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STÖRUNGEN
DBS
TRIEB- UND AFFEKTLERENS.
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TRIEB- UNI) AFFEKTLEBEN8
(DIE PARAPATHISCHBN ERKRANKUNGEN)..
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DMMLHELMSTEKBL
(TRRVKXAIi/.T IK wtk^-. '
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FETIB(JHISMU8.
URBAN & SCH WARZENBERG
BERLIN
N., F-RIPDRICHSTRASSE 105b
WIEN
1-, MAHLERSTRASSE 4
1923.
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DER FETISC^HIHMl S
DAHI SKSTKI.I.T l.-l'lt
ÄRZTE UNI) KRIMINALOGKN
VON
I)^ WILHELM STEKEL
NKRVKNAHi;'!' l\ WIKK.
MiJ'l"l'Ü :
War ioli kranke liiu mit (jhuuhvd't
Lind wpr jsi muia Arzt gbWudDnr
Jtttzl erst ^iaob^ icli dich (foueAKu,
Denn geannd iett wer vt-rgaH.
MIKTZSCHK
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URBAN & SCHWARZENBERG
BERLIN WIEN
N., fRIEDRICHSTHASSE lOSh ' I.. M A H I. E IJSTR A SSE 1 ■ !
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rorbnlialMii. '!"■««»
INTERNATIONAL
PSYCHOANALYTIC
UNIVERSITY
DIE PSYCHOANALYTISCHE HOCHSCHULE IN BERLIN
Prlnled in Auatria
wjpiy ~ ■' ■ jui'
Vorwort.
Das vorliegende Buch war schon 1914 in großen Umrissen fertig-
gestellt. Ich war nachher in der glücklichen Lage einige neue
Fälle analysieren und so meine längst gewonnenen Erkenntnisse
festigen und erweitern zu können.
Die Durchforschung der einschlägigen Literatur war im vor-
liegenden Falle eine wichtige Aufgabe. Es handelte sich nicht darum,
eine vollständige Kasuistik des Fetischismus zu geben. Aber die
Kenntnis zahlreicher Beobachtungen ermöglicht eine Art vergleichen-
der Psychologie, welche der analytischen zu Hilfe kommt.
Ich glaube die Psychopathologie des Fetischismus um ein gutes
Stück vorwärts gebracht zu haben, wenngleich ich mir nicht ver-
hehlen kann, daß noch vieles zu enträtseln bleiht. Leider ist das
Material nicht nur selten, sondern außerordentlich spröde.
Der nächste Band wird das Thema „Masochismus und Sa-
dismus" behandeln. Meine Leser werden schon erkannt haben, daß
die einzelnen Bände sich organisch aus den vorhergehenden ent-
wickeln. Deshalb ist der Fetischismus die Fortsetzung der Impuls-
handlungen — ist er doch selb.st eine Impulshandlung — und leitet,
wie besonders die letzten Kapitel beweisen, zum wichtigen Thema
des Sadismus hinüber.
Für Leser, denen meine neue Nomenklatur, die nun in dem
ganzen Werke einheitlich durchgeführt wird, unbekannt ist, teile
ich mit, daß überall „Parapathie" für „Neurose'\ „Paralogie"
für „Psychose" und „Paraphilie" für „Perversion" steht.
Es erübrigt mir noch, allen Korrektoren für die fleißige Mit-
arbeit zu danken. Ich fühle mich besonders den Herren Havelock
Ellis Ludwig Binswanger und Sigg für die Erlaubnis der Publi-
kation ihrer interessanten Fälle verpflichtet. Herrn Dr. Anton Miß-
rie°-Ier, meinem fleißigen Mitarbeiter, danke ich herzlichst für
Kor'rektur, zahlreiche Anregungen und Abfassung der verschiedenen
Register.
Dezember 1922, Wien-Salmannsdorf (Lindenhof).
Dr. Wilhelm Stekel.
Inhaltsangabe.
Vorwort Seiu-
I. AbKrciixiiiig: <I<'s F«tiMcliiMiniii«
'■■-■'- 1 ^^i
Der F.ti.d.i.mu. dür Nommlun - Liebeab.ciiQgu.gea und orogen. "
Zonen. - ÜR- B<Kk-utung de^ crBtni Erlebni..us. ^ Ein Fall von .pG/ifischfn
■ Liebüsbedmgungen oinea Normalen. - Abgre.izung de« echten F<^tigcbi8-
mus, - Einfluß der Konstitution. Bisherig, Erklü.-ungs versuche des Feti-
subiBinuB. Moinc Auffai^sung als ZwangsiieuroKo. - Die Plueht vor dem
Weibe. Dor Harftm^kult. Die geheime Religion. ^ Falle von scheinbai-.m
FctiBchiEmufi. Infantilismeii. Part-ialifii.ms. Homosexualität - Die Onanie
beim Fetischismus. - Ein Fall von rudimentärem FctiRchisrauE - nie
puthognomon Ischen Symptome des «hten Feiisehismos,
le
Die
-4U
II. AniUyHC oükt iiulivldii« llo» IJ<'lK.*l>c,ii„g„„^r ■^_
Ein Fall von sclicinbiirem Busen- und PopufetischismuK. — Ein
Griff ale Po tenzb, -dingung. Die Neigung xur Schwester. Die homosexuelle
Komponente. Kleptomane Regungen. Die verdrängte Liebe. Verschiebung
auf eine iindeio. Das infantile Erlebnis. - Zusammen fassung. - Ab-
grenzung gegen dtn echten FetisehisinuB,
III. ICrotiHclior NyinbollHiiniM . 4t_ et
Bo/ichungen Kw.iechen FetiseJiismus un<i Impulehami langen Fälle
von Puppmiliebe mit Kleptomanie, Kaufzwang, Droinomanie und Nnrkolü
manie. Die Rolle der Onanie und Homose.vualität für die Vowendnng vom
Partner. - Fälle von Seid^, Samt- und Pelzliebe mit Anästhesie und
Impotenz., - Fälle von Kleiderliebe mit Impnl.handlung™ - 7„
.lammen fassung. " ' '
IV. nie HU'roKlyplu-ii de« IVtiwIiinten .
Das System der FotLs,;histea. Ihre Geheimschrift der'svmbom- 'i,
Stolz auf ihre Krankheit. - Analyse eines Waden feti seh ist . Set oL t
pha«tae,en. Die Bedeutung der spc.ifisehen Zahlen. Der religiös £0"^ '
Sadismus. Homos.. uali tat. Die Autlösung der Zahlen. Pb„rt k I' ""
Y. l'VUHfliiKiinis lind inx^^sl
Ein Fai! von Handschuh- und (Jummifetischismus ' üi.' VuiW ' ^^~'"^
und Ausbildung seiner Paraphilie. Der Haremsknll V m "^""^
, .mpoten. Die Pi.ie.ng an die Mutter. zZ^^f^^tl/^r^^^^^
Bemerkungen da... Die He.ehnngen des Fet.c^llr'.ur'ir;™"
Inhaltsangabe. yn
-Suitn
Askyec und Chris tusneiirose. Einige Träume diceos Fctischistin. Die in-
fantilen Wui'zeln dcB Zwange« beim FctiRchietcii. Der Anteii der Inzest-
wünsc-he beim Fetiethismus. — Ein FßH von Unter rocktetischiöniuB.
Fixierung an die Mutter. — GummikissenfetiscbiBmus. Frauenhcmdcn-
. fotiBcliiBinus. Frauen kl ei de rt'e tisch isinue. Das Inzestproblcm in tlieeen
Fällen.
VI. WatUMiiiiii-tialiMiiiiiM. »4adit<iiiiiM. KU^p(oiii»iiii' .... lOß-134
Analyse eines impotenten Sadisten. Dronionianie und Kleptomanie.
Seine Krklamng des Wadenfetiscliismus. Zwiingsvorstellungcn. Anfälle, Das
Verhältni.^ j.iir Mutter. Die Psychogcnese Keines Sadismus. Die Rollo
der Homosexualität. Die Inzestbeziehungen zur Schwester. Die infantilen
Triinimn. Der „phiUoeophisehe Gedanke" als Ursache der Impotenz. —
XuwimmenfiisKiing. Ein Opfer diespii Siidtsten.
VII. I*arliiilisimis iiiid llar*^iuwkiill . . .....,,... 135—160
Die Hand als Fetisch. — Ein Fall von Handpartialisinus. Ein
«weiter Fall mit Zwangshandlungen. Narzißmu.s beim Fetischismus. Der
Fetieehist iet ein Einsamer. — Die Wurzeln des HaremskiiltB. Fälle von
KindiTbcttzeug-, Perücken-, Miitzen-, Schuh-, Wäsche-, Sacktuch-, Locken-.
LiiderfctiscIiiKmus und ähnliche. — Der Gerachsinn beim FeÜKchismuR. —
Her WiedeiholungBKwang in der Psychologie des Summlers,
VIII. »i«-^ ISihvl iWH ]<'«>liN<-liii<tvii (ICor!i<vttfi'tiHchl»ilt'ii) . . 16\~iH
Der Haremsknlt in Büchern. Die Satansbibel. Die sadistischen
Phiininsini eines Asketen. Sein Kampf gegen die Onanie. Mißglückte
PluL'hl in die Ehe. Die Zeichnungen üuü i^einer Bibel. Seine Stellung Kur
Religion. — Ein Fall von Korsett- und Rchuhfotischismus.
I.V. .liial.v!«c *>iiu'w Fiißl'o(iN4'liiN(<>ii 185—225
Die Pußsymbolik. — Ein Fall von Straßenangst »nd Fiißfetischis-
nuis. Die eingepreßten, blutigen Männerfiiße. Der Masochisraus im Feti-
whisinue. Der Ausbau des Fetischismus. Die typische Leben sgesch ich te.
Das erste Erlebnis. Die Eoligiosität. Die Chris tueneuroee. Die Askese.
Traiimanalysen. Di^^ Verdichtung im teti seh istischen Symbol. Ein Schema
dieser Parapathie.
\. l>iT Syiiiliolisiniis «l»'N X,n'nnf;OH 22(1—255
Der Fetisch übt einen Zwang ans. Der Heiz des Gctrefcnwerdens,
Das erste Erlebnis. — Druckfetischistcn. Masochisnins. — Ein Kragen-
fetischist. Die Wandlungen des Fetisch. Der Sadismus im Zwang, — Zwei
Fälle von .Stiefclfetischismus. — Drei Fälle von Antifctischisnnis. Zwei
Knopf fetischisten. — Die Homosexualifät im Fetischismus- Die Uniform
als Fetriseh Der Zwang Ace Militärs. — Der Zwang awf das Genitale.
XI. Kawuif*(iU 256-302
Ein Schtirzcnfctischist. Aniniismus. Die Verdichinng im Symbol. '
— Ein Hosen Eetischist. Trauraanalyse. Die Religion im Fetischismus.
.' Chrifitusneurose. Das Arrangement der Parnphilie. — Die Verdrängung
der Partialt riebe. — Ein Hack enfe tisch ist. Die Religiosität ilvi' Atheisten.
GbrisfiiBururose. Askese.
LJ
VIII
Inhal tsaagabe.
Seite
XII. AiialyNe eincw Palleft von Seliüi-zcii l'olitiivliiHuiiiH . . . 303 37U
Das JugcndcrlebniB. Diu Kindheit son an ie. — Impotenz. Askese
Asthma, — Die Schürzen der Mutter. — Aiiagogiscliü Tendenzen. Christus-
neurose. Die Liebe zu Schwangoren. Die Schürzen der Schwester, — Die
Spiele dcf Mutter. — Homosexualität. Kriminalität. SadJBmus. Infantilis- .
raus. — Die wirkliche Urszene. Analyse des Asthmne. — Die verdrängte
Liebe. Zusammenfassung. Die Ursachen des Fetisciiisnius. Die Verdichtung.
XIII. S('liiiliiiü$;el und Ali!«iit/.e in iliroii B«ziciiiiii}^eii 7:uhi
lacliosloiii'ii 371— 39ft
Ein Fall von Sehn hnägeUetischiB raufe. — Analyse einer Absatzphobie.
Das Urtraunia. Onanie. Infantile Erotik, Geburt spliaiitasiön. Das Ver-
hältniB zur Mutter und den Geschwistern. Dii' Verdichtung. — Aiiti-
fetischisrous.
XIV. MusUiortcr Madisntii>< (I*ai> pro («lo) 396—422
Der Masochismus der Fetiechisten. Die sclbstdiktierte «träfe. —
Drei Fälle von Zopfalischn eidern. .Askese, Impuls, Fixierung an die
Familie, — Kannibalismus bei einem Zopfab sehn eider. — Sadismns bei
' den individuellen Liebejsbcdingungen. Liebe zu Kranken und Minder-
wcrt,igen. — K rücken fetischieten. Die Identifizierung mit dem Fetisch. —
Liebe zu Amputierten. — Die Holle deG Sadismus beim FetiKcliismus.
XV. Kiu Fall von orlliopitdiNvIieiii Feliwi-lilsniiiH ..... 423— ä33
Der Sei betbe picht des Kranken. Seine Bilderbibol. — Askese.
Onanie. Zahnarztphobie. — Die erste Erinnerung. — Identifizierung mit
dem Fetisch. — Dir BindLn der Mutter, Schwestern und Großmutter. —
Die Märtyrerrolle und Christusneuroae. — ödipus- und Kastrat ionskomplex.
Heilung der Zahnarztphobie .— Dio "Überwindung der Askese. — Die
Verdichtung. — Zusammenfassung.
XVI. Aualynic eines Falles von TranNveslitii4iHiis 584—570
Der Selbstbericbt der Ki'anken und die erste Erinnerung. Korrek-
turen der ersten Angaben. Narzißmus. — Käst rat ionskomplox. — Bindung
an die Familie. — Analyse dieser Parapathic. — Hirsi^kjelds Auffassung
des Transvcstitismus. — Zusammenfassung. — Zusammenhänge zwischen
Transvestitismus und FetiEchisraus. ■
XVII. ICiickl>Ii4-k und AiiKbliok Ö71— 598
Koniiikt zwischen Unterwerfung und Unabhängigkeit, innere und
äußere Freiheit. Die gl t gegen gesetzten Tendenzen und ihre Synthese im
Fetiechismus. — Der FetisebiBrauB als Religion. — Das SyniboL Die Ge-
schichte dieses Begriffes. Die Verdichtung im Symbol. Der Atfektwert des
Symbols. — Der Fetischismus als Fiktion. — Die organischen Wurzeln
des Zwanges, — Der Fetischisnms als Heilungs versuch. — Prophylaxe —
Widerstände gegen die Behandlung. - Die Kriminalität des Fetiscbisten.
Sachregister. . . ' ,
Autorönverzeichnis
i
^pa
r.
Abgrenzung- des Fetischismus.
Zu den rätselhaftesten Erscheinungen der Sexualpathologie gehört
wohl das Phänomen des Fetischismus, von dessen allgemeiner Ver-
breitung und Bedeutung wir aber noch immer keinen recliten üegriff
Ilaben. Wir kennen das Variationsbedürfnis des Normalmensehen und
wissen, daß er trotzdem an gewisse Liebesbedingungen gebunden ist.
Die individuelle Form der Geschleehtsliebe wird bei jedem Menschen
durch eine Art von Fetischismus bestimmt. Jeder Einzelne bevorzugt
gewisse Eigenschaften seines Öexiialobiektes, ja sie sind für ihn
geradezu die Liebesbedingung. Hand, Fuli, Ohr, Stimme, Augen, Teint,
Geruch, JBusen und andere Körperteile sind immer „Fetische'' gewesen.
Man nennt sie normale Fetische. Zu pathologischen werden sie erst,
wenn sie das ganze Wesen in den Hintergrund drängen und die Funktion
■des Liebeeobjektes Übernehmen. Z. B. ivenn ein Liebender sicli mit dem
Schuli des Weibes begnügt und ilun der Besitz des Weibes dabei Neben-
sache, ja in vielen Fällen sogar störend und überflüssig wird. Ich
sagte der Besitz des Weibes und hätte mich fast auf den Standpunkt
vieler Autoren gestellt, welche die Tatsache niclit berücksichtigen, daß
es einen homosexuellen Fetischismus gibt. Ja, nach meinen Erfah-
rungen ist er sogar das Ende eines jeden Fetischismus, dessen
tiefstes Wesen sieh eigentlich restlos als ein Ab-
rücken von dem Weibe, eine Flucht vor dem Weibe
erklären läßt.^) Immer geht der Fetisdiismus mit einer Ent-
VOTtung des Weibes vor si&h, gleichgültig aas welchen Ursachen. AJnT"
lieh in den spärlichen Fällen von weiblichem Fetischismus, die ich zu
beobachten Gelegenheit hatte. Hier tritt eine Entwertung des Mannes
ein und das Bestreben, eine Art der Sexualbefriedigung zu finden, welche
den geschlechtlichen Partner überflüssig macht. Meist liegt jene wich-
tige Erscheinung zugrunde, welche Adler die „Furcht vor dem geschlecht-
lichen Partner" genannt hat. Diese Furcht spielt in dem Kampfe der
') Eb wäre gerechter zu sagen: Ein Abrücken vom an deren Geschlechte,
SffiltBl, SWrimgcn dsf U'rieb und Affuktlebons. VH,
joi_ ^. tL J
FctiscliismQB.
'i
rjG&chlechtor eine große, ja eine überragende Rolle und wirft einiges
Licht auf manche dunkle Erscheinungen des Sexuallebens.^)
Binet hat eine Erklärung für den Fetischismus gegeben, die sclir
verlockend scheint und allgemein, so auch von Krafft-Ehing, Moll und
Merzbach akzeptiert M'urde. Nach diesem verdienstvollen Autor beruhe
jede sexuelle Perversion auf einem „Accident agiesant sur
an sujet predispose." Der erste sexuelle Eindruck wird dauernd
mit dem ganzen Sexualempfinden verlötet, so daß nur die Erinnerung
an diesen Eindruck eine Erregung auslösen kann. Ein Knabe sieht
den nackten Busen seiner Erzieherin und wird dabei zum ersten Maie
gesohlechtlieh erregt. Er wird nun Busenfetischist und ist dann immer
auf der Suche nach diesem ersten Eindrucke. Es ist das Gesetz von
der Wiederkehr des gleichen, das in der Parapathie eine große Rolle
spielt. Wir sehen aber in diesem Gedanken von Binet'-) eigentlich die
Keime zur bekannten Theorie von Freud, in der das Trauma, wenn es
auf ein disponiertes Individuum trifft, die Ursache einer Parapathie
wird. Diese Theorie erklärt uns aber nicht alle merkwürdigen Eigen-
schaften der Fetisehisten. Auch erklärt sie nicht den Umstand, \\-arum
nicht alle Kinder auf solche Eindrücke mit der Etablierung eines
Fetischismus antworten.
Wir können nicht genug energisch betonen, daß sich alle diese
Formen der Paraphilie beim Normalmenschen finden. Untersucht man
die sogenannten Normalmenschen genau, so findet man, daß sie alle
ihre Prädilektionsstellen (erogenen Zonen) haben, die sie bevorzugen
und die libidosteigernd wirken. Ich stehe hier ganz auf dem Stand-
punkt von Euhnburg^), der sagt:
„Nur eine allgemeinere Bemerkung möchte ich noch vorausschicken.
Die yämÜiehen eben angeführten Fürmeii sexueller Pervcrsioneii, so sehr
sie auch untereinander verschieden sind, haben alle doch etwas Gemeinschaft-
liches: daß sie nämlidr ihre Wurzeln bis tief hinab in den Boden de^ natür-
lichen normalen Geschlechtslebens hineinsenken, daß sie irgendwie dort in
den Empfindungen und Äußerungen unserer physiologischen Erotik fest ver-
ankert smd und daß sie nur krankhaft einseitige Auswüchse oder ins Maß-
lose gesteigerte Übertreibungen, Verzerrungen, monströse Ausartungen ge-
wisser Teil- und Begleiterseheimingen dieser als „normal" betrachteten,
mindestens noch als mnei-lmlb der gesunden Breit« liegend anerkannten
Erotik darstellen So findet der Fetischismus seine physiologische Grundlage
m den individuellen Liebesbedingungen, den auch bei der Liebesohiektwahl
der Gesunden vielfach obwaltei>den Tendenzen bewußter oder unbewußter
Teilaimehung - der Exhibitionismus in der auch dem normalen Liebes-
Ich". :^:f^,^.£i ''''"'' '-' '-'''-''-'^ - -'"- --^^ ^■^^ ^'-
=■■) liinet. Du CDtisf:hisme dans l'aznonr. Rev.,o phJlo.op]iiq„e 1577
) Über ROXuoUe Pervereionen. Ztschr. f. 8,.vu,]wi,..t.nschaft,' lad. I, H. S, 1914.
Abgrenziiug des Fetischismus. 3
verkehr anhaftenden Ntigung nnd Xütweiidigkeit schamvcrJctzendor Ent-
blößnng — Sadismus und Masochismua in gewissen häufigen Begleiterschei-
nungen des sexuellen Orgasmus im Liebesakt (bei Tieren und Menschen),
in der wollusterhöhenden Wirkung gewisser dem geliebtt^n Objekt zugefügter
Yerlctzungcn oder umgekehrt von diesem erduldeter Demütigungen und selbst
Mißhandlungen. Es verhält sich also mit dieser physiologischen Grundlage
der sexuellen Perversionen ähnlich wie mit manchen Erscheinungen funk-
tioneller Psychosen, z. B. dem Grüßen- und Verfolgungswahn dew echten
Faranoikers, in dem wir auch vielfach nur krankhafte Ausartungen und
Exzesse ihm schon vor der Erkrankung ursprünglich inhürierender Züge der
Selbstüberschätzung und der mißtrauischen Beurteilung anderer zu erblicken
haben.
Auch im gesunden, normalen Liebesiebe« spielt ja, wie besonders Magnus
Hirschfeld m einer interessanten Monographie dieses Gegenstandes durch-
zuführen gesucht hat, dieses Prinzip der Teilanziehung mehr oder
weniger bewußt und unbewußt fast durchwegs eine ganz hervorragende Rolle.
Den einen reizen ausschließlich schlanke, grazile Gestalten, der andere
schwärmt für vollentwickelte, üppige Eubenssche Fülle; der eine iür Blon-
dinen, der andere für Brünette und auch Schwarz- und Rothaarigen fehlt es
nicht an begeisterten Verehrern — ebenso wenig wie den poetisch fm-
gesuugenen blauen, braunen und schwarzen Augen. Alle Sinneseinflüsse,
spielen dabei eine mitunter dominierende Rolle; Gang, Stimme, der vom
Körper oder einzelnen Körpert.eilen ausströmende Duft, der bekannte ,,odor
'ii femina"' machen ihre Einwirkung geltend und werden zur Ursache
dauernder unwidersteblichei- Anziehung (oder im umgekehrten Falle auch oft
unüberwindbarer Abstoßung). Auf wie viele kann eine „schicke' Kleidung,
die die Ivörpi?rreize plastisch hervortreten läßt, die Füße klein, die Taiiie
sclmial, die Hüften üppig erscheinen läßt, oder kann schon die ganze Art
der Aufmachung als solche, Stoff und Schnitt der Kleidung, das Werk des
Schneiders und Kostümkünstlei-s allein im höchsten Maße verführerisch, Be-
gierden anregend wirken! Hier haben wir allenthalben schon die Übergänge
nicht bloß zum Körperteilfetischismus, sondern selbst zum Kleidungs- und
Stoffetisch ismus — kurz vom „physiologischen" zum pathologischen Feti-
schismus. Ähnliches findet sich auch bei Frauen, bei denen allerdings nicht
nur die Vor- und Übergangsformen, sondern auch der echte pathologische
Fetischisnms viel seltener sind oder wenigstens zu sein scheinen, weil ihre
individuellen Liebesbedingungen, ihre „Teilanziehungon" (und Teilabstoßun-
gen) mehr im Verborgenen bleiben, imgleidi weniger an die öfl'enilichkeit
hei-austreten ; aber die Vorliebe für bärtige oder unbiirtige, große und starlw
oder kleine und zierliche Manneserschoinungen und die einem Teile der
Frauenwelt wenigstens früher nachgesagte Vorliebe für „zweierlei Tuch",
das neuerdings häufig beobachtete Schwärmen für exotische, andersrassige
und andersfarbige Exemplare der Männlichkeit, für braune Turkos, schwarze
Somalis, gelbliche Ostasiaten usw. wären immerhin in dieser Richtung 7ai
nennen."
Viele Autnron beschreiben „individuelle Liebesbodiiigungen" ah
Fetiecliismus. Wir w^ollen einmal einen solchen Fall näher betrachten.
Er wurde von Garnier als Objektfetiechismus eines Invertierten (Homo-
Rexnellcn) beschrieben.
1«
" 1
4 Fetischismus.
Fall Nr. 1. (iiistave L., 32 Jahre alt. Bedienter, von mittlerer Statur
und normaler physischer Entwicklung, ist wegen eines Attentates auf" seinen
treulosen Geliebten X. angeklagt. Aus seiner Lebensgeschichte ist zu er-
wähnen, daß er schon mit 10 Jahren ein gewisses Lustgefühl empfand als
ihn ein Ma,nn umarmte und er dabei die Berührung des Bartes auf seiner
Wange fühlte. Er versuchte auf jede Weise wieder das gleiche Lustgefühl zu
erreichen. Kurz danach erregte ihn der Anblick eines urinierenden Mannes so
daii er onanieron mußte. Mit 13 Jahren bemerkte er, daß ihn Arbeiter in ihreui
Arbeitsgewande sexuell erregten. Besonders war es eine gut sitzende Bluse
deren bloße Vorstellung einen Orgasmus auslösen konnte. Jede andere Klei-
dung, selbst die Uniform der Soldaten ließ ihn kalt. Er knüpfte Beziehungen
mit Frauen an, ohne dabei besondere Lust zu empfinden. Er tat es mehr aus
Eitelkeit, um es seinen Kameraden gleich zu tun. Eine einzige Frau konnte
den 23jährigGn fesseln, obwohl sie schon 46 Jahre alt -w^ar, weil er in ihren
Geliebten verliebt war. Dieser Geliebter trug auch eine Bluse. Während des
Verkehres stellte er sich diesen Mann vor, konnte so zum Oi'gasmus kommen.
Niehtedeetoweniger wurde er dieser Frau müde, lief fortwährend herum um
sein Ideal zu finden, so daß er sich auf keinem Platze halten konnte. Endlich
gelang es ihm, mit einem solchen Manne Beziehungen anzuknüpfen. In en-
thusiastischen Ausdrücken schildert er Garnier die verschiedenen Phasen und
Praktiken (mutuolle Masturbation und Päderastie). Sein Schmerz war
grenzenlos, als er bemerkte, daß sein Freund Beziehungen mit Frauen hatte.
Er erkrankte infolge der Aufregung an Gelbsucht. Nach einer schrecklichen
Depression, kompliziert mit Schlaflosigkeit, gepeinigt von namenloser Eifer-
sucht bedrohte er den treulosen Geliebten mit dem Revolver und kam so vors
Geridit.
Dieser Fall zeigt nur gewisse Züge des Fetischisten. Gustave ist
ruhelos, er wechselt seine weiblichen Objekte, aber er ist scheinbar mit
seinem Geliebten znfi'-ieden. Die Bluse ist eine individuelle Liebesbedin-
gnng, welche wahrscheinlich auf infantile Eindrücke zurückzufüliren ist.
Durchforscht man die Lebensgeschichte von Normalmenschen so wird
man mit Erstaunen finden, daß derartige individuelle Liebesbedingungen
in der Kindheit und speziell in den Flegeljahren (Pubertät) eine große
Rolle spielen, daß aber im Laufe der Jahre dieser In^antilismus über-
wunden wird und die ersten Eindrücke sozusagen verblassen. Der intel-
lektuelle Kulturmensch legt zu großen Wert auf die seelischen Eigen-
schaften, er freut sich der Übereinstimmung der Anschauungen und Nei-
gungen und nur unbewußt scheint manchmal die individuelle Liebes-
bedingung bei der Wahl des Partners den Ausschlag zu -eben Je ge
Sünder ein Mensch ist, desto leichter überwindet er die Tyrannei der
Sj-mboliemen. Aber wer könnte von sich sagen, daß er in dieser Hinsicht
vollkommen frei ist? Es wäre eine lohnende Aufgabe, eine Reihe von
Normahnenscben zu analysieren und ihre individuellen Liebesbedin-
gungen zu erforschen.
Havelock^ElUs hat damit begonnen, die erotische Biographie von
Normalmenschen zu publizieren. Die Fälle sind sehr lehrreich und
Aljgreiizuug des Fetischismus, 5
haben aucli Freud dahin bestimmt, seme Ansichten über die Sexualität
der Farapathikei- zu ändern. Der Parapathiker kraiikt nicht an einer
pathologischen Sexualität, sondern er krankt an seinem Verhältnis zur
Sexualität. Er wehrt sich gegen seine Sexualität. Ich kenne zahllose
Beispiele, daß Menschen ganz gesund bleiben, ii'enn sie ihre Ab-
weichungen vom Normalen nicht tragisch nehmen. Als Beispiel mag
der folgende Fall gelten.
Fall Nr. 2. G. S., 20 Jahre, cand. ehem. „Die Masturbation leinte ich
kennen beim ersten Unterricht im Geräteturnen, d. h. im 8. Lebensjahr, iind
zwar beim Kldtern sowohl an harten Eisenstangcu. wie noch lieber am
weichen, schmiegsamen Tau. Daher war ich einer der besten Kletterer meiner
Klasüe. Soviel ich weiß, hatte ich nur den Wunt^eh und Willen, das „schöne
Gefühl'- (so nannte ich es} um jeden Preis herbeizuführen. Daß ich bei den
Orgasmen nicht mal von oben heiimtergefallen bin, wundert mich heute noch.
Ich ließ mich unter Uniständen, wenn ich vor dem Orgasinn.s oben war,
noch einmal halb herunterrutschen, um ihn beim nochmaligen Hochklettern
herbeizuführen. Im Hofe unserer früheren Wohnung stand ein Heck, das
auch als Schaukel benutzt werden konnte; auch an diesen Seilen bin ich
oft genug hochgeklettert. Das sah mein ältester Bruder einmal von einem
Fenster seines Arbeitszimmers aus, ich wußte kaum, wo ich mich vor Scham
verkriechen sollte. Überhaupt war ich sorgfältig darauf bedacht, es von
Anfang an vor jedermann zu verbergen. (Weshalb eigentlich?)
Nicht nur das Klettern, noch ctwiis anderes erregte mich wahnsinnig;
das Reiten und alles, was damit, zusammenhing. Im Jahre 1897 verbrachten
meine Eltern die Sommerl'ericn mit uns in ß. Wir Jungene durften dort mal
auf den Strandeseln reiten, wobei es bei mir natürlich zur Masturbation kam,
ich hatte dazu nur nötig, mich etwas fester gegen den Sattj?lknopf zu drücken.
Und dabei scheute ich mich furchtbar, Worte wie: Eeiten, Satte!, Steigbügel,
Sporn, Reithose, Reitstiefel u. dgl. überhaupt auszusprechen!
In der Folgezeit, bis etwa zum 14.— 15. Lebensjahr, trat das Klettern
in den Hintergrund (schon deshalb, weil ich keinen Turnunterricht mehr
gen^ß) und das Reiten kam obenauf. Noch immer hatte ich iceiue Ahmmg,
was das alles zu bedeuten hatte, auch masturbiei'te icli nicht mit der Hand,
sondern folgendermaßen: ich blies ein Gummiliiftkissen, wie es mir als Sitz-
unterlage diente, ziemlich stark auf und knickte es dann ziisanunen, so daß
es, von der Seite gesehen, folgende Form hatte: /y^^~^~^ ^ ^^^^ ungefähr
die eines Sattels! So legte ich es auf einen Stuhl, setzte mich darauf, stemmte
die Hände davor, damit das weiche Gummi nicht auswich, und fing an zu
arbeiten. So machte ich es in der Badestube auch oft mit entsprechend auf-
getüraitcn Badetüchern. Melirmals habe ich auch des Vaters Jagdstiefel oder
meiner Mutter hohe Gummistiefel zur Krhöhung des Lustgefühles angezogen.
Manchmal habe ich auch in dem Pferdestall einer befreundeten Familie X.
auf dem dort liegenden Sattel masturbiert (inmier unter großer Angst vor
Entdeckung!), zweimal habe ich auch des Herrn X. hohe Reitstiefel, an denen
sich noch dazu Sporen befanden, unter großen Ängsten auf dem Klosett im
1 Stock angezogen. Die Stiefel standen ebenfalls im 1. Stock in einer dunklen
Ecke neben dem Schlafzimmer von Herrn und Frau X. Die Häufigkeit der
TFE^
6
Fetischismus.
' i
Maeturbatiün ist wohl durchschnittlich l-2mal täglich gewesen Ich liatie
iiiimer \ orstol ung.n vom Reiten und allem, was damit zusamniGiüiängt,
sprach gewohnlich auch Worte- wie die übcngenanntcn vor mich hin Dami
traten noch zwei mich stark erregende Dinge hinzu: Damenstiefel und "-schuhe
mit hohen Absätzen und Sporthosen, die unterhalb des Knies mit
knöpfen geschlossen werden. Besonders der eigenartige Faltenwnrl dieser
Hosen boim Sitzen regit mich stark auf, so dal! ich, der ich die=e Hosci
um keinen Preis geti'agen hiitte, lieimlich mit Strumpfbändern und Bind-
faden dasselbe zu erreichen suchte und dabei dann n.asturbierte Hieivu
gebrauchte ich erst zirka vom 15. Lebensjahre ab die Hand bis dahin <-r-
zielte idi den Org.smus durch Reiben des Penis an irgend einen, anderen
weichen Gegenstand.
Einmal wurde ich geradezu wild, als ich in der Auslage eines Schuh-
geschäftes ein Paar durchbrochene und bis zum Knie hinaufgehende Damou-
stiefel nut ^^Jr hohen Absatzen wie man sie ^vohl im Zirkus sieht) erblickte
Von diesem Anblick halte ich mehrere Wochen zu zehren; ja ich erwog ern'
heb den Gedanken, sie zu stehlen. Oft malte ich mir auch Heitsticfel Damen
echuhe oder dergleichen auf Papier, um mich daran zu erregen 'und den
Orgasmus schneller hei'beizufübren. Ktwa vom 16. Jahre ab traten dann die
ßpeziellen weibliclien Reize liinz-u.
Schon in der untersten Klasse des Gymnasiums wurde ich von einem
Mitäcliüler sehr unscliün „sexuell aufgeklärt". Was dieser mir erzählte glaubte
ich wohl, doch rührte es mich im übrigen gar nicht. Icli hatte 'ja keine
Ahnung, daß meine damaligen Masturbatlonen überhaupt einen sexuellen
Akt bedeuteten. Natiirlieh habe auch ich mich mit meinen Kameraden über
anrüchige Stellen der „heiligen", Verzeihung „Heiligen Schrift" und dem
Geeangsbiich lustig goniachi, doch ohne recht zu wissen weshalb. Nun kam
das alles allmählich hervor. Ich beobachtete selbst an mir. wie die ver-
botenen" Sachen zunächst vereinzelt sich in meine wollüstigen Phantasien
drängten, sich dann eine Zeitlang die Wage hielten, bis die Vorstellung der
weiblichen Reize die Oberhand behiell und behalten hat. Denn weder" das
Reiten noch was ii'gend damit zusammenhängt (außer vielleicht ich sehe eine
Dame im Herrensattel reiten, z. B. bei den Sehauerdranien „Aus dem wilden
Westen" im Kientoppü) noch Klettern oder ähnliches können mich ictrt
irgendwie aufregen, wohl aber — doch davon nachher.
In die Zeit des Beeuchee der drei obersten Gymnasialklassen (ich war
etets ein oft leichtsinnig fauler, aber sehr guter Schüler) fällt auch die der
häufigsten Maslurbationsakte, 4—5 pro Tag, Höchstlcistiing: einmal 7mal!
Da ich vormittags im Gymnasium nicht zu masturbieren wagte, geschah die*
fitets im Laufe des Nachmittags. Mit einem Vetter, der hei uns wohnte'
habe ich mehrfach masturbiert, einmal sog;ir den Versuch der Immissio ueni-'
in anuin bei ihm versucht, jedoch mit völligem Mißerfolge!
Da ich unter dieser „üblen Gewohnheit" litt, hat es natürlich auch
nicht an Versuchen gefehlt, die Sache endlich aufzugeben. Einmal gelang
mir das sogar 8 Tage hindurch, hatte dann aber eine nächtliche Pollution
und vorbei wars mit der Abstinenz. Diese längste Zeit meiner Abstinenz
war bewirkt durch den Vortrag eines Pastors, der mich, meiner damaligen
Meinung nach, sehr erhohen hatte. Wie die Wirkung dieses pastörlichen
Vortrages so hielten auch die Versprechungen, die ich mir selbst gab nicht
lange vor. Ich war immer der Meinung, zwar nicht Sunde (obwohl dieser
Gedanke wohl auch ab und zu durchbrach), wohl aber Unrecht wenn ülwr-
— - A
AbgrenziiDg des Fetischisinus. -7
liaupt dieser Begriff von dem der Sündo zu trennen ist, und vor aüein meiner
(a propos beneidenswerten) Gesundheit Scliaden zu tun.
Gegen Ende des vorletzten Sdiuljahres waren und blieben die weib-
lichen Reize in meinen Phantasien vorherrschend, alle anderen Vorstellungen
wurden durch sie zurückgedrängt. Lange Zeit hindurch war ich gegen meine
Mutter imd Schwestei'n, besonders die älteste, sehr zärtlich und Idilite sie,
wo ich nur konnte. Mein Verhalten änderte sich jedoch mit dem Moment,'
als jch gelegentlich einer der äußerst seltenen PoUutiones nocturnae die
älteste Schwester zu koitiercn suchte, natürlich im Traum. Am Morgen hatte
ich einen derartigen moralischen Katzcnjamniei', daß ich meine Zärtlich-
keiten von nun ab aufgab und bis heute noch keine Lust verepiire, sie su
eiTiouern.
Seit diesem Ereignis werde ich bis heute durch folgendes sexuell erregt:
Nicht das nackte Weib, sondern der eben verhiillte Körper, der die
Formen ahnen läßt oder sie eben zart andeutet, vor allem die Brust, erregt
mich. Ich kann geradezu außer Rand und Band geraten, wenn ich ein leicht
angezogenes Mädel laufen und ihre Brust den Bewegungen des Laufens durch
die Bluse hindurch folgen sehe. Ferner sind wohlgeformte M-eibliehe Beine
(die gar nicht durchaus mit durchbrochenen Strümpfen bekleidet zu sein
brauchen) und Füßo Gegenstand meiner Phantasien. Allerdings nicht nackte
sondern mit hübschen Schuhen mit halblangen, geraden Absätzen versehene
Fuße, besonders wenn sie noch einen Teil des Beines freilassen; der Schuh
für sich würde mich kalt lassen. Dabei brauchen Füße und Schuhe gar nicht
60 klein zu sein, obwohl ich auch andrerseits keinen M^eil auf große Füße
lege. Ich kann z. B. steinte pede eine Erektion bekommen, wenn ich ein
hübsches und hübschgebautes Mädel gegen den Wind ankämpfen sehe der
ihre Kleider gegen den Körper preßt. Sie darf aber kein Kor sott
anhaben! Korsetts reizen mich nur, und zwar in erheblichem Alaße auf
Bildern, wie sie z. B. iu den „Lustigen Blättern- und der „Jugend" u'a zu
finden sind. Bilder von Bayros reizen mich in hohora Maße, weniger ßeznicek
Aufgeschlitzte Röcke, die die Beine oft bis zu den Kniekehlen im Halb-
dunkel sichtbar machen, wie es jetzt Mode ist, rufen sehr oft Erektionen
hervor, denn was lassen sie nicht alles ahnen, wenn man in Gedanken die
Beine höher hinauf denkt! Ausgeschnittene Kleider reizen mich nur dann
wenn sie sehr breit und tief ausgeschnitten sind, Haare und Kleidungestücke
für sich gar nicht.
Seit langem und bis heute masturbiere ich manuell einmal täglich. In
Ferien und am Sonnüig, überhaupt an Tagen, wo man nicht zu arbeiten
pflegt, wird es zuweilen auch 2— amal; doch kann ich auch ohne weiteres
einen oder zwei Tage aussetzen, ohne am dritten Tage das Versäumte nach-
zuholen. Geschieht es am Tage, so hole ich mir dazu eine der oben ge-
nannten Zeitschriften herbei und belebe die Bilder mit Phantasien: etwa
was ich lim würde, wenn ich sie küssen würde, sie nach und nach ausziehen,
meinen Kopf zwischen ihre Brüste vergraben würde; und schließlich würde
sie meinen Penis nehmen und ihn in ihr'e Vagina stecken und dann würden
wir vor Lust vergehen. Das sind die gewöhnlichen Vorstellungen, für die
gewöhnlich solche Objekte herhalten müssen, die ich unter Tag gesehen und
die mich erregt haben. Schuh und Strümpfe muß sie aber beim Koitus an-
behalten zur Erhöhung der Wollust. Ich stelle mir dann vor, wie sie mich
mit ihren Beinen umklammern soll und wir dann Leib auf Leib und Brust
auf Brust pressen werden ... - , ,
Fetisch isjii US.
Gelegentlidi nioines zweiten Aufeiith^ilfp- ^Q
koitierte ,ch zniu ersinn Male, doch u H J i" ^ T"' ^^^^^ "^ ^^"gl^"'!
begann mich mit nlien Sinnen. n,it Denken nclPM ^""^*" «^-^ualität und
.ehnci und tue das heute mehr denn J^a S nl " T' ^^"' ^^«^^^e zu
wohnenden Eltern besuchen mußte, u-agte iel vo t,iT u"' ^'""^^g ^ie uniern
>ater, in Deu^chland nicht .u 'icoitloren ' 0'^? ^"^^»e^t vo,- ,„ei.,,„
^le ordinäre Prostitaierte, sondern ein Made l^'f-T ^^"'" ^b""' "i^ht
mit Interes^ für Wissenschaft und Kunst ]'.,f''"'' '^"'''' ^"^^«^'
gebcns suchte, doch immer hielt mich Schüchte n,i . ' ^'^^ ^'^ bisher ver-
zu Hause besonders vor .neinem Vater St'Pn"?' Z"^™ ^''^^^ ^«^
Crott r^ei Dankl - weit genug entferrif T ^ ^^slaai war ich ja —
.chiedene Bekanntschaft.n^vo^3i"wtTg, Jf !S^''*^ *^^"'^ ^^«^^ dort' ver-
ver heren begann, aber die eine war nfi "u widerlTr ^'^^^^-hteniheit zu
andere kamen nicht zum Rendezvous und no h eine L^ ^^ ^^^''^^^^"- «nige
reizte mich auch nicht. ■ ^'"^ ''"dere war mir zu schade
In die Heimat KurückgekohrL, habe ich d«« «, u
doch herrscht hier - meiner Meinung nach^'^^'n. J^^' aufgegeben,
Material. Eine sehr eklige Geschichte liielt mich terni;!?^ ^"^ geeignetem
ab: ein guter Bekannter nnd Kollege von mi, S'^em ^T ^^'^^ '^^"'^
sammen bin. holte sich einen Tripper. So habe'icT hi ■ ? "'^"' '''^^ Z"-
(für meine Verhältnisse sehr viel) am Rendezvous gebeten'".' ''" ^"^zend
die Verabredung ein, alle anderen haben mich sitzen 1. ' ^'"''«e '''''It
war beim folgenden Rendezvous verhindert da ließ t? ""'* ^^''''' ^'"e
schießen. ' =" "^^ ich sie denn auch
Trotzdem gab und gebe ich meinn Vop=„„i.
Nacht und Nebel hinansg'elaufen' "l aliltirS h"/" 'V' '^^ ^«^
Ich wußte und .weiß einfach nicht, wo ich n ich Teil'^l';"',^^^''^« «<'hrie!
dann ausgelaufen, auch wohl eine Straßenprö tituIeS '" ^'^ ^^^ '"ich
.mmer darnach war. daß id. sie trotz me^er Sl ^ ^v"'*'^' ^^« ^bcr
i"ul zum „Handwerk-' zurückkehrte." ^"«htbarcn Not laufen ließ
Ich unterbreche hier die Schilderung des Herrn P /. .
nur, daß er den Weg zum Weibe gefunden Ltnli f'^'^ ''''"^^^^^
etzBchistisdien Neigungen nicht al/Krailer SL t V"','^'''^ ^^-^'■
d.e Angabe über die Häufigkeit der Onanie Bed nkt 7' r^"''"* '''
um emen kerngesunden, blühend aussehenden Mam h ' ^ h ' '' '''^
erkennen, was von den Übertreibungen zu LTtr 7.^' '" ^^"■^^"^"
die Sd.ädliel,keit der Onanie von den bed ulnd f ' " '" '^="^ ^"^
verbrochen werden. bedeutendsten «exualforsdiern
Wir sehen aber, wie sein Fetischismus ^..f a
zum Weibe liegt, über diesen Pu X n u^ ,>h Vl"'''^''^'^ ^^^^t'""^
Es wäre vielleicht vorteilhafter b iso l.en V '"^''^^^■^''^"^'- ^P'-echeu.
Fetisdiismus zu sprechen. Son^t miZll -^^.'^""g^n gar nidit vo..
Fetischismus zu sprechen. W m^TZ:Z:ZZ :;^^
einen
AlgrenaiiBg des relisdiiimus.
»
großen, einen falschen und einen efl,t»„ w t- , ■
Füi die« Fälle genügt es viellZt d „ A "?'"''"'""'' ->te-sche,den.
tialismus" anzuwendel Nnn vi 1 ™ t? /'"t T" ""'""""■' "P"'
bestlnnnlen Teiian.ielnn.gen , " D erbtelVt' p'"' *'™"* ^™»
ffl.- fcne k„n,pliz.erten Fälle zu reser e^fL t'.rS.V''''^''^""
Werkes ausfülndich analysieren und besprecta "'n "' '""^
Stück, kann aber am-Ii Pin Ta'i ■ t- '"'^'^^ ^'^"" ^^'n ^leidungs-
handen, s„ *d der GesehlfehtsveHit! ausglmn''"' '^""»""""' ™'-
mtfi- niamraas usw ) ^^i^dü in iNase, Ohr,
zu umgehen. Fü.- diese ^m^^:^ ^TZLr^^ f-'''"".
reservieren -tarnen „i^ etischiemus"
^=::-sn,:r?-~»~;f SSi~-
Potenz .u-d. eh .ag« scheinbar, weii die Impotenz nur ein.r in ."t
vor dem Geschlechtsakte entspringt, der als Sünde gewertct wird orte
e^ner Angst vor dem gesciiJeditlichen Partner. So betont MoU daß de
Fet,sdnsmus zur Impotenz führe und Kram-EMng kommt der Wahr-
heit noch naher, wenn er ausführt: „So ist e. vielleid.t besser, das Kri-
tenum lur das Pathologische auf dem Gebiete des Körperteil^Fet ■
gr-hismus auf ganz subjektivem psychischen Boden zu suclion Die Kon
zentration des sexuellen Interesses auf einen bestimmten Kürnerteil
«-elcher, das jst hier hervorzuJieben, nie eine direkte B e z i e'
hung zum Sexus hat (wie Mammae, äußere Genitalien) führt
die Körperteilfetischisten oft dahin, daß, sie als eigentliches
Ziel ihrer geschlechtlichen Befriedigung nicht
10
Fetiscbismus.
Hier sehen wir sdion zwoi bodeutsam.l' !
ervorgehobon: Es wird ein Fetil* l^, a,J^""f ™ ^^^ ^^'-'-—
Beziehung zun, Sexus liat, manchmal auc"\ "'"' ™'- »«"■■"'«
....t aife dieses Fetiseh der Koitus „"1 „:™ ','„ ""l' " """■* ^»™
statten worden, daß es Fet.sehisten gibt d L 1 „ ' ™" "'«"^ ^>-
l»I"-en. Ich kenne auch solche Fälle wenn ?'■""""" ^""«^ aus-
n, allen diesen Fällen wird man dt T nd»; L"'''","'''™ ™^- ^1'-
.eiese^r^rsr ;: ;; s^f s~r '^ 7 ''- ^—en
schismus noch nicht kennen De, Fei "',''' ^^'''^™ "'"' F^'i-
komplizierte Religion, ei „ e k . „ s't VoTri- ' ^ ' ^"'«
'■o„, d.e sich ihrer S t r u k t u n ac I 1 , "* '' '"^-
'iwangsneurose vergleichen lälUT "" ' ''«r
Wah,-heit am nächsten kommen, wenn man den Fett' T" """^ '"'' ■*"
neurose auffaßt. ""' ' '=''s*ismu6 als Zwange-
Es ist jetzt Mode geworden über ,lio p.f i,
der Psychanalvse ."-uzIehen.'Tbe, „t ^tt^id. t "S^*'"""
zu gute zu halten: Sie hat uns r,„le„„ i , ^'^'^f "'"''• il'"- das eine
ia iah,-elang „,it den K anken u^d h er"p '"'T' "" '"™^'^'^""
und haben wir erst gelernt Js v ' L r'»"" ™ "'«"-ftigen.
sehen P,.oble.stelh„;ge„ u^^LZ^tTF^utrS ""■■'°™"-
freien, so muß diese intensive Bo.^l,.ifK ""^"''^""^^"^^tu^Sen zu be-
vorurteilslcscn Fescher Ge gele "Ze ' "^ ^^"^ K-'^'^- 'i™
Krankheit, kernen zu lomen, 'di^ /x "„ke in 7 " ""''''' ^-■
tmd Berichten .egelmäßig versch^tigt Nun Z Z- T"^- '^™'^^"
■ anaiyse auf dem Gebiete der Paraphilie sehi ll ? ' '''' ^'^>''^''-
von der grundlegenden Fr.«^sdln ^rb it Dr ' 'fr'''" ^''^"" -^■
Sexnaitheorie" absehen, sind einige Fo.Jl'fr' f ^"^"^"^^n ^"r
ParaphiHen (Sadger) nnd kJne StrL " ^^ ^'^*^^^ J-^'"
M6.a/..,) zu verzeichnen, auf die «'S z "kk "''^'"^''^^"'"^
Das kommt da].r. weil Freuä die Paraphilie 1 ZI^fT" """■^^"■
das s.d. nicht weiter zerlegen und analvsieren äAt n i^'"'' '"'*''^*'
dem oft zitierten Ausspruche dieses Forsche s.n^' ^"I^ ''' "'^^'^
Sublimiert es diese perversen Triebe d J, r "P'">'"'o'Th-pervers '.
'"' ^- '^- S^^"^gt es, sie in soziale
■) /^flwl (.«n^-.r charakterisiert den FQti.chi~t™ f . .
e« chos. de ramour nonnai, 1. f.ti.histo, bicn ti L^ ™'''^^" = "'^^'""-^ ^a-
"■ '"' ''\''T' ^-^'--- -t bien plutöt un in uLant !""■""'' ^""^' -' P-"*
cl.. .0X0. .0 p,us solvent. Genitalem.«,, u poche bi „pluf;;':/ f '" ^'^ '•-■™
?*
Abjreuzuug des Fetischisnins.
Kräfte umzuwerten, so wird es ein gesunder Mensch; verdräng!, es diese
nebe ^u. so daß s,e im ,,Unbewußfen" i],re Wirksamkeit blibehalu!
und symptonibüdendo Kräfte darstellen, so wird das Individuu.n pai-a"
pathisc]i; bleiben aber die perversen Triebe bestehen, so ist oder bleibt
eigentlich der Mensch ein „Perverser".
Hier gibt es also nichts zu analysieren. „Die Neurose ist das
Negativ der Perversion", sap;t Freud. Ich Iiabc- diesen Satz noHi be-
stntten, als ich mit Freud im j)ersönlichen Vorkehre stand und als soin
bchuler unter dem mächtigen Einfluß seiner Ideen schaffte Heule kuin
ich nur längst Gesagtes wiedei'holond auefüJiren: D i e P a r a p h i 1 1 e
(Perversion) zeigt sehr oft nichts anderes als das
uns bekannte Bild der Parapathie (Neurose) Dk-
Paraphilie (Perversion) ist in vielen Fällen das Positiv einer Para-
pafclue. Dies kann ich gerade am Fetischismus und konnte ich audi an
der Homosexualität nachweisen. Die Grenze zu ziehen, wie weit das
konstitutionelle Entgegenkommen und der psvcbische Überbau an den,
Zustandekommen der Para])athie beteiligt sind, das bin ich lieule nicht
imstande. Aber ich kann am Fetischismus den ÄPistigen Überbau nach-
weisen, während sich die von Freudianern in ihrer Verlegenheit immer
wieder hervorgezogene „Konstitution"' als unerforschbarei und hyiio-
thetisciicr Faktor in den HinLergcund sf.elll.
Freud hat seine Ansichten jetzt unter dem Drucke der Kilahrungcn
modifiziGi-t und kennt jetzt Grenzfülle zwischen Perversion und Neurose
Seine letzten Ansichten werden von Sadger') folgendermaßen wiedei-
gegeben:
„Die schon von Buiet gegebene Erklänins dos rein zufitlligen zeiüichon
ZuEammentrcflons von Fetisch mit genitaler EiTfgung isf ;ilso mindest nicht
erschcipleiid. Es bleibt ja auch gar nicht einzusehen, warum eine zufällige
(fleichzGitigkeif so dauernde Macht gewinnen kimn, und die Verschiebung auf
die Degeneration isi, mehr Ausrede als eine wirkhche Deutung."
„Hier setzen nun die weiteren Forschungen Freuds ein. Er ging davon
aus, daß beim Fetischismus giinz regelmäßig Verstärkung einzelner geschlecht-
licher Teiltriebc zu finden sind, in erster Linie der sexuellen Schau-, in zweiter
der Eiechlust. Ein Klei derfetisch ist erwies sich z. B. als einer, der von
frfihestcr Kindheit ab Zuschauer beim Entkleiden seiner Mutier gewesen
Nicht, duß zwirichcn beiden das geringste vorgefallen wäre. Doch jene, die
in ihren Sohn von allem Anfang an verliebt gewesen, duldete kein „Genieren"'
beim Entkleidon und so zogen sich beide skrupellos vor einander'aus. Dies
steigerte natürlich die sclion konstitutionell verstärkte Schaulust bi^s zum
Voyeurtum. Anlage und Ei'ziohung wirkten begünstigend aufeinander. AU
syjäter seine Schaulust Verdrängung erfuhr, ward der Sohn zum Klciderfcti-
schisten, indem er von der KleidorloBigkeit auf die Kleider verschob. Statt
') „Die LcIjl'O von (k-n GreclilochlPvmrniiigGn (Psycliopatliia se.xualis) auf psycho-
analytiechcr Grtm<nage." I. F. Dnilii-ko. WiGn, 1022.
13
Fetischismus.
\
liiv daä nackte Weib Interesse zu haben, besaß er ein sülches für dessen Ge-
wandung. Auch auf geistigem Gebiete fand sich hiezu eine bedeutsame Paral-
lele. Der Mann war nämlich spekulativer Philosoph geworden, d. h. er hatte
sein Interesse von den Dingen weg auf die Worte gewandt, die ja gewisser-
maßen die Kleider der Begriffe sind, woraus sich der Reiz der Philosophie
für ihn erklärte."'
„Der Mechanismus des Falles war etwa so : es handelte sich um einen ver-
stärkten Sehtrieb, der schauen wollte und durch Entkleidung zu befriedigen
war. Die folgende Verdrängung aber ward eingeleitet durch eine Spaltung des
IComplexes, an den sich jene Schaulust knüpfte. Ein Teil desselben, der Leib
der nackten Mutter nämlich, hatte gänzliche Unterdrückung erfahren, der
andere hingegen, mit dem Verdrängten in bestimmter Weise assoziiert, ward
idealisiert, mit übertriebener Hochschätzung umgeben, zum Fetisch erhoben,
eine Reaktion, die die Mitte hält zwischen völliger Unterdrückung und Subli-
mierung. Der Sohn wollte also jetzt nicht mehr sehen und auch nicht mehr
daran erinnert werden, aber er verehrte fortab die Kleider, demnach dasjenige,
was ihn friUier am Sehen gehindert hatte, ward Kleiderfetisehist nach Ver-
drängung der Schaulust und Spaltung des Eomplexes. Theoretisch be^
deutsam an dieser Aufklärung ist, daß sie uns zeigt,
dieser Fall von Fetischismus rühre nicht von einer
Früherinnerung, sondern einer T ri eb v erd rän gun g her,
mit Spaltung des d a z u g e li ö r i g e n Komplexe s."
In einem anderen Falle von Fußfetisehismus fand Fnud aber wieder die
Schaulust entscheidend. Als Kind hatte nämlich dieser Perverse den Frauen
stets unter die Hocke geguckt und dazu mit dem Anschauen der Füße be-
gonnen, um an ihnen entlang die Genitalien zu erblicken. Bei dieser Sexual-
forsehung traf ihn nun ein schweres psychisches Trauma. Er bekam zwar nicht
das Genitale seiner Mutter zu schauen, wohl aber das seiner kleinen Schwester,
das ihm jetzt als Beweis erschien für die Möglichkeit einer ihm schon früher
angedrohten Kastration. Damit aber w^ar die Einschüchterungsarbeit der Er-
ziehung vollendet. Er bekam einen großen Schreck und von da ab trat die
Hemmung ein, zunächst eine lokale oder geographische Reaktion. Er durfte
jetzt nicht mehr zum Genitale, sondern mußte zurück und ward jetzt gewalt-
sam an die Anfangsstrecke dieser Bahn fixiert, d. h. den Fuß. Bei noch
stärkerem Rückschläge wäre er nicht bloß auf diesen zurückgeworfen worden,
sondern auf den Schuh, ja in besonders schweren Fällen hätte nicht einmal
der Fuß mehr darin zu stecken gebraucht, der Sehuh als solcher hätte genügt.
Die Wahl des Fußes teaß hier eine doppelte Begründung; geographisch und
ferner auch symbolisch als Penis des Weibes. Die Bedingung dieses Falles
war oi'fenbar, daß zunächst, die Mutter selber von Haus aus eine erhöhte Ero-
genität des Fußes mitbrachte.i) und darum den Fuß ihres Kindes besonders
abküßte. Hier trafen also Vererbung und Erwerb in einem einzigen Ziel zu-
sammen, Es fand dann ferner während der Sexualentwicklung infolge Ein-
schüchterung eine Regression statt und endlich Fixierung in der Pubertät
Damit sieh nämlich eine Perversion einwurzeln kann, muß eine neue Verstärkun''
kommen in der Zeit des Reifens. Also eine kongenitale 4.nlaee
Einschüchterung mit Rückschlag in der Kindheit und
') ,:Diese ist nicht zu veiwuthseln nüt de.- vagen, allgemeinen uad völlig unbe-
stimmten „nervösen Dißposition". Hier handelt es ?ioh v ielm ehr um ei n
i;,.stimmto U'Ogenc Zone, deren Reuting oder Erregung von Hau. aus verslTrHe
Gesehlechtslust setzt," (Sadm.) ^"^ ^trstarkte
Absreuziiiis des Fetischismus.
];i
eiidlii:li eine zweite in der Pubertät, die dann erst zu
dauernder Festleg unglühr t."
Die Konstitution der Freudianer ist jetzt ersetzt duix-U die „Dis-
position der erogenen /.one^. Das ist kein Fortschritt, das heißt mit
anderen Worten: Der FetischUt ist durch die angeborene holierel.ro-
genität bestimmter Körperstellen für sein Leiden disponiert. Die 1 ara-
Philie entstünde dann diircli Bevorzugung eines bestimmten leütnebes.
Der Fetisch ersetzt ein Genitale.
■ Diese Darstellung ist einseitig, "trifft für einzelne lalle zu er-
schöpft aber nicht das Wesen des echten Fetischismus. Auch ist der Vo,-
..ang oft ein verkehrter, als wie ihn Sadger schildert, Gerade das Sehen
^ines verbotenen Körperteiles kann zur Unterdrückung der Sehlust
fahren und die anderen Smnesquahtäten hervortreten lassen Der nor-
male Liebende sieht sein Liebesobjekt gerne, er hat Lust an der Berüh-
rung die Küsse schmecken ihm, er ist entzückt von dem spezifischen Ge-
rüche seines Partners, die Stimme klingt ihm wunderbar hebhch. Er hebt
mit allen fünf Sinnen. Die Hervorhebung einer Sinnesquahtat zugunsten
der anderen vier hängt oft mit dem Umstände zusammen daß gerade
die unterdrückten Sinnesqualitäten der Verdrängung anheimgefallen
sind H-eil sie mit verbotenen Regungen assoziiert smd.
Die Darstellung von Sadger kann wohl einzelne Fälle von Par-
tialismus erklären. Sie reicht aber keinesM-egs für den echten Fetischis-
mus aus, der mit der angeborenen Disposition (d. ]>. mit den verstärkten
erogenen Zonen) nichts zu schaffen hat.
Der Fetiscliismus ist also eine Krankheit
u n d k e i n F a t u m. Er ist eine Parapathie. Er ist eine Konstruktion
der Kranken mit einer ganz bestimmten Tendenz. Dies läßt uns anch
alle Fälle vom sogenannten „normalen Fctisdiisnius" als nicht zum
Fetischismus gehörend ausscheiden. Wenn jemand für kleine Ohren
schwärmt und sich nur Damen sucht, die kleine Ohren aufweisen, so ist
er noch lange kein Fetiscliist. Er zeigt einfadi irgend eine Form der
sexuellen Variationen, die so unendlich sind, daß ihre Besciireibun,;
unmöglich wäre. Aber seine Variation hegt, um emen treffenden Aus-
druck den Blüher in Anlehnung an Adler geprägt hat, auf der
B e X u e n e n L e i 1 1 i n i e zum Weibe. Der normale Fetischismus er-
möglicht dem Träger den Besitz des Weibes und steigert sogar die
Tibido Diese Fälle haben mit dem Fetischismus, w;e
Th n^n beschreiben will, nichts zu tun ja, sie
stehen zu ihm im Gegensatz und man täte am
besten in solchen Fällen gar n i cht vo n F e t -
\hismus zu sprechen. Der echte Fetischist braucht se.nen
Fetisch um sich das Weib zu ersetzen, der Normale bevorzugt gewisse
" Zonen, die den Besit. des Weibes wertvoller machen. Der
14
Fetischismus.
Fetisch ist entwertet das Weib, der Normale ü b e r-
^\' e r t e t d e Ji Träger seiner bevorzugten e r o g e n e n
Zonen.
Das ließe sich auch in den meisten Fällen von Partialismus nach-
weisen. So äußert sich Havelock-ElUs über den Fußfetisehismus in sehr
intereseanter Weise:
„Die Neigung, die wir in dieser Weise für Irüliere Kultunjerioden
nurinal linden, namlicli <iie susuelle Symbolisierung des Fraueiifußes und
seiner Entblößung, ferner die von ihm ausgehende faszinalive Wirkung hat
eine gewisse Bedeutung auch füi' die Erklärung der sporadischen Erscheinung
des Fußfetisehismus bei uns selbst. So exzentrisch der Fußfetisehismus er-
scheinen mag, so ist er doch nur das Wiederauftauehen eines sinnlichen oder
emotionellen Zwanges infolge einer Art Pseudoatavismus oder EnUvicklungs-
hcmTnung, wie er von unseren Vorvätern wohl früher und wie er jetzt noch
von unseren kleinen Kindern verspürt werden mag. Das gelegentliche Wieder-
erscheinen dieses verschwundenen Inipulse.s und die Zähigkeit, mit der die-^er
sich erhalten kann, werden dergestalt bedingt durch übersensible Reaktion
eines abnorm nervösen und gemeinhin vorzeitig entwickelten Organismus auf
Einwirkungen hin, die unter der durchschnittlichen und gewöhnlichen Be-
völkerung Europas lieute nicht mehr gespürt oder rasch überwunden oder in
den höchst komplexen Prozessen, die der Ablauf der sexuellen Vorgänge und
der Tumeszenz im Individuum hervorruft, prompt unterdrückt werden."
„In diesem Sinne kann man. wenn es auch gewagt wäre, von Feti-
schismus als einem echten Atavismus zu sprechen, wohl vertreten daß er
sich auf kongenitaler Basis entwickelt. Er stellt die seltene Weiterentwick-
lung eines angeborenen Keimes, welcher in früheren Epochen häufig eine all-
gemeinere und gewissermaßen nocli in d<?r Breite der Xorm passende Ent-
faltung annalim."
„Wenn auch der gewöhnliche uusensitive Durchschnittsmensch nichts
davon zu merken lirauchfc, so sind sie für den aufmerksamen und phanlasic-
volleii Liebenden selbst ein hervorragender Gravitatioiispunkt in der hoch-
komplizierten Konstellation seines leidenschaftlichen Geluldscnsembles. Eine
liesonders nervös veranlagte Person kann, wenn einmal ein solcher Sym-
bolismus fiieh fest konstituiert hat, in ihm ein wirklieh unerläßliches Element
des Reizes der geliebten Person finden. Schließlich ist für ein
völlig erkranktes Individuum das Symbol die Haupt-
sache: die Person als solche wird gar nicht mehr ge-
sucht, nur noch als Appendix des Symbols angesehen
odor sie tritt überhaupt vollkommen in den Hinter
grund und nur noch das Symbol istdas Ziel undgenüet
vollständig und allein zur geschlechtlichen Befriedi
gung. Wenn es schon als krankhaft bezeichnet werden muß, ein Svmhol als
fast die Hauptsache am Reize einer geliebt™ Person zu betrachten ' -o haben
wir doch nur im letzten Falle, in weichem das Sjnnbol allein Befriedigung
verschafft, eine echte und vollständige Perversion vor uns In T
weniger ausgesprochenen Formen des S y m b o 1 i .T^f,^
wird immer noch das Weib gesucht und die Forto'fUn
zung gewährleistet; wird das Weib ignoriert und da^
Symbol an sich ist ein adärjuater und s o ^ a r w ll I
Abgrenzung des Fetischismus. J5
kommener Stimulus zur Detumeszenz, so ist die Sache
entschieden etwas rein P a 1 1] o 1 u g i s c li o s."
Auch Havelock-Ellis siehi das Pathologiacht' des Fetisehisiime
darin, daß das Symbol den gesdilechtliclien Partnei- ersetzt. Er betont
die atavistische Grundlage des Fußfütisdiiömus, vas ja mit der Sehweiß-
fußtheorie von Abraham und Freud übereiiistinnnen würde. Ich würde
für den Fußfetischismus sclion lieber die Hypothese von Alfred Adler
stützen: Wer an seiner großen Zehe gelutscht hat, der wird dann Fnß-
fetischist. Es würde dies zu meiner Behauptung stimmen: Der Fetiscli
entspricht der eigenen erogenen Zone. A¥ir lieben an dem anderen, \va&
wii- an uns lieben, wir erzeugen nur an jenen Zonen Libido, deren
Eeizung uns Libido erzeugt.
Dieses Gesetz wird sich überall im Sexualleben bestätigen lassen.
Allerdings kommt es dann zu allerlei Vcrsdiiebimgen. Hatte uns in
der Kindheit der nackte Fuß Freude bereitet, machte es uns Vergnügen,
den nackten Fuß der anderen zu sehen, so überspringt diese Libido-
besetzung auf den Schuli, der den Fuß verhüllt. Wir haben ja im Fall
Nr. 2, G. S., S. 5, gesehen, wie das Verhüllende den größten Reiz bildet,
weil die Phantasie den Reiz des Verhüllten gewaltig erhöht und steigert. '
Studieren wir verschiedene Fälle von Fetischismus- Die j'endenz,
vor dem Weibe zu fliehen, wird inmier wieder aufs deutlichste hervor-
treten. Da ist der bekannte Fall, den Moll als Rosenfetischisinus be-
schrieben hat. Ein Mann lebt eigentlich in völliger Abstinenz. Er i'ührt
keinen Koitus mit Frauen aus, ja, er behauptet sogar, er hätte
eine Antipathie gegen alle Frauen. Er sieht eines
Abends eine Dame, die auf ihrem Busen eine schöne Rose trägt, und
verliebt sich — in die Dame oder eigentlich in die Rose. AVohl verlobt
er sich heimlich mit der Dame, aber sein Verlangen geht nur nach ihren
Rosen. Er ruht nicht, bis diese Rosen sein Eigentum werden. Daheim
berieclit er die Rosen imd hat die höchsten Lustgefühle dabei. Er ruht
nicht eher, bis er eine ganze Sammlung von solchen Rosen zu Hause hat.
eine Erscheinung, die wir immer wieder finden werden und die ich als
Harems kult der Fetischisten bezeichnet habe. Dieser H a-
r e m s k u 1 1 fehlt in keinem Falle von e (i !i t e m Feti-
schismus; er ist ein charakteristisches SjTuptom des echten Feti-
schismus und drückt die symbolische Darstellung eines latenten, im
Kampfe mit der inneren Moi'al befmdlichcn Don Juanisinus aus. Der
Fetischist ist ein Don Juan oder hat wenigstens seine heimlichen (le-
lüste wie ein Don Juan. Aber er sammelt statt der Frauen 0 seine
fetischistischen Objekte.
') Es wird aufgefallen aran, daß ich immer vom niäimliclien Fetischisnms spreche.
Ich kenne nuch einen SdnnuckfcLiBchiRmup einer Frau und andere Ansatxc mm weib-
lichen FetisehismuB. Aber der Felisohismus ist im allgenieinon eine Krankheit <ler
Männer Für die seltenen Fälle von weiblichem Fetischismus gelten natilrlich die gleidien
_^6 Fetischismus.
Jeder Fetischist hat seinen Harem an Sacktüchern, Unterhosen,
Schuhen,. Zöpfen, Photographien, Haaren, Miedern, Strumpfbändern usw.
Jeder einzelne Fetisch verliert bald seine fetischistische Kraft und der
Fetischist sucht gierig nach einem anderen Objekte, um das alte nach
einer Zeit wieder hervorzuziehen, wie es ein Pascha in seinem Harem
macht. Immer gibt es eine bestimmte Favoritin.
Nun zurück zu unserem Rosenfetischisten. Heiratet er die Dame,
in deren Rose er sich so heiß verliebte, daß er sich mit ihr verlobte?
Keineswegs. Er macht es wie alle Fetischisten. Er zieht eich aus
ii'gend welchen rationalistischen Gründen zurück. Er löst seine Ver-
lobung und bleibt nur seinen Rosen treu. Der Fetisch hat seinen Dienst
erfüllt. Er hat ihn vom Weibe abgehalten und das Weib ersetzt.
Hinter dieser scheinbaren Paraphiiie steckt eine heimliche Angst.
Dieser Mensch steht zwischen satanischen und frommen Tendenzen. Er
ist ein Don Juan ohne den Mut zur Sünde. Das Weib verliert für ihn
jeden Reiz, weil er den Reiz gewaltsam auf ein kleineres Objekt, die
Rose, verschoben hat, Rosen küssen ist doch keine Sünde. Rosen
können seine Potenz nicht erproben, es kommt bei der Rose nicht zu
1 dem Kampfe der Geschlechter, dem der Fetischist vorsichtig ausweicht.
1 Das erklärt uns auch eine Form des Fetischismus, der eigentlich
in meinem Sinne eben kein Fetischismus ist. Es ist dies die Vorliebe
] . für alte, kleine, verwachsene, häßliche, bucklige, schielende, hinkende,
i kurz mißgestaltete Frauenzimmer. Der bekannte Fall des Descartes.
1 der nur schielende Frauen lieben konnte, gehört hieher. Ich möchte schon
i an dieser Stelle darauf liimveisen, daß Männer Frauen suchen, die
) eine Krücke tragen oder ein Bein amputiert haben. Die meisten dieser
l Fälle dürften außer der bekannten naheliegenden infantilen Wurzel
j (Erinnerung an ein Sexualobjekt der Jugend!) noch eine andere Moti-
vierung haben. Diesen entstellten Frauen gegenüber empfindet man
Mitleid. Sie werden nicht als vollwertig genommen. Sie sind vom
\ Schicksal gezeichnet und schon entwertet. Der von Merzhach beob-
) achtete Fall, von dem ich später sprechen werde, bestätigt diese An-
nalmie. Das Persönlichkeitsgefühl des Mannes, das bei der sexuellen
Werbung und Eroberung eine eo große Rolle spielt, kommt diesen
^ Krüppeln gegenüber eher zur Geltung. Sokiien halben Frauen gegen-
I über kann sich der Mann eben als ganzer Mann fühlen. Das erklärt uns
r
Gesichtepiinkte, wie ich sie hier für den männlichen darstelle. Iloirard hat Fälle von
weiblidiem KleiderfetischiKmUo beschrieben. Eine 39jährig9 Frau, die Beinkleider stiehlt.
] eine 21iäiirige Frau, welche die UnterhoBen des seligen Mannes liebkost, ein 17iähriges
Mädchen, das einen Haremskult mit männlichen Strumpfbändern treibt. (Ztechr. f.
Sexualwiesenschaft, H. 3. Jänner 1914.) Weitere Beispiele von weiblichem Fetischismus
ßaden eich im dritten Kapitel. Die sehr wichtige Frage, warum der Fetischismus
eigentlich eine Männerkrankheit ist, werde ich im letzten Kapitel ausführlich behandeln.
Al)p-eiiziing des Fetischismus. jj
auch die gute Potenz mancher Männer bei Dirnen und liii Versagen hei
anständigen Frauen. Solche Männer überöciiätzen das anständifje Weib
und fühlen sich iln* gegenüber unterlegen, was eine öexuelle Aggression
in vielen Fällen ausöchlielM, weil Potenz und Überlegenheitägefühl innig
zusammenhängen. In solchen Fällen läßt sidi der Mann zum ent-
werteten, „gezeichneten'" Weibe herab, er beglückt es mit seiner Gunst,
während er sich sonst beglücken laßt.')
Immer wieder werden wir bei den beschriebenen Fällen von Feti-
schisnuis betont finden, daß der davon Befallene eigentlich iceusch ge-
lebt habe. So sagt Lippmann von seinem Zopffetischisten : „Niemals
zeigte er eine Spur von Sinnlichkeit. Gespräche über
Mädchen bzw. über geschlechtliche Dinge interessierten ihn gar nicht.
Er trat auf Wunsch eines Freundes in einen Studenten verein ein, der
das KeuGchhoitsprinzip zur Bedingung der Mitgliedschaft machte. Er
erklärte, daß es ilun nicht schwer laue, ein derartiges Versprechen zu
geben." Daß es sich aber nur um verdrängte Sexualität gehandelt
hat. beweist der Umstand, daß er einmal gegen seine sonstige Gewoiin-
heit berauscht, auf die Wirtin zuspringl und sie bei den Haaren zaust.
Solche die Hemmungen aufiiebende und den Charakter scheinbar ver-
') In diizelnen solchen Fällen könnt* ich Hncn BekundiLven Bcelisi^hen Mechauismus
kdnetatJLTeii, den idi das Prinzip der „feit igen Sache" nenne nach cinom he-
kiinntcn Witae, den ich hier eeiiicr peyciiologisclien Wurzel wegen erzählen muß. Bin,
Iliiiatsvermittipr trägt einem jungen Manne ein reiches Mädchen an; der Bewerber
hüli dem Vermittler iils großen .NacJiteil der „Pni'tie" entgegen, ddß das Mädchen
sich einmal dae Bern gebrochin habe und nun hinke. „Ach was", sagt der Vermittler,
„stellen iSie eich vor: Sie Bind schon verheiratet. Sie gehen mit Ihrer Frau spazieren.
Dil kommt ein Auto. Ihre Fniu wird überfahren. Jetzt müssen Sie sofort mit der
Rettungsgesellschaft in dsiK Sanatoriiun fahren, es Itommt der Professor. Sie verleben
einige Woelicn der fiirchterliehntj^n Aufregung, Sie luilien dann die enormen Kosleii
au tragen. So aber kommen Sie gleich zu einer fertigen Sache." Dies Frlnzip
dci' fertigen Sache spielt, in einzelnen Fällen von PscudofetischismuB eine große Rolle.
Vorerst ein anderer hichcr gehörender Fall. Ein Mann kommt zu der Frau seinee
Freundes, die ihn immer kalt gelasstn hat, und findet sie ganz verprügelt. !n diesem
Momente erwacht seine ganze Sexualität und er stürzt sich fürmlicli auf '^i«. Die Frau
hat aa<'h ein intensives Bedürfnis, sich an ihrem Manne zu rächin, Sie omptinden beide
eine imgehtui'e Libido beim Koitus, die sich aber nicht wieder einstellt. Der Mann war
ein Sadist, dem seine grausamen Instinkte nicht deu{li<'li bewußt werden durften. Hier
kam er zu einer ,.fertigen Sache". Fetisch isten, die amputierte Frauon suclien, haben
auch das Stück Sadismus verdrängt, das eine Zerstückelung der Frau verlangt. Der
amputierte Arm oder das fehlende Bein ist dann das Stock Realität, an dem die
Phiuitasie ansetzt, der Sclidn eines ruten Blutes für die farblosen Schemen. Die Psycho-
logie des Mitleids läßt sich von diesem Gi«ichtBpunkt auch neu beleuchten. Sie arbeitet
aueJi nach dem Prinzipe „Lust ohne Schuld"'. Die grausamen Taltn voBbringt ein
anderer oder das Schicksal. Wir zichin unsere Lust daraus in der Form, wie sie das
ethische Gewissen verlangt. Die Schadenfreude, welche dem Mitleide so häuSg voran-
geht, es heimlich heglcilet. ist der bewußte Ausdruck der gleichen Tendenzen.
Stekel, SlärunKBIl dui Trieb- und Affaktlubenl. VII. 2
■1 o _ Fe tisch isniuB.
änilt'i'nde Wirkungen des Alkohols kann man in sexualibus üt't beob-
achten nnd Boldien Personen ist die Abstinenz geradezu notwendig und
hütet sie vor Entgleisungen. {Der Fall zitiert nach Merzbach, Die
krankhaften Erscheinungen des Geschlechtsinnes. Ali'red Holder, i9ü9.)
Dieser Kranke gibt an: „Eine sinnliche Regung zu Personen
anderen Geschlechtes habe er nie empfunden. Es sei ihni das recht klar
worden, als in dem Vorein Ethoe über die Scb^-ierigkeiten gesprochen ■
winde, geeehlechthchon Anfechtwngen zu widerstehen. Er habe damals
aus ehrlicher Oberzeugung gesagt, für sich könne er garantieren und
liabe nicht begriffen, daß auf andere die Versuchung so stark einwirken
Icönne." . . . Wir merken, daß der Patient schon von Jugend auf dem
Weibe ausweicht, offenbar weil er es gar nicht auf den Kampf der Ge-
sichlechter ankommen lassen will. Der Mann fürchtet immer die "Über-
legenheit des Weibes, wie ich es schon bei der Bevorzugung krüppel-
hafter Frauen betont habe. Ein Patient von Merzbach, der sich nur
verwaelisene Mädchen als Partnerinnen aus\vählte, sagte, daß es seine
Begierde mächtig errege, werui seine Partnerin und er alle möglichen
Künste aufwenden müßten, um die verwachsene Frau durch Kissen und
Decken in die richtige Lage zu bringen, wozu noch der Umstand käme,
daß sich solchen von der Natur vernachlässigten weiblichen Personen
„zur Geschlechtslust noch die Dankbarkeit ge-
selle". . . ■ Und offenbar kommt es dem Partner nur auf die Dank-
barkeit und auf das Gefühl der persönlichen Überlegenheit an. Die
sclion besprochene Tatsache, daß es eine Menge Männer gibt, die bei
der Dirne potent sind und der anständigen Frau gegenüber auch in
der Ehe versagen, entspringt diesem feinen Spiele des Ichbewußtseins.
Ich könnte diese Behauptungen an vielen Fällen von Fetischismus
nachweisen, die von anderen Autoren publiziert wurden. Ob es sich um
Neigung zu Schuhnägehi, Rosen, Taschentüchern, Korsetts liandelt,
■ immer ist die Tendenz dieser Menschen ein Abrücken vom AVeibe, ein
starker Zug zur Abstinenz im Gegensatz zu ausschweifenden Phan-
■ tasien. Immer liegen Satanismus und Religiosität bei ihnen im Kampfe.
Erotische Sonder liclikeiten (der „Picazismus" Eulenburge) haben
nichts mit dem Fetischismus zu tun. Sie sind in den meisten Fällen
fixierte Infantilismen, wie ich sie in Bd. V beschrieben habe.
Ich wälile zur Abgrenzmig des Fetischismus einige Fälle aus der
,.Sexualpatholopio" von Magnus Hirschfeld.
Der erste Fall lautet:
,.In einem anderen Fall wurde ein Mann von dem Drange verfolgt,
sieh auf einen Platz zu setzen, von dem sieh unmittelbar zuvor eine
■©ame erhoben hatte: er konnte dies in den meist stark besetzten Wagen
der Straßenbahnen und Stadtbahnzüge unbemerkt und leicht dursh-
^Mta
ÄbgreuzuDg iIce Fetisch ismiie.
19
iülii'en. Die dem Platze noch anhaJitende Wanne des weiblichen Gesäßes
rief bei ilini oft Erektionen hervor. Sich dorthin zu setzen,
wo vorher ein Herr gesessen h a. 1 1 e, erzeugte in ihm
großes Unbehagen und war ihm Gchließlich ganz
unmöglich. In Hotels, auf der Eisenbaim und auch sonst vielfach
benutzte er mit Vorliebe Danientoiletten, was ihm nicht selten Zureclit-
weisungen eintrug."
Dieser Mann hat wahrscheinlich schon in der Kindheit mit Vürüebe
den Abort benützt, wenn ein weibliches Mitglied der Familie voriier dort
gewesen war. Die Warnte des Brettes erzeugte ihm Lustgefühle. Die Be-
rührung des Brettes weckte die Assoziation zur Berührung des Körpers.
(Das bekannte Tertium defäeationis, das im Kinderleben eine große
Rfjüe spielt.) Die verdrängte Homosexualität äußert sich in der Ab-
neigung, sich auf einen Platz zu setzen, wo vorher ein Mann gesessen ist.
Dieser Fall ist ein typischer Fall von „psychose-vuellem Infantihemus'"
mit verdrängter Homosexualität und mit verdrängter Anal Sexualität.
Nun zum zweiten Falle von Hirschfeld:
„Ein Mann meiner Piaxis, galizischer Kaufmann, war von einem
sadistisdien Haß gegenüber roten Haaren erfüllt. Gleichwohl heiratete
er schließlich eine Frau mit „knallrotem" Haar. Zu seiner Recht-
.fertipung gab er zwei Gründe an: Er hätte geglaubt, durch die eheliche
Gewöhnung würde er sich seine AbiuMgung „abgewöhnen" können,
außerdem sei seine Frau so vennögend gewesen, daß er um dieses Vor-
zugs willen das körperliche Defizit in den Kauf genommen hatte, zumal
alle, die er gefragt habe, das feurige Haar eher schön als häßlich ge-
funden hätten. Um seinen Ekel hypnotisch heilen zu lassen,- suohte er
mich auf. Ich schlug zunächst der Frau vor, ihr Haar färben zu lassen.
Sie leimte dies energisch ab. Den Widerwillen ihres Mannes faßte äie
als persönliche Beleidigung, bestenfalls als eine Marotte auf, die er,
„wenn er sie wirklich liebe, aufgeben müsse"; ähnliche Gedankengänge
kommen bei dei' Unkenntnis und Unterschätzung fetisciiistischer
Zwangszustände im Publikum allzu häufig vor. Die Ehe wurde getrennt."
Es handelt sich um einen Fall von „Partialismus", um eine indivi-
duelle Liebesbedingung negativer Art. wie sie früher von Hirschfeld als
„Antifetischismus" beschrieben wurde. Der Mann kämpft gegen eine
übermächtige Neigung zu Frauen mit rotem Haar (Erinnerungsbild aus
der .Jugend?). Er verwandelt diese Zuneigung in das Gegenteil. Er erliegt
der Anziehungskraft des roten Haares und rationalisiert seine Heirat
mit dem fadenscheinigen Motiv, sich durcli die Ehe den „sadistischen
Haß" abgewölmen zu wollen. Die hemmenden Faktoren ei'weisen sich als
stärker. Die Heilung könnte durch eine Psyehanalyse leicht vollzogen
V I
_„ Fetischismufl.
weiden, ebenso wie die lisychologisclie Aufhellung dieseB Falles, der
keineswegs in die Gruppe des Fetischismus gehört.
; ;■ Nun zum dritten Falle von Hirschfeld.
Ich gebe das Beispiel eines Haarfeti_s^isteiu_Patient, der über _
10 Jahre in meiner Behandlung steht, isL höherer Regierungsbeamter,
50 Jahre alt; aus seinen Berichten geht folgendes hervor:
Ale Patient 7 Jaln-e alt war, kam eines Abends, als die Kinder
schon im Bette lagen, ihr junges Dienstmädchen zu ihnen und umarmte
sie da- sie wegging. Dieser Moment steht Patient noch deutlich vor
Augen, wie er ihr damals ins Haar gegriffen hat. Mit Eintritt
der Pubertät kommt der Zusammenhang der se-
■ xuellen Erregung beim Anblick oder Berühren
eines schönen Scheitels zum Vorschein. Es beschränkt
sich die Auslösung der Err^ung von da ab nur auf das Haar bei
Mämiern. Frauenhaar flößt ilim absolut keine Beachtung mehr ein und
auch bei Männern nur das glatte, braunschwarze
Haar mit einem Scheitel, der durchgezogen sein
iii u ß. Zwar beachtet Patient auch den vorderen Anfang des Scheitels,
dodi ist die Lage nicht so sehi- von Bedeutung, ein zu weites Sitzen
nach der Seite wird nicht als schön empfunden. Patient bevorzugt
iunge schüchterne Leut«, sie müssen sich aber recht natürlich geben:
besonderen Genuß und Auslösung seiner sexuellen Erregungezustände
findet er beim Frisieren. Er nimmt dies folgendermaßen vor : Er
■ steht hinter dem Betreffenden, feuchtet das Haar an mit Öl und Pomade,
die er ebenso wie Kämme stets in der Tasche trägt, und zieht dann einen
Scheitel. Beim Durchziehen des Scheitels über den
* ' " Wirbel tritt Ejakulation ein, doch aucli schon das
' Streichen des glatten Haares mit den Händen, das „Glätten'', löst bei
ihm diesen Moment aus, zumal weim er die Rückseite des Betreffenden
mit seinem Körper bei Annäherung an den Scheitel leicht berührt. Er
entblößt dabei nicht seine Geschlechtsteile, doch meint er, daß dies ilmi
größeren Genuß bereiten würde, aber aus Schamgefülil unterbleibt es.
Er selbst trägt auch einen durchgezogenen Scheitel und frisiert sich
sehr oft. Doch bringt es ihm viel größeren Genuß, wenn er einen anderen
l \ frisieren kann. Allein der Anblick eines Scheitels läßt ihn dem be-
treffenden Träger hinterherlaufen und ihn ansprechen; wenn er als
junger Offizier zu einem Mädchen ging, um es zu koitie-ren, zog er sich
selbst einen sehr gutsitzenden Scheitel; im entscheidenden Moment
stellte er sich einen schönen Scheitel vor als höchstes Symbol seinei*
sexuellen Empfindung. Das Absclmeiden von Haaren zur Erinnerung
oder aus Zwang ist Patient nicht verständlich, doch könne er sich vor-
stellen, „daß er von einem sehr lieben Freund, der auf dem Sterbebette
■^ .
AbgreiizuDg des FetiBchismus. 21
läge und ihm endgültig verloren ginge, eine Locke zum Andenken mit-
nehmen würde'". Seine Hauptideenassoziation läuft über den Anblick
eines schönen Scheitele zurück zur Erinnerung an die schönsten Standen,
in denen er jungen Leuten einen Scheitel ziehen durfte, „als Ausdruck
seiner höchsten Gefühls- und Gedankenwelt, in der er sich wie in einem
geschlossenen Ring bewegt, dessen Zentrum ein schön durchgezogener,
festanliegender, braunschwarzer Scheitel bildet, der Brennpunkt in
seinem Weltsystem, in dem nur wenig Licht in weiter Finsternis das
Leben verrät". Patient, der durch sein seltsames Gebaren verschiedent-
lich auffällig geworden, fülirt in den Lokalen, in denen er sich mit Ver-
liebe aufhält, den Beinamen der „Frisierer". Diese Lokale entsprechen
übrigens in keiner Weise seiner aristokratischen Abstammung, sondern
dem volkstümlichen Milieu, in dem er sich am wohlsten fühlt."
Auch dieser Fall hat mit dem Fetischismus nichts zu tun. Es
handelt sich um einen typischen Fall von „psychosexuellem Infanti-
lismus" mit Homosexualität.
Meine Leser werden schon begierig sein, die Krankengeschichte
. eines echten Fetischisten kennen zu lernen. Ich werde später einige ein-
gehende Analysen mitteilen, will aber schon jetzt zur Abgrenzung einen
sehr charakteristischen Fall von Paul Garnier') anführen:
Fiill Nr. 3. Der 26iährige Schriftsteller Louie X. hatte im Park von
Vincennes offenthcli onaniert und wurde wegen Verletzung der Sittlichkeit
angeklagt und von den Gerichtsärzten Paul Garnier und Legras auf ßemsn
GeisteszuRtand ujitersucht. Ihrem Gutachten entnehme ich folgende Tat-
eachen;
X entstammt einer reichen FamiHe und ist mütterlicherseits erblich
ziemlich schwer belastet. Er zeigt keine besonderen Deg^erationszeiehen. Er
macht einen auffallend gepflegten und eleganten Eindruck. Er tragt
Lackecliuhe die einen ganz beeüiideren Glanz zeigen. Er benützt Zwicker
und Monokel, ohne kurzsichtig zu sein, nur um sich eine interessante Pose
zu seben Seine Haltung ist ruhig, seine Bewegungen beherrscht; seine btimme
klinet monoton und eher weiblich. Er ist groß, schlank, trägt einen hell-
blonden Vollbart Seine Hände erwecken infolge außerordentlicher Pflege den
Eindruck soignierter Frauenhiinde ; die Nägel smd bo lang, daß„sie ihn au
jeder manuellen Beschäftigung unfäliig machen.,
"""^^That eich immer einer ungetrübten körperlichen Gesundheit erfreut;
sein Bruder, j^-i ncuv <■■■- "..■" -_ ^ .
seinem verschlossenen Zimmer. Er zeigte stets Neigung ^Paradoxen^^_
Ironie und Entwertuug. Andrerseits gab er nie Anlaß zü-Tadel. weder .u
Hiul^noch in der Schule, was mehr auf seme Passivität als auf semen Ehr-
geiz zurückzuführen ist.
') T.Ä Fetichietes. Paris. Bclliüre et fiU. l^^^H.
22 V FetiacbismaB. ..
Seine Gewohnheiten waren stete bizarr; man machte sich über seine
Manieren lustig. Schon mit 12 Jahren verwendete er große Sorgfalt für seine
Toilette, salbto seinen Körper mit Pomaden, puderte ihn dann ein und be-
trachtete Bich fortwährend wie eine eitle Frau im Spiegel. Auf dem Lande be-
liütete er in lächerlicher Weise seinen Teint und wich deu Sonnenstralilen aus.
Oft fand ihn der Bruder in einer grotesken Pose im Bette, den Kopf mit dem
Leintuch bededct. auf dem Bauche liegend . . .
■ Mit 13 Jahren wurde X. im Lyzeum zur Onanie verleitet. Daheim be-
nützte er die Ausgänge seiner Familie, um migestört zu onanieren. Von
dieser >Ceit an konnte er beim Onanieren nur durch das
Betrachten von Lackschuhen zum Orgasmue gelangen.
Dieses Anstarren der Schuhe trat schon in
frühester Kindheit auf. Alle anderen onanistischen Prozeduren,
ausgenommen die manuellen, flößten ihm tiefen Ekel ein. Er wurde 17 Jahre
alt, ohne irgend eine Neigung für das weibliche Geschlecht zu empfinden. Er
kam auf die Hochschule, studierte die Rechte ohne tieferes Interesse. Die
Schriftstellcrei zog ihn an. Er beschloß, Schriftsteller zu werden, veröffent-
lichte mehrere Werke mit vollständigem Mißerfolg. Während des einjährigen
Militärdienstes versuchte er sexuelle Beziehungen mit Frauen anzuknüpfen,
da ihn seine Kameraden wegen seiner mädchenhaften Schüchternheit ver-
lachten. Der Koitus machte ihm kein Vergnügen, er kehrte daher zur Onanie
zurück. Nachher bereitete er sich auf das Doktorat vor und publizierte zwei
Romane, die unbemerkt in Vergessenheit versanken. Seine Lieblingslektüre
waren pikante Schriftsteller.
Mit 22 Jahren fühlte er das erste Mal ein unbestimmtes Verlangen zur
passiven Päderastie und machte eehüchtenie aber erfolglose Versuche in
dieser Richtung. Er begann nun mit großem Vergnügen hübsclie und elegante
Burschen zu betrachten. Sein Lustgefühl steigerte sich, wenn seine Objekte
Lackschuhe trugen. Diese Lackschuhe stellte er sich vor. wenn er zu Hause
onanierte, woItoi er immei' den letzten aktuellen Anlaß benützte.
Er war immer überzeugt, daß er als Schriftsteller einen großen Erfolg
haben werde und mißte seine Familie in geschickter Weise durch 4 Jahre zu
täuschen. Er behauptete, bei einem Advokaten angKtellt zu sein. Er begab
sich jeden Tag angeblich ins Büro, benützte alle mögliehen Ausflüchte, um die
Wachsamkeit seiner Mutter und seines älteren Bruders zu hintergelien Er
erzählte allerlei Details über sein Studium und die Intensität seiner Arbeit
Auch von den Ei'folgen seiner Stücke -n-ußtc er zu berichten. Täglich verließ
er zur Beiben Stunde seine Wohnung, wanderte in verschiedenen Museen herum
oder Bammelte Schmetterlinge. Während dieser Wanderungen suchte er ver-
geblich sein Ideal, von dem er folgende Schilderung entwirft: .,Ich sehnte
mich nach einem eleganten, gebildeten, jungen Mann. Wir sollten täglich
mehrere Stunden mit Gesprächen über Literatur, Philosophie usw. verbringen
Dazwisclien sollten wir Liebkosungen austauschen und uns gegenseitig
masturbieren. Von diesem Ideal würde ich nie die Päderastie verlangen die
widerlichen Details könnten unsere Freundschaft zerstören. Hingegen wünscht«
ich mir, wenigstens einmal von einem anderen Manne besessen zu werden nur
um dieses Gefühl kenrira zu lernen. Aber keiner dieser Träume sollte' sich
jemals erfüllen.
Entmutigt durch die Erfolglosigkeit seiner literarischen Bemühungen'
gepeinigt von der Angst vor der Entdeckung seines komplizierten Lügen-
Abgreuzuiig des FetiEcbisraiis. 23
gerebes, verstöi't durch die Uninögliclikeit, seine pädei'aetischen Träume .zu
realieiereii, die ihm wie eine O'ata morgana schwanden, n'emi er sie durcii
allerlei mehr oder minder burleske Abenteuer realisieren wollte, kam er nach
Hallte, wurde erregt, mißgestimmt und von einem hartnäckigen Stirnkopf-
sehnierz gequält. Um seine Leide nsehaft zu beschwichtigen, kam er aul den Ge-
danlceii, den Penis durch eine Billardkugel zu ersetzen. Die erste war zu groli
und verletzte ihn. Endlich fand er das gewünschte Kaliber. Die betreffende
Prozedur schildert er folgendermaßen: „Mit einer rosaseidenen Danienhose be-
kleidet, die ich lange Zeit vorher gekauft hatte, führte ich kauernd die mit
Vaselin eingefettete Kugel in den Anus ein. Sorgsam schützte ich die Hose
durdi einen alten Leinen! ani])üii vor Beschnmtzung. Dann drängte ich die
Kugel mit der linken Hand gegen den Anus, um sie förmlich schnappen (ha.p-
|ier) zu liönnen, wähi'end ich mit der rechten die Hose festhielt. In diesem
.Monienle hatte ich nur <'ine halbe Erektion, der wahre Genuß begann für mich,
wenn die Kugel schon im Anus eingeführt war. Während ich mit der rechten
Hand (monierte, bemühte ich mich, die Kugel herauszudi'angen. Gehing es mir,
so drängte ich sie mit der linken Hand wieder zurück und wiederholte dieses
Manövei- fi— 8, 10—13 Mal. Mein Lustgefühl steigerte sich, wenn es mir gelang,
die Kugel mit einem Griff einzuführen. Dabei versuchte ich, (iie Ejakulation
sc lange als möglich hinauszuschieben und kam zum Orgasmus, wenn ich die
Kugel nach ihrem letzten Ausstoßen zwischen meinen Nates fest-
gezwängt hielt." ■
Die Sensationen wäliremi des Aktes schildert er als außerordentlich ■ 1
kompliziert und viel weniger klar als die Onaniephantasien früherer Jahre. ]
Kr hatte ein doppeltes Vergnügen: 1. Er stellte sich beim Einführen und
Herauspressen der Kugel das Glied eines seiner letzten Objekte vor, das ihn
durch seine Eleganz mid iieBonders durch die Lackschuhe entzückt hatte.
..Ihre Bilder erschienen mir in Reihen von 4, 5, fi, bis ich :
beideniverlockendstenBildestehenbliebundzum Ol- I
g a s m u s gelangt e," 2. Es schien ihm, als ob seine Objekte ihn während
des padei'astischeii Aktes zu gleicher Zeil masturbierten. Diese sondcj'barcn
Prozeduren geuijgten ihm abej' niclit. Er aunoncierte an Ölfentüchen Orten durch
stereotype Inschi-iften, die etwa folgendermaßen lauteten: „Ich biete meine
Nates s",hönen Mäimern, welche Lackschuhe tragen, an." Dabei sparte er nicht
mit widerlichen Verspredumgen. Während des Schreiljens des Wortes Lack-
schuhe trat eine Erektion ein. Die Lackschuhe waren seine Zwangsvorstellung.
\uf der Gasse sah er jedem Menschen auf die Füße. Der Dreiklang; Lack-
ächnhc schöner, junger Mann, Eleganz, führte sofort zu einer Erektion. Stmi-
denlan'' stand er vor Schuhwarengeschäften, machte die größten Umwege, um
zu deirverschiedenen Läden zu gelangen, und es kostete ihm große Mülie, sich
dem Zustande der Trunkenheit zu entreißen, in den er durch diesen Anblick
versank Je glänzender sie waren, desto mehr erlag er ihrer Faszination. Bei
Nachi träumte er, daß er die Schuhe aus dem Laden raubte. Endlich kam er
auf'den Gedanken, sich ein Paar Lackstiefel zu kaufen, wie sie die Zöglinge
der Militärschulc zu tragen pflegen. Was nun folgte, war ein Rausch des Be-
sitzes den er folgendermaßen beschreibt: „Mit ungeheurer Erregung trug ich
nach H-nFe Mein Herz .schlng zum Zerspringen, ich schloß mich m mein
yLmer ein um meine Acquisition nach Herzenslust genießen zu können. Ich
stellte die Schuhe auf die seidene Hose. Meine sexuelle Err^ung erreichte
.it lieftiKer Erektion ihren Höhepunkt. „Endlich, endlich habe ich sie!
V ederholle ich mir. „Vor dem Schlafengehen stellte ich meinen Schatz auf
i) I ■ Fetisch ismus.
das Naphlkästchen, so daß er von der Lampe grell beleuchtet wurde. leb
konnte meine Blicke nicht abwenden. Meine sinnliche Begeisterung äußerte
sich in periuanontor Erektion. Den nächsten Morgen mußte ich sie lange an-
blicken, bevor ieh mich entscheiden konnte, auszugehen. Jeden Tag holte ich
■von da an meine Stiefein aus dem Karton hervor und starrte sie lange an."
X. behandelt die Lackstiefel mit der eifersüchtigen Aufmerksamkeit
eii.es Geliebten. Eines Tages hatte das Dienstmädchen sie beim Aufräumen
auf einen anderen Platz gestellt. Er war davon sehr betroffen und sperrte sie
nun sorgfältig in einen Kasten.
yeiiie größte Freude ist es, sie täglich hervorzuziehen und zu betracliten,
Er versäumt kein Mittel,'um ihren Glanz zu erhöhen. Er stellt sie ins Fenster,
um sich an dem Reflex der Sonnenstrahlen zu weiden. Er bewundert sie. Er
isL so fasziniert, daß es zum Orgasmus kommt. Lange schwankte er, ob er in
den Stiefeln ausgehen solle. Endlich entschließt er sieh, im Reitkostüm die
Lackstiefel ausxiiführen. Er hofft, Aufsehen zu erregen und von einem seiner
Objekte begehrt zu werden. Er erreicht sein Ziel nicht. ,,lch kehrte heim",
führte er aut, „außerordentlich iibererregt und konnte keinen Bissen zu mir
nehmen. Zwiir wendeten sich viele Leute auf der Gasse um, um meine Stiefel
au botrachten. Aber da diese Personen meinem Ideale nicht
entsprachen, machte es mir kein Vergnügen. tJberdies be-
merkte ich an den Lackstiefeln einen kleinen Sprung . . . Das betrübte mich
so, als wenn ich die erste Falte in dem Gesichte eines ge-
liebten Wesens erblicken würde. Seit damals ziehe ich sie nicht
nuhr an''.
Der Fclisdi wirkt bei ihm nicht nur durch das Sehen. Auch der leiseste
Geruch seiner Laekstiefel kann zu Orgasmus führen. Er riecht sie mit außer-
ordentlichem Vergnügen. Ihre Berührung vermittelt ihm wunderbare Genüsse.
Des Morgens nimmt er sie in sein Bett und drückt sie zwischen seine Schenkel,
wobei er sich beherrschen muß, als ob er Angst hätte, sie zu beschädigen. Von
seinen Bejiiehungen zu den Lacksliefeln entwirft X. folgendes Biid:
Ich ziehe meine rosa Seidenhose und meine Stiefel an. Ich steige mit
•'Hspreizten Beinen auf zwei Sessel und iwtraehte mich im Spi^el. Ich onaniere
und fixiere die ganze Zeit immer meine Nates, meine Schenkel und besonders
meine' Stiefel. In diesem Momente könnte ieh mich selbs-t
lieben, meinen ganzen Körper liebkosen, wie ich ihn im
Spiegel sehe. Der Anblick kann mich so erregen, daß ich manchmal die
liillardkugel gar nicht benötige, um zum Orgasmus zu kommen. Mein Ziel
ist es dann., den Strahl de.s Spermas in die Stiefelschachtött'uung m dirigieren.
Gelingt es mir. i^o fühle ich einen Panjxismus der Lust. Ein anderes Mal reibe
ieh vor der Ejakulation die Nales, die Schenkel und den Anus mit einem
Stiefel, wahrend ich hartnäckig und unverwandt den Reflex des Lichtes auf
dem anderen betrachte. Aber fast immer stelle icli jeden Stiefel auf einen
Sessel nahe dem Fenster, drehe sie so lange, bis sie möglichst stark glänzen,
stelle sie in eine bestimmte Distanz, um sie während der Ejakulation so er-
reichen zu können, daß ich in eine der Öffnungen spritzen kann. Im Momente,
d?- der Samen den Stiefel berührt, empfinde ich neben einem außerordentlichen
Orgasmus ein Gefühl des Triumphes und des Sieges."
Nun schritt X. zui' Verwirklichung seiner Phantasien. Er geht in seinen
Stiefein aus. Er sieht einen jungen Radfahrer, dei ihm gefällt. Der Radfahrer
ijliekt sieh nach ihm um und betrachtet seine Stiefel. Endlich hat er sein Tdeai
Abgrenzung des Fetiscbismus.
25
erfunden' Im Paroxismue seiner Erregung exhibiert er seine Genitalien. Seine
' ntälchung .st groß, als sich der Unbekannte kühl entfernt, Das Resu a
dieser Demonstration war, daß er aut die Anzeige enies Passanten
arretiert wurde.
Das Gutachten der beider, Sachverständigen wies auf die erbliche Be-
lastung des Kranken, auf den zwangfiaften Charakter der Impulshandlung hin
und i'ltciierle für Intemienmg des X. in eine Irrenanstalt. Uas Gericht schlol.^
eich diesem Vorsehlagc an.
Dieser bemevkenewerle, geradezu einzige Fall zeigt die charakteri-
stischen Merkmale eines echten Fotischisten. In erster Linie sehen wir
ein Ausweichen vor dem Weibe. X. versucht einige Male den Koitus aber
er macht ihm kein Vergnügen. Er baut dann seine homosexuelle Kom-
ponente aus und tut BO, als ob er einen Partner sucl^en ^vurde. Aber ei
findet keinen. Er hat keine Kraft zu einer Aggression und weicht in
Wirklichkeit allen Gelegenheiten aus. Zeigt ihm em junger Mann Ent-
gegenkommen, so findet er, daß jener seinem Ideale nicht entspricht.
Kurz, er weicht der Realität aus und lebt in seinen Phantasien.
Der echte Fetischist lebt sich in der Onanie
aue Es gibt keinen Fetischismus ohne Onanie. Auch X. ist ganz der
Onanie verfallen. Die Realität hat für ihn den Wert verloren. Er lebt
in der AVeit der Träume! ■ " ■ , "
Aber diese Welt der Träume reicht in seine Kindheit zurück. X. ist
.vie alle Fetischisten ein typischer Fall von psycho.exuelle.n Infanfi-
ii^mus. Zugleich drängt es ihn zu einer Impulshandhmg Er konnte die
S iefcl aus der Auslage stehlen! Er exhibitiomert schließhch im Bo.s de
V K-ennes. Leser, welche Bd. V und VI studiert haben, werden die ver-
ISenen lächerlichen Prozeduren des Herrn X '-f^t versahen ,^^^
Stiefel repräsentieren ihm zwei lebende Personen (vielleicht die El ein ,
rSd für ihn Symbole bestimmter Personen und Ereignisse, nni H.lfe
Tld Verschiebungen (V e r 1 a d u n g e n) werden mächtige, aus der
Z^^^^^^ Affekte von ihrem ursprünglichen Objekte scheinbar
^„l und auf die Stiefel verladen. Die Stiefel werden dann ein Idol,
ein wirklicher Gott, ein echter Fetisch.
In allen Fällen von Fetischismus finden wir Reihenbildung und
u 1 Hier scheint eine Treue an ein Objekt vorhanden zu sein.
einer. Harem Hiei sche.m^ ei verschiedenen Partner, der
p,, ff^^'f2^^'^^ZX2£.n ein halbes Dutzend vorstellt,
Obiekte, V- ". X.n Favoriten haften bleibt. Der Wieder-
„i, er scliheLshch '^'" ^^nistischen Aktes deutet auf die mangelnde
Beh-iedigung hin. 1^ ^ ^ ^" ^-^ ^^^,, ersetzt worden. Es kann
ther :::XÄ^;:ltl Erschöpfung eintreten. Wir .erden in
2B ■ Fetischismus.
(lön meisten dieser Fälle gehäufte Onanie bei einem Dutzend Mal im
Tage beobaetiten können.
Dabei besteht ein Drang zur Exhibition, zur öffentlichen Mastur-
bation, zur Auesprache der lieimliclien Wünsche. X. kündigt eich durch
Inschriften an, er maclit sich auffallend, er exliibitioniert schließlich an
einem öffentlichen Orte.
Alle diese Kranken leiden unter der gähr enden
Kraft des Geheimnisses. Sie verbergen sich scheu
II n d leben in ihrer Traumwelt, aber eine zweite
Kraft drängt sie dazu, sich zu verraten, sich mitzu-
teilen, i li r Geheimnis symbolisch oder offen aller
Welt kundzugeben.
Wii' sehen nuch im Falle X. das Herimilanfen in einem Dämmer-
zustände (hyyonoischer Zustand Kretschmers}, den wir bei Besprechung
der Tmpulßliandlungen so oft feststellen koiuiten. Wir sehen eine außer-
ordentliche Fähigkeit zur Schauspielerei und einen Narzißmus, der sich
im Onanieren vor dem Spiegel äußert. Der starke Narzißmus fehlt in
keinem Falle von Fetischisnms. Das Onanieren vor dem Spiegel ist sehr
charakteristisch.
Wir haben also in Luuis X. einen echten Fetisehisten kennen ge-
lernt. Wir könnten uns in verschiedene Vermutungen über die sym-
bolische lifdeutung seiner Lackschuhe und seiner verschiedenen Mani-
pulationen einlassen. Meine Leser werden ja selbst vermuten können,
daß die beiden Stiefel vielleicht die Eltern vorslellen können, daß es sich
um pluralistiBclip Phantasien, um eine \ erdichtung von Geburt splianta-
slen und anderen sexuellen Vorgängen handelt. Ich werde ähnliche Fälle
durch Analyse aufklären, X. ist nicht analysiert worden und kam ins
Irrenhaus. Er hätte durcli eine Analyse von dem Leiden befreit werden
können.
Betrachten wii' nocJi einen interessanten Fall, ehe wir zur Abgren-
zung des P"'etiBc]iisnuis schreiten.
In den „Archives internat. d. Neurologie", 1922, Heft 1, veröffent-
licht Viollet folgenden Fall:
Fall Ni'. 4. Herr D., 25 Jahre, ist der älteste Sulm einer Familie mit
3 hindern, die zweite Schwester ist mit 18 Jahren gestorben, die dritte ist
1.6 Jahre ali. Der Vater leidet an chronischer Bronciiitis „et a' des habitudes
d'ethyhsnie". Die Mutter ist lie^ehränkfc, brutal und boshaft. Sonst ist erbliche
Belafituug nicht bekannt.
D. ist nie schwer krank gewesen, abpr hatte stets eine sehwache Gesund-
heit. Während des Krieges is(. er erst 3 Jahre später als seine AltcrseenosBen
eingezogen worden und nicht ins Feld gekommen.
Abgrenzung des Fetischismus. 21
• Kurz VDi- der Einberufung heiratete er und hat ein 4 Monate altes Kind,
das eine spina bifida incompleta und eine Atresie des Anus aufweist.
Masturbiert hat er schon mit S Jahren. Er will von selbst darauf ge-
kommen sein und hat besonders zwei Vorstellungen dabei. Die eine: Er ona-
niert auf („sur") seinem Kopfpolster, einem Kinder-
kopfkissen, mit Federtüllung oder indem er sich ein
kleines Mädchen, das in der Nähe wohnt, vorstellt.
Mit diesen Phantasien onaniert er seit seinei Kindheit. Trifft er das
„kleine Mädchen", das jetzt 25 Jahre alt ist, auf der Straüe, so hat er sofort
eine Erektion, gelit nach Hause, suclit sein Kissen liervor, versteckt sich ge-
vühnlich auf dem Boden und onaniert. Wenn das Lustgefühl dann kommt,
steht das Bild des Mädchens wie leibhaftig vor ihm und er hat ein sehr großes
Vergnügen. - ■>.■■<
Er versteckt sich, weil ihn seine Mutler jedesmal, wenn sie ihn beim
Onanieren traf, furchtbar geschlagen hat.
Einmal hat ihn auch seine Fi-au mit der Mutter zusammen vorprüg.>]t,
um ihn zu heilen. Er wohnt nämlich mit seiner Frau bei seinen Eltern.
Vor seiner Mutter hat er große Angsi;. Seine Frau findet er hübsch,
aber sie ärgere sich über sein Onanieren. "" ""'■
Geschleclitlichen Verkehr mit seiner Frau hat er täglich, aber das ist
für ihn weniger genußvoll, als wenn ei' mit seinem Kissen allein ist. Einmal
fand ihn seine Frau beim Onanieren und sagte ihm, er solle doch mit ihr
koitieren nnd das lassen, aber beim Versuche verging die Erektion sofort.
Das ist öfter vorgekoumieu und D. versichert, daß er. wenn er mit
seinem Kissen zusammen ist und eine Erektion hat, den Akt nie mit einem
normalen Koitus beenden kann.
Dieses K o p f k i e b e n muß s t e I, s dasein. Beim Schlafen hat
es einen sauberen Bezug, aber wenn er es beim Onanieren braucht, zieht er
einen alten schmierigen Bezug darübei-, der noch nie gewaschen worden ist.
Einmal hatte seine Frau das Kissen xmXvr der Matratze versleckt, da
suchte er es ängstlich, aber er onanierte nicht ohne Kissen. Erst als er es
wieder- in Händen hatte, onanierte er. wieder. Die Vorstellung des Mädchens
altein kann zwar eine Erektion hervurniien, aber wenn das Kissen fehlt,
kommt es nicht zum Onanieakt.
Mit diesem Mädciien, das in seiner Phantasie eine solche Rolle spielt, hat
D keinerlei Bezielmngen angeknüpft, im Gegenteil, er vermeidet es sogar,
mit ihr zu tanzen. An einen Beischlaf mit ihr hat er nie gedacht. Er stellt
: ;„ii i„n„(T so all vor, wie sie ■«irklich ist und mit den Kleidern, in denen
r -ie auf der Stra,ße traf. Dabei hätte or da« Mädchen, die aus den gleiclien
r,«RPllschaftski'eisen stammt wie er selbst, sehr leicht kennen lernen, sie auch
heiraten können. Aber er versucht (^ nie. Außerhall, seiner Onaniephan-
tasien existiert sin nicht iiir ihn, er liebt sie nicht.
Verfasser konnte nicht klar entscheiden, um wa^ lur eine Form der
f Besessenheit) Zwangsvorstellung es sich handelt. B m'a ete imposs.ble
drdSo mrir decisivement s'il s'agissait lä d'une obsession. >
D ist ängstlich und sehr einsilbig, er ist ganz gutwillig, aber er vei-
. ^.^ !^^„ q'inn der Fragen, die an ihn gestellt werden, wohl gar nicht.
fLfX onanierte D. aber auch, ohne die Fran gesehen zu haben. Nur
mußte e £ und ingestört sein und sein Kissen haben. Dann konnte auch
i" Fra'eitphantasie völlig aus den> Spiel bleiben.
28 ' - Fetisi^hismus.
Abel- das Kissen und Einsamkeit waren dringejidcä Bedüilnis. Die fand
er zu Hause schließlich nicht, da er von Mutter und Frau dauernd bewacht '
wurde.
Und so wurde D. in einer Gasse nahe seiner AVuhnung von zwei Frauen
hcuierkt, wie er auf seinem Kissen onanierte. Daraufhin wurde er verhaftet.
Hiezu bemerkt Yiollei, dali es nicht das Bedürfnis des D. gewesen sei,
öffeiiüicli zu onanieren, wie das üerichl aunaliin, sondern, daß er hoffte an
dieser Steile ungestört zu sein, als er dort von den Frauen überrascht WTirde.
Hätte er zu Hause in Ruhe onanieren können, so hätte er dazu keinen öffent-
lichen Weg aufgesucht.
D. ist im iibiigen von männlichem Aussehen, arbeitet ganz gut und ver-
dient seinen Lebensunterhalt für ^ith und seine Familie. Er ist keineswegs
ein asozialas Individuum.
.ledoch erscheint er debil: äußeret geringe Bildung, i>eschränkter Ver-
staiiii, krankhafte Furchtsamkeit und große Willensschwäche. Daneben ist
er Trinker, d. h. so wie man sie häufig in Burgund findet. Die Leute trinken
Rof-wein und kauen dazu Bi'<)tkru.sten, und zwar sehr viel Krusten.
Aber er ist kein Alkoholikci- im strengen Sinne, Trinkersymptome weist
er nicht auf und „der Alkohol kann in seinem Falle keine Rolle spielen".
Da D. während seiner Militärzeit, als ci' das Kissen nicht bei sieh hatte,
und in der Zeit, während der die Frau das Kissen versteckte, nicht onaniert
hair, glaubt Viollut. nach Verbrennung des Kissens würde der Antrieb zum
Onanieren fehlen. Daneben hält er gütiges und rücksichtsvolles Benehmen der
beiden Frauen füi' notwendig.
Es handelt sich um einen atyjiisL'hen Fall von Fetischismus, d. h.
um eine rudimentäre Form. D. war imstande zu lieiraten und den Koitus
auszuführen. Aber er war nicht imstande, auf seinen Fetisch zu ver-
ziditen. Suhr deutlich sehen wir zwei Formen der Verladung: Die eine
au! das Mädchen und die andere auf das Kiesen. In beiden Fällen handelt
es sich um eine Regression zu einem infantilen Ideale, wahrscheinlich
zur Mutter. Hier fehlt die Reihenbildung. Durch die Elie wurde die Aus-
bildung des echten Fetischismus verhindert. Auch sehen wir statt der
Reihe, statt des Harems eine pathologische Treue zum Fetisch und zum
Mädchen, ähnlich wie sie Douis X. zu seinen Lackschuhen zeigte. Wahr-
scheinlich würde eine tiefere Analyse die Reihenbildung nachweisen
können. Auch in diesem Falle führt die „gährende Macht des Geheim-
nisses" zu einem exhibitionistischen Akt, der den Täter mit dem Gesetze
in Konflikt bringt. Die vorgeschlagene Therapie (Verbrennung des Kis-
sens) richeiut mir lächerlich und erfolglos zu sein. Das Kissen wird wahr-
scheinlich durch einen Harem von neuen Kissen ersetzt werden.
Wir kommen vorläufig zu folgenden Schlüssen:
In einem Falle von echten Fetischismus finden wir:
1, Der Fetisch ersetzt den Partner! Dadurch
i- II t ä t e h t ein deutliches Abrücken von der aktiven
Sexualität. Der männliche Fetischist flieht oder entwertet das
Abgrenzuug des Fetischismus. 29
Weib, die weibliche Fetisehistin ist beim Manne aiiästhetiach oder sie
vermeidet den Koitus gänzlich.
2. Der Fetischist leidet an einem psychosexu eilen In-
fantilismus und lebt diesen Infant iliemiis in seinen Onaniephanta-
sien aus.
3. In den meisten Fallen findet eine U e i he n b i 1 d u n g statt.
(Haremskult des Fetiscliisten.)
4. Die Tendenz, die verbotene infantile Ijust wieder zu erleben,
füln't zu allerlei 1 ni p ii 1 s h a n d 1 u n g e n. Die Fetischisten sind
Wanderer, Kleptouianen, Exhibitionisten usw.)
5. Der Fetisch entsteht durvh A f f e k t v e r s i- h i eb un g und
S y ni b 0 1 i s i e r u n g. Er absorbiert allmählich die ganze sexuelle
Aktivität.
6. Der Fetischismus ist eine komplizierte Zwangsneurose
und dient auch a s k e t i s l- h e n Tendenzen. Er ist Buße und Lust zu
gleicher Zeit. '«
7. Die Impulshandlungen gehen in einer Art D ä m m e r z u- ■ M
stand vor sich. Der Fetischist ist ein Tagträumer, dem die Grenzen
zwischen Realität und Triumi vollkommen verschwimmen.
8. In allen Fällen lälU sich auch eine kriminelle Kompo-
nente nachweisen. (Sadistische Komponente des F.)
9. Der FetischiBmus ist eine Art Religion.
10. Der Symbolismus des Fetisrhisnnis kann nur durch eine tief-
gehende Analyse aufgeklärt werden.
Diese Ausführungen mögen voi'läufig genügen. In den späteren
Kapiteln werden wir Gelegenheil haben, diesen zehn Punkten wichtigo
Ergänzungen hinzuzufügen.
f
i
r
iV,
!
II.
Analyse einer individuellen Liebesbedingung.
Wenn wii- also den Ausdruck „Fetischismus" für jene schweren
Fälle von Paraphilie reservieren müssen, in denen der Fetisch das Sexual-
objekt ersetzt und den Kern eines kompliziej'ten Systems bildet, so
müssen wir eine Menge von anderen Absonderlichkeiten aussd^eideu, ■
die bislier als Fetischismus beschrieben wurden. Wir begeben uns auf -
ein bekanntes Gebiet, das der spezifischen Liebesbedingungen. Ich
brauche meine Leser nur auf Band 111 (die Kapitel ,,Die Liebe auf den
ersten Blick"' und „Individuelle Liebesbedingungen") und auf Band IV
(„Die Bedingungen dei' mäimlichen Potenz") zu verweisen.
Das Gebiet des „Fartialisnius" ist fast unerschöpflich. Jedermann
hat seine sexuellen Prädilektionsstellen, wobei einerseits konstitutio-
nelle, andererseits konditioneile Faktoren eine Rolle spielen. Je tiefer
ich in die Materie eindringe, desto erstaunter bin ich über die un-
erwartete Fülle der „erogenen Zonen" und der spezifischen Liebes-
bedingungen.
Ich habe nicht die Absicht, auf die verschiedenen Formen des
Partialismus einzugehen, die wissenschaftlich an und für sich wenig
interessant sind, bloß als Kurioea zu gelten haben. Ic!i will an Hand
einiger Analysen nachweisen, daß die Verhältnisse oft ein bißchen
kompliziert liegen und sich mitunter wunderbare Deterniinatiüiicn des
Partialisnms ergeben. Ich wähle als Beispiel die Analyse eines Falles
von sogenanntem „Busen- und Popofetischismus", der, mit einer Im-
potenz kombiniert, leicht zur Annahme eines echt^'n Fetischismus hätte
verleiten können. Der Fall ist interessant, weil er sich mit Klepto-
manie kombiniert, also auch Impulshandlungen zeigt. In den nächsten
Kapiteln werde ich zwei Fälle von Wadenpartialisraus eingehend ana-
lysieren und etwas tiefer in die Psychogenese dieser Störungen ein-
dringen können.
Nun zu unserem Falle:
Fall Nr. 5. Hen- 1. 0., Banklieamter, 38 Jahre alt, konsultiert mich
wegeu vollßtändiger Impotenz. Seit 2 .Jahren ist er unfähig, einen Koitus
Analyse einer individuell an LiebeEbedinguog.
31
]
auszuführen. Vor einiger Zeit hatte er noch eine schwache Erektion und e&
kam zu einer Kjaculatio praecox. Jetzt sei auch diese J^relitionsfähigkeit
geschwunden.
Er habe nur ein Jahr laug onaniert, als er zwischen 15 und 16 Jahre
alt war, und dunn die Onanie auigegeben.
Über besondere Phantasien und Bedingungen befragt, gesteht er, daß
er eine Szene in der Erinnening liabe, die ihn sehr errege und die er eich
immer vorstellen iiiüsse. Er war mit 17 Jahi'eu in einem Schneldergesch'-'.ft
angestellt. Die Schneider i'aliten die Mädchen oft an den Brüsten und an den
Hinterteilen , Diese Griffe seien seine Liebesbedinguug.
Er stelle sich i ni ni e r vor, daß er hinter einem Mädchen
stelle und ihren Busen greife. Ohne diesen Griff sei er
vorher impotent gewesen. Jetzt helfe ihm auch der
Griff nicht mehi-.
Auf den Vorschlag einer Analyse geht er gerne ein. . , , •, -;,,
Er erzählt die obligate, belanglose Jagendgeschichte. Sie waren 7 Ge-
schwister, er war der Jüngste und wurde sehr verzärtelt. Er wurde nie ge-
schlagen, lernte mit 15 Jahren die Onanie durch einen Kameraden kennen
imd gab sie bald auf.
Er zeigt deutliche Widerstände gegen die Analyse.
Er habe die Überzeugung, daß man ihm nicht helfen könne. Er zweifle
nicht an meinem Können und meinem guten Willen, er sei aber ein ver-
lorener Fall. Er wird belehrt, daß er sich vor den weiteren Enthüllungen
fürchte und aus diesem Grunde die Analyse abbrechen wolle.
Er berichtet, daß er durch 8 Jahre (von 20 — 28) zu einer blonden
Dirne gegangen war, die ihn sehr anzog, so daß er bei ihr nie impotent
war. Dabei hatte er ein eigenes Zeremoniell, das er einhalten mußte, um
«Ue Erekt.ion zu erzielen : Er stellte sich mit der Dirne vor
einen Spiegel, so daß er sie nackt sehen konnte. Er
stand hinter i h i' n n d faßte sie fest an den Brüsten. So
blieb er eine Weile stehon, dann griff er an die Nates,
worauf der Koitus in d e i' n a t Ü r 1 i c !i e n Lage o i' f o 1 g t e. Es
passierte ihm oft, daß er l)ei anderen Uinifu impotent war, bei dieser konnte
er immer den Koitus durchführen.
„Hat diese Dirne eine Ähnlichkeit mit irgend einer Person, die in Ihrer
Jugend eine Kolle gespielt hat?"
Erst sagt er: „Nein", dann besinnt ei' sich:
„Ich finde, daß sie meiner um 5 Jahre älteren Schwester auffallend
ähnlieh ist. Nicht so sehr im Aussehen. Aber die Mienen, die Bewegungen,
das liebe Wesen ..."
Er gibt also die Möglichkeit einer Fixierung an seine Schwester zu.
(Patient hat keine Ahnung von den Freui/scheii Porschmigen.)
Er berichtet, daß er noch öfters in den letzten Jahren onaniert liat.
Dabei muß er eine merkwürdige Position einnehmen. Er steckt das Glied
zynischen die Füße weit nach rückwärts und massiert es dann an der Wurzel
so lange, bis die Ejakulation erfolgt.
Plötzlich erinnert, er sich an einen Onkel, der ihm das Onanieren ver-
boten hatte und ihm allerlei Krankheiten prophezeite. Der Onkel starb, als
; 1
I . Fetischismus.
er 8 Juiire iiU war. Er hatte also schon vor dem 8. Jahre onaniert und
war vor den Folgen gewarnt worden. ,,..,. ■ , , u ^,.
Jetzt verstehen \^ir. warum er heute wieder hartnackig wiederliolt ei
wisse, er sei dnreh das Onunieren impotent geworden. Das Schnldgefuhi
etammt aus der Kindheit.
Er ist ein ausgesprochener Familieneklave. Er kennt nichts als seine
Familie Er lebt mit der Mutter und einer ledigen Schwester, mit der er
immerfort Diiterenzen hat. Wegen Kleinigkeiten kommt es zu großen
Streitereien Er denkt oft daran, die Schwester zu verhcirateo, aber sie ist
sehr wählerisch und schlägt alle Freier ab. Eine ältere Schwester ist sehr
gut verheiratet, sehr wohlhabend; sie möchte sozial nicht unter der alteren
Schwester stehen. , ■ , -i
Er dachte sich einmal: Wenn die Schwester heiratet, so ziehe ich ku lUr.
Dieser Gedanke wunderte ihn sehr, da er ja scheinbar die Schwester nicht
ausstehen kann.
Er berichtet zögerad, daß er einmal einen Traum hatte, in dem er
die Schwester koitierte. Dieser Traum war ihm sehr peinlich
Er behandelt jedes Mädchen jetzt wie eine Schwester, jede Weiblichkeit
Wir verstehen jetzt, warum er die Frauen von rückwärts angehen muß.
Er will ihr Gesicht nicht sehen, um die Fiktion einer Schwester festhalten
zu können ^_^^^ ^^^^^^^^^ .^^ ^^.^^^^ .^^ ^.^^ „Krankenschwester--, zu
weicht- Neigung ihm die Assoziationsbrücke „Schwester verholfen ha^^te.
Inf c'nem Vusftuge küßte er sie und fühlte nur Hingabe und keinen \yder-
einer Blamage den Koitus nicht.
y ■ . ■ ^ "spTnt^n berichtet er von einer Neigung, die er .u einem schönen Mit-
1,-u, l,«ne Es tritt eine starke homosexuelle Komponente zutage. Er
war r'i.^^- Tagen im Dampfbade. Da rei.ten ihn oifenbar die Miumer
Senn beim Waschen mit Seife führte er den Finger m den Anns ein und
saTe sich- ,Das machen die Homosexuellen V Dann iuhlte er eine helt.ge
tbscheu gegen diese Art der Befriedigung, Sonst sind ihm Homosexuelle
nicht ekelhaft, im Gegenteil, er hält sie für bedauernswerte Geschöpfe
Die rückwärtige Stellung erklärt sich auch aus der homosexueUen
Triebrichtung Er denkt dabei offenbar auch an einen Mann. Er führte hei
Dii-nen 'luch öfters das Glied rückwärts zwischen die Schenkel und erzielte
so eine größere Steife des Gliedes, so daß er früher mit Hilfe dieses Kunst-
griffes den Koitus ausführen konnte.
* Patient erinnert sich, daß er bis zum 5. Jahre auf den Topf gesetzt
wurde weil die Eltern Angst hatten, er könnte in den Abort fallen. Diese
Angst blieb ihm noch die ersten Jahre in der Schule, so daß er einmal in
der Not in die Hosen defäzierte.
' Da seine Schwestern auch den Topf benutzten, kam es vor. daß er sie
in dieser Stellung beobachten konnte. Dieser Anblick — die Schwester von
rückwärts — dürfte der Ursprung seiner Paraphilie sein.
Aiialysp einer iiuliviiliiülli'n l.iel'e^'bediiii.'img-
m
El- liiit KLihlrt^icIit' Iilinsynkiii.^^icii ims der KiiHÜK'it. iiic> ihm goiilicbni
fiinfl. Sil k;mi] er kein HiiUcrbrüt (■st^en, Limti keine]! SchwciKerküso, weil iJuii
<lw Genieli uiiniipenoliin ist. Die iiähi'iv [■jrlin--:elmiif; erfiilil, diill iliiTi der
{.reriieh iiiuiiigenelmi ist. iveil er an lieii Viif^initlpenicii eriimi'i'l. l-lv ki'imt
einen Vers, den ei in dei- vScIuilc liorte und der auf ilm einen leliliafteii ICin-
drnck niaclite; „Scinvei/.ei'käs und Miiilrlienloeli — .-iliukeii, alter ^t-hnK'ek<'n
-diicli!" — — —
Von diesei' ICi'iiiiU'ruiiff hi^ /.u der l-'h.inlasio einet. Kuntiilin^ii.- int ein'
kleiriei' Sduilt. Kv gibt zn. dalA er von t^olelien Piiantatiien lielierrselit wird,
alier Hicli imiin'r dachte, er konnte er^ nur eiiietn reinen, apitelillicheii M.idcheii
niitelien, Dirjieti WHi'eii iiini iiiiniei' iinappetilÜeii und mit -Miidolien iiiiderer
.Art. luitte er nie zn tun gehabt.
Kl' liringl eine FfiUe von EriiuieriiiiKi'n. welelie beweisen, wie er die
Schwealer lieht und wie er iin ihr liängl. Er Imlle r^ie immer ane; dem Ünru
;»l). sie teilten alle guten Biesen, er fiinp: mir mif ilir .<|>azieren.
Er AvitI iiher eine merkwürdige Ereclieiniing Hesehciil wissen. Er ist
gezwungen, immer iiachzndeiiken. was geselichen würde, wenn der oder jener
Schwager oder gar die Mutter sterben würde. Dieser Todes^gedanken kann
VT sich iiiehl erwehren. Anl'seidiili über die Quelle dieser Phantasien lii'iiii,'t
uns der folgende Tranin des Kraiikeii:
Ich war in einer Wolinung — ich weili iiichL ob ee meine oder
eine andere war — , wo ich mich sehr lieiinlicli gefühlt liabe. Dort wohnte
auch der soKialdeinokratische Abgeoi'dnele Domes (den ich gar nicht
keniio). Dieser ivar dort fremd, während icli dort heimiscli war. D. war
enthoben ah Fcldurbeitei'. Mein Schwager Max Weinberfj; war gleich-
falls enthoben als Kaufmann, weil er anl seinem PraterkompleÄ ein
ganz- kleines Stiickciien Feld hatte, das er bebaute. Ich rechnete es
nioineni Schwager als besondere Tüchtigkeit au. daU er wegen dieses
imbcdeut enden Stückchen Feldes enthoben wurde. Anf einmal sehe ich
nieinen Urnder vor mir gleichsam an Stolle dieses Domes. Er war eiii-
"■eriickl (?). Ich hal)i' darauf hingewiesen, wie tüchtig mein Schwager
ist, du es ihm wegen ilieses kleinen Plätzciiens gelungen ist. onthnben zu
werden im Gegensatz zu meinem üruder.
Vorher ein Wachtraiun:
Mein üindor hat mich zum Apparat gerufen und sagte mir: „Wor
"laubst, wer dich aiifrnfl.'r' Der Kaisor!" Ich war darüber sehr erfreut
und erwachte.
Der Kaiser im Tranme reiinisentierl die iiei'rscheude Macht, den leidenden
Gedanken, den Menschen, den man am meisten liebt. Wir werden bald ei-
. fahren, wer dieser Meiisi'.li ist. Der nächste Traum verrät uns, daß es sich
nm seine Lieblingeschwester handelt, die an Herrn Weinberg verheiratet ist.
Die Wohnung, um die es sich handelt, .ist die Wohnung der Schwester.
Er ist dort zu Hause und der Schwager ist eigentlich eia Fremder. Der
Abgeordnete Domes ist unlängst gestorben. Er hörte dm emst in einer
Versammlung reden und beneidete ihn. Sein Schwager V\ hat einen sehr
«roßen Penis nnd seine Schwester beklagte sich, daß er ihr keine Ruhe Ia.«sc.
Die Familie intervenierte und forderte Herrn W. auf. die .lunge iMau m
>:chonen Ihn den Impotenten, erregte diese Eei.stungsfähigkeit auU iiochst«, ■
SlektJ, Sturnns" dt-s Tri«l>- unJ ÄH,.ktlst.üns. VII.
3
H4
FetiKthismni?.
■/i
er I'aini die Schwester sehr herunlergekomineti und schlecht ituäsehend, vßii-
ülicrte sogar die Frage einer Scheidung, tia sie sich nicht glücklich Iiihlte.
Der Schwager betonte ihm oft. daß er koLtieren könne, wann erwtiUe.
!'> war ein sehr tüchtiger Arbeiter „im Weinberge des Herrn". Seinem
Bruder aber war die Frau geetorben. Wenn aber der Mann seiner Sehweeter
im Feld gefallen wäre {er stand später an der nördlichen Froui und wurde
schwer verwundet), kü säße er heute mit ihr in der schönen Wohnung imd
wäre den Schwager und die Eifersucht los. AUu TodeswUneche gegen seinen
lioehpotenten Schwager, der ein ganzer Mann war, während er sich als
minderwertig und impotent fühlte.
Noch tiefer in die verwickelten Probleme seiner Parapathie bringt uns
der niicliste Traum:
Ich ging nach Tisch in die Ungargarise zum Keitlehrinstitut. \ öt
dem Kingangstur zog ich meine ärarisehen Schuhe aus, wahrsclieinlich
um üu schlafen. Vor einigen Militärpprsonen, die aus- und eingingen,
\n\üe ich Angst. Nach Sonnenunlergang nahm ich meine Schuhe, um
sie anzuziehen, da lagen ein Paar neue, braune, ararische Halbschuhe
aus schönem, '/.eltartigcn Sioff daneben. Ich wallte diese nehmen und
weggehen, aber blolifüiüg konnte ich nicht und deshalb legte ich die
Halbschuhe nehou mich und begann meine Schuhe anzuziehen. Zum
rechten brauchte ich unendlich lange, etwa 'i. Stunde, denn os ^mde
^chon dunkel. Da kam ein großer, energischer Mann ohne Bluse -
ich hielt ihn für den Feldwebel — , nahm die Halbschuhe und fragte
mieh harsch: ..Woher hast Du die Schuhe?^ Vor Angst- antwortete^ ich.
daß sie mir gei.ören. Er drehte die Schuhe um. um das äransche Zeichen
■ ,u suchen das ich in dem Moment bemerkte, da tnrchtet* ich. für den
Dieb gehalten zu werde.i und wollte .ehon sagon. dalj sie hier gelegen
waren sagte aber statt dessen; ,.Wenn sie Dir gefallen, behalte 3I'>.
Ich sprach ihn gleichfalls per Du an. um y.n dokumentieren, daß wir
Kollegen seien denn ich war nur Koi'poial, nlter auch 1 niei'otli/ier.
Während dieses Gespräches begann ich meinen linken Schuli aiizu/.K'ln4i.
die 7.unge war auch lose und mußte mit dem Kiemen durch ^ oder
. 10 Ringe am Schuh befestigt worden. Als ich im Schuh war. bemerkt<^
ich 6a!^ die Zunge, die ich innen befestigt hatte, außen war und nur
■ mit einem Ringer! am Schuh hängte; ich zog Ihn nUn wieder ans. am
von vorne zu beginnen. Währenddem ging lier Haim ;uif und ab. dal'ei
Rtehen bleibend und mich durchbohrend musternd. Ich konnte seinen
Blick nicht ertragen und fürchtete mich sehr vor ihm. dachte, der ilaun
sieht ganz intelligent aus. vielleicht ist er Hauptmann oder überhaupt
Offizier und böse, weil du ihm Du sagtest, du mußt ihn also nächstens
per Sie ansprechen. Dann erwacht-e ich.
Der Feldwebel des Traumes erinnert ihn an seinen Vater. So strenge
war sein Vater mit ihm und achtete auf die Moral des Hauses. Der Feld-
webel wird hier der Vertreter der Autorität. (Vater — Arzt — Gott.) Die
\ngst vor den Menschen erinnert ihn an einen Vorfall, den er in der ^Militär-
zeit erlebte. Er hatte den Auftrag, für seine Kompagnie auf dem Lande
Lebensmittel einzukaufen und benützte diese Einkäufe, um auch seine Familie
zu versorgen. Auf einer dieser Hamsterfahrten wurde er von dem Gendarmen
angehalten und angezeigt, so daß er vor das Militärgericht kam. Er stand
!a"p
Analyse einer iadividiicllen Lieliosbc(liuj.'iitis!;. t^py
damals große Äuget aus. Er hat Angst vor lilleii Behörden. In dicaeiu
Traume lurclitet er die Mjijiiier, die ein- und ausgelien. Das ist seine Aiiget
vor dLT Homosexualität. Rci1*u symbolisiert Icoitieren. Er soll das Koiticren
lernen. Es gibt da zweierlei Arten. Man kann e^ gewöhnlich machen
(Komiuisscliuho) oder man kann es wie die L(4ten!iinuür niacheu (feine Halb-
scliuhe). Aber wie soll er ein Lebemann werden, wenn er imyotent ist? Ihm
gefallen iiimier die Frauen und die Bräute seiner Freunde und Bekannten,
Eä würde ilni reizen, mit ilnu'ii .,;inzul)ani]clii". Er ]tlian1aöi(i!t, daß die
Männer starben und die Frauen dann ilmi geliüreu. Wie kann er aber den
AVeg der Mornl wandeln, ohne sich durcli Impotenz y.n schüizon? Seine
Mannesriuhwiu-he wird durcli da^^ Si-luihiin/ielien deuilldi .sVEnbolit^iori. Das
Hineinsteirken gelit noch, ab<'r dann gib! i's gi'nlie ricJiwierigki^iien ..anzu-
bandeln". Rechter und linker ydiuli werden oiitßprechend der Symbolik von
reclil.s und links') in: Trauiiic gesondfil bi^iinudelt. Rechts geht es noch imch
groi-ier Mühe, aber links inüchl ihm die Zunge Schwierigkeiten.
Hier wird der Traum durchsichtig »nd verrät Bezieliungen seiner Zunge ■
zu seiner Inijjoienz imd zu seiner ...speziii sehen Phanla,sip": Unter Wider-
ständen giiit ei' zu. daß er sich viel in (ledLiidieii mit Fellatio und Kunni-
lingus beschäftigt. Er würde sehr gerne den Kunuilingu^ ausfuhren, wenn
er eine Jungfrau oder ein ,,rcines Mädchen" zur Verfügung hiitte. Auch eine 1
Fellatio hat er sich einmal machen lassen, die AViederhohmg aber voi- ' ^
mieden, weil ei' der Meinung sei. daß ee ..fuiehtbar scIiLidlich"' sein niü.'^fre. .' _
Ich vernuite, daß ii'goud ein wichtiges Erieimis mit dem 'l'raume im
Zusammenhange stehen müsse, was er leugnet. Er kenne keinen Feldwebel
und glaube, das ,a;anze sei eine Eriuuening -.m Erlebnisse seiner Dienstzeit.
Nur eine dunkle Erinneiung, als sei er als lünd einmal zu eiiu'r Schwester
gekrochen und der Vater hätte ihn dabei erwischt. Er weiß auch, daß der
Vati^r ihn au.'^ dem Bette der Mutter (Reilinstitul i gewie.sen hat. Vor den
Augen des Vatei's (durchbohrender Blick!) hatte er immer Angst. Der Vater
verlangte, dali die Kinder ihm Sie sagen sollten, walu'end in anderen Familien
die Kin'dei' die Eltern duzten.
Kino viel wichtigere Bedeutung des Traimies wird uns erst später be-
kannt werden. ■ ' . ■ . '
Traum der nüchsten Nacht:
Ich kam .5 Minuten nach V*9. ^l^u 20 Minuten zu spät ins Büro.
Um dem Generaldirektor nicht zu begegnen, kürzte icli dim Weg a!i
und ging durdi das Büi'O des Prokuhsten, der mich wegen des Zuspät-
kommens in liütlicher Form zur Rede stellte. Ich sagt« irgend etwas
zur Entschuldigung , . . .
Wir linden in diesem Traume wieder die Angst vor jeder Autorität
und die Angst, durchschaut und auf unrechten Wegen eitajjpt zu werden.
Die Analyse geht weiter. Er erinnert .>^irh an verschiedene infantile
Phantasien. So dacht« er oft darüber nach, die altesle Schwester zu er-
eteehon (zu vergewaltigen!) und dann in den Kerker zu kommen. Seine Ver-
wandten würden ihn besuchen, er aber würde stmnm bleiben und kein Wort
eprechen. Über die Familie käme dann eine große Schande.
'} Vgl. „Sprache (ies Traiiuiw" ilas Kapitel X.
3*
36
I .
Fei i Stil ism IIS
I
IIU' i'^lti-in iHbt.cu luigÜU-kiidi. Ik'r Val^ •f.-nv sehr streng niul halte
imiuiT etwiir: im rlcr Miit.l(^r zu ladein. R-iclic])hanlaäien -schoiiiL-ii richuii eehr
früh (üitstyiuk'ii v.u -n-in iiml «'iitsprecht-n iseilictil latenten Sadismus, der sioh
auch in Schiiinlinif?si)iLaiilasion äulk'rl«, die nodi vor ein jinar Jahren aul-
tanchen wollicn und vordriingt wni'don. Der Krieg mag da niLUichedci Kiir
Heaktivicrung hcis'-lragon haben . . .
AVonn er sich vom Klosrtt m^ Büro xnriickbcgiiit, so schiünt er sich,
wenn er Damen liegegnet. an denen ihm gclegt-n ist. Ea ist ihm, als hätte
er etwas ychnnilxigrs iider Verbratenes getan.
Kr hatte lieule eine 'rages])hantLis!e von einem verlorenen King und
berichtet über eine Zwangsvorstcllnng, die gar nicht seilen viirkuniinl. U-h
gehe sie niit weinen Worten wieder:
; _J(-li iiiilie die Vorstellung, wenn ich mich eineni offenen Fenster
nähere, tial.s inelii Ring, der einen schönen reinen ÜrillantCT hat,
von dem Piiiger llilll nnd in die Tiefe j^lärxl. Da will ich innner meine
jiingfile tStlnvester rufen, damit sie achtgibt, dali niemand den Ring anf-
hel)i tnid damit verschwindet. (Im Biiro bezieht sich diese Vorstellung
aul das i-'raulein L.)"
Zn beiden Personen habe ich das Vertnineii. ich halte sie für
verniinftiL^ iiini eiiergiscli. Dal)ei habe ich aneh dad Angstgefühl, daß
der Ifing iiif-lil aulgel'miden wird nnd nicht mehr zum Vorschein kommt"
Zu dieser 'Vorstelhmg l'iilU iliin zuerst der reine weiße Brillant ein.
Kr will seine lieinlieil niihl vcrlieicn. FränUdn L. ist ein armes, 30jä!irige5
Mädchen das sich Ingeiulhaft erlialten liat, .V-ich seine Seliwester ist tugend-
haft ßr liat «ich ein Junktim geschaifen. da.^ seine Impotenz del«rminiert.
So lange icli Ingendlialt bleibe, wird meine Schwester ihre Jungfernschaft
nicht veiJiereii,- Friinlein L- ist nur eine Imagn der Schwester.
Man sielit. daß der Ring auch .seine Liehe darstellt. Diese wdl er der
Sehwestei' geben. Seine ln/,eslphantasien ;iußern sicli jetzt in der Form, diiß
w krnmi>f!iafl für die Schwester einen Ihäuligani sucht, weil er glaubt, daß
sie ge.^chleelilliclie Bei'riedigung nötig habe. Er hat abei' aus Motiven der
Eifersucht, nie eiTien Rollegen ins Hans eiiig<'lulnt. was ilini ,<(-ine Schwester
schon wiederliolt vorgewoiden hat.
Den liewnßlcn Ring erhielt er von seiuei- Familie, als er iiLri Feld giog.
Der Ring ist ein Talisnnin und syini)olisierl die Lieiie der Familie. Nur
wenn er die hiebe zur Familie anl'gihi, kann er sich an ein anderes Wesen
landen. Er ist aber gegen Liebe und Ehe gut gesichert. Er sah zu Hause
die ungliicldiche Ehe nnd seine Schwestern sind entweder nicht glücklich oder
sie beherrschen den Mann. Ei' will aber nicht lieherrschl werden. Er ieider-
an Angfit, vor der Ehe. Angeblich hätte er längst geheiratet. Aber wie darf
ein impotenter Mann an eine Ehe denken?
<l i
El' träumte heute:
Ich habe im Traume eine Pollution goluiht. Ich sah aal' der Decke
einen feuchten Fleck. Ich wußte, daß die Mutter des Morgens zu mir
hereinkommen werde nnd hatte Angst, daß sie den feuchten Fleck
' sehen werde.
Er erwachte und hatt« gar keine Pollution gehabt. Er schildert dann
seine Mutter als eifersüchtig auf die Liehe ihrer Kinder. Sie habe sogar
m
^assm
Analyse einer iiidiviiitielleii Liebeslieiiiiigmig. y'j
soiiu'i- verheirateten Schwester Vorwürfe genmclit. dali aio iiuvii Mann nieiir
liebe als ihre Mutter.
El' ttdiliof öi't in flci- Wuliiniiie bei iliot^cr iiiui der iiiideivn Öchivi^ter
und hörte dann, wie eine die Zärtlichkeiten des Sdiwagers abwehrte, was ilin
[jehr erregte. Er hört^;, wie sie eiiinial sagU-: .,Gib doch eiidlii-Ii die liand
weg!" Seit damals hat er die Gewohnheit (ein ewiges Gedenken!), die Hand
immer hei den Genil-jilien mj halten.
Er triiuinle;
Ich jjabe Bnclinngen vuii der Piinia .\ii1li in das Saldu-Kunlu uijiir-
tiagen, zirka eine halbe Suite. Wie ich i'lwa die inUite vei'liiicht hatte,
kam mir der Gedanke: Da liast viidleiclil i-iiie Post Rebm-ht. die dii'h
nicht tangiert und mulit die gleicli lichtig stellen. Ii:h f;diauie nach und
sah, dail icli ganz richtig gebucht hatle (daü ich diese Post noch nicht
gebucht haUe).
Das JJuch war in Urdn\mg.
Der Tramn eiithällt an« das Geheiiauis ^eine^ inneren SchnldbuduM.
El' macht die Analyse nut sicli selbst im Traum ab. iiriift Hol! und Halien
und ist mit sidi aulVieden. Wir jnüßfieu aber annehmen, dats er und einen
sehr wichtigen Schnldposten versdiwiegen hat. Das drückt anch die zwei-
radie Fassung am Schluß des Traumes an.s. Er hat die Post gebucht und
doch nicht gebucht.
Er ist ledselig wie gewöhnlieh, aber ^eine iMufälle hrintien viel belang-
litses Material.
E r h e r i c h t e 1 ii b e i' ,-^ e i n e k I e p t o m a n i ^ i- li e u R e fi ii n-
g e n, über k I e i u u ]■ e Vergehe » u ii d Neig u u g /- u U ii r e d-
lichkeiteu. Ich sehe, dali die Analyse — dem Patienten überlassen --
auf Abwege gerät und grelle, .ietzt das Thema seiner sexuellen Einstellung
(Fi-iu von hint.cn ~ Gi'ilT an den Busen) direkt an. Idi will wissen, wann
dieser Grifl' zuerst ei-rolgt. Er meint bei der IJinie Anna, mit der. er 8. Jahre
vorkehrte und die seiner Schwester ähnlieh war. ^^
Und nun gesteht or erst, daß ihm sein Bruder diese
I H [■ u e e ui )) f u h 1 e ii h a I) c u n d d a \> s i e a n c h d e r B r u d e i* j a h r e-
1 a n g besuchte.
Wir verslehoTi ihre Wertigkeit für seine Erotik. Der Bi'uder wurde
von ihm auf den! Umweg der Dirne besessen. Die Position vuu rückwärts
enfßpricht seinen homoeexuellen Neigungen.
Aber diese Position ge^il-att^'t andi. sich in die Gestallt des Mädchens
andero Mädchen liiiieinzudenken.
Er gesteht sofort, daß er diese üble Oewolmheii. iiatte. Damals liebte
er ein Mädchen „Franzi" in leidenschaftlicher Weise. Er heiratek> sie nicht,
weil sie arm war und er weitauegreil'ende Pläne hatte. Er wollte innuer
reich sein.
Aber dieses Mädchen war dai^ einzige, das er wirklich geliebt hatte.
Ein Jahr lang schon hatte <t jede I.iebesbezielmng zu ihr abgebrochen. Die
I.icbesbeziehnngon bestanden in Küssen. Weiter wagl« er nidil zu gehen.
Sie war ihm vm anständig und er fürchtete, sich zu binden und sie heiraten
zu iniissen. Eines Tages traf er sie in einer Ecke des Ziminors (er war
dajnak 21 Jahre all!) und da machte (■:■ das erste M;il dm erwähnten GrilV
gg Fetiscbismuä.
Dann wiedor holte er den üriff bei der Dirne, wobei
er sieh F i- a ii z i vorstellte.
Es kommt iiiinier stärker die verdrängte Ijiebe zu Fi'anzi zutage. Er
liebte sie namenlos. Er traf sie immer nach dem Geschäfte, in dem er mit
seinem Bfnder angestellt ■s\-ar, auf der fitraße. Sie gingen dann spazieren
und küßtt'U sich in dunklen Ecken. Da forderte sie ihn eines Tages auf.
sie ZU beswclien, Sie wollte ihn ihren Elt«ni vorstellen. Das fürchtete er.
Er wollte sith niclit binden. Sie war leichtsinnig. Er hätte sie besitzen
können. Abei' er liebte sie zu iieftig und schreckte vor dem Besitze zurück.
Ei- wäre dann verloren gewesen und hätte «ie heiraten müssen.
So '/.og. ('■]■ sich zurück. Aber er litt Höllentiualen. Er kam x.u seinem
Schwager und bat ujii Kat. Er liebe dieses Wüdchen. Wie soll er vergesaeu
konneny Sein öehwager meinte; Vergiß sie in den Armen einer anderen.
Er stellte sicli dann immer Franzi vor, wenn er bei der Dirne Anna
war. Auch a&m Bruder bewarb sieh um die Gunst von Franzi und brachte
es zu einem Kueee. Eifei'süchtig wie er war, litt er unsägliche Scimierzen.
Er hörte ihre telephonischen Gespräche, mußte sich berichten lassen, daß
sie leicliteinnig sei und mit dem einen und dem anderen Verhältnisse hatte.
Er folgte ihr heimlich auf der Straße nach. Er beobachtete sie und wurde
mii. ihr nicht fertig.
Wie tiat bald aus dem Gosc-hiifte aus und wurde Clianeonette. Er txaf
sie noch einigr .Male, aber er flüchtete immer im letzten Aloinenle und ver-
mied (?s. die Stätten aufzusuchen, an denen sie wirkte. Sie i\'urde berühmt
und i-v erfuiii'. daß sie mit einem Komponisten ein Verhältnis hatte. Es war
während det^ Ri'ieSPö, Dei- Komponist war Feldwebel. Jetzt wird der Traum
von der Reitschule vcr,^Uiudlidi. Sie heißt . . . Schimmel. Er dachte
iTinnei': Auf diesem Schinnnol möchte ich reiten. Er wußte, daß er keine
Ruhe haben werde, wenn er sie nicht be.sessen habe. Im Traum schläft er
vor einer lieitsehule (wo man Schimmel reitet). Der FeldivolK-l ist ihr
il^ jetziger Geliebter. Sie wird auch durch die ärarischen Halbschuhe svrn-
\\ bolifiiei't. Er ist Jude und sie Cln-islin (Arierin). Die KonnniHSchulie stellen
die Dirne dar, Audi der Kaiser de^ Tniuuus ist Frau-/.i. l'Jbcnso bezieht sich
die falsche Biichiuifj; auf Fi'anzi.
Nun bricht in der Analyse die lang zuriickgestauti' Liebe hervor. Er
fühlt, daß Ol- nur Fi'anzi begehrt und keine lüihe hndeu kann, wenn er öie
nicht erringl. Was sollen ihm alle anderen Mädchen und Fravien. wenn er
Franzi nicht besitzen kann? Sie steht ewig vor seiner Speie. Es ist die
- . Macht des unertiillttu Wunsches, die eich in seiner hartnäckig festgehaltenen
Licbesbedinguug Üußeri. Er kann es sich nicht verzeihen, daß er Franzi
nicht genommen liat. Es wäre ihm ein leichtes gewesen und er hätte sie
nicht heiraten brauchen. Heute nach 12 Jahren liebt er sie, wie er sie als
Jüngling geliebt hatte. Er traf sie vor einigen Monaten auf der Straße,
Er renommierte vor ihr wie ein Knabe. Sie fand, daß er sehr frisch und jn-
verbraucht au,?sD]iG. Er meinte, er wisse nicht, wie sie zu der Behaii])tung
käme. Er hätte zahllose Verhältnisse, die schönsten Mädchen und die
feschesten Frauen. Dann reichten sie sich die Hände und gingen auseinander,
jedes den Wunsch im Herzen, mit dem anderen zusannneuznkonnnen. Nun ist
er aber durch seine Impotenz vor der Vcrführimg gefeit. Wie sollte er ihr
zu nahen wagen, ihr der Erfahrenen und Kafllnierten. die schon so viele
Münnei- erprobt hatte, wo er doch impotent war?
Äualyse einer individuellen l.ieiiosbpdiiignHg.
351
Seine Impotenz ist .-in Selhsb^chutv. gegen Franzi. Wäre er poteuL, er
würde fiie noch heute holen und niil ihr leben. , . ^ ,
■ Jet.t verstehe ieh, we.halb er sich so erregte, als ein Bekaimtei em
Madchen heiratete, das schon andere vor ihm besessen ha ten. fcr tat tu cUt-
bar entrüstet nnd orkhirl*, ihm wivre ,u otw,is nnm-JK^hch. Sein behieieu
sollte aber nur die Sehnsucht nach Friin/,i iibertoiien. , ,. , . ^
1111
sle'ist das Mädchen, das seinen iliny linden könnte. Hie ^
steht für Franzi. Der Hing ist seine Liebe. Sie könnte er nur an die bchwester
wegwei'l'en oder an Franzi.
Lange Zeit spricht er nur von der Liebe zu Franzi. Bei ihr wäre er
potent - das wisse er sicher. Bei ihr hätte er auf Eeimn, t.nff von rudi-
wäit« nach vorne verzichten können. Er glaubt nicht, dal.^ ^\^T^
.chon vorher verhingt liatte. Zniallig staud Franz. so, dab ei ^^^ ^^^^^^^^
greifen konnte. Dann setzte er die Liebkosung toi|^ nnd ^ " -' ^^^JJ^^^^^^^
Die Nates und der Busen seien das einzige was ihn an liauen interessiere,
n-is r.iti'refi';<» allerdinKS bestehe schon seit der Kindneit. , , , .j
E^Slt ™^^^ l-^l^tigt das Vorhandensein der beiden
mne J-uiie .on ^ j^^ „.i^. ^5,^^,. („igeren bdnvester
interessierte er sich für die Form der Nates.
Bei seinen Srb>vestern interessierte ihn das Wachsen des Busens. J uiu 1
li^i übrieens eine ge^-isse Ähnlichkeit mit seiner Lieblingsseliwestei. bie
n dt 2eLn Augen und, wie er gh.ubt. die gleiche Figur, d.h^die gliche
F rm d'i pSriora. Er bkrachtet alle Frauen von rückwarU. Wahrend es
on vorkommt; daß er ein Gesicht übersieht und vorkennt, identifiziert er
die Menschen untrüglich, wenn er sie von rückwärts sieht.
Er war wieder bei einer Dirne und konnte ohne Hilfe des Griffes den
.....iKoit^ ausüben. Er hat den Vorsatz bald zn --^- --
ut «,. „\M infsucben Er fürchtet sie noch innner, glaubt aboi, dali
mochte ei nichi, ;i"t^'i['"^ ■ ^; -^ i^^ Identihzierimg mit .emor
^rT 'ttS hat SbgrStlrdaG seine homosexuelle Einstellung
Schwester ^'l'^!''^^,!',^^,,^^;,^^^^^^^ und vielleicht besessen hat, seine Liebe
,u dem ^^^.^\^^^^'l weiß auch, daß ihre Dirnenhafti.'keit
I'TiT™; zH de;l£Lrn^gegen_semen_TOe^angez_og^^ _
' ~v^i. »Iniao Bemerkungen über seine kleptomanisehen Handlungen. Es
■ . -.f ■ fSen Xß^" ^ninier nur runde Gegenstände stiehlt. Es macht
ist ihm '^'f e*'^^^'""' 4 T, .„, ein. Orange zu stehlen. Vor den Laden der
^hm Freude ""^-" ^^f ^jf ^i[, ^ „,, ölst. Wenn er einen großen Apfel
Wiener Krnmer .teben »'l^^^' ^^^^^^^ ^^ ,,^,i,,ten Tage geht er dann in
.tehlen kann 80 ei u^^^^^^^^^^^ ^.^_ ^__^ ^^,, ,,^..^„^,^. ^^,,^11,,
aen Laden und ^^f / J f X^l'„,,, Geld eingeschickt, um ihn zu ent-
,,. imlten. ^^ ^"^ "-^^'^^j p,„u,den eine runde Glaskugel und einmal eine
schädigen. E hat aucb "Jei fortgeworfen hat. Er hattx; als
kug<Or,mde y^^^'-.S^J^^f öchwesteml die Nates zu greifen, weshalb er
Knabe den Impiil^. ^ "™ f^ ^^^ ^mge h^^^^^ Der kleptomauische
v.m Vater verwiesen ^nd;'"^^'^^;;^^,f,„ |„p„i,,,, der vermöge der Tn.est-
^^,„„,, i,t f .^'"^VTSe lS'"wfschen ihni und seinem Bruder kamen
Bcliranke unterdimckt \\'ui(1p. -'^"^"
40
Kciirtcliisnms. Analyse einer individuellen Lielicsbediiigtiii!:.
li
ilit'Wf iiiiltM Kiii(i('i!i äflir Ixilu'ljioii Gritt'i- vur. ImiiiiiuI stellto t'i- auf m^iit
St'Ksi'J Hfirw Bi-mlors oinoii BlcnstiFt auf. so diit dt-r Briidfi* siclj hmu Nu-dci-
wützi'ii IcH-hl vcriotxk'. Dii'Hc Syiiilii.lhaiiiiliuit,^ ist glüithfall^ stihr diirdisiclitiL'.
Von riciiiüii wcilorTü Scliicki^iilcii isl inii' nichtt; Ijokuiiiil.
Der Fall ist deshalb Ichri-eich, weil er uns die Entstehiiiig t.!irK'r
speziellen Liebeabedingung nach dem 20. Lebens^ahi-e zeigt. Die an-
gebliche Liebesbedingung war eine ewige Erinnerung an die verlorene
Geliebte und hieß eigentlich: Ich wünsche Franzi zu besitzen.
Seine Vorlielie für Xates und Busen ist nicht im geringsten
pathologisch. Wie ich sehen ausführte, hat jeder Mann und jede Frau
ihre erogenen Zonen, die sie vorziehen, rrädilektionsstellen, die für 'Ue
l-,iebes\vahl bezeii'hnend sind und den .sexuellen Üeschniack dai-stellen.
Diese Fuinien haben mit dem ,.Fe<ischismuf^" nichts zu tun. Sie können
als „'reiliuizielmiig" oder „Pailialismu-s" aulgefalil werden, wenn dii!
Befriedigung an der erogenen Zone vollzogen wird. Fs gibt Männer,
die den Kultus inter niamnias vorziehen, ja, für die er die einzig mög-
liche Form der Befriciiigung ist. Ich sah auch Männer, die Koitus inier
femora mulieris a lergu vollziehen und auf den sogenannten noruiak'ii
Koitus (in vaginani) verziciiten. Es sind Fälle von Pailiaiiiiinus, .he
oft eine infantile Wurzel zeigen, oft aber erst in der Pubertät und
sogar nach der Pubertät entstanden sind. Ich kenne ein Mädchen, das
mit Kl Jahren von ihrem Chef verführl ivurde, ihn mit der Hand bis
zur Inmiiseio zu reizen, während er sie am Nacken leckte, külito und
biß. Diese Form der Befriedigung ist für sie aueh heute nach Hl.laln'.Mi
diejenige geblieben, welche ihr die größte Lust bereilei. Daijei spielen
die Zähne des Partners eine große Rolle. Wenn er in-eite, sehaufe!-
förmige Zähne (wie der erste Geliebte) hat, wiid sie sehr erregt und
stellt sich seinen Kuß und Biß vor.
Auch der erste sexuelle Eindruck des Erwai-Iiseuen kann fixiert und
zui' individuellen Liebesbedingung ausgestaltet werden.
Dabei haben wii- dui'ch die Analyse des In diesem Kapitel besclirie-
benen Falles gelernt, (\Ml infantile Erlebnisse und inzestuöse Einstel-
lungen den Erlebnissen der Erwachsellen eine spezifische Resonanx
veileihen können..
in.
Erotischer Symbolismus.
iV.irlicIic fiij riiiipcii-. Stollo iiud Kl<-i<luiigsslik'kp, die /.n linpiilsliiiiiilliiiis,'tMi fiilirl.)
Wir haben gesehen, dali die Ivleptomanen eigentlich einem Ein-
druck aus ihrer Jugend nachlaufen und die Vergangenheit, neu belehon
wollen. Das stimmt nicht mit den Beo bachtun jren vf.n Chramhaitli
überein, der eine beeondei-e Art von kieiitomanisdieni Fetidchismud, die
Vorliebe tur ^-ewisse Steile, unter dem Namen „Hephephiüe'' beschrieben
hat.') Er betont, daß seine Fälle eine aurhillende ClleichgUltigkeit
f^egenüber der Vergangenheit zeigen {indillerence au paefie). Abel- Kurt
Boati^) bezweil'elt mit Rocht die.w Annaiune und weist nach, daß eine
genaue Analyse der Fälle gerade da« Gegenteil beweist. Er sagt: „Es
Ijcetelit absolut keine „indiiference au passe", dagegen bedtelit oine
sexuelle Anästhesie oder, besser gesagt, HypSfithesie gegenüber dem
nurmalen Koitus." Es besteht also Abkehr vom sexuellen Partner, die
wii- in vielen Fjilleu konstatieren konnlen.
LIiete ludill'ei'cnz der Vergangenlieit gegenüber ifit eine scliein-
bare In Wirkliciikt^it sind alle diese Kranken Sklaven der Vergangen-
heit' Sie sind genulezu inlantil geblieben und icli hätte sie mit dem
gleichen Rechte" in Band V als Heifi|)iele für „[.sychnsexuellen lufanli-
iisums" beschreiben können.
Während die Falle von echtem Fetischismus eine sehr ku.npliKierte
psvclüsclie Konstruktion aufweisen, sind die Fälle von Partialnnziehung
ehr einlach gebaut und mitunter sehr leicht au emen infantilen Ku.
dnjck zurückzuführen. I">mer wieder können wir kons atu-ren. daß d.es^
Kranken in der Vergangenheit leben, also einen typ.schen psycho-
sexuellen In!antiliäums aufweisen.
..boit .udit .u Vni.un, -' ™ tL !ibt H.p.u-plü.ic--. ... ang.bli,!,. Konn
d^ ^-eMk-heu FoiischimM^.. li.Oraß ArAm. m."\.
sj,«*Kiia_ii
4-2
Fetischismus.
,1
leh führe nur einen Fall von Laquer als Beweis an: „So werdt-
icli in den nächsten Wochen einen ISjährigen, schwer belasteten und
degenerierten Musikschüler zu begutaeliten haben, der allerdings nicht
im Warenliauee, aber aus einer offenstehenden Ladeukasse in einer
Wirtschaft zweimal Geld zu dem Zwecke gestohlen hat, um sieh
oinen Kinde ran zu g, Bluse und Kniehosen zu
kaufen: In diesem Aufzuge ist der an sich in-
fantil aussehende Mensch zwei Stunden auf den
Straßen spazieren gegangen; denn es gewährt
ihm „Befriedigung und Wonnegefühl, ein Kind zu
sein" bzw. dafür gehalten, geduzt und von Erwach-
senen geküßt zu werden. Sexuelle Momente kommen hier
nicht in Betracht. (?) Er hat den im Warenliause erworbenen Anzug,
nachdem er ihn getragen hatte, wieder weggeworfen. Er leide an dieser
perversen Idee, die ihm plötzlich gekommen sei, seitdem er ein
Institut inmitten von minderjaln-igen Knaben besuchte und den Wunsch
hegte, ihnen gleich zu sein!
Wir sehen in diesem Falle eine sehr häufige Kombination von
psydiosexuellem Infantilismus und Kleptomanie — selbstverständUeli
aus se.xaelien Motiven. Die Impulshandlung bedeutet dann eine Re-
gression in das Infantile. Diese Art von Kombination findet sich sein-
liäufig bei weiblichen Personen.
Charakteristisch ist für diese weiblich- infantilen Patienten, daß
60 oft eine Vorliebe für Puppen auftritt, ja daß sogar diese Puiipen
zum „Fetisch" werden, daß die Puppen erst einen Wert erhalten, wenn
sie gestohlen werden.
Die Puppe steht dann für eine reale Puppe oder sie kami das
Kind symbolisieren, sie kann aber ein Symbol des Genitales sein, wor-
auf ich schon vor Jahren in meinem Buche „Die Sprache des Traumes'"
hingewiesen habe. Sehr treffend bemerkt Kurt Boas bei der kritischen
Besprechimg der PuppenUebe^) :
„Als ein besonders häufiges Vorkonminis bezeichnet Vinchon die Kom-
bination von P 11 p p e n f e t i ü e h i s ni u B u n d H o ni o s e x u a U t ä t,
wobei der A^'erfaBser eowolil die Uranier wie die Lesbieriimen im Auge hat!
IiL (li;i' Tat zeigt ja sein erster Fall lesbiscbe Beziehungen zu einer Pro-
etituierten. Daß sich dies Lesbiertum nicht allein auf die beiden Weiber
selbst bezog, sondern auch auf den Puppen ietisehismus übergriff, zeigt das
Entgcgenliommen der anderen Partnerin: diese schenkte der Kranken eine
große Puppe, die sie als ibr gemeinsames Kind bezeichneten. Die Pupi» trug
prachtvolle rosa oder blaue Kleider (die Lieblingsfarben der Kranken). Sie
ruhte auf einem kloinen Fauteuil in der Ecke ihres Zimmere und trug um
') ttber Wafcnhiiusclip).>innen mit besonder.^ Berücksichtigung sevui-iler Motive.
M.Groß' Archiv. Bd. 65.
FIrotischei Symliolisoius- 43
den Hals eine Hparbüthse, in die die vorüljergeheiideu Liebhaber der Pro-
etitiiierteii einen freiwilligen Obuhis hineinwarfen. Daß bei den Weibero
■die Puppe nicht nur ein Gegeiiäland zum Neppeu war, geht daraus hei'vor,
diiß beide der Puppe wie einem wirklichen Wesen zugetan waren. Nament-
lich die Kranke sprach von ihr mit auffallender Bewegung.
Auffalloud häulig sind Piiitpen in den Behausungen der Deniiniondiinen,
Prostituierten und Uurdellin^^asf^innen zu lindcti. Von letzteren hat fast jede
ihre Puppe, der sie zumeist ihi'en eigenen Vornamen oder denjenigen ihre^
Kin(k-G beilegen. Stet« siiiil die Puppen woiblichcn (Jeschlechts. Es seheint,
als ob die l'iippcii nicht l'ii]' die niiiiiulicheii JiesiH-hcr bestimmt sind, etwa
zu gewissen perversen Zwecken. Aber zu IJekunitiontfX wecken allein dienen
sie tiiclier auch nicht lediglich. Vielfach findet man, wie in dem Falle Vinciions,
die KombiuLiliun des Angeuelmicn mit dem JNiitzlichen : die Puppe als Spar-
büchse. Im übrigen haften der Puppe in solchem Falle sicher bewnßte sexuelle
Eigenschaften ;iii: sie ist für die Prostituierte das Symbol der Reinheit,
der Unschuld; vielleicht soll sie auch das Genitale {,.die kleine
Schwester", wie das Genitale oft bezeichnet wird) repräsentieren. Für
eine Lesbierin braucht man solche „Dame- deswegen nicht gleich zu liulieu.
Ich glaube, llal.^ das Lesbicrtum bei heindiehen und kontrollierten Pro-
stituierten besiiniiciv im Anfang iiii'cr Daufbaim eine Kolle spielt, nameat-
lich bei genu'iiischaltlicher Freiheitsentziehung, wie sie ibirch den zwangt^-
■weisen Aufenthalt in einer Abteilung für Geschlechtskrankheiten gegeben
ist, Uer ältere Typus der Prostituierten hat auch diese Stuie überwunden
nnd wird zum «chluß sexuell völlig indillVrenl. xNun' gibt es Prostituierte,
die direkt nicht lesbisch sind, die aber dennoch Puppenfetischistiunen suul.
Sie stehen nicht, wie im Falle Vinchons. in Beziehungen von Vater zu Mutter
zueinander, aus <lenen das Kind, die Pnppe, entsprießt, sondern der Vater
oder die Mutter, jedenfalls eines der beiden Eltern, fällt aus, so daß dei'
lireilunid nur aus Vater oder Mutter und Puppe besteht. Diese Pupi» wird
dam meist verhätschelt, wii'd ladellos ausf^talliert und nach jeder liiehtuug
hin verwöhnt- Nachts weicht sie nicht vmi der Seito mid teilt ihr Bett mit
dci- Fetiscliistiii- , , _. ■ j.
Wir -eilen aul di'Ui Wege dieser Dedidctionen, wie verkehrt es ist, von
Pimpenfetischisuius zu reden. ^Vas berechtigt, un. denn überhaupt
dazu, hier von Fetischismus zu spreclien?"
Boas hat. vollkoinmen iwlit. Es handelt sich um einen psycho-
sexuellen 'infantili^mus mit Sammeltrieb (Haremskult). Wir haben bei
der Besprechung des Infantilisnuis gesehen, daß die Patienten Bücher
auB ihrer Jugend aufbe.vahren, kindische Erinnerungen Spielzeug und.
damitspielen Warum nicht die Puppe, die so geeignet ist, versclnedene
Kindheitserinnerungen 7Ai symbolisieren^
Ich führe zuerst einen Fall eigener Beobachtung an:
F.ll Nr fi Frau G J-, eine Dame in den Vierzigern, will «Nieder
FalLNr. b. J^rauvr ji. Kiudersiirache, sie trägt mit Verliehe
ein Kind .pu-len. Sie ^enf ^^^ ^ ,e .^.^^^^^^^^^ j, ,de sehr begünstigt. Wenn sie
ganz kurze Kleider, was die »^f^ T'", |j,„„er herum und sucht aus ihrer
allein ist. hüpft sie wie em d hi Ä - m ^^ ^^^^^^^ ^,^^^^ ^^^^^^^^^
Lade die alten Spielsachen he. vo. •^■' "" ^ ^- ,,;„,, ,li, p„ppe ,u
mit denen sie spielt wie m schone, altei /--eii-
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Fetisthismus,
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verzärteln und hU'IIi ^ic'n vor, il^ili ^it- seihist die Puppi' ist. Sio niüchti.' urn
keinen Preis äll^r wcidoii. . . ,
Sie wnchs hei i'inor Tank' üiif, welche üic ganz 'luigewühnlicli vcrKÜrteUe.
Diu Tante stur-h, als sie l-'i Jaliiv alt war. Seit dieser Zeil käniptt siie gotifu
"das Altwt'i'den. llir Manu war die ersten Jalirc mit ihr sehr ziirtlich. Nun *
" vernaciilässigl er sie. Sie Iiat aljei' ein inigelienres Zävtliclikeitsbedüriiüs,
das sie bei den Pupiien stillt.
Sie begnügte sieli mit diesem l'ui)i]enrtijiel, das läglieli im versehlasseiieii
Zimmer slattland, Sie fühlte sieh in dieaen Stunden glücklieh und war gaiix
Kind. Aber ihi' Mann liatle vun diesen Spielen keine .\hiiun^.'l i'^ininaj kam
er unvei'niutet nach HaUfse nnd fand .--eine Fran uiilten in ihren Heüiniion.
mit einer ['iippe unter dein Arm, von Puppen und Spielzeug nnigeben. ^i'
geriet in Wnl übci" diese kindiseiien Spielereien. Mit der initrüglielien Almung
dei- Ijielienden erkaimle er, dali die Puppen seine I^ivalen wai'en. Hie
l'jifcrriucht luaelite ihn blind nnd unvernünrüg. Im- riß ihr ilie Puppen aus
der Hand, zerrili sie, zerstöi-le alle Relif[nien und warf die jamincrvidlon
Reste in den Kamin, wo ein mächtiges Feuer hrannie.
Die arme Frau sah hilflos und stunmi dem Treilien /.u. Dann iiel .sie
in Ohnmacht. Oder war i>s ein liysterischer Anfall':' Sie erwachte im Bette,
ein Arnt sali neben ilir, der Mann weinte und Hellte sie uin Verzeihung an.
Sie konnte nicht sprechen, Üer Arzt konstatierte hirhe Temperalureii. Sie
war schwer krank. Das Fieber dane-rte vier Wichen. Die Diagnose schwanlite.
Man tiachte an Typlius. einige Konsiliarii spinihen die Verinntung aus. es
könntf. sicli um eine versleckt<.' Tuberknlnse handeln, ein Arzt sprach von
livslerischem Fieber. I^as Fielier klang ab, sii' wnrde zusehends besser, aber
iliro Naiur halle sich geändert. Sie war vnrher sehr lebenslustig nnd heiter,
nun war sie ernst und ueigte'/.u Traum/.uständen. Sie war nichi melir fähig,
ein Buch 'zu lesen, sii' interCKsierto sieh niclil mehr für Theater und Kunst.
Voi'iKU- liatte sie zuweilen iieiui Kniius OrgasTinis geliahl. wur immer
leicht von dei- Klitoris aus zu erregen und zu (.trgasnms zn hinigeii. Nun
war sie anästhetisch. Sie konnte ihrem Manne den Murd an ihren PupiM'U
nicht verzeihen. Sii> höile auf, ein Kind zu sein. Sie fülilte sicli all .md
t;prii.cli oft (hivon, daU sie vom Leben nichts mehr zu erwarten liatle. Wozu
jeht umn deniiy — dae war ihre ständige Frage.
Und mm scdaten (Üe kh'ptemanischeii Impulse ein. Sie .stahl in Wanin-
iiiinseni kleine und größere Puppen, die sie im Kasten versperrU'. Kines
Tages wurde sie ertappt nnil ihr Mann entdeckte iliren Puppenharein. Sie
hatte absuhit keine Erinnerung, daß sie ilie Pup|)en gestohlen hatte und
hehaupttde, sie' hiltle sie gekauft. Talsächlieh liatte sie das eine uder andere
Mal Puppen gekauft, wenn keine .\!oglichkeit vuilmnden war, sie zu stehlen.
Sie erzählt über die Einkäufe, dali sie sich in namenloser Aufregung tre-
fnndou hätte. Plötzlich halje sie etwas getrieben, m die Läden zu gelion
lind mich scliönen Puppen zu suchen. Sie war wie in einem Rausch und
zitterte am ganzen Körper, als hälti' sie ein Tlureeht begangen, Sie sprach
immer davon, daß sie für iJir Kind ein schönes Spielzeug suche und schämte
sich, die Lenle könnten glanluui und erkennen, daß sie die Puppen für sich
benötige.
L,
') Man iviid lutwiJlkürliilj an JWhs Nora (Bin Puppenheim) eriimert. Un
Diflitcr Bchdnt seine Beobacbtuni.' dcai Lclu'ii fntni)ninH.'n /,u kibeii.
Erotisclicr Syinbolisnius.
ib
In dieserii. Wtadiuni kam sie zu mir.' Die Analyse oi-fial». daß sie als
Kind eiiU' nierkwihdige ■Hüiifiinp: von Traumen (iiiiTliznniaclirn lmtU\ wie es
wohl riPileii bei oiiieia Mädclicri inis liesticrcni Hause vriikimunl.. Mit TJahreu
hatte ihr Ojäliriger Bi'uder mit llii- gi's|iiell und iin ihr den Kuiniilinfjus vul]-
ÄOgeii. Dann brachte or einmal drei Fronudc luit, die alh> mit ihf i>iii('it<":u.
Spät(T t=t-hliet' sie mit der Tanle im Bcitc. die sie in ülxMtrieiienor Wei^:e
liebkoste, am gatizcii Körper HtrciehcJte mid iuuuef ,.iiiein i'iippeil" munife.
Öie sajrte ihi' immer, :;ic sei seliön wie eine. I'n]i|H>. Das nüelislc TiMnma war
mit dem llan>ih>hrer ihres Brndoit*. der sie id'l in einem versteckten Winkel
des Hauses iibkiilMe un<l ihr an die (Jeiiilalien firill. Sie siht v.u. dati sie
sehr koketl Wiir und die älteren Männer lörmlicli herauBlürdertc, mit dir
/.n spielen. Sie war 13 Jahre alt, da wardo sie die Geliebte ihres Klavier-
lehrcis. Rs kam wohl nicht zum Koihis, ;ii.er er giib ihr sein GÜed in die
Hand und reizte sie inanueli. Mit 15 Jaliren wurde sie vun einem Ai-^le
deÜoiiert. den sie eigentlich dazu aufsoierdei t hatte. Dann kamen noeh
einige Krlebnisse. Ins sie .ihren zukünftiKen Mann kennen lernte, der sehr
naiv war. sieli mit ihr verlobte, mil ilir immei- fi])ielte. idiue tiie zu koitieren.
obwohl sie ihm keinen Widerstund leistet«. In den ersten Wochen der Ehe
war er im|)o1ent nnd als ihm eiidlieh die Immissio gelang, war er so naf-
«eregt.'diiB er gar nicht meikte, diili sie keine Virgo wiir.
Sie iiatte sich vorgenommen, ihrem Manne Iren zu bleiben und hatte
■diesen Vorsnlz nnsgelidirl. liii'e Untreue leide sie mil den BupiJen ans.
Jede Pupiie steilti- ihi' eine niidere Kpisode uns üirein Lei)en d^ir. Die Fuiipen
hatt«n Nnnien. welche den Name» aus dei' Vergangenheit entsprachen. Ihre
T;inte liieß Kosii. Ihre Lieblingsiaippe (die Favoi'itin in dem Herein) liieß
Hosalindi', Der Bruiler Karl iignrieite als Lotlehen [.Clmrliittchen), der
Klavierletirei' Fruiix als Fnwnl usw. . . ,
N;K-h der grcdsi-n Szem- ndt ihrem Miinne iM'wachte ilu- Haß und sie
'beschloß, sich zu rächen. Obwohl sie sich als Kind geliihlt hatte und wie
■ille Klmlweiber sehr jung aussah, fühlte sie sich nun alt nnd zeigte das
kontrastgefühl der Par;i!Kilhiker, das im Gegensatz zu ihrer Fiktion stellt
tSie bohaiUJlete. eine alte l''raii zu sein, die nienuindein gelallcn konnte. Aiier
«^ trieb sie die Vergangenheit wiedei' zu erleben und sich ;ui ihrem Manne
zu rächen '>^ie widlle iiHe die Menschen aus ilu-er Vergaiigoniieit wieder aui-
suchen ^ber wo sie hndnrr' Der Kh.vierlehivi war mittlerweile ein alter
Mann geworden, der Bruder war in Amerika, die anderen M-inner schienen
unnahbar und hatleii die kleine Gespielin längst vergessen.
. Sie mnlUe dalier diese MänuL-r In der Phantasie wieder erobern. Sie
,M-lebte das Verb.deiie in Tranmznständen und wurde Kleptomanin.
Nacli längerer Aimlyse volikommene Heilung,
Hier sehen wir einen Racheiminils. Der doniiiiieremle Gedanke
lautete- Du nmiU, etwas tun, um dicli zu riiehon. Uu nuiBl denrem
Manne etwas antun. Du mußt dir die alte Lust verschaffen die er dir
zerstört hat- Von allen Uildern ^var das Bild der Tante und de. Klav.er-
lohrers a.u> deutlichsten vor ihren Augen. Sic wollte wieder da. I upperl
der Tante sein und wieder mit dem I'enis des Klavierlehrers spielen.
So kam sie dazu, die öro/ische Formel zu erfüllen: Das \erbotene -.n
die Hand zu nehmen.
1 'l
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K]
1 46 Fetischismus.
j Sonderbarerweise hatte sie sich iimner geweigert, ilu-em Manii&
' diesen Liebesdienst zu tun. Es war die unangenehme Erinnerung an
die Vergangenheit, die sie daran gehindert hatte. Dieser Griff geiiörte
, einer anderen fiktiven Welt an und durfte nicht in die Realität hinüber-
1.- genommen werden. Die Kranken hängen an ihren Phantasien und
y" scheuen deren Entweihung durch die Realität. Die Wirliiichkeit ent-
wertet die Fiktion und würde sie überflüssig machen. Man kann das
sohr oft beobachten. Es ist nicht richtig, daß Parapathiker ihre
spezifische Phantasie immer in WirkheWteit umsetzen wollen. Viele
fliehen die Realität und reservieren die speziiisdie Szene für ihre Phan-
tasien- und onanistischen Manipulationen.
Wenden wir uns einigen anderen Beobachtungen zu. Da ist ein
Fall von Dnhois.'iO}!, mehrere Fälle von Vinchoii, die ich der Arbeit von
Kurt Boas entnelune. Leider fehlt allen diesen Fällen die psychologische
Analyse. Trotzdem bieten sie sein- viele interessante Gesiclitspmmte
und werden verständlich, wenn man die Analyse ähnlirher Fälle kennt.
Ich beginne mit dem Fall von Duboisson:
i Fall Nr. 7. Frau C. ist eine Frau von -33 Jahren, groß und stark, die
:j iu plij'siechcr BezieliuJig keine weiteren besonderen Merkmale aufweist als
ij] jenen biciclien, ein wenig gelblichen Teint lebt-iioidender Personen.
2f In jungen Jahren hatte sie die verechiedenen Kinderkrankheiten, wie
i"! Masern, Sdiarladi. Pocken usw. durchgemacht, doch wurde sie von keiner
;i) hurt initgenomuion- Sie litt weder nn Krämplen noch an Typhus, doch zeigte
' ' yie sich von Beginn der Puiiertätsperiode an nervös und reizbar.
Sie regte sich schon als Kind über die geringste Kleinigkeit aid', konnte
' uiciit auf ihicni Platte bloibon, weinte oder lachte hiat auf Wunsch, am
häufigsten ohne Grund und znwcilen wurde sie von Lac-hkränipfen befallen,
deren sie nicht Herr 2u werden vennochte. Der Vater starb an Lungcn-
t'utzündung, die Mutter, die bei Lebzeiten von außerordentlicher Reizbarkeit
war, erlag einejn Herzk^ideii. Hei der geringsten Erregung verfiel die Mutter
in Ohnmaehtszustände,
Zwiscben dem 1:J. luui 14. Lebensjahre erlitt Frau C. neue Anfälle. Die
Entwiekhuig vollzog sich ^eln' langsam, das Erscheinen dei' Kegel war von
.^ta.rkcn Schmerzen und einer niorkUchen Verschlimmerung ihres Gesamt-
Kut^landes begleilet. Sie wälzte .sicli auf der Erde, .schrie und verfiel iu .4.n-
l';ille, die wiri;licben Kranipfanfällen sehr nahe kamen. Gleichzeitig empfand
eie zum ersten Mal jenes Gefühl der Zusammenziehung von Brust und Hals.
,dafi eines der charakteristischen Symptome der Hysterie ist.
Seither haben .sich diese Symptome eher verschlechtert als vermindert.
Frau C. hat ein ständiges Bewegnngs- und Deplazierungsbedürluis. sogar
ihr Schlaf ist unruhig und von Mu.skolzucknngen und .sonstigen krampfartigen
Kontraktionen l)egleitet. Sie ist von außerordentlicher Erregbarkeit, von
schwankender Laune nnd immer zum Lachen oder Weinen bereit. Diibei
entsteht bei der leichtesten Erregung das Gefühl, als wenn ihr eine Kugel
in den Kehlkopf steigen würde, eine Einzelheit, die sie als Geheimnis mit-
1eilt. denn sie hat bis dahin ans einem nubekannten Grunde weder ihrem
■V
'fl
RM!»
Krotischcr" Symbiilismtis. ^-j
Gatten noch ihrem Arzte von dieser Erscheinung Mitteilung gemacht. Ks
versieht sich von selbst, daß sich diese krankhaften Ei-gcheinungen unter
gewissen Einflüssen noch verschlimmerten. Sie ei-rcichten allmonatlich zur
Zeit der Regel ihren Höhepunkt, ebensd zu drei verschiedenen Mulen während,
dei' drei Seh waugcrsdiaf teil dvi Xrnnken. Zur Vervollständigung des Krank-
heitshildes möeht« icli mich hinzufügen, daß sie von einem Leberleideii
(Cholelithiasis) befallen ist, das sich in mehr oder weniger starken perio-
dischen Anfällen äußei-l: und dessen Rückwirkung auf den geistigen oder
ricelischcn Zustand der Patientin kcine.-iwegs gleichgültig erscheint.
Wenn wir Frau C. vom psychischen Standpmiktc aus ins Auge fassen,
sü finden wir. daß ihi'e Intelligenz sicherlich unter dem Durchschnitt steht-
Sie hat den li^leTiientarunleriicht eiljalten. aber nichts weiter. Sie schreibt
nithiigraphisdi richtig, versteht eine Addition, eine Subtraktion, sogar eine
Division zu machen, vermochte aber niemals eine noch so einfache Reelien-
auigal)e zu lösen. Zwischen ihrem 12. imd 15. Lebensjahre kam sie nach
Deutsdiland, erlernte dort ohne Schwierigkeit die deutsche Sprache und sprach
sie bei ihrer Rückkehr nach Frankreich ganz geläuiig. lleuto woiH sie kein
deutsches Wort mehr. Sie gibt selbst m. daß sie da.-; Oedäclilnis vollstündig
verloi'en hat. Dies löhrl zum größten Teile dalier. daß ihr, wie vielen Kranken .
dieser Art, die Aufmerksamkeit vullständig abgeht. Sie vermag ihren Geist
nicht zu fixiei'en. Daher ist sie auch zu jeder ernsten Bescli;iflit;ung un-
tauglich. Ihr Gatte, ein hervoi'i'agender Literat, wollte sie für seine eigenen
Arbeilen interessieren, aber alle.^. was er von ihr zu erlangen imstande wai',
waren einige Kopien und sie hatte diese so schlecht gemacht, daß er in der
Folge darauf verzichten mußte.
Bevor ich auf die der Dose huldigten vurgeivoileneii llaudlungen ein-
gehe, muß icli noch einige Details in beüug auf die häuslichen Verhältnisse
em'ähnen.
Es besteilt im Hause G. mir eine Storungsursaehe, nämlich ein Kind.
Frau C, hat zwei Kinder, einen Knaben und ein Mädchen, welches das älteste
ist und das heute r>'l- Jahre zählt, ist seit seiner Geburt die große und ein-
zige Sorge der Mutter. Dieses Kind, das nach einer Liußerordentlich schwie-
rigen Sehwangerschfift zur Welt kam, wurde, noch nicht drei Monate alt.
von sehr ernsten Anfällen betroffen, die den Ärzten bald den Verdacht nahe-
legten, daß CS sieh um tuberkulöse Hinihau1«iitzüiiduug handle. Dank der
sorgfältigen Behandlung, die dem Kinde in überreichem Maße zuteil wurde,
blieb es am Leben und hat heute sein 5. Lelien.sjalir überschritten, sein Ge-
sundheitszust-and ist jedoch nicht weniger fragwürdig und macht i;iiie außer-
ordentliche rberwachimg nötig. Von dem Tage ab, an dem dio,-:es Kind krank
wurde, ließ Fiaii C. alles andere beiseite und lebte niii' noch für dieses. Sie
machte sich zum Sklaven der Kleinen und widmete ihr ihren Tag und die
Nacht. Ihrethalben beraubt sie sich jeder Zerstreuung, jedes Vergnügens;
wenn sie manchmal ohne das Kind ausgeht, geschieht es nur. um ihm irgend-
einen Gegenstand zu besorgen, den es nötig hat oder den es wünscht. Bis
dahin ist nichts Außergewöhnliches zu bemerken. Viele Mütter opfern ja
ihre Person dem Kinde, das sie lieben. Aber e,= liegt in dieser Mutterliebe
der Frau C. noch etwas mehr dar-in, noch etwas Außerordentliches und
Krankhaftes. Es ist bekannt., wie sehr die Mehi'zahl der Hysterilver Zwangs-
vorstellungen unterliegen, aber im allgemeinen sind diese Zwangsvorstellungen
wechselnd; bei Frau C. ist der Zwang unveränderlich und einzig. Der Ge-
danke, ihr Kind zu befriedigen und dem geringsten seiner Wünsche näch-
st
48
Fetischismus.
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/.ugebeii. ist lipi ihr bis m ioiieiii l^iiiiktt' getntjbeii. wo- er die Givimdlioit,
jii das Lchoii des Kinilcs fiofaiirdi^l. Cs iiiilzt di>ni von dem Gatten iinU'i-
slützteii Ai7Ae nii'lilH. der Mutter vurzastelleii. dalS es iiii-lils Gefälirliclieres-
gibt, als ein derartiges Enlgegenkoiumeii gegenübei' allen Fliantaaieii und
J.aimen der kleinen Ivniidieii, die beruhigt, nicht ständig aiifgi'regt werden
müiile. Aber alles nii1/t nielits gegen die^e überächänmende Mutterliebe.
das einzige, was der Ar/.l zuwege liniclile. war. daß ihn die Mnltei als ihren
Feind belrat:htele.
KoininiT wir nun zu der verbi-echerisclien Hamlluiig.
Auf den Rat dew Arztes j^ali sieh, dei Gatt-e. <ier übrigens über die l'ü!-
Niditigkciten rieileuK seiner Frau ausgegebenen Summen entsetzt war, ge-
nötigt., ilii- das lägliehe Einkaufen von W|)ielzcug zu untersagen. Er fand,
dal.!» einige vierzig Puppen mit alh'tu ZabeluK dem Kinde eine ausreielieude
Zerstreuung bieten iiiülJten. Da sie die ihrem Verlangen eiitgegengedctzle
und nur zu gerechte Opposition als Animosität ;niffaIUe. wußte sie nichts
amieres zu tun. aU das. was man ihr /.u kaufen nirhl gestaltete, einfadi weg-
'/.atu'hmeii. indem sie sieh sagte. daÜ ihr Gatle gezwungen wäre, die Gegen-
stände dann zu zahlen, wenn sie erst einmal im Hause wären.
- Es Imt iii'-hl den ,-\nsehein. als ol.i eine wohlerwogene Absicht dabei
Vf>i-hei'rs[-lile. Wenn laan iiii' darin Glauben selienken darl". so war dies ihr
<lednnke in den letzten Novenibertagen im Magazin de Pi'intemps einem
Gegönstiuide gegeuliliei-, der ihr geeignet erschien, das Getallen ihres Kindes
zu err""eu (ein Sehaf); sie gab sich dieser lächerlichen Erwägung hin; sie
{cistete"ihr aucli munittelijüi- darauf Folge. 14 Tage nachher erschien sie
wii-iler imd liug zu wiederholten Malen gegen fil) Artikel hinweg: kmder-
snielzeug Miiii|M'narlik<d odei SuA\ Mir Puppenkleider, alles m allem zu
einem Werte von :ü\0 Franks. Naehdem sie ohne 1 niall nach Hau.-^e ge-
kouunen verbarg sie alh' Gegenslämle im Schranke und erwartete ungeduldig
den Weihnachtsabend, um da^ Kind mil all den Geschenken zn überhäufen
und ihren Mann von ihrer Tat /.u benadirichhgen,
Frau (-. gibi selbst zu, dalJ sie sehr gut wulMe, dab sie sieiile, alier
in ihrem Kopfe erschien dieser Diebstald :uil>eroi'dentlic]i milde, wenn nielil
gar durch den Gedanken völlig entädnildigt. daß ihr Mann luiweigerlidi
Inihei' i-dei- s|Mler die Gegenstände bezahlen werde. Es war ihrer Absicht
nach gi-wisserinalieu eine Anleila- and kein Diebstahl. Mit einer wahrhaft
bewundernswerten Naivität erklärte sie. wie sehr sie es diesem benihigendeii
Gedanken verdankte, dali sie sich ihren verbredierischen Entwendungen luif
vollkommener fieelenrnhe. in voller Sicherheit des Gewissens, ohne iode Er-
regung, sie. die Aufgeregte, und ohne die geringsten Gewissensbisse hiugeiien
konnte. Selbst als sie auf frischer Tat- ertappt und vor den Kommissär ge-
führt wurde, war ihre Haitung so ruhig, so heiter, daß ein zufällig hin/,u-
getretener Zeuge nidit umhin konnte, iil)er den Geisteszustand Verdacht, zu
schöpfen und sidi beeilte, ihrem Gatt™ davon Mitteilung zu madien. Es
bedurfte er.st allei- Seherereien einer richterlichen Untersuchung, um sie etwas
zu beunruhigen und ihr klar zu machen, daß die von ihr begangenen Hand-
lungen nidit so leicht zu nehmen seien. Heute nodi ist ihre Überzeugung
in dieser liezidmng niclit vollständig geklärt imd auf alle Fälle will sie
nicht glauben, dal.^ es zum mindesten unentschuldbar ist, wenn man so
handelt wie sie es getan. Frau C. kann trelTend mit einem Worte gesdiildert
werden: Sie ist ein Kind, aber dieses :33jährige Kind ist hysterisch,
und zwar mit allen zerebralen Mängeln, die ein solcher Zust^ind mit sich bringt.
iM^^er;
»RS^!
Krntisoher Srmliolisiniis. ,,,
4!)
Wir öelieii einen diaraktwistisdK'ii Fall, der sidi eigentlich wmifi
von dem meinigeri uiitorecheidet. Wie in den meiston dieser Fälle liandelt
es sicli um eine vei'hei ratete Trau mit auegeaprochcnem psychosexueüen
Infantiüsmus. Wir dürfen in allen diesen Fällen dae eine Mfftiv nicht
vergessen. Die Ehe und die X'erpflichtiiiif: der Treue werden als Zwan^
gewertet. Die Klentomanir eii1,K|)rii-lit einer Phase im Kampf der Ge-
öchlochtc'i-. ■ Sie liat iuu-h die Tendenz, den Mann zu kränken, ihn zii
besL-.iiäftif,'en, ihm Kdiorereieii zu ni:K^hen, seine J^iebe auf eine harte
Probe zu Stelleu. Et; ist f,'ar keine Frage, dxils die Frau das Kind mehr
liebt als ihren Maini. Die l-'oniiel ihrer Handlung wäre: Irh will meinem
Kinde Freude bereiten auf die (iehiiir hin, meinem Manne weh zu tan.
Der Umstand, daß Frau C. iln-en Mann von der Tat am Weilmachts-
abend verständigte, zeigt das fein ausgesponnene Rachebedürfnis dieser
Frau. Offenbar sjiiden Erinnerungen an ihre Kindheit mit, an die Weih-
nachtsabende, an denen sie so reich besdieiikt wurde. Ihr Mann hatte
ihr bei 40 Puppen Halt gebolen. Nun zeigte sie ihm, dal.; sie imstande
■war, sein Verbot zu übertreten. (So weil, kommt es, wenn du mir nicht
in nllem nachgibst.) Die Tendenz, ihn zu demütigen und sich einen
Triumph zu versdialicn, tritt in diesem Falle deutlieh hervor.
Nun wenden wir uns einem Falle von Vinchov ') zu, den ich in der.
meisterhaften Übersetzung von Kurt Boas wiedergebe.
Fall Nr. 8. Jeamie C, Cüi'Uien genannt, wird Züm ersten Male im Juni
190S ;mfgeiitiinnien mit rolgcmiem Ailest: ,.1'ragreseive Paralyse, Abnahme
der geisligeii FiiliigkeiU'n, liiipliiinc. kindiwciuis Beiieiimeti, kein Kraakheitw-
liewaßlv^piu. ]l(!r Ueginn der Krankheit srJieiiit bis Anfang Jänner zurück-
Kuliegt'N und diiri.;li einen liefligeii luünilisi-lieii Sliuck verursaclit zu sein.'"
Ey folgen die (iiil;irliU:ii di'eii-i' SiHrlivt^rstJuidificr. l]ie Fesl^tellimgeu in der
K-linik liesläl igten anfäiiHbcli diese ScIdnIM'idger uiigcn.
\m .liiiiiier ]90.'t si'liieii Uiinuen. die lieutc 45 .);Uu'e alt ist, tatsächlicli
dais Gi'dac.lilnis verloren zu liiibon, im Aiii^rtihdi an einen Wageiiunt'all.
Darauf war ihr Clniraktei' und ihr ganze.s Wesen ganz und gar kindi.'irli
geworden. IIiit rriilierm Neigungen nalimcn an Stärke nur zu. Sie i;i)Ii
alkv, wa.s sii-li in ibreni IJeroicIie befand, auf, «tibi eineni \" (U'iibergehetidcn
eine Zeitung usw, Infolge dieser geringfügigen Geset.7.esiiberl,rei.ung wardr
sie interniert.
Clarmen verläßt die Irrenanstalt im Oklnl)er 1903 in sehr gebessertem
Zustande. Ihre fhitidlungcn und Ri'deii.-!;irit'n tragen dagegen stets noch ein
kindiscbe? Gebaren /.iir Sriiau. In guter liewiiehung bleibt sie bis 19ü(i ruliig.
Zu (lie-seni Zeitpunkte führte sie einen vergefiliciion Diebstahl aus. Man hielt
ihre Verhaftung nufredit, weil mau bei ihr eine Saniiulung von Gogenstünden
fand, wdche die Verwunderung dos Polizeikommissürs erregten. Infolge
eines foronsiscb-psydiiatrisdien Gutachtens wurde sie provisorisch unt^r Auf-
sieht ihref, Freundes in Freiheit i)elaK3en. biik! darauf jedodi stellte sie sich
spontan an der Pr(irt<A der „Infinuerie spednle' ein, hielt bizuri'e Aiisiiracheu
') Journal de inediciup (1l> Paris, 1914.
Sloliol, StÜrunffF'ii ci«K Trii-b- und AffflktlobBiiP. VII,
50
Fetiscbiemus.
und wurde von neuem verhaftet. Diesmal nahm der Arzt bei ihr Simulatioß
an obgleich er ihre Entartimg anerkannte. Bei der Aufnahme wurde t-ie
nach einigen erregten Tagen ruhig und konnte wieder die Anstalt verlassen.
Sechs Jahre hindurch, von 1906—1912, bot sie an krankhaften Erscheinungen
lediglich ein kurzes schlecht auegeepro ebenes Erregungestadiura dar. Dieser
Zußtand trat im Sommer 1910 ein. Im Sommer ist sie in der Regel ner-
vöser und Anfällen dieser Art unterworfen. Im März 1912 wurde sie wieder
in der Anstalt Sainte-Clotilde interniert während eines Leichenbcgängni&ses-
Der Gutachter sah sie noch einmal als eine Simulantin an. Während ihres
Aufenthaltes in Saint-Lazäre machte sie einen Erregungszustand durch, wurde
einer erneuten ärztlichen Untersuchung unterzogen und auf die Abteilung
Magnan verlegt mit der Diagnose: geistiger Schwächozustand mit manischer
Erregung. Anfänglich war Cannen ganz und gar nicht geneigt, uns zu Ver-
trauten ihrer Angelegenheiten zu machen. Wenn man mit ihr über ihre üieb-
ßtahlsaEEäre sprach, gab eie an, sich an nichts zu erinnern. Trotzdem erzählte
Bie mit einer amüsanten Verve von alter Art, eine Menge von Einzelheiten
aus ihrem früheren Leben, u. a. die Geschichte, die bei einer Frau in ihrem
Alter überrascht, von Puppen, die sie nicht verlassen und denen sie nur für
einige Wochen entsagt bat, weil sie damals sich mit einem kleinen .lungen
zu beschäftigen hatte.
Sie hat zwei Puppen, alle lieide sind blond, die eine ist groß wie ein
Baby und liegt stets auf ihrem Bett hinter ihr. Die andere ist von ganz
kleiner Gestalt und sie kann sie mit sich nehmen. In zahllosen Kartons häntt
" sie Seidenreste, Enden von Spitzen, verschiedenartige ■ Bänder an. Ihr höchstes
Vergnügen ist es, von diesen Gegenständen Gebrauch zu machen, um daraus
Kleider für ihre 'Puppen zu verfertigen. Sie bevorzugt namentlich die Seide
und die stark leinwandhaltigen Stoffe, ebenso die Spitzen, deren Verarbeitung
ihr besonders angenehm ist. Die Kenntnisnahme dieser Dinge bringt uns auf
den Gedanken, Carmen eine kleine Puppe zu reichen, da sie eich darüber
beklagt keine mehr zu besitzen. Carmen hat sie kaum bemerkt, als sie sie
ergreift, sie gegen eich drückt und sie unter ihrer Kleidung versteckt.
Sie legt dabei eine starke Erregung an den Tag, kann kaum spi-echen, murmelt
mit erstickter Stimme: „Danke schön" und versucht uns zu umarmen. Ihr
Aussehen drückt dabei den Höhepunkt der Uidenschaft aus.
Eine Stunde später lassen wir sie in das ärztliche Untersuehungifziramer
kommen Ihre Antworten sind noch verworren, die Mimik drückt die Scham
und die Verzeming aus, bis sie sich endlich entschließt, unt: da.4 nai-hf olgende
mitzuteilen :
. Sie hätte viel intimen Verkehr früher unterhalten, heute hätte
sie keine normalen geschlechtlichen Neigungen mehr.
Fi-ülier wäre Cannen syphilitisch gewesen. Obgleich sie beliandelt worden
sei ist es ihrer Ansieht nach heute dieselbe Krankheit, die wiederkelirt und
ihre Erregungszustände hervorruft. Schon als Kind onanierte sie, indem
sie sich gegen die Lehnen der Stühle und die Ecken der Tische rieb, weil
ihre Eltern, die ihr Laster bemerkt hatten, sie veranlaßten. die ganxe Zeit
die Hände hinter dem Rücken zu halten. Sie war ein sehr feuriges
kleines Mädchen, das bereite mit dem Besitz mancher
Spielzeuge den Gedanken einer sexuellen Befriedi-
gung verknüpfte. Diese Veranlagung verschwand in der Pubertät,
um in den Wechaeljabren wieder in Erscheinung zu treten, die vor etwa
Krotisclier SymholismuH- Fjj
lÜ Jahren eintraten (1903 zählte Carmen 44 Jahre). Zu dienern Zeitpunkte
führte sie die ereten Diebstähle aus.
Carmen hat niemals widerstanden. Es ergreift eis urplötzlidi. An den
i'orhergehenden Tagen ist 6ie etwas aufgeregt.
' Sic geht in eine Kirche, die sie für gewöhnlich benutzt, in Sainte-
Clotilde, einem reichen Ki rchcnsprengel. Sie verspürt ein unbestimmtes Miß-
behagen im Magen, dann nehmen ihre Wünsche einen bestimmten Ausdruck
an und sie braucht einen der "kleinen Gegenständo, wie sie die Pompadours
der Damenwelt zu heJierbergen pflegen, mit besonderer Vorliebe eine Büchse
mit Reispuder,
Sie versucht sich in den Besitz dieses Gegenstandes zu setzen, ihr
Ungeschick verhindert sie jedoch an dem Gelingen, so daß sie festgenommen
wird. In diesem Augenblick wird ihr Gesicht kongestioniert, der Schweiß
tropft von ihrer Stirn, die Genitalorgaiie sind feucht, der Besitz des Gegen-
standes führt eine tateäehliche geschlechtliche Wollust herbei, die sie mit
folgenden Weiten schildert: „Dann mache ich mein Ding." Einige
Zeit lang nimmt der gestohlene Gegenstand den Rang eines Petischs ein
und eie reiht ihn in die Sannnlung ein, die sie bei sich trägt und deren
Anblick für sie eine Quelle des Vergnügens ist, oder sie empfindet Ekel
davor, macht ihn entzwei und wirft ihn fort.
Manchmal ersetzt sie den Diebstahl duir-h den Ankauf des Gegen-
stiuides. Dann jedoch tritt das Vergnügen weniger lebhaft zutage. Dies
läßt sie übrigens den Gegenstand nicht verachten, denn sie denkt mit Freuden
an die Zeit zurück, da sie das Geld mit vollen Händen ausgeben konnte
und sich nach Hause ganze Berge von Bändern, Spitzen und kleinen Krämerei-
artikeln schicken ließ. Ihr F.reuiid tauscht meistens diese Gegenstände wieder
um; wenn er sie ihr beläßt, so zieht sie damit ihre Puppen an.
Diese „Sucht zum Stehlen" — so drückt sie sieh aus — macht sie
Bchr unglücklich, sie möchte eich am liebsten das Leben nehmen, um Ihr.
SU entrinnen; sie empfindet jedoch bei diesen Worten ein zwiespältiges Gefühl.
Denn es entsteht bei ihr einerseits die Eriimerung des Ekels und des Ge-
nusses, die diesen Akt begleiten, zusammen oder getrennt.
Kaum hat Carmen dieses Bekenntnis abgelegt, als sie darüber itcue
empfindet und uns übelnimmt, daß wir es ihr entrissen haben. Sie verfällt
zueret in einen heftigen Zoi'ii, der nicht vorgetäuscht ist; dann beruhigt
BJe sich, und bittet uns, nichts davon ihrem Liebhaber zu berichten. Sie
schämt sich dessen und will lieber für eine Diebin gelten. „Im übrigen hat
man es in Saint-Lazare nicht schlecht, die Schwestern sind sehr nett zu ihr."
Auf der Abteilung konnten wir einen ähnlichen Fall beobachten, der
denen zur Seit« zu stellen ist, von denen sie uns berichtet hat. Nach
einer kurzen Zeit, der Erregung vei" suchte sie eine«
Morgens im Lauf des Monats Oktober 1912 ein Band an
Rieh zu nehmen, welches das Haar einer Krankheits-
geuossin zierte. Dieselben Erscheinungen traten bei diesem Anlaß
zutage; nur daß es diesmal genügte, den Gegenstand lediglich zu berühren,
um ihre wollüstigen Wünsche zu befriedigen. Alsbald ergrifl sie das Band
und verlangte, daß es vernichtet werde.
Was die Puppe anbelangt, so umgibt sie Carmen mit einem wahren
Kultus. Sie hat Angst, daß man sie ihr wieder wegnimnd-, und verbirgt sie
vor Eifersucht am Tage unter ihren Kleidorn, nachts im Bett. Sie läßt Stoif-
reete kommen, verfertigt mehrere Kleider, namentlich einen Trikotmantel ans
4*
hL>
Fetischisnuir;,
blauer Leinwand, gcgi'n den bid ihre Wallte tnil besonderer Vorliebe roibi-
Dirae Puppe erinnert sie K;inz an diiw kleine Kind, mit dem hip eich liiilH^r
Sil gern zu beschäftigen ijdrgte.
Mit der Puppe, erzählte Bio uns. !uit sie den besten tScbut/- gegen die
diebischen Neigungen. Uicso treten nur aul, wenn ihr tipezielles Interesse
für diese Gegcutitände erlufichcn ist, so daß sie ohne Wirkungen sind. MÜ
dem kleinen Kinde ist es ebenso.
Sie hat keinen UegrüF von der moralischen Bedeutung ihrer Hand-
lungen. Die Kenntnis der Strafen, die die GesellBcliaft den Dieben zudiktieit,'
hat niemals dazu gefiilirl, sie davon abzubringen. Sie liebt- die berufsmäßigen
Diebinnen, oijgleieh sie sie verachtet. Hit diesen Frauen, sagt sie, kann mau
eich vertragen wie nnm will, d. h. eher schlecht. Die zweifelhafte
F r e u n d ir e li a f t ging einmal s u weit, daß sie 1 c s b i ri c h e
Beziehungen zu einer Frau anknüpfte, die — es Bei dies als
eine bemerkenswerte Einzelheit hier angeführt — in einem Kreise von Neuro-
logen verkehrte. Eine andere Geführtin, elienfalls eine internierte Dieliin
wie sie, und alte Kiieiit'Jillige, hat ihr vorgeschlagen, zusammen ku leben und
„ebenso zusammen zu arbeiten" bei ihrer Eutlassung.
Ihrem Liebhaber gegenüber scheint Carmen liebevoll zu sein, aber
ein Nichts genügt, um sie zornig werden z n lassen. Sie
ist unfähig, ununterlu-ochen aufmerksam zu sein und steht ständig unter
Stimmungswechsel. Ihre große Voreingenommenheit ist das Alter und der
physische Verfall, unter dem sie steht.
Car-men hat alle Kinderkrankheiten durchgemacht. Ihre h^rziehung v.ar
jammervoll und i h !■ e Mutter hat Bio sehr verwohnt. Sie konnte
e.e nicht in der Pension aushalten und mußte im Elternhause erzogen werden.
Eine Lehrerin erteilte ihr Unterricht und brachte ihr Lesen und etwas Mu^ik
bei. Seit ihrem 20. Lebensjahre wohnt sie in Paris, bald als Demimondane,
bald als Modell, je nach den Umständen ihr lieben fristend. Sie gab sich
häufigen Champagner- und Älkoholexzessen hin, die sie sehr schlecht vertrug.
Ich verweise auf die trefflichen epikritischen Bemerkungen, die
Kurf Boat; an diesen Fall knüpft, und möchte nur hervorheben, daß
die Beziehung der Vorliebe für t'uppen zur Homosexualität ziemlich
klar vorliegt. Sie wurde von der Mutter arg verwöhnt. Sie sehnt sich
nach dieser Zeil zurück. Sie spielt mit der Puppe ihre eigene Ver-
gangenheit. Sie gesteht übrigens eine lesbische Beziehung offen au,
Sehr häufig treten Wntanfälle gegen den Liebhaber auf. Ich halie
solche Fälle öfters analysiert. Es handelt sich um Frauen, die an irgend
eine Form der lesbischen Befriedigung gewöhnt sind. (Bei Prostituierton
kommt der gegenseitige Kunnilingus sehr häufig vor!) Sic sind dann
bei dem Manne ka.lt und reagieren infolge mangelnder Befriedigung aul
geringfügige Anlässe mit Wutanfällen. Dabei betonen sie ihre nbcr-
groüe Liebe, erzählen von den glänzenden Vorzügen ihres Mannes oder
Liebhabers, sagen ihm im Wutanfall die gräßlichsten Gemeinheiten,
die sie dann bedauern und zurücknehmen, betonend, daß es sich um
sinnlose Schimpfereien, um krankhafte Ausgeburten der Phantasie
handelt. Eine meiner Patientinnen warf dorn Manne im Wutanfailo
Krotischer Symbol isniLis. -5.3
homosexiiclk Verhältnisse mit soinon Freunden vor und verrief, ^o ifie
Wurzel iliree Grolles.
Im vorerwähnten Fall ist der Diebstahl der Puderbüchse eehi-
fharakterietisch für Homoeeximlität, ebenso das Stehlen eines liandee,
das eine Kranklieitsgoiiossin zierte.
Wenden wir uns einem zweiten Falle von Puppenfetischisniuö zu,
.den Vinchov unter dem Titel „Le Fetiehisme de la poupee et le vol
aux etalases" im Journal do medecino, 191'i, publiziert hat.')
Fall Nr. 9. Es handelt sicli um ein Mädchen Luise, welches einer
Lyoner Öeidoiiweherrarailio — dieser IJci-uf ist l'ür die Hiitstehiniff der ge-
sell leditlichoii i'erversitiit von Withligkcit — angehörte. Sie kiini dann yus
der Provinz iinch Paris. Dort war sie Mitglied einer familiären Warenhaus-
diebsialilgeBellridialt, der außer ihr selbst noch ihre Töchter, Schwieger-
töchter und ihr Sehn atigeliörlen. Aus der Auamncso ist fülgcndcö von he-
deutung :
Der Vater und einer der Brlidei waren Epileptiker. Ein Onkel mütter-
licherseits ist idiotisch. Eine Scliwestei- der Kranken hat Suizid begangen.
Die Kranke selbst ist in der Schule zurückgeblieben. Sie hat erst mit fünf
Jahren müheain zu sprechen gelernl. Mit sieben Jahren litt sie an „Neryen-
■fieber" infolge vo]i Angstzuständen; ein -Mensch wäre ihr auf der Straße
nachgelaufen und hatte sie bezichtigt, einen kleineu Hund gestohlen /u haben.
In der Schule lernte sie schlecht und zog die Handarbeiten vor.
Sie war traurig, ängstlich, litt häufig an Kopfschmerzen und suchte viel
die Kinsamkeii üuf. Zu dieser Zeit hatte sio auch Zustände von patho-
logischer Roizbai'keit, von hysterischer Natur, die bei der geringsten Auf-
regung zutage traten.
Mit fünfzehn Jahren war sie gewerblich tätig, aH)ei1ete zunächst etwas
in allen //weigon ilor Öclmeideroi und bildete eich speziell in der Zurichtung
von Seidciiknrsetts aus. Ihr Geschmack für diesen Stoff trat
e e i t d e in siebenten L e b e n s j a h r 0 in die Erscheinung,
Einer ihrer Onkel überraschte sie damals, als sie im Begriffe war, den St'ifF
an reiben, an dem sie gerade arbeitete. Sie empfand dabei ein Gefühl, das
sie als eine Art von Schauer (frisson) schilderte.
Mit siebzehn Jahren menstruierte sie zum eisten Male. Sie erkrankte
damals im Anschluß an einen Bchwcreii Typhus an Chorea minor, die erst
nach drei Jahren wieder vei'scbwand dank einer li^olierung in einer Anstalt.
Nach ihrer Wiederherstellung nahm sie dann wieder ihren Beruf auf
und wurde schließlich Voi'ai'beiterin bei einer Öchueideiin in Lyon mit einem
Gehalte von -HiO Frank monatlich.
Außerdem wurde sie von einem Geliebten ausgehalten, einem Schrift-
steller, mit dem sie seit ilu-em 2L Lebensjahre zusammenlebte, und von
dem sie ein lebendes Kind hatte. Zwei andere starben im zarten Alter,
außerdem hatte sie drei Fehlgeburten und dann noch eine Tochter, die stets
kränkelt Während ihrer Schwangerschaften war sie oft auf Eßwaren scharf,
hatU' sich jedoch niemals dazu liinrcißen lassen, sich in den Besitz solcher
durch Dielisiahl zu setzen.
») MitBPteilt von Kurt Boa.» in H.Groß' Archiv, Bd. 68, „Kleinem Mittdlutigen".
Weitere Beitrüge zur forensischen Bedeutung des PuppenfetisehismuB,"
54
Fetischismus.
Ihr Geliebter starb nach zehnjähriger (iemeinechaft. L., die damals
31 Jahre alt war, nahm einige Zeit darauf die Gewohnheit an, mit Seide zu
masturbieren, ist jedoch dem Seidendiebstahl noch nicht ergeben. Wutanfälle
gehen wechselseitig einher mit hysteriformen Anfällen, wenn die Versuchung
über sie kommt und sie sich nicht befriedigen kann. Bei anderen Gelegen-
heiten dagegen kann sie sehr leicht widerstehen.
Mit 36 Jahren macht sie abermals eiuen Typhus durch. Während der
Rekonvaleszenz will sie das erste Mal gestohlen haben unter nicht näher
feststellbaren Umständen. Seither lebt sie in Paris und von dieser Zeit iin
datiert der Begimi ihrer Betätigung als Seidenfetisehietin.
Die ersten Diebstähle ließen sie eiti lebhafteres Wollustgefühl verspüren
als das von ihr früher gekannte, als sie noch mit Seidenstoffen Onanie betrieb.
Der Kontakt der Seidts namentlich eokher von rot-er Farbe, und ihr Rauschen
genügten, um den sexuellen ipyarismus auszulosen. Sie war derartig erregt,
daß sie keine Vorsichtsmaßregeln traf imd eich jedesmal abfassen ließ.
Nach dem Diebstahl emptindet sie Abscheu und Scham, versucht die
Seide wegzuwerfen oder sie ist erleichtert und verspürt eine allgemeine Er-
miidimg. Wie all die Kranken dieser Art emptindet Luise eine große Scheu
davor, Fragen über diesen Gegenstand zu beantworten.
Bald kann sie es an keiner Stelle aushalten. Man setzt sie vor die Tür
der Warenhäuser, in denen sie beschäftigt ist, sobald man bemerkt, daß die
Seide verschwindet. Sie wird eine gewerbsmäßige Diebin und sucht auf
diese Weise ihren täglichen Lebensunterhalt zu gewinnen.
Die Impulse zum Stehlen traten namentlich während gewisser De-
prcseionszustände auf, nach ihrem zweiten Typhuslieber, bei ihrem
Klimakt^num usw. Während dieser Perioden war sie weniger zur Arbeit
aufgelegt als gewohnlieh und trug sich mit Selbstmordgedanken. Sie unter-
nahm mehrfach Versuche dieser Art, versuchte sich die Pulsader mittelst
eines Messers zu offnen, sich zu erdrosseln, sieh die Treppe oder vom Feust-er
heruntcrzustiirzeTi und sich von einem Eisenbahnzug überfahren zu lassen.
Luise wurde 20nuU vorluiftet, erlitt im ganzen 11 Verurteilungen zu
m Monat-en Gefängnis und brachte 9 Monate in der Irrenanstalt äu seit 1911.
(Sie war damals 45 Jahre alt.) Jedesmal machte sie dieselben Erzählungen,
Während ihres jedesmaligen Aui'enthaltes stellte man bei ihr hysterieartige
Erscheinungen fest und sie wies zu den schonen Zeichen der Hysterie die
vollständige Gruppe der Symptome dieser Neurose auf.
Luise entwich viermal aus der Irrenanstalt, dank der Beihilfe ihrer
Kinder und aweifellos auch gewisser Individuen, die sich ihrer als einer
ausgezeichneten Kraft beim Diebstahl bedienen, die sie ausschicken, um
Seidenreste und alte Tcppiche zu entwenden, von deren Erlös sie dann pro-
fitieren, Sie selbst verschwinden dann, sobald die Kranke verhaftet ist.
Als Kind hat Luise die Puppen leidenschaitlich geliebt. Damals schon
machte es ihr außerordentliches Vergnügen, ihnen kleine Seide[dvleider zu
verfertigen. Bis in die letzten Zeiten hinein hat sie damit fortgefahren and
sie erzählt nun seihst, daß sie, um nicht lächerlich zu erscheinen, wo sie
einmal Mutter, sagte, sie arbeite füi- ihre Kinder, wie sie dies jetzt ihrer
.Angabe nach für ihre Enkelkinder tut.
Erotischer Symbolismus. 55
Die Puppe selbst ist kein weiblicher Fetisch. Um es zu werden, muß
sie mit einem seidenen Kleide angetan sein, wobei sie rot bevorzugt.
Das Vergnügen, das sie bei der Manipulation verspürte, war sehr leb-
haft und ehemals sexueller Natur. Jetzt sind ihr bloß noch die Anregungen
an angenehme Gefühle geblieben.
Wir haben einen typischen Fall von psycho sexuellem Infant ilisinus
vor uns, der seinen lebhaften Ausdruck in den Puppenspielen findet.
Wir finden hier wieder die Wutanfälle gegen den Geliebten, auf die ^ir
im vorigen Falle hingewiesen haben. Kurt Boas hat reclit, wenn er
betont, daß nach dem Tode des Geliebten die Regression auf die alten
Bilder des Seidenfetiscliißmus eintraten, „die unterschwellig stets an
der ychwelle des Bewußtseins gestanden hatten'". Eine zweite Ursache
der Regression bildete die zweite Typhuskrankheit. Wir können es sehr
häufig beobachten — worauf ich in Band V aufmerksam gemacht habe
— , daß Regressionen nach einem längeren Krankenlager zustande
kommen. Auch das Klimakterium, das kritiselie Alter der Frau, der
Kampf gegen das Altem (vgl. Band III, das Kapitel: Das kritische
Alter der Frau, 2. Aufl.), mag eine Rolle gespielt haben, worauf auch
Boas hinweist, der noch einige interessante opikritische Bemerkungen
zu dem Falle hinzufügt:
„Zu einigen Bemerkungen Vvichons soll Stellung genommen werden.
Zunächst wird hingewiesen auf das häufige Vorkommen des Puppen-
kultus bei Homosexuellen, insbesondere bei Lesbierinnen."
„Zum Beweise dessen, daß der Puppenkult häufig beiHomosexuellen
vorkommt, führt Vinchon mehrere Fälle aus v. Krafft-Ebing an. Ein
Fräulein Marie schrieb in einem Brief an ihre lesbische Freundin
Sandor: „Ich liebe nicht mehr die Kinder der anderen, sondern ein kleines
Baby meines Sandi, oine reizende kleine Puppe. Ach, welelies Glück
gewährt mir mein Sandi."
„Auch männliche Homosexuelle betreiben gelegentlich den l'uppen-
kuit. Ein Fall von Laquer^) war bereits früher kurz erwälint. v. Kraffi-
Ebino berichtet über einen Uranier, der das Bekenntnis ablegte, gern
mit Mädchen zu spielen, die Puppen besaßen. Für letztere verfertigte
er dann Kleidungsstücke. Noch mit dreißig .Jahren legte er ein großes
Interesse für Puppen an den Tag. Auch die Fälle 122, 124 und 129
■lus der v. Krafft'Ebingschen Kasuistik gaben von den Mädchenspielen
den Puppenspielen den Vorzug und Bchneidorten ebenfalls für ihre
Puppen."
'^^ '1 Tnnuer Der WarenhiiUEdit-bsUhl". Kiinimluni; xvi'iLnglüBer Abhandlungen aus
,,,.„, riL;. Hn'Nrn-rn- .„kI n.i.ü.kr.nkhritn.. H.H. ;,.S.U.07, 11.1. VII. H. .^.
ör.
fetischiBmii:'.
^
„Vinchon selbst liebt hervoi', daß hier von einem w:bten Puppen-
fetiöchismuB keine Rede sein könne. Dazu fehlen auch alle von StekeP)
und mir angegebenen Kriterien."
„Wenn Viiichov \voit('rliinänlieit,di)ß es neben dem ausgeeprochenen
Puppenkultus (.irenzzustämle und Ilieläende "Cborgänf,'e gibt, so ist er
zweifellos darin im Recht. Hierhin gehört die Beobachtung, daß bei
den Wcihnachts- und anderen Bescheruni^en in den Irrenanstalten sich
die Puppen einer besonderen Heliebthcit erfreuen und nie zahlreich
genug als (jeschenke figurieren können."
„Auch draußen, besonders in den Großstädten, trifft man den
Piipiienfetischismus im gewöhnlichen Sinne des Wortes (nach Vinchon)
sehr häuiig an, besonders in manclien Milieus, wie im Öi'.hneidcrinnen-
und Konfektionsgewevbe. In den Nachtlokalen werden die Puppen mit
Bonbons und Kauclmtensilien f^efüllt vcrknuft: ferner, aber daim weni'Jiev
auffällig, in einer Schachtel, die Kokain enthält. Jede Frau hat ihi'en
bevorzugten Puppentypus. Diejenigen, die besonders grotesk sind, haben
oft die besten Abnehmer."
„Vivchon führi dann Beispiele für den Puppenkultus aus den
Zeiten der alten Oi'iechen und Römer, .lapaner und Chinesen an. Hei
letzteren verfertigten besondere Künstler wertvolle seidene Kleider mit
allerlei Zierat versehen und richteten allerlei Kostbarkeiten für sie an."
„Man muß sich hüten, all diese Fälle unter der pathologischen
liupc zu betrachten und sie von vornherein als Fetischismus zu siempelii.
Vinchon empfiehlt, sich an die Definition von Garnier'-) zu halten, der
ich freilich die von Stetcel und mir angegebenen Kriterien des echten
Petischiem.uB vorziehe."
Ich möchte diesen trcITlichen Bemerkungen von Kurt Boas nocli
einige Erläuterungen hinzufügen.
Der letzte Fall zeigt uns eine außerordentliche Vorliebe für ge-
wisse Stoffe, einen sexuellen Symbolisnms ~ ich hüte mich, den miß-
brauchten Ausdruck Fetieciiismus anzuwenden — , der außerordentlich
häufig ist. Bekannt ist die Vorliebe für Peize, welche auch das Objekt
kleptomanisi-.lier Gelüste werden können. Das Verständnis für die Pelz-
') Stekd. „Zur Psychologie und TiiPi-ii[ii(! drs Frt.iKi-hisrrms". Zentralblatl ffir
■jJ«VTlio;iniilysp iniil Psyi^botlierapii^ 1914. Bd. IV, S. .■Uli; vkI. iiiidi meine Arbeit:
„KriraiDali-^tiricbe Studioii-'. Britmg /.iir PByrliop^.tholuKii- il.-r Frlisiaii^tcii. Lion .\n;!iiv.
BA64, S.71. , .
") Ich gebe sie hier nach der Dai-sliiliiitiir ViTchavn ftiirtlieb wieder: „Le fet irhisrne
est iine iMTVcrBiiiii sexuelle oliRiyunlc et iniiiuUive eoiiterunl l:iiili"it :\ \iii ubid üiiquel
noB ufiages pretent iiiie Rignificiiticju srxuclle (Ipt.ichipmc imporsonel). tantöt ii \ine
partio du corpe (fetichiejiio cüriwrcl), le jioiivoir exclii'^if de l'urKLisuie geniliil, li; frtiche
etant soit dinclemriit, soit par evocatiun om reprftsentatiun mentale l'eh^ment ü. la
fnis necoKWiin' el «nfÜRnnt de l'excifatinn sexuelle."
i't
1 1.
Erotischer Svuibolisnuis.
67
liebe gibt uns die Vorliebe für Haare. Die Pelze sind das Symbol des
haarigen Körpers, besonders des Bartes, der Achselhaare, der iiaarigeii
Vulva.') Ebonso bekannt ist auch die Vorliebe für Samt. Oft ist,
'das Sexualobickt nur anziehend, wenn es in Samt gekleidet ist. Aber
auch Vorhebe für ordinäre Stoffe habe ich gefunden und wir werden
bei Besprechung des echten Fetisdüsums einen solchen Fall kennen
lernen. Diese Anziehungskraft eines Stolfes kann auch negaliv betont
sein. Damen in Seide verlicreii jede Anziehungski'afl, während Woll-
stoffe Liebesbedingung sind.
Solche Fälle von sexueller Wirkung der Stolle hat außer CUram-
bault auch Langlois') beschrieben. Der erste vermeidet den falsche,
Ausdruck Fetischismus, während der zweite immer wieder von StoO-
fetischismue spricht, was Kurt Boas-') mit Recht hi seiner erscliöplenden
Besprechung dieser Materie tadelt. Ich bringe die Fälle in, der (Über-
setzung von Kurt Boas:
Fall Nr 10 Die e r s i. e Patientin de ÜUrambmdts. eine 40jahritfc Frau,
gab über ihre ViU sexualis fulgende« an: Sie sei mit 15 Jahren au.-; ,lci>
Pen.ien gekommen. Mit IG'/^ Jaln'<-n habe sie geheiratet. An dem
sexuellen Verkehr mit ihrem Manne habe sie nie (j e-
(allen gehabt,' zuletzt sogar Fkel und Abscheu davoi
empfunden. Sie hätte sich daim durcii Onanie Befriedigung verschaHt.
Onaniert hat sie bereits vor der Ehe.
Die Onanie hat sie Bponlau betrieben. Eines Tages war sie allem m
ihrem Ziminer. Plötzhdi vorspilrtc sie ein eigenartiges wollüstiges Geluhl
bei dei- plötzlichen Berührung eines Stuhles mit ihren Gesehlcchlstcilcn. Sie
gibt hiemljer fulgende Auskunft: „Ich saß nicht aufrecht wie gewühnlich,
sondern zu Pferde. Der Stuhl wai' mit Samt ausgeschlagen. Da ich an den
Gefühlen Wühlgefallcn empfand, so halw icii diesen Gehrauch wieder auf-
genommen. Ich habe damals über dergleichen sprechen hören, der Gebraacti
des Fingers kiuii mir erst spitter,"
Die Patientin machte im ganzen 17 Schwangerschaften durch, darunter
vier Aboite Sie halte einen Liebliabcr. dem sie sehi' Kugetan war. Der
ü 'schlecbtliehe Verkehr mit diesem befriedigte sie jedoch stets viel weniger
iIb die Masturbation. Jeden Mm'gen, nachdem ilu- Liebhaber weggegangen
war masturbierte sie. Ferner hatte sie häuhg erotisclie Träume in denen
1-Z sieh in einem geschlechtlichen Verkehr mit einem Hunde wähnte oder
mit Miinncrn, die mit ihr außerordentliche Dinge trieben {„qni lui faisa.eiit
(IfiR choses eijouvaatables"). „ , , , , n .■ .■
D c Vennüassung zu der psychiatrischen Bcbnchtuiig «ier Patientin
war wiederliolter Seiden diebstahl. Sie war bereits viermal wegen Diebstahls
von S idenkupons vorbestraft und zur Zeit wegen Ruckfalldiebstahl. in
mt*rsu£"gshaft.. Den ersten Diebstahl beging sie im Alter von 32 Jahren.
"'^n^doD auLWardnitlid, .vidit-iBcn Fall von FM. nngefiihH in U.i.lt. S. 339.
.) Unc ol>s.rvaticn d. f.^tl.ln.in. ^ks rt.tT.. .1... la fcnm.n, Tl,^«e de M.nt.i.Mber
1912, Nr. 51.
») Über HiThcpliilie. Eine angetilKlio
Hand 61.
Fdnii des Fel.istbismiis. Groß' Ai^iiiv.
SSPÜB»
llt
i'
)
i
iii<
Fetischismus.
Irgendwelche VeranlaBSung dazu hatte sie nicht, da sie genug Seide ini
Hause hatte. Sie empfand bei dem Diebstahl ein gewisseis
wollüstiges Gefühl. Dies hatte sie aber nur, wenu sie
etahl. Der käufliche Erwerb löste diesen wollüstigen Zustand nicht aus.
Nach Ausführung des Diebstahles bringt sie die Seide in Berührung mit
ihrem GeBchleehtBtoile und führt Reibebewegungen aus.
Auch Hinweise auf eine gewisse homosexuelle Neigung finden sich
bei der Patientin, indem diese maeturbiert und sich dabei ein völlig ent-
kloidetes Ifijiihrigee Mädchen vorstellt.
Auf die Frage, ob sie nicht das Masturbieren lassen könnte, meint sie,
sie fühle nicht die moralische Kraft dazu. Sie wollte davon loskommen und
hätte sieh zu diesem Zwecke einen Liebsten angeschafft.
Bei diesem Falle wäre hervorzulieben: Sie war anästhetisch bei
ihrem Manne, Bpäter traten Abscheu und Ekel auf; bei ihrem Lieb-
haber eine relative Anästhesie. Die ersten Erregungen traten — ßo
weit erinnerlich — beim Onanieren auf einem Samtsessel auf, wahr-
Bcheinlinh in Anlehnung an einen verdrängten infantilen Eindruck.
Schließlich die fast nie fehlende homosexuelle Determination der
Kleptomanie, welche vielleiclit auf eine Fixierung an eine Person der
Jugend hinweist, welche Seidenstoffe getragen hatte. Übrigens kann
der Seidenstoff auch ein Ersatz für eine feine (seidenweiche) Haut sein.
Fall Nr. 11. Die zweite Patientin datiert ihre Vorliebe für Samt und
Leinwand bis ins G. Lebeuaiahr zurück. Späl-er ging sie zur Seide über und
Stullreibeii mit den Öeidonabfällen ihrer schneidernden Schwester. Sie fühlte
' Bieh dabei vollkommen elend. Dies hörte erst auf, als sie normalen Geschlechts-
verkehr unterhielt. Seide kann sie heute nicht mehr tragen, trotzdem es keinen
.größeren sexuellen Genuß gibt als die körperliche Berührung mit Seiden-
stoffen. Samt übt keine so große Attraktion auf sie aus. Aus Liebe zur
Seide hat sie sich ku wiederholten Malen des Seidendiebstahles Gchuldig
gemacht. Das letzte Mal entwendete sie ein im Schaufenster eines Korsett-
geschäfteß ausgestelltes seidenes Korsett gemeinsam mit ihrer Tochter. Gegen
die Versuchung, Seide zu stehlen, vermag sie nicht anzukämpfen. Von be-
sonderem Heiz für sie sind seidene Bänder, Kupons, Röcke und Korsette.
Wenn sie das Rauschen der Seide verspürt, fühlt sie ein eigenartiges Kribbeln
in den Nagelspitzen. Sie kann alsdann nicht widerstehen. Kämpft sie doch
dagegen an, so muß sie weinen und fühlt sich erschöpft. Nimmt sie die
Seide an sich, so reibt sie sie hin und her, wobei sie ein eigenartig wohl-
t tuendes Gefühl in der Magengegend hat. Sie empfindet dann eine Art "Wol-
lust die ihr den Atem anhält, Sie begibt sich darauf an einen einsamen
Ort, um mit der Seide allerhand Manipulationen vorzunehmen. Wenn der
Sinnenrauech verschwunden ist, fühlt sich die Patientin niedergeschlagen,
ali ihre Glieder sind matt.
In manchen Beziehungen bestehen zwischen diesem Falle und den
zuerst geschilderten Ähnlichkeiten. In beiden ist der „Fetischis-
iiiiis" schon sehr früh aufgetreten, überhaupt die erste Art von sexueller
Betätigung gewesen. Erst später wurde der Übergang zum normalen
(ii'schleithtsverkehr vollzogen.
Enitischer Symbolismus. 59
■ Fall Nr 12 I)(!i' dritte Fall de Clcrambaults büLriÜ't eine 45iährige
Witwe die mit ihrem Manne stetß in gliicklieh.ter Klie gelebt hat trotz-
dem «ie eine Abneigung gegen den g esc h ec litl i eh en
Verkehr hatte. In den Jahren 1881-1889 ist Patientin d^^'.mal be-
etraft, einmal wegen Diebstahl, einmal wegen Fälschung, das dritte Mal
ans unbekannten Gründen. Mit 38 Jahren trat die Ccssatio mensiun bei ; Ir
ein. Wegen dieser Zustände wandte ..e ..eh dem Genuß von Athei zu,
„ahm auch Morphium, Kokain, Rum oder Eau de t^ologne mit Äther zu
Bich Seit dem Gebrauch von Äther (mit 39 Jahren) hat a.e die Sucht,
Setde z^ stelüen Sie verspürt dabei eigenarüge Wollustgeiuhle die sie in
charakteristischer AVeise mitteilt. Taffet regt sie noch mehr aul da s fem.
Seide ist. Auch für Samt envärmt sie eich, weniger jedoch aU ^^i^^'d..
Schwere Seidenstoffe schätzte sie weniger, sie wurden sie in zu große Aul-
reg^g verseTzen. Gerne möchte sie in Seide schlafen, hält dies jedoch einer
ansSdigen Frau für unwürdig. Schlafen ^^ürde sie dabei allerdings nicht
können se Würde dabei ein brennendes Gefühl ve,.püren. aufstehen und sich
mit wLsser abkühlen müssen. Während sie die ^\aren stiehlt, verspür .e
ein Angstgefühl, da^ sich jedoch löst und einer wollustigen Lmphndung
Platz macht.
Epikrise von Dr. Boas : „Auch hier werden wir, um es gleich vorweg-
zunelimen, die Diagnose „Fetischisume- olme weiteres ablehnen müesen.
Die Begründung hierfür dürfen wir uns ersparen. Hier ist die „Klepto-
manie" in den Wechseljahren aufgetreten. Die Cessatio
niensium an sich dürfte wolil nicht für die Diebstähle verantwortlich
'AU machen sein, sondern der dauernde Gcbraudi toxisch wirkender Sub-
stanzen, besondei's des Äthers, der die Patientin in enien allgemeinen
Errcfjungezust.and versetzte, in dem sie sieh der Tragweite ihrer Hand-
lungen nicht bewußt war."
Fall Nr 13 Fall IV de OldrambauUä. Der immnehr zur Diskussion
suchende Fall älmclt dem eben geseliilderlen last aufs Haar. Er betrifft
ebenfalls eine 49jahrigo Witwe, die eine fragwürdige Vergangenheit besonders
uuch iu sexueller Beziehung hinler eich hat. S.o ist schwer belastet Vater
ind Mutter begingen Sui.id, ein Bruder beimdet .ich m der IrrenansteU.
Bereite mit 7 oder 8 Jahren vorlegte sich die Patientin aufs Mastu.-
hieren das sie teils allein, teils mit einem kleinen Mädchen betrieb mit dem
sh \';ter und Mutter spielte. Mit 12 Jahren trat bei .hr die Periode ein.
sie \Ater una im i j od o c h ha t s ie n i emals ei n c
^^\''^'''r''^,nrbeimKoTtus verspürt. Die Vorliebe für Seide
• ^" T \IZI h-ühe 7-it (Uiauo Angaben hierüber lehlen leider). Ihr
r?^ n Lmten .^^r überl-upt nur, sich in den Besitz einer schwarz-
^'"f Lh.™ setin Ihre Worte sind so charnkteristisch, lassen sich
seidenen Robe uset^on^ .viedergeben, daß ich sie hierher setzen
aber m deutschci ^P'^^^J'^ ;; ^^^^ „„ .„^ri qui me fail jouir." Bereite das
möchte: „La soie a ^ .^Te da an bringt sie in sexuelle Fksta.e. Sie emp-
Worl Seide oder "^^^^^f^^^^^ ^^^^ .exuolles". Der Orgasmus wird vollends
findet dabei «'"^-^^^'^'^^if dieScide gegen üire Geschlechtsorgane scheuert,
bei ihr auBge est, ^ve"\^'J^f ^„,^7thercxze..sen und botrieb taglich Mastur-
Sf wSltltla^t^sieih" des Warenhausdiebstahles schuldig gemacht.
ÖCI
Kctiscliismus.
i
k
1914 brat-hle sie drei derartige Uiebstälile zur Ausführung. EititT da\(ia
büLraf eino sdiwarKc iiohti im WimU^ von ItiO Frauke, die gie üusamim'iirüfi'te
und unter iliroui Unlcrnifko zvvisclion dc^n JJcineii vi^ralücktc, Kiiics Tii^vs
ging Bii3 in deiiisellxui .Iiihn' in ein Warcnliiiii^ iiiloigc einer idölzlielieu l'^iii-
gebung, Voiiier IniU« sie Äther zu eich ^enouuiien. In der Abteilurif,' iVir
ScidcnetofVe erblickte sie ein i^lnuweißes Seidenkleid. diLs sie in Vorziiekung
vorsetzte. Sie Heß dusselbc in einer gi-oHen Tasche luiler ilireni Ivioiderrock
■sdnviudeii. l);iiiu inast.urbierte sie olTonUieh vnr allen JAuilen in dHil
ver
Wa rcnhaiisu.
Die Masturbation an sieh schafft ihr keine viilktaiuiige Befriedigung,
sie muß dabei stets an das Rausehen der Seidt; (ionken, um den Orgasmus
au erjiioleu. Manchmal bcödiäRigt sie öidi beim Maäiurliioi'en in iliter Phan-
tasie audi mit Männern, ubgleieh diese keine -^exuidli- Anziehniig^kraft anf
sie ausüben.
Fall Nr. 14. Der lünite Fall von Hephephilie (Lanrjlois) betrifft
eino 25jährige Frau, die seit 5 Jahren vtrheiralet und Mutter von 3 Kimlerii
ist. Über ilire Vita sexuaJis ist folgendes niiLzutcilcii:
Da.s Erwachen des Gosehlcchtstriebea datiert die Patientin vom
18. Lebensjahre ab, wo bei ihr die ersten Menses auftraten, also zu eim'ni
auffallend s|)ätim Termin. Bald darauf ergali si)' ^ich der MasturbiLtiun, wobei
sie sidi zuerst des Fingers bediente. Irgendwelche suniatisdic Schädigungen
verspürte die Patientin dabei nicht. Eines Tages entdodite sie ihre eigen-
tümliehe Vorliebe für Samti^toffe. Sie eni|)fand, wie sie sich ausdriidite eine
grolSe Freude und geriet in Versuchung beim Hantieren mit Samt. Sie be-
dauerte teils, teils war sie glücklich, nicht am Samtlager des WarenhaUf^es,
an dem sie tätig war, besehäfl igt zu sein. S i e m e i n t e, s i e h ä 1 1 e, w e n n
6ie daselbst tätig gewesen wäre. Samt stehlen müssen,
\\Mi b e i ihre P e r v e r b i o n ans Tageslicht g e k o m m o [i wäre.
Damen ihrer Kundsciiaft, die in Sann wkleideL kamen fuhr sie über
die Kleider und verspiiite dabei wollüstige Gefühle. Kiues Tages ging ihr
der Geihmke dnrdi den Kopf, wie schön es wäre, mit Hilfe von Samt m
niasturbieren. Sie sdiützte daher weTilge Tage vor dem Einsetx.eri der Periode
ein Unwohlsein vor, legte sich auf das Bett mnl masturhierte imler Zuhilie-
nahme von Samt. I)i<' Patieriliu emi.fand dabei „um' .sensati.ni indeiiiiis.-^able
■qui la transportait et la l'aisait jouir".
All diese Vorgänge spielten sich in ilnem LS. Lehensjahre ab und seit-
dem hat der Trieb nur noch /.ugenommen. BeMUiders vor der Periode wird
sie davon lieherrscht, ohne daß ihre Angeiiörigon ihr jemaU dabei auf die
Spur gekommen wären. Sie emplindet dabei ein inten^ve^ Judigefüh! -m den
Genitalien und ein ausgesprochenes Hitzegefnhl, die sie immer und 'immer
wieder zur Masturliation veranlassen. Für den normalen Koitus
empfindet sie nichts, dagegen malt sie sich (genau wie
die vorige Patientin) die Ehe als ein M,ittel zur Er-
langung ihrer sexuellen Wünsche in bezug auf den
KaufvonSanitkleidcrnaus.
Die Heirat ging sie auf Wunsdi ihrei- [-:itern ein. [)or normale Koitus
gewährte ihr keine Befriedigung, sie gab vielmehr auf Drängen ihres Mannes
nach. Bei der BeschafTung der Möbeleinriditiing wußte sie es so einzuriidilen
daß das Sdilafziminer in Samt gehalten wurde. Auch der Bettüberzug wurde
auf ihren Wunsch au.^ Samt hergeF^tellt. Man machte sich (jber diescii bizarren
aeschmack keine weiteren Gedanken, sondern willfahrte den Wünschen der
Erntisclicr SymiiolismiiB.
61
iimseii Frau Für diese b(!doiit«le (jö das liöciisk' Vergnügen, aich in diest-m
Sii.iiünilioii iilk'in /,u borffon und der Masturbation zu trolnicri. Die Sanit-
bekleidung nahm .io daU-i .uclil. zu Hülc iiua Furclit, d.esolbe bei ilnei.
„lasturbatorischon Akten zu bosclimutzeu. Auch logto s,o jctzl .standig Samt-
bekbidung an. Eines Taget hatte sie ei.ien wi-llustigen Traum m ,k.u ,
sie sich ganz nackt i.i Öanit, gehüllt wähnte In ihren G'^'l^^nken ist eni der-
artiger Traum nicht mehr bei ihr wiedergekehrt. Im ÄnsehhiU daran trat
«ie mit dem Ge.tändni. hervor, ihr Mann würde .le wo.t eher sexue 1 an-
ziehen, wenn er öamtkleid.mg anlegen würde und wäre es auch nur die J ra.ht
der Zimnierlcnte zum Beispiel. Weite,. üU'.v d>esen I nnkt he ragt, gab «le
odi an ein anderer wie ihr Mann würde .ie .e b.l in ^amtk e.dnng re..c-n
können Sie gilit an, daü die Vurstolhmg ihres Mannes in biLn.tkleunng hre
sexuelle l'IrreLTuny beim nennaien Knitns .teigern würde, bie ist der tber-
zeuruig ^be^^i^ VVolhiHt, v.u verspüren als bei der Mas i.rbation mit
simt I ie ausdrückliche Frage, ob sie sich .u Franen .exuel! hmgezogen
fühle, verneinte sie: <Oien.^o die l^rage, ob die SamUnaslurbatuni sie au einen
Mann erinnere. Sie gab da.u allerdings ^•''■g^n'-'-^"^ , in, .le wurde emen -
sonderen Genuli dabei cmi.iinden. wenn der Sand, die Geschlechtsteile ih.o.
Mannes berührt hätte. Der Ehemaim wußte von all die.^en j.erversen \ er-
gangen gar nichts und lülnte den Pruritus vulvae be, seiner Frau auf den .'.n
häu«gen" geschlechtUchen Verkehr zurück anstatl anl dn- n.astnrbato-
rischen Akte. „, , ,, ■ i. i
Die Patientin niaaturbierte meist boi Tage, wenn der Mann infolge seiner
Itescliäl-Ügung auswärts weilte. Wurde sie dabei erwi.clit, so sL-liülzte «e
Migräne als Grund der Üettlagerigkeit vor. Die Patientin neigte die ge-
schilderte Vorliebe nur für Samt, dagegen nicht lur beide, Pel/. oder andere
StulTe riftmals b(-schnmt/.te sie mit. den Vagiiialsekretioneii die beim Maslui-
biijren verwendeten Saiatkupons. Eine K'-wi^se Hedeulung hat die Wahl der
Farbe Am meisten schätzt die Patientin schwarzen Samt. Meist verbrennt
.io die Samllappon. die sie anfänglich gescheiil habe, mit den Abgangen aus
ihren Gewclilechtsieileii zu bi-schmutKeii,
Es' pind Fälle, die Eulenburg als sexuellen Picazismue be-
7A:U-hnüU möditc. Charaktoristiech für dieac Frau ist die Gcsddechls-
kälte für den nnrmalen Koitus und der Iminils. don wir wiedorliolt fils
oiiim RiiekBtoi.i in die Vergaiifiienheii. <uithi.rvt haben. Leider IVlili die
Psychanalyse dioeor Fälle, dio rein deskriid.iv wiedergegeben w LU-deii.
Der Fall nähert sich aber entschieden dem echten Fetischismus.
Die Frau iet beim Koitus anäslhetisch, was einer männlichen Impotenz
entspreclien würde. Sie lebt ihr Sexuallehen in der Onanie ane, wobei die
spezifische Phantasie ihrem Bewußtsein niclit zugänglich zu eein eeheint.
Sie zeigt den gleichen klejitomanischen Impuls wie ihre Vorgängerinnen
in diesem Buche. , . , ■ i ■--
Über einen „D i e b 8 1 a h 1 aus F e t i s c h i e m u s bei gleichzeiti-
gem AI k 0 h 0 1 i s m u s" berichtet zu Orofi- Archiv, Bd. XXlll, ß. 36r,,
Kersten:
F-ill Nr 15 „Eines Maitage 1905 stahl der 53jährige Fabriksarbeiter
(Lampenputzer) F. in einem Städtchen auf offener Straße einem Kinde aus
i^
599
l'l'.
[jq Fetisehistnus.
desGfn Puppenwagen ein Puppenkopfkissen, Er gab den Diebstahl zu mit dem
Bemerken, er sei sich selbst nicht klar darübei- gewesen, was er mit dem
Kissen habe machen wollen, er sei angetrunken gewesen. Seine wiederholten
Diebstahlsvors trafen, die stets die Entwendung von Bettstücken bei Kinder-
betten betrafen, wiesen darauf hin, daß der von seiner Frau geechiö-
dene F., der in seinem Weeen nichts Auffälliges hatte, auch seine Arbeit im
allgemeinen zur Zufriedenheit verrichtete, ein Felischist war.
Nach dem gerichtlichen Gutachten wurde bei ihm der Geschlechtstrieb
angeregt durcli den Anblick von Betten und Bettstücken. Ein auch nur
geringer Genuß von alkoholischen Getränken verstärkte
den Trieb so sehr, daß F. ihm nicht widerstehen konnte, zumal er dem Trünke
derart ergeben war, daß er schon allein wtgeji hochgradiger AlkoholzcrrüL-
tung als geisteskrank angesehen werden mußte, Einstellung des Verfahrens.
(Akten der kgl. Staatsanwaltschaft Dresden, St. A. VIII./94/05.)
Es ist die gleiche Erfahrung, die wir bei allen Impulshandlungen
gemacht haben. Der Alkohol zerstört die Hemmungen und macht die
infantilen Impulse frei.
Einen hochinteressanten Fall von homosexuellen Kleider fetischin-
mus berichtet M. Pappenheim:
Fall Nr. 16. „Der SSjährige Zuckerbäckergehilfe K, L. vmrde am
]. Juni 1919 at)ends bei der belebten Endstation einer Wiener Straßenbahn-
linie angehalten, als er emem Manne einen zusammengelegten Plüschhut
aus dessen Rocktasche entwendete. L. hatte bei der \'erliaflung einen zweiten
Plüschhut und vier Männergürtel bei Eich, die er sich kurz vorher bei der
gleichen Haltestelle angeeignet hatte. Bei einer Hausdurchsuchung fand man
sodann in der Wohnung des L. noch 8 Hüte und 39 Männergürtel, die L. nach
seinem Geständnisse auf gleiche Weise gestohlen hatte.
, L. war bereits dreimal, und zwar in den Jahren 1913, 1915 und 1916
wegen kleiner Diebstähle vorlieetraft worden. Der letzte Diebstahl war analog
dem jetzt verübten. Im Jahre 1913 war L. gleichfalle beim Diebstahl eines
Plüschhutes betroffen worden; man hatte aber damals in seiner Wohnung
außer 9 Plüschhüten auch einen photographischen Apparat, 3 Opemgläsor
und 1 Zigarrentascho gefunden, dje gleichfalls von Diebstählen herrührten.
I Im Jahre 1915 hatte L. in der Statistengarderobe der Oper, wo er aushili's-
weise beschäftigt war, einen Winterrock gestohlen.
L. wiU nie schwere Krankheiten durchgemacht haben. Im Alter von 9 bis
10 Jahren habe er einen Entzündungsprozeß am Gliede gehabt, wie er glaube,
. weil er immer mit demselben gespielt habe. Er köimo eich erinnern, daß ihn
der Vater deswegen viel geschlagen und ihm die Nägel kurz geschnitten habe.
Als Kind, berichtet L., sei er immer brav gewesen. Er erzählt spontan,
mit verlegenem Lächeln, daß er schon als Kind „Eigenheiten" gehabt habe.
Er habe immer gornomit Puppen gespielt, habesie sogar
in der Schultasche in die Schule genommen, und sei vom
Vater geschlagen worden, bis er sich das abgewöhnt
habe. Zu Hause habe er gerne Krippen und Häuser aus Modellierbogen ge-
fertigt, femer sei er am liebsten beim Herd gewesen, habe gerne gekocht, Fuß-
boden gescheuert u. dgl. Freunde habe er nicht gehabt; er sei immer' allein
gewoBLO, sei im Öujnmer im nahegelegenen Wald spazieren gegangen, halie
Schmetterlinge gefangen u. dgl. Er sei immer ein ruhiger Mensch gewesen,
RretiBcher Symbolismus. 63
eniEtor Natur, habe alles schwer genommen. Als Kind habe er eebr gerne
Märchen gelesen, später Eomane aus der Volksbibliothek.
Über sein sexuelles Vorleben berichtet h. folgendes: Erotische Be-
ziehungen zu Kameraden in. der Schule habe er nicht gehabt. Vor vielen
Jahren, er sei damals etwa 18 Jahre alt gewesen, habe er 2— 3mal zu ona-
nieren Versucht, da er davon sprechen hörte, habe es aber zu keiner Erektion
gebracht. Mit etwa 19 Jahren sei er, weil ihm die andern damit aufgezogen,
daß er noch nicht geschlechtlich verkehrt habe, und weil er viel an Aue-
echlägon gelitten habe (an einer Akne offenbar, die man im Volke mit sexu-
eller Eiithaltearakeit in Zusammenhang zu bringen pflegt), zu einer I'roßtl-
tuierton gegangen, habe abor keine Erektion bekommen. Auch
ein zweiter Versuch, während eines Zueammensoins durch eine ganze Nacht,
sei geseheitert. Spa'terhabe erden Geschleehtsverkehrnieht
mehr versucht, Er liabe sieh bei den damaligen Versuchen einen Tripper
zugezogen, der bald geheilt sei. In dieser Zeit sei er auch einmal im Dampf-
bad von einem Manne beim Gliede angepackt worden, habe aber dabei kein
beeonderts Gefühl gehabt. Die ersten abnormen Empfindungen habe ei- nach
seiner Rückkehr aus Deutschland, mit etwa 25 Jahren bemerkt, indem er die
Wahrnehmung gemacht habe, da[i er, wenn er in belebten Straßen an Männer
anstreife, „ein eigentümliches Gefühl" habe, fiie und da habe sich auch eine
Erektion eingestellt. Er habe dann auch gerne übenragene Anzüge, ins-
besondere solche mit Gürteln, getragen, trotzdem er es nicht nötig gehabt
habe übertragene Sachen zu kaufen. Um diese Zeit habe er begonnen, in
Kinos G ü r t e 1 z u B t e h 1 0 n. Er sei zum ersten Male bei einem Diebstjihle
ei-tappt worden, als er das schon einige Jahre praktiziert habe. In der letzten
Keit habe er nur Plüsch hüte und Gürtel genommen; die anderen
Gegenstände erwiderte er auf Vorbehalt, habe er auch Männern entwendet.
Der Mann, dem er den Winterrock genommen habe, erinnere er sich, sei
auch sportmäßig gekleidet gewesen.
D. schildert, wie er, wennereinenHutin einer Rocktasche
stecken sehe, aufgeregt werde — er könne das Gefühl nicht schildern,
es sei so ein Klopfen innen — und daß er dann häufig eine Erektion hekonime.
Wenn das Herausnehmen des Hutes ücier das Heraus-
ziehen des Gürtels mit Schwierigkeiten verbunden sei,
dann komme es, — L, stellt das in seiner primitiven Ausdrucksweiee
dar — nach einem schmerzhaften Gefühl, als ob er uri-
nieren müsse, z u m S a m e n c r g u ß, wonach eich ein gewisses
Gefühl von Mattigkeit einstelle. Gelinge die Entwendung des
Gegenstandes leicht, dann habe er kein besonderem Gefühl. L. bestätigt auf
Befragen, daß er Angst habe vor dem Ertapptwerden; daß er aber dennoch
nicht widerstehen könne. Im Gespräche mit Männern, gibt L. aji, fühle er
keinerlei geschlechtliche Erregung. Auch das Gefühl, das er früher beim An-
streifen an Männer gehabt habe, habe er jetzt nicht mehr. Nur wenn er einen
Mann mit einem Plüschhut oder einem Gürte! sehe, werde er aufgeregt, mid
zwar wie er auf Fragen angibt, nicht eigentlich in jedem Falle. Er wisse
mdii ob es bestimmte Leute oder bestimmte Gürtel seien, die ihn bosondcra
anziehen Nur soviel läßt eich durch Fragen heraus bekommen, daß er
Männer mit gesehneckelten" (gelockten) Haaren bevorzuge. Zu Hause hebe
er die Gegenstände auf, die Plüschhüte mit einem weißen Tuch bedeckt, auch
die Gürtel schön zueammengelegt. . Er nehme die Gegenstände oft m die Hand,
«4
Fetischismus.
l.)ot!isto sie, fühle hiD und da eine leieht-p Ercktuin. Bei spinom eigenen Hut
habe er ditises Gefühl nie, nur bei eiitwendetcTi Hüten.
Das üeeunderc aber in dem geschilderk'ii Falle, das mir doine Vet-
öllcnUichiing bereclitigir erscheinen ließ — ich fand bei einer, allerdings nur
tlüchtigen Durchsieht der Literatur keinen derartigen Fall — , ist, daß im
FctieehmuB des L. eine homosexuelle Komponente zutjigetritt, indem ihm als -
Fetisch männliche Kleidungsstücke dienen, dio er Männern entwendet."
, Über einen Fall von Kleidungsfeliscliismus homose.\ueller Art.'" Zeit-
schrift für Sexualwissenschaft, Bd. VU, l)e7..'1920, H. 19.
Es handelt sich um einen Fall von echtem Fetischismus. Der Täter
ist. nur in seiner Phantasie liomosexuell. Der Hut, der in einer Tasche
eteckt, symbolisiert ihm offenbar einen in einer Vagina oder im Anus
ßteckenden Phallus. Wir sehen die überwältigende Impulshandlung, das
Ausleben einer infantilen Phantasie luid den Haremskult. Der Hut hat
tu^■ diesen Kranken phallisehe Uodcutung, vielleicht auch der Gürtel.
Es ^ibt kein Kleidungsstück, das nicht zum Zentrum der fetisdiieti-
schen Konstruktion gemacht werden könnte. Audi die spezifieche Form
und Art der Kleider kommt dabei in Betracht. Garnier beschreibt einen
Fall, in dem das Brautkleid Liebesbedingimg war.
Einen Diebstahl aus Fetischismus teilt Kersteji (Groß'
Archiv, Bd. XXV) mit:
Fall Nr. 17. „Eines Februarabends 1906 wurde in dem Dorfe L. aus
einem umfriedeten Garten mittels Einbruch ein Ballkleid gestohlen. Der
als Täter ermittelte S., ein 4üjähriger Rtcinbruehsarbeiter, der seit 15 Jahren
in kinderloser' Ehe verheiratet und bisher unbescholten ist, gestand den Dieb-
ötahl zu: nachdem seine Wohnung durchsucht und darin eine ganz auffällig
Sroßo Anzahl Frauenkleidei-, Unteri'öeke und dergleichen gefunden worden
war, räumte er weitor ein, seit 2 Jahren fortgesetzt aus Gäi-ten Prauen-
Ideuiungsstüdvc, die dort zum Trocknen hingen, zur Abendzeit unter dorn
Schutz der Dunkelheit, zum Teil mittels Einbruchs oder Einsteigens. ent-
wendet zu hal)en, und zwar zur Befriedigung seines Geschlechtstriebes.
Dio geriditsärzÜiehe Untersuchung ergab, daß S. ein Fetisehist ist.
bei dem eine krankhafte, die freie Willensbestimmung ausschließende Störung
der Gcietestiitigkeit bei Begehung der Straftaten vorhanden war. Der uher-
mäditige Tiieli ist bei S., der anscheinend aus einer geistig gesunden Familie
stammt, jedenfalls auf dem Boden des angeborenen Schwachsinnes entstanden.
Wenn S. einen Fiauenrock hängen sielit. so wird sein Geschlochtstrieij an-
geregt, besonders daim, wenn der Rock durch den Wind Gestalt bekommt.
Es treibt ihn mit unwiderstehlichem Drange dazu, sieh des Rockes zu be-
riiäehtigon. Er nimmt ihn und preßt ihn an sieh, was für ihn schon eine Art
Befriedigung ist, Heimgekehrt, zieht er den Rock nach Frauenart an und
wohnt so seiner Frau bei. Das Bestreben S.b, der angeblich seit 2 Jahren
niemals mehr ohne Frauenrock den Beischlaf vollzogen hat, geht dahin, stets
einen neuen, d. h. eben erst gestohlenen Rock zu vcnvenden. Nur im Notfall
griff er zu einem alten; dann war aber auch der Genuß nicht der gleiche,.
?';instellung des Verfahrens."
Akten der kgl. Staatsanwaltschaft Dresden, St. A. VU. 103/06.
/
Erotisdier Sjmliolisiiius. o-
Wir seilen in allen diesen Fällen eine Kombination des erotischen
Symbolismus mit Impulshandlmigen kleptomani scher Natur. Der echte
Fetischist ist ein Sammler und jodor monomane Sammler ist miter Um-
ständen ein Dieb. Die Leser des vorigen Bandes werden verstehen, daß
der kleptomanische Impuls in diesen Fällen ein unwiderstehlicher ist. Die
ge«'altige Affektverschiebung ermöglicht emen Affektrausch, der das
Bewußtsein einengt und zu einer erotischen Ekstase führt.
Der Impuls stammt aus der Kindheit und versucht eine Neu-
belebung der Vergangenheit. Das Stehlen der Puppen ist ein aus-
gesproclien infantiler Zug. Es ist, als ob sich diese Parapathiker mit
einem Griffe wieder die Vergangenlieit erobern könnten. In der voraiia-
lytischon Ära konnte man in solclien Fällen von Degeneration und Im-
pulshandlung auf konstitutionell-degenerativer Grundlage sprechen. Erst
die Psychanalyse hat die Macht der infantilen Erlebnisse und frühen
Einstellungen aufgedeckt. Aber mit der Aufhellung der infantilen Phan-
tasien allein ist noch nichts getan. Wer den Fetischismus mit dem
Schlüssel des infantilen 'J'raumas auflösen w^ollte, ivürde bald durch seine
Mißerfolge eines Besseren belehrt werden.
Der echte Fetischist ist ebenso' wie der erotische Symbolist ein
Schauspieler und hat die Gabe, sicli durch Annullierung der Realität in
eine Rolle hinein zu denken und hinein zu fühlen. Es gibt keinen Gegen-
stand, den er nicht in sein System ziehen und zum Träger der Affekte
maclien könnte. Ist der Gegenstand - wie eine Puppe - geeignet, ihm
die Vergangenheit zu repräsentieren, kann er die symbolische Vertretung
eines Genitales oder einer sexuellen Handlung übernehmen, um so
leichter wird er der Träger eines komplizierten Bauwerkes, das ich ein
„fixiertes Luftschloß" bezeichnen möchte.
Es bleibt aber niclit immer beim Denken und Phantasieren.
Der Zug in die Vergangonhoit, ein unerfüllter M^unsch der Kind-
heit, das Bestreben, eine alte Szene neu zu beleben, drängen den Feti-
schisten zu einer Impnlshandlung und bringen ihn mit den Gesetzen in
Konflikt. Oft erreicht er dadurch ein geheimes Ziel: sich interessant zu
machen und den Märtyrer zu spielen, zu leiden und sich an seinem
eigenen Leide zu weiden.
SCeksl, StürunBän dfs Triab- und AfTi^ktlabuda. VII. J^
f
.v
IV.
Die Hieroglyphen des Fetischisten.
Die meisten der sogenannten Fetischisten haben ein kompliziertes
System und eine ganz besonders originelle Geschmacksrichtung. Sie
überraschen den Arzt durch eine Fülle von Details, deren Wichtigkeit
sie mit Nachdruck hervorheben, und fügen oft hinzu: „So etwas Ver-
rücktes werden Sie wohl in Ihrem ganzen Leben nicht gehört haben!"
Sie haben den heimliehen Stolz auf die neurotische Fiktion, auf ihre
sexuelle Neubildung, auf ihre Krankheit, einen Stolz, den man in dieser
Auebildung nur noch bei ausgesprochenen typischen Hypochondern
findet, die man als narzißtische Fetischisten bezeiclmen könnte. Die
Fetischisten zeigen oft Züge von Hypochondrie, während die Hypo-
chonder aus ihrer Krankheit und ihren Symptomen einen Fetisch machen,
in den sie förmlich verliebt sind.
'■' ' Der Fetischist schreibt seine eigentlichen Tendenzen und die Ur-
sachen seines sexuellen Symbolismus in einer Geheimschrift. Er bemüht
sich, während der Analyse diese Geheimschrift immer besser zu ver-
bergen. Er ist unglücklich, wenn er merkt, daß der Arzt seine Geheim-
schrift zu enträtseln anfängt und orgreift gewöhnlich die Flucht. Ich
kann daher allen Analytikern den Rat geben, ihre Erkenntnisse nicht
zu früh preiszugeben und dem Fetischisten nicht zu früh zu verraten,
daß sie ihn durchschaut und sein System erkannt haben.
Es kommen nämlich die merkwürdigsten Verschiebimgen vor. Eine
Sand, die Gegenstand eines leidenschaftlichen Partialismus ist, steht
gar nicht für sich selbst, sondern ist das Symbol einer einmal mit der
Hand begangenen Handlung. Je komplizierter das sexuelle System ist,
desto verdächtiger muß es uns ei-schcinen.
Alle diese Kranken verlangen jammernd die Heilung und ver-
sprechen ewige Dankbarkeit, wenn man sie aus den Fesseln ihres
sexiiellen Symbolismus befreien wird. Man glaube ihnen nicht! Sie
stellen sich nur so, als ob sie befreit werden wollten. In Wahrheit
hängen sie an ihrer Fiktion, klammern sich an ihre Symbole, wollen
von einer Heilung nichts wissen.
iwy-1-.T^... . 1^
Die Hieroglypiieu des Fetischisteu.
67
Wir haben ja gesehen, daß der sexuelle SymboHsmiis die Tendenz
hat, seinen Träger vom geschlechllidien Partner abzuhalten, indom er
die Bediifgungon der Liebeswahl humer mehr einschränkt und sie oft
so unmöglicli gestaltet, daß Fetischismus gleichbedeutend wird mit
Askese. SchlieBlich drangt er seinen Träger von dem Mensehen auf ein
Symbol, einen Körix>rteil, der möglichst wenig Zusammenhang mit dem
Sexus hat, oder gar auf einen Gegenstand.
Aber immer bemüht er sieh, die Geheimschrift beizubehalten und
deren Entzifferung mit allen Kräften äu verhindern.
Der folgende Fall bietet hiefür ein sehr lehrreiches Beispiel.
Fall Nr. 18. Fritz K., ein iaSjährigcr Cheunkor, leidet an voHstündiger
Unfähigkeit zur Arbeit. Er war ursprünglich von seinem Vater zum Xauf-
n.annsstandc bestimmt worden. Mit 17 Jahren erwachte sein Ehrgeiz, er be-
gann zu studieren, (nachte die Reifeprüfung für das Gymnasium mit gutem
Erfolge, kam auf die Hochschule und absolvierte seine Studien mit großer
Mühe, EO daß er nach Überwindung innerer Seliwierigkeiten endlich seinen
Doktor machen konnte. Nun scheint er zu jeder Arbeit unfähig. Er hat viele
Interessen, aber er bleibt immer an der Oberfläche haften. Er ist ein ausgo-
ücichnefer Musiker, kann am Klavier improvisieren, ober es fehlen ihm die
gründlichen Studien, Er kann sich für keinen Beruf entscheiden. Die Chemie
gefällt ihm nicht mehr, sie langweilt ihn. Er möchte Musiker oder Philosoph
werden. Er glaubt, daß seine krankhafte Sexualität die Ursaclie seiner Wil-
lensschwäche ist. Er onaniert seit früher Jugend, und zwar immer mit ein
und derselben Phantasie;
Er stellt sich vor, wie zwei Frauen miteinander ringen. Die eine ist
schlank und hat ein wunderbares Tanzbein, Sie tragt weiße, durch-
brochene Seidenstrümpfe. Die andere ist stark, robust und untersetzt und
trägt schwarze Strümpfe. Der Kampf ist sehr hartnäckig. Es scheint, alö
ob die Sclilanke siegen würde. Aber im letzten Moment siegen die
schwarzen Strümpfe. In diese]n AugeiibhckG erfolgt lx>i ihm die Ejaku-
lation. Oft aber muß er mehrere Male (sogar fünfaial in einer Nacht) -
onanieren.
Er ist immer miruhig und außer Stande, sich zu konzentrieren. Wenn
er onaniert hat, wird er etwas gefaßter und aufnahmsfähigcr.
Es ist, als ob dm ein Motor rastlos durcli die Welt treiben würde. Er
war in vcrscliiedenen Städten, suchte Ärzte auf und verließ sie nach kurzer ""
Zeit. In "Wien ist er uuruhig. Er k;inn nicht in seiner Wohnung bleiben, eilt '
ins Cafe, vom CaiÖ wieder ins Theater,, wo er sich langweilt. Er möchte ein
Buch lesen, beginnt es mit großem Interesse und legt es nach einer Viertel-
stunde weg.
Er sucht fortwährend. Er lauft die Straßen auf und ab, um sich die
entsprechenden Sexualobjekie zu finden. Ihn iiilorcssiert nur die bekleidete
Wade. Am meisten erregen ihn Damen in durchbrochenen Seidenstrümpfen.
Er kann ilmen stundenhuige nai-blaufen. Dann eilt er nach Hause und
onaniert mit dem Bilde, iadom er die gesehene Dame mit einer anderen '
ringen läßt. . '
5*
hl
68
FetiscliismuS.
Er versucht auch den lu-rmaku Koitus. Er h:it gute Potenz, aber sehr
edmadicn Orgasmus, .vähreiid der Geuuü der Onanie sehr groL^i^t. Er lat
eehr viele analyUeche Bücher geleBen, was für die Behandlung emc schlechte
Prognose bietet.
Zweite Sitzung: Er kommt um eine Viertelstunde zu spät. Er habe
beim Friseur so lange warten müssen. (Wird aufmerksam gemacht, daß der
ihm vorausgesagte Widerstand prompt eingetreten ist.)
Die Onanie war mitunter ein Ausbrach seiner Verzweiflung. Er wollte
sich auf diese angenehme Weise ruinieren. Er fühlte nach jedem Akte einen
moralischen und hvgicnischen Katzenjammer, Seit der Lektüre meines Buches
über Onanie hat er den hygienischen Katzenjammer verloren. Der moralische
Katzenjammer nach einem autoeroüschen Akte ist ihm geblieben.
Das Hingen hat ihn immer sehr interessiert. Er hat als Junge ni
der Schule sehr viel gerungen, wobei er eich die schwächeren Knaben aus-
Buclitß um immer siegen zu können. Einmal nur hat er einen Damenring:
kämpf' in Wirkliclikeit gesehen, der ihn sehr aufgeregt hat. Das war aber
vor drei Jahren. Da war die Zwangsvorstellung schon giinahch ausgebildet.
Er hat auch gegen die Onanie gerungen. (Er wird aufmerksam gemacht,
daß er in jeder Hinsicht ein Ringer ist, und nach dem Verhältnis seiner
Eltern gefragt) Die Eltern lebton wie Hund und Katze. Es gab immer
Streit und er hörte nie ein zärtliches Wort zwischen Vater und Mutter.
Der Vater war ein Trinke)' und verübte Selbstmord. (Auch einer semer
Brüder!) Er war damals 19 Jahre alt. der \ ater 5b.
Die Mutter war dem Vater geistig überlegen und fluchtete oft m die
Krankheit' so daß sie ihren Willen durchsetzen konnte. Er beschuldigt aie
Mutter sie wäre die Ursache seine. Leidens. Sie habe ihn verzar elt,_zur
sSbstbeohachtung erzogen. Er war auch als Kind immer allem und spielte
mH seinem St^inbaukasten. Er kam mit 10 Jahren aus dem Hause. Die
Sefe seiner Mutter waren voll von Imperativen. Das sollst du un und
das darfst du nicht tun. Du sollt deine Eltern ehrei^ daß es dir_woh ergone
auf Erden Dann habe sie ihn zu fromm erzogen. Er war von o-U außer-
ordentlich fromm. Er entsinnt eich eines sehr strengen Religionslehrers der
aUee dazu tat um sein Herz mit Gottesangst zu füllen. Er fürchtete daher
immer vor der Strafe Gottes. Er leidet an einem drückenden Schuldbewußt-
sein das er bis heute noch nicht losgeworden ist. Zuletzt beichtete er noch
rait'lS Jahren dann habe er den ganzen Krempel überwunden". Allerdings
seien immer Ersatzreligioncn eingetreten, Er wurde erst evangelisch, dann
schwärmte er für Johannes Müller, Lholzky, Mulford usw.
Er sucht<? bei Gott Hilfe gegen die Onanie. Schon als Knabe kämpft« er
gegen das „Laster". Er weiß eich zu erinnern, daß er selbst auf die Onanie
kam Er beugte eich zum Fenster hinaus und fühlte plötzlich einen Kitzel
in der Gegend der Prostata. Da mußte er mechaniöch die Hand an das
Glied geben und sein Unglück begann. Seine ersten Onaniephantasien waren
nur mit schönen Beinen verknüpft; Mädchen auf der Straße, die gelbe Strümpfe
anhatten, waren seine ersten Lustobjekte. Seine Ringkarapfphantaeien wurden
erst in den letzten drei Jahren syeteniatiech ausgebaut.
Seine Onaniephantasien sind nicht immer so einfach, wie er sie mir
geschildert hat. Die Hauptsache ist, daß die beiden Frauen
Dio Hieroglypten des Fetiscbisten. 69
um ihn ringen. Als ob zwei Ritter um ein Biirgfräulein kämpfen würden.
Ihn reizt die Frage: Welche von beiden werde ich dann besitzen? Das Ver-
schlingen der Beine beim Ringkampl' macht den größten Reiz ans. Oft stellt
er sich vor, in jedem Lande gäbe es eine Art Gladialorensehule i'ür \yciber.
Sie werden dort ausgebildet. Jedes Land sucht dio besten Ringerinnen fins,
die dann miteinander ringen müssen. Die beste Ringerin wird dann seine
Geliebte. Die Zuschauer bei diesen Ringk-ümpfon sind nur Männer. Es gibt
drei Räume. In dem ersten beginnt der Ringkampf, dann schleift die Stärkere
die Schwächere durch alle Zimmer in das di'itte. Dort ringt sie mit der
Schwächeren und besiegt sie.
Er fährt fori: Ich messe im Geiste Fessel und Wadenumfang. Z.B.
Fessel 18, Wadenumfang 32. Die andere hat Fessel 16, aber stärkeren Waden-
mnfans . . . also 34. Sie siegt also. Immer ringen GegensätBe. Es siegt
meist die Schwarze über die Blonde. Er war 23 Jahre alt, da reizte ihn ein
zehnjähriges Jlädel auf der Straße. Er kämpfte gegen den Impuls, eich auf
das Kind zu stürzen. Er möchte gerne ein Kind vergewaltigen. Es reizt ihn,
daß er der Stärkere ist. Wenn Frauen sich von ihm tragen lassen, liat er
einen großen Reiz. Er trug einst ein Mädchen über einen Bach. Das erregle
ihn gewaltig.
Er hat gestern nicht onaniert. "Warum? (Er wird beleiii-t, dah er
wußte, daß er sieh beobachten werde, um mir die Phantasien zu berichten.)
Was er mir so ausführlich geschildert habe, erschöpfe seine speziüschen
Onaniephantasien nicht.
■ Im Beginne des Krieges war er so erregt (Ringkampf zwischen Deutach-
land und Frankreich), daß er auf das Onanieren vergaß. Das dauerte einige
Monate. Dann wurde er verwundet und kam ins Lazarett. Natürlich verfiel
er dann wieder seinen Phantasien und mußte onanieren. Das Onanieren
sei aber nicht immer Lust. Er wolle sieh umbringen und sich bestrafen. Im
Kriege wurde es oft besser, wenn er eine ordentliche Verwendung hatte,
wo er kommandieren konnte.
Er schildert seinen Lebenslauf und legt dar, wie er sich vom Zufall
leiten ließ. Er hatte immer Glück. Er fand immer Leute, die sich für ihn
interessierten und ihm Mittel für seine Ausliildung zur Verfügung stellten.
Er bringt wieder eine Ergänzung seiner Ringkanipfphantasien. Die Zeit
spielt eine große Rolle. Die beiden Frauen ringen erst 5 Minuten. Da kann
es vorkommen, daß die Schwächere siegt. Dann kommt eine längere Pause.
Dann ringen sie 10 Minuten. In diesen 10 Minuten siegt die Schwächere viel-
leicht nur einmal, aber die Stärkere sechsmal. Die Siegerin hat dann das
Recht einen Koitus auszuführen. Sie stürzt sieh auf die Partnerni, um-
schlingt sie mit den Beinen und macht die Koitusbewegungen, bis die
Schwächere erschöpft sich für besiegt erkKrt. Die Stärkere setzt dann der
Gegnerin das Knie auf dio Brust. In diesem Momente eriolgt der Orgasmus.
4Ie Kind sah er in der „Modernen Kunst" ein Bild, das sich Rivalmnen
benannte Zwei Frauen im Kampfe. Die eine liegt mit aufgelösten Haaren
am Boden während die andere ihr das Knie auf die Brust stemmt. Er war
Tmals 8 Jahre alt. Er glaubt, daß er dieses Bild verwendet, weil es auf
ihn einen starken erotischen Eindruck machte.
Er dachte schon darüber nach, oh er nicht den Koitus der Eltern
belauscht habe. Der Vater kam oft betrunken nach Hause. Er weiß, daß
70
Fetischismus.
I :
H
die' Mutter ihn iiiclit mein liebte. Vielleicht haijc eine Art von Eingkanipl'
el-Littgorunden, in dem die Mutter unterlegen war. Er war vielleicht Zeuge.
Aber er hat keine bestimmte Erinnerung. Er hält diese Annahme für eine
wahrselicinliche Kunatruktion.
Er hat eine ungeheure Sehnsucht nach einem feinen Weibe, nach einer
idealen Liebe. Er lernt-e einmal voi einigen Jahren ein sehr liebes Jlädchen
kennen. Er glaubte sie zu lieben. Er hatte in dieser Zeit gar keine Ring-
kampfphantasien. Abel- or hat in Wirklichkeit nicht geliebt. Er glaubt,
dio wahre Liebu zu einem edlen, geistigen Wesen könnte ihn retten. Er
wundert eich auch, daß er bei keuschen, leinen Frauen niemals Beinphaii-
tasien hat. Ihn erregen nur die sinnlichen, provozierenden Weiber.
„Können Sie mir diese Erscheinung erklären?"'
„Ich glaube: Ja! Ich verstehe auch jetzt Ihi'en RingkanipL In Ihnen
kämpfen zwei Strömungen. Sie haben das Bedürfnis, Keeliseh zu lieben, einem
einzigen Weibe anzugehören, sie nach den Satzungen der katholischen Re-
ligion (nach dem Sakrament der Ehe) heimzuführen. Ich würde das die
himmlische Liebe nennen, Sie kennen doch das bekannte Bild von Tizian;
Himmlische und irdische Liebe?"
„Fi-eilich! Ich kenne und schätze es."
„Sie können nnr onanieren und Orgasmus haben, wenn die irdische
Liebe siegt. In Ihnen kämpfen Eros und Sexualität, Trieb nnd Sublimiernng,
Rückenmark nnd Gehirn. Sie wollen den Gott in sich ertöten, das Bedürfnis
nach einer reinen Liebe durch rohe Sinnlichkeit niederringen. Der Teufel
kämpft mit Gott. (Denken Sie an Hiob imd Faust!) Diesen Kampf pro-
jizieren Sie nach außen. Sie sehen ihn bildlich vor sich."
Der Kranke denkt nach und hestüligt mir dicge Deutung. Nun ver-
stehen wir auch die drei Zimmer. Sie entsprechen seinen drei Jahrzehnten.
Immer hat die sinnliche Liebe die seelische besiegt. Immer hat der Satanicmus
ülier seinen Katholizismus den Sieg davongetragen. Auch die Minuten lassen
eich auf diese Weise erklären. Er war 5 Jahre sehr fromm, dann kam eine
Pause und dann kam die satanische Pei'iode. die jetzt wohl an die 10 Jahre
dauert. Der schwarze Strumpf symbolisiert das schwarze, sündenbefleckto
Weib, Der weilie Strumpf ist ein Symbol der Reinheit.
Er berichtet von den Furchtbaren religiösen Eindrücken der Kindheit.
Er entstammt einer Familie, in der immer Preigei.ster mit Zeloten kämpften.
Ihm wurde von seiner Mutter die Religion mit den stärksten Imperativen
ins Hirn eingegraben. Es macht ihm die größte Freude, die religiösen Ver-
wandten zu einer modernen Religion zu l)ekehren. Drei Brüder seinei' Mutter
eind Freigeister geworden und versuchten, sie dem Glauben abspenstig ;.u
machen. Freilich nur mit teilweisem Erfolge. Er glaubt, daß ihre Hysterie
erst dann ausbrach, als ihr Glaube erscliüttert wurde.
„Wollten Sie nicht Geistlicher wei'den?'"
Er zögert mit der Antwort. Daiin gibt er zu, daß man ihm als Kind
einen kleinen Altar geschenkt habe. Er spielte dann Prediger, las Messen
und gebärdete sieh als Geistliclier, Damals -war für ihn der Beruf eines
Pfarrers das Ideal. Er hatte einen geradezu fanatischen Glauben.
„Sie sind im Innern noch fromm geblieben. Der Glaube ist ein Gefühl,
er ist ein Afl'ekt. Ihr Unglaube ist ein Produkt Ihres Intellektes. Der In-
tellekt kann nie einen Affekt bezwingen. Es ist der Kampf eines Walfis^ches
mit einem Elephanten. Sie kommen nie zusammen. Ihr Glaube hat sich ins
H
Die Uiorogljpbcn des Fötiscbisteu, yi
Unbewulite zu rückgezogen und ivird durch die Parapathie gesichert, llire
Riiigkamptphantiisie sichert Ihre Keusühlicit. iteiin Sic nähern sich dem
Weibe in Wirklichkeit sehr sflteu."
Er gibt zu, daß er nocli itiiinor l'iuinin i^[ und zeitweilig besondci's im
Felde gebetet hat. Er möchte gerne diesen „lächerlichen Glauben" ausrotte»,
■was ihm bis heute noch nicht gelungen ist.
Nun weiß er, warum er mit keinem Berufe zufi'ieden ist. Er hüll im'
Innern an seinem Ideale fest. Er möelite Geistliclier werden. Sein Ghemie-
studium war ein Zufall. Seine Musik ersetzt ihm die Itoligion. Kr betet,
■während er spielt. Choräle zur .phre Gottes tauchou nach wilden Kiimpf-
melodien iiuf.
Die Widerstände sleigei-n pich. Er kommt später, die Einfälle sind
etückend. Neu ist, daß er jetzt hinzufügt, er habe auch Phantasien, in denen
6 r selbst mit einer Frau ringt. Unii ziviir nur mit dem dorb-tjinnlichen
Weibe; niemals mit dem vergeistigten Weihe, das er verehrt und öceiisch
lieben könnte. Den zweiten Typus möchte er nie mit seinen Waden- und
Ringkampfphantasien in Verbindung bringen. Nur niancJimal macht er sich
eine Kombinationsfrau: Sie ist derb-sinnlich und trotzdem feinsinnig. !l!it
dieser kann er phantasieren, doch viel schwerer a!s mit dem ersten Typus.
In ihm i'inf^en immer Wille und Gegenwille. Das ist ihm jetzt deutlich
bewußt worden. Er träumte heute Nacht. Eine Stinnnc sagte: Du wirst
dem Dr. Stekel den Traum mitteilen! Nein! sagt der Gegenwille: Du ■wirst
jhm nichts mitteilen! Und er vergißt den Traum. Das geht den ganzen
Tag. In ihm ringen zwei Gewalten miteinander. Es ringt auch das miiimliche
Prinzip mit dem weihlichen. Er will ein Mann sein und bleibt doch ein
Weib ...
Er komiiil immer mehr zur Erkenntnis, daß die unterdrückte lieligio-
sität die Ursache seines ,,Eetischisnms" ist. Er sieht in dem Hingkampf
der beiden Frauen den Kampf zwischen SinnliclikeiL und Glauben.
Er hatte diese Nacht zwei, Träume:
Ich habe eine Bergpartie gemacht. Es itl mir, aLs ob mein Bruder
- abgestürzt ■wäre.
. Mein Vater hatte ein großes gesehäftliclies Unlei'nehmen.' Ein
großer Diebstahl wurde entdeckt. Es gab einen unangenehmen Krawall . . .
Zum ersten Traum fällt ihm ein, daß er einmal mit einem Mädchen eine
Bergpartie machte. Sie gerieten in dichten Nebel und verloren den Weg.
Schließlich kamen sie an eine Stelle, wo sie nicht weiter konnton. Er ver-
suchte es und stürzte 30 Meter in die Tiefe, verletzte sich nur leicht, aber
konnte dann den Weg zu einer Hütte linden. Dort wurde eine Kettungs-
expcdition ausgerüstet, man suchte das Mädchen und befreite sie aus der
unangenehmen Lage. Es war schon ünster und kalt, sie war in Gefahr zu
erfrieren,
Zum zweiton Traum l'ällt ihm ein, daß sein Vater in geschäftliche
Schwierigkeiten geriet und sich aus Verzwcillung ei'liängte. Er glaubt aber,
daß die migUirkliehe Ehe auch dazu beigetragen hat, dem Vater das Leben
zu verbittern. " . ■ - -
S^^B
72 FetiachismuB.
Es wird immer deutlicher, daß er Angst vor dem "Weibe "uiid vor der
Ehe hat, Die unglückliche Ehe seiner Eltern wirkte auf ihn schon in der
Jugend wie eine „ewige Warnung". Er nahm aich vor, keinem Weibe zii
erliegen. Deshalb konstruierte er sich seinen Fetischismus, der es ihm er-
möglichte, den Frauen auszuweichen und seine Triumphe in der Phantasie
zu erleben. Für ihn war jede Ehe ein Ringkampf, in dem der Stärkere siegte.
Der Schwächere mußte aus dem Leben gehen wie der Vater
Nun wird der erste Traum verständlich. Der Bruder befindet sich in
den Alpen und macht Bergtouren. Aus der Kindheit hat er den Wunsch,
der Bruder möge sterben, so daß er der alleinige Erbe des kleinen Yermügcne
Beiner Mutter wird. Aber neben diesem Wunsche hat der Traum eine andere
Bedeutung. Der Bruder ist das Symbol seiner Parapathie, seines zweiten
Ich, des frommen, nach Ehe und Liebe lechzenden Menschen. Er versucht
mit einem Weibe die Höhe zu ersteigen, aber es wird Nacht, er verirrt sich
im Nebel und stürzt ab. Der zweite Traum hat eine religiöse Bedeutung.
Der Vater steht für Gott A'ater. Er wollte Wanderprediger werden und den
Menschen das neue Evangelium der Liebe geben. Er wollte das Wort Gottes
sprechen. Er liat Gott bestohlen, er hat sich um seinen Glauben gebracht.
Daher der Aufruhr (der Krawall} in seinem Herzen.
Er hat eine eigene Auffassung der Religion. Religion ist für ihn
Altruismus. Wenn er für andere und nicht für den eigenen Vorteil arbeitet
so fühlt er sich fromm. Wenn er um der Sache willen liebt (nichl um des
Besitzes willen), 60 fühlt er, daß es die echte Liebe ist. Also Religion ist
Liebe ohne Besitz. In ihm kämpfen der Egoist und der Altruist . . .
Er träumt;
In einem Postamte, in dem der Bruder Vorsteher ist, wird eine
Revision vom Oborpostiiispcktor vorgenommen. Es gab einen großen
Skandal, da die Bücher schleclit geführt wurden.
Ich bin der Revisor, der mit der Analyse nicht zufrieden ist. Er selljst
ist mit seinem bisherigen Leben unzufrieden.
Er bringt einige bedeutsame Erinnerungen. Er war 3 Jaiire alt,
als sein 1 4 j ä h r i g c r Bruder in sein Bett kam und i li ni
den erigierten Penis in die Hand gab. Im S. Lebensjahre
badete er mit einem anderen Bruder und sie spielten
mit den Gliedern.
Seine Sexualität begann sehr früh. Er erinnert sich sehr deutlieh, daß
er Luetenipilndungen hatte, wenn er als kleines Kind (2—3 Jahre) mit an-
deren Kindeni spielte und sich auf sie legte. Sie spielten Hunde, liefen auf
allen Vieren und bellten „Wau-Wau!''; dann war er der stä,rkere Hund,
der sich auf den anderen legte. Dabei das Gefühl einer starken Lust. Später
hatte er beim Ringen mit anderen Knaljen immer Lustempfindungen und
zwar in dem Momente, wo er das Kreuz des Gegners umbog
also knapp bevor der Partner zu Boden fiel. Seine ersten Ringkampfphan-
lasien waren rein homosexuell. Auch reizte ihn zuerst das Bein von Juugens
Noch heute erregen ihn Jungens. Er war vor einigen Tagen im Sonnenbade'
Da lag neben ihm ein kleiner Junge in Florstrümpfen. Sofort fühlte er eine
heftige Erektion.
■
I I , ■ ^— ^>-*
Die Hieroglypheu des Fetischislen. 73
Er ist sehr beim ruh igt, daß er so miiclilige sadistische Impulse hat.
Auf der Straße kann er plötzlich Mädchen {zwischen 17 und 20) nach-
gehen uud ringt mit dem Bedürfnis, sich auf sie zu sti)i'>!en und sie zu ver-
gewaltigen. Das nennt er seinen Anfall. Eine Eanie, mit der
er einen Anfall hat, ist für iiui erledigt. (Selbstsclmta!) Er verehrt jetzt
eine Dame; es sind rein geistige Beziehungen. Plötzlich hatte er den Anfall
(Vergewaltigungsimpuls). In diesem Augenblicke war die vorher verehrte
Dame für ihn erledigt.
Er iet sehr eitel und möchte immer einen gut-en Eindruck machen.
Menschen gegenüber, an deren Urteil ihm viel gelegen ist, wird er verlegen
und konfus. Es fehlt ihm die Harmlosigkeit des Genießens. Er (beobachtet
eich immer. Er hatte Zeiten, wo er die fremde Aufmerksamkeit erzwingen
und immer angesehen werden wollte.
In seinen E,ingkampfphantasien rciKt ihn ein Gegensatz zwischen
Fessel uud Wade. Die Wade erinnert ihn an einen Penis. Es scheint
sieh um ein bisexuelles Symbol zu handeln.
Immer etärkei' tritt das homosexuelle Moment hervor. Die Mädchen
im kurzen Eock machen einen knabenhaften Eindruck. Die ringenden Frauen
Bind iu seiner Phantasie Pagen. Deshalb befriedigt ihn ein Koitus nie. Nach
jedem Koitus muß er onanieren. Ein einziges Mal gab es eine Ausnahme,
das war bei einer Dirne hier in Wien, die kurz geschnittenes Haar hatte
(einen Wuschelkopf) und wie ein Knabe gebaut war. Er mochte nämlich
nicht in der normalen Lage koitieren, sondeni mit eng verschlungenen Beinen,
Er schlingt beim Onanieren die Beine zusammen. Beim Druck kommt
er in eine Art Ekstase, Vor der Ejakulation preßt er
das rechte Bein fest an das linke. (Er spielt mit de]n reeht-en
Bein den Mann, mit dem linken die Frau.) Bei der Frau kann er den In-
troitus vaginae nicht finden und läßt sieh den Penis immer einführen. (Er
sucht den Anus und möchte auch jede Aktivität, jede Schuld von sich ab-
wälzen. Er ist der Verführte.) Es ist der Gegensatz zu seinen Vergewaltigungs-
Tihantasicn. Der Mann in ihm war ursprünglich sadistisch, jetzt ist er maso-
chistisch. Ihn reizen die Bewegungen der Frauen, Eine liegende Frau reizt
ihn nicht. Nur das Bcwegimgsspiel der Muskeln, besonders der Waden reizt
ihn Ihn reizen verschiedene Farben. Wenn die Schuhe schwarz, der Strumpf
lieht ist, der Rock eine dritte Farbe hat, so erregen ihn die Gegensätze,
während' gleich abgestimmte Farben ihn kalt lassen.
Seinen höchsten Orgasmus erzielte er beim Ringen mit Knaben, wenn
er sah daß seine Kräfte nachließen und er noch eben mit der letzten Kraft
seinen ' Gegner umbiegen konnte.
Plötzlich fällt ihm ein, daß seine Mutler sich sehr viel mit seinen
Beinen beschäftigte. Sie klatschte auf die Beine, mitunter auch auf
seinen Popo. ^ , ■ . i, ■ ■
Fr hat einen älteren Bruder, der schwachsinnig
ist Er war 8 Jahre aU, als der 1 7 j ä h r i g e ein en pä d e-
rastiVchen Akt versuchte, der aber mißlang, da er
h eftig schrie. . , , t.. , ■ ui 1
r. 1 ■ u ,„weilen wenn er Frauen ansieht. Ein Auge weicht ab.
r ^'.1 ? V sk mn ei parapathisches Schielen handelt. Das Schielen
bey^n in der l^ Z tritt'nnr zeitweilig auf. Er hatte allerlei Zwang..
74
Fetischismus.
i
handluiigen. Ei- Impfte wie ein Frosch im Ziuuner aui' und ab und geriet iii
eine Art Ekstase. Mitunter stellt er sich vor, er sei eine gi-uße Persönlich-
keit uiiti führt allerlei Ritte im Zimmer ans. {Ein General, der die Front
abreitet usw.) Er hat eine so lebhafte Phantasie, daß seine Traumgestallen
Leben annehmen. Wenn er sieh vorstelU, nuC dem Boden einen Leichnam M
sehen, su sieht er ihn wirklich und könnte ihn greifen. Er kann manciiinai
Phantasie und Realität nicht auseinander halten. Er glaubt der Köiii"
von Japan zu sein nnd geht stundenlange mit dieser Phantasie umher.
Schrecklich ist das Erwachen. Besonders nach der Onanie. Da hat ei'
das Gefühl, daß er wahnsinnig sei.
Jedes Bein, das er auf der Straße sieht, ist für ihn ein neues Trauma.
Es löst zahllose Phantasien aus. Dabei ist er ein unglücklicher Mensch.
Das ganze Leben ist für ihn eine Enttäuschung. Ein Liebespaar auf der
Straße stimmt ihn traurig. Er kennt das Glück der Liebe nicht Er niüchte
in einem Weibe aufgehen Er tröstet sich mit den Phantasien für seine
Enttäuschungen. Kadi jeder Depression onaniert er und nach dem ona-
nislischen Akt hat er wieder eine neue Depression. Dabei hat er das Gefühl
daß die Phantasien mit ihm durchgehen und im Nebe! zerrinnen.
Gestern hatte er ein charakteristisches Erlebnis. Er sah ein Mädchen
auf der Straße vor eineni Theater stehen. Sie hatte sehr schöne Beine and
elegante, durchbrochene btriimple. Er sprach sie an. Sie zögerte erst und
ließ sich dann bewegen, mit ihm in ein Cafe zu gehen Dort verleitete sie
ihn zum Trinken, verlangte von ihm Geld. Willenlos gab er ihr dreimal
Geld, immer mehr, war schrecküd, erregt, zitterte am ganzen Körper. Dann
begleitete er s,c nach Hause Sie verabschiedete ihn vor dem Hanstore,
obwohl sie ihm Geschlechtsverkelir verspi'ot-hon hatte Er wa-te nicht da-
Geld zurückzuverlangen oder sie zu zwingen, ihn mitzunehmen
Als nächste Assoziation zu dem Erlebnis fällt ihm ein ' Apachentanz
ein, der ihn sexuell sehr erregt hatte. In die.em Apachentanz tötete der
Tanzer schembar seme Partnern, nachdem sie ihm zu ^\'illen war
. ^^ :''f ^' ^^ß f'- g'^g';» ^ie Phantasie eines Lustmordes kämpft.
Er ist bc. allen Dn-nen scheu und hat Tics, so daß sie sich vor ihm fürchten,
Eine sagte ihm: „Du bist unheimlicli!
Er hat seinen ursprünglichen Sadismus verdrängt. Er kann kein Blut
sehen, ist sehr mitleidig, konnte einem schwer wehe tun Trotzdem u-oiH er
daß er die Frauen haßt und sie töten möchte. irotzdem weili ei,
Er bringt eine Menge von Notizen. Es sind Einfälle die er während
des Tages gesammelt hat. Ich warne alle analytisch arbeitenden Kollegon,
diese Art von Analyse zu betreiben. Sie verdeckt den Widerstand und er-
möglicht dem Kranken, den freien Assoziationen auszuweichen Ich lehne
daher die Mitteilung dieses „hochinteressanten Materials" ab
Er weigert sich, seine freien Assoziationen mitzuteilen ' Es fällt ihm
«ichts ein. Dann aber begmnt er über mieli zu sprechen und seinen Tadel
vorzubringen. Freilich erst, bis ich ihn aufmerksam gemacht habe, daß er
mit meinem Benehmen unzufrieden ist. Er erwartet mehr Aufmerksamkeit.
Spaziergange Freundschaft usw Er wird aufmerksam gemacht, daß dies
die Analyse stören wurde, Ww benötigen das Pathos der Distanz Endlich
Die Hieroglyplien des Fetischismus.
75
bringt er vor, daß er an seinen Sadismus nicht beiiingnngsloä glaube. Er
glaube und zweilie andrerseits daran. Als.näclij-ten Eini';ill gesteht er:
.,Ich habe einmal ein Bild gesehen, das mich geWLillig aui'gevegt hat;
Ein Mädchen an die Eisenhalmschieneii [ingcschnallt. Man sieht den Zug
beraubrausen, der sie überfahren und tiiteti wird."
Den größten Eindruck empfing er, als er einst einen Stier eine Knh
bespringeii sali. Die rolle Gewalt Imponieric ihm außerordentlich. Kr ona-
nierte gestern mit der Phantasie, er sei ein Mann, der einen Ann verlet^;!
hat und in einer Schlinge trägt. Ei- ringt mit einer Frau und besiegt sie
mit eine m Arme.
Die Onanie ist l'iir ihn eine Kastration. Kr entmannt sich für einige
Zeit. Er liat auch die Phantasie, der Penis sei das Weib, seine recht« Hand
der Mann. Er besiegt das Weib.
Es lallt ihm ein altes Haus seiner Jugend ein. Dort gab es Schmutz
und Ratten. Es war ihm unheimlich. Er traute sich nicht hineinzugehen.
Das Haus soll mit einem nnlei-irdiscben Gang mit einem Schloß verbunden
sein. Er wäre für sein Leben gerne in diesen unterirdischen Gang gekrochen.
Er fürchtete sich zu sehr . . .
Er wird aufmei'ksam gemacht, daß er bildlich seinen Widerstand gegen
die Aufdeckung seines Unbewußten mitgeteilt hat. Seine Parapathie, seine
Vergangenheit ist das alte Haus. Er traut sich nichl in den unterirdischen
Gang, der zu seinem verdrängten Ich führt.')
Er bestätigt diese Deutung und gibt zu, daß er sich nicht traut, sein
unbewußtes Ich zu erblicken. Er würde am liebsten vor sich selbst fliehen.
Er hatte ein aufregendes Erlebnis. Er war im Fostanile und mußte
warten. Da sah er eine Dame vor einem Pulte stehen und etwas schreiben.
Sie erregte ihn gewaltig, denn sie hatte wunderschöne Waden. Er sah sie
nur von rückwärts. Er eilte nach Hause und wollle der Mutter
einen Brief schreibe.n. Er konnte nicht. Er mußte onanieren, wobei
er sich nur die Beine des Mädchens vorstellte. Dann schrieb er den Brief.
Daran! verhol er in einen tiefen, tiefen Schlaf. Er erwachte d;uui wie iieu-
eeboren. Er hätte einen Baum ausreißen können.
Man achte auf die Sprache der Kranken. Der Vergleich ist ein psy-
chiächer Verrat. Ich hofl'e, wir werden später sehen können, was er damit
ausdrücken wollte. Jedenfalls scheint der ungeheure AufreguugsKuslan.l, den
er schildert mit Phantasien inzestuöser Natur (Mutter?) zusammenzuhängen.
Zu dem Mädchen assoziiert er den Namen Marie". {Mutter Gottes?) Er
kann sieh aber an keine Mai'ie erinnern, die in seinem Leben eine Rolle
gespielt hat.
Er schildert seine parapathischcn Symptome. Er hat
,„ A.„=t aus dem Fenster zu blicken. Es zieht ihn
Bergen, Angst, aus dem ■ ,-■ i
mhlt .sich schwach und klein w.e^emKmd.
Er hat Angst vor hohen
in die Tiefe. Er
In eeinen llingkampfphantasien kommt es auch vor daß der Schwad.e
■ . T n ««.inen Ringkämpfen mit den Knaben ließ er manchmal den
siegt. Ja, '^«V^"'"'"JJ"S(, ein enormes Lustgefühl. (Phantasie mit dem
Schwächeren ^'^^ ''"^^ Lt sich mit dem Vater, während er der Knabe
TlH rang w d ihm nicht mitgeteill.) Oft kommt es vor, daß
Vater zu r.
ist. Diese Erklärung
^) überdies enthält die Assoziation ein. deutliche Mu.le.leil.ph.ntnsie.
ire^
76
Fetischismus.
er das Weib gegen den Mann siegen läßt. Das ist gegen sein Gefühl, aber
es erzeugt einen großen Orgasmus. Auch wenn das Weib den Mann um-
bringt, hat er Woliustget'ühlc.
(Das Weibliche in ihm besiegt das Männliche und er unterwirft sich
seinem Vater — dem Kepräsentanten des Mannes.)
Am nächsten Tage bringt er mir einen Traum. Er mußte am Abend
dreimal onanieren. Nach dem dritten Male schlief er ein und hatte einen
Traum. Vor dem zweiten autoerotischen Akte hatte er eine Wachphantasie,
die er notierte:
Wachtraura vor dem 2. onanistischen Akt:
Es ringen ä Menschen, wovon der eine ein Weih, der andere auch
ein Weib (oder ein Mann) ist. Das erste Weib ist schlank, zart und
Fesselumfang 12,3 cm, Waden-
Differenz: 11,5 ««, also kst
schön, (aber)
ein
ewandt und muskulüs.
23,8 cw. Gewacht 112 Pfund.
Über-
Weib
ihrer
umfang
100%.
Das zweite Weib hat bedeutend stärkeren Knochenbau, ist von
Natur aus stärker und überlegener (was rohe Muskelkraft anlangt),
aber plumper, ungewandter. Fesselumfang 19,4 cm, Wadenumfang
25,1 CHI, Gewicht 135 Pfund. Differenz: 5,7 cm, also nur zirka 30%.
Bei dem Ringkampf geht immer wieder deutlich die rohe
legcnheit des zweiten Weibes hervor. Trotzdem siegt das erste
infolge ihrer größeren Gewandtheit, vor allem aber infolge
■ feineren Muskelkraft, der größeren Differenz.
Symbol der zarten Fessel: Schwäche. Symbol der entwickelten
Wade bzw. der größeren Differenz: Stärke.
Tiefer Traum nach dem 3. onanietischen Akt
(Zeit: V=2-V.3 Uhr nachts):
Ein älterer Herr führt mich in seinen Garten (Wohnung) und zeigt
mir diesen. Dieser Garten. (?) liegt in der Mitte zwischen einem fremden
Besitztum. (Was wir in diesem Garten gemacht haben, ist mir ent-
fallen.) Plötzlich merke ich, daß ich den Haustorschlüssel vergessen
habe. Der ältere Herr sieht auf seine Taschenuhr und sagt' Es ist
VaO Uhr." Ich antworte: „Da komme ich gerade noch zurecht,
um 10 Uhr muß ich zu Hause sein." Zu meinem Entsetzen entdecke ich,
daß mir einige Kleidungsstücke fehlen. (Hosen?)
Es kommt ein junger Mann und es wird zu Nacht gegessen. Dieser
junge Mann sagt an der Tafel (anscheinend zur Wirtin der Frau des
älteren Herrn): „Wenn noch einmal (VJO) so spät gegessen wird,
kündigt er und geht!" Der ältere Herr sieht daraufhin den jungen Mann
ganz entrüstet an und zeigt auf mich, den Besuch (sozusagen darstellend,
daß er hier nicht „allein" ist).
Ich tue so (schreibe), als wenn ich nichts gesehen hätte.
Es kommt häulig vor, daß Patienten erzählen, sie hätten mehrere Male
in einer Nacht onanieren müssen.
Das vor rät einen unwiderstehlichen sexuellen
Impuls, der durch die Onanie nicht befriedigt werden
. Die Hieroglyphen des Fetisch isteii. 77
kann, weil die spezifische Phantasie nicht zum Ben^ußt-
B e i n gelassen und durch E r s a t z p h a n t a s i e 11 in i t i g i e r 1;
wird. Patient meint, ihn beschäftigen nur die llingkamptphantasien, er
weiß kein Vorhild für diese mysteriösen Hingerinnen, er sah ja einen ßing-
kiimpf erst, nachdem er öchon in diesen Pliautasien geschwelgt hu(. Die
Wachphaiitasie zeichnet sich durch eine merkwürdige — bis auf Zehntel
ausgerechnete — Präzision der Zahlen aus. Solche Zahlen können nicht
willkürlich oi'fundcn sein, sie müssen eine Beziehung zu seiner Paraphihe
und besonders zu der spezifischen OnaniepliautiiBie haben. AVir können an-
nehmen, daß wir durch diese Zahlen zum tieferen A'erständnis seiner Para-
pathic gelangen werden, wenn uns der Patient willig sein Material, d. h.
seine Einfälle überläßt. Aber ich rechne mit einem erbitterten AYiderstande.
ich kann nicht erwarten, daß er mir das Geheimnis dieser Zahlen mitteilt.
Ich sage ihm: „Was mich bei der ßingkampfphantasio überrascht und
interessiert ist die Präzision der Zahlen. Haben Sie zu den Zahlen emen
Einfall? Bedenken Sie die Differenz 11,5 und 5,7. Haben diese Zahlen einen
Bezug zu Ihrer Farn üiengesch ich te?
Er schweigt und denkt nach. Dann sagt er: „Solche Zahlen fallen mir
massenhaft ein. Sie entspringen meiner spielerischen Phantasie. Ich kann
beim besten Willen keine Bezicliung zu den Zahlen finden."
Ich bin aber überzeugt, daß die Zahlen determiniert sind und wende
mich zur Analyse des Traumes. Ich hoiTe, vom Traume aus einen Zugang
zu den Zalilen zu linden.
Da haben wir zuerst die Episode mit dem älteren Herrn, der ihn m
seinen Garten führt. Sofort falle „ich" ihm ein. Die funktionale Deutung des
Traumes ist klar.
Ich füliro ihn in den Gai-ten m&iiier Wissenschaft, die zwischen zwei
fremden Besitztümern liegt. (Religion — und Parapathie.) Er soll mir helfen,
die Auflösungen «einer Parapathie zu finden. Aber er hat den Schlüssel
vergessen. Ich mache ilm aufmerksam, daß es Zeit ist zu genesen und nach
Hause zu gehen, d. h. den Weg zur Reinheit und zur Arbeit zu finden. Es
ist schon V«lt> die Zeit der Haustorsperre kommt näher und näher. Um 10
werden die Haüstoro gesperrt.') Er will auf den Schlüssel verzichten und nach
Hause laufen (diesmal zu seiner Mutter, zu der es ihn mächtig zieht). Aber
pr hat eich vor mir schon entkleidet. Es fehlen ihm einige Kleidungsstücke.
Fr hat sich gehörig vor mir entblößt. Er irit mit der Behandlung unzufrieden.
f1 wird zu spät zu materiellen Genüssen übergegangen. Er wird die Be-
w^l iiir iufeebcn und gehen. Er merkt diese Tendenzen seines neurotischen
^l^ Tstdlt sich so als ob er die Behandlung fortsetzen wollte und nichts
T„. TT^ivfistune seines inneren Menschen, seines Bruders, merken würde.
'"' Ibe^ er hTzu den Zahlen V^O und 10 noch ein rezentes Erlebnis
-. fi F.. <rhnht dieses Erlebnis sei die Ursache semer onanistisehen
?ir Fr^.. J em nach der Analyse sehr aufgeregt und hatte den Impuls,
Akte. Er w-ai ^c^t^m ..a^ ^^ ^„^^^^^^ ^^^^ ^^.^^ ^.^
nmherznlanfen und em We J ^^^ ^^^^ ^^^^^ ^^^^^^ ^^ ^^^
Sexualobjekt mi durcUDr ^^^ ^^ ^^ ^^_ ^^^^ ^.^ g^^.^^^j_
f T^lrk^nn^uÄ d Strumpf angebunden sei. (Fessel und Strumpf-
band sehen könne una wi« Eingeschnürtseins!) Er sprach era
Shl" a^t: .aS ein?athykleidet war. Er merkte sofort, daß es eia.
^^Wien werden um 10 Uhr c!i. Haustor. gesperrt.
78
Fetischismus.
] ;
Jüdin war. Obwohl er ein Vollblutaricr und Deutächnationaler ist, schwärmt
PI- iur Jüdinnen. Sio hätten mehr Rasse ... Er forderte sie auf, nüi üini
spaaiereu zu gehen, sie willigte ein und erzählte ihre traurige Lebensgeschiclite.
Ihre Eltern seien gesturben, sie sei bei Vc-rwandteii. Trotzdem er scheiiibur
sehr gerührt war, hatte er sein Zit-l im Auge. Er wollte sie ins Hotel lühreu.
Er versuchte sie zu küssen. Das Mädchen wehrte ab. „Was glauben Sie von
mir? Ich bin ein anständiges Mädchen. Ich bin arm, aber ich bin keine
Dii-ne." Plötzlich sah das Mädchen auf die Uhr und sagte: „Ich muß um
VJO, spätestens um JO zu Hause sein." Er begleitete sie nach Hause imd
i'rug, ob er sie wiedersehen könne. Das Mädchen meinte, sie wolle es dem
Zufall überlassen.
Dieser Vorfall war eine arge Demütigung für ihn. Er <*mpfand diese
Antwort als Zurücksetzung. Er ist gewohnt, alle Menschen zu erobern die
er erobern will. Und die kleine Jüdin, die er so leicht genomm-'n hatte
zeigte so viel Widerstandskraft. Ist er nicht so Uobenswert und so anregend'
dali jedermann glücklich sein sollte, mit ihm zu verkehren?
I Nun gingen die Gedanken auf meine Person, Er empfindet es als
Herabsetzung, daß ich ihn analysiere und ganz auf jeden privaten Verkehr
verziehte. Ich lasse ihn nicht an der Intimität des Hauses teilnehmen Jm
Traume rächt er sieh, er ist Mitglied meiner Familie, er sieht alle häßlichen
Familieuszenen an, er ist aber diskret und macht so, als ob er nichts ge-
sehen liättü.
Noch deutlicher ist die grob materiale Deutung. Ihm fällt es ein daß
der Streifen, der schmale Streifen zwischen zwei Besitztümern die Spalte
zwischen den Hinterbacken ist. Der Garten ist der Anus, seine' Hosen sind
T. . , , , . „ j , -t=<™8 durch eine Ab-
sage. Er ist dann der junge Herr und kündigt mir die Behandlung
Während die sexuelle Deutmig seinem Hirne entspringt mache' ich ihn
auf die bevorstehende Beendigung der Behandlung aufmerksam
Er lacht und meint, er wäre glücklich, endlich einen Arzt gefunden
zu haben, der die Sache verstehe. Der junge Mann könnte auch jemand
anderer sein.
„Hat jemand diesen Ausspruch getan : ,Wenn noch einmal so spät i-e-
gessen wird, >sO kündige ich und gehe fort!'?'
„Naturlich", sagt er und springt auf, „das waren die Worte meines
Bruders .
„Welchen Bruders?"
„Nun, meines älteren Bruders, der Selbstmord begangen hat"
„Um wie viel Jahre i.st ihr Bruder älter?"
„Etwa um 5 Jahre."
..Können Sie das nicht genau präzisieren? Jahre und Monate"
Er rechnet nach. Und siehe da: Die Altersdifferenz beträgt 5 Jahre
und 7 Monate (5.7), während die \ltersdilTerenz mit einem anderen, lebenden
Bruder 11 Jahre 5 Monate (11, o) ausmaclit.
Die Zahlen hissen sieh folgendermalien erklären: W"ährcnd er 19 Jahre
4 Monate alt war, hatte sein Bruder das Alter von 25 Jahren mid einem
Monat. Sein eigenes Gewicht beträgt 135 Pfund!
Die Daten des ersten Kingkampfes beziehen sich auch auf einen Bruder,
und zwar au! den älteren Bruder.
Die Hieiu^lypheii des Fetiscliisten.
79
Es zeigt ä i e h also d i o b o iii c r k o n s w e )■ 1 e T a t s a c ]i e,
daß die Zalilen mit den weibliclion AVaden nichts au tun
haben und nur die Alters- und Gewichtsdifferenz
zwischen ihm und seinen Brüdern ausdi'ücicen!
Die ganze Wadenspielerci ist Lug und Trug! Es handelt sich
gar nicht um Frauenwaden. Es handelt sich um sein Verhältnis zu
Reinen Brüdern. Wir wissen aus seinen Eizühlungen, daß hünioäexuelle
Spielereien zwischen ihm und seinen Brüdern slal (.gefunden haben. Der
Bruder führte ihn in den verbotenen Garten der Honiüsexualität. Nun
ist der Bruder kühl, hat geheiratet und kommt für ihn als Sexualobjekt
gar nicht in Betracht.
Er war auf seine llriider wahnsinnig eifersüchtig. Er war eifer-
süchtig, wenn sie untereinander zärtlicli und vertraulich waren und er
ausgeschlossen war. Er war eifersüchtig auf den Vater und besonders
auf die Mutter, bei der er der Hahn im Korbe sein wollte. Er wünschte
allen seinen Rivalen den Tod. Und er hat das Schuldbewußtsein, daß
er an dem yelbatmorde des Vaters und des Bruders Schuld habe, weil
er ihnen den Tod gewünscht hat.
Der Ringkampf der schwächeren mit der stärkeren Frau stellt
seinen Kampf mit dem älteren (stärkeren) Bruder dar. Aber der
jüngere und gewandtere siegt trotz des geringeren Körpergewichtes.
Der Sieger besitzt dann den höchsten Preis, die Mutter, er darf ihr
Leben teilen. Der um 11,5 ältere Bruder v.ohnt jetzt bei der Mutter.
Das hat ihn aus dem Haus getrieben. Er will entweder den Bruder
oder die Mutter für sich allein besitzen.
Er trägt sich mit Mordgedanken. Er wurde Chemiker, um Leute
aus dem Wege zu räumen. Auch in diesem Tramno wird ein Mahl
serviert, an dem er nicht teilnimmt, sondern zusieht, als ob es ihm
nichts anginge.
Die Wirkung der Aufklärung, daß die Zalilen die Altersdiff'erenz
zwischen ihm und seinen Brüdern darstelle, war verblüffend. Ich habe
im Leben noch nie einen solchen Eindruck der tiberraschung mitgemacht.
Er war nicht freudig erregt, sondern stand da wie ein Verbrecher, der
auf fi'ischer Tat ertappt wird. Er wurde rot, suchte nach Worten and
konnte die Tatsachen nicht bestreiten.
Ich hatte gemerkt, daß ich einen Fehler gemacht habe und rechnete
damit, daß der „entzückte" Patient nicht mehr konnnen würde. Am
nächsten Tage sagte er meinem Stubenimidchen, seine Mutter sei krank,
ei' müsse nach Hause reisen und verabschiedete sich von ihr, mir nicht
eine Zeile hinterlassend.
Monate hörte ich nichts von ihm. Dann kam ein reuiger Brief.
Ich sei der einzige, der ihn verstanden liät.tc, er möchte um jeden Preis
>;
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SPSJS^
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80
Fetischismus, — üie Hieroglyphen des Fetif=cliistcu.
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die Behandlung fortöetzen. Ob ieli ihm seine Flucht verzeihen könne?
Seino Mutter sei inzwischen gestorben, seine Ahnimg habe ihn nicht
betrogen. Jetzt habe er nur ein Ziel: die Wadenphantasien zu über-
«'inden und gesund zu werden.
Ich antwortete zuetiminend, da mich die weitere Analyse inter-
essierte. Aber Roß und Reiter sah man niemals wieder!
In diesem Falle sehen wir die echten Zeichen eines Fetischismus.
1. Das System. Der Fetischist baut sich ein kompliziertes
System mit allerlei verrückten und absonderlichen Liebesbedingungen.
Dieses System enthält die Hinweise auf die Entstehung der Parapathie
und auf seine Familiengescliichte.
2. Der Fetischismus wird benützt, um dem geschlechtliehen Partner
auszuweichen. Unser Patient hat bei Frauen keinen Orgasmus, er ver-
kehrt sehr selten, obwohl er die Frauen mühelos erobert. Er bleibt bei
keinem Weibe länger, er verzichtet auf sie — und bleibt bei seiner
Onanie. Im letzten Jahre hat er nur zweimal einen Verkehr versucht
und jedesmal einen Mißerfolg zu verzeichnen gehabt.
.3. Der Haremskult. Er hat unzählige Photos von zahlreichen
Favoritinnen, natürlich Wadenphotos, die er abwechselnd zur Onanie
benützt.
4. Hinter dem Fetischismus steckt die Zwangsneurose. Er zeigt
den bekannten Impuls zu suchen, zu laufen, was wir schon als einen
Impuls in die Vergangenheit erkannt haben.
5. Er ist fromm und macht aus seiner Frömmigkeit seinen Feti-
schismus. Er ist innerlich fromm, äußerlich ein Freigeist, der die Mit-
glieder seiner Familie zu neuen ethischen Religionen bekehrt. Der
Fetischismus ermöglicht ihm eine Abkehr vom Weibe. Er kompliziert
die Bedingungen immer mehr, bis er schließlich die Realität ganz ent-
wertet hat. Denn wann wird unser Kranker Gelegenheit haben, einem
solchen Ringkampfe beizuwohnen?
Interessant ist, daß er diese Ringkämpfe meidet. Obwohl gerade
in dieser Zeit in Wien Damenringkämpfe ausgefochten wurden, blieb er
* zu Hause, angeblich um nicht seiner Paraphilie ganz zu verfallen.
Wir wissen es besser. Die Ringkämpf er innen interessieren ihn
gar nicht. Es ist der Ringkampf mit seinen Brüdern, der Kampf um
die bessere Stellung im Leben, der Kampf um die Liebe der Mutter
und um die Liebe eines jeden seiner Brüder, der ihn permanent be-
schäftigt und zu jeder Arbeit unfähig macht.
-
V.
Fetischismus und Inzest,
Ein besonders wichtiger Fall von Fetischismus gelangte in die
Beobachtung von Dr. Sigg. Der Autor, der den Fall in der Jahres-
versammlung der Schweizer Psychiater (1914) vorgetragen hat, stellte
mir das noch nicht publizierte Referat für dieses Buch zur Verfügung.
Infolge des Krieges verzögerte sich die Drucklegung meines Werkes,
das schon 1914 fertiggestellt war. Ich vertiefte die einzelnen Teile und
fahndete nach neuen einschlägigen Fällen. Die Arbeit von Dr. Sigg
wurde durch meine Vermittlung in der Zeitschrift für Sexualwissen-
schaft unter dem Titel „Zur Kasuistik des Fetischismus" (1915) mit
einigen ergänzenden Bemerkungen von mir („Ergänzende Bemerkungen
zum Falle von Dt. Sigg", ibidem) publiziert. Ich bringe sie mit seiner
Autorisation an dieser Stelle, da der Fal) ganz außerordentlich inter-
essant und lehrreich ist. Ich lasse also Dr. Sigg das Wort:
Fall Nr. 19. „Mit 4 Jaliron ist der körperlich gesunde, intelligente, jotzt
30jährige Patient zu den Eltern ins Bett gegangen; man epielte zusammen.
Er habe sich die Muttor immer mit einem Penis vorgestellt, bis er durch
die kleinere Schwester eines Besseren belehrt wurde. Habe sich mehr an
die Mutter als an den Vater gehalten, weil sie sanfter war. Bis zum 7. Jahre
schlief er im Nebenzimmer der Eltern. Seine Mutter habe er mit Vorliebe
am Halse oder auf der Brust geküßt; er habe auch gerne an seinem Peni;?
herumgospielt, habe aber dafür immer Schlage bekommen. Es habe geheißen,
wenn er das weiter mache, so wachse er nicht mehr. Als er mit 4 Jahre»
eine Schwester bekam, glaubte er noch an die Storchfabel, im Gegensatze
zum 11. Jahre, zu welcher Zeit er bereite Bexuell aufgeklärt war und wußte.
woher seine neugeborene Schwester stammte. Erinnert sieh nicht, je seine
Eltern nackt gesehen zu haben. Obschou er eich Mühe gegeben, die Eltern
nachta zu belauschen, habe er nie etwas Besonderes wahrgenommen. So sei
er durcli die zweite Schwangerschaft der Mutter (er war 10 Jalire alt) über-
rascht worden.
Als Knabe war er unordentlich, wasserscheu, unselbständig, nicht spar-
sam. Einen sehr etrengen Onkel hat er seiner Schläge wegen sehr (gefürchtet.
Spielte mit 4 Jahren gern mit dem Penis, schob ihn mit Vorliebe ganz ins
Skrotum zurück. Sei mit 6 Jahren einem Mädchen nachgegangen, habe es
„heiraten" wollen. Mit 7 Jahren war er viel mit einem etwas jüngeren
Vetter zusammen, man onanierte nmtuell, preßte eich den erigierten Penis
Stekul, Slüriingen d<i Tri«''- und Affuklli.l.Biis. VII. 6
g^J^iSJ^ '
82
Ketisrhismuj.
11
zwischen dic! ObeI■Bche!lk(^l dos anderen, man spielte „Vater und Mutter''.
Neben dieKon uiuiniBtiödieu Manipulatiimeu liaUe zu dieser Zeit bereits etwsÄ
anderes eine sexuelle Lustbetonung, das der Fatient aber stets geheim hieli.
„aus Furcht, es könnte aufkommen-'.
Mit Ö Jahren gab er einem inneren Verlangen nach den braunen Leder-
handschuhen der Mutter nach, nahm sie zu sich, preßte sie sich im
Bette zwischen Anus und Skrotum fest gegen den
Damm, nog sie an und onanierte damit. Die Tatsache, daß sie gerade der
Mutter gehörten, boR keine ItoUe gespielt haben. Lr habe sie „des Gefühle.-^
wegen angezogen", liabe „ein angenehmes Gefühl" gehabt; „das Fühlen
des Leders machte mir Freude", Damit sei sicherlieh etwas Sinnliches ver-
bunden gewesen. Im selben Kasten fand er Gummischläucho zu Inügtilureu,
die er entweder mit sich, wie die Hundschuhe, in der Tasche heruintiug ^'dl^r
gelegentlich in unbewachten Augenblicken ebenfalls gegen den Damm preiste
oder den'-Penit; damit umwickelte. Dabei habeer einen „angenehm tm Schmerz"
empfunden. . Um diese Zeit begann. er sich auch für die llaudsehulie von
Mädchen au interessieren,, engagierte im Tanzkurse nur Mädchen, die Glace-
handschulie trugen. Graue Handschuhe gefielen ihm recht gut, während ihn
die .wollenen der Lehrerin absolut gleichgültig ließen. Er betrieb dabei
täglich ^seihe Onanie.
■ . Im 12. Jahre bemerkte er die erste Kjakulation. Bald daraul bekam
auch der Handschuh eine noch ausgesprochenere sexuelle Bedeutung. Fühlte
er das Leder der Handschuhe, so kam es ku einer Erektion, er dachte an
Mädchen, die diese' tragen könnten; Koiiusideen will er damit nicht ver-
bunden haben. Auf Spaziergänge!) zählte er die Anzahl der gesehenen Hand-
eehuhe Meine Augen wa.rCn wie sefesselt.'^ Sein Hauptinteresse galt den
schwarzeh oder braunen Handschuhen. Seidene oder gar weiße machten gar
keinen Eindruck auf ihn. Um die gleiche Zeit kam es beim Raufen mit
anderen Knaben zur .Erektion, auch beim Klettern stemmte er sich mit v\ol-
lust an den Baumstamm. "1,1 1
ZüHause gefundene Guraraisonden benützte er, um seine UreUira Dis
in die Blase zu sondieren und spürte dabei einen „angenehmen Schmers ■.
Selbstgemachte Rektumeinlaufe behielt er, wie auch den Urin, m.jghchst
lange Zeit zurück. Wie für ihn. das Berühren von Leder der Haudschune
oder von Gummieachen lustbetont war, so roch er gerne an diesen Sachen,
bestreitet aber, je an seinen Exkrementen und deren Geruch ein Intei-esäc
gehabt zu haben. Seine Hauptintention ging darauf hinaus, möglichst olt
mit Gummi oder Leder in Kontakt zu kommen. (Irgendwelche Liebschaften
pflegte er nicht, er war sehr stolz darauf, ein Knabe zu 6ein.)_ Mit \'orliebe
blieb er möglichst lange auf dem Abort.
Mit 16 Jahren bekam sein Autoerotismus schon weitere Grfenzcn. Er
verwendete elastische Bänder von Schachteln dazu, sie zusammenzubinden
und damit den Penis und das Skrotum zu umbinden oder er schob den Penis
ine Skrotum zurück. Auch Schläuche benutzte er dazu. Mit der Zeit band
er diese Gegenstände in ganz bestimmten Touren um die Penisi^Tirzel, das
Skrotum oder um beides. Dabei legte er großen Wert darauf,, daß der
Damm gedrückt wurde. Aus diesem Grunde befestigte er daselbst über nuß-
grolie Knoten, um fortwährend den Druck gegen das Perinäum zu spüren,
„ich hatte so immer etwas Schmerzen, aber es befriedigte mich".
Diese neben der täglich ausgeführten Masturbation betriebenen Hand-
lungen hatten mit der Versetzung in ein Knaben insti tut ein vorläufige? Ende.
FflisciiisinuB iitul Ijj:;ost.
Sit
HiUe bei-
zu BeLt, ■"■ill
geiiioint, ,,es
Immerhin versuchte er Ihuidscijuhe mit ^ich ins Bett bis zu deren Ent-
deckung zu iiL'iiiiiGn. Dagegen brachte er es mit der H a r ii-
r c tentiou so weit, daß schlielilicli ärztliche
gezogen wer d c n ui ii li t e. Piitient lüg dii G Wochen
aber au einer Aiii)enili/,itis gelitten haben. Der Arzt habe
komme von der Onanie".
Vor der Abreise in d\is Institut huL er mit einigen Kameraden jiiie
Dinie aufgesucht und d;i vAun ersten Male lioiLiert. Seither drehten sich seine
i'iiantasien beim Onanieren oit UJn die nonoaigedlillte lierriedigiing. Er ,^ing
iiuch Mädchen nach, habe es aber bei unsehnldigen Liebeleien bewenden
lassen. In der Fienide benutzte er dann seine Freilieit, um den Handschuhen
wieder erneute AuiiiieiUfsanikeit xii sclienken. Er machte Bukanntschaften niil
Uainen, die braune oder schwarze neue Handschuhe tnigen, verschenkte solche
und verlangte sie imch einiger Zeit wieder zurück. Beim Spazieren war es
sein größtes Vergnügen, die Jlandscluihe seines Mädcliens in seiner IJand zu
spüren, er i'ühlte sich sexuell bei'riedigt und erregt. Ein Schaufenster
eines S a n i t a t s g e 6 c h ä f t e s war für i ii n einer d e r g r ö ß t e n
Genüsse. Er kaufte sich schwarze Irrigutorenachläuche, band sie sich
nach der früheren Gewohnlieit (ourenweise um Penis und Skrotumwurzel,
tiiig sie bei sich in der Tasche oiicr nahm sie ins Be1t. Er iiiiichle auch die
Bekanntschaft eines älteren Herrn: es kam zu etlichen mutuellen Mastui-
bationcn. In seinen Phantasien bct^chä ftlgte ihn dieser Herr noch oft.
Nach Hause zurücl^gekehrt, machte er in verschiedenen Vereinen :nit.
war in Komitees, turnte, epielt« Theater, übernahm Frauenrollen, trieb etwas
Musik, litt aber immci' unter seiner reclit labilen Ötinnmnig. Im Grunde
genommen war er menschonscheu, nie mit sich selber Kufrieden, hatte ölter.s
Suizid f^erianken. 7,n Hause war er meist verslimnit. Während er als Knabe
mit Eiter Indianergesclnchten gelesen hat, so interessierte er sich jetzt immer
mehr für den Sadismus des Mittelalters, wo mit Folterwerkzeugen gequält
«uj'de; er schati'te sich solche Lektüre an. Daneben kaufte er sich innuer
reiclilichei- Gnmmiwaren ein. Mit langen Scliläuchen machte er Achtertouren
um ilül'fen und Skrotum, hängl-e Präservativs um, rollte eine Bettflasche aus
Gummi um Penis uiul Skrotum, stieß Schliiui'he in den After, machte fcich
große Einlaufe, schob Sonden in Nase und Obren. Um seine sadistischen
Gelüste zu befriedigen, suchte er mit Vorliebe verschiedene Museen auf
und konnte sich von den Follerinstrnmenten fast nicht mehr trennen, um
nachher sie in seinen Phantasien weiter zu gebrauchen, in denen er sich selber
als Folterobjekt vorstellte. Zur gleichen Zeit hatte er ein se->;uoll normales
Verhältnis, bei dem er etliche Male in der Woche normaliter koitierte. Da-
durch Rei' die Onauie etwas znriiekgedrängt worden. Er hatte da auch _
weniger das Bedürfnis, seine Gummisammlung mit sieh herumzutragen. "
Er niachfe viel Militärdienst, ohne seine Fetische mit sich zu nehmen. Wie
sein illegitimes A'erhältnis zu Ende ging, nahm or wieder Zuflucht zu seiuen
früheren Gepflogenheiten, er kaufte sich immer mehr Gummi ein, onanierte
mit einer Urinflasche aus Gummi, trug sie am Tage bei sich, indem er
Penis und Skrotum in die Üflnnng zwängte und so befriedigt herumlief. „Ich
habe so anhaltend Wollust empfunden." Vor sexueller Infektion liatte er
große Angst, las viel über Syphilis, will auch ans .liosem Gnmde den nor-
Tnalen Verkehr beschränkt haben.
Seine onanistiseheu Handlungen steigerten eich von Jahr zu Jahr.
Dabei war es nicht sein Bestreben, es zur Ejakulation kommen zu lassen.
6*:
M
Fetischismus
fi
sondern die Hauptsache blieb immer die mit der Onanie verbundene Phantasie,
wie er reich sein werde, eine schöne Zukunft haben werde usw.; oder er
phantasierto von Folterungen, die man an ihm vollführte. Er will ganze
Nächte onaniert und dabei masoehistische Sachen gelesen haben.')
! Schließlich verlobte er eich, hatte dabei im Auge, für sein Geschäft
eine geeignete Kraft zu bekommen. Während der beiden Vcrlobungsjahre
betrieb er seinen Gummi- und HandechuhfetiBehiemus weiter, er ,.wollte es
noch recht ausnützen". Der Braut gegenüber wußte er seine, mit sich ge-
führte Gummi sannnlung zu vertuschen. Bald nach der Heirat erwischte die
Frau seinen Taschenvorait, merkte auch, daß es dci- Mann mit der Ordnung
und Sauberkeit nicht genau nahm. Seinem Verlangen an sie, beim Ausgehen
immer Handschuhe zu tragen, widersetzte sie eich. Nach 4 .Jahren konsultierte
man verschiedene Spezialisten, die eine trübe Prognose stellten. Dabei litt
die Frau unter den vielfachen Verstimmungen und den vielen Streitigkeiten,
die entstanden, wenn sie den Mann bei seinen Gummispiclereien ertappte.
GcschäftsreisGu und Ferien benutzte der Patient, um seinem geheimen feti-
schistischen Verlangen nachzukommen, oder anderweitig zu verkehren. Die
Frau gebar drei Kinder, von denen das jüngste schon im zweiten Jahre durch
starken Sexualtrieb und „Spielen am Gliede und Erektionen" auffiel.
Die Hoffnungen, die er sich einst gemacht haben will, durch die Heirat
von seinen Pervereitiiten loszukoramen, erfüllten eich keineswegs. Die Frau
befriedigte ihn bald nicht mehr. Dabei int«ressierten ihn die Handschuhe
mehr als je. In der Straßenbahn nahm er mit Vorliebe einen Platz ein. wo
er alle Damen übersehen konnte. Auch in Theater oder Konzerten schaut.e
er nach den Handschuhen aus. Sieht er neue braune oder schwarze Damen-
handschuhe, Eo steigt gleich der Wunsch in ihm auf, diese in seine Hand zu
nehmen das Leder zu berühren. Er meinte, daß er nicht zu anderen Frauen
gegangen wäre, wenn seine Frau die ihr oft zurechtgelegten Handschuhe zum
Spazieren angezogen hätte. Er drohtß ihr daher oft, wenn sie sich weigere,
gehe er zu solchen Frauen, von denen er wis.se, daß sie eemem \\ unwche
willfahren würden. Die Handschuhe haben dermaßen auf ihn gewirkt, daß
er immer ei^t die Augen habe reiben müssen, um den Blick von ihnen ab-
wenden zu können. Gleichzeitig habe er gewünscht, mit solchen Handschuhen
onanieren oder sexuellen Verkehr mit deren Triigem pflegen zu können.
Sie müssen ganz straff anliegen, es darf keine Falten geben,
sie müssen absolut sauber sein; defekte kann er nicht sehen. Auch gewohn-
liehe' Handschuhe aus Hirschleder interessieren ihn keineswegs. Verschenkte
Handscliuhe, die er wieder zurückverlangt« und sie gegen andere austauschte,
trug er mit Vorliebe in der Tasche bei sich. Er schloß sie in das Innere
eeiner Hand, drückte, rieb beständig daran herum und war dabei befriedigt.
Er konnte lange Zeit Damen mit neuen schwarzen Handschuhen nachgehen
und so seine beruflichen Obliegenheiten ganz vergessen. Immer aber drückte
ihn das beängstigende Gefühl, dabei von Bekannten er^^ischt zu werden. So
hatte er im Theater beständig Angst vor seinen Blicken auf Handschuhe.
Er zog sich zu Hause selber Handschuhe an, onanierte dabei, aber v.wr,
wenn er sieh sicher fühlte oder im Bett, wo er auf raffiniert© Weise seine
Frau zu täuschen wußte. Beim Grüßen mußte er eich immer
erst die Hände reiben, abwischen, nachsehen, ob ^ie
trocken seien. Der Frau gegenüber machte ei' immer wieder Ver-
') Vide den Biichcrauszug.
lua^d
PcliEchiGmus uiid lu^iCGt,
85
eprechungBn, war aber nie imstande, sich seiner Handlungen zu enthalten.
In seinen onaiiistisehen Phantasien spielte seine Frau keine Eollej er sah
sieh als reichen Geschäfteraann, träumte von rapider Entwicklung seines
Geschäftes usw.
Bald begann er sich fiir sadistische Literatur zu interessieren, kaufte
eine Menge entsprechender Bücher und vergrößert« beständig seine Fetitich-
tammlung. Er halt« auch eine Maitresse, die aber für perverse Betätigungen
nicht üu haben war. Beim Verkehre mit seiner Frau befriedigte ihn immer
mehr, was er dabei phant^asicrte. Er bcfriedigt4? üie, nicht aber sich. Einige
Male urinierte er ins Bett. Auf seine außerehelichen Verliältnisse
will er immer durch die Handschuhe gekommen sein. Er fühlte sich, je länger
er verheiratet war, desto mehr als Sklave seiner Frau und doch wollte er
ihr nicht nachgeben. Die vielfachen Zwistigkeitön und jene Momente, wo
er eich ertappen ließ, waren in einer Beziehung auch für ihn wieder lust-
betont. Er sah seine Frau am liebsten in Unterklcideni, liebkoste sie, hatte
auch nach dem Essen vielfach das plötzlieho Verlangen zu sexuellem Ver-
kehr. In seinen onanistischen Phantasien stellte er sich oft vor, als werde
er von ilir gestraft und geprügelt. Und doch litt er wieder sehr unter den
Streitigkeiten mit der Frau, auf die er sehr eifereüchiig war. Er hatte immer
Angst, sie suche sich einen Ersatz, da sie ihm gegenüber öfters ihre vielen
Bewerber rühmte. In seinen suizidalen Vorstimmungen habe er nie an einen
Sriijstraord denken können, ohne den Vorsatz, vorher seine Frau zu töten,
damit sie sich nicht noch einmal verlieiraten könne. Zu außerehelichem Ver-
kehre paßten, sofern keine perversen Züge ihn anzogen, magere schlanke
Gestalten, nicht aber Weiber von männlichem Habitue.
Ging er auf Reisen, so schickte er im Verborgenen immer seine Fetisih-
eiiinmlung voraus und freute sich kindlich auf die Nacht, wo er ungestört
6ich selber leben konnte. Es war eine große K-a r to ns eh a eh tel
mit: Magen son den. I r r i g a t o r en s chl ä u ch en, Gummi-
flaschen, langen schwarzen Strümpfen, Badehauben,
Eisbeutel, Präservativs und einigen Dutzend An-
sätzen zu Pravaz spritzen, ferner fanden sich da Ledei-
schürzen, ein mit Leder gefüttertes Korsett (selbst
angefertigt), Ledergamaschen, cino Ledermaske über
den Kopf mit Öffnungen für Augen, Nase und Mund,
Lederärmel, die von der Schulter bis zu den Fingern
reichten, und s c h w a i- z e L o d e r li a n d s c h u li e sowie eine
Menge geBamra elter Handschuhe und kleiner Gumnii-
ai'tikel, die er sich auch unter das Kissen legte. Patient
eagt selber, er habe immer cjncn möglichst engen Kontakt mit dem Lcder
gesucht und zwar habe alles möglichst fest auf der Haut aufsitzen müssen.
Patient' war ein loidenschaftüchcr Raucher, kein eigentlicher Trinker. Immer
epricht er vom Damme als seine am meisten liistbctonte Gegend am ganzen
Körper Bevor er eich in seine Lederklcidung stürzte, die er eich aus feinstem
Handechuhleder selber verfertigt hat, preßte er mit Schläuchen zusammen-
Damm, legte Schläuche und elastische
gerollte Handschuhe gegen semen - . , o
Binden um Hüften und Genitalien. Er bevorzugte den Gummi zwischen den
Beinen da dieser waschbar i,st„ wechselte überhaupt seine Utensilien ölters,
um immer am Neuen dort wieder gleiche Befriedigung zu haben. Die mit
warmem Wasser gefüllte Gummiblase legte er sich an den After, band
eich die Füße zusammen. Alles am Körper mußte straff anliegen,
m
86
Felisciiismiis.
IM.
il : I'
wüKu eine Monge Uiemen Iwiiutzt wurden. Schließlich bedurfte ei-, um vöüig
berriedigt zu sein, einer stundenlang anduucnidcii Onanie oline lijitkulation
deren ungesunden Einiluß ci- immer fürchtete. Als Lektüre dienten ihm
dabei meist „les üaiits de l'Idole- oder ähnliche pausende ininderweidige
Komane. Wenn möglich, stellte er vis-k-vis soinom Bette einen Spiegel -ml
um sieh darin betrachten -m können. lir meint selber, der Gummi habeVür
liin mehr sensible, das Leder optische Bedeutung gehabt. In hicU sagte
ilim die Ansicht von Lcder und Haut am meisten zu
Tagfiiber legte er sieh Schlauchansätze in den Aller und ging .0 herum.
Ion Penis huilte er mit Vorliebe in Präservativs und hielt den Urm möglichst
lange Zeit zurück. An das Orihcium urethrae brachte er Hpntzen «nt Oliven,
J.re itti Wasser bis 11, d,e Blase, nachdem er sich vorher mit bloßen UretiLral-
spulnngen begnügt hatte. Seinen Penis drückt« er mit Vorliebe gegen harte
..egeustandc oder klemiiite ihn ein. Die Erektion beim matrimoniellen Koitus
blieb nur bestehen, wenn er beständig in die Dammgegend gezwickt wurde
Zu eine,- Ljaen atio praecox ,st es nie gekommen. Seine passive und auch
etwas aktive Algolagnie wnrde durch den Verkehr mit einer gleichermaßen
.erver-sen Frau sehr unterstutzt. Immerhin behielt seine Passivität die Ober-
liand. hr ließ sich fast blutig schlagen, ireute sich nach dem Schlafen m
dem „warmen Gefühle-, das er mit einer Bekleidung mit wannen "noseo
verglich. Lr ließ sich ,« Kreuzstellung mit nach 0 b e ■.
gewendetem Rucken aufs Bett schnallen. Bei der Geifie
lung SCI es zu keiner Erektion gekommen, „ich ließ mi^h
Kchlageo wcd SIC Freude daran hatte". Nachher wurde die gleiche Piozednr
an der Dirne gemacht und beim Schlagen etwelche Wollust empfunden Sie
stachen s.ch gegenseitig gegen 20 Nadeln in Gesäß und i:)t3er.schenkoI froiaen
s.ch, wenn es zu heltigen Blutungen kam. Allein fesselte er sich aucL L
K-l.^ dann in seiner- Phantasie alle n>öglichen Prozeduren, wie Kaitwa^se.
di che, bei der genngsfen Bewegung in Funktion treten, Ey ^.imtXu
.eiber ni.t seinen Magensonden über Pückeii, Gesäß und ObeAciienl elL
^ach diesen &e 1 bs tgoi ß e 1 un g c n betrachtete er sich
ir'wtü-g,'" - SP-g^l- Seine Petischistin habe er daberoft bei-
schtießlieh t""' '"^T" ■^'■^" ™tf™idete er sich immer mehr. Er wurde
M^hließl cti ihr gegenüber impotent, simulierte Befriedigung bis ihn die lus-
wa?"^! :.?:,"? ""'t f ° ?^^^ "^"^ Fetisch-Onanh. nthrme ögS
lniU4 1 ieh, I"^^' Beobachtung seitens der Fran mußte er seine au(,^er-
L d t h<^r^^^^^^^^^^^^ a-ifgeben. Um so meiir war er an die Gummi- und
LedLi sacht n geiesse t, konnte nicht mehr ohne sie existieren er kaoselte
r rHei^'p^iirS^t.^^'" -'- ^^--''^^^--^ «eiSs^G^Sn;:
Wegen der Nachstellungen seitens seiner Frau versteckte er .einen
Vorrat in seinem nahegelegenen Landhause, trieb sich dort als Um diS
.sich immei mit Leichtigkeit alles deeaen enthalten
was Ihn im privaten geheimen Leben f ess el te Dago' n
M'uJite er immer Damenbekanntschaften zu machen, diese mit seLm Hlrd
^
FettBchisinus imd' Inzest.
87
fichnh H.,sch,s,nu,s zu tegriinden. (Mit Vorliebe suh or auch Vi,.], .dikcliten 1
rroizdom er emle.den.chafaiche,- Raucher war, benutzt.- er Je ei f W
ansal. ar mod,U> . ui zwischen deu Zähueu „icht leide«, er hatt« auch sehi
Urg„ugc.n daran, dio Zigarren auf uun,erkliche Weise z« k^t^ n An den
Bio .t.lteu dagegen w,]i er nie gekaut haben. Hatte er tagsüber keine Gmnm"
lejj seine. Hemdes dermaßen an den Damm leeen daß er
1 TZ "'"'" ''K Q--Pl-n<asieu wurden immer w, htfg , 'rir' du.
bkl.ne bn.lalettT EuigrilTe, er sah sidi am liebstem an den Püßeu
m tn «-L. ^^^'^^'"^f ^' ^°" ^"^^ ^««^h eine gewisse Freude daran gehabt
dim>. .Sicbertappenlassen" eine eminente Holle. Kr war oft
suilochlor Lanne. verkehrte immer weniger in Gesellschaft, litt imter dem
steU'ii uuiuotivierten Stimumngs Wechsel. Nach seinen Exzessen war er be-
sonders emiJÜndlich. konnte wegen geschäftlichen Kleinigkeiten fcagelanR
nichts mehr reden. Irgendwelche Neigung zu Männern will er eeit seiner
Jugend nie mehr gehabt liaben.
Der körperlich völlig gesunde, ^ehr intelligente Mann im mittleren
Alte,' könnt« s,ch unter Sedobrolbeh.ndlung mit wenigen Ausnahmen sehr
Sd. 'l^d.^rrT" "'^^''^''"■. P^'^-'-S«" l''«""te er im Gespräch nie seine
vern h ^ 'f"^™"\f:f*^ ''" ''^'^ ^^" Cxenitalien. Sein Äußeres
^ernachhi.s gtc er anfangs autfallend, war aber im Verkehr völlig ungehemmt
nrnsizim-t*, tanzte mimt.rto andere Patienten auf und wurde .schlief ein
anSTn ?''"■■ '" T™ ^^^^^""' '™*^' «'• nichts mir ha ^
anfang. i uhe, sen, Interesse von den Handschuhen abzulenlam. Sein; Lieb-
ingebeschattigung bestand in der Korbschnitzerei, in der er erfolgreich ar^
be,l^te. Von Tgendwehdien schizophrenen Sympton.en war nie etwas zu b^
merken er war aber .m Introvertierter. Seine freien affektativen Reak-
tionen holen semer Lmgebung immer sehr auf. Er verfügte über eine -m-
halunide Initiative zur Unterhaltung. Er wünscht« sehr sein Leiden los-
zuwerden, mußte aber leider allzu Iwild wieder des Geschäftes wegen zunivk
nachdem man vorher seinen giuizon Fotischvorrat und eine aus zirka fünfzig
iJüchein perversen Inhaltes bestehende Bibliothek entfernt hatt«. Zu einer
KohabitatJon mit seiner Frau kam es zuerst nicht. Infolge seiner Launen-
haftigkeit gab es anfangs imhaltbare Zustände zu Hause. Ich fürchtete ein
Kezidiv, bis er mich plötzlich aufriuHite, mir die Ei'huibni,'^ zur wissenschaft-
lichen Verwertung des Falles ei-ieilte. Er lebe glücklich mit seiner Frau ni-
sanunen, vorkehre normal imd befriedigt sich dabei, arbeite mit großem
Eifer in seinem Gescliäfte. Selten könne er dem Onaniedrang nicht wider-
stehen und müsse noch einen Handseliuh in der Tasciie tragen. Irgendwelche
weitere Fetische habe er nie benutzt.
Wir haben einen Menschen vor uns, der von Jugend auf immer onanierte.
Auf der Onanie hat sich seine ganze Perversität aufgebaut. Sie wurde durch
die fetischistischen, masochietischen und sadistischen Triebe noch e\tra lust-
betont, in ihr gipfelte aber je länger je mehr seine ganze Sexualität. Stelcel
hat wohl recht, wenn er den früh infantilen Erinnerungen nicht allz« großen
Glauben schenkt. Es können nach ti'ä gliche Produkte sein. Als grundlegendes
Moment finden wir beim Patienten mit 9 Jaliren ein großes Interesse an
"den Handschuhen der Mutter, die er gleich zum Petißch machte, sie gegen
f
88
Feiiscbismus,
euine Genitalien prelJte, damit onanierte oder sie bei sich trug. Was aber
die direkte Ursache dieser ereteii perversen liichtung war, darüber konnte
keine Klarheit erhalten werden. Ob die Tatfiache, daß dies» Handechuhe
der Mutter braun waren, nun dazu geführt haben, den späteren FetieehismuB '
für Handschuhe auch auf die braune Farbe zuzuschneiden, weiß man nicht, p
Es wäre möglich, entbehrt aber des Beweises. Von Interesse ist, daß dieser ■
Handschuh außer am Penis noch am Damme die größte sexuelle Lust er-
zeugt© und daß dieser primäre autoerotieche Ort für das ganze spätere iier-
vere© Leben des Patienten immer die gleiche gi'oßo Bedeutun;; beibehalten
hat. Das Leder machte in Jener Gegend mit der Zeit aus Reinlieh koits- und
Billigkeitsgründon dem Gummi Platz. An stelle des früher bloßen Hand-
schuhknäuelß kam es zu immer komplizierteren Applikationen, die alle auf
den „angenehmen Druck" gegen den Damm hinausgingen (Koitus-
phantasien). Er wünschte sich seinen „angenehmen Schmerz" und war damit
befriedigt. Von einfachen Touren um Skrotum und Penis schritt er zu kom-
plizierteren Dreiertouren, schließlich wickelte er in Achtertouren Hüften und
Genitalien ein. Damit dehnte er seine erogene Zone schon bedeutend nach
oben aus. Immer richtete er die Tendenz auf eine möglichst intensive Be-
rührung des Leders mit der Haut. Diese Erotik fand auch auf alle irgendwie
zugänglichen Schleimhäute ihre Ausdehnung. Es kam zu Sondierungen der
Urethra und zu Blasentipülungen, zum Einkeilen von Gegenständen in den
After und zu großen Rektaleinläuten, zu Nasen- und Magenspülungen und
zum Verstopfen der Ohren mit Gummi. Schließlieh mußte die ganze Ilaut-
oberfläche den Fetisch spüren. Mit Korsetts, Gamaschen und Binden kapselte
er eich förmlich in Leder ein und fand in dieser Zwangslage seine Befriedi-
gung resp. die günstige Vorbereitung zur genußreichen Onanie. Dieser liaut-
fetisch mußte die Beschaffenheit seines ursprünglichen Sexualfetisch h;)beu.
welch letzterer sein ganzes perverses Leben dirigiert hat. Vom HanAscliuh
verlangte er, der sein Äußeres je länger je mehr vernachlässigte, peinli.-he
Sauberkeit, desgleichen von seinen übrigen Utensilien. Die Lust war im
Fetisch am größten, wenn er einschnürte, ein Verlangen, das schon beim
Handschuh existiert hat. Das Gezwungene, Gepreßte, Einschnürende gehi
durch die ganze Pci-vereilät hindurch. Der Zwang erhöhte den fetischistischen
Genuß. Nur zu Zeiten, in denen er aus äußeren Gründen dieser Zwangiust
nicht nachkommen konnte, genügte ihm der unsichtbare Kontakt mit dem
Fetisch in Taschen oder unter den Kleidern.
Neben dieser fetischistischen Richtung hat sich aber seine normale
Sexualität ungehemmt entwickelt. Schon mit 17 Jahren kam es zum ersten
Koitus und seither während vieler Jahre recht reichlich. \\'enn Patient be-
hauptet, daß bei seiner Verlobung, die auf einem Balle stattfand, die Hand-
schuhe auch ihre RoUe gespielt haben, so war jedenfalls doch die Tendenz-,
bewußt und unbewußt. Aussehlag gebend, eine wackere Stütze im Geschäfte
zu finden, um sieh um so eher seiner Perversität widmen zu können und um
eich um so weniger um seine beruflichen Pflichten bemühen zu müssen, "b-
schon während der Verlobungszeit seine abnorme Triebriclitung auffiel, so
kam es doch zur Heirat, d. h. zur Sicherung des Geschäfteinteresses. Soweit
wußte Patient doch sicherlich seine Lage zu überblicken, daß er es mit
seinem Wunsche, eich noch vor der Heirat ausleben zu wollen, nicht ernst
meinte. Die außerehelichen Beziehungen blieben auch nach der Heirat be-
stehen, wurden sogar zum Ersätze der eheliehen sexuellen Gemeinschaft, die
jede Fetisehbeimisehnng, soweit man sie nicht noch als normale betrachien
FetiEchismuB nnd Inaeet.
89
kann, unmöglich machte. Mit der Zunahme der maeochisüschen und sadieti-
ßchen Beigaben einerseite rückte er andrerseits immer weiter vom eigenen
Weibe ab. Seine berufliche Minderwerügkeit wurde von der Frau zur ge-
nüge kompensiert. Die Frau veröchaflte ihm dadurch erst recht die fae-
k'Snheit zu seiner perversen Freiheit. Sein Verliält^is mit einer Fetischiatin
bildet* um mit dem Patienten zu reden, den Glanzpunkt seines perversen
Trieblebens. Strenge und unaufluiltsame Drohungen seiteuB der eigenen
Frau sowie Angst vor öffentlicher Bloßstellung zwangen schließlich den
i'atieuteu, wieder Autoerotiker zu werden. Gleich zeiti g_ w u r de er
auch impotent. Es resultierte schließlich jene eigenartig autietisch-
perverse Selbstbefriedigung, wie sie kaum noch weiter ausgebaut werden kann.
Jland in Hand mit der Zunahme der Impotenz stieg seine Eifersucht gegen-
über seiner Frau. Nach der Entfremdung von seiner Frau genügte ihm noch
einige Zeit eine andere mit perverser Veranlagung, bis er endlich da anlangte,
wo ihm der Fetisch das Weib völlig zu ersetzen schien.
Überblicken wir diese allmähliche Entwicklung dieser abnonnen Sexua-
lität ihr Überwuchern über die nonnalen Triebe, so sieht man dcmi doch im
Z-en eine Zwangeneurose im vollsten Sinne des Wortes. Wir haben es
wie es äiet«! trefflich sagt, mit einer ^^ '^J! ^, ^ " '"„ ^*: "'
Weibe zu tun. Es ist ziemlich sicher, daß auch im Falle, daß seine
Frau eeiner Perversität entgegengekommen wäre, sie nicht auf die Dauer
hätte genügen können. , , , . ,- i
Mit dem von Abraham veröffentlichten korsettfctiechiemu^ bilden wu
hier eine Menge Übereinstimmungen. „Meine Augen wurden wie von magischer
Gewalt auf weibliche Schuhe gezogen, . . . ein uneleganter Schuh stoßt mich
ab und flöllt mir Abscheu ein" sagt Abrahams Patient. W'ir brauchen statt
der Schuhe die Handschuhe einzusetzen, so stimmt der Ausspruch wörtlich
auf unseren Patienten. Auch spielte im HandschühfctiMhlBillus stets der
Gedanke eine große Rolle, wie die Hand in dem eng anliegciidcri Handschuh
zusammengepreßt werde. Das Interesse für der Mutter Korsett hatte Patient
ebenfalls mit lb-18 .Jahren, er zog es sich eUiche Male im geheimen an
und fühlte sich wohl dai-in. Seine perversen Neigungen waren gegenüber
seiner Umgebung immer ein strenges Geheimnis If ' f JSr
Sfecho Traumata konnten auch nicht aufgefunden werden^ Im Interesse fu
der Mutter Handschuhe sk-ckte schon die Perversion, dagegen differe
imeer Fall insofern von dem Abrahams, als hier die nomale Sexualität rocht
früh zur Geltung kam. Die Regression zum Autoerotismus erfolg erst v el
ITw Eine Zeitlang war sein Sexualziel vorläuhg auf die Handschuhe
TSi sein sexuelles Verlangen ging nicht über das Betrachten respBe-
mSu von Handschuhen hinaus. Seine Schaulust war ,n dieser Beziehung
^eauße ordentliche, übereinstimmend finden wir m beiden FaUen eine^
eine *^/**'"™ . Ablehnung" bei unpassender Form oder Farbe des
Seite die 'J'^^^*^,':'^. i^'^r Johe anspruchsvolle Anfordei-ung an ilin. Da-
^'' k^f Z dteToprophile R^^^ nicht aber die Kastrat ionsphauta-
gegen fehl ihm '^ « •^°P™P''' ^^-^^^ Genit,ale und träumte vielfach von
eien. Er reute f'^^^"f ^J.^'^/^ , äderen bewundert werde. Zu betonen
dessen Große und lavo"- ^^« ^^J^^ ^„^ g,„,ehte Einlaufe zurückzuhalten.
let auch seine Lust, die ^^'''^^'"'"'lih.tfesselunßen mitspielte, war nicht aus
Ob diese gleiche Tendenz bei den Selb W^^ ^^_^^^^ ^^_.^^_
■ dem Patienten 1^?^^"^™^"^^ jÄen „^ eine Einrichtung zu phan-
Sfe™:^Äl?3r^er,;dr^^^^^^ ^^t einer kalten Dusche
^
FeliKchismusi
:1:
besLiahlt würde, falls er sich rege. Ich geti-aue mich aber nicht, diese Phaii-
tasic mit seiner Lust der Zurückhaltung der Exkremente- zusiiinnienzubrinKon.
Eine bedeutende lioile spielte auch hier die Einklemmung der Gcnitaiien,
diese starke Betonung der Aiialzoae. In seinen Träumen war das Wasser
auch ein immer wiederkehrendes Sj-mbol.
Unser Patient muß schon in früher Zeit von einer besonderen psycho-
logischen Entwicklung gewesen sein, wie die Handschuhe in seine Sexualität
eingriffen. Vielen anderen Kindern begegnet das Gleiche, ohne daß sie da-
durch sexuell verändert werden. Für andere bedeuten die Handschuhe einlach
etwas anderes als es für den Patienten bedeutet hat. Er knüpfte au diesen
ersten Fetisch eine sexuelle Betätigung in einer ganz bestimmten erogenen
Kone. Neben dieser Perversität entwickelte sich die normale Sexualitüt
richtig. Erst nach der ehelichen und illegitimen Sexualperiode kam es zu
einer i-aschen Steigerung der perversen und zu einem raschen Abflauen des
Miinri(ilen Sexualtriebes, Er ist auf Keine früheren autoelotischen Hand-
lungen zurückgegangen, hat aber diese seiner intellektuellen Entwicklung
gemäß entsprechend ausgearbeitet. Die Libido fand je länger je mehr homo-
seNUollc Betätigungen. Seine Sexualität war nie eine rein nürmale. Aus der
infantilen Zeit hat er die Onanie mit sieh genommen, sie nicht abstreifen
können, wie es der Normale tut. Jung sagt: „E« gehört zum Begriffe der
normalen Sexualität, daß alle früh infantilen an und für sieh nicht sexuellen
Neigungen möglichst von ihr abgestreift werden. Je weniger dies der Fall
ist, desto perverser droht die Sexualität zu werden. Die Grundbedingung
der Perversität ist ein infantiler, mangelhaft entwickelter Zustand der Sexua-
lität." Ev erblickt in der Perversität ein Zerstörungsprodukt der ausgebildelen
Soxualit4it und nicht wie Freud eine Vorstufe der Sexualität. Den Beweis
dafür liefert unser Fall. Die normale Sexualität war da, zerfiel aber wieder
zu perversen Neigungen, die von neuem Ubidinös besetzt wurden. Und
zwar war es die übertriebene, durch die Perversität bedingte und an sie
geknüpfte Phantasietätigkeit, für welche fast die gesamte Libido aufgebracht
■wurde, anstatt zur entepreclionden Realanwendung (Jung), fn dieser phan-
tastischen Auwendnngswcise blieb sie stecken und kam in meine Behandhmg-
Der Erfolg meiner analytischen Behandlung ist nun der, daß der Maim,
der der eigenen Frau gegenüber völlig fremd und impotent gewesen ist, wieder
normalitcr mit ihr verkehrt, arbeitsfreudig ist und keine Perversitäten mehr
betreibt. Schon die bloße analytische kathartische Erfor.>ichuiig seiner Per-
versität und die dadurch gewonnene Übertragung haben zu einem annehm-
baren Ziele geführt, trotzdem die Analyse des Unbewißten fehlt. Ob der
Erfolg daher von Dauer sein wird, weiß ich nicht, aber eine Reihe Spezialisten
haben vor -Tahren die Prognose dermaßen ungünstig gestellt, daß Patient
keine Behandlung gewagt hat, bis ihn die Not dazu zwang. Die gründliche
Aussprache über die Perversität riß den Patienten aus seiner Isolierung heraus,
welche die Perversität an sich bisher so lusUjetont gestaltet hat und die ihm
wie jedem Perversen so wertvoll gewesen. Er hat seine Phantasien auf mich
übertragen, sein größtes Geheimnis preisgegeben, das ihn schon mit 13 Jahren
gefesselt hat. Dadurch verlor er die Lust an der Perversität, die er immer
ge^heim und still betrieben hat. Einen Teil der Libido hat er außer-
dem auf seine Frau und seinen Beruf übertragen, auf reale Objekte, statt wie
bisTier auf seine Phantasien. Die Libido ist aus der Perversität in nonnale
Bahnen zurückgekehrt, und falls nicht für dauernd, einzig deshalb, weil der
Pntient weder sein Unbewußtsein kennen gelernt, noch weil 'diese Ei'kehhuns
V
~n1i
l^'efischismns und Inzest.
91
in(;ht mit. seiiifi' Zukinil'L konstruktiv in Üljereinstimmutig hat gebracht
werden ktiunen.
Dil' intprt\:!,^iLiift' lOntwii-kliiug dioses FuUfs von Perversität hat mich
KU i'iiii^r aiLsiiihrlicheu Dearlieitung voranlalH."
Literatur dte Patienten:
1. Die Miiclit iJcr liiili; und die Matiit der Frauen- 2. Qualvollo Stunden- 3. Die
Peitsche iils htKlca EraiehungsmilteJ. 4. Der Sklave «einer Sklüvin. 5. Die Prügelauelit
in der Poneion. 6. Die Sei bstbewah rang (84. Auil.)- '■ TJie Zuchtrut-e von Tante Anna; ■
von Else Romberg. 8. Sexuelle Irnvcee; von Sleingieescr. 9. Die Folter in der deutschen
li.rlitspilese sonst und jctat. 1(1. Diu Leibes- und Lebenw^trafen. 11. Veiiiis im Pel»:
ven L. V, Siicher-Maaoeh. 12. Im Eausche der Sinne. 13. Unter "Ktrenger lland.
14. Klostfrsitten u\]d Nonnendisziplin. 15. Grausame Frauen; von L. v. Saeher-Masoch.
l(i. Arzfljelie Unlersueliungen und Seliam- und SittliehkiitBgefühl dts weiblichen Qe-
M-Iiledit«. 17. En 1592: Le tour d'curope d'iin FlnRellant. IS. La eeinturo de ehsKtcte
■de Casanova. 19. Le eliätcuu du fouot. 20. En Louisiana 21. Lee grands niarches
d'e:^duve6. aä. Uontes PaiUardri. 23. Le Journal d'une flagell^c. 24. L'eselavc gantee.
2,',. Souvenirs cuisants. 26. Lcs millo et une nuits. 27. Le jaidin des Kupplices. 28. La
divtno Miirt|uise. 2!!, Les deaequilibrees de l'amour; L'abbe Eeuniilleur. ;10. L'ineeste
perverse. 31. Le fouet au nioyen age. 33. Memoire^ d'une fouetee, 33. Le trioniphe
du fouet. 34. Kos bollcs tlagollanfes. 35. La pbilosophio du ■ fouet. 3fi. La t*rreur du
fouet. 37. L'ecok du fouet. 3ö. Vicrgee fouett^es. 30. La rovanche du marinon, 40. Lg
Pensionat, du fouet. 41. Les huiniliations de Mies Magde. usw. usw.
idi lasse nun meine „Ergänzenden Bemerkungen zum Falle von
Ik.tiigg'' folgen:
Den genauen Kenner des echten Fetischismuß worden Fälle wie
der vörhergeliende niutit übcrrasdien. riic sind gar nicht so selten, als
deren Entdecker meinen und als es sich die Kranken einbilden. Aber
sie kommen selten zur Keimtnis der .^rzte, weil das Geheimnis der
Absonderlichkeit eines der psychischen Momente darstellt, welche der
Krankheit Rei/, und Werl verleihen. Auch der Patient des Kollegen
tim verlor die Freude an seinem Fetischismus, als er sein lange ge-
hütetes Geheimnis aller Welt preisgab.
Es gehört zur Charakteristik dieser Foiischisten, daß sie sieh ein-
bilden der „Einzige" zu sein, der an einer solchen Porversion leide.
Das erzeugt einen „Stolz auf die K r ankhei t'" welcher auch
für den Hvpochonder und jeden Zwaugencurotiker charakteristisch ist.
Wenn iL-h mir erlaube, einige Bemerkungen an die Publikation von
J)T.Sm anzuschließen, so tue ich das, weil dieser Fall -^e^außer-
ordenthch deuthche durchsichtige Bestätigung memer Thesen bddet. die
ich in meiner Arbeit „Zur Psychologie und Therapie des Fetischismus '^
aufgestellt habe.
r .
/bl. r.Ps.vchounalyec, ßd.4- 1914.
r'
92
Fetisch ismuE.
1
V\
Wir finden zuerst den „Haremskult", der keinem editen
Fetischisten fehlt. Jeder Fetieehiet liat eine ganze Sammlung von
Fetischen, welche immer erweitert wird und in der Phantasie einen
Harem ersetzt. Unter den Fetischen gibt es immer bestimmte Favo-
ritinnen, welche bald ihren Platz einer anderen Favoritin räumen
müssen.
Sehr häufig finden wir die Angabe, daü der erste Fetisch dorn
Inventar der Mutter entnommen wurde. (Auch Gegenstände des Vaters
und der Scliwester können eine Rolle spielen!) Das zeigt uns Brücken
zu dem Inzestproblem, dessen Erforschung in seinen Beziehungen zmu
Fetischismus noch aussteht. Ich stehe niclit an zu behaupten, daß der
Keni der Fctisclmeui'ose eine verbotene Liebe zu einer nahverwandten
Person sein kann. Diese Liebe unterliegt einer Hemmung, welclie dann
auf das ganze Geschlecht übertragen wird. In dem Falle Slgys wäre
das so zu verstehen: Seine erste Neigung galt der Mutter; die Hand-
schuhe wurden der eymboliechc Ersatz der Mutter, Das mag l' i n e
der Wurzeln sein und erklären, warum er sich auf der Flucht vor dem
Weibe beiindet. Jedes Weib wird zur Inkarnation der Mutter und damit
zur Vertreterin der sündigen Gedanken. Die Liebe zur Mutter wurde
dann auf das Leder und das Gummi übertragen. Er hüllte sich in seine
Liebe ein, sie preßte ilm, sie schnürte ihn, sie war der Zwang, dem er
nicht entgehen konnte.
Auch dieser Fall zeigt das Moment der „a u t o s y mi) n-
lischen Darstellung des Zwanges", auf das ich ein so
großes Gewicht lege. Der Fetisch muß den Zwang symbolisch zur Dar-
stellung bringen. Also enge Hosen, enge Schnürstiefel, fest umgebundene
Schürzen. Verbände, Mieder, Hosenträger, Bauchbinden werden bevor-
zugt. (Unter meinen Fällen befindet sich auch ein Bauclibindenfetiscliist,
der sich die fremden Bauchbinden so fest anlegt, daß er den Druck
als leisen Schmerz empfindet.} Unser Patient schnürt sich in einen
ijederanzug. So preßt ihn die selbstgewählte Neurose ein, welche eigent-
lich ein Abrücken vom Weibe auf eine nebensächliche Saclie darstellt.
Dies Phänomen der Verschiebung \-om Fleische
auf totes Material zeicimet den echten Fetischisten aus. Der
Fetisch ist nicht nur ein Neutrum, das bisexuellen Tendenzen dienen
kann, er ist überdies eine Sache, die mit der lebenden Natur nichts zu
tun hat, er ist der tote Vertreter einer Phantasie, wehrlos dem Willen
des Petischisteii ausgeliefert. In negativer Form tritt die gleiche
Tendenz in den masochisti sehen Phantasien und Betätigungen unseres
Kranken auf. (Gesetz der Bipolarität!) Er läßt sich zwingen, sich
schlagen, martern, empfindet dabei Lust, weil er imwillkürlich „Schuld
imd Sühne" zu einem Akt zusammenschweißt. Beim Militär vor-
Felischramiia iinii liiKest.
93
schwinden diese Tendenzen, weil der starke Zwang des Militärdienstes
jeden anderen Zwang, auch den des Fetisch überflüssig macht. Ist doch
der Sinn der Neurose: It-h inödite zu etwas gezwungen werden, damit
ich niclit daran schuld bin. (Lust ohne Schuld!)
Auffallend ist auch der spezifisch infantile Charakter der be-
schriebenen Perversionen. Der Patient uriniert ins Bett, wird ein kleines
Kind, das mit seinen Puppen spielt. Dazu stimmt das „Sich-Ertappen-
hissen", ein typisch infantiles Gefühl, das auf die bekannten Kinder-
^|)ie]e zurückgeht.
Was ist das tiefere Motiv dieser absonderlichen Erkrankung? Was
die treibende Kraft, weiche ihn immer in Atem hält? Ich erlaube mir
hier meine Schlußfolgerungen aus der erwähnten Arbeit anzuführen;
„Der Fetischismus ist eine E r s a t z r e 1 i g i o n.
Er bietet seinem Träger in Form einer Per Version
eine neue Religion, in der er seinem Bedürfnis
nach Glauben gerecht werden kann. Er entspringt
aus einem Kompromiß zwischen einer übermäch-
tigen Sexualität und einer starken Frömmigkeit,
Er gewährleistet seinem Träger die Möglichkeit
minder vollkommenen Askese,
des Satanismus.und der Liber-
6 i c h eine F )■ ö m m i g k e 1 1, deren
diese AVelt hinausgehen. Der
Fetischist ist im offenen Kampfe mit jeder Auto-
rität beson.ders aber mit Gott, dem er sich im
geheimen unterwirft und dem er durch besondere
Entbehrungen zu dienen glaubt."
Mit anderen Worten jeder ecJite Fetischist kopiert Christus. Er
leidet an einer „Christ« sneurose". Er bildet sich innerlich ungeheuer
viel auf seine Leiden ein und erhofft sich durch die Besonderheit seiner
Leiden einen besonderen Vorzug im Jenseits ... . ^ ^ ^
Diese Behauptung scheint sehr kü!m. Nur eine eingehende Ana-
lyse kann in jedem Falle diese versteckten religiösen lendenzen auf-
Sen Der echte Fetischist bleibt eigentlich keusch. Er ist ein Lannn
" ""St^om Falle %.b fehlt der Hinweis auf Christus nicht.
vorgeschwebt haben. ■ ., ■ ^ _ _
~ 'z7diem F^^lle ist ergänzend noch zu bemerken: Er enthalt
eine ^^ztReihe von Bestätigungen für meine Ausfuhrungen. Wir
einer mehr oder
Fnter dem Bilde
t i n a g e verbirgt
Ziele weit über
!*^
5
i Y
ifi
94
Fetischismus,
sehen erstens den ganz aiißerordentlielien Ihiremskult, ferner darf ali-
mäliliche vollkommene Abrücken vom Weibe, Wir seilen aber auch die
infantile Einstellung imd die Maskierung der Inzestphantaeien. Wie in
einem Falle das von der Schwester benutzte Steckkissen Symbol der
Schwester wurde, so wirkt hier der Handschuh der Mutter, der als
erster die Fülle fetischistischer Beziehungen einleitet, als Symbol der
Mutter. Wahrscheinlich sind durch die bei dor Kinderpilege entstandenen
Streichungen dös Dammes libidinöse Emplliidungen ausgelöst worden,
welche den Damm dann zur erogenen Zone machten. Wir sehen aber
auch hier die Wichtigkeit des Fesseins und Schuürcns, des Einpressens
mit deutlicher Beziehung auf die Lage in den Winddn. Denn der Kranke
preßt manchmal das Hemd zwischen die Schenkel, ebenso wie die Windeln
.bei Säuglingen durchgezogen werden. (Psychosexueller Intantilisuuis,)
* Bei allen Fctiechisten finden wir die Freude an den Schaufenstern, in
denen "Waren ausgestellt sind, welche sie fetischistisch reizen.
Dies Starren auf eine Auslage ist eine Rückversetzung in die Kind-
heit und hat auch eine bestimmte symbolische Bedeutung. Es ist ein
Blicken naeli rückwärts in die Auslagen der Erinnerung, ebenso wie der
Wandertrieb nach rückwärts tendiert. Vor den Auslagen tritt immer
ein träumerischer Zustand ein, eine Art Absence, in der die Rück-
Versetzung stattfindet. Auch diese Triebhandiungen gehen in diesem
Traumzustand vor sieh, welcher dem Patienten eine Regression in die
Säuglingszeit gestattet, vielleicht sogar in den Mutterleib, Das
Pressen am Damm drückt die Geburt aus, welche für diese Kranken
c;n(; religiöse Wiedergeburt bedeutet, also auch eine anagogische
Tendenz aufweist.
Der Gummi aber ist wieder ein Symbol und steht für den Phallus
Was der Patient wünscht, ist ein Phallus, den er sich um den Leib
winden kann, den er in den Anus stecken kann. Er will alle Lust aus
eich schöpfen. Er ist der potenzierte Autoerotist. Deshalb das Ver-
liebtsein in den eigenen Penis, das Blicken in den Spiegel. Er will
Weib und Mann zugleich sein. Seine homosexuelle Einstellung ver-
schwindet in dem Fetischismus. Diese typisch infantile Einstellung
zeigt sich auch in dem ins Betturinieren, der Harnretention | Ih-in-
sexualität ' ) 1 und in dem Sicher wischenlassen, bekanntlich bei Kindern
eines der lustbetontestcn Spiele. Seine Frau muß immer den Popanz
spielen, der ihn erwischt ...
Auf die Christusneiirose deutet auch das Bedürfnis nach sym-
bolischen Waschungen und der schon erwähnte Umstand, daß er sich
in Kreuzstellung ans Bett fesseln und geißeln ließ.
') Vgl. dae Kapitel „Urin Sexualität" in Band V,
Fu ti s clii Silin M uiiil Ii]/fsl,
95,
^
Kriminelle Impiüse brechen in den eadistischon Impultieji durch;-
so wollte er eeine fetischietieclie Partnerin erdrosseln. Es ist sehr wahr-
scheinlich, daß sich der Haß gegen das Weib als RepräseritiUitiii der
Sündi' richtet. Es ist dies die Auffassung der dn-istlichen Religion,
dip Auffassung der Bibel. Das Weib ale Inkarnation der Sünde, wie
es sich in den Schilderungen der Kirchenvüler Inulet, Wir worden bald
^ehen, daß ein 'IVaum') diese Auffüssung vollkommen zu bestätigen
öclieint.
Dieser Traum, der uns so viel von der Psyche eines Fetischislcn
erzählen kann, lautet:
Ich belinde mich in einem äußeren Viertel einer Großstadt. (Paris?)
Auf dem Trottoir etoht ein Tisch mit Geflügel an einer Slraßcneckc.
Die Vorübergehenden bedienen eich, ohne etwas zu bezahlen. Ich greife
nach einem Stücke, werde aber gleich echiof angesehen. Es kommt
mir der Gedanke an Apachen und ich gelie schnell weg. Es springen
Leute mit Messern auf jnich ein, springen mir nach. Ich «pringe immei'
stärker. Eine Dirne konniiL mir entgegen, ruft: „Ich packe ihn sehen,
ich' werde ihn stechen." Sie stach mich in die Zunge und rief: „Jelzt
ist er vergiftet.'" Ich spüre eineu Schmerz auf dci' Zunge, iingstige niieb
gleich wegen BiutvergifUmg, biß mil gleich ein Stück der Zunge ab . . .
Plötzlich bin ich zu Hause im Zimmer der Eltern. Weitere Fanhlieu-
angehörjgo sind da. Auch die Dirne erscheint, besser gekleidet als auf
der Straße, offeriert ein Pulver, um. damit die Hände einznreiben. Die
Hände sollten damit echün glatt werden. Ich nehme das Pulver, reibe
meine Hände damit ein. Gleich spüre ich ein unangenehmes Kitzeln, es
brennt, ich wiU meine Hände waschen. Im Wasser aber brennt die Haut
erst recht, es entetohl eine Säure. Die Hände werden voll von Hlut-
wunden, ich denke an Schwefelsäure. Ich nife den Angehörigen zu. ja
nicht die giftigen Wunden zu berüJircn, auch das Pulver der Dirne nicht.
Ich bekomme an beiden Händen dicke Kruaten und erwache mit einem
starken Angstgefühl.
(Von anderen Träumen erzählt Dr. Sigfi: Im Tiiiume hatte er oft
öinen übermäßig entwickelten roiiis, man gratulierte ihm dafür und
bewunderte ilm vielfach. Weiter war or im Traum viel auf dem Wasser,
auf schmalen Schiffen, die zui' Hälfte unter Wasser oder dann in der
Luft fuhren. Er selber ging im Traume viel in der Luft zirka 30 cw/
über dem Erdboden z. 11 vom Geschäfte in seine Wohnung oder zurück.
Andere Leute, die ihn be'wundcrten, wollten es nachahmen, bracliten es
aber nicht fertig.) " '- - '
' Die Analyse dieses Traumes ergibt eine ganze Menge von wich-
tigen Clesichtspunkten. Es ist an und für sich schon sehr mei'kwürdig,
daß er niclit von seinen Fetischen träumt. Das ist eine Ersciieinung,
i
' '■) Die beiden folgenden Träume wBnlcii mir in' liilx^iis würdiger Weisi> vun lioki..
Sigg:l(^'lilTk-i) /.in' Vcrfügting .p^stcllt. . '; , '. . .y.., ... .. 1- . . •
I M
m
Fctisrhinmiis.
J?
die wir oft werden beobachten können. Die Träume der Fetischistcn
leben in einer ganz anderen Welt. 8ie sündigen am Tage und werden
in der Nacht zu Heiligen. Sie kämpfen schwere Kämpfe mit den Sünden
und. Versuchungen und gehen aus diesen Kämpfen als Sieger hervor.
Oder sie sind selbst Heilige und triumphieren über die anderen Sterb-
lichen. Es zeigt sich immer, daß der Hintergrund des Fetischismus
ein religiöser ist. Die Grundtendenz ist, das Leben zu verträumen
oder es noch einmal zu beginnen und als reiner Mensch durchzulcben.
Deslialb spielt der Gegensatz zwisclien weiß und schwarz, zwischen
Hchmutzig und rein bei ihnen eine sehr große Rolle. Doch gehen wir
zur Analyse des Traumes über,
„Ich beflnde mich im äußeren Viertel einer Großstadt. (Paris?)
Auf dem Trottoir steht ein Tisch mit Geflügel an einer Straßenecke."
Die Szene spielt im Sündenbabel Paris. Das soll heißen, die Welt
ist voller Sünden und Versuchungen. Schon auf der Gasse lauert die
Versuchung. (Geflügel phallische Symbole. Tisch für Bett.)
„Die Vorübergehenden bedienen sich, ohne etwas zu bezahlen. Ich
greife nach einem Stücke, werde aber gleich schief angesehen."
Alle anderen Menschen können sündigen und werden dafür nicht
zur Rechenschaft gezogen. Sie brauchen ihre Sünden nicht zu büßen
(zahlen). Ich aber muß für iede sündige Regung sofort Buße tun.
,,lcb wage es kaum, von den Genüssen zu kosten, die allen zur Verfügung
ste])en, und schon zürnt man mir" . . . Die Apachen sjnnbolisieren die
Vorwürfe in der eigenen Brust. Es sind die gleichen Gestalten wie die
Erinnyen. Sie verfolgen ihn und stedien nach ihm. Er will ihnen ent-
Hiehen. Er flieht aucli vor den homosexuellen Gedanken. (Siehe das
(ieflügel als phallische Symbole.)
Nun kommt die Dirne und er wird von ihr gestochen und infiziert.
Er macht den Versuch, die Sünde zu entfernen und sicli das Stück in-
fizierter Zunge abzubeißen. (Kastrationskomplex. Vernichtung der
Sexualität.) Der Mund dürfte seine stärkste erogene Zone sein. - Die
Beziehungen zu der infantilen Lust des Saugens sind ja klar. Die
Syphilis aber wird ein Symbol des Unreinen überhaupt und des In-
zestes. Er ist von bösen Gedanken infiziert. Nun macht er die Re-
gression von Paris (Quo vadis?) in die frühe Kindheit. Folgerichtig
ist er zu Hause bei seiner Mutter im Zimmer der Eltern. Der Traum
stellt die Beziehung zwischen der Dirne und der Mutter dar. Hier
licheinen die Gegensätze verschwunden zu sein. Die Dirne ist auch das
Symbol der Sirmenlust schlechtweg. Sie ist die Sünde, die Sexualität
;il8 Gegensatz zur scheinbar asexualisierten Mutter. Das Pulver, das ■
eingerieben wird, scheint mir die Sünde der Onanie zu bedeuten; erat
lustbetont und dann brennend. Er will sich dieee Sünden abwaschen.
. f
l''e tisch isiii II s^ imd Inzest.
Aber im Wasser brennen die Wunden. Er wird immer mehr infiziert
er .st von ertragen Wunden bedeckt, er ist ein Lazarus. Die ßlu wa den
«au s.n freiwiUige. Märtyrertum, auf seinen PetischismL ht
d^lt ri^tl". ^^-"V'^'tung, die Angst, die Mntt.r könnte von
diesem Gifte infiziert ^Verden, läßt ilrn erwachen
Id t f^sl. ' M '" T '?"' '" '-''''■ ^^^ ^"'^ Spennatozoenträume
md MO besagen .He: „Ich will ein neues Leben beginnen
zu i^andeln. ch will vor allen anderen Menschen stehen, ich will sie
.bcrragen Ich will etwas Besonderes sein.- Jetzt ist diL Parap th
Zlt^nen" ""' ''''''''''''''' - --h* "- -- Einzigen, zum
Der übonnäßig entwickelte Penis seiner Träume zeigt uns aber
h .''"\. ''""^' '' '''^^' '^^"'" ^"^ ^'^"ß*^" P™is haben, daß e^
^hn in den Mund und in den Anus stecken könne, richtig ist. Die Gmnmi-
.chla«che sind die Fortsetzung seines eigenen Penis. Sie ersetzen .vie
ein (nnnm.busen das ihm felüende Stück. Es ist ein uralter Kinder-
traum, der sich ilmi erfüllt, den größten Penis der ganzen Welt zu
haben, jedenfalls größer als die anderen, die er gesehen.
Dr. Sigg stellte mir noch einige Träume dieses Patienten zur
^ erfugung, hs 18t schwer, olrne Analyse über Träume zu urteilen
immerhin dürften .sich einige Schlüsse ziehen lassen.
AVeitei'ü Träume:
1. Icji habe dem Zar Schuhe angepaßt, mußte sie breiter machen
Ich suchl^ dann eine Droschke mit einer lüisine, ein Werkmeister war
aucl) dabei, ich fand aber keine, idi irrte umher
2. üuim Essen fühlte; ich midi vorletzt, ich ging do^halb vom
Iische weg ms Zimmer, wo einer im ßetle lag und eine Flasche AVein
trank. Der Wein lief diesem vom Munde ins Bett, was mich sehr ärgerte
Unangenehmes Erwachen. {Dei- Wein war eine rote klebrige Flüssig-
keit, „es gab eine Schweinoi-ei im Bett. Ich ängstigte mich, vertrieben
zn werden, ich hatte keine Ruhe mehr, habe vor Schmer/, geweint.")
3, Ich bin im Militärdienste als Rcknit (ist i. f. Hauptmann), sollte
Soidatenechule auf der Straße machen. Ich mußte dazu mein Gewehr
das auf dem Estrich lag, holen, Ich mußte zn diesem Zwecke über 7.wei
umgekehrt daliegende Boote kriechen. Oben auf dem Estrich waren
mehrere Zimniei' nebeneinander. Ich komme in ein kleines, sollte mich
da umkleiden. Beim Zimmer gingen immer Leule vorbei, sie genierten
mich. Es ging Zeit verloren. Beim Zurückgehen war ich Pourier, sollte
für unsere Küche ein Kantonnement suchen, alles war schon mit Truppen
überfüllt. Ein Kamerad verlangte von mir zu trinken. Ich habe keinen
Wein bei mii'. reiche ihm eine Flasche mit Sirup. Dieser schimpft es
sei ja nur Wasser, und wirklich überzeuge ich mich geärgert, daß nnr
noch Wassorreste in der Flasche waren.
Stukol, StärUBgen des Trisb- nnd Affekllebsne. Vn. . . „
M
I
1
I
b
V
Fetischismus.
4 Befinde mich in HerrengeBellBchaft mit bis zu den Knien herab-
gelassenen Hosen. Es ist oin Lesezimmer, keine Damen zugcgon. (.bicli
oft wiederli ölender Traum.)
5 leh hin unter Scliulkameraden. ich gelie b&trübt herum, da e^
lieißt, ich müsse fortgehen, man sprach von Gesehlechtskrankhcit. Uev
kTit sagt, die Krankheit rühre nicht vom Geschleehtsverkehre her. Ich
bin traurig, weil man an eine Gesclilecht^krankheit denkt.
6 Ich spaziere mit einem Bekannten B. Wir gehen in ein Hotel.
Da beißt es es sei jemand ermordet worden. Man habe Banknoten ge-
stohlen Es heißt, ich und B. haben gemordet. Der Untcrsuchungsricliter
kommt Man verhört uns. Bei B. findet man eine große Menge Bank-
noten (B. ist mittelloB.) Mir hält der Ilnlorauchungsrichter einen Re-
volver an den Hals, so daß ich die Kälte des Laufes verspüre. Er drohl
mit Erschießen. Nachher geht der leichter zu B., der gesteht. Man
schießt ihm in den Kopf, B. ist wie tot, kommt wieder zu sich, er sagi, -
die Kugel sei noch im Kopfe drin. Man erblickt BLut auf dem Sofa-
Audi die Banknoten liegen da.
Der erste Traum bringt das häutige Symbol des Zaren. Der Zar,
der Alleiiüierrscher, ist dae Symbol der dominierenden Kraft, der Auto-
kratie, also hier des Fetischismus. (Bild des Zwanges!) Er findet seine
Schuhe zu eng. Die Parapathio drückt ihn. Er will die Scliuhe breiter
machen. "Er drückt die prospektive Tendenz aus, die Fesseln der Fani
pathie, also des Fetischismus zu lockern. Dann sucht er einen Wagen,
der ihn weiter befördern will (die Kusine als Inzeetkompromiß, als
mitigierter Inzest) und irrt umher. Dieses Herurairren, dieses Huehen
nach dem rechten Wege werden wir in den Ti'äumen aller dieser Kranken
wiederfinden. Sie spielen auch das Irren am Tage, sie irren in den
Straßen, können den Weg zum Arzt nicht finden, wissen plötzlich nicht,
wo sie sind, weil sie ja von einem Impulse im Traumzustande einem
unbekannten Ziele zugetrieben werden.
Der zweite Traum seheint mir Beziebmigen zur Urinsexualität
zu haben (Wein statt Urin!). Vielleicht Hinweise auf Urolagnie und
Kannibalismus. Jeder Affekt ist für den Traum von Bedeutung. Der
Affekt ist die Erkenntnis, daß sein Bettgenosse, sein alter Ego, ein
Schwein ist, er hat Angst vor seinen eigenen Trieben . . .
Zum dritten l'raume ist folgendes zu bemerken; Die meisten
Fetischisten träumen, daß sie beim. Militär sind und niedere Dienste
machen müssen. Sie sind Rekruten. Der Zwang des Fetischismus nnrd
durch den Zwang des Militärs ausgedrückt. Er, der Hauptmann, ist
wieder Rokrut, d. h. ein gemeiner Soldat. (Wir werden später einen
ähnlichen Soldatentraum eines Fetischisten ausführlich analysieren.)
Seine Demut drückt er auch durch das Kriechen aus. Er benötigt eine
neue Weltanschauung. Das drückt er durch das Umkleiden aus. Wieder
taucht die Trinkszene auf. Der rote Wein ist diesmal durch Sirup er-
FetiscIiismuK iiuil luzpst.
99
setzt. Aber es ist gar kein Simp, es ist nur Wasser, so daß der
Kamerad schimpft. Es scheint sich um ein rchgiöses Symbol zu handehi.
Die heilige Kommunion. Der Leib und das Blut Christi. Aber seine
Frömmigkeit ist ebenso wenig wie sein Fetischismus echt.
Der vierte Traum ist von Bedeutung, weil er ein stereotyper
Traum ist und sich öfters wiederholt. Es scheint sicli um eine homo-
sexuelle Exhibition zu handeln.
Der fünfte Traum drückt seine Trauer darüber aus, daU er mit
paraphilcn Vorstellungen infiziert, daß er also nicht rein ist.
Im sechsten Traume kommt die Wurzel seines Schuldbewußtseins
hervor. B. ist sein zweites Ich, ist Dieb und Mörder. Die sexuelle
Symbolik des Traumes ist sehr durchsichtig und laßt auf irgend eine
Begebenlieit in früherer Zeit schließen, von der er noch Erinnerungs-
spuren im Unbewußten hat. (Kugel im Kopfe.) Der Untersucliungs-
richter dürfte der Arzt sein („Der Arzt sagt, die Krankheit komme
nicht vom Geschlechts verkehre her" — in Traum 5), auf den er über-
trägt. ■ Sein zweites Ich Herr B. soll getütet werden.
So weit sich aus diesen Träumen schließen läßt, besteht eine
hypertrophische Urinsexualität. Damit stimmt auch seine Retention,
an der er einst gelitten hat.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß sehr viele Feti-
Echisten diese Neigung zeigen, den Harn zurückzuhalten, mitunter auch
den Stuhl. Ihr Ziel ist die Überwindung des Sexualtriebes auf einem
Umwege, d.h. auf dem Wege einer Paraphilie. Aber auch die anderen
Triebe fordern diese Menschen zu einem spielerischen Kampf heraus.
Sie wollen probieren, ob sie sich überwinden können. Sie sind sehr
Iiäufig Asketen, haben das Rauchen und Trinken aufgegeben, sind
Vegetarier. Sie haben die Eigenschaft, Stuhl- und Urindrang zurück-
zuhalten, bis sie Schmerzen empfinden. Die Dcfäkation und die Miktion
sind dann mit Lustgefühlen verbunden. Diese Eigenschaft teilen sie
mit vielen Kindern.
Vielleicht liegt in diesem Zwange, einen or-
ganischen Zwang zu überwinden, in dem Zwang des
Willens gegen den Zwang des Triebes, die infan-
tile Wurzel des Fetischismus.
Was ist schließlich ein Heiliger? Ein Mensch, der den Zwang
semer Urtriebe durch den Zwang der Religion überwindet. Freud hat
die Religion treffend mit einer Zwangsneurose verglichen. Der Feti-
schismus hat mit der Religion den Gogenzwang gemeinsam; aber noch
mehr er hat die gleidie Tendenz: Den Sexualtrieb auszuschalten. Dio
Religion greift dio Sexualität direkt an, der Fetischismus schiebt sie
auf ein Nebengeleise.
7*
pf"
J~"
1 1
IQQ ■ Fetischismus.
Das Schuldbewußtsein drängt den Fetischieten in die Bahn der
Religiosität. Er flieht eigentlich nicht den normalen Gesclüechtsverkchr.
Er flieht die Sünde. Und der Geschlechtsverkehr wird zur Sünde, weil
sieh während des Koitus inzestuöse Phantasien vordrängen und das
vorliegende Sexualobjekt mit einem imaginären verwechselt wird. Dieses
( ; imaginäre Sexualobjekt ist in dem letzten Falle die Mutter. Das ist
ziemlich durchsichtig.
Es gibt aber Fälle, die eine noch deutlichere Sprache zeigen.
Diese Inzesteinstellung teilen die Fetiscl^iisten mit vielen anderen
Parapathikern. Wir müssen annehmen, daß es sich um Menschen mit
einem abnorm starken Sexualtrieb handelt, um Rückechlagser schei-
nungen. Das widerspricht der Aneicht von Freud^), der behauptet:
[! „Eine gewisse Herabsetzung des Strebens nach dem normalen Sexual-
ziel scheint für alle Fälle Voraussetzung. (E.xekutive Schwädie des
Sexualapparates.)" Und in einer Anmerkung meint er: „Diese Schwäche
entspräche dei- konstitutionellen Voraussetzung.'" Allerdings schwächte
er die Behauptung a.b, wenn er hinzufügt: ,,Die Fsychoanaly.se hat als
akzidentelle Bedingmig die frühzeitige Sexualeinschüchterung nach-
gewiesen, welclie vom normalen Sexualziel abdrängt und zum Ersatz
desselben anregt." Aber die konstitutionolle Schwäche des Sexual-
apparates ist für Freud conditio sine qua non. Das widerspricht direkt
meinen Erfahrungen.
Der Fetischist ist ein Wesen mit abnorm starkem Sexualtrieb, der
infolge dessen früh auf die Objekie der Familie gerichtet ist und sich
durch eine starke Betonung aller Pari^philien auszeichnet. Deshalb suciii^
er nach Schutzvorrichtungen und findet sie — in der Rehgion. Aber
diese frühe infantile Einstellung zur Familie mag Sadger'') bewogen
haben, die Behauptung aufzustellen: „Der eigentliche Fetisch, der iramei'
wieder, wenn auch in verschiedener Umhüllung oder Symbolisierung- er-
späht und erstrebt wird, ist der nackte Geschlechtsteil von Mutter oder
Mutter er satz."
f, Wie stimmt das mit dem Falle von Fußfetisehismus eines Mannes,
dem die Mutter bei der Geburt gestorben ist? Sollte die Amme oder
die Erzieherin auch unter die verbotenen Tabii-Personen fallen? "H'
werden sehen, daß es der Vater war, an den dieser Fetischist patho-
logisch fixiert war. Wir können nur das eine mit Sicherheit behaupten:
Der Fetischist zeigt eine pathologische, infantile Fixierung an seine
Familie!
Der nächste Fall zeigt uns die Beziehungen eines Fetischisten zu
seiner Mutter in außerordentlich durchsichtiger Weise;
M ürei Abliantllunueii zur Sexualtheorie. 4, Aufl., S. 20.
-\ l.i-.S. S28.
l''etisi:liiKm[|fi iiuii luncst. 101
Fall Nr. 20. Max Rudolf Senf {OtoIV Archiv, Bd. 60) bcBchreibt omcn
Fall von Unten'ockletischisnms. Der SOjälirigc kriit'lige Landarbeiter liatta
trotz nianiiigfaclier Gelegenheit nie mit einem Wtnbe vt'rkelut. Vur 13 Jahren
habe er begonnen, die Unterröcke der Mutter and Schwosler nwischi'ii die
Beine zu nehmen und zu onanieren. Vorher begann er sehou mit einer Z u-
(lecke zu onanieren, üer Mann sagte: „Die Zudecke und spater der Frauen-
roek sind für mich ein Mädchen." Senf konstatiert auch, daß <'r bei dem
wegen Diebritaiils von Unterröcken verhaftylen Mann einen Biiel' an die
MlittiM' fand, der dui'ch seinen ,, überschwenglich sentimentalen Ton'' auffiel.
Der Schreiber — ein Landarbeiter — teilt dem Mutterherz mit. daß er ein-
mal nach Hause konmien würde und daß dann" für alle „ein neuer Liebes-
frühling anbrechen würde, wie ihn die Dichter besinnen".
Dieser Casus von Dr. Senf zeigt uns ein beBtimmtee Moment, das
eo oft wiederkehrt, daß wir es als typisch für den Fetischidums be-
zeichiiüii können. Der Landarbeiter erzählt, daß er zuerst mit dem
Untei-i'ocke der Schwester und der Mutter zu onanieren begann. Hält man
sich die Angaben über sein Verhältnis zur Mutter vor Augen, so liegt
der Sßhluli nahe, daß der Fotierli sehr häufig einen Inzest ersetzt.
Der Beginn dieses Fetischismus wirr! für das 16. Jahr festgestellt.
Das zeigt mit anderen Erfahrungen, daß nicht immer die früheste Kind-
heit zur Erklärung des Fetischismus herangezogen werden darf. Aber
die Bezicliungen des Ft;tisehisnnis zur infantilen Einstellung zur Faniilie
sind so durchsichtig, daß nur böser Wille dazu gehört, um sie nicht zu
sehen. Es waren immer Kleidungsstücke der Mutter, n^elche als Symbol
der ganzen Mutter zu onanistischen Zwecken benützt wurden. Das er-
klärt uns die Neigung zur Askese. Die Enlstelmngsgeschichtc des
Fetischismus hat große Ähnlichkeil mit der der Homosexualität. Aucii
der Fotifichist hat einen Horror vor dem weiblichen Gcschlechte und
Hüelitet entweder in eine asexuelle, homosexuelle oder auto-ero tische Be-
tätigung.
Der Weg zum Weibe ist dem männlichen Fotischisten verscliloc^scn.
Vor dem AVeibe steht drohend die Gestalt der Mutter (und der
Öcljweeter). So wird jeder Koitus zur scliweren Sünde. Nicht nur weil
das Weib das Symbol des Bösen ist, sondern weil seine sexuelle Libido
der Mutter oder ihrem iüngeron Ebcnbilde, der Schwester, gehört. Da-
durch wird der Koitus zur zehnfacli schwereren Sünde und die Wagschalo
der Askese lastet schwerer. Das Unerreichbare des Zieles läßt den Feti-
öchisten auf alle Frauen verzichten. Das ewige Suchen ist aber ein Ver-
bergen des eigentliclien Zieles. Der Fetischist benimmt sieh wie der Don
Juan Beide haben den gleichen Haremskull. Beide stellen sich so, als ob
bestimmte Objekte suchen würden und wollen das eigentliclie Sexual-
wo
/
I ,
.1Q2 FetischisrouB. : i
im öymbole. Dae Symbol gleiclit jeder geistigen Nahrung. Es sättigt
die physischen üedürfnisee nicht. Es muß eine ungeheure Kraft auf-
gestapelt werden, weil ein unbefriedigter Wunsch unzerstörbar ist und
sich wie ein unangetastetes Kapital auch durch die Zinsen der Begleit-
affekte immer vermehrt. Das Verlangen wachst und macht aus dem
Symbol bald die Karikatur des Symboles. ,'.>ii, i->i
Oft sind die infantilen inzestuösen Bindungen verdrängt und der
sexuelle Symbolist hat keine Atmung, wie er zu seinem sonderbaren
Gesclunack gekommen ist. -
Eine Patientin, die in der Jugend ihren Vater pflegte und ihm
öfters die Urinflasche und die l..eibschüs6el reichte sowie einen Gummi-
polster unterlegte, gestand mir, daß sie beim Anblick dieser Trias in ■
der Auslage von Sanitätsgeschäften unwillkürlich in Erregung l;omnn
und deutlichen Orgasmus empfindet. Oft genügt eine Urinflasche oder
eine Eeibachüssel, mitunter der Geruch von Gummi, der sie an das Luft-
polster erinnert, um den Orgasmus auszulösen. Es ist selbstverständ-
lich, daß diese Dame im Kriege Krankenschwester wurde. Ihre Ge-
ständnisse hatte sie mir vor dem .Kriege gemacht. Sie war etwas ver-
legen, als ich eines Tages ein Krankenzimmer übernahm, in dem sie
als Schwester waltete. .... . . ■. ■- i;. -. i
"■'■' Solche Erfahrungen machen uns die Fälle wie den nachfolgenden
verständlich, der eine schöne Ergänzung zu dem Fall von Irrigator-
liebo bildet. Es handelt sich um einen Fall, den Hirschfeld (äexual-
pathologie, Bd. III) als Gmmnikissenfetischismus beschreibt:
Fall Nr. 21. Herr B. Z., Student der Nationalökonomie, 21 Jahre alt,
zeigt eine eigenartige Fonii von Fetisch isnuis, iiänilicli eine hochgradige
sexuelle Reaktion auf G u m m i 1 u f tk i sse n. Herr Z., dessen sehr feiui-
nincB Wesen Beiner Familie schon längöt aufgefallen war, ohne daß sie von
den wahren Ureachen seines Wesens eine Ahnung hatte, beobachtete an sich
nach Beendigung des 14. Lebensjahres ganz plötzlich einen merkwürdigen
Drang, sich Luftkissen zu beschaffen, diese prall aufzublasen und sich au
den Leib zu legen. Mit diesen heimlichen Manipulationen, die ihm völlig
unverständlich waren, vermochte er zunüchst keine Vorstellung zu verbinuen.
da er keinerlei Kenntnisse über sexuelle Dinge besaß. Der rein triebhafte
Drang, eich mit den Luftkissen einzuschließen, sieh ständig mit ihnen in
Kontakt zu wiesen, wuchs immer stärker an und führte' nach kurzer Zeit ;.h
tiefgehenden Verstimmungen, da keine Entspannung eintrat, bis eines Abends,
etwa 4 Wochen nach dem ersten Auftreten dieses eigenartigen Begehrens, die
erat« Ejakulation erfolgte. Er hatte an diesem Abend wie immer im Bett
das Luftkissen prall aufgeblasen, sieh dann spontan daraufgelegt, so daii
sich die Genitalzone und die Unterbau eh region mit dem Luftkissen berührten.
Die von dem Fetisch ausgehenden Reize waren in der Hauptsache taktiler
Natur, sekundär erfolgte dann später assoziativ eine erotische Anregung
durch die bloße Wahrnehmung des Gununigeruches, wie er dem Luftkissen
eigen war. Auf optiseheni Wege vennocM-e das Luftkissen nur geringe sexuelle
Fetischismus uad lu^.est. ]^0g
Wirkungen üuszuübeii, während der akuslisclio Weg in diesem Falle gänz-
lich ausgeschaltet war.
Die Vorstclliingon nnn, diu während des ei-öteu, ganz spontan gcrundeuen
Onanicaktee auftraten, der nun läglicli während der folgenden 6 Jahre mit
wenigen Uiiterbrecliuugeii wiedeiliolt wurde, wiesen stets das gleiche Gru-ni-
motiv auf: einen großen, starken, fetten Mann, der von der Phantasie in
ii'gend eine Hituation mit masochistischer Tendenz gesetzt wurde. Die 'ust-
iietouU,'Bt^.>ii Voistelluiigeri von feisten ScJicnkeln und dickem Leib wurden
durch Betasten und Pressen des glatten prallen Luftkissens hervorgenil'eD.
Jicmerkouswerl ist. wie in den späteren Jahren die S y m b n 1 i e ie r u n g
von dem Drange, in den Besitz des begehrten lebenden Partners zu gelangen,
immer mehr zu einem Surrogat hinsteuerte; da jedoch das adäquate Sexual-
objekt nicht erreiebbai' war, arrangierte Z. eine Situation, die auf den erdl«n
Blick narziLU-ischen Charakter au besitzen scheint, jedoch heterogener Natur
ist. Herr Z. zog sieh einen aehi' weiten ileri'enanKug an, den er mit Hilfe
deB aufgeblasenen Luftkissens ausstopfte; durch den Anblick des Spiegel-
bildes, in dem er dann nicht sich, sondern das begehrte Sexualubjekt erblickte,
erfolgte die Auslösung der sexuellen Entspannung. Ale Ausstopfungsmaterial
wurden stets Luftkissen benutzt, da andere Gegenstände, wie etwa Feder-
kissen, keine sexuelle Wirkung hatten. Die ersten sexuellen Regungen ti'atou,
wie erwähnt, im 14. Jaliro auf. Jedoch konnte ein Erinnerungskumijiex i\uf-
gefunden werden, der ans dem 8. Jahre stammt, und eine gewisse Beziehung
zu dem LurtkisHenfetischisinus auFwoist. S n dies e m Alter 8 a h Z.
zum ersten Male ein Luftkissen und an einem der folgenden
Tage im Zirkus in einer humoristischen Nummer einen Mann, der wie ein
Gummiball aufgeblasen war. Diese beiden Krlebnisse interessierten ihn sehr,
ge-neten jedoch zunächst in Vergessenheit, um erst mit dem Einsetzen der
sexuellen Reife von der Psyche als adäciuate Sexualniotive wieder ani-
genommon zu werden.
In diesem Falle fehlt die Analyse, so daß wir nur auf Ver-
nuitnngen angewiesen sind. Aber die eingehenden Analysen in den
iiäi'listen Kapiteln werden uns zeigen, wie kompliziert die Psychogenese
eines solclien Falles sein kann. Wir registrieren ihn nur als Ergänzung
zu dem Iri'igatorfall von Dr. Si{W- Analytiker mit einiger Erfaiirnng
werden selbst die nötigen Schlüsse ziehen können.
Sein- häufig sind es Gebrauchsgegenstände, die mit dem Körper in
Berührung kommen, welche dann zum Fetisch werden. Es wird daher
verständlich, daß Artikel, wie man sie zur Krankenpflege verwendet,
erotischen Symbolttert erlangen. Alles, Avas den Körper berührt, kann
zum Fetisch worden. Daher werden Hemden, Unterhosen, Bruchbänder,
l'eibbiiiden unter Umständen Fetische, wobei sie irgend ein Mitglied der
Familie zu vertreten haben. Eine große Rolle spielt das Hemd, wobei
der spezifische Geruch des Trägers mit in Rechnung zu stellen ist. In
den früheren Bänden finden sich einige einschlägige Beispiele. Aus meiner
Erfahrung kann icii folgenden Fall mitteilen:
Fall Nr 22. Herr Adolf N., 35 Jahre alt, Keisender, aus gesunder
Faniill stammend, organisch ganz gesund, leidet an einer krankhaften Marne
104-
FetiscliismtiK.
! ( I
für Fraucnhemdeii. Er hat zu Hause eine große Saiiiinliiiif:; verschiedener
Hemden. Er kauii viele Stunden vor DamenwäsehegeBchäfteii stehen und die
Hemden betrachten. Er lauft oft tagelang von einem Geschäfte zum andern,
um schließlich ein Hemd zu erstehen. Das Hemd erhält erst für- ihn einen
Wert, wenn er einmal in das Hemd uriniert hat, so daß es einen epezifischen
Uringeruch hat. Am liebsten würde er alte, getragene Hemden, die uaeh
Schweiß und Urin riechen, erwerben und jeden Preis für sie bezahlen. Die
Scheu hat ihn bisher abgehalten, ein solches Hemd zu erwerben. Dagegen
bat er schon zweimal in Hotels Hemden gestohlen. Er macht, als ob er sich
in der Zimmertiir irren würde. An Stelle des gestohlenen Hemdes legt er
ein anderes, das einen größeren Wert hat. Er onaniert vor dem Spiegel,
nachdem er sich eines der feuchten oder trockenen Hemden anzieht. Er weiß,
daß er diese Leidenschaft schon mit sieben Jahren hatte. Ei' pllegte das Nacht-
hemd seiner Mutter zu herieeben, das einen charakteristischen Geruch von
Schweiß und Urin hutlo. wobei er in sexuelle Ekstase geriet. Er versuchte
auch einmal, sich eines solchen Hemdes zu bemächtigen, um es des Nachts
bei sich im Bette zu behalten. Aber die Mutter entdeckte das Fehlen des
Hemdes und er hatte Mühe, sich herauszulügen, als wenn er es zwischen seiner
Wäsche gefunden hätte. ,
Er hat einige Male den Koitus versucht und konnte dabei nicht zum
Orgasmus kommen. Nur ein einziges Mal konnte eine Dirne bei ihm F4a-
kulation erzielen. Sie hatte ein schmutziges Hemd an, das stark nach
Urin roch.
Er gibt die Inzestlixierung zu seiner Mutter zu, da er mehrere Träume
hatte, in denen er mit seiner Mutter verkehrte.
Die Verbindung von FetiechiEmiis und Inzest in diesem und ähn-
lichen Fällen ist ziemlich durchsichtig. Ilieher gehört auch ein Fall
von Gönner:
Fall Nr. 23. Louis I., ein junger Fleischhauer, wurde in folgendem Auf-
zuge ins Spital gebracht. Er trag unter einem weiten Überrock; 1. Ein Korsett
aus schwarzem Tuch. 2. Darunfj^r ein zweites Korsett. 3. Noch ein Korsett.
4. Ein Kamisol. 5, Einen Damenkragen. 6. Ein fernes Trikot. 7. Zum Schluß
ein Frauenhemd. Er hatte feine Strümpfe und Strumpfliander an. In seinem
10. Lebensjahre hatte er einen brennenden Wunsch; Das Hemd seiner um
4 Jaliro älteren Schwester anzuziehen. Während seiner Pubertät sehlich .t
sich oft in das Zimmer seiner Schwester und legte ihr Hemd an. Wenn das
Hemd seine Haut berührte, war seine sexuelle Erregung ganz außerordentlich
und es kam zur Ejakulation. Dann zog er traurig seine Kleider wieder an
und kehrte in den Fleischerladen Reines Vat*?r.s zuiiick. Später kaufte er sich
zuerst Damenhemden und nacii Jahren die anderen Toilettegegenstände, die
auf seinem Leibe gefunden wurden, fl. c. S. 62— R3.)
„.-Irmand Süveslre sagt vom Hemde, daß es nicht die Frau selbst sei,
aber derjenige Gegenstand ihrer Kleidung, der ihre „Seele" am besten be-
wahre. Zur Zeit des Direktoriums wurde die ganze Bekleidung hemdartig.
um so das Weib als solches deutlicher hervortreten zu lassen. Die modenie
Mode hat in der Anfertigung von seidenen, leinenen Battisthemden das denk-
bar größte Raflinement entfaltet, so daß es kein Wunder nimmt, wenn be-
sonders in Frankieich diese pikante Gestaltung der früher sehr einfachen
Fetischismus und Inzest. 105
iiitimeteii Köi-perhiillc eino große Ziihl von eogoiiiinnteii „Hemdfetiächisten"'
erzeugt, hat, die eifrig auf die Jagd nach Fraueiibfnidoii ausgehen und in
deren Besitze und Liebkosung einzig und allein ihre geechlechtliche Befriedi-
gung linden. In einem Gedichte des dekadont<'n Poeten lioUinal übergibt ein
Mädchen ihrem Geliebtt'u ihr Hemd mit den Worten:
Conserve la toujoure! Qu'eUe s o i t p o u r ton äme
La p h a i r m y s t e r i e n s e, et v ;i g n e d o 1 ;i f e tu m c
Qu'eUe soit Toreiller de tee regrets moroses.
Qu'eUe soit rorciller de tew rcgiTts moiorieö.
Quand tu hi baiserae, eonge aux imdites roses
Qui t'urent ton festiii chaniel! ^
Que les parfums ambres de ina peau qui l'inipregnent,
Pour l'odorat subtil de U'n reves y regnent,
Candides et hixurjeux!
Qu'ell e ga rd I' ä jamais l'emp reinte de ni es f o rmes!
J'ai dit a niun aniuiir: „J'exige que tu dormee
Entre ses plis mysk'rieux",
und der Geliebte sagt echt fetischistisch:
„Adieu 1" — J'ai conecrve la niignonno chemise,
Je l'exhume parfojs du coffre oii je Tai miec,
Etjelabaieeavecforveur;
Et juon reve est si chaud, qu'en olle il fall, revivre
Ce coi-pe ei capiteux dont je euis encore ivre.
Gar i! ni'en reste la eavpur.')
Das Hemd repräsentiert die Trägerin! Es wird vermöge der „Ver
iaduiig" apczifisclier Stoifo und vermöge der Affektverschiobung die
Trägerin Belbst. Im Laufe der Jahre übornimmt^es dann die symbolische
Vertretung der Pereon, von der der erste Reiz ausgegangen ist. Diese
Person ist gewölmlich ein Mitglied der Familie.
Ich habe bisher nocli keinen Fall von Fetischisnms analysiert, in ■
dem sieh nicht diese Wurzel nadnveieen ließ. Dieses ursprüngliche
Obiekt kann entweder homosexuell oder heterosexuell begehrt werden.
Der Fetischismus des Homosexuellen kann auf eine solche Fixierung an
Vater oder Bruder zurückzuführen sein. Aber nicht in allen lallen.
Ofl kann es sich um eine Fixierung an die Mutter oder Schwester, ^TroI^-
iLe'der Tante handeln, so daß die Wurzeln des Fetischismus s.h |^
mit denen der Homosexualität verfilzen.
In allen diesen Fällen zeig1 sich ein ausgesprochener psycho-
1 ,. Tnf.ntilismus'- und eine Neigung zu „Impulshandlungen.
dT b r m r^zestuösen Fixierung das Rätsel des Fe^sdnsmus
Uali a-Der mit ujl^^^ werden die weiteren Ausfuhningen
s:^::"rts rt^i w™ .,■ ..^.^^>.^^^. a..* -
tanSte Vorliebe ttr E^dcn „o,-., einu.a, zu,-uck.uk„,„nK.n.
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11, r^r
^VI.
Waden-PartiaUsmus, Sadismus, Kleptomanie. ' ■
■ ■ Hat man Gelegenheit, einen Fall von Partialismue zu anaiveieren,
so gelingt es m den meisten Fällen nachzuweisen, dal.i de.- sogenannte
Partiahsmus ein Symptom einer komplizierten Parapathie darstellt
das nur in Zusammenhang mit den anderen Symptomen erklärt, «erden
kann. Oft komi^lizieren sidi die Fälle mit Sadismus und Masochismus
und anderen Paraphiheu. Fast immer laßt sieh ein mehr oder minder
j . ausgesprochener peychosexueller Infantilismus nachweisen In dem
f "^"^^folg^nden Kall war der Partialismus nur ein S^-mptom in einer
.^i schweren Zwangsneurose, die ihren Träger in seinem Berufe empfindlich
hinderte. Ich-habe einmal die Zwangsneurose den Imperativ der Reue
genannt. Die Reue ist aber oft nur der Vorwand, in einer lustbetonten
ii^rinnerung der Vergangenheit zu schwelgen.
Diese Krankon konsultieren oft den Arzt wegen Impotenz D h
m.t anderen Worten ,hre Potenz ist an bestimmte Bedingungen ge-
knüpft. Wenn Ihnen ihre n^dividuellen Potenz bedingungen nicht erfüllt
werden, so geben sie das Bild eines Impotenten
Nun ist iedem Menschen das Streben nach dem Normalen imie-
wolinend^ Es ist sozusagen ein immanenter Imperativ. Während die
I arapath.e auf d,e kürzeste Formel reduziert heißt: Anders sein wollen
als d.o anderen!, zeigt sich die Heilungstendenz in dem Bestreben, norma).
zu sein, d. h. so zu sein wie die anderen.
Zwischen beiden Tendenzen besteht ein hartnäckiger Kampf, in
den nun der Psychotherapeut einzugreifen hat. Jede Parapathie zeigt
einen ausgesprochenen Konservatismus. Der Kranke will sich nicht
verändern. Er will a.,f seine infantilen Lustquellen nicht verzichten.
Er möchte genesen, ohne seine Phantasien und die die Phantasien de-
terminierenden infantilen Erlebnisse zu opfern.
Der folgende Fall zeigt uns in wunderbarer Weise die Psvcho-
genese einer Zwangsneurose, die Ursache des Partialismus und di.
sexuelle Wurzel doi' Kleptomanie. Er ist auch ein Beitrag zur Psycho-
genese der relativen Impotenz.
^■x^e:
Wadea-l'aLrtialisnius, Sadismus, Kleptomanie. 107
Fall Nr. 24. MeiT U. T., «in 38jälirigtsr Si;liaußpiek^r, koiiöultiert mich
wegen Impotenz. Seit 2 Jahren verlieiiatet, ist er jetzt außerstande, einen
Koitus mit seiner aiifFallend schönen Frau ku vollziehen. Im BcgiiiiiG der
Ehe debütierte er mit Ejaculatio praecox. Seit 6 Monaten bei der Frau
absoJut keine Ercktitm, während er bei anderen Fronen unter bestinimlßii
Bodiiigungen den Koitus vollziehen kann.
Über diese Bedingungen erfalire icti fulgondc Talteadien: Patient —
nennen wir ihn Georg — gehört zu jener Gruppe von Männern, welche nur
auf Waden fliegen. Wenn er auf der Gasse eine Dame mit schönen Strümpfen
und wohigefoi'niten Waden sieht, ist er verloren. Oft Erektion heim Anblick
der Wade und bei dei' Vürst^^llung, daß er diese Wade niif. einer Rute
peitschen werde.
Seit er sieh erinnert ~ und er hat eine glänzende Erinnerung bis in
die ersten Kindorjahre — liaben ihn nur die Waden gereizt. In der Jugend
Waden von Mädchen und Knaben, jetzt aber nur die Waden von iungeii
Frauen, Mädchen und von Kindern.
Die objektive Untersudumg ergibt ein kleines Genitale, ü.vniikomastie,
weibliches Becken, sonst nonnale Verhältnisse. Keine erbliche Belastung.
Er unterzieht öich einer analytischen Behandlung.
Seine Vorliebe für kleine Mädchen und Knaben mit ^cliönen Waden
macht ihm jeden Spaziergang zu einem großen erotischen Erlebnis. Er geht
schon mit der Absicht aus, ,,Bich etwas zu finden". Dabei entwickelt er einen
psychologischen Scharfsinn und fällt seilen liinein. Wir werden später hören,
was er mit den Mädchen macht. In den ersten Stunden sagt er; Nur so
kleine, ein bißerl sadistische Spielereien und das Normale. Einmal oder
zweimal in der Woche wird er wie rasend. Er ioL unruhig, er kann nicht
in der Wohnung, nicht im Cafe bleiben, er muß herumrennen und sich etwas
suchen. In diesen Zuständen ist er wie verwirrt, und da fällt er hinein, da
ist er schon sogar das Üpi'er von Dirnen geworden, während es ihm bei klaren
riinnen nie passiert. Das Kennen ist ein un widersteh lieber Zwang. \\ enn
pr mit einem Madclien im FTotel war, wird er etwas ruhiger. Aber nur oim'
Weile, Dann könnte er wieder anfangen zu laufen, zu suchen, etwas zu maclien.
Er weiß uiciu., was er nuichen würde, um sich zu beruhigen.
In solchen Zuständen ist es schon vurgekommen. daß er gestohlen hal.
Er macht bei seinen Bekannlf^n einen Besuch und steckt irgend einen Gegen-
stand ein. Meistens eine wertlose Sache. Die wirft er dann wog oder schickt
sie zurück- Er hat auch den Spaß ausgebildet, bei seinen Kollegen Taschen-
tücher 7.U ziehen und sie ihnen zurückzugeben. Ks macht ihm Spaß, sie -lino
Weile bei sich zu tragen. ' '■'■
Er hätte noch eine Passion. Von Fi'auen, die ihm gefallen, mochf© er
die getragene Wäsche stehlen und sie bei sicli im Bette hallen. Er hal es
aber mir einmal gelan und gesagt, es war ein Verschon. Es war em Hemd
.einer Kusine, die ihm immer gefallen hat und an einen älteren Herrn vor-
heiratet ist. Er hat einige Tage hei iimcn geschlafen Da hat er ihr Hemd
zwischen seine Wäsche gegeben und das Hemd bei Nacht angezogen.
In diesen Anfällen fühlt er auch oft den Geruch von aller Wasche .ide,
den Geruch eines Abortes (wie Stuhl). Er kann sich diese llallazinalionen
nicht erklären. __ _
Er~er7ählt a7s seinon ersten Lebensjahren: Ich ennnere mich an alle
Ereignisse meiner Kindheit mit einer ganz außerordenü.chen Klarheit,. Meine
108 Fetischismus.
erste Hoxuelle Erregung stammt aus dem Ö. Lebeiiejaiire. Ich stand zwischen
den Beiiieii der Mutter und streifte, eigentlich streichelt« ihre "Wade. Meine
Mutter war eino selir schöne und sehr kräftige Frau. Da fühlte ich ein sehr
starkes Lustgefühl, mein Glied wurde steif."
„Dieser Eindruck war für mein ganzes Leben bestimmend Ich suchte
immer wieder die Wade der Mutter und verlangte danach, sie zu streicheln.
Anfang-s duldete es die Mutter. Bald aber bemerkte sie meine sexuelle
hkstase und verbot mir dies Spiel. Ich wußte mir aber zu helfen. Ich
wartete, bis die Mutter schlief und legte mich dann zu ihr ;nif da^ Sofa und
zwar immer neben ihre Waden. Ich .streichelte .ic uud trachtete, mit' dem
Gliede an der Wade .u wetzen. Dabei hatte ich ein außerordentliehes Lust-
gefühl. Bald aber war unr das nicht genug. Ich begann auch ohne die Mutter
zu onanieren. Ich suchte mir einen ihrer Unterröcke aus, ruch daran, steckte
Ihn zwischen die Beine und begann so lange zu wetzen, bis das schüne
Lustgefühl kam Oft überraschte mich meine um 4 Jahre ältere Schwester
und fragte: „Was machst du da?" Ich stammeUe irgend eine Erklärung-
Sie schwieg und sagte niemandem etwas darüber. Sie schien es verstanden
■AU. haben, ich hatte auch eine jüngere Schwester. Weder die ältere
noehdiejü-gere waren meine Se.xualobiekte. Sie waren
mir nnmer ekelhaft und spielten als Sexualwesen gar
keine Rolle, wahrend ich schon mit 5 Jahren in eine
kjeine Kusine feurig verhebt war und immer wieder
verlangte, zu ihr gefuhrt zu werden'-
Mit (i Jahren kam ich in die Volksschule. Ich onanierte während der
. ^,','."/t "'"^' ^'V^' ""? ^'f''^ '^■'""''^' ™'^ ^^'- sadistischen BlmntasTe
jj .ladchen zu schlagen, besonders aber auf die nackten Waden ch wa
U Jahre alt. da schaute ,ch zum Fenster hinaus. Ein Vetter g^h mir eiln
schlag aul d.e Nates und berührte dabei meinen Anus. Das wa de Beginn
eines schweren Leidens, das bis heute andauert. Ich glaubte er habe m--
das Kuckgrat verletzt und litt an einer Unmenge von Zw^Svarsttn." '
aber die ich spater berichten werde. Besonders verfolgte nfich dS S
eine Ratte konnte mich „i den Popo beißen. Dabei wohnten wir in drtte
; ^,tock. Es war unmöglich, daß Ratten hinaufkommen konnten übe dki
war es ein englischer — nicht offener — Abort" """i*^"- uoeraio!^
fi ,V'''' ';^"est^ist bei Homose.xuelIen und besonders bei Unbewufit-Homo-
"■■( sexuellen außerordentlich häufig. Ich frage daher d.m pJ- 'f?^^^"''^ ^^"^"^
I homosexuelle Phantasien beim Onanieren prod^iert ifattT'" "" "
; Er wird sehr erregt und versichert, daß er niemals homosexuelle Ge-
danken hatte. Nie habe ihn ein .Mann gereizt. Davor habe ei nur Ekel Er
gibt aber zu, daß er in der Kindheit auch Juneenc mir^L w * t.-
wollte. Er fahrt in seiner Erzählung fort ^""^ '"'^''^"'
„Mit 15 Jahren wollte ich der Onanie und meinen sadisti.nlien Phan-
ta^ieii ein Endo machen. Ich ging zu einer Dirne. Ich absolvierte den I o ?"s
ohne Vergnügen, ch war in einigen Sekunden fertig. Diese Scliw"äcle ist
mir bis heut« gebheben. Ich konnte niemals einen lungeren KoHurvoll-
ziehen und habe nie den starken Genuß wie bei der Onanie^
■ \ -M erimiere mich auch, mit 6 Jahren die W^de^meTnerTlnl^ ge^
etre.chelt zu haben^ Ich war wie ein Hund. Ich .Hirzte mich aS iede W^^
Auch heute spie t die Wade m meinem Leben die führende Rolle. Ich weiß,
daß ich mit 6 Jahren immer mit Gedanken an die Wade onanier Na.-U
iii
Wncieu-Partialismus, Sütiismiis, Ivloptomauic. ino
dem Besucli dor Tante stellte ich mir ilire Wade vor. Ich steckte ein Polster
zwischen die Beine und dachte, es wäre die Wade der Tante.
Einmal erwischte mich d e !■ Vater und \' o ]■ b u 1 mir
sehr st r enge das Onanieren. Ich wartete dann, bis dieEltcrn schliefen,
stellte mich ychJal'end und konnte dann meinen Lüsten l'röhnon. Ich hatte
aber ein böses Gewissen. Ich dachte; „Der liebe Gott sieht es und Vater
hat gesagt, daß es eine große Sünde ist!" . . . Ich erhielt auch einmal
Schläge, weil ich trotz des Verbotes des Vaters onaiiierle.
Ich wai' sehr eitel. Ich trug lange Locken und bis zum 4. .Jahre Mädchen-
kleider. Alles liielt iiiicli für ein Mädel und sagte: ,,Ei, ist das ein schönes
Mädorl!" Icli sträubl-e niieli gegen die Hosen und sehnte mich immer nach
den Mädchenkloidern.
Ich legte oft die Kleider der Mutter an. was mich immer zum Onanieren
reizte. Ofl. nahm ich einen Uulcrruck der Mutter ins Bett, zog ihn über den
Kopf, SU daß ich ihren CJeruch genießen kennte, und onanierte. (Es stellt
sich später heraus, daß es sich um Mutterleibsphantasien handelt/^.)
Zwischen den Eltern gab es viel Streit. Ich hörte alles und nahm ge-
wöhnlich für die Miilter Partei. Ich lag im Uetl« /,wischen den EltA;ni. Las
weiß icii. Ich erinnere mich nicht, damals den ICuitus der Eltern belauscht
zu haben. Später habe ich oft den Koitus der -Mutler belauscht. Der \"ater
verarmte, er verlor im Bankrott all sein Geld, Schmalhans wurde Küchen-
meister. Meine Mutter lioll« sich Herren, um Geld zu verdieneji. Ich war
11 Jahre alt, sie nahm mich mit, ergattcrU^ sich einen Herrn und kam dann
nach Hause. Wir Kinder iimßten aus dem Zimmer gelien und macliten unsere
Spässe. Der „Herr Onkel'- versprucii mir oft Geschenke, gab mir auch Geld,
was meine Mutter immer einsteckte und dann I i^dia u ptet*-, sie hatte es ver-
loren.
Später hattö meine Schwester auch Verliähnisse. wobei die Mutter die
Kupplerin spielte.'"
Die ersten riiasorhistischen Phantasien hatto ieli mit Ü Jahren, wenn
ich gegen die Onanie ankämpfte, um dem lieben Gott gefällig zu sein. Ich
stellte mir vor, daß icli geschlagen würde. Erst später entwickelten sich
sadisti-iclic Phantasien. Doch weiß ieh uichl sicher, ob ich nicht vorher
diese sadistischen Phantasien gehabt iialic.
Bei uns wohnten zwei Mädchen, Klavierlehrer innen, in die ich schon
mit 6 Jahren verliebt war. Ich war entsetzlich eifersüchtig, wenn sie mit
den Schwestern Immdlicher waren als mit mir. Ich war auf meine Schwestern
überhaupt sehr eifersüchtig.
Mit 17 Jahren liatte ich eine Aversion gegen die ganze Farailie. Meine
Schwestern waren doch Öchonheit^-n. Meine Mutter nech immer eine fesche
Frau. Ich konnte keine ansehen, brummte immer, war mit allem unzufrieden.
Sie haben mich aufgeklärt, daß ich mich befreien und eine Distanz
errichten wollte. Ich verstehe jetzt meine Einstellung. Dann begannen nicine
sadistischen Prozeduren. '■
Ich erkundige miclj nach seinen sadistisciien Prozeduren imd erfalire
folgende Einzelheiten:
Er sucht sich seine Opfer auf der Straße. Am liebsten hat er junge
Mädchen mit kindlichem Typus. Er spricht sie an, ist sehr freundlich und
fragt, ob sie nicht tanzen lernen wollten. Er konntC' ihnen ein glänzendes
Engagement bei einer Tänzorinnentruppe verschaffen. Bedingung aber sei
h
ii
; I
l\Q _■ Fetischismus. ■, ■ ■ '
ein strenges Training. Dann geht er mit seinem Opfer ins Hotel, wo er
gilt bekannt ist und wo hohe Trinkgelder ihm eine bevorzugte Stellung ver-
schafft haben.
Das Mädchen muß sich bis auf Strümpfe und Schuhe nackt ausziehe'i.
Nach den ersten Tanzschritten findet er einen Fehler und beginnt das Mädchen
]eieht auf die Wade zu schlagen. Er benützt eine Gerte. Wenn sie erschreckt
und feige ist und er merkt, dali sie gefügig ist, werden die Schläge stärker,
mitunter schlägt er auch das Gesäß. Er bindet das Mädchen ans Fenster-
kreuz, so daß sie auf den Fußspitzen stehen niuÜ, und weidet sich an ihren
Schmerzen. Am Schluß vollzieht er mit sehwacher Potenz einen Ivoitue,
der kaum einige Sekunden dauert. ■._■■■
Viele Mädchen zeigen für diese Prozedur Verständnis und scheinen
fasziniert. Die meisten sind erschreckt und weinen. Wenn die Mädchen .sicii
wehren oder schreien, hört er sofort auf und versucht einen Spaß aus der
Sacho zu machen. Dieses Spiel wiederholt er zweimal in der Woche immer
niit einem anderen Opfer.
Er hat auch das Verlangen, Kinder zu schänden und auf die Waden zu
schlagen, hat sich aljer bisher aus Angst vor dem Strafgesetz zu beherrschen
gewußt.
Er träumt: .■■ ' f-. ■ -, , i . - 1 ■ . " ■■, ■ ' .•
Ich ging mit meinem Kollegen Otto spazieren. Er war sehr freund-
lieh. Dann sah ich, daß seine beiden Hände an ein Brett genagelt waren.
Otto ist ein Artist, der ihm sehr gut gefällt. Er möchte mit ihm spielen
und sich karessieren lassen. Im Traume sind die Hände Ottos angenagelt,
womit er die Tatsache ausdrückt, daß Otto verheiratet ist
Ottos Frau ist ihm sehr unsympathisch. Er kann sie nicht ansehen.
Aber diese Antipathie ist gleich seiner Anlipathie gegen seine schönen
Schwestern, nur die Umkehrung einer. Neigung. (Selbstschutztendeiiz')
Der Kollege Otto ist sein zweites Ich, stellt seine Parapathio dar. Ei'
hat seinen inneren Menschen gefesselt. Was er ausführt, ist offenbar nur ein
sehr kleiner Teil seines Programmos. Andrerseits ist auch zu verstehen, daß
er an seine Parapathio genagelt ist. Ihm sind die Hände gebunden. Er
kann nichts Böses anstellen. Er muß also mit den Händen gesündigt haben.
Er hat auch den unbewußten Wunsch, Otto solle mit seinem Penis
spielen. Das kann er nicht, wenn seine Hände angenagelt sind. Bretter
stallen Fleisch dar. Otto ist verheiratet, Er ist nicht frei. Georg aber,
i unser Patient, ist eifersüchtig und möchte Otto für sich haben.
J So gefesselt fühlt sich auch Georg durch die Ehe. Er hat seine Frau
1 geliebt und ist nun impotent bei ihr. Die Liebe seheint erstorben zu sein.
Er empfindet nur seelische Liebe für sie. Endlich sehen wir einen Hinweis
j auf Christus (Ghristusneurose). Er ist mit beiden Händen angenagelt wie
i der Erlöser. Georg ist trotz seiner Paraphilien fromm und bestraft sicli
täglich durch selbst inszenierte Niederlagen und Demütigungen.
Nächste Nacht träumt er:
. .;] Ich habe die Frau von Otto auf den Arm geküßt, am Arm ge-
■h] sogen und dabei große Wollust empfunden.
!!i
Wadeu-PartidlismiiB. Sadismus, KleptomaDie. i < .
„ , /' ^l^^*' il^m dazu ein daß ihn zuweilen auch .cl.öne Arme interessieren
. j T. '^ii "^^" ^^^'' '"^^'^'"' ^™^ ^1^*- "^eine weiteren Einfälle Widei-
öüuide. D]G Pran von Otto aelieint für eine andere Person m stehen.
Ein dritter Trunni:
Ein sehr diclver schmutziger Herr, ich glaube ein bei uns ange-
stellter Artist, wollte auftreten. Ich scliimpftc. „Wie können Sie in "
diesem Zustande in unser feines Loiial kuuunen? Ich werde Sie niclit
auttreten lassen. Suldie Schweine gehören nicht in mein Geschäft."
Um diesen Tmum zu verstehen, müssen wir uns mit seinen Zwanss- ■
vorek-Ilungen beschäftigen. Er hat den ganzen Tag nut Zwangsvorstellungen
zu tun, die sich auf sein Auft.ro(^;n beziehen. Wenn er du;^ oder das nicht
tut, wird er keinen Erfolg liaben. Er hat allerlei Zeremonielle, auf die ich
noch zurückkommon werde. Aber das Wichtigste: Er gönnt ..ich keinen
grolien Erlolg. Er verdirbt sich seine Erfolge. Er sagt sich immer {nacli
omer sadistischen Szene): Du wirst jetzt keinen Erfolg haben! Du ver-
dienst das nicht! und bringt sich so uni seine schönsten Schlager.
Wir verstehen nun den Traum. Er ist der Mann, der auftreten s.dl
uud 80 schmutzig ist, und er verbiete sich selbst den Erfolg. Er ist das
bchwein! Er ist ein aueg<'sprochener Masochist und hatte als Kind eine
auegesprochen masochistische Periode.
Es fällt ihm nachträglich ein, daß die masochistisclie Periode nur eine
einzige Woche gedauert hat. Vorher schwelgt« er in sadistischen Phantasien.
Um sich die sadistischen Phantasien abzugewöhnen, dachte er, daß er ein
sehr schönes Mädchen sei, von aller Welt bewundert, das aber von ihrem
Greliebten geschlagen wird.
Sein SadismiLs ist die Reaktion auf seine weiblichen Tendenzen. Er
will ein Mann sein und den Frauen beweisen, daß er ein Mann ist.
Eine wichtige Rolle in seinem Kinderleben spielte ein Dienstmädchen,
das viele Jahre bei ihnen bedienstet und die Vertraute und Freundin seiner
Mutter war. Das Mädchen teilte Leid und Freud mit ihnen.
Sie war aber gleich seinen Schwestern füi- ihn Tabu und kein Sexual-
■ Objekt.
Mit 6 Jahren begannen die ersten Zwangsvoi-stellungen. Er begann zu '
grübeln : „Was ist die Freude? Ich darf kein Vergnüge n
!i a b e n ! *
Er ei'innert sich, wie ihn sein Vater geschlagen hatte, weil er frech
war. Er stellte sich, als ob er in Ohnmacht fallen würde. Seit damals
benützte er Krankheiten, um aus allen unangenehmen Situationen in die
Krankheit zu flüchten.
Nach den Sehlägen (seine Mutt«r rettete ihn; sie rief dem Vater «u:
Jetzt ist es genug!) haßte er seinen Vater und wünschte ihm den Tod. Zur
Strafe setzten die erwähnten Zwangsvorstellungen ein. Er verdarb sicli jede
Freude. M^as hat man von der Freude? Tut die Freude so wohl? Mit 7 Jahren
forderte ihn ein Mitschüler auf, sein Glied zu zeigen. Sie könnten miteinander ]
spielen. Er empfand Ekel und wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. (Deck-
erinnerung?) '
Kurz darnach, also im 7. Jahre, gab ihm sein Vetter den Schlag auf
den Hintern. (Zuerst hatte er dies Erlebnis in das 14. Jahr vorlegt.) Er
112
Fetiscliismus,
glaubte lange Zeit, er werde nun rückoiimai-käkraok werden. Er lauschte,
wenn die Erwachsenen sprachen und bildete sich alle Krankheiten ein die
erwalmt wurden. Uesondcrs fürchtete er, daß seine Adern aufreißen werden,
(Beginnende Hypochondrie infolge von Schuldbewußtsein.)
In dieser Zeit fiel er einmal beim Blindekuhspiel auf den Kopf schlug
eich die Schläfe wund und war eine Zeitlang ohnmächtig. Die Mutter sagte
Ihm damals, das sei die Strafe Gottes. Seit damals glaubte er fest, er müsse
an einer Krankheit sterben, wenn er einen bösen Gedanken hatte
Im J.Lebensjahre wurde er an dem Gliede operiert. Kr erinnert .ich
an die Vorfalle nach der Operation, an die Schwestern, an den Arzt, auch
wie Ihm vorher die Locken abgeschnitten wurden, wie er weinte, wenn er
verbunden wurde aber er weiß nicht, warum er operiert wurde Kr war
em ungezogenes Kmd und sagte der Wärt<.rin: „Sie können mich in den
A lecken!
Er litt nie an Kastrationsangst. Er war nur später unglücklich, weil
er- ein kleines Genitale hatt* und glaubte, es wäre die Folge der Onanie.
Lr fürchtete das Glied werde nicht wachsen, und war sehr glücklich, wenn
es bei der Krektion großer wurde.
V , ^'\}\ '^'"Y''^ "'"'■'^P ^'' '"'"■ ^'™"""- ^' '^'t^t« "»d glaubte, daß der
hebe Gott ihm hellen mul von der Onanie erlösen werde \ber er benlitute
die Onanie, um sich krank zu machen. Er war mit 13 Jahren in einem
Geeehatte als Lehrjunge angestellt. Er wurde schlecht behandelt Da ona-
nierte er Gmal in einei- Kacht, um sich krank zu machen und hatte am
nächsten Tage Anlallc. Er wurde ohnmächtig. Solche Anfälle von Traum-
zuständen und süßer Ohnmacht hatte er zu dieser Zeit auch auf der Straße
Es war ihm plotzlicli. als ob er sehr leicht würde und er sagte sich' Ich
liin nicht mehr da!" . . , ' "'
In dieser Zeit verdarb er sich jede Freude, indem er sich sagte- Das
verdienst du nicht! Er trat erst in einem \'crein als Komiker auf und hatte
einen uiigelienron Erfolg, ifald begann er sich den Erfolg v.n verderben.
Er mußte immer auf seine Hand sehen. (Es war die Erinnerung an die
Onanie!) Er sagte sich vor dem Auftreten: .,Dn wirst nicht an die Hand
denken." Natürlich mußte er den ganzen Abend an die Hand denken. Er
wußte nicht, was er mit ihr anfangen sollte. Sie genierte ilin. Es war die
Hand, mit der er gesündigt hatte. Die Onaiiiephantasien sind ihm nicht klar.
Er glaubt, es wären sadistische Phantasien gewesen.
Er hatte zwei merkwürdige Träume: *
Frau L. hat einen Schlögcl in der Hand, es sah w^ie ein Arm oder
wie em Bein, aus. Ich wollte es dazu haben. Die Zuwagu . . . Dann
zeigt sie nur etwas in dem Hintergründe, das wie ein langer Knochen
. aussah. Ich wußte, daß ich die Sachen nicht sehen darf.
- ■ Der zweite Traum lautet:
Ich hatte einen heftigen Streit mit meiner Mutter Ich bin im
Zorne weggelaufen und war nackt auf der Straße. Zwei Leute kamen
mir entgegen und machten Bemerkungen. Ich zog mir mein Nachthemd
an. Dann war ich in einer Art Rumpelkammer. Meine Mutter sagte:
„Das habe ich jetzt zerrissen!" — und zerriß ein rotbackiges, dickes
Gesicht. Es war wie eine fleischige Larve. Ich war sehr wütend. ..So.
jetzt wirst du den Vortrag halten! Ich brauche die Maske zum Vor-
Wadcii-PartiaiismLis. Sadismus. Kleptomauie. j , ,j
l^tiu IT' """' ''' ''' ''^^ ^^^^^ ^--" '-^- -'» -^ «t.as
Die Analyse the ci-shm IVamn.. ergai,, dalJ der fdilondo Knod>en der
Pem. ist In VVien erh Ut man zun. Fleisch eine Zmvage vo. Knochen K
sucht bei Jrau L die .In, in„..o.- reizt, e.ne Zn^vaso, den n.annlichc-.. Pen
w i' -l ^'"'^ ^''^''""'''' '^''^ '*'^ l''-"'"*" ""^'■'' ^■'"''" P™^'^ l'='*H.n De
Wade ivar ihm e.ii Pen.sei-eatz.
Im /.weiten Ti'aume zen-eißt die Mutter seine Lai-vc. K,- },attc schon
l«ken \\enn d,e Mutter da..n weinU-. .ei;<tc er tiefe Itene. Seine (iieir-h-
^'..lt.gke,t gegen d.e M.,tt... „» späteren Alte.' war nur oi..e Maske Wen ,
ei- sieh nackt ze,g(>n würde wie i.i dem Ti-ami.e auf der Stmße ode.' we.m
man .h,., d,e he»ch]er..cl,e Larve vom Gesicht reißen würde, so müUte -.an
.^ehen. wie er seine Mutier lieble und begehrte. Die Mutter sl.,rb vor -wej
Jutiren^ Lr .st eic!. seiner L.zestgedanken bewußt. Aber das vierte Gebot-
.,Ehre Vater und Mutter I"' lieli ihn er.chaue.-n uz.d er vereuchte immer wieder
eme \ erdrangung der Inzestwünsche. Kr sah als Kind so aus wie die LaiTe-
iiotwangig und Üeisdiig. Seine Mutter zerriß das Bild seiner Kindheit Er'
haßte se.ne Mutter wenn sie mit fremden He,-,-en ging. Jetzt kommt der
Haß ™ Traume zum Du.-chbnich. Kr .-eißt seiner Mutter die Lan'o von.
Oesicht. bie war eine Hure und ist au seiner K.-ankheH schuld. Darum
haßt er alle Frauen, In joder Fi-au martert er seine Mutter
^ Verräterisch ist der Satz des ei-sten Traumes: „Ich wnßte. daß ich die
.jachen n.cht sehen dariV Er e.-innert ^icli, daß sieh seine Mutter vor den
kindem f.;ar njcht genierte and nicht mir ihre Toilette, sondern auch die
lagi.chen Bednrfn.s,se voi ihren Kinde.-ii ve.Tichlete. Dabei sah e.- ihi-e Beine
und noch .nehr.^ Wollte er aber als Knabe genie das Genitale sehen^ Er
hat gar ke.ne Lnmiernng, daJi er bei den Schwestern oder bei der .Mutier
em Gen.tale gesehen iiat. Er war ein frecher, «ehr aufgeweckter Junge Kr
begreift es nicht, warum seine Schwestern und das Dienstmiidchen lür ihn-
sexuell gar nicht in Betracht kamen, auch heute noch seine Schwestern ihn
kalt lassen. Er betont das mit so viel Emphase, daß er sich verdächtig
macht und wi.- eine Pixiening an die Öch-K'eeteni vermuten, ohne ih
unsei-er Venuutung Mitt^nli.ng zu in;)chen.
im von
Wenn er einen Schrecken fühlt, so kitzeil e* in der Hodengegend Bei
jedem gniseligen Eindnick die gleiche Sensation. Er führt das auf dio
Operation zurück, die er im 3. Jahi-e überstanden hat. Es war eine Hoden-
operatioii nach Quetschung des Hodens. So berichtete es ihm seine ältere
Schwester, die er darum befragte. Er kommt auf den Kuüben zu sprectien,
der ihm einen homosexuellen Antrag niachle. Es war in der ei-sten VoRis-
schulklaese. Bisher hatte er angeblich doch imu.e.- mir in der PhanUisie
genossen. Endlich gab es einen Partner. Ti-olzden. hatte er ein Grausen,
als er das Glied dee Freundes beriihi-en sollte. Es scheint, daß der Valcr
ihm da« Berühren des Gliedes als etwas besonders Ekelhaftes seschildrrl
hatte. Er vermied es als Kind nach Möglichkeit, sich unten zu berühren.
Nur bei der Onanie und beim Urinieren übertrat er das sti-enge Verbot; V.r
mußte jede Woche mehrere Male onanieren.
Erst mit 14 Jahren verbot ihm ein Arzt das Onanieren und er stellte es
prompt ein. Ab9r seine Parapatliio wui-de immer schlimmer.
Stekol, SMirnottan des Triih uiid Affiikllsbeüs, VlI. g
114
Fetischismiis.
,.
Der Gruiidzug seines Wesene ißt Trotz. Er trotzt auch mit sicli selbst
und verdirbt sich seine besten Erfolge, Gestern hatte er den forsten gnt^'H
Tag nach vielen Jahren und seinen besten Kriolg. Er liihlt t^irh diirt-h die
Analyse sehr erleichtert.
Ich setze die Analyse des letzten Traumes fort, da ich vun iJim wich-
tige Enthüllungen erwarte und fordere ihn auf, mir die Einlalle zur .Maske
zu sagen, die seine Mutler im Traume zerreißt. Er siigt: '
„Die Maske ist rot und rund. Sie hat einen Bart. Sie sah aus wio
ein TheiTOophor. Sie hatte oben einen Riß. Die Mutter sagte: Daher ver-
brenne ich sie . .."'
„VerhremieV Sie .sagten doch zerreiße ich sie in der ersten F;itisun£C?"
„Verbrenne — oder — zerreiße . . . Weil sie einen Riß hat. also
verdorben ist."
„Wie sah der Bart der Maeke aus?"
„Ein Bart und Gesicht wie ein Fleischhauer. Ein rolier. ordinärer
Geselle. Vielleicht war es das Gesicht des Anton.^* (Es war der Bursehe,
der ihm den ominösen Stoß gegeben hatte. Deckerinnermig"-')
„Hatte Ihr Vater diesen Bart?"
„0 nein! Mein Vater hatte einen Spil-zbart und ein feines Gosieht.
Es war ein ordinäres Gesieht. Ich weiß Liicht. Ich muß mich docli daran
erinnern. Wie sah er nur aue?" (Denkt nach und ruft plötzlich aus): .,Ifih
habs. Es war der Mann, über den wir gelacht haben. Eine lustige Geschichte.
Dumm! Nicht wichtig!"
„Erzählen Sie mir die Geschichte."
„Nun, die Mutter holte sich von der Ga.sse einen Mann, der sah roh
und ordinär aus wie ein Fleischhauer. Dann ging sie mit ihm ins Zimmer
und sperrte die Türe ab. Ich und die Schwester wollten durchs Schlüssel-
loch sehen und konnten nichts entnehmen. Dann horten wir Stöhnen leises
Kichern und alleilei verdächtige Laute. Die beiden kamen dann au.^ dem
Zinimer. Der Mann war rot im Gesichte, wischte sich den Schweiß von der
Stirne, er sah aus wie die Maeke . . ."
„Waren Sie eifersüchtig oder zornig auf die Mutter?"
„Gar keine Rede! Wir lachten und unterhielten uns köstlich , . -■'
Er schweigt eine Weile. Dann fährt er fort:
„Ich weiß nicht, warum ich bei meiner Frau impotent bin. Sic hat die
reizendste Wade, dii^ Sie sich vorstellen können. Tnd wenn ich eine Frau
mit ähnlichen Waden sehe, bin ich inipul^nt. Mich reizt am meisten ein
Kind. Mit jedem Kinde möchte ich spielen und es ([uälen. Schon als Kind
stellte ich mir ein Mäderl vor. Am Schluß der Onanie war ich friiher selig,
aW wi-nn ich in den Himmel fahren würde. Ein herrliches Lustgefülil! Höchste
W«nne! Oft habe ich später ein ähnliches Gefühl gehabt, wenn ich die
Anfälle hatte. Ich konnte sie mir künstlich auf der Gasse erzeugen "
,,Haben Sie immer mit der Vorstellung, daß Sie ein Mäderl sti'afen,
onaniert?"
„0 nein. Manchmal, sehr oft gebrauchte ich. wie ich schon erwähnte,
ein Hemd oder einen Rock der Mutter. Ich hüllte mich darin ein, roch daran
und dachte mir dann, die Mutter wird bestraft, weil sie so — stinkt "'
„Wer bestraft die Mutter? Der Vater?"
„Nein! Niemals der Vater. Das störte meine Onanie. Da war mir
die ganze Freude verdorben. Immer ein anderer. Der Vater hatte mit dev
Wadeii-ParlialisiiiLis. Sa^lismlL^. Kleptomanie. i,=
Muttor immer ötreit Ich erinnere midi, daß t.. für mich das gi^ößt*. Glück
■war, wenn \ater mit Mutter ruhig .sprach. Irh fiililte mich wie im Paind™
ü-r schweigt ...
.,Wijraii denken Sie':"'
An den Traum, ich war im Traimic anf die Mutter wüUmd. Da. .r-
uns Her, b. Lr l^am i'egehiiäßig zweimal die Wociie. „Ein ^honnent^"
K i »^'' ''"'* ""■"■ '"'ttcn dann ein gnte« wanne. NaHitniahl l-:inmal
fad rüden r " '' ^TT ?' ""'^"' ^'^ ^""'^ "-" ^^ Weinol KindiZ -
tdd kauten, hr ^nn^ ,u.d die Mnlter ivdlte niclit da^ Spiolmi^ kaufen !ch
do S,.;; '■";''" 7 ^'T' '«'^^'^''"Pt<- 'H" «-tter. „anno .iL ..Hnre", h!is
die Mutte sich autmadit,.. das Ka,i .u kaufen. An, WVg,. sagte sie si.
nm dann irgend eine kleiniglveit. Heute .veilS icl,. dat; ^ie das Geld fürs
un<n,, stau, des Herrn b. ein Dienstinann mit einer Karte kam. der die Ab-
uZ n u ! ■ '"^^''" ''" '^'''^"' '^^^f^'-* '^'^'" Ni"=">l"i^hl. nur trockene
^ L.n. '',- T ""''■'^i%'"''' ''■"' ^'^'"'**'= '■^'^'' '"■<l^i"^'><-- i't-'Ue nicht, komnum
M..t p ■ , 'V"' ' -'^''"'^ "" ^""^ '^'''"»**-' ^^'1«" l«-'^*'"' "\^''^e sagen Sie .«
ilit'her ..r-rziehuNfri'
„«ie iniissen doch die Mutter vei'achtet oder gehaßt haben?''
fci?" iJn ^'"/'^V'^n'/".-^'"''^"'" ^''""'""'^''^^ "■^'»" >^"-"i^ in- Hause war.
Icli ennnere mich, daß der "S'ater der Mutter immer Vorwürfe wegen ihrer Ver-
lan,.!, heu. nnulite. K. hat auch am Anfang der Ehe etw.t« gegeben,"
„Und das alles haben Sie gehört^
„Ja, meinen Eltern war es gajiz Wurst, ob ich im Zimmer anwesend
war .der nichtDalier hatte ich so früh, ICinhIi.-k in alle diese Verhältnisse.-
l->!imit schließt diese .Sitzung ab.
Er-kommt anl' die Svenen mit der Mutier zurück. Er erinnert sich
-iai.( sie alle glücklich waren, wenn der „Abonnenf Herr S. kam Sie aßen
oft nur trockenes Brot und ein Stuckchen kalte Wurst. S bedeutete ein
gutes warmes Nachtmahl. Trotzdem hat er die dunkle ErinneniDg daß
sich etwas in ihm gegen S. strliulite und dal,- er doch eifersüchtig wLr Kr
scheint seine Eifersucht gaiiK verdrängt ■/.» haben. Auch. weiß er sich nicht
zu erinnern, ob er mit der jüngeren Schwester nicht mittlen\'eile auch «,-
spielt hatti^. Nein! Er weiß es bestimmt. Das war ausgeschlossen Die
jüngere Schwester war nie ein Sexnalobjekt für ihn.
Sie unterhielten sich nur köstlich, wenn S. gana rot und-hufgeregt aus
dem Zimmer kam. r
,.Haben Sie durchs Schlüsselkicji gesehen?''
Er schweigt. Er kann sich nicht erinnern. Er meint, es könne der*' "
Fall gewesen sein. * -, >
Er träumte: '" , ■.'* .
Ich hielt einen Vortrag iilDcr Luft. Dann drehte es sich um Mark-'
und Krone. Ich sprach mit einem Deutschen darüber. Er hat mich ■
irgendwie beruhigt. Daim bin ich am Klosett gesessen. Das war ganz -i
schmutzig mit Urip. Irgend jemand sagte; Es is( doch gut daß die
116
FetiechismiiH.
Deutfichei. herkommen, daß da Ordnung wird! Plötzlich spüre id. riicii-
wärts kitzeln drohe mich um und oben aus dem Loch irit ein ganz tleinei
Rn\7. heriinügekütnmen. der mich gekii-aelt hat. Ich hatte merkwürdiger-
weise keinen Ekel und keinen Schrecken wie im Leihen.
Dann sind wir im Omnibus gefahren. Da war ein sehi- grober
Kandnktßur. Meine Frau ist erst später eingestiegen und hfit sich neben
mich geeetiit. Wi& der Kondukteur das gesehen, daß .^io keine Karli?
genommen hat, sagte er: „Ah, Si'e reden mit der Frau!^' — als ob wir
wegen der Karten schwindeln wollten. Dadurch bin ich in Streit ge-
raten. Am Stephausplatz habe ich ihuL irgend ein Schimpfwort zu-
gerufen. Er sagte: „Icli werde Sie einsperren lassen!" Ich wollte micli
über die Brüstung herunterlassen, um nuf ihn hin 7.u fahren und mit, ilmi
zu raufen.
Ich war in einem Theater im Bühneneingang. Auf einmal war ein
Paket das ich in der Hand hatt«, verschwunden. ., Machte keine Dunun-
heiten! Das hat einer versteckt!" Ich rankelte mich mit einem kleinen
micßen Kerl, der stärker als ich war. Ich konnte ihm nicht heikomnien.
Dann bekam ich das Paket. Darin war ein .schweres beschmutztes Tisch-
tuch und darin waren andere Sachen. Ich bin mit dem Paket nach
Hause gegangen '/ai meiner Frau, habe mit ihr geschimpft, daß sie nicht
bei mir war die ganze Zeit. Wie ich das Paket aufmache, war das i'ote
Tischtuch weg. Ich bin zurück zum Thent^r. Da fanden sie das rote
Tischtuch,
Ich hin in die Wohnung nach Hause gegangen, es war wie in der
I K...gaBSe in der Jugend, Es war liuster. Ich habe mich gefürchtet
vor Einbrechern, Im dritten Zimmer war eine Gestalt, eine ganz magere
alte schmale Frau. gel)ückt. Sie hatte ein Tuch um, Sie hätte nichts
. '■■ zum Anziehen, Ich solle ihr doch etwas Kleider geben. Ich gab ihr
etwas. Es war ihr nicht genug. Sie schaute nach und wollte Büclier
haben, schaute in einem Stoß Bücher nach.
Dann änderte sich die Szene. Ich suche auf der Straße einen
Wagen. Da sehe ich plötzlich meinen Vater. Er kam mir fremd vor.
Trotzdem hattie ich eine Freude, ihn mir einzuladen, mit dem Wagen
zu fahren. Ich habe aber keinen bekommen.
Wieder ein Wagen. Wir fahren drei einen Berg hinunter. Kio
dicker Mann, ich und noch jemand. Wir fuhren ein Stückerl steil her-
unter, da stieg der dicke Herr aus, um auf einen anderen Berg aufs
Kloee'tt zu gehen. Der Kutscher sagte: Er hätte einen kürzeren Weg
aus dem Klosett gehen können.
Ich wende mich der Analyse dieses wichtigen Traumes zu. Er wird
aufgefordert, seine Einfälle zu „Luft" zu sagen. „Gedanken sind Luft!"
So beginnt, er, dann wundert er eich, wie sich die Luft im Traume in Mark
und Kronen verwandeln kann. Dann allerdings kommt er auf die Ent-
wertung des Geldes zu sprechen und m&int. das Geld sei ietzt wie Luft.
(Wir sehen die Zusammenhänge Luft — Stuhl — Geld — Analkomplex^i
Seine Frau habe gestern einen Wind gelassen, ohne sich zu genieren, l'''"
sagte ihr: „Du bist wirklich ein erstklassiges Frauenzimmer, Eine ordinäre
Person würde sich genieren und einbilden, das passe sich nicht !" Dann kommt
«1- auf seine Mutter. Sie habe eich gar nicht geniert. Sie hatte allerlei ekel-
hafte Gewohnheiten. Sie fuhr sich mit den Pingeni zwischen die Zehe» und
Watieu-Partialisiuis Sadismus, Kleptomanie.
117
steckte eich den Schweiß in den Mund. Sie hatte oft die Hand bei ihrer
Scheide, so daß die Hand sehr sUn-k roch. Deshalb ekelten sie eich oft beioi
Essen. Wenn sie aui' dem Abort sali, gab es dann einen fürchte rlii;heii Ge-
stank. Er wollte nie nuch der Mutter hinausgehen. Der Vater hingegen
war ein peinlich reiner Mensch . . .
Plötzlich erinnert er aJch an allerlei ividitige Dinge aus seiner Kind-
heit. Kr roch eeinen eigenen Flatus sehr gerne. Er zog die Decke über die
Ohren und machte sich eine Höhle, um den JF'latus recht lange festzuhalten.
Die Defäkatiun war ihm nach seinem Ausspruche iunner ein Fest. Sie war
mit sehr starken i^ustgeluhlen verhunden. Nach dem Stoße seines Vetters
kam die Angst, im Abort sei eine Ratt«- (Er sagt immer männlich: ein
Ratz!) Die Ratte werde ihn beißen. Nun war ilim die Freude im Abort
-verderben. Erst stellte er sich auf das Brett dann aber hockte er verkehrt,
so daß er es sehen hätte können, w-enn der E,atz hei-vorkonnnen würde.
Später \^errichtete er seine Notdurft auf einem Papier und warf dann den
Stuhl in den Abtritt. Erst ]nit 17 Jahi-en gab er auf das Zureden eines
Arztes hin die Ratzphobie auf. Seit damals ist aber auch das Vergnügen
an der Defäkation gan?- geschwunden.
Wir sehen dcutlicli, wie er sich seine Freude selbst zei-stört hat. In
diesem Traume tritt statt des Ekels vor dem Ratz das direkte Lustgefühl,
ein angenehmer Ivitzel auf.
Wir setzen die Analy.se des Traunu-s fort. Ein kurzer Traum dieser
Nacht versetzte ihn zu einem anderen Auahtiker. Er überraschte mii:h dort,
sieht, daß ich selber ein Paraiiatbiker hin, der sich einer Analyse untei-
Kieht. Es ist die Rache dos Kmnkcii. der aMi der Autoi'ilJit des Ar.ites
beugen muß.
Seine nächsten Einfälle zu Luft sind: Es hatideli^' sich um liicke und
'dünne Luft. Dann konnnt i-r zum Passus: „Es waren mehrere Deutsehe da."
„Was fällt Ihnen zu den Deutschen ein':"'
i^Deutsche sind ordnungsliebend, sie sind rein. Der Vater war auch t6m.
Die Deutschen sind homosexuell. Ich hasse die llomosexualitäi ... Sie
haben Jiiir eimnai gesagt daß der ßatz für einen Mann steht, für Ilomo-
sexualitäl. Der Ratz kam aus einem Uohr heraus."
Die weitere Analyse ergibt, dali i\i sicli um eine Mutlerleilispliaiitasia
hand<'l1 Das Klosett ist die Mutter. Es kommen viele Liebhaber zu ihr.
( D-is beschmutzte Klosett.) Der Vater duldet das nicht. (Es wird Ordnung
eenvicht durch die Deutschen.) Aus dem IJohr (der Scheide) konnut der
Penis des Vat«i-s. (Der Ratz.) Er erzählt ausfuhrlich von meinem Ekel vor
Homosexuellen und daß er nie einen homosexuellen Akt hätte machen kunneu.
Wir gehen zur zweiten Traiimstelle vom Omnibus über. Zum Kon-
dukteur assoziiert er: „Ein grober/ dicker Eerl wie ein Biei'brauer. Eni sehr
strenger Mann." .
Wer fällt Ihnen zu dem Mann em:* . . e l. .
"Mir kann nur der Vater einfallen. Er war sehr streng und wir fui-chteteu
un, ^"^ ''™;'l^,.p i^insteliung «um Vater (Liebe und Haß) bricht deutlich
A«^rh Wenn der Vater mit der Multor die Aufti-itte hatt«, so nahm er immer
P t'i für die Mutler. Wäre er größer gewesen, er hätte den Vater %e-
t\ \^ Tn. 'l'railWie holt er diese Reaktion nach. Der Vater sprach mit
£ Eter oft woohenlange kein Wort. Darauf bezieht sich die Traun>-
118
Fetwchismus
stelle: „Ah, Öie reden mit der Frau!" Die Fmii steht etatt der Mutler. Die
weitere Analyse ergibt, daß er aucli eiue Verladung von seinen Schwestern
auf diu Frau vollzogen hat. Aue diesem Grunde ist er impotent. Er hat
mit ihr ein Verhältnis wie ßrudei' und ^iidiwester.
Wir kommen zur Stelle vom „Einsperrenlaesen". Einsperren war für
Ulli immer eine ekellnifte und angetbetonte Vorstellung. Er wurde als Kind
(dl eii!f^i'tfiJiTi-l. küdi wissen wir, daß er sadistische Szenen in dem Hotel
aufgeführt hat und Angst vor dem Gericht hatte, ja, daß er jetzt einen
Drohbrief von einem Advokaten erhalten hat. Die Angst, eingesperrt zu
1 werden, ist horechügt und briclit durch die Traumgedanken. Er fürchtet.
! wegen seiner Szenen mit der Polinei in Eonilikt xu koininen. Andrerseits
] eteilt der Onniibus eine Frau dar. Er assoziierte das bekannte Witzwort:
„Wenn meine üroßinutti'r Räder hätte, so wäre sie ein Omnibus.'' Er hat
die Phantasie, mit seiner Schwester im Mutterleibe eingesperrt /u sein und
sie dort zu züchtigen.
Sein niic.lister Einfall zu „züchtigen" ist notzüchtigen. Er hörte schon
als Kind von Notzucht und Unzucht und zerbrach sich den Kopf über die
"Unterschiede. Als er onanierte, sagte ihm sein ^ ater drohend, er treüw Tln-
zucht. El- stellte sieh in der Kindheit iuimei" \-ur, daß der Mann die Frau
■ schlägt und vergewaltigt. dai;\ er sie züchtigt. Er sah einen Hahn niiL einer
Henne verkehren und sagte: Der Hahn züchtigt die Henne. Dabei verstand
er, daß es sieh um einen Verkehr handelte.
Er glaubte anch die erste Zeit, daß alle die fremden Henen die Mutter
schlagen wiinicn und hatte Mitleid mit ihr. Die Vorstellungi Er wolle ein
Mäderl schlagen, heißt, er wolle mit einem Mäderl einen sexuellen Verkehr
haben.
Er ist ein Liusgesprochenes Kind und hängt au allen seineu Infantiiismen.
Er hat die Entwicklung zum Manne iiocli nicht mitgemacht. Er ist das Bubi
geblieben.
Mit seiner Frau spricht er nur in der Kmdersprache. Er iicnnl sie:
Maupi, Kraupi, Mutzi, Schutzi, Schnuzzi und erhält von ihr ähnliche Namen.
Wie er sich als 6jähriges Kind die Freude verderben wolltt'. war es
seine Absicht, sich die Freude am Onanieren zu zerstören. Das gelang aber
nicht, so daß er sieh sagen mußte: „Von dieser Freude habe ich doch etwas!"
Schon in diesem Alter stand er oft vor dem Spiegel und bezweifelte
seine Identität, {Dieses Phänomen können wir bei Mutterlei bspban laste»
sehr häuhg beobacht^-ui.) Er fragte sich: „Bin ich das? Nein, das kann ich
nicht sein!" Er kam sich fremd vor. Er bekam Angst vor dem Spiegel,
weil er dort ein fremdes Gesicht sah und sich fragte: ..Wer ist das?"'
Die Mntteiieibsph antasten haben die merkwürdige Erscheinung des
,,Dejä vu" und auch das Gegenteil, daß ihnen eine Stiaße fremd und neu
vorkommt. Alle Jahre erlebt er einmal eine Situation, in der er sich sagt:
„Das hast du schon alles einmal erlebt. In der gleichen Gegend, die gleichen
Gegenstände, die gleiche Stimmung.""
i Er war 9 Jahre alt, als ihm ein Dienstmädchen ihre Genitalien zeigte.
Er solle sich einen schwarzen Punkt an,?chaueii. Nachträglich kam sie mit
Syphilis ins Spital. Er verstand schon damals, daß es sich um eine schwere
Geschlechtskrankheit handelte. Die Hauptsache bei der Sexualität war das
Strafen (Züchtigen)'.
Er stellte sich auch beim Onanieren vor, daß ein Zimmerherr, der boim
Militär diente, bestraft wurde. Der Ziniinerherr war Einjahrig-Freiwilliger
ir
Waden- Partiiilisin US. Sadismus. Kleptomanie.
119
und erzählte vou den verschiedenen Straten, wie Anbinden, FoÄseln. l-'iii-
sperren. Diese Erzählungen gestaltete er in seiner Phantasie aus. Dann ließ
er seine Scliulkanieradcii auf die Waden peitfichen, was eine seiner Lieb-
lingsphantasien war.
Alle diese Einfälle erzühlt er Ijei der Analyse des Traumen. Sie slellea
einen Teil der latenten Traumgcdanken dar und beziehen sich auf seiüC
Schuld. Damit kommen wir nun zur Analyse des Traumstückes, das von
Einbrechern und von der alten Frau handelt, Zur alten Frau lallt ilun die
Großmutter ein. Sie war eine ehrsame, rechtsehaflene Frau, ein starker
Gegensatz, zu seiner Mutti^i'. Er fürchtet .-jich vor den lleuegedanken, die in
seine Seele einbrechen wulleu. Diese lleuegedanken verdichten sich zur ehr-
würdigen Gestalt seiner Großmutter, welche die Bücher seiner Seele kon-
trolliert. Wie hast du dein Leiien verbracht? Warum bist du kein in-
ständiger Mensch worden? Nun will er den Lebensweg mit dem Bilde dfines
Vaters beenden.
Der letzte Teil des Traumes enthüllt, seine Reuegedanken. daß er seine
Frau betrügt. Er ist der dicke Mann, der unter großen Mühen ein Klosett
auf eine]!i Berge aufsucht und ein anderes ganz in der Nahe hat. (Einlall:
„Das Weib ist ein Klosett" aus dem Fulenburgprozeß.)
Der Traum sagt.: „Bleibe bei deiner Frau und lasse alle Eskapaden.
Werde ein anständiger Mensch." E^ ist die Stimme seines Gewissens, die
in der Syniptonibildung seiner Parapathie die Dominante darstelU.
Auch das schmutzige Tischtuch soil durch ein reines ersetzt werden.
Er grollt seiner Frau, daß sie iim nicht vor Untreue bewahren kann. Der
kleine micUi' Kerl ist wein zweites Ich. Er streitet mit seinem inuei'en
Mensehen . . -
Das rote TiGchtuch weist auf den Blutkomplex hin. Eb ist, ale ob er
seiner Frau etwas vorwerfen müßte, was mit seinen blutigen Phantasien zu-
riannnenhängt Er bringt molirere Einfälle, welche das Thema dos Lustmordes
lierühren. (Will er seine Frau umbringen und ist deshalb impotent?)
Er träumte:
Yh-.Stckd hatte ein kleines Miiderl, welches mit seinem Dienst-
mädchen eine sexuelle Handlung vollzogen hat.
\h ei'sten Einfall bringt er, daß er gest«i-n Abend ein Jucken im After
hatte 'das mit einem Wohlgefühl verbumieii w;h-. Dabei hatt* er die Phan-
titsie'daß er ein AVeib sei. Das war ul» Kind sein größter Wunsch und er
,^nnert sich meiner Schmelzen, als ihm im 3. Jahre seine schönen blonden
Locken abgeschnitten wurden. Er glaubt, daß ihr Dionstmädchcn, J>e \ mzi,
ihm die Locken abgcsclmitten hat. Zu meinem Dienstmadehen allt ihm
S dicVinzi ein. Er erinnert sich, daß er f ^.^ ü^v im Bett gelegen ist,
r Glaubt nicht, daß etwas vorgefallen ist. Beim Waschen habe er immer
h ^schrieen Er sagtn? oft: „Mir wird schlecht!" - besonders nach dem
■■StPu Stoß von seinem Vetter, so daß seine besorgte Mutter mit ihm
SÄ ^n Irzt ging, der nicht. Ernsthaftes konstatiei-en konnte.
Als Kind hatte er einen typischen Traum, der sich oft wiederholte:
Auf dem Dache der Schule war eine runde Arena, wie eine Kugel,
leb w-underte mich, wie ieli so hoch oben bleiben konnte.
l-JO
Fetisch ism IIa.
Oft war in iVn'üoi- Arena Sehnet:, abei- iniiiicr in kugolföniiigfr Gf^stalt.
Er inußto durch allcrlDi dunkle Gänge niid enge Ltichßr kriochon, um iiinaul-
zukuiiiitien. K.-^ ist ein stereotyper Traum, dei- die Erinnerung an die gc-
wiiitigo üriist seiner Mutter (sie war eine auffallend üppige Fi-an) fesliiüll.
Zum liusen gelangt er nadi der Geburt,
Er daclite olt au Geburt und Tud. Hclioii als Kind grübelte er (ibur
die Frage, warum die Menselien sterben müssen, und hoffte, er werde mr-
stcrblieli sein. Wemi er andere Kindei" Hebte, so mußte er sie sei lieftig drucken,
daß sie aufschrieen. (Erinnorungen an die UmarmuBgen seiner Mutter.)
Er lebte mit 7 Jahren einige Monate auf dem Lande. Da sah er abends
oft, weiße Gestalten im Garten und hatte furehtbarc Angst.
Ich übergehe einige Traumanah'sen, die alte Motive bringen: Un-
angenehme Affären mit Mädchen, die er gesehlagen hat, Reue wegen seiner
Untreue, homosexuelle Phantasien. ...
Ein wichtiger Traum:
Die Elektrische ist Kweimul vor der Haltestelle stehen geblieljen.
Ich habe mir gedacht: Es ist schwierig, gefährlich, nniiiöglieh. an das
Ziel heranzukommen.
Dei' Sinn dieses Traumes ist, dali e^ gelälirlich ist, ein Ziel au erreichen.
Welches ist sein Ziel? Ihm fallen seine sadistischen Szenen ein nnd wir
ei-fahren, daß er eigentlich das Weib envürgen oder erstechen müchte und
immer aus Angst vor dem Gesetze knapp vor seinem Sexualziele stehen bleibt.
Dieses Trauma hat auch große Bedeutung: Er ist in der Analyse zwei-
mal nahe hei den entscheidenden Enthiilhingen gewesen, aber es war unmöglich,
lieiiinzulcommen.
Zu seinem Wadenfetischismus fällt ihm ein. daß ei'das erste Mal an
die Waden dachte, als er noch nicht 3 Jahre alt war. Tante Rosa bekam
ein Kind und ihm wurde gesagt, daß aie der Storch in das Eein
gebissen hat.
„Wo?" fragte er.
,,In die Wade!" war die Antwort. Er glaubte, daß die Kindei aus
der Wade kommen. Er sucht immer Frauen mit sehr dicker Wade und einer
kleinen Vagina.
Er träumte:
Ich iühltc im Traume eine schwere Hand auf dem Kopfe. Ich
habe mich an einer älteren Frau begeilt. Sie gab mir einen Stich in
, den Kopf.
Ich war auf einem Rennplatz. Aul einer Anhöhe ein kleines Haus,
in dem sich meine Frau befand. Ein Pferd ging durch. Alles flüchtete.
Leute schrieen mir zu, ich solle das Pferd aufhalten. Das Pferd vei'-
wandclte sich in einen Menschen, der war verrückt. Ich lief davon.
Eine kleine Peitsche hinderte mich daran. Dann war ich in einem Zimmer
und sperrte die Türe ab. Da bemerlrte ich mit Sehrecken, daß eine
zwöte Tüi-e ]ioeh offen war. Ich ei-wachte mit Äugst.
Der Traum ist leicht zu erklären. Er ist das durdigegangene Pl'eid,
der verrückte Mann. {Er leidet an .\ngst vor dem Wahnsinn.) Er furchtet
Wadt'u-l'urüalismiis^, SadiBmus, Kleptomanie. ' 121
öeineii eigc^nen Öaciisinut^. Er sollte doch seine Uidenechaften liemraen (das
Piend ■üufhiilteii) Abei' swne Lcidtaiscliaft zu pt'ilschen. hindort ihn daran,
mit eeiiier Paraplijlie fertig zu werden. Die Haupttüre hat er verechlosBen,
aber der Sadismufi kann durcli die andere 'rüre hereinkommen.
Er interessiert sich für die Hinrichtung von Frauen. Er inöcht« gerne
ein Scharfrichter sein. r- ■■ , , j vj^iw
Eini! andere Deteiniinaüon seines FrauenhudBes: Lr nioclite das Weib
'^ '^"'zur^Ueren 'Prau. an der er sicli hegeilt hat, lallt ihm seine Mutter
ein an der er noch mit grolier Liebe hing, als sie sclion alt war und ihre
Eeize verloren hatte. Die Mutter legte ihm die Hand auf den Kopf, wenn
er Fieber hatte. Oft klagte er: „Es sticht nüch im Kopf." Dann war die
Mutter bosüudcrs lieb und machte ihm kalte ITiiisi-hläge und süß an semeni
*Die Steile von der schweren Hand auf dem Kopfe ivird erst später ver-
etäJidlich werden.
Märchen haben Mets einen äUirkeu ICindruck ■.iu\ ihn ijemacht. Die
Stelle in Schneewittchen, da der Jäger dem Kinde das Herz ausschneiden
sollte sah er in einer Kindervorstellung. Sie kehrt« dann in seinen Onanie-
phantasien wieder. Er macht sehr gerne Ausflüge, traut sich aber nicht mit
seiner Frau allein /.u gehen. Es geht immer ein Firund mit, Wie '1h\ Analyse
ergibt, benötigt er den Freund als Selbstschutz, um sich gegen die Mord-
tendenzen zu aiclicrn. . .
Er war 13 Jahre alt, da spielte er mit emer kleinen Gjahngen Nichte.
Er gab ihr Zuckoiln und brachte de dahin, dali sie sich gefallen lieli, we^in
er ^ein Glied zwischen die Waden steckte und einen Koitus imitierte. Um
diese Zeit hatte er schon Orgasmus mit Ejakulation. Nachträglich korrigiert
er daß er die erste Zeit noch keine Ejakulationen hatte, sie erst mit 14 oder
15 Jahi-en anftraten. Diese Spiele dauerten dann mehrei-e .lahre ...
Mit 13 Jaliren verliebte er sich in einen Knaben. Es war ein wimdei-
schöner Mitschüler. Kr woUte ihm um jeden Preis gleichen, kleidete sich wie
or 3 buhlte um seine Freundschaft. Er war sehr eite, wollte sehr gerne
der schönste .Mann sein. Mit 15 Jahren ging er zu einei- Dime. weil er lior.e,
S man durch Onanie häßlieh werde, während nn Koitus ein ^ erscUone-
'■"""'SelS einen Zimmerherrn, der ihn angehlieh nicht viel beachtete,
^näter wurde dieser Zimmerherr sein Eehrer m der Elementarschule. Er
Sf ein äXer Lehrer waren Homosexuelle, die sich gegenseitig schono
Knaben schickten und mit ihnen spielten.
Dieser Lehrer schlug die Knaben auf die nackten
Wndflnwaßihn sehrerregte.
C e,«h aber u. ^^^7^^^ ^T^. K.ata, .chla.«,. ,.u
Knaben .■• _____ — — — --■-
i
iS2
Fetischismus,
n
Die Geschichte dieser Ehe ist chHffll,-+nri^*;^„i, i-
Er lernte .eine Frau kennen afse 6 ?2el ""'T '^'^'^■'^'^'-^"^■
Ihrer Bekanntschaft wurde sie sene Geliebte F, ""7^^^'^ l^"'-^'" ^^'''^
ihr potent war, ob.vohl er ga. £ne S^^^^ p";^'"* '''^'- ^^^* '"'^ t)ei
wurde er jedoch ihrer iiberdSsir"lde utt , "f ^'.!^"tasien hatte. Bald
daß sie sich ,nit .nderen mZ!' 2^^ t^ ^''^f'' ^'^ ''' '"-'^^■
um sie nach kurzer Zeit abemals zu vedassen l T^'f ""^ '^''^ ^""^''
fa^t ein Dutzeüduial. Immer war er schZ P'<^es Sp,el wiederholte sich
verzichtete. Lebten sie zu=^ mmea so tb < "1^°f ^^^'^^^^ «'^"" «'" auf sie
heiratete er .sie, weil er einsah dnVs^/. ' -^^""^ "^"^ -^^^^e'-. schließlich
Ende ..ner Leiden ^rl^^^^^^^^Jl^l^^ l-nnt. nnd en.
er bei seiner Frau impotent und ist es b\^ Z T\ ^^'' Hochzeit war
Ich merkte, daß er eine Identil^fzlrunl T ""^'^''" '^''^ geblieben,
hatte, und forderte ilm auf alle Knn ^ 'T'' Scliweeter vollzogen
.m die Schwester harmitziteil^I "■""^'"' ^'^ '' ^'^'^ -i^'' -'"^«^n^^eit
trou%;^^:^ giL":;dt;.^ ^::^:i^}r ''v-^-'- '-^^
erlebnisse alle E r i n n e r un gen a n \ !' '' ■^'^^^"'^'
Schwester ausgelöscht waren n.J. f.P^^le m i i der
Erinnerung an ,.ine Kusine vor Dunkel si-^hf f ^"'^^^ ^'''^ '"""^^ ^ie
haus vor sieh, wo er mit uJ^l^Lttl^^tV"^^^^^^^^
Mutter gespielt hatte. Lieschen heißt aber alh i'""""' ^^^"'' "^^
Analyse ergibt, daß Lieschen .nK^ el ..o^ i^ 'Z''^!!' ^'^ "■^'^^''«
Schwester verbirgt. Er behandelt seine S«k l' , '^ '''^ '^''^^''*^' ^''^
iiule me tangere. '"^ ^'^ Schwester. Sie ist für ihn
_ In den ersten Volksschulkkssen saete ihn, ■
einer Schwester spielt nmn nicht da mt fuan t- T' "'" ^"^'^«^ -'^^'^
«in. daß er mit seiner Schw^est^r oft gtspTerhär ^"^"'■■" ^^ *"'^^^ ^""'
die öcliwester war die reiche und er dif arml %,"; %/'? ^^^^^ ~ ^i'auen,
einem Marktplatz zusammen, klafften iih^... ;)■ ," ^^ ^a™™ sie wie auf
die schlechten Wirtschaftsverhältnisse ihL E«-„^n l''"\ ^^'^"^ """* ^^'^
.gekommen. Darauf kömie er einen Eid leL^ p ^'"'^ '''^" '^'='^* ™^-
ganz genau. , ^ ^^^^*^"- ^r erinnere sicli an alles
Wir wollen jetzt einen Blick auf «Pin,. 7
Die Zwangsvorsteilungen beziehen sich .,? ^""^"/^/"'■^t^Huiigen werfen.
Wenn es ,lnn ..chlocht geht, so mul\ : ' . ^ ^'^"'''^'' ^'^ K""^*'^'"-
Hand schauen. Er fürchtet dan,r erw-i?ri.- ^^P^^^i^'^'-t auf die linJce
ihn strafen w^ird. In der letzten Zeit ging ^ Z ^f ^'^ ^^^'^«"- «'«il Oott
Du bmuchst dich nicht zu strafen, es wfrd Jin u- ' ^"'^ *^' '^^^ ^**''' ^
hat er aber immer die Angst es könr-tJ ii, ■ ^^ ^^"' ^'''■d!'" iJabei
faUen. Es hat den Anschein als ob er l^L''" '^'f^"^*«'' bedanke ein-
etrafen würde, bei dem seine Hand eine RollV .^"'u S"'^ ^^'"«^' Ji^send
holt, daß seine linke Hand sciiwer auf sdnem V^' ,^^' ''^T^ ^''«d-""-
^wangsvorsteUungen gibt es eine be.nnH., '■ ?' ^ ^'^^e- Unter seinen
Oedanken ziicht vtrgessen ta (£ hat eJ«""*''"'*^ ^^^ ^'^ die schlechten
■üese schlechten Gedanken symbolis.ort wirl) '^"^*' ""'^^ ^««»'t d«"*"
J
WjdL-ij-l'anialisiuus, S;.diÄjiiiLs. Klejttomaiiie. ,,,^
Es komnit vor, daß or einen imgetieiireii Unterschied zwischeu d«i-
rechten und linken H.nd m^rkt. AI« ,venn e. .w.i verschiedene Hände wären
die emandermeht kennen würden. (Auflö.nng: die .■echle Eand darf niat
wissen, ivay die hnke getan hat.)
Jch nuiche Hin aufincrksani, daß link. Inzest und Uomosexualität be-'
deutet und daß ledits das Nonnah- darstellt. Seine Sehnsucht sei normal
zu sein. Uas ^ei ihm aber nicht möglich.
Er kommt auf die Honiusexualität .u spreche]!. Icli mache ihn auf die
Differenz m den Angaben aulinerksam. Die Szene mit dem Vetter hätte er
zuerst anl das 14. Jahr, später auf das 7. verlegt. Diese Unsicherheit -er-
rate, daß es Sicii um zwei Szenen handelt.
Er wird aiiigelorderi, die Szene mil de.n Vetter genau zu erzählen
„Ich war / J.hrc alt m,d lehnte- zum Fenster hinaus. Da kam der
Vetter und gab mir einen b^hlag auf den Hintern. Da habe ich gefürchtet
er habe n.,r eUvus verletzt. Ich hielt mir immer die Hand v.r den Pcpo'
Nadi kurzer Zeit knm die Ru.lennngst. Eine Ratte kennte mich in den
Hintern heißen.
[ch niaehe ihn aufmerksam, daß die ganze Geschichte etwas unwahr-
scheinlich klingt mid daß es sich offenba,. um eine Deckeriimeruiie handelt
ü-r Pide an Iraunizusländen und solche Menschen haben die Gabe etwas
im Dammerzn.stand zu erleben und dann angeblich zu vergessen
Lr solle sich dudi an den Zimmerherrn erinnern, der oflenbar zu seiner
Farapathic gewisse Beziehungen habe.
Er erzäiilt vüu dem Zimmerherrn, der offenbar ein perverser Man.«
war. Er hat e mit der Mutter und wal,rscheiiiH<:h auch mit der Vinxi ein
\erhallms gehabt. Einmal ivaren beide Erauenzimmer lange Zeit im Zimmer
des Lehrers. Er hörte Lachen und Weinen und dann eine sein- erregte,
hisüge Unterhaltung. ■
„Waren Sie nie im Zimmer beim Zimmerheirn?"'
„Nein! Bestimmt nicht!"
Nach einer Weile sagt er: „Oder doch ... es kommt mir so vor
daß ei- mich unternditet hat, Er rief mich in sein Zimmer und ließ mich
etwas lernen. Ja. jetzt sehe ich es vor mir. Er hat mich mit einer Kuie
a.uf die Waden und auf das nackte Gesäß geschlagen."
„Hat er sonst etwas mit Ihnen gemacht?"
„Ausgeschlossen."' . . .
Es folgen allerlei homose.xiielle Phantasien aus seiner Eindlieii und
seine Erleijnisse mit ITomoscxiiellen. die ihm wiederliolt die lockendsten An-
träge gemacht lilitteii. Er halx' alle Aniiäge mit Ekel und Entrüstung
zurückgewiesen.
Wälirend der Erzählung bitlcL er um Entschuldigung. Er halle plötz-
lich einen heiligen Stiihldiang bekommen. Er kommt zurück.
„Es ist unanständig. Aber ich muß es Ihnen sagen. Es war mir so.
als ob ein dicker Stuhl rückwäi-te stecken würde. Und en war gar nichts.
So kann mau sich täuschen . . ."
Ich merke, daß es sich um eine hoinose-\ueUe Phantasie gehandelt hat
imd mache ihn darauf aufmerksam. Er scheine eich doch über ein Erlebnis
seiner Jugend nicht im Klaren zu sein.
' I
r
m
1 124 Fe tisch ism US.
Ei- kann nichts dazu sagen. Die Übertragung gibt er zu, lehnt aber
'eine andere Foiiri dor Liebe als die seelische zu Männern als gemein und
onverBtäTidlich ab. Er habe angeblich nie homosexuelle Phantasien.
Die liehandlung stockt. Es gibt allerlei Widerstände. Er äträiibt sieh.
gegen eine Erkenntnis. Einige Träume bringen uns ein Stück weiter.
Er träumte:
Ein kleiner Raum. Ich bin mit meiner Mutter imd der Schwerter.
Ich khnglo dem Dienstmädchen. Ein schönes blondes Mädchen erscheint
Ich klingle lOmal.
l ■ Zu tiiesem Traume fällt ihm ein, dali das Uienstmädchen das Glicht
eeiner Schwester hatte. Die Zahl 10 verfolgt ihn seit einiger Zeit Vor
j einigen Tagen wachte er auf und hörte die Zahl 10 ausrufen.
»Der zweite Traum lautet:
Es war in unserer kleinen Wohnung. Da-.elbst schlioien auch
■' mehrere Aristokraten. Es war dort ein Diener, der alles a,i2uschaffen
hatte. J^'-^var eine w.chtige Persüiüichkeit. (Ein großer Maeher.) Es
war eme Art Wettkampt Ich hatte vom Bett ine Vor^inime. vm reiten.
f Ich war Sieger und erhielt 6 Punkte. Dann ritten die Ari.t.,kraten mit
.dem Diener in den Prat^n ohne sich um mich zu kümmern Ich ritt
nach rückwärts zum Trabiennplalz.
Dann sah ich einen häßlichen großen Vogel auf dessen Hchnabel
meine Frau saß. Endlich .ah ich meinen Vater und mehrere andere
Personen wegtahren. Immer weiter weg, bis sie mir entschwanden.
AnmhuA war ihm die Frau auf dem Vogel. Es fällt ihn. ein daß
er gestern vm wenig emnickte. Se ne Piau weckte il>,i n. \ k. -
sondern eine alte runzelige häßliche Prau. SeSn E^tzuS Vo^Taü^^t S
Vogel ist ein Storch, der die Kinder bringt ^ ■
Der Vogel ist hier also das phallische Symbol seines Vaters. Seine
Imirt r ht" r-f ■■ ^^'r'^' ""^ ^P-''"=^tezoenlraum.) Das alte
haliliche Gesicht erinnert ihn an die üreßmutter. Er weiß nun daß sie
und nicht de V nzi ihm mit 'J Jahren die H-,:.,..- ,. l wcii.s nun, aAi> sie
komplex - Impotenz. Bei seineiP^au i,i e^ 0.^ ^^^"'" "^'- ^"^TT
fällt ihm ein, ]aß das Wettreiten v n d m Bette n"v ™'" '"'""f". ^
Im Vorzimmer schlief einst seine Schwester S tiß silh ■'■''h''''' n"
ob er zu ilir geritten ist. Er weiß nur faß ,■ oin I ^ T^ I'VT'T'
ihm ans unbekannten Granden -eggeaommL^w «""sf tw 'daraul
onaniert zu haben. Mit der Schwester spielte er oft PferdtrI- tdi KuSer
und Pferd. Das weggenommene Pferd scheint ak e^nl n i »^"^ -^^
die Schwester zu stehen. ^^^ ^'"^ Decken miening für
Die ersten sadistischen Regungen scheint ,.,- . n^ .
geübt zu haben. Das Pferd kam tuf den S Ld n i?T t ^\f """'
Es wurde ihm immer versprochen: ,.Wenn Tbrarb , r^"""-'f^r''T';
Pferd herunter.'- A^r es kam niemals. niemair^iSr '""^'.^^ ^^'de S
Teile des Iraumes sind derzeit nicht zu deuten ' duu<,ic
Wir sehen hier deutlich den „Entzieh ungskomnlex" - vn„ p j K"«-
Sprclpferde den Schwanz ausgerissen hat.
\1
Waden-l'artialismua. Sadismus. Kleplomaiiie. Ig5
Ein Traum setzt da« Thema vom Pferd fort:
Ich war tun Laui-öiiKorborg und wollte mit meiner Frau in einen
Einspänner einsteigen. Der Kutscher fiel vuni Bück midi vorne iiljsr
das Pferd. Ich lief dann mit meiner Fr;iu diivon und lieli den ne;iG«
Anzug im Wagen. Idi war im Hemdo und liatte einen Anzug in der
Hand Auf der Brandstatte kaniou aus einem Hanstor ein Mann un4\
eine Frau.
Am Laurenaerberg') hatte er sein vorletztes unangenehmes Erlebnis.
vor der Ehe Er lief damals in ein Gesdiäft, weil er eine Peitsche kaufen
wollte Er hatte ein Mädchen gefunden, das mit ihm ins Hotel ging und
sich dann als eine Hure entpuppte, die ihm ordentlich das Geld abknöpfte. M
Auch anf der Brandstätte') hatU> er ein peinlidies l-^rlebuLs. das totzt« L
vor seiner Ehe. Dann beschloß er zu heiraten, um eich von der Paruphilis • >■
Wir sehen also, dali seine Ehe eine Beziehung zur Paraphilie hat.
Er fürchtet geeund au werden und seine Paraphilie ku verliere»: Darmn
iet er bei seiner Frau impotent. Er kömite dann die Lnst an den Peitscli-
szenen verlieren, die ein kostbarei- Schatz aus Beiner Jugend sind und sich
auf seine Schwester zu beziehen scheinen. Der neue Anzug bedeutet die J
neue Einstellung zum Leben. Aber der Kutscher {sein Bewußtsein) erliegt ^ 1
der Macht der Impulse. . » ,, v, , . ' I ■
Er erinnert sich, daß er mit 4 .Tuhren einen Ballen gesehlagen hat,
weil er ihm nicht gefolgt hat. Dann nahm er einen Trichter und steckte
ihn in den Ballen, so daß er ein großes Loch machte und der Ballen dann ^
verdorben war. worüber er sehr weinte.
Die näheren Beziehungen dieser Erinnerung zu semer Paraphihe sind
noch nieiit klar. Das sadistische Moment (Ballen — Frau) scheint deutlich
erkennbar zu sein.
Aus verschiedenen Traumon ergeben sidi Anhaltspunkt«, daß er sein
erstes Erlebnis mit seiner Schwester hatte. Er ei'innert sich dunkel, daß er
als Kind zu ihr ins Bett kroch. Auch bei der Mutter lag er oft im Bette ■
und fühlte sich sehr wohl neben ihrem wannen weichen Körper.
In diesem Stadium bricht er die Analyse ab . . .
Nach einer Pause von 4 Wochen setzt er die Analyse fort und epsuclit.
um Analyse folgenden Traiunes:
Ich habe mit einem Kind (Mi/.zi?) etwas gemacht und irgend, eine
Frau ist mir darauf gekommen. {Multer der Mizzi?) Nachher ist das
Kind im Bett gelegen und hat zwei Stangen in der Luft geJiallen, dünne
Stangen, und forderte mich auf. wieder mit ihr etwas zu machen. Ich
' habe absiehÜich gesagt: Nein, ich maclie es nicht!, damit die es vei-
boten hat, hören soll, daß ich es nicht mache.
Wie ich aus dem Traume erwachU-. hatt« ich das Gefühl, daß ich mir
recht.< und links eine Stange in die Hippen stoße. . „ , , .
Zu den Stangen fallen ihm spontan die Bmne seinw Schwester ein. .
') Gasse iu (iw liuturt« Stadt.
ti*!
'r. ■
i
126
Fciiscliismiis.
Eb iöt uiiiiiögUch, etwas Näheres über den Traum zu ßrl*ahi-eii. I'^r spi'iflit
über Aktualitäten, kommt zur Sitzung zu epät und zeigt heftige Widerstände.
Ich enteehließe mich zu einer anderen Technik und hypnotisiere ihn. Er
läßt sich leicht hypnotisieren. In der Hypnose erhält er den Aiiltrag, über
den Traum nachzudenken und eine Szene aus der Jugend zu i'epioduzioieii,
die ihm einfällt und welche den Ti'aum erklärt.
Er spricht ungefähr f olgendernnißen :
„Ich sehe meine Schwester. Ich sehe ihren schönen blonden Kupf, Sie
liat ein blauts Mascherl. Es ist Abend. Die Eltern sind ins Theater ge-
gangen. Vinzi (das Dienstmädel) läßt uns allein. Wir spielen Schule. Sie
ist die Lehrei'in. Wir sitzen erst in einer Bank. Sie unterrichtet mich. Dann
spielen wir Ilunderl. Ich bin der Hund und fange sie zu beißen an. i«li
beiße ganz s;inft die Anne und die Wangen. Dann fällt sie zu Boden und
liegt ruhig, wie willenlos, da. Ich ritiirzc mich auf sie und sie gibl die
Beine auseinander. Sie i'ühit sich nicht. Dann lecke ich sie. Sie zuckt Iieftig
mit den Beinen und hält mich umklammert. Dann springe ich auf. Sie'
droht mit dem Finger; Du ekelhafter Bub dul — — Wir spielen wieder.
Ich wiederhole das Spiel einige Male. Da konunt die Vinzi ins ^inmier und
drolifc, sie wird es der Mama sagen. Sie schlägt mich ganz leiclit auf den
Hintern. Dann sind wir still. Ich esse ein Butterbrot. Wir gehen ins Vor-
zimmer, Vinzi ist wieder weggegangen. Sie — die Scliwester — setzt sich
aufs Fensterbrett. Ich lecke wieder und beiße in die Wade,"'
Er wird aus der Hypnose erweckt.
El' weil,!! nicht, was er gesproclien hat. Die Szene wird ihm mitgeteilt.
Er zeigt heftigen Brechreiz.
In der nächsten Sitzung wiederholt er die Szene mit Ausschmückung
einzelner Besonderheiten. Der Kunnilingus scheint sich mehrere .Male wiedei-
liolt zu haben. Dann kommt es zu einer neuen Enthüllung. Ohne daß ich
eine Frage an ihn gestellt habe, berichtet er ungefähr folgendennaßen;
„Ich sehe einen großen, weißen — einen mächtigen Bauch. Icli
babe meine Finger unten. Ich rieche an meinen Fingern und stecke sie in
ilen Mund ... Ich liege zwischen den Eltern im Bette. Ich richte mich auf.
Beide Eltei-n schlafen fest. Ich Icrieche zur Mutter ins Bett. Sie läßt -sicti
OS gefallen. Ich krieche zu ihren Füßen und umanne ihre Waden. Ich lecke
ihre Füße und lecke dann die Waden. Langsam krieche ich höher . - ■
Pause . . . Nein! Das ist nicht möglich! Doch! Ich sehe es ganz deutlich.
Ich lecke meine Mutter. Sie schließt die Beine eng zusammen, so daß mich
ihre Knie berühren. Sie kraut meinen Kopf . . .'')
Es folgen dann Einzelheiten und Wiederholungen, die ich übergehen
kann. Die Mutter war — wie mir zufällig bekaimt wurde — eine Mei-etri.-;
und genoß den schlechtesten Ruf. Ihre Sinnliclikeit war pathologisch. Noch
im hohen Alter oblag sie ihrem Gewerbe, teils aus Lust, teile aus Gründen
de« En\'erbes,
Er wird aufgefordert, seine Einfälle zur Rattenphobie zu sagen. Er
sah (8. Jahi') im Prater zwei Riesenratten. Die hatten einen so großen Bauch
*) Vgl. den ersten Teil des Traiumes von der „schweren Hand auf dem Kopfe"
Seite 120. -
I-
W ade n-l'anialis Ullis, Sartisiniis, l\li'ptnniaiiie.
127
und gewaltige Schwänze. Sah in der Kindheit ein furchtbares Bild: Hatto
im MiuiButui-m, bei Watäser und ürot öitmid. Die Mäuse liefen hin und her..
— Der Itatteiifänger von Hammeln. — Kaulquappen haben aucli bewegliche
Schwänzt'. — Die Katteii haben bewegliche Schwänze. — Ich sehe Schlangen,
die sich winden und drehen. — Ich sehe jetzt, daLs ich eine Nudel') im
Munde habe und wie die Nudel, fett und glatt, feucht und glitschig, langsam
hei'initerrutscht. — Ich beil.W an einem Penis und lasse ihn nicht los. wie
ein Hund, der etwas im Maule hält und es iiiclil- ausla-ssen will. — Ich ^ehe
einen kleinen Ponif; ohne Haare wie ein ßruunenrohi-. — Stadtpark, Donau-
Weibchen (Kine halbnackte. Brunnenfigur.) Kinder spielen im Sande. — Mit
einer Rute, die hin- und herbewegt wird. - Schlangonförmig wird siejwwegt.
— Jemand schreckt uns mit dem Sehwanü einer toten Ratte . . . Ekelhaft.
^ngst imd Ekel. — Zwei Schwänze, die sich hakenförmig in einander
verschlingen einer hängt an dem anderen. - Zwei Männer umarmen sich,
sie umschlingen sich. Sie gehen Hand in Ihmd mit verschlungenem Penis
fort — Eine Ratte steigt einem Manne aul den Fali und ki'axelt ;»n ihm
heriuf (EkeD Die Nudel im Munde. - Ein Kanarienvogel. Mit 5 Jahren
sah ich das Glied des Vaters. Wenn ich onanierte und inir die Freude stören
i^ dachU. ich an das GUed des Vaters und die Freude war ..ofor, ver-
schwunden. Jetzt habe ich Ekel vor jedem Ghedo wie vor einer Ratte. L.
fsm mir der Lehrer ein der homosexuelle, der bei uns wohnte. Er war
eLUöne. Mai^ 4 war in seinem Zimmer. Was war in dem Zimmer?"...
Hier bricht die Erinnerung ab.
Seine Schwester halle ilnii mitgeteilt, daß er noch mit 13 Jahren an
der Wade der schUifenden Mutter onaniert hatte hie war das bei ihm .chon
gewohnt. Die UniUv hatte einen entsetzlichen Geruch. Beim Onaniereu «'ar
ihm der Geruch nicht störend, sondern wirkte aufreizend.
Er träumte:
Es ißt das Zimmer in der R.-Stralii;. Ich sitze beim SchreibLirfcli.
habe auf dem Schoß ein kleines Mäderl und lecke ihr die Augen aus,
welche tränen. Im Nebenzimmer ist die Türe offen, da ist ein runder
Tisch da sitzt die Familie, darunter ein Herr mit Zwicker. I «llution . . .
Ich habe einen Streit mit Herrn Pfeifler. Er gab mir eine Ohr-
feige ich wai- feig und habe ihm nur zum Scheine einen kaum angedeuteten
rackenstroicli zurückgegeben, mehr au. Hotz, so daß er sich brüsten
konnte, er habe mir wirklich eine Ohrfeige gegeben.
li-h hatte eine Einladung in ein Sanatorium. Das Sanatorium wsr
■luf einem Berg in Wien und doch am J.nnde. Wir sind von lückw^irts
angekommen, es war ein schmale« Haus und wie wir hineingehou, haben
Bauernkinder gespielt und ich habe gesagt: Schon ist es au dem i.and,
wenn die Sonne spielt. Ein Herr, der mit seiner Frau angekommen let,
dachte in dm Momente dasselbe. Im Foyer großer Andrang beim.
Portier und der hat uns gekannt. (Wir waren schon einmal da.) Drmnen
wie eine \-orstenung. Ich habe vorne emen Plat« gehabt und zwei Leute,
larunt^r ei« niießer Jud. waren mit mir. runder gebogener Rucke,..
größer als ich Ich habe ein Papier genommen und es ihm rückwärts
•'Vln Wim wird Nudel für Penis gebraöcbt.
V
. 1
■
„ .. Fetischismus. ■-"
1 ^o
hineingefit<>«kt, sü daß die Leute über ihn gelacht haben. Er setztö- sieh
auf meinen Platx.
Der erete Traum erhält einen Nachtrag: seine Schwester war auch
dabei Er enthalt die Wiederholung und Bestätigung der Kunniliugusszene.
Das Auge steht für die Vagina. Der Herr mit dem Zwicker ist der Vater
der ihn. einmal aus dem Bett der Mutt^^- gewiesen und beim OnmiieiTii ci-t.aiH>L
und dafür gestraft hat.
Der zweite Traum stelll- .seinen imieren Kainpl dar.
Das dritte Traumstück erhält seine Erklärung durch den Portier,
zu dem ihm der verstorbene Schwager einfällt. Seine Schwester führte emen
leichtsinnigen Lebenswandel wie seine Mutter. {Im Foyer großer Andi-ung —
das Sanatorium ist ein Bordell.) Der groise mielk .lud macht seiner Fra.u
den Hof. Er nimmt seinen Platz ein. Er fürchtet betrogen zu werden^ wie
sein Vater. Die Kinder, die in der Sonne spielen, sjmbolisieren die üeni-
Es fällt mir auf, daß in dem nicht gedeuteten Traume von den Aristo-
kraten (S. 124) Georg nach rückwärts zum Trabremiplatz reitet. In diesem
Traum steckt er dem niießon Juden ein Papier rückwärts hinein, so dail di^
Leute lachen.
Er bittet um eine Hypnose. Er wird leicht eingeschläfert und. aur
gefordert, seine Einfälle zum Traume (S. 124) zu sagen. „Wer ist der Diener?"
Er gibt folgende Erklärung:
..Die Aristokraten sind die Ei'wachsenen, die Kinder si'iid die gewöhn-
lichen Mensehen. Die Aristokraten fahren in den Prater, das bedeutet, Jat!"
die Eltern in den Fral^er gegangen i^ind. Der Diener, der alles anzuschaffen
hatte ist der Zirameihei'r. Er hatte auch einen Zwickei', Er war der Mann
mit dem Zwicker. Er war der Geliebk' meiner Mutter und der Vinzi. Im
Vorzimmer hatt^ ich mit der Schwester gespielt. Der Diener, der große
Macher und der große Vogel sind das Glied des Zimmerherrn. Er liatte
ein sehr großes Glied ■ ■ ■" _
„Woher wiesen Sie das?'"
,.Ich habe es Ihnen ja erzählt."
Bitte erzählen Sie noch einmal." (In Wirklichkeit hatte er nichts von
dem Gliede des Zimmerherrn erzählt, offenbar hatte er sich vorgenommen,
darüber zu sprechen und glaubt, daß er es getan liat, was in der Analyse
außerordentlich häufig vorkommt.)
. Nun ja . . . Der Lehrer hat mich unterrichtet. Wir waren oft allein
in seinem Zimmer. Da gab er mir das Glied in die Hand, das ich in meiner
linken Hand hielt und rieb, bis ein weißer Saft herauekam."
Wie oft kann das vorgekommen sein?''
„Zehnmal ..."
■ Sie wissen es bestimmt?"
Ja, zehnmal." (Siehe den Traum S. 124.) ^
Was bedeutet das im Traume: Wir sind von rückwärts angekommen.
Wamm stecken Sie das Papier rückwärts hinein?"
Der Lehrer ließ mich entkleiden und schlug mich mit einer Rute gan^
leicht "auf die Waden. Das hat er später in der Schule auch gemadtU E''
versuchte auch, sein Glied in meinen After einzuführen. Ich hatte Schmerzen
und habe sehr geschrieen. Da hat er mir den. Finger eingeführt und ich habe
! ^
Wacleu-Pai'ti^lisniTis, Sailismus. Kleptomanie,
1L>9
dabei ein großes Vergnügen gclmlit. Ich stand ganz in öeinpiii Banne. Kr
war der Lehror und saglo, ich niüsrio alles inadion. Wenn ich aber dan'ibur
s^ji'cclicn würde, su müßte ich sofort stei'ben.'"
„Wissen Sie noeh. wie der Lelirer heiiU'r"'
„Natürlich weiß ich das. Soiinenthal!" („Schön ist es auf dorn Land,
wenn die Sonne spielt.")
„Er ist auch der Herr mit dem Zwicker. Kr iiat midi am gan/.en
Körper, besonderf^ in die Wangen und in den Popo gezwicki. Er hat dann
verlangt, ich solle mein Glied bei üim eiiiführen. Er hat daan den Eiiekeii
nach vorne gebugen. Er war eigentlich ein mießer Jud." („Drinnen war
Vorstelhmg. Ein mießer Jud mit rundem gebogenen Rücken war mit mir.")
„Erinnern Sic sieli an alle diese Dinge ganz deutlieh?''
„Ja.'-
„Weshalb haben Sie denn vorher nichts davon erzählt?"
„Ich weiß es nicht. Herr Doktor, kann ich die Angeu aufmachen? Ich
sdilafe gar nicht. Ich bin ja wach. Ich weiß überhaupt nicht, ob icli bei
der ei-sten Hypnose geschlafen habe oder ob ich gespielt habe. Idi glaube,
die Sache mit dem Sonnenthal habe ich immer gewußt. Ich wollte sie nicht
wissen, wie Sie so richtig schreiben. Idi liegreifo nun, waiuai ich so auf
der Gasse herumlaufe. Ich will alle die Sachen wieder edeben, die ich in
der Jugend edebt habe. Ich laufe meiner Jugend nadi.-
Es war noch die Impotenz in seiner Ehe zu erklären. Auch diese
fand eine unerwartete Lösung. Es konniiL zum Vorschein, daß er sich die
Impotenz selbst inszeniert. Er hat doch seil der Jugend den Kampf mit
der Freude. Er darf keine große Fi'eude haben und liat sich schon als Kind
eine eonderbaro Fragestellung ziirochtgelegl : Was habe ich von der Fi'cude?
Er stellte sidi vor, er wäre nach der Freude und daim wäre ja alles das
gleiche. Er hat bei .'deiner Frau eine gule Kieklion. Im Momente, in dem er
den Beischlaf vollziehen will, l'iilit ihm lier ..philosophische Gedanke" ein:
„Stelle dir vor, es ist eine halbe Stunde später. Was hast du dann von der
Fi'eude?" . - - Und die Erektion geht dann prompt zurück.
-. Die Erklärung dieser lusKcnierung einer Niededage gellt auf die Kind-
lieit zurück. Er hatte ein heißes Begehren auf seine Sdiweetern. Er verdarb
sich sein Begdireii durch die Fi'age; ,.Was host du von der Freude nach
einer halben Stunde? Was hast du von der Freude morgen? Was hast du
von der Freude nach deinem Tode?'' K\ivz. es gelaug dim, seine Sdiwestern
zu entwerten und so in den Hinlergrund des bewußten Begehrens zu schieben,
daß er im Beginne der Behandlung von dieser Einslellung keine Ahnung
hatte und wiederholt, die Frage aufwarf, wieso es komme, daß er gar keine
sexuellen Erinncjaingen an seine Sdiwestern habe. Nun, wir haben es gelernt,
daß er allen Grund hatte, ein bö.ses Gewissen zu haben. Er fürchtet Gott
uiid will sich jede Freude im Leben verderben. Kr ist bei seinei' Frau im-
potent weil er sie begehrt und nicht verdient. Sclion als Kind glaubte er:
Alle Menschen sind mit Gott gegen mich verschworen! Und diesen Glauben
hat er noch heute. Er ist ein Pechvogel weil er kein Glück haben darf.
Fr hat die schönste Frau und kann ihr nicht beiwohnen. Er boginnl. zu
nhiloeophiercn in dem Momente, wo er koitieren sollte. Das ist kein Fatum.
Das ist eine selbst gewollte und gesdiickt inszenierte Niededage.
St.kBl, StÖmuBen fl«. 'rri«!.- n"d AflBlitlel.=n., VII.
130
Fetischismus.
. 1
|!i'
f
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I'
Die Analyse war beendet. Die Zwangsvorstellungen quälten
Georg nicht mehr, er konnte auftreten, ohne sich seinen Erfolg zu
hindern. Er verlor den Drang, Mädchen nachzulaufen und die sadisti-
sehen Szenen aufzuführen und es gelang ihm nach einer Übergangszeit
von 3 Wochen mit seiner Frau den Koitus auszuführen. Sie war ihm
nicht mehr Schwester- und Mutterersatz.
Der Fall bietet in mannigfacher Hinsicht ein ganz außerordent-
liches Bild. Wir sehen erstens die Macht der infantilen Erlebnisse and
den Einfluß des Milieus. Eine verderbte Mutter, die ihr Kind benützte,
um mit dem Schein der Ehrbarkeit (eine verheiratete Frtiu mit einem
Kind — ein Kunstgriff vieler Dirnen, die sich zu diesem Zwecke Kinder
ausborgen, auch eine Spekulation auf pädophile Einstellungen) Männer
zu erobern und ihrem Gewerbe nachzugehen. Als Gegensatz ein sitten-
strenger Vater, der als Vertreter der Moral neben der frommen (jirof--
mutter die Forderungen der Religion vertrat. Der Zwiespalt in seiner
Seele war durch diese Umgebung von Jugend an festgelegt.
Die Heirat war ein Versuch, sich aus den Banden des Infantilis-
mus zu befreien. Aber durch die Identifizierung seiner Frau mit der
Schwester wurde sie Tabu — und der Weg zu seiner Paraphilie war
wieder geöffnet.
Wir sehen einen mächtigen Impuls, der eine Wiederholung der
kindlichen Erlebnisse verlangt. Die Szene, die er im Hotel aufführt, ist
eigentlich ein Mixtum compositum und aus mehreren Erlebnissen zu-
eammengestellt. (Mutter, Schwester und Lehrer.) Sein permanenter
Kampf gegen die Homosexualität führt zu Verdrängung und Ein-
beziehung seines homosexuellen Erlebnisses in die spezifische Szene.
Er wird der Lehrer und das Mädchen wird der kleine Bub, der auf die
Waden geschlagen wird. Es erklärt sich auch, daß er bei dem nach-
folgenden Koitus so ungeschickt ist und den Introitus vaginae nicüt
finden kann. Er sucht eigentlich den Anus des Lehrers,
Die Kleptomanie spielt eine nebensächliche Rolle, sie wird aber
durch die Beziehung zur getragenen Wäsche sexuell interessant und
geht auf einen primitiven Trieb, auf den Riechtrieb zurück. Schon als
kleiner Knabe benützte er die Wäsche seiner Mutter, um zu onanieren.
Reste dieser Neigung sind ihm geblieben und er würde auch jetzt als Er-
wachsener gerne wieder Wäsche stehlen, wenn es niclit so gefährlich wäre.
Nicht alle diese Fälle zeigen eine Beziehung zum Inzest, wie der
vorhergehende.
Wagner-Jauregg beschreibt emen Fall eines Dienstmädchens,
welches die Hemden ihres Dienstherrn stahl, um sie des Nachts zu tragen.
Ich kenne ein Dienstmädchen, das die schmutzigen Hemden ihrer Fran
gleichfalls als Nachthemden benützte und von der Frau .überrascht
Wiidcii-i'ai-iialisuiiis, Sadisiiiiif, Kleptomauie.
131
wurde. Sie erlitt einen hysterischen Anfall und wurde mir zur Begut-
achtung gebracht. Es war nicht schwer zu konstatieren, daß dieses
Mädchen in ihre Frau verliebt war und sich am Gerüche ihrer Wäselie
erregte.
Es gibt Kleptomanen, welche Unterhosen, Strümpile, Sacktücher,
Mieder usw. stehlen, um sich durch sie zu erregen. Sic werden gcwölm-
Ucli als Fetischiäten beschrieben. Wenn unser Patient sicli nur mit den
Wäschestücken begnügt, sicli emen Hareui solcher Stücke angelegt, au£
die Frauen ganz verzichtet hätte, so könnte man ihn als FetiBchieten
bezeichnen. Sein Wadenpart ialismus ist durch mehrere Erlebnisse de-
terminiert. Die Behauptung von Sadger, die angeblich Freuds Ansicht
darstellt, jeder Fetisch repi'äsentiere das Genitale (die weiblichen
Genitalien) erscliöpft das Problem nicht.
Als Beweis werden Fälle angeluhrt, die eich nach der Analyse
gebessert hätten. Ein Busenfetischist {SadgerB Bezeichnung!) verliert
nach der Analvse das monopolisierende Interesse für den Busen und
beginnt zu koitieren, d. h. sich für das Genitale zu interessieren Das
ist natürlich kein Beweis, daß der Busen das Genitale im ^v-orthchen
Sinne vertritt. Jede erogene Zone kann schließlich genitahsiert werden,
die Rolle eines Gemtäles spielen. Wird die infantile Fixierung auf-
gehoben, so tritt das Interesse für das Zentrum der sexuellen Be-
ziehungen in den Vordergmnd. '- '
Wir haben in dem vorigen Fall (Kapitel II) von Busenpartial.smus
..esehen wie besondere Umstände das Interesse für eine bestimmte ero-
gene Zone auch nach der Pubertät ohne inzestuöse Beziehung
fixieren können. In dem erwähnten Falle war der Busen das Erinne-
rungsbild der unvergessenen ersten Gehebten. , , . ,,
Der Partialismus ist so verbreitet, daß wir ihn als eine voll-
kommen normale Erscheinung auffassen können Er hat natürlich seine
individuelle Begründnng. Wie viele Fäll, müßte ich anfuhren wollt
i-.b alle Fälle von Partialismus psychologisch und analytisch aufklaren!
Die' angeführten Beispiele mögen genügen. Das Buch hat n^chtdie
Aufgabe ein Kuriosenkabinett zu sein. Haben wir einige dieser Kunosa
analyt s h erklärt, so ist unsere Aufgabe vollendet und wir wenden
uns der kompli^^i-'t- Aufgabe zu, die Fälle von echtem Fetisclnsmus
analytisch zu deuten. ..*.,--
■ Kehren wir nach dieser allgemeinen Auseinandersetzung zu dem
A.^ TT^ll 7iirück Georg spielt eine bestimmte Szene - und er
""■'utl" li 1 M "bs i.t ilnn'ni*. geUmgon, di. intartilo Tyrannei
? Svl Lm n%« über,vindsn und sich an ein Objekt de,- Gegenwart
'Tffri en E° .nteriiegt dem Z.van,e der Reihenbildnng, e,- ,rt aneh
Sohl imstande, .ein- Begehren dauernd auf e i n e Person zu r.eirten, d,e.
ia3
Fetischismus.
i r
selbe.' MasocUistiii, allen .einen Wünsdien beroit.villig ontgegenkonmit
E V rsucM .oh! noch ein paav Wiederhoh-.ng.n, ab.r bleibt n.cht bo.
S,nr;vüimhngen Objekte E,- .nuß aul cUe St.aße e. .uß nach neuen
Obiekten Ausschau halten. Er sucht nicht das Mädchen, das sich-^Uhg
felm «nd schlagen läßt.- er sucht den W > d e r s t a n d, den er über-
winden muß und kann. ,,,,,-.- A Ivc
Dei- Zufall fügte es daß einige Zeit nach Abechlußdieser Analyst-
bei mir ein Kollege mit einer Patientin erschien, welcher der Meinung
war das Mädchen leide an einer Paralogie mit Halluzinationen, weil sie
einen ganz unwahrscheinlichen Roman üboi' ihre Vergewaltigung kon-
struiert habe Ich ließ das Mädchen diesen Roman erzälilen und erkannte
sofort daß es sich um ein Opfer Georgs handelte.^) Ihre Schilderung:
deckte sich mit den mir sattsam bekannten Tatsachen. Ich konnte den
Kollegen beruhigen. Es handelte sich nicht um eine Paralogie und Erfin-
dungen, sondern um traurige Tatsachen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr
ich daß Georg mir seine sadistischen „Spielereien" viel harmloser dar-
-Geteilt hatte, als sie eich in AVirklichkeit abspielten. Das Mädchen war
von einem Herrn an ihn empfohlen worden, um tanzen zu lernen. Geor^
fülirte sie auf eine halbdunkle Bühne und ließ sich einige Schritte vor-
machen. Elise — so wollen wir das Mädchen nennen — eine 'iliährigc
Überspannte Hysterika, hatte nur einen brennenden Wunsch: eine be^
rühmte Tänzerin zu werden. Sie hatte aber früher nichts gelernt und
konnte nur einige Tanzschritte und graziöse Knixe vormachen. Georg
sagte ihr, sie müsse sich eine strenge Schule gefallen lassen, um eine Be-
rühmtheit zu werden. Er ohrfeigte sie und yi)errte sie eine halbe Stunde
in ein dunkles Ziinmercben, riß sie beim Kopfe nach unten, schließhcii
fährte er sie in sein Hotel. Dort ließ er sie bis aufs Hemd entkleiden,
schlug sie mit einer Gerte — er konnte sich keine Reitpeitsche ver-
schaffen — auf die Waden; wenn sie „schlechte Schritte" machte. Er
• befahl ihr, die Hände nach rückwärts zu geben. Elise folgte willenlos
gänzhch fasziniert von dem einen Gedanken, eine berühmte Tänzerin zu
werden. In einem Momente hatte er ihre Hände rückwärts zusammen-
gebunden. Dann wurde er immer strenger und gransamer. Sie begann sich
zu wehren. Sic biß und eie schrie um Hilfe. Niemand kam. Aber er wurde
immer böser und warf sie schließlieh quer aufs Bett, so daß ihre Beine
an seinen Leib gepreßt waren. Sie flehte, er möge sie schonen. Sie sei
noch eine Jungfra.u. Er lachte höhnisch und meinte: „Beim Theater
brauchen wir keine Jungfrauen!" Ihr Widerstand ermattete und er de-
florierte sie mit einem Koitus, der nur einige Sekunden währte, aber
sehr schmerzhaft ^var. Dann band er sie los und gab ihr scliließlich Geld,
>) Dio Analyse dieees Mädcliene wird iti Band VIIT als Fall von MaEOChi^mue
erscheinen, _ r _ . . -
Wadeu-Paitialismiis, Sadismus, Kleptomauie.
133
das sie widerstrebend annahm. Die weiteren Sdiicksale Elisens inter-
eesieren uns ]ucr nicht. Einee n.öclite idi erwähnen. Sic versuchte gc-
viditliche Schritte, wandte sich an einen Advokaten. Es war ohne Erlolg.
£).,- Unhold hatte es so schlau angestellt, daß man ihm nichts antun
konnte.^) _ ^ . ,- . ■
Wir sehen deutlieh, daß er bei seiner großen Szene vier Ereignibbe
v.>rmengt: 1. Die Sehläge des Vaters. 2. Haß und Liebe zur Mutter.
?, Die Szene mit dem Lehrer. 4. Die Szene mit der Schwester.
Es war mir im ersten Momente aufgefallen, daß Elise ganzlich die
Züge Georgs hatte. Sie sah wie seine Schwester aus und glich speziell der
jüngeren Schwester, die ich persönlich kannte und wegen cmer schweren
iparapathie behandelt hatte. . . -i a.^
Folgen wir seiner Szene, so sehe.i wir, daß den Hauptanteil das
Erlebnis mit dem Lehrer für sich in Anspruch nimmt.
1. E r i 6 t d e r Lehrer.
" Er wird bestraft. Er soll angeblich im Zimmerchen lernen, wird
aber zu einem hoi.osexuellen Akt gezwungen. Seine Ruhelosigkeit
i:onnnt daher, daß er immer ^^'ieder diese eine Szene erleben mochte.
2. E r i s t d e r V a t e r !
Der sadistische Anteil an dieser Impulsliandlung stammt von seinem
Vater, seinem ersten Lehrer. Dieser hatte ihm „Kopfstücke" gegeben und
strafweise in die dunkle Speisekanuuer gesperrt.
3 Er Bchlägt seine Mutter — die Hure!
Die Sclüäge auf die Waden sind die sadistische Umdichtung seiner
Liebesszenen mit der Mutter. (Andererseits ^vissen wir aus der
Analyse daß ihn die Waden schöner Knaben wiederholt sehr geieizt
haben besonders in der Zeit zwischen sieben und vierzehn .Tahren.)
4 El- wiederholt die Szene mit der Schwester.
Der Koitus wird gewaltsam auf dem Bette vollzogen so daß die
Beine seinen Leib umklammern. (Siehe den Traum S 125.) Stat de
KunniUngus macht er den Koitus. Er gibt aber zu, daß er manchmal
^-iTr^:T;rr".dchen,wiedieM.nne
'^ ^^ ' E: Id^I^^^H s!::m;iem der unzähligen L.ebhaber der Mutter
■ ""^ t^nSf- W:r gekommen, daß die Wade dasGenitale
hs ist nici 1, beliaupten. Die Wade
'l*^^:t':ir"s B W den detMuHs,. und dev SCwert... und den
■ wÄ D^nSädlns ..™„,en, die in,n,e,. ,„it, nackten Waden
r^ ^ IvnVat schrieb Elisen, daß dio Frau Georgs de wogen EliebruHi belange«
134
Fetiscbisiniis. — Waden -Part ialismus, Sadismus, Kleptomanie.
und barfuß herumspazierte. Überdies repräsentieren die Waden Knaben-
waden und den Pliallus, an den er homosexut'U.fixiert ist. Er hat einen
ivleinen Phallus, wie viele Sadisten, welche sich dafür an der ganzen
Menscliheit rächen wollen. Sein Haß gegen die Frauen stammt aus seiner
Einstellung zur Mutter, die eine Dirne war. Folgerichtig hat er eine
Frau mit einer mehr als fraglichen Vergangenheit geheiratet, d. h. zur
Mutter gemacht. (Auch zur Schwester, die ihr Leben getreu nach den
Lehren der Mutter begann, dann aber sich in den Hafen der Ehe rettete,
um ihre Tugend mit einer schweren Parapathie zu bezahlen.)
D i e „W ade" ist also ein komplexes Symbol, wie in
dem Falle, den ich im Kapitel IV beschrieben habe, wo sie den Phallus
des Bruders und viele andere Komplexe repräsentiert.
Es ist gefährlich, Paraphilien mit einem einzigen Schlüssel auf-
lösen zu w^oUen. Sie sind meistens sehr kompliziert aufgebaut. Wir
werden bei der Analyse von echten Petisehisten diese Tatsache genügend
zu würdigen haben.
Im vorliegenden Falle sehen wir, wie die Erziehung einen gut ver-
anlagten, hochbegabten, sonst liebenswürdigen und beliebten Menschen
auf die Bahn des Verbrechens drängt. Die Schuldige ist eigentlich die
Mutter Georgs ... • ■.-... ;,,.-.. ■.
1- iiJ
■j ii
'■i-.
;, I VII.
Partialismus und Haremskult
Variatiü delectat! Unermeßlich sind die Variationen,
welfihe der Eros orfinriet, um die eintönige Langeweile des natüi-lichen
Sexualorganes für den Sexualforscher interessant zu machen. Der
häufigste Pailialismus ist die Leidenschaft für Füße. Es hat mich immer
geivundert, daü es mehr sogenannte Fuß- als Handfetiscliisten gibl.
Allerdinge habe ich die Bedeutung der Hand für das Sexualleben des
MenscJien beim Studium des Autocrotisnms und der männlichen und weib-
lichen Impotenz genau studiert und kennen gelernt. In den vorlier-
gehenden Bänden dieses Werkes finden sicli Beispiele genug, welche die
Bedeutung der Hiind für das monschlicho Sexualleben bezeugen. Verhält-
nismäßig selten sind Partialisten, wel.-he nur nach dem Besitz der Hand
streben, deren Begehren sich in Streicheln und Drückeii, Küssen und
Saugen der Finger ersciiöpfi. Vie! häufiger sind die Schätzer der schöner
Hände, welchen die Hand die Brücke zum Begehren und Lieben wird.
Ich kenne viele Ästheten, welche keine Frau küssen können, deren
Hände sie abstoßend finden. Andererseits sind mir Fälle von Liebe auf
den ersfen Blick bekannt, in denen der Anblick der wohlgpforniten oder
eine spezifische Liebeshedingung erfüllenden Hände den Kurzschluß
zwischen Liebesbereitschaft und Verliehen ermöglichte.')
In zwei folgenden Fällen steht die Hand in ilcm Mitteliiunkte des
sexuellen Interesses. Beide zeigen aber ein Abrücken von dem M^'eibe. Es
kommt dabei nicht darauf an, ob einem Kranken einmal oder mehrere
Male ein Koitus gelungen ist. Das entscheidende ist, daß sich hinter
dem Partialismus eine antifeministische Tendenz, sogar eine antisexuelle,
asketische Tendenz verbergen kann.
^■- ,- Über den ersten Fall berichtet Moli:
Fall Nr. 25, P. f--., 28 Jahre alt, Kaufmann in Westfsilcn. zeigt keine erb-
liche Belastung. Über eein sexuelles Leben macht Patient auf h i n z i c 1 e n d t
■) Gabriele D'Avnmzio bat pei" Drama „Giaconik" dtn ecliimm Händen der
DuBe gewidmet. , , , _ . . ,.
^'U.
136
Fetischismus.
V-
V ■
Frat;(!u fülgeiido Angaben: Die ersten Aiilango geschk'clitUcher Erregiiiis
stellten sich iiei Ümi, öowcit ihm in Eiinuonuig ist, büieits im 7. LobL'iitijalire
ein. Si pueri eiusdein fere aetatis iningentis nieinl)rnni adspexit, valde libirli-
nibiis excitatus est. L. behauptet mit Sicherheit, daß diese Aiiireguiig mit
deutlichen Ki'cktioneii verhundon war. Verfiihi't diii-eh einen anderen Knaben,
wurde L. im Alter von 7 «der 8 Jahren zur Onanie veranlaßt. „Als sehr leicht
ericgbaro Natur'', sagt L., „gab ich mich sehr häufig der Onanie bis zum
18. Leliensjahre hin, ohne daß mir die öchiidlichcn Polgen oder überhaupt über
ilie Bedeutung des Yoigange^ eine klare Vurslcllung gckoinuien wäre". Be-
sondere liebte er es, cum iionnullis coimnilitoiiibub uuituam mastiirbatioiiem
tractai'c, keineswegs ab^r war es ihm gleichgültig, wer der andere Knabe war,
vielmehr konnten ihm nur wenige Altersgenessen nach dieser Richtung hin
geniigen. Aul' die Frage, was ihn besondere veranlaßte, diesen oder jenen
Knatjen vorzuziehen, aiitw-ortete L., diiß ilui bei seinen Schulkameraden be-
sonders eine w e i ß e. s c h o n g e f o r m t e IT a n d verlockte, mit ihnen gegen-
seitig Masturkition zu treiben. L. erinnert sich ferner daran, daß er häufig
hei Heginn der Turnstunde sich ganz allein auf einem entfernt stehenden
Barren mit Turnen beschäftigte; er tat dies in der .\bsicht, ut quam ma.vinio
excita-vetur idquo tanloperc asseeutus est, ut membro mann non tactb, sine
ejaculationo — puerili aetate erat ~ voluptatem clare senserit. Interessant
ist noch ein Vorgang, dessen der Patient sich aus seiner früheren Lebenszeit
erinnert. Der eine Lieblingskamerad N., mit dem L. mutueile Masturbation
trieb, machte ihm eines lages folgenden Vorschlag: ut L memlirum X — i
apprehendcre conaretur, er, N., wolle sich möglichst sträuben und den L.
daran zu verhindern suchen. L. ging auf den Vorschlag ein Es war somit die
Onanie direkt mit einem Kampfe der beiden Beteiligten verbunden wobei N.
. etets bcfliogt wurde.')
Der Kampf endete nämlich regehnaßig damit, ut N. tandem coatus sit
membrum masturbari. L. versichert mir, daß diese Art der Masturbation ihm
so^\ ohi ivie dem N. ein ganz besonders großes Vergnügen bereitet, hätte. In
dieser Weise setzte nun L. bis zum 18. Lebensjahre sehr oft die Onanie fort.
Von seinem Freunde belehrt, bemühte er sich nun, mit allem Aufwand von
Energie gegen seme üble Angewohnheit anzukämpfen. Es gelang ihm dies auch
nach und nach immer mehr, bis er endlich, nach Ausführung des ersten Koitus,
gänzlich von der Onanie abstand. Dies geschah aber erst im Alter von
21-/= Jahren. Unbegreiflich erscheint es jetzt dem Patienten, und es erfüllt ihn
angeblich mit Ekel, daß er jemals daran Gefallen finden konnte, mit
Knaben Onanie zu treiben Kerne Macht könnte ihn heute dazu bringen, eines
anderen Mannes G led zu berühren, dessen Anblick ihm schon unangcMiehm ist.
Es hat sich jede Neigung zu Mannern verloren und Patient fühlt sich durch-
aus zum Weihe liingezogen.
Es sei aber erwähnt, daß, trotzdem L. entschiedene Neigung zum Weibe
hat, doch eine abnorme Erscheinung bei ihm besteht
Was_ihn nämlich bei dem weiblichen Geschlechte wesentlich aufregt, ist
uerAnblicK einer schonen Hand; bei weitem mehr reizt es den L..w'enn
er eine weibliche schone Band berührt, f|uam si candam feiuinam plane
iiudatam adspicerel.
Wie weit die Vorliebe des L für A\c «clinn„ u> j - ■! r u„..
' Z^- '"' "'« acjione Band eines weiblichen
Wesens geht, erhellt aus folgendem Vorgang.
') AU.
.\il v,.M rudimeatfiren Sadismus b,i L. mi.\ M.,«„.-hkmus bei N-
h '
Partialisiiius iiiid Haremskdt.
137
L. kannte eine schöno jungo Dame, der alle Reize zur Voifügung slaiidoii;
;iber ihre Hand war zieiiilicii groß und hatte keine Bcliöne Purni, war viel-
leicht auch iniinchinal niclit rein, wie L. beaiispruehte. Es war dem L. infolge
dessen nicht nur unmöglich, ein tioforos Interesse für die Dame zu fassen,
sondern er war nicht eiiinuil imstande, die Dame zu berühren. L. meint, daß
es im allgemeinen nichts Ekelhafteres für ihn gebe, als uiiSLUibere Fingernägel;
diese allein nnichten es ihm unmöglich, eine sonst noch so schöne Dame zu
berühren. Übrigens hat L. häufig den Koitus in früheren Jahren dadurch
ersetzt, ut pueilam ufif[ue ad eiaculatiuiiem effeclam nietuluuui suimi manu
Iraetare iufiscrit.
Auf die Frage, Wiis ihn an der Hand des Weibeü liesunders anziehe, ins-
besonders, ob er in ihr das Symbol der Macht sehe und ob es ihm Genuß be-
reite, von dem Weibe eine direkte J^eniütiguiig zu erfahren, antwiirlele
Patient, daß nur die scliönc Für m der Hand ihn reize, daß von einem Weibe
gedeuiütigt zu sein, ihm keinerlei Befriedigung gewähre und daß ilnu noch
niemals ein Gedanke daran gekoniuien sei, in der Hand das S\-inljol oder das
Werkzeug der Macht des Weibes zu finden. Die Vorliebe für die Hand des
Weibes ist noch iieute so groß, ut maiore volu])t.ate afficiatur si nianus
feminae membrum tractat quam coilu in vuginam. Dennoch möchte Patient
diesen lieber ausführen, weil er ihm die natürliche, das erstere atier als eine
krankhafte Neigung erscheint. Die Berührung seines Kon)ors durcli eine .schöne
weibliche Hand verursachi dem Patienten .sofort Ereklion; er meint, daß
Küssen und andere läerührungen bei weitem nicht so starken Einfluß ausüben.
Patient hat nur in den letzten Jahren öftere den Koitus ausgeführt.
aber es fiel ihm der Entschluß dazu a u ß e r u r d e n l 1 i c h
s e h w e ]-. Auch fand er in dem Koitus nicht die volle B e-
f r i 0 d i g u n g, die er suchte. Wenn sieh aber L. in der Nähe eines weiblichen
Wesens befindet, das er gern iiesitzen möchte, so erhöht sich im bloßen An-
sehen der Betreffendeu zuweilen ilie sexuelle Aufrcguug des L. bis zu dem
Grade, daß i^jakulallon erfolgt. L. ver.-!ichert ausdrücklich, daß er liiebei
;tl>siclitlich sein Glied nicht berühre oder drücke; die unter solchen Umständen
erfolgte Siiei'maenlleeniiig gewähre dem L. einen bei weitem größeren Genuß
als der wirklich vollzogene Beischlaf.
Die Triiume des Patienten L, betreffen niemals den Beischlaf. Wenn er
des Nachts Pollutionen hat, so kommen sie fast steü in Verbindung mit ganz
■,nde"ren Gedanken vor, als dies bei normalen Männern der Fall ist. Die l)e-
treffendcn Träume des Patienten sind Hekapitulationen aus der Schulzeit. In
dieser hatte nämlidi Patient, abgesehen von der oben erwähnten unitucUen
S die den gleichen oder verwandten Inhalt habe.,, wie die ehen erwälm.en
gjeotel, mt uu. b P;,t.ient hält sich mfolge semes unnatürlichen
Vorgange ^^^/'^Viv^ir unfähig ein Weib dauernd zu lieben.
Fühlens und Empirndens lui uiuaing, tm „ r,, , ,
" HicM- sehen w,r deutlich eine ausgeBproehon bisexuelle 1 endmz und
eine Flucht vor den. Weibe. Die Träume verraten em gehenne. Sexua -
e das dem Bewußtsein des Patienten verborgen , st Alle d.e.e Angst-
ziel, aas aem ,, .- ^^^erden und vom Nicht-Errcichen zeigen - wie
\
w
■ i
las
Fetischismus.
!
die nicht erreidit -werden kann. Es ist ?anz falsch, zu glauben, daß die
Angst, nicht fortig zu werden, den Orgasmus einer Pollution auslöst, Der
psychische Mechanismus ist folgender. Hinter die gestellte Aufgabe
schiebt sich eine andere viel größere und schwerere Aufgabe. Die Aufgabe
wird zum Symbol eines anderen versteckten Sexuallebens. Du wirst dein
Sexualziel nicht erreichen! (In dem Falle von Moll ist es natürlich nicht
durch eine Analyse aufgedeckt worden.) Die Aufgabe wird dann zu
einer Art Orakel. Wc-nn du diese Aufgabe vollendest, wird auch die
^dere, viel schwerere Aufgabe gelöst werden. Es handelt sich aber
um eine verbotene Aufgabe. (Meistens Inzest oder eine schwere Para-
philie.) Daher ist der Impuls durch Angst gohemmi und gebändigt.
Die Angstentwicklung begleitet dann die Auelösung des Orgasmus.
Viel tiefer können wir in die psychische Struktur des Handfetischis-
mus in dem nächsten Falle hineinsehen.
Fall Nr. 26. Herr G. L., ein Mediziner im Alter von 23 Jahren, raöchtP
von dner Leidenschaft befreit werden, die ihn jetzt so beherrscht, daß sie sein
ganzes Denken in Anspruch nimmt. Er denkt den ganzen Tag an schöiie
Frauen- oder Mädchenhände, so daß er nicht mehr arbeiten kann. Es ist eben
für den_echten Fetischismus sehr cliarakteristiscb, daß er das ganze Interesse
deTTrägers in Anspruch niimiit. Wie ein Unkraut überwuchern die fetischisti-
schen Vorstellungen den ganzen seelischen Acker. Selbst die vorübergehende
fetischistische itelriediguiig schafft kerne walire Kiihe. Das ist eben der Unter-
schied zwischen der normalen Befriedigung und der zwangemäßigen. Wenn
ein Normalmensch von lieftiger Libido gequält wird, so gibt es für ihn eine
Sättigung, nach der eine lange Pause der relativen Ruhe und sexuellen In-
differenz kommt. Bei den fetischistischen Paraphilien, die ja Zwangsneurosen
Bind, ist die Befriedigung und die Beruhigung nur eine sehr kurze und der
alte unstillbare Drang tritt bald aufs neue auf.
G. L. schildert seinen Fetiacliisnms folgendermaßen:
„Ich habe seit meiner frühesten Kindheit eine krankhafte Vorliebe für
Hilnde und benütze jede Gelegenheit, einem Mädchen die Hand küssen zu
können. Die Lustcmpfmdung habe ich aber gewöhnlich nicht
während des Handkusses, sondern wenn ich mir in Ge-
danken den Vorgang vergegenwärtige. Die Wollust entsteht
also bei mir wahrschcmlich nicht durch die Berührung von ,Hand und Lippe',
sondern durch das damit verbundene Gefühl v o n D eni ü t i gu n g Ich er-
innere mich, daß ich schon als Sjähriges Kind meiner Erzieherin die Hände
küßte und sie - wenn niemand dabei war - „gnädiges Fräulein" nannte, was
ihr wie mir Vergnügen bereitete. Ich habe vom 8. bis zum 17. Lebensjahre fast
täglich, manchmal auch mehrmals täglich onaniert und malte mir dabei
immer alle erdenklichen Erniedrigungen aus. Ich erinnere mich einer besonders
woUüetigen Phantasie: ich träumte, Plantagenbesitzer zu sein und mich von
meinen schwarzen Sklavinnen peitschen und mit Füßen treten zu lassen. Zur
Onanie kam ich auf folgende Weise. Ich besuchte nur ein halbes Jahr eine
öffentliche Volksschule. Wir hatten eine Rechenaufgabe zu lösen die mir zu
schwer war. Ich empfand heftige Angst, die bald in ein rätselhaftes Gefühl
von Wollust überging. Ich machte eine unwülküiiiche Bewegung mit der
ü
Pai'Cialisiniis und Haremskult, 139
Hand, w o d iir c h d i (? W 0 1 1 11 s t g e e t 0 i g e r t wurde. Im Gymnasium
war ich auf iiiran gefälirliclios Gelieimnie sehr stolz, doch f;pürte ich bald eine
starke NervenzciTÜltuiig. In den ohn^cn Khiwscn hiitle icli eine ;uisgesprocheno
Neigung zur HomosexualitiU. Ich „1 i 0 b 1 o"' einen Kollegen, es ist
aber niemals außer unschuldigen Zärtlichkeiten zu irgendwelchen Vertraulich-
keiten gekommen. Ich empfand den Umstand, daß er Antisemit war und meini*
Schwärmerei für ilm mehr duldete als förderte, als lusteteigernd. Ich karui
noch jetzt den Typus, den er verkörpert, nicht ohne gewisse Erregung sehen,
n-egen ihn aber empfinde ich, als ob er meine Abnormität verschuldet hätte
(was nicht der Fall ist), einen heftigen Haß und halie mir oft ausgemalt, dali
ich ilm kaltbliilig ermorden könnte. Mädchen begannen mich ers't dadurch zu
interessieren, daß ich {in Tanzschulen usiv.) veranlaßt wurde, gegen sie galant
zu sein. iSobakl ein Mädchen allzu freundlich gegen uiich ist, gewinne ich sie
lieb, aber sie hört auf, inich sinnlich zu reizen, Ich bin immor auf der Suche
nach Abwechslung in den Erniedrigungen. Gegen die Lustempfindung beim
bloßen Handkuß und beim Niederknien Imi ich schon etwas abgestumpft. Da-
gegen habe ich durch übcrsehwängüclie Huldigungen in letzter Zeit ein Mäd-
chen dazu gebracht, daß sie uiir nianchraal unaufgefordert die Hand zum Kusse
reicht, daß sie dieHandanmeinoLippen hebt. In solchen Augenblicken hatte ich
schon wiederholt Ejakulationen, die mich immer sehr erschöpften. Wenn ich
in der Elektrischen einer Dame ineinen Platz anbiete, so fühle ich, daß uieine
Stimme zittert. Wenn ich vor vielen Leuten einem Mädchen die Hand küsse,
so zucken meine Lip])en, Icli spreche sehr gerne ütwr meine Leidenschaft, leide
ül>erhaupt an einem gewissen Mangel von Schamgefühl. MasochiBtische Bücher
habe ich bis jetzt noch nicht gelesen. Ich begehe sehr gerne Taktlosigkeiten.
die ich nachher bitter bereue. Jeden Murgen waclie ich mit. einem heftigen
Angstgefülil auf, das erst vergeht, wenn ich auf die Straße komme. Ich bin
ni i t m e i n e ]■ Z e i t s e h r g e i z i g und mache mir über jede
Viertelstunde, die ich vertrödelt habe, heftige Vor-
wurf e. Ich hatte die Gewohnheit, sehr oft verstohlen auf die Uhr zu schauen.
Dabei bin ich aber durch meine Nervosität oft ganze Tage arbeit.suiifäbig. Ich
habe eine heftige Sehnsuclit naeli Selbständigkeit, lasse mir sehr ungern
Bücher empiehlcn, habe gegen Leute, mit denen man mich zuEummenbringen
will sofoil. einen starken Widerwillen und )iöre Ratschläge gewöhnlicli hof-
lich''in um sie dann nicht zu befolgen. Ich lüge sehr gerne und habe gerade mit
meinen besten Freunden vielleicht noch kein wahres Wort gesprochen. Ich
bin manchmal sehr feige, manchmal beinahe tollkühn und immer sehr lauiiei>-
h.ft Ich hi'be Anwandlungen von Geiz, die sich sehr komisch äußern: ich
v'„„', ■, T^ Ulf einem ßlatt Papier keine unbesehrielmic Zeilo ohne em gewisses
Sagt ir d überleg'mir manchmal eine Stadtbahnfahrt gebe aber
unneuagi.! ^liil über' üss ge Sachen aus, verliere auch
ann wiedei- ^^J^^J^JZ^,^^^ "-'^ Ortssinn und bin sehr
hautig Geld, kh habe yd '^ J^ ^ 7^^;^, mifmerksam zuhörcu-
.erstreut, 1^^^", wLl gerne isTLler,.ietzt kann ich mich oft kaum
Friiherging leh ^f ;"/ j'.^^f ,X^^^^ u, habe die Gewohnheit, notwendige
dazu zwingen, aut J^J.^^"^ "J/" ™ ,nd lasse sehr gerne Leute auf
Arbeiten immer auf f '« ^ '^ ^^ ™;'"„ ^ nu oder vier Verabredungen gleiob-
mich warten. Ich habe oft ^" S^nnt^g^J ^- ^^ ^^^^ ^^^^^,,^^ ^,.^^.,.,,,, ,,,,,,
S'JbS SS^^'SeitJ ändere meme Plä^. s.ir h.ufi.
Ö(£'
*v,
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Foliscbisiiius.
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dbor in diwcin eiiu'ii PUin wünk^ ich inieli durch nichts boiri-en hissen, er i^t
beinaho zur fixen Idee gc«-urden.' Ich glaiiije auch an mein Talcnl, und hin
gegen Neckereien von Kollegen suwie gegen sachliche Einwoiiduiigon ziemlich
iineiiipfindlich. Dagegen können mich gnt goiiieinle Ratschläge, namenÜich
wenn sio von auturitativer Seite kommen, zu wahren Wutanfällen- bringen
(z. B. „Lyrik liest man nicht, es ist besser, Kaufmann zu werden"). Ich habe
sehr oft mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen. Seit 10 JLihren
fiiiire ich ein zjonilich genauem Tagebuch, das aber (wenigstens so weit es von
mir abhängt), noch kein Mensch gelesen hat. Ich war niemals i m-
s t II ji d e, auf normale AV e i s e g e s c li 1 e c h 1 1 i c h zu v e i- k c li r o n,
spüre aber, daß ich von Tag zu Tag sinnlicher werde. Ich habe iibi'igcns —
vielleicht unbewußt — auch in meinem nur für mich bestimmten Tagebuche
die Neigung, Taisaehen so zu fälschen, daß sie mich in ein günstigeres Licht,
setzen. Meine Träume sind häufig masochistisch gefärbt.
Dieser Kranke zeigt eine Reihe von Zwangshandlungen, die sehr
durchsichtig sind, wenn man weiß, daß seine Mutter am 5. November
(ö./ll.) gestorben ist und er sidi we^^eii -der Todeswünsche gegen die
Mutter licftige Vorwürfe macht.
Der Patient berichtet:
Ich beechließe jede Eintragung in mein Tagebuch seit dem Tode meiner
Schwester rait den Worten: „Ich grüße meine Toten!" Ich habe noch niemals
eine Zede m meinem Tagebuche freigela.ssen. Wenn auf einer Seite noch ein
paar Zeilen frei sind, so schi'eibe ich gieichgültigo Worte )iin, um sie zu füllen.
Bei wichtigen Ereignissen pflegte ich für meine verstorbenen Verwandten in
lolgcnder (streng eingehaltenen) Reihenfolge zu Ijeten: Mutter, Schwester,
Großeltern, Großvater (väterlicherseits). In meinem ersten Schmerze nach
eines großen Künstlers Tode wollte ich auch ihn in mein Gebet aufnehmen,
doch erschien mir das bald als eine Pietätlosigkeit gegen meine Mutter. Ich
habe auch die Gewohnheit, vor Entscheidungen dae Wort Mutter" 5 oder
H Mal in Gedanken zu wiederholen. Die Zahlen 5 und 11 beherrscJien mich
ununterbrochen. Ich habe dafür folgende Erklärung: Ich bemühe mich, beim
Treppensteigen immer mit dem rechten Fuß zu beginnen und aufzuhören.
Dabei Btelle ich nur Aufgabe» z. B. ich muß, bevor mir jemand entgegen-
kommt, S Stufen zunickgelegt haben („Aller guten Dinge sind drei") und diese
drei Stufen müssen iür mich völlig Übcrwu]iden sein, d. h. ich muß mich durch
je einen Schritt mit dem linken und dem rechten Bein vom Endpunkt (nämlich
der 3. Stute) ent ernt haben. Mit anderen Worten: Für meine Entwicklung
darf es keinen endgültigen Ruhe|jimkt geben. Das gleiche gilt für 9 (3 m-il :^)
und 2 Ich zähle erst von 1 bis 11, dann von 11 bis 1 und wiederhole schließlich
llmal das Wort „Null". Beim Telephonieren muß ich, bevor ich das Gespräch
beginne, zuerst auf dem linken, dann auf dem rechten und schließlich auf
beiden Füßen so lange stehen, daß ich rasch bis 5 oder bis 11 zählen kann Ich
gerate in tödliche \ crlegenheit, wenn ich in Gegenwart meines Vaters mit
jemandem ein Gesprach fuhren soll. Ich gebrauche bestimmten Menschen gegen-
über immer wieder dieselben Redewendungen, ohne es zu wollen So sage ich
z. B. einem Kollegen, so oft ich ihn treffe, daß ich sein Phlegma für verhaltene
Kraft halte. Ein Mädchen hat mir einmal gesagt, daß sie sich für Geaphiche
über Reisen un^I über Philosophie nicht interessiere, und so oft ich mit ihr zu-
sammenkomme, serviere ich ihr nur diese zwei Themen, Ich habe einen Be-
Partialismiis iiod Itareiiiskiili. ^ 141
kannten — or ist gar nicht komieeli — boi dessen Anblick ich förinlicli Ladi-
krämpfc bekommt', nur weil er mir einmal gesagt hat: „Sie halien su ein ner-
vöses Lachen." Snlange icli einen Koüegen „lieliie", kiini icli täglich mehrere
Mal u n w iil k ii r li c h a» scinoni Hause vorbei, und ivühn-nd meiner
Schwärmerei für den großen Künstler ging ich sehr oft, beinahe ohne es zn
wo]]en, in <)io Oper, wo er wirkte (auch vnnniltags), obwuhl ich in onlgcgen-
gesetzter Kichiiuig vom ILul-^o weggcgiuigen war. Auf (h-r ^tralSo liabe ii-li das
Bestreben, ni ü g 1 i c h s t viele Leute zu ü b e r li u ! e n. v u r i\\l e ni
L i eb e s II ii a r e. Da hal>e ich die Kniijfindung: Ich bringe es im Lel>i'n (uikI
in der Liebe) weiter als sie luid ihii> >\a<-hk<inniion. Heuer im Winier halte ich
eine Zeillang die fixe Idee, täglich mindestens einem Mädchen die Hand zu
küssen. Den Tag, an dem mir die Erfüllung meines WunscJies unmöglich war,
betrachtete ich als verloren. Die Vorstellunp;, „Zeit zu verlieren", peinigt mich
ununterbrochen. Wenn ich mich wirklich wi^hlfülilen soll, muß ich etwas, das
sich schütleln lälil (am liebsten einen langen (Jraslialm odei' eine Haferrispe)
in der Hand halten. Es gibt Leute, die ich sehr lieb habe und denen gegeniibei'
ich doch noch kein herzliches Wort ülter die Lippen gebracht habe. Ich habe
die Gewohnheit, jedes Glas Wasser,, das vor mir steht, auszufrinken, auch
wenn ich keinen Durst habe. Auf diese Art habe ich schon manchmal ohne
Durst, ganze Krüge ausgetrunken."
Diese Zwansshondlungen erfordern eine eingehende Atialyso. Zn-
c-rst gehen wir einen Tolenknlt, der an die Gebräuche der rritnitlvcn er-
innert, welche die Rache der Toten und besondeis der CietÖteten
fürchten.') Er hat allen Grund, die Radio der Toten zu fürchten. Denn
sein Gefühl beim Tode eines andern isl immer Seliadenfreude und Genug-
tuung; Gut., daß ich es nicht bin! Was für Vorteil habe icli davon?
Also eine auBfjcsprodiene Urrcaktion, auf die er dann mit nioralisclien
Jxulturgefiililen reagiert. Auch der To(i .seiner Mutter und seiner
Sdiweeter war für ihn eine (Quelle der Genugtuung. Sein Vater war mm
auf ilm angewiesen. Er konnte ihn ganz haben. Daß er für alle Verstor-
benen helet (dabei hriislet er sidh Freif^eist und Atheisi zu sein!) he-
il eist, daß er seine sündigen Gedanken überkompensieren will. Wenn sie
schon tot sind, so möge es ihnen gut gehen. Was er den Lebendon nidil
gegönnt hat, das wünscht er den Toten: Seligkeif! Nadi dem Tode eineä
großen Künsilcrs versagte er sich, für ilm zu holen. Er hatte auch keinen
Anlaß Denn der Tod dieses Künstlers liatte ilm wirklidi erschütlerf. Er
hatte einen Menschen verloren, der ihm immer Genuß bereitet hatte, einen
Mensdien, dem er nie den Tod gowünsdit hatte.
Er verträgt keine freie Zeile in seinem Tagebuche. Er verträgt
keinen leeren Umm im Tage. Er zeigt den bekannten horror vacu. der
Parapathiker, die bestimmte Gedanken nicht denken dürfen, welche ,hr
Schuldbewußtsein ausdrücken würden. Vor wichtigen Entscheidungen
spricht er das Wort „Mutter" aus. Sic soll ihn schützen, die Frau, die er
^^ Freud Totnu und Tab», u-kI Le.rn Brühl Das S«k-n!.),.n der Natur-
völker, Deutsch vun ]V Jerusalem. Braumüllfr, Wien und Leipzig. 1921.
V-S
142
Fetisfibismua.
J
li
t,
so geliebt und der er trotzdem aus Eifersucht den Tod geAvünscht hatte,
■weil er sie ganz allein für sich besitzen wollte.
Die Zwangszahlen 5 und 11 erklären sich sehr einfach, wenn man
weiß, daß der 5./XI. der Todestag seiner Mutter war. Alle seine anderen
Erklärungen sind nur Rationalisierungen.
Mit der llfachen Wiederholung der Null annulliert er einen ihm
unangenehmen Vorfall der Vergangenheit. Er hat gewisse Stereotypien
im Umgänge, die seine Verlegenheit verbergen sollen. Er gebraucht sie
besonders bei Menschen, zu denen er sexuell eingestellt ist. Auch seinem
Vater gegenüber ist er verlegen, besonders wenn fremde Menschen dabei
sind, weil er fürchtet, sie könnten seine Einstellung erraten. Er könnte
sich durch ein unbedachtes Wort verraten. Vor diesem Verrat sichert ihn
der Mechanismus der Stereotypie. Andere kleine Züge verraten seine
(iraueamkeit und sein Gefühl der Uberlegenlieit, das mit dem Gefühle der
Minderwertigkeit und des Neides abwechselt. Er ist unendlich ehrgeizig
und will der Erste sein. Deshalb arrangiert er die Wettläufe auf der
Straße, die er als Orakel auffaßt.') ■ -
Er ist abergläubisch wie alle Zwangsneurotiker und sieht sich von
mystischen Wundern umgeben. Er glaubt an die Allmacht seiner Ge-
danken. Daher ist er der Mörder seiner Anverwandten und aller Toten,
welche er im Leben einmal beneidet hat.
Er muß leden Tag einem anderen Mädchen die Hand küssen. Hier
begegnen wir der bekannten Reihenbildung der Fetischisten, die sich nie
mit einem Objekte begnügen. Unser Patient hat seinen eigenen Harem
von schönen Händen.
Er hat eine große Auswahl und bleibt keiner Hand treu. Das ist
eharakteristisch und gibt diesen Fällen ihr ureigenstes Gepräge. Würde
er die schönste Hand der Welt finden, er könnte ihr nicht treu bleiben.
Es würde ihn zu einer anderen Hand treiben.
Wenden wir uns zur Analyse des hochinteressanten Falles. Der
wichtigste Punkt der Mitteilungen scheint mir der Umstand zu sein, daß
er schon in der Kindheit, allen Leuten gerne die Hände küßte. Es war dies
in der Kindheit ein artiges Spiel, für das er immer gelobt wurde. Es hieß
dann: „Ei, ist der Kleine ein artiger, höflicher Junge!" Er zeigte schon
als Kind böse Eigenschaften, die ihm bis heute geblieben sind. Er verträgt
ee nicht, daß er den Menschen gleichgültig ist. Er verlangt, daß alle Welt
ihn liebe und bewundere. Wo das nicht der Fall ist, wird er unangenehm
und ärgert die Menschen. Er kann außerordentlich boshaft werden, wenn
es gilt, Mädchen in Affekt zu bringen, von denen er merkt, daß er ihnen
gleichgültig ist. Die Pose der Prauenverehrung ist nur eine scheinbare.
^) Vgl. das Kapitel „Der Wettlaut auf der Straße-* in , Masken der Sexnülitäf.
Verlag Paul Knepler, Wim 1322, 2. Aufl.
Ili
r Q>
(i-Ä!>
I'artiaJiBtnus imil Harem skiilt. i ]_43
Er hat für die Frauen zwei Gefühle: Angst und Verachtung. Angst, weil
or keine Herrschaft, die dauernd ist, verträgt, und "\'erachtung, weil er
ihre Leistungen geringschätzt und sie eigentticli alle als YorfüJirer innen
und Sexuahvesen betrachtet. („Ein Uterus mit etwas Dame daran.") Er
behauptet auch, er könne jode Dame in sich verliebt machen. Die Poee der
Unterwerfung, der demütige Handkuß ist nur der Weg, um so sicherer
über alle Frauen zu triumphieren. Die Phantasie des Kusses ist ihm
wichtiger als die Realität. Das beweist uns, daß sich gewichtige Vorgänge
liintcr dem Handkuß verbergen, die ihm nicht bewußt sind. Seine Unter-
werfung ist nur eine scheinbare. Er gefällt sich in der Pose des Weiber-
freundes und Masochisten. Seine Grundlage aber ist eine durchaus
sadistische. Es ist dies ein Moment, das wir bei der Besprechung des
ilasochismus noch ausführlieh bespreclien werden. Die Masochisten sind
Sadisten, die ihre Grausamkeit gegen sich selbst gerichtet haben. G. L.
hatte auch in der Kindheit eine rein sadistische Periode, in der er in
grausamen Phantasien schwelgte. Da er aber von allen geliebt sein wollte,
empfand er jedes geringere Maß von Liebe als Zurücksetzung und hißte
alle Menschen, welche dieser Liebe im Wege standen. Die Schwester war
sein stärkster Rivale. Er wünschte ihr daher den Tod und mußte dann, als
sie starb, von heftiger Reue gefoltert werden. Denn sein Charakter zeigt
das Bestreben, alle die ursprünglichen sadistischen und egoistischen
Triebregungon im altruistischen Sinne zu verarbeiten. Er krankt an seiner
überempfindlichen Moral, welche eine strenge und geradezu fromme ist.
Er mag sich atheistisch gebärden. Er ist innerlich fromm und durrh un-
zählige Gelübde gebunden.
So fesselt ihn aucli das Gelübde: „Du wirst nie ein Weih ganz be-
sitzen, denn du mußt dich empfindlich bestrafen!" Nach dem Tode der
inniggelieblen und wie alle geliebten" Personen, die seine geheimen
Wünsche nicht erfüllten, auch deshalb von ihm geliaßten Mutter, gab er
sich das Gelübde, das er nur mit Hilfe seines Handfetischismus halten
kann. Dies Gelübde war ihm nicht bewußt und trat erst in der Analyse
zutage.
Wiederholt hatte er Gelegcnlieit, mit Mädchen zu verkehren, bie
kamen auf sein Zimmer, sie boten sich ihm an. Er blieb doch immer trotz
heftigster Erektion in den Grenzen mehr oder weniger harmloser Spiele.
Dabei kam es ihm darauf an, den Vater glauben zu lassen, daß er
ein großer Don Juan wäre, um seinen Vater eifersüchtig zu machen. Seme
stärkste Liebe und die wichtigste Ursache seiner Krankheit war se.n
Vater Nacli dem Tode der Mutter bezog er das Bett der Verstorbenen
und schlief neben dem Vater. Dieser wieder verzichtete zugunsten semes
Rohnes auf jedes Liebesglück. So bildete sich langsam eine Art Elm
zwisclien den beiden aus. Nur war er dem Vater gegenüber verschlossen
142
Fetisfibismus.
'f.
so geliebt und der or trotzdem aus Eifersucht den Tod gewünscht hatte,
weil er sie ganz allehi für sich besitzen wollte.
Die Zwangszahlen 5 und 11 erklären sich sehr einfach, wenn man
weiß, daß der 5./XI. der Todestag seiner Mutter war. Alle seine anderen
Erklärungen sind nur Rationalißieruugen. , ■
■ ■- Mit der llfachen Wiederholung der Null annulliert er einen ihm
unangenehmen Vorfall der Vergangenheit. Er hat gewisse Stereotypien
im Umgänge, die seine Vürlegenheit verbergen sollen. Er gebraucht sie
besonders bei Menschen, zu denen er sexuell eingestellt ist. Auch semeni
^ ater gegenüber ist er verlegen, besonders wenn fremde Menschen dabei
sind, weil er fürchtet, sie könnten seine Einstellung erraten. Er könnte
sich durch ein unbedachtes Vl^ort verraten. Vor diesem Verrat sichert ihn
der Mechanismus der Stereotypie. Andere kleine Züge verraten seine
Orausamkeit und sein Gefühl der Überlegenlieit, das mit dem Gefülile der
Minderwertigkeit und des Neides abwechselt. Er ist unendlich ehrgeizig
und will der Erste sein. Deshalb arrangiert er die Wettläufe auf der
Straße, die er als Orakel auffaßt.^)
Er ist abergläubisch wie alle Zwangsneurotiker und sieht sich von
mystischen Wundern umgeben. Er glaubt an die Allmacht seiner Ge-
danken. Daher ist er der Mörder seiner Anverwandten und aller Toten,
welche er im Leben einmal beneidet hat.
Er muß jeden Tag einem anderen Mädchen die Hand küssen. Hier
begegnen wir der bekannten Reihenbildung der Fetischisten, die sich nie
mit einem Objekte begnügen. Unser Patient hat seinen eigenen Harem
von schönen Händen. ■>
Er hat eine große Auswahl und bleibt keiner Hand treu. Das ist
charakteristisch und gibt diesen Fällen ihr ureigenstes Gepräge. Würde
er die schönste Hand der Welt finden, er könnte ihr nicht treu bleiben.
Es würde ihn zu einer anderen Hand treiben.
Wenden wir uns zur Analyse des hochinteressanten Falles. Der
wichtigste Punkt der Mitteilungen seheint mir der Umstand zu sein, daß
er schon in der Kindheit allen Leuten gerne die Hände küßte. Es war dies
in der Kindheit ein artiges Spiel, für das er immer gelobt warde. Es hieß
dann: „Ei, ist der Kleine ein artiger, höflicher Junge!" Er zeigte schon
als Kind böse Eigenschaften, die ihm bis heute geblieben sind. Er verträgt
es nicht, daß er den Menschen gleichgültig ist. Er verlangt, daß alle Welt
ihn liebe und bewundere. Wo das nicht der Fall ist, wird er unangenehm
und ärgert die Menschen. Er kann außerordentlich boshaft werden, wenn
es gilt, Mädchen in Affekt zu bringen, von denen er merkt, daß er ihnen
gleichgültig ist. Die Pose der Frauenverehrung ist nur eine scheinbare.
'1 Vel.dikS Kapitel ..Der Wettlauf auf der Straße" in „Mafiken der Sexualität".
Yerlrtg Paul Kn.>pler. Wk-n 1922. 2. Aufl.
t
l'artialismiis und Haremskult. i J45
Er hat für diu Frauen zwei Grfühlü: Angst und Verachtung. Angst, weil
er keine Herrschaft, die dauernd ist, verträgt, und Verachtung, weil er !
ihre Leistungen geringschätzt und sie eigentlich alle als Verfühi-er innen
und yexualweeen betrachtet. („Ein Uterus mit etwas Dame daran.") Er
behauptet auch, er könne jede Dame in sieh verliebt machen. Die Pose der
L'nterwerfung, der demütige Handkuß ist nur der Weg, um so sicherer
über alle Frauen zu triumphieren. Die Pliantasie des Kusses ist ihm
wichtiger als die Realität. Das beweist uns, daß sieh gewichtige Vorgänge
hinter dem Handkuß verbergen, die ihm nicht bewußt sind. Seine Unter-
worfung ist nur eine scheinbare. Er gefällt sich in der Pose des Weiber-
freundes und Masochisteii. Seine Grundlage aber ist eine durchaus
sadistische. Es ist dies ein Moment, das wir bei der Besprechung des
Masochismus noch ausführlich besprechen werden. Die Masochisten sind
Sadisten, die ihre Grausamkeit gegen sich selbst gerichtet haben. G. L. "
iiatte auch in der Kindheit eine rein sadistische Periode, in der er in
grausamen Phantasien schwelgte. Da er aber von allen geliebt sein wollte,
empfand er jedes geringere Maß von Liebe als Zurücksetzung und haßte
alle Menschen, welche dieser Triebe im Wege standen. Die Schwester war.
.sein stärkster Rivale. Ei- wünschte ihr daher den Tod und mußte dann, als
sie starb, von heftiger Reue gefoltert werden. Denn sein Charakter zeigt
das Bestreben, alle die ursprünglichen sadistischen und egoistischen
Triebregungen im altruistischen Sinne zu verarbeiten. Er krankt an seiner
überempfindlichen Moral, welche eine strenge und geradezu fromme ist.
Er mag sich atheistisch gebärden. Er ist innerlich fromm und durcli un-
zählige Gelübde gebunden.
So fesselt ihn auch das Gelübde: „Du wirst nie ein M'eib ganz be-
sitzen, denn du mußt dich empfindlich bestrafen!" Nach dem Tode der
inniggeliebten und wie alle geliebton ' Personen, die seine geheimen
Wünsche nicht erfüllten, auch deshalb von ihm gehaßten Mutter, gab er
sich das Gelübde, das er nur mit Hilfe seines Handfetischismus halten
kann. Dies Gelübde war ihm nicht bewußt und trat erst in der Analyse
zutage.
Wiederliolt hatte er Gelegenheit, mit Mädchen zu verkehren. Sie , ;_•
kamen auf sein Zimmer, sie boten sich ihm an. Er blieb doch immer trotz
heftigster Erektion in, den Grenzen mehr oder weniger harmloser Spiele.
Dabei kam es ihm darauf an, den Vater glauben zu lassen, daß er
ein großer Don Juan wäre, um seinen Vater eifersüchtig zu machen. Seine
stärkste Liebe und die wichtigste Ursache seiner Krankiieit war sein
Vater. Nach dem Tode der Mutter bezog er das Bett der Verstorbenen
und schlief neben dem Vater. Dieser wieder verzichtete zugunsten seines
Sohnes auf jedes Liebesglück. So bildete sich langsam eine Art Ehe
zwischen den beiden ans. Nur war er dem Vater gegenüber verschlossen
144
Fetisch ismii'S.
M ■
I ^ 1
und zeigte kein offenes Gefühl, so dali der Vater glauben konnte, der
Sohn liebe ihn nicht. Diese scheinbare Kälte war eine Öicherung gegen
seine allzu grolk Liebe. Er liebte eigentlich die Männer und verachtete
: , - die Frauen. Im Leben spielte er die umgekehrte Rolle.
] Er erinnert sich nur an eine einzige große, ihn ganz ausfüllende
' ' Liebe. Es war dies der Kollege, der ihn wahrscheinlich an seine Schwester
. und Mutter erinnerte. Er glaubt auch, daß er ihm selbst ähnlich war, so
daß wir auch hier eine narzißtische Wurzel konstatieren können. Jetzt
aber dreht sieh sein ganzes Sinnen und Trachten um den ^'ater. Er ste Ut
eich aber so als ob er einen fanatischen Mutterkult treiben wurde. Hn;
Bild steht auf seinem Schreibtisch, außerdem trägt er eines immer bei
sich, ebenso wie einen Ring, den sie ihm schenkte. Diese Pietät hat die
Tendenz, die Eifersucht des Vaters auf zustaoheln und ihm Schmerzen zu
bereiten, weil jener ihn nicht nach seinem Sinne liebt.
Der infantile Zug in seinem Gehaben zeigt sich in dem Festhalten
- der kindlichen Handkußszenen und in seinen Spielereien mit der Zeit. Er
behandelt die Zeit wie eine Geliebte, die man bald liebt, bald haßt, hv
M'ill nicht alt werden. Er will ein Kind bleiben, denn er fürchtet den
Moment, da ihn die Liebe zu einem Weibe von der Seite des Vaters reißen
könnte. Denn alle Hände, die er küßt, sind des Vaters Hände.
Er hat den Glaubon an seine große hi&torisrhe Mission. Christus
beschäftigt ihn unausgesetzt. Er fühlt sich selbst als Christus und hat
allerlei Erlöserideen.
Auch die Handkußszene hat einen Zusammenhang mit seiner
Christusneurose. Es gibt eine Szene im neuen Testamente, die ihn immer
sehr aufgeregt hat. Es ist dies die Szene, da Maria Magdalena dem Herrn
die Füße mit Tränen benetzt und küßt. „Ihr sind viele Sünden vergeben,
denn sie hat viel geliebet ; welchem aber wenig vergeben wird, der liebte
wenig."
Diese Szene schwebt seiner Phantasie vor, wenn er eine Handkuß-
Gpi6ode aufführt. Er ist der Büßer, der Reuige, der Sünder, dem Gott ver-
ziehen hat. Von dem Weibe erwartet er die Erlösung. Er ist Maria Mag-
dalena. Er spielt und lebt sich so in die Rolle ein, daß er manchmal an
seiner Männlichkeit zweifelt, so daß er seine ganze Sexualität auf diese
Fiktion zuschneidet. Allmählich aber geht die Idee von Cliristus und
einem Apostel in die Auffassung über, er hätte als Dichter der Welt eine
neue Religion zu geben. Er betrachtet sein ganzes Leben als eine Vor-
bereitung zu diesem hohen Berufe. Frauen würden ihn stören, der Ruhm
ist ihm wichtiger als die Liebe.
Seine Zwangsvorstellungen sind lauter Bußhandlungen in gloriara
Dei. Aber diese Buße soll nur Gott versöhnen, daß er milder gestimmt
werde und seinen endgültigen Triumph nicht verhindere. Er will allen
PartiaÜBinus und Harem^kult. ] 45
andern vorkommen. Er ist maßlos noidisdi iiul' alle anderen Leistungen
und will sich diesen Neid in den seltensten Fällen eingestelien. Oft
flüditet er vor dem Neide in eine rücldiaiteloee und grenzenlose Bewundü-
mng. Dabei fühlt er sich allen Menschen gegenüber überlegen und be-
fioaders den Mädchen gegenüber, denen er die Hände küßt. Allee soll ih]ii
gehören, aus allen Quellen des Wissens und der Erkenntnis will er
trinken, jeden Zug bis zum Ende. Was er ha T-eben niclit kann (den
Becher der Fronde leeren), das macht er in unzähligen Zwangshand-
lungen.
Die Hand aber soll ihm ein Schutz sein gegen alle Versuchungen
dieser Welt. Mit der Hand hat er gesündigt, onaniert, sie zum Schlage
gegen andere erhoben, an der Hand muß er büßen. Überall sieht er Hände.
Vom Himmel strahlen ihm Riesenhände, die Hände Gottes, die er immer
fiber seinem Haupte fühlt. Er ist ein Ausern-ählter und darf daher nicht
]n die jämmerlichen Schwachheiten der gewöhnlichen Erdonkinder
verfallen.
Er fühll, die Absonderlichkeit seines Sexuallebens als eine Aus-
zeichnung. Man glaube diesen Kranlcen nicht, wenn sie zum Arzte*
kommen und um Heilung flelien. Innerlich beherrscht sie der Stolz auf
ihre Eigenart, welche die anderen Mensclien nicht kennen. Wie schwer
wird es einem tinderen Mamie, ein Weib zu erobern! Unser Patient
bi'aucht ihr nur die Hand zu küssen und schon kommt es zu Orgasmus
unii Kjakulation. Er sieht mit dieser Art von Befriediginig nicht ver-
einzelt da. Denn ich kenne einige Männer, die sich auf diese Weise be-
friedigen. Man beobachte mani'he Männer beim Handkuß untl man wird
die Fetischisten sofort erkennen. Sie rierlu'n an den Händen, sie saugen
sich daran fest und sie bekommen den eigentihnliehen Glanz in den
Augen, der die sexuelle Ekstase erraten läßt. Ich kannte einen großen
Künstler, der sich nur auf diese Weise befriedigte. Audi dieser Mann
hatte immer Frlösei'ideen, war ein Religionssl ifter, wollte eine eigene
Sekte gründen, wurde Wanderpiedigei' und sonderte sich von allen
Menschen ab. Er verzichtete mit Hilfe dei' Hand auf den Besitz des
Weibes und konnte seine Keuschheit bewahren, zeigte eine stark aske-
tische Tendenz, die im späteren Alter siegreidi durdibrach, als er
plötzlich den Entsdduß faßte. Missionär zu werden. Er hat1e Einsiedler-
idoen, wollte eidi auf einem Berge ein einsames Häusdien bauen u. dgl.
Phantasien mehr.
Wie treffend schildert Havelock Ellis diese Eigenschaft der Fett-'
schisten:
„Die Ursache der krankhaften und gefährlichen Ti^olicrnng des Feti-
schisten ist. in der extremen IndividuaUtät, die die Entwicklung des erotischen
Synibnlismiis voraussetzt, zu suchen. Der Liebhaber, der sich durch alle die
St»li"l, StiirnnBi'ii cäi'sTriflb- und AlfiiktlabBiii-. vn. 10
~:g:
146 Fetischismus.
Elemente der sexuellen Selektion leiten läßt, wird stets dnreh den Gemein-
schaftsgeist, der ihn mit der Gesellschaft der anderen menschlichen Weseli
vei'bindet, auf seinem rechten Weg erhalten werden, er hat zur Seite das Ge-
fühl seiner Abstammung, seiner Nation, wenigstens das der Mode. Sogar der
];onträr Sexuelle kann sich in den meisten Fällen bald ein Milieu von PersO]ien.
deren Ideale mit seinem eigenen übereinstimmen, schaffen. Nicht so ist es bei
dem erotischen Symbolisten, Dieser bleibt fast stets allein. Er isi.
von vornherein der Einsamkeit verfallen, denn es scheint, daß auf der Grund-
lage übermäßiger Scheu und Ängstlichkeit auch die Entstehung des erotischen
Symholismus am leichtesten sieh vollzieht. Wenn dann endlich der Symbolist
zur Ausfüliruiig seiner Wünsche schreitet, welche ihm meistenteils als etwas
ganz neues erscheinen, und dabei erfährt, wie weit diese von denen der anderen
Menschen verschieden sind, so wird seine von Natur bestehende Abgesdilosseu-
lieit noch stärker werden. Er ist ein Einsame r. Seine höchsten Ideale sind
für alle seine Nebenmenschen Jtindische Wunderlichkeiten oder widerwärtige
Gemeinheiten, möglicherweise auch ein Gegenstand für das Einschreiten der
Polizei. Wir haben es vergessen, daß alle diese Impulse, die uns so unnatürlich
ei-scheincn, die Apotheose des Fußes und anderer Körpert-eile, die Anstaunung
der Akte der Miktion und Defäkation, die Neigung zum Kongressus mit
Tieren, die emphatische Sclhstexhibition auch sämtlich ethisch auf uneere
Vorfahren zurückgehen und bei diesen mit den Begriffen der höchsten LcbenP-
gofühle und tiefmystischem Empfinden vergesellschaftet waren.
Ohne ursprünglieli abnorme Anlage kami indessen niemand sich so weit
von selbst in seinen Trieben von denen der sonstigen Menschenwelt entfernen.
Zum mindesten wird er eine neuropathische Eindrucksfähigkeit für abnorme
Reize besitzen. Nicht selten besteht noch mehr Abnormes: Deutliche Degene-
rationszeiclien, machraal ein gewisser Grad angeborenen Sehwachsinnes oder
eine Disposition zu Geist-^krankheiten.
Im ganzen bieten die Erscheinungen des erotischen Sjinbolismus, ab-
gesehen von der Häufigkeit, mit der sie auf angeborene krankhafte Ab-
normität hinweisen, für den sorgsamen und unvoreingenommenen Seelen-
forscher das höchste Interesse. Sie erscheinen oft als absurd, manchmal als
widerwärtig, aber von allen abnormen und normalen sexualpsychologischen
Äußerungen sind sie diejenigen, welche am spezifischten menschlich sind. Mehr
als alle anderen enthüllen sie die gewaltige plastische Macht der Imagination.
Sie führen uns den extremen Individualisten vor, der nicht nur nicht im Ein-
klang, sondern im Gegensatz mit seinen Altersgenossen lebt, eich selbst sein
eigenes Paradies schaffend. Sie sind der Gipfel der menschlichen
Idealisationskraf t."*)
Es iat sicher richtig, daß man unter den Geisteskranken und De-
generierten häufig Ansätze zum Fetischismus findet. Das mag mit der
stärkeren Betonung ihrer Infantilität zusammenhängen. An und für
sich ist der Fetischismus nie ein Degeneration s-
zeichen. Man darf nicht vergessen, daß die Paralogie eine Regression
auf die Kindheit bedeutet. Sie zeigt die gleichen Mechanismen wie die
Parapathie. Der Umstand, daß einer fetischistische Neigungen hat, läßt
den Schluß auf Belastung noch nicht zu. Ich habe gerade unter den Feti-
') „Die kraDkhaften GeechlechtEempfindungen."
s^-™
l'anialismtiB UDd Harcmskult, 147
Bcliisten Mi'iiächt'n gefunden, in deren Anamnese sich nicht eine Spur von
Bclaetung nadnveiaen ließ, die ein hoher Intellekt auszeichnete. Zwei
öolcher Fälle werden uns ja im nächsten Kapitel beschäftigen. Oft ist
diese abnonne Art des geschlechtlichen Fühlens das einzig Krankhafte,
das man an dem Menschen entdecken kann. Dann findet man immer den
iinierdriicktcn psyfhisclion Konflikt zwischen Soxualbegehrcn und Sexual-
angst, die Angst vor dem geschlechtlichen Partner, die innere Frömmig-
keit und die Neigmig, die infantilen Erlebnisse für alle Zeiten zu fixieren.
Ich will nun an dieser Stelle, die merkwürdige Eigenschaft der
Rcihenbildiing besprechen, die ich beim Fetischismus „Haremskult" ge-
nannt habe. Der Fetischist entschädigt sich für seine Einsamkeit durch
eine Menge von Phantasiegeetalten, welche sich in einem Symbol leib-
haftig verkörpern. Aber diese Vielheit ersetzt eigentlich eine Einheit,
wie der Fall des Polster-Fetischieten (Nr. 4, S. 26) beweist. (Diese
Fälle scheinen nach meiner Erfahrung gar nicht so selten zu sein.)
Einer der merkwürdigsten Fälle und für unsere Untersuchungen von
großer Bedeutung ist der von Dr. /?. Hahn. (Ein merkwürdiger Fall von
Diebstahl aus Gogenstandsfetischismus. [H. Groß' Archiv, Bd. 60]
1914.)
Fall Nr. 27, Es handelte sich um einen Tischler T., der seinerzeit bei der
Kiitwendung von Kindorbettzeug ertappt worden war und deshalb in Haft ge-
nommen wurdo. Im Verlaufe der Untersuchung stellte ee sich heraus, daß In-
kulpat, ein im übrigen völlig unbescholtener Mensch, bereits mehrfaeli wegen
der gleichen Delikte vorbestraft war und daß er die Diebstülile, die aut'fälliger-
weiso immer nur Kinderbettzeug betrafen, niemals aus oigentliclier Bereiche-
rungsabsicht, sondern aus einem, wie es schien, sexuell betonten ahnormen An-
triebe heraus begangen hatte. Er wurde infolgedessen gcriehtsärztlich unter-
sucht und begutachtet.
Sein Lobensgang bietet nichts Auffälliges dar. Er gibt an, in seinem
12. Lebensjahre dui'ch Zufall, resp. durch die verhängnisvolle Wirkung eines
besonderen Erlebnisses zur Onanie gekommen zu sein. Ee sei ihm damals ein
die ehelichen und geschlccbl liehen Verhältnisse in allen Details eiitliüllendes
Buch in die Hände gefallen, ilui'cb dessen Lektüre er sexuell in hohem Grade
erregt iv'orden sei. Gerade um diese Zeit sei seine hoch-
schwangere Schwester nach Hause gekommen und habe
dioBettchonund das sonstige Kinder zeug für das er-
wartete Kind zurechtgemacht. Das Zusammentreffen jener Lek-
türe mit dem Anblick der schwangeren Schwester und der Kinderwäsche hätten
einen außerordentlich starken Eindruck auf ihn gemacht, lebhafte Erektion
bei ihm hervorgeruien und ihn dazu gedrängt, den sexuellen Antrieb durch
Masturbation zu befriedigen, und zwar sei er darauf geraten, durch welche be-
sonderen Erwägungen wisse er selbst nicht, zu diesem Zwecke das Kinderzeug
zu verwenden. Seitdem onanierte er fast täglich und benutzte dazu
möglichst immer die Steckbettchen der Schwester, da
mit Hilfe -derselben, wie er bald bemerkt habe, der Genuß für ihn ein größerer
gewesen sei. In der Folgezeit habe sich dann die geschlechtliche Erregung
10»
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148
Fetischismus,
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immer eugei- mit dem Gedanken an das Kiuderzeug und den Anblick desselben
verknüpft.
Nadi erfolgter Konfinnatiün erlernte er dae Tischlerhandwerk. Er habe
stets befriedigende Arbeit geleistet und ein im ganzen solides, ordentliches
Leben gi'fülii't, eine Angabe, die in den ihm Linsgestellten Zeugnissen durchwegs
Bestätigung fand; speziell hat er niemals groben Mißbrauch mit alkoholischen
Getranken getrieben oder Intoleranz dagegen gezeigt oder seine strafbaren
Handlungen etwa unter dem Einfluß einer Alkoholintoxikatioii begangen. Alf
belirling und Geselle fuhr er fort, in exzessiver Weise zu onanieren. Wieder-
holt versuchte er, wie er beteuerte, sich von seiner verderblichen Gewohnheit
zu befreien; angeblich gelang es ihm auch, eich mit aller Anstrengung einige
Wochen lang des Lasters zu enthalten, darnach aber wuchs der Trieb, wie er
immer enger mit dem Gedanken an das Kinderzeug und den Anblick desselben
in verdoppeltem Maße niasturbierte. Dabei sei er bei Befriedigung eeinet;
sexuellen Triebes immer an den Gebrauch von Steckbettchen, bzw. Kinder-
wäsche gebunden geblieben. Wiederholt kaufte er sich solche zum Zweck der
Masturbation; da er aber dasselbe Betteheu nicht gern längere Zeit benützte,
auch nicht immer Geld zum Ankauf übrig oder zur Verfügung hatte und der
Anreiz von solchem gekauften Zeug überhaupt niemals? so mächtig wai' wie
von solchem, das bereits benützt war, so sei er scliließlich dazu gekommen,
sich Steckbettchen und Kinderzeug auf wideri-echtlichem Wege anzueignen,
sofern sie seinem Zugriffe imr irgendwie zugänglich gewesen waren.
Am 5. N(ive]nber 1898 habe er versucht, sich aus Verzweiflung über sein
widernatürliches Trieblebcn mittels Revolver ins Herz zu schießen.
Mit einem Mädchen habe er niemals ein Verhältnis
gehabt. Da er überhaupt kein sehr lebhaftes Bedürfnis nach Umgang mit
dem weiblichen Gesehlechte empfunden habe, habe er auch niemals einen Tanz-
boden besucht. Mit 19 Jahren habe er freilich zum ersten Male mit Hilfe einer
Prostituierten einen Koitus zustande gebracht. Seit 1903 habe er dann öftei-
— im ganzen aber doch nur ziemlich selten — ein Bordell frecjuentiert.
Wiederholt habe er dort auch den Koitus in der gewohnlichen Weise voll-
zogen; doch habe er es immer nur mühsam zu Erektion und
K j a k u 1 a i i 0 n g e b r a c h t, in der Regel auch mir .^o, daß er .sich Steck-
bettchen vorstellte und die Spitze am Kopfkissen der betreffenden Prosti-
tuierten (es scheint immer dieselbe gewesen zu sein) ins Auge faßte Wirkliche
Befriedigung habe er aber niemals dabei gefunden; meist hal)e er die sexuellen
Triebe n a c li dem Koitus noch durch Masturbation b e-
friedigt. Jedenfalls sei durch diese Versuche normaler Geschlecht=betäti-
gung seine Lage nicht im mindesten gebessert und sein leidenschaftlicher
Drang nach Befriedigung am Kinderzeug in keiner Weise gemindert worden
Er habe seine Versuche normaler Geschlechtsbetätigung daher auch bald
wiedei' ganz aufgegeben.
Selbst nach mehrfach erlittenen, zum Teil recht empfindlichen Gefäng-
nisstrafen, die er wiederholt wegen Entwendung von Kinderbettzeug akqui-
riert hatte, keJirto der Drang, sich Steckbettchen zu verschaffen mit unwider-
stehlicher Gewalt immer aufs neue zurück. Wenn er nur irgendwo ~ '
unterzogen, habe oft die größten Schwierigkeiten zu überwinden gehabt sich
oft sogar den drohendsten Gefahren ausgesetzt, ,nn zum Ziele zu gelangen.
PartialismuB und ilarcmsliiilt. ' 149
So habe oi- z. B. — und alles d:\s fand eich in den kkion durch Zoiigeniuissagen
und sonstige Erliebungen bpstiitigt — am den Etageti heraus die am Fenster
hängenden Bettehen heruntergeliolt, ohne daran zu denken, daß er diibei ge-
sellen worden könnte; auch Leitern habe er gelegentlich zu solchem Zwecke
iiorbeigeschairt, odci' ci- yei übei' Zäuiu; u. dgl. gokleUeit inul in fremde ürund-
sliicke und Wohnungen eingestiegen usw., nur um sich in den Besitz des Kin-
derzeugs zu setzen. Oft habe ihn dabei eine fast fieberhafte Erregung befallen,
die erst zur LöEung gelangte, wenn er in den Besitz des begehrten Bettcliens
gelangt war. Nie habe sich sein Drang, sich fremde Gegen-
stände anzueignen, auf etwas anderes erstreckt; nie habe
er sich durch diese Diebstähle etwa zu bereichern gestrebt; nie habe er sich
in anderer Weise bisher jemals etwa strafbar gemacht. Die entwendeten Sachen
habe er stets mit nach Hause genommen; schon ilire Erlangung habe ihm
iiuiere Befriedigung und hohen Genuß verschafft, meist habe es ihn aber noch
zur Masturbation daran gedrängt; zu Hause habe er sie gewöhnlich eine Zeit
lang irgendwo verborgen geballen und zur Onanie benutzt; dami habe er sie
schließlich immer vernichtet, weil sie ihn stets nur einige Zeit zu reizen ver-
mochten.
insgesamt konnten ihm etwa 80 bis 90 derartige, zum Teil unter großen
persönlichen Beschwerden und Oefahren ausgeführte DIebslälilo nachgewiesen
werden.
N u r S t e c k b e 1 1 c h e n ni i t roten o d e !■ allenfalls r o t-
und wei ßgos tr elftem Inle1, mit geblümtem Ulwrzug und Spitzen-
besatz reizten ihn geschlechtlich so, daß er Ijei ihrem Anblick sehen Erektionen
bekomme und nun keinen anderen Gedanken weiter habe, als eich an ihnen zu
befriedigen. Diese V o r 1 i c l.> o für so b e s c Ii a f f e n e Steck-
b e 1 1 c li e n f ii li i" (■ er darauf z u r ü c k, d a ß seine Schwester.
wie er sich noch sehr genau erinnern könne, seinerzeit
ganz ähnliches Kinde rbettzoug verwerdet habe. Je größer
die Ähnlichkeit damit sei, um so lebhafter fühle er sich dadurch gereizt und
zur Aneigrunig dersell)en um jeden Preis angest;Lchelt. Steckbettehen mit
blauem, bi'amiem oder irgendwie anders beschaffenem Inlet ließen ihn stets
ganz kalt. Beim Anblick entsprechender Bettdicn dagegen komme der Trieb
immer ganz plötzlich und mit unwiderstehlicher Gewalt über ihn; er könne
dann nicht ei'sf. nach Hause gehen, um :iich Geld zum Ankauf entsprechender
Bettchen zu holen, es treibe und dränge ihn dann geradezu zu seinem wider-
natürlichen Handeln; aber wenn er auch sein Unrecht einsehe — meist freilich
komme ihm das Verwerfliche .meines Tuns erst hinterher so recht zum Bewußt-
ggjjl _ Bo wisse er doch nicht, wie er sich vor seinem unglückseligen Drange
schützen könne; ja er fürchte, daß er wie bisher so auch in Zukunft wohl
immer wieder rückfällig werden würde. Habe er die Bettchen einige Zeit be-
■essen so reizten sie ihn nicht mein-, dann müsse er immer wieder neue
haben Er habe «^ich das könne or bestimmt versichern, schon oft aufs enist-
Inftoste bemüht seinen unnatürlichen Geschlechts- und Sl^hltrieb, über den
ftr tief unglücklich sei, zu beherrschen, zu unierdiiicken und zurückzudrängen;
Lv wenn ihn. das auch mit Aufbietung aller Energie vielleicht eimual auf
ise Wochen gelungen sei, beim Anblick entsprechenden Kuiderbettzeugs
'! Alle er eben doch iunuer wieder seinem Triebe. Selbst in seine Träume
verfolge ihn seine unglückselige Leidenschaft; er er!el=e darin oft ganz ähnliche
!; Vitionen wie er sie schon wiederholt durchgemacht habe, wahrend er sich
H e r's a r t i g e s e X u e 1 1 e T r ü u m e n i c h i zu erinnern vermöchte.
150
FetiBcfaismug.
.und erwache dann nicht selten mit Erektion oder nach eingetretener Ejaku-
lation. Für ihn ■wäre ee wohl, erklärt er unter Tränen, das beste gewesen, er
hätte seinerzeit Erfolg mit sehiera Selbstmordversuch gehabt; ob er jetzt noch
einmal den Mut fände, zum Revolver zu greifen, wisse er nicht recht ; so aber
sei er ja doch zu nichts mehr nütze auf der Welt!
Da das damals eingeforderte ärztliche Gutachten, dem sich das Gericht
anschloß, die Zurechnungsfähigkeit des Inkulpatcn nicht für ausgeschlossen
erachtete, so wurde er zu erneuter längerer Gefängnisstrafe
verurteilt. Im Untersuchungsgefängnisse wurde er wiederholt beim Ona-
nieren betroffen; im übrigen blieb er stets bei seinen oben skizzierton Aue-
sagen. Sein Geschick selbst schien er mit iimercr Gefaßtheit zu ertragen. Aus-
gesprochen psychische Störungen wurden bei ihm niemals konstatiert. Über
das weitere Schicksal des Inkriminierten konnte Näheres leider nicht in Er-
fahrung gebracht werden,
Wohl selten erliält man einen so deutlichen Einblick in die Psycho-
genese eines nicht komplizierten Falles. Die Verschiebung von den
Sexualpliantasien mit der schwangeren Scliwester, mit dem Steekbettchen,
muß selbst dem Kichtana)ytiker auffallen, wenn er nicht verblendet ist
und den Zusammenhang nicht sehen will. Das Öteekbettchen ist nur
die Brücke für die Assoziation zur schwangeren Schwester, die bald
ein Kind haben wird. Das unerfüllte Begehren nach der Schwester er-
zeugt einen pathologischen Drang. Das Verbotene der Neigung über-
trägt sich auf kleptomanische Vorgänge nach emeni Mechanismus, den
wir cingeht^nd geschildert haben. Der Hareniskult ist besonders auf-
fallend (80 bis 90 Steekbettchen!) und erweist sich einer w^eiteren ana-
lytischen Aufklärung zugänglich.
Die Vielheit tritt immer ein, wenn uns ein be-
atinimtes Objekt nicht zugänglicli ist. Die unend-
liclie Reihe sol! den Ausgangspunkt in eine größere
Distanz setzen und unkenntlich machen.
Ich habe ja bei der Besprechung des Don Juan^) auf diese Reihen-
bildung als Ersatz Bezug genommen. Unbefriedigte Wünsche erzeugen
Symbnlhandhingen, deren unendlich häufige Wiederholung das Suchen
und Nichtfinden symholisch ausdrücken.
Der infantile Charakter der kleptomani sehen Handlungen und der
ijustgcw Innung wird durch die Wahl des Sexual Objektes besonders unter-
strichen. Der Koitus befriedigt ihn nicht, wird nur durch Hilfsvorstel-
lungen von Steckbßttchen möglich. Nach dem Koitus kommt es oft zu
onanistischen Akten, weil die Onanie als adäquate Befriedigung mit Or
gasmue endet. In der onanistischen Phantasie sind offenbar die Inzest-
phantasien eingeschmuggelt.
Unbegreiflich ist es, daß sich Richter finden konnten, die den armen
Kranken zu einer „längeren Gefängnisstrafe" verurteilten. Der Charakter
M Diiiid I], Rapitd ,,Don Juan und Mess;iiiiia".
Partialismus und Haremskuit. 151
des übermächtigen Zwanges ist so deutlich ausgesprochen, die vermin- -
dertc Zurechniingsfähigkeit im Momente der Tat so deutheh, daß man
nur unsere mangelhafte Ausbildung in der Sexualwissenschaft für das
scliwere Urteil verantwortlich machen kann.
Der Haremskult bringt die verschiedenen kleptomanischen Sammler
dem psychologischen Verständnis nahe. Es handelt sich um eine Reihen-
bildung, d. h. um Ersatzobjekte. Der Impuls ist ursprünglich auf ein
anderes Objekt gerichtet. In dem letzten Falle richtete sich der Impuls
auf die Schwester. Der Wunsch: „0 wäre ich ihr Kind und würde ich von
ihr gepflegt und verzärtelt", ist die treibende Kraft. Er identifiziert sich
mit der Schwester und er ist das Kind im Steckkissen. Er spielt beide
Rollen. Da er aber nie eine reale Befriedigung erlangt, da der wirkliche
Wunsch unerfüllt bleibt und unerfüllt bleiben muß, so kommt der Impuls
nie zur Ruhe. Er ist ein psychisches Perpetuum mobile. Das erklärt uns
daf, Ruhelose und Treibende dieser Kranken. Sie unterliegen dem Wiedei-
hoUmgszwang, der nach Freud ein Bestreben darstellt, eine vergangene
Situation besser auszunützen, die unliistbetonte Situation in eine lust- '
betonte zu verwandeln, „Hätte ich mich diimals auf die Schwester ge-
stürzt, ich hätte sie besitzen können!" Er wiederholt das Spiel mit
Ersatz Objekten. Nach einem kurzen Rausche muß die Ernüchterung
folgen, das Perpetuum mobile kommt nicht zur Ruhe. Das Verbotene
des Wunsches drückt sich in einer verbotenen Handlung (Kleptomanie)
aus. Das unterlassene Ergreifen der Schwester, die unterdrückte Ak-
tivität tobt sich im Wiederholungezwang symbolisch aus. Es ist der
Imperativ der Reue über die unterlassene Aggression, die ihn zu neuen
symbolischen Aggressionen treibt. ' '■"■
Ich führe noch einige Beispiele von Haremskult der Fetischieten
an ohne eine psychologische Erklärung zu geben. Nach den vorher-
■reiiendPu Ausfühnmgen ist es klar, daß es aber eine solche Erklärung
yeben muß. Sie kann nur durch eine Psychanalyse der Kranken er-
folgen.
Fall Nr '^^ ('bor einen Perückenfetisehietrai referiert Kurt Boas im
Archiv von /^ G.O/J (Bd. 39, H. 1 u. 2, Kriminalietischo Revue). Ein aus-
;,lwr Tranavesüte trachtet immer, eich eine große moderne Damen-
*^''?'r , lerVcSeTund betrachtet sich dann wohlgefäUig im Spiegel. Be-
5'"; oroht und zum erwünschten Abschluß (Ejakulation) gebracht wird
deutend eihoh. und zum ^.^^^^ ^^^^^^^_^^^^ Damenhut setmi
dann sen: Gluck, ^^^""^^^^^^^^^^ Storchnestform. Wenn man aus Traum-
^^'T' ™ -S'^d'drdcr Sit das Genitale .ymholisiort, so wird Erregung und
tätswerte depossedieri. hat. .
lU
Fetischismus.
I
»
tielleii Trans vestiten unterschied er Bieh dadurch, daß l's niemals ungetragene
Wäsche sein durfte. In der Hauptverhandlung vertrat ich den Standpunkt,
daß bei dem erblich schwer belasteten Manne zum mindesten die freie Willens-
bestiirimung nicht mit der Siclicrheit bejaht werden könne, wie es das Gesetz
erforderte. Mein Gegengutachter, ein Universitätsprofessor, legte dem Gerichte
dar, daß es für die Beurteilung des Diebstahls völlig unerheblich, sei, ob der
l'äter sieh hereichern oder sexuell befriedigen wolle. In beiden Fällen suche
er doch nur seinen Vorteil. Der Gerichtehof schloß sich dieser Beweisführung
an und verurteilte den Mann wegen Einbruches oline mildeende Umstände.
Wenige Tage später fand man ihn in seiner Zelle tot vor; er hatte sich er-
hängt." {ilirsehfeld; Sexualpathologie, Bd. III.)
Die Leser, welche die vorigen Kapitel aufmerksam gelesen haben
und sich an meine Ausführungen über das Hemd erinnern, werden den
Fall psychologisch sofort verstehen. Vielleicht hat der Kranke die Ent-
Ideidung eines Familienmitgliedes beobachtet.
Oft erreicht der Sammelfanaiiemus dieser armen Kranken eine un-
glaubliclie Intensität. Die nächsten Fälle bringen uns schöne Beispiele:
Fall Nr. 32. K., 45 Jahre alt, Schuhmacher, angeblich erblich nicht be-
lastet, von eigen tiimlichea Wesen, geistig wenig begabt, von männlichem
Habitue, ohne Degenerationszeicben, sonst tadellos in seinem Benehmen, wurde
frtappt,'ak er am 13. Juli 1876 abends aus einem Versteck gestohlene Frauen-
Wäsche abholte. Es fanden sich bei ihm etwa 30fl Toilettegegenstände von
Frauen vor, darunter neben Fraucnhemden und Beinkleidern auch NachL-
liaubcn, Strumpfbänder, sogar eine weibliche Puppe. Als er verhaftet wurde,
hatte er gerade ein Frauenhemd auf dem Leibe. Schon seit 13 Jahren hatte
er semem Drange, Prauenwäsche zu stehlen, gefrönt, war, das erste Mal des-
halb bestraft, voi-sichtig geworden und hatte in der Folge mit Raffinement und
Glück gestohlen. Wenn dieser Drang über ilin kam, sei ihm cigenthch der
Kopf ganz schwer geworden. Er habe dann nicht widerstehen können, koste
es, was OS wolle. Es sei ihm ganz gleich gewesen, wem er die Sachen wegnehme.
Die gestohlenen Sachen habe er nachts im Bette angezogen, dabei sich
schöne Weiber vorgestellt und wollüstige Gefühle und Samenabgang verspürt.
Dies war offenbar das Motiv seiner Diebstähle, jedenfalls hatte er nie
sich eines der gestohlenen Gegenstände entäußert, vielmehr dieselben da und
dort versteckt.
Er gab an, daß er in früheren Zeiten mit Weibern normal geschlechtlich
verkehrt habe. Onanie, Päderastie und andere sexuelle Akte stellte er in Ab-
rede. Mit 25 Jahren will er verlobt gewesen sein, iedoch sei diese Verlobung
ohne seine Schuld zurückgegangen. Das Krankhafte Beines Zustandes, das Un-
rechte seiner Handlungen vermochte er nicht einzusehen. {Passow Viertel-
jahrsschrift f. ger. Mediz. N, F. XXVIII, S. 61. Kram, Psvchologic des Ver-
brechens, 1884, S. 190.)
Fall Nr. 33. Ein bisher unbescholtener, 32 Jahre alter, lediger Bäcker-
gehilfe wurde ertappt, als er einer Dame ein Taschentuch stahl. Er gestand
mit aufrichtiger Reue, daß er bereits 80 bis 90 derartiger Sacktücher ent-
wendet liatte. Er hatte es nur auf solche abgesehen und zwar ausschließlich
bei jüngeren und ihm zusagenden Frauenzimmern.
Inkulpat bietet in seiner äußeren Erscheinung nichts Auffälliges. Er
kleidet sich sehr gewälüt, zeig! ein eigentümliches, teils ängstlich depressives.
Partialismus itinl Haremskiilt. 15ö
teils unniännlieh devoles Wesen und Benehmen, das sieh oft bis zu einem lar-
rnoyantcn Ton und Tränen steigert. Auch eine unverkennbare UiibehiUUchkoit,
Scliwäche in der AuiTassung, Trägheii, in der Orientierung und Reflexion gibt
er zu erkennen. Eine seiner Scliwesicrn ist epileptisch. Er lebt, iu guten Ver-
hältniesen, war nie schwier Icrank, entwickelte sich gut. In der Mitteilung semer
Lebensgeschielite zeigt er Gedäditni-sschwäche, Uiddarhcit; aucli das Rechnen
fällt ihm schwer, obwohl er früher gut gelernt hatte und auffaßte. Sem ängst-
liches, uneiclieres Wesen macht den Verdacht der Onanie rege. Inkulpat ge-
stand, daß er seit dem 19. Jahre diesem Lastor in exzessiver Weise er-
geben war.
Seit einigen Jahren hatte er infolge seines Lasters an Abgeschiagenhcit,
Mattigkeit, Zittern der Beine, Rückenschmerzen, Unlust zur Arbeit gelitten.
Öfters kam auch eine traurig-ängstliche Stimmung über ihn, in welcher er die
Leute mied. Von den Folgen geschlechtlichen Verkehres mit Frauenzimmern
hatte er übertriebene, abenteuerliche Vorstellungen und kon]ite sich nicht zu
solchem entschließen. In letzter Zeit hatte er jedoch an Verehelichung gedacht.
Mit tiefer Reue und in schwachsinniger Weise gestand nun X., daß er
vor einem halben Jahre im Mcnschengedränge beim Anblick eines jungen
hübschen Mädchens sieh heftig geschlechtlich erregt fühlte, sich an düsselbe
drängen mußte und den Drang empfand, durch Wegnahme des Taschentuches
sich für eine ausgiebige Befriedigung seiner geschlechtlichen Rogimg zu ent-
schädigen.
In der Folge wurde er, sobald er ein ihm zusagendes Frauenzimmer ger
■wahr wurde, unter heftiger geschlechtlicher Erregung, Herzklopfen, Erektion
und Impetus cocundi vom Drange orfaßt, sich an die betreffende Person zu
drängen und ihr — laute de mieux — das Taschentucli zu eiiLwenden. Obwohl
ihm Iceinen Moment das Bewußtsein der Stratbarkoit seiner Handlung verließ,
konnte er seinem Drange nicht Wideretand leisten. Dabei fühlte er Angst, die -
teils durch den zwangsmäßigen geschlecliüichen Trieb, teils durch die Furcht
vor Entdeckung bedingt war.
Das Gutachten macht mit Recht den angeborenen Schwachsinn, den zer-
rüttenden Einfluß der Onanie geltend und führt das abnorme Gelüste auf
einen perversen Geschleehtetrieb zurück, wobei ein interessanter und physio-
loeisch auch "oknnnter Konnex zwischen Geruchs- und Goschlechtssimi be-
■stehe. X. wurde nicht liestruft. {Zippe, Wiener med. Wochenschrift, 1879,
Nr. 23.)
Sacktücher sind sehr bolieljtc Objekte des Haremkults, weil sie
■ loiclit zu beschaffen, zu stehlen und zu verbergen sind, ähnhch wie
Strumpfbänder und Halstücher. („Schaf! mir ein Halstuch von .hrer
Brust - ein Strumiifband meiner Li.boBlusf ruft Faust aus.) Ich ver-
weise'auf den Fall Nr. 5 im zweiten Kapitel. Viele Patienten gestehen,
a si n das Sacktuch das erste Mal onaniert haben. Of ist es das
Sacktuch eines Mitgliedes der Familie, welcher Innstand duu e,n. he-
sondere Wertigkeit gibt.
^ über die Bcdoutung der Taschentücher berichtet ein Patient von
Sadger. ^)
') Die Lelire vou
den Gosdilpchtsverirrungm. Wieu und Leipzig 1921.
-^-■^--ü-
156
Fetischismus.
.,Ja, noch etwas von den Taschen t.ü(;lieni. Das betreffende Mädchen muß
einmal in Hur Taschentuch geweint hiiben mid dies ein wenig nach Parfüm
riechen. Ich selic dann in dem Tuche da;^ Gesicht des Mädchens drin, so eine Art
Photographie, die ich dann küsse. Wenn sie vorher weint, hat sie ja das
Taschentuch an das (.Tesieht angedrückt. Das erste Taschentuch bekam ich mit
m Jahi'eii von meiner Braut, darnach bestand ich bei jeder Bekanntschaft aul
einem Taschentuch, doch unter der Bedingung, daß sie vorher darin geweint
hat." — „Und welches war das allererste Weib in der Kindheit, das mit einem
Bulch durchweinten Taschentuch in Beziehung steht?" — „Meine Mutter. Als
ich 3, 4 .laUrc zälille, kam die Botschaft, die Großmutter sei gestorben,
worüber meine Mutter furchtbar weinte. Ich wollte auch mithculen, brachte
es aber nicht zus1;ande. Mutter ging den ganzen Tag mit dem Taschentuch
herum und weinte beständig. Da wollte ich sie lehrmeistern, wie sie früher
mich, wenn sie sagte, ich ginge wie eine Eauernliese mit einem Taschentuch
umher, nahm ihr das Tuch weg und versteckte es. Sie suchte und suchte, aber
ich verriet mich nicht und nannte sie auch eine Bauernliese. Natürlich Jia-tte
ich aber doch ein b(ises Gewissen, es ließ mir keine Ruhe. Später habe ich ganz
darauf vergessen und erst bei der Übersiedlung wurde es in der Schublade de«
Diwane gefunden, worauf ich der Mutter alles erzählte. Sie wusch es aus und
gab es mir mit den Worten: ,Wenn ich es ihr genommen habe, solle ich es auch
behalten; sie behalte sich dafür die schönen Taschentücher, die sie mir gekauft
habe.' Darauf wollte icJi na-iürlich nicht eingehen, sondern stritt fest mit ihr.
Ich wollte es ihr durchaus zurückgeben und meine dafür bekommen, ging auch
gekränkt schlafen und weinte die ganze Nacht um meine Taschentücher. Sogar
im Traume setzte es sich fort. Am nächsten Tage gab sie mir Mutter w^ieder.
Ihr Taschentuch war auch fein parfümiert wie ihre gesamte Wäsche, und für
diese Wäsche hatte ich eine furehitbare Vorliebe.''
n
I r
„Nun setzte ich das Examen fort: „Warum wollten Sie in dem Taschen-
tuch immer das Gesicht des Mädchens sehen? Sind Sie vielleicht von dem Ge-
sicht der Mutter zui-iickgowicsen worden, daß sie sich nicht küssen ließ?" —
„Das tat sie öfters, wenn sie mir böse war; da ließ sie sich nicht streicheln
und nicht küssen. Dann habe ich mir rasch etwas von ihr angeeignet, um doch
(>1was von ihr zu besitzen, Nadel, Taschentuch, Brosche oder überhaupt was.
ich bei ihr fand, imd bin davon. Die Zopfschleifen habe ich deswegen ge-
sammelt, um sie zu den Gitarrebändern hinzuhängen. Sie waren so eine Art
Kriegsbeute, wenn ich ein Mädchen erobert hatte. Außerdem ist die Gitarre
wegen ihrer Form auch ein Symbol des Weibes. Auf beiden spielt man ja
auch." — „W'ie kamen Sie aber zu den Zopfbändorn?'" — „Die erste Gitarre
bekam ich mit 11 Jahren. Ich hatte eine solche bei einem Freunde gesehen und
auch, daß er durch Singen und Spielen darauf besonders Glück bei den Weibern
hatte. Das Spielen habe ich bei ihm gelernt, eine Gitarre habe ich mir bei der
Mutter ausgebeten und hatte dann auch tatsächlich Erfolge bei den Mädchen.
Bei dem Freunde hatte ich auch Zopfbänder gesehen und wollte sie nun auch
haben. Das erste war ein Zopfband der Mutter, dann habe ich mir bei allen
bekannten Weibern Zopfschleifen ausgebettelt, gewissermaßen als Sieges-
trophäe. Ich besitze jetzt 5d solcher Bänder und auf jedes habe ich den Namen
des Mädchens eingeschrieben. Noch eins: Das Taschentuch meiner Braut habe
ich beständig bei mir getragen, auch draußen im Felde, bis jetzt, wo ich mit
ihr brach. Mir war. als hätte ich damit ein Stück von ihr, als hätte ich mir
ihr Gesicht so mitgenommen. Da ich ins Feld ging und Abschied nahm, weinte
PartiiilismuB und Hafomskiilt:. I;i7
sie. ich Lrösteteund umannle sie und habe ihr zum Abschied duM Sacktuch
weggenommen."
In diesem Falle scheint das Taschentuch das Gesiclit. zu vertreten.
Es handelt sich um einen Fall von symbolischer „Verladung".
Wullfen berichtet teils aus eigener, teils aus fremder Erfahrung
über den klopto manischen Sammler einige interessante Details.
„Ein 4ojälingei' Schuhmachof, köi-perhcli uhne Uc-generatinnszeichen.
stahl seit seinem ]3. Jahre Prauemväsche, Er zog sie nachts im Bette an,
stellte sicli iiicbei Frauen vor und hatte Samenabgang. Es wurden bei ihm vor-
aehiedene Toilotlenstiicke gefunden. Ein anderer hatte seit dem 11. Jahre den
Drang, ein Jlcind seiner älteren Schw-ester anzuziehen, wobei es dann in
fipäteren Jahren zur Ejakulation kam. Später kaufte er sieh immer Frauen-
lioiuden, die er mit sexuellem Wohlgefühl anzog. Ein anderer hatte benn Zer-
reißen von Frauenwäsche Samenabgang. Fin vierter onanierte mit 15 Jahren
angesLclits üiner zum Trocknen aufgehängten Schürze. Später hatte er st^t-i
angesichts einer Schürze, mochte sie ein Weib oder Matm tragen, sexueUe
l.ustgefUhle. Die Schürze hat wohl schon durch die Leibesstclle, vor der sie
getragen wird, sexuelle Beziehung. Ein Kleiderfetischist stahl weiße Rocke von
den Wäscheplätzen, probierte sie an, was ihm bereits Genuß gewährte, zog
sie an wenn er seiner Prau beiwohnte. Er liatte angel)lich seit Jahren niemals
ohne Frauenrock den Beischlaf vollzogen. Sein Bestrehen ging dahin, inuuer
einen neuen, eben erst gestohlenen zu verwenden. Mit Vei-wcndung eines alten
Rockes war dei' (Icfichleclitsgenuß nicht derselbe (Kurslen). Ein anderer Feti-
schist stellte auf einem Feldplatze Stangen im Kreiso lieruni auf und hing die
gestohlenen Unterröcke darüber. Er ging um die Puppen herum, streichelte
und uniarmto einige derBolbeii. Plötzlich stürzte er sich auf eine derselben los,
Mitten in der Nacht springe er aal, eile ins Freie, hole sich ein Wäschestück
und befriedige sich. Er sei dann so toll, daß er nicht wisse, wo er sei und was
,.r Ine- Wenn ei' ku sich komme, linde er -sich in Wald oder Feld wieder:^
Dieser erotische Sammeltricb kann die merkwürdigsten Formen an-
nehmen. Mitunter sind es die Siegest rophäen, die der Don Juan sammelt,
wobei er verrät, daß es ihm mehr auf die Trophäen als auf die Eroberunti
;,nkommt. Ein älterer Herr zeigte mir ein großes Buch, in das niedliche
Visiikarlen eingeklebt waren. Sie waren alle Karten von Dirnen, die er
vor jedem oder nach jedem Koitus verlangt hatte. Niemals besuchte er
eine Dirne das zweite Mal. Auf jeder Karte war das Datum verzeichnet.
Auf einigen war auch der Vermerk einer Paraphilie oder einer Infektion
zu leeen'^Ein anderer sammelte Kotillonorden, die er der Dame auf dem
Balle gewaltsam -ennmmen liatte. Der dritte liatte eine ]>ockensammhing.
fBekannthch nirhf seilen.) Bekannt sind die Sammler der Schamhaare.
Über einen solchen Partialisten berichtet Sad{,er. (1. c.)
p n >Jr '14 Schon mit 13 Jahren habe ich statt des Geschlechtsteiles
der Frau ihre'Schamhaare verlangt. Damals sagte ich nnserem Dienstmädchen,
^ü^s:;^^
im
Fetischismus.
t
&ie 6o11g mir ihre Haare geben, aber nicht vom Kopf, sondern zwischen den
Beinen miisse sie sie mir herausschneiden, und diese haben mich dann riesig
gereizt, kolossales Wohlgefühl in mir erweckt. Ich habe eine ganze Sammlung
solcher Haare angelegt, von jeder Geliebten ein Biiechel abgeschnitten und es
fein Gäuberlich mit einem Bändchen umwunden, auf das ich den Namen seiner
Trägerin schrieb." Ein Anderer berichtet gar aus seinem 8, bis 9. Jahre: „Da-
mals, zu einer Zeit also, da ich selber noch gar keine Schamhaare hatte,
stürzte ich mich schon auf die ausgegangenen Haare im Kamm meiner
Schwester und band sie um mein Glied herum. Wenn ich jetzt bei meiner
Freundin ein Haar sehe, das ihr beim Kämmen ausgegangen ist, bin ich schon
furchtbar aufgeregt, ebenso wenn ich einem Weibe durch das Kopfhaar fahre,
oder beim Anblick ilirer Aehselhaare. Als meine Mutter schlief — sie lag da
stets wie tot — wühlte ich, der als Kind mit ihr zusammen im Bette lag, gerne
in ihren Schamhaaren und zog daran. Auch mit meinen eigenen zu spielen, be-
reitet mir besonderes WoUustgefühl. Ich rieche auch sehr gerne zu den Scham-
haaren und rege mich bei ihrem Gerüche auf. Ich erinnere mich dabei an den
Geruch, wenn ich mit jenen der ^Mutter spielte."
In allen diesen Fällen ist wohl zu unterscheiden, ob der Sammler
sich mit dem Objekt allein begnügt oder ob das Objekt als Erinnerungs-
bild den Vorgang der Eroberung repräsentieren soll. In dem letzten
Falle spielt der Geruch eine große Rolle. Wir haben schon bei Be-
sprechung der Leibwäeche-Fetischieten auf diesen Umstand aufmerksam
gemacht. Hieher gehören die bekannten Sammler von Klosettpapicren
und älmlichen mit Körperduft geschwängerten Gegenständen. Ich
möchte in diesem Zusammenliange auf zwei einschlägige Fälle hinweisen.
Ich verfüge nur über eine einzige älmliche Beobachtung:
Fall Nr. 35. Frau W. H. gibt an, nur dann sexuell erregt zu werden,
wenn der Mann J uehtenstief cl trägt. Der Geruch dieser Stiefel wirkt an
und für eich schon so erregend, daß sie zum Orgasmus kommt. Sic behauptet,
von einem Reitknecht in ihrem 7. Lebensjahre sehr oft gereizt worden /-u
sein. Sie kam oft in den Stall und er setzte sie aufs Pferd. Später spielte
er an ihren Genitalien. Das Erinnerungsbild ist wohl unauslöschlich ein-
gegraben und verlangt nach Wiederholung. Sie besitzt eine ganze Sammlung
von Lederflceken, die sie aus alten Stiefeln herLiusgeschiiitten hat.
Magnus Hirschfeld (Sexualpathologie, III. Teil) berichtet über
einen ähnlichen Fall:
Fall Nr. 3ß. Es zeigte mir einmal eine Dame ein kleines Stück Juehten-
leder, das sie an einem Bande befestigt unter ihrer Bluse trug. In starken
Superlativen schildert sie die Bedeutung, welche der Geruch des Leders für
sie besitze. Die erotische Neigung zu ihrem Manne, der von auffallender
Häßlichkeit gewesen wäre — sie war früh verwitwet — sei ganz von Ge-
rüchcn beherrscht gewesen, vor allem von einem „mit Mannesge-ruch ver-
mischten Tabaks- und Juchtengeruch". Sie berausche sich noch viel an den
Kleidern des Mamics, denen immer noch ziemlich viel von diesem „süßen
Aroma" anhafte. Es würde für sie große Beherrschungskraft erfordern, einem
Manne Widerstand zu leisten, der sieh ihr gegenüber dieses Lockmittels be-
dienen würde. In einem mir bekannt gewordeneu Falle ließ die Frau sich
l'artialianius und Haremskult,
159
die Hemden ihres im Felde stehenden Mamies schicken, ujii, ihren Duft ein-
saugend, sieh bis zum Orgasmus zu erregen.')
Ich habe die Psychologie des Saminlere ausführlich in Band IV
beschrieben. Ich möchte nur einige ergänzende Bemerkungen hinzufügen.
Jeder Sinn kommt beim Sammler in Betracht. In erster Linie der
Gesichtssinn, der Geruch, der Tastsinn, abei' ich keime Fälle, bei welclien
das Gehör und der Gesclimack eine Rolle spielen. Den Fetischisten als
erotischen Sammler haben wir zum Beispiele beim Hemdfetischiatcn
kennen gelernt, wobei die Geruchsqualität des Ürines und des Schweißes
den Fetisch wertvoll macht. Die StolT-Fetisdiistin erfreut sich am
weichen feinen Eindruck, den Seide und Stoffe beim Betasten maclien.
Dio Absonderlichkeiten der Sammelwut finden nur durch eine analytische
Porechung ihre Erklärung. Ich möchte nocli zwei Fälle erwähnen^ die
ich einer Mitteilung des Herrn 0. B. verdanke.
Fall Nr. 37. Herr N. K. sammelt Wurstscheiben aus aller Herren
Länder. Er hat ein ganzes Museum von Wurstseheibeu, die in Formalm-
spirituE konserviert werden. .Jedes Scheibchen steht in einer Vitrine, die eine
Aufschrift trägt, die über Ort und Zeit der Erwerbung Kenntnis gibt. Ee
werden weile Reisen unternommen, um das Museuiu um interessante Stücke
zu bereichern.
Welche sonderbaren Erlebnisse können diesen Sammler auf eine
solche Abßonderlidikeit gebrairht haben? Wie ist sein Sexualleben? Be-
deutet die Wurst Pliallueerfiata oder Kastration? Darauf kann niii-
mein Gew'ährsmann keine Auskunft geben.
Etwas tiefer war er imstande, in den zweiten Fall zu blicken und
seine analytischen Kenntnisse zu verwerten. Ich lasse Herrn O. B.das
Worf :
Fall Nr. 38. ,,Icli hatte während des Krieges mein Zimmer mit Haupt-
mann E. zu teilen. Er war ein solir entgegenkommender, aber verschlossener
Mensch, der sich an mich gewöhnt hatte und mich eiehthch bevorzugte, so
daß wir immer die gleichen Quaiiiere beaogen. Es war mir aufgefallen, daß
E. außer seinem Gepäck nocti einen sehr schweren Koffer herumschleppte, den
er sorgfältig versperrte imd in den er micli nio blicken ließ. Erst nach Monaten
vorti'aute er mir das Geheimnis dieses Koffers an. Es befanden sich dort die
verschiedensten SchlüsGel, dio E. nicht erworben, sondern zusammengestohlen
hatte. Er gestand mir, daß er einen unüberwindlichen Hang habe, Schlüssel zu
fil^iilcn. Jeder Öchlilssel erhält einen Zettel, der oben angebunden wird und
über Ort und Zeit des Diebstahls Kunde gibt, Die Sammlung enthielt die
verschiedensten Schlüssel: großo, kleine, grobe, feine, einfache, kunstvolle
und kunstlose. Über den Ursprung dieser Manie konnte E. mir keine Auskunft
geben. Eines Tages sprachen wir über Schamgefühl. Wir sahen ein Humlepaar
kopulieren. Ich bemerkte, wie ungeheuer stark jetzt sich das Schamgefühl
') Vergleiche au^^h Dr. A. Hauen. ..Über die gL'Sclilechtlii'hwi nerüclic". fVerl.iR
H.Barsdorf, Berlin 1900.)
^3^
160
Fetischismus, — Partialismiis unil HaremskuJt.
:i'
■V ,'
entwickelt halje. ,Ah was' - sagte E. - ,die Mensehen &ind nicht besser. Ich
habe meine Eltern wiederholt beobachten können, als ich ein ideme.^ Kmtl wai,
und noch später als Tjähriger Junge."
,Wie haben Sie das bowerketelligt?' .
,In der frühesten Kindheit haben meine Eltern ungeniert vor nur aen
Beiselüaf vollzogen. Dann wurde ich hinausgesehickt. Aber ieh blickte durch
das Schliieeellocli und konnte doch mein Ziel erreichen. Nur einmal kam der
Vater daraut und spei'rtc die Türe zu, drehte den Schlüssel so um, daß ic"
nicht durch das Loch hineinsehen konnte.' —
Nun hörte ich auch auf meine Frage, daß E., der alle Frauen mied und
als Sonderling galt, jenen Schlüssel, der ihm den Einblick in das Paradies der
Eltern verweiirte, stehlen wollte, um wieder den Anblick der Kopulation gß'
nießen zu können, ß, hatte mir damit die Wurzel seiner Kleptomanie ver-
raten.""
Wir sehen hier ein wunderschönee Beispiel von Wiederholungs-
zwang im Dienste des erotischen Symbolismus. E. benimmt sich so, ale
ob er die alte Szone noch einmal "erleben könnte. Aber der Vater kann
ihm jetzt den Anblick nicht verwehren. Er hat ihn in seinem Besitz —
den bösen Schlüssel, der ihm den Einblick verwehrt hat. Er hält ihn fest
in seinen Händen. Die Wiederholung bedeutet im Sinne Freude eine Kor-
rektur einer infantilen Situation, sie bedeutet aber auch eine Wieder-
holung, wobei jeder Schlüssel als phänisches Symbol die homosexuelle
Komi'onente zu befnedigen hat. Der Diebstahl ersetzt die Aggression
auf den Phallus des Kameraden. Die ganze Sexualität ist auf ein Neben-
^elcise verschoben, was vermöge einer ungeheuren Affektverschiebung er-
möglicht wurde.
In allen diesen Fällen bestellt eine deutliche Tendenz zu Tag-
träumen. Diese Menschen haben die Gabe, in einer M'elt der Phantasien
zu leben. Auch ihre Taten werden im hyponoischen Zustande ausgeführt.
Aber nicht alle Fälle sind so 'einfach und durchsichtig, wie der des
Hauptmannes E. Der Fetischismus ist gewöhnlich ganz außerordentlich
kompliziert, wie die weiteren Ausführungen beweisen werden. Aber das
Verständnis einfacher und durchsichtiger Fälle wird uns das Eindringen
in die komphzierten erleichtern und ermöglichen.
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' ; ■ "■* Die Bibel des Fetischisten. ■- '■''■
Der Hareraekuit der Fetiscliisten kann sicli auch in der WeiBe
äußern, daß sie sich ein Buch mit Zeichnungen und Geständnissen an-
legen, welche ihren Petisdiismus anedrücken. Merzback besehreibt den
Fall eines Mannes, der die Sehanihaare seiner Geliebten sammelte und
sie in ein Buch klebte, so daß er dann eine artige Sammlung dieser
Trophäen aufweisen konnte.^) Es liandolte eich nicht um einen echten
Fetischisten, sondern um einen Fall von Partialismus mit Sammeltricb.
Ich kenne aber Fetischisten, die sich eine Art letischisti scher
Bibel anlegen. Dieses Buch öffnen sie, wenn sie ihrem Fetischismus
frönen wollen. Sie verbergen diese Bibel sehr scheu. Es ist schwer,
in ein solches Buch Einblick zu gewinnen. Sie geben es nicht aus der
Hand und — wenn sie es tun — haben sie eben die Absicht, mit ihrer
Paraphilie Schluß zu machen. Die Größe dieses Opfers kann der Normal-
mensch gar nicht beurteilen.
Um ein Bild von so einer fetischistischen Bibel zu geben, will
ich hier einen Fall von Korsettfetischismus anführen, der vor 4 Jahren
in meine Behandlung kam. Die Art und Weise, wie er die Behandlung
einleitete, war sclion sonderbar genug. Er erkundigte sich Monate vorher
nach der Art der Behandlung, nach dem Preise, nach der Dauer, er
überlegte und überlegte und kam schließlich nicht, um seinen Feti-
Äcliismus zu heilen, sondern um sich von seiner Impotenz befreien zu
lassen.
Es handelt sich um einen schwerkranken Menschen, der sich aus der
Hölle satanischer Phantasien in die Reinheit eines geregelten ehelichen
*) .Herr B. iet Kaufmann, in don 50er Jahren und ausgesprochener Liebhaber
ruttmariger Frauen. Er hE'gnügt sich aber nicht mit dem Genüsse dfs Augenblicks.
-Kondem er Borgt für eine WicdcraiiffriEehung dieses Genusses in seiner Brinneruns
dadurch, daß er jeder von diesen Rothaarigen; mit der er geschl echt lieh vorkehrt hat.
■eine Schnnihaarlocko ahBchneidot. Diese formt er zierlich, Bchmückt üie inifc einem
schwarzen LSeideiiraden und klebt sie in ein Buch seiner Erinnerungen ein, wo er dns
^eure Pfand güickliclier Stunden . mit Namen und Datum vereieht und seine Ue-
friedigung in dem Durchblättern dieser fetischistiEohen Remlnifizenzen findet."
SlBknl. StüruHB'-'" ilosTriob- iiml .^fTi-'liiluLBin. VII. ]]
162
Fetischismus.
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Lebens retten will. Seine Aufzeichnungen sind ein wertvolles „Document
huraain".
Fall Nr. 39. Der 36jährige Polizeibeamte W. G. — nennen wir ilm
Wilhelm — war sein ganzes Lehen lang impotent. Diese Impotenz fuhrt
er auf maßloee Onanie zurück. Vor zwei Jahren heiratete er. Es war ihm
trotz guter Erektion nicht möglieb, einen KoituB auszuführen. Er meint,
es wäre die Ungeschicklichkeit seiner Frau, aber er muß zugeben, daß er
auch bei Dirnen total versagt hat. Er ist vollkommen normal gebaut, zeigt
keinerlei Degenorationszeieben und stammt aus einer gesunden Familie. Ki"
gesteht, daß er sieh eigentlich nur für KorKetts uud für engein gesehniirle
starke Weiber interessiert und daß seine Frau diesem Typus nicht eatspricht.
Sie ist mager und trägt gar kein Korsett. Ihn reizen sehr dicke Frauen,
die eng gemiedert sind, so daß er die Empfindung hat, sie könnten in ihrem
Mieder kaum atmen. Dieses enge Einschnüren ist unbedingte LiebesbecÜn-
gung. Er hat nie ein solches Weib besessen.
Er führt sein Interesse für Mieder auf einen Eindruck der Pubei-tät /.u-
diek. Er war 14 lahre alt, da fesselt© sein Interesse eine üppige Blondine,
die neben seiner Wohnung lebte. Sie war sehr stark gemiedert und war an-
geblich das Objekt seiner ersten Onaniephantasien,
Er zeigi den bekannten Impuls der Fetischisten. Er läuft viele
Stunden herum, bis er ein geeignetes Objekt findet, dann eilt er nach liause.
zieht sich ein Mieder an und onaniert vor dem Spiegel mit der Vorstellung,
daß er diese Frau ist. Bevor ich auf die Resultate der Analyse eingehe,
will ich einige Stellen aus seiner Bibel mitteilen. Er gibt mir nämlich
nacli einer Woche ein sehr elegant gehundenee, abgegriffenes Buch. Ich solle
es studieren, er werde nach 14 Tagen wiederkommen.
Der größte Teil des Buches ist stenographisch, einiges in Kurrent-
schrift abgefaßt. Im Anfange sind mehrere längere Gedichte, die seine
Phantasien auedrücken, gut gemeint, sehr naiv. Er ist ein schlechter Dichter
trotz seiner lebhaften Phantasie. Dann kommen Geständnisse und schließ-
lieh eine Reihe von Bildern, meistens Ausschnitte aus Zeitungen und Zeit-
schriften, von denen wir später einige Proben geben werden. Die mei:^ten
Bilder sind verändert. Er zeichnet obszöne Figuren hinein. Genitalien er-
gänzt zu den Miedern üppige Busen usw. ... '
Ich beginne also mit einigen seiner Aufzeichnungen:
Hiemit heute am 18. III. 1905 unweigerlicher Schluß sämtlicher geistigen
Onanieaufzeichnungen! Ursache: Selbsterkenntnis, weil dadurch Ursache
und Verlauf des Leidens genügend beschrieben, Heüung unmöglich wäre,
Geist sich auf dem Wege des Wahnsinns {Gehirnerweichung, geschlechtliche
Verblödung) befände! Lieber, wenn ee nicht mehr anders sein kann, Un-
zucht mit einem Weibe, ob Jungfrau, Frau oder Witwe, besondere
kommt da die öffentliche Hure in Betracht, in Wirklichkeit als
zwecklose, konstant veränderliche Ent- und Abartungen bezüglich des weih-
lichen Verkehres zu Papier zu bringen. Nur ernste, die Geschlechtssphüre
"wirklich betreffende Aufzeichnungen, wie Ergehnisse und Verlauf diesbezüg-
licher ärztlicher Untersuchungen sowie Abmoßtabellen über Frauen-(Huren-)
körper sowie „Liebeeblätter"-Notizen werde ich in Zukunft notieren. Das
walto, mit Hineicht auf meine bevorstehende Heilung von geistiger und
körperlicher Onanie, Gott!
Hin IJibcl dos Fctischisfeti. 163
Gestern abends '/i8~8 Uhr orstee und violleicht doth nicht letztes Mal
bei meinem langjährigen Beichtvater, der es seit zirka 189(3 ist, früher
Pfarrer, P. Erhardus. lläumlichkeit: großes behagliches Zimmer und Links
anstoßendes Kabinett. Hübseh und rein, elektrisches Licht! (Geistlichkeit
iet recht gut versorgt!)
Ging hin, nachdem icli am 2.11.190:5 unten in der Kirche mit ihm
gesprochen, um zu beichten. Betonte natürlich die Onanie, mein Unglück,
lür weiß mein Leiden, die Verkettung trauriger Umstände, er kennt meine
niaterielleii Verhältnisse ziemlich!
Kurzer Inhalt seiner Aussprüche, weil ich ihn dringend fragte, ob un-
ehelicher Beischlaf absolut von GoU aus Sünde und üiiarixir oder ob dies
dem reifen, es nicht mehf „aushaltonden Mann" gestattet sei: .> *
„Jeder uneheliche Beischlaf, ganz gleich ob zur
Zeit der Reife oder später ausgeübt, ist sündhaft! Kur
die Ehe gibt das religiöse Recht, das ja dann 7.ut
Pflicht wird."
' Wäre jeder Mann und jedes Weib so durchdrungen von dem heiligen
Gebote Gottes, keusch zu sein und bleiben zu müssen bis zur ehcbcheii A er-
bindnng, gleichgültig ob die Heirat früh oder spät iniolge Existenzbedin-
gungen vor sich geht, so fallen gut die größt« Anzahl Sorgen und t.bel
hinv,-eg, vielleicht 99% dos Unglücks! Dann wäre das Leben nicht so elend,.
wie es heute ist und vielen dünkt, eben weil sie sich durch Ansteckung oder
Veriust ihrer Keuschheit nicht vor weiteren Fehltritten zu halten vermochten!
Auf meine Behauptung, daß es ungerecht sei, so leiden zu müssen J"iC/'''ei-
leicht erst mit 35-40 Jahren heiraten zu können, während ein ghicklieherer,
-Existenzmittel besitzender Mensch vielleicht mit 20 Jahren heiratet, gibt er
mit Zuversicht der Anschauung Ausdruck, daß es oft Vorsehung mid gut
für manche ist, daß es nicht früher sein konnte. AVeiter sagte er:
Eheliche Liebe, die ja verrauscht, muß gegenseitige Hochachtung beider
in sich schließen und den festen Willen, auch bei etwaiger eintretender Ge-
echlechtsunfähigkeit des einen Teiles dem anderen Teil zeitlebens treu bleiben
Der Weg zum Verlust der Keuschheit i^t gewiß leichter und hat den
Zwang den unehelichen Beischlaf fortzusetzen und immer tiefer hinein zu
geraten und dann Jungfrau, Mädchen und Ehefnni, weil man e. nicht aus-
haCkann und sich aus Leidenschaft gehen läßt, zu verführen, als die
Eückkehr zur Mäßigung und Aufgabe des weiteren unehelichen B'^iscWafs.
HUfsrnTttel gegen die Unkeuschheit : BesUind.ge Wachsamkeit durch Mäßig-
keit GeStGoTtvertrauen und Arbeit. Scham, Schaffen, hartes Lager usw.
' Er voriangte von mir schließlich das Versprechen, um mir die Los-
sprechung geben zu können, „joden unehelichen Beischlaf mit Anwendung
aller Mittel dagegen unterlassen zu wollen .
,.Wenn ich kann, ja", sagte ich. , ^ ^ . ^ „ u, '
Ich frage nicht, wenn Sie können, denn mit den Geboten Gottes gibt
es kein Streiten, diese müssen befolgt werden und wenn deren ErfnllunK
noch so unmöglich erscheint und schwer fällt, sofern S.o willens sind
und mir versprechen, keusch zu bleiben. , . .. , ■ . • ■
Einige Augenblicke tiefe Stille. o. v, ■. ^
Gespannt wartet er im Kabinett, neben mir auf einem Stuhle sitzend,
ich knie im Betschomel ihm zugewandt, auf Antwort.
164
FetischTsniiis.
,
■,,Ncin, das kaim idi nicht versprechen', sage ich büklo'miiicii, ahor
aufrichtig. Dieser Aiigenhlick, in dem sich Herz und Wille cntschiodoii
gegen dos Schöpfers Vorschrift aussprachon, war mir entsetzlich, aber ich
konnte nicht ander«. Mißtrauen gegen die Wahrheiten und Vorschriltcn der
katholischen Religion, Widerwillen gegen die „tote Hand", gegen die Macht
des Kleru,'-:, ein Wunsch, mich nicht der Volksverdununung zu beugen, sondern
jetzt zuzuwarten; nach Heilung zu suchen, auch ärztlichen Ansspiiiches loil-
haftig zu -werden und im Notfall auch als Mensch zu fehlen, im Bomißtsein.
nicht mit frevlerischcm Übermut Gott beleidigt zu haben, sondern nur, um
in Gottes Welt weiter zu kommen, als aus Gefügigkeit gegen die Träger
der Religion, welche dann zur Unterdrückung menschlichen Ehrgeizes und
Foi-techrittes gehandhabt wird, als Bekennen "der Volksaufklärung, vielleicht
(weil ich allerdings nicht, mehr Heri' der wachsenden Leidenschaft sein kann)
um dann zu heiraten und darai als bedrängter Familienvater mich nie des
Lebens freuen könnte, withrend andere meiner höhnen und diesen Trieb
nicht aus Not, sondern aus Vergnügen ausschöpften, um dann in entspredien-
dei- Stellung besser bzw. sich sehr gnt zu verheiraten und etwas von ihrer
Jugend hatten, während ich mit meiner Sehnsucht ungestillt früh altere.
Ist ja doch das „Zölibaf die offizielle Keuschheit, nber doch die inoffizielle
Xrgernisursacho, welche, weil nichts von vielen gehalten wird, dem Ansehen
der katholischen Kirche schadet, aber, aufgehoben, ihre mit dem Mantel des
göttlichen Nimbus gedeckte Macht schwächt. Dann erst würde ich zu einem
Priester mit Verehrung aufblicken, weil man von ihm als Mensch nur Menscli-
liehes und nicht, wie ich glaube. Übertriebenes, zu Entsagungä reich es ver-
laugt, eh begreife daß viele Katholiken zum Protesta ntl^us ü mr en
mit int^STef F '" r^T""' ''^' ^'^'T^"" '"'^'^ d^"kle ihm, füMle mich
nut mne Khe Freude über meme AnOdärung beruhigt, sprach dann noch
von der Entecheuhnig durch den Arzt, bat ihn. nicht bl.e zu sein
■Vr li^n^'""',^" T^ ^\'^f-'''^'%'' «agte er imd nahm kühlen Abschied.
!nd l . 1 , f ^'' f öffnote.Türe hinaus, versperrte hinter mir
d?h wJ!l ^.V^^^^VV" ^''^^'" ''"^^^^' l^'"^^-- mir wahrscheinlich in
t ^ ä r o f ■ '^'""^'T'^ S'^^i^^ä.n, beschämt mid aufgeregt schritt
leh chneil von ihm weg und war froh, als seine Schritte innehielten, weil
er mit dem bei der Spmseglocke im I. Stock bereitstehenden Diener sprach.
Als ich die lur des Vorhauses schloß und in den großen Hof trat, schlug
es 8 Uhr.
^Aufgeregt kam ich heim. Mit Gott und der Welt hadernd mit Sehn-
sucht zu heiraten, im Bewußteein meines Dranges, auch aus Furcht vor
<jottes Richterspruch, wenn ich meine Keuschheit vor Eheschluß vernichte.
Vorläufig sistiere icli weiteres Denken, lasse dann möglichst rasch Dr. F.
die J^ntecheidung fällen, halt« aber Ausschau nach baldiger Heirat mit
hübschem, mitverdienenden oder vermögenden Mädchen. Gelingt es nicJit.
so mußte ich vielleicht ein lÖ^lSjähriges Mädchen verführen 10 Jahre mit
mr gehen, bevor ich sie als kleiner Beamter heiraten könnte. Oder, wenn
r.l-^l R ■"'l'w^""^"' ^^""' '^^"'^ ^"^'■«"- tWozu erst unaufrichtig „uu-
ohehcher Reischlaf sagen?"') Aber ich hofie, daß Gottes Hilfe jetzt, wo dio
IT
iti)C
Die Bibgl .des Fetisch isleii. "165
Not am größten; doch noch uücs getreu seinen Xjeboten zu. einem glüuk-
lichen Ende, führt. . ^
i EinBif-hi.svo-n sage ich, Pater E. hat gesteni „goldene Worte", ge-
sprochen. Er hat recht, ich wäre gliicklicli, so ideal voi'gehen zu können.
Aber die Welt ist andere, nicht so gut und nicht so ideal. Und weil eben
viel Ideales im lieben höchst real und prosaisch wjrd, eo muß aiich die
höchst-e Idealität des Beischlafes einer natürlichen Anschauung, hervjr-
gei-ufen durch einen unehelichen Notbeißchlaf, Platz machen. Ich glai-ibe,
alles andere geht nielit, kann ausnahmsweise in dem Jammortale, Welt ge-
nannt, zustande kommen. Es mag ja enthalljiame, sozusagen bedürfnislose
Individuen geben, ich bin es nicht.
Pater N. ganz richtiger Standpunkt, daß Beischlaf nicht ein Ver^
gnügen, sondeni Ijuet-Pflicht sei, denn wäre dieser Akt nicht mit so viel
Genuß verbunden, so würde es mit dem Kindermachen dci' mächtigen Kinderr
eorgo wegen aus sein. ^ ...
Allerdings hat er auch Recht, als er mir vorwarf, was würde ich denn
machen können, wenn ein von Natur, siecher Körpei- mir den. Beischlaf ver-
bieten würde; Er sagte, daß er genug in allen Kreisen, bei Gesunden und
Kranken, auch Irrsinnigen, Beichte gehört Imtte, genug des menschlichen
Leides erfahren — aus eigener Schuld!. — ...
Walmsimt kann infolge des Mißtrauens in der Kraft zum Guten, aus
Nachgeben zur Leidenschaft, nicht aber aus Kenschheitsschaden zustand^
kommen. Auch sie behaupteten, es nicht aushallen gekonnt zu haben, fielen
aber aus eigener. Schwäche, aus Glaubenslesigkeit geg-en Gottes unanfechtbar?
keusche Sittenvorschrift. Verheiratete Frauen klagten ihm oft, mit dem Maim^
nicht bzw. nicht mehr leben zu können. Warum, weil . Ehebruch — vop
Patfli- N. erfahren — dieeem Ausspruch vorhergegangen war.
Je mehr einer gegen Gott, gegen Gebet- und Kirche ^wettert, schimpft
und in Versammlungen dagegen schreit, dann könnte .Pater N. ruhig sagen:
Je größer deine Abneigung, dein Geschrei gegen Gott und seine Kirche,
desto mehr Schuld, die in deinem Herzen sich aufhäufte, bist du dir bewußt
und suchst Euho .211 linden durch Gegnerschaft, welche, Herzensruhe du abef
nicht finden kannst. Du fühlst des Herzens Leere."
Daher ist Pater N. auch ein Gegner des Vereines zur Wiederverheiratung
geschiedener katholischer Eheleute. -■-". ''■"-:'- . - " ■ ' :\
' - Ich wollte über letzteren Punkt nicht mit ihm debattieren; es -wäre
sonst ins ■Unendliche gegangen. Denn ■ wie viele treten buchst^iblich brave
Frauen wie Tiere mit Füßen. Ja, soll sie denn dem Liebe entgegenbringen;
vieUeicht ihn erhalten und warten, bis er stirbt, anstatt doch noch an der
Seite eines anderen glücklich zu werden?
- Die Abneigung gegen diesen Verein ist von ihm generalisiert, vielleicht
iesuiüech-klerikal. Allerdings auch ein Körnchen' Wahrheit liegt m seiiie:
Meinung Hätten beide friihel- einander besser kennen gelernt, nicht erst
. dann, als es zu spät. Er sagte dies nicht, aber ich glaube, es "Ware seine
Antwort gewesen. . ., , , . ,
Schlußbemorkungcn:" Wie '. rich,tig die Einsicht ist, diese geistiger
Onanie entspringenden Perversitälen ein für allemal abzuschließen, nach-
dem schon genug in den vorherigen Aufzeichnungen davon gesprochen wurde.
Weist das in der Buchtasche befindliche Feuilleton von Montag, den 27. März
/
16(5
FetisctiismuB.
Ji
1905, aus d&m „Neuen Wiener Tagblatto'' „Irrsinn und Phantasie''. Würde
dies Buch leidenschaftlich in dieser Art fortgesetzt, dann würde dieser Ar-
tikel mein Schicksal zeichnen. Dann Irrsinn, entstanden durch geistige und
körperliche Onanie, durch überhitzt« Phantasie, durch krankhaft entwickelte
Einbildungskraft, die vielleicht schaffend sein könnte. Denn der Grundziig
und Verlauf meiner phantastischen Aufregungen in geschlechtlicher Hinsiclit
war und ist immer folgender;
Die meine Leidenschaft erregt habenden weiblichen Geachöpie, gleich-
gültig welchen Alters, Standes, Bekenntnisses und Bildungsgrades, werden
meine „Opfer"', die mir Untertan sind.
1. Ich begeile mich platonisch an ihrem Wesen, an ihren Sinnen und
an ihrem angekleideten schönen Körper. Ich mache dann durch mich, durch
die Umgebung, durch mein Küssen, Umarmen, Betasten, Reden, Belästigungen
und Handeln die Mädchen und Weiber geil, geiler und höchst geil. Quäle
sie auch durch Nichtbefriedigung ihrer platonischen oder geächlechtlichcn
Sinnesäußerungeii, betöre sie, blende sie durch Unterhaltung, Putz und Luxus.
2. Ich unterwerfe sie mehr oder minder langsam, schnell, kühl oder
heftig in den verschiedensten Toiletten, den verschiedensten sie mehr oder
minder erregenden, schmerzlichen, aber ungefährlichen Folterungen, wie
Liege-, Hänge-, Kad-, Binde-, Kitzel-, Peitschmassage, Hetz-, Strick-, Wasser-
und der überaus beliebten Miederfolter. Diese Folterapoehe,
die meiner ersten Begeil ungsepoche folgt, wird auf das verschiedenste bei
der Frau angewendet, wiederholt stets aufs neue variiert. Z. ß. das Kind,
Mädchen, Backfisch, Jungfrau, dann Ehefrau, Mutter, Matrone wird vielmals
a,nders umgekleidet, wieder gefoltert, mehr und mehr ausgezogen, entweder
von mir allein oder im Verein mit ihren „Dienerinnen" (Huren, schon ver-
dorbenen Verführten), aufs neue abermals verschiedenen Polterqualen untei--
ivorfen, dabei begeilt und in der Körperkraft durch die Beugungen und un-
gewohnte Bänder- und Strickfesselungen ermüdet, auf das raffinierteste in
den reizendsten Stollungen Photographien, angekleidet, geschnürt, gofilzf..
gekitzelt, gedudelt, gezwickt, massiert usw. Ohnmacht«i. Aufwecken in ihrcu
luxuriösen Heimen, Ejholungsaeiten, auch Unterhaltung und Nichtstun in den
„Lustgebäuden", währenddessen Kameradinnen und Geechlechlsgenossinnen
weiter seufzen und aufs neue mißhandelt werden.
3. Je nach Stärke der „Gefolterten-', je nach der Schönheit und Leiden-
schaft des Opfers sowie je nach der Beschaffenheit des sie marternden Herni
folgt für das anständige Weib die dritte und letzte Phase des Leidens und
der vielleicht heimlichen Freude. Größte Scham, größter Genuß, wechselnd,
endlos geboten, nicht von einem Manne, sondern von Männern, ja selbst
von Geschlechtsgenossinnen. Es ist der Beischlaf, die Schau dungs'epu che, die
beste, angenehmste, aber auch aufregendste, mitunter selbst für das stärksLe
Weib. Größter Genuß für den das Weib „behandelnden" Mann, fröhlichste
Austohungszeit für die Gefährtinnen (Huren, und zwar immer nur fünfe)
und kombinierte, raffinierte, nervenaufpeitschendste Lustenarten des Weiber-
leibes.
Wie viele Kinder, Mädchen von 10 Jahren aufwärts, Schülerinnen der
Normalschulen und Handelsschulen, Backfische werden überfallen, genot-
züchtigt, wie viele reife Jungfrauen und Damen geschändet, welche Zahl von
weiblichen Bräuten, Ehefrauen, Witwen vergewaltigt, geschiedene Frauen,
Mütter, gleichgültig ob weniger oder vieler, kleiner oder großer Kinder,
Die Bibel des Fetischisten.
167
juiigo und alto Mütter and Matronen „titUare"'), echwaiigore Frauens-
pfirsonen ein Leckerbiesen !
Da nützt bei alloii drei Epochen kein Wideretand der Scham, des
Schmerzes oder der Vorzweifiung. Der BaekÜech, dio Jungfrau, die junge,
eben verheiratete Frau, die schon verblühte Gattin, die Mutter wird dun-h
des Mannns Krai't niedergezwungen; genügt die nicht oder will sich der Mann
nicht anstrengen, so sind ja die fön!', zu allem, auch zu den scheußlichsteu
Orgien mit Vergnügen bereiten, schönen, jungen und auch älteren Huren da,
■welche, eine links, eine rechts, je einen Arm der Dulderin halten, während
der rasenden Züchtigen je eines ihrer schönen Beine, z. B. das linke von einer
Hure emporgehoben wird, das andere, rechte Bein seitwärts gehalten, ge-
zogen wird, so daß der entzückte Mann die Schreiende bis zu der Schenkel-
hohe in aufgeschlagenen Böcken sieht, ihre Kleider höher hebt, sie am . . .=)
mit der Hand kitzelt, während die 5. Bure lächehid der. gellende Schreie,
Flüche und Verwünschungen ausstoßenden röchelnden Halbohnmächtigen den
Mund vorhält; jetzt betasten des Geliebten Hände ihre vollen, stark wogenden
Brüste, Umarmungen ihres Leibes, Niederschleppen in ein Bett, die Zuckende
ringt vergebens, die Binse wird ihr aufgemacht, das Mieder vorne auf-
geriesen, die Seidenröcke zerknittert, oft abgerissen, das schone Höschen
an der kitzlichsten Bauchstelle zerfetzt, in wildem Kampf helfen ott Mann
und Hure die zu Schändende splitternackt entkleiden, Ohnmachteanfalle,
SamenflüGse, schließlich Entkleidung des Mannes vor der bebenden bchoncn
und ihre gewaltsame Verführung! , '''.„.
Die Schreie verhallen, ihr "Widerstand verschwindet, man läßt die in
Liebosrasen versunkene allein im Bette. Entweder hotfnungslos zerknirscht
oder verzweifelt oder erleichtert, dankbar und verliebt findet sich das ver-
liebt*^ Opfer in ihrem Blute oder in ihren Saraenausflüssen allein mit einein
nackten liebenden Manne im sehwellenden Liebesbett und prachtvollen
Zimmer Ruhepause. Liebesbelobnung durch achtungsvoUes Wesen ihrer sie
vorhin schamlos behandelnden Dienerinnen durch Kleider, Unterhaltung und
Luxus und erneute, stets leidenschaftlichere und schönere Liebesnadite.
Das ist nur sozusagen ein Schulbeispiel aus der unzähligen Masse von
Sittlichkeitßvergehungcn der Männer gegen Frauen. Wie viele Orgien trieb
?;h B miM^nen schönen Mädchen und Frauen, die ich 1905 '^ <ierV. Inter-
nat i um len Aitomobilausstellung ,n der „Gartenbau" gesehen! Wie^wurde
ir e ner Phantasie die hochelegant gekleidete Prinzessin H. begeilt go-
oltert ausgezogen, zwischen den iiberstarken ..... . - -'). Wie schnell
1 H^ reizende Frau W^ plalonisch, dann auf der Folti^r geliebt, dann
""'u 1 -^^ ,„,d „r.tpr den Achseln von zwei Männern, ad vaginam von einem
entkleide-t xmA "^'J« /ien au .^^^ ^^^^^ ^.^ ^^^^^ ^^^_
r\r»ur hr Kö^^Sheiten eitiesselt hatten. Krank, halb wahn-
sinnig "or Scham, Schauder. Ekel und Wollust wurde sie m ihr Ruhebett
gezerrt.
TTT^ Original, ein ordinän-r Wiener Diakkt.u.dnick: .■^^>^««''■
■■" - Ordinärer Wiener Dialektausdruek für Vaßina: -'l".-^-. ;
^ Enn ordinären Wiener Dialekt an «drücken sieh ergehende Schilderung omer
..Coh.bitiiö mt"r mamnia. eum Quin.^e eiacnlatiooibu. et cum er«.tione „erni.gn.rum
m[imniarum". _ ^ , , _ .
• ) FtJhili'): ^T'-wvp^ .
1,68 .
!■;»' ■ t'etischismKS'.v;;.- .,;.;_
.; I
> < '.
.r-,;, Wie,. .schrie die Fürstin Y n]. ; i. ,.
mit gerade,- Front i ii r i n i h ^on li . ' " '' ^'^ Mieder
ayf das engst« ^"«a,nn,engep-eßt u^,' H°" 7^ ^"^"^'
aufatmend auf die weiche ^üfnt, *^' "'"^ ^ ^ *> ^"<^"-
s:an,k,- Während A uguVt di e v oi, qn" ' '^^'^'^"'^ "^^^l«^-
ge-Bchnürle Mitte umklammortP .-,'". ^"^ ^ ^"^ ^^^t"
Seideohose, Strümpfe durehbroAen^ und VtlArurn""!''^.' Battisthemd,
acböno Gestalt verschlangen und Hairul Stl t' "h ^"^^^^ "^'^ ^^^S«^^^
an ihr geküßt wordBu. Zitternd und halb so7^^' I ""^^ '°'-'^'' '^^^f^""«''
S1.1110 ihr August ihre ganze 2w"4'C w dT^i'^T f^^-Stunda lang
jeder Form nehmea mu.se, sich 8c> wie seine Fr n.-.u''''''' '^"^^ ^'^^'^ "'
falls ihre fünf Zoten und extra noci grau Lme Pnh '^"''" ^'^^' ""^^^
erzwingen würden. Wie schreit sie nur ., ? "i ^**™^'^" ^^'' "Nachgeben"
ihr voller herausgepreßter Busen an Juiv l''Jl^ '° ^'^^ "'"'■^^^' '^^^
Battisthenid bekleideten Brust fast eingedHk-W 1 ■ i .f "'"" '''''"^^"' ^^^'^'^^
von sich. Küsse regnet es iet.t Li fhre "o, Tllln "'^^™« ^'"^^ i'^
Arme., Sie schreit. Jetzt duddelt er sie hnl ., '''f''^^''^^ B'-üste und
Hemde. Klatsch! Er erhält eine Ohrfe g'e K ■ad.'' l'^^'\^'-^^'^ --^ dorn
bis zur Miedergrenze von Busen und Schult.,t t , '^'"'^^ ''^'^ ^^^ Hemd
.ur Tür fliehen wollende Fürstin a7ihren 1 t I-' '^^"''^' ^'"'''^ '' ^''
bittet Bie um Verzeihung. Stöhnend vor M .S'^'f'""'*'^" ^"''1*» '-^"d
seine Anne. Jetzt f.... er sie ruhig am B in 7''^ ","1:^ ^^^^ ^^^ ^«
halb ohnmächtige Aristokratin vor den SpiL ' in"" "'"^ P^"'^'^' '^"^^"^ ''i«
und den Bauch ■). Kaum fühlt ^h- i ^^^^'''" ^'^'^^^^^
auf ihrem Geschlechtsteile, als sie st h sehne? ?'^^"/*^'^ Ma.neshände
Kau.Df, bei dem das fest gesehnt Mi d^Lr"!^?' "1^^' ^'^'*«^ '^^'^
Wüllto vergebens auf ihr schönes SpiS üd S f °^ '' ^^^'"'''ß^"
schnell die „Hose" schließt, seine Hand v'n Z '"'rf "^ ^^"'^<^'^t, sie
^"■'\ "f -■ f'"-^hterlichem Geschrei die Tür auf« 7 .^"""'^'"^ ^''^'^^^'
zu Hilfe. Rettung vor Notzucht!" l'Z aufstoßend ruft: „Zn Hilfe,
die sieh Sträubende überall betastend ruft er d./ t /'' "'■^''^«'^t und,
eilenden Huren zu. (Es waren ihre fünf H " « '^''^ ^^"S^" •'''^■b«'-
welche soeben einen jüdischen, üppigen BackfSK '""S*^ ^"'^'^^^ Huren.
Jungfrau und eine christliche XuLslotp/r'' ^'"^ I^^^^tantische
wollen.) Schnell eilten die fünf H^'h X, Alf "".■ '^f '"■^" ^^^^-^en
d.e Furstm verstanden, als. sie so aufgeregt 'hH*^'' ^''' ^P^«'' '^''«^'^
befindend, wie nur die vertrauteste Zofe 1 f l ' '" ^'"^"' ^o^t'"" ^^i^h
Begehrungskrampfe mit einem fast fremden Mann', "i "?*^ ^'''^" ^^ ^'i'^em
kamen aber nicht dazu, ihre Begleiterinnen zoZ',^''? ^^ ^^°"t^" ^elteu,
zitternden drei Opfer über den Gang fori Auf i, %'^"'"'^'^ '^^^^ ^^°'-g«"g
hielten sie eine die Wahrheit verdeckende t^u ^^"^^sches Fragen or-
sie es noch erfahren würden. Tat6ächUch\vi] , "^'^ '^^"^ «''^^«'S«. ^aß
Backflsch die Ida!) vergewaltigt, dt nä hlten T ^^""^ '^*^'- '^^^^'^"g^
wahrend einer Unterhaltung in ih^em ZiCer !tÄ ^'' ^^''^l'^^" ^^'«^
unten angelangt, nach Absolvierung der Wii>, ^"^' ''''^^'•^^^ die Frau,
zurückgebracht, 2 Stunden darauf genau ^uSl . ^f'''°^"" ^" ^^^^ Zimmer
geschehen hätte sollen. "'**^' ^^^ dieser schreienden Dame
') Tiiilhre lociirit tiiinorit; restitcnUai'.
Die Sib.ej-dQs' Kotischisten.
\m
..i'. ■.: Die Fürstin atftete auf; Aber dio Huren drängten sie zurüde, die Fürstin
ereebrack, packten sie docli fremde Hände, fesselten ihre kleinen Füße wäh-
rend ilir eine den kleinen Mund zuhält. Mit Entsetzen fühlte aie verdoppelt
Auguste Angriffe, als sie sogar auf die Ottomane niedergepreßt wurde imd
nochmals durch öffnen des wunderbar gearbeiteten Hööchens ihre '\
eidit^r ward, fiel sie in Weinkrämpfe. .Als sie beruhigt wurde,' hörte sie
fTr iSl w'i f '^;^^«f^^ A^g"st volktandlg gehorchten und zur stra e
fu Ihren Widerstand die Felf^pgeräte herbekchaffteu. Sie bat August um
H^nr^. R,Hf H rf' ^^'^ ^°'' ^"^^' ^'^^^'' '''^^ ™r der Liege-,
ih^Lfen und W ;■ .h^'''^.^^'"^ ^'^^^ d"^ch gesobiektes Drohen dufch
tot foltl!.n ""t,^"^"^^ ubertnehen. Sie ließ sich lieber „tot schnüren- als
chtln 2 ' ^ "''w^'r '^'^ ^"^"^^^ ^'''^'''' ''' «^1' «Ji" ^"l^en, bereit
Äult ; 1 ! ^ """' Widerstand ließ sie sich jetzt schon wie eine Unro von
August Jiei Ulli. and wenden, ja, sie sah ihn sogar verliebt an, als er
Ihren Busen küßt« und A . . . und Bauch tätschelte. Die Huren machten
I echt viel Lai-m mit dem Rucken der Foltern und Kichten der Riemen und
bchnure und Stricke. „Therese, gib an neuchen Riem lier, sonst reißt der
fW ^'^^J'' , "^ ^"'**'"' '^'^ J^ ™^^t stark und gestallt ist. festbindet.--
uaer. „btem bring a Reservemieder, sowie ihr jetziges ebenfalls unzerreiß-
ba, s^i^t k.det die Fürstin «u viel und stirbt vieUeicht, w;.nn ihr die Stricke
den Leib zu viel einschnüren täten," „Leer-den Kübel aus, Olga, sonst spritzt
die Fuietin beim bpoiben alles an." „Glaubst net, Mizzi. daß August die
iurstm erst ha btot von der Folter herunternehmen darf - sie vortragt
ul^ verwohnte Jrau eh net viel -^, weil eie vorhin ihm net gehorcht hat? ■
Wart nur, Annerl, die Fürstin wird na spitzen, wanns auf dem Rad fest-
bunden ist, dann tut scho alles ihm geben, aber dann is z' spät denn bis
d]e Folterschmeizen vergangen san, is 14 Tage schwerkrank gewesen" usw.
Die Fürstin hörte dies alles. Sie fürchtete sich nun mehr vor der
Folter als vor der Liebe Augusts. Sie fiel in Ohnmacht. Durch einen Streit
erwachte sie. Fingiert war er! August nahm eine Hure, die schuldig war,
folterte sie teils selbst, teils ließ er sie von ihren Kolleginnen vielseitig
foltern, ankleiden, dann fest zueaniraenschuUren, peitecheu und in Eisen-
inieder einpressen. Die Hure jammerte nnd hat um Gnade, fiel in Ohmnacht
und, anscheinend die fürchterlichsten Schmerzen bei Peitschen und Radfoller
erduldend, küßte sie die Füße der Fürstin mit der Bitte um Fürsprache bei
August. Bleich vor Angst und Aufregung wurde dio Fürstin, von August
und zwei Huron gehalten, während die zwei anderen ihre Kollegin gemartc-t
hatten, weich und da ihr neuerdings gedroht wurde, wenn sie nicht alles mit
August dulden würde, ginge es ihr ebenso, legte sie sich ganz dicht an iiin
auf die Ottomane nieder, schrie nicht, als er ihr in vaginani verstohlen fuhr,
sondern schmiegte sieh geil an ihn mit der Bitte um Gnade für die in eine
stille Ecke gezerrte schluchzende Hure. „Gebt die Steffi frei! Ich verzeih
ihr!'' Dio 4 Zofen eilten mit ihrer müden Kollegin wieder zu der schon zuin
Ehebruch geneigt scheinenden Fürstin und dankten ihr. „Nicht wahr, jetzt
werde ich auch nicht mehr gefoltert", bat die Fürstin. August blieb ab-
;ft'eJ6end und die Fürstin wurde aufgeregt. Die Huren batenfürsie. August
») Vagina.
-*.■£., .^',. 't
170
Fetiacfaismaa.
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nahm die ihn vor Freude küssende Fürstin um ihre Taille und riß ihren
üppigen Leib — nicht ins Bett, wie sie hollEte, eondern zur Folter. Ach wie
schmerzlich! Auf seinen Wink wurde die reizende Frau niedergelegt, gehängt
und gerädert. Ohnmächtig nahm man die Fürstin herab, schnürte sie auf,
und als sie erwachte, radelte sie August noch enger zusammen. Als eje
neuerdings von ihm am Popo erfaßt und zur Folter kommen sollte,. fiel sie
ihm um den Hals, küßte ihn stürmisch und sagte, ihre Brüste ihm «eigwid:
: .„Nimm mich hin, mein Geliebter, ich liebe dich, sei mein!"
■ ,JIab6 Dank, schöne Geliebte, ich liebe dich, werde dich nicht mehr
foltern, aber zur Warnung, daß du nicht mehr so spröde bist, noch etwas
biegen!" Die fassungslose Fürstin im Verein mit den Huren am ganzen Leibe
hin- und herzerrend, sie im Zimmer hetzend, Bauch und Busen wollüstig be-
arbeitend, ihren schönen Leib so fest in ßadform auf der Ottomane zu-
sammenbiegend, daß einige Miedemähte rissen und selbst die Huren seufzend
die Köpfe senkten und sagten: „Lassen mir's gehen, August, es zwei habt
schon genug!" Wahnsinnig stürzte August über das schöne, in Ohnmacht
fallende Weib, legte sie in ihr Liebesbett und brachte sie zu eich.
Die Huren hatten sich entfernt, die Fürstin sah keine Poltern mehr,
in August nur mehr iliren Liebhaber — freiwillig brach sie die Ehe — und
streckte sich in unendlicher Geilheit, nach und nach sich von August ganz
entkleiden lassend, zum Beischlaf hin, der ihr oft und ausreichend zuteil
wurde. So hatte die Fürstin und August ausgewoUüstet! Die Fürstin war
genug „gep ". Nach gefiöriger Bewunderung ihres nunmehr entehrten
Leibes schnürte August wieder die geliebte Fürstin auf 40 cm zusammen uud
lobte ihre Körperschönheit. G^chmeichelt ließ sich die Fürstin in diesem
heftig geschnürten Zustand p.... Wohlgefällig strich sie sieh über ihre
vollen, kugeligen „ "i), über das Atlasmiedor, drehte ihre Wespen-
taille und ihren weißen Bauch und ihr kräftig modelliertes Becken Sie war
glücklich, am Vorabend den „Siegespreis" als sich am stärksten schnürende
Dame erhalten zu haben. Den 2. „Schnürpreis'^ erhielt weil in bezug auf
gesamte Körperbildung zu viel geradelte eine ISjährige jüdische ßallerine
und eme 20iahrig6 christliche Konfektioneuse. Die Fürstin welche 32 Jahre
alt war, hatte, angekleidet von rückwärts gesehen, an Taillenbi'cite nur ein
Viertel der entsprechenden Breite des Beckens. Bei den meisten anderen be-
trug 06 bis zu einem Drittel des Hüftumfanges. Daher war die Fürstin
Siegerin.
Und solche Vorgänge wurden in Unzahl variiert, mit Mädchen uud
Frauen und Huren' . Denn auch die sogenannten Dienerinnen wurden oft
80 behandelt mit ihren Hemnnen zugleich. Oft liegen Hunderte von ge-
schnurtea und entkleideten Weibern in einem Orgiensaale gebunden in allen
btellungen in den Teppichen und die Weiber sprangen, durch Peitechen-
hiebe getrieben, auf die S. ihrer Männer los oder forderten sie wie
Huren zum „Begatten auf. Dort sah man alle Bauarten von Weiberleibern
beim Sprung von einem st oekhohen Trampolin in untergelegte Federmatratzen,
weil den in vollständiger Toilette beßndlichen Damen beim Hinuntereprin^en
die Röcke aufschlugen, viele schrien in der Luft in dieser Erkenntnis fürchter-
lich auf, denn ihre Zofen hatten sie keine Hosen anziehen lassen und jetzt
.sahen die unten stehenden Männer ihre weißen Schenkel und ihr süßes „F . .".
Kaum unten, fühlten sie sich auch schon ergriffen, am „F " gef " und
nie Bibel ties Fetischisten,
„gep " usw.
171
ad
an Scheide und Busen und Achsel abwechselnd
"''"'ich' wiederhole kurz: Äußerlich keusch lebend eU
ich J'Y , ^^i iplj in, Innern in krankhaUer
^TVir/entwtc\l-g\in Verbrecher am Weibe der U
li n 1 r r 0 n h . u s g e h ö r t. Aber in meiner Phantasie gilt mir kern GeseU
Ir Well keine Kinde«- und Mädchennnschnid, keine Frauenehre. So oH ich
Onanie treibe, kehren die^e drei Grnndeleraenta wieder: Zuerst 1. begeile
ich mich und die Weiber, ob nun angekleidet oder nicht; 2. dann toitere
ich diese mit Geräten. Stricken. Bändern, Maschinen usw. besonders
mit engen hochfeinen Miedern; schließlich 3. zwinge ich jie
noch, aber nicht mehr gefoltert, zum „Beischlaf", ob es ihnen nun paßt odei
nicht, bis sie gemig haben — und auch ich! _ „^:-j.:„6„
Während des ersten Punktes gebe ich w.derwühs •"«"^<^-/^^'^f;/;„;
Selbstbeüecknng nach, welche behn --f /"^^ "rd^ei ^dSÄu^^^^^^
Vorbereitungen zur körperlichen Onanie treffen 1=^^^- JL"^^^^;',^^^^^^^
während die Unglückliche in größtem Schmerz -ch<kmh^^^^^^ ,„it
nähern muß, erreicht ^^'^''^\^'''^^\^;'^^^^^^ Samens,
'-^^ .:L^äi^tt ?: V^i^ m^.ioe schwäche, f. mein
^^'^Ttt:rwiir:;::ro::^^ ..et, wachsam-
^^'* "2"\'trr:Siene Besserung, wie Haupttreffer. ßemrde:.ung,
lohnende Nebenbeschäftigung. platonische Liebe so wie meine
wäre mein größte« Gluck una es ^^^.^ Vermögen heiraten kann;
nicht heiraten konnte b.w^wei icr. __^.^^ .^^^^ ^^
'^^"" ti^^Tl^^'^ ^^^^-^ -^-^^^^^ "^^'^ ''^''"" ^'"
Hure ausgeübt. ^^^^^^
: Bemerkungen zu den obigen un ^^ ■ ^^.^^^ .^^ ^^ j^,
■ ^ ^- ^;:Se SÄU^ -^^^St. Mein GehaU ist größer. Aber er
4 Frauen sind falsch ^j^^^'''^^^, '„,„armt, sonst nichU, hätte sie
F., Sdir.ft.et.ersgatt.n 3 J - ^ ^^^ ""1^---^ .ll!
F., Schnftsetzersgattin, 30 Jahre, ^l,^'^, und Umarmungen die
10. XI. 1902 abends fast ^ "J^^^^^^^^^ i2jährigen Schwester dies -e.-
Anwesenheit ihrer in der Küche
hindert hätte. . . ...^y „ur platonischen F.-Anbetung vom
5. Folge meiner «tünnischen > de J P^ ^^^^^^^^ ^^^^^^„^„ 32^,,,,
IS. XI. 1901. Besuch einer am l'ranzibKi
172
.,,,...,■- ;Petischisuius.: L .
1.?
A
%
'r
m
ngen ihr gleichenden Hixrf; mein Begeilen xug sie aus, sah aber nur i-eib
und Glieder, „I" . ." nicht, griff aber hin. Schnüren, Küssen, Umarmen,
') usw., aber mich nicht entkleidet, nicht die „Junggeaelleuschaft" ver-
loren!, Aber zum Teufel! Wa:-um? Hätte ich nicht „entjungfert" sein können?
let schon ein Erfolg ala erster „Besuch" zum Zwecke der Begattung. In
mjiine „LiebesblättfirBammlung", meine Satansbibel, als Mustor aufgenommen .
.■. Ist mein endgültiger Sturz eingetreten und ich dwch ersten Besuch
bei einer Hure, durch ersten „Beischlaf' nicht mehr Jüngling, sondeni Mann,
so will ich das erste Mal meine genossene Geliebte durch TÖmalige Ab-
messungen .mir dauernd vergegenwärtigen, um von ihrem Körperausmaße
einen Maßstab für das .als meine Frau erkorene Mädchen zu finden. Die
75 Maße sind Längen und Breiten und Umfangsmaße. 14 Messungen an ihr
angekleidet vorgenommen, 14 Messungen an ihrem nackten, 27 Gliedmaßen-
abmeseungen. 20 besondere Maße, an ihrem nackten bzw. gerichnürten Leibe
gemessen. Summe: 75 Abm^sungen mit Zentimeter Schneidermaß.
Vorläufig probenweise Ausarbeitung in der „Buchtasehe" genaue Rein-
ürbeit, dann nach vollzogenem Beischlaf hier vermerkt und aufgezeichnet;
bis dahin ad acta gelegt. Dies gilt nur vom ersten Besuch einer öffentlichen
bzw. Bordellhure. Dann ab der zweitm „Begattung, Weibcrsehönheit" werden
die „Liebesblätter" zur Ennnemng nur ihre Personalien und 10 an ihrem
Körper vorgenommene Messungen angelegt.
Diese 10 Messungen geben mir einen Überblick und Gefühl der Di-
mensionen der Frauenkorper, so daß ich dann ziemlich genau weiß welcher
Bau einer Geliebten mem Sinnes- und Scliönheitsbedürfuis stillen würde.
Diese wenigen, teilweise sprichwörtlichen nackten Tatsachen beendigen
diese bald zu weit gediehen gewesenen Abhandlungen und bezwecken (keine
Ansteckung vorausgesetzt), mich vor der Ruchlosigkeil und Krankhaftigkeit
jeghcher Onanie gründlich geheilt zu haben. Freilich, mit Liebe eingegangene
Ehe, mit ihrem heiligen Beiechlafe, wäre unsagbares Glück' 0 allmncb-
tLger.Gott, ich bitte, -dich um mein geliebtes eheliches
Weib -und. um ihre Freuden!
Geschlossen am Großjährigkeitstage, den 28. April 1907. 24 Jahre!
; 'Hier Bchließt dieser Teil des Tagebuches. Wilhelm hat seit diesem
Tage die „Satansbibel" nicht fortgesetzt. Keine Bilder mehr ein-
getragen, keine Phantasien mitgeteilt. Er kämpfte gegen seine furcht-
bare Paraphilio mit aller Macht. Erst versuchte er sich durcti normalen
Beisclilaf zu retten. Er suchte verschiedene Dirnen auf, ließ sie mit-
gebrachte Mieder anziehen, aber konnte niemals Erektion und Beischlaf
erreichen. Er begann, dann aber kam fürchterliches Herzklopfen, so
daß er davonlaufen mußte.
/'Er suchte einen Arzt auf, der eine Herzneurose konstatierte und
ihm Schonung und Aufgeben iedes Sportes anordnete. Sein einziges
Vergnügen waren bisher Bergpartien gewesen. Diese fielen weg und
er kam. in Gefahr, wieder in seine Phantasien zu versinken. Die sadi-
stischen Phantasien traten immer mehr zurück, er beschränkte sich nur
?S?'^)-.,*tJ.ta£v''.
.i-''\w'
■"C>'* \1> .
Die Bibo! äee Fetisdiisten.
i7;i
' ■ ■ ™n- Hpni Mieder scliUeßUeh genügte ihm 'die Vor-
ilii-R Taille fest emsclmurt. . , . ,. >-
Seine Frömmigkeit nahm sichtlich zu, er ging liaufigor in die
Kirche schränkte daß- Onanieren ein. Soine Sehnsucht nach einer Ehe
wurde 'immer stärker. Sein Gelialt war höher, aber er reichte nicht aus,
ihm den notwendigen Luxub 25u verschaffen. Er verlangte unbednigl :
1. Ein kleines Häuschen, womöglich eine kleine Villa 2. Einen eigenen
großen (iarten. 3. Ein Auto. Ohne Auto konnte er dich kein glück-
liches Leben vorstellen.
Er suchte vergebene, fand aber schließlich ein Madchen, das ein
eigenes (icBchäft liattc. Es war eine Hutmacherin, die^ ein ganz schiinc^^
Einkommen hatte. .Sie war nicht mehr jung, schon 36 Jahre alt, ab^-r
..IC gi-tiel ihm. Er ^vußte, daß sie häuslich und sparsam war. Aber sie war
Jüdin mid er konnte sie nur zivil heiraten. Erst sträubte sich sein
religiöses Gefühl gegen die Heirat, dann sagte er sich: Judinnen
^clunecken besser, sie sind leidenschaftlicher und dabei viel bessu
Hausfrauen. Sie sind treu. Du wirst nicht betrogen werden, bie ißt
iiicbt so schön, daß ihr andere Männer nachlaufen werden.
Er entschloß sich zur Ehe. Das Resultat habe ich eingangs dieser
Ausführungen geschildert. Er war impotent, es gab Streit, seine 1 rau
war enttäuscht, sie hatte Liebesfreuden erwartet und fand einen Mann,
<ier große Reden führte, aber es nie zu einem Koitus bringen konnte.
Er ließ die Frau von einem Gynäkologen untersuchen. Sie müsse enien
Fehler haben, das Hymen sei zu stark. Der Gynäkologe Jind sie nor-
,nal, das Hymen war kaum angedeutet, es bestand kein Hnidernis fui
die Begattung. -rr- i
Sic hatten beide ErBparnisse. Die IdeB des klomen Hausctai.
„..„■ keine Utopie mehr. Sie konnte ausgeführt werden Ja -
l'L die Möglichkeit eines kleinen Autos ,vav vorhanden. Iv begam
s fne Frau zu diesen Käufen zu überreden und memte er «rde dann
SS r potent sein. Da kau> der Krieg und alle Ersparnisse gingen .um
Tu 1 Nun hatte er die Frau, die er „.cht liebte, und keiner seiner
Wüsche ging in Erfüllung. Er kam .u mir, um sieh seine mpoiniz
V, unscm h t. -^ j, „i^ die onvälinte „Satansbibcl .
'"'°^* ffflrnuhti^-geltellen und Bilder aus diesem Buche an die
■ wie sih so n ganzes Denken um Mieder drehte. Er schnill
rinno n t, :::.l sieh auf Mieder bezöge. Mr bringe iot.
: , gXben aus seinen eigenen Zeichnungen, i ig. 1-4.)
Fr hält einige Figuren von der Straße fest. Neben den Bildern
. 1 i eingehende Schilderungen der Keize dieser Frauen. Man
S:rüj::t;::t stark eingesdmürten Busen.
Y
r
t
ij,
174
FetiKchismus.
Die Miederphantasien werden durch verschiedene Einleitungen mit
hwliegender Annonce eingeleitet. (Fig. 5, 6, 7, 14—18.) ,
■ -/
Klg. 1.
l'iH. 'J.
Onglasdft&icbDDDg.
Fi((. S,
I'ig. •.
J
ü ri B i nalee i thnu ng,
Eb folgen nun einige Miederannoncen, die alle olTenbar ein sehr
verständnisvolles Lesepublikum finden.
Neben den Annoncen finden sich Bemerkungen wie die nachfolgende :
„Sehr tief ausgeschnittene Dame (auch Dienerin), sehr elegant
gekleidet und geschnürt, erwartet spielend „Herrenbesuch". Ha, weldie
Die Bibel des Fetisch istp.ti.
17fr
l^ust, die wahnsinnig geschnürte Dame auszuziehen und zu notzüclitigen.
(Vorher reißt ihr das Mieder vor schämigen Kampf in Stücke.)" . . .
Fig. 5.
MiadärnDiianco.
Kjg. 6.
M EiidQrttnnODcfi .
Er beginnt aber die Bilder zu verändern und hineinzuzeichnen.
Er entkleidet im Geiste die Damen. (Fig. 8—10.)
Pig. 7.
fiR. 8.
Am Binar UIsderftnoDDes.
Aus biiiüT Aduohco.
Tom Kranken auch Beinen
Qeechmack Terftiiderl.
Möbelannoncen werden benutzt, um die gefolterten Frauen hinein-
Kuzoiclmen. (Fig. 11 u. 13.) ' ' . - • '■ . ■ .
1^6 -
.r.^ii : Fetisch i Sintis.
■ - Aus verachiedenen Annoncen "ivcMen die Micderbilder gesawiiiült
Die umfängreißlie Sammlung z.eigt, daß der Zeichner offenbar au-ch^aiif
erotische Wirkungen auegeht.
Jede Zeitungsnotiz wird sorgfältig gesamnieltv 'wenn sie imstande
ist, erregend zu wirken. Mitunter werden die Notizen durch Bilder und
Bemerkungen kommentiert, "wie das nachfolgende' Beispiel beweist-
iPlB. »■
i i" i' ,^' ■ ■-■ *' '- -'.£ ~i-' ' In aine MöbeUnnonee Bingezeichnite Kreuzatoliung.
Pia. 10.
w
\P:
■ s
■ . V .,' In oino Mübelanannca aingBKBiehnel.
Dia Dima wird anfRoliänel. Übergang tod dar ErauESlellunB,
(Beiästigiiiig von Tb e a t e r b pp « ch G r i nii e n.) Aue Berlin.
30, d.,. wird uns telegraphisdi berichtet: Wahrend der gestrigen Voratellmig
im Neuen königlichen Operatheater wurde ein hier zu Besucli weilender
Zahnarzt vom Kriminal beamten verhaftet. Er hatte während der Vor-
stellung Frauen und Mädchen, die gleich ihm Stehplätze benützten, in rm-
j^rhörter Weise belästigt. Der bisher unbescholtene Verhaftete gestand, die
Üie Bibel des FetischiäCen.
17-7
sittlichen Verfehlungen, iint^T denen in jiinf;el«r Zeil viele T heute rbesuche-
rinnen litten, begangen zu haben. (;^1. 1. 19(15.)
„Ich stellte mir mit Vergnügen dies so vor: Mit lueiner rechten
Hand filzte ich im Deutschen Volkstheater, Stehparterre, eine üppigo
i'i«- 11 i
In bIda MnbvLmnoncv L-iiig*<Ei'{<'t]iiHi. Kvuuzi^ii'll.iu^ Vorbi^n^iiuiiy Hinter \'iir|{BWiiltEgitag
Jüdin Olga P. am Oberarm, meine linke legte sirh von rückwärts um
ihre weiclic Mitte, Busen und Bauch, meine Füße ju'eßten sich um ihre
Röcke und Glieder. Schade, daß sicli das Rendezvous von I., Adler-
gasse 4, zerschlug (Oktober 1902). Die ließ sich „filzen", die schwarze
üppige Jüdin Olga P." (Fig. 19^21.)
Siflk«^, StürUDBOtk dua Trj«b- und AffvkiJfib&nii. Vll.
lä
1,78
FctiscTiismus.
Ich beschließe damit die Mitteihmgen aus der „Satanebibel'". Man
wird es verstehen, daß diese Kranken sich durch Lektüre solcher Bücher
4
['ig. ia.
'>ii , .,.
In eine" MObBlannoniMi BiDgeseiihnet.
l'ip. 14.
l'ig. 15.
Fig. 16,
Aiiniscri: Tur .MiBdL'rgi-werl>s.
Mioderaiinonce-
MiederBimoiiae.
iiiiiiiei' wiodiM- Anregungen verschatl'eii und eich immer aui's neue die
nötigen Reize für die onanietischen Akte verschaffen können-
Hie Biliel des l-'etisdiiKtcu.
179
Sein EnlSfliluli, sich von diesem Liuclie zu Irtumen, zeigl. oinon
etai-liPii Willen zur Genesung und entspriclit audi seiner i-cilif^ioson.
anagogischen Tendenz. Wir seilen an diesem Beispiele sehi' deutlich die
zwei Mächte, die um rlie ITerrachaft. in seiner 8eele ringen. Die He-
Kif. 17.
i
[■■iK. IS.
MitfdvrAiiiiDiiDe.
Mittd'jrjinEiDiir*' mit BadiBrEBCtiem l^inFfhlB^.
KFk, ib.
Flg. 20.
Vlg. 91.
l>ii> Smhu uns di'in De iitBi.'l 111(1 VnlkelhMuliT üi ili-i I'imuUiBie di'f Kraiik™.
ligion und dor Satanisnius. Solieinbar iial er sich dem yatanisiiuis
unterworfen. Aber wte sieht es mit der Realität aus? Kr ist doch keusch
geblieben. Seit dem 24. Jahre onaniert er nicht mehr, er hat .seine
Satansbihel fortgefi^eben, er hat auch keine seiner Pliantasien au-;-
geführt. Nodi mehr! Er ist in seiner Elie kensi-h j^eblichen.
e^^
J
180
Fetigdiit-mui^
H i
I,
In der Analyse trat zutage, daß er den Koitus als die eigentliche
Ureündü der Menschen betrachtet. Von dieser Sünde hält er dich fri'i,
er kommt immer mehr auü die Bahn der Askese, er ist auf dem Wege,
Bein altes Ideal zu erfüllen und ein Heiliger zu werden. ' - ""' '
Die Analyse eines solchen Fetischisten ist unendhch schwierig und
gelingt am besten bei ganz naiven Naturen, die von der Analyse keine
Kenntnis haben. Nun sind diese Fetischisten oft sehr komplizierte
Naturen, hocJigebildet mid für philosophische Fragen geeclmlt. Sie ver-
stehen es, die infantilen Motive in geschickter Weise zu verbergen.
Unser Patient kam mit dem Willen, geheilt zu werden, aber er ver-
langte Einhaltung seines Programnies und erst Absolvicrung seiner
Lebensbeichtc. Diese wurde durch 6 Wochen trotz meines Protestes
fortgesetzt. Unterbrach ich den Strom seiner Rede, so setzten die Ein-
fälle aus und jede Bemühung war ohne Erfolg. Die ganze Teclinik der
Analyse ließ mich in Stich. Ich erfuhr nur, daß seine Mutter eine starlio
Frau war, die sich eng zusammenschnürte und daß er schon als Kind
großes Interesse für das ilieder der Mutter zeigte. Er benützte
seit dem 11. Jahre zur Onanie immer das Korsett der
Mutter, das er anlegte und das ihm angeblich vorzüglich paßte.
Außerdem ma^-hte er die damalige Miedermode und mehrere Eindrücke aus
der Nachbarschaft für seinen Fetischismus verantwortlich.
Er blieb in der Analyse aus, weil er aufs Land mußte und itam
erst nach 2 Jahren wieder, um sich zu erkundigen, oh er zu mir kommen
könnte, versprach, eine Stunde telephonisch zu vereinbaren, aber ( r
kam nicht dazu. Ich sehe ihn alle Jahre ganz flüchtig zu den unmög-
lichsten Zeiten, immer sich erkundigend, ob er kommen kann. Er kommt
nicht. Ich weiß, daß er noch immer nicht den Koitus ausgefülirt hiit
imd sich mit dem Gedanken trägt, sich scheiden zu lassen und Mönch zu
werden. Seine Frömmigkeit hat zugenommen, er verträgt sich mit seinem
Beichtvater sehr gut und hat die Opposition gegen die Kirche auf-
gegeben.^)
Der Fall gewährt ims einen grauenvollen Einblick in die Phantasie-
weit eines asketischen Fetischisten. Ich habe diese Publikation gewagt,
weil sie von höchstem wissenschaftlichem Interesse ist und uns die Kennt-
nis der Psychologie eines Sammlers gewährt. Im Mittelpunkte seiner
Weltanschauung st^ht die gemiederte Frau. Alles, was mit dem Korsett
zusammenhängt, ist für ihn Gegenstand eines gesteigerten Interesses.
Wir sehen hier mehrere Symptome des echten Fetischisten: 1. Die
strenge, trotz der Ehe eingehaltene Askese. 2. Die krankhaft,e Phantaeie-
') Patient war während der Drucklfgung dieses Workee bei am und verspracli,
eich in den nächsten Monaten analysieren zu lassen, leb wordr dif Analyse — falls si«
gelingt — im Anhang otler in der nächsten Anflagi; bringen.
Die Bibel des FetischtsWn.
181
♦
tätigkeit, die sich im onanistischen Akte auelebt. 3. Den Haremskult, der
■ hier diiich eine „Satansbibel" ersetzt wird. 4. Als neues Moment eine
sadietieclie Einstellung zu den Frauen. 5. Das fetischistische Symbol
(Mieder) drückt einen Zwang aus.
Dieser Mann ist im Leben ein sanfter, feiner, gefälliger Mann. Nio
hat ev sich in seiner Ehe hinreißen lassen, seiner Frau ein unzartes Wort
zuzurufen, gesdiweige sie tätlieh zu insultieren oder gar zu martern. Er
strebt nach einer höheren, ethischen T^ebensführung, er ist tiefreligiöa
und zugleich in seiner Phantasie ein Lüstling, der die grausamen Prak-
tiken eines Marquis de Sade übertreffen könnte.
Man wendet sieh schaudernd von den Ausgeburten dieser höllischen
Phantasie ab.. Man würde ihn für einen Verbrecher halten, wenn seine
Realität nicht einen unüberbrückbaren Gegensatz zu seiner Phantasie-
volt bilden würde. Aber dieser Gegensatz ist das typiedie Zeichen des
i'chten Fetischisten. Jeder Versuch, seine Phantasie in die Wirklichkeit
umzusetzen, scheitert. Auch bei den anderen Fetischisten, die ich be-
(ibacbtet habe, kam es nur zu ganz schüchternen, meist erfolgtosen Ver-
suchen, die weit hinter der Realität zurückblieben.
Der Sadismus fehlt in keinem Falle von echtem
Fetisc, hismus. Erscheintdieti-efsteUrsacbedieses
Leidens, wie jeder Zwangsneurose, zu sein.
Als Reaktion gegen diesen Sadismus wird der
Selbstschutz der Religion verstärkt. Als Buße für
die sadistischen Phantasien wird die sexuelle Leit-
linie der Askese aufgestellt undmelir oder weniger
strenge eingehalten.
Dieser primäre Sadismus wandelt sich in
Folge der religiösen Bußideen zum Masochismus.
Der Fe tisch ist führt seine Martern an sich selbst
aus.'''
■' " Auch Wilhelm schnürte sich in Mieder und versuchte sich selbst
zu foltern. Er legte sich im eng eingeschnürten Mieder in Kreuzesstelhmg
aufs Bett und versuchte sich selbst zu binden. (Siehe Fig. 10 u. 12.)
Er näherte sich damit der Fiktion, ein Märtyrer zu sein und
näherte sich seinem Ideale — Christus. (Christus-Neurose.) Sein Gang
zum Beichtvater, den er so drastisch geschildert hat, zeigt seine ana-
gogisch-religiöse Tendenz.
Andererseits ist er Satan. Er ist der Verkünder einer neuen Re-
ligion, in deren Mittelpunkt das Mieder steht. In einem seiner Träume
ringen Christus und Satan um die Herrschaft der Welt. Christus be-
i'ührt den Teufel, der ein Korsett trägt, mit dem Kreuze und der Satan
löst eich in Rauch und Dunst auf. . . -
iT
^^^
■fi
i8y
Fetischismus.
V
n
'1 :■]
ijeidei- war es nicht möglicli, die infantilen Wüiieclie seiner Para-
philj<? aiifzmveisen. Aber die Inzesteinstellung zu seiner Mutter erklärt
uns den Beginn und die Hartnäckigkeit des Leidens.
Um seine Paraphilie zu verstehen, müssen wir die endopeychisdi'^
J)aretellung seiner Kranklieit auflösen. Er ist das Weib, das er überwäl-
tigen will. Der Mann ist in seiner Paraphilie der Satan, der das Weib-
]i<:he in ihm vergewaltigen will. Das Weib wird in der Phantasie das
Syiiibo! der KeuecMieit, während es im ].eben das Inkarnat der Sünde
daratellr.
Dieser Gegensatz z m' i s t.- h e n b e w u ß t. e r und u n-
bewußter Einstellung m a c. h t d e n K r a n k e i: liebes-
II n fähig. Das Mieder stellt den Zwang der Askese dar und ist zu-
gleich Keine höchste Lust. So vereinigen sich Aske^ie und Begierde in einem
einzigen Symbol. Im Kampfe gegen seine Askese ruft er 5 Huren, d. i.
seine 5 Sinne, seine leidenschaftlichen Hegiei'den zu Hilfe. Er will sich
in die Richtung der I.,eben6freude und Sinneshist drängen, während seine
infantile Leitlinie (Adler) zu Clott und zur ewigen Seligkeit fühi't. Er
ist gläubig und ungläubig zugleich, ein AVüstling und ein Asket, eine
echte Faustnaf.ur ohne die Geistesgaben eines Faust. Er sucht und flidit
die Analyse. Er möchte gesund werden und fürchtet, die Analyse könnte
seine asketische Weltanschauung vernichten und ihn seiner Religion
berauben.
Neben seiner Satanshibel lag ruandunal sein Gebetbuch. So drückte
er symbolisch die Zcrrisscniieit seiner Seele aus, die sich im Kampfe
zwischen Unglauben und Glauben in eine Ersatzreligion flüchtete.
Der Korsettfctischisnms ist verhälinismäliig häufig. Immer
handelt es sich um den Druck des Mieders und den Schmerz, den der
Di-uck verursacht. Der Korsettfetischisnms ist oft mit Schuhfeti-
schismus kombiniert. Einen interessanten einschlägigen Fall teilt
Havimovd mit:
Ftill Nr. 40. Der Patient ist ein feingebildeter, hochachtbarer Herr
und A^ater von 4 gesunde» KiiRleni. die aus einer äußerst glücklichen Ehe
stammen. „Früh schon-', sagte er, „lange vor meiner Pubertät, besaü ich
dne A'orliehe \üv häusliche Besdiüftigniigen, weibliche Spiele und weihst
Kleidung, obwohl ich es liinsichtlich der letzteren nur bis zum Tragen von
Mädchen schuhen brachte. Ich bewunderte auch bei Damen enge Taillen iukI
versuchte, im Alter von 14 Jahren mir selbst ein Korsett kii verschatl'en. Als
ich älter wurde, wuchs meine Vorliebe für weibliehe Kleidung, aber da ich
keine Schwesteni hatte, so bestand meine ganze Befriedigung darin, daß ich
"Romane las, die von einer Frau handelten etc. Ich verfalste mehrere Er-
zählungen unter dem Titel: ,,AbeHt<^uer in der Krinoline'' und schrieh noch
andere Novellen ähnlichen Inhalte«. Sie wurden gedruckt und reißend ah-
nie Hilid (los Fetischistcu, ^ 183
gesetzt. Audi lieKlo nocl. k..(3 idi .eUe.i .i.i<= Gd^KeiilieiL voriih.rgehen,
wenn icl, Praoc, rollen von Männern auf de. Bühne dargeslcUt seh..,, k^mn^
Mit 21 Jahren trug er selbst Korsetts, die er ülDer alles liebte und, ob-
wohl er sich mehrere Jahre sehr eng schnürte, schien er doch in seiner Geeuiid-
heit keine Jieointnichügnng wlilten %» hubeii. Er gab au dab ei
■immer .-ine gewj^.e sinnliche 13 . I r i e d i g u n g diiduruU
er hin gl habe. :iner.st /.wnr .teilten .ich Schiner/.unujhndinigeii n. der
liegio pubica imd Erektionen ein. Bald aber fand er.hei-au8, wenn er sein
Kor-s,.1t ^.^y,. 1-eFl, nn-/.og, dali die Erektionen aufhörten und Kopulation Howie
ilaslinbalion ganz, nnmöglich wuideii.
Aus Furcht vor der Itnpotcnic und aiideieii nachteiligen Wirkungen,
dif infolge der Onanie eintreten konnten, vennied er ängstlich jede wiHi^iii-
liche Sanieneiii.leerung luid hielt .ich bi« m seiner Verheu'alnng völlig üb-
J «ünwit. l::r erinnerte sich iiulessen, daH er dreimal nnwiUkiirliche bainen-
^ ^ntioernng«]! am Tage gehabt habe. Das erste Mal passierte dies w.in'ond des
K-eitens, was ihn veranlaßte. diese sonst heilsame Übung a ul zugeben. I He
anderen l'oHiitiunen traten ein, wälirend er ein Paar ganx, enge bcnuno
(l)anienschulie mit franKÖsischen Alwiitzen) auxog und sie y.nknopHe.
Nach seiner Verheiratung trug er kein Korsett und auch sonst keine
Piuueiikleidnng (mit seltenen Ansnahnien), bis 2 Kinih-r ihn von seiner
Potenz überzeugten. ... ,.
Zu dieser Zeit l)egüiui unser Patient den Vmsuchmigen. die ilui uhiia
Vfrfidgten. nachiiugeben und vorfiel wieder in da. alte Laster, Aber ich ^vlll
ihn selbst reden lassen: „Ich liaufle mir-, sagte er, „eui Paar sehr elegante
hohe llamenschuhe mit französischen .\bsätzen. die mir anfangs so
i>ng saßen, d a IJ ich hinken m u l.s t e". Diese Stiele! trug er bei
«chöneni Wettor oiV™ auf der Fninienado. iiideiii ei- die Heuikleidoi' hi.chliob,
um die Absiilw /,eigeii zu können. Hei schlechtem Wetter pflegte er jene
Stiefel mrinnü in (h'r Woche anzuziehen und sie vor einoni grolien rfpieget
znzukiiöplen. Uies brachte fast immer eine Rrektiou und s.tgar eine feanien-
entleei'img hervor.
\ls dies (ieii Heiz der Neuheit verloren halt«, kaufte er sicJi wieder ein
Kornett So oft, er nun unbemerkt lim konnte, trug er dasselbe und s^chniirle
es manclimal so ft-sl. daii er last ohnmüHuig wurde. \hv^^' beiden Gegen-
stünde Knöbfsphuhe und Korsetts, schienen einen ganz, besonderen hinlluti
-nif ihn .lusziiüben, '^ft. halt.' w in der Plerdebahn. wenn eine Dame mit
tehniaier Taille iiiul zierlichem I^iß ihm gegenüber saß, eine Art idealen
Beischlafs "der. wie er es nannte, ein Aussirömeii seiner Gefühle zur (^e-
lieblen hin ItiHtUauil erwälint einen ganz iilinliclien Fall, in dem ein junger
M-mn nur bei Blondinen, wenn sie ein Korsett, hohe Stiefel und ein seidenes
Kleid trugen nicht impotent war. Die letzti'ii drei Gegenstiinde hatten auch
;uif unseren Patienten einen grolien Ein[luli, inoclile der Träger .iersellM-u
ein -Mann oder eine Fiiui sein. , , , . , ,
■ Bald -ab er sich seinem Hange immer mehr hm, indem er nehen ver-
schiedenen anderen weiblichen Kleuluiigssliicken sich schließlich em ..diwarz-
. sfudem- Kleid kaufte, das ihm g a n /, c n g s a U und auf das er sehr stolz
w,,,- Locken und Reifen, lalsches Haar, Ohrringe und nusennadeln, alles
mußte seine LeidenschafVn schüren. Ja. er kmn.te slundonlang eng geschniirt
■( wührend ein Friseur seine Haare nach Frauenart kranselte und fn-
Üierte" i^uletzt trug er sein neues schwarzseidenes Kleid sogar, wenn er spa-
zieren oder in die Kirche ging und hob es anl der einen Seite auf. um die
184
FetiKchismiiP. — Die Bibel des Fetischisteu.
H
weiße, gefaltete -Roekborte und die Stiefel mit den hnhen franzÖBischen
Abyä.tzt'11 zu Kcige-n. Mit stark aufigeyolsterter Brust, eng geächnürter Taille
und enonnon Cul de Pariji. mit phantastisch getui-iiitem Haur, Ohningeu und
äulierst engen und unbeciuenieii Stiefeln lujnntü er zu beiner gröliten i'reude
meilenweit gehen und stumleulang tunzeu, Ks schien wii'klieli der körper-
liciie Schmci-z für seine Glückseligkeit notig /.u sein und er weidete sich
fönnlich duran, wolern der SehTiierz nur durth ein weibliches Kleidungüstück
venirsacht wurde. Wenn er auch die Manieren und Uewohnheiten von Frauen
'nachahmte, so mißbrauchte er seine Verkleidung docli niemals zu unlauteren
Zwecken, abgeüohen davun, daii er gelegeiulicli eine Ejakulatiun hervorrief.
Wie bereits erwähnt, empfahl er das enge Schnüren aufs wännete; er
"hatte viel über diese Materie gelesen und dk ganze Literatur gcsanuiiell. die
für oder gegen diesen Gegenstand geschrieben way. Kr versuchte öfters sich
so eng zu schnüren, daß er iihnmiicbtig werden würde, jedoch gelang ihm
dies nicht. Er überredete auch seine Frau, sich zu schnüren und zog ihr
Korsett täglich enger, bis er ihre Taille um fast ö Zoll im L'udange ver-
kleinert hatte, was ihm ebenfalls eine sinnliche Beiriedigung gab. Ein Kind,
das yie bald nachhur gebar, war vollkuiiunen gesund und wuhlgebiidet.
,,Er zeigte mir"', berichtet l)\:. llaininnvä. der mir den Fall mitgeteilt
hat, „mehrere Phctographien. die ihn in allen möglichen \"crkleidungen dar-
stellten: als Ballettänzerin, als Königin l':ii,sabe1h, als eine Polin, als 3iHe
alte Magd, als die Gottin der Freiheit, als Julia, dann in einem einfachen
Straßenkleid, welches er einige Jahie vorher zur Kirche trug".
Uft schwur er, davon zu lassen, aber immer wieder üel er in sein altes
Laster zurück. Manchmal hielt er sich Wochen und Monate lang frei, jedoch
kehrte es bald in der alten Stärke wieder. Er aß hiuiptsaphüch animalische
Nahrung, aber kein Fett. Nur AlbuniinaLe i)i-:haglen iliiii. Ich verordnete
ihm eine vegetabilische Diät, aber er ekelte sich so davor, daß ich ge/wungen
war, meine Verordnung zurückzunehmen. \on Geniißinitteln gebrauchte er
nur schwachen Tee und Kaffee. Es wurde ihm eine Zeitlang Brom veraii-
reieht, um den ki-ankhaftcn Hang allmählich zu beseitigen.
Dieser Fall ist kein echter Fetischismus, er wurde vielleicht von
IHrsckfeld als Transvestismus (Verkleidungstrieb) aufgefaßt werden.
Kr zeigt aber zwei charakteristische Momente. Das Schnüren durch das
Mieder und das Einpressen des Fußes in enge Schuhe. Von Bedeutung
ist in diesem Falle, daß der Patient das Mieder selbst trägt sowie auch
die engen Frauenschuhe anzieht. Züge dieser Identifizierung des Fetiecli:
trägers mit dem anderen Gesehlechte kommen in jedem von mir beob-
achteten Falle vor. Ich habe immer darauf hingewiesen. Die Schmerzen
entsprechen der nie fehlenden masochistisch-sadieti sehen Komponente.
Ich würde den Fall als einen „rudimentären Fetischismus" bezeichnen.
Eine sehr interessante Beobaclitung eines Falles von Fuß- und
Korsettfetischismue verdanken wir Abraham.^) Wir werden auf diesen
interessanten Fall später eingehen.
') Jahrbuch für pnychoanaJytieehe Forschuagsn, Bd, III.
^
IX.
Analyse eines Fußfetischisten.
* " " " \? " : V^H ':: e'l vl^Men A^:, es gibt au.h e,„ .ehein,es
dal ienkcru^j Kuhlen der Urzeü .urückBinken. Es wäre mte-essant,
'; ,„ Pot dln.us das arAaiBche Denken nachzuweisen und dm-chzu-
t en dliede dies..- Paraphilicn eigentlich eine Eegress.on auf ■rgend
tn UrzusLd der Menschheit bedeutet. Ich we.ß. «l-ß "-^Iff* ;
H er,Beulischen Schulen auf diese Zusanmenhängc großen Wrt legen.
fla;«"t H-gend eine Bedeutung für dre Praxis des Analyt.kers? Brmgen
A ■ Prbim-ntniB der ParaiiaÜiie näher?
^"^ '"'l^^^^^^^^^ -ischen .ndi«r und allg.
■ Q Knlik ^ev^Ae beim Fußfetischiemus spielend durchfuhren. Wir
„HMner ^^'^^^''^^^^^^ Arbc.t von Dr. Aigremont: „Fuß- und Schuh- ,
besitzen --/''""^ ^^ ,.^\Volklon.tische und .exualw>s.en.c.hafthd.e
e,Tnbol.k und - Eiot.k U OIK ^j^^^^^ Usehaft, 1909),
mtersuchungen, ^-^^l^^,,,,, Lu. Der hochgelehrte Ver-
.vch-he jedes ^P^'f ^^"f '% ™ Die sexuelle Fuß- und
fa..or ko,n.nt zu ^^^^f ^" ^^"'trbm et und u.alten TTrsprunges,.
SchnhBymbolik ist _ - ^^^^ J^ ^Mbarkeit, .eil er die Erde be-
Der .eibliche Fuß i.t ä%S>7J '%,,„,„g. Der Schuh ist das Sj-mbol
„ihrt, der männliche das Zeichen ^^l^'^^^.j^^^,,^,. Bestätigungen
der Vulva, der Fuß da. 'f^^^^^^^^^^^^^ Aber die ur-
durch ethnographische und J^^^'«"'* f " . ^^^ beugen und Gebären
.Iten heiligen ^y^^^ '^J^^j^^ verwandelten .ich
.eheimnievolle heilige Akte gottliche i.eo Christentums zun>
i. dPr neuen spirituali st i sehen Weltanechauu
186
Fttischisimis.
Siiiiilhiif'tüii und Gemeinen. Wie in manche geöchleditliche .Symbolik
i:clilicli sich auch in diese ein gewisser Zynismus, eine Art Frivolität ein.
Hcliließlich meint Aigremont, bei den Forschungen über Fuß- und
Ödmhsynibohk sei die nialto Gesehleditssymbolik nicht außer acht zu
lassen.
AA'ir aiierkeniion die lierechtigunf^ dieser Forderung. Aber wie weit
«ürdf i^ine solche Forsrhung führon? Sicherlich, der Instinkt als die Er-
lahnmg des Unbewußten spielt auch eine Rolle bei der Wahl des Symbols
und Bittet hat sidi die Sache sehr einfach gomadit, wenngleich viele Be-
«'badifuii^'im die Wührhcit seiner Anschauungen bestätigen. Es gibt eben
vprscInc'dtHic l'^älle von Fetischismus. Die Fälle, die idi als echten Peti-
sdnsiiius bezeidme, sind Lille sehi komptiziort und zeigen das Symbol in
mehrfacher Verwendung.
Der Fnßfetisdiismus oder sagen wir lieber die Anziehungskraft des
Fuße« imd des Sdmhes, der M'ade und der Strümpfe ist so außerordent-
lich groß, (laß ich diese Korperteile (und ihre Hüllen) fast zu den sekun-
ilären Geschlechtsmerkmalen zählen könnte. Auch in der Literatur finden
eich unzählige Verherrlii'lmngen des Fußes und des Schuhes und es lassen
sich auch Beweise für diese Annahme erbringen.
Wenden wir uns aber einem bestinunten Falle zu, der uns den Fuß
nu-lit als Vermittle!- zum sexuellen Besitze des Ganzen, sondern alß
lirenniiunkt. der Wünsdie zeigt. Wn- lernen am besten, wenn wir uns in
^•inen Fall vertiefen und versuchen, die psychisdien M^urzeln einer
schweren Parapathie ausfindig zu machen.
Idi wähle aus der Zahl der Fulischwänner, die ich zu beobacMen
Gelegenheit gehabt habe, den Fall heraus, den ich am längsten analysiert
habe. Es war zur Zeit meiner Frewrf-Ära ,wo ich noch an die langen Be-
handlungszeiten glaubte. Der Fall wai- mehr als ein Jahi' in meiner Be-
obaditung und ich hatte reichlieh Zeit, ..eine Parapathie zu studieren.
, '■'f 2"''.- ^/- "f'; ^«t^i» ■■iOjähriger, unabhängiger Privatier, dem Be-
lub^ m.c]. Pnv:,(,gclelirfer. leidel an verschiedenen parapathiscben Svmptomen.
^m^ <k-nvu K-,h l,c.,mders z«e, herv.>rhebe, wei! er sie «b l>ed,'ückend empfindet:
Bcme btralienangst und semen Fußfetiscliismus.
Er kann nicht allein ausgehen, er muß immer begleitet werden. Nur ge-
■ft'i«.e Wege im tlmkreiee semer Wohnung kann er nhne Hilfe seines Dieners
zurücklegen Aber zu weiteren Wegen l,enötigt er eine Begleitung. Das zweite
leiden Btehi nn direkt..,! Gogensatz zum ersten. Er schwärmt für Füße und
muß Menschen nudüaufcn die Füße haben, wie er sie zu sehen wünscht Trifft
er sein „Ideal aiit der Straße, .o könnte er ihm stundenlang nachlaufen,
mochte es ansprechen und es ersuchen, ihm den nackten Fuß zu zeigen In
der ertön Zeit der analytischen Behandlung verlor er die Straßenangst und
kennt* weite Strecken allein gehen. Was tat er dann am liebsten? Er suchte
sich auf der Straße ein Tdeal aus und stieg ihm nach, e'hne den Mut zu haben,
4las Tdeal anzusprechen. Er konnte dann stundenlang henimiaufen und lief
Auiilyse ^iii«s l-\ißfetisclnsten, 1!S7
a,n li...t.. .ur Donau, .o .s .e,two,.e Männergib., -l^^'« /j« Sch..h. au.-
.i.h.n, ,li. Fm vo. .chmut.ig.n. Lappen he reien, .,e " ;1^\ ^«""^ ^f ™
„der in. D.Huu.waesor kühlen. B.t. b.klo mchl dev ^i^^'^'"^''^-.f ^,^'X to
Sd>uh«.rk. wie, viel, .«inor G ..chmacksgenoseen. Er sah bc, '''^, ' ^^^^^^^
- Mnu» >.^1<M- Woih - /lu^rsl iUil' don Fuß imd lipurf ..Ito Lh t. nach d.m h.. u
weH^ Fr.u n aU solch. Ucdien ihn kali- Der F.ß muß sehr enge |m S hu -
werk .itzon. In der Vur^lollung dos Engen, (iodrücklen 1>^:S"'." ,'1'"^' ^^ »ß ''_
Roiz. H(d,n..raugcu roge, ihn gesr.hleHillidi auf. hr beuDubl jeden Huhne.
.1 » g e n (j ij e r a 1 e u r. i „ ,, 4 ., ; « b
Er Bchwärmt nur für Män.orfülio. und /.war liir '' " 1 ^'l ^ '= J "' " J// |,5
womöglich s . h w o i IM g .. o n 1. z ü n d o t e M a n n c r E u I^ e. -ibraham 3^^
.Wse., Arl.c.,1 ,eh nu.h .un..kk<.nLn,ou werde, führt, bekannt ich den Fußfei.
.ddB„u>. auf dio Unterdrndcung der [liechlu.t ^--^V ^'^^»^'^^f f " f "^J^
.u,i>.k and Fr.ad legt auf diu.o Hypothese großen Wert. Er '"^"'" " J^ ^ .^'
h.he sich durch die aulrechte ^t,.llung von, Nasent.er '■"". ^"f" ^^ ^^ .
wickelt und die Funktione,, des ««>■l''^l'^""''■^^^'■^^:"■n^^<^hla.8 gt I n >e
schirm,,, breche die.er verdrängte Trieb (f'^i'-';^^'!^^^^''^'-^''!^'"^'^'^"'';^^ ^"f^^ ,
Fußfetisdn.le,> schwärmten eigentlich für deu f-''^^-^f.'; :/^'S>.™n
.uruckzulühren, wurde y. ,n di....,u Falle, wo on, 8cl,we.ßtuß 1^ iz gt ^ .
.ekoinhar .eine Bestätigung findeu. Wir werden bald ^^l]^"'. ^'^ f, ;' j"^, , '
tigere Mecl,m.i.nK.n hier hineinspielen. UuBor Kranker - al. ein ^»1<^ '<^ /j''
.r sich, und er kau, .n n.ir. u,a von der Tyrannei de. Fe ü.cli.^nms betre u
^\erd.n -- hätte ja in Seebäderu reichliche (lolegenheit. Mannerlaße /aiM hui,
wenn es ..ich um- uai den Fiii.s handeln würde. Er müßte .un- eine Kiii- in V\ on»-
la.fen nach /<"n«-pj).schen Prinz!|uen- durchmachen und könnte unbeiuorkt seinei
Pai-apliilie fr.iuen.') Aber diese leicht erreichbaren (Genüsse reizen ihn gai
nich, Der Fuß der Reichen läßt ihn ka.lt. Der Fuß eines Mannes, der
arbeitet der womoglicli unterdrückt ist. der ein KuecJit ist. der ^}<-h in al.-
häii"iiier Slelbmg Iwfindet, der g e z w u n gen wird, liarfuß vai gehen iiessen
,■,,,:,,,„, rnßeu Drucke aiisge^setzt wird, bei dem der Fuß womöglich gi-
;,'eßl wird so daß man auf der Haut die Abdrücke d<* Schuhes sehen kann.
,,,, ,Ue<er Fuli nm.-lil aul ihn (Mueii großen Eindruck,
" ,,,, ,„„,i,, Hi,., ,i,u.„ Augenblick hall und verweise auf dieses so o It n
d., Kran^ngeschich.en der ^Fct.chist.. vork— nc. Jioment^ ^^^^
VelVsclf Scliö; dieses >C>u.ent enthält eine symbolische Ih-rstelluiig d-.
i e 1 =^ c "■ ^'- "'' p istdiisnnis sit vA seinem Träger wie ein enger Scinih
FetlBC .sunuj ^^^, /^ ,,^^ f „„,, ,.,,„. starken Zwange. Hier sehen wir
7 ^i cl il ie< Fetischisnuis mit der Zwaugsueuro..e.
'"' 't. ml^l^Sische Zug dos Fetischisnius als Reaktnui aul deu lue
fehlenden Sadismus -^^^^^^ ' ll^^- ^ Fetischisnuis zu befriedigen.
W,e .r:hr ^.Sr :S; ::':^^^ T.gen .r Donau. Dor. liefen dm
—^^ ... M„de., a, -IC MC.ZU, ^-'^J^;;^Z r ' d^ '".^rZ:
.urück' l...- I^"'^f'^;':^'"7;; '^^^"'Euluaasm, Mh.ai-.ac., (iü- So.m.ahäder .aul
I,il{,^.,„ isciac ,u..-li W<.nsl,ut<'n. Uie '^'^"' Al-'ti.iETr/.bc«x'g-mR.n ,oi.<.|il>cßm
.^
mrgj
188
FetischisiriuK.
:iriiien Arbeiter in Haufen und baden Ihre schweißigen, roten Füße. Dieser
Anblick erregt ihn dann mächtig. Er eilt nach Hause und onaniert. In solchen
Fällen ist ee immer wichtig, zu lionstatieren, was sich der Onanist bei dem
Akte hinzuphantasiert. Wer glauben würde, daß Herr Beta den Fuß dieaee
Mannes berühren wollte oder gar einen honiosexuellen Akt mit ihm auBüt)en
wollte, der würde tiich arg tauschen. Herr Beta stellt sieh vor, er
nei der Arbeiter mit dem roten, geschwollenen, schweißi-
gen Puße. Dadurch erzeugt er sich den größten Orgas-
m u B. Dies ist eine Erscheinung, die ebenfalls typisch für den echten Feti-
tichisten ist. Der Fetischist identifiziert sich mit seinem
Sex INI lü b jek tc. So wird Beta selbst der Träger des roten schweißig-
schwieligen Ful'>es.
Nun könnten wir n;ich Traumen aus der Jugend forschen und Beta hat
uoä eine Menge dieser Dinge erzählt, die ich später in den Traumanalysen rait-
leilen werde. Er behauptet, er habe gesehen, wie ein Soldat, der Geliebte der
Köchin, sich die Stiefel in der Küche ausgezogen habe und bei dieser Ge-
legenheit habe ihm der rote Fuß sehr imponiert. Auch erzählt er, daß er von
dem Soldaten auf dem Fuße geschaukelt wurde und dabei hohe Lustempfin-
dungen erlebte. Doch diese Vorfälle erklären uns nicht den komplizierten
Mechanismus seiner Parapathie und sind alle eigentlich nicht präzis erimiert.
,1a. ich halte liafür, daß sie nachträglich in seine Familien- und Jugend geschieh te
hineingezeiehnet wurden. Ich glaube, daß sich die Fetisehisten
eine Jugendgeschichte nachträglich dichten und in
diepelbe alle Erlebnisse eintragen, welche auf der Linie
des Fetisch liegen. Ihi'e Erinnerungen sind Trugerin-
neruiigen. (Deckerinnerungen, aber nicht im Freiidechen
Sinn e.)')
Sil werden wir auch bei unserem Fußfetiechisten die Lebensgeschich I«
erwarten, die uns alle Fetisehisten und auch alle homosexuellen Männer er-
zählen. Es gab eine Zeit, da sie das ganze Weib und der ganze Manu
intei-eesierten, besonders aber die Genitalien. Dann alxir kam es zu kleinen Vei-
änderungen. Erst trat der Frauenfuß in den Vordergrund, dann allmählich der
Männerfuß, und erst im Laufe der Jahre entstand das Interesse für den roten,
geschwollenen Schweißfuß. Der erste Eindruck des Soldaten müßte aber die
f^exuelle Leitlinie gleich in diesem Sinne determiniert haben, während wir er-
sehen, daß er aus der Vorratskammer der Erinnerungen hervorgeeucht wurde,
;i.ls Flucht vor der Sexualität und besonders vor dem Weibe — in diesem
Falle auch vor dem Manne — begonnen hatte. Man bedenke: Wie viele Men-
schen haben als Kinder solche Erlebnisse und verhältnismäßig wie wenige
wei'den Fetisehisten !
Wir betonen, daß sich diese Geschmacksrichtung im Laufe der Jahre erst
..entwickelte und zu diesem Ergebnis herausgebildet hat. Das ist auch eine
Eigenschaft des Fetischismus, die betont werden muß. Er bleibt sich nicht
gleich. Bas Sexualziol wird immer verändert, und zwar immer im einschrän-
kenden, erschwerenden Sinne. Es setzen sich immer neue Zwangs-
formeln der ersten sexuellen Formel an, ganz wie bei
') Die Deckorinnerung FrevdB verbirgt hinter einer harmloBen Szeni- . eintn wtch-
1igni Vorgang. Diese T rugor inneru n gen miichm aus harmloseu SzcneQ wichtige
ErlebniKBe. Diis, Archiv dtr Erinnerung wird duriihelöbert und daraus werden braui'h-
l»are Szenen hrrvorgehoU und neu bearbeitet.
ADB,Iyse eioes Fullfctiscliisteii.
189
der Z w ii n g 8 n e u r 0 B e. So war es hier der Frauenfuß, der schon ein Ab-
gehen von den Genitalien bezweckU- und diis erotische Interesse von den
Genitalien auf den geschlechtlich indiff<^rentün Fuß lenkte. Dann kam aber
der Männerfuß dazu. Erst später entstanden die Fürderinigeü nach emeni
roten, sehr heißen, ^esehwollenen, gepreßten Schweißfuße. Als »h sich lieta
furchton niiiato, sein Sexualziel zu leicht" und mühelos zu erreichen. Ale ob
er sich künstlich Hindernisse und Schwierigkeiten machen wollte, die einer
geheimen asketischen Tendenz entspringen.
Itci,. verkehlt über mit Frauen oder b&saer gesagt, er versucht inimei'
wieder mit Frauen zu vorkehren. Er gehört einer Gesellschaftsschichte an,
in der man eine Geliebte haben muß. Seine Kameraden besuchen nach enieui
Spiele im Ktub fleißig die Bordelle und er kann eich nicht ausschließen. Sein
Benolithcii in rincm Liipaiiar ist .sehr churakteristisdi. Er reagiert f^ehr rasch
auf eine Meretrix, die ihm gelallt, wobei er auf die Füße gar keinen Wert legt.
Hier suct.i er nur das schöne Gesicht. Im- bekommt .sehr bald eine ^ohr
Btarke Erektion, die aber in dem Mumente authört, wo er die immissio in
vaginam vollziehen will. Wir merken hier die Funktion einer Hemmung, die
geheimen moralischen Tendenzen entspringt. Als ob eine Summe ihm sagen
Würde: „Das darfst du nicht machen, das ist eine Sünde!'- Beta Iaht nun den
Phallus von der Dirne extra vaginam manu stuprare usque ad ejaculationem.
Dieser Vorgang entspricht dem Leitmotiv aller Parapathiker, das ich „Lust
ohne Schuld" genannt habe. Seine passive Rolle beim Akte ermöglicht
ilun die Fiktion einer Schuldlosigkeit. Diese Logik ist infantil, aber für alle
Parapathiker sehr chai-akteristi.sch. Er sagt sich: D u bist ja nicht schuld, s i e
hat es gemacht. Deshalb gelingen Praktiken, in denen ihm eine passive Rolle
zukommt, Immer besser, was auch auf seine feminine Einstellung zurückzii-
■ führen i.-t. ]i\<- immissio penig- ist, nur in sehr seltenen Füllen gelungen oder nur
bei halber Erektion. Einmal mir gelang ein tadelloser Kongi-esBUB, als eine
Dirne ihm einen Backenstroieh gab und meinte, er wäre Sehläge wert. Da er-
wachte ein mächtiger Zorn in ihm, er wollte sie zurückschlagen, sie würgen, sie
di'iiiütiri'n. iln- .^eine Kraft beweisen; in diesem Momente hatte er eine kräftige
Erektion, er fühlte i^ich männlich, konnte eine aggreesive Stollung eiii-
iielm'i'u iürI seine P'iteii/ ausnütKcu.
Nach diesen Versuchen und halben Akten bei Dirnen fühlt er sich be-
echmulzt und muß sofort ein Rad nehmen. Alle seine Pläne, sich eine schöne
Geliebte zu nehmen, mißlangen. Verführungs versuche und eindeutige An-
näherungen von Frauen aus seiner Üe.sellschaftsklasse halten bei ihm g;ir
keinen Erfolg Er begann das Spiel sehr gerne, ließ es al-er ine auf eine Ent-
Bcheidung ankommen, welclie für ihn mit einer Demütigmig hatte enden können.
Die Anamnese und psych analytische Erforschung der Jugend ergibt aber
viele sehr gewichtige Momente. Beta war sclion früh ein sehi> crütisclies Kmd
mit starken aggressiven Anlagen. Er hatte in seinem 7. Lebensjahre eine
Freundschaft mit einer Spielkollegin, die täglich aus der Nachbarschaft^ zu
Besuch kam. Eines Tages machte er aus instinktiven Trieben heraus den W-
.uch einer Kohabitalion, was zu einer Verletzung des Madchens fühlte Die
Bestrafung ^ denn die Sache kam der Erzieherin, emer Engländerin, zu Ohren
- die endlosen Reden über seine Schlechtigkeit hatten zur Folge, daß .ich
sein Charakter allmählich verwandelte. Dieses Erlebnis wirkt« als „ewige
Warnung" und stand drohend am Eingange seines Lebens.
Noch immer führte seine Leitlinie zum Weibe. Es kamen dann ver-
schiedene Liebschaften mit Kusinen, kleine Abenteuer mit Dienst mildchen.
190
Fctiscliismiis.
sicli 111 oiiK' Tänzerin. Sein Vater aber W.*init7.te dJ^^
• ! I
I 1
m
/
venen^hcn K-"|-^;^^;: ^.^^l^;;r'Er;oüe";ur" vorsichtig s.,n m.l
Hen.chat einer K---^ R-^t. Uai« zur Einsicht, daß dem
^^ S^ Hebte ui,d verehrte, ein Ve^altnis ,nit d.r ljnz.ri.>
,1 ih... lauiit eine jede Liaison unimgenehni wäre. E r h a n d s i cli d u ■ ^ '«
,nd übe 1 aupt ein. J ^^_^^^^ ^ ^^ k,änke,i und, .n !a"go
'"" ,^h nicht mit F,,u.en zn verkehren, außer h i e u n -i
VV' :; ne! Nach einigen J.hren starb der Vater. Da. Gelübdo
;'; ,„-i arlh-h /,..- Folge gehabt, daß er .idi den Tod des Vater, iierbei-
■; c r^^o^^^^ ^^'--1' - -'^ -icn. De.nßl.sein.lelde bei Se.te schieben
nX d h. m<^ht denken durfte Er „verdrängte- diesen {>,danlcen.'
W . l-it er nun. als der Valer starh-r" Abgesehen davon, da!, er den
Ar.(,e dl-uhte, er werde den Tod de. Vaters nicht iiberleben, leistete er .otor-
Auu. ^'*'" , , ir,. schwor sich, e r w e r d e nun d r e i .1 a h r e tu i L
TeiTer ?t^'^-keh-n! Also drei Jahre strenger Abstinenz! Da.
'. Gelübde hieli er nur ein .lahr und brach es dann mit der Motivierung, es^-are
ni/lt im Geiste seines Vaters, Aber er brach es unter heftigen inneren Wider-
sS ir .üe psychische Impotenz prägte sich immer stärker aus und nunu.
deulliclK.r traten die Formen seines Fetischismus zutage.
Kalter Sclnveiß bedeekle ilni, wenn er sirdi schheßlieh gezwungen hatte.
,„U der Dirne zu verkehren. Ein heftiges Schuldbewußtsein trat unter aller ei
"laskiernngen auf. Beson.lers f,näUe ihn die Angst, er hätte sich eine sexuelle
^"'^'n^r'lSieh ein Freigeist, abe. innerlich fromm. Er stand uni.,-
,1,, Herrschaft von zwei widerstrebenden Tendenzen. Sem Vater war ein be-
nuler Liberaler; es war die. die Tnuhlion semer tamihe. Aber ein kleri-
kaler Er/iehcr liatie den Knaben in st, enger (ioHesfurelH erzogen und sen.
Kinderhirn mit allerlei alierpläubisehen Vorstellungen von Sühne und \ ei-
*^*'""'D'i(f Erklärung seines Fetischismus kam auf sonderbare Weise zustande.
!-r L-estind' mir eines Tages, daß ihn der blutende Fuß am meisten inter-
eiierte und besonders aufrege. Häufig habe er die Phantasie, daß er sieb
i) U-Ii -^.iB-- 'litlil ""l"' ''■''-' ''''■^'''' ^^"'1'^'*'' f"'' ili" .JnibriviißV "iird-
Fiir Frt'vd gU' <lie Vt-nkilii^iiaii;. Ms ei« Hiimli-Kil.U'ii ins Uiilj^uLUe. iO.< .'in Ni.'li'-
VVim'n. l'Hir riiicU i^-t die Vmli-äii(;iiTiK i'in la.r boi ^L'ite S^liirlmi, wn tiiclit Ww*«^'
\V.>lU-ii' 'v/('öe« l'''^ ■'"' '^''■'■' '''"*'" '^""^■'* '"'' ""■''»'■•'"'■^'■l"' I'-'yi-lKjlogic ilie Fi''*="
.u.fgr^nrf.Ti: ..Ist d i ■' V o r <i r a u s" 'i g ein. uicht G^wulitei. odur '■ i "^
' ■ .1 t Gcdachtefi?"' h* spwii iiipiiie Ülmm'ugung aus. daß die Vni'.frängiiii'^
l'in'nieM Grdnehtes ™i und ([.■fiiücrte die Vwdriiugu.is Liis imm ii^^ychi^du-» MectiM"
duivli ilin wli ''iiu-ii iH^timmUn Gcuaukcii nii-bt dtaikeii woMfii, «'eil (^f
rrLtirmnlra ü.iiu=^lH.i|.lia<!unnm i.Pso.ücrt i.l. Dicker Ücdaükc odm- s.go.i -■'J
lirhBr diuw Vorst.llung ist vun d.m o.n.r.n HicUt., Ivnii d™. (U^^isRon!) nl. ni.j^i
1 , 1„ -UH d.m /.'.H.rum de. ».«-.ißWiu.rdd« vmto.gt «.rd..,,. Er da.-E in - h t.
h. \v<.rdn, nud k^miut cnU'oder in nfsativ.r Form ak E.itrürtung, Ai.Kst. odo
' bcliie Forn. b. da. /..tnim de. .ei..i..n Dl.ekfeldo. Sn wollt. B.t. u.^ü
"hrrr' '''-f 'i'- 1'''-' '"'-^ ^'^^"'■'' '^'''-''"■- "'" "'" ''■'■■''' ^"""" ""* '"'"'■'"
,.u liP^inuen.
Analyst uiiipw l'^ilifftiscliisifu.
191
ein<-ii Nagel in den Fiili g-istulM^ii habe unii dann blutm inüSBe. Dei' Fuß mit
doiu Nagel kam iiimior dtnitliclu'i- in seinen ^usuellen Phantasien hevvcir. Kurz.
CS i<ai]i li'm' Phantasie zutage, die ich so häuCiu bei Parapathikei-n konsta-
i ieron konnte : d i c C li i' i w t ii s ii e ii r ü s e !
Jetzt verstehen wir seine Identifizierung mit dem Träger einet 8chweiß-
)Hts-s. Kr w.tv pasiiioiiierler .läfjer imd S i- li w e i !.•> Iiedeutet ihm in ile.r Jägei-
s|ii;n--lie immer nur IJlut. Er lial einen hhiteuden Fnß, der mit einem NnRol
durchlidbrl ist, er ist Christiiö. Mit dieser Vursteüung onaniert er.
W i [■ erkennen aber, daß der F e t i e e li i s m u e eine wir ii-
I i g e Funktion Ii a t. Er soll seine Keuschheit s i ir li e r n, e r
toll i h m e i n ü Askese garantieren, für die er einen ii i m ni-
lisehenLotin erwartet. Er hat, sich durch diese Be-
schränkung ein Anrecht auf Heiligkeit erworben! Des-
halb interessiert ihn bloß der Fuli der Armen und der Unterdriieklen. ChristUf
war nicht der Gott der Reichen, denen ja das Himmelreich vorschiossen war.
ühristuB wai' der Golt der Bedrückten und Dienenden. Und je mein- man sich
iiu diesseitigen ].,eben demütigte, desto sicherer w.iv man, im .leiiücit!; belolml
7A\ weiden. Und da ReiT !3eta innerlich fromm war, so gab es für seinen Feti-
schismus nur eine Heilinig: Die l^^he. Hier war der Kongressuw keine Sündf
mehr. Dieser Fall zeigt uucii klar, daß der Fetischismus eine Maske für seine
asketischen, fi ömmleriscben Tendenzen war. Denn in der Ehe schwand das
Interesse für den roten, liUitenden Fuß vollkommen und die Potenz war —
nach den ei'sten in solchen Fällen üblichen Schwankungen — vollkommen zu-
JViedeiifit eilend.
ich halte darauf aufmerksaiii gemacht, daß der Fetisehisnms den Hinweis
auf einen Zwang enthalten muß. Das was drückt, preßt, einschnürt, was man
gCKWinigeii 1111. dicnl ilci' syuibiiliscben Darstellung der PaiaiJalbie.
Wir werden in keinem Eallc von eclileni Fclischi.-^nnis diesen Hinweis auf
den Zwang vermissen.
Mit ei^-erncm Zwange halte lieta sciin' lm|iul.se in das Prukriislesbett
seiner Para|jalliic gexwiingl. Er konsirui.'rle .-iich die St raßei langst, nm den
(iefahven der .Siraße zu entgehen. Er ivduzierte sein Begebren auf lien Fuß.
um sich von allen anderen sün<ligeii Ciedankcn abzulenken,
lieta halle das Unglück, seine Mutter liei der Geburl zu töten. Er fühlti-
sich als ein geborener Frnuei im Order. Aber er haile auch Imimlse. Frauen zu
l.ilen sie zu eiwürgen, weil er sie glühend haßie. Sein Vater war em Don
luan'und die Frauen standen zwischen ihm und dem \ ater. Schon in der
Jugend war er zu den Erzieliungsi)ersoiien seines llaus.'s bii.ohu- eingeslelli .
ICr h-»ßte die Erzieherin, weil sie ancii dii- Geliebte des \ a(ers war, und «ai
zugleich an sie lixiert. Sie halte aulfallend große Füße, die fast Männedußeir
glichen. Aber ;nich der Fuß des Vaters war für ihn ein Sexualobjekl.
Ich iinlerbrcche jetzl diese Darstellung, lüiüe eine Reihe von Ti'aum-
malvsen an M die uns die vorhergelienden Hehauiitiingcn beweisen werden. Diu
Vnah'sen sind durchwegs auf die Einialle des Patieiilen. der em denkender
Geist war aufgebaut. Es war der erste Fall von Fetischismus, den i<-li s..
gründlich kennen l<Tnte. Es, wird interessant sein zu konstatieren, wie mir
die.«e Erkenntnissi' gekommen sind.
M Ein Tel! diiwr TraniuiUiiilvr^i'ii iM lii'rcils in ..lJii> Spniclic .ii's Trauin.'^^'
(ll.Aiifl-. HiTyinauii. Mmirlii'iil nMlialtfo.
^^s
IV]
\i
\
1
i
I
t
-Q.-j ■ Fetlerhismfi'B
= Elr träumt: ■' ' ". -
Ich eehe ein großes hölzemea Chrietusbild vor mir. leb nehme mir
ein Stück heraus.
Dieser Traum ist eymboliscli aufzufassen. Der Träumer ist m seinem
Innern noch gläubig, sogar strenggläubig, nach außen hin ein fanatischer
Freidenker Er hatte am Tage vor dem Traume ein Buch gelesen, das sich „ba
folie de Jesus" (Dr. Binet-SangUe, Paris, A. Maloine, 1908) betitelt. Er mußte
plötzlich in der Lektüre abbrechen. Er kann nicht angeteii, warum. Es war
wie ein Zwang. Wie ein Gebot: Jetzt höre auf, zu lesen! Die tieferen Beweg-
gründe enthüllt uns dieser Traum. Er hat sich etwas gegen seine
üofctheitherausgenommen.
Eine zweite Determination: Er ist selbst der Christus. Aber er ist nur
eiü Teil von Christus. Er hat sich ein Stück aus dem Leben Christi adoptiert.
Er ist daher nicht mehr Fleisch — er ist Holz. Er kann nicht mehr in sündiger
Fleischeslust entbrennen. Zugleich wird die hipolare Tendenz ausgedruckt : Er
besteht uns Kolz, ;lus leicht brennbai'em Mat<;riiilc und könnte leicht in
Flanmieii aulgehcn. Welches Stück hat er sich herausgenommen? Er weiß od
nicht, aber wir werden es aus späteren Traumanalyseii erfahren. Das Stück,
das er eich herausgenommen hat — solHe es nicht der Fuß sein? Sein Fetisch,
.scims Ersatzreligion, seine Buße? ,- " -
Weitere Bedeutungen wird ein späterer Traum enthüllen.
Ein anderer Traum:
Ich las von einer Klage des Herrn X. gegen den am selben Tage ver-
>tiirli('nen Ciyduirtsialdiroktor Weihrich, Es waren drei Klagcpunkto. und
Wcihrich würde nur wegen des dritten Punktes verurteilt, und zwar zu
einem Gang in Sandalen und noch etwas. Das könnt« ich nicht verstehen.,
Nachtrag :
Ich sah eine Photographie Geßinanns und sprach mit ihm davon,
Am Vorabend aß der Träumer einen schwarzen Wecken mit Butter,
der in Wien Boeniak oder nach einem bosnischen Insurgentenführer
Hadschi-loja genannt wird. Er erbrach nach kurzer Zeit und hatte
heftige Schmerzen in der Nierengegend. Wie er glaubt, wegen der Säuren.
Alle Säuren maclii^n ihn angeblich erbrechen. Auch nach saftigen Bii'ueii leidet
er an ähnlichen Schmerzen und Diarrhöen.
Die Analyse ergibt wichtige Einfälle zu Direktor Weihrich. Zuerst die
Afisoziationen: Weihrauch — Weihe — Weiher — W ei (geschrieen).
In Verbindung mit X (-Füßen) Wei- und Geßraann, einem Wiener
Antisemiten, eine Schmähung seines Arztes. Er beklagt sich, daß dieser ihm
die Lust an seinen Perveisionen verdorhen habe. Man mache ihm einen
Schwindel (Rauch) vor! Der Schwindel führt zu Schaukeln. Er erinnert
sich, daß er als kleiner Knabe auf dem Fuße eines Sol-
daten geschaukelt hat.
Da? ist eine Wurzel seines Fußfetisehismus. Dazu
kommt noch die von Adler hervorgehobene Tatsache, daß er an seiner großen
Zehe gelutscht hat.
Sein Verlangen geht danach, einen schmutzigen,
schweißigen Fuß, res p. die große Zehe in den Mund zu
Aiiiil\eL' «iiius Fulifetisfhi-iteii.
193
fe tfckfui. Nach 6vy syiiibulii^clicn Ok'ichung k;uiii Fuß für Hand, die große
Zehe liH' den Daumfii, don Penis und die eine Mani.na stehen. Von hier führea
Faden zur Paraphilie (Fellatio) und zum Ammenlojniplex
p,«;- .B°«n>'^f< if ein Wiener Aufdruck für einen bosnisrhen Soldaten,
Hatschi-loja fuiul .Im auf hat sehen - gehen. Sein Erbrechen, die
bcinneraen, d,e iJiardiöe gehen auf die Phantasie zurück, eine Zehe (Butyl-
saure - Eutt,-r) in den Mund ge^teekt und Seim-eiß.äuren geschluckt zu haben.
Voi der ]nunuanal.y.e halte er ^Yachpluuitasion, einen großen Fuß zu
schlucken und in sidi aufKanehiuen
et.-,.^Pl''ir't'''' Y""''^ '^'' Fußfetischisn.u.: Man hafte ihn, den Penis als
et^a^s bkellialtcs, dessen man sich schämen nuili, dargestellt. Er übertrug alle
ijibitln aul den erogeii betonten Fuß.
Cießiuann geht auf „guess'", (englisch) erraten, zunick. Ich'liin der
Mann, der nur errät und ni.l.ts weiß. Die Photographie {«.ein Bild!) ist ihm
■■^elip schlecht vorgokonnnen. Sie war viel zu woi ß. (Geßmaiin ist ein
bchwarzer.) Weiß l'ülirt wieder zu Schweiß und zu seiner Idiosynkrasie gegen
blutiges Roastbeef. Blut heißt in der Jägersprache Seh weiß. Auch das
Roastbeef erinnert ihn an Schweiß, der durch das Gehen in S andalen
vermindert wird. (Symbolische CTUueJuing: Blut, Scliweiß, Eiter, Schleim, Urin,
öl^erraa, Luft, Sprache, Geld usw.)
^^ Die drei Punkte de« Traumes sind: I. Seine Kngländerin. 2. Sein Bruder.
•i. Der Schweißfuß. Yon den ersten beiden haije ich ilin schon durch Peych-
aimlyse getrennt; jetzt will icii ilnn noch den Schweißfuß entreißen. Deshalb
die bcJuiiälmng, deshalb der Vorwarf; Fuß - Plattfüße - Wei geschrieen!
Weitere Gedanken gelieii zum „Ewigen Juden" von Eugen Sue, der wieder zu
,.suer" (schwitzen) führt.
Der Ahapver ist aber wieder er selber. Er ist in einer seiner Lieblings-
phantaeien, Ahasver, der fliegende Holländer oder ein anderer ewig Ver-
dammter. Seine Fußidecn sind alle masnehistisch gefärbt und Piißideen. Er
muß ewig wandern.
\\':i6 er jiiclit verstehen kann, ist das, was er bei uur lernt. Er will
es nicht verstehen. In dem Augenblicke, wo er es versteht, ist es mit dem
Zwange vorüber. Es hängt aber zu viel Lust an diesen infantilen Dingen. Er
will sie nicht aufgeben.
Dieser Ti'auin enthält eine Reihe schwerer Affekte. Es sind grobe
Schmähungen gegen mich enthalten. Doch so versteckt, daß der Traum schein-
bar gar keinen Affekt enthält.
Schließlich bin ich ja gestorben. Er wirft mich zu den Toten. Der Gang
in Sandalen ist der Marsch in die Ewigkeit, Manchmal versteht er mich nicht.
,,Es ist ihm etwas zu geist reich." Ich werde iiier auch zu einem Geist (Geß-
mann — Geistniann). Ein Geist ist weiß, bleich. Ich bin ihm viel zu schwarz.
Ich lebe für ihn nur noch im Bilde (Photographie). Das führt zu einer neuen
Fährte: zu seinem Teufelsglauben. Ich bin für ihn der Teufel. Ich will ihn
potent machen, d. Ii. zum Weibe bringen. Er will in der Askese
bleiben und ein Heiliger sein. Er sucht inmier Situationen, wo -
ihm ein Unrecht geschieht. Er wird zu einer Soiree geladen. Die Hauefrau sagt
aus irgend welchen Gründen ab. Sofort konstruiert er eich eine schwere Be-
leidigung. Er braucht ungerechte Kränkungen! Er will unschuldig leiden. So
sehrieb er mir nach der Absage der Soiree und einer Jagd folgenden hoch-
interessanten Brief: ■ ■ ' ' "
Siekfl, StrtniniiciD des Triub- und Affi-kili-ljeii'. VlI.
13
194
Fetisch! Bnius.
II
I l
„Die Absage der morgigen Soiree, die Einladung und die darauf sofui't
erfolgte Absage dncs anderen Besuches hat mich in einen Zustand einer ganz
enormen Depression gebracht, obwohl ich cigenllicli die Ablage der Jagd sehr
angenehm eniitfand, da mich die ganze Jagd .nervös' macht. Ja, auch die De-
pres&ion war keine verzweil'elle, sondern icli fühlte sie angenehm. Es war
eine Enttäuschung, eine Ziii'ücksetzung, aus der ich Lust schöpfte. Ich bni
eben Maaochist. Und ein Masocliist ist ein Passiver. Passiv ist aber die
Frau, aktiv der Mann. Daher empfindet der Masochisl nach Frauenart mul
will einen Mann über nicli kommen lassen, einen aktiven, daher die Vor-
liebe für einen Berufssoldaten, einen aktiven Soldaten. Die llaniJthist de'
Passiven, des Masodiislen ist das ,passio^ die ,Passion-, daher die Bußideen:
seine ärgste Unlust die .Aktion', der Koitus." '
■ „Kri muß mir in der Kindheit einmal ein grolles Unrecht getan woi'den
sein, aus dem ich Lustgefühl abschöpfte und dos zu reproduzieren ich stets
ge^oiiiR'ii bin,"
" ..Und jetzt, ver,sage ich mir denn nicht alles? Meine Krankheit ist ein
Sich-alles-versagen. Ich koitiere nicht, ich treibe Asexualität, ich sehe kaum
einen Menschen "mehr, ich. gehe in kein Theater, ich achließe mich numer mein
ab und umgebe mich mit lieben Büchern, ja ich gehe nicht aus, das erste, wa^
man machen m.iß. um etwas zu unternehmen. Meine Angst ist Schutz vor
Jetzt habe ich Momente, in denen ich nichts sehnlicher herbeiwünschen
würde" als zu sterben und vergessen zu werden: höchster Masnehismus.'
^,In die.scn Depressionen kam mir auch ein ganz merkwürdiger Phantasie-
träum (eine Wachphantasie):
Es war ein Mann, der wegen eines Mordes unschuldig verurteilt
-.vurde. Das Merkwürdige war, daß er sich kaum verteidigte und das Urteil
mit einer Ruhe hinnahm, wie es eben nur .leniand kann, der fälschlich be-
schuldigt wii'd, aber rein wie ein Engel ist. Er wird zu lebenslänglichem
Kerker "vtrurteilt. Im Kerker ist er so groß, daß selbst alle Wärter in
ihm einen Heiligen betrachten, er tröstet Kranke, heilt sie, ja wirkt las'
Wunder. Nach Jahren und Jahren dringt selbst zu dem Regenten die
Kunde von der Heiligkeit des Verbrechers. Er b e g n a d i g t ihn, ohne da.j
Urteil aufzuheben. Es wird dem Heiligen hinterbracht. Der aber versteht.
nichts mehr von der Welt und ihren kleinlichen Schmerzen. Er ist ganz ver
kliiit, er ist Christus selbst; sein enormster Triumph ist. oaü
er durch seine Heiligkeit das Genitale verloren hat. Er ist geschlechlslo.j!
und zieht wie ein unendlicher Lichtstrahl zum Himmel- Der Regent ist
sprachlos, aber unfähig, ihm auch nur im geringsten nahe zu kommen; ei
lebt sein gewöhnliches Leben weiter!'"
Hier schließt sein Brief, der wichtige Geständnisse enthält. Das
Wiehtigsle ist wohl der mitgeteilte Tagtrauni, die Wachphaiitasie.
Diese Phantasie enthüllt uns die Wurzel seiner Askese. Er klagt sich
bitter an. daß er ein Verbrecher, ein Mörder ist und bedauert, daß er kern
Heiliger ist, sondern ein sündiges Leben führt.
Das Wort „W e i h r i c h'" ist vom Unbewußten genial gewählt. Er geht
auf seinen Teufels- und R i oc h-Komplex. (Der Teufel stinkt!) Es führt aber
auch zum Heiligenkomplex über Weihrauch. Dei' Direktor steht für den
Vater. Von diesem hatte er einmal ungerechterweise Schläge erhalten. Dieser
infantilen Situation läuff er im Leben nach. „Selig sind, die Verfolgung leiden
LIH
w/mm9
"Analyse eiues FiißfetisehrKteii.
195
mii (k-r Gerechtigkeit willen. Denn iliiTi' ist das HinimclRucli.- Da^ ist, sein
Leitmotiv.
üikI or will ins 11 i mm o 1 re i c li. Er will .■^cinon Vater übertreffen.
Er will dnrch Askive cinon hüliereii Platz im Himmel ei'nbern. Er will ein Weib
aein mid keinen Peni.= Iiabon. Allein diese w e i !j 1 i e h o n T e n d e n z e n sollen
dazn dienen, über ^len A'iiter xii Irin m ]) Ii i e i- e n. hn ewigen Leben wii'd er
iiijer seinem Vaier .stehen und lriuiii|)hieren. Er der Heilige und der \';iter der
Sünder. Vor Gottes Stuhl wird er gesen den Vater (Direktor), gegen den
Toten drei Anklagen erheben. Allein aii^; welchen Quellen f^lanimt sein Iliiß
:,'egen seinen ValerV Aus einer mallen JJivuliliit - wegen seiner Engländerin,
Nie Liighuiderin wai' seine sliirksle Liebe. Naeh der iMitlassnng der Amme
wurde ilie „nurse'- sein alles. Sie durfte mit kcineni anderen freundlich sein.
Da konnte er wütend werden. Sein Vater war mit dei' englisclien Kinder-
Pflegerin sehr lieljenswiirilig. Beta behiusciile viele kleine und eine gi'nlio Szene,
ilie ihn Lief unglticklich machte. WieV ..Seine" Franziska kcmnie einen anderen
Miinn küssenyiJas .slaehelte seine EmpliiKllielikeil und seinen Egoismus zu ver-
biechf?rise!;eii liaciii-iihanlasien auf. l)a^ Kind ist den Gi'oHen gegenüber
wehrlos. Aber wenn es einGift hätte, so künnt.e es sich an seinen Feinden rächen !
Deshalb das Erbrechen und das Übelsein, die Dianhöen nach dem Genüsse
des Hadschi-loja! Der \iiler war ein Pascha und halte einen Harem. Seine
masüciiisl ischen Ideen sind die Buße für die kriminellen Phantasien seiner
Kindheit.
iJentlich enlliüUt er seine K a s t r a t i o n s |] h a n t a s i c. Er wollt«
den \ ater kastrieren, weil er mit iler Fiiglamieiin vei kehrte. Nun will er
sicli stAbA eiilnmiuien. Das Stück, das er sieh entnehmen will (siehe den
ersten Tmuin S. 192) ist das Genitale. Dann kann er Christus wei'den. Er ist
dov Verbreclier. der Muttermörder, der doeh an diesem .Muide unschuldig
ist. Deutlich sehen wir auch dii' Wurzel des Wände jiriebe.s (Gang in
Sandalen) und das neurotische Zerrbild des Wand<Ttriebcs — die Straßen-
augst. Ei' wollte auch den Bruder töten, um den geliebten Vater für sich
allein zu haben.
Die wichtigste Bedeutung des Traumes: Er klagt sich dreier \'erhrcchen
an und muß wegen des dritten Verbrechens Buße tun. Er muß wandern und
seine Sünde büßen. Welches sind {iie di'ei Verbrechen? Was hat er begangen,
daß er auf irdisches Glück verzichten will? Darauf werden uns die weiteren
Träume Antwort geben.
Ein anderer Traum;
Der kletternde Affe.
Es war in Tirol. Die Straße war beängstigend steil. Es waren dort
Franziska, mein Bruder, ich. Es kamen drei Lastwagen und ein Auto
herauf. Ein einspänniger Lastwagen kam herunter. Ich kletterte wie ein*
Al'fc und hatte enoinio Ängsten. Dann riß ich mit der linken Hand einen
Ast aus. Meine Kraft wurde Ijewundcrt.
Ein Onanietraum. Er ist der arme Mann, der einspännig fahren muß,
d. h. ohne Weib, und dabei herunter kmumt. (E in e i n ts p ä n n i g e r L a s t-
wagen kam herunter.) Er li'ägl die schwere Last einer Paraiiathie
und l'ühll sich immer matt und zerschlagen. Im Gegensatz der Wunsch:
M e i n e K r a f t w u r d e b e w u n d e r 1 !" Seine Potenz läßt ihn bei Frauen
13*
19t;
Fetiecliismns.
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/
\nnue,- in titich. Uei- Weg ..mn Weibe ist ihm zu .teil. Er ^f^et ^en \\^^^^^^^^^
die Vagim nicht. Kr kann nie die Imraisio penis vollziehen^ Er i^t 1^«'" ™
Er kann nur onanieren. (Auto und Ast ausreiße...) S<^^ne Emfalle gehen jetz
einen merk^vürdigc.n Wog. Wir müssen ihnen gehorsam folgen. Uie ^J;^^^
Aß - A«t - und Last führen zu Laster und Syphilid. Lm a i-
nennt man einen Fu.unkd. Von einem Pick- Aß handeln manche .emo,
Träume (Pick - Wimmerl - Pocken.) Er fürchtet Infektionen.
Wer 8ind die drei Wagen und das Auto? Drei Menschen, die ei 1k bt
und zwischen denen er hin und her schwankt. Er ^ d en l if i z i er t sich balü
mit dem einen, bald mit dorn andern. (Der Affe ^ni^k außer dem Tu^J
eine, langen Schwänze, und dem K le t ter e r .elir l^^-^'^..^'^^"^^^^^^
de. I d e n t i f i . i e r u n fr aus.) Er macht allen alles nach. Er allt seinen
Bruder nacli, der einen leichtsinnigen Lebenswandel führt. Die drei \^ ag
sind: der Vater, die Erzieherin (Franziska) und die Amme. Das Auto i.^
"'''seine größte Angst ist: zu fallen. Das Klettern führt auf d-
Ammen komplex. Er ist einmal von einer Ainme fallen gelassen ^ <> den. ■
■ fürchtet, Franziska (die Engländerin) könnte ihn fallen lassen, d. h. ihn au
hören zu lieben. Sie könnte fallen, einem andei-en gehören sie konnte de
Bruder, seine stärkste Eifersucht, erhören. Er entmannt den Bruder. Er re
den Ast aus. Seine liebste Phantasie: Er ist Zeus, der den Kronos ^"fnann .
Er hat -einen Vater entmannt und ist nun der Stärkere. Er ist aiicli aui
Beinen Vater eifersüchtig. Wenn der Vater Gott ist (Kronos) so ist_ pl
Gottes Solm: Christus. Er ist der Mensch, dem es gelungen ist die ieit
fUhronus) zu überwinden. Er wird ewig leben. Er ist Ahasver. Veräucht,
im<vlücklich ewig wandernd, ewig suchend, aber er hat em ewiges Leben.
Das war bcine große Erfindung! Er glaubte, in der Jugend die Erfindung
gemacht zu haben, die G^\'igeB Leben und Götterkraft verleiht. Diese Er-
findung — bewundern wir wieder die Bipolarität aller parapathischen i-i"
scheiiiungcn — war die Onanie. Sie war ihm in den ersten Lebensjahren nur der
Ersatz für die Brust der Amme. Er wurde bis zum 13. Lebonsmonat an der
Brust gelassen. Das Trauma der Entwöhnung spielt eine große Rollo in seinen
Phantasien. Er wurde plötzlich von der Bnist weggerissen. Seine ^»«1;?'
gedanken gehen dahin, es bei Fremden auch so zu machen. Den Busen und die
symbolischen Ersatzstücke (Penis, Füße, alles paan\^eise wie Ohren usw.) nut
einer Schere wegzuschneiden oder abzureißen. Er will es wie ein Affe nacli-
machen.
Wir stoßen wieder auf den Kastratioiiskomplex. Er reißt mit der linken
Hand einen Ast aus, er reißt seinen eigenen Penis aus dem Baume seines
Lehens. Er reißt sich die Sexualität aus dem Leibe. Bei der Frau ist seine
größtöAngst. der Penis könnte eingezwickt und abgezwickt werden, sie könnte
ihm den Penis abbeißen. Er vollzieht \a eine freiwillige Kastration, da er aul
die Frauen verzichtet hat und sich nur gezwungen in das Bordell schleppen
läßt wo er eigentlich gar nichts zusammenbringt. Zu dieser Selbstkastration
benötigt er eine ungeheure Kraft, die allseitige Bewundermig erregen wird,
denn er will ja ein Heiliger werden wie der heilige Franziskus. Der Hinweis
auf den Fußfetischismus findet sich in dem unscheinbarem Worte Franziska.
Er ist ja ein Franziskaner, ein Minorit, ein Bettelmöneh, der barfuß von Land
2u Land bettelt und das Gelübde der Armut und Keuschheit gegeben hat. Des-
halb spielt der Traum in Tirol, im Lande der frommen Bauern. Der Weg zum
Himmel geht sehr steil und er schleppt die bewußten drei Sünden (sündig.'
^i^
4
Analyse eiues rußfetisdiistoii. ji^j
Last) hinauf untl einu vierte Sünde, seine sclnvcrste. dii? er iiiclit iibenvitiden
kann: das Auto. Wie eine Drohmig sieht er den Lastwagen hinunterraBen. Su
wird es dir ergehen, wenn dti die Pfade de-r Sünde wandelst.. Du wirst immer
mehr mid mein- lieiinilork.inniien! Du bist ja kein Henrich, du bist ein Tier,
du biftt ein Afle!
fni Mittoipunldo des Traumes slelit der starke Angetafleki. Die drei
Per&ütien i^ind er .selbst: Er, sein unbewußter Bruder, seine Paraputhie und
licine weibliclie (kastrierte) Komponente, der Franziskaner. Er muß aber in
die Rühe kununen und alle Hindernisse überwinden. Er hat Angst, sein Ziel
nicht zu erreichen. Er hat Angst, in die Tiefe zu sausen und die ewige Selig-
keit zu verlieren.
Um die polare Spannung zwischen bewußten und nebenbewußten Ten-
denzen zu erniesaon, die ihn in die Schauspielerei einer Paraphilie drängen,
bedenke man, daß er im bewaiüten Leben ein Freigeist ist, die Mönche und be-
sonders die Schwestern haßt (er könnte sie zerreißen!), sich Lektüre wählt,
welche den Glauben zerstören soll (La Folie de Jesus!)
Es folgen nun drei Träume, die in einer Nacht geträumt wurden.
Ich hatte eine alte Jacke mit aiten Tüchei-n in einer Sehaclitel. Nun
öffnete ich sie, da war die Schachtel nur mehr mit roten Spänen voll, das
war nur ein Teil vom Kreuz Christi mit seineui Blute. Nun konnte ich
die Schachtel nur mehr mit Mühe zumachen. Nun war mein rechter
Daumen und Zeigefinger voll Blut; ich erschrak entsetzlich und konnte
€6 nur mit Mühe wegwaschen.
Papa, mein Bruder und ich wollten im Orientexpreß von Pest nach
Wien reisen. Wir sprachen mit dem Kondukteur und bestellten drei
Plätze. Ich sagte, ich schlafe mit Papa, mein Bruder könne allein
schlafen.
Mein Freund M. telephonierte mir, daß ich eine Verständigung wegen
dee Monotelophons erhalten werde.
Das Monotelephon ist, wieder eine geistreiche Bezeichnung der
Onanie. Die Träume sind verkehrt zu lesen. Er nmß onanieren. Er ist von
feinem Freunde M. verständigt worden, daß die Onanie schädlich sei.
Er wird bald sterben. Er bestellt beim Kondukteur (meistenis der Todl)
die Plätze. Allein, er schläft beim Vater. Der Bruder, der mit Frauen
verkehrt und ein Don Juan ist, gehört nicht zum Vater, nach dessen Tode er
Bich ein Jahr vollkommene Abstinenz auferlegt hat,
Er büßt eine alte Schuld. Er iiat sich gegen seinen Vater schwer ver-
gangen. (Siehe den schon analysierten Chrisitustraum mit dem herausgenom-
menen Stück!).
An seinen Fingern klebt Blut! Das Biut Christi. Er kann das Blut nicht
wegwaschen.
Aber sonderbar, das Kreuz, das ihm einfälK. bat eine merkwürdige Form.
Es besteht aus vier Halbkugein, die mit einander verbunden sind.
Von diesem Kreuz kommt er auf die Vorstellung von vier blutgefüllten
Tassen — Halbkugeln. Von Blut kommt er auf Milch. Er trinkt das Blut
Christi. Auch der Orientexpreß geht auf die Christusphantasie. Wie ich
schon ausgeführt habe, schwankte er zwischen zwei Extremen: Christus und
Antichrist (Satan).
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198
Fetischismus.
Die Oiiiinie war auch seine Kuße und Strafe l'üi- seine sündigen Movd-
gedanken. An seinen Fingern Idobt Hlul.') Er möchte sich gerne rfimva stehen.
Er möclite ein Heiliger sein. Als er mm gehört halte, die Onanie sei für die
Gesundheit verdeililich, onanierte er, \ini sich zu sliafen und zu töten. Da
IdebLe Jus Spernui (nach der syiiibo!i.^cheii Gleichung statt Blui) an seinen
Fingern. Die Schachtel ist die Büchse der Pandora. Alle seine Lüste und Be-
gierden sltiegen aus der nun nicht mehr zu schließenden Büchse.
Alle drei Träume handeln von seiner Onanie. Die mit Sperma be-
lle ckten Finger (S el b s t b et 1 eck u n g), der Expreßzug, das
Monotelephon, sie sind drei Variationen des einen Themas „Onanie"'-
Die alten Tücher beziehen sich auf die Sacktücher, die er bcini Onanieron
verwendet.
Der Kondukteur führt über den Leiehenk unduk t zu seinen
Todcätliaiitasicn. Alle sollen sterben (schlafen). Er soll allein (Monotelephon)
zurückbleiben. Die Jacke führt über Jack, den Anfschlilzer, zu Murd-
und Blutplianta-sien, die sich in dem Bilde einer mit einem Messer aufgemachten
alten Sehachtel unschwer erkennen lassen. (Erinnerungen an geöffnete Puppe»,
die mit Sägespan e n gefüllt waren.)
Das wichtigste: E v i s t ein Weib und kein Mann. Er hat eine
Jacke und eine Schachte 1.=) Er hat die Menstruation. Er schläft mit dem
Papa wie- die Engländerin. Er hat ein Telephon mit einer Muschel.
Dieser Phantasie entspricht seine Lage beim Onanieren. Er muß am
Eückon liegen^ um zu einer Libido zu kommen. Seine sadistischen Morii-
instinkte wurden als mannlich verdrängt. Als Weib ist er passiv und Maso-
chisl. Kr duldet. Hier führt die Phantasie, ein \Veib zu sein, zu dem ans Kreuz
gouagclten Christus. Auch seine liebste Phantasie ist es, sich nageln (besitzen)
zu lassen.
Die Onanie (Mono!) ermöglicht ihm das hartnäckige Feslhalten der
weiblichen Phantasien. Dabei ht er mit der rechten Hand ein Mann unrl
benützt seine linke Seite. Er onaniert mit bisexuellen Phantasien. Auch
im nächsten Traume ist er das Pferd und der Reiter in einer Person.
[•]]■ onaniert nur mit der linken Hand, (Er ist Linkshänder!) Er leiT«! im
vorhergehenden Tiaume den Ast mit der linken Hand aus.
Die wichtigste (funktionale) Bedeutung des Traumes. Die Jacke mit den
alten Tüchern, die er in einer Schachtel verborgen hat, ist seine alte Fröm-
Siiinv Mutter starb bei seiner Geburt.
„Alte Schachtel'' nannte er ült ilie Engländerin.
u
Atmivse eines FulJfetistliistoii.
m-
inigkcil, rlif ihm von dein klcriku!«! Hrnielicr oLnsciriiijfi ivurdL», der ihm un-
zjihliRi? Gof^ehicliton von ik'ii AViiiiilcrn dp^ Uliilcs Clirisli Pi'ziihll halle. Aiu'p
er liiit seinen (ilaiihcn vci'lurvii. Die Jacki', die kleidel iiiul WLii'int, ist vorloreii!
Es sind nur Reste von soiiieni ('hristiis da, Sägespäne. Er hat doch in oineni
Traume dem (ilirisinK elwiit; heraiibfit'wt'iinitton. (8iclie den 1. Traum 8. 192.)
Er hat sein Heiligenbild zei'slört. Nim klebl day IJlut an seinen Fingern. Er
hat gegen seinen Olaiiljen gewütet! •
Er will friiiiuii sein. Er will He.-! (die Sünde i^^t die Pest) voilassen und
7.\] seinem \'a1er, d. h. in den Himmel, Kam hiTinulischen \'a1er. Er wird schon
ein Zeichen \im üotl erlmlten. Er ist der Einz-ige, dei' Auserlesene, ein Stück
von Chrislue (Mnnos!). Er wartet auf daK Wundei- der Erlenehtimg. Er möchtö
siilehe Wunder eilcben, wie sie ihm sein Er/,ieker gesdiildeii hatte.
Vergebens wird man in seinen Traumen die Spuren seiner Paraphilio
i^iichon. Sehr selten tauchen se.xiielle Tiililer auf inid niemals träumt er von
nackti?» Männeni mit sc liwei lügen FUlieii. Er ist hewLiIit ein l'aritphilei, un-
iwwußt ein Frömmlingl
Ein andei'or Onanietraiim des Herrn Bela:
Mein Bruder, ein ilillmeistei', und ich rillen im Prater niii einem
Reitburschen. Der Rittmeister und ich wai'on voraus und er meinte, ich
sollte langHüm aTigaloppiercn, aber ja nicht zu selinell, damit die anderen
Pferde nicht jiaciidriingten. So tat ich auch, lriitz(k>i[i drängte mein kleines
Pferd, „Nana" gelicilk'n, und ich spielte mit den Zügeln wie mit einer
Ehi8tiksc;!nnn-, wobei ich mich sehr nach ifickwiirts Ijeugte. ja mitunter
liel.v ich daliei. ich glaulie zweimal, mit den Knien Ins lluiI wäre bald nach
rückwärts gefallen. Ein bißchen Angst.
AVioder vier Personen. Es ist ein Riti in den Tod. Der Vater stirbt
zuerst, mahnt seinen Sohn, das Leben nicht zu vergenilen. Sein Pferd hcilit
Nana — Nani und liedeutel. seine Onanie. Er abei' spielt mit den elastischen
Zügeln (dem Penis) und macht daliei die chai'akterititisciu'ii Bewegungen. Er
onaniert zu viel und vvii'd sich in den Tod onanieren.
Er wird der erste sterben — v o r a n g a 1 o p p i e r e n. Das Pferd, eine
Erinnerung an die Nacldolgerin der .\mine. ein Kindermädchen, das mit seinem
Penis sjiielte. l''i- wai lurchtbar iingebüi'dig nach der Entwöhnung. Das Kinder-
iiiädrlnn bei'uliigle iliiL dui'ch eine neue Form dei' Befriedigung.
Dieser infantilen Kinderhist rennt er mich. Er wünscht von jedem
Menschen diese Art der Lielikosuug Lmd veihuigle .■^ie auch von seinem Vater.
Dceh wichtige)' isl die fuuklionah' Bedeutung des Traunu's. Es ist wieder
ein Angsttraum mid die Angst ist: Er könnte fallen! Sein Rittmeister lehrt
ihn. das Loben niehl zu vergeuden und nicht zu rasch zu reilen. Aber die Nana
drängt viu'. Nana isl bekannt liili dii- Diiiienfigur, die Zola so trefflich ge-
schildert hat. Er lui'chtet," die Dirne könnte ihn erreiclien. Er hat die Zügel
nicht fest in der Hand. Die Zügel sind dehnliar. Pferde hedenten Leiden-
schaften. Wird Ol' seiiu' Leidenscliaft zügeln köimen?
Auch in diesem Traume kommen weder die Füße noch andere Hinweise
auf seinen Fetischismus vor. Dagegen ^ohen wir die Angst vor dem Weibe
(Nana), die in seiner Paraphilie eine so hervorragende Bi^deutung hat.
200
Fetischismus.
I .
■ /
Der nächste Traum lautet: . ' ■ ' '-.f
Ich war mit • meinem Bruder auf einer Roise nadi Keieheiiberg ge-
kommen. Dort suchten ^vil■ den Biihiihof. Alles war doiitsch. Nun fanden
wir den Bahnhof, al>er salien kein (leleisc, Vai diesen mußte man in den
ersten Stock des Bahnhofes gehen. Mein Bruder fuhr iin Litt hinauf, aljer
dieser blieb stecken und mein Bruder s])rang liei'aus. ÖLinn fuhr ein Be-"
dit^nsiteter hinauf, es wurde uns gesagt, früher sei die Bahn unten im Tale
gefahren, bis das ,.große Unglück" geschehen sei.
Versuchen wir in der- Analyse dieses Traumes nur dem Gedankfu gange
des Träumers zu folgen und halten wir uns /.um Schlüsse die Deulung nach
miseren eigenen Erkeiuilnissen bevor. Hern Triiimior rilUt ?,ucrat auf, dali voii
Jleichenberg die Rede ist. Es fällt ilini ein Sänger Roicliborg ein,
der im Irrenhause an P a !■ a 1 y s e geslorben ist. Offenbar hatte ei- eine Lues,
ebenso wie ein anderer Sänger G. und wie man e* vom Uichtei' Leu au be-'
hauptet hatte. K e i e h b e r g ist aber auch der r e i c h e B e r g, d e i- B u s e n,
die m ilch s t r 0 t zenden Euter der Kuh. „Mir hat es inniier iui-'
poniert", sagt dei' Träumer, „wenn Homer den Ausdruck gebrauchte: ,Die
Euter des AekerlandeB". Den habe ich oft im Tage tausendmal wiederholt.
Auch ein anderer Borg fällt mir ein : der M o n s v e n e r i s. Wieder denke ich
an einen Sänger, an den armen, so früh verstorbenen R e i eh e n in a nn. Es ■
ist doch sicher eine Verleumdung, daß er ein , Homosexueller" war? Soll nicht
von Reich berg eine Verbindung zu Armen tal gehen? Die llmkehrung
wäre das arme Tal und da fällt mir eine Oper ein, in der der leider auch Gchun
gestorbene Bassist Hescli den Marquis von IVA r mental gesmigen hat.
Der arme Hesch! Er ist auch so früh gestorben! Ich schwärme für alle
Bassister.".
Ihm gefiilU. auch der Ausdruck fürbaß fichi'citen! (Hier konunt
der Träumer auf seine wichtigste Leidenschaft, seinen Fußfctischisraus.) Baß
bringt ihn auf das französische bas— Basis und von Iner fallt ihm der Fuß
ein. Jeder Berg hat einen Fuß. Man spricht voui Fuße des Berges und
man spricht von einer Talsohle; jetzt lallt ihm über Reichenberg.
Reichmann ein gewisse)' Her m a n n ein, dessen Füße als Kind sein Entr-
zücken waren. Er war ein kleiner Knabe von wonigen .lahren und es machte
auf ihn eiueu gioßeu Euidruck, daß def um einige Jahre ältere H e |- m a n ii
immer mit nackten Füßen im Hofe herumging.
Hier verlassen die Assoziationen die Stadt Reichenberg. Wir
merken, daß die Gedanken sich der Korpersynibolik zuwenden und daß sich
hinter R e i c h e n b c r g eine wichtige (jestali der Jugend verbirgt .
Nach einer kurzen Pause kommt er auf den Satz: „Dort suchten
wir den Bahnhof" und ei'zähll mir, or habe als Kind die Gewohnheit
gehabt, alle Worte umxukehreu. B a h u umgekehrt gab X a ii. Zu N a b fallt
ihm Nabel ein und jelat weifi er es bestimmt, der Bahnliol stell! in diesem
Traume den Nabel dar. Von da gehen seine Gedanken plölziidi nuf den
Mond. Er glaubt, der Traum !i a b e sich i m' M o n d e n s c h e i n a b-
gespielt. Der Mond hat einen Hof, daher das Wort Bahnhof. Der
Bahnhof ißt der Nabel. Gestern hatte er im Gehen [ilötzlich beim
„Österreichischen Hof einen heftigen Angetanfall. Jetzt fällt ihm
ein, daß seine selige Mutter dort gewohnt hat. Der Angstanfall erklärt sich-
durch Assoziationen,- welche auf das tiefste Problem seiner Paraphilie gehen.
Der „Österreichische H o f'' wird mit der Mutter identifiziert, die
Analyse eiües FiiEt'etisehisieii.
201
dort gewohnt hat. ,Jenäcit.ri des Bahiiholes'- (Nabel) l'ülirt ihn auf die für ihn
charakteriätiädii; Mutterleibsphantasic. Jenseits des Nabels, jenseits der Bahn
wai- einmal seine Wohnung. Die Aseoziationsreihen gehen über Nabel,
Tunnel, Halle, Schmutz zur Eisenbalmiiymholik, In den Bahnhof
fahren Züge liinein und hinaus. Ev erinnert sich an seine Onanie. Machine heißt
französisch der Penis. II a gate sa machine. Er hat seinen Penis ruiniert . . .
Er ist impotent. Ihm fällt ein Zug ein, der auf offenem Felde stehen bleiben
mußte, -n-eil die Maschine verdoriien war. Er hat auch durch die Onanie seine
Maschine [■utiiiert. Er s>inbolisiert mit Hilfe seines Präputiums auch- die Halle
des üahnholoö sowie das Ein- und Auefahren der Züge und hat eine bestinnrite
Angst: das Präputium könnte henmtergest reift werden; er will die Vorhaut
auch ivälircnd des Koiigressus immer obeti lassen, als wäi'e das Mcmbrum ein
Kind und müßte immer in- einem gescln'itzteu Räume sein. {Symboli.'iierung der
Mutterlcibaphantasie durch den Penis.)
Einen Tag vorher hatte ich ihm den Aufti'ag gegeben, ti'otz der Angst
auezugehen, was er mit Hilfe dei' bisherigen Behandlung auch durchsetzte.
Beim „Österreichischen Hof" produzierte ei' einen großen Angstanfall und es
zeigte sich, wie richtig die von Freud betonte Regel ist, einen Angstneurotiker
zum Gehen zu bewegen. Die Phobie ist eine Art geistiger Vorbau, ein Schutz-
wall aus Vorstellungen, die er nicht aufgeben und nicht verraten will. Durch
das Gehen wird nmi Angst produziert, welche uns die Elemente des Vorbaues
paychanalytisch verständlich machen kann. Jetzt bringt dei' Träumer plötzlich
einen Einfall, der von groiler Bedeutung ist. Er sagt: „Je kleiner der
Kaum ist, desto w o h 1 e r fühle ich m i c li. Ich ii- e i ß auch
heute, warum. M'' e i 1 ich etwas ober meinem Kopfe habe.
J e g r ö ß G r der Raum ist, desto unangenehmer ist er mir,
besonders wenn er nach oben nicht gedeckt ist,'' Wir be-
merken sofort die strenge Durchführung, die Identifizierung mit dem Penis
(die schützende Decke über dem Kopfe, das Präputium, das nicht abgezogen
werden dail, sonst empfindet er Angst). Ebenso geht es ihm als Ganzem. Am
wohlsten fühlt er sich am Klosett, weil der Raum klein und nach oben
gedeckt ist. Das ist auch der Raum, dem er die größte Sorgfalt widmet und
wo er sich unter Umständen sehr lange aufhält. (Eine sehr häufige Erscheinung
bei Parapathikern, die an der Mutterleibsphantasie leiden.)
Dem Einsichtigen wird es klar, daß hier die Miitterleibsphantaeie, die
schon beim „österreichischen Hof" zum Vorschein kam, deutlich durchbricht.
Jetzt verstehen wir auch, ivas das „große Unglück"' ist, von dem am Schlüsse
des Traumes die Rede ist. Er hatte das wirkliche Unglück, die Mutter bei der
(iebiirt zu verlieren. Er war der Mörder seiner Mutter. In den Mutterleib zu-
riicknukehi'f'ii, das heißt in seiner symbolischen Sprache ins Grab gehen.
Das G r a b M ein Kaum, der eng und oben gedeckt ist. Auch masochistische
A^'orstellungon unschuldig verurteilt zu sein und in der Zelle sitzen zu
müssen, gehen auf die Ideo des engen, kleinen Raumes zurück.
Seine Angst auf der Gasse hängt mit dem Gehen innig zusammen. Das
Gehen ist für ihn ein Sexualakt. Er hat als Kind beim Gehen durch das Reiben
der Hose onaniert. Deshalb ging er immer ]uit den Füßen nach einwärts.
{Dieser Gang hat sich während der Psychanalyse vollkoumien geändert. Et-
geht nun auswärts, wie die Mehrzahl der Menschen.')
') Das Gehpn als !?exTielIen Akt faßt anch Aigremont auf. Alle Sprachen iiWiuuu
darauf Rficksielil. Im Lateinischen heillt Ijpischlnfpn i? o i r e. d. Ii. eigontlicli zusammeii-
202
FütischiBmus.
Seine Angst auf der Straße ist hauptääclilich eine Gehangsi. Dii;
Mutter Erde wird zur wirkliciien Mutter und (ielien bedeutet für ihn einen
Sexualulit.
Es zeigt sich aber noch ein neuer Parallelismus zwischen Gehen und
Erotik. Er ist nicht imstande, seinen Penis in eine Viigina zu stecken. Sofort
kollabiert der Penis, wenn die Erektion vorher noch so kräftig war. Heute fall!,
ihm die Lösung ein. „Ich bin ja froh, daß ich aue einer Frau heransgekonunen
bin! Soll ich so dunnn sein. d:i wieder hinein zu gehen?" Es war bei der (tO-
burt, wie er nachträglich vernüinmen, die Hede gewesen, ihn zu opfern, um
die Mutter zu retten. Wie leicht hätte das der Fall sein können! Er ist eigent-
lich glücklich, ilali die Ärzte nicht i h n geopfert haben und hat infolge dessen
für alle Arzte ein großes (ietühl dei- IJankbarkeit und Liebe. Er will also
nicht zum Weibe, er will auch nicht in den Himmel.'} Ihm fällt ein Witz aus
(Ion Fliegenden Blättern ein: „Lieljcr Gott, mach' mich fromm, daß ich in den
iliuimel kounn'" soll ein Kind beten und das Kind sagt: „Ich bin gerade vom
Himmel gekommen, ich will da nicht wieder hinein kommen."
Jetzt kommt, eine längere Pause. IDann fällt ihm wieder etwas ein: Er
hat als Jüngling ein Märchen geschrieben von einer Fee, die sich in einen Berg
verwandelt (Mona veueris?) und dann wieder auseinander fällt. Die Fee galj
einem sie erlösenden Ritter ungeheure Schätze, so daß der Ritter diese Fee
lidiratete. Ein neuer Weg für unsere Ei'kenntnisse. Hier führt die Fee von seiner
M u 1 t e r zu seiner Erzieherin, deren Bild mit dem der Mutter zu einem
zusammengeschmolzen ist. Überdies wohnten beide einmal zusammen im
„Österreichischen Hof". Diese ersten dichterischen Versuche sind vom psych-
analyt.ischen Ötnudiiuiikte aus sohl' intcrcsäant. yip enlluilten meist den
psychischen Konflikt, mit dem das Kind nicht fertig werden kann, und bedeuten
einen Versuch, eich davon zu befreien. (Vgl. meide Abhandlung: .iDiclitung un-i
Neurose" bei J. F, Bergmann, 190!).)
Die Erzieherin, die Mutterstelle bei ihm vertrat, lehrte ihn beten, auch
das Ave Maria. Besonders eine Stelle regte ihn sehr auf: Gebenedeit ist die
Frucht deines Leibes. Er dachte viele Monate jeden Abend darüber
nach: „Was ist denn das — die Frucht deines Leibes?" Wie kam die Frucht
da hinein? Wie kam sie heraus? Am Ende gar vom Anus? Hier gehen die Ge-
danken wieder auf den Abort und auf seine Vorliebe für kleine Räume. Im
großen Räume hat er Angst vor P o 1 y p e n a r m e n, die sich nach ihm aus-
strecken. Auf der Gasse hat er die Empfindung, als wenn die Häuser
große Frauen wären, die ihn ergreifen könnten. Ein Teil
dir Angst auf der Straße entschleiert sich als Angst vor den Prostituierten.
i
.. ■
gcliüii. Ebtiirfo Konsiwf'iiB (pigentlitli .das Xiisiimiiicnficheu'j du- Bfischlaf. Im 'Wiciipri-
selien lioißt ,init oinoiii gph'n' mit ibrn gfsflilalitlich virkclij™. Man beacliti' fiTnPi'
dii' AuMitrik'ko: Puhllritl. .^u^i^i-lucHuii!,'. iiiiÄsrluvdteii. Steigpii, «Tiche alle lür sexuelle
Vorgäiigi' vunvciidit werden. Ebenso die anderen Bwegungem Springen (bpsprin^cn,
Springer), TanKcn, welche alle eexuellu Bedeutung, wwolil im Leljeii als im Traume,
haben. Im Engliw-bon sagt man gleidifalls ,Sbf goot ivitb lum' — sie geht mit ilita
Im FranKOKiscben heißt .marelier* ea viel wie das dtutsehe äleigen. Le vieii.s mareheur:
der alte Steiger. Das ißt nur eine willkürliche Ausleie. Aber sie bp-Aeist doii innigen
Zns:immpnhnng des .Gehens' mit erotischen Vorstellungen,
'] Nattirlii.-h nur Sehi'uspiderei vor sieh selbst.
Analyse eines FußfetiBcbisten.
203
Jfiic'f; Hiiiis ist fin Wdl).') P o l y p c ii ncnnl iiutii nbcr 1' i> | i k im 1 c u 1 o. In
1! p i (: ii tMi be r g soUlüii die PüHKoilciile F i u. k l' liiuiilit'ii eilialteii wie in
PrcuRpii. P i c k e 1 !i a u !j LMi, wiclitigü Assuziation zu Pocken und zu
Lim £, Wim jsi die GedaiilaMi oiiigaiigs des Traunu's, Koichbors, (j. und
J/onau i)i'stälif>;eii- -Die H a ii Ix' fülirl auf eine infantile SeNualthefiiac, in einer
Hiiuijo >rei.iüren zu sein. Während dt's An^^laiif:ilteä liiilt er siu:h den Hut aui
Knpfe krampfhaft fest, als köiuii.e der Hut infolge des \Ve!i«ns des Windes
(( ieljuitöwdien) davonflioffcn. Das lioilJt, er könnte um ^ e i n e G 1 ii c k li-
1] R n i) e k (I rn in 0 n. Vir lial die infantile fSexualllienjae. dal•^ die Kinder wie
Eier gelegf woi'den und in einer Klliant zutage konunen.-) Die Voi'Jiaul ersetzt
ihm itucli jetzt die ICiliaut. Kr a p i e I l d i e (i e b iir t Irei jedem sexuellen Akt.
Von Ueitheniierg, P i c ke 1 h a u he gehen die Aesciziat innen zu Deutsch.
JJoutsch erinnert ihn nn das deutsche Laster (le vice allemand, die Homo-
sexualität). Er tliichtet viir dem \Veil)e zum Manne. Der Kongressus ist der
gefährlich)^ AVeg zum Weibo, wiihrend die edle Liebe znni Mainie das Leben
erhält. Wichtige Beziehungen ergeben sieh aucli aus dem Unistande, daß die
Mutter eine Reichsdeutsche und der Vater ein üsteia-eicher wai'.
Der erste Teil des TramiLes heißt su viel als: Er ist sein Leben
lang auf y (! r 8 u c h o nach dem M a n n e gewesen u n d h a t
immer das Weib gefunden, wobei die Angst vor der Lues eine großi;
üolle rtpielt. Nun kmuiuen wir in der Analyse zu dem Salze: ..N u n f a n d e n
w i r d e n li a b n li i< f, a b e v f a n d e n kein (i e 1 e i s e." Da fäill ihm ein
A\ itz ein. Ein Herr sitzt auf einer Eisenbahnfahrt einer Dame gegenüber, die
ihr Kleid so geschickt drapie)1. hat, daß der Herr ihre durchbrt.ehenen Strümi)fo
.sieht. Er sagt darauf: „Sie haben ja da reizende (jeleise." Kurz, sie verlangi.
einp gewisse Summe, um die Statin n zu zeigen, wohin die Geleise führen.
i
') IHi /.il.iorc liirr fulKoiido selir chaMklcrislisclit' Sli'llu uus ,Das Liibeii ilc-i
'l'iiiiniii'ü' vuu harl Alhtrl Scheruei: ,,Dio ullgonicint J^lianhisicbracicIiiiiiriB für lii'ri
nicrLsdiliclipn Li'ib iüjiTliuüiit ist das uns .Mauer, Zii'Bd und Gi'lnlk imt teilte Ig Gi'Uuirii',
insgemein also diij;, was wir ein ,Haus' iitnnen. Es ist ktur, daß dio Phantasie, indem
sie diews: Svmliol für den Leib ivüliK, damit ku treffend das urj-aniselie Gebäude ile.s
I^i'ilieü lie/eieliiiel. «elcljC;;. älinlii'li dun t!e)i;ind'' 'iiin Mauer und 'Awei']. .-eine .^r^■lnteli-
Tiinik. iK'h-ilzt und mit dii'wii zilf-leieli eine Mentte innerer lliililnngen am! liiiuNU' «eiilein
hat; nächst dem alu'i- i'rwdieint diireh diese Bezeiclninng die Vermmflanselinimni; «idi
/II iiiiniifest iercn. ilat( '\v- Seele im bi'ilie wie tu iiu'cm flauöe wolinr; and eiidlieli ma;;
das uniiiillelliarc UewutilM'in, dal.^ alle;; neltwii-kliela' llinidi'lri und Treiben de^ .Mensi'hen
Ai-i\ ebenso an Haus and Hcrii knüpfe wie alle innere Tätigkeit der See!.' unmittelbar
■.\ta und im Leiligebiüide vornelit und damit virsehmaliirn auftritt, zur nntajttelliaren
Ki-n'ahhing diese? Symboles beigctranen haben."
-') Ein KWeitor tlberban führt von EilLaiit — !'3 i zur E i cliol ycino Eieliel ist
y.erbiei.'hlieli wie ein Ei und könnte beim Ilineinöleeken zerplatKen: oder eine Ader
in'i der Eieliel könnte platzen. Das pelit wieder auf eine .infantile Sexiialtheorie' zurii.-It.
ijr glaubte, beim Kaitiis müsse mall ein Stüek des Glie^le* verlieren. Das abgc.-ehnittene
.Sttlek werde diinn liineingesteekt. Diese .infantile Sexualtlieorie' kommt aus dem Ver-
CJokiie mit dem l'tlauxen der Bäume und mit dem Inokulieren. Sie ist gar nieht so
selten und eine Wurzel der psyeliieelien Impotenz, .\ueli der vielni Kindern mysteriöse
Vnrgang der Beselmeidung spielt dabei eine Rolle. Unser Patient sah als Kind ein
Hild, d[is auf ihn einen großen Eindruck machte: .Die Beschneidnng Christi', [Kastra-
tions-KomplexO
204
Fetischismus.
Er nieiiit, die Siininie i^'äre zu liocli. Er könnte ihr um den halben Preis den
S t a t i 0 n s V i) r s t a 11 d mit der roten Kappe zeigen.
Die.Geleise sind also der Weg zum Weibe, den er trotz
allen Suehens und Beiiiüheiia wegen seiner Homosexuaütät nicht finden kann.
Und jetzt kommt die merkwürdige Vorstellung des Traumes, daß er. um die
Geleise zu finden, in den ersten Stock des Bahnhofes steigen muß, und sofort
fällt ihm ein, der erste Stock symbolisiere das erste Lebensjahr. Man muß
bis zum ersten Lebensjahre in der Analyse kommen, um ihn auf den richtigen
Weg zu bringen. (Der erste Stock ist die Brust der Aiume!) Aber auch eine
andere Deutung des ersten Stockes ergibt sieh, die der Auffassung von Scherner
nahe kommt. Wenn die Yagina das ■Mezzanin oder Parterre ist, so ist der
Nabel um einen Stock liöher. Jetzt füllt ihm Neupd ein und' das Wort;
Vede Napoli, e poi mori !
Ef- taucht eine neue infanlile Sexualtlieorie auf. „Ich glaubte" sagt er,
„die Kinder kämen aus dem Nabel. Der Bauch platzt' und^ia^ I^ind stürzt
heraus-'. Er leidet an beständiger Angst, s e i n N a b e 1 k ci n n t e p 1 a t z e n,
er läßt sich nicht am Nabel anrühre n. Er glaubte als Kind er sei gar kein
Knabe, er sei ein Mädchen. Die Prau hat nur einen größeren Nabel als der
Mann. S e i n K a b e 1 w a r s e i n e Y a g i n a. Später glaubte er, er sei ein
Zwitter. Seine noch heute bestellende Desorientiertheit beim Weibe bei der
er das Foraraeu nie ohne fremde Hilfe finden kann, beruht auf der Verwechslung
zwischen Vagina und Nabel. Er steigt immer einen Stock zu hoch Weitere
Gedanken gehen auf die Amme, die ihn noch einen Stock höher hinauf-
geführt hat, wie ein Lift.
Per Lift ist ihm aber im Gegensatz zur Amme etwas SchreckUche^.
Lr leidet Angst, der Litt konnte stecken bleiben und er könnte dann nicht
heraus. Wir ^ehen, es ist seine Äugst auf der Gasse: er bleibt dort stecken
und kommt nicht weiter; ebenso seine Angst beim Weibe: der Peius könnte in
der Vagina abgezwickt werden, er könnte im Mutterleibe stecken bleiben er
könnte eingesperrt werden._ Oder eine Phantasie: Er hat einen homosexuellen
Akt begangen oder man konnte ihn eines solchen ungerecht beschuldigen und
ihn einsperre n.
Seine höchste Angst_ wäre es, auf einem Balkon eingesperrt zu sein.
Oben offen, u n t e n ei n A bg r un d. Hier kommen wir auf den früher
erwähnten Ammenkoiuplex. Durch die Erinnerung dringt etwis durch als
hätte ihn seine Amme einmal fallen lassen. Der Balkon, das häufigste
.Symbol lur den starken Busen, „Nach oben offen, unten ein Abgrund" symboli-
siert deutlich die Situation de.s Kindes am Arme der Amme Er hatte als Kind
AngstTor dem „Schupfen und Aufheben''. Am wohlsten hat er sich schon als
Kind im Kinderwagen befunden. Er wollte immer ein Bett mit Baldachin
haben. Das Haus ist tur ihn immer eine Frau. Die Angst auf der Gasse-
die Frau Icönnte ihn ergreifen und schupfen. In einem Garten hat er gar keine
Angst, auch auf der Stmße nicht, wenn er in einen Wagen steigt, weil jeder
Wagen für ihn dei- Kinderwagen ist. E r w i 1 1 i m m e r m i t d e n F ü ß e n
am Boden haften bleiben. Er kann nicht gehen weil er
e i n e n F u ß a u f h eben müßt e. Es fällt ihm eine Illustration aus den
Fliegenden Blattern ein, in der die Häuser als Menschen dargestellt sind Die
Häuser reproduzieren Erinnerungen an die schrecklichen Leute die ihn aufge-
hoben und „geschupft- haben. Der Lift erinnert ihn an die \mme- to lift a
chiki, heißt englisch, ein Kmd aufheben. To lift up heißt aufheben Er hat als
Analyse eiues t'iißfctischisteu.
■_'Ü."^
Kind r=(;lioii sein- früh nur „englisch" gesprochen. In einem Lift «npfiuid er
oC'iüe erste Angst.
Jetzt- konuiit ihm tlie distinkte Eriniici'ung, eine Frau iiahe ihn fallen
lassen. Wahrsclieinlieh seine Erzieherin. Das „große Unglück" ist nicht nur
der Tod der flhi1.U>r suiideni iiu<-li der ..eigene Fa\V\ Von Fall kommt er luif
Siindenl'ail. Dann anf 0 m p h a 1 e und P hall u f;. Die Gedanlicn gehen wieder
auf den Sü n (i en f iill auf dei' Straße. Er hat besonder^; auf der Straße
Angst, woün ein Wind weht. (Kr wäre ia. durch „Wehen" bald getötet worden!)
Es fällt ihm ein Bild aus dem Struwelpeter ein, auf dem der Wind ein Kind
davonträgt.') Den grüßten Eindruck hatte inmier auf ihn der (.ianymed vitn
Rembrandt gemaclit, der die Entführung eines Knaben durch die Lüfte dar-
stellt. Der Wind kann einen ebenso aufheben, wie die Häuser auf der Gasse.
Es gibt ja auch eine „Windsbrauf^ Es wird ihm immer klarer: Während der
ganzen Kinderzeit hatte er die Angst, aufgehoben zu werden. Deshalb
schwärmt er für große Füße. Der große Fuß gibt einen sicheren Boden. Er hat
auch Angst auf dem Schiffe, Wenn die Wellen das Schiff heben, erinnert ihn
das an das Schaukeln, als ob ilin eine Annne schaukeln würde. Br muß dann in
seine „enge Kabine'' flücliten und ruliig liegen; dort fühlt er rfich besser.
Er hat auch Angst vor dem Luftballon: er könnte nie in einem Luftballon
fliegen. (Er hatte Angst, ßleriol könnte unt dem Aeroplan auf seinen Kopf
fallen.) Er würde aus iedem Luftballon herausspi'ingen, wie sein Bruder im
Traume aus dorn Lift, und sieh gar nicht schämen, obwohl er sich schämte,
wenn seine ErzieJierin auf der Gasse mit ihm zärtlicli war. Schon als Knabo
küßte sie ihn immer imd die Leute lachten ihn aus. Deshali) kann er bei N'acht
ohne Angst gehen, er sieht keine Menschen, die ihn auslachen. Er WLir
12 Jahre alt, als ihn die Erzieherin einmal vor der Schule erwartete und ihn
küßte. Er bekam einen "Wutanfall. Er will nicht ewig das Kind bleiben. Er
möchte sich auf eigene Füße stellen. Er lernte hener tanzen, um in Gesell-
schaft gehen zu können; es fälli ihm ein, wie seine Erzieherin iunner mit
Kindern herumtanzte, um sie zu beruhigen. Sofort taucht eine neue Erinnerung
auf an einen Lift in R e i c li e n h a 1 1, wo er fast eingequetscht worden wäre,
-letzt kommt wieder eine neue Angst; er hat die Angst, daß sein Brustkorb
eingedrückt wird. Er weiß auch, wie diese Angst zustande gekommen ist. Er
kennt ihre infantilen Wurzeln. Seine Erzieherin war es, die ihn immer so an
sich gedrückt hat und dabei schrie: „Ich erdi'ück' dicli noch, ich werde dich
noch auffressen." Die Szene in EeichenhairO beim Lifi war so-
Ein Liftboy sprang aus dem Lift; er selbst sprang ihm rasch nach, während
der Bruder und Vater weiterfuhren.
Hier stoßen wir auf einen wichtigen Komplex. Er will vor dem Bruder
aus dem Mutterleib gekommen sein, er beneidet den Bruder um die Erst-
'1 Der .S'lniwi'lprtor wiir für Jim ein uroLk's Trauma. Bcpondwe das Bild, auf dein
der Schneider (HLecbneidor!) dem DiiumoiilutKrh« die Dnnmcn nbschneidei, li;it ilim
Grauen und Entsetzen eingoflüßt. (KastrationR-Kiniifilix !)
-) In Rp i [■lii'iiliü 11 ularli wiii Viiler an eini'jn Lungen leiden. Das war für
ihn ein .grollcK Unglück'. Nach dem Tode meldete sicli das SchuldljeisTilUsein. Vorwürfe
peinigten ilin, er halie manches versänrat, was dae teure Leben hütto retten k.iimen. Die
Vorwürfe beKogen ihne Affekte aus der Kindheit, da der Valcr ihn mit. ürohungeij
<Kastration!) am Onanieren und Liita'ben bindert*'. Damals dachte ev: Wenn der Vater
stirbt, kann ich iingeetört onanieren. tJberdies kennen wir ja das Junktim, das er
znischen dem Tode seines Vaters und seiner sexuellen Freiheit gemacht hat.
206
Fetisch ismiis.
r
r-' '' ■
lii
c 0 b u r t Wiedei' spielt die Mutterloibspliantasie eine Rolle. Auch ein anderer
:' V a t e i- u !i d B r II d LM' s o 1 1 c n s t e r h e n (abfahren), er w i H
Es niUt ihm ein Erlebnis liua dem fünften Leben4ahre ciLi.
Gedanke:
sich retten.
Vat
Vater imd Bruder blieben einmal im Lift stecken und er brüllte wie wahnsinnig
vor Angst, der Vater konnte e i- drückt w e r J e n. er k ö n n t e g e-
preßt werden. Bei der Bahn interessiert ihn am meisten der Expreb-
zug: Er will immer nach Preßburg fahren. Matrosen interessieren ihn,
weil sie „g e p r e ß t" werden. Er liest immer die „Neue freie Press c".
Uiti altö Presse war ihm unsympathisch. Die Neue Freie Presse ist
ihm sympathisch. Er interessiert sieh für das Wein pressen, weil es mit
nackten FiilJ(=n gemacht wird. Am Sciiluswe uiiios Weges hatte er immer An{;st„
er ist pressiert. Seine Onanie geht durch Pressen des Penis vor sich.
Ihn interessieren Soldaten mit engen Uniformen, Soldaten, die in die Uni'
formen gepreßt werden. „Pedem (passum) prcmere" heißt schnell gehen.
Um interessieren die ledernen Stiefel des Yorreilera bei der Artillerie, weü
der Fuß hineingepreßt wird. Er fiiuict .seine größte Libido, wenn er beim Ab-
setzen der Fäkalien stark pressen kann.
Wenn er von einem Arzte untersucht wird, so betont er immer, daß ihm
der Naliel nicht berührt werden dürfe, er könnte sonst sterben.') Wir sehen
aus dieser Analyse, welche kolossal verzweigte und Wichtige (jedanken-
giin^e sich an ein scheinbar harmloses Traumbild knüpfen können. Ich habe
absi'c-htlich die ausführliclie und doch noch nicht erschöpfende Analyse des
Traumes mitgeleiK, um zu zeigen, daß mit der Üljersetzung eines Traume?
als solcher nichte gedient ist. Wir erhalten wohl einige wichtige Einblicke
in die Struktur des Traumes, aber das wichtigste muß uns doch der Traumer
selbst liefern.
Wir merken, daß der verdriingte Wunschgedanke der ist: 0, waren
der Vater und der Bruder damals in R e i c h e n h a 1 1 ge-
storben, wie meine Mutter bei meiner Geburt gestorben
ist, und ich stünde allein auf der Welt! Das ist tatsächlich eine
seiner Lieblingsphantasicn. Er will der einzige sein. Alle Menschen sollen
aussterben. !^in großes Unglück soll die Welt treffen und er allein bleibt
beatehon. Er, der Kleine, Schamhafte, Ängstliche, Gedrückte, der dann der
Größie und ErliabensLe wird.
Wir sehen ferner die kolossale Bedeutung der infantilen Eindrücke des
Aufhebens, Schupfens und Fressens von Seiten der Erziehungspersonen für
die Entstehung der Angst. Diese Erziehungspersonen sind im Traume als
„Ledienstete'' angedeutet.
Diese Bedienstete führt uns auf eine neue Spur. Es ist dies eine Kindor-
giirtnerin, die den Namen Deutsch führte und aus Preußen war. Sie wurdt^
„La Prussienne" im Hause genannt. Wir erinnern uns der Worte „deutseh"
(deutsches Laster) und Preußen (preußische Pickelhaube). Es steigt die
Erinnerung an ein großes Trauma der Jugend auf. Tiefste infantile Schichte.
Die Bonne ging mit ihm in den ersten Stock zu einem fremden Herrn, wo-
sclijst das Kind einer wenig verhüllten erotischen Szene beiwohnte. Das war
auch ein „großes Unglück". Er erinnerte sich deutlich an einen exhibitio-
nisUschen Akt des Herrn.
Nun verstehen wir erst den Traum. Der Bruder ist sein Penis, der
^lerausspringen will. Er hat einmal von seinem Vater eine Ohrfeige bo-
') Homosexuelle Einstellung zum Arzte als Vater-Imago.
1 -;
Aualyse ciues Fiiüfetiscliisteu.
207
lioTiuiien, weil er auf der Fronicnadc den Penis lioraiissteekte und si> lieruiii-
giui:. Jetzt. Iiul er die PluinlLisric. iiul nackton Füßen und einer großen Z o li c
tibcr den Ring spuaieren zu gehen. Die Tendenz zur Exhibitiun ist durch
eine \ i-idegung lutch unten tran.sl'(iiniieit.
Allein, seine Angst auf der Sli'aße demaskiert sich als Angst vor seinen
Trieben. Er möchte am üelwlen die Hose lüften, den Penis lieriuii^stocken
uiul so herumgehen. Er fürcIiLeL, diesen Akt im Wahnsinn zu machen.
(Reichenberg, G. Loiiau usw.). Er ivnnscht den Wahnsinn oder er niöehle
gerne den Wahnsinnigen spielen, um dieser Lust zü rriineri. Der Osler-
reiehische Hof", wo er den Angstanfall erlitt, liegt am F le i s ch m ar k t.
Er möchte seine „Flei s ch bu de" cxhibitionieren.
Warum? Weil er immer eine Szene spielt: seine Geh u r t. Der
Penis ist der Kleine, das Abbild des Gi'oßen. Der soll geboren wei'den, ohne
daß ein Unglück geschieht. Das heißt, er identifiziert sich mit der Mutter,
den Penis mit ihrem Kind, sich selber. Eines von !)eiden muß geopfert werden.
Entweder düs Kind oder die Mutlei'. Dem ersten Gedanken entsprechen
K a st r a t ) 0 n s phantasien; dem zweiten seine gniße Angst, die Todes-
angst. Wenn ein Mann seinen Fuß aus dem Schuh zieht, so ist ihm das ein
. S,ymbol der Geburl. Die große Zoho ist das selnuutzige, neugel)oreiie, ge-
preßte, rote Kind.
Der Angstanfall spielt die Szene in einer VerleguJig nach oben. Er
hat Angst, daß der Hut davon fliegen könnte und hält ihn krampfhaft fest.
Kr fürchtet, den Kopf zu entblößen. Hier steht das Kaput für die
Ghuis penis.
Jetzt fährt die läahn oben. Alles spielt sich am Kopf (oder an den
Püßen) ab. .letzt spielt sich alles o ben, d. h. im Kopfe (geistig) ah. Fiüher
ging die Onanie „unfon" vor sich. Wührend die Bahn unten gefahren ist,
begab sich das große Unglück mit der Ohrfeige, die er noch heute nicht
vei-gesson hat.
Die Szene ti'itt immer deutlicher vor sein geistiges Auge, Er badete
[uii seinem älti-ren Hiiider. Sie siiiellen mit den Geiiitaüeu, Da stüi'zte die
Erzieherin hinein und drohte mit den strengsten Strafen. M a n w e i' d e
den Kindern das P i p i abschneiden. Von diesem Spielen käme eine
„fürchterli'^he Krankheit". Schließlicii erhielt er noch vom Vater eine Ohr-
feige, y.i. der Klügere, war dei \"erf(dii-er. Der andere kam mit einei- Straf-
predigt davon.
Die Eisenbahn ist hier die Onanie, Er hat am GHede gezogen (Zug).
Kr hat dadurch seine Maschine ruiniert. Er muß sierben. Die furchtbare
Warnung seiner Erzieherin klingt ihm noch innner in den Ohren: „Wenn
d u d a u n ten w e i tc r s p i e I s t. so w i rd d i r d a .f i' 1 jn') a b fallen
und du wirst sterben." Dazu kam das Trauma der Ohrfeige. Für
ihn war es ein großes Trauma, weil er vorher nie geschlagen wurde und maß-
los ehrgeizig und cmpfindlicli war.
Von diesem Erlebnis datieren die Haß- und Raehegedanken, die in Phan-
tasien gipl'eln: Valei' und Prüder (lelztiMer halte ihn wi-geii dvy Olir^Mge voi-
spottet) sollen storlien. lliei' wird zur ICrfülliing die.ses Wunsrhes die Eisen-
hahn und der Lift herangezogen. (Das Steckenbleiben des Lifts drückt sieh
para|iathisch in der L'niüiiigkeit aus, in einer Vagina sticken zu bleiben,)
Ferner gönnt er seinem Bi'udei' eine Lues, an der er bald sterben soll.
') ]n Österreich bedeutet in der K Inders p räche „Pipi" der l'euin.
J
11
1
V; ■
f 1
:
,
1
\ ■■■
il
•208
Fetischismus.
Warum? Weil der Briidei' reich ist (Rcinhenberg) und er sein Geld erben
will. Der Berg (sein Märchen) soll zerfallen — und er soll die Schätze heben.
Darum will er ein Weib sein. Einem Weibe kann man das Pipi nicht ab-
schneiden. Einem Weitie kami das Pipi nicht aWallen. Ein Weib sündigt
nicht. Es ist passiv. Er will ein Weib und ein Heiliger sein und so über de»
Vater triumphieren. Oben, d. h. im ewigen Leben, wird er der Sieger sein.
Dazu soll ilnn dio Aski-'se verhellen. Er ist nicht würdig zu genießen. Er
war ein Mörder in Gedanken. Die Eisenbahn und der Lift hätten seinen Vater,
seinen. Bruder und seine Erzieherin töten sollen, damit er ungestört onanieren
könne. Eisenbahn und Lift sind hier Todessynibole.
Schließlich betrachtet der Träumer die Zeichnung und sagt: „E.s
handelt sieh um einen ,D u r c h s c h n i 1 1\ Dieses Bild drückt mein doppeltes
Wesen ans: Halb Mann und halb Weib. Ich betreibe die Onanie als Weib.
Und das wichtigste, glaube ich, ist der Umstand, daß das Allel n -auf -
der-Straße-geheii für mich ,0 n a n i e r e n' bedeutet. Ich schäme mich
•auf der Straße. Ich glaube noch immer, man merke mir die alte Onanie an.
Deshalb wünsche ich, allein zu sein. Möge die ganze Welt zugrunde gehen-
Dann kann ich ohne Scham und Angst ineiner Lust leben. Das ist mein
,,pBychiseher Anarehismus".')
Dieser Traum zeigt uns die sexuelle Bedeutung des Gehens und die
mehrfache Verwendung, weiche der Fuß in seiner Phantasie gefunden hat.
Seine Geh-Angst ist Angst vor dem Weibe, sein Pußfetiechismus Schutz vor
dem Weibe. Er sichert sieh durch seine Askese den endgültigen Triumph über
seinen Bruder. Sein Fetischismus hilft ihm, die Askese iü^tx-ulialten. Üei*
Fuß malmt ihn an seine Geburt und an seine Sünden, mahnt ihn daran, daß
«r ein büßender Pilger, ein Franziskaner ist.
Es folgen sieben Träume: , :
1. Traum: „Es war ein sehr hübscher, junger Mann, der mir und
allen Damen und Herren erzählte, er sei sehr gesund, ' nur habe er
Schweißfüße. Dagegen gäbe es nichts, die habe er ererbt 'vom Vater und
Großvater.'"
2. Traum: „Ich ging in ein Tal hinab und sah einen Matrosen in
einem Landhause verschwinden. Ich suchte ihn und fand ihn nicht mehr.''
3. Traum: „Papa, Bruder und auch ein Herr F. und ich spielten
Billard. Ich schlug aber auf die Bälle wie beim GüKspiel. Auch probierte
ich sehr lange, bis ich einen trefflichen Coup vollführte, Dann säße"
alle; Herr F. aß zwei Büchsen Sardinen aus und erklärte dann, um Mit-
ternacht noch zu einem Freunde essen zu gehen, den er recht gerne habe,
obwohl dieser erklärte: ,Ich bin ein Christliehsozialer'.
')■ Die Symbole ,0 b e n' und ,U n t e n', denen Adhr im Sinae von .M U n n 1 i c b
und W e i b 1 i c II' einen so großen Wert beimißt, finden hier, wie in vielen anderen
Träumen, eine einfache Erklärung: Die Kinder etehen ,unten' und die E v-
wachscncn ,o I) e n'. Dae Kind mafi zu den Erwatjhsenen emporblicken. Der psychi-
sche Intantiliemus drückt eich durcli .unten' aus. Der brennendete ■\^'unsch des Kindes,
,groß zu sein' und ,größer zu sein, aU die Großen' findet in Träume«
■durch Situationen, in denen der Träumer ,ohen' ist. seine ersehnte Erfüllung. Eine
andere schon erwähnte Determination von .Oben' und .Unten' beruht auf dem i'eligiö=<*
Komplex und bedeutet: Himmel und Hölle. Am Balkon sieht Beta immer oben
<!en Himmel, unteu die Hölle.
r '
. ,
Auaivsi' i'iiH's Kl 1 li Ti' ti seil iiik' 11.
209
Diinn wur Piipa ;uif oiniiiiil sterbeiislvriink, und zwar am Kurzen. Er
tlurffco sicii nicht rühren und es wurde nur ein halbes Abendblatt der ,N.
Fr. Presse' gekauft, dae ich la.--. Ein ganzes hätte ihm schaden können.
Dann w;u- aber doch ein ganzes , Erstes Nachmittagsblatt" da. Nun dachte
ich, wie sei denn das, daß Papa noch einmal stürbe, er sei ja doch
schon tot."
4, Traum; „Icli war!' meine Uhr anl' den Boden, sie brach nicht,
sondern es sprang nur der Det-kcl auf."
5, Traum : „Ein ükononi, Herr Christians, und ich waren mit
einem dicken Herrn iu einem kleinen Zimmer, Chntitianj; liatie ge-
sagt : Wir werden folgendes Spiel niaclien. Zuerst wird er in einem
Badezinniier baden, dann ich und schließlich der Dicke, wenn noch ein
Badezinnuer da ist. Christians badet in einem Einzelbadezimmei' (nur für
eine Person Ijestinnnt), ich in einem, das für vier war. Der Dicke
ist weggegangen, weil kein Badezinuner meJir da war. Christians hat
mich sexuell aufgeregt. Wir waren beide ganz nackt und ich habe mich
gewundert, daß er größer ist als ich. Jetzt iet mein Bruder gekoamiei?
und hat mich gefragt, was ich gemacht habe und ob ich gar nichts von
seinem Penis gesellen habe. ,Nic]if einmal so viel!' sagte ich uTid zeigte
auf den Finger."
(i. Traum: ,,Eine Frau mit einem Stock oder einen Penis in der
Hand neigt sicJi über ein Kind (Jesukiiid?) in der Wiege."
7. Traum; „Icli will in die Gruft am Zentralfriedhof hiiuniter-
steigen. Dann graut mir davor und ein Engel verwehrl mir den Eintritt."
Der erste Traum betont den Fußl'etischisnius, durch den der Träumer
ausgezeichnet ist. Er ist der „hübsche junge Mann" und er fühlt sich voll-
kommen gesund bis auf den Fußfetiseliisinus, der hier sehr charakteristisch
durch „Schweißfüßo" dargestellt wird. Sein erstes Kindermädchen litt an
Scliweißiußen. -letzt besteht infolge der Verdriingung Ekel vor Schweißfüßen.
Dage^gen gefällt ihm ein dunkel geröteter, d. li. ei'hiizler Fuß. Wir müssen an
die zweite Bedeutung des Schweißes ,,Blut" denken. Der ,, blutige Fuß'' ebenso
wie „der Fuß, der mit Kot beschmiert ist'" (das Hereineleigen in Kot) spielen
in seiner Phantasie eine selir große Rolle. Eine ;niderü Bedeutung
des Traumes: Seine Schuld stinkt zum Himmel. Dieser Traum soll alle por-
s (in liehe Schuld auf crl)liche Belastung durch Vater und
Großvater schicl>eii. Wii' werden spater noch eine zweite Bedeutung kennen
lernen. Vom Vater und Großvater hat er ein großes Vermögen geerbt,
Der zweite Traum spielt auf das schwere Trauma seines Lebens an.
Sein Vater (der Matrose, d, h. der große Schiffei') hat in einem Landhause
einer Biiuerir. {der Engländerin auf dem Lande) niichtlicho Besuche gemacht.
Diesen Vorfall hat er verdriingt. Ei' wollte ihn nicht sehen. Der Traum er-
füllt seinen Wunsch. Er sucht (die Erinnerung) und findet sie nicht mehr.
Tm zweiten Traume stirbt der Vater wieder. Er verscliwindet in der Gruft,
so daß er ihn nicht mehr finden kann. Der dritte Traum ist von fundamentaler
Bedeutung, Sein Vater ist wieder am Leben, er ist auferstanden. Darüber
wundert er eich. Er hat ein großes Wunder erlebt. Der Vater stirbt
z u m zweite n M a i e. Das hat — wie wir wissen — eine große Bedeutung.
Bis jetzt lebte er ihm noch. Er stand unter der Herrschaft vitterlicher Im-
perative. Jetzt wird er frei — das ist das eine große Wunder — und jetzt
erst ist der Papa für ihn gestorben. Das ist das wichtige Problem vom
Stetel, Siflniniten dos Triub. und AfToktlBhcnB, VII, 14
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Fetischismus.
Sterben bereits Gestorbener. Der Wunsdi, mit ihnen fertig zu
werden und sie endlich zu den Toten zu werfen.
.r«f H^rVl^i'-f^f'* n™ ?!.''" ^'^^^ ''"' ''S'"' Bewandtnie. Es fällt ihm zu-
erst der P lattfu ß und dann daB Fußballspiel ein. Der Ballen
Fi^rJn lilüf '"'■* 'Y r 5'*^' ^""^ '"^■^^'"' E^' hat angeblich Ekel vor
Fußen, die Hühneraugen haben, die er ebenfalls Ballen nennt ') Auch andeie
Ballen interessierten ihn. nämlich die beiden Mamia De " L1 dM a
lateinisch Sinus (der Busen) und im Deutsehen Meerbusen Se n Fußfeü-
n,ädoh3„, d. h. das LandtrS d" EngtJSlrdl^:i''tt'tf
Kopf (Sdiwanz) dargesWlt werden. Dolh irSarfi Jfn» -f 1°''^''°.°'
da» er als pied-„,„„t, d. h. F . ß des Beiges a" ftuSeS S ?00 ) '°'°"' ""'
hi.abS:rd'ti5r?;rt/ä ™ 'trsjrr^; "tt-^- ^''
eleich erfahren Fprr F =nlT , . '"^™- ^^^ ^las zu bedeuten hat, so en wir
gieiLu erranien, neu 1' , soll zu einem Freund eehen dp,- p\„ ru.- n' i c ■ i -
.St. um dort zu essen. Es handelt sieh um das l^eilil Äh h ', ^'''''']
Griechisch-Katholischen nach Mitternacht nehiLofFt^^^^^^^^ 7^'' ^'"
mami. Es fällt ihm aber sofort ein Sohn S ZiViL!' ?* TT
deutung Frauenzimmennann - Don Juan) ein cST^n ^7f" ^n
sich zu Christus bekehren und fromm werden " Zwei . n . ' ^.^^^^ ^°"
Vat^r soll sich zu ihm (Clui.tus) bekehren D^tei-mmation: Der
Das ißt der große Konflikt seines Lebens Wie ich rHi„„ -ut^
der Vater und der Großvater überzeugte Libeal^^d befe f'
in keine Kirche. Sein erster Hofmeister war ein fTnattä '" K^? ,' ^'T"
ist die Belastung vom Vater und Großvater. Er hat fo t' 7 r k ' ^v
mus. d. h^ den ü n glauben übernommen. Nach außln' n "vt-Sh «^^^^^^^^^^
„Dann war Papa auf einmal stpi-ho« i . j
.war am Herzen." An seinem Herzet ?raß der UnZh/
kehrt und erlöst werden. Deshalb durfte er nicht d'l i^S^V J^^^m
Freie Presse" Iesen._Nur die halbe Zeitung, d l.te':'pS^",;/l"S
konservative, fast klerikafe Mutter d N^enen Fre;™"?""^"' ^"i! f T'I''
Die Zeit.ung ist hier auch in zwe terSSufunrda/T ■ f ^^^^^^^
Presse (ein Freimädel die Männer preßt), einfw^D llI^pLe''^ de
monde._ Ein ganzes Blatt hätte ihm schaden können. Der Papa Sollte Ä
Tal™ n'"''" ""' '"^^ ''"'''^^"'^^' ™'t "S--"" d.T;^??ertSen
') Später zeigte e« .ich, daß die Balle« und Hühneraugen ihn sexuoH .rregt.n.
Die Angaben von Ekel erfolgten ,n don ersten Monaten der Behandlung. Die Hühner-
angen waren für ihn ein „Anti-Fetiech" der Eich hnlrf i„ • d ^ .- i ■■ i
, ,, ■ ""■'^ ^'cn Daia in einen Pro-Fetisch zurück-
verwnndclte.
^^
r*^ —
AiiiLljse eiues Fußfetischistcu. y, .
Halbes AbeiidblatL-' führt zu den Gedanken vom „Heiligen Abend-
mahl „Irrstes Nacinnittagsblatt' konnte nicht gedeutet werden, WahmcS-
J.cl, AiiKpLehing a„ eine Wzitnc zwiflcheii Vater und Kind.Tiniidchen
Der v.erto Traimi zeigt inis die Ubr als Symbol dos Herzens. Sein Herz
(der Vater) stirbt n.dit. Er wirft sie zu Boden, sie bricht nicht. Er merkt mn
Ter t^n ^"^'^^^'"V*;^*' ^''f}''^^'' ^'^-'"^^ -"■■) ^-' ^'^^-' hal ihn ,S
Ol ersten Szene geschlafen. Aufspringen dos Deckel. - die Aulerstelun^g -
die loten steigen aus den Gräbern.
Der lünfto Traum brachte uns eigentlich die Lösung einer Reihe
lo^tnnT'rf '" ' ?7, ^^■'^''■■f S^ng-^'H'n- Uonn die Analyse dauert zirka
i^ stunden. Hier sind bloß die Resultate dargestellt
Zum Ökonom fällt ihm sein Bruder' ein. Die Bäder blieben rätselhaft,-
bis ich darauf dringe, daß dieser Traum Beziehungen zum religiösen Komplex
haben müsse. Er verneint dies; findet jedoeh Anspielungen auf seinen Geiz,
somü bucht, Geld zu erwerben, ökonomisch zu leben. Weitere Einfälle ijehen
über Aaron zum „goldenen Kalb".
Diese Sclimähung zielt wohl auf den dicken Herrn, der seinen Vater dar-
stellt, obwohl er sehr ordinär, wie ein ungebildeter Fiakeikiitschcr aussah
Auch stand ei- da wie t o t und s t a r r, was wir ja verstehen werden, da es
sich um den toten Vater handelt. (K u t s c h o r, der L e n k e r der Familie
- der Vater; Fiaker, Zweigespann- Ehe, Fiaker kut scher
— Ehemann, der Vater.)
Dann fällt ihm ein, daß es gar kein Bad war, nur eine Dusche ein Be-
netzen des Hauptes. Schließlich erkennt er den Ökonom als einen Mensehen
der an einem chronischen E k z e m leidet und löst ihn in „E e c o - h o ni o'' auf'
Aaron - Jean (Jo)iannes), Ko - Kohn und Clinstus. Das Baden bedeutet
die Taufa (Johannes der Täufer!) Christus hat als erster die Taufe ge-
nommen. Er ist der große Einser! Der Einzige (Monos ! — Monotheist —
siehe S. 1!>9), den er verehrt und anbetet. Er hat eine Zeithing gezweifelt, oh
er überhaupt gelaiift wurde, und beneidete Kaiser Konstantin (er nennt seinen
Freund Kohn konstant Ko) darum, daß er sich am Totenbette taufen ließ und
dann rein in dm Himmel einziehen und die ewige Seligkeit erworben konnte.
Der „abscheuliche Dicke" hat auf die Taufe und die Vinedortäufer verzichtet^
d. h. das Himmelreich verloren.
Doch das wichtigste ist der Umstand, daß ihn der Ökonom im Traume
Bfixuell erregte. Auch die Frage des Bruders, oh er den Penis gesehen habe,
wird verständlich. Christus war seine erste religiöse u n d erotische Liebe'
Die Schweißfiiße sind die blutigen Füße des Sohnes Gottes.
Aber seine Sünden sind noch viel, viel größer. Er litt in der Kindheit
eine Zeitlang an Größenwahn, selber der Sohn Gottes zu sein. Er war sieh
selber Christus. Seine Familie war die heilige Familie. Der Vater Gott, der
Bruder der heilige Geist und er der „Sohn Gottes''. Deshalb wundert er' sich
im Traume, daß Christus größer ist als er. Er ist der Erlöser. Er büßt die
Sünden seines Vaters und liat sich ans Kreuz der Parapathie geschlagen. Seine
Hauptsiinde: sein Gott war seine erotische Lielje. Er hat es als Knabe be-
dauert, daß Christus immer ein Tuch um die Lenden getragen hat. Eine andere
Sünde: Er wollte einmal den Penis des Vaters sehen und sagte: „Bitte, Papa,
zeig' mir dein Pipi." Dafür kriegte er ordentliche Hiebe und Schelte. Darauf
bezieht sieh die Frage des Bruders am Schlüsse des Traumes. Am nächsten
Tage träumt er eine Variante ~ den sechst^jn Traum. Die Frau schildert er:
Eine dicke, ordinäre Person, grauslich, gewinnsüchtig. lü,stern, eine Köchin.
J
■l 'J
ai2
Fetischismus.
dio ilio achlfdilen Eigenschaften aller seiner kindlichen Bekanntschalten liat.
Der bisexuelle Chai-Eikter des Träumers ist deutlieh. Die Hauptsache, daß er
den Vater (di'ii Dicken des fünften Traumes) als altes Weib darstellt. Er
ist das Jesukind. Der Vater hindert ihn am Onanieren.
Im letzten Trainne packt ihn die Rene für die Schmähungen, die er dem
geliebten Valor angetan hat. Er will zum Vater in die Gruft hinab.^ Selbst-
mordgedanken. Ein Engel (sein Arzt) hindert ihn daran. Der Engel erinnert
ihn an das Bild von der Auferstehung Christi. Diese ist ja im dritten Traume
(das Wunder als „sich wundern" ausgedrückt) ausgeführt. Auch das Springen
des Uhrdeckels ist das Springen der Gruft, da Christus auferstand. Der Engel
ist auch der Engel mit flammendem Scln\'erte, der die Sünder aus dem Para-
diese vertreibt. Wir erfahren den tiefsten Grund seiner Impotenz. Er kann
zum Weibe nicht gehen, weil er nicht würdig ist, ein Weib zu besitzen. Der
Engel vertreibt ihn aus dem Paradiese. (Zentralfncdhof — Gruft — Vagina.)
Er hat ein Grauen vor dem AVeibe, das ihm die Sünde personifiziert. Sein
■ Penis klappte jedesmal zusammen, wenn er ihn in die Vagina stecken will.
Zwischen ihm und dem Weibe stehen der Tod und die Sünde.
Er träumt von der Auferstehung! Das ist das große Wunder. Er er-
wartet die Renaissance seiner Potenz. Sein Penis soll auferstehen Sein Meni-
brum ist seine Gottheit. Sein Gott ist tot. Er kann nicht glauben und nichi
beten — aber auch nicht ein Weib besitzen.
Der zweite Traum zeigt ihm den Tod des Vaters und die verlorene
Potenz Er hat keinen Penis mehr. Nur einen Fuß. Sein Pußfetischismus isi
die Buße für die vermeintlichen Sünden seines Vaters und seine eigenen
Vergehen.
Durch alle Träume klingt es wie Hoffnung auf eine baldige Genesung.
Der Coup gelingt. Der Vater stirbt. Die Uhr fällt zu Boden und ein Enge!
bewahrt ihn vor dem Verderben.
Auch in anderer Form spielt der Glaube an seine Parapathie hinein. Er
leidet an Straßenangst. Eigentlich Angst vor „Revenants" Der Vater
konnte wieder auferstehen und ihm mahnend entgegentreten' Der Teufel
könnte ihn holen.
Es hat ein Jahr emsiger Arbeit bedurft, um diesen verschütteten reli-
giösen Komplex zu heben. Der religiöse Komplex fehlt fast bei keiner Para-
pathie, mögen sieh die Kranken noch so aufgeklärt und atheistisch gebärden,
bie glauben alle, sind Frömmlinge dem Gefühle nach. Im Intellekt haben si<'
wohl den Glauben überwunden. Aber die infantilen Affekte sind für ewig ins
Jlerz gebrannt und melden sich in den bösen Stunden. Das Herz, das uner-
schut^terhche Kmderhcrz glaubt nocii immer, weiui der Versland sich jenseits
von Glauben und Frömmigkeit dünkt.
Auch der Traumer, der an Stelle seiner Mutter die Bibel sieht, ist ein
fanatischer Freidenker und Häckelianer. Ein „Monist" strengster Observanz.
Doch nur nach außen. Der religiöse Komplex verschmilzt meistens mit dem
ElternkomplBX au einem unlöslichen Ganzen, Gott Vater und der Vater
werden zu einer Einheit. Die Sünde wider die Eltern wird zur Sünde wider die
. Religion .
. Wir sehen mit Erstaunen wie oft wir bei diesem Kranken auf den
Christus-Komplex stoßen (Er drückt sich schon in den Worten „Christlich-
aozialer und „Christians aus. Überdies erscheint dann das Jesus-Kind.) Im
') AiKkiitung von Nekrophilie. Er liebt auch den toten Vater.
Aualyse eiues FllÜfetis^^llisteiI.
ins
iuße vereinigen bicIi die religiösen und sexuellen Symbole zu einer Einheit
die merlaviirdig genug ist. Aber diese Verschmelzung fehlt in keiupm Falle
von echtem Fetisehisiims, wenn man sich die Miihe nimmt, die Fälle bis auf die
Tiefe 7.U analysieren. Freilich, die Traumanulyse ist eine Kunst und erfordert
große Geduld imd Eingehen iuif die oft wirren Gedankengänge des Träumers.
In den ersten Träumen sind diese Komplexe seiir versteckt angedeutet
Man kann erst nachträglich die Bedeutung dieser ersten Träume erkennen
die aber das ganze Problem der Paraputhio enthalten
Ich bringe nun gegen den Schluß diesor Analyse den ersten Traum
inemee Patienten. Solche ei-sto Träume sind sehr wichtig. Sie enliuilten
das ganxe Programm der Parapathie,
Ich sah ein Stück im Burgtheater. Ich war nicht allein. Jedcnialls
mit ein paur Bekannten (M. 11. und K. R.). Da i.st ein Stiick aufgeführt
worden, lia waren zwei Personen. Der eine war der Kainz, der andere,
glaube ich, der Gregori. Das Stück spielte, glaube ich, im Altertum, weil
wir alle in togaartigen Gewändern, wie in Bademänteln, gehen. Ich weili
nur, daß wir alle darüber gelacht haben. Auf einmal hat der eine Schau-
spieler viel geredet und ist davon gelaufen (Gregori), nachdem er fürch-
terlich laut geredet hat. Der andere hat jetzt weiter geredet und auf
, einmal mit dem Rufe; „Jetzt müssen alle herschauen!'' hat er seine Toga
ausgezogen und ist folgendermaßen dagestanden: Am Oberkörper nackt,
wie ein Handfueli um die Lenden') und jetzt kommt das merkwüi'digste!
Vor dem Penis ein keill'örmiges, braunes Stück Holz. Auf das hin waren
wir alle entsetzt und sind davon gegangen. Der Akt war aus.
Jetzt weiß ich noch, daß wir gesagt haben, der nächste Akt beginnt
in zehn Minuten, und daß wir noch länger in einer langen Gasse gegangen
sind und dann zuiiiekkehren wollten.
Von der Verdi<:htungsarbeit dieses Traumes kann man sich kaum eine Vor-
.=;telliing machen. Die bedeutsamsten Vorfälle dos Lebens sind in den ehizelnen
Traumstücken enthalten. Wer die vorhergellenden Träume des Herrn Beta
aufmerksam gelesen hat, wird schon ohne Analyse viele unbewußte Traum-
gedanken finden können. Bevor ich die wichtigste Bedeutung dieses Traumes,
nämlich das Erlelmis mitteile, möchte ich nur einige Bruchstücke der Traum-
analyse wenigstens andeutungsweise wiedergeben.
Das Stück im Jhirgthcater weist, wie wir schon wissen, auf das EUeni-
haus hin. Er war nicht allein; das stimmt, denn die wichtigsten Akteure bei
diesem Stück waren außer ihm sein Bruder, die Erzieherin und der Erzieher.
Die zwei Personen des Stückes, Kainz und Gregor i, gehen vor allem auf
die Spaltung in seiner Brust. Er sah die beiden Schauspieler zuerst im
., Faust'". Gregori gab den Faust, Kainz den Mephisto. Beide Seelen wohnen in
meiner Brust; der Teufel und der nach dem Höchsten strebende Paust sind In-
karnationen seiner eigenen Person. Gregori erinnert ihn zuerst an das
griechische ,,£YP^1'£'t'''' (Envaehen) auch an Gregorius, den Säulen-Heiligen,
den Fa.pst Gregor usw. Kainz spielt auf „keins'' (keines) und auch
auf den biblischen „Kain" an. Daraus orgeben sieh die verschiedensten Be-
ziehungen. Die Szene spielt im Altertum, d, li, in seinem Altertum, in der
^} Nachtrag: Erinnerte ihn an uiiiL'n Künstler, den er in einem Trikot in einem
Variete gcsebon hatte. Dieser Künstler hieß Silvester Sehäffor
3U
Fetischismus.
I
[
'
I
i
Kindheit. Die Schauspieler agieren in Bademänteln, wat^ ihm komisch vor-
kommt und ihn einigermaßen an die römische Toga erinnert. Jetzt kommt
diese merkwürdige Szene mit dem Stück Holz, die lange nicht erklärt werden
konnte. Die wichtigste Beziehung ist wohl die, daß das Holz den Kastrations-
komplex ausdrückt, über den wir speziell bei diesem Falle so viel gesprochen
hahen.
Doch nun zum Trauma, das sich dahinter versteckt. Einmal nach einem
Bade schlichen er und sein Bruder sich vor das Zimmer der Engländerin Sie
waren beide in Bademänteln. Sie holten nun einen Sessel, bestiegen ihn ab-
wechselnd und konnten durchs Schlüsselloch verschiedene ergötzliche Situa-
tionen (Koitus!) zw.schei den Personen, denen ihre Erziehung anvertraut
war beobachten Plozhch bekam der Bruder Angst und liel schreiend davon.
i>r begann auch fürchterlich zu schreien und wollte davon laufen blieb aber
wi^ gelähmt im nächsten Zimmer stehen. Der Bruder war in seinem Bette
schon in Sicherheit als auch er den sicheren Hafen erreichen woUte. Er wurde
schließlich erwischt und bekam Ohrfeigen und Schläge, die er sich für sein
Lebenlang gemerkt hat. Es waren die unangenehmsten Schläge seines Lebens.
Diese Szene des Envischtwerdens, wobei er den sicheren Port, das ist sein
Schlafzimmer, nicht erreichen kann, spielt er jetzt auf der Straße immer
wieder, sie erweist sich als eine der wichtigsten Wurzeln seiner Straßenangst.
Die zweite Bedeutung des Traumes geht über Kain und Abel zum Brudermord.
Er war innner der Prügelknabe für den Bruder. Auch in diesem Falle heimste
er die Schlage ein, wahrend sein Bruder sich ins Fäustehen lachte. Daher
rühren seine finsteren Rachegedanken auf den Bruder Eine zweite -Rprlp.t,,nP
geht noch über Abel. Sie waren in der Kindheit l^eim LlH W und
Erde-', in welchem eine bekannte Mimikerin, Frau A b e 1 <?t i. "a^ m
Sie war nackt im Trikot, und n.onatclang vergnügtn Ih' i Sbtlala^
einander die Konstatierung zuzurufen: „Die Abel hat kpin P;.;-^ T ,'
kastriert. Aber auch der Abel, d. h. de.' Bruder solUeSnP^- Vi 'a
sadistischen Iiaeliephanta.ien gingen dahin am B ndoS ein''l^ ^';- ^""'
vollziehen. Als Strafe trägt er nun seine psych che Imnoflp? '^
ist auch der bisexuelle Charakter des Traum! Die ^^ i Bf^erkenswert
mäntel, die eigentlich ein weibliches KleXgsstLk d "^^ 'n^ ^f "
oft betont, werden in ähnlicher Bedeutung auch det t^^^^^^^^^^ "'\'''
Schlafrock usw. verwendet.) In einem Bade 1.^1 ' ^^ Sontmo, der
fioinem Bruder verschiedene ^--.^. ~ .- ^^" ^"^'^ ^'«1' =^^^-'S<^hen ihm und
führte er mit seinem Brudei ..,i„i-,., :.„t ,.»„.. ...l ,. .
der Mann, der
jode™ ho ,^ , abg^i^'^^S. sS
w™ spät. =., a,s «0 E,,..n...i„ „.it^::;^:s:-iSe£istr::
Verhältnis hatte, das so offen betrieben wurde daßHp' iTr ^f f tt". ''' . "
das Hans verlassen mußte. Der letzte Absatz vo/j ^f ^"^^^"^^ Hofmeister
er längere Zeit herumgeht, der ..unendMi t^grwtg-' tt''" '^^''' '' ''%
seinen Lebensweg. Das Holz statt des Busens Die Iz'ieheHi .T^'^
Brett, wo er eine volle runde Brust erwarte e (Le andte ti f ^^ -' ""
geht auf den Hosenlalz, den die steirischen HoteT haben Arj™T'
Ziehungen zur Amme, nach deren Entlassung ei ?ü chterb h' ^f ^'■'^™ ^f
und viele Wochen nicht zu beruhigen war. (Tiau na de, S T """^ ^^^^u
Stärke das Urbild der Kastration ) " Entwöhnung - nach
') Und itm Valw!
Analyse eines Fußfetisch isten. 215
Nach einigen Monaten brachte mir Herr Beta die letzte Lösung dieses
Traumes. Die GeKchichto mit dem beobachteten Koitus war richtig, bezog sich
aber auf andere Personen. (Ein Soldat und ein Kindermädchen.) Aue Rache
wurde sie auf seinen Erzieher und Vater umgedichtet. Die traumatische Szene
spielte sieh foigcnderinaßen ab: Die beiden Burschen waren nach dem Bade
in einem Bette gemeinsam. Sic spielten i\!anii und Frau. Beta war unten und
wurde m den Nabel gestoßen. Dann trieben sie allerlei Allotria. Da kam un-
vermutet der Vater Jierein und gab jedem eine tiiehtige Traclit Prügel. Solche
Ereignisse verhindern die Aggressionskraft des Individuums und führen zur
Fixation einer weiblichen Rolle infolge von Trotz {Adler). So war es aucii
hier. Er wollte ein M^eib bleiben und deshalb hat er keinen Penis, sondern ein
Stück Holz.
Am wichtigsten ist die Tatsache, daß er ein Stück spielt, daß er ein
Schauspieler ist und seine Rolle glänzend ausführt. Er ist Paust, der Gott-
siiehci', und Mephisto, der Gottesleugner, in einer Person. Er spielt als Me-
phisto den Fetjschisten, den Paraphilen, den Entarteten, und als Faust den
Fi-oniDien, Gläubigen, nach Erlösung Lechzenden, den Auserwählten. Das
togaartige Gewand ist sein Mönchsgewanci.
Und wie steht er da? Erst läßt er die Frömmigkeit laufen, dann pro-
diiziert er sich naekt mit einem HandtucJie um die Lenden. Wir verstehen
jotzl diese Figur: er spielt Christus. Aber er hat kein Genitale. Er hat unten
ein Stück Holz, das seinen Penis vei'deckt und die Funktion hindert. Es ist
dae gleiche Stück Holz, das er sich im ersten Traume (S. 192) herausgenommen
hat. El' scliiitzt sicJi gegen die sexuellen Betätigungen durch seine Ciiristus-
neurose. Nun will er in der dunklen Gasse des Loben« längere Zeit wandeln
und dann zu seiner Fi'ommigkeit zurückkehren,
Wir haben den fundaniontaleii Traum des Heri'n Beta besprochen. Ich
habe d;is wichtige Trauniu, da,s im Ti-aume behandelt wird, mitgeteilt. Ich
möchte nun einige Auszüge aus anderen Träumen des Herrn Beta bringen. Sie
sind lehrreich. Denn sie zeigen, wie einzelne wichtige Elemente inmier wieder-
kehieii. Andererseits werden wir verschiedene Uarsteilungen dieses Traumas
kennen lernen.
Zuerst einen kleinen Traum seines Bruders:
Ich sollte in einem Variete als Frau auftreten. Ich saii zu meinem
Entsetzen, daß ich nur einen Bademantel anhatte und fürchtete, daß
dieser aufgehen könnte und alle mich sehen. Ich setzte mich dann in den
Zuschauerraum.
Auch der Bruder ist ein schwerer Parapathiker. Wir sehen, wie das
gleiche Milieu, die gleichen Erziehungsfehler und das geraeinsame Trauma
einen fast identischen Traum zeitigen. Wir finden die Schaubühne {Silvester
Schäffei), den Bademantel, das Knlsetzcn, das Teilnehmen an einer Vor-
stellung. ' ■
Ich war in einer Kinematographenvorstellung. Da sah man einen
Gletscher, darauf kam ein Ehepaar und ein Führer herunter. Zuerst ging-
die Frau in einem langen Toui'istenmanlel wie in einem Bademantel, dann
kam der Mann mit einer Kapuze. Dann verschwand der Führer und an
seine!' Stelle war ein Kreuz. Das Kreuz verwandelte sich in einen weißen
Geist. Ich wollte aus dem Kinematographen entfliehen. Ich blieb plötzlich ■
stecken, der Geist mir nach. Ich erwachte mit Schrecken.
ftf'JL.
216
Fetischismus.
J^ '1 'i
1 ^'
i
Die bokaimleii Sehemon tauchun wieder auf. Er blielit iii (Jen Kincmato-
graplicii seiner Seele. Er sieht einen Gletscher, der wohl ein Symbol i'ür seine
vereiste Sexualität darstellt. Sein Führer ist Christus. Er verwandelt eich ja
in ein Kreuz! Er selbst ist in den zwei Komponenten (weiblich — männlich)
ülä Ehepaar durgestellt. Wieder erscheinen der Bademantel und die Kapuze.
Er ist ja bekanntlich der Büßer, der Franziskaner, Der Geist Christi verfolgt
ihn und bedroht ihn. Er hat Angst, die Gebote der Religion zu überschreiten.
Am Schlüsse dieser Traumreihe ein außerordentlich deutliches hypna-
goges Bild (hypnagoger Traum).
Ich wünsche, mein Leben sei eine Buße. Zuerst käme eine Öffentliche
Beichte 111 der Franziskanerkirdie, dariiaeli eine lange Buße, bei den
Mönchen, besonders öffentliche Durchpoitschungen, wobei ich auf ein
Kreuz_ gespannt würde. Darauf fragte ich, warum ich so leiden müsse? Ja.
ich beichtete, icli hatte Mutter und Vater getötet. Erstes ^yurde mir ver-
ziehen letztes aber nicht. Nun fragte ich, wie hätte ich den Vater töten
wolleii? Ja wurde gesagt, ich hätte ihn töten wollen, weil ich ihm
das Hineinstecken mißgönnt hätte. Mir fiel die Ausseer Szene ein und ich
horte Gott \aters donnernde Worte: „Zur Strafe, daß du ihn andern
nicht hineinstecken ließesl, sollsl du ihn nie hineinstecken können! Dein
Samen soll nutzlos auf den Boden spritzen! Deine Strafe soll sein deinen
Penis 1.™ abzuschneiden und er soll dir immer wieder nachwachsen,
eme evuge Qual! Denn du wünschtest, dem Vater den Penis abzu-
schneiden! Nun bekam ich zur Strafe bei der Züchtigung konsiant Pol-
lutionen, die al. ein Opfer aufs Kreuz fielen. M^J^!^^:^ ^'^^^
dio Mouche und wurde zu ärmeren Teufeln, den Soldaten gesleckt; mit
diesen zog ich in den Krieg und wurde in Afrika von Schwarzen ge angen
imd zu Tode gcmarleri. Im letzten. Moment k-nm-w p V* i -.i,
.Ao die llc,™.t nicht „■*.. D„d. C„r«t „7:1':,^!* ^dt «
:\rr ™»s jät^:.-" -'^ -'- -"- -^' -- ..d^S^.«.,
Dieser hypuagoge Traum spricht so beredt fr,,. ^.Jni w r,^ ,i .-.
inerte der Christusneurose zu einem so deiUictn BiU ""** ^'^^^ ^"'/^T
mir füglich die Analyse ersparen kann ''""'""''" ^'^^' zusammen, daß ich
Alle diese vorgebrachten Träume variieren das «in. ti ^ .
großen traumatischen Szene seines Lebens Sdn V^f^K^t '""i"
Bade, als er gerade mit seinem Bruder s p Ul te Deshalb f ^"'^^'^^ " ''\" ""
ein Spiel. (Theater, Variet, f^^^^r.^.'^:^^7S:^::':^^
meldeS':Srt'^Zc^2n/rdiS^;r;^r^, ^^\}f- ^^^^^T'
innere Stimme rief ihm zu: ,,N i eh t an ; t h .'en?" ' "■'^^^'^" '^*'"' ^"''
Am nächsten Tage nach der Badeszene Vsm ,1«,. Vr^i , Tr u
u.d sprach n,it jl,,», ,„hig „„d fre„„dlich"4';'Lth -etlicL'^ÖlS^dS
-H a n K 0 n n 0 a a n n nicht g e li e n und m ü s s p i n. ti^ ^ c •■ u +
werden. In dieser Belehrung sieht Herr Beta dl« '''} ^ ^^^^J^ S^i^^rt
Lebens und die Wurzel seiner StraßenangsrErk . nT'''*t J'T '"T
Prupliezeiung des Vaters ist eingetroffen _^ ' '^ ^ " " " ^ ^ h t g e h e n. Die
Der Vater ist der Unglücksrabe, der ihm sein Sfiiini,. 1 -u -j. i -j.
A„. d.se™ G^nde ™d weil de. Vale,- i^^'Z^t^^^^V^Z
T^T"
HBl
AiialvsG eines Fiißfetiscliisteu.
217
don Bruder an den erotischen Spielen verhinderte, setzten eicii diu i'inöteren
Kachegedaiiken in .seiner Seele fest. Jetzt verstehen wir erst seinen Fußfetisehis-
nius. Er iet Lust und Buße zugleich. Auch diefelifichieliiiehcn Er-
scheinungen können durch krtminelle infantile Phanta-
Bienfixiortsein. Vielleicht iet das überhaupt der reguläre MeclKiiüsmus.
Darüber können nur weitere Analysen, die das kriminelle Moment berüek-
Kichtigeji, entecheiden. Im Palle Beta war das folgezidermaßen: Nach einem
Bade (!) lief er mit nackten Füßen ohne Pantoffel im Zimmer herum. Seine
Engländerin kam schreiend ins Zimmer und rief: „Du wirst dich er-
kälten, dir eine Lungenentzündung li o 1 e n und sterben!'*
iMs Barfußgeilen erhielt so eine Assoziation zum Tod. Seine (passiven) krimi-
nellen Wünsche waren dann : 0, möge der Vater sich erkälten! Das.
war seine Rache für die Badeszene und die Drohung wegen der Onanie. Dieser
AVunsch wandelte sieh dann zur Angst. Der teure, vergötterte Vater durfte nie
ohne Pantoffel durch das Zimmer gehen. Immer peinigte Beta der Gedanke,
der Vater könnte sich erkälten. Eine zweite Angst war die Vorstellung, eich
durrh einen Schiefer eine Infektion zuzuzielien. Audi diese Ängsten t-
sprach einem vordrängten kriminellen Wunsche.
Sein größtes Trauma ist der Tod des Vaters. Der Vater erkällote sieh
und starb an einer Lungenentzündung. Der Vater hatte ihn vor einem Ver-
hältnis mit der Tänzerin gewarnt. Er wußte, wenn der Vater stirbt, so würde
er frei. Alte Todeswünsche erneuerten sich. Er wünschte dein Vater den Tod.
AI? Reaktion auf diesen Wunscli traf die Angst auf, der Vater könnte sterben.
Wir wiesen, daß er nach dessen Tode drohte, sich das Leben zu nehmen. Dats
<ir .sieh einen Eid gab, drei Jahre nicht mit einem Weihe zu verkehren. Be-
kanntlich hat er diesen Eid gebrochen. Er maclile A'ersuche, die allerdings
i'esultatlos verliefen. Aber sein Fußfefischisnius wurde immer starker und
G tärkcr.
Nun kennen wir scino drei Sünden, die drei Lasten, die er hernnischleppt.
Die erste d<u- Tiul der Muttur, die /.wolle der Tod des Vaters und die dritte, die
Onanie — ist seine schwerste. Diese drei Sünden muß er büßen.
Er will sich kastrieren und hat sich geistig kastriert. Aber er hat auch
mit dem Gedanken gespielt, sich kastrieren zu lassen, um ein Heiliger zu
werden und die Onanie zu überwinden.
Seine Paraphilio ist dureh den Kastrationskonnilex noch weiter deter-
miniert. Das werden wir gleich ersehen.
Ich analysiere gerade mit Herrn Beta einen interessanten Traum. Der-
eelbe lautet:
Obwohl mein Schnurrbart kurz war, schnitt ich ihn noch mehr ab,
und zwar mit einer Schere. Da war er so kurz, daß ich so gut wie ganz
rasiert aussah.
Er bringt selber die Deutung. Er will ein Weib sein und keinen Penis
haben, Schnurrbart ist ein bekanntes Phallussymbol. Die Frauen fliegen
auf einen großen Schnurrbart. Er verspricht gleich einer großen Nase einen
grollen Phallus. (Blaubart, der große Frauenverzehrer, heißt nach
Grimm ein potenter Mann mit großem scliwarzen Barle.)
Beim Schneiden der Nägel hat Herr Beta Lustempfindungen. Er träumt
aucli häufig vom Schneiden der Nägel. Wozu soll die Kastration dienen?
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Fe tisch ism US,
Mitten in der Analyse schläft er für eine Sekunde ein. Er hat ein merk-
würdiges Traumbild. Eine Mandoline, in der er einen Menschen sieht. Dann
merkt c-r. daß er der Mensch in der Mandoline ist. Er zeichnet sein Traumbild
folgendermaßen auf:
Das Traumbild lautet:
Ich stand ober dem runden TeichT. Dann fiel ich nach vorne mit dem
Kopfe zwischen Brücke B und Brett B' und konnte nicht heraus.
Vorher dachte ich an einen Herrn Triasangoli, der einen bösen Rauf-
handel mit einem Diener hatte.
Nach allem, was wir gelernt haben, merken wir, daß es sich um eine
Mutterleibsphantaeie handelt. Einzelne Bestandteile des Traumbildes sind iW^
wohlbekannt. Die Brücke, das Holz. Der runde Teich ist der Mutterleib, die
Urueke die Vagina - der Weg ins Leben. Das Brett' verstellt den Ausgang.
,.., , i^![ ^^^ ^^"" Beta der Träumer, der seine Mutter bei der Geburt ge-
tötet hatte.
Er phantasiert sich in die Lage zurück - nur mit einer Variation. Er
kann nicht heraus . . . Eine seiner infantilen Geburtstheorien (seiner eigenen
Geburt) ging dahin, er habe der Mutter den L^aib mit seinem großen Nagel der
großen Zehe aufgerissen.
h.i /''pV''''? ^^^'' ''l^'',' ^^^ -'''^^ N^Ecl der großen Zehe ist der Penis- Er
hat die Phantasie er habe seine Mutter durch den erigierten Penis verletzt.
Deshalb kann er keinem Weibe den Penis hineinstecken. (Oft stammt diese
tS\ZT der Beobaditung der sich begattenden Hunde, welche häufig
S Bill n J" ^''seinander können. Beta behauptet bestimmt,
aies ma noch nie gesehen zu haben; dagegen will er es schon ^
früher,. Ja ren an Maikäfern, Fliegen und SchnSerln gen gesehen haben.)
Sofort verschwmdet die Erektion unter Angstgefühlen
im F.Srhtr^'V^'!^ ^'l ^^'^''^ ^^ ^"S^t^ i» de-- Scheide. Auf dem Lande,
sl PenTs. ' ^^ '" ^™'^ (außerhalb der Vagina) steht auch
er T?"L^^f,^'f"^ "^f^n^ "f '^'^ Verletzung. Zu Triasangoli assoziier^
0 lit al ?e t 1 'V'n'' ^''^^ ^'' charakteristische Drelzahl. die ^i-'
erle .f P Tn '""^'S'^^}^'} ''^'^^"' ^^'^ ^^^ Angel, womit man Fische
0 SnL . p-l/'r^^'^'! ^^' '^' ^"^'^^- d'« '^-* «i^" Widerhaken und
Deshairdi«%X' H -r "^r^^ ''''^'^''''- D^^halb will er sich kastrieren!
Phantasien bräbe' \ "" '^'l Schnurrbart abschneidet. Diese sadistischen
4e sSL?tM Jn. ? '"""'5.^^^^ ^"^ Bewußtsein. Beta hat allen Grund,
seine Sexualität einzudämmen. Er ist gegen die Frauen mit Haß eingest^W'
Analyse eines Fußfetiscbistcii.
219
Er ist ein Frauenmörder. Er möchte einen RJesenpljallus besitaeii der die
Frauen durclibohrt und tötet. Er ist Jack der Aufsehlitzor.
Er muß daher den Frauen aiisweiclien und sich auf den Fuß zu-
rückziehen.
Das „N i c h t Ii i n e i n a t c c k e n - k ö n n e n" hat auch eine deutliche
kriminelle AVurzel. Beta wollte Ja seinen Vater erstechen! Um eines Weibes-
willen (wegen seiner Eügländerin) und um mit seinem Bruder ungestört
spielen zu können, wollte er seinen Vater entleriien. Die Ohrfeigen und die
Störung nach dem Bade halten seinen Haß aufgepeitscht. Jetzt leidet er an
dem Imperativ der Reue. Deshalb entfernt er die Spitzen seines Schnurr-
bartes; deshalb ist der Herr Triaeangoli, der einen bösen Rauf handel
hatte, in dem hypnagogon Traumbildo erwähnt. Der sexuelle Akt des Hinein-
steckens ist mit dem kriminellen Komplex zu innig verbunden. Jeder sexuelle
Akt ist ein Mord! Jeder Mord ist verboten!
Er hat aber auch allen Grund, sein Leben neu zu beginnen. Deshalb die
Mutterleibsphantasie! Er ist in seinen Fetischismus eingezwängt wie die
tigur in der Mandolmo. Er kann sich nicht mehr rühren. Er hat in dieser
I'igur auch eine symbolische Darstellung seines Zwanges gegeben den er auf
sich selbst ausgeübt hat.
Andererseits muß ich hier auf eine bedeutsame infantile Wurzel hin-
weisen, wolche uns alle diese Störungen als „ Psych osexuellen Infantilismus'-
amfassen laßt. Der erste /:wang, deji ein Individuum erdulden inuß, ist das
Emschnuren un Wickelpolster.^) In unserer Gegend ist das Einpacken der
Kinder durcli Bander allgemein gebräuchlich gewesen, während es jetzt in
besseren Kreise nicht melir üblich ist. (In Amerika und England längst auf-
gegeben.) Das Wickelkind — nicJit. das im Stockkissen liegende Kind — ist
oft das Vorbild der verschiedenen Einsclinürungspliantasien. Beta gleicht in
dieser Zuiciiniing anffalloiid einen AViekelkinde. Er ist also ein ewiger Säug-
ling, was durch manchen öciner Träume hoslätigt wird.
Die psychische Inipidenz Betas ist nicbl nur Infantilismus, sie ist die
Strafe für seine kriminellen Ccdanken, Auf diese Weise ist fast jede Impotenz '
zu erklären. Ans diesem Grunde träumen alle diese Kranken von Gewehren
Revolvern, die nicht losgehen. Aus diesem Gründe ist der Selbstmord junger
Leute eine so häufige Erscheinung. Wenn der Revolver schon losgehen soll,
so ]:ann er nur gegen die eigene Brust gerichtet werden.
Das hypnagoge Bild hat zu diesen Gedanken eine innige Beziehung.
Die zwei B in der Zeicimung: B die Brücke und B das Brett geben be-
zeichnenderweise BB — das ist ein Bebe, Als solches steckt er ja noch im
llutterleihe. Er macht seine Gehurt rückgängig und konijiif als Mädchen (ohne
Penis) zur Welt. Folglich kann seine teure Mutter am Leben bleiben. Er ist
kein Muttermörder. (Er will aber auch kein Yatennörder sein.)
Der runde Teich ist der Mutterleib. Der Diener symbolisiert den Vater.
Er mußte als Kind vor dem Vater eine Verbeugung maclien, was man einen
„Diener machen" nannte. Das hose Holz, das wir aus dem großen Traume von
Kainz lind Gregori (S. 213) kennen, hat hier noch eine weitere Bedeutung. Sein
Kopf ist mit einem Brett vernagelt. Die bösen Folgen der Onanie (Spielen der
Mandoline) haben seine Parapathic verursacht. Ein Weib kann sich durch die
Onanie nicht schwächen, weil es keinen Samenverlust hat. Dies hypnagoge
') Vielleicht verlier d;iK Gopreßt werden
piiantasie eine so große Bedeutung hat.
iiji .Miilterlelb, da.« spatf-r nU Rürk-
220
Fetiscbisuius.
1,.- ■
lil
i
;
Bild beweist uns, wie rasch sich die komplizierten und verworrenen Gedanken-
gange eines Parapathikors in ein Traumbild verwandebi. Die Mutterleibs-
phantasie setzte sich für einige Sekunden durch, als wollte er dem dringenden
Wunsche Ausdruck geben : 0 könnte ich mein Le b o n noch einmal
beginnen!
Derartige hypnagoge Bilder sind zu verstehen als ein Übergang von den
unbewußten Tages Phantasien zu den Träumen. Oft Brechen solche Bilder auch
bei Tage in das Bewußtsein der Patienten und Bie sind meistens sehr erstaunt,
daß sie solche Phantasien haben. Alle diese Kranken haben ein doppeltem
Denken. Neben dem Ijewußten Strome fließt \umnterbrochen ein Strom der
Phantasien.
Man kann diese Phantasien durch uin Verfahren bewußt machen, das
ich als Produzieren von „künstlichen Träumen" bezeichnet habe.
Man kann ruhig den Versuch wagen, jeden Menschen einen Traum
dichten zu lassen. Dieser Traum wird häufig alle wichtigen Komplexe zum
Ausdruck bringen und eine von den normalen Träumen sehr wenig abweichende
Struktur zeigen. Man erhält so mühelos einen Tagtraum, der oft das- wich-
tigste Material für die Psychanalyse zutage fördert. Ich lasse einen kiinsT-
lichen Traum Betas folgen. Ich verdanke ihm sogar einen tiefen Einblick in
das unbewußte Seeleniebon des Träumers. Es war gerade eine Stunde, da dem
Kranken nichts einfallen wollte. Ich forderte ihn auf, einen Traum zu
„dichten". Ich stell te nur eine Bedingung: Er möchte nicht nachdenken und
sofort zu erzählen beginnen. Der Tagträumer schloß seine A.ugen mid
• spj'ack - oiuie zu überlegen - so rasch, daß ich kaum folgen konnte:
Ich war in einem Labyrinth mit ungezählten Gängen. Da war irgend
wer vor mir; so sehr ich mich bemühte, ich konnte ihn nicht erreichen.
Ich bin viel später hingekommen und mit Mühe und Not herausgo-
kominen. Es komiiit mir vor, als wäre ich zii rasch herausgekommen. Ich
war aiil Kreta und sah den Mlnos. Ich sah ihn mit einer Krone und einer
furchtbar großen, dicken Schlange um den Leib. Mit der Schlange haut
r; ^""^ 1;'' .^'^'^■'■'"^'^' ,^" daß es zusammenstürzt. Ich steige auf ein
kleines Schiff und werde im ganzen Mittelländischen Meer von einem
Sturni herumgcpgL b,s ich beim Papst Ruhe finde, der mich beauftragt,
bartuß nach Jerusalem zu pilgern. Dann werde ich gesund.
Von einem wirklichen Traume unterscheidet sich dieses psychische Ge-
bilde durch eino gewisse logische S ruktur - es fehlt das Groteske und Un-
smnigo mancher Traume - und durch einen siegreichen Optimismus. Der
iraumer setzt hier mit emer Mutterleibsphantasie ein. Der Mann der vor
Ihm war, ist der Bruder, den er um die Erstgeburt beneidet Er läuft ihm
immer nach und kann ihn me einholen. Er hat aber eine andere Empfindung:
Er wollte diesem „Jemand" so rasch als möglich n a c li-
la uf an un d h atte d a b e i m , t ei nem Fußtritt seine Mutter
umgebracht. Wir kennen ja diese Phantasien des unschuldigen Mnttei-
morders, bei dessen Geburt die Mutter starb. Die Mutterleibsphantasie set.t
sich im nächsten Bild fort Der Vater erscheint hier als Minos. (Vergl. „Der
Erlkönig mit Krön und Schweif''), mit einem riesigen Hl.lr.n m.,.k,.„,» Mit
umgebracht. Wir kennen ja diese Phantasie
mf
sich
Erlkönig miL i^ron unu ocnweii j. mit einem riesigen, dicken Membrum. „Mit
der Schlange haut er usw., verrät die Vorstellung einer Kohabitation, wobei
die Mutter zugrunde geht. Nicht er ist Schuld an dem Tode der Mutter,
sondern der Vater der B.e durch die Befruchtung und seine furchtbar dicke
Schlange umgebracht hat. Auch direkte Phantasien, der Vater habe die Mutter
,m
Aualjse eines Fußfetisehisteu.
•2-2\
umgobracht,. um mit iindefen Frauen zu leben und ihr tield zu ei'ben, sind ja
Wi diesem Träumer nachzuweisen. Wegen dieser grundlosen Verdächtigungen
machte er sich heftige Vorwürfe. Viele seiner Bußhandhuigen sind naehtrÜL-
lichei' Gehorsam und tiefe Reue.
Noch einmal (üuehl die -Miiltorleibsi)haiit;i^ie auf (kleines Schiff - Mit-
te ländliches MeerÜ. Aber auch Mutive der Erlösung, der fliegende Holländer
-Ahasver und Tannhauser gestalten sich zu einem Bilde. Die religiösen Heue-
geaanken verdiebten sich ku einem Bußgan« zum Paps(, der auch den Vater
Uap;i) rciirasentiert. Dei- Weg nach Jerusalem liat mehrfache Determination-
1. Die lie.lige Stätte. 2. Der Ai-zt. 3. Ev lies! einen Ronum „Der beilige Öcara-
jxuis von Else Jerusalem, dei' von Dirnen Imndelt. Religion, Medizin und die
liaullichen l-rauen sollen ihn heilen. Dabei .soll die Buße, die der Papst ihm
aiilerlegt, Ecnie höchste Lust sein. Mit nackten FülJen wandern ist ein per-
manenter Kitzel, eine immerwiihiende Lust. Die Schlange weist noch auf das
Paradies und auf den Siindenfall, Er sucht — wie der Patient Morels (B VI )
das 1 aradies der Tugend. Die Erde ist die Mutter — Mutter Erde Er will
wieder mit nackten Füßen die Mutter Erde iiuaierw-ihrend berühren.
Wundervoll ist die Plastizität dieses Traumbildes, wenn man es vom
funh-tionulen Standpunkte aus betrachtet. Seine Seele ist ein Lahynnth mit
ungezählten Gängen. Vor ihm geht jemand, den ei' nicht erreichen kann —
sein Ideal Christus, der edle, roine Mensch. Er strebt einerji göttlichen Ziele
/.ii. .\ber ei' wird gerichtet, .Minos ist dei' Richter der Unterwelt. Dieser
Richter war icli, der ich ilun ein Spiegelbild seines inneren Menschen gezeigt
habe. Das ganze Labyrinth seiner Parapatbie bricht zusammen. Daß ich mit
einer Schlange das Labyrinth zerstöre, ist seine Angst, icli könnte ihn zur
Sünde vei'leitcn. Er sucht eine anagogische Orientierung. {Silberer.) Er findet,
daß ich ihm zu früli die Freiheit gebe. Er will noch büßen und sich in die be-
wußte Religion retten.
Überblicken wir die f,'anze Ki-ankeiigCHcliichte, so sehen wir i.i
erster J^iiiie, daß der vormoiniliflie Pnrapliile (Pei'verse) eine Krankheit,
^"cwahlt hat. die ihm i^estattet, das AVeih zu nuüden und seine Askese
öiegreifli durchzuführen. Für alle diese Krankon ist dab Weib das Iiietru
mentum diaboli, die Inkarnation der Sünde. Die Onanie wird noch als die
geringere Sünde angesehen. Beta war so schlau, sich die Onanie als Strafe
und Buße, als Icbensverldii'zondes Moment, als eigene Erfindung zurecht-
zulegen. Wenn ich schon Lust empfinde, so zaiile ich es mit meinem
Leben und meiner Lebenskraft.
Seine sadistische Einstellung zum Weibe — wie oft werden wir ihr
noch in diesem Buche begegnen! — trieb ihn in die Impotenz und diente
dazu, die Paraphilie immer mehr auszugestalten. Der FuTs wurde ihm ein
Symbol seiner Sünde und seines Strebens. Es war der enge, in einem
Stiefel eingeschnürte Fuß, es war der gcQuälte, durch Druck und Hitze
verwundete Fuß, der iiui am meisten interessierte und erregte. Der Fuß
wurde ein Symbol seiner Kranklieit, seiner Seele, seiner eingesperrten
Triebe, seines Ich. Impulse, die er zu fürchten hatte, wurden durch den
Zwang des Fetist-hismus unschädlich gemacht. Er war groß in der Kunst
222
Fetischismus.
tili ^i
des UmkehrenB und Verkehmis in das Gegenteil. Sein maßloser Ehrgeiz,
der kein Ventil fand, weil seine Kräfte zu großen Schöpfungen nicht aus-
reichten, führte dm auf die Bahn des Verzichtens. Alles durch Aberzieht
y.n erreichen! Ein zweiter Christus zu werden. Er, der Hasser und Mörder
wellte cm Heiliger werden. Aber dieses Ziel war tief in seinem Innen,
versteckt. Nach außen spielte er den Ungläubigen, den Monisten, den
Atheisten den Freigeist, der sich über die Zeremonien der Religion
lustig machte. Aber sein Fetischismus war eine Religion, die er sicli
selbst konstruiert halte, und sein Gott hieß: der Fuß
Es ist interessant, daß er die Analyse als Ungeheilter verließ. Er
Z iwih F . "l "T ^'"'^ ^"^^^^^'^^ -d ^-nnte ihm nicht
den liiumph. Er begab sich zu einem Masseur der ihn n-ich zw.'i
AVochen allgemc..,- ICörpei-massage heilen korkte. ErlJ^te inet Vo;.
v.ind zu seiner Heilung und gönnte den Sieg lieber einem unscheinbaren
Masseur als einem Analytiker. Kurze Zeit nachher heiratete er und ist
heute Vater mehrerer blähender Kinder. Der Fußfetischismus, die Platz-
angst und alle anderen parapathischen Symptome sind gäizlich ver-
schwunden. Aber er ist fromm geworden und inachf- 3,1. .^^"IJ''^"
keit gar kein Hehl. Er benötigt nicht m 1 den rl ""^;^'"f^/7""^^S-
Er hat einen direkten Weg zu seinem^ott gefuiZ ^^^'^'^^^^^'"^^^■
Er hat auf seine große historische Mission ver^inhf.f a ^, a
Glück m erreichbarer Nähe. Sein Schuldbewuß . , '"'^'^
Ol- m der Analyse das Allgemein-M ns^^^^^^ ^^^^J^' ^'^
gelernt hatte. Er ist nicht mehr Sadist. ^ füXt '"''^ ^"""
nicht. Er hat ihn durch das einzige Mittel ih. " Sadismus
.hm empfohlen habe: durch die LiX Cer w!!" /d 't't '" f
war unfähig, sich zu verlieben, weil er dTe P J, f .*^'' ^''^' "^'' ^'
.obald er sich gefährdet sah. Er mußte erltT '"^ ' ""^ '
Frauen und zur ganzen Welt korrigie'-en. Umstellung zu den
Der Fetischismus ist eine Religion rfp= H«.. ta ..
steckt, aber er bricht bei verschiedenen Gel!Xit^r".'''t ^^VJ'"'
Zwang führt zu Haß gegen den Zwang, dei s S^^^^^^ ^''''\ ^'^''
Alles und alle umschlägt. Die Zwang nerrosettt'"" T"
Haßneurose. ^^ ®'"^ ausgesprochene
Plexes-, welcher Ausdruck dem einseitigen WortV ^ T^ Y
plex" entschieden vorzuziehen ist. „Kastrat.onskom-
Die erste Entziehung war die Entwöhnun- im 1<! T .>, +
I;h halte es f.r einen großen I^^^iehungsfeh,:r:"Kirde:'so1a^^^^^^^^^
1-eag.eren viel heftige,- auf die Entziehung
Ammenbruet zu halten. Sie
Analyse ciuos Fußfetiscliisten.
- SSZ w^ ■^,::™'^^-^- -1^ ^'- Tä„zenn als GeUebte
i^ogik «an „Du hast mu- so viel Lust geraubt, du wärest v.iptidVtet
nur die geraubte Lust zu ersetzen." vLipuiciitet,
Es ist s.br .Imraktcristisch, daß der große Ausbau seines Puß-
ct.sc Msmus nach dem 2L Lebenswahre erfolgte, hmaor uoch war ihm
der A\cg z«m Wo.be oflen. Da erkrankte sein gehebtor Vater und e^
erstor Gedanke war: „Wenn er jetzt stirbt, so bist du frei und der Wee
.um V^eibe ist dir offen!" Als Reaktion auf diesen Wunsch trat ein!
patiiülogisebe Angst auf, der Vater könnte sterben. Er erklärte dem
Arxte, er werde sich sofort nach dem Tode des Vaters eracliießen Er ge-
bürdete sich wie ein Walinsiimiger. Trotzdem konnte er am Grabe des
Vaters keine Träne vergießen.
Nun war er reif für die Buße. Nun konnte er sieh in seinen Feti-
schismus vertiefen und den geschwollenen Fuß zu seinem Ideal erheben
Er war ein großer Linguist. Er kannte, wie die Analyse beweist, die alten
und modernen Sprachen sehr genau. Der „Scinvellfuß" war für' ihn
0 8 d i p u s.
Er hatte seine Mutter gei,ötet. Er hatte vielleicht auch seinen Vater
getötet, weil er ihm den Tod gewünscht hatte. Er wollte auch seinen
großen Rivalen, den einzigen Bruder töten.
Das sind seine drei Verbrechen, um deretwillen er Buße tun muß.
Die Fußreligion erlaubte ilnu, die Bußideen mit einer komplizierten
Paraphilie zu einem Gebilde zu vereinen. Der Fuß wurde ihm Genitale
und Religion, Sünde und Lust, Strafe und Belobung.
Wir sehen, wie kompliziert die psychischen Gebilde des Petischis-
inus gebaut sind. Als wichtigstes Moment konnten wir in diesem Falle
die .„C h r i 6 t u 6 n e u r 0 s e" nachweisen.
924
Fetischismus.
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Aiiitlyric eines KiilifeUsKiiistoii.
225
Vemuchen wir dei. komplizierten Fußfeti.cliismus in seine einzelnen
Bestandteile zu zerlegen. Der Fuß bedeutet: '
1. Genitale Bedeutung.
a) Der Phallus mit der Vorhaut. (Sdiuh.)
b) Dingam: Phallus imd Vagina. (Schuii.)
c) Die Erektion.
2. Seine Paraphilie.
a) Sein Fetischismus, jt;
b) Das Kind.
c) Die Geburt. (Ausziehen des Schuhes.)
d) SjTnbolißierung des Zwanges,
3. K r i m i neU e Ideen.
a) Der Fuß als Waffe.
■ ■ b) Der Nagel als Waffe.
c) Der blutende Mensch. (Objekt und Subjekt.)
d) Der Schwellfuß. (Oedipus — Vatermord 1
4. Religiöse Ideen. (Prospektive Tendenz.) . ' ■
a) Der Fuß Christi - mit dem Nagel ans Kreuz geheftet
-: ^) i^er Büßer. (AJiasver — der fromme Pilger - Fliegende
Holländer.)
c) Strafe für seine Haßgedanken.
•- d) Erlösungsideen.
■ ' e) Der Märtyrer.
5. M .u 1 1 e r 1 c i b B p h a n t a s i e n.
a) Geburt. (Ausziehen des Schuhes.)
b) Schutz im Mutterleib. (Regression — retrospektive
■ ■ ■ Tendenz.)
Siehe Schema S. 224. , • - ' '
Wir stoßen hier auf das Phänomen der Symbolverdichtung.
Näheres über dieses und die anderen Pbünomen des Petiselnsmue
werden wir in den nächsten Kapiteln erfahren.
Stakel, StCransBU dsB THsb- nnd AfluktlebBOB. VII.
16
^
M
IH
n-
X.
Der Symbolismus des Zwanges.
Ich habe am vorhergehenden Beispiele ausgeführt, wie mächtig der
Drang des Patienten ist, einen eingezwängten Fuß zu sehen. Ein Fuß
in einem weiten bequemen Scliuh reizt ihn gar nicht Der Frß soll
die Spuren einer Mißhandlung, eines Schmerzes, eines Zwanges, eines
Eingeschnürteeins tragen.
Damit symbolisiert der Parapathiker seine eigene" ParapathJc.
Der eingeschnürte Fuß wird das Symbol semer einf^eschnürten in ein
künstliches System eingezwängten Parapathie.
Jeder Fall von echtem Fetischismus, den wir analysieren wird
dieses Zeichen des Zwanges aufweisen, .ja, der betreffende Gegenstand
oder Körperteil kann nur fetischistisdies Svmbol werden wenn er
einen Zwang ausübt oder wenn auf ilm ein Zwang ausgeübt werden
kami. An dieser Erkenntnis, die wir durch zahlreiche Beispiele belegen
können, müssen wir unbedingt festhalten. Wir ersehen aus ihr die
spielerische Verwendung des S>™bols. Was der Petiechist einzwängt,
das ist seine eigene Sexuaität. Ei' srbpim .■ i --i, ^ J T
,1, , ■ -nr ■. , ., ecneint sicli über dem Normalen
^tältt^^f :;"/ Tr/'f " ''' ™" 'i- -™-^- Gescl.lecl.ts-
b ta igung ab. er i.t eigenthch abstinent, wie wir sehen werden fromm,
Eisketisch und windet sich unter den Qualen der Askese
Ich führe zur Illustrierung einen .-underbaren Fall' von lUveioC-
Mhs n, den ich mit semer Erlaubnis an dieser Stelle publiziere.^)
;■;;' /* ^rmge d.ese hochinteressante Krankengeschichte etw.s ver-
kürzt. Sie bietet uns eine Fülle von Perspektiven. Ich kenne k.nn.
einen zweiten Fall, der uns .0 viel Menschliches und Symbolisches in
so gedrängter Weise berichten kann;
1^1
. ..\.L^-^t- ^ .
iJor SyraliolismiiB dos Zwanges. ^27
sexuellen _Dinge unkundig imd luiLte weder von Dienstboten noch von
anderen Kindern je etwas darüber errahren,
„Begegne ich einer Frau, die mir eehr reizvoll erscheint", schreibt er,
„so ist mein Wune eh n i c li t, daß ich g ea chl c ch tl i cli e Ver-
bindung mit ihr im gewöhnlichen Sinne haben möchte,
.sondeni daß ich auf dem Fußboden auf dem Kücken liegen imd von ihr
mit Füßt'u getreten werden möge. Dieser merkwürdige Wunsch tritt selten
auf, nur wenn der Gegenstand meiner Bewunderung eine wirkliche Dame
und schon geliaut ist. Sie muß clesant gekleidet sein — am liebsten in einen
Abendmantel, ziendich hoho Absätze und niedrige Schuhe haben, die entweder
i)ffen. so daß der Spann sichtbar wird, oder nur durch einen einzigen Riemen
iider Band geschlossen sind. Die Rockränder müssen genügend erhoben sein,
um mir don Anblick der Füße und eines nicht zu geringen Anteils der
Knochelgogend zu gestatten, aber durchaus nicht etwa, bis zum Knie oder
darüber, denn dann wird die Wirliung sehr gering. "Wenn ich auch oft eine
geistvolle oder schöne Frau bewundere, so übt doch sexuell kein anderer
Teil eine wirkliche Anziehung auf mich aus als ihr Bein vom Knie ab-
wärts und der Fuß, ferner muß sie sehr sorgfältig gekleidet sein. Unter
dieser Bedingung steigt mein Wunsch nach sexueller Befriedigung durch
Uerühiung mit dem Teile, der nach an dem Weib interessiert. Verhältnis-
mäßig wenige Frauen haben ein Bein oder einen Fuß, die .■schöu genug
i^ind, um mich ernsthaft und nachhaltig zu erregen; wenn dies indes der
Fall ist oder ich mutmaße es. so scheue ich keinen Zeitverlust und keine
Anstrengung, unter ihren Fuß zu kommen und ich erwarte dann mit ängst-
licher Spannung, mit der größten Energie getreten zu werden."
„Das Treten nmß einige Minuten lang geschehen und zwar auf Brust,
Abdomen, Inguiiiaigegßnd, zuletzt auf den Penis, der in heftiger Erektion
längs des Abdomen zu konsistent ist, um durch die Kompression Schaden
zu erleiden. Ich habe übrigens auch (.Tenuß daran, wenn nur durch einen
I'Vauenfuß die Kehle zugedrückt wird."
„Preßt die Dame scliließlich mit dem Gesicht mir zugewendet mit dem
Niederschuh des einen Futves meinen Penis, so daß mir der hohe Absatz
ungefähr auf das Skrotalendo des Penis fällt, während die Sohle den
größten Teil seines. Reales bedeckt und mit dem andern das Abdomen, iu
das ich das Eindringen des Fußes sehen und fühlen kann, wenn sie ihr
(gewicht von dem einen Fuß auf den andern versdiielit, so erfolgt fast
unmittelbar Ejakulation. Diese ist unter den geschilderten Umständen für
mich ein Sturm des Entziiekens, während dessen das gamie Gewicht der
Dame durchaus auf dem Penis ruhen nmß."
,,Eine Ursache für meinen besonderen Genuß durch diese Art des
Kontaktes scheint zu sein, daß zuerst der Absatz und dann die Sohle des
tretenden Pantoffels den Durchtritt des Spemia und deshalb die wollüstige
Krregung beträchtlich verlängert. Auch eine merkwürdige psychische Er-
scheinung ist bei der Angelegenheit zu beachten. Ich stelle mir gern vor.
daß die Dame, die mich tritt, meine Herrin, ich ihr Sklave sei und
daß sie es tut um mich für einen gemachten Fehler zu bestrafen oder sich
selbst (nicht mir) Genuß zu verschaffen."
..Es folgt daraus, daß, je größer die .Mißachtung und die Strenge, mit
der ich , .bestraft" werde, ist, um so grüßer mein Genuß wiid. Die Vorstellung
von „Bestrafung" oder „Sklaverei" tritt selten auf, weim ich große Schwierig-
keiten habe, meinen Wunsch m realisieren und die tretende Person mehr
16*
228
Fetischismus.
als gowöhiilidi hübsch und Bchwer und das Treten schonungslos ist. Ich
bin manchmal so lange und so uiibannherzig getreten worden, daß ich
jedesmal, wenn der Schuh auf meinen schmerzenden Körper aufgesetzt wurde,
auszuweieheu versuchte und tagelang nachher braun und blau aussah. Icl»
hin eifrig bestrebt, Frauen zu diesem Verfahren zu veranlassen, wenn ich
glaube, daß ich sie nicht beleidige, und habe damit erstaunlich viel Glüdc
gehabt. Ich muß unter den Füßen von wenigstens hundert Frauen gelegen
haben, vnn denen viele aus der guten Gesellschaft waren, die niemals
daran denken würden, den gewöhnlichen Sexual verkehr
zu gestatten, die aber durch die Vorstellung, den in dieser Weise zu
vollziehen, derart gereizt oder belustigt worden sind, dali sie es oft wiederholt
getan haben. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daßboiHerbeiführung
des Orgasmus In dieser Weise weder meine noch die
Kleidung der Damen verBchoben oder in Unordnung
gebracht wird. Nach langen und verschieden fachen Erfahrungen kann
ich sagen, daß memLieblmgsgewicht 10-il Stone beträgt und daß schwarze
Schuhe mit sehr hohen Absätzen und braun..eidene Strümpfe mir anscheinend
den größten Genuß veisehaffen und in mir die stärksten Wünsche erregen."
Stiefel oder Straßenschnhe verleiten mich nicht entfernt so stark,
obwohl .eh hei einigen Gelegenheiten ziemlich großen Genuß durch ihre
Anwendung emplunden habe. N ackte Frauen stoßen mich zu-
rück; ich finde auch kein Vergnügen, Weiber in Hosen zu sehen. Ich
mißachte den normalen S ex u al ve rkeh r nicht und übe
Ihn gelegentlich aus. Doch ist für mich dor Genuß viel geringer
als der. getreten zu werden. Ich habe auch viel Vergnügen - und gewöhn-
lich sterke Erektion - wenn ich .in W.ih .eh.,^Xhes, X ich otn
beBchriobeu habe, gekleidet sein muß und welehftR ai,f ^ a l ^ ,.
seinen Füßen befindliches herumtritt - etwa te Snl T. i /f
Fußkissen, in einem Lehnstuhl mit Fußscher^e" ^L Th v I'. '1
paar hübschen Damen hergeschlendert bei eL^ pZk t'e mem Ga^^^fi
Als ich ein Knabe von ungefähr 14 Jahren war, befand ich mich
einmal lange zum Besuche emiger Bekannter meiner Eltern Die Tochter
des Hauses - das einzige Kmd -, ein hübsches kräftiges Mädchen, das
gemS'"' ' ^1*^'- ^ar als ich, war mein hauptsächlicher Spiel-
Di,.s.s Mädchen war immer hübsch gekleidet, besaß zierliche Füße
und Knorhol und wußte dies natürlich. Wenn angängig, so kleidete sie sich
so, daß Ihre Vorzuge am besten zur Geltung kamen - also mit kurzen
Rocken und gewöhn ich mit kernen Niedersdmhen, die hohe Absätze hatten
~ und sie war nicht abgeneigt, diese m sehr unterhaltender koketter Manier
zur Schau zu stellen^ Sie schien eine gewisse Vorliebe zu haben auf Dinge
zu treten die unter ihren Fußen nachgaben und zusammenfielen, z. B. Blumen,
kleines Fallobst, Eicheln. Heuhaufen, Stroh und frisches Schnittgras. Bei
unseren Spaziergängen durch den Garten, bei denen wir uns völlig über-
lassen bbeben, hatte ich mir angewöhnt, ihr bei diesem Manöver zuzusehen
■ )»
Der SymbolismiiB des Zwauges.
329
und schalt eie. deshalb gewöhnlieh. Nun war es mir damals ein besonH^r««
Vergnügen - und ich tue es jetzt nocli gern - ausgestreckt auf einen
dicken Kaminteppieh vor einem tüchtigen Kaminfeuer zu liegen Ein!«
Abends befand ich micli wieder in dieser Stellung, wir waren allein und
A. ging durchs Zurmier, um etwas vom Kaniineims au holen Statt über
mich weg den Arm auBnuetrecken, tiat sie in neckischer Weise auf mich'
wobei sie meint«, sie wolle mir zeigen, wie sie das mit dem Stroh und Heu
täte. Naturgemäß gmg ich auf den Scherz ein und lachte. Nachdem öie
einige Momeute auf mir gestanden hatte, erhob sie ihren Roeksaum leicht
und streckte, indem sie sich an dem Kaminsims festhielt, einen ihrer zier-
lichen Füße im brannseidenen Strumpfe und Stöckelschuh in den Lichfsehein
dos Kaminfeuers, um ihn zu wärmen, wobei sie auf mich herabbliclae und
über mein erhitztes Gesiclit lachte. Sie war ein ganz unbefangoncy, sehr
reizvolles Mädchen und bin ich ziemlich sicher, daß sie, wiewohl ihr sichtlich
meine Erregung und die Berilhrung meines Körpers unter ihrem Fuße IjL'liagte,
bei dieser ersten Gelegenheit meinen Zustand nicht klar erkaunte, ich er-
innere mich audi nicht, daß, obwohl mich das Verlangen nach sexueller
Befriedigung fast anÜer mir brachte, bei ihr ein entsprechendes Gefühl durch-
gebrochen ist. Ich faßte den erhobenen Fuß und küßte ihn und führte Ihn
in absolut unwiderstehlichem Drange an meinen erigierlen Penis. Fast im
Augenblick, als ilir Gewicht auf diesen liel, entstand zum erstenmal
in meinem Leben ein vollständiger wirklicher Orgas-
m ü 6. Keine Schilderung kann einen Bogriff von meinen Gefühlen geben ~
ich weiB nur, dals von dem Augenblick ab mein verschobener sexueller Brenn-
punkt Inr ininier (jxiert war. Unzählige Male nach diesem Abende fühlte
it-h dari Gewicht ihres zierlichen Pantoffels und nichts wird jemals dem
-Andenken an den Genuß gleiclikommen, den ich damals bei ihr erfuhr.
Ich weiß, daß A. mich mit eben solcliem Vergnügen trat, als ich es selbst
daran hatte, getreten zu werden. Sie konnte sich ziemlich viel Tuilctten-
HUBgabcn gestatten, und da sie bemerkt«, daß sie mir Vergnügen machte,
liij kaufte" sie immerfort hübsche Strümpfe und zierliche Schuhe mit so hohen
und spitzen Absätzen als sie finden konnte und demonstrierte sie mir dann
mit dem größten Behagen, indem sie darauT bestand, ich müsse mich nieder-
legen und sie auf mir anprobieren lassen. Sie gab zu, daß sie sie gerne
in meinen Körper einsinken sehe, wenn sie darauf trel«. und freute sich
iibei' das Knacken der Muskeln unter dem Absatz, wenn sie diesen iic^wegte.
Nach einigen Minuten führte ich immer ihren Schuh an meinen Penis und
sie trat bchuteam, aber mit ihrem ganzen Gewicht, ungefähr neun Stein,
auf mich und betrachtete, mich mit glänzenden Augen, geröteten Wangen,
zitternden Lippen, wenn sie, was deutlich der Fall gewesen sein muß, das
Pochen des Penis unter dem Fuß spürte, wenn die Ejakulation erfolgte.
Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß sie gleichzeitig Orgasmus hatte,
obgleich wir niemals offen davon sprachen. Dies geschah mehrere Jahre
liindnrch fast bei joder günstigen Gelegenlieit, die wir halten und nach
einem oder zwei Monaten der Trennung, vier- oder fünfmal an jedem Tage.
Einige Male maeturbierte ich in A.'s Abwesenheit, indem ich mit ihrem Schuh,
so etark ich konnte, meinen Penis drückte und mir dabei vorstellte, sie
träte mich. Der Genuß war dabei natürlich viel scliwächer. Niemals war
zu irgend einer Zeit zwischen une die Kede von normalem Sexualverkehr
und wir waren beide sehr zufrieden und ließen die Dinge so gehen. Als
ich etwas über 20 Jahre alt war. ging ich auf Reisen, nach meiner Wieder-
■230
FetJBcliisQius.
kehr, di'ci Jahro spater, [and ich siö verheiratet. Obwohl wir uns häutig
eahen, wufde doch nie auf den Gegenstand angespielt, wir bliebun aber
gute Freunde. Ich gestelie, ich habe dann oft, wenn es nicht beobachtet
werden konnte, nach ihrem Fuß gesehen und würde gern das ^''ergnügen
akzeptiert haben, das sie mir durcli gelegentliche Wiederaufnahme unserer
tiiei'kwürdigen Praktik hätte gewähren können. Aber es kam nie dazu."
„Ich ging dann wiederum auf Reisen. Jetzt ist sie und ihr Mann tot.''
„Von Zeit zu 7^e\i hatte ich gelegentlich Beziehungen zu Prostituierten,
etets in der gedachten Weise, ich ziehe gleichwohl eine Dame aus meiner
geeellschaftlichen Klasse oder darüber vor, die das Treten an mir ausüben
■will. Das hat aber inerkwüi-dige Schwierigkeiten."
„Von den etwa 100 Weihern (die meiner Schätzung nach in der Heimat
und in der Fremde auf meinem Körper gestanden haben), kann ich sagen,
daß 80—85 keine Prostituierten waren. Höchstens 10—1^ PmnfpnHp,, dabei
3chst«ns 10—12 empfanden dabei
sexuelle Erregung, aber wenn sie auch offenbar Erregung zeigten, 60 wurden
sie doch nicht befiiedigt. Soviel ich weiß, hatte A. allein davon vollständigf^s
sexuelles Genügen. Ich habe nie eine Fi'au mit vielen Worten aufgefordert,
mich zu treten um micli sexuell zu befriedigen (Prostituierte ausgenommen),
sondern immer versucht, dies m scherzhafter oder neckender Weise herbei-
zuführen und es iet sehr zweifelhaft, oh mehr als einige wenige verheiratete
Frauen wirklich gewußt haben, selbst wenn sie mir den äußersten Genuß
gegeben hatten, daß sie es getan hatten, da meine Aufregung und die Be-
wegung nieiuemeits unter ihren Füßen ebenso gut den Tritten zugerechnet
werden konnte, mit denen sie mich regalierten. Ge^^^iß haben viele ver-
standen, nachdem sie es einmal getan iiatteu (und die meisten taten es nur
einmal), um wae es sich handelte, imd obwohl weder sie noch ich ie davon
sprachen, so waren sie doch nicht abgeneigt, mich so viel zu treten als ich
ver augte^ Ich glaube nicht, daß sie selbst dabei ein sexuelles Vergnüge.^
hatten, obwohl sie offen eehen konnten, daß ich es hatte und sie weigerten
sich nie , , es mir zu gewahren Ich habe bei mancher Frau mehr als ein Jahr
gebraucht, um meinem Wunsche immer näher zu kommen - und habe oft
zuletzt erreicht, was _.di wollte noch öfter ist es mir aber mißglückt. Ich
nskiere es nie bis ich sicher bin. daß ich mit meinem Verlangen Glück
haben werde und liabe nie eine ernste Zurückrv'eismig erlebt. In sehr vielen
FaUen kann ich sagen ist die Gewährung meines Ansinnens von dem be-
treffenden Weil) als Nachgeben auf eine einfältige, vielleicht spaßhafte
Grille betrachtet worden, an welcher ihr außer der Neuheit des Reizes einen
Mann zu treten, nicht viel gelegen war. G a n z w i e b e i d e r n o r m a 1 e E
Verfuhrung ist der Versuch, das Weib dazu zu bestim-
men, was ich will, ohne ihrea Widerstand zu erregen,
ein großer Teil des Reizes für mich und je höher die Gesell-
«chafteklasse ist, der es angehört, um so schwerer wird dies und um so an-
ziehender. Ich habe gefunden, daß drei Prostituierte anderen Männern
denselben Dienst erzeigt haben und alles Nötige darüber wußten Es ist
nicht uninteressant, daß diese drei Weiber sämtliche von schönem starken
Körperbau waren - das eine ungefähr 10 Zoll und 5 Fuß und fast U Stein
schwer -- aber eigentlich nichtssagende Gesichter hatten. Das Gewicht,
der Körperbau und die Kleidung erregt mich gleichzeitig ebenfalls sehr stark.
Ich hnde, daß ein plötzlicher Stoß im äußersten Moment des sexuellen Ge-
nusses diesen zu erhöhen und zu verlängern imstande ist Mein p^vchischea
Genügen geht auf den Umstand zurück, daß, wenn die Frau mit ihrem ganzen
Der SymboliemiiK des Zwanges. g-j-r
G-ewiclit auf lueiriem Penis steht, welcher awisclien ihrem Fuß und dei'
nachgiebigen Unterlage meines eigenen Abdomen liegt, in welchen er tief
eindringt, die Ejakulationä^eit und der Orgasmus anßeryrdontüch lange
währt. Deshalb habe ich auch die große Vorliebe für die Niederschuhe mit
den hohen Absätzen. Das Sporiua muß durch zwei verschiedene Hindernisse
hindurchgepreßt werden — einmal den Druck des Absatzes dicht au der
Peniswurzel und zweitens den Fußballon, der die obere Hälfte zusamnien-
echnürt; zwischen diesen bleibt nur das Stück unter der gewölbten Sohle
des Schuhs frei. Der Genuß ist durch die Urinretention sehr erhöht und
ich suche doshalb immer soviel Urin, wie mir möglieh ist
zurückzuhalten. Gewicht, Körperbau und Kleidung tragen sehr zii
dem Wunsche bei, gerade von dem bestimmten Weibe, das mau liebt ge-
treten zu werden, ^ .
Ich habe diesen Fall hier mitgeteilt, obwohl es sich um eiae
Mischform handelt. ÜBmi der Mann verkehrt mit Frauen, seine Para-
pliilie verlangt die Anwesenheit der Frau, der Stiefel wird nur im
Notfälle zur Onanie herangezogen. Die Pamphilie hat ihn noch nicht
isoliert, noch nicht ganz vom Weibe abgedrängt. Er ist nicht impotent
und nicht asozial. Audi die Eroberung der Frau macht ihm große
Libido. Die Realität siegt leicht über die Phantasie.
Aber der Fall zeigt die Mai'hl des ersten Findruckes . . . Und
doch? Was hätte dieser Eindruck auf einen anderen Menschen wirken
können, dessen s]iezifisc!ie Phantasien in eine andere Richtung gingen?
Ferner läßt uns die frühe Jugendgeechichte des Herrn C. P. im Sticli.
Wir wissen nicht, ob hinter diesem frühen Eindruck nicht noch ein
viel wichtigerer, ganz infnntilei eich verbirgt.
Davon abgesehen, illustriert der Casus den Kampf gegen die
Libido und die Macht des Zwanges. Die Sinnlichkeit ist
B t ä. r k e r a 1 s d e r T r i e b z u r R e i n h e i t. (Der antisexuelle
Instinkt von James.) Das Weib, die Personifikation der Sünde ist
stärker als der Mann, welcher die Widerstandskraft der Tugend sym-
bolisiert. Was diese Szene ihrem tiefsten Wesen nach bedeutet, da^
werden wir erst bei der Besprechung des Masochismus ^) erörtern .imi
ausführen können. Sicher ist, daß dieser Mensch sieh gegen die Herr-
Fchaft des Weibes sträubt und der Sieg des Weibes nur ein scheinbarer
ist. Denn er läßt die Frauen unbefriedigt weiter ziehen, als würde er
Sic zum Besten halten. Als würde er ihnen sagen: „So, jetzt seid ihi-
erregt und erwartet alle, daß ich eucli koitieren werde. Ich tue es
aber nicht. Ich bin befriedigt und um euch schere ich mich nicht. . . .''
Daher mag es kommen, daß die meisten Frauen diese Prozedur
nur einmal vollführten. Frauen lassen sich zu den sonderbarsten
Prozeduren bringen, wenn sie dafür durch eine gute Potenz des Partners
1) Band VIU.
FetischismuB.
pntsohädigt werden. Fällt diese Befriedigung aus, so haben sie kein
Interesse an dem „erotischen Symbol ismus'' (Bavelock-EUis) ihres
Partners. ■ .
Ich möchte noch die eptszifische Färbung der lusterre^enden
Objekte hervorheben. Alle Fetischisten beschreiben uns in ausführ-
lichen Worten die besonderen Eigenschaften, die sie von ihrem Fetisch
fordern. Je sonderbarer und verrückter, desto stolzer scheinen sie auf
ihren Geschmack zu sein. Ich habe es beobachtet, daß sie genau auf
das Gesicht dos Arztes blicken, wenn sie ihre Absonderliciikeiten er-
. zählen und sehr beleidigt sind, wenn er nicht in besonderes Erstaunen
gerät. Ich sah den Mann, der in Wien dafür liekannt ist, daß er von
einer jeden Prostituierten verlangt, sie möge ihm Federn in den Anus
si.ecken, worauf er lebhaft „Kikeriki" schreit. Ich hörte seine Erzählung
an und machte mir den Spaß ihm zu sagen: „Sie sind nicht der Einzige.
Ich kenne eine Menge solcher Männer, die den Hahn spielen ■' Er
war darüber sehr beleidigt, war sichtlich verstimmt und bemühte sieh
zerstreut zuzugeben, daß es für ilm sehr beruhigend wäre daß er noch
Leidensgenossen habe . . . Wiedergesehen habe ich ihn 'nie mehr im
Leben. . . .
■ ^ Das zeigt, daß der echte Petischist in dem Wahne lebt der
Einzige und ein ,,Aueerwählter" zu sein. So ist auch die Oberfläche
des Fetischismus ein Zerrbild der großen hietoi-isrhen Mission
Am-h Herr C. P zeigt den Stolz des Parapathen auf seine ahstruse
Fonn der Gesrhlcrbtsbefriedigung. «ein dominierender Gedanke ist:
Werde '^l^ diene trau dazu bringen, daß sie sieh in die spezifische
Situat.on begibt? Hat er sie dahin gebracht, daoin triumphiert er über
.le. . Ich kenne Manner, die eine Erau erst dann als ihren sicheren
Wz betracMen wenn sie ihnen die Fellatio gemacht hat. Das
Weib wird unter der Maske der Herrschaft erniedrigt. Mit außerordent-
hchem Raffinement ist diese Situation in den Dienst eines Frauen^
Verächters gestell Denn das Resultat seines Lebens heißt: Alle
Frauen sind schlecht; alle kann man mit Geduld und Ausdauer daliin-
bringen,, wohin man sie haben will Die narbt« t? , i ■ „
- , -1 1, C1- ^--n. ., " - - . uie nackte Frau als soIcüb
reizt lim nicht, bio stoßt ihn sogar ab V,- i-+ t ^ t ■ ■
, , T. i- 1 ■ . . - , ., '*"■■•■ i^i ist auf der Linie zum
echten Fetischisten und m der Mitte stecken geblieben
^ Bedeutsam ist daß der Druck auf den K e h 1 k o p f den gleichen
Orgasmus auslosen kann. Hier schimmert die kri m in el 1 e Wurzel
seiner Paraphilie durch, welche nach dem Gesetze der Talion gebaut ist.
(Phantasien, einen Rivalen zu erdrosseln. Der Penis ein Symbol dieses
Rivalen - viel eicht des Vaters. Verlegung von oben nach unten.)
Das Weib mi dem Absatz scheint nur eine bisexuelle Bedeutung zu
haben: Das We.b mit dem Penis, das Urideal vieler Männer. Funktional
'\
Der Symbnlismiis des Zwanges. _ oaj,
ist seine Paraphilie zu veretehen als eine symbolische Konzession an
seine latente Homosexualität. Das Weib in ihm siegt über den Mann
Der Mann ist der gedrückte, gepreßte, eingezwängte, unterworfene . . ,^)
Der Druck auf den Penis, der Druck auf die Hand, der Druck
eines Kleidungsstückes (enge Hose), der Druck des Korsetts (wir
haben ein entsprechendes Beispiel keimen gelernt), einer engen Weste
enger Handschuhe, die fest pressen müssen, einer engen Kappe kann
eine spezifische Liebesbedingung sein.
Interessant sind die Fällo, in denen von dem Besitz des Objektes
ahgeeelien wird und der Druck allein genügt, um Orgaöuuis auszulösen.
Es muß aber nicht wie im vorhergehenden Falle der Druck auf den
Penis sein, es genügt der Druck auf den Arm oder auf die Zehen.
Ein derartiger Druck kann d™ "Weg zum normalen Koitus bahnen.
So erzählte mir ein Herr, daß er sicii ein Jahr lang vergeblich um eine -
Dame beworben hatte. Einmal faßte er sie hart am Oberarm an, drückte '
sie fest und sagte: ..Ich könnte Ilmon weh tun! Sie Grausame!" In
diesem Momente wird die Frau blaß und sinkt ihm in die Arme. „In
den Olierai-m drücken hallen Sic nicht dürfen! Da werde ich schwach
und kann niclit widtii^slchen." Sla wurde sein. Vergeblicli beiuüiite er
sich den nädisten Tag, sie zu erobern, Sie widerstand hartnäckig. Da
erinnerte er sirli an ihren Oberarm und drückte- sie so fest, daß sie
Schmerzen empfinden mußte. Wieder wurde sie willenlos und ergab sich
ilun. In der Folge merkte er sich, daß dieser Griff der Schlüssel zu
iJirem Körper wai'.
■ Ein echter Druckfetischist verzichtet auf den Besitz des Partners
und suclit mir die Gelegenheiten, um an irgend einer Stelle des Korpers
gedrückt zu werden. In der Elektrisclien, in den Omnibussen, in jedem
Gedränge gibt c^ ein paar Druckfetischisten, die auf ihre Rechnung
kommen.
Ich bringe hier den klassischen Fall von Fer^, der wohl einzig
dastehen wird, weil er dies Symptom in deutlichster Ausbildung zei^t.
Fall Nr. 13. M. V., 38 Jahre alt, Branntweinbrenner. Schon in seiner
Kindheit traten vciäcliiodeiio neurotische Zuatände auf. Er litt während des
Zahnens an Kranipfaaialleii, hid zum Eintritt der Pubertät an Pavor nou-
turnuri lind ;in Eiiureeis. Noch jetzt erwadit er von Zeit zu Zeit bald nach
dorn Einsclilaten mit angtitlicben Beklemmungen, ineidlcna iid'ulge von Über-
müdung oder VordauungüBtöruiigen. Er hat wäln-eiid seiner Studien Fleiß
und Intclligüiiz bcwiopini; in seinem 18. Jahr hatte er zwei akademisdio
Prüi'ungeii mit Erfolg bestundeai. Im Lyzeum, wo er, wegen seiuer nächt-
') Der Fall zeigt duutliclio Beau'huiigcn zur Urinsexualif.üt. (Siehe Bd. V.)
I'ie volle Ulasc erliöLt den Genuß. Sollte nicht der erste Zwang von der Blase :tus-
gcgaiigeii Boin? Waiirscheinlich heeteliQU SpielcL-eien mit der Blase, die der Patient in
meiner Krankengeschiclite verschwiegen hat. ■..■.- -. . --.■■:
ä34
Fetischismus.
liehen Zustände, nur halb intern war, hatte man ilim wegen seines zarten
Teiat«, seiner weichen Haut und seines mädchenhaften Aussehens den Spitz-
namen „Fräulein V " gegeben. Er nahm niemals an don lärniendeu
Spielen seiner Kameraden teil und liebte die Einsamkeit. Er erklärt ganz
entschieden, während seiner ganzen Schuheit keinerlei sexuelle Regungen
gehabt zu haben; er hat selten nächtliche Pollutionen mit Traumbildern
oder Lustgefülilen gehabt, war aber in der Folge immer inüde und sein
Widerwillen gegen die Gespräche seiner Kameraden über geschlechtliche
Dinge stieg. Er hat sich nie besonders zu den Knaben, mit denen er in
Berührung kam, hingezogen gefühlt und junge Mädchen jagten ihm seit
seiner Pubertät einen wahren Schrecken ein, hauptsächlich jene die ihm
wegen der Zierlidikeit semer Ersclieinung und seines Benehmens besonderes
Entgegenkommen bewiesen. Noch die Ermnerung daran rief einen Schrecken
hervor, welcher im erröten machte, Er war 18 Jahre alt, als er zum ersten
Male eine sexuelle Empfindung die von einem Wolluetgefühl begleitet war,
hatte. Er machte init emer vielköpfigen Familie in einem Break, welches zu
klein war um mehreren Leuten das Sitzen zu gestatten, einen Ausflug;
mehrere Kinder standen zwischen den Erwachsenen. Ein junges Mädchen
von beilaulig 12 Jahren kam gerade vor ihm und nach und nach zwischen
seme Knie zu stehen mdem sie ihm den Kücken drehte. Erst war er sehr
pemlich berührt, nachdem er sich aber unbeobachtet sah, beruhigte er sich.
Die Reibung rief bald eine Erektion hervor. Beim Hin- und Herschutteln
des Wagens trat ihm das kmd auf den Fuß und er bemerkte daß dieser
Druck das Wollustgefuhl und die Erregung erhöhte. Infolge ein^- heftigeren
Erschütterung des Wagens, die einen stärkeren Dmek des Puße^ zur Folge
hatte trat die Ejakulation ein. Er empfand eine eexuelS ß^ädlg ng die
von keinem penihchen Gefühl, wie es gewöhnlich die nächtliche Polluüon
zur Folge hatte, begleitet war. Am Heimwpr- w^- ^ ■ "i v,,a
welches vor ihm den Platz des jungen Echpn? T ^l^^'^' ^
,-, ■ i. ) ■ L , , ■'""S'*" Maacüens einnahm. Es war eine
traO wWe, .iO „ne,., lobhata WclJeMl Z Ze^elT™
Orgasmus gefolgt zu sein. D eses Fehlen dpr F^+.t, «lesmai vu«
in ein den ganzen Tag andauerndes G fühl der F^^"^ ^""'"'^ '^l
angenehmen Geiuhle, welche durch den ]> nck ts ^^^ diese ubera,^
waren, hielten den ganzen Tag an. Von da a^ h^f ':T'!^'^\T7.^^^
oftmals wiederholt, wobei er einen KitzeSz und Kall in^H ''t-n'"' ^' ^
Von diesem Augenblick an haben ihm d Anbhc^un^^^^^
Frauen nicht mehr dieses Gefühl der An-tTi t Berührung von
hatte, eingeflößt; aber sie riefen keLtx^ellenwSsS '"''? T''"" M
liehen Pollutionen, die früher sehr JX .1 ^™^"^^f ^^ch. Dienacht-
..„„..., .u.acteeu.e,, hatt,n:t.:*:LTSr™ vtTiiJ:^.
fahre,, and dabei f™ Gedränge ™ Sn Er hattft k '\?°=f i'"'' ,h°.
intensive GeMÜ gehaR Die Pa'japhiHe f ^0^2 s f ,:;'etr];itt n'
durch nur m qualenden Gedankengängen und Traumon * l --v: / i ..
Geschlecht gar keine Anziehungskraft aTihn aus "^"^ ^^ "
Mit 27 Jahren ist er nach Paris gekommen. Seither passiert es ihm nun
öfters, daß er im Omnibus von Leuten Hi« ai, ;t„« paosici u es iimi
anf den F„« getreten „i,d. Zu^uT^J^ Z '^S J^^t^^T^i
» 1
I ,
1 .
Der Symbolismus des Zwanges.
33a
dftr
der
an,
Böi
rief
in den gepflaatei-toii Straßen, wo eis durch die nieehaiüöt-he Tätigkeit d^i-
Ei-ecliütterung vorbereitet war, geltend. Nach und nach lialjeii eich dieselben
Sensationen sogar in der Trambalm eingestellt. Zuerst waren es nur junge
Madchen, welche diese Sensationen, ohne Bein Zutun, hervorriefen. Dann
hatten alle Frauen dieses Privilegium und er fing an die Gelegenheit m
euchen, die diese Erregungen auslöste, trut/deni ^-ne nie genug lange dauerten
um den Orgasmus herzuführen, öfters ]jroduziert«n diese Erregungen in dw
darauffolgenden Naclit Träume, welche ein immer stärkeres Gefülil
Müdigkeit bei ihm zurückließen.
Eines Tages, als er mit dem Omnibus fuhr, sah er. daß sidi auf
Plattfoi-m nur Frauen befunden. Er bot einer von ihnen seinen Platz
weniger aus üöfliclikeit, als um sich den anderen nähern zu können
jeder Unebenheit des Bodens, bei jeder Änderung der Fahrtrichtung ,,„.
die Erschütterung ein Sciuvanken des Körpers hervor und nötigte die'PuJi-
ttellung zu ändern. Er empland ein ungeheures LustgefüliI; da sein sexuelles
Verlangen nur auf die Berührung mit dem Fuß eingestellt war, trat nach
kurzer Zeit dei' Orgnsnms ein. Er nahm die Gewohnheit an, sich in den
.Straßenbahnen su nali als möglieh zum Eingang zu stellen und die Füße
vorzustrecken, wen» er sah, daß eine Frau an ihm vorbeizugehen sich aii-
fcchickl-c. Es war eine Enttäuschung für ihn, wenn riie ilim auswich oder
wenn sie sicli ont-^f.hiddigle und ihm auswich; er bemerkte übrigens, dnß dies
seltener der Fall war als mau glauben konnte, denn die Frauen genierten
tick nicht im geringsten und entschuldigten sich selten. Wenn das Darauf-
treten eich wiederhülle, so eniphndet er iniinclimal voUkonnnene Befriedigung.
Er war zirka 31 .1 a h r e ;i- 1 1, als ihm infolge v o n f r u-
1 1 r a n e n Erregungen z u ni c i' s t i' n Mal de i' G c dank e k a ni,
n u r m a 1 e B t- z i e h u n g e n zu s u c ii e n, besser gesagt, er sieht
ee plötzlicli ein, eher um seine Neugierdezu befriedige ii,
als von einem normalen Instinkt getrieben. Der Versuch
wurde in einem öfl'entlichcn Hause gemacht; nach der Ejakulation, welche
er nur schwer erzielte, verspürte er eine ungeheure Müdigkeit und einen mi-
ühenvindliclien Ekel, Der Ekel wirid mnso befremdender, als das .Madehon,
niit welchem ihm der Zufall zusammenführte, durch <lie rührende Schilderung
ihres Schicksale eine menieiitane Sympathie und Anteilnahme in ihm wach-
rief, die ihn noch heule in der Erinnerung in Erstaunen vei-sotzen. Ein
zweiter Versuch, den er nicht viel später ausführte, mißlang wieder; lui-
glücklich über seinen .Mißerfolg ließ er sich ohne Erfolg von dem Mädchen
auf die Füße ti'eten. Scheinbar hat diese Art von Erregung mir die starke
M'irkung, wenn sie unerwartet und in einer bestimmten AA'eise öffentlich
hervorgerufen wird. Seit diesen wiederholten Mißerfolg macht ihn der Ge-
danke traurig, daß er anders sei als die anderen Männer, daß man es vielleicht,
besonders die Frauen, bemerken würde; er bekam Anfälle von Depression
und gab 1894 seine Stellung auf. Er hat sich, allerdings ohne zu exzessieren,
dem Alkohol ergeben; aber bald fing er an an Schlaflosigkeit und epitepsie-
aitigen. nächtlichen Anfällen zu leiden. Als er hörte, daß der Alkohol neue
Leiden hervorrufen könne, hat er ihm plötzlich entsagt; zur selben Zeit
brach er brüsk alle Beziehungen ab und zog sich in die Einsamkeit zurück,
wo er sich nur religiösen Beschäftigungen hingibt.
Als er die epilepsieartigen Anfälle hatte, war er 34 Jahre alt. Seine
kleine Gestalt, seine eunuchenartige Stimme, die fahle Hautfarbe und die
blonden Haare gaben ihm aus der Feme das Auesehen eines ganz jungen
-%---.-3«m^
236
Fetiscliisums.
II
Mannes. Trotzdem war er wohl proportioniert, zeigte keinerlei Deformationeii,
bis auf eine Schwimmhaut zwischen zwei oder drei Zehen auf heiden Füßen.
8eine Geschlochts teile waren ohne Deformation und von nomialer Größe,
(liß AL^liHcIliöhlon und der Schamberg waren ziemlich behaart, aber der ganze
übrige Körper war unbehaart und im Gesicht trug nur das Kinn einige
Bpärliche Härchen. Seitdem er der Melancholie verfallen ist. hat er ein
greisenhaftes Aussehen bekommen, sein Körper ist gebeugt seine Hant ver-
schi-umpft und runzelig und sein Blick ist stumpf geworden. [L'instinct
sexuel. Evolution iet dissolution par OLFire, Paris 18<)q Fpliv Alrni
Editeur {S. 262-265).] '
Wir besitzen leider keine Analyse dieses bemcrkcnswerton Falles,
aber wir können konstatieren, daß sich zugleich mit dem Drnckfeti-
Pchismus die Unfäliigkoit zeigt, den normalen VerkeJrr auszuüben. Audi
iniiiidet som Leben in einen religiösen Dämmerzustand
Alle diese Kranken haben ein tiefes Schuldbewußtsein. Ohng
Schuldbewußtsein gibt es keinen echten Fetischismu. Der Fetisch
stellt dann Lust und Strafe zugleich dar. Ursprünfrlidb soll der
Sclmierz (he Lust vertreiben. Der Kranke will sich durch Schmerzen
für seine sexuellen Sunden strafen. Er zieht enge Schuhe an. um durch
den Schmerz den Fuß als Fetiscli zu vergessen. Da schleicht sich die
Sexualität in das Malium, das sie verdrängen sollte, sie bemächtigt
sich des Schmerzes, Unlust wird zur Lust und schließlich -ehen Unlust
und Lust eine dauernde Verlötung ein. Aber der Hauptzweck iet er-
reicht. Das Weib is ausgeschaltet (resp, der geschlechtliche Partner!.
Es handelt sich in allen diesen Fällen um Infantilisten für die nur drr
Koitus, das Hinemstecker. des Penis in die Vagina die'öünde darstellt.
Lust von anderen erogenen oder erogenisierteu (sensibilisierten) Zonen
ist. keine Sünde und wrd nicht als Sünde gewertet. Die sündhaften
\orstellungen werden dann in hysterischen oder epileptischen An-
fallen im 1 räume oder in Traumzuständen erledigt. Auch der vorher-
gehende, sichtlich degenerierte Kranke, flüchtet in die Religion wobei
ilim seine epilepsieartigen Anfälle ein Ausleben seiner Sexualität ge-
statten Ob der Druck auf den Fuß dem Xagel entspricht, der den
Fuß Christi durchbohrt, das kann ,ch nicht sagen. Die Möglichkeit
ist nach Analogie der vorhergehenden Fälle nicht von der Hand zu
weißen. Die Paraphilie ist dann eine Art geheime Heli-ion \uf die
„Unnsexualität" weist seine bis zur Pubertät bestehende" Enuresis hin.
Der Fall scheint mir wie der vorhergehende mit Mutterleibsphantasien
verknüpft zu sein. Der späte Beginn der Paraphilie ist bemerkens-
wert. Es dürfte sieh nur um einen parapathisdien L^berbau über ein
lange bestehendes System handeln. Welches mögen die infantilen
Wurzeln dieser Paraphilie sein?
Der nächste Fall eigener Beobachtung wirft etwas Licht auf die
Entstehung solcher Paraphilien:
ll
Der Syriiliolisraiis lies Zwiiii^os. ^j„^
FaU Nr. 44. Herr A. L„ ein 26jähriger Techniker, erzählt, daß er nur
auf eine sonderbare Weise zum OrKasniuö kommen könne. Er versuche den
Verkehr immer in normaler Weise. Trotü heltigeten Bemühens komme es
zu kemem OrgasniUH und zu keiner Kjakülalion. Erst, wenn das Weib seinen
Penis mit der Spitze des Fußes berühre, treten beide ein. Die bloße Be-
rührung des Fußes genügt schon, um Oi'gasmue und Ejakulation hervor-
zurufen. Zu diesem Zwecke lege er Kich innner vorkehrt, mit dem Kopfe
nach unten, in das Bett. .... Mir fiel sofort ein, daß unter Geschwistein
diese Position sehr häufig vorkommt. Er gibt auch zu, in der Kindheit viele
Jahre mit einer alteren Sdiwester in dieser PoKitiou im Bette gelegen zu
sein, -leder mit dem Kopfe nach einem 6iifgegengeset.zten Bettende Sin
drückte wiederholt den Fuß auf seinem erigierten Penis. Er wisse jetzt nlcJil!
ob es .\hsieht oder Zufall war. Er habe auch nicht daran gedacht Meine
Frage habe ihn auf diesen Ziisanimeiihang gebracht.
So eine älinliclie Ätiologie mag auch in dem vorhergehenden Falle,
wie auch in anderen älmlidien Fällen, anzunciiinen sein. Daß die
Menschen dann immer eine und dieselbe Szene spielen, bi'aucht uns nidit
Wiuidei' zu ne]nnen. Der Parapathiker ist oben der Mensch, der seine
\'ergangenhcit nicht überwinden kann, Ilun schwinden die Grenzen
zwisc.!u-n Phantasie und Eealität und das Symbol wird zum alles domi-
nierenden Alli-inlierrschcr.
Sehr charaktcristischo Aul'klärunj< über das wichtige Moment des
Einpressens und Bocngtseins bringen uns spätere Fälle. Ich luöehle
bei dieser Gelcgcnlieit auf die zahlreichen Fälle in Band V (Psyclio-
eexuellcr Infiintilismus) aufmerksam madicn. Die infantile Wurzel iet
dort durchsichtiger als bei den hier erwähnten Fällen. Aber wir dürfen
nicht vergessen, daß die Kinder durch die Windeln und diirdi das Steck-
bett außerordentlich stark eingeengt werden, was bei der Psj'chogonese
des Fetischismus eine große Rolle spielt. Denn alle Fetischisten sind
ausgesprochene Infantilisten. Das zeigt schon die hartnäckige Per-
sistenz eines infantilen Eindruckes.
■ Wir müssen eben bedenken, daß ein parapatliisches Symptom
niemals allein durch eine Determinante zustande kommt. Immer re-
präsentiert das Symptom eine Vielheit von Ursaclien, die oft hetero-
genster Natur sind. Die Parapathie zeiclmet sicii ja eben durch diese
Kompromißnatur aus. Jedes Symptom ist ein Kompromiß aus ver-
schiedenen Regungen. Der Fetisch ist Zukunft Und Vergangenheit, Kind-
heit und Gottheit, Zwang und Freiheit, Schein und Realität . . .
Lebt tatsächlich in jedem Menschen das Erinnerungsbild an ilio
Zeit, wo er in den Windeln eingeschnürt die Wonne empfand ein Kind ,
zu sein?i) Ich erinnere an den Fall (Band V, Nr. 19) eines Mannes,
■»
^) Eine Mütter teilt mir fülgüiirle feini> Beobachtung mit: ..Mriii kleiner öj^'iJirincr
Sohn pflegt schon seit seiner Mtieeteii Kindheit eich mit Vorliebe die Püläe uiitfjh;Ub
<3er Kniee zusammenzubinden. Er versucht dann zu geben, was natürlich kaum möglich
238
Fetisfhismu«.
ii
?
der sich in Leintücher einband und deiazierte, um das Kind zu spielen.
Ich glaube daran, daß die ersten Ursachen in somatischen Reizon
liegen, sozusagen der primäre Kern des Leidens. Später kommt es ^»
einem psychischen Überbau, so daß der Druck den Zwang symbolisiert,
den man auf sich selbst ausübt und den die Umwelt auf uns lasten läßt.
Die Parapathie ist der Spiegel des inneren Kampfes, sie drückt den
Ijsychischen Konflikt und seine Kompromißlösung aus.
Der nächste Fall stanunt aus der Praxis von Löwenfeld unJ
bietet gleichfalls sehr interessante Gesichtspunkte.
■ ' Fall Nr. 45. Die erste Syur einer perverKeii Neigung merkte ich an
mir echon in nieimm Kinder- \yak. Kiialietijaiireii; damab empfand ich schon
eine wollüstige Emplindung, wenn ich an anderen Knaben Rohretiefel mit
steifen Schäften eah, besondors solche mit Lackleder. Ich muß hier vor
aliem oinsrlialtcn, daß der Vater von B e r u f Schuhmacher war, ich
also ein großes Feld für meine Leidenschaft hatte. Deutlich erinnere ich
mich noch, in den^erstsn Sehuliahien öfters einem Knaben nachgeschlichen
au sein, der solche Stiefel trug. Biese Neigung nuhm aber bald einen größeren
Umfang an und richtete sich auch auf Mädctien, die weiße Strümpfe und
Schuhß mit Spangen trugen, wie man dies früher oft sehen konnte. Als
ICnndschaft hatten wir unter anderen auch einen Professor H. der di'ei
hübsche rciaende Miidchcn haft^?. die oft hei uns plauderten und hei der
Arbeit zusahen.
Damals schon verstand ich es. wenn diese Madchen da waren, mir einfii
geeigneten Platz zu suchen rmd mit der ratHnieiten Sinnlichkeit eines Er-
wachsenen diese Mädchen zu heohachten, wie ihre Füße in den verschiedensten
Paraden sich zeigten, wie sie neue Schuhe anprobiei-ten usw Auch trieb
ich damals schon Onanie. Ich konnte mich im Bette in eine gewisse wollüstig''
Stellmig bringen, mich meinen Gedanken an Schuhe hingeben und ein ge-
wisses Höchslgofühl \'on Wollust haben. Später einmal las Ich etw.is über
Onanie der Kinder, über Abgang eines gewissen Samenhauches und erinnerte
mich an meme damahgen Handhingen. Wenn zu iener Zeit Schuhe von diesen
ist. ihm abor uiigplieuriii Spaß bei-fitet. Er spieLt sehr geme mit Gürteln dir pi' sh-h
in allen möglichci Formm, um dm Loib legt. Mich bittet er immer icli niiigu ihn do'-h
Linden! Er verklmdet Bich furchtbar gerne, nieht dann von mir Klei dun gäslQcice an,
die ihm erreichbar sind. Dae Uauptvorgnügra dabei ist für ihn eich das Gesicht -ji"-
/upudern. Sein Ideal wäro aber, woon ich ihn einmal ak Babz verkleiden wüi'de. Kr
bettelt midi immer an, ich soll ihn doch einbinden wie einen Säugling in eine Deck«
wickeln und dann hernrntragen. '
Wichtig ist Bicherlieh der Umstand, daß mein Jnnge unendlicli an mir h&ngt
und leider bj8 zu semem -zweiten Jahr zu mir ine Bett kam wo er sehr zartUeh .
init mir war. Er litl bis vor kurzem an Eimreeis und Pavor nocturnus Ich weiß seit
der Lektüre Ihrer Büclier, daß ich Eehr viel schnld an Ruinen neurotischen Zuständen
bin, weil i«,ch ich meme ganze Zärtlichkeit an ihn vergeh wendete, und ihn dadurch an
mich linierte.
Eines Beiner Lieblings spiele war ee auch, sich die RoiileaUächnur als ScUint^e
'um den Hüls zu legen. wol)ei er sie (est anzog. Dann rief er „Schau Mama ich erwfirs^
■mich!-'
~-iä7S3:^^S^;=-=^ü=r5=-SS
i'er Syiiibolisnms des Zwau^es, „..^^
hübsch™ Kindeni da waren, konnte ich sie nicht Kenue bfit^st*« w ■ u
und vor allem iiincingrcifeii. ^ ^ t^tasten, benechoii
So vergingen Jahre. Mein echreddichcr Hang für Schuhe vermf^hH.
...h nur «nd dehnte dch auch auf Knopfstiefel, Mbsche hohe Schnü?
6 tief 6l aus. Ich wurde im Geschmack förmlich raffiniert vnr .,,1
ehrt. .:h solche Stiefel und Schuhe, d.e Mädchen todF™' angeh t^tL" 'd,':
nur wenig oder gar keinen P u ß . ch w e i ß hatten. Die Schuld von S'ch'
verghch ich im Geiste nur mit einem „engelreinen KelcL" S
reizten mich auch vor allem .olche Kiiopfstiofel. die mit weißem Fh^H?
;" i"<-''neii ersten Schuljahren hatte icli auch öftere ohne allen Grund 1*1'
eintretende Erektionen; diese SteilTieit des Gliedes war aber ma keS^^^t ^
Wolliietgefahl, sondern mit einem Brennen im Glied, allgemeinem Unbel
hagcn im Unterleihe verknüpft. Aiich litt ich zu jener Zeit an Bettnässen '
dies alles verlor ich aber wieder. Noch mehr aber, als die Leidenschaft füi-
Stiefel, machte «ich nach und nach eine schrecklichere und nachhaltigere in
mir breit, eine merkwürdige Neigung, unter der ich letzt schon über 2Ö Jahre
leide, und der ich ungeziihlte schnicrzüclie Stunden zu verdanken habe Ich ■
mochte vielleicht 10-12 Jalire zählen, als ich anfing, solche Knaben und
Madchen mit Interesse zu beobachten, die steife Kragen trugen. Zu jener
Zeit waren gewisse breite Leinencliemisettcu iür Knaben und Mädchen im
Gebrauch, und e^ innchie mir ein Wolhistgefühl, an diesen steifen Kragen
zu kratzen. Ich erinnere mich an einen kleinen Verwandfen, damals einen
hübschen Jungen, der ein solches Ding am Halse hntle; er sagte zu mir,
ee sei ihm zu eng. und zeigte mir eine wunde Stelle nm Halse, die ihm
der Ki'agen verursacht hätte; damals empfand ich eine heftige geschlecht-
liche Erregung. Seit jener Zeit war ich wie von einem höllischen Zauber
umstrickt, die Gedanken an steife weiße Kragen gewannen immer mehr Raum,
insbesondere konnte mich der Anblick eines solchen Kragens au einem
hübsehen Mädchen ganz rasend nuicheu. Ich bekam jedesmal heftiges Herz-
klopfen und goschleehiliche Erregung; woun der Kragen hoch war,
ein föi-mliches Gefühl von Schwindel. Dazwischen kamen auch noch die
Neigungen für Schuhe. Knopfstiefel usw. lu meinem 13. Jahre hatte ich ' .
schon eine Ahnung von dem unseligen Drang, der mich erfaßt hatte, obwohl
mir der eigentliche Begriff „pervers" noch fremd war; so glaubt« icli bereits,
daß mein Zustand ein besonderer sei, ein unheilbarer, wie ich dies
eigentlich noch jetzt glaube. Damals schon las ich einzelnes über Selbsl-
befleckung usw. Ich sollte nun auch irgend einen Beruf mich widmen:
einige Handwerksmeister verschiedener Professionen schilderten ihr Gewerbe
aber selbst in ungünstigem Lichte, warnten förmÜdi vor ihrem Handwerk.
und so kam es, daß ich damals das Geschäft des Vaters lernen sollte. Trotz
meiner Leidenschaft für Stiefel verspürte ich hierzu keine rechte Lust, das
Sitzen wollte mir nicht recht behagen, auch hatte ich ein Gefülil, daß ich
hier ewigen Anfechtungen ausgesetzt sei, es wäre besser für mich, etwas '
anderes zu ergreifen. Um keinen Preis aber hätte ich mich entdecken mögen.
So kam es also, daß ich zu Hause blieb und mich der Schuhmacherei widmet«.
Das Werk Dr. MoUs kam im 22, Jahre in meine Hände. Ich möchte
hier noch erwähnen, daß icli auch in jener Zeit mit einem Bekannten zu einer
Prostituierten ging, der Erfolg war der bekannte. Über eine anfängliche
Erektion brachte ich es nicht hinaus; ich ging mit der halben Überzeuguu"
340
L'ctischisiiuii-,
»!
impotent zu sein, und ähnlich den Pereouen in Krafft-Ebinge Werke ver-
epUrte ich keine Lust ni^hr, zu einer Öilentlichen Dirne zu geheu.
Von den Mitl-eln, die ich damals ergriff, meiner Triebe Herr zu werden,
möchte ich die weiten Spiizicrgängo nennen, die ich damals unternahm, um
nur i-echt müde zu werden. Die Freude au den Schönheiten der Natur ist es
haiipteächlich auch heute, die mir mein Los erträglicher macht.
Wenn ich z.B, eine (am besten schwarsi gekleidete) Dame sah, die
einen liehen, engen Kragen trug, so ging ich ihr oi't solange nach, bis sie
mit der Hand eine Bewegung am Kragen machte, oder beim Umsehen oder
Seitwärtssehen eine, gewisse Kopfhaltung machte, als ob der hohe Kragen
i li r eine Unbequemlichkeit v c )■ u r s a c h o — in diesem Momente
i'iililto ii-li immer einen Schlag, einen Druck am Herzen, den ich am Besten
mit einer Bliitwello vergleichen möeht«. Sobald aber 'diese obenerwähnte
Bewegung an Kopf oder Hand des weiblichen Wesens geschah, blieb immer
ein gedankonerzeugender Moment dazwischen, in dem sich der Begriff
herausschälte: „Kräftig wirkt der Zauber und so bist du verloren" und
gleich darauf fühlte ich prompt den Druck, die Blutwelle in der Brust. Und
so ist es heute noch.
Ich kaufte einem Jlädchen damals einen hohen Leinenl;ragen, ein paar
Manschetten und fi'eute mich wahnsinnig, einen genußreichen Abend 7.u
haben. Sie /.eigle auch hierfür viel 8inn, ich könnt« mich nicht satt sehen
jenen Abend an ihr. buclistäblich gesprochen, s'ie mußte mir unzählige
Male immer wieder den Kragen, den sie sich auf mein glühendem Bitten
recht eng gerichtet hatte, mit dem Finger lockern, und als ich be-
merkte, daß an ihrem Hals eine aufgescheuerte Stelle entstand verspürte
ich die ßiiineslust, wie sie ein Sadist vielleicht empfindet. So oft ei'<> die Hand
an den Ki'agen legte, gingen mir die sinnlichen Wollen durch den Korper.
Ähnliches konnte ich schildern, als sie einst neue Knopf^tict'el tru"- ah ich
die neuen hübschen Stiefel sah, stund mir schon wieder der Genuß vo'r Augen,
den mir das Ausziehen geben würde.
Das Verhältnis blieb aber nicht immer so ungetrübt und wurde eben-
falls nach kurzer Dauer gelost.
Es folgte eine dritte Liaison, diesmal mit einem Mädchen, das sich
als geschwängert und von ihrem Liebhaber verlassen erwies. Es heißt dann
weiter: „Ich ihri hier nicht vergessen, eine neue Liebhaberei zu erwähnen,
die sich bei mir schon seit geraumer Zeit gebildet hatte: die Liebhaberei
für enge Ärmel. Dem Madchen mm wußte ich hierfür Intoresse einzu-
flößen. Sie war von etwas voller Figur, und es machte mir Genuß, ihr unter
den Arm .u greifen und den Schweiß spüren zu können, wenn sie eine an-
gehheßendeiaille getragen hatt^. Ich verstand es jetzt vortrefflich, das
Madchen abzurichten. Große Beredsamkeit, listige Komplimente, immer-
wahrende Schmeichelei über ihre körperlichen Vorzüge wandte ich an um
-sie füi' meine perversen Liebhabereien empfanglich zu machon und ich kann
eagen. es gelang mir auch. Im Laufe der Monate entstand' ein fömlicher
Briefwechsel m dieser Hinsicht zwischen uns; ich schrieb ihr die phantasie-
reichst«n beb i Iderungen, und sie antwort-eto entsprechend Die«e Briefe habe
ich, verbrannt, um dem Reiz zu entgehen, den sie doch immer gehabt hätten.
Der Inhalt ist mir aber doch noch im Gedächtnisse'"
„Über eine andere Gofiihlserscheimmg möchte ich noch berichten;
nämlich daß eine weibliche Person, die einen Zwicker trägt mir auf jeden
Fall nur wenig oder kein Interesse einflößen kann wenn sie auch die b^
SA,,
■?M
Der Symliolismus des Zwaagee, „.^
treffenden AUnbuto am Leib hat. yondcrbar ist mii' auch «chnn .,.. k-
d.ß mich «og.r im Traum die.o .^.o>:kU^cn mlLrt,^ °^ , --■
..nma oftcT« und m.rkwürdigorweiso imm«r dieselbe JlaadE
Ich muß hier Vümu.schicken. daß icli alijährli.-h mindestens ein- nrl.,-
ziveimal eme gewieso Undschaft aufsuche; einen mir ■ib^ob.t ,T , "
.cheinondon Platz, der mir als eine Zaflucbt vor Irelnen D^gt ersleS
- von dieser Gegend nun bringt mir der Tn.um ein Bild vor dleS^b S
h.er plötzlich ein Gcbände steht, nnd wenn ich erstaunt unw Sig .'^ ^dt
Ecke des Hausos gehe, so begegnet mir plöfzUch eine ältere Fvt, L
üoden sieht, gelbigt von drei hübschen Mädchen, die zu Sor R. r
das .eigen, dem zu entiliehen ich gekommen wir. Bestürzung
Es gibt Zeiten, wo ich glaube der Sache gegenüber geklärter zu stehen
dann wieder kommen Momente von tiefsinniger entsetzlicher TrauriSS?'
In formbchen Schrecken und sinnliche Aurrogung kann mich auch etwt
Gedrucktes bringen, das meine Leidenschaft berührt
Ich nnii.-!ife nun ku dem übergehen, was mir als das Wichtigste uml
Bedeutendste erscheint, nämlich zu dem Gefühl des doppelten Ich das mir
bei besündorem Aultrekn der perversen Gefühle zum Ausdruck kommt \Vio
schon bericht^'t, bemühe idi mich ja fortwähreiui, die perversen Gefühle und
die damit veibimdenen Laster zu unterdrücken, teilweise gelingt es aber
mmier kommen die Zeiten der Uttckfälle; es ist wie mit einer auf- und al»-
stcigenden Periode. Es gibt Zeiten, wo die perversen Neigungen stärker als
sonst auftreten, der Körper befindet sicli wie in einem fieberhaften ent-
zündJichcn Znstand, das Druukgofiihl unter einer Leiden-
schaft zu stehen, die von Normalen nur mit äußerstem Spott bedacht
wird, die Meinung, daß auch (kv beste Arzt hinterher echließlich auch nur
ähnlich denkt, wirkt lähmend auf alles. Und wenn dann wieder ein be-
sonders reizvoll erseheinendes weibliches Wesen mir über den Weg küinmt,
dann tritt der gefürchtete Augenblick wieder ein, wo ich sehe, wie schreck-
lich tief das Übel Wurzel gefaßt hat. (Auszug aus Löwenfeld, „Sexualleben
und Nervenleiden", 5. AuÜ., I. P. Bergmann, Wiesbaden 1914.)
Dieser P'all zeigt uns wieder einmal, wie das „Beengende" so
leicht zum Fetisch wird. Der infantile Eindruck der drei hübschen
Mädchen kehrt auch in den Träumen wieder. Die Vergöttlichung des
Petisch zeigt sich in dem Vergleiche der Schuhe mit „engelroinen''
Kelchen. Die Abneigung gegen Schwoißfüße mag vielleiclit einer ver-
drängten Neigung entsprechen und unterstützt die Beliauptungeu
Abrahams, daß der Scliweißfuß in der Psych ogencsc des Fußfetisdiismus
eine gewisse Rolle spielt.^) Die Beziehungen zur Homosexualität sind
eelir durchsichtig. Das Interesse springt immer von Knaben auf
Mädchen. Es fragt sich, ob überhaupt ohne sehr starke Beteilung aor
Homosexualität ein Fetiscliiemiis zustande kommen kann. Denn immer
wieder zeigt sich diö Abkehr vom Weibe, die Neigung zu Knaben
Erst läuft er Knaben nach, dann überträgt sich die Neigung auf Mäddien.
*) üiG aktive llirchhiBt und difl Bedeutung des Schweißes für si'in Koxuaüpben
beweist die Tateaeliu, tiaB ihn der AchBciRthweiß ecKuell erregt und daß it direkt unter
den Ärmel greift, um den Schweiß zu Epürcn.
Stotel, Slllrungen di'f Tritb und AffolillobonK, Vil.
1<)
5'i '
1 .
o
!?
242
Fetisch] Bmne.
Die eteifen großen Leinonkragen interessieren ihn gleicherweise bei
Mädchen und Knaben. Daß er impotent ist, weil er vor dem Weiho
flieht ist ebenso klar, wie daß er bei Prostituierten nicht reüssieren
kann Wir sehen aber, wie das Interesse überhaupt dem eingeschnürten
Körper zugewendet ist. Erst ist es der Fuß, dann kommt die Kragen-
manie und dann der enge Änuel. Er dieht vor der Homosexualität,
vor den Schrecken des Weibes in eine Parapathie, er fixiert sich an
ein Symbol. Die merkwürdigen Traum- und Schlafzustände, die wir bei
der Besprechung des Infantilismus und der Impnlshandlungen hervor-
gehoben haben, sind auch hier zu konstatieren. Deutlich ist auch die
vorgeschrittene Spaltung der Persönlichkeit, die allerdings nicht zu
epileptischen Zuständen geführt hat.
Bemerkenswert ist in diesem Falle, daß die Paraplülie vom Fuße
axii den Hals übergegangen ist. Das erinnert an den klassischen Fall
von Havelock-Ellis, in dem das Pressen des Kehlkopfes das Pressen des
Gliedes ersetzen kann. Sicherlich spielen sadistisch-kriminelle Phan-
tasien mit, deren sich der Kranke nicht bewußt sein will. Hängt es mit
dieser aktiv-sadistischen Einstellung der Fetischisten zusammen, daß
wir so selten weibliche Fetischisten beobachten konnten?
Einen weiblichen Fall von Stiefelfetiscliismus beschreibt H.Hnri-
Hellmyth.'')
Fall Nr. 46. Es handelt eich um eine Generalstochter, die von Jugend
auf eine besondere Leidenschaft für die glänzenden Reiterstiefel ihre« Vaters
zeigte. „Ein Mann zu Pferd mit den hohen Stiefeln ist eigentlich erst ein
echter Mann." Sie wies verschiedene Bew^erbungen zurück und verlobte sich
mit einem um 30 Jahre alteren Oberstleutnant. (Vater-Imago!) Sie wies
alle Vorstellungen der Famihe mit Hinweis auf seine entzückenden Füße
(Reiterstiefcl) zurück. Der Bräutigam starb vor der Hochzeit und sie
lieiratcto einen auffallend häßlichen Oberst wegen seiner hohen Eeiterstiefeh
Sie ist sterblich verliebt in seine entzückenden Rciteratiefel. Ein
Zivilist mit niedrigen „verhatschten" Schulten ist für sie gar kein Mann.
„Vor Reiterstiefeln kann man zittern und sie zugleich lieben. Natürlich
fällt die Ehe unglücklieh aus. Wahrscheinlich ist sie anäethetisch. Sie rat
einer Freundin nicht zu heiraten, weil nackte Füße schrecklich seien. Ein
Mann mit nackten Füßen ist ein Sdicusal. „Wenn ich mir nur die große
Zehe vorstelle (offenbar ein Penis-Sj-mliol!), graust es mir schon. Und die
Mgel, die immer verkrüppelt sind und die kleine Zehe, die nicht wachsen
kann, das ist ein greulicher Anblick." Sie selbst trag gerne möglichst hoch
hinaufreichende Stiefletten, wegen des strammen Aussehens und des an-
genehmen Gefühles des Ein ges chn ür teei ns! Hohe Stiefel
sind entzückend dezent, weil sie die Formen der Wade verhüllen, während
sie Ledergamaschen und Wadonstutzen unanständig scharf hervortreten
lassen.
^) Ein Faü von weibiicliem -Fuß, nchtiger StiefeUotiechieiiiue. Int. Zeit&'lir-
für ärztl. Psycho anal yec, S.Jahr, 1915, H.2.
f
Der SymboIismiiH dos ZH-anges, 'Jd.-'
AIb Kind wünschte sie sich hohe Keiterstiefe! und war glücklich als
ihr der Vater an dem Geburtstage hohe Reiters tief ein schenkte. (Identi-
fizierung mit dorn V:itor!)
Hellmuth bemerkt zu diesem Falle: „Für den Charakter dos
echten FetiBchismuB spricht der Umstand, daß ilir volles und einziges
Interesse an einem Manne dessen Fußbekleidung galt, daß der Mann
sozusagün die unvermeidliche Staffage zu dem Fetisch war, was sie
selbst in klaren AVorten ausspricht. Sie verzichtet nicht bloß auf das
normale Sexualziel, sondern sie nimmt zur Voi'stullung ihres Fetisch
Zuflucht, um sich die ehelichen Pflichten erträglich zu machen."
Würde es sich um einen Mann handeln, so würde er wahrscheinlich
für den normalen Koitus impotent sein. Ein Weib kann trotz An-
ästhesie noch immer Kinder gebären und den Koitus passiv erduMe-n.
Wir sehen aber deutlich ein Abrücken von der normalen Sexualität.
Sie wählt eicli ältere Mäimer und flieht die jungen, nicht nur nm einen
Vater-Ersatz ihr eigen zu nemien, sondern um dadurch der stürmiseiien
Loidenschaft der Jugend zu entfliehen. Sic zeigt gleichfalls das S>iiiptom
„des symbolischen Zwanges" in ihrer Freude, in hohen Schaf tstiefletlen
f-ingcschnürl zu sein. Ihr Ekel vor dem nackten Fuß entspricht wolii
dem Ekel vor dem nackten Penis. Keineswegs hewieson ist es aber —
wie Saßger und Hellmuth es annehmen — , daß der Stiefel bloß Ponis-
Ersatz ist. J^eider ist der Fall nicht analysiert. Er ist aber durch-
sichtig und charakteristisch genug, um hier erwälmt zu werden.
. ■ Ein ausgezeichnetes Beisiiiel, wie das Symbol das Geschlechtliche
ganz vordrängen kann, bietet der nächste Fall Löireiifelds, der wieder
das Thema der Schaftstiefel behandelt.
Fall Nr. 47. .,WaB nun die geschlechtliche Fragß betrifft, so muß icli
wohl als Kind einmal irgendwo im Theater oder auf der Stralie eine Reit-
dame zu Geeicht bekommen haben, die hohe Sehaftetiofe! trug. Das hat anf
mich einen bleibenden Eindruck gemacht; denn ich habe als Knabe iauner
die merkwürdige Tendenz gehabt, mit Vorliebe mir den Anblick von Ecit-
damon zu verBclmflen, sei es in natura oder auf Abbildungen, und awnr waren
es vor allem die hohen Stiefel, dio mein besonderes Interesse erregten,
aber nur wenn von weihlichen Personen getragen, dagegen von Männern,
absolut nicht. Als Jüngling entstand beim Anblick derartiger Damen dann
Samenerguß, und ich gestehe, daß mich die Neigung so packte, daß ich,
wenn sich mir Gelegenheit bot, im Theater, Zirkus, in der Nähe von Reit-
echulen, einen solchen Anblick mir zu verschaffen, ich der Versuchung absolut
nicht widerstehen konnte. Dabei erfolgte dann stets Samenerguß.
■ Infolgedessen pflegte ich keinen normalen geschlecht-
liehen Verkehr, sondern suchte meinen Geschlechtstrieb auf diese Weise
zu befriedigen. Da eich in dieser Frage niemand um mich bckiimniert hat,
60 habe Ich es bis zum 26. Jahre so weiter gemacht. Im 2f>, Jahre suchte ich
endhch in M. einen italienischen Psychiater auf, Prof. A, R. und hat um
Ratechlag. Derselbe riet mir ein geeignetes Mädchen zu suchen, dasselbe
544
FetisrhismuS,
'^
SO zu kleiden ' wie es meine Phiintasie liebe und dann dc-ii üoächlerihl.-^ala
zu versuclieii. ' Dlis tat Ich und der G eschlccM*ak:t gelang; ich fiidelti> den
Donnalen Geschlechtavcrkelu- iangsiim ein. Ich versuchte nun auch ohne
Kleid und Stiefel den Akt zu vollbringen, manchmal gelang er, manchmal
auch nicht- bei entsprechender Kleidung ist eben mehr Sicherheit vorhanden.
"Die weiblichen Geschlechtsteile interessieren nrich
wenig.
Es hat sich nun bei mir die Tendenz herausgebildet, auf der Strai-le
die Fußbekleidung der Frauen bisweilen zu beobaehtcn und ruft h o li o
elegante Fußbekleidung leicht Erektion hervor, die sich zum Samenerguß
stcigoi-n kann, wenn ich der betreffenden Person folge.
In Schaufensterauslagen rufen wohl hohe und Schaftstiefel für
Damen einiges Interesse hervor, jedoch keine Erektion und Samenerguß.
Derselbe tritt erst ein, wenn der Gegenstand von der Person getragen wird.
Da ich nun jedoch den Schlüssel zum normalen Geschlechtsverkehr
gefunden habe, so suche ich meine Neigung im Zaum zu halten und den
richtigen Geschlechtsakt einmal in der ^Yochc zu vollbringen. Diese Neigung,
mit der ich behautet bin, ist für mich von größtem Schaden; leicht schweben
mir Gaukelbilder von Reit^amen vor, auch bin ich ziemlieh indifferent im
Geschäftsverkehr. Ich betreibe hier ein Geschäft und wäre es später vielleiclit
von Vorteil für mich, wenn ich heiraten könnte, um eine Hilfe im Geschäft
zu haben. Jetzt unterstützt mich noch mein Vater, aber er ist alt. Das
Heiraten wird jedoch absolut nicht gehen, so lange ich solche merkwürdige
Neigungen habe. Der italienische Professor, mit dem ich einmal darüber
aprach, sagte mir, ich solle eine lieitdame heiraten. Das mag nun theoretisch
vielleicht richtig sein, aber praktisch ist es nun nicht durcliführbar; denn
was tuö ich in meiner Lebenslage mit einem Sportsweibe, aiißerdem müßte ich
doch erst Bekanntschaften machon. Ich würde beim Anblick der Kleiduu"
und speziell der Stiefel dcr betreffenden Dame dann immer in Aufregung und
Samenvorlust geraten, was mich noch mehr schwächen würde.'' (Ans „Sexual-
leben und Nervenleiden", Löwenjeld, 1. c.)
Alle diese Fälle zeigen eine Übertreibung des spezifischen Go-
Bclunaclces, die oit an das Absurde grenzt, wenn die analytische Anf^
Ißsung dieser Eigontümlichkciten keine Aufklärung bringt. Der eine
liebt Damen init Zwicker, der andere betont, daß sie keinen Zwicker
tragen dürfe. Diese negative Einstellung ist eine Eigenschaft, die Hirsck-
!eid irrtümlicherweise »An t if e t i s chi s m u s''^-) genannt hat.
Natürlich sind die Abneigungen ebenso zu werten wie die Be-
gierde. Ob der Fetisch negativ oder positiv wirkt, das ist dem Psycho-
logen ganz gleich. Er sieht in beiden Formen Ausdrucksarten einer
und derselben Kraft. Ich kann daher den Antifetischismus HirschfeUs
als selbständige Paraphijie ebensowenig gelten lassen, wie seinen
Transvestismus. Die psycho sexuelle Teilaversion-) ist nur eine markierte
peychosexuelle Teilanziebung. Einer seiner Patienten hat eine un-
') Audi der „Zwicker" dient häufig der Symbolisiorung des Zwanges
') Über Horror BexualiB partialis (sexuolle Teilaversiün, antifetiEchistisdic
ZwaLgsvorstellungen, Fetischhaß). Neurolog. Zentral bl., 1911, >Jr 10
L_
l'i^r Symbolismus des Zwanges. 9^ =
überwindlicli« Abneigung Regen wciblidie Brüste und sclieut sich sogar
da& Wort Urust auszusprechmi. Er ist Arzt und kann die Frauen
vorne nicht perkutieren und auskultieren, gcsdnveige denn die Mamma
palpioren. Er wurde doshalb Kindei'arzt. Die Ursache dieser Anti-
])athie wisse er nicht. Nun kommt die bekannte Tlirasc der Parapathiker
nnd besonders der parapathi sehen Ärzte: „Er habe sich genau geprüft
unt! nichts entdecken können, worauf diese Abneigung zurück -eli+. "
IJae ißt natürlich kein Beweis, wie der eigene Fall von Antifetrschi^-
iiius, den ich dann referieren werde, zeigen wii'd. . . . Eine andere
Piitientin halit die Männer mit einem Vollbarte, der dritte haßt "eihe
Sc-hulic, so daß er sie sogar in Hotels beschädigt, wenn sie vor der
Türe stehen. Ich lasse nun einen solciien rharakter ist Ischen Fall aus
der Kasuistik von Uirschfdd folgen. Er ist sehi' verräterisch und zeigt,
dii[J hinter dem Anfil'etisohisnms auf (iegenstündc der sexuelle Ekot
steckt, der diese Gegenstände als sexuelles Symbol wertet, wie wir es
ja bei der Bes]irociuing der Kleptomanie kennen gelernt haben.
Fall Nr. 48. Mechaniker, 31 Jahre ult, leidet an einem „wahren Haß''
pcgeu „Wäschek nöpf e"'. Er köimo sich nicht eriiuierii, diese tief in
ihm wurzelnde Abneigung jemals nicht l)escssnn zu haben, er sei sich aber
erst ypiiler dniiiber khir gi^worden. daß sie mit f^eiiiem Cie.^chleclit.strieb zu-
sammenhänge, der sonst ganz normal und ausscliließlich au( das Weib ge-
richtet sei. P. sagt: „Alle Arten von Knöpfen an der AVäsehe erseheinen
mir unanstänilig, ja ßugar nach meinem uamaßgeblichen Urteil unsittlicli;
je größer nnd glänzender sie sind, um so liÜßUcher, um nicht zu sagen griil5-
liehcr finde ich sie. Die bescheideneren mit weißem Stoif überzogenen stören
mich weniger. Lebhuft erinnere ich mich, wie ich im Alter von 7 bis
12 Jahren gegen die Knöpfe vorging, die eicb an AVäschestnckcn meiner
Schwester befanden. Abreißen kennte icli den Knopf nicht, denn es war mir
nicht möglich, ihn anzufassen, deshalb schnitt ich ihn mit einer Schere
rasch fort imd beförderte ihn dann durch Stoßen mit dem Fnli weiter. T':h
wurde öfter von meinen Eltern wegen dieser Unart bestraft, konnte aber von
dieser Absonderlichkeit nicht lassen, trotzdem ich sonst ein folgsames sanft-
mütiges Kind war. Auch beute noch liassc icb diese Knüpfe, wo ich sie finde.
Gebe icb liinler einer Dame hei', die von vorne oder von weiloin gesehen
mir sjTiipathisch war, und ich entdecke dann eine nur mangelhaft oder garnicht
verdeckte Knopfreihe am Kückensclihiß der Bluse, so wird njir die Bluse
und ilire Trägerin höchst un^jinpaihiscli. Ein Monstrum an llaßlietikeit sind
für mich jene lieforin- oder Gesundheitskorsetts, die an Stulle des üblichen
Hakenversehlusses Knöpfe hallen. Abstoßend häßlich würde mir ein iu
solcher Verpackung steckender, selbst körperlich schöner Weibtypus vor-
knmnien. .Je nieJir der wideiwäitigen Knöpfe in einer Reihe stehen, utu so
ekelhafter ist es mir. Merkwüi'diger weise nndi icli seit meinem 37. bis
ISL'Jahre bei ihrem Anblick immer an die in einer K e i h o stehenden
Brustwarzen von M u 1 1 e r s c b w c i n e n oder 11 ü n di n ii e n
denken. Am lieljsten wäre mir, wenn an der Damenwäsche. Idenid-
blueen usw. alles gebunden wäre. Ich babe aber nicht für Bänder einen
FetiBchismuB. Auch Haken nnd Ösen oder Druckknöpfo sind für nnch keine
246
Fetisch! Bm US.
EL I
I
Ärgemiserreger, dagegen fühle ich einen an EkeL grenzenden Abseheu, wenn
ich an mangelhaft zugeknöpften Blusen und Taillen der Frauen H e ra d-
lücken entdecke. Trotz meines furchtbaren Widerwillens suche ich un-
willkürlich nach diesen abstoßenden Sachen und entdecke sie leider ziemlich
oft. Sehe ich an solehon schlecht zugemachten Kleidungsstücken entblößte
Knöpfe, 60 kommt mir ein solches Weib schlimmer vor, als ob sie nackt ginge.
Der Ekel steigert sich dann aufö höchste und nie könnte ich mit einer solchen
Frau verkehren, auch nicht ungeschlechtlich, geschweige denn geschlechtlieh."
Es ist nicht schwer zu erkennen — und wird vom AntifetiGchisten
feelbet betont, daß diese Knöpfe nur symbolisch als Mamillen aufzu-
fassen sind. Gerade bei dem Fetischismus zeigt sich die ungeheure
Bedeutung des Symbols für das Sexualleben. Auf die sadistische Kom-
ponente weist das Abschneiden der Knöpfe an Wäschestücken, die seiner
Schwester gehörten. Dabei benützte er eine Schere und schleuderte den
Knopf mit dem Futie weg. Es scheint sidi um eine Haß Verladung
von seiner Schwester, der Rivalin in der Liebe seiner Mutter, auf ein
Objekt zu handeln. Das „M u 1 1 er seh wein" mit den zahlreichen
Brustwarzen spricht eine deutliche Sprache. Der verdrängte „Voyeui''"
verrät sich in seinem affektbetonten Abscheu vor Enthüllungen des
Busens.
Als weibliches Gegenstück zu dem vorigen Falle berichtet Hirsch-
fetd (Sexualpathologie, III.Bd.)-
Fali Nr. 49. „Ein höchst eeltsamer Fall meiner Beobachtung betrifft eine
Dame, die an K r ug e n kno pf f e t i s ch i s mu s leidet. Ihre Grund-
empfinduiig ist ein intensiver Fetischhaß gegen diesen Toilettengegenstand,
dessen Anblick am Halso, einschließlich der Druckstellen, die er vielfach
in der Haut hintei-lülit, sie stark irritiert. Erweckt aber iemand in ihr eine
starke geschlechtliche Begierde — gewöhnlich sind dies, wie sie sich aus-
drückt, „stilreine" Lebeniünner, so verwandelt sich diese mit Berührungsfurcht
einhergehende Aversion bei ihr in heftige Neugierde, das sonst verabscheute
Objekt zu sehen, in den Mund zu nehmen und wenn möglich, zu
zerstören. Für den Üoruhlsumschlag eines negativen in einen positiven
Tropieinus und umgekehrt, sind solche Fälle überaus lehrreich "
Dieser Fall ibt ebenso durchsiditig wie der vorhergehende. Der
Fetischhaß ist eine verdrängte Fetischliebe — in diesem Falle Abwehr
einer Fellati o-Phantasie.
Ich möclite nocli erwähnen, daß Ilirsckfeld in der erwähnten
Arbeit den Roman „Fetisch-Haß" von Gustav Adolf Weber (Berlin,
York-Verlag) zitiert. Es wird dort die Lebensgeschichte einer Frau
geschildert, die eine leidenschaftliche Abneigung gegen den Frack hatte.
Sie hat allerlei /'-ueanimenstöße mit befrackten Kellnern, erstickt fast
Uli diesem Haß und . . . verliebt sicli in einen jungen deutschen schwarz-
bi'fracktcn Zimmerkellner. Der Autor schildert, wie der Haß gegw
seine Kleidung mit ihrem Verlangen streitet, bis sie unterliegt. Als
Iv.
■ V
Der Symbolismus des Zwanges.
247
sie nach dorn ersten intimen Verkelir, die Augen aufschlagend, den wieder
angekleideten Geliebten in seinem Frack erblickt, „durchtobt plötzlich
eine ungeheure Wut, ein ungehinderter Haß ihr Gehirn; wie rote
Flanunen, auG denen der schwarze Frack hölinisch hervorleuclitete
tanzt es vor ihi'eii Augen, und ehe sie es ausdenken kann, hat sie einen
im Schubfach liegenden Revolver ergriffen und ihn auf Reinhards —
so ist der Name des Kellners — Eopf abgefeuert."
Dem Analytiker sind diese Fälle klar. Es handelt sich ja um
das psychologische Abc. Solcher Fälle vom scheinbaren Anti-Fotischis-
nius könnte icJi eine ganze Zahl anführen. Ich erinnere mich an eine
I'rau, die mir sagte, sie hätte nur eine Abneigung: Große starke, selbst-
bewußte Männer mit einem „Es ist erreicht" -Sclinurrbart. Ihr erster
Geliebter, der sie zu Fall brachte, zeigte diesen Typus, gegen dessen
Anziehungskraft sie sich durch diesen Antifetischismue schützen wollte.
Die Reihe dieser Fälle möge eine eigene Beobachtung schließen,
die HirschfeM gewiß als „Antifetiseliismus'' bezeichnet hätte.
Fall Nr. 50. Der achtzehnjiihrige \V. B. leidet seit einigen Monaten
Uli einer völligen Unfähigkeit zu Studioren. Er war ein guter fleißiger
Schüler, küm immer mit einem guten Zcugiiie davon, hatte noch Zeit Neben-
studien zu betreiben. Seit einiger Zeit wurde es ihm immer schwerer aiif?;«-
papsen imd dem Unterrichte zu folgen. Er kann nicht lernen, wenn nicht der
i-lauelchn'r eder seine Mutter bei ihm sitzt, Er ist reizbar und hypochondrisch,
immer verstimmt, zeigt gar keine Lebensfreude und keine Interessen. Er
klagt über Rückonsch merzen, schläft sehr schwer und spät ein. ist morgens
schwer zu onvccken und meist niiido, fühlt Kopfschmerzen, die vom Nackeu
biß in den Rücken ausstrahlen.
Da solche Erscheinungen sehr häufig nach oder bei sexueller Abstinenz
auftreten, frage ich nach seinem Sexualleben. Er hat nie o n a n i e r ts da
er schon mit 12 Jahren von einem Onkel belehrt und vor
den fürchterlichen Polgen der Onanie verwarnt wurde!
Er hat auch nie einen Geschlechtsverkehr gehabt. Er wurde mit 14 Jahren
von Mitsehiilem sexuell aufgeklärt und erzählte das seiner Mutter, welche
wieder den Onkel beauftragte, ihm die notwendigen Mitteilungen zu machen.
Dieser erzählte ihm von den sehreckhchen Folgen des allzu frühen Ge-
Bclileehtsverkehrcs. Man werde rückenmarksleidend, man ergebe sich leicht
der Ausschweifung, es gäbe verheerende Geschlechtskrankheiten, an denen
man zugrunde gehen oder sein ganzes Leben leiden könne. Er möge sich
nur beherrschen und warten, bis nr heiraten könne
In letzter Zeit wurden die sexuellen Phantasien übermächtig und er
wulite sich manchmal keinen Rat. Er hat öfters erotische Träume, die mit
einer Pollution enden, nie mit Männern, immer nur mit Frauen. Er sieht sich
alle Frauen aut der Gasse an und spinnt seine Phantasien weiter. Plötzlich
sagt er spontan: Ich habe eine unüberwindliche Abneigung:
Frauen mit großen F ü ß o u. Vor diesen habe ich einen
großen Ekel. Ich könnte mit so einer Frau nicht zärtlich
sein. Wenn ich eine Frau betrachte und ich bemerke zu-
fällig einen e r o ß o n F ii li. f= o ist sie für mich erledigt.
'248
fctiscliisrnus.
lil
Diesen „AnüteüschiemiiH" führt er auf einen seiner ersten infantilen Ein-
drücke zurüelt. Er war 12 Jahre alt, da zeigte ihm ein Kollege eine Slowakin,
wie sie in Wien so zahlreich zu sehen sind. Sie tragen kurze Röcke, so daß
man ihre Waden sehen kann. Der Kollego sagt«: „Schau, was die für fesdie
Wadeln hat!'" Er sah hin und bemerkte külo.ssale Waden die fast über die
Füße hinunterhingen." Seit damals sei ihm der Ekel vor großen Prauen-
füßen bewußt.
„Hat Ihre Mutter oder Schwester große Füße?"
„Nein, meine Mutter hat wunderschöne, eher auffallend kleine Füße
Er erzählte dann daß er in der Jugend sehr fromm gewesen sei, 'so
daß er .jeden Morgen m die KutIic ging. Dann hatten sie einen sehr strengen.
Ihm antipathischon Kehgicmsprotesso.'. Er haßte ihn und wurde durch den
Einfluß eines aufgeklarten Kollegen, eines getauften Juden, vollkommen un-
abhängig von ( er KuThe. E,- gla,dK- wohl an einen Gott, aber nicht an die
Normen der kathoh.xlien Kirche. Penier sei er ungeheuer abergläubisch und
werde dainr in der Fanube verlacht. Er hat seine Unglückstage, glaube an
die verhängnisvolle Rolle der Zahl 13; der Freitag sei ein besonderer ün-
glucksl^g und solcher Dinge mehr. Er glaube auch an glückbringende Orakel,
z.B. daß der Professor ihn immer jene Seite pHife. die er sich gerade durrh-
gelesen habe. ... -^ -
Er sei sehr mißtrauisch und vertraue keinem Mensehen. Seine Mutter
«berwachc ihn immer und wolle ihm gar nichts glauben. "Er gehe täglich
spazieren, seine Mutter aber glaube, er sitze im Cafe oder bei irgend einem
Kollegen. Er sei leicht zu beeinflussen. Wie ihn der erwähnie Freund der
Famihe absi.enstig gemaclit habe, sei ihm das aufgefallen. Er habe sich sofort
gegen die l'amilie emnelunen lassen. Er habe eich schon einmal hvpnotisieron
lassen lind sei soloii. eingesclilafeii.
^ Er schwärme tiir diö Kunst und besonders für alte Bilder. Die modernen
Bilder könne er nicht leiden, sie seien Parbenkleckse. Aber die allen Bildei'
zeigten schäm' abgetönte Farben und eine wunderbare Ruhe während die
modernen unruhig waren und das Gemüt nicht erheben könnten
Er haßt alle Menschen. Die anarchistischen Bücher ziehen ihn W r
ordentlich an und er begreift ihre Lehren als selbstverst^'ndllrh p
findet iede Autorität als störend und stallt sich Tu ilu ^ti? xti ^"l^'
macht ihm eine Freude, wenn er hört, daß die \narchi-tl 7 f "'
Attentat .„sgo.bt h.bon. Ich ».-Märe ta. iA dtTt'S^lh.T n>nbl"
von einem Haß gegen seinen Vater stamme. »^"iiiih uncnuai
Das gibt er sofort zu. Er ist ein uneheliche« ICinH .^„a i . -
Vat... nicht Dj. MuU«- hat ih,„ „,e™al, den SSnt „'es t^"" 3^^
Aber er haßt ihn mgnmmig und er wurde ihn töten won„ V fienannt.
erfahren wiirde. Wie dürfe man ein Kind in dFe Weit « '\ ^'"-T
darum weif^u- zu kümmern? Sein größter Schmer, lil TT' """' 't
Schule weiß, daß er ein uneheliches Kind ei Er kön^' ^T. '"1 f^''
Seine größte Angst ist aber, daß sein Va1.r vielldcht et jTde ^i" Denn e^tn
er .u^^aussehe, tr.gt gerne ein Kreu. . ^ ^^TtT^^^^.
Nach einigen Stunden erzählt er. daß er ^(^^:■ r.\fr. ■■ w i
Schwes^r sei. E- zähle die Minuten .^nnlie^kltstef utgthe^ ^ :^
den Mann umbrmgen, der seiner Schwester nahetreten ^^iirde. Schließlich
Der SjmlinLiBniuB des ZwaugoE.
249
gibt er freiwillig m, daß er die Schwester liebt, daß or wiederhoH gegen
den Gedaiilioii kämpfen muß, die Schwester zu seiner Geliebten zu machen
Auch die Inzestphantasien, die sich mit der Mutter befassen, sind ihm be-
wußt, Ti'äuuio Yon Vorkehr mit Mutter und Scliwcster sind außerordentlich
hitufig, Ei- wagt es nicht mit fremden Madchen zu verkehren. Da er
seinen Yatcr nicht kenne, so könnte ja dies Mädchen
zufällig seine Schwester sein, (Solche Umwege liehen die Para-
pathiker, wenn sie in jedem weiblichen Wesen ein Uild ihrer Schwester
seilen. Jede Frau wii'd ilun zur Scliwester . . .} Alle diese Kräfte drängen
ihn in die homosexuelle Richtung. Er interessiert sich für schöne Männer;
Einem feschen Offizier kann er nachgehen und ihn immer so bewundern
als wenn er ein Mädchen wäre. Er ist besonders bei :<einer Schwester auf
Offiziere eifersüchtig, weil ei' fülilt, daß man ihrem Werben nicht wider-
stehen kann,
„Gestern,- fängt er zu erzählen an, „sah ich einen Offizier, der mir
sehr gilt gefiel. Ich ging ihm eine Viertelstunde nach . . .'■
„Haben Sie auch seine Füße beobacliict?"
„Die sehe ich nie an. Da schaue ich nicht hin ..."
,. Warum denn?"
„Weil . . . ich kann es Ihnen nicht sagen."
„Ist es so peinlich, daß Sie es verschweigen wollen?"
,,.Ta , . . ich habe Ihnen nie davon 'gesprochen. Mtinner reizen mich
nicht. Ich sehe sie nur platonisch an. Aber wenn sie einen schönen Fuß
haben, elegante Schuho und Sporen daran, n'erde ich sexuell seiir aufgeregt.
Ich fürchte micli dann, ich konnte homosexuell werden."
„Muß der Fuß dier Offiziere, wenn er sie erregen soll, klein oder
groß seitt?"
,,!•] igentlich erregt mich ein große ]■ Fuß und eine
große Nase. Ich habe von einem Kollegen geiiört, daß Männer mit großen
Füßen und einer großen Nase auch ein großes Glied haben . . ."
Ich breche hier die Unterredung ab. Es zeigt sich, daß der Antifetiech
die Ei'innerung an den Männorf uß ist. Außerdem ergibt die Analyse, daß
ihm als kleinen Knaben der große Fuß der Mutter sehr interessiert hat.
Er versuchte ihre Schuhe zu tragen und steckte immer sein Kinderfüßcheii
hinein. Obwohl die MulU.^ sehr kleine Füße habe, war der Schuh ihm innner
zu groß. Das war sein Schmerz. Er wünschte eicli einen so großen Fuß zu
haben, daß er in den Scluili der Mutter passe. Es handelt sich auch um einen
erotischen Symbolismus, wobei der Fuß ein phallisches Symbol repräsentiert.
Sein Antifetisch ist eine Sichenmg gegen die Inzeelgedanken und gegen
die aus der Verdrängung der Inzestgedanken aufkeimende Homose.vualität.
Wir sehen in diesem Falle die infantile Wurzel seines Partialis-
mue um einen solchen handelt es sich ja. (Anti-Partialisnuis könnte
man mit llirschfeld sagen.) Es ist der Fuß der Mutter, der ihm als
Kind sehr yroB erschien. Andrerseits sehen wir die dciitlicho homo-
eoxuelle Komponente. Er !mßt das Weib, wenn es ihn an einen Mann
erinnert. Der unbokaiinle Fuß seines unbekannten Vaters ist es, de«
er sucht nnd haut. Er würde diesen Vater töten — sagte er, wenn
er ihn finden würde. Er weiß nur, daß er ein reicher Mann ist und auf
croßem Fuß lebt. Diesen Ausspruch liörtc er oft von seiner Mutter,
250
Fetischismus.
', 1
,i ■
die auch so lange auf großem Fuß lebte, als eie die Geliebte des Mannes
war, während sie jetzt von den Zinsen seiner Abfertigung lebt. Jede
Frau, die elegant ist und auf großem Fuß lebt, weckt in ilun die
Assoziation: Das ist auch eo eine „ausgehaltene Maitrosse". Seine
Angst ist, die Schwester könnte eine Maitresse wie die Mutter werden.
An Offizieren reizt es ihn am meisten, wenn sie in ilire Uniform
eingeschnürt sind, Am vorlockendsten erscheinen ihm Husaren mit vielen
Schnüren, engen, prall sitzenden Hosen und hohen Schaftstiefeln, D e r
große Fuß muß iu einen engen Stiefel gepreßt sein.
Seine Vorhebo für Oftiziere entspriclit einem hartnäckig fest-
gehaltenen Infant ilismue. Auch die Vorliebe der Frauen für das zwei-
farbige Tuch entspricht einerseits einem Infantilismus, andrerseits der
Vorstellung, daß sich die Offiziere und Soldaten durch besondere
Manneekraft auszeiclmen. Übrigens findet sich diese Anziehungskraft
des färbigen Tuches aucli bei Homosexuellen, bei denen man alle Formen
des Partialismus beobachten kann. Immer wieder hörte ich die An-
ziehungskraft der gut sitzenden Uniform preisen. Der Soldat ist ja
&n und für sich ein Symbol des Zwanges, der „euphemistisch" Disziplin
genannt wird.
Sogenannte fetischistisclie Neigungen sind bei Homosexuellen
ebenso häufig wie bei Heterosexuellen, (Wir werden einen solchen Fall
kennen lernen,) Es kann sich dabei nur um Toilanziehung oder um
echten Fetischismus handeln, wobei der Fetisch den Mann ersetzt. Be-
sonders beliebt sind die verschiedenen Soldaten, was entschieden auf
die infantile Wurzel dieser Neigungen hinweist. Denn jedermaiui weiß,
was für eine große Rolle die Soldaten im Seelenleben des Kindes spielen.
Sie sind vermöge der Uniform geeignet, den Sinn des Kindes, seine
Phantasie zu erregen. Ferner kommen die kriminellen Instinkte zur
Geltung, da sie ja Träger von Waffen sind und das Ersteclien und Er-
schießen auf diese Weise gespielt werden kann, ohne daß die auf-
keimenden sozialen Gefühle das hindern. Hirschfeld betont diese Eigen-
scliaft der Homosexuellen. Seine Ausführungen über diesen Punkt sind
sehr interessant:
„Abor auch hier gibt es innerhalb jeder Gruppe immer noch sehr starke
DÜferenzicriingen; .«o finden wir unter den „Soldatenfreiem" solche die nur
für die Mannschaften mklmieren, darunter wieder welche, die fast ausschließ-
lich am Unteroffiziere, andere, die fast nur auf Offiziereburschen „fliegen";
<iann gibt es welche, dio sich nur mit Offizieren befassen. Daneben spielen die
verschiedenen Truppengattungen eine Rolle. Für viele existiert nur die In-
fanterie, für andere die Kavallerie, für dritte dio Marine. Ich kannte einen
HoraOBOxuolIen, für den nur die „ersten Garde-Ulanen" von erotischer Be-
deutung ^\'aren, die ganze übrige deutsche Armee schien für ihn nicht vor-
handen au sein. Vor einiger Zeit hatte ich einen Arzt zu begutachten, der aus-
schließlich Kavallerieoffiziere liebte. Da er mit ihnen anikTWcitig nicht in
i
I>cr Symbolismus deB Zwangen. ^\.
Konnex kommen konnte, hatte er sie dadureli auf sein Zimmer zu locken
veretandon, daß er mit ihnen Geldgeachäfle eiitrierte. In allen diesen Fällen
Bpielt offenbar der Fetischismus eine beträchtliche Rolle, von dem eich
Anklänge übrigens auch bei allen anderen Homosexuellen meist unschwer
nachweisen lassen.
„Daß oe sich hier talsächUch um Fetischismus handelt, geht daraus
hervor, daß, wenn der Feiisch fehlt, an die Stelle dor eoxuellon Attraktion
oit völlige Indifferenz, wenn nicht gar Aversion, tritt; so erzählen Soldafcen-
Iremido, wie völlig „abgekühlt sie seien, wenn ihre früher geliebten Freundo
sie als „Reeorvisten" aufsuchen. Diese wiederum, meist sehr erfreut über
die schon längst ersehnte Zivilkleidung, sind oft nicht wenig verwundert über
das gänzlich veränderte Bcneimicn ihrer Gönner. Ein junger Priester
schreibt mir: „Ich bin vollständig homosexuell. Der Typus, der mich an-
zieht, ist der kräftige, schöne Mann im Alter von 25 — 40 Jahren. Ob dieser
Typus nun blond oder schwarz ist, ist mir gleichgültig, nur muß er sym-
pathische Gesichtszüge und vor allem einen Schnurrbart — aber ja keinen
Viillhart — haben, bartlose Männer können mich auf keinen Fall reizen; wie
M'hr die geschlerhtÜche Heizung von dem Schnurrbart abhängt, ülustriere
lolgendes: Mein Onkel — ein hölieror katholi.scher Geistliclier — bei dem
ich nüch studienhalber aufhielt, hatte einen Kaplan, der jeueu kräftigen
si-höncn Typus darstellte, den ich liebe, und welcher als katholischer Geist-
licher keinen Bart tragen durfte?. Wir beide verkehrten freundschaftlich
miteinander, ohne daß ich meincrecite sexuell von ihm erregt wurde. Ich
brachte nun eines Tages einen beim Friseur gekauften Schnurrbart mit heim
und bat ihn. er möge ihn anlogen, was er auch tat. Sofort bemächtigte sich
meiner eine tiefe Erregung und ich hatte Mühe, ihn nicht an mich zu reißen
imd zu verküBsen."
„Wie ungemein detailliert und sjiezialisiert die Geschmacksrichtung der
Homosexuellen sein kann, mögen noch einige seltenere Fälle belegen. Ich
kannte Urninge, die sich erotisch ausschlielilich für Schutzleute mtereesierten,
aridere, die nur .,Studeiitcn mit Schmissen" liebten; einen Urning lernte ich
kennen, dessen ausschließliche Leidenschaft Hirten waren. Nach diesen lugt«
er aus weiter Ferne aus. „Einmal," so ei-zählte er, „erblickte ich in der Gegend
von San Remo oben auf dem Borge einen Hirten inmitten seiner Herde; leider
hatte ich meinen Feldstecher vergessen. Da mir seine Gestalt jugendlich er-
schien, machte ich mich zu ihm auf den Weg, es war ein sehr beschwerlicher
Weg durch ein tiefes Tal, wohl über eine Stunde. Als ich oben angelangt war,
i^ah ich, daß es ein ganz, alter Mann war. So ist es mir mehr als einmal ge-
Ein anderer wurde durch den am Nacken stiirk hervortretenden
siebenten Halswirbel mächtig angezogen, andere durch Kahlköpfe; von zwei
urnischen Brüdern, die ich in Briissel kennen lernte, liebte der eine nur
„Chasseure'', der andere nur Chauffeure." _
Ich kannte einen Urning, der prinzipiell nur mit Rhomlandera, Woet-
faien und Pommern sexuell verkehrte, „ ganz ausgeschlossen-' seien für ihn
Sachsen Hamburger und Elsässer; einer wurde nur durch Leute, die kurze
Shaghpfeife lauchten, erregt. Verschiedene Urninge und Urlinden teilten mit,
daü schöne Menschen sie kalt ließen, dagegen fühlten sie sich angezogen
durch Leute von grotesker Häßlichkeit, Überhaupt ist bei den homosexuellen
Frauen diese Differenziertheit des Geschmackes ebenso groß. So konnte sich
eine mir bekannte Urlinde nur für verheiratete Frauen interessieren, eine
^m
252
Fetischismus,
^
■■1
■
amieii.' nur füi* Dienstiiiädclieii, ciiiü weitere wurde durch Pelze, eine andere
durch große Ohri'inge mächtig angezogen, eine liebte „Frauen nicht iuiUt
200 Plund."
„Wenn Kriogsminislcr von Einem über die Homosexuellen oagte' Ich
habe aus Broschüren und wiseensehaftlichen Sclinl'tcn gelesen &d\l Jen»;
Männer, die mit dieser Leidenschaft behaftet sind, sich diejenigen Männer
aussuchen, die ihnen die Verkörperung der Stärke und Vollkommenheit .u
sein >=chemeu : z B sollen Lastträger, Rollkutscher und Dierkulsclier ganz
besondere Objekte direr Lust se.n." so zeigte er sich nur sehr einseitig
orientiert.
,,Ein speknlaUver MiUliirschncider in Berlin, der ein vielbesudites Ab-
sleigquartmr ur Hen.osexuellc unterhielt, hatt« in seinen Schränken alle
m Lianen, Land- in heesoUlaten umwandeln konnte. \uch sonstige Reoui-
siten, nnt denen er fetischistischen Ansprüchen genügen konnte lehllen nidU :
vom Apachcniialstuch bis zum Prie^terl;!-.»^« i-^T,, c- ' ' , ,
vMudlc- Ab»nJc,.lid.koito bis m dL G fZ^'^r "[=»«=1>™, »l*"' "»1'-
'■Jf'i.i'^' 7" Jiteotat richtig. Beobachtung des Autors. Auch der
k Ute Patien den .ch als Antifetischistcn beschrieben habe, hatte selbst
sehr grote Fuße und krankte sich darüber. Aus den, zu kl inen Kinder-
Mchen war e„, R.esenfuß ge.-orden. Ursprünglich .-ar er auf diesen
tu s oz dann stell te s.ch d,e polare Einstellung in den Vordergrund.
D^o analytrsche Durchforschung dieser Fälle ,vird imu.er die infantile
Wurzel der mdn-,duellen Geschmacksrichtung nachweisen
Eni r«l der von Hirschfeli erwähnten Fälle hat mit dem echten
Iet,sch,smus nichts zu tun. Es handelt sich um Fixierung infantiler
Emdrucke -- um Falle von Partialismus. Aber auch d.ese Fälle zeigen
un. das Phänomen des Zwanges. Der Partialist ist in eine b st mmte
Geschmaeksr.chtung eingezwängt. Er kämpft oft gegen den Zwang und
,st außerstande ,hn zu rfterwmden. Sollte ein einziger intartilor
Eindruck „nstaride sem, das ganze Leben als Zwang zu wirken' Ich
zwerflo an der Theorie von «„, seit ich die FäUe^nalnisth durch-
lorseht habe, bio ist zu billig
Daß abor damit das Wesen des Partialismus und Anti-Partiali.-
mus n,ch erklärt ist, das beweist uns die Psychogeneso des letzten
Jalles. Hier war der große Fuß das S,™ibol einer Maitresse. Aller-
dings findet sich auch das sexuelle Interesse für den Fuß und der H.n-
weis auf den großen Fuß der Mutter. Aber eine analytische üur.h-
forschung der Falle zeigt, daß es gefährlich ist, sich auf eine bestimmte
—^rr=-r-^v^
Der Symljolisnius des Zwanges. 9-0
Hypothese festzulegen. Ko ließ ßieh im letzten Fülle kein Aniialts-
punkt finden, daß der Scliweißfuß eine Rolle in der Ätiologie dieses
Pal-tialisitms s|)iclt. Es ist auch a priori nicht anzunehmen. Denn ich
hahe viele Fälle von Hand-Partialisnuis gesehen, die an Intensität dem
Fuß-Partialiemue iiidit nadistanden. In koijiera Falle war ein Anhalts-
punkt für eine Hchweißhand vorhanden. Bald war es die Hand der
Muttei', die mit deifi Gliede während der Kinderpflege gespielt hatte
bald die Hand einer Erzichungspei'son, bald dei- Hinweis auf die Onanie
und viele andere Zusanniion hänge. Diese Fälle haben mit dem Feti-
schismus nichts zu tun. Ganz anders der Fall eines Handschuhfeti-
schiston, der die Handschuhe der Frauen sammelte und den es besonders
erregte, wenn der Olacehxlerhandschuh sehr enge anf der Hand saß
so daß er die A'orstelhnig haben konnte, die Finger seien in den Hand-
schuh fest eingepreßt worden. Interessant ist der Umstand, daß dieser
Patient nur durch festes Drücken und Zusammenpressen seines Penis
Orgasmus erzielen konnte.
Doch ich würde mich iiiy Fnendliciie wiederholen, wollte ich die
adäqiiaten Vcrhälf ni.';s{i beim Handl'etischidnms aufweisen, wie ich .*ie
beim Ful.U'etischismus finden konnte.
Gemeinsam ist beiden Kraiüiheiten der Zwang, die Vorstellung
des Eingeschnürtseins, das Abrücken vom geschlechtlichen Partner und
der Haremskult.
Oft führt das Bedüi'fiiis nach einem Zwange den Patienten dazu,
sich das Glied einzuzwängen. Oft hört man, daß parapathischo Xranke
ihren Penis mit Stricken oder Bändern eingebunden haben. Viele legen
eine solche JJinde des Nachts an, andere tragen sie am Tage.
Viele sonst rätselhafte Vorgänge finden auf diese "Weise ihre
Eiklärung. Maresch demonstrierte in der Gesellschaft der Ärzte
in Wien ein Referat {„ein Fall von jahrelanger Einsclmürung des Penis
durcli einen Fingerring", Wiener klin. Wochenschr., 1920, Nr. 5). Der
Ring hatte zur Entstehung einer Urethralfistel geführt.
Die vorgeiKiimiicncii katamncsli scheu Keclicrclieii ergaben, daß dür Vei--
elorbenc, der vei'bciratet gewesen war, in den letzten zehn Jahren keinen ge-
Kchlechtliclieii Verkehr mit seiner Frau gepflogen hatt-e, und daß er damals
(also vor aohn Jahren) über lästige echmerzhafle Erektionen geklagt h;il>e.
Scdno Frau halte ilim den Rat erteilt, einen Arzt zu befragen, nnd als sie
sich später wieder nach seinem Befinden erkundigte, meinte er. es sei eine
ärztliche Konsultation nicht mehr notwendig. Von dem Itinge wußte die Frau
nichts. Wir wei'den daher nicht feiilgchen, in dieseu Zeitpunkt die Applikation .
des Ringes und die Inkarzeration des Penis zu verlegen, zumal der ana-
tomische Befund dieser Annahme durchaus nicht widerspricht. Der Mann
hat die mit gewiß nicht unbeträclitliehen Beschwerden verbundenen Folgen
der Inkarzeration ohne ärztlidio Intervention ertragen und sich auch mit der
UreUn-alfistel abgefunden. Deim hätte er einen Arzt konsultiert, so wäre er
jl
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254
Ketiscliismus.
zumindeEt von dem Ring befreit worden. Der Pfleger und die Zimmei-
genossen gaben auch an, daß dcc Kranke auffallend häufig das Klosett auf-
euchte und sehr viele Tücher verbrauchte, mit denen er sich — und wie das
Präparat zeigt, erfolgreich — vor einem Ekzem bewahrte.') (Siehe Abbildung
Nr. 24.) ■-,.■.:■
i-iK.::i.
■i-^'^^^äi
Einfache MenBchen wählen ein einfaches Bild oder Werkzeug dos
Zwanges. Je komplizicrtei- die Psyche des Menschen ist, desto kompli-
zierter der Mechanismus des Zwanges.
Ein wichtiger Umstand erfordert eine gesonderte Besprechung.
Wir haben gesehen, daß es eich in allen diesen Fällen um Impulshand-
Inngcn dreht. Viele dieser Fußfetiscbisten sind Kleptomanen, sie stehle»
die Schuhe, von denen sie ein ganzes Lager haben, sie stehlen Hand-
schuhe, sie stehlen Mieder. Wie verhält sicli nvm der Impuls zu diesem
merkwürdigen Symptom des Zwanges?
Erstens empfindet der Kulturmensch diesen Impuls wie jede IIi'-
reaktion als lästigen Zwang. Der Kulturmensch kämpft gegen die
Triebe, er will sie überwinden, er will diesem Zwange nicht erliegen.
Die innere Freiheit - das höchste Ideal eines jeden Menschen — ist
nur zu erreichen durch Überwindung des Zwanges. Der ursprünglidie
') Einen ähnliehm Fall von Sclbstverstrimmlung hat Jeanseime in der Jt"i"'
nunimor 1921 des „L'Enccplialc" vcröffintlicht. Ein r^Jähriger hatt^? sich den Pem^
im Sulcue so eingeschnürt, daß diu Glang gangränös nurdo und während des Urinierena
abfiel. Zu dißBom Fall macht Sam^re in der „Int. Zeitschr. f. Psychoanalyse" (1922.
Bd.VIlT, H.3. Bemerkungon ku einem Fall von Selbstvorstüramelung) einige intcrcesante
Bemerkungen. Fr erwägt die Mögli<:hkeit von Kastrationsideen, verwirft sie aber, wü
dw Knabe Bonst den Penis an der Wurzel abgeschnürt hätt«. Meiner Ansicit nach
scheint es sich um eine symbolische Darstellung eines Zwanges zu handeln, der voni
Genitale ausgeht und am Genitale bestraft werden soll. Auch an Schutzmaßregeln gegw»
Onanie ist in solchen Fällen zu denken.
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imm.giAU.... -'.L'i .
Uer SyraboIiBmus des Zwanges, „
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Zwang ist im echten Fetiechismue nicht mehr zu erkennen. Der Imnul«
liat eich verwandelt, der Affekt ersciieint versdioben, der Zwan/ha^
B.ch vom Sexuellen auf ein Sj-nibol verschoben. Der Kranke strebt
nicht mehr nach dorn Besitz der bogehrten Person, er erliegt wohl den.
_>;wange. aber in einer symbolischen Form, die seiner asketischen
(endonz dadurch gerecht wird, daß er dem Gesdileclitsverkehre entgeht
oder Jim auf ein Minimum cinsdiränkt. Er hat dem Zwang einen Gegen-
zwang entgegengestellt. Zwangssymptorae sind Reaktionen des Ge-
wissens auf eine unerfüllbare 1'riebforderung. Die Urroaktion ver-
wandelt sich in eine vollkommen atypische Kulturreaktion. Er erliegt
wohl einem Zwange, aber es ist ein Zwang, den er sich selbst geschaffen
hat, um der ursprünglichen Forderung seiner Sexualitiit zu entflielien.
Der Fetischist hat sich in eine Parapathie hineingezwängt, um einem
anderen Zwange zu entkommen. Er spielt den Paraphilen und bleibt
der Asket. Der Zwang der Kultur, der Erziehung, der Religion, des
Ethos bleibt dodi siegreich. Aber er empfindet diesen Zwang nicht
mehr als das Fremde, weil ja die Parapliilie seine eigenste Sdiöpfung
ist. In Wirklidikoit reizt ihn der Fuß gar nicht. Er benimmt sidi
nur so, als ob er ilm reizen würde (VaihingeT). Er arbeitet mit einer
Fiktion, um der Realität der Sexualität zu entgehen. Die bipolare
Tendenz, Don .luan, Satan, Libertin, untreuer Ehemann einerseits,
Priester, Heiliger andrerseits kommt in seiner eigensten Schöpfung
'/.um Ausdruck. Dann wird der Trieb als das Fremde und der Fetischis-
mus als das Eigene empfunden. Der Impuls wird sozusagen durdi deu
FetisdiismuB immunisiert, er wirrt für das Leben unschädlich gemacht.
Die Kraft des Impulses geht nicht verloren. Er wird nur von dem
oigentlidien Strombett abgelenkt und gezwungen Arbeit zu leisten, die
seiner Tendenz feindlidi ist. Er wird dann ein Teil von jener Kraft,
die stets das Böse will und doi'h das Gute schafft.
In dem eingeschnürten Symbol drückt der Kranke dann beide
Tendenzen aus: den Zwang des Triebes und den Gogenzwang der
Zwangsneurose.
So komme ich zu meiner alten Formel zurück: Der Fetischismus
ist nur eine Abart der Zwangsneurose, seine psychische Struktur kann
nur als Zwangsneurose verstanden worden. Der erotische Symbolismus
des Fetischismus drückt diesen Zwang in der Wahl des sexuellen
Fetisches aus, der diesen Zwang anschaulich und überzeugend vor
Augen fülirt.
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1
■ ■ ■ XL
Kasuistik.
Alle unsere Untersuchungen liaben das eine Resultat ergeben;
Der FetiscliismuB ist ein Zwang, den der Kranke sich selbst aus Motiven
der Buße auferlegt." Es ist scheinbar eine Paiaphilie, in Wahrheit eine
Religion, ein Kult. In dieser Religion herrschen die Götter der Kind-
heit. Der Fetisch muß imstande sein, den Zwang dieser Religion, die
ja immer den Cliarakter eines Zwanges') hat, symbolisch darzustellen.
Er muß etwas Schützendes, Umhüllendes, Einschnürendes sein. Aus
diesem Grunde eignen sich Schuhe ganz besonders, denn sie schützen
den Fuß vor Verunreinigung. Es eignen sich auch enge Hosen
sowie Korsetts zum Fetisch. Ee ist nun klar, daß auch eine Mehr-
heit von Fetischen nebeneinander bestehen kann, wenn sie das Gleiche
ausdrücken. Es ist so, als ob man einen Ausdruck in zwei verschiedenen
Sprachen verwenden würde. Es kann sich daher der Schuh fetischisnuis
mit einem anderen kombinieren. Einen solchen Fall beschreibt auch
Abraham -) und über diesen Fall möchte ich einige Worte sprechen.
Fall Nr. 51. A. beschreibt einen SSjährigen Hochscliüler, der sich
sciion in der Pubertät von anderen Altersgenossen dadurch unterschied,
daß er sich für das weibliehe Geschlecht nicht interessierte. Er hielt sieh
für impotent. Mit 14 Jahren begann er sich zu fesseln. Mit 15 Jahren
begann er elegante Schuhe der männlichen Mitschüler zu beobachten.
Nun kam das typische Erlebnis. Er verschob dies Interesse auf die
weiblichen Schuhe. Besonders erregte ilin der Gedanlfe, wie unbequem
das Gehen in soldien Schuhen sein müsse.
Er verwechselt die Schuhe, den rechten und den linken, um aus
eigener Erfahrung zu lernen, wie das Gefülil des quälenden Druckes
beschaffen sei. Diese Verwechslung von links und rechts ist eine wunder-
^) Vergleiche die Aupfülirungen über die Darstellung der Parapatliie im Traume.
Zbl. f. Psychoanalyse, Bd. III, S. 6G. Der Scln:h ist ein sehr häufigee Symbol (fe-r P'"'''''
pathio seihst. EbenKO der Handschuh.
*) Psychoanalyse eines Falles von Fuß- und KorsettfetischiBmuB. Jahrbuch für
pBTclioanalytieche und psycho pathologische Forschungen. III. Bd., 1932.
t_'vx
Kasuistik. „
bihöne eymboliöche Handlung. Er möchte aus einem Manne ein Weil»
ijerden. Das dürfte aus einem eminenten Idontifizierungsprozease mit
i^emer Mutter stammen. Denn mit 16 Jahren naJim er ein altee Korsett
der Mutter, schnürte sich darin fest ein \md ging so damit auf
der Straße spazieren. Wieder begegnen wir dem Fetischismus mit. Re-
quisiten aus der Toilette der Mutter, Patient erziUiit : „Sehe ich eiii-
-eselmürte Frauen und Mädcheii und vergegernväi'tige ich mir den Druck
des Korsetts auf ihre Brust und Unterleib, so kann ich Erektionen er-
zielen." Seine Träume handeln oft von Korsetts und vom Schnüreu
c-iii Gegensatz zu den mir bekannten Fällen. Er hat ausgesprochen
kepiophile Rieclilusl, die auf seinen Iniantilismus zurückzuführen ist
Eine seiner häufigsten Erimiecnngcn ist eine Szene, in der die Mutter
im Wasser watet. Ich sehe darin den Kern seines Fußfetischismus.
Kl- war bis zum 10. Lebensiaiire mit seiner Muttei- sehr z.artlich und
hatte bis dahin aucii sehi- häufig ihi' BetI aiifgc^uciil Sehr stark ist
:Jeine Sehnsucfu, ein Weib zu ^ein. DaunI dürften seine Kastralions-
]ihantasien zusamnieidiängen. Er zeigt die charakteristische infantile
Neigung, den Hiirn und den Urin zurückzuhalten. Seine Fesselungen
iVaidcn meist im Klosett, statt. Sie dürften der Phaniasie entstammen,
in Windeln i'ingehunden zu sein. . . . Dazu stimmt, daß er sich seine
(ienitalien gern einsclmürtc
Abraham bringt auch einen Traum des Patienten:
Er ist mit seinem Brudei' iiuf einem Schiffe, das durch einen Hafen
fährt. Um au? dem Üafcn zu koiiuiicn, mii^^eii sie einen eigentümlichen
wie ein iiaiis über dem Walser gebauten Du^chliit^ pasMieron, Sie fahren
dann durch freies Wasser, sind dann aber plötzlich auf dem Lande und
fahren mit dem SchiHe durch eine Straße, ohne jedech den Beden /u
lieriihi-eii. Sii^ fahren in der Jjiiri; ein Sclnitumuiin reicht ihnen rliilx^i zu.
Der Traum ist in seiner fundamentalen Bedeutung von Ahrnham
nicht erkannt worden, da er in jener Zeit der Publikation die Symbolik
der Spermatozoenträume noch nicht kannte. Der wichtige Einfall des
Patienten „Koloß von Rhodos'" erklart deix Traum. Der Koloß stellte
einen gewaltigen Mann dar, der mit ausgespreizten Beinen über dem
Hafen von Rhodos stand. Er erinnert den Patienten an den urinierenden
Vater. Der Traum stellt den Patienten als Spermatozoon dar und be-
schreibt seine Reise durch den Körper der Mutter. Daher dai^ merk-
würdige Fliegen . . . (vgl. den Mutterleibstiaum eines voi'hergehenden
Falles, S. 218), Der Sinn des Traumes heißt: Ich möchte noch einmal
auf die Welt kommen und ein neues lieben beginnen. Ich möclite noch
einmal Kind sein. Einmal träumt der Patient, daß die Schuhe hinton
niedergetreten sind, so daß die Ferse sichtbar ist. Das bedeutet neben
anderen Determinationen, daß er seine Parapatlüe zu verlieren glaubt.
Das ist in der Psychanalyse häufiger der Fall, als es die Analytiker
SlBkel, SlOtangon dos Trieb, aud i-ffuliUebeas. VH. yj
■'/
258
Fetischisniuii.
selbst wissen. Denn diese fetischistischen Neigungen verlieren für ihrra
Träger den größten Wert, wenn er sie einmal mitteilt. Sie sind sein
tiinge behütetes Geheimnis nnd entschließt er sich einmal sie mit-
zuteilen, Bo ist er sthon halb entschlossen sie aufzugeben. Richtig ist,
daß — wie Abraham betont — die Ferse die Bedeutung einos Genititl-
ereatzes hat. Jeder Fetisch ersetzt das Genitale und kommt zustand-',
weil eine erogetie Zone dabei beteiligt ist, aber damit ist das Wesen
des Fetischismus noch nicht erklärt, wie wir ja bereits gesehen habeu-
niese Itomerkungen über den Fall Abrahams mögen vorläufig ge-
nügen. Über seine Auffassung des Fulifetisuhismus will ich mich später
äußern. Ich mache liier nur auf die starke Tendenz aufmerksam: U-\\
will ein Weib sein! Diese Tendenz fehlt in keinem Falte von echtem
l'otisehismus und erklärt uns auch das riierkwürdige Ausspielen lies
Fetischismus gegen das Weib. Sammelt der Fetischist Frauenschuhe,
so stellt er sich vor, wie sie ihm passen würden: so geht es ihm mit
den Hemden, Korsetts, Schürzen, Hüten usw. Die homosexuelle Grund-
lage des Fetischismus setzt sich in diesem Wunsche mächtig durch.
Auch der Spermatozoentraum mag neben anderen Bedeutungen auch
diese haben: Wenn ich nochmals auf die Welt komme, möchte ich eine
Frau wie die Mutter oder die Schwester sein. Von diesem Wunsche
biß zum Transvcstiemits von Hirschfeld ist nur ein kleiner Schritt. In
der Tat zeigen alle Transvestiten die Kigenschaftcn der Fetischisten,
sie sammeln weibliche Toilettestücke, sie treiben den Haremskult sie
versenken sich in eine ihnen verschlossene Welt mit der ganzen Macht
einer irregeleiteten Phantasie.
Der nächste Fall zeigt uns alle diese Momente neben anderen
sehr interessanten. Er ist von Dr. Olto WaWier publiziert worden. ^^ ir
liissen ihm darüber das Wort:
Fall Nr. 52. M. K., .Journalist, war zur Zeit seiner .\ufnalmie in die
irronaiifitalt xweck^ Beobachtung seines GcistesziistJiiidcs 3(i .I;ihre alt. Ülwr
orblicIiP Uida^ilniig w;ir nichts zu erfahren. Er hat in der Schule mäßig ge-
lernt, ahoi- doch luil. 20 .Jahren sein Maturitätsexamen bcsümdcn. In Berlin
imd Marburg hat K. dann Rechts- und Staat swjssensehaften studiert. Nach-
dem fi in lviis.-icl zweimal vorgeblich die erste juristische Staatsprüfung vor-
quellt lial, wurde er nach dem Tode (^pines Vaters .Jounialist und hat sich dabei
durchwegs pekuniär gut gestanden. Vom Hause aus war er so gut wie ver-
mögenslos. Meint war K. an konservativen Zeitungen tätig, so in W., wo er
eine recht iingcwcheiio Stellung einnahm, in den ersten Kreisen veikehrto.
Mitglied des konservativen Wahlvereinea war usw. 1895 verheiratete er sich,
die Ehe blieb kinderlos; 1898 adoptierte er ein kleines Mädchen auf dringenden
Wuuscli seiner Frau. Mit seiner Frau hat K. geschlechtlich
nicht verkehrt. 1899 bis Juni 1900 war er als Chefredakteur in K.
l.ätig. Nach Angabe des Zcitungs Verlegers hat er stets zur Zufnedenhcit.
gearbeitet.
!
KuüuiÄtik.
2.")!1
K. witifle anfe'pkiagt, wegen iriehrfach vtrsuchten, aber nicht vollondoteii
Iktrugrü;, indem er unter Vorspiegelung fälschet- Tatsachen, erstens oiii Gut
in Schlesien zu erwerben versiiehte, zweitens wohlhahondo Loutp um Darlehen
iiiigegnngen hatte.
Erst als rinr Staatsanwalt 3 Jahre Gefängnis beantragte und das GericiiL
die Ur(<'ilsvcikiiniligiiiig verlagt hatte, machte er seinem. Vei-l«idiger die Mit-
teilung, dali er das Gut nielit allein ans Interesse an der Landwirtschaft
kaufen wollte, sondern weil er f,'laul)t(\ daß m- auf dem Lando seine Neigung
hoHser knltiviei'on kännc. Kr habe iiämlicli mm ilini unerkläiliclie Neignu"
KU Schiiiztin und Waschkleiduni unil glaubte, daß seine Frau in der ländlichen
Einsamkeit sich eher dazu entschließen küime, sich seinen Wünschen ent-
sprochetiil xii kleiden, als in der Stadl. Kr bat den Vortoidiger noch weilen-
Mitteilungen u\)vv Tagebiiclici, liricle und einen KonÜikt mit der i'uiizei in
Ilr. wegc'n angeblichen Sittlichkeita Verbrechens gemacht. Der Verteidiger
boanlragto daraiillnu Unlcrsuchuog de.^ Geisteszustandes dos K. Diesem An-
irago wird ritallgegebt'n und K. einer Anstalt zugelulirt.
Er datiert seine Neigung zu Schürzen schon von früher Jugend her,
N'acli seiner Ansicht ist die Neigung dadurch liervorgprnl'on, daii seine
Kind e r f |- a u i h in z u r li o r ii h i g u n g Schürzen ins Bett g c-
gohon hat. /uniiclist beschi'anktft sich diese l^eidenschaft auf Öcliürx.eu der
Mutter und der Schwester, die er lianlig heimlich an .sicji genommen
uml versteckt batle. Trutz teilweise recht e!Hi)tindliclier Strafen blieb die
Neigung biisteheu. Auch als Slndent ist liic \eigung stets vorhanden gewesen,
lind als er sicli noch als ein Student mit seiner jetzigen Krau verlobt hatte,
bat er bei den häufigen Besuchen bei seiner Braut heimlich einVx'lue ihroi>
Schürzen mit nach Berlin genommen, in dieser l^eit erwachte ancli all-
mählich (lic Liebe zu Waschkleidern nach seiner Ansicht, weil seine Braui
und deren Schwestern häufig Waschkleidei" trugen, aber am liebsten sind
ilim bis heute die Schürzen geblieben.
Die Scliüizen müssen aus Waschstoff sein, auch müssen sie gewisse
Farben und Muster xeigen. Am liebsten sind ihm Schürzen und Kleider,
die getragen sind, ja .s cli m u t zi g sein können, er duldet z. li.
nicht, daß seine Sachen gewa.«chen werden. Per Gedanke, daß seine ., Sieben
tjehürzchen" nicht sorgfältig behandelt, ja durch Waschen mißhandelt
werden, bereitet ihm fast öinen körperlichen Schmerz, tlberhaupt ist es ihm
peinlich. Schürzen und Kleider, dio seinem Geschmacke entsprechen, von
Fremden getragen zu sehen, weil er dabei immer den Gedanken
hat, man gehe nicht ordentlich und zärtlich mit den Sachen um. Di^lialb, und
weil eben seine Leidenschaft für solche Sachen durch den Anblick erregt
wird, ist er häulig den Trägerinnen ULichgegangen und hat die fraglichen
Kleidungsstücke zu kaufen versucht, obgleich er ganze Seh ranke
und Körbe voll im Laufe der Zeit angesammelt hat. Bei
einer solchen Gelegenheit ist er in Dr. in den Verdacht des beab^jicht igten
Sittlichkeitsverbrechons gekommen. Er hatte ein kleines Mädchen mit einer
ihm zusagenden Schürze gesehen, war ihm bis zur Wohnung gefolgt und
hatte CS beauftragt, die Mutter zu fragen, ob sie die Schürze nicht an ihn
verkaufen wülite. .Kr wolllo am Abend wiederkommen und die Schürze hulen.
Bei dieser Gelegenheit wurde er verhaftet. Er erklärte der Polizei, daß er
nur die Schürze für seine Sammlung habe kaufen wollen. Die Polizei Heß
nachsuchen und fand eine große Anzahl von Schürzen und Kleidern, über
deren Erwerb und Schicksal C4' in gleichfalls gefundenen Büchern gewisser-
17*
.W'
260
PetischiBmus.
I..,
'ii;
)Raßen Tagobiieh geführt hatte (vom Jahre 1897 an). In B. beauHraglö
er eine Althändleriii, Frau U., für ihn eine Schürze, die er bei einem Kinde
gesehen hat, zu kaufen und trägt ihr auf, noch andere Schürzen für ihn /u
ei-werhcn. Aber nicht nni' alte Schürzen hat er geliauft, sondern, wenn er in
einem Gescliät't ein ihm zusagendes Stück fand, hat er es eich angeschafft.
Über sein Geschlechtsleben äuliert er sieh:
' Nnr als Student hat er kurze Zeit onaniert-, jedoch ohne besondere Be-
1 riediguiif;. Wie er dazu gekommen ist, will er nicht mehr wissen, aber
jedenfalls haben seine Schürzen uew. nichts damit zu tun. Er hat dann bald
ohne jeden Zwang die Onanie unterlassen nach Lektüre eines Buchee über
die Schädlichkeit der ünanic. Mit einem Weibe hat er
nie geschlechtlich verkehrt, auch nicht mit seiner Frau
während der nunmehr 8jährigen Ehe. Das ist häufig die Ur-
feacho zu häuslichen Unfrieden gewesen, da seine Frau sehr kinderlieb ist.
lleshalb hat er seiner Frau wegen ein Kind adoptiert. Er meint, ecin Vei-
kehl' mit seinen Schürzen und Kleidern müsse wohl als Ersatz für den
Oeeclilechtsverkelir angesehen werden, nach welchem er nie Verlangen gehabt
habe. Mit seiner Frau verbände ihn eine auiriehtise Neigung, die aber
wohl nichts mit Sexualität zu tun habe, wie ihm ja auch die Trägerinnen
seiner Scbürzen iu dieser Hinsicht gleichgültig seien, es interessiere ihn
eben nur der Gegenstand, den sie trügen, Nach seiner Angabe ist ihm sehou
niehi'cre Male der Gedanke gekonuncn. den Wunsch seiner Fiim zu erfüllen.
in dem Gedanken, daß er für sein zu erwerbendes Gut einen Erben haben
wollte, aber die Sehürzehen haben sich ihm hindernd in den Weg gestellt.
Es sei gewesen, als ob die lieben Schürzchen zu ihm gesproch?n hätten;
das dürfe er ihretwegen nicht tun.
Seinen Verkehr mit den Schüi-zen und Kleidern schildert er:
Der Besitz und der Anblick seiner Schürzen und Waschkleider, sowie
der Verkehr mit diesen, gewährt ihm ein Gefühl des Wohlseins und der
Befriedigung, Zu einer sexuellen Erregung kommt es dabei nie, ebensß
benutzt er sie nicht zu onanistischen Zwecken. Er findet seine Befriedigung
darin, daß er sie ansieht, wenn sie von Frau und Kind getragen werden.
Ferner urngilJt er sieh nachts mit Schürzchen und Kleidern, und die ihm
gerade liebste Schürze nimmt er auch ins Bett, immer ohne sie zu ona-
nistischen Zwecken zu benutzen. Am Tage hängt er sie im Zimmer auf
und eti'eichelt sie, küßt sie und redet mit ihnen „wie mit P r a u und
K i n d". Auch auf Reisen hat er immer eine oder mehrere Schürzen mit-
genommen, so auch auf seine letzte Reise nach Pommern. (Er hat tatsächlich
bei seiner Verhaftung zwei Schürzen bei sich gehabt.)
Eine große Freude gewährte ihm auch das Füliren von Tagebücheri
(von 1897 an), worin er eich über den Erwerb, Auesehen und Schicksal
seiner Schürzen und Kleider ausläßt.
Da .^ieh Frau imd Kind häufig weigerten, die zum Teil unmodernen,
zum Teil schmutzigen Kleider und Schürzen zu tragen, ist allmählich der
Godanke bei ihm laut geworden, daß sie sieh auf dem Lande wohl nicht
mehr wcigeni würden, weil sie sich dort in ländlicher Einsamkeit nicht zu
genieren braucliten. Daher ist allmählich die Absicht groß geworden, ein
Gut zu erwerben- Hierbei spielt nun nach seiner Angabe nicht allein der
Wunsch, seine Schürzenleidenschaft auf dem Lande besser kultivieren zu
können, eine Bolle, sondern dazu kommen noch allerlei Vorstellungen, die
eich in den letzten Jahren bei ihm festgesetzt haben. Er glaubt näralidi,
KasiiiBtik.
261
im Besitze eines Rittergutes allerlei Pläne verwirklichen zu können, die ei'
y.ur Verhcseei-ung der sozialen Verhältnisse seiner Mit-
men sehen vor hat. Er will zunächst gar nicht mit diesen Plänen
heraus, läßt sich aber schließlich herbei, einiges davon zu verraten. Bei
meinen parteipolitischen Verbindungen glaubt er, als Gutsbesitzer eventuell
ein Rcichetagsniandat bekommen zu kcinneii, dadurch in Fühlung mit hühr>n
und höchBte.n Kreisen zu koiiuiien. Er spricht von Tiitigkeit im Ministerium,
ta ganz heimlich taucht auch der Gedanke auf, selbst Minister werden
zu können. In diesen Stellungen hofft er, eben seine Pläne zur Verbesserung
der sozialen i^age ausführen zn können. Wgs er für Pläne hat, will er noch
nicht sagen. Ven seiner Tätigkeit als Redakteur spricht er keineswegs mit
(Tberhebung, sondern gibt nur an, daß er stets zur Zufriedenheit seiner
Auftraggeber gearbeitet habe-
Aus dei' weiteren Krankengeschichte während seines Anstältsaufen t-
haltee ist noch zu erwähnen seine Angabe, seit 3— 4.)a]iren (1S98— 1899)
au anfallsweisen Koplschmerzen zu leiden, die vorwiegend in Stirn imd
Hinterkopf sitzen. Hat Jalü' und Tag bis 3 Migränepulver genommen. Seit
2— 3 Jahren ist der Schlaf ungenügend mit tiäuligeni Anischrecken. Er vei-
hingt dauernd die bei seinen Sachen lieiindlichen Kinderschürzen, die er seibat
bei sich gehabt habe und ohne die er es nicht aushalten könne. Ist häufig
weinerlich verstimmt.
Ich lasse letzt einen Aueztig aus seinen Tagebiieliern folgen:
„Dunkelblaue Schürze mit blaugcslreillem Rand. Band die Schürze
wieder früh, r)achdcm sie angezogen war, um, auf meine Bitte. Heute aber
erst, nachdem sie auch Marga gewaschen und angezogen hatte, so daß mir das
Furchtbare erspart blieb, zu sehen, wie sie in der süßen Schurze Marga
wäsclit. Frühstückte darin und trug m ihr das Geschirr in die
Küche. Wusch Margas Haar in ihr mit Bayrum ein. Zog ui ihr Marga
die Kamascheu <ler Gummischuhe an, berührte dabei mit ihren Annen die
l.erabhängende Schürze, die dadurch wieder ganz zusammengebogen und .ge-
knutscht wurde usw. Schürzidel hängt zu meinen. furchtba.-sten bchmerz
ganz zerkniitscht und zusammengebogen herunter, ist voller Knulscli teilten,
die sich von oten bis unten hinziehen, auch der blaugestrei te Rand ist
auf lieiden Seiten voll direkter KnutschfalUm und der süße blaugestreifto
Stofl' ist oben rechts und links ganz zusammengebogen und zerknüllt. Ich
bin tief traurig, daß das süße Schürzidel durch das Umbinden so fnrehlbar
mitgenommen usw.
Kleine dunkelblaue Schürze.
Sonntag ,1 band zu meiner innigsten Freude wieder die kh'ine dunkel-
blaue Schürze um, und zwar gerade zum Sonntag, trotzdem Eie noch unge-
waschen und schmutzig war. und ich gar nicht erwartet hatte,, daß sie ^16
«ich in N-Str. umbinden würde. Das herrliche Schürzidel ist noch von R.,
W St Dr. und St., ja sogar noch von 0. sclimutzig und ungewaschen, seit
sie 'sie'vor nahezu 12 Jahren in 0. umgebunden hatte. Beim ITmlnnden ei-
innert*> sie mich daran, daß das eine von ihren ältesten Schürzen sei usw.
Zu meiner tiefsten Betrübnis sagte J. dann weiter, die Schürze sei sdMU
fadenscheinig und würde wohl bald mal wie Zunder auaeinanderfallen usw."
Schildert dann einen Streit mit seiner Frau über das Tragen dieser
Schürze. Frau gibt nach.
96?
Fetischismus.
Fülgoii noch Geechichteu über einige undeie Öcliiirzeii, ao z. B. weiLve
geripptf Scliürze mit ßchmalcn Kaspcln, bl angestreifte gerippte Schürze,
(hmkolhlaii gerippte Schürze mit rotgcrippt-eii Borten und Halskragen
(.ydilieljtfchiJrKo), kleine mittelhlau, gerippte Schürze mit rotgeblümt«r Kantt-,
Jidlgclb gerippte Schürze mit blaugerippter Borte.
Dazwischen Schilderungen von WaBclikleidern : Blaugestreifle Blueo
mit Matrosenkragen. Blaugestreiftet- geripptes Waschkleid. Dunkelblau ge
ripptes Wasclikieid usw.
Auch aus Briefeu an seine Frau geht die Sorge um seine Schürzen
und Kleider hervor. Er schreibt, daß sie in seiner Abwesenheit ja niciit seine
lieben, süßen Schürzidel umbinden solle usw.
Seine Alutter gibt bei der gerichtlichen Vernehmung an, daß ihr Sohn
als Knabe und auch als älterer Gymnasiast eine eigentümliche Neigung iui
Schürzen gezeigt habe, und zwar hauptsächlich für. blaue Schüi-zen.° K s
wäre (j t' 1 vorgekommen, daß ihr von ihren eigenen
Schürzen Stücke fehlten, die sie dann oft erst nach
"Wochen in e i n d m W' i n k cl oder einer Ecke eines Kom-
me il en s t-hub fach c s ihres Sohnes wiedergefunden habe.
Ermahnungen und härtere Strafen halfen nichts. Ihr verstorbener Mann
Imbi' e,-^ fiii' eine Spielerei gehalten, wenigstens als die Neigung auttrat. Sie
i-x'llisl glaubte zuerst auch, daß die Sache von einer alten Kinder-
frau ihres Sohnes herrühre, die ihm ihre Schürze zum
Spielen zu geben pflegte. Wie die Neigung sich später eutwickelt
habe, und ob sie noch bestände, wisse sie nicht. Sie erinnere sich jedoch,
daß ilir verstorbener Mann ans Briefen ihres Sohnes, die er au Anfang des
LiebesverhiiltniseeB zn seiner jetzigen Frau au diese geschrieben habe daß
er auch ihr gegenüber die alt^^ Neigung für SehÜi-zen betätige. Von 'einer
■ PaBsioii für andere Kleidnngsstücke sei ihr gar nichtig bekannt. Sie habe
ihren Sohn seit IL. fahren nicht gesehen.
Die Ehefrau des K. bestätigt bei ihrer gerichtlichen Vernehmung im
großen ganzen die Angaben ihres Mannes in bezug auf die Neigung für
Schürzen und Kleider. Sie bestätigt auch, daß dadureh viel Unfrieden ent-
standen sei, namentlich wenn sie sich geweigert habe, sich nach dem Ge-
Bchnmcke ihres Mannes anzuziehen. Bezüglich des Gutskaufs ist sie der An-
^iclit. daß ohne Zweifel der Gedanke alleinbestimmend war daß sie und
(las angcneminene Kind eich dann nach seiner Laune und aciiien Kei'^ungeu
cnf^sprecheiid kleiden kömiten, Sie schildert ihren Mann als durchaus" spar-
sam und arbeilsam So lange er noch nicht die unglückliche Idee sich ein
(nit /,n kuulen, gclmbt habe. se>en sie bei ihrer Sparsamkeit stete ohne
Sdiuiden mit dem Gehalte ihies Mannes aufgekommen, hätten sogar Ideine
in unabhängiger Stellung ein bequemeres Leben führen zu können Ferner
hebt sie noch hervor daß außer den ihrem Manne besonders zusagenden
Farben, wie blamveiß gestreift blau und rosa, auch die Zeichnung des
.Musters eine Rolle spielt. Es käme vor, daß trotz zusagender Farbe und
Form das Muster nicht seineu Anforderungen entspräche und dadurch das
ganze Stück für ihn wertlos sei, während er für ilm passende Stücke viel
Geld ausgeben könne, was sonst nicht in seiner Art Hege Als Ersatz für
•lii
Ui
Kiieuistik.
363
Jen uonnaleu GeöchJechtäverkobr bleibt eben iiur uuter diesen Eindrücken
der Verkehr mit seinen Sehürzeri und Kleidern bestellen und befähittt
ihn seine Neigune, wenn auch zum Teil unbewußt, sein sexuelles Bedürfaiö
nur im Veikelir mit seinen Suliüry-en zu befriedigen, ohne diiÜ es zu Äuße-
iimyen dci' Cicnitaluryaiu: kumnit. Allein der Besitz, der Anblick und der
"Unigimg mit «einen Üehiirzen bereiten ihm das Vergnügen und die- Befriedi-
frniig, die der iioniiale Menseh im legel rechten GeBellöclial'lsveikehr empfindet,
Ji<i= Weib ülri öuldiey tritt ganz bei ihm in den ilinU^rgrnud, wenigsLena
ist z. B. KCine Neigung zn aeiiiur Frau erst in zweiter Linie sexueller Natur
insorern er sie ula 'J'riigeriu «einer Schulzen und Kleider ansieht. (FeÜsehisrawa
Dnd l'ayelitxic. Ein Beitrag zur Kasuistik. Inaugural-Diseertatioii. Otto
Walfher. llostüek. Carl Buldt'schc Hol'-Buehd ruckerei, lüOfi.)
Diüsur ganz außerordeiitlielio Fall bringt uuh in oJnei- ßeltenoii
lifinkultur alle Charakteristika eines celiteii Feiisdüeiiiua. Wir lindau:
1. Der Fetisch bat eins Weib voilkonunen ersetzt. Fr ersetzt sogar
ui'.' Onanie und gestattet dem Patienten eine relative Keiiaehhcit.
± Der Hareniskult ist besonders deutlich ausgesprochen.
;i. Die infantile Wurzel besonders dcutlidi. Die ersten Fetischo
\\iren Schürzen dei' Mutter und Kchwester. Die Iteinniung, die ihn ver-
hindert ein Weib zu besitzeii. scheint in geheimen Inzestmotiven zu
liegen.
4. Er trägt die Schürzen selbst, will ein Weib sein, identihziert
eicii mit seiner Mutter.
5. Der Weg zur Homosexualität wurde niclit eingeschlagen, dafür
Entstand der Fetischismus.
6 Der Glaube an seine große liistoriseho Mission reicht nicht bis
zm Gottheit empor. Kr will Minister werden. Er ist nicht sicher,
ob nicht eine genaue Fsychanalyse die Chnstusneurose nachweiGWi
würde Leider haben wir keinen Traum des Patienten zur Verfugung.
r.ocb könnte nach meinen Erfahrungen die Schürze für die. Schurze
stehen die Christus auf den Bildern tragt. Ich vermute, dali der
Kranke ein Heiligenbild sah, auf dem Christus eine weiße Schurze
tni- (blau - die Hinnnelsfarbe). Doch es ist eine bloße Vei-
mutun" und natürlich nicht zu beweisen, wird aber aus einem ähn-
lichen Fall dessen ausführliche Analyse folgen wird, zu ersehen sein.
Srfion das 'Führen eines Tagebuches läßt auf seinen inneren Größen-
wahn schließen. .
7. Er hat ein Gehehnnis, das ilmi allem eigen ist - einen kost-
baren Schatz. ,, . , P ■ M
Eine besondere Besprechung verdient- das Moment, dali er ein Ab-
rützen der Schürzen fürchtete. Die Schürze ist das Symbol der Pani-
T,.thie Sie schützt ihn vor dem Schmutz der Welt. Diese Sicherung
darf nicht verloren gehen. Sein Fetischismus darf sich mcht abnützen,
sonst ist seine Keuschheil verloren. . . . Ferner scheint mir die Liebe
11
i
i
2tH
Fetischismus.
?
zur MuUer dnt' iibevi-agende Rolle zu spielen. Es nidcht nichts aus,
daß er sie llJahre nicht gesehen hatte. Die Schürze stand für die
Mutter und begann die Mutter volkomnien zu ersetzen. Doch scheint
mir, daß das Gut nur gekauft werden sollte, damit die Mutter hinkomnu'ii
sollte. Das sind nur Vermutungen und der Ankauf des Gutes kann
a.uch das Erwerben des höchsten Gutes bedeuten. Ich muß gestehiTi.
daü dieser Fall an Plastik alle anderen mir bekannten übertrifft. Er
ist. in der Tat ein Triumph der men schlief len Phantasie, ein hartnäckiges
Ringen um das Ideal der Keuschheit, mit einer Versenkung in ein
Symbol, wie es wohl selten zu linden ist. Für sein Symbol wird K. zum
Verbrecher. Hier erwacht in ihm die Angst und er gesteht sein lange
gehütetes Gelreimnis. ... . - ' . ' '
Ich bin in der seltenen Lage, einen ganz analogen Fall mitzu-
teilen, der einer eingehenden Analyse unterzogen wurde. Er wird uns
später beschäftigen und uns beweisen, daß die Verhältnisse beim Feti-
schismus noch viel komplizierter liegen, als wir es bisher geschildert
liaben.
E r \v ä h n e n s w e r t ist hier die a n i m i s t i s c h e Ten-
denz. Die Scliürze lebt und spricht zu ihm, die
Schürze leidet beim Waschen, sie ist kein totes
Gebilde, sie ist ein Teil seines Ich.
Noch tiefer in das Wesen des Fetischismus führt uns der nächste
Fall. Er zeigt uns in wunderbarer Weise die ganze Systembildung,
die dieser Parapathie zugrunde liegt und die man umnöglich mit fmeni
infantilen Erlebnis erklären kann. Auch werden wir hier an Hand einei'
Traumanalyso einen tiefen Blick in die Psychogenese dieser Krankheit
werfen dürfen.
Fall Nr. 53. Es handelt si.h um einen 27jährigen sehr kräftigeu
Mann, nennen wir ihn Herrn K a p p a, der sich für Mäimerhoscn mid
y.war für Sporthosen interessiert. Er konsultierte zuerst verschied- nc
Arzte, die sich nicht zu helfen wußten und schließlich Schrenk-NotzU"/,
der ihn zu hypnotisieren versuchte und ihn in der mißlungenen Hypnose
den Auftrag gab, zu einer Dirne zu gehen. Dies versuchte Herr Kapi.a
Aber mit welchem schrecklichen Erfolge! Im Lupanar brach ein Schweiß
aue, er wurde von Schüttelfrost gebeutelt, es kam zu keiner Erektion,
so daß er verzweifelt davonlief. Trotzdem mußte er noch einige Male
diesen Versuch wiederholen, jedesmal mit demselben negativen oder
nur halben Erfolge. Doch lassen wir Herrn Kappa das Wort zur
Schilderung seines Leidens. Denn auch er leidet unt«r diesem Sporl-
Iioeenzwange sehr bedeutend und bittet um Abhilfe außerdem ist er
Masochist und huldigt dem Flaggelantismus. Wir haben Herrn Kappa
ersucht, uns eme möglichst genaue Darstellung seines Svstemes zu
!
JJII ILI1--
^r-M
Kasuistik.
265
geben. Denn darum handelt es sich ja iiamei- in dieaen Fällen und wir
lassen hier seine eingehende Schilderung folgen:
„Eine geschlechtliche Erregung findet statt, wenn die Kleidung
irgend eines männlichen Individuums im Alter bis zu etwa 30 Jahren
der Vorstellung Raum gewährt, daß sie ihrem Träger lästig ist oder
daß er bei deren Tragen c i n o ni Zwange unterliegt. Djeso
Vorstellung erwecken in erster Linie Hosen oder Röcke oder ganze
Anzüge aus Manchester, in zweiter Linie aus anderen minder-
wertigen Stoffen wie imitiertem Leder oder aus echtem Leder.
iCine bevorzugte Stellung nehmen mit minderwertigen Stoffen
bekleidete .Schüler ein, namentlicli ältere und solche höherer Lehran-
stalten.
Der Reiz erhöht sich, sobald zu der Besonderheit des Stoffes Be-
sonderheiten des Schnitteö der Kleidung kommen, d. h. sobald diese eng
anliegend gearbeitet ist, so daß Nates oder Oberschenkel oder auch die
Kniegelenke plaetisch hervortreten. Erregend wirken ferner e i n-
schnürende Bestandteile der Kleidang, wie Leibriemen oder die
Knievorschlüsse von Sporthosen, weiterhin lange Stiefel, Stiefel mit
-enagelten Sohlen oder lederne Gamaschen. Die Wirkung eng sitzender
Kleidungsstücke ist unabhängig von der Besdiaifenhcil des Stoftes,
was 2. B. bei Soldaten zur Geltung kommt.
Die Fetieehkleidung gewinnt an Reiz, wenn sie Spuren lanf^en
(iebrauches zeigt, wobei das Gesäß den Vorrang einnimmt. Sehe ich
jemanden radfahren, so wirkt aiicli dio VoiateUung von dem körperlichen
Gefühl erregend, das die Berührung des Anus nnt tlem Sattel hervoiruft.
Bekleidungsstücke aller geschilderten Arten nehmen auch di-ini
mein sexuelles Interesse in Anspruch, werai sie u n b e n u t z t etwa in
einem Schaufenster zu sehen sind oder sich in meinem Besitz befinden.
Olme all diesen Anloi'derungen betrefi's der Kleidung entspreclien
zu müssen sind ferner solche Leute Verursacher sexueller Lust, deren
äußeres sie als Angehörige körperlich arbeitender oder
dienender Stände erkennen läßt. Soldaten sehe ich zuweilen an
auf die Heschaffenlieit ihrer Hände hin, ob diese vermuten läßt, daß
,hre soziale Stellung im Gegensatz zu dem Rang
steht, den ein dreijährig dienender Soldat e i n-
"'"* Gegenstand meiner Schaulust sind weiterhin Knaben oder junge
Männer, deren Gesichtsauedruck gewissen Anforderungen entspncht.
Es soll entweder etwas Keckes oder Sinnende« dann hegen Bartlos>g-
keit ist ebenso reizvoll wie das Vorhandensein eines nicht zu großen
Schnurrbartes Starke oder interessant gezeichnete Augenbrauen, lang
11
266
FetiächiEmus.
lj|*i
bewimperte Lider, kleine oder lebhafte oder ^roße dunkle Äugen, ge-
bräunte Gesichtsfarbe, eine in Falten gezogene Stirn, regelmäßig ac-
etellLe weiÜc Zähne, Haupthaar, das im Nacken in einen spitzen Winkel
ausläuft, sind reizvolle Kinzclhuiton. Dunkle Behaarung genießt ehien
Vorzug vor heller. Eine schlanke Taille wiegt viele andere Vorzüge auf.
Uei der llctrachtung derart gckcimzcichnetcr Männer entsteht
uft der Wunsch in mir, so schön und so jung wie das je-
weilig e S c h a u o b j o k t z u g e i n. ,■.,-.*. . - - ■
Eine andere Art meiner Sexualbetätigung besteht darin, feti-
sdiistiscli verehrte Kleidungsstücke zu kaufen und anzuziehen und mich
darin vor den Leuten sehen zu lassen. Jedech werde ich ihrer in der
Regel schnell überdrüssig und verlange nach neuen Reizen. Die
Bevorzugung einer bestimmten Farbe des in jeder Hinsicht am höchsten
bewerteten Manchesters unterliegt stetem Wechsel ; in allen Ab-
scliattungon wiid bald braun, bald grau, bald grün, bald blau oder
sdiwarz bevorzugt. Der Reiz der Fetisehkleidung würde sich erst dann
voil entwickeln, wenn ich gezwungen wäre, sie täglich zu tragen, und
dadurch iin'o Haltbarkeit erproben und Spuren der Abnutzung hervor-
rufen würde. Dicseni Mangel lielfe icli zuweilen durch scheuernde J3e-
:*-weginigen mit dem Anus auf Stuhl oder Fußboden ab. Mit einer
' F c t i s c h h 0 s c angetan, vermeide ich es, mich auf einen gepolster-
ten Sessel zu setzen, was ich sonst bevorzuge. Jedesmal enttäusclit
mich die Fetischklcidung in bezug auf iin-e Haltbarkeit. Breit ge-
rippter Manciicstcr wird höher bewertet als sclmsal gerippter. Seine
. weiteren Reize sind sein glänzendes Aussehen, das er allein, und
sein Geruch, den er mit anderen minderwertigen Stoffen gemeinsam
hat. Eine lange Manchesterhose entfaltet erst dann ihren höchsten
Reiz, wenn sich der Glanz von schwarzen Stiefeln dazu gesellt. Einen
weiteren Vorzug der minderwertigen Stoffe erblicke ich In der Dicke,
die sie vor anderen voraushaben.
Was den Flagellantismus anlangt, so werde ich ilnn in der Haupt-
. Sache mit Hilfe eines Stockes gerecht, dessen bloßer Anblick oft schon
genügt, um Erregung zu erzeugen. Die Schläge versetze ich mir auf
• die Schenkel und, . soweit es geht, auf das Gesäß, das entweder nackt
oder besser noch mit einer Fetischliose bekleidet ist. Besonders be-
achtenswert erscheinen mir die Hautveränderungen, die nach den
Schlägen sicli vollziehen.
Ein nie fehlender Bestandteil sadistischer Phantasien ist die
Forderung, beim Geschlagenwcrden keinerlei Schmerzensäußcrung von
Bich zu geben. Häufig erscheint das Schlagen als eine beabsichtigte
■ Gewöhnung an das Ertragen von Schmerzen. Gewisso Vorbereitungen
; inbetreff der Kleidung vor dem Geschlagenwerden, wie etwa das Weg-
4
KaBtiistik.
267
lassea von Unterkleidung oder das Anziehen dünner enger lloäeii die
UnJfoi-m für irgend eine angenommene Kategorie von Leidensgcfalirten
sind, gehören weiter zu den Phantasien. Prügchuaschinen, die vor-
iiehmlicli für den eigenen Gebrauch dienen sollen, und J3än]<.e mit An-
schnall vorridi tu ngcn konstruiere ich in Gedanken. Desondere Lust
erweckt die Vorstellung, daß jemand halb freiwillig, halb u n-'
freiwillig sich bückt und sein Gesäß den Schlägen darreiclit
Nach der l'ruzedur evecheint der Gedanke reizvoll, dali der Gesclilagene
unter der Kleidung, versteckt vor den Leuten, als Be-
cken der hei t, von der nur er weiß, die Spuren der
Schläge mit sich h e r u m t r ä g t."
Wir eehon nun aus diesem Beispiele erstens die genaue Dar-
stellung der Hystembildung. Et; liegen eine Reihe verwirrender Details
vor, die einer eingehenden Analyse bedürfen. Ferner erkennen wir die
Neigung, sich einen Harem anzulegen. Unser Patient hat eine- stattlidie
Sammlung von süldicn Hosen, die er versdiicilentlich verwendet. Ferner
sehen wir wiodei' wie im vorhergelieudeii Falle, daß die Voisl.ellung
des Zwanges heim Fetisch erregend wirkt. Audi Kappa muß sich
denken, daß die Hose dem Träger lastig ist und er einem Zwange
unterliegt, Er symbolisiert schon im Fetisdi seine ganze Krankheit.
Er cmplindot seine Krankheit als lästig und unterliegt einem Zwange. . .
Wieder begegnen wir den minderwertigen Ötoflen und dienenden Indi-
viduen, Wieder spielten die Einsdinürung mid der Sdmm-i durch den
Fetisdi eine große Holle. (Die unbenutzte Hose dagegen ist ein syni-
bülisdiei- Ausdruck seiner unbenutzten Männlidikeit, die er sidi bisher
aufgespart, hat und aud. dieser Gedanke hat für ilu. einen großen
Reiz) Wichtig ist aber. dai,> die Fetisditräger Angehörige der Arbeiter-
oder niedrigen Soldatenklasse sind, wobei ihre ursprüngliche soziale
-Stellung einen Gegensatz zu ihrem nmmid.rigen zeigen so I. Das ist .0
zu verstehen: Merkt er, daß Leute mit feinen Händen und intelligenten
(Jesiditszügen drei Jahre als gemeine Soldaten dienen miissen, so erregt
das seine Sinnlichkeit in besonderem Maße. Auch hier hnden wir eine
] )arstel]ung seines Lebens und s e i n e r Tendenzen. Er ist der Sohn
eines reichen Mannes, besitzt große Intoliigenz ist sdn-iltstelierisch
be-abt und hat es zu nidits ^.cbracht. Er haU sich gewaltsam von
. 1 ü eil Stufenleiter fern und dient der Menscldieit als Gememor. . ,
n iedem Sinne des Wortes. Er hat ein anderes Ziel im Augo a s d e
Erf Ige dieser Welt. Wir merken ferner die "- /^'^^^ «^^^ J ^ ^ V^
fizierung mit dorn f et i seh i s 1 1 sehen Objek t e^ Lr
. ,,. „„,1 sn sdiön zu sein, wie das Schauobjekt.
II
ü^
268
Fetischismus.
; 1
(
daß er <;& sich recht hart, im Leben gemacht und sieh nicht weicl] ge-
bettet habe. Er ist der Büßer, der halb freiwillig, halb unfreiwillig
sich bückt und sein Gesäß den Schlägen darreicht, und es freut ihn,
daß niemand sein Leben kennt und erkennt. Denn pr sagt: „Nach der
Prozedur erseheint mir der Gedanke reizvoll, daß der Geschlagene
untei' der Kleidung versteckt vor den Leuten als Besonderheit, von der
er nur weiß, die Spuren der Schläge trägt.'- So freut ihn seine Para-
pathie, die er sich zurechtgelegt hat, weil sie von den Mensehen nicht
bemerkt wird. . . . IJieser Patient wurde von einem erfahrenen Schüler
Freuds durch 14 Monate analysiert und durch die ganze Hölle der
Sexualsyinholik geführt. Und das Resultat? Es war beschämend genug.
Die Jagd naeJi infantilen Traumen, nach einem „Erlebnis mit einer
kurzen Hose" ergab gar kein Resultat. Der Kranke war verzweifrlt
lind der Arz1 machte ihm noch Vorwürfe. Der Psydmnalvtiker könne
nichts leisten, wenn der Kranke nicht dä^: Material bringe. Er braclite
iihoY genügend Material. Das Material bestand in einer langen Reihe
von Träumen, zu dem dem Patienten gar nichts einfiel. Ich liatte dann
Gelegenheit, den Kranken, der mich um seinen Rat fragte, zu analysierou
und konnte das gesamte Traunmiaterial und die gewissenhaft «tepo-
graphiech notierten Einfälle kontrollieren. Es war eine heitere Lektüre
die nafürlich nicht eines tragischen Beigeschmackes entbehi-te. Eine
Reihe von Ti-iiumeii dienten nur dazu, dem Holme Über den Trautiidenrer
Ausdruck v.» geben. So lautete ein Traum:
„k-li liege -.mi dem Sola. Hinter mir siUl. Dr. X, un,t träufelt iort-
wiihreiul wiirmea WaHser über mein Haupt. Ich denke, .so lan^e mein
Helm fest anliegt, kann das Wasser nihig plätschern' .
Die stenographischen Notizen
■^
zeigen, daß dieser Traum lüs
Zeichen der „Urmerotik" aufgefaßt ^^■urde. Als ein infantiler Wunsch
den analysierenden Arzt mit Urin zu beträufeln! Einfach unglaublich
und doch wahr! Und der Traum heißt: Ich liege bei dir am Sofa^und das
warme Wasser deiner Rede ergießt sich über mein Haupt. Ich habe aber
meine Parapathie (Helm!) in giiter Hut und höre nicht auf dein Gerede.
Aus seinem Seelenleben wären folgende für die Psychogenese' 'ies
Fetischismus wichtige Tatsachen zu konstatieren. Er stand unter einem
sehr starken Eindruck der Kindheit. Wenn \ui- nachforschen, so werden
wir in der Anamnese der, schweren Parapathiker inmier einen Todesfall
in der Familie finden, von dem aus die Parapathie ausgeht. Er ist die
Ursache des Schuldbewußtseins. Der geheime Glaube an die Allmacht
der eigenen Gedanken, das Vertrauen auf seine eigenen übernatürlichen
Kräfte läßt den Gedanken aufkommen: Der Tod kam zustande weil
du es wünschtest. Du bist eigentlich ein Mörder. Wir dürfen aber diese
komplizierten Prozesse auch in den ersten Kinderj,ahren annehmen. Sie
L_.
7S^
Kasuistik.
2m
treten mit den kriminellen Gedanken auf und bilden den Kern der
Parapathie. Unserem Kranken starb ein Schwesterchen an Dipliieiitis
als ei' kaum drei Jalu-o alt war. Sie wurde durch ihn infiziert. Er muß
iliren Tod mit offener Schadenfreude begrüßt haben. Denn er zeigte
ak primäre Grundlage seiner Paraphilie echon sehr früh deutlicJi
eadistische Züge. Er vorhaute Sofakiesen und selbst andere Jungens.
Er fessolic mit 11 Jahren einen Mitschüler mit einem Stricke, er freute
Eich grausainor Darstellungen, er tötete Insekten usw. . . .
Autj diesem primären Sadismus, der schon früh kompensiert wurde
bildete sich ein starker Maeochismus aus. Sclion mit 6 Jahren schnürte
er sicii mit einem Riemen im Bette die Beine zueaninicn. Mit 13 Jahren
sclilng er sich selbst auf Oberschenkel und Gesäß. Das Einschnüren
zeigt deiitlicli infantile Phantasien an das Steckbott, ebenso wie sie
seine mlanlilen Spiclereioii mit dem Stuhl und Urin, die er als Kind
schon sehr gerne zurückhielt, eine Erscheinmig, die für den psychischen
Infantilismus typisch ist und die wir so häufig schon bei echten Peti-
scliisten feststellen komiten.
Er zeigt die hier schon erwähnte typische Vorliebe aller Feti-
sciiieten, vor Schaufenstern zu stehen und die geliebten Fetische zu
bewundern. Dieses und das Stehen vor dem Spiegel sind Blicke in die
Vergangenheit und versetzen ilm in die Sf immung des Halbti■aume!^.
Charakteristisch ist eine Wnnzenfurcht des Krank('-n. Sie ent-
spricht der Angst vor Infektionen und vor Gewissensbissen und ror
Flecken in der Kleidung. Er zittert vor den Insekten, welche alle Vor-
■würfe symbolisieren.
Er onaniert, seit der frühen Kindlieit, mitunter exzessiv bis zu
sechsmal in einer Nacht, dazwischen aber konunen Perioden längerer
Zurückhaltung vor.
Während er auf seinen Fetischismus .tolz ist, zeigt er eine un-
geheure affektative Abwehr gegen seine Homosexualität, die sehr stark
ausgeprägt ist. Dieser Widerstand gegen die Homosexuahtat ist vielen
männlichen Fetischisten eigentümlich. Die Homosexualität wird ihnen
noch mehr als das Weib der Vertreter der Sünde._ Wie ich im v;ongen
Kapitel ausführte, ist Fetischismus oft ein Ausweichen vor der Homo-
sexualität durch einen Zwang. Auch unserem Kranken .st das am
stärksten lustbetonte Moment der Umstand, daß jemand gezwungen sein
könnte, sich in minderwertige Stoffe zu kl^den. n der gezwungenen
Demütigung liegt der größte Reiz. Die Parapathie ist nach den
treffenden Ausspruche des Kranken eine überkomponsation, .st eme
bis in die letzte Konsequenz getriebene Symbolisierung, wo das Smbol
di. Realität vollkommen ersetzt. Die Paraphilie ist ein Umweg zur
Askese, zu deren Verherrlichung der Patient entschieden neigt. Er ist
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Hl
270
FetJBchifimiiSi
nicht der Mensch, für den man ihn hält. Man halt ihn für einen Paia-
philen und er ist ein frommer Asket. Das besagt auch ein Traum, der
ßßhr charakteristisch ist. Er lockt einen schwarzen Pudel an sich, der
sich in einen Menschen mit einem schwarzen Manchesteranzug ver-
wandelt. Der schwarze Pudel ist das Symbol des Bösen, des Tierisi-heii
wie im Faust. Er vorwandelt aber die Sünde in eine Buße.
Zum Beweise dieser Auffassung könnte ich das ganze Traumbin^ii
des Patienton veröffentlichen. Ein jeder Traum erzählt von diesen
Kämpfen um seine Heinhcit und verrät uns das geheime Ziel die
(.Tottwei'dunj^ seines tierischen Ich.
Er hat die Paraphilic, sich selbst zu llagellieren. Charakteristij^cli
ißt, daß er von seiner Mutter geschlagen wurde, -was in lustbetont t-u
Träumen als wichtiges affektbetontes Erlebnis wiederkehrt und nach
Wiederholung verlangt. Aber Schmerzen muß man ohne Schmerzens-
äußerung ertragen können wie ein antiker Held.
Einer seiner ersten Eindrücke ist die erste Hose, die er erhielt.
Sie war aus Samt. Er hatte seinen Bruder sehr beneidet, daß er schon
längst Hosen tragen durfte. N"un kam es ihm wie etwas Außerordent-
liches vor. Er sei der einzige Bub in Samthosen. Diese Freude ein dem
Besonderen, Außerordentlichen ist ihm auch bis heute gebliehen und
eine Wurzel seines Systems geworden. Aber diese Tendenz zu kost-
baren Stoffen hat or eben wie seinen Sadismus in das Gegenteil ver-
wandelt. Er hat den Zwang, sich in minderwertige Stoffe zu kleiden.
Dabei hat er ein Gefühl des Hochmuts über seine Maskerade: „Tch bin
gar nicht der arme Kerl in minderwertigen Kleidern, für den ihr niicli^
haltet. Tch hin ein Edelstein von Schmutz und Kot bedeckt.-'
Nun lasse ich einen der vielen Träiime dieses Kranken folgen, .
Er gewährt uns einen tiefen Einblick in die Stmktur der Parapathie .
und in die Motive seines Fetischismus. Ich bemerke, daß ich die Ana-
lyse erst ohne die Einfälle des Analysierten durchführte und daß er
allerdings dann durch seine von mir gelenkten Emfälle das dazugehörige
Material in überreichem Maße brachte. Gerade diese Trauraanalyse ist '
(un glänzcndci- Beweis, daß man in den meisten Traumen mit der Methode
Freuds nicht weiter kommt und unbedingt nach meiner Methode ar-
beiten muß, wenn man zu neuen Erkenntnissen kommen will. Freiliclu
es. ist bequemer, auf den Einfall des Träumers zu warten, als durch
eigene Einfälle auf die richtige Deutung zu kommen. Es ist' auch nicht
iedormann für diese Art der Traumdeutung begabt . . . Ich möchte noch .
betonen, daß mir dies TraummateriaP) deshalb so wertvoll ist, weil es-
■) kh l.e«it.e vier Traumbücher diesem Patienten, die er während der Hmonat-
lichen Anal.vBc anlegte. Er war hesondcrs für den vorliege.nden Tramn infeix-ssiert, dii
n von eeinem .^rzte nicht gedicutt-t werden könnt*.
KHeuJBtik.
271
von mir gar niclit beeinflußt wurde. Denn ich habe wiederholt betont.
daß unsere Kranken in dem Jargon ti-äiimen, den sie bei uns lernen
und die Tranmanalyse dazu benützen, sich über den Arzt lustig y.n
iiiacJien und über ihn zu triumphieren . . .
Der Traum lautet also:
,,Wir sind zu ciiioi' Pelddientitübiing aiisgerüdct. Ich erhalte doii
scliriitliclien BcMü, um 7 Uhr ÖO-Min. südlich an der Elster, dort, wo
der Weg nneli dem l.)r;iclienloch abuM-eipt, zur Verfügung des Obersten
zu stellen. Ich sondoro mich sofort von der Kompanie ab, tim irgend
etwas an uioinem Anzug in Ordnung zu bringen. Die Kompanie
[nar.^chiert in der Richtung, die anch ich einzuschlagen habe, weiter;
ich muß. wenn ich fertig bin, sehr schneli gehen, um sie zu überholen
imd noch vor ihr ;in dem bozeichncton Rcndezvoueplatz eiiiznlrefl'en.
Die Zeit ist ao knapp, daii ich knnm schon um 7 dort sein wenlc.
Obendrein geht das IJniziehen sehr langsam von .blatten, so, als ob ich
in meinen Bewegungen roriwährend gehemmt würde. Endlich bin ich
so weit fertig, daß ich nur noch die FuiMteklei(bm2 zu weclijjeln habe.
Mit Itncksicht daranl' aber, daß ich gar keine Zeit mehr habe, und
.seihst auf die Gefahr hin. mir die Füße wnud zn lanlen. stehe ich davon
ab. Nur weiß ich freilich uichu wo ich die llesei vefiißbekleidung las.^en
soll. Vor mir stellt ein Soldat, vielleiclit mein Burpclus mit einem
Tournister. in den ich schon allerlei hineingestopft liabe. Rs geht nun
aber nichts mehr hinein. .\ni der i^andstraßo passieren fortwährend
weitere Truppen. — Ich lüii mit dem Oberst in einem liallenähnliciieii
Raum zii.eauuTieii. Kr zeigt mii' eine Karte, die ein Schema für den
späteren Gelechtsbericht enthält. Einzelne Angaben darauf. Striche und
Ähnliches, sind sehr .sauber mit roter Tinte oder Farbe verzeichnet
(wohl ein Werl; des Regimentssclireiljcrs. denke ich hei mir; nioiiie
eigene Schreib- und Zeidienkunst würde mich dabei völlig im Stich
la-ssen). Die erste auf der Karte vorged ruc-kl e Frage fragt nach der
„Kultur". Ein dicker, roter Strich gibt die Antwort darauf. Das heiiM.
so erklärt der Ober.st. seine I'artei sei der Feind. Nach seiner Auf-
fassung sei das die richtige Antwort auf die Frage nach der Kultur.
Dann folgen auf der Karte niichstaben und Ziffern, die offenbar die
Truppenteile angeben, aus denen das Delachcment besteht. Ich weit!
das traue mich a.ber nicht mit der Sprache heraus, als der Oberst nacii
der Bedeutung dieser Zeichen fragt, l'^r läßt mich die Stelle in der
Felddienstordnung aufschlagen, die darüber Auüknnft gibt. Wenn idi
auch sonst meine Unwissenheit nicht verbergen kann, so zeige ich
wenigstens Gesehicklichheit beim Nachstldagen in der Felddienstordnung.
Mir ist fortwährend sehr schwach zn Mute, Meine Besorgnis wach.M.
)6 mehr mir klar wird, daß der Oberst offenbar beabsichtigt, mir einm;il
gründlich auf den Zahn m fühlen. Es ist jetzt noch sein Bursclie
zugegen, ein hübscher Mensch mit einem blonden Schnurrbart. Dieser
sei viel pünktlicher dagewesen als ich, wird mir vorgehallen. Ich ver-
wahre mich gegen jeden ^'orwurf in dieser Richtung, indem ich auf-s
bestimmteste erkläre, ich sei Punkt. 7 zur Stelle gewesen. — In die
Halle dringen jetzt fremde Soldaten ein. Einige von ihnen tragen, wie
mir .jchelnt, gelbe Lederhosen. Sie machen sofort kehrt, als sie uns
(I
il
272
■ ■
!■!
.
Fetischismus.
gewahren.. Der Oboi-st jedoch hat sich über sie aus irgend eiiiem Grunde
ontrüstet und gibt mir den Befehl, sie zurückzurufen. Obwohl ich niehr-
male, so laut wie ich es vormag, „Half" gebiete, kümmert man eich
doch wenig darum: einige verhalten zögernd, andere drängen in? Freie
hinaus. Noch che ich (etwas unsicher überhaupt, was ich kommandieren
Süll) Befehle gegeben habe, etwa wie: „Ganze Abteilung — kehrtV
und dann „ohne Tritt ~ marsch'", iahrt der Oberst auf mich los nud
luaciit sich vor allen Leuten über die Art meines Koninmndos histig. —
Es tauchen für einen Augenblick (.^uediinburger Damen und Herren auf,
wie ich sie einmal gelegentlich einer Tagung des Vereines vom roten
Kreuü in München vei-siimmelt gesehen habe. Öie wollen sich als
Schlachtenbummler betätigen, — Der Oberst steht jetzt wie eine
Garderobefrau hinter einem Drüsen und beschreibt mir auf umständ-
liehe Weise den Ort, wo icii ihn erwarten soll. Ich höre aus seinen Worten
etwas von einer Wand und einem Ziekzackw"cg heraus, und obwohl ich
hei7,lich wenig von der Beschreibung verstanden habe, bitte ich doch
nicht um eine Wiederholung, sondern bringe es nur zu dem zustimmenden
,.Zu IJefehl, Herr Oberst!" Bei der Vorstellung jedoch, ich möchte ihn
vprielüen, wird mir schwach zu Mute. Vor dem Dj-äsen befinden sich die
Damen des ObereU^n, Während ich mich von diesem streng militariscli
verabschiede, mache ich jenen eine halbe Verbeugung (die, wenn sie üliei-
liaupt nötig war, in ihrer mangelhaften Ausführung leicht als das Gegen-
teil von der beabsichtigten Höflichkeit ausgelegt werden kann, fällt mir
hinterher ein), — Ich habe mich an einer Stelle der Landstraße etabliert,
lialh hinter einer Höhe versteckt, und hin dabei, einen Gefechtsbericlit
KU Hchreibüii, was jetzt meine Hauptaufgabe ist. Der Oberst kommt
imd tadelt sofort den eingenonnnenen Platz. Es sei nicht der von ihm
angeordnete. Er zeigt dabei auf einen Häuserkomplex halbrechts im
Gninde als auf den Ort, der dei- richtige gewesen wäre. Ein hoher
Schornstein besonders, der aus den Gebäuden hervorragt, hätte das
l'reilich auch mich erkennen lassen können. Der Oberst erfüllt nun
seine Führerpflichten, naelidem er mir noch gesagt hat, ich äoUe, um
ganz unsichtbar zu sein, im Liegen meine Aufzeichnungen machen.
Mir schwebt dabei eine niedrige Stellage mit schrägem Brett vor. da^
mir als Unterlage beim Schreiben dienen soll. Der Oberst sprengt mit
seinem Pferde Stufen liinan, die fast senkrecht auf einen Berg führen.
In eigentümlicher Weise springt er. während das Pferd vom zieht, mit
den Füßen, dem linken zuei'sl, die Stufen hinauf. Diese Leistung des
alten Mannes flößte uns allen Bewunderung ein. Auf halber Höhe /er-
harrte er. Wieder erscheint die erwähnte Quedlinburger Gesellschaft.
Man unterbau eich iiljer die Möglichkeiten, nach Hause au gelangen.
Ein umständlich fahrender Zug (es werden Namen von echleswig-
holst^inischen Stationen genannt) wird vorgeschlagen. Ich könnte ihn
empfehlen, da ich einmal mit ihm gefahren bin. unterlasse es jedoch.
— Ich beginne den Gefeehtsbcricht damit, daß ich auf der Karte, die
ich glücklicherweise in der Rocktasche flnde, den Namen des Ortes nach-
sehe, wo ich weiio. Er klingt wie Vita oder Zita. — Ich hatto micii
von meinem Beobachtungsposten entfernt und kehre nun zu ihm zurück.
Ich bin darum liesorgt, nicht vom Feinde gesehen zu werden. Besonders
verräterisch ei-scheint mir mein blitzender Helm. Nicht auch dadurch
noch mag ich den Oberst gegen mich aufbringen, daß ich unsere Stellung
1
vüi
Kasai Etile.
273
verrate. Km einzelner Mensdi, holTe ich, wird nicht gL-sohcii werden
Obendrein erBclieiiie ith jetzt als Zivilist, mit eiaom Strohhut auf deni
K,üpf und oinem Stock in der Hand. Der Generalmajor von Ende mit
aeiiiein Adjutanten von Fcslcuberg-Uackisch kommen über das Feld
gesprengt. Erst^rer ist sehr zornig und schimpft über eine , blödsinnige
Meldung". Wie sei es mügiich. daß der Kerl 2 Tage vorher ihn Namen
des Obersten gewußt habe! Der Oberst reitet vor mir vorbei. Ich höre
die AVorte: So ein Eseil und kann sie ebenso gut auf den vom General-
major Gemeinten wie aiil' micJ! lie/iebi-Ti. .-\n meinem Stimdnrt angelangt
will ich micJi wieder an den unglückseligen UefecJitäbencht macheu]
obwohl ich eigentlich nichts dazu weiß und andere nach ihren Bcob'
achtiingen fragen muß. Es sitzen mehrere l.eute an einem Tisch. Meinen
Platz nimmt ein gewisser Sonlje ein, gibt ihn aber, etwas widerwillig
freilich, auf mein Verlangen frei. — Der Oberst erscheint aufs neue.
Er will sich eine Zigarre anzünden und hat schon seine Streichholz-
schachtel herausgeholt. Ich beeile mich, ihn mit Pouor zu versehen.
Er murmelt so etwas wie: Ei'weisen sie mir welligsten:- diesen Liebes-
dienst! Meine Hände zittern heftig dabei. Ein Streichholz erlischt, ein
anderes bricht entzwei. Dann nimmt er mir die Schachtel aus der Hand,
In der Weise bin ieli ihm nun behili'lich. <hil^ ich meinen Rock auf-
schlage, um den Wind abzuhalten. Der Schweißgeruch, den mein
Körper ausströmt, scheint ihn wider meine Erwartung nicht zu be-
lästigen. Plötzlich fragt er: Sie sind bomoae-xuoll'^ Auf meine öu-
etürzte Frage, wolier er das wisse, antwortet er ausu'eieliend. Diie
Stuarts seien davon gestorben, fügt er warnend hinzu, ich solle mich
vor dem Tode in Acht nehmen. Er entfernt sich, während mir der Ge-
danke durch den Kopf schießt: Nun, nachdem mein Gclieimnis verraten
ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als mir das Leben zu nehmen.
Dieser merkwürdige Traum erfordert eine eingehende Analyse. Er
ist durchsichtig, wenn man einmal den Sehlüseol gefunden hat. Wir
können uns nicht anders helfen, als daß wir Satz für Satz der Analvße
unterw^erfen, um an einem großen Beispiele zu zeigen, daß die Soxual-
ss-mbolik allein noch keinen Traum restlos erklären kann.
„W ir sind zu einer Felddienst Übung auege-
rückt. 1 c Ii erhalte den schriftlichen Befehl, um
7 Uhr 50m südlich von der Elster, dort, wo der Weg
nach dem Draclienloch abzweigt, zui' Verfügung
des Obersten zu stehe n."
Die Fei ddi ens t ü b u n g ist das Leben. Das beweist uns
noch später das plötzlicli auftauchende „Vita". Der Oberste ist
liier ein Symbol der liöeheton Gewalt, also Gottes. Der „schrift-
liche Befehl" bezieht eich a.uf die heilige Schrift. Er ist
Protestant und kennt seine Bibel sehr genau. Sein Leben wird also als
eine "Übung, als eine Vorbereitung zu einem anderen Leben aufgefaßt.
Das Drachenloch symbolisiert den Eingang z\u- Hölle. Die Be-
deutung der Zahl 750 ist ihm wohlbekannt. Er hat den geheimen Glauben,
Stokol, Störnncen dps Trieb- nod ABoktlobene. Vtl.
1(
■
\ti
Fetischismus.
75 Jahre alt zu werden. Der urste Satz hat also folgendpn Sinn: „I ch
s-oU mich nach vollbrachtem Leben vor Gott v e i'-
antworten, wie ich es in der heiligen Schrift ge-
lesen habe und es soll entschieden werden, ob ich in
den Himmel oder in die Hölle kommen werde.'"
Fahren wir fort:
„I(-h sondere mich von der Kompanie ab, um
irgend etwas an meinem Anzug in Ordnung au
bringen. Die Kompanie marschiert in der Richtung,
die ich auch einzuschlagen habe, weiter; ich muß,
wenn ich fertig bin, sehr sciinell gehen, um sie zu
überholen und noch vor ihr an dem bezeichneten
Rendezvousplatze einzutreffe n."
Er sondert sich von den frommen Menschen, die hier als „Streiter
Gottes", also als Soldaten erscheinen, und geht seiner eigenen Wege.
Sein Kleid ist nicht in Oi-dnung. Hier merken wir schon, daß das
Kleid') das Symbol der Parapathie und seines Glau-
bens wird. Der Rendezvousplatz ist der Himmel respektive der Ort,
wo die Menschen geprüft und gewogen \\^erden ... Er will alle Mit-
streiter überholen, d. h. übertreffen und den ersten Platz einnehmen.
Er will sich durch einen besonderen Eifer im Glauben auszeichnen.
„D i e Z e i t i s t k n a p p, d a ß i c h It a u in u m 7 U h r d 0 r t
sein werde. Obendrein geht das Umziehen sehr
langsam von statten, so als ob ich in moinen Be-
wegungen fortwährend gehemmt würde. Endlich
bin ich so weit fertig, daß ieh nur noch dieFnIi-
bekleidung zu wechseln habe. Mit Rücksicht dar-
auf aber, daß ich gar keine Zeit mehr habe, und
selbst auf die Gefahr hin, mir die Füße wund-
zulaufen, stehe ich davon ab. Nun weiß ich nicht,
wo ichdieReaervüfußbekleidung lassen soll. Vor
mir steht ein Soldat, vielleicht mein Bursche, mit
meinem Tournister, in den ich schon allerlei hinein-
gesteckt habe. Es geht aber nun nichts mehr hinein.
Auf der Landstraße passieren fortwährend weitere
Truppen."
Auflösung: Alle Truppen gehen in einer Richtung, gegen d&n
Hinunel. Das Üben ist kurz bemessen. Er muß sich noch uraziehesi-
Das erfordert eine genauere Erklärung. Er spielt im Leben den
') Habe icti wiederholt gefunden: Der Anzug für Jen Charakter dos
Menechen.
StS^
Kai^iiistik.
■275
Nieizscheaner und Freigeist. Er muß seine Konversion zum Glauben
vollziehen, er muß als Frommer^) (andere Fußbekleidung!) durch das
Leben wandern. Allein sein Intellekt liommt ihn. Aber er kann j.a als
Atheist durch die Welt pilgern, denn er hat eino Reservehißbekleidung,
einen Reservogiauben. Dieser Reservcglauben ist sein
F et isehi smuB, der eine besondere Form der Religion darstellt.
Sein Bursche ist das Symbol seiner Parapathie, seines „neben-
bew'ußtBH Ich". Freilidi hat er diesem so viel aufgeladen, daß
nichts mehr hineingeht. „Er hat in den Tornister allerlei hineingestopft'',
das ißt wohl die am meisten verräterische Stelle. Das stellt die ganze
Konstruktion der Paraiiathie dar. Was mußte sie nicht alles aufnehmen!
Religion und Sexualität, Sicherung der Keuschheit und seinen ganzen
IjsyehoHexuellen Infant ilismus. — —
Nun geht der Traum weiter und er erscheint vor Gott, der ilmt
mitteilt, was er von seinen Lebenskämpfen (GcEerhtsbericht) hören will.
„Ich bin mit dem Obersten in einem hallen ähn-
lichen Räume-) zusammen. E r z u i g t m i r c i n e K a r t e,
die ein Schema für den späteren Gefechtsbericht,
enthält. Einzelne Anlagen sind mit roter Tinte
oder Farbe bezeichnet, wohl ein Werk des Regi-
men t «schreib er s denke ich mir. Meine eigene
Schreib- und Zeichenkunst würde mich dabei im
Stiche lassen. Die erste auf der Karte vorgedruckte
Frage fragt nach der „Kultur". Ein dicker roter
Strich gibt die Antwort darauf. Das heißt, so e r-
klärt der 0 b e r s t, s e i n e P a r t e i s ei der F e i n d N a oli
seiner Auffassung sei das di^e richtige Antwort
auf die Frage nach der Kultu r.'"
Wie ein T,ehrer hat der Oberst einzelne Fehler rot angestrichen.
Die Farben stellen die Flecken dar, an .ienen das Leben eines Menschen
so reich ist. Sehr schön ist die Vorstellung vom Regimentssdireiber.
In vielen religiösen Träumen wird man die Vorstellung finden daß de.
liebe Gott aFle Sünden in einem großen Buche von einem Schre her
notieren läßt. Unser Träumer seufzt, daß er über sein Leben eigen id.
so wenig Bescheid weiß. Gleich die erste Frage Gottes nach der Kultur,
de rot angestrichen ist, kann er nicht beantworten Gott -t, aber seh
gnädig in diesem Traume und erklärt ihm, die Kultur sei der Fmd
Gottes und der Frommen. Damit hat sich der 1 räumer, der alle Kultur-
bestrebungen verfolgt und unterstützt, als Frommimg entpuppt, der
die Kultur als Werk des Teufels betrachtet.
"^TatT barfüßiger Pilger wie Beta, der Fußtetiechiet.
■') Kirclie!
18-
276
Fetischismus.
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„Dann folgen auf der Karte Buchstaben und
Ziffern, die offenbar die Truppenteile angeben,
aus denen das Detachement besteht. Ich weiß das,
traue mitili aber niclit mit der Sprache heraus, als
der Oberst nacli der Bedeutung dieser Zeichen
fragt. Er läiJt mich die Stelle in der Felddienet-
ordnung nache.ch lagen, die darüber Auskunft gibt.
Wenn ich auch sonst meine Unwissenheit nicht ver-
bergen kann, so zeige icli wenigstens Geschicklich-
keit beim Nachschlagen in der Felddienstordnung.
Mir ist fortwährend sehr schwach zumnte. Meine
Besorgnis wächst, je mehr mir klar wird, daß der
Oberst offenbar beabsichtigt, mir einmal gründ-
lich auf den Zahn zu fühle n."
Die Ziffern und Zeichen sind die Stellenangaben der Bibel, die
hier als „Felddienet Ordnung" symbolisiert wird. Er ist sehr
bibelfest, fürchtet aber trotzdem die Prüfung Gottes, der ilvm einmal
auf den Zahn fühlen und nach seinem Lehen und seinen Sünden fragen
will ...
„Es ist jetzt noch sein Bursche zugegen, ein
hübscher Mensch mit einem blonden Schnurrbarl-
Bieser sei viel pünktlicher dagewesen als ich, wird
mir vorgehalten. Ich verwahre mich gegen jeden
Vorwurf in dieser Richtung aufs bestimmteste nnd
erkläre, ich wäre Punkt sieben zur Stelle gewese n."
Wer ist dieser fremde blonde Bursche, der früher da war? Es ist
wohl in erster Linie sein Bruder, der ihm zuvorgekommen ist. (Erst-
geburtsthema!) Die viel wichtigere Determination ist ;iedoch die reli-
giöse. Der Bursche des Obersten, der früher dagewesen ist, syniboüsiert
Christus. Auch unser Träumer leidet an der von mir schon oft
erwähnten Christusneurose. Er hat den Glauben an seine große histo-
rische Mission und will nicht daran verzweifeln. Er beneidet Christus,
daß er die Menschen erlösen konnte. Er sagt eich immer die Verse von
Schiller vor:
Es iai kein leerer, sehmeichelndcr Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserem sind wir geboren:
Und was die innere Stimme epricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Der Ausdruck „Bruder in Christo", die Erstgeburt (das Früher-
kommen), geben die Brücke vom Bruder zu Christus. Er will auch
J !'■
Kusu is tili.
S7T
leiden wie Christus und seine Ptirapathie ist das
Kruzifix, an das er sich genagelt hat. Wir werden später
die spezifischen Eigenschaften der Parapathie unterstreichen, die auf
die Identifizierung mit Christus zurückzuführen sind. Gehen wir jetzt
in der Traumanalyse weiter:
„In die Halle dringen jetzt fremde Soldaten
ein. Einige von ihnen tragen, wie mir scheint, gelbe
L e d e r h 0 s e n. Sie machen sofort kehrt, als sie uns
gewahren, Der Oberst jedocli hat sich über sie aus
irgend .einem Grunde entrüstet und gibt mir den
Befehl, sie zurückzurufen. Obwohl ich mehrmals so
laut ich vermag Halt! gebiete, k ü iii m er t m a n sich
doch wenig darum. Einige verhalten zögernd, an-
dere drängen ins Freie hinaus. Noch ehe ich (etwas
unsicher überhaupt, was ich kommandieren soll)
Befehle gegeben habe, e t w a wie „Ganz e Ab t ei Ung
- kehrt!" und dann „Ohne Tritt - marsch! , fahrt
der Oberst auf mich los und macht dich vor alUn
Leuten über die Art meines Kommandos lustig.
Diese Episode ist nur zu erklären, wenn man weiß, daU die ein-
zelnen Gedanken als Streiter (Soldaten) ge:ceiclmet sind, die
miteinander im Kampfe liegen.') Die Hallo wird zum Symbole ^-^es Ge-'
hirnes, die Frömmigkeit liegt im Kampfe mit dem Intellekte. F omde
Gedanken dringen in seine Seele und verlangen Aufklärung und Ab-
schwören der alten Gefülde. Er will diesen rebelhschen kulturgodankeu
Halt'" gelueten; sie verhalten sich aber verschieden. Eimgo Schemen
sich m seinem Intellekte festsetzen zu wollen. Aber Goit^^f^r^pen^u
ganzen Glauben und eine gründliche Purifikation ^^-^[.^^^^^^^^J'
auch über die laue Art, w.e er die Kultur .md Aufklarung bekämpf ,
nicht zufrieden. Wunderscliön dringt durch die Traumgedanken das Ge-
fühl der Unsicherheit, welche ihm ,cde Orientierung m Leben erschwert
und seine Parapathie als Schutzmittel erfordert. o ,i e d 1 i n
Es tauchen für einen Augenblick Q u c d 1 1 n^
"buiger Damen und Herren auf, wie ich sie gelegent-
lich einer Tagung des Vereines v o m R o t e n Kreuze
,n München versammelt gesehen habe.^^Sie wellen
sich als Schlachtenbummler betätigen
Das Rote Kreuz deutet schon auf die fromme Bedeutung dieses
Vereines. "Überdies fällt ihm ein Quedlinlnirger pietist.scher Kirchen-
""T^ Soldaten mit LoderhOBoa sind adne Pmphili«. die Lhm Gott vorhält
a. dei.cn er ol.-as Anstößige, findet. Diese Par.pb.Uen panoron .bm meht. Er .1
unsicher, ob und wie er sie behemchon solL. -■■;..', " -.-r ■ ' - .V.
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278
Fetischismus.
verein ein, der sich ja in der Tat an den Kämpfen für den Glauben be-
teiligt. Die Färbung dee Bildes wird konstant mit großer Geschick-
lichkeit festgehalten und der unerfahrene Deuter könnte wirklich ver-
leitet werden zu glauben, es handle sich nur um einen harmlosen
Manövertraum eines Reserveoffiziers. Es sind aber die anderen
Menschen, die keine so ernste Prüfung durehKuinachen haben wie er.
„Der Oberst steht jetzt wie eine Garderobe-
frau hinter einem Dräsen und beschreibt mir auf
umständliche und schwer verständliche Weise den
Ort, wo ich ihn erwarten soll. Ich höre aus seinen
Worten etwas von einer Wand und einem Zickzack-
vieg heraus und obwohl ich herzlich wenig von der
Beschreibung verstanden habe, bitte ich doch nicht
um eine Wiederholung, sondern bringe es nur zu dem
zustimmenden „Zu Befehl, Herr Oberst!" Bei der Vor-
stell ung, i ch möchte i h n v e r f eh 1 en, wi rd mi r schwach
zu M ute."
Hier baut sich eine Brücke zu seiner Paraphilie. Der Oberst, der
liebe Gott, ist eine Garderobefrau, Er gibt jedem für das Leben ein
Kleid, das man tragen muß. Er gibt Gestalt, Rang, Konfession, kurz
er bestimmt das Kostüm, in dem wir auf Erden wandeln werden. Wir
bekommen es nur geborgt für das kurze Leben, wie man eine Maske
oder ein Kostüm in einer Lcihanstalt borgt . . . Doch hat man einmal
das Kostüm von Gott erhalten, so ist es nicht so leicht, ihn auf dem
recliten Wege wieder zu finden. Gott zeigt une zwar den Weg durch
seine heilige Schrift. Aber wie sie verstehen und sich auskennen?
Welches ist der richtige Weg? Jedenfalls geht unser Träumer keinen
geraden Weg, sondern trachtet durch allerlei Kunstgriffe und Kunst-
stücke in den Himmel zu kommen. Wieder wird er „schwach" bei
der Vorstellung, Gott zu verfehlen und durch ein sündiges Leben um
die ewige Seligkeit zu kommen.
„Vor dem Dräsen befinden sich die Damen des
Obersten. Während ich mich von diesem streng
militärisch verabschiede, mache ich jenen eine
halbe Verbeugung (die, wenn sie überhaupt nötig
war, in ihrer mangelhaften Ausführung leicht als
das Gegenteil von der beabsichtigten Höflichkeit
ausgelegt werdenkann, fällt mir hinterherein")..-"'
Die Damen der Familie sind Maria, die Mutter Gottes, und
einige katholische weibliche Heilige. Er zeigt eine deutliche Neigung
zum Katholizismus wie alle Parapathiker, die nicht Katholiken sind,
denen der mystische Sinn des Katholizismus sehr anziehend erseheint.
Kasuistik.
279
Er zeigt einen gewiesen Marienkult (die halbe Verheugung) , macht
sich aber auch über diesen K,ult lustig. M'^er diese sonderbare Form der
Religionssymbolik, welche die Götter entttiront und menschlich näher
bringt so wie die antiken Religionen, nicht lernt, der wird den religiösen
Sinn cinee Traumes wohl nie entziffern können. Hier vorbirgt er seinen
Katholizismus, welcher den rechten Weg zur allein scligniachenden
Kirche darstellt. Auch möchte er die Religion wie ein Kleid wechseln
und so den alten Adam ausziehen. Nebenbei wird seine (halbe) Stellung
zum Weibe in geschickter Weise mit dem religiösen Motiv verquickt.
Doch fahren wir weiter:
,,I c h habe mich an einer anderen Stelle der
Landstraße etabliert, halb hinter einer Höhe ver-
steckt, und bin dabei, einen Gefechtsbericht zu
schreiben, was jetzt meine Hauptaufgabe ist. Der
Oberst kommt und tadelt sofort den eingenomme-
nen Platz. Er sei nicht der von ihm angeordnete. Er
zeigt dabei a u f e i n en H äu e e r k o m p 1 ex h al b rechts
im Grunde als auf den Ort, der richtig gewesen
wäre. Ein hoher Schornstein, der aus dem Gebäude
hervorragt, hätte das freilich auch mich erkennen
lassen könne n."
Der Weg ist ein falscher und führt nicht zu Gott, er ist gar nicht
nach dem Willen Gottes. Seine versteckte Frömmigkeit will Gott nicM
gefallen.') Er sollte sich an die rechten Parteien (die Konservativen)
halten Der hohe hervorragende Schornstein ist eine Maske des K i r c h-
turmee. Zurück zur Kirche! - lautet die Losung dieses Traum-
fttiickcB
,- Der Oberst erfüllt nun seine L eh r e r p f 1 i c h t en,
nachdem er mir noch gesagt hat, ich solle um ganz
„nsichtbar zu sein, im Liegen meine Aufzeich-
D ese Leistung des alten Mannes flößt uns allen
Bewunderung ein. A u f h a 1 b e r H ö he v e r ha r r t e r u n d
.eder erscheint d.e erwähnte Quo dl . nbu r ger G e-
leHBchalt. Man unterhält sich über d,e Möglich-
') Seine fetiBchifitiechn Stplluiij! ist aur
.■li uii;ht dtT von (iiitt gewollte Plata.^
980
Fetisi'liismiii;.
i
ommeu
[ozoen-
lieiteji, nach Hause zu gelangen. Ein umständlich
fahrender Zug wird vorgeschlagen. Ich könnte ihji
empfehlen, da ich einmal mit ihm gefahi'en hin,
unterlasse es jedoc h."
Sein Gefechtehericht, dies ist die Beichte über sein ganzes Leben,
ist noch nicht fertig und Gott zeigt ihm als Lehrer den ''rechten Weg!
Er solle seine Frömmigkeit verbergen und im Liegen seine Auf-
schreibungen machen. Ein artiges Wortspiel des Traumes, denn es heißt
„im Lügen". Er solle nur alle Welt belügen und sich als Freigeist
deklarieren, wahrend er innerlich fromm bleiben könne.^) Die Schreib-
vorrichtuQg, die or nun beschreibt, ist ein Betpult. Der Oljerst sprengt
wie Odm (das Bild stammt aus der Ballade „Odins Ritt") in den
Kimmol zu lichten Höhen. Er zeigt ihm gewisserinaßon, ™ man mit
dem linken Fuße, also mit der Sünde, doch in den Himmel komm
kann. (Hier mengen sich erotische Motive in die religiösen Der kundi
Deuter wird ja sclion längst erkannt haben, daß auch Spermat
Phantasien und Mutterleibssituationen eine anderweitige Determination
zulassen würden.) Hier imponiert die Reitleistung des alten Herrn seinem
Schüler.-) Brauche ich das noch zu erklären' Dfp Tl^m^r, pt-
scheinen wieder und man berat, welcher Weg am sichersten und sclinellsten
zu Gott (nach Hause!) führe. Unser Träumer verrät daß er einen
„sehr umständlich fahrenden" kennt. Freilich, sem Zug ißt
wohl der komplizierteste, den je ein Mensch ausgeheckt hat
,, „Ich beginne den Gefechtsbericht damit daß
ich auf der Karte, die ich glücklicherweise in der
Rocktasche finde, den Namen des Ortes nachsehe
wo ich weile. Er klingt wie Vita oder Z i t a " ■'
■ Er weiß jetzt, daß es sich um das Leben (Vita) handelt Zita
geht auf die andere Determination zurück und ist der Name der Ex-
kaiserin, die eben in dieser Zeit geheiratet hatte.
Ich hatte mich von meinem B e o b a cht u ng s-
Posten entfernt und kehre zu ihm zurück. UhbiW
darum besorgt, nicht vom Feinde gesehen zu werden.
Besonders verräterisch erscheint mir mein blitzen-
der Helm. Nicht noch dadurch mag ich den Obersten
gegen mich aufbringen, daß ich unsere Stellung
verrate. Ein einzelner Mensch, hoffe ich wird
nicht gesehen werden. Obendrein erscheine ich
^etz^ls Zivilist mit einem Strohhut auf. dem
0 Das „Liegen" ist auch die SteUung der Domut und Unterwerfunfc
=) Mau denke auch an den Analytiker, der die Oberst- und Vater-taago i.t und
■do Semen Schüler. , ' ' ^
Ö
Kasuistik.
281
Kopfe Ulli] laineni Stocke in der Hand. Dor General-
major „von Ende" mit seinem Adjutanten .,v o n
Fostenberg-Rakißch" kommen über das Feld ge-
s p r 0 n g t. Der e r s t e r e ist sehr zornig und s c ii i m p f t
über eine blödsinnige Meldung. „W ie ist es möglich
daß der Kerl zwei Tage vorher den Namen des
Obersten gewußt habe?" Der Oberst reitet an mir
vorbei. Icii höre die Worte: „So ein Esel!" und kann
sie eben so gut auf den vom Generalmajor ge-
meinten als auf Uli eil beziehen."
Der blitzende Helni des Glaubens ist seine Farapathte^). seine
Farapliilic, die ihn gegen alle Gefahren schützt. Sein Lebensplan ist,
seine Frömmigkeit nicht zu verraten und zwei Tage vor dem Tode sich
als gläubig für Gott bekennen. Der Generalmajor von Ende
ist der Tod! Die Namen sind seinem militärischen Bekannt enicr eis
entnonmicn. Er trägt jetzt nur einen Struhhut, d. Ii. ein leicht brenn-
bares Kleidungsstück, seine Paraphilic, die unter dem Bilde des Lasters
seinen Glauben verbirgt. Zwei Tage vor dem Tode will er fromm werden.
Darüber ist der Tod, der hier einen höheren Rang hat als Gott, ent-
rüstet. Auch der liebe Gott, der jetzt immer melir dem Vater ähnlich
wird, unterläßt es nicht, ihn einen Esel zu nennen, was er im Traum
ganz richtig ebenso aul' sich bezieht wie den Ausspruch des Todes. Denn
OS ist offöiihiir eine Eselei, sich ungläubig und lasterhaft zu stellen
und dabei innerlich fromme Ziele zu verfolgen . . .
„A n m e i n e m S t a n d o r t o a n g e 1 a n g t, w i 1 1 ich mich
wieder an den unglückseligen Gefechtsbericht
machen, obwohl icheigentlich nichtsdazuweißund
andere nach ihren Beobachtungen fragen muß. Es
sitzen mehrere Leute an einem Tisch. Meinen Platz
nimmt ein gewisser S. ein, gibt ihn aber etwas
widerwillig auf mein Verlangen wieder f r e t."
Seine Lebensbeichte, die Schilderung seiner Kämpfe wird immer
schwerer Er betont seine Unwissenheit, seine mangelnde Orientierung
im Leben und den Umstand, daß er unselbständig auf fremde Fülining
angewiesen \^t. Wie ein Bhtz taucht sein Bruder^) auf (Herr S.), der
als' der Erstgeborene ihm immer im Wege stand und dem er nun den
Platz streitig macht, was schon vorher in der Determination einer
Spermatozoenphantasie zu erkennen ^var. Alle diese Phantasien heißen
ja, wie Silberer selir richtig betont hat: Ein neues Leben beginnen.
Doch hören wir die Fortsetzung; •. ■ ' .' ■" ■ *■■
— ■ ... - ..'-■ X : ' r ■
^) Verglüicho dDn Traum auf S. 268. _^
') In einer anderen sehen erwäint^n Determination sein Vorbili! „C li r i r 1 ii s
M
j -
1 r
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lül:
4li
FetiBchiBmus.
„Der Oberst orecheint aufs Neue. Er will seine
Zigarre an zünden und hat schon seine Streichholz-
schachtel herausgeholt. Ich beeile mich, ihn mit
Feuer zuversehen. E r murm e 1 1 e t w a s w i e: Erweisen
Sie mir wenigstens diesen Liebesdienst! Meine
Hände zittern heftig dabei. Ein Streichholz er-
lischt, ein anderes bricht entzwei. Dann nimmt er
mir die Schachtel aus der Hand. 1 n de r W e i s e b i n i ch
Ihn. behiin.ch, daß ich meinen Rock aufschlage, um
den W,nd abzuhalten. Der Schweißgeruch, den
mein Korper ausströmt, scheint ihn wider meine
o:??o!""^."'.^''*''^,''.l^^.^^'g^"■ PlötzUch fragt er:
meine bestürzte Frage,
Die
Sind Sie homosexuell? Auf
woher er das wisse, antwortet er aueweichend. ^ . -■
htuarts seien daran gestorben, fügt er warnend
hinzu. T^h solle mich vor dem Tode in acht nehmen.-'
Diese Stelle ist für das Studium der Traumanalysen sehr wichtig
und zeigt, wie stark d'e Tendenz des Kranken ist, sieh über seinen Arzt
lustig zu machen und Ihn hinters Licht zu führen. Man könnte diese
Szene für emen Dnrchbrueh der Homosexualität halten und der
lysierendc Arzt, dem die ersten Szenen
ana-
ein undurchdringliches Dunkel
waren und blieben, .türzte sich mit Feuereifer auf diese Stelk, welche
eigentlich eine homosexuelle Beziehung zwischen Vater und Sohn zu
schildern schien. _ ....
Man sei aber sehr vorsichtig, wenn intelligente Patienten - und
um einen solchen handelte es sich in diesem Falle - er war seinem Arzte
turmhoch überlegen - m ihren Träumen plötzlich irgend ein Trauma
oder eine sexuelle Beziehung Bchndem, die der Arzt von ihnen erwartet.
Sie stellen Ihm gewiß eine Falle, in die er hineinfällt, wenn er nicht
foi'twahrend auf der Hut ist.
Hier erhellt der Sinn des Traunipc ai,^ a -, . u
,, o- , . ,. . ■^^'^^imes aus dem ganzen Traurabilde.
Jei' binn kann nur cm religiöser sein unA ;,-». i .
. ,. .■ u r, * ■ '^ ^^'^ ^^'" "nd ist auch ein religiöser, waE
ia die erotische Determination nicht ausschließt. Er will sein Feuer an
Gott entzünden. Er will glauben Gotf ™i T \
r,- + n n^ V Vi ^^ verlangt von hm d esen
einzigen Dienst^ Den Glauben. Er versteckt sich in seine Kleider, um
den bösen Wnd die Bewegung der Zeit abzuhalten, die das keine
flackernde Lichtdien seines Glaubens erlöschen könnte. Er zittert um
sem Stuckchen Glauben Er soll sich im Schweiße seines Angesicht.
sein Brot verdienen. Er hat sich aber sein Leben durch die Paraph.lie
und den Masochismus sauer genug gemacht. Dieser Schweiß kann Gott
nur l'reude machen und ihn nicht genieren
iJi,
— — "
Kasuistik.
283
Jetzt koinint die EnUarvimg. Nämlich die Frage; öind Sie homo-
sexuel]? Diese Frage enthält ein artiges Wortspiel. Der Homo ist kein
iuiderer als wieder Christus. Sein stärkster Eindruck ist ein Bild von
Tizian, das bekannte „Eece homo!" Auch er ist ja ein Christus. Ancli
er leidet für die Menscliheit, um sie zu erlösen. Die Frage lautet also:
Liebet du C h r i s t u e? Bist du katholisch? Die Stuarte
seien daran gestorben, Eine rätsolhaftp Stelle, deren klare Deutung
mir erst nicht gelungen ist. Sie scheint sich auf Maria Stuart') zu
beziehen, welche als Künstlerin der Liebe und als fromme Frau galt.
Hier spielen auch Reminiszenzen aus dem Drama von SdiÜler eine
Rolle . . . Die spätere Warnung Gottes, er solle sich vor dem Tode
in acht nelunen, finden wir jetzt verständlich, da er wieder fromm
werden will, d. h. offen sich zu seiner Frömmigkeit bekennen will.
„Er entfernt sicli, während mir der Gedanke
durc'h di'ii Ko])i' schießt: Nun, nachdem mein Ge-
heimnis verraten ist, bleibt mir nichts anderes
übrig, als mir das Loben zu nehme n."
(Sott hat jetzt erkannt, .daß er fromm ist, an Christus und Maria
glaubt, daß er immer ironun war. Sein Glauben hat sicii an dem Feuer
Gottes entzündet, er kann jetzt ruhig sterben.
Wir erkennen, wie dieser Traum die ganze Lösung seiner I ara-
nhilie und Parapathie enthält. Denn nie hat ein Fall klarer dargelegt. ,
daß der Satz von Freud: „Die Neurose ist das Negativ der FcTverBion
niohi zu halten war. Die Perversion (Paraphilie) ist eme Neurose
(Parapathie) und zeigt den gleichen seelischen Mechan.smus wie die
Ldei.^ Neurosen. D a s g-a n z e L e b e n d i e s e s ^^-^\'\^l
■Lnf das Zielgerichtet, den Himmel zu erobern-und
ich die I iebe G o 1 1 e s z u b i ch e r n. Sein ganzes Gehaben
;it auf die Identifizierung mit Christus zurück, den orbenei et un
offenbar übertreffen wilh Sein geheimer Glaube an s e i n e groß,
h i s t o r i s e h 0 M i B s i 0 n" ist eben unerschütterlich.
Wekhe Momente in der Parapathie unterstützen unsere Auf-
''''" dL Paraphilie ist eine selbst diktierte Strato für seinen Unglauben
Die Paiapnii ^^^^^^^^ ^^^^^^^^ ^1^,^ p^^.
und seine Sunden, l'.^r tragt t-a «» uh.;A^,- träet die einen
halb erregt ihn die Vorstellung, daß jemand kleide, tragt, die einen
Halb eriegi um u „.üKsen minderwertige Stoffe sein. Auch
Zwang auf *" au..*». Es ,u Ben ^^^^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^^
se,n L«do„ gM .hm -ta^B Bü ^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^_^___^ ^^^^ ^
minderwertig .1 *''!°=™™„J; .„^j ,e,ner Parapathie. Die Paraphilie
^r*fL1::t iil^^rln Lehe„ enttr^det, s,e .st ein a.rf-
;71S;h.,äglich .rtuh, id, die D»t.™: Sl..rl i.t to W«b. ; ■
234
FetiscUisinuB.
: ■
ßrlegter Zwang, tio regen ihn die Kleider auf, welche einschnüren,
Riemen, welche binden, lange Stiefel usw. Wir kennen diese Gegen-
stände ßchon aus anderen Träumen als Symbolismen, welche die Para-
pathie beschreiben. Unser Patient regt sich also über seine eigene Para-
patliiö auf, er schöpft sexuelle Lust aus seiner Parapathie, er berauscht
sich a;n sich selbst und seinen genialen Konstruktionen. Alles Dienen
und Gehorchen regt ihn auf, weil er sich auch als Soldaten, als Diener
Gottes betrachtet.
Warum aber hat sich dieser Kranke gerade die Sporthose als
Fetisch auegesucht? Wird diese Wahl wirklich durch ein infantiles Er-
lebnis determiniert"? Hat sein Bruder in der kurzen Hose auf ihn einen
Eolchen starken Reiz auegeübt? ^., . .
Diese Erscheinung werden wir nur verstehen, wenn vnr die Tat-
sache kennen, dali der Fetisch im Laufe der Jahre degeneriert. Er wird
verändert, so daß er seinen ursprünglichen Charakter besser maskieren
kann. Wir haben ja gesehen, wie aus dem mit einem Nagel durch-
stochenen Fuße von Christus ein roter schweißiger Fuß geworden ist
und daß dann später das wichtigste Attribut, der Nagel, wegfiel.^) Auch
unser Patient hat seinen ursprünglichen Fetisch verändert. Denn es
reizte ihn ursprünglieli ein Tuch, wie es die Orientalen um die Lenden
tragen. Dies Tuch erwies sich als Abkömmling des Tuches, das Christue
um die Lenden trägt. Der He]m ist wieder neben dem Symbol des
Glaubens der Ersatz der Dornenkrone, welche ja die unsichtbaren
Schläge ins Physisclie übersetzen. ' --'.'■ ■
' Der Simi der Parapathie lautet: Ich bin Christus, ich
b'in ein Erlöser und wenn iehniich mit Chri'stus
identifiziere, so empfinde ich die höchste Lust.
Eine andere Quelle seiner Erkrankung ist sehi überbetonter Nar-
zißmus. Er ist in sich verliebt und bewundert sich auch, überall sucl-t
und sieht er nur sich und seine Selbstliebe ist sehier ohne jede Grenze.
Er sieht sich in kecken und sinnenden Knaben, in bartlosen Männern
und wünscht sich so schön zu sein wie die anderen, d. h. er identifiziert
sich mit den Objekten, die ilun am besten gefallen.
■■..■- Seine ßußideen dringen in den masochistischen Prozeduren deut-
lich durch. Er straft sich für seine sexuelle Lust und die Strafe selbst
wird ilmi zur Lust. Er beherrscht sich aber und leidet. Und er bezieht
seine stärkste Lust aus diesem Leiden ohne Klagen. Er schlägt 5i--h
ja fortwährend mit den Widerwärtigkeiten des Lebens herum. Er ver-
sagt sich jede Freude und jeden Erfolg und hat sich an die Paraphilie
^) Nachträglich goetand jener Patient ein, daß er eine LiuMingsphantasie habe;
Mit einem riesigen Nagol am Fuße über dio Ringstraße zu gehen
Kasuistik, 2Sb
geschnürt wie an eine Folterbank. Er bückt sich freiwillig vor Gott
und reicht seinen Leib freiwillig zur Strafe.
Den beimliclien Stolz auf. die kunstvoll gebaute Parapathie ver-
rät aber der Satz: „Besonders reizvoll erscheint mir
der Gedanke, daß der Geschlagene unter der Klei-
dung versteckt vor den Leuten als Besonderheit,
von der er allein nur weiß, die Spuren der Schläge
herumträgt." Das ist sein Stolz. Er hat eich selbst geschlagen
und leidet und kein Mensch weiß es, daß ein so heiliger frommer Mann
unter den Menschen wandelt, der zu hohen Taten bemfen ist und die
Menschheit, erlösen soll.
Es wirft sich die Frage auf, wie eine solche Paraphilie entsteht
und wodurcli sie festgehalten wird. Diese Paraphilie ist eine Karikatur
der Erziehung mit iln-em Zwange, ihren Schlägen, ihren Einschnürungen.
Uie Kinderhose zeigt schon auf die Kinderzeit. Sie stellt eigentlich eine
Abart des Infant! lisnius dar. Der Kranke möchte noch ein Kind sein
und Kinderhosen tragen. Solche Wünsche (welche ja auch aus seiner
Determination des Traumes als Spermatozoenphantasic liervorgehen).
deuten auf innere Unzufriedenheit mit dem bisherigen Leben und tiefe
Reue. Er möchte noch einmal leben und dann würde sein Gefeditsbericht
ganz anders ausfallen. Diese Unzufriedenheit mit sich selbst stammt
aus einer Zeit, da or dem Vater den Tod wünschte. Der Tod des Vaters
würde ilm von iedem Zwange befreien und ihn selbständig machen. Eben-
so haßte er seinen Bruder, der iluu als Kivale in der Gunst der Mutter
und des ^'aters im Wege stand. Auch diesem wünschte er den Tod.
Erst die Erkenntnis dieser eigenen Schlechtig-
keit erzeugte in'ihm das Gefühl der Minderwertig-
keit und er sagte sich, daß er weder Freiheit noch Glück verdiene.
Seine Religiosität riß ihn immer tiefer in den Strudel der bchuldgefuhle
und bald gab es für ihn keine andere Rettung, als sich vom Glauben
zu emanzipieren. Er wurde Atheist und Freigeist Mit welchem Erfolge,
das zeigen sein Traum und seine Parapathie. Aber innorUch wurde er
immer frömmer, je nntiklerikaler er sich nach außen gehardete
Die Parapathie schien aber unlöslich durch cm .Tunktim (Adler)
das er sich gemacht hatte. S o I a n g e e r d i e s e A r t d e r b e x u a 1-
befriedigung betreiben werde, so lange werde sein
Va t er 1 ben Dieses Junktim entfernte ihn vollkommen vom AVeibe.
Es war aber auch die Quelle neuer Konflikte. Jetzt mußte er ^.'Unschen,
daß der vi er sterben sollte, wenn er zum Weibo kommen wollte. Die
Angst vor dem Weihe als dem Symbole der Sunde^) war aber so stark,
^etz^ch. betont ebentalk dia „c^'igc FnebcH des Ma.nos vor dem Ew.f,-
weibliciieu". "
386
Fetischismus.
; ;.
!
daß er diesen Öchutz gerne vertrug. Wäre nun der Vatei- gestorben, so
-Mite trotz alledem die Befreiung nicht eintreten können. Dann wäre
das Schuldbewußtsein wieder in den Vordergrund getreten, etwa wie:
Du bist Schuld an dem Tode des Vaters. (Die Allmaclit der Gedanken!
Freud ) Er hätte sich neue Sclmld und Bußjahre diktiert und sich so
wieder vor dem Weibe geschützt, das für ilm gleichbedeutend mit dem
Tode ist und sich im Traume im Symbole „Maria Stuart" nennt. Hüte
dich vor den Frauen! — lautet ein geheimer Imperativ seines
Inneren.
In einem anderen Traume sagt er : „E i n M a n n li a t andere
grausam behandelt. Der Rächer tritt auf in Ge-
stalt eines anderen älteren Mannes. Dieser be-
fiehlt mir, einen Kasten, der so groß ist, daß ich ihn
mit beiden Händen tragen muß, mitzunehmen und
geht, den Übeltäter vor sich hintreibend, eine enge
Treppe hinauf, die offenbar zum Hausboden führt.
Unterwegs erhält der Schuldige fortwährend
Schläge. Oben angelangt, entnimmt der Rächer
meinem Kasten einen großen Lederknüppel und
schlägt damit den Übeltäter in grausamer Weise."
Er ist der Sünder. Der Kasten sjTnbolisiert den Hirnkasten, der
alle grausamen Strafen enthält. Ebenso der Dachboden. Der Kasten
ist wieder eine Darstellung seines Hirngespinstes, der Parapathie . . -
Er schlägt sich als sein eigener Radier und Richter für seine Sünden . . .
Aber nun hat er den Schlüssel zu dem Leiden, das in seinen Träumen
als sein Bruder symbolisiert wird. So sagt er in einem Traume:
„Ich finde den Schlüssel zu dem Sehranke, in
welchem die Sachen meines Bruders liegen. Das
ist mir sehr unangenehm, weil ich fürchte, man wird
den Schlüssel brauchen und darnach suche n."
Der erste analysierende Arzt hielt den Schlüssel für den Phallus
und übersah die wichtige Bedeutung: Ich fürchte, der Arzt könnte den
Schlüssel zu meiner Parapathie finden und -mich gesund machen. Er
raubt mir dann den Weg zur Seligkeit . . . Und wir sehen wieder die
Angst vor der Genesung und den Stolz auf die Parapathie.
Betrachten wir die ganze Paraphilie, so erkennen wir, daß es
sich gar nicht um eine wirkliche Paraphilie handelt. Es handelt sich
um ein Arrangement im Sinne Adlers,, er benimmt sich, als ob er ein
Paraphiler wäre. Sein Fetischismus ist eine künstliche Konstriüttion,
eine zweite Religion, welche ihm den verlorenen Glauben ersetzt und
als Ersatz für die verlorenen Freuden dieser Welt, für den Verzicht
auf Ehre, Ruhm und das Weib den Himmel sichert. Festgehalten wird
Kasuislik. ^o
aber dieso l^ara])hilio, diese Karikatur einer ParaphiliL' kÖTinte man eher
sagen, durch ein Gelübde. Dies iiiüchto ich besonders unterstreichen
Sein Vater wird so lange leben, so lange er dem Weibe entsagen wird'
Ein älinlii:heß Gelübde war auch in all den anderen von mir analysierton
Fällen gegeben werden. Erst dieses Junktim macht die
P !i ]• a p a t h i e unlöslich und enthält die Strafe für d ie
vcrbree herischen Todeege danken. Das Weib ist dan
Symbol der Sünde. Aber hinter der Angst vor der Sünde steckt auch
hier die Purchi vor dem Weibe, die Furcht vor einer Niederlage im ge-
j^diieehtliclion Ijeben. Dagegen finden wir keine Spur einer organischen
Minderwertigkeit als Grundlage der Parapüthie und ich nmß iimner
wieder betonen, daß ich diesen Teil der Lifhre Adlers für unrichtig halte
und das Gefülil der Minderwertigkeit nur als Folge des Schuldbewußt-
seins auffassen muß.
Wie wunderbar ist jedoch die geniale Konstruktion unseres
Kranken, den Perversen zu spielen und der Fromme zu bleiben! Wie ich
es in meinem Aiirsatzo „Der Neurotiker als Schauspieler"^) sagte:
„Der Neurotiker (Parapathiker) ist Akteur und Publikum in einer
Pereon. Kr spielt mit seinen parapathischcu Symptomen eine bestimmte
Szene." So spielte dieser Kranke vor sich selbst den Paraphilen und war
ein FrÖramling in der Maske eines Satanisten , . . Die Paraphilie
riichertc ilm vor dein Weibo und vor der Sünde. So wurde seine feti-
schistisdie Sünde zur frommen Handlung und die Frömmigkeit zur
Sünde wider seinen Intellekt ... ' .
Wir sehen, wie kompliziert sich die Analyse eines Falles von
echtem Fetiediismus gestaltet. Sieherlich führen auch bei diesem Falle
Fäden zur primären Inzesteinstellung. Er betont, daß Manchester wie
Urin riecht und kommt wiederholt auf sein Verhältnis zur Mutter zurück.
Es ist ja möglich, daß er die Mutter eimnal in prall sitzenden Unter-
hosen gesehen hat. Leider spricht er nichts davon und seine Träume
enthalten nur Andeutungen, daß er ein Geheimnis verschweigen will,
verraten aber nicht die Art des Geheimnisses.
Dies aber zugegeben, ist die Parapaihie dieses Kranken ein so
kompliziertes Gebilde, daß sie sich nicht einfach mit einem Sclüüssol,
wie der Inzest es ist. auflösen läßt. Auch der Rieclitrifb, der bei diesem ,
Kranken sehr stark ausgebildet ist, gestattet noch keine Erklärung 1 ,
dieses komplizierten religiösen Überbaues. Wir merken nur eine un- '<
widerstehliche Tendenz, die sexuelle Aktivität durch den Schein einer ' ■
Sexualität zu ersetzen. ,, ,■ -^-^ ■
Abraham betont die Herabsetzung der sexuellen Aktivität seines
Patienten. Das konnte ich ja in allen meinen Fällen konstatieren.
') Zeaitralbl. f. Psychoanalyse. 1911- S. 38. I. Bd.
•288
Fetischismiis.
PIM
Eine übergroße Aktivität führte zu der DroGse-
lung derselben durch einen Fetischismus. Die Angst
vor der eigenen Sexualität fülirt zur scheinbaren Ertötung derselben,
zur Abbiegung von der sexuellen Leitlinie, die ursprünglich aiif den
ganzon Mann und die ganze Frau geht. Diesen Bestrebungen ent-
riprechen wieder als symbolische Ausdrucksraittel die Kaetrations-
phantaeien, an denen alle Fetischieten leiden. Sie haben in der Tat eine
ideelle Kastration an sich vollzogen, spielen auch mit dem Gedanken
der wirklichen Kastration, was ja einer völligen Entsagung gleich käme
und auf der Linie ihrer aBketisch-frömmlerischen Tendenzen liegt.
Aber Abraham, der schon die Mischung von Parapattiie und Feti-
schismus bemerkt und auch betont, daß Freud seine Ansicht, „die Neu-
rose sei das Negativ der Perversion", nicht mehr aufrecht erhält, sieht
als Ursache der Parapathie: Dem Fuße kommt die Bedeutung eines
Genitalersatzes zu. „Schautrieb und Rieehtrieb, von
jeher in auffälligem Maße auf das Exk rem enteile
gerichtet, wurden einer weitgehenden, freilich
sehr ungleichen Umwandlung unterzogen. Der
Riechtrieb wurde in weitem Ausmaße verdrängl,
der Schautrieb hingegen um so stärker betont,
freilich von seinem ursprünglichen Interessen-
gebiet abgelenkt und idealisiert. Dieser Vor-
gang, dem nur der eine von beiden in Frage
kommenden Trieben zum Opfer fällt, verdient dsn
ihm von Freud gegebenen Namen der ,Partia!-
V o r d r ä n g u n g'."
So weit geht das Bestreben der /'Veurfschule strenger Observanz,
alle Erscheinungen der Parapathie auf verdrängtes Triebleben zurück-
zufüliren! Wie würde aber Abraham mit seinem Riechtrieb den Fall
von SporthosenfetisehismuB erklären oder einen Fall von reinem
Korsottfetischismus auslegen, wie er mir bekannt ist? Wir sehen, wie
wichtig die Kenntnis der rehgiösen Motive und der von mir geschil-
derten Mechanismen für das Verständnis dieser komplizierten Fälle isl-
Ich stehe nicht an zu erklären, daß ich jetzt diese Fälle psycho-
logisch begreifen kami, während die Part ial Verdrängung nichts bleibt
als eine geistreiche Hypothese, die ein nicht unwesentliches Detail als
Hauptsache behandelt . . .
■ ' Abraham betont auch die therapeutische Machtlosigkeit seiner
Analyse und meint, der Patient hätte größere Widerstandskraft gegen
seine fetischi et i sehen Regungen erhalten. Dies beweist, daß diese Art
von Analyse ohne Aufdeckung der wichtigen Mechanismen, welche Simi
und Zweck der Parapathie, das geheime Ideal verraten, eben nicht von
Kasuistik. ■ 906
"Wirkung sein kann, wie eehon der vorher geschilderte, 14 Monate ana-
lytisch behandelte Patient beweist.
Der Fetischismus ist eben eine Krankheit, nicht nur eine zweite
Religion. Er ist auch ein geistiger Parasit, der seinen Träger zu jeder
anderen Donkbarkeit untauglich macht. Alles wird in den Dienst dos
Fetischismue gestellt und in der Spraclie des Fetischismus ausgedrückt
Sehließlicli kann der Fetischist ganz arbeits- und lebensunfähig werden
Er versinkt in Sfine Ti'äuiiiereion. Er kann den Affekt nicht mehr auf
seine sozialen PQichten richten, er bringt keine Aufmerksamkeit für
den Beruf auf, weil alle seine Affekte an andere Interessen gebunden
sind (Bleuler). Diesem Umstände verdanke ich es, daß der sonderbare
Fall, von dem ich jetzt sprechen, werde, in meine Behandlung kam.
Fall Nr. .'54. Es handelt sich um einen zirka 30.iährigen Beamten,
der nicht mehr im Amte bleiben konnte, weil ihm die krankhaften feti-
schistischen Ideen keine Ruhe lielien und ihn iirbeitsuiifähig machten.
Er ist wohl einer der merkwürdigsten Fälle, die je publiziert
wurden. Unser Patient — nennen wir ihn Herrn Lambda —
interessiert sicii nur für Männer, die eine ge-
schwollene oder vorletzte Backe haben und ver-
bunden sind. Es sollen womöglich junge bartlose Männer oder nur
mit einem Anflug von Bart sein. Er benimmt sich sehr sonderbar, wenn
er ein solches Sexualobjekt siclit. Er sitzf; beispielsweise im Kaifce-
haiiso lind sieht zum Fenster hinaus. Plötzlich sielit er einen Mann mit
einem schwarzen Tuche um den Kopf. Oder mit einem verbundenen
Kopfe. Er ruft mm in höchster Aufregung: Kellner zahlen' Kommt
der Kellner nicht sogleich, so wird er sehr ungeduldig, schimpft, hält
sich auf, daß er gehindert wird und läßt das Geld am Tische liegen, um
sein Obj^ckt zu suchen. Wenn er den Mann nicht mehr findet, ist er sehr
erregt, unglücklich und in höchster Spannung. Er kann viele Stunden
den gleichen Weg absuchen, warten, ob er nicht vielleiclit zurückkommt,
ja auf dem Platze, wo er ihn gesehen hat, bis zu 6 Stunden stehen und
ausharren, in der Hoffnung, er werde doch kommen. Er geht dann am
nächsten Tage wieder um dieselbe Zeit auf die gleiche Stelle und wartet
wieder und das kann er eine Woche so fort machen, bis ein neuer
Fetisch die Vorstellung des alten verdrangt hat. Immer aber bleibt
ilim die Empfindung, als ob er gerade bei dem versäumten Objekte be-
sondere Sensationen und überhaupt etwas Besonderes er-
lebt hätte. Nehmen wir aber jetzt den Fall an, er habe sein Objekt
doch erreicht. Er beginnt ihm zu folgen, ihm vorzugehen und ihn von
allen Seiten möglichst unauffällig zu beobachten und umkreisen. Geht
der Fetisch in ein Geschäft, so wartet er geduldig stundenlange, bis er
wieder zum Vorschein kommt. Dann spricht er ihn unter irgend eniem
Stekal, StSmngon das l'riub- und AffökUebenfl. TU- 19
f
•290
FetischisiiiQK,
'i
1 I
Vorwande an. Meistens e r se. hier fremd und bitt. darum,
' leht g,„ ^V3g I^^^^^^,^ ß^. ^.^^^^ Gelegenheit fm-^t er auch
n.«.d.g, woran der Herr le.de, ob e. große Schmerzen habe^Jd
. dagegen mache. &o geht er eine Weile neben ihn, her, so lange er
T' t" 'T''\''\ '' ^^^' ^'^^-^ d- Ma.n n;oint, er . '.f de^
gle.chen Weg sie könnten ein Stück miteinander gehen Wenn "
sich dann verabschiedet hat, seht er in f>m r. i ^L , ,
om Tuch, ähnlich wie das isltlel I der P.ttf ^r^^^^^ ^f ^f'
1-nd.toif, eine schwarze Binde usw.) Je e nSr , nT^ f ' ■^\"''
stellender der Fetisch ist destn ..■■- '^^'""^^'^^' ""^ ^o?Aal niedrig
andet Lambda ein: e:L Xr ^^En uH '^'^'"- ''^''^ ''''-
l..-es Verlangen, das nicht er^im:^^et2t^'J: 7 T^"'
imt dem J-'etisch allein zu bleiben oder .«,- . i ^ ' Tendenzen,
Akt zu vollziehen. ^"' "^'^ '^™ *""«" homosexuellen
Im Gegenteil! Nun kommt die '/.,^H ■ i
benutzt, um sich die höchste Lih do u tL ff ^ E '^7 'f "'
den Spiegel, legt sich den Verband an, lZ7ntljLf "^'^ Z
s t e i 1 1 e i c h u u n V 0 r, d a ß e d e I ^ ^^'^'■'^^'" ""'^
geistige lüontiiizierungmit dem Se^al M kt ^ ZI'?' ''' '^"^
er «ud blickt dabei immer die Binde an "J.! T ^^ ?' ^"" """^"'''^
ganzen Harem. Meist verloren «t Z\ ^^"^'" ^"^ '' ^'"™
f..her die Wirksamkeit.^tr:!:!:^ Ä^ V''
al er vergessener Liebling wird wieder Favorit «t. V 1 ' 'T
solchen Fetisclien ist unstillbar und übermäch g Fr 2, ^'^ T
falirenden Autobus, aus der Elektrischen wenn er ^ T '"' '^'"'
hat; er hißt die Karte verfallen, die er si;hreirer W '' f n'"
oder einem Konzerte mühsam erobert hat- er v^ Theatervorstellung
die Rendezvous, die Arbeit, wenn ilmi i'n Fetr ,7' ''' '''™''"''
Damen und Vorgesetzte stehen, mit denen er IrCi ^^'^"'^- ^' '
iBt. (Interessant ist, daß der Zwang des Mimärf ^^T'"''" °'''""'^'"
des Leidens. Er versäumte während ine t. n ^^-l"" ''' '"'
Übung und lioß sieh von keinem Fetisc Hin t !f "'''^"' '"'"'
die Anpassungsfähigkeit aller dieser ra,S.'' '"^'^^^' ""'
immer das Gesetz des geringsten Wid s^d '^t" A?'"-? ''" f''
wir oft diese Tatsache bestätigt hören. BoiTmüS":] U
eiserner Zwang. Dieser Zwang ersetzt dann den Dn '';"'^'^''\,^'"
De^ Imperativ wird durch den I.« d^rM:;^::^:^^
kommen °''- ^' '"^ ^'^ ^«^hlen W.g abR.^
I^RMBü
Kasuistik.
29]
ilm sein Vater einen We. durd 2 c V^ '^ ^^"^ ™'' ^'''''t'^
vorbei. Monatelang konntf ^'.^ Zctt: 1 r'^ß '" '^^^^"'^^^•^^^
Weg zu goJien. Erst nacl, oinigci Ze t k,r ü; """^ '"^^^^'"^
ilim der liebste der in d,e MarialWIo,;? , r T" ^^'^'^' ™" '^''"'■'"
an deren Ende eine Ki.che ^^^ '^^t'^T ''^^"f """"'' ^^^^'^'
m die Kirche, „außer wenn er einmal .hö,;, T ""'' ^'"'^ "'^
Er hat in der antiklerikalen Bewogu"^ " j 'I "'""" '""" ^^■'"''
Rollo gespielt und ..rdo deshalb 'J^J^-^I^^TV''''''''
aiigegrifTen. ' '^'^'^i^alen Zeitungen
furchtbar ist sein Jähzorn. Er fürciitet R,.m» r -.^
Z.ei Jahre lang ..r er do,n Spieltoulo, .J^S. Zl^^^^Z
ennogon e,n. S.ne Stellung verurteilt ihn zur Einsan,keit aufd:"
Landa l.r muß u. d,e nächste Stadt fain.n, ,nn scnor Leiden chaft
zu frohnen und em Objekt zu Buchen. Zu diesem Bciuifo kleidet e l^h
um, veranstaltet eme förmliche Maskerade. Er ist Amtsperson und n2
auf eme Wurde schauen. Desiialb verschwindet er aus der kleinen
fatadt, um e,ne größere aufzusuchen, postiert sieh in der Nahe dos Spitals
oder emes Zahnarztes, bis endlich das Obickt m:t der gesclnvol Ionen
oacke zu sehen ist.
Vorübergehend ^vollte er ein Trinker werden. Er bleibt aber immer
ke^e Freude "" '"'" ^''"'''' ''^'''''^'"- ^^' '^'''''^'" "^^^ht ihm
Seine einzige Lust .st die Onanie vor dem Spiegel, wenn er sich
das lach um das Gesieht gebunden hat. Er kann aber auch ohne Spiegel
m lange J raumereien versinken, wobei er ganz geistesabwesend i^t Am
bchlusBo der Miktio hat er ein Lustgefühl. Er war ziemlich
lange Bettnässer und zeigte die für die Fetischisten charak-
teristischen Blasonstöruiigen.')
Sonderbar ist sein Benehmen mit Frauen. Er ist mit selir vielen
j^rauen bekannt, mit denen er sehr gerne plaudert. Er weicht aber än"st-
hdi sexuellem Verkehre aus. Ursprünglich hatte er ein sehr lebhaftes
Interesse für Madclien, war schon mit 12 Jahren in eine Kusine leiden-
schaftlich verhebt. Vor 6 Jahren verliebte er sich in ein Mädchen das
ilun sehr gut gesinnt war und auch zu verstehen gab, daß sie seiner
Werbung kein Nein entgegenstellen würde. Er stand nahe vor der Ver-
lobung und führte dann, um das Mädchen zu prüfen, einen Freund, einen
■ ßdimuckeu Offizier, bei ihr ein. Nach einigen ^tlonaten verliebte sich
der Offizier in das ebenso schöne als wohlhabende Mädchen. Aber seine
^) Auf drn ZuEammrahaitg zwischen Blascnstöruneon und Zwanssueurose hat
zuerst Hitschmann aufmcrksaro gemacht.
19*
292
FetiscliiSBius.
,1 [
Werbung hatte erst nach einiger Zeit Erfolg. Das Mädchen wartete
immer darauf, daß Lambda sich erklären würde und nalim erst den
anderen, als sie alle Hoffnung, eine Erklärung Lambdas zu provozieren,
aufgab und verzweifelte, ihn zu erreichen. Ihre Verlobung war aber für
Lambda der Anlaß zu einer schweren, monatelang währenden Depression.
Er fühlte sich unglücklicii und betrogen, verlassen und verraten. Hier
zeigt sich wieder dieser heuchlerische, spielerische Zug, der diese Art
von Kranken auszeichnet. Denn er hatte ja selber mit schlauer Be-
rechnung den Offizier in das Haus eingeführt, um einer Entscheidung
auszuweichen, seine Angst vor dem Weibe und der Ehe zu bemänteln
und um ein Eecht zu erlangen, sich unglücklich zu fühlen. Er wollte
sich sagen können: Du hast dein Möglichstes getan, um zu heiraten.
Du kannst nichts dafür, wenn die Mädchen so unverläßlich, so falsch
und so treulos sind ... - ■ .■
Momentan — verrät er mir — steht er in ähnlichen Beziehungen
zu einer Kusine. Diese könnte er heiraten und bei dieser werde er
bestinunt potent sein, wie er ja an seiner Potenz nicht zweifelte". Aber
heiraten hieße seine Paraphilie aufgeben . . . und das war er vorläufig
nicht imstande. Es sagte ihm zwar eine innere Stimme, daß er in der
Ehe den Weg zum "Weibe finden würde, aber er hatte noch nicht die
Kraft, dieser Stimme zu folgen.
Diese merkwürdige Erscheinung werden wir in vielen Fällen von
Fetischismus konstatieren körmen. Die kunstvolle Fiktion einer Para-
philie bat ursprünglich nur den Zweck, den Träger gegen die Gefahren
des außerehelichen (sündigen) Koitus zu sichern. Denn nur dieser wird
als Sünde angesehen. Mit der Zeit aber wird diese sexuelle Leitlinie
verdeckt, der Weg zum Weibe versandet und die Möglichkeit einer Ehe
wird immer geringer. Trotzdem ist die einzige Heilungschance die Ehe
, und ich habe schon zwei Fälle in der Ehe den Weg ins Normale finden
gesehen. Grundfalsch ist eine Therapie, welche die Fetischisten zu
heilen sucht, indem sie ilmen den Kongressus mit Puellis publicis oder
anderen außerehelichen Verkehr empfiehlt. Die innere überempfindliche
Moral dieser Mensehen sträubt eich dagegen und die Erfolge wenn sie
überhaupt zu erzielen sind, halten nicht lange. Meistens sind es aber
Mißerfolge, die das Vertrauen des Kranken erschüttern und ihm den
Weg zur Ehe versperren. Manchmal verlangen solche Menschen eine
Garantie ihrer Potenz oder sie wollen es erst bei einer Publica ver-
suchen, um sicher zu sein. Solche Versuche mißlingen in der Regel.'
So war es auch bei diesem Fetischisten. Die Versuche seines Hausarztes,
der mit ihm sogar ins Lupanar ging und die Dirne untersuchte, weil
Angst vor Infektion als Sicherung vorgeschützt wurde, mißlangen voll-
kommen. „Nun kann ich ja nicht heiraten und meine Geliebte ist mir
Kasuistik.
293
ewig verloren", jammerte der Kranke, der so wieder einer Entscheidung
aoBweiclien konnte.
Er wollte aber seine Paraphilie nicht aufgeben, weil er einen großen
Stolz auf seine Krankheit hatte. Er war der einzige, der eine so ver-
rückte Form der Soxualbefricdigung gefunden hatte. Dieser Wider-
stand äußerte sich sofort in der Behandlung, indem er mir schon am
zweiten Tage mitteilte, er glaube nicht an die Möglichkeit einer Ileilung,
die ich in weiser Voraussiclit gar nicht vereprochen hatte. Ich versprach,
ihn wieder arbeitefähig zu machen. Ich wollte dem Kranken keine Ge-
legenheit geben, am Schlüsse der Behandlung über mich zu triumphieren
und mir vorzuwerfen, daß ich mein Wort nicht gehalten hatte. Tcli
erwartete aber die Heilung, weil ich wußte, daß diese Krankheit
nach gelungener Emsiclit in eich zusammenfallen mußte. Schon am
di'itten Tag hatte der Kranke nichts zu erzählen und gestand mir
später, daß er sich gedacht hatte: „Justament sage ich dem Doktor
nu-Jits. Wie wird er sich helfen? Er soll midi hoiten, ohne daß ich fort-
während reden muß." Dami ließ er schon die vierte Stunde aus und kam
nicht. Er hatte verschlafen, Wir wechselten die Stunden, da er jeden
zweiten Tag die Morgenstunde verschlief. Der Widerstand war einen
Tag besser, dann kam er ancli am Nachmittag zu spät und brachte es
sogar zustandcs bis in den Naclmiittag hinein zu schlaren. Die ganze
Behandlung war ein fortwährender Kampf, der den Kranken immer
wieder überzeugen mußte, daß er nur ein Ziel hatte: Seinen Fetischis-
mus zu behalten und über den Arzt zu triumphieren.
Doch versuchen wir, der Frage der Tarapathienwahl näJier zu
treten, wie Umbda gerade zu dieser sonderbaren Form der Paraphilie.
kommen konnte und mußte. •
Sein Hausarzt teilte mir mit, daß Lambda als Knabe eine schöne
(louvernante gehabt habe, die er eehr liebte und die viel an Zahn-
schmerzen gelitten hat, also oft verbunden war. Wir sehen hier die
Aufmerksamkeit des Kindes früh auf ein verbundenes Gesicht gerichtet.
Aber wie viel geliebte Mütter und Pflcgepersonen haben verbundene
Gesichter und es kommt nicht zu einer so sonderbaren Fixierung des
sexuellen Begehrens! Dio Gründe müssen tiefer liegender Natur sein.
Keineswegs können sie damit erschöpft sein.
Wir erfahren nun aus seiner Jugend folgende Tatsachen. Er hatte
ein geradezu immenses, unstillbares Bedürfnis nacli Zärtlichkeit. Zu
seinem Leidwesen war der ältere Bruder immer krank und zog die gan.e
"rksanikeit der Eltern auf sich. Die Eltern, besonders der Vater^
fl fn dn« z-xrte Kind in rührender Weise; wiederholt wurden Bade-
;S unt n " 1 -s der jüngere mit eifersüchtiger Kegung über-
Tchte und immer sehr schmerzlid. empfand, besonders wenn der Bruder
'294
Fetischismus.
;
von den Wundern der neuen Gegenden erzählte. Der Bruder reizte ilm
immer und setzte iiin immer herunter. Was er machte, war kindisch und
nebensäclilich, was der Bruder machte, war schon etwas GroiScs, obwohl
nur ein Jahr Unterschied zwischen beiden war. Infolgedessen sonderte
sich Lambda ängstüch-von ilmi ab. Er hatte seine Spielsachen für sidi
und war unglücklich, wenn der Bruder sie berührte. Einmal ging er
mit einem Schießgewehr auf den Bruder los und schlug ihn so lieftig
aufs Auge, daß der Bruder um ein geringes das Auge hätte verlieren
können. Der Bruder trug damals das Auge und die
Wange verbunden und er selbst erhielt eine omphndlicho Strafe
neben endlosen Ermahnungon über seine Schlechtigkeit und Bosheit, er
werde noch ein Verbrecher werden, man müsse sich seiner schämig, der
liebe Gott werde ihn dafür schwer bestrafen. . . . Wir sehen also, er
hat auch ein Motiv für die Krankheit, das dem Schuldbewußtsein ent-
springt. Die Talion verlangt, daß die Erinnerung an
sein Verbrechen immer wieder behalten und ihm wie
ein Memento vor Augen geführt wird. Überdies war ihm ein jüngerer
Bruder gestorben, was ihn damals mit großer Befriedigung erfüllt hatte.
Oie Erinnerung an diese Schadenfreude trübte sein Gewissen und die
Vorstellung, daß es Revenante gäbe und die Toten sich rächen können,
spielt in dem Fetisdiiemus eine eigentümliche Rolle, von der wir noch
später eprechm werden, wenn wir das Mysterium seiner Religion um!
seines Leidens ganz entschleiert haben.
Er war mit 5 Jahren an Rotlauf erkrankt und wurde durch eine
Woche in aufopfernder Weise von den Eltern betreut. Er wurde wie
alle lebensgefährlidi erkrankten Kinder mit Zärtlichkeiten überhäuft
und jeder seiner Wünsche aufs schnellste erfüllt. ... Das war die
schönste Zeit seines Lebens und nacli dieser Zeit
tieht sein ganzes Sehnen. Wir haben erzählt, d^iß er immer
wieder die a 1 1 e n Wege gelit und zu Orten zurückkommt, wo er einmal
gewesen. Er blickt eigentlich immer in die Vergangenheit.
Er möchte diese Krankheitstage noch einmal erleben, da er von
einem Arm in den anderen wanderte. Damals war sein Gesicht auch mit
Salben bestrichen und verbunden, Er sucht also sich und die
Jugendzeit. Er geht immer die alten Wege, das sind die Wego
der Jugend, wie wir bald sehen werden noch aus anderen Motiven. Aber
sein Fetischismus hält die Erinnerung an die schöne Zeit der Krank-
heit fest. So möchte er sein ganzes Leben verbringen immer Krank sein
und immer von den Eltern behütet. Es war auch sein heimlicher Triumph,
daß er jetzt so schwer krank war und den Eltern großen Kummer be-
reiten konnte. Sein Bruder war längst genesen und ein stattlicher Mami
in Amt und Würden. Er aber war jetzt der schwer und vielleicht un-
i^mmmt
Kasuistik.
295
heilbar Kranke. Der Hausarzt mußte seinem Vater von der Schwere
der Erkrankung Mitteilung machen, der Vater mußte ihn unterstützen,
für längere Zeit einen Urlaub zu nelnnen, mußte die j^roßen Kosten für
eine Behandlung aulbringen, kurz ... er konnte den lange vorbereiteten
und langersehnten 'l'riumph auskosten, der Sohwerstkranko in der
Familie zu sein. Nun hatte sich das allgem-eine Mitleid der Familie
auf ihn konzentriert. Parapathiker erpressen die Liebe in Form von
Mitleid und es macht ilmen ein unbändiges Vergnügen, wenn die Eltern
für sie Geld ausgeben müssen. Dies Geld wird dann auch ein Grad-
messer der Liebe. So kommen parapathische Kinder leicht ins Ver-
schwenden hinein, wenn es sich darum handelt, die Langmut und Liebe
des Vaters immer wieder auf die Probe zu stellen. So auch in diesem
Falle. Er hatte eines der Ziele erreicht, das ilun seit der Kindlieit voi-
geschwebt hatte: Er war krank, der am meisten Kranke in dei- Familie,
er war arbeitsunfähig, sein Vater mußte ihn erhalten und er hatte eine
Kranklieit in einer absonderlichen Form, wie sein Bruder sie nie gehabt,
hatte, wie sie überhaupt kein Mensch vor ihm gehabt hatte. . , . Seine
Krankheit war seine größte Leistung und sein größter Stolz!
Ein anderes Erlebnis spielte noch in seine Jugend hinein. Die
Schwester, die um zwei Jahre jünger war, ging in ihrem achten Lebens-
ialire an einem Laden vorbei, in dem eine Explosion stattfand. Sie
wurde am Obersehenkel verletzt. Es machte ihm die Wunde - er war
im Zimmer, als sie vom Arzte verbunden wurde - einen großen Ein-
druck Allgemein sprach man davon, daß sie hätte blind werden kennen,
wenn sie im Gesicht getroffen worden wäre. Ob es sich hier auch um
das Phänomen handelt, das Freud die Verlegung von unten nach oben
nennt, das wage icli niuht zu entscheiden, da der Patient darüber nichts
zu sagen M-eiß. Dagegen von einer anderen Verlegung.
Er hatte sich Phantasien über die Geburt gemacht und schwangere
Frauen erschienen ihm immer als g e s ch w o 1 1 e n. Als ihm der Zahn-
arzt einmal mit der Zange einen Zahn gezogen hatte, he e^ ihm eni.
,, wäre auch mit der Zange zur Welt gebracht worden und hatte längere
Ze einen geschwollenen Kopf gehabt. Um beschäftigt sehr lebhaft das
T en a von der Wiedergeburt. Auch bat er sich die Frage vorgelegt,
obTein G hirn bei der Geburt durch den furchtbaren Druck der Zange
tJZ. S — " GlrU-ien und an die wi.tige
Frage der Wiedergeburt.
Fr habe doch manchmal so sonderbare Ideen. E^ ^i^^« "''''^J- f
„. lob! od: geelrhen sei, Manelm^al glaube er, er sehe Tote auf der
!
) :
Fetischismus,
Straße. Ja, er erinnere sich, einen wie furchtbaren Eindruck aiif ihn
der Anblick eines Toten gemacht habe. Dem toten Briiderlein ivurdf
auch das Gesieht verbunden und man verbinde Toten immer das Ge-
sicht, um das Herunterfallen des Kiefers zu verhindern
Er sucht also aul der Gasse seinen t o t e n B r u d e r. Er sucht
Tote, die vom Grabe auferstanden sind. Wenn ihn seine Rachepliantaeien
peinigten und er grausa^ne Todesarten erfand, an denen er seinen Bruder
sterben lassen würde, so quälte ilm der Gedanke, daß der Tote wie ein
Varapyr wieder kommen und sich rächen könne. Und ein abergläubisches
Kindermädchen wußte eine Menge solcher Schauergesclüchten und sie
prägten sich so tief in sein empfänglidies Herz ein' Er suchte
einen solchen Wiedererstandenen. Er suchte das
Wunder auf der Straße. Er suchte seinen toten
Bruder, d.h. sich selbst, alles Schöne und Fromme
;n ihm, das längst tot war.
Aber die Krankheit war durch ein Junlctim mit seinem Schuld-
bewußtsein verbunden, die sie schier unlöslich machte. Ich habe darauf
anlmerksam gemacht, daß in kemem Falle von Zwangshandlung oder
Zwangsvorstellungen die Todesklausel fehlt. Auch unser Fetischist hat
semo Todesklausel und diese muß ich in Kürze mitteilen. Sem Vater
hatte seine erste K rau verloren und hatte die Schwester der Verstorbenen
geheiratet Der Knabe hatte wiederholt Gelegenlieit gehabt, manche
Auseinandersetzung des Vaters mit dem Hausarzte zu hören. Seine
Mutter war auch kränklich und schwächlich. Immer wieder mußto der
Vater für ihr Leben zittern. Tud der Knabe hörte, wie der Vater sagte:
■ .'".' ^. .'l' ^'" '^'^^ "i^^^^^- P>-au könnte ich
,rH . ""v"] t7- ^"^ ''^''^' ™^^- ^"i" if^»-^^' Grabe eine Kugel
durch den Kopf schießen . . ." Auch sein Bruder hörte diesen Ausspruch
und es war einer der wenigen Momente brüderlicher Harmonie, an die
er sich erinnern kam», daß er mit dem Bruder -über diesen Aussprach
des Abends im finsteren Zimmer plauderte. Nun lag er viele Wochen
seh aflos und dachte darüber nach. Er war schon 12 Jahre alt, als die
Mutter wieder emmal erkrankte. Ihm fiel sofort der alte Ausspruch
des Vaters em Damals hatte er mit einer Art Grauen darüber nach-
gedacht, wie das wäre, wenn beide Eltern sterben würden. Er käme
dami zum Großvater, m der Schule würde man ihn so bemitleiden, alle
Leute in der Stadt würden ihn bedauern. ... Es regte sich etwas wie
e,n Wunsch nach dem schrecklichen Erlebnis in seiner Seele. Nun
kamen die furchterhchen Bilder wieder und er schwur sich, so lang«
kern Weib anzurühren, so lange Gott die Eltern leben ließe. Er brachte
seine Sexualität Gott als Opfer dar, wofür er das Leben der Eltern
verlangte. Und er glaubt an dieses Junktim. Er, der aufgeklärte Frei-
Kasuistik.
^97
seist gesteht mir, daß er die „Perversion", wie er seinen Zustand nennU
nicht aufgeben kann, weil er der Ansicht ist, dann würde sofort der
Vater oder die Mutter sterben. . . . Mit diesem Junktim hat er sich
den Wes zur GesundlieJt verschlossen. Es ist das jener Zustand, den
ich auch das Vexierschloß der Parapathio genannt habe. Stirbt sein
Vater so kommt ein neues Gelübde und das Weib ist dann mit so viel
Zäunen von Stacheldraht des Gewissens umgeben, daß es nicht .möglidi
ist, diese Hindernisse zu überwinden.
Solche Gelübde spielen m allen Zwangshandlungen eine groß«
Rolle Die Analyse bringt sie selten zutage. Die Zwangsneurotiker sind
in dieser Hinsicht genial. Sie bringen es zuwege, ein Jahr mit einem
Arzte zu reden und ilim die wichtigsten Dinge zu verschweigen. So
erzählte der Fall von Abraham ihm eine verwirrende Fülle von ex-
krementellon Details, als er merkte, daß der Arzt sich für seine kopro-
philen Tendenzen interessierte. Ja, die Patienten gehen so weit, Mate-
rial zu erlinden, um das zu verschweigen, was den Kern der larapathic
ausmaclit: das religiöse Problem. Und das möchte ich ietzt an unserem
Falle besprechen.
Ich betonte t;chon seine prononzierto antiklerikale Stellung. Kr
h.tte ein klerikales Gymnasium besucht, an dem er von kathohschen
Priestern unterrichtet wurde. Bis zu seinem 14. Lebensjahre war er
selir fromm. Er hatte sich vor seinen aggressiven Phantasien und ve.-
breeherischen Neigungen zu Gott und in die Religion gefluchtet. Em n
besonderen Eindruck hatte auf ihn im Gymnas.uni sein KoLgumBlehu.
gemacht als er die Geschiclite der Heiligen und Wunder vortrug. Und
Wu nsd ein solcher Heiliger zu werden und ein Wunder zu o^ebei.
wurde übermächtig in ihm. Er konnte ^^^^^^ ^^J^ ^^f'^f^l
Gebete vor einem Heiligenbilde knien, um ein Wunder und um 1.1
fö ung von dl Sünden bitten. Da sich in der Pubertät surm.scb sein
■ir?e' e er von Kollegen hörte, sie hätten schon em Weib besessen
IJlut re le,^ u ^. j^ ß betriebene Onanie, von deren
■In der vierten Gymnasialklasse 1«™*^ "-^ «'" ^^^^^^^^^ ^^^ beimlirli
einen äußerst aufgeklärten Vater ha te. ^ f ^ ^^'^^^„ton Er warf
mit allerlei B^chej-n bekann^^^^^^^^^^^ ^^.^,,,„ ,,,
den ganzen ^^^^g^^^J^jf ^^^^^h Bald begann er Philosophen zu
r?
29K
FctiEehismus.
M
!■ i1
gelesen und erklärt wuiden. Und so kam er in die Stellung eines leidon-
scbaftliclien Antiklerikalen.
Aber iede Leidenschaft ist verdächtig. Solche Wandlungen sind
als Befrei ungs versuche von der — übermächtigen Autorität Gottes auf-
zufassen. Das Individuum revoltiert gegen die Alleinherrschaft und All-
gewalt Gottes. Es macht einen heroischen Versuch, das Schuldbewußt-
sein abzuGchüttehi und sich frei zu machen. Eigentlich ist der Kampf
ein Kampf gegen ieden Zwang. Jeder Parapathiker kämpft gegen alle
Autorität und ist auf dem halben Wege zum psychischen Anarchismus.
Doch die Analyse ergab, daß diese Freigeisterei nur eine schein-
bare war. Er zeigt eine Reihe von Zügen, die deutlich seine versteckte
Religiosität beweisen, wie ich sie in meinem Aufsatze „Masken der
Religiosität" 1) nachgewiesen habe. Er trug bis vor kurzer Zeit noch
das, Ökapuher, das er als Schüler als Schutz gegen den Bösen getragen
hatte. El- hatte noch immer sein Gehetbueli und seinen Katechismus
aufbewahrt und kramte wiedoriiolt wie zufällig in seinen Büchern, um
sie in die Hand zu nehmen und „aus Kuriosität" diese „Durainlieiten",
wie er geringschätzig sagte, zu lesen. Auch er war ein Frömmler in
der Maske eines Freigeistee, auch er hoffte durch die Askese den Rang
eines Heiligen zu erobern.
Er hatte sieh eine sonderbare Art zu beten zurechtgelegt. Des
Morgens im Halbschluminer und des Abende ebenfalls in einer Art Halb-
narkose sagte er eich Gebete vor, von denen sein Bewußtsein dann gar
nidiLs mehr wußte. Seine Wege gingen immer an Kirchen vorbei und
e.> ei-laubte sich manchmal, wenn er müde war, in eine Kirclie hinein-
zugehen. Deshalb hatte er in meiner Behandlung seinen ersten Wog
immer wieder und immer wieder so gern gemacht, weil er zur Stefans-
kircho führte. Er wollte den ersten Weg, den Weg des kindliclien
Glaubens gehen, der zu Gott führte. Besonders hatten auf ihn in der
Kindheit die Geschichten von den Martern gewirkt, denen Heilige aus-
gesetzt waren. Er hatte sich selbst eine Reihe von solchen Hartem
auferlogt. Er konnte sich plötzlich mit einer Zigarette die Hand an-
brennen, ohne eine Miene zu verziehen. Er schlug sich mit einem Hammer
gegen die Zähne und war wütend, daß er niemals an Zahnschmerzen
litt. Lr wäre glücklich gewesen, wenn er eich einmal im Ertragen von"
Schmerzen hätte üben kömien. Er fragte seine Objekte auch immer
genau über ihre Sdnnerzen aus und wie sie die Schmerzen ertragen
wurden. Er konnte sich mit einem Stocke schlagen, legte sich auf dm
harten Fußboden schlafen.
Sein größtes Interesse aber galt Christus. Diese Figur be-
schaftigte lim immer und er sagte: „Ich bewundere Christus als Mensch
'1 Maskm d.'r Religiosität, Z™tra!bl. f. Psychoanalyse. III. Bd.
M
]i^
Kiiauiütik-
'i99
und nicht als Gott. Er war der größte Mensch, der je gelebt hat."
Dabei brach aber sein Neid gegen den McnBchensohn, der es zum Gotte
gebracht hatte, immer wieder darch.
In der Analyse kam auch eeine innere Frömmigkeit immer mehr
zum Vorschein, wie wenn bei der Restaurierung eines alten Bildes die
übermalung weggebracht und das alle Heiligenbild zum Vorschein
kommt. Diu wichtigste Lösung aber brachte die Frage des Wunders.
Was ihn in der Zeit der beginnenden Zweifel am meisten beschäftigte,
war eben die Frage des Wunders. Er erwartete von Gott ein Wunde r,
um seinen Glauben neu zu stärken. Der Religionslehrer hatte ihnen
erklärt daß die Zeit der Wunder nicht zu Ende war. \A'under waren
noch vor kurzer Zeit vorgekommen und er liatte ihnen sogar aus einem
dicken Buche die Wunder von Lourdes vorgelesen. Warum sollte er
nidit das Wunder erleben können?
Es kam zutage, daß er noch immer das Wunder
erwartete. Ch r i s tus w andelt unter den Menschen.
Er wird Christus sehen. Der Mann mit d e r g e-
schwoUenen Backe erwies sich aU eine Ent-
stellung dos leidenden Gottes mit der Dornen-
krone. Diesen hoffte er unter den Leidenden z„
finden Er war auf der Suche nach Christus. Und er
stellte sich dann beim Onanieren vor, daß er Christus wäre er h „
dann am Kreuze die Schmerzen des Erlösoi-s und konnte daduich die
höchste Libido erzeugen.
Die Analyse ergab neben dieser anagogischen Tendenz en.e zwei e:
die satanische Er Zeigte Inzestphantasien hetero- und homosexueller
tt und üb^u.s die Scste eines psycho sexuellen Infantilismus. Eine
71, seinem Vater: Haß und Liebe.
rmöchte noch einen Traum dieses Patienten anfuhren, der d,e
geheimen Motive des Fetischismus aufdeckt:
„,H .,.■ ™t ."-- -- -- n„°r ™s= "SS
Kirche. AI. wir hn y"f"'""f, ,f'", ^^^ p, ft ug, die .^ aucli ablegte,
meine Mutter eine sonderbare Sc uu au. icU g, _ ^^^^^.^^^^^ u,„
Ich fragt«: Zu was dieut ^lese ^^ J^^^ ,^.,,, ;,, ,, ,ie„ Spiegel
Vcrküiilungen zu verhüten ^»Jh n ^^^.^^^ ^^^.j^^, ^^.^^^^^ g^^^,„g
■ und sah, daß ich ""'■^f>^'"*' "?;''!'',. la^niiß mich rasieren lassen und
und die Schuhe sc mmtzig. Ich sagto. 1 ^^^^^^^_ .^^ ^^ ,,^^i, j,.«
meine Ivleider putzen, sah aut aie ui..
300 t'etitichismus.
zum Essen Zeit dazu. Ich eioK mit mr>inon i.-)t, e ^ ..
dem Palai. auf die Straße IrLraJ ich e^lfü - ""' ^r
Bürste, konnte aber keL finden bis ^rnnr". ^"^'^*^ "^^^^ einer
reichte. Ich .prach mit .nei^;: j";ud äZZ^a T" f"',"- ^''"
ui Folge der Protektion des mit „n« hl '. rf'' ^^''»'"■^'^i'^^nl"^"
Bischof geladen wurde. Wir keh" «n nun in p" '" ^""^'^'^'™ ^' ^"^
sofort in den Spei.o.aal, .vo das Diner ^l,.?, ''''' ^"''^'^ "'"' ^^"8^"
vom Sitzo auf und ging ia SnomT-p n '^^"''- ^'' Bi^i^-hof stand
wo er mit einer düni t we.biiZ SLZ ^""l '""' "*^^"*^^ F^»^^^''
tärischo Komn.ndo.orte Mnat He\ ' ^^ wl^kt^a^^^^^ °^^'"
Mürnento hofromdend. Dann dachtP i^, >, T ^"^ "^^*^'' ™ ^'"ö^"
Recht, die bei einem Gottidioltt t'' '^'' ^'"'^'^^ '"ätte das
kommandieren." ^otte=d,enet erschienene Ehrenkompanie /..
auf 'nl^TSCtSralirr'^^^ ""^"'--"' ^"^ ^^'^ "^
d. Analogie mH de.u Trll: des In-I^ "r'" ""' '^^""'^^'^ ^^'^"
nisvolle Stolle i.t der Pelz, den die Mutter S^'^T?'" ""'' ^''^''"^"
eino erotische Färbung unterlegen 'könne TM Tr ./"" ™^" ^^ ^'^'^''
das Symbol seiner Parapathie n st T ":. ^ ^^''^^^' '^^ ^^^' ^i.r
ziinmor abgelegt werden soll Das hei U '"/''''' ^^' '"^ ^°'-
ablegen. Ihm schwebt da. Bild vor En wL ^''"''^^ ''''' ^^'^
deutet lachend: Ich bin gerade das Y.X^ , V"^ Schafspelz und er
Das ist in der Tat das Ltse ^Lr Pat tth "rT ^" '^^^^'^^^^^•■
dieser Traum sein Schuldbewußtsein aus' p''^" > "'' ^'"^ ^'''"^'
rasiert, er muß sich den Erdenstaub abh f ^^™^"tzig, or ist nicht
geilen die glücklichen weißen Lämmer und weißen . V.^^^'^''"^ '^''''"
und er hat kaum Zeit, die nötige Umwon^ '''^^' ^"' ^""^ ^""^^
vorzunehmen. Das E^sen. zu £m er ein^r, ""' ^^°'''' ^" ^^ ^chaf
Abendmahl. ■ *' eingeladen wurde, ist das heilige
Wieder stoßen wir in diesem religiösen "iv ' .
emer militärischen Organisation: Ecclesia m,l! , w ' ^"^ '^''^ ^^'^
des Herrn Kappa der Oberst, ^otZ^'l^'^^ ^;^^^
ganze Kompanie ... "'^"^ ^^r Bischof die
Genug von dieser Analyse. Ich will in ;. ^-
Traumanalysen bringen, sondern nur zeieen 1^ iT' ^'^"'^ ^^"'^
denken dieser Kranken in ihren Träumen ve^h^f l ^''*''""''" ^'"■
_ ^ernuiit und unverhüllt zeigen.
'J Vorgleiclm moimn Aufsatz: Die DarstellunK drr «.
f. I'B.vdioanaljsp. IJI.Bd. ^ '^' ^^"''^^' "" Traume. Zentralbl.
Kasuisiik. ,,., ,
Das Bild vom Schafe im Wolfspelz ist das beste Charakteristikum dieser
Fälle von Fetischismus.
Wir sehen aber, wie kompliziert diese Fälle von FetischismuB
gestaltet sind und wie schwer es iet, ihnen mit den bisherigen Erklärunss-
methoden gereclit zu werden. Wir können aber aus den hier vor-
geftUirten Fällen einige Schlußfolgerungen ziehen.
Der Fetischismus ist eine Ersatzreligion.
I^r bietet seinem Träger in Form einer Paraphilie
eine neue Religion, in der er seinem Bedürfnis
nach (Hauben gerecht werden kann. Der F&ti-
schismuB ist demnach keine Paraphilie, er ist nur
die Karikatur, die Fiktion einer Paraphilie. Er
entspringt aus einem Kompromisse zwischen
einer über mächtigen Sexualität und einer starken
Frömmigkeit. Er g e \\' ä h r 1 e i s t e t seinem Träger die
Möglichkeit einer mehr oder minder vollkommenen
Askese. Unter deiTi liilde dos Satanismus und der
Libortinage verbirgt sicli eine Frömmigkeit, deren
Ziele weit ii b (m- diese Welt h i n u u s g e h e n. Der Feti-
schist ist im offenen Kampfe mit jeder Autorität,
besonders aber mit Gott, dem er sieh im geheimen
unterwirft und dem er durch besondere Ent-
behrungen zu dienen glaubt.
Meine Fälle zeigen das deutliche Bild der Christusnouroso. Weitere
Untersuchungen müssen erst erweisen, ob es sich um ein allgemein
gültiges Gesetz handelt. Für alle Entbehrungen im irdischen Leben
erwartet der Fetischist eine Kompensation in der anderen AVclt. Er
ist nicht die Folge einer dcgenerativeu Anlage, sondern als Versuch
eines starken Triebmenedien aufzufassen, von seiner sexuellen Leit-
linie abzubiegen. Der scheinbare primäre fetischistische Trieb erweist
sich als sekundäre Bearbeitung und Vergewaltigung des primüren
normalen Gesclüechtstriebes.
Zu betonen ist das Bestreben der Fetischieten, die Paniimthie
unlösbar zu machen. Dies geschieht mitunter durch ein geheimes
Junktim welches das Loben teuerer Familienmitglieder von dem Fort-
bestand 'des Leidens abhängig macht. Für das Brechen des heimlichen
Eides droht als Strafe der Tod und die ewige Verdammnis. Dieses
Junktim kam zustande, weil der Kranke in seiner Kindheit aus Gründen
der Rivalität gerade dem Menschen den Tod wünschte, den er jetzt zur
. Wahrung seiner Askese in die Todcsklausel einbezieht. Hier, ergeben
sich Beziehungen zu Inzestphantasien, die mir in keinem Falle zu' fehlen
>^S4
m^
302
Fetischismus. ~ Kasuistik.
schüinen. Der Fetiechismus iet eine Kinderreligion, er if5t aber auch
ein hartnäckiges Festhalten an den infantilen sexuellen Idealen i)
Die Therapie muß mit diesen Tatsachen rechnen Die Analyse
hat dio gclicime Frömmigkeit und die religiöse Tendenz der Parapathie
aufzudecken den Kranken mit der Realität auszugöhnen und seine
Ziele vom Himmlischen ins Irdische zu verlegen. D.e Ausgänge sind
dann entweder offene römmigkeit oder vollkommener, nicht getrübter
Atheismus. Der Kranke muß sich für vollkommene Frömmigkeit oder
wirkhche mncro Ircheit entscheiden. Als einzige mögliche sexuelle
Befriedung erscheint in den meisten Fällen das Eingehen einer Ehe.
') Es ist kein \V idersprucli. wenn ich vorliiü den FctiPchifimi.« ^T 7
unä iot.t als Religion au/faßt., d.nn di. Zwangsneurose iTtHelbt ^,7^""""
(\r\. Freud. Imago, 1. S.m-. „Die Hv.torio ,^i oin 7,.rllu i ^'^'^""^
ein. Zwan..K.u.se ein. Heli^ion. ^n ,..:.Z:r ^VZ^'"''''''^?
6o,,]n.du.n 8j.stcn.."} E. i«t a.eb nchtig. daß sowohl beide 7want ' t
d.r ].eli,ioa der Kernpunkt im Verhältnis z.m ^M.rlZZTTTT/'
diizelnon ZwangHneLirose und beim ciiiK.lnen Fall ^■r,n V r .. ''™. '"■ ■^''^'' ^^^ d9r
ni,.„t .,„ d,. K„„, „„„.„ „„ u.. „r Z;;™rK™' '"*" - •«i' *°
1
XI i.
Analyse eines Falles von Schürzenfetischismus.
Fall Nr. 55.
Allml G., Olli ;iOiiihi-igor Beamter, will von seiner unglückseligen
Leitlonsdiatt i'iir 8diiirzon und von seinen quälenden Angstzuständen
befreit werden. Er komito bis vor einigen Jalireu eeino Frau mir be-
gatten, wenn sie eine fcuclite, womöglich sciunutzigc SchürzD anhatte.
In der letzten Zeit merkt er, daß er das ecxuelle Interesse für die Frau
immer luelu' verliert und sich wieder ecinor Schürzennpignng nähert, die
in der Jugend sein großtoe „Ideal" war. Mit 14 Jahren hatte er eine
Anzalil Schürzen gestohlen, darmiter war auch eine seiner Mutter, die
lir teile im Keller, teils am Dachboden versteckt liielt. Er onanierte dann,
wenn er sich die ächürze umgebunden hatte, manchmal manuell, manch-
mal nur durch Bewegungen. Mit 28 Jahren heiratete er aus Liebe und
komite in den ersten Monaten seiner Ehe den Koitus olme Schürze aus-
führen, dann nur mit Hilfe einer Schürze. Seine Frau kennt seine
„Marotte" und trägt immer Scliürzen im Hause. Er wird sehr ärgerlich,
wenn sie die Schürze wechselt, weil er die Objekte reclit sclumitzig haben
möchte, was natürlich auf die Dauer unmöglicli ist, da sich seine Frau
vor den allzu schmutzigen Schürzen ekelt.
Er ist körperlich bis auf leichte Degcncrationszeichen am Ohr und
der Andeutung eines Spitzschädels normal, hat sich normal entwickelt,
?.eigt Spuren von asthenischem Körperbau und bekleidet eine gute Stel-
lung in einer größeren Firma, bei der er infolge seiner organisatorischen
Talente und seiner mathematischen Fähigkeiten sehr geschätzt wird.
Er beherrscht mehrere Sprachen, hat aber kein besonderes Interesse für.
Wissenschaft und Kirnst.
Er interessiert sich eigentlich nur für Schürzen, kann sie in den
Auelagen stundenlang anschauen. Ein Mädchen mit einer schmutzigen
Schürze regt ilm auf; er ist gczwimgen, ihr nachzulaufen. In früheren
Jahren pÖegte er, angetan mit einer Schürze, vor dem Spiegel zu ona-
nieren und sich vorzustellen, daß er das Mädchen sei, dem er nach-
gelaufen ist.
Dies das Ergebnis der ersten Sitzung.
304
Fetischismus.
Schon in dor zweiten bringt er viele wichtige Änderungen soiiier
erster. AngEibon. Über die Entstehung seiner Schurzenleidenschaft, die
mit einem merkwürdigen Wasserspiel kombiniert ist, erzählt er folgende
interessante Details:
„Ich liihre meine Krankheit auf ein Jugenderiebnis zurück. Als
Junge von iÜ Jahren^) ging ich mit mehreren Kameraden in dem Hoch-
wasserbett der Isar fischen. Dabei mußten wir die Hosen aufstülpen,
um nicht naß zu werden. Einmal geriet ich nun in ein tieferes
Loch und wurde bis zum Bauche naß. Wie das Wasser
meinen Bauch bespülte, hatte ich ein außerordentlich wohliges Gefühl,
das ich mir damals noch nicht erklären konnte. In der Folgezeit wollte
ich dies süße Gefühl wieder erzwingen, ich suchte mir daher immer tiefere
Stollen aus, um trotz aufgestülpter Hose wieder naß zu werden. Das
ging natürlich nur im Sommer, den ich zu diesem Zwecke gehörig aus-
nützte. Aber — o wehe! — der Herbst kam, es wurde kalt und ich durfte
nicht mehr ins Wasser. Man hatte sich ohnedies gewundert, daß ich in
deji Oktobertagen, wenn es kühl und regnerisch war, immer wieder fischen
iring. Nun wurde es mir strenge verböten. Ich wollte aber um jeden Preis
wieder das Wohlgcfühl genießen. Ich verfiel auf den Gedanken ein
größeres Schaff auf den Speicher zu tragen und mit Wasser zu fiillen.
xVber meine Kleider durfte ich um keinen Preis naß machen. Da hätte
ja man meine Spielereien, deren Charakter mir bewußt war. entdeckt'
Ich entkleidete mich und suchte andere Kleidungsstücke auf dem Speicher
und fand welche: einen alten Rock der Mutter, einige Fetzen, vielleicht
waren "Überbleibsel einer alten Schürze darunter, ferner einen groben
Sack. Ich band diese Stücke fest um meinen Leib, so daß ich enge ein
geschnürt war, und setzte mich in das Schaff, in dem gewöhnlich nur der
mittlere Teil meines Körpers Platz hatte. Ich hatte eine heftige fast
schmerzhafte Erektion, wenn das Wasser durch die Stoffe drang und
mein (llied naß wurde. Ich schaukelte hin und her, so daß das Wasser
auch durch gewisse Stellen durchrinnen oder, besser ausgedrückt durch-
sickern konnte. Nach einiger Zeit des Bespülens der Genitalien empfand
ich die höchste Wollust. Bald darauf erfolgte eine Erschlaffung des
Gliedes und des ganzen Körpers. (Damals hatte ich noch keine Samen-
cntloerungcn.)
Ich fühlte mich nach solchen Akten schuldbewußt. Ich wurde ängst-
lich, echänite mich und hatte ein unerklärliches Gefühl der Reue als ob
ich eine schlechto Handlung begangen hätte.
') Man beachtr die WiderBprüche. Zuerst will er mit 14 Jahren begonnen
haben. Viele Parapathiker zeigen difse TentJtnz zur hietorischen Fälechung ihrer
Anamnese.
!
AnaJjsR eines Falles vou SchürzcnfetiBchismna. ■ ^q^
lull iieli ;il)(;i' niclit ab. Im Gegenteil! Ich erfand neue raffinierte
^Steigerungen meiner Wolhiet. Ich band mir die Fetzen enger um den
Leib und kraxelte mit den feuchten Lappen auf die Speicherbaiken oder
rutschte auf dem Kellerboden hin und her. Mein Zweck war: mich
schmutzig m maclien. Der auf den Balken oder auf dem Boden liegende
Staub und Schmutz haftete den nassen Fetzen an, ich gab Wasser hinzu,
bis mein Bauch recht schmutzig wurde. Diese Kletter- und Rutsch-
partien erhöhten mein I>ustgefühl bis zur Ekstase. Am liebsten ver-
wendete ich zu diesem Zwecke eine Schürze meiner Mutter oder einen
alten Sack, der wie eine Schürze umgebunden wurde.
Diese Art der Befriedigung dauerte bis zu meiner Heirat. Ich
scljänie mich, es Ihnen zu gestehen, daß ich Sie m der ersten Sitzung be-
trogen habe. Icii habe diese Art von Onanie nach der Verheiratung fort-
gesetzt. Ich onanierte aber immer seltener, weil ich rastlos dagegen
ankämpfte. Seit zwei Jahren onaniere ich überhauptr nicht mehr. Meine
Frau mußte aber die Schürzen übernehmen. Sie mußte immer Schürzen
anhaben.
Ich wünschte, daß sie naß und schmutzig werden, dann konnte ich
Orgasmus erzielen. Ein Koitus ohne die nasse (schmutzige) Schürze
verlief ohne oder nui- Tiiit einem minimalen Orgasmus. Jet.zt hilft mir di?
Schürze auch nicht mehr. Ich bin bei meiner Frau impotent
und lobe seit zwei Jahren eigentlich das Leben
eines Asketen.
Mit dem Beginn der Onanie bin ich sehr menschenscheu geworden.
Es fällt mir auch lioute sehr schwer, Freundschaften zu schließen, ja
auch nur Bekanntschaften anzulniüpfen. Die Furchtsamkeit macht sich
besonders benu-rkbar, wenn ich allein bin, sei es nun bei Tag oder bei
Nacht.
Im Walde erschreckt mich alles, wenn ich allein in einem Dickicht
bin, wo ich keine freie Aussicht habe. Das Rascheln der Blätter, Ge-
räusche von Tieren, Schritte hinter mir oder aus der Ferne, selbst das
Fallen der Blätter, das Summen der Insekten und der Ruf der Vögel
versetzen mich in Schrecken. Auch wenn ich mich in einem größeren
Büro oder in meiner Wohnung allein befinde, habe ich keine Ruhe. Ich
kann nicht allein sein!
Bei Nacht steigern sich die Angstgefühle. Ein leises Geräusch
macht mich orbeben, die Erregung wird so stark, daß mein Herz zu zer-
springen droht, daß meine Glieder zittern, Ich habe Schüttelfrost, fülüe,
daß ich in Ohnmacht fallen werde.
Dabei fehlt mir der Mut, die natürliche Ursache der Geräusche zu
erforschen.
Siekel, StliruiiKon dti Tritli iinii Affaktlebens. VH. 20
I
r306 . u - Fetischismus. .: -. -
! ■ -; Nebenbei will ich bemerken, daß ich schon mehrere Male in der Fat
verfolgt wurde! Darüber ein anderes Mal!
■ f I;(. Meine Ängstlichkeit äußert sich besonders beim Zusammentreffen
i mit fremden Personen, mit Unbekannten, besonders, wenn sie gesell-
i ■ schaftlich höher stehen als ich, oder wenn ich glaube, daß sie gebildeter
j sind, daß ich micli blamieren werde, daß sie höhere Schulen besucht
haben als ich, der icli bald nach den ersten Klassen der Mittelsdiule in
eine Handelsschule kam. ■.• _; ^.
Sehr oft bleiben mir bei solchen Gelegenheiten die Gedanken
stecken oder sie verschwinden, sobald ich reden möchte. Dieses Abreißen
dor Gedanken kommt aber auch oft im täglichen Leben vor und stört
mich in meinem Berufe. Ich schreibe einen Brief. Plötzlich vergesse ich
die Worte, die sich mir schon im Geiste geformt hatten, ich fange zu
zittern an, die Feder verliert ihre Haltung, die Schrift wird unleserlich
und kindlich, icli kann den Brief nicht absenden, ich muß ihn noch einmal
schreiben, nachdem ich mir alle Gedanken zurecht gelegt habe.
Ich bin auch ängstlich beim Betreten eines Gasthauses, wenn ich
nicht gleich einen für mich günstigen Platz erwische, das heißt, einen
freien Tisch. Ich würde mich nie zu fremden Leuten hinsetzen. Lieber
.renne ich gleich wieder fort. Älmlich geht es mir im Eisenbahnwagen.
Am liebsten steige ich in leere Kupees. Ebenso peinlich ist mir das Ein-
kaufen, das Eintreten in fremde Geschäfte. Ich gehe oft zehnmal vorbei.
,. _ ehe ich eintrete. Ich wiederhole das gleiche Spiel einige Male, immer mit
dem gleiclicn Erfolge. Dabei habe ich etwas Wichtiges zu kaufen was
ich notwendig brauche. Ich blicke immer in das Geschäft, ob viele Leute
dort sind, ob ich allein sein werde, wie die Lage des Gescliäftes beim
Eintritt ist, ob mich viele Leute anstarren werden usw. Besonders schwer
fällt es mir, etwas zu verlangen, wenn andere Käufer anwesend sind
und zuhören können. Ich werde verlegen, bekomme einen roten Kopf
ich schwitze, meine Stimme zittert, ich stottere zuweilen, mein Herz
klopft und ich fühle mich unbehaglich, ich möclite am liebsten hinaus-
laufen. . ■ .
„„ Ich trachte daher immer, nur mit e i n e r Person zu sprechen, und
wenn es nicht möglich ist, lieber auf die Erfüllung meiner AVünsche zu
verzichten. Nun kommt es vor, daß ich stundenlang herumlaufe von Ge-
schäft zu Geschäft, immer hineinstarre, als ob ich etwas suchen würde
mich überzeuge, ob Leute drinnen sind. Gestern wollte ich mir eine Zahn-
bürste und Kalodont kaufen und rannte von einem Geschäft zum anderen,
es dauerte zwei Stunden. Ich war schon ganz ermüdet und trat endlich
:n einen Laden, wo nur eine Verkäuferin war. Da sah ich rückwärts den
Eigentümer, ich wollte schon wieder hinauslaufen. Aber mit dem Mute
der Verzweiflung brachte ich mein Ansinnen vor, kaufte die erste Bürste,
i \
[
AoaljBe eines Falles von Seliürzeufotisehismiis. 3Q7
die mir vorgelegt wurde, gab zitternd das Geld und eilte davon wie
ein Verbrecher, der etwas Böses begangen hatte!
Diese Eigenschaft, diese Angst vor Fremden hat mir schon viel
Ungemach gebracht. Und täglich leide ich neue Qualen. Ich kann bei
meinen Gesprächen, Handlungen niemanden um mich haben, außer schon
sehr gute Bekannte, an die ich mich schon gewöhnt habe. Jeder neue
Beamte, der ins Geschäft eintritt, ist für mich ein Gegenstand des
Schreckens und der Fein.
Ich wurde aus T. nach Wien versetzt, also in ein neues Büro.
Wissen Sie, was das für Qualen für mich bedeutete? Ich habe es noch
nicht zuwege gebracht, mich mit den hiesigen Kollegen in größere Ge-
spräche einzulassen, ich spreche nur das Geschäftliche und nur das ab-
solut Kotwendige, so daß ich den Ruf habe, ein ciugebildeter und un-
zugänglicher Kollege zu sein. Und niemand wäre glücklicher als ich, wenn
ieli mit den Kollegen so ungeniert verkehren könnte, wie die anderen
normalen Menschen. Ich trachte mich zu überwinden imd meine Erregung
zu verbergen. Ich habe bei allen neuen Bekanntschaften während dei'
ersten Worte immer eine erregte, zitternde Stimmung, aber ich über-
winde mich, eo daß ich jetzt in der letzten Zeit kaum etwas merken lasse.'"
„Meine Hauptstörungen sind die schlaflosen Nächte. Ich huste,
huste, huste die ganze Nacht, ohne etwas auswerfen zu können, höchstens'
nach Stunden ein kleines bißchen Schleim, ich ringe nach Atem, ich
wechsle die Lage, setze mich hoch und dann lagere ich mich wieder tief,
rolle mich in die Decken ein wie ein Igel, um dann wieder alle Hüllen ab-
zuwerfen; ich stöhne und puste — kurz es ist ein Jammer!
Die ersten Störungen der Atmung bemerkte ich vor 6 Jahren ge-
legentlich einer Urlaubsreise in Salzburg und ein paar Tage darauf in
Traunstein. Sie äußerten sich folgendermaßen;
Nach einem Schlafe von zirka 3 bis 4 Stunden erwachte ich aus
einem Traume, an den ich mich nicht mehr erinnern konnte, mit einem
Druck im Halse und einer Beklemmung auf der Brust, he Atmung gmg
nicht mehr so frei von statten, ich konnte mich von den Gedanken an
irgend welche harmlose Vorgänge des Vortages nicW: bere.ensie ver-
folgten mich wie Zwangsgedanken. Ich ging zum Lenster, öffnete es
und rang nach Atem. , t „
Das war der erste Anfall. Der zweite kam nach ein Pjar TV^^n
mit den gleichen Erscheinungen zur gleichen Nacld^tande. Allmahhch
steigerten sich die Anfälle, sie dauerten bis zu zwe, StA.nden, s,e dehnten
sich den Tag hinein aus, bis schließlich im Mai dieses Jahres das Asthma
durch 3 Wochen anhielt. Alle internen Mittel waren ohne Erfolg. An-
fangs hatte ich nur einen trockenen Gaumen, später kam d^r Husten-
■ ' I
oQg Fetischismus.
reiz dazu endlich wenn das Asthma länger aniitelt. kam audi '.'in
sdileimig-eitriger Auswurf, von gezai:kten und gewellten, feinen Fäden
durchzogen. Die Zwangsgedanken durchtobten dabei mein Hirn, icli
schwitzte am ganzen Körper, die Hände wurden schwacli, es überkam
mich dann zum Schlüsse eine grolie Müdigkeit, die Gedanken flössen
träger ich war wie in einer Narkose. Die Anfälle zeigten immer den
gleichen Beginn. Nach 2- bis Sstündigom Schlafe wachte ich mit den ge-
schilderten Beschwerden auf, quälte mich bis zum Morgen, auf dem Wege
ins Büro linderten «ich die Symptome und verschwanden daselbst im
Verlaufe einer Stunde vollkommen.
Ich war armer Leute Kind und hatte daher keine gute Erziehung
genossen. Wahrend der Ferien mußte ich meinem Schwager, das
heißt dem Schwager meiner Mutter') den Laufburschen abgeben. Er
hatte meine Eltern dazu überredet, damit ich beschäftigt sei und etwas
Geld verdienen konnte. Das kränkte mich außerordentlich, besonders
wenn meine Mitscliüler mich mit den Waren durch die Stadt laufen sahen.
Ich war ein guter Schüler und brachte gute Zeugnisse heim. Ich kam
dann frühzeitig in die Handelsschule, die ich mangels an Mitteln ver-
lassen mußte. Ich wurde Lehrling in einem Geschäfte, hatte bis V-.9 Uhr
abends /.u tun, so daß mir keine Gelegenheit geboten war, mich fort-
zubilden.
Ich wurde nie sexuell aufgeklart. Mit 17 Jahren kam ich ins Aus-
land, war selbständig und auf mich allein angewiesen. Mir fehlte ein
Führer, ein Wegweiser in meinen Nöten. Ich kämpfte gegen meine
Menschonsclieu und vcrsurhte alle möglichen Mittel. Mit 21 Jahren kam
ich nach München zurück und trat in verschiedene Vereine ein, um micli
zu zwingen, Bekanntschaften zu machen und meine Scheu abzulegen Icli
war sogar Mitglied eines dramatischen Klubs, trat nach einem dramati-
schen Untcrriclit in kleineren Rollen auf. Ich lernte schwimmen — natür-
lich in einem Schwimmverein, ich kaufte mir Bücher, naschte von allen
Wissenschaften. las natürlich viele populär-medizinische Werke die
mich vollends zum Hypochonder machten. Aber meine Menschenscheu
blieb bestehen.
Es kostot mich eine große Überwindung, meine Briefe einem Fräu-
lein in die Maschine zu diktieren. Ich schreibe sie oft allein mit der
Feder. Mein Gedärhtnis läßt mich oft im Stich — zum Glück nicht in
geschäftlichen Angelegenheiten. Aber Wiedergabe von Witzen, Erzäh-
lungen, Liedern, Versen ist mir unmöglich."
Rr neaDt (kn Mann seiner Tante immir ..Sthwager".
Analyse i'ines I'alles von SchürzpnfptiKchismiis. 303
Mich interessierten in diesem Bericlite vor allem die Anfälle von
Asthma. Patient wird aufguf ordert, zu erzählen, an welche „Kleinig-
keiten" er zwangsmäliig beim ersten Anfalle gedaclit hat.
Er kann sich der Details niclit erinnern. Er glaubt, es wäre ein
Gespräch mit seiner Frau gewesen. Er bringt einen Tramn, den ersten
Traum in der Analyse, der gewiß von grolkr Bedeutung ist. Der Traum
lautet :
Ich war im Tlieater und wollte dem Spiele von der Büline aus
zusehen, weshalb ich mich auf die Bühne schlich und hinter einer
, Kulisse einen versteckten Platz einnahm.
Eine Sängerin war gerade im liöchsten Spieleifer, als sie
während ihres Spiels weiter zurück auf die Bühne kam, mich hinter
der Kulisee entdeckte. Sie mußte hierüber furchtbar erschrocken
sein, denn ee schien, als ob sie im ersten Momente ihre Stimme ver-
loren hätte, konnte sich aber rasch fassen und weiterspielen. Mit
dem wahren, von tiefer Auffassung zeugenden Spiele aber war ob
vorüber.
Als ich dies merkte, machte icli mich auf, wollte die Bülme ver-
lassen, es kam mir aber schon ein Bülinenpolizeimann mit enian
Gewehre auf dem Rücken entgegen, um mich zu fassen. Ich ent-
schuldigte mich sofort mit den Worten: „Verzeihen Sie, ich habe -
glaube ich — eine große Dummheit begangen, aber ich hatte so
großes Verlangen, einmal hinter die Kulissen zu kommen."
Der Polizeimann zeigte mir hierauf Handschellen mit der Be-
merkung, er hätte Auftrag, mich gefesselt abzuführen, doch scheint
ein Mißverständnis vom Präsidenten vorzuliegen. Er ließ mich un-
gefesselt. Nunmehr weiß ich, daß icli in einen Garderobcraimi ge-
kommen bin. Ob ich durch ein Trinkgeld ganz frei gelassen wurde
und ungehindert das Theater verlassen koimte, ist nur verschwom-
men noch in Erinnerung.
Der Traum ist in jeder Hinsiclit sehr interessant. Betrachten wir
erst seine Einstelhmg zur Analyse. Er ist die Sängerin und hat die Auf-
gabe, sich zu beobachten. Aber er wird ergriffen, gefesselt und entkon.mt
schließlich. Das zeigt den bekannten Fhichtreflex aller Petiseh.sten die
vor der V^ahrhcit fliehen und nichts sprechen wollen, was das Wesen
ihrer Fiktion vorraten köimte. Die Sängerin verliert in dem Momente,
wo sie sich beobachtet fühlt, die Stimme und mit dem wahren Spiel ist
es vorbei Wir müssen uns daher auf einen harten Kampf mit dem
Kranken gefaßt machen. Schon bei der Besprechung der Zwangsgedanken
(Ursaclie des Asthmas) versagte sein Gedäclitnis, er konnte sich an kern
. bestimmtes, determinierendes Detail erinnern.
310
FetiKcliiamus.
: I
'■■ Noch interessanter sind dio Beziehungen zum Fetischiemüsund zu
seiner Parapatliie. Fetischisten haben sehr oft Schauspielerträume.
(Auch Bt'ta debütierte mit einem solchen Traume.) Und zwar sind oft
die ersten Träume bozeiclmendcrweise Theaterträume. Damit drücken sie
die aehauspielerieche Natur ihrer Parapathie aus.') Er spielt eine be-
stimmte Rolle und beobachtet sich selbst dabei. Doch er sieht ein, daß
er eine große Dummheit begangen hat. Er liat eich aber selbst gefesselt,
Sein moralisches Ich legt ihm Handschellen an. Wir sehen hier wieder
den Zwang des Fetischismus, den wir in jedem Falle feststellen konnten.
Die infantile Wurzel dieses Traumes ist unbedingt die wichtigste.
Wir erkennen, daß er etwas in seiner Kindheit belauscht hat, was er nicht
hätte belauschen sollen, wofür er vom Vater (dem Präsidenten) erapfind-
licli bestraft wurde. Um ihn nicht auf eine falsche Fährte zu bringen,
fragen wir, wer ihm zu der Sängerin des Traumes einfällt. •■ ■""
! Er sagt sofort: „Es war Fräulein R., die in raemem Leben eine
große Rolle gespielt hat." ■ ....;;, ^ ' '.- j
Nun soll er seine weiteren Einfälle Bagen und die Rolle des Fräu-
leins R. feststellen. Er produziert einen Hustenanfall, kann nicht reden,
wie die Sängerin des Traumes, die Zeit läuft ab.
Am nächsten Tage bringt er seine Einfälle aufgeschrieben. Ich gebe
sie mit seinen Worten wieder: . _.,
„Die Sängerin des Traumes erinnert mich an die kleine Hedwig R-
in München. Ich wurde in das Haus ihrer Eltern durch meinen leider ni-
zwiechon gefallenen Freund Otto eingefülirt. Er war mit der älteren
Schwester verlobt und wollte mich als Schwager haben, um unsere
Freundschaft enger zu knüpfen. Seine Braut hätte ich gleich genommen,
aber gegen die kleine Hedwig hatte ich meine Bedenken. Sie war flatter-
haft, kokett und liebte die Abwechslung. Sie hatte auch einen kleinen
Schönheitsfehler — eine leicht gerötete Nasenspitze. Trotzdem hätte
ich sie Otto zu Liebe geheiratet, um immer mit ihm durch enge Bande
vereint zu 6ein.=) Aber sie schwärmte damals für einen bekannten Schau-
spieler, Lothar M., sandte ihm unzählige Liebesbriefe, Ansichtskarten
Blumen usw. Ihr Werben war - wie ich hörte - ganz erfolglos Sie
sprach immer über Lothar zu mir, was mich natürlich kränkte, und mich
in dio zweite Reihe stellte. Ich wollte der Erste bei ihr sein und fühlte
mich gedomütigt und zurückgesetzt. Ich wünschte dem Schauspieler alle
") Vgl.mcinrn Aufsatz: Der Neoroüker al« Schauapiclcr. Zbl f Psv,.l,oanülvse
Bd.l, 1911, Verlag I. F. Bcrgniimn. Wiesbaden. '■ '■ f»)'-üoaü^ljse,
') Wir werden apäUr ein ander« Motiv g^hen -
Schwager eoin.
Er wollt« auch ein
AnalysB eines Falles von Schürze iitetiediismus. 3j^j^-.
böson Unfälle und CrGuie mich, wenn ich eine schlechte Kritik über
ilin las. - "■ '
- ■ Auch fürchtete icli ihvo Leidenschaft. Ich hatte bisher noch nie bei
Frauen einen ordentlichen Erfolg gehabt. Meine Onanie mit den Schurzen
ging mir über alles. Werde ich ihr genügen? Sic schien mir überaus tcui-
peramentvoll. Dabei zogen mich ihr munteres Wesen, dir scharfer \ er-
stand und ihr Mutterwitz an. Ich langweilte mich nie in ihrer Gesell-
schaft. Dann versuchte ich wieder, sie zu entwerten. Ich fand Fehler, bie
sei zu anmaßend, sie werde zu große Ansprüclie stsllen, sie werde keine
gute Hausfrau sein. ,
. , So sehwankte ich hin und her, bis ein unerwartetes Ereignis mich
eines Tages fast aus dem Gleichgewichte gebracht hätte. Wir hatten
immer unsere kleinen erotischen ^'ergnügungen. Unter dem Tische traten
sich unsere Püßc, wir saßen immer enge bei einander. Trotzdem hatte
ich nie eine Erektion. Frauen ohne Schürze reizten mich
ja niehtmehr.
Da waren wir eines Tagee im Familienbad. Wir hatten benachbarte
Kabinen und ich bemühte mich, durch eine Ritze ihr Auskleiden zu ver-
folgen. Es gelang mir auch; ich sah, daß sie ehien kleinen, sehr schoueu
Busen hatte und wurde etwas erregt. (Erster Beitrag zum Verstandms
dee Traumes. Er hat etwas Verbotenes gesehen, die Sängerin Hedwig.
. Oberste Traumschichte.) Hedwig sang beim Entkleiden ein lustiges Lied
vor sich hin. Sie hatte eine schöne Stimme und icii hörte ihr gerne zu.
Die Melodie hatte etwas aufreizendes, was mich an einen Geschlechts-
verkehr mahnte. Dann hetzten wir und jagten wir herum. So lange sie
trocken war, ließ sie mich eigentlich kalt. Ich tat alles mehr aus einem
knabenliaften Gefühl des Übermutes als aus einem heißen Verlangen
heraus. Dami gingen wir ins Wasser. Im Wasser stieg mein Begehren.
Ich hatte heftige, schmerzhafte Erektionen, wenn ihr nasser Leib sich an
meinen schmiegte. Schon verlor ich die Besinnung, Wir gingen seitwärts
und ich wollte sie besitzen - was natürlich mich für ewig an sie ge-
bunden hätte - da war die Erregung so stark, daß ich mich nicht mehr
beherrschen konnte; ich hatte eine Pollution und die Gefahr war vor-
über. Der Eindruck des nassen Leibes war so überwältigend, daß ich ihn
nie im Leben vergessen werde. Am Lande war ich auch erregt, wed sich
die nassen Kleider gleich einer nassen Schürze um ihren Bauch
schmiegten. Nachher vermied ich es, mit ihr wieder ms Bad ^^ f^-^- }'^^
wußte, daß sie mir im Wasser gefährlich war. Ich verlor sie bald ausdem
Auge, denn ich mußte München verlassen, und hörte auch von meinen,
Freunde nur sehr selten."
/ jfc^
3J2 - - Fetischismus.
Analysieren wir seine Erzählung, so merkeTi wir, daU er unter
einem homosexuellen Antrieb (Liebe und Freund) versuchte, Hedwig
näher zu kommen. Allein seine Angst vor dem Weibe trieb ilin dazu, sie
zu entwerten und allerlei Fehler zu finden. Er fülilte sich gedemütigt,
weil sie ihm einen Schauspieler vorzog; er fand sie flatterhaft. Dann aber
vollzog er die „Flucht vor dem Weibe". Er fühlte sich glücklich, daß er
der Gefahr entronnen war. Ja noch mehr. Er hatte eine Stellung aulser-
iialb Münchens angenommen, um dem Mädchen zu entHiehen.
Er meint, er liätte fast eine große Dummheit gemacht. (Nun ver-
stehen wir die große Dummlieit des Traumes.) Nur unter dem Eindrucke
ihres nassen Körpers konnten die Hemmungen überwunden werden. Aber
eine Ejaculatio praecox wirkte als Schutzfunktior,.') Wir werden bald
sehen, daß noch andere Fluchtinotive vorhanden waren.
Ich betone ihm, daß noch ein älterer infantiler Eindruck im Mate-
riale des Traumes verarbeitet sein müsse.
„Haben Sie schon vorher darnach getrachtet, eine Frau navkt zu
sehen?"
Nach einer Pause sagt er:
„Ich weiß daß ich mich bemüiU habe, die Mutter nackt zu seilen'.
Ich raochte 10 Jahre alt gewesen sein, da hörte ich, wie sie sich wusc)..
w If , w' '" 'i V ^" '^' ^™'" ^'^ ^t^'""i "ackt vor dem
Waechtiedi. Wie sie mich sah, nahm sie eine alte Schürze und
d e c k t e s i c h v 0 r n e z u. Sie wurde rot im Geeicht und schrie- Mach'
daß du hmaus kommst! Du Lausbub! Habe ich dir nicht verboten ein^
zutreten wenn du nicht vorher klopfst?' Später bekam ich von ih; und
vom Schwager tiichtige Haue und wurde, weil ifh t^>,.h
N. , ir i n- , . ^" irecn War, m eine
fmslere Kammer gesperrt. Einmal blickte ich durch das Schlüsselloch
Dann lauschte ich hinter der Türe. Mein Schwager kam herein und ich
wurde als ,Spion von der Mutter verprügelt.''
Somit hätten wir ein Erlebnis, das die Schür zenmanie erklären
könnte. Aber, wie w>r später sehen werden, hat sich sein Fetischismus
aus vielen Komponenten aufgebaut. Jedenfalls hat das erwähntP Fr Zi
dazu beigetragen, die Schürzenmanie zu fixieren Wir J^neonis
die Sängerin des Traumes die Mutter, der Theaterpoiizisrd^" V.' 1
den Schwager (Verdichtung) symbolisieren. Inzwischen geS I^ rEn
fälle in eine andere Richtung.
„Es fällt mir auf, daß ich dem Polizisten ein TrinL- i^
habe. Diese Stelle des Traumes muß einen Sinn haben ]b\^l"
pathologisches Verhältnis zum Trinkgeld. Ich fürrtif« -,^ ^'"
1 LI, j 1,-- -11 "ii-iiue immer, zu wenig
gegeben zu haben und schäme mich dann vor den Kellnern TJ !■■
ich mit meiner Frau 14 Tage in einem Hotel. Ich zerbrach mir den Kopf'
'] Vgl.Baüd IV das KapiU-J über ..Ejaiiulatio praecox".
Aualyse eines Falles v.mi SchilrzeufetiscIiiBmus. 315
Wie Viel .nan geben BoUte. Ich half mir schließlich aus dem Ditoia, '
indem ich meine Frau die Trinkgelder geben ließ. Aber ich ließ micli
nicht mehr im Hotel blicken, weil ich die enttäuschten und unzufriedenen
Geeichter der Kellner und Stubenmädchen nicht sehen wollte
Auch Armen weiß ich nicht, ^vie viel zu geben, und sclrame mich
oft vor ihnen. In Tr.est gab os im Beginne des Kriogos ,roPe Not. man
^vurde sehr häufig um Unterstützung gebeten, selbst ^on besser ge-
kleideten Menschen. Das sind für mich äußerst schmerzliche Empfm^
düngen. Ich möchte am liebsten meine ganze Börse ausleeren. Das war
mirnicht möglich. Deshalb wählte ich Straßen, wo .eh ^v^ßt^ ich ko nte
nicht angebettelt werden und machte große Umwege. Ich kann mcht
weiter gehrn, ohne etwas zu gehen. Daher umging ich oft Bettler, .pielte
„VogehStrauß-Politik", als ob ich sie nicht sehen ^^'''^^_- '''f^^^
drängte mich etwas, hinzusehen und wenigstens einen Blick aul den
Bettler zu werfen. . . 4. „„
Ich vertrage kein Unrecht und keine Bedrückung, ich vertrage
nicht, wenn ich sehe, daß andere «ehlecht behandelt werden. Dann kann
ioli meine Scheu verlieren und mich überall einmengen.
Ich möchte alle Welt lieben und von aller Welt
geliebt werden, ich möchte wie ein Heiliger durch
Tugend alle anderen Menschen überragen. Imtre-
achäfte muß ich mir großen Zwang antun, um meinen Untergebenen
gegenüber die Haltung zu bewahren und nicht entgegenkommend zu
werden. Ich möchte alle zufrieden stellen. Ich vertrage aber
nicht, schlecht behandelt und beherrscht zu werden.
In dieser Hinsicht habe ich hier schlechte Tage. In Triest war ich Ab-
teilungschef, hier habe ich noch keine richtige Verwendung und fühle
mich wie in einem Gefängnis, wie gefesselt.'- (Siehe die Handschellen
des Polizisten!)
Am nächsten Tage beginnt er von eeincr Frau zu sprechen. „Den
größten Genuß hatte ich bei ihr, wenn sie badete und im nassen Bade-
kostüm war. Das war in Triest oft der Fall, wo wir im Meere badeten.
Ich ging dann mit ihr in die Kabine und vollzog den Beischlaf. Es war
ein unwiderstehlicher Drang und meine Frau wußte schon, daß jedes Bad
eine oder mehrere Umarmungen nach eich zog."
„Wirkt das nasse Kleid stärker als die Schürze?"
',Das kann ich nicht sagen. Ich stelle mir oft die Frauen und
Mädchen im nassen Badekostüm vor, wo man alle Formen sieht. Dann
ist es lierrlich, den nackten oder eng bekleideten Körper zu fühlen. Das
nasse Kleid kam erst nach dem Erlebnis mit der Hedwig auf. Sonst inter-
essierte ich mich und interessiere mich noch heute für jede Weiblichkeit,
^iA, - . ■. . Fetischiemns. ■•;»I ■.
wenn sie eine Schürze trägt. Mein Entzücken bilden Köchinnen, Kell-
nerinnen, Dienstmädchen in Schürzen. Ich habe einige von ilmen verführt
und gebraucht. Sie mußten sich aber in Kleidern mit der Schürze ergeben.
Sonst war ich fast impotent. In ein dauerndes, ernstes Verhältnis habe
ich mich daher nie eingelassen. Meist ging ich diesen Mädchen in der
Dunkelheit auf der Straße nach und scheute mich vor verkelirsreichen
Straßen. Ich hatte auch nie ein Gefühl der Liebe für diese Geschöpfe. Ich
sah in ihnen nur die Schürze, und da meistens nur die schmutzige
Arbeitsschürze. Weiße Schürzen berühren mich wenig. Es kränkte mich,
daß die 'Schürzen nicht naß waren. Ich suchte meine Objekte daher am
liebsten bei Regen, wenn die Mädels keinen Schirm hatten, bot ilmen,
wenn sie ordentlich durchnäßt waren, meinen Schirm an und hatte so die
Gelegenheit, mein Ziel zu erreichen. Viele Mädels wollten die nassen
Kleider ablegen, ich aber schützte Mangel an Zeit vor und vollzog den
Koitus in nassen Kleidern, was für mich ja der Hauptreiz war."
„Haben Sie nie wirklich geliebt?"
„Das kann ich nicht sagen. Ich habe zweierlei Richtungen. Bei der
Schürzensache ist nie wirklich Liebe dabei. ^ Zu anderen Mädchen fühlte
ich schon Liebe, aber eine blasse, schwache Liebe, ein dunkles Gefühl von
etwas Hohem und Reinem. Zu einer wirklich hohen, heißen, alle Sinne be-
rauschenden, hinreißenden Liebe ist es nie gekommen. Meine Sinne waren
nie ganz berückt! So eine Liebe habe ich leider nie kennen gelernt Sobald
ich mit den idealen Mädchen Beziehungen hatte, machte sich in mir der
berechnende, überlegende, kritische, scharf beobachtende Menscli bemerk
bar. Und wenn ich sah, daß die Verbindung materiell nicht günstig sein
könnte, so Heß ich mich gar nicht ein."
„Sie wollten also unbedingt reich heiraten?" •:■;.. '■
„Ja, ich war armer Leute Kind, hatte die Armut qualvoll emp-
funden und wollte emporkommen. Meine Kinder sollten es besser haben "
„Sie wollen auch Geld haben, um andere beschenken zu können?"'
■' „Das ist mein größter Genuß. Eigentlich etwas anderes Ich habe
eine Angst, ich könnte für einen „Schmutzian" gehalten werden."
„Dabei ist doch Ihr Ideal eine schmutzige Schürze !"
„Das sind eben die merkwürdigen Gegensätze in meiner Brust Ich
bin im Leben ein peinlich reiner Mensch - auch in moralischer Hinsicht
Ich vertrage kein Gespräch über „Schweinereien", lasse mir nie obszöne
Witze erzählen, ich würde mit Frauen niemals Zweideutigkeiten reden
Ich bin ein strenger Sittenrichter. Ich sagte Ihnen ja, ich hätte Hedwig
geheiratet, wenn ich sie sexuell gebraucht hätte. Ich habe nie das so-
genannte „Stinkfinge rln" getrieben, wie man bei uns sagt "
:; ') Diese Behauptung orweist eicii am Schluß der Analyse ala falsch!
Analyse eiues b'aUes von Scli ü rzen f et i sc hieraus. 315
Eine Weile schweigt er und kommt dann auf eeiiie Mutter zu
sprechen: „Als ich ein Hjähriger Junge in Ala war bat ich die altero
Tochter meiner Wirtin um die Erlaubnis, sie mit Mutter ansprechen zu
dürfen und verlangte von ihr, geduzt zu werden, worauf s.e leider nicht
einging," ., , ,, ,.„„o"
„Hatte sie eine gewisse Älmlichkeit mit der Mutter.
Ja, entschieden. Ich brauchte einen Ersat. ur meine Mutter, ob-
■ gleich ich eigentlich froh war, von München -^f «T^^^^^rj,
. ,- Plötzlich gehen seine Einfälle von der Mut er auf ^"^^^ Sruc!'
'- „Das Wasser übt immer auf mich einen faszinierenden EindrucK
aus. mmer.ichtes mich zum Wasser -<i besonders zu grolle en
- Wassermengen. Ich war 8 Jahre lang Radfahrer Bin jeder A-^'-^^™'^
zu einem See führen. Ich suchte stets eine Wirtschaft od r ein Cafe m
Aussicht auf den See oder mit einer Terrasse auf den Se^ -laus und .a
überglücklich, wenn ich es gef^deu hatte und dort m den Anblick de.
Sees versunken sitzen konnte. Ich geriet in eine Ar Ekstase m e men
schwärmerischen Tagtraum, aus dem mich meine Kollegen erst weckten
was mir oft Hänseleien eintrug. In Tnest wohnte ich nur m Zimmern mit
Aussicht auf das Meer. -Jede freie Zeit benützte ich zu Schiffsaus flu gen
,md starrte stundenlang in die Wogen- Sturm und Wellenbewegungen
lösten direkt sexuelie Gefühle aus. - ■ ■■' '
-i Jedes Wannenbad war für mich eine ee.xuelle Gefahr, es endete mit
einem onanistiechen Akte. Die Versuchung war zu groß. Da war warmes
Wasser da gab es Badetücher, die ich eng um den Leib binden konnte,
ich war allein, wie hätte ich da widerstehen sollen! Deshalb ging ich in
München immer in die Schwimravereine, um stets von Menschen umgeben
und beobachtet zu sein. So schützte ich mich gegen meine krankhaften
Regungen.
Damit m Zusammenliang fällt mir ein, daß ich eine jede Frau
mustern muß, oh sie nicht schwanger ist. Wasser und Schwangerschaft
haben bei mir Beziehungen.
Man crzälilte mir als Kind, daß der Storch die Kinder aus dem
Wasser bringt
Ich habe ein feines Üefüht für jede Sel^wangerschaft. Ich rieche sie
förmlich Ich erkenne sie am Glanz der Augen, am Teint, an einer sonst
für jeden anderen unmerklichen Rundung der Figur. Konstatiere ich eine
solche beginnende Gravidität, vielleicht im Stadium nach dem ersten
Ausbleiben der Periode, so üben diese Frauen eine riesige Anzieliungs-
kraft auf mich aus. Ich möchte mich am liebsten auf sie
s t ü r z e n u n d s i e n m a r m e n. Ich könnte ihnen stundenlang nach-
laufen ' Im Gedränge suche ich nach schwangeren Frauen. Es glückte mir
einmal den Bauch einer Graviden zu berühren; in diesem Momente war
^ fc^
ifmm!^#^
316
Fetischismus.
IJ
>f-
ich Überglücklich und hatte eine Samcnentleeiung mit gröRtem Or
gaemue.
Auch während der Schwangerschaft meiner Frau war ich — he
sonders in den ersten Monaten — überglücklich, ich trachtete, sie immer
am Bauche zu berühren und wohnte ihr fast jeden Tag bei. viel öfters, als
in den gewöhnlichen Zeiten.
Ich interessiere mich beyoiiderö für den Hinterteil der Frauen-
Frauen in Hosen (aucli meine Frau) reizen mich besonders (lionio-
eexuelle Kumponente!). In den Seebädern und Faraihenbädern blicke ich
immer auf den Bauch der Frauen. Entdecke ich eine Gravide, so bleiben
meine Blicke wie gebannt haften. Ich schaue anstandehiilber etwas weg.
um sofort wieder auf die Stelle des Bauches zu starren.
So erinnere ich midi an eine Geschichte aus dem ^■origen Jahre.
Auf meinem Büroweg fiel mir einmal eine jüngere Frau auf bei
der ich Schwangerschaft vermutete. Von da ab begegnete sie m.r'fast
täglich und ich brauchte nicht allzu lange zu ^varten, imi meiner Ver-
mutung sicher zu sein.
Die Begegnung war für mich jetzt ein tägUches freudiges Ereignis.
Bß schmerzte nndi sehr, wenn ich sie enunal eines Tages nicht sah. Auch
hatte ich nicht übel Lust, s,e anzusprechen, doch hielt mich nn Moment
des gefaßten Entschlusses eine Lrresung über den ganzen Körper und l>e-
sonderes Zittern in den Füßen ab. Ernst damit zu macb.n. Idi bemerke
aber dabei, daß diese Dame - vielleicht war es ein Fräulein^ - keine
Schürze trug sondern mtweder ein rotes Jaquet oder einen langen Saint-
mantel anhatte. Außerdem war sie hellblond. Dies ist meine Liebiin-s^
^rbe! Hellblonde, goldblonde, auch schon mit einem SüTl^':^,
Haare tragende I rauen hatten ,mmer aucli eine besondere Anziehungs-
kraft auf mich ausgeübt. '^
Er fühlt sich m M'ien sehr schlecht. Er war selbständiger Bürochef
in Triest, wurde naclrWien berufen um einen Oberbuchhalte':: eise t en
der einrucken sollte. Dessen Emruckung wurde aufgeschoben daher steht
er ohne entsprechende Beschäffgung da und sträubt sich Lege, min-
derwertige Dienste zu leisten. Vor allem wiederholt er, .laß er sich nicht
beherrschen lassen kann.
Damit dürfte zusammenhängen, daß er nie pünktlich ■ B"
kommt. Er kommt auch zur Behandlung regelmäßig um 10 Minuten
später, die seine Unabhängigkeit und Unbotmäßigkeit n>arkieren sollen
Er geht lieber em bißchen spazieren, wenn er zu früh vor dem Büro oder
vor meiner V/ohnung erscheint, als daß er den Gehorsam der Pünktlich-
keit zeigen würde.
Analyse ''ines Falles von Schürzenfctischismus. ^ 317
Handelt es sich aber um sehr wichtige Angelef^^eiüieiten, so daß er
pünktlich sein muß (Vorgesetzter - Kommissionen ~ dringende
Arbeit), so wird er unruhig, verliert die Beherrsdiung semer Kräfte,
imcht irgend einen Unsimi. Dagegen ^vill er das Büro immer pünktlich
verlassen und nicht eine Minute länger arbeiten, als es die Pflicht vor-
schreibt. In Triest war das nicht mögUch. Er sollte warten, um die Post
zu unterschreiben. Es kostete ihm tägUeh einen schweren Kampf zu
bleiben, er wurde wütend, hätte am liebsten etwas zerrissen und richtoto
es nach Möglichkeit ein, daß sie fertig wurden. Seine grenzlose Herrsch-
sucht, seine übergroße Emptindiichkeit, sein pathologischer Wille zur
Macht drücken sich in diesen Zügen deutlich aus. Er kämpit um seine
Unabhängigkeit, wie alle Fetischisten,, die unter einer infantilen Fixie-
rung zu leiden liaben. Sic haben genug mit dem einen Zwange, bie sind
nicht fähig, eine stärkere T3elastung mit fremden Imperativen zu er-
tragen.
Er bringt folgenden Traum, den zweiten in der Behandlung:
Ich fuhr nach Triest zurück, um meine Familie nach Wien zu
holen. Vor der Abfahrt in Triest wurde ich darauf aufmerksam ge-
macht, daß die Italiener inzwischen vorwärts gekommen seien und
gegenwärtig die Granaten in und in nächster Nähe des Bahnhofes
Nabresina oder Opcina (nicht ganz klar) einschlagen, wie ich mich
selbst überzeugen konnte.
Ich ging nun ans Fenster — es war Nacht — und überzeugte
mich selbst von dem Einschlagen der Granaten, die furchtbare
Feuergarben aufspringen ließen. Es war fast eine helle Nacht durch
daß Feuer der Explosionen.
Ich fi'ug, ob denn der Zug dennoch über Nabresina oder Opcina
seinen Weg nehme und erhielt eine bejahende Antwort. Daraufliin
wollte ich von der Reise abstehen und sagte zu meiner Frau, unter
solchen Umständen könnten wir immöglieh reisen, doch bestand
meine Frau auf Abreise und wir fuhren. Von da ab war der Traum
unklar und ich glaube mich erinnern zu können, daß die Granaten
neben unBcrcm Zug einschlugen und glaube auch, einen Waggon
trafen, wir aber trotzdem unverletzt durchkamen.
Dieser Traum bringt uns das wichtige Thema seiner Ehe. Er weiß
nicht recht, warum ei' geheiratet hat. Er wollte um jeden Preis seine
Paraphilie überwinden. Seine Frau hatte etwas Geld, sie gefiel ihm ganz
gut und er wollte nun absolut einmal eine Jungfrau besitzen. Das malte
er eich als höchste Wonne aus. Aber er kann sich in die Ehe nicht finden.
Er ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, zu stark an seine Phantasien
gekettet. Ihn locken alle anderen Frauen, wenn sie seine Liehesbedin-
S18
Fetisch iamua.
T
;
gungen erfüllen, während der Reiz seiner Frau immer mehr abninmiL.
Nun zeugte er vier Kinder, um Wonnen der beginnenden Gravidität aus-
kosten zu können. Der Arzt hat weitere Gravidität untersagt. Er muß
Coitus interruptus machen, seine Potenz hat abgenommen, er verzichtet
auf den Verkehr. Er lieht seine Kinder nicht. Er ist zu sehr Egoist, um
jemanden anderen heben zu können. Er ist angeblich liehesunfähig.
Die Analyse des Traumes zeigt, daß er mit Todesgedanken gegen
ßeine Familie kämpft. In diesem Traume, dessen Schluß er willkürlicli
unter dem Einfluß einer moralischen Zensur redigiert hat, läßt er seine
Familie zugrunde gehen. Er ist wieder Junggeselle.
Ich frage üui, seit wann er an Husten und Asthma leidet. Es zeigt
sich, daß die Beschwerden n a c h der Verheiratung aufgetreten sind. Seine
Frau war damals im vierten Monat der ersten Schw^angexschaft. Ihr Reiz
verlor sich immer mehr und ihm graute vor dem Gedanken, ein „versim-
pelter Familienvater" zu werden. Er fürchtete den Verlust seiner Frei-
heit. Er haßte jeden Zwang, wie alle Fetischiston, die so unter dem
Zwange ihrer vergewaltigten Sexualität leiden. Er wollte wieder unab-
hängig sein und reisen. Er haßte auch den Zwang des Militärs und war
glücklich, daß seine schwache Konstitution es seiner Firma ermöglichte,
ihn von jedem Dienste entheben zu lassen.
Vor dem ersten Erstickangsanfall, den er uns auf Seite 307 so an-
schaulich geschildert hatte, war er im Kino. Er sah ein Stück, in der ein
Mann seine Frau erdrosselt hatte. Dies Stück hatte ihn sehr aufgeregt,
denn das Erdrosseln, hatte ihn immer außerordentlich . interessiert und
seine Phantasie beschäftigt.
Er versuchte sich auch als Schriftsteller und hat eine kleine Novelle
geschrieben, in der eine Frau erdrosselt wird.
Er haßt die Unannehmliclikeiten der Ehe. Er möchte wieder Mando-
line spielen und darf es am Abend nicht, weil seine Kinder gestört werden.
Was gehen ihn seine Kinder an? Er will sein Vergnügten haben! Er
möchte gerne singen und sich von seiner Frau am Klavier begleiten
lassen. Sie hat für ihn keine Zeit. Alles für die Kinder! In solchen Mo-
menten haßt er seine Kinder.
Er beginnt zu begreifen, daß er seine Frau erdrosseln wollte und
daß der Hustenreiz und sein Astiuna mit kriminellen Phantasien zusam-
menhängen. Wie lästig er jeden Zwang empfindet, das beweist die Auf-
zeichnung, die er in der folgenden Nacht machte und die uns ein deut-
liches Bild von seinem Seelenzustande gibt.
„VaS Uhr morgens! Gestern abends brachte meine Frau die
Kinder etwas später als gewöhnlich (^/JO) zu Bett und kam aus dem
Schlafzimmer mit aufgelösten Haaren zurück. Dies gab mir einen Stich
-i
Analyse eines FaUes von Schfirzonfctischisiniis. 3^9
durch den ganzen Körper, denn ich empfand darin eine indirekte wortlose
Aufforderung, zu Bett zu gehen.
Ich las ehen im „Platen" („Natürliche Heihnethoden") über die
Kapitel: „Die Luft xmd das Licht", worauf ich im ziellosen Herum-
blättern gerade stieß. Ich hatte vorher nachgesehen über „Huflattich-
tee", den ich gegenwärtig als Bicrersatz trinke, zeigte hierauf meinen
Kindern die farbige Abbildung der Pflanze mit gleichzeitiger Aui-
forderung, auch einen solchen zu trinken. Während mein älterer Sohn
sonst nie freiwillig derartige Tees trinken wollte, griff er diesmal rasch
m, probierte ihn und fand ihn gut. Icli hatte dabei merkwürdigerweise
ein unangenehmes Gefülil. ■ • *" t, 1 1 n
Auf die Aufforderung meiner Frau hin schloß ich das Buch, obwohl
mich das nächste Kapitel: „Wie sollen wir wohnen?" interessiert hatte
(trotzdem ich es schon einmal gelesen hatte) und ging auch zu Bett.
Idi muß hiebei bemerken, daß wir stets zusammen zu Bett gehen.
, ... Einschlafen jedoch konnte ich nicht und stand endlich um 2 Uhr
wieder auf und fing an, diese Zeilen zu schreiben. Der Hustenreiz hat
merklichnach gelassen.
Abertausend Gedanken schössen durch meinen KopE, als wenn d'"
Fäden eines Weberschiffchens unendlich rasch durcheinander laufen
würden. Ich wollte schreiben und meine Gedanken fixieren. Da fiel es
mir ein, daß ich ein armer, eingebildeter Narr bin.
Mein Hauptschmerz ist, daß ich keine Originalität habe! Ich könnte
daran zugrunde gehen. Mein Bestreben ist, originell zu erscheinen. Ich
will kein Alltagsmensch sein! Ich will nicht als dummer Philister enden."
Wir sehen, wie er sich dem Zwange fügt und mit seiner Frau
schlafen geht, wälirend er noch lesen möchte. Er wagt es nicht, offen zu
rebellieren. Er ist der Anarchist mit der Faust in der Hosentasche. Aber
seine Erregung ist so groß, daß er keinen Schlaf findet. Ich gehe zuerst
von dem Tliema der Originalität aus und sage ihm:
„Ihre Sehnsucht nach Originalität haben Sie mit Ihrem Fetischis-
mus erfüllt. Daher sind Sic stolz auf Ihre Krankheit!"
Er leugnet erst diesen Stolz, dann aber gibt er zu, daß er wohl der
Ansicht ist, er sei der einzige, der aneine r solchen ver-
rückten Perversion leidet.
Er möchte aber etwas Außerordentliches leisten. Der Weltkrieg
hat ihm gezeigt, wie schlecht die Menschen sind. Er möchte eine neue
Religion der Liebe verkünden. Er möchte wandern von Ort zu Ort und
überall Liebe und Vertrauen predigen. Darin hindert ihn jetzt seine
Familie. Sein geistiger Aufschwung ist gehemmt, seit er verheiratet ist.
Jetzt ist die Gelegenheit, sich auszuzeichnen, für den Frieden einzu-
.. ; 1
ii
320
Feti Schiern US.
I • :
i
■; 1
treten, ein Märtyrer zu sein, für seine Idee zu sterben, aber er muß für
seine Familie leben. - , ■
Nun führe idi ihn auf die EpiBode vom Tee und frage ihn, warum
er den Kindern den Huflattichtee gegeben hat. Er meint, damit sie sich
später an die Schrecken des Krieges erinnern sollen. Aber langsam er-
kennt er, daß andere Gedanken sich eingemischt haben, w-elche uns
seine Eischcmungen nach dieser Episode und seine Aufregun- nachher
erklären helfen. Er hEiltc die Phantasie, seine Kinder und ganzl Familie
zu vorgiften. Wie leicht kann man den Huflattichtee mit einem anderen
giftigen Tee verwechseln! Wie leicht kann ein Unglück geschehen und
eine ganze Familie zugrunde gehen. Vor einigen Tagen hatte er in der
Zeifung gelesen daß eine ganze Familie nach dem Genüsse giftiger
Schwämme gestorben sei. Wie hatte ihn diese Notiz erregt!
So kämpfen immer zwei Tendenzen in seiner. Brust, ' die religiöse
und die satanische. Er will ein Heiliger sein und ist in Gefahr ein Ver-
brecher zu werden Auf den kriminellen Komplex deuten schon 'der erste
'l'raum und sein Schuldbewußtsein, seine Menschenscheu, seine An^st
mit anderen allein zu bleiben. ° '
Noch weiß er nicht - oder will es nicht wissen, warum er diese
Angst hat. Wir erhoffen von der Analyse die Aufklärung dieser dunklen
Punkte.
\
. \
Er hat einen sonderbaren Traum:
Ich befinde mich in einer Kirche. Der Prediger spricht von der
Uebe der Menschen und von der Pflicht, für den Kaiser zu sterben,
Dann werde ich erregt imd rufe aus: „Zuerst kommen die Pflicliten
gegen sich selbst und gegen die Familie!" Große Erre-une m der
Kirche Ich springe auf die Kanzel. Alle meine Scheu ist ver-
schwunden. Ich rede m. emer solchen Begeisterung, daß alle
Menschen auf d,e Knie faUen. Sie drängen sieh um mich, sie küssen
meine Hände und meine Fuße und den cjan.rv, ■ \~. j
,, . c V ■ ^ ■ TT ,- ^^""^ meines Gewandes.
Manoho rufen: „Er .s ein Heiliger!" Ein alter Mann lacht höhnisch
auf. Ich will mich auf ihn stürzen. Er hat eine Hacke in der Hand
und we.Bt auf emo Schurze hm: „Diese habe ich in Stücke zerhackt.
So werde K-h auch diesen Schwindler entlarven!" Die Menge stockt
und b ickt mich sprachlos an. Ich famre 711 =+^.+4 , ^■
_ ,^ , ,' -, '"'f'^ 2u stottern an und verliere
meine Kra t. In diesem Momente fällt eine Bombe in die Kirche. Ein
Flieger hat sie geworfen. Em Splitter fällt dicht neben meinen Kopf.
Ich erwache mit Schrecken . . ,
Es fällt ihm zuerst ein, daß es eine katholische Kirche war Er ist
Protestant, zeigt aber große Neigung zum Katholizismue. Er möchte
AnaiyBi; eiuGS Falles von Scliilrzenfotischismua. gg.
gerne mit Beiner Frau und seinen Kindern zuin Katliolizisuius Übertreten.
Aber seine Frau wehrt sich dagegen. Er geht immer in die katlioÜBche
Ivirdie, die ihm viel besser gefällt als der nüchterno protestantieclie
Gottesdienst,
Am liebsten würde er eine neue Religion gründen, die zwisclien
beiden Religionen steht. Er war sehr fromm in seiner Jugend und dachte
daran, ein Mönch zu werden. Er schwärmt für Christus und beschäftigt
sich viel mit den Christuslegenden.
Andererseits mischte sich seine Sexualität in den Glauben. Er
fragte sich als Knabe oft. ob Christus auch wie ein Mensch gebaut sei
und versuchte hinter das Tuch zu blicken, das die Geschlechtsteile Chi-isti
verhüllt. Da sah er einst ein Hild in der Kirche: Die Beschnciduj:;:
Cliristi. Dieses Bild machte einen großen Eindrui'k aid ilm. Er spielte
oft mit dem Gedanken, sich zu kastrieren und ein Heiliger zu werden.
El- H;ollte ein zweiter Christus sein. Er wollte
die Selvte der Wiedertäufer einführen. Das Wasser
16 1 ein Symbol der Wiedertaufe. Die Scliürze isi
ein Symbol der Schürze, die das heilige Bild Christi
verhüllt. - .
Von Christus gehen seine Gedanken auf seinen Vater, der auch ei^i
frommer Mann war. Er war aber iähzornig und kam manclimal betrunken
zu Hause. Er quälte ihn und schlug ihn grundlos.
Der Vater trug oft bei der Arbeit eine
schmutzige Srhürze. Einmal nahm Patient ein Beil
und zerhackte diese Schürze in tausend Stücke.
Er fürchtete, daß man seine Missetat entdecken werde, nahm die
einzelnen Fetzen mit sich und warf sie in die Isar.
Der Traum zeigt uns, wie diese Sünde sein Gewissen belastet. Er
weiß es im Unbewußten, daß dies Zerhacken der Schürze ein symbolischer
Vatermord war. Und er, der Verbrecher, will jetzt das Wort Gottes pre-
digen! Gott wird ihn bestrafen. Eine Bombe wird ihn zei-sdiinettern, weil
er seinen Vater nicht geehrt hat. (Der Kaiser im Traum ein Symbol dm
Vaters! Die Bombe erscheint schon im zweiten Traum auf S. 317.)
Unter Widerstreben erzählt er einen Vorfall, der sich in seinem
17. Jahre in Ala abspielte. Er ging einmal in das Klosett und fand dort
alten Kot. Er dachte, das ist der Kot seiner Hausfrau oder einer ihrer
Töchter. Er nahm, eine alte Decke und gab den Kot in die Decke. Damit
eilte er zur Etsch. An einem versteckten Orte breitete er die Decke aus.
Dann legte er sich auf den Kot, so daß die Feuchtigkeit seinen Baucli
benetzte. Er wälzte sich so lange, bis Ejakulation und heftiger Orgas-
mus eintraten. Dann versenkte er die Decke in die Etsch, badete sich rein.
Slekol, StUruiiBOQ dea Trieb- und Affoktloboiis. VU. 21
332
Fctiscliismti'i.
I
I..
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Nachher tiefe Reue und Beschämung. (Er spielte einen Säugling in den
Windeln.) Der ganze Vorfall ist ilun unerklärlich. Er handelte unter
einem Impulse, der umviderstehlicli war. Er war wie in einem Traume.
Im Anschluß daran erzählt er, daß er sich ursprünglich vor deji
Bchmutzigen Schürzen der Mutter geekelt hatte. Die Schür3en der
Mutler waren angeblich für ihn niemals Sexual-
Objekte.
Er haßte seine Mutter, weil sie roh war imd ihn sehr oft ungerecht
geschlagen hatte. Er führt seine Krankheit auf die Schläge zurück, die
er ungerechterweise bei den geringsten Kleinigkeiten von seinen Eltern
erhalten iiatte.
Er hatte zwei Träume:
1. In einem Restaurant sagte der Kellner zu mir; „Die Ita-
liener sind mir doch lieber als die Slovenen, weil sie sich nicht so tief
Gingrahen." . , . .
2. Ich war in Nürnberg und sollte eine neue Stellung an-
nehmen. Ich sagte „Unter Vorbehalt!". Kollega Neuleben sagte mir,
daß der neue Posten mit einem Verzicht auf Geld verbunden sei.
Der erste Traum drückt die Kämpfe in seiner Brust aus. In Triest
gab es Immer Streitigkeiten zwischen Italienern und Slovenen. Er eym-
pathisiert mit den Italienern. Die Slovenen sind ihm zu falsch. Die
Italiener seien ehrlicher. Die Italiener symbolisieren hier die katholi^t-ben
(frommen) Tendenzen im Gegensätze zu den satanischen, weleiie die S!o-
v(Tie]i übernehmen. Die satanischen sind tiefer eingegraben. Er will sie
nicht ausgraben. Den gleichen Widerstand gegen das neue Leben (Neu-
leben!) drückt der zweite Traum aus. Er behält sich vor, die alte Stel-
lung (lies Einstellung) zu behalten. Er will auf die Genuese der alten
Paraphilie (Geld ein Symbol für Liebe und Sexualität) nicht verzichten..
'Wh können aus der Kotepisode in Ala ersehen, wie mächtig sein
Infantihsmus ist. Seine mysophilen Instinkte hängen irgendwie mit der
Mutter zusammen, mit einer infantilen Phantasie, deren Bedeutung wir
noch nicht gefunden haben.
Er bringt plötzlich eine Erinnerung, welche uns seine Leidenschaft
ur beginnende Gravidität in deutlicher Weise erklärt. Ich habe an diesen
K.anken sehr wemge Fragen gerichtet, weil ich den Gang der Analyse
mcht beeinflussen wollte. Ich erkundigte mich auch nicht nach seiner
i- amil^ngesdnchte, m der Hoffnung, daß er selber daraufkommen werde.
.,. vi. f. ''^'' '^cf .^"" ^'^' ^"^ "'■'■ '^ ^*ädchen, das ihn an .eine
um v.er Jahre altere Schwester erinnerte. Er war 13 Jahre alt, als er be-
Analyse einee Kalles vtiu S trhilrzenfe tisch isinuB. -j^jy
merkte, daß etwas mit ihr vorging. Sie hatte schon seit einem Jahre eine
heimliche Liebschaft mit einuiii Studenten. Nun glaubte er zu entdecken,
daß sie gravid war. Er beobachtete sie eehr genau und i'and immer mehr
Anzeichen, die dafür sprachen. Bald kam es im Hause zu einem Skandal.
Der Vater drohte, er wci'de sie aus dem Hause jagen. Aber die Mutter
legte sich ins Mittel. Der Student war aus sehr reichem Hause. Sein Vater
zahlte eine größere Summe, t^o daß die Gravidität der Schwester als
gutes Geschäft stillschweigend hingenommen wurde. Er aber sdiämto
sich, weil seine Kollegen und dio Nachbarn darüber sprachen.
Aber er gibt jetzt zu, daß er die Schwester mit lüsternen Augßn
betrachtet und den Studenten beneidet hatte. Er wäre gerne an seiner
Stelle gewesen. Nachträglich fällt ihm ein, daß er seine Schwester öfters
hei ihrer Toilette beobachtet hatte. (Die Sängerin des Traumes. Ver-
dieliLung.)
Bei dieser Gclegenlieit fällt ihm auch ein, daß er als ganz kleiner
Knabe (5 Jahre alt!) den Koitus der Eltern belauscht hatte. Die Mutter
titöhnte sehr und der Vater sagte: „Mir scheint, dcv Bub echlalt niehf\
weil Alfred plötzlich gehustet hatte. Darauf wurde die Mutter ruhig.
Er wußte nicht, um was es sich handelte, ahnte aber dunkel, daß es ver-
botene Dinge wären.
Zum Nürnberger Traum trägt er nach, daß er sich in Nürnberg sehr
für die Folterkammer interessiert hatte. Foltern und Martern regten ihn
m der Jugend sehr an. Die Folterknechte trugen alle
Schürzen, und blutige Schürzen ecii einen in dei-
Parapathie eine große Rolle zu spielen.
Endlich sagte er:
„Die Schwester trug auch sogenannte Schür-
ze n k I o i d e r, um ihre Schwangerschaft zu verdecken. Diese Schürzcn-
kleider sind wohl für mich die größte Anziehungskraft, wenn sie feucht
und schmutxig sind.
Seine Vorliebe für die Schwangeren erklärt sich aus diesen Mit-
teilungen von selbst. Sie bedarf ki'ines Kommentars.
Er bemüht sich, an seine Jugend zurückzudenken und meint, sich
an eine Begebenheit zu erinnern, als er 5 Jahre alt war. Er wurde ein-
kaufen geschickt. Da traf er auf der Straße vier Elefanten, die von
Hagenbeck auegebrochen waren. Sie wurden gefesselt heimgebracht.
Es scheint sich um eine Deckerinnerung zu handeln. Interessant ist,
daß die Fesselung schon hier vorkonunt, die bei jedeni Fetischisten eine
solche Bedeutung hat. Heißt die Deckerinnorung: Ich habe meinen wilden
Trieb gefesselt?
Sil*
FetiBChianius.
334
Dann folgt die Erinnerung an den Koitus der Eltern und später
eine in der Zeit naheliegende: Zwei Knaben onanierten sich gegenseitig
in einem Pissoir; er sollte mittun mid weigerte sich.
, . ■^.^^ folgen wieder einige Schür zen er innerungen:
Ein Frcmid, der in einem KolonialwarengeGchäft angestellt war,
trug eine Schürze! Er beneidete ilm und zog öfters seine Schürze an.
Auch die Ladenarbeitcr hatten Lederschürzen. Er half mit, nur um
Schürzen anziehen zu können.
Die ölarbciter hatten Schürzen aus Säcken, die vorne feucht vom
■ Ol waren. Großer Reiz! Versuch, sicli eine solche Schürze zu verschaffen.
Selbstmordtendenzen sind bei ihm sehr häufig, seit er Todes-
wünsclie gegen seine Familie hat. Er dachte auch daran, sich und seine
Familie zu töten, wcim es mit ilmi nicht besser \\1irde. Er ist oft depri-
miert. lioBondcrs in "Wien, weil er keine rechte Stelle hat, Er scheint
seinen Posten in Triest verloren zu haben und will nicht recht mit der
Sprache heraus. Ich verharre in der Taktik, alle Geständnisse an mich
1/ ' herankommen zu lassen.
Er spricht von seinem Stolze. Er konnte schon als Kind nicht
„IJanko" sagen und wiu-de oft dafür geschlagen. Er erhielt auch in der
Schule öftere Prügel auf den Hintern, weil er sieh nicht bedankte. Er
kann auch Beinern Chef nicht danken, wenn dieser ihn befördert oder
ihm eine Remimeration gibt.
• ■, Lieber möchte er sterben ... . " ' • ,.■■ ^>'
'
Er bringt als Illustration seiner EinsteUung folgenden charakte-
'. ristischen Traum:
Dr. Stekel hatte am Fenster zu tun, bekam das Übergewicht
und drohte herauezustürzen. Dies sehend sprang ich herbei und mi1
Aufwand aller meiner Kräfte und unter Einsetzung des eigenen
Lebens konnte ich Herrn Doktor vor dem Sturze bewahren
f ' I*^'^ '^■■'''^^'^ ^^^ Rettungsmedaille und außerdem sind mir noch
die Worte: „Nun sind wir quitt!" aus einem Gespräche nachträglicii
in Erinnerung gekommen.
Der stolze Patient verträgt nicht den Gedanken, daß ich ilm retten
soll und er mir dann Dank schulden sollte. Er rettet mir das Leben und
mm sind wir quitt.
Freud hat eine treffliche Analyse des Rettungstraumes gegeben
Einen retten heißt ilm sexuell besitzen. Es melden eich homosexuelle
Gefüllte der "Übertragung.
Analyse eines Falles vou ScliiirzenfefiscliiBmus. ggpj
Er erzählt: •"- "'■ ■ ■ ■
. „Wie ich in A. war (17 Jahre), speiste ich in einem Wirtshause, wo
zwei sehr schöne Schwestern waren, die Schürzen trugen. Ich schlich micli
einmal in das Kebenzinuner, zog eine Schürze an und onanierte. Die
Situation war scln^ecklich, man hätte mich leicht erwidchen können."
„Einmal stahl ich einem Bierträger eine alte Decke, wickelte mich
zu Hause damit ein, schnürte mich zu, machte den Boden naß, legte mich
darauf «nd wetzte so lange, hie die Nässe den Bauch erreichte, darauf
sofort Ejakulation."
„D i 6 S c h ü r z e n müssen festgeschnürt sein, j o
fester sie zusammengebunden sind, desto gröUer
das Verlangen. Zierschürzen, die rückwärts nicht zusammen-
gebunden sind, reizen mich gar nicht."
„In A. ging ich mit zwei Kollogcn ins Bordell, hatte vorher ein?-
sehr starke Erektion ~ aber trotzdem Impotenz. (Honi. Ziel!) Ein Kol-
lege regte sich so dabei auf, daß er später im Cafe ein Eis bestellte und
den Penis vor uns damit kühlte."
Er onanierte mit der Decke, als er mit einem Kollegen in A. im
gleichen Zimmer wohnte. Jedesmal nach der Onanie Ekel und Angst —
vorher geht er in den Keller, holt die Schürze, hat nie Angst. Nach dem
onanistischen Akte sieht er Gespenster und zündet
Kerzenan.
Wir können aus diesem Umstände ersehen, daß sieh mit der Schür-
zenonanie kriminelle Phantasien verknüpfen. Er kann aber die Phanta-
sien niclit schildern. Er sei zu aufgeregt, um einen Gedanken fassen zu
köimen.
Nach einer kurzen Pause oi'zählt er folgende verblüffende Tat-
sachen: „Meine Frau hat die Gewohnheit, mit den Genitalien der beiden
Buben zu spielen (sie sind 4 und 6 Jahre alt!). Ich fragte sie, warum sie
das mache. Sie sagte, sie habe es bei ilu-cr Pflegemutter gesehen, die sehr
kinderlieb war und viele Kinder heranzog. Sie spielte immer mit den
Genitalien ihrer Pflegekinder. (!) ■
Ich erinnere mich, daß die Mutter meinen Neffen (7 Jahre alt)
badete und dabei mit den fienitalien spielte."
Plötzlich sagte er: „Nim habe ich meine erste Erinnerung. Ich mag
drei oder vier Jahre alt gewesen sein. Die Mutter spielte mit meinem
Gliede. Sie spielte sehr lange und ich hatte ein großes Vergnügen daran.
Ich habe es offenbar bei ihr gelernt. Denn wie ich acht Jahre alt war, be-
schäftigte ich mich sehr viel mit meinem Neffen. Ich trug ihn ins Bett,
ich schlief oft mit ihm zusammen und hatte nachts beim Einschlafen sein
Glied in der Hand." : ■ . .
-- Er beginnt heftig zu husten. ' ■' ■'--■ ■■ ■ ' "<
32ti
fetischismus.
r)
I
^1"
Wissen Sic, was der Husten bedeutet?"
"n ■ — aber mir fällt ein, daß ich das Glied des Neffen in den
Mund 'genommen habe. Ich glaube, meine Mutter hat es auch mit mir gü-
ich zu erinnern, daß sie ee auch dem Neffen tat."^
tan. Donn ich meine m
S 'n Trotz geht so weit, daß ihm das Beten schwer fällt. Er ist
1" ]'s und kann trotzdem nicht seinen Nacken beugen. Er karm Gott
"■ -1 1 danken, nur in der höchsten Not entringt sich ein stammelndes
Gebet.
im Gewitter erkennt er die Macht Gottes. Er zittert und kann nicht
allein bleiben. Das sind die Momente seiner größten Angst. Da fühlt er
das Gewaltige der göttlichen Macht, das iim niederschmettert und be-
weist, daß der sich empörende Promcthevis nur ein kleinwinziger Erden-
wurm ist.
Dabei macht er die gewühnlidien Umwege der anarchistischen Pani-
pathiker, die Gott in Form eines Aberglaubens lieber anerkennen als '\'>
gläubigen Gebeton. Er neigt zu jedem Unsinn, der sich als Aberglaube
aufdrängt. So lieli er sich ein Horoskop stellen und glaubt bestimmt, daß
alles in EriuUung gehen werde. Das Horoskop prophezeit ilim nach un-
endlichen Mühen eine überragende Stellung und ein sehr langes Leben.
Er glaubt fest an seine Mission.
Der Husten war seit der Analy.so eine Zeit lang besser, für einige
Nächte sogar verschwunden und kehrt nun wieder. So geht ee immer,
wenn man eine Determination des Symptoms entdeckt. Es schwindet für
einige Zeit, um wieder zu kommen, weil es vielfach determiniert ist und
jede Parapathio, also auch jedes parapathisehe Symptom mehr dimensio-
D&l aufgebaut \si.
Zum Husten bringt er einige neue Einfälle.
„Ich hustete schon zwischen ß und 8 Jahren. Meine Mutter hustete
auch, ebenso der Schwager (der im Hause und in seiner Parapathie eine
so große Rolle spielt).
„Es gab aber im Hause einen Gesellen, der war tuberkulös und
hustete sehr viel. Dieser Geselle — es war um die gleiche Zeit f6— 8) —
spielte mit meinem Gliedc und gab mir auch sein Glied in die Hand."
Er führte ilm in das anatomische ]\fuaoum und in die Pinakothek wo er
ihm die nackten Frauen zeigte.-) Dort sah er Adam und Eva. ' Beide
') Leider eind dicee VorkoiamniBBC beim Volke nicht so selten, als ich es hühoi
got'laulit luibr. Audi in den „be^tpn Kroieen" habe ich ähnliche MissetMrn der Mutter
koiiKliitit'i'cii ivönnen.
') Ich sehe wiederholt kleine Kinder in den ve rech irdenen Bildergalerien. Einmal
Sah ich, wie ein engliacher Viitei- seinem drcijährif^cn Söhnchen die Grausamkeiten des
Kindermorclea von Bethlehem erklärte. Andere Kinder gehen hin, um ihre Schaulust.
7.(1 befriediKin- Auch die sadistische Komponente kommt reichlich auf ihre Rüchnuns.
!.'
Aualyee eiaee fallen vou SchHrzcnfetiscliismus. -inn
hatten Feigenblätter, die wie Schürzen aussahen. Der Geselle sagte ihiii:
„Du weißt ja, was dahinter steckt!" — Der Mann war ein Homosexueller
oder ein Bisexueller.
Jetzt hat er einen Ekel vor allen Homosexuellen. Er könnte nie
wieder ein männliches Glied in die Hand, geschweige demi in den Mund
nehmen. Ais Beweis erzählt er die Episode mit einem dicken Wirt, der
ihn verführen wollte, was dem „widerlichen Kerl" nicht gelang.
Er berichtet, daß er während des Hustens einen Zwangegedanken
bat, der ilim hilft, den Husten zu überwinden. Er muß sich denken: „S i c
sind alle vergessen!" Manchmal sagt er sich die Zauberformel
laut vor.
Wir sehen, daß er gegen die Erinnerungsbilder der Fellatio käinpl'l,
und sic'h vormachen muß, daß sie alle vergessen sind.
Ein bemerkenswerter Traum;
Ich sah einen Mann in einem tiefen Brunnen in Lebensgefalu-.
Es gab aber eine Person, die ilm vor dem Verhungern schützte und
ihm Speise und Trank zuführte. Eines Tages kam die Befreiung. Er
wurde durch einen Strick herausgezogen, halb Imlf er sich aeU)fit
heraus.
„Der Traum dauerte sehr lange. Ich sah die Leiden dieses Mannes
und sah, wie er ernährt wurde, und sah die Rettung, die ziemlich lange
dauerte."
Die funktionale Deutung des Traumes ist ja klar. Es lebt in ümi
ein „besercs Ich", das nie gestorben ist, das heimlirh genährt wird, das
iinagogische Ich (Silberer), dem .jetzt die Rettung naht. Ich soll ihn au.-^
der Parapathie befreien und er hilft mit. Der tiefe Brunnen ein Symbol
der Seele.')
Ihm fällt zu dem Mann im Brunnen ein Arbeiter in Triest ein:
Tiberio. Das war ein ehemaliger Athlet mit einer wunderbaren herkuli-
schen Gestalt, der sehr gefürchtet war, man wußte wohl, daß er ein Dieb
war, aber konnte ihm nichts anhaben. — Jetzt stocken seine Einfälle,
wie immer, wenn er auf Dicbetahl zu sprechen kommt . . .
Dann gibt er zu, daß Tiberio ihn sehr gereizt habe. Er habe oft
nachgedacht, wie groß der Penis dieses Athleten sein müsse. Die zweite
Bedeutung seineB Traumes: Die homosexuelle Komponente wird langs-im
ans Licht des Tages gezogen. Es folgen mehrere Bestätigungen, daß er
fich für siOiöne Männevkörper interessiert.
') SiehiC „Die Träume dn- Dii-Iilür" 'las rrst.' Kapilcl ..Uer tieff Rruniicn-.
r:
^:r
«28
■L.i.i.:
E'ßtiscViisniiis.
' t
Er hatte eine böse Nacht. Er hustete 60 arg, daü seine Frau ihm
sagte: „Mir sclieint, du hast einen Keuchhusten." — Da fiel ilim ein, daß
er im ö. Jahre einen schweren Keuchhusten zu überstehen hatte. Seine
Mutter war rührend lieb mit ihm, Btand unzählige Male in der Nadit aui',
gab ihm warmen Tee (eiehe den Traum vom Huflattichtee), nahm ihn
zu sich ins Bett und beruhigte ihn oft durch dae alte, unfehlbare Mitte!
Sie spielte mit seinem Penis! ■- -
Seine Husten anfalle sind als W-unech nach
Wiederholung der mütterlichen Z ä r 1 1 i c li k f> i t e ii
aufzufassen.
Seine Mutter lebt noch, aber er schreibt ihr sehr selten. Er grollt
ihr, ohne über die tiefere Trsache des Zwistes orientiert zu sein, Er meint.
weil sie ihn oft ungerecht geschlagen habe. -- '
Er träumte:
Ich bin wieder in Tnest am Molo und sehe dem Wellenspiel des
■ Meeres zu. Es ist kurz vor memer Abreise. Ein Leichenzug zieht
■ vorbei. Umstehende Personen sprechen, als ob der König von
Griechenland den schweren Kämpfen erlegen sei
Die Deutung .st nicM schwer. Seine Krankheit soll sterben und
oegraben werden^Er halt die schweren Angriffe der Analyse nicht mehr
lange aus Zum Konig fall ihm ein, daß er Konstantm heißt und daß
.r die ubie Gewohnheit hat, das Wort „konstant" bei allen mögliche,..
Gelegenheiten zu gebrauchen. Er denkt eben Irnnct +
fantile Szenen. ^'" ^"'^'^^"* ^" ^«^'^.^« '"'
, Ihm r.nte. Spielkamerad ei^^)^^^^^
erstickte^ weü er kerne Luf mehr hatte. Er leidet unter der ^ngst, durch
em Stuck Schleim „n Munde (Pellatio-Phantame?) zu erstf^en Er er-
zählt mir, daß kürzlich hier in Wien eine Proetitnil-t k a m' Zr
Fellatio erstickt sei. t'-'oetituierte bei Ausübung de.
Er trachtete friüier immer, am Abend zu koitieren, um eine ruh.ge
r Hai: ^^. ^r Kiti^s:^" r ?^^- ^--^ r
/inn Diirphhn,r-h P..t l '^^'^^^^^ ^"c^ und kam des Nachts
Bum Liuichbiuch. (gestern nach zwei labi-^^n ,u, ^ ir ■, v,
Dflbfti l.^ttQ ^. „ri.j IV , Janien der erste Koitusvereuch.
Dabei hatte er wieder nacliher den unei-tracrlip^m, vi i ■ tt , /c
sich dann tcigert. Vielleicht auch um kriminelle Impulse gegen sein.
Frau. Erwürgen? Selbstverständlich wird ihm keine Mitteilung von der
letzteren Vermutung gemacht. Die erste Deutung gibt er s her /
Unvermutet kommt er auf seine Sü,mli/ J '
l.nge an der Bru.t der Mutter, TglauU dar"" ^ ^l "" T n',
gidUDt, daß pr zwei .Jahre gestillt
Analyse emes FüJIgb von SchürnODfotiEchismuB.
329
wurde. (Im Anfalle verlangt er nacli warmer Milch, ivas oft den Anfall
zu kupieren imstande ist.) Diese Zeit ist ilmi unvergessen. Weim er eins
Frau ein Kind stillon sieht, so beneidet er den Säugling. Er hat auch,
während seine Frau Amrae war, wiederholt an ihrer Brust gesogen. V.a
bereitete ihm einen großen Genuß. Er ist ein „ewiger Säugling" und die
Fellati o- Phantasie ist nichts anderes als der Brustersatz beim Manne.
Die Atembeschwerden traten in Salzburg nach einer schlaflosen
Nacht auf. Er hatte zufällig eine Frau gesehen, die seiner Mutter sehr
ähnlich war. Auch war er im bischöflichen Palast und ließ sich Schauer-
geschichten von den Foltern erzählen. Dann ging er in das schon ev-
wälmte Kino. Er hatte Todesgedanken gegen seine Frau und dachte, er
würde, wenn er frei wäre, in München — bei seiner Mutter — leben. Das
ißt ihm erst jetzt ganz klar geworden.
Er leidet an WutanfäUen. Er stürzte sich einmal auf seine
Schwester mit einem Messer und wollte sie erstechen.
Er bildet sich ein, daß er eine zu enge Speiseröhre hat und daW
die Bissen stecken bleiben. (Verlegung von unten nach oben. Es dürfte
bald das Thema des Anus darankommen.) Im Gasthaus hat er immer
Angst beim Essen, wenn ihm die Männer (!) zuschauen. Er muß dann den
Kopf nach links ft-enden (nach der homosexuellen Seite), dann wird es
besser. Er kommt vom Essen auf Kunnilingus zu sprechen, den er Öfters
ausführt. Mit Vorliebe macht er auch 69. (Kunnilingus mit Fellatio
kombiniert.) n ■-
■ Er hat heute das Gefühl, daß ihm etwas konstant im Halse steckt.
„Was soll in Ihrem Hülse stecken?"
„Ein Wurm! Ich habe einmal als kleines Kind einen großen Wurm
erhi'oclien. Ich leide unter schrecklicher Angst vor Bandwürmern. Ich
hörte einmal, daß er mehrere Meter lang aus dem Mastdarm heraus-
kommt. Schrecklich! — Jetzt fällt mir die Zahl 1889 ein, die ich zwangs-
mäßig diese Nacht sagen mußte."
Ich frage um Rinlällc zu dieser Zahl und er bringt zuerst die Tat-
sache, daß er 8 bis 9 Jahre alt war, als der Geselle mit ihm spielte. Er
habe mit ihm im Bette geschlafen. ' • ■■ -■
Er wird sehr erregt.
- Etwas muß da vorgefallen sein. Ich habe ^etzt ein furchtbares
Kitzei; im After, als wenn ich Würmer hätte. Ich glaube, «r versucht^
mir sem Glied einzuführen. Ich habe geschrien. Es war :m Schlafe. Ich
sehe es nur undeutlich. Mehr eine Empfmdung als eme wn'kl.che E,-
"""Seine (lldanken gehen auf Blut. Er kann kern Blut sehen. Enje
blutige Metz-gerschürze ist ihm ekelhaft. Er konnte hrechen und fühlt
I '''
330 Fetisch ismut:.
einen kalten Schauer. Trotzdem muß er sieh die Metzgergesellen an-
schauen und hat schon mit der Versuchung gekämpft, eine solche Schürze
zw stehlen.
„Wie sind Sie von dem Gesellen auf den Metzger gekommen?"
„Ich habe vorher etwas ausgelassen, weil ich mich geschämt habe.
Ich erzälilte vom Kunnilingus. Ich genierte mich aber zu gestehen daß
'ich das mit besonderer Vorliebe in der Menstruation gemacht habe' Das
brachte mich auf Blut. Der Geselle zu Hause hatte einmal eine blutige
Schürze, weil er cm Huhn geschlachtet hat."
Die Ursache seiner Wutanfälle ist ihm unbekannt.
Er bringt zwei Träume;
hn Kene!tr!''rv1"^'?'"''^ °"^'^*^'-^"- '^-^" '«^"^ befand mich
nn Keller und traf \ orbere.tungeo, konnte e. aber nicht ausführen
weil drüben das Waschhaus besetyf- w^t- n ausiunren,
in kurzen Hosen (Pumphos mt Blus^nrT ^^^^\^^T
■ schmutzige Wäsche. Ich suchte den Spefche Hi'c ' , ""f" '"
Gesellschaft befunden haben, denn ich traf J?J;;"'^ "^^-^I^ ^^er .n
erwachte ich mit starker Erektion un^ätj^ K S!: T"
lang andauernder Husten folgte. Kitzelreiz, dem ein
Ich schlief wieder ein und hatte einen zweiten Traum:
! II ■ '^- I'''! gi"g mit meiner Gesellschaft ai,f «;„ d' .,
■■ ^ ein Kissen am Arme. Dort angelangt nete'l " d "T
■ ich; „Nun muß ich zu meiner Frau und 7,, . ' ^"" '^^*''
Ich fand sie in Gesellschaft mein" We „"sT'' *^^^^^"^^'^^^'"
kur. und kühl begrüßte. Meine Frau saß in h 'f '''' ^'^ ''^
der inneren meine Mutter mit' vielen VortändtT '^ " ^'""- ^"
„Hast du schon Vetter B. und Tante V he^rmJ^."^^^^ '"^ ™''^
„Vetter hin und Tante her, Onkel hin und ScW , ^^^^^ *^'''
mich in dieser Gesellschaft nicht wohl {f^"^' '>«'"'" «nd fühlte
distische Worte, suchte mir einen entfernteren S7'*'^"'"^se paro-
meiner Frau: „Komm, schauen wir daf\ wir , '^ ^^^*^^ ^'^^
herauskommen." ' ' ^^« ^'^ser Gesellschaft
Dieser Traum liat eine große Bedeutung weil
die spezifische Phantasie seiner Onanie zu heben E ^"-n^"^ ^^^^^^" '''*""'
Frauen in Pumphosen stören ilm. Damit drückt ^ 1 °"^"*®^™' ^^«''
Wesen seiner Phantasie aus. Dann sehen wir d a\ ^^^ bisexuelle
etwas mit dem Waschen zu tun hat Die Forts^t ! onanieren irgend
Beziehungen zu seiner Mutter, die im inn.r! iJ"^ T^^^mes ergibt
, .^itzt., u-ährend seiner Frau nur ein äußerer f^tflrrerT P^at!™
Aualyse eines Fiilks von ScliuiüeutctiBchismtiB. ggj
wiesen ist. Die Mutter war eine Verwand temiärr in, die mit allen Ver-
wandten einen förmlichen Kult trieb. Er war aber so an sie fixiert, dali
er sie ganz allein für eich haben wollte. Er war mit den Verwandten
immer unfreundlich, was ihm oft Schläge eintrug und eeinen Haß ver-
mehrte Sein siieziellcr Hali war ihr Schwager, der hier durcli den
Schwager seiner Frau dargestellt ist, den er kurz und kühl begrüßt. Der
Schwager ließ ihn in den Ferien in ein Geschäft gelien, um ungestört
mit eehier Mutter chaiinieren zu können. So war der Verdacht des Jun-
gen, der einmal die Mutter überrascht hatte, als der Schwager-sie küßte.
Er sagte es seinem Vater und erhielt für diese „Lügen" wieder --
Schläge. Seit damals bedachte ihn der Sohwager mit seiner Abneigung
und er haßte ihn wie keinen zweiten Mensciien auf der Welt.
Die Ursache seiner WutanfäUe war Eifersucht auf den Schwager
und auf die anderen Verwandten, auch die Ursache des Hasses gegen
Beine Schwester, die er bekanntlich auch ermorden wollte.
Am nächsten Tage bringt er wieder wichtige Traume:
Herr \i. machte neue Vorschläge, die die Mögliclikeit in sich
schließen sollten, die Filiale Triest verlustlos durcli den weiteren
Krieg zu ziehen mid wollte schon bedeutende Transporte vorliegen
haben, so daß ich schon zurückkehren könnte.
Ich besah mir die vorliegenden Avisen und konstatierte, daß
es sich wohl um viele Sendungen handeln würde, doch von einem
wji'klichen (lewinn dabei keine Hede sein könne. Es handelte sich um
die Sendungen der Apotheke rtirma J. S., Triest, die schon von Spe-
diteur zu Spediteur gewandert ist und als ganz besonders preis-
drückend bekannt ist.
Außerdem handelt es sich bei den vorliegenden Avisen um
pharmazeutische Artikel, deren Ausfuhr gegenwärtig verboten ist
und die Expeditionen nur mit Falechdeklarationen vorgenommen
werden könnten. Weiters sind die meisten Sendmigen für Italien.
Verona, Mailand liestimmt, also für unsere Feinde, was zu Un-
annehmlichkeiten führen könnte.
;• Er erzählt:
.Darauf anfgewa.-ht, tauchte ein Geschäft vom vorigen Jahrevor
,nir auf, und zwar: Wir hatten für einen Zwischenhändler für Tnest,
der früher in Lebonsmitt,el handelte, 2 Waggon Teigwaren .n Itahen
abzudisponieren und nach Triest zu expedieren.
Die Waggons kamen kurz nacheinander an, ™-den verzoll
nnd gegen Bezahlung von Fracht. Zoll, Spesen übergeben und regelrecht
verbucht Kurze Zeit darauf kam eine Verfügimg des Ministeriums, wo-
VT
oA'2 Fetischismus,
nach Melil uiicl Mehlprodukte zollfrei eingefülirt werden komiten und
'i'.. .die Verordnung wurde mit Rückwirkung auf einen bestimmten- Tag vei'-
» 'J lautbart.
Unser ZoHspediteur fand nun heraus, daß ein Waggon von den
beiden schon unter die neue Verordnung fiele und der Zoll hiefür zurück-
verlangt werden könnte. Ich berichtete diei? Herrn B.. welcher sofort
bemerkte: „Dies gibt ein Geschäft für uns."'
Die^Zollbollette wurde herausgesuclit, der Zoll reklamiert und
nach einigen Wochen auch tatsächlich rückvergütet
Herr B. wollte nun dem Empfänger, da dieser selbst nicht darauf
gekommen und für seine beiden Waggons Wucherpreise erzielte, den
Zoll nicht ohne sein Verlangen vergüten und ih]n eo noch einen weiteren
: , mühelosen Gcwimi zuschicken, sondern er teilte den Betrag zwischen
J «ch dem Zollspediteur und mir unter der Bedingung, daß, falls der
; Empfänger noch daraufkommen sollte, das Geld wieder herausgegebei>
, werden müßte.
Mi , ,, ^r ^'7; Erinnerung konnte ich m,cl. nun für mindestens 1 bis
^ I 2 Stunden n.cht mehr befremn. Alsdann tauchten die schon oft gehabten
'f- Gedanken wegen Ansied uns in Syrien p ■ * , ^ j
ließen dm schon oft gesehl^n Bildn 7p, . ' -^'^^ "'^''" ""^ ""^
ziehen. Weiters bekam ic^vfo^Jitn'^^r^""' '" "" ^""'r'"
■ wunderte die Zähigkeit, mit der si h " ^ ".^^^^"^^"^ zu tun und be-
Schlingen zieht, ohne eine Selb nd /?' "' '" '^" '"""^ ''''"''"
Hidie besonders zu stören. ''''^'^^'"^'^^'"^ ^'" verli.reu und ohne die
Ich-zog Parallelö mit meiner gegemvärfi.. t \' ^
mir verschiedene Gedanken wi. ^7^"'y^^^'Se" T^age und es kamen
wahren könnte." ' ^" ""'^'^ "=^ ">eine- Unabhängigkeit be-
Wir wissen, es ißt sein Schmer? d^H.j 7" ^ "
Meer hat verlassen müssen. In W e^ W 'f '''"' '^^''''^ ""^ '"'
Donau ist ihm zn fern. Der Tram'^ T "''^'^ ^^'^^^ S^""- ^''
Traumes, in dem ihm Handschellen n 'eleS ^H '" ^f '""^ '^^ "'''"
Er ist ein übertrieben ehrlicher mIT 7'"'"'
redlichkeH zuschulden kommen laltn E I Tt ''' ^"^ ''"l 1."
der em leichtsinniger Fraueniäeer und T f ^^'"^"^ Freunde B-,
den Zoll eingesteckt, den er reklaTert wf' "S" ^^'^^-'^''^'' '''•
schlimmerte sich sein Befinden seinTMl« ^ " ^'' "'^"^^ ^^*' ^'''
ärger. Er ahnt letzt, daß sein; Csetr;:^^^^^^^^
mehr als sein Freund B. entlassen wurde ^"'"^''' ''^' "'" ""
Er würde am liebsten den ganzen V^vF.n
, soine gute Stellung zu verlieren. SeLo Seih tri '? !^'"' ^^'''''' "^'''
einen realen Grund. " " ^^^^bstmordabsichten haben also
Aualyso eiues Falles von Sclitirzonfetischismiis. ggg
liitorotiüant ist, daß er das Geld geuomnien hat, um die Bettlei-
beschejiken zu können; ein Motiv, das wir bei der Kleptomanie schon
kennen gelernt haben und das die Erhöhung des Persönlichkeitsgefühles
durch Beschenken (Erniedrigen) anderer, die danken müseen (was er in
nicht kann) bezweckt.
Unsere Vermutung, daU es eich um ein reales kriminelles Faktum
handeln müsee (siehe S.320), erwies sich also als unzutreffend.
Die Aussprache und das Geständnis erleichtern ihn sichtlich. Er
meint, es werde nie mehr in seinem Leben vorkommen und ninmit siclj
vor, der betreffenden Firma das Geld anonym einzusenden und so den
Schaden wieder gutzumachen.
Die Metzgei'pliiiutasien drängen sich immer mehr m den Vorder-
grund. Er träumte: ^ ..; .
Ich suchte naeh Butter und kam in einen Metzgerladen; da
war ein großer Biillen wie ein halbes Faß. Meine Frau meinte, ich
hätte falsfh gesellen, es sei nicht Butter, sondern Margarine. Sh-
ging fort, ich gab ihr lÜ Kronen, sie aber griff in meine Tasche, um
sich mehr zu holen und sagte dabei: „Laß mich tippen." Ich wollte
mich überzeugen, ob "es wirklich Butter war, sah auf dem Pulte den
Ballen liegen. Er war Margarine.
'■. Seiner Frau hatte er den Vorfall in Triest — es scheinen mehrere
yeweseri üu sein — ganz versdiwiegen. Fr ist falsch. Er ist die Marga-
rine, wahrend sein Chef und seine Frau glauben, daß er Buiter sei.
Er wundert sieh, daß in einem Metzgerladen Butter vorkauft wird.
AVie kam er nur auf den Metzgerladen? Das muß etwas mit seiner
Schürze zu tun haben!
Plötzlich fällt, ihm ein, daß er in München jedes Jalu- den Metzger-
srii'ung gesehen hat. Die .langen Metzgerburechen kamen auf Pferden, sie
zogen Felle an und etürzten sich in einen Brunnen (siehe den Brunnon-
traum S. 327) nnd kamen dann naß hervor.
Er ist voll von sadistischen Phantasien und Erinnerungen. Er warf
einmal (5—6) eine Kntze vom vierten Stock auf die Erde, sie bliel)
lebend aber er quälte sie dann entsetzlich. Er lebte ganz in Karl May
und seinen Indianergesehichten. Er tötete in seinen Träiunen alle seine
Widersacher. Er sah gerne zu, wenn in Triest die Skorpione aufgespießt
und dann lebend verbrannt \^^^rden,
Oft denkt er an einen vierfachen Raubmord, der sich in Salmdorf
ereigaete. Vier Frauen mirden ennordet. Er zählt andere Raubmorde.
die ihm in Erinnerung geblieben sind. ■ ■
Er trug bis zum 10. Jahre selber eine Schurze!
'(,
(1
' ■ 334 KrtiseliiMDiiK.
I I
Mit 2:^ Jaliren war er Zeuge, wie ein Geisteskranker sich auf daä
i! Pflaster wart und zcrBchinettert liegen blieb. (Vgl. den Traum S. 324.)
'^ Ei- lief davon. Er kann nicht unmittelbar helfen, wenn es gilt zu handeln.
In Träumen, die ich übergangen habe, kam das Wort A u r i e 1 vor,
das ihn zwangsmäßig verfolgt. Der Name hat Beziehungen zu seinem
Verbrechen. Auch hatte er mit einem Freund Aurel sexuelle Bczielmngen
(12—14). Seine Schwägerin reizt ihn sexuell, weslialb er auf seinen
Schwager eifersüchtig ist. Er fühlt eine sexuelle Erregimg, wenn er von
ihr „Schwager" angesprochen wird. Erinnert sieh an Konditorgehilfen
(7), die lialbnackt waren oder Schürzen um hatten.
Nun ei'innert er sich an den Beginn seiner Parapliilie. Er war
i2 Jahre alt, da lullte er ein Schaff mit Wasser, zog die Hose aus, legte
sich in das Schaff und machte Wiegebewegungen. Damals tauchte er mif
den Popo ein. Erst seit der Schwangerschaft seiner Schwester ivurde auch
f ; der Bauch benetzt. Mit 4 Jahren wurde er von seinen Eltern in eia
Variete mitgenommen und sah eine indische Bauchtänzerin, die ihm
gewaltig imponierte. Hatte damals den Wuiiöch, eine Bauchtänzerin zu
g( werden.
Er sah gerne zu, wenn die Schwester ihr -Kind stillte und beneidete
den Säugling. ^
Htirt gerne von Verbrechen und Mördern und liest in der Zeitung
zuerst den „Gerichtesaal" und die Mordgeschichten. Am meisten regte
ihn die Geschichte von „Jack the ripper" auf. Er wurde nicht müde, die
Geschichte zu lesen. Er schlitzte einmal ein Badekostüm seiner Schwester
mit einem Messer auf und onanierte in den Schlitz. (Phantasie eine^
aufgeschnittenen Weibes.) Wenn die Schürzen verdorben waren, schnitt
er sie mit großem Vergnügen entzwei, hatte dabei Erektion!
Vielleicht erklärt das die faszinierende Wirkung der roten Farbe.
Sah einmal in einem Wirtehausc eine appetitliche Köchin in einem
roten Kleide jnit emer weißen Schürze und wurde sexuell sehr erregt,
Jim; Während ihn sonst weiße Schürzen kalt lassen.
1.1; " ^'■'' '^'^'^'■*^" ^'■^^^" stoßen ihn schmutzige Schürzen ab (Mutter?).
er kann nicht hinsehen.
Er hustete sehr stark, hatte eine förmliche Ideenflucht dabei,
konnte aber keinen Gedanken festhalten.
Er hat1e vor dem Einschlafen ein hypnagoges Bild: Ein offener
Mund, die Zahl 10 (Zähne). Er bezieht das Bild auf die Phantasie einer
Fellatio. (Befindet eich im Stadium starker Übertragung, wollte mich
bei Nacht an sein Bett rufen lassen, weil er sich so schlecht fühlte.)
Analyse eiües FallcB von Si'lLiiizeulcliscIlisiijiis, 335
Kr sah in Triest Abbildungen von Orgien, die ihn «ehr erregten
Beeonders die nackten Männer mit den erigierten Phalluesen regten ihn
üuf. Für gowöluilich lassen iim die Bilder nackter Frauen ganz kalt.
Er gibt eine ZuBainmenfassimg seiner Angetzustände. Er hat
Angßt zu fallen, aus dem Fenster zu stürzen. Er geht in der Oper nie
dm d.e vierte Galerie, er kami nicht hinunterschauen. Angst vor dorn
AJleingehen, vor finsteren Gängen, vor einem Überfall (trägt einen ge-
iadenen Hevolver). Ein Mann, der hinter ihm einherschreitet, ist ihm
wmeimhch. Dreimal lief er vor Männern davon. Hört bei Nadit oft Ge-
' ansehe und hat nicht den Mut, sich zu überzeugen, woher die Geräusdie
i^ommen. Er ist in joder Hinsicht ein Kind geblieben.
Er hatte folgenden Traum;
Ich sitze mit meiner Familie bei Tisch. Es wird eine Torte ver-
abreicht, die giftgrün ist. Ich sage; „Das kann man nicht essen.'"-
Meine Frau sagt: „Du kannst sie ruhig essen." Mein Bub kostet ,
zuerst und verfärbt sich. Auch die anderen Kinder wechseln die
■carbe. Sie haben alle schon von der Torte gegessen. Auch meine
. Frau würgt und bricht. Ich rufe ihr zu: „Ich bin nicht schuld! Du
hast die Torte ins Haus gebradit!"
Er kämpft mit Mordgedanken. Er möchte seine Familie vergiften.
Er hat immer Sublimatpastillen (mit dem Totenkopf) zu Hause und
fürchtet jedesmal, wenn er den Kindern oder der Frau Aspirin gibt, er
habe das Aspirin mit dem Sublimat verwechselt.
Er hat aucJi Angst, daß Gas ausströmen könnte und Überzeugt sich
emige Male, ob der üaehahn geschlossen ist. (Ideen, die Familie durch
GasauBströmcn zu töten.)
Er siolit jetzt seine starke Homosexualität ein und gesteht, daß
es ihn mehr zu Männern in Schürzen zieht als zu Frauen. Seine erste
Schürzenliebe waren Metzger mit blutigen Schürzen.
Und plötzlich fällt ihm etwas wichtiges ein. Er war in S., dem Ge-
burtsorte seiner Eltern, bei seinem Onkel. Vom rückwärtigen Trakte des
Hauses sah man in den Hof eines Metzgers. Er sah zu, wie die Schweine
geschlachtet und wie die Würste gemacht wurden. (Siehe den Traum
von der VcrwandtecJiafL, wo die Familie des Onkels B. vorkommt. S.330.)
(4—6.) Ferner fällt ihm ein, daß er die Köchin mit der weißen Schürze
»nd dem roten Kleide schon in der frühen Jugend gesehen hat (7 — 8).
Der Wirt war Metzger und schlachtete seine Schweine und Kälber selbst.
Auf der Gasse sieht er nur Schürzen. Jetzt reizen ihn besonders
hlaue Schürzen. Er flieht vor dem Bhitkomplex. Daher hat er die
Metzgerschürze, die seine erste Liebe war, mit Ekel belegt. Er kann
ir
J
w
1 1
!;
■^;'g - Fetischismus.
'1,- '
kein Blut sehen, er kann keine Blutwurst, kein blutiges Roötbeel' essen.
Kr kann in der Küche nicht das rohe Fleisch sehen, weil er es dann
nicht essen kann.
- Er hat beim Raseur Angst, das Messer könnte ihm den Hals ver-
letzen. Er rasiert sich deshalb selbst. Das Halsabdrehen der Hennen und
Tauben kann er nicht sehen. Er hat Zeiten, in denen er gar kein Fleiscli
GBsen kann. Er versuchte oft, Vegetarier zu werden, aber die Ärzte rieten
ihm immer wieder Fleisch an, weil er eine schwache Lunge hat, Ale Kind
ging er gerne auf den Friedhof,- besonders beim Onkel. Nun kann er keinen
Friedhof bcsuclion, kann keinen Leichenzug sehen (siehe Traum S. 328).
eine Leiche anzusehen, wäre ihm immöglich. (Nekrophilie?) Als Kind
lief er den Leichenzügen nach und besuchte gerne die Toteji, wenn sie
ausgestellt waren.
Während der Gravidität pflegte er seine Frau so stark an sich zu
nrücken, daß sie ausrief: „Alfred, gib acht auf das Kind!" — Er weiß,
daß er das Kind im Mutterleibe zerdrücken wollte. Beim ersten Kind war
es ein dunkles Gefühl, beim zweiten war es ihm vollkommen bewußt. Das
Kind litt an Darrakatarrh und sah elend aus. Er hatte „Mitleid" mit dem
Kinde und hoffte, es werde sterben, um erlöst zu sein. Er trug eich mit
dem Gedanken, das Kind heimlicli zu erdrosseln. Seit dieser Zeit ver-
stärkte sich der Kitzel im Halse.
Er ißt wieder potent bei seiner Frau. Gestern beobachtete er sich
beim Koitus. Er stößt immer mit aller Gewalt und hat dabei eine Art
Traumzustand. Der Penis wird zimi Messer. Er schlitzt seiner Frau den
Bauch auf. Er sieht jetzt alle kriminellen Gedanken ein und sagt: „Wie
werde ich mich von den kranken Gedanken befreien? Solche Gedanken
kommen mir vor wie konservierte Mumien."
Es wird ihm erklärt, daß Mumien oft zerfallen, wenn sie in das
Lidit des Tages gebracht werden, was ihn sehr beruhigt.
Er sah gestern einen Metzgerwagen und kämpfte mit Brechreiz.
El' erzählt, daß ihm das sehr unangenehm war, weil er gerade einer an-
genehmen Erinnerung nachhing. Er verliebte sich mit 10 Jahren in einen
entzückenden Blondkopf. Das Mädchen trug eine reizende cremefarbene
Schürze. Er lief ihr immer nach und -suchte ihre Bekanntschaft zu machen.
Sie ging in eine Klavierschule und er sekkierte zu Hause so lange, bis
man ihm erlaubte, auch in derselben Schule Klavier zu lernen. Damals
ging er im Sommer einmal fischen, seine Hosen wurden naß. Er hatte
eine sexuelle Erregung. Das beschäftigte ihn so sehr, daß er das Mädchen
■ vergaß.
^
' ^ Analyse ßines Falles von Sclnir/pnfciiscbismus.
Eigentlich war es keine rechte Liebe. Er hat angeblich nur einmal
im Leben geliebt, und zwar nur den -Fi'eund, der ihn mit Hedwig bekannt
machte. (Siehe 8. 310.) Allerdings war er sehr früliroit' und hatte schon
mit 5 Jahren eine kleine Braut, der er bis zum 7. Jahre treu blieb. Doch
interessierte ihn als Kind am moiaten das Glied der Männer. Schon im
4. Jahre sah er immer zu, wenn die Burschen im Hofe urinierton. Ein
Nachbar mit einem sehr großen Gliode imponiei'tc ihm um meisten und
er lief immer zum Fenster, um zu sehen, ob dieser Mann kommen würde.
Er hatte folgenden Traum:
Für das Gast- und Schankgewerbe tritt wieder eine Steigerung
ein, und z^var für Lagerbier. Als ob ein Kind vor das Haus gelegt
werde, aber man darf es nicht drücken, daß nichts passiert
Er fürchtet eine neue Gravidität seiner Frau, die hier das Lager-
bier darstellt. Sein Haus wird als Gast- und Schankgewerbc ausgedrückt.
Gedanken, das neugeborene Kind zu r-rwürson, weil er es angeblicli nich+,
mehr ontspredicnd ernähi'en kann.
Er gesteht eine bisher versteckte Paraphilic, die seinem Int'anti-
lismus entspricht. Er merkt mit Schrecken, daß ihn kleine Kinder inter-
Rssieren, besonders wenn sie die Notdurft verrichten. Er machte eich
selbst darüber lustig. Er ärgerte eich, wenn er Kinder in kurzen
Kleidchen sah, so daß er alles erblicken konnte. „Aber hingeschaut habe
ich trotz meiner moralischen Entrüstung doch!" — Bei der Schwägerin
beobachtet er oft ein achtmonatliches Kind, und zwar blickt er mit Vor-
liebe auf das Genitale. Vor einigen Wochen sah er auf der Gasse ein
Kind, das die Notdurft verrichtete. Er blieb stehen und sah gespannt zu,
obgleich er sich über seine kindische Neugierde und sexuelle Erregung
ärgerte.
fn dor Analyse jnclden eich nun die verschiedenen Infantilismen.
Jetzt beschäftigt iim die Anal- und Urinsexualität seiner Kinder und
»meiner eigenen Jugend, von der er so viele Eigenarten beibehalten hat.
Auch Tiere betrachtet er mit gi'oßem Interesse. Urinierende Hunde inter-
essieren ihn. Mit Spannung verfolgt er die Begattung der Hunde auf der
Gasse und gerät in sexuelle Erregung. Er hat oft die Empfindung, als ob
er selbst ein Hund wäre.
Eine Woche vergeht unter Widerständen. Er bringt mir Stimmen
der Gegner der Analyse. Er meint, er wäre schon fertig mit dem Mate-
riale. Die Übertragung wird geleugnet und ine LäoJicrliche gezogen. Wie
wohl ich für seine Analyse sehr interessiert bin, sehe ich mich genötigt
ihm die Behandlung zu kündigen, weil er darauf anspielt, die Analytiker
Str-knl, Rtnrnii?iT äea Trrab- aaü AffHltllnbans. VH. oo
i'-:\
338
Fetischismus.
■ !
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m
nützten ihre Kranken endlos aus. (Ich gebe allen Kollegen, die sich niil.
Analyse beschäftigen, den Rat, den Patienten nie zu zeigen, daß ihnen
an der Analyse etwas gelegen ist und empfehle ilmen zu versuchen, den
Patienten dadurch zu halten, daß sie ihn nur „bedingt" behandeln, d. h.,
wenn sie Aussicht auf einen guten Erfolg haben.) Ich stelle ihm also
ganz frei, die Analyse abzubrechen und meine, die Behandlung wäre in-
folge seinem Widerstandes aussichtslos. Aber nur wegen seines Wider-
standes. ■
Am nächsten Tage kommt er ganz reuig. Es sei ihm klar geworden,
dali er sich um sein Verhältnis zur Mutter drücken wolle. Er sei über-
haupt ein zerrissener Mensch. Er wolle krank bleiben und raöelite doch
gesund werden. Es seheint, er könne auf seine Schürzen nicht verzichten.
Er sei grausam und doch weichherzig. Er hatte vor der Analyse eme
Streitszene mit seiner Frau. Als er seiner Frau etwas Böses sagen woUto.
wurde er von Schlucltzen überfallen und hatte einen längeren Wein-
krampE. Er sei grausam, ab'er nicht von Natur aus. Er sei von seiner
Mutter grausam gemacht worden. Er war der Dienstbote im Hause. Er
mußte Gänge machen, Bier holen, um die Milch laufen, zum Krämer, um
Tabak, zur Tante und zu den anderen Verwandten. Und es gab immer
wieder Scliläge! Einmal fehlte an einer Uhr ein Zeiger. Natürlich soUto
er daran schuld sein. Er beteuerte und schwor, er habe die Uhr nicht an-
gerührt. Da wurde ilmi vorgehalten, daß er ein verstockter Sünder sei.
der noch einmal am Galgen enden würde. Er schrie: „Ich habe es nicht
getan!" Da wurde er mit den Füßen getreten und mit dem eisernen Schür-
liaken unbarmherzig geschlagen, so daß er ohnmächtig niederfiel. Oft
wurden ihm Holzscheite nachgeworfen. Das Furchtbarste war, daß i'r
nacliher um Verzeihung bitten mußte, sonst gab es noch ärgere Quü ■
Icreien. Er durfte sicli nicht an den Einderspielereien beteiligen wie alle
seine Kameraden. Oft sah er sehnsüchtig nach dem HofR, wo die Kinder
spielten, während er sich im Hause betätigen mußte. Er wurde von eoinen
Kameraden ausgelacht, wenn er mit seinem Einkaufskorbe vorbeigim;.
Kaum blieb er bei ihnen stehen, so hörte er vom Fenster die schrille
Stimme der Mutter gellen: „Alfred!" Dieses „Alfred" u^rde ihm in der
Schule naeligerufen und klingt ihm noch lieute in den Ohren.
D i e S c h ü r z 0 w a r s e i n c S c h m a c h. Er trug sie, wenn vv
einicaufcn ging oder im Hause arbeitete. Er war ein Dienstmädchen er
identifiziert eich mit einer Magd. "Überdies trug die Mutter immer ciiifn
Stock unter ihrer Schürze, der urplötzhch hervorkam und ihn he-
arboitete, auch wenn er gar nichts verbrochen hatte.
Er gibt weitere Schilderungen seines Martyriums, die an die herz-
zerreißenden Kinderquälereien erinnern, die Dickens in seinen Romanen
(Oliver Twist usw.) so grauenhaft gemalt hat. Er hat eine regelrecWe
Auaiyso Riiipg Falks von Schilr/oiifetiscliismus. :- j);^t|
Erzidiung ziun S^idistcn und Vcrbi-cchcr initgcinaclit. Es zeigt von seinen
glänzenden Aiilagen, daß sich bei ilim eine Christ usncurose entwickeln
konnte. ■ ■ ■
Er träumt : . " ■
Ich mache, eine Autofatnt, ohne es zu Hause zu sagen. Ale ich
nach Hanse kam, schrie mich die Mutter an und drohte mit dem
Stocke: „Wo warst du jetzt?" Ich entgegne ihr: „Was willst du
denn? Ich bin großjährig." ~ Ich halte ihr eine lange Predigi.
"I
Man sieht, er kämpft noch mit dem Gespenst der Mutter. Die Auto-
fahrt deutet auf den Autoerotisiiius. Er onaniert mit Gedanken an die
Mutter. Er hat es nie gewagt, ihr die Wahrheit zu sagen. Nun findet ev
den Mut zu der Strafpredigt. Er hat ihr merkwürdigerweise nie im
späteren Leben Vorwürfe gemacht. Er kam gar nicht zum Bewußtsein
seiner traurigen Jugend. Erst in der Analyse tauchen die Grausamkeiten
der Mutter auf. Er hat sie alle annulliert nnd wollte von ihnen nichts
wissen. Deshalb tauchte in der Analyse Widerstand auf, ehe er das Bild
der Mutter nach Wirklichkeit zeichnete.
Die Analyse dieses Traumes dauert last eine Woche. Aber die Mühe
wird durch die Ergebnisse reich belohnt. Wir finden, daß Patient in de--
Kindheit Bettnässer war und dafür von seiner Mutter gezüchtigt
wurde. Das Bettnässen war mit Lustgefühlen verbunden. Er hatte wun-
derbare Empfindungen, wenn er im nassen Linnen, von feuchtcni warmen
Dunste nmgeben, liegen konnte. In diese Lust griff seine Mutter grausam
ein und legte ihn auf den kalten, harten Boden, so daß er kein Liimen
mehr naß machen konnte und erbärmlich fror.
Auch in seine erste Onanieperiodo, die jetzt langsam aus der Ver-
senkung der Verdrängung emporkriecht, mengte sich seine Mutter. Der
Traum wird verständlich, wenn man weiß, daß er als Etnd auf dem Ab-
orte onanierte und die Miitter i!m immer fragte, wo er so lange verweilte,
Sie verbot ihm, die Hände unter der Decke zu halten.
Er haßte seine Mutter, weil sie ihm jede Lust entzog, ohne ihm
dafür Ersatz- zu bieten.
Seine Parapbilio ist zugleich eine Trotzeinstellung gegen dii>
Mutter. Jetzt, da er erwachsen ist, läfst er sich nichts verbieten. Jetzt
wird er erst recht onanieren!- ' ' ■ , ' ■ :', ;.
In vielen Fällen von Haßeinstellung gegen die
Eltern werden wir als Wurzel das Onanieverbor.
dieser Eltern finden.
Unser Patient hat seiner Mutter nie über ihr grausames Verhalten,
über ihr Prügeln, Strafen usw, Vorwürfe gemacht. Er duldete es und
28*
340
Fetisch i Emus.
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schwieg. Audi als Erwachsene!' konnte er ihr nichts nachtragen. Er wollte
oft über ihre Erziehungsfehler sprachen, aher er hatte Mitleid mit ihr und
schwieg, Aber sollte er ihr doch zu Dank verpflichtet sein und verbotene
Liebkolingen von ihr empfangen haben?
In diesem Traume setzt er eich endlich mit ihr auseinander. Der
Inhalt der langen Rede, die ihr das Sündenregister vorwarf, ist leider
am Morgen vergessen. Er macht diese analytische Arbeit ohne niieli. Er
will seine Mutter nicht weiter belasten und entwerten.
Traum:
Ich hatte einen heftigen Streit mit meiner Schwester, weil
sie sich in meine Sachen hineinmischte und meine Frau angriff. Ich
schrie sie an: „Kümmere dich um deinen Sohn und lasse mich in
Rnhe!" , ,
Er erwachte und hatte heftigen Kitzel im Halse und ein Jucken
in der Glans. Es ist klar, daß sieh nun Erinnerungen an die Scliwester
melden, die scheinbar auch mit ihm gespielt hat, als er Kind war. Sie
vertrat die Mutter und er war ihre Puppe. Sie setzte ihn auf den Topf
und nahm ihn oft ins Bett.
Folgen verschiedene Erinnerungen an die Schwester, die seine
Fixierung beweisen.
Er träumt; ' . -
Ich sehe große Buchstaben: S . . : . . T T. N.
E r h a 1 1 e den Einfall in der Nacht: Stekel — traue — nicht.
Er wehrt sieh gegen die Mitteilung des nun folgenden Materials.
Er meint, seine Krankheit könnte organische Ursachen haben. Seine
Mutter habe ihm erzählt, daß er eine so schwere Geburt mitraachto.
Auch sei er in der Kindheit aus dem Kinderwagen gefallen und trage
noch die Narbe von seiner Verletzung am Schädel.
Als ich darauf beharre, daß sein Leiden psychisch entstanden sei,
kommt es zu einer Pause und endlich sagt er:
„Ich habe nie davon gesprochen, daß ich eine Schwangerschaft
meiner Mutter beobachtet Iiabe. Ich mochte 6 Jahre alt gewesen sein.
Meine Mutter trug eine Schürze und sah immer nach, ob die Schürze
fest sitze oder ob sie genitscht sei, weil ein Zimmerherr sie beobachtete
und auslachte. Er sprach immer, daß man den Baiun schon durch die
Schürze durchsehe. Auf diesen Zimmerherrn war ich eifersüchtig."
„Warum waren Sie eifersüchtig?"
Analyse eines Falles von Schar/.oufetischismus. 341
„Weil ineine Mutter mit ihm schön tat und sie sich oft zusammen
in ein'zimmer zurückzogen. Icli vermutete, daß sie dort etwas Sexuelles
machten."
„Was geschah mit dem Kinde, das nach Ümen geboren wurde:'
I^Es starb bei der Geburt. Icli habe es nie gesehen." (Pause.) „Ich
glaube, meine M u 1 1 c v hat es umgebracht, weil sie
keine Kinder mehr haben wollte. Mir kommt die Sache
nicht geheuer vor." ■ ^
Er iulilt sich besser. Er hat nicht mehr das „Dr auf ganger ieche''.
Er muß den Schürzen und den Schwangeren nicht mehr nachlaufen. Er
fühlt sich wie von einem Zwange befreit.
Er meint, die S c h ü r E e sei ihm etwas Heiliges,
w i e e i n 0 R e 1 i'q u i e. Es könne ihn zu Tränen rühren. Es vereinigt
sich in der Schürze alles Gute, was er von der Mutter erfahren hat
Hier ersehen wir die bipolare Einstellung zur Mutter. Ich frage
ihn, was denn das Gute war, das er von der Mutter erfahren habe.
Erst schweigt er und dami sagt er: „Ich liabe heute Nacht einen
merkwürdigen Traum geliabt'" ;
„Ich hörte eine Stimme: Die Mutter hats - die Mutter kanna!
Dann schwebten mir Zahlen vor: 408 oder 802 - vielleiclit 208,
. Die Mutter Bagte mir: Ich kann deine Schuhe viel besser wichaen
als du und deine Frau. Ich gebrauche Fettglanz wichse."
Zum Traume hat er die Einfälle 12 (4 mehr 8) und 10 (8 mehr 2).
Zum Schuliewicheen fällt ihm Onanieren ein.
Unter Widerstreben erinnerte er sich, daß in seiner Phantasie seine
Mutter mit dem Gliede spielte, als er schon 10 und einmal als er 12 Jahre
alt war und neben ihr im Bette lag. Kr onanierte neben der Mutter und
mit Gedanken an die Mutter. Im Keuchhusten mirden seine Anfälle
durch Spielen mit dem Gliede beruhigt. Die Schürze symbolisiere die
gute, mit seinem Gliede spielende Mutter.
Er bringt am nächsten Tage folgende Aufzeiclinungen. die ich mit
seinen Worten wiedergebe:
Das Schriftstück trägt die Aufsclmft:
Die Liebe zur Schürze und ihre Erklärung.
Ich hatte meine Mutter unendlich lieb, trotz ihrer Grausamkeiten
und Härten und liebe sie wahi'schcinlich noch heute mit unverminderter
Anhänglichkeit. Ich erwarte ihre Briefe mit Spannung und zittere, ehe
ich den Brief aufmache. Ich ertappe mich stündlich bei Phantasien, daß
ich mit ihr spreche und in ihrer Nähe bin. Ich zähle die Tage bis zum
nächsten Briefe und würde sofort alles in Stich lassen und zu ihr reisen.
T
342
Fctisfliiamua.
?l
!;
wenn sie krank sein würde. Meine Liebe zur MuttBr — wie sie heute ist
— ist nur ein Teil der alten gewaltigen Kinderliebe, die mich ganz er-
füllt liat. Es mischte sich jetzt zu viel Haß und Bitterkeit in unser
Verhältnis.
Die Liebe ist nicht normal, sie ist gestört, der Strom ist unter-
brochen. Meine ganze Liebe hat sich zur Schürze ge-
flüchtet. Sic ist mein Ideal, etwas Hohes, etwas
Heiliges, sie nimmt die ganze Liebe auf, die eigent-
liehmeinerMutter zugedacht war.
Meiner Muttor selbst kann ich in ihrer Nähe keine richtige Liebe
entgegenbringen. Ich fühle mich wohl m ihrer Nahe, ich rede mit ihr
gerne, aber wenn sie mich anrührt, so fiilile ich Grausen, Ekel, es wirkt
wie ein negativer elektrischer Strahl.
Ich erkläre mir die Umwandlung der Gefühle folgendermaßen. Icli
wurde immer ffC]n-ugelt, aber zwieclien 8 und 12 Jahren erhielt ich die
Prügel auf Anregung des Schwagers, den icJi haßte und der erkannte,
daß ich ihm gram war und seine Beziehungen zur Mutter durchschaute.
Dabei wurde weder auf meine körperUche, noch auf meine geistige Ver-
fassung Rücksicht .genommen.
Besonders e i n e Prügelszene kann ich nicht vergessen und es ver-
geht fast kern lag, daß ich nicht daran denke.
Durch diese ungerechte Prügelei hat sich die Mutter ihre Liebe
iius meinem Herzen gerissen. Ich war aber nicht fä),i„ ■ . '"'''^y'*"
lösen und die Liebe auf andere Personen zu üw'' T^' '"" '^'' '"
Mutter Wählte nun den Umweg übe Te Scl^:* Te 'iT ^'^'^ Z'
nun mein Fetisch und mein Tyrann der ^ li -u ^'^'""'^^ ''""^''
leide. Ich bin dadurch der unSigst und '' r ''i r". ''" "" ™^'''^
worden. Menschenscheu. Alindete ^ .^^^^^^^^ ^^-
zustände stammen aus dieser Quelle. ^ "^'^'^^''' ^"'^ Verwirrung.-
Ich habe einen Beweis für diese pathologische Mutterhebe Icl.
suchte immer nach einem Mutterersat? TpVi h^u , ^"'''''^^^"'"^- '■^^
reizend, gutmütig, lustig, zugänglich, die Se« Ttr S ' t
verdriemid,. a„e,. Reize l.,-. Ob„M . f^ jt *t ^SS'
schloß ich m,ch an die Ältere „nd bat u,n die Erlaub:,;' .rMul
»agcn zu dürfen. S,e venve.gerte mir den Mutterersatz. Damr ,-andte ich
m,ch wieder den ki-anlchaften Venrrungen zu. Icl, habe keinen Auswe-.
gefunden. "^
Ich möchte noch einen Beitrag zur Schürzenonanie Uefern Es war
mir nicht genügend, wenn ich die ganze Schürze umband Ich verlangte
nach mehr. Ich wollte eigcntUch den ganzen Körper einschnüren Ich
wollte mich so fesseln, daß auch Arme und Beine nicht frei waren um
Ijchu
Analyse eines Falles von Schilrüenfcti-ichismiis. 343
Onanieren gezwungen, zu sein, durch Baudibowßguiigen wie eine
Schlange den Reiz und die Befriedigung hervorzurufen. (Es ist die deut-
liche Säuglingsphantasie, der in Windeln eingebunden ist und durch
Wiegebewegungen, wie sie Hevoch als erster beschrieben hat, onani-
stisdic Befriedigung erzielt - ferner Erinnerungen an die Bauch-,
tiinzerin.) h-h konnte aber diese Fesselung nicht ausführen. Ich mußte
jeden Moment gefaßt sein, überrascht zd werden. Ich hätte nicht Zeit
gentig gehabt, mich der Fesseln zu entledigen, während ich die Schürze
oder den Sack in einer Sekunde abwerfen konnte. Aber ich band mir fast
immer die Kniegegend oiu. Ich glaube, icli wurde als Kind im Wickel-
kissen fest um das Knie eingebunden. Ich mache es jetzt gerade so, wenn
ich die Knie mit einer Binde umwickle. Ich kann auch von der Mutter
in den Windeln unten beriiln-t worden sein- Denn ich habe sie bei der
PHege anderer Kinder (des Neffcn) beobachtet und bemerkt, daß sie dem
Kinde unter den Windeln Liebkosungen erweist. Sie fuhr über die Scham-
gegend und rieb daran, was dem Kinde Freude zu machen schien. Daraus
kann ich schließen, daß mir iUmliche Liebkosungen mi Steckkissen und
unter den Windeln zuteil wurden.
Schürzen reizen ihn nicht mehr. Er hat eher eine peinliche Emp-
findung, als ob er sieh schämen würde, solchen Kindereien nachzuliängen.
Er hatte einen sehr wiclitigen Traum ;
Ich befand mich in meiner Wohnung, da kam der Hafner oder
Maurer und reparierte den einen Ofen vom Wohnzimnier ; nach
Fertigstellung ging er ine nächste Zinnner und warf mit Hilfe von
anderen Arbeitern diesen Ofen um, obwohl volikomuien in Ordnung
imd oiiK' B,eparatur von mir auch nicht verlangt win-de. Ohne
Rücksichtnahme auf die Möbel ließen sie den ganzen Ofen auf den
nebenstehenden Diwan fallen. Auf meinen Protest wurde erklärt,
der Hausherr verlange es. Er war auch im Zimmer anwesend,
olme daß ich jedoch mit ihm ins Gespräch gekommen wäre.
Später entdeckt,e ich, daß die eine Wand vom Wohnzimmer
w-ickeli" war. ganz schief zu stehen scliien, die Tapeten hingen nur
mehr lose daran und die Wand drohte einzustürzen. Auch entdeckte
ich an der Decke plötzlich ein großes Locli. Trotz aller dieser Un-
bequemlichkeiten vorließ ii'h jedoch die Wohnung nicht und wollte
auch nicht; empfing sogar Besuch, an den ich mich allerdings nur
mehr tranz schwach, nebelhaft erinnern kann.
Er emi.öi'1. sich in diesem Traume gegen die Analyse. Der Foti-
.an.mus wird nut einem warmen Ofen verglichen. Ich habe meine Be.
Ci^ überschritten. Er wollte eigentlich nur die Angst loswerden und
344
FetiBchismus.
bei Beiner Frau potent sein. Was bin ich für ein schlechter Hafner! Ich
zerstöre ihm den echönsten Teil der ?arapa.thio (Ofen). Ich überhöre
alle Proteste seines inneren Menschen. Aber nicht der Ofen das "anze
Haue droht einzustürzen! Alles was er sich kunstvoll errichtet hat, soll
zugrunde gehen? Und das große Locli in der Decke, durch das er bequem
in sein Inneres sehen soll! Aber trotzdem! Er gibt seine Parapathi«^
(seine Wohnung) nicht auf. Er richtet sich neu"ein, neue Gedanken
kommen hinzu. (Er empfängt sogar Besuch!)
t! i
Viel tiefer in das Rätsel seiner Paräpathie bringt uns der nächste
Traum, der ein sogenannter Schlüsseltraum ist.
Ich war im Theater bei einer Festvorstellung , gegeben wurde
„Faust ■- In der Hofloge sah ich rechts in der Ecke, fast ganz an die
Wand gelehnt, die „Königin" mit einer großen, hohen Krone auf dem
Haupte, die last etwas schief sali. Links sah ich dagegen in der
- gleichen Loge den „Prinzregenten^; um ihn zu sehen, mulite ich mich
von meinem Platze aus vorbeugen.
Es sollte dem hohen Paar eine Huldigung dargebracht werden
, und ich sah einen .Herrn in schwarzem Frack sich der Königslo^e
nähern. Dort angekommen, zeigte sich mir dieser Herr plötzlich mit
r einer großen weißen Schürze angetan und ich dachte sofort' Wie
kommt denn dieser Bäcker jetzt hieher?
In der Pereon dieses Bäckers erkannte ich jedoch den Besitzer
einer Handelskunstgärtnerei von Triest und Mitglied des Triester
Männergesangvereines, Namens „German".
j, Weiters hörte ich plötzlich in meiner Nähe auf der Galerie
Italienische Worte; ich sah mich um und bemerkte zwei Mädels'
gleich gekleidet, rot karierte Kleider, die mit einem iun<^en wildeu
Tier (Löwon?) spielten, und zwar schoben sie das Tier fortwährend
vor sich her.
Die Vorbereitung zur Huldigung dauerte mir scheinbar zu
lange, denn ich ging fort und wollte etwas holen. Beim Wegeehen
sehe ich, daß m,r das Tier nachlaufen will und auch wirklich tat
Um mich davon zu befreien, machte ich einen größeren Bo^en das
Tier bheh zurück. '
Da kam ich vor einen Bäckerladen, .ah in den Auslagefenstern
eine Ankiindigung von besonderem Kornbrot.
Ich ging in den Laden, um solches zu kaufen; es wurde mir
aber von einer alteren Frau gesagt, es sei ausverkauft Auf meine
- l'T Tfl ^f''''^ v'''' /'^'f '^^ ^^^^^"^ ^^ne verneinende
Antwort. Ich sah mich hierauf im Laden um und entdeckte irgendwo
!■
AualySB eines Falles toii ScbiirzenfHisclii.iiHiB. 345
einme Hörnchen in oinem Glaskasten. Auf meine Frage, ob icli die
haben kömite, erhielt ich enio bejahende Anüvort und k^^ufte sie;
um W .°c Lt. und rochnst. und bekam „ichl die r,d,t,go Sunm.e,
nach weiterem Rechnen kam .ch auf d.e '^--^^^.f.^^^^^tiJm
hlipb Als ich den Laden schon verlassen ^^ eilte, sah icli aul emem
blieb Als ICH üen ^. ^^,^.^^^g^ lockeres,
Fenster docli noch em fatiuW \on ae ^^^^ ^^^
mit großen Löchern ^ff^'^^^^'^, von memem ge-
Bäcker selbst in den Laden und ich eizahte m
■ habten Wunsche und dem negativen Ausfall l^m ^ , ^^^ ^^^ ';^
auch das Stück Brot hegen und wollto es vasch v-sch. m^n las
Ich bemerkte dies mxd sagte sofon m i lun: "^^^^^^^. ^^^^.^^^^^^^^^^^
liegen, ich habe es schon gesehen, es macht nichts. S,e ueidui es
halt für jemanden reserviert haben."
Nun ging ich aus dem Laden, es regnete, schaute aut die unr
- und konstatierte 7 Uhr. Donnerwetter, jetzt habe ich den größten
Teil der Vorstellung schon vorpaßt und besonders den Teil mit Mar-
earete und die schönen Reden von Faust. , , , „
Hierauf erwachte ich etwas in Schweiß gebadet und bekam
einen Kitzelreiz mit nachfolgendem Leichten Husten. Nach einer
Stunde etwa sclilief ich wieder ein.
Wir erinnern uns des ersten Traumes von der Säng^-m (S 309)-
™.,i -'-■"''7-- ";V J' r»; e„ *l'Hehen KoHu. belauscht
Vertreter) »"'*'■"• *"^;.''7;„,I ^uen Herrn im rfiwarzen Frack,
hat. D>e Hnldig^g g-o« t d d e,„ ^_^^^^ ^^^^ ^^^
der eme weille Bäckerschur.e tu. t ^' J ,.^ j,, „.„^
„German", d. h, «1. T^™'*-, J^^ ,,f „„>) , der hier offenbar
Beines verhaßten R.valen, des R'^'^S^^ ^ ^ j^,^,. ,„do,.l.elt als
den Kön,g vertritt und P™-?"tüteA M "--haft.
;i46
Fetisch ismus.
l;
teiidenz. Er will dem Tiere, dem Löwen entkommen, und flüchtet. Wir
wissen, er hat München verlassen, weil er es nicht länger aushielt. Wir
werden gleich die Ursache dieser Flucht kennen lernen. Der Bäcker ist
sein Rivale, der Schwager. Der Bäckerladen eeine Mutter. Er kann keine
Liebe mehr erhalten (das im Kriege geschätzte Kornbrot). Die Bäckerin
hat nur Hörnchen. Sie hat seinem Vater Hörner aufgesetzt. Die Hörn-
chen siiid in einem Glaskasten. Jeder kann es sehen, nur der Vater nicht.
Jetzt koimnen die mysteriösen Zahlen, die schon an den Tiuum
(S, 341) erinnern. Dort waren es die Zahlen 208 und SO'2. Wir erkennen
die gleichen Zalilen 422 ist (4 mal 2), gleich 82, ebenso verbirgt 71 den
Achter (7 + 1), «äln-end die Zahl 93 noch rätselhaft bleibt Er sieht
aber, dali der Bäcker Brot hat. Er liat etwas gesehen („Ich habe es schon
gesehen- ). Nun wissen M-ir, daß die Vorstellung des ersten Tramnes
taust ist. Der Traum wird aber erst verständlich, wemi man weiß, daß
seine Mutter Margarete heißt.
An den Zahlen analysiert er einige Tage und zeigt, daß sie alle
mit den Geburtsdaten semer Familie zusammenhängen. Aber das Wich-
tigste kommt erst Er werß nicht, ob er mir schon gesagt hat, daß er
einen Kotus zwischen dem Schwager und der Mutter belauscht hat Er
kam einmal im Sommer -es war August - zu früh nach Hause und
horte ein verdachtiges Geräusch. Er sah nun, wie die Mutter dem
Schwager eine Fellatio machte und wie er an ihr den Kimnilingus vollzog
Er weiß auch das Datum. Es war am 2. VIII. 1893. Er ist 1887 geboren
lind war damals 7 Jahre alt. Sein Geburtstag ist am 5 XI fSlii a
fieburtstag der Mutter am 22. IIL (223). " ''■■■'' *^^^
Dies Datum hat sich unauslöschlich eingegraben. Er haßte dann
den Onkel, der ihm die Liebe seiner Mutter gerauht hatte An dem kriti
sehen Tage wendete er sein beliebtes Mittel an. Er hustete um sich be
merkbar zu machen, die Mutter beendete rasch dio Liobesszene und er
wurde über Geheiß des Schwagers, weil er zu früh aus dem Geschäfte ^e
gangen war, bestraft. Der Schwager war kein Bäcker ahnr ^r i .^7
■- Konditorladen und verkaufte auch Gebäck, das tsertmer un^T
ragen mußte. Nun erkennen wir die Ursache seiner Widerstände Er hat
lese Szene, immer gewußt, glaubt aber, sie mir bestimmt erzählt zu
haben. D,o ersten Erzählungen aber waren entweder Phantasien oder
Deckennnorungen.
Er träumte wieder:
Ich war beim Nachl>ausegehen (nachts), trug einen Schreib-
t schstuhl vor mich her und war schon fast am Hause angelangt,
als ich emen Herrn m das Haus eintreten sah, der kurz nachhe
m
A.%.c d.cs Falle, vo» S«bün:.«f<^ti ->»--■ Ml
1 infl,i TTiit und es hatte den Än6clieiii,
,. .viodor herauskam; er ^^■^-Z ^'^^ ^ '^^ 'eder zurück köimte und
aU ob er mangels eines ödilussels mclit
auf mich wartete. ^ Haustüre war,
• Im selben Momente, als ich ^^^;"/^^; ;V und Jaquet be-
sah ich neben mir ein Weib a^^taucl^n - t Hut ^ ^^.
kloidet, und bevor .h noch ^^^;:^^:: U.,.. gepackt. Ich
"::r:;;ir;:r;rheS^;L.e.^
auch sofort kam und mich befreien ha r _ ^^^^ ^.^.^^^
gepackt; eB Mai ancüun ,., „„.i, „.eine Frau einsprang,
Neuerdings um Hüle rufend b d- «^^ .,.,,^^ ^,^,.,f,
ist mir niclü- mehr klar, ^onr^l^J^ \,, w.ih zurückbheb,
immer wieder erwehren, b » ^ < ■ ..folgten nur
wenigstens sah ich sie "-'^V hl ' denn eigentlich von niiv
,n.hr vom Mnnne. Den Mann frug ,eh, ^^^f^™ i^^^,,. Sohheßlich
.olle und was ich ihm getan Mt o, er ^l^^^^^'^, ,,,,,,,o die
ging er in .inen Laden - -ch glaube O'^^^^^'^^^^^^^^f,^^,.. „,,ine Frau
Gelegenheit, um zu Hüchten, und zwar m ^'"^ f ^^^'j '; '"'^^^e ich,
k.n. .u mir, nachrufend. Im ersten Stock des Ha"^^/' ^ ^
war ein Cafe, in das i.h später ging imd von da aus Ausschau nacn
dem Angreiter hielt, von dem ich aber nichts mehr sah.
.ssen, daß er den «^ ;;--^-^^^;:rLnchen. un. nicht zum
ihn abgeslochon - J ^^^ \ 'V^, ,,„ue auch den Vater verstau .gen
Mörder zu werden. (U" ;; ;,\^^,^ ^j^,, ^^U auf. (Schreibti.chstuhl.) ||
ihn, schreiben, aber e. '''/^f ; "g" ,. ^as Weib die Mutter. Von ■
l-„. Mann des Traunu. ^f^^^^;^,, Schwager wollte er auch ■(
beiden Bildern kann er sK-h mit ^^^ ^^^^ ^,^^^^ ^^^^^ ^^^,^^ ,u.
erdrosseln (l^"^^-^";"=^l: ' ', ^t mit dem Hamlet-Motiv.) Seine Frau.
(Tahon. IMerkwürd.gc ^■^l'"\'^'^'^" ' ' ^, ^^,, Mutter und der Hon>osexuah- |
d, h. .eine Khe .oU Uru au. ''"^^^^ , ,,., -,„. Vertreter der Homo-
tat (Vater ^ Arzt) .e'-l-cn De S^ n i . ^^^^^^^^^^_^ ^^^^^^ ^^^^^ ^
Bexualität. Er weiß y^^^^^^,!^^^, .ar, sielte der Schwager m.t
lieh in Ihn verliebt war. ^^^^^ e, ,,dorte erst seine Emstellung,
a,, ,,d machte ihm ^l""^,^;^^^ durch seine Eifersucht unangenelm.
als er merkte, daß der ^^^'^^ '*^^^^ ,, i^u-chtete, er könnte das Ver-
bemerkbar machte, besonders nachdem
hältnis seinem Vetter verraten.
F'etiEchiemus.
i
348
Der Konditor verkaufte auch Kaffee in seinem Laden; das erklärt
den letzten Teil des Traumes. Im ersten Stocke seines Ladens wurdo
Kaffee ausgesclienkt.
Patient will die Erklärung wissen, warum er das „1" nie in Ver-
bindung mit einem „d" schreiben kann. Er wird aufgefordert, nachzu-
denken und bringt als erste Assoziation „Luder".
Es war das Schimpfwort, das er im Geiste seiner Mutter zugerufen
hatte.
Er bringt wieder ein Schriftstück:
„Ein Beitrag zur Psychologie meines Hustens."
Mein Unglück ist meine grundfalsche Erziehung Sie hat mir das
Rückgrat gebrochen und mein Selbstbewußtsein zerstört. Ich habe n.ein
Personhchke. sgefulü ^ Das Grundüfael war die Art, wie men.e
Mutter mich behandelte. Spielte ich mit Kameraden im Hofe oder kam
ich von einer der endlosen Besorgungen nicht rascJi genug nach Hause
- und ich konnte meiner Mutter nie rasch genu^ sein L !+ i .
den Kopf zum Fenster hinaus und es gellte dm-ch Zn.\ m uw
bist dur Die Rufe ..rden in der ganzen ^^^^^^^^^
.nicht gleich zum Vorscliem, so begann ein Fluchen 7 1 "^^"^ ,
Schimpfen, ein Drohen und Beschimpfen, daß sich a rV/fT -k
lustig machte. Meine Kameraden spotteten me ht Z rief ]
der Gasse nach: „Alfred! Wo bist du?" DasTär L ^ / """ '^""^
Oft drohte Sie mit einem roten Gesichte " W^rte^d t"'k K
freue dich, wenn du heraufkommst! Du wirst «.h " / ' ^^'^^'«''ub,
Ich wußte, es wird Schläge absetzen, und der gfnze HoT t '"''""!"
Ich kauerte mich zusammen, ich wollte in ein Ninht ''''' ""
in die Erde verkriechen, ich flog hinauf und sab w.^' '''''*^"^"'i«'^' "^'^h
nach links, um meine Schande zu verbergen. ^^^^^^ "'^^'^
Und diese Frau liebte ich trotz dieser Mißha täl
Aber ich bin menschenscheu geworden Ipb 1 'ri ^'^^™*
Wertigkeitsgefühl, das ich nimmer überwinden kann W ^'"^"^ ^'"'^^'"
heute ohne dieses niederdrückende Gefüld dpr-JT " m° ^^^^ "^^^ ^*""
In Triest war ich Bürochef. Ich zitterte vorVedem r""'"^''''
ja sogar vor oino.u neuen Laufburschen Der ». J .^'^^"g^s*''-!!*^"-
war mir eine namenlose Pein. Ich glaubte, alle Neu . " '!''''^'^^"''
AVissen und Bildung überlegen und müßten gleich .nf 7 ?"" '""" """
kennen, daß ich ein minderwertiger Mensch se Tel . '''^'" ^^''^ '"
melte, ich rang nach Luft, ich blickte zur Erde l '''^' '"'^ '*''"''
auehalten! "" °' ^^ ^^^ nic^M zum
Auch der Empfang neuer Kunden, der Umtran*. »«;+ j
stehenden Personen war mir eine Marte Ich iZ^f ^''^''Z ''''"
"'<n. icn zitterte am ganzen Körper,
Aualyso oinea Falles von SüliürzOTifotiachisinns. 349
Ol," i,-, cn HsU ich kauin 6telien bleiben konnte.
m.ch überkam eine Schwach3 so dal. ^1 ^;^ ^^^. .^^^^_
Oft hatte .ch Stdüdrang und muß^^^^ ^« ^^^ ^^^ ^^^^,^ ^^,^.,^ .„
Das begann m Ala. l'^' , f ' ^^ ^^^, ,„i,h sehr freundlich
.1er Welt. Ich kam in eme gebüdo e \^^^^ j^j^ ^^^^^,^,,, -pag
auft^ahm. Aber ich sah, daß -ch l^^J^/^^^^^ '^V^ fehlte die nötige
nnd Nacht, u. d. ^^^^^^.J^.:^^^, aber ohne
Führung und ea stoppelte ich alienoi jvu
System und "l^^^^^ründli chlort ^^^^^^^^^^^_^^ ^^.^^^. „^,^ ,i,.
Besonders der erste ^''^''^'V'^^ " .^j^ ^^ einen Ausweg,
.chier unüberwindliche f^^^^^^f^keit So karn^ ^^^^^^, j^j,
um die Pausen der V-logeid^eit aus.ufuü^^n. ^ c^^^ ^^^^^^^^^^ ^ .^,^^
hustete mich über jede l>^^'^^^' ^~tZ des Hustens die Worte
zu reden, konnte Zeit S-™«"^' ; f ''^^^^ ^ntel kam wohl von meinem
überdachte, die ich zu sprechen b.tt^^ ^^^ ^^^^^, i„ ^i,,
.^veiten Ich. Ich b,n mir ers je zt ^e^nu^ „,,i„,n Keucb-
dieses Mittel gewählt hat, ^'^^^.^f .'\X ^ g^nvacht hatte! I.h
Imsten, der meine Mutter so mild und nactiyemt, 0
warb förmlidi um das Mitleid der Mensclien
Ich erinnore mhl, .letzt n.anchcr ß-fj'^"! ''^^ /^^^ ' Doktor,
die Tnir hätte zu denken geben sollen. Aber erst Sie, ^^'J^ '
haben imr die Augen geöffnet. Sie sagten mir S^f "^..''^'' .^'^'"^en
mich immer mit einem Husten." Und neulich betonten S-e: „Se husten
immer, wenn Sie d;was Wichtiges sagen sollen mid es nicht he.aiis
bringen können!" , j.,r. c-ifi voll-
Ich dachte nach, überblickte mein Leben ;"f'i/''''^'/.f^,„7 T^;^^^
kommen recht haben. 'Der Husten drückt meine Verlegenheit und meme
kommen lecni p^^^^ j^^^^^.^^^
'"^'^Sfm'^oc Feuerwehr, die immer löschen muß und stet.
. ■. in mu Ich habe die Bereitschaft meines Hustens,
bereit bcin mui.s. richtigste Bezeichnung.
|.„sitioncn. Ich bnngc •'■«!»* "^^^^ .,i, ,,„,i„ge mir einen Urlanb.
Mitleid, ich verdecke me.ne S*"d«n ^^^^^^^ ^^^ ^, ^ ^^,^
leb ziehe ndeh "»-; * '^ ^4" a„3„ eine Freude .. machen,
fähig, mich in „ndere einznM en nn ^^^^^^^
loh lebe wie in e.nem Tranm und =c _^_,.^^^ ^,_^_,^^^^.,^.
Ich weiß, daß meme M™f »Xta >ch bei ihnen getent. Aber
rUchen G^^-''™ jr:::^""^.*™ gogeniiber .0 befangen' W»s
warum hm ich jedem neuen
, erwarte ich. was fürchte i^. ^on ih ^^^^_ ^^^ ^^^.^^_^^ ^. ^^ ^^^^,^^
Sie sehen also ^^-'^^^^^J ,,, sexuelle Bedeutung des
in den Husten war. icn ^^^^
350
FetiscbiGmus.
Hustens, Sie ist mir vollkommen klar geworden. Ich spreche nur vom
Beginne und wie ich den Husten ausgenützt habe, um muine Minder-
wertigkeit zu verbergen."
Dieee Darstellung des Patienten bedarf noch einer Ergänzung.
Der Husten repräsentiert auch ein Erinnerungsbild an die Untreue der
Mutter, an die gute Mutter, an seine Sünden. Der Kitzel im Halse ist
das Verlangen nach einer Fellatio, die er dem Schwager ursprünglieb
an Stelle der Mutter machen wollte. Ihn beherrscht die fixe Idee-
„Werde ich einen Freund gewinnen, dem ich diesen Liebesdienst er-
weisen kann?" Daher ist er jedem Neuen gegenüber verlegen. Er er-
wartet die Erfüllung seiner geheimen Wünsche. Aber er wendet ein
Mittel mit bipolarer Tendenz an. Er schützt eich gegen Niedcrla-en
durch eine Pause, die der Husten ausfüllt. Aber dieser Husten ist eui
seelischer Verrat und fordert zu einer Liebesszene heraus
In der Behandlung war in den ersten Tagen immer 'der Husten-
stoß die Enileitung zu einer begeisterten Erklärung über die neue
Methode, womit er seine Übertragung ausdrückte. Je mehr er- über-
trägt, desto stärker wird der Husten.
Der Husten ist ebenso kompliziert aufgebaut wie seine Sehürzen-
neigung. Er setzt sieh aus zalilreichen Komponenten zusammen
, Er erimiert sich heute, daß ihn seine Mutter in den ersten Jalu-on
immer in ihrer Nähe hielt, so daß eine Nachbarin meinte- Der
Kleine ist ja an ihrer Schürze a nge wache enl" Er hat
oft das Gefühl, daß die Schürze kein Kleidungsstück, sondern eine
Haut sei, etwas Lebendes!
Er ist die Mutter! Er raöclite die Mutter sein!
Der nächste Traum erklärt die Schürze und die Fellatiophantasie
mit einer neuen Variante.
Ich bin in einem Zirkus, der wie eine Glaskugel aussieht.
Rotes L.cht. Ich sitze in omer kleinen Loge und blicke aus einem
kleinen l'cnster m den noch nicht erhellten Raum. Da steckt ein
Mann eine Stange aue Zucker in die Loge, gerade auf meinen Mund
zu. Ich beiße ein Stück ab . . . und erwache mit einer heftigen
Erektion. "^
Der Traum ist ein typischer Mutterleibetraum. Er ist im Leib
der Mutter, sieht aus einer kloinen ÜEfnung hinaus, der Vater erscheint
und er beißt dem Vater den Penis ab.
Seine erste Assoziation zu diesem Traume, dessen Deutimg ich
ihm nidit verrate, ist ein Flohzirkus. Er habe einen Flohzirkus sr(v
sehen, der selir drollig war. Dann berichtet er, daß er eine Geschichte
Aiialyae eiucs Fallfs von SHiflrzoiifctisi-hisiniis. _^f,i
geschrieboii liabe, von einem Floh, der an der Sclieide einer Frau sitzt
und von diesem Beobachtungsposten aus Dinge betrachtet, die er genau
und lustig wiedergibt. Er hat auch die Phantasie gehabt, ein ganz
kleines Monschlein zu eein und im Leib einer Riesin zu leben.
Spontan fährt er fort: „Manchmal wird es mir in engen Räumen
ungemütlich. Ich stelle mir dami vor, daß ich in einem Sarge bni. Ich
fürclite mich auch vor dem Lebendigbegraben werden. Und doch spiele
ich jeden Abend vor dem Einschlafen das Eingraben. Ich grabe mich
förmlich in mein Bett ein. Icli rolle midi wie ein Igel zusannnon und
ziehe die Decke über die Ohren. Meine Erau hat mir oft gesagt, es wäre
für meinen Husten ungesund.
Ich rieche meine eigenen Winde sein' gerne. Icli habe gar kerne,,
Ekel vor meinem Körper. Ich habe alles gekostet. Den Zehenkase, den
Käse am Giiede, das Ohrensdmialz, meinen Urin. Ich verstehe nicht,
daß Menschen sich vor ihren Produkten ekeln können. Emo Mutter
hat dodi diesen Ekel beim kleinen Kinde nicht."
Von da gdien seine Gedanken wieder auf seine Mutler und die
ersten Kinderjahre. Er denkt an seine Geburt imd sagt: „Idi bin unter
einer Glückshaube geboren worden. Aber Gluck liabe idi nicht im Leben.
Ich glaube, die Haube ist auch die Schürze mid die Haut meiner Mutter.
Ich denke bei Schürze oft an die „Hotlcntottenschürzo^-, Ich sdiaue
mir gerne beim Kunnilingus die Schamlippen an und möchte sie ver-
längern. Ich wollte eine Frau mit sehr großen Schamlippen haben -■
mit einer Hottentottenschürze."
Es fallen mir verschiedene Träume ein, in denen icii lebendig be-
graben war. Ich war oft ganz klein dabei. Es ist, als ob idi wieder m
den Leib der Mutter zurückkdu-en wollte. Ja, die üdiürze ist die Haut
der Mutter! Ich entsinne mich eines Traumes, den idi hatte ehe idi
zu Ihrien kam imd der mich sehr aufregte, ohne daß idr dio tiefere Ur-
Sache erkannt habe.
Td, wähnte midi mit einer nassen Schürze angetan, die sich
eich in ein Kind verwandelte .. . ■
„- gerne erleben würde, zum zweiten Male ein knul zu .ve.don.
^ ;
352
FetischismuB,
Er identifiziert sich in diesem Traume mit semer Mutter Wenn er
<iiG bdiurze anzieht, so ist er die Mutter. J^in^tei. wenn er
Er kann vor einer Scliürze bpfpn F. - i^ '
Heiligenbilder mit Sdmrzo. verhält und H ""^ ^^'^'''" ^''
richten. ernangen und dann seine Andacht ver-
Die Schürzerimanie ist für ihn beendPt Wir, o u. ~"
keine sexuelle Bedeutung mehr. Er br nn oL T) ^ ' o '^' ^^' '^
für die Mutterleibsphantasie Er TnfJ . "'°'' ^^^^ätigungen
Kannibalismus und sdnvc-lgte in dem Ged.nt ^^ f*" ^^^'»"^ers für
leibe eigentlich von deu Lten und det B "if^ ''v"""' '" ^"""-
Saugen sei dann ein Erhitz des Blutel ' '"^' ^'^^- ^^'
Es melden sich dann Gedanken die auf w i .-,
pinsmus zu weisen scheinen. Nekrophihe und Vam-
l'^r ist leicht erkrankt und sendet mir tr.i j ^
Einfälle: ^ "'' ^°'8«i^de Schilderung seiner
»Ein GeGchäftskolh,gü erzählt mir von seinen Fm,h - .
hch der Leichentransporte, die er zu begleiten hat/. '" ^'''"'"^■
nder (iardano Salo nachts zu übernehmenTare^ ' '" ^™' ^'^^
Seine Schilderungen über die dort geselienen P. . ■
Limgenkranken erweckten in mir teils Grauen ^4.?"""^"" ^^*
Mitleid vor an solchen Leiden erkranktTu-S 1 t^'-^f ^ ^■'^^^'•
Zeit versehiodene quaivollo Träume hatte. ' ' '" -^^"^r
So träumte mir mal, daß ich auch einen I ■>;„! .
begloiton und di» um. ,„ Arco .u übe™L;rSr"v'"V"
Angehörigen des Verstorbenen war ich zum ^ .^°^ ^^^
welches im allgemeinen Speisesaal des Sanatt>ri.,m^^" ■ ®'"^^^^'^«»-
werden sollte. Sanatoriums eingenommen
Ks widerstrebte mir, mich in den «aal zu setze,, .^ ^
essen, wo alle die Lungenkranken um mich her wam r u '"
mich teilzunehmen und konnte es durchsetzen H 11 a ^'''^^^^^^^
einem anderen Separatlokal eingenommen wurde ^ ^ ^^^^^ '"
niclit hinkommen konnten. Ob ich dann p= ' .^"^ '-"""Pnkranke
" ich nicht mehr. ^^^" ^''""te, das weiß
Ein andermal träumte mir wieder von ein
«inom hauj.t.sä,-Wicli von Lungenkranken aufßes.,.M T'""'^'*^ '"
.cb sah auf allen Wegen und Stegen, Promrad ' h"''" "^^
Räumen des Hotels nur immer und immer w"X L" f -'". '""'
öpm.:knäpfc. Ich sah Wandelnde mit Tauchens uck-nSf"rd "^'
■n die Taschentücher spucken. E. ekelte mich Cctb, ""'','
-nh hatte fortwährend Angst, ich könnte angesteckt we den "'
Aiiiilyae eines Falles von ScIiüi'zeufeliscliismiiF
353
- Ein andermal begleitete ich eine Leiche in einem G üterwa^Pr,
Irotzdem ich wußte, daß die I.eidic in drei Särgen geborgen war'
liatte K-h immer Angst, die Leiche j^Önnte wieder aufersteJien Auch
wollte es mit dorn Transport nicht ^nit vorwärts gehen; denn os
ergaben eich immer neue Hindernisse.
Bei der Ablieferung wollten die Angehörigen die Leiche ohne
Bezahlung ausgeliefert erlialteu und erst später bezahlen; ich aber
durfte dies nicht tun. IcJi hatte strenge Aufträge von meiner Firma.
So gab es ein langes Hin und Her. Dies Feilschen um die Leiche
■ * war mir sehr peinlich im Ti'aume.
■■ Solche mid älmliclie Träume dürfte icli wohl noch niehi' gehabt
haben, doch sind mir keine weitei'en mehr so klar in Eriimerung. Lungen-
kranlce betraclitetc ich aber von dieser Zeit ab als für das Leben er-
Uxligte Menschen: sie erregen mein Mitleid und ich sehe sie immer
öi^hon als Leiche im Sarge, von Würmern zerfressen und zernagt.
Die Erinnerung an diese Erzählung dürfte auch in Zui^ammenhang
stehen mit dem. Verhalten meiner Frau gegenüber, vielleicht als eine
J^olge der damals in mir aufgenonuiiencn Eindrücke anzusehen sein.
Die Eltern meiner Frau starben beide an Lungcnerki'ankungßn,
der Vater trotz oftmaligem Aufenthalt in südliclien Sanatorien, die
-wutter nii Wochenbett.
Wegen dieser Tatsachen hatte ich eine gewisse Angst vor meiner
J'i-au, da ich fürcliteto, es könnte ein ererbter Keim in iln- stecken und
5ich auf midi übertragen. Es kamen, wie mir heute ganz klar vor
Augen kommt, besonders in den ersteren Jaliren meiner Ehe beim ge-
scWeehtlichen Verkehr und beim Küssen Gedanken, die eine besondere
Angst der Ansteckung vorrieten.
Ferner möchte ich heute die Schürze, di'c ich beim geschlecht-
lichen Verkehr so gerne an meiner Frau sehe, die ich während des Aktes
zumindest mit einer Hand fast krampfhaft halten
muß, zum Teil als eine Art „S chu t z ge i s t" ansehen, die mich
■durch das Dazwischenliegen vor Aiisleckiing Schulzen soll (? '?) ')
Ale ich nun im vorigen Jahre angeblich an „Lunten verschleimung"
erkrankt war, madite sich entgegengesetzte ^^'irkullg bemerkbar, d.h.
ich scliränkte den Geschlechtsverkehr möglichst ein, aucli das Küssen
aus Angst, ich kömite meine Frau anstecken!
Vielleiclit ist auch aus diesem Grunde der Verbrecher in mir er-
w-acht, der verhüten wollte, daß meine Frau das Wochenbett nicht
niit dem Leben bezahlen müsse.
Gedanken, welch© die Angst anzeigten, es könnle mir und meiner
Prau ebenso ergehen wie den Eltern meiner Fi'au, wir müßten die Kinder
') Die Fragezeichen slamnicn vom Püticnttii.
Stekal, Stüningaii di-a Trii-Ij- uTid AlTiiklloben». Vll, g3
354
Fetischismus.
. !■
als Waisen zurücklasBen, tauchten öfter auf und quälten mich. Sie
tanzten vor meinen Augen, wenn ich den Beischlaf vollziehen wollte.
Auch das große Interesse, das ich dem Auswurf entgegenbringe,
die überaus starke „Untersuchungsneigung", das Suchen nach etwae
Besondürem im Schleim (Bazillen?) bekunden doch jedenfalls die Angst
vor Lungenerkrankungen.
Ich möchte das noch deutlicher ausdrücken: Ich sehe oft mich
und meine Frau als Leichen! Ich sehe uns tot und wenn ich verkehren
will, also meinen Lebensdiung betätigen möchte, melden sich diese Bilder
und sprechen mir von Tod und Verwesung. luh verliere die Lust am
Koitus, meine Erektion geht zurück, die Schürze behalte icli aber in
der Hand und schlafe ein, immer die Schürze krampfhaft festhaltend,
träume etwas und erwache mit einer selir starken Erektion, die idi
aber gleich verliere, wenn ich einen Koitus versuche. Das hat sich
alles. gebessert. Ich kann ohne Schürze verkelu-en, aber die Todes-
gedanken stören mich noch zuweilen."
Wir erfahren da eine Tatsache, die er uns bisher verschwiegt
hat. Seine Frau mußte beim Koitus eine Schürze tragen, sonst war
er impotent. Diese Schürze hielt er krampfJi'aft f t
Er zerdrückte sie in der Hand. Das heißt: Er nahm das Erinnerii^B-
biUl an seine Mutter in den Beischlaf hinüber. Seine Frau wurri
Mutter, im Gegensatz zu dem Traume, in dem sie zum Kind wurde Er
sieht seine Frau tot, er muß also nekrophile Phantasien mit "■
Mutter gehabt liaben. Er ist der Wurm (Mutterleibphantaeie — ^lT
bendigbegraben werden), der am Leib der Mutter frißt. Tat's"' ir i'
spricht er in der nächsten Sitzung über die Angst, seine Frsi V-
im schwangeren Zustande sterben und ein lebendes Kind in d r u
mitnehmen. ^^ ^^"
Seine Angst vor Leichen entspricht einem verdräntrf« -nr
sich mit Leichen zu beschäftigen. ^^^" Wunsche.
Es kommt oft vor, daß Menschen beim Koitus ehvsR in i tt ^
zerdrücken müssen. Ich kemie eine Frau, die immer einen pl\
zerdrücken muß, wemi sie zu Orgasmus kommen will Es 1h p/ ."'"
vom Erdrosseln, die sich derart ausdrucken. ' Phantasien
„Ich merke, daß meine asketische Tenden? im™.. *- ,
id, „* die I^pot... ..„M ve.o™ u„. ben^tr^r^ S Sc^.
be,m Verkehr. Aber es geht mir im Kopf her„m, ich sollte mieLcho"«,
ich konnte ja an Auezelu-ung erkranken. Id, soll einen SpitzeiAatar h
haben. Ich kem,e mich nicht aus. Beim Militär sagten sie etama h
sei links krank, dann hieß es die rechte Spitze. Es wird wohl nicht viel
Analyse eiues Fallea von Seh öizeufe tisch isnius. ..tc
dabei sein. Aber ich benütze alles, iiin mich von den „ehelichen Pflichten'"
loszumadien, wiewohl ich weiß, daß jaeine Fmu darauf wartet.
Auch habe i&h inicli bei Tag jetzt strenger kontrolliert und sehe
«in, daß Sie recht haben, wenn Sie behaupten, die UrGache meiner Zer-
streutheit seien meine Phantasien. Ich habe nie gewußt, daß ich bloß
mit einem halben Kopfe arbeite. Jetzt erkenne ich klar, daß ich mich
immer wieder mit meinen sexuellen Phantasien beöchäftige. Gestern
ertappte ich mich dabei, daß ich ein Kinderliod summte, das icli bei
Muttei'n geiernL habe. Ich denke oft an sie mid möchte eigentlich am
liebsten nach München fahren, um sie m besuchen. Ich weiß, daß es
eui Unsinn ist und ich nur tiefer in meine Krankheit hineinkomme.
Ich habe zahllose andere Phantasien erwischt, die ich für unmöglicli
gehalten habe. Ich denke offenbar von Morgen bis zum Abend an meine
Jugend und an meine Mutter. Ich spinne Rachephantasien gegen den
Schwager, obwohl er jetzt ein kranker gebrechlicher Mensch ist." ■
Endlich kommt er auch auf seinen Vater zu sprechen:
„Der Lieblosigkeit meines Vaters messe ich große Schuld an meinem
Leiden bei.
, . Mein Vater wai der einzige Sohn eines m guten Verhältniesen
lebenden Handwerkers. Er starb sein' früh, die Mutter heiratete ein
zweites und später ein drittes Mal (den Werkmeister des eigenen Ge-
M'iiäftes). Mein Stiefgrol.Water Nr. 111 war ein krasser Egoist, ein be-
kannter Raufbold, Spieler und Trinker. Mein Vater war damals 9 Jahre
alt und mußte zu fremden Leuten, weil der Unhold ilm nicht im Hause
duldete. Er wurde Goldarbeiter und hat sich sein ganzes Leben schwer
geplagt. Mein Stiefgroßvater aber verjubolte das ganze Geld. Gescliäft
und Haus kamen unter den Hammer. Das lieben meines Vaters war
von Jugend auf ein sehr trauriges: Entbehrungen, Mangel an Liebe, Not,
Aufregungen. Das mag seinen Charakter bccinUulit liabcn. Sein ein-
ziges Vergnügen war der Gesang. Er verfügte über eine ki'äftigo, hell-
klingende Tenorstimme und war stolz, weim er in seinem Gesangsvereine
glänzen durfte.
Er war selu- strenge mit mir, hat mich aber verhältnismäßig selten
geschlagen. Gegen die Mutter war er machtlos und liatte zu Hause
niclits zu sagen. Vielleidit war er in den ersten Kinderjahren zärtlicli
iint. mir. Später habe ich nie ein freundliches Wort von ihm gehört.
Er war still im Hause und sprach fast kein Wort. Die einzige, mit der
er sprach, war die Schwester. Doch nahm er sieh ihre Entgleisung sehr
zu Herzen und wui'de noch verschlossener und ernster als vorher. Ich
"laube er wußte von den Verhältnissen der Mutter, vielleidit auch von
ihren Beziehungen zum Schwager. Aber er schwieg, weil er seine Ruhe
haben wollte und trachtete immer wieder, aus dem Hause zu seinen
23'
356 Fctiscliismus.
Sangesbrüdem zu kommen. Ich war' daher ganz der Mutter aiiegeliefert
und habe nie die Liebe eines Vaters genossen. Jetzt scheint das Ver-
hältnis zwischen den Eltern etwas besser zu sein, da beide alt und auf
einander angewiesen sind. Bei dieser Gelegenheit will ich betonen, daii
ich trotz der traurigen Vorkonmmisäe meine Eltern unterstütze. Ich
sende das Geld immer an meine Mutter, die regehnalug dafür dankt". .".
Er bringt einen Traum, der für ihn stereotyp ist. Er hat ilin in
verschiedonen Varianten wiederholt geträumt:
Irh habe ein Zimmer in einem Bordell in Miete, wolme und
schlafe aber nie dort, sondern komme nur ab und zu hin, um nach-
zusehen, ob Post da ist. In meinem Zimmer, 3. Stock, 'angelangt,
erwarte ich eigentlich stets etwas Besonderes: den Besudi eines
liiibsclion Mädels, das aber nie kommt. Dagegen aber tritt aus
dem anstoßenden Ziniini.'r ein Weib heraus, meist angezogen zuin
Fortgehen bereit, das wohl Absichten auf mich haben dürfte, denn
es versucht immer, eine Unterhaltung auzubaimen. Da midi aber
dieses M^eib vollständig kalt läßt und ich nicht das geringste Inter-
esse für sie Iiabe, dauert die Unteriialtung nur sehr kurze Zeit
Auf dem Tiscli im Zinuuer hegen unordentlidi hingeworfen einige
Bnefe Ins Auge fallt iiu.' eine Vermälilungsanzeige. Im weiteren
\ erlaufe des Traumes verlange idi stets nadi einem Glas Bier,
das idi aber ebenfalls nie erlialte, immer werde ich vertröstet oder
kommt etwas dazwisdien.
Ifemi lelzlen Bosudi meines Zinnners fand icli mm die Schank
im PartoiTe leer; der Schankkollner war gerade nidit da. Idi be-
nützte die Gelegenheit, um doch endlicli mal ein Biei zu bekommen
nahm ein Glas, schenkte mir selbst ein und wollte es in mein
Zimmer tragen. Es gelang mir jedoch nicht, denn ich veradiüttete
auf dem Wege über die Treppen das ganze Bier, so daß ich oben
mit leerem Gefäß ankam, allerdings kam mir das leere Gefäß dann
nidif melir wie ein Glas, sondern wie ein großer Löffel vor von
dem bald Jinks, bald rechts das Bier herunterlief, .
Solche stereotype Träume enthalten gewöhnlich eine die Par.
pathie ausdrückende Situation, welche sich symbolisch nach dem Gesetze
des psyduschen Parallelismus ausdrückt. vjebctzc
■ In erster Linie ist der Affekt zu beaditen. Er befindet sich in
einem Affekt der Erwartung. Statt der zu erwartenden P^. 1 komm
eine andere die .hm ge.digültig ist. Der Affekt des zu erwartenden
Genusses, der nie gestillt werden kann, ist durch das zweite Bi d dS
Bieres ausgedruckt, das er trinken möchte und nie erhält
Analyse emes Falles von Schiirzeufetiscliismus. ye^
AbLT dei- T-öffo], dev übwgohi, verrät die infantile Situation, Er
erwartet Milch und erhalt statt dessen einen Brei. Es ist das Trauma
der Entwölmung, das in diesen Träumen nachklingt. Er wurde erst nach
dem 2. Jahre entwöhnt, was sicherlich ein starker iinhistbetonter Ein-
druck für ihn M'ar. Die Untreue der Mutter wird dadurcli auegc<lrückt,
daß er in einem Bordell ist. Statt der jungen Mutter (des hübschen
Mädels) findet er eine alternde Mutter (die bald sterben wird, d. h. die
im Fortgehen begriffen ist). Seine ganze Enttäuschung über die Lieb^
losigkeit der Muttor wird in diesem Bilde ausgedrückt. Er sehnt sich
aber nach der Zeit zurück, in der ilim zu trinken gegeben \™rde. Er
ist ja ein ewiger Säugling. Seine affektative Einstellung zum Trinkgeld
erklärt sieh aus seinen Phantasien. Er möchte bei jedem Menschen
Liebe trinken.
Er äußert sieh sehr offenherzig über seine kriminellen Gedanken:
„Als mein erster Bub so weit war, daß er in dem Wagen, wo er
schlief, aufstehen komite, kam es eniige Male vor, dali or infolge seiner
Lebhaftigkeit in unbewachten Augenblicken aus dem Wagen fiel.
In solchen Momenten tauchten immer zwei sich ganz und gar
widersprechende Gedanken auf.
Der eine Getlanke gipfelte in dem Wunsche, daß der Sturz ohne
Folgen bleibe, keine Gehirnerschütterung eintrete und ich ein normales
und nicht et^-a verblödetes Kind aufzuziehen hätte.
Der andere Gedanke jedoch ließ deutlich den Wunsch durchsickern,
CS möge der Sturz so ausgefallen sein, daß dem Loben des Kindes ein
rasches Ende bereitet werde, wahrscheinlich um der Fesseln der Ehe
wieder entledigt zu werden."
Ich wai- heute im Konzert. Gespielt wurde zuerst die „Eroika ,
als zweite Niunmer der „Trauermarsch aus Götterdämmerung". Während
ich bis nach der ersten Pause vollständig ruhig blieb, bemächtigte sich
meiner bei Beginn der Trauermusik ein starker Kitzolreiz, den leh nicht
mehr zu unterdrücken vermochte, der mich zum Husten zwang, was mir
sehr peinlich war. Ich fühlte mich beengt. Es war mir zu heiß im Saale.
Der Kitzelreiz steigerte sich. Es durchströmte meinen ganzen Körper
ein Rieseln, das man allgemein als „Gänsehaut" bezeichnet.
Ich ertappte mich bei dem Gedanken, daß ich dem Leichenzuge^
meiner Frau und meiner Kinder folgte . . .
Meine zwei Buben hatten im Alter bis zu 2 Jahren einige Male
Erstickungsanfälle, und zwar so stark, daß sie schon ganz blau wurden
und die Augen hervorquollen. Diese Anfälle traten auf, wenn von ihnen
etwas gegen ihren Willen verlangt wurde. (Wntanfälle!)
Bei diesen Anfällen, bei denen die Kinder unter die Wasserleitung
gehalten und mit nassen Tücliern geschlagen wurden, um sie wieder
HlJJjiJi
358 Fetisclnainus.
zum Bewußtsein zu bringen, fiel es mir sehr schwer selbst Ufi^ n,if
.uhelfen lc..h war eigentlich lueist^ns nur ein v^Clns^^^e.
Wahrend ich von Angst erfüllt war «= i.- i ., "^'■^^^^^^-
.urtoßon, machten sich glelhze.t g ta,ke Z^Z f '""^
bar. die ven-ieten, daß der „andere Mensel t ^''^Z^'T Tt'
de. Kinde,. .«„se.,te als .hr Zn,.üekkehren "Z Be^LTeL ■'" ''^*"
„ich habe boim Husten Angst ich könnfp «,..+■ i t ,
ich meinen Kindern oft den ^^^^^^.^^^T^^X^ t^'
ich ein 80 unglückseliger Mensch? k wiH Xn i , w?u ^'"
erweisen, icli kann keinen Menschen leiden IL^rndf'" f ''"^
lieh auf den Gedanken, daß ich mein FaSbin^h "'^ '""'^ *'"'
lasse. Habe ich noch immer nicht au die fiTe H "^"^^'^V*'^ ^*^^^^"
Mut.r ..ck.ke,nen und ihrent.^^^rr;:S^^^
Verstand macht sich über diese, von ihnen entdeckte five Idee luX
aber mein Unbewußtes strebt mit allen Kräften diesem Ziele zu."
„Manchmal glaube ich, daß die Schürze einen Spiegel meines
inneren Menschen darstellt. Irli habe während der Ehe eine sexuelle
Infektion durchgemacht und sie meiner Frau verschwiegen. Seit' iener
Zeit merkte ich eme Steigerung meiner Vorliebe für besehm, t,f
Schürzen. Ich habe mich oft geärgert, daß meine Frau dL '2^^
schm^zen gegen reuie umwechselte, Warmn weiche ich ihren Blicken at
^^■enn sie nnrh zärtlich suchen:-- Weil ich mich als unreiner scbm„+
Mensch fülile. Es kommt mir läriierlich vor. daß ich die A,?""
erlösen und ihnen eine neue Religion der Liebe geben ^vol]te1 ''f , '"f'^
Verbrecher, der seine eigene Frau und seine Kinder sein Fl ■ Ü' I
Blut umbringen will, der ich täglich ihren Tod wün^ich*. ''^ .^"'^
egoistischen Ideen nachzuhängen. _ ' "™ ™°'»'-"
Oft sagte ich mir, daß ich frei sein müsse, um für a\. ht
zu wirken. Jetzt erkenne ich, daß es sich um Schleiclr -^^""^'^^^'^'*
istischen Ich handelt, wie Sie zu sagen pflegen um R.f r"""'' '^'''
Und ich will hoch hinaus, bin so krankhaft Wizi. n". -T"'^^ *
anderen Menschen übertreffen. Meine Tagesphantasien a\ """^ *' ^^^'
meinen Träumen. Ich träumte oft, daß icfoW F "''^' "^'^
Bei^e,.ehe^gt..e.en^
Er träumt: . .
Ich war wieder in meinem früheren ap=^i,äff ■ ni- ,
™, ™. es in eine, ande™ Ba.o. Mein Z "„^rLt 11^^*:::
^s;
Analyse eines Falles von Schürnenfetisdiisiniis.
359
Seite zu schiefe Wände, also gleich einer Dachkamnier. Ich war
soeben im Gespräch mit meinem früheren Oberbuchhalter wegen
eventuellem Wechsel des Zimmers — nebenan war ein größeres luf-
tigeres Zimmer, in das auch die Sonne drang, nur hatte es die Un-
annehmlichkeit, daß vom Direktionszimmer ein Fenster in dieses
Zimmer mündete und man so den ganzen Tag hätte beobachtet
. . werden können ~, als durch das Zimmer ein Fräulein, mager und
■ . kränklich aussehend, eilen wollte. Ich erkaimto das Fräulein jedoch
sofort als eine frühere Kollegin, und zwar als Fräulein K., und
hielt sie durch Zuruf auf. Wir begrüßten uns sodann, sie mit den
Worten: „Ach der Alfred!" Ich: „Sie wieder liier? Sieht so das
Glück aus, das ich glaubte an Bord der „Bohemia" gebracht zu
- haben?"
„Ja, ich bin das Unglück, darum Iiabe ich Ihnen auch nidit den
Abschiedskuß gegeben, den Sie noch von mir begehrten'-' Hierauf
verschwand das Fräulein.
„Ich hatte für dieses Fräulein große Sympathie, ich liebte sie viel-
leicht, es hätte sich vielleicht mehr entwickeln kömien, wenn es nicht em
zu freies, ungezwungenes Leben geführt hätLe. Sie war mir zu über-
legen. Dann suchte ich nach Geld und sie selbst war vermögenslos,
dafür stellte sie aber große Ansprüche, wollte immer hochmodern ge-
kleidet sein. Ich verlor sie aus den Augen. Ich erwähne noch, daß wir
oft im Scherzo vom Heiraten sprachen. Ich hatte Angst vor ihr und
suchte Geld. Icli verließ München und verlor ihre Spur. Ich war bereits
2 Jahre in Triest, als eines Tages das Fräulein ins Büro kam und
erzählte sie würde eieii nach Indien verheiraten und sich an Bord der
„Bohemia" einschiffen. Sie hielt sieh 3 Tage vor der Einschiffung in
Triest auf, während welcher Zeit ich ihr Gesellschaft leistete. Nach
3 Jahren wollte sie zum ersten Male wiederkehren. In diesen lagen
,iie>-kte ich, daß ich sie sehr lieb habe. Ihr munteres Wesen regte mich
unendlich an. Ich glaube, bei ihr hatte ich keine Todeswünsche, denn
heute nacht träumte mir fortwährend vom Tode meiner Frau und meiner
■ Kinder, bald war der eine tot, bald der andere."
Je mehr er mir von Fräulein K. spricht, desto mehr erkenne ich,
daß er sie wirkiicli und innig geliebt hat und aus intellektuellen Motiven
diese Neigung unterdrückt hat. Sie ist die Sängerin des Traumes.
Hedwig die er zuerst assoziierte, war eine Deckügur fiir dieses Mädchen,
an das er nicht mehr denken wollte, die ihm aber immer im Kopfe iierura-
geht Er gesteht, daß er oft von ihr träumte und viele Träume hatte,
■ in denen er mit der K. verheiratet war. Im Traume wechselt er das
Zimmer (lies Frauenzimmer), die alte Wohnung (lies Ehe) ist schief.
Bei diesem Fräulein hatte er „ein größeres luftiges Zimmer, in das
r^
^^^ t'GtisfhisinuK.
auch die Sornie drang" Ei- rühmt iin,
ih..n W.oh. .. .a.l;e l^^Z^ ^^^ ^--' \^- An...,
und zu sicher. Bei ihr hätte er auf st ne ^f '' ""^^ ^''"^ '^ ^^^^
müssen. Sie hatte auch durchschaut daß etw«. h 'f'™^"'" verzichten
u-ar und hatte ihm oft gesagt- Ihnen wH ^' "" "''^'* '" Ordnung
Stube abgewöhnen müssen'" Er fiihUp t "T ^^'^^ ^'^''^ ^'^^^ Kinder-
Bieht man vom Diroktionszimmer direkt n ^''"'^f'^''^ (^^ Traume
er beobachtet wird) und fühlte sieh manchmr f'^T'^T' '' ^^^'
gemert. 'liicnraal m ihrer Gegenwart
Er weiß aber, daß er bei ihr gewiß ■„,? i a -^
zicJitet hätte. Trotzdem floh er sie, verließ Münnh '''=^'*^^^"»^^"i<' ver-
zu gehen (da. zweite Mal, ,ch spreche elf "i^^^^'"""- ^^^ fremde
r«se), heiratete dann oimc Liebe, um s h mater ^ ^ '''*'° ^^"
«orgen und wählte sich eine einfache Frau die er hi T '" ^^^-
er seine Schürzenmanie aufzwingen konnt^ ^^^errschen und der
Und die Folge dieser Vergewaltigung'^ Eine ,.„<,! ».1 1- i " t,.
seine Parapathie verschlimmerte sich vL Tag f^k "t 1 ^ t1 f^''
quälen, weil er fühlte, daß er zuweilen seine FamiliJ h rl ^""
den Tod .^nschte, um .u Fr.u.ein K. zurürkeilt:': ^^^ """
Im rraume ,st sie auch leidend, sie sieht sehr schlecht . .■
Behnt sich nacli ilun. Sie ist unglücklich. Die Bohemi.^ , '■ ^'^
■ Schiff, hat Sie ins Land des Leidens geführt. Es gi^ fr ;ben' ''^"^'^
wie >hm. Sie gehören ja beide zusammen. Siett iZv T T^^''^'
noch einnml ta.cl.l. ihm die Szene auf, als sirfüril" " ^'"'^
Abediied nahm. ^ *"' '"^""e-- von ilim
Sie waren nach drei glücklichen Tagen an Bord H t- ,
sollte sich von ihr trennen. Sie waren sehr lieb mit^ J *"' ^■'
hatte sie nie berührt. Sie war zu stolz und sagte- r / , ®''' ^^er er
von dem Manne küssen, den ich heiraten werde'"" Trot T^^ ""'^^ "'""
ßie ihm einen Abschiedskuß. In letzter Minute verweis t ^^^^P''ach
und meinte: „Es ist vielleicht besser, wir küssen uns ni hTi^ ^^^ ^""^^
sonst nie voneinander los!", wandte sich ab und kommen
war »uch ers.hfiitort und verließ wortlos das Schiff ^^IT'^ ^"'^*'^- ^''
verließ, war es ilun, als ob sein Glück für eivie ' / i ^^ ^^^ ^^^^"
In den letzten drei Tagen hatto «:„ . , ^^^'^'^^^^'inden würde
.etobt. E. .,„,, ,,. sagen::,;lrdald^^^^^^^^^^^^ ^^^^ i" ihm
opfere d,r memo ganze Krankheit, meine Mu tern '"f"' ^''''^' ^c'^
Phantasien", aber ein Dämon z;angThn i ' '"' ^'^"^■^^"' "'«i"^
Fehler vorzuhalten und sich Tu "'en '^ ^^^^^''^^n, sich ihre
einander usw. ... ^^^^^' «'« Paßten nicht zn-
-anonen hatte vergessen madien
asss
Analyse eines Falles von Schflr/enfetiscliismiis. .,„,
können! Er hat sein Glück zerstört. Jeder Mensch hat eine Stimme
in seiner Bnist — die Sängerin — , der er folgen soll. Diese Stimme
sagte ihm immer: Heirate dieses Mädchen! (Für eine Liebeehaft rfar
Bie nie zu haben!) Aber er begann sich zu beobachten. (Er ist der Mann,
der hinter die Kulissen des Theaters blicken will.) CInd die Sängerin
verlor ihre Stimme. Die Liebe zog sich zurück. Er aber wurde wieder
in die Fesseln seiner Parapathie geschlagen. Das ist der Siim des
ersten Traumes, in dem er mir das Unglück seines Lebens erzählte,
an dem er selbst schuld war.
Er hat das größte Verbrechen begangen, das ein Mensch an sicli
begehen kann: Er ist an seiner Liebe vorbeigegangen und lief dem
schnöden Mammon narli!
Eine andere Bedeutung des Traumes bezieht sich auf sein Var-
Iiältnis zum Direktor. Er hat ja manches auf dem Gewissen und fühlt
sich hier zu viel beobachtet. Er hat keine Freude an der Arbeit. Er
möchte am liebsten im Bette bleiben und sich mit seinem Husten ent-
schuldigen. Er fühlt sich am Morgen matt und abgeschlagen.
Ich übergehe eine Reihe von Träumen, die zur Aufdeckung seiner
kriminellen Phantasien führten. Schon das Zerdrücken der Schürze
während der Begattung zeigt, daß er die Phantasie hat, eine Frau zu
erdrosseln. Das erklärt wohl seinen Huslonroiz. Aber ein Traum bringt
uns auf die Fälirte, daß es ihn drängt, in einem Geschäfte eine Ver-
käiifsrin zu überfallen und sie zu erdrosseln, üu: dann mit der Schürze
den Mund zu stopfen. Er wehrt sich gegen diesen krankhaften Impuls,
aber er benötigt wenigstens einen „Fetzen Reixh'tät''. Er spielt immer
den Beginn der Phantasie. Deshalb sucht er die Geschäfte, in denen
sich nur eine Vorkäuferin befindel;. Das erklärt sein scheues Wesen
und sein Schuldbewußtsein, Er beschäftigte sich immer so viel mit
kriminellen Phantasien, daß er jetzt die Wirklichkeit mit diesen Phan-
tasien durchsetzt hat.
Seine Mutter hat ihm oft gesagt: „Du bist ein leichtsinniger
Strick. Du gehörst auf den Galgen!" Er sah sieh oft im Kerker, sah
sich dem Henker ausgeliefert.
Er beschäftigte sich viel mit der Phantasie, ein Scharfrichter zu
sein. Die Henkersknechte tragen Schürzen, wenn sie die arjnen Opfer
foltern. Die Schürze der Metzger ist nur eine Abschwäclmng der Schürze
des Foltei-knechtes. (Wir stoßen liier auf die sad ist isch-raasochisti sehe
Komponente, die in keinem Falle von echtem Fetischismus zu ver-
missen ist.)
!
362 FetiEchismus.
),
f . ('
Das Asthma iBt vollkommon verßclnvunden. Er weiß, daß er das
ü'r,li" 'IVrT ^'''^"7^P'^lt hat. Dagegen inerkt er eine Ab-
nahmo dar Libido be. seiner Frau. Er beeehäftigt sich viel mit ihrer
Schwester, seiner Sdnvagcnn. (S.oho Traum S. 330) Sie eeftilt iim
sehr gut ihr Kind in^ressiert ihn und es freut ih. sie Tei' Pfl^o
des kmdes zu beobachten, er will selbst als Schw;ger mit ihr et^s
zu tun haben um d.e alte infantile Konstellation neu z" b loban
Er sah das Kmd an einem Polsterzinf =<.„., / oeieoen.
daß er auch an der Schürze gesogen a' Die S" "'"f* "'*'
nie etwa. Totes, wie ich Ihnen ^on^säg^ habt dL Tr"'" "'^'
.n rätselhaftes, mysteriöses lebendes Wesen' S e t. al'^'/^.l.r:
das Gefühl, das ich kaum in Worte fassen kann als war ^Z
<lie Schürze. Oft habe ich ein gehenonisvolles Ge'führ derVermenSI'^'^
aller Begriffe gehabt. Ich war die St-hürze und die Schürze war ich
eme Unio myetica, die sich nur fühk-n, nicht aber beschreiben läßt '
Ich weiß auch, daß ich die Schürze zu krampfliaft beim Koitus
gehalten habe, weil ich auf das Alte nicht verzichten wollte D
Sie Autismus nennen, ist bei mir am stärksten ausgebilHpf- r ifv'^u^
, P . . in diesen Tagen fürchterliche Kampfe. Die Schürze SDri.hf ^Z .
■' (i lieber Stimme: Gib mich nicht auf! Gib mich nicht auf- Und ■ TT-lf
daß ich schwach werde und will jn die alte .Marotte verfalle^^^ V
Sage icli mir, du wirst nicht nachgeben. Ich habe heute ^"hf T'
erste Mal ohne Schürzenhilfe einen Koitus vollziehen k'"
Schwägfi-in schlage i';h mir auch aus dem Kopfe, geit " b^^""- ^''^^
ich nur den Schwager bei meiner Mutter spielen will " '
„Gestern war ich im Uade und wurde sexuell seh ~
kcmnte mich zurückhalten. Nur wie ich beim Einseif '"^'^St. Ich
der Genitalien kam, empfand ich einen mächtigen Rei? n '^ö&ßnd
wie ScJmppen von den Augen, üio Mutter iiatte mich ' ^ ^^ ^'"^
geseift, biß mein Glied steif war. Sie hatte das gleich '^""^"^ ^^ '^"^^
dem Neffen getiieben. Deshalb war jedes Bad für ■ h ■ '^^ ^^^^ "^'*
halb werde icii im Bade so erregt. Deshalb wilj ™i' ^'^ ^^^*' ^^'
spült werden. Ich will der SäugUng sein, ich win' f, ^"^ ^^^sor be-
liehen Bäder wiedei' erleben, in denen meine \r tt ^"^^ ^*^ ^^""
unten mit Seife reizte. "^'' ™'cli wusch und
Bei diesem Bade trug die Mutter imn.
Schürze, da Ich im Wasser immer herumsprUzte""' ^'*' ^«^^"tzige
Ich habe den ganzen Tag an das Fräulein '.^ v.. .
loren habe. Sie haben recht: Ich habe mZh ^ '^*' ^^' ''^' ''^'-
mrd.tet, weil ich das Alte n.ht aulX^Su^T^MTb'^^. 'f'' ^^"
""iK- ICH habe doch memo
^"H-
Analye eines 6'alles von ScharKeitfetiscIiismus. ..^.0
Prau geheiratet, weil sie mir ungefährlicli war und meinem Herzen nie
nahe kam. Das hat sich bitter gerächt. Icli hänge an meiner Mutter,
ich hänge an meiner Jugend. Ich verlange das Unmögliche. Ich möclite
das Tote lebendig machen. Die Vergangenheit soll wieder auferstehen.
Die tote Schürze soll sifh in die lebende Mutter verwandeln. Ich muß
jetzt von meinen Phantasien Abschied nehmen. Meine Gefahr ist daß
Tagträumen. Ich bin glücklich, wenn ich nicht arbeiten muß, weil ich
träumen und meine Luftschlösser besuchen kann. Ich kämpfe jetzt
einen erbitterten Kampf gegen meine Träumerei. Ich zwinge mich zur
Arbeit.
Ich habe auch meinen Hocluniilsteufel m der Arbeit und ringe ihn
nieder. Ich weiß, daß ich niclits Besonderes werden werde. Ich will
jetzt ein Mensch sein wie alle anderen Menschen. Mein Ziel haben
Sie mir gezeigt: Ich will mich der Wirklichkeit anpassen und mein
stilles Glück im Winkel suchen. Ich beschäftige mich mit meiner Frau
und mit meinen Kindern. Ich will im Cieschäfte wieder memen Mann
stellen. Meine Vorsätze sind die besten. Ich hoffe, daß ich sie aus-
fühi-en kann."
Er war beim Arzte, der keinen organischen Fehler linden konnte
und ihm Luftveränderung empfahl.
Er fülilt ßieh in bezug auf die Schürzenmanie genesen. Er hat
eine gewisse Zuneigung zu seiner Frau, kann mit den Kindern spielen.
Er sieht ein, daß er Träumen nacldiängt, die nicht zu erfüllen sind.
Er hat noch immer die besten Vorsätze.
In der letzten Sitzung sagte er: „Es ist mir etwas eingefallen,
was wohl der Ausgang meines Schürzenfetisehismus sein dürfte. Ich
mußte als kleiner Bub - schon im 7. Lebensjahre — oft in den Keller
gehen, Holz und Kohle iiolen, mußte aber das Breimraaterial vorher
im Keller zerkleinern. Ich sollte dazu eine Schürze anziehen. Ich
weigerte mich, das zu tun, weil ja die Nachbarn mich mit der Schürze
gesehen hätten. Ich weiß aber, daß ich s c h 0 n 1 n j e n e r Z e 1 1 eme
eigene Schürze zum Onanieren am Boden hatte. Ob ich sie vor dem
Holzhacken besaß, das kann ich nicht entscheiden. Ich weiß nur,
daß ich manche Schürze a u s W u t m i t dem B e : I 1 n
tausend Stücke zerhackte. Ja, viele Schurzen fielen dem
Beil zum Opfer. Besonders wenn die Mutter mit dem Schwager im
Zimmer war und ich geschickt wurde, um Holz zu hacken war eine
Schürze das Opferlamm und wurde sinnlos zerhackt und in die Kohlen
hineingeworfen und verbrannt. Ich war eifersüchtig und wollte die Mutter
und den Schwager töten. Ich spielte oft mit dem Gedanken, Feuer an-
zulegen wenn beide im Zimmer waren. Weim der \'ater dann von der
364 Fetischismus.
Arbeit nad. Haus« kam und seine Arbeitsschürze auszog, dann war ich
80 traurig, daß ich oft geweint hätte!
Meine Mutter war böee mit mir! Aber wnim i^i, i i
sio zärtlich. Doshall, flüchtote ich in die K^J^eit L Th .
heute die Tcnden., allen Angriffen des Lebtns tt h .^ '""f
gehen. Jeder größeren A,ifordernng kann ZZ,, , f ™ '"*"
den Husten vergrößere. Dann kl tS" in B tt H ' J™™ ""
Träumen naddrängen, d.e sie ja alle zur Gen^ fkeSIn """'""
Das letzte habe idi Ihnen li«,*-^ „. 1 r ^^^^^-
und den Schwager .nit den, BeU Xng^L t;:°'f ^'V'*'^
brennen lassen und war zu schwach dSn °*"".^^"^'J\"'»'n. >i- h- ver-
schichto von Orestes und Aga_ g ese'' ll ^^ "" .'"^ '^^
Denn es war mein Konflikt. Ich fühlte oft etalv» t vf '»■'**"*en.
z,. rächen. Als der Vater einmal tan^Variatth ^n' gS ^f'
daß die Mutter ihn vergiftet haben könnte. Aber iAwt d^^ r™'
danken zurück. Ich weiß^ er wird eines natürl^' TorsS ^ t
,et vielle.cht gar n.cht bhnd. Er war froh, daß der Schwager iL dil
Wide l»r„scheWe,b abgenommen hatte und er seine Ruhe habenl^n^ ,
Er fährt zur Erholung in die Berge mit der Ah^i.^f ~ 7'~
,,Ate„,pause" ein neues Leben zu beginnen und die Ver^aTp 'hT '
heb abzneclmtteln. Seine Voreätze sollten nicht auiTf^w ^^"'"
Er wurde von einem Freunde zu einer Autofahrt narbM™''^'"-
einem berühmten WallfaJirtsorte, eingeladen An ein^r <? ^^^^'^azell.
riet der Wa^en ine Schleudern, er wurde aus dem Wa^Pn '^""I'"^ ^'"
und starb sofort an den Fnl^Rn Aino= S^hö^.ii.-.., ^ "■ geschleudert
und starb sofort an den Folgen eines SchädelbrucI'
Die Analyse ist beendet. Ich habe sie aus wissenRPh.ff.- . ' ~
eeeo so durchgcfülirl, dalJ ich an den Patienten u p^^^^'^'^^-^ Inter-
die als Suggestion hätten aufgefaßt werden könn^^'^^T ^^^" achtete,
weisen, daß wir Analytiker nichts in den Pati T' ^'^^^^^ ^^'^^'
nicht auf bestimmte Bahnen locken. Patient hatti-^ ^'^einlegea, ihn
gelesen. Er brachte sein Material ganz unbefan T^ "'^'"^'" ^^^^^
die Träume, die uns auf eine neue Spur bra hf^"' ""^'^^^^^ ^^'aren es
notwendigsten Aufklärungen und Boruhi^m "■'''^'*^ ""^ ^'^
Zuerst die Frage der Diagnose p/f ^ i
von echtem Fetischismus. Alfred war kp a , ^'^^ "^ ^*^®" ^»11
iuif dem Wege zum Asketen GewisRP oT ' ^^'' ^^ *'^^and sich
immer wieder zum Weibe und zum KoS^Jt^'t''''''' ^'''^''' ^^^
lim. nur mit Hilfe einer Schürze möglicl p/ '/^''" ^"''^'^^ ^^
ogi'ch. Er zeigt den Samineltrieb,
^SA
Auaijse eiues Falles von tichürzeEfetiscliisaius. «g^
denn er hatte daheim eine artige Sammlung von Schürzen, die er zum
'J'eile seiner Frau vermachte, welche eich mit der Marotte ihres Mannes
abfinden mußte, weil sie sonst nicht zur Sexualbefriedigung gekommen
wäre. Man sieht solche Kompromißse in den Ehen sehr häufig. Er
zeigt den charakteristischen Zwiuig und das kmistvollc 8ys(ein einer
fetischietis(^iion Parapathie. ' ■ ' ■ -
Auffallend ist die ganz außerordentliche Ver-
dichtung des Schürzensymbols. Wir sehen, wie schema-
tisch und überaächlich die Erklärung von Binet ist, welche den Objekt-
■ Fetischismus auf einen einzigen, den ersten hifantilen Eindi'ock zurück-
führt. - " , '
Freud') betont mit Reclit : „Tiefer eindringende ijsjchanalytische
Untersuchung hat zu einer berechtigten Kritik der ßinetsd^en Be-
hauptung geführt. Alle hicher gehörigi-n Beobachtungen haben em
erstes Zusammentrcften mit dem Fetisch zuii. Inlialt, m welchem dieser
sicli bereits im Besitze des sexuellen Interesses zeigt, ohne daß man
aus den Begleitumständei: verstehen kömile, wie er zu diesem Besitz
gekommen ist. Auch fallen alle diese „frühzeitigen- Sexualemdrucke in
die Zeit nach dem fünften, sechsten Jahr, während die Psychanalyse
daran zweifeln läßt, ob sich pathologische Fi.^ierungen so spät neu-
bilden können. Der wirkliche Sachverhalt ist der, daß hinter der ersten
Erinnerung an das Auftreten des Fetisch eine untergegangene und ver-
gessene Phase der Sexualentwieklung liegt, die durch den Fetisch wie
durch eine Deckerinnerung vertreten wird, deren Kcst und Niederschlag
der Fetisch also darstellt. Die Wendung dieser in die ersten Kinder-
jahi-e fallenden Phase zum Fetischismus sowie Auswahl des Fetiscl»
selbst sind konstitutionell determiniert."
Audi in einer spälei'en Arbeit-) iiaJt Freud an dieser Anschauung
fest, er präzisiert m^ genauer. Er spricht von einer primären Fe r-
Eine der Komponenten der Sexualfunktion sei den anderen in der
Entwicklung vorangeeilt, habe sich vorzeitig selbständig gemacht, sich
fixiert und dadurch den späteren Entwickhmgsvorgängen entzogen, da-
mit aber ein Zeugnis für e i n e b es o nd er e, a n omale
Konstitution der P o r e o n gegeh en. AVir wissen daß eine
solche Perversion nicht fürs Leben zu verbleiben braucht s>e kann noch
später der Verdrängung verfallen, durch eine Kcaktionsbildung ersetzt
oder durch Subliniierung umgewandelt werden. Wenn aber diese Vor-
gänge ausldeiben, dann erhält sicli die Perversion im reifen Lehen, und
nD^i Abhandlung™ zur Se^iuilthcoriD. S. 21. Anm.rk.ns, IV. Aufl
=) „Ein Kind wird g<«ehhig™" in Sammlung klein. .Sd.nILen z. Nenroeenlelirc.
Fünfte Folge, S. 198. " ■ '
;^gß Fetischismus.
WO wir beim Ei-wadispniin eine sexuelle Abirrung — Perversion Fe-
tiBdusiiiuB, Inversion — vorfinden, da erwarten wir mit Recht ein
Bolclies fixierendes Erlebnis der Kinderzeit durc^h anamneBtische Er-
lorechung aufzudecken. Ja, lange vor der Zeit der Psychanalyee haben Be-
obachter, wie Binet, die sonderbaren sexuellen Abirrungen der Reife
zeit auf Bok-ho Eindrücke, ge.-ade der nämlichen tinderiahre von 5 und
6 an, zurückführen können Man v,-ar hiebei allerdings auf eine Schranke
unsei-eB Ver.tandn.sseB ge.toi.,en, den., den fixierenden Eindrücken fehlte
:iede trau.Mali«,-i.c ivralt, sie waren zumeist banal und fiir ..^ ™/*:"^';^
.iuen nicht aufregend; man konnte nicht eagerwanl J f"f '^^^-i^^-
h,hen gerade an sie fixiert hatte. Aber man konn L Ze BeH ." "^T^''
.uchen, dai. .0 eben der voreiligen ::T:l':.T:T:^lr-
S e X u a I k o n. ,0 n e n t e den wenn auch zufälligen Aulaß zur Äilef
tnng geboten hatten, und man mußte darauf vorbereitet sein d k7
Kette der Kau sa! Verknüpfung irgendwo ein vorläufiges Ende f ^^ "
werde. Gerade die mitgobra^Iite Konstitution schien allen Anforderungen
an einen solchen Haltepunkt zu entsprechen."
Diese Ausführungen haben einen wahren Kern, üio angeblich .r .
Erinnerung .st in der Tat meistens eine Deckerinnerung fb' ''l^f
unzweifelhaft Fälle, in denen sich eine pathologische Fixierun ' ^
Eindruck zwischen dem 6. und sogar 18. Jahre feststellen ä^ ""'"
«ich um ein<.. sehr stark affektbetonten Eindruck hande H Vr w''
dagegen ist, daß diese Neigung zum Fetisch konstitutionell L l'^
■at. Unser Fall zeigt keine Spur einer solchen konstitu Lf'""^''
^Mündung, welche in der Psychanalyse immer herangezoeen ^^^
die Lösung des Rätsels nicht vollkommen gelingt. ^' ^''*""
Ebenso einseitig und oberflächlich ist die Behauntun
daß der Fetisch nur das Genitale der Mutter (resp d V^'*^ ^adger,
stellt. Nehmen wir an, daß diese Behauptung einen ri hr ^^^^^^ '^^^-
da ja unser Kranker auch zu seiner Mutter und zu ihr B^" ^^""^ ^^^'
was wäre mit dieser Erkenntnis gewonnen? Ist di ^"I". ^^'^^^ strebt,
licli nur ein Ersatz der mütterlichen Vagina"^ W \ 7^^"'"^^ ^"e^ wirk
<ler Fetiscliisnms in diesem Falle einem Mosaikh'ii'" . ^"^^^he". daß
«■erdcu unzählige Steinchen eingefügt und n ^"^*^*^- ^^ ^»6 Bild
«ret das Bild des Fetisch. ^ zusammen geben una
Versuchen wir eine Analvse des voHi*. a
d. h. versuclien wir die zahlreichen Knmn. T" " Krankheitsbildes.
aufzuweisen. Komponenten d.eses Petischismu..
1. Die Schürze ist ein Symbol seiner 9" r
sexuellen Infant ilismus. Die ganze For ^^''"S^^^*^' meines psycho-
immer wieder die Zeit seiner ersten zwei I 'k ""'' '^"'"^^ ^^^'S*' ^aß ei'
besonders die Zeit, da er in Windeln k^ n"'o ' durchmachen will,
^' "*^ ScJiürze wird dann ein
Aual)fe eioGs Falles von Schürzeiifctiiidiisiniis.
367
Syinbol der Windeln und der Scliürz© seiner Mutter. Die organischen
Lustgefülile, die er durchmaciite, als er naß in den Windeln lag, mit
Urin und Kot beediniiert, werden festgehalten und neu belebt. (Zahl-
reiche Beispiele in Band V, olme daß es zum Fetischismus gekommen
wäre.) Die Schürze ist also ein Erinnerungssynibol der Säuglingszeil..
2. Die Regression geht in seiner Phantasie weiter, sie geht bis
zum Mutterleib. Diese Phantasie kann nicht als Er inner ungsspur auf-
gefaßt werden, sie muß Gpäter entstanden sein und drückt einen ana-
gogisehen Wunsch nach einem neuen Leben (Silberer) aus, zugleich den
Wunsch nach der intimsten Vereinigung mit der Mutter oline die Schuld
eines geschlechtlidien Verkehres. Die Sdrürze wjrd,zmu Leib der Mutter,
zur Mutter schlechtweg (Muttoi-leibsphantasie).
3. Audi die Phantasie eines GeschiechtB\erkehres mit der Mutter
- durch ihre zahlreidien Treulosigkeiten augeregt nnd dni-di trau-
matische Beobachtungen verstärkt — wird durch den Umstand betont,
daß er während des Gesdileditsaktes eine Sdiürze zerdrücken muß.
Er hält sich an die Mutter. Er verkehrt mit seiner
Mutter.
4. Die Sdiürze ist deutlich bisexuell. Männer in Schürzen — das
erste Vorbild wohl der Vater, was in der Analyse nur nebelhaft zum
Vorschein kam, später zahlreiche Männeridcale in Schürzen. Sein Inter-
esse für den Phallus ist ebenso groß wie für die Vagina. So wird die
Sdiürze auch zum Symbol des Phallus des Vaters und des Mannes über-
haupt, wie sie andrerseits auch die Vagina (Hottenfottensdiüi'zo) ist.
5. Die Schürze ist das Symbol seiner Demütigungen. Seine erste
Demütigung wurde durch Ödiürzen verursacht. Die Sdiürze drückt seine
Schmach aus und fordert zur Rache auf. Sie ist ein ewiges Memento
(Adler) und dient zur Aufpeitsclnmg seines Ehrgeizes.
- 6 Seine sdimutzige Seele, die voll von kriminellen Phantasien ist,
wird ilun wie in einem Spiegel durdi die Schürze entgegengehalten. Dm
Sdiürzo drückt die Sprache seines Gewissens aus. Sie druckt seine
Tendenz aus, zum Verbrecher zu werden (kriminelle Phantasien) und
den Schutz gegen diese Tendenzen durch ihre moralische Verurteilung.
7 Die Schürze ist zugleich etwas Heiliges mid Hohes, vor dem
er beten köimte. Sie drückt seine Sebnsudit nach der reinen Mutter
aus de dann zur Mutter Gottes wird. Sie deckt die GeB»te. e
Chr sti. Sie fordert ibi auf zu büßen mid zu f -^fj^/'i^f ^ J^^"
denz wie beim Tabu. Die Sdiürze ist Tabu und ist Gott. Die Schurze
ist ein Symbol seiner Christusneurose. , - ■ ,
8. Die Sdiüi-ze ist seine Sdmtzkonstiniktion und seme eigenste
Erfindung. Sie ist die eigene Sdiöpfung seiner Phantasie, das Einzige,
das ihn vom großen Durchschnitt unterscheidet. (Solipsismus - Aut.s-
0/.Q t'etisclitsmus.
mus.) Die Scliürze ist der Triumph seiner Persönlichkeit, sie sym-
bolisiert seine Eigenart, seine Unabhängigkeit von den Sexualobjekten
der Welt, sie befreit ihn von der Tyrannei des Weibes. Die Schürze
ist das Eigene!
9. Die Schürze ist etwas Lobendes und zugleich der Repräsentant
des Toten. Er identifiziert sich mit der Seliürze. Er ist die Schürze
und die Schürsie ist er. (Animismns.)
10. Die 8chürzo ist blutbeeeckt, es ist die Metzgerschürze, die
Sehürzo des Henkers, bie sjTnbolisiert das Verbrechen und seine Sühne
Die Sd.iirze ist das Symbol seiner kriminellen Phantasien und seine.'
Buße. (Sadiemud.)
11. Die Schürze muß eng gebunden sein. Sie symbolisiert den
'/waiifj inid zugle.cii den Impuls. Er muß jeder Sclmrze nachlaufen
So ist er an die Eindrücke seiner Jugend gebunden. Schon in der Geste
beim Koitus (er hält und di'UL-kt (..int- Sclmrze) drückt er diesen /iwang
diese Fixierung an die Mutter aus. Die Schürze ist ilun ein SjTnbol
dieses Zwanges.
12. Die Schürze hat eine mystische Bedeutung, sie hat eine
magische Kraft, sie ist wie ein Zauber (Talisman), sie macht ihn potent
lind impotent, sie ist nicht tot, sie ist wie ein lebendiges Wesen
Er hat aus einem lebenden Menschen ein Symbol gemacht und
stattet dann das Symbol mit menschlichen und göttliclien Eigenschaften
aus. Sie ist für ihn tatsäciilich der Fetisch, der geheime Gott sein
versteckte Religion, die in der Anbotung der Mutter gipfelt und
der Muttor und der Jungfrau Maria eine mystische Einheit macht I
Vater, die Mutter und das Kind in sich schheßt. '
Die Scliürze ist die Dreieinigkeit. - ■ ■
Mit diesoii Determinanten haben wir nun einen Teil sein F t
schismus klargemacht. Die Verdichtung geht viel tiefer und wp,?«, v"
benutzt ioden Vorfall im Leben, um ihn auf die Schürze zu bez ehen
Die Scijürze ,st der Mittelpunkt .einer Vorstellungen, sein Schwel
Punkt, die Aclise, um die eieJi sein Denken dreht.
' ■ Wir kömien uns die Entstelmng des Fetischismus nur so vor-
stellen, daß irgend ein zufälliges, aber sehr stark atfektbetontes Erlebnis
dor Knstalhsationspunkt eines Systems wird. Darin stimmen wir mit
7Zl/nr\'J^"' "''" ^™ ^"■'^^^^ ^'^^'' ^'-^^ "i'^ Kristallisation
sfb u ^' K '' f^* ^'^ Systemisierung, Schichte legt sich an
^chidite an, bis ein kompliziertes Gebilde entsteht, ein Svst^m wie bei
de Zwangsneurose. Jeder neue Schür zeneindrnck legt sich wie eine
neue Z..ebelscluUe um die alten Hüllen. Schließlich wächst das Neu-
^R^
Analyse oiiu's Kullos vmi SL-|iilrKentPtiRi'liismn<.
369
gebilde immei' mehr in das Norinale hinein, bis es den Rrößten Raum
des Seelenlebens einnimmt.
Wann koitiiiien dii'se Kotisfliialen zmn Analytiker? Warum kommen
sie? Nie weil sie an dem Fetischiemiis leiden, sondern weil der Peti-
sdiiemuß sie arbeite- und lebensunfähig macht. Auch unser Kranker
betont immer wieder seine Zerstreutheit, seine Lebensunfähigkeit, seinen
Mangel an Konzentration. Er muß immer schwerer danun ringen, ar-
beiten zu können. Die Tag(;sphantasien werden immer stärker, er be-
nötigt immer ■'mehr Anstrengungen, um die Flucht in die Krankheit
(hier der Husten) nicht in Szene zu setzen.
Was-ßtP(rkt aber hinter dem ganzen Gebilde? Die Absperrung
eines Affektes, eines krankhaften Impulses durch Selbstschutz, durch
Verschiebung und Symbolisierung, durcli Entstellung und Schauspielerei.
Das ganze Problem wird auf ein anderes Geleise geschoben.
Im Mittelpunkt des Kranklieitsbildes steht der Impuls. Dieser
Impuls ist komplexer Natur und setzt sieh eigentlich aus einigen Im-
pulsen zusammen. Die wichtigste Komponente dürfte wolil der Zug zur
Vorgangeniieit sein, der Impuls, das versunkene Leben neu zu beleben,
der sich in dorn verborgenen Wunsche ausdi-ückt, zur Mutter zurück-
zukchven, sie zu umarmen, sie zu küssen, sie zu erobern und — vielleicht
^11 besitzen. ' " ■ *
Die Mutter ist eine alte Frau, die ihn apwidcrn würde, wenn er
Wirklichkeit und Phantasie trennen könnte. Es handelt sich ja um eine
hindere Mutter um die Mutter seiner ersten Kinderjahre. um die Mutter,
die am Bette des keuchhustenkranken Kindes saß und mit seinem Gliede
spielte. Er verlangt das Unmögliche. Aber für die Konstruktionen der
Parapathiker gelten nicht die Gesetze der Wirkliclikeit. Sie zeigen das
prälogische Denken, wie es LevjtBrühl so anschaulich an den Natur-
völkern nachgewiesen hat. Der Impuls ist seine Urreakt.on. Ein un-
M-üllter W^msch drangt nach Erfüllung und Erlösung und setzt de.e
Erfüllung in s^bolischer Form durch, üas ganze Krankheitsbild is in-
p-14- ,1/ ;'■ \ «,r. ÄlROh" in welcher nur die Gesetze des „Mist-
;t°; ■': ;;r^ D I^ö:.l;>;.» >Hrd in ei.... mu.en Welt ...
And™ rmp,.ls. Bind krimineller N"'"^' V^I^n „f L
töten, er niBcMe den verhaßten Schwager, (und den V..ter!) m.t dem
fiel] zerhacken. ,. t, ■ i «-.-(k-j-
,■11 •+ röfi-ihi ist durch die Erziehung zerstört
Sein P-'^°"'''*^'t,f.frund hätt ebenso gut ein VerbreCer
worden. Er wurde ^ä^d^™ ^';\,X; ein Verbred.er, der die Gesell-
werden können w.» e.n F^^^I'^™'';^ j^ j ^„ „,„, „rbruchen hat.
rrL:irahrin':rGi:r und i .....^..^. >> i.
S(Bkl^l, StöriinBBii doB Infi' """
370 Fetiscbismus. - Analyse eines Falles von Schi.r^cPnfotischi^Tnii,..
der Gute der Edle, der Mitleidsvolle, der iedem Bettler seine ganze
Habe spenden wurde. Dieser edle Mensch hat aber eines nicht lernen
können was den echten Erloser kemizeidmet: die Demut. Er kann sich
nicht beugen, er kann mcht danken, er will herrschen. Auch >n Z
Liebe wich er dem einzigen weiWichen Weeen an« A.. i.-^.. ^
können, d.h. dem er sich hätte unterwerfen können F T f "^"
Herrin: die Schürze. Zu ihr blickt IraTf Th; /""^ "''' "'"'
anerkennt er. Diese Schürze sd^ützt ll' ,i T'^' '' '''^' '''
und Demütigungen. Er ^^1711^1^ T ''"^'''^ Niederlagen
sein. Nicht ohne Grund "ef eme^'h "^'"'T T? '^'" "" ^^''^^
eine Kunst, die ihm im hohrMaße .^ '' n^' ^"^^ ^' '''''''
.ich selbst und spielt vor dl Welt w, "'JJ T' ^'"" '' '^''^' '''
Bcheuen, zaghaften Tuptln '''"'"'*' ^^"^''" '^'^^^^ menschen-
Herrseh;ucht un^ie^cS^^^ .^^ ^'^ °"^^-^^^-^
aUen Grund «.1. Bcnrankenlose Grausamkeit vermuten? Er hat
^To^irLtZZrV::' "^'^ ^^ ^^^^^^-^^- ^- »^^^en gesehen,
Auf dem Wege zu seinem Gott ereilte ihn ^Tod F , ^tV''''''
an Wunder und hatte mir oft gesagt daß er stn t? ."^'' '""'"^
«inem Wunder erwartet hatte. '"'"' ^'"""^ "'"' ^o"
Auch darin zeigte sicli seine ÄhnlichkHf ,.,;+ ^
Alle dieee Fetischisten warten auf die Tri« ^ '" Pn^utiven.
di^ch die Erleuchtung, durch dtepLluT' ." '"' '^^•^'^^'
Wanderungen sind Wallfahrten m d^ K j l!';t d"'' w^'^' '^"-^
erwartete, war das absolut WunderLre 1 il "'v ^'^ ^^^' ^^^''^^
S;;,'
-r ■-' r •,--;,.,;.
xin;
Schuhnägel und Absätze in ihren Beziehungen zum Liebesleben.
Es gibt kein Organ des menschlichen Körpers und kein Kleidungs-
stück, ja keinen Gebrauchsgegenstand, der nicht der Trägor eines echten
Fetischismus werden kann. Wir haben in dem letzten Falle des Sehürzen-
fctischisten die unglaubliche Verdichtung des fetischistischen Symbols
kennen gelernt. Wie in einem Brennpunkt vereinigen sich die Bewußt-
seinsstrahlen in dem einen Symbol.
So lange man dieses Phänumcn der Verdichtung nicht könnt, er-
scheinen einem derartige Fälle unbegreiflich mid verschroben.
Ich werde nun in diesem Kapitel zwei F'iUe vorführen, welche uns
das Phänomen einer speziellen Art von Sdiuhfetischismus vor Augra
führen. Ee handelt sich um die Bedeutung der Nägel oder der Zinken^
welche das Leder befestigen.
Der erste Fall ist nicht analysiert, der zweite liegt in einer voll-
ständigen Analyse vor.
Fall Nr. 56. C'harcoi und Magnan berichten von einem verschrobenfin
Manne, auf den nur dio Nägel von FrauciiRchuhen sexuell erregend wirkton
und den eeine Verirrung zu den auffallendsten Extravaganzen trieb.
Er bemüht eich, die Nägel in Frauonstiefel zu sehen, Gorg-
fältig prüft er deren Spur im Schnee und im feuchten Erdreich, or hiuscht auf
das Geräusch, welches sie auf dem Straßenpüaster hervorrufeu, er findet ein
namenloses Vergnügen daran, W0H.0 zu wiederholen, welche bestimmt sind,
ihm das Bild dieser Dinge vor Augen zu stellen, kurz, er faßt eeine ganze
Seligkeit in dem Auedruck zusammen: „eine Frau zu beschlagen", ferrer
une i'emme.
Dieser Kranke gibt sich der Masturbation hin. die hier, um d™ glück-
lich gewählten Ausdruck BinetB anzuwenden, die Rolle des Resonanzbodens
spielt. Während seiner onanistischen Handlungen denkt er nämlich unab-
lässig an Stiefehiägel, und zwar mit der ganzen Intensität, welche die Ge-
echlcchtserregung dieser Praktiken zu verleihen imstande ist. So verhaftete,
man ihn eines Tages, während er sich auf der Straße voi' einem Schuhwaren-
laden mastiirbierte.
Schon im Alter von 6 oder 7 Jahren trieb diesen Patienton ein unwider-
ßtehlicher, inßtinktiver Drang, Frauenfüße zu betrachten, um zu sehen, ob sich
in den Schuhen Nägel befänden. Nahm er dann solche Nägel wahr, so bereitete-
24'
•t72 Fetischismus.
ihm dies oiii unaussprechliciies Glück. Zwei junge Mädchen, Verwanrllc vnii
ilim, ivohaten bei seiner Familie. Er begab sich an den Ort, wo ihr Schuh-
zeug eland, bemächtigte sich unter Fieberschauern desselben, berührte die
Nägel, zählte sie und konnte seine Blicke nicht von ihnen abwenden. Abends,
im Üette, nehtete er abwechselnd seine Gedanken auf eines der jungen
Mädchen, die er in seinen Vorstellungen eine phantastische Rolle spielen ließ.
So Bah er ihre Mutter sie zu einem Schuhmacher führen und hörte, wie eie
Auftrug gab, der Schuster solle die Stici'el ihrer Tochter mit Nägeln ver-
sehen. Dann sah er den Schuster, wie er die Nägel befestigte und die Stiefel
dem Mädchen übergab. Dann wieder suchte; er sich auszumalen, welche Ge-
fühle das junge Mädchen haben müßte, wenn sie mit diesen nägelheschlagcnen
Schuhen ginge. Schließlich ging er in seiner Phantasie so weit, dem jungen
Mädchen die grausamsten Martern aufzuerlegen, indem er ihr Hufeisen unter
die Füße nagelic oder üir gar die Füße abschnitt (Steigernng zu sadistischen
Vorstellungen). Glciclizeitig befriedigte er sich durch Masturbation die er
aber nicht nur ausübte, um eich diesen Genuß zu verschaffen, sondern der
er sich viebnchr hingab, um sie als Beglcitakt für seine eingebildete nhan-
tastische Geschichte zn benützen.
Alle diese Dingo wiederholten sich reichlich häufig, ohne daß der Kranke
irgendeine Anstrengung machte, den Zustand zu beseitigen. Ohne Gewissens-
bisse genoß er das sinnliche Vergnügen, von dessen Tragweite er sich ein
Kind, wie er ja noch war, keine Vorstellung machte. Später, nach Beendigung
seiner Studien kam er zu emer Verwandten aufs Land. Dort sah er häufi»
zwei junge Mädchen seine Basen, die in der Nachbarschaft wohnten W.J
er dann allem im Garten war, setzte er sich auf eine Bank und erzähT
sicli selbst cme seiner phant-astischen Geschichten, in deren MittolmmH ?
lieh als Heldinnen diese beiden jungen Mädchen standen Dabei mihm '"
sich selbst alle möglichen unzüchtigen Berührungen vor die er aivl ^^ i^"
folgenden Tagen wieder fortsetzte, ohne indes den onanistischen AVt *"" ."^
enden. War or dann wieder mit den jungen Mädchen zusammen J"^ "v ^"
er immer ihrer Öchuhnägol ansichtig zu werden. Die eine von ' h ^^
dies bemerkt hatte, berührte immer, ohne daß er ihr etwas ^^^^^^ die
besondere wenn sie neue Schuhe trug, mit ihrem Fuß den se" ^^^^^ hB.tUi,
dio Nägel fühlen zu lassen. Eine solche Borühmug führt "^'^^^' "™ *hn
Orga.sinus bei ihm herbei, nicht durch den Eindruck, den das iti-i^?^™'^'''^'^!'^!'
durch den, welchen die Nägel herrorriofen. Häu'fie m ■ f"^'^' sondern
er die Stiefel der jungen Mädchen von dem Orte wo «IT T ., ^ ^'""' daß
den Eicholteil seines Penis auf die n .- ,'*^"' fortnahm.
legte, wobei, ohne jegliche Untei-stützung der Hänrin ft^l . "^ ^ r b e 1 b e n
eintrat. ""'^' ^«^«rt die Ejakulation
Im Alter von IS Jahren kam er nach Paris wo "
seinen Körper durchrieselte, wenn er an den Sehuliw^l" p^l^^^^iger Schauer
wo sich Damonsticfel mit Nägeln in den Auslacen I, r ^«niberging
seiner geschlechtlichen Erregung eicht der Kranke Vf'^'^- Außerhalb'
sich seiner bemächtigen und trotzdem er sie ,„ .-^ ^^^"^ Vorstelluncen
folgen sie ihn wie Furien. Dann ist es ihm al P^"' ^^«trebt ist ve"
eein ganzes Denken lege, der seinen Geist wj'e ]! V ^fl ^'^ Schleier über
werden ,hm schwer und mit halblauter Stimm, '? ''^"«- S^^"^ Augen
Phan.sf.chen Geschichten, wobei er zug] r Jl'^*^ \«^ ^'^^ eine seiS
üand, te>]s, indem er seinen Penis zwischen äTnu^' ^^' ^'^^^t mit der
indem er eich auf seinem Stuhle zurüci^^^W t". Oberschenkeln reibt oder
seinem Stuhle zurücklehnt nTd '7^^^'
mit dem ganzen
Srfiuhiiä(,'el null Alisiitzf in ilireu Beziehiingnii /um Liebesleben.
;>7:
Üewiühl, Beines Körpera drückte. Zu gleicher Zeit, wo er die größte Arbeits-
kraft in eich spürt, hat der Kranke eine exaltiei-te Einbildung. Die Über-
ipizuu" des Gehirne geht bisweilen so weit, daß sieh hei ihm Sinnes-
tüuBchungen imd fast Halluzinationen cinsteUen, ein Zustand, der besondere
dann eintritt, wenn er gegen seine Gcdatikeu und die sie begleitenden über-
wältigendeu Eindrücke ankämpft. Dann luit oi- das GGfuh! al« et^ndo en>
.weites Wcson neben ihm. da. ihn, darch Worte, welche ihn. durch das Hut.
tönen vernehmlich den Rat erteile, voa dem /.«eekbson \\ idersü nd abzu-
lasTS. Wie in den meisten Fällen ist diese Venrrang aul dem Boden der
Degeneration gediehen.
Es ist nun sehr wohlfeil, solche Fälle cmfaoh als Degeneration
abzutun und von jeder psychologischen Erklärung abzusehen^ M>r
Bclieint - von allen anderen Determinationen abgcsehe^ - eine Ident.-
Iiziernng des Weihes m,t einein Pferde vorzuliegen. Aber wa. können
wir ohne .ingehende Analyse über solche Vertrrungen aussagen? bichei-
lich steht nach unseren Erfahmngon fest, daß d,e . Nagehnan.e vieK
fach determiniert sein muß, um .u. einem all beherr Behenden 1-etisch .u
werden. j- *
Woliltnend hobt sich von dieser deskripten bchildernng die „Ana-
lyse einer hysterischen Phobie" ab, die uns in mustergültiger und fast
erschöpfender Weise Ludidg Binava'riger') gegeben hat.
Pal] Nr. 57. Es h.indelt sich um ein ^Oiähriges Mädchen, das wegen
einer Beit 15 Jahren bestehenden Phobie in die Behandlnng Binswanger^
kam. Sie hatte Angst, in einen Sehnhladen zu gehen und war trotzdem
gezwungen, allen Menschen auf die Schuhe zu blicken. Dire größte Angst
war es, daß der Absatz sieh vom Stiefel trennen könnte, so daß man die
Zinken sehen könnte. Der Zeitpnnlit der Entstehung des Leidens ist
bekannt und knüpft sich an ein bestimmtes äußeres Ereignis.")
Ks ivar an einem Januannorge» auf dem Eise, als unsere dainais
5^V. Jfthre all« Patientin - wir nennen sie Gerda - mit ihrer Kmdorfrau
nnd ihren Geschwi,.tern Schlitlschuhlaufen lernt«. Plöf.7,lich maciten die Ge-
chwL dae Kind lachend darauf aufmerksan,, daß ihre Haken ^)abgeriss<m
ei m d nur noch auf einer Seite am Stiefel hänge. Gerda «ah nach und fmg
biiirlth an 7,u weinen. Sie ging bald darauf mit der Wärterin nach Hause,
ünterwis '-afe sie den jüngsten Brndor Max der von seiner
w"Se hl im Kinderwagen spazieren gefahren würde. Gerda fing dabei wieder
^^^n w lin^^- Sie weiß kaum, wie sie dann nach Hause kam. Hier angelangt
fnrf 1 sich der Mutter schluchzend an den Hals mit den Worten: ch
ütLdie Zinken*) gesehen!-' Die Mutter zog .hr hierauf den defekten
i^^hrbueh für psychoaiKiJy tische und psychüpathische Forschungen, Bd. III.
''-' ^^;ie w^äS?™:!— "SL .. d. Ana... .„d durch .l.no.n D...
g,tann.oich.ot ^^^^ _^^ ^^^^ ^^.^^^ ^^_^ ^,^^.^^^^^^ ,„„.uch.icha Aufdruck für Absatz,
n Zink™ nennt Gerda dio Holz.tift«, die di. einzolne,. Lederkgen d^ Absat.ca
unt^roinancUr und mit der Stiefdsoble verbinde. ...
Fetiscliismiis.
ytieM aus; in diesem Moment fiel Gerda in eine Ohnmacht, Als eic er-
wachte, fand Bio eicli auf dem Sofa liegen. Nachtraglich eei eie von iliren
■ ■ Geschwistern wegen ihres Benehmens ausgelacht worden."
„Mit 7 Jahren trat, wie die Mutter angibt, beim Schlittschuhlaufen das-
selbe auf: Gerda wurde wieder ohnmächtig. Diesmal war der Absatz ganz
abgegangen. Von da an wiii-dcn ihre Stiefel genagelt und ihre Absätze mit
Schrauben veisehen. Trotzdem ^-lederlioUe sich mit 9 Jahren das Ereigniö
noch oinmal."
Ich möchte auf den Umstand aufnierkeam max^hen. dali Gerda noch
mals zu weiiion anfing, als sie den jüngsten Bnider Max getrolTen hatte
Ebenso bedeutungsvoll ist der Umstand, daß sie zu Hause m Ohnmacht
fiel, üiese Szenen verbunden mit Olmroaehten wiederholten sich noch
einige Male. Sie wurde auch schwindlig, als die unterste Platte des Ab
Satzes mit einigen Nägeln abging (11). Sie hatte die Empfindung a 1 a
üb sie eine ungeheure Last am Fuße m i t schl e p'p't e"
' Audi der Anblick von Stiefeln, deren Absätze niclit fest saßen ver'
setzte Sic zweimal U-^) in Ohnmacht. Neue Stiefel (IG) verurgaciitei.
ihr Schwindel. Gerda berichtet seihst:
„Als ich mit 17 Jahren in einem Laden Stiefel probierte fiel it-h in
Ziemlich tiefe Ohnmacht. Seit der Zeit ging ich jedesmal mit oi^er gewiss^
Angst in Schuhgoschatte. söwibsen
Im Gefühle, es sei etwas an meinem Absätze geschehen ah i<-h h^'
einer starken Kurve hinten auf der elektrisclien Bahn stand vnri " ' i? j
Bewußt-sein niemlicii lauge. Ich hatte schon vorher gesehen d R ■!} ■
Orrlnune war. doch war das Gefühl zu stark. Mit. ir 'i„i ' ," '^ •"
iV::
_j_ .. .ll'll n^ 1 11 fc^Ji ivriv n i iji-in 11*4.
In der Eisenbahn horte ich vor einem Jahre, daß eine Dnm
Maiino sagte: „Dein Stiefel ist zerrissen." Ich habe nicht hin i!'" "*
das Wort ging mir durch and durch und ich kämpfte gegen J nu"' ^^^'
an. Der Gedanke war mir enlsctidich: Zwei Stunden mit demselb tT'^''^
der vielleicht einen losen Absatz hatte, zusammen im Kupee sein ^" ^ic'ii.
Das konnte ich nicht ertragen und fiel in eine sehr tiefe Oh ™ '""^*'®"'
darauflülgende Zeit bis X. w;ir gualvoll; alle Augenblicke w"™^i' "^'^
daran, wieder daw Bewußtsein 7a\ verlieren. Die näch.sten drei otu'- ! ^^^^
war ii-h iihholiil. unfähig, zu denken, der ganze Köqior, vor alle '^' ^'■'^'' "^^^^
war bleischwer, ich konnte weder esncii noch schlafen -^ Scir h"*""^ '^'*^^'
überkommt mich manchmal in der elektrischen Bahn oder sn'n t -^ Anfall
Gchlosscnen Räume, wenn ich mit fremden M e \^^^^"'^ ^e-
eammen bin, eine plötzliche Angst, e.s kö"^"^ ^"'
passieren. Auch auf Ausflügen usw. überkommt mich .""f-*^ etwas
Unruhe, ineitjt, wenn es mehrere Leute sind. Sobald di *■*'" ^ "^^''^^■''icl'ö
gekümmen ist, verläßt es mich oft den ganzen Tag' nieht^^*T K "■^' ^^^^'
am liebsten allein, um wieder ruhig zu werden: in solch' 7 bleibe dann
ich an nichts Freude, eher einen starken A b sc 1, o „ ^^ '^'Jstande habe
>.iieu gegen alles."
Schuhaögel und Absätze in ihren BeziehuDgen zum LiebcBlcben. 3T5
In der Ohnmacht habe ich das Gefühl, als ob ich keine Beine hatte,
aie ob die auf der Erde geblieben wären. Ich war nur bis zur Hüfte, daa
audere entfernte sich.') Da konnte niemand an mich heran. Ich hattö kein«
Verantwortung und brauchte mich nicht um die Menschen zu kümmoru. Ich
hatte Angst, wieder aufzuwachen und auf die Erde zurückzufallen."
Diese Unruhe beim Verkehr mit fremden Männern entspringt
sicherlich einer mit Angst gemischten sexuellen Erwartung. Sis erklärt
uns auch den Umstand, daß Gerda ihre letzte Ohnmacht mitmachte,
nachdem ihr ihre Freundin von einem Heiratsantrag Mitteilung ge-
macht hatte.
Gerda wurde mit 11 — 12 Jahren vollständig sexuell aufgeklärt.
Sie hat keine bewußte Scxuaiabneigung. Sie zeigt auch angeblich kein
besonderes Interesse für die Gesclilechtsunterschiede und die Vorgänge
der Geburt.
Wenn Gerda nur das Woi-t „Absatz" in einem Gespräche fallen hörte
, " gjpij aus an einen Absatz denkt, dann schwebt ihr das Bild eines
h Ibabcerissenen Absatzes vor, mit den hervorstehenden Nägeln oder Holz-
stiften (Üinken); zugleich regt sio die helle Farbe des Leders der Bruch-
flache auf. Oder sie stellt sich vor, daß ihr ein Schlitlsehuh abgenomuien
und abgorisseti werde und liinten noch etwas festhake. Oder sie erblickt sich
in der Situation, daß ein Mann auf dem Else ihren Fuß
z w i e c li e n seinen Beinen hält, ihr den Schlittschuh raech anlegt
und dann die Schraube dreht. Sio empfindet daher Angst, er könne die
Schraube zu rascli und zu fest drelieu. Dieser Gedanke eei der allersehlimmste.
Sie hat das Gefühl, eine solche Situation könno gar nicht anders enden als
mit einei' Ohnmacht. „Das langsame Hineingreifen der Zacken (hinten am
Schlittschuh) in den Absatz ist das Schlimmste," lautot ein anderer Aus-
eyrueh. Sie hat daher das Gefühl, wie wenn ihr selbst eine Klammer ange-
legt werden würde! Diese Übertragung dos Gefüliles vom Fuß auf den
canzen Leib ist zu beachten! Bemerkenswert ist femer, daß Gerda auf
der Straße den Zwang verspürt, den Leuten, die vor ihr gehen,
auf die Absätze zu scliauen. Ihr selbst ist es in hohem Grade peinlich, wenn
andere Leute auf ihre Füße sohen!"=)
Drückte Dr. Binswanger mit zwei Fingern auf den Absatz, zeigte
Gerda eine furchtbare Angst vor der Ohnmacht. Auch ein Gefühl, wie
wenn auf einen Knopf gedrückt wird, wie wenn ein elek-
trischer Schlag durch ihren Körper gehen würde. Nichte ge-
horcht ihr mehr, sio ist absolut willenlos, als ob sie i r g e n d jemand
anderem preisgegeben wäre! Sic fürchtet, der Absatz und
n Später äußert« Gorda einmal: „Wenn ich an eine Geburt daikfl, ist das unten
echwächer, wie wenn ee nicht mehr zu mir gehörte."
') „Gerade, wenn der Fuß sicL hebt, sieht man die Spalte (zwischen Suhle
und gelockertem Absatz), \^'™n man stobt, macht ca mir niclifa, aber ivenu man geht.
DaK Hocbziehen des Fußes ist das Rcblimine; dann flieht mau, daß etwas nicht in
Ordnung iet. «lann klafff es." Außni' ihrer Furcht vor Absütüpn finden wir also den
Zwang, auf Absätze hinzusehen!
( ■
I
ä7(j . - FetiBchiamus.
Bio könnten es niclit auehalteii. Sie macht die Augen zu und merkt
dann nicht mehr, was die anderen mit ihr machen.
Es ist eine auegesprochen sexuelle Empfindung, welche Gerda
schildert. Der Absatz hat die Stellvertretung einer erogenen Zone über-
nommen, ja, er ist eigentlich ihre stärkste erogene Zone
In der Ohnmacht erlebt sie seltsame Sensationen, als ob sie keine
Borne hätte nur einen Rumpf, sie besteht nur 1>,« zur Hüfte, das andere
entfernt sicli. Niemand kann an sie heran. (Auch wcmi sie an oine Ge-
burt denkt, ist „das unten" schwächer und gehört nicht zu ihr ) Sie hat
keine Verantwortung.
Sie möchte aber dann die Hand an den Absatz pressen Sie hat
ein „offenes Gefühl" an der Sohle. Sic möchte die Forse reiben und
drücken. Sie verspürt ein starkes Prickeln im Fuß. Er kommt ihr
wie abgestorben vor.
Sie hat ihren Absatz sexualisiert. Sie ist zu den Stiefehi sexuell
Gingestellt. Sie hat auch eine animistische Auffassung des Absatzes
„AlG Kind halic ich die SticCei .a gerne gehabt, i'ch
weiß n.cht warum AU der Absatz .bg.ng, tat es mir
wen, als d b ob w h .'^ L c b e n d e r; war o."
Vor dem Trauma auf den. Eise hat Gerda mit Hitfe dc^ Stiefels
masturbiert. Diese Stiefelmasturbation faüt Bins>mn(,er als .symbolische
Vorwertung ihres Anal- und Exkrementkomplexes auf. Sie leidet seit
der Kmdlieit an hartnäckiger Obstipation, neigt zu Erbrechen und hat
zugleicli wahnsinnige Angst davor; sie benutzt nur das hansliclie
Klosett, hat Angst vor dem Klosett und vor dem schwarzen Loche
natiirlicli auch Angst Iiineinzufallen.
Gerda neigte schon als Kind eine auseefinrori,nno pk^k-
liehem und tiori^cheni DamunhuU. AI. .TZt^Z ^IT<CZ T"''"
Walde in Kot getreten wa., wollte .le nicht n,ehM„ d,n b7t nl ^ w \'ü
gehen. Als i!u-e Schwester von den Brüdern -eneit wnrH ^'^'f '=."'^™ ^ald
mit Kot in Berührung gekommen war, lief si^tJ de,i' Z uneT' T T ^T
wagte sie inoht aulzntrcU-n. au. Angst vor Kot- ü 1 k' i ^'" ^""''^^"
verursacht« ihr „Todesangst". Sie war immer äuSTt ''■w'" '" ^''^'="'
Schnhon und hatte nie .chnuUzigo Schuhcr?l ro Pho 1/^''^'''' n"' '^'""
mit Kot ging .0 weit, daß .io Kindergeseli chaC „ ''■■ '^^/ B'-'™!"''"^^
den Gark-n v.rnnreini.t halten, am licbfSn abgol^^Ti i^"" "'^"'^f ^''^-^^
• könne jemand in den Kot treten. Sie hatU^ überh^ L ' '^^^/^"est. es
gc^en Hnnde wegen ihrer „Unreinlichkeit". Dü^t; t IT ■ ^^ '^'''■^'"^'"
eondors ekelhaft". Womi eie aa Durchfall leidet X.ht "l ''^'' ^^^
zu sein. Bei dieser st.irken Vordrängune d<^ p.. ^^*^ »'^terhen« krank-
es sich, einer Sjmiptomhandlung Gerdas zu gedenken h!^^""'?^'^'' ^°^'"^
da die Affektverkehrung noch nicht stattgefunden nnri I ? ?"' ^"'^ '*^'"™^-
und Darminhalt noch ein unverhohlenes war C a ^'^«''^fiäe an Dann
"" ' ^"■"" ''"'^" '""''- ^'^^' <^™ ^^^^!^iz^ :t
■ *) Vg], die Abfiatzphobie!
tm
Schuhnägel lind AbsiltKo io ibrcn BoKielnitigcii /um l.icbesldinn. 377
fernt. dann die Öffnung aufgerissen und darin iierunigowühlt hatten, bis die
a- ' - 1^,-aiiBfiplpn Es war uns inioreseant zu sehen, was darin ist,
tr'drsSnfdlße,, .Bt." Sio .chauWta dann kräftig, da,„it „och
r Wo„=fipI<* Abends etecktcn sie den Schwanz wieder hineui, um morgens
r^nLeTfzü n„t.u.hen". Dies war vo,- der Episode auf den. Eise.''
Sifi litt oft an Jucken im After, das sie durcii „Pressen und Offnen"
K Lti^pn suchte Die Darmentleerung war tustbctont/) weil dann
L Juck n aufl^örtc. Sie drückte beim Stahlabsetzen sebr stark, bis
das JucKen a ^„^^^^^^ ^^^^^.^^ „platzen". Si«
e.„o Wärter. "J f ;.- ^,^ p^-^^el., wenn ein Fuii eu^esdüafen
T fd-nn dasBlut wieder hineinkonunt. Diese. Prickoln in, F«üe
' riot durch Sitzen mit ^.kreuzten Beinen, „leb .aß oft
r;e?:::kt otn ^ß ..n fe.t auftreten. da,mt das Blut wieder
hineinkommt."
hmeinkommt. ,11
n >,-.,. 7i,m ersten Male auf Bezieliungou zwischen Darni
„Wir stoßen Jie. jm ^^^ ^^^ ^as Prickeln oder Jucken auf-
(After) und Fuß- An be'den li-^gi«-!^ ^^^^^.^^^ Abwehnnaßregeln; sie
getreten und an beiden ^«^^■^ ":. .''^™ ^|,,„ p,ßo fest auf. zieht den Darm
drückt oder preßt dagegen; tritt mit.
Kiiearamen. Würfprin ob könne beim Driickcn etwas platzen,
Die Warnungen der W ar e vorübergegangen. Denn sie be-
waren nun offenbar J''^'"^.. P"^^^^^^^ hab« sie oft das Gefidil gehabl.
richtet weit^^r, bei ''^'; J^^^^^ ,^^ i^aput dabei, er wird auseinandergerissen,
" '"■"" '''^/'iw' Genau dieselben Befürchtungen werden oft wört-
,^der Dam kann
;P kann e« nid.t f^^'^Z^^^^orU i
lieh in b..7.ug au Absat. und Stiel J ^^^^^^^ _^^^ ^^. ^^^ ^^^^_
Gerda empiindet ^^ ' ;™ ;;'' j^^^ Augen sind nicht klar, es herrsdit
entleening wie bei 'l^;" ^f ^^^g.M es rascher nach der Stuhleutleerung
'•'" ""f i '^"oÜnaSt n Nach befden fängt sie leicht an zu weinen, wenn \
al6 nach 'l^" O'^^'^^^^jj,,, |„t sie Angst zu sprechen. Wenn mau einei,
n,an sie ^'i.^^*^^' ^;"" (^.^ dem Hinein.ch lüpfen), hat sie Angst, „es gäbe
Stiefel auBmnandeuiehtvor^^^^^.^^^^^^^ nur nicht fest auf don Absai. auf-
einen Kuacko . „-■"; _ .^ Kopf"
treten, sonst fühle "■^"j^ ^n ausführlich^^) die Beziehungen zwischen
'rr^rStX -mg. vom mit. Kot gefüllten Bauch ergeben
Ohmnacht und f '^^™ ,,,. Schwangorschaftskomplox. Sttihl
sich interessante ^<^^'^'; ^.,,„ .^mi Stuhlkomplex. Gerdahatte
-JAhsat.^-^- Darme an wie .it Wurzeln. Der
,. ^^„yi „och nuf dio urtjihiDglicho Lust au der
1) Die öinifie«" ^^'''"'"'l' .■'" Angabe sie habe besonder« gern auf des Vators
MäkLttion uew. tinA^ut™, «'"^^ .^ ^^^ der Vater eie bei dor DotSkation auF
großen Topf geeessen, und ein ^ i,,f' einen deutlichen Exhibitionstrieb. wSbrend <ler
dem Topfe überrascht. VntiM ^^^^^ .^^ ^.^^^ ^^^ j,^, r^„„„^_ ^^
Scbautrieb bei ibr stark vordr ^^ ■
Leuton auf dio Abeütze ^« ^'-"; öriBinidurbeit llUix^cangtrf^ jedem Analytiker wärrn-
') leb kann die Lektüre dor Ungroi" : , , , Dr. W.Sl.
Bt£D6 empfeblen.
r, _
378
Feti Schi Sinns.
■ I
l 1
i
Schleim heftet den Kot an die Darmwand. Das Losreißen des Absätze«
findet sein Vorbild in dem Losreißen und Durchbrechen des Stuhles in
die Bauchhöhle. (Infantile Exkrementaltheorien.) Vor der Eisepisode
hatte eie zuweilen das Bett verunreinigt. Sie zeigt ausgesprochene Anal
«oxualität. Ebenso deutlich ist ihre Urinsexualität. '^^'^"^'^^ "^"^^
„Im Anschluß an die Bciiierkung, wenn sie ntwas a„f.„„
häulig Wasser lassen, berichtet Gerd^ daß ihr 5^ w ^f ' """''^ ''^ ^^^'
oine angenehme Empfindung verun^achrbe^^ndeS ^Z'^ITTJ"'' ^''"
Sie habe mit 7 Jahren audi öftere mit den Händi.r.n o ^^'^'^ ^''^'*-
Es passierte besonder., wenn s^a^ de" Sr«
Situationen. Sie halio dabei jene Gebend eenau fn Zl ^^ ^'^'^l'^S«"
Dannausgang, „Ich wollt« L nichtTn'd lILrc^^SX V%t
.s geljort sich nicht/; Noch mit 11 oder 12 Jahren habe sie t gelan'
W.r erfahren hier Beziehungen zwischen „dop vorderen Gefend^' ..i.
wir in der Analyse die Vnlva bezeichneten und der AnaWimf rp ' *
Beide« sind für Gerda crogene Zonen, die ikzt immer märaTi/r^^
Vorschein kommen, neben der dritten, in der NWse wichfiS ' ' '^
Zone, der F..cn-Absatz-Kog,on. DiJ BoziehungT zliJAt itn ITZ
gionen werden im folgenden klar zutage treten
nrnnJ^^w*^ ^'■folgt das Prcsseu vome, dann das Hinfassen, dann kam der
Drang, Wat^sor zu lassen und dann ein „offenes Gefühl" ein rS .
ob es vorne nicht geschlossen wiire. Dikes Gefühl nußt^P.^i' ^"f
den Druck der Hände «teigern, sie „konnte es St Lr«^^ "^ '""*
Wir denken hier unwillkürlich an das offene OefüM" ,1 n j
7.ichen am^ Absat. verspürt, und ihren un^E ehi^ Dran, t ^'"^
SU pressen . *^^aog, „dagegen
Bei jenen Manipulationen an der Vulva konnte GeH« ^.r. n .
erhöhrn. indem sie sich in recht traurige Stimmi,n^«n ^'^^,^'*™ ^enuß noch
die Elteni würden sterben, es könne Albert etu-arrL ' ^'"^ ^o^teUte,
sie an gelbe Stiefel .lachte, wurdo das Gefühl Srk^'^''''" "'"'" ^"""^ ^^'^
Wer die Beziehungen zwischen Sadismus und Aiials,^vn.rf«. . /
der wird erkennen, daß die Furcht, Albert könnt/r ^* '''^*'
Umkehrung de« Wunsches ist. eß möge Albert .f P^s^ieren, die
erste Anfall hat ia Beziehungen z.m .jüngsten Bruder'Ma'xTr'. -^?"
sich gerne so zusammen, daß niemand an sie b.r i ^'^ '^"i'^^'^«
Dabei preßte sie die Stiefel zwischen die Beine J' "-""«" l^^nnte.
demonstriert, hat sie das Gefühl, der Absat? r.,t. i "^ . ^" Vorgang
«'eg. und muß weinen. (Tod des Bruders?) '' '^''" ^^'^^«^
Der Zwang wird wie bei allen r'etischiRtpn «,; ^ i. ,
Der Absatz ist ihr Ideal, er ist ihr Kind ihr P.k u
darauf sitzen, inn Lust zu empfinden. Nachher 'kn , ^^'^^' ^"^ "^"^
daraufsitzen, aus Angst, er könnte abbrechen Sie ZTx T"" "'** ™^'^'
T . n . . , , , ■ ^^'^^"t es selbst ein:
„Ich muß mir em Ideal aus den Stiefeln gemat-ht h^\. xt
auf dem Eise dachte ich mir dann: Ich habe JL ■ ^^'^^ ^^^ Unfall
ßie aber emmal so lieb gehabt
Schuhniijii'l miil AI.'^hIk.; iJi ilireu Be/iehiingeu Kum Licbeslebeu. 379
und muß weiter an ihnen feethalten, weil eie so echwach sind. Ee war ein
gewölinliehes Pfiichtsefülii. Die Pflicht trat aber an Stelle der Liehe !"^)
Idr Sie müBscn aber auch großen Haß gegen die btiefel empfunden
haben weil' Sie eie nicht mehr zu Ihren Manipulationen verwenden konnten!"
Tprda- Wenn ich später wieder kapiitc Stiefel sah, schleuderte ich sie
weg da brach der Haß durch! Ich hatte das Gefülil ich hätte es nicht um
Stiefel verdient. Ich hatte gerade so dafür gesorgt und anderen passierte
;f Hn.i. niP die viel gröber damit umgingen. Ich fand es so ungerecht. Ich
habet immer wie etwas Lebendos behandelt Wie mein Absatz at.
ging, war es wirklich eine Enttäuschung. '
' Es ist ziemlich durchsichtig, daß der Stiefel die Mutter repräsen-
tiert und der Absatz das Kind, das sich aus dem Mutterleibe loslöst.
Das wird bald klar worden. Ihr Haß geht gc^en die Geschwister, be-
sonders ^egen Max. Daher verknüpft sich m,t diesen \ erste iungen ein
peinliches Schuldbewußtsein. Koi herauspressen und e.nen Absatz ver-
lieren scheint Identisch zu sein. Binmanger fuhrt aus:
-,v- 1 v,«n ,„ld7t nur die Genitalkomponente der Masturbation niiher
„Wir haben zuletzt nui uie A„^iko„,ponente. Krinncm wir un.,
betrachtet. Nicht minder ^^ f ^^ i'^j . J^^^^j^ j J Stiefel inasturbiert. Auch
daß Gerda zugleich -" ^.^^^f ;!1 „r ein „angenehmes Gefühl"."
'" ' terwu^S''dati/erSrnich^ kommen (Stuhlabgang erfolgen),
denn der Darm war dui^. ^ ^^ ^ TS^'^^^^tlZ
trcS=' S .Se. ^^^et S Lm und seit^in furchtba. Ai.st vor
SS Wenn ich allein saß. habe ich mich entschieden am meisten mit
Dam und Stiefel abgegeben. Die beiden gmgen Hand in Hand gehörten für
i ,7,=.„u>iPn- sie waren meine besondere Unterhaltung. Als es damals
■" ffk rrabe h mch furchtbar geniert, daß die anderen es erfahren'
nachts kam haue ii^n "'i^' ^. , ]^,„,, j.j,.,,;f ,^,^.5 Monate
um-don und ging allen aus dm A^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^^^^^ _^^^ ^^^^^^ .^^^^ ^^^^^^
.päter. ka-; <'-* nmt gut, md nun hat der auch (d. h. wie der Darm)
.umuten, ^<=J .Pj;^^, '^l^hgegeta und sich geöffnet. .Jetzt war es der Stiefel,
mcht '^lS':^f'^-^^t^^^^ nach dem anderen fiel von n.ir ab und
der mich .m Stich gci^u ^^^^ ^^_^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^_,^.^j^^ ^.^
^"T- Tiht iinti en SexlKheorien, wie wir .päter sehen worden). Wie
auch auf 1'"« >'^™ , .^3 ^,,,, ,„eino lelzto Hilfe der Absatz (sc. um weiter
der Darm "^«l^Sogeben Imtt^^ ^^^^^ ^^^ ^.^^^ standhielt, fühlte ich mich
masturbicren au ^"""J" • j^,,^^ ,„^1,^ .^m Zustopfen, denn mein blcßer
gsinz verlassen. Nun haiie »^a
Fuß war nicht hart genug.
fM\f d-iB Absatztrauma auf dem Eise als den Verziciit
■ ^^'"^'^Ti i .male S iefelmasturbation auf. „Dieser Verzicht
auf die genitale "^^ ^nalf ^^ ^^ j^^ wahrscheinlich, daß sie mit dem
Absltf ;:t::?d S'pielte. Kurz vor dem Trauma erfolgte die
Oeburt des Brüderchens Max.
.■ vv.niMuiie (k:^ MutlLTkomplcKos!
.) Vgl..p^- <>'':! ;;'."„l! N-'bt.« in da. Mi.
'1 Sic maclit.c aamUOt unimn
380
Fetischismus.
^
„Das Ereignis, welches vor dem Trauma auf dem Eise am gewaltigsten
in das Ijcben Gerdas eingegriffen hat und deesen Spuren wir bei der Ver-
folgung der Analyse der Absatzpholjie immer deutlicher auffinden werden,
war die Geburt ihres jüngsten Bruders Max. Gerda war damals 5 Jahre und
;i Monate alt. (Das Trauma auf dem Eise erfolgte kaum ein halbeß Jalii-
später.)
Bevor wir uns die Wirkung ^lieses Ereignisses auf das Seelenlehen des
Kindes klar machen können, müssen wir seiner infantilen Soxualforechuug
gedenken, die ihrerseits durch die Geburt von Max mächtig angeregt worden
sein muli.») Fiel sie doch gerade in ein Alter, wo jene Forschung ihren ersten
Höhepunkt bereits erreicht hat. Hören wir Gerda selbst: „Kinder waren nacii
meiner Ansicht Ableger der Mutter; wollte Bio ein Kind haben, so mußte
eio etwas Besonderes essen'-'), Haferschleim usw., um dick zu werden Hatte
sich im Leib genug angesammelt, so platzte er auf. Zuei-st sprang derMagen-
knopf^) auf, dann riß es weiter nach unten längs der dunklen Linie (Linwi
alba). Das Kind sdioh sich langsam heraus') — ein fortiger Meusdi nur
winzig klein.") An einer Stelle war es noch mit der Mutter zusainmen-
gcwacheon, das löste sich nicht von selbst, sondern mußte abgeschnitten
worden. Der Arzt nlihte nachher alles bei der Mutt-er wieder zu. Sobald
dae Kind nun das Tageslicht erblickt hatte, wuchs es sehr echnell, biß es
ein nunnaks Baby war. So wie idi's mir körperlich vorstcUte, dachte ich
mir auch die geistige Beziehung zwiseheEi Mutter und Kind."'
Hier stoßen wir auf den „M a g e n k n o p f", womit sie den Nabi-I
bezeichnet, (Sollte Nabel nicht manchmal das Wort Nagel verdecken?)
Wir erinnern uns, daß das Drücken des Absatzes das Oefülil auslöst
als wenn ein elcktrisriier Knopf berührt werden würde. Dann beadite
man die ßadietisclie Auffafisuns der Geburt. Gerade wie der Dann 'beim
Stuhldriickeii zerplatzen kann, so platzt der Leib der Mutter bei der
. Geburt. Das Kind reißt sich von der Mutter los wie der Ahsat?, von
einem Stiefel oder wie der Stuhl aus dem Darm. • ' .
Die Anschauung Gerdas, daß Kinder Ableger der Mniti..- -«i^r, ► '
auß ihren Beobachtungen im Pflanzenreich. ""^' ''''"^- ^'^""""^
„Ich fühle mich ganz und gar als ein Ableeer oH.-r- AK^t„.i,
M„tW, ,c„„il,t Gonda. J,.., hatt« ich oft ta Man^'n'ei* Xlrdal
*) Wir Briniicrn uns, dtiß Gerda noch einen anderrn ■ i ■• -"
Albert. Bei de.ecn Gohurt war m- 2 Jahrp alt. Wie *-oit Fri.n *^™ ^""^'"^
E«i^i. erhalten und etwa mit ... Gob.rt v„. Max ^^r,^:::XTj^1^
zu eniicren. Es Fcheint, wio wenn er immer Ua eewcepn w'i^„ i j
und atrtB bevorzugte Begleiter .i.r Schwerter. ''' ^" un.ortrennli.h.
=) Ein aiidLWB Mal gebniuchtc Gerda den Ausdruck ..einnehmen"
') In ihrer Kinderspraclie gebräuchlicher Ausdruck für Nabel
*) In dirsem ZuBammenhang sei daran erinnert rliß r, a'
tJünti erscheinen wollte. ihr<u i.eib einzog upw. Nur nianchtml 1, i ■ t.
gehabt, wenn der Darm ganz voll war; dann hatt. .ie J G^lvU 71'^" ^T"^
anch durchgehen, es schiebt bo viel nach". Rie habe dann n,H "Jl.l f .T "^
begreiflichen HungtT gegeesen!
") Su groß wio eine „Badepuppo".
Gerda immer möglichst
■' i^f^^fi ti III Uii
dann mit einem ihr sdbst
SchuhDiignl und AbsiLun in ihrea Beziehungen /um r.iebBBlebpii. ;.jgj_
dif iimeen Fflanzoii ans den lüten hei-au6wacheen Wenn sie dann groß gemig ■
diV so werden sie geLrcniit und in einen lopf iür sich ul cm gesetzt. Ganz
!i .1-^ .nUinn,^ ich mich einer AmaryHis, an der t^icii hnigäani eeitwäi-ts
^^KnSonVneuo FUa«.. entwickelte. Jeden T.g habe ich nach-
'" Tn ^ kmmk' gä nicht abwarten, bi. iol. de von der Mutter trennen
psel en nmi ^^^ '"^^ ^^^ ,, ^,j„ |^,,i„^ Wunderwerk. Genau die Formen der
konnte. U ''%''^^'^.^^,, i,,„j,,„„ snchfe sie nach unten Halt zu be-
großen A^'-^H^^- '■;„,', "^^^ ,'hon die Erde, aber .ie mußte doch noch
''""'T\, 1) ^Shrl w S. Dann «eUten sich nadi oben Blätter an,
von der Mutter f'";f ^'^ "^^^.i.^i^ ,,^, Licht. Da glaubte ich ee wagen
schoben --^Ytf V '^Sl Se ich sie lo.goiöst. um nicht, zu zerreißen -
zu kennen. Ganz ^°^-'';";*' ,^,, .bellte idi sie in mein Gewachshaus,, an
die beste bteitc, ^^^ •'.,;•„, i:„k «io t^osar niich und fing an zu welken.
a«i none Schöße. '^^t^\Sä'^'i war das gerad. mein Fehler.
rc:h habe s'« bego en und fe ' J ^^^^^.^^^^^^^ ^,^.j ^.^, _^^^j^ ,^j^,,^ ^.^ j^,.^^^^
Uie kleine AmaoU ^ ^^g cii ^^^^^^ zugeführt wurden, in sich
bobaß, alle die -'^"1^'^^^°*!'' J" [,), ,,,un, .ie m irüh von der allen Flianze
aulzunehinen und 7.u ^erwei ■ ^,^^^.^^^^ j^j^am. Sic hätte sich auf iiatür-
viel Fiireorgc." j
] motovi-il für dit* Zinkensymbolik. Die Zinken }
E. kommt "-- ^*f ;'^ ^,,H den Spalt zwischen Absatz und I •
sind etwas Klomes, W^-ßes da au ^ ^ ^^^ ^^ ,
Sohle hindurchBciuinmert. 1.B tiU inr j
etwas Lebendes wäre. (Ein Kind.)
, ■ - ü^„.7w.1■J'^ll[r im Walde einen alten zerfetzten Stiefel ^
„Als wir bei mnem bpaz efcang ^^.^
am Wege liegen sahen und .b -^^^^^^^ ^.J^ ^^^^.^,j,, i^^^e. ' ant-
Anblick di^^^^^^^'^hr ^f-J^-'^S die (.liunlu.h die allen Stiefel) leben 1
SÜ' meiln dl! zS Sil uSr^nehr hell, nicht mehr fn.ch, sind ab- 'l
gefitorben, t^t-'" ^innere sie sich ganz besonder., daß die Zinken,
I^,Gcgen.at i /-> yi^ ^^,^ -j,^^,,, ,i,,„,„ Absat. .ah, „so "
.];,. ein bei der Lju^f*"" ''"' ." „.,,.... -„ t^M ,.^ k:,Tn mit- cpstprn auf
innerUA, das VVeibc. um. ^^j|^^ h^bendig an^. Wenn man enien
Und das Gelbliche nn Absat , ^^ ^^^^.^^^^ ^^^^ .^^ ^^^^^.,^ ^j^^^,j. j^^,, ,^^,, ^.^..^^^
As*, absehneidet, da sind au< c'^^^.^^ ^^,.^ j^,^,^^,,^ ^^^(^ Holhmderzweige ah-
,nnne™ mich die /^'"l;*^;";, !^ ,;„<, ,(,) ,md Peitschen davon gemacht. Wenn
geschnitten als Kinder ("^ ; '^.^ ist das Mark eingetrocknet und dann
die langen Zweige abgcstointa ■ ^,^j^^^ ^,^^,1,. ^^^^^-^^ anfangen;
haben l keine Kraft -f ;' .-^, ^ ,h'U, Stiefel, der so verwittert dahegt.
dann war es tot Dam" t-i-'^'f' . ]^,, m,,- beim Stielel, der getragen w,rd.
Da stören mich die ^mkim yn ^ ^.^ ^^^ g^^^,.^ j„ d^,,, f,ig,l,^.g
sind die Zinken lieller r^^^^^!^. an frisches Mark, in dem Saft drin
Mark drin ist. Zinken ^^^lüohln in den Zinken mehr Leben mehr Saft
ist Ich dachte, daß bei Kiutit ^^_j^^^ ^^j^^. .jy^ppdorrt. da sind sie
drin steckt; bei Mämiorn. aa
582
Foiischismus.
schon älter und kräftiger. Ich stellte mir vor, daß, wfiui die Schuhe alt
werden, auch die Zinkon leblos, tot werden ; dann iöt es nicht mehr so echlimm ■
Kinderscliuho sind eclilimmer, weil ich das Gefühl habe, sie sind jüngur'
Wenn ich Stiefel lange getragen habe, habe ich das Gefühl.' jetat können eie's
anshalten, Ich wußte, was ich davon zu halten hatte, was ich ihnen au-
muten konnte. Dies ist mir gestern ganz klar geworden, wie die ganze Natur
lebte und der Stiefel tot dalag."
Ihre sadietischcn Pliantasien (Töten der neugeborenen Kinder?)
vorraton weitere Assoziationen, die verständlich werden wenn man statt
HoUundcrsaft Blut Betzt. Hollunderstäbe sind pflanzhche Zeu-ungs-
organe, schon wie die Zinken aus. Sie erklärt in diesem ZusammeSiang •
„Vom Absatz habe ich nie reden hören wollen wie von der Zeu^^un"-^
Am nächsten (79.) Tage erfahren wir noch folgendes:
„Im Frühling sah aileö noch gleich aua von außen, erst wenn man es
abschnitt, merkte man, ob noch Leben drin war oder ob es tot war Wir
eoIlt«n die frischen Zweige niclit abschneiden. Wir wurden auch angehalten
die Kosen richtig abzuschneiden, sonst verbluteten sie und es ginge so viel
Kraft fort, llauptsächlich, wenn man daran reißt und es nicht ganz ab-
kriegt, dann bleibt es hangen. Dann hat man es eigentlich getütet, ver-
dorben, der Saft steigt dann nicht mehr nach oben. Slilnchmen koimte ich
es nicht, weil es ganz fest saß! Sonst hätte ich's ins Wasser gesteckt I-h
hatte es zerstört, ohne Nutzen und Freude daran zu haben. Wenn so "'
Zweig am nächsten Tage baumelte, dann hatte ich ein Schuldgefühl I'-m"'
81. Tag: llollunder? „Es war mit rätselhaft, wie Blätter und BlüL
herauskamen aus dem einfachen Holze, rote Blüten! Da müßte m-n l ü
schon vorher Farben und kleine Blüten drin sehen. Man sagte immer H 'v
Saft drin, der macht alles, aber es war mir unverständlich, rätäelhaff ' -^ a
sein sollte. Ich habe oft gefragt, wie weiß man vorher was d-i 'f" -^
Blume herauskommt, z.B. wenn ich etwas gesät hatte; gerade weil u'"' ^^"^
vorher gesagt Ijatte, daß die und die Farbe herauskommt Ich hatt^" T^^
wegen das Gefühl, ich könnte es bestimmen. Ich habe mich furehtbf
ärgert, wenn mir widersprochen wurde. Ich glaubte näinlicli wenn ' i, ""i ^^'
schrecklich gern wollte, dann müßte es geschehen."') ' ^ ^''^'^
Wir nehmen also an, daß Bie die Geburt von Max seh r i
empfunden hatte und allerlei sadistische Phantasien ausi t-t ^^|" ■^^
ihn umbringen würde. Wie stimmt damit, daß sie die M tt ' ^i? ^^^
hatte, ihr noch Zwillinge zu sdienken? Einerseits können " " ^^ ^^ ^^"
bipolaren Einstellung eine gewisse Heuchelei und Schau"'T " ''
nelimcn, wie wir sie bei Kindern so häufig beobachtet hnhpn^^^^H^'"^^ ^"
vielleicht die Vorstellung, daß der Leib der Mutter dann s^^ütZTol
«■erde. Der Groll dürfte sich also auf die Tatsache der GebuA 'eine-
Konkurrenten beziehen. ■ ' **
») Deutliche MaBturhationsphuntasie mit auffallend „männlichem" Clia
') Gerda hatte auch ihre Muttür oft gebeten, sie miichto ihr noch T ilHni-.-
«chenkcn; ;i1b eich dieser Wunsch nicht erfüllte, machte rip ,-i„;;„ j ,^ ■
11 ,: iiTi. 1 II i. j f . .1- . . *in/ig und allein de-n
Bchleclitin Wulcn der Mutter dafür veriintn- ortlich und grollte ihr des
"^ 1
SchuhDägül und ÄbBütKe in ihren Beziehungen zum I-^ioboslebeii. 353
Gerda hat übrigens den Stiefel als Henne benützt, darübei- ge-
brütet damit ein Ei herauskommen soll. Das l'latzen des Stiefels ist,
also das Platzen des Mutterleibes. Dabei betont sie immer wieder, daß
Zinken, Stiefel und Absatz für sie etwas Lebendes sind.
Wir sehen ukc, wa. iu dieser Schicht* der Analyse die Absatzphobie
Phantasie. Wk haben ^'".f.^^f ' Jf^ ^\1,_ ^ie Gerd. ..gt, einen Keim
Ab.at. und S.efel «'"! A' ^^^^"^^e n -leu^^^ entwickelt. Dieses
Organ ist ge^ohnheh ^""J^ Wachstum des LebewosenB und ni dessen
der Stiefe offen, so ^^^ ^^^,/ ™ jf,S ^ Hinsicht bestätigt linden."
des Mensehen übertragen wurde. Der lianm lautet.
r . i I mil Mima eebadet. Wie wir heraussLiegen, hat sich bei
■ u ^'' tücl^el Seim gelöst und blieb im Wasser. Und da war
Mama ein S^'?'^;^,^" ^fS weili nicht, ob es Stuhl war, der hing
noch ^t^-^;^^;'^,f;'£iS:''üä guckt, ich e; eioen Moment au und da
zusammen mit dem bcblenng ^^^^^_^_ ^^^ ^^^ ^^ .^^^^^
ÄSf üf fr'ut h Man-, was das wäre. Sie sagte ein tctee
deutlicher, m rrub ^^^ ^^.^^ ^^ grauenluift, wie
Lma^S%a trt.ß'siö':ht Ki.d noch m sich gehabt hatte. Das
■ Swamm im Wasser; da bin ich aufsewacht.
A I ,™ i,'nni>,inik-i(> hat sii^h alles entwickelt, au.-- deu
Nachträge: Aus d«''" l^^" 1;}^ ^J i^nge^ogoncn Armen und Beinen.
Fetten kamen die Gheder, Das Kind ' f '"^^"^f^J^^ehrbnche der Gebnrt«-
..e ich e. mit 12 Jahren auf «"^«" '^J^^ i^"'dom Momente, wie Mama
hilfe) in unserem Kranzchen ^ ;^''^ ^ ^'^^^j ' J, „.t.et.,t, dali sie das sagen
das sagte, war ich nicht -fl^^^^ {^ find es grausam von Mama,
konnte, ich war jetzt ihre 0 e g n e . 1 ° . \ - ^ j^ ^ m e h r G e f ü h 1 d a b e i
das .11 sagen. Ich ^^■ar empor^ daß sie ^_^^ ^^. ^^^^^ .^ ^^^_ ^^^^^^^
hatte. Ich glaubte übrigens ""/''7';,i ^, durch einen Zufall heraus-
gewesen, schon seit Jahren und mm sei
f-ekommen. Tranmes verrät deutlich ihre verschiedenen
Der erste;ieil de J^^^^^ ^.^^^ „ömite noch ein Kmd ge-
Geburtsphantasien und ihre Ang , Herzlosigkeit auf die
hären. In dem ^^.l^^^^^'^^^^^^^^^^ ihren Haß und ihre
Mama und wird ^^^^^f ^"'"^l '^^^^ es aber, welche jedes neue Ki.id
Empörung g^^en f « ^^«"^^ ^j^^^^t,^ ,, könnton neue Rivalen
Z^ ^Z^^^--^-^ ''-- '^' ''-^'''^''-
lange im Leibe der Mutter -chse^. ^^^ ^^-^^ ^^^ ^^^^ ^^^^ ^^
Sie .st f -^^-^ "^^Vwelt kommen. Auch dio Schwangerschaft
rbr^erl 1:1"^^^^ sie eine Zeit der Besorgnis. Die Gravide
384
FetiBchismuB.
1
i
;'l
p
; t
':
könnt» fallen, straucheln, stolpern oder mit dem Fuüe umklappen,
wenn, sie die Treppen herunterginge.^) Gerda selbst fühlte beim Zu-
sammensein mit der Schwester in der kritischen Zeit ein Gefühl der
Unsicherheit in Beinen und Knie und besonders in der „Absatzgegend",
Bei der (Jeburt dieses Kindes trat ein Gefühl auf, als wenn etwas
abgetan wäre, als ob etwas in ihr sterben würde, tiie begräbt wieder
etwas. Es ist offenbar der Wunsch, der neue Rivale (ein Enkel) möchte
sterben oder totgeboren werden, den sie begi-äbt. Der ganze Schwanger
sdiaftskomplcx führt m der Analyse zur Aufdeckung des sadistischen
Komplexes: Operation, Blinddarmentzündung, Aufsclnieiden des Bauclios
bei freiem BewuiJtsein, AuseinandcrreiUen, Ausweiden — — Stuhl-
ontleerung und Ohnmacht. Wird als Experiment der Absatz während
der Analyse gedrückt, so liat sie die Angst, es würden ilir alle Ein'-
gewi'ide durchgor issen, sie werde von hinten nach vorne durclirisseii, sie
werdo ausgeweidet. Sie empündet das Berühren des Absatzes wie eine
Narkose plus einem anderen unbekannten Gefühle.
Man Sicht, der Absatz symbolisiert in erster Linie die Vertretung
des sadietisclien Komplexes. Der masocliistische erweist sich als Än^st
vor der Strafe (Talion).
Sie kommt in dieser Schichte der Analyse auf das große Trauma
ihres Lebens, meiner Ansicht nach das Urtrauma: Die Geburt von Max.
Der Absatz erweist sich in ihrer Darstellung als der Bruder Max-
„DaliL'i hatte ii;h doch das Gefühl, ich wisse etwas, wovon die anderen
keine Ahiun ig liätttin. Ich liatU' iimiier tU unschuldig zugehört und die anderen
waren so unvoreichtig! Mama war etwa 3 Wochen getrennt von uns. Be-
sonders x.iicr.^t hat sie mir sehr gefohlt. Als nie dann wiederkam, freute ich
mich ^ichv und docli war das Verhältnis ein andcrea geworden. Von da an
hatte ich einen kleinen Bruder, der die Hanplaulmerkeamkeit auf sich zog
und i(-h wiir für ihn die große Schwester. Die Schwester nmßte mir aUes
7cigi'n, wie fr gcpUogt werde, damit ich e6 genau .so machen konnte bei meinen
Puppen. Sie lehrte mich für mcmen Bruder sorgen, das eei meine Pflicht
als iiltere ychwestcr; als ältere liättf^ ich auch die Verantwortlichkeit für ihn
So fand ich mich auch allmählich sehr gut in meinen neuen Po-lpn ein 1
machte mich dadurch viel .=oibständigcr. Im Bewußtsein der Verantwi! tr l
keil, für meinen jüngeren Bruder Ueßen meine Ungezocenhoit/.,. nmortncn-
nach. Als es aber buld darauf benüUt wurde, umS^n i>2 ZfxvT
m brechen, empfand ich es ak Druck und Last und suchte oft mich daJZ
zu Sporren! ■!&«&' "
Nach der Geburt von Max war ich eii.p>.ti- v, ^
aus meiner früheren Stellung im Hause verdrängt Ih'^''''
langU) nicht mehr to viel von meiner Mutter, denn in mir erwachte iet t''^"^"
starkes, mütterliches Gefühl. Ich wurde selbstloser und fühlte mich schon
ganz und gar verantwortlich für alles das, was in der Kinderstube geschah.
■ Ich wollte mich unentbehrlich machen, wollte den Gesehwietem wirklieh etwas
') Der Stirfri und Absatz als Kindesmörder!
Sühtih iiüfe'ul und Absätze in ihren BeKiehungen zum Liebeslebeu. 335
oein. Deshalb durfte ich nichts Dummes sagen, noch fragen, damit sie keinen
Grund hätten, über mich zu lachen."
Das Trauma auf dein Biso (Absatz!) wird vci-ständlich. Der
"Bruder wird geboren und stirbt. Sic ist ja wahnsinnig eifersüchtig und
in ihre Mutier verÜebt.
Wir finden bei Gerda ursprünglich eine sehr starke Mut U-r Übertragung.
Wenn'sie als kleines Kind abends im Bette lag, mußten die Mutter oder deren
^rsatzi Sson die Kinderfrau, noch einmal nach ihr sehen, sonst ^^'eml« sie
-tund hmg Oa hat .ie die Muttor „n Schlafe noch umarmt und geküßt
esondergern .drängte sie sieh in den ScholS der Mutter, damit niemand
ganz von ihiei ^^^ /^ ^'" j,,!,, ^„^er den Arm der Mutter. Das sei ein
dabei den Kopf an hie Biusl, luio ^' dagegen" und dabei
wunderschönes Geluhl ^'}''''^\^^^^r;^l^',,^^^^^ Gerda war .tolz darauf,
mußte die Mu f J-aunj^^G^^ ,, jen iüngeren
von ihrer Mutter selbst S«:*^'^ \;",^ Übertragung und als weiteren Beweis
Brüdern Entspreciend dieser a.KÜb^^^^^^^^^^^^ ^,^^_ ^^^^^^^^ ^^
dafür hnden wir bei Goida ein ^ .^^.^^ ^^ju,,,. ^^Wemi ich so
vor dem Leben ^J'^'^fJ^^^X ,s i^ünne sich etwas ändern, dann hatte ich
bei Man., sal und ^^^"^ J^^^^te ^^^^^^^^^^^ lj,,„„ „mochte ich auch immer
Angst vor Welt und ^<^'"''^ oi^c^ e ^^^^^^^^ ^^^_^^^^^ ^^^.^^ ^.^
uur zu Hanse bleiben. ^^Ti^Z^^ 3 « wünschte nur immer, „klein" zu
außer sich vor Angst und b^"»^,';^- J'' ■^^^. j,j^ Änderung in ihren
bleiben, „Mama immer zu behalten . Da er ^J^ "
Kleidungsstücken, v 0 r allem 1 n ihi en btieiei u
dabei, daß die Zeit verging, daß sie iiltoi- wurue.
Sie identifiziert sich mit dem Stiefel! ■ . tt n
Doch ihre Einstellung zur Mutter ist bipolar: Liebe und Haß.
(Und zwar Haß infolge von Eifersucht.)
Vor Max' Geburt war Gerda nun besonder, viel mit ihrer Mutter
.n^aninie Oft durfte sie auf dem Sofa neben ihr liegen, wobei sie dann
dSt g .lie egeUnäßigen Atemzüge der Mutter verfolgte. Dann gmg die
M ftte P^ lei t die StSdt und Gerda war allein. ..Mama konnte mir niemand
Mutl«! piouuui damals tast einzig nur an
""^ !"tuo? r^ ^ucrSiSich'tn aLn meinen Ge.chw.steni am
niemei f '^"'^ ' ;'"' ^^ ^, bestand ein vollständiges Verstehen zwischen
ähnhchsten .^f ^" ^f ^'-i^^^^t allen Fasern meines Herzens. Nun piötz-
„ns beiden, 'f^ "/ '^J/ i' ™^ ,■ Geburt etwas dazwischen!"')
lieh schob ^}ll\ j^,^, ,,,ße„ Eindruck, den ihr folgende Erzählung
,,Gerdabenchtet 011 dein g ^.^ ^^^^ ^^_^^^^_^ ^^^^^ ^.^ ^ ^^^^^^^
iiirer Mutter geniacht "^^^- ^^^ ^ ^ g,„ ^ i s e. Als ihre Mutter etwa 6 Jahre
aieo vor der LP;^ geslorbcn. Um die Tote im Sarg zu sehen seiihre
alt war, sei deion .mu ^^^^.^^^^^^ ^^.^^.^^^ gj^ aber sotort zu ruckgerissen
Mutter auf emeni ^^™ J' . g^jj^ „i^ht so neugierig sein, das passe sich
worden sei mit den ^'^ ''[^'^^„.„-„uif, .ü^ mir immer den größten Eindruck
.11 . Ti-ic war die i^tesL.!'"--" i*^'
nicht usw. „Uas wai
^— '^ .■ n-insicht voll zuiu BewußtBein gekommen war, fühlte sie sich
^) Als Gerd. dies. Emsioht vo ^^^^^^ ^^.^,^,,.
«0 fm im Eopf., ..^lenverß.«gt , "^ct nd
Hl
886
Fetiscbismus.
machte", sagte Gerda. Wenn sie nacht* allein im Bette lag, habe sie oft
mit Grausen und mit furchtbarem Mitleid mit ihrer Mutt-er daran denken
müssen. Dann fioion die Gedanken gekommen, wenn es ihr
selbst so ginge, wenn sie selbst ihre Jlutter verlöre! Sie
etelltc eich dann vor, die Mutter läge im Sarg; sie selber hätte ihn auf-
gemacht, wäre hineingekrochen und hätte den Deckel zugeschlagen- sie hätte
sich ganz klein gemacht und zugeschlossen.
Wenn wir hier schon Phantasien über die Rückkehr in den Mutterleib
yennuten so finden wir diesen Gedanken ganz offen ausgesprochen, indem
Cxerda erklart, sie habe sieh schon als Kind eingebildet, sie würde sterben
und dann wieder von ihrer Mutter geboren werden. Es wäre Nacht alle-
wäre zu Ende und linge dann wieder von neuem an. „Ich wollte wieaen wie
alles gemacht werde und alles gegangen ist in der Zeit, wo ich mich au nicht«
ermnere, wo Max und Albert noch nicht auf der Welt waren." Dann wollte
sie eich aber hesecr an ihre — Taufe (?) erinnern!"
Also eine typische Mutterleibepliantasie, wie wir sie in alten diesen
Fällen konstatieren konnten! Doch hören wir, wie Max' Geburt auf
sie gewirkt hat:
Ein uuffallendos Gebaren Gerdas aue der Zeit der Schwangerschaft
der Muter wurde uns bekannt im Anschluß an einen Traum den Gerda an,
*^S7. Tag erzählte:
„Ein Paar schwarte Knopfstiefel, die meiner Mutter gehören sollten
. . standen vor mir. Die Haken waren ganz heil, aber das Leder an Aev
ierse hatte Locher.') Mir war das teils widerwärtig, scheußlich mid
dann tat es mir auch weh, daß ich am liebsten geweint hätte Der
Anblick war für mich persönlich ein tiefer Schmerz, und zwar so stark
daß idi davon sofort aufwachte^ und nicht wieder einschlafen konnte'
bis ich an andere Dinge dachte."
In diesem Traum, der im abringen für eich spricht, fällt der Patientin
eine bestimmte Szene ein, aus der Zeit vor Max' Geburt, die sie folgender-
maßen beschreibt:
„Ich sehe Mama noch deutlich vor mir, wie sie sich in ihren bequemen
Polsterstuhl setzte und langsam Stiefel anzog, zu meinem Entsetzen
aber nicht wie g (.> w ö h n l i e h K n o p f s t i e f e 1, s o n d e ]■ n n e u e r-
■ d i n g s S c h n ü r s t i e f 0 I. Eine Änderung war mir nie recht; daran mußti>
ich mich immer erst gewöhnen. Jedenfalls ging ich zuerst etwas im Boc
um sie herum. Mama lachte über meine Abwehr gegen Neuerungen 1
klärte mir, sie habe schon leicht geschwollene Filße, deswegen "tr^^J-
sie Schnürstiefel, die könne sie enge oder lose schnüren, wie sie wolle E'
gewisses Etwas stellte sich in den nächsten Tagen zwischen Alain-i und mid'^
etwas Fremdes, gerade an meiner Mutter, was ich nicht Übersehen km,n+^'
und heimlich schielte ich öfters auf ihre Stiefel!" '""^"^
Gerda muß also die geschwollenen Füße der Mutter nachträsl' I h
wesentliches Schwangerschaftsinerkmal aufgefaßt haben was i «'p^^*-''
übrigen stimmt. Die geschw-ollenen Füße haben ihr damals offenSi noch
inehi' Liiidruck gemacht als der geschwollene Leib.
') Hier handelt es sich um die „weibliche" Schuhgymlpolik
1"
Schutmägel und Absätze in ihren Beziehungen zum Liebeslebea. 387
Von nachträglichen Bemerkungen zu jenem Traume sind noch für
die Analyse besonders wichtig:
Der Gedanke, daß ich einmal im Leben bei einem anderen Sehuhniacher
meine'stiefcl maclien lassen müßte oder vielleicht Sclmüretiefel tragen müßt«
ütier fertig gekaufte, war mir entsetzhch. Darum schente ich meine Stiefel
doppelt, damit sie nur nicht kaput gingen.'")
Der Traum zeigt eine sehr durfhsichtige Symbolik. Die schwarzen
8<-huhe sind Todcesymbole. Das Kind (die Haken) ist erhalten, aber
die Mutter geht zugrunde, sie liat Löcher, der Sdmh ist zerrissen.
Gefühle des Ekele und der Widerwärtigkeit (Kkci vor sich selbst!)
und ein tiefer Schmerz (Traaer über den Verlust der Mutter!) über-
wältigen sie so daii sie erwacht. Die geschwollenen Füße mögen sie
an Krankheit und Tod und vielleicht an die Erektion erinnern (was
aber nicht bewiesen ist, wie die ganze Phallussynibohk, die m der Ana-
lyse noch uichf zutage trat). Der Schuhmacher dui-fte der \ator sein,
der neue Schuhe in die Welt setzt. Sie will das Liternhaus niclit ver-
lassen. Der Gedanke ist ihr entsetzlich. ^ ^^ , ^ ^ ^ , .^^ ^
Weilere Einfälle zm- Geburt von Max: , Mit Max Gebmt schnitt etwas
Neue."! ') Mama hatte alle. Alte lünle. .ich geworren.^) Mama w,rd dem
weuee ein. } mciiua, i.n,nmf ptwas Neues, was gar nicht zu uns paßt.
Alten abtrnmng; ^"^ ''';""^[,h"^'",t„ii;'' /e^ hi !t nun doppelt am Alten
was ich ^■"/'"''^■^7^"'S^*^";äSar^^--' Z" J^-" Taule von Max .eilte
f^t, weil Mania davon abgeg..- j^_^^^^_^^ m^.^^ wurde sie
Gerda neue ^^ ^«^ '; ^ " 'jj ; ^^^, i^ einem iiiibewachlen Moment, sie
l^hSer^gien difarn - vertauschen. „Ich konnte miniö.Uch nene
Schuhe --f -. „^^tul'demlL'bemerkt .ie jetzt: „Da ri.sen meine Stiefel
' . th wS den ^n-i.senen Stiefel .sah, da riß auch etwa, in mir.
auch noch wie '^'' "i^ -„iBeinamler; bis dahin war alles gut, gewesen,
Auf einma ging der Stiefel an^^^ In dem Moment gmg, >ch weiß nicht
hatte ich die ^^'""^^^^^ ^''\; -^^^^ ^,,[ einmal «ehcnd wurde! So w.iß ich,
:^ S'anIS'Vr'votMax' Gebul-t an mich an gewisse Dinge erinnere, bi.
''^'"Dir'ieSn"s^U>nltSn den nun folgenden seclischoa Kampf des
t.- A rhl deutlicher Bevor wir aber weitergehen, muß noch einer Be-
Kindes ^;l'"; J^^™ die in die letzte Zeit vor der Geburt Max' fällt
gehenhoit gedacht wenKn g, ^. a r de r T o d e i n es V e tters,
äe'r 8 C vt SSrt erfolgte. Gerda hatte den Vetter zwei Tage
""~VTi7 G.rda wirkliot oinma! in ci.K-m ancit-ron Sdiiihmacherliiden Stiüfd aii-
,.■ . ,u.l .iL. wie wir wissen (b.S.374), in <ine Obüinucht. Sie erklärt, damals
V riL iha )'t zu bau., Bio hab. .id. von etwa, losgesagt, sie habe dn Unrecht
das Gefühl gdiabt • ^_^ oiiunm.ht in den. Momente eintrat, wo die \'exkäuferin
getan. ^^7'''™ ;'"' ''.'.,; ^„swdteto, damit Gerda bequem hindnlret«! könnte!
^'^" '';%r aS,": tinn:^ .com an das Ein.ehndden der Stidd ia dn., g.
d, Umii Faß (vgl »ucb die Angaben über das Sich.chnün^Ji!), ak an tia. Kin.ehneiden
388
Fetischismus.
vorher noeli gesehen. Sio habe damals „das Blaue vom Himmel heruntei-
gefragt und als Antwort immer \xieder gehört, er wache nie wieder auf"
Dae "i^ort kouDte ich gar mchi recht fassen; „für immer eingeschlafen'^
wurde mir gesagt. Ich stallte fortwährend Fragen, nn, mir eiiL Bild vom
bterbeii eines Menschen machen zu können.
Ich wollte genau den Grund wissen' Da kt- auf ^i^^^i ■ t i .
fehlt etwa. Aul den. Wort: „Nie nieder" t^t th' i „ LT l™ t Lat
nicht davon ab, das war entsetzlich. Ferner- Wozu wprHm, ^ Äl' u
die Erde gesteckt, wenn sie noch gan. sind? Icl hTtte J' ^'r^r-i'!
kennen gelernt, daß alles m Ende ist." ^ ^"""^ ^^' ^^^^"^^
Man sieht aus diesen Ausführungen, wie Geburt und Sterben ihr
ganzes Denken beherrschten und wie sich alles wieder im Stiefel Hakten
bilde symbolisierte und ihrem Denken aufdrängte.
Zum Sc-hwangerschaftskomplex in seiner ^Beziehung zum Stiefel
ist noch einiges nachzutragen:
„Wenn Gerda eine dicke Piau sieht, die sich schnürt muß eiß '
denken: Genau so,_wi6 wenn die Zacken vom Schlittschuh in den aS
einschneiden! Da wird auch allmählidi etwas zerstört da auillt f^iLiV l
unten oder oben. So auch beim Absätze. Das Leder wird doch a A
gezogen. Darmii sind mir auch ausgebogene Absätze schrecklicr^WA^? '
eine Taille babeu. Wenn ich daher Leute mit solchen Schuhen laufenseW
habe ich das Gefühl, sie kneifen sie einfach ab. Besonders habe icrfiir
Gefülil, wenn schwangere Frauen hohe Absätze tragen' aieseö
Wenn schwangere Frauen sich schnüren, dann muß immer etwas reiR^»
und dann wu'd etwas zerstört, dadurch und das Kind kommt früher nri
. es wird zerstört." - ^'■"
„Bezeichnend ist forner der Ausspruch Gerdas: „Wenn ein Mensch
äich schnürt, dann fängt das Becken an zu wackeln wie ein lockerer Absatz "
Gerda selbst liat liiir einmal eine halbe Stunde lang ein Korsett setraf»
Dabei hatte sie Angst, sie würde „daraufgehen". Sie tnig ihre Kleider immer
sehr lose. „Ja, nichts Festes um den Leib, sonst merkt man so leicht w
der Leib geschwollen ist." Am schlimmsten sind ihr die Korsetts die' vo ^
in die Leisten einschneiden."
"Wer die vorigen Kapitel genau studiert hat und meine A
führungen über den Zusammenhang von Zwang und Fetischism L-
der wird die folgenden und vorhergehenden Auefühi-ungen le' bt^ '
St/Onon. '
„Leib wie Absatz dürfen nicht eingeengt, nicht einee^rhnü.f ;
geschnitten werden, damit innen nicht« zerstört wird! Ai f !? ^^°'
geechlagenen Bahn führt uns eine Beobachtung weifftr',1- ■ i, ^"^'' ®'"'
vor der eben mitgeteilten erfolgte. Gerda hatte hei Jrl , , '?S^'^^ ^^itUch
auf der Straße einen losen Absatz gesehen Sie hLttl T nV -^^^'^^^^"
verpflichtet, dem Kinde zu sagen: „Bleib stehen ^f. P^^"""^' ^'^ ^^'
Mncin; die sollen nicht merken, was da gleich m~c^tZ ^^S?" ^"^^™ ^^
ein lähmendes Gefühl uud dachte dabei: P^'^reu wird." Sie empfand
„Das Kind macht etwas durch, 'wovon es iiberwält;„f
etwas, das es in seiner Natürlichkeit noch nichf .-r?, ^, ^'^'■''™ ^^'
.veiter geht, kommt das Ereignis, dann kommt de. R,^ ^™- "^^'"" *^
uei Haken ganz ab, das ist
'^ —
Schuhnägel und AbsäWe in ihren Boziehuugeu zum Liehesieben. 3g9
die Katastrophe!*) Ich dacht«, das Kind gibt sieh oiiic Blöße; ieh hätte
mich darüber werfen und sie mit dem eigenen Leibo Bch(it/en mögen!"
Auffallend, aber sehr lehrreich ist der Umstand, daß Gerda bei Knaben
nie auf den Gedanken gekommen ist, es könne ihnen etwas mit dem Absatz
passieren. Harmlos erklärt sie: „Mädchen sind nicht so geschützt wie Knaben,
daher passiert ihnen eher etwas." Es braudit kaum betont zu werden, daß
wir hier auf Beziehungen zwischen Ab.satz und Gesehleeht stoßen."
■ Allerdings — Knaben müssen nielit Kinder gebären, so daß ihr
Leib platzen kann. Andrerseits zeigen sich hier Beziehungen zum
Kastrationskomplex und zu einer Attitüde, die in ihrem weiteren Aus-
bau zum „Kampf der Geschlechter" führt.
Der Absatz ist ein phallisches Sjiubol, sein Losreißen eine Ka-
stration, sein Entblößen ein exhibitionistiecher Akt:
Wemi bei einem Manne etwas am Absatz passiert, dann zeigt er
mir die Zinken und dann kann ich nicht anders, dann reagiere ich darauf,
dann bin ich unten. Dann hat er mich absolut in seiner Gewalt. In der
Ohnmacht weiß ich dann gar nicht, was er mit mir tut! Tch bin empört
in dem Moment! Ich muß immer hinsehen, das Gefühl ist so stark, dann
falle ich sofort Er hat auch etwas drin in sich! Sobald ich das sehe, fühle
ich meinen Haken ^ bin unten. Mit 12 oder 13 Jahren habe ich zum ersten
Male bei einem Manu einen losen Absatz gesehen. Ich hatte gleich das
Gefühl das ist ein ordinärer Kerl! Das sagte ich auch dem Manne auf der
Straße' {dem Exhibitionisten), ohne zu wollen. ,,.,.,,
Allein die Sjonbolik Gerdas erstreckt sicli nicht nur auf den Stiefel,
«ondmi auf alles; was mit dem Stiefel in Berührung kommt. So wird
der Schlittschuh ein Symbol des Kindes, das fe^t an der Mutter hängt^
mnswmwer macht das Experiment, einen Schl.ttBchuh anzulegen uni
mit einem raschen Zuge den Absatz loszuhebeln. Gerda wird blaß, der
Puls sinkt auf 48 Brechreiz und Schweißausbruch. Sie nimmt aber den
Schlittschuh samt dem Absatz in den Arm, sie zieht ihn wie ein kleines
Kind an die Brust. ■ , . , ■ ■ ^ r,
. Die Zinlcensymbolik erweist sich als sehr reich determiniert. Der
Stiefel ist ein bisexuelles Symbol. Der Absatz ist der Penis. Sie ist
ein Mann und hat ein Glied. „Der Stiefel mit dem Absatz erweist sich
als em Ganzes, einzeln ist es wertlos " . ,.,,-,
1)1= kam mir vor wio Max, den Mama zu sich genommen, direkt mit
. i!,,n,im. hatte und der mich verdrängt hat. Wenn ich einmal mit
sich verbunden hatte umi dazwischen tun sollen. Max
Mama verW -^^^^^^^^^ Mama und mir, ich stand daneben!"
^^ Die -Zinken stallten für mich das Schicksal dar da« sich dazwischen
+ n^ zerstörend in ein Ganzes eingreift. Mit Max semer Geburt
schob sieh unwillkürlich etwas zwischen Mama und mich und ich wurde
''''""'Ttzt sehen wir ganz aus ihren eigenen Worten, daß Max durch
die Zinken symbolisiert wird. Aber die Determination geht nocli weiter:
) Sc. die Geburt. ' '
390 Fetischismus.
h ! ■ sterben bcgriircii."
„Zu Gerdas AuÜ'üSsung von dem SÜefpl alo vn« „*„, r> i-
trennbarem und UnzerstörbLm sei noch figtdren Ih.V IHn'" T
wark^n, bi. das im Absatz a««gewachson iet ganz dun^ i H '' .- ■ r
allniahlidi ab, dana ist es ja egal ob es kann? .! '*^ ■■ d^nn stirbt.
Dann ist da. Lobon des Sti^Is'be ndet dann' st ^iTLT ''" f '^^■
sind .i. zusammen gestorben und hab n nich f du Si.elSf Tk^ '^'""
f^ammcngehalten und alles gefeilt." amchgemacbt, haben zu-
leh: „Sie hatten ako den Wunsch TusWu-h mi* ik ms .,
. Gerda : „Der Gedankt, daß me^ Ste ' .or ir^tlr'." '^''■''"■ "
.n,r en;.otzlieh. Da «-äre nicht, mehr ül>er mir geCen -' " ™^' ''"'"
„Wenn ihre Mutter vor ibr fiterben würdi' 1 ■ .
üae Wäre aber ein furchtbar beängstTglis Gemhl T' '!? ^''' ^'"^ ^"'^"■■
Neues konimon, dann müßte das Ne'rS.nt tm'Tngfalle"'''^ '^^^"^
wieder an und sie wäre oben." ^^ '^'^^^ ^"" vome
„Ich hatte immer da.s Gefühl, Mama etebt ü h^ ■ ■ ,
ich hänge mit allen meinen Gefühkn an Mata Da LTh" ''v.*^"'"""^^'■■
vom Absat. in den Stiefel greifen. Wenn Mam imn .ot^ I ^'^'''' ^'''
müßte ich auf ihren Platz rücken, dann müßte bei Z ^^'" ^'^'^' '^^""
Dann gingen meine Gefühle wieder nirinten In le^ M ''" ^'"^ ^^="-
die Zinken da heraus kamen, hatte ich yonZtJlZ ^ ' ""
da. durfte ich doch nicht, das kan, mir dod gat Seht ,f /" Xt''^ ""•""•
geboren war und Mama noch mitten im Leben drin war nn.l ^^^^ ß^'^^^
sterben begrilfen." ^^' ^^^^^ "icht im Ab-
Gerda stellt diese Verhaltnisse graphisch fnlpon^«™ n
Lebea erscheint ihr wie ein aufrecht stehTder kL f (sTtet? f"" ^^'
eine Baggeiraaschine!). auf dem die einzelnen p7,^^ Cspater sagt sie: wie
ve,.chiodene Positionen oinnehmen Zu .Tr t « dVlllS^^^ '""'? t'^'
abend, in der Mitfo die altere Schwester, zu unte^ die Pa t "'Vi.*""'"
Episode auf den. Ei.e gestehen sich aber die feTMUntf^n p ''^ ""■
.0. daß die Mutler sich schon jenseit. des Höh 0^ ?^d K- ^'TY''"
und sie .elbst schon beinahe anf den früheren Stendoi; S l:''''"^ ^'^""^
^var. Patientin erwähnt ferner hiezu : "'^ ^'' ^^"^'*'" ^'^''ni'^kt
„In dieser (2.) Position kam mir schon etwas n.,f.i, f . >
^ nicht .ein! Ich hatte mich fast auf den Posten v lu ""^"'' ^'''
it schob ich Mama ab, brachte sie dem Tode nH . ^ ^'"^ ^'^^^''^t.
ich ihre Rivalin und habe einen kolossale^ ""^ 'er, verdrängte m. Da
ist mir alles so klar, als ob ich es hSgllb * T^ '^"^ ^^^an.
-iir- 1 ■ . . gleich sagen kÖnnen'"'1
Wir sehen, wie jetzt die Machtverhältnisse in / l'
hineinspielen, das „Oben" und „Unten" (Adler) ^\ ■?. P^^'-iPathie
Sie ist oben und der Absatz unten. Der S Lfe, tn h ".".^ ^'"^ ^^''^'^■
das Symbol des Beherrschten und des GetreLe. n ' ''*' "•'''^'''
tatsächlich der hindläufigen Auffassung Bei d J J,' ^'^tspricht ja
der Trauun,' dio Dräute den Männern auf den FnP n ^''^''' ^'^"'"''^
Vorbedeutung. Sie werden dann die Herrp." tt^^ '^* ^'""^ S"*^
~ — n~^~ , u " ^ "ä^se sein Das
') D,cfior Ausspruch zeigt, daß wir t* hier niclit Mu ■
Phantasien zu tun haben, sondern mit altem infantilem Mal 1" "'^" entstandenen
worden ivur. Trutzdem Udurfte ee der gtschüdcrlon Er R ^^ "'" ^^"^ vergessen
Vordrlingimg ]iervorzuhcl>cn. Ist dies geschehen so ch 1 "'^'^"''*' ""' '^^ ^""^ 'l'''"
immer gewußt zu halwn'', und spotten so scheinbar ,W T^" '"'^ Kranlten stets, „ca
vorhergegangene!, Anstrengungen.
durfte
Damit
bin ich
Das ist m
Schuhüägcl und Absätze in ihren Beziehungen zum Liebeslebeu.
391
'JYeten mit dem Stiefel bedeutet auch eine Besitzergreifung. Sie ver-
trägt es nicht, daß die Mutter zu oberst steht. Wenn sie in Olmmacht
lallt, so wächst es unten immer stärker. Sie fällt von oben nach unten
sie gibt eine Herrschaft (über sich selbst?) auf. '
Ihr Traum vom toten Kinde (S. 383) erhält eine neue Erklärung:
Ich hätte ch.r das Kind .ein inögoa, das noch in ihr war, dann würo
es anders gewesen. Aber wir süiiiden nobe neinander imd rf-, },-,+(■> 1
etwas Totes in sich. Dadurch hat sie mich verletzt T^b v l r i . , ■^
geschoben, leb hatte im Traume den Platz den ich tn^ ^"''^'^^ ^^'f '^
Call., abgetreten. Früher .tand ich u n tf^SL „d t^rrTo'?'"'
-.-orzug. Das hatte ich alles aufgegeben. Dafür verlangt^ thLrd.ft"''
allen bleibe. Da hat sie .ich aber nLwa.s E>:tra.s ge.eh!flTof und "^i'thS
davon geäagL, etwas, was ilir Inlialt war und wovon sie lebte Hätte sie e-
mir gesagt, daß sie das Knul m sich habe oder hätte sie es nar in dem
Moment gesagt, als es heraaskain; hätte sie es mir nur anders gesagt dann
hätte sie alles gut macheu können. So aber rissen die letzten Gofüble für sie
lind ich hatte das Gefühl, es isi etwas m mir wieder kalt geworden "
Sie unterwirft sich der Mutter, sie steht gerne unten, aber sie will
dafür l.iebe und will nicht durrh neue Rivalen (Max) in der Liebe ge-
stört sein. Sie kann nicht teilen. Im Traum« steht sie neben der Mutter
sie ist ihi- gleichberechtigt. Die Anfälle gehen auf dies Verhältnis zur
Mutter zurück. Deshalb kann sie mit der Mutter über ihre Anfälle
jiicht reden. Sie läßt sich nicht zn Leibe rücken.
Und doch hängt sie mit allen Fasern an der Mutter und kann
sich nicht von ihr trennen:
„Etwas hatte sich mit den Jahren zwisclien uns geschoben und trennte
uns Wir wurden durch nichts mehr so fest verbunden wie früher Mama
hatte vielleicbi nicht, genug Di'uck auf nncii ausgeübt, hatte mich nach und
nach losgelassen oder beiseite geschoben und das vertrage ich nicht. Deshalb
habe ich inich immer mehr abgesondert, hm meinen eigenen Weg gegangen
und doch kann ich nicht ganz auf eigenen Füßen stehen, denn in meinem
tiefsten Innern - oft verdrängt und beiseite geschoben — ist noch immer
ein Gefühl mit dem ich sehr an meiner Mutter hänge. Es läßt mich nie ganz
los sunderä schleift mich immer mit; ich kann midi nicht ganz los-
reißen weil ich zu viel Gefühl habe."
Man beachte die Sprache, die Wahl der Worte und den seelischen
Verrat der eich in diesen Worten ausdrückt. Sie ist wie ein Absatz,
der losgelöst doch noch am Stiefel hängt und sich nicht trennen kann.
Ihr ist die Loslösung von der Muttor nicht möglicli. Bei den Haken ist
ihr das Losreißen das Schreckliche. „Die Zinken ritzen Wunden in das
Leder des Stiefele - in das Mutterherz."
Der Stiefel ist also auch das Muttorherz und sie der Absatz,
Her an diesem Herzen hängt. Die Zinken sind aber auch die Finger
der Phallus^) Sie sagt vom Handgeben bei befreundeten Menschen:
^Das greife ineinander wie Finger einer Hand in Finger der anderen
39-^
Fetisch ismus.
greifen. Je näher man befreundet ist, desto intimere Sachen bespricht
man, desto tiefer greifen die Finger ineinander ein.'"
Sie erkennt, daß sie zu frühreif war und zu tief die Probleme von
Tod und Geburt überdachte:
. „Pur mich hatte das Schicksal zu früh und übei-ft-ältigend in mein Daseiu
eingegriffen. Icii verstand es nicht, war noch nicht kräftig und widerstands-
fähig genug, um es zu begreifen Ich ahnte nur die Macht dos Sehicteak
und hatte Angst vor dem Leben Das wurde mein Märchen vom Stiefel .,n,!
Absatz; das scliönste und auch dae grausigste enthielt es zugleich für miT
Werden und Vergehen!" ^ " '"^ "^'^'^-
Ja, der Stiefel war ihr das Schönste: Die Liebe und das Grau-
sigete: Der Tod.
Aber auch ihr Verhältnis znm Vater tritt in der Tvim^^..„i,--
Analyse deutlich hervor. Der Tod „„d da. Be^^^^'l^T^ZTlTZ
grauenhafte BegebniBse. Sie hatte eine „furchtbare Ähnlichkeit" zwischen
den Gefühlen beim letzten Stiefelexperiment (Abreißen des Haken ^ a
den Gefühlen bei dem Begräbnis festgeBtellt. Der Haken ist Jl. ""J^
der Vater! Ihre Mutter sagte oft lächelnd der Paca tv.r i\?'^
sie. Sie hatte das Gefühl, sie müßte für ikn Ireen Z T "^^ '"
sie neben Mama und hatte dieselben Rechte wie Mamr 1^%+^!;"!
mit dem Haken wird dadurch zum Symbol der Ehe D^r q+ ?,]
Mutter, der Haken der Vater, beides ein Lingam ^^
über die sexuelle Bedeutung des Stiefels gibt um Binswana...
reichlichen Aufschluß: ^
„Durch die Masturbation war der Stiefel ihr Freund ihr Liebbn^ il,,
Sorgenkind, ihr Allerschönstes, ihr Ideal geworden, das sie mit aller So?kaU
lüteto, man kann wohl sagen verhätschelte, das sie vor den Blicken andere,
behufsam barg und mit dem sie bozcichnenderweiso einen wahren P i v
keitskult trieb. Die Stiefel waren ihr Eigenstes, -aren nn^r^S bar m^t t
verbunden, goradezu mit ihr venvachsen. Wer den Stiefehi etwa t
letzte Bio selber im Inncret^-n. So schon war die inniee Ver..;«;^ ' '^""
Stiefel, daU Gerda stundenlang sich ihr hingeben und damit in r^^ '"'^ ^^"^
von der Welt abschließen konnte. '" ^^''g«" Träumen
Mit überschlagenen Beinen, den Stiefel feet eeeen H^r, n
so daß er Vulva- und Analgegend berührte, saß Gerda d-T^^?"' ^'^Pi'eßt.
der harten Sohle und de« Absatzes tat ihr wohl et Einschneiden
chistiechen Komponente ihres Sexualtriebes die wir ^^*l, ^ ^^^ "^^<'-
erotischen als in der allerotiechen Phase finden Der F "«^^Ji ^" '^^'^ ^"*«-
ein, ein angenehmes Prickeln trat in ihm auf und «ff t lu ^^^ ^^'^^^ 'eicht
ein, dessen Befriedigung als besonders angenehm üf^ ^'"'^ Harndrang
Gerda mit dem Stiefel so „dagegen preßW' daSn h f "^^'^ ^'"■^«- ^enn
Gefühl, daß da unten an Vulva und Anu.' aC Jl '" ^^^ beruhigende
niemand an sie heran könne, zumal ja auch UnteridbT? ■,?'''" '^'' ^^^
Kleide gut verdeckt waren. Der Stiefel diente aber l?,u ^^'"^ ^^^ dem
zur Beseitigung des „offenen Gefühls" er soUte , ■ , ""^ ^""^ Seliließen
ein Ausdruck, der an das Verstopfen einer OfTnnne m h i ^^'"^ -'"^'^Pf'
""ing mittels emes Zapf
:en'-.
^ens er-
Schiihuiigpl und Absätze in ihren Beziehnngen zum Liobcsleboo
393
innert und der uns an die mit dem Sehaukelpfei'de vorgenommone Svinptom-
handlung gemalmt."
„Die Stiefolmasturbaüon war nun bei Gerda nicht die ursprüngliche
Ponn des analen AutoeroUämus. Hir muß jene Form vorausgegangen eein.
die in einer willkürlichen, durch öfl'nen und Schließen der Sphinktermuskulatur
hervorgeru teilen Bewegung der zurückgehaltenen Fäknlmaseen selbst hoeteht.
Gerda beschreibt diesen Vorgang ja ganx genau und führt ihn zurück auf
daB lästige Jucken im After, eine selir häufige Ätiologie dieser Art der
Masturbation. Bei der Darmentleorung hörte das Jucken von selbst auf und
das war angenehm, berichtet sie. Durch das Zurückhalten des Danninhaltoe
konnte sie diesen Lusterwerb beliebig ausdehnen.') Erst nachdem sie das
gelernt hatte, muß dann der Absatz als unterstützendes Hilfsmitlel hinzu-
gekommen sein; dadurch, daß er den Darmausgang verschloß, eine etwaige
ungewollte Stuhlentlecrung verhinderte, konnte or jenem Sjiiel nur Vorschub
leisten, ganz abgesehen von seiner direkten Reimmg der Analgegend."
Wir seilen eine neue Determination des AbBat2es. Er ecliließt
wie eine Kotsäule den After ab.
Nun kommen aber die Einflüsse der Erziehung, welche das Symbol
verändern und reieiier ausgestalten;
.,Die6e autoerotisehe Betätigung fand aber bald allerhand liindemisse.
Kinnial wurde das Kind durch die Worte der Wärterin erechrei^kt, bei dem
starken Pressen könne etwas platzen (und was die Wärterin sagte, war ihm
ein Evangelium!); dann kam es zu jener unireiwilligcu im Anschluß an Be-
rührung mit dem Fuß iiufgetrotenen Stuhlentlecrung im Bett, die Gerda so
■sehr iE Schrecken versetzte. Sie zeigte ihr, daß sie sich auf den Darm allein
bei der Masturbation nicht verlassen konnte: und doch mußte sie sich darauf
verlassen können, daß kein Stuhl erfolgte, emmal um nicht von den Ge-
schwistern ausgelacht, von den Envachsenen gescholten zu werden, zu aller-
meist aber wegen ihres eigenen, jetzt schon exzessiven Horrors vor Dann-
inhalt."
Wir müssen auf die erscliöpfende Darstellung der Sexualgeschichte
in der Arbeit von Binswanger Mnweisen und uns mit den notwendigsten
Hinw-eisen begnügen. Er erkennt, wie die ganze tiexualitiit und der Kon-
flikt zwischen Erziehung und Trieb an dem Symbol des Stiefels ab-
gewandelt werden. Der Urspi-ung der ganzen Phobie ist ilim ganz klar.
Nachdem wir die Absatzsymboiik durchgearbeitet, ihre Assoziations-
, u "fSJ haben ist es an der Zeit, des Ereignisses zu gedenken,
bahnen ^^S]';^^^^^^^^^^ das Motiv all dieser Phantasien zu suchen
m dem wir den f^'e?.f 'X^atzohohie nicht denkbar wäre: der Geburt von
haben und ohne das die Absatzpnuuio^u ^ ^ _ ^^^^ ^^^^^ _^ ^^^^^ ^ _^ ^
}!iax. Ich kann n
Gehörige weitsch
Gerdas, den KemkompU
'^ noch heut, bestehend. Obstipation m.i
ß zum Teil als Folge dieser An-
gewöhnung betrachtet ^J^^''^""^.^ ^^ ^^^^^ Erkenntnis führtoo (Operationen, Schwanger-
.ohaJ. t;äord?sd.wa;.or.cl..ft »ü G.bu.t a,„ „g.n.n Leib.), .eh. ich „i«h.
mohr ein.
394
Fetischismus.
Ibst Kinder schafft (aus Puppir G ^Sn l^'t^^^^" ^^ Phant..!!.
..ereni F.Uo a». dorn Absatz), andrcrse te Lern V H^'^'"'^"^" ''^^'^' *"
Jn Vul^r) beseitigt, sich an deren sSue se^t n/ ■^"''''' f*'"^'- ^'"^^o
.rck.„ zur bÖBen StiofmutÜ3r, zu einonri er in un ,' "^ ,'1'^^^^^^^^, in.
I am,t ,st dor er«t<3 große Konflikt in der £le d "T /''"' ^"«^ Stiefel.
Konflikt ™i.c!,en Liebe und Haß zu efncm der ?l. ^^*^'^ «ti^tanden, de,-
■st dje Schilderun« Gerdas über der" repariert m f™"- ^''"" -^'-'-el^^i^Uig
versehenen Stiefel, den «io nach dem Traumrauf dem Fir"" T''' ^^'^^'
zuruckßescluckt bekam. Trotzdem die Zitle7oin™,P''' i""* Schuhmacher
hatte B.e lieber wieder den alten Absatz gSt Ter vnn a f ^'^^^^ »^^tt«n,
■Stiefel gebort hatte, ai. .0 einen Jrenln A ' ..J \^ ^^^"S ^- ^u den
heseitigen, w.lHe an ihren ■^^n^nFUi.r^"^^^^^^^^
und versuchen, .vieder Vertrauen zu !Sr u ^omi: ^^'''''*^'- ^«'■^^''»-
riß der Absatz los, alle Vorsuctie, das alte 7u^ vZ' l'' """"^' ^''^de''
.«.Stellen, waren vorgeben.. Wir .rkc-nnen hie^^uct d'" V ""'" 7''^'' ^^'-
-Mutter: Wa.. brauchst du in de,nen> Alu.- n.d, ei, u- V'"'''""^ ^^^^^ «"io
Die Geburt von Max ist ihr Urtrauma U^l t^^ ^" bekommen r^
Her „fremde Mensch", der Fremdkörner der r.VI,' , ' ^''"^'"'"Slins,
Mutter drängt. Si. aber wollte der Mutter al e« ■' " '"' ^"^ '^■•'
.^ie wollte wahrscheinlioii auel, den Vater verdränT."' T -^'^ ^*'"^-
ein kastrierter Knabo: „Mama ist schuldig dad ■ 1 ^^^ ^^ "'""
Binsminger betont die reiche überdeW "" ^^'^'^'" ^'"-"
Symbols und gibt wertvolle Hinweise auf die Fnfl ü"o ^^^ -^Iisat?,-
Der Erfolg der Analyse war ein glänzender "u S^'^^^^^-^^olik.
Behandlung konnte Gerda einen .Schubladen betreten 1 o ^^ "^^^ ^^^
Sechs Woclien nachlior verlobte sie sich. Sie heir t f " ''^'^^"■
auch viele andere hysterische Symptome. ^'^^ ^"^ überwand
Biimranger faßt den Fall nicht als Schubfeti. 1 ■
meint: „Wir haben es hier mit einer einfachen n, , ""^^^ ^^f. Er
indem der Stiefel, speziell der Absatz, nur den p '!'^-™^olik zu tun.
reagiert darauf, wie sie auf den Anblick eines P ^""^ ^'"^^^zt." Gerda
WY^ud, AnalysL. oin^ Sjöhrieen Knaben / /„„„ !!" '''^'"■^" '''^'^^''•
hchcn Seele. Dieses Jahrbuch. II, R..'i.'lfr. ' ^' ^'^^ Konflikt« der kind-
Schuhiiägf] und Absätze in ihren Bezieliungen zum Liebesleben. aoR
Das ist etwas ganz andores, als wenn ein Schuh oder ein Kleidungs-
stück einer geliebton Person infolge der Sexual überschätz im ■; zum
Fetisch erhoben wird und fürdcrhin sclbetiindig sexuell erregend wirkt.
Er betrachtet den Fall als ei&en negativen Fetischismus und reiht ihn
den Fällen von Antifetischismus an, die Hirschfeld beschrieben hat.
Ich bin anderer Ansitht. Wir haben es hier mit einem etwas
atypischen Fall von Fetisehisunis zii tun, der durch eine gründliclie
Analyse geheilt und abgebaut wurde. Was wäre Gerdas Scliicksal ge-
wesen, wenn sie nicht behandelt worden wäre? Hätte sie sich von ihrem
psychosexuellon Infant ilismus und ihrer Fixation an die Familie be-
freien können? Wäre sie vielleicht zuiu Stiefel als Sexualobjokt zurück-
gekehrt oder besser ausgedrückt: AVäiv sie niclit dabei geblieben? Ihr
einziges Interesse waren die Stiefel. In ihnen konzentrierte sirli ihr
Sexualleben mit seinen positiven und besonders negativen Komponenten
(Ekel, Angst, Scliam, Grauen usw.)-
Sie zeigt deutlich die Abkehr vom Normalen, die wir bei allen
Fällen konstatieren konnten. Ich möchte micli nicht endlos wiederholen.
Meine Leser finden in diesem Falle die ganze Verdichtung, wie wir sie
in dem vorhergehenden Schürzenfetischismus gefunden haben. Der Stiefel
ist ihre Höhe und Tiefe, Gott und Teufel. Sie hat die Weltanschauung
des Stiefels und des Absatzes. »t . i. ■ ■ i ■
Ich stehe daher nicht an, den Fall als cm Musterbeispiel eines
echten Fetischismus zu erklären. Der Erfolg der Therapie ßn,.s,.a»,.rs
weist uns die Wege des the^vapeutischen Handelns in ahnl.clien Fallen.
Mierdings kommen die meisten Patienten im spaten A It^,- zu uns. Auch
s es viel schwerer, erneu Mann zu sexueller Aktivität .u bringen als
n We™ dem die Natur eine passive Rolle bestimmt hat. Es wa,.
rchtig zu wissen, ob Gerda in der Ehe eine kalte Frau geworden ist.
Fast könnte man es befürchten ...')■
"~ -. ™, 'J^iinksiile wfahro ich von Hr. BimKaiißer: „Ich hal>B
.3 ^, f-V7:rmc ;ln und kaum ..h. direkt von ihr .d,.rt. Id,
Gerda seit der Analj.e "'^'^'l \ ,,,, „^r echr gut. Borirhte «andto, Ilann
kom.pondic,rt,. an angs ^^ ^ auf'Um«-eg™ zu Ohren k.m. daß sie „rd.kfiillig"
hiirte ich langp mcbt«^ mpln. »s ^^^^ ^^^^^^^ ^^^ ^^^^^ ^^^ ^.^ ^^^^^ .cb«crsto
sei. Die Erklärurg <!afui omi ■ ^ ^^^j^^ ^^^^ ^^i, ^-^^^^ überliaupt als ßnbr minder-
«.nttäuBcht, hat ihr Vermf)gen a-rafc ^_^ ^^^^ ^^^^^^ ^^,^^,j^ ^,^^^,^^ ^.^,^_ ,^.^ fünfiährigcm
wartige Persönlichkeit or^i'.csm iu^_^^. ^_ ^^^ ^^^^^^^^ ^^^^ ^.^ Patientin ..ahst wieder
Bestand geschieden. Die Ain er ^^^^ ^^.^^^^ geschrieben liat infolge- u «analysierter
bei ihrer Mutter. Ob "'^^ ^ . ^^,„, „lünnliehon Gwebicd^t blieb ja leider un-
Hemmungen (ihre gan^.e ^"^^^'^ ''^._. ,^^^ Enttäuschung und ihr Unglück nicht mit-
XIV.
Maskierter Sadismus. (Pars pro toto.)
Wir haben in allen Fällen von echtem Fetischismus eine ausee-
eprocliene Beimciigiing von Sadismus konstatieren können. Auf den ersten
Blick sehen die Fälle wie ausgesprochene Masoehisten aus, Sie quälen
sich und zwängen sich ein, sie versagen sich die Freuden des Lebens Erst
die Analyse zeigt, daß dieser Masochisnius den Überbau über einen or"
ginären Sadismus darstellt. Schuldgefühl und böses Gewissen formen d ^"
Fetischisten zu einem jammervollen Gebilde. ^"
Sein Leiden entspringt einer schier unerschütterlichen Bußtendenz
Wofür hat er zu büßen? Was ist die große Sünde? Darauf -eben die
vorhergehenden Analysen eine unzweideutige Antwort- D^'e r F
tischiemus ist oine selb std i kti er te Strafe iü-
^-rausame Einstellungen und Phantasien. Auch in dem
fetischistischen Ideale konnten w.r überall die sadistische Komponente
des Zwanges nachweisen. Der Zwang muß unangenehm und mit
Schmerzen oder zumindestens Beschwerden verbunden sein wenn er
seinen fetischistischen Zweck erfüllen soll. '
Der verkappte Sadismus gibt uns das Verständnis vieler bisher
vollkommen unlosliclier psychologischer Rätsel auf d^w. n l .7
Fetisdiismus. Ich bin in der glücklichen Lage d 'lu™ ^'^'f' ^''
eines solchen Falles vorlegen zu können. Bev-or 'vir ^T"' f "^^^'^
schreiten, müssen wir uns mit der Kasuistik dieser Fnl T"'^^''^'/''
mus etwas eingehender beschäftigen. Ich m\] \n H Fetischis-
Abart. des Leidens besprechen, weiclie sich bishe. n t?™ ^^'^'' ^'"^
sprochenen Formen einreihen ließ. Der Fetischisr + '" ^""^ ^^"^ ^^'
ganzen ein passiver Charakter. Er stiehlt wohl SacHr V"" l'"'^'" "'''*
sammelt allerlei Gegenstände, er läuft seinem Oh^lT ' ^"■"^^^^S' ^'
schreitet sehr selten zur Tat. er beschädigt da. OV, , 7 T ' ^'"'^ ^'
begnügt sich n.ei.t mit dem Besitze eines harmlosent!.^^' 'f '" ^'
in den meisten Fällen mit dem Anblick als Zünd.fn f f "" '°^^'
entflammbare Phnntasie. Er ist wie die meisten P ''^''' ''''^*
hrecher ohne den Mut zum Verbrechen Seine , '. .^^ ^'''^' ^'^ ^^'-
■ eine \ erbrechen sind Symbolis-
Maskierter Sadismus. .iq-
meö, Ereatziiaiidliiugen, blasse Schemen im Vergleiche zu seiner blut-
i'iinstigen Phantasie.
Mitunter aber vergreift er sich am Körper, und zwar an einem
leicht faßbaren Teile des Körpers. Haare und Zöpt'o sind behebte Objekte
in der Welt der Fetischistcn. Das Abschneiden eines Zopfes ist schon
eine arge Beschädigung des Objektes, das oft seiner schönsten Zier be-
raubt wird. Ebenso unangenehm wird den Frauen das Beschmutzen und
Beschädigen ihrer Kleider.
Von der letzten Form gibt es zahlreiche Variationen. Im heurigen
Jahre wütete in Paris ein Mami, der eleganten Damen den Pelz mit einer
unbekannten ätzenden Flüssigkeit verbrannte imd ganz wertlos machte.
Es gelang der Polizei niclit, seiner habhaft zu werden. Andere dieser
aktiven Fetiechisten beßprengcn feine Toiletten mit Vitriol. Eine dritte
Variation schneidet mit kleinen Scheren Stücke aus Mantel und Kleid.
Alle diese Handlungen werden mit großem Affekte in einem hypo-
noiechen Zustande begangen. Die Kranken Bind sich des sexuellen Mo-
tivs der Tat meist nicht bewußt. Diese Beschädigungen gehen wie die
Diebstähle im Gedränge vor sich, in dem der Attentäter nicht beob-
achtet werden kann, besonders an öllentliciien Oricn, in Theatern,
Versammlungen, in der Eisenbahn, im Omnibus, ni der i:iektri sehen. Oft
wird das Andrücken an das Objekt lustbetont empfunden, oft wird jede
Lust geleugnet, wie in dem Fall von Jastrowitz, der eigentlich nicht in
diese Kategorie gehört, aber trefflich die i^.ri'egiing schildert und durch
Fehlen einer bewußten sexuellen Empfindung ausgezeiclinet ist;
Fall Nr 58: Ein 31 Jahre aRer, seit neun Jaliren in guter Ehe lebender
Mann Vater von fünf gosundcu KiTidern, verapürli^ ^eit einiger Zeit die Sucht,
sich Gceiistände. die Frauen geliörteii. anzuoignon, ohne jedoch dabei ein
WoUuet^efülil zu emiifinden. Als er hinter einer nichts weniger als hübschen
Dame süind eiitwe.ideto er ihr so das Poi-t^uioinuiic aus der Tasche ihres
Jaketts Bei der Derühning mit der Dame vibrierten und zuckten seine
Nerven' er hatte ein Gefühl von Beklemnnmg, da^ in der Unterbrust auf-
stieg und ihm den Hals .a^dmürte. 1> litt an Schauder ivie im kalten
Wasser wollte uin der Aufregung zu enkeheii, enien anderen Platz suchen,
war aber im überfüllten Wagen wie eingekeilt. Zeugen bestätigten seine große
\ufre-ung bei der Tat. Er hatte angestrengt Klavier zu stimmen und \rar
infolgedessen in einen Zustand nervöser Überreizung geraten. Er wurde
von der Diebstahlsanklage freigesprochen. {Jastrowitz, Deutsche med.
Wochenschrift.)
Der Schauder und das heftige Angstgefühl zeigen, daß es sich
um eine svmbolische Tat handelt. In der Phantasie scheint dieser Mann
viel weiter zu gehen als in der Wirklichkeit. Er nähert sich dem Typus,
dessen Taten ich „Pars pro toto" bezeichne. Charakteristisch für diesen
Typus ist es daß es sich um abgeschnittene oder ausgobrochene, gewalt-
sam vom Körper getrennte Teile handelt. Hier reihen sich die Nägel-
398 Fe tisch i Sinns.
Sammler ein, die einen Harem von abgeschnittenen Frauennägeln an-
legen, die Sammler ccliter und faleclier Zähne und vor allem die Zopf-
fetisch isten, die wir als Typus dieser Reihe etwas eingehender besprechen
wollen.
Über einen solchen Zopfabschneider berichtet Petersen^) in der
„Münchner med. Wochenschrift" (1921):
Fall Nr. 59: „Ein 30j-ihrigor, unverheirateter Kaufmann wurdfi am
OBt.™ta, 192Ü dabei al.gofaßt, wie er .inen iungen Sw^n Stüc^
des b onden Zopfes abBclinitt. Der Zopfabschneider ist erblich '.ehr bdast^-t
■Mve: TaMen mnd in einer Irren.nstall, ein Onkel ist blödsinnig, ein zweiter
Saufor. ^■ un z.hn Gosohwistoni sind fünf früh an Krän.pfon gesto ben" von de»
funl l.lK.„do,i ist eines schwadismnig und vier augenloideni D^r Zop-
absdinndcr is korpt-rlicli gesund, geistig ein wenig zurückgobliehen Vor
^ohn Juhron etürzto er in eine fünf Meter tiofe Gnibe auf den Kopf und
brach dm Ann, der so schlecht verheilte, daß der Kranke aufs neue ins
Krankenhaus kam und operiert wurde. Infolgedessen litt er monatelan? ^r.
großer ICrreguriK, iiianKLdndem ScLlaF. Während des Krieges war er voll^
vier Jahre im Felde und nahm an 27 Gefechten bzw. Schlachten teü ohn<^
schwerer verwundet zu werden. In bezug auf seine Paraphilie machte er
iolgendo Angaben: Ale achtjähriger Junge mußte er Unsere
Zeit hindurch regelmäßig in einer Wirtschaft Essen
hi.lon. Hier sah er immer, wie ein glei ch altr i g es blon de
Madchon frisiert wurde. Das Verlangen nach dem Mädchenhaa'r
steigerto sich allmählich immer mehr, so daß er oft tagelang phvsisch und
psychisch aus dem Gleicligewicht. war. wenn er Blondinen gegehen hatte-
Schlailosigkeit, Erregtheit. Angstgefühle, Kopfschmerien, Herzbeschwer-
den usw. hemmten dann seine Arbeitskraft so, daß er seine Geschäft«-
hiiduT unoidoiillif^li Fülirle und Auseinandersetzungen mit seinem Chef der
sonst mit ilirii zufrieden war, bekam. '
Niemand ahnte etwa« von seiner Paraphilie und seinen inneren
Kämpfen - bis zu jenem Ostersarastag 1920. Er hatte an diesem Tag nach-
mittags eine halbe J lasche Wem in einem Restaurant Pot,-,.„i-, j i
als er auf die Straße trat, gleich ein blondes MädS Da ka^ d^ V'''.
nach dem Besitz der Haare mit solcher Gewalt über ihn d f i'
ohne sich seines Verlangens oder irgendwelcher Gegenvo;stell^cnTwußt
zu werden, zirka 10 Zentimeter vom Zopfe mit einer o-™kv, r "*''-" '^^"'^^
schere abschniU, dabei aber sofort verhaftet wurde wX a f H wT
noch bei seinen spilte'ren Vernehmungen oder Untersuchungen "h i ^^"^^
über dio Motive seines Handelns aussagen können- hfitnmV ^'" ,^^
wenn aneli der Alkohol seine lähmende AVirkune a^f i i "'^'" 5 "'''^'
mag. Er gab stets nur an, daß dio Begierde nach den SV"^^"
plötzlich mit solcher Intensität über ihn gekommen sei Ifl -,? '^^^*'"
unter einem Zwang stehend, gehandelt habe; er hätteTcT^'r .n °'' ''''''
daß er in dem Augenblick so hätte handeln müssen ^^^^''^•
Das Schöffengericht ventrteilto ihn zu einem Mnn-,f r t
in dem Zopfabschneidoii eine körperlidio Mißhandiune >n h , ^"^^'S' ""ß''
liehen Werkzeugs und ein hinterlistiger Überfall zu erbl Tr *'"^ ^^^^^'^
"üLKen sei; mit dieser
') Ein TiOptahsrhrnklBT. Jg. 69, Kt.U.
Maskiertor Sadismus. „qq
Entetoliung sei eine schmerzliclie Kmpfindung unvermeidlich. Die Berufunee-
Instanz konnto sich alici'dings von dieser „schmor zlichisn Empfindung" nicht
überzeugen, nahm ebenMls — das ist die ühliche juristische Auffassung —
'eine Korpürverlotziing mittels eines gefiihriichon Werkzeuges an und ver-
urteilte ihn inl'ulgü geistiger Mindei'wertigkeit zu einer Geldstrafe.
In der Krankengeschichte des Zopf abschnei dcrs ist die schwere erb-
liche Belastung sehr aulfallend. Auch die späteren äußeren Lebensechicksale
des jungen Mannes, der Unfall und vor iUlem die Teilnahme an zahlreichen
Schlachten sind gewiß nicht ohne Einfluß auf sein Nenonsysteiu geblieben,
dürften dasselbe vielmehr ernBtlich erschüttert und soino psycliische Wider-
standskraft herabgesetzt haben. Zu beachten ist fenior seiuü Angabe über das
erste Auftreten des Tj'iobis in den Kinderjahren und die allmähliche Entwick-
lung desselben: man ist — ohne die Pöychanalyse anzuwenden — selten in der
Lage, die cipten Anfänge der Perversion so genau feststellen zu können, wie
gerade im vorliegenden Fall. Von Interesse ist auch die Schilderung, wie der
Kranke bei der Begcliung der Tat von seinem Trieb einlach üben-umpeJt
wird, dei' su ur]ilotalich und i^ugleich in solcher Stärke auftritt, daß jeden-
falls „zur Zeit" der Begehung der Ilandhmg das klare Bewußtsein getrübt
und die fi'eie Wiilcnsbeetimmung beträchtlich eingeengt, wenn nicht ausge- ?
schaltet waren; es ist wie eine vorübergehende seelische Störung, wo die
jahrelangen Hemmungen der Erziehung, Bildung, Religion, des Standes usw.
einfach über den Haufen geworfen worden, und der Naturtrieb in seiner Ur-
gewalt — wie ein Bergstrom — alle bisherigen Sehranken zerbricht.
Hervorzuheben wäre noch die Tatsache, daß vi- beim Anblicke des acht-
jährigen -Mädchens eine heftige Erektion hatte. Später onanierte er immer,
nachdem er Blondinen gesehen hatte.
bemerkenswert ist, daß er aus religiösen Motiven
keinen Beischlaf ausübte, währondersich die Onanie ■
gestaltete, ein Phänomen, das wir bei so vielen Fetischisten beobachten
konnten.
Nach der Verurteilung wurde er einer hypnotischen Behandlung unter-
zogen, welche vollen Erfolg hatte.
Der Mann Iia-t vor einem Vierteljahr geheiratet. Er soll derzeit voll-
Btändig normal, ein braver Ehemann sein, ohne irgendein Interesse an den
blonden Haaren fremder Mädchen und Frauen.
So \veit der Bericht. Es ist natürlich sehr fraglich, ob das Mädchen
mit den blonden Zöpfen, das er im achten Lebensiahre sah, in der Tat
der e r s t e bestiramondc Eindruck gewesen ist. Wir müssen annehmen,
daß das ZopFabschneiden tiefer determiniert ist und vielleicht auch mit
dem Kastrationekonipicx zaeanimenhängt. Leider ist es mir nicht ge-
lungen eines solchen Falles für die Analyse habhaft zu werden. Aus-
gezeichnet ist das Übenvältigendc der Impulse dargestellt. Er geht
angeblich aus, ohne die Abeicht des Zopf abschnei dcns zu haben. Doch
das stimmt mit vielen anderen Beriditen nicht überein. Viele dieser
Zopfabschneider tragen immer eine kleine Schere bei sich. Allerdings
kommt es auch vor, daß der Impuls zu Hause auftritt, dann erst die
Schere ergriffen wird, um mit ihr wegzurennen und die Tat auszuführei^
;^*»—
400
Fetischismus.
Einen anderen Fall entnehme ich der Sammlung von Krafft-Ebing:
Fall Nr. GO: Ein Zopfabeclineider, P., 40 Jahre, Kunstsehlosser ledig
sUiimit von einem Vater, der tßmporiir iri-siimig ^-ai-, und von einer selir
nervösen Mutler. Kr entwickello eich gut, war intelligent, aber früh mit Tics
und Zwangsvoretellungen behaftet gewesen. Er hatte nie masturbiert Hebte
platoniBch, trug sich öftere mit Heiratsplanen, koitierte nur
«elten mit Freudenmädchen, fühlte sich aber vom Ver-
kehr m 1 1 b o 1 ch en n i e b ef r i edi g t eh er an g ewide rt Vor etwa
drei Jahren trafen ihn schwere SchiclcsalBschläge (finanzieller R„;ii1 ,>r^?
machte er überdies eine fieberhafte Krankheit mit Delir durch T)\Z
Uinstiindo scliädigten schwer iW^ Zentnünei'ven.'ivrik'm dos r^rhlinV, n i TI
Am Abend des 18. Auguei 1.S9 wurde P. auf" dem ^0^10 in Sr^^^^^^^ ■
flagranti verhaftet, als er im Gedränge einem jungen Mädchen .ior^ 7 , ,.
geschnitten hattx>. Man verlmftele ilm mit den» Zop hider W ?
Schere in der Tasche. Er en Schuld igte sich mit momL^et Sinnel..r
rang, imBOhgor, uiibezM-inglitliBi- Leidonscliaft, gab m daR n J\.T Tn ,
Zöpfe abgeachrntta hatü,, „ie er daheim in ^.l,^,:; EalüZ "„aS^:
F. gibt an, daß er seit drei Jahren, wenn abends allein im /■
sich unwohl, ängstlich, erregt und schwindlig fühlte und dann vom DrT^
hem.ge.ucht wurde Frauenhaar .u bete^ten. Als er gelegeotlieh den S
.unea jungen Madchens wirkbch m der Hand halten konnte Hbidine valdn
excitatus est ncquc airiplms pueUn tacta, erectio et eiaculatio evenit Heim
gokehrt, schämte er .sich des Vorfalles, aber der Wunsch, Zöpfe zu besitzen
imgomein wollüstig betont, wurde immer mächtiger in ihm. Er wunderte
sich sohl' darüber, daß or doch früher beim intimsten Verkehr mit Weih
iiio etwas dorai't empfunden halte. ICinos Abends konnte er dem Dran'
nicht widerstehen, einem Mädchen den Zopf abzuschneiden. Daheim m't
dem Zopf in der Iliind. wiederholte sich der wollüstige Vorgang Es 7'w '
ihn, mit doui Zopf über seinen Körper zu fahren, seine Genitalien dar ' °^
wickeln. Endlich ganz erschöpft, schämte er sich, getraute sich w"'^h" ^A
einiger Tage gar nicht auszugehen. Nach Monaten der Ruhe trieb ^ -^
wieder, Frauenhaar, gleichgültig wem gehörig, unter die Hände ?» K„i. ^
Gelangte er zum Ziel, so fühlte er sich wie besessen von einer fih.m f- IT""
Gewalt, außerstande, seine Heute loszulassen. Konnte er den r""
seiner Begierde nicht erreichen, so wurde er tief verstimmt .^^^"ätand
mächtigen Orgasmus und befriedigte sich durch MaEturbatin/'^?"% ' '"
Auslagekästen der Friseure ließen ihn ganz kalt Es mußten r T^ l^ ^®"
Frauenspei-son herabhängende Zopfe sein. " ^ °"i ^.opf emer
Auf der Höhe seiner Zopfattentate will er iewpil= in .r.^ i, 1.
gewesen sein, daß er mir unvollkommen Apperzentiou LTa ^'''^e«ng
innenmg hatte von dem, wa. un. ihn her voSf Seh.lH ^^'^."^^f^^äß Er- ^
den Zopf berührte, kam es zur Erektion anJim^Io^ I^'ai '^ ^"Y'"
zur Ejakulation. -^loment des Absehneidene
Seit seinen Sehicksalsschlägen vor etwa 3 Jahrer. «7iii .. ,
schwach, geistig rasch erschöpft, von Schlaflosigkeit und u=irfr^^^^^"T
schrecken heimgesucht sein. P. bereut tief seine steicbe. ''''^^^'^'™ ^"f'
Maskierter Sadismus.
401
Man fand bei ihm nicht bloß Zöpfe vor, sondern auch eine Menge von
Haarnadeln, Bänder und andere weibliche ToilettegegenstÜnde, dio er sicli
hatte schenken lassen. Kr hatte von jeher eine walire Manie gehabt, derlei
zu sammeln, nicht minder Zeitungen, Holzstiickchen und anderen ganz wert-
losen Kram, von dem er nie hatte lassen wollen. Auch hatte er eine sonder-
bare, ihm ganz unerklärliche Sciieii, eine gewisse Straße zu jmssieren; macht43
er einmal den Versuch dazu, so wurde ihm ganz unwohl.
Das Gutachten erwies den Hereditarier, den zwangj näßigen, impulsiven,
entschieden unfreien Chai'akter der inkriminierten Akt«, welche die Bedeutung
einer Zwangshandlung, hervorgerufen durch eine mit abnormen Bexuellen
Gefühlen übermächtig betonte Zwangsvorstellung haben. Preispruch.
IrrenliauB. (Voisin, Soquet, Motei, Annales d'hygiene, 1890 .\pril.)
In diesem Falle sehen wir die uns bekannte Ersfheiining des Ekels
vor dem Weibe. Patient koitiert selten und ist beim Koitus nicht be-
friedigt, eher angewidert. Er zeigt den charakteristischen Haremskult,
der sich aher nicht allein auf Zöpfe erstreckt. Die Tat geht in einem
hyponoieclion Zustande vor sich. Der näcliste Fall ist teils von Lepp-
mann, dem ausgczciciiiieton Keiuior dieser .Materie, teils von Wvlffen
bearbeitet.
■ Derselbe sei erst aus der Ärztlichen Sachverständigenzeitung in
extenso wiedei'gegGben. (A. Leppmann.)
Fall Nr. 61; Der zurzeit 23 Jahre alte Student A., erblich schwer be-
lastet, ist beschuldigt, hn Laufe des vorigen November, Dezember und
Jänner weiblichen Personen, insbesondere Kindern und halbwüchsigen
Mädchen, die Zöpfe auf der Straße abgeschnitten zu haben. Ziii- Anklage
stehen Ifi Fälle, es wurden in seinem Hause 31 Zöpfe verwahrt gefunden.
Die Erklärung, H'elche er bei der Polizei über die Ureaehe seines seltsamen
Vorgehens abgab, stimmt ganz mit den Angaben, welche er mir über sein
Geschlechtsleben machte.
Er war immer trüumei'isch, still und verschlossen. Trotzdem er ein
guter und selbstloser Sohn war, trotzdem er von Freunden und Verwandten
wohlgehtten war, hat er über sein Fühlen sich nie mit jemanden aus-
gesprochen. Auch seine Freunde traten ihm in dieser Beziehung nicht näher.
Er machte nie den Eindruck der Selbstgefälligkeit, sondern nur der größten
Bescheidenheit, so daß sein Verteidiger Zuschriften von urteilsfähigen Per-
sonen der besten Gesellschaft hat, daß denen, die ihn kanulcn, sein Handeln
ein Rätsel ist.
In der letzten Zeit, wohl nach einer Seereise, ist er sogar auffallend
still gewesen. In der Unterhaltung ließ er ein einseitiges Intei-osse für mathe-
matische und' technische Probleme erkennen. Für Literatur und öffentliches
Leben hatte er weniger Interesse. Beim gesellschaftüchon Verkehr erschien
er in der leitzton Zeit auffällig interesselos. Im Schachspiel gelang es ihm nicht
mehr, die, denen er sonst gewachsen war, zu besiegen.
Niemals zeigte er eine Spur von Sinnlichkeit. G-e-
sprächö über Mädc hien, beziehungsweise über ge-
ßchleehtliche Dinge interessiertea ihn gar nicht. Er
trat auf Wunsch seines Freundes E. in einen Studentenverein ein, welelier
da& Keuechheitsprinzip zur Bedingung der Mitgliedschaft macht. Er erklärte,
Stakel, StürnaeifU des Tri«b- und AffiiktlubenB. VU- 26
±02 FetiscliiüinuE.
daß es ihm gar nicht schwer falle, ein diesbezüglichee Vorsprechen zu geben.
Er zeigte aber nie irgendeinen Fanaütjmus bei der Hesprechung des Prinzips.
Ein einziger Vorfall ist den Freunden jetzt nachträglich als ungewöhnlich
aul'gel'allcn. Als er bei einem studentischen Feste sich gegen seine sonstige
Gewohnheit einmal berauscht hatte und von seinen Freunden nach Hause
gebracht wurde, öffnete ihm die Wirtin die Tür. Da sprang er auf sie zu
und begann sie an den Haaren zu zausen.
Die Befragung der Mutter spezieU über nervöse Symptome ergab
folgendes: Robert A. hatte immer einen leisen Schlaf, öfter war er echlaf-
loE. Er klagte schon als Kind liiiufig über Kopfschmerzen. Spontane Ohn-
mächten oder Schwindelzustände hatte er niemals gehabt, wohl aber ist
er oft in Ohnmacht gefallen, wenn er Blut sah. Auch konnte
er mit hängendem Kopfe nicht turnen, ohne schwindlig zu werden
Über sein Innenleben, namentlich Über die Ursache seiner "stiUc und
VerBchiossenheit berichtet er folgendes:
Soweit er zurückdenken könne, habe er immer ein gewisses Gefühl des
Druckes und der Verstimmung gehabt. Er habe dabei immer die
Empfindung gehabt, als ob er auf jüngere Personen
sowohl auf männliche wie auch auf weibliche keinen
Eindruck mache, als ob er, wie er sagt, bei ihnen nicht durchdränee
obgleich er sich innerlich sehr viel zutraute, ja sogar zu Großem h&-
rufen fühlte. Dieses Gefühl der Verstimmung habe zugenommen nach-
dem er sich während seiner Seereise und dann bei der Examenarbeit sehr an-
gestrengt habe. Freier gefühlt habe er sich nur im Verkehr mit älteren
Personen.
Eine sinnliche Regung zu Personen anderen Ge-
schlechtes habe or nie empfunden. Es sei ihm dies recht klar
geworden, als in dem Verein Ethoe über die Schwierigkeit gesprochen wurde
geschlechtlichen Anfechtungen zu widerstehen. Er habe damals aus ehrlicher
Überzeugung gesagt, für sich könne er garantieren, und habe gar nicht be-
griffen, daß auf andere die Versuchung so stark einwirken könne. Er habe
auch niemals männlichen Personen gegenüber etwa irgendwelche sinnliche
Regungen gehabt. Er sei auch niemals dazu gekommen, recht darüber nach-
zudenken, wie wahrscheinlich es sei, daß in seinem geschlechtlichen Fühlen
etwas Abnormes stecke, da es wohl von dem der anderen wesentlich
schieden sein müese.
Über dieses Fühlen berichtet er folgendes:
Schon in seinem achten Lebensjahre ungefähr hätten die Haa
Freundin seiner Schwester sein Wohlgefallen und wi^^ ^^°^^l
von den Maaren der bchwester welche ah, s-^-vebon.
So sei er frühzeitig, wohl im 12. oder 13. Lebensjahre zur Onan^' ^ 'l " ^ ' ""
indem er in den Gedanken an schöne Haare mit seinem aiS f?"'""'™'
unterläge rieb. Mit den Händen habe er niemals on^t'^f '^1 ^'\ ^ett-
Tührung seines Gliedes unbehaglich, ja ekelhaft gewZn \V^ t^ ^^
welche er später in seinen Besitz bekam, habe er niem.l! «-. ''' t^ ^^*^'
in Berührung gebracht. Dieselben seien ihm wieT i ""''"''' Genitalien
.gewesen. Er habe sie um seinen Kopf gewunden \Z ^^^' ^" ^^'^'S dafür
■sich auf dieselben gelegt. In früheren Sn s"' d^' Cnf !" .'^^'''.''"
"'-^ "-Tang nach derartiger
Maskierter Sadismus. 4Qy
geschlechtlicher Erregung seltener geweßen, Heftiger sei er geworden nach
seiner Schiffsreise und n;u;li der Vorbereitung zum Vorexanien, also nach
geistigen und körperlichen Anstrengungen. Er liahe den Drang bekomTnen,
sieh durch Absehneiden von Zöpfen. Material für seine geschlechtlichen Phan-
tasien zu verschaffen. Der Gedanke, daß er dadurch der von ihm ange-
griffenen Pereon einen Schaden zufüge, sie in ihrem Aussehen schände oder
beeinträchtige, sei ihm nie gekommen. Er habe niemals etwa eine Gcschlechts-
erregung sieh dadurch erzeugt, daß er sich in die Situation versetzte, jemanden
au peinigen. Die Personen, welche die Haare trugen, seien ihm völlig gleich-
gültig gewesen. Essei ihm egalgewesen, ob os alte oder junge
gewesen seien. Er habo sich an Kinder und Halberwachsene deshalb
angedrängt, weil sich bei diesen am ehesten geflochtene und herabhängende
Zöpfe fanden, deren er habhaft worden konnte. Im Momente des Absehneidens
schon habo er einen wollüstigen Kitzel empfunden. Das wesentliche sei absj-
immer dann das Kosen mit den Haaren gewesen.
Die Sucht, in seiner Weise zu onanieren, habe sich im vorigen Jahre
60 gesteigert, daß er es täglich wohl zweimal getan habe. Dabei habe er sich
in seinen Gedanken eine Phantasiewelt aufgebaut. Er habe sich in die Idee
eingeträumt, das heißt bei wachen Sinnen, er sei ein mächtiger
Mann, der ein kostbares Schloß auf einer Insel besitze. Er habe auch die
Gabe, eich unsichtbar zu machen, und könne sich auf diese Weise aus allen
Ländern Mädchen mit schönen, das heißt namentlich mit blonden, trockenen
Haaren, auf sein Schloü holen.
Diese müßten ihn bei Tisch bedienen und dann eehuitt er ihnen die
Haare ab und ließe sie ziehen. Dieee Haare benütze er dann zu seiner ge-
Bchlechtliclien Erregimg und namentlicli wollüstig wirke auf ihn der Ge-
danke, er könne sich einen ganzen Saal mit solchen Haaren ausUpezieren
lassen. Auch hier sei ihm nie der Gedanke gekommen, daß das Bedienen
etwas Unwürdiges, Demütigendes für die Mädchen sein solle.
Sein Drang nach dem Besitz von Haaren sei eehließiich eo stark ge-
worden, daß er überzeugt sei, wenn er nicht entdedit und verhaftet worden
wäre, hätte er immer wieder versucht, solche an sich zu bringen. Jetzt sei
er gleichsam wie aus einem Eaueehe aufgewacht. Jetzt habe er das erste
Mal über eich und sein Tun nachgedacht und meint, er werde sich beherrschen
können. Er könne eich keine Selbstvorwürfe über das, was er getan habe,
machen, er könne nur sagen, daß er wie ein Kind ohne Erkenntnis und Ver-
ständnis in seine Ideenkroise, die er jetzt als verrückt bezeichnet, gebannt
gewesen wäre. ,-> . .^ j
A. wurde unter Anklage gestellt, aber auf Grund eines Gutachtens der
psychiatrischen Sachverständigen, die ihn ale geisteskrank bezeichneten, frei-
gesprochen. Während des Verhörs hattö der Vorsitzende A. gefragt, ob er
für die Zukunft eine Garantie dafür übernehme, daß er keine Zöpfe mehr
abschneiden werde. A. antwortete: „Eine Garantie könnte ich nicht über-
nehmen. Der Trieb ist bei mir stärker als der Wille." Das hat sich nun
wirklich gezeigt. Nachdem er aus der Heilanstalt als geheilt entlassen worden
war siedelte A. nach Hamburg über, und dort fiel er wieder seinen perversen
Keigungen zum Opfer. Sieben Hamburgerinnon beklagten den Verlust ihrer
ecliönen blonden Zöpfe. Über sein Sexualleben machte er dem Sachverständigen
folgende die früheren Auefühningen ergänzende Angaben, die einen vollen
Einblick' in den patbologischen Seelenzustand des Zopfabschneiders gewähren.
Was ihn eigentlich zum Abschneiden der Haare bewegt hat, sei ihm früher
26*
404 FetiscbiBBouB.
überhaupt nicht klar gewesen. Das Haar allein sei es, was er liebe nicht
auch die Person, der es gehörte. So sei es ihm auch erklärlich, daß er' seiner
Schwester Haare abgeschnitten habe. Auf der Schule hätte er den Mädchen
■wie es auch die anderen Jungen getan hätten, den Hof gemacht sexuelle Vor-
Etellungen und Gefühle hätte er dabei nicht gehabt, auch nicht' als er einmal
einem jungen Mädchen einen Kuli gegeben hätte. Von früh ak habe er von
Haaren und Zöpfen gott'äumt.
, Auch jetzt träume er öfters derartiges, von einem lebhaften Traume
könne er noch jetzt Mitteilung machen:
Er sei^ in einer einsamen felsigen Gegend mit viel Gestrüpp Ge-
wesen. In diesen Felsen seien viele verschlossene Höhlen r-pw^-«^ ,T
den Höhlen hätten Mädchen mit blonden Zöpfen gestandet iuZzöZ
hatten bchlussel zu den Hohlen gesteckt. '-"pii-u
_ Schün in der Kinderzeit hätte der Zopf in seinem Leben eine Eolle
gespielt. Wann zum ersten Mal ein se.vueiles Fühlen dabei aufgetreten sei
wisse er nicht, es sei ihm das auch nicht bewußt gewesen, als er den Zopf
abschnitt hs sei wohl mehr ein körperliclies Drängen gewesen dem er nach-
gegeben habe, ohne zu wiesen, «^orum es sich handle. Aufgeklärt üher
sexuoll. l.mge sei er erst eigentlich durch den ersten Prozeß geworden Mit
einem weibhclien Wesen habe er nie sexuell verkehrt er hab " l
entfremdet und abgestoßen gefühlt sohalH ^^^
jemand wußte, daß er. mit W e i\ern U m gang h a b 'b7
aonders widerwärtig eei es für ihn gewesen w
.otiger Weise über derartiges g e sp/o den w ur d "n "
halb sei er ai.ch m den Verein Ethos eingetreten. Nach seiner P,-il iT^''
in B. halte er den festen Vorsatz gehabt, seinem nnnatüSien Dr ? .?
mehr naclizugeben. Ein Jahr sei ihm das gelungen im ahreq??' "^'^^
aber wieder rückfitUig g..wurden. Er fürchte, diesem unSrl ^^"- T
nicht mehr widerstehen zu können, er wolle iede^^fr^ t^'*'" ^"'"^^
auch immer sie komme. Hier in der Anstalt fühle er ZI ",'"^™^°' """^ ^o
sei er aber n.ch nicht gekommen. Er frage sich immer J'h""°'"' "^•" ^''^''
einziehen werde iu seine ringende Seele, Im SommeTseml."'' T" ^""^'
allein in Hr. und ganz auf sich angewiesen gewesen D-) "■ '^ . -^^^'^ sei er
mit ihm geworden. Er hätte geahnt, daß er bei dem T h ^ Nieder schlechter
Festes leicht wieder einige Zöpfe abschneiden könne ,i '^'^i ^'^'^'^ *^"^^
Wochen vorher beschäftigt und gequält Seit BeriirV' tT '^^ ^*^^™
auch nicht einmal eine Nagelschere im Besit?. gehabt Fi ^^ ^*^'"^ Schere,
dem Feste sei er zweimal vor einem Laden auf und \ ^^ '^^^^ ™^
mit eich gekämpft, ob er eine Schere kaufen soU^ .h'"^^^^"^^" ^"^ ^^^^
habe er sich beherrschen können. Einige Tag - ' ^'^''^i^'^l''-'^
sich doch eine Schere gekauft und das sp-^^^^^r ^'^^'^ ®^
Wösen, jetzt sei die Erregung immer stärker geworden ^^? Verderben ge-
Schere wegwerfen wollen, halie es aber nicht eetan "^^ die
er auch trotz. Schere seinem Z watige""'- ^JI ^ ^^ ^^"' '^^^'^
und es sei eo einfach gewesen, sich selV*- nachgebe,
ee sei eine Nagelschere, die er doch br ^ h '^'^•'^ulngen,
sei er allein durch die Straßen geirrt, habe nur auf^Z'^^f " ^"^ Festtage
achtet, etwaigen Bekannten, die er zufällig traf sei °k """* Haare ge-
Wogo gegangen, Trotz großer Erregung habe er L^h ^^'*'^^^''^^ aus dem
herrschen können. Aber am nächsten Tage sei er e l ^" ^^^™ '^^® ^'^■'
:. . erlegen. Abends sei eine
Maskierter Sadismus. 405
große Ovation vor dem SchloiJ gewesen, dort liabe or verschiedene Zöpfe
abgeschnitten. Beim ersten sei es ihm nicht völlig gelungen, ihn durch-
zuschneiden, da er zu dick und zu üppig war, der zweite sei ihm gleich
entfallen. Dunn stieß er auf ein größeres Mädchen mit wundervollem, ge-
löstem, autfallend langem Haar, das Haar wallte in wunderbarer Weise bis
zu den Knien. Bis /-um äußorrilon war er erregt. Er griff hiuein in die Fülle,
da zieht das Mädchen seine ganze Pracht nach vorne über die Schulter. Das
sei ein harter Schlag gewesen und doch habe er sich nicht von der Stelle
gerührt, denkend, sie würde das Haar wieder zurücklegen. Als er dann sah,
daß damit doch nichts würde, habe er sich losgerissen und weiter gespäht,
doch alle halten ihr Haar nach vorne genomincn. Schließlich riß er
einem Mädchen das Haar über die Schulter zurück und
echnittsieh eine Locke ab. Gegen Ende der Feier sei er in furcht-
barer Erregung gewesen, die zum Teil wohl Wnt war, daß er das herrliche
Haar nicht bekommen hatte. Als er später allein war, holte er die erbeutete
Locke aus der Tasche, um sie anzusehen, hat dann mit ihr geliebkest, sie
geküßt und ins Gesicht gedrückt, achüeßlieh habe er sie zusammengeballt
und wohl Kwanziguial darauf losgcschnitten, die Haarschnitzol habe er dann
verstreut Warum er das getan habe, wisse er nicht. In diesem Zustand sei
er auf mehrere Freunde gestoßen, die ihn zu einem Glase Bier einluden und
er sei — er könne es selbst nicht verstehen ~ wirklich mitgegangen. Durch
derartige Schilderungen dem Sachverständigen gegenüber wurde A. sichtlich
erregt und initgenonimen, er klagto denn auch noch an dem nächsten Tage,
daß er, nachdem die l'Irinnenmg wieder einmal geweckt sei, anaufliörlich an
den langen dicken Zopf denkeu müsse. Er sehe den Zopf, wenn er
Bett liege, aus dem Bett baumeln, könnte nicht einschlafen, bekomme
Frektionen K«"" '-'s überhaupt so lange und so dicke Zöpfe geben?" Er
p«sp an seinem Körper aus, wie lange er wohl sein könnte. Er
messe Trqa-erin ■schlafend vor, träte an das Bett derselben, fasse
f 7.'nf fü le die herrliehe Dicke, drücke ihn gegen Mund
", ÄAsaUKe deu Duft ein, nähme dann schließlich die Schere und
i,nd Nase sauge .^^„,^,^^,,j ^^^ Aufächzen, der Kampf, dem körper-
6chneide.hnaL> i.. ^^^^^ ,|^_^ ^^.^,^^ .inschlafen; er legt sich
liehen Dniek nnl t i^it b ^^.^_^^^^ ^^^^^^^^ ,.^.^^^^^^^^^ .^, ^^_. p,^^^,^^^.
anf den l^";f^"'.^;tf ,,t 7^^^^^^ uuendUchen Locken und Zöpfe, die wirk-
heit von allen hut^n ^.^ gedachten, und die Erregung wächst,
liehen sowohl, d' ^ ''^'^.^.^^^ ^^ber ihn. Er zwingt sich .ur Ruhe, zwingt
eine furchtbare Uniuhe^Kom^^^ ^_^ ^^^^^^ Phantasien koinuK-n, die alteir
sich etiU '•^^'j'iS^"- ,., 7nnt'trägerinnon werden herbeigebracht, ganze Städte
Bilder: ^^»^ ^ch oß, die /"Ptl^^^S^^^^^ B,,u.nschweig, London, Stockholm, und
werden ^"«geraubt, isen ^^^^^ g^i^„i,,yi; von der Straße weiden sie entführt,
immer nur scihone ^opic^, ^^^^^^^ anwesenden werden sie hergerichtet,
Die hübschesten Mädchen v ^.^^^^^^^ ,^„,i ^-efiochtwi, jeder Zopf wird unt*n
die Haare werden «o^:^'^'^;"^J'. „^schmückt "und erhält Vermerk mit Namen
und oben durch em J"^^''":'" ,. Q^^turtsort und Haarfarbe der Elfern und
«nd. Alter der J''^^"";' ,(„,„,,1 abgeschnitten. D ann we r de n i mm e r
darüber, ob das Haar schon em|^^^^..^^^^^^^ ^^^^ geführt. Früher
fünfzig m den aa ^^_^^^^ aufstellen und er schnitt ihneu einzeln
mußten sich all^^J^ ^.' , ^jh gelier sinnreicher Apparat eingerichtet,
die Zöpfe ab. Jetzt sei ^^^ ^^^ niechanisch mit großer Gesehwindig-
Durch eine lange sch^^\l .„ y-A^^ ^yf einmal dicht am Kopfe glatt dnrch-
keit hinabsaust, werden alle ou p
406 Fetischismus.
geschnitten. Dann kommen sie in die großen Glassciiränke, dort werden sie
hineingehängt. Dann habe er noch besondere Lieblinge, auch deren Lucken
fielen der Schere anheim, es gelit dabei besonders ieierlich zu und dis Haar
wird in pi-iichtigen Ilolzkasten aufbewahrt, die innen mit tärbiger Seide hus
geschlagen sind. Dann seine Frau, die hat zwei herrliche hellblonde Zönfe'die
weit langer sind, als sie g.'oß ist. Nachts sdiUift er neben ihr w^nn sie
schläft, spielt er mit ihren Zöpfen, morgens kämmt er ihr selbst' da.^ Haar
und zwai- auf einem besouderon Stuhle, der sich in die M hl . - nl'
damit das lange Haar frei herunterhängen kani SdüießlicS ^tirH ^^ ^'
auf der Bahre schneidet er ihr die Zöpfe ab und sSßt .t^^^^^^
Ähnliche Szenen erlebe er auf einer Lust acht er mte dl? h ^™^ ,'^"" ^arg.
Manchmal habe er das Gefühl, als ob das ga z/^^^^^^^^
bestehe und auf ihn einige duftige Locken zer^eut S T ^^" T^"^
diese sein Gesicht und um Brust, .\rme und Ge icht su e^'f. TT^V'
Locken. Nachdem er dann durch Onan.eren Sam tlifS brMtf\^^^^
er sich ^anz matt, erst nach und nach könne er dann ante Ah r' .
Erregung einschlafen, meist aber finde er erst ^-u^li f t >^"^''' '^''
selten hätte er in einer Nacht mehrfach slmeL'gittrbt'^E^'b "^'^^^^
eem Glied dabei nie mit den Händen, er läge meS^nf ^ . ^'™'"'^
und mache stoßende Bewegungen, wobei si h scrSi.. ^Z '''^^'^ ^^^'
decke reibe. Es dauere dabei .uänchmal iSge e Z^ ibi?^-^ %" ^'^ ^^^*-
erfolge, wenn er aber sein Gesicht in die HaarfvLtbe d.nn V'S'^^^'f'^
eine Ejakulation bekommen. A. wurde für unzuSuakf^T l^. "' '"^"''^
teilung der Polizeibehörde zu Hamburg.) ""'"' ^'^""""S^f ahig erklärt. (Mit-
Über das weitere Schicksal des Robert St lind-^ i.T. ■ ^
Charakler'- ergänzende Angaben.') Sl sine vnn ir . '" »Geschlecht und
Am f; [J'f ^''^^ ^i<=ht«i- flehend,
---^- ""SsZS 'T '^"^^^ "^-^ht wider-
nun STjährigc festgenommen, als er sich im C h "' Berlin wurde der
heranmachte. In seiner Wohnung fand man 150 flTn^ ^" ^""^^ Mädchen
Valparaiso erobert hatU'. Aber auch acht Dam ^^"^onzöpfe, die er in
zwischen auch Taschendieb, vielleicht nur ,-, '" P"''^^"^"""^^^'^- Er ist in-
_ ^'qnoniane geworden.
Wir Imbon einen typischen Fall von Feti«.;,-
meidet den geschlechtlichen Verkehr er legt , ^^"^"^ '■'°^ ""^s. A.
schwelgt in den charakteristischen PiiantasL ^d ^'"^"^ ^^''^'^ ^^' ^^
Bibel des Petischieten" so deutlicli können eel .'7' ™ ^^^'*^^ "^^'
same Piiantasiegebilde hat wohl jeder echte F "ri,^^^"' ^''^"^^ ^^^*"
,; ■■ Die Abkehr von der Sexualität zeigt siTt' *■
Gleichgültigkeit bei sexuellen Gesprächen Er t "'"^'" ^"S^^^'*^^^"
Diese Eigenschaft ist den meisten dieser Kranke ^ '^^^ ^^^^^ ^"^^en.
Phantasie sein kann, so zurückhaltend und üh"^ T^T' ^" ^^Se\\°& ihra
im Leben. Daher ist die Umgebung sehr überr f'^^" P"'*^**^ «ind sie
.Toecf sich plötzlich als ein Exhibitionist oder p^! J^"^ ^^^ keusche
Kausche iedoch kommt die wahre Natur des letzt^ "*f ^^ ™tpuppt. Im
lieh zum Durchbruch. Er zaust seine Wirtin bei , V'"''"''^" ^^'^ ^^''^■'
^" iiaaren. Beim letzten
') 1R2I, K. 1, B(i.X.
OüaraKler ergänzende Angaben.') St. ging von Ut 1 »'^esctilecht und
Buenoß-Aires mirl kam wieder vor das Gericht E ^ t '^ ^^^ Ini?enieur nach
ihn löbonslänglich einzusperren, da er seinem krsnl-h^fl ^^m^ Richter flehend,
stehen__könne, abt-r er wurde wieder frcigesprochr i 5^^^ "'*'^* '^'^'""
Maskierter Sadismus.
40?
Ueiikt. wendete er sogarGewalt an.^)Er zeigt jene Form des überkompen-
Bierten Sadismus, der uns Analytikern, die wir die Kehrseite aller
jjsychisclien Erscheinungen studieren, wohlbekannt ist. Schon als Kind
fiel er in Ohnmacht, wenn er Blut sah. Seine erste Erregung seheint vom
Haare seiner Schwester herzustammen. Ihre Freundin war es, die ihn als
Achtjährigen erregte. Er gibt aber 2u, daß ihn die Haare der Schwester
erregt hätten und daß er sich mit wollüstigen Empfindungen Locken ab-
geschnitten hätte. Doch scheint auch eine Fixierung an die Mutter vor-
zuliegen. Es ist ihm gleichgültig, ob die Haare einer Alten oder einer
Jungen angehören.
Er zeigt ein starkes Minderwertigkeitsgefühl, das ihn wohl au!
die Balm der Paraphilie gedrängt hat. Er glaubt nicht, daß er einem
Mädchen oder einem Manne (sie!) gefallen könnte. Nur in seiner Phan-
tasie tobt sich sein Machtgefühl aus. Er ist ein mächtiger Mann, er hat
Schlösser, die Frauen sind in seiner Gewalt. Das beweist doch, daß er sie
im Leben fürchtet und daß die Angst vor dem Weibe einen Bei-
lrag zu seiner Paraphilie liefert.
Sein Traum ist sehr interessant. Sein eigentliches Ziel ist versteckt.
Der Zojif ist nur ein Symbol. In seinem berichteten Traume stecken die
Schlüsse! zur Höhle in den Zöpfen. Die verschlossenen Höhlen sind wolil
die Kammern seines Innern, in die er niemanden blicken läßt.
Die Zöpfe, welche die Schlüssel zur Paraphilie ontlialten, sperren
iliin auch den Zugang zur normalen Sexualität. (Die Höhlen mit den
Mädchen.)
In wunderbarer Weise zeigt sich hier die Schauspielernatur des
Parapathikers. Er kauft sich eine Schere, um sich zu beweisen, daß er
trotz der Schere nichts anstellen wordo. Dabei weiß er doch, daß er sie
für alle Fälle parat hat. Er spielt vor sich Komödie, rationalisiert noch,
daß er eine Nagelschere dringend brauche. Aber warum läßt er diesen Ge-
braudisgegenstand nicht zu Hause? Er will ihn eben mitnehmen.
Den Zopf als phallischcs Symbol verrät deutlich die Schilderung
der verschiedenen Zöpfe. Der Zopf muß lang und dick sein; er mißt, wie
lang er wohl sein könnte. Er fühlt die „h c r r 1 i c h c" Dicke. Er drückt
den°Zopf an Mund und Nase. (Fellatio?)
Seine Ahstinenz zeigt, daß er sich psychisch kastriert hat. Sollte
das die poena talionis für eine Kastration sein, die er an einem Rivalen
vollziehen wollte? Wahrscheinlich handelt es sich in diesen Fällen um
eine Mutterleibsphantasie, der wir ja so oft begegnet sind. Ich würde
annelimen, daß er im Mutterleibe seinen Vater kastriert. Es ist natürlich
nur eine Annahme, die aber durcJi große Erfahrung einen Schein von
1) Er zerfitüiikdt einmal iÜp Kcraiibtcn Hiiarc!
408 i''otischi8iiius.
BerecWogung erhält. Aber erst eingehende Analysen solcher Fälle werdeu
uns Klarheit über die Motive dieser seltBamen Krankheit geben können
In diesem Falle ist der Hinweis auf den Sadismus ziemlich klar In
semer Phantasie hat er eine Zopfabsdmeidemasehine konstruiert die
oO Zopfe auf einmal abschneidet. Der Zopf scheint hier für den Konf
stellen und es könnte sieh um eine Dekapitation handeln \fan k a i
daß a. K..a.ke d. Frauen „aüt. .eil e- „iß, ^:!'n^::^^
lallen kann. Er ist ausgeschlosson von der Liehp 3,.=«« + c
Ge™,ns.,aft der Genießenden. Wah,.ehein,i* v.^diSt flTo«:
Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß es sinh .™ - r,
kastration handelt. Wir haben in vielen Fällen . , "'"' ®'^^'*-
Masturbation mit dem.Fetisch vor de:Spii1;'oi::t"i,1 ^'^ ""'
Fällen suchen die Kranken sich selbst sie t J '^ , ^"'" ^'^^^''
ab, Sie sind das Mädchen, sie ..ra^binlrn^^^^^^^^^^^ .f-
Hzieren sich mit dem Obiekte, genau wie mit dem SpISÜ^I n ' A '"*'"
der Talion herrscht aucü hier uneingeschränkt W et.^ ?'' ^''''^
antun wallte, tut es sich selbst an. So erklären ^^F^'T^'
fnlfiendo: raiie wie der
Pail .Nr. G2. PI. wird von einer tiefen Tri.m,. k p i.
Untätigkeit und Gldchgültigkoit. die er L K. ^''"*^"' ""^^ ^er sici.
teschroibt ohistellen. Un. .i.h daraus hcrauszui'oTß ^ /«" J^ebensüberdruß"
<imx-h f> M 0 11 u t e V 0 r s u . I, t, 6 i c h z u b 0 ,■ , u^' ^ ""^^ ''''" ^f" ^''zählt,
unterlialten. E« war erfolglos. Dann faßte er den Fn'l? ,"'"* ''"^^ g"*- ==»
Von dem AngeiihHck an, wo er plötzlich den Gf.in i .' ^'^^ '" ^öten.
faßt, fühlt er sich bedeutend RÜk-klicher üLl^ t ^" '^'' Selbstmordes
viel mehr an, als alle vorhergehenden Bdusti^,.nJ° Z^'"?'^"'^^ '-''^Ste ihn
welche er hervorrief. Er fülilte .icli viel wohle, ,' '^ ^'^ E'-^gung,
rührende Abschiodsbricfo sclirieb. Er hat sich dan.'+ 1 f ^^^"™ Freunden
gegen sein Spiegelbild abzugeben. Als er sich ei t^^^'^^^ ^^non Schuß
geschossen hatte, die ihm übrigens nur eine leicht^ ^ .^^^ *^ ^'^ 1^'Tfit
da empfand er in dem Augenblick einen solchen Pr''^""*^^ beibrachte.
Monaten nicht gehabt hatte. Sicherlich i^oigt fü,lu^^i!'"iV ''■''' ^'' ^i'" seit
Impuls nicht dieso Eigentümhehkeit, es ist aber imm i, ^^^ Selbstmord-
Bie manchmal aufweist. (Janet.) mmerhin möglieh, daß er
Die Ziifiammenhiinge zwischen ZopfabschneiH
hellt blitzartig om von //. Groß (Groß' Archiv Bd \n ^^'^^'"'^^ «^-
peychopathischem Aberglauben") veröffentlichter Fall "^'" ^^'^ ™"
Fall Nr. 63. Ein ehemaliger ArmenhauszöElir,™ h '■ ,
schwer diszipliniert, psychopathische Mlnderwertiekftit -k? "^'l'tär dauernd
ein JOjähriges Mädclien, um es zu notzüchtigen V i^*" ""'^ 29Jahreii
stemmt ein Knie auf ihren Hals, zieht das Messer 7 a^ ^^ ^" ^o^ien
schneidet ihr, einer plötzliclien Eingebung folgend ri y Tasche — und
keinen Koitus, sondern steckt ihr nur den Finecr 'in !?- o^^ ^^- ^r maclit
" die bcheide. Deu z^pf
^mm^mmma^m^
Maskierter Sadismus. ,.,'
hat er angeblich abgeschnitten, weil er das Haar zu einer Bürste brauchte
Mit 54 Jahren nach einer Strafzeit sieht er ein lejährigcö Mädchen will es
überfallen und notzüchtigen. Er tut es nicht, „da damals noch nicht der
Blitz in ihn gefahren wäre". (Schöne SjTnbolisiorung dm Impulses!) Aber
gleich darauf überfällt er eine ältere Frau, die er zum Beischlaf auffordert,
was sie verweigert. Darauf erdrosKelt er sie, schneidet ihre ]3rüste uud Ge-
schlechtsteile ab. Diese kocht er zu Hause in einer saueren Brühe und ver-
zehrt sie während dreier Tage {Kannibalismus^. Als Grund gibt er iiiner-
lichß Gier an. Er hat eine pathologische ÜkM-empfindlichkeit gegen Pfeifen.
Wenn er einen Menschen pfeifen hört, hat er einen Wutanfall.
Groß macht mit Recht auf die schwache Rationalisierung des
Zopfabsclmeidens aufmerkaani und meint, daß es sich um einen Aber-
frlauben handelt, der Teile eines Körpers zu f,'ewisBen mystischen Zwecken
verwendet. Ein deutlicher Fall. Das Zopfabsclmeidenein Ersatz des Aus-
schneidens der Genitalien!
Verschiedene sonderbare Fälle von Pikazismus (Eulenhurge Aue-
druck für sexuelle Gounnandise) sind sadistisch zu erklären und ent-
springen einem Gefühle der Übei-Iegenheit, wenn man es mit minder-
wertigen Liebesobjekien zu tun hat. (S. Bd. III, „Besondere Liebesbedin-
frungen'V und Bd. IV, „Bedingungen der männlichen Potenz".) Hirsch-
feld (1. c) führt aus seiner reichen Erfahrung interessante Fälle von
Pikazismus an:
Einen von mir beobachteten Herm;iphroditenfetiscliiston erwähnt Bloch
in seinem „Sexualleben". Dieser Mann, ein Ritüneisti'r, war ganz von der
Zwangevorsteilung erfüllt, Zwitter ausfindig zu machen, mit denen er in
geschlechtliche Bezielmngen treten könnte. Ich kenne ancli Fälle, in denen
eich Männer besondere zu Frauen mit Sprachfehlern (wie „Lispeln") hinge-
zogen fühlen, und auch eine Frau, die Stotterer allen anderen vorzog, be-
findet sich in meiner Kasuistik. Sogar ausgesprochene Kranlchdton, wie
Bleichsucht, Gelbsucht, Schwindsucht, bilden fetischistische Ziele, ja, was
vielleicht das merkwürdigste ist, nicht eiinnal Geschlechtskrankheiten er-
scheinen ausgeschlossen. Bine vornehme Dame, die (jich an mich wandte,
wurde durch Warzen, Schwielen und vor allem ilülmeraugen sexuell erregt..
Fetischisten für Holzbeine, Liebhaber für Frauen mit starker Bartentwickluug
sind beobachtet worden. Einen merkwürdigen Füll sah ich vor einiger Zeit:
einen Mann, der eine leidenscliaftliche Neigung für schwangere Frauen hatte.
Er suchte auf der Straße nach Frauen, die guter Hoffnung waren, und giijg
ihnen oft lange Strecken nach. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten
war um so heftiger regte sich sein Geschlechtstrieb.
Diese Zusammenstellung zeigt eine gewisse Verwirrung in der Auf-
findun" der tieferen Motive. Menschen mit stark homosexueller Kom-
ponente suchen ein bisexuelles Ideal. Das erklärt uns die Neigung für
Zwitter und für Frauen mit Bart. (S. Bd. II, „Masken der Homosexuali-
tät")- Andere Fälle gehen auf eine Furcht vor dem Partner (Adler)
zurück, wobei infantile Eindrücke in Frage kommen. Die Neigung für
Schwangere hat oft eine sadistische Wurzel, wie ich in zwei Fällen be-
41Ü FetischiBmUB.
obachten konnte. Es bestand die Phantasie, das Kind im Mutterleibe
mit dem Penis aufzuspießen. Auch ist es oft der Anblick der schwangeren
Mutter, der sich dauernd fixiert. Aber diese Pälie dürften nicht als Fe-
tischismus aufzufassen sein, sie gehören zu den spezifischen Liebes-
bedingungen. Sie rangieren nicht unter die Kategorie „Pars pro tote"
Nur wenn der Kranke am Symbol haften bleibt und nicht zum Besitz
übergeht, kann man von seinem Fetischismus sprechen, wie ich wiederholt
betont habe.
Nun gibt es merk^vü^dige Fälle, die in der Literatur eine gewisse
Berühmtheit erlangt haben. Die Neigung zu Menschen mit Krücken und
zu Amputierten. Ich führe sie hier an, weil ich in der glücklichen Lage
hin, eine Analyse eines solchen Falles vorzuführen. Bevor wir auf
diese Analyse (im nächsten Kapitel) eingehen, möchte ich einige analoge
Falle aus der Literatur und meiner Erfahrung vorführen
Da sind vor allem die Männer, die sich für Krücken und Prothesen
interessieren. Während des Krieges annoncierte ein reicher Sander
in allen Ze.tungen. Er Heß verwundeten Mädchen, die eif^n vSore"
hatten, eine Prothese anfertigen und soll sich mit ^in™ . i i -^7 , ,
schließlich verheiratet haben. Die Neigung zu Ki^Z V i'^f"
Fetischismus auftreten. Das Interesse beschräSttil aTd, V l"
oder d,c Krücke bildet den Weg zum Besitze d^s Weihet t^h^ ^
Fallen liandelt es sich um einen maskierten Sadismus. Solche Mens eh n
haben d,e Phantasie, eineTi anderen zu verletzen, ihm ein Bein ab T-
schncden (oft em verschobener Kastrationskomplox) und kommen mU
Umgehung ihrer sadistischen Impulse zu einer vollzogenen H.nTi
(Prinzip der fertigen Sache.) vollzogenen Handlung
Einen Fall von Kriickenmanie schildert JHrschfeU fl c^
Fall Nr. G4. Dr. S., Sc^hriftstellor, liolländi'.rh..r Aw
alt. wird von seiner Gattin zur KonsiltS ."ral ^° ^^^^^
ehelichen Verkehr zu, Jin Krücken zu gehen die Kwint .' ■ ' "^ ^^^^ ^^™
or gehe auch selber dabei an Krücken. Patient ciht '"^ ^" nehmen;
Regungen seien damit verknüpl't gewesen, daß er al"' Pü^-^^^**'- ^^^'"^^'^"
Knaben zuschaute, der an Knicken eine Wifrl^^ -i,^ ^jahnges Kind einem
Krücken einen f a s z i n i e rfn^rlel . ? V.f-"^ ^ ^ ^'^ ^' -> "
auf ihn aus. Das Weib als solches sei Wo Jnlnri\ 1 '^^^ ^^^''
Geschlechtfiwesen gar nicht in Frage gekommen ' Rpit l'"'™ ^r ihn als
in der Vorstellung an Krücken geschwelgt habe sich .i, ^^'^ ^^^^ '"'"
gekauft, immer ^ber nach einiger Zeit sie aus Scham i.nH rf , f ^"'^ ^''''^''^"'
oder verbrannt. Es habe aber nicht lange gedauert b iTi ''^^■^'^v^'**^'^«"
gekauft. Besonderen Lustgewinn habe er empfunden **"" ^''^'^ "^'^**
Krücken des Abends heimlich ausgegangen ist Es sei äh^^"\^^ ^^ solchen
gewesen, von Vorübergellenden bemitleidet zu werden T ^^'" ^ß'^^"'^«
selber mit den weichen AcliBclpolsteni hätten ihn prr .^%^ ^^^ Krücken
Ehe kcuech gelebt. Seine jetzige Frau sei seine ».!f t , ^^^ ^'^ ^"^
16 Jahre älter als er und habe ihn, abKeeehp? , J^' ^'^ ' '^ '
bt;«enen \on ihrem geistigen
Maskierter Sadismus. ^i-i
Wesen, dadurcli gefesselt, daß sie immer so reiches Pelzwerk trage,
welches ebenfalle einen starken erotischen Reiz ausübe. Sie habe ihm anfangs
volles Verständnis entgegengebracht. Besonders glücklich sei er in der Ehe
gewesen, wenn seine Prau ihn unter die Schultern faßte, um ihn zu stütKen,
da er sehr schwächlich sei, oder wenn er seine Frau in der gleichen Weise
beim Treppensteigen untei-stützte. Neuerdinge aber fühle die Prau
nich hinter den Krücken des Mannes in ihrem erotischen
Wert zurückgesetzt; ein Einwand, der in ähnlicher Weise nicht
selten von Frauen in Hinblick auf Pctische ihrer Milnner erhoben wird.
Wir wollen den seltsamen Krüclfeni'etischisten, der keineswegs der ein-
zige seiner Art ist, den ich beobachtete, noch selbst zu Wort kommen lassen.
Er schreibt:
„Ich bin am 15. Mai 1890 geboren. Mein Vater war zur Zeit meiner
. Gebui-t etwa 46 Jahre, meine Mutter 33 Jahre alt, beide meines Wissens
durchaus normal. Als ich 5Vi Jahre alt war, zog mein Vater mit uns
nach R. Dort sah ich täglich vor unseren Fenstern auf der Straße einen
Junten von etwa 12 Jahi'eu spielen, der infolge seines verki'üj)peltcn rechten
Beines an einer Krücke ging. Ich konnte meinen Blick nicht
von ihm wenden, sondern empfand schon damals einen mir natürlich
in diesem Alter nicht erklärliclion Reiz, den Jungen zu beobachten. Weiter
entsinne ich mich aus der R . . . ner Zeit, auf Spaziergängen mit meiner Mutter
Öfters einen gutgekleidelen Herrn gesehen zu haben, der an Krücken ging,
aber, wie ich mich noch entsinne, offenbar ebenso „markierte", wie ich
dies später tat.
Nach dem Tode raeiiieg Vaters zog meine Mutter nach Berlin. Damals,
in meinem 11. Lebensjahre, begannen meine ersten „Gehversuche" an Krücken.
Genau vonnag ich es allerdings nicht anzugeben, es kann auch später mit
etwa 15 lahren gewesen sein. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher. Jeden-
falls besinne icli mich erst von dieser Zeit ah. Ich hatte mit 14^/. Jahren
einen sehr schweren Pall von Gehirnhautentzündung und Genickstarre durch-
gemacht Seit dieser Zeit habe ich - in großen Zwischenräumen - nur au-
Hngs selbst Krücken aus Besenstielen und dergleichen hergestellt und bm
heimlich im Zimmer daran gegangen. Später habe ich als Student, zuerst
in Kiel dann noch weitere dreimal Krücken gekauft und bm nunmehr, ge-
wöhnlich spät in der Nacht, längere Zeit daran in den Straßen spazieren
eeg-ingen Eine Ausnahme bildet die Zeit, bevor icli meine jetzige Frau
kennen lernte Ich habe meine Scheu vor der Öffentlichkeit damals — Wmter
Jq17 _ soweit überwunden gehabt, daß ich während meiner Referendarzeit
in L mit Ausnahme der wenigen Schritte zu Gericht etwa 14 Tage laug
auch am Tage an Krücken ging. . '
Ich bin bis zu meinem 26. Lebensjahr nicht bei der
Prau gewesen. Eine auch noch so geringe homosexuelle Empfindung
habe ich nie verspürt. Dagegen hatte ich vor dem noi-malen Verkehr stets
oßo Scheu Teils hinderte mich meine anerzogene Schüchternheit, teils
fircht vor Ansteckung, teils sehr knapp bernessenes Tasclieugeld, mir auf
(\fr Straße eine Gefährtin" zu suchen. Also ich onanierte. Gewöhnlich em-
m.l selten zweimal jede Nacht. Als Anreiz stellte ich mir
schöne Frauen vor, in große Peize gehüllt, an Krücken
gehend.'"
412 FetiscLismus.
Über denselben Fall berichtet Kronfeld:
Aus der Sclbslbiosraphie eines eigenartigen Falles von Petiöchismus
iJer Verfasser, ein nicht unbokirnnter Schriftsteller, ist ein hochbegabter
aller m sexueller Hinsicht abnormer Mensch; eine schwere neuropathische
Ivonstitntion, arischer Kasse, belastet von unausgeglichenem Trieb- und Ge-
m.i(«lebon, mit Tendenzen y.^ phantastischer und hysterische. Entgleisung
Neigung zu affektiv überwertigen und zu obsessiven Seelenvoiängen
körperlich hochgewachsen, aber v«. asthenischem Habitus, mit WirbelsS-
verkrummung und mancherlei Degenerationszeiehen. Sein^ p.vchischr'^r-vul
lifät ist eine originelle Vereinigung infantil istischer Züge m den R^fta
überwertig gewordener Pubertätsei ndriicke und starker ahL ^n r- iT
Sexualverdrängung. Er berichtet über sich selber folgendes ""^^^"^'^'^^
l.KinaheitCS'/s— 14 Jahre): Von — meines Wis^^en« V ,ni
malen Eltern ■} im Jahre 1889 geboren, kam "di b^Somiii^r IS^S'^Tr"
nach B. V.r den Fenstern unserer im Hochparterre geleZ. WM '^ '^T
ein etwa 12iiihr.ger Knabe, der rechtsseitig velriSSt"^u^^^^^^^
Krücke ging. Meine Klk-rn haben es «ic beSt daV c^ \Z ^'"""l
Jungenart zu spielen, lieber am Fenster .tand und dL n V^h *>f'f
acht^txB. El^enso ist es meiner Mutter nie aufgefallen ^^^1^1 ^'"^'
gangen einem an zwei Krücken gehenden HeTm 'l' dem w,r 'f ^T''"
begegneten - wie hypnotisiert nachsUirrte. Die beiden ('^.t^t ^ 'l*''^"
nnd^^d. e^-achsene Mann, haben sich mir nL^hS^iröetn^^r
Im Herijst 189fi zogen wir nach F., im Februar iqm .t »,
Vater, im Oktober VM) eröffnete meine Muiter mit ihJe fast eleiS.-^lt'""''
Schwester eine Fremdenpension, die bis zum OktoberiVl« b. f'^^^^^^^
Bis zum Fifhiaiir 1911 bes^nd zwischen meinen M^i'^^^d"' meinem
Onkel - einem Leiter des dortigen Invalidenhauses - ein reeer .nl.,
täglicher Verkehr und ich ]iat1x> wiederum Gelegenheit, im Invalid^nZ»
häufig dort wohnende Oi'fiKicre usw. an Krücken zu beobachten "^"'"^"so
Im Sommer 1903 erkrankte icli lebensgefährlich an Gehirn- und Rück™
markshautcntzündung. Während der Krankheit war ich recht^seiti- voll l
gelähmt, der Sprache und des Gehöres beraubt. Nach meiner wie ein Wunder
anmutenden Genesung schleppte ich das rechte Bein noch lange nach Da-
nebon hatte aber aiicli mein Gehirn insoweit gelitten, daß ich für das nächste
.Jahr dem ordnnngsgemäl.len I.ehrplan im Gymnasium nicht zu folgen ver
mochte inid die Anstalt verließ, um auf einer „Presse" mich zn erholen
Seit der Zeit nach meiner Krankheit datieren meine ersten aktiven
„Abrionnali täten".
2. Jünglingsalter (14V.-21 Jahre): Im Oktober 1904 Kogen wir nach
0. Doch schon in der Zeit vom Frühjahr bis Herbst 1904 begann mein
„zweites Icli". Aus Besenstielen, die ich auf eine gewisse Länge snaltete
und mit Qaerhölzern (Feuerholz) aus der Küche, mit Stoffresten Lalstert
benagelte, entstanden meine ersten Krücken. Zugleich bildete sich bpi W
ein Pelzfetiscliismus, der so weit ging, daß ich heimlich in die Zimmer unse-'r "
Pensionäre micli sclilich und dort hängende oder hornmliegende Pobhiiiu.,
befülüt*, mich darin einhüllte, oft nur auf Sekunden, wenn alt/ bei S
') Irrig. Patient ist erheblich hereditär belastet, in direkter mütterürliPr A a
Qaa Geburtfiiuhi- wird jetzt mit 188!) angogob™, vorher mit 1S90 ABzonoenz.
Maskierter Sadismus. 4^3
noch saß. „Meine Mütter" besaßen als sparsame Hausfrauen eo gut wie gar
keine Jr'elzgogejistände, wie auch ich persönlich nur einen kleinen Biberkragen.
Ein Zufall bracht« es mit sich, daß die Witwe eines Arztes den Nerzpel/,
ihres Gatten bei uns zum Verkauf ließ. Während der Wochen, in denen -ler
Mantel noch nicht verkauft war, bildete er für mich eine Quelle von Freude
und Qual zugleich. In ihn eingewickelt und auf meine eeibstfabnziei-t«n
Krücken gestützt, gsib ich mich hemmungt-lus den erwachten erotischen Selbst-
befriedigungen hin, allabendlicli ein- bis zweimal, unter Umständen audi
am Tage.
So verlief die Zeit bis zum Abiturientenexamen (Herbst 1910). Als ich
dann ein Jahr später zum ersten Mal das Klteinhaus vei'ließ, begann meine
zweite „Aktivitas".
3. Bis zum Beruf (21— 28'/-.- Jcihro): Im Winter 1911/12 war ich in X.
Dort kaufte ich mir zum ersten Mal ein paar richtige Krücken im medi-
zinischen Warenhaus, benutzte dieselben jedoch — mit einer AuriiialiinG ---
lediglich in meinem Zinnner. Ais ich im Frühjahr 1912 nach B. zurückkam,
verbrannte ich meine Krücken vorher. Ebenso kiinfre (und zerstörte bei der
Abreise) ich mir Krücken in G. und ging rlaniit nachtü in den Anlagen spa-
zieren (Frühjahr 1913 bis Frülijahr 1914). Desgleichen nach meiner Rück-
kehr ans G. zu Hause mit näclitliehen Spaziergängen in den belebtesten
Straßen. Per Kriegsausbrucli ließ auch niicli sooliscli nicht unberührt. Wenn
ich aucti zunächst nicht niitkonnle, überwog in mir das Vaterlandsgefühl
selbst meine abnormalen aktiven Betätigungen insoweit, daß ich mir noch
nachts zum Zwecke schnellerer SclIjsLbefriedigung an Pelze und Krücken
dachte. Im Dezember 1915 wui'de ich Soldat und blieb es bis zum Herbst 1917.
Am 1 Januar 1916 besaß ich Kum ersten Mal eine Frau. Mein Hang zur
Onanie ließ damit erheblicli nacli, kam aber mit aller Kraft wieder, als ich
im März 1916 als Freiwilliger an die Front kam. Mein „Verhältnis" traf
ich während meines dreimonatlichen Examen Urlaubes (Mai bis Juli 191G)
wieder Dann verstärkte sich wieder die Onanie und hielt ziemlich gleich
an bis 'zu meinem vollendeten 28. Jahr (Oktober 1917)
Im September 1917 wurde ich vom Kammergericht reklamiert und dem
Wegerieht zugeteilt. Alsbald kaufte ich mir wieder Krücken. Wälirend
der ersten 14 Tage ging ich — außer zum Dienst - auch am Tage an
Krücken (Nervenleiden vorschützend), später nur noch spät abends wieder
heimlich. Als ich meine Dienststelle verließ, überwies ich die Krücken dem
dortigen lleservel^zarett.
Mein Pelzfeti Schismas hatte sich in der Zeit von eUva 1909 an eben-
falls — so weit es noch möglich war — verstärkt. Einige Ablenkung erhielt
er dadurch daß ich selbst seit 1909 einen sehr großen Biberkragen besaß
A -^ TTörhci 1916 von meiner Mutter einen Unifo nn -Pelzmantel ins Feld
und im ntilUb^ -^^ ■,..._i„i /j_„ „i„ rif i,„fi 4^1 „i-„, 13^1™.
7nm Zivilpelz umarbeiten. Insoweit war icn nun nicnt menr gezwungen,
hei Pensionären „Anleihen" zu madien und nur passiv - im Anschauen
Pelzen — tobte sich daneben meine Anormalität aus.
^^"^ Im Dezember 1917 starb meine Miitter. Im Januar 1918 lerate ich
Cm Mai 1920 leider verstorbene) Gattin kennen. Seit dieser Zeit ist
"'^-"^ Ai,«r.t.m«litJit in etwas andere Bahnen gelenkt.
""^"^ irBrunbirzum Tode meiner Gattin); Im Februar 1918 nahm ich
meinen' Abschied aus dem Staatsdienst und ging zur Schnftstellerei. Zugleich
414 Fetischismus.
begann ein dauernder, ziemlich regelmäßiger Geschlechtsverkehr zwiechen mir
und meiner zukünftigen Frau. Ein Rückfall trat noch einmal im Novemhcr
1919 em, als es zwisclien uns beiden zu einem fast vollkommenen Bruch
gekommen war, der mehr als drei Wochen anhielt. In dieser Zeit kanft«
ich nur wieder ein paar Krücken, die ich soäl^T mif in a;^ tti -^ '' "■'^'""■«
auf die Größe meiner Frau umbaute, wX^d^l-^i^^^'S ^ "" ''''^
Krücken kaufte, die ich noch jetzt besitze ^^ '^™" "'^'
Meine Frau hatte aus dem Felde als Geschenk ein Flieger-Pelzfutter
(Biöiimriicken) erhalten. Da mein eigener Pelz sich ,m^u i! 1 1 eizruuer
schenkte sie mir dieses Futter und kaufte sich selbst "'^'^^f . \^'^^^^^^^ ^'^^'
einen Sealbisammaiitel, während ich mir auf d^l^ T t' '^ ""'" ~
schweren Gehpol. machen ließ. Jetzt haS ich mir 2 H T', ^"^^' ^''^""
Frau ebenfalls einen zweiten, sehr s W^n Z Wen pS^'?f -""r
lassen. Meine Krücken - an sich schnr. wp,.r ^^"f f P^l^n-antel machen
indoiiTsrs:iiiSkrde^onS:sr^/-^i^i= ^^^ ^^^^^■
einmal breit treten. ErwähurBei nur dTß n^*^h ' ^' '''** ""'^
gongen - zwei Hauptfaktoron L"te;den d7e mt^ v'mTorn'^"""? ?f
zurückhielten: Der Ekel der „käuflichen lL?' den^rn?! "t ''^"^''
habe, und auf der anderen Seite der ebenso lübe^'H^' T ^^™™deD
mit sozial gleichstehenden Frauen - Li t^hrMm SltieTF^^^!!
mich einzulassen. Schon die verarbeiteten Hände von DienstmSl.i
flößen mir eine unüberwindliche Abscheu ein, ^Dienstmädchen usw.
Außerdem - ich hatte ja meine „hölzernen Frauen" was hra,ir.>.+. ,-.»,
solclie aus Fleisch und Blut? So kam es, daß auch meine Fnti^^f ^
am 1. Januar 1916 mehr von der Frau - ^iner Gr^otkaXanÄ''™,^;
ging als von mir. Ich ließ daneben - wie schon erwähnt - die Onanie ntZ
vollkommen „unterm Tisch" fallen. Immerhin, es waren berard.lH
Stunden. Jene Frau hatte mit weiblicher List bald meine Unnatur erfoiSt
und kam etete im Sealpelzmantel zu mir. Aber dann war ich wieder un
beweibt", bis ich diejenige kennen lernte, die im März 1919 meine Gattin
^vurde und die mich bis zu einem gewissen Grade umgewandelt hatte als
sie - leider viel zu früh - hinwegstarb. Oder - war es besser für mich'
Während der Zeit vom Februar 1918 bis Dezember 1918 (wo ich zu
meiner späteren Frau zog) ließ mein llanR zur Onanie erheblich nach und
auch die Betätigung meiner Abnormali täten erlosch bald — wie ich glaubte —
vollkommen.
Am 25. Dezember 1918 verlobten wir uns offiziell, am 11 März IQIQ
fand die Trauung statt. In diesen drei Monaten hatte ich mir - „nf
furchtbaren Nervenkrämpfen und wiederholten hyeteriechen Krisen _S y
Onanie so vollkommen abgewöhnt, daß ich jetzt erst wieder {Ende Juni IqS^
und kaum etwa wöchentlich wieder angefangen habe ■^'"^yj
Meine Ehe hat mir in vieler Beziehung genützt. Ich habe den normalen
aus gegenseitiger Liebe entepringenden Verkehr in allen spin^r, i T-^ .7'
kemien gelernt. Ich habe den Zwang zur täglichen 0 aL H? ^.*^^^^'.^f
Qualen bereitet hat, so überwunden daß ich nur noch z«; MrZr l" ^f'
leichterung dann und wann rückfäUig werde. körperlichen Er-
Maskierter Sadismus. 425
Meine Krücken liabea ilire Eigenschaft als Anreiz zur Selbstbefriedigung
verloren. Sie dieneu mir in der Hauptsache nur zur wirkliehen wohltuenden
Unterstützung nach Nerven und Körper anstrengender Boruftätigkeit. Sic sind
mir Bedürfnis, um einem Schwächegefühl nachgeben au kennen. Ihre weichen
Polster lösen ein ungemein wohliges beruhigendes Gefühl aus, das sich aller-
dings auch auf den Geschlechtsteil erstreckt, ihn momentan anschwellen läßt,
aber sonst nicht übermäßig aufreizt. Daneben ist die passive Anomalie,
die sieh vorher im Anschauen jedes an Krücken gehenden Menschen gefiel,
jetzt nur nocli auf iunge, gut gekleidete Frauen beschränkt. Das kommt
meines Erachtcns daher, daß meine Frau eelbst einmal mehrere Monate an
Krücken gegangen ist. Ich erfuhr es ganz harmlos im Gespräch von ihr.
Und wenn uns alles getrennt hätte, ich glaube fast, die Krücken hätten uns
wieder zusammengeführt. Bei gelegentlichen Nervcnversagem benutzte meine
Frau auch während unserer Ehe die Krücken, die ich ihr zurecht gemacht
hatte. Und ebenso diente ihr Sealmantel dazu, unser Liebesleben bis zur
Wildheit zu eteigeni.
Mein Pelzfetischiemus ist dagegen der gleiche geblieben. Wie früher
starre ich jedes Mädel mit einem hübschen Fuchs an und errege mich im
Winter an den langen Pelzmänteln mit den großen Kragen. In meinem
Zimmer daheim habe ich alles zusammengetragen, was an Fellen und Peb-
decken vorhanden war. Ich schlafe unter einer Pantherfelldocke, über die
ich — im Sommer — eventuell noch eine zweite leichte Wolldecke lege (im
Winter dazu Federbett). Meine Sommer- wie meine Winterhausüchuhe haben
Felleinlegesohlen. Meine Hausjacke hat einen breiten Kragen aus Sealsbisam.
Meine fi-ühere Zurückhaltung — wae das Gehen an Krücken anbe-
langt — ist im übrigen ebenfalls bo weit gesehwunden, daß ich zuweilen nach
Dienstbeendigung (also abends) auch an Krücken ausgehe und daheim mich
vor gelegentlichem Besuch nicht mehr geniere. Erleichtert wird mir diese
Betätigung allerdings dadurch, daß die eingeweihte Tochter erster Ehe meiner
Frau (die mir Wirtschaft führt), eine mir geschlechtlich indifferente Witwe
von 26 Jahren, mich meist begleitet.
Das ist also mein gegenwärtiger Zustand: Polzfetischismus größter
Stärke Krücken für mich persönlich mehr Stütze geschwächter Nerven als
_ -wie früher — rein erotischer Anreiz. Krücken an anderen : Nur bei jungen
gut gekleideten Frauen (am liebsten in Verbindung mit Pelz). Onanie: Früher
aUnächtlich, jetzt etwa zweimal in drei Wochen (zirka jeden zehnten Tag).
Im Beruf hie und da einmal der Gedanke an meine „Frauen", aber ohne jede
Erregung und ohne auch nur den leisesten Wunsch auf Betätigung.
Doch daneben schwingt unvertilgbar seit den glücklichsten letzten zwei
Jahren die Sehnsucht nach der Frau. Der Prau meines Typs. Der herben
Brünetten mit der linienschlanken Figur, den todestraungen Märchenaugon,
den kleinen Händen und Füßen. Aber sie müßte Jerständnis haben für
meine Nebenfrauen" und sei es auch nur das Verständnis der allmachtigen
Liebe "Die^e Frau die meine geschlechtliche Schwachheit durch weiche
schimmernde Pelze, in die sie den nackten Körper hüllt durch weichgepolsi^rte
Knicken auf die sie zuweilen den müden Korper stutzt, aufstacheln konnte
zur höchsten Leistung, zum tollsten aWl, diese Frau wäre erst meine wahre
Erlösung Sie wäre mir erst das vollkommene irdische Gluck, das Pelze und
Krücken mir letzten Endes doch nur unvollkommen gewahren. Denn Anea
IJeidBn fehlen die weichen Arme, die sich um den Hals schlmgen, die roten
416
FetiBchismus.
heißen Lippen mangeln ihnen, die jauchzend dem Liebessudienden ent-
gegen blühen.
Ki-üeken und Pelzwerk! Abei- meine Frau hatte doch nicht recht, wenn
sie zu mir einmal sagte: „Du brauchst gar keine Prau."
Aber wo finde ich die die für mich die rechte sein kann und wer
könnte mir helfen, sie zu finden:'
Ich bin pervers. Und dennueh will mire scheinen
Als ob bei allem, was mich „glücklich" macht, '
, . Als ob mit all' den Mittelchen, den kleinen,
Die wahre Glut in mir doch Tiie eull'aeht.'
Pelzwerit und Krücken sind mir nur Erlösung,
Solang' das Herz, nur leise atmend, tichweigt '
IJnirdisehc Webeemacht erst, die sich neigt
Dem Suchenden, gibt mir Genesung.
Ks handelt sich um einen Fall von rudimentälera Fetisch ißn,,,.
Es ist bezeichnend, d.ß der Patient bis zum 25. Jahre, dhbirzü Eh
nicht mit Frauen verkelirt hat und daß seine Frau Rieh hinf^. ^ x- .
zur..k.ese,,zt fühlt. Wie alle diese K^.nken ^irer'dlrotnl^t:
er sieli in di^r hvmtzüt mit eiserner Energie abgewöhnte. Die Beziehnn
gen zu seiner Mutter sind ziemlieh durehBichtig. Normal gebaute Men
echen, die gut gekleidet sind und auf Krücken gehen, verursachen ihm
sofort eine Erektion.
Ich mache auf diosee Moment aufmerksam, das uns später in der
großen Analyse wieder begegnen wird.
.'[^EsistdergesundoMensch, derKrückenhat, der
am meisten irritiert und fesselt. Das beweist.'dafl
es Eich um ein Spiegelbild des Kranken handelt, der
zeitweilig auf Krücken den Kranken markiert,
Er vermutet, auch, daß der Mann, den er mit seiner Mutter gesehen
liat, den Lahmen markiert hat. Bettler und Amputierte interessieren
iiin nicht. (Analogie später.) Er benützt angeblich die Krücken nicht a
sexuellen Motiven, nur weil er müde ist . . . „Nicht der Reiz gesehlechT
lieber Emjjfindungen ist es, der mich persönlich darnach schreien läßt"
wieder einmal an Krücken 2U gehen. Es ist ein Gefühl körperlicher
Müdigkeit, das ich empfinde, wenn ich lange in der Straßenbahn st h
muß, wenn ich als Redakteur weite Wege zu Fuß gehen muß usw " —
So lächerlich ist die Rationalisierung dieser Kranken. Bekanntlich ' "t d
Gehen auf Krücken viel anstrengender als der normale Gan Ah a^
Patient benötigt die sexuelle Erregung, deren er sich nicht bewußt^^rA
Maskierter SadiBmus.
417
Von seiner Potenz berichtet er, daß er nicht bo stark sei, wie em
normaler Mann .ein müßte. Er benötigt lange Zeit, bis der erste Erguß
kommt und erreicht die Ejakulation oft nur dadurch, daß seine Frau
üym von der Zeit ihres Rheumatismus erzählt, da sie Krücken gebrauchen
mußte Das heißt, er kommt nur durch seine spezifische Phantasie zum
0 gasmus. Er freut sich eigentlidi auf die Zeit, da er infolge Alters
aSe Frau abstinent leben wird und sieht sie schon m Krücken. Er
eTgnet daß er seiner Frau durch diese Phantasien die Liebe entzieht,
(Und kas ist nicht wahr.") Und das ist doch eine traurjge Waln-heit . . .
*" Als Kuriosität gelten m der Sexualliteratur d.e FäUe von Mannern
.eiche sich nur in Amputierte verlieben könne. BekW is d^r F^^^^^^^^
Ludsion (A Lecture on sexual pervers.on, Clncago 1890) . latient untei
hi^lt e?n Liebesverhältnis mit einer amputierten Frau und suchte nach
dren Verlust gieri. nach einem Ersatzobiekt. Don Übergang bilden die
Se, in denen ein hinkendes Mädchen bevorzugt wird, ja das Hmken
eine Liebesbedingung darstellt.
Zwei charakteristische Fälle berichtet Krafft-Eftf«f7 aus eigener
Erfahrung:
Pal! Nr 65 X., 28 Jahre alt, werde seit dorn 17. Jahre ausschließhe
11 rit durch de« Anblick von weiblichen Gebrechen, gauz Bpezid
:r Webern dt Ikon uiid Unniimc Friße hab.n. Seit der Pubertlit .ei
1 im BanTd-«^^ ihm selbst pohdidH.u Fctischism... Das nonnale Wcib
^..iTfrrn nicht den geringsten Reiz, nur das kruume, hntoade, mit Ge-
whi anden Füßen behaftete. Habe ein Weib dieses Gebrecben, so übe
f,Tihn eSen mächtigen Binnlichon Reiz, gleichsüHig, ob dies««.We.b
"^i nder iSlich eei. In PoUutionsträumen Bchweben ihm anssehließh 1
' ;i htiende Franen.in>mor vor. Ab und zu könne er dem_ Antrieb nicht
H iE et solches hinkendes Weib nacbznmachcn. In dieser Situation
rf ,« hftigcn Orgasmus und eine von lebhaftem Wohlgefühl bogleite e
^J'VZZ PaSt versichert, sehr libidinös zu sein und unter der Nicht-
S? tiZg sein Tncbc sehr zn leiden. Gleichwohl habe er m t 22 Jahren
^^J S nn 5mal koitiert. Er hal>e dabei trotz Potenz nicht die genngstc
^nd seither ^^'^^' ^^- ^^ ^^ Glück hätte, einmal mit einem limkenden
^^:^ZSjt^^n, Würde die. go..ß andei. sein. Jedenfalls könne
er sich nur entschließen, eine Hmkende zu heiraten.
T?«n Nr 66 Analoger PaU. Herr V., 30 Jahre alt, Beamter, Btamint
\' 19 T«I,re fib eßlangto der jedenfalls nen-öse und hypersexuell yer-
?T t otne Yermhnmg zur Masturbation. Um dieselbe Zeit erfolgte
^'^^'l^.^" . .ticHunftd ä ist wohl zweiteUos, daß die ersten sexuellen
i" ^tifdcs V t a„3^L G-cWccht« gegenüber mit dem Anblick des
Regungen J^,; ■"'"'„„ ^jn^enfieien. Von nun ab erregten seine Sinnlichkeit
'""' vt"Jf Fr'cn^ir. B in Fetisch wurde eine hübsche Dame die
„u, hmkende Frau™ ^^^ ^^^^^ ^^^ ^.^j^^^_ ^^^ ausschhoß-
{ttetlroBetale -Sd da^^i oiorm sexuell bedürftige V. versuchte mit dem
' siel.«!, S.öra.Ban de. TnBb .>.na Aff.WUb^n,. Vif.
•27
418
Fetiachismus.
SSe.? Ä '" '''' f "" '^ ^'■•'^^"' ^'^^- ^ber absolut impot.at nieht-
Sn, ' m/i;? r '"^""^'"' ^^ "■ ""^ ^"«"ah>ns.-ei.e seinem Feti-
abe ä i T '"'«'''" ''°""*^' ^^"' ^'- ^'^l' ^'^•■^^' -Masturbation, die ihm
l^ erof 1 ?"'n-^u'' ''''"''*'^ "■^'^'"^"' ^'^'- '''^' «oxueUs Situation
Skllf ., ,f "ngiuckhch uud dem Suizidium nahe, vor dem ihn nur die
daß e IrlT', ™ w'^'^^i ^'"' -"«-li^ches Leiden gipfelte darin.
Kenden Dame dacht«, aber er fühlte, daß er an einer solchen Gattin 'lur
scnoii deswegen ans Resignation an Kastration gedacht.
'für lall^^!!n,?-' ?■' f"^f *'«'■' ^"^ belasteter Familie, ^viU schon als Kind
^^.r i ' in t; 'i- r ' ^T"''^ besonderes Miüeid empfunden haben. Es
Kn c£n h n ^^ ^^ ^, '""^^^ f""' ^^"''^t<^"ter Genuß, mit z^vei Besen als
£-ä e H r. '" ''"■,^^^'^' herumzugehen oder auch auf menschenleerer
a hüb c o^ '-;ynarkieren^_ Allmählich gesellte sich da.u der Gedanke,
als hübsches lahmes Kind einem schönen jungen M ä d-
r^aiiSr F" T- ~ i^^^ i
von Gcehlecht u.TSilchthtL kX ?'"^ ^^-'r'" "'''''''"' ^"«^^"<^ 2.,
>-.« einem musturbatonscheu Akt hinreilion, deni Xle fvoite'e7olln F ^^
Ak^' und iraiimpollutionen von solchen Phantasien begleitet E/f,Al 7
sclbBt auf, daß ihm die P e rs 5 n 1 i ch ke i t i L I n ), \ V "
gleichgiiltig ,var nnd sein I n te e .e s ; ch ^ u f d e^. ''
konden Fuß bos ch r-i n kt e. Zum Ve rs uch eUe s K o iV ""
mit einem seinen Fetisch a u f we i s en d en F rl ^oitns
iUZ. bisher noch n i e g.l a ngt K fühh 'i^h ^^ " ' V"'" "
disponiert und mißtraut auch 'seiner Potent &ine P tnta !e /'?' ''T
um Masturbation am Fnße des hinkenden Weibi zT^lT.rT"'' '''l
:.ur .„„ Gedanken, die Liebe eines keuschen hfnkentr Mädch t Tu T'
winuen und daß d,e.es, gerlüirt darüber, daß er liebt, .vas an ihni e n G^
broclion ist ihn von seinem Fetischismus befreit, indem sie „seine Liebe von
der beele ihrcr^ 1 ußes zum Fuße ihrer Seele emporführt". Darin erblickt er
seine llettung. Er fühlt .ich in seiner gegenwarligen Siluation höchst un-
glücklich.
In allen Fällen sehen wir das charakteristiselie Abrücken des
Mannes von der aktiven Sexualität. Z. machte nie den Versuch eines Bei
Schlafes und H. flieht die Ehe mit der heuchle ri seilen Rationalisierung
daß er an der Gattin nur das Hinken, nicht die Seele lieben wurde '
■f
SS
Maskierter Sadismus.
EAlämng für ,1„. Uiden p'tie" X itor,'™? -T'"'™ "■'^^=" "-''"'^
""rr:™ -*,^™ -" -™ -— ""^"
m allen i'ailen scheint das Miflojj" a- r.
Schwachen, von größter Bedeutung zu sein ' ^^'^"«'^"'keit de-
sind und ich mich gCMisscniiaßon v. ,■« In '''"''? ^^'"l'^ltnisse oheiiticrf,
Hon. Kollege, daß i.h el. ^^S^S^ S^^^:^ --'^'■^-
Ich biu im J;ihre 1S94 zu N hIs th^v s^hn ,>;.>„- n
Jngend b.el.t. a.ßeHich keine „;;^„ti:S„"re£-2^^
Volks- und Mittelschule mit dorduveg. gutem LoIge,'rn Inö o fa^ Z^^
spielend; die Erziehung, die ich durch meine KUein g^Mu^^Ti difr ?f
be^te Ich verehre n;eine Eltern und namenilich ..^tx^ t^^^
\on frühester .Jugend an wurden wir, idi sowie auch mein J l\i ■
Bruder, durch da. rocht. Maß zwischen Arb t ^ n t.W V'"'''''".
edle Yergnüguugen, ,vie ich ohne überhebung t^ i\r " r'Tr""''
Menschen herangebildet. Auch eine große Zahl von tva den n 'u^''^''"
brachten mich IVüh.eitig dazu, unter Anhdhuig n ^ „^V wT ^"rV^'"'''!;
ihre Wunder ÜGbeii und die Men.chcu kennen .u „ n v, ^^^ "■■ ""1
Mitlx^lschnle absolvierte ic!i als ICinjährig-FreiwilHg ' h,^1v' ''ff'^'-''^\
bezog ein Jahr darauf die Universität in Innsbn, 'm i ,i " '"S; H' ""'^
Unliebsam und jäh wurde im August 1914 m.in 811^,^,, ..^^ . l'
nmßto sogleich einrück.u und leistele hi. .,„„ lüide derCr el^ p ^J]- "'^
als Artillerieul-hzier. Ein gütiges Geschick hat Lh r^tz eh e> II '"^^^
von Geiahren das Kriegsende heil erleben lassen. G..^^.^^Z^^Z
Heißhunger nahm jch meiue Studien wieder auf und erlangte Ende 90
den Doktorgrad. Schon als Siadent war ich teils Volontai. teil Hilf , ■ . I
an ve^chiedenen IJ.eoroUschen ]..HO<anzel„; dernS™ "i.^^ AdS:;^
einer chirurgischen Klmik. Ich kann nur noch hin/adügen d-iR -nilh
Berufsmtigkeit voll und gan. auslullt und l,efriedigt '"'
Bezüglich übriger ananmestisclior Angaben vom rein ärztlichen Stii.d
punkte aus wäre niciit sehr viel /,u erwiihneu Meine irii„.n i .
gesund ebenso mein Bruder. In meiner übrig. \",t^^^^^^^^^^^^
Erkrankungen von Bedeutung .u verzeichnet. W S^^^^^^^^
so war ich, abgesehen von den obligs>ten Kinderkrankheiten nt. .?-^t'
krank. Auch heui. (ühlc ich mich lä.-perlich voiß;o;i?S;rd. '''"^'
Nach dieser etwas lang geratenen Einleitung will ich Il,nr.n n i,
meine iKÜhologische Vita sexualie berichten. Bei ,ni be i , . T "
will CS gleich vorunsnehmen, eine ziendich seltenri o 1 ' .r ' "^'
ich weiß, sehr verehrter Kollege Sie nennen ^nf ,n'''""'"' ~
im eigentlichen Sinne. Es vermag nLlirnfmic "'^'.'[^.^.^tisdmmu.
de. ein Bein amputiert ist, ein^ ^^^^ ^tZ::^^^::^
27*
'"ü Fetisch iBm US.
ziiübon und zwar habe ich mich wie alle Fetischisten „spezialisiert", denn
aas Maximum des sexuellen Reizes stellt für mich ein
3«ng08, hübsches Madchen dar, das am Oberschenkel
amputiert ist und einen Stelzfuß trägt. Amputierte Männer
mteresBiei-en mich gar uieht. „Ausgeübt" habe idi diesen Fetiächisnius. wenn
ICH mich so auedrüelcen darf, eigentlich nur in sehr bescheidenem Maße,
uolegentlich lief ich wie ein dummer Junge hinter einem Mädchen her, das
emen Stelzfuß trug oder mit einer Prothese ging; einmal, ich kann mich
noch erinnern, saß ich lange auf einer Bank im Hofe de^ Krankenhauses und
beobachtete gierig ein junges, einbeiniges Mädchen. Ich war zu befangen,
um jemals mit einer Amputierten ein „Verhältnis" anzufangen, wie ein solcbes'
der yon Merzbach zitiert« „Mediziner" besaß, worum ich denselben, nament-
lich ti-uher, wahrhaft beneidet^'. Manuelle Onanie betrieb ich niemals, nur
gdü es Zeiten, wo ich, durch intensive Vorstellung meines Idols, heftii^e
i^rcKtionen und auch Ejakulationen erzeugte, also rein psychische Onanie
ausübt«. Im übrigen verlief mein sexuelles Leben in normalen Bahnen ich
iJtite mehrmals mit Genuß und Befriedigung den Beischlaf aus. Kur geschah
dies bei sogenannter Gelegenheitsursache und nie mit Dirnen sondern immer
mit fiogenannten „anständigen Mädchen". Hatt^ ich keine Gelegenheit zum
Koitus, so stellten sicli nicht allzu oft, etwa alle 10—14 Tage PoUuUonf-..
om, die sehr häufig, aber nicht immer mit Träumen v7v
bundeu waren, in denen mir Aninu'tiertP Pr-^i,"
Schließlich will ich noch anführen, daß das Voi^hli meiner ab^imenViS
sexualis immer mehr und mehr abklingt, namentlich seifde^ f^ v.
einem Mädchen verlobt habe das irb .nW in hI i k .T ^'^^ "^^'^^ "»^
welches ich auch in "Uchster^ea%u'X t^e ^nt "sl^ Tf'
Ziehungen mit meiner nunmehrigen Braut inniger ätaSnh-;? ^'l ^r
alle, .■ahriieitsgemäß und offen mitgeteilt und tlrSSch JL'tt
zu finden und em Verstehen meiner Schwächen zu Sen di^. . f
^^^^t^it'r^^sr* -^^' '-^' ^^- ^^ -^g mss
Teil der AnUvorten kann ich vielleicht vorCehir S m^warTf
dem Gebiete der Sexolegie gar nicht bewandert und habe eigentUch Tur aus
der nur zugänglichen Literatur analege Fälle herausgesucht und ktntedS-
Uezughch mit rechlichen ZiUl.n dienen. Das Wesen und der VeS meiner
exucl -psychologischen Erkrankung sind mir trotzdem noch nicl gaaz klar
Zunächst was das erste Auftreten dieses meines Fetischismus anlanS Es W
mir leider beim intensivsten Nachdenken nicht möglich mit SiS'eirl
sogonann e „infantile Wurzel' zu finden. Ich kan^ nhchtir etne da«;
^^ljn.:;:ti^z^ ^m^^h^V'derg;^^-- ^^P ^
fußos etwas zu richten, heftige EreSicnt TekaT u^ToS ^mS"
ohne SU recht zu wissen, was das zu bedeuten habe Snätpr .1 ^^Plf"^*^'
Anblicke Amputierter immer wieder Erregungen einstenSV-H ^, ^T
bestürzt, sucbto mir Aufklärung in allen erreichbar! tf' "f. '. ^"^^
weiß ich so ziemlicli, wie ich zu urteilen habe " ^"^ "^"^ ^^"^
Da der Kollege mcht zur Analyse nach Wien kommen konnte.
Hchtete ich einige Fragen au .hn, darunter die wichtige Frage nach den
Maskierter Sadismus
421
ersten Kindheitserinnerungen die oft ,l^„ v ^ r.
Ich erhielt nach längerer Zeit folgendes Schreiben:
„Sehr geehrter Herr Kollepfii «;„ t. i
gesteht, die ich nun ^ ..eit S" estr^g^-^^L^or IT ''■*^^^"
^^.^l^^^r^:l!J:ti^Z^^^^ - n^'e ^^^ bei .ir .. ein.,
dahin abzielenden Prägen (AusSßen t rr '"^^^'^ '" "^^^^^"- ^^"° '^'1«
h«chen von Spiel.eng) kann 107™? v^iLp^T "^"^ Puppenbeinen, Zor-
antworten. Wa. Ihre wd^/Fragf bltrjf o^'^'m"''^^ ''"' "^^'"■" ^-
nackf^ Bein erregt habe, so kann'lcht t^il n S^asToH '7"?"n ''?
wenn id. „Jugend'^ in, weiteren Sinne ^'idcliso ze tit ddrE nt'-^f f '
Pubertätsalter. Ich muß da noch hinzufügen daß Pf,. i f v**^ '"^ '^^^
Bein eigentheh starker errogend wirkt« als e;o\^^i?J\tr4 ^ ^^^
stand mag erwalmenswert sein, daß es meine „individuelle LiebeÄe^ngunL '
erl ordert daß beim Vorstellen oder auch beim Träumen ampnüorkr Mädchfn
das nicht amputierte Bein möglichst elegant mit Strumpf und Schuh be-
kleidet sei. Und dabei besteht bestimmt kein Fetischismus dessen Inh'ilt
die genannt™ KleidungsstÜLtko für sicli allein bilden würden. Noch ein weiterem
Moment seheint nicht uninteressant: der Anblick oder die Vorstelhmg ii
selbst der sexuelle Verkehr mit einem doppelseitig amputierten' MildH, .ii
wurde gar keine besonders erregende Wirkung ausüben. Was mm die Mil
t^ilung von ..Amputiertentraumen^' anlangt, so ist es mir nicht möeli.'h
gehabte Träunie «o genau zu reproduzieren, daß sie für eine cventuelid
Analyse verwertbar wai'on. Ich werde aber nicht ermangeln einen eeleee ,f
lieh wieder aultretenden diesbezüglielien Tranni Ihnen mit allen 7u£hlt
auch minder wichtigen Details mitzutcih-u. Ih'e leizie Frage nach H
ersten Erinnei'ungen ist mir nicht ganz verständlich, Ich teilte Ihnen K
in meinem ersten Briefe das mir am frühesten erscheinende Erlebnis mit
Es kann sein, daß diese Begebenheit früher erhaltene Eindrücke übertönt
hat. Ich kann mich derzeit an kein vorher etatlgchabtes Ereignis erinnern
das in dieser Hinsicht von Wichtigkeil, sein könnte. '
Ihnen für das Interesse an diesem „Falic'^ dankend, verbleibe ich mit
kollegialen Gi-iißen Ihr ganz ergebener
N. N."
Auf meinen zweiten Brief, der die Fragen genauer spezifizierte
auch einige Aufklärungen über die Kastrationsphantasie gab und nacli
den täglidiou Träumen forschte, habe ich keine Antwort mehr erhalten.
Ich habe nun nach dieser Umscliau in der Literatm- nichts hinzu-
zufügen. Wir sehen die gewaltigen Unterschiede zwischen der analyti-
sehen Periode und der deskriptiven, wenn wir einen solchen Fall ein-
geliend analysieren und uns bemühen, die Wurzeln des Leidens auszu-
graben, die Verdichtungen des Symbole zu zerlegen und das Motiv der
ParapatJiie zu erforschen.
Alle die Fälle. di^B wir in diesem Kapitel angeführt haben, zeigen
uns die innige Verbindung zwischen Petiechismus und Sadismus. Auf
422 Fetiscliismua. — Maskierter Sadismus.
den ersten Blick erscheint der Fetieehist als ein Masochist reinsten
Wassers. Er fügt sich allerlei Schmerzen zu, er bindet und fesselt sich,
er leidet füi seine Paraphiliu. Aber hinter diesem Masochtsmus verbirgt
sich ein schrankciiloeer Sadismus, Die ursprünglich nach außen gerich-
tete Grausamkeit wendet sich gegen den eigenen Körper und gegen die
eigene Seele. Gerade die Grausamkeit ist es, die den Fetiechisten in die
Ai'uie der Religion treibt. Er sucht bei Gott Schutz gegen sich selbst
und seine wilden Triebe. Wir verstehen es jetzt, warum der Fetisehist
den Partner meidet und am Fetisch Genüge findet. Er gleicht in dieser
Hinsieht dem Homosexuellen, der aus Angst vor seinem eigenen Sadis-
ums, das heißt wegen seiner sadistischen Eineteilung zum entgegenge-
setzten Geschlechtc sich zum eigenen Geschlechte flüchtet. Daher kommt
es, daß Fetisdiisteji eine Kombination beider Paraphilien konstruieren.
Sie werden homosexuelle Fetischisien. Der nächste Fall. wird uns die
Psycliogenese einer solchen kombinierten Paraphilie vorfüln-en.
t^
XX.
'r.
'. Ein Fall von orthopädischem Fetischismus.
Fall Nr. 69.
Der Patient, dessen Analyse ich im Folgenden wiedergebe ist ein
27iähriger Arzt und stammt aus Riga. Seine Mutter ist Russin, sein
Vater ein Deulsclier. Seine Großmutter war Jüdin. Sein Vater wanderte
schon 10 Jahre vor dem Krieg nach Deutschland aus, ■woselbst er eine
Fabrik gründete, die ilmi genügend Geld brachte, um ein stattliches
Haus zu führen und seine Kinder standesgemäß ei'zielien zu können.
Unser Patient — nennen wir ihn Otto — war immer ein kerngesundes
Kind. Er litt inuner unter seiner Abstammung, da er sich nicht ah
„Urgennano" fühlte.
Wegen eines sehr komplizierten Fetischismus, der später eingehend
geschildert wei'den soll, wandte er sich an Prof. X. um Hilfe. X. verwies
ihn auf mich. Otto hatte schon vorher einige Bände meiner vStorungen
studiert und sah selbst ein, daß ihn nur eine Psyclmnalyee von seinen
Störungen befreien könnte. Er beschloß, sich in meine Behandlung zu
begeben. Allerdings wollte er diese Behandlung ohne Wissen seines
Vaters ausführen, was gewisse inatorielle Schwierigkeiten ergab.
Bevoi' wir auf die Analyse des Falles eingehen, lassen wir Otto
das Wort. Er schildert in einem ausführlichen Briefe die Psychogonese
seines Leidens. Diese Scliilderung ist außerordentlich wertvoll. Sie
stammt von einem Arzte, der die Bedeutimg verschiedener psycho-
logischer Momente gebührend erkannt hat. Er hebt viele Einzelheiten
hervor, die später in der Analyse sieh als wortvoll und bedeutungsvoll
erweisen.
Ich lasse ihm nun das Wort:
Sehr geelirtflr Herr Doktor!
Unter dem Eindruck Ihrer Arbeiten über „Störungen dos Trieb- und
Affekllebens" habe ich zu meinen sexuellen Verhäituissen eine neue. Ein-
Stellung gewonnen.
Ich habe midi deswegen heute an Herrn Prof. X. liier gewandt inid ihn
um Rat geboten. Prof. X. sagte inir, daß er nach moincn Schilderungen
424
Fetischismus.
glaube, daß Sie mir raten könnten. Ei- selbst sei dazu nicht in der Lage,
da Ihm die notwendigen speziellen Erkenntnisse und Erfahrungen fehlten.
ich bemühe mich, im folgenden Ihnen eine Schilderung meines Sexual-
ierjens, wie es jetzt vorhanden ist, und der Entwicklung, soweit ich darüber
im Augenblick berichten kann, zu geben.
_ Ich bin zur Zeit 27 Jahre alt, Arzt und habe die Absicht, die akademieche
J^arriero einzuschlagen. Augenblicklich beschäftige ich mich mit der Ab-
fassung einer größeren Arbeit über orthopädische Fragen
Memo Mutter hebe ich sehr, meinem Vater gegenüber habe ich immer starke
Hemmungen zu beseitigen, wenn ich ihm näher kommen will
(Onani? Sn'" ^^ ^vl^f'' ''^^!'^'' Unverstehen für meine sexuellen Nöte
lähreid m. 'q^'I''"? ""'^."''^ ^^' ^^^^^^-^^ Verhältnis, da.
wahrend meiner ganzen Schulzeit zwischen uns bestand, da meine Leistungen
K^>,rf/''^*" ^'^'"^ "'^'^ ''^' "^^'"^^ S"^ ^'^^^^' nnr i,4rm t »rund
Mchhilfe versetzt wde. Außerdem habe ich noch 3 SchTJtern 28 2^ und
t: me- f r"r glücklich verheii-at.^ die afdZ^'^.ShSalt
meinef S^h^n^StTd-^^cir la™^^^^^ ^- ^^h"
leichte Sachen) anfertigte. Ich glaube daß d. /^"^^"^^tieh und älinhche
liegt. Mit meiner ältesten SchwX war th 1 ' T' "''^^'^' ^'^""^''^
Etwa mit 9 und 10 Jahren führten wir T- M ^^^^"*"^'^"-
initemandor Ringkämpfe auf, im Hemd und ,mW^ u '^'"' ^^^ '^""^^ '°"'*^
lagen nebeneinander, im Einschlafen duS S S'^^'^ T"' ""^^^"^ ^™^^
l<on.g war, sie Elfenköuigin, öfter .stii.idenhiig '' ""'"^'^ ^'^ Gespenstev-
^xisr^si^^-d^x^^^^^
weite Ebene: einen kleinen Knludd'"/''^'^^''^''^"- '^'^ ^^^^^ ^^"^
näher kam. mir die Luft benahm bis ,vf ^'' ""'^ ^'" ^^^^^«1 vergrößerte,
wachte. Vorher und vor dem EinJ.h .fö. , "''/"'t wahnsinniger Angst auf-
Gefühl daß mouie Pinger gan Sl^wL '"l^? ^^^^^^ ^"^ '^- -^ 14- J-hr:
"'<MU Körper schieu sehr groR unä Zl?' '"^ ^'^'^ ^"^« wahnsinnig laut,
endlich ^-eit. Das letztere trat in sntt ff ™^ ^^'^ Gegenstände un-
An meine erste PolluHrm . ^''^'*^" ^^^"^^ ^"ch oft bei Tage ein.
:0V. Jahre alt. D ab e i tr t um tTi^V^' f''^ '^^"^»-h. Ich wa' etwa
liehen Auftritt ei n er K u ts .S' ' '. ■ ' ^ ' * "'S ^ ^ " f den seit-
den Leib gegen den Wagens h! ^^^'■*' ''""^ drücke
h.be„'"""^- °'^""'"" -' -'* "'*. .-hre!Mi*e Erlebnis, gehabt .u
Etwa mit 11 Jahren bin i^v. . v.
im Schlafzustand h erumgelan f ^^^^ ^"^ge^tanden und
heulend im Eßzimmer gefunden wo ich n^ h °' ■ "^^'^^^^^ "^^^^ »c-li dann
Tischkanfo stieß, dann auhvachte und mL hmi'""' ^,"°"^''^'ig «i^ch an der
Einmal kamen meine Eltern nachts in" H«. >? ""^ unorientiert vorkam.
Penstorbrett stand. ^' ^™'"^'"' ^le ich gerade auf dem
Mit 11 Jahren nahm mich ein mehrerP Uh -..
war in der Quarta, mit und onanierte mit m r W ^ ^.T ^^^''^^^^'^ ^'^
machte und die ersten Vorgänge dabei sind^r nichreriunerUc™''^ ''""^"'
-^' *■ '•^^^ '!¥nt •
Ein FaJl von orthopädischem Fetisch ismuB.
43Ö
Er befriedigte sieh an mehreren anderen Jungen meines Alters eben-
falls, bei mir onanierte er nur.
i,-'—
rig. aa.
FiK, 2fl.
■ Fig. 27.
i'ig as-.
Fi'EUi'on T erändert.
Einer Aufforderung zur wechselseitigen Onanie kam ich nur sehr widor-
■\villig nach. Die Berührung seines Gliedes muß mir sehr widerlich gewesen
sein wie der ganze Eerl. Anziehend war er nur durch den Kitzel und haupt-
426
Fetisch JBm US.
süchlidi ilurcli alle mögliclicn Getallißkeiteii, die er mir erwies. Kr schenkte
mir Bnerinarkeii, Geld, Kuchen etc. etc.
Beim Onanieren ließ ich mich von ihm festbinden,
d. ü. an andere Vüretellungen erinnere ich mich zunächst nicht. Dieses Fest-
iJindon tand mit Stricken und Riemen auf dem Diwan statt. Dadurch wurde
nur der J^itzei sehr versiärkt (das war wohl mit 12 Jahren). War die Eja-
Kulation vorbei, so verlangte ich ungestüm danach, losgebunden zu werden.
V)ir liaben auch einmal einen dritten Jungen gefesselt, ohne da!i an ihm
eni sexueller Akt vorgenommen wurde.
Als geistiger Reiz ist mir folgendes erinnerlieh: Auf unsere Schule
Kam em Junge, der an Unterschenkeln und Füßen vernickelte Stahl-
Fift- 29.
l-ig. 30.
Vurtodtrl.
MlTh^r^iTflfarit^ni^^^ .eh^nselt, wurde. Dieser A n-
Erinnerliclicr w.d mu'L." Pe i dV i^? beschäftigt,
sonstigen ästhetischen und moralischen fV,^nS' l "^ ^"^ ethischen und
von meinem Frennd golM^aurn ^Usen S" ^'''^''''' "^'"^ ^^''^''^
Zunächst ist wohl leides gei^hzcitt n«W ^^T'^'' ^'^^ ^"''i" ^^'•^i''^'--
lieh konnten weder Beine Ver^S^^^^^^ hergegangen. AUmäh-
des AkU. bringen. Da muß ir abo, So" If Lt t '" '" ^e^^rnns
SteW durch die ilami. Em pUderastischer^ odetä^d^rl "!(,r""r '"'T'
von Ihm noch von nii,> gefordert. Möglicherweise tlTll ^kt wurde weder
in den Mund genomnion. s'^-nerweise hat er mein Glied (selten)
_ Bei meiner nun foigenden autoerotischen Periode, m ■ x.
beginnend ansetze, dienten mir zunächst Selbstfesse unL /'J- 'T ^"'- ^"^"'
Verbände und Knebelungen, Aufhängen zwischen "Äätihfjr^j™ ^'''^
auderes mehr. Dabei niuLUe ich immer eine Hand fil.^lt u ^■*!'^'*^''™ """*
..tischen Akt. Dann zog ich mir Pumpen ^:t.^^^]^^-
..
iäm
Ein Fall von ortlioiiädischem FetischiBmus.
42-
. i
die in meinem Ziiiiiner stand, als Kopf und legte mich mit diesem lebens-
großen Ersatz ins Bett, dem ich mm die Verbände und Fesselungen die ich
mir vorher selbst angelegt kvtte, anlegte. Dann legte ich mich auf die Vor-
st<'llungskraft, die ich durch Bilder und Druckschriften unterstützte Be-
schreibungen von Fessolungon und Verbänden und den Unbequemlichkeiten
dio diese für ihre Träger bedeuteten, regten mich an, dabei gleichgültig ob
Weib oder Mann. Jedoch mußten es junge und schüne Menschen aein. Ich
ergänzte Zeichnungen oder Bilder dadurch, dali ich Ketten und Verbände
hJneinkonetruierte und zeichnete.
Ganz dunkel begleitet mich seit langen Jahren die Erinnerun«- daran
daß ich aus dem Haus eines Orthopäden in meiner Vaterstadt ein Kind wohl
einen Jungen, henvuskommen sah, der, wie mii' heute seheint, durch ein orthn-
pildisches Korsett auffiel und in der Beweglichkeit, besondei-s des Halses
gehennnt war. Ich nuiß damals — wie alt ich war, weiß ich nieiit lanee
und oft nach dem Bilde gesucht haben. Oft, wenn es mich in den Jahi'on
Fi«. 31.
Ueeonder« arrcHendeB Bild.
uieines Kampfi-s gegen diese Triebridituiig zur Flucht vor mir durch die
8i[-aßen trieb, wnr mir diewe undeutliche (ioritalt ieliendig. Das Kind war von
einer Fnui begleitet, die es an der Unken Hand liielt,
Der tJbersichtliehkeit holbcr lawse ich die Bemerkungen über die Kämpfe
und Seelennöte, dio seit meinem 14. Jahr dauernde sind, fort. Es ^ind das
durch meine Erziehung und ethiseli ästhetisch bedingte Einstellung erklärte
Kämpfe, die für viele Onanistcn typisch sind,
Bemerken will ich nni', daß ich zunächst ReizstofT sammelte, daß diese
Sammlungen, die ich immer wieder verbi^annte, wenn als Reaktion die
Depression folgte, allmählicli doch dauei'h.after und großer wurden und die
Verbrenimngen sollener. (Siehe die \erächiedenen Bilder aus seiner letzten
Sammlung.)
Mit steigendem Reiavei'langen stieg d;inii mit der Sucht nach neuem
Material der Ärger über den Verlust des alten. Demi der Autoerutismus lÜllte
mm die Zeit, in der ich mir selbst überlassen war, ganz aus und mein gauKcs
Leben wälirend der Schulzeil, war bestimmt durcli die Sucht nar^li Rei/,en.
In meiner schlimmsten Zeit habe ich vielleiclit 3mal tüglicli unaiiiert.
428
Fetiscliisums.
Dann bin ich, während icli vorher sehr zurückgezogen lebte, mehr unter
meine Schulkameraden gegangen. Floh das Alleinsein und sehnte mich danach,
die Sache loszuwerden. Meine Erinnerung verblaßt.
Auch an homosexuelle oder heterosexueUe Neigungen vermag ich mich
nicht zu erinnern. „
Dann aber folgt von 1912-1914 eine Periode starker erotischer hr-
lebnisee. ^ .
Zunächst trat ich in der Jugendwehr in fieimdschaftliche Beziehungen
zu jüngeren Mitschülern, die von mir aus durchaus körperlich betont waren.
Flg. sa.
A'
US HARTER
DZEIT
KiistC^od*! TllrltiilU.
Ich habe auch einmal versucht, beim gemeinsamen Nachtlager die Genitalien
eines Jungen zu berühren, was er abwehrte.
Auch in der Folgezeit habe ich noch zuweilen die Möglichkeit gehabt,
das Genitale eines anderen zu berühren. Jedoch war das mir immer nur in-
sofern Wunsch, als ich mich überhaupt nach körperlicher Berührung, nach
der Körperfühlung, dem „Contact des epidermee" zu sehnen begann.
Das ist auch heute dereinzige Wunsch, den ich neben
autoerotischer Sexualhetätigung aufbringe. Und heute
Eiu Fall vcii orthopäilii^clipin FetischUmuE.
429
beeteht dieaor Wuiiöcli nur gegonubor meinen Freunden. Nie mehr oder wenn,
dann automatisch unterdi-ückt gegen eine Frau.
Zunächst die heterosexuellen Erlcbnieee:
Eine verheiratete 23jiilirigc Frau, die sich mit mir angefreundet hatte,
gelangte, nachdem ich sie in Berlin oft vergeblich (d. h. für sie, ich hatte
mich gui. amüsiert) bemüht hatte, am Karfreitag des Jahres 1913 endlich zu
ihrem Ziel d. h. wir saßen bei Vollmond nebeneinander auf dem Sofa, als
sie mich mit der ganzen Schwere ihrer etwas üppigen Blondinenhaftigkeit
(4 Kinder!) ans Herz drüclcte und mit Küssen, die ich sogleich erwiderte,
bedeckte. Ich geriet in gewaltige, aber lähmende Erregung, zitterte am
ganzen Körper und konnte sehr leichl ihrem Verlangen, nun mit ihr z«
rig. :'3.
EigflDB KompoBillon.
'" "Dl'Zd. dieses Verhältnisses eriolgle erst Ostern 1914. als ich in
meine dritte Liebe '««»"^Xnlpiol mit einem kleinen blonden Müdel, das
Dann ein kurzes Z» «°™''^° ^^.^^m nns auf der Bühne geküßt und
mit mir Theater gesp.lt h>"- ^^^^^^ „,,, ä,a,rti,„h nicht. Die Mutter
setzten das spater t^^l^J^^Jf J '|„,he erledigt.
!S^tdif^eSi!;/^kS= CrU^t sprOde/rch sMUe ein mi-
4ft0
Fetischismus.
SiT/ ""'" "^''''*'" '^'^^ ^^"^ '"^^ ^"^^^ """i Körpergefühl, so viel ich
uns sfhr'Z ^'"^f^^^' f'-'i^^*' ^^^^ d'^'- id-'^Ue Bau keineswegs. Wir hatten
6ehi go,n und meine Sexu^lii^fc (körperliche) war voll befriedigt.
eo J,Z,^'fn'''uT'''^^' ^'^ ^" '^^^ ^''^"-''°»' ^^' Abschied wurde mir
LS iik ak Jahr? """ '''^'" '""'' '"'"' '*"'^^^^' '""^'^"'^ ^"^ '^'^'"
IJinebon Ovaren noch wenige andere Mäddien, die mich sehr «uzogen,
andi körperlich zusagton, die aber .ehr umlagert und besetzt waren
m auch kokett. Ich wollte das Mädchen, wenn ich mit ihr zusammen war,
meint S i '? '^ ^''''''"' "'^°' körperliches Gefühl, meist Freundinneu
memer »chivester,
Fi?, 31.
■M
?^
i
w
J^
ElltniB Konpotlrion.
wurdo beendet durd, den Ab^chiedsbrtf mr n^^ ^ I^^ verdrangt wurde.
Veranhissung ihrer .Mntt.r tcirieb "' ^'''^'^"'' '*'^" ^''' ™'^ ^"f
der ÄcJoüsml^'w^^der' '"' "" "^^ ^''^^™'^^- ^^^'^ -^^ete .ich
^■^^V^^^ri^rLj'T^ ^:'^\^^ -di^tischen
Leuten und Knaben, mit -leneV id^eT de^ pL<^^Lo^?"S'"'^^^ ™'^ '"^^^"
zusammen wanderte und lebte (Student in Rigl) ' ''"^^^^^e.
') Unter „Kürpcig^fülil" veretdit der ratient rfi« n, -i.
Umr. nn. wnr ,li. Gren.- .-in. Akti'Jt "L^dT^wT " "^"'^ ''^^'''"
/-u gfhon. ''"'" '^"'^ »»naus wag^« er nicht
ba-
Kiii Fnll van oniiopädischem Fetischismus
431
_ Es war eine in .ior Ennneraiig sehr schöne Zeit 7„ , u- ,
jüngeren und gloiehiilLrigen, uudi wneni ■ilt^roii Sludont^.lZl'^'^^"^''
sehr hingezogen, war aber sehr verantwortungsbewußt Li ^ f ^ ""'^
eexuelJe Anerbietungen eines anderen Jüngeren ab F^i u "** ^'*'""-
das Ideal, dem ich schon in den letzten Jaliren meiner S^ i -f "' '" '""'
war, weiter aus. '^^ Schulzeit zugestrebt
Sich reinhaH*-»! A!so auch nicht onanieren i A^U. r /t r
auf der Schule der oin/Jge Absiiiient und XichtranH,^ ■ * '^'^'" ^*^''™
Kaffees und schweinigelte nicht.) ' ^'"^ ^"'^'^ nicht in
VI». IG.
Eigens KompcuitloD.
l^'t. große Liebe kam /iiinich.t nicht, sondern der große Kriee und
dafür eine Unmenge homo-sexueller und sadistischer Atüicken
Ich meldete mich als Kriegsfreiwilliger, Eninfand dinn Hi„ tr -r
als eine st^arke HeizBtarkung und die Beh.andluug ^^^ ^^r^J^^Z
Olgnet, meinen Autoerotismue zu stärken. ^^
Solche Traumon für meine Se.xualiüit wurden nun dis 'Str. f., ■
das Anschnauzen, die Vorstellung und später das Erlbtn der S^eTs
r"
432
Fetischismus.
{
Aobindens usw. usw. und uieht zuletzt die verwundeten Soldaten, die ja durch-
aus wenigstens in großer Zahl den Aneprüehen meines Autoerotismus ortei
besser Sadismus genügten. j„«n
Mit Frauen kam ieh nun überhaupt nicht mehr zusammen Undwar dann
vom DezoEuber 1914 bis Jänner 1919 ununterbrochen bei der kampfenden
Truppe, seit Mai 1916 als Leutnant bei der Artillerie.
Meine sexuellen Verhältnisse während des Krieges waren also erschwert.
Ich verließ auch die Prinzipien der Abstinenz und besonders je l^^g^^ ^«1
Krieg dauerte, Bpeziell als Offizier, bemühte ^^^ ^'^'''^'^''''^ -Zt!" Z
Alkoholgenuß und Rauchen einmal mit meinen Kameraden ™thaU^" /;".
können, dann auch mit den eigenen Gedanken, besonde.-s auch dei spatei
wieder notwendigen Onanie fertig zu werden.
Fig SO.
f>ur^u.«iic.
'■■*~'''^
Onaniert habe ich walirend des Krieges hauptÄächlieh im Winter 191 (,
wo wir einen furclitbar öden Stellungskrieg führten. Aber auch s^st, be-
sonders nach sexuellen Traumen, die für mich auf dem sadistischen Komplex
immer stärker wurden. ,
Dabei habe ich es nie nötig gehabt, Menschen besondere zu quälen,
sondern war im Dienst bestimmt und streng, aber kein Schleifer oder
Striotzer, wie bei uns die Militärsadisten genannt wurden, im Gegenteil eubli-
niiorto ic'li mein Lustgefühl zu Mitleid und Empörung über eine derartige Be-
handlung, wie z.B. das Anbinden als Ersatz des Arrestes etc., während ich
in Wirklichkeit ja nichts lieber gesehen hätte, als daß alle anderen recht
streng wären, damit ich die ai-men Opfer bemitleiden und trösten könnte.
Dieses Helfen- und Tröst«nkönnen ist mir auch schon früher die bestimmende
Komponente für meine Berufswahl geworden.
Ich bin mir jetzt darüber klar, daß immer das Treibende war: Du
mußt Arzt werden, damit du deinen Sadismus dort in Mitleid sublimieren
Ein Fall von orthopildischem Fetischismus.
433
kannet. Es besteht ja natürlich die Frage und die Gefahr, ol> ich mich aut-
dieser Einst-ollung hpmuK zu einem Handeln,, das nicht ärztlich wäre treiben
lassen würde.
Ich glaube, diizu zwingt mich allerdings auch der letzte Funke der Selb^t-
erhaltung, duß idi ein sadistisches Handeln gar nicht nötig habe, sondern
daß das normal» ärztliche Handeln nur, auch im Falle es für mich mit
sexuellen- Heizen verbunden wäre, wenn also eine Heilung dieses meines
jetzigen Zustandes nicht möglich, immer zur Befriedigung gQnügen würde.
Denn, verzeihen Sie, wenn ich jetzt einen großen Sprung mache. Jetzt
geht es mir rio, daß mein Autoerotismus meine körperliche Sexualität allein
befriedigt und dieser richtet sich auf Reize, die fast sämtlicli dem Gebiet der
Orthopädie entÄÜimmon. Das orthopädische Korsott. Kein Fetiechismuii,
sondei-n Erregung nnr, wenn ich bewußt das Korsett mit der Person iit Ver-
KiB- 37.
.^^ä^
blia^jiri Kompiiaiiion.
bindniig setze. Früher war die Frau in meinen onanifitisclien Phantasien
gleicliweftig, sogar bezüglich der Fesselung bevorzugt. Jetzt ist sie fast ganz
verdrängt. Nur noch Surrogat. Das Gehen an Krücken. Der Schienen vorband
am Ann. Die Schi oneuappa rate etc. etc. sind für meine Phantasie Reize. Das
Verbinden eines Patienten kann für niieli durcbaus mit bewnfi>tem Lustgefühl
verbunden sein, wenn der Patient meiner homosexuellen Einstellung eut-
epricht. Dieselbe i'ichtet sich auf nüiimliche Wesen etwa vom 15.— 25. Lebens-
jahr. Es findet da eine Verschiebung der Altersgrenze entsprechend meinem
Ältorwerden statt, früher war ich schon an jüngere und nicht mehr an so
alte fixiert. Der Schnurrbart stört. Ein paar Härchen werden ertragen.
Wenn ich meine Abneigung gegen das weibliche Geschlecht jetzt nach
der Lektüre Ihres Buches betrachte, so glaube ich, daß meine Schwester recht
hat, wenn sie mir sagte: „Du hast Angsl davor, mit. Frauen zusammen
zu sein." Frauen sind mir nicht einfach gleichgültig, sonderu je mehr das
Sexuelle bei ihnen hervorstidit, um so widerlicher, öfter fühlte ich selbst:'
Stekel. SWrmiK"" ''"" ''''■i"li- "«il AlTsktlubnBB. Vl[.
•28
434
Fetischismus.
, f
leh hate Angst, ich küiinte ihnen etwas tun. 1919, im Sommer, war ich
mit einem sehr sexuellen Mädchen, Freundin meiner Schwester, zusammen,
die mich „aul'tanle". Schließlich kam es so weit, daß ich ein gewisses Lust-
gefühl dabei empfand, daß ich sie quälte, eine Vorstellung, die mir auch
einmal den Beischlaf bei einer Prostituierton möglich zu machen schien.
Gegenüber einer Studentin, dio sehr libidinös sich im Winter 1920 an
mich heranmachte, auch körperlich beim Tanzen mich aus d&m seelischen
Gleichgewicht brachte, verfuhr ich ähnlieh.
Sie wird von mir ihrer starken sexuellen Einstellung halber sofort als
widerlich empfunden. Und bei Aufführung lebender Bilder reagiere ich dieses
Uulustgeluhl ab, indem ich sie als indischer Fakir in einen Karton packe
und denselben nach Art dieser Schausteller mit einem gedachten Degen durch-
yie- sa.
\n
■^^57*^--»
bohre. Das w;n- mit keinerlei Lustgefühl verbunden, vielmehr von Ekel
gefolgt, daß ich mich durch meinen Widerwillen so weit hatte hinreißen
lassen, sie in diese zienjlich lächerliohe und unbequeme Lage zu versetzen.
Der Gedanke: Was nützt dir eine Fi'au, wenn du nicht als Frau mit
ihr zusammenlelien kannst, ist häutig.
Andrerseils verliebe ich mich dauernd in junge Leute meines Geschlecb.^
Mit mehr oder weniger Intensität. Die ..richtigen Homosexuellen-' d li
Manner, die das von sich sagen, sind mir unangenehm und reizen mich
soweit iHi sie kennen lerne, nicht. Ich habe mich auf den Mann mit meiner
ganzen hwUk eingestellt, nur hört auch die Potenz und der Wunsch aesen-
ubcr dem Mann mit dem Wunsch nach geistiger Genieinschaft und l^e ■
atmosph.re aut. Ver..uelie, die ich besonders während des Krieges in Hms cht
enies weifergeiK.nden Geschlechtsverkehrs gemacht habe. fiÄe "o S
r.uen l'cl, 1 ? ,7'i '"'\-'\^''^'^^ -- Sl-^'- Versuche bei käunTchen
Flauen, ch habe letzteres 2mal versucht, ohne Erfolg. Auch die perverse
z^'S ""' ' ^'''''^" l'erbeiführen. nicht einmal Erektion kam
"-'■TfiZ-J— ■■
Ein Fall vou orthopädischem FeHsdiismus.
AIbo ich betone das Verhäituis dcd griechiscIiPn F.-m,^^ ■ ■ . ,
Sinne als dn mir w UiischenswertL^, oli„o aber dabe dL V^^^i^u "\"^'^^'^
letzt™. al.u geyenödtigen sexuellen Akt du.Thzuiülu.en Sondin'r \^uT
d.h. die durch Erektion gekennzeichnete Geilheit die >"icr7t n . '*^"'
verfolgt mich nicht in meinen Verhältnissen .u knn ^wj ' ^S?'' "'^\'
da znwciien zu Erektionen kommt, sondern i.st gek.iüi f ' - , ^t'"'' ^^'Z"*^''
meine Phantasien oder Gedanken herstdlbar und zu befr Lr ' """' ^''''
die Onanie. ueiuecligen nnr durch
Ich habe gefunden, daß diese antoerotiech-sadistisehen Ph 4 - u
geschwächt .vurden, ja verdrängt du.di Liebe, und z^v r dS nl, '11 f"
hotcrosexuellen und die homosexuellen Verhältnisse iedo !,;!,"'' -Tf.""
unbelViedigendor, da sie sieh auf heterosexuelle ' fdci doch nT
.Männer bezogen und die Herstellung der körperlichen Uodingun^'en 'o St .ehr
orscliwert oder unmöglich war. »""^Ln ort sehr
Fig. 39.
KiK"Nti Kiirnj.roiliOD.
Ferner ließen die autoerotischen Komplcve, also der Zwang sich
sadisüsche Szenen voizusteilen nach, wenn die iMüglichkcit der Sublimicrun"
.des Sadismus zu Mitleid, also /.. B. auch während meiner Tätigkeit in d&r
ehirurgisclien Klinik gegeben war. Ich muß aber sagen, daß Moiiscben die
im \bjinont dadurcii, daß ich subÜrnierte, nur das befriedigte Gefühl helfen
zu können in ]nir auslosten, späl<;r iii meinen autocrotischen Vorstellungen
eine sehr wesentliche Rollo spielton. Heiepiele könnte ich anführen sehe
aber davon ab. '
Die männlichen Wesen, die ich lieb habe, scheiden ebenfalls bei den
sadistischen Ideen aus. Ich schütze sie vor mir selbst und reagiere mit Un-
behagen und Nachlassen des Reizes, wenn ich den Versuch inticho
Objekte meiner Phantasien sind Menschen d i o ich
auf der St-r a ß e ges e h e n habe. Kranke, die ich gesehen
habe, und Bilder in medizinischen Lehrbüchern
Zeitschriften (Fig.25~3n. '»tiicin
:" 28*
und
436
Fetischisiaiis.
Solche Bildtir mir zu beschaffen, ist in der Zeit des Unterliegen^ unter
den Äwiing mein BeHtreben; ich kaufe die Bücher oder verschaffe die Bilder
nur oft erst nach Widerständen und tügciauger Uni'uhe, unter Umständen
durch ungesetzliche Zugriffe. ■_ ■
Ein Sammelbnch .solcher Reize für mich ist z. B. die Monographie Wull-
slcim iiboi' die Behandlung der Skoliose. Dies und viele andere Bücher habe
ich nur im Januar 1918 in Berlin angeschafft, als ich dort zu einem
Kursus war.
Ein Buch, das einen wesentlichen Teil meiner Phantasien gleichsam im
Vordruck enthielt, ist Neumami, John Bull ak Erzieher, und das mir kürz-
lich bekannt gewordene, Büdigcr. Aue harter Jugendzeit, und zwar in den
l-'iK- <».
l''iB- ■*'.
EigBPB Eompaiitlan.
Ssiii Idsal.
Punkk-n, die von de.' Erziehung junger Burschen durch strenge Gouvernanten
Ein Fall von orth.ipädiKclioni Fctiscbismus.
437
ÜbeiTdzung zurücküul'iihi'eii. Sieh also liebei' zu daß ri., i ,
hilt jetzt daran wieder aufzubauen. ' '^'"' ^^"^ '^"'«l' "id
Darüber, daß ich, wenn ich lebend und gesund -m. a .^
Ar7,t we]'den würde, war ich mir ganz klar. ^''"' *^"^^g ^äme,
Ich ging dann in suKiakm und Jugend bcwegeriädiPn N * u
und besonders da^ Znsaninienscin mit jungen MensM^r f ^.".^^'^'^^ngen auf
Sublimicnmg meiner Triebe. Nur leider folgte dem ll^ f "^^ ^"> ^^'■
auch oft erst iiaeli Monaten der ühlieiio Rückfall' Tml-^rll Vv*' " '^"''«'lisotzen
Du bist nicht honiose.xuell. Die Grundlagen doi.ie/H fn l i "■''*'' '''^ '^''^^' '
rein und nicht von perverser Sexualität Hirigiuit ' T T l '''"■■' "'^'^^ ""^
danken, wie Abstinenz, A-eKet.,M-i.smu. etc., waren ™"''' '■'"''"''*^ ^^-
latigungsfeld mit vielen Begründungen, ßlüher zog JL '" ^^'Snei^ Be-
, ^ ""<-" an und ich konnte
Eiffüiib Komposition.
Wühl fü,. ihn eintreten, wie ich auch stet« für die vernünaigo Benri^ilung vüu
Ona,ne um Uomn.exua .tat cmtrat,, aber seine Mün.ierlieMen nicht bojaho-n
Und bei allem buchen und Lieben, Hassen, hat mir immer die gefohlt
von der ich m.ch iramer fester abschließe, violleicht weil idi sie (meine Mutter!
zu sehr verehre und für sie von mir Sadismus befürchte! Ich bilde mir ein
die Frau, das_ Weiblieiie könnte mir Kulio geben und einen Ort zum Aus-
ruhen, den mir die Autoerotik nicht geben kann, meine Liebe zum Mann
nicht geben konnte?, weil dieses Aufgehen der Frau für den Mann eben et^Z
dem Mann nicht eigenes ist. ' " '^»■"'■"b
Ich habe die Meinung daß ich einer der infantilistisch abgeirrten
Menschen bm, von denen Sie sagen, daß es möglieh ist. ihnen zu helfen
Ich hebe oberbewußt weder meine Pervers.on noch meine Homosexual tS"
Wie weit ich unbewußt daran hänge, weiß ich nicht. Ich leide unte.
den Ideenverbindungen, wenn ich meinen Beruf ausübe, wenngleich ich mir
r
438
Fetiscliisuiiis.
jetzt klar bin, daß ich äio oft suche, udi der Spannung eine Auslösung zu
geben.
Wio weit ich Ijürgerlich und sozial dadurch gehemmt und geschädigt
bni und bei weiterer Entwicklung iioi'h werden kann, ist für mich nicht ab-
sehbar.
Mein Menschliches leidet und mein sehnlichster Wunsch ist es, für dio
Menschen zu scJiaffen, ein Wunsch, von dem ich nicht glauben kann, daß er
an meinen Tonis gekiiüpft ist.
Ich erinnere mich, daß ich völlig vergessen habe, auf mein Traum-
leben einzugehen.
Meinen frühest*'» Pollutionstrauni habe ich erwähnt. Ich habe dann
jahrelang nie Pollutionen gehabt. In den letzten Jahren habe ich mit einiger
Fi«. 4».
EigoiiB Kompnsition. . . , ' '
Kegölmäßigkeil, soweit nicht ouanistische Akte da?wi=^l,.n i
«ie.'t. Soweit ich mich erinnere, waren die PolluHnn. ■■ tl'"' ^'^^''^'^'
und ,lem Gefühl: Du darft nicht on «Lt ode "rbn^sTT '\"'' ^"f*
onaniert! verknüpft, später blieben die.P S'. • r ' ^^^°" '''''^'■^"'
Ich begrüßte die^o!I,a.ion.t,tnr a etwt^^ -^■
waren die Auslösungsreize Träume, de mich irda. Sv?'^''-- ^^"'^^^
erotik versetzten. °^^ ^^^^^^ "einer Auto-
leh werde in Zukunft vorsuchen, Träume 7u n.,+io,.i ■ tl
gegebenen Fall zur Verfügung stdlen zu I^Z J r ' ""' ''' ^'^"''" ""
sehr viel träume. Fast keine Nacht ,n ,W h" ^^'n^" '''^^ ^'^' ^'"-^ ''""^
oft asexuelleh Anstri hs in gSt r Ment L""'" "^'T'' '^' ''''''''''''
die Träun. nun-gens noch d^xhL; if glu^ßS""' '^''' "'' ^"' "'^
Eiij Fall voj] Orthopäd LBcbcni Fetisch isinus.
Der Krieg, hesondcM's der Gedanke, ich müsse wiedm- u> ,i. ir ■
käme zu meiner Koinpaiiie /.uiiick, suche unter Ln-oßpr LJ ^^'
Kompanie und kann .ie niclil (iiKlen. Idi üvlo Mioder , M ^^"^ """"*'
icli doch eigentlidi Otli.ier bin. Ich reite sehr oTt Ei f'" T,"' "■'^"'""^
auch im Oberbew,ißl«ein ist der, einmal wieder reiten zi l- in 'w7'f''
sdiwer verwundet, ßiesenwunden, die mir nicht wehtun .nla'i '^ '""
Ich Inibo ein oder zwei künstliche Beine, ge e aber Sdoir 'V ■,
Alle Leute freuen sich »üichtig. daß ich wieder da hh ^ ? T ' ^f" '
falleü. Die Artillerie schießt wahnsinnig usw. usw. ™"'^'" ''^^'■"
Zu den Träumen, die mit Angst und Aufwachen vn,.i,„„j
die periodisch, nachdem der Pavor noctun..s S d,r ?Se. 11 ''h™",' """^
Füi-m nicht mehr auftrat, gehörte ein feststellendes Schema \'''^''"^'"^'r"
stimmten \yohnung fühle ich, daß jeti^t die Männer kommen' mcistenT.inH
es Indianer, aber auch andere Männer. Ich suche mich zu versteck™ 1 ^
regelmäßig in dasselbe Zimmer, krieche, trotzdem ich weiß, daß ich d \
gefunden werde. In diesem Zimmer, das übi'igens in Wirklichkeit gar nicht
ext.stie.rte, unter das Uett, unter furchthö-iw Angst höre ich die Suchenden
immer tiäher ktimmen. endlich werde ich entdeckt und erwache mit großem
Angstgefühl.
Seit 1914 glaube ich diesen Traum nicht itiehr gehabt zu liaben. In
neuerer Zeit sind die Träume, in denen ich meinen Prinzipien iinlrou werde
rauche, Schnaps trinke, häufiger gewesen. Ich leistete üuer^t Widerstand'
machte mir im Trautit die Folgen dieser mit meineit l^riiizipion unvereinijaren
Handlitngen klar, erwachle verzweifelt.
Allmählich gewohnle ich mieli daran, im Tramn zu rauchen oder üu
trinken ohne Selbstvorwürfe, gleichsam, als wenn ich wußte, daß es nur
Tranin wäre. Diese Träuitie sind in letzter Zeit nicht mehr auWtret^n
Die Träume liofenjsexuelleri Charaklers müssen selten sein, kommen
aber vor. Ich träumte nach einem vorhergehenden sehr wüsten Scliuldtraum
ich war wegen eines Vergehens verfolgt uml nur mit Miihe entkoimnen' ich
habe mich mit Nelly K.. einem mir aus ileiti Wandervogel bekatmten Mädchen
das mir sympathisch isl, verheiratet. Wir kamen vom Standesamt, ich hatte
ihr den Ann gegeben, meine älteste Schwester (die in Riga ebenfalls studiert
und tnit iler ich eine verwandte Unterredung über sexuelle Fragen kurz vorher
gehabt hatte) wai' daiwi. Ich war sehr glücklich und hatte das Gefühl. jet7.t
ist alles gut.
Ich halie mir damt das Mädel bei Tag besehen. Icli muß zugeben, daß
sie unter den ganzen Mädchen mir die erträglichste ist. Warum? Aber die
Taggefülile i>estäiiglen mir ilen Naclittrantn tiicht. Ich leistete nun zweifel-
los auch sofort Widerstand, indem ich mir vorüberlegte, daß sie ja doch
nicht meine Frau werden könnte, seilet wemi ich jejiials ihr gegenüber auch
Jtörperliche Neigung verspüren t.üllte usw. Ich muß vor einiger Zeit auch
mal einen Traum gehabt haben, in dem mich eine Frau sexuell erregte
erinnere iiiicli aber aljsolut nicht mehr an die Einzelheiten.
Von den heterosexuellen 'J'räumen würde ich bei Überlegung und Bedarf
schon Eritmerungen aufbringen können. Kürzlich, nachdem ich mich aus
„wissenschaftlichem Interesse"' mit der Bibliothek eines Masochisten be-
schäftigt hatt«, unter der sehr viel Hagel laut istische Literatur war, moldeie
sich in einem Militärtraum der Anblick einer Prügelszene, bei der ich Zu-
schauer war. Das flagellantistische Moment tritt bei mir sonst nicht auf
allerdinge wirkt die Idee, daß der geliebt« oder sexuell reizend empfimdene
t
440 Fetisthismus.
Cfegenstand der Neigung gepeitscht worden ist, als ein Stimulans in
der onaiiietischen Vorstellung,
Sonst träume ich, es läge ein junger Mann bei mir im Bett, drückte sieh
an mich, greift nach meinen Genitalien, was ich dann niit sanfter Ablehntmg
aurückwcise {entsprechend meinem Verhalten in der Wirklichkeit), obwohl
ich es im Traum als angenehm empfinde. Übrigens ist das „Krabbeln" an
der Genitalzono mir auch im wachen Zustande nicht unangenehm, wie mir
meine Erinnerungen zeigen. In dei' Zeit, in der ich noch hemmungsloser in
der Hingabe an aktive homosexuelle Betätigung war, muli es mir angenehm
gewesen sein. Aber damals lag bestimmt die Hemmung vor weiteren aktiven
Handlungen echun vor.
Das war also im Krieg im Winter 1916 und Frühjahr 1917.
Ich habe 1914, bevor ich mich in die Dritte verliebte, eine Freundschaft
mit einem 3 Jahre lungeren Mitschüler gehabt, der mich onanistisch-auto-
eroüsch beechältigt*. Ich habe ihn iiuch veranlaßt, zweimal mit mir zu-
sammen zu schlafen. Trotzdem ich den Wunsch hatte, sein Genitale zu be-
rühren, waren die Gegenhemmungen so stark, daß es weder zur BerUhrunff
der Zone noch auch sonst zu etwas anderem kam, als daß wir eben zusammen
im Bett lagen. Ich war dann später ganz froh, daß ich diesen Grad von
..Helbstbeherrschung" aufbringen konnte.
Noch einiges muß ich über meine perverse Fixierung sagen k-h gehe
auf der Straße vielleicht in bester Stimmung, optimistisch, da sehe ich einen
Jungen der an seinem rechten Bein eilten Apparat trägt, der wahrsclieinlich
dafür bestimmt let, eme Kontraktur des Beines nach Kniegelenksentzünduu-
KU verhindern. "vi"u„
Ein eigenartiges Gefühl durchllutet mich. Wenn ich den -fungen iet^t
ansprechen koim1e,ih,i al.. Arzt hehandeh, könnte ich mich abiea-^ieren'
jetzt zwingt es m.cli. hinter ihm herzugehen und auf die Art wie er'' -eht
zu achtem, es ist in sehr ausgeprägte» Fällen, in denen der Gegenwind
niemn- Fixierung auch meiner sonstigen homosexuellen Ein.telhmg ent-
.spricht, wie eine Art Rausch, der über mich knnnnt
Ich .nuß, trüt/.lem ich sonst gewissenhaft im Kollegbesuch bin, ohne
Rucksicht, ob mir Kolleg oder sonst etwas verloren gehen, hinterher und
wenn ich es nicht tue. wenn ich nicht versuche, gleich in dieser Weise ab-
zureagieren so verlulgt es mich durcli die Zeit, läßt n.ich nicht zur Ruhe
kommen, laßt nnch nac 1, dem Betreffenden suchen, wenn nicht ich auto-
erotisch mich ausgiebig hefr.edige oder sich eine Gelegenheit bietet, den
Affekt durch einen anderen starken neuen Eindruck zu paralysieren oder
m eine Ahreaktiou mitzuverarbeiten. Gelingt es mir, mit dem Betreffenden
ein Gesprach uher sein Leiden zu führen und ihm meine Anteilnahme zu
zeigen, dann übt das eine hervorragende Wirkung aus. Die Erregung geht
sofo.i herab und der Zwangsvorstellung ist die Spitze abgebrochen Tch
habe Ruhe, und fühle mich sogar wohler. Das ist ein Beispiel für 'viele
eh konnte eine große Reihe anluhren. Wenn sich der autoerotische Komplex-
bemerkbar n,ach , das tut er besonders, wenn ich in dieser Hinsicht Tange
ganz abstiniort habe, steigt auf einmal der Wunsch hoch: Wenn du doch
|etzt mal einen richtigen Menschen sehen könntest, der geeignet ist dein
Mitleid .u erregen, Geht das nun nicht, weil ich zu Hau^r bin uid'kSe
Gelegenheit habe, mit Kranken zusammen zu sein, besonders nicht mit dL
für besonders in Frage kommenden chirurgisch und orthopädS Kränke?
v,'.ll ,ch aber auf der anderen Seite auch nicht onanieren, so muir ch die
«tt^
. Eiu PivU von ortliopädisclipin Fetischismus.
Flucht ergreifen, renne durch die Straßen, gehe an Steiler
nur mit großem WicIoi'siTobe], imd nacli folgen der DepreseTon tue ' """""'
Ich habe natürlich alle möglichen Pluchtmitte] die öfter h if
wandere, radle, turne, treibe Sport, suche durch Anblick «^lin„ Tf"' 1
und meine Frenndeehafteii davon loszukommen. Mensehen
. Aber bisher sind nücli immer wieder diese Schmflp-/lii6:fcL™v. ■-. , :,
Wunsch des Sadisten durchgebrochen. ^^'"'le^lustemheit und der
Körperlich bin ich gesund. 1,76 Militamiaß. Und beaondei's bei Frauen
aber auch sonst gelle ich für einen gut ausselienden jungen Mmn
Wesentlich ist oine krankhaft anmutende \na^t
vor dem Zahnarzt, unter der ich seit Jahren leid'e ri
ich mit allen möglichen Grün den larviore die 'ab^^-
dazu führt, daß meine Zähne in einem besonders die
Backen Kähne betreffenden sehr schlechten Zustand
sind, ic!i aber bei dem bloßen Gedanken an da« Surren
der P 1 0 m b i e r m a s c h i n e N u r v e n- und F o i g li e i t e a n w a n d-
1 u n g o n habe, die mich im besten Fall nur b i ^ zur Tür des
Zahnarztes gelangen lassen.
Meine Mutter gab es nach meinem 13. Lebensjahr uul, mich zum Besuch
deK Zahnarztes zu zwingen. Ich muß die iännnerlichdten Szenen gemacht
haben.
Beim Onanieren hatte icli mir angewöhnt, die Ihindlnng inuuer wieder
zu unterbrochen, äcildcm ich die Onanie bekämpfte, dadurch zog sich der
einzelne Akt durch Auskostung der Vorlnst stundenlang hin. Oft kam ich
besonders in den Ictzlon Jahren, dadurch von dem Trieb los. ' '
Meist endete es dann ofl nach tagelang protrahieiler Vorlust mit
Ejakulation und Kilzelgefiilil.
Sowie der erste Kitzel einsetzlo, unterimich ich entsetzt den oimnistischen
Akt, drückte mit den Fingern der rechten Hand die tiefste mir erreichbare
Partie der Pars cavcrnosa penis so zusammen, daß mechanisch die Ejakulation
verhindert wurde und aiicli der lieiz „aljgeklemmt". Daljei lief icli im Zimmer
lierum, nm den Koiz zu kupieren. Ekelte niicli vor dem ripezilisclien Sperma-
gerudi. Auf diese Weise habe ich seit etwa dem 14, J;ihr freie Ejakulationen
mehr oder woniger verhindert (das Spritzen).
Mein Glied ist sehr stark entwickelt, ebenso beide Testes. Es bestand
bei mir geringe Phimosis, die ich aber durch onanistische Manipulationen so
dehnte, daß das Froniihun der Vorhaut durchriß und ich heute auch im
erigierton Zustand dit" Vorhaut über den Penis zurückziehen kann, allerdings
unter gewisser Spannung. Bei nicht erigiertem Glied h;ilt sieh die Vorhaut
nicht hinter der Eichelfurche, t^ondern ist in infantiler fjage.
Morgens erwache ich fast immer mit Erektion. Je nach meiner Not-
wendigkeit, sexuelle Komplexe zu fixieren, bleibt mir die Erektion gleich-
gültig oder führt zum Genuß der Vorlust. Zur vollen Onanie ist bei mir
im allgemeinen ein größerer Apparat notwendig: Meine Sannnlung in meiner
Richtung sadistischer Bilder (jetzt etwa 15) und schriftliche Aufzeichnungen,
in denen ich ähnliche Szenen oder Erlebnisse beschreibe.
Solehe Fixierung ist mir auch schon aus meiner 11- und 12jährigen
Zeit erinnerlich, zum mindesten aber seit meinem 13. Jahr bewußt. Ein Mit-
443
Fetisdiismus.
lit
Sm V rd™ 1 "*"1T' ""f'^'^"'' ""^ --«"■ dadurch, daß er sich
?Liu h ' ! '■"''^=' ^''-^ ""g^^ 2.it den Am im Verband uad einem Ann-
Ann iid.fnT- ^" ^'^'' ""^ ^'"- -^'^'^•'«k emes Knahci, der den
wa 1 l; li n "^'' "■;"■ '""■ ^^"""'^ ^^hon sehr reizvoll. Auch damals
wdi-en Ob ß eidiall.ngo und jünf^a-rc, die rnith erregten
•,].. Mlieier Sc-Iiuler mir einmal, und zwar auf einem Schulausflug in
1 ; '""'"?'';- 1"-^ '-''-- '''^' '^■•' i^^'-^t weiß, ein Korsett (Messing mit
Ha ..tutze oder ahnl.d,} trug, von dem ich nur den Halst«il sah, der nach
ab nioruonlan solurt la..inierte. Ich war in der Zeit des Vorfalles noch
n «0 mit me.nem Innenleben vertraut imd trennt« mich, aii.ch unter dem
: A 1' '^'^7'^'^*"''<^" Kameraden, leicht von dem Anblick, wenn ich ihn
Z i"' If , '^T' "''"'' '-^"S^'' '^'^»l^=i*^li*<'t hätte. Später habe ich unter
aei hchnäueht nach diesem Anblick sehr gelitten
Momentor, l,onut.te, spielt besonders in Verbindung dieser Traumi^ de
niannliciieii Individuum eine gewisse Rolle
Auch der Katheter, der in die männliche Harnröhre eingeführt ist der
Gedanke .Dauerkatheter- i«t bei dem erregenden Gegenstand ÄrVersirkung
des sonstigen Komplexes wesentlich. Betonung der Männlichkeit hnnSl!
durch die Genitalien sehr wesentlich. -^'anniichkeit nn Bilde
])a.s weibliche Jaemoiit tritt bei Zeichnungen, die ich verfertigt habe
van <leiK.i ic , aber zurzeit keine besitze, auf, meist als GouvemaSe ode;
sfronge ]u7.iehenn o er Wärterin. Jedoch sind auch hie und da T pIndan
^nvi. '"'"'''" "'""""■" '^'""'^ ""'* ''''''^''^ P-"- --nStJh
Doch nur hie und da und nur in Verbindung mit dem Mann
Dabei bemerke ich: Wiihrend meiner Studienzeit ist mir der Besuch
der gynäkologischen Klinik unangenehm, meine Empfindungen be
gynäkologischen Untersuchungen, wenn ich .i. nicht mit .issenschafU ehern
will P'l'-^lj'^"--™' "'f "-i"^:^ J^-^-n der \-ulvageruch sehr stark ist: ÜnZ
willen. Auch gynäkologische Oi^erationeu. Blnl. Schmerzen der Patientiine»
sind mn- rem wissenschaftlich interessant, unnötige Brutalität drÄ-^t^
6niK>rt mich auch hier, ohne daß jemals das Erregungs- und Mit™
gcfuhl verbunden ist, das ich z. B. haben würde, wenn diL Brutalität gegen-
über einem mir Fympafiiischen Manne begangen würde
Icl, habe auch nie den Wunsch, daß so etwas notig wäre sondern ei-
irage le Gynäkologie eben nur, weil sie notwendig zum Studium i tu d
^v 1 ,cl, ,n memer b eo des helfenden Arztes natürlich auch die Frauen ein
c ließe, bemühe mich, alle.^ genau zu lernen, um Müttern und Frauen später
hellen zu Iconnen und schließe sie m meinen sozialen und helfen wollenden
Komplex (inrchaiiR i-in. i^>j"uijeiiuen
Eine Abneigung habe ich gegen Frauen- und Hautspeziali=tentuni Mein
Wunsch richtet sich auf die Chirurgie und daneben auch s hr S k auf d ie
Psychiatrie. Seitdem ich aber mir die Kenntnisse über Z\n iL 1 ^
und die Beurteilung desselben durch Privatbeechifti^nl "1^^" ^^^^^"J*^^,^"
-heint mir damit die Neigung zur P^vchiatr^Ltr Sa^^ bt^de^sl^
jwauiji
Ein Füll von orthopädischem Fetisc]iism,is ,,.,
ich Angst habe vor der psychiatrischen Praxis in ihren A.,=T,-i,L- r
mich auch da .ch .eihst nicht obäokt.v .c,. kann, sondL ^ ^^Sotu"
bm.Jurchtx;, 111 meiner .uggestivon-und psychotherapeutischen Arbeit gehemmt
^ An der Cliinirgic- langweilt mich die OperELtionstoehiiik de,- ^, r
Chirurgie und ich hiibe in früheren Jahren meine Kichtunc b^),.,,, ^°j f
angezeigt, daß icii den Wunsch hatte: Es wäre sclitin TeL H >^ f "f ^'
worden könntest bzw. im Krieg S.nitül.soldat geworden wE-l " ^!''^'''*ff
die anderen EinÜiissc und das gegen diese Ideen Ankämpfen die-« Z-^ ^
zu einer Uninüglichkeit gemütht häilcn. ^^ h,instellung
Ich stelle also l'cal : Aid Grund meiner sexuell-saiiisfiechen Fin i 11
ist mir der Komplex der chirurgischen Fliege besondeiä angenehm Ddurclf
daß ich das Interesse an diesem Sonderzwclg sublimiere, wird mir das sl d' '
der geäamten, damit KiiHammenhäiigemieii Medizin interessant und ieh"lnb^
unter Umständen eine gewisse erhöhte ArheÜ^kraft. Jcdoeh richtet sich die' *^
Pflegebedürfnis nicht auf Frauen.
Hie Idee, auf einer Frauenstation fanuilicren zu miisseii. war mir un-
angenehm, als ich das erste Mal dem Ziel meiner Wünsche nahe war. d. h
auf der chinirgischen Klinik faniulieren wollte. Ich war entschlossen zu er-
klären, ich wüßte mit den gynäkologischen Untcrsuchungsmethoden nicht
genügend Bescheid und ähnliches.
Während ich iiei meinen Premidschaften Männer bevorzuge, die nichts
Weibisches, aber etwas Mädchenhaftes liaben. nUo nicht robust sind ein
Typ, der unter den Studenten meiner Gegend sehr häufig ist, ist mir' eine
gewisse männlich lobusie Enlwicklimg bezüglich meines sadistischen Kom-
plexes durchall.'- nicht, hinderlich.
Während des Feldzuges in der Ukraine war ich sexuell an mehrere
Untergebene geknüpft, ohne daß ich dem Trieb nachgegeben hät'e. außer
in einem Fall, ein Einjährigci-, dem ich näher stand und mit dem ich ge-
legentlich Ringkämpfe produzierte, bei denen icli abreagierte. Übrigens ein
Mittel, von dem ich seither des öfteren Gebrauch gemacht habe wenn die
Spannung zu groß «iirdc, und stets mit niomenLaiiem und tagelang an-
haltendeni gutem Erfolg. D. h, icli kam wieder zu Besinnung, der Trieb ließ
. nach und ich wurde ruhig.
In der Ukraine habe ich einem Mädchen gegenüber se.^elle Reizungen
empfunden und auch ein Verhältnis nach der Art meiner früheren hetevo-
eexuellen anzulangen versucht. Grund; Dieses Mädchen hatte oinen sehr
schönen Bruder meines MännertjTJS. Icii liebte in der Schwester den Bruder.
Dadurch wurde mir die Überwindung der Uemmungen möglich. Wurde aber
S(;hr bald von ihr getrennt.
Sehr eindrucksvoll war mir immer die elterliche Mahnung; .,D e n k e
bei allem, w n s Du mit einem anderen Mädchen tust, was
würdest Du sagen, wenn das ein anderer mit Deiner
Schwestertäte!"
Moral habe ich immer übergenug gehabt. Mein Vater hielt mir Rein-
haltung bis zur Ehe als Ziel vor. Er hoffte wohl, ich würde das Ziel er-
reichen, das er, er deutete es einmal leise an, nicht ganz erreicht hat
Empfahl mir auch, danenid mich zu vci'lieben, zu veilieirafen, wollte mir die
T^eirat ermöglichen (während des Krieges). Leider waren mir aber schon
alle Wege versperrt und außerdem gab es auch lOUO Gründe außer dem
einen Hauptgrund, daß ich keine Fi'au lieben konnte. Alle Fluchtversuche
I
I
I
i
444
fetischisinus.
\ ei-Buche, mich in Frauen, zu dienen ich eine Neigung verspürte, zu verlieben
8cheita|«ii unter völliger Ableluning durch meinen anderen übennächtigen Teil!
'eil lege liinen ein Bild bei, Eö ist iiu Anfang November vorigen Jahres
iiiiigenoiniiien. Darauf wüi' noch ein Freund von mir, gleichaltrig und mir
tbontalls Irenndschaftliche Gefühle entgegenbringend. Ich woUt« ihn ganz
oeeitzen. vc war aber schon verlobt, hat inzwiächen geheiratet, geht cjanz In
seiner Frau auf, ich war einmal hei ihnen und nieikt*, daß ich die Frau
y-u hassen begann oder zu beneiden, merkte, daß ich ihn an die Frau ver-
loren hatte. Und entfernte mich.
leh schicke Ihnen das ganze Bild, Ich bin überzeugt, daß ich das tun
kann, bitte sie abei-, den Teil des Bildes, auf dem mein Freund sitzt, wenn
möglich KU vernichten.
Ich bin der blonde links, mein Freund ohne Schnurrbart rechts auf
dem Bild.
. Ich trage übrigens gescheiteltes Haupthaar, einen kleinen Bart und
einen Schnurrbart (kurz gehalten) auf der Oberlippe.
Denselben mag ich nicht abrasieren, weil ich fürchte, dann weibisch
auszusehen.
leinen Arzt habe ich noch nie konsultiert. Mein gestriger Besuch bei
Richtmi' "'"' ■' ■"'"^*' bekannt war, war der erste Versuch in dieser
Ich bin Ihr ganz ergebener
Otto N.
Soebon fallt mir ein : ich habe z. B. im Sommer 1910 also mit 14 J-ihren
oeim inc.nu und 1 auherspiclen mit Jüngeren Knaben, Dabei war eine
gewisse Lrregnng vorhanden, die aber durch gleichzeitiges DenLn meine
iM-aclit.ns unU-rhalten war. Solche Versuche sind auch bei KnabenÄ
noch 0 l.r von ,nir gemacht worden, dadurch kam e. höchstens zu EreSe '
nie zu Orgasmus oder Ejakulation. Ein ganz alte.. Erinnernng,.bild .e^gt Tir
den «chonen ark meiner Heimatstadt, den wir als Kinder biuchten um iä
zu spielen: hm Madclien. das von Knaben an einen Baum gebunden ist und
von Ihnen HU brennenden Wattestückeu beworfen wird. Das Madehe nmß
emo Impfbinde Zeichen der Wiederimpfung, um die anderen zur Schonung
des Armes anzuhalf.n. he. Schülern üblich) um den Arm gehabt haben und
ich habe das Erinnern, daß sie mir wie große, also im Verhältnis zn mir
sehr md altere Kinder vorkamen. Dieser Vorgang hat mich sehr bescl äft "
Mein frühes es Erinnerungsbüd überhaupt ist das folgende Ich stt
ganz klein im Wald auf einer Decke, Mein Kmdermädcherimt e She e'
Waschkleid an, also ein Leinenkleid wahr..cheinlich Sie h, rT\
sammelt (Heidelbeeren), ]Iai, sich in die ge ä melten B]„h '"■''' f "
und hat .iet., auf dem hellen Rock <^^n.:^ ^^^7^1,^'^,^^'
steht ,a gebückter HaHnng mid ich sehe den großenXck ' J , . ,?"
Bock. Dies Bild war mir stete erinnerlich. "^ ''^'™ ^^"™
Hiemit schließt die erste Beidite do^ Patif^n+on i i , ^ -,
Ein Fall von orthopiitliscbem Fetischismus.
Er geht auf meine Bedingungen ein.
Zu seinem Beridite muß ich noch einige Bemerkungen machen
Wir sehen zuerst den S aram e 1 1 ri e b, der sich in Anlee -■ '
fetischistischen Bibel äußert. Diese Bibel wird zerstört m ] I ■ ^^^^^\
- die Zerstörung bedauert und eine neue Sammlung angebgt Fern •' \"
wir die begleitende Farapathie, die mir in keniem Falle zu fehlen ^scir^ T
Früh treten Angstzuständo als Zeiclien des inneren Karnnf-^^'^f'
Die Zahnarztphobie steht im Mittelpunkte des Krankheit
bildes. Wir ei'kennen daraus, dalJ der Mund des Kranken eine eroglne
Zone ist und dali ein Zusaninienliang zwischen der genitalisierten
Muudzone und dem Fetischismus bestehen muß.
Bemerkenswert sind nächtliche Wanderungen iui
somnambulen Zustande, die wir in Hand VI eingehend besprochen haben
und die einen Inipuls veri'aten, der durch die fetischistische Konstruktion
gefesselt werden soJl. Wir finden auch die Onanie unt masoch ist isch-
sadistischen Phantasien, wir selim ds« Abrücken vom Weibe und den
Ausbau einer homosexuellen Einstellung. Seine Erfahrungen mit Frauen
sind spärlich und laufen alle auf einen Hautkontakt hinaus. Der Koitus
wird als Sünde gewertet, wozu der strenge Imperativ des \ aters. dor
ein Junktim zwisclien der Reinheit der Scliwester und seineu (d h des
Patienten) Erlebnissen geschaffen hat.
Sein Vater gab ihm den Imperativ „sich reinzuhalten" und er . j
führte ihn mit Hilfe seinor Paraphilie aus. Der Zwang, den er auf sich )
ausübte, ist durch die Waid der orthopädischen Apparate und Banda-^on
deutlich dargestellt. Er ist wie ein Pferd, das eine ivandaro trä-H.
Seine stereotypen Träume sind sehr diarakter istisch. Er muß
nieder zu seiner Kompanie zurück, d. h. er will wieder in die Vergangen- i
heit, ins Jugendland. Er zeigt jene retropulsive Tendenz, die wir in 5
allen diesen Fällen feststellen komiten. Er hat künstliche Beine ein ' ■ {
anderer Tramn, womit er seine Para]iatliie syiiibolisiert. Überwältigungs- )
Phantasien durcli Männer tauchen als Indianertraume auf und zeigen 1
den bekannten Charakter der Pubertätsträame. Selbstverständlich *■
durchbricht er im Traume alle asketischen Tendenzen, er trinkt, raucht, ]
ja, ei- heiratet sogar Nelly, wobei die Gegenwart seiner Schwester zu (
beweisen scheint, daß die Braut einen Schwesterersatz darstellt, 1
Bemerkenswert ist hier die zu großer Virtuosität ausgebildete . i
Masturbatio prolongata mit Hinausschieben oder mit Um-
gehung der Ejakulation. Das rülirt niclit allein von der Angst vor J
dem Samenvcrlust her. Wir werden im Verlauf der Analyse lernen, daß
es sich um ein Spiel handelt, das einen präparatori sehen Charakter hat
wie es Grooß für die Spiele der Menschen und Tiere nachgewiesen hat
Auch bei der Masturbation begegnen wir dem uns bekannten Phänomen
r;
■**D FetiscliiBinus.
dee Dmekes auf den Penis, den Patient so stark ausübt, daii er den
Orgasmus und dio Ejakulation verliindert.
bcüne erste Erinnerung — ein Fiet-k aul dem Kleide seines Kinder-
mädchens — wird später eine bedeutsame Aufklärung erfahren.
Seine spezifische Form des Fetischismus zeigt eine Ausbildung,
wie sie eigentlich nur bei einem Arzte auftreten komite. Sicherlidi hat
seine Paraphilie seine Berufswahl determiniert.
Die Analyse dürfte großen Schwierigkeiten begegnen, da Patient
analytisch vorgebildet ist. Schon die einleitenden Präliminarien geben
uns einen Vorgeschmack künftiger Kämpfe.
PatiDnt kommt unter imgeheueren Widerständen zur Behandlung. Zu-
erst setzte die EntworUmg ein. Auf meine Auffordcning. iiacli Wien m
kommen und sieh hier iils Kollege unentgeltlich behandeln zu las&en, geht
er IreiKhg ein. Aber er findet die Aufmachung meines Briefes lächerlich
und reklamehaft.^) Er schreibt einen Expreßbrief, der nicht ankommt. (Wahr-
echoinlich war die Adresse dcr;u1 geschrieben, daß er nicht ankommen konnte.
Symptomhaiidlung.) Er wird wütend. Ich Insse ihn warten. Endlich schreibt
er einen zweiten Brief, der sein Ziel erreicht. Er versprach, alle Träiune ge-
wissenhaft zu notieren, ohne daß ich es verlangte. Aber von diesem Momente
an kann er sich kaum einen Traum merken. Er hat alle am Morgen vergessen
Er erinnert sich nnr an „Lauteträume". Er k^bt jetzt in seiner Laute"
Er hat sich die Laute angeschatTt. um eine Ablenkung zu haben, da er lurchtete
ganz ni seme fetischiatischen Phantasien zu versinken. Er strebl na,-h dei-i
Idealen, Gerade weil er als halber Slave in Deul^chlaud lebt will er -Im
Üentschen ein Mu.sU3r geben. Er will besser sein als alle die DeuLscbeu und
schon aus diesem Grunde möchte er alle krankhaften sinnliehen Regungen
überwinden, e^'i^t^ii
Be.clj;ifligon wir um ziierst mit drei Träumen, die er aus der gan7en
Zeit zwischen dorn ersten Briefe und seiner Ankunft (3 Wochen MretfJ
konnte: '' "='''-'^'
Er i räumte also vor der Behandhing:
. ^-J^l l^'i"^ '««^in«^'; Mutter meine Laute zur Reparatur gegeben
Meine Mutter kam zurück und gab mir die Laute. Da waren falsche
Wirhe emgeset. Da sagte ich: Das sind doch nicht die richten
A^irbel. Ich nmß sofort hingehe« und sehen, daß ich meine Äe
wieder bekomme. Da bin ich an der Ecke an dem Musikladen. Da std
große Schmuizh,.,,, en von alf^m Schnee und Schmut... Dabei waren zwei
Jln 'Tiei'Triiß:;'' n""' ''i ''" '"'"""^^ '^^^™ ^"'^ mCghcren Wi b
von allen (iroßen, Die meisten waren aber von der C,ri\K<. -i« '"'J^'
2. Es waren sehr viele Menschen zusammen Es war t>.;« . t ■
__T„«„„„ v„„ Wandorvög*. Wir «l,te„ aufbreche :„T»'Lf„rj'
»../i^Ht^irr'M^« XSr K j.*' '"*'--» «*'--'
Ein Fall von orthopadisrhein Fetiscliismus
Laute nicht. Icli suchte und sah überall Lauten von den ,„>™i n- i .
Formen heiumliegen. Dazwischen lagen auch ^\^^^" "»f , ^jl'sten
Leichenteile. Ich hatte meine Laut« auf einmal und ein Jm,f a ■ x.
nicht nälici- erkannte, nalini ."^ie mir wieder fori und wollf ■
meines Prok-Btes nicht iviedergeben. ^'^ '""" ^^'«'^
3. Ich stehe vor oiner Kmnpiuiie. Icii war Fähnrich Der Gma
herzog mit seiner Frau und anderen stand rechts von mir auc, v ^
Front. Ich sollte dam eine Predigt halten und ich wuß e d ,1 '/''
über lachen würden. Ich liabc dann auch gesprochen, eh f ir!"; tT
ob ich beabsichtifrte, koniisd, ,u wirken, aber es wurde dauenid 1 f'l' '
Dann traten die we^ und ich blieb allein zurück. Ich fol-te ^ f
und konnte den Weg. den ich eigentlich genau wußte, nicht lindr r""
mal glaubte ich, im Büro des Norddeutschen Llovd oder überham f '
Schiffahi'tägeaellschalt zu sein. Dann ging ich auf den Weg aber p .'^^'^^'"
falsch und führte auf einen Abort, der nach einem sehr häßlichen duntT^''
Hintergebäude üllenbar führf<> .... Eine Unterbicchimg j JJ
gehe mit 3 Freunden auf einem (ricliligen) Wege. Wir «ind' auf der
Wanderung. Plötzlich muß ich aus iigend einem (^ruiid den ganzen
langen und schmalen Feldweg zurücklaufen, Die anderen warten auf
mich. Wie ich dann wieder zu. ilinen liinsche, ist rechts und link^- vom
Weg der Nachhiß von Erml Uai'ckH aufgebaut. Es waren lauter Knochen
und Bronzeligurcn und anderes - fast wie in einem iluseum Ich wollte
mir etwas milaehmen, es war mir aber alles zu schwer. Ich war schon
voll bepackt. Schließlich steckte ich 2 ganx kleine Figuren un(J ein kleines
^ntimetennaß ein und kam dann wieder zu meinen Freunden, die auf mich
"Warteten.
Die Traume sind zum großen Teil AVidei-siandsträume und werden vei-
standhch, wenn man weiß, daß die Laute seine Seele und seine Sexualität
darstellt. Im ersten Traume merkt er, daß seine Seele nicht dii^ r'ichti-'en '
Wirbel hat. Seine Wirbel sind alle im Schmutz zwischen anderen Wirbehi
Seme Seele ist belh'ckt. Er findet nicht die passenden Wirbel Das drückt s
sein Mißverhältnis zum Leben aus. l';r luit noch nicht den ri''hti"en Wq^ ■
gefunden. Wollen und Können zeigen ungeheure Gegensätze. Die wlrbel die
er findet, sind zu gr.iß zu seiner Laute . . '
Ferner Bezieiningen seines Leidens zu seiner Mutter. Die Mutter hat
ihm das Leben gegeben, aber er kann es nicht veri\cndeii. Die niatei-iale Deu- '
lung ist noch unvei'ständlich.
Im zweiten Tnimue ist das Leben als eine ■Wandeiuiig dargestellt Er
kann ^eine Seele nicht Ündeu. Es gibt unglaubliclie .Mensehen, verschiedene
Formen (er interessiert sich für Psycho lug ie). Keine Laute besitzt ein Junge I
(Sein Infantilismus. seine Jugend.) Er hat seine Seele und seine Sexualität i
an die Jugend verloren. (Fixation an infantile Eindrücke,) .
Im dritlen Traume bricht im Beginne seine Frömmigkeit durch die ja ' !
in keinem I'uUe von Fetischismus fehlt. Dabei lial er die -Vtigst ^ich' Sicher- ' ' i
lieh zu machen. Kr fürchtet, ich konnte mich über seine Absoiidcrlichkoiten i
belustigen. Seine Familie (der Uroßherzog) versteht ihn nicht. Sein Vater d'
hat keine Ahnung von seinem Leiden. Er hat ilim auch nicht mitgeteilt wai-um \
er nach Wien gefahren isl, Kr würde lachen oder verzweifelt sein ' Darum ■
ist er allein und kann den Weg nicht finden. Er muß die Lebeusreise (Lloyd) ' '
in die neue Welt (Stelcel) allein machen. Er fürchtet, er werde bei mir '
448
Fetischismus.
I
^ =pin bewußtes Denkeu. Im Traume furchtet
moralisch erzogen werden, sagt- sei«"« ^.^^^^ -j^^ ^^„, ^y^i^e bringen
er, ich werde ihn auf einen Abort lunr ,^_^^ ^^^^.^^ zurückgehen. (Analyse,
und unmoralisch machen . . . r." ^.^^^^^ ^yoÜe. Dann kehrt er auf
der Weg in das Infantile.) Aber ""'JfJ^^^j^, ^^^ g^^^boi meiner Parapathio.)
seinen alten Wog »u^'i«^^- ,*;JJ"\ L^t„[ Haeckel ist ihm wegen seiner mann-
PJrnsL Haeckei steht für Wilhelm Stekei^ ^^^ Gelehrten schätzt er ihn
haiVu polilirichen Haltung ^'^'^f^'^^^^^^ ^,,,0^ im vorhinein zu den Toten.
nicht sehr hoch. Er ist ^ot. ^"-' ^^ '^if^^^^^^^a beschweren. Er will sich
^^-^''^^^^^r^-tC"rg rernutnehnien und e.n kleine. Maß (infantües
„ur e.nige '^'^'"^^^"Siuem Leiden /.nruckkeluen. .
^"'^^bar.ibt^;rouLj:h£^^^ _ __
" "^rhaTniürUcirwie die raei.len Fetischisten eine Bibel, eine Sammlung
br hat n-^Y ' "' 7* Büchern die er beim Onanieren benutzt, br
von Bildern -<^ .^u -igen ^-^^^,"^ ;^';-,^„.,,,„.,, ,vUerdings nach heftigem
"^''' r L Ser ^n Xo? t.n widerstanden. Kürzlich hat er eine .«che
iV^'"'' ^; " uSegt die er mir übergibt. E. sind Ausschnitte au. or ho-
y.,n,u luni. ■ ;5^^^^ Zeit.chrifU-n. Kr wird rufend vor Verlangen, solche
Ifn n be i i"d Bchr.K:kt seilet vor dem Diebstahl nicht zuriick, um
"'t' Luy S chönen Stückes .u kommen. Er leidet Hölleni,ualen und
1" ; kene 1 r ehe er es besitzt. Neuerdings fertigt er sich die Zeich-
^h so it an Wir haben eine sehr charakteristische Reihe semer
„uugon ^"'^^'J'^'^j fj- j^i^, i3iij,, ,,,„d,n von ihm verändert, wenn sie ihm
''''r!'''"'^T'''^'^onT\\^nn.v. Mädchen in Knaben verwandelt.
FrleT t ai w iMiehen Bilder al. Se x u al re iz.-) Frauen
.ihn nie! Die Sannnlung liringt eine Menge von adaptierten Bildern.
w -k ■ ^lm2 Hulli- (Sidie die eieene» Ze.chnungei Fig. 38 bis ii.)
''^°"^: rruü,..n, „„..nvirn. o.- «ich de. Weibo. während e,- e,, .n,
,..he„ ve..cl,tM - - l.^.h« ^__^ „T,,„,„di„,.hoe- ei. l^r
l'iitient leitet iu "^^"^"^^ '^ . „„.räumt hat, nimmt sich vor,
krankt sich, daC. er d.. ganze ^^^;« ;"f^ sS uVd kr.ti.iert während
' -'■ S'' '^''■^^"'"■=iu:f Sr^ tg^t in Sin. Ennnern zu analysieren.
dos Tmumes ^^f^J^J^ ;^ 't^o^n Wert und solche Schwierigkeit.B hat
Diese Traume haben ku cn ^^ j^ j^;, ^3, Analyse
- ':':,! dJ?; aSS Trotzdeni erhalten wir von diesen Träumen einige
Aufklärungen.
:^y .-.rdL.» später .elien, daß diese Darstellung unrichtig ist. Er h.t früher
i.- .-1 „„ «.■..llilu-lie Obipktc seinen Sammlungen liingefugl-
■""•""tu^ttli. M «.., wiatig ™d ,.,gl. -»ß -io B,„»n ™t..l.r «ad*.
repräBüntic-ron künnPn.
Eiu Fall vou orthopftdiBch<^m FftischiBmus
449
Ich teile eist die Träume mit: - . ■*
1. Ich habe eine gauze Keihe von PorzL'lIauiigure», die ich selbsl
gemacht habe- Sit' sind bunt und viele haben mit kloinen Heiligen-
figuren oder gi'oßen Zinnsoldat^'n Ähnlii:hkeit. Wenn ich sie anfasse,
sind sie sehr zerbrechlich.
Zu einer Serie ist Liuch ein Karton mit Zeichnungen. Ein Trom-
■peter bläst, hinler ihm steht der liebe Uott und der Teufel. An drei
Gruppen sieht man ilen Elfold diti Blasens. Drei Zeichnungen, von
denen eine einen Trompeter xcigt. den das Trompeten gerade beim Ver-
richten seines Hedürinissos gelrollen liat, veranlassen mich danu am
Ende des Traumes zu der Bemerkung: Wenn Freud daa sehen würde,.
würde er natürlich sagen : Lodi.
Vorderhand fand sich aber an den Gruppen gar nichts Erotisches
oder Sexuelles. , ^ f, - , ■ ,.1-1
•? Ich befühle mein ICinn und linde, daß ich eigentlich schon wieder
/.iemlicii rauh bin, trotzdem ich mich erst gestern rasiert habe.
3 Ich will mit einem anderen zu einer Gesellschaft sehen, die in
irgend einem Lokal im Freien sitzt. Wir kommen zu einem breiten Pl.iß.
Ein Bollwerk aus breiten Bretterbolileu ; wie wir herauftreten, stellen
eich einzelne Bretter hochkant, so daß ich ängstlich werde. Der andere
redet mir zu. Wir sind über einem Sumpf. Ich mache absichtlich lächer-
liche Bewegungen, um meine Angst zu verbergen. Falle mehrfach. Von
der anderen Seite kommt Familie AVagner angegangen. An der Spitze
geht der verstorbene Hoi'r Wagner. Die Fi'au Wagner sagt, mein Mann
ist nicht tot. Ich habo das Gefühl, du darfst ihn nicht ansprechen! Dann
müssen wir hinäbergeganjimi sein und es folgt der Figurentraiim.
' 4. .lugend Versammlung. Ich trage eine Matrosenbluse und Knie-
strümpfe und -lioetn. Fühle mich sehr wolil.
AUmälilich merke icli, daß die Blu^e mir nicht paßt. Sie verändert
sich, "ich habe mein graues Hemd an. Will mir einen Kiemen umgürten.
Er ist zu kurz. Wache auf. ,„ „ ^ . „ u ^.. ■
5 Wir liegen im Freien. Em .Madehen soll sich für einen von
un-^ ontsciiciden. Ich wünschte, sio täte es für mich. Schwacho Erinnerung
■m Fräulein Sauger. Als sie es tut, ist ee Rosa, eine Jugendbekannte.
die mir immer herzlich gleichgültig war. Und ich sage zu einem anderen,
der mir eine Bemerkung niaclit; Gott, die kenne ich schon von meinem
2. Lebensjahr an.
Der erste Traum ist sehr eharaklerisiiseh. Seine neurotischen Spiel-
zeuge (sein Infantilismu.'^n werden s>Tnl»olisiert durch Porzellanfigurea. die
h-ilb Spielzeug Iialb Ueligiun (ileiligenliguren !) darslelleii. Er zittert für seine
Fiktionen Sie sind sehr zerbrechlich - die kleinen Porzellanliguren. Die
Zeiclinuiigen be/.iehen sich auf den Karton mit Zeichnungen, den er mir
«esU-rn nach liartem inneren Kampfe übergeben hat. Em Normalmensch wird
die Größe eines solchen Opfers nicht begreifen können. ]")ie Bipolarität der
Psvche wird durch Gott und Teufel ausgedrückt. Den Trompeter faßt er
anägogiscli als die Stimme Gottes auf, die ilin autfordert, die Parapathio zu
zerstören (Die Trompeten von Jericho.) Die drei Gruppen stellen DeHika-
lionen dar Es ist po, als ob der Trompeter die Defäzierenden auffordern
würde das seliinutzige Geschäft aufzugeben. Man sieht deutlich die Be-
ziehungen zum Analkomplex. Patient behauptet, daß die Frewdsche Trias
8t.lc»l, StarnnjiBri den Trieb- und AffBhUpb«"»- VII.
29
4ö0
FetiEchismiis.
;
dor Analerotiker: „Sparsam — trotzig — ordnungsliebend'' auf ihn auffallend
Ktimme. Er hat in der Jugend Freude an Spielen mit dem Flatus gehabt,
Kogar den Schwelelwasserstull seines Leibea in einer Flasche aufgefangen,
um ihn zu uutaündeu, belustigte sich im Bade an den aufsteigenden Blasen
der Gaee, hatte deutliche Lustgefühle beim Defäzieren, hielt sogar den Stuhl
zuiTick, um das Lustgefühl zu verstärken. Die Bemerkung, die er im Traume
über Freud macht, richtet sich gegen mich und soll die Beziehungen zum
Anus entwerten und lächerlich machen.
Der zweite Traum drückt eine Festsellung aus, daß die bisherige ana-
lytische Reinigung (Hasieren) noch keine Erfolge gehabt hat.
Im dritten Traum wird seine Sexualität als breiter Strom dargestellt.
Er hat sieh gegen die Strömungen seiner Seele durch ein Builwerk (Para-
pathie) geschützt. Die Bretter sind nicht sehr fest und ei hat Angst, seine
Parapiithie aufzugeben und in den Sumpf zu fallen. Bisher hatte er sich ja
von jeder Aktivität nach Möglichkeit ferngehalten. Er fürchtet, durch die
Analyse verführt zu werden. Wir sehen den Sinn des Fetischismus- Schutz
vor dem Weibe und vor der aktiven Sexualität. Er findet daß er sich mit
dieser Angst lächerlich macht und hat die Selbsterkenntnis, daß sein Be-
mühen, diese Angst zu verbergen, lächerlich ist. Die Familie Wagner steht
für seine Familie. Er hat seinem Vater, der das Haus tyrannisierte und die
Mutler Ijeliun-schte, oft den Tod gewünscht. Er träumte häutig schon als Kind
daß der Vater gestorben sei, hatte im Traume ein drückendes Schuldbewußt-
eein, als ob er den Tod verursacht hätte, und erwachte immer glücklich daß
CG nur ein Traum war. '
Sein A^eiliältnis zum Vater, der auch im ersten Traum vorkommt (Nach-
trag:^ Hinter Gott und dem Teufel steht der König!) ist ein sehr merk-
würdiges. Er hat einen kurperlichon Widerwillen gegen Feinen Vater, Er
hat vor ihm eine nnei'klärliche Scheu und kann mit ihm, nicht in eiiH-ni
Zimmer bleiben. Wenn der Vater ihn umarmt, so erstarrt etwas in ihm.
Er kann nicJii zäi'tUcli mit iiirn sein. In der Form? anerkennt er seine Ver-
dienste un(i Vorzüge. Aber wenn er den \'al.er nackt sah. iialtc er ein Gi'auen.
Er machte auch dem Vater Vorwürfe wegen der Erziehung und mißt ihm
(wie er einsieht ungerechter Weise) eine Schuld an ijeinem Leiden bei. Vater
war zu Hause der Papst und jedes Wort war ein heiliges Gesetz, Die Mutter
liebte Otto immer ganz außerordentlich und nahm stete für sie gegen den
Vater Partei. Seine ältere Schwester ist parapathiseh (Waschzwang), ver-
kehrt nicht mit Männern, die railtlero ist das einzig wirkliche weibliche
Wesen in der Familie, darum hat sie früh geheiratet, die jüngste ist auch
sehr „sonderbar" (Waschzwang, Infantilismus, Naivität gemengt mit Zynis-
rauB). Im Traume überschreitet er die Sehranke und kommt dann erat /u
Traum 1,
Traum 4 ist deutlich infantil. Er hat Kinderkleider an tmd das Wander-
vogelhemd. Das Hemd paßt nicht recht zum Kragen, der Riemen ist zu
knrz Das Mißverhältnis zwischen seiner Parapathie (Infantilismus) und den
lonierungcn des Lebens ist symbolisch dargestellt. Der Riemen svmbolisiert
wieder emen Zwang. Er wächst aus seinen infantilen Einstellungen hinaus-
er will sich anderwärts einschnüren. Graues Hemd - Riemen ^Büßerhemd'
Monclisschnur. -^'.«.luema,
Nun zu Traum 5. Fräulein Sänger ist das einzige Madchen der letzten
Jahre, das auf ihn einen gewissen sexuellen Eindruck gemacht hat. Er war
jedoch immer bestrebt, Madchen, die ihm gefallen, zu entwerten und zn
m^mmm
Eiu Fa,ll von ortliopädiscliem Fi'tiBchismus
451
asGXualieieren Es gelingt auch ii, diesem Tmume, Sie u-iv,) , p
Ihm muner g eichgiilüg war. Spätero Traumanalyseii müin ,^ Eo^^a die
Beziehungen Kosa zum Scliwestenikoinplex IniL . . . '^^"' ^^^'^"^''e
Er ist eich «einer Widerstände bewulit. Es ist ihm alc t,
einen Schlüssel zu seinem Innen, gehabt hillte und als ob H " a "'"'''
verloren gegajigen wäi'c. Er versinkt inmier mehr in «eino Phfl ^,'^'^^^^««1
entfernt sich von jeder Kealilät ^ au.I, in homosexueller Richtut p "" ""'^
speziell den Orgasmu.. i:;r hat sich die Onanie so eingerichtet ..R '"'':*'^
der Vorlust bleibt. (Er nnterdriiekt ja den Organums ' n,| dt' ^u^ f ^''
durch einen sehr krältigon Druck auf die Peniewur^icl womit er 7'^'*"^''^*'iün
sjiiibolisicrt.) Sein letztes Abenteuer hatto er mit einem Patienten t!'- 7/"'^
konsultierle ihn, der von Onanie mid llüinosexualitdt befreit werd. '" ,f
und zwar durch Hypnose. Er war eelir leicht zu hypnotisieren T,? i ^''n '
nose erlebte der Patient seine homosexuellen Phantasien Er entblei' C
und onanierte, doch ließ es der Anaiysand nie /um Orgasmus kommen n
Patient griff auch an den Penis des llypnotiseuiti. Er ließ ihn im Änf
gewähi'en - angeblich aus Zwecken der arzilichen Beobachtung- erst 'ak
der Patient kühner wurde, gab er ihm den strengen Befehl abzulassen.
Otto zeigt eine Reihe spezifischer Infant! lismc-n. Er kann Jen Geruch
besfimmfer Personen nicht ausstehen. Sein VaLer und seine Schwester riechen
ihm unausstehlich. Mancher Gei'uch von Kameraden bringt ihn zur Ver-
zweiflung. Der speziÜsche Vaginalgoruch der Frauen ist ihm besonders ekel-
haft. Kr riecht aber <iie eigenen Sekrete zwischen den ZeJH-ri und sein
Smegma sehr gerne. Seine Paraphilie hat innige Beziehungen zum Riechtrieb
Patient ist natürlich feindselig gegen mich eingestellt. Er haßt alles
was an einen Philister erinnert. Ich werde auch unter die Pbilistor und
Spießer eingereiht. Idi rauche während der Analyse eine Pfeife Das ist
Spießertum. Alles Zufriedene ist Spießerium. Jeder, der ehrgeizig ist ist
ein Spießer. Er will um Gottes willen nicht der Masse gleichen. Er 'will
sich unterscheiden und seine eigenen Wege gehen.
Die AVideretände gegen die Behandlung drücken sieh in dem folgenden
Traume aus: *
Ich treffe vor den Postfächern den Obcretleiitiiant Vorinann Er
gibt mir die linke Hand und drückt mir meine linke Hand sehr kinftif'
Ich fülile, wie meine Hand ganz scliwarh in der seinen lie^^t Fr findet
das jammervoll und faßt meine rechte- Hand mit dei- linken Ich vor
suche aus allen Kräften zu widerst^en, aber er drückt mir auch die
rechte zusammen. . .
Dann faßt er mit beiden Händen meine beiden Bande Ich habe
das Gefuh , er drückt sie mir aus den Handgelenken und will protestieren
Ich erwache mit dem Gefühl, daß mein Unterkiefer nach vome ve":
_ Er träumt« den Traum am Nachmittag, nachdem er zwei Briefe -e-
GChneben hatt«. Der eme gmg an den Vater und verengte eine PrlVo^„r-t
des Monat.beitrages. Der zweit, an die Schwester und lindelTeÄ^^^
ob er semem Vater - wie ich es geraten hatte - von seinem Leiden tht
29*
^* Fetiscliiamus,
U, ung maehtm sollte oder nieht. Er teilte auch der Schtt-ester meine Prognose
mit, daß er nach 14 Tagen die Flucht ergreifen werde.')
der GohHn Jn ," .'';''■/"' ''""■' Ti'aumanalyse. Vormaun ist ein Offizier,
darste Ji? f ' '^^""'^'.^«^•■ei^'^li. für ihn da. Vorbild eines Urgermanen
ßrSß^r ak nnf "p f'T^l^'' ^^'^''^^- I'" Tnmme war er am wei Köpfe
Ste fLT7J ' r'" /v'', '"'^''"^ ^^^"-^"^^ "'^l^t zufrieden ist. Er
ist stein BPi, ^1.1 T l" i i Vormann, ein Mann, der ihm vor
durch seine ideale Forderung gebändigt ,.,,^"1 .-,^* ^^'*^' '''®'"'^''"
er innerlich I^rntestiert. j2t sSÄ b"de hS I ""1""^ ''^t' *^'"^'"^'
norn.ale (rechte) Botnedigung ^i. dlTpSnUrctÄf ;^^^^ "^'^
schlössen Seine askeli^chon Tendenzen clrin^zu^'^öil f l^^^^Sr. T"
raucht nu-,ht. er wurdo gerne Vegeterier s.in, was im Kriege und na^chher
sehr schwer möglich war Er ™ß aber, daß er .ich durch seine ideale
Fordorung ganz dcformiort hat. Er hat wohl erreidit, daß er kein Soießer
isl, aber am wolcli.n Preis! Seine Handgelenke sind überdreht eein Unter-
kielcr verrenkt, ei' kaan nicht handeln nnd nicht sprechen
In zweiter »eterrnination ist Vorraann der Vater und 'sein Stellvertreter
der Analysator. Sem V^ter hat ihm beide Handc- gebunden. Er hat den
Einfall, da Vorniann d.o inke Hand boiiützt, weil er etwas „Unrechtes"
hegolien ;v,ll Wir komien also annehmen, daß die Berührung eine verbotene
soxueUe ist d,e er vom Arzte erwartet, wie alle Patienten mit der gleichen
Vatereuistel nng. Er bewundert.- seinen Vater und war unglücklich übe den
Zwang im Hau«e. D,e.er Zwang wird hier bildlich dargestellt. Ab.7au l"
der Zwang durd, micl. der ich ihm Vorschriften gebe. wiUeolo,. ma 1 e m d
,im ,anuuervoll hnde. belbstverständlich kann er mit einem verrenkten UnS
kieier nicht reden and d,e nnangenehme Analyse ist beendet. Ich wercb ihn
noch inehr verrückt nmchen, ai« er es schon i.t. Das ist der Sinn des Traumes
der seine Spitw gegen nncii nchtot. Er will protestieren Sein schw h
Protest geht unter, er ist willenlos, er nmß seine Parapathie opfern ^
Wunderschön ist da. ans bekannte Druck- und Zwangssvmptom des
i'etischisten in diesem i räume ausgedrückt.
Es folgen eine lieihe Einfülle. Er Oeriehtet erst Über verschieden«
stereotype Träume. Oft triiumt er, daß er mit der Gssch.^dlgke t t "
Torpedos durch das Wasser schwimmt, wie überhaupt Schwinnnerträume seh^
hauhg smd. (Spermatuznent.'aume?) Sem typischer Eisenbahntraum ist d-iß
er m einen t^I^'^l'en Zng eingestiegen ist, daß er sein Gepäck nicht finden
kann, daß er das Wichtigste emzupackcn vergessen hat. Wie er einst^^^en
^nll, snid alle seine Koffer und Sacke von fremder Hand geßifnet Auch dn.
sind charakteristische Fetischistenträume. Der Zug ist seine Lebensreise
bv kann sem Ziel nicht erreichen, seine Richtung nicht finden er hat sich
für die Reise nicht genügend vorbereitet. Die Angst vor deni Verrat und
dem l<]ikanntwei'don äußert sicli in der Angst, seine Koffer könnten geöftnet
^)" Eine solche Mitlcibing ist ein MjtTcl. um rii?n Fluchtrellex abzuschwächen.
Alis Trotz bleiben dk: Patienten in der ßoliundlung. Audi arrangieren ts boIcIiu
Kranke BO, diiß sie ohne Geld bicibrn und den Arzt nni Darlehen ersuchen, ganz ent-
Tiifitot sind, wenn er es ablehnt. Darüber wird der Kranke uuph aufgekljirt.
Ein K;il]
\-0ü urtliopäiiischem Fctischisinus
4m
Er hat wie alle Ehrgcizigra Sdnvebe- und Fl ice<;ti-ä „,„„ l- . -
auch oft von oinoiii Sturz in dio Tiefe. Er erinnert sich n ^'■'"""*
Traum, deu vr nocli vor der ifehandhmg hatte und der tl *'""^" "''''^''^'''
iMud.ack auf ihn machte. Es i^t eiucr .seiner st<.re.>l vpo„ iSträ^''®'"^'*'''^"
ial
Brücke, deren Plcilcr die hohen Banrnstämmo hildon und di n '■'"
lal auch nur ein tJauiiLstiunm. Ich Idainnieie mich an F.- ^J "^'"cke
u]itcr in diu^ Flußhett. Es daueit 1 Sdumden. er ist trotz derR?,:,.';'''
gut angekniunien. Ich weiß nicht, ob ich springen soll ]y,„ /-'^Dlodvo
Angst. Zurück kann ich auch nicht. ' ^''"^^^^
In diesem Traume drückt er die Vergewaltigung des ziveiten Ich d, i
■'incn Mitschüler aus, aul dem er reitet. (Zugleii-li ein iiomoaexuelleti Bil.! i
Der Sturz in die Tiel'o und das langsame Fallen des Kameraden, die sroHo
Angst ergänzen day Uild. Äiinlidie Triiume mit langsamen Springen aus
schwindelnder Höhe konnnen liaiilig vor.
Er hat wilde Triebe, gegen die er sicli schiiUen mut;. Welches sind
diese Triebe? Vielleicht erhält man einen Anliallspunkt, wenn man weifi,
daß er vor dem Eiiischlal'en in die Decke oder ein Taschentucli heißen
nuiß, daß er Nägel bi>ißt, daß er die üble GiM\-iihuhe)t hat, des Nachls nnt
den Zäimcn zu knirschen. Audi juuß er vor dem Eiuüchlaieii die Decke l'ost
gegen den Bauch drücken. (Erinnci'uug an das Eingewickoltwerdon als
Säugling?)
Als Knabe .slalii ei' ,, tüchtig" uiul kaufle sich danu Näschereien. Ei-
kann nichts wegwerfen. (Aiigsl, die Pai'apathie zu voi-liei'en.) Er erliielt
alfi Kind zahllose Eiiililufe oder .AbrüJu luittel, wurde kuv Analsexuaiität er-
zogen. Seine Teniiieiiitur wiii'de bei jeder iielegenhei! itu Aftt'r gemessen.
Er zeigt bi.s in die jüngste Zeit allerlei Infantilismen.- Er aß gerne den
Nasenädileim oder die Nasenkrasle, interessierte c?idi für alle Sekrete und
Exkrclo. Er steckte sich alles Mögliche an<l Unmogliclie in seine Körpei-
üllnungen. Unter anderem eine B<dine in die Nase und ins Ohr. Die letztere
wurde nach Jahren zufällig von einem Spezialisten entdeckt.
■ Wir haben oben auf die öinu'en des KanLiümlismuB (Beißen der Decke)
hingewiesen. Dazu stimmt, daß er gerne das eigene Blut Icckk' und die
Fleischspeisen immer als Tierieichen bezeichnete, stets den Kollegen sagte:
.,Ieh bestelle mir jetzt eine TieHeiche vom Kalb" de.
Er hatte die Gewohnheit (noch als U— löjährigei- Hub), vor dem Ein-
schlafen mit sidi im Bette zu reden. Er sprach sich an und es gab Rede und
Gegenrede. Manchmal kam er ins Heulen, so daß seine Mutter bei ilim er-
schien odei' ihn zu sich rief, um ihn zu irösten.
Er niödite inuiier ein Held sein. Im Felde ging er im Granalenregen
spazieren, um seineu Mut zu beweisen, und zweifelte dabei, ob er wirklieh
mutig wäre oder sich das nur vonnachte.
Wir stoßen hier auf einen primitiven Sadismus, den wir in allen
Fällen von analysiertem Fetiediismns feststellen konnten. Seine
Spaltung der Seele wird durch Rede und Gegenrede ausgedrückt eine
Erscheinung, die bei vielen Zwangsneurotikern zu linden ist und ihre
454
Fetischismus.
besondere; Art des Denkens ausdrückt. Es handelt sich ura die zwei
Pole: Primitiver Mensch und KultiirmenGch. Der Sturz in die Tiefe,
einer seiner stereotypen 'rräuine, ist der Fall von der Höhe der Kultur
in die Tiefen der Bestialität.
Er träumte:
leh traf meinen Patienten auf der Straße. Er wollte wieder hyp-
notisiert werden und wurde zudringlich. Icäi wehrte ihn kühl ab.
Der Arzt, der sieh bei mir als Piitient fühlt, eicht sich im Traume in'
der Rolle des Herrschenden. Kr hat iiuch die Widerstandskraft, die homo-
sexuellen Anti-ägo seines Kranken idihl zurückzuweisen. Er ist wiedei- in seiner
Heimat. Er analysiert andere und seine Analyse ist vorüber
Kr spricht über seine pathologisclie Angst vor dem Zahnarzt. Sie be-
gann schon im frühen Kindesalter. Nun hat er eine Menge kariöser Zähne
Er stellt sich in seiner Phantasie iuuner vor, daß er hingeht. Er war vor
drei Monaten bis zur Tür eines befreundeten Zahnarztes gekommen und
fand nit:ht den Mut, anzuläuU'n. Unt-er seinen Pliantasicn spielt auch ein
Sarkom des Kiefers eine Rolle. Wichtige Frage, ob er eich in einem solchen
Falle operieren loeson solle oder nicht. Er schämt sieh vor dem Zahnirzt
Was wird er sagen, wenn er diese Menge fauler Zähne sieht^ Die faulen zkhnp
smd ibm «in Selbstschutz gegen jeden Kuß. Was wird sie oder er denken
wenn em fauler Geruch beim Küssen k-morkbar wird"^ Wird dP, P? f
nicht Ekel empfinden? *^ "" ''^' Partner
Im Kriege, während dessen er ja immer seinen Mut heMeisen wnlltp
kam jlim <.hB Idee, wenn er Zahnsehmerzen hatte' Da dJ,-f f Z ^ 7 '
Zahn ziehen h,ssen, sonst wirs. du am nächsten Tage Stn ' wlr'L ^
liier (uno Assozmtion zwischen Zahn und Tod wai; ia hI^ .^^ tt ,,
Klauben entspricht (S. Sprache d. Traume^"', d^ ^^"^SS^
Er .st sehr abergläub.scl, und religiös. Er ist Protestant liebt es aber
m kathohsche Kn^chen zu gehen, die ihn „mystisclr' sehr anregen Mt äS
semes Glaubens und Aberglaubens hat er sich allerlei Lmlt;^ i «
um nicht zn,n Znhnnrzle zu gelier,. Der Zahnarzt sS^/«^^ 7 .^'^Z'"'
zu sein. Er hat hudig Zahnträume. Jemand chlätl
bricht ihm e.nen Zahn aus. Oder: Er soll zom ZahnSz " ^"g.bt": ,erfe
Hmdernisse, er ist vor der Tür, aber geht nicht hinein
DasSchmerzender Zähne verschafft ihm auch Lust
Er «a-igt gerne an den schmerzenden Zähnen. Es macht
;ie;'s^^?!e';ütJ::;^L^"''^^ -■-"'"---- ^^t-ini"
_ Er dachte schon daran, sich selbst die faulen Zähne zu extrahieren
Je langer e.. dauert, desto mehr schämt er sich vor dem Zahnm-zte oTe
Karies der Zahne ist ihm ein Symbol seiner faulen Seele. Die £' d^
Zahnärzte ausgeliefert zu sein, ist iliin Uiiertrüglich Er fürrbflt /nn « t
noch mehr als die Zange. Schon da.s Schleifen ein^MLer iS h,f . vT'
geschweige das Bohren eines Trepans, Er vSSft ^u rlhtV^rP '^ ''^
der Schädeltrepanalionon. ^urragt auch nicht das Geräusch
. ■ ') Verlag I. F. Burgiiiaiiii. MiincLm 1,922. f I. Aufl.
KiE PaU von orthopädischem Fetisch!
BniQB.
455
Er zeigte schon in der frühen Jugend einen SchäH*.iir« , ..
pflegte den Disteln die Köpfe abzuhauen und ich dS p^^?^ ' ^r
vorzustellen. ^ ^iiiQeseehädel
Er hat einen ausgeeproehenen Zerstörungstrieb Er zprh i,
Flaschen, Töpfe und andere Gegenstände, wobei das Kitzeln in der ?T^ ■ ^^^
aufti-at. Auch in dor Marterkammer (in Kastans WachefigurenkabUmtf
Berlm) fühlte er Lust gemiedit mit Ekel und Grauen. Er war als Knabe in
einen Hemeskopf verliebt, den er bekleidete und sogar bemalte, um ihm
mehr Leben einzulmiiuiieu. Das Sezieivu interesHierlc ihn anfangs gowaltia
später hcß das Interesse — wie bei allen seinen Bescliäi'tigungen — nacb
Er ist immer unruhig, ■ '" ' '
ruholüB herum. Bei den or
köBtlieho liuho über ihn. Leider verlor eich die Ruhe bald.
Er wuide wieder unstet. Er kämpfte einen stetigen Kampf zwischen
ii-ht und Piiraphiüp. Er hörix) plotiilidi aut zu studieren und besdi-iftio-f^
g, er kann nirgends sitzen bleiben, es treibt ihn
irsten Präparierübuiigen im Seziersaale kam Ri.,n
eine
beschäftigte
Pfl
sich mit Reinen Zeidinungen und Ausschnitten. Er hat übrigens auch" vor
einem Buche über Kiefer beb andlung im Kriege onaniert, und zwar vor den
Bildern mit den Kicferverbänden und Kieferprotheseii.
Sein Muiidknebel (Fig. Nr. 39, S. 4.'i5) zeigt schon sein Interoase für
Mund und Schlund. Er hat eine ausge.sprochene Mundsexualität. Er war lange
LutEcber und Nägelkauer. Er liebte Schleckereien und Zuckerwerk, rauchte
im Kriege leidenschaftlich. Aber er verschwor eich mit einigen Kameraden, alle
Süßigkeiten aufzugeben. Immer siegt seine asketische Tendenz über sein
Verlangen. Er hat Jiaufige Zuckerl träume. Er kommt in reich ausgcatattole
Konditürladen und ti'ägt Diiten voll nach Hause. Ähnliche Träume hat er
auch von Bricl'niarkenhandhingen. Er war loidonsciiaftlicher Markensani ml er
und hat aucli viele Stücke für seine Sammlungen geetohlea.
Eines der ordton Bücher, die er in die Hand bekam, war die Bibel von
Dore, die er mühsam buchstabierte. Er erstaunte immer, wenn er Gott
oder Jehova mit den großen Lettern sah und buchstabierte G— o— t— t.
Die Bilder von Dor^ regten ihn furchtbar auf. Er sah alle möglichen Greuel-
taten und glaubt in diesem infantilen Eindrucke eine der Wurzeln seines
Leidens zu erkennen.
Er hat eine dunkle Erinnerung, als ob er als kleiner Knabe unter den
Rock eines Dienstmäddiene gekrochen wäre. (4.) Mit seiner älteren Schwester,
mit der er lange das Zimmer teilte, raufte er sehr viel. Sie war lange Zeit
die Stärkere, bis das Verhältnis eich verkehrte. Dann fand sie keinen Spaß mehr
daran. Die Raufereien hörten auf. Er sollte jetzt in R. wieder ihr Zimmer
teilen und wehrte sieb dagegen. Ihre Ausdünstung ist ihm unangenehm. Er
vorträgt die Luft in ihrem Zimmer nicht. Sie ist offenbar das Vorbild der
Gouvernante aui den Dildoin (Fig. 38). Sie trug vorübergehend ein Lorgnon
und benutzt einen Zwicker. Die Schwester leidet an allei'lei Beschwerden.
Sie wollte von ihm hypnotisiert werden; er möge in der Hypnose nach
dem A''orbild von Forel ihre Menstruationsbesch werden Ireheben. Die Hypnoso
gelang nicht . , . Oirenbar ist der Patient dra Hypnosctraumes (3.454) seine
Schwester und nicht Herr C. . . .
Als Kind hatte er eine lebhafte Phantasie and niußfa den Kindern
immer Märchen erzählen. Das war in einem Garten, wo sich auch ein offener
Locus befand, für den er ein sehr großes Interesse hatte. Er kontrollierte
niit großem Interesse die verschiedenen Formen und Farben der Fäces
"IP-
4ü6 ■'■ •"' Fetischismus.
Eine seiner frähesten Kindheiteerinnerungen (2—3) ist eine Eindoi-
heiletätte. Seine Schwester war an ilasern erkrankt, er wurde in die Heil-
«tätte gebracht und sah dort einen Knaben, der keine Arme hatte (sie waiBii
beide amputiert), wae auf ihn sehr starken Eindruck macht«.
Er kämpft gegen einen laclierlicihen Gedanken. Er kam doch nacii
Wien, um seine Paraphilie zu verlieren. Er denkt immer nach: Was habe
ich dami vom Leben? Wie werde ich meine Befriedigung finden? Yor Frauen
habe ich einen Abscheu, sie sagen mir zumiudeslens nichts. Vor einen homo-
sexuellen Akt habe ich auch Ekel. Also was werde ich tun'
Das Kino erregte ihn schon früh. In der Kindheit (12— 14} freute es
ihn, wenn im „Kintop" Mädchen gequält wurden. Jetzt geht sein Interesse
nur auf niäiinlicho Objekte.
Im !7. Jahre erlebte er scnie große Liebeeonttäuschung. Er war rasend
in ein Madehen verliebt, so daß er zu Hause sogar verlacht wurde Er hatte
•seine sadistischen Phantasien zurückgedrängt. Sie waren in den Hintergrund
swincf^ sexuellen Interesses getreten. Er erinnert sieh des \nlasses '
Zusammenbruches sehr genau. Er stand am Bahnhof. Sein Ideal solltrver"
reiben. Er war dem Weinen nahe. Da gab sie ihm einen Brief und stiee in
den Zug, der in den nächsten Sekunden davondampfte. Der Brief e fVi' T+ ■
ontschiedeiie Absage. Das war für ihn ein schwerer Schlag Mit^lfi' T T"^
kam noch eine blasse Episode mit einer EnelänHerin 1,^,1 j Janren
Frauen für ihn erledigt. 8 anaenn und - dann waren die
Er wollte sich nicht mehr demütigen lassen'
Vo. ihm standen zwei Wege. Der eine führte zum Weilie D«. . ,.
nun versperi-1.. Der andere zum Manne. Vor homosexuenen iS . !! ^ '''"'
So wählte er als Ausweg die Keu.ebhei,. Er wolS 'h l^ll' t" ''^^^■
Holu', für sein Ideal rein erhallen. ^ ^"'^ ^^ ^'"^' R«'"«-
Er kam zur A!,s)inenz, die er auch auf Rauchen und Trinken .».a u .
hv trank sein- gerne. Das Trinken als solches marhJe ilm. Pre»r ^^^■
mhlte s,cl. nach einem Tru.ke vu,l besser und ^^^^^^r^^^'^T^ZL'^lZ
i'r die Abstinenz din-ch. '-^uem setzte
Hier in Wien wurde ihm einmal ein Glas Schnaps vorgesetzt Er tr-.nk'
es mit viel Behagen. Er tragt sich mit dem Gedanken, die ganze Ab..tinen7 'luf-
zugeb,.,, ich merke einen Schachzug gegen die Analyse. Die AnaIvsJ soll
Jlo Hemmungen autlieben. Er w.U trinken, rauchen, eventuell zu Dirnen gehen
sein Geld verjubeln, um gezwungen nach Hause zu fahren Ich soll T.n
der böse Verführer figuric-ren. Ich mache ihn aufmerk am daß ^ . .
der Analyse keine Änderungen in seinen Ein^.teM, !■ T" *"' ^^»^'■«nd
will nicht in die Rolle des Verf ler^nd S , i ^ " vornehmen soll. Ich
gedrängt werden ^^''"^^ '"'°^^ anagogen Tendenz
l^-n. Höchstens Fach.simpeln. unll trisTb d"^rledij Mi Ka"" '?^T''"
er siundenlange reden. Kr inszeniert sich diese Snstl^un/Jrj'f ^'t." '^''^"
die er seit seiner Niederlage {17'M haßt m, Sn i- ^,?.^ " ^'^ ^r-^um.
.UBtellen. Dafür spricht de^lnJtani SLr „ \lÄ "^^ ^^^"^ ■"^-
Abor sie zählen niclil. Ihm zählen nur dt pL m t. '^^"^" rede» kann,
die Gesellschaft und mach ung -n b1 he W n^ 'T" ^' "'^'^'^* ^'"^^^
er immer soziale Probleme. E> sprifht über din H ^ '^'"'^^' ^^ «P™^
haltung. Jedermann denkt an warande^ "nd smT." ^'' ""Z^'""' ^"^^^-
spHcht or gerne. Auch ü..r die Lüge ^ ^^^t^S^tr"^^
5-SS
a»*n^^mB|
Ein Fall von ortliopüiliscliciii FetiscIiiBmiis. . = .7 •
Offorilieit und soxirollo Freiheit,. Aber wie jeder echte Prouhet ■!■
diese Froüieit nur für die anderen, nicht für sich. (Wie 2. B AHet *" /' 1 TV^'
Diskrejjrmz zwischen dem, was gesagt und dem, was getan wird iBr*h
erträglicli. ' ' "' """
Otto spricht auch genie über die sexuelle Not der Jugend rh
Unverständnis der Lehi-er für die Soelo ihrer Schüler. In rueinen Büchern'h- h*
er zuerst die Offenheit eiiies wirklichen Forschers gefunden.
Er liegt heim Sclilalen innner auf der rechten Seite, rollt sich wi
Igel zusammen, nimmt die foetale Stolhmg ein und ziehl die Decke übp^ ^"^
Oiiren.
Eino der ersten Erinnerungen iHt aucli eine Art orÜiopiidischer Aiinaraf ■
sein erster Hopenträgor (4). Er war aul dem Aborte und hatte
Hosenträger. Er konnte eich nicht lielfen, er heulk^, das Kindermädchen knni
■iiiiii bracJito den Anziis in Oi'dnuiig. Er zeigte seJKm l'riili Angst vor dem
Yvasser und vor dem ]-!aarBclnieidon (ü— S). Er war unendlich empfindlich und
«ehlcidig. Einmal hatte die Schwester sicli den Magen verdorben, klagt« über
Üaiichsclimorzcn und nnilUe erbreclien. Er ramite wie verriickt im Zimmer
herum und lieullc. die t>chwesl«r könnte sl^-rben. Es wurde ihm erzählt,
thiii er als SiiugJiiig in den ersten ljebenst;igen fast gestorben wäre. Er lag
auf einem Haufen Liltei' Wäsche uad schrie entaetzlich. Miin band ihn auf
und fand, duli der ganxe Körper von Wanzen zerhissuii war. Aber dii'j^e
Wanzen hätten ihm das Leben gerettet. Denn die Nurse packt« das Kind
;iuf und da sah m;in. daß iloi' Nabelvorband losgelötst wiir; er soU blut-
iilier^trÖTut ge\vei>en sein. Er mulite rascli fn^^cli verlmiiden werden. Er war
fast ausgeblutet. Der Vorfiill ivuide ihm (tft erzählt und sch&int sein Inter-
esse auf (Jic Vcriiäiidc gelenkt zu haben.
Im- war fi'ühreif, welir |)l!iinL;ii;tise]i, zu allen Leidenschaften geneigt,
eifersüchtig, .iälizoi-nig. Er hatte oft Phantasien, daß der Vater sterben würde,
dann wüi'de er die Familie erhallen und für die Mutter arbeilen. Die jüngen^n
(leschwister begrüßte er mit gemischten Gefühlen. Sie raubten ihm die Zärt-
lichkeiten seinor Eltern. Er erinnert sich, wie zornig er war, alö er ins Kindor-
zinnner kam mid sein Vater soiiie kleine neugeborene Schwester gerade auf »i
den Popo küßte. („Auf die Backe mit Genuß — drückt er seinen Vaterkuß"' -1
zitiert er nach Busch.) t|
Ein schweres Trauma scheint für ihn der Tod der jüngeren Schwe*it*r
gewesen zu sein, die an Masern verschied. Er sieht ein dentlichet; Bild: die
Kleine im Bett, die Großmuttci; die jedes Kind wahrend der Krankheiten
rührend pflegte, an eiueni Tische sitzend, eino bi'cnneTide Lampe ... Er er-
innert siih auch, wie er nach der Geburt dieses Schweäterchens zum Bett der
Mutter kam, sie ihm erzählte, der Storch hätte sie in die große Zehe ge-
bissen, ihm die große Zehe zeigte, die eine Art Verb a n d hatte. Ein Wasch-
lappen war um die Zehe gebunden. Er hatte sclutn damals Zweifel an der
ganzen Geschichte, konnte aber nicht auf die Wahrheit kommen, obgleich
er immer fleißig in der Bibliothek seines Vaters kramte und mit Genuß die
gi'üßen Bilder im Konversationslexikon betrachtete.
Es scheint damals die erste Forschnngsperiode gewesen zu sein, die
aber der Verdrängung anheimfiel. Noch beim Militär machte er sich lächerlich,
weil er Stut^^ Hengst und Wallach nicht unterscheiden könnt« und den
Seliweif aufheben mußte, um die Diagnose zu stellen, die ein Wteriniirlehrer
von ihm verlangie. Mit 10 bis 12 Jahren soll er angeblich den Unterschied
n
\^\
^^" Fetiscliisnius,
zwischen Mann und Weib gar nicht gewußt und nur dunkle Vorstelhmgen
gPhabt haiDea Das stimmt mit der Tatsache nicht überein, daß er das Baden
der kloHieii Gesdiw,st<^r mit Interesse verfolgte, wobei Neid, Eifersucht mit
-Neugierde gemischt waren. Er wurde fitih in die Bildergalerie geführt, wobei
Ihn ein Hiid sehr interessierte: Konradins Abschied vor der Hinrichtung.
AUCH are andoi'cn Jrichladitenbiidcr weckten sein Interesse. Er entsinnt sich auch
ojies Jijldcs, auf dem eine Karawane gefeeselter Sklaven zu sehen war, die auf
den Markt geführt wurden. Bei der Hinrichtung Kanradinß interessierte ihn
das Jvopfaoschlagen.
Er hat viele Ei-innennigen. die zu einem stark ausgeprägten Kastra-
tionskompiex lüliren. /uersf. eine dunkle Erinnerung, als ob ihm die Mutter
gesagt hatte: „Wenn du da*; oder das nicht unterläßt, so schneide ich dir
etwas weg." Vielleicht war es der Penis, vielleicht der Daumen. Denn der
Struwelpeter, dessen Verse er noch heute auswendig kann, hatte einen dauern-
den l'^mdruck aui seine Seele ausgeübt. Darin kommt der schlimme Bub vor,
dem der Schneider wupps-schwuppa die Daumen abschneidet, weil er daran
lutscht. Er hatte alle Untugenden des bösen Friedrich im Struwelpeter. Er
hat diese Untugenden noch nicht abgelegt. Er reißt den Fliegen den Kopf ab
wenn er sie fängt. Er ist seit der Kindheit ein wütender Fliegenfänger- es
war auch im Feld seine Lieblingsbeschäftigung und er hat es teils mit 'der
Iliind, teils mit der Pliegenklatsehe zu großer Geschicklichkeit gebracht
Wemi er die Fliegen mit der Hand fängt, so reißt er ihnen aus „Mitleid" den
Kopf ab, wei! sie dann angebUch rascher sterben.
Eine neue Wurzel seiner Orthopädiemanie: Man drehte ihm in der
Jugend m,t allerle, orthopädischen Apparaten. Saß er beim Schreiben chief
so wurde da. Schreckgespenst eines Geradehalters an die Wand g malt tS
er zu sehr nach en^^^rts so wurde mit Schienen usw, gedroht. Kurz ' ser«
Aufuiorksiuukot wurde schon m der Kinderstube auf orthopädische Apparate
gelenkt. Er machte aus der Drohung eine Lust. Er kam dem Schreeken der
Apparate zuvor, er entwertete sie, indem er sie sich an anderen Knaben vor-
s eilte und dabei Lust empfand, schließlich auch dazu kam, sich selbst solche
Apparate zu wünschen. Er machte es wie die Geusen, welche aus einem Schimof
eine Ehre miicliton. ^
Dies Prinzip der Umwertung der Empfindungen
und Gefühle zun; Zwecke des Selbstschutzes hat in der
Psychologie des Fetischismus eine große Bedeutung
die wir bisher nicht genügend hervorgehoben haben.
Er hat Angst vor Krankheiton und vor weiblicher Krankenpflege Der
Gedanke, er liege krank zu Hause und Mufter und Großmutter verhätschelten
ihn, scheint ihm unerträglich. Im männlichenLazarett mit männlichen Pf lefiern
yar ihm im Felde das Kranksein recht angenehm. Er haßt nur die
„Schwestern" mit ihrem aufgetragenen Mitleid Er hütet
Sieh, zu Hauso seine Gefühle zu zeigen. Fühlt er sentimental, so spricht er
zynißch oder ironisch, er maskiert und verbirgt seine echten Gefühle Er
macht auch eine Or hopädie seiner Gefühle und legt sich Zwang auf als ob
er auch hier ein Redres^oment vrdlziehen wollte.
Eine seiner frühesten Erinnerungen (3-4): Er lag mit einem Kinder-
mädchen in. (J rase. Seine Eltern kamen auf dem Rade anstiegen ab sprLchen
omige Worte, stiegen wieder aufs Rad und radelten davon. Er l^nS sf°
daß 816 sich so frei und so schnell bewegen konnten. "^r^f^Hlete sie,
1ÜU..JL^,^^L-^ " -^- ""T'^ l,JUU
Kill Fiill von ortliopildiseliem Fotischismus i^n
In der Kindtieil. ütt er unter dem brennenden Wunsche, groß zu sein
iirid wüiisdito glühend, schon die Kechte der Großen zu besitzen i ■ ■
leisten. Dann kamen die erwähnton PhantaBien. Er ließ in seiner' Ph- \ -" '
wiederholt den Vater sterben, dann hatfe er für die Familie zu sorgen n" t^-^^
lieh bewährte er sich trotz Boiner Jugend glänzend. Er konnte in seinen L ft'
selilüssern der Mutter ein viel besseres Leben bieten, als sie es beim Vater ' '
nossen hatte. ^^' }
Die Widerstände setzen prompt ein. Er kann keinen Traum fixierend
Er bt'ginnt sich, wie alle Ärzte, die ich behandle, für meine Differenzen mit
Freud zu interessieren. Er erwartet meine ausführlichen Belohrungeü Der
Koidlikt gellt ihm nahe. Ich erledige die Angelogonlioit in einigen Minuten
Er wird Ixdohrt, daß es sich nur um eine Fonn des Widerstandes handelt
Das bestätigt er an einem zweiten Beispiele. Er war in der Univereitäte-
biblioUiek. Er wollte mir um .jeden Preis behilflich sein. Ich gab ihm die An-
rLgung, eine gewisse kriminalistische Literatur für mich durchzusehen. Darauf
ging er mit Freuden ein. Allein nach kurzer Zeit ließ er sich die „Zeitschrift
für Chirurgie und Orthopädie" geben und erfreute eich an seinen Lieblingen,
hatte aber so viel Selbstbeherrschung, nichts zu beecliädigen und keine Aue-
schnitte zu machen. 1
Er ist den ganzen Tag müde und hat ein übermiichtiges Schlafbedürfnis.
JJr war heute in einem Garten und wollte lesen, versank aber in Schlaf. Er
wird von seinen inneren Komplexen beheri-sflit. Irinner gaukeln ihm die Bilder
aus der Zeitschrift, vor den Augen. Kr weiß auch, daß er gewisse orthopädische
Traume hat, die tust. betont sind. An einen solchen Traum kann er sieh er-
innern und würde glücklich sein, wenn er ihn wieder träumen würde. Er
träumte ihn noch, ehe er an mich geschrieben hatte. Der Traum lautet:
Ich bin in der Heimat. Ich muß mehrere Treppen hinaufsteigen und
komme in einen Saal, der mit meinen Phantaeiegestalten gefüllt ist.
-Junge Männer mit verschiedenen orlhopadisrlicn Verbünden. Ich habe das
Gefühl: Ich habe da eigentlich nichts zu suchen. Ich geliere nicht hier
hinein. Ich bin ein Eindringling. Daher wage ich nicht zu sprechen. Da
kommt plötzlich meino Mutter und bringt mir etwas. (Decken?) Sie ent-
fernt sich, um Mitt,ag zu cesen. Ich schreibe währenddessen. Dann kommt
sie zurück. Wae dann vorging, weiß ich nicht. Ich glaube, ich hatte eine
Pollution.
Sein Affekt war: ,,Was hat meine Mutter hier zu tun? Was macht sie
hier?" Die Deutung ist nicht schwor. Der Saal ist sein (jehirn, das mit seinen
Phantasiegestalfen erfüllt ist. Aber etwas stimmt nicht. Die ganze Sache ist
nicht echt. Den Umstand, daß diese PhantasiegcKtalten nicht zu ihm gehören,
daß sie Eindringlinge sind, daß sie etwas verdecken seilen (Decke!), ver-
wandelt er vom Passiven ins Aktive. Er ist der Eindringling, er gehört nicht
zu den Phantasiegestalten, was ja einer inneren Wahrheit entspricht. „Er
wagt nicht ku sprechen." Das entspricht den Taisachon. Er hat nie den Mut
gehabt, mit seinem Vater offen von seiner Paraphilie zu sprechen und fühlt
sich sehr erleichtert, seit er sich mit mir aussprechen kann. (Sein Gewissen
sträubt sich gegen diese Euphorie. Er fürchtet, daß es ihm in Wien zu gut
geht.) Nur seiner Mutter hat er einige Mitteilungen über Homosexualität ■
und Onanie gemacht. Allzuviel wagt er ihi' nicht zu sagen, weil er weiß, daß
Sit bestimmt alles dem Vater uiitteilen würde.
ilr
460 ' Fetischismus.
Üer Tniiirii zei^t aber, daß die Paraphilic Beziehungen zu »einei- Mutter
hat. Die Pollution i.nn Scli!iisf;f könnte eine inzestuöse Einstellung verraten,
von Ller ihm nichts bewußt ist. Er kam wohl als kleines Kind ine Bett der
Eitern, Ol- sdilief, wenn er ki'ank war, im Sdihifzimmer der Eltern, aber es
b'ub keine übergroßen Zärtlichkeiten im Elternhause. Die Muttor war ober
Ivühl und i'Pserviert. Sie konnte auch energisch zugreifen und ihn verhauen.
Von beiden Eltern wurde er innner auf den Kopf verhauen, so daß er einmal
seinem Vater den Vorwurf gemacht hatte, er hätte ihm die Intelligenz aus dem
Kopfe gehauen. : - - ■ _ ■
Die Schlüge erfolgten immer im Atfckle wegen Kleinigkeilon. Er
hatte einmal etwas angestellt imd oi-hielt Schläge auf die Xates. Er stand
gerade vor dem Waechlisch und putzte die Zähne. Er war im Hemde. Da kam
der \ater und hol) ihm sein Hemd auf und verhaute ihn gehörig, so daß die
Zahnbürste nn die Zähne schlug und er fürchtete, er habe sich
einen Zahn ausgestoßen. Es ist möglieh, daß diese Szene in dem
Mimdkm^bel fixiert ist, welcher dann die Funktion eines einem Ressentiment
oalspriiigenden Meniento hätte. Sonst hat er nur angenehme Erinnerungen
an die Mutter. Sic ist beherrscht, gilt als kühl und hochmütig, unterwirft
sieh dem Vater, so düß er sie bedauert. Sie soll eine ausgesprochene Schönheit
gewesen sein.
Er orinnwt sieh an einem Oslerbraueh, der ihm viel Spaß machte. Schon
als vioriähriger Knabe kamen er und die anderen Kinder mit einem' Palm-
katzchcnzwoige in das Schkifzimmcr der Eltern, die in den Betten lagen Die
kuidor hauten lustig auf die Elfern los, die sich unter die Decken verkrochen
und allerlei übertriebene Sdnuerzäußerungen zum best^-n gaben. Dann legt^
die L fern lur .ledes Kuid eni ()storei, mitunter von beträchtlicher Groß? So
erhielt er einmal zu Ostern ein Bücherbrett, das angeblich gelegt worden war
Wir seilen, daß er mit ßeiner Zahnarztphobie eine Erinnenmg au
Schläge seines Vaters verbindet, bei denen er fast einen Zahn verloren
hätte. Es ist, als ob er in kindisclier Weise seinen Vater dafür be-
strafen wollte. „Du biet schuld, wenn ich jetzt meine Zähne verliere!"
-ledenlalls zeigt ee sieh deutlich, daß der Zahnarzt den Vater repräsen-
tiert und daß die Angst vor dem Zaimarzt eine Parallele zu der schon
(irwähnfon Angst vor seinem Vater darstellt. Der Zahnarzt reißt die
Zähne aus, sein Vater hatte ihm einen Zahn ausgestoßen oder fast
ausgestoßen - er weiß es nicht mehr genau. Die Szene ist unauslösch-
lich in sein Gehirn gegraben. Leider weiß er sich nicht an den Anlaß
dÜHi'r Szene zu erinnern. Es schwebt ihm dunkelvor. als ob er seiner
Scliwoster etwas beschädigt hätte . . .
:-!■ ]f:|
, ,,.,. , , '" "''''^.- ""> Y'^^iten zu können, i^r benötigt Affekte und kann
ohne A lekt.rausch n.clU leben Seine Zeichnungen machte er auch in einem
/Zustande der Ekstase. Er zeichnete die letzte hier publizierte Serie von 4 Uhr
nachmittags bis 2 Uhr nachts, stand am Morgen wieder auf und arbeitete bis
2 Uhr nachmittags. Dann war er erschöpft und vollkommen abreagiert Er
brachte nichts mehr zusammen.
L^lll_»MI
Etn Fall vnii iirtliop.udjsciiem t'Giisdiismus.
m
Seino küiiellL'rißc.lu- Kral'l äußört.eich nur in diesen ZuBt'indeii Vb ■ 1,+
er jetzt, in einer i'uliigtiti Zeit, eine seiner fetiscliistiechen Zeiclm.,no-' '*^ ,,*
enden, so fällt der Versuch jiimmorljeli aus. ^e'(.tmungen zu voll-
Er träumte:
1. Ich stdu! an dur ÖtralJe und sehe an einem Garten ciniei M-
arbeiten, von denon dci' eine mir sehr Itekannt vodvomnit Er ict .^""ß''
wieser L . , ., den ich u!s Uli LeroHi zier in meiner Gruppe "-eh'ilif l f*^
Während Jdi noch überlege, oh ich iiin ansprechen soll, werden m"- ^ t
die anderen MÜTniei' bekannter. Wir erkennen unö f^egonseititr A^^
kommt eine große Menge anderer Soldaten hinzu, die mir alle an H
Kriege bekannt sind. Sie freuen sieh sehr, mich zu sehen. Ich aucli Pi'i.
lieh müssen alle sofort antreten. Der t'berst will eine Parade abnehi»
Es entsteht ein wüstes Gelaufe. Ich überlebe mir, ob icJi mit antreten ■ 11
Ich habe zwar Offiziere rang, aber bin Zivtlarzt oder etwas ähnliches"
■\Vie ich durch die beiden Säle gehe, m denen die Leute antreten, stürzt
der Leutnant, ein unangenehmer Keri in Husarenuiiifui'iii. .m mir' vorbei
Alles erwartet den Oberst. Kr kommt aber nicht. Der Buredie des Leut-
nants soll das Geriiehl verbreitet haljcn. —
2. Ich stehe an der Ecke mit Herrn W. Der spricht luil mehreren
anderen und ich ärgere mich, weil er mich warten läßt und sich nicht
mehr mi( oiii' nnlerhäli. Diuni gehe ich mit ihui zu einer bekannten
fariiilic und Itin mit meinen Schwestern und den 4 Kindern zusammen.
Später kommt der Großvater, der schon etwas senil ist, und fragt mich
nach meimin Körperbau und (.!> ich ein kräftig entwickeltes Glied hätte.
Ich renonnniere und sage: Der Punkl läßt absolut nichts zu wünschen
übrig. Auch meine älteste Schwester fragt er. Die antwortet ihm irgend
etwas. Meine zweite Schweptei' sagt: „Ihr wißt doch, daß wir auf solche
Fragen immer hysterische Anfälle bekonniien." Der alte Herr lacht. Da
wird ihm schwach zumute und ich halte ihn. Er tat so, als ob er zusam-
menklappen wollte; ich stützte ihn und er kam wieder hoch.
Zum ersten Traume lallt ihni ein, daß die Männer an einer hohen .Mauer
arbeiteten, die einen Garten umi'riodete. Später sprangen sie üln-r die Mauer
und daim war es nur ein Zaun. Es war wie ein Obstgarten. Der Unteroffizier
L. war ein älterer schwächlicher Mensch, der ziemlich intelligent war und
mit dem er gerne sprach, Er hatte dlo üble Gewohnheit, laut aus dem Schlafe
zu sprechen, und so hörte ihn Patient wiederholt i'ufen : „Ach Gott! AV a s
hah ich bloß vor h !■ o c h on!'' . . . Ihm fallen einige ErgäTizungen zum
Traume ein. Beim Antivten im Zimmer machten die Soldaten erst die merk-
würdigsten Freiübungen. Er war im Zweifel, ob er sieh einreihen sollte oder
niclit. Einerseits hatte er das Gefülil, daß er eich doch in Reih und Glied
stellen mußte, andoj-erseits das Gefühl, als liätte der Oberst ihm nichts zu
sagen.
Der Leutnant war blond und sah wie ein unangenehmer Deutschiiatio-
naler aus. Sein Bursche war großer als der Leutnant, aber er war schwarz.
Im Beginne des Traumes Affekt der Freude, mit so vielen Bekannten zu-
sammen zu sein. Dami im Zimmer waren ihm die Leute fremd. (Gefühl der
Vereinsamung.) Dabei die Vorstellung: „Jetzt kommt der Olwst, was hast
du liier zu suchen?"
Ili
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1,1
I.
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L
462 Fetischismus.
Die Deutung des Traumes ist iihiilicli wie in dem Falle des Hosen-
feliechisfen, auf deeecii Soldaten. träum it^ii hier hinweisen muß. (S. 271.1
f^dion der Ausspruch von L. deutet auf büaee Gewissen. („Ach Gott, was hab
ich nur vorbrüchcn!") Die Soldaten sind die Frommen, die sich dem lieben
Oott unterwerfen und fleißig beten (Freiübungen). Der Leutnant ist der Re-
praseiilünt des schneidigen Menschen, der sich der Autoriüit beugt, für den
(ler Vorgesetzte ein kleiner Gott ist. Der Bursche stellt den Slaven (Semiten!
iin Gegensatz zum Arier dar. Angst vor der AVahrheit, vor der letzten
Musterung durch Gott. Angst vor der Analyse. Aus dem Traume sprechen
Schuldbewußtsein und Zweifel, ob er mir die Wahrheit gestehen solle. (Wille
7.ur Macht gegen den Willen zur Unterwerfung.) Eine weitere Determination
folgt Epäter.
Der W. des zweiten Traumes war em Privatlehrer, der ihm Nachhilfe-
stunden gab. Es war sein liebster Lehrer. Er hatte Zuneigung zu ihm weil
er ihn für den Stoff zu interessieren wußte. Er war ein Parapathiker und
schien yn Exanienangst gelitten zu iiaben, weshalb er nicht Professor wurde.
W. stellt wie der Großvater für mich. Er liebt mich, ist auf die anderen
Patienten eifersüchtig („weil er mich warten läßt und sich nicht mehr mit
mir unterhält"). Er hat als Kollege mehr Aul'merksamkeiten von mir er-
wartet. Er macht mich zum Parapathiker. Überdies bin ich der alte impotente
Großvater, der an Dementia senilis leidet, der seine Hilfe benötigt und von
ihm gestützt werden muß. Während ich mich in der Analyse um seine Geni-
talen niclit kümmere, frage ich hier nach seinen Genitalien (LVReaktion )
Ich kümmere mich auch um das Sexualleben seiner Schwestern was ihm dHii-
hch anangenehm ist und hier von ihm im Namen der Schwester ab-^elehnt
w,r . D,e Erkenn ms sickert durch die Maschen des Traumgewebos. d^ d^
i>.t.onschen Anfalle nnt dem Sexualleben seiner Schwestern Zusammenhänge
haben müssen. Andererseits repräsentieren der Oberst, W und der Großvater
seuien eigenen Valer. Er zeigi^e ..lets großes Interesse,. das Genitale seines
VaLei'B zu sehen. Lf. war kein erfreulicher Anblick. Es war ein „abgearbeitetes"
Glied, bei dem dir Vorhaut hinter die Glans zurückgekrochen war. Er liebt
den Anblick der Glany nicht. Sie ist ihm ekelhaft. (Auf seiner Zeichnung er-*
scheint die Glaiif; überbetont.) Alte Glieder sind ekelhaft. Kr sehnt sich nach
dem Anblick von jungen fri-schen Bur.^iichen. Er freute sich als Offizier auf die
Foi,'enaiiiite ., Sehwanzparade" beim Militär und war sehr enttäuscht, daß die
Männer nicht mit entblößtem Gliede warteten, sondern einzeln zur Unter-
suclmng vortraten. Es kam iiim vor, als ob der Militärarzt eich allerlei
Sciierze erlaubt hätte. (Projektion der eigenen Wünsciie!) Erinnerung an
einen Kameraden, der beim Baden permanente Erektionen hafte. Zu diesem
Kani.;raden kroch er auch ins Bett, aber jener war kitzlich und ouitsclite
wenn er ihn berührte. '
Sein eigener Großvater ist lange tot. Im Traume vertritt der Groß
yater mich und seinen Vater. Wir sehen Beziehungen der Parapathie zum
Vater und seinen Schwestern. Auffallend ist im Traume die Häufune der
loten. Der Mann mit den 4 Kindern, Herr T., ist im Kriege gefallen AV ist
tot. L, ist vielleicht auch tot, ich werde wie der Großvater zu den Toten ee-
worlen. Er laßt mich liier sterben, ich habe einen Ohnmachtsanfall Ich kann
Ihm und seiner Paruphilie nicht mehr gefahrlieh werden. Ich werde sterh^n
ehe die Analyse beendet ist. Sein Verhältnis zum Tode ist durch iSanSe
dem Tode "■""'""'^- ^'"' ^^^' ''^ '^^' ^'■«'""' ""^ leidet an Angst vor
!■):
Kill Fall von orthopädischem Fetischismus.
Der Frage nach der Größe seines Gliedes folgt
;ine älteste ädnvoetcr. Sollte doch etwas zwischen c
rfallen sein? Die Fragen sind ihm sichtlich i.n..n,..„.i
463
seine älteste ächweetcr. Sollte doch etwas zwischen" de^R ^/^^' "'"
gefalle, sein? Die Fnvgen sind ihm sichtlich unanjoneh, / r '""
Grunde lälU er mich sterben. Er kann dann sein Ge^ ^'' ""'''^
und ungeheilt nach Hause fahren.
Ullis behalten
Wir sehen deutlich, daß seine Parapathie Bezieh
Scliwesternkomplex hat.
"Igen Ktmi
El' ist sich soiner starken Widorstando bewußt. Er war vo ii ~ xi
handluijg oin lebliaftor Traumer. Er hat jetzt diu größten SchwleV ?■+
einen Traum zu erhaschen, Diese Nacht träunilL' er, daß er Sold H ''^ ■ "
exerzierte. Er war also ein Komiiiandant. Er fügt sicli gezwunKen h n""
handhing. Er merkt, daß er den l'km hiii, hier zu bleiben und sieh niJht
ändern, so daß er sieJi sagen kann: „Du hast alles dazu getan, um gehoilf '^"
Verden; du warst auch bei i)r. Stekel, es ist nicht deine Schuld, daß du krank
geblieben biet." — ^
Er weiß, daß er wiihrend der Analyse auf meine. Gesellschaft nicht rechnen
darf, aber er ist trotzdem beleidigf, daß ich mich außerhalb der Behnruilung
nicht um ihn kümiiiei'i'. Er l'iihlt sieh einsam und benötigt einen Fmmd, der
ihn homofiexiiell anzieht und mit dem er dann nichts macht. Er leugnet die
Möijl ichkeil, einer Übertragung auf meine Person. Er will sie nicht sehen,
wie er die Liebe zu eeinem Vater nicht yelieri will. Er gibt aber zu, daß
ihn bis.' vor divi Jalircn iiltere Personen sehr angezogen haben. (Dafür spricht
auch der Großvateriraum S, 4liL) Zu dem Lehrer W.. zu bestimmten Offiziereii.
Zu einzelnen Hoelischnlpi'ol'essorrn hatte er eine ausgesprochene Neigung.
Aber er vorsteht es, jede ihm peinliche Regung zu verdrüngen und zu iiber-
sehen. Er hat leider alle meim' Bürher studiert und kam schon narh Wien
mit dem Vorsatze, eine Übertragung nicht zuzulassen.
Er ist sich klar, daß er in diesen orthopädiechen Fi-
guren sich selbst sucht. Als er die 1 etzten ■ eichnungon,
die wir hier veröffentlicht haben, verfertigte, merkte
er mit S c ii r e c k o n, daß z «■ e i Bilder s o i n e Züge trugen.
Er radierte so lange, bis e-r die Gesichter v e !■ ä n d e r t und
unkenntlich gemacht h ,a 1 1 e.
Er hatte auch früliei' vor dem Spiegel onaniert, jetzt „derlei Scherze'"
aufgegeben. Einmal verliebte er sii-li in einen Burschen, der ihm auffallend
ähnlieh sah, so daß er als sein Zwillingshruder gelten konnle.
Er wird belehrt, daß seine Paraphilie der Ausdnick eines Zwanges ist
den er auf sich selbst ausgeübt hat. Seine seelische Orthopädie dient dazu'
um die Askese festzuhalten. Was macht er mit Männern? Das äußerste, was
er sich erlaubt, ist ein bißchen zu balgen und neben seinem Obiekt {ange-
zogen) aut dem Sofa zu liegen. Er liat hier schon einen Freund gelUnden
nach dorn er sich sehnt, den er sucht, mit dem er Ausflüge machen will Er
sehnt sieh nach einer Aktualität, welcJie der Analyse ein Ende bereiten wird.
Er träumte:
Ich war irgendwo in der Küche. Wir übten uns im Schießen Es
\\ar noch jemand anderer da, der gab uns verschiedene Ziele an Ich
zielte darauf, nahm DniH;[)imkt und setzte wieder al). Dabei ging d'uin
der Schuß lus und iüimer ganz wo anders hin. Einmal durch das Spiegel-
.u
464
Fetischismus.
■
glae, das wie ein Ivioiüeuchter von der Decke hing. Schließlich schoß
ich wieder. Dann war ein Wald draußen und ich hatte ein Gefühl, ich
hätte etwas Schlimmes getan. Ich glaube, ich hatte auf einen Hirsch ge-
seliosscn. Wir waren in einem Blockhaus. Durch den Wald kam eui
Mensch gerannt, dessen Oberkörper stand in Flammen lichterloh. Daran
war icli schuld, i'> versuchte, in das Haus hinein zu kommen. Ich habe
luieh gewehrt.
Ich komme zu einem Eliepaar. das sitzt am Tisch im Garten um! i
ißt Mittag. Ich bin eingeladen, weil ich durch meine Eltern empfohlen
wurde. Der Mann iBt erst ganz ablehnend, bemerkt mich gar nicht. Später
wird er freundlicher. Dann bin ich im Auto und fahre durch wundervolle
alte Parks mit riesigen Schlössern, sehr altertümlich. Das eine gehört
diesem Ehepaar. Es müssen sehr vornehme Leute sein. Das Auto fahr!
durch sehr schmale AUeen, Ich wundere mich, daß wir da durchfahren
küiinen. Dann sehe ich rechts vom Wege eine sehr mei-kwürdige Land-
schaft, zorklüftet mit tiefen Abgründen und Schlössern und sonderbaren
Gebäuden. Wir fahren weiter. Icii glaube, wir sind bei meinem Onkel S-
imd der schickt mich fort. Ich bin angekommen und sehe meine Groß-
mutter und meinen verstorbenen Onlcel Rudolf mit seiner Frau. Sie freuen
sich Hohr, duß ich da bin. Merkwürdigerweise ist an Stelle des Autos,
mit dem ich glaube gekommen zu sein, ein Kinderwagen da. Zwei alte
Diener. Ich weiß nicht, ob icli ilinen Trinkgeld geben soll. Mir fällt ein,
daß meine Gi'oßmuitcr bei der Abfahrt von meinem Onkel gesagt hat,
eie würde ihnen schon etwas geljen. Icli frage: „Soll icli Ihnen etwas
geben"? Ich habe mir österreichische Kronen Ixji mir!" — Der erste wartet
immer, daß icli ihm etwas gebe. ÖchließÜcli geht er ärgerlich fort. Dem
zweiten sage ich: ,, Meine Großmutter wird es schon erledigen." — Xuii
muß ich ühpi' einen Zaun, der ist aus Weidenruien geflocliten und paar
MiÜnuM- rutschen dariiljer weg. Ich setze mich auch auf den Zaun. Die
Wciikiinit'.'n biegen .«ich (es kann auch Stroh gewesen sein) nach der
Jiichtung liin um, wu mein Onkel und meine Tante sind und ich rutsche
eehr nngenehm iiuf den Weg.
Er woiß, daß ein eehr wichtiger Traum vorangegangen ist. Diesen
Traum wollte er sotort hxieren, hatte ihn aijer in dem .Momente vergessen,
als er ihn niederschreiben wollte. Zum ersten Traumstüek ergänzt er, daß
noch ein älterer Mann in der Küche war, der seine Schüsse kommandierte und
luchte, wenn der Schuß falsch war — und er war immer falsch. Es kam immer
eine andere Richtung heraus, als er intendierte. Das Gewehr ging nämlich
beim Absetzen allein los. Er erinnert sich an das Laden im Traume. Es waren
kleine tchwai'Ze Dingerchen, vorne abgeplattet, wie er sie nie verwendet hatte.
Und der ältere sagte bei jedem Fehlschuß: „Ja, siehst du, wo das hingegangen
ist!" ,Es waren immer Versager bis zum letzten Schuß. Da war er nicht mehi'
in der .Küche, sondern, in einem Blockhause. Der Mensch, den er getroffen
hatte — erst war es ein Hirsch — war halb tot (verfault), halb lichterloh
brennend. Die Flammen scJilugen von innen heraus. Wie eine Dryade, halb
Baum, halb Mensch, als ob es eiue Figur aus Ovids Metamorphosen wäre.
Er hatte immer Interesse für Schießen. Mit 12 Jahren schaffte er sich
einen Bolzen an und schoß auf alle möglichen Gegenstände im Hause. Bei«!
Militär wuLcn ihm die ersten Schüsse unangenehm. Er hatte Angst vor dem
Knall. T-ji Felde mußte er sich an die Schießerei erst gewöhnen, dann ging
^^^---^.■.r,S:
mmm
Ei" Fall von .rthapadi.cl,o.„ l^eti.chismus.
es schon. Dann fiilU ihm das Märchen von R,.,;^ i
Da. ßrü,lor.hcn ist oin Reh, vorSert n^ H f '" T^ Sehwesto.chen ein.
milieron fJdails .rinnorl. rr ^i.h nSl "'^^"''"^''' ^^-rt wird erlöst. An dio
Die Bcaieliung <kv Tiainiies zur Analvse ist H„,.ni, ■ l,.-
ältere Mensch, der ihn konn.andiert und ihn z^^ngt au tint ^^^ ''^ ^'^ <i-
(die Paraphiliel zu sehi.ßon. E. will sein .wei,2 Ic" g Ti .^"10?; ''T?"
er triilt wider seine. Will.. i„ kostbare GogonsLande (Spiegel) £" ^m
aiK-h .e.n IJruderchen, seinen Anüigoniston, d,.« iialb tot. halb brennend «7
Aiiderersuts ivehrt er Eich gegen seine paraphilen Impulse, die in ihn ei.,
dringen und ihn in Fhimnien setzen wollen.
Eino zwriteBedeulungsdieinUidi auf denTod der Schwester "zu beziehen
br nniR dir den Tod gewiinecht haben, AA^eitere Beziehungen zu seiner iilfesten
Scliwester wi-rden erst später klar werden.
Der zweite Teil des Traumes wird verstundlicii, wenn man weiß dii'
er mjl der Pliantasie hergekoninion ist., in meinem Hause zu wohnen' ■ *
meinem Tische zu speisen, meine ücsollschafi. zu genieüen. Die sclionen Ph'"'
tasien sind zerronnen. Aber er hat einen reichen Onkel S. in der Niil I)""
wollte er gerne aufsuciien. Er rocluiele damit, daK sein Geld bald alh ^"
werde, daher die Kur ein rasches Ende fiaben niiisse. Dann bleibt '1 '" ^d'"
Heise zu Onkel S., zu dem oi' ohnehin einmal fahren konnte Außerd"" I r
ihm Peine Mutier eine Empfehlung zu reichen, vornehmen Leuten gesehiokl
ini Traume ist er bereits der Gast dieses Eiiepaares. Dieses Pa,,- i ■ *-
lieh auch ich mit meiner Frau. Er macht die Reise in die V ^*" "^tur-
(Kinderwagen.) Onkel fi. war ihtn immer sehr lieb. Er ist srb,>n f^^^^" '
T I .1 1^ - r - 1 ■ . ™ '^' '^cnon seit einieen
Jahren gestorben, hr wirlt micii iiiimi'r zu den Toten. Mit Trink- 11 ■ <
eehr geizig. Er gibt nur jungen netten Burschen, die'sein erotisches Wuli7"
gefalien erregen. Natürlich werde ich zum Diener gemacht dem f- ,i-
Fahrt ein Trinkgeld gibt. Er iiat ein ÖcbuldgofüTil. Er mua'zuhien. Dcl^ein'"
gezäunte Garten Hegt zwischen iJnn und dem Onkel (Friedhof) Dieser Teil
ist noch dunkel und muß in der nächsten Sitzung analysiert werden
Wie alle analysierten Äi'Zte spricht er mit allen Kollegen und Fremden
über Psychanalyse. Er ist glücklich, wenn er ein ab.^prechendffi Urteil hört
Gestern machte er dio Bekanntschaft eines Arztes, der die Ansicht ausspi-ich
die ganze Analyse sei ein großer Schwindel. Natürlich fehlt es nicht' ■iii
scharfen Kntikcn ütier Fread und Stekkt Solche Äußerungen fängt er im Inf m-
efse seines Widerstandes gierig auf und verwendet sie zum KaniplV gegen mich.
Seine Träume verraten diese Widerstände:
1- ^■■- Stekei sitzt vor mir. sieht micii an ,M,d links von ihm an der
Wand hangt meine Laute. Ich sehe besonders das Schalloch Ei sa^
dann zu mir: ,.Sie können gerade so schön Hier Iriiikcn, ^y\.^ \\uv Laute"
2. Ich soll zu einem 1-tegräbni.s gehen, und zwar wird ein Kind b,.
graben, Jünger wie ich, vielleicht ein Mitschüler. Aber ich drücke tnic),
davon. Dann sitzt der alte H. da und fragt mich, warum ich nicht
gehe. Die anderen gingen doch alle mit. Ich sage: Ich mag nicht
3. Ich liege der Länge nach auf einem Mamie, und zwir mn a
Bauche auf seinent Rücken. Er ist wie ein kräftig;,- JlClt T f"
erscheint er mir viel größer als iclt. Ich versuche, ihn in ein ' i iTf^''
oder Windel einzuwickeln, dabei habe ich starke Ln^lempfindun,/ '.7!
Ktolcel, .SHiruiiKeii Üef Triali iinil AlT.'klli'bBns Vrt "'
30
^»•Mjn
i
46(1
Fpiischisniiiü.
wolirt sich dagegen; wie ich glaube, seine Arme lest zu haben, sehe ich,
daß er wieder losgekoiiunen ist.
)\enii er aul'gorcgL ist, spielt er leideiiöcliuftlicli Laute. Zum ersten
Traum IxTichtet er, dals der lelztc SüIx geheißen haben könnte: „S'e können
gerade su suhön Bier trinken, wie Laute spielen." Er will mir uffenhar Laute
vorspielen und ist sehr gekränkt, daß ich ihn noch nicht dazu aufgefordert
habe. Die Laute verrät ihren analen Charakter durch das „Sehallofrli'", Er
gibt zu, daß er den \yvinsch und die Phantasie hat, einen Mann oder schönen
Jüngling zu piidizieren, meint aber, er könnte sich mit dem Gedanken eijier
passiven Päderastie nicht befreunden. Bier ist ihm ein Symbol der Männlich-
keit. Bier steht hier für tJrin. Er hat in der Kindheit öfter den Finger in den
Urin gceteekt und ihn Keknetet. Der Traum slelLt im Zeichen der Übertragung-
Auch der zweite Traum stellt den Widerstand dar, seine ParaphiÜe be-
graljen zu laBsen. Der Mitschüler ist sein alter Ego. Der alte H ist sein ehe-
maliger Hausarzt, ein eingefleischter Junggeselle. Sein Name hat Beziehungen
zu seinem reUpiöweii Komplex.
im dritten Traum umklammert er seinen Antagonisten und will ihn
nicht loslassen. (Seiu Valer hatte die Gewohnheit, vor dem EinschhJcn sich von
den Kindei'ii fest einwickeln zu lassen, so daß er sich lüeht rühren konnte.
wolu eni Infantil! smus, der an die Zeit erinnert, da man als Säugling fest ein-
gewickelt war.) Otto will someu infautilismus nicht aufgeben. Er umklammert
_ihn und furchtet, daß das zweite Ich loskommen könnte In der Tat benutzt
er von seiner Sexualität nur den Kontrektationstrieb. {Moli ) Er berührt
den Partner und läßt es ebenso wie bei der Onanie nie zu einer Detumeszenü
kouimen.
Es luulA ein l^rlchnis aus der Jugend sein, das ihn so ;m die ParanhiÜe
le.sseit, ein Erlebnis, von dem er nicht loskommen kann. Wie er über den
zweiten Traum michdcnkl. 'fäUt ihm ein Traum aus früherer Zeit ein ilor
ihn so erregte, daß er ihn bi^ lieule noch nicht vergessen hat.
Der alle Traum lautet:
Ich sehe eine Schwester, wahrsclieinlieh meine jüngste. Sie ist am
ganzen Leib wie \ erstochen. Sie blutet. Sie ist ungefähr 4 Jahre alt.
Ich soll sie getötet halx^n. Ich bin in großer Angst und es wird dann ein
Eamilienrat einberufen. Dak^i ist aucli unser Hausarzt, und ich beruhige
mich, wie ich höre, daß meine .Schwester noch lebt. Mein Vater schlag!
eine Samirilung vor, damit ich mich mal erholen kann. Dr. H. will erst
einen 5Ü-Mark-Sc]icin gelx>n, nachher gibt er nur 2 Mark, und zwar 2 weiß-
i'otc Einmarkscheine,
Wieder sehen wir den alten Hausarzt i)r. H. und das Begräbnis. Es
handelt eich um die jüngste Schwester, die an Masern gestorben ist. Im
Traume eielit er auch, wie sein Vater eine große Summe Geldes auf den Tisch
legt. In diesem Traume annulliert er den Tod der Schwester. Wir erinnern
uns, daß seine Masern im Krankenhause den Beginn der ParaphiÜe darstellen.
Dort sah er den Jungen, welchem beide Arme amputiert waren Die kleine
Schwester hat im Traume Flecke, wie sie von Wanzenbissen') herrühren, sie
hat Masern, bliifunterlaufen, ein hämorrhagischoe Exanthem, wie es bei letal
') Er weist
Siphe S, 457.
da.raiil' liiti, tlnlJ WiinKenbiese einst sein- Lt-beii gerettet ha1>i?ii.
wm
Ein Fall von oiÜiopödiscliPiii Fetischismus
-IGT
verlaiirciidt'ii jMorliillen häufig Vüi-komnit. Die SelnvoBter atarh -l- ,. i r i
Dr. H. eine gewisse kloine Schuld an dem Tode'" der sIliwS h"i'' ^V"!"^''
großü seinem Vater. *-'' "^^ ^™
lir lullte seiner kleim-ii S*^liweeter den Tod gewünscht und u-iv h i
ilironi Tudo ecliuld. Er hiit ein bösos Gewissen. aaher an
In diüBüm Ereignis erblicke ich den Korn
Par:ipat!iiB. D o, r T .nl der St-.hwcsler iM dio Sc Ii ,i l ^ "i"''
C.V durch seine K. r ;i ii k !i e i t b ii B, e n in « ß. " .' ^
Kr hiit iiiifjelihch f?iir keine Eriiini'i'inig an das Begräbnis, Plöt-ll
sieht er luii Hild; Heine Mutier im srhT,vnrzpn Kleid und schwarzen Ti'aiierluit
In diescni .Monicnto verfälll er in eine nierkwüniige Stimmung, in ojne a,.i
Trance. Solcher ZuHläiidc erinnert er sich aus der frühesten Jugend' aber
auch später mit lö und im i'oifen Alfer ülierküni ihn dieser sonderbare einem
Ta^tnunn ähnliche Zii.-Iiind.
Ihn ü b o r k u in in (■ e i ii (i e f ü h I, als w ä v e d e r K a u m u n-
e n ü 1 i 0 li u n d e r b e f ä n d e s i cJi in einem unendlichen Räume.
Die Beine werden länger und länger, die Arme dehnen
sich au s. (I ii I' r u h e r e n Anfällen wurden auch die Finger
g r 0 ß in ä G h t i g u n d d i c k, w a s li c u L e nicht angegeben w i r d.)
Alles erscheint i !i m weit und entfernt. Meine Stimme
li ö r t e e r n u r a u s der Ferne. Seine eigene Stimme er-
scheint i h m 11 n n a t ü r Ii c h s t ;i r k, E h p n b o dröhnen a 1 1 e G e-
l-Üusche, die duiwh das Fönst er k o m in o ii. (Wagen ger as-
sel, Pf ci'ri eba hn, Pfeifen usw.) Eni leichtes Si^hwindol-
l^efühl. Als ob sieh alle freien Teile hochheben würden,
während die Körperteile, die das Sofa b e r ü h r <■ n, mit
dein Sofa verwachsen erscheinen. Alle freien Glied-
ni a t.'. e n s c h w e li o n 1 e i c h t^ lÜ 1 w a s d i" e h t s i c li in seine m
K o ]3 r c ; wie ein Wirbel verdreht es ihn. Er sieht mich
und alle Gegenstände im Zimmer wie durch ein u m g e-
li 0 h r t p s 0 |i e r n g 1 a s ; ganz Ic l e i n und in weiter Ferne.
Solche (leitililc leiteten friüiei' immer einen heftigen Angstanfall ein.
ZiHirst trat das merkwiii'dige pelzige, wie abgestorbene fjefiihl in den Fingern
ein. Die Angst pflegte sicJi dann zu steigern. Dann sagte er sich: „Mensch!
Du (rämiist ja! Wache auf!" Aber es half nichls. Die Angst wurde immer
stärker, es lag ihm wie ein Aljidruck auf der Brust, bis er sich mit einem
Schrei oder Sprung aus der ftituatiuii befreite.
Als Junge hatte er schon oft, über Mikrniioic und Makropsie zu klagen.
(12.) Er wurde zum Augenarzt geführt, der Übermüdung konstatierte und
ihm eine Brille verordnete.
Einen ähnlichen Zustand lieschrcibt er als ^ipaTUlung ini (üe«ichte dae
sein fivundliciics (Tesicht. in ein Dienstgesicht (Militärgeeicht) verwandelt
Er hat finsteren Ausdruck und die Lösung will ihm nicht gelingen. Ep ist
in Zwang, der ihn nichl freigibt.
Die Erkläiung des ersten Phiiimmens ist sehr schwierig. Es scheint sich
in teüweises Sterben, um eine Auflösung im Dnendlichen zu Juindeln
Anderersei'ts wii'd ci' der r.rnRe und die droßmi werden klein. Es ist, als könnt
wie
um ein
468
Fetiscliismiis.
er fliegen und üei doch an die Erde gebunden. Das heftige Angstgefühl zoigL
uns, daß es sieh um eine phantastische Darstellung des Sterbens hEindelt.
Die Angst; ht diinn die Todesangst. Macht er den Tod seiner kleinen Sc-hwester
mit? Die Aiiiilyso wird uns hoffentlich diese Frage li5sen.
Der gestrige Anfall ei'weiö.t, sich als eine Art „Rückstoß in die Ver-
gangenheit". Alles Gegenwärtige (z. B. meine Stimme) erscheint ihm ferne.
Alles ferne, von außen Eindnngende erseheint ihm nahe. Er ßieht wie durch
einen verkehrten Operiiguoker. Er sieiil seine Kindheit.
Er hatte gestern einen entschiedenen Rückfall. Er sah einen Menschen
auf der Straße. \A'ir gingen gerade spazieren, als so ein c-rbännlichor Mann
vorbeihumpclte. Er schien an einer IvoxLIis zu leiden. Patient sagte: „Sehen
Sie, vorher wiire dieser Mann mein Ideal gewesen. Er hat Schienen an beiden
Beinen. Aber er ist mir nicht scjiön genug."' Nichtsdestoweniger machte er
sicli spiltrr Vorwürfe, daß er dem .Manne nicht nachgegangen war und sich
nicht sattgesehen halte. Er phantasierte über diesen Menschen. Er beruhigte
sicji ersi, als er in einer kriminalistischen Zeitschrift das sympathische Bild
eines jungen V<'rbrcchi'rs sah, iler vorne eine Stange trug, an die seine beiden
ilände gefessoll waren.
Mir war es auffallend, daß sich der Anfall und die Erregimg an einen
Brief angeschlossen hatten, den er von seiner ältesten Schwester erhalten
hatte. Auch war ku bcrÜL-ksichtigen, daß die beiden Schwesterträume {S 466)
eich auf eine lebende Schwest/r bezogen. Er hatte den Wunsch die Schwester
zu überwinden, sie xu begraben, und war es doch nicht imstande.
I'atient gibt zu, daß ihm seine af fekt ative Einstel-
lung zu dieser Schwester in der letzten Zeit etwas V 0 1-
d ä c h t i g w a r. Erstens der physische Ekel, den er vor ihr hat zweiten-
die Verlegenheit, die er in ihrer Gegenwart bekundet. Die Schwester litt an
einem schweren Gelenksrheimiatismus. Er war damals 10'/- Jahre alt Sie
hatte oft Verbünde, Kr erinnert sich, daß Dr. H. einmal zur "immobilisienin-
eines (Jelenkcs »nien Pappscliienenverband angelegt hatte. Dieselbe SehwesteT-
litt auch an einem Ohrenleidon und wurde operiert, so daß sie längere Zeit
einen Kotifvcrliaiid tragen mußte. Das war in seiner frühesten Jugend (4—5)
Er iiat keine Hriniierung an diesen Verband. Er Ix'fand sieh vielleicht damals
mit Masern im KinderhoHpital. Damals halte die Schwester ku rzgesehnittene
Haare, an die er &ich erinnert, weil er einen mächtigen Lockenkopf hatte.
ICr war ein auffallend schöner Junge, wurde übertrieben verzärtelt und oft
für ein Mädchen geliallen. Er weiß auch, daß er ziemlich oft mit der Schwester
gemeinsam gebadet wurde und daß sie in späteren Jahren hintereinander
liadeion. Abends erzählten sie einiMider Geschichten, in denen sie die Elfen-
koi.igiii und er der GeMpenslerkunig war.
Als die jüngste Schwester geboren wurde, wurde sein Sehmerz über die
Ankiinfl der Rivalin durch eine große Ziickerwcrkdüte gemildert, die die
Kleine angeblich mitgebracht hatte. Er beobachtete in den ersten Monaten
sehr genau das Baden und Einpudern der Kleinen. Das Einpudern wurde
..Miil!nr-Kilz" genannt. (Gestern fühlte er den ganzen Tag ein Kitzein in
«ler Gcnitalgegend. Es war das unterbewußte Verlangen, wieder Kind zu sein
und eingepudert zu werden.) Er sieht sieh in seinen "Phantasien oft aU Kind
liegen und eingepudert werden. Um den „Müller-Kitz"^ hat er seine jüngeren
Mcliwestcj'n sehr beneidel.
E^^K
^Ae
Eiu Fall von orthopädisch cm Feiiscbismus.
469
Aurt'allend ist, dali in scincTi ürUiüpädisclieii Phantasien Korsetts eine
großi! läcrfeiil.ung luiboii. Scini^ Miiltof trug iinnior ein starkes Korseftt währeiu!
KPine Schwesloni nur stcifo Ijuibdicn gebi'auchLen, Bei seinem Erlebnis mit do'
vt'rliL'iratoleii Frau (S. 429) war ihm ihr Korsell unangenehin und störte ■ ■'
Vcr«niiRcn. Sie war sehr dick und üppig luid feöt oingeschniirt. Dei der Kuisode
mit di'iii Miidchen (S. 429). das l'est oiiiseschniirt war, iiiuchte ilmi die ßi.
lastung des Korsetts und das Knarren Vergnügen, wühj'end er bei der er'
wähnten Frau bei der Berührung Ekel enipfaml. Die erste Frau war eiii'
(Icullicliü Miiiteriniagü. wiihrend das Mädchen eine .Muttor hatte, die sei '■
dick und l'eöl. eingOEchnürt war. Da war das Korsett ein großer Anreiz Ho )
eine Hemnunig. Er woll)st haltt- sicli nie ein Korsett angeleg.t, glaubt aber
zur Zeil, da er .sich Verbände maclite, solche l'liantnyien und Wünsche geh'ibt
zu haben.
Charakteristisch sind dio TrLiunie dieiäer Nacht:
Wir sind in einem YAnwwv. I'ls isl Krieg. Wenn wii' die Türe auf-
maclicn, so seliielnn die andoicn liinciii. Der er.sle Si-luili geht in mein
(lopäck. Daim soll ich mit jemand anderem zusammen irgend jemanden
verfolgen. Dazu soll ich mir einen falKcheii Bari ankleben. Weil er suhr
unnatürlich aussieht, schneide ich ihn mit lior Nagelscheif ganz, kurz und
drehe ihn hoch. Die Revolver funktionieren nicht. Ich lialH? keine Munition
dazu and kann sie aucli nicht finden . . . Dann waren wir in einem großen
Hau.se uial ich niulite irgendwie V()Tn Dache heiunler. Icli lialle Angst.
Wie ich heruntergekommen, weill ich nicht, ydiließlich trüuinto ich, ich
sehe Tuir irgendwelche mlhiiiiädische /,(Ml,-.chririen an und (innniere ilannL.
Er iöt im steLen IvLimiife iint sich selbst. Jetzt bin ich der Feind. Er
fürclitül, meine Schüsse kunnten ihn treffen, wenn die Türe aufgeht. Er will
die Türe zu seiner Seele fest versperren. Dann soll er iemandeii verfolgen.
Natürlicli verfolgt er sein KweiU's Ich. um! Kwar mit mir /nsiinnneii. Dabei
maskiert er sicii. Er dichtet sicli eine Mäimlichkeil (.falscher Bari) an, die
er gar nicht besitzt. Gestern hatte er den Impuls, sich seinen Hart rasici-en
zu lassen. Er will ein Weil) und ein Kind sein. Er ist kein Mami. Sein Re-
vulvor (Phallus) funktieniei't niidil, er hat keine Munition.
Neben dem Impotenzgedanken sclieinl ihn ein zweiter Komplex zu be-
Bchäftigen. Alle diese Fotischi.^len laufen einem infantilen Eindruck nach.
Ursprünglich sclieint sein üegeliren auf die Schwester zu gehen, mit der er
^0 viel raufte und r^g, was sein Bedürfnis nach Kontakt ohne sexuellen
Akt erklärt. Es it,t die Eriimerung an das histbetoni.e Raufen mit der
Schwester, llir will er nachlaufen, sie will er erringen. Er sieht sie mit ihren
Vorbänden, wie sie im Bette lag. Soll damals eich etwas abgespielt haben?
Der Kollege glaubt, daß eich hinter seinem Anfall (llüekstoß in ilie Vergangen-
heit) ein Erlebnis verbirgt, d;w er nicht bewulit machen will unii ilarf. Diesen
Erlebnis und der Wunsch nach Wiederholung scheint ihm den Sündenfall zu
symbolisieren. Ei- hat Träume, in denen ei fällt oder Angst vor dem Fallit
hat. In diesem Traume soll er vom Dache in die Tiefe kommen. Kr hat Angst.
Schließlich ist er unten. Das Wie verschweigt die Ei'iimorung. Aber er träumte
noch, daß er onanierte, und zwar vor oi'thopädisehen Zeitschriften, Der
Siindßiifall und die Onanie hängen zusammen, d. h. er onaniert mit der spezi-
fischen Phantasie. Wichtig ist, dali er keine Pollulion hatte und keine Spuren
einer solchen an seinei' Wäsche finden konnte. Der Traum zeigt nur die Tie-
mmmm
-i70 * fetisehismiis.
za-liiiiigeu der UiiaiiiL- niii dwv. ürliiopädisehon Bilde, hinter dem sich seine
Sehwostcr »u vcrbei'gen seheint. Daö Schneiden des Bartos erinnert im seinen
Kastrat lonsliumplüx, an den auch das Bedürfnis, sieh glatt rasieren zu lassen,
mahnt. Er will ijoin Mann sein. Er fürchtet seine Männlichkeit. Er ließ den
Bart stellen, weil er bewußt gegen diose femininen Tendenzen kämpft, Er
soll Rieh überall als echter Mann ei'weisen. Aber der nicht fnnktiimicrende
Revolver zeigt, dali er offenbar mit seiner Männlichkeit böse Erfahrungen
gemacht hat. ]3ic Impotenz wieder ist ein Selbstschutz gegen verbotene
sexuelle Regungen.
Ich hebe nocJnnals die Beziehungon der Paraphilie zu seiner
Schwester liurvor. Der Mann im Scliienenvcrband symbolisiert ihm seine
Schwester, die wegen Rheumatismus Schienenverbände trug. Im Anfall
(■riebt er eine Szoiic mit seiner ydiwester. Der falsche Bart im letzten
Traume beweist uns, daß er sich vor dem Analytiker maskieren und
etwas verbergen will.
bchun vor der bmnde, als er gestern den lahmen Mann gesehen hat
saß er lauernd in einem Cafe und bhckte gespannt aus dem Buche zum
Fenster hinaus. BichtiK kam sein Ideal dahergehumpelt. Er ging ihm nach
weil üim die Spannung um^rträglich war und er ein Stück Realität brauchte'
.\iui ging der Kampf in seinem. Imierii los. „Das ist ja heiler Wahnsinn Du
läufst deinem eigenen Öpiegelbildc nach! Denke, was Dr. Stekel gesagt hat''
.spracli die eine Slimrue. DU: andere dr.gegcn erholj ihre Einwände. Wenn du
nicht ri,icligehst, nv wirU da wieder stehleii und Bilder ausschneidwi müssen
Kb ist also bosior, wenn du iiiin nacligohst." Er begloitete sein Ideal UichtiE
- sein Scharfblick hatte ihn nicht betrogen. E.s war offenbar kerne Koxfiis
der -MiiTin trug Schienen und ging in das Ambulatorium des hiesigen Ortho"
[iäden Lorenz. Unser Pctischist folgte ihm, sah sich den Warteraum an wo oin
paar Leute salJen, die alior nicht .meinem Geschniacke entsprachen. Dann wartete
or über eine Stunde, bis d.-r Kranke wieder herauskam. Er folgte ihm wieder
erfreut, daß seni [_H).iekt von einem Loidensgeiiossen begleitet war Sie gingeii
beide ins llathaus Er wullle erst warten. Aber es «-ar Mittagszeit und
er mußt« die Vertülguiig aulgebi'u, wahrend der er zeilweise seine Ph-iii-
taeic spielen ließ, zeitweise sich an dem Anblicke des Objektes orfreute Er
sagte sich, weim er diis nicht tun würde, so würde ihn der Gedanke an' das
Objekt wochenlang verfolgen. Er würde wieder eine „Sammlung- anlegen
inüsBen. Oder er miißlc onanieren, L'nd die Onanie nur mit der spezifischen
l'hantasie würde ihn viel tiefer in das fiestrüpp seines Fetischismus bringen
AVenn er vor den Bildern seiner Sammbnig onaniert, so hat or wenigsten-^
em Stück Realität. Aber leider hat er mir die ganze Sammlung gegeben
Sollte er sich eine neue imlegen? Dagegen kämpfle er mit ganzer Macht
Der Mann im Buche (mit der Stange) reizte iini nicht mehr seit er das
Oblekl gesehen hatte. Al»r er s])rach das Objekt nicht an Er würde es ietz^
nie tun. Auch ist ihm der Mann nicht schön genug. Sein Begleiter Inlte ein
amputiertes Bein und eine Prothese. Solche Manner reizen ihn nicht Ihn
erregen nur junge kräl'tige Männer mit geraden Gliedern, die dami in irgend
einen Verband gezwangt werden. Auch Krücken erregen ihn Wenn aljer der
Mann nur ein Bein hat. so ist der Genuß kaum ein Zehntel von dem Genuli.
den er hei einem ganv.ou Mann empfindet.
Ein Fall von orihopäiliscLem Fetiscliismus.
471
Nach mittags raiiiito er claiiii im PraLer liüriuii und abends s;ili or ^idi
ein« VeranBtaltung der WandervÖeel an, die ihn nicht bt4i-iedigte.' Er kann
nicht, arbeiten. Er erwartet, daü ich ihn zwinßi', ihm den streiitrJn Auftrat
gebe, w;iß ich ebenso vermeide, wie ihn ku nötige», znni Zahnarzt zu gehen Er
hatte diese Nacht wieder Zahnschmerzen und ül>erlegte, wanim ich ihn nicht
zum „Zahnechlosser'- (in die „ychnauzenklempere!") sende. Ep beneidet ein
Ivrokudil Das Tier hat ihn immer niiii-htig interessiert, weil es im Alter die
sdilcclilen Zähne verliert und iinu neue nachwachsen. Der Krokodükomplex
muß für ihn eine ßewisee Bedeutung haben. Denn or warf die Frage aul:
„A^'eiui hinic!' meinem Fetischismus eine viel schlimmere ParaphiSie
-neckt, %. ß. dali ich Kindcj' anlessen wollte oder wie ein Vampir Blut saugen
i\-iirrie, ist es nichl btw«'!-, daß irh Fetiscliist bleibe?'"
Er wird beleJirt, daß er niemals den erwähnten Paraphilien vorfallen
■.viirde, auch wenn die Analyf:o diese Wurzeln ergeben würde und daß «r ja
symbelisch die lusprünglichc Parapliilie irgendwie aiisloblc. Er miilkc er-
k<iiuien und offen überwinden.
\\v wird auiiucrksani gomacht, daß sein Fotischismus irgendwie mit dem
Leiden der Schwester (Operation nach Miusteidilis) zusammenhängen miisBe.
Hier scheinen auch die Wurzeln seiner Zahnarztphobie verborgen zu sein.
Der Anfang der Paraphilic müsse eich am Kopfe abgespielt haben. Er be-
stätigt, daß er sicli zuerst verschiedene Ki.i)fverblinde gemacht hat. Und
nnn kommt eine wichtige Fährte.
Sein e r s t c .-^ V e i- b a n d m i 1 1 e 1 waren F 1 a n e 1 1 b i n d e n,
die seiner Mutter gehiirten und die sie irgendwie v e r-
w endet hatte,
Die wichtigötun Fragen sind: Ob die Mutter diese Binde nicht während
der Schwangerschaft zum Wickeln der Unterschenkel tenützt hatte? Ob diese
Binden niclit beim Itheumatismus der Schwester in Verwendang standen?
Das weiß er nicht, aber er will nachfragen.
Es ist von großler Bedeutung, daß er zuerst einen Gegenstand ver-
,vendete, der am Leibe der Mutter gelegen ist. (Siehe den Traum von der
Laute S.44Ö, der auf die Maller hiiiwei.4.)
Bb war zwiKchen 12 und 13, als er mit den Binden im grolien Stile
begann. Er knebelte eich auch den Mund, er nahm zwei Besenstiele und machte
sich Krücken, er machte allerlei phantastische Vorbände, wobei er auHi
Haiuitüclier, Sacktücher und andere Leinensachen verwendete. Seine Mutter
schien etwas zu ahnen. Sie kam oft plötzlich in sein Zinuner, so daß er große
Übung hatte, die A'orbände rasch abzureißen. Man fand aber einmal hinter
dem Ofen verschiedene verknolote Handtücher, so daß er ein peinliehe^s Kreuz-
verhör zu bestellen hatte. Mit 11 Jahren hatte ihn ein Kamerad zar Mastur-
bation verleitet. Nun Fiind .^eino Mutter auch die bekannten Flocke in seiner
Wäsclie. Auch wurde er manchmal des Nachts kontrolHcrt, Sie sprach aber
nie offen mit ihni.
Gewaltig erreglo ilni das „S t r c !■ k b e 1 1" {Fig. 31). das er sich beim
Onanieren vorstellte. Als Knabe (9) erhielt er einen Tierschutzkalender, dort
war ein Mensch abgebildet, der eine Kandare trug. Es sollte das Unhuniane
der Kandarenzäumniig im {.legensalz zur gewöhnlichen Trensenzäumung nacli-
gewiesen werden. IJie Kandare machte einen tiefen Eindruck auf ilni, (Kan-
daren brechen den Kiefer nach olien.) Seine ersten Zeichnungen waren Men-
schen mit Kandaren, (Ein Beitrag zur Zahnarztphobie.) ,, -
'^72 Fctiscliisuiits.
Mil II -luhii^u wur suiiie Kloploiuanie auf dem Uöhepimkt. Er bestah!
süiiie Gnjßiiiuttor, und zwar im großen, weil sie das Portemonnaie liegen
ließ. Immer ein Goldstück (20 Mark). Nur einmal stahl er ein Einmarkstück
und da kam man ihm darauf. Kr slalil auch bei Fremden, wenn er zu Böslich
mitgenommen wurde. Er stahl Briefmarken in den Gescliäften. Seine Brief-
inarkensamtnlung besLeht zum größten Teile aus gestohlenen Marken.
El' träumte:
Bin kleiner Junge hat eine Briefmarkensammlung, die ich adioii
keime und sehr gurne besitzen möchte. Er will sie mir verkaufen und
verlangt schließlich zwei Einmarkstücke. Ich gebe ihm .5 Kronen eigent-
lich einen Zehnkronenscliein imd komme mir dabei äußerlich
sehr vornehm vor weil ,ch ihnj uiehr gebe, als er vcrJangl, innerlicli habe
ICH bedenken, weil seine äaiumlung viel mehr wcrl ist
Ich hin auf Giner großen Konferenz, wahr..clieinlich einer «ozialisti-
scben, und e. sind alle möglidien Größen und Fülirer da. Au ^Tschit che-
nn und andere. Ich w-..,-de von den anderen sehr Whtel, bin yenti 'ehr
angesolieii, klar und ruiiig. Red.> aucli manchmal
Ich geh.- hintei dem Hauptmann durch die Stulx-n. Mir fallen alle
moghchen Klenngkeiten und \achlä.s.igkeiten im Dienstbetieb auf
Der lauptmann ist ein sehr nervöser Mann und hat sich durch sein vieles
Geschrei ,nu den Respekt gebracht. Ich nehme mir vor, in aller Ruhe und
Bestimmtheit dafür zu sorgen, daß die Sache wieder anders wird
Der erste Traum zeigl seinen Kampf gegen seine Paraphilie Sein
I e ischisnius w.rd a s kleiner Junge dargestellt. (Infantilisoms' Er wo
"ng ' u t,- m:- '"; r; "■ "■"'; "^'""v ^^^" ^^^^ ^^^^'^^-'^ ^-- ^-^ -
nsnsui. bie kamen schL'u im I räum S, iji; v,,r ni,, ;,,,.,,; iri,. ■,.,. ,.,.i-i-
aas dem Umstände, daß er an einem ,1. gcbu;J ^u 1^ ' Z M 50 k mm^
hier weder vor. Wir fanden sie in Verbindung mit dem nf sar t D H
Horbsl. .^, 1, \h'v,v seheinl einen „geheimen Kalender" zu haben Vielleicht
i.a|, .,eu Ihm da. Dalmn .ingcphigl. Er will nachfragen
MissJ^eS^Ä^'t^^^^^^
Der Hauptniann des dritkm Traumstüekes ist nach seiner \nsicht sein
\ator. Sem Vater war ein nervöser Mann, machte im Hause ein grX Ge
schrei, alles umßLe mäuschenstille sein, wenn er da w-n- Pr hTf*? ■ . «
Er lief gestern wieder seinem Ideal" nMch H-.,,» r.k i
licher Arbeitseifer und er hoffle s dieren und^frtV ,'" '''" "'" ''"'"•
aber sehr zersire.il studieren und arbeilen zu können. Er war
ir zersi reu
Er hatte folgenden Traani:
11'
,1,,,, ■ ■,,„"" " --^•'^'=1', cnHir sie saßen
'lim .le mit den Fingern fort und zerdruckte sie.
Eiu Fall villi ortliopjicÜBclieni Fetiscliianius
47.H
Ich bin zu Haiisu. Aluiiie MiiUuf muß sehr viel Kiidien ] ■ I ■ T I
Ijin in i'iiiem /iiiiiiier und liege im Bette. Da küiuiiu. ein MiHol,'^! "i"' ■
da^ lial. i-üte Haare, ungeliihi' ,lie (.li-ÜIJe einer r2iahngen, korainl '-
cvii ans BeU., dann ins Bett und legt mir die Hand ans Genil' 1*^" '"^■''
hat einen pickclarligen Aussclihig, dicke nrto Knoten. Ich ßehe^^l '^'^
einer Stelle ihres Körpers, walii'srheinlich ;ini Leih. DariibGr ist eJTi'V^"
woiwwiß eine seJir wdtnmscliig geslrickLe Cberzieliiaeke aus dickerW 11^
Dabei seheiiit sie mir jetzt größer, bleibt aber kindhalt entwickelt "l 1'
weise sie aus dem ßel;tc, halie abei' dentliehe Lustgefühle dabei ael'v ht'
Die Türe gelit wieder aul, da erseheint, ein kleines ^iäde]leIl UnK^f-h'
3- oder 4.iiihng und will sieh auch zu mir ins Bett legen. TcJi nehme
auch herein, :^ie hat auch einen Ansschlag am Körper. Sie weiß daß
ihre Seliwesler dagewesen ist. leli l'iihle auch wieder die Hand in der
(ienitalgcgeiid, kurK vnr <ler Kjakulation ral'i'o ich mich zusammen und
schicke sie !iin;nis. -Meine behwesler 11.') kommt und sagt, Multi hatte
gescholten, daU i<:li das erste Kind bei mir geliabt hätte, weil bei den
Leuten Dii)hl.l)eritis wiLre. Ich gelie in das Eßzimmer, um mit. meiner
Mutter KU spreclieri. Meine Mutter steht du uiid pujiki. daö Silber fori.
Ich neJime ein Sttick Kranzkuchen und weil sie mich nicht anspricht,
gehe ich wieder fort.
Nachtrag: Das kleine Miidchen sagte heim Furlgehen: „Wir haben
alles tiir dich xurecht gemacht, du mußt jetzt hernnterkonnuen, da™
Wasser ist heiß."
lieiui Jili'wachen sagte er sii-h. daß doi' Traum wohl sehr wichtig sei
und den Sclilüssel zu seiner Kranklieit geben könnte. Dann begann er ihn zu
entwerten und iilitle ihn sidier vergeesoii. wi^mü er ihn nicht sofort nieder-
geschrieben Jiiltte,
Er katui es echwei' begreifen, daß ei' das „schöne Kitzelgefiihl" im Traume
durch die Berührung einer Mädchen band hatte. Va- glaubt jetzt ganz
..Horno" zu sein. Ihn reiKen nur schöne Jungens und angehende Manner. Auf
der Gasse hat. er (dt das .,s c li ö n e (i c t' ü h 1" in der (ienital gegen d. wenn er
seinen Idealen nachgeht und sich vorstellt, daß sie mit seinen Genitalien
spielen. Er merkt .jelxt deutlich, daß er eine Transposilion von weiblichen
Objekten der Familie auf Manner vullzogen hat.
Es fällt auf, wie oft AuBschlägo und Infektinnen in seinen Träumen
vorkommen. In diesem Traume hat er Kriilze. Er ist ein Aussätziger. Die
Ilolzzecken pflegten innner fest an sitzen und wenn man sie ausriß, dann
gab BS Wundon und Entzündungen. So süzen die bösen siindigön Gedanken
in seinem Hirne und es wird viele Schmerzen geben, wenn sie ihm enirisson
v.erden.
Yai\i\ Thema ,, Kuchen"' fällt i)un ein, daß er leidenschaftlich gerne Kuchen
aß und nie genug bekam. Dr wertete die diversen üeburlstags besuche nach
der Größe des Kuchens, den er vorgeBotzl erhielt. Für das gestohlene Geld
A'nrden entwedei' Marken oder Kuchen gekauft. In diesem Traume ist die
Mutter Verwalterin der Süßigkeiten und Ijeckereien, was uns auf einen Zu-
sammenhang der Parapathie mit. dem Muttorkoni plex führt. Zum rothaarigen
.Mädchen fälil ihm KuersI ein Kindei'ittädehen ein, Rike. Es wai' das Mädchen,
dem er unter die Köi-ke iiihi' uder (ahi'en wollte {4). Im Traume kommt aU-
') Er IwzeirhiLet die Scliweetern imcJi dem Alt.^r 1 — 11 — HI.
474 t'ctischisniiifi.
oigenllicii zweimal vor, denn er lial den Eindi'uck, aU ob beide Miidchen. die
rail. ihm spielten, eine und dieselbe I'ei-Bon in versdiiedenen Lebciisallcrn «-äre.
ihr Ausschlag sah fast wie eine Furunkulose aus. Sie ü»g ein gi'obinasdngeb
WoUjäcltchen. Zwischen den weiten Lücken sah man die Furunkel durch-
leuchten. Aber das Gesicht war ganz rein. Merkwürdig die Sicherheit: Die
l-iBute wohnen unter uns. Schon bei dem ersten Spiel war er über den
naiiendeu Orgasmus erstaunt und beim kleinen Mädchen wuchs das Erstaunen.
Noch im Traume kam iimi der Gedanke: „Du bildest dir ein, nur homosexuell
em|]findoii zu können und bei Miidchen impotent zu sein, und nun empfmdest
du Ijei weiblichen AVesen!'-
Fl- hatte tl i e letzten J u h i c nur J u n g a n s t r ä u m e.
wenn L> r p o 1 1 u t i o n i e r t e. Er erinnert sich nicht an M ä ri-
eh e n t r ä u m e vor der Behandlung,
Er glaubt, dali die beiden Mädchen für seine Schwestern stehen. Sie
sind ja im Traume als Schwestern gekennzeichnet. Sie hatten als Kinder die
Gewohnheit, zu einander ins Bett zu kriechen, besonders am Morgen. Sie be-
suchten einander, selbst als die Betten nicht mehr im gleichen Zimmer standen.
Später wurden die Besuche im Nachtkostüm an den Bettrand gemacht. Man
setzte sich an den Bettrand und plauderte. Schwester II, die sich gerne als
Wärmel'laBche anbot, kam noch in den letzten Jahren im Nachtkostüm an
sein Bett, um ein wenig zu [jlaiidern.
Zum Öilborbcstock der Mul.ler fiel ihm ein, daß die Mutter das Besteck
gerne persönlich in den Kasten einsperrte, besonders das große, wertvolle,
das nur bei feierlichen Gelegenheilen herauskam. Im Traume macht ihm die
Mutter einen Vorwurf. Er hätte etwas nicht machen sollen. Er denkt an die
kleine Schwester, die an Ma.sern gestorben ist und v^ kommt ihm vor alt
wenn er zu ihr ins Bett gekrochen und etwas angestellt hätte. Ale ob ihm die
Mutter gesagt hätte: „Das darf man nicht machen! Davon stirbt deine
Schwoster und du könnlesl auch dadurch krank werden!'" Das ist nur ganz
dunkel. Eigentlich keine Kriimentng. Vielleicht nur eine Konstruktion. Es
fallt iltiii auf, daß so oft Exantheme in seinen Träumen vorkommen. Immer
die rolo Aussaat am Körper, die an M;i*ern erinneri. Er weiß nicht mehr,
wie die Kinder im 'J'raumc neben ihm gelegen sind. Sie haben sein Glied nicht
direkt angefaßt, nur in der Gegend des Daramee gespielt. Als wenn eine
Hand ihm sanft berühren würde. Im Traume hatte er ein Gefühl: „Das kannst
du niclil vorantworten! Ei* ist ja verboten!"
Seine Mutter hatte auch eine Frühgeburt, von der er bisher nicht ge-
sprochen liatte. Es war ein kleiner Hrnder. der in seiner Familie „Archibald"
genannt wird. Er weiß sich niclil zu erinnern, wann der Abortus stattge-
funden hal.
Er weiß jetzt, daß die FhinelUnnden der Mutter wegen ihres (ieruches
eine große Anniehuiigskrah. auf ihn ausübten. Er wird durch den Geruch von
getragener Wäsche und von getragenen Kleidern erregt,, wenn ihm eine Person
gelallt. Der Wanderkittel mancher AVandervögel erregte ihn außerordentlich
und or ergötzte sich an dem Geruche des Schweißes. Auch der Anzug seines
Freundes roch sehr kräftig. Dieeer Geruch war für ihn ein sexuell«; Stimulans.
In der niasochistischen Liieratiir erregten ihn Szenen, bei denen der Maso-
chist einen weiblichen Unterrock aiizieiien mußte. Er dachte an einen ge-
tragenen Unterrock und wie gut er riechen müßte. (Besonders eine Szene in
den Memoiren des Viscoiiiil <iF Hnbiiison.) ,, , . .
-•■"■ ■'-
T
Kill Ftitl von uithopüidiscbcm l''cliscbiüuiu$. 4.7^
Wir öt'heii ganz deutlich dio Konturen infantiler Ülrlobnisse
durcli schimmern, weicht' seine Parapathie verursacht haben.
Was hat sich zwischen ihm und den Schwester n
abgespielt?
Welche R o 1 1 f k p i e 1 1' n die D i ü n s l ui ä li i; b e n, die
1 11 seiner E r i n n e i- u n g auftauchen? Auch bei der Mutter
scheint er sich etwas herausgenommen zu haben. (Das Stück Kranz-
kuchen!)
Wir müssen geduldig den weiteren \erlaul der Analyse abwarten.
\'a- iiiille gfötcni eine furditbiirc Keiiktiiiii. Kriiiiieruiigoii wollten auf-
Btfi;:c)i Im- liriuiKt« sie -/iiriitk. Er lugte wieder nach seinem Objekt aus und
war ungbirklich, ak er es nicbt sali. Den fe'anzcn Tag wußte er nicht, wa?
.r mit sich anfangen sollte. Abenris gi»),' er in cm Ivonzerl. Bald war ein
luib^clier Junge - blond, schlank - gelundcn. .Icner zeigte kein Entgegen-
kommen Er beneidet.' andere, die .ich scheinbar gohmden hatten. Endlich
näherte er eich einem kleinen net.en Burschen, nut den. er m eme Partitur
.ah Alx.r er bekam Sehwindel und ture.htele, er konnte nmtalen. Kr konnte
nicht, mehr von der Musik anrnelnnen. Er mache knnnrnmlte Versuche,
sSe Helerosoxaalilät zu unterdrücken nnd alle Regungen auf die homo-
sexuelle Seite zu transpmiieren. r. - . ■
Wir nnalvsieren den letzton Teil des leUt^-n Iraumes. („Du m,.].s jet^t
hinunterkun.m;,.. Das Wasser ist lieiR") Es ist ihm. als ob es auch geheißen
ab körn (e: „Das Wasser wird kalt.- Das erinnert ibl an Schwester III.
die nmer pel. ■, wenn äio Suppe am Tische st^md. Hie hat rotblende Haare,
5 . ' 4 als er l'^ -bibre alf, war. Das erkUirt die Zahlen um I räume,
n nkV. ,ml-hro Er bm.rung al. ob sie des Morgens öfter« zn ihm in-. Bett
S — w^ - S Ist ncäi heute „furchtU. zärtlich;;. Sie gab im Hanse
:k Z vanuc U>nschlug-^ oder „dio Wanne lasche-. Sie knii e und .arloUe
,i<.n \uum Tae Es ist die Schwester, welche den klassischen Ausspruch
nmchte- 'ich muß einen Mann haben, sonst nehme ich mir einen Steck zum
Kuu^hen" Sie litt schon in der Kindheit an ^a^ er nüctn,.,UB. Auch
Schwester' 11 ist in ihn verliebt. Sie ist unghicklich. wenn er sich seine
Schönheit rniniert. Sie luilt ihn fär den scl>niucke.ten Burschen der Weh.
Sie war besonders stolz aiil' -.em ihjd m bmform. Linnial stopll. ei sich
bei einer Untcrlialtimg einen dicken Bauch an und tanzto (als Bankier teitelos
einen Juden karikierend) im Zimmer lierum. Seine Schwester weinte, weil
er Mßlicb aussah. . ., , , ..
Das Ausstopfen Inhrt uns ani das ihema der beb w a n ger s ch al t.
Schwangere Frauen wari>u ihm fi-üher abstoßend und ekelhaft, .letzt hat er
'angeblich diese Einstelbmg überwuHdcn. Abel' er weiß, daß es eine Zeit
cab da er sieh für Brüste sehr interessieite. Das Bild einer eingeschnürten
Negerin bei der die Brüste plastisch hervortraten, regte ihn .sehr auf.
Mitten in der Analyse fängt er leise zu .singen an. Eine Arie aii^
Tnnibiidour: .,0 tßure Mutter, du sollst nicht sterben!- . . .
Es seheint, wenn niaii aus dem Traum Schlüsse ziehen darf, daß in
seinem 12, Jahre sich die ^Vl'^dung znm Fetischismus vollzogen hatte. Er
onanierte wohl schon vorher mit inasochistisclien Phantasien, aber das Sy.stcm
baute sich damals aus. Oh sich etwas zwischen ihm und Rchwester zngetrageii
47(5 Fetischismus.
hat, was öeiii Gewisson boUistfl? Im TraaniL' ist die Schwester aggressiv.
Es ist hüdiste Zeit. Sie ist heiß. (..Dü:^ \Vasser ist heiß.")
Er ist zu Hause immer gehemmt, übler Laune und gerät in große sexuelle
■') ErreguiiK. Kr onaniert, und zwar richtet er dann die D a u e r o ii a u i e ein.
Er setzt den Akt bis zu 3 Wochen l'urt und liißt es nieiit zum Orgasimis
kujiniien, so daß er in ständiger Erwartung des Orgasmus herumlauft. Er
(Spielt eine Erwartung, deren Erfüllung er hinausschieben muß. Er scheint
zu wnrt*;n, daß ilas große Wunder geschieht und die Schwester zu ihm itis
Bett kommt wie in dem Traume. Dann würde er sicher nicht« machen. Zu
Hause ist er daher zorriSRm, in ständiger Erregung und unglücklich.
Wenn er aber mit einem Kameraden wandcrl. da reagiert er alles ab,
er begnügt sich mit den kleinen Vertninlidikeilen und erlebt seine glück-
lichsten Tage.
■ Gestern war ein Sonntag. Da es Samttag regnete, gestattet© ich ihm.
;ius!iahmswoise am Sonnlug /.n kommen, wenn das Wetter schlecht sein sollte,
i'^r l'reule sieh auf die SonntagssLunde, siiann allerlei Phantasien, mir näher
zu kommen, hoffte, ich werde ihn zu einer Jause einladen, schien aber die
Grenze der erlaubten Phantasien überschritten zu haben. Denn plötzlich
kam iluii die Idee, zu Tristan in die Oper zu gehen, als ihm ein Collega
mitteilte, er gehe in die Oper. Das Wetter war zweifelhaft. Was tun? Er
beschloß, zu Tristan zu gehen. Er stellte sich schon früh an. Es begann
zu regnen, er dachte, er wolle doch zu mir, hatte einen heftigen Kampf,
blieb jedoch in der Oper, war zerrissen und hatte gar keinen Genuß.
ICr lichaudcll mich wie seinen Vatei-. mit dem er sehr gerne normale
und IVeuiidscliafUicIii' Beziehungen hätte. .\ber er entwertet ihn liei jedei-
(lelegenhei). Wie er im Felde war, schrieb er die herzlichsten Briefe. Daheim
t;teht zwischen ihm um! dem Vater eine unüberwindliche Scheidewand. Diese
Scheidewand ist. seine sexuelle Kinsleüung. über die er entsprectic-nd ebenso
wie über die iletminmg durch die Übertragung aufmerksam gemacht wird.
Verschiedene wirre Träume von Krieg und Gefangenschaft:
Der Oberst will mit uns in unser Quartier zurück. Der Weg ver-
engt sich. Links ist ein Haus und rechts und vorne ist ein Drahtzaun.
Der Oberst sagt, wir müssen durch. In dem Haus ist eine ältere, aus-
gemergelte Frau, die auf uns .■ichinipfl. Ich will vorbei und bleibe dauernd
an dem Drahtzauti Iiängen. .Mit dem Anzug. Ich hackele mich immer
so an, mache mich los und bleibe wieder hängen ... ■
Dauernd Krieg, Ich wurde mal gefangen genommen von den Eng-
ländern. .\ngsl v(ir dem Tode beim Schießen. Gefühl der Sicherheit
nach dei' Gefangennahme.
Wir begegnen deui Motiv des eingezäunten Feldes schon das dritte
Mal. Er hat ein Stück seiner Seele umfriedet. Dieses Stück stellt seine Para-
Ijathio dar. Er bleibt aber inuuer dan.n hängen. Ich (_der Oberst) befehle
ihm hiniibei7.usteigeu. Er bringt es nicht zusammen. Die alte magere Frau
erinnert ihn an eine Arbeitersfrau, Nachbarin, sie zeigt aber die Figur und
die Züge seiner Mutter. Im letzten Traume waren auch die Vorwürfe
I dei' Mutter dargeslellt. Es ist. als ob seine Mutter ihn hindern würde, da«
eingezäunte Stück v.n betreten. . ■ .■
ICiii Fall von orthopäiiisclieiii Fetischismus ,--
Darf KWLMl« TruuLiistück zeigt den Widerstreit in ücIiilt Seele (Kriee)
Er ist von dm frommen Tondonzen tluigliiiidi-rii) gelangen günommon worduii
lind ist glücklich, daß er der Gefahr entrunneii ist.
Er fürclitcl den K ll in ]) f des Lebenri. Er fürchtet die
8 ü n d e. S e i n f P ii r a p n t li i L» g e w ä h r 1 e i s t e t i h in d e n P r i e d e n
Wir sehen dcutlidi die Parapliilie als ÖelbulöchtilT, gegen äeiiio böKen
Triebregungen. Er fürchtet ungeheuer, dali er ohne seine P;iraphilie ver-
loren wäre. Kl' befindet sieh nach der erschiittemden Aufregung der letzten
Tage in einem Stadiiini der Apathie. Im Theater hatte er Phantasien. Wie
wäre es ietKt. wenn alles zusiininienkiadieii wiinle? Er stellte sieh neben
eine Säule, um geschützt zu sein. .Dann stellte er sich vor, daß sich die
Decke hingeam. langsam heriintersenken würde. (..Mutterleihsphantasien?)
Er kann sidi nicht vorstellen, wie er gesund werden könnte, und ver-
langt eine Menge theoretischer Erklärnngen über die Analyse. Warum ich
den Parapathiker i\U Hüc-ksddagseL-seheiiuing auffasse? Über die Bedeutung
<ler koiistitutionelleii Anlage usw. will er belehrt werden, [eh kläre ihn auf,
daß es sich um Widerstandsphänomenc handelt. Kr will davon nichts wissen.
[\,r mnli erst Klarheit haiien.
fichließlich geht er auf seine Phantasien ein. Er erwartete die beiden
letzten Tage sein Objekt und konnte es nicht linden. Er ist sich jetzt klar,
was das Objekt für ihn bedeutet. Kr |ihantasiert dabei und denkt sich seine
Geschichten ans. Das Objekt dieiii nur als Illustration zu seinen Geschichten.
Es ist das Stuek Realität, das den Phantasien Leben gibt.
Er träumt:
Irgendwie oder ivo oder wann bin ich zum Zahnarzt gekonnneii.
Da ist ein älterer Mann mit Spitzbart, der soll eicli paar Zähne ziehen
lassen und da beninunt er sich redit kläglich. Dann sehe ich wieder
durch eine Gla.stür ku dem Zahnarzt hinein und sehe meme Sduvester.
Später erkenne ich mit Itestimmtheil meine Schwester lU, die sidi in
zahnärzÜidier Behandlung befindet. Sclilielilich läuft sie vor Angst we^'.
aber ich halte sie an der Tür auf und bringe sie zurück. Dann habe ich
ein Zahnfnigment in der Hand und glaube einen kurzen Moment, idi
wäre schon drinnen gewesen. Ich fühle mit der Zunge nach der Ducke,
aber dann melke ich, daß das Fragment nicht von mir ist.
Ich liin lieini Militär und habe Otfiziersunitorm an. kleinen Hock,
silberne Achselslücke, GarnisonsunitüMii. Ich stehe mit anderen um
einen großen Haufen Ausrüstungsstücke herniii. Tornister. Kucksäcke usw.
Ich suche einen Rucksack für mich, finde aber nichts Brauchbares. Viele
alte Stiefel, EiiUegsolilcn. aber alles verbraiidit. Wenn idi mir etwas
näher besehe, so sind aiidi die Tornister und Rucksäcke eng, fuÜJ^ral-
artig. Als Rucksack wenig geeignet. Plotzlicli sagt ein Leutnant y.u
mir: ..Sie sinil widil Offiziersstellvertretcr?" Ich frage ihn erstaunt, wie
er darauf kommt. Er zeigt, daß ich keine Spiegel am Kragen habe.
-Ich gehe mit dem Hauptmann Vonnann. Er spricht mit mir über
meine Zukunft. Scheinbar hat er vorher mit meinem \'atcr gesprochen.
Kr sieht vergrämt aus, tragt einen getragenen Lodenanzug, das bunte
Hemd and der Ditokragen sind stark sdimutzig. Er scheint zu meinen.
ich solle wieder zum Militär gehen. Idi kann meine Bedeidien dagegen
s:s
478 Fetischismus.
iiiehl reelit iitissiircclipii. i^fhlicIMicIi i.-^t er ärgerlicli und ^^nsi ??iaube
ich: „Am bosleii wiU-den .Sic Ki.cli!-
ich bin irgt^Tidwo mit Vcrbiiuhiiigsstudeuk-n zusammen — uhne
ileutliFhe Kriiinenmg, Duiiii bin icli Räuber . . . Wir sind im Schlaf-
Kimmcr meiner Großmutter. Es Bielil aber ganz anders ans. Bei mir
iwl. nodi ein Junge, sdnvarzhaarig, kleiner als ick. Meiu Vater kommt
berein. Wir spielen Itiiiitjer und der Freund geht in scherzbafter Weise
mit dem Messer auf meinen Vater loa. lim ihn zu Verbindern einzutreten.
Ich habe auch ein Messer in der Hand; aber das Messer, das der andere
liat, ist mir genau bekannt. Es ist ein schwedisches Messer mit Hörn-
sdiale, das in dem Toilettotiseh meines Vaters liegt. Mein Vater macht
gute Miene zu dem Spiel.
Hast du auch geweint? . . .
Zahlen: 2mul 1 ... 6 ... 10 .. .
Dieser Traum bringt uns wieder ein großes .Stück weiter in der Er-
kenntnis seines Leidens. Das erste Traunistiiek behandelt seine Angst vor
dem Zaluiarzt. 7.uerst sieht er einen alten Mann, d. b. mich. Ich benehme
mich kläglich. Ich leide an der gleichen Angst wie er. Dann zwingt er seine
Schwester zur zahnärztlicben Ifehandlung. Er hält ein kleines Stück von
einem Zahn in der Hand und (uerkl. daß es nicJit sein Zahn ist
Der Traum ist voidäulig duidcel. er hat keine Einfälle dazu' Im zweiten
Stücke kf>innien semo Unniclierheit und sein Minderwertigkeitsgefühl zum
Dun-hbrucb. Kr lindet nichts Passendes im Leben. ICr kannes zu --ar nichts
iiringen. Der Ilaujitniann Vormann im dritten Traumstück ist in^Virklich*
keit, selir elegant. Hier ist er vernachlässigt. Er erinnert ihn an seinen
Vatei'. Ähnliche Gespräche hat er mit seinem Vater geführt. Ganz dunkel
ist ihm das vierte Traiimstiick. Er liat nur das Gefühl, daß ihm sein
kleines Messer ganz mibratichbar vurkani im Vergleiche zum schwedischen
.Messer seines \'ii(ers. das ihm innner sehr gefallen und seine Phantasie leb-
lial't beschaffigt bat. Nim klalfl eine. Lücke und er entsinnt sich nur des
ihm nnverstiindlichen Satzes: ..Hast du auch geweint"?"
Der ganze Traum wird erei vei-ständlich, wenn man weiß, daß es sich
um seine Einstellung zum Vater handelt. (Das große und das kleine Messer.)
Die Angst vor dein Zahnarzt entschleiert sich als Kastrations- und Impotenz-
komplex. (Vorlegung vi.ii imteii nach olwn!) Das Ziehen eines Zahnes ist
für ihn gleich bedeuten ri niii dei' Extraktion des Penis, mit einer Kastration,
Seine Zahnarztphobie ist die Angst vor der Kastration. Es muß in der Jugend
eine arge Kastrationsdrohnng stattgiefunden haben. Ihm füllt ein, daß seine
Großmutter einmal hinter der .Schwester III einherging, die ilir zu langsam
vorwärts kam. un<l ihr drolilc: „Wenn du nicht rascher läufst, so schlage
icli dir mit dein Schirm hinten ein Loch hinein !". worauf die Schwester
proniiit erwiderte: ..Da liab ich schon eins."
Im ersten' Traumstück macht er mich impotent, ich habe alle Zähne
verloren. Die Schwester ist ein kastrierter Mann und ei- hält ein Fragment
ihres oder seines Penis in der Hand. Aber er findet kein Loch Er ist
beruhigt. Es ist der Penis seiner Schwester, der ihr abgeschnitteil wurde
Xnn vorstellt man auch das zweite Traumstück. Der Rucksack symbolisiert
seinen Hodensack. Kr lindet. daß er einen zu kleinen Sack liat. Er litt al<
Knaiie an dem Minderwertigkeitsgefühl, sein Genitale sei zu klein. Er greift
noch jetzt manchnLaI an die Hoden, um mit Befriedigung zu konstatieren
Ein F"«!! von orthopiiilischein Fe tisch ism um. 479
(laß SIR groß goiiug sind. Äbor der Vater ist der große llcld iiiiL dem iiiäch-
ligeii (jeiütale {Der Üni/.iei'.) Er iet nur der Offiziersstellvertreter. D. li. er
möchte gerne den Vater bei eeiiier Miittei- vc-rlreteii. Alx-r an seiufin Kragen
{nn »hallisches Symbol!) leliH etwas, ^ein Vuter rät linii einen weiblichen
bmil l']r .oll Koch werden. Oft hatte sein Vat«r über meinen Mangel an-
Männlichkeil, geklagt und .ein schlappe. We.sen geü^delt Allem er "-.1 ^'ch
am Vater riiehcn. Er geht mit dem Messer anl ilm io.. Er hatte offenbar die
Phantasie den Vater 7.n kastrieren.
De^Kneh gehtanrli auf einen Giftkomplex. (Hatte er die ld«o, «eine»
^, . -w .,vi l.\- li^it^P -lU Kind den lel.halten Wuiiscli. koch zu worden,
'^^^r'^e Soi^ir^^ W vor dem Zahnarzt. Der Zahnarzt ist
der Vater der ihn kastrieren wird. Er wird seine fanle« Zahne (d. h. seine
'^''^'\SrwrP:;;aphüie steckt ein sd,..re. S.huldhewußt...,. Er
11. ,;,; „ V-iler entmannen, Aul seinen Ifildern malt er die
'' .^ r 1 ehi.orga,e immer auffallend groß. (Ich habe sie in der
männlichen f^<^f ^'^'''^,"'^', ,,.5,,,,, ) fli, .tohe.i im ^:ißverhäitnis m den
Reproduktion ^^'"^^^^^^.1.1 da.u dienen, das Genitale .1
.arten Figuren. S^Hte dei \^ .,j.^^^_. verschöbet?
""'T. Sl;: w rd'^^ä Tom^Tode und vom Regraben gesprochen. Er war
Im ^la"^« ^"^^ ,.„. ^„ t.i,.uritis, In dieser Zeit starb sein Lehrer.
mebei. -Tahre ^ilt u'"^^ " ^ ,i_ ,„ußtc er mit dem Vater das
Otto wurde danials PI Küert.^a,g ^ ■ j^^ Vata's liihH, auf
^e^EHSb^f Tk^ ersehorall Kind da.u, das Thema de« Todes von
allen Seili^-n 7m betrachten ... ■
vT ifißle aiiiii-bmen - wenn man eiii .Neuling in der Analyse ist -, '
"^ " i ■ I- Ar/t über die gewonnenen Erkenntnisse nachdenken
daß ein ^'^^tj-siertei ^^^^_^ ^,^^^^,^.^^, ^^^.^^^^ ^,^^^ ^.^ Annahmen
.vurde und f ''^ ;' ""^L ^i^he gegen unsere Erkenntnisse sprechen. Von
bestätigt, oder .1 1. k, ^ f^;,,^^,b ^,, Wasscr von einer öligen Eläehe.
unserem kranku Ui ^^^^j^^. .^^ ^^^.^^^ Einslelhmgen und schafft
^'" ^Th nd; u 1 di Analyse zu saboti..ren. ,S, ruunlo er gestern naUir-
ITzmnTS bi .' .1 Obickt vorheigehon sollte. blickt<^ wieder aus
i t^ k.l^.,« u die Rtraße, um den erwünschten Moment nicht zu ver-
Sle^^ D^rsucl :■ auf de'r Straße mid war KlücUich, ein neues Objekt
nHt Schienen zn erhaschen. Es war zwar nur em Madchen, aber er ist seit
er Analyse enlfichieden freundlicher zum weiblichen Geschlechte eingestellt.
Er hatte "auch am Ai)eiid (im Konxerle) Wohlgefallen an einigen Backfischen
gefimden. ,. , ■
Zur Zuhnar/tlihobie macht er einige wichtige MitU;ilungen, die beweisen.
daß sein Mund eine <Togene Zone allerersten Hanges ist, was ja a priori an-
zunehmen war. Erst /.eigen sich Znsainmenhänse zwischen Zahnschmerzen
und Onanie. . ,
Wenn er sehr von Zahnschmerzen gequält wurde,
so mußte er onanieren und schaffte sich dann E r 1 e 1 c h-
i e r n 11 g-
Es ist nicht nachzuweisen, ob er sich Zahnschmerzen provoziert hatte,
um einen Voi-wand für die Onanie zn haben. Auch die Defakaüon hat Be-
ziehungen zu den ZSbnen. ,
480 Fetisch ismu:;.
Wenn L' t* d c u S l II li 1 lange z u r ii c k li ä 1 1 und c n d S i c !i d e-
f ä z ! p r t, so 0 m r f i 11 d e t (M' eine Art „S c h m e r z i ii s t" in den
Zälinpn. Darunter versteht er einen Sclimci'ü, d e i- zu-
gleich lustbetont ißt.
Manchmal saupt er an den kariösen Zähnen. Das erzeugt einen kurzen,
scharfen, steeliendon Setimerz, den er wieder ala Lust empfindet. Er saugt
auch gerne an den i:aulen Wurzeln, die eitrig sind. Der t^üßHehe faulige
Geschmack ist ihm anf;ciiehm. Er spuckt-e oft in das Taschentuch, um länger
daran riechen zu können.
Er gibt 7.V, daß w heftige Tude-swüiidclie gegen den Vater hatte. Auch
Vorstellungen: „Wenn ich jetzt sterben* würde, wie würden sie mich bemit-
leiden." Er befindet sich in einem permanenten Lustgciuhl der gespannten
Erwartung, welches sich in seinen Triinmen ausdrückt.
Ei- träumte:
Ich woline in einem Hotel und iiabe ein separates Zimmer. Es
müssen dann andere da eingedrungen sein. Es ist mir nicht angenehm . . ■
Ich komme in den Speisesaal. Es steht eine reich besetzte Tafel.
Kuchen, Torte, Süßigkeiten. Es sitzen Bekannte von mir daran, unU-r
anderem G. S. Ich möchte gerne etwas essen, aber es lädt mich keiner
ein, etwas zu nehmen. Wie ich zugreifen will, ist auch schon alles weg-
gegessen . . .
Ich stehe in dem Bclt eines Baches, der vei-hältnismäßig wenig
Wasser führt. Steiniger Untergrund. Ich bemerke eine Anschwellung
auf dem rechten Fußrückon, ziemUch erheblieh, in der Mitte eine kleine
Öffnung wie eine Fistel. Icli denke, ich muß in die chirurgische Klinik
gehen. Dann entleert sich beim Auftreten aus der Fistel ein dicker
Strahl wie über einem punktierten Hydrops abdominalis. Viel mehr als
in der Schwellung ilrin sein kann. Ich will den Fuß im Wasser ab-
spülen, CS hängt eine ekelhafte Mas.se daran, wie dicke Madenmasscn und
Schmutz. Sie hafl-en fest, ich mufs sie mit der Hand entfenien. Es ist
ein schuu in Verwesung übergegangener, sehr langer, znsammengeknollter
Bandwurm.
Auf dem Weg komme ich an einen mit Wasser gefüllten breiten
Graben. Er ist mit Stacheldrahl- abgezäunt. Desw^en kann ich so
nicht hinüberkommen. Auf der anderen Seite liegen mehrere Gebäude.
Ein Mann steht mit einer Schwester und nift zu mir herüber. Ich
glaube, ob ich von der empörenden Behandlung der Elsässer gehört
hätte. Die Schwester bestätigt das. Dann habe ich zwei Balken, einen
5 1» langen und einen halb so langen. Beide werfe ich über den Fluß.
Der größere fallt durch das Tor in den Hof. Dann bin ich selbst drüben.
Ich gehe in die Häuser links hinein, weil ich den Ausgang suche, h-h
bin in einem Kinderheim, da« von einem mir bekannten Arzt aus ){.
geleilol wird. Ich suche den Ausgang. Scheinbar bin icli im AVasch-
haiis. Da begegne ich dem Arzt. Er sagt; ..Das geht aber nicht, daß
Sie hier auf eigene FausI henimlaufeu.'" Ich gehe in das nächste Gebäude,
komme auf den Abort, zwänge mich durch das Fenster und muß so in.i
Freie grküinineii sein. Der Arzt sagt zu mir: „Eigentlich sind Sie v.u
alt, um so heruiiizulaiifeii!'' {Wandervogelkluft.} Ich sagte: Ich würdo
davon wohl kaum loskommen. Die Neigung, mich so zu kleiden imd
zu wandern, säße doch seit Jahren in mir. iJann bin ich Ijei Bekannten
Kiri Fall v(.n ni-tiiopadischem Fetisdiiamus. 40,
V.U KalTfe .,, eineiu Givrteiiiokal. Sie geben mir von den, Kuchen, den
Sil' iiabon. J'.r ist, nichi besondere gut. Es ist eine Frau P mit ilirer
i'ainilie,
^ Diese Träume sind Widerstandsträume. Das Luslgef.ihl der geßpaimto»
ErwartnnfT bczielit sidi auf iincli. Er übcrträgl, es auf seine Parapiiilie Er
■ erwartet, i!aß idi seine sexuelle .Not erkennen und eeine geheimc-n Wiinsehe
erfüllen soll. Welches sind seine Wünsche? Das zweite Traunistiii-k verrät
öie. Icti fioli mich wip sein Kamerad G. S. benehmen, der ihm das Onanieren
beibraelile und mit, iliiii zusammen ünariierte. Icii soll mit ihm «pieleii Das
erwai-lfte er ofJenbar von seinem Vater. Weil diese Erwartung niclil eriulU
HTirdc, geriet er in die Trntzein Stellung. '
Im ersten Tnuimstiicii hat er ein elcganl^-s Zimmer im Hotel während
er jetKt in Wien in einer Art Massenquartier woJinen muß. Er kann im Hotel
emzelne Personen cm])fangen. Er konnd' seihst, Analv.^e treiben wis ihm
letzt unmöglieh ist. An.h'erseits drückt er aus, .laß es" ihm niiaugenehm ist
■UaJ'i i«'h in die tieheinniiöse seiner Seele eindringe.
Er steht im uweiti-'n Tniiimstiick vor der reich besetzten Tafel des Lebens
Es sind Freuden der Lielie, die ausgestellt, sind, worauf U.Ö hinweist \be,'
er let von diesen Freuden ansfiesL-hlos.sen, Er ist Asket. Im dritten Stück
vollzieht t^ich die analjtisdio Keiiiigung in Form eines aufgestoehenen -Ab-
szesses. Er hat mehr unangenehme Erlebnisse und Komplet' aU er q< ^idi
vorgestellt hatte, TTnd es bleibt immer etwas vun den, S.-hnmt.i' hän-orr 'l)io
Analyse wird nut emer Eandwurmkur vergüHieu. Seine ParaphiliiT ist ein
■ekelhafter, .usammengekn,dlt..r Dandwurn.. (übrigen, hatte er wirklieh einen
Bandwurm ,1, seiner lugend.) I,n vierten SUiek begegnen wir wieder d«
.pngezauMten stalle, Audi eine Schwester taudit auf. Er wird vun mir schlecht
behandelt, fbchled.to Behandlung der Elsässer.) Idi gehe mit ihn, S
spazieren und lade Ihn zn keiiuu- .lause ein. leh husse ilin allein heru, -
laufen Er zeig nur aber die Absicht an, von seiner Paraphilie (Wander-
vogelkluft) nicht losznkormnon. Schließlich wird seine Sehnsudit nach K-ifi'cv
und Kuchen im Kreise einer Fiimiliei (leider nicht meiner Familie) orfüllt
Er ist nicht sehr ziifriedeti. Frau F.. eino frühere Ziramerfrau iiat einen'
Sohn, der Arzt ist iiiul sie sehr schlecht behandelt. Ihre Tochter starb plötzlich
Ferner Geburt«- iiml Scliwaugei-schaftsphantasicn.
Die schledite Behandlung der Elsässer erweist eich als eine schlechte
Behandlung von Elsa. (Elsa vnn lirahant aus dem Loiiengrin — eine
Schwesteriraago.)
Die Fülle seiner 'J'rtiume ('J'raunidiavrliöe) niaclit eine Tiefen-
aiialyse der Träuiiio unmöglii'ii. Patient uiöchto auf diese Weise dio
Verlängerung unserer Arbeitszeit erzwingen. Ich hatte die Wahl, ent-
weder einen einzigen Traum zu Ende zu analysieren oder jeden Ta^
■die Träume zu erlotiigcn. leli wählte den letzteren Weg, weil man bei
dem ereteren leicht die Widerstände iiiiersehen kann. Der Erl'ols hat
später meine Technik gerechtfertigt.
Alle Patienten, die an Angst vor dem Zahnarzt leiden, zeigen Be-
ziehungen zum Saugekomplex. Entweder ist es die Brust der Mult"er oder
-der Penis des Vaters, zu denen die Assoziationen gehen. Unser Patient
wird über Fellatiophanlasicn befragt und gibt zuerst ein paar wirkliche Er-
stemal, StDroDKen den Trieb- und AffeklleboiiR, VII. .,
482 FetMchismus.
lebiii8üe KU. Der Fi'cuiid, der ihn verfülirte, fing seinen Samen mit einer
Schale üui', loc^kto danm luid scheint ihn auch geeehluckt zu haben (11 bis
12 Jahre). Von einem späteren Freunde (16 Jahre) wird zögernd zugegeben-
daß es vurküm, dali er ecin Glied in den Mund nahm. Dali dieser Vorgaiip
einem Wuii^iclie entspricht, beweist der Umstand, daß er seineni Homosexuellen
in der Hypnose befahl, sein Glied in den Mund zu nehmen. Im vorhergehenden
Falle war die Erfüllung leicht. Denn es war ja der Wunsch des homosexuellen ■
Knallen, der nur für große Glieder schwärmte. Im letzteren Falle sträubte
eich der Hypnotisierte, mußte es aber schließlich maclien. (Man sieht deut-
lich, wozu die Hypnose dient und wie sie unter Umständen ausgenützt werdsn
kann. Viele Parapatliiker er^i'arten ein solches Vorgehen. Der erwähnte
Patient ist unserem Arzte, der ihn angeblich bedeutend gebessert hat. sehr
dankbar und schreibt ihm lange Briefe.)
Weitere Erkenntnisse kommen aus den Träumen dieser Nacht, die er
wieder reichlich bringt:
1. Meine Laule ist. durch irgend jemand beschädigt, stark gedrückt,
Bu daß sie ans den Fugen geht. (Ich glaube, es ist der Sozius meines
Vaters, N. gewesen.)
Zunächst zwinge ich mir etwas erkünstelt Tränen ab, aber all-
mählich fange ich wirklich an 7a\ weinen, als wenn mir em großes Un-
glück passiert wäre,
2. Ich bin in die Kompanie zurückgekommen, hatte bisher keinen
Frontdienst mehr getan. Bin Ofli Ziersstellvertreter. In einer Stube soll
ich exerzieren lassen, Freiübungen, aber meine Kommandos werden so
schlecht und ungescliickt ausgeführt, als ob ich keine rechte Autorität
hätte. Mehrere Ivcuto konnnen in die Stube und stehen am Fenster und
an den Betten herum, sie braucht™ nicht mitzucxerzieren.
I Dann kommt A. herein. Er trägt sein Glied mit der Hand, es ist
■ sehr groji und elwa 'h. m lang 5 nii Durchmesser, zuerst wie ein Wurm
: , oder eine Schlange. Dann zeigt er im.-; den Penis. Ich sage: Sie haben
■ ■ ■ eine Phimose und sehe auch rule Pickel, wie Ausschlag auf dem Glied.
Daß Glied ist nicht gestreckt, sundeni unregelmäßig gewunden. Ich
[ betrachte den ganzen Vorgang mit Ekel und Erstaunen. Dann habe
|, ii-h Angst vor dem nachfolgenden .\I. G.-Exerzicrcn, weil ich so lange
keinen Dienst (nelir gennichl habe und wahrscheinlich mich beim Feuer-
1 , befehl etc. blamieren werde.
3. Ich muß zweimal (mit einem dazwischenliegenden Traum, der
mir verloren ist) eine Chaussee entlang gehen, die schließlicli steil an-
st-cigt. Ich weiß aiin friiheren Träumen, daß jetzt gleicli ein Mädchen
in einem Automobil in rasender Fahrt diesen Buckel herimterkomnu'n
J wird. Es handelt sich um eine Filmaufnahme. Früher kam dann noch
■ j einer im schwarzen Auto gleich hinterher. Das zweite Mal fuhr sie lang-
I' eamor als das erste Mal. Wie das Mädchen zum zweiten Mal vorbei ist.
, gehe ich in das Gutshaus. Dort bin ich eingeladen, ich komme in mein
Kimmer. Da steht ein Doppelbett (Ehebett meiner Eltern). Und in
dem rechten liegt J. H.. ein ungefähr IGjähriger junger Mensch. Ich
freue mich, daß ich mich zu ihm legen werde. Es kommt der Vater H.
herein, der zu meinem Erstaunen ganz einverstanden damit scheint,
.■' daß wir zusammen schlafen werden. Später scheint mir der Vater der
Ein Fall von orthopitdisfhcm Fetischismus. 403
ükuiiüiiiicrji L ii. f^ewtweii zu tiuin. (Der Stier von Uri.) Die bcidou
H. und M. waren aber beide solir gi-oß und stark.
Tniuiii I ist einer seitiei- typischen Lauteuträuine. Er ergänzt, di'r
Sozius fi'eincy Vntcre, N., hütle eiuli auf die Liiuto liinaufgeseizt, sie also
mit seinem Hinterteil zerdrückt. Der Sozius stoIiL l'ür den Vater. Der Vater
ist Schuld an seinem Leiden. Sein Viiter iiat. zur Laute ein feindseliges Ver-
liältnie. Er fitidot, daß sein Sehn iiborl reibt, Fatioiit aber ivill .iedermann
mit seiner Laute crolji'rn. Er liat auch den AVunt^irli, ]iiir vorznsiugon und
ist sehr gckränitt, daß icli ihn dazu noch nicht au f(;;ef ordert habe, Er identi-
fiziert sich auch im Lcbi-u inii .-einer Laute, Sie hi ein lobendes Wesen
(Animiemuö!). Er spricht /.u ilir uiul mil. ihr, er hüllt sie ein und legt eie
schlafen. Wenn die Laute sehnarrt, so ist es, als ob seine Seele verstimmt,
wäi'e. Alö er den Entscliluii faßte, nach Wien zu fahren, da i'iß er ,, seiner
Laute den Baucii uuf". Er singt sehr gonie vor und ist eifersüclitig,
daß Vater sich lieber von einer Dauie vorEiiigon läßt. Er glaubt an die
Zauberi;cwalt seiner Stimme und meint (lialbbewußl), ich würde mich sofort
in ihn verlieben, wenn icli ihn nur singeri hören würde. Er singt .jetzt selir
gerne nidancholische Lieder. Liebliiifisliod: „Drei Zigoutier" von Lenau,
Mensclieii, die das Leben verrauchen, verspielen oder verschlafen. Anderer
Beits breclieii auch aktive Tendenzen durcli, So mußte er dreißigiiial die
Strophe bnillen: .,'s war eine rechte Fj'eudc — wie Tiiich der Herrgott sctiuf!
— So'n Kerl von Samt und Seide — Nur schade, daß er suff.- Er ist \v
seine Laute verliebt, wie er in sieh vorliebt ist. Er kann aucli Mädclien aji-
siiigen und eie aiischmnclilen. Das heißt, er konnte es früher hesser, jetzt
liai. er eine ilernnujiig: „ICorl, was hast du davon? Du kannst ja nicht oimiuil
küssen !'■
Zu Traum 2 liemcrkl er, daß das vorherrschende Gefühl das der Min-
derworligkeit war. Er ist nur der Vertreter und nielil der Ei-ste, nicht der.
der eif^entlieh was uTizuscbafien hat. Die Leute, die er kommandierte, waren
alle jünger; es waren Freunde und Kameraden. Die anderen, die nicht mit-
exerzieren, .-^ind alle älter. Es kommt der bedeutsame Gegensatz älter und
jünger zum Vorschein. Aber wie l>eiie]nnen sieh die .\]te)vn? Der Lehrer A.
kommt mil einem müehl.igen erigierten Glied. Es ist der^elk' Lehrer, dorn
er einet, die Not der Dnanie geklagt hat.to und der viel liebevolles Verständnis
für seine Note hatte. Er scliien ein Homo gewesen zu sein; aber es kam nie zu
irgend einer HiimlhiriK. Tni Traume wird der Phallus von A. allerdings ge-
Iiörig entwertet. Er ist infiziert (Piekel-Lues) und trotz seiner Größe, die
imponierend ist., ekelhaft. Er isl gebogen und windet sieh wie eine Schlange.
Otto ist erstaunt und doch von Ekel erfüllt.
Der Lehrer steht natüi'lii'h für den \'ater und l'ür mich. Er erwarief von
mir die [■^xhibition, (Urreaktiuii der Entkleidung.) Er erwartet einen homo-
sexuellen Akt. Er will mir Fellatio maeheti und dabei den Penis abbeißen.
Die letztere Phantasie eiitspricht t^einer Kastralionsphant.asie und ei--
scheint ihm sehr natürlich. Er gibt sie zu. Er weiß, daß er sich der-
artige sadistische Szenen wiederholt, vorgestellt
ha f. Trotzdem weiß er nicht, daß er in der Übertragung mit. mir eine dieser
Phantasieszenen aulfüinen möch.te und daß er sieh in dein Traume vor diesem
Wunsche durch Entwertung schützt. Ich bin doch infiziert und mein Penis
ist eine ekelhafte Schlange. Da will er lieber die Mädchen M. G. exerzieren
SIEB
4(^4 Fetiscliisinus.
was -dbcr MaschiiumgeweJirabteilung tieißen soll, offenbar das gleiche. Du
fühlt er sich impotent.
Bei der Analyse des 3. Traumes assoziiert er zu „Hügel" den „Bauch der
Mutter" und kommt auf eine Mu1terleib=i(ihantasie, die vorläufig noch unver-
sUiidlicIi iöL und ihre ersten Konturen zeigt.
Die Größe der Parapathie läßt sich aus der polaren
Spannung zwietlien dem bewußten und dem unbewußten
Menschen ermessen. Im Bewußtsein wüi-de er mich und
den Vater abweisen, wenn wir ein Boiches Ansinnen an
i li n stellen würden. Im Unbewußten (in der Phantasie)
h ii II g t er an seinen infantilen Wünschen. In der Phan-
tasie ist er ein Kind mit K i n d e r w ü n s c h e n, in der Reali-
tät will er ein JManneein. Die Spannung zwischen dem be-
wußten Menschen und dem Antagonisten ist gewaltig
g r i> ß und wird durch die Konstruktion eines F e t i s c h i s-
m u s ii ber li i'iicl; 1,
Zu dem Traum .3 fällt ihm noch ein, daß er im Traume das Gefühl hatte,
er wis--o, was jetzt kommen werde. Es war wie eine Kinovorstellung. Als oh
es für einen Kintop aufgenommen werden würde. Jetzt fährl das Mädchen im
wahnsinnigen Tempo herunter und jetzt fährt der Mann ihr nach. DasAuto des
Mädchens war rot, das des Mannes schwarz. Die Straße war steil und in Ser-
pentinen gewunden. Kr war in großer Spannung, als wenn er das Ereignis er-
warten würde.
Heute Naelit träunile er:
Ich bin in einer Gesellschaft mit Prof. R. und dem Kronprinzen. Es
ist, als ob II. micli nicht dem Kronprinzen vorstellen wollte. Ich spreche
dann mit dem Kronprinzen.
Der Kronprniz war ihm immer .--ehr sympalhisch. Im Traume is-t Prof.
R. sclir unsympathisch. Otto hält ihn für impotent und glaubt, daß seine Frau
<'in Vcriiältiüe hat. Er macht sich allerlei Gedanken über meine Familienver-
liältnisse und mochte meiner Familie vorgestellt werden. Er erkennt, daß er
diese Herabsetzunger. als Widerstände benützt.
Seine Haup Lei genschaft ist Eifersucht, die er sicli nicht gestehen will.
Aber in eiiizclncii Punkten tah er sie doch. Fr merkte, daß die ältere Schwcstei'
von seinem Vater, der Großmutter und einer Tante direkt verwöhnt und ihm
vorgezogen wurde. Sie ist es, die vor ihm in das Tal des Lehens sau:?t. Er be-
neidet sie um ihre Erstgeburt. Er fühlt sich von seinem Vater schlecht he-
liandclf. Er glaubt, daß jener sich nicht genug um ihn kümmert. Daher ver-
trägt er die Gcselläcliart. .seines Vaters nicht. Schon im dritten Lebensjalnv
stahl er seiner Schwester den Kuchen, der für sie am ersten Geburtstage ge-
backen wurde. Er dachte: „Was hat denn dieser Wurm davon?"
Erinnerungen an den Maler, der sein lehensgroßes Bild gemalt hatte und
zugleich ein „Zauberer'" war. Er zog ihm wunderliare Pralines aus Mund und
Nase. Otto war auch auf seiner „Bude", woselbst er Äpfel bekam.
Er schlief einmal als kleines Kind mit dem Vater in einem Zimmer. Er
wollte imoie]' den Vater oder die Mutter für sich alleine haben. Er kann nicht
teilen. Im Zinnner waren zwei große Ehebetten und ein kleines Kinderbett. Er
woUto nicht in das kleine Bett und wollte partout neben seinem Vater
Hchlafon.
■■ Tjii- 1 y
Ein Fall von ortlinpädiscliem Feiischisinii*.
480
Er war 15 Jaliiti alt, tl:i waren öio ziisaiiiiiii.'ii ini lliesengebirga Sii'
liattoii nur e i ii Ziiiiiiicr, ICr muß des Naclils Lidil Iiahen, sein Valer liebt das
Dunkel. Er fiirrlitole sich ilamnls ciitsi't.zlich uiul war !^f]ii'tTkli(;li ;iu[g<'r<'st.
Da sah er (.'lullioli durfli eine TiirrilKi' einen Liclilr^cliinuiier und war glücklicL,
(laß hinter der Türe Lieht ivai'.
'/avi-'i Jahre S|jiit.or wai' ei' iiiil seinen ICIIern m der lSi;liweiz. Es war ciiie
iingliiekliciie Zeit. I'iir ihn. Kr wußte nielil, was anzufangeü. Kr war immer
allein uiid konnte sich keinen Kariieraden finden. Er hatte offenhar Kelii)fft,
mm werde der Vatei' ihm einen Teil der Freien Zeit widmen. Ahm YerzweifliinL;
begann er in einer SiiifHiaiik zn spielen. Das (xeld atah! er. Es Riinie ihm ver-
boten. Was sollte er nun mit der Zeit anfangen? Er wollte inn jeden Preis
wiedi'r narli Hause. Er verträgt die gesamte Familie nicht. Die l}ekaiinten
Stjnnta;isiuisllii«e waieii iinn ein (ireiiel. llr wollU- immer ein Mitglied der
Familie für sich allein lial)eu.
.Seine Liehe Kam Vater miselile sirli mit ßewunderiinf:. Vater war ein
sßhneidiger Slnileiil gewesen inid hatte viele Anhänger iind Verehrer. Er la^ä
aiieh heimlieii die Briefe, welche der Vater ant' dem Schreildisch liegen ließ.
Er wallte den Vater Mir sirh ganz allein hal)i-Ti, inid da er dies nirhl erreiehle.
wurde er trotzig. Ei' lernte selilechl. und brachte sehlechle Ausweise, was
wiedei- zu ^izeiien iTdn-(e, so daß lüi' Sihialiun wirkljil! unerliiiglifh war. Sein
\'ater liiell. ihm große Muraliiauken und wies aLif fein eigenes Heispiel hin
Aber der Vater war iInn ein unerreieJibanv Meispiel. \\r war ihm ein „sehn'ek-
lich nKU'alischer Mcnsclj''. AVeil si-in Valer Suzialdemulu'at \\;iv. su wurde er
ans Oppiisitiun ein Kommunist, wariilier dein Vater sich selii' kriinkle.
Er vei'triigt das Schaukeln und das Falireu in Bei'g- iiiui Talliahiien
nicht. Fühlt dabei ein nnangenelimes Ziehen im Bauclie.
Erkundigungen bei der Mutter ergaben, daß der
Todestag d e i- Sc h \v e s t. e r t a (■ s ii c h I i c h die v e !■ m u I e t e ii
!i e z i e h n n g e n zu den o r iv ä h n t e ]i Kahlen hat.
Im Alter van ]'A .fahren winde er an Adenoide" operiert, was noch leid-
lich ging. Die -Vngst vur dem Zahnarzt sciiuint von seiner ersten Erkrankung
(.'i) im ,, Kinderheil" hcrKU-ilannucn. Er hatte Diphtherie. Es ist möglich, daß
er damals viel mit Sjialel und Halsspicgd ge)ilagl \\ lu'de.
Er ist eniptindlicli gegen alle tleräusclu' des .Messersclileifens, des
Kratzens der Kreide auf der Tafel, des Behrens der Zähne, des Trepans. Er
hat dabei Schmerzen in den Zähnen. 1 l'a- seihsl knirscht mit den Zähnen hei
Nacht.) Weitere ICrkuiLiiigmigeu nach kauiiiiialislischcn ilegimgen ergaiien
einige Anha!t.s]rjnkte. Alles Krachen der Knochen ist ihm widerlich. Er kmnite
als Kind keine i^iisse essen. Sie halten einen Itiesennußknacker (Ki'mig Nuß-
knacker) zu Hause, der die Nüsse aufknackte. Er war für ihn (h-i' Menschen-
fresser. Er spielte selbsl voriges .fahr auf einer \\'!nidervngelbühne im „Tapfe-
ren Sclmeiderlein" den Menschenfres.ser. Mit IS .laliren irat bei ihm die Nei-
gung zum Vegetarisnuis auf. In einem Disjiute mit einem Vegelarier, der iie-
hauptete, er sei Pfhinzeneseer, weil er keinen Menschen zum Mörder nmchon
wolle, führte er den Beweis, daß diese Einslellung eine Abwehrreaktion gegen
die eigenen Mnrdinipulse wäre.
In seinen Phantasien spioUen :iui;h Siralamputalinnen eine große Rolle.
Er behauptel, sie hatten keine Beziehungen zur Kaslration, da er dabei immer
das Glied sehen mußte. Es scheint sicli aber um .Abwehr zu handeln. Denn
er zeichnete friilu-r viele Fellatio-Bilder. widu'i ilun r|as Aerschwinden des
48Ö
b'eiiscliismiis.
Gliedes im Miiiidii sciir uiiungfi n^li m war iiini er so lange herum radiertes bis
das Glied wieder zu sehen war.
Die Kot- und Urinphantasien traten erst in der letzten Zeit in den Bil-
dern auf. (Deulliches Fortßch reiten der Regression.)
Er erinnert sich, daß er als Kind mit dem Vater zärtlich sein ^'oUto
und diiR der beecliäftigte Vater immer abw'ehrte.
Hftutü bcechültigt ilin das^ SduildgeiTihl, das er hatte, als Schwester 111
an Brechdurchfall erkrankte. Kr warf sich zu Boden, er faltete die Hände und
heulte: „i-.ieber Gott, laß sie nicht sterben!'^ Er halte das Gefühl, daß ei' an
ihrem Tode schuld wäre, wenn sie sterben würde. Üb er ihr etwas Unrechtes
zum Essen gc-Kcbcn halie? Er kann sich nicht deutlich daran erinnern.
Eine dunkle Erinnerung, als ob der Valer beim Schi-eibtiseh gesessen
würe. Er kommt als ganz kleiner Knabe auf ihn zu und will seine Fuß« um-
armen. Der Vater ist unwillig über die ytörimg.
In der Behandlung erweist sich dieses Verlangen nach väterlichen Zärt-
liclikeifen aU arge Hemmung. Mein wissenschaftliches Interesse genügt ihm
nicht- Er wünscht wiedei' und spricht es aus, ich solle ihn zwingen, zum Zahn-
arzt zu gehen und gilit sich zni'riedeu. als ich ihm eine Empfehlung an eineu
Iwfreundeten „Zahnschlosser" gebe. Kr hat sieh endlich aufgerafft und will
sein Gebiß in Oi'duung bringen. Er glaubt, daß die Zähne sein ganzes Leben
dol-,ernnniert haijon. Er wäre vielleicht Sänger oder Schau.=pieler geworden,
wenn sein schlccliles f>hiß ihn nicht daran gehindert hätte, Andererseils ist
er sich klar, daß er selion im riymnasiuui dachte: „Du mußt Arzt werden, da
kannst du dein Eeiden ausleben, sonst machst du noch irgend eine Dummheit."
Si.'iiir Eiiislellung /.um Weibe erhellt aus einem gestrigen Erlebnis. Er
hatte huT einen Kameraden, der iliiii seine Freundin übergab, weil er abreisen
nuißte. Gestern maciite er mit dem kleinen .iüdieehen Mädel einen Ausflug. Es
war ihm uiiangenehiu. daß sie klein und daß sie .lüdin war. Jüdinnen wären
nicht sein Typ.. (Aber sie ist sehr intelligent, gebildet und sehr lieb, so daß
er gerne mit ihr ausgeht.) Sie kamen auf eine ÄViese und lagerten im Grase..
Plötzlich wurde- sie ihm unortriiglieli. Er fühlt ein körperliches Unbehagen.
Ekel! Am liebsten hätte er gesagt: „Nun gehen Sie mal bloß weg! Ich möchte
allein bleiben!" — Dieser Ekel tritt auch bei Urgermaninnen und bei jeder
anderen Weiblichkeit auf. Audi \>q\ seiner Schwerter, deren Geruch er nicill
vorlrägl. llir Zimmer im Winter, wenn es nicht gelüftet ist, ist ihm unerträg-
lich. Auch bei der ,, kleinen Jüdin" störte ihn hauptsächlich der Geruch und
— die ganze Weildichkeit. Er hatto plötzlich Zahnschmerzen.
Die Zahnsch merzen scheinen auch als eine Art moralischer Wächter zu l'niik-
tinnieren und treten immer auf, wenn er sich ablenken soll. Er fürchtet
das "Weib! Ei' I' ü r e h t c t s e i n e Impotenz nicht so sehr als
seine Potenz. Er fühlt sicli nicht als Mann, weil er seine
Minderwertigkeit benötigt und sie bei jeder Gelegen-
li ei I unterstreicht und verstärkt.
Gestern trat in die ßaraekt>, wo er wohnt, ein Rioscnkerl ein. Er fühlte
sieh ganz niedergeschmettert. Er war bisher der stärkste Mann. Nun ist er
nur der zwcil.stärkste und das verträgt er nicht. Er beneidet den „Neuen" um
seine Männliclikeil.
^^
Ein Fall von orthopädischem Fetischismus. 487
Er ti'äunifce:
Zuletzt Tanzatuiidü. Wir laufen hintereinander im Kreise im Zim-
mer herum. Ich bin in Zivil. Außer mir ist noch ein OffiziorBstell Ver-
treter, ein junger Miimi von der Artillerie, da, der in den vorhergehendfu
Tniuinen eine Rolle gespielt hat. Ich will mich an einen Flügel setzen,
der etwas im Wege steht; schlage der Liinge nacli hin. Alles iimüsiert sich
<I;inibor; werde gefragt, ob das auch ein Tanz wiire.
Vürher Reitstundo. Ich bin viel im Traume geritten. Wir ritten
innner im Kreise Galopp. Aber im Freien. Ich dachte, wir könnten auch
einmal aul dem Zirkel reiten. Schließlich liefen wir ohne Pferde hniter-
cjnander Oalopp.
i),T .^rfekt im Traume: Er wird ^lusgelacht. Er vcreuciit es mit eineni
kleinen Klavier {der kleinen Jüdin) und blamiert sich. Die Heit- und Tanz-
beweguiigen entsprachen einem Koitus. Er ist unfähig zu einem Koitus, wäh-
rend der OffizierBBlellverl roter (sein Freund) seine Sache ganz gut gemacht
hat. So wie der neuo große Kamerad ihn enirückt, so fühlt er sich durch die
Polenz der anderen Manner erdrückt.
Aufgefordert, zum Traume zu assoziieroa, fällt ihm zuerst die
Schwester, dann seine Eifersucht ein. Er hat eine Abneigung, mit den
Schwestern /.w tanzen, obwohl er das Tanmi bei ihnen erlernt hat. Die älteste
Sehwesiei- tanzt ihm zu „scliwülslig"". Sie macht so eigentümliche Bewegungen
und aui:ii ein eigontiimliches (Jof^icht dabei.
Er sieht sieh als kletiion Jungen, wie er gcspainit die Arbeit der MutTt^r
aui Wickeltisch der Schwester beobarhtel. Eine Tante mit einem Lorgnon
spielt dabei eine ihm unverstündliclie, ihm unangenehme Rolle. Denn er halite
sie. Sie scheint das Vorbild der stvenRon Gouvernante in eeinen Bildern zu
sein Aui meifiien muß er seine Schwestern um den Kinderwagen beneidet
haben. Er konnte es schon gar nicht vertragen, daß ei' aui einmal gar nichts
ijedeutele. sich alles um die kloine Schwester drehte und um sie herumtanzte.
Der Kinderwagen scheint unzerstörbare Eindrücke hinterlassen zu haben.
Wenn er Bauchechuiorzen iial- drückt er sich an einen Stuhl und macht rhyth-
mische Howegungen. Bei Zahnschmerzen klopft er rhyth-
misch an den Zahn oder erschüttert den Körper durch
,-hvlhmische Bewegungen. Er übertönt die Unlust durch eine
infantile Lust. Schaukeln und Fahren war ihm immer ein Hochgenuß bis auf
»■irapathieehe Stiirmigeu. Seiu ersk-r Pollulioiislraum (vv sprmgt aui euien
fährenden Wagen) wird verständlich als eino Eriimerung an den Knidcrwagon.
^uch der Hatersatk, der den Boden de-; Kinderwagens füllte, hatte für ihn
eine große Anziehungskraft. Kr i^pielte uiit ihm und drückte ihn oft ans Ge-
sicht. Auch die schon erwähnte Wickelkommode hatte er in sein Herz ge-
In seinem Objekte sieht er sieh, er sieht al}er auch die eingewickelte
Schwester. Er identifiziert sich mit der Muiter und das Objekt iet ein von
ihm eingebundenes Kind.
Obwohl er gespannt das Baden der Schwester beobachtete, hatte er
keine rechte Vorstellung über die Geschlecli-tsun forsch iede. Diese gewollte Un-
wissenheit ißt iliin bis heute geblieben. Er kennt sich in der Topographie der
Vulva nicht gut aus. Es ist. als ob ei- die Periode, da. er auf sein Glied slolz
war vergessen hätte. Er kann eich nicht erinnern, ob er die Schwestern darum
beneidei. haile. daß sie schon kastriert waren, während er mit seinem An-
48H
Fetisch iemiis.
fiüdgsüi der Willkur dtis Messers ausgesetzt war. Da er die ersten anatomi-
Bchen Studien an seinen Seinvestcrn vollzogen hatte, ist ihm die Erinnerung
Hiclitiiuli iiiiangeiiehni und deshalb verdrängt. Die VorstcHung einer Vulva ist
mit Eia'l odsoziiei'L.
Das Unglaubliche ward Ereignis. Patient suchte den Zahnai-zt auf. an
den ich ihn empfohlen hatte, und ließ sich ohne Widerstreben einen unteren
Molar ziehen. Heute f^oU er wieder hingehen. Ich rate ihm, die ganze Sache
in einem zu überstehen.
In der Nacht hatte er einen merkwürdigen Traum, den er noch nachtb
fixiren konnte:
M o 1 1 0 d CS T r a ii m I) i 1 d e s erschien mir am Morgen in grüner
Schrift, wie von einem Kinemalographen.
Ach Marta, wir könnten doch — ~
Oder ist dir so
Adi sei .0 Nach Ostern (3. Zeile traglich )
I r !i u iLi i n ha 11 : -Meine Schwester 1 mui ich >,\t^a t
einer Vergnügungsreise und in ein mehr unimehJ ^^^-=">""f f
Lokal gekonnuen, das schließlich kaba J Higet Ch W 1
Meine Sr-hwe^ter will sich auch noch die 2 l^VJZ.nt \ '"?"'"f "
mir zu. V. iände auch eine Di.kus.sion statt S^'^^T? """^^T
Ich entschließe mich. dazuhleil>en; als aber das HilU^? " ■ ' \ ^-'l"
nimmt meine Schwester zwei liiUett- ich seil ? 't^-'"^"^'^"' ^""""^■
Ich sage onlsct.t, aber wir ^nJi^L^ ^^t^^^''^' TT '\
In-ligere. and das ^^^^^_^^^ ^0^. :;:n^lS::: ^^^
noch eine rosa Sorte (P.i. ^). ^ ,.„,,^,„ ^.„ ^^^ ^^^
I , 1, , . i^'i 'I lindef es sehr vorstiin
Ich will nur noch enien grufienKelchSekl Wi-nr, a >■ , t,
u..;.... ^'.i ..- --..:.. - . '■"'3'^'^iimen, der aul dem Tische steht.
lein, das die Billetlo verkaiitl, findet es sehr
Meini
vorstiindlicli. daß ich gehe.
-Mein Vater iuaclit mii' Vorwürfe, weil
setzen habe und da])ei selbst . . . y??
Ich wiJ
e Wclnvestei' bleib! da und wenn sie auth -av ksln r«u i *■■ ^■
Reise übrig hat. Ich nmß um den Tisch herlg'Lon "d d I '" /r/
um den Sekt zu trinken. Dabei kann ich mich kfum . T^ dabei aufstehen.
Ich ..rinke ilm aber. Irotzdem ich tanml^ tXem t' ^''"^n" ''f7
im Lokal -sehen, daß ich betrunken bin. ^'^" '^"S^'"' ^^'^ L«"*"^
it-li an ihm dauernd aiiszn-
(.Tcsctienke meiner Eltern (Schokf.l.irU t , , ,,
etc.) von einen, hohen Schrank (KinderschJ^nSt^kinS S?^ Y^.
schwierig, denn ich kann kaani liinaafreichen und ob?i! in u ■ «
in Stangen fällt zerbrochen. " """'^^^ Klebng-sußes
? will bei mir Üiusclie werden.
ein
Clei,,, ... .u.u .p .....u. .u, ,„.,„,.,„ von einem andern belegt. Dann
will ich inem Gepäck nnterbnngon and weil ich recht inkomplett bin gehe
ich nach Hause und will memen Rucksack holen, der wohl schon gepackt
mi. Jetzt habe i.h bequeme Offiziersunifonu an, weiche Mütze, ganz ins
Oenick gezogen. Ich springe die Treppen hinauf. Auf der zweiten
'■".'V ^",:'' "p " '-■""-■ ,'""!7f^^'/^'"""''"nilitbetten. Die kommen Für
mich nicht ni l- rage, weil sie viel zu kurz snid. (Trotzdem) belege ich dort
.in Spind, weil die enrten o bpmde von links (oder 7) noch frei .ind.
f.leirh wird auch das Spnul vor meinem von einem ^ll,ln,.„ k i ^ n„„r,
Kill Fall von orthopudisüheni Petiscliismus. 400
Trt'ppt' riieht der Unlerwoliiicr, liluiid, -ll) Jahre, iii weißem ÄmLe-
luanfcel, rotes, vcrclridiliclies Gesicht, aus der weiß lackierten Tür.
Er sriißt niclil luid zieht sich Bol'ort ■zurüf^k, weit ich nun doeli
(irutx früherer aiidcmi' Meiminf,') in den Kriop; gehe. Üben macht, iiiii- ein
Fi'ihilein :liiI' inid ich hcf-iniie gleich mit dem l'jiii|)aeken (1 Paar Strümpfe,
1 zweitea l'aar Stiefel i'l.c). Ich treffo einen jungen Soldaten und frage
Ihn, wo er steh t. Er sagt, beim 33. Regiment, win] dnrt sein Bruder ist.
llas tat mir leid, weil icli ihn sonst in meinoTii l}ej,'iiiicnl gehabt hätte.
IJc-im Erwaclien waren ihm die drei voranstellenden 8;it7.e mit gj'ijßen
Lottern vtirschwobcnd, Martii ist Scliwesler 1. Wie sind sie wohl zu crfiäniien':'
Sind t« Erinnerungen ;ius der Kiiiderzeit oder .-^iml e,-^ unerfüllte Wtin.sche":' Soll
es heißen: „Aeli Maria, wii- konnten doch clwa^ machen!" — ,,Odor ist dir so
zu Mute wie mir?'' — „Ach sei so gut und laß uns nach Ostern einig worilen."
So ungefiihr liißf. sieh mit Hilfe des Kranken .ieder Suiz ergänzen.
Was ihm zuerst benn Traume auffällt und sein größter Affekt ist, war
das Taumeln mit einem llieseiikclchglaB in der Hand. Zuerst denkt er nn die
Mutler, Ks ist ihm, als ob er wie ein kleines Kind, das noch nicht gut gehen
kann, zur Mutter gehen und fiillen wünle. Der Traum stellt es so dar, als ob
er etwas mit der Schwester in der Kindheit erlebt hätte. (Erste Voi-slellung!)
.\un soll es eine zweite Vorstellung geben, Abei' der Preis isl ihm 7.u hoch.
Zu 23.000 Kronen fällt ihm ein. dal'^ er seiner Mutter geschrieben hatte.
23 Jahre kiimpfo ich unbe\\ußl mit den Konflikten, 10 Jahre ganz hewußt.
(Daner der Paraphilie.) Die SOOO erklün er. daii seil ilem Trauma (o) acht
.iahro verllossen sind und dann selzle die t.lnanio ein (."{ -|- S.— 11). Das Fiüu-
lein erinnert ihn an die Mutter. Im Glaee war eine goldgelbe moussierende
Flüssigkeit. (Urin?)
Die erwahnie Diskussion sollte über das Thema „Student iL 1 s
Teufel" stalll'inden. Dit Kabarett]ei(.er, der auch die Diskussion dirigieren
sollte, war ein schicker .junger Maini. Er sah aus wie Herr l^.ein gewesener So-
zius seines Vaters, der Dijisomane war. bald heiioti'le, sich eine Kugel la den
Leib schoß und l'nili verstarb. Dieser Manu sieht als „E w i g e W a r 11 u n g"
vor seinen Augen. Im Felde trank unser I'atient wohl tüchtig, aber jetzt ist
<'r absolut abstinent. Der Sinn des ersten Traumes; Er hat für seine ersten
Veignügungcn mit der Srhweslcr einen hohen Pivis ijezahll. Hie Schwester isl
willens, in diesem \'ergniigungslolial v.w bleiben. Sie hat keine Liebe ((leid) für
andere. Ei' ist tnmken, aber er druck! mit der Tnndtenheit seine Intoxikation
aus. Er ist berauscht von einer Phantasie. \<\n einem ^^'lulschc oder vt.n der
Erinnerung eines tatsäciilicheii l"i-leliiiisser<.
Im zweiten Teil des Traumes macht ihm sein Vater Vorwürfe, Er fühlt,
(laß er mir iingei'eddei'weise Vni'würfe macht, und daß er nichts dazu loi, daß
die Analyse voi'närts gehl. V.v « ill .letzt seine Infanlilisnun hergeben. Kr wjl!
wieder dienen, sein eigener Bursche sein, er will kämpfen, er will zum Militär.
Er sieht, daß ov in die Kiiiderbellen iiiclil hinein ])aßl. Er merkt, daß
seine Infantilismon einen Gegensatz zu seinem realen Leben bilden. Der Zwang
seinei' Neurose soll aufhüren. Er hat eine bequeme Offiziersuniform und weiche
Koppe. Zum „T.Tnt.eiT\-ohner" fälH ihm der Penis ein. Die weißlackierte Tür
ist eine weiße Hose, er siciil oinen Penis, dei' sieh gleich zurückzieht. Die
weiche Kappe und der eich zurückziehende Penis, der nicht in den Krieg will,
deuten auf seinen "Widerstand gegen das Weib und gegen den Geschlcclifsver-
kehr. Das Fräulein ei'inncrl ihn an ein Kinderfräulein von Schwester 1.
iCE^-:;:^^^
4',)Ü Fetischismus.
Der .iiiiigc Soldat voiri .'i'i Regiment lial die Züge sciiiei' ychweeter. Er
hätto du' Schwosißi' gernu bei seim.'in Regiment gehabt. Zu 33 fällt üiiii ein
Burschenlied ein:
33 Jahre — 33 Jalire währt die Knechtschaft schuii.
Nieder mit die Hunde, nieder mit die Hunde von di>r Reaktion!
Blut muß fließen, knilppelhageldick,
Daraus soll ersprießen unsre neue deutsche Republik.
Hier blicht d'n.- 'l'raiiniinialyöe ab. Wir wollen uns morgen mit dem
iutereesiinteii Traume noch einmal beschäftigen.
Wir setzen die Traumanalyse fort. Er faßt das Kinderbett in der Sol-
datenstubß als Flucht vor dem Weibe in die Kindheit und in die Homosexuali-
tät auf. Beim Militär, bosoiiderp unlei' den Soldaten, fühlt« er sich sehr wohl.
Y.h waren nur Männer um ihn hi'Luin.
Zu ,,Ostern" assoziiert er — grün — Mutter — Menagerie Tier-
;j;arten — , dann tieht er die Scliweeterl mit kurzgeschnittenem Haar wie einen
Dllben vur sich. Ks war nach der Ohrenkrankheit. Kr selbst trug lange krause
jjocken, so daß er wie ein Mädchen und sie wie ein Bub aussah. Er weinte auch
als ihm die Locken beim Eintritt in die Schule gesctinitten wurden. Ihn erregen
Eui-schen, wenn sie Haare tragen wie die Freideutschen, d, h. Haare, wie sie
die Schwerter als Kind halle. Solche faszinieren ihn. Gestern sah er eine
Dame mit äbnlicli geschnittenem Haar, er blieb stehen und fixierte sie lange.
Sie saß auf einer Bank. Er wartete, bis sie aufsland, um zu konstatieren, ob
sie ein Hursch in Fr;iueuk]eideru oder ein Weib mit männlichem Gehaben wäre.
Ostern winnei't ihn an Faust, woran auch der Pokal eemahnt. Ostern
ist der Tag der ^'el■J:otzullg und der Priifunt;. ein Wendepunkt. Er glaubt, es
beziclie -sich auf die Wende in seinem Leben durch die .'\naiyse. Er war wieder
beim Zalniarzl und opferte zwei schlechte Zähne.
Seine Schwester I will ihn dinrliau,-; mit einer ihrer Freundinnen ver-
iieiraten. Das fällt ihm ein, als er zu Kabarett assoziieren soll. Dann
.'Spricht er über die Farbe der Billette. Zuerst eiu schmutziges Weiß (grau),
das an schmutzige; Betfwäsche gemahnt, dann eine gran-violeife Farbe, zuletzt
rosa. Lila ist seine ljieblingBfa.rbe. Die Vorliebe dürfte noch aus der Kindheit
stammen. Seine Scliwester hatte einen lila Schlafrock. Rosa mahnt an das
liebliche Erroten von Mädcheu und an rou- Grütze. Zu Lila fällt ihm ein Lied
von der schönen Tila eiu. Sie ertrinkt, im Meer und ruft beim roten Sonnen-
untergang: Nicht rot, sondern lila. Seit seine Schwester ihm das Lied sang,
ist ihm die Farbe verekelt. Er zeigt deutliche Audition colore. Er .sieht Lila
bei tiefen Viola- und Holzbläsertönen. Lila geht oft in ein Schwarz über und
zeigt Beziehungen zum Todeskomplex.
Es scheint das Verlangen vorzuliegen, eine infantile Szene mit
der Schwester (erste Vorstellung) wieder zu erleben und eine zweite
Vorstellung zu geben. Aber der Preis ist zu hoch. Die anderen Leit-
motive sind uns bekannt. Die Angst vor den Vorwürfen des Vaters, das
Dienen beim Militär, das auch in diesem Traume eine religiöse Bedeutung
hat. Wieder verraten die Traume seinen übermäditigon Schwestern-
komplex.
Ein Fall vou ofthopäilischem FetiacliiBmiis. 49J
Er zoigl- heftige Widei-ständo gegen den Zahnarzt iiiid Ul lief verstimmt.
Er iiit wieder unruhig und fürchtet, öeiiu' Piiraphiiic zu verlieren. Er kani
seldießlich zu einem Kompromiß: „Du kannst dir die Zähne richten lassen und
trotzdem krank bleiben." —
Er iriiunil^^:
Wir yind wahrscheinlich im Felde draußen, es ist gegen Abend. Wir
-sind am Rande eines lichten Gebüsches (ErlcTi- oder Birkenwäldchen.}.
Rcchferhand liegt das Schloß, i;i dem unser Stabsquartier ist. Hnkerlumd
befindet sich der Geenor, Aber diese iiiiliti\ri.-;rhe Fiirbung ist nicht von
vorhinein vorhanden. Es blitzt. Uio Blitze konmien immer näher, llinier
dem Hause sthiägt ein Blitz ein. Da sagt einer von uns: „Jetzt denkt
er sicher, er hätte gotrüfien."' Der nächste Sehuß liegt al>er wirklich in
einer zu dem Schlosse f^ehörigen Scheune. Angriff! Der Gegner kununt!
Ich stürze nach dem Unterstand, in dem wir unser M. <j. haben. Ich ijin
der erste. Die Sache spielt auf unsereni Öchulhof, Der Unterstand ist in
einem Kcllerfenstei' da- Vorschiil!;eliä»det;. Ich zerre das Gewehr heraus,
wir bringen es in Stellung links von dem Aborthäusclien. Dort steht auch
in Wirklichkeit eine Gruppe weiJJer Birkenstämnie. Ich hole meine Lautti
und nocli iigend ciwns und lege sie rechte oben auf einen Vorsju-ung, der .
öicli auch neben ileni Aiiort beiindet. Ich glaulx-, ich Imiie die Laute aus
meinem Zimnici' geholt, in dem 2 Vizel'cldwehel und Offiziersaspinintan
meiner IConipanie am Tische salJen. Sie nuu-h(eii einen etwas gedrückten
Eindruck. Dann fing es an zu regneJi und ich fürchtete, die Laute würde
naß werden.
Dieser Tniiuu drückt ■Widerstände gegen die Analyse iius. Ich bin der
Feind und die Scliüt^sc beginnen ihm etwas ungemütlich zu werden, nachdom
er erst meine Bemühungen verlaclit hatte. Kr rüstet zur Gegenwehr. Er will
nicht mehr zum ZLihiiarzt gehen. Er holt auch seine Laute mul fürchtet, sie
könnte verdorlien werden. Die Laute ist ja seine ParaphiJie, für die er jetzt
ernste Besorgnisse hegt.
Aber der Triiuni bringt uns trotzdem einen Fortschritt. Er leitet mit
dem Abort das Thema der Analsexualität ein. Sein Vater ist ein ausgesproche-
ner Analsexualist. Er sitzt sehr lange auf dem Lokus, liest Bücher und
Zeitungen, so daß dieser für die übrige Familie so lelienswichtige Ort von ihm
stiniilenlang blockiert wird. Im Hause entspannen sich oft Kämpfe um den
Lokus besonders mit einem Onkel, der die gleiche Leidenschaf t hatte, so daß
man schließlich zwei Lokusse einrichten mußte. Seine Schwester protestierte
heftig dagegen, daß Vater ihre Bücher auf den Lokus mitnahm.
Er luit al^ Kind den Stuhl zurückgehalten und dalwi Lustgefühle emp-
funden. Noch heule Lustgefühle bei Dcfäkation und Miktion nacb längerer
Rctention. Vielleicht ist dieser Moment der Ursprung .«eines Zwanges. (Viel-
leicht luu'h Jones der organische Ursprung einer jeden Zwangsneurose.) Es ist
iedenfalis der erste Zwang, den ein Kind auf sicli ausübt und Lust erzeugt.
Sein Anus ist eine eiogene Zone. Kr hat Verlangen nach aktiver und
passiver Pädera&tie. Bei Versuchen, aktiv vorzugehen (S) trat, wie schon er-
' wähnt, voUkommeno Impotenz auf.
Die weitere Analyse ergib t, d a ß sei u M und seinen
Anus repräsen lici't. Der üble Gei-ucli aus dem Munde ermöglicht ihm
die Identifizierung, -^uch Verlangen nach aktivem uud passivem Anilingus
491
Felis cbisuiii».
■wini zügcriKi /.iiHtwIioii. Hinter seinen ortliopiUlistlien Hiidorn steckt eine
wichtige PhiinLuaii.', dii; or &idi t^isher nitht eingeslaiiden hat.
Er möchte in einer Zwaug^lug« gebunden sei» und
zu li u iii u s e X « e 1 1 e n Akten gezwungen w e r d c it
Er berichtet über ein Buch, das die deutsche Lig;i herausgegeben hat, iii
dtm <lie rireueiiaf^ii der Gegner .geschildert wurden. Der Herzog vun Vcndome
r^oil einen angebundenen deutschen Gefangenen (einen Vizefeldwebel) sexuell
rnirsbraucht haben. Jetzt verstehen wir den Vizeieldwebel und den Ofrizicrs-
s' eil Vertreter Beiiier Traume. Das Schloß iia Traume ist der Abort Er liebte
den Aborl und hat sogar ni)i;h bis in die letzte Zeit lailbe Ötunden lemid
auf dem Aborte gesessen.
Daa Bild wird thirch Ralienangst vervollständigt. Eine Kalte könnte i
n, wahrend er die Xü1 dürft veri'ichtet. Er behauptet, im Felde währe
Icfäkatiun vun einer Ratte berührt worden zu sein. Besondprs ^l-r.}h.
ihn
nd
beißen
der DcfiiKaMuii vun einer ivatte nerunrt worden zu sein. Besonders ekelhaft
ist ihm der lange Schwanz der Ratte. Nun wird die Angsi vor dem Zahnärzte
etwas verstand lieber. Er ist der Mann, der einem in den Mund (lies ^nas)
fährt und dorf. heruniarbeitet.
Als Knabe hörte er eine Geschiclite von einem eingemaiierfen Löwen Er
hatte clt Angst, aus der Wand konnte ein Löwe kommen. Diese Angst ist
symbolisch leichf zu deulen. Er hat seine Leidenschaften eingemauerl, fürchtet
aber, sie küniiteu die \\ iiade ihres Kerker.* sprengen.
se-
nd
Icli übergelie ciriifje 'I' räume, die nur «inen Widerstand gegen die Analys
aiisdrü<!ken. Kr bescliäftigl .sich den ganzen Tag mit dem Zahnarzt um,
fürchtet, er werde nicht mehr hingehen können. l':r kann die anale Sexualität
niclit erkennen. Dubin führt er f.dgende Symptoinhandlung auf. Er kommt
;,tir Stunde und eiilschuhligl sich mit plützliclieni .Stuhidraiig. (.)der er brii-hl
die Sitzung mit der Bemerkung ab, er müsse auf den Lokus. Ich erkläre iiim
daß er offenbar den gkächon Lokus benutzen will wie sein .Meister. (Das Ter-
lium dcraeka.lioin.^.J Aas dem nun folgenden Traummaterial der nächsten zwei
Tage, das ich noch nicht kannt«, ergibt sieh die Bestätigung. Es war ihm sehr
unangenehm, nach dem Vater hinauszugehen, wenn der Sitz luieh ganz warm
war. Trotzdem muß er zugeben, «laß vor dieser Zeit der Abneigung eine posi-
tive Kinstelliijig vorhanden war. Auch den Lokus seiner Schwester benützt er
mit Vorliebe. [Cr glaubt, daÜ er Ijei den Besut-heri sexuell aufgeregt werde mui
sich ihm jede se.xuelle Einigung nuf den Darm „schlage", eine Erklärung, die
nicht von der Hand zu weisen ist.
Einen weiteren Fortschritt in der Uehandlung bringt der folgende
Traum :
Ich träume; . . . Dann bin ich zu.HU'Use, sehe meine Briefmarken und
denke sofort: Fein, jetzt kannst du sie gleich mitnehmen, wenn du nach
Wien fährst, und da verkloppen. Daneben bin ich doch erstaunt, ohne es
weiter zu betonen, daß ich zu Hau.se {in Riga) bin.
Ich gehe mit anderen und gerate, von links kommend, in folgende
Situation. Links eine Stadtmauer, aus deren Tor ein Zug Mönche in
grauen Kutten hervorkommt. Rechts (jcn.seits des Baches?) eine Schar
Kleriker, die das Allcrhciligste bii sieh führen. Ich sehe die Monstranz
iierübei'lencliten. Zwischen beiden Scharen liesfeht eine zornige Spannun".
ohne daß davon gesprochen wird. V<in links, außen an der Mauer entlang,
kommt ein neuer Zug Mönehe, dei uns aufnimmt. Wir gehören jetzt zur
.
Eiu Fall von orthopädischem Fetiscliismus. iq-j
linken ÖKhar. Es wii'd an uns ein VL'rliingeii gcütoÜt; wiy n-oigern uns.
■ Man Miff , die jungon Ldiüp sollen pe mit Wai'feii austragen. Mceser 2 oder
3, funiicln über der errcglon .Monge. Dann hat cinci' von der Gogonecite
iinj^crc jungen Mäiuior erschlagen und schreitet nnn mit einem grußoii
(rt:iKier-)Messer durch die Menge, überall den Miinnorn in Arm. Bein und
am KürpDi- klaffende Wunden setzend. Koptiosigkeil. Angst. Kr ist gut
genährt, etwa 25 Jahre, blond, lockig, rosiges Geeicht.
Ich verwandle Angst in Zorn. Habe ein Messer und töte nicht nur
ihn (iniklar), sondern im ganzen ^ (?) .Jünglinge. Der letzte isi mir deut-
lich. Nach dem ersten Schnitt durch don lUilä s;nik er inil eröffnetem
Kehlkopf Kiirück und stöhnte turchtbai'. Ich erschrak und setzte noch
einen Schnitt bis aufs Rüclrgral dai'auf. Ans der klaffenden Spalte quoll
es grau-roea hervor. Merkwürdig wenig Hhi(. Ev war schlank, etwa
18 Jahre und von blußgrauer Farbe.
Allen, die ich tötete, habe ich mif einem Schnitt von rechts nach
links den Hals durHigetrennf. Wundei'te mich, daß die Karotidon nicht
spritzten.
Zu diesem Ti'aume hatte er sich unmittelbar nach dem Erwachen einige
Schlagworto notiert. Dann schrieb er den Traum aus dem (iedäehtnisse nieder,
ohne die Notizen zu l)cntitzen. Später warf er einen Blick auf die Nulizen und
merkte mit Erstaunen, daß daselbst eine kannibalietische Kpisode vermerkt
war, die er schon vollkommen verdrängt hatte.
Die Notizen laut*n:
Der Sieger, ein etwas fetter, junger Mann, hat unserem Vertreter die
Gurgel durnhgwchnittcn, dann schneidet er M'chrloöe.
Mich packt die Wut, ich ergreift^ den Duh-li und schneide nun 3 oder
4 nieiöt jungen Lcnlen die llälse ab.
Dabei iwt mir grauenhafl zu .Mute. Meist muß ich uiehrnials
schneiden, ehe ich die Schlagader treffe. Aub der Wunde stülpt es sich
heraus. Wir essen von dem Fleische. (Leber.) Ich mag nicht mehr. Zwei
andere disputieren deswegen. Der andere ist auch meiner Meinung.
Nun schreiten wir zur Traumanaiysc. Die Briefmarkensammlung steht
für seine fetischistische Sannnlung. Er ist bereit, die ['araphilic aufzugeben
Da entspinnt sieh ein mächtiger Kampf zn'ischen seinen asketischen Tondenzer.
und den noi'malcn. Link,^ kämpft er in der Reihe der Asketen. Der Anführer der
Rechten hat blonde Locken. Ei' dachte sich: Der sieht wie Amor aus. Bei dem
Kampfe dachte er an tlie Braut von Messina (Die feindlichen Brüder), wo auch
zwei Chöi'e aufmarschieren. Vitr dem Rasiermesser hat ei' eine gewisse Angsl.
Es iet ihm sehr unangenehm, sicli rasieren zu lassen. Gestern iicß er sich plötz-
lich die Haare schneiden und opferte seine schönen Locken, um männlicher zu
«rscheinen. Seine Schwester fuhr ihm oft in die Locken, und bei seinen Kämpfen
greift er zuerst in das Haar. Zu dem ilnar hat er eine affektative Einstellung.
■ Ein behaarter Sehamberg bei Mann uTid Weib ist ihm unangenehm, beim Weibe
sogar ekelhaft. Der Schamberg der jungen Mädchen eri'egt ihn. Er wollte sicli
gestern häßlich machen, weil er fürchtet, er könnte mir und dem Zahnarzt zu
gut gefallen. Er will ein .Mann sein. {Vielleicht auch Ersatz für Kastration —
bipolare Tendenz.)
Zu der Kampfszene in seinem Traume fällt ihm oin, daß er im Felde frei-
willig beim Schlagen des Viehes geholfen hat. Einmal wurde eine Kuh mit
494
Fetischismus.
einem Messer llui Halse abgestochen, sie könnt« nicht sterben, es wurden ilu*
noch einige Schüsse gegeben, schließlieh mußte sie mit einer Axt erschlügen
werden. Er war über und über mit Blut beschmutzt wie ein Metzgergeselle.
Die kimnibalistiecihe Szene weist auf jene Frühe kannlhalistreche Periode,
die sieh später als eine orale Parapathie äußert (Abraham).
Er wundert öiidi, daß es .jetzl in den Traumen zu koijier Pollul ion kuniml .
Eb ist iuinier eine Erregung und blimniung, wie vor einer Pollution, aber es
kommt nicht zur erlösenden Ejakulation. Es scheint sich um eine verborgene
Paraphilie zu handehi, welche noch nicht zum Vorsehein gekommen ist. Dio
Ejakulation scheint, an oine bestinnnlc Liebes bedingung geknüpft zu sein
El- sah gestern 3 Objekte, die ihn früher sehr erregt
hätten. Zwei ließen ihn ganz kalt, während das dritte
ihn ein wenig interoesierte, aber nicht im entferntesten
wie vorher. Die ganze Sache kam ihm etwas fremd und
sonderbar vor und hatte den Affekt wert so ziemlich
verloren. Ersah dem Manne nach unddrehtesich um, ohne
ihm n a c li z u 1 a " f i! n u n d 0 h n e s i c h i n d e r P h a n t a s i e m i t i h m
t' !■ !■ n e r h i n zu b c s c h ä f 1 i g e ti.
IJie Träiiino der nächsten Nacht sind sehr charakteristisch.
Undeutlich: Sehr viel geritten. Messerstechereien.
Deut lieh: 1. Eine mohretöekige, graue Häuserfront, auf dem
Jiodcn des mehrere Stock\\-erke tiefen Lichl Schachtes im Halbdunkel zwei
Gestalten, dio miteinander rinpon.
Trau massoüiat ion: Ich und mein Vater.
2. Ich bin Leutnant, gehe wieder in den Krieg; bin mit Österreichern
Kusannnen. Dr. H knunnl mit mehreren anderen an der Hütte, vor
der ich stehe, vorbei, Hr>l erkennt er mich gar nicht. Dann ist er beküm-
mert, als er von meinen kriegerischen Absichten hört, aber auch aner-
kennend.
S. Ich treffe iiifineu Vater. Der will aucli zmu Geburt(^tag gi'atnliercn
gehen. Ich denke: du mußt mit iljm zusammen gehen. Er geht aber
nach kui-zem Zusaimnenaein in der liichtung eines dort befindlichen
öffeutliehen Aborte.s. den er ci'st benützen will. Ich gehe allein weiter.
4. Geliü mit hoch geklapptem Kragen (Militärman'tel und Spnri-
mütze) durch die schlecht beleuchteten, alwndlichen, sehr ijelebten Straßen
der Stadt. Mensehen werden auf mich aufmerksam, betionderri ein langer
Bursche. Ich merke dann, daß mein Wunsch, unbemerkt zu bleiljeii. daher
kommt, daß ich nicht merken lassen will, daß ich mein Taschentuch gc-
kniiult habe und darauf beiße.
5. Bin zur Gratulution (Grete Kolbei-t). Wir em-arten: Wen? Ich
■ ' merke später, dall ich verbundene Augen habe. Kann iitier trotzdem alle?
sehen. Gertrud Ziegenriicker kommt gratulieren mit ganz verklebtem Ge-
sicht (weiße Pflaster), besonders über der Nase. Sie hat ihre Kinder mit.
Nickt mir aucJi zu. alwr es besteht die Tendenz, einander nicht zu kennen
und niclit ku beaclilen.
6. Alter Park, Kiga. Aber es fährt da jetzt eine Elektrische. Die
Gegond ist sehr schön (Weidlinp). Es sind aber große Terrainarbeiten
im Gange. Wir fahren unter mit Erde und Schutt beladenen Tribünen und
Rampen durch. Ich denke: \^'enn die nur nicht durchdrücken. Dann geht
L
Ein Fall von oi-thopädischrm Fetischismus.
495
eß aber dui'ch die Hügel, AHpp ist hell und icb sehe die großen Fclsblöcke,
die, im Sande eingebettet, von der Decke liiinKfii. Auch hier die Angst vor
dem Heninterätürzen. Aber wir sind schon ausgestiegen.
Ich stehe allein auf weiter Flur. Rechts ist Wald und Bueeh, der
mich nicht anzieht; links steigt der Hang zur Straße an. Ein Bchmaler
Weg führt empor (Weinberg). Oben ist ein Tor in dem Stacheldrülitzaun.
Unten steckt ein Schild: Achtung! ,,Hu!id!" Dann lese ich noch wo:
Das Tor ist geschlossen." Ich kehre also um und gehe zurück.
Piff. u.
vig. in.
van Vorne
7. Und komme zu mehreren gewaltigen Hiöckon. Itutcr Randstein.
Sio bind behauen, bearbeitet. Einer ist so wie ein kleines Haus. In seinem
Schatten tagt die MueeuniskomraiBBion. Die Blöcke liegen vor dem
Mueemn. Itiehtig, dii sind auch die Beknnuten dabei, die ich suchte,
t'rol'. N. besondere deutlich viiul jindcre.
Schon im vorigen Kampftraunie hatl,e ich die Vennutmig, daß es sli-h um
«jnon Mutterleibstrauni iiandelt. Kr bringt im Mutterleibc seine ficschwiat^r
um er frißl. .sie alle iuif. In diesem Trainiibildo ringt er mit dem Valer. Im
Grunde seiner 'Seele findet er seinen Kanipl mit dem Vater. Vielleicht auch
eine Muttorleibsphantasie. Hirn fällt .jetzt ein, daß die "ilonslranz im vorher-
gehenden Traume die heilige Liebe zu den Eltern und der Familie bodeulcn
könnte, die Liebe überhaupt, wozu der „Amor" ja gut stimmen würde.
Traum 2 bezieht sieh auf seinen jetzigen Kampf gegen die Paraphilie.
Ich bin Dr. H.
Traum 3 bringt eine Abortszene. Er benutzt den gleichen Abort wie der
Vater. Inter Faecws et Urinas nascinmr. Der .\bort. -wieder ein Symbol für den
Mutterleib.
Ini Traum 1 ei'ziihlt er die Tatsache, daß er jede Nacht mil einem
Taschentuch zwischen den Zähnen einschlafen nmß. Er tut es, um nicht zu
knirschen und um seine Zähne zu schonen. Er beißt fest auf das Taschentuch
lind dann schläft er ein. Er assoziiert solbsi FelUitin-Piiantasien und kannil)a-
listische Impulse. . ■' ■ ■
Traum .5 bringt ihm ein verklebtes Gesicht. Möglicherweise Erinnerungen
an den verklebten Nabel seiner Schwestern . . -
49tJ FctischisniHB.
Traum 6 eine deutliche Mutter leibsplmntasie und Bezieluinsen zur
Pehwestor. Dio beiliegende Zeichnung stellt di<> Situation diir. Die Schwester
iBt Virgo, daher ist ihr Int.roitue mit Stachcldraht (Hvmen - Domröschen)
vorsperrt. Die Inschrift (Achtung! Hund!) ist auf ihn zu beziehen. Er ist ein
biKsiger Mund und soll Rieh vor sich selbst in Acht nehmen.
Die Widerstände werden immer stärker. Sie konzentrieren sich auf den
Zahnarzt. Die Aniilyse ergibt, daß der Zahnarzt, der Vater und der Anah-
!?at<)r eine Einheit bilden. Er crtvartete, ich werde ihn für seinen Gang zum
Zalmarzt, den er als höchsten Heroismus auffaßt, durch besondere Lieben^-
würdiglicit belohnen. Er versteht es nicht, daß er sich das Gebiß richten läßt,
Ulli ein gesunder Mensch zu worden. Er matrht es mir zu Liebe und ich muß
ihn täglicli ermahnen: Tua res :»gitur! — Er hoffte auch, ich werde mit ihm
hingehen und ihiu bthilflich sein, die Widerstände zu überwinden. Er erwartet
Liebe und Aiurkennung. Er ist wieder einmal entrüstet, daß iuh ihn nicht an
meinem FLimilicnlebcii leihiehnien lasse. Bewußt hat er wohl gelernt daß der-
artige Verlraulichkoitrn in der Psychanalyse unmöglich sind. Aber unbewußt
besteht er auf seinem Schein und kann sich mit dem ,, Pathos der Distanz"
nicht befreunden, das ich im Interesse der Analyse anwende.
Seine ewige Klat^o; Sein Vater versteht ihn nicht. Er fühlt sich wohl von
mir verstanden, aber er erkennt, daß hinter dem .,N i c h tve rs t a n den-
werden" das „N i c h t g e 1 i e b t w e r d e n" steht.
Trotz meiner Aufklärung komml er in hochgradiger Aufregung zu mir,
muß meinen Abnrt beiiützori, die Ableitung auf ilen Darm vor sicli gehen lassen,
■di« er als Angs1 vn!' dem Zalmarzt erklärt. Der Zalinarzt ist ihm ungcniütlicii,'
weil er giir nichl iiiil. ihm siiriclit und ihn für seine tapfere Hallung nicht be-
lobt. Obwohl Ol' schon einen Zahn plombieren ließ und gar keine Schmerzen
dabei fühlte, zilterl er vor der Hohriiiaschine. Vergebens mache ich ihm die
Scxualsymbolik des Bohrens und den Mechanismus der Affektverschiebung bt-
groiflich. Er will nicht begreifen. Ater das Resultat ist doch ein gutes. Er geht
xuin Zahnarat und die Behandlung nimmt ihren Fortgang.
Er hat sich gestern wieder einen /ahn ziehen lassen. Er brachte ihn mir
mit der Bemerkung: „Das ist mein kleiner Taschenpenis." — Er betrachtete
ihn lange liebevoll und steckte ihn dann in seine Börse.') Dann lief er den
ganzen Tag wie verrückt hcnuu, k;im nach Sehönbraiin, dem Schloßparke, wo
früher der Kaiser gewohnt hatte, und warf dort den Zahn in einen Papierkorb.
Ich habe ihn daruuf hingewiesen, aus welchen Moliven er immer meinen
Abort benutzen will. Die Entziehung dieser Gunst beantwortete er mit Trotz.
Heute ist er sehr erregt und setzt mir alle möglichen Grunde auseinander, wes-
') ;\Iiiii kann haiilig die BemTkunK maclieii. daß die ilenFchcn sicli iinRcru von
iliiTU Körperteilen trennra. leli ki'iine Kranke, welche ihren lierausgenammenen Blind-
darm spimn lind behalten wollen. Dio narzißtische Liebe zum eigenen Körper üiißcrt
Bich a.uf diese Weific. Bemerkungen tilicr diese Eigentümlichkeit Cndcti sieh bei Schilder.
„Über eine Tsychüse nach Staroperation''. Intern. Ztschr. f. r.^vehanalyse, Bd. VIH.
H. 1, 1922. Auch in Leoiihari Franke ergeh ütteradcm Buche ..Der Mensch ist gut" wirJ
gGBchildert, wie echner sidi die vcrH-undeten Soldiifen von ihren amputierten Gliwl-
niaiion li'onneii.
HH8
Kill l'\i!l viiti ortlinpiidi^clicm Fctiscliismua. 497
halb er garado moiiien Abort Ijoniitzon müsse. Die anderen Abtritte seien
pcIimuLzig, dio öffontlirlicii seien teuer, im KaffeeliauB iiönne man sich eine
Infektion \io\cu usw. Icli klare ihn über die Jtationalisioriing auf. Es wird ihm
kiar, daii er ein ähnliches Spie! mit seinem Vaicr getrieben hat. Seine Ein-
ßtclliiTi!^ nuni Vater hat sich sehr goliesaerL. Er schrieb einen vornünftigcn Brief
nach Hause, teilte dem Vater mit, daß er erkenne, in welch lächerlicher Woisi'
er sich infolge eoiiioa. vornieintliehen Mißverstanden Werdens l>enommen habe
and driidctc dio Hoflnuiig aus, ku eineui guten Einvernehmen zu kommen.
In den Trilumen dieser N^achl. ivar er Offizier, d. Ji. der nornialo, bowußtu
Mensch. Alle die Träume begannen interessanL und setzten vor jeder Aktion
aas. Er erinnert sieh nur an einen einzigen Traum ganz deutlich:
Icli gehe mif. dem Kieinon, Er sieht so runzelig und verdrießlich aue.
Zu diesem Traume asBOziiert ej- sofort: Der Kleine ist der Penis.
Das war mir sofort klar. Nun hatte er einmal behauptet, der Penis
iUterer Herren interessiere iJin nicliL, weil er welk und runzelig sei. Er
schwärme nur für jugcndtiLrutzondo Glieder. In diesem Falle tritt die ursprüng-
liche Einstellung hervor. Er zeigt« angeblich immer eine Abneigung gegen ein
hangendes Skrotum. Er kränkt sirii, daß bei ihm dar; Skrotum lang herunter-
hängt. Sie machten beim Militär Prc>l)en, wer woiil seinen Sack am längsten
ausziehen könne. Da war, er der Sieger. Überhaupt scheinen dort niedliche
homosexuelle Sitten geherrscht zu haben, Rekruten mulJten den älteren Sol-
daten die „Eier <;ehauke]n". Von (iie.sei- Prozedur hat er scliün geträumt.
Er sah gestern Kinder auf der Gasse und hatte das Gefühl: „Du willst
irgend etwas mit ihnen machen.- Dies irgend etwas wäre, sie zertreten wie
einen Wurm, sie packen, sie tüten, sie zeniuetschon.
Wenn or sich die Situation lx>im Zahnarzt aktiv vorstellt, d. h., daJJ
er ihm vorschreibt, was heule gemacht worden soll, wächst seine Unruhe. Am
besten geht es ihm, wenn er sich jyassiv einstellt und dem Zahnarzt die Ent-
scheidung überläßt. Er hat offenbar Ijcim Zahnarzt Phantasien, an den Opera-
tionsstuhl gebunden und ihm ausgüliofort zu sein. Er erwartet PeUatio, Päd-
erastie oder Kastration.
Seine Urphiintasie tritt zutage: f)em Vater im Mutterleibe den Penis
abzubeißen. Er kann sonst nichts Näheres über seine Ivastrati ansangst an-
geben. Es fällt ihm nur selber auf, wie gleichgültig er gegen den Geschlechts-
unterechied war und wie wenig er sich scheinbar für das Genitalo von Mann
und Weib intcrossierte. Er glaubt, diese Gloiehgültigkcit wäre die Folge einer
früheren Verdrängung.
Seine Paraphilio hat viele Varianten. Zwei Einstellungen scheiden sich.
Er sucht den blühenden jungen Mami, dpr gesund ist. Das ist eine rein homo-
sexuelle Einstellung. Da spielt er den Vater, der mit seinem gesunden Sohne
spielt. Da ist keine Sjjur von Haß daliei. Dann hat or seine orthopädische
Manie. Der Junge ist ein Symbol der Schwester, or hat sie zuerst verwundet
und dann verbunden. Diese ort^hopädischen Objekte müssen lange Haare haben
wie seine Schwcstei'. Seine Differenzierung von der Schwester geht auB dem
Umstände hervor, daß er sieh jetzt seine Haare schneiden ließ.
Patient Mindet sich in hochgradiger Aufregung. Er läuft den ganzen
Tag sinn- und planlos herum, sucht irgend einen Vorwand, um mich wieder
aufzusuchen. Die Objekte haben jetzt allen Reiz für ihn ver-
loren. Er fühlt oine große Neigung zu mir und zu dem Vater und be-
Sttkul, .ii-TUNKi-u lins 'Iritti iiiiiJ Affuiili'litni. Vli
498
Fetiecbismus.
■5 I
scbäftigt sich sehr viel in Gedanken mit dem Zahntirzt. Der Zahnarzt hatU'
ihm einen Ruhetag empfoUen. Das paßt ihm nicht in sein Programm. Er
fürchtet, später den Mut zu verlieren. Es wird ihm immer klarer
und klaror, wie stark er an seinen Vater fixiert ist. Er
kann sich nicht et,al>lii3ren und Belbstandig werden, er kann die Arbeit nicht
vollenden, die er vorhatte, weil er die Nabekclinur des Geldes, die ihn mit
dem Vater verbindet, nicht durchreißen will. Er wiU in Abhängigkeit vnm
Vater bleiben. Er ist sehr bescheiden, geht eigentlich vernachlässigt umher,
trägt Eisen an den Schuhen, benützt einen alten, abgerissenen Militärmantel
und hätte es gar nicht nötig, weil ihm sein Vater immer so viel Geld schickt,
als er verlangt, und iedasmal seine Bescheidenheit rühmend hervorhebt. Aber
hinter seiner Bescheidenheit verbirgt sich die Angst, der Vater könnte eines
Tages sagen: „Nun geht es nicht weiter!"
Er ging an dem „zahnfreien" Tage doch aum Zahnarzte, ließ eich an
einem Zülino herumbohren und einen anderen extrahieren, so daß er jetzt bald
mit dem Extrahieren fertig wird. Er Latte das Gefühl, daß er etwas Großes
geleistet habe. Es war für ihn eine Heldentat und der Anfang der Selb-
ständigkeit.
Er ging dann in die Kirche und setzte sich in der Ecke nieder. Fortwah-
rend gingen ihm die Verse durch den Kopf, die Christus als Junge in dein
Tempel gesprochen hatte: „Soll ich nicht sein in dem, das meines Vaters Haus
■ ist." Er hatte einen Rausch von Größenwahn. Er kam sieh unendlich groß vor,
als würde er den ganzen Dom auefüllen.
In der folgenden Nacht träumte er:
G. S. schreibt mir, er habe sich nun ale Spezialist für Steinleiden
niedergelassen. Dabei ist der Kerl noch gar nicht Arzt! Wenn er nicht
weiter kommt, dann wird ihm (?) ein Mann ...(?) helfen.
leh bin englischer Offizier. Husarenoffizier. Blendende Uniform.
ein mutiges Pferd. Bei mir ist ein junger Soldat, auch Engländer, den
ich zu seinem Truppenteil bringen will. Ich bin abgesessen und wir begeben
uns in die Feuerzone. Es ist gegen Abend. Straßen wie bei einer Stadt
in französischem Kampfgebiet. Überall sind viele Soldaten, die sehen auE
ihron Quartieren. Ich frage, wo die Engländer sind. Man sagt uns Be-
scheid, aber das Auffinden macht Schwierigkeiten.
S. ist der oborwähnto Burschö, der ihm die Onanie beibrachte. Er eym-
boHsiort hier seine Paraphilie. Die Krankheit wird als Stein dargestellt, den
man zertrümmern soll Das Zertrümmern stellt die Analyse dar. Er will
Analytiker wei-don, um Mensehen von ihren Steinen (Besclnverden) zu erlösen.
Ich soll ihm dazu helfen. Er ist noch kein Arzt, d. h., er kann noch zu wenig
Analyse.
Im zweiten Traume ist er Offizier in strahlender Uniform. Er ist Eng-
länder. Die Engländer symbolisieren die frommen Tendenzen, während die
Franzosen die Bündigen Menschen darstellen. Sein zweites Ich ist hier als
lunger Soldat dargestellt.
_ Wir kommen auf seine frommen Tendenzen zu sprechen und es zeigt
eich daß er bis vor kurzer Zeit noch ein Abendgel>et sagte und gerne in
Kirchen ging._ Bei eingehender Besprechung entdeckt man, daß er gestern in
der Kirf.ho seinen Vator mit Gott Vater und sich mit Christus identifizierte.
In einem meiner Bücher machte folgender Ausspruch auf ihn den größten
Eindruck: „Der Neurotiker hat sich ans Kreuz seiner Neurose geschlagen.''
Ein Fall von Orthopäd isclicm fotiscliismiis.
499
Er veretehtietzt. daßerein Märtyrer eein wollte, oin
xwüiter CliriBtue, Dazu dienten ilini die ^Zahnschmerzen.
Jeder Zyhnwar ein Nagel, mit dem er ans Kreuz genagelt
war. Die Angst vor dem Zahnarzt war die Angst, dieee
N ä g e i zu verlieren und dann in die Tiefe zu stürzen, d. h.,
weltlich zu werden.
Auf die Christiiöiieurose weibt da« Taechentucli hin, das er sich jeden
Abend vur dem EinechlaXen in den Mund slcckt. Es ist dae Sehweißtuch. Diese
Tage halte er das Verlangen naeh scharren, in Essig eingelegten Speieen.
(Schwamm mit Eesig — aus dem Neuen Testament.)
Als Wurzel der Einstellung hält er eine Bibel mit
Bildern von Schnorr v. Carolefeld. Da sah er als kleiner
Enabe das Bild vom Lazarus. Da lag der arme Lazarus,
mit Seh wären bedeckt, vor der Türe des Roichen und
n ä h r' t o sich von lä r o k a m e n. D a n n a b c r s a h m a n i h n i n
A b 1- a h a m 6 Schoß sitzen, während der Reiche in der Holle
gemartert wurde.
Damals kam ihm der Gedanke, ein armer Lazarus /u werden und im
Himmel in Abrahams Schoß zu sitzen. Er geht — wie ich schon erwähnt habe
-- selir einfach, last dürftig gekleidet, tragt in der glühenden Hitze und im
Sturme keinen Hut.
Jeder Kranke mit Krücken und Verbänden ist für
ihn ein armer Lazarus. Seine Zahnschmerzen und seine
Paraj'atliie machen ihn auch zum Lazarus. Und das
wichtigste: Er meidet das Weib und die Sünde, erkämpft
sogar gegen seine Onanie. Er lebt in Wien vollkommen
abstinent.
Gestern kam er sich sogar größer vor als sein Zimmerkanierad, den
er um seine Größe beneidet hatte. Er hatte sich selbst ubern-unden und alle
seine Schmerzen waren Qu;i!on, die er als Märtyrer zu erdulden hatte. DaJür
war ihm das Himmelreich sicher. " ,
Der größte Wideretand gegen die Aufdockung der eexuellen Begohrunge-
vorstellungen zeigt sieh in den Träumen. Es kann zu keiner Pollution
kommen, weil er die PoUuüoiieträume zu ächarf beobachtet. Ks sind nur
Vorläufer einer Pollution, danu aber bricht der Traum ab.
Einen solchen Traum konnte er erhasehen:
Meine Schwester I kommt auf mich zu. Sie ist mit einer anderen
Pereon. Ich glaube mit der Mutter. Die Schwester ist groß und ei^
wachsen. Ihr Gesicht hat etwas Männliches. Fahlbraunes, volles Haar.
Sie hui einen AusEchlag. Zuerst seheint es am ganzen Korper, dann sehe
ich besonders die rechte untere Gesichtspartie und Halspartie infiltriert
und belegt wie bei einer ausgedehnten Trychophitiasis oder Aktino-
mykoeJB profunda. Ihr Kleid zeigt eigentümliche Ornamente wie die
antiken Friese.
Zum Traum fällt ihm zuerst ein: Lionel der Löwenraensch, der Lieb-
ling der Frauen und Kinder. Dann denkt er an die Furunkulose, an der die
Schwester lange gclillen hatte. (Siehe Trnum 8.-173.) Sie hat einen schlcphlen
Teint und leidet auch an Akne. Er litt lange Zeit an Syphilidophobie. Er
denkt immer wieder an den armen Lazarus, wie er sich aus den Linnen und
»2*
500 Fetischffiinus.
Liippen aufrichtet. Def Traiim war luetbetont und echien zu einer Pollution
fiihrfcn zu wollen.
Wir üborgehen einige Träume, welche nur die Schwierigkeiten der
jeLzigen ÖituaLion spiegeln. Er hat sich bereits aUe faulen Zähne reißen
lafisen. Er ivird fleißig plonil)iert und er macht sich an eine große wissen-
schaftliche Arbeit.
Icli mache ihn ;iurmerk8ani, daß ein Detail des gestrigen Traumes nicht
erklärt wurde. Das Kleid der Schwester! Er berichtet: „Ich habe erst ge-
glaubt, der Ausschlag spi am ganzen Körper. Dann sah ich, daß sie ein
gestreiftes Kleid anliatto. Auf der Brust sah ich die Zeichnungen, wie Mäander
oder wie Sjiliynxe."
Von der Sphynx kommt er auf ödipus. ödipus hatte
einen schweren Eingriff überBtanden. Er wurde aus-
gesetzt, nachdem ihm die 8ehnen durchschnitten waren.
. y"\ff i-i-gibt sich die bemerkenswerte Tateacha daß
■i das Objekt einen ödipus darstellt.
Er gibt zu, daß er offene Vatermordimpulse hatte. (14.) Noch vor
emem Jahre träumte or. daß er soinen Vater erschlagen hatte. Er ging mit
, einem Messer oder einem Säbel auf ihn los. Solcher Träume hatte er mehrere.
fn der Jugend dachte er oft: „Der Hund behandelt mich, wie wenn ich nicht
» sein Sohn wäre. Ich bin vielleicht ein unterschobenes Kind. Oder er haßt mich.
weif ich nicht von ihm abstamme.'' (Familienroman.) Natürlich phantasierte
^ or sich eine Abstammung vom Kaiser. Oder er phantasierte, wie er dem Kaiser
dfis Li:!ieii rotten und dafür ausgezeichnet würde.')
j jj Er hatte auch das lächerliche Gefühl, daß der Vater ihm das Leben
■ I vordanke, weil er so gütig war. ihn nicht umzubringen. Ein alter Armee-
! rcvolver, dei' zu Hause im Kasten des Vaters lag, spielte bei diesen Phantasien
eine große Rollo. Wir haben eine neue große Erkenntnis iz:-
Wonnen: Der verkrüppelte Mensch ist ein Vatoi^
morde r, der seine Impulse eingezwängt und über-
w li n ri nn h ;i t.. "
Ein kleiner Traum führt uns wieder zum Thema der Onanie:
Ich ging zu S. in die Wohnung, ohne daß jemand etwas merkte.
Im Zimmer war seine Briefmarkensammlung. Es waren 174 Marken. Sie
gehörten nicht itim, sondern einem anderen. In der Wohnung traf ich
dann seine Mutter . . ,
S. ist der Vorführer, mit dem er allerlei niedliche Scherze aufführte.
Para hiuL ''^" '''"^^ "°'' ^^'^^' ^' ^^^* ^^ ^^""'^ "^"^"^^ ""'^
Die Zahl 174 wird durch seine EinfäUe folgendermaßen erklärt- 174 ist
em Paragraph des Gesetzbuches, der dem homosexuellen 17.5 vorangeht und
s,ch auf Unzucht bezieht. Beim Regiment 174 (Gibraltar) diente ein Offiz er
de^ Bein väterlicher Freund war und das Lied von der freien deutschen S
.. /^ ^^f^ ^'^'"'"' "'^^''*""e ''«'■ HettUDgsphantade (Retten und Toto.) macht
Abraham m der Interaationaln. Zoitschrirt für Psychoanalyae, Band VI[I 1922 in
«mom Artikel „Vaterrettung md Vat^rmord in den ncurotiBchen Phantasiegebilden''
wm
Ein Fall vou urthupüdischuiii l'> tisch iBmii». jjni
Ijubhk (8.-J9U) aang. 174 ist die HäUU? von 365 (was riieht Ranz t^timnit).
Er ouaiiierle fast jeden »wi-ik'n Tag, to d!iß die 'Aah\ uiigdahr ^mn -lahrefe-
leißtung in der Oiüiiiio darptclit.
B o i Dl Z a li ti ii r z t i b I ii ii s e r Patient ganz ruhig. In
den crRi,en TLifun war er eehr erregt und macht bei der
Kxtraktiun einen arc de eercie fOpJEtotonus), hatte
boi der Extraktion ein lustartiges Gefühl, glaub t.e
einen großonSehmerz zu empfinden.
Dit! lotzten Wurzeln ginfien «elir leinht, so daß er sich sagt«: „Nanu —
ist die Cbose schon vorüber?"
Der Zahnarzlaffekt ist überstanden. Er hat das Hochgefühl einee
Siegers und rüstet zu neuen Kämpfen. Aber der Teufel stirbt nicht. Geatern
eah er ein MädcJien mit einer Halskrawatte, bliekto ihr nach und konstatierte
eine Erektion. Er regiütrierte als Fortschritt die Rüekkehr zu einem hetoro-
sexuollen Objekt.
Merkwürdig ist, daß er selbst keinen Vorband vor-
trügt. Mit 14 Jahren machte or Schluß mit dem Solbst-
binden und S e 1 b e t f e a s u 1 n, konnte aber nie - auch bei
eine]- \V u n d e — einen Verband e r t !■ a g e n.
Um diese Zeit (14—1,')) waren seine Ideale noch Frauen. ICr las viele
Käuberruniaiiö In Furtsetzungeri, weit eteh dort oft ßÜder gefesöoltcr Frauen
befanden. Er borgte diese Bücher in einor Loihbibliutbek, scheute sich aber
nicht, die Bilder und seihet einzelne Seiten auszusebiieiden und sein ersten
Albam anzulegen, Beeonders wenn vorstehende lijüste zu sehen waren
(Frauen an einen Mast gefesselt, dabei ein üppig vorquellender Busen), war
er begeistert. In eini'Tn Eniriüno befand eich eine Folterszene. Einer Frau
wurden die vorquellenden B ]■ iU l e mit einer Zange (!)
herausgeriKsen. Dieses Bild waj' lange Zeit in seinem Harem seino
Favoritin. (Sein eigenster Äusspnieh.) Hinweis auf Kastratiotiskomplex (?).
i'-iy. *u.
Wie soll er sich jetzt an Frauen machen, wenn sein Vater von ihm
Abstinenz verlangte VViederhoH gab ihm sein Vater die Imperative: Halt«
.l.ch rem! Bleibe keusch!-' - Als sein Vater von .einer Onanie hörte (MutlcJ
lallte Ihm das Geständnis de* Sohnes mit), so weint* er wie ein Kind und
wenn
Kind und
in sprach,
hen als wenn es deine SclMvester,' i edV F?.,!,'"! i '
es deine Mutter w ä r e!" J *"! * ' r a u a I g
- . j ■ , . ■" ■■'-^iiini VI wiu (iij ivinrl lind
mc.ntc, er werde sieh ganz rum.cron. Wem. Vater dann von Frauen sorrh
so wiederholte er mit Emphase seinen Ausspruch: „Behandle \Jt.:
Madchen als wenn es deine Schw»«*.«^ : „ .. . ,. ■^'-"ee
If ■ U1,111U i (I.IUJID IJi IJlj^
I
I 1
RQ9 Fetischismus.
Wii- sprnciion iilwr seine homosexuelie Periode. Er gestand der Muttor
den Vorkehr mit einem Jungen. Er war daiiiale 21 und Leutnant. Der Vater
war hÖchUdiBt entrüstet und nieinle: „Du kommst ins Zuchthaus! Über
deino Familie hringst du fichunde! i^eine tSchwestern werden nie Leirüten
können! Meine Karriere ist verdorben!" . . . Er hätte dem Vater an die
Gurgel fahren können, aber er fühlte andererseits Liebe und Mitleid mit dem
alten Herrn und eeiner Familie,
Seine sexuelle Autkläi'ung durch die Mutter war auch merkwürdig. Erst
teilte man ilim das Storchmäi'chen uiit, dann aber sagte sie ihm: Das Kind
wachse untor dem Herzen der Mutter und entstünde, wenn sich zwei Menschen
besoiiderB lieb hätten. Er selbst hatte Angst vor dem Kinderkriegen. Er muß
olwas von einer Geliurt mit einer Zange gehört haben. Das bestätigt er. Es
ergibt sieb eine neue Detenninierung: Der Zahnarzt ist der Ge-
burtshelfer und dor Zahn ist daß Kind.
Seine Stellung zum Vater verrät der folgende, sehr affektreiche Traum:
Ich bin auf einem sehr sanft ansteigenden Hügel. Eine grüne Wiese.
Weit im Hintergrund ist der Horizont von Wald und Busch abge-
schlossen. Ich nniß zuerst allein gewesen sein. Ich bleibe auch später
allein, oder bin ich doch der Führer einer großen Schar? Ich werde ver-
folgt, niemand steht juir bei, Ich muß die Lücke in einem Dnihtzaun-
gowinde, das sich auf der halben Höhe des Hügels entlang zieht, ge-
winnen. Das macht mir große Mühe. Hinter dem Zaun bin ich gerettet.
Aber bevor ich ihn noch erreiche, kommt „Er'". Der Führer der anderen!
Der König! Ich bin mitten im Sehlachtgetümmel. Es ist die Alexander-
schlacht. Er steht auf dein Htreitwagon, hat einen blonden, viereckig go-
sclmittcnen Vollbart wie Herr N. und wirft die Lanze nach mir. Ich
muß auch mehrmals geworfen lialjen. Wir werfen immer abwechselnd.
Die Lanzen sind sehr dünn, mit langen eisernen Spitzen. Ob ich jemalt
treffe? Es scheint nein . . . Oder liai}e ich gar nicht geworfen? Er trifft
mich fast bei jedem Wurf. Auch Pfeile, werden von anderen aus dem
Gewühl geschossen. Ich habe Angst vor den Geschossen, aber keine
SchmerzeinpFindiing. Hagen hat mich verraten.
Der Drahtzaun Bah aus wie der Kai in der Oper — Mäanderfigur. Der
feindliche Führer glich Christus, Er sah strenge aus, blaß, und warf seine
Speere, als wollte er sagen: „Ich muß es leider tun! Ich muß dich abstechen'"
„E r" aber war unverletzbar. Er war ein Gott. Er war Gott Vater. Arzt
und noch mehr. Sein Iwsscres Ich, das seine Paraphilie tötete.
Ihm fällt als wichtigster Einfall sein Vater ein. Er fürchtet dio Aue-
einandoi-setzung mit dem Vater. Er will eich ein Mädchen suchen und nor-
malen Verkehr haben. Der Vater ist gegen jeden außerehelichen Verkehr
Werdo ich ihm im Kampfe gegen denVal-T beistehen oder wie Hagen verraten'''
Ah; er 21 .Jahre alt war, wollt« ihn der Vater, um ihn zu heilen, verheiraten und
erhalten. Das wäi-e heute viel schwerer. Auch will er seine Frau selbst er-
ha!t,en. Wie löst er das sexuelle Problem?
n ^^."'^'l^' 'l''"^ '^'^ Alaxanderschlacht ein, das berühmte Relief aus
Pompeji. Die bchlacht zwischen Alexander und Darios EsistderKampf
zwischen ihm und dem Vater. Und plötzlich kommt ihm die Deu-
tung. Der ansteigende Hügel, das Loch im Drahtzaun (auch die Parapathie,
wo er sich sicher fühlt), der Ruech und Wald ...: Erstehtvorden
Ein Fall von orlliojiiiilisr.hcm F'etiscIiiBraus. 508
T h e r iii 'ip y 1 <^ " und v g r t. 0 i d i g I die Scheide der Mutter
gegen die Angriffe dee Vaters. Hatte er sich doch eine Hypo-
these gebildet, daß dor Vater die Mutter icdeemal vergewaltigt. Nun eteht er
in dem Engpaß, ein zweiUjr üdipua, und läßt seine Mutter nicht berühren.
IJas Motiv d^ Kampfes ist Eifereudit. Er will keine Geschwister haben. Er
will der Einzige sein. Er wollte keine Schwester haben. Dio Muttor ßollte
riidit nuihr der Gefahr der Schwangersehalt ausgesetzt werden . . .
Überdies ist der Ti'uuni ein Spemiatozoeiitraum. (Gefiederte Pfeile
flogen wie Samenfäden um ihn harum.) Er ist im Mutterleib imd tötet alle
seine Gosfliwihter.
Seine Stimmung schwankt zwischen Größenwahn und Depression. Er
fühlt ganz deutlich, wie der «weite Menech in ihm gegen das Goeundwerden
kiuiiiift. Fa- arl>citct jetzt, wiseensdiaftlidi mit einem Feuereifer, der ihm
selbst verdächtig itit. Er beginnt auch ncmv. Tagesphanfasien nu boobachten.
Ein Teil dor Phanta.'iien findei- Nalining in i^eineni Größenwahn. Er hat seine
große hirttorifirlic Mission. Er wird einer der grüßten Psychiater werden.
Er wird dio Anaijec in neue Hahnen lenken. Er wird unziihiige Menschen or-
lÖRon. Dor andere Teil ist sadistischer Natur. Er weiß jetzt, daß er phan-
tssiert. die ganze Familie wiirde stei-lwn, er werd<^ (iuB ganze Geld erlx^n und
lelwn können, ohne Rücksicht auf seine Familie und Bpezieil auf Bcinen VatJ^r
zu nehmen. Oft wenn dor Friseur den Vater rasierte, hatte er den Wunsch :
.,0 iiiögii i^r ihm den Haie abschneiden." - Soino Schwcptom ließ er in seinen
Tagträumen täglich von der Elektrischen überfahren.
ICine wirre Naxjht mit vielen Träumen, davon einige in Erinnerung:
Szene am Frühstiickstisch. Wir sitzen an einem Tisch. Ich nitze
moineni Vater gegenüber. Die Stimmung ist etwas gedrückt. Mein V;iter
wie gewöhnlich im Schlafrock mit Miitzchan. leb lialw das übliche un-
angenehme Gefühl ihm gegenüber- Schließlich sage ich zu ihm (Franz
Moor) : „Geht es, Euch wieder besser, lieber Vat«r?" Er antwortet : „Jedon-
faÜK geht es mir wohl b(*isor als dir!" leb habe ein schlochtes Gewiesen.
Dann sagt er: „Ich halw dich auch sehr lieb und die Sache ist erledrgt.
Ich nehme an, daß du dich jetzt auch po benehmen wirst."
Ich stehe rechts in dor Ecke, ziehe mich an und wiU mir gerade mein
ziemlich schmutziges (schmutzsteifes) Hemd anziehen. Da wird mir ge-
sagt: „Du. der König int schon sehr wütend auf dich!" Das ist mir ganz
Wurst. Indem kommt der König, untersetzt, schwarzer kurzer Vollbart,
älterer Mann und sagt: „Du wirst sofort aufbrochon und Briinhilde über-
winden. Du hast dazu 24 Stunden Zeit, Zehn goldene Eier sind dein eigen,
wenn es dir gidingt. Ich gebe dir . . . als Ratgeber mit." — Ich denke
mir: „Was, diesen falschen Hund"?" Und bin nicht sehr sicgessichor.
Ich fahre in einem Selbstfahrer mit einem Pford auf der Straße.
Bei mir ist nocii jemand, zunächst unklar, später ist es Schwestrer III,
Wir fahren um die Ecke roclits, kommen in eine SacJcgasso, die abge-
Bcblossen wird von einer großen Kirche, Moschoo oder griechJeth-orth.o-
doxeK HetbauB. Man verweist uns. Ich kehre um und fahre auf die Haupt-
straß(! zurück. Wir sehen die Stadt sich auf der anderen Seite des Flusses
erheben. Mächtige Bauwerke, die sich stufenweise ülwreinander aufbauen.
(Luzern?) Ich weise sie auf einen Bau hin, das ist da« Schloß dee Kar-
dinal Richelieu, Es erhebt sich in vielfacher Gliederung gelbbraun am
;
•1
50-t Ketiritliii^irnis.
Abhang. An drei Stellen ist iihcr Eingängen (jder Fenstern leuchtend
rotfi Stukkatur. Das sind die KiirdinalEemblenm.
Ich etehü allein auf dm- Stralie. rechts sehe ich ein Haus, linkp
auch ein Haun. Das rechte lljiiie wird tiueben von dem Wirt mit seiner
Frau verlassen. Er grinst mich an, ohne ahcr etwas zu sagen. Ich sage
zu meiner Tante (?): „Wollen wir nun in das Haus gehen, wo die eben
herausgegangen sind? Oder wollen wir in das andere gehen?"
Das orstoTraumstück antizipiert die große Abrechiumg mit demVater.Er
zeigt einen sonderbaren Aberglauben, daß immer das Gegenteil seiner Träume
eintrifft. Er trüumto oft von guten Schulaufgaben, natürlich machte er sie
dann schlecht. Er faßt den vorliegenden Traum als böses Omen auf.
Im zweiten Traumstüek wird Brünhilde die Vertreterin des Weibes. Er
ißt natürlich Siegfried. Die 10 goldenen Eier sind 10 Tausendmarkscheine,
die er vom Vater für das Richten seines Gebisses verlangt liatte.
Im dritten Stück werden dio Hindernisse der Religion dargestellt und
Bcino Paraphilie als kunstvolles Bauwerk symbolisiert. Ei- ist der Kardinal
Richelieu. Also wieder seine große historische Mission. I^udwig XTV. ist.
sein Vater.
Im vierten Stück soll er die Rrajikheit, das alte Haus, vorlassen und
in ein neues Haue einziehen. Uer Wirt trägt meine Züge.
Er fühlt nicht mehr das Interesse für die Objekte. Ja, er sieht sie wohl
an, abor er hat nicht mehr das Gefühl einer 7,wangsiacke. Er erkennt nh
Zentruni seiner l'arapathio da^ Vcrhällniö zum Vetter und leilt mir ver-
schiedene Züge mit, welche die latente homosexuenp Einst^'Hung seines Vaters
verraten.
Das Ringen mit seinei' Schwester sieht er als schwerstes Trauma an
' Sie lagen ja auch einmal nackt nebeneinander. Beim Ringen fühlte er ihre
Brüste. Das Kontaklgclühi der Brii.ste aiil seiner Brust hat ihn lange vei^
folgt. Vor der Frau mit mächtigen Brüsten fühlt er Angst. (Sphynx.)
l^nd noch eine neue Erkenntnis if^t ihm gekommen:
l J i u Laute ist sein Vater. Sie h u t s u i n e schöne b a-
r y t o n a 1 0 Stimme. Er kann mit i ii r spielen, mit ihr zu-
sammen singen, mit ihr spazieren gehen. Er kann neue
Saiten aufziehen (eine S v rn p t o m h a n d 1 u n g der letzten
Tage).
Hoffnunp: Wird der Vati?r mit mir ueui- Saiten aufziehen?
Er träumte:
. •"> Halbdunkel kramo ich in doi' mittelgroßen Hoiztruhe herum.
Memo Schwester 1 ist anwesend. Sie baobaehtet mich. Zwischen lauter
.nTe^ll ?M 1 ' '^^^10■"™ Kronen, die mir fehlen, und noch einen Haufen
-indeie^ Geld von dorn ich gar nicht wußte, daß ich es besitze.
ro.« ninl, rfT'.^ ''? ""'"^ ^" '^'"'^" Piinftausendkronenschein in
Uhren, eine .mmer ni.UicLer als die ande're, die leki ITt "ilc^lX:
Km Fall von ortliiipadisclii'iii Felisehisumsi, nl):t
iiml als AiJtiband ist ein schwarzes Moiiecl»;ind daran (Pig. 47). Er Sügt.
dio Uliron hatten 260 M gokobtet (das Stik'k'O. Ich siige, dann sollto er
Kio doch lieber nicht vorkaufen, doiiii so viel gäbn ihm jetzt nKiinimd
dafür. Llixbai donko ich an meine Roldeno Horronuhr iind duli ich die
nicht verkaufen werde.
Ich hin (in der Baracke?) mit Kameraden zusiininien. Da eohlagt
mich einer mit einem I m langen, niaßstabahiilichen, vierkantigen Stcic-k
KWeinial über den Kopf oder aueli gleichzeitig mit den in KrcuKronn
(Fig. 48) gekn-iiztcn 2 Stäben Ich liihlo et^ hart auf dem ge-schoi-enen
Schädel. Woll ich den Kerl fi>rdeni? Irgend was muß ich duch daraufhin
tun, das kann ich mir doch nicht gefallen lassen! Aber fordßni mag ich
ihn nicht imd weili nun nicht, was ich tun soll.
In der alten Truhe findet er uiivermutetSchätz<>. lir entdeckt dioKostbjir-
keitöQ der Vergai]|.;enheit und will sich von ihnen nicht trennen. 7ai den
Farl>en UfJHij/.iiert er verrichie{h'ne l'-ii'iihruiigeji von Audition colure. Zu lUi^a
fallen ihm din Maschen der Kinderwäsclie und der Kinderwagen Gin. Die drei
Uhren sind seine drei Schwestern. Er iet 2G Jahre alt, was die 260 erklärt.
Den heftigen Kamjjf mit seiner Faraphilie (ChrietueneuroBe) symboli-
siert das letzte TrauniBlück. In der Tat kiimpfen in ihm die uwei Tcnden^eii-
Er iet unruhig, weil er keinen Brief vom Hause hat. Kr hat eine ziemlieh
aufrichtige Beichte nach Hause geschrioben. Heui« kam ein Brief vo» seinem
Vater. Er Bei ganz ert^chii ttert über alles, waB er erfahren. Er habe das Ver-
langen, ihn zu pphen und alle Mißverständniese aufzuklären. Seilest ivdtaid
erhielt Otto auch das Geld für den Zahnarzt.
Der Brief vorsetzt ihn in eine hochgradige Aufregung. Er malt sich die
WiedersehcnssKene mit dem Vater aus und sieht ein. daß er nicht imstande
ist, nie auezuhalten. Der Vater konnte mit ihm über seine Paraphilie ßprecben
— dieser Gedanke IkI ihm iincrtriLglich. Während er vorher den Valei' haJitc
und mich liebte, di'eht er jetzt den Spieß um. Er hatte das Unglück, mich uiil
einer Dame Kjiazienn gehen zu sehen. Seine Eifersucht ist aiifp höchsle enl-
llammt. Auch hal)e ich ihn schwer beleidigt, weil ich mir wählend dej' Sitzung
die Nägel Bchnift. Das hätte ich mir mit einem zahlenden Patienten nie
erlaubt. Er sieht .ietzt meinen teuflischen Plan, ich will ihn nicht gesund
worden la.sscn. Er soll krank blciticn, sonst könnte er mich übertreffen. Ich
leide überhaupt an einer schweren Parapaihie, die ich .geschickt verberge. Ich
leide an der Schü lernen roKe. Ich fürchte meine Schüler. Aber er wird sich
rächen. Er wird der \^ olt zeigen, was ein echter Analytiker ist. Er wird mich
übertreffen und die Welt wird über mich zur Tagesordnung übergehen.
Der Zahiiaiztii.ffekt ist ganz vc-rschwimden. Das Plombieren ist ihm
ein Vergnügen. Beim Bohren hat er Lustgefühle im Penis,
Überhaup! lüufl, er mit einem KUzdn im Penis umher. Er ist nicht mehr zur
3äc
50«
Fß tisch isin US
Arbeit fähig. Er kl mit AlTi^liton U\a zum Üersten überfüllt. Kr sieht eine
Menge seiner InfaiitillKtnen ein und will sie überwinden. Er möchte trotzdem
einen Toil seines Leidens behalten und benimmt Bich so herausfordernd, daß
<!J- einen Hinauswurf provoziert. Aber sein Intellekt sie^t. Er sieht ein, daK
er .jetzt seinen Entscheidungskarnpf kämpft.
Er hatte vorige Nacht einen sehr merkwördigen Traum:
. . • N (Oberdiener der Rigaer chir. Klinik) oder A . . . , .
(mein letzter Bursche während des Krieges) kommt und sagt, ich BoU der
Schwester mal Bescheid sageJi, die hätte sich unbej-echtigtei-weiso meinen
Papierkorb (?) angeeignet. Ich gehe in das Zinuner (Aasoziatiou : det
Kinderfräuieine) und dort steht das Bett quer mitten im Zimmer und auf
der anderen Bettseite, rechter Hand, steht der Wäscliepuff (meiner
Eltern), gefüllt mit schmutziger Wäsche. Auch das Bett ist ungcmacht.
Eh ist aber niemand in dem sonst zienilieh kahlen Räume. Da sehe ieh auf
dem Botte einen Kasten, in dem unter ajiderem ein Bandmaß, wie mein
verlorenes, liegt, mit gelber Messinghülse, zum Aueziehen. Aber das ist
zu groß, nicht wie meines. Auf dem zweiten, denn jetzt sind noch mehr
solche Bandm;jße da, steht eingraviert: Sehr. Neuburger; das will jeii
erst nehmen, aber es ist doch nicht meines. Und dann finde ich meinee-
es ist etwas gedrückt und ich fürchte, es wird kaputt sein. Auf dem etehl'
auch mein Name eingraviert. Ich ziehe es heraus und lasse ee wieder zu-
i-ückgehen. Ti-ntzdem der Haltring am Ende abgerissen iat, geht ee doch
iiicjil gmii', liiMoin. sondLMii l'/jf-m bh^'iben draußen, so daß man es wieder
gebrauchen kann. Die Metalihülle wird größer und es ist sehr viel eir-
graviert. Dei' Krciw wird inmier schmaler, venvaiidelt sich in eine Kllipee
und wird schließlich ein Bolzen (Fig. 49).
./ I
Er erinnert sich im Anschluß an den Traum, daß die alte Wäsche immer
einen faszinierenden Eindnick auf ihn auegeübt hatte. Er schnüffelte immer
im Wäscliekoi-b heniiu uikI roch an den einzelnen Stücken.
Neuburger ist ein äuidat, der schon tot ist und neun Kinder hatte. Er
ist also Repräsentant des Familienlebens und sein Zukunftsbild. Er will
wieder ein Mann soin. Dazu l>enötigt er das alte Maß. Er hat die Dinge mil
falschem Maß gemessen und das alte Mali verloren. Nun findet er es wieder.
Der Kreis (Vagina) verwandelt sich in eine Ellipse (Phallus). Etwas an seiner
Sexualität ist verändert. Der Ring, der ihn an die Familie gebunden hat,
echeint verloren zu sein.
Er machte einen Ausflug mit seinem niedlichen Mädchen, spielte mit ihr,
hatte mächtige Erektionen, scheute aber vor dem letzten Sehritte zurück. Er
!!•
BIB^
Ein Fall vou ofthopädischcm l^etiscbisuius. 507
will von ilir aurgcl'oriiöi't werden, um keine Verantwortung zu haben. Er Bucht
Laßt ohne Srlnikl. Zeitweilig verfiel er in Phantasien und da lajigweilt« ihn
die ganze Siiflu;.
Er läuit noch imiiier den ganzen Tag mit dem Kitzolgefühl im Penis
umher.
Immer mehr tritt in der Analyse ein etarkiT Narzißmus zutage. Seine
Faniiiio leiet.nto sich iJ^rkloddichcB in der Bewnndorung des einzigen Sohnes.
Seine Großmuttor wies immer auf seine Schönheit hin, seine SchweBtem hatten
die Wände mit seinen Bildern taijeziert. Es iiiuli anderen Leuten aufgefallen
aein, denn iiei der Koniinniil.i(m hatte ihn der Pastor vor der „Großmanns-
sucht" gewarnt.
Es steigen Jangsmii Erinnerungen an Miadrey auf. Besonders ein
Kutscher, der Gemüse ausfiihrto. Er am Kutschhock die Defükation der Pferde
beobaclitond. Ferner: Greftunitler hatte einen Kratzer. Ihm macht© das
Kratzen direkt woiliistige Eniiifimiungen.
Er beneidet die Baren und Lüwen. Er biß wohl auc!i seine Schwestern.
Er trchÜdort einen Traum und gibt eeine eigene An;ilyse. Ich lasse nun
dem Palieni«n das Wert, der nun größtenteils ülwr seine Analyse selbst Ix?-
rieht.et.
Naeht vom ^fi, auf den 2(i. 1) i- u t. n ng und Einfälle: -
„Icli Ijin beim MiEUgeesen, sitze mit lunleren heim Tisch; da*
Mädchen, das uns bedient, kommt mit öiiior Platte, auf der alle möglichen
guten Sachen liegen: Zitronen, Apfelsinen, Pfeffernüsse. Mehlsimise. Ich
will aber erst die anderen nehmen bissen. Endlich kommt sie zu mir; oe
sieht nicht mehr so appetitlich aus wie vorher. Ich neinne eine halbe
Zitrone und eine Handvoll Mehlspeise, die weich and warm und schmierig
irit, an der Hand bleibt aber nichts hängen. Da^ Mädchen sagt zu mir, ich
sollte doch noch die Apfelsine nebnien, die sei auch für mich, aber ich mag
nicht rocht, trotz ihre^'; Zuredens, und weiß auch nidit, ob ich sie ge-
nommen habe.''
Beim Erwachen scheint es mir, daß auch die Zitrone ausgepreßt war
und von der Apfelsino nur die Schalen. Zugleicli assoziiere ich zu der Mehl-
speise Fäzes, und dann Fäzes meines Vaters. Es fällt mii' folgendes Traumbild
der gleichen Niicht ein:
Ich bin in einem l.ebciismitteigeschäft, m dem ich schon vorher
etwas"eingekauft habe, da* ließ ich aber da, weil ich eine neue Wohnung
suchte. Ein hallies Pfund Fett war dabei. Dlu^ will ich jetzt abholen. Ks
liegen auch eingepackte Dinge auf dem Ladentisch, aber ich glaube, menic«
ist nicht darunter. Unter den ausgestellten Waren fällt mir em Gebäck
besonders in die Augen. Weißer Mürbteig. In der Mitte des etwa hand-
tellergroßen Kuchens rote Mannelade. Sofort habe ich das Empfinden,
das müßte aber süß und gut schmecken.'^
Zu diesem Kuchen füllt iTiir der rote PhH:k auf dem heUeu Waschkleid')
ein und die Idee, daß dies Erlebnis einen Defäkationsakt meines Vaters dockt.
'} Siel»' i'tii' ''r^^tl^ Eriiinpnaig S. 4S4.
fj08 Fetisch ism US.
Weitere Einf;ilie: Meine Neigung aJe Kind, stete aiif dem Bock neben
den Kutscher zu yiLzeii; ich setzte alles daran und war unglücklich, wenn ich
im Wagen fahren mußte.
Ich fichü lustbatotit einen riesigen Pferdehintarn, und zwar ist das Pferd
im Trab. Der Schwanz hebt- sich und die Rosette des Darms wird hervorge-
preßt, dann folgt die Entleerung dor Roßäpfel. Die steife Haltung des Pferdes,
dati gezwungen wähnmd des Laufes die Defäkation verrichtet, matht mir
großes Vergnügen. Auch der scharfe Geruch der Pferde und alles dessen, was
damit zusammenhängt, iio richtet sieh auch meine erste henio^exucllc Neiguny
auf Männer, die mit. Pferden umgehen. Derbe Burschen, Kavalleristen.
Kutscher. Den Pferdegeruch liebte ich auch als Soldat sehr. Ais Kind hatte
ich ein Schaukelpferd, dem drehte ich immer den Schwanz aus, klemmte ihn
mir zwischen die Bein« und spielte selbst Pferd; aber viel größeres Vergnügen
gewährte mir ein schwarzer RoßhaarscLweif an eijieiu Ausklopfer. Den
klemmte ich zwischen die Beine, dann hatte ich vorn den Griff (erignirter
Penis) und hinten den Schwanx. Diesen Ausklopfer liebkoste ich, drückte mein
Gesicht hinein und kitzelte midi damit im Gesicht. Dieser Ausklopfer war ein
prachtvolles Pferd.
Fiß. so.
Pferdo liehe ich auch heute sehr. Reiten möchte ich sehr gerne wieder.
Zoophile Neigungen sind mir nur so weit bewußt geworden, als ich mein
Reitiifcrd als Kiimeniden emiifaiid, ihm gerne den Hals streichelte., auch mich
an den Hals mit dem Kopf anschmiegte. Sowohl vom Sattel aus, als auch
weim ich heim Kujife stand. Auch sonst liahe ich mich sehr gerne im Stall auf-
gehalten. Als Kind kam ich in der Großstadt kaum mit Pferden in Borühnmg.
Nur während dey Sommers in Misdroy, wenn ich mit meinem Gärtnerfreund
das Gemüse auefuhr und d.aboi mit großem Genuß ihm Obst klaute.
Besonders aber wenn wir im Ormiibut^ oder Wagen nach dem Jordansee
fuhren und ich neben dem Kulscher auf dem Bocke saß. Wenn ich heute Frauen
küsse, so empfinde ich Mißvergnügen, weil die Lippen so dünn sind. Mein Ziel
ist die weiche, sciiime Rosette am Amis, die mir l>eim Pferd so herrlich ent-
gegengoproßt wurde. Ich suclie also lieber fleiscliigire Zonen auf. Am liebsten
würde ich die Brust küssen, oder wahrscheinlicher den Anus, wenn das Nr, 1
gestattete. Als 14iährig(!r etwa holte ich mit starkem Affekt für meine Mutler
Kuhfladen aus einer Molkerei. Sie wollte den Balkon düngen. Ich tat es mit
-itarkem Affekt, reagierte aber so stark mit Widenrillen, daß ich mich später
nicht mehr dazu Ijereit fand. Auch den Bauch des Pferdes habe ich beim Pferde-
putzen mii. besonderem Affekt gereinigt Die große Anziehungskraft der Haare
61 MLniuei-ii und Frauen; ich vergrabe hei Frauen mein Gesicht gerne in die
naare und küsse den Nacken. Ergibt ParaUelen. Dabei bin ich stete unbe-
friedigt, aber doch verhältnismäßig erfreut
^B
Kill l'\ill von (irt.lio|)ii(liscln!Jii l'^linohismiip. 509
Dae Pferd wird oingespanut; man legt ihm eine eiBemi) Trense durch das
Gebiß. Empfinde ich das Eisen an den Zähnen, KLirren der Gabel, besonders
das Arbeite» des Zahnarztes am Gebiß? Ich hatte imniui- großes Vergnügen
daran, andere LcuU' xu vorrüppelii.
Wieder steigt dio Abbildung eines Menschen, den man wie ein Pferd auf-
gezäumt hat und der, den K(»])f im Nacken durch den Zügelzug, ein qualvollew
Gesicht zeigt, vor mir auf. Erregt mich auch iutzt.
Dies Bild sah ich mit 8 — 10 {?) Jahren iu einem Tierechutzkaleuder.
Dan I'l'crd wird su in da.s Goscliirr gosclnKiHt und gepeitscht, b'h h:ibp oft als
kleines Kind Pferd gespielt, indem ich Stühle (Schaukelstuhl) oder Plättbi-ett-
ständer kutschierte; dio wackell;eii und fielen doch nicht um, aber mehr Spaß
machte e^ niir, wenn ich Pferd war (Der kleine Klaus imd der große Klaue;
,,llüh, alle meine sieben Pferde.") ■
Wie ich aJs Erwachsener die Angst vor dem Pferde Überminden hatte,
lieli ich mir sehi' gerne von eineiu Pferde aus der Hand fressen. Die dicken,
weichen Lippen iiiachten mir Freude.
Diihor ist auch jetzt die erregendste orthopädische Vorstellung der
Mensch im Korselt, das den Hals und Kopf mit umfaßt und ihn an der Be-
wegunc dos Kopfes 11 intern (sollte hindert heißen). (Selir starke Erektion.)
Dieser bezciuhiiende Schreibfehler konnte sicli bilden, weil der Gedanke:
„Du mußt dir mal das Bild in dem l-ehrbucb der Chirurgie ansehen" .■^ehr
mächtig wurde. Davor ergriff ich dann die Flucht, trotzdem es noch niciit Zeit
?iim Mittagessen war.
Mir winl eino Plattt; gereicht, auf der ich Symbole der verrichiederisl^n
Art finde.
Dio halbe Zitrone: 1. Symbol der weiblichen, spitz hervortretenden
Brust. 2. Ich esse Zitronen oder vielmehr presse sie in den Mund, die Säure ist
mir. nachdem ißh doli ersten Geschmacksimpuls JiberwundciL habe, r^ehi' ange-
nehm: Die Zitrone ist sauer, aber maji kann auch aus ihr Lust gewinnen.
Die Zitrone: Symbol des MasochismuB. Sie erscheint mir ausgepreßt:
Tenden/, nn entwerten odei' Einschhig von .^eil«n der Schwestar \r. T,
Die Mehlspeise, die mir später immer kotähnlicher scheint, symbolisiert
die infantilen Einstellungen der Munderotik, bzw, Analerotik, Es bleibt nichts
hängen: Selbstschutz und Zensur. Man ißt doch keinen Kot. Wer Kot anfaßt,
besudelt sich.
Die Apfelsine: Symbol der Fi'uchtbarkeit, Mutter, Weib; äpeziell Ge-
nießen der Frau; Koitus, die Frucht, die man brechen will.
Das Mädchen bietet mir die Apfelsine sogar an, sie erklärt sich bereit,
mir die Frucht zu geben, aber ich kann es nicht tun. Genau der. Vorgang
zwischen mir und der Freundin, dio im Traum durch die Bedienerin, dio blond
und schlank ist, während das Mädchen klein und schwarz ist, vertreten wird.
Aus den Träumen:
. ', , „Ich bin mit dem Mädchen, mit dem ich mich verlobt habe, in
dem kahlen, weiß getünchten Zimmer. Rechts beim Fenster Btolit die
Mutter und der imponiorendo Herr. Es ist nicht meine Mutter, sie ist
blond und hat eine Raubvogehiase. Sie behandelt das Mädchen sehr
schlecht, dabei wird sie von dem „getreuen Knecht" uiiteretützt. Der
Mann ist wolilwolleiider.
510
Fetischismus.
Dor unverschämte Bursche geht endlich raus und will die Treppe
hinunter, ich nach; er trägt eine hi mmol blaue, eteife Mütze, dann ein
breites, roiEeidenos Band danim. Ich pacice ihn auf der Treppe und presse
ihn mit beiden Armen so zusammen, daß ei' quietscht und ihm die Kraft
ausgeht. Dann ist mein Kacheduret gestillt."
Einfälle: Nach diesem Traumstück wachte ich auf mit Erektion und
pnißte, wie das meine Gewohnheit ist, das erigierte Glied mit den Unteramien
an den Leib.
Dr. Stekel „macht auf die Identifizierung der Person mit dem Penis und
umgekehrt aufmerkeara. Der Mensch im Koreett erigiert, eteif als Symbol dee
Penis!" Ich stimme zu und zitiere die gerade Haltung der Impotenten. Vae
ZieJ wäre also, dauernd einen erigierten Penis zu haben.
Dr. -Stekel: „Der Wunsch, allen Ansprüchen genügen zu können. Die
Ejakulation wird vermieden. Beim Onanieakt wird dauernd nur die Vorluet
ausgekostet, die Ejakulation nicht zugelassen."
Ich erinnere mich an den Versuch, dem Gliede einen Verband anzulegen
1. wenn es erigiert, 2. wenn es schlaff war, um den /.watig bei der Erektion
auez 11 kosten.
Die Vorsuche seheiterten am Nachlassen der Erektion beim Anlegen dee
Verbandes.
Die Vorstellung der Schlittenvorriehtung für Impotente erseheint mir
gleichgültig.
Aber das Einführen dem Kathotors! Dauerkatheter! Welche
Wonne!
Ein weiteres T r a u in s t ü c k :
„Ein Schlafraum, in dem ich mit andern jungen Leuten zusammen
schlafe. Ein Burpchß, der enlfernt von mir schläft, ärgert mich. Ich gebe
hin und umfasse ihn und drücke ihn so zusammen, daß die Beine und
Armo an den Olierkürper gepreUt werden. Er ist ganz wehrlos. Ich trage
iim durch den Kaum, presse ihn dabei fest an mich und stoße ihn dann
mit dein Kopf nach unten oder mit dem Hinterteil mehrmals fest auf den
Boden. Dabei presse ich ihn, bis ich denke, daß er genug hat. Er ist halb-
tot, ich bin befriedigt mit einem leisen Unterton von Schuldbewußtsein."
Einfälle: Sofort drängt sich mir die Idee auf, so halten die Leute die
Meinen Kinder, wenn sie sie abhalten. Die Erinnerung daran, so gehalten zu
werden, muß etwas lustbetonte* haben. Die Beine werden an den Schenkeln
auseinandergenügcn (gynäkologischer Untersuchungestuhl). Der Unterleib zu-
sammengepreßt. Der Rücken nnd Kopf liegt gegen den Rock der Person, die
das Kind hält. Eö ist eine sehr unbequeme Situation. Angenehme Empfindun-
gen beim Hocken auf Militärstangen, -latrinen oder beim Defäzieren in
hockender Stellung. Sehe ich heute, wie Kinder von Frauen abgehalten werden,
60 ist geringer Affekt noch immer vorhanden. Als Kind war besonders das
nachfolgende Abwischen sehr eindrucksvoll.
Der Gedanke, daß zwei Burschen, die in Ketten geschlossen, in der Eisen-
bahn zur Zwangserziebungsanstalt transportiert werden, unter Aufsieht des
Begleiters und in durch die Fesselung oder auch Korsetts bedingter Zwangs-
haltung während der Bahnfahrt den Abort benützen müssen, war mir stets
ungeheuer lusterregend (jetzt wollüstige Erektion). Besonders in der Bahn.
(Siehe meine Zeichnungen.) Dieser Vorgang ist ein von mir in der Phantasie
typisch wiederholter, auch in Wort und Bild. Das Abknöpfen der Hosen, be-
M
Ku\ Vn\] vou ortliopüdipcheni iTclischiBinus. 511
sonders daß üftiicn der HosentQr raiL dor iiutweiidigen Berührung des Gliedes,
dann die Notwendigkeit, daß der andere zusehen mußte, vielleicht Anilingus
oder ähnlieho Lockakte aufifilhron imißiu, Eheiifalle untor Äwang stehend.
Dann die Fellatiü, der Deliiziei'eiido uriniert, in den Mund des andern.
Jüngeren. Zahlreiche bildüche JJaretellungen, die leider vernichtet sind. —
Di^r Burnche Tuit der roten Hinde i^t der Penis erigatus, er cjuietscht:
PolhitienswunsdifEr quietscht su wie die so viel beliebten Gummieehweinchon,
die aufgeblasen wurden und eiidlieh wieder mit einem Quiek zusammensanken.
Die fliegenden Würste. Bas Sehwein i-.hen, dem ein Stift iji den Anus gesteckt
ivurde, der dann angesteckt, eine mächtige Kotschlango aus Asche entwickelte.
Das beliebte Bierbankspiel : Emser Pastillen in Asche gelegt, mit Spiritue
übergofisen und angesteckt, geben mächtige Ascbeachlarigen.
ßeßonilei'(} VorlicbL- für die ScheE'e. die sich Iwini Selilutt eti'eckt.
Wa.r als Kind einer meiner sehnlichsten Wünsche. Also starke Vorliebe für
alle Symbole der Erektion.
In dem Traume bin ich dreimal vertreten.
1. Das Traum- Ich: Der Neurotiker, der sicli nach der Frau sehnt und
sich mit dem blonden Ideal verloht hat.
2. Der seriöse Herr: Der mämilicbe, analysierende, die Gesundheit wol-
lende Teil meines Ich.
3. Der grobe Bursche; Meine körperliche Sexualität, die koitieren will.
Die Frau mit dem Raubvogel profil, die so erbarmungslos auf mein
blündes Ideal loshackt, ist Dr. Slekel, der mir klarmacht, daß ich mit dieser
Frau nicht zur Ruhe kommen würde, da ich ganz anderes ersehnte. Dich kann
dies platonische Ideal nicht befriedigen, weil du körperliche Befriedigung
brauchst. Der grobe Bursche, das dritte Ich, brüllt Beifall.
Der sei-iÖBe Herr hat zwar gegen das, was Dr. Stekel vorbringt, nichts
einzuwenden, ateht^mir und meinen Wünschen aber wohlwollender gegenüber.
Wie der dritte Herr, der Penis, nun wirklich die Treppe herunter will, d, h. in
die Vagina, und die Eichel sclion ganz rot wird, nicht mehr so blaugrau ist,
wie sie vorher war, da stürzt der Neurotiker hinter dem Penis her und um-
klammert den Penis so lange, bis die Erektion, der Wille zum körperlichen Ge-
nuß, zurückgeht.
Die Situation ißt einem Detektivroman entnommen, den ich kurz vorher
gelesen hatte. Dort will in einem Kapitel eine Mutter ihren Sohn von der
Heirat dadurch abbringen, daß sie in seiner Anwesenheit dem Mädchen Un-
annehmlichkeiten über ihre Vergangenheit sagt.
Das zweiteT räum stück:
Der junge Mann: Ein mir bekannter Neurotiker. Ärgert mich. Regt
hoiöosexuello Neigungen in mir. Ich bin energisch, bekämpfe dieselben. Der
junge Mann wird also Byrnboliseh für die erledigte Homosexualität. Sie ist
fi^^W^»!^»^^.^"
b\-J
Fetisciiismus
li
lialb M)l, dai'iibor tiabti i):h docli ein Bedauern, Angel, tiaß ich keine koiiio-
sexuellen Lustgewinnü meiir haben könnte.
Fcniür ist. der zu-Kanimcngopreßte junge Mann wieder mein Penis, düii
ich aus aller Kraft ;in minh presse, bis die lästige Erelftion abklingt. Auch
er wird .schlapp.
Die Eint'ällß sind schon früher erwähnt.
Weiter« Einfälle:
Bei einem Ringkampf mit meinem damals iiebston Freunde, (sineni
kleinen, untersetzten, stännnigeu Arbeiter, hatte derselbe, der sehr zu Wut-
anfällen während des Üingons neigte, mich um den Unterleib gefaßt und stieß
mich eu mit Kopf und Schultern jiach unten mehrfach auf den Fußboden,
Das Steifwei'den während der Zahnextraktion auf dem Zahnarztstuhi
iiiid daraus resultierende Lustgefühl.
Üb ich wolü meine Schwestern so auf den Boden gebumst habe oder mich
mit dem Gedanken trug, sie so tot zu machen? Die Fische schlägt man bei
uns gegen eine scharfe Holzkante mit dem Genick, damit sie sterben. Das
habe ich als Kind im Seebad oft gesehen.
Träume aus der Nacht vom 28. zum 29.
Die Tage vorher standen unter dem Zeichen zunehmender Angst vor denj
Nichtverstanden-n erden von seilen nioiner Familie. Ein Brief der Eltern am 27.
brachte dio Affektsteigerang in I'^nn der Abneigung gegen die Frau merk-
barer Belegung der homosexuellen und fetischistischen Positionen. Die Nacht
vom 27. auf den 28. äußerte durch Anmesie für alle Traumbilder die Stärke
des Widerstandes. Nachträglich folgendes Traumbild:
Ich sitze beim Mittag, mir gegenüber zwei bekannte Verbindungs-
studenten aus Riga, der eine mit sehr rotem Gesicht und mir unsympa-
tiiisch. Der mit dem roten Kopf fragt mich: ,,Sind Sic eigentlicii
katholisch oder christlich?" Ich sage: „Ich bin Christ." Er: „Sind Sie
eltwa kein Arier?" Ich sage: „Nein, ich bin Semit." Er: „Und Sie sind hier
noch nicht raus!" Der andere, sympathischere sagt auch, ich müßte gehen.
Ich: „Ich habe meine Eintrittskarte bezahlt und kann ebenso hier bleiben
wie Sie." Ich bleibe da und die- anderen sind wieder ruhig, aber ich denke,
moi'gon gehst du nicht wieder her.
Die Nacht vom 2S. auf den 29. ließ bis 4';, morgens nur undeutliche
Reste reproduzierbar. „Dauernde, starke Depression, Mutlosigkeit." „E.xamen-
anget." „Der eine Zahnrost, den der Zahnarzt noch als Brückenpfeiler be-
nutzen will, ist herausgebrochen, ich halte ihn in der Hand und denke: „Da
wird Dr. R. {der Zahnarzt) schimpfen.'-
Diese Bruchstücke notiere ich, nachdem ich mich beim ersten Erwachen,
als ich noch mehr Erinnerungen hatte, nicht zu Notizen zwingen koTm.te. Dann
schlafe ich wieder ein und habe nach dem Erwachen folgende TraumerJnnerun-
gen, die ich in der Reihenfolge des Traumes bringe.
1. „Ich bin mit meinem Vatör zusammen, erlebe mit ihm die Szene,
vor der ich Angst habe. Er versteht meinen Zustand nicht. Dr. Stekel iet
ein Charlatan, so viel verstehe er auch von der Psychanalyse, ich sei
sclilapp, faul usw. Ich verteidige sehr energisch aber auch angstvoll
Dr. Stekd. Mein Vater geht auf und ab. Wir bleiben in immer heftiger
werdendem Gegensatz."
Ein Fall von ortiinpütiifichcm Fetischismus. 513
Zusatz: Uiieser Traum enthält die Affekte, die aucb in meine Antwort
auf den Firief meiner Eltern überströmten, in theatralischer Aufmachung. Er
löst die Spannung niciit.
2. „Ich bin in einem Raum und habe einen Bünderbai-en Standpunkt;
ieli fasse von oben in den Kaum, der mil. Jungen und jungen Burschen ge-
füllt ist; es ist ein Jugend verein, in dem ich täti;; war. Auch ein anderer
Erwachsener, der 'riiniloiter. ist da. Ich imili i'hva auf einem Balkon unter
der Decke stoben.
Ich liabe einen kleinen Jungen «rgriflfu und halle ihn am Hein frei-
öchwolieud in der Luft. Erst fürchte ich, ich könnte ihn fallen lassen, aber
dann macht mir sein Zappeln Spaß. Er versucht, sich iilwrall aiizuklani-
mern, aber ich hisse ihn erst nacii langem Zappeln sicli festhalten und
lasse ihn dann los. er muß sich sehr iingstigen. Das wiederliole ich. Jedes-
mal sehe ii-h ,uu Scliluß einen Penis, wie einen Kindcrpenis mil i'himose,
so daß bei der Erektion die (.Hans sich nur wenig durch die Vorhaut
zwängt. Daran hängen ein oder Äwei helle, iirinähnlicbe Tropfen. Ich
denke, daß der Penjp mir gehört."
3. „Ich sehe einen Offizier stehen, er hat Hochwasser an den Hosen,
d,- h. dJG HoEen sind zu kurz, einen Degen in Nickelscheide an der linken
Seite und eine breite Silberborte um die Mütze . . . Dann ist da ein
Bhunenladen. Der Offizier ist seitwärts davon im Gebüsch. Ich finde
einen silbernen Herrenklemmer, den hebe ich auf imd gebe ihn in dem
Blumenladen bei dem Mädchen ab; er ist aber jcizL eiii silberner Opern-
■ gucker geworden. Aucb von mehreren lOO-Kronenscheinen kommt etwas
vor. — Dann soll ich den Offizier beleidigt haben. Er kdiiiiul. mit seiner
Begleitung auf mich zu, es sind mehrere Herren und auch Mädchen. Sie
wissen aber nicht j'echt, ob sie mich fordern sollen. Ich erkenne in dem
Offizier den einen Bruder Rehtalei. der andere .iünf^ere it^t auch da. ich
entschuldigt' mich, wir vertragen uns und gehen zusammen, uns unter-
haltend, weiter.
Dann bin ich mit dem jüngeren Bruder zusannnen. Homosexuelle
Neigungen werden wach, wir liegen dicht zusannuen, er legt mir die Hände
aul die Stirn. Ich fiilile seinen Körper und sehe durch das (litter seiner ge-
kreuzten Finger, die über meineni Gesicht liegen; wie er die Hände fort-
zieht, liege ich und auf micli herauf legt sich ein Mädchen, seine Scbwedter.
Sie rafft das Kleid vorne hoch und legi, sich auf mich. Ich wundere mich,
wie ich schon dio weiche Vagina um mein erigiertes Glied fühle; sie windet
und dreht sich vor Vergnügen und ich habe zwar mächtige Erektion, al>er
nicht den geringsten Gefühlorgasimis, iMeine Gedanken verlaufen in zwei
Bahnen; 1. Wenn sie bloß nicht krank ist und ich mich bei ihr anstecke.
2. Na, ich werde ihr schon trotzdem meine Riesenpotenz beweisen. Nur
Technik muß man haben: ich werde ihr einen mächtigen Orgasmus
machen.
Stakd'l, StüruDieii iui Trieli- uiid Affekt leben«. VU. .>•>
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514 Fetischismus.
Das Mädchen schciiil dum, Licfriciligt, jedenfalJö äiiicl wir von dem Sofa
aufgestanden und icli will nur das Glied, das noch halbsteit ist, säubern.
Es ist vorne ganz mit tipernia befichniierl oder ähnlichem, und auch am
Schaft sind einige käseähnliche BriJckel. Aber die Waeserleitimgon sind
alle nicht recht erreichbar für mich, weil idi über die Becken davor nicht
hei1ii)erreichcn kann. Eigenflich sülltc ich die Freundin auch noch
koilieren.
Während das Mädchen auf mir lag und ick uiigatiich bemüh! war,
mit ihren Bewegungen zusammenzustoßen, schien der Freund viel größer
zu werde]]. Er saß zwar noch an meiner Seite, aber es war doch eine viel
größere PerKon alri ich."
Sofort erwachte ich, glaubte, es wäre doch etwas Sperma entleert. Es
■war aber alles trocken.
Es war V^fJ Uhr früh.
Ich hatte sofort die Überzeugung, daß das Mädchen in dem Traume
meine älteete Schwester war, und dies besonders, weil ^ie auch ]neincr
Schwester aul ihren Kinderbildern durchaus ähnelte, besonders das vei'gnügte
lachen während des Vorganges war, durchaus das meinei- Schwester I.
]^ic große Person neben mir wai' nach uu'inei- sol'orligwi Asrioziation das
Kindenniidehen oder Kinderfräulein. Auch war mir beim "V\''aächen im Traume
der Penis phimotisch vorgekommen. Die Eichel komite gar nicht durchtreten,
aber das Glied war nicht mehr so kindlich wie im Trauiae '2.
Dadurch gewann ich auch solort die Ülx-rzcugung, daß sowohl deih
Traum 3 als auch dein Traum 2 infantile Erlebnisse zugrunde liegen müßten.
Die Reaktion, die sieh im spärlichen Fluß der Einfälle zeigte, war eine
sehr starke, und verstärkt durch andere, ungolösJe Widerstände führte die
Analyse meinerseits zu keinen weiteren Einlällen.
Ich bemerke weiter, daß ich früher, wie schon erwähnt, eine mittlere
Phimose hatte, die ich erst durcii onanietische Exerzitien überwaiul Es war
mn' vor meineui 12. Lebensjahre unmöglich, die Vorhaut über den erigierten
Penis zurück zuslreilen. Auch heute ist es nicht ganz schmorzloB.
Nachdem das Bändchen der Vorhaut durchgerissen war, mit 13 Jahren
etwa, ging &s dann immer besser und es bereitete mir eine große Lust, wenn ich
am Penis erigatufc die Vorhaut zurückzog, trotz der damit verbundenen
Sclnnerzen.
Dr. Stekel luaeht mich darauf aufmerksam, daß eine unter den vielen
Deutungen uioiiies Korscttfetischs auch die sein könne, daß die Phimose den
Penis ebenso eclnnerzhaft einenge, wie das Korsett den Träger, speziell Knpf
und Hals. — Ich bo,iahe dies und betone besonders das Gequetscht werden und
Zusammengepreßt werden der Lippen und Backen in der Glissonschen
Schwinge, bzw. im Wallsteinr ahmen oder Korsetts mit Halsstütze und Kopf-
teil. Dr. Siekel sieht in der Phimose vielleicht eine Grundlage der Zwangsidee.
Auch weist Dr. Hiekel darauf hin, daß die Onanie eine Vorbereitung für
das spätere Leljen ist. Was man im Leben zu leisten wünscht, wird vorher in
der Onanie erprobt tmd geübt,. Das Hinhalten der Ejakulation durch Tage imd
Wochen würde alt^o mich iM;lähigen, dauernd mit erigiertem Peiiis alle Frauen
• die mein Se-xualziel sind, zu befriedigen, ohne sie zu schwangen.
So erklärt sich also auch das .ietzt 2Monate übersteigendeAuebleibender
Pollution, bei daiionulem Reiz im Glied und dauerndem Affekt aus dleaeui
Wiinsdie.
T
I
Eiu Fall voD ortliopädiscliem Fetisch iBmiiM. " 515
lioim Zahnarzt wandelte sich der Wiiiii^tli, weitere seelische Erlebnisse
nicht mehr von mir zu geben, m eiue UberctiiiifiiidUchkeit. besonders Über-
macht iEM'erdeii dei' !üohr|ihantufiio und üboreniplindlichkoit gegenüber den
durch die. Tür veriiei im Lünen Geräudclien aus dem Zimmer des Zahnarztes.
Dor Wunscli, niciits weiter zu entdecken, zeigte sich auch darin, daß ich
entgegen meiiior Ahsiclil. \)i-.Stpkei um I'iipier zu bitten. die.s nicht tat. .^.Is
ich dann apäter in ])r. Sielceln Alwoseiiheil in sein Zimniei' trat, e-mpfatid ich
seine Körpclichkoit und nahm 5 Bogen, liiebei ist mir 5 das Symbol der Hand
•ind dessen, was man mit der üand tu', (Ünajiie. das Glied berühren), über-
haupt ist aui'h die ICnttänsclmng und der Wunsch, daö Körperliche wenigstens
äußerlich in gcmeinriLimem Theaterbesuch zu genießen, sehr stark. Als Doktor
Stekcl daraut einging, wenigstens z. T. und mir ein Theuterbillett auf seine
Kosten schenken w(dlte, war das Vergnügen sehr stark. Natürlich lehnte ii-h
ab. Ich warte noch iruuier auf die Kinladuiig zum Kali«. —
Ei'klärlicli wird mir nach Traum -"i aiii;!i, daß mir die Momente beim kör-
perlichen \'erkelir mi.l Frauen am lueUslen sind, in denen ich denke: Jetzt wird
Bie etwas unternehmen. Ich liege ;nif ileni Hiicken, schlii'do die Augen (im
Traum werden sie mir versclilossen) und erwarte, dali das -Madchen jetzt auf
meinen Penis steigt.
Auch scheint e.-^ mir. daß liie Kleidung des M;idchens im Traume, „sie
hebt die Röcke und legt sich bekleidet auf uiicli," lür mein be.xualziel von Be-
deutung ist.
Vielleidil isl es auch nur eine koiitairtiihnliclLc Handlung gewesen, die mir
in der Erinnerung :i1k Koitus ini|)üniert. Immerhin war das fletuhl am Penis
60 deutlich und angenehm, dali ich geneigt bin, ea auf die Vagina /.u beziehen.
Itelitaler l, der Ot'li/ier. der ,-^icli iint mir duellieren will, den ich bdeidiut
habe, ist eine Maske dias Dr. Sl. Nachher unterhalten wir uns ja wieder giurz
friedlich und ich habe an dorn Ort, an den er mich hinluhrt, sehr intimes Zu-
eammensein mit seinem Bruder und seiner Schwe,-:ter.
Die überhaupt komplizierte 1. Abspaltung scheint mir der Offizier, der
in vicJo Beziehungen zu setzen ist. Er ist 2. B. mein Neurotiker. aber auch
Dr. Stekei, und mein Vater.
Verfolgen wir eine Deutung. Mein Vat,er sitzt links im Gebüsch und
kontrolliert den Blumenladen, die ,Juiigfrauen, meine Schwestern. Mi1 Hilfe
der Anschauung, die ich an Vater (der silberne Herrenklemmer) und Groß-
mutter {innner sich wieder aufdrängende Assoziation zu dem silbernen Psr-
spi'ktiv) gewonnen habe, will ich jetzt in den Blumenladen hinein. Dadui'eh
beleidige ich meinen Vater, der vom Gebüsch aus zusieht, weil er nicht
hineindarf.
Oder aktueller: Ich darf jetzt die neuen Anscliauungen meinen Schwe-
stern nicht mitteilen, weil mein Vatei' durch die.se Handlungsweise beleidigt
würde. Material: Das Eindringen in den Blumenladen, die Defloration der
Schwestern. Und nach dem Traum bin ich drin gewesen, zumindcstens habe
ich das (refundene abgegelion. also, wenn ein infantiiles Erlebnis zugrunde
Hegt, verwertet, soweil dies meiner kindlichen Aid'fassung entsprach.
Mein Vater sitzt im Gebüsch, d, h, er hat die Mutter, Das Gebüsch:
Schanihaar. Aber von da sieht er immer nach den Schwestern und bewacht
sae eifersüi^htig.
Wenn ich den Offizjci als Neurose belracht<': Die zu kurzen (in-
fantileu) Hosen, der Degeu blitzt; aber er hi kein Ivampfdegen (Penis) die
Mütze ist grau (der Peniskopf), sübergi-au. Dabei steht er wie ein Gockel
33* -
t ,-
11
r)lß Fetisch ism US.
auf dorn Mist., ihx^ wird liiwIi ^ml dwi Vater and Dr. Siekel angcwaiidl. wicli-
ümiä übtT rmiine augenblickliche EinKlelliuig zu ihnen ergeben. Damil über
die Al'l'ektlai^f üt^erhaupt.
Züiii 'J'rauiii 2 wäi-L' noch zu bemerken, daß öit^li ila-ö infanlile Erlebnis
i'I.wa so (lenken ließe, daß ich mich des jüngeren Öchwestcrcheiis bemäehtigL
habe und e,s iiabe zappeln lassen. Oder liegt dem nur ein Wunsch zugi'unde.
-iedüch erscheint mir der immer wieder erscheinende Kindoi'penis mit den
herausgepreßten Tropfen darauf zu deuten, dafs laiBächlieh eine öulche
Situation mit starkem Luhtgewinn tür mich bestanden haben muß.
Ich hatte vor dem Tiirnen am Keck immer eine furchtbare Angst, über-
haupt vor jeder Tuiriübung, bei der ich meine Gleichgewichtslage aufgeben
»nd mich überechlagon mußte. Frösche und Raupen ließ ich gerne zappeln.
Erritere hielt ich am Hein, letzteren entzog ich immer wieder die Sttieke, an
die sin sich ankUimnieni wolltwi.
Zu Traum 3: Mit den beiden Brüdern Rehtaler war ich als Kriegs-
i'roiwiUigei' zusammen. Her jüngere zog mich sexuell sehr an, nur störte mich,
daß er schielte. Es kam auch zu keinem Verkehr, da er, boeundcrs aber der
Bruder, stark heterosexuellen Ei'folgen nachliefen..
Hier schiebe ich in den Berichten des Patienten einige Bemer-
kungen ein. Es ist interessant, daß er einiges vergessen hat. Zuerst
drückt er es nicht ganz deutlich aus, daß sein erster Einfall nach dem
Erwachen war: Pauline, das Kindermädchen, hält ihm die Hände vor das
Gesicht, jutchdem sie den Koitus zwischen seiner Schwester und i)im in-
szeniert hatte. Dazu würde die erste Erinnerung (der Fleck auf dem
weißen Kleide) stimmen. Es ist ihm, als ob er sich dunkel an diese
Szene erimiern könnte.
Er.dhch vergaß er, die Onanie als Vorbereitung seiner sexuellen
Aufgabe entsprechend darzustellen. Er hatte Angst, seine Schwester zu
schwängern. Daher lernte er onanieren, ohne zu ejakulieren. Er kann die
Masturbation stunden- und tagelang hinausziehen. Das heißt er kann die
Schwester koitieren, er kann jedes Mädchen koitieren, ohne Gefahr zu
laufen, sie gravid zu machen. Seine Onanie ist also eine Vorbereitung
(ur den Sexnalverkehr mit seinem Privathareni, d. h. piit seinen
Schwestern und ihren Freundinnen. Auch die ganze Zeit der Analyse in
der es trotz i-rotischer Träume nicht zu einer Ejakulation kommt deu'tct
auf eine bestimmte fixe Idee. Das würde heißen; Ich habe es gelernt,
andern Orgasmus zu machen, mich mit der Vorlust zu begnügen ohne
daß ich Oefahr laufe. Die Gefahr ist der Vater. AVonn die Schwester
gravid würde, könnte der Vater alles erfahren.
Er war vorigen Sonntag mit seinem Mädciwn im Walde, Er spielte
mit ihr,ließ esaber nicht zuraKoitus kommen.Er erwartete die Szene, wie
er sie im Traume geschildert hat. Das Mädchen solle sich auf ihn setzen;
pr wollte ganz pas.5iv bleiben. Deshalb streckte er si»h oft im Grase auü
und verlangte die Aggression des Partners. Sie blieb aber passiv. Sie
Kill Fall von ortliopiuli schein Fetischismus. 517
wollte gonomnien werdeii. Für diesen Sonntag sagte sie ihm ab, ofionbar
weil sie die sexuelle Spanmuifi ohne Befncdignnp; nicht ertragen kann.
Der Patient bcricliü'! :
Die Nacht ergiljt mw. ik-ugu TräuiiiL', von liwnen. gtigen starken Wider-
fitand, 3 Traumstücko wiedergegeben werden können.
1. Ich bin in einer .\rt diiiurgiseliem Höi-saat. Dort ißt ;;oeb™ eine
Operntion ansgel'ührt worden. Der Operierte, ein Litauer au^ meiner
BiinLcki' CKlopriieiigst), gellt, fort und sieht mich an. Icli sah eine große
Wunde am reciileii 'iiHirsrlienkol, seitlieli eberhnlb des Knies. -letKt soH
der niic.hsle daran kom!nuii,(ler bin i(.-li.„lcli denke ja gar nicht daraii,iiiiuli
operieren zu las^on, iidi mochte Heber noch etwas warten!"
Ee soll die rechte Hand an den Ol.ei.schctdvcl oder das Knie angenäht
werden und die rechte H;uid al)goh;icki wn-den. „Aber die Hand brauelie
ich doch nrjidi. kann ich die nidit lielialien?" „Mein, aber Sie können es
Äweizeit.ig niiLchen lassen." — Dann wache ich auf.
2. . . . N. N. kiniiiiil XU nni' und ■^agt, mir droiite ein kriegsgericht-
liches Yerfaliren. Der Kni^^er (\a.pok>on) IhI kiMnk. Ich denk(^ „vor .^rger",
ich weiß hesliiniiil, tn- Iiat «ich krank gcärgerl.
Ich hätte dr.ich einen meiner Leute, n\it Namen Atoplian l?), den
liussen liochverräLerische Dinge lierichtet. Ich sage: ,.Ifh konnte den
Kerl ja gai' nichi vers(eli{-ii. wie k:iim ich dafür verniil woiilich sein, w:is
der gesagt hal?"
.'f. Mein Vater und ich im /immer. Irgend etw-iis hangt von der
Decke oder steht ant" dem Tisch in der alten Wohnung- .Te1/i (k^uke
ich, OS war eine (Kiiulei'glocke) grelle (ilocke, die in einem liahnien hing.
Sie konnte nicht schwingen, weil sie irgendwo an den Rahmen stieß. Ich
wollte nachsclieii. Aljer iiiobi Vater iiiminl Kannnei- und .Meißel und
schlägt trotz meinem Protestes auf die schöne Cdocko los, so daß sie
ganz zerbeult und zerdrückt wird. Ich sage: „Aber du machst ja alles
kaputt!-' Er ist wütend, daß ich mich -■inmisehc. Schließlich ist sie sanx
verbeult und verliopvn. alier si(' kann widil wieder schwingen.
Dr. titek-d halt 1. und '.i. für sehr widitig, weil sie auf den Kastrations-
komplex hindeuten, dem gegenüljer ich aber nur einige altbekannte Be-
Kiehiinsen finde. Dr, Btckel ist mM mir inizufrieden, ich kann ihm nicht hellen.
Bei mir wächst die Neiginig. die Anaiy.sc al ix. abrechen. Icli singe: „Wehe, wehe,
du Wind'', „Es wellt der Wind der Heimat zu" und ahnliche schöne Lieder.
Dann kommt ein schwacher Versuch, mich raiiswerfen zu la.sBen, da-
dufcii, daß ich über seine felopathischi'n Triiuiae skeptisch urteile. Aber ich
bin vom vorigen Mal gewitzigt. Dr. Siekel hat aber wieder das empfindlic-he
Gesicht gemacht. Sein Medu.seidiaupt.
Also ich orkemie ihn AViilerstand gegen die Analyse, aber das hilft nicht
prompt und es bleibt Hemmung. Das Erlebnis mit der Schwester will auch
nicht Frucht tragen. Dr, Siekel findet das Restrcbcn, das Kindermädchen zu
unterschlagen. Ich wundere mich, daß er nicht, mehr auf die Oroßmutter ein-
geht. Die hat nach meinem Gelulii auch iinangenelime Gedanken be/Jiglich der
Analyse. Tut mir für die aU.e Dame leid.
Aber tiuoad amilysuni. Der Li lauer kommi mir tatsächlich etwas
kastriert vor. Die Hand, besonders die rechte, liatto bei mir stets zum Penis
518
Ketisüliirimus.
sehr engl' Hezichuii>,'fn, links !iliI)c ich mit viel weniger fn-nuß onaniert, bclion
möglich, daß die Hand für den PoniP steht. Ängmiähi soll sie werden Su \vie
lji!i Aut.ntransplnn1al«n in zweizdtiger üpcraUon beim 1. Tempo. Dadurch
wird iinle-r UmstiindL'Ti eine iür den Tatienleu i^chr üble Zwaiigsiialtiing er-
zeugt, die- mich oft zum Onanieren reizte.
Traum 3. Erstens: Der Vater = Dr. Siekei. Die Kinderglocke meines
Infantilismiis büI! sich der Realität, dem Ralimcn, anpassen, damit ich wieder
was leisten kann. Dazn benutzt ei' den Hammer und Holzmeißel des Aaliii-
arzies. Der sphlügl damit immer die Kronen auf den Äahn fest, hm ver-
dammtes Yergniigen. , ■ ■" .
Also Widerstand gegen die Analyse.
Oder Angst, daß der Vater wieder - oder Wut gegen den \ater der
«hircb Ei'ziolning und Strenge (Einlage gegen den Kopf) mich m die Realität
zwhigen will. ...
AVährend ich mich bemühe, zu erkennen, wo die Hemmungen liegen, will
er, daß ich als Krüppel verbeull weiterlelw, wenn ich nur seinen Ansprüchen
Traum "2 Der Vater hat gehiu't, daii ich durch den Atophan, d. h. Beulen-
lusen also den Gosiniden, zu den Feinden ülier seine Angelegenheiten Auf-
klärungen gegeben habe. Vor Angst ist er schon krank und wird sich an mir
rächen. Die Feinde wiiren alle die, denen meine Erklärungen neue Ansichten
über meinen Valtr und meine Familie niitleilten. Andeix-rseits bin ich auch
ielbet Napoleon, <ler große Mann, der mir sehr imponiert und auch die Frauen
so schlecht behandelte. Ich habe mich selbst verraten und ziehe mich also
selbst zur Kechenschaft. In dem Falle wäre der Feind Dr. Siekel
Aui'h im kriegsgerichtliclien Verfahren kann Tn;in den fPenis) Kopf ver-
lieren. Wenn uian will, auch hier eine Beziehung zum Kaetralionskomplex. —
Es liegt wieder in der (ieburl. was ich nicht liochkonimen lassen will.
.Auch diese ricliriftliche Aufzeichnung gehl nicht vnrwärte. Der Drang, fort-
zugehen, ist sehr stark. Keine bestimmte Fixierung, nur starke rnnihe.
Am Abend; Ich habe einen ruhelosen Tag hinter mir. Einerseits muß
ich in die Bibliothek gehen, komme abei' dort nicht zu ruhigem Arbeiten.
Nar.li ilem Mittagessen führte mich mein Weg an der 38er vorbei. Ich
bin, einem Impuls Inlgend. eingestiegen, wollte fast wieder heraus. Fuhr dann
■ aber doch nach (ii'inzing. Durch das letzte Kupitd im V. Bd, wurde meine De-
pression noch verstärkt. Anderei'seils wurde Nr. 1 aufgebracht. Ich ging
wieder in die Stadt usw.
Ich wü) .letzt das auf Kastration liezügliche au.-; meiner Erinnerung
znsmnmcnstellen. , , , , r^
1. Der Schneider mit der Schere. Ich lutsche intensiv Daumen und hatte
große Angst vor dem Daumen abschnei den. Damit wirde uiir auch ofl gedroht.
'? Mein Vater ist beschnit'ten. Ich fand schon früh, daß die Vorhaut über
meinem Penis etwas, minderwertiges war, zog sie zurück, aber sie rutschte
immer wieder vor. ,.,.,., , . ,
;3. Ich habe den Penis verschiedentlich wegbniden wollen, und zwar zu-
erst erinnerlich in der Verbandperiode. Auch ijei den dauernden Erektionen
hatte ich oft den Wunsch, den Penis hochbinden zu können, weil er mir in
der Hose Unbequemlichkeiten machte. Andererseits habe ich zuweilen l)edauert,
kein Weib zu sein, so daß der Penis des Partners irgendwo untergebracht
werden könnte. Aber die paedicatio in amim war mir gar nicht das Ziel, vorne
hätte ich ihn aber geme untergebracht. Vor allen schneidenden, knallenden usw.
Kiu Fall von.örtliopiidiscliem Fetiscliisinns. nl9
liistmiiientGii haUe ieli grolieii Respekt. Besonders den kuallendwi. Kiuiil-
buiibone zog ich um- iiiii. «rolior Aiiget. Ich \v;ir ük'Humiit tVigt» und habe diese
Feigheit in den wt'SünLlichen Funkien, den uuf nurniale Ziele gerichteten, erst
s|>ät überwunden. Wagemutig bin ich auch heute noch nicht.
Ubiif.'eii& licÜ ieh mir zionilicli hinge die Fingernägel von anderen schnei-
<len Meine Schwester 1 hat erst mit fioder L;Uahreii golernt.Slreichhölzeran-
znzünden Vorher war sie nicht dazu zu bewegen. — Jetzt ist es wieder so weit,
d:iß nichts einfällt. Süll ich Pleile raiidion? Ut das FesUiallen des Nicht-
raiicliens eine Askese, die das Verbleiben im Infanlileii gestatten solP^ Dabei
habe ich weniger sexuelle Krroguiig, nur bin ich dunnd' und gleichgültig. Ab-
wechselnd energisch zumlend, aber d;inn wieder imeligelwnd. Jetzt habe ich
\ngst (den Wun>^ch}, daß ich in der Nacht nichts trännieii werde. Angsl vor
Itiga. Dem Alleinsein. Den Aiirord<'ruugen des lAauicii.-^. Dem dorl wieder
frbermiiclitigwerden der ff^tischiH tischen und homosexuellen Neigungen.
Kurz und gut. Unter Null, teine Lust zum Essen, zum Laute spielen.
Das Heden der anderen ge!i( mir auf die Nerven. Dabei dumpfe Spannung.^
Zu (lioscin 'rvnniTu? ist tiorli xn lioinerkcii, .laß die rechte Hand offen-
bar auch seine Schwester symbolisiert. l=:r ist an sie fi>.ier{ nnd soll nun
von ihr getmml;. werden. Er reagiert auE diese iiieim- Versuche mit Haß.
Er will nicht auf seine Phantasien vcrzicliieii. Er befindet sich im
.Stadium einer tiefen Depression uml macht alle Austvenginigen, sich
«elbst zu analysieren. Er wird holehrt, di\\> er dieses ("irüheln aufgeben
solle. Es wird iluu Ablenkung (Lektüre, Tiieatcr, Arbeit usw.) empfohlen.
Die nächsten Träume bringen Variationen der alten Gedanken-
gänge. , ■
Ich lasse ihm wieder das "Wort:
Ale Endo einer Traumreihe bleibt mir folgende Erinnerung:
. . Ich bin doe längeren mit meinem Vater zusammen; ich bjn
sehlieRüch ganz verzweifelt, daß ich mit ihm nur in gegenseitigem Streit
und Ärger zut^ammcn sein kann, daß er mich absnlut nicht verstehen will.
Schließlich sage ich; „Weißt du, ich halle heute nachts einen Traum, ich
habe sehr geblutet und dami . . . (damit verläßt mich die Tranraerinne-
riing) ; ich gehe dann liinaue. —
Und treffe im Schlafzimmer meiner Eltern T - . . P . . . - Ei» er
waehsones, großct Mädchen, etwa 25 Jaiire alt (re vera: Freundin meiner
Tante). Sie ist auch wirklich sehr blaß. Und legi, eich auf das Sola; ich
[-cibo ihr die Stirn mit Eau de Cologne ein und sie klagt, daß es so brennt.
Da tauche ich ein Handtuch ins Wasser und lege ihr es auf die Stirn. Da
• ist ihr wohler.
Dabei steht dauernd Fräulein (unser letztes Kinderfräulein) und
grinst teuflisch bUide von einem Ohr zum andern, Daim gehe ich wieder
nacb nebenim. 11 ist inzwischen {rekommen und Iragt mich nach
der Diagnose. Ich sage; „Kann sein Hysterie, epilepsoid oder organische
Grundlagen." Er sagt: „Die war ja schon Kieptom an in."
[] w'ird dann g;inz bartlos und immer vertraulicher. Wir
eind in der „Gesellschaft der Ärzte"". Plötzlich packt er midi um den Leih
und macht einen Kingkam[if mit niir. Ich finde den Ort etwas nierkwürdiii;
und die Umstehenden sind auch sehr erslaimt. Er hürl also gleich wieder
fl
520
KetiBcliisimis.
auf. Wir sprechen dann von der Patientin. Er üagt. urgaiiisch ist sie ganz
gesund, nur um ßückeii hat sie eine kleine Anee]nvellull^^ darin ist eine
Lymphdrüse fühlbar. Ich sage: „Das :i;agt, doch gar nirlits. dann hätte
ich längst ein Kieforearkom, denn ich liabe am Halse unter dem Kiefer
genau die Drüsen, wie sie inmier in der Chiniigie als Symptome gezeigi
werden." Ich ftill die Driisen herausdrücken über den Mandibelraad.
H liihlt audi findlüg hin und -sagt dann: ..Ja, es steht aber in
dein Lehrijiii^ho der Chirurgie."
Mir sieht. ietzL wieder die Frau in einem blauen Leinenkleid vor
. Augen. Ich glaube, sie war sehwunger. Aber Benno sagt, die könne gar
nicht mehr schwanger werden.
Im übrigen ist mir noch immer steinübel vun der gestrigen Pfeife; mir
steht es bis zum Hals.') Ich liabc keine Einfälle, nur das grinricnde Kinder-
fräulein ist Iconstant und sehr deutlicli. Interesse . erweckt die Großmutter.
Ich überlege, welche lleziehungen ich zu ihrem Schlafzimmer hatte. Bringe
auch eine Erinnerung, daß wir als Kinder, wenn wir bei der Großmutter waren,
nachmittags dort schliefen. Ausgehend von dem Eau de Cologne, da? bei
meiner Großmutter im Schlafzimmer stand und mich sehr anzog. Meine Groß-
mutter bewahrte auch in einem Holzkastchen unter anderem einen Eckzahn
(dens caniinis) meines Onkels Karl uuf. der, obwohl ganz gosmid, von einem
Zahnurzt zu ihmr Empörung gezogen worden war. Er hatte dieselbe entirrae
Wurzel wie mein kiemer TiLSchenpenif^.
Ich erinnerte mich auch nüch der Extraktion meines Zahnes an diesen
Onkelzahn. Aus der Ansicht Dr. Stekels, daß der Traum ein Decktraum für
das Koitueerlcbnis mit der Schwester sei, erwachsen mir neue Hemmungen;
ich komme iiiinu^i' wieder auf Lindere Dinge zu spreciieii. Besonders äußere ich
mich energisch bezüglich meiner Abreise. Der Gedanke, daß ich Pfingsten von
Dr. Stekel versetzt werden werde, kränkt mich wieder sehr. Ein Besuch in der
Polterkaiiiiiier des Xiederösterr. Museum.-^ erleichtert mich etuas, ebenso der
Zahnarzt, der mich etwas piesackt. Aber im übrigen häufiges 8chwäehegefühl
und eine nicht zu befriedigende Eßlust mit staiiem Durst. Ich trinke ein
Seidel lliei'. Das schmeckt mir besser, als unzähliges Wasser vorher; aber
dB ist auch nicht das richtige.
Der Zahnarzt hat heute mit den Patienten vor mir st-undenluiig ge-
redet. Mit mir -T Worte. Natürlich, wahrscheinlich ärgert er sieh, daß er mich
billiger behandelt. Warum redet er nicht mi1 mir? Ebenso bin ich auf den
neulieh n^ich mir gekommenen kleinen Knaben eifersüchtig. Kurzum, ein
schöner Blumenstrauß von Widerständen und Übertragungen. Hei dem .hingen
überwog die Tendenz, ihn zu bevatern. Zu dem Mädchen zu gehen, kann ich
mich noch niclit wieder entschließen. Da ich in ihr die Schwerter sehe, erso
sie koitieren will, ist die Situation liei meinem Verbot höciist uiierquicldicli.
Da ich mich nicht zu viel mit .Analyse beschäftigen darf (Dr. Stekel hat
gut. redenl, so überlasse ich die Traumdeutung meinem Seelenarzt.
Patient kommt nicht vorwärts. Er steckt in Widerständen. Heute Nacht
konnte er sich nur an einen kurzen Traum erinnern:
Dr. Stekel spielt mit meiner Laute . . .
■ ') Er vereuchtR aus finer Pfeife zu rauchen, die ich ihm geschenkt, hatte.
Phantaai« einiT Fcllafin!
I':iii Fall von .)rlliopä(iiscliein Fetisch ismus. 52!
Der Tr-aurii zdgt, daß fr auf sdn ui'sprüiigliclies Begehren, icli sollte
mit ihm spielen (Laute — Genitale), nicht verzichten wil!. Er fußt die Analyse
als Ringkampf aiil', wie di(' Träuino dor \<mgm Nacht beweisen. Ich solle ihn
mcht hcpiegen. Er günnt mir don Ti-iuniph niclit, ihn geheilt zu haben. Die
Affekte werden vom V:iler ;iuf mich übertragen. Er verblutet sicli an dieser
Liebe. (Siehe Timuui 1.)
im Trduu! 2 finden wir die Variation des Sehwoster-ErlebnisBea. Aber
es koiTiiiii kein neues Material. Auch über Ka.sti'ati(ui kann er nichts sagen.
Er sieht mit 8chrecken, daß Pfingst^i herannalii inid daß er zwei Tage keine
.-Xnalyse haben soll. Was soll er machen? Soll er mit dem kleinen Mädchen
ausg(*hen? Er fürchtet die Hlamage. Er lurchtet den Koitus. Es stellt sich
herau.i, daß er sie beleiciigl hat. F.r sagte ihr das letzte Ma.l: „Ich komme,
wt-nri ich nichts besseres vorhabe." Oann ärgert« er sieh, als sie ihm absag^-e.
Nun kam em rrenndlicher Vorsiihnungsbriel' und er s1eh1 wieder vor der 'Enl-
sehoidung. Soll er die alle Einstellung aufgeben? In dem Momente, indem er
sich das Mädchen ninnnt, sinkt eine alte Phantasie in Trümmer.
Seine lixe Idee: So lange ich ab^iineni bin. bleiben die Schwestern
abstini-nl. Wenn er mit dem Mädchen iniim wird, gibt er auch^ seine
Schwe-^teru, seinen Harem auf. Dagegen sträubt er sich. i:r kann ;iiil' 'lio Ver-
gangenheit und auf die abenteuerlichen Flane niclil verzichten.
Nun .-^iud die Widerstünde so stark, daß eä keinen Schritt weiter geht.
Er ver.nichl allerlei Ti'iks, Er sagte sich g<-fi1ern: „Du wirst das MiUleliea
küitieren, um dicli an deinem Vater zu rächen," Er war mit ihr beisammen,
Sie waren allein im Zimmer. Er spielte mit ihr. Die Erektion kam und ver-
schwand. Er konstruierte sich Widerstände und begann sie zu entwerten. Er
entdeckte natürÜch, daß sie einen Gerucli aus dem Munde hatte. Schon auf
der Tram hatte er ein schönes Mädchen gesehen, das ihm gefallen hätte, wenn
es nicht aus dem Munde geroi-bou hätte. Er versucht imn. den Ekel in Be-
gierde KU verwaiidihi. Er will niiw diesem Genicli einen Stimulus maclicn. Ein-
mal war es ihm bei einem Soldaten gegbickt. dei' an Schwcißrüßen litt, Dieser
Genich erregte ihn nach Überwimhmg das Ekels, Er liebte als Soldat, den
(lenicli der ,Mannscliaf1, diese Mischung aus Schmutz, Schweiß und anderen
KÖrperai'ediinstungon. Es t.a,t ihm leid, als er Offizier wunli- und seinen
eigenen Kaum erhielt. Er suchte dann die Unterstände auf, mil dein Vorwand,
zu inspizieren, in Wahrheit aber, um sich wieder an dorn Geruch zu erfreuen.
Er erinnert sich an den .Morgengeruch der Mutter, der so eigentümlich war.
Sein Onkel nannte das: Die sauere Morgenschnaiize, Diese sauere Morgen-
schnauze war gleichtall^^ ein Stimulans für ihn. * _
Das kleine Mädclien konnte gestern nicht gut küssen, sie hatte zu
dünne Lip[icn und er fühlte gleich die Zähne, Dann konnte sie keine rechte
Lage finden. Kurzum, er findet Rationalisierungen, weil sein .Innktim ihm
den Koitii.'^ verbiete. Und dies Junktim ist: So lange ich keusch
lileilie, werden meine Schwestern auch keusch bleiben.
Um die Analyse nicht ins Endlose anschwellen zu lassen, übergehe ich
nun die meisten Träume. I'a.l.ient eröffnet., die Sit;zung mit der Ansage seines
Kampfes bis aufs Messer. Gestern war er mit seinem Mädchen beisammen.
Er iiberdnchte alle möglichen Folgen, natürlich auch Gravidität, und kam zum
Schlüsse: ,.Nur gewissenlose Mensehen können gesund sein! Also gut! Werde
gewissenlos.'" — Da.s war leichter gedacht als ausgeführl. Im Traume hatte
522
Ketischi Sinus.
«r ein Diidl mit yeiiiem zweiten Icli, mit dem ai-ieL-hfii Ideal, üaii ariöchc
Ideal ist der Asket, der Semite genießt gewissenlos. Der Arier hat Vei'ant-
wortiingsgefülil, der Semite ist egoistieeh, asozial.
yfibließlicli dachte er über das Junktim /.ivjschen Koitus und Schwestem-
ehre nach. Es wurde ihm klar, daß sein Vater ihm die Aulgabe gestellt hatte,
em Wäcliter ihrer Ehre zu sein. Er könnte nie einen anderen Mann zur Ver-
antwortimg ziehen, der sich an Beinen Schwestern vergangen hätte, wenn er
selbst nicht keusch wäre. Er ist der Gustos virginitatib äororuni!
15 er Vorband ist ein Keuschheitsgürtel und da^
Objekt ist ein Asket. Der urapr angliche Verband
sollte Ja. den Penis schützen und zugleich an der A k-
ti V i t ä t V e r h i n de r n.
Auch der Gedanke, daß die Abstinenz stark macht und sein Schal'fen
liegiinstigt, scheint mitgespielt ku haben.
Gestern liatt*' er offene KoLtusphantabieu mit Öchwester 1. Seine Mutter
bestätigt ihm, daß sie mit der Zange zur Welt gebracht wurde. Es war
Kine sehr schwere Operation, Die Nabelschnur war um ihren Hals und sie
war fast erstickt. Ülier diese Gobai'l wurde im Hause gesprochen deim er
erinnert sieh, davon gehört zu haben. Die Angst vor der Zange des Zahn-
arztes erscheint neu determiniert., ebenso die Halekrawattc. übrigens machte
er verschiedene Versuche, sich selbst aufzuhängen. Er «chcint als Kind ver
schiedone Gespräche belauscht zu hal>en. Aus dieser Zeit stammen die ersten
Wurzeln semer Angst. (.iolku
■ Patient «etzt wieder auf sein Veilaneen «einp Q,i,;u
l.t s.^. endlich als Mann erwH.en. m^ZL^Zt^^Zr ''''' ^'
raiiren, ausmai^chiorl war, traf es sich sehr güns ig tß w, ? "' ""'■':
einein Bett tei Baue,.» hatten. Sie war vorho, seh Intt .m T% '"''
nung, aber entschlossen. ..mich glücklich z^mÄr'^ V ' J P "[■'f'' ^^T
schnell ii!ierwun<ien. An Stelle der Liebe di -T^ '-t ,P^'"''<^'«' "'"'■d'^
zurückzog - ich war wie em Stock und .te^et IStZ ''" ''t\ '' .'"l""
Herz durch die Schilderung' meiner kiäeliehen f Jl >^t ~ "'^"^'' "^'^ '^""
, Darauf bestiegen wirdas B^i u^' X^S^irö ^r!r''7''^''- .
anstrengende Übung. Sic war sehr heiß, icl sSal.l ftf ^'"^'i ''^^
dem wir lange Vorübungen einfachste Iri tmaeht h. •'"*^^''/''^«^"- ^^'^^'■
absolut als Geliebte Ijegrüßt Mwden wollte fTT , " ""'' ''" ^°" "'"'
rung entschuldigte, ging ich entscirerzu t^ri^f t^^Vn^rT"
Eingang nicht. Sie stand mir bei und ich Iiemin>i. !, -T I r. ^'^"'' ''^^'' '^''"
zu orlialten. Ich war aber gan ^e ,hlt 1 if'' ^'^^^'•'" ^^^^='^'
krampfle bei jedem ]^:.nffihren d ' Mu ku u, ;^. ^'^*' ""^" '^^^''"■'^- S'"
ia vorsichtig zu sein, es täte rasend weh D.nn^^T'" 'T', ''" '"'^'^' ""''
■ ler Impuls. Und ich gab es auf. Der zweite Ver uTf l ^^''^''' '^'^^
l-hantasien hatte ich beim ersten abgelehn^s e wiil^'J^l^" '"=^^^!; ''''''-
momentan .nächtig. Die Erektion war schon heirE w V ;''M'^'''i'"i''''
Ich dachte aber nur an mich. '"■ ^^^'^'^ ^'«^"^1 vorhanden,
Danach wieder kindliches Boisanimeiiseiu Ruhe uml p,.- ^ o-
.la^w^ auch sehr schön. Ich war etwas deprinne,-t F ufd dt;: ^ S^^
■ •) ly^e ganz^ Affiir. .pielt^ «ich auf dnem Ausfluge ii, di. IVachau :>L.
Eiu Fall von nrümpruüficliem Fetischismus,
52ä
rtuig der Perineal- imd üenilalgegeiid durcli bie öuhr erregend und kam dann
beim dritten Versuch nach längerer starker Erektion, deren Nachlassen teile
physiBch, teils pGyehisrh überwunden wui'de, zu mäßigem Orgasmuc^ und
etarkem Samenerguß. Sie war dauernd in großer Sorge, ob ich auch recht-
zeitig raiiBzjehen würde, infolgedessen setzte ich viermal zu früh ab. Dabei
äußerte sie bei jedoii Wiedereinführen stiirkeii Schmerz. Zeitweise unter-
stützte sie wohl durcli Mitljewegungeu, dann kam ich aber aus dem Takt.
Endresultat: Ich hatte es zur E.iakulation gebracht, war zwar
angestrengt, aber doch liefriedigt. Nur froh, daß die Sache z« Ende war, und
am näehslen Morgen etwas mitgenoinmeii und zu Rückschlägen geneigt,'
2. Nach t.
Da der Tag ims neben der Nacht sehr angesitrengt hatte — sie war
ebenfalls hundemüd<' — , legten wir uns früh schlafen. Ich auf dem Fußboden
sie im Bett. Ich dachte: ,,"\Venit sie bloli nicht wieder anfängt," war aber ent-
schlossen, alle Kraft zu sammeln, um sie zum OrgasnniS zu bringen. Das hatte
ich ihr auch schon tagsüber gesagt und ihre Einwände, ich liebte sie nicht
genug, mit dem (iegeneimvand, sie sei zu anspruchevol! und habe irgend einen
Gnuid, sich den Orgasmus zu verbieten, zu liickge wiesen. Ich hatte auch selbst
den M'unsch, sie einmal zu einem großen IjUstgeliUil xu bruigen, damit sie
auf die dauernden kleinen Wilzchen mal eine Zeitlang verzichten könnte. Also
nahm ich alle Kraft zusammen. Spürte aueh bei dem Gedanken große Lust
zum Koitus und zum Beweis meiner Männlichkeit, TJm 'lill Uhr legte ich
mich zu ihr, ohne daß ei^ zu Zärtlichkeiten kam. schliefen wir bis 5 Uhr früh.
Dann begannen wir and hald fand ich, daß ihre kitzliche Stelle am Mens pubis
und davon uuegohend in der Vulva und Vagina lag, wenn sie dabei die Schenkel
ftst zusammenpressen konnte. Sie reizte mich am Genitale, was wohltat, aber
von mir dami als infiuitil abgelehnt wurde. Ich hatte dauernd starke Erektion.
Art>eitele aber langsam und gab Hilfen am Mons, was nach ihrer Behauptung
gut war. Das dauerte sehr lange. Ein paar Mal verstaud ich so etwas wie
Klugen über Schmerzen und: „es wird doch nichts.''
Trotzdem ich also mirli bemühte, ihr gerecht zu worden, wurde es mir
schließlich zu störend und ich führte dann mit sehr schönem Gefühl den
Koitu!^ zu Ende, Nachdem wir uns gewaschen hatten und das Bett sauber
gemaclil : Wiederlmhmg mit iihnliehcm Bemühen meinerseits, sehr starker
Hreldiim, unter zeitweilige!' Beihillu durch Berührung ihrerseits am Perinäum,
Schließlich nach di^r Interruptio und Ejaeulatio blieben wir noch etwas auf-
einander liegen, wobei wir uns aber nicht l)eweg1en, weil sie etwa die Berüh-
rung mit dem Samen fürchtete.
Ich ging dann — es war etwa V'8 Ulir — in die Donau baden. Wie ich
ihr benötigten Bewegungen, „ganz zart und langsam und tief" wobei sie dann
■tarken Orgasmus geriet. Danach war sie dann ruhiger und ich stand dann
m s
vom "dritten Mal ab. Sie bat mich auch darum. Aber es war wahrscheinlich
doch eine Dummheit von mir.
5?5i-l-»!«:*!lJ^H
Ö24
Fetischismus,
Zur 1. Niicht wiil ich nticli lieincrken, daß iirli auch dip Rückmlage
Hieinoi'soits versuciiie, dabei ahev gänzlich ohiie Erektion blieb. G<?nie hätte
ich die Seitenlage benutzt. Das ging aber nicht.
Als wir abends zuriiekluhren, war ich sehr glücklich, leider ließ sie aber
die M'iener Atmosphäre und ihre wachsame Haiiafraii so gehemmt sein, daü
wir, ohne viel zu sprechen, auseinander gingen.
Zii dicsiun Rei-ifli1(i des Patienten möclite Jeli benierkoii. daß icii
ihn (getreu meinen Giiindsätzen) nicht zu heterosexuellen Heldentat«'!!
angefeuert habe. Der Entschluß, sich endlicli normal zu betätigen, kam
aus freien Stücken. Dabei Iwtte der Kranke ungeheuere Widerstände
zu überwinden. Das Mädchen wollte aus seinem Jhinde die Vereieherun^
hören, daß er sie liebe. Kr verweigerte diese Ver.sic]ioning. Er vermied
iede seelische Annäherung und beschränkte sich auf i)hysischo /^ärtlidi-
kejten. Seine Fixation an die Sdiweetcr war zu stark, als daß er es
tun konnte. Seine Überlegimg war: „Wenn ich schon die physische
Fixation an die Schwester löse, so will ich wenigstens die seelische
Liebe zurückbehalten und sie als ihr Eigentum betrachten."
Von der Größe seines Opfers und seines Seelen kanipfes gibt seine
Schilderung nur eine leise Ahnung. Er zieht die Sache ins Lächerliche
und schlägt einen zynischen Ton an, der keineswegs dem wahren Sach-
verhalte entspricht. Ich habe übrigens die realistische Darstellung
etwas gemildert . . .
Er bringt noch eine Traumanalyee und setzt .seine Schilderungen fort.
]. . . , Ich bin mit Prof.B...'. in einem Flur, Uecht-s ein Fenster,
in day m^ni wii> iji ein naturwissenschaftliches Kabinett hineinschaut. Er
Irugt mich, ob ich die neue Samnüuiig schon gesehen habe. Die Tür ist
verschlossen. Nebeu der Tür hängt aber ein Kasten mit allerlei sehillcni-
den Sehmetterlingsfliigehi und Käfern.
Er sagt, JeuLand muß doclL drinnen sein; dann gehen wir zum
zweiten Feaister. Dort liiiiigen auch im liahnien bunte Schnitte von Prä-
paraten. Ergelett konnnt heraus, aber wir gehen nicht liineln.
2 sondern stehen d;um wieder auf dem Fhu". Ich merke daß ich
kerne Krawatte umhabe. Emer der üerron, groß und männlich mu'itert
mich tmt omem eigenartigen Blick. Ich fange mit einem Assistenten an
zu scliäkern und schlage ihn wie auf eine Trommel mit den Fäusten oder
Ellliogen auf den Leib, und zwar an den Seiten. Er findet wohl auch
: daran Spaß, aber ich höre dann auf. besonders des großen Herrn wegen,
der sehr verwundert ist.
:r . . . und bin im Eßzimmer meiner Großmutter. Dort ist noch
■ meine Tante hmter nur mi Znnmer. Auf einem Schrank liegen neue lila-
seidenp. lange Strümpfe, die meiner Großmutter gehöi'en Ich will mir
einen iils Krawatte umbinden. Trofzdciu ich schon höi-e. daß meine Tante
hinter mir sag! : „Daß du dich nit-hl untersteliHl. einen von Großmutters
Strümpfen zu nehmen," nehme ich ihn doch und gehe durch den Flur in
; das Schlafzhnmer meiner Großmutter, Dorl finde ich auf einem Siuhl
Eil) Fall vuii orthopädiscliem t'i^tisehismus.
525
eine Socke, dio luicli Jiieiiier (ji-olJmutter yohöi't und achwarz und woiM
klein karriort ist.
Aber dio biiidp icii ;iiicii jiiclH voi.
Wie ich dann wieder inil |onen zuäiuiiincn bin, bemerke ich aul' ein-
mal, daß lob pitieii ydiwarzen yölijBlbinder umhate, den trug icii unter dei'
anderen Krawatie und habü nur iiicbt dai'iui gedaclu. AUi.i kann ich mich
ia ruhig vor meinem Vater sehen lassen.
Einfälle. Das ist iodenlnUö öonderüar, daß wieder daa 8chlat'zimtiier
nieiner Großmutter, ineino Tanf.e als drohende (iouvornante und die lihi Farbe
zuBammen aul'tretoii. Auch daß der Traum mich wieder in das Zimnier meiner
Großmutter führt, an dessen große Anziehungskraft ich schon wiederholt er-
innei'le. Ic!i saß als kleinei- Jun^je immer auf dem Fußkisseii und habo den
Flui und wühl aut-li die Waden meiner GrußmutU'r id't gesehen. (Meine
Abscheu vor dicken Frauen!) Meine (Iroßmiitl^r war ziemlich stark.
Ich habe ihr auch später noch zuweilen die Schuhe an- und ausgezogen,
venn icli gerade da war, alts Kavalieri^dieuoL, damit die alte Frau sich nicht
so bücken brauchte. Sic hatte nämlich einen Bauchbruch. Merkwürdig, daß
ich mich so lange niclil daran erinneilc, daß sie auch ein Bnichb;ind trägt,
so lange ich lobe. Sie trä^t aiicli ein Knrsetl. und icli weits. daß ich sie als
Idoines Kind oft beobachtete, wenn sie sich das Korsett zueclniiirte. Meine
Mutier Irug auch ein Korsett, ich sah oft zu, wenn sie es zuschnürte, wälireiid
meine Schwestern kein Korsett trugen. Mein großes Kntscizen und Kkel, als
icli bei einer meiner ersten Licbpsaniiäherurigen die Korsettstangen fühlte,
fällt mir jetzt ein.
})v.Stekel ist „entzückt"' 0 und behauptet, daß das Brachband der Aus-
gangspunkt üom mütisc. Ich muß als kleines Kind das Anlegen des Bruch-
bandes beobachtet haben, denn als etwa Sjähriger suchte ich selion dauenid
in dem Zinnner meiner Großmutter nach irgend etwas, das ich besonders im
Naehtlisch vonnuftcto, ohne jnir klar zu sein, wa.s das war. Als ich dann nach
dem Kriege zum ■ersten Mal bewußt das Bruchband sali, war es mir furchtb;ir
eklig. Wie überhaupt mein Ekel vor alter Menschen Geruch und KiSrporlichkoit
sehr groß ist, bzw. wai'.
Dr. Stekel glaubt, daß irgend eine iiilantilc Gcburtsphantaeie sich hier-
hinter versteckt, etwa, daß der Bauch gc])latzt sei, als das Kind herausge-
kommen ist und daß deswegen meine GroGmiiHer und Mutter sich dauernd
so zusammenbinilen niüßli-n.
Bei der infaniiien Einstellung liai dann die Angst, auch ein Kind zu
bekommen und dann der Glaube, man könne das durch festes ZuBammon-
schnüren verhindern, y.m dem späteren Schnürti'ieb und Feli.'^ch geführt. Daiiei
ist das lli'uchbaml von mir völlig verdrängt, auch später habe ich nie mit
Bruchhandei'n in der Pliantaeie gespielt und das Fraucnkorselt mußte schon
sßhr stoii' und lang .sein, war dann aber noch verwendbar, besondere lx>i den
Knaben und jungen Leuton, die als Mädchen erzogen wurden.
Dr. Stekel sieht auch in der Krawalle ein Felisc)isymboi; es ist der
Zwang am Balse. Der Selbstbinder.
Neben einem aktuellen Erlebni.';, ein Anpreiser auf dem Markte, der
einen Damenstrumpf als Schlips verwandte, erinnere ich mich auch daran.
*) Davon war in \Virklichkeit kt-iue Rede. Ich vermeide derlei Affoktausbriiche.
Der Patient drückt damit aus, daß ei' niii' mit seinen Enthüllungen eine große Freude
bereitet zu haben glaubt. . .
i .
Ö2Ö
Fetischismus.
l!
daß StriimptV öclinii in mf.iiier i'riiln'sif.eii (.^iicUiiezeil durch Gerucii und üt'-
brauch alp Stiicke itin iloii Hals uder IjcsonderH als Binde üi)<?r die Augen oder-
■ Knebel im Munde eine große Rolle spielten. Allerdings eigene Strümpfe.
JJalJ f.s gerade wieder lila Strüinjife sind, läßt mir keine llulie. aber 'n
nidner Krinrienmg trug sowohl meine Multer ah auch Großiiiutter und Tante
irgend wann einmal ein libi Kleidungsstück. Ich komme da vorläufig niclil
!-(^eht weiter.
Auch das MinderwortigkeiLdgefiihI, das Schwächegefiihl gegenüber der
Frau wäre erklärlich, wenn ich einmal durcli deu starken Leib meiner tlreß-
nmttor einen überwältigenden Eindruck; in Aniietraclit meiner eigenen Klein-
heit, em|)t'angen hättc.
Ob meine Tante mich einmal bei meinem Suchen und Kramen üijBr-
raschte und die im Trauzn gesprochenen Worte mir einmal früher gesagt hal,
weiß ich nicht. Es steht aljer sofort eine andere, spätere Szene vor meinem
.\iige. Meine Tante vertrat bei uns Elt^mstelle. Ich hatte Schokolade geklaul
und sagte auf die Frage meiner Tante „nein", trotzdem ich den ganzen Mun<i
voll hatte. Sie quittierte mit einer Oln-feige.
1
H
T r a 11 m.
Zunächst unklare Erinnerungen an unruhige Gange durch Zimmer
im Hotel-Restaurant und zuletzt zu Hause. Viel von gutem Essen, aber
zum Essen komme ich nicht. Schließlich sehe ich vom Balkon unserer
Wohnung im 2. Stuck auf der Straße Lina Kreidler mit einer anderen
Person. Auf ihrem linken Arm trägt sie eine große Tüte. Es ist '!■■ ?
(y /.;(/ '? Zentner ?). Sic soll da-s bei uns abgeben. Ich gehe direkt vom
Balkon auf die Straße und nehme ihr den Zucker ab. Sie muß aber gleich
wieder gehen.
Da sehe ich, daß um die Ecke ein Pöiielhaufen angezogen kommt.
Ich lialie Angst, daß sie zu uns in die Wohmrng wollen. Aber sie halten
ziinächöt vor dem Hause davor. Ich gehe auf die andere Straßenseite und
will mich entfernen; starke Angstempfindung. Da sehe ich den Schulz-
tiiann. Er sitzt zu Pferde und hat einen Vollbart. Er wird von dem Pöbel
beläsligl, aber er läßt es sich gefallen und reitet vor ihnen weg. Ich biege
links um die Ecke. Der Schutzmann dummerweise auch, hinter ihm her
der Pöbel. Drum ist da ein kleiner Junge, der auf einem Handwagen leere
Kisten und Kasten liinler sich her zieht. Er faßt den Schweif des Pferdes
und zieht mit aller Kraft daran; aber statt daß der Schutzmann sich
wehrt, wird er ganz schlapp, legt sieh weit auf den Hals des Pferdes vor
und wird nun von der Menge mit Schnee beworfen, so daß er ganz weiß
wird und sein Pferd auch. Endlich wird er energisch, dreht um und geht
gegen den .langen voi'. Ich denke: Jetzt wird er donh wohl schießen. Da
springen zwischen ihm und die Menge zwei uniformierte Männer. Ich weiß
dann, das ist die neutrale Kommission. Die springen mit großen Ge-
bärden, und weim er schießen wilh schreien sie: „Halt, Sie sind noch nicht
daran, erst die anderen."' Ich will sagen: „Meine Herren! In Deutschland
ist man empüi't über ihre Ungerechtigkeit," aber dann überlege ich mir,
das könnte für niicli unangenehme Folgen haben, und sage: „Erwartet
man von Ihnen wahre Neutralität". Dann undeutlich und Ei'wachen.
f'v
Ein Fall von orthopüdiMclieiii Fetischismus. . 557
Der eine v(ni lier jiciitraleii Kuiiiniiiäeioii orinnerl [iiicli an einen Fran-
zosen, der mir gestern in der Bahn gegenüber saß. Er halte griechiBche Uni-
form an, weiß iiiÜ fjl;ui, inid hatte Kintoplioiistablerbewegungfii.
Lina K. ist ein Miidclie» in Riga, das ich kenne. .Mir liillt nu ihr gleich
iixriri Freund Rolf B. und dann Kurt M. ein. vnn dem winde mal ci-zählt. ei'
Hei mit ihr verlnbl oder su.
Dr. Stekel meint, sie verberge meine Schwester. Ich glaube mehr an die
hdiiiosexueUcn Neigungen. Meine Freunde felüteu luir zu Hause immer sehr,
lieöundery ItolT B. und ivur) M. hätte ich gerne hei mir gesehen.
Funktional würde sich also ergeben, daß mir die vielen (ZimimT und
Eesen) Frauen und Cenüi-fte, die ich zu HauBu Kui'he. uiidit genießbar :^ind, ich
halte micii an die IJemo^^o.vuaiitiit, die mir aber nur halben Halt gibt und mich
de» Angrifl'en der Triebe (Pöbel) preisgibt. Der Sclmtzuumn, Stek-eh Prawi-
dialgewissen, meine .^wkefie madip iuh gegen die Triebe mobil, aber die rückt
vor den Trietjen aus, liat Angel vur iluien, das heißt, dieser Schutz ist nicht
mehr kräftig, der Fetisch entwertet. Die inlantilen Spielereien beant-wortet
er nicht energiricii. sondern er läßt sich von den .Jungen zum Besten halt^'n.
Wir gehdi itut die tielere Analyse des Träumet; ein. Patient hat sehr
liäufig Restaurationstriuime. ICr ktiunul in ein Onsthaus, es sind viele Leute
da, er kommt nie dazu, sich salt zu essen. ICr erinnerf sich nie an einen Traum.
in dem er das Gefühl der Öättigmig goluihl hätte. Er steht vur den Genüssen
des Lebens und Jial incht die Macht, wie sich zu eigen zu machen, Andiwseits
zeigt dei' Traum deutliche Beziehungen zu eeiiieni Muttorkomplex. Die Mutiev
ist das erste llttslnurant des Menschen. Er reproduziert eine Menge von Ein-
fallen aus der Jugemlzeit, die sich auf das Essen Iwziehen. Schließlich stoßen
wir aui' die Tatsache, daß das Obiekt den Säugiing bedeutet. .Jeder Fetischist
drückt den Zwang der Windeln und des Eingebundeneeins durch den Zwang
emes Objektes aus. Er erinnert sieh nun an den Kinderstulil. in den er oft ein-
V^wängl wurde. Er scheint die ersten Kinderjahre nicht vergessen zu halxin.
Er sah oft zu, wenn die jüngeren Oeschwister gestillt wurden, wobei ihm das
Herauspressen der Brust sehr anregte. Etwas ähnlicheÄ kommt auch in seinen
Phantasien vor.
Die Entwühinu»?" scheint er sch»u;r vertragen zu haben. Er war lange
Lutechor. sein Daumen wurde mit Sent eingeschmiert., was zu einer wahren
Benlleidensehaft führte und das Gegenteil erzielte. Erbsensuppe, die er als
Kind oft erhielt, wurde ihm eine widerliche Speise.
Der Lutscher und die MuUerbrust wui'den ihm gowaltfiam entrissen. Das
mag auch zur Zahnajztphobie beigetragen hal)en. Er läßt sich nichts
mehr aus dem Munde reißen. In seinem Objekte sieht er den einge-
wickelten Säugling, ein Symbol seiner glücklichen Zeit. Er läuft ihm nach und
denkt an seine Kindheit : er läuft seiner Vergangenheit nach.
Otto setzt seine Analyse fort:
T !■ ü 11 m.
. . . Wii- sind in Paradeaufstellung und erwarten den Kaiser und
die Kaiserin. Ich bin bei den Elisabethen! angetreten. Ich bin Haupt-
mann, abor etwas befangen und nicht ganz klar, ob mein Platz bei der
Aufstellung richtig ist. Laim stehen wir in Gruppen herum und die
Kaiserin Auguste Viktoria und der Kaiser Wilhelm kommen. Die
■SIM"-*"
■l (
) !
Ty.}^ FetiMcliisiuiis.
Kaisei'ii: .spricht niieii soforl an. Als den e.i=>ten von ailon. Icii LTweise
Ehrenbezeugung, aber stau, dm KUm anlzuhohalten, halt^ ich ihn vor
- das Gesicht und sehe durch ein rundes, 2 M.-ÖiÜclv großes Lo<;.li im Kolrii-
- dach mif dir KLÜscrin. Dann lallt mir aber das Voi'sehritlswicU-igü nieni«.
Handlung ein. Ich nehme den Helm in die rechte Hand Der Kaiser sieül
mich mißbilligend an. Ich kann den Helm gar "i^^lit ordentlich haRünei
ist so uni'önnig, der Helnirand so dick und die Spitze bietet l^einc feMe
Handhabe. Auch stehen kann ich nicht sicher, mir ist so sclmndeig
trotzdem i<-h dann im Rücken oinon Stützpunkt fahle und nnch an ihH
anlehne. Die Kaiserin erkundigt sich, ob «,i.er Garien ictzl besser ge-
pflegt sei. Ich sage: „Darauf kann u-.h W Majestät keine Auskunft
geben." Sie fragt dann noch einmal, ob der bchmutz aus de,n Galten jetzt
entfernt sei; ich sage wieder, ich wüßte das nicht. Dann sitzt du e.n
kleiner, verhungerter Österreicher im Garten d^wn- aus Mitleid auf-
genommen haben. Der Kaiser sagt, er solle sich jetzt eritfernen. An alle
Soldaten sind inzwischen Platzkaren verteil*, so daß ich für niemen
Platz bei den Elisabethern keine Berechtigung mehr habe, ich gehe zu
den 9ern meinem alten Regiment; dort lasse ich mir von einem Soldaten
(Hen-y) eo «»"<^ ^^^^^ zeigen, es ist c-ine vürgeschriebene Ansichtskart«.
ich laufe mit dem kleinen Mädchen einen steilen Berg hinunter.
Ich habe eine Gerte in der Hand, Sie ist sehr ängstlich und fängt dann
sehr zu weinen an, daß sie zu spal in die Schule kommen wird. Hinter
mir ist noch einer, von dem fürchte ich, daß er schwatzt. Links ist der
Weg wir laufen rechts auf der Wiese und zwischen uns und dem Weg
ist ein Beet von etwa T/,— 1'/- Moler Breite. Ich springe ül)cr das „Bcef
und komme glatt hinüber, das Mädchen tritt auf das Beet. (Im Original
steht zuerst einmal „Bett".)
Ich sage: „Wenn d« gofragi wirst, dann s;igi- nur. daß ich daian
Seliuld bin. Ich übernehme die Verantwortung." Sie heult, wischt dami
aber die Tränen ab und die Schule hat auch noch nicht angefangen. (Frida
Naht.) Die Lehrer sind noch nicht in den Klassen. Es sollte da auch ein
Vortrag für Eltern und Erv.-achsene sein, mil Lic.litbildern. den wollte ich
mir ansehen. Aber die Vorbereitmigen waren noch nicht fertig getroffen.
Ich sehe viele kleine Madchen (Schulmädel) in dem großen Saal, sie ver-
schwinden fast und eine Gruppe Lehrer in einer Ecke.
Ich gehe wieder fort.
Einfälle: Der Kaiser und die Kaiserin: Vater und Mutter. Sonderbar,
dife Kaiserin Auguste Viktoria ist tot. Todeswunsch gegen die Mutter? Ich
sehe durch den Helm: der Helm ™ Mutterbrust. Ich sehe also aus meinem
kindlichen Gesichtswinkel auf die Mutter. AVie ich die männliche Ehren-
bezeugung machen will, wird mir schwindelig, ich kann kaum stehen. Mein
Helm wird zui' „Vulva". Ich kann ihn nicht ordentlich halten. Ich habe neulich
digital an der Vulva meiner Freundin gespielt. Das darf meine MiiUi-r nicht
wissen. Oder bin ich nun, nachdem der Helm meinen Kopf nicht mehr bedeckt
— dorFetischzwang ist abgelegt — , nicht mehr in der Lage, vor meine Mutter
zu treten Sie muß sehen, daß ich die Hand an der Vulva gehabt habe. Und
■dann habe ich auch einen Degen in der Hand gehabt. Bin ich bisexuell? Penis
und Vagina habe ich in der Hand. Deutet das durch das Luch schauen auf ein
infantiles Voyeurt.ura? Ich verkroch mich gerne unter den Tisch, auch den
iPffTlwW
^K^mm
Kin Fall von orlhopä.rtischi'm (■'titiadiisniiis.
529
SclireibÜHcli iiiuiiiw Vaters und spielte dami Wauwau. Durch VorhanglÖclior
und Löcher in (iiirdiiieii und Uecken .sali ich mil großem Vergnügen Der
Garten iM \vuh\ jnemo Seele. Zu Hause eolUe ich etiiinal auf Wunseh ineinec
Mutter den kleinen Hulgarten uniRraben. Alw ich schob os immer auf D'i-
«egen huddelü' ii-h in der fileiclicn Zoit l.ei den l-^ltorn eint* .jungen Freundes
Karlnffoln. Danuie uiaclite mir nicine Mutler einen Vorwurf, der mich auch
l.raf. lind auch die Frage ist mir unangenehm, me kann ich dae wissen'-' Icli
hm ja so lange nicht da ge.wi«en. Dalioi weiß ich wohl, was sie meint. Ich
kmin nicht sat;eii. jotzL i>in ich gesund, ich zweifle, ich habe den Wunsch dali
der Schmulj; in meiner ßooJe bleibt, weil der vcrwiidei-(-e Garten mir lieb ist.
Auch die Angsf vor der Fra^e: .,Hisl du nun gesund?"
Der Österreicher hl Dr. Slekel. Kr ist entwertet, ich bni großmütig
habe ihn aufgenunuiu-n. Mein Vater Bcliickt ihn fort, daß heißt ich. Und nuii
komm! dat^ Dileujrua, Ich war hier liei den Elis;i M.hern oder Franzoni. also
Oetorreichern. halte Anschluß Kt'lunden {dah Mädchen), dann habe ich dem
Infantilihmut^ wieder den liomof^ejtucüen Krworh geopfert. Und nun kann ich
nichi aichr zu iiir Kurück, fOrgn ge}ie ich /u uu'inem iUl^n Sexualziet. dem alten
Hegiment. den %ni. Zu den ge^chrieUsneii Ansichtskarlen fallen mir Posl-
karlt^n mii Rarrikalun-n auf di<- Kiniumg nii1 f;ikeimiiicrt.er Schrift ein.
Der Sokiat. der nur die Po^^tkaj-U' /.eigl. it;t .Mfjwi, Koi: ein Klsäss-r
riioiiMjr Kumpajiie. ist währt^nd div Kriege^p an Dungenentüündunp gestorben.
h> Kfeht wohl Für Ki-iuen Freund .\laily. der Ihu ujir lange Huivche war und
rail ilenj ich «ehi- enge körperliche iieziehungeji ha^.U^ und ihn auch sehr lieble.
AL«(i RiieJ<kehr zum homosexuellen Sa\ua!ziel. Entwertung der heterosexuellen
F'nsitiftn. In dw ich mich ja auch noch gar nicht sicher fühlt«, denn ich füfilte
HMch bf^i den Kii^alxithern nicht huigelitirig. -
Xu deuf kleinen Mädchen im Traum 2 fällt mir Frida Ü. oni. eiue
Freundin meiner Scl]wc«ter. Wir .spielten zuwamraen auf dem Sandhaufen und
waren Braut und Bräutigam. Wii' gmgcn dami Arm in Arm. Als Kinder haben
wir wohl auoh Doktor gespipdt. aber ich erinnere mich mir an Spiele mit
Puppen. Dagegen h(4oiio ich noch einmal mein Vergnügen, unter die Tische
zu kriechen.
Pup}>en intereBbierten mich sehr, l)esündert- was im Bauch wäre und
warum sie mit den Augen klappern könnten. Dae habe ich dann auch gelegMit-
lich gründlich uiitert-uchl.
Die Gerü^ in der Hand: «in Penissymbol.
Dr. S'tekel iragt, ob Kchulöspiolen und Schlagen und Geschlagenwerden
wohl für nnch eruinerlich werden. Schule haben wir sicher gespielt. An gegen-
seitiges Schlagen kann ich mich nichi- erinnern. Die Puppenkinder haben sicher
Schläge beJvommen.
Ob sich dahinter .-u, infantiles P>iebms verbirgt? Die Angst, daß etwas
herajiskommt?
T r a u m.
... Ich liege mit dem kupf m Dr, Stekel& Schoß odei> vielmehr auf
seniem linken Oberschenkel, Ich fühle mich sehr glücklich und empfinde
die Wanne seme. Körpers. , . . Rolf Riemer, den ich vorher lange gesucht
halK. kommt und hat von Ih--Stekel gehört, er sagt: „Ich war früher 1
;!:!ll"'**fr:^^";!?l^"'?/^^?*^ ''\ '■"^'■■^'t''"- ^^^^ nieder jemand lieb
. . Kr scheint mir auch «ehr
haben." Dr. Stekd sagt ihm dann etwa
Sloki-I, SIÜroiiKeo d<^K Trinh und AlTi-kllolii'iiB. vn.
■M
530
Fetischismus.
n
\'i
1
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■ froli gowonlen au .fwn. Ich hahc .jetzt d^m \Vun«di. bv.otekei liätLe nur
im 'rraiini die Häudc auf den Kopf golpijL.
Das iiHiß etwa doi- Ausgang einer liuigoii, err«gton, dauernd simlicmiwi
Ti'iiijnireilie f^'cwcsen sein.
Immer doutlicher tritt in der Analyse die Beziehung zum Vater auf. Er
iUnTträgt alle seine Affekle auf mich. Er hofft nooh in letzter Stunde eine
Wendung. Er will oijien Abend mit mir verbringen und mir „nienBchlich" näher
kommen. Er sieht es ein, daß ich ihm so viel Zeit und Mühe geopfert habe,
aber sein Herz verlangt nadi mehr. In diesem Traume ist seine Sehnsucht (T-
füllt. Er ist in Abrahams Schoß. R. E. ist ein Symbol für ihn selbst. Seintv
Ecxuellon Bezioliungcii sind ganz normale. Er ist sehr potent bei seinem
Mädchen imd hringt sie mohrfach zum Orgasmus durch seine Fähigkeit, die
Ejakulation hinauszuschieben. Die Zähne sind ganz in Ordnung, die fehlendwi
durch Brücken ersetzt. Jetzt will er eich an eine wissenschaftliche, große
Arbeit machen, die ei' während der letzten zwei Wochen ein wenig verniich-
täsßigt hat.
Otto setzt den Bericht fort.
Trau m. Dazwischen in Klammem die Einfälle.
. . Ich bin aui' dem großen Balinhof, der mit seinen Gängen und
Treppen in die Stadt übergeht, ein Gewirre von Häusern und Höfen und -
Straßen {wie meine Neurose) und sehe hinter einem Zaun (Kaserne) einen
Burschen, von dem ich weiß, daß er reiten lernt und dort beim Reiten
(ich sehe immer nur den Oberkörper über dem Zaun) gequält wird. (Einem
.., Soldaten wurdt; im Frieden einmal an jedee Bein ein StaUeimer mit
,- "Wasser gefüllt angebunden und er so gezwungen, Trab zu reiten.) Ich
■ gehe hinunter, da ist das Bild verschwunden. Ich bin wieder oben im
Balmhof und sehe jetzt den Eingang der Kaserne. Ein Bursche wird von
zwei Männern geführt gebracht. Er ist gefesselt und trägt eine sonderbare
Zwangsjacke (erinnert an den chineeiechcn Kang). Die Augen sind vor-
■ . bunden, im Mund steckt ein Kneliel. Er wird in das Tor hineingetriel.)en.
(Anch der andere, der ritt, war aufgezäumt, er trug, glaube ich, Scheu-
klappen.) Ich vci-euche wieder, das Schauspiel aus der Nähe zu genießen,
aber verwirre mich in den Straßen und Häusern.
Ich bin auf dem Bahnhof, mein Zug soll abfahren. Er steht schon
da. Er ist überfüllt. {Lauter Valutaausländer.) Ein Luxuszug. Ich sehe
einen Speisewagen. Einen Friseur und ein Stoffgeschäft. Das kann doch
nicht der Zug für mich sein. Nein, da steht ja auch daran: „Nach der
Schweiz." (In den Bergen wohnt die Freiheit.) Ich muß ja in den näch.sten
Zug. Da steht daran: „Nach Berlin." Aber auch der ist überfüDt. Ich
. suche alle Abteile ab. Endlich finde ich hinten im letzten Wagen Platz.
Da sitzen wir wie auf dem Heck eines Dampfers. Außerhalb des Schutz-
. daches. Es regnet, aber ich werde wohl nicht naß. Ich spreche mit einem
Herrn, Der Zug fährt rückwärts los. Die Wagen vor uns sind lauter
Plattformwagon, sie verschwinden unter der Wasseroberfläche, man sieht
aber, wie sie mitfahren. Wir fahren um den Molenkopf herum. Mir ist daß .
sehr wunderbar, und machen dann aai der anderen Seite des Mole fest.
Jetzt fehlt mir mein Gepäck. Ich öffne eine Tür nach der andern. Überall
viele Leute, meistens junge Bursehen (Wandervögel, Pfadfinder). Sie
■PIP
mmmm
Kill Fall von örthopüdischom Fe fisch ianius.
531
liüfjwi iilwr- iniil (iiirehciiiimdcr und schliiif.'ii. Wenn ich einen umstoßt-
\rdhi- i<:ii imiiior AiiKsf. ^>.r konnü^ aiifwiipheii. D;inn komme ich in ein
/iiuiiicr, il:i siiul nur zwiii Frauen. Stinst ist (la.-^ /iiinnu>]' hell, alwr in der
Mitte liegt «in Kdiriclitiianl'pn (Sowjelrulilajid, H<ilst;li(?\visioi-un(,'). Hie
Friiu linke liißt ihi- hliimles Kind an der Jtnisl trinken, Sie iw| auch blond,
RttcJit.-^ silzL eine Seliwiirze, (Spiiler bilde iuh mir oin, diu Hchwai'ze hätte
ein Kind luif den Naehttupf gewetzt. Es ist Annn: „Schwerter I,'-)
Die niieliHte Tür: ICino Radewanne, darin schläft ein Biirscho ganz
jingezoKeii niul in i)<^cken gewickelt, i)io Wanne ist voll Wassor, Das (Jc-
Kicht wird wie (bs einer katholischen Schwester, meiner Schwester I. (Sie
ist tot, liegt ijn Siirg! Sio itii im ITt^erus eingezwängt, nchwinnnt im
Knirhtwasser,) IcJi haljc, Angst, er könnte iuihvachen, Suiihp weiter nach
trieirieiii (ie|iäek. Im Hahiiliof ist i'.< ii.ui:b nirlit. Diis uniß ja meine Familie
mit im '/aih hiiben, die «iiid ]a in dem Zug drin. Ich laufe zurück. ICin
Ziinn mit; Pfählen iwt im Wi^. wird iiberklettenl. Ein Drahl.aaun, ich
/.u'änge mieJi durch, noch ein Zaun; aU ich auch den überwunden habe.
sehe ich gerade iiocJi den Zug abfahren,
Herrgott, jetzt bist du witKcn geblieben! AkT dann öage ich mir.
das (iepiick niiili ,ja m iifgegelicn ^cin. Du fährst eben mit dem nächstBn
Zug iiiu:h. Dann liasl du ebeii dnen Tag verloren , , .
, . , Meine Mutter sagt zu mir: „Iwt et denn wirklich wahr, daß du
Anna.') koitiert hat;!.''?" Ich ^ige: ,,.)a, und e?; war eine e^^■acheenp Person
dabei.'" Meine Mutter: „Üae ist sicher dies Fräulein gewesen!" Ich hatte
Sorge, meine -\hitter konnte sich durch die ei-wachsene Person betroffen
fühlen. (Vorher war wohl auch mein Vater da. und wir hatten uns ganz
ruhig miteinandei' über mein Ergehen an egesp rochen.
Die eingehende Analyse dieses Traumoe hat sich Otto geschenkt, dessou
Bericht*! immer kürzer wurden. , . . Der Traum zeigt die deutliche Abichieds-
Btimmung vor dem Ende der Analyse, Er fährt nach Hause und verläßt
Wien. Seine Parapathie wird al« Gewirr von Häuseni und Gängen Hymiiu-
Ijsiert, Er ir;t der araie PncKche, der reiien lernt. Er stellt es so dar, als oh
ich ihn zum het«roeexuellen Verkehre animiert hätte. Sein Liebcaabenttner
wird als Quälerei seines parapathi sehen (asketischen) Ich geschildert. Der
Zwang der Parapathie erscheint durch den Zwang des Nonnalen und des
Analytikei-s ersetzt. Er ist gekneMi und trägt eine Zwangsjacke.
Das Fahren konnnt ihm nicht leicht an. Er weiß nicht, wie es ihm im
Leben ergohen wird. Er vetvucht, das Dunkel der Zukunft zu durchdringen.
Er ist frei wit^ ein Wandervogel und hat kein Gepäck inil. Die Schwe.-^ter
ist verheiratet und hat ein Kind, das er beneidet.
' Er möchte aber auf seine Schw-<wt<'r und .«eine Parajihilie (sein Gepackl
-nicht verzichten. Sich und seine Schwester läßt er wohl sterlrfn, aber' um
wieder aufzuerstehen. Der Traum führt ihn in die fötale Existenz zurück
Er kann ein neues Üben beginnen, auch die Sehwe,sf^r wird neugeboren- sie
können dann jede sündige Tat vermeiden. '
Er versäumt den Zug. Er kann noch einen Tag in Wien bleiben Ei*
muß ja bleiben und kann wieder zu mir kommen. Und er hat .^icii da-; läsi"
(it«ländnis daheim ers])aii, ßeine Mutter weiß alles. Er hat nic'liL ' 'P
■1 Sch«-cst<;r 1.
34*
I I
f
1
J I
53-.^
Fetisch ismas.
be-irüAL E,. u„„ iJA^s,:":; , Hrtr "■'-'^'^ -^ ■"■■ """"■"
m (ijc Augfjj sehen.
en l^dl ^"'''^'f/'' 'r ^"'"■^""^'<^^-- ^^e Zahnarztphobie .st
r bä^^^^^ h T ■-'■W-1'Lsv..koh,- hat s.ne Paraphüt «r.etzL
i-']t Objekte habei, jeden J.ie,z tui- ihn veriom,
lehne eh. Aber haben «„■ A,,t. da« Rechl dazu"?')
ri,.,, V 1^ ^'^^^'^ ""' giänzeiide Bestätigung aller Themen, dit ich in
de. vongen Kapit.eir, über den Fetisdh.niu« aufgestollt habe, Trachten
W" ni kurzem di,- hrgebiliss..- ZUHaintn.iazufasöeu
Wir .ohen. inen Men.chen. der «,d, b.nmht. seine Sexualität zu
rd ueken und aU Asket zu leben. Er rü.kl ganz von der Hetero.exua-
! tat ab imd betrachtet sich als Homosexuellen. Ja. er bringt sich einen
f reund m. Hau. nnd .osteht seiner Mutter, daß er mit ihm l'L Ötxül,
Beziehungen lud. ^e„, Vater ertahn e. durch die Mutter; wa wohl d
Absieht des Gestänchi sses war Er rächt «ir-h ..,„ l- T
Punkt« de. Km„kl.e,t.bildes „tol„ .e,,« ),ieb. »u„, vZr an d™ 1
».xueU feiert i... ,.,e.e L,ebe .chein, ..■ößte.U«,; t'^™: :::,
nmgen »„ M„u»,.. Schwellen, „„d d,e Großmutter wa,-e„ it„ v„, d r
Analyse nicht bewuHt.
Für das Zustandekciuaen de« L.iden.< konunen zwei Traumen m
Heiracht. Da. eme ,«t der Tod der Schwester IV. Er fülilfe H,-h s.-huldiL-
er war em Mörder, well er diesen Tod gewünsdil haite. Aus dieser Ou.dle
«tummt^sein Minderwertigkeitsgefühl und hier haben wir den Kern seiner
Rußtendenzen .u ,.uch.n. Seiu bremiender Khrge.z wird von rhe.en G.-
luh c der Minderwertigkeit n, Sci.adl gehalten. Er darf niclite erreichen
(Asketis ho renden. ausgedrückt In Abstinenz von VVe,b. Alkoliol u.i.l
labak. durch strenge, entbehrende Lebensführung, unscheinbare Klei
.iung usw.) Durch die.e asketische Haltung l,otft er den Zorn Gottes zu
.rvve.dien und selbst zum Heihg.n zu werden. (Chri.tnsneurose ) Ein
schft-eres Irauma war der Verkehr luit der Schwester den er ■üs Kind
vollzogen liatte. Sehen die ersten '[i-äume deulen a„f dieses Erlebnis hin
^l Vhc-r diu ueitHrwi Schickw^ilc Ottoj: hnffn w.\i ;. j
bu-ichU-n. Er .t^t .o.h .. .d,. unt.r d.„, ^^^ "' fV'-''^'- A""^'«- -
um .m klur.. Bild ,.b«, ..„ k.nncn. '"^^ ■'""'>'''• ""*' ^"twöhn,„,g.
mmmmm
■SV
Kin Füll von tirthopüdisrJicm Fetischismus.
r»:-i3
Die Analyse muß zwoinial ^-closon worden, dann kiiiin mun oi-echen. wie
(jff Hphon in don ftrsteii Träumen die späteren Krkonntnissr präludierl
worden. Bestimmend für die spezitiscihe Form seines Leidens waren ver-
Rihiedene infantile Eindi-Ucke. 1. Der erste Hosenträger. 2. Der rettende
N^jibelverbiind. 'i. Das Brueliband der Grolinnitter. 4. Die Binden der
Mutter. 5. Die Erinnonme ;in die sltir.klicJie Siinjjlingszeit. Das Lenden-
1,Hi-,li Christi.')
In seinen fetischist isi'Jien Objekten saimnein sich die versdiiedenen
Komponenten seiner Parapathic.
Das Objekt stellt dar; '■ '
1- Ihn selbst. Ei- ist verstüinmell und durch Selbstschutz gebunden,
2. Die rtdiwester und ihren Kopfverband.
■i. Einen (leiKt. einen Revenn.nt, den toten Bnider nnd die tote
Schwester.
4. Christus.
.'). Kin Opfer der Kastration,
(i. Ein eingewickeltes Kind.
7. Ödipus und den Vatermörder.
H. Den armen Lazarus. Eine ewige Warnung! (iSei froh. rtalÄ du
dlrine geraden Glieder Imßt!)
Determinierend waren auch die Eindrücke. Der Knabe im Ijazarett,
den er .sali, als sein Schwesterchen starb. Das ßild vom armen I>azarufi.
D(!r Zehenverband der Mutter bei der (ieburt des Schwesterchens. Der
Miiulknebel als Erinnenmg aji den l.utseher und die Zange. Die
.Schienenverbände der Schwester. Das Korsett der Mutter. Die Identi-
(izieninjr niii einem Pferde. (Kandaren^ Die Phimose und der anale
Zwang.
Der wichtigste Kindrni-k war wohl das Bild vom armen Lazarus. Er
ist der arme Lazanit; und wird als solcher einmal in Abrahams Schoß
sitzen.
Der thera).eu tische Erfolg beweist, was ich immer behauptet habe,
die Dnabhängigkeit dieser Zustände von der inneren Sekretion, die Heil-
barkeit der Homosexualitäl. und des echten Fetischismus.
') Dr. Mißrtegler vermutet noch oinu M*;iiKtrua.tioiisbiiKle. wozu aber kciu MuU>na]
an Bmfiillrn gfibradit wurde. .\-Qch dw Verhand nie CubIcip virginitntis wJire in Betra.'ht
■Ml ■/.ifhcD,
:
; ,
xvr,
Analyse eines Falles von Trans vestitismus.
Vim M. U. C. J'Jmil (tuthi-il.^)
Fall Nr. 70.
E i n ] IM I. (' II li !■ B t! m i; r k u n g: PationMii ging aüi' iljo Aiiaivrii'
untör einer Bt;dijtgting i3in : daß wir i li f c- ri e \ u e 1 1 o T r i e b l' i ii-
K t e 1 1 u n g n i c h t z e r s t ö !■ (' n. Sie wünschte ledigiidi, wir inöchteii
ihr bei den Beiiiülmngen um eine polizeiliche Erlaubnis, Männer kl cidunu
tragen zu dürien, (Uircli ein ärztlii-lies AUesl behilfli'-h sein
Elsa B., 34 .JLilirt all, Bvindcsbeamtin.
Status praesens: Schlanke Statur, kirdidachförmige S.-hu'-
tern, schmaler, asihenißßher Tlioi-ax ; anämische Hautfarbe- Kehlkuiif
^v('ihli<-h. Primäre nn.l sckimdäiT OesclileclitBmerkiuale nurmal l.aut An
gaben der Kranken sind die Menses regelmälMg, erste Menstruation im
13. Lebensjahre. Während dor Periode kann Putientni angeblich übn ■
SHnnengkeit™ auch BergpaHion und dergleichen unternehmen Si.-heres
.\iiftretoi,. Sfhi-ifte groß, inännhciie Gangart. Die Altersangabe erfolgi,
/iigernd. Leichtes Erröten bei Bespreclmng der Sexualität. Altstimme
PiiMt.'ntin hcliauiitel, Tenoi' zu singen, in der Piibcrtäi hah(- sirh die
Stimme gesenkl. Die Verrichtung der Miktio erfolgt in stehender Posi-
tnr. Keine weseii Midien Degenerationfizeichen. . ' '
M -.1 l> l^ -) I II Z r 11 i I 111 e t e 1 11 :
M ni,. v..rli,^^..„.l.. Analy... .-urd. v„n ,n.me„i Miiarh.-il.r unl.,r mein.,- L.,Uin«
*'"'^' '"'■'' ""■"' ' ^'"f ''''■ \'-'-tirfu"E ninzHn.r Traunm.Mhv,.« ,„„1 Fomuli.-runK dnr
.*> I li I II ß I 11 1 f; !■ r II n n {■ 11 iiiwhivlnktc.
■Mm^k ,.!,. ßd.,s, II.:., 1921, clor Zciterf.nfl für ,S<.xuahvi,s....n.chalt Ur 1/,,:. if„,,„..
nnrlin. Vn-la« A^Man:,,. & il Wnh.r.. Honn, ^ ^) Kntf.nmn« der l..idon Pr<,.^us
--riK-md,.,. - ) Entfnrmii.K der i.e>d.„ ,.rob.n 'IVod.mteron. - ", E„tR.rni,n.' dr-r heicb.,
Sp.nitr jt.ii.M,. iin1,erior(v< ,.ii per iure«. - -) E.itfrrnunir vom 8eh,.ik.l bis 2„r Sd.l,. -
•1 liiurr.i-i.MNK vmii l'r.H-. .or.....id,.,.. I.i. .,„■ Spit/.,- dt^ MitWliaKer.. - ») Entrcrmin«
MINI ScIintH Ins miiü SlcilS. - "I KiilfiTuiirm v-m ,S|,,ii; i,;, ^u,. ,,^„,,j,.
Analyse eiiiDs Falles von 'Iraiisveatitismufi
ö.-ir»
SaxDBlIu Proporbionon
Schaltsr : BMlcen
= loa:
RchultfirTlIurt«
= 100:
103 (94, 97] '1
111 182. 861
ObcrISiiKe : UntBtlftngB
= 100:
110-4 1106, 911
Apex ne 11« Proiiorticm
Stand I An git : AnnlUnKR
= lOO:
42-5 144, 44]
Eine DurcitsohiiitUliitclligcnz, gute AulTassunjitilaliigkril, kinisÜi-
n'wJifi Interessen (Violine).-)
Das E i 11 I' ii li r II !i g s s i- li ]■ (• I b (' II :t 11 Dl-. ^' t e k e t:
„Ht>n' Doktui haUcii in>i incinüiii letzten Besuche die Forderung
an midi gestellt, Ihnen eine Boöc-hreibuiig meiner Wesensart zu über-
riiilteln. Obwohl ich kaum über Sclircibegewandtheit verfüge, so will icii
il<^riiiiH-h veisiii-jicii, Ihnen, sehr geeiii'ter Hen- Doktor, ein einigerniiilAeii
Ziili-ci'ifndes Bild meiner l'eröeii zu geben.
Soweit ich mich an meine Kindheit zurückerinnern kann, hatte ich
L'<igen weibliclie riiuelsaclien starke Abneigung. Beediäftigt habe ich mich
.'M]8ß<:lilic(.Mic]i mit Knabenspielßarhen, wie Säbel, Gewehr, Soldaten; ein
große?; ScbaukelptVrd war mein Jacbüngsspielzcug. Eine ;\n!äßlic.h eint's
Weihnachtsfestcri erhalLeno Puppe Tiel der Vernichtung iinheim, eine
Haiiflarbeitssd lachte] wanderte ins Feuer. Meine Lust zum Reiten,
weldier ich anläl.Mich eines Sininneraufcnlhaltes in M. auf einem Beni-
hardinerhund ausgiebig l'iönte, 1rug mir eine bleibende Erinnerung in
Form einer Nurbe ein. Auch entsinne ich mich noch eines W i n t e i-
Ml a II I <■ U ans dunkelbliiuem HtoCl" mit Vers^i-iiiiiiningon, an weldieni ich
') Itu' ciiiKckliiiiuiirnci: Ziihlcii ciilutiuiiiucii .kr Arbuit von Ür.Weü ll.v..); 'i"'
i-reieru l..-v.id.i «idi uul' huiiui^uMidk'. die /.vv.nti' auf hclcrospxiidln Fi-utini ^fiiKT Br-il'-
;i.-hn.,,g. Wie crsidhtiidi, ist in imBcn-i.i Falle ,lii. Ifclalio.i NdiulN-i— licckm 'in.l
.SdinlUT-Höftc ziigimst,™ ,|er liwikni-llüiu.pm'li,.. .„mil sl;,ik luu-li ,lrr l,otüro^Lxiivlli-ii
Ki.'lilu.,^. v.r.<:liob™. D,.r ..tl.™i«cl,e Thor^ix l,m nlkrdin^K z.i .ii.wm HL-.uHat. in
■Mrlil «.nnKrri. M.iU,. heiK.li-uK.Mi- niu,-l-i„go-Unt,.vliinK.. s,»v„. di.. .m-xm.II. Pmporl.
'1 Icli hring,. .„„iicii.l ^^.kii|.«i ,li.. w„.|mtf.u.i. An^ub.,, tk-r Krauk.-u .x»^ a.:a
•■'"y^iun. Sit..,n«.n. Es soll hier .Uirg.tan ^u.^cle«. ».>s man v.m ,k.„i Bericht*- d.r
liir;u,:.Unk,.r ni di-r Zoit vor der v„ll..„ n„in,]L.,nf; der nn-vir..auu>, /.m halten habe
hid.I;,n|i,vtik..r |,l|.p,, «..wühnliel, den .r.len Angabe,, de. Kranken zun. O,,for m
n.len, |l>„. um einen, Su,n,^ Cl be/oiehn«tan Angaben entsprcehen niel.t den Tat-
^a,-h..,. .„ul w„rd..n spJile,- von .k-r l'nlieatin korrigiert. Es handelt skOi an, teiiwei-^.'
n„he«-«ßt^ knUtellnngen der Ix.l. n.f-es.lüdae („Krankheilsgrwnni-) Die nehliW"
.tell ,.,, S:.!... ,.ind mil einem Kren-.e (t) bD.mdmrt.j Schon die^-r eine Un,.tand gibi.
ein Kdd vun den «el,\^ieriKkeiten der Analyse wi«kr. D.ü.ei fehlte liier d:i. di-ängi-nd.'
Homeni deK HeilnngsbKÜH-rni.ses, l'ntienlin envartcte keine Vuüadenin« ihre. Za
.Linde, dureli die Annlv^e, - ila. «i,y.nn^.«Ti.e ..nfgenonimene Material bi-inRt es
M.il sieh. .hdJ die Diirslellung stüUcinveise der ICii,liem,..hk.Mt enibel.ren innli; «re
Kettiriiil aber LindrcrueiW an Pkfilik.. :'-' -,:- ■:
11
öae
t'etiBchismits.
. j
r. Z ' , ^'"^- ^^"^'^^^<-l-'"l'^-h war .. di. grolk. Ähnlichk.H-.
d^mOI H '"' . ? ^'■■^'^'"^"»■tßn Öniformröcken der Husaren, ^v.Mmn
iu. b d,e g,aU. Hcliebthct .u verdanken hatt., so z.ar, daß ;ch .ogar
iHhr „nd Sommer darauf bestand, diesen Mantel zu tragen und die.
■^"'f mit alk'ri Mitteln durch zusetzen versuchte.
/ugleidi ,nit den Jahren wuchs uieine Abneigung gegen «'eiblirJie"
■■^Piclereien. Ua meine Zerstörungswut mir hart. Strafen eingetragen
Hatte, begnügte i.h mich damit, derartige Spieisaehen ,n die dunkelst.
^A^e zu verbergen, da ich mich ilirer ..-hämte, und sie hiemit ihren,
öchicksal zu überlassen.
wahrend meiner Sdmlzeit, kann ,ch nneh nicht erinnern, irgend e.ne
..ndin oder Spielkameradin- besessen zu haben. Mitteilm.gsbedürfnis ■
«ar keines vornanden und ihre Spiele waren nicht die meinen So war ich
muner einsam. Da mir mit der Zeit meine Lieblingsspielsachen entzogen
Mirdon, weil sie angeblich tür mich nicht passend waren, hielt ich Tfm^
schau nach anderer Beschäftigung. Meine besten Freunde «iwden von d-i
an nicht Menschen, wohl aber Bücher.
Mit z u n e h m e n d e n J a ii r t- n w u r d e d i e K I ■ "' 1
^:Zb:z^-s~:ttft:^^^^
"...-war es nnmer wie eme Erlösung, wenn .eh endUch dt g^n : zL^
Wieder vom Le.be atte. Ich hatte damal. dasselbe Unbehagen in dter
K mdung ,vie ich es auch heute noch habe, rjegen iedes I
Kleid wurde ein erbitterter Kampf geiuhrt und wenn ich es dennoch e.n-
mal anziehen inuMe, hätte ich mich lieber ni .rgend einen Wink.l ^e-
riuchtot, als damit unter Monscheii zu gehen. * '"
Alle diese Gegensatze führten naturgemäl.s zwischen n.ein.T Ka-
mihe und mn- .u einer Kntfre.ndung, die imn.er großer wurde und zun,
Schlüsse überhaupt n.cht mehr zu überbrücken war. Meine Verwandten
ormten memo Wesensart nicht verstehen und ich war mir dan.a k ü ■
das Woher meiner Emi)nndungen selbst noch nicht klar
Seit v,eion Jahren lebe ich. nun allein auf das angewiesen, was ich
.n.r nrch redliche Arbeit verdiene. Aber immor noch bin ich gezw n- m
eine Kleidung zu tragen welche mich heute noc]. ebenso .enig glückl h
.nacht und befriedigt, wie ehemals, und die oft auf der St .■ ß
.u den peinlichsten Situationen führt. AVährend de.
Krieges bin ich zu v^^iederh ölten Malen beanstandet worden da man stet«
emcui Mann in mir vermutet hatte. Aber aucli heute noch ist es für mich
ITkT"' ^'Z^^^^'^ '" ?'''"■ ^^* "^^"'^ '^'^ «^ "'-=•'• vermeiden,
mi Kollegen und Kolleginnen auf die Straße z. gehen, und wie peinlich
Anylysr' oinpt; Falles viiu TranKvpstilTKiniis, 537
(li*!s für iiiicli JB!. wpnn dio Lonto stt^hcn ))leilj(>n und ihre (ilofiBpri übor
itiicli marhon. im TieiBeinnieim-i' JJpK'ltiitpt'vsonon. (\ivs siaiibc trJi. bniui-iip
irh Ilinf^n j!i gar nicht weiter au schildern.
Aber nicht nur auf der Straße, .sondern auch auf der EiBenbaliii,
StraÜonbahn. ja überall wiederhol! sich dasselbe.') Da ich fast täglicji
den i)ft rei'ht ordinären Anspielungen der Leute ausgesetzt hin, bd sehe
ich mich gezwungen, nur die alloniotwendigsten Gänge zu machen. So
mache ich jetzt täglidi nur mehr den Weg in das Amt und nach Hause.
Sjiaziergänge oder Ausflüge unlerbleibon jetzt gänzlich, um allen ün-
annelirnliclikeiten auKzuweichen. Wie sehr dies auf mein soelischcK und
iun-[>erliches nefinden einwirkt, werden Sie selbst, Herr Dnktor. am
besten zu beurteilen wissen.
fJlauben Sie, bitte, nicht, daß ich m11 diesen Schilderungen über-
trieben habe. Es wäre mir daher angenehm, wenn Sie zur Überprüfung
dieser Tatfiachen eine Person hören wollten, die oft und oft Zeuge soicher
Sit.uationen war.")
Hitlier möchte ich mir erlauben, an Sie nochmals die Hitte richten
zu dürfen, mir das Tragen von Herrenkleidern zu ermöglichen und mir
dadurch ein menschenwürdiges Dasein zu bereiten. Ich glaube dadurch
wohl niemandes Rechte zu schmälern imrl mir wäre dadurch eine Wohl-
tal LTwiesen. für die ich mich stets dankbar erweisen .würde."
l- .-\ ti ;' irj II t^ ,< V 11 II fl .\ II -.1 1 y K (■ de r T r ii a m ß,
Mt/. Uli« 1. Rückeriiiueniiig 3./4. Lebeasjahr [e. Kiufiihrungs- j
schreiben !].») Ich soll ein 7-Mnnato-Kind gewesen sein. War richwüclilieii '(
lind habe iilli., Kiiidorkranklieiü-n durciigenntcht. Vater starb 70 .Tahre alt. . i
iii meinem 2. Lj.. an Paralyse. War Lehrer an einer LehrerbiJdangöanstJilt. ■
t'.r hatte die Mutter im :iS Lj. geheiratet, obwohl sie erst im 17. Lj. stand. |
Dioeer große Altersunterschief] führte später Öftere Differouxen zwischen l
den Kltem herbei, bosoudei's da die MulU^r lebenshistig und putzsüchtig und j
der V'vtor ein cmsler and Kolider Mensch war. Die Mutier hiitte. da sie un- |
niilerbrochen Vergniigiuigen uachging, für meine Erziehung keine Zeit übrig. ?
so daß ich von den Großeltei-n erzogen werden nmßte, (rroßvaier (Ethno- '
'"«e) und Großmutter kümmerten sieb jedoch ebenfalls nur wenig um mich ■
lind so kam es, daß ich zum größten Teile mir seihst liliertassen wiir. Vier '.
I
') Das Kxtcricar dvr Kr.tnken iet in der Tat auffallend. Auf dem kurnKwclioremai.
w*<'-beitelt«n Haupthaar sitzt oin Horrcnsrhiapphnt. Kiii faul bi« zu den Knöcheln j
rcii-hender KeEenmanlp) läßt dem Zwpifpl llanm. nti darunter Hoswi oder Hock ver-
lifrR™ m-ien, AW es briindrt sii^li dort ein Praiienroi-k, das einüiRn weibliche Attribut
'ler KlftidunR. T.lber einer Hmndbluso trüßt rntiratin ein Herrmplor, aiioh einen i^taifm
Kraben mit finur Rindekrawatte und M.inKHictten. Herren wäselic, Herrenschiiht;, alle .
Kl(!inigkeit4>n, wie TafichnnmefiKcr. Taw-lionfnierzcnn. Zip;arett^nHoKe et.-., nnfh HorrMi-
art- (Rkhe Fig. .53 und .=)4!)
'*) «emoint iM. Frau Justine. (Siehf .Sitziiüf: l!l f
^) Tn düj eeiigeii Klammem bnlindoii sirli meim' Anmcrkiinpen.
Ö3g
Fetischismus.
Jahre nach .ium Tudc int>iiie,s Vak-rs lioimtflc liit^ Mutk-r zum zwoiu^ii Maie.
Mit der iMiluiituiig iiioiiior Voran higudg wiii'di-. da.-; bis dahin tTträglidie Vc^i-
n.iitnis 7.U (lün Oj'ulM^ltoni aiidi xfii'stört und ich ging aus dem Hause fort.
mii iriir oino sollwtäiidiKü Exislon/ zu firiindfii. Dari Gliipk war mir hold, ich
t'Gkam eino Anstellung im Staatsdionsl^ und lebe bereits zirka 10 Jahre von
ilcr hamilio getrennt, vom Ertrage meiner Arbeit. In meinem 25. Jahre starb
<jer Grulivator, zwei Jahre später die Grolimuttcr,
Unter meiner Voranhigung leide ich iiiclii,. (•) Habe in der Kindheit
größtenteils mit Kmibeii gespielt. Mädchen habe ich nicht gerne gehabt,
treundimmri bis zum l.^j./lO- Lj. keine, das erste Freiindschaft.sverli.-iltnis bi^
!)i^ Arli-Mtfkl"iduiiK J.'k Krl, H. - Ai.f der SlroBü wird darüber der in dar B-nlUn,. k .-,»
wahniB Manlol hui™,-.,.. - Di. V<.riHf«ntli,.|,un« dieser Bilder ^urX- ^q. von d« P,. f "
ibren, Scbreii™ v«„, 10 [ik.ob... *!.2. I,.«iai„.. w„,el,„ Um.,n.d ...h f ./Z- bIu^. C^
((i,.»,c-l,i duri.'!, H.Di^nMKunB "iues Schnnrrbnr.Br, uakPOEClich RBrnich,,, i ^ ,
^taiid im KL'iiicinBanieii Musizicreii. (•) DU- einzige Person, zu der ich tief
frcinidschafllidie Gefühle hege, ist Frau Justine, hei der ich wohne Sie ist
{>i Jahre alt und ist mir wie eine Mutter lieb. (Idi pflegt' sie auch
„Mutter" Z'j nennen.)
D.S AWiltnis ziim Manne ist. rem kanieradschaftlicli. .hnc
K rotik; nii Gegenteil, beim Gedanken an eine ncrülmm" habe ich ein
starkes Ckelgenibl, [auf meine Frage] auch wenn er Prauenkleider tr^«e„
.eilte. Sexuelle Aufkhirmig .spät, erst 18,/Hi. (•). nm dieselbe ZcU kam anch
^.n- .cxuclle Trieb zum Vorschein (}. eine sexuelle Hetatigung hat jedodi nie
■-l'ittgefunden (*) 1) e r fe o x u aUr. e b ist auf F r a ue n ger i c L to t.
Aiinhsc i^jiios l''iill<?s villi IVaii^vostitismiia
539
l'aä Lioliesvcrhahnis diiiikc ich inii' ;iIhm- wlct.-; ideal und vi>ial>sr.lii'iK' dii'
kiirjiinlHrhcn iJiiinanfc^i'on'H'n (*)•
Was die Kidduiif: aiihrlangL, Ix'lriijdigL midi schon das ALdi^gwi dm-
IKirroiig;N-dori)bc'. Der Vui-gang g Um c li t d o r s p an n e ii den K r-
w ;i r t II ii g f i n es G o n ii s w t^ s, d o r s j c li d a ti n u I .-^ 1*^ ii t d !> a n ii u ii g.
H (• !■ u li i g II n g und \V u n s a ii 1 o s i g k o i l ä ii Ii c i- -L, w c n ii i c li d i *•
Tr.-i IIS ven. i 1, n i- v u I I / u g<Mi !i a b i'. Auc^h in don Ti-üunicn oricbc
K-h oft- ^Yoliust/.llständ^■.
'i'raiiiii J: ich goh<' in iloMTiikioidiing fii-i Inniiin in licglüituiig mi'iiii'i
...Mutier- |.Tiistino|,
llit ni.i(i,ili(.(io TrmOi' d..h Vrl. H — AlllliT ilt"" ;aiK"l>niluti'" ,Sli-uH,.ii:.ii/uj. v.,rf(lill si.. IHuir i.id.wi
Hfhrnuk und oiiii'ii JUii-ivn/nK. Ili» «■lik'-liU'U iiiol"ri.>ll„n V.tIU.Uiiib-iii i..rliind..rii »i.i, ihr., üard,.-
rol." iinfl. Wuiiscti iiiid I.Hiii"' Kii .rwüilarn.
HiBfipht (lliwh üiii/.iirilffuiif: "i"!*' Si'h.iiinlHi«.;« uiikmintlloli Kflmiicht.l
|.\nf itioim- Fragi'-I In dfr Kli'idiiiig liddi- ich inic-li so* widil inul im-
Krawungcn dal.s icli nie dae Bediirl'nis habe, in den Siiiegel zu schatii'rK
rnciii.-lw.'o-oi, ijraiichU' en ilbci-haiiid. keinL^u ?m geben. (•) Wob! habe ich mich
^^mina) in Herrenk leidem pheüigrapliieren lassen. Man behaii!,teU i.-li sei aut
diewr Himographie d e m V a t <■ r n n ff '■ m '■ i n a li n 1 i i" h.
i „Freut Sie das?"]
.leb habe ein groLi^es Jk'dürlni^s nadi dem Faniilienlebeii. leb iiiiißu-
aber der iiint; tiigürhe Urol sni-gende Teil sein. In der i'hanÜLsie sehe ieii
iuicb uft nh einen l'\imilicnvater. lier lui i'ine Knui .-»rgt. Hn ist jel/.L auiib
riieiii Verhällnis /.uf ..Mutter": ich s n r g >■ 1 ä r nn-eroii ü (■ in « ui-
f\
i '
540
Fpiisi:iiismus.
K h III <■- 11 1.1 t) (M) K 11 11 1. e r h a, 1 1^ K i 0 dagegen k ü c ti i. n ä h i ii ii d h c-
K '» r g f. die sonstigen 0 li 1 i e g e n !i e i t ö n der IT a u k f r n u.
Sit;:iing i. \c.]] IwAniduie. [udiieii ZusUitid als aiiKebüroii luui wohl
iilinunn. jednch diin-hiiu.^ nicht krutikliiift. Auch sind mir keinn nervrtHC Hc-
sthwerden bekaniil C), t™ l.S./M. L.i. | In dei' vnrigon Sitzunf,' heißt e-
Jiii t5./'lG. Lj.] hatto ich das erste Verhältnis niii dncni Mädchen. nani(ai>
Miirio. Wir iwsuchten vom 12.— l(i. Lj. gemein^ani eino Klo.sterschulc l'^s
kiirn /u Küeson, iiieljkosungon und llmaniuuigeu — melir nicht; ich glaulw.
u;i.ß daü Mädchen, ebeiist» wio icli, wlark enijjl'nnden [latt^". 1 1 Vgl. diejihraüg-
licho ÄBßenmgen in der vorigen Sitzung !l
Mein StiefvaU-r liauftn mir oft Puppitn, ich xei-nchlug Mi- aher und
wünschte mil Knalx'uspielzeug iu spielen. Dali ich meinen Vater nicht kannt(.\
liotrübfe mich .'Stets und ich beneidete die ;indüren Kinder, die ich in Oe-
wdlschat) iiirei- Väter und Mütter spazieren sah. .Meine Cnwellschaft wai'
nifliRcoiiH die nroßmutler. Das erste Erlebnis 1ransve.stitiHciien Charakters
war der eingangs erwähnte Wintermantel ('). Von wem ich ihn Iwkani.
kann ich mich nicht mehr eni*<innen. Wie mau mir ihn unpi'obierte, hal
er mir sehr g e t a 1 1 o n.
In meinem G./7. Lelxmsiahre heiratete die .Mutter zum zweiten .Maie
Ich konnte meinen Stiefyater nicht Ifiden und hatte
später viele Unannohmliehkeiten ;ius diesem Grunde zu iÜierstehen,
Im 11./12. Lebensjahre wurde ich von einem Dienstmädchen aufge-
klärt 1+ VrI. vorige Sitzung: „Sexuelle .Viifkläninj; erst 18./19, Lj. Bie
Sexualität wird aihnählich zuriickdaÜei-t. 1
1
) liier i.-1-.sic in der F^ychanalvse, daher wichtieij \on
oder Kirche lahre ich mit der Kisenbaiin nach MaiLSf».
S i t ;i u n g .'{.
(Traum >.
(■in<in kiiUKerle
ii:« kommen ins Coupö Personen, die mit ßihleni (Küa^Üernhotü-
graplnen mit Autogrummen) hausieren gehen. Ein Bildwurd» mir an-
geliülen. ich Iragte nach dem Pi-eis. dieser befnip 22.(100 Knnu.n T)a
mir dies zu hiieh wai', lehnte ich ah
|]-)ie A..,soziationen .stocken. Widerstund. Der Traun, kuunte au. d,e«,m
Urunde erst später gwieutet ;verden. Kr hat zwei DeterminUienen i ie
erste iK-trifft den Widerstand und lantet: Wtv - Dr. 8t.S ic "^ ,„;;
der W<Jhlichkeit, Pa,. scher sich das Kaar und .^^C:!^J:jTsX.
im1en!) - Ihc zweite Detennmaüon enthält die Ucnredukti,.., ,.;,„ r
[,i)Kung. die erst später crtolgtc.l "iiut^uiut,«
Das Verhältnis zwischen meinen Klteni scheint nicht !£ut
sein, die Mutter ÜußerU- sich nach dem Tode des Vaters. abfälliE*^"}'^''"-/"
Sie hatten die letzten .Jahre ülierhaupt getrennt gelebt D i <■ \1 1, t f"^'^'- ' 'n
e r ,,H e r r im 1^ a u s e gewesen sein.
Mit dem ziuiehmenden Alter wurde ich der Mutter innner
sympathiseher. walii-scheinlich. weil ich sie an ihron ersten Gatten
innerte.
Lin-
er-
Aiialvsn fii[lo^ Kalles vtu] i i^uisvestitisiiuis.
.">4I
Wiiii /.wuiR'ii Maniif haLW dii- MuUri- /.wci Sölüie. dw erst«, l'Muafd.
war um S, der kwgü-l-. Otto, uin If) Jalirf jüiitio.r als ic.li. Sic iViiroii iiiii'
twidc syiiiiiaUiisch. in der Kiiuila-il .■ipiclien wii- viel iiiiLwinimici-- Ala icli
£i~2-\ .Jährte all war. Miirdcii di-i' Muttt'i- die iMcfstockL' L-iiÜLTiit. Icti
dachk- mir: daj^ sind dii' Folgen ik'i- l^iL-bt^! | E.« folg«! uiiWfSt'utUclio Dtstaile
ilcr Bt'ritht wird aal' Ncbt'nliahniMi t:<'leitt't. Ich frage daliPi', am dio Awaozia-
Lioncn wttmüglif.li aufs sexiiclli' (4cbii'.t. zu dniiigeii: ..Wok-lie Enttäusch uiig(;a
haben Sio seitens der Müihum- ciditlr.n?" | Mi1 ilc ii Männern h a I) e
t (■ h Ruine s c. h w » r e i- e ii, i i» s h e s ü ii d t! r e keine 6 e. x u e ! 1 1' n I- 1'-
IfibniöBc gPhaJit. Ich liahe Ihnen bereitw gifsitgl. d;iil ich davor Eki>!
onipfinde. Den äiJirkRlen stiMiellen Rindi'iick Imljc ieh .k-y Marie (i;t./14,)
/.w viT(iankcn. {')
Sit/.ang 4. Mit der /^eit vei'scharft*' «idi meine Lage daht>iin. im
Augiwt 1014. alsd zn AnfiUig des Weltkrieges. verlicLs ich infolge der uii-
ü berwindln^hüu Konl'Ükle da,s Hans nnd mietete mir eiii Zimiiier bei einer
alleiiisi eben den Daiae. Der Sliefv;)tei' liängtc rnii' .iTizwit-chen einen Proüeli
all. da i'r niieh aittor Kuratel stellen HnUte, Her Zufall wallte, dali ich in
derselben Zeit wegen ine-luei' a.afl'all('ndwi Arl. iiater dem Verdachte, uiu
verkleidettT serbischer Spion y.u sein, a ii f d e r S tra ße v o n P a s-
- a n 1 e, n blutig v e r |) i' ii g i: 1 1 w n )■ d e. Ich suchte danuils mm ereteii
Male nm die poli/iciliche Erhiubuis an, Mänuerkleider tra^i^eii zu dürfen. In
Meantworlnng meinos (iesucbes bestellte nuui niicli zum PijliKeiniv.t, welcher
iJiieli al)er zur Heobachtimg a.ui" die iisydiialrische Klinik überstellte. Dort
ist keine Notwendigkeit gefunden worden, mich unter Knratoi zu stellen und
icIi vorließ nach (i Tagen mit (fcni Hofnnde; „Gebessort entliuiscu*' (!1 dw^
Anstiihi. Es ergalx^n sich für mich grnUc materielle Si'hwierigkeiten.
Pat. bringt t'inon Traum:
(Tramu :i.) Ich bin verheiratet, habe ein Weib. Ich vollziehe
mit ihr dou Koitns und freue mich über die (irölie meines Penis nnd
die männlielie liniRtforni. E r g u ß. dann m i n n t en I a n ge r O r-
g !l B ni u s,
|Ein deutlicher Wuiiöchtraum: auch der grolie Poais. von dem sie
Irauint. kann nur einer WnuscliphuJit^isii' enttiprungeu sein. Auffallend isl
der n ach d e ni Ergn ß erfolgen d e 0 r g a s ni u s. Wedei' beim
Weilx' noch l>eini Manne gibt i* diese Reihenfolge; beim Weibe kann es
wob] vitrkomiuen. daß dfV Orgiu^mus über den Krguß hinaus andauert, docli
liegt der letzlere unUir allen ÜTaKtitnden auf der «irgastisclien Parabel. Pat.
will im Tnuntie einen ..inänuliclien ttrgaäinus" erleben. Nach ilirer Auf-
fast^uiig erfolgt niiiniicii beim Manne zuerst die Ejakulation u n vi
dann der Orgasmus. Wir finden hier ein lehrreiches Heispi^l fäi-
die Abhängigkeit de« (»rgasmun von deii siiezilischeii Verelolhnigen iilK'r den-
-•^■Iben. Näheres t^. StekeL Band IV!]
In meinem 8.(9. Lj. bemerkte ich bei meinem Hnidei', daß er andere
(ieeclilechtsteile hane. Ich beneidete ihn d a r n b. Habe auch Tviiutne
gehabt, daß ich im Besitze eine*; Penis sei. [Diese Änßeniiigen sind un-
vollständig. Sie verschweigt einen wichtigen Knm])lex.| Ich erinnere nudi.
im lO./li. Lj. habi' ich während eines Ausfluges vnn jemandeia (Mutter"?}
Schläge bekommen-. Eine unbekannte- Lehreiän. ilie in der Nähe mit den
Seliuikindern weihe, unhui i^ich meiner ;in und legl,^ ihren \vm .schlitzend
0
o42
FetiBchismus.
i I
1
"i:
t ■
,1
'"" mciin'ii n;ils. Ich oüipliind eine stark.- Lui^L. gleidiasiiii ciueii <il«k-
^n.ciu.i] ,-5chJa^g. lei, „„,i{,, ,,,„„^,g j,jp|^,_ ^^..^^^ ^,.^,^ iKxinitt'n soil(v Dioae
bitHat.oi, bildete aber später (18./19.) oli den iSßKünstüJ.d onanistUdu^r
fi.niiiiHH'ii. n„. Onimic wird in bäiidiliiig.slic'geiidcr Stdliing unter iiiänD-
iKJi™ l.K((>AlK.,v(.f^„iigon Vollzügen. - Ich habe keine Ge.simdheit.=Ktöruiiiieii
■iilolge von OiiaiiiD bemcrkl und halte dicken Vorgang als einen für mich natiir-
Mumn. [ T Wir i^rliilircii hier, dali nicht die. sexuelle Aufklännig wie in
l«?r'^r- J"^'^'^"!'**'*' ^^'"'"'1"'' ^onrtora die Onanie in die Zeil, vi.rri
IÖ./1J. Lj. fallt. Vgl. aneh Sitzung 1. ..Eine sexuelle Betätigung hat iiu^
stutt^eJtmdeii."]
■ Sitzung 5. [Keine Triiume, WiderBland. Wahrscheinlich IJogini! .ler
T bertragimg. Alle Angaben liegen vom Gegenstände weit weg.)
■ Sitzung li. Da, ich als Kind große Sehnsucht uach ZärtUchkeiter.
hatte, diese Sehnsucht aber von Seite meiner Verwandten nicht befriediRl
wurde, habe ich mir in meiner Phantasie eine andere Prau als Mutter "e-
dacht, von der ich instinktiv fühlte, daß sie solche Zärtlichkeiten Kindoni
nicht yorweigern würde. I e, h s t e 1 U ni i r a 1 s o v o r, eine solche Frau
aJlt liebkosend ihre Hkn.ie über meinen Kopf gleiten, oder über meine
Wangen, oder .^ic druckt niicli zärtlich an sieh usw. Als ich älter wurde
n>'r^'^'^K^!'^"*^f ,'"^°'w''n '" '''^^"''''' ^'^'^ i'^'^ <i'« Zärt.lichkeitefl
sZ V J< r^ 'T ^^"'^"'' '"^'^ Befriedigung fand. [Mutter und
Sexua Objekt erscheinen hier in einer parapathischen Erdichtung 1
eil iahe nach Jahren an die Mutter öfters Hriefe geschrieben aut die
iH, aber keine Antwort erhielt.. Meine Anuähei-ungsversudie fanden dain
e,n knde. Ich habe danmter furchtbar Eclitten und leide an die'er T^
nahni.]osigke,t auch jetzt Wenn ich auf der Straüe gehe, kommt mir t
<ier (.edanke, wie wurdest du dieh benehmen, wenn du der Mutter begegi^U^^
Was mit meinen Bnidern „n Kriege geworden ist. weiß ic], nh-hi^T
gefallen oder haben sie mit mir gebrochen? ' '"'^ ^'*
Ich iiin nicht religiös, an Peiert^igen be,suche ich aber dip Kivnh, n-
Kigeischaft habe ich der Großmutter zu verdanken m.in, F ' '
nichts weniger aJs fromm. "^'"*' '^"*^"' ^^ren
Sitzung 7. [Mehrer.>n Träumen entnehme ich einen üh.r
t r a g u n g s t r a u m, der einen Hinweis -„.f i l- ^ ' " ^ " U b e r-
enthiilt.l " fa-astrationskomplex
(Traum f.) Id, bin beim Zahnarzt, und vv.-,,- b,.fin,i ■ v. - u
bereite im Or<iinatioo«zimmer. Der Arzt bittet . ,^.h w "-^ '"'"^
zn warten. Da nur di^ .u lange dauert, S^ht S ''^T'^T'
und nach einer Weile wieder zu kommen. Id?^e ' f„r, ^ ff "f^^""
bemerke ich, daß ich in meiner linke., Hand ein e. t ^ ^^^
fjegün..1and trage. Ich vermag nicht 7u Vi *^ns''chen
. doch kommt mir der Gedanke, daß dieser Gegenstan^n"' 'T ''"'' ''^■
gehören könne. Ich mache mich daÄS -L j/'.T-. ^ ' ''*
um diesen Gegonst.ind, ehe dessen Abgang bemerk. wL '^"''^^^^^
rhckzustellen, denn mir ist der Ged^ke pei S, Aolf ^."T '"'
-.: glauben, daß ich ihn. den Gegenstand entwenden wollte "
«i^^^vsv^g^^s^^a^^^B^^n^S^
Aiiulysc eines iNilles van TransrestitisEiiit;. 043
IDpr K;i,stniti(jnskünijili-'x ist, wie qü smh später zcigl. liu* wichtigste
Mt-rkiiiül rlcr crütischi-ii lOiiisU'lliing der Kranken zum anderen Gct-cli lochte.
Meine Person kommt ahn bereits in den Bereicli ihrer Uegehnings Vorstel-
lungen. Diese Tatsache erwies pich in imscrom F;Ulc uls ganz besüuders er-
Kprießlicli. Der Knuilien fehlte, wio onviihnt. das Gesundnngsbediirfnis;
anderseits fehlte es uns an den nsnellen Mitteln, die Mittätigkeit der Fat.
l)Ci der Analyse anzui-egon, ]:)iesoi- Übcrtnigung allein, die dann noch um
ein geringes gewachsen ist, haben wii- die ExplniUiiion der tieferen Schichten
des untcrbewnÜton Materials zw verdanken. — Ich mache auf die erotisierte
orale Zum; der Träumerin a.nfnicrkBani : ich erscheine hier als Zahnarzt,
meine Tätigkeit erstrtx:kt «ich also anf den Bereich der Muadliöhle.]
Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Zustand heilbar würe. Wenn
da jemand herküTue nnii mich mit Hilfe irgendwelcher Methode zum Weibe
machen wollte, ich würde sein Angebot zurückweisen.
Ulnwieferne können Sio Ihren Verkleidungstrieb erotieeh nennen?'"]
Er VC r schafft mir sexuelle L n s t. D a a A n z i e h e n d e i-
H e i- 1- e n k ] R i d e !■ k a. n n z u m 0 r g a. s m u s f ti h )■ e n.
L„lc,h kann mir wohl denken, daß Sie als Homosexuelle die Herren-
kJeidung vorziehen. Aber ist es nicht dei' Kciz des Verbotenen, der Ihnen
diese Traclit als so besonders luetreich erscheinen läßt?"]
Nein! Die Kleidunge frage spielt bei mir eine ganz.
iiesondore Rolle. Sie richtet sieh nicht nach meinem Wesen, die
Transvestititr eteht in bezug anf den Lust wert über
einem Geschlechtsverkehr, so daß ich auf den letzteren
glatt verzichten kann.
Ich dachte mir schon friilicr, daß ich Bekanntschaften zwecks homo-
Bexuellen Vorkohrs nidit so leicht machen könne, das Verführen einer
Normalgcschlechtlichcn würde mich aber in den Gchweretcn Seclenkonnikt
stürzen, da ich stets denken müßte, daß ich auf deren Liebesart für daB
ganze Ijcbcn bestinnneJid gewirkt hal)e. So habe ich mich auch mit dem tranß-
vwstjtibchen (ledajikon und der autoeroti sehen Betätigung abgefunden.
Da fällt mir gerade ein, daß mir im 8./9. Lebensjahr mein ISjähriger
KuEin sagte, er wolle mich, wenn ich iiltcr sein werde, heiraten. Ich stellte
mir in der Phantasien diesen Zustand vor und fand ihn
durchaus sympathisch. Im 5. bis 7. Lebensjahr spielten wir Kinder
„Vat«r und Mutter". Ich war öfter die Mutter (t)- Puppen oder
Spielgenossen waren meine Kinder. Ich hat^e einen „Mann", der ging „ar-
i»eit«n", während ich daheim kochte. Ich hatte mich dabei in Gedanken mit
meiner Mutter identifiziert, ja sogar einmal vor dem Spiegel mich eo zu
friBieron versucht, wie sie es zu tun pflegte, {t VgL Sitzung 2.)
In der Kindheit hatte ich viel mit Minderwertigkeitsgefühlen zu
kämpfen. Man beachtete mich zu Hause nicht, ich hatte Angst vor der Gegen-
wart, vor der Zukunft, ich verstand nicht, warum ich von allen herunter-
gesetzt wurde. Auch wirkten die abfälligen Branerk-ungen über meinen Vater,
die ich meistens vom Stiefvater zu höi'en l)ekam, aufs Liefsle deprimierend. Ich
dachte mir, daß ich ja genau so wie die Söhne des Stiefvaters unter dem
Herzen der Mutter getragen wurde, und wünschte dem Stiefvat4?r oft BOgar
den Tod.
Sitzung 8. [Ein Traum zeigt uns. daß eine volle Aufrichtigkeit
seitens der Patientin noch nicht erreicht wurde. Nocli immer emphndet sie
'I
Ö44
b'ctischiäiuiis
;i
f
et dls lätilJK. fiüÜ „fremde Leute" hinloi- di*' Kulisn'iu ilirer Speie ..him^iii-
liliriten". j
(Traum 5.) Es scheiiil Mui-geii zu seiii. In dum Zimmer. Wo ich nücli
liefindc, steht diu Bett,. EiiK! V\".m litigt d;u-iniieii. Ich selbst bin iiuf und
Itökicidoi. So zwar, daß ieh ü b o r d o n U u t e.r k 1 e i d o i- n ii u c h n i n e
B 1 u B e II II d e i n G i 1 e t a n ii a b e, a b e r k e i n e n R o e k. In die«er
Vürl'a.s8unü sitzo ich am Runde des Bettt'<? und. iil)er die Frau gebougl,
liüdfckf ich Brust, Hals und Wangoii derselbun mit
meinen Küseen. Wie ich niicli vom Bette erheben will, werfe ich
einen Blick nach rückwäi-ts und bin peinlich iiijernt*!cht. keine Wand
/,u schon, vielmehr streift mein Blick in dieser Richtung ungehindert in^
Freie, Ich sehe dort fremde Menschen stehen, die ku uns hereinblickon,
und ißt mir der Gedanke ii n a n f; e n e h m. daß uns [> <> u t e
büobach tot haben.
|Efi bedarf keiner besonderen aualytiecheii 'reclinik, um in der iui Bett«
liegenden Frau die „Mutter" aus dem analogen l'himtusiegebilde zu agiios-
ziereu (vgl. Sitzimg 6). Es handelt sich int 'rraumo um den Ausdnick einer
Mutterfix'ienuif^ seitens der Träumerin. Die Wäsche des Mädchens besteht,
wie bereits erwähnt, aut llnterhuse und Hemd nach Männerart; wenn sie nun
im Traume Gilet und [iluso anzieht, dann ist der männliche Habitus gegeben.
In dieser Traumsituation epielt die Träumerin somit die Rolle eines Mamiea.
Der nächste Traum steht ebenfiiUs in diesem Zeichen. Andere Träume
aiit; dieser Ritzung unwichtig. |
(Truum ti.) Ich mache mil memer Mutter (Justine) einen Ausflug.
Wir kommen gerade in einen größeren Marktflecken und weil wir beide
Hunger haben, trete ich in einen IT eli k a tee sen 1 aden. Ich
kaufe dort yalzstangon, Salami und ein Paket Leb-
kuchen, iahle und verwahre die gekauften Sachen in
einer ,M a p p i:, daiui trete ich wieder heraus und wir setzen unsere
Wandoninp fort, i^ner Kirche gegenüber bleiben wir stehen, viele
Mensche» erfüllen den Marktplatz, Wir Ijcschließen. die kommendrai
Dinge abzuwarten. Es dauerte nicht lange, so sah ich (die Mutter war
mittlerweile verschwunden), daß es eine etwas seltearae Prozession war.
welche hier ver meinen Augen veräberzog. Sie bestand aus lauter
rot kostünnerten Männern, welche Fahnen trugen.
Plötzlich befand ich mich im Amte, über eine Tabelle gebeugt, bei
meinem Bchi-eibtisch. Nach einer Weile unt-erbraeh ich diese Arbeit und
nahm meine Mappe zur Hand, um etwas zu suchen. Ich fand
(las unverzchrto Prülistück und ärgerte mich, daß ich dasselbe nicht mit
meiner Mutter verzeJirt hal>e.
[Dieser Traum ist an Wichtigkeit dem Traume2 gleichzusetzeu : gleich
linn enthält er das Motiv des Zuschauens und der kostümierten Männer, gleich
wie in jenem Falle verhinderte niich der beharrliche Widerstand fler Kranken,
der sicii in mangelliaften Assoziationen ausdrückte, die Lösung endgültig zu
gestalten. Wils aber der Traum deutlich enthielt, war folgendes: Gemeinsamer
Ausflug mit der Mutter, eine Korrektur der Wirklichkeit-, in der dies nie
.stattgefunden hat. {Justine ist nur ein Verladungsobjekt!) Es werden Salz-
stungen, Salami und Lebkuchen gekauft, alles phallisehe SjTnbide. die ebenso
wie der ..Dolikataisenladen". in welchem sie gekauft, und die ..Mappe"" (Va-
Analyse oiues Falles von Transvpstitisnius. ;>45
gmaj, in welche diesL^Iboii g-jsteckL wiinii'n, au) .Ho soxutillc (inindhific d<3>i
ursten TiiiuniLeiles hiiiwoit^en. Daiui ist die Ti-au Hierin Zmigiii isiiier öfItHuiiien
Prüzeesion: Es inai-scliieren Männer mit Fahnon (wieder phallische Symbole)
in roten KoBtiimon an ihr vorbei ... Die Szeno ii5t so zu vorstehen: Die Seele
der Kranken ist zerrissen; sie pendelt zwischen Giisthaiis (oral ausge-
djiickt« Sexualität, beauht« die Wahl: Salzstangen, i.ebkuclien. Salami usw.
als PeniBsymbolc!) imd Kirehe (ReligioeitM), zwisehoii Sinnt'ngcnuß und
AEkase. Dio rotkosliinücrten Männer sind Männer im allgemeinen, die G e-
fahr der Straße'), vor welcher Gefahr sie durch das miimiliche Ex-
terieur geddiützt ist. Warum «diiitzt sit^ ^idi iükv vnr den MÜTiiieni:-'
Die „Kirche" des Traumes bildet ein verdiditütee Symbol des religiösen
P r t n z i p s in ihrer Seele: die Antwort auf diese Frage lautet: sie d a r f -
aus Gründen, diu una uUerdinfiis erst später völlig klar geworden sind — mit
dem Manne nicht in Kontakf. kommen. Daher sehen wir sie im Ti'aunie nach
der Gasthof-Kirdieiiszeno iia Amte. (Sie ist „Beamter"!) Die Symbolik dee
Amtes beinhaltet die Pflicht, im weiteren Sinne den äußeren Zwang, das
Zwanghafte. Wir werden auf dieses Probleui noch zurückkommen. —
Der dritte Teil il&s Traumes bring! die Reproduktion eines onanistischen
A!u,es („ich nehme meine Mappe zur Hand"), enthält wieder einen Hinweis auf
die sexualieierte orale Zone („das Frühstück'' und die „Mappe") und drückt
diu Unzufriedenheit der Träumerin aus, daß sie die Salzstangen usw. nicht
mit der Mutter geteilt hatte. — Diese Sitzung sowie die 9. und 10.
bringen weiter nichts Wesentliches. |
Sitzung 11. Na«h etarkeni Wideretande bringt Patientin folgende
famose Erinnerung;
In meinem lO./ll, LebenB.iahre erzählte mir unser Dienetmädel in
Form einer sexuellen Aufidärung (t vgl. Sitzung 1! ..Sexuelle Aufklärung
erfolgte spät, erst 18./19."') folgende Geschichte:
Ein Vater schläft mit seiner Tochter im Bette, um
sie vot der U ii ko u sc h h e i t zu bewahren (!). Einmal entfernt
öich aber die Tochter in der Nacht heimlicli aus dem Zimmer und geht in den
Hof, wo sie vom Liebhaber erwartet wird. Sie voilzieben, an einen Wagen an-
gelehnt, den Akt (genaue Beschreibung desselben). Durch die Erschüt-
terungen des Wagens !i o m m t die darauf liegende Sense
irts Gleiten und fällt zwischen die Beidon derart, daß
sie dem Bursclien das Glied abhackt (!). Die Tuchter flüchtet
mit dem blutigen Gliede in der Seheide ins Zimmer zurück, steigt über den
schlafenden Vater und will sieh niederlegen. Da fällt das Glied aus
ihrer S e h e i d o ,h o r a u s, dem Vater direkt in den Mund (!!!).
Diese Erzählung hat auf mich einen ungeheuren Eindruck gemacht und
mich jahrelang in Gedanken beschäftigt.
[,,Findcn Sic nicht die liuUe dieser Deus-ex-machina^ense ein wenig
öonderbar?"]
Ja, ich habe aber über die Logik in dieser Geschichte nie nachgedacht.
IIa herrschte stet^i nur ein unditleienzierLeä (Jefiihi vor; das der Angst-
[Auf meine weitere Frage.] Ich denke mir heute, daß der Kontakt
/-wischen dem Gliede des Mädchens und dem Munde des Vaters kein ganz zu-
') Int^reeeant sind die Assoziationen der Krank™ ku „rüt": Blut - Operation —
Chirurg — Stier — Stierkampf — Torrero.
Stoksl, StUrnniteu iv 'fri-'h "nd Airckilahuna. VIL 3g
|ri
fi46
Fetischismus-
lailiger sein konnte, daß es Eich eher um eine Art von Geschlechtsverkehr
handelte.
[Diese Erzählung läßt uns an eluen Kastrationskomplex und eine
Fellati ophantasie denken. Schenken wir der Kranken Glauben, dann müssen
wir annehmen, daß das DienHlmädehcn — zweifellos eine pathologische Ei-
seheinun:; — die Paraphilic des Kastrations- oder Fellatiokomplexes dem
Kinde übermittelt oder die bei demselben etwa bestellenden Paraphilien ver-
stärkt hatte. Allein wir finden, wie es sich später zeigt, die beiden Komplexe
bei unserer Patientin vor. und zwar von einem früheren Zeitpunkte stam-
mend. Daher neigen wir zu der Annahme, daß die ganze Erzählung er-
1' linden sei und eine hysterische W u n s ch ph a n t a ^ i e vor-
stelle, trotzdem dies von der Kranken selbst nicht direkt hervorgeholt
werden konnte.]
Sitzung 12. Meine Mutter hat mich in der ersten Zeit meines Lebens
oft mit stürmischen Zärtlichkeiten überhäuft. Ich habe mich schon als Kind
nach diesen ZärÜichkciten gesehnt. Leider waren sie für mich vom 3./4. Le-
bensjahre unrettbar verloren.
(Traum 7.) Ich trete eben aus einem Stationsgebäude heraus. In
diesem Aiigenblicko setzt sich ein vor diesem Gebäude gestandener
Wagen in Bewegung, in welchem zwei meiner Koll^innen sich befinden.')
Die eine der beiden ruft mir zu, ich müsse nun zu Fuß gehen, da ich
mich 60 langö verweilt habe. Trotz Einwendungen der zweiten 'Kollegin
eowio des Kutschers fährt der Wagen fort. Ich trete also meine wLi-
■ derung an und da c i n j if n g e r B u r ß c h e an mir vorbeigeht, benutze
ich diese Golegenlieit und frage denselben um den AVcg. Er gibt mir \us-
kiinft und begleitet mich ein Stück des Weges, welcher durch diese Ort-
scliaft führt. Dort angekommen verläßt er mich und ich setze meinen
. Weg allein fort. Eine steile Straße führt mich nun empor. An der rechten
Seite habe ich Wald, linker Hand dehnen sich Wiesen aus. Der Weg wird
immer steiler und steiniger und mühsam sehreite ich vorwärts Der
Wagen, der erst meinen Blicken entschwunden war, fährt jetzt vor mir
Wie der Kutscher sich umsieht und mich erhiickt, sehe ich wie er sich
an meine Kollegin wendet, so ungefähr, als ob er fragen würde oh sie
mich nicht doch miüahi-cn lassen mochte. Mittlerweile bin ich dem' Watren
nahegekommen und ehe noch meine Kollegin auf die Frage des KutscherR
., geantwortet hat, lehne ich selbst dankend ab. Ich denke mir ich will
euch meine Gesellschaft nicht aufdrängen 'ihr h r, b t
mich bis jetzt gehen lassen, so werde ich meinen Weg
jetzt unbedingt allein fortsetzen, um so mehr als ich
an dem A loinsein nun Gefallen gefunden habe N^h
emor ziemlichen Strecke, die ich noch gewandert bin, gelan-^p inh ■.T.rl
lieh in ein Gebirgsdorf. Mir schien es, als wäre ich fern
m e i n e r H e i m a t. Die Menschen und ihre Gebräuche waren mir frlmd"
, Die Bewohner dieses Dorfes schienen ein Fest oder dergleichen zu
feiern, sie w;ircn in ländlicher Tracht, aber festlich gekleidet auf einem
großen Platze versammelt. Ich blieb stehen und sah ihrem Treiben
zu.
gegeben.
') Die Träuinü eiiid iu bozug auf Stil und Orthographie unvergndert wiedor-
fcV
Aualysü uiiics Kjiili's vtiu Ti'jrjsveBtilismiis, f>47
Ich sah, duß sie einen großt.'!! Kreis gebildet hatten, so daß in der .Mitte
freier Riutiu war. Die ni eisten vuii den Leuten hatten
zwei kleine, reahteckigc, rote Gefäße, welche sie
zur Erde warfen. Bei dem AuHaU zerschellten dieselben und aus je
einem Gefäß sprang eine rotgekleidete Figur, und zwar immer
eine männliche und eine weibliche. Sie waren ungefähr koEtümiert
wie Satan und Satanella. Diese Pärchen, welche ungefähr die Höhe von
20 cvi haben mochten, begannen nun zum Ergötzen der Zuschauer einen
drolligen Streit. Eine Weile sah ich diesem Spiele zu, aami entfernte
ich mich kopfschüttelnd übei- dieeen sonderbaren Gebraucli.
[Dem Traume i.it es imsi-lnvei- /.u cnlnchmeu, daß es sich um das Verhält-
niß zur Familie handelt. Der lungc Bursche, der ihr den Weg zeigt, ist der
Analytiker, „die steile Straße" versinnbildlicht ihren parapathischen Lebens-
weg. Die Trotzeinsteilung zur Familie ist ihren Worten deutlieh zu ent-
nehmen. Wichtig ist der zweite Teil des Traumes. Es werden je zwei längliehe
Gefäße zu Boden geworfen, aus denen je ein Mäimchen und Weibehen ent-
epringon- We führen miteinander einen „drolligen Streit''. Der Streit
iet der Kampf des miinnliehen und des weiblichen Prin-
zips in dei- Seele der Kranken. Gleichzeitig bedeutet das „Pest"
ein Zeugungsfest, hei welchem sowohl Mäiinehen als auch Weibchen zur Welt
kommen. Träumerin ist beides zugleich, ein psychischer Kenn-
aphrodit, eine Art Lingam.') Der psychische Henna phroditismus scheint fleu
Kern des Transvestitismus auszumachen.]
Sitzung 13. Der Stiefvater bemühte sich schon in meiner frühesten
Jugend darum, daß ich zur Stütze des Hauses und womöglich zu einer braven
Hausfrau erzogen werde. Das brachte mich stete in Wut. Er kaufte mir ab-
sichtlich laute]- Mädchenspielzeug und Handarbeiten und versuchte auf diese
Weise die Liebe zu dii^en Dingen bei mir hervorzurufen. Ich haßte
aber alle Gegenstände, die von ihm stammten. Meine Mutter
maclite mir oft Vorwürfe, daß ich dem Stiefvater nicht freundlicher ent-
gegenkomme. Ich weiß, daß ich mir dadurch viele Konflikte erspart hätte,
allein ich konnte nicht anders. Übrigens erinnere ich mich, daß mein Groß-
vater und selbst mein Stiefvater von den häuslichen Arbeiten eine sehr ge-
ringe Meinung hatten. Mir ist die Hausfrau wie ein unbezahlter Dienetbote
vorgekommen. [Andere Mitteilungen belanglos.]
Sitzung 14. Als die Mutter zum zweiten Mal verlobt war (6./7.), er-
fuhr ich, daß sie sich nie ein Mädchen gewünscht hatte,
daß ich sie mit meiner Ankunft sozusagen enttäuschte. Sie sagte, ihr sehn-
lichster Wunsch sei es gewesen, wenigstens in der zweiten Ehe Buben zu be-
kommen. Glauben Sie nicht, daß der Wunsch der Mutter für die Veranlagung
des Kindes von Bedeutung ist? — ,,,-,,■
' Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. Wohl aber erscLemt es
mir möglich daß ein Kind, welches einen solchen Wunsch kennt und um die
Gunst linesElternteiles wirbt, unter Umständen durch diesen Wunsch allein
in seinem Wesen IceinllußL werden kann."J
Ich trug bis 12./13. Ohrringe und Mädchenkleider. In dieser Zeit (12. /13.)
trat eigentlich auch der Wunsch nach H er r en k 1 e i d u n fr
*J Bemerkung von Dr. SteM.
35*
:s-r-
i_ 'B*
5-i8
Fctiscliismus,
zum er s Uli M ;i 1 (.■ a u 1', weidier Wunsch sowohl vom Stiefvater als auch
von der Mutler mit größtur Mißbilligung üufgeiiomnien wurde. So kam es, daß
ich erst im 22. Lnbens j nh r e, nachdem ich 7 Jahre bereits von den
Eltern getrennt, bei der GToßmu.tter gelebt hatte, das Haar nach Mäniicrart
geöchoren liabo und in meinem Zimmer gelegentlich die Herrenkeidung an-
legte. In der Zwischenzeit C12./22.) begnügte ich mich mit ciuem halb-
gestutzten Haar, Herreukragen, Manschetten und Krawatten, konnte aber dem
Drange, die peinliche Mädehenk leidung von mir zu werfen, nur mit Mühe
widerstehen, [t Vgl. die Angaben aus der I.Sitzung und dem Einfiihrungs-
achreibon, in welchem der ]i:indruck erweckt werden soll, der Transvestitisraus
habe mit dem Wintermantel (:i/4-) seinen Ursprung genommen. Wir werden
die Entwicklung des triinavcBtiti sehen Gedankens einer eingehenden Prüfung
unterziehen müssen.
„Versuchen Sie, soweit, es Ihnen möglich ist, die Gefühle wieder zu er-
leben, "die Sie beim Tragen des bewußten Wintermantels hatten T']
Ja, da fällt mir etwas ein. Ich schaute in den Spiegel [t vgl. Sitzung 1
über den Spiegel !l und h a li e mir in dem Mantel außerordent-
lich gefallen.
[„Fiel Ihnen schon damals die Älmlichkeit mit einem Husarenrocke
auf?"l
Nein, dies ist meine heutige Vermutung. Damals hatte ich nur ein Ge-
fühl der Zufriedenheit, des Stolzes über meine Schönheit. Alle, die mich da-
mals sahen, lobten mich.
[„Können Sie mir angeben, ob nicht dieser Umstand es war, der Sie
xum unahlässigeu Tragen dieses Kleidungsstückes hewog?"]
Ich kann mich daran nicht erinnern; dieser Gedankengang erscheint
mir aber sehr wahrsclioinlich. Es war ein außerordentliches Geschenk und
einu 'Irdcht. die mich über die anderen Kinder stellte; ich kam mir sehr über-
legen vor, wohl zum ersten Mal im Leben.
Sitzung 15. Ich habe von der frühesten Kindheit an gehört, die
Mutter hätte eich geärgert, daß sie keinen Buben hätte. Ich habe sie be-
dauert. Später dachte ich mir, daß dies der Grund sei, warum sie mich ver-
nachlässige. Wenn ich ein Knabe gewesen wäre, dann wäre
alles anders gekommen.
[,,Sie sagten in der vorigen Sitzung, daß es in erster Linie Selbst-
gefallen gewesen wäre, welches Sie zu dem ununterbrochenen Tragen des
Wintermantels bewogen hätte: hatten Sie denn bei den anderen Kleidern
keine Möglichkeit, Ihre Eitelkeit auszuleben?"]
Ich glaube, nicht. Mir ist kein Kleid, keine Frisur gut gestanden. Mein
Haar brachte mich oft in eine solche Wut, daß ich es an der Stelle abschneiden
wollte. Ich fand dann, als es eo weit gekommen war, daß mich diese Frisur
viel besser kleide als die weihliche.
(Traum 8.) Ich bin daheim in meinem Zimmer. Zufällig werfe ich
einen Blick auf meinen Vogel und sehe zu meinem Erstaunen, daß der-
selbe am Boden Beines Hauses im Sande liegt, mit geschlossenen Augen.
als wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Ich rufe die Mutter^ herbei, zeige
ihr das Tier, offne den Käfig und nehme dasselbe heraus. Die Mutter hat
'} Justinr.
Analyse eines FnlleE von TranByestitiemuB.
r)49
mittlonveilt! Weibbci- gebracht, ich tuuche pineii Schwamm ins Wasser
und b t! g i ]iii i; fl 11 in i t den Vogel n u waschen. Wie ich spüre,
(inß eich iloi'sdbu wieder zu rogon beginnt und die Augen aufschlägt,
bringe ich ihn wieder in seinen Käl'ig zurück. Bei dieser Gelegen-
heit b e e e h ni u t z t in i c !i d :i e T i o r ;i ni A r ni uiid zugleich habe
ich das Gefühl, a l b w c n n i c h a ii c h d e ii Mund v n I 1 Kot hätte.
tlbcr diesem Gefühl des Ekels ei'wache i:;h.
[Der Traum ist mehrfach determiniert. Der Anlang bteht im unanisti-
eehen Zeichen. („Ich wasche meinen Vogel,"} Charakteristisch fiii- das horao-
ee-xuello Denken ist die bisexuelle Verwendung der Genitalsymbolik; der Vogel
gilt ansonsten als Phallussymbül. — Die M u 1 1 e r f i x i e r u n g be-
herrscht die o n a n i s t i e c h e Phantasie. — Zum Schlüsse finden
wir eine Bestätigung für die Annahme, der Mund der Kranken stelle eine
erogcne Zone dar. Es handelt sich um eine F o ! 1 a t i o p h a n i a s i e. — Wie
aus den späteren Angaben folgt, äußert sidi diese Phantasie in unserem Falle
sowohl in der negativen, das heißt phübiechcn Richtung (Ekel, Abneigung),
als auch in der positiven, libidinösen. D i e z w e i t c D e u t u n g lautet: Der
Vogel — der blano Vogel — das Uoinantisclie ist die Parapatliie. Patientin
verhindert das Absterben der Parapathie. Sie hat „Kot im .Munde" bedeutet,
daß sie darüber Ekel empfindet, daß sie in der .\nnlyse über so viel „Schmutz"
berichten müsse. In diesem Sinne ist der Traum ein Widerstand st räum, —
Koprophile Tendenzen kommen nicht in Betracht. Gleichsinnig: Ihr gestorben
gewähntes Geschlechtsleben erwacht während der Analyse, abiM' sie sperrt
es wieder in den Käfig ein, als sie merkt, dalJ es lebendig wird.
Schließlich äußert sich hier noch ein Problem. Die Träumerin er-
weckt „ihren Vogel" zum Leben bedeutet : sie belebt ihren Phallus,
der unentwickelt (tot) ist, ein Gedankengang, der, wie tiefer zu sehen ist. zu
den wichtigsten aus der Kindheit des Mädchens gezählt worden muß. Der
Mnttergedanke {„die Mutter bringt mittlerweile Wasser") ist bei der Be-
lebung des Phallus wirksam.]
(Traum 9.) Ich gehe anf der Straße und trete nach einer Weile in
' ein großes Haus. Ich steige die Treppe empor und bleibe vor einer ge-
schlossenen Türe Btehen, als ob ich etwas kaufen wollte und warten
müßte. Wie mein Blick an mir heruntergleitet, sehe ich, daß ich in
iJ 0 r r en k 1 ei d e r n bin. Da ich die Absicht hatte, nach besorgiem
Einkauf mich in das Amt zu begeben, ich aber ineine Kleidung soeben
iiemerkt habe, entferne ich mich, weil mir der Gedanke kommt, es
könnten andere Personen ans meinem Amte kommen und mich in dieser
Kleidung sehen. Ich beschließe daher, mit der Elektrischen nach Hause
zu fahren, um mich niiizukieiden. Ich gehe fort. Auf der Straße kon-
statiere ich mit großer froudo, daß ich mich in dieser Kleidung
ganz ungezwungen bewege, ohne von den M e n s c li e n
belästigt zu werden, a u c li freue ich m i c; h über mein
vorteilhaftes Aussehen. Ich steige in die Tramway und
fahre heim.
[Wir sehen hier wiederum das Problem der Straße. Der Einkauf be-
trifft, wie die Assoziationen zeigen, die Lielx', im engeren Sinne <las männ-
liche Genitale. Das Verhältnis der Träumerin zu den Herreiikleidern verrät
einen Mechanismus, den wir bereits kennen. Sie wird auf der Straße „von
den Menschen nicht belästigt" ist meiner Ansicht nach der wichtigste Teil
5^0
Fetischismus.
ü
w Traumes. Er bedeutet, daß sio durch die Herrenkleidung vur de» An-
ehtungen des realen Lebens, in erster Linie denen der Mäniier, geschützt
' ■" "' ■ " erklärt den im Traume (i iingedeuteten Kom-
revoltiert in ihrer
sich eine Idee
s e i n, respektive
de<j
feehtun
ißt. Das Wort ,, ungezwungen
plex. Beim Anlegen der Männerkleidung fällt ein Zwang weg: der Zwang
Weib zu sein. Sie fühlt sich ,, ungezwungen", Sie
Parapathie gegen diesen Zwang des Schicksals und schafft
fixe, einen parapatliisehen Zwang Mann zu
ais solcher zu erseheinen.
Der Mechanismus dieses Falles verrät iviclitige Beziehungen zu dem
einer Zwangsneurose. Deutlich tritt auch der narzißtische Hinter-
grund der Parapathie zutage.]
Sitzung 16. (Traum 10.) Ich befinde mich in einer größeren
Gesellschaft auf einem Spaziergange. Wir treten in ein altes Haus,
zuerst in einen Hof, dann gehen wir eine Stiege empor. Von den mich
begleitenden Personen werde ich unablässig ge-
hänselt. Wie wir über die Stiege emporgehen, sehe ich durch ein
C angfeneter und da scheint es mir, als wenn drinnen eine Schnei derwerk-
stätto wäro. Tch trete alao ein. Eine Frau kommt [uir entgegen und
fragt nach meinem Begehr. Icli erkundige mich, oh hier eine
Schneiderwerkstätte wäre. Dies wird von der Frau bejaht. Nun erkmidige
ich mich weiter, ob dies ein Damen- oder Herrenschneider
w a r e. In diesem Augenblicke tritt ein iungcr, kränklich aussehender,
imgefähr 20 Jahre alter Bursche ins Zimmer. Auf diesen Burschen
weisend, antwortet die Frau, daß ihr Sohn zwar Herren-
schneider wäre, wegen A r b e i t a m a n g e 1 aber auch
Damonarbeit übernehmen müeee. Ich frage noch, wie hoch
sich der Preis für einen Herrenanzug stellt, und entferne mich dann.
Ich gehe die Treppe hinunter und trete in den Hof. Auf dem offenen
Gange stolicii einige von meinen Begleitpersonen und bewerfen mich
von oben mit Blättern, Steinen, P a p i e r ^ h f ii 1 1 e n
11. dgl.
fDer Traum enthält eine Mutterleibsphantasie (die Wande-
rung durch das alte Haus). Der Sinn des Traumes ist, daß sich die Träumerin
darin „umschneidern" läßt {Schneider — Kleider — Sexuell). Der Sohn der
Frau ist die Kranice selbst. Sie nahm früher „Herrenarbeit" an (sie war
in der Kindlieii licteroecxucll), jetzt aber müsse sie wegen „Arbeitsmaneer"
„Damenarbeit'" übernehmen (homosexuell sein). Wieder kommt hier H'
Frage zum Vorscliein, „um welchen Preis" sie die „Damenarbeit" anneh*^
men solle. - Die Perdonen, welche die Träumerin mit , Blättern Steinen
Papierabfälien u. dgl." bewerfen, drücken vor allem das Schuldbewußtsein
aus, ferner stellen sie pla.sLiBch die Verliölmung ihrer Weiblichkeit
schließlich bietet die Szene einen wichtigen Hinweis auf die Christusidenf?«
zierung, die wir später besprechen werden. — Was ist hier Hoi- o T
Mutterleibsphantasie? ~ Die utopischen Glücksträume aufzuceben hT ,7/
pfuschte Leben rückgängig zu machon, in die „Heimat" ins alte HW'
riickzukehrcji. um neugeboren zu werden, in einer ihrer "wC ! 1'
sprechenden GestaJt. Das Gefühl, das Leben ungenützt verslreichon^'.M T
spiegelt sich in emem Gedichte der Patientin aus der PrirtüLzeit wieder ]
Glaubet nicht, es sind nur Worte,
Dio ich hier im Liode klag',
I
Aualyso eiucs Falles von 'l'ransvestitismus, :»fil
Nein, ihr wißt nicht, wie viel Sehnen
Ich iii] Herzen trag'.
Nein, ihr wißt nicht, win viel Qualen
Ich schon etiinnii l)cjgrulj.
Wie liein einz'gee Herz von allen
Nach dem nioinen schhig.
Wie nach Zärtlichkeit und Liebe
Qualvoll ich mich sehn'.
Wie dos Lebens ecliöiiBte Tilge
Ungenützt vcrgo h'n,
ü, daß ich das Herz noch fände.
Das für mich auch i^ehlägt,
Sunne mir das Leben eponde.
Einmal, ch's zu spät!
[Der Sohn der Frau ist aucli der Bruder der Patientin, mit dem sie sich
in der Parapathiß zu identifizieren scheint.]
Sitzung 17. I Ich übergehe einen unwichtigen Traum.] Ich habe
zeitweise grüße Abneigung gegen Würstel. In der Zeit des 10. bis 12. Lebens-
.iahrcK habe ich überhauiit keine essen kennen. Ich habe vor dem darin be-
findlichni Fett starken Ekel und laule Gefahr, die Würstel zu erbrechen.
MöglieherweiBc spielt hier eine Wurstvergiftung eine Rolle, die ich mir in
der Kindheit zugezogen hatte. Diesen Ekel empfinde ich merkwürdigerweise
aiidi vor dicken Männern.
[„Was hat Ihnen in Ihrem Leben den stärksten Ekel verursacht?"]
Alir fällt soeben ein scheußliches Erlebnis ein. Ich war zirka 15 bis
IG Jahre alt und fuhr mit der Stadtbahn nach Hause. Mir gegenüber saß
oin älterer Mann, sonst war der Wagen leer. Wir kamen gerade in einen
Tunnel, als derMann aufstand, sei neGenit allen entblößte
II n d V o r m i r 0 n a n i e r t e. [t Vgl. Sitzung 3, meine direkte Frage nach
einem traumatischen Erlebnis mit einem Manne wird verneint!] Ich war
nunnentan vor Schreck ganz lahm, dami wurde mir übel und ich verheß das
Abteil. Ich glaube, daß dies» Roheit zur Abneigung gegen
die Männer beigetragen hat
i"„Was dachten Sie momentan, als Sic das Uhed erblickten.'' J
leii kann mich nicht erinnern. Ich war vor Schrecken gelähmt.
[„Wollen Sie nachdenken, solche Fragen kann man nicht glattweg be-
antworten!"] . r< 1 1
Ja jeixt, fällt niirs ein. Ls war aber em ganz dummer tieaanke.
Mir fiel nämlich momentan ein: Schneide ihm mit deiner Schere
das Di n gab! Hier hastdu, was dusuchst, rcißeeB andich!
Der Ekel war damals ganz besonders groß, weil mir die Größe der Genitalien
80 unwahrscheinlich vorkam. Finden Sie nicht, daß es einigermaßen komisch
ißt daß ich Ekel vor diesen Genitalien empfand und gleichzeitig den Wunsch
hatte, Fie zu besitzen? - , , , '. ,. .. ,
'Sie lenkt systematisnh meine Aufnierksamkoii vom Kastrationskoui-
plex ab: darum frage ich direkt:
Ist Ihnen der Gedani^e, oin Glied abzuschneiden, in keiner ajidereii
Situation mehr gekommen?"]
■N->.-
5ö2
Ketischisinus.
,1a, iiii S./9. Lcbeiisiahr teinerkle icti bei mcineiii Bruder zuirj erstai
Male einen Poiiiö. Aiigt.niiliddidi kam mir der Godaula.: May ist es. w ra ..
den Bubon ii u s m a c h t, das ist es, was dir fehlt und w n e
die Mutter an dir lutljcn wollte! TJnd dann. Du bißt ja
starker a 1 s e r, s c h n e i de i h m d as D i n g v eg, <■ i gni? dir soin
(jiied an. Dicso Gedanken sind blitzschnell aufgetaucht und ebenso vcr-
gangei). Ich dachto mir nur: Du warst krank und bist noch immer kleiner
und schwächer als deine Altersgenossen; dir wird das Glied noch
wachson. Als dann aber die Menstruation kam, wußte ich bereits,
daß alles vergebens sei und war längere Zeit ganz un-
glücklich.
Ich erinnere mich. liaB ich bis zu meineni Ö./9. Lobensiahre den U *•■-
sehlechtsunter (schied nur nach den Kleidern beur-
teilte; ich dachte, daß es nur der Umkleidung bedürfe
n III ein Bub z u w e r d e n.
|Die MitUMlungeii enlbaltcu wichtige DeiaiLs. Die Üeutuny der Ti-iiujur
2 und 5 wird immer vollkommener; das „Zuschauen" und die „rutkostümier-
ten, lahnentragenden Männer'' werden ims verständlich. Traum '^ bildet eine
Reproduktion des oben gesebilderl^n traumatischen Erlebnissen Kostümierte
Bilder gleich rotkostümierte Mimner nii-t Fahnen sind Phalhisse die sio be-
trachtet. Rot kostümierte Männer heißen inicli Kinn!i,.i. v.^ l , ' ,
k„.,: Mu„„„,. i,„ Worte „A„t„,r.™„.. ;s drH™S°,tst°.t
Köhabto Onanie und eine Eieensehaft i p.- «■,-..„!.„„ j:. . T^.
I
Sitzung 18. Habe ich in der vorif^-n t;u , ,
der Anblick der Genitalien .-keltv Da« m, ft ,^'r''"^ l>ehauptet, daß mich
liehen Geschlechtsteile verursachen Ekel wJn ■ v,'*'''"'^'^'"'' ^'"'" ^'^ "'^""'
liebte, dann wäre ich ohneweiters imstande ^ ' ''^"'* ^''■''™ ''^^^^'^-' ^'^ '"^^
machen [t vgl. Sitzung 2]. übrigens M so J-'' '"^^l "^^ ^""'"1^'g"« ''"
Die alleinstehende Dame, bei der ich n.,l. .^ 'T^ ^'''"" vorgekommen,
^volmtc, eine gewesene Schauspielerin w.. t"^ T^'' "'''' ^'«'" ^=""^^'''
und ir. ihren Launen unberechenbar Sie 7 nt ^^'^^"^'^^'^W'cho MorphinisÜB
gegenseitigen Kunnilingiis- ich wiilicrfp "^ ?"' *''""*^' ''^" Antrag eines
Tage an auf die,?e Weise öfters befriodi^f S" n ^^'"' ^^^^'^ ""^ ^'"^ *'^^''"'
empfangen. Die Vorstellung davon vorurRncM ■ ^"'^ Herrenbesuche zu
Da mir dieser Ekel mit der Zeit die A^ l '""' Se^^-ölmlich Ekelgefühle,
machte, beschränkten wir uns auf gegenseit '1"?? ' ^"""i«ns»s unmöglich
Bei dieser Gelegenheit machte ich die ?Sf i, '"'" *'" hegender Position).
Vagina vollkommen une^p VStTf- '''' '^^ ^^ '"' ''
esEieren mich in erster Linie die Brüste inl V "■ ^ "^"^ ^'^^^^^ '"^'■"
denen ich lH,in, Gcsehlechtsakte gerne sau Jn«''*' '''" ^^^^warzen, an
iuRtreichen. ^ ^^^^- '-'^'" Saugvorgang gehört zu den
\
,t~^.
Aiialysp eines Falles von Traiisvestitismus, 553
i> i t /, u n g 19. Nicht eine beliebige, s o ii d t' r ii stets nur
die europäische Mäniierkleidung kominfc für mich in
Frago TJuter anderen VoUcerschaften könnte- iidi nnr iilt^ Europäer mich
wohl fühlen. [AndGro Details belanglos.!
(Traum 11.) Ich gehe mit feiner weiblichen Bßgleitpereon iiui der
Straße. Wir kommen zu einem großen Eckgcbäude. Dasselbe erweckt
den Kindruck, als wenn es im orientalischen Stile gebaut wäre, ich halte
dasKclhd für eine Moschee. Wir treten in dieses Gebäude. Innen sieht
es aus wie eine große W a 1 1 f a h r t s k i r e h e. Wir liis^eii un.^ ni eiiu'in
kurzen GeSwt nieder und ich äußere dann den Wunsch, das Gnadcn-
bildnis zu bcsiehligen. Da icli aber nicht weiß, w^o sich dasselbe be-
findet, frage ich meine Begleiterin. Diese deutet auf eine große Tiepiie hin,
wo ich viele Personen ab- und zugehen sehe, und sagt mir, diese treppe
, solle ich emporgehen, dort werde ich schon c i n e N o v i z e linden dieser
solle ich mein Losungswort geben und ersuchen, mir den Wog zu
weisen, dieser würde mich dann vor das Gnadcnbild führen Ich tolge
ako dieser Weisung. Auf der Treppe begegne ich einer FraiicnP-
person, ich grüße sie, indem ich den Hut abnehme,
und trage ihr mein Begehren vor. Sic fragt nach ineinom Usuiigs Worte,
ich mache dasselbe namhaft und sie übernimml, nun die Fuhrung. De
Weg führt uns durch Säle, in einem davon s t e h e n Betten. Sie trU
/.u einem Bett, ich sehe auf demselben Fap.ere l-g'J'. '"/XS ^ "^^^ !
.ucht sie etwas, dann setzen wir den ^^'eg wieder fort. Endh h s d w .
] t>-i j „«i.i,nTf Er sieht wie ein M a d o n n e n b 1 1 d aus und
vor dem I^'l«**^ j!"/^,^"^^^^ ^ eine Weile stehen und betrachte
ich '^«!;,^.,f ^^'^ '^«^ .^J"^"^ J ' Dann ziehe ich einen Beutel hen-or,
dl..:es Bild und ,'Cen ÄJndlichen Gefäß Tabak heraus und l«re
aypp mit omem kleinen aarin om p„f:;ii n-inn cntfenie
denselben in ein vor dem Bilde bereit gestellteB Gefäß. Dann entfenie
ich mich, um meine Begleitperson zu suchen.
-n - i„. p.Hienlin bringen nichts von Bedeutung.
I Zwei weitere Traurue der . ü nUn ^^^^^ ^^^. ^^ ^y-^. ,,,,,„
Der oben zitierte Traum gebort '; ' f "J',';';^ i ö s en K o m p 1 ex in einer
hier die M u 1 1 e r f i x i e r u n S ^ f^SkuH In der Phantasie vollzieht die
wichtigen Kondensation: dem M' j^""^';'^^"'^-^, ;,,, c}„,d, «u .erflehen, (inade
Träumerin eine Wallfahrt zur ^'f .''■^2^^7; ^^ (-.„j, als Ausdruck der
für ihr rebellisches Gehaben ^•;..f^*, f ~/' , W e i b i deal e i gen t-
LiebG. Es fällt der Patientin plötzlich ^'"' «^fj^^';; j , „„..^ Augen hatt«
lieh einen ^^ ''<]"'' ^X der 'stillenden Mutler Gottes vorgeschwebt,
stets eine lu^troiche 1'^- '^"^/f .^XS'iters klnr.') Wir haben hier also
Daß sie das saugende K.nd '"^'■''^^ .y , ^raum 12!) Sie trägt das Kreuz
einen Fall von Ob ristusnen^^^^^^^ - ^ »^.^^ ^^^^^ ^^^^^^^^ ^^^,5^^,^^ ^^.^
ihrer Parapath,e auf den ^^''^ ™ ^^,. jj^keuschheit", das heißt vor dem
Christus. IhreParapathiel^ewnl. t e ..^^^^^ ^.^ großartige Phantasien,
Kontakt mit «i«^^" "anna A^^^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^^^_^ ^^^^.^^^ ^^^^_ ^.„^l ,,i,dungs-
" ?T T'/Jf usv SnZ Madomientypus war Marie, ihre erste hoino-
anstalten fordert usw. do l> ,r, . (Novize).") Zum Losungswort fälH
rs^t'^rwÄ::sS^i «. IJ ... w„,..,. »■„„. ..
.) Ursprung der FellalioplKmtasie.
■') Vgl.aiir^h: Die teiligo Miirm!
f):M
FetischismtiB.
u
Vornamen des Geigenbu.uere Storioni auBdrückt, als Losungswort für das
PoBLsparkatisenbüchel gL^liraucht. Die Assoziationen zu Storioni gehen über
Stradiviirius zu ihrem V u t o r, der Geiger war. Auf meine Äußerung, dat
das Losungswort, welches im Ti'aunie verdrängt Ä-urde, vermutlich „Vater
hieß, fällt der Analysandiii plötzlich die vergessene Stelle des Traumes em:
„Im Namftii des Vaters, des Sohnes und des heiligen
Geistes!"
Es paßt dann die weitere Stelle dea Iraumes, an der sie eme Frauens-
person grüßt, indem sie den H u t a b n i m m t (also nach Männerart), gut
zu der AuffasBung, daß sie „im Namen des Vaters" den Eintritt zur Mutti'i'
erheischt. Die Frauensperson, die sie zum Gnadenbild geleitet, wird wohl di«?
Phantasie iu engerem Sinne die Parapathie bedeuten. Auf dorn Wege zuv
Mutter Gottes sieht sie in verschiedenen Sälen Betten, auf denen Papiere
liefen Die Wandemng durch Süle symholisiert nach äukel Erinnerungen.
Die Betten stehen Hir onaniatische Akte, deren Inlialt die Muttei- war. (Betten
auf dem Wege aur Mutter. Die Onanie wurde im "Bette vollzogen.) Zu
den „Papieren" fallen ihr „Akten" ein. womit die Eryäuzung zur Deutung
der .^Betten'^ (onanistische Akte) gegeben wird. Auch dürfen hier die von
der Mutter unbeantworteten Briefe synibolbildeud gewirkt haben. — Das
Madonnenbild weint . . . Die Mutter empfindet Schmerz und Keue ob des
Unglücks ihrer Tochter; sie ist zur Verzeihung bereit,. — Die Schlußszene
stellt eine Opferung mit einer sexuellen Determination vor. (Die Entleerung
des Tabaks in das vor dem Hilde bolindliche Gefäß.) Tabak - wiederum ein
Symbol der Münnlichkcii.| ^ - ■
Sitzung 20. Ich habe infolge meines Zustandes, d, h. infolge des
MißverhältniEsee zwischen Körper und Seele oft furchtbar gelitten [t vgl.
Sitzung !!]■ Merkwürdigerweise pflegten sieh in solchen Momenten die Ge-
danl^ien an das Aljschneiden des Gliedes in gehäuftem Maße und in Form
von lustreichen Phantasien einzustellen. Auch habe ich öfters über das Auf-
schneiden von Schlangenbäuclien und ähnliches phantasiert
Ich vertrage eigentlich rl e n Anblick eines Glieder
nicht; sofort stellt sich der K astr a ti o ne ged an k e ein.
Dies dauert seit der Szene mit dem B j- u d er ii n v e r-
m i n d e 1" t a n-
. [Diese Mitteilung der Kranken läßt nns auf den tiefsten Grund der
homosexuellen Parapathie blicken.)
&Ltzuny 21. Mein hticlvater pflegte mir, seitdem
,.h 'bn kenne, zu s a g o ji, daß =ch häßlich bin. Ich habe zum
Schoß selber daran geglaubt und es war mir ungemein peinlich. Im
11/12. Lj. habe ich mich photographieren lassen, mußte aber das Bild
verbrennen weil ich da scheußlich ausgesehen habe. Ich glaube daß
bei mir die Eitelkeit eine große Rolle s n i e 1 1 ft> Rosonder^
kam es beim vollständigen Abschneiden der Halle .ann AusdUck
L„Wie kommen sie sich als Mann vor^"']
Ich glaube ein häbschor Mann zu sein Im 12 113. U
Zklfin W? f^T" "' ^^1 Großvaters seinen Anzug an ich be-
BwtLTehb^^f' ; ? ,' ; ■'" ''Y ^^»^i^l'-ft a"^^^l=e. viel besser als m
Ffauenkleuleni. Da habe icl, mir solche Kleider ge«-ünsclit. Ähnlich erging
i^- -^
Analyse eines Falles von Transvostitismus.
e. ,n.r, als .h c.nmal (15./!«.) a.n ^^-^^^f^^^^^^^^^^^^^^
Bruder anlegte. Ich fand niidi dann auhcrunlcnLUch lu.h.ch^ I
den die llod.nsavi.n des SüelvaterB auf mich nm.hteu "^"^ f'^^.^iSk'it
wes.n .ein, naehd™, kh mir dann .olb.t '^._'^^^^^%^ZLn,
vorgekommen bin. [DiGses Gefühl ist ""''«f ;"»*^^^;\ /" f J^i , a" Stelle
fühle ich mich von diesem Gefühl, frei, em Ab weicht -on mir ™ ^^"
von Mindcrwerügkeit^gcfühlen tritt ein Gefiihl der 1J"1^« ""^ f "^ f,;" j,,
[In der Bronnweil« unserer U»tx,M.snch,nig beiindet .ch -o^^^^^^
Bild einer neuen Krankheits^^.^■zel: de« N a .-/, i ß m" .- W>r ^eid i^^^e^^^^
Stellung in der Ätiülogie der tran.vesti tischen harapathic tielei.teiien
kritisch beleuchten.] _ _
Sitzung 22. (Ein interessanter Traum: |
(12) Ich gehe mit mehrei-en Kolleginnen ^^^J^^^'^'^
Pest. Nach einer gewissen Zeit kommen wir m eine ^■'f^'^ljf -^^^r»
dem Marktplätze befindet sieh ein g r u 1^. e r « ^f ^ V' '^ J\ X^",
treten wir ein. Der Saal, wo ^vir uns .ned.M-lassen, f'^^'T^l^p^^f^^^i,^ ',
Tische von vielen Menschen besetzt. Durch die Fc'"-»V^J^^^^^^^^
Saat sehen wir auf den Plai. M^ir bestellen Speisen und G^^-^^^^^^
Nach und nach kounnt ein lustiger Zug m dm Gesellschaft^ J^'^ t
lacht und gelungen. Auch auf dem Marktplatze is - ™tte, eile ie
haft gewo.den, Menschen haben sich 'f^^'-'-^}^"''^^'ZXtnl Si
gehalten, danach spielt eine Musikkapelle und em ^"«r bnng L ed
■ zum Vortrag. Wie sich die Leiit.. zerstreut haben und d^' ^f ^'^'^"^
dann unseren Blicken.
sogar geblutet.l _____- — — -- — — -*""
" ' ' " ~ Z Als ich mir endlich (25./26.) eine Herren ga.-derobe aus
Sit7.nng 23. ^Is icn " direktem Bruche mit den Kll^rn. leb
Kigeuem '--f'^^^V^t tndgS* S t liden müsse, eb ich bei der Familie
wüßt«, daß ich " '"^ i^^ l,'"en .olle; ich habe mich zum letzteren en schlos«en^
bleiben oder dem rnebeoM ^ ^^^, ph.tugraphie des Vaters und
Ich versucht« mich ^^"'""S^'^: , ^,. ^.^ diesem eine Vorstellung machen
innerlich seinem We^^"'^ ^^^^^ ^ ' der Muttar war mir widerlich, der Stief-
"l^ZiZ^S^ i.-- M,.Uer) Ku.,z..e.o,., .H, 0.... „.hon.
H
I
506
Fetischismus.
[„Wii' ist heute Ihr (.iei'ühl zur Mutter bcsehaffen?-]
Ich liuKse sie. In meiner Phantasie schuf ich mir aber eine Situa-
tion, in dyr ich ihre Mängel nicht fühle.
Sitzung 24. Den Gedanken, daß sich mein Geschlechtsteil noch ent-
wickeln werde, hahc ich mit der Heranbildung der sekundären G-eschlechte-
mei-kmale begraben niüascn. In diese Zeit (ungeiähr 12. Lj.) fällt der Anfang
moines Bestrebens, mich in der Kleidung womöglich zu ver-
männlichen. Es war der feste Wunsch vorhanden, wenn ich schon
kein Mann werden kann, wenigstens auch kein Weib zu
BQin. Stürmisch meldete sich die Sehnsucht nach dem Vater; ich dachte mir,
wenn er gelebt hätte, wurde es mir nicht so schlecht ergelien Ich woUte
auch keine hausbackene Erzieliung genießen; deshalb wandte ich mich dem
lythlT i '^'''^"'^''''^^i^^^^ ^'"- Was das letztere anbelangt, beschäftigte
2 d rA ;i . .^r ?f ^^''■-^''1""^ ^^-^ ^^^^^^^^^ Kulturen, insbesondere
abci das Altertum. lAueh hier spielen parapathisehe Motive mit' der Vater
war ein guter Geiger, ergo wurde in dem Identifizierungsbestreben der Pat
diese seine Eigenschaft übernommen, (Zugleich Trotzäuiferung gegen di/^-
dS'"ni"di Pai 'd'r%w'"^ ?" *"^^^^^ ^^^^"^^^'■'' ^^'™' 'S Rätsel,
Lange wurde ich von der Depression gemarierl dofh ..iU. -i-r i u ■ u
der Schwerpunkt in der Frage der Geschleeh/li.U iV \ / ^''''''' ^"-^ '"''
Kleidung verschoben und holte bTldä dt kSi;^^^^^ tZ ^''^'''"^ '^"'
A u s d r u c k m e i n c r M ii n n I i c h k e i 1 «nM '""^ ^'"' '^ " ^ « '■ « "
wußtsein, aud. seelisdi mannhaft zu 'ei^ mich '''"''' '"'* '^"'^ ^^
fenheit vergessen lälSt. ,
meine körperliche Beschaf-
Si'x^nig 25. 2fi und 27. [Nichts von Belang.]
S i l z u n g 2y. Ich habe mir öfterr; di,. P,..,
Stiefvater brauche. Ich war später oft cifersi S J' W ^^^' ^"^"^ *'^ ^^^
ein Unrecht getan hat, dacht^ ich m r d A H^" \'"" '"^^ ^''^ ^^""'''"
jenige sei, der mir die Liebe der MutV ^ ^ ^ *'^ ^ ^ * '^ '^ ^«'-
Nach der Hochzoitsfeicrlichkeit ging die M , tl '. Y**^ ''''""' *■
Bahn, um eine Reise nach R. anzutreSS Ich 1 f T ^''^ Stiefvater zu,-
einem fremden Manne fortfah-r Ih nnH i ^ ^^' '"^^ ^'^ Butter mit
daß sie micl, zurückließ (6 /7 l" } "'" ""bändigen Zorn,
samni'r^Tt't/me ^o^ Z^Tr 'r''^''- ^^^^^^^^^ -^- ^^^
eine große Anzahl^erbekLnn;:ittntmt^^^^^^ ^ ^^^^^ ^-'^
es so, daß ich der, Künstlern ihre Pho o" ranWn ^^^-^S- 1^=^ machte
dieseiben mit einem Autogramm zu vor ehen S l n"n f' '^'' ^''^^'
pries mich glücklich, mit diesen PmöS£iten im K °? S'^^'^" '"''
Ähnlich sammelte ich Künstlerpostkarten mit wlil?"''''' ^" "*^^^"-
biete der Mal.rei. Ich hatte anter anderem o In ga^.enri? '^^ 'tf.^"
nonbildeni. fe^i-nzGn Ziykiuy von Madon-
{Wir gewinnen einen wichtigen BeitraL- 7.irn V^^.f- i ■ .
Der Träamcrin werden dort Bilder mit Autogramme? .'/'' Traumes 2.
für Sic z,i hoch ist. In Sukd, Bd. VI finSet sicH. '^^'^''^^' '^^^'^^ ^^'
nnaet sich eine genaue Charakteristik
AI
Analyse eines Fiillca vi>n Triuisvestitismiis. ;>f>7
der Sammehiüinif, iii welehor auf den «roLisclien Hinlergrund dieser Neiguiifi
hingewiesen wird. Wir wissen, daß neben dm Eitelkoilsgründeii, wie sie
Patientin aiigil>t, auüli in unsei-em Falle tiüi der Samnii'lmanie erolisclie
Phantasien maßgebend gewesen seien, in denen der „Kontakt mit den
Künstlern zu einem ganz „innigen^ wurde. Der Preis, der für das maiinliche
Sexualobjekt gefordert wird, ist für die Träumerin zu hoch (23.UUU Kronen
- 22 Ja'hro war sie äußerlich Weib, dami nahm sie das mäniüiche Mterieur
an); er lautet: Du mußt Weib bleiben. - Die Sammelmanie ist hier
auch ein Versuch, die Inzosterotik zu sublimieren. - Ich verweise sclilieli leH
auf den Umstand, daß wir es liier mit einem Analngon der für den tetisphis-
mus typischen Sammelmanie zu tun haben.]
S i t z u n g 29-
(Traum 13.) Gehe mit meinem älteren Bruder in einen Verschlag,
um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Vor demselben angekommen,
öffnen wir dio Türe und treten ein. Wir sehen also nach, ob alles vor-
handen ist (Kohle, Brennmaterial), entdecken aber, daß verschiedene
Dingo fehlen. Wir wollen uns gerade wieder herausbegeben, als wir be-
merken, daß eine Person versteckt ist. Da wir dieselbe für einen UicH
halten, treten wir heraus und verschließen die Türe. Ich sage zu niemein
Bruder, er soll dort aufpassen, daß der Dieb nicht entkommt. Ich muli
aber schleunigst ins Amt.
iDer Traum bringt, was wir bereits ahnten, einen Hinweis auf die
Sexuaifixierung an den Bruder. Die Träumerin verrät uns, dali
sie dün Bruder, den Dieb ihres „Brennmaterials" {-^ Liebe) vor uns „ver-
schließen will". Wir wollen uns ihren Associationen zuwenden.]
Meine erste Erinnerung an' Eduard stammt aus seniem 2./J. L,j. tr liatie
■eich einen Nagel in den Fuß getreten und das ganze Haus war in furehter-
lirher Aufregung. Ferner Tällt mir aus seinem 5. Lebensjahre ein, daß ihn em
SeÄ wäifend wir auf der Wiese spielten, zwicken wollte und ich große
Anast um ihn ausstehen mußte. Dann erinnere ich mich an eem b. Lj Cr
tX Sie Nasenwuchoningen operieren lassen. I^l'/achte an die^O^
stallte mir sie sehr schmerzhaft und grausam vor und ^-^^^^^^^^^^^^
Iv Hibei ums Leben kommen müßte. In seinem U. U- i^^} «'^^ ^^ ^^^'!^^ y^J
sah ich, w^lirend er einmal krank im Bette lag. zufällig seine Genitalien.
Ich beneidete ihn darob. _ _
~ ^Q ■ ( , „ n <r -m Ich glaube, daß ich mich schon zu der Zeit, als ich mit
M ■^l.inafn die Klostersdiule hesuclite, durch meine Kleidung von
Marie gmemsam die J. ^,^ ^^^^ ^^.^^ ^.^^^ ^^,,^ ^^
den Madchen unt seh cd n ^^^ ^^^^^ ^^^.^^ Verkleidiingstriebee
bot ja für SU. "^^l'^..,.-. q^^ ersten Orgasmus beim An-
fällt auch in diese /^^^^ J 14./^15.)^ O o^n^ _ ^ ^ . ,„ \ „ . u g e meines-
legen der Kiei ^^^^^^^^ ^^^ ^^^^^^^ ^j^^ kostümiert (Fasching),
fcrschaute^n d^n Sp-^^^l -d hatt. eine große Ähnlichkeit mit meinem
Vater entdeckt. ______
c, ■ , n „ 31 Ich habe von der Oper „Madamo Butterfly' einen
starken Eindruck davongetragen. Die Sängerin, die die Butterflyrolle spielte,
•am
^%T'- —^"''''^
v\
558
Fetischismus.
fesseUe mich sexuell. Ich hatte während des Schauspiels und nachher sehr
lebhatto Phantasien, in denen ich mich bald von ihr liebkosen ließ, bald als
Offizier um sie warb. Das Weib mit der pathetiechen Geste zieht mich ganz
besonders an.
[Die Anamnese erscheint mit diesen Mitteilungen beendet. S i t z u n g 32
und 33 waren allgemeinen Beeprochungen gewidmet.]') . ' .
■'■
II, Analyse der Farapathie.
Die Dominante in der Sexuaieinstellung der Kranken bildet der
E 1 e k t r a k o in p 1 c .\;, dessen par apathischer Ausdruck in der I d o n-
tifizlernng mit dem Vater gelegen ist. In dem Verhältnisse
des Mädchens zum Bruder Eduard sehen wir eine Neuauflage dieser pri-
mären Inzestkonstellation mit eigenartigen, die tiefsten psychologischen
Probleme umfassenden Determinationen. Diese Identifizienui" diese
„Introjektion des Obiektes ins Ich", geschieht in der Regel in jener
Zeit, in welcher die Elektrabindung aufgegeben werden soll (Freud).
Wenn aus bestimmten, fallweise variablen Gründen für das Inzest-
Objekt kein extrafamiliär es Ersatzobjekt gefunden werden kann, dann
ergeben sieh für das Individuum zwei Möglichkeiten:
entweder wird die infantile Einstellung in sublimierter Form bei-
behalten, was eine beliebige Farapathie ergibt;
oder OS erfolgt eine Identifizierung mit dem aufzugebenden Ob-
jekte, wodurcli a) die Abhebung der Inzestbindung vereitelt und h) der
Grundstein für eine homosexuelle Farapathie geleH wird
In unserem Falle kommt es aus besonderen, später zur Erörterung
gelangenden Gründen zur Entfaltung der letzteren Kombination und
zwar in einem viel früheren Zeitpunkte, infolge des frühzeitigen Todes
des Vaters unserer Kranken und der eigenartigen Umstände welche
den Kmderjahren des Mädchens das besondere Geprä-e verliehen
Die Mutter wendet sich von dem Kinde in dessen ersten Lebens-
jahren ab, läßt es m seinem großen Zärthclikeitsbedürfnis darben und
bald muß das Kind erfahren, daß es ungewünscht sei, daß die Mutter
nicht ein Mädchen, sondern einen Buben erwartete "Worauf beruht
aber der Unterschied? Die erste kindhche Erklärung lautete: in den
Kleidern. Docli was auch immer den Unterschied zwischen Bub und
Mädel ausmachen mochte - sie wollte kein Mädchen sein
Als sie später vom Stiefvater von ihrer Häßliclikeit erfuhr, sträubte sie
') WührencI der Korrektur dieses Werkes erhieltou ^-jr von der Patientin die
Mitteilung, daß ihr GcBiicb an die Polizeidirektion günstig erledigt eci und sie bereite
die männliche Tracht angenommen habe.
Analyse eiues P'alles von Trausvcslit.ismus. ^^^
sich gegen diese Herabsetzung beharrlich, lange bevor sie noch \Mibte,
wohn diese Häßlichkeit bestand. Sie wollte schön fiein.
Daß die spätere Einstellung des Sexualtriebes nur psychologischen
Gesetzen folgte, erhellt daraus, daß das Mädclien im Spiele mitunter
auch die Rolle des Weibes (der Mutter) übernalmi, kochte, Kinder
wartete und ans Heiraten dachte (Sitzung 7). Doch bald bedrückten
das Gefühl der Weiblichlveit und das der angeblichen Häßliclikeit den
infantilen Narzißmus aufs tiefste, so daß diese gesunde Geistesart det
Verdrängung anlieimfallen mußte.
Da merkte das Mädchen eines Tages den wahren üeschleditfi-
unterschied und es wurde ihr auf einmal klar, woran es liege, daß
sie der mütterlichen Liebe nicht teilhaftig werden könne. In dem kind-
Hehen Gemüte faßte die Anschauung Wurzel, d a ß n u r d e r M a n g e 1
des gewissen körperlichen Adnexes für die mütter-
liche Einstellung maßgebend sei.
Wenn mm die Depression der Ausdruck ist, daß irgend ein g&-
heimes Ziel (beachte auch: Freuds IdeaMch!) unerreichbar geworden
ist (Stekel), dann hätte nonnalerweise hier eine Depression einsetzen
müssen, deren Kern in der Aussichtslosigkeit gelegen wäre, die mütt-^r-
liclie Liebe jemals zu erreichen. Die kindliche Psycho verträgt jedoch
in der Regel solche Zustände nicht. So kommt es hier zum reflexartigen
Aufflackern des Kastrationsgedankens („Da hast du, was dir fehlt,
schneide das Ding ab!"), welcher den Mangel kompensiert (Sitzung 17).
Wir sehen z. B. die Erinnerungen der Kranlven an Bruder Eduard
(Sitzung 29) ausschließlich vom Kastrationsgedanken getragen. Unter
den Einfällen gibt es keinen, der nicht diesen Komplex zum Inhalte
hätte. (Der Nagel im Fuße - Wunde; dci' Gänsericli schnappt nach
dem Bruder - das Glied abzwicken; Operation der Nasen Wucherungen
- Nase für Glied etc.) Alle diese Assoziationen beinhalten auch
Lebensgefahren, in denen eich der Bruder befand, und haben in T o d e t-
wünschen gegen den Bruder ihren U r s p r u ng, welche
Todeswünscho einerseits Eifersucht ausdrücken, andrerseits dem Fixa-
tionsphänom.n polar gegenüberstellen. Die Unhaltbarkcit dieses sadi-
stisclien Gedankens ist die Ursache seiner sofortigen Verdrängung.
An Stelle des verdrängten Kastrationskomplexes tritt die trost-
spendende Auffassung, der Mangel des Membrums sei bloß ein Ent-
wicklungsdefekt infolge überstandener Kinderkrankheiten, der I enis
werde sich noch entwickeln. Allein diese Erwartung mußte
mit dem Auftreten der Menses und der Entwicklung der sekundären
Gesclüeehtscharaktere ein Ende finden. Hierher finden wir nun die De-
pression aus der Kindlieit verschoben, zu der noch starke Schuldgefühle
infolge der krimineHen Gedanken hinzidiominen, hier liegt auch
II w
ötIO
Fetiscbismus.
>i
der große W e n d e p ii n k t in der p s y ü h o s e x uii U o ii Ent-
wicklung dos Mädchens. Sie mußte nun ihre Hoffnung, auf
iioiinniem Wege jemals ein Bub zu werden, restlos aufgeben.
Alluiiililieh wurde auch diese Depression durch den Icbenbejahenden
EiuiluLi iluor Jugend nivelliert. Die Ohnmaclit dem Schicksal gegen-
übei' scluvand, denn es erwuchs an ilu-er Stelle eine großangelegte
Miktion der Männlichkeit mit allen daran geknüpften jr-
liübenden Gefühlen der Schönheit, Vater- resp. Bniderähnlichkeit und --
nicht zuletzt — des Andersseins.
Die Kranke wandelte mit Hilfe ihrer Parapathie das Wellental der
Verzagtheit und seelischen Not in den Wellenberg des Seibatbewußt-
seins, der Lustvorstellungen, der relativen Euphorie.') ■ ■
Wie bei allen Kindern, die in der Parapathie Träger des elterlichen
Ehegedankens sind, finden wir auch hier eine sexuelle Doppel eins tcllung
zu Vater und Mutter. In der Transvestitur stellt die Kranke den
sexuellen Kontakt mit dem Vater her (Orgasmus beim Anlegen der
Männerklei düng) und sucht in ihrer äußeren Triebeinstellung einen
Mutterersatz. Allein es kommt noch ein psychologisches Motiv in Be-
tracht. Für uns ist die Tatsache, daß nach melireren trän svestiti sehen
Akten der erste Orgasmus beim Anlegen der Kleidung des Brnders er-
folgte, von enormer Wichtigkeit- Die Szene trägt einen aus-
gesprochen fetischistischen Cliarakter und ist der
Auedruck einer unterbewußten Phantasie, in welcher die Kranlce dem
Bruder gleich geworden ist und als solcher auf die
mütterliche Liebe vollen Anspruch erheben kann.
Merkte sie doch genau, daß die Mutter den Bruder ihr vorzog. So kommt
es bei dem Aufbau der Parapathie zur Verdichtung beider Ideale, Vater
und Bruder (vgl. Madame Butteräy, Sitzung 31!) in dem Sexual- und
Identifizierungsobickte; zahlreiche Brücken führen von hier auch
zum religiösen Komplexe und der Phantasie, sie sei der
Sohn der heiligen Maria und gleichzeitig ihr Ge-
liebter,
Aus Träumen und Tagesphantasien unserer Kranken ist diese
Fixierung deutlich ersichtlich. Patientin nennt auch ihre Zimmerfrau
„Mutter", dabei ist das Verhältnis der beiden wie das eines Gatten
zur Gattin und eines Sohnes zur Mutter (Sitzung 1) .■■)
\
i-
') Mein Assistenl faud diesen Mwhanisnras ohne Kenntnis der AdlerBchm
ThearJe. Dr. St.
■) Patientin soll angeblich dem veretorbencn Sohne der Justinp sehr ahnlich sein,
so daß das Verhältnis auuh von der anderen Seite erotisch determiniert zn sein scheint.
— LULjI L._.,L.„
AiialjK)' miics Falles von Traiisvi'KtitismuB. iJ61
Die Haßeinstelluiig der Kraiikoii xum Stiefvater läßt sieli von den
eröton Xindcrjiilireii an deutlich verfolgen; die Kranlce ßtväiibte sich
gegen dit^ Wieder vorn lähhing der Mutter, sie wollte ihr ,ia eelbst den
Gatten ergötzen.')
Boi diosor Hetraehtu/igB\vi.'iöo ergibt sieb eindeutig, dafi an dem
transvestitischon Akte die heterogone Komponente der Sexualität un
serer Krankten verankert ist, wobei an Stelle des verpönten Inzest-
nbjektes ein Symbol tritt; die Kleidung.
Aus der Identifizierung mit dem andere-
ü e s c h 1 e c h l, 1 i eil e n S e x u a ! o b j e k t e ergibt sich die
Anlage für diu li o m u s e x u a 11 1 ä t, deren volle Entfaltung
durch später zu besprechende Ursachen bewirkt wurde. Bei unserer
Kranken haben wir es mit der manifesten Homosexualität zu tun, doch
ist anderen Krank engesch lebten (siehe tiefer!) zu entnehmen, daß sie
häufiger in latenter Form auftritt und noch Teile der heterogenen
Sexualität an den Partnei- abgesetzt werden können.
Stekel behaujitet, die Homosexiialität sei eine infolge von Para-
phihen und Haßeinsteilungen, insbesondere Sadismus, er-
folgte Flucht vo]' dem andei-en Gesehl echte. Wir können es auch in
diesem Falle bestätigen, und zwar sehen wir hier die Hauptursache
dieser Fhicht im aktiven Kastrationskomplexe, einer im
öttdistisdien Zeiciion f^tehenden Phantasie. Wir kennen wohl bereits die
Wurzeln des Kastrationskomplexes; doch seine Tragweite und ins-
besondere seine Bedeutung für die homosexuelle Parapathie wird uns
erst klarer, wenn wir un^ vergegenwärtigen, daß das Mädchen
den Anblick des M e m b r u m s überhaupt n i c Ii t ver-
trug, daß eich der Kastrationsgedanke auf dem
Wege der Assoziation dem Anblicke des Membrums
unmittelbar anschloß (Sitzung 20).
Unter solchen Umständen ist für da? Mädchen ein direkter Kon-
takt mit einem Penis undenkbar. Die Angst vor der eigenen Krimina-
lität und die daraus flibßenden Schuldgefühle haben hier die Ver-
drängung der heterogenen Sexualität entschieden be-
einflußt. .,,.,, n -
Ich betone an dieser Stelle ausdrücklich, daß ein passiver
Kastrationskomplex analytiGch nicht gefunden^ werden konnte. Es
konnte niclit nachgewiesen werden, daß Patientm jemals der Vorstellung
huldi-te sie hätte einen Penis bereits gehabt und lim durch irgend
welche Einflüsse, sei es im Mutterleibe - die Muttcrleibsphantasie ist
vorhanden! - oder im extrauterinen Leben verloren. Dagegen ver-
^)~Nicbt umvichtif! ist. der UniBtand, diiß Patientin am IV. n-chten Piiigpr phk-ii
ICliering trägt. Si* luit ihn gekauft, weil tr ihr angoblicli gefallen hatte.
562
Fetischismiis.
ätiologisch hoch
moditen wh den aktiven Kastrationskomiilex als ein
wüi-tigcri Merkmal der Flucht vor dem anderen Geedilechte einwand-
frei herau82uki'istallisiei-(jn.
Es ist nicht unwichtig zu bemerken, daß die Sexualität auch in der
homogenen Richtung Hemmungen unterwoiEen ist, so daß wir tatsäch-
lich von einem verringerten K o p u 1 at i o n sb e d ü r f n i a
aprechcn kömu'n. Diese Erscheinung durch die Tatsache zu erklären,
daß die Sexualität ia an die Kleidung verankert sei, hieße oberilächlicb
arteilen. Auch konunt hier ein etwaiger somatisclier Aufklärungs-
versueh nicht in Betracht, da es sich lediglich um eine Verladung der
Sexualität, nicht aber lun eine Ausfallserscheinung handelt. Es erweist
sich vielmehr in der Analyse, daß die Verladung eine Äuße-
rung der Flucht vor dem anderen Gesehleehte sei und
die Motive dieser Flucht das tiefste psychologische Problem des Fallei^
umfassen.
An erster Stelle steht hier der r e I i g.i ö r - a s k e t i s eh p
Komplex.
Die Lösung des Tramnes 11 hat uns dem Verständnis dieses
Problems näher gebraclit. Die Transvestitur vollzieht sich tatsächlich
„im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen
Geistes-. Der „Vater" ist das primäre infantile Ideal, d^;!' „Sohn"
(Bruder Edimrd) das aktuelle Fixierungsobjekt der Heilige Geist"
aber ist das große Wunder, welches die Kranke erwartet, das
Wunder ihrer Geschleehtsmetamorphose, weltheni sie mit Hilfe ihror
Parapathie Wirklichkeitswert zu verleihen sucht. Wir sehen vor uns
eine äußerlich freigcistige, innerlich jedoch tief religiöse Natur und es
wird uns klar, daß die große polare Spannmig zwischen IVieb und
Hemmung auf den psychischen Mechanismus dieses Falles von ver-
hängnisvoller Wirkung sein mußte. Jetzt verstehen wir auch die häufige
Koinzidenz der Gasthof und Kirchenbilder in den Träumen der Kranken:
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes darf sie
mit dem anderen Gesclilechte nicht in erotische Beziehungen treten!
Nun wollen wir noch zwei andere, teilweise akzidentelle, andro-
phob orientierte Iriebkräfte erwäimen, die an der Entfaltung der Para-
patlue m n.cht geringem Maße teilgenommen und in erster Linie die
\ ei-drangung der het^-osexuellen Komponente beeinflußt haben. Es
sind dies d.e Kräfte die aus der F el 1 a t i o p h an t a s ie und dem
um das 15. Lebensjahr stattgofundenen E r 1 ebn i s m i t d em E»
hibitionisten ihren Impuls geschöpft haben. Die erste kommt in
den diversen Eßphobien zum Ausdruck {Sitzung 17), ist in der Sexual-
aufklarung enthalten (Sitzung U) und spricht aus den lustreichen
Akten an den Mamillen des Weibes (Sitzung 18} sowie der Identifizier
■
Aualyse eines FalieB von Tmnssestitisraus, ö63
rung dei- Kranken iiiil dtüii saugenden Jt-ßiiskiiide töiLzimg 19). Hierher
gehört auch der KimnilmguB, dur Saugakt an der Klitoris, dem weib-
lichen Meiiibrum, ßdiließlich der Inhalt des Tmunies 7. Wir müssen not-
wendigerweise iinnehmen, daß der Anblick eines männlichen Genitale
außer der Kaslraf.ionsassoziation aach eine Fellatioassoziation, w^o-
möglieJi noch als die iii-imäre verursacht haben müssf.
Auch diese Assoziation ist geeignet, die Angst vor dem Membrum
Z1I verstiirken, dio Distanz zum anderen Gcsehlechtc zu vergrößern und
somit pathogen zu wirken.
Die Wirkung des traumatischen Erlebnisses mit dem Exhibitio-
nisten gibt Patientin (Sitzung 17) selbst an.
Hir!ichield& biologische Theorie des Transvestitismus haben Psych-
anal.vtikei {Stekel, Bd, 111, Analyse einer Transvcstitin) bereits wider-
legt, auch dieser Fall konnte für jene Auffassung keinen Anhaltsj.unkt
bieten. Es gelang uns vielmehr, die Genese dieser Triebrichtung auf
psycho sexuellem Gebiete zu ergründen und ihre Zusammenhänge zu
erschließen. . ' '
. Die Zuriickführung des Transvestitismus seitens der Patientin aut
das 3. Tebensiahr (Wintermantel) beruht auf einer Erinnerung.^-
fälsehung: CS handelt sicli bloß um eine Auswirkung des nachstehend
zu besprechenden Häßlichkeitskomplexes.
Der eigentliche t r an s v es t i t i s ch e Ged^anke
taucht zum erston Male erst .m 12,/13. L e b e n s j a h r e
(Sitzung H) in. Anschluß an die Depression we.en
d e s P e n i s ni a n g e 1 8 a u f.
Der normale We^^ zum Manne war für das Mädchen durch scIi« .e
Angst^^inSc^Sllungen versperrt das Selbsthewuß... -n^^
krimineller Gedanken, grober Erziehungs ehler und ™ ;* "^^^^^^
lichkeit gedrü^kt. Der --^^ ^^ ^ZI^uL J
zur Lust un «'^=-^^1 ; e f ü I 1 e ^Schönheit durch das An-
ersten Male das Voll. ^ ' u n i ^^^^^^,i,],,;^ „,it dem Husaren-
legen des Wintermantels ebt^ f.tiaSe den Mantel ununterbrochen
rocke war es die ^as M^dd^J^v^ ^.^^^^^^^^^ ^^^ ^.^ ^.^^
zu tragen (Sitzung 14 ^^^ ,,;,,,,„ „..Mn" und ..mann-
dann schon vorkam. Dci ^-^^^ ^^^.j.^^ ,i,,,„a,, d,ß sie ein
I"';; ''\ '"■ M n'nt D Sl chkeit mit dem Vater ergab einen
hubscher Mann sei. Dl ^^^^ stammenden sexuellen Impuls
r HrSulÄtamorpW. Wüßten ^^^^^f^^^
1 ^.f; ,Vu^ Kleidung in diesen Fällen nur der Ausdruck emei
dann Wäre Zs der Orgasmus bei der Transvestitur völlig uiiverstand-
564
Fcfischismus.
Lieh. In der Transvestitur verschmolzen hier inzestuüser Sexualgenuß
und das Schönheitsgefühl miteinander; es kam zui- Resun-ektion des
infantilen narzißtischen Ideals. Nach dem Vorbilde des geliebten Vaters
(Bniders) dem Sdiicksa! zum Trotze und Gott zu Ehren „Mann'' zu
sein' resp. zu scheinen : dies war der tiefste Sinn i li !■ f s
r r ;i n s V (' R t i t i e m u s.
V'
ili. Kritische Bemerkungen Über H irschf etdä Buch:
„DieTransvestiten"') und unsere Auffassung über
-;,,;*: ' '■■ ■ Transvestitismus.
liirschfeld. dem wir auf dem Gebiete des Transvestitismus die
ersten ausführlichen Krankenscliilderungen verdanken, mit einem Voj-
suche, auf die Erscheinung kritisch einzugehen, übersieht in seinen
Analysen die Äußerungen der latenten Homosexualität und be-
handelt den Transvestitismus als sexuelle Zwischenstufe ganz gesondert.
Im Bande „Onanie und Homosexualität" hat Stekel dieses System wider-
legt. In der Tat ist der Grund, warum der bedeutende Forseher ein so
wichtiges Charakteristikum des Transvestitismus übersehen konnte, nur
in dem Umstände gelegen, daß liirschfeld in seiner umfang- und inlialts-
reichen Arbeit auf die Technik der psycho logischen Tiefenforschmig ver-
zichtet hat. Öeine Kranken lehnen teilweise die Homosexualität affek-
tativ ab (Fall 1, III und VIU) oder sie träumen (fast alle) von
yeschleehtlichen Umarmungen mit Personen gleichen Geschlechtes, wie
Fall II, III, IV, VII u.a., oder sie können (fast alle) nur in'actu
suceumbentes kohabitieren (!, III, V, XIII u.a.), oder endlich sind sie
ausgesprochene Homosexuelle, wie Fall VII, XII oder SV. Wir wissen-).
daß es sich bei den sogenannten .,normalgeschlechtlichen" Transvestiten
um Masken der Homosexualität handelt.
Haben wir in unserem Falle ein geringes Kopulations-
bedürfnis gesehen, so finden wir auch in der Hirschfeldmhm Ka-
suistik die gleichen Verhältnisse.-') Von seinen 17 Fällen übte I den
ersten Koitus erst mit 24 Jahren aus und enthielt sich dann 4 Jaluv
jeghchen Verkehrs: II verkehrte erst nach dem 20. Lebensialire ■ III
hat vor dem 35, l.ebensjahre nie mit Frauen Umgang gehabt- IV kam
m 6 Jahren „gar nicht der Gedanke", mit seiner Geliebten sexuell zu
. verkehren. Auch die übrigen verkehren jahrelang nicht. Daß diese Er-
frioh V ^^'l'--'l''\''\'^'''^' ^'"« UnU,rm'liu«g über de. erotiBche« Verkleidung.
neb. Vcrhg Max Spohr Le,p.,g. - m^^^kfelä. „vier Grade der Zwi.chenaturen- -
"Jwef aV Grai!' ""^^''^y^^- '"■ G..d). Urinier (ill. Grad) und Tran.-
') Stekel, Bd. II.
■ ■ ^) I.e. S. 167,
Analyse einQB Falles von Traiisvostitismus. wn
Kcheinun^ größtenteils i-c>ligiös-;i.sk(!tiediiTi und riai-ztiitisehen Motiven
entstammt, ist bereits erwähnt worden.
Wir begegnen in den Hirsckjeldschen KrankenöcliiWeruiigiin audi
auffallend häiilig niasoehistiBchen Tendenzen, welche, wie
wir wissen, [Juikplirovedieinnngen sind und mit Askose einen gewissen
Znsammenhang haben.
MasocliismuB darf nach dorn GesetKe der l^ipolarität aller ps)-
(■■hisdien Phänomene (Stekel) nicht gesondert behandelt werden, wie dies
Hiriichfeld tut, indem er dem Verhältnis desselben zum IVansvostitisnms
em Bpexieiles Kapitel widmet. Der Masochismus ist ein I'ondant. zmii
-Sadismus, eine jiarapathischo, ethisch determniierto Umkehrerschcinang
(der gegen das eigene ich zurückflutende Haß). Ist
PB dodi in erster Linie der innere Konliikt mit dem Sadismus, der die
Sexualität der Kranken in versteckter und offener Foi-ni der Homo-
sexualität zutreibt, der bei weitem wichtigsten Erscheinung im Bilde
des Transvestitiamüs. Ilirschfdd spricht von dem manifesten, d.h. dem
im Verhältnis zum Liebespartner auftretenden Masochismiit;. yoin ein-
eiiger analysierter weiblicher Fall imd mein vorliegender weisen aber
in bezug auf den Partner keim^ Spur von Masochismus auf: im Gegen-
teil, sie sind hocli aktiv und zeigen gelegentlich sadistis(Oie Zuge. Her
Masochismus, wie er in Hirachfelda Kasuistik zu sehen ist, ist ein
Spezifikum der niännliclien Transveetiten und es will mir scheinen, als
ob diese Erscheinung auch den sexiiellfn l'üssivismns, das „Weihsein"
der Kranken in einer krassen Ai't versinnbildlichen sollte.') Doch findet
eine tiefer sondierende Psychologie in jedem dieser Fälle als polare
Brscheinung auch jenen Sadismus, welclier ursächlich nnt der latenten
oder manifesten Homosexualilät des Transvcstiten znsammenhangl.
Welche Rolle die Na<-.hahmung bei doiu Transvestitismus
spielt wie die Identifizierung mit den andersgeschlcchthclien
Objekten vor sich geht, echließlieh wie sehr der infantile N a r z i ß m u s
.m dem Zustandekommen der Parapatliie beteiligt ist. ersieht man deut-
hcli aus den Darstolhmgon der Kranken IHrf^chfelds. Leider ist dabei
das Inzestproblem unberücksichtigt geblieben, obwohl manche seiner
Kranken eine ziemlich deutliche fiiiradie darüber lühren..
So sagt Fall l")' ..Meine Mutter und Schwester fertigten viel
Handarbeiten! für die ich reges Interesse bekundete. Ich lernte
daher selbst häkHn und brachte mit '-HMnlicher
Geschicklichkeit hübsch« Häkelarbeiten m Wolle
und Zwirn zustande . . -"
M Nach Kraift-Ebino budoiitol SodiRTime ,.eiiio puthuloKiwh.i SUiigeruiip mänj.
iicher psychknher GescLl«..l.teharakW. (Zit.na^h llir^chUld. I.e.)
*1 S. 7 !, f.
566
Fötisch ism US.
n
' t'
1 1 1
;i
Fei-iiej-: „ . . . Pfeifen kann ich sehr 5,n.it, darin hin icli ganz
Mutters Sohn, denn meine Mutter konnte auBgez^iclinet pfeifen - . .''
Fall IT berichtet, daß iim die Schürzen seiner SeMvestern un-
widerstdjJidi verlockten; Fall IV zog sich zum ersten Mal heimlich
das cremefarbene Ilamastkleid seiner Mutter an; Fall V versuchte im
Alter von 4 Jahren und später das Kleid der Schwester anzuziehen;
Fall VI, VII, XI, XII, Xm, XVI und XVil berichten Ähnliches. Das
Argument, die Kranken' hätten in ihrer -Jugend keine andere Gelegen-
heit zur Transvestitur gehabt aU mit Hilfe der Kleider ihrer Mütter
und Schwestern, ist wohl i'irhtig, ebenso wie das Argument, daß man
imr dann die Eigenschaften des anderen (leschleehtes sich anzueignen
wünscht, wenn man psychisch entsprechend prädisponiert ist; doch
liegt, wie unsere Analyse zeigt und 'wie es zweifellos aus jedem der
HirschfeMM-hm Fälle zu ersehen wäre, wollte man die Analysen ver-
tiefen, eine 1 n z e s t b i n d u n g als primäres und treiben-
des Motiv der Metamorphose vor. Diese ergibt eben die
erwähnte Frädisposition. Wie weit dabei der Wunsch die subjektiven
Empfindungen beemüussen kann, ersieht man z B aus dem Berichte
eines tmrisvestitischen ungarischen Arztes an Krafft-Ebing^):
. Alle 4 Wochen, zur V o 1 1 m o n d s z e i t, habe ich
• läge lang alle Molimina wie eine Frau körper-
Ih dVs ri-^'r ""■ ''' ''' -cht blute wälrend
ch das Getuhl von Abgang von Flüssii^keit ein
d::?/;A:A:i^:n::n;i;;h:r "'■ ^-^^^^-" ^'"^
2ej,, ;. f,^ Unnen} habe; eine sehr angenehme
.1.10 l^z:::::;:^ ^^^^ - u r c h n b u n g
Wiegen in der Hüfte t £ j'^ t'' der Mädchen und ihr
in dieser Hinsicht ganz typisch Wu..t.erii,,'"' '''""'', 'T.
z..B.der van Fall VII. den ich wörtlich ^.tiere ''^ "" ^"^"'^ "
nnd einen Knaben an d ^B ," ^ ^^ " '^ ^ ^ ^'"* '"
sches Mädchen zu meinen Füßen mH der Pn " /'" ^^''"'^' 'fT'
Veranda überbli.-.kte ich Walde. Tälet H 7'' T''"- ''"" ^^'" ^"^''
die Wiege und g,ng ans Sp^d dLs kl fVf^'^ ''' ^"' '"
memeui Kleide fest und sag e- Mut t i'^ n ? n ^^"''^''" ^''^' '''^' '"
VA-n^ R«r.f«... „„. ...... " : " "^ t •') Da küßte ich es auf die Stirn-
Sein«
- Der
ci
meinem weide lest und sagte: M u 1 1 ü^l n i ■.;; , """'"
Eine Fanfare schmetterte Tind me n s .) aft C u\ " '"' '
k r ä f t i g e n M ä n n e r a r m 0 n m . c , " ''"' '^"^
— - — — ""isenlangcn mich,"-)
Zit. imdi lÜTgchidd. 1. c. S. 246.
■'l Vi)[i mir gi-Hperrt.
Analyse eincK FjiIU'K viiti Tmiisvestitismus.
:^f^^
Traum Ijodaii in öuiner Eintleutigkoil in bezug aul liic^ lilontilizienmg
keiriüi- Analyse.
ßoBondci'P k'hrrcidi irI. aber dev Buriclit des !''allcs VII von
Hirschfeld:
„In dem kloiiion Juiij^'L'h entwickelte sich nun suiir bald eine /"-
neigunji; zu seiner ein paar .Tahre alten Schwester, besonders u\ ihrem
Hals oder Haisausschnitt und zu i li r c r gesamten Kleidung.')
Ev om])!'and diese Neigung schon dentlicti als erotisch: denn sie wurde
für ihn bald y.u einer inneren Heimlichkeit. „Kam meine Schwester auä
der yclmlc^ und s^ctzte sich dann zum Mittagessen nieder, so kletterte
ich von hinten anl ihren ötuhl und bedeckte ihren Nacken mit innigen
Küssen . . .''
Ferner heißt es-): „ . . . Dagegen hatte er das „Vergnügen",
daß ausnalinisweise die TocJiter des S e h u 1 d i r e k t o r s '') in
ficr gleichen Klasse mi1unterriehl;et. wurde. Heim Nachhausegchen folgte
er ilir ol't von lern. W i e d i- v v c. g t e !:; i c. h d e )■ VV u n s c h, b o ein
Mädchen „in duftigem, tief ausgeschnittenem
Kleide" sein z u k ö n n e n . . .''
Im 9. .lahre stellten sich Naelit- und 'i'agträutne ein.^) Ich
hatte die Illusion, als stände e i n e g a n z e R e ili e d e r a r h ö n s t e n
1'" r a u e n in a u s g e s e h n i 1 1 e n e n G e w ä n d e rn v o r ni i r u n d
ich küUtc und belockte sie an HaU und Brust uacli
II 0 r z e n s I 11 s t . . -"'')
„ . . . Mit 10 Jahi-en geriet er in eine heftige Erregung bcun
Anblick eines „stark dekolletierten Mädchens von 6-7 Jahren".") Tn
seinem Bericht vibrierte dieser Eindruck noch so sehr nach, daß er
die Einzelheiten der Kleidung dieses Mädehene genau angibt. „Ich
bedauerte, daß i r h nicht auch so frei und luftig um
den Hals gohon, nicbl aucii die Haare so sHinn lang
,, a,,:],Hen lassen durfte"^) usw."
Ferner"*) ;
Im Sommer desselben .hihres kuiuiti! ich der Versuclning
nicht'mnger widerstehen: ich schlich in -^ '' ^ " "
unbewachten
') Von J[iiJ f^f^in'ii'i.
"1 sI^TstorcrPatv.. Vmi .mr &^imn. Hdiul.liroktür für Vi.Ut.
.J SS«! .!.. t..vpi..h. :^■.v,np1.... .i-r Varap.ülm.. ci.r «paltun, -Icr l-o.-
hoif- IriÜ im Sii'D^' ""cr vcrpoDt.(-ii ..liinlic-it",
«) llcutlii^li.' SchivL-stwiniiigi-
") Id(iitiü/.ii'runp niil <l:"i ufiLTrinchhiiMiii SoxiialubjckU-. Von mir ^pspcrrt,
") 1.C.S.61.
5Ü8 Fetischitimiifi.
A u g o n b I i c k 6 11 ü n den Korb in i l der s c ti m u tu i g l> ii
W ä B c ii (!, h o I I, e mir ein H o m d m i- 1 n e r S c h w e s t. -; r
h e 1- V 0 f und z o k es mir über. Es roi-h su schön nach Schweil?.
Mein liei-z klopfLo zum Zcrs])i-ingen, Sctmuer diirt-brioöelten meinen
Körper und ich zitterte wie Espenlaub. Vor Entzik-kcn biß ich in die
Kanton des Brustausschnittes und scU!uj< klatschond auf meine Brust,
.Schultern und Oberarme . . ."')
Die Wandlung des hizestgedankens in FetiBchismue und schließ-
lich in 'i'rinisveslitismus kann man diesen Fragmenten unscliwer ent-
neliinen. Interessant ist auch ein Passus im Berichte von Fall VI:
„ . . .Endlidi wurde ich dreister, trat mit der Behauptung auf,
meino RVwM Jrür.kten midi beim Scldittechuhlaui'en und veranlaUte
meine Mutter, nur ihre zu borgen. Dies fiel nicht weiter auf. 1 c h w a i-
damals so wild, daß ich manche Mädchen, deren
Schuhe mir gefielen, hätte überfallen mögen, um'
mich ihrer l'"" u ß b e k 1 e i d u n fi zu bemächtigen . . :"^)
Der Spiegel und dii? Selbßtbewunderung nehmen in den Irans-
vestitischen Krankheitsbildern eine besondere Rolie ein, ja es koinint
sporadisch sogar zu exhibitionistisehen Akten. (Hier
würde vielleicht, die Tiefenpßychologie den Schönlieitekomplex fest-
stellen können.)
Hirschfelda Kall Ul sagt: „ . . . Weiui ich . . vor dem Spiegel
80 viel Weibliches an mir erblicke, werde ich vollsländig ruhig ps
ist wie ein Ausinilien bei groik^r MüdiKkcit, wie das ffeimatELrefühl 'der
ganzen Individiialitäl in der Rolli> der Frau . . ."'
f*'^" X": Nächte brachte ich damit zu. vor dem Spie.<?ol
zu sitnen und mich mit Hilfe der Kostüme meiner Mutter als Frau "zu
verkleiden ..."
Fall Vll erzahlt: Damals empfand ich in meinen Brüsten
ein , vvolllißtiges Gefühl, so daß ich mir mein Knabenhemd zuweilen
öffnete und meine Brüste betastete , . .
Ferner heißt es über diesen Fal!^): „An heißen Soiumertagen
spazierte er m der timgebung auf Waldwegen umher, statt der Weste
nur mit einem Oürtel angetan. An den Hut steckte er sich Rosen
den Hehrock hängt.- er über den Arm. Kragen, Vorhemd und Schlips
praktizierte er in die Tasche. Jetzt war das Damonhemd das er tmg
und_vor allem eein „Sciiwanenhale". den er zudem noch mit einem
■) Ei" oamßtiBchcr Zug - BruH. «chult.rn u.d Ol.rarm h.be. bei ihm c,n.
„artu,h.t,..be HaloutuHK. Vgl. S. 567, Beacht.- ;,Qch den Badistiscb-m.whi^fisch.n Zu«
in (lor Tr.iiisvestitur !
') I.e. 8.5.5. Von mir gesperrt.
^1 1.<'.S.67.
>
Analyse eines Fiilles von Traiisvpstilismus. Ö69
schwarzen Öanitbändchcu iind ^'üid(-iiom MedüiUoii schmückl.£s m ganzer
„Schönlieif ■ i'ür iedcii zuMlligcn Fassantp.n siclitbar."
Wii- wollen uns nun die Frage vorlegen, ob wir den TransvestitiP-
muB unter den Begriff d e b F e t i s kIi i ^ ni .. s. und zwar des Klcidet-
fetisduBmuB, subsiimieroii dürfen.
Hirschfeld vmieint, diese Frage, indeni er') betont, dai.^ d«'i
Fetisdiist .,das ("»bjelvt seiner Neigung m erster Linie in Verbindung:
mit einer zweiten Person, in mehr iiathologieehen Fällen auch von diesei
losgelöst, allein für sich liebt (z. ß. einen abgescluiittencn Zopi, eni
entwendetes Tasehentueh) , keineswegs aber haupisächlioh als 1 <-' i '
V 0 n s i ch e e 1 b s t", daß der in seinen Fallen „so ausgeprägte Drang.
die Gestalt des geliebten Gegenstandes anzunehmen, sich mit
ihm zu identifizieren", bei den, Fetischisten nicht vor
banden sei. ■ . - ,
In dieser Schcidurtg des TransvestiUsmus vom Fetieehismus be-
rührt Hirschfeld nur die Oberfiäclie defi Problems; die wahren Unter-
schiede sind jedoch tiefer gelegen.
/j u s a ni m R n f a a 6 u n g.
N.di eingeiiender Besprechung mit Dr. Stekel kommen wir in
dieser Frage zu folgenden Resultaten:
. Beim Transvestitismus ist die fetischistische S y s t o m b i 1 d u n g-
die ungemein starke Verdichtung des Symbols und seine mohrfache Ver^
wendim-- im Dienste einer bestimmten Tenden. mcht vorhanden. Das
K efd ilt der Ausdruck eines starken Wunsches en.er uberwert.gen
iaee: „ich möchte ein Mann (ein U' e , b) se.n^
doch ist es Dr.ÄteM a ^^„ y^^,^^, „ad«n«o.sen, «le
„Hämicl^ke, Bkomplex J ^^^' Schauspielers, der Fnu.e„-
,n dem falle eines sonst n ,^j^ ^^,^,-,^ p_.
SSr^Itnt.it dem anderen Geschlechte, das sozu.geu auf
dessen eigenem Boden geseWagen wird.
M l.<^. S.203.
.y
570
Fotisoh Ismus, _ Aualj'sp eiücs Falles vod Transvostiiismus.
__ üiü atinka hiiimlHivität, an ivi^lchor der Fetiridiisf. ic«Iot, be-
^cii-ankt sich hier auf den Impuls, m dei- Kieidun^,^ des aiidera. Gc-
«'CJiicclitcs auszuge]io,i. In der Verkleidung fühlt sicl, der Transvestit
< 'S ein bisojiuü|]es Wesen, ein altes, infantiles Ideal erfüllend {das
•■J-iiiganijji-in zi p'-).
''ae treibende iniantilistische Motiv iet hier - in anderen Fällen
l^'-licinen ähnliche Verhältnisse vorzuliegen - e i n e I n z e s t e i n s t e 1-
u n g, iij unserem Falle der Wunsch, der Mutter den Mann zu ersotzcn.
Uiesen primären Kern hat der 'i'ransvestitismua mit dem Fetischismuf-
gemenisiim. ebenso dio konzentrisdie Einschränkung dea erotischen
liorizontea und elieiiöo in manchen Fällen die Tendenz zur Askese, d !i
das Bestreben, der eigentlichen Üeschlochlsbestinuming auszuweichen'
Audi die Märtyrertendonz (für die Ideen zu leiden), jene merkwürdige
i-eligiös-libidinöse parapathisciie Konstniktion, wie sie in der Chrisfciiö-
iieurose des Fctischisten zu sehen ist, finden .wir im Transvestitismiis
wieder; die überwertige Idee ist beiden Paraphiiien gemeinsam
Wir können den T r a n s v e s t i t i e m u s t !■ o t z s e i n - r
auffallenden inneren Ähnlichkeit mit dem Feti
sehismus nicht ahs echten Fetischismus be
zeichnen; er stellt eine besondere Form de,
Zwangsneurose dar. in welcher das Begehren nar-b ^™ r
tale de. anderen Oe.chleehtes auf das Kleid .orl.kZnl^t
Der Tnnisvestil begnügt sich mit dem Scheine de,i> ,
gesetzton Geschlochte anzugehören, er benötigt einen F.;!: He St"
um seine ursprüngliche Fiktion der Geschleclitsiitmr.n n" "-^"■'"; •
aus der Vergangeniieit rekonstnitert und wieder -/nn. v ^ f
otwas Uestimnites z. erleben, verlegt der rransvest? ' '" ' '""
Wunsch in die Zukunft und erwartet das 3^ v''T" ""'''""'"'
fülhmg, das Wunder der Geschleei^tsmetamorphoie '"""■ ^'"
Der Fetischismus hat soinil eine retrosnek* ■
vestitienuis eine prospektive Tendenz »^ ^ ' v e, der Trans-
]i
XVII.
Rückblick und Ausblick.
■ • - Eni N:Lrreiig'iv;Liicl winl immer bcssor
'zahlt iils ein veriiiinfiigor Anang.
Nesiroif.
D(>r FBtis<-.!iismus zeigt uns eine merkwürdige Verschmelzung von :
Synthese und Antithese. Das eigenartige Phänomen, dai.^ der L aj a
patluker .ich se-lbst niclit versteht, rührt von d.r 8paltun^' semee i^ .
her. Man kann bei .iedem Fot,sdn«ton ein. l'eriode beobachten, m d ,,
da. fL.li.chistisclio Ich nnd das moralische Ich im Kampfe '^«Jf ";/';, f _
(iesamt-leh nimmt in diesem Kampfe bald für die eine, bald fu d u.
andere Komponente Partei. Sddießlirb kommt es .u einer ^"";i"-"J' ;'
hildung zur Synthese der beiden Strömungen. Um diese bynthesc ...
s o£n .nüssen ."ir etwas tiefer aul" die Psychogenese der moi-a .schon
!--rir^^Xr:rr::^r.:^rtir^^^
:---'^ru -de.^ -^
„„d, Erhebung üb.. ™ A ' „ ,. ^ „ , , „ , ü n a b- . •
Der in J«ii»n ! . 1 i„ „voiprlei Weise. Kr trachtet 7.u
„, „ g i , k e i t '^f'^^^;^ ;,:;,:' .,0,, Forae™,«., der üb-
erreichen: 1. D,e ^^-^'^;;^,„,,^^i gegen die Fordernnsen
weit. (Äußere fieilKif-j - ^^^^^ Freiheit.)
des eigenen ''^'•'^'''^'''^'"f; „Jin'sieh das Indivi-luimi den Pordmingon
In, «'-«teren Pallo stel ^^^^^ _^^^_ Fnrdormigon des
der Welt gegenüber iml i "> ' '-
t
' ;
1
573 Fetischismus.
moi'alisdicd liiipc^-ativs der Gesellschaft wird ein amoralischer Gegen-
iinperativ ci-richtet, der den Trieb ziun Gott macht und einer Wf?lt-
ansehauunji dee Auslebens huldigt.
Andrerseits macht jeder Mensch den Versuch, seine eigenen Triebe
zu überwinden und sich zum Herrn seines eigenen Ich zu machen: die
innere Freiheit.
Nach innerer und äußerer Freiheit lechzen alle Menschen, wobei
der moralische und amoralische Imperativ die Rolle des Feindes und
Unterdrück L'rs übernimmt.
Der Fetischist steht mitten zwischen beiden Gewalten. An seiner
Keele zerren sowohl der moralische als der amoralische Imperativ. Er
muß schließlich zu einem Kompromiß gelangen, in dem er das Unmög-
liche vollbringt: beiden Forderungen gerecht zu werden. Er hat seine
Heligion gefunden. Er verschmilzt sein Tier-Ideal mit dem Tlott-ldeal
Sein Fetisch wird also für ihn sein Gott, genau so wie er es Cur den
Primitiven ist. Er ist die Karikatur dieses Gottes. Aber hinter den
verzerrten grotesken Zügen des Tieres entdeckt der Analvjiker die
göttlichen Linien. Gerade diese Beimengung des Religiösen imcl Idealen
macht den Fetischismus fast unlösbar. Wir kommen daher zur Formel
die im ersten Momente widersinnig erscheint: Der Fetisch repräsentiert
das Gott-Ich u n d das 'i'ier-ich. Die Synthese zwischen Gott und Satan
scheint gelungen. Beide herrschen, aber diese Teiluna der Herrschaft,
bietet die Gewähr, daß weder Gott noch der Satan die Alleinherrschaft
der Seele antreten können. Liebe und Religion sind zu einer mystischen
Einheit verbunden. Wenn Lieben nichts anderes heißt, als semen Gott
gefunden zu Ij^iben, so hat der Fetischi..1 sein verlorenes Liebesideai.
das dmi das Gewissen als Vertreter des moralischen Imperativs ent-
reißen wollte, m. Gott vereint. Er hat in seinem Liebeside.l seinen
Gort, m sememGotf. seine l.iebe wiedergefunden. Er hat Hiuunel und
Hölle zu einem /wiscl.enre,ch vereint, aas dem es weder einen Ausgang
in den Himmel noch in die Hölle gibt. ""».-."•"
Wunderbar kombinieren sich beim Petisehismus zwei andere bi-
rr. r "p"'"^ ^''r' ^r^""' '"'^ '•^^"''^^^ ^" betätigen und die
lendenz, die Parai,[uhe geheim zu halten. Es scheint, daß iedes G^
leimnis eine latente Kraft darstellt, sich in Bekanntes zu verwandet
Dor Impuls drangt den Fetischisten in die Öffentlichkeit. Schllflicl,
masturb.er er öffentlich oder erregt ein anderes öffentliches :Vr^ernis
und sein (,eheimnis kommt ans Tageslicht. (Die gärende Maehl des
(.eheimniKses.) Dieser Impuls entspricht auch dem Gegenzwan-e den
/.wang losznwenlen, -Nach Gerichtsverhandlungen, nach Analv..J;i 'sieht
man oft Besserungen, welche nuu darauf zurückzuführen s,nd\ daß der
Pot.sch.sniu. <len Charakter des Geheimen verloren hat. Der Fetischist
V
Rückblick iiiiil Auahliok ■^'^^
befindet sich in einer Vurehtbaven sozialen l.oliomng, or ist ötolz tUnuul
und leidet darunter. Die Seimsucht nach dem Nonnalen kamptt mit aei"
Stolze, ein Abnormaler, eine Ausnahme, ein Besonderer zu sein.
Das geheime SchuldbewulStsein, olme das es keinen echten
l'^etischisume gibt treibt den Fetiscliisten in Situationen, m denen er
für seine Paraphilie leidet. Wir iiaben gesehen, wie stark in au
b-'ällen der lu-Bprüngliclio Sadismus ist. Er wendet sich dann gegen aa.
«igene Icli und wird zum Masochiemus, was dann der Fiktion einer
Märtyrerrolle entspriclil'.
In allen Fällen konnten wir eine l^inengung des ero-
tischen Horizontes (pathologische Treue) feststellen. Uieae
Einengung des erotischen Horizontes führt zu einer konzentrischen iLin-
schränkung des gesamten geistigen Dlickfeldes. Es bestätigt sich eine
alte Wahrheit, daß die Erotik unsere gesamte Affektivität speist, a.n.
daß das Phänomen des Interesses mit der Erotik innig ^^^^^"""^^^^
Wir erstaunen immer mehr, wemi wir sehen, wie die Sexualität das gam
Denken und Fühlen des Menschen, seine Lebensfülirung, seine soz ai
Einstelkmg determiniert. Der Fetisdnst steht unter der Hen-scMft einer
überwertigen Idee Cldee fixe). Eine solche Einstellung 'f f« ^^«[S^
einer fixi:rten Affektivität. Hinter dieser Afloktivitat steht in be-
Btimmtos Begehren. Der Fetischist ist der Parapathiker, de. auf 'n
infantiles Ideal mcht verzichten ka,nn und -f\^^^-']^^J%Xr
'VA ■ * ■ -..tvoRuektive. Er möchte das Unmögliche. Uie ver
lendenz ist eine f'^'^'^J^^^ Diese Tendenz
;strtrtsrr;dzw.4t.u.^^^^^^^^
Fiktion, in ^-r FU^tj^sc^t^ ..e^C.ebn.^^
deutung zu sem. (^s tragt ^ .^^ ^^^ ^.^^ ^.^, ^^,,^,^^^,
eine Deckerin:ienmg im bmm. vo Tagträumen erlebt der
Emstellung zu verbergen hat.; ^^^^ ^^j, ^^^
Fetisehist wieder die ^-fX^J^sW^ ^^ -"^f
Träume der Fetiscb.st n o ^^^ , ^ ^.^,^, ,,, iH,em Fetisch
a priori annehmen, dai^ ** ' ^u hm g n Ü""*'" l'^-^^""-^ ''''''''''■ ^'"''''
träumen und die W""^"^^^;/"";^^^^^^ Die Träume sind sehr selten
Analysen haben mis das ^ f ^^^^^^^^^^ di. versteckte asketische
Ausdruck ihres Systems. Sie '^^^'^'"'T^' ^^ vergeblidie Versuche, die
Tendenz, sie sind ~g ii d^^^^^^^^^^^ p.o^pektiv gerichtet.
Paraphilie zu überwinden, bie s Tramnieben und den Tag-
Dieser ^-nsatz ^s^^^^^^ ,,, ^„,„ p,,,ehisten.
träumen ist ein wiuii-ib'^"
W;e haben wir uns die Entstehung eines Fetischismus vorzu
stellen?
^s:
^]
li
574 Fetiscliismus,
Als nie felilenden Kern sehen wif den Inzestwunseh. Dieser Inzest-
wunsdi ist mit irgend einem Kleidungsstück oder einem Gegenstiinde
vorknüpl't. der infolge der Aß'ektvei-sdüebung (Verladung) der Ro-
))i'äöcntant dieses Wunsdiea wird. Dieser Wunsdi ist ein unerfüllbarer
und durdi die Gebote der Religion und Ethik unerreidibar. Allee
Unerfüllte ist ewig im Mensdien. Uie Hoilnung auf eine Erfüllung
dieses Wunsches wird ans dei' Realität in die Welt der Phantasie ver-
legt. Es kommt zur Bildung einer Fiktion, in der der Fetisdi die Stelle
der begehrten Person annimmt. Infolge der Verdrängung wird der ur-
sprüngliche Wunsdi von dem Obiekte abgelenkt und auf den Fetisch
geriditet. Der Impuls erfahrt eine Vcrsdiiebung (InipulsversL-hiebung).
Infolge einer 'IVutzeinstellung gegen Clott mid das Sdiicksal kommt ea
KU folgender Formulierung: Wenn ich das begehrte Objekt (Mutter
oder Schwester oder eine andere Erziehungsperson) nicht erreichen kann,
so verzichte idi auf jeden anderen l^artner.') Die vorübergehende TroU-
attitude gegen Gott, die blasphemische Periode, die Sündliaftigkeit der
Wünsche führt zu einer Verdrängung, verstärkt das Sdmldgefühl, unter-
streicht die asketisdion Tendenzen, so daß die Fiktion einen religiösen
Charakter annimmt. Sie ersetzt die Religion, wie sie uraprünflich den
Inzest ersetzt liat. Infolge des starken Atfcktes kommt es zu einer Ein-
engung des Hcwußtseins. Das gesamte geistige I.cben spielt sich inner-
halb der Fiktion ab. Zu diesem Rehufe übernimmt der Fetisch die
Rolle eines echten Symbols durch Verdrängimg, Verladun- und Ver-
diditung. I^m den ursprünglidien Inzestkern bilden sich neue Auf-
lagerungen. Alle paraphilcn Regungen werden in das Sdicma ein-
getragen. Das Leben in der Fiktion führt sddießlich zu einer hoch-
gradigen Spaltung des Bewußtseins, so daß sich der Affektwert der
Realität immer mehr verringert, während die Traumwelt reichlich
Ersatz bietet. Infolge der Affektverarmung verliert die Wirklidikeit
das Interesse. Infolge der M^iederholung verstärkt sidi die Fiktion
so daß sie fast den Charakter der Realität amhmmt und der Kranke
schheßlidi an semo I-iktion glaubt. Er wird zum Dichter seines eigenen
Lebens. =
In jedem Menschen schlummert ein heimlicher Dichter der sich
,n seinen Träumen offenbart. Im Traume spricht das Unbew^L^te seine
eigene Sprache. Die Rätsel des Traumes lassen sidi nur deuten wenn
man die aiv,haisd>e Symbolspradie der Seele, wenn man die Mechanismen
der Umwertung, der Verwandlung in das Gegenteil, der Verschiebung
und Vordichtung kennt, wie sie uns Frend mit genialer Meisterschaft
enthüllt hat. Wir haben mit Erstaunen gesehen, wie der Fetischist
,,.,/^J^"^'" "''"'" ''" ^^"^'"- '^^ '^'''™ ^'^''^'''^ ««Ut™- ^beafalU an das
Objekt gühangt.
^
Riicklilitk iiml ADsblioli.
575
ilio gleichen Methanismen anwendet. Der FeLisch erhält scinüii spezi-
fischen Weit als S:iTnbo]. Dieses Symbol iiber erhält durch [Tinkehruug,
Verdichtung und Verschiebung einen unschätzbaren AlTektwert. Der
Fetiechist bildet sein System, als wenn er einen Trauin konstruieren
würde.
Das Studium des FetiBchismus iiuL uns einen Gewinn gebracht,
auf den wir von Haus aus nicht ausgegangen sind. Wir haben die über-
ragende Bedeutung des Symbolismus kennen gelernt und dürfen hoffini,
vom pathologischen Symbolismus zum Verstandniü des normalen
Symbols vordringen zu können. Denn die Begriffe „panipiithischcs
Symbol" und „Symbol des Noniialmenechon" sind schart' 2U trennen
Die Parapathie ist die Tyrannei der Symbolismen! — habe icli
einmal ausgeführt. Und der Fetisefiismus ist gerade jene Form der
Parapathie, welche une diese Tyrannei in ihrer etärketen Ausbddung
vor Augen führt. Der Normalmensch ist auL-h der Macht des Symbols
imtei-tan. Die ganze Vt^elt ist ja erfüllt von Symbolismen. Aber mir
wenn das Symbolische das Reale überwuchert, haben wir das Rc-cht, von
einem „parapathischen Symbolismus'' zu sprechen.
Zuerst müösen wir uns über das Wesen des Symbols auseinander-
setzen. Es wii'd vieles als Symbol bezeichnet, was dem wahren Wesen
des Symbols nicht entspricht.
Was verstehen wir unter einem Symbol? Diese Frage drängt
nach Erledigung.
Der B=K.-iff „Symbol" ist oin schwankender. Er wnrcle bald m
«iterer. bald in engerer und überhanpt m versoh.edenor An>™ lu,^
sebraucht. Uor BedontungBwandd, den Wörter nn Laute der /et J
fahren, geht «.eisten» in degradierender Richtung vor s,d, s,e s nK,„
^u etwas minderen, herab, z. B. Pränlem, Dämon, Kaliakte, ,em m.
Zu den, selteneren Gegenteil gehört das «' "■■' 'f ^;;;^°^f 'j ^
bolon), das ehemals in einigen recht barjalen «;*- ""S^e^'^^^g^J,
gäbe «r, wie: Erken,„n,gsma,ta, Siegelr.ng, ^^rt,^^«. Pj»; f ";-^
Quittung u.dgl., -.t/»-f '';j:-^,f:M:;:.«:^eSs:/Bo.
t::s Ve^ rss:t:=i , i..£ ^. o.^^
TT' ™"°- '^'rtlSrBed^C^" :Cm;' dieser
abgesehen von semer «■" ^ f **2rs in der Ästtotik so tonangeben-
oder lener '^f »-»"-* .'Cstrittenen Sinn gewann, den wir heute
den, velsagenden und auch .eü t m ^ ^^^^^^^ ^^^ ,d„,ankcnde„ Ge-
kennen. M,t "•'»™"^ "*.' X"e, läßt sich doch nicht verkennen, datt
rtrr« ■: Z Swickl^n^ von seinen Anmngen her sich gewissen
Me,3:: Tielstrebig genähert hat, die man nun als ,hnen d,a,.ak-
' ;
l '
1
1
1
1
^ff^ [i"etiscliisnius.
teristisch betrachten darf. Bevor wir versuchen, diese Merkmale m i
einigt) Worte Kusanimenzufaseen, wird es gut sein, einige Autoren zu
Uövvu, tiie an dei' rezenteren Entwiclilung oder Festlegung des Begnffes
boteihgt sind, eine Zusammenstellung, bei der das vorzügliche Werk
„ücschiditc) des Symbols" von Max Schlesivyer (Berlin 1912) gute
Führerdienstc leistet.
liesonders verdient um die Erneuenmg und Abklärung des Symbol-
begriffs ist Friedrich Creuzer, jener Romantiker und Mytholog, auf den
in dei' ])svdianalytische.n Literatur Herbert Silberer, den wir als Symbol-
forsdier noch zu ^vürdigen haben werden, mit Nachdruck hingewiesen hat,
Grenzer resümiert die Entwicklung des Symbols in seiner Überschwang-
lich-genialen gehaltvollen Weise und fügt zu dem bis dahni Bekaimten
so manchen neuen Gesichtspunkt. Er hat vor allem das Symbol als
Lelir-Vchikel im Auge. Hier nur einige seiner Äußerungen: ..... Es
(daß Symbol) schließt das Verhältnis zwischen Göttern und Menschen.
das keiner Erklärimg, wohl afeer einer Deutiuig fähig ist, in sich. . - .
Aus dem Mystcriendienst entnimmt es die älteste christliche Kirche
für die ausgewählten höheren Sinnbilder, Formeln und Merkworte, die
sichtbaren Zeichen und Unterpfänder des unsichtbaren Heils. Noch
einen anderen Grundbegriff (des Symbols) erzeugt die körperliche
Zeichensprache, deren Wesen es mit sich bringt, kurz zu sein, nämlich
den der momentanen Anschaulichkeit Da die Vorzeit noch nich1
Leibliches von Geistigem trennen konnte, Anschauliclikeit und Bildlich
keit nicht willkürlieh, sondern unumgänglich war, so war auch das bild
liehe Gepräge des Denkens, das Symbol, eine Nötigung. . . . Die Ele-
mente des Symbols lassen seine doppelte Herkunft aus der Ideenwelt
und dem Tiebiet der Siime erkennen, daher ist auch jenes Schweben
sein Los, das entsteht aus . . . der Überfülle des Inhalts im Vergleich
zu der Dürftigkeit des Ausdrucks. - , . Nur das Wichtigste
sollte mit der Würde des Symbols bekleidet werden.
Wo wir ahnen und fürchten, was vieles zu denken gibt, was den ganuöii
Menschen in Anspruch nimmt, was an das Geheimnis des Daseins er-
innert, was das Leben erfüllt und bewegt . . ., das Lieben und Hassen . . .,
das sind Dingo, welche des Symbols bedürfen. , . . Mit der Kunst und
der E,eligion muß es (das S>Tnbol) zum Unendlichen und Schranken-
losen erweitern : es nimmt entweder mystischen Cha-
rakter an oder es wird . . . zum Göttersymbol. Es sagt
alles, was dieser Gattung eigentümlich ist: das Momentane, das
Totale, das Notwendige, das Unergründliche. . . .
Durch dieses einzige Wort ist dieErseheinung
des Göttlichen und die Verklärung des irdischen
|}ildef= bezeichnet. , Beim Symbol steigt gleich-
\
^9
Riu^kliljcli lind Ausblick. i'l i
-ri a III cl e !■ U B g 1- i IT (die d a, r i n d a r g e s b e 1 1 1 e Idee) s l- 1 h s t
in die K ö r p e r w e 1 1."
Creuzer arbeitet iianu^iiLiidi das Slyiiibolisciie in der .Mytliülogie
iiieieterhaft heraus. (Vgl. sein Werk „Symbolik und Mytiiologie der alten
\ iilkü!'", daw in uiythulügiöclior Bezielnmg natürlich in vielen Punkten
'hireh die nenere Forethung überholt, aber in den ideellen (Iriiiulziigen
keineswegs desavouiert ist.} Den Natursynibolismus in den Mythen hattn
kurz vorher Dupnis mit einem politischen Seitenblick «nd mit demago-
gischer Verve hervorgehoben: in anderer Färbung als bei Creuzer ;uu;!i
hier das S\inbol ak vortastende Erkenntnisform für norh rid'nliliiilms
(neben aoinen anderen Bestimmmigsstücken), mir daß Duinds, ge\vii.v
lälschlieh, an bcwulit geschaffene, nicht aus dci' menschliehen Natur not-
Mendig gewachsene liildcr denkt.')
Xach Hegel läuft die willkürliche Ineinandersetzung, die
■dem „Zeichen" genügt, dem Symbol zuwider, also z. B. in den Farben
■einer i Landesfahne, denen allerdings auch später bisweilen Gedanken und
'-Jefühle luitergelegt werden. Das Symbol ist, wie er ausführt, ein
Jioichen. welches in seiner Äußerlichkeit zugleicli den Inholt der Vor-
stellung in sidi faßt, die es erscheinen macht. Die Form muß absr
nicJit notwendigerweise immer die gleiche Bedeutung haben. (Das Symbol
ist etwas Vieldeutiges oder, wie SUberer sagt, es „geht scJiwanger mit
Bedeutungen".}
Der große Asthetikei' Friedrich Theodor Vischer nennt den Begriff
Symbol „schwierig, einen geetaltweciiselnden Proteus". Er erfaßt als
seine Funktion ungelalir so: Die Körperwelt zu beseelen und das
■Geistige zu verkörpern. ... Es (das Symbol) entspringt, dem Drange.
Geist und Natur, die scheinbar versdiiedenen, ineinandei'zuscliauen; es
dient der Aufgabe, das Weltall als Eines vor Sinn und Phantasie hin-
zustellen.
Iheiter leitet die Symbolik aus den zwei „elementaren" oder „u n-
be wußten" Vorgängen der Vorstellung, aus Beseelung imd Verbild-
liehung, die Symbolik ab. ,,,-,, ,
Nach Jodl drängt alle Tätigkeit des Deidvcns und Dichtens nach
Verkörperung nnttelst der Symbole (in einem weiteren Sinne), weil
diese allein die Mitteilung an andere gestatten, und weil ihr Gebrauch
die flüchtigen Gebilde des tertiären l3e^^-ußtseins fixieren und klaren
'"^^^'fi.«e Ghil bezeichnete (in seinem „TraitO du Verbe") das Sym- '
bolisiiln als eine synthetische Form -l«'- ^f '■^;'''-;;^; ''^f ""^
der. in Betracht kommenden Gegenstände schafft. Die Synthese an,
Symbol betont besonders Verlaine.
^V^.auch Schopenhauer. Bd. I. S. 316 ii. 321
St.ial, S«>r«-.Bn de. 'W^b- an,l Aff.k..«b..n.. V.l.
1/
,57B Fetisuliismns.
' Uöffdhui sagt, alles Symboli Gieren benütze Vorstellungen aup
engeren, jedoch anschaulichen Verhältnissen zum Ausdruck für Ver-
hältnisse, welche sich wegen ihrer Erhabenlieit und Idealität nicht uu-
»littelbar voi'deutlithen lassen.
Der Historiker Lampreckt läßt das Dynamische am Symbol
stark hervortreten: „Der symbolische Trieb erzeugte stets symbolisches
Tun. . . . Das Symbol ist Sinnbild der Handlung, eng
verknüpft es sich an ihren Höhepunkt . . ."
Joficph Ililkhmvd spricht von einer Sj-mbolik der Empiindung.
der Voretelluaig, des Gedankens; sie sei besonders an ihrem Platze,
wo die B e g r i f f s B p r a c h e versagt, wo das G e f ü h 1 sich
noch nicht zuni Gedanken d u r ch g e r u n g en hat oder wo die tiefen
rätselhaften Fragen nach Vv'erden, Sein und Vergehen, nach Vorzeil-
und Zukunft der Beantwortung harren.
Friedrich Albert hange sieht im Symbol „die Ergänzung der
Wirkliclikeit, die der Mensch nicht entbehren kann"'.
Mit Grenzer betont Silber er''), daU man einigen Hauptmerkmalen
des Symbols am leichtesten nahekonmie, wenn man es dem allegorischen
Bild entgegensetze. Dieses sei, in seiner einfachsten emblemati sehen
Art wenigstens, etwas Almliches und kömie mit einem Gleichlieitszeichen
aufgelöst werden. „Das Weib da mit der Mauerkrone ist die und die
Stadt." Da;i Symbol liingegen ist, wenn auch anspruchslos in der Form,
von großem, ja vielleicht .u n e r s c h ö p f ! i c h cm Gehalt; es wird
n i ü durch AnfÜlirutig einer Beziehung erledigt. Er weist auf Goethe
hin, der in seinen „Sprüchen in Prosa" sagt: „Die Allegorie verwandelt
die ErscheiiHing in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, docll so, daß
der Begrill im Bilde inmier nocli begrenzt und vollständig zu halten
und' zu haben und an demselben auszusprechen sei. — Die Symbolik
verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild und so 'daß die
Idee im Bild immer u nen dl i ch w i r k s amund u n e r r c i ch b a r
bleibt, un.i .selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprech
hell bliebe." Die Allegorie ist nach Silherer mehr statischen, das Svmbol
dynamischen Charakters. Der gleiche Autoi' Hudet im Symbol audi eine
besondere intensive oder lebendige Verknüpfung mit den Ideen oder
Regungen, die zu ihm drängen; eine gewisse „Notwendigkeit" als Gegen-
') Ii, L-iuw dwiiiiä^hst orscheiu«Kleu 8chrilt „Die Zeichen lU.g Tempeln" Seine
iibi'.BUi liiorliorBohöngOD, ein tif^ferce psychologisches VerständniB der Svmbolik an-
BtrobomlMi Arbeiten sind: „Probk-mo .lor Mystik und ihrer Symbolik" (ein Buch dae
k-ider vergriffen i^t. doch, wie ich hör,., bald neu üufgdegt werden Boll)- Durch Tod
zum Leb™ (LoipziK 1915); der Essay „Phantasie und Mythos" und die denselben fort-
ectsenden Studi™ über S y m h o 1 l> i | d u n s in den, Frf«rf-ßJe«ierschcn „Jahrbuch der
Psych oanitlyse".
»«»•i
'\^
Kacklilii'k Lim! Aiir^lilifk. 579
satz ziiriüliger konventioiiuller Eiiiöetzuiiy t-iiioö Zeiclifiis. Er ■ behaiidell
das Symbol weiters in der Perspektive ala voiiäulige (.ahnende) Form
einei- Erkenntnis (.m.vtliolo^^isdies Erkennen) und läßt naturgeniäiJ daö
Symbol dort windmnntreten, wo die Erkenntnis- oder Denkkrafl vor-
übergehend wieder aiil' relativ niedrii^e Kapazität heiabsinkt (Traum,
Emiattungözustäiule etu) ; er folgt hier, von seinen hypnagogi sehen
Erfahnmgen ausgehend, sowohl den Fingerzeigen von Mytliologen aU
denen Freuds und der Z ü v i <■. ii o r Schule. ■ .
Wir sind somit bei der Psychaualyse und ihrer Stellung zur
Symbolik angelangt. Freud {„Trauuideutung'') betont betionders das
Prinntive in der Symbolspraclie. Er hat das Verdienst, zuerst die
sexuelle Bedeutung dei- Traumsymbole erkannt zu liaben. Er faßt sie
alle noch material auf und übersieht ilu'e l'unktiüualo Bedeutung. Aber
fr bat uns die Augen geöffnet und uns die ersten Hieroglyphen entziffert.
Jetzt, da wir das ABC beherrschen, köimen wir tiefer blicken. Freud ver-
gleicht die Symbolik mit einer alten 8praclie, die fast ausgestorben ist,
von der sich aber noch hier mid dort verstreut einzelne Reste finden.
Die Psychanalyse ließ sich namentlich die Verknüpfung des
Symbolö jnit dem Unbewußten und dem Verdrängten an-
gelegen sein. Riklin („Wunscherfüllung und Symbolik im Märehen".
Wien 1ÖÜ8) war wohl der erste, dei- die von Freud atannnenden An-
regungen melir auszubauen unternalim. Er liefert einen „Beweis, daß
die menschliche Psyclie . . . allgemein eine Symbolik hervorbringt, die
hauptsäcldicii vom UnbewulUen aufgebaut wird und «icii im Märchen als
primitiver dicliterischer Produktion, im Traum und in der Psychopatiio-
logie wieder findet". Die Auswirkung des verdrängten Materials (nebst
der stark betonten Übcrdeterminierung bzw". Verdichtung) im S\nnbol
kommt bei ihm und in umfassenderer Weise bei Abraham, liaiik sowie
in anderer Art bei Jui/n zm- Darstellung, ruberer ghiubt die Beziehung
zum Verdrängten, als zu dem unbewußten Dyiiamismus gehörig, zwar
für unveniieidlieh vorhanden, aber nicht für dem Symbol wesentlich
halten zu sollen, als wenn behauptet wird, nur dasjenige sei ein Symbol.
was „etwas Verdrängtee bedeute" — ein Standpunkt, den mehrere Psyeh-
analytiker, von denen gleich die Rede sein wird, einnehmen.
Bank und Sachs haben sich in ihrer Arbeit „Die Hedeutung der
Psychoanalyse für die Geisteswissenschaflen" (Wiesbaden 1913) be-
müht, die Ei'gcbnisse der Psychanalyse für die Symbolforschung zu-
samm'enzufassen. Es wird da geradezu „ein Ausdnieksjnittel des Ver-
drängten" genamit. Und als cliarakteristisclie Merkmale „wirklicher"
Svmbole werden „nach den von Prof. Freud in seinen akademischen Vor-
lesungen vorgetragenen Gesichtspunkten" angegeben: „Die Stellvertre-
tung für Unbewußtes, die konstante Bedeutung, die Unabhangig-
37*
5H0 Fetiscliisuius.
k (> i t. V tj II i nd i V i du u I 1 011 Üedingunj:on (?), die entwick-
liingsgeöclii(.'lit.li<:h(; Crrundlage, die sprachlifhen Heziohuiigen, die pliylü-
gmcjtisdit'ii Parallolcn (in Mytinis, Kult, Re!i?;ion etc.)."
Diese Tliiabhängigkeit von individuelieu Bcdiiigungeii t'ntspi'ii-ht.
wie vir gesolit'ii haben, nicht den TatBachen. Trotzdem muß betont
werden, daß liaiik und Sachs dem Wesen des Symbols sehr nahe ge-
Icoinmcn sind, wenn sie ausführoii: „Wir verstehen unter Symbol eine
hesondero Art der indirekten Darstellung, die durch gewisse Eigentiini-
lichkßiten von den ihr nahestehenden des Gleichnisses, der Metapher, der
Allegorie, der Anspielung nnd anderen Formen der bildlichen Dar-
steUung von (iodankomuatorial {mmh Art eines Rebus) ausgezeichnet
ist. Das Symbol stellt gewiesennaßi'n L'ine ideale \ erenngung aller
dieser Ausdrucksmittel dar: Es ist ein stellvertretender a n-
6 c h a u 1 i c ii e !■ E i- s a t z a u s d r u c k für etwas 1' e i- b o r-
genes, mit dem es sinnfällige Merkmale gemein hat oder durcli innere
Ziisammenhänge assoziativ verbunden ist. Sein Wesen liegt in der Zwei-
oder Mehrdeutigkeit, wie es ja selbst durch eine Art Verdiditung, ein
Zusammenwerfen einzelner charakteristischer Elemente entstanden ist.
Seine Tendenz vom Begrifflichen nach dem Anscliaulichen stellt es in die
Nähe des primitiven Denkens und als solches gehört die S\Tnbolisiei'ung
weecntUch dem rnbewußten an, entbehrt aber als Kompromißieistung
keineswegs der bewußten Determinanten, die in verschieden starkem An-
teil die Synibolbildnng und das Symbolverständnis bedingen "
Eine viel eingehendere vortreffliche Zusammenfassung mit '
tischen. Emsehhig mid weiterer Verarbeitung, doch auf den elei<-
Limen, hat Urnest Jones geliefert. („Tbc Thoorv of Symboli^m " lirit
Joura.oE PsychoL, Vol.TX, pari 2, Oct 1918 ,i^ u ■ ^
Übersetzung davon beiindet sicifin ^; Z.l!^uZ f 'S' ^^^
.analyse", . 1919, S. 244 ff.) Jr.es gelangt zur Sclilaßfoig , ui " ' e
psychoanalytische Erfahrung geht dahin zu zei-^en <U\\ T '-
liehen Vorstellungen unserer Existenz, die einz tn d e v 'h TTT^'
•g^Btellt werden können - nämlich iene die den K^,' ''"'^'^''f ^'''-
dic Beziehungen zur Familie, (Geburt, Lie Z To7- ^ r TT'
das ganze Le)>en inndurdi ihre Bedeutung belhahen nnd d V "f "
ein großer Teil der mehr sekundären LeveZTZT f/VT
leben, abstammt. Da die Energie von CZ^Jl^"^ '^^
dmen hinslrümt. „nd da sie den am stärksten verdrän<^ten Änt
Seelenlebens bilden, ist es begreiflich daß sieh ^in Q . ,
einer Seite bildon kann. Nur w as ve / ? ^.^.■™'^°''': ''"^
Uri-
leii
en-
nie zu
il unseres
nach
einer i^eite nimon Kann. N n r w as verd r äne t i s t w ■ J.
bolisch dargestellt, «ndwa« verdrängt ist bed'.Vf , "^"'
.. bolischen Darstellung. Diese Schlußfolgerun. ist der PF f' 'T"
^■'' psychoanalytischen Theorie der Svmbolik" '"^'^'"^ ^'''
,-i
Hücliblick llinl .\lJ^I>lL^!k. 581
hl einer initiluhrliclieu Kritik („l'^V'-lk! and Eros", \oI.l, Nr. 1,
p.53, und Vol.il, Nr. 4, p. 249) züigt iLüUhever, ddl.^ tlio Konstatie-
riing, nur das Vordrängte werde „synibuliseh'' dargestellt, nur zuBtande-
koninien könne, wenn von vornherein das Symbol als Darstelhmg des
Verdrängten deiiniert iiml wenn das Beweismaterial auf Grund diofesr
retitio principii gewühlt werde. Auch diii-h' nieht deshalb, weil vpi'-
di'ängteri wii-klicli im tlintcr^ifund der meisten Symbole entdeckt werden
könne, nun gerade dieses immer als der eigentliche Sinn des Symbols
proklamiert werden. Besonders sind noch folgende üegensiitze zwischen
■hnes und Silherer hervorzuheben- lirriterer schreibt:
„Die Sjinbolc Jionen zur Uarslollung des eigenen Icli und der
iiächstcii Blutsverwandten oder der Phänomene von Geburt, Liebe und
Tod. Mit anderen Worten, sie stellen die denkbar primitivsten Ideen
und Interessen dar. Ihre' tatsäcli liebe Anzahl ist jedoch größer, als
man nucli liei- Kürze dieser Zusammentassung aiuiehiiien möchte ■- sie
betragen vielleicht gegen 100. . . . Das Icli umt'aJ.U, den ganzen Körper
oder jeden einzehioti Körperteil, aber nielit das Seelenleben (':' ?)...-
Das Feld der Sexualsymbolik ist verblüffend reich, mid die ijroße Mehr-
zahl aller Symbole gehört hierher. Es gibt wahrscheinlich mehr Symbole
für das männliche Olieil allein, als alle anderen Symbole miteinander
ausmachen (?) . . ."
Silberer wendet sich mit Recht gegen die oben mit Fragezeichen
versehene]! Behauptungen. Die erste, die das Seelenleben ausschaltet
t>der als nicht fähig erachtet, Gegenstand eine^ genuinen Symbols zu
werden erledigt sich von selbst. 'An der zweiten Stelle he]iie]'kt Silberer.
daß zur Charakteristik des Symbols auch die Darstellung von Ab-
straktem durch Konkretes gehöre; das mämilichc Glied als solches
(oder ein sonstiger Körperteil) sei jedoch nicht abstrakt, und es gehe
d-UuT streng genommen gar nicht an, von einem Symbol desselben zu
snrc^-hen- es gebe wohl phallisd.e Symbole, nicht aber (streng ge-
nommen) ein Svmbol dos l'hailus, man nehme denn diesen wieder als
Repräsentanten eines ganzen Komplexes von unanschaulu'hen Ideen,
(^efülilen usw., womit wir «ogleich wieder im Seelischen und Geistigen
angelangt sind. , ,., - « » m
SUberer hat als eine wichtige Klasse der Symbolik jene aufgestellt,
welche durch ihre Bilder n.cht Gedankeninhalte sondern das Leben der
Gedanken und die Vorgänge (auch die anbewußten) ,n der Seele seilest
zum Ausdruck bringt.
Jones übersieht zwar diese seiner Theorie uniR-ipieme und wohl
fundierte Svmbolik nicht, bestätigt auch ihr Vorhandensein, glaubt, sie
■iber dadurch ans dem Spiele bringen zu können, daß er ihre Lrzeu.gnisse
einlach aus dem Gebiete der genuinen Symbole hinaus unter die Meta-
«:
""■^^ Fetisciiismiis-
plicni verweist, waö ilun kraft seiner ursprüngliciiL-ii Deiinit ioti >ks
byrabülö ein Leichtes ist.
Bei Jones also und vielleicht den nieistuti Psydianahtikern der
Wiener Schule beniht die ein yymbol bildende Kraft auf verdräiij,^tpn
aftektativen Vorstellungen. Silberer betont die allgemeinere Bedingimg
der „arperzeptischon Insuffizienz" (Jones fügt ganz richtig noch die
Insuffizienz der Dai-etellungsfähigkeit als minder wichtiges Moment
liinzuj und läßt mm die Möslidikeit offen, d&il diese Insuffizienz ent-
weder durch verdrängte Affekte {h7AV. Aifekte überhaupt) o d e !■ durcii
relativen Mangel an Erkenntnis-Kapazität hervorgebraclit wurde:
beides bewirke die Ersetzung des (sohwierigeren oder widerborstigen)
Eigentlichen durch ein (leichter faßli.-hes oder leichter darstellbares odei
besser verdauliches) Uneigentliches.
Eine andere aelir fmchtbare Konstatierung hilberers ist die daß
vielen Symbolen neben dem psycbanaly tisch zu erschließenden ' tita-
nischen" ein diesem korrespondierender „anagogi scher" Gehalt "inne-
wolme; ein Zug aufwärts, nach den metaphysischen Zielen der Menscli-
Traume, Dichtungen usw.) niclit nur in den psychanal vtischen sondern
auch in einen ethisch-religiösen Zusammenhang zu reilt7 T* l
<.rst ihr vollkommenes Verständnis in b^^r^f .'' ? ^'
langen ist. ^ ^^^ ^^" Menschen zu er-
Schlicßhch ist zu erwälinen tUiX ri„;, n ,
nommen »ein können. Sic schon i„ den t,. ^ '*™'''""= »'f "
Phänonien. Symbole sprechen die S, ach ".i! " .""'" '"*"''"'^''^
Siel. oi.e„«.oh .nU den e,„.n.e„ Ct:^::^^::: ^ '^^^
aber er füllt sie mit neuem Inlmltfl ' ^°'" ""'' -^»nnalmcnschen,
.ndividnellc Symbole, w" S l^t'elr Ilß d"^™?^ '^"'"'^ """
mus und der Ketischisnms sich Eaf nicht' .- '"■°'"*<' Symbolis-
ihres Objektes and am il r snrL" ™ t '"«™"™ ß"^™*™^
kühnem. Sie schaffen XI Z^TtZ^t'^^l'' Verwendbarkeit
den Sehürzen-FetiBchisten. Die Shh™ tt ' t " ''™''™ "'''' ""
Iceit. Aber »elchc reiche Verwend^ fln« ™ ?'''°' '" ^'*"*
unseres Fetischisten! . '" ^*""''^'= '" ä™ System
Ein jedes Syinbol koamit d,:rr.K ^, ■ »,
drängung, Verdichtung und Veadu^ D T''' ^"^""^"^ '^^^■'
haben das Moment der Verladung !I'',S! T i ^"f^^^^^^^" ^'^^^^^^
üng ^ai n.cht, berücksichtigt, das der Ver-
1
lüickblick iiiiil Äiislilick. ^ÖS
aichtuiiy aiiKGdeuteL. Ein parapathieclics Symbol zeigt wie lu iMii'.'iii
\>rgrößerungeglase die Eigenschaften eines echten Symbols.
1. Es stellt eine Vielheit durdi eine Einheit dar (Verdiclitung).
Das gilt für viele Symbole. (Die Fahne repräsentiert ein Reginicnl, das
Kreuz dit^ ganze occleßia niilitans.) Wie in eineiri Brennpunkte treffen
im r.'tisehistisdien Symbol alle Teilstraiilen zusammen. Ganz iihnlieli
verhält es sich z. B. mit dem Kreuz. Es repräsentiert die ganKe Christen-
heit, ee repräsentiert aber auch das Leiden Christi.
Damit kommen wir zum zweiten wichtigen l'imkte.
■ 2. Das fetischistische. Symbol kommt durch Affekt verscliiebung zu-
stande. Man kann auch sagen diudi \erdrängung. Denn nui- ein un-
lustbetonter, also affektativer ('jedanko wird verdrängt. Auch das echte
Symbol des Normalmenschen muß uns ein Geheimnis repräsentieren,
wenn es mehr als ein Gieic-linis sein soll. Der Affekt wird von einem
verhotenen Objekt abgelenkt und auf das Symbol verschoben. Die
Mutter wird durch die Schürze symbolisiert, wenn es sich handelt, pem-
■liche Inzestregungen vor dem Bewußtsein zu verseil leieni. Dieser Vor-
gang kommt durch Verladung zustande. Wir haben zahlreiche Beispiele
gesellen, wie Kleidungsstücke dui'ch V.Thidung sexuelle Hedeutiing er-
halten haben.
3. Das Symbol drückt eine Wunscherfüllung aus. Der verdrängte
Wunsch wird an dein Symbol befriedigt.
4. Das l'etischistisehe Symbol erhält seinen ersten Affektwert als
Deckcrinnei-ung. Es repräsentiert eine versunkene Szene aus der Ver-
gangenheit. - i ■ i,
5 Die ana"ogische Tendenz dos fetischistischen bymbols zeigt sieb
in seiner religiösen Bedeutung. Wir haben ja gesehen, wie hochgesteckt
LS des letischisten ist. Er rivalisiert mit Christus, er w.rd selbst
ti'n^tistus. Er benützt da« Symbol zum Ausdrucke seiner religiösen
/^"TC Symbol haftet etwas Mystisches an, hem Fetisdnslen
. < . das Geheimnis. Um das Mystische nu-ht durch die
K'T:^r\^ kh k r.u ertöten, wird das ursprüngliclie Symbol
. r r! w 1 durch Degeneration entstellt und durch eine er-
verändert. Ks ^uul "'"^ J ^ j , ^„^^.1, Vpvengei-ung und Er-
neute ^^^7-^,^«;::^^; aut aeiil mrd durch Verschiebung auf
- Weiterung, durcl \!^«";.^ „.^anz und Zerstörung der Distan.
ein Großes, ^^f^'^^l^ .p,,g,, .^Ibst ein Mythos wird, bis der
;;^::^:;; :: -t :;lt, ^a^er den S,nn ..es Symbols nicht
„ehr f »^-"-"gl^Xl stellt etwas Lebendiges dar, es ist dnrcl. ani-
,aistische Tendenzen .um Range eines Lebewesens erhoben.
^1/ -
584 ti'etischismuE.
iS. J)cr FGtischi,sl. identiiiKiert sich mit seinem öymbole. DuitIi die
Prozesse dei' Identilizieniiis und Differenzierung wird das Svmbol ein
Spief,'el odei' eine Knrikatur des eigenen Ich.
9. Das Symbol wird in den Dienst der funktionalen Hymbülik gi--
stellt. Es repräsentiert einen Zustand der Seele — und das ist viel-
ieieht (das belonc icli mit Süberer im Oegensatze zu Jones) eine seiner
wichtigsten Funktionen.
10. Das Symbol wird hauptsächlicb in hyi.onoisdien Zuständen
verwendet. (Die apperzeptive Insuffizienz Silberers.) Der Fetisc^hist ist
ein Träumer, daher die Verwandte ehaft der Symbolik des Traumes mit
der des Fetiscliismuü.
11. Das Syndjol wird das Zeichen enier „p a t h o 1 u g i s ,■ lion
Treu ©■'. Wir liabeu an zahlreichen Beispielen gesehen daß der
FctiBchißt sich von seinem Fetisch nicht trennen kann. Die Vielheit
seiner Sammlung dient dazu, um die Einheit zu ersetzen. Der Harems-
kult verbirgt einen starren erotischen Monotheismus.
Der Fetisdi wird zum SjTubol des Gefühles. Kr repräsentiert
dann die Treue an die Objekte der Jugend. Da sieh hmter diesen
Fixationen oft Gelübde verbergen, sf. ktiiin der Fetisch auch das Ge-
lübde darstellen. Jeder ouanistische Ak\ biuleut^t dann eine Wieder
holung des Gelübdes, diese Treue durch da. .^.nze Lebeu zu halten.
(„Wenn alle untreu werden, ich bleibe dir doch treu'" t n^« M\
scl^istische Symbol stell, dann da.. B I e i b end e nn W." hsel der
Begebenheiten dar.
12. Die Bedeutung des Symbols in der n-n-n.ati,;. i, u'ix>
führt «*n.B.., .„ Eint™.. .. .r.,.n:;j7X;:^^^;z
') Auf dip Pf-age: Was stellt dtr Fotiüch si-mm„ t ■■
U-S.328) .ine klar« Antwort: „Der ig „Tl ;??:.-"'/''"" '"'''"
Hi^r.ng erspäht u„d cr.tr.bt wird U^dl ? '^" S y m b o 1 i-
Un von Mutter od.r Mu 1 1 .ror.l tV Wir h , , V ^ ^^'=*'^^^'' * "
d^ Peti«d, kennen .rt.rnt. Wi. ,,„,,..,. t,i,„„ H;.igen Fa„ "/ ''* '^'- ^'^'''"""''
direkt nu. d.s Genitale e.et.te. We.„ Saäoer e^gt hlttf t"' ."r'T '" i''^'""
e,mtz. so hatte diese üchauptnng ..wiß oinig. bIX^TkT . "^ "' ''"*'*^'"
daß das Sacktnd. <lor S.h.h. d.. l,.„ds.l,uh n.r dlrSti, ' /%^""' ■"'''"''■
Foti«,-h ..rHet.t die ganze P^on, de- Besitz ^ gc iebt™ OH f "'"T'- '""""''■ ''""
besitzen, h.ißt sid, seiner Genitalien zun, Z^^ d uJ "'-m ' "'' °'^^" ^"^■
zu begreifen, daß das Kind ..ine f-i^.hi.ti..ho\w , "^^^^^^^^^ T'' '''"""
Zeit, iu .U:r e. si.h über di. Bedeutung der '^enitS, n.K °^\^'^^'^'- '" '^"'^'■
di(«er Zeit herrsehen noeh die ..orogenen Zonen' P « 7 ? "''''* ^^' ''*■ " ^"
.alion in die Puberlät. Er sagt: „Mit den, Kintritt d" PuSts'j ^'Tl'Z.''''"
e.n, welch, du. infantil« Sexualloh™ in s.ine endgültige nom^/nT,^ ''-""""S-
.Ollen. Der «e.aH.ri.h war .i.W verwiegend ^o^:^^ ^^ ^^-
Iliii-klilick lind Aiisbli>-k. ^^^
I)or wcriorit] icho FoiUrliriti der ni'ut'ii K r-
k c n n t n i 6 1 i p p t in der J:i c t o n u ii g der A f f c k t i \' i 1 a I,
il e s S y m b 0 I p P. 11 i p s e T a t s ii c li e li a b e n die 1' i- ii lu- r cii
S y ni b ü 1 f o r s r !i t! r v 1. 1 I k o in iii e n ü b o r s p h e n. .D ii r c li de ii
A £ f e k t w e r t u 11 d den AI e .-. Ii a n L s in u b d e r \' e r d r ä ii S u n ^'
iintorsi-hflidet sich das Symbo] vom Emblem, der
A 1 1 e g u !■ 1 1', d c !■ M e t a p h 0 r, d i e G 1 e I f. Il ni s s 0 d a r s t 0 n e ".
ein S u b i e k t ni i t e\uev b e s i i th m I e n E i g lmi s c h ii f 1 f " ''
e i 11 a ]i d e r c B 8 ü b j e k t ß o t z on. I ) i f IJ e z i e li u n g (i e s S y m- .
b 0 U 6 i s t n i dl t. i n b a 1 1 1 i c li d e t e r m i n i e r t, sondern j
fi e f ü h 1 s m ä ß i g. D e r G e f ü h 1 s i n h a 1 1 ist \^p r d r ii n g I , i
daher erscheint der i niieri> 0 e h n 1 1 dem IJ co b a r ii 1; e r
iii r' ti t g 1 p 1 tt b i' r f a ß b a r. j
Auch gewisse Alltagssymbole wii' x. B. die Falme reiiräscntiereii
oineii Gefühlswert, sie zeigen das Phänomen des Pretium affectioniB.
Aber diose Gefühle liegen offen zutage. Wir wissen, daß die Fahne das
Kegimtml nnd damit das Vaterland darstelif. daß die Ehre des Regi-
inentes in der Falme einen sichtbaren Ausdinck lindet. ■ ' j
Das parapathische Symbol bezieht seine Affelc- ]
livität aus dem Unbewußten. Es bildet beim ^ e 1 1-
''l'jekt. Kr Miifi,... .ich bish-r von .in.cb™ Tnuhu, u.d ....gem.. Z. '^2\t^
>..U.,,i, V. ...na. .n. .0^.. '-,;;^ -^'- ::St:~nrir..,
-m neues Sexualziel gegeben, /-n dcsfin. ^'^^ "•"^'"''^ f'\\'' „„„.r^rcitun '■ - F"ud
wäbn-nd di. P,.o...„™ Zon™ sich dem Primat 'i'^^^^"'^"'r■"^" *;;;.;; |i, von de«
spricht n. ,an. iliuUich aus, daß duB Kind nur «- f^^ ^^^^'^^n ^ ' , wir di-
>.o.enen Z.n. .....bt. Es ist ein ^^^- ;'^^^^'t; ^ tli: S^^^u^^nd sind.
I-uBt an dPin Partnn- in jenen Zonen sn(.l.c.^ f ',,, " ,„ «dU-non AuKn.bm.flUlcn
n.U «ürde bowH.en, daß ii^ Kind vor der PuberU ^_^_^ „.r.iedigun.
d.n ß.,itz dos Genitale, e.r.trobt. In den me.t n h^lhnj^a" ^^^^^^ ^^.^^^^_^_ ^^^^^ ,,,,, ^,„,^
lies Riechtripbrs od(r Schau trieben, Lust ik^l üo ^^^^ ^^ .^„.fiihilich bes^ehrieben habe.
der Formen iiifantih-r Befriedigimg, wie '<='';''; „^ ,„ ^,,, Ron^ervi.-rnnp ein.»
Freuä ..hein, ua..chli.h das ^'7 , ^ J ' ."„Bfeti.cbi.mus auf den verdr.n^t™ j
l'iirtialtriebes ..u erblicken, wie ^-^^-f'"''' ..„dors ai. die Anffflf'sung. daß dür
lliochtriel, zurückführt Das klms' f""' J;. .(. ),(,, ^„vei JSeRriiTe. di. stri'nKe go-
Petkeh ein Genit.,!e dar.t.ellt. .W-;er y'''"«.^;;;^.^,^^ ^,i„,„ pHi^ch. d- b. er ersetzt
.•*chi«cten werden müssen. Der I.etiscliist r ,,.„..,,^^1 und empfängt. GenitalisienuiR ^
ihm das Genitale, von dem der Erwachsene bus ^_^^^^ ,,,fri«Mg„nK Matt im. Gcniti.le
iBt. nui- ein Ausdruck und will beaagen oj.« ^^^.^^^^.^^^^^^^ ausbildet. I)ildct da. Genital.-
am Fetisch liudct. In d^r Zo.., d.i ^d' ^^ ^,^_. ^_^^^„^i, ^,t^ W.isch«=l ücke .
noch kein Sexual.kl. Wir h^. ^" ";;",. dünsfungen de. gan.en K.rper.^ durch- |
«ein kann. Sie riechen, weil f'"' '"^^ _..^ ^.^^.^„ ^.i, ,|i„«i„n. daß nu.n den
setzt sind, .^ie er.etzn, den Geruch a^ ^^^ ^j,/ phünuraen der Verladung. VnR aber
'IVitger direkt riecht. Es h"'';^;^ , ^ s,.,^,,^!, keine bbss. Ahmuif.' iia<. .triI-I
Sadger von der komplex-^" Uivlt^utung . ^
«i.-h au. .meinen Ausfubruatien.
!^n
¥
I
i
hSÜ Fetiücliiümus.
schi steil ilif; Stütze seiner Fiktion, er benimmt
sieh, aU ob das Symbol der leben de Gegenstand
wäre, den es vertritt. Mit diesem „A 1 s - (3 b" e r k ! ä r i.
sich li IM- A.nimismus des fetischistischen Symbols.
Nur in der fiktiven Welt kann sich das Symbol zu dei' hier ge-
scliildei'ten Hedeutuuy ausbilden. Adler hat mit Recht auf die Bedeutung
dor Fiktion im Leben des Farapatbikors hinf^ewiesen, dabei aber den
gro].len Fehler Seemacht, die sexuellen Einstellungen des Kranken als
eine Fiktion aufzufassen, als ein „Ale-Ob". Der Parapathiker benimmt
eich, als ob er seine Mutter begehren würde. Das ist eine arge Vor-
fälscluinK der Tatsaehen. Er liebt seine Mutter und bildet seine Fiktion,
um sich benehmen zu können, als ob er sie nicht lieben würde.
Gerade der nie fehlende Inzestkomplex ist es, der den Para]jatliiker
beim Fetischisnms zur Bildung einer Fiktion drängt. Die Se.xualität
ist kein Ala-Ob. Der Fetisebienms wird gebildet, um ein Als-Ob aus
der Sexualität zu gestalten.
Im Fetischismus sehen wir die 'l'endenz des Parapathikers zur
Bildung einer Fiktion zur Potenz gesteigert. Er wird Fetischist, ver-
drängt seine Religiosität und benimmt sich, als ob er ein Paraphiler
wäre. Diese Neigung zur Fiktion stammi aus dem Infantilen.
Hans Vaihinger. auf den Adler hinweist, erkennt den TJrspnmg
der Fiktion, wenn er auf die Spiele der Kinder hinweist. Ich lasse ihm
das Wort. In einem populären Aufsatz schreibt er über „Das Als-Ob
im täglichen Leben":
„Es ist ein Vorurteil, dali die Philosophie des \lB-Üb eine hvper-
riiudeme Erfindung von mir sei: idi habe verschiedentlich gezeigt daß fiktive
\ür.(.ollmiff^weisen. das heil.it bewußt falsche Als-Oh-Betrachtungen in der
kuhurg(.^chi<-hie <ier Menschheit von jeher eine große Rolle spielten So ist
i-s auch ein VürurUnl, daß die Als-Ob-ßetrachtung nur eine Sache der ab-
strakWn Wissenschaft eei, sie spielt vielmehr auch in. liigüchea Leben eine
gewaltige Uulle.
Ich wähle nnt Absicht ein fast banales Beispiel. Wer einen ihm an-
bequemen Besuch damit ablehnt, daß er dem an der Tür Warlenden sa-en
laßt, er eei nicht za Hause, oder wer. wenn er aUein in seiner Wohnung Ist,
in solcher Lage auf die Talel vor der Tür die Worte schreibt- Nicht zu
Hause- macht kerne Vorspiegelung falscher Tatsachen, keinen Betrue und
kerne Lüge sondern ..r iH^dieut sich einer berechtigten und allgemein an-
erk^uinten kouv.utmuc ien tilction. Er hat vielleicht schon einen anderen
Besuch, dem er sieii allein widmen nmß. oder er steckt in der Vorbereitang
zu emom Vortrag, den er in einer Stunde halten muß, oder er schreibt einen
e.hgen und sehr wichtigen Brief, an dessen rechtzeitiger Absendung die
schwersten Fo gen hangen, oder er ist körperhch oder seelisch sehi' angegriffen,
ohne .ich doch krank nennen zu können: kurz, tausend Gründe die andere
nicht« angehen und die inau anderen nicht delaiUieren kann, können uns das
Ifecht, irobcii lind sogar du- Pflicht, auferlegen, den Besucher nicht /.u emp-
n
llückl)lick iiud Ausblick. ^87
r
fangcij. Abur nbgewieöeii zu wcrdoii, wm dcv zu Bpsuclieiide^ zu Hüuso uini
uiclil. krank iai, ist überaus peinli<:li uuil dii-ekt bdpiiiiRcn'l. So hat niaii üie
gfc^ellBchaltJiche Fiktion eingeluhrt, daß der 13etretlende „mcbt zu Hauee
ist. Letzieivv handelt also .so, ak üb or nidit zu Hauiic wäre.
\.a-h ein Beispiel aus ganz aiidereni Gebiet. Tante Frieda hat eme
reizende Nichte, dio eie gern unter die Haube brächte. Zu diesem /.woek . _
anansioH sie einen KaiTee, xii dem sie einen iuuffcn Herrn einlaüt. iien f ,
si,^ vor kurzem zulaüig auf der üeise kennen gelernt hat, und der eie jet^l
walirend eines liüehtigen Aufenthaltes in ihrem von seiner Heimat weit cni- _ j ,
leinten Wohnort aufgeyueht hat. Sie ist überzeugt, dali beide voraiglieii
zueinander passen und sagt das sogar auch beiden vorher. Tmd ncMig
nacli einem halben Jahi> haben sich die Fäden zwischen beiden verknuplt
Gott Amor hat beider Herzen verbunden in wahrsicr hiebe. Verlobung hndel-
zu O.-^tei'ii statt, „Wir beide sind von Ewigkeit her für einander bestimmt.
Nicht der Zufall, sondern eine ewige Vorherbcstimniung hat uns zusiinmien-
geHihii usw." — Dies ist die Überzeugung der beiden und kann -i"*;'' '"-'i
l>eiden sogar religiöser Glaulie sein. Eb kann aber auch eine bewußte beibet-
läuschung sein, eine absichtliche Seibetsuggestion, eine bewußte l'dition. flie
beide glücklich macht und erhebt. .
Zehn Jahre später, und die beiden luiben ein Töchterchen, das mit seindi
I'iiupeii spielt. Das achtjährige Kind weiß ganz .-.icher. daii die Puppe an.
Porzellan Leder. Sägemehl oder einem anderen Füllsel liesteW. Aber lur
da.s spielende Kind ist die Puppe etwas Lebendes. Das Kiad spricht mit seiiiei
Puppe als i.b diese lehfe. als ob sie Eiii|)findimffen und Bewegungen zeigU".
■iiUe* Spielen der Kinder, eo z.B. auch wenn die .huigeiis „Räuber spielen ,
Ijeniht auf eolcheu bewiiliten Fiktionen. Es wäre ein grober Erziehungsfehler,
v-.m Sl^indi.nukl der Logik aus die spielenden Kinder aus diesen „bewußten
Selbstriu^ehungen'-, aus diesem selbst klar durchschautea 'Iraurnlehen aul-
zmvecken und nur ein roher Pedant konnte einen solchen Frevel an den,
XSuten Tempel der -lugend ausiuhren. und die in ihrem Traun, ge-
S™ KiKler wüiln ihn mit Entrüstung lortiagen Das Lhepaar, ^on
^!^ wir s r ,-hen hat aurl, einen Sohn, Nochmals zehn Jahre spa er und
dem ^^" .^]^'' """■,.' .,„, \,.,.,,-, oin Was hudet er da? Unser politisches
"■■ ^"« ." die 7^ ,^;"p;V,^^/;:a denm Programme sind einseitige G.
U.ben ist ^f^'''f;„ " ., ■ Sigkeit in dieser Fnrm notwendig sind und
l.ilde. die aber lr"U '>? "^^^'^i,,,, porin beibehalten werden müssen.
wenigstens lur eine ^"^^ ;^'f j-"' Führer der betrelTenden Partei selbst j
Vielfach «ehen dies auch e ß * |J ,..., ^.j,, ,„,h,, P,.pnnnm !
,i,, „ud so kann es 1^"""" ' ; 'j ;^,,,^ vollinhaltlich glaubten, und daß also
,i„t,reteii, als ob sie an d-'f^;'^^ ^"^ j,,^,,^^ ,i, „fc, ,, „„eh in voller Geltung
dieses Progrannu so '^^"^^^0 ; ^ciden n , .^^^^^ ^.^^^,^^. ^^^^^^^^^^^
wäre. Eine Fiktion .«t es -'"f;; ^^ der „Volkswille- ist eine Fiktion, die j
spreche den „T^^Uen des Volke, a .^^ d , ^^^^^^^^^ _^^^ ^_^^^^^^^. ^.^.^^^. ^^,. j
,,,ch nicht durch die ^'^'■"^;" "^V,; ^"f '",,,,,1 notwendige Fiktion des Staat.-
Realität wird, aber ""V^ „Miktionen guter und schlimmer Art ist unser
rechtes. Von solchen ^''''^'ff.'l'Xl ü^^^^ 'l^'" ^^'^'''''' '^"''' ''' ^'' '"''^' '
Leben durchsetzt. Die S^^^*! .'^^^"^.^^dens, der die alleinige Schuld IJeut-seh-
berufene Paragraph '»^^ ^ f' '"^'^Uerdings eine verhängnisvolle Fiktion.
lands am Weltkrieg :^7^^^,f V^'^/der Neuzeit ist die sogenannte (U-
Eine der n,erkwurdig.ten^riküonen^^^^^^^ ^^^^^ ^^^^^^ ^^^^^ ^^^^ ,^^^_^
^|:::^fä'f;^^^rtg.^tört vermssen kann, dnß ihn niemand hindern .
r
H
ö8g
Fetiscljisiiius-
wiid zu gellen, zu iahrpii. zu rciien. wohin in der Welt yr will. Abor die
romischr Kirciie hält die Fiktion aut'icchl, als üb er ein Gefangener sei:
auch in den heißesten Fiebermonaten dari" er den \'alikan. respektive die
vafikanischen Gärten nicht verlassen und die triilipren. kühlen Sununcipaliistt'
auf deui Gebirge darl' er nicht aursucheu. Füi' die-son liktiven Geianfienen
kämpft, die ganze katholische Welt.
Wie alles in der Weit, so kann auch dii' r iktion mißbranflit werden,
aber auch hier gilt: abusus nun tollit usuin: der Mißbrauch ist kein Gegen-
lUUI UULJl IHUl ^XJV - '."'"'"■■-' " -'-'
?rund gegen den richtigen Gebrauch.
Ein berechtigter Gebraucli der i-iktioii iindet lausendfacli in all
Keligioncn statt. Die Sprache unsere!' Kirchen, unserer Geistlichen ist v.
:illen
■oll
gioncu siaiL. luv ^ij!^«-'" '■■ ' ^■^..,^.i^..cii joi -^x^
von Bildern, deren mehr oder minder unzutrellende Natur den ^ich dieser
ichfi Bedienenden mehr oder uundcr bewußt ist. lai Anschluß an Kn-nl
Iteligionci
von Bilde--, -.-
Sprache Bedienenden mehr .^ - .,.. .
hat in Frankreich der protcötantisciie „bimbolu-I-ideirinius", das heißt der
sich syndiolit^cher l)i]dlidiei- Vorstellung bedienende Glaube der Schule von
Sabatier Huwie der katholische „Modernismus- von Le Ruy, dem auch schon
Renan vorgearbeitet hat, das oiTen ausgesprochen, nnd damit das mythische
Element in der Religion anerkannt.
Ein neuer „Mythus", odei' wie man auch vielfacli richtiger griechisch
.Mythos", wird von vielen Seiten als unsere hauptsaclilichste ZukunCts-
gemacht wurden.
--- - -,,,.■, " "" " '-'^''1 ''■i'i' l-<inde.
Karl Röttger. Die Freude am Syiuboiisclien, am Bildhaiten. an Legenden
.«agt
au
Ich nenne
fgabe betrachtet, und manche Versuche dazu smd schim
h nenne nur Bruno Willi'. Julius Hart, Eugen Dietrii-li.
ivarl Röttger. Die Freude am Symbolisclien, am Bildhaite.,. u„ ui^geuueu
und das Vei'stäudnis dafür hat m den ielzteu Jahi'on .sichtlich stark ',u-
genomnum. Mau kann lioileii. daß em neuer „.Mytiios"-, den auch der Theologe
und Philosoph Troelmh dem .,Logos" als herechtigtcs Moment »egeniiber-
stellt, seinen «ieghafteu Einzug feiern wird. Aber man kann niilit hoffen
daß dies in naher Zukunft geschehen wird. Einstweilen und wohl noch auf
lange Zeil hinaus «vrden wir uns der alten, aber deshalb nicht veralteten
Mvthen noch bedienen können oder müssen. Diese mvthisch- Well unserer
Religion ist uns nicht iiloß durch die Kunst, si>eziell die Archileklur de-
Mittelalters, später duirJi du^ Malerei der Renaissance, weiterhin durch die
Musik cinos Händel und eines Bach, Haydn, Muzart und Beethovi'n teuer
und Hob geworden und in der Literatur noch immer wirksam Aber wV den
l'i-ühoreii Generationen Dogma war. das ist uns Heutiet^n 7,, '.;'„„ 1 "",!,.
Fiktion geworden. Niemals wird der Mensch, der l trn.Vht h l 7'^ *''!
ist. sich mit der bloß verstaudesmäßig aufgefaßten Umw^l l! "'I*'"
Phantasie überbaut die flaehe Hnuvelt%nil ' ner e dSet ALoTw ,f"""
mit einer Kuppel. Wer dies irrational schilt, vergißt Tß"].!; V '
der Welt mindestens eine ebenso großo rÖ]|o .^Diolt n,w. ■ 7™t'™^^<' "^
das Rationale.- ^ ^P"*'*' "'"' '^^''^^^'^ '""U wie
Wie wiuidcrbar idt das Hoispiel dos mit dt^,, P,„ , • ■ j
Kinde.. Der Fotischist betrachtet .oi„,.„ FW Ut'""' '""""t"
,.■ ■ 1 n 1 1 j , ■ . ., ^ H.1SU1 er.-?!; als e 11 sexuelles
...ezoug. Er le t erst m der Fiktion des Spieles, bis der Atiektwcrt
der Hküon .0 b ark wird. daLs er „.cht mehr .eiß. daß er spielt Er
■st em Schauspieler, der vor .icii selbst Komödie spielt. Es L daher
o,genthcl, Lalseh vom tet.sch.smos als „erotischen Svn.boli.smus" zu
Sprech^. Er .st mehr als em bloßer Symbolismus. Er ist eine „ero-
tische F.kt.on . .n welcher der Logos dazu verwende! wird die Fiktion
^)C
Jiiicl; blick iiml Ausl.lii'k. ->!^'*
ZU stiitztiii und ZU üi'wcitorn. IJor LofjOö wird zum rikliivi'u üi-ri l'aUioß.
Das Irrationale bwiiäditigt riich des RaliuQaleii. Der Fetiscliiat ratio-
iialiäicTt soine J^tition ao lauge, bis er sie sclilioßlich mit seinem Logus
aussöhnt. Er vorsteht us auf,h, Motive zu finden, die sich von der Re-
alität sehr weit entfernt haben, weil er die wahren Motive nidil sehen
will. Es liaiulelt si.-h um ein „Nicht-Sehenwollen". Nur oberiliifhhcbe
Betrachtiuifi; konnte ein „Nicht -Sehetiköiuien" annehmen.
Diese „apperzeptivc Insuilizienz'" dem eigenen Idi gegenüber wird
nur dadurch errcieht, daß der Fetisdüst die Gabe hat, sich in Trance
zu setzen. Die Ekstase des Trance koimnt durdi Affeklstaiiuug und
plötzliche Entladung der Affekte zustande. IJi'sprünglidi waren wohl
die Welten dca Eetisdiisten getrennt. Es gab eine Welt der Fiktion
und eine der Realität. Mit dem Eindringen der Fiktion in die Realität
verwandelt sidi das träumend spielende Kind in einen Fetisdiisten^
Der Fetisdiist bleibt ein Kind. Er hält an seiner Rindbeit fest und
speziell an der Traumwelt seiner Kindheit. Der psydiosexuelle In-
Inntilismus des Eetis<4iisten repräsentiert uns die Traumwelt des nor-
malen Kindes.
In der Tat! Alle diese komplizierten Fälle von Feti3ciism..P
lassen sich nur verstehen, wenn man sich iinnier vor Augen halt, <\a.>
<Ier Fetischist in einer eigenen Trammvelt lebt, in der ihm die O-renzen
^^wischen Realität und Schein gänzlich vcrsd.wimmen. Diese Kranken
^iM alle Tagträumor. Was sie von ihrem Fetischismus - "«" f ^"^ ^'
durdisickern" lassen, ist nur ein kleiner ^^''-^^ f'V'.!''",'-\t ^elc
Ihrer Traumwelt. Diese Tr^imwcR leben sie in ^^^^^^.s
^nnen sdiroffen Gegensatz zu h em «""^''^;" , ^^„ y,^^ rxn-
ist die große Gefahr des ^ ^^^'«^^"^'"^^,^^T t J» er aitzieht
braudibar lur dio reale Welt, er macht ^^^«^ ^'f _ " :;i 'j,, ,„,,im-
dem Alltag alle Affekte, so daß er '-- ^ J'^, ':;;;:„ .....ehilde
liehen Macht seiner ^''-^-^ if f " J''^ .-e L - -^^ ^^"^^^ "''^'
liehen Macht seiner ll^^^"^'; , - breitet es sidi allmählidi aus,
zu vergleichen. Erst ""^"^''^''f ' "^ ^^ '"nd den Bestand dos Ganzen
bis es sdiließlich alles Gesunde veidiang nn ^^,^_ ^^^.^^^
.efährdot. Auch beim Fetisch.smusjia de o^^ ^ ^^^^^ ^^^^^^^^^
haben, um „embryonale Seelenzo J^^ .^^ ^. , j^,^^,^,,^ ,,,
diese Patienten von der G'-Sen..ut ab . j,^ „„Ölungen drängt.
Alte wieder zu erleben, der ^^';^^^^ \,, p.tisch.smus und
Alle Kinder zeigen -^^ "f ;^^,„ ,,, ^as Eigene, das sie hart-
Ncigung zur System ^Idung.Das^y ^^^^ ^^^ ^^^^^^^^ .^^ ^,^
näd.ig gegen die K-nlH^BsedeB rie n e^^^ ^^.^ ^_^^,^.^^^_ ^^^ ^..^^
Geheimnis, das eimnal mit. em._^^^^^ ^^.^^^^ ^^ ^._^^ ^^^^ ^^^^j^ ^.^
symbolisiert und leb 1. 0 ^^^^^_^^^^^^^ ^^^ ^^^^_^.^ ^^^ ^^,^„p^^.,, ^^ -^,
wundervolle Gaoe, aus
li
Ö90 .■ Fetischismus.
ein Dielili'i- von üottus Gnaden. Der Fotisdiiei liaL sich einen Teil
seiner Kindheit konsei-viert und sein System au« der Kindheit in die
Welt des Erwachsenen hinübergerettet.
\ 011 der ungeheueren Leistung einer aolchen Systembildung macht
sieh der Uneingeweihte kaum eine richtige Vorstellung. Es gehört eine
große sdiöpferische Kraft dazu, ein solches Hystem zu bilden, es gehöri
eine reiche Phantasie dazu, in einer solchen fiktiven Welt zu leben und
Bie auf den Alltag auszudehnen. Das ist nuj' möglich durch unaufliör-
hche AnnuliierungBarbeit. Die Fiktion laßt sich nur dm-cli Zerstörung
der Wirkhelikeit aufrecht erhalten. Deshalb nimmt dieser Parapathikei-
eine unaufhörliche Umwertung aller Werte vor, er aimuUiert einfach
alles, was ihm in sein System nicht hineinpaßt. Er annulliert Zeit und
Raum, er anerkennt nicht die Majestät des Todes und die Grenzen des
Möglichen. Alles ist möglich und der Tod eines geliebten Objektes ver-
hindert nicht seine Verwertung als Stützpunkt des Systems. In icdeiii
Eetischisten ist vJelleielit ein großer Dichter verloren gegangen Hätte
er die Gabe zu sublimieren und seine inneren Konflikte nach außen zu
projizieren, er könnte sich aus den Fesseln seiner Paraphilie erlösen
Er pi'ujiziert aber nicht, er introjiziert nur, um den treffenden Ausdruck
von Ferniczi zu gebrauchen. Er benützt die Außt-nwelt, um sein Svstem
zu erweitern, während der Dichter sein System benützt um die^V4{
zu l,erei..hern. Der Dichter wird durcli jedes Kunstwerk um einen
Komiilcx ärmer, während der Fetischist jeden äußeren Eindruck be-
nutzt, um s,ch zu bereichern, d.h. lun sein System auszubauen
Auch zun, Aufbau eines echten Fetischisnms ist eine schöpferische
Kiaft der 1 hantasie nötig. Ich glaube wohl, daß dies eine der Ur-
sachen ist. daß sich unter den Fetischisten so selten Frauen linden
Sie ze.gen nicht diese intuitive Anlage wie die Männer. Der Fetischist
■st ,n semer Art ein symbolistisches Genie. Icl^ persönlich hab keinen
einzigen Fall von weiblichem Fetischismus beobachten können. Der
l-all, den Binswanger so trefflich analysiert hat ,-«t ^i,. v i
Viel,ei..t hängt diese Tatsache mit dem^ Umltanle tr. ^f d^
brauen d,e reiche Schöpferkraft des Mamies abgeht. Freilich ällt auch
e.n anderer Umstand in Betracht. Es gab mir lange zu denken daß
meine 1- etisch«stcn m.t einer einzigen Ausnahme Christen waren (Mein
Material^ zeigt sonst einen Prozentsatz von 30-35% Juden, die ein
großes Xont.ngcnt zur Parapathio stellen.) Der emzige fetischistisclu-
Jude war nicht beschnitten und zeigte große Neigung zum Christen-
tum. Man. konnte diese Tatsachen mit der Christusneurose in Zu-
s^munenhang bringen. Wir haben ja gesehen, welche bedeutende Rolle
die Identifizierung mit Christus in der Psychopathologie des Feti-
schismus spielt. Frauen und Juden können schwer zu dieser Identifizierung
■ i:
Uückbliclf lind Aiulilick. ÜQ!
i,'el;uif,'eii. Alicr l';^ sclieint audi ein aiiiicics Mnment luitzuspieleii: Dk'
Idcntüizieriing des Parapathikers mit seinom Penis. Sonderbarer Woiso
litten fast die meiBtcii diesei- Kranken an nmhr oder minder starken
Phimosen und alle waren Enuretikor. Hitschmaim hat in einer Mitteilung
auf den Zueamnienhiuig zwischen Hanierotik imd Zwangsnenroso aiü-
raerksani gemacht.^ Die Einschnürung dct; Ponm durdi daö phimotisclu'
Präputium, ferner der Zwang, den der Enuretiker nuf seine Blase aus-
geübt hat, können wohl das Vorbild des letischisiischen Zwanges ge-
wesen sein.
Auch der Zwang, den das iCind anl seinen Madtdtirin auszuüben
lernt, wobei die Zurüpklialtnng di)ä Stuhles J-.ustempfindungen auslöst,
seheint mir .ein zum Petischismus prädisponieiendes Moment zu sein.
Wir sehen in diesen Pällen eine eigenartige Fenn von Konversion: die
^Übersetzung der Organempfindungen in psychische Symptome. Es ist
die umgekehrte Foi-m der Konversion, wie sie Freud beecln-ieben hat.
t)ie LTmsetzung ])SjchiBcher Kräfte in organische Symptome, welche zu
einer eigenartigen Ürgansprache der Seele führt, ist wohlbekaimt und
besonders in Band I dieses Werkes beschriebeji worden. Beim Feti-
schismus sehen wir Konversion von Organemptindungen des Zwanges in
das psychische Phänomen des Zwanges, was ich als ..Phänomene des
psychischen Überbaues" bezeiclmen möchte.
Ein ausgezeielmetee Beispiel liefert inis die Phimose. I»as Kmd
muß die i']inschnüning des Penis durch die Phnnose lustvoll empfinden.
Das Gleiten der engen Vorhaut über den Sulcus coronarius weckt Emp-
findungen und srhafft Reizzustände, die nach Wiederholung verlangen.
Zu diesem Moment tritt die Tatsache der Identifizierung der meisten
Menschen mit ihrem Genitale. Erinnerungsbilder aus der seligen
Säuglingszeit, ni der man fest in Windeln gebunden war. verbinden su-li
mit diesem Zustand. Das Genitale wird im Traume als das Kmd s>-.n-
bolisiert Das Genitale (der Kleine, die Klenre) repräsentiert dir
Kinderzeit Um diesen Kern gruppieren sich dann andere Vorstelluni^i.,.
Der Zwang, der von den Organen auf Blase und Mastdann ausgeübt
wii'd, wird" zum Symbol der Erziehung und des Zwanges. Das Kmd
durfte in seiner ersten I.ebenszeit dem Drange nachgeben und die T n-
j „uremraierui^ muchmaiiii postiilioi-t einen
.,UrHhral-Cha™kt.r'^ dessen prominonte Zflge „bn^nacndcr Ehrgeiz unJ \or],rb. ,„r
B Ja C; !rW..s.r wären. Pen .m^neoden VM.^ dürfen wjr al. Do.nin.nte
dner iZ Parap.thie annehmen, während dr. B^cWt-gun^ nnt ^^....^ m< h. b.,
Ennretikon, vorhanden ist. ab.r kcine^weg. als Cha,.kter.,e an.,.prochen wmn k.nn.
sondern als j.ydio.e.xu eller Infantili.nm. D,e Arbeit von lü.h.,un. enlhal ..,
■ t A- TT^invirfpn/ von Zwange IIP« rose nnd iinnlerotificheii iLmi iirptlirnl
emen Hinweis auf die Koin/iaen-^ \'<" " &
wotisehen Syniptompn.
L
592
Fetiüflii:>uni^.
■I :
-I
hiet des Dranges durch Miktion uiid Defäkation aufliPl.'L'ii. Wie wir aus
den Resultaten unserer Analysen wissen, waren diese Funktionen ur-
spriinglicli stark Lustbetont. Es bedurfte erst des Kintlussos der Er-
ziehung, um das Kind zu bewegen, sich zu beherrsclien und die Miktion
und Delakation unter bestimmten Regehi und VorsL-Iirilten vor zunehmen.
Die Erziehung beginnt mit dem ersten Z^vange, diesen Drang zu über-
windou und zu beheirschen. Es ist der erste Einfluß des Fremden aiü
das EiKßno. Der psychische Zwang, den der Fetischist auf sich ausübt,
ist ein Spiegelbild dieses Zwanges. Denn unmittelbar nach dem Kample
gegen die unbeschränkte Befriedigung der natürlichen Funktionen setzt,
der Kampf gegen die Sexualität des Kindes ein. Die Eltern merken,
daß das Kind nach onanisl isehen (autoerotischen) Lustgefühlen strebt,
und setzen diesem Bestreben ihr Veto entgegen. Der erste Kampf gegen
die Onanie endet gewöhnlich mit dem Siege der Erzielunigspersonen.
Aber wir haben gesehen, daU alle echten Fetischistcn Onanisten sind-
Sie rächen sich für die erste Vergewaltigung durch die Fortsetzung der
Onanie,
Es wirft sich die Frage auf, ob denn der Sexualtrieb als solcher
vom Individuum nicht als Zwang empfunden wird. Diese Frage ist un-
bedingt beiiiliend zu beantworten. In diesem Sinne gesellt sich zu den
anderen Komponenten noch diese als eine der wichtigsten. AVir haben
gesehen, daß der Fetis(;hist sich in einem erbitterten, ewigen Kam|ife
gegen seine Sexvialität befindet. Sein System ist eine Kompromiß-
bildung, das RcKultat diof^es Kampfes. Die Tendenz des Fetischisten
ist eine autoerotisclic. Er wird immer mehr asozial, er zieht sich von
seinem Partner zurück, erlebt seine Orgien nur in seiner Phantasie
und introvertiert sich immer mehr. Die asketischen Tendenzen prägen
sich in seiner Flucht vor dem Partner aus. Das Weib wird dem männ-
lichen Fetischisten das Symbol der Sünde, während die Onanie als
Trotz, BuIJe, Strafe und zugleich als Lust hartnäckig iestgehalten wird.
Fast alle diese Kranken glauben an die Schädlichkeit der Onanie und
setzen sie trotzdem oder gerade deshalb fort. Sie setzen sich selbst
unter die Kontrolle eines Zwanges, der aber hauptsächlich in der Rich-
tung ausgeübt wird, daß der Koitus als Lustmöghchkeit ausgeschaltet
wird. Das System wird dann als Trotz gegen die Gesellschaft auf-
gebaut und ausgebaut. Es ist das Eigene, das über das Fremde
triumphiert.
Auch die Religion wird als Zwang, als Fremdes, das aufgezwungen
wurde, angesehen. Deshalb wird die offene Religiosität verworfen und
eine eigene Religion errichtet, welche der Sexualität den ihr gebührenden,
entsprechenden Raum freiläßt. In diesem System stoßen wie in jedem
Kompromisse die Gegensätze aufeinander. Aber sie werden gebunden
_ liiU^klilifk ijiul Auslilii-l, 593
lind zu ciiK^i- Kirilicil znsiiiiimcnKeäcliwi'ilil yci ist e« tnöf;lii-.li, duli dio
[■"anipfiilir iiiid die lioligitm in lmih'IIi Sym])tom aiiwrcdrür.'k( wcrdBii
könnon. ih-r FH iwHiiKimiw wmiiigl Hiiuuud und Hülle, oIkmi und uiitoii,
\ fi-Kanfiordioil und Zukiirdl . zeif,^t die Regression und die Pro-ressioii,
die tiiiiUe 'Vandviv/. dar Askese und eine Verniichlässi/nuiK der (ietieii-
wiirl und aller telndogiKclien 'IVndenzen.
In dietieiii Sinrjc jsi der Fel.ifichisniue vm lleilungriversiiL-li. ];!. er
bisleiitet für die aruieii Kranken einen SelljaLsrhutz vur iJircn ri;idislisi-|ien
Tendenzen, er ist LukI und Htrafe zugleicli, Sie miileii eich alle als
Märtyror ihre« Trieiies. Sie (ipiera sirheinLiar ebenyo viel, als sie öicli
zutrestolien. Als Symbol des Märlyrertinus selien sie Hiristuö. der dun:!
Keine Leidei] die .\Je110el1i1eil i-rlöste. Ii-h bin über überzeugt, daß aiu-i
andere Identili/.ieriingen mit den Mäi-lyrern vnrki)nuueji iverden. l)ai
Keigi nun, wie i^cewaltig dae Sciiuldgefülil diesei' Kranken ist. Die ßo-
zieliiingen des Sarlisnius ziun l'\'tiec-.hisi]uit' sind in dieeeni linche deutlich
i I er V Ol getreten. Die iirsprünglii-li nadi aiil.^cn gerichtete- Orauwuiikeit.
Wendel sieh gegen die eigene l'ersönlii-.hkeit-
Die Selbsterkenntnie dieser (.Trauöfiinkeit, die introsiiektive W;dir-
"nehiiiung der feindseligen Binetelhing zur {.ieaellsdiaft. die TatBaclie
der itutistiseh-asozialen Tendenz des Farai)athikort; führt auf dem Wege
der sozialen Erziehung zur Bildiuig fies Sclmldgcfuliles. als stärkstoH
Aiisdnn^k dew (ieivisseiis. Der |irinii1i\c Menöcb iiatte kein (jewisden.
Er kannto keine andere Scimld als die Schuld gegen sich selbst. Erst
die Hihhtng sozialer Verbände hat als sozialen Selbst scluitz Ans Ge-
wissen ausgebildet. Gewissen isl iirsiirünglidi ein (Je^en-w issen. Ein
Wissen »m die lmi)enitive dei' rnnvell, die sich gegen unsere Lii^l-
lendenzen richten. Als Hüter der (jesetze. die die Allgemeinheit vor
dem Einzelnen scbützen sollen, wurden nrsprünglieh nur irdische In-
stiinzen eingesetzt. Der König oder Häuptling wai' zugleich der Richter
und Bestrafe!'. Haid hatte er Helfer notwendig, die in seinem NaJtUin
Hechl und Strafe ve]-kündigl.en. Das Ueeid richtet sieh fiegen alle
asozialen Tendenzen. Da. aber dem Häuptling nicht alle asozialen Ver-
gehen bekannt werden konnten, wurde eine zweite, liöhere Instanz er-
ri(-htet; Die (Ictilieit. Die(lo11heit ist alUiiärlitig und alisebend. Vor
iiir gibt es kein \'erhergeii und kein Enllliehen. Die Tatsache, dal^N
asoziale jMens<'.lien sicii inigeslraft ihrer \ergehen erfreuen konnten,
nmlite zu einer ausgleichenden Gerechtlgkeil im Jenseits führen, welciie
strafbare irdische Lust, die der Strafe entgangen sein Konnte, durch
überstrenge Strafen kompensieren konnte.
. ■ Der Fetischist fürchtet die Sti'afe der (iottheil luid beugt sieii,
in Demut ihren Geboten. Dabei wird er aber selbst ein Gott. Kr
bestraft sich selbst und (4-löst sieb selbst. Er schaffi- sieh seine Hölle
Stekel, StürUDRiiN Ja' 'l'i'ifili iiud Arrukrluboiih. Vil. 38
i '
r.Q^. Fülischismus.
auf Erden, iiin aich den Platz im Himnii;! ' zu sichern. IVd er bildi^l
eidi Bolbfit.herrlidi seinen Himmd dei' Lust, in dem er sich die Qualeu
dw Hölli' auferlegt.
Der Konflikt des Fetisdüsten ist der Konflikt eines jeden Kultur-
mensdion. mu- unendlich vergrößert, zur Karikatur verzerrt und durdi
Verdrängung und Verschiebung zur ünkenntliclikeit entstellt. Seiiie
Religiosität ist eine infantile. Sie ist im Gefühle verankert, durch die
ersten Eindrücke der Kindheit eingehänuuert und unzerstörbar für da^
gtmzc Leben lixiert. Im Intellektuellen steht er ienseits seines eigenoii
Glaubens. Er kann seinen Glauben nicht verstehen, er kann ihn nur
fühlen Sein Intellekt schämt sich dieses Gefühles, eo daß er gez^miswi
ist. den Glauben vor sidi selbst zu verbergen, die Rolle eines Freigeistes
zu spielen. Er stellt sich zu Gott wie zu seinem Vater. Die meisten
dieser Kranken scheinen ilu-en Vater überwunden zu liaben und hängen
trotzdem an ihm. Der letzte Fall Nr. 69 hat uns ein lehi-reichee Bei-
spiel gegeben. Hinter der Haßeinstellung gegen den Vater oder der
Gleir.hgültigkeit gegen den Vater oder der Verachtung und Entwertung
des Vaters verbirgt sich die infantile Vaterüborschätzung, der Stolz
a.uf den Vater, der Neid auf den Vater imd das alte Rivalitätsverhältnis,
um dessen Aufdeckung sich die Freud&dvAe so verdient gemacht hat.
Der Vater, der Lehrer und Gott, die Obrigkeit und die Allgemeinheit
verschmelzen zu einem Komplexe, zu dem Autoritätskomplexe. 1 *er
Fetisehist ist ein Anarchist und zu gleicher Zeit ein Sklave der All-
gemeinheit, lu seinem System ist Raum für alle Gegensätze, wie i''ti
witiderholt betont und nachgewiesen habe.
So wird der Fetischist ein Zerrspiegel unserer kranken Zeit, die
zwischen Unglauben und Glauben, zwischen Vergangenheit und Zukunft
steht. Er ist das Opfer einer Erziehung, die religiöse Grundlagen
schafft, welche sie dann zu zerstören trachtet. Die Erziehung zur
Gottesfurcht führt zu dieser sonderbarsten aller Masken der Religiosität.
Wir legen den Finger an eine schwärende Wunde. Längst haben
Menschenfreunde erkannt, daß eine Reform der religiösen Erziehung
notwendig wäre und versucht, diese Frage durcli Einführung einer freien
Schule zu lösen. Die Frage ist: Sollen wir unsere Kinder ohne jede
Religion erziehen oder sollen wir es vorziehen, ihnen eine allgemeine
religiöse Grundlage zu geben, welche die Gottesfurcht durch die Gottes-
liebe ersetzt?
Der Grundfehler unserer Erziehung ist, daß sie eine Erziehung
(lurdi Angst darstellt. Der Fetischismus ist ein Schutzbau zur fber-
windung dieser Angst. So lange die Fiktion einer Hölle und einer
Strafe im Jenseits, eines obersten Richters festgehalten wird, kann man
keine Besserung dieser Parapluhen erwarten. Nun scheint diese Welt
Rückblick imil Aiislilick. . 695
aber iicicli nichL fähig zu si^in, (iie Hfliyion (iei Aiigsi iluri-h eine Re-
ligion der Liebe zu (ersetzen. D. Ii. das (iuio ?,n lieben aus Freude am
Guten, niflit als ein St-hadiei-f^eschäft, tür das man eine Beloluuing im
Jeiiseite erwartet. Konnten wir die Kinder zur Religion des Ktlios er-
ziehen, wir würden gewiß ilie Entslehiing des FetiscliitiuiUB vei-hindeni
können. Eine ßoh^he Kfzieluing in der Gegenwart ist eine Utupie.
(reseizi lir-N Fall, wjr hätten sdion eine Menge von freien Schulen -
was bedeutet ihre Zahl gegen die Macht der Kirche, die ihre Horrsclial't
für lange, lange Zeiten bewahren wird? Ich halte dafür, daß die plötz-
liche Entziehung der religiösen Angst zu einer Kiitustrophe fühiTii
würde, in der sich die ursprüngliche 'l'ieniatur dos Mensdien noch wilder
aut^tobeu würde als im Weltkriege unseligen Angedenkens. Es wird
vieler Jahrtausende btnlürfen, ehe die Sdmtzwälle der Angst durch die
[M'e-iler der wirklichen Nächstenliebe ersetzt werden können. Es ist
fraglich, ob die Mensdilieit zu diesem Ziel gelangen wird, dem sie auf
' allerlei Umwogen unentwegt zustrebt.
Die Prophylaxe des Fetischismus kann nur ni den FaJiiilien voi-
sich gehen. Wir haben in den vorigen Bänden genügend Anlialtspunkte
gegeben, wie diese Erziehung du rcli zuführen wäre. Irh kann hier nur
betauen, daß die wichtigste Aufgabe der Erzielier ist, die Liebe zum
Ethos in die kindlichen Herzen cinzupilanzen, olme es durch Angst zu
versklaven. Daß die faJeche Vorstellung vom' Geschlechtsverkehr a.U
Erbsünde eines der Motive zum Aufbau eines fetiscJiistisclien Systems
bildet, das habe ich an zaldreiehen Beispielen dargelegt. Die Sexualität
imiLs wieder alf; natürlicher Vorgang in die Phänomene des Naturlebens
aufgenommen werden. Das kajin nur durcli eine rechtzeitige vernünftige
Aufkläning und noch mehr durch Vermeidung grober Erziehuiigsfelilei
erreicht werden. Aber von unserer Moralheuchelei bis zur Rehabilitie-
rung des Sexuallebens zieht eich ein langer Weg . . .
Überblickt man die heutigen Verhältniese, so kann man nur kon-
statieren, daß eich der Kampf zwischen Klerikalismus und Sozialismus
in allen l.ändern in einer Schärfe ausjirägt, wie wir sie vor dem Kriege
kaum b<^ohachten konnten. Oft lüütcn t^ich die l';irteicn die Wage und
wechseln sich in der Herrschaft ab. Welcher Partei wird der endgültige
Sieg zufallen?
Man unterschälzt das metaph.vsische Bedürfnis der Massen und
der Individuen. 'Die Religion des Sozialismue ist noch nicht geschatfen
worden Vielleicht beginnt iede Religion als Religion dos Sozialismus
,md endet damit, daß sie sich m den Dienst des Konservatismus und
damit des Kapitalismus stellt. Das Christentum hat in dieser Weise
begonnen. Es gab eine Zeit, in der gepredigt wurde, daß ein Kamel
eher durdi ein Nadelöhr gehen wünii^. (>iic ein Reicher in den Himm '
Rüg l-'etiscliisnms
konmiPii
1 uünlo Hai diQ^v.t^ Axiom dir i^lonschen aurRt-halloii, reiiJi mu!
-fromm zu werden "P Und etützt eich die ICirrhe heuto rndit ebenso an!
dio Armen \vie au)- die Reiuhen i.nd edmtzt sio nicht die Reichen gegen
wie der K-ummunisnius den ÖüZiahsmuH
:i haben wir in der Tat den üntergans ues Aoeimianues al. ^..>a,.v>w;
i? üor FetiBchismus ist eine soziale Krankheit. Aber da der KonihlO
'1. ■ zwiBclien Freig<Msterei und Glauben sieh verstärken wird, *nrd die 7.ahl
der Fetiechistcn wahrecheiiüich zunehmen. Eb bleibt jedem imbenoimiien.
;- sich in Einern Heime eine Frivatkaijelle zu errichten, dem der Weg ins
" (iotteshaiiB gefährlich oder lächerlich ereiiheinl. Die Fetiäcliiälen sind
Crotteucher. Hie näliern eich (iott a.uf Umwegen, sie wajideln wie in eineui
Traume an den Abgründen dßs Lebens und der Üündo vorbei. Abei- fih'
sich haben sie ilireTi (Tott gefunden. Er gibt ilmen auch die Liebe, nach
der sie verdürsten. Jeder onanietieche Akl ist in l)ii)ülarer Tendenz eine
Sehmähung dieses Gottes. und ein Gebet. Hie haben den Glauben di-i'
Kinder und der Naturvölker, der es gestattet, einen Gott zu schlagen,
wenn er ihre Wünsche nicht erfüllt.
Die Heilung kann in zwweHei Weise vur sidi geJK'li; Der Kpüschisl
erkeii]it seine tiel'religiÖBe Veranlagung und sfftzt an Stelle mmax Ersatz
religion die ursiu-üngliche, seinem gegen\v artigen Intellekte angepalito.
Er bildet, ein Kompromiß zwischen infantilem (Hauben und i^eine.i'
jetzigen Weltausehauuiig. Oder er versucht, den infantilen Glauben zu
überwinden und zu einem echten .Agnostizismus oder Atheismus zu
gelangen. Irli gestehe aber Ireimütig. dali idi den letzten Ausgang lue
beobachten konnte, während eine iiguostisdie. Iieobaebtende. zurück-
haltende Attitüde zuweilen vorkommt.
Wir haben in allen Fällen den migeheuren Ehrgeiz der Kranken,
ihren pathologischen. Willen zur Macht nachweisen können, der iu der
Chnstusneurose seinen stärksten Ausdruck findet. Aber immer gelang
es, die infantilen, sexuellen Wurzeln, die Bindung an die Familie, mü
einem Worte die T^rcwfischen Mechanismen klarzulegen. Diy Heilung deri
Fetischisten verlai^t seine Loslöeung von der Familie die Übenvindnng
seines psycho.'^eMi eilen Infantilismus und den Verzicht auf seine H\o
Idw. welche .ich m die Fornu^l pressen läßt: „Wenn ich mein geheimes
Sexualziel nicht erreiche, m vorzi.-hte ich auf je4e Form der Sexualität,"
h-i) verstehe darunter das Aueleben mit einem Objekte. Die Gefaln- der
Onanie läßt sieh aus diesem Festhalten an der iixen Idee, an der TJr-
Phantasie erkennen. Die physische Schädigung der Onanie ist gleich
null zu erachten. Aber die psyehiselie Schädigung hi diesen Fällen ist
lUk-kblicli iiml AiiNl.lii'k. n'.'T
uiK'iullich f,n-iil\ .\vdBv (»lanistisjche Akl liiHau die altP Szoiu^ dio 1 r-
KZf.iio FrPHf^!^. wiodtM- auf, ist ein Nafjol. *U'i- lioii Keti sc! listen an sein«'
l'araphiliu fixiert. Ut d&r Fetisdiist iniHtanik-, ;iid" soinvii AiitivnH isüi'iri
zu vi^i-ziditcn ujid sich nllcrotiacho Luel zu viTsciuiiUui. ^d liai mau das
Kw-Iit., von mwr Heilung' zu sprwiimi. Wir liab.'U aber iik'Iuvit l'\'i!K'
^'t-st'hcn, welche ein andei-ew \'ei-lialton xeigten. Der [''etisrhiBt hen-atele.
hatte eeme allerotiache (normale) iiefriedif^iing und .-^etzl imtzdeiu
seine Onanie ini1 Müfe des Ketiscii fort. Diese Mensc.hni ^ind in s'teliT
(Jefahi-, riii-kfälhK zu werden um) wieilei' ganz ihrer Para!)lnlie zu vor-
fiilh'ri. Hesdudcrs wenn die Ehe, was bei einer unvollständigen Seli)sl
heihmg tdl der Fall ist, iinglücklieh ausl'üllt. Nur die Psydianalyse ü^t
iiiit^tande, dii^ infantilen Fi\ationen aui'znheheii. die seMudle Deithnie
iW^ Kranken umzubiegen und ihn aui' eine andere Hahn zu hriniieu.
Der Kranke rietzt diesem Bestreben des Arztes den iiartniickigsteii
\A'i<lerst;ind entt,'egeu. Er will auf rieine infantile Lust nicht verzichten.
Hat er sein System iloeh im kühnen Trotz zu seinen AutoritäUui, be-
sonders gegen den \al<'r, ;iutVenchtet! Es dient als ewige Midmung
iter Erinnerung, daß die Erziehnngspersinieii in .sein Sexualleben ein-
g(igrifFen und iluii die süße Lust erschwert oder verboten hatten!
Nun wendet sich sein Hals gegen den Arzt, den er um Heilung
a,nfldit, obgleidi er diese Heilung fürditet, Der Arzt wird wieder zuiu
Vater, der in sein geheiiiies Sexualleben (»iugreift und es r^tören^ will.
Er btslarf großer tl!era|)euti.>^chcr Kunst, uju in der Analyse diese Klippe
zu umsehiflcH. Dem Kranken nmß es imniei' wieder klar gemacht werden,
(laß er ge^ien seine Heilung ankämpft, dal,; er den Arzt eniivertef. und
läeherlieh niaeht, um über ihn zu triumphieren, wie er mit soniem Syst^>in
über jede Autorität triumphierl b;il. Der Kranke mulJ es .sdiheßiid,
lernen daß er sidi sozial unmöghdi niiidii und innner wie<ler die cm-
laeJie und dodi für ihn iinfaßbare Wahrheit erfassen: T.ui res agitur!
|),M- \1-Z1 iiat enien mächtigen Helfer in der Talsadie, daß die
Mitteilung der fetischistischen rhauf.asien zugleich eine Entwerluug
.lieeor Gebilde bedeutet. Die Lächedichkeil tötet' Cnd alle du^e let,-
^■histisdien Spielereien haben etwas Lädierln-hes an ..id.. Ist der
Knuike schon sr> ^veit. daß er während einer fetisdiiBlmchon 1 hantasie
.ich kritisieren kann und die Läd^edichkeit nidit nur einsichi, sondern
;,„,,1, rnblt, sn hat er die Macht, <len AlTektransch zn überwinden, ni
aen ihn seine fetiKchistisdie Phantasie versetzt hat.
l)n^ forensische Seite dieser Frag<'. darf nidit überseiu>n werden.
Wir h'iben an zahlreichen Beispielen nadigewiesen, wie die nnlerbt-ssene
H'Uidlun- zu einer Ersatzlmudlung drängt. Alle diese Kranken stehen
. unter der Herrschaft eine^ Impulses. Sie kommen al,< Kleptomanen oder
IMiibitionisten leicht mit dem Berichte in KonHikt. Die Frage ..stral-
m
598
Fetischismus. - Rückblick und Auslilick.
i&
; i
bar" oder „nicht HtratTaai'- ial nicht so leicht zu entscheiden. Würde
man für alle diese Fälle Straflosigkeit infolge von zeitweider Un-
zureclintingsfähigkeit oder wegen unwiderstelilichen üraiigea fordern,
ohne sich uni die Kranken weiter zu küiumern. so würde die ZaU dieser
W'i-gt'hen ßifherlieli ansteigen. Die Furcht vor der Strafe hält viele
Fctiscbisteii vor irapulshandlungen zurück.
Aber wir können die eine Forderung ötelien: Jeder diesei' '['Äiv.v
Ist einer analytischen Untersuchung zu unterziehen, die zugleich eine
iuiaiytische Behandlung sein müßte. Ergibt die Analyse dad Vorhaiideii-
tiein eines echten Fetischismus, so ist Straflosigkeit auszu^iirei^lien i'es[i.
Nachlaß der Strafe, Aufschub bis zu einem Rückfall und der Kranke
wäre, statt auf Kosten des Staates einige Zeit in einem Kerkei' (Hier
einer Irrenanstalt zu verbringen, auf Kosten des Staates zu behandeln.
Der Fall Nr. 59 von Petersen zeigt., daß solche Fälle auch ohne Analyse
geheilt werden können, wenn der Schock des gerichtlichen Verfaln-eiifi
alle Abwehrkräfte der Seele zum Kampf gegen die Faraphilie mobilisiert.
Um wie viel wichtiger und tiefer eindringend ist erst die analytische
Behandlung, welche nachweist, daß hinter den angeblich ersten anfi-
lÖRt^ndon Momenten noch viele andere verborgen sind, ohne deren llew.ißt-
ma.-h.mg und Überwmdmig eine Heilung unmöglich ist'
Der Gericlitsarzt der Zukunft wird Psychiater und Analvtiker .ein
müssen ,ad,e Zeit i.t nicht mehr ferne, daß die Analvse ein , d ' r
S" m T "^'t"^ "'" '''-'■ ""'''■''' -'"'^^•- ^ ^^-
h" banalv "'"" ..^^'-^^'"""^^ « - u a 1 w . s s e n s ,- h a f t und
f^^>c.hanalvse müssen ' n d e n a 1 1 g e m e , n e n Lehrplan
\:,:'':i::,z '•-'^^"'^'■"^«'^"-'. für xrzte
ÜC-
Sachregister.
Diu Zifforn hadBotBii dia SflilfloKBhli'n.
4.
Aikoholisnius siehe Xarkotimiaiiic.
Anästhesie at), 43 f., 50. ä7, 09, 61.
Analsexualität 19, 90, Ußf.. 45:^, 455,
491, 508, 610, ü91. '
Anfall 44. 46, 54, 112, lU, 131.
AogBt 303, 305, 357 f„ 424, 438 f., 445.
AuimismuB 368, 583, 586-
AntifctiEchiBmus 19, 244, 246 fl'., 395-
AHkesfi 29, ÖO, 67, 93, 101, 145, 179,
m ff., 188 fl-., 221, 226, 263, 269, 301,
305. 364, 399, 401. 404 f., 411, 431,
445, 450, 452. 455, 532, 567, 570.
592.
AfithiiiH 307, 325. 348 f.
Atavismus 14.
B.
BackenfetischiBt 289 ff.
Bipolarität, Gesetz der 92, 255, 386, 565,
572.
BiisenfptisphiHt 30 ff., 131.
C. .
,;hnsl,isueui-ose 93t.. HO, 144, 181, 19lff.,
212. 216, 222f.,284, 299, 301.321.
■ 367. 499. .'■.32. 553. -WO, 570, 590-
Uämmer/ustaud 26, 29, U, 107, 160, 236,
242, 397, 401,
UepressioD 54, 102, 408, 559,
üon Juan 15f., 101, 150-
Dromomanie 4:46, 67,107, !.;2, 195. ^40,
401.
I>nickfeti8chiät 233 f.
1^.
EiitzicliTiugakoniplox 222.
Enuresis siehe Uriiisesualität.
Krogene Zonen 2, 13, 30.
Exliibitiouismits 213.
Erstes Erlebnis 2, 65, 108, 130, 188, 215.
228 ff., 252, 259.270, 293 f., 304, 312,
366- .^98. 403. 410, 417, 419, 563, 573.
F.
Fei-d.3o Sache 17,
fc'Iaggclantismus 266.
Flucht vor dem Weibe 2, läf., lö, 25.
28, 41. 67. 80, 89. 137, 148, 154, 160,
188, 253, 292, 400 ff-, 417 f.. 445, 448,
.^e2, 574, 592.
Frack fetisch ist 246 f,
FiilJfpliHclii.i| 185 ff.. 247,
Gelllüde 287, 297, .584.
ÜerichtsftDJilytiker 598,
Geruch siehe itioohtrieb.
Gummi tetisch ist 82 ff,. 102-
Gilrtelfetischist ß2 f.
H.
Haii.ifi'liBchist i;i,^ ff., 138 f., 145, 253
Hand-scliuhfetisthisl 82 f.. 253.
Haremskult 15, 25, 43, 29. 51, 62, 64 f.. 80,
83, 85. 89, 101. 104. 131, 142, 147,
149ff.. 152ff., 101, 180, 253, 258 f-,
263, 2G6f., 29Ü. 365, 400 t,. 406. 427,
44.5, 448. 584.
Hcpbepbilie 41 1'
Her/neurose 172.
Hemdeufetiäcbist 104 f,. 107, läOf , 153, 1.57.
60()
Sachregister.
Uomosexualitäl 1. 19 ti"., 3^ f., 37 i.. 42 1..
51 IT., S5, 57. ß4, 72 ff., 79, 101. 108.
113, HS, 121, 123,127. 130, 13(3, 139.
IBU, 250 fi., 258, 2G3, 261), 299. 335.
422, 425, 432 f., 445. 451, 532, 552,
5,'i8, .ößl, .'104.
lloKcufetiscIiist 2(54 ff.
HiitfetiEchist ß2f,
I.
Meiil-Iiih 55Ü, 571.
IdpiililiKieriiiigmit dorn Fetisch 2(;7, 290 f--
303, 305. 41t>. 418f., 433, 4ti3, n(iO,
584, 591.
Itcipotcuz 9. 29, 30, 80. 86, 89, lOl. 10(5 ff..
129, 137, 140, 148, 152 f.. 155, 162 ff.,
173, 221, 236, 239, 342 ff.. 25«, 25H.
;K15. 41H, 434, 552.
liii]iiils 255, 597.
Inzest 7, 32, 92, ]IX)f., 104 f.. 113. 126.
130, 150. 153, 157 f.. 2.^7. 249, 263.
287, 299, 325 f., 3(57, 566. 574, 586.
infaiitilismus lö. 21, 25, 29, 41. 48 f., 55,
(L^yS. 105 f- 118. 144,150, 219, 236[.,
250, 263. 269. 2K5, 299. !!22, 337, 36G,
, 453, 589. 591.
InsekteiiaQRSl 269.
J.
.liitiktim 287. 296. 301. 445. 454. 521.
K.
Kampf fior Ciewchlcclilcr 16.
KaiinibalisDuiK 409.
Kastra,tiousl(omplex 112, 124, 195 ff., :J05,
214, 217, 222, 257, 288, 408 f. .' 410,
458, 478. 497, 542, .551 f. , 554, 5.59.
561.
Kaufzwang 44, 48. 149, 157, 266. 43(5.
isloidcrfctiscliist 4, 16, 42, 64, 104.
Kleptomanie 25. 30 f., 39. 42 ff., 48 f., 51,
54, 57 ff.. 60, 62 ff., 65. 104, 10?!
■. 130f.. 147. I.50f., 1.52ff., 156. 159,
254, 303, 32.5, 397, 436. 448. 453. 45,5.
472, 508,
Kliinakteriiim 64, 59,
KiKipffctischist 245 f.
KiiiiKtitiitiiiii 12 f.
Kdplsclimcry. 261. 398.
KorsettfetiscliiBt 89, 161 ff., lS2ff.,256ff,.
423 fl.
Kragen t'c tischist 239.
Kraukheitsfetischist 409, 417 ff.
Kriminalität 29. 34, 95, 217. 232, 242.
320, 3.57. 361. 367, .559.
Krücke u fetischist 410 ff.
Kfinstliche Träume 926.
L.
Loderfetischist 158.
Leibsdiiisselfetischist 102.
Liebesbediügungen 1. 30 ff., 80, 106.
I-ockeiifetischist 157 f., 161.
Lust ohup Schuld 93.
M.
Masochismus 84 IV., 92, Hill. 109. 138. IHI-
187, 194, 231, 269, 298. 396, 42'-' 445
^ 565, 573-
Mcustrnatioii 47.
.Miudenvcnigkoilsgefülil 340.
Mitleid 17.
Mfitzeufetischist 152.
S.
Sarkotomaiiie 59. 61 ff.. 29]
Nar^iÜmiis 26, 66. 86. 94, 103. 144. 284-
-163, 550, 554 f., 559. 563, 565.
Nekrophilie 354.
i>.
übsitipatioii 3761'.
Ödipuskomplex 22.'i. 55«
Ouaui6 6f.,22f„2ߣ., 29,31. ,57ff..60|-.,
f5-'f- 67 f.. 8()t.. 85f.. 101, 103, 108.
112,136. 147 ff„ 150,155,157, 162 ff,.
180, 2l(if.. oäi_ 238, 247, 26U, 269.
29üf., 297, 30:iff., 325, 339. 371, 3991.,
401- 418. 425,432. 435, 441,445,592.
>*.
PiUlophilie 110.
Paraphilie 11, 90.
Partialismus 19, 30 f.. 40. 10(5 f ,3| |(;i.
249, 252.
Pelzfetischist 56, 397. 411 f.
Perücken fetiBcKist 151.
Pikazismus 18, 61, 409.
Platzangst 186 ff,, 190 ff. 201 ff.. 212.
Popofetischist 30 f.
Pruritus 61.
PiippeHfetischist42 ff,, 50 f.. ,53 f.. 55f., 62.
»^
Safhrefjister.
601
H.
Hpilii'NliililiHLg siL'lii' Hiirciiiskult,
iiHifiiM» 80, '.i^i; mtf.. IHl, 11)0, t'öG, 297 H'.,
;101, TtnS, 502, 572, bli, Ö83, öilC.
i;iccl>liist 8'J. Ul. l-iS. 1S7. äfi7. :?fi7f..
4f)1, 52], 085.
HöBPiifi'tiscIiist 15.
S.
Sii.ÜBmiia 17, 73 f., lOüff., 1211 f.. 125, l36.
143, 181.221, 240.242. 240, 250. 2fi9.
,^31. 325 f., 333. 354. .-«il . .%«. 373,
379, 382 tt\, 3% f., 405 H'.. 408 tf,. 421 f..
432, 435,443, 445. 448. 4,i3, 561.5(55.
573, 593.
3a.mmültrieb siüln- Haroiiiskiili.
Sjimffo tischist 58, GOf.'
Hc.liailenfroudc 17
Schenken 333.
Kehlüsselfetischist 159.
Sdiiiiiiekfetiscliist 15, 152.
Seh n 11 rrli ante tisch ist 247, 251.
Sehiihfetischist ti, 22 ff. . 152, ISä., 228 f..
238 11'.. 242ff,, 2öe, 265. 37111'., 373tl'-.
Mi}.
Kciiürzenfotisu^hisl 157, 25!) f., 3Ü3 fl'.
SehweißfiiB 209, 239, 241. 253.
Kcideiifi'tisf^liiKt 64 f.. 57 ff.
SoldalCJi 251) f.. 2t>5.
Spieler 391.
Siol/. auf <iie Kmnkheit '.H. 2.32. 263. 285.
293, 295. 319, 573.
Slrdiiipt'fi'liBi'liisl 152.
Synihiil .'>75 'l-
yj.6te.n8n,3ü5, 368, 539,575. 58S. f.
T.
rivschcnliichfctiscliisl 154 f-
Teilan.iehiiug sieh,. Partiülisn.u..
■rninsvcstitisn.u>^ 34 li.. 151- 154, 183f-.
565, &G9I.
TnifRniiiieriiiigeTi 188, 563-
Uuiftinnfulischist 250.
ITuruhi- 149, 151. 15^. 399 f., 455.
lliilen-ofkfptisRhisl IUI, 154, 157.
Urinscxualitiii 233. 257. 291,337.339.
367, ,-)91-
rrinliusL'hpiifL'liiscliist 102,
V.
Variatiousbediirfiiis 1.
Vprliiinilf.'tiiicliiKt 2'!0 )!'. . 423 ff.
Viifdiciitiiiirr 22.-). 237. 263. 306, 368,389.
394. 533, 582.
\is;i(ka.rtoiifi'tisi'hi!;t 157.
Wade 11 fetischist 67. lÜÜ If.
WarpnhausdiebsU)il Mclie Kloptomaiiie-
Wiisdiefotischist 153 f.. 157.
Weibliclio Ketiscliistra 16. 29, 42lV., .50 fl'..
242 f.. 534, 5f)0.
Wiudfi'holuiigszwaug 25. 151, 15H, H'rli.
Wiederkehr des Gleichen S.
Wurstfetisehist 159.
Zableiisyrnholik 69. 76 «'., 142
ZahuarKtpboliii- J41, 445. 4(i0. 471. 479f,.
.192, 522.
Zahnfetischist 39S.
Züpffetischist 17. 397, 400 f., 40S f-
Znaiig 92. 9Sf.. I43f.. 151. 154. 155.
181 f., 187, 221, 226, 239, 241 li., 244,
250. 25;i, 255 f., 265. 267, 2901., 304,
325. 365. 368, 375. 378, 4.'.2. 550.
591.
Zwauf,'snoiiri>se 101., 29, 80, 89, 91, 1Ü6I.,
111. 122. 140f., 181, 187, 222. 255,
302, 368. 400, 591
Zwickerfptisphist 409.
Autorenverzeichnis.
I)[o ZiftBrn budenten die SBilenzahlm.
h
^
k
A.
Abraham K, 10, 89, !84,
241, 156ff,, 287f., 2Ü7,
qOO, 579, 585.
Adler A. 1, 13, 15, 182,
Ut:i,208,äl5, 285ff.,3ß7,
390, 4Ü9, 560, 58G.
Aigremont 185 f., 201 f.
d'AuDUOKio G. 135.
Armand S. 104.
lt.
Beck 152.
Bi(iet2,ll,lH(5, 25a,ai5öf.,
368, 371,
Binswiingcr L. 375 ft'. 379.
393, 395, 59ü.
Bleuler E. äSfl.
Blocli J. 4(}9.
Blilhcr 13, 437-
Boas K. 4HT., 49, 52 f., 55,
57. 5!1, 151-
Brillil 1,. 141, 369.
C.
Ctiari;ol 37]-
Gk^rambauJt 41, 47. 51).
Creiizer F. 57B tt'.
l*.
Dcsciirtes l(i.
Dohrii lt., H. 56«.
Dubüissou 40.
Dupuis 577.
K.
Kulcnbnrtr 'i ■ 9. iM, 61,
4(19.
V.
Ferö Ch. J7, '^33, 23(i. -
Fercucüi S. 590.
Frank L. 491;,
Freud S. 2, 5. lOfl-, 15,
90, 99f. , 131, 133, 141,
151, IGO, 188, 190, 201,
270, 283, 288, 295, 3Ü2,
324, 3f!5, 393 f-, 449, 559,
571, 573, 579. 582. 584 f.,
591. 597.
G.
Garnier P. 3 f., 10, 21, 5B,
64, 104.
Ghil R. 577.
GrooB K. 445.
Gross 0. 45, 408 f.
Giltheil E. 534.
H.
Hagen A. 159.
Hahu K, 147 ff.
Hammond l.i2f,, 182 ff.
Havolock-Ellis 4 f.. 14 f..
145 f.. 22(i, 232. 242.
Hegel 577-
Heuoch 343.
Hillebraud J. 578.
Hirschfeld M. 3, 18 ff-, 1U2-
153 f., l.-)8, 184. 244ff..
249, 252, 25S, 395. 403 t.
5Ö3 ff.
Hitsehmariu E. 291, 591.
Höffdiiig 578,
Hoffniiiuu l„ l.'i2.
Howard IB.
Hug-Hellinuth H. 242 f,
I.
Ibsen H. 44,
J.
James 331-
Janet 408.
Jasfrowitz 397.
Jeanselme 254.
Jentseh E. 226.
■Jodl .^77.
Jones 581 f., 584.
JnngC.G-90,394, 579, 582.
K.
Keferstein 152.
Keraten 61, (J4, 157.
Klages lUü.
Krafft-Ebiug 29, 55, 240,
417, 565.
Kraus 154.
lijetschmer 26.
Kronfeld 412.
Lamprecht 578. •
Lauge F. A. 578.
Laoglois 57. (jü,
Laquer 42. 55.
Leppmaiiii 17, 401,
Löweufeld 238, 241, 243 f-
Liidnig 0, 152,
n.
Magnan 371.
Marciise H. 534.
Maresch 253.
Merzbach 2, IG, 18, 161.
Mißriegler A 224, 533-
\\
Äutorenverzeicliniii.
603
MoU 2, 15, 135ff.. 1'39, 46ti,
Morel F. 221.
Motot 401.
-Ncstroy -1- 571.
NJptKKP.he 285.
P-
!'M.pin!nheiiii ti2.
Fassow 154.
Vetprseii :-(98, bW-
R.
ILiiDk U. 579.
ItcitKCuatein F. ili'i.
Riklin 579.
RolHiiat 105.
H.
Sachs H. 579.
Sadpti- J. lOf-, IS, inO,
131, 133, 155ft., 2-13. 3lj(l.
58&.
SaussurQ 254.
Scherner K- A. 203 f.
ScliiiaiT 496.
Sfiliiesinger M. 570.
Schopeiiliaiicr 577.
Seiif M. H, 101.
Sigg 81. 91. 93, 95. 97,
103.
SilbertT H. 221, 281. 327,
367, 37(;f., 5-8f., 581 f.,
584-
Soqiiet 401.
Stikrkc 214.
Steiidabl 3()8.
T.
TroeltBch 588.
II.
Useiinr 577.
Vaihiiisci 11. 255, 3i!9.
58i;.
Veripliaritor 105.
Verlaine 577.
Vinclioii 42 f., 4Ü. 49. -53,
5.i f.
Viollet S«, 28.
Visclier V. T. 577-
Voisin 401.
•w.
Wa-giicr-Jaurcgg 130 f.
Waltlier 0. 258, 263. .
Wober U. A. 24ß.
Weil A- 534 f.
Wulffen 157, 401.
Z.
Zippe 155.
I
:»*■
Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin« Wien.
ii
1^
1
Störungen
des
Trieb- und Affektlebens.
(Die parapathischen Erkrankungen.)
Von :
Dr. Wilhelm Stekel, ......
Nervenarzt in Wien. -., . .
Das großangelegte Werk isl aus der Praxis für die Praxis ge-
schrieben. Es wendet sich vor allem an die Praktiker und bietet ihnen
einen sicheren Führer in das schwierige Gebiet der Psycholherapie. Denn
Slekels Arbeitsweise beschränkt sich nicht auf die orthodoxe Analyse, wie
sie Freud und seine Schüler üben. Er bietet sozusagen eine gereinigte, von
allen Übertreibungen und Künsteleien freie Analyse. Er wandelt meist
eigene Wege oder nimmt das Gute aus allen Schulen. Der Arzt findet alle
Auffassungen und Feinheiten der modernen Psychotherapie an zahlreichen
Beispielen erörtert.
Siekels Werke sind nicht theoretische Betrachtungen, kühne Hypothesen,
gewagte Schlüsse aus vereinzelten Beobachtungen. Er entrollt erst eine Fülle
von Beobachtungen, läßt zahlreiche Kranke an unserem Geiste vorbeiziehen
zerfasert ihre Leiden, zeigt überall die seelischen Konflikte und wie sie sich
als organische Symptome äußern, und zieht erst aus den Tafsachen seine
Schlüsse. Seine Arbeitsweise ist eine deduktive, wobei der Leser den Vorteil
hat. einen Blick in die Werkstatt des Scelenarztes zu werfen und seine Er.-
kenntnisse zu kontrollieren.
Die analytische Literatur ist so angewachsen, daß es dem Anfänger nicht
möglich ist. sich durch eigenes Studium die notwendigen Kenntnisse anzueignen.
Stekels Bücher sind die beste Einführung in die Analyse. Sie erleichtern das
Verständnis der Werke Freuds, ohne Auszüge aus Freud zu sein Sie sind in
erster Linie didaktisch gedacht und bilden in ihrer Gesamtheit eine Schule der
modernen Psychotherapie.
Die gesammelten zehn Bände bringen auch eine neue Fundierung der
Sexualwissenschaft. Während die Werke von Kra/ft-Ebing und anderen Sexual-
forschern rein deskriptiv waren und sich nur hie und da psychologische Ansätze
zeigen, wird in diesen Büchern die Psychogenese der verschiedenen Perver-
sionen, die Siehe/ Paraphilien nennt, klargelegt, so daß sich der Therapie
ganz neue Wege ebnen.
Die Bücher bilden in ihrer Gesamtheit eine wertvolle Ergänzung zur
klinischen Ausbildung. So lange es keine Lehrkanzeln für Psychotherapie und
Sexualwissenschaft gibt, sind die Ärzte darauf angewiesen, ihre Kenntnisse
aus Büchern zu schöpfen; kein zweites Werk erfüllt diese Aufgabe in so voll-
kommener Weise.
Aber auch die Spezialisten finden genügend Belehrung und Bereicherung
ihres Wissens.
1
Bisher sind erschienen:
Teill: Nervöse Angstzuslände und ihre Behandlung. />^"^, ^^r^
mehrle und verbesserte Auflage ,1 »
Teil II: Onanie und Homosexualität. (Di. ^^^^''f'l[\^'^^'°lli
Zweite, oermelirle Auflage .... ^^- '*■*■ ^ .
Teil III: Die Geschlechts Icälte der Frau. (Eine Psychopath^^^^^^^^
weiblichen Licbeslebens.') Zweite. i>erbesserle ""^£^^^3^^' geb. 18
Teil IV: ofe Impotenz des Mannes. (Die P-y^^isch.n Storung.n^ der
männlichen Sexualfunklion) ^^- '.'X^.^^,
TeilV: Psychosexueller Infantilismus [^iX.■^TSzSt %. 2i
heiten der Erwachsenen.) Mit 8 Texlabbild. . t»^- i'»-'^' 8*= .
Teil VI- Impulshandlungen (Wandertrieb. Dipsomanie, Kleptomame,
^^* pT^omanie und%erwandte Zustände). Mit ' ^^f_f^_^';^^^^,^'21
DU. innerhalb Do.,sd,l„nd "X^rOn^^ll"? iÄ"bÄÄ.-
In Vorbereitung befinden sich:
Teil VIII: Sadismus und Masochismus.
Teil IX u. X: Zwangsneurosen. ,,,sam'
Ein Ergänzungsband (Technik der Psychotherapie. Sachregister, zusam
menfassende Erkenntnisse) soll folgen. u- h». ..rcrhienenen
Die große Beachtung und vielfache Würdigtmg. die ^'^^j^^^^^^änSn
Teile des Werkes erfuhren, zeigen die auf den folgenden Seiten abgedniCKien
Auszüge aus den in- und ausländischen
Urteilen der Fachpresse.
Teil I: KervttB« Ai.tf«t«..«t«n.lo ..«U ll.rc »olmn.ll«!.«.
.,. ,- lu t LiU^- flio Vfirf-isser ffibt. sind lüe tcliniHClius MiUenal mfr-
Psychoanalvse, eondern weis«» n^imantlicli ..«eh ^ z.itid.rift fu. r.,v.hiMri..-)
B,b.™ij.»sw.rM .uf „..b,,eh».e.. "« -«l« '" =*"'*•"
Senen aml verküpptt-n Neii.-öSüD Lekioh >st i.n.l dari>n, .F'"^^^_^^^ .__ ,M„rti.*ni.H,. Klinik^-.,
, urteil über (iin Mftliode bildet, «o/.u ;,^r..Qc (.„„lin^.r kiini«!.- ■«'.ri,.n«chr,ft."i
he^Hbt.!. Verfassers »'^''^ J^"^ ^ ■,,„ ^,i„,„,„, „„d ,..a,eiten Uaeb. eh.a Monge
Auch der prak ■seh', '^^f^™ '"äi,,, KuKtünd. Air d.n prakti..U.n Ar..t uinfas.en
„flt.li.h.r Hinweise. ^^kI J -c^'';^^; ^^j^^j,^^,,.,,,, ^ie bi.ber mit Ncnrasth.me bezeichnet
sie doch Iliich -SVfin/ zugleich last .im ')]l^^^^^^^^_^,^ „„ ,c«rr^pnnd>.o '.»'»'■ f^ir H.hv,.,.,.«r A™« ..
wurden. , ^ „„, yi,,,,^ AnKuhl .■iifier V.irm.Uicrungiin /■'Wb,
Verfasser lost sich ^^^^^J ^, J^ w..nth,.<,rio d.r Ne«r<...n , und bekomm Ja-
„an>,.ntüch von ler I';'^^"^;^"' ,f ^'^ ' richtigere Hasis. l.n ITin.ip ancrkemd .t anch die
dnrch ein. breiter. nn<! S^^^'J^; ^^J ;„'",; «position cn und llraachcn; dod, bc«cbrankt er seui.-
hereditären nnd iiberh:.tipt P' -;;;;f;;''^J, ^ ,B„u/.r .n d./ „Mü«d,.n.r ,„«d. W..oh.,...brlft ..
AnsfülirnTigon auf .Icn ps; _ ^ ^^.^ Psychopatholosie l)eschilluiri
Eb ist aneb ff.r ''«'"f ."'--"', 'fA„rTu«'-en a^i. öerj^niRen Psychülo^ic, die man
S/;"L"e!l ni,serer Kra.kbeite« beherrsdu. ^ ^^^ ^^^^^^^^^^^^ ^ wo...n»hr.ft-.,
i
Cet aperijQ nons peruiet de nons borner i aignaler cet oovrage comme un recneil
inWresaant d'observations de differentes modalitds de rangoisse.
(.V. T^-nel in oBbtob KenroloBiqne".)
All kinds of nenrotic aad hysterieal syniptoms are most iagenioQsl;' traoed bv
analyais, and the results recorded testify to tho valaa of Freud'fi methodB. even if one is
rol convinced as tn the accuracy of the tbeories and interpretations.
(„Kbw York modicil Joornttl.")
Ich halte .'j/ekcls Buch iiher Ängsten stände fdr ein Standard work , einen Markstein
in der psychiatrischen, spezieil psyphotherapeuti sehen Literatur.
(Geb. SanitftUrat Dr. Gtrsltr in ^Die nouc Generali od",)
Teil II: »uiinlo nna UoinoBexnalitat.
... Es wäre lebhaft zn bedanern, wenn das vorliegende Werk nicht die volle
Aufmerksamkeit der ivissenschaftljolien Welt fände, denn mit seinem tiefen Ernst and
seiner Fülle von tasuistiscben Einzel heiten ist es eine Knndgrabe der Erkenntnis, deren
Bedentong' wohl in erster Linie für den Arzt, aber in weitsehendem Maße anch für den
Krzieher, den Lehrer, den Geistliclicn und nicht zaletzt für den Kriminalogen gegeben ist. . . .
{Horch im ,,Archiv für KtiminBloEiB".)
Ich empfehle eine ansgiebige Vertiefung in das mit würdigem wissenscliaftlichen
Rmst und in reizvollem Stil geschriebene Werk angelegentlich.
{Ji'üriWiisjT iu der „DtiitachBn madii. Wochenschrifl",!
Erfahrungen wie die S/ekele müssen znr Kenntnis genommen worden. Jedenfalls
schreiten wir fort. Dies zeigt das Buch Stekeh im Vergleich zu klassischen Werken über
SeXflalpathologie. (/(nima-nn in „Jahrbüclier für PavchiatriB".)
Das bedeutsame Bueh bietet den vielen, die noch nicht wis.sen, was alles Strebungen
und Gegen Btrebun gen in unserer Seele bewirken können, eine Fülle von Neuem und Gutem,
aber auch denen, die sich in der 3ache bereits auskennen, eine Men^e von neuen liei-
.■^pielen, Anregangen und Fragestellungen, iBi™;,r inder „Miinuhner mediz,''wooi,eiischnft",i
Der Wert und die Bedentnng des Stekelschea Ruches liegen aber weniger in
diesen theoretischen Auseinandersetzungen, als in den zablreiehen mitgeteilten eigenen
Beobachtungen mit meist sehr ausführlicher und sorgfältiger psvchoanaivtiseher Dar-
legung. Diese Krankengeschichten wird wohl ieder, auch der Psychoanalvse mit Znriick-
haltnng gegenüberstehende Arj.t mit großem Interesse lesen, <js„^fc„,, i„ J^^,^ ^,,„.^._,
Stekeh Werke geben dam praktischen Arzte viel AulÜärang und Wissen von Dineen
von denen er bisher nichts wußte, so namentlich über die Bedeutung von Psychologi''
{BU,^hma7in in „Internat. Zeitsehr. f, Pejchomaly»«-,) "
und Sexualität in der Medizin.
Man wird wohl mit einiger Spannung den weiteren B-inilBn Q.,tn.„,„ v. j- i-
St. hat jedenfalls Einfälle, oft recht eiulLhtJd, -weilen" Jb^tT^n:r 2,^^^^^^^^^^^
Er >st noch n,cht_ im S^ema erstarrt; seine Anschauungen weiten und lande n sthlues
l^dp'if'als Z"^Zl auseinandersetzen müssen, ihn bilUgen oder bekämpfen,
jedenfalls ihn lesen. ,«„.. ^,„„ ,, ,,,„^,,,1. ,. ,, ^^ ^^^^^^^^_^ ^ p,,,„i,,,i/>
S/<.M has given in this book a separate discussion of onanism or masturbalion and
of homosesnali ty as of two phases- of far more prevalcnce and importancTThThad oncc
been considercd. — His review of the situations in reeard fn hnii, ht . ■ I 1 , ►
bring the importunce of this matters before us a.s actuaireÄ =J jf J''''%''f t "'
in ever). life, Tbc are of pressing importanoe for ,he psyc£^7st '''^"'^'^''^ ^'''""''
(Jonrnol of K,.rTnus and mBntal DiwaiB
T«ll III : l>ie Ueschlcchtskällo der Fr»u.
"B, Nbw York,)
Jeder, der ein wahrer Frauenarzt ist, sollte sich in dieses Buch vertiefen Fine p-e
waltige Erfahrung spricht au,. Sickels Bach; eingehende KranfcenschUderunE fesselnde Dar-
stellung, überlegene Entwirrung verwickeltster und verfahrenster SeelenvoSiSr "^^pfb,
es zu einer bedeutenden Erscheinung des Biicbermarktes und ziehen aach den der nicht
allen Folgerungen dos grnndgescheiten, belesenen Autors folgen mag, von der ersten bi.
zur letzten Seite in den Bann der meisterhaften Verarbeitung.
iKriUler in der „Mad, Klinik".)
Uet belangryke van dit boek blijft dan ok het diep gaande inzicht, dat Sfekel
„„s goeft in het ontsfaan en wBzcq der dyspareunie eu het feit, dat hij ongekende per-
spectieven oi.ent b.j de bestnjd.ng dezer afwijking. L, het bijzonder moeten dezc
vraagstukken den vrouwenartseu ter harte gaan.
tr^« dir ChiJ, i„ .KeBdorlandacb Tiidechr, voor GeneeBkunde".)
Stekels aaßergewiihnhches %^crdienst ist es, daß er uns zwingt, von einer er-
drückenden Fülle von Tatsachen Kenntnis zu nehmen, die er uns mit leider noch immer
beispiellosem wissenschaftlichen Mut zur fiffentliclien Beachtung anterbreitet Beobaoh-
tüEgen, die so ius Einzelne Rehen, «o lebenswahr sind, daß es oft eines besonderen
Beweises für daraus zu ziejiciide PclilciB folge rangen nipht mehr bedari.^^^^ o-n^ntEoD.")
Ein sehr ksenawertes ^n& trote niancher Längen in 6en Lebepsberichten inler-
essantes Bnch, das sieber zu den besten Bi-fhern über die ^''''"«l^^f ™J'' ™i"t
psycbe gebort. Die modernsten Fragen werden berührt, neue Gesiohtspnnfete Besucht,
ye^treibLgen in MetbodiW un. Deotnn. ^'^J^::^^:^^.^^^^^^
Alles in dien, ist das B;ieh Stekch ein Werk, ^m ich weiteste Verbmtung
wünsche, nicht nur in den Kreisen der Xr.te, s.mdern aoch in den K^iei^-^n d" J"^^*«"
und Pädagogen, der Nation alokonomen nnd Theologen. Erst das Verständnis des ^.eelen
lehens des Individuums k.nn VersUindnis für dJ^.J-^'" .!Sh"rSwU.«n...M
Bisweilen sich in nivstisohe, unkontrollierbare Tiefen verHerend behandelt der
Autor immer geistvoll und oftmals menacbtieh mehr als nchtig dieses kompa.ertolroWem.
{Ollo Aditr im „Archiv fUr FraTJuiikundo iinQ huBunti .j
Trota der AusstdlnnRen verdient das B.ich als das Werk eines imsemein b«""''''^^-
reichen, originellen, schöpferischen Denkers R.aehtnng in allen arztliehen und P^>;^J^'«'' "'
kreisen, die an der raschen Wandlung sexualwissenscbattlifhor Lehren nnd der pr.iktischPti
Verwertbarkeit Interesse nehmen. -(f'foc«!. iü d«r .B.TiiqBf kiinisthoi, Wochanschnfi .>
Das Werk bildet eine Fundgrube inr alle diejenigen, die berufen sind, in die Tiefen
äes menschlichen Lebens hinübzusehon, und dürfte für jeden Juristen, der es mit seinem
lierufa ernst meint, eine Unelle der l^^kenntuis^.nd An^^^^^^^^^^
Es ist nicht möglich, in einem kurzen Eeferat auf die Fülle des^ •^"«^^''^i-eMtl^
einzugeben, auf die vielen Krankengeschichten ond d- «- ^lese^ - ^^SNJ Ä -
=!ehliisse — Ich kann nur sagen, daß das intensive Studium der ÄfcAelsccen »«i „Ji,„(„
Ant^auf dasAngcTegen-üchsle^u' empfehlen ist es wird --« f-^J--fXn,n eT
Weise erweitern; ohne Psyekelogie und y^y'^^;^X'^^',:^:JT:^:°S^.'.,
Teil IV! l>IO luil»«'«"» <*•■" JIIniineH. ■ u t
Wenn der Verfasser sein bisher vierbandiges Werk als „Lebenswerk bezeiohnet,
so k.u,n ma. ihm das anfs Wort glauben: Um ein Thema so wie " .''«'■"''^« ° ,^" \X„;
maß man die Erfalirang em<^s an einschmgiger Tätigkeit r.,chcn ja "berrechen Lebens
besitzen I3as Buch bebandelt zwar nnr die psychischen Wnr..eln der Impoten. nnd die
Tb S -nä Technik der hierzu einschlägigen Psyclmtherap.o, bekommt aber l^d^rcb mnen
ungemeinen Hei., daß diese spezielle Therapie die ureigense Schöpfung des Anlors d^^tellt.
der sieh von jedem Dogms einer b«««™"'ten^,ff^'^jf. ^^:'^tIL,..„ „.d. w«..«.chrif.-.)
?:,r:i::S'i'£!Tel,rLÄ"/vJ;^^ Ka... werden tr..tz manchen Wenns
„nd Abers mit Genuß und Gewinn «tüdiertj-erden. ,_^ ^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^ w..h«n-chHft^)
„Ein guter Arzt muB ^n gut« Mcnsehenk^er^ein. ^iese^i. die^^|tze^^
.SV.A-./s-Bicsfnarbeit ^''f^^.^^;^^,^:^:^^ Irchgeführte Werk, dessen
groß angelegte und ""'^'' .■"'^.;;'' f ^schadet der bahnbrechenden Leistungen seines
dauerndes Verdienst es ist, dab ^^ '""^ jg„,,tisehc Durchforschung des gesamten
I^hrers Fre^'d) zun, ^^f ". ^-J^,""' j i^t bat. Ein gewaltiges Neuland tut sich vor
Trieb- und Affektlebens in die Wege geieu ^^^_^^ ^^ ^y^^,,,,^,-,,, rar s»n.i«,«.<-..oi..f.^)
unserem erstaunten Blick aal, - . ■ ^^^^^^ ^_^ ^^^j_^_^ j,^„ ^.^^ i
Stckel beginnt seit seinem AMall o" ^^.^^^ Überzeugung nicht verbirgt. Wie
feststellen, daß er ^«i"V,^'f f ° Ä die es ein lebenswahres Buch.
die meisten Werke von SUkd ^^' ^."^^^ T„ „^.derUnd..u Tij...hrir. v... ,=.....kund„ .)
^''' ' ' .pnärtiEC unci umfassende Darstellung der Im-
Stekei. neue. ^«^|^, ^7%t!zi!":te? als "ach den allgemeinen .'raktikern warm
potenz des Mannes sowohl den Spez.ahsten ^^^^^^_ ^^^^^ _^ ^,^.^^^^^,^ ^^^ ,;,.,.„„„rt",,
empfohlen werden. , . , pntrepris uu travail immense: il se
SUkel, l'el^'e 10 Pf J^f-r^tub^cs dt InstinctT et de la vio aifeeUve« Apr^s
propose d'Studier en 10 ^-<''"^; ^,"^^,t;t. „„icnx" et „l'onanie et rbomosexnaliU.% i etu.iie
CS deus Premiers volumcs ^flZlt^^L st dan.s le qu;ariim6: rimpmssance de I hom.ne
dans le troisieme voIume: '« ^^^ V^fS/experienee a^quise ,par la psychanalyse. SUkel
. .JrJZ:TZ':£^^^^ etsuif son propre chen.n. Vour lui, ,ar e.emple.
■V;.
mimm
11
ti.
r-
l
h. I^hose ossontielle ; ü Attache par contre toute »nportimce « l.i tM«i> >elon |
,f . fr^m wli'it iiiek- thus« twu liook« of hVffcfi iiFf iipproiich<!(i, \in
profes,a.> und b. thc ^"^'^-^^^^^^^^^.^tj^,,, ,,„d«r. Ther. is not mucb in tbeso b«ok. th.U
ers
ren7.eii
■iküioll ist dt^r \Usdmilt üb«r Krkp: "mi Impntenr. -/.iim hrliluß bmi-n 'IVrli,,ik nnd Gren/,.
dsr INvrlüuialvs«' nu'l l'svcbnÜ.enipi-- "i"-- "Uipftb^'iirlv llursrcIlimK.
l./oHi/ in „Bthmidt» JubrliUcIler".)
l'nll V: I'»j»!li»N03Hiellor inlniitilisiuii».
Kill ryUiliPs F,rlii!iruiiKsm:itoriiil wtoht binttsr di.-iii r,nii-/j!n. Wtr iisydioaiiiilytisiibr
Uüclmr mit di'i- niitiüun Kritik mi lesen wuiß. ilur wird in liwii Hiicbe iTi;iiieli>: Aurt.-(;iintr
linden, über die ri-in doskrii^tivc RcRiKtriprimir pünurser imil neiirotiH'liiT Kurioeiitiiti'n 7m
«inrT p«yHinbii)loj;iKcbiii] Vnrliclunft iiiul fTüiii-lisiliau VweinlieltlirbiiHg au komiiimi.
IKnlirliiiier in il'-r ,Klin. WniliBnBclirifC-.i
Villi ili'iii irriiU iinsL'l«^t<'n Werke dts hpk-.innten Wifnijr NeTvi-i);tr/.lfis liejrt der stiUt-
liriu- V. Ii:ijid vrir. I'i-r violftri'itbrum- Vi-rrisscr liriiigt iti di-r ilini eigem-ii Wicht verstihiii-
lieben Dürstelluiifc nnclus MiitL'ri;d übur ilii- M-fliüclif;ii Kiiidtrkr:.nklidtoji ilur Enviichsenen.
Miig di-r Lest-r nncli niflit ;ill<-n Aiisichlen Slfhh buisljniinen. so «-ird ,.r das Bocli ilocb
Hiebt nlinc dun Lubii niirlnir B'^lidminfr ans dar Hand gebpn.
\Iliibn-dB in ^UtPehe. Z. f. d. Bes. göriclili. Mod."-)
.S'/ufc«; iMi rill Meistci' der K.irm. wi-k-lii:r siHi i-ielfadi zu niner stark :itffcktbe tönten,
dalier „interesüiinten", ofl guradiKii kiinstlcrisdien Uarstdluiti; aul'sfbwin«-!. Slrkcls WiTk
ist iTir KT7.U-- riiir fichior imersclinpilicIiR l-'imdprube an Brlaliruuguß uekI B.'Ob ach tili) Ken für
das GeSlimtgebiot iIct l'KVl^hotberi.pir. {flü,:k in ,Zei.sthr. f. «.x„al«-iBeei,scl,BV..
Rw liept etwas Furt7.iinR.;iidi-s in il.-r An Stckein . uns erst in .labrcii. in doc ü'^
arbcitung anderer Aiiturcd aiil' diesem Wissens;;«! liett- weitere Friiobte trage» wird. V^'m'
immer /.nr Klärung scMialpsydiolugisfiber Prapeu siuli Kat buk>n will. wiid''niiibs!im, aber
M-lilieÜlid. h-^friedigi. ilin bei Steh^I finden. (/.i,p...ann in dor „Med. KiinLk«-!
Man Ktaimt iviedir einranl über die Tülle di-s MnterialR.
tKehrrr im „Zenlralbl. f. d c- Naiir." i
Teil VI: InipiilxhaiKlIuiiKfD- '•
iiillidm SIekcl <■ vurami-iitt- nun seiencialu inl'atieabile. l.e '-diziuiie delii> siie üpere
si sntcodoiio spnaa interriiMonij; o, d'altr;i parte, egli pnbblica (i.ntiiiuamunle num-i volunii,
densi non soln di papine, ma aiicbe di Tulti v di idee. N'eirinsieiiiB. la lettura dul librn e
senwi dubbiü del pin alto intcrossc diiiiiv. iisicolonico c soeiale. 1.^ tratlasione deile
uriiimalie ses.-iisüi imprussiona vivamyiite . ani'he per il .,i-tisn di siutera niuanitä dm la
iuKpii'a. narlanirate, non si piio scmpr^ tonvenitre cuu lui lino allüIUmo. iiia motte ddli-
com' di"eglJ dici- meritano rlie venire niedilate. II capitolo relative alla psiroterapia dei tii^a
e pure ilegiiu di rdievu.
AttondiunKi com vivu inler.-ssu li' miovr' parii , It qnali somi giä in preparaaioiie i-
avcaMfi" - !■ 'acil« pri;vedurlD — il medesimo suces-su doli.- precedenli.
(ItuüSeRna di xtudi seiBDKlI.)
nriiili v.iri r,i,iiik-h IJIstfl * CK.. Wion, m . mUnikubsi' C.