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Full text of "Fetischismus. [Störungen des Trieb- und Affektlebens. (Die Parapathischen Erkrankungen) VII. Band ]"

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STÖRUNGEN 


DBS 


TRIEB-  UND  AFFEKTLERENS. 

YU. 


II 


ST()  KUNDEN 


\)F.if 


TRIEB-  UNI)  AFFEKTLEBEN8 

(DIE  PARAPATHISCHBN  ERKRANKUNGEN).. 


Vu\ 


DMMLHELMSTEKBL 

(TRRVKXAIi/.T  IK  wtk^-.  ' 


VlI. 

FETIB(JHISMU8. 


URBAN    &    SCH  WARZENBERG 
BERLIN 
N.,  F-RIPDRICHSTRASSE  105b 


WIEN 

1-,  MAHLERSTRASSE  4 


1923. 


■^^1!  _!—  _--*^ 


g^^— pMwuwiiiiiiiM^i»«™^  1 1  j  I  t^a^amam 


DER   FETISC^HIHMl  S 


DAHI SKSTKI.I.T  l.-l'lt 


ÄRZTE    UNI)    KRIMINALOGKN 


VON 


I)^  WILHELM  STEKEL 


NKRVKNAHi;'!'  l\    WIKK. 


MiJ'l"l'Ü  : 

War  ioli  kranke  liiu  mit  (jhuuhvd't 
Lind  wpr  jsi  muia  Arzt  gbWudDnr 
Jtttzl  erst  ^iaob^  icli  dich  (foueAKu, 
Denn  geannd  iett  wer  vt-rgaH. 

MIKTZSCHK 


.MIT  ;i4  ABItri.iillNGEN   1S[  Tl-^X'I', 


URBAN  &   SCHWARZENBERG 
BERLIN  WIEN 

N.,  fRIEDRICHSTHASSE  lOSh  '  I..  M  A  H I.  E IJSTR  A  SSE  1  ■  ! 

'923.  j 


rorbnlialMii.  '!"■««» 


INTERNATIONAL 

PSYCHOANALYTIC 

UNIVERSITY 

DIE  PSYCHOANALYTISCHE  HOCHSCHULE  IN  BERLIN 


Prlnled  in  Auatria 


wjpiy  ~        ■'  ■  jui' 


Vorwort. 


Das  vorliegende  Buch  war  schon  1914  in  großen  Umrissen  fertig- 
gestellt. Ich  war  nachher  in  der  glücklichen  Lage  einige  neue 
Fälle  analysieren  und  so  meine  längst  gewonnenen  Erkenntnisse 
festigen  und  erweitern  zu  können. 

Die  Durchforschung  der  einschlägigen  Literatur  war  im  vor- 
liegenden Falle  eine  wichtige  Aufgabe.  Es  handelte  sich  nicht  darum, 
eine  vollständige  Kasuistik  des  Fetischismus  zu  geben.  Aber  die 
Kenntnis  zahlreicher  Beobachtungen  ermöglicht  eine  Art  vergleichen- 
der Psychologie,  welche  der  analytischen  zu  Hilfe  kommt. 

Ich  glaube  die  Psychopathologie  des  Fetischismus  um  ein  gutes 
Stück  vorwärts  gebracht  zu  haben,  wenngleich  ich  mir  nicht  ver- 
hehlen kann,  daß  noch  vieles  zu  enträtseln  bleiht.  Leider  ist  das 
Material  nicht  nur  selten,  sondern  außerordentlich  spröde. 

Der  nächste  Band  wird  das  Thema  „Masochismus  und  Sa- 
dismus" behandeln.  Meine  Leser  werden  schon  erkannt  haben,  daß 
die  einzelnen  Bände  sich  organisch  aus  den  vorhergehenden  ent- 
wickeln. Deshalb  ist  der  Fetischismus  die  Fortsetzung  der  Impuls- 
handlungen —  ist  er  doch  selb.st  eine  Impulshandlung  —  und  leitet, 
wie  besonders  die  letzten  Kapitel  beweisen,  zum  wichtigen  Thema 
des  Sadismus  hinüber. 

Für  Leser,  denen  meine  neue  Nomenklatur,  die  nun  in  dem 
ganzen  Werke  einheitlich  durchgeführt  wird,  unbekannt  ist,  teile 
ich  mit,  daß  überall  „Parapathie"  für  „Neurose'\  „Paralogie" 
für  „Psychose"  und  „Paraphilie"  für  „Perversion"  steht. 

Es  erübrigt  mir  noch,  allen  Korrektoren  für  die  fleißige  Mit- 
arbeit zu  danken.  Ich  fühle  mich  besonders  den  Herren  Havelock 
Ellis  Ludwig  Binswanger  und  Sigg  für  die  Erlaubnis  der  Publi- 
kation ihrer  interessanten  Fälle  verpflichtet.  Herrn  Dr.  Anton  Miß- 
rie°-Ier,  meinem  fleißigen  Mitarbeiter,  danke  ich  herzlichst  für 
Kor'rektur,  zahlreiche  Anregungen  und  Abfassung  der  verschiedenen 
Register. 

Dezember  1922,  Wien-Salmannsdorf  (Lindenhof). 

Dr.  Wilhelm  Stekel. 


Inhaltsangabe. 


Vorwort Seiu- 

I.  AbKrciixiiiig:  <I<'s  F«tiMcliiMiniii« 

'■■-■'-  1 ^^i 

Der  F.ti.d.i.mu.  dür  Nommlun  -  Liebeab.ciiQgu.gea  und  orogen.  " 
Zonen.  -  ÜR-  B<Kk-utung  de^  crBtni  Erlebni..us.  ^  Ein  Fall  von  .pG/ifischfn 
■  Liebüsbedmgungen  oinea  Normalen.  -  Abgre.izung  de«  echten  F<^tigcbi8- 
mus,  -  Einfluß  der  Konstitution.  Bisherig,  Erklü.-ungs versuche  des  Feti- 
subiBinuB.  Moinc  Auffai^sung  als  ZwangsiieuroKo.  -  Die  Plueht  vor  dem 
Weibe.  Dor  Harftm^kult.  Die  geheime  Religion.  ^  Falle  von  scheinbai-.m 
FctiBchiEmufi.  Infantilismeii.  Part-ialifii.ms.  Homosexualität  -  Die  Onanie 
beim  Fetischismus.  -  Ein  Fall  von  rudimentärem  FctiRchisrauE  -  nie 
puthognomon Ischen    Symptome    des    «hten    Feiisehismos, 


le 

Die 


-4U 


II.  AniUyHC  oükt  iiulivldii«  llo»  IJ<'lK.*l>c,ii„g„„^r ■^_ 

Ein  Fall  von  sclicinbiirem  Busen-  und  PopufetischismuK.  —  Ein 
Griff  ale  Po tenzb, -dingung.  Die  Neigung  xur  Schwester.  Die  homosexuelle 
Komponente.  Kleptomane  Regungen.  Die  verdrängte  Liebe.  Verschiebung 
auf  eine  iindeio.  Das  infantile  Erlebnis.  -  Zusammen fassung.  -  Ab- 
grenzung gegen   dtn  echten    FetisehisinuB, 

III.  ICrotiHclior  NyinbollHiiniM  . 4t_  et 

Bo/ichungen    Kw.iechen    FetiseJiismus    un<i    Impulehami langen      Fälle 
von  Puppmiliebe  mit  Kleptomanie,   Kaufzwang,  Droinomanie  und  Nnrkolü 
manie.  Die  Rolle  der  Onanie  und  Homose.vualität  für  die  Vowendnng  vom 
Partner.    -    Fälle   von    Seid^,   Samt-    und    Pelzliebe   mit    Anästhesie    und 
Impotenz.,    -    Fälle     von     Kleiderliebe     mit      Impnl.handlung™     -     7„ 
.lammen  fassung.  "     '  ' 

IV.  nie  HU'roKlyplu-ii  de«  IVtiwIiinten        . 

Das  System  der  FotLs,;histea.    Ihre  Geheimschrift  der'svmbom-    'i, 
Stolz  auf  ihre  Krankheit.  -  Analyse  eines  Waden  feti  seh  ist    .    Set  oL t 
pha«tae,en.  Die  Bedeutung  der  spc.ifisehen  Zahlen.  Der  religiös     £0"^        ' 
Sadismus.  Homos.. uali tat.  Die  Autlösung  der  Zahlen.   Pb„rt    k  I'  "" 

Y.  l'VUHfliiKiinis  lind  inx^^sl 

Ein  Fai!  von  Handschuh-  und  (Jummifetischismus    ' üi.' VuiW   '  ^^~'"^ 
und    Ausbildung   seiner    Paraphilie.     Der    Haremsknll     V      m  "^""^ 

,  .mpoten.    Die  Pi.ie.ng  an   die  Mutter.     zZ^^f^^tl/^r^^^^^ 

Bemerkungen     da...      Die    He.ehnngen     des     Fet.c^llr'.ur'ir;™" 


Inhaltsangabe.  yn 

-Suitn 

Askyec  und  Chris tusneiirose.  Einige  Träume  diceos  Fctischistin.  Die  in- 
fantilen Wui'zeln  dcB  Zwange«  beim  FctiRchietcii.  Der  Anteii  der  Inzest- 
wünsc-he  beim  Fetiethismus.  —  Ein  FßH  von  Unter  rocktetischiöniuB. 
Fixierung  an  die  Mutter.  —  GummikissenfetiscbiBmus.  Frauenhcmdcn- 
.  fotiBcliiBinus.  Frauen  kl  ei  de  rt'e  tisch  isinue.  Das  Inzestproblcm  in  tlieeen 
Fällen. 

VI.  WatUMiiiiii-tialiMiiiiiM.  »4adit<iiiiiM.  KU^p(oiii»iiii'  ....  lOß-134 
Analyse  eines  impotenten  Sadisten.  Dronionianie  und  Kleptomanie. 
Seine  Krklamng  des  Wadenfetiscliismus.  Zwiingsvorstellungcn.  Anfälle,  Das 
Verhältni.^  j.iir  Mutter.  Die  Psychogcnese  Keines  Sadismus.  Die  Rollo 
der  Homosexualität.  Die  Inzestbeziehungen  zur  Schwester.  Die  infantilen 
Triinimn.  Der  „phiUoeophisehe  Gedanke"  als  Ursache  der  Impotenz.  — 
XuwimmenfiisKiing.     Ein    Opfer    diespii    Siidtsten. 

VII.  I*arliiilisimis  iiiid  llar*^iuwkiill    .    .       .....,,...  135—160 

Die  Hand  als  Fetisch.  —  Ein  Fall  von  Handpartialisinus.  Ein 
«weiter  Fall  mit  Zwangshandlungen.  Narzißmu.s  beim  Fetischismus.  Der 
Fetieehist  iet  ein  Einsamer.  —  Die  Wurzeln  des  HaremskiiltB.  Fälle  von 
KindiTbcttzeug-,  Perücken-,  Miitzen-,  Schuh-,  Wäsche-,  Sacktuch-,  Locken-. 
LiiderfctiscIiiKmus  und  ähnliche.  —  Der  Gerachsinn  beim  FeÜKchismuR.  — 
Her   WiedeiholungBKwang   in   der   Psychologie  des   Summlers, 

VIII.  »i«-^  ISihvl  iWH  ]<'«>liN<-liii<tvii  (ICor!i<vttfi'tiHchl»ilt'ii)    .    .  16\~iH 

Der  Haremsknlt  in  Büchern.  Die  Satansbibel.  Die  sadistischen 
Phiininsini  eines  Asketen.  Sein  Kampf  gegen  die  Onanie.  Mißglückte 
PluL'hl  in  die  Ehe.  Die  Zeichnungen  üuü  i^einer  Bibel.  Seine  Stellung  Kur 
Religion.  —    Ein   Fall  von  Korsett-  und  Rchuhfotischismus. 

I.V.    .liial.v!«c  *>iiu'w  Fiißl'o(iN4'liiN(<>ii 185—225 

Die  Pußsymbolik.  —  Ein  Fall  von  Straßenangst  »nd  Fiißfetischis- 
nuis.  Die  eingepreßten,  blutigen  Männerfiiße.  Der  Masochisraus  im  Feti- 
whisinue.  Der  Ausbau  des  Fetischismus.  Die  typische  Leben sgesch ich te. 
Das  erste  Erlebnis.  Die  Eoligiosität.  Die  Chris tueneuroee.  Die  Askese. 
Traiimanalysen.  Di^^  Verdichtung  im  teti  seh  istischen  Symbol.  Ein  Schema 
dieser  Parapathie. 

\.  l>iT  Syiiiliolisiniis  «l»'N  X,n'nnf;OH 22(1—255 

Der  Fetisch  übt  einen  Zwang  ans.  Der  Heiz  des  Gctrefcnwerdens, 
Das  erste  Erlebnis.  —  Druckfetischistcn.  Masochisnins.  —  Ein  Kragen- 
fetischist.  Die  Wandlungen  des  Fetisch.  Der  Sadismus  im  Zwang,  —  Zwei 
Fälle  von  .Stiefclfetischismus.  —  Drei  Fälle  von  Antifctischisnnis.  Zwei 
Knopf fetischisten.  —  Die  Homosexualifät  im  Fetischismus-  Die  Uniform 
als   Fetriseh     Der   Zwang   Ace   Militärs.    —    Der   Zwang  awf  das   Genitale. 

XI.  Kawuif*(iU 256-302 

Ein    Schtirzcnfctischist.     Aniniismus.     Die    Verdichinng    im    Symbol.        ' 
—    Ein    Hosen Eetischist.     Trauraanalyse.     Die    Religion     im    Fetischismus. 
.'   Chrifitusneurose.    Das    Arrangement   der    Parnphilie.    —    Die   Verdrängung 
der  Partialt  riebe.  —  Ein  Hack  enfe  tisch  ist.    Die  Religiosität  ilvi'  Atheisten. 
GbrisfiiBururose.     Askese. 


LJ 


VIII 


Inhal  tsaagabe. 


Seite 

XII.  AiialyNe  eincw  Palleft  von  Seliüi-zcii l'olitiivliiHuiiiH  .   .    .  303 37U 

Das  JugcndcrlebniB.  Diu  Kindheit son an ie.  —  Impotenz.  Askese 
Asthma,  —  Die  Schürzen  der  Mutter.  —  Aiiagogiscliü  Tendenzen.  Christus- 
neurose. Die  Liebe  zu  Schwangoren.  Die  Schürzen  der  Schwester,  —  Die 
Spiele  dcf  Mutter.  —  Homosexualität.  Kriminalität.  SadJBmus.  Infantilis-  . 
raus.  —  Die  wirkliche  Urszene.  Analyse  des  Asthmne.  —  Die  verdrängte 
Liebe.  Zusammenfassung.  Die  Ursachen  des  Fetisciiisnius.  Die  Verdichtung. 

XIII.  S('liiiliiiü$;el  und  Ali!«iit/.e  in  iliroii  B«ziciiiiii}^eii  7:uhi 

lacliosloiii'ii 371— 39ft 

Ein  Fall  von  Sehn hnägeUetischiB raufe.  —  Analyse  einer  Absatzphobie. 
Das  Urtraunia.  Onanie.  Infantile  Erotik,  Geburt spliaiitasiön.  Das  Ver- 
hältniB  zur  Mutter  und  den  Geschwistern.  Dii'  Verdichtung.  —  Aiiti- 
fetischisrous. 

XIV.  MusUiortcr  Madisntii><  (I*ai>  pro  («lo) 396—422 

Der  Masochismus  der  Fetiechisten.  Die  sclbstdiktierte  «träfe.  — 
Drei  Fälle  von  Zopfalischn eidern.  .Askese,  Impuls,  Fixierung  an  die 
Familie,  —  Kannibalismus  bei  einem  Zopfab  sehn  eider.  —  Sadismns  bei 
'  den  individuellen  Liebejsbcdingungen.  Liebe  zu  Kranken  und  Minder- 
wcrt,igen.  —  K rücken fetischieten.  Die  Identifizierung  mit  dem  Fetisch.  — 
Liebe  zu  Amputierten.    —   Die  Holle  deG  Sadismus  beim   FetiKcliismus. 

XV.  Kiu  Fall  von  orlliopitdiNvIieiii  Feliwi-lilsniiiH  .....  423— ä33 

Der  Sei  betbe  picht  des  Kranken.  Seine  Bilderbibol.  —  Askese. 
Onanie.  Zahnarztphobie.  —  Die  erste  Erinnerung.  —  Identifizierung  mit 
dem  Fetisch.  —  Dir  BindLn  der  Mutter,  Schwestern  und  Großmutter.  — 
Die  Märtyrerrolle  und  Christusneuroae.  —  ödipus-  und  Kastrat  ionskomplex. 
Heilung  der  Zahnarztphobie  .—  Dio  "Überwindung  der  Askese.  —  Die 
Verdichtung.   —   Zusammenfassung. 

XVI.  Aualynic  eines  Falles  von  TranNveslitii4iHiis 584—570 

Der  Selbstbericbt  der  Ki'anken  und  die  erste  Erinnerung.  Korrek- 
turen der  ersten  Angaben.  Narzißmus.  —  Käst  rat  ionskomplox.  —  Bindung 
an  die  Familie.  —  Analyse  dieser  Parapathic.  —  Hirsi^kjelds  Auffassung 
des  Transvcstitismus.  —  Zusammenfassung.  —  Zusammenhänge  zwischen 
Transvestitismus  und  FetiEchisraus.     ■ 


XVII.  ICiickl>Ii4-k  und  AiiKbliok Ö71— 598 

Koniiikt  zwischen  Unterwerfung  und  Unabhängigkeit,  innere  und 
äußere  Freiheit.  Die  gl  t  gegen  gesetzten  Tendenzen  und  ihre  Synthese  im 
Fetiechismus.  —  Der  FetisebiBrauB  als  Religion.  —  Das  SyniboL  Die  Ge- 
schichte dieses  Begriffes.  Die  Verdichtung  im  Symbol.  Der  Atfektwert  des 
Symbols.  —  Der  Fetischismus  als  Fiktion.  —  Die  organischen  Wurzeln 
des  Zwanges,  —  Der  Fetischisnms  als  Heilungs versuch.  —  Prophylaxe  — 
Widerstände  gegen  die  Behandlung.  -  Die  Kriminalität  des  Fetiscbisten. 

Sachregister.    .    .    ' , 

Autorönverzeichnis 


i 


^pa 


r. 

Abgrenzung-  des  Fetischismus. 

Zu  den  rätselhaftesten  Erscheinungen  der  Sexualpathologie  gehört 
wohl    das  Phänomen  des  Fetischismus,    von  dessen    allgemeiner  Ver- 
breitung und  Bedeutung  wir  aber  noch  immer  keinen  recliten  üegriff 
Ilaben.  Wir  kennen  das  Variationsbedürfnis  des  Normalmensehen  und 
wissen,  daß  er  trotzdem  an  gewisse  Liebesbedingungen  gebunden  ist. 
Die  individuelle  Form  der  Geschleehtsliebe  wird  bei  jedem  Menschen 
durch  eine  Art  von  Fetischismus  bestimmt.    Jeder  Einzelne  bevorzugt 
gewisse    Eigenschaften    seines    Öexiialobiektes,     ja    sie    sind    für    ihn 
geradezu  die  Liebesbedingung.   Hand,  Fuli,  Ohr,  Stimme,  Augen,  Teint, 
Geruch,  JBusen  und  andere  Körperteile  sind  immer  „Fetische''  gewesen. 
Man  nennt  sie  normale  Fetische.    Zu  pathologischen  werden  sie  erst, 
wenn  sie  das  ganze  Wesen  in  den  Hintergrund  drängen  und  die  Funktion 
■des  Liebeeobjektes  Übernehmen.   Z.  B.  ivenn  ein  Liebender  sicli  mit  dem 
Schuli  des  Weibes  begnügt  und  ilun  der  Besitz  des  Weibes  dabei  Neben- 
sache,  ja   in  vielen   Fällen   sogar   störend  und   überflüssig  wird.    Ich 
sagte  der  Besitz  des  Weibes  und  hätte  mich  fast  auf  den  Standpunkt 
vieler  Autoren  gestellt,  welche  die  Tatsache  niclit  berücksichtigen,  daß 
es   einen  homosexuellen   Fetischismus   gibt.    Ja,   nach  meinen   Erfah- 
rungen   ist  er  sogar  das  Ende  eines    jeden  Fetischismus,    dessen 
tiefstes  Wesen  sieh  eigentlich  restlos  als  ein  Ab- 
rücken von  dem  Weibe,  eine   Flucht    vor    dem    Weibe 
erklären   läßt.^)    Immer   geht   der   Fetisdiismus   mit  einer   Ent- 
VOTtung  des  Weibes  vor  si&h,  gleichgültig  aas  welchen  Ursachen.    AJnT" 
lieh  in  den  spärlichen  Fällen  von  weiblichem  Fetischismus,  die  ich  zu 
beobachten  Gelegenheit  hatte.   Hier  tritt  eine  Entwertung  des  Mannes 
ein  und  das  Bestreben,  eine  Art  der  Sexualbefriedigung  zu  finden,  welche 
den  geschlechtlichen  Partner  überflüssig  macht.    Meist  liegt  jene  wich- 
tige Erscheinung  zugrunde,  welche  Adler  die  „Furcht  vor  dem  geschlecht- 
lichen Partner"  genannt  hat.    Diese  Furcht  spielt  in  dem  Kampfe  der 

')  Eb  wäre  gerechter  zu  sagen:    Ein  Abrücken  vom  an  deren  Geschlechte, 

SffiltBl,  SWrimgcn  dsf  U'rieb    und  Affuktlebons.  VH, 


joi_  ^.    tL  J 


FctiscliismQB. 


'i 


rjG&chlechtor  eine  große,     ja  eine  überragende  Rolle  und  wirft  einiges 
Licht  auf  manche  dunkle  Erscheinungen  des  Sexuallebens.^) 

Binet  hat  eine  Erklärung  für  den  Fetischismus  gegeben,  die  sclir 
verlockend  scheint  und  allgemein,  so  auch  von  Krafft-Ehing,  Moll  und 
Merzbach  akzeptiert  M'urde.  Nach  diesem  verdienstvollen  Autor  beruhe 
jede  sexuelle  Perversion  auf  einem  „Accident  agiesant  sur 
an  sujet  predispose."  Der  erste  sexuelle  Eindruck  wird  dauernd 
mit  dem  ganzen  Sexualempfinden  verlötet,  so  daß  nur  die  Erinnerung 
an  diesen  Eindruck  eine  Erregung  auslösen  kann.  Ein  Knabe  sieht 
den  nackten  Busen  seiner  Erzieherin  und  wird  dabei  zum  ersten  Maie 
gesohlechtlieh  erregt.  Er  wird  nun  Busenfetischist  und  ist  dann  immer 
auf  der  Suche  nach  diesem  ersten  Eindrucke.  Es  ist  das  Gesetz  von 
der  Wiederkehr  des  gleichen,  das  in  der  Parapathie  eine  große  Rolle 
spielt.  Wir  sehen  aber  in  diesem  Gedanken  von  Binet'-)  eigentlich  die 
Keime  zur  bekannten  Theorie  von  Freud,  in  der  das  Trauma,  wenn  es 
auf  ein  disponiertes  Individuum  trifft,  die  Ursache  einer  Parapathie 
wird.  Diese  Theorie  erklärt  uns  aber  nicht  alle  merkwürdigen  Eigen- 
schaften der  Fetisehisten.  Auch  erklärt  sie  nicht  den  Umstand,  \\-arum 
nicht  alle  Kinder  auf  solche  Eindrücke  mit  der  Etablierung  eines 
Fetischismus  antworten. 

Wir  können  nicht  genug  energisch  betonen,  daß  sich  alle  diese 
Formen  der  Paraphilie  beim  Normalmenschen  finden.  Untersucht  man 
die  sogenannten  Normalmenschen  genau,  so  findet  man,  daß  sie  alle 
ihre  Prädilektionsstellen  (erogenen  Zonen)  haben,  die  sie  bevorzugen 
und  die  libidosteigernd  wirken.  Ich  stehe  hier  ganz  auf  dem  Stand- 
punkt von  Euhnburg^),  der  sagt: 

„Nur  eine  allgemeinere  Bemerkung  möchte  ich  noch  vorausschicken. 
Die  yämÜiehen  eben  angeführten  Fürmeii  sexueller  Pervcrsioneii,  so  sehr 
sie  auch  untereinander  verschieden  sind,  haben  alle  doch  etwas  Gemeinschaft- 
liches: daß  sie  nämlidr  ihre  Wurzeln  bis  tief  hinab  in  den  Boden  de^  natür- 
lichen normalen  Geschlechtslebens  hineinsenken,  daß  sie  irgendwie  dort  in 
den  Empfindungen  und  Äußerungen  unserer  physiologischen  Erotik  fest  ver- 
ankert smd  und  daß  sie  nur  krankhaft  einseitige  Auswüchse  oder  ins  Maß- 
lose gesteigerte  Übertreibungen,  Verzerrungen,  monströse  Ausartungen  ge- 
wisser Teil-  und  Begleiterseheimingen  dieser  als  „normal"  betrachteten, 
mindestens  noch  als  mnei-lmlb  der  gesunden  Breit«  liegend  anerkannten 
Erotik  darstellen  So  findet  der  Fetischismus  seine  physiologische  Grundlage 
m  den  individuellen  Liebesbedingungen,  den  auch  bei  der  Liebesohiektwahl 
der  Gesunden  vielfach  obwaltei>den  Tendenzen  bewußter  oder  unbewußter 
Teilaimehung  -  der  Exhibitionismus  in  der  auch  dem  normalen  Liebes- 
Ich".  :^:f^,^.£i ''''"'' '-'  '-'''-''-'^  -  -'"-  --^^  ^■^^  ^'- 

=■■)  liinet.  Du   CDtisf:hisme  dans  l'aznonr.  Rev.,o  phJlo.op]iiq„e    1577 
)  Über  ROXuoUe    Pervereionen.    Ztschr.  f.  8,.vu,]wi,..t.nschaft,'  lad.  I,    H.  S,    1914. 


Abgrenziiug  des  Fetischismus.  3 

verkehr  anhaftenden  Ntigung  nnd  Xütweiidigkeit  schamvcrJctzendor  Ent- 
blößnng  —  Sadismus  und  Masochismua  in  gewissen  häufigen  Begleiterschei- 
nungen des  sexuellen  Orgasmus  im  Liebesakt  (bei  Tieren  und  Menschen), 
in  der  wollusterhöhenden  Wirkung  gewisser  dem  geliebtt^n  Objekt  zugefügter 
Yerlctzungcn  oder  umgekehrt  von  diesem  erduldeter  Demütigungen  und  selbst 
Mißhandlungen.  Es  verhält  sich  also  mit  dieser  physiologischen  Grundlage 
der  sexuellen  Perversionen  ähnlich  wie  mit  manchen  Erscheinungen  funk- 
tioneller Psychosen,  z.  B.  dem  Grüßen-  und  Verfolgungswahn  dew  echten 
Faranoikers,  in  dem  wir  auch  vielfach  nur  krankhafte  Ausartungen  und 
Exzesse  ihm  schon  vor  der  Erkrankung  ursprünglich  inhürierender  Züge  der 
Selbstüberschätzung  und  der  mißtrauischen  Beurteilung  anderer  zu  erblicken 
haben. 

Auch  im  gesunden,  normalen  Liebesiebe«  spielt  ja,  wie  besonders  Magnus 
Hirschfeld  m  einer  interessanten  Monographie  dieses  Gegenstandes  durch- 
zuführen gesucht  hat,  dieses  Prinzip  der  Teilanziehung  mehr  oder 
weniger  bewußt  und  unbewußt  fast  durchwegs  eine  ganz  hervorragende  Rolle. 
Den  einen  reizen  ausschließlich  schlanke,  grazile  Gestalten,  der  andere 
schwärmt  für  vollentwickelte,  üppige  Eubenssche  Fülle;  der  eine  iür  Blon- 
dinen, der  andere  für  Brünette  und  auch  Schwarz-  und  Rothaarigen  fehlt  es 
nicht  an  begeisterten  Verehrern  —  ebenso  wenig  wie  den  poetisch  fm- 
gesuugenen  blauen,  braunen  und  schwarzen  Augen.  Alle  Sinneseinflüsse, 
spielen  dabei  eine  mitunter  dominierende  Rolle;  Gang,  Stimme,  der  vom 
Körper  oder  einzelnen  Körpert.eilen  ausströmende  Duft,  der  bekannte  ,,odor 
'ii  femina"'  machen  ihre  Einwirkung  geltend  und  werden  zur  Ursache 
dauernder  unwidersteblichei-  Anziehung  (oder  im  umgekehrten  Falle  auch  oft 
unüberwindbarer  Abstoßung).  Auf  wie  viele  kann  eine  „schicke'  Kleidung, 
die  die  Ivörpi?rreize  plastisch  hervortreten  läßt,  die  Füße  klein,  die  Taiiie 
sclmial,  die  Hüften  üppig  erscheinen  läßt,  oder  kann  schon  die  ganze  Art 
der  Aufmachung  als  solche,  Stoff  und  Schnitt  der  Kleidung,  das  Werk  des 
Schneiders  und  Kostümkünstlei-s  allein  im  höchsten  Maße  verführerisch,  Be- 
gierden anregend  wirken!  Hier  haben  wir  allenthalben  schon  die  Übergänge 
nicht  bloß  zum  Körperteilfetischismus,  sondern  selbst  zum  Kleidungs-  und 
Stoffetisch ismus  —  kurz  vom  „physiologischen"  zum  pathologischen  Feti- 
schismus. Ähnliches  findet  sich  auch  bei  Frauen,  bei  denen  allerdings  nicht 
nur  die  Vor-  und  Übergangsformen,  sondern  auch  der  echte  pathologische 
Fetischisnms  viel  seltener  sind  oder  wenigstens  zu  sein  scheinen,  weil  ihre 
individuellen  Liebesbedingungen,  ihre  „Teilanziehungon"  (und  Teilabstoßun- 
gen)  mehr  im  Verborgenen  bleiben,  imgleidi  weniger  an  die  öfl'enilichkeit 
hei-austreten ;  aber  die  Vorliebe  für  bärtige  oder  unbiirtige,  große  und  starlw 
oder  kleine  und  zierliche  Manneserschoinungen  und  die  einem  Teile  der 
Frauenwelt  wenigstens  früher  nachgesagte  Vorliebe  für  „zweierlei  Tuch", 
das  neuerdings  häufig  beobachtete  Schwärmen  für  exotische,  andersrassige 
und  andersfarbige  Exemplare  der  Männlichkeit,  für  braune  Turkos,  schwarze 
Somalis,  gelbliche  Ostasiaten  usw.  wären  immerhin  in  dieser  Richtung  7ai 
nennen." 

Viele  Autnron  beschreiben  „individuelle  Liebesbodiiigungen"  ah 
Fetiecliismus.  Wir  w^ollen  einmal  einen  solchen  Fall  näher  betrachten. 
Er  wurde  von  Garnier  als  Objektfetiechismus  eines  Invertierten  (Homo- 
Rexnellcn)  beschrieben. 

1« 


"   1 


4  Fetischismus. 

Fall  Nr.  1.  (iiistave  L.,  32  Jahre  alt.  Bedienter,  von  mittlerer  Statur 
und  normaler  physischer  Entwicklung,  ist  wegen  eines  Attentates  auf"  seinen 
treulosen  Geliebten  X.  angeklagt.  Aus  seiner  Lebensgeschichte  ist  zu  er- 
wähnen, daß  er  schon  mit  10  Jahren  ein  gewisses  Lustgefühl  empfand  als 
ihn  ein  Ma,nn  umarmte  und  er  dabei  die  Berührung  des  Bartes  auf  seiner 
Wange  fühlte.  Er  versuchte  auf  jede  Weise  wieder  das  gleiche  Lustgefühl  zu 
erreichen.  Kurz  danach  erregte  ihn  der  Anblick  eines  urinierenden  Mannes  so 
daii  er  onanieron  mußte.  Mit  13  Jahren  bemerkte  er,  daß  ihn  Arbeiter  in  ihreui 
Arbeitsgewande  sexuell  erregten.  Besonders  war  es  eine  gut  sitzende  Bluse 
deren  bloße  Vorstellung  einen  Orgasmus  auslösen  konnte.  Jede  andere  Klei- 
dung, selbst  die  Uniform  der  Soldaten  ließ  ihn  kalt.  Er  knüpfte  Beziehungen 
mit  Frauen  an,  ohne  dabei  besondere  Lust  zu  empfinden.  Er  tat  es  mehr  aus 
Eitelkeit,  um  es  seinen  Kameraden  gleich  zu  tun.  Eine  einzige  Frau  konnte 
den  23jährigGn  fesseln,  obwohl  sie  schon  46  Jahre  alt  -w^ar,  weil  er  in  ihren 
Geliebten  verliebt  war.  Dieser  Geliebter  trug  auch  eine  Bluse.  Während  des 
Verkehres  stellte  er  sich  diesen  Mann  vor,  konnte  so  zum  Oi'gasmus  kommen. 
Niehtedeetoweniger  wurde  er  dieser  Frau  müde,  lief  fortwährend  herum  um 
sein  Ideal  zu  finden,  so  daß  er  sich  auf  keinem  Platze  halten  konnte.  Endlich 
gelang  es  ihm,  mit  einem  solchen  Manne  Beziehungen  anzuknüpfen.  In  en- 
thusiastischen Ausdrücken  schildert  er  Garnier  die  verschiedenen  Phasen  und 
Praktiken  (mutuolle  Masturbation  und  Päderastie).  Sein  Schmerz  war 
grenzenlos,  als  er  bemerkte,  daß  sein  Freund  Beziehungen  mit  Frauen  hatte. 
Er  erkrankte  infolge  der  Aufregung  an  Gelbsucht.  Nach  einer  schrecklichen 
Depression,  kompliziert  mit  Schlaflosigkeit,  gepeinigt  von  namenloser  Eifer- 
sucht bedrohte  er  den  treulosen  Geliebten  mit  dem  Revolver  und  kam  so  vors 
Geridit. 

Dieser  Fall  zeigt  nur  gewisse  Züge  des  Fetischisten.  Gustave  ist 
ruhelos,  er  wechselt  seine  weiblichen  Objekte,  aber  er  ist  scheinbar  mit 
seinem  Geliebten  znfi'-ieden.  Die  Bluse  ist  eine  individuelle  Liebesbedin- 
gnng,  welche  wahrscheinlich  auf  infantile  Eindrücke  zurückzufüliren  ist. 
Durchforscht  man  die  Lebensgeschichte  von  Normalmenschen  so  wird 
man  mit  Erstaunen  finden,  daß  derartige  individuelle  Liebesbedingungen 
in  der  Kindheit  und  speziell  in  den  Flegeljahren  (Pubertät)  eine  große 
Rolle  spielen,  daß  aber  im  Laufe  der  Jahre  dieser  In^antilismus  über- 
wunden wird  und  die  ersten  Eindrücke  sozusagen  verblassen.  Der  intel- 
lektuelle Kulturmensch  legt  zu  großen  Wert  auf  die  seelischen  Eigen- 
schaften, er  freut  sich  der  Übereinstimmung  der  Anschauungen  und  Nei- 
gungen und  nur  unbewußt  scheint  manchmal  die  individuelle  Liebes- 
bedingung bei  der  Wahl  des  Partners  den  Ausschlag  zu  -eben  Je  ge 
Sünder  ein  Mensch  ist,  desto  leichter  überwindet  er  die  Tyrannei  der 
Sj-mboliemen.  Aber  wer  könnte  von  sich  sagen,  daß  er  in  dieser  Hinsicht 
vollkommen  frei  ist?  Es  wäre  eine  lohnende  Aufgabe,  eine  Reihe  von 
Normahnenscben  zu  analysieren  und  ihre  individuellen  Liebesbedin- 
gungen zu  erforschen. 

Havelock^ElUs  hat  damit  begonnen,  die  erotische  Biographie  von 
Normalmenschen   zu  publizieren.    Die   Fälle   sind   sehr   lehrreich   und 


Aljgreiizuug  des  Fetischismus,  5 

haben  aucli  Freud  dahin  bestimmt,  seme  Ansichten  über  die  Sexualität 
der  Farapathikei-  zu  ändern.  Der  Parapathiker  kraiikt  nicht  an  einer 
pathologischen  Sexualität,  sondern  er  krankt  an  seinem  Verhältnis  zur 
Sexualität.  Er  wehrt  sich  gegen  seine  Sexualität.  Ich  kenne  zahllose 
Beispiele,  daß  Menschen  ganz  gesund  bleiben,  ii'enn  sie  ihre  Ab- 
weichungen vom  Normalen  nicht  tragisch  nehmen.  Als  Beispiel  mag 
der  folgende  Fall  gelten. 

Fall  Nr.  2.  G.  S.,  20  Jahre,  cand.  ehem.  „Die  Masturbation  leinte  ich 
kennen  beim  ersten  Unterricht  im  Geräteturnen,  d.  h.  im  8.  Lebensjahr,  iind 
zwar  beim  Kldtern  sowohl  an  harten  Eisenstangcu.  wie  noch  lieber  am 
weichen,  schmiegsamen  Tau.  Daher  war  ich  einer  der  besten  Kletterer  meiner 
Klasüe.  Soviel  ich  weiß,  hatte  ich  nur  den  Wunt^eh  und  Willen,  das  „schöne 
Gefühl'-  (so  nannte  ich  es}  um  jeden  Preis  herbeizuführen.  Daß  ich  bei  den 
Orgasmen  nicht  mal  von  oben  heiimtergefallen  bin,  wundert  mich  heute  noch. 
Ich  ließ  mich  unter  Uniständen,  wenn  ich  vor  dem  Orgasinn.s  oben  war, 
noch  einmal  halb  herunterrutschen,  um  ihn  beim  nochmaligen  Hochklettern 
herbeizuführen.  Im  Hofe  unserer  früheren  Wohnung  stand  ein  Heck,  das 
auch  als  Schaukel  benutzt  werden  konnte;  auch  an  diesen  Seilen  bin  ich 
oft  genug  hochgeklettert.  Das  sah  mein  ältester  Bruder  einmal  von  einem 
Fenster  seines  Arbeitszimmers  aus,  ich  wußte  kaum,  wo  ich  mich  vor  Scham 
verkriechen  sollte.  Überhaupt  war  ich  sorgfältig  darauf  bedacht,  es  von 
Anfang  an   vor   jedermann   zu   verbergen.   (Weshalb  eigentlich?) 

Nicht  nur  das  Klettern,  noch  ctwiis  anderes  erregte  mich  wahnsinnig; 
das  Reiten  und  alles,  was  damit,  zusammenhing.  Im  Jahre  1897  verbrachten 
meine  Eltern  die  Sommerl'ericn  mit  uns  in  ß.  Wir  Jungene  durften  dort  mal 
auf  den  Strandeseln  reiten,  wobei  es  bei  mir  natürlich  zur  Masturbation  kam, 
ich  hatte  dazu  nur  nötig,  mich  etwas  fester  gegen  den  Sattj?lknopf  zu  drücken. 
Und  dabei  scheute  ich  mich  furchtbar,  Worte  wie:  Eeiten,  Satte!,  Steigbügel, 
Sporn,   Reithose,    Reitstiefel   u.  dgl.  überhaupt   auszusprechen! 

In  der  Folgezeit,  bis  etwa  zum  14.— 15.  Lebensjahr,  trat  das  Klettern 
in  den  Hintergrund  (schon  deshalb,  weil  ich  keinen  Turnunterricht  mehr 
gen^ß)  und  das  Reiten  kam  obenauf.  Noch  immer  hatte  ich  iceiue  Ahmmg, 
was  das  alles  zu  bedeuten  hatte,  auch  masturbiei'te  icli  nicht  mit  der  Hand, 
sondern  folgendermaßen:  ich  blies  ein  Gummiliiftkissen,  wie  es  mir  als  Sitz- 
unterlage diente,  ziemlich  stark  auf  und  knickte  es  dann  ziisanunen,  so  daß 

es,  von  der  Seite  gesehen,  folgende  Form  hatte:    /y^^~^~^  ^  ^^^^  ungefähr 

die  eines  Sattels!  So  legte  ich  es  auf  einen  Stuhl,  setzte  mich  darauf,  stemmte 
die  Hände  davor,  damit  das  weiche  Gummi  nicht  auswich,  und  fing  an  zu 
arbeiten.  So  machte  ich  es  in  der  Badestube  auch  oft  mit  entsprechend  auf- 
getüraitcn  Badetüchern.  Melirmals  habe  ich  auch  des  Vaters  Jagdstiefel  oder 
meiner  Mutter  hohe  Gummistiefel  zur  Krhöhung  des  Lustgefühles  angezogen. 
Manchmal  habe  ich  auch  in  dem  Pferdestall  einer  befreundeten  Familie  X. 
auf  dem  dort  liegenden  Sattel  masturbiert  (inmier  unter  großer  Angst  vor 
Entdeckung!),  zweimal  habe  ich  auch  des  Herrn  X.  hohe  Reitstiefel,  an  denen 
sich  noch  dazu  Sporen  befanden,  unter  großen  Ängsten  auf  dem  Klosett  im 
1  Stock  angezogen.  Die  Stiefel  standen  ebenfalls  im  1.  Stock  in  einer  dunklen 
Ecke  neben  dem  Schlafzimmer  von  Herrn  und  Frau  X.    Die  Häufigkeit  der 


TFE^ 


6 


Fetischismus. 


'    i 


Maeturbatiün  ist  wohl  durchschnittlich  l-2mal  täglich  gewesen  Ich  liatie 
iiiimer  \  orstol  ung.n  vom  Reiten  und  allem,  was  damit  zusamniGiüiängt, 
sprach  gewohnlich  auch  Worte-  wie  die  übcngenanntcn  vor  mich  hin  Dami 
traten  noch  zwei  mich  stark  erregende  Dinge  hinzu:  Damenstiefel  und  "-schuhe 
mit  hohen  Absätzen  und  Sporthosen,  die  unterhalb  des  Knies  mit 
knöpfen  geschlossen  werden.  Besonders  der  eigenartige  Faltenwnrl  dieser 
Hosen  boim  Sitzen  regit  mich  stark  auf,  so  dal!  ich,  der  ich  die=e  Hosci 
um  keinen  Preis  geti'agen  hiitte,  lieimlich  mit  Strumpfbändern  und  Bind- 
faden dasselbe  zu  erreichen  suchte  und  dabei  dann  n.asturbierte  Hieivu 
gebrauchte  ich  erst  zirka  vom  15.  Lebensjahre  ab  die  Hand  bis  dahin  <-r- 
zielte  idi  den  Org.smus  durch  Reiben  des  Penis  an  irgend  einen,  anderen 
weichen  Gegenstand. 

Einmal  wurde  ich  geradezu  wild,  als  ich  in  der  Auslage  eines  Schuh- 
geschäftes ein  Paar  durchbrochene  und  bis  zum  Knie  hinaufgehende  Damou- 
stiefel  nut  ^^Jr  hohen  Absatzen  wie  man  sie  ^vohl  im  Zirkus  sieht)  erblickte 
Von  diesem  Anblick  halte  ich  mehrere  Wochen  zu  zehren;  ja  ich  erwog  ern' 
heb  den  Gedanken,  sie  zu  stehlen.  Oft  malte  ich  mir  auch  Heitsticfel  Damen 
echuhe  oder  dergleichen  auf  Papier,  um  mich  daran  zu  erregen  'und  den 
Orgasmus  schneller  hei'beizufübren.  Ktwa  vom  16.  Jahre  ab  traten  dann  die 
ßpeziellen  weibliclien  Reize   liinz-u. 

Schon  in  der  untersten  Klasse  des  Gymnasiums  wurde  ich  von  einem 
Mitäcliüler  sehr  unscliün  „sexuell  aufgeklärt".  Was  dieser  mir  erzählte  glaubte 
ich  wohl,  doch  rührte  es  mich  im  übrigen  gar  nicht.  Icli  hatte  'ja  keine 
Ahnung,  daß  meine  damaligen  Masturbatlonen  überhaupt  einen  sexuellen 
Akt  bedeuteten.  Natiirlieh  habe  auch  ich  mich  mit  meinen  Kameraden  über 
anrüchige  Stellen  der  „heiligen",  Verzeihung  „Heiligen  Schrift"  und  dem 
Geeangsbiich  lustig  goniachi,  doch  ohne  recht  zu  wissen  weshalb.  Nun  kam 
das  alles  allmählich  hervor.  Ich  beobachtete  selbst  an  mir.  wie  die  ver- 
botenen" Sachen  zunächst  vereinzelt  sich  in  meine  wollüstigen  Phantasien 
drängten,  sich  dann  eine  Zeitlang  die  Wage  hielten,  bis  die  Vorstellung  der 
weiblichen  Reize  die  Oberhand  behiell  und  behalten  hat.  Denn  weder"  das 
Reiten  noch  was  ii'gend  damit  zusammenhängt  (außer  vielleicht  ich  sehe  eine 
Dame  im  Herrensattel  reiten,  z.  B.  bei  den  Sehauerdranien  „Aus  dem  wilden 
Westen"  im  Kientoppü)  noch  Klettern  oder  ähnliches  können  mich  ictrt 
irgendwie  aufregen,  wohl  aber  —  doch  davon  nachher. 

In  die  Zeit  des  Beeuchee  der  drei  obersten  Gymnasialklassen  (ich  war 
etets  ein  oft  leichtsinnig  fauler,  aber  sehr  guter  Schüler)  fällt  auch  die  der 
häufigsten  Maslurbationsakte,  4—5  pro  Tag,  Höchstlcistiing:  einmal  7mal! 
Da  ich  vormittags  im  Gymnasium  nicht  zu  masturbieren  wagte,  geschah  die* 
fitets  im  Laufe  des  Nachmittags.  Mit  einem  Vetter,  der  hei  uns  wohnte' 
habe  ich  mehrfach  masturbiert,  einmal  sog;ir  den  Versuch  der  Immissio  ueni-' 
in  anuin  bei  ihm  versucht,  jedoch  mit  völligem  Mißerfolge! 

Da  ich  unter  dieser  „üblen  Gewohnheit"  litt,  hat  es  natürlich  auch 
nicht  an  Versuchen  gefehlt,  die  Sache  endlich  aufzugeben.  Einmal  gelang 
mir  das  sogar  8  Tage  hindurch,  hatte  dann  aber  eine  nächtliche  Pollution 
und  vorbei  wars  mit  der  Abstinenz.  Diese  längste  Zeit  meiner  Abstinenz 
war  bewirkt  durch  den  Vortrag  eines  Pastors,  der  mich,  meiner  damaligen 
Meinung  nach,  sehr  erhohen  hatte.  Wie  die  Wirkung  dieses  pastörlichen 
Vortrages  so  hielten  auch  die  Versprechungen,  die  ich  mir  selbst  gab  nicht 
lange  vor.  Ich  war  immer  der  Meinung,  zwar  nicht  Sunde  (obwohl  dieser 
Gedanke  wohl  auch  ab  und  zu  durchbrach),  wohl  aber  Unrecht    wenn  ülwr- 


—  -  A 


AbgrenziiDg  des  Fetischisinus.  -7 

liaupt  dieser  Begriff  von  dem  der  Sündo  zu  trennen  ist,  und  vor  aüein  meiner 
(a  propos  beneidenswerten)  Gesundheit  Scliaden  zu  tun. 

Gegen  Ende  des  vorletzten  Sdiuljahres  waren  und  blieben  die  weib- 
lichen Reize  in  meinen  Phantasien  vorherrschend,  alle  anderen  Vorstellungen 
wurden  durch  sie  zurückgedrängt.  Lange  Zeit  hindurch  war  ich  gegen  meine 
Mutter  imd  Schwestei'n,  besonders  die  älteste,  sehr  zärtlich  und  Idilite  sie, 
wo  ich  nur  konnte.  Mein  Verhalten  änderte  sich  jedoch  mit  dem  Moment,' 
als  jch  gelegentlich  einer  der  äußerst  seltenen  PoUutiones  nocturnae  die 
älteste  Schwester  zu  koitiercn  suchte,  natürlich  im  Traum.  Am  Morgen  hatte 
ich  einen  derartigen  moralischen  Katzcnjamniei',  daß  ich  meine  Zärtlich- 
keiten von  nun  ab  aufgab  und  bis  heute  noch  keine  Lust  verepiire,  sie  su 
eiTiouern. 

Seit  diesem  Ereignis  werde  ich  bis  heute  durch  folgendes  sexuell  erregt: 
Nicht  das  nackte  Weib,  sondern  der  eben  verhiillte  Körper,  der  die 
Formen  ahnen  läßt  oder  sie  eben  zart  andeutet,  vor  allem  die  Brust,  erregt 
mich.  Ich  kann  geradezu  außer  Rand  und  Band  geraten,  wenn  ich  ein  leicht 
angezogenes  Mädel  laufen  und  ihre  Brust  den  Bewegungen  des  Laufens  durch 
die  Bluse  hindurch  folgen  sehe.  Ferner  sind  wohlgeformte  M-eibliehe  Beine 
(die  gar  nicht  durchaus  mit  durchbrochenen  Strümpfen  bekleidet  zu  sein 
brauchen)  und  Füßo  Gegenstand  meiner  Phantasien.  Allerdings  nicht  nackte 
sondern  mit  hübschen  Schuhen  mit  halblangen,  geraden  Absätzen  versehene 
Fuße,  besonders  wenn  sie  noch  einen  Teil  des  Beines  freilassen;  der  Schuh 
für  sich  würde  mich  kalt  lassen.  Dabei  brauchen  Füße  und  Schuhe  gar  nicht 
60  klein  zu  sein,  obwohl  ich  auch  andrerseits  keinen  M^eil  auf  große  Füße 
lege.  Ich  kann  z.  B.  steinte  pede  eine  Erektion  bekommen,  wenn  ich  ein 
hübsches  und  hübschgebautes  Mädel  gegen  den  Wind  ankämpfen  sehe  der 
ihre  Kleider  gegen  den  Körper  preßt.  Sie  darf  aber  kein  Kor  sott 
anhaben!  Korsetts  reizen  mich  nur,  und  zwar  in  erheblichem  Alaße  auf 
Bildern,  wie  sie  z.  B.  iu  den  „Lustigen  Blättern-  und  der  „Jugend"  u'a  zu 
finden  sind.  Bilder  von  Bayros  reizen  mich  in  hohora  Maße,  weniger  ßeznicek 
Aufgeschlitzte  Röcke,  die  die  Beine  oft  bis  zu  den  Kniekehlen  im  Halb- 
dunkel sichtbar  machen,  wie  es  jetzt  Mode  ist,  rufen  sehr  oft  Erektionen 
hervor,  denn  was  lassen  sie  nicht  alles  ahnen,  wenn  man  in  Gedanken  die 
Beine  höher  hinauf  denkt!  Ausgeschnittene  Kleider  reizen  mich  nur  dann 
wenn  sie  sehr  breit  und  tief  ausgeschnitten  sind,  Haare  und  Kleidungestücke 
für  sich  gar  nicht. 

Seit  langem  und  bis  heute  masturbiere  ich  manuell  einmal  täglich.  In 
Ferien  und  am  Sonnüig,  überhaupt  an  Tagen,  wo  man  nicht  zu  arbeiten 
pflegt,  wird  es  zuweilen  auch  2— amal;  doch  kann  ich  auch  ohne  weiteres 
einen  oder  zwei  Tage  aussetzen,  ohne  am  dritten  Tage  das  Versäumte  nach- 
zuholen. Geschieht  es  am  Tage,  so  hole  ich  mir  dazu  eine  der  oben  ge- 
nannten Zeitschriften  herbei  und  belebe  die  Bilder  mit  Phantasien:  etwa 
was  ich  lim  würde,  wenn  ich  sie  küssen  würde,  sie  nach  und  nach  ausziehen, 
meinen  Kopf  zwischen  ihre  Brüste  vergraben  würde;  und  schließlich  würde 
sie  meinen  Penis  nehmen  und  ihn  in  ihr'e  Vagina  stecken  und  dann  würden 
wir  vor  Lust  vergehen.  Das  sind  die  gewöhnlichen  Vorstellungen,  für  die 
gewöhnlich  solche  Objekte  herhalten  müssen,  die  ich  unter  Tag  gesehen  und 
die  mich  erregt  haben.  Schuh  und  Strümpfe  muß  sie  aber  beim  Koitus  an- 
behalten zur  Erhöhung  der  Wollust.  Ich  stelle  mir  dann  vor,  wie  sie  mich 
mit  ihren  Beinen  umklammern  soll  und  wir  dann  Leib  auf  Leib  und  Brust 
auf  Brust  pressen  werden  ...        -  ,    , 


Fetisch  isjii  US. 


Gelegentlidi  nioines  zweiten  Aufeiith^ilfp-   ^Q 
koitierte  ,ch  zniu  ersinn  Male,  doch     u  H  J  i"   ^     T"'  ^^^^^  "^   ^^"gl^"'! 

begann  mich  mit  nlien  Sinnen.  n,it  Denken  nclPM  ^""^*"  «^-^ualität  und 
.ehnci  und  tue  das  heute  mehr  denn  J^a  S  nl  "  T'  ^^"'  ^^«^^^e  zu 
wohnenden  Eltern  besuchen  mußte,  u-agte  iel  vo t,iT  u"'  ^'""^^g  ^ie  uniern 
>ater,  in  Deu^chland  nicht  .u 'icoitloren  '  0'^?  ^"^^»e^t  vo,- ,„ei.,,„ 
^le  ordinäre  Prostitaierte,  sondern  ein  Made  l^'f-T  ^^"'"  ^b""'  "i^ht 
mit  Interes^  für  Wissenschaft  und  Kunst  ]'.,f''"''  '^"''''  ^"^^«^' 
gebcns  suchte,  doch  immer  hielt  mich  Schüchte  n,i  . '  ^'^^  ^'^  bisher  ver- 
zu  Hause  besonders  vor  .neinem  Vater  St'Pn"?' Z"^™  ^''^^^  ^«^ 
Crott  r^ei  Dankl   -  weit  genug  entferrif     T  ^  ^^slaai  war  ich  ja  — 

.chiedene  Bekanntschaft.n^vo^3i"wtTg,  Jf  !S^''*^  *^^"'^  ^^«^^  dort' ver- 
ver heren  begann,  aber  die  eine  war  nfi  "u  widerlTr  ^'^^^^-hteniheit  zu 
andere  kamen  nicht  zum  Rendezvous  und  no  h  eine  L^  ^^  ^^^''^^^^"-  «nige 
reizte  mich  auch  nicht.  ■  ^'"^  ''"dere  war  mir  zu  schade 

In  die  Heimat  KurückgekohrL,  habe  ich  d««  «,  u 
doch  herrscht  hier  -  meiner  Meinung  nach^'^^'n. J^^'  aufgegeben, 
Material.  Eine  sehr  eklige  Geschichte  liielt  mich  terni;!?^  ^"^  geeignetem 
ab:  ein  guter  Bekannter  nnd  Kollege  von  mi,  S'^em  ^T  ^^'^^  '^^"'^ 
sammen  bin.  holte  sich  einen  Tripper.  So  habe'icT  hi  ■  ?  "'^"'  '''^^  Z"- 
(für  meine  Verhältnisse  sehr  viel)  am  Rendezvous  gebeten'".'  ''"  ^"^zend 
die  Verabredung  ein,  alle  anderen  haben  mich  sitzen  1.   '  ^'"''«e  '''''It 

war   beim     folgenden    Rendezvous    verhindert    da   ließ   t?  ""'*  ^^'''''  ^'"e 
schießen.  '      ="    "^^     ich    sie   denn   auch 

Trotzdem  gab  und  gebe  ich  meinn  Vop=„„i. 
Nacht  und  Nebel  hinansg'elaufen'  "l  aliltirS  h"/"  'V'  '^^  ^«^ 
Ich  wußte  und  .weiß  einfach  nicht,  wo  ich  n  ich Teil'^l';"',^^^''^«  «<'hrie! 
dann  ausgelaufen,  auch  wohl  eine  Straßenprö  tituIeS  '"  ^'^  ^^^  '"ich 
.mmer  darnach  war.  daß  id.  sie  trotz  me^er  Sl  ^  ^v"'*'^'  ^^«  ^bcr 
i"ul  zum  „Handwerk-'  zurückkehrte."  ^"«htbarcn  Not  laufen  ließ 

Ich  unterbreche  hier  die  Schilderung  des  Herrn  P  /.  . 
nur,  daß  er  den  Weg  zum  Weibe  gefunden  Ltnli       f'^'^  ''''"^^^^^ 
etzBchistisdien  Neigungen  nicht  al/Krailer  SL t   V"','^'''^  ^^-^'■ 
d.e  Angabe  über  die  Häufigkeit  der  Onanie    Bed  nkt  7'    r^"''"*  ''' 
um  emen  kerngesunden,  blühend  aussehenden  Mam  h  '  ^  h  '  ''  '''^ 

erkennen,  was  von  den  Übertreibungen  zu  LTtr  7.^'  '"  ^^"■^^"^" 
die  Sd.ädliel,keit  der  Onanie  von  den  bed  ulnd  f '  "  '"  '^="^  ^"^ 
verbrochen  werden.  bedeutendsten   «exualforsdiern 

Wir  sehen  aber,  wie  sein  Fetischismus  ^..f  a 
zum  Weibe  liegt,    über  diesen  Pu X  n  u^  ,>h       Vl"'''^''^'^  ^^^^t'""^ 
Es  wäre  vielleicht  vorteilhafter    b  iso   l.en  V  '"^''^^^■^''^"^'-  ^P'-echeu. 
Fetisdiismus  zu  sprechen.    Son^t  miZll  -^^.'^""g^n  gar  nidit  vo.. 


Fetischismus  zu  sprechen.    W  m^TZ:Z:ZZ  :;^^ 


einen 


AlgrenaiiBg  des  relisdiiimus. 


» 


großen,  einen  falschen  und  einen  efl,t»„  w  t-  ,  ■ 
Füi  die«  Fälle  genügt  es  viellZt  d  „  A  "?'"''"'""''  ->te-sche,den. 
tialismus"  anzuwendel  Nnn  vi  1  ™  t?  /'"t  T"  ""'""""■'  "P"' 
bestlnnnlen  Teiian.ielnn.gen  ,  "  D  erbtelVt'  p'"'  *'™"*  ^™» 
ffl.-  fcne  k„n,pliz.erten  Fälle  zu  reser  e^fL  t'.rS.V''''^''^"" 
Werkes  ausfülndich  analysieren  und  besprecta  "'n  "'  '""^ 

Stück,  kann  aber  am-Ii  Pin  Ta'i      ■        t-        '"'^'^^  ^'^""  ^^'n  ^leidungs- 

handen,  s„  *d  der  GesehlfehtsveHit!  ausglmn''"'    '^""»""""'    ™'- 
mtfi- niamraas  usw  )  ^^i^dü   in  iNase,   Ohr, 

zu  umgehen.    Fü.-  diese  ^m^^:^  ^TZLr^^  f-'''"". 

reservieren  -tarnen  „i^  etischiemus" 

^=::-sn,:r?-~»~;f  SSi~- 
Potenz  .u-d.  eh  .ag«  scheinbar,  weii  die  Impotenz  nur  ein.r  in ."t 
vor  dem  Geschlechtsakte  entspringt,  der  als  Sünde  gewertct  wird  orte 
e^ner  Angst  vor  dem  gesciiJeditlichen  Partner.  So  betont  MoU  daß  de 
Fet,sdnsmus  zur  Impotenz  führe  und  Kram-EMng  kommt  der  Wahr- 
heit noch  naher,  wenn  er  ausführt:  „So  ist  e.  vielleid.t  besser,  das  Kri- 
tenum  lur  das  Pathologische  auf  dem  Gebiete  des  Körperteil^Fet  ■ 
gr-hismus  auf  ganz  subjektivem  psychischen  Boden  zu  suclion  Die  Kon 
zentration  des  sexuellen  Interesses  auf  einen  bestimmten  Kürnerteil 
«-elcher,  das  jst  hier  hervorzuJieben,  nie  eine  direkte  B  e  z  i  e' 
hung  zum  Sexus  hat  (wie  Mammae,  äußere  Genitalien)  führt 
die  Körperteilfetischisten  oft  dahin,  daß,  sie  als  eigentliches 
Ziel    ihrer     geschlechtlichen    Befriedigung    nicht 


10 


Fetiscbismus. 


Hier  sehen  wir  sdion  zwoi  bodeutsam.l'  ! 
ervorgehobon:  Es  wird  ein  Fetil*  l^, a,J^""f  ™  ^^^  ^^'-'-— 
Beziehung  zun,  Sexus  liat,  manchmal  auc"\  "'"'  ™'-  »«"■■"'« 
....t  aife  dieses  Fetiseh  der  Koitus  „"1  „:™  ','„  ""l'  "  """■*  ^»™ 
statten  worden,  daß  es  Fet.sehisten  gibt  d L  1  „  '  ™"  "'«"^  ^>- 
l»I"-en.    Ich  kenne  auch  solche  Fälle    wenn  ?'■"""""  ^""«^  aus- 

n,  allen  diesen  Fällen  wird  man  dt  T  nd»;  L"'''","'''™  ™^-    ^1'- 

.eiese^r^rsr ;: ;;  s^f  s~r '^  7 ''-  ^—en 

schismus  noch  nicht  kennen  De,  Fei  "','''  ^^'''^™  "'"'  F^'i- 
komplizierte  Religion,  ei  „  e  k  .  „  s't  VoTri-  '  ^  '  ^"'« 
'■o„,    d.e    sich    ihrer    S  t  r  u  k  t  u       n  ac  I     1  ,  "* '' '"^- 

'iwangsneurose  vergleichen  lälUT  "" '    ''«r 

Wah,-heit  am  nächsten  kommen,  wenn  man  den  Fett'  T"  """^  '"''  ■*" 
neurose  auffaßt.  ""'  '  '=''s*ismu6  als  Zwange- 

Es  ist  jetzt  Mode  geworden   über  ,lio  p.f  i, 

der  Psychanalvse  ."-uzIehen.'Tbe,  „t  ^tt^id.  t  "S^*'""" 
zu  gute  zu  halten:    Sie  hat  uns  r,„le„„  i     ,  ^'^'^f  "'"''•  il'"-  das  eine 

ia  iah,-elang  „,it  den  K  anken  u^d  h  er"p  '"'T'  ""  '"™^'^'^"" 
und  haben  wir  erst  gelernt   Js  v  '        L  r'»""  ™  "'«"-ftigen. 

sehen  P,.oble.stelh„;ge„  u^^LZ^tTF^utrS  ""■■'°™"- 
freien,   so  muß  diese  intensive  Bo.^l,.ifK     ""^"''^""^^"^^tu^Sen  zu  be- 
vorurteilslcscn  Fescher  Ge   gele    "Ze  '  "^  ^^"^  K-'^'^-  'i™ 
Krankheit,  kernen  zu  lomen, 'di^     /x  "„ke   in  7      "  ""'''''  ^-■ 
tmd  Berichten    .egelmäßig  versch^tigt     Nun  Z  Z-  T"^-  '^™'^^" 
■  anaiyse  auf  dem  Gebiete  der  Paraphilie  sehi  ll         ?     '    ''''  ^'^>''^''- 
von    der  grundlegenden   Fr.«^sdln    ^rb  it     Dr  '  'fr'''"  ^''^""  -^■ 
Sexnaitheorie"  absehen,  sind  einige  Fo.Jl'fr'   f  ^"^"^"^^n    ^"r 
ParaphiHen     (Sadger)     nnd     kJne    StrL  "     ^^  ^'^*^^^  J-^'" 
M6.a/..,)    zu  verzeichnen,  auf  die  «'S  z     "kk  "''^'"^''^^"'"^ 
Das  kommt  da].r.  weil  Freuä  die  Paraphilie  1  ZI^fT"   """■^^"■ 
das  s.d.  nicht  weiter  zerlegen  und  analvsieren    äAt    n      i^'"''  '"'*''^*' 
dem   oft   zitierten  Ausspruche  dieses   Forsche  s.n^'  ^"I^  '''  "'^^'^ 
Sublimiert  es  diese  perversen  Triebe    d    J,       r    "P'">'"'o'Th-pervers '. 
'"'  ^-  '^-  S^^"^gt  es,  sie  in  soziale 

■)  /^flwl   (.«n^-.r  charakterisiert  den    FQti.chi~t™    f  .       . 
e«  chos.  de  ramour  nonnai,  1.  f.ti.histo,  bicn  ti     L^  ™'''^^"  =  "'^^'""-^  ^a- 

"■  '"'  ''\''T'  ^-^'---  -t  bien  plutöt  un  in  uLant  !""■""''  ^""^'  -'  P-"* 
cl..  .0X0.  .0  p,us  solvent.   Genitalem.«,,  u  poche  bi  „pluf;;':/ f '"  ^'^  '•-■™ 


?* 


Abjreuzuug  des  Fetischisnins. 

Kräfte  umzuwerten,  so  wird  es  ein  gesunder  Mensch;  verdräng!,  es  diese 
nebe  ^u.  so  daß  s,e  im  ,,Unbewußfen"  i],re  Wirksamkeit  blibehalu! 
und  symptonibüdendo  Kräfte  darstellen,  so  wird  das  Individuu.n  pai-a" 
pathisc]i;  bleiben  aber  die  perversen  Triebe  bestehen,  so  ist  oder  bleibt 
eigentlich  der  Mensch  ein  „Perverser". 

Hier  gibt  es  also  nichts  zu  analysieren.   „Die  Neurose  ist  das 
Negativ  der  Perversion",  sap;t  Freud.    Ich  Iiabc-  diesen  Satz  noHi  be- 
stntten,  als  ich  mit  Freud  im  j)ersönlichen  Vorkehre  stand  und  als  soin 
bchuler  unter  dem  mächtigen  Einfluß  seiner  Ideen  schaffte    Heule  kuin 
ich  nur  längst  Gesagtes  wiedei'holond  auefüJiren:    D  i  e  P  a  r  a  p  h  i  1 1  e 
(Perversion)   zeigt  sehr  oft  nichts  anderes  als  das 
uns    bekannte   Bild    der   Parapathie    (Neurose)      Dk- 
Paraphilie   (Perversion)    ist  in  vielen  Fällen  das  Positiv  einer  Para- 
pafclue.  Dies  kann  ich  gerade  am  Fetischismus  und  konnte  ich  audi  an 
der  Homosexualität  nachweisen.    Die  Grenze  zu  ziehen,  wie  weit  das 
konstitutionelle  Entgegenkommen  und  der  psvcbische  Überbau  an  den, 
Zustandekommen  der  Para])athie  beteiligt  sind,  das  bin  ich  lieule  nicht 
imstande.   Aber  ich  kann  am  Fetischismus  den  ÄPistigen  Überbau  nach- 
weisen, während  sich  die  von  Freudianern  in  ihrer  Verlegenheit  immer 
wieder  hervorgezogene  „Konstitution"'  als   unerforschbarei   und  hyiio- 
thetisciicr  Faktor  in  den  HinLergcund  sf.elll. 

Freud  hat  seine  Ansichten  jetzt  unter  dem  Drucke  der  Kilahrungcn 
modifiziGi-t  und  kennt  jetzt  Grenzfülle  zwischen  Perversion  und  Neurose 
Seine  letzten  Ansichten  werden  von  Sadger')  folgendermaßen  wiedei- 
gegeben: 

„Die  schon  von  Buiet  gegebene  Erklänins  dos  rein  zufitlligen  zeiüichon 
ZuEammentrcflons  von  Fetisch  mit  genitaler  EiTfgung  isf  ;ilso  mindest  nicht 
erschcipleiid.  Es  bleibt  ja  auch  gar  nicht  einzusehen,  warum  eine  zufällige 
(fleichzGitigkeif  so  dauernde  Macht  gewinnen  kimn,  und  die  Verschiebung  auf 
die  Degeneration  isi,  mehr  Ausrede  als  eine  wirkhche  Deutung." 

„Hier  setzen  nun  die  weiteren  Forschungen  Freuds  ein.  Er  ging  davon 
aus,  daß  beim  Fetischismus  giinz  regelmäßig  Verstärkung  einzelner  geschlecht- 
licher Teiltriebc  zu  finden  sind,  in  erster  Linie  der  sexuellen  Schau-,  in  zweiter 
der  Eiechlust.     Ein  Klei derfetisch ist  erwies  sich  z.  B.  als  einer,     der  von 
frfihestcr  Kindheit   ab   Zuschauer   beim    Entkleiden   seiner  Mutier   gewesen 
Nicht,  duß  zwirichcn  beiden  das  geringste  vorgefallen  wäre.     Doch  jene,  die 
in  ihren  Sohn  von  allem  Anfang  an  verliebt  gewesen,  duldete  kein  „Genieren"' 
beim  Entkleidon  und  so  zogen  sich  beide  skrupellos  vor  einander'aus.  Dies 
steigerte  natürlich  die  sclion  konstitutionell  verstärkte  Schaulust  bi^s   zum 
Voyeurtum.     Anlage  und  Ei'ziohung  wirkten  begünstigend  aufeinander.     AU 
syjäter  seine  Schaulust  Verdrängung  erfuhr,  ward  der  Sohn  zum  Klciderfcti- 
schisten,  indem  er  von  der  KleidorloBigkeit  auf  die  Kleider  verschob.  Statt 

')  „Die  LcIjl'O  von  (k-n  GreclilochlPvmrniiigGn  (Psycliopatliia  se.xualis)  auf  psycho- 
analytiechcr  Grtm<nage."   I.  F.  Dnilii-ko.  WiGn,  1022. 


13 


Fetischismus. 


\ 


liiv  daä  nackte  Weib  Interesse  zu  haben,  besaß  er  ein  sülches  für  dessen  Ge- 
wandung. Auch  auf  geistigem  Gebiete  fand  sich  hiezu  eine  bedeutsame  Paral- 
lele. Der  Mann  war  nämlich  spekulativer  Philosoph  geworden,  d.  h.  er  hatte 
sein  Interesse  von  den  Dingen  weg  auf  die  Worte  gewandt,  die  ja  gewisser- 
maßen die  Kleider  der  Begriffe  sind,  woraus  sich  der  Reiz  der  Philosophie 

für  ihn  erklärte."' 

„Der  Mechanismus  des  Falles  war  etwa  so :  es  handelte  sich  um  einen  ver- 
stärkten Sehtrieb,  der  schauen  wollte  und  durch  Entkleidung  zu  befriedigen 
war.  Die  folgende  Verdrängung  aber  ward  eingeleitet  durch  eine  Spaltung  des 
IComplexes,  an  den  sich  jene  Schaulust  knüpfte.  Ein  Teil  desselben,  der  Leib 
der  nackten  Mutter  nämlich,  hatte  gänzliche  Unterdrückung  erfahren,  der 
andere  hingegen,  mit  dem  Verdrängten  in  bestimmter  Weise  assoziiert,  ward 
idealisiert,  mit  übertriebener  Hochschätzung  umgeben,  zum  Fetisch  erhoben, 
eine  Reaktion,  die  die  Mitte  hält  zwischen  völliger  Unterdrückung  und  Subli- 
mierung.  Der  Sohn  wollte  also  jetzt  nicht  mehr  sehen  und  auch  nicht  mehr 
daran  erinnert  werden,  aber  er  verehrte  fortab  die  Kleider,  demnach  dasjenige, 
was  ihn  friUier  am  Sehen  gehindert  hatte,  ward  Kleiderfetisehist  nach  Ver- 
drängung der  Schaulust  und  Spaltung  des  Eomplexes.  Theoretisch  be^ 
deutsam  an  dieser  Aufklärung  ist,  daß  sie  uns  zeigt, 
dieser  Fall  von  Fetischismus  rühre  nicht  von  einer 
Früherinnerung,  sondern  einer  T  ri  eb  v  erd  rän  gun  g  her, 
mit    Spaltung    des    d  a  z  u  g  e  li  ö  r  i  g  e  n    Komplexe  s." 

In  einem  anderen  Falle  von  Fußfetisehismus  fand  Fnud  aber  wieder  die 
Schaulust  entscheidend.  Als  Kind  hatte  nämlich  dieser  Perverse  den  Frauen 
stets  unter  die  Hocke  geguckt  und  dazu  mit  dem  Anschauen  der  Füße  be- 
gonnen, um  an  ihnen  entlang  die  Genitalien  zu  erblicken.  Bei  dieser  Sexual- 
forsehung  traf  ihn  nun  ein  schweres  psychisches  Trauma.  Er  bekam  zwar  nicht 
das  Genitale  seiner  Mutter  zu  schauen,  wohl  aber  das  seiner  kleinen  Schwester, 
das  ihm  jetzt  als  Beweis  erschien  für  die  Möglichkeit  einer  ihm  schon  früher 
angedrohten  Kastration.  Damit  aber  w^ar  die  Einschüchterungsarbeit  der  Er- 
ziehung vollendet.  Er  bekam  einen  großen  Schreck  und  von  da  ab  trat  die 
Hemmung  ein,  zunächst  eine  lokale  oder  geographische  Reaktion.  Er  durfte 
jetzt  nicht  mehr  zum  Genitale,  sondern  mußte  zurück  und  ward  jetzt  gewalt- 
sam an  die  Anfangsstrecke  dieser  Bahn  fixiert,  d.  h.  den  Fuß.  Bei  noch 
stärkerem  Rückschläge  wäre  er  nicht  bloß  auf  diesen  zurückgeworfen  worden, 
sondern  auf  den  Schuh,  ja  in  besonders  schweren  Fällen  hätte  nicht  einmal 
der  Fuß  mehr  darin  zu  stecken  gebraucht,  der  Sehuh  als  solcher  hätte  genügt. 
Die  Wahl  des  Fußes  teaß  hier  eine  doppelte  Begründung;  geographisch  und 
ferner  auch  symbolisch  als  Penis  des  Weibes.  Die  Bedingung  dieses  Falles 
war  oi'fenbar,  daß  zunächst,  die  Mutter  selber  von  Haus  aus  eine  erhöhte  Ero- 
genität  des  Fußes  mitbrachte.i)  und  darum  den  Fuß  ihres  Kindes  besonders 
abküßte.  Hier  trafen  also  Vererbung  und  Erwerb  in  einem  einzigen  Ziel  zu- 
sammen, Es  fand  dann  ferner  während  der  Sexualentwicklung  infolge  Ein- 
schüchterung eine  Regression  statt  und  endlich  Fixierung  in  der  Pubertät 
Damit  sieh  nämlich  eine  Perversion  einwurzeln  kann,  muß  eine  neue  Verstärkun'' 
kommen  in  der  Zeit  des  Reifens.  Also  eine  kongenitale  4.nlaee 
Einschüchterung   mit  Rückschlag  in   der   Kindheit  und 

')  ,:Diese  ist  nicht  zu  veiwuthseln  nüt  de.-  vagen,  allgemeinen  uad  völlig  unbe- 
stimmten „nervösen  Dißposition".    Hier  handelt  es  ?ioh  v  ielm  ehr  um  ei  n 
i;,.stimmto   U'Ogenc   Zone,    deren   Reuting   oder    Erregung   von   Hau.   aus   verslTrHe 
Gesehlechtslust  setzt,"  (Sadm.)  ^"^  ^trstarkte 


Absreuziiiis  des  Fetischismus. 


];i 


eiidlii:li  eine  zweite  in  der   Pubertät,     die    dann  erst  zu 
dauernder  Festleg  unglühr  t." 

Die  Konstitution  der  Freudianer  ist  jetzt  ersetzt  duix-U  die  „Dis- 
position der  erogenen  /.one^.  Das  ist  kein  Fortschritt,  das  heißt  mit 
anderen  Worten:  Der  FetischUt  ist  durch  die  angeborene  holierel.ro- 
genität  bestimmter  Körperstellen  für  sein  Leiden  disponiert.  Die  1  ara- 
Philie  entstünde  dann  diircli  Bevorzugung  eines  bestimmten  leütnebes. 
Der  Fetisch  ersetzt  ein  Genitale. 
■  Diese  Darstellung  ist  einseitig,  "trifft  für  einzelne  lalle  zu  er- 
schöpft aber  nicht  das  Wesen  des  echten  Fetischismus.  Auch  ist  der  Vo,- 
..ang  oft  ein  verkehrter,  als  wie  ihn  Sadger  schildert,  Gerade  das  Sehen 
^ines  verbotenen  Körperteiles  kann  zur  Unterdrückung  der  Sehlust 
fahren  und  die  anderen  Smnesquahtäten  hervortreten  lassen  Der  nor- 
male Liebende  sieht  sein  Liebesobjekt  gerne,  er  hat  Lust  an  der  Berüh- 
rung die  Küsse  schmecken  ihm,  er  ist  entzückt  von  dem  spezifischen  Ge- 
rüche seines  Partners,  die  Stimme  klingt  ihm  wunderbar  hebhch.  Er  hebt 
mit  allen  fünf  Sinnen.  Die  Hervorhebung  einer  Sinnesquahtat  zugunsten 
der  anderen  vier  hängt  oft  mit  dem  Umstände  zusammen  daß  gerade 
die  unterdrückten  Sinnesqualitäten  der  Verdrängung  anheimgefallen 
sind  H-eil  sie  mit  verbotenen  Regungen  assoziiert  smd. 

Die  Darstellung  von  Sadger  kann  wohl  einzelne  Fälle  von  Par- 
tialismus  erklären.  Sie  reicht  aber  keinesM-egs  für  den  echten  Fetischis- 
mus aus,  der  mit  der  angeborenen  Disposition  (d.  ]>.  mit  den  verstärkten 
erogenen  Zonen)  nichts  zu  schaffen  hat. 

Der  Fetiscliismus  ist  also  eine  Krankheit 
u  n  d  k  e  i  n  F  a  t  u  m.  Er  ist  eine  Parapathie.  Er  ist  eine  Konstruktion 
der  Kranken  mit  einer  ganz  bestimmten  Tendenz.  Dies  läßt  uns  anch 
alle  Fälle  vom  sogenannten  „normalen  Fctisdiisnius"  als  nicht  zum 
Fetischismus  gehörend  ausscheiden.  Wenn  jemand  für  kleine  Ohren 
schwärmt  und  sich  nur  Damen  sucht,  die  kleine  Ohren  aufweisen,  so  ist 
er  noch  lange  kein  Fetiscliist.  Er  zeigt  einfadi  irgend  eine  Form  der 
sexuellen  Variationen,  die  so  unendlich  sind,  daß  ihre  Besciireibun,; 
unmöglich  wäre.  Aber  seine  Variation  hegt,  um  emen  treffenden  Aus- 
druck den  Blüher  in  Anlehnung  an  Adler  geprägt  hat,  auf  der 
B  e  X  u  e  n  e  n  L  e  i  1 1  i  n  i  e  zum  Weibe.  Der  normale  Fetischismus  er- 
möglicht dem  Träger  den  Besitz  des  Weibes  und  steigert  sogar  die 
Tibido  Diese  Fälle  haben  mit  dem  Fetischismus,  w;e 
Th  n^n  beschreiben  will,  nichts  zu  tun  ja,  sie 
stehen  zu  ihm  im  Gegensatz  und  man  täte  am 
besten  in  solchen  Fällen  gar  n  i  cht  vo  n  F  e  t - 
\hismus  zu  sprechen.  Der  echte  Fetischist  braucht  se.nen 
Fetisch  um  sich  das  Weib  zu  ersetzen,  der  Normale  bevorzugt  gewisse 
"  Zonen,  die  den  Besit.  des  Weibes  wertvoller  machen.    Der 


14 


Fetischismus. 


Fetisch  ist  entwertet  das  Weib,  der  Normale  ü  b  e  r- 
^\'  e  r  t  e  t  d  e  Ji  Träger  seiner  bevorzugten  e  r  o  g  e  n  e  n 
Zonen. 

Das  ließe  sich  auch  in  den  meisten  Fällen  von  Partialismus  nach- 
weisen. So  äußert  sich  Havelock-ElUs  über  den  Fußfetisehismus  in  sehr 
intereseanter  Weise: 

„Die  Neigung,  die  wir  in  dieser  Weise  für  Irüliere  Kultunjerioden 
nurinal  linden,  namlicli  <iie  susuelle  Symbolisierung  des  Fraueiifußes  und 
seiner  Entblößung,  ferner  die  von  ihm  ausgehende  faszinalive  Wirkung  hat 
eine  gewisse  Bedeutung  auch  füi'  die  Erklärung  der  sporadischen  Erscheinung 
des  Fußfetisehismus  bei  uns  selbst.  So  exzentrisch  der  Fußfetisehismus  er- 
scheinen mag,  so  ist  er  doch  nur  das  Wiederauftauehen  eines  sinnlichen  oder 
emotionellen  Zwanges  infolge  einer  Art  Pseudoatavismus  oder  EnUvicklungs- 
hcmTnung,  wie  er  von  unseren  Vorvätern  wohl  früher  und  wie  er  jetzt  noch 
von  unseren  kleinen  Kindern  verspürt  werden  mag.  Das  gelegentliche  Wieder- 
erscheinen  dieses  verschwundenen  Inipulse.s  und  die  Zähigkeit,  mit  der  die-^er 
sich  erhalten  kann,  werden  dergestalt  bedingt  durch  übersensible  Reaktion 
eines  abnorm  nervösen  und  gemeinhin  vorzeitig  entwickelten  Organismus  auf 
Einwirkungen  hin,  die  unter  der  durchschnittlichen  und  gewöhnlichen  Be- 
völkerung Europas  lieute  nicht  mehr  gespürt  oder  rasch  überwunden  oder  in 
den  höchst  komplexen  Prozessen,  die  der  Ablauf  der  sexuellen  Vorgänge  und 
der  Tumeszenz  im  Individuum  hervorruft,  prompt  unterdrückt  werden." 

„In  diesem  Sinne  kann  man.  wenn  es  auch  gewagt  wäre,  von  Feti- 
schismus als  einem  echten  Atavismus  zu  sprechen,  wohl  vertreten  daß  er 
sich  auf  kongenitaler  Basis  entwickelt.  Er  stellt  die  seltene  Weiterentwick- 
lung eines  angeborenen  Keimes,  welcher  in  früheren  Epochen  häufig  eine  all- 
gemeinere und  gewissermaßen  nocli  in  d<?r  Breite  der  Xorm  passende  Ent- 
faltung annalim." 

„Wenn  auch  der  gewöhnliche  uusensitive  Durchschnittsmensch  nichts 
davon  zu  merken  lirauchfc,  so  sind  sie  für  den  aufmerksamen  und  phanlasic- 
volleii  Liebenden  selbst  ein  hervorragender  Gravitatioiispunkt  in  der  hoch- 
komplizierten Konstellation  seines  leidenschaftlichen  Geluldscnsembles.  Eine 
liesonders  nervös  veranlagte  Person  kann,  wenn  einmal  ein  solcher  Sym- 
bolismus fiieh  fest  konstituiert  hat,  in  ihm  ein  wirklieh  unerläßliches  Element 
des  Reizes  der  geliebten  Person  finden.  Schließlich  ist  für  ein 
völlig  erkranktes  Individuum  das  Symbol  die  Haupt- 
sache: die  Person  als  solche  wird  gar  nicht  mehr  ge- 
sucht, nur  noch  als  Appendix  des  Symbols  angesehen 
odor  sie  tritt  überhaupt  vollkommen  in  den  Hinter 
grund  und  nur  noch  das  Symbol  istdas  Ziel  undgenüet 
vollständig  und  allein  zur  geschlechtlichen  Befriedi 
gung.  Wenn  es  schon  als  krankhaft  bezeichnet  werden  muß,  ein  Svmhol  als 
fast  die  Hauptsache  am  Reize  einer  geliebt™  Person  zu  betrachten  ' -o  haben 
wir  doch  nur  im  letzten  Falle,  in  weichem  das  Sjnnbol  allein  Befriedigung 
verschafft,  eine  echte  und  vollständige  Perversion  vor  uns  In  T 
weniger  ausgesprochenen  Formen  des  S  y  m  b  o  1  i  .T^f,^ 
wird  immer  noch  das  Weib  gesucht  und  die  Forto'fUn 
zung  gewährleistet;  wird  das  Weib  ignoriert  und  da^ 
Symbol     an     sich     ist     ein     adärjuater     und     s  o  ^  a  r     w  ll  I 


Abgrenzung  des  Fetischismus.  J5 

kommener  Stimulus   zur  Detumeszenz,   so   ist   die  Sache 
entschieden  etwas    rein    P  a  1 1]  o  1  u  g  i  s  c  li  o  s." 

Auch  Havelock-Ellis  siehi  das  Pathologiacht'  des  Fetisehisiime 
darin,  daß  das  Symbol  den  gesdilechtliclien  Partnei-  ersetzt.  Er  betont 
die  atavistische  Grundlage  des  Fußfütisdiiömus,  vas  ja  mit  der  Sehweiß- 
fußtheorie  von  Abraham  und  Freud  übereiiistinnnen  würde.  Ich  würde 
für  den  Fußfetischismus  sclion  lieber  die  Hypothese  von  Alfred  Adler 
stützen:  Wer  an  seiner  großen  Zehe  gelutscht  hat,  der  wird  dann  Fnß- 
fetischist.  Es  würde  dies  zu  meiner  Behauptung  stimmen:  Der  Fetiscli 
entspricht  der  eigenen  erogenen  Zone.  A¥ir  lieben  an  dem  anderen,  \va& 
wii-  an  uns  lieben,  wir  erzeugen  nur  an  jenen  Zonen  Libido,  deren 
Eeizung  uns  Libido  erzeugt. 

Dieses  Gesetz  wird  sich  überall  im  Sexualleben  bestätigen  lassen. 
Allerdings  kommt  es  dann  zu  allerlei  Vcrsdiiebimgen.  Hatte  uns  in 
der  Kindheit  der  nackte  Fuß  Freude  bereitet,  machte  es  uns  Vergnügen, 
den  nackten  Fuß  der  anderen  zu  sehen,  so  überspringt  diese  Libido- 
besetzung  auf  den  Schuli,  der  den  Fuß  verhüllt.  Wir  haben  ja  im  Fall 
Nr.  2,  G.  S.,  S.  5,  gesehen,  wie  das  Verhüllende  den  größten  Reiz  bildet, 
weil  die  Phantasie  den  Reiz  des  Verhüllten  gewaltig  erhöht  und  steigert. ' 

Studieren  wir  verschiedene  Fälle  von  Fetischismus-  Die  j'endenz, 
vor  dem  Weibe  zu  fliehen,  wird  inmier  wieder  aufs  deutlichste  hervor- 
treten. Da  ist  der  bekannte  Fall,  den  Moll  als  Rosenfetischisinus  be- 
schrieben hat.  Ein  Mann  lebt  eigentlich  in  völliger  Abstinenz.  Er  i'ührt 
keinen  Koitus  mit  Frauen  aus,  ja,  er  behauptet  sogar,  er  hätte 
eine  Antipathie  gegen  alle  Frauen.  Er  sieht  eines 
Abends  eine  Dame,  die  auf  ihrem  Busen  eine  schöne  Rose  trägt,  und 
verliebt  sich  —  in  die  Dame  oder  eigentlich  in  die  Rose.  AVohl  verlobt 
er  sich  heimlich  mit  der  Dame,  aber  sein  Verlangen  geht  nur  nach  ihren 
Rosen.  Er  ruht  nicht,  bis  diese  Rosen  sein  Eigentum  werden.  Daheim 
berieclit  er  die  Rosen  imd  hat  die  höchsten  Lustgefühle  dabei.  Er  ruht 
nicht  eher,  bis  er  eine  ganze  Sammlung  von  solchen  Rosen  zu  Hause  hat. 
eine  Erscheinung,  die  wir  immer  wieder  finden  werden  und  die  ich  als 
Harems  kult  der  Fetischisten  bezeichnet  habe.  Dieser  H  a- 
r  e  m  s  k  u  1 1  fehlt  in  keinem  Falle  von  e  (i  !i  t  e  m  Feti- 
schismus; er  ist  ein  charakteristisches  SjTuptom  des  echten  Feti- 
schismus und  drückt  die  symbolische  Darstellung  eines  latenten,  im 
Kampfe  mit  der  inneren  Moi'al  befmdlichcn  Don  Juanisinus  aus.  Der 
Fetischist  ist  ein  Don  Juan  oder  hat  wenigstens  seine  heimlichen  (le- 
lüste  wie  ein  Don  Juan.  Aber  er  sammelt  statt  der  Frauen  0  seine 
fetischistischen  Objekte. 

')  Es  wird  aufgefallen  aran,  daß  ich  immer  vom  niäimliclien  Fetischisnms  spreche. 
Ich  kenne  nuch  einen  SdnnuckfcLiBchiRmup  einer  Frau  und  andere  Ansatxc  mm  weib- 
lichen FetisehismuB.  Aber  der  Felisohismus  ist  im  allgenieinon  eine  Krankheit  <ler 
Männer    Für  die  seltenen  Fälle  von  weiblichem  Fetischismus  gelten  natilrlich  die  gleidien 


_^6  Fetischismus. 

Jeder  Fetischist  hat  seinen  Harem  an  Sacktüchern,  Unterhosen, 
Schuhen,.  Zöpfen,  Photographien,  Haaren,  Miedern,  Strumpfbändern  usw. 
Jeder  einzelne  Fetisch  verliert  bald  seine  fetischistische  Kraft  und  der 
Fetischist  sucht  gierig  nach  einem  anderen  Objekte,  um  das  alte  nach 
einer  Zeit  wieder  hervorzuziehen,  wie  es  ein  Pascha  in  seinem  Harem 
macht.     Immer  gibt   es   eine  bestimmte   Favoritin. 

Nun  zurück  zu  unserem  Rosenfetischisten.  Heiratet  er  die  Dame, 
in  deren  Rose  er  sich  so  heiß  verliebte,  daß  er  sich  mit  ihr  verlobte? 
Keineswegs.  Er  macht  es  wie  alle  Fetischisten.  Er  zieht  eich  aus 
ii'gend  welchen  rationalistischen  Gründen  zurück.  Er  löst  seine  Ver- 
lobung und  bleibt  nur  seinen  Rosen  treu.  Der  Fetisch  hat  seinen  Dienst 
erfüllt.    Er  hat  ihn  vom  Weibe  abgehalten  und  das  Weib  ersetzt. 

Hinter  dieser  scheinbaren  Paraphiiie  steckt  eine  heimliche  Angst. 
Dieser  Mensch  steht  zwischen  satanischen  und  frommen  Tendenzen.  Er 
ist  ein  Don  Juan  ohne  den  Mut  zur  Sünde.  Das  Weib  verliert  für  ihn 
jeden  Reiz,  weil  er  den  Reiz  gewaltsam  auf  ein  kleineres  Objekt,  die 
Rose,  verschoben  hat,  Rosen  küssen  ist  doch  keine  Sünde.  Rosen 
können  seine  Potenz  nicht  erproben,  es  kommt  bei  der  Rose  nicht  zu 
1  dem  Kampfe  der  Geschlechter,  dem  der  Fetischist  vorsichtig  ausweicht. 

1  Das  erklärt  uns  auch  eine  Form  des  Fetischismus,  der  eigentlich 

in  meinem  Sinne  eben  kein  Fetischismus  ist.    Es  ist  dies  die  Vorliebe 
]  .  für  alte,  kleine,  verwachsene,  häßliche,  bucklige,  schielende,  hinkende, 

i  kurz  mißgestaltete  Frauenzimmer.    Der  bekannte  Fall  des  Descartes. 

1  der  nur  schielende  Frauen  lieben  konnte,  gehört  hieher.   Ich  möchte  schon 

i  an  dieser  Stelle  darauf  liimveisen,    daß    Männer    Frauen    suchen,    die 

)  eine  Krücke  tragen  oder  ein  Bein  amputiert  haben.   Die  meisten  dieser 

l  Fälle   dürften   außer  der  bekannten   naheliegenden   infantilen  Wurzel 

j  (Erinnerung  an  ein  Sexualobjekt  der  Jugend!)  noch  eine  andere  Moti- 

vierung haben.    Diesen  entstellten   Frauen   gegenüber    empfindet  man 
Mitleid.    Sie  werden    nicht    als  vollwertig  genommen.    Sie  sind  vom 
\  Schicksal  gezeichnet  und  schon   entwertet.    Der  von   Merzhach   beob- 

)  achtete  Fall,  von  dem  ich  später  sprechen  werde,  bestätigt  diese  An- 

nalmie.    Das  Persönlichkeitsgefühl  des  Mannes,  das  bei   der  sexuellen 

Werbung  und  Eroberung  eine   eo   große   Rolle   spielt,   kommt   diesen 

^  Krüppeln  gegenüber  eher  zur  Geltung.    Sokiien  halben  Frauen  gegen- 

I  über  kann  sich  der  Mann  eben  als  ganzer  Mann  fühlen.   Das  erklärt  uns 

r 

Gesichtepiinkte,  wie  ich  sie  hier  für  den  männlichen  darstelle.    Iloirard  hat  Fälle  von 

weiblidiem  KleiderfetischiKmUo  beschrieben.   Eine  39jährig9  Frau,  die  Beinkleider  stiehlt. 

]  eine  21iäiirige  Frau,  welche  die  UnterhoBen  des  seligen  Mannes  liebkost,  ein  17iähriges 

Mädchen,  das  einen  Haremskult  mit  männlichen  Strumpfbändern  treibt.  (Ztechr.  f. 
Sexualwiesenschaft,  H.  3.  Jänner  1914.)  Weitere  Beispiele  von  weiblichem  Fetischismus 
ßaden  eich  im  dritten  Kapitel.  Die  sehr  wichtige  Frage,  warum  der  Fetischismus 
eigentlich  eine  Männerkrankheit  ist,  werde  ich  im  letzten  Kapitel  ausführlich  behandeln. 


Al)p-eiiziing  des  Fetischismus.  jj 

auch  die  gute  Potenz  mancher  Männer  bei  Dirnen  und  liii  Versagen  hei 
anständigen  Frauen.  Solche  Männer  überöciiätzen  das  anständifje  Weib 
und  fühlen  sich  iln*  gegenüber  unterlegen,  was  eine  öexuelle  Aggression 
in  vielen  Fällen  ausöchlielM,  weil  Potenz  und  Überlegenheitägefühl  innig 
zusammenhängen.  In  solchen  Fällen  läßt  sidi  der  Mann  zum  ent- 
werteten, „gezeichneten'"  Weibe  herab,  er  beglückt  es  mit  seiner  Gunst, 
während  er  sich  sonst  beglücken  laßt.') 

Immer  wieder  werden  wir  bei  den  beschriebenen  Fällen  von  Feti- 
schisnuis  betont  finden,  daß  der  davon  Befallene  eigentlich  iceusch  ge- 
lebt habe.  So  sagt  Lippmann  von  seinem  Zopffetischisten :  „Niemals 
zeigte  er  eine  Spur  von  Sinnlichkeit.  Gespräche  über 
Mädchen  bzw.  über  geschlechtliche  Dinge  interessierten  ihn  gar  nicht. 
Er  trat  auf  Wunsch  eines  Freundes  in  einen  Studenten  verein  ein,  der 
das  KeuGchhoitsprinzip  zur  Bedingung  der  Mitgliedschaft  machte.  Er 
erklärte,  daß  es  ilun  nicht  schwer  laue,  ein  derartiges  Versprechen  zu 
geben."  Daß  es  sich  aber  nur  um  verdrängte  Sexualität  gehandelt 
hat.  beweist  der  Umstand,  daß  er  einmal  gegen  seine  sonstige  Gewoiin- 
heit  berauscht,  auf  die  Wirtin  zuspringl  und  sie  bei  den  Haaren  zaust. 
Solche  die  Hemmungen  aufiiebende   und  den   Charakter  scheinbar  ver- 


')  In  diizelnen  solchen  Fällen  könnt*  ich  Hncn  BekundiLven  Bcelisi^hen  Mechauismus 
kdnetatJLTeii,  den  idi  das  Prinzip  der  „feit  igen  Sache"  nenne  nach  cinom  he- 
kiinntcn  Witae,  den  ich  hier  eeiiicr  peyciiologisclien  Wurzel  wegen  erzählen  muß.  Bin, 
Iliiiatsvermittipr  trägt  einem  jungen  Manne  ein  reiches  Mädchen  an;  der  Bewerber 
hüli  dem  Vermittler  iils  großen  .NacJiteil  der  „Pni'tie"  entgegen,  ddß  das  Mädchen 
sich  einmal  dae  Bern  gebrochin  habe  und  nun  hinke.  „Ach  was",  sagt  der  Vermittler, 
„stellen  iSie  eich  vor:  Sie  Bind  schon  verheiratet.  Sie  gehen  mit  Ihrer  Frau  spazieren. 
Dil  kommt  ein  Auto.  Ihre  Fniu  wird  überfahren.  Jetzt  müssen  Sie  sofort  mit  der 
Rettungsgesellschaft  in  dsiK  Sanatoriiun  fahren,  es  Itommt  der  Professor.  Sie  verleben 
einige  Woelicn  der  fiirchterliehntj^n  Aufregung,  Sie  luilien  dann  die  enormen  Kosleii 
au  tragen.  So  aber  kommen  Sie  gleich  zu  einer  fertigen  Sache."  Dies  Frlnzip 
dci'  fertigen  Sache  spielt,  in  einzelnen  Fällen  von  PscudofetischismuB  eine  große  Rolle. 
Vorerst  ein  anderer  hichcr  gehörender  Fall.  Ein  Mann  kommt  zu  der  Frau  seinee 
Freundes,  die  ihn  immer  kalt  gelasstn  hat,  und  findet  sie  ganz  verprügelt.  !n  diesem 
Momente  erwacht  seine  ganze  Sexualität  und  er  stürzt  sich  fürmlicli  auf  '^i«.  Die  Frau 
hat  aa<'h  ein  intensives  Bedürfnis,  sich  an  ihrem  Manne  zu  rächin,  Sie  omptinden  beide 
eine  imgehtui'e  Libido  beim  Koitus,  die  sich  aber  nicht  wieder  einstellt.  Der  Mann  war 
ein  Sadist,  dem  seine  grausamen  Instinkte  nicht  deu{li<'li  bewußt  werden  durften.  Hier 
kam  er  zu  einer  ,.fertigen  Sache".  Fetisch isten,  die  amputierte  Frauon  suclien,  haben 
auch  das  Stück  Sadismus  verdrängt,  das  eine  Zerstückelung  der  Frau  verlangt.  Der 
amputierte  Arm  oder  das  fehlende  Bein  ist  dann  das  Stock  Realität,  an  dem  die 
Phiuitasie  ansetzt,  der  Sclidn  eines  ruten  Blutes  für  die  farblosen  Schemen.  Die  Psycho- 
logie des  Mitleids  läßt  sich  von  diesem  Gi«ichtBpunkt  auch  neu  beleuchten.  Sie  arbeitet 
aueJi  nach  dem  Prinzipe  „Lust  ohne  Schuld"'.  Die  grausamen  Taltn  voBbringt  ein 
anderer  oder  das  Schicksal.  Wir  zichin  unsere  Lust  daraus  in  der  Form,  wie  sie  das 
ethische  Gewissen  verlangt.  Die  Schadenfreude,  welche  dem  Mitleide  so  häuSg  voran- 
geht, es  heimlich  heglcilet.  ist  der  bewußte  Ausdruck  der  gleichen  Tendenzen. 

Stekel,  SlärunKBIl  dui  Trieb-  und  Affaktlubenl.  VII.  2 


■1  o  _  Fe  tisch  isniuB. 

änilt'i'nde  Wirkungen  des  Alkohols  kann  man   in   sexualibus   üt't  beob- 
achten nnd  Boldien  Personen  ist  die  Abstinenz  geradezu  notwendig  und 
hütet    sie  vor   Entgleisungen.    {Der  Fall    zitiert  nach  Merzbach,    Die 
krankhaften  Erscheinungen  des  Geschlechtsinnes.  Ali'red  Holder,  i9ü9.) 
Dieser  Kranke  gibt    an:   „Eine  sinnliche  Regung    zu  Personen 
anderen  Geschlechtes  habe  er  nie  empfunden.   Es  sei  ihni  das  recht  klar 
worden,  als  in  dem  Vorein  Ethoe  über  die  Scb^-ierigkeiten  gesprochen  ■ 
winde,  geeehlechthchon  Anfechtwngen  zu  widerstehen.    Er  habe  damals 
aus  ehrlicher   Oberzeugung  gesagt,  für  sich  könne  er  garantieren  und 
liabe  nicht  begriffen,  daß  auf  andere  die  Versuchung  so  stark  einwirken 
Icönne."  .  .  .  Wir  merken,  daß  der  Patient  schon  von  Jugend  auf  dem 
Weibe  ausweicht,  offenbar  weil  er  es  gar  nicht  auf  den  Kampf  der  Ge- 
sichlechter  ankommen  lassen  will.   Der  Mann  fürchtet  immer  die  "Über- 
legenheit des  Weibes,  wie  ich  es  schon  bei  der  Bevorzugung  krüppel- 
hafter Frauen  betont  habe.    Ein  Patient  von  Merzbach,  der  sich  nur 
verwaelisene  Mädchen  als  Partnerinnen  aus\vählte,  sagte,  daß  es  seine 
Begierde  mächtig  errege,  werui  seine  Partnerin  und  er  alle  möglichen 
Künste  aufwenden  müßten,  um  die  verwachsene  Frau  durch  Kissen  und 
Decken  in  die  richtige  Lage  zu  bringen,  wozu  noch  der  Umstand  käme, 
daß  sich  solchen  von  der  Natur  vernachlässigten  weiblichen  Personen 
„zur    Geschlechtslust     noch     die    Dankbarkeit     ge- 
selle". .  .  ■  Und  offenbar  kommt  es  dem  Partner  nur  auf  die  Dank- 
barkeit und  auf  das  Gefühl  der  persönlichen  Überlegenheit  an.    Die 
sclion  besprochene  Tatsache,  daß  es  eine  Menge  Männer  gibt,  die  bei 
der  Dirne  potent  sind  und  der  anständigen  Frau  gegenüber  auch  in 
der  Ehe  versagen,  entspringt  diesem  feinen  Spiele  des  Ichbewußtseins. 
Ich  könnte  diese  Behauptungen  an  vielen  Fällen  von  Fetischismus 
nachweisen,  die  von  anderen  Autoren  publiziert  wurden.   Ob  es  sich  um 
Neigung  zu  Schuhnägehi,    Rosen,  Taschentüchern,    Korsetts  liandelt, 

■  immer  ist  die  Tendenz  dieser  Menschen  ein  Abrücken  vom  AVeibe,  ein 
starker  Zug   zur   Abstinenz  im  Gegensatz   zu  ausschweifenden   Phan- 

■  tasien.   Immer  liegen  Satanismus  und  Religiosität  bei  ihnen  im  Kampfe. 

Erotische  Sonder liclikeiten  (der  „Picazismus"  Eulenburge)  haben 
nichts  mit  dem  Fetischismus  zu  tun.  Sie  sind  in  den  meisten  Fällen 
fixierte  Infantilismen,  wie  ich  sie  in  Bd.  V  beschrieben  habe. 

Ich  wälile  zur  Abgrenzmig  des  Fetischismus  einige  Fälle  aus  der 
,.Sexualpatholopio"  von  Magnus  Hirschfeld. 

Der  erste  Fall  lautet: 

,.In  einem  anderen  Fall  wurde  ein  Mann  von  dem  Drange  verfolgt, 

sieh  auf  einen  Platz  zu  setzen,  von  dem  sieh  unmittelbar  zuvor  eine 

■©ame  erhoben  hatte:  er  konnte  dies  in  den  meist  stark  besetzten  Wagen 

der  Straßenbahnen  und  Stadtbahnzüge  unbemerkt  und  leicht   dursh- 


^Mta 


ÄbgreuzuDg  iIce  Fetisch  ismiie. 


19 


iülii'en.  Die  dem  Platze  noch  anhaJitende  Wanne  des  weiblichen  Gesäßes 
rief  bei  ilini  oft  Erektionen  hervor.  Sich  dorthin  zu  setzen, 
wo  vorher  ein  Herr  gesessen  h  a.  1 1  e,  erzeugte  in  ihm 
großes  Unbehagen  und  war  ihm  Gchließlich  ganz 
unmöglich.  In  Hotels,  auf  der  Eisenbaim  und  auch  sonst  vielfach 
benutzte  er  mit  Vorliebe  Danientoiletten,  was  ihm  nicht  selten  Zureclit- 
weisungen  eintrug." 

Dieser  Mann  hat  wahrscheinlich  schon  in  der  Kindheit  mit  Vürüebe 
den  Abort  benützt,  wenn  ein  weibliches  Mitglied  der  Familie  voriier  dort 
gewesen  war.  Die  Warnte  des  Brettes  erzeugte  ihm  Lustgefühle.  Die  Be- 
rührung des  Brettes  weckte  die  Assoziation  zur  Berührung  des  Körpers. 
(Das  bekannte  Tertium  defäeationis,  das  im  Kinderleben  eine  große 
Rfjüe  spielt.)  Die  verdrängte  Homosexualität  äußert  sich  in  der  Ab- 
neigung, sich  auf  einen  Platz  zu  setzen,  wo  vorher  ein  Mann  gesessen  ist. 
Dieser  Fall  ist  ein  typischer  Fall  von  „psychose-vuellem  Infantihemus'" 
mit  verdrängter  Homosexualität  und  mit  verdrängter  Anal  Sexualität. 

Nun  zum  zweiten  Falle  von  Hirschfeld: 

„Ein  Mann  meiner  Piaxis,  galizischer  Kaufmann,  war  von  einem 
sadistisdien  Haß  gegenüber  roten  Haaren  erfüllt.  Gleichwohl  heiratete 
er  schließlich  eine  Frau  mit  „knallrotem"  Haar.  Zu  seiner  Recht- 
.fertipung  gab  er  zwei  Gründe  an:  Er  hätte  geglaubt,  durch  die  eheliche 
Gewöhnung  würde  er  sich  seine  AbiuMgung  „abgewöhnen"  können, 
außerdem  sei  seine  Frau  so  vennögend  gewesen,  daß  er  um  dieses  Vor- 
zugs willen  das  körperliche  Defizit  in  den  Kauf  genommen  hatte,  zumal 
alle,  die  er  gefragt  habe,  das  feurige  Haar  eher  schön  als  häßlich  ge- 
funden hätten.  Um  seinen  Ekel  hypnotisch  heilen  zu  lassen,-  suohte  er 
mich  auf.  Ich  schlug  zunächst  der  Frau  vor,  ihr  Haar  färben  zu  lassen. 
Sie  leimte  dies  energisch  ab.  Den  Widerwillen  ihres  Mannes  faßte  äie 
als  persönliche  Beleidigung,  bestenfalls  als  eine  Marotte  auf,  die  er, 
„wenn  er  sie  wirklich  liebe,  aufgeben  müsse";  ähnliche  Gedankengänge 
kommen  bei  dei'  Unkenntnis  und  Unterschätzung  fetisciiistischer 
Zwangszustände  im  Publikum  allzu  häufig  vor.  Die  Ehe  wurde  getrennt." 

Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  „Partialismus",  um  eine  indivi- 
duelle Liebesbedingung  negativer  Art.  wie  sie  früher  von  Hirschfeld  als 
„Antifetischismus"  beschrieben  wurde.  Der  Mann  kämpft  gegen  eine 
übermächtige  Neigung  zu  Frauen  mit  rotem  Haar  (Erinnerungsbild  aus 
der  .Jugend?).  Er  verwandelt  diese  Zuneigung  in  das  Gegenteil.  Er  erliegt 
der  Anziehungskraft  des  roten  Haares  und  rationalisiert  seine  Heirat 
mit  dem  fadenscheinigen  Motiv,  sich  durcli  die  Ehe  den  „sadistischen 
Haß"  abgewölmen  zu  wollen.  Die  hemmenden  Faktoren  ei'weisen  sich  als 
stärker.    Die  Heilung  könnte  durch  eine  Psyehanalyse  leicht  vollzogen 


V  I 


_„  Fetischismufl. 

weiden,     ebenso  wie  die  lisychologisclie  Aufhellung  dieseB  Falles,     der 
keineswegs  in  die  Gruppe  des  Fetischismus  gehört. 
;  ;■     Nun  zum  dritten  Falle  von  Hirschfeld. 

Ich  gebe  das  Beispiel  eines  Haarfeti_s^isteiu_Patient,    der  über     _ 
10  Jahre  in  meiner  Behandlung  steht,  isL  höherer  Regierungsbeamter, 
50  Jahre  alt;    aus  seinen  Berichten  geht  folgendes  hervor: 

Ale  Patient  7  Jaln-e  alt  war,  kam  eines  Abends,  als  die  Kinder 
schon  im  Bette  lagen,  ihr  junges  Dienstmädchen  zu  ihnen  und  umarmte 
sie    da-  sie  wegging.    Dieser  Moment  steht  Patient  noch  deutlich  vor 
Augen,  wie  er  ihr  damals  ins  Haar  gegriffen  hat.    Mit  Eintritt 
der    Pubertät    kommt    der    Zusammenhang    der    se- 
■      xuellen     Erregung     beim     Anblick     oder     Berühren 
eines  schönen  Scheitels  zum  Vorschein.    Es  beschränkt 
sich  die  Auslösung  der  Err^ung  von  da    ab  nur  auf    das  Haar  bei 
Mämiern.    Frauenhaar  flößt  ilim  absolut  keine  Beachtung  mehr  ein  und 
auch    bei    Männern    nur    das    glatte,    braunschwarze 
Haar    mit    einem    Scheitel,    der    durchgezogen    sein 
iii  u  ß.    Zwar  beachtet  Patient  auch  den  vorderen  Anfang  des  Scheitels, 
dodi  ist  die  Lage  nicht  so  sehi-  von  Bedeutung,  ein  zu  weites  Sitzen 
nach  der  Seite   wird  nicht  als   schön   empfunden.    Patient   bevorzugt 
iunge  schüchterne  Leut«,  sie  müssen  sich  aber  recht  natürlich  geben: 
besonderen  Genuß  und  Auslösung  seiner  sexuellen  Erregungezustände 
findet  er  beim  Frisieren.    Er  nimmt  dies  folgendermaßen  vor :    Er 
■      steht  hinter  dem  Betreffenden,  feuchtet  das  Haar  an  mit  Öl  und  Pomade, 
die  er  ebenso  wie  Kämme  stets  in  der  Tasche  trägt,  und  zieht  dann  einen 
Scheitel.     Beim    Durchziehen    des    Scheitels    über    den 
*      '      "  Wirbel     tritt     Ejakulation     ein,     doch    aucli    schon    das 

'  Streichen  des  glatten  Haares  mit  den  Händen,  das  „Glätten'',  löst  bei 
ihm  diesen  Moment  aus,  zumal  weim  er  die  Rückseite  des  Betreffenden 
mit  seinem  Körper  bei  Annäherung  an  den  Scheitel  leicht  berührt.  Er 
entblößt  dabei  nicht  seine  Geschlechtsteile,  doch  meint  er,  daß  dies  ilmi 
größeren  Genuß  bereiten  würde,  aber  aus  Schamgefülil  unterbleibt  es. 
Er  selbst  trägt  auch  einen  durchgezogenen  Scheitel  und  frisiert  sich 
sehr  oft.  Doch  bringt  es  ihm  viel  größeren  Genuß,  wenn  er  einen  anderen 
l   \  frisieren  kann.    Allein  der  Anblick  eines   Scheitels  läßt  ihn   dem  be- 

treffenden Träger  hinterherlaufen  und  ihn  ansprechen;  wenn  er  als 
junger  Offizier  zu  einem  Mädchen  ging,  um  es  zu  koitie-ren,  zog  er  sich 
selbst  einen  sehr  gutsitzenden  Scheitel;  im  entscheidenden  Moment 
stellte  er  sich  einen  schönen  Scheitel  vor  als  höchstes  Symbol  seinei* 
sexuellen  Empfindung.  Das  Absclmeiden  von  Haaren  zur  Erinnerung 
oder  aus  Zwang  ist  Patient  nicht  verständlich,  doch  könne  er  sich  vor- 
stellen, „daß  er  von  einem  sehr  lieben  Freund,  der  auf  dem  Sterbebette 


■^ . 


AbgreiizuDg  des  FetiBchismus.  21 

läge  und  ihm  endgültig  verloren  ginge,  eine  Locke  zum  Andenken  mit- 
nehmen würde'".  Seine  Hauptideenassoziation  läuft  über  den  Anblick 
eines  schönen  Scheitele  zurück  zur  Erinnerung  an  die  schönsten  Standen, 
in  denen  er  jungen  Leuten  einen  Scheitel  ziehen  durfte,  „als  Ausdruck 
seiner  höchsten  Gefühls-  und  Gedankenwelt,  in  der  er  sich  wie  in  einem 
geschlossenen  Ring  bewegt,  dessen  Zentrum  ein  schön  durchgezogener, 
festanliegender,  braunschwarzer  Scheitel  bildet,  der  Brennpunkt  in 
seinem  Weltsystem,  in  dem  nur  wenig  Licht  in  weiter  Finsternis  das 
Leben  verrät".  Patient,  der  durch  sein  seltsames  Gebaren  verschiedent- 
lich auffällig  geworden,  fülirt  in  den  Lokalen,  in  denen  er  sich  mit  Ver- 
liebe aufhält,  den  Beinamen  der  „Frisierer".  Diese  Lokale  entsprechen 
übrigens  in  keiner  Weise  seiner  aristokratischen  Abstammung,  sondern 
dem  volkstümlichen  Milieu,  in  dem  er  sich  am  wohlsten  fühlt." 

Auch  dieser  Fall  hat  mit  dem  Fetischismus  nichts  zu  tun.  Es 
handelt  sich  um  einen  typischen  Fall  von  „psychosexuellem  Infanti- 
lismus"  mit  Homosexualität. 

Meine  Leser  werden  schon  begierig  sein,     die  Krankengeschichte 
.  eines  echten  Fetischisten  kennen  zu  lernen.  Ich  werde  später  einige  ein- 
gehende Analysen  mitteilen,  will  aber  schon  jetzt  zur  Abgrenzung  einen 
sehr  charakteristischen   Fall  von  Paul  Garnier')    anführen: 

Fiill  Nr.  3.  Der  26iährige  Schriftsteller  Louie  X.  hatte  im  Park  von 
Vincennes  offenthcli  onaniert  und  wurde  wegen  Verletzung  der  Sittlichkeit 
angeklagt  und  von  den  Gerichtsärzten  Paul  Garnier  und  Legras  auf  ßemsn 
GeisteszuRtand  ujitersucht.  Ihrem  Gutachten   entnehme    ich    folgende    Tat- 

eachen; 

X  entstammt  einer  reichen  FamiHe  und  ist  mütterlicherseits  erblich 
ziemlich  schwer  belastet.  Er  zeigt  keine  besonderen  Deg^erationszeiehen.  Er 
macht  einen  auffallend  gepflegten  und  eleganten  Eindruck.  Er  tragt 
Lackecliuhe  die  einen  ganz  beeüiideren  Glanz  zeigen.  Er  benützt  Zwicker 
und  Monokel,  ohne  kurzsichtig  zu  sein,  nur  um  sich  eine  interessante  Pose 
zu  seben  Seine  Haltung  ist  ruhig,  seine  Bewegungen  beherrscht;  seine  btimme 
klinet  monoton  und  eher  weiblich.  Er  ist  groß,  schlank,  trägt  einen  hell- 
blonden Vollbart  Seine  Hände  erwecken  infolge  außerordentlicher  Pflege  den 
Eindruck  soignierter  Frauenhiinde ;  die  Nägel  smd  bo  lang,  daß„sie  ihn  au 
jeder  manuellen  Beschäftigung  unfäliig  machen., 
"""^^That  eich  immer  einer  ungetrübten  körperlichen  Gesundheit  erfreut; 


sein  Bruder,   j^-i   ncuv  <■■■-  "..■" -_  ^        . 

seinem  verschlossenen  Zimmer.  Er  zeigte  stets  Neigung ^Paradoxen^^_ 
Ironie  und  Entwertuug.  Andrerseits  gab  er  nie  Anlaß  zü-Tadel.  weder  .u 
Hiul^noch  in  der  Schule,  was  mehr  auf  seme  Passivität  als  auf  semen  Ehr- 
geiz zurückzuführen  ist. 

')  T.Ä  Fetichietes.    Paris.    Bclliüre  et  fiU.     l^^^H. 


22  V         FetiacbismaB.        .. 

Seine  Gewohnheiten  waren  stete  bizarr;  man  machte  sich  über  seine 
Manieren  lustig.  Schon  mit  12  Jahren  verwendete  er  große  Sorgfalt  für  seine 
Toilette,  salbto  seinen  Körper  mit  Pomaden,  puderte  ihn  dann  ein  und  be- 
trachtete Bich  fortwährend  wie  eine  eitle  Frau  im  Spiegel.  Auf  dem  Lande  be- 
liütete  er  in  lächerlicher  Weise  seinen  Teint  und  wich  deu  Sonnenstralilen  aus. 
Oft  fand  ihn  der  Bruder  in  einer  grotesken  Pose  im  Bette,  den  Kopf  mit  dem 
Leintuch  bededct.  auf  dem  Bauche  liegend  .  .  . 

■  Mit  13  Jahren  wurde  X.  im  Lyzeum  zur  Onanie  verleitet.  Daheim  be- 
nützte er  die  Ausgänge  seiner  Familie,  um  migestört  zu  onanieren.  Von 
dieser  >Ceit  an  konnte  er  beim  Onanieren  nur  durch  das 
Betrachten  von  Lackschuhen   zum   Orgasmue   gelangen. 

Dieses  Anstarren  der  Schuhe  trat  schon  in 
frühester  Kindheit  auf.  Alle  anderen  onanistischen  Prozeduren, 
ausgenommen  die  manuellen,  flößten  ihm  tiefen  Ekel  ein.  Er  wurde  17  Jahre 
alt,  ohne  irgend  eine  Neigung  für  das  weibliche  Geschlecht  zu  empfinden.  Er 
kam  auf  die  Hochschule,  studierte  die  Rechte  ohne  tieferes  Interesse.  Die 
Schriftstellcrei  zog  ihn  an.  Er  beschloß,  Schriftsteller  zu  werden,  veröffent- 
lichte mehrere  Werke  mit  vollständigem  Mißerfolg.  Während  des  einjährigen 
Militärdienstes  versuchte  er  sexuelle  Beziehungen  mit  Frauen  anzuknüpfen, 
da  ihn  seine  Kameraden  wegen  seiner  mädchenhaften  Schüchternheit  ver- 
lachten. Der  Koitus  machte  ihm  kein  Vergnügen,  er  kehrte  daher  zur  Onanie 
zurück.  Nachher  bereitete  er  sich  auf  das  Doktorat  vor  und  publizierte  zwei 
Romane,  die  unbemerkt  in  Vergessenheit  versanken.  Seine  Lieblingslektüre 
waren  pikante  Schriftsteller. 

Mit  22  Jahren  fühlte  er  das  erste  Mal  ein  unbestimmtes  Verlangen  zur 
passiven  Päderastie  und  machte  eehüchtenie  aber  erfolglose  Versuche  in 
dieser  Richtung.  Er  begann  nun  mit  großem  Vergnügen  hübsclie  und  elegante 
Burschen  zu  betrachten.  Sein  Lustgefühl  steigerte  sich,  wenn  seine  Objekte 
Lackschuhe  trugen.  Diese  Lackschuhe  stellte  er  sich  vor.  wenn  er  zu  Hause 
onanierte,  woItoi  er  immei'  den  letzten  aktuellen  Anlaß  benützte. 

Er  war  immer  überzeugt,  daß  er  als  Schriftsteller  einen  großen  Erfolg 
haben  werde  und  mißte  seine  Familie  in  geschickter  Weise  durch  4  Jahre  zu 
täuschen.  Er  behauptete,  bei  einem  Advokaten  angKtellt  zu  sein.  Er  begab 
sich  jeden  Tag  angeblich  ins  Büro,  benützte  alle  mögliehen  Ausflüchte,  um  die 
Wachsamkeit  seiner  Mutter  und  seines  älteren  Bruders  zu  hintergelien  Er 
erzählte  allerlei  Details  über  sein  Studium  und  die  Intensität  seiner  Arbeit 
Auch  von  den  Ei'folgen  seiner  Stücke  -n-ußtc  er  zu  berichten.  Täglich  verließ 
er  zur  Beiben  Stunde  seine  Wohnung,  wanderte  in  verschiedenen  Museen  herum 
oder  Bammelte  Schmetterlinge.  Während  dieser  Wanderungen  suchte  er  ver- 
geblich sein  Ideal,  von  dem  er  folgende  Schilderung  entwirft:  .,Ich  sehnte 
mich  nach  einem  eleganten,  gebildeten,  jungen  Mann.  Wir  sollten  täglich 
mehrere  Stunden  mit  Gesprächen  über  Literatur,  Philosophie  usw.  verbringen 
Dazwisclien  sollten  wir  Liebkosungen  austauschen  und  uns  gegenseitig 
masturbieren.  Von  diesem  Ideal  würde  ich  nie  die  Päderastie  verlangen  die 
widerlichen  Details  könnten  unsere  Freundschaft  zerstören.  Hingegen  wünscht« 
ich  mir,  wenigstens  einmal  von  einem  anderen  Manne  besessen  zu  werden  nur 
um  dieses  Gefühl  kenrira  zu  lernen.  Aber  keiner  dieser  Träume  sollte'  sich 
jemals  erfüllen. 

Entmutigt  durch  die  Erfolglosigkeit  seiner  literarischen  Bemühungen' 
gepeinigt  von  der  Angst  vor  der  Entdeckung  seines  komplizierten  Lügen- 


Abgreuzuiig  des  FetiEcbisraiis.  23 

gerebes,  verstöi't  durch  die  Uninögliclikeit,  seine  pädei'aetischen  Träume  .zu 
realieiereii,  die  ihm  wie  eine  O'ata  morgana  schwanden,  n'emi  er  sie  durcii 
allerlei  mehr  oder  minder  burleske  Abenteuer  realisieren  wollte,  kam  er  nach 
Hallte,  wurde  erregt,  mißgestimmt  und  von  einem  hartnäckigen  Stirnkopf- 
sehnierz  gequält.  Um  seine  Leide nsehaft  zu  beschwichtigen,  kam  er  aul  den  Ge- 
danlceii,  den  Penis  durch  eine  Billardkugel  zu  ersetzen.  Die  erste  war  zu  groli 
und  verletzte  ihn.  Endlich  fand  er  das  gewünschte  Kaliber.  Die  betreffende 
Prozedur  schildert  er  folgendermaßen:  „Mit  einer  rosaseidenen  Danienhose  be- 
kleidet, die  ich  lange  Zeit  vorher  gekauft  hatte,  führte  ich  kauernd  die  mit 
Vaselin  eingefettete  Kugel  in  den  Anus  ein.  Sorgsam  schützte  ich  die  Hose 
durdi  einen  alten  Leinen!  ani])üii  vor  Beschnmtzung.  Dann  drängte  ich  die 
Kugel  mit  der  linken  Hand  gegen  den  Anus,  um  sie  förmlich  schnappen  (ha.p- 
|ier)  zu  liönnen,  wähi'end  ich  mit  der  rechten  die  Hose  festhielt.  In  diesem 
.Monienle  hatte  ich  nur  <'ine  halbe  Erektion,  der  wahre  Genuß  begann  für  mich, 
wenn  die  Kugel  schon  im  Anus  eingeführt  war.  Während  ich  mit  der  rechten 
Hand  (monierte,  bemühte  ich  mich,  die  Kugel  herauszudi'angen.  Gehing  es  mir, 
so  drängte  ich  sie  mit  der  linken  Hand  wieder  zurück  und  wiederholte  dieses 
Manövei-  fi— 8,  10—13  Mal.  Mein  Lustgefühl  steigerte  sich,  wenn  es  mir  gelang, 
die  Kugel  mit  einem  Griff  einzuführen.  Dabei  versuchte  ich,  (iie  Ejakulation 
sc  lange  als  möglich  hinauszuschieben  und  kam  zum  Orgasmus,  wenn  ich  die 
Kugel     nach     ihrem     letzten     Ausstoßen     zwischen     meinen     Nates     fest- 

gezwängt  hielt."  ■ 

Die  Sensationen    wäliremi    des  Aktes    schildert  er    als   außerordentlich  ■  1 

kompliziert  und  viel  weniger  klar  als  die  Onaniephantasien  früherer  Jahre.  ] 

Kr  hatte  ein  doppeltes  Vergnügen:  1.  Er  stellte  sich  beim  Einführen  und 
Herauspressen  der  Kugel  das  Glied  eines  seiner  letzten  Objekte  vor,  das  ihn 
durch  seine   Eleganz   mid   iieBonders   durch  die  Lackschuhe  entzückt  hatte. 

..Ihre  Bilder  erschienen  mir  in  Reihen  von  4,  5,  fi,  bis  ich  : 

beideniverlockendstenBildestehenbliebundzum  Ol-  I 

g  a  s  m  u  s  gelangt  e,"  2.  Es  schien  ihm,  als  ob  seine  Objekte  ihn  während 
des  padei'astischeii  Aktes  zu  gleicher  Zeil  masturbierten.  Diese  sondcj'barcn 
Prozeduren  geuijgten  ihm  abej'  niclit.  Er  aunoncierte  an  Ölfentüchen  Orten  durch 
stereotype  Inschi-iften,  die  etwa  folgendermaßen  lauteten:  „Ich  biete  meine 
Nates  s",hönen  Mäimern,  welche  Lackschuhe  tragen,  an."  Dabei  sparte  er  nicht 
mit  widerlichen  Verspredumgen.  Während  des  Schreiljens  des  Wortes  Lack- 
schuhe trat  eine  Erektion  ein.  Die  Lackschuhe  waren  seine  Zwangsvorstellung. 
\uf  der  Gasse  sah  er  jedem  Menschen  auf  die  Füße.  Der  Dreiklang;  Lack- 
ächnhc  schöner,  junger  Mann,  Eleganz,  führte  sofort  zu  einer  Erektion.  Stmi- 
denlan''  stand  er  vor  Schuhwarengeschäften,  machte  die  größten  Umwege,  um 
zu  deirverschiedenen  Läden  zu  gelangen,  und  es  kostete  ihm  große  Mülie,  sich 
dem  Zustande  der  Trunkenheit  zu  entreißen,  in  den  er  durch  diesen  Anblick 
versank  Je  glänzender  sie  waren,  desto  mehr  erlag  er  ihrer  Faszination.  Bei 
Nachi  träumte  er,  daß  er  die  Schuhe  aus  dem  Laden  raubte.  Endlich  kam  er 
auf'den  Gedanken,  sich  ein  Paar  Lackstiefel  zu  kaufen,  wie  sie  die  Zöglinge 
der  Militärschulc  zu  tragen  pflegen.  Was  nun  folgte,  war  ein  Rausch  des  Be- 
sitzes den  er  folgendermaßen  beschreibt:  „Mit  ungeheurer  Erregung  trug  ich 
nach  H-nFe  Mein  Herz  .schlng  zum  Zerspringen,  ich  schloß  mich  m  mein 
yLmer  ein  um  meine  Acquisition  nach  Herzenslust  genießen  zu  können.  Ich 
stellte  die  Schuhe  auf  die  seidene  Hose.  Meine  sexuelle  Err^ung  erreichte 
.it  lieftiKer  Erektion  ihren  Höhepunkt.  „Endlich,  endlich  habe  ich  sie! 
V  ederholle  ich  mir.  „Vor  dem  Schlafengehen  stellte  ich  meinen  Schatz  auf 


i)  I  ■  Fetisch  ismus. 

das  Naphlkästchen,  so  daß  er  von  der  Lampe  grell  beleuchtet  wurde.  leb 
konnte  meine  Blicke  nicht  abwenden.  Meine  sinnliche  Begeisterung  äußerte 
sich  in  periuanontor  Erektion.  Den  nächsten  Morgen  mußte  ich  sie  lange  an- 
blicken, bevor  ieh  mich  entscheiden  konnte,  auszugehen.  Jeden  Tag  holte  ich 
■von  da  an  meine  Stiefein  aus  dem  Karton  hervor  und  starrte  sie  lange  an." 
X.  behandelt  die  Lackstiefel  mit  der  eifersüchtigen  Aufmerksamkeit 
eii.es  Geliebten.  Eines  Tages  hatte  das  Dienstmädchen  sie  beim  Aufräumen 
auf  einen  anderen  Platz  gestellt.  Er  war  davon  sehr  betroffen  und  sperrte  sie 
nun  sorgfältig  in  einen  Kasten. 

yeiiie  größte  Freude  ist  es,  sie  täglich  hervorzuziehen  und  zu  betracliten, 
Er  versäumt  kein  Mittel,'um  ihren  Glanz  zu  erhöhen.  Er  stellt  sie  ins  Fenster, 
um  sich  an  dem  Reflex  der  Sonnenstrahlen  zu  weiden.  Er  bewundert  sie.  Er 
isL  so  fasziniert,  daß  es  zum  Orgasmus  kommt.  Lange  schwankte  er,  ob  er  in 
den  Stiefeln  ausgehen  solle.    Endlich  entschließt  er  sieh,  im  Reitkostüm  die 
Lackstiefel  ausxiiführen.  Er  hofft,  Aufsehen  zu  erregen  und  von  einem  seiner 
Objekte  begehrt  zu  werden.    Er  erreicht  sein  Ziel  nicht.  ,,lch  kehrte  heim", 
führte  er  aut,  „außerordentlich  iibererregt  und  konnte  keinen  Bissen  zu  mir 
nehmen.  Zwiir  wendeten  sich  viele  Leute  auf  der  Gasse  um,  um  meine  Stiefel 
au  botrachten.  Aber  da  diese  Personen  meinem  Ideale  nicht 
entsprachen,  machte  es  mir  kein   Vergnügen.    tJberdies   be- 
merkte ich  an  den  Lackstiefeln  einen  kleinen  Sprung  .  .  .  Das  betrübte  mich 
so,  als  wenn  ich  die  erste  Falte  in  dem  Gesichte  eines  ge- 
liebten Wesens  erblicken  würde.  Seit  damals  ziehe  ich  sie  nicht 
nuhr  an''. 

Der  Fclisdi  wirkt  bei  ihm  nicht  nur  durch  das  Sehen.  Auch  der  leiseste 
Geruch  seiner  Laekstiefel  kann  zu  Orgasmus  führen.  Er  riecht  sie  mit  außer- 
ordentlichem Vergnügen.  Ihre  Berührung  vermittelt  ihm  wunderbare  Genüsse. 
Des  Morgens  nimmt  er  sie  in  sein  Bett  und  drückt  sie  zwischen  seine  Schenkel, 
wobei  er  sich  beherrschen  muß,  als  ob  er  Angst  hätte,  sie  zu  beschädigen.  Von 
seinen  Bejiiehungen  zu  den  Lacksliefeln  entwirft  X.  folgendes  Biid: 

Ich  ziehe  meine  rosa  Seidenhose  und  meine  Stiefel  an.  Ich  steige  mit 
•'Hspreizten  Beinen  auf  zwei  Sessel  und  iwtraehte  mich  im  Spi^el.  Ich  onaniere 
und  fixiere  die  ganze  Zeit  immer  meine  Nates,  meine  Schenkel  und  besonders 
meine' Stiefel.     In  diesem   Momente  könnte   ieh   mich   selbs-t 
lieben,  meinen  ganzen  Körper  liebkosen,  wie  ich  ihn  im 
Spiegel  sehe.  Der  Anblick  kann  mich  so  erregen,  daß  ich  manchmal  die 
liillardkugel  gar  nicht  benötige,  um  zum  Orgasmus  zu  kommen.  Mein  Ziel 
ist  es  dann.,  den  Strahl  de.s  Spermas  in  die  Stiefelschachtött'uung  m  dirigieren. 
Gelingt  es  mir.  i^o  fühle  ich  einen  Panjxismus  der  Lust.  Ein  anderes  Mal  reibe 
ieh  vor  der  Ejakulation  die  Nales,  die  Schenkel  und  den  Anus  mit  einem 
Stiefel,  wahrend  ich  hartnäckig  und  unverwandt  den  Reflex  des  Lichtes  auf 
dem  anderen  betrachte.     Aber  fast  immer  stelle  icli  jeden  Stiefel  auf  einen 
Sessel  nahe  dem  Fenster,  drehe  sie  so  lange,  bis  sie  möglichst  stark  glänzen, 
stelle  sie  in  eine  bestimmte  Distanz,  um  sie  während  der  Ejakulation  so  er- 
reichen zu  können,  daß  ich  in  eine  der  Öffnungen  spritzen  kann.  Im  Momente, 
d?-  der  Samen  den  Stiefel  berührt,  empfinde  ich  neben  einem  außerordentlichen 
Orgasmus  ein  Gefühl  des  Triumphes  und  des  Sieges." 

Nun  schritt  X.  zui'  Verwirklichung  seiner  Phantasien.  Er  geht  in  seinen 
Stiefein  aus.  Er  sieht  einen  jungen  Radfahrer,  dei  ihm  gefällt.  Der  Radfahrer 
ijliekt  sieh  nach  ihm  um  und  betrachtet  seine  Stiefel.  Endlich  hat  er  sein  Tdeai 


Abgrenzung  des  Fetiscbismus. 


25 


erfunden'  Im  Paroxismue  seiner  Erregung  exhibiert  er  seine  Genitalien.  Seine 
'  ntälchung  .st  groß,  als  sich  der  Unbekannte  kühl  entfernt,  Das  Resu    a 
dieser     Demonstration     war,     daß     er     aut     die     Anzeige    enies     Passanten 
arretiert  wurde. 

Das  Gutachten  der  beider,  Sachverständigen  wies  auf  die  erbliche  Be- 
lastung des  Kranken,  auf  den  zwangfiaften  Charakter  der  Impulshandlung  hin 
und  i'ltciierle  für  Intemienmg  des  X.  in  eine  Irrenanstalt.  Uas  Gericht  schlol.^ 
eich  diesem  Vorsehlagc  an. 

Dieser  bemevkenewerle,  geradezu  einzige  Fall  zeigt  die  charakteri- 
stischen Merkmale  eines  echten  Fotischisten.  In  erster  Linie  sehen  wir 
ein  Ausweichen  vor  dem  Weibe.  X.  versucht  einige  Male  den  Koitus  aber 
er  macht  ihm  kein  Vergnügen.  Er  baut  dann  seine  homosexuelle  Kom- 
ponente aus  und  tut  BO,  als  ob  er  einen  Partner  sucl^en  ^vurde.  Aber  ei 
findet  keinen.  Er  hat  keine  Kraft  zu  einer  Aggression  und  weicht  in 
Wirklichkeit  allen  Gelegenheiten  aus.  Zeigt  ihm  em  junger  Mann  Ent- 
gegenkommen, so  findet  er,  daß  jener  seinem  Ideale  nicht  entspricht. 
Kurz,  er  weicht  der  Realität  aus  und  lebt  in  seinen  Phantasien. 

Der  echte  Fetischist  lebt  sich  in  der  Onanie 
aue  Es  gibt  keinen  Fetischismus  ohne  Onanie.  Auch  X.  ist  ganz  der 
Onanie  verfallen.  Die  Realität  hat  für  ihn  den  Wert  verloren.  Er  lebt 
in  der  AVeit  der  Träume!  ■  "  ■     ,       " 

Aber  diese  Welt  der  Träume  reicht  in  seine  Kindheit  zurück.  X.  ist 
.vie  alle  Fetischisten  ein  typischer  Fall  von  psycho.exuelle.n  Infanfi- 
ii^mus.  Zugleich  drängt  es  ihn  zu  einer  Impulshandhmg   Er  konnte  die 
S  iefcl  aus  der  Auslage  stehlen!  Er  exhibitiomert  schließhch  im  Bo.s  de 
V   K-ennes.  Leser,  welche  Bd.  V  und  VI  studiert  haben,  werden  die  ver- 
ISenen  lächerlichen  Prozeduren  des  Herrn  X    '-f^t   versahen  ,^^^ 
Stiefel  repräsentieren  ihm  zwei  lebende  Personen  (vielleicht  die  El  ein     , 
rSd  für  ihn  Symbole  bestimmter  Personen  und  Ereignisse,  nni  H.lfe 
Tld Verschiebungen  (V  e  r  1  a  d  u  n  g  e  n)  werden  mächtige,  aus  der 
Z^^^^^^  Affekte  von  ihrem  ursprünglichen  Objekte  scheinbar 
^„l  und  auf  die  Stiefel  verladen.  Die  Stiefel  werden  dann  ein  Idol, 
ein  wirklicher  Gott,  ein  echter  Fetisch. 

In  allen  Fällen  von  Fetischismus  finden  wir  Reihenbildung  und 

u      1    Hier  scheint  eine  Treue  an  ein  Objekt  vorhanden  zu  sein. 

einer.  Harem    Hiei  sche.m^  ei  verschiedenen  Partner,  der 

p,,  ff^^'f2^^'^^ZX2£.n  ein  halbes  Dutzend  vorstellt, 
Obiekte,  V-  ".  X.n  Favoriten  haften  bleibt.  Der  Wieder- 
„i,  er  scliheLshch  '^'"  ^^nistischen  Aktes  deutet  auf  die  mangelnde 

Beh-iedigung  hin.  1^  ^  ^  ^"  ^-^  ^^^,,  ersetzt  worden.  Es  kann 

ther  :::XÄ^;:ltl  Erschöpfung  eintreten.  Wir  .erden  in 


2B  ■  Fetischismus. 

(lön  meisten  dieser  Fälle  gehäufte  Onanie  bei  einem  Dutzend  Mal  im 
Tage  beobaetiten  können. 

Dabei  besteht  ein  Drang  zur  Exhibition,  zur  öffentlichen  Mastur- 
bation, zur  Auesprache  der  lieimliclien  Wünsche.  X.  kündigt  eich  durch 
Inschriften  an,  er  maclit  sich  auffallend,  er  exliibitioniert  schließlich  an 
einem  öffentlichen  Orte. 

Alle  diese  Kranken  leiden  unter  der  gähr enden 
Kraft  des  Geheimnisses.  Sie  verbergen  sich  scheu 
II n d  leben  in  ihrer  Traumwelt,  aber  eine  zweite 
Kraft  drängt  sie  dazu,  sich  zu  verraten,  sich  mitzu- 
teilen, i  li  r  Geheimnis  symbolisch  oder  offen  aller 
Welt  kundzugeben. 

Wii'  sehen  nuch  im  Falle  X.  das  Herimilanfen  in  einem  Dämmer- 
zustände (hyyonoischer  Zustand  Kretschmers},  den  wir  bei  Besprechung 
der  Tmpulßliandlungen  so  oft  feststellen  koiuiten.  Wir  sehen  eine  außer- 
ordentliche Fähigkeit  zur  Schauspielerei  und  einen  Narzißmus,  der  sich 
im  Onanieren  vor  dem  Spiegel  äußert.  Der  starke  Narzißmus  fehlt  in 
keinem  Falle  von  Fetischisnms.  Das  Onanieren  vor  dem  Spiegel  ist  sehr 
charakteristisch. 

Wir  haben  also  in  Luuis  X.  einen  echten  Fetisehisten  kennen  ge- 
lernt. Wir  könnten  uns  in  verschiedene  Vermutungen  über  die  sym- 
bolische lifdeutung  seiner  Lackschuhe  und  seiner  verschiedenen  Mani- 
pulationen einlassen.  Meine  Leser  werden  ja  selbst  vermuten  können, 
daß  die  beiden  Stiefel  vielleicht  die  Eltern  vorslellen  können,  daß  es  sich 
um  pluralistiBclip  Phantasien,  um  eine  \  erdichtung  von  Geburt splianta- 
slen  und  anderen  sexuellen  Vorgängen  handelt.  Ich  werde  ähnliche  Fälle 
durch  Analyse  aufklären,  X.  ist  nicht  analysiert  worden  und  kam  ins 
Irrenhaus.  Er  hätte  durcli  eine  Analyse  von  dem  Leiden  befreit  werden 
können. 

Betrachten  wii'  nocJi  einen  interessanten  Fall,  ehe  wir  zur  Abgren- 
zung des  P"'etiBc]iisnuis  schreiten. 

In  den  „Archives  internat.  d.  Neurologie",  1922,  Heft  1,  veröffent- 
licht Viollet  folgenden  Fall: 

Fall  Ni'.  4.  Herr  D.,  25  Jahre,  ist  der  älteste  Sulm  einer  Familie  mit 
3  hindern,  die  zweite  Schwester  ist  mit  18  Jahren  gestorben,  die  dritte  ist 
1.6  Jahre  ali.  Der  Vater  leidet  an  chronischer  Bronciiitis  „et  a'  des  habitudes 
d'ethyhsnie".  Die  Mutter  ist  lie^ehränkfc,  brutal  und  boshaft.  Sonst  ist  erbliche 
Belafituug  nicht  bekannt. 

D.  ist  nie  schwer  krank  gewesen,  abpr  hatte  stets  eine  sehwache  Gesund- 
heit. Während  des  Krieges  is(.  er  erst  3  Jahre  später  als  seine  AltcrseenosBen 
eingezogen  worden  und  nicht  ins  Feld  gekommen. 


Abgrenzung  des  Fetischismus.  21 

•        Kurz  VDi-  der  Einberufung  heiratete  er  und  hat  ein  4  Monate  altes  Kind, 
das  eine  spina  bifida  incompleta  und  eine  Atresie  des  Anus  aufweist. 

Masturbiert  hat  er  schon  mit  S  Jahren.  Er  will  von  selbst  darauf  ge- 
kommen sein  und  hat  besonders  zwei  Vorstellungen  dabei.  Die  eine:  Er  ona- 
niert auf  („sur")  seinem  Kopfpolster,  einem  Kinder- 
kopfkissen, mit  Federtüllung  oder  indem  er  sich  ein 
kleines  Mädchen,  das  in  der  Nähe  wohnt,  vorstellt. 

Mit  diesen  Phantasien  onaniert  er  seit  seinei  Kindheit.  Trifft  er  das 
„kleine  Mädchen",  das  jetzt  25  Jahre  alt  ist,  auf  der  Straüe,  so  hat  er  sofort 
eine  Erektion,  gelit  nach  Hause,  suclit  sein  Kissen  liervor,  versteckt  sich  ge- 
vühnlich  auf  dem  Boden  und  onaniert.  Wenn  das  Lustgefühl  dann  kommt, 
steht  das  Bild  des  Mädchens  wie  leibhaftig  vor  ihm  und  er  hat  ein  sehr  großes 
Vergnügen.  -  ■>.■■< 

Er  versteckt  sich,  weil  ihn  seine  Mutler  jedesmal,  wenn  sie  ihn  beim 
Onanieren  traf,  furchtbar  geschlagen  hat. 

Einmal  hat  ihn  auch  seine  Fi-au  mit  der  Mutter  zusammen  vorprüg.>]t, 
um  ihn  zu  heilen.  Er  wohnt  nämlich  mit  seiner  Frau  bei  seinen  Eltern. 

Vor  seiner  Mutter  hat  er  große  Angsi;.  Seine  Frau  findet  er  hübsch, 
aber  sie  ärgere  sich  über  sein  Onanieren.  ""  ""'■ 

Geschleclitlichen  Verkehr  mit  seiner  Frau  hat  er  täglich,  aber  das  ist 
für  ihn  weniger  genußvoll,  als  wenn  ei'  mit  seinem  Kissen  allein  ist.  Einmal 
fand  ihn  seine  Frau  beim  Onanieren  und  sagte  ihm,  er  solle  doch  mit  ihr 
koitieren  nnd  das  lassen,  aber  beim  Versuche  verging  die  Erektion  sofort. 

Das  ist  öfter  vorgekoumieu  und  D.  versichert,  daß  er.  wenn  er  mit 
seinem  Kissen  zusammen  ist  und  eine  Erektion  hat,  den  Akt  nie  mit  einem 
normalen  Koitus  beenden  kann. 

Dieses  K  o  p  f  k  i  e  b  e  n  muß  s  t  e  I,  s  dasein.  Beim  Schlafen  hat 
es  einen  sauberen  Bezug,  aber  wenn  er  es  beim  Onanieren  braucht,  zieht  er 
einen  alten  schmierigen  Bezug  darübei-,  der  noch  nie  gewaschen  worden  ist. 

Einmal  hatte  seine  Frau  das  Kissen  xmXvr  der  Matratze  versleckt,  da 
suchte  er  es  ängstlich,  aber  er  onanierte  nicht  ohne  Kissen.  Erst  als  er  es 
wieder-  in  Händen  hatte,  onanierte  er.  wieder.  Die  Vorstellung  des  Mädchens 
altein  kann  zwar  eine  Erektion  hervurniien,  aber  wenn  das  Kissen  fehlt, 
kommt  es  nicht  zum  Onanieakt. 

Mit  diesem  Mädciien,  das  in  seiner  Phantasie  eine  solche  Rolle  spielt,  hat 
D  keinerlei  Bezielmngen  angeknüpft,  im  Gegenteil,  er  vermeidet  es  sogar, 
mit  ihr  zu  tanzen.  An  einen  Beischlaf  mit  ihr  hat  er  nie  gedacht.  Er  stellt 
:  ;„ii  i„n„(T  so  all  vor,  wie  sie  ■«irklich  ist  und  mit  den  Kleidern,  in  denen 
r  -ie  auf  der  Stra,ße  traf.  Dabei  hätte  or  da«  Mädchen,  die  aus  den  gleiclien 
r,«RPllschaftski'eisen  stammt  wie  er  selbst,  sehr  leicht  kennen  lernen,  sie  auch 
heiraten  können.  Aber  er  versucht  (^  nie.  Außerhall,  seiner  Onaniephan- 
tasien existiert  sin  nicht   iiir  ihn,  er  liebt  sie  nicht. 

Verfasser  konnte  nicht  klar  entscheiden,  um  wa^  lur  eine  Form  der 
f Besessenheit)  Zwangsvorstellung  es  sich  handelt.  B  m'a  ete  imposs.ble 
drdSo mrir  decisivement  s'il  s'agissait  lä  d'une  obsession.         > 

D    ist  ängstlich  und  sehr  einsilbig,  er  ist  ganz  gutwillig,  aber  er  vei- 
.  ^.^  !^^„  q'inn  der  Fragen,  die  an  ihn  gestellt  werden,  wohl  gar  nicht. 

fLfX  onanierte  D.  aber  auch,  ohne  die  Fran  gesehen  zu  haben.  Nur 
mußte  e   £  und  ingestört  sein  und  sein  Kissen  haben.  Dann  konnte  auch 
i"  Fra'eitphantasie  völlig  aus  den>  Spiel  bleiben. 


28  '  -         Fetisi^hismus. 

Abel-  das  Kissen  und  Einsamkeit  waren  dringejidcä  Bedüilnis.  Die  fand 
er  zu  Hause  schließlich  nicht,  da  er  von  Mutter  und  Frau  dauernd  bewacht  ' 
wurde. 

Und  so  wurde  D.  in  einer  Gasse  nahe  seiner  AVuhnung  von  zwei  Frauen 
hcuierkt,  wie  er  auf  seinem  Kissen  onanierte.  Daraufhin  wurde  er  verhaftet. 

Hiezu  bemerkt  Yiollei,  dali  es  nicht  das  Bedürfnis  des  D.  gewesen  sei, 
öffeiiüicli  zu  onanieren,  wie  das  üerichl  aunaliin,  sondern,  daß  er  hoffte  an 
dieser  Steile  ungestört  zu  sein,  als  er  dort  von  den  Frauen  überrascht  WTirde. 
Hätte  er  zu  Hause  in  Ruhe  onanieren  können,  so  hätte  er  dazu  keinen  öffent- 
lichen Weg  aufgesucht. 

D.  ist  im  iibiigen  von  männlichem  Aussehen,  arbeitet  ganz  gut  und  ver- 
dient seinen  Lebensunterhalt  für  ^ith  und  seine  Familie.  Er  ist  keineswegs 
ein  asozialas  Individuum. 

.ledoch  erscheint  er  debil:  äußeret  geringe  Bildung,  i>eschränkter  Ver- 
staiiii,  krankhafte  Furchtsamkeit  und  große  Willensschwäche.  Daneben  ist 
er  Trinker,  d.  h.  so  wie  man  sie  häufig  in  Burgund  findet.  Die  Leute  trinken 
Rof-wein  und  kauen  dazu  Bi'<)tkru.sten,  und  zwar  sehr  viel  Krusten. 

Aber  er  ist  kein  Alkoholikci-  im  strengen  Sinne,  Trinkersymptome  weist 
er   nicht   auf  und   „der  Alkohol  kann   in  seinem   Falle  keine   Rolle  spielen". 

Da  D.  während  seiner  Militärzeit,  als  ci'  das  Kissen  nicht  bei  sieh  hatte, 
und  in  der  Zeit,  während  der  die  Frau  das  Kissen  versteckte,  nicht  onaniert 
hair,  glaubt  Viollut.  nach  Verbrennung  des  Kissens  würde  der  Antrieb  zum 
Onanieren  fehlen.  Daneben  hält  er  gütiges  und  rücksichtsvolles  Benehmen  der 
beiden  Frauen  füi'  notwendig. 

Es  handelt  sich  um  einen  atyjiisL'hen  Fall  von  Fetischismus,  d.  h. 
um  eine  rudimentäre  Form.  D.  war  imstande  zu  lieiraten  und  den  Koitus 
auszuführen.  Aber  er  war  nicht  imstande,  auf  seinen  Fetisch  zu  ver- 
ziditen.  Suhr  deutlich  sehen  wir  zwei  Formen  der  Verladung:  Die  eine 
au!  das  Mädchen  und  die  andere  auf  das  Kiesen.  In  beiden  Fällen  handelt 
es  sich  um  eine  Regression  zu  einem  infantilen  Ideale,  wahrscheinlich 
zur  Mutter.  Hier  fehlt  die  Reihenbildung.  Durch  die  Elie  wurde  die  Aus- 
bildung des  echten  Fetischismus  verhindert.  Auch  sehen  wir  statt  der 
Reihe,  statt  des  Harems  eine  pathologische  Treue  zum  Fetisch  und  zum 
Mädchen,  ähnlich  wie  sie  Douis  X.  zu  seinen  Lackschuhen  zeigte.  Wahr- 
scheinlich würde  eine  tiefere  Analyse  die  Reihenbildung  nachweisen 
können.  Auch  in  diesem  Falle  führt  die  „gährende  Macht  des  Geheim- 
nisses" zu  einem  exhibitionistischen  Akt,  der  den  Täter  mit  dem  Gesetze 
in  Konflikt  bringt.  Die  vorgeschlagene  Therapie  (Verbrennung  des  Kis- 
sens) richeiut  mir  lächerlich  und  erfolglos  zu  sein.  Das  Kissen  wird  wahr- 
scheinlich durch  einen  Harem  von  neuen  Kissen  ersetzt  werden. 
Wir  kommen  vorläufig  zu  folgenden  Schlüssen: 
In  einem  Falle  von  echten  Fetischismus  finden  wir: 
1,  Der  Fetisch  ersetzt  den  Partner!  Dadurch 
i-  II  t  ä  t  e  h  t  ein  deutliches  Abrücken  von  der  aktiven 
Sexualität.    Der  männliche  Fetischist  flieht  oder    entwertet    das 


Abgrenzuug  des  Fetischismus.  29 

Weib,  die  weibliche  Fetisehistin  ist  beim  Manne  aiiästhetiach   oder   sie 
vermeidet  den  Koitus  gänzlich. 

2.  Der  Fetischist  leidet  an  einem  psychosexu  eilen  In- 
fantilismus  und  lebt  diesen  Infant iliemiis  in  seinen  Onaniephanta- 
sien aus. 

3.  In  den  meisten  Fallen  findet  eine  U  e  i  he  n  b  i  1  d  u  n  g  statt. 
(Haremskult  des  Fetiscliisten.) 

4.  Die  Tendenz,  die  verbotene  infantile  Ijust  wieder  zu  erleben, 
füln't  zu  allerlei  1  ni  p  ii  1  s  h  a  n  d  1  u  n  g  e  n.  Die  Fetischisten  sind 
Wanderer,  Kleptouianen,  Exhibitionisten  usw.) 

5.  Der  Fetisch  entsteht  durvh  A  f  f  e  k  t  v  e  r  s  i- h  i  eb  un  g  und 
S  y  ni  b  0  1  i  s  i  e  r  u  n  g.      Er   absorbiert    allmählich   die  ganze   sexuelle 

Aktivität. 

6.  Der  Fetischismus  ist  eine  komplizierte  Zwangsneurose 
und  dient  auch  a  s  k  e  t  i  s  l-  h  e  n  Tendenzen.  Er  ist  Buße  und  Lust  zu 

gleicher  Zeit.  '« 

7.  Die  Impulshandlungen   gehen    in    einer     Art     D  ä  m  m  e  r  z  u-  ■  M 
stand  vor  sich.  Der  Fetischist  ist  ein  Tagträumer,  dem  die  Grenzen 
zwischen  Realität  und  Triumi  vollkommen  verschwimmen. 

8.  In  allen  Fällen  lälU  sich  auch  eine  kriminelle  Kompo- 
nente nachweisen.    (Sadistische  Komponente  des   F.) 

9.  Der  FetischiBmus  ist  eine  Art  Religion. 

10.  Der  Symbolismus  des  Fetisrhisnnis  kann  nur  durch  eine  tief- 
gehende Analyse  aufgeklärt  werden. 

Diese  Ausführungen  mögen  voi'läufig  genügen.  In  den  späteren 
Kapiteln  werden  wir  Gelegenheil  haben,  diesen  zehn  Punkten  wichtigo 
Ergänzungen  hinzuzufügen. 


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iV, 

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II. 

Analyse  einer  individuellen  Liebesbedingung. 

Wenn  wii-  also  den  Ausdruck  „Fetischismus"  für  jene  schweren 
Fälle  von  Paraphilie  reservieren  müssen,  in  denen  der  Fetisch  das  Sexual- 
objekt ersetzt  und  den  Kern  eines  kompliziej'ten  Systems  bildet,  so 
müssen  wir  eine  Menge  von  anderen  Absonderlichkeiten  aussd^eideu,  ■ 
die  bislier  als  Fetischismus  beschrieben  wurden.  Wir  begeben  uns  auf  - 
ein  bekanntes  Gebiet,  das  der  spezifischen  Liebesbedingungen.  Ich 
brauche  meine  Leser  nur  auf  Band  111  (die  Kapitel  ,,Die  Liebe  auf  den 
ersten  Blick"' und  „Individuelle  Liebesbedingungen")  und  auf  Band  IV 
(„Die  Bedingungen  dei'  mäimlichen  Potenz")   zu  verweisen. 

Das  Gebiet  des  „Fartialisnius"  ist  fast  unerschöpflich.  Jedermann 
hat  seine  sexuellen  Prädilektionsstellen,  wobei  einerseits  konstitutio- 
nelle, andererseits  konditioneile  Faktoren  eine  Rolle  spielen.  Je  tiefer 
ich  in  die  Materie  eindringe,  desto  erstaunter  bin  ich  über  die  un- 
erwartete Fülle  der  „erogenen  Zonen"  und  der  spezifischen  Liebes- 
bedingungen. 

Ich  habe  nicht  die  Absicht,  auf  die  verschiedenen  Formen  des 
Partialismus  einzugehen,  die  wissenschaftlich  an  und  für  sich  wenig 
interessant  sind,  bloß  als  Kurioea  zu  gelten  haben.  Ic!i  will  an  Hand 
einiger  Analysen  nachweisen,  daß  die  Verhältnisse  oft  ein  bißchen 
kompliziert  liegen  und  sich  mitunter  wunderbare  Deterniinatiüiicn  des 
Partialisnms  ergeben.  Ich  wähle  als  Beispiel  die  Analyse  eines  Falles 
von  sogenanntem  „Busen-  und  Popofetischismus",  der,  mit  einer  Im- 
potenz kombiniert,  leicht  zur  Annahme  eines  echt^'n  Fetischismus  hätte 
verleiten  können.  Der  Fall  ist  interessant,  weil  er  sich  mit  Klepto- 
manie kombiniert,  also  auch  Impulshandlungen  zeigt.  In  den  nächsten 
Kapiteln  werde  ich  zwei  Fälle  von  Wadenpartialisraus  eingehend  ana- 
lysieren und  etwas  tiefer  in  die  Psychogenese  dieser  Störungen  ein- 
dringen können. 

Nun  zu  unserem  Falle: 

Fall  Nr.  5.    Hen-  1.  0.,    Banklieamter,    38  Jahre  alt,  konsultiert  mich 
wegeu  vollßtändiger  Impotenz.    Seit  2  .Jahren  ist  er  unfähig,  einen  Koitus 


Analyse  einer  individuell  an  LiebeEbedinguog. 


31 


] 


auszuführen.  Vor  einiger  Zeit  hatte  er  noch  eine  schwache  Erektion  und  e& 
kam  zu  einer  Kjaculatio  praecox.  Jetzt  sei  auch  diese  J^relitionsfähigkeit 
geschwunden. 

Er  habe  nur  ein  Jahr  laug  onaniert,  als  er  zwischen  15  und  16  Jahre 
alt  war,  und  dunn  die  Onanie  auigegeben. 

Über  besondere  Phantasien  und  Bedingungen  befragt,  gesteht  er,  daß 
er  eine  Szene  in  der  Erinnening  liabe,  die  ihn  sehr  errege  und  die  er  eich 
immer  vorstellen  iiiüsse.  Er  war  mit  17  Jahi'eu  in  einem  Schneldergesch'-'.ft 
angestellt.  Die  Schneider  i'aliten  die  Mädchen  oft  an  den  Brüsten  und  an  den 
Hinterteilen ,  Diese  Griffe  seien  seine  Liebesbedinguug. 
Er  stelle  sich  i  ni  ni  e  r  vor,  daß  er  hinter  einem  Mädchen 
stelle  und  ihren  Busen  greife.  Ohne  diesen  Griff  sei  er 
vorher  impotent  gewesen.  Jetzt  helfe  ihm  auch  der 
Griff   nicht   mehi-. 

Auf  den  Vorschlag  einer  Analyse  geht  er  gerne  ein.       .    ,       ,    •,   -;,, 

Er  erzählt  die  obligate,  belanglose  Jagendgeschichte.  Sie  waren  7  Ge- 
schwister, er  war  der  Jüngste  und  wurde  sehr  verzärtelt.  Er  wurde  nie  ge- 
schlagen, lernte  mit  15  Jahren  die  Onanie  durch  einen  Kameraden  kennen 
imd  gab  sie  bald  auf. 

Er  zeigt  deutliche  Widerstände  gegen  die  Analyse. 

Er  habe  die  Überzeugung,  daß  man  ihm  nicht  helfen  könne.  Er  zweifle 
nicht  an  meinem  Können  und  meinem  guten  Willen,  er  sei  aber  ein  ver- 
lorener Fall.  Er  wird  belehrt,  daß  er  sich  vor  den  weiteren  Enthüllungen 
fürchte  und  aus  diesem  Grunde  die  Analyse  abbrechen  wolle. 

Er  berichtet,  daß  er  durch  8  Jahre  (von  20 — 28)  zu  einer  blonden 
Dirne  gegangen  war,  die  ihn  sehr  anzog,  so  daß  er  bei  ihr  nie  impotent 
war.  Dabei  hatte  er  ein  eigenes  Zeremoniell,  das  er  einhalten  mußte,  um 
«Ue  Erekt.ion  zu  erzielen :  Er  stellte  sich  mit  der  Dirne  vor 
einen  Spiegel,  so  daß  er  sie  nackt  sehen  konnte.  Er 
stand  hinter  i  h  i'  n  n  d  faßte  sie  fest  an  den  Brüsten.  So 
blieb  er  eine  Weile  stehon,  dann  griff  er  an  die  Nates, 
worauf  der  Koitus  in  d  e  i'  n  a  t  Ü  r  1  i  c  !i  e  n  Lage  o  i'  f  o  1  g  t  e.  Es 
passierte  ihm  oft,  daß  er  l)ei  anderen  Uinifu  impotent  war,  bei  dieser  konnte 
er  immer  den  Koitus  durchführen. 

„Hat  diese  Dirne  eine  Ähnlichkeit  mit  irgend  einer  Person,  die  in  Ihrer 
Jugend  eine   Kolle  gespielt  hat?" 

Erst  sagt  er:  „Nein",  dann  besinnt  ei'  sich: 

„Ich  finde,  daß  sie  meiner  um  5  Jahre  älteren  Schwester  auffallend 
ähnlieh  ist.  Nicht  so  sehr  im  Aussehen.  Aber  die  Mienen,  die  Bewegungen, 
das  liebe  Wesen  ..." 

Er  gibt  also  die  Möglichkeit  einer  Fixierung  an  seine  Schwester  zu. 
(Patient  hat  keine  Ahnung  von  den  Freui/scheii  Porschmigen.) 

Er  berichtet,  daß  er  noch  öfters  in  den  letzten  Jahren  onaniert  liat. 
Dabei  muß  er  eine  merkwürdige  Position  einnehmen.  Er  steckt  das  Glied 
zynischen  die  Füße  weit  nach  rückwärts  und  massiert  es  dann  an  der  Wurzel 
so  lange,  bis  die  Ejakulation  erfolgt. 

Plötzlich  erinnert,  er  sich  an  einen  Onkel,  der  ihm  das  Onanieren  ver- 
boten hatte  und  ihm  allerlei  Krankheiten  prophezeite.    Der  Onkel  starb,  als 


;        1 


I  .        Fetischismus. 

er  8  Juiire  iiU  war.  Er  hatte  also  schon  vor  dem  8.  Jahre  onaniert  und 
war  vor  den  Folgen  gewarnt  worden.  ,,..,.  ■  ,  ,  u  ^,. 
Jetzt  verstehen  \^ir.  warum  er  heute  wieder  hartnackig  wiederliolt  ei 
wisse,  er  sei  dnreh  das  Onunieren  impotent  geworden.  Das  Schnldgefuhi 
etammt  aus  der  Kindheit. 

Er  ist  ein  ausgesprochener  Familieneklave.  Er  kennt  nichts  als  seine 
Familie  Er  lebt  mit  der  Mutter  und  einer  ledigen  Schwester,  mit  der  er 
immerfort  Diiterenzen  hat.  Wegen  Kleinigkeiten  kommt  es  zu  großen 
Streitereien  Er  denkt  oft  daran,  die  Schwester  zu  verhcirateo,  aber  sie  ist 
sehr  wählerisch  und  schlägt  alle  Freier  ab.  Eine  ältere  Schwester  ist  sehr 
gut  verheiratet,  sehr  wohlhabend;    sie  möchte  sozial  nicht  unter  der  alteren 

Schwester  stehen.  ,     ■  ,         -i 

Er  dachte  sich  einmal:  Wenn  die  Schwester  heiratet,  so  ziehe  ich  ku  lUr. 
Dieser  Gedanke  wunderte  ihn  sehr,  da  er  ja  scheinbar  die  Schwester  nicht 
ausstehen  kann. 

Er  berichtet  zögerad,  daß  er  einmal  einen  Traum  hatte,  in  dem  er 
die  Schwester  koitierte.    Dieser  Traum  war  ihm  sehr  peinlich 

Er  behandelt  jedes  Mädchen  jetzt  wie  eine  Schwester,  jede  Weiblichkeit 

Wir  verstehen  jetzt,  warum  er  die  Frauen  von  rückwärts  angehen  muß. 
Er  will  ihr  Gesicht  nicht  sehen,  um  die  Fiktion  einer  Schwester  festhalten 
zu  können  ^_^^^    ^^^^^^^^^   .^^  ^^.^^^^    .^^    ^.^^   „Krankenschwester--,   zu 

weicht-    Neigung   ihm    die   Assoziationsbrücke    „Schwester     verholfen    ha^^te. 
Inf  c'nem  Vusftuge  küßte  er  sie  und  fühlte  nur  Hingabe  und  keinen  \yder- 

einer  Blamage  den  Koitus  nicht.  

y  ■    .  ■  ^  "spTnt^n  berichtet  er  von  einer  Neigung,  die  er  .u  einem  schönen  Mit- 

1,-u,  l,«ne  Es  tritt  eine  starke  homosexuelle  Komponente  zutage.  Er 
war  r'i.^^-  Tagen  im  Dampfbade.  Da  rei.ten  ihn  oifenbar  die  Miumer 
Senn  beim  Waschen  mit  Seife  führte  er  den  Finger  m  den  Anns  ein  und 
saTe  sich-  ,Das  machen  die  Homosexuellen V  Dann  iuhlte  er  eine  helt.ge 
tbscheu  gegen  diese  Art  der  Befriedigung,  Sonst  sind  ihm  Homosexuelle 
nicht  ekelhaft,  im  Gegenteil,  er  hält  sie  für  bedauernswerte  Geschöpfe 

Die  rückwärtige  Stellung  erklärt  sich  auch  aus  der  homosexueUen 
Triebrichtung  Er  denkt  dabei  offenbar  auch  an  einen  Mann.  Er  führte  hei 
Dii-nen  'luch  öfters  das  Glied  rückwärts  zwischen  die  Schenkel  und  erzielte 
so  eine  größere  Steife  des  Gliedes,  so  daß  er  früher  mit  Hilfe  dieses  Kunst- 
griffes den  Koitus  ausführen  konnte. 

*  Patient  erinnert  sich,  daß  er  bis  zum  5.  Jahre  auf  den  Topf  gesetzt 
wurde  weil  die  Eltern  Angst  hatten,  er  könnte  in  den  Abort  fallen.  Diese 
Angst  blieb  ihm  noch  die  ersten  Jahre  in  der  Schule,  so  daß  er  einmal  in 
der  Not  in  die  Hosen  defäzierte. 

'  Da  seine  Schwestern  auch  den  Topf  benutzten,  kam  es  vor.  daß  er  sie 
in  dieser  Stellung  beobachten  konnte.  Dieser  Anblick  —  die  Schwester  von 
rückwärts  —  dürfte  der  Ursprung  seiner  Paraphilie  sein. 


Aiialysp  einer  iiuliviiliiülli'n  l.iel'e^'bediiii.'img- 


m 


El-  liiit  KLihlrt^icIit'  Iilinsynkiii.^^icii  ims  der  KiiHÜK'it.  iiic>  ihm  goiilicbni 
fiinfl.  Sil  k;mi]  er  kein  HiiUcrbrüt  (■st^en,  Limti  keine]!  SchwciKerküso,  weil  iJuii 
<lw  Genieli  uiiniipenoliin  ist.  Die  iiähi'iv  [■jrlin--:elmiif;  erfiilil,  diill  iliiTi  der 
{.reriieh  iiiuiiigenelmi  ist.  iveil  er  an  lieii  Viif^initlpenicii  eriimi'i'l.  l-lv  ki'imt 
einen  Vers,  den  ei  in  dei-  vScIuilc  liorte  und  der  auf  ilm  einen  leliliafteii  ICin- 
drnck  niaclite;  „Scinvei/.ei'käs  und  Miiilrlienloeli  —  .-iliukeii,  alter  ^t-hnK'ek<'n 
-diicli!"   —   —    — 

Von  diesei'  ICi'iiiiU'ruiiff  hi^  /.u  der  l-'h.inlasio  einet.  Kuntiilin^ii.-  int  ein' 
kleiriei'  Sduilt.    Kv  gibt   zn.  dalA  er  von  t^olelien   Piiantatiien  lielierrselit  wird, 
alier  Hicli  imiin'r  dachte,  er  konnte  er^  nur  eiiietn  reinen,  apitelillicheii  M.idcheii 
niitelien,    Dirjieti    WHi'eii   iiini   iiiiniei'   iinappetilÜeii   und   mit    -Miidolien   iiiiderer 
.Art.  luitte  er  nie  zn   tun  gehabt. 

Kl'  liringl  eine  FfiUe  von  EriiuieriiiiKi'n.  welelie  beweisen,  wie  er  die 
Schwealer  lieht  und  wie  er  iin  ihr  liängl.  Er  Imlle  r^ie  immer  ane;  dem  Ünru 
;»l).   sie  teilten  alle  guten  Biesen,  er  fiinp:  mir  mif    ilir  .<|>azieren. 


Er  AvitI  iiher  eine  merkwürdige  Ereclieiniing  Hesehciil  wissen.  Er  ist 
gezwungen,  immer  iiachzndeiiken.  was  geselichen  würde,  wenn  der  oder  jener 
Schwager  oder  gar  die  Mutter  sterben  würde.  Dieser  Todes^gedanken  kann 
VT  sich  iiiehl  erwehren.  Anl'seidiili  über  die  Quelle  dieser  Phantasien  lii'iiii,'t 
uns  der  folgende  Tranin   des   Kraiikeii: 

Ich  war  in  einer  Wolinung  —  ich  weili  iiichL  ob  ee  meine  oder 
eine  andere  war  — ,  wo  ich  mich  sehr  lieiinlicli  gefühlt  liabe.  Dort  wohnte 
auch  der  soKialdeinokratische  Abgeoi'dnele  Domes  (den  ich  gar  nicht 
keniio).  Dieser  ivar  dort  fremd,  während  icli  dort  heimiscli  war.  D.  war 
enthoben  ah  Fcldurbeitei'.  Mein  Schwager  Max  Weinberfj;  war  gleich- 
falls enthoben  als  Kaufmann,  weil  er  anl  seinem  PraterkompleÄ  ein 
ganz-  kleines  Stiickciien  Feld  hatte,  das  er  bebaute.  Ich  rechnete  es 
nioineni  Schwager  als  besondere  Tüchtigkeit  au.  daU  er  wegen  dieses 
imbcdeut enden  Stückchen  Feldes  enthoben  wurde.  Anf  einmal  sehe  ich 
nieinen  Urnder  vor  mir  gleichsam  an  Stolle  dieses  Domes.  Er  war  eiii- 
"■eriickl  (?).  Ich  hal)i'  darauf  hingewiesen,  wie  tüchtig  mein  Schwager 
ist,  du  es  ihm  wegen  ilieses  kleinen  Plätzciiens  gelungen  ist.  onthnben  zu 
werden  im  Gegensatz  zu  meinem  üruder. 
Vorher  ein  Wachtraiun: 

Mein  üindor  hat  mich  zum  Apparat  gerufen  und  sagte  mir:  „Wor 
"laubst,  wer  dich  aiifrnfl.'r'  Der  Kaisor!"  Ich  war  darüber  sehr  erfreut 
und  erwachte. 

Der  Kaiser  im  Tranme  reiinisentierl  die  iiei'rscheude  Macht,  den  leidenden 

Gedanken,  den  Menschen,  den  man  am  meisten  liebt.  Wir  werden   bald  ei- 

.  fahren,  wer  dieser  Meiisi'.li  ist.    Der  nächste  Traum  verrät  uns,  daß  es  sich 

nm  seine  Lieblingeschwester  handelt,  die  an  Herrn  Weinberg  verheiratet  ist. 

Die  Wohnung,  um  die  es  sich  handelt,  .ist  die  Wohnung  der  Schwester. 
Er  ist  dort  zu  Hause  und  der  Schwager  ist  eigentlich  eia  Fremder.  Der 
Abgeordnete  Domes  ist  unlängst  gestorben.  Er  hörte  dm  emst  in  einer 
Versammlung  reden  und  beneidete  ihn.  Sein  Schwager  V\  hat  einen  sehr 
«roßen  Penis  nnd  seine  Schwester  beklagte  sich,  daß  er  ihr  keine  Ruhe  Ia.«sc. 
Die  Familie  intervenierte  und  forderte  Herrn  W.  auf.  die  .lunge  iMau  m 
>:chonen     Ihn    den  Impotenten,  erregte  diese  Eei.stungsfähigkeit  auU  iiochst«,  ■ 


SlektJ,  Sturnns"  dt-s  Tri«l>-  unJ  ÄH,.ktlst.üns.   VII. 


3 


H4 


FetiKthismni?. 


■/i 


er  I'aini  die  Schwester  sehr  herunlergekomineti  und  schlecht  ituäsehend,  vßii- 
ülicrte  sogar  die  Frage  einer  Scheidung,  tia  sie  sich  nicht  glücklich  Iiihlte. 
Der  Schwager  betonte  ihm  oft.  daß  er  koLtieren  könne,  wann  erwtiUe. 
!'>  war  ein  sehr  tüchtiger  Arbeiter  „im  Weinberge  des  Herrn".  Seinem 
Bruder  aber  war  die  Frau  geetorben.  Wenn  aber  der  Mann  seiner  Sehweeter 
im  Feld  gefallen  wäre  {er  stand  später  an  der  nördlichen  Froui  und  wurde 
schwer  verwundet),  kü  säße  er  heute  mit  ihr  in  der  schönen  Wohnung  imd 
wäre  den  Schwager  und  die  Eifersucht  los.  AUu  TodeswUneche  gegen  seinen 
lioehpotenten  Schwager,  der  ein  ganzer  Mann  war,  während  er  sich  als 
minderwertig  und  impotent  fühlte. 

Noch  tiefer  in  die  verwickelten  Probleme  seiner  Parapathie  bringt  uns 
der   niicliste   Traum: 

Ich  ging  nach  Tisch  in  die  Ungargarise  zum  Keitlehrinstitut.    \  öt 
dem  Kingangstur  zog  ich   meine  ärarisehen  Schuhe  aus,  wahrsclieinlich 
um   üu   schlafen.    Vor  einigen   Militärpprsonen,   die   aus-   und   eingingen, 
\n\üe  ich   Angst.    Nach  Sonnenunlergang   nahm  ich  meine  Schuhe,    um 
sie  anzuziehen,  da  lagen  ein  Paar  neue,  braune,  ararische  Halbschuhe 
aus   schönem,  '/.eltartigcn   Sioff   daneben.     Ich   wallte   diese   nehmen   und 
weggehen,   aber   blolifüiüg  konnte   ich    nicht    und   deshalb   legte   ich    die 
Halbschuhe    nehou    mich    und    begann    meine    Schuhe    anzuziehen.     Zum 
rechten   brauchte   ich    unendlich   lange,   etwa   'i.   Stunde,   denn   os   ^mde 
^chon   dunkel.     Da   kam    ein    großer,   energischer   Mann    ohne    Bluse     - 
ich   hielt  ihn   für   den    Feldwebel   — ,   nahm   die   Halbschuhe   und   fragte 
mieh  harsch:   ..Woher  hast  Du  die  Schuhe?^   Vor  Angst-  antwortete^  ich. 
daß  sie  mir  gei.ören.    Er  drehte  die  Schuhe  um.  um  das  äransche  Zeichen 
■         ,u  suchen    das   ich   in  dem  Moment  bemerkte,  da   tnrchtet*   ich.   für  den 
Dieb  gehalten  zu   werde.i   und  wollte  .ehon   sagon.  dalj  sie  hier  gelegen 
waren    sagte   aber  statt   dessen;    ,.Wenn   sie   Dir   gefallen,   behalte   3I'>. 
Ich  sprach  ihn   gleichfalls  per  Du  an.  um   y.n   dokumentieren,  daß  wir 
Kollegen    seien     denn    ich    war    nur    Koi'poial,    nlter   auch    1  niei'otli/ier. 
Während  dieses  Gespräches  begann  ich  meinen  linken  Schuli  aiizu/.K'ln4i. 
die   7.unge  war  auch  lose  und  mußte  mit   dem  Kiemen   durch    ^  oder 
.  10  Ringe  am  Schuh  befestigt  worden.    Als  ich  im  Schuh  war.  bemerkt<^ 
ich    6a!^  die  Zunge,  die  ich  innen  befestigt  hatte,  außen  war  und  nur 
■    mit  einem  Ringer!  am  Schuh  hängte;    ich  zog  Ihn  nUn  wieder  ans.  am 
von  vorne  zu  beginnen.  Währenddem  ging  lier   Haim  ;uif  und  ab.   dal'ei 
Rtehen    bleibend   und  mich  durchbohrend   musternd.    Ich   konnte   seinen 
Blick  nicht  ertragen  und  fürchtete  mich  sehr  vor  ihm.  dachte,  der  ilaun 
sieht  ganz  intelligent  aus.  vielleicht  ist  er  Hauptmann  oder  überhaupt 
Offizier  und  böse,  weil  du  ihm  Du  sagtest,  du  mußt  ihn  also  nächstens 
per  Sie  ansprechen.    Dann  erwacht-e  ich. 
Der  Feldwebel  des  Traumes  erinnert  ihn  an  seinen  Vater.    So  strenge 
war  sein  Vater  mit  ihm  und  achtete  auf  die  Moral  des  Hauses.    Der  Feld- 
webel wird  hier  der  Vertreter  der  Autorität.  (Vater  —  Arzt  —  Gott.)  Die 
\ngst  vor  den  Menschen  erinnert  ihn  an  einen  Vorfall,  den  er  in  der  ^Militär- 
zeit  erlebte.     Er  hatte  den  Auftrag,  für  seine  Kompagnie  auf  dem  Lande 
Lebensmittel  einzukaufen  und  benützte  diese  Einkäufe,  um  auch  seine  Familie 
zu  versorgen.   Auf  einer  dieser  Hamsterfahrten  wurde  er  von  dem  Gendarmen 
angehalten  und  angezeigt,  so  daß  er  vor  das  Militärgericht  kam.    Er  stand 


!a"p 


Analyse  einer  iadividiicllen  Lieliosbc(liuj.'iitis!;.  t^py 

damals  große  Äuget  aus.  Er  hat  Angst  vor  lilleii  Behörden.  In  dicaeiu 
Traume  lurclitet  er  die  Mjijiiier,  die  ein-  und  ausgelien.  Das  ist  seine  Aiiget 
vor  dLT  Homosexualität.  Rci1*u  symbolisiert  Icoitieren.  Er  soll  das  Koiticren 
lernen.  Es  gibt  da  zweierlei  Arten.  Man  kann  e^  gewöhnlich  machen 
(Komiuisscliuho)  oder  man  kann  es  wie  die  L(4ten!iinuür  niacheu  (feine  Halb- 
scliuhe).  Aber  wie  soll  er  ein  Lebemann  werden,  wenn  er  imyotent  ist?  Ihm 
gefallen  iiimier  die  Frauen  und  die  Bräute  seiner  Freunde  und  Bekannten, 
Eä  würde  ilni  reizen,  mit  ilnu'ii  .,;inzul)ani]clii".  Er  ]tlian1aöi(i!t,  daß  die 
Männer  starben  und  die  Frauen  dann  ilmi  geliüreu.  Wie  kann  er  aber  den 
AVeg  der  Mornl  wandeln,  ohne  sich  durcli  Impotenz  y.n  schüizon?  Seine 
Mannesriuhwiu-he  wird  durcli  da^^  Si-luihiin/ielien  deuilldi  .sVEnbolit^iori.  Das 
Hineinsteirken  gelit  noch,  ab<'r  dann  gib!  i's  gi'nlie  ricJiwierigki^iien  ..anzu- 
bandeln". Rechter  und  linker  ydiuli  werden  oiitßprechend  der  Symbolik  von 
reclil.s  und  links')  in:  Trauiiic  gesondfil  bi^iinudelt.  Rechts  geht  es  noch  imch 
groi-ier  Mühe,   aber  links   inüchl  ihm  die   Zunge  Schwierigkeiten. 

Hier  wird  der  Traum  durchsichtig  »nd  verrät  Bezieliungen  seiner  Zunge   ■ 
zu   seiner  Inijjoienz   imd   zu   seiner   ...speziii sehen    Phanla,sip":     Unter   Wider- 
ständen  giiit  ei'  zu.  daß  er  sich   viel   in  (ledLiidieii   mit  Fellatio   und   Kunni- 
lingus  beschäftigt.    Er   würde   sehr  gerne   den    Kunuilingu^   ausfuhren,   wenn 
er  eine  Jungfrau  oder  ein  ,,rcines  Mädchen"  zur  Verfügung  hiitte.    Auch  eine  1 

Fellatio    hat    er    sich    einmal    machen    lassen,    die    AViederhohmg    aber    voi-  '  ^ 

mieden,  weil   ei'   der   Meinung  sei.   daß   ee   ..fuiehtbar  scIiLidlich"'   sein   niü.'^fre.  .'         _ 

Ich  vernuite,  daß  ii'goud  ein  wichtiges  Erieimis  mit  dem  'l'raume  im 
Zusammenhange  stehen  müsse,  was  er  leugnet.  Er  kenne  keinen  Feldwebel 
und  glaube,  das  ,a;anze  sei  eine  Eriuuening  -.m  Erlebnisse  seiner  Dienstzeit. 
Nur  eine  dunkle  Erinneiung,  als  sei  er  als  lünd  einmal  zu  eiiu'r  Schwester 
gekrochen  und  der  Vater  hätte  ihn  dabei  erwischt.  Er  weiß  auch,  daß  der 
Vati^r  ihn  au.'^  dem  Bette  der  Mutter  (Reilinstitul  i  gewie.sen  hat.  Vor  den 
Augen  des  Vatei's  (durchbohrender  Blick!)  hatte  er  immer  Angst.  Der  Vater 
verlangte,  dali  die  Kinder  ihm  Sie  sagen  sollten,  walu'end  in  anderen  Familien 
die  Kin'dei'  die  Eltern  duzten. 

Kino  viel  wichtigere  Bedeutung  des  Traimies  wird  uns  erst  später  be- 
kannt werden.  ■  '  .        ■  .    ' 

Traum  der  nüchsten  Nacht: 

Ich  kam  .5  Minuten  nach  V*9.  ^l^u  20  Minuten  zu  spät  ins  Büro. 
Um  dem  Generaldirektor  nicht  zu  begegnen,  kürzte  icli  dim  Weg  a!i 
und  ging  durdi  das  Büi'O  des  Prokuhsten,  der  mich  wegen  des  Zuspät- 
kommens in  liütlicher  Form  zur  Rede  stellte.  Ich  sagt«  irgend  etwas 
zur  Entschuldigung  ,  .  .  . 

Wir  linden  in  diesem  Traume  wieder  die  Angst  vor  jeder  Autorität 
und  die  Angst,  durchschaut  und  auf  unrechten  Wegen  eitajjpt  zu  werden. 

Die  Analyse  geht  weiter.  Er  erinnert  .>^irh  an  verschiedene  infantile 
Phantasien.  So  dacht«  er  oft  darüber  nach,  die  altesle  Schwester  zu  er- 
eteehon  (zu  vergewaltigen!)  und  dann  in  den  Kerker  zu  kommen.  Seine  Ver- 
wandten würden  ihn  besuchen,  er  aber  würde  stmnm  bleiben  und  kein  Wort 
eprechen.    Über  die  Familie  käme  dann  eine  große  Schande. 

'}  Vgl.  „Sprache  (ies  Traiiuiw"  ilas  Kapitel  X. 

3* 


36 


I . 


Fei  i  Stil  ism  IIS 


I 


IIU'  i'^lti-in  iHbt.cu  luigÜU-kiidi.  Ik'r  Val^  •f.-nv  sehr  streng  niul  halte 
imiuiT  etwiir:  im  rlcr  Miit.l(^r  zu  ladein.  R-iclic])hanlaäien  -schoiiiL-ii  richuii  eehr 
früh  (üitstyiuk'ii  v.u  -n-in  iiml  «'iitsprecht-n  iseilictil  latenten  Sadismus,  der  sioh 
auch  in  Schiiinlinif?si)iLaiilasion  äulk'rl«,  die  nodi  vor  ein  jinar  Jahren  aul- 
tanchen  wollicn  und  vordriingt  wni'don.  Der  Krieg  mag  da  niLUichedci  Kiir 
Heaktivicrung   hcis'-lragon   haben   .   .   . 

AVonn  er  sich  vom  Klosrtt  m^  Büro  xnriickbcgiiit,  so  schiünt  er  sich, 
wenn  er  Damen  liegegnet.  an  denen  ihm  gclegt-n  ist.  Ea  ist  ihm,  als  hätte 
er  etwas  ychnnilxigrs  iider  Verbratenes  getan. 

Kr  hatte  lieule  eine  'rages])hantLis!e  von  einem  verlorenen  King  und 
berichtet  über  eine  Zwangsvorstcllnng,  die  gar  nicht  seilen  viirkuniinl.  U-h 
gehe  sie  niit  weinen  Worten  wieder: 

;  _J(-li    iiiilie  die  Vorstellung,   wenn  ich   mich   eineni   offenen    Fenster 

nähere,  tial.s  inelii  Ring,  der  einen  schönen  reinen  ÜrillantCT  hat, 
von  dem  Piiiger  llilll  nnd  in  die  Tiefe  j^lärxl.  Da  will  ich  innner  meine 
jiingfile  tStlnvester  rufen,  damit  sie  achtgibt,  dali  niemand  den  Ring  anf- 
hel)i  tnid  damit  verschwindet.  (Im  Biiro  bezieht  sich  diese  Vorstellung 
aul   das    i-'raulein   L.)" 

Zn  beiden  Personen  habe  ich  das  Vertnineii.  ich  halte  sie  für 
verniinftiL^  iiini  eiiergiscli.  Dal)ei  habe  ich  aneh  dad  Angstgefühl,  daß 
der  Ifing  iiif-lil  aulgel'miden  wird  nnd  nicht  mehr  zum  Vorschein  kommt" 

Zu  dieser 'Vorstelhmg  l'iilU  iliin  zuerst  der  reine  weiße  Brillant  ein. 
Kr  will  seine  lieinlieil  niihl  vcrlieicn.  FränUdn  L.  ist  ein  armes,  30jä!irige5 
Mädchen  das  sich  Ingeiulhaft  erlialten  liat,  .V-ich  seine  Seliwester  ist  tugend- 
haft ßr  liat  «ich  ein  Junktim  geschaifen.  da.^  seine  Impotenz  del«rminiert. 
So  lange  icli  Ingendlialt  bleibe,  wird  meine  Schwester  ihre  Jungfernschaft 
nicht   veiJiereii,-   Friinlein   L-   ist    nur  eine   Imagn  der  Schwester. 

Man  sielit.  daß  der  Ring  auch  .seine  Liehe  darstellt.  Diese  wdl  er  der 
Sehwestei'  geben.  Seine  ln/,eslphantasien  ;iußern  sicli  jetzt  in  der  Form,  diiß 
w  krnmi>f!iafl  für  die  Schwester  einen  Ihäuligani  sucht,  weil  er  glaubt,  daß 
sie  ge.^chleelilliclie  Bei'riedigung  nötig  habe.  Er  hat  abei'  aus  Motiven  der 
Eifersucht,  nie  eiTien  Rollegen  ins  Hans  eiiig<'lulnt.  was  ilini  ,<(-ine  Schwester 
schon   wiederliolt   vorgewoiden    hat. 

Den  liewnßlcn  Ring  erhielt  er  von  seiuei-  Familie,  als  er  iiLri  Feld  giog. 
Der  Ring  ist  ein  Talisnnin  und  syini)olisierl  die  Lieiie  der  Familie.  Nur 
wenn  er  die  hiebe  zur  Familie  anl'gihi,  kann  er  sich  an  ein  anderes  Wesen 
landen.  Er  ist  aber  gegen  Liebe  und  Ehe  gut  gesichert.  Er  sah  zu  Hause 
die  ungliicldiche  Ehe  nnd  seine  Schwestern  sind  entweder  nicht  glücklich  oder 
sie  beherrschen  den  Mann.  Ei'  will  aber  nicht  lieherrschl  werden.  Er  ieider- 
an  Angfit,  vor  der  Ehe.  Angeblich  hätte  er  längst  geheiratet.  Aber  wie  darf 
ein  impotenter  Mann  an  eine  Ehe  denken? 


<l     i 


El'  träumte  heute: 

Ich  habe  im  Traume  eine  Pollution  goluiht.    Ich  sah  aal'  der  Decke 
einen   feuchten  Fleck.    Ich  wußte,  daß  die  Mutter  des  Morgens  zu  mir 
hereinkommen   werde   nnd  hatte   Angst,    daß    sie    den     feuchten    Fleck 
'     sehen  werde. 

Er  erwachte  und  hatt«  gar  keine  Pollution  gehabt.    Er  schildert  dann 
seine  Mutter  als  eifersüchtig  auf  die  Liehe  ihrer    Kinder.    Sie  habe   sogar 


m 


^assm 


Analyse  einer  iiidiviiitielleii  Liebeslieiiiiigmig.  y'j 

soiiu'i-  verheirateten   Schwester  Vorwürfe  genmclit.  dali  aio  iiuvii   Mann   nieiir 
liebe  als  ihre  Mutter. 

El'  ttdiliof  öi't  in  flci-  Wuliiniiie  bei  iliot^cr  iiiui  der  iiiideivn  Öchivi^ter 
und  hörte  dann,  wie  eine  die  Zärtlichkeiten  des  Sdiwagers  abwehrte,  was  ilin 
[jehr  erregte.  Er  hört^;,  wie  sie  eiiinial  sagU-:  .,Gib  doch  eiidlii-Ii  die  liand 
weg!"  Seit  damals  hat  er  die  Gewohnheit  (ein  ewiges  Gedenken!),  die  Hand 
immer  hei  den  Genil-jilien   mj   halten. 

Er   triiuinle; 

Ich  jjabe  Bnclinngen  vuii  der  Piinia  .\ii1li  in  das  Saldu-Kunlu  uijiir- 
tiagen,  zirka  eine  halbe  Suite.  Wie  ich  i'lwa  die  inUite  vei'liiicht  hatte, 
kam  mir  der  Gedanke:  Da  liast  viidleiclil  i-iiie  Post  Rebm-ht.  die  dii'h 
nicht  tangiert  und  mulit  die  gleicli  lichtig  stellen.  Ii:h  f;diauie  nach  und 
sah,  dail  icli  ganz  richtig  gebucht  hatle  (daü  ich  diese  Post  noch  nicht 
gebucht  haUe). 
Das  JJuch  war  in  Urdn\mg. 

Der  Tramn  eiithällt  an«  das  Geheiiauis  ^eine^  inneren  SchnldbuduM. 
El'  macht  die  Analyse  nut  sicli  selbst  im  Traum  ab.  iiriift  Hol!  und  Halien 
und  ist  mit  sidi  aulVieden.  Wir  jnüßfieu  aber  annehmen,  dats  er  und  einen 
sehr  wichtigen  Schnldposten  versdiwiegen  hat.  Das  drückt  anch  die  zwei- 
radie  Fassung  am  Schluß  des  Traumes  an.s.  Er  hat  die  Post  gebucht  und 
doch  nicht  gebucht. 

Er  ist  ledselig  wie  gewöhnlieh,  aber  ^eine  iMufälle  hrintien  viel  belang- 
litses  Material. 

E  r  h  e  r  i  c  h  t  e  1  ii  b  e  i'  ,-^  e  i  n  e  k  I  e  p  t  o  m  a  n  i  ^  i-  li  e  u  R  e  fi  ii  n- 
g  e  n,  über  k  I  e  i  u  u  ]■  e  Vergehe  »  u  ii  d  Neig  u  u  g  /-  u  U  ii  r  e  d- 
lichkeiteu.  Ich  sehe,  dali  die  Analyse  —  dem  Patienten  überlassen  -- 
auf  Abwege  gerät  und  grelle,  .ietzt  das  Thema  seiner  sexuellen  Einstellung 
(Fi-iu  von  hint.cn  ~  Gi'ilT  an  den  Busen)  direkt  an.  Idi  will  wissen,  wann 
dieser  Grifl'  zuerst  ei-rolgt.  Er  meint  bei  der  IJinie  Anna,  mit  der. er  8. Jahre 
vorkehrte  und  die  seiner  Schwester  ähnlieh  war.  ^^ 

Und  nun  gesteht  or  erst,  daß  ihm  sein  Bruder  diese 
I H  [■  u  e  e  ui ))  f  u  h  1  e  ii  h  a  I)  c  u  n  d  d  a  \>  s  i  e  a  n  c  h  d  e  r  B  r  u  d  e  i*  j  a  h  r  e- 
1  a  n  g  besuchte. 

Wir  verslehoTi  ihre  Wertigkeit  für  seine  Erotik.  Der  Bi'uder  wurde 
von  ihm  auf  den!  Umweg  der  Dirne  besessen.  Die  Position  vuu  rückwärts 
enfßpricht  seinen  homoeexuellen  Neigungen. 

Aber  diese  Position  ge^il-att^'t  andi.  sich  in  die  Gestallt  des  Mädchens 
andero  Mädchen   liiiieinzudenken. 

Er  gesteht  sofort,  daß  er  diese  üble  Oewolmheii.  iiatte.  Damals  liebte 
er  ein  Mädchen  „Franzi"  in  leidenschaftlicher  Weise.  Er  heiratek>  sie  nicht, 
weil   sie   arm   war   und   er   weitauegreil'ende    Pläne   hatte.     Er   wollte   innuer 

reich  sein. 

Aber  dieses  Mädchen  war  dai^  einzige,  das  er  wirklich  geliebt  hatte. 
Ein  Jahr  lang  schon  hatte  <t  jede  I.iebesbezielmng  zu  ihr  abgebrochen.  Die 
I.icbesbeziehnngon  bestanden  in  Küssen.  Weiter  wagl«  er  nidil  zu  gehen. 
Sie  war  ihm  vm  anständig  und  er  fürchtete,  sich  zu  binden  und  sie  heiraten 
zu  iniissen.  Eines  Tages  traf  er  sie  in  einer  Ecke  des  Ziminors  (er  war 
dajnak  21   Jahre  all!)  und  da  machte  (■:■  das  erste  M;il  dm   erwähnten  GrilV 


gg  Fetiscbismuä. 

Dann  wiedor holte  er  den  üriff  bei  der  Dirne,  wobei 
er  sieh  F  i-  a  ii  z  i  vorstellte. 

Es  kommt  iiiinier  stärker  die  verdrängte  Ijiebe  zu  Fi'anzi  zutage.  Er 
liebte  sie  namenlos.  Er  traf  sie  immer  nach  dem  Geschäfte,  in  dem  er  mit 
seinem  Bfnder  angestellt  ■s\-ar,  auf  der  fitraße.  Sie  gingen  dann  spazieren 
und  küßtt'U  sich  in  dunklen  Ecken.  Da  forderte  sie  ihn  eines  Tages  auf. 
sie  ZU  beswclien,  Sie  wollte  ihn  ihren  Elt«ni  vorstellen.  Das  fürchtete  er. 
Er  wollte  sith  niclit  binden.  Sie  war  leichtsinnig.  Er  hätte  sie  besitzen 
können.  Abei'  er  liebte  sie  zu  iieftig  und  schreckte  vor  dem  Besitze  zurück. 
Ei-  wäre  dann  verloren  gewesen  und  hätte  «ie  heiraten  müssen. 

So  '/.og.  ('■]■  sich  zurück.  Aber  er  litt  Höllentiualen.  Er  kam  x.u  seinem 
Schwager  und  bat  ujii  Kat.  Er  liebe  dieses  Wüdchen.  Wie  soll  er  vergesaeu 
konneny  Sein  öehwager  meinte;  Vergiß  sie  in  den  Armen  einer  anderen. 
Er  stellte  sicli  dann  immer  Franzi  vor,  wenn  er  bei  der  Dirne  Anna 
war.  Auch  a&m  Bruder  bewarb  sieh  um  die  Gunst  von  Franzi  und  brachte 
es  zu  einem  Kueee.  Eifei'süchtig  wie  er  war,  litt  er  unsägliche  Scimierzen. 
Er  hörte  ihre  telephonischen  Gespräche,  mußte  sich  berichten  lassen,  daß 
sie  leicliteinnig  sei  und  mit  dem  einen  und  dem  anderen  Verhältnisse  hatte. 
Er  folgte  ihr  heimlich  auf  der  Straße  nach.  Er  beobachtete  sie  und  wurde 
mii.  ihr  nicht  fertig. 

Wie  tiat  bald  aus  dem  Gosc-hiifte  aus  und  wurde  Clianeonette.  Er  txaf 
sie  noch  einigr  .Male,  aber  er  flüchtete  immer  im  letzten  Aloinenle  und  ver- 
mied (?s.  die  Stätten  aufzusuchen,  an  denen  sie  wirkte.  Sie  i\'urde  berühmt 
und  i-v  erfuiii'.  daß  sie  mit  einem  Komponisten  ein  Verhältnis  hatte.  Es  war 
während  det^  Ri'ieSPö,  Dei-  Komponist  war  Feldwebel.  Jetzt  wird  der  Traum 
von  der  Reitschule  vcr,^Uiudlidi.  Sie  heißt  .  .  .  Schimmel.  Er  dachte 
iTinnei':  Auf  diesem  Schinnnol  möchte  ich  reiten.  Er  wußte,  daß  er  keine 
Ruhe  haben  werde,  wenn  er  sie  nicht  be.sessen  habe.  Im  Traum  schläft  er 
vor  einer  lieitsehule  (wo  man  Schimmel  reitet).  Der  FeldivolK-l  ist  ihr 
il^  jetziger  Geliebter.    Sie  wird  auch  durch  die  ärarischen  Halbschuhe  svrn- 

\\  bolifiiei't.  Er  ist  Jude  und  sie  Cln-islin   (Arierin).  Die  KonnniHSchulie  stellen 

die  Dirne  dar,    Audi  der  Kaiser  de^  Tniuuus  ist  Frau-/.i.    l'Jbcnso  bezieht  sich 
die  falsche  Biichiuifj;  auf  Fi'anzi. 

Nun  bricht  in  der  Analyse  die  lang  zuriickgestauti'  Liebe  hervor.   Er 
fühlt,  daß  Ol-  nur  Fi'anzi  begehrt   und  keine  lüihe  hndeu  kann,  wenn  er  öie 
nicht  erringl.  Was  sollen  ihm  alle  anderen  Mädchen  und  Fravien.  wenn  er 
Franzi  nicht  besitzen  kann?    Sie   steht  ewig  vor  seiner  Speie.    Es  ist  die 
-    .  Macht  des  unertiillttu  Wunsches,  die  eich  in  seiner  hartnäckig  festgehaltenen 

Licbesbedinguug  Üußeri.  Er  kann  es  sich  nicht  verzeihen,  daß  er  Franzi 
nicht  genommen  liat.  Es  wäre  ihm  ein  leichtes  gewesen  und  er  hätte  sie 
nicht  heiraten  brauchen.  Heute  nach  12  Jahren  liebt  er  sie,  wie  er  sie  als 
Jüngling  geliebt  hatte.  Er  traf  sie  vor  einigen  Monaten  auf  der  Straße, 
Er  renommierte  vor  ihr  wie  ein  Knabe.  Sie  fand,  daß  er  sehr  frisch  und  jn- 
verbraucht  au,?sD]iG.  Er  meinte,  er  wisse  nicht,  wie  sie  zu  der  Behaii])tung 
käme.  Er  hätte  zahllose  Verhältnisse,  die  schönsten  Mädchen  und  die 
feschesten  Frauen.  Dann  reichten  sie  sich  die  Hände  und  gingen  auseinander, 
jedes  den  Wunsch  im  Herzen,  mit  dem  anderen  zusannneuznkonnnen.  Nun  ist 
er  aber  durch  seine  Impotenz  vor  der  Vcrführimg  gefeit.  Wie  sollte  er  ihr 
zu  nahen  wagen,  ihr  der  Erfahrenen  und  Kafllnierten.  die  schon  so  viele 
Münnei-  erprobt  hatte,  wo  er  doch  impotent  war? 


Äualyse  einer  individuellen  l.ieiiosbpdiiignHg. 


351 


Seine  Impotenz   ist  .-in   Selhsb^chutv.   gegen   Franzi.  Wäre  er  poteuL,  er 
würde  fiie  noch  heute  holen   und  niil   ihr  leben.  ,       .      ^  , 

■  Jet.t  verstehe  ieh,  we.halb  er  sich  so  erregte,  als  ein  Bekaimtei  em 
Madchen  heiratete,  das  schon  andere  vor  ihm  besessen  ha  ten.  fcr  tat  tu  cUt- 
bar  entrüstet  nnd  orkhirl*,  ihm  wivre  ,u  otw,is  nnm-JK^hch.  Sein  behieieu 
sollte  aber  nur  die  Sehnsucht  nach  Friin/,i   iibertoiien.  , ,.     ,      .      ^ 


1111 


sle'ist  das  Mädchen,  das  seinen  iliny  linden  könnte.    Hie       ^ 
steht  für  Franzi.  Der  Hing  ist  seine  Liebe.  Sie  könnte  er  nur  an  die  bchwester 
wegwei'l'en  oder  an  Franzi. 

Lange  Zeit  spricht  er  nur  von  der  Liebe  zu  Franzi.  Bei  ihr  wäre  er 
potent  -  das  wisse  er  sicher.  Bei  ihr  hätte  er  auf  Eeimn,  t.nff  von  rudi- 
wäit«  nach  vorne  verzichten  können.  Er  glaubt  nicht,  dal.^  ^\^T^ 
.chon  vorher  verhingt  liatte.  Zniallig  staud  Franz.  so,  dab  ei  ^^^  ^^^^^^^^ 
greifen  konnte.  Dann  setzte  er  die  Liebkosung  toi|^  nnd  ^  "  -'  ^^^JJ^^^^^^^ 
Die  Nates  und  der  Busen  seien  das  einzige  was  ihn  an  liauen  interessiere, 
n-is  r.iti'refi';<»  allerdinKS  bestehe  schon  seit  der  Kindneit.  ,      ,      ,    .j 

E^Slt  ™^^^  l-^l^tigt  das   Vorhandensein   der  beiden 

mne   J-uiie   .on  ^    j^^    „.i^.  ^5,^^,.    („igeren  bdnvester 

interessierte  er  sich  für  die  Form  der  Nates. 

Bei  seinen  Srb>vestern  interessierte  ihn  das  Wachsen  des  Busens.  J  uiu  1 
li^i  übrieens  eine  ge^-isse  Ähnlichkeit  mit  seiner  Lieblingsseliwestei.  bie 
n  dt  2eLn  Augen  und,  wie  er  gh.ubt.  die  gleiche  Figur,  d.h^die  gliche 
F  rm  d'i  pSriora.  Er  bkrachtet  alle  Frauen  von  rückwarU.  Wahrend  es 
on  vorkommt;  daß  er  ein  Gesicht  übersieht  und  vorkennt,  identifiziert  er 
die  Menschen   untrüglich,   wenn   er  sie  von   rückwärts  sieht. 

Er  war  wieder  bei  einer  Dirne  und  konnte  ohne  Hilfe  des  Griffes  den 

.....iKoit^   ausüben.     Er  hat   den   Vorsatz    bald   zn    --^-        -- 

ut    «,.  „\M    infsucben     Er  fürchtet   sie   noch   innner,   glaubt  aboi,   dali 

mochte  ei    nichi,  ;i"t^'i['"^  ■    ^;  -^         i^^  Identihzierimg  mit  .emor 

^rT  'ttS  hat  SbgrStlrdaG  seine  homosexuelle  Einstellung 
Schwester  ^'l'^!''^^,!',^^,,^^;,^^^^^^^  und  vielleicht  besessen  hat,  seine  Liebe 
,u  dem  ^^^.^\^^^^'l  weiß  auch,  daß  ihre  Dirnenhafti.'keit 
I'TiT™;  zH  de;l£Lrn^gegen_semen_TOe^angez_og^^  _ 

'  ~v^i.  »Iniao  Bemerkungen  über  seine  kleptomanisehen  Handlungen.  Es 
■  .  -.f  ■  fSen  Xß^"  ^ninier  nur  runde  Gegenstände  stiehlt.  Es  macht 
ist  ihm  '^'f  e*'^^^'""' 4  T,  .„,  ein.  Orange  zu  stehlen.  Vor  den  Laden  der 
^hm  Freude  ""^-"  ^^f  ^jf  ^i[,  ^  „,,  ölst.  Wenn  er  einen  großen  Apfel 
Wiener  Krnmer  .teben  »'l^^^' ^^^^^^^  ^^  ,,^,i,,ten  Tage  geht  er  dann  in 
.tehlen  kann    80         ei  u^^^^^^^^^^^  ^.^_  ^__^  ^^,,  ,,^..^„^,^.  ^^,,^11,, 

aen  Laden  und  ^^f  /  J  f  X^l'„,,,  Geld  eingeschickt,  um  ihn  zu  ent- 
,,.  imlten.  ^^  ^"^  "-^^'^^j  p,„u,den  eine  runde  Glaskugel  und  einmal  eine 
schädigen.    E    hat  aucb  "Jei  fortgeworfen    hat.     Er    hattx;    als 

kug<Or,mde  y^^^'-.S^J^^f  öchwesteml  die  Nates  zu  greifen,  weshalb  er 
Knabe  den  Impiil^.  ^    "™  f^  ^^^  ^mge  h^^^^^  Der  kleptomauische 

v.m  Vater  verwiesen  ^nd;'"^^'^^;;^^,f,„  |„p„i,,,,  der  vermöge  der  Tn.est- 
^^,„„,,  i,t  f  .^'"^VTSe  lS'"wfschen  ihni  und  seinem  Bruder  kamen 
Bcliranke  unterdimckt  \\'ui(1p.    -'^"^" 


40 


Kciirtcliisnms.        Analyse  einer  individuellen  Lielicsbediiigtiii!:. 


li 


ilit'Wf   iiiiltM    Kiii(i('i!i   äflir   Ixilu'ljioii   Gritt'i-   vur.     ImiiiiiuI   stellto   t'i-   auf   m^iit 
St'Ksi'J  Hfirw  Bi-mlors  oinoii  BlcnstiFt  auf.  so  diit  dt-r  Briidfi*  siclj  hmu  Nu-dci- 
wützi'ii  IcH-hl  vcriotxk'.    Dii'Hc  Syiiilii.lhaiiiiliuit,^  ist  glüithfall^  stihr  diirdisiclitiL'. 
Von  riciiiüii   wcilorTü   Scliicki^iilcii   isl    inii'   nichtt;   Ijokuiiiil. 

Der  Fall  ist  deshalb  Ichri-eich,  weil  er  uns  die  Entstehiiiig  t.!irK'r 
speziellen  Liebeabedingung  nach  dem  20.  Lebens^ahi-e  zeigt.  Die  an- 
gebliche Liebesbedingung  war  eine  ewige  Erinnerung  an  die  verlorene 
Geliebte  und  hieß  eigentlich:    Ich  wünsche  Franzi  zu  besitzen. 

Seine  Vorlielie  für  Xates  und  Busen  ist  nicht  im  geringsten 
pathologisch.  Wie  ich  sehen  ausführte,  hat  jeder  Mann  und  jede  Frau 
ihre  erogenen  Zonen,  die  sie  vorziehen,  rrädilektionsstellen,  die  für  'Ue 
l-,iebes\vahl  bezeii'hnend  sind  und  den  .sexuellen  Üeschniack  dai-stellen. 
Diese  Fuinien  haben  mit  dem  ,.Fe<ischismuf^"  nichts  zu  tun.  Sie  können 
als  „'reiliuizielmiig"  oder  „Pailialismu-s"  aulgefalil  werden,  wenn  dii! 
Befriedigung  an  der  erogenen  Zone  vollzogen  wird.  Fs  gibt  Männer, 
die  den  Kultus  inter  niamnias  vorziehen,  ja,  für  die  er  die  einzig  mög- 
liche Form  der  Befriciiigung  ist.  Ich  sah  auch  Männer,  die  Koitus  inier 
femora  mulieris  a  lergu  vollziehen  und  auf  den  sogenannten  noruiak'ii 
Koitus  (in  vaginani)  verziciiten.  Es  sind  Fälle  von  Pailiaiiiiinus,  .he 
oft  eine  infantile  Wurzel  zeigen,  oft  aber  erst  in  der  Pubertät  und 
sogar  nach  der  Pubertät  entstanden  sind.  Ich  kenne  ein  Mädchen,  das 
mit  Kl  Jahren  von  ihrem  Chef  verführl  ivurde,  ihn  mit  der  Hand  bis 
zur  Inmiiseio  zu  reizen,  während  er  sie  am  Nacken  leckte,  külito  und 
biß.  Diese  Form  der  Befriedigung  ist  für  sie  aueh  heute  nach  Hl.laln'.Mi 
diejenige  geblieben,  welche  ihr  die  größte  Lust  bereilei.  Daijei  spielen 
die  Zähne  des  Partners  eine  große  Rolle.  Wenn  er  in-eite,  sehaufe!- 
förmige  Zähne  (wie  der  erste  Geliebte)  hat,  wiid  sie  sehr  erregt  und 
stellt  sich  seinen  Kuß  und  Biß  vor. 

Auch  der  erste  sexuelle  Eindruck  des  Erwai-Iiseuen  kann  fixiert  und 
zui'  individuellen    Liebesbedingung  ausgestaltet  werden. 

Dabei  haben  wii-  dui'ch  die  Analyse  des  In  diesem  Kapitel  besclirie- 
benen  Falles  gelernt,  (\Ml  infantile  Erlebnisse  und  inzestuöse  Einstel- 
lungen den  Erlebnissen  der  Erwachsellen  eine  spezifische  Resonanx 
veileihen  können.. 


in. 

Erotischer  Symbolismus. 
iV.irlicIic  fiij    riiiipcii-.  Stollo  iiud  Kl<-i<luiigsslik'kp,  die  /.n  linpiilsliiiiiilliiiis,'tMi  fiilirl.) 

Wir  haben  gesehen,  dali  die  Ivleptomanen  eigentlich  einem  Ein- 
druck aus  ihrer  Jugend  nachlaufen  und  die  Vergangenheit,  neu  belehon 
wollen.  Das  stimmt  nicht  mit  den  Beo bachtun jren  vf.n  Chramhaitli 
überein,  der  eine  beeondei-e  Art  von  kieiitomanisdieni  Fetidchismud,  die 
Vorliebe  tur  ^-ewisse  Steile,  unter  dem  Namen  „Hephephiüe''  beschrieben 
hat.')  Er  betont,  daß  seine  Fälle  eine  aurhillende  ClleichgUltigkeit 
f^egenüber  der  Vergangenheit  zeigen  {indillerence  au  paefie).  Abel-  Kurt 
Boati^)  bezweil'elt  mit  Rocht  die.w  Annaiune  und  weist  nach,  daß  eine 
genaue  Analyse  der  Fälle  gerade  da«  Gegenteil  beweist.  Er  sagt:  „Es 
Ijcetelit  absolut  keine  „indiiference  au  passe",  dagegen  bedtelit  oine 
sexuelle  Anästhesie  oder,  besser  gesagt,  HypSfithesie  gegenüber  dem 
nurmalen  Koitus."  Es  besteht  also  Abkehr  vom  sexuellen  Partner,  die 
wii-  in  vielen  Fjilleu  konstatieren  konnlen. 

LIiete  ludill'ei'cnz  der  Vergangenlieit  gegenüber  ifit  eine  scliein- 
bare  In  Wirkliciikt^it  sind  alle  diese  Kranken  Sklaven  der  Vergangen- 
heit' Sie  sind  genulezu  inlantil  geblieben  und  icli  hätte  sie  mit  dem 
gleichen  Rechte"  in  Band  V  als  Heifi|)iele  für  „[.sychnsexuellen  lufanli- 
iisums"  beschreiben  können. 

Während  die  Falle  von  echtem  Fetischismus  eine  sehr  ku.npliKierte 
psvclüsclie  Konstruktion  aufweisen,  sind  die  Fälle  von  Partialnnziehung 
ehr  einlach  gebaut  und  mitunter  sehr  leicht  au  emen  infantilen  Ku. 
dnjck  zurückzuführen.  I">mer  wieder  können  wir  kons  atu-ren.  daß  d.es^ 
Kranken  in  der  Vergangenheit  leben,  also  einen  typ.schen  psycho- 
sexuellen   In!antiliäums  aufweisen. 


..boit  .udit  .u    Vni.un,  -'  ™    tL    !ibt   H.p.u-plü.ic--.    ...  ang.bli,!,.   Konn 
d^  ^-eMk-heu  FoiischimM^..  li.Oraß    ArAm.   m."\. 


sj,«*Kiia_ii 


4-2 


Fetischismus. 


,1 


leh  führe  nur  einen  Fall  von  Laquer  als  Beweis  an:  „So  werdt- 
icli  in  den  nächsten  Wochen  einen  ISjährigen,  schwer  belasteten  und 
degenerierten  Musikschüler  zu  begutaeliten  haben,  der  allerdings  nicht 
im  Warenliauee,  aber  aus  einer  offenstehenden  Ladeukasse  in  einer 
Wirtschaft  zweimal  Geld  zu  dem  Zwecke  gestohlen  hat,  um  sieh 
oinen  Kinde  ran  zu  g,  Bluse  und  Kniehosen  zu 
kaufen:  In  diesem  Aufzuge  ist  der  an  sich  in- 
fantil aussehende  Mensch  zwei  Stunden  auf  den 
Straßen  spazieren  gegangen;  denn  es  gewährt 
ihm  „Befriedigung  und  Wonnegefühl,  ein  Kind  zu 
sein"  bzw.  dafür  gehalten,  geduzt  und  von  Erwach- 
senen geküßt  zu  werden.  Sexuelle  Momente  kommen  hier 
nicht  in  Betracht.  (?)  Er  hat  den  im  Warenliause  erworbenen  Anzug, 
nachdem  er  ihn  getragen  hatte,  wieder  weggeworfen.  Er  leide  an  dieser 
perversen  Idee,  die  ihm  plötzlich  gekommen  sei,  seitdem  er  ein 
Institut  inmitten  von  minderjaln-igen  Knaben  besuchte  und  den  Wunsch 
hegte,  ihnen  gleich  zu  sein! 

Wir  sehen  in  diesem  Falle  eine  sehr  häufige  Kombination  von 
psydiosexuellem  Infantilismus  und  Kleptomanie  —  selbstverständUeli 
aus  se.xaelien  Motiven.  Die  Impulshandlung  bedeutet  dann  eine  Re- 
gression in  das  Infantile.  Diese  Art  von  Kombination  findet  sich  sein- 
liäufig  bei  weiblichen  Personen. 

Charakteristisch  ist  für  diese  weiblich- infantilen  Patienten,  daß 
60  oft  eine  Vorliebe  für  Puppen  auftritt,  ja  daß  sogar  diese  Puiipen 
zum  „Fetisch"  werden,  daß  die  Puppen  erst  einen  Wert  erhalten,  wenn 
sie  gestohlen  werden. 

Die  Puppe  steht  dann  für  eine  reale  Puppe  oder  sie  kami  das 
Kind  symbolisieren,  sie  kann  aber  ein  Symbol  des  Genitales  sein,  wor- 
auf ich  schon  vor  Jahren  in  meinem  Buche  „Die  Sprache  des  Traumes'" 
hingewiesen  habe.  Sehr  treffend  bemerkt  Kurt  Boas  bei  der  kritischen 
Besprechimg  der  PuppenUebe^) : 

„Als  ein  besonders  häufiges  Vorkonminis  bezeichnet  Vinchon  die  Kom- 
bination von  P  11  p  p  e  n  f  e  t  i  ü  e  h  i  s  ni  u  B  u  n  d  H  o  ni  o  s  e  x  u  a  U  t  ä  t, 
wobei  der  A^'erfaBser  eowolil  die  Uranier  wie  die  Lesbieriimen  im  Auge  hat! 
IiL  (li;i'  Tat  zeigt  ja  sein  erster  Fall  lesbiscbe  Beziehungen  zu  einer  Pro- 
etituierten.  Daß  sich  dies  Lesbiertum  nicht  allein  auf  die  beiden  Weiber 
selbst  bezog,  sondern  auch  auf  den  Puppen ietisehismus  übergriff,  zeigt  das 
Entgcgenliommen  der  anderen  Partnerin:  diese  schenkte  der  Kranken  eine 
große  Puppe,  die  sie  als  ibr  gemeinsames  Kind  bezeichneten.  Die  Pupi»  trug 
prachtvolle  rosa  oder  blaue  Kleider  (die  Lieblingsfarben  der  Kranken).  Sie 
ruhte  auf  einem  kloinen  Fauteuil  in  der  Ecke  ihres  Zimmere  und  trug  um 

')  ttber  Wafcnhiiusclip).>innen  mit  besonder.^  Berücksichtigung  sevui-iler  Motive. 
M.Groß'  Archiv.  Bd.  65. 


FIrotischei   Symliolisoius-  43 

den  Hals  eine  Hparbüthse,  in  die  die  vorüljergeheiideu  Liebhaber  der  Pro- 
etitiiierteii  einen  freiwilligen  Obuhis  hineinwarfen.  Daß  bei  den  Weibero 
■die  Puppe  nicht  nur  ein  Gegeiiäland  zum  Neppeu  war,  geht  daraus  hei'vor, 
diiß  beide  der  Puppe  wie  einem  wirklichen  Wesen  zugetan  waren.  Nament- 
lich die  Kranke  sprach  von  ihr  mit  auffallender  Bewegung. 

Auffalloud  häulig  sind  Piiitpen  in  den  Behausungen  der  Deniiniondiinen, 
Prostituierten  und  Uurdellin^^asf^innen  zu  lindcti.  Von  letzteren  hat  fast  jede 
ihre  Puppe,  der  sie  zumeist  ihi'en  eigenen  Vornamen  oder  denjenigen  ihre^ 
Kin(k-G  beilegen.  Stet«  siiiil  die  Puppen  woiblichcn  (Jeschlechts.  Es  seheint, 
als  ob  die  l'iippcii  nicht  l'ii]'  die  niiiiiulicheii  JiesiH-hcr  bestimmt  sind,  etwa 
zu  gewissen  perversen  Zwecken.  Aber  zu  IJekunitiontfX wecken  allein  dienen 
sie  tiiclier  auch  nicht  lediglich.  Vielfach  findet  man,  wie  in  dem  Falle  Vinciions, 
die  KombiuLiliun  des  Angeuelmicn  mit  dem  JNiitzlichen :  die  Puppe  als  Spar- 
büchse. Im  übrigen  haften  der  Puppe  in  solchem  Falle  sicher  bewnßte  sexuelle 
Eigenschaften  ;iii:  sie  ist  für  die  Prostituierte  das  Symbol  der  Reinheit, 
der  Unschuld;  vielleicht  soll  sie  auch  das  Genitale  {,.die  kleine 
Schwester",  wie  das  Genitale  oft  bezeichnet  wird)  repräsentieren.  Für 
eine  Lesbierin  braucht  man  solche  „Dame-  deswegen  nicht  gleich  zu  liulieu. 
Ich  glaube,  llal.^  das  Lesbicrtum  bei  heindiehen  und  kontrollierten  Pro- 
stituierten besiiniiciv  im  Anfang  iiii'cr  Daufbaim  eine  Kolle  spielt,  nameat- 
lich  bei  genu'iiischaltlicher  Freiheitsentziehung,  wie  sie  ibirch  den  zwangt^- 
■weisen  Aufenthalt  in  einer  Abteilung  für  Geschlechtskrankheiten  gegeben 
ist,  Uer  ältere  Typus  der  Prostituierten  hat  auch  diese  Stuie  überwunden 
nnd  wird  zum  «chluß  sexuell  völlig  indillVrenl.  xNun' gibt  es  Prostituierte, 
die  direkt  nicht  lesbisch  sind,  die  aber  dennoch  Puppenfetischistiunen  suul. 
Sie  stehen  nicht,  wie  im  Falle  Vinchons.  in  Beziehungen  von  Vater  zu  Mutter 
zueinander,  aus  <lenen  das  Kind,  die  Pnppe,  entsprießt,  sondern  der  Vater 
oder  die  Mutter,  jedenfalls  eines  der  beiden  Eltern,  fällt  aus,  so  daß  dei' 
lireilunid  nur  aus  Vater  oder  Mutter  und  Puppe  besteht.  Diese  Pupi»  wird 
dam  meist  verhätschelt,  wii'd  ladellos  ausf^talliert  und  nach  jeder  liiehtuug 
hin  verwöhnt-    Nachts  weicht  sie  nicht  vmi  der  Seito  mid  teilt  ihr  Bett  mit 

dci-  Fetiscliistiii-  ,    ,  _.        ■  j. 

Wir  -eilen  aul  di'Ui  Wege  dieser  Dedidctionen,  wie  verkehrt  es  ist,  von 
Pimpenfetischisuius  zu  reden.  ^Vas  berechtigt,  un.  denn  überhaupt 
dazu,  hier  von  Fetischismus  zu  spreclien?" 

Boas  hat.  vollkoinmen  iwlit.  Es  handelt  sich  um  einen  psycho- 
sexuellen 'infantili^mus  mit  Sammeltrieb  (Haremskult).  Wir  haben  bei 
der  Besprechung  des  Infantilisnuis  gesehen,  daß  die  Patienten  Bücher 
auB  ihrer  Jugend  aufbe.vahren,  kindische  Erinnerungen  Spielzeug  und. 
damitspielen  Warum  nicht  die  Puppe,  die  so  geeignet  ist,  versclnedene 
Kindheitserinnerungen  7Ai  symbolisieren^ 

Ich  führe  zuerst  einen  Fall  eigener  Beobachtung  an: 

F.ll  Nr  fi   Frau  G  J-,  eine  Dame  in  den  Vierzigern,  will  «Nieder 

FalLNr.  b.  J^rauvr ji.  Kiudersiirache,    sie   trägt   mit  Verliehe 

ein    Kind    .pu-len.    Sie    ^enf ^^^  ^  ,e  .^.^^^^^^^^^  j,  ,de  sehr  begünstigt.  Wenn  sie 

ganz  kurze   Kleider,  was   die  »^f^  T'",    |j,„„er  herum   und   sucht  aus   ihrer 

allein  ist.  hüpft  sie  wie  em         d  hi    Ä     - m  ^^  ^^^^^^^  ^,^^^^  ^^^^^^^^^ 

Lade  die  alten  Spielsachen  he.  vo.        •^■' ""      ^  ^-     ,,;„,,    ,li,  p„ppe  ,u 
mit  denen  sie  spielt  wie  m  schone,    altei    /--eii- 


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Fetisthismus, 


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verzärteln  und  hU'IIi  ^ic'n  vor,  il^ili  ^it-  seihist  die  Puppi'  ist.    Sio  niüchti.'  urn 
keinen  Preis  äll^r  wcidoii.  . .      , 

Sie  wnchs  hei  i'inor  Tank'  üiif,  welche  üic  ganz  'luigewühnlicli  vcrKÜrteUe. 
Diu  Tante  stur-h,  als  sie  l-'i  Jaliiv  alt  war.    Seit  dieser  Zeil  käniptt  siie  gotifu 
"das  Altwt'i'den.    llir  Manu   war  die  ersten   Jalirc  mit   ihr  sehr  ziirtlich.    Nun  * 
"  vernaciilässigl    er    sie.     Sie    Iiat   aljei'    ein    inigelienres    Zävtliclikeitsbedüriiüs, 
das  sie  bei   den   Pupiien  stillt. 

Sie  begnügte  sieli  mit  diesem  l'ui)i]enrtijiel,  das  läglieli  im  versehlasseiieii 
Zimmer  slattland,  Sie  fühlte  sieh  in  dieaen  Stunden  glücklieh  und  war  gaiix 
Kind.  Aber  ihi'  Mann  liatle  vun  diesen  Spielen  keine  .\hiiun^.'l  i'^ininaj  kam 
er  unvei'niutet  nach  HaUfse  nnd  fand  .--eine  Fran  uiilten  in  ihren  Heüiniion. 
mit  einer  ['iippe  unter  dein  Arm,  von  Puppen  und  Spielzeug  nnigeben.  ^i' 
geriet  in  Wnl  übci"  diese  kindiseiien  Spielereien.  Mit  der  initrüglielien  Almung 
dei-  Ijielienden  erkaimle  er,  dali  die  Puppen  seine  I^ivalen  wai'en.  Hie 
l'jifcrriucht  luaelite  ihn  blind  nnd  unvernünrüg.  Im-  riß  ihr  ilie  Puppen  aus 
der  Hand,  zerrili  sie,  zerstöi-le  alle  Relif[nien  und  warf  die  jamincrvidlon 
Reste  in  den   Kamin,  wo  ein   mächtiges   Feuer  hrannie. 

Die  arme  Frau  sah  hilflos  und  stunmi  dem  Treilien  /.u.  Dann  iiel  .sie 
in  Ohnmacht.  Oder  war  i>s  ein  liysterischer  Anfall':'  Sie  erwachte  im  Bette, 
ein  Arnt  sali  neben  ilir,  der  Mann  weinte  und  Hellte  sie  uin  Verzeihung  an. 
Sie  konnte  nicht  sprechen,  Üer  Arzt  konstatierte  hirhe  Temperalureii.  Sie 
war  schwer  krank.  Das  Fieber  dane-rte  vier  Wichen.  Die  Diagnose  schwanlite. 
Man  tiachte  an  Typlius.  einige  Konsiliarii  spinihen  die  Verinntung  aus.  es 
könntf.  sicli  um  eine  versleckt<.'  Tuberknlnse  handeln,  ein  Arzt  sprach  von 
livslerischem  Fieber.  I^as  Fielier  klang  ab,  sii'  wnrde  zusehends  besser,  aber 
iliro  Naiur  halle  sich  geändert.  Sie  war  vnrher  sehr  lebenslustig  nnd  heiter, 
nun  war  sie  ernst  und  ueigte'/.u  Traum/.uständen.  Sie  war  nichi  melir  fähig, 
ein  Buch  'zu  lesen,  sii'  interCKsierto  sieh  niclil  mehr  für  Theater  und  Kunst. 
Voi'iKU-  liatte  sie  zuweilen  iieiui  Kniius  OrgasTinis  geliahl.  wur  immer 
leicht  von  dei-  Klitoris  aus  zu  erregen  und  zu  (.trgasnms  zn  hinigeii.  Nun 
war  sie  anästhetisch.  Sie  konnte  ihrem  Manne  den  Murd  an  ihren  PupiM'U 
nicht  verzeihen.  Sii>  höile  auf,  ein  Kind  zu  sein.  Sie  fülilte  sicli  all  .md 
t;prii.cli  oft  (hivon,  daU  sie  vom  Leben  nichts  mehr  zu  erwarten  liatle.  Wozu 
jeht  umn  deniiy  —  dae  war  ihre  ständige  Frage. 

Und  mm  scdaten  (Üe  kh'ptemanischeii  Impulse  ein.  Sie  .stahl  in  Wanin- 
iiiinseni  kleine  und  größere  Puppen,  die  sie  im  Kasten  versperrU'.  Kines 
Tages  wurde  sie  ertappt  nnil  ihr  Mann  entdeckte  iliren  Puppenharein.  Sie 
hatte  absuhit  keine  Erinnerung,  daß  sie  ilie  Pup|)en  gestohlen  hatte  und 
hehaupttde,  sie' hiltle  sie  gekauft.  Talsächlieh  liatte  sie  das  eine  uder  andere 
Mal  Puppen  gekauft,  wenn  keine  .\!oglichkeit  vuilmnden  war,  sie  zu  stehlen. 
Sie  erzählt  über  die  Einkäufe,  dali  sie  sich  in  namenloser  Aufregung  tre- 
fnndou  hätte.  Plötzlich  halje  sie  etwas  getrieben,  m  die  Läden  zu  gelion 
lind  mich  scliönen  Puppen  zu  suchen.  Sie  war  wie  in  einem  Rausch  und 
zitterte  am  ganzen  Körper,  als  hälti'  sie  ein  Tlureeht  begangen,  Sie  sprach 
immer  davon,  daß  sie  für  iJir  Kind  ein  schönes  Spielzeug  suche  und  schämte 
sich,  die  Lenle  könnten  glanluui  und  erkennen,  daß  sie  die  Puppen  für  sich 
benötige. 


L, 


')  Man    iviid    lutwiJlkürliilj    an    JWhs    Nora    (Bin    Puppenheim)    eriimert.     Un 
Diflitcr  Bchdnt   seine  Beobacbtuni.'  dcai    Lclu'ii    fntni)ninH.'n    /,u    kibeii. 


Erotisclicr  Syinbolisnius. 


ib 


In  dieserii.  Wtadiuni  kam  sie  zu  mir.'  Die  Analyse  oi-fial».  daß  sie  als 
Kind  eiiU'  nierkwihdige  ■Hüiifiinp:  von  Traumen  (iiiiTliznniaclirn  lmtU\  wie  es 
wohl  riPileii  bei  oiiieia  Mädclicri  inis  liesticrcni  Hause  vriikimunl..  Mit  TJahreu 
hatte  ihr  Ojäliriger  Bi'uder  mit  llii-  gi's|iiell  und  iin  ihr  den  Kuiniilinfjus  vul]- 
ÄOgeii.  Dann  brachte  or  einmal  drei  Fronudc  luit,  die  alh>  mit  ihf  i>iii('it<":u. 
Spät(T  t=t-hliet'  sie  mit  der  Tanle  im  Bcitc.  die  sie  in  ülxMtrieiienor  Wei^:e 
liebkoste,  am  gatizcii  Körper  HtrciehcJte  mid  iuuuef  ,.iiiein  i'iippeil"  munife. 
Öie  sajrte  ihi'  immer,  :;ic  sei  seliön  wie  eine.  I'n]i|H>.  Das  nüelislc  TiMnma  war 
mit  dem  llan>ih>hrer  ihres  Brndoit*.  der  sie  id'l  in  einem  versteckten  Winkel 
des  Hauses  iibkiilMe  un<l  ihr  an  die  (Jeiiilalien  firill.  Sie  siht  v.u.  dati  sie 
sehr  koketl  Wiir  und  die  älteren  Männer  lörmlicli  herauBlürdertc,  mit  dir 
/.n  spielen.  Sie  war  13  Jahre  alt,  da  wardo  sie  die  Geliebte  ihres  Klavier- 
lehrcis.  Rs  kam  wohl  nicht  zum  Koihis,  ;ii.er  er  giib  ihr  sein  GÜed  in  die 
Hand  und  reizte  sie  inanueli.  Mit  15  Jaliren  wurde  sie  vun  einem  Ai-^le 
deÜoiiert.  den  sie  eigentlich  dazu  aufsoierdei t  hatte.  Dann  kamen  noeh 
einige  Krlebnisse.  Ins  sie  .ihren  zukünftiKen  Mann  kennen  lernte,  der  sehr 
naiv  war.  sieli  mit  ihr  verlobte,  mil  ilir  immei-  fi])ielte.  idiue  tiie  zu  koitieren. 
obwohl  sie  ihm  keinen  Widerstund  leistet«.  In  den  ersten  Wochen  der  Ehe 
war  er  im|)o1ent  nnd  als  ihm  eiidlieh  die  Immissio  gelang,  war  er  so  naf- 
«eregt.'diiB   er  gar   nicht    meikte,   diili   sie   keine   Virgo   wiir. 

Sie  iiatte  sich  vorgenommen,  ihrem  Manne  Iren  zu  bleiben  und  hatte 
■diesen  Vorsnlz  nnsgelidirl.  liii'e  Untreue  leide  sie  mil  den  BupiJen  ans. 
Jede  Pupiie  steilti-  ihi'  eine  niidere  Kpisode  uns  üirein  Lei)en  d^ir.  Die  Fuiipen 
hatt«n  Nnnien.  welche  den  Name»  aus  dei'  Vergangenheit  entsprachen.  Ihre 
T;inte  liieß  Kosii.  Ihre  Lieblingsiaippe  (die  Favoi'itin  in  dem  Herein)  liieß 
Hosalindi',  Der  Bruiler  Karl  iignrieite  als  Lotlehen  [.Clmrliittchen),  der 
Klavierletirei'  Fruiix  als  Fnwnl  usw.  .  .  , 

N;K-h  der  grcdsi-n  Szem-  ndt  ihrem  Miinne  iM'wachte  ilu-  Haß  und  sie 
'beschloß,  sich  zu  rächen.  Obwohl  sie  sich  als  Kind  geliihlt  hatte  und  wie 
■ille  Klmlweiber  sehr  jung  aussah,  fühlte  sie  sich  nun  alt  nnd  zeigte  das 
kontrastgefühl  der  Par;i!Kilhiker,  das  im  Gegensatz  zu  ihrer  Fiktion  stellt 
tSie  bohaiUJlete.  eine  alte  l''raii  zu  sein,  die  nienuindein  gelallcn  konnte.  Aiier 
«^  trieb  sie  die  Vergangenheit  wiedei'  zu  erleben  und  sich  ;ui  ihrem  Manne 
zu  rächen  '>^ie  widlle  iiHe  die  Menschen  aus  ilu-er  Vergaiigoniieit  wieder  aui- 
suchen  ^ber  wo  sie  hndnrr'  Der  Kh.vierlehivi  war  mittlerweile  ein  alter 
Mann  geworden,  der  Bruder  war  in  Amerika,  die  anderen  M-inner  schienen 
unnahbar  und  hatleii   die  kleine  Gespielin   längst   vergessen. 

.     Sie   mnlUe   dalier  diese   MänuL-r   In   der   Phantasie   wieder  erobern.    Sie 
,M-lebte  das  Verb.deiie   in   Tranmznständen   und  wurde   Kleptomanin. 

Nacli   längerer    Aimlyse   volikommene  Heilung, 

Hier  sehen  wir  einen  Racheiminils.  Der  doniiiiieremle  Gedanke 
lautete-  Du  nmiU,  etwas  tun,  um  dicli  zu  riiehon.  Uu  nuiBl  denrem 
Manne  etwas  antun.  Du  mußt  dir  die  alte  Lust  verschaffen  die  er  dir 
zerstört  hat-  Von  allen  Uildern  ^var  das  Bild  der  Tante  und  de.  Klav.er- 
lohrers  a.u>  deutlichsten  vor  ihren  Augen.  Sic  wollte  wieder  da.  I  upperl 
der  Tante  sein  und  wieder  mit  dem  I'enis  des  Klavierlehrers  spielen. 
So  kam  sie  dazu,  die  öro/ische  Formel  zu  erfüllen:  Das  \erbotene  -.n 
die  Hand  zu  nehmen. 


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1  46  Fetischismus. 

j  Sonderbarerweise  hatte  sie   sich  iimner  geweigert,   ilu-em  Manii& 

'  diesen  Liebesdienst  zu  tun.    Es  war  die  unangenehme  Erinnerung  an 

die  Vergangenheit,  die  sie  daran  gehindert  hatte.    Dieser  Griff  geiiörte 
,   einer  anderen  fiktiven  Welt  an  und  durfte  nicht  in  die  Realität  hinüber- 
1.-  genommen    werden.    Die   Kranken   hängen   an   ihren    Phantasien    und 

y"  scheuen  deren  Entweihung  durch  die  Realität.    Die  Wirliiichkeit  ent- 

wertet die  Fiktion  und  würde  sie  überflüssig  machen.  Man  kann  das 
sohr  oft  beobachten.  Es  ist  nicht  richtig,  daß  Parapathiker  ihre 
spezifische  Phantasie  immer  in  WirkheWteit  umsetzen  wollen.  Viele 
fliehen  die  Realität  und  reservieren  die  speziiisdie  Szene  für  ihre  Phan- 
tasien- und  onanistischen  Manipulationen. 

Wenden  wir  uns  einigen  anderen  Beobachtungen  zu.  Da  ist  ein 
Fall  von  Dnhois.'iO}!,  mehrere  Fälle  von  Vinchoii,  die  ich  der  Arbeit  von 
Kurt  Boas  entnelune.  Leider  fehlt  allen  diesen  Fällen  die  psychologische 
Analyse.  Trotzdem  bieten  sie  sein-  viele  interessante  Gesiclitspmmte 
und  werden  verständlich,  wenn  man  die  Analyse  ähnlirher  Fälle  kennt. 

Ich  beginne  mit  dem  Fall  von  Duboisson: 

i  Fall  Nr.  7.  Frau  C.  ist  eine  Frau  von  -33  Jahren,  groß  und  stark,  die 

:j  iu   plij'siechcr  BezieliuJig  keine  weiteren   besonderen    Merkmale   aufweist   als 

ij]  jenen   biciclien,  ein  wenig  gelblichen  Teint  lebt-iioidender  Personen. 

2f  In   jungen    Jahren   hatte   sie   die   verechiedenen   Kinderkrankheiten,   wie 

i"!  Masern,  Sdiarladi.   Pocken  usw.  durchgemacht,   doch  wurde  sie  von  keiner 

;i)  hurt  initgenomuion-   Sie  litt  weder  nn  Krämplen  noch  an  Typhus,  doch  zeigte 

' '  yie  sich  von  Beginn  der  Puiiertätsperiode  an  nervös  und  reizbar. 

Sie  regte  sich  schon  als  Kind  über  die  geringste  Kleinigkeit  aid',  konnte 
'  uiciit  auf  ihicni  Platte  bloibon,  weinte  oder  lachte  hiat  auf  Wunsch,  am 
häufigsten  ohne  Grund  und  znwcilen  wurde  sie  von  Lac-hkränipfen  befallen, 
deren  sie  nicht  Herr  2u  werden  vennochte.  Der  Vater  starb  an  Lungcn- 
t'utzündung,  die  Mutter,  die  bei  Lebzeiten  von  außerordentlicher  Reizbarkeit 
war,  erlag  einejn  Herzk^ideii.  Hei  der  geringsten  Erregung  verfiel  die  Mutter 
in  Ohnmaehtszustände, 

Zwiscben  dem  1:J.  luui  14.  Lebensjahre  erlitt  Frau  C.  neue  Anfälle.  Die 
Entwiekhuig  vollzog  sich  ^eln'  langsam,  das  Erscheinen  dei'  Kegel  war  von 
.^ta.rkcn  Schmerzen  und  einer  niorkUchen  Verschlimmerung  ihres  Gesamt- 
Kut^landes  begleilet.  Sie  wälzte  .sicli  auf  der  Erde,  .schrie  und  verfiel  iu  .4.n- 
l';ille,  die  wiri;licben  Kranipfanfällen  sehr  nahe  kamen.  Gleichzeitig  empfand 
eie  zum  ersten  Mal  jenes  Gefühl  der  Zusammenziehung  von  Brust  und  Hals. 
,dafi  eines  der  charakteristischen  Symptome  der   Hysterie  ist. 

Seither  haben  .sich  diese  Symptome  eher  verschlechtert  als  vermindert. 
Frau  C.  hat  ein  ständiges  Bewegnngs-  und  Deplazierungsbedürluis.  sogar 
ihr  Schlaf  ist  unruhig  und  von  Mu.skolzucknngen  und  .sonstigen  krampfartigen 
Kontraktionen  l)egleitet.  Sie  ist  von  außerordentlicher  Erregbarkeit,  von 
schwankender  Laune  nnd  immer  zum  Lachen  oder  Weinen  bereit.  Diibei 
entsteht  bei  der  leichtesten  Erregung  das  Gefühl,  als  wenn  ihr  eine  Kugel 
in  den  Kehlkopf  steigen  würde,  eine  Einzelheit,  die  sie  als  Geheimnis  mit- 
1eilt.  denn  sie  hat  bis  dahin   ans  einem  nubekannten  Grunde  weder  ihrem 


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Krotischcr"  Symbiilismtis.  ^-j 

Gatten  noch  ihrem  Arzte  von  dieser  Erscheinung  Mitteilung  gemacht.  Ks 
versieht  sich  von  selbst,  daß  sich  diese  krankhaften  Ei-gcheinungen  unter 
gewissen  Einflüssen  noch  verschlimmerten.  Sie  ei-rcichten  allmonatlich  zur 
Zeit  der  Regel  ihren  Höhepunkt,  ebensd  zu  drei  verschiedenen  Mulen  während, 
dei'  drei  Seh waugcrsdiaf teil  dvi  Xrnnken.  Zur  Vervollständigung  des  Krank- 
heitshildes möeht«  icli  mich  hinzufügen,  daß  sie  von  einem  Leberleideii 
(Cholelithiasis)  befallen  ist,  das  sich  in  mehr  oder  weniger  starken  perio- 
dischen Anfällen  äußei-l:  und  dessen  Rückwirkung  auf  den  geistigen  oder 
ricelischcn    Zustand    der    Patientin    kcine.-iwegs    gleichgültig    erscheint. 

Wenn  wir  Frau  C.  vom  psychischen  Standpmiktc  aus  ins  Auge  fassen, 
sü  finden  wir.  daß  ihi'e  Intelligenz  sicherlich  unter  dem  Durchschnitt  steht- 
Sie  hat  den  li^leTiientarunleriicht  eiljalten.  aber  nichts  weiter.  Sie  schreibt 
nithiigraphisdi  richtig,  versteht  eine  Addition,  eine  Subtraktion,  sogar  eine 
Division  zu  machen,  vermochte  aber  niemals  eine  noch  so  einfache  Reelien- 
auigal)e  zu  lösen.  Zwischen  ihrem  12.  imd  15.  Lebensjahre  kam  sie  nach 
Deutsdiland,  erlernte  dort  ohne  Schwierigkeit  die  deutsche  Sprache  und  sprach 
sie  bei  ihrer  Rückkehr  nach  Frankreich  ganz  geläuiig.  lleuto  woiH  sie  kein 
deutsches  Wort  mehr.  Sie  gibt  selbst  m.  daß  sie  da.-;  Oedäclilnis  vollstündig 
verloi'en  hat.  Dies  löhrl  zum  größten  Teile  dalier.  daß  ihr,  wie  vielen  Kranken  . 
dieser  Art,  die  Aufmerksamkeit  vullständig  abgeht.  Sie  vermag  ihren  Geist 
nicht  zu  fixiei'en.  Daher  ist  sie  auch  zu  jeder  ernsten  Bescli;iflit;ung  un- 
tauglich. Ihr  Gatte,  ein  hervoi'i'agender  Literat,  wollte  sie  für  seine  eigenen 
Arbeilen  interessieren,  aber  alle.^.  was  er  von  ihr  zu  erlangen  imstande  wai', 
waren  einige  Kopien  und  sie  hatte  diese  so  schlecht  gemacht,  daß  er  in  der 
Folge  darauf  verzichten  mußte. 

Bevor  ich  auf  die  der  Dose  huldigten  vurgeivoileneii  llaudlungen  ein- 
gehe, muß  icli  noch  einige  Details  in  beüug  auf  die  häuslichen  Verhältnisse 
em'ähnen. 

Es  besteilt  im  Hause  G.  mir  eine  Storungsursaehe,  nämlich  ein  Kind. 
Frau  C,  hat  zwei  Kinder,  einen  Knaben  und  ein  Mädchen,  welches  das  älteste 
ist  und  das  heute  r>'l-  Jahre  zählt,  ist  seit  seiner  Geburt  die  große  und  ein- 
zige Sorge  der  Mutter.  Dieses  Kind,  das  nach  einer  Liußerordentlich  schwie- 
rigen Sehwangerschfift  zur  Welt  kam,  wurde,  noch  nicht  drei  Monate  alt. 
von  sehr  ernsten  Anfällen  betroffen,  die  den  Ärzten  bald  den  Verdacht  nahe- 
legten, daß  CS  sieh  um  tuberkulöse  Hinihau1«iitzüiiduug  handle.  Dank  der 
sorgfältigen  Behandlung,  die  dem  Kinde  in  überreichem  Maße  zuteil  wurde, 
blieb  es  am  Leben  und  hat  heute  sein  5.  Lelien.sjalir  überschritten,  sein  Ge- 
sundheitszust-and  ist  jedoch  nicht  weniger  fragwürdig  und  macht  i;iiie  außer- 
ordentliche rberwachimg  nötig.  Von  dem  Tage  ab,  an  dem  dio,-:es  Kind  krank 
wurde,  ließ  Fiaii  C.  alles  andere  beiseite  und  lebte  niii'  noch  für  dieses.  Sie 
machte  sich  zum  Sklaven  der  Kleinen  und  widmete  ihr  ihren  Tag  und  die 
Nacht.  Ihrethalben  beraubt  sie  sich  jeder  Zerstreuung,  jedes  Vergnügens; 
wenn  sie  manchmal  ohne  das  Kind  ausgeht,  geschieht  es  nur.  um  ihm  irgend- 
einen Gegenstand  zu  besorgen,  den  es  nötig  hat  oder  den  es  wünscht.  Bis 
dahin  ist  nichts  Außergewöhnliches  zu  bemerken.  Viele  Mütter  opfern  ja 
ihre  Person  dem  Kinde,  das  sie  lieben.  Aber  e,=  liegt  in  dieser  Mutterliebe 
der  Frau  C.  noch  etwas  mehr  dar-in,  noch  etwas  Außerordentliches  und 
Krankhaftes.  Es  ist  bekannt.,  wie  sehr  die  Mehi'zahl  der  Hysterilver  Zwangs- 
vorstellungen unterliegen,  aber  im  allgemeinen  sind  diese  Zwangsvorstellungen 
wechselnd;  bei  Frau  C.  ist  der  Zwang  unveränderlich  und  einzig.  Der  Ge- 
danke, ihr  Kind  zu  befriedigen  und  dem  geringsten  seiner  Wünsche  näch- 


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48 


Fetischismus. 


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/.ugebeii.  ist  lipi  ihr  bis  m  ioiieiii  l^iiiiktt'  getntjbeii.  wo-  er  die  Givimdlioit, 
jii  das  Lchoii  des  Kinilcs  fiofaiirdi^l.  Cs  iiiilzt  di>ni  von  dem  Gatten  iinU'i- 
slützteii  Ai7Ae  nii'lilH.  der  Mutter  vurzastelleii.  dalS  es  iiii-lils  Gefälirliclieres- 
gibt,  als  ein  derartiges  Enlgegenkoiumeii  gegenübei'  allen  Fliantaaieii  und 
J.aimen  der  kleinen  Ivniidieii,  die  beruhigt,  nicht  ständig  aiifgi'regt  werden 
müiile.  Aber  alles  nii1/t  nielits  gegen  die^e  überächänmende  Mutterliebe. 
das  einzige,  was  der  Ar/.l  zuwege  liniclile.  war.  daß  ihn  die  Mnltei  als  ihren 
Feind   belrat:htele. 

KoininiT  wir  nun  zu  der  verbi-echerisclien  Hamlluiig. 
Auf  den  Rat  dew  Arztes  j^ali  sieh,  dei  Gatt-e.  <ier  übrigens  über  die  l'ü!- 
Niditigkciten  rieileuK  seiner  Frau  ausgegebenen  Summen  entsetzt  war,  ge- 
nötigt., ilii-  das  lägliehe  Einkaufen  von  W|)ielzcug  zu  untersagen.  Er  fand, 
dal.!»  einige  vierzig  Puppen  mit  alh'tu  ZabeluK  dem  Kinde  eine  ausreielieude 
Zerstreuung  bieten  iiiülJten.  Da  sie  die  ihrem  Verlangen  eiitgegengedctzle 
und  nur  zu  gerechte  Opposition  als  Animosität  ;niffaIUe.  wußte  sie  nichts 
amieres  zu  tun.  aU  das.  was  man  ihr  /.u  kaufen  nirhl  gestaltete,  einfadi  weg- 
'/.atu'hmeii.  indem  sie  sieh  sagte.  daÜ  ihr  Gatle  gezwungen  wäre,  die  Gegen- 
stände dann  zu  zahlen,  wenn  sie  erst  einmal   im  Hause  wären. 

-  Es  Imt  iii'-hl  den  ,-\nsehein.  als  ol.i  eine  wohlerwogene  Absicht  dabei 
Vf>i-hei'rs[-lile.  Wenn  laan  iiii'  darin  Glauben  selienken  darl".  so  war  dies  ihr 
<lednnke  in  den  letzten  Novenibertagen  im  Magazin  de  Pi'intemps  einem 
Gegönstiuide  gegeuliliei-,  der  ihr  geeignet  erschien,  das  Getallen  ihres  Kindes 
zu  err""eu  (ein  Sehaf);  sie  gab  sich  dieser  lächerlichen  Erwägung  hin;  sie 
{cistete"ihr  aucli  munittelijüi-  darauf  Folge.  14  Tage  nachher  erschien  sie 
wii-iler  imd  liug  zu  wiederholten  Malen  gegen  fil)  Artikel  hinweg:  kmder- 
snielzeug  Miiii|M'narlik<d  odei  SuA\  Mir  Puppenkleider,  alles  m  allem  zu 
einem  Werte  von  :ü\0  Franks.  Naehdem  sie  ohne  1  niall  nach  Hau.-^e  ge- 
kouunen  verbarg  sie  alh'  Gegenslämle  im  Schranke  und  erwartete  ungeduldig 
den  Weihnachtsabend,  um  da^  Kind  mil  all  den  Geschenken  zn  überhäufen 
und  ihren   Mann  von   ihrer  Tat  /.u   benadirichhgen, 

Frau   (-.  gibi   selbst    zu,   dalJ   sie   sehr  gut  wulMe,   dab   sie  sieiile,   alier 
in  ihrem   Kopfe  erschien   dieser  Diebstald   :uil>eroi'dentlic]i   milde,  wenn   nielil 
gar   durch    den    Gedanken    völlig   entädnildigt.    daß    ihr    Mann    luiweigerlidi 
Inihei'   i-dei-  s|Mler  die  Gegenstände   bezahlen   werde.    Es   war   ihrer   Absicht 
nach   gi-wisserinalieu   eine    Anleila-   and   kein    Diebstahl.    Mit   einer   wahrhaft 
bewundernswerten  Naivität  erklärte  sie.  wie  sehr  sie  es  diesem  benihigendeii 
Gedanken   verdankte,  dali  sie  sich   ihren   verbredierischen   Entwendungen   luif 
vollkommener  fieelenrnhe.   in  voller  Sicherheit  des  Gewissens,   ohne   iode   Er- 
regung, sie.  die  Aufgeregte,  und  ohne  die  geringsten  Gewissensbisse  hiugeiien 
konnte.    Selbst  als  sie  auf  frischer  Tat-  ertappt   und  vor  den  Kommissär  ge- 
führt wurde,  war  ihre  Haitung  so  ruhig,  so  heiter,  daß  ein  zufällig  hin/,u- 
getretener  Zeuge  nidit  umhin  konnte,  iil)er  den  Geisteszustand  Verdacht,  zu 
schöpfen   und    sidi   beeilte,    ihrem   Gatt™    davon    Mitteilung    zu   madien.     Es 
bedurfte  er.st  allei-  Seherereien  einer  richterlichen  Untersuchung,  um  sie  etwas 
zu  beunruhigen  und  ihr  klar  zu  machen,  daß  die  von  ihr  begangenen  Hand- 
lungen nidit   so   leicht  zu  nehmen  seien.    Heute  nodi  ist  ihre  Überzeugung 
in  dieser  liezidmng  niclit  vollständig  geklärt  imd   auf  alle  Fälle  will   sie 
nicht  glauben,    dal.^   es   zum    mindesten    unentschuldbar    ist,   wenn    man   so 
handelt  wie  sie  es  getan.  Frau  C.  kann  trelTend  mit  einem  Worte  gesdiildert 
werden:    Sie  ist  ein   Kind,  aber  dieses  :33jährige   Kind  ist  hysterisch, 
und  zwar  mit  allen  zerebralen  Mängeln,  die  ein  solcher  Zust^ind  mit  sich  bringt. 


iM^^er; 


»RS^! 


Krntisoher  Srmliolisiniis.  ,,, 

4!) 

Wir  öelieii  einen  diaraktwistisdK'ii  Fall,  der  sidi  eigentlich  wmifi 
von  dem  meinigeri  uiitorecheidet.  Wie  in  den  meiston  dieser  Fälle  liandelt 
es  sicli  um  eine  vei'hei ratete  Trau  mit  auegeaprochcnem  psychosexueüen 
Infantiüsmus.  Wir  dürfen  in  allen  diesen  Fällen  dae  eine  Mfftiv  nicht 
vergessen.    Die  Ehe  und  die  X'erpflichtiiiif:  der  Treue  werden  als  Zwan^ 
gewertet.    Die  Klentomanir  eii1,K|)rii-lit   einer  Phase  im  Kampf  der  Ge- 
öchlochtc'i-.  ■  Sie  liat  iuu-h  die  Tendenz,  den  Mann  zu  kränken,   ihn  zii 
besL-.iiäftif,'en,    ihm   Kdiorereieii    zu   ni:K^hen,  seine  J^iebe  auf  eine  harte 
Probe  zu  Stelleu.    Et;  ist  f,'ar  keine  Frage,  dxils  die  Frau  das  Kind  mehr 
liebt  als  ihren  Maini.    Die  l-'oniiel  ihrer  Handlung  wäre:    Irh  will  meinem 
Kinde  Freude  bereiten  auf  die  (iehiiir  hin,  meinem  Manne  weh  zu  tan. 
Der   Umstand,  daß  Frau  C.  iln-en  Mann  von  der  Tat  am  Weilmachts- 
abend  verständigte,  zeigt  das  fein  ausgesponnene  Rachebedürfnis  dieser 
Frau.   Offenbar  sjiiden  Erinnerungen  an  ihre  Kindheit  mit,  an  die  Weih- 
nachtsabende, an  denen  sie  so  reich  besdieiikt  wurde.    Ihr  Mann  hatte 
ihr  bei  40  Puppen  Halt  gebolen.    Nun  zeigte  sie  ihm,  dal.;  sie  imstande 
■war,  sein  Verbot  zu  übertreten.  (So  weil,  kommt  es,  wenn  du  mir  nicht 
in  nllem  nachgibst.)      Die  Tendenz,     ihn  zu  demütigen  und  sich  einen 
Triumph  zu  versdialicn,  tritt  in  diesem  Falle  deutlieh  hervor. 

Nun  wenden  wir  uns  einem  Falle  von  Vinchov ')  zu,  den  ich  in  der. 
meisterhaften  Übersetzung  von  Kurt  Boas  wiedergebe. 

Fall  Nr.  8.  Jeamie  C,  Cüi'Uien  genannt,  wird  Züm  ersten  Male  im  Juni 
190S  ;mfgeiitiinnien  mit  rolgcmiem  Ailest:  ,.1'ragreseive  Paralyse,  Abnahme 
der  geisligeii  FiiliigkeiU'n,  liiipliiinc.  kindiwciuis  Beiieiimeti,  kein  Kraakheitw- 
liewaßlv^piu.  ]l(!r  Ueginn  der  Krankheit  srJieiiit  bis  Anfang  Jänner  zurück- 
Kuliegt'N  und  diiri.;li  einen  liefligeii  luünilisi-lieii  Sliuck  verursaclit  zu  sein.'" 
Ey  folgen  die  (iiil;irliU:ii  di'eii-i'  SiHrlivt^rstJuidificr.  l]ie  Fesl^tellimgeu  in  der 
K-linik    liesläl igten    anfäiiHbcli    diese    ScIdnIM'idger  uiigcn. 

\m  .liiiiiier  ]90.'t  si'liieii  Uiinuen.  die  lieutc  45  .);Uu'e  alt  ist,  tatsächlicli 
dais  Gi'dac.lilnis  verloren  zu  liiibon,  im  Aiii^rtihdi  an  einen  Wageiiunt'all. 
Darauf  war  ihr  Clniraktei'  und  ihr  ganze.s  Wesen  ganz  und  gar  kindi.'irli 
geworden.  IIiit  rriilierm  Neigungen  nalimcn  an  Stärke  nur  zu.  Sie  i;i)Ii 
alkv,  wa.s  sii-li  in  ibreni  IJeroicIie  befand,  auf,  «tibi  eineni  \" (U'iibergehetidcn 
eine   Zeitung   usw,     Infolge   dieser   geringfügigen    Geset.7.esiiberl,rei.ung   wardr 

sie  interniert. 

Clarmen  verläßt  die  Irrenanstalt  im  Oklnl)er  1903  in  sehr  gebessertem 
Zustande.  Ihre  fhitidlungcn  und  Ri'deii.-!;irit'n  tragen  dagegen  stets  noch  ein 
kindiscbe?  Gebaren  /.iir  Sriiau.  In  guter  liewiiehung  bleibt  sie  bis  19ü(i  ruliig. 
Zu  (lie-seni  Zeitpunkte  führte  sie  einen  vergefiliciion  Diebstahl  aus.  Man  hielt 
ihre  Verhaftung  nufredit,  weil  mau  bei  ihr  eine  Saniiulung  von  Gogenstünden 
fand,  wdche  die  Verwunderung  dos  Polizeikommissürs  erregten.  Infolge 
eines  foronsiscb-psydiiatrisdien  Gutachtens  wurde  sie  provisorisch  unt^r  Auf- 
sieht ihref,  Freundes  in  Freiheit  i)elaK3en.  biik!  darauf  jedodi  stellte  sie  sich 
spontan  an  der  Pr(irt<A  der  „Infinuerie  spednle'   ein,  hielt  bizuri'e  Aiisiiracheu 


')  Journal  de  inediciup  (1l>  Paris,    1914. 

Sloliol,  StÜrunffF'ii  ci«K  Trii-b-  und  AffflktlobBiiP.   VII, 


50 


Fetiscbiemus. 


und  wurde  von  neuem  verhaftet.    Diesmal  nahm  der  Arzt  bei  ihr  Simulatioß 
an    obgleich  er  ihre  Entartimg  anerkannte.    Bei  der  Aufnahme  wurde  t-ie 
nach  einigen  erregten  Tagen    ruhig  und  konnte  wieder  die  Anstalt  verlassen. 
Sechs  Jahre  hindurch,  von  1906—1912,  bot  sie  an  krankhaften  Erscheinungen 
lediglich  ein  kurzes  schlecht  auegeepro ebenes  Erregungestadiura  dar.    Dieser 
Zußtand  trat  im  Sommer  1910  ein.    Im  Sommer  ist  sie  in  der  Regel  ner- 
vöser und  Anfällen  dieser  Art  unterworfen.    Im  März  1912  wurde  sie  wieder 
in  der  Anstalt  Sainte-Clotilde  interniert  während  eines  Leichenbcgängni&ses- 
Der  Gutachter  sah  sie  noch  einmal  als  eine  Simulantin  an.  Während  ihres 
Aufenthaltes  in  Saint-Lazäre  machte  sie  einen  Erregungszustand  durch,  wurde 
einer  erneuten  ärztlichen  Untersuchung   unterzogen  und   auf  die  Abteilung 
Magnan  verlegt  mit  der  Diagnose:    geistiger  Schwächozustand  mit  manischer 
Erregung.    Anfänglich  war  Cannen  ganz  und  gar  nicht  geneigt,  uns  zu  Ver- 
trauten ihrer  Angelegenheiten  zu  machen.  Wenn  man  mit  ihr  über  ihre  üieb- 
ßtahlsaEEäre  sprach,  gab  eie  an,  sich  an  nichts  zu  erinnern.   Trotzdem  erzählte 
Bie  mit  einer  amüsanten  Verve  von  alter  Art,  eine  Menge  von  Einzelheiten 
aus  ihrem  früheren  Leben,  u.  a.  die  Geschichte,  die  bei  einer  Frau  in  ihrem 
Alter  überrascht,  von  Puppen,  die  sie  nicht  verlassen  und  denen  sie  nur  für 
einige  Wochen  entsagt  bat,  weil  sie  damals  sich  mit  einem  kleinen  .lungen 
zu  beschäftigen  hatte. 

Sie  hat  zwei  Puppen,  alle  lieide  sind  blond,  die  eine  ist  groß  wie  ein 
Baby  und  liegt  stets  auf  ihrem  Bett  hinter  ihr.    Die  andere  ist  von  ganz 
kleiner  Gestalt  und  sie  kann  sie  mit  sich  nehmen.    In  zahllosen  Kartons  häntt 
"  sie  Seidenreste,  Enden  von  Spitzen,  verschiedenartige  ■  Bänder  an.  Ihr  höchstes 
Vergnügen  ist  es,  von  diesen  Gegenständen  Gebrauch  zu  machen,  um  daraus 
Kleider  für  ihre  'Puppen  zu  verfertigen.    Sie  bevorzugt  namentlich  die  Seide 
und  die  stark  leinwandhaltigen  Stoffe,  ebenso  die  Spitzen,  deren  Verarbeitung 
ihr  besonders  angenehm  ist.   Die  Kenntnisnahme  dieser  Dinge  bringt  uns  auf 
den  Gedanken,  Carmen  eine  kleine  Puppe  zu  reichen,  da  sie  eich  darüber 
beklagt   keine  mehr  zu  besitzen.    Carmen  hat  sie  kaum  bemerkt,  als  sie  sie 
ergreift,  sie  gegen  eich  drückt  und  sie  unter  ihrer  Kleidung  versteckt. 
Sie  legt  dabei  eine  starke  Erregung  an  den  Tag,  kann  kaum  spi-echen,  murmelt 
mit  erstickter  Stimme:   „Danke  schön"   und  versucht  uns  zu  umarmen.    Ihr 
Aussehen  drückt  dabei  den  Höhepunkt  der  Uidenschaft  aus. 

Eine  Stunde  später  lassen  wir  sie  in  das  ärztliche  Untersuehungifziramer 
kommen  Ihre  Antworten  sind  noch  verworren,  die  Mimik  drückt  die  Scham 
und  die  Verzeming  aus,  bis  sie  sich  endlich  entschließt,  unt:  da.4  nai-hf olgende 
mitzuteilen : 

.  Sie  hätte  viel  intimen  Verkehr  früher  unterhalten,  heute  hätte 
sie  keine  normalen  geschlechtlichen  Neigungen  mehr. 
Fi-ülier  wäre  Cannen  syphilitisch  gewesen.  Obgleich  sie  beliandelt  worden 
sei  ist  es  ihrer  Ansieht  nach  heute  dieselbe  Krankheit,  die  wiederkelirt  und 
ihre  Erregungszustände  hervorruft.  Schon  als  Kind  onanierte  sie,  indem 
sie  sich  gegen  die  Lehnen  der  Stühle  und  die  Ecken  der  Tische  rieb,  weil 
ihre  Eltern,  die  ihr  Laster  bemerkt  hatten,  sie  veranlaßten.  die  ganxe  Zeit 
die  Hände  hinter  dem  Rücken  zu  halten.  Sie  war  ein  sehr  feuriges 
kleines  Mädchen,  das  bereite  mit  dem  Besitz  mancher 
Spielzeuge  den  Gedanken  einer  sexuellen  Befriedi- 
gung verknüpfte.  Diese  Veranlagung  verschwand  in  der  Pubertät, 
um  in  den  Wechaeljabren  wieder  in  Erscheinung  zu  treten,  die  vor  etwa 


Krotisclier  SymholismuH-  Fjj 

lÜ  Jahren  eintraten  (1903  zählte  Carmen  44  Jahre).    Zu  dienern  Zeitpunkte 
führte  sie  die  ereten   Diebstähle  aus. 

Carmen  hat  niemals  widerstanden.    Es  ergreift  eis  urplötzlidi.    An  den 
i'orhergehenden  Tagen  ist  6ie  etwas  aufgeregt. 

'  Sic  geht  in  eine  Kirche,  die  sie  für  gewöhnlich  benutzt,  in  Sainte- 
Clotilde,  einem  reichen  Ki rchcnsprengel.  Sie  verspürt  ein  unbestimmtes  Miß- 
behagen im  Magen,  dann  nehmen  ihre  Wünsche  einen  bestimmten  Ausdruck 
an  und  sie  braucht  einen  der  "kleinen  Gegenständo,  wie  sie  die  Pompadours 
der  Damenwelt  zu  heJierbergen  pflegen,  mit  besonderer  Vorliebe  eine  Büchse 
mit  Reispuder, 

Sie  versucht  sich  in  den  Besitz  dieses  Gegenstandes  zu  setzen,  ihr 
Ungeschick  verhindert  sie  jedoch  an  dem  Gelingen,  so  daß  sie  festgenommen 
wird.  In  diesem  Augenblick  wird  ihr  Gesicht  kongestioniert,  der  Schweiß 
tropft  von  ihrer  Stirn,  die  Genitalorgaiie  sind  feucht,  der  Besitz  des  Gegen- 
standes führt  eine  tateäehliche  geschlechtliche  Wollust  herbei,  die  sie  mit 
folgenden  Weiten  schildert:  „Dann  mache  ich  mein  Ding."  Einige 
Zeit  lang  nimmt  der  gestohlene  Gegenstand  den  Rang  eines  Petischs  ein 
und  eie  reiht  ihn  in  die  Sannnlung  ein,  die  sie  bei  sich  trägt  und  deren 
Anblick  für  sie  eine  Quelle  des  Vergnügens  ist,  oder  sie  empfindet  Ekel 
davor,  macht  ihn  entzwei   und  wirft  ihn   fort. 

Manchmal  ersetzt  sie  den  Diebstahl  duir-h  den  Ankauf  des  Gegen- 
stiuides.  Dann  jedoch  tritt  das  Vergnügen  weniger  lebhaft  zutage.  Dies 
läßt  sie  übrigens  den  Gegenstand  nicht  verachten,  denn  sie  denkt  mit  Freuden 
an  die  Zeit  zurück,  da  sie  das  Geld  mit  vollen  Händen  ausgeben  konnte 
und  sich  nach  Hause  ganze  Berge  von  Bändern,  Spitzen  und  kleinen  Krämerei- 
artikeln  schicken  ließ.  Ihr  F.reuiid  tauscht  meistens  diese  Gegenstände  wieder 
um;    wenn  er  sie  ihr  beläßt,  so   zieht  sie  damit  ihre  Puppen   an. 

Diese  „Sucht  zum  Stehlen"  —  so  drückt  sie  sieh  aus  —  macht  sie 
Bchr  unglücklich,  sie  möchte  eich  am  liebsten  das  Leben  nehmen,  um  Ihr. 
SU  entrinnen;  sie  empfindet  jedoch  bei  diesen  Worten  ein  zwiespältiges  Gefühl. 
Denn  es  entsteht  bei  ihr  einerseits  die  Eriimerung  des  Ekels  und  des  Ge- 
nusses, die  diesen  Akt  begleiten,  zusammen  oder  getrennt. 

Kaum  hat  Carmen  dieses  Bekenntnis  abgelegt,  als  sie  darüber  itcue 
empfindet  und  uns  übelnimmt,  daß  wir  es  ihr  entrissen  haben.  Sie  verfällt 
zueret  in  einen  heftigen  Zoi'ii,  der  nicht  vorgetäuscht  ist;  dann  beruhigt 
BJe  sich,  und  bittet  uns,  nichts  davon  ihrem  Liebhaber  zu  berichten.  Sie 
schämt  sich  dessen  und  will  lieber  für  eine  Diebin  gelten.  „Im  übrigen  hat 
man  es  in  Saint-Lazare  nicht  schlecht,  die  Schwestern  sind  sehr  nett  zu  ihr." 
Auf  der  Abteilung  konnten  wir  einen  ähnlichen  Fall  beobachten,  der 
denen  zur  Seit«  zu  stellen  ist,  von  denen  sie  uns  berichtet  hat.  Nach 
einer  kurzen  Zeit,  der  Erregung  vei" suchte  sie  eine« 
Morgens  im  Lauf  des  Monats  Oktober  1912  ein  Band  an 
Rieh  zu  nehmen,  welches  das  Haar  einer  Krankheits- 
geuossin  zierte.  Dieselben  Erscheinungen  traten  bei  diesem  Anlaß 
zutage;  nur  daß  es  diesmal  genügte,  den  Gegenstand  lediglich  zu  berühren, 
um  ihre  wollüstigen  Wünsche  zu  befriedigen.  Alsbald  ergrifl  sie  das  Band 
und  verlangte,  daß  es  vernichtet  werde. 

Was  die  Puppe  anbelangt,  so  umgibt  sie  Carmen  mit  einem  wahren 
Kultus.  Sie  hat  Angst,  daß  man  sie  ihr  wieder  wegnimnd-,  und  verbirgt  sie 
vor  Eifersucht  am  Tage  unter  ihren  Kleidorn,  nachts  im  Bett.  Sie  läßt  Stoif- 
reete  kommen,  verfertigt  mehrere  Kleider,  namentlich  einen  Trikotmantel  ans 

4* 


hL> 


Fetischisnuir;, 


blauer  Leinwand,  gcgi'n  den  bid  ihre  Wallte  tnil  besonderer  Vorliebe  roibi- 
Dirae  Puppe  erinnert  sie  K;inz  an  diiw  kleine  Kind,  mit  dem  hip  eich  liiilH^r 
Sil  gern   zu  beschäftigen   ijdrgte. 

Mit  der  Puppe,  erzählte  Bio  uns.  !uit  sie  den  besten  tScbut/-  gegen  die 
diebischen  Neigungen.  Uicso  treten  nur  aul,  wenn  ihr  tipezielles  Interesse 
für  diese  Gegcutitände  erlufichcn  ist,  so  daß  sie  ohne  Wirkungen  sind.  MÜ 
dem  kleinen  Kinde  ist  es  ebenso. 

Sie  hat  keinen  UegrüF  von  der  moralischen  Bedeutung  ihrer  Hand- 
lungen. Die  Kenntnis  der  Strafen,  die  die  GesellBcliaft  den  Dieben  zudiktieit,' 
hat  niemals  dazu  gefiilirl,  sie  davon  abzubringen.  Sie  liebt-  die  berufsmäßigen 
Diebinnen,  oijgleieh  sie  sie  verachtet.  Hit  diesen  Frauen,  sagt  sie,  kann  mau 
eich  vertragen  wie  nnm  will,  d.  h.  eher  schlecht.  Die  zweifelhafte 
F  r  e  u  n  d  ir  e  li  a  f  t  ging  einmal  s  u  weit,  daß  sie  1  c  s  b  i  ri  c  h  e 
Beziehungen  zu  einer  Frau  anknüpfte,  die  —  es  Bei  dies  als 
eine  bemerkenswerte  Einzelheit  hier  angeführt  —  in  einem  Kreise  von  Neuro- 
logen verkehrte.  Eine  andere  Geführtin,  elienfalls  eine  internierte  Dieliin 
wie  sie,  und  alte  Kiieiit'Jillige,  hat  ihr  vorgeschlagen,  zusammen  ku  leben  und 
„ebenso    zusammen    zu    arbeiten"    bei    ihrer   Eutlassung. 

Ihrem  Liebhaber  gegenüber  scheint  Carmen  liebevoll  zu  sein,  aber 
ein  Nichts  genügt,  um  sie  zornig  werden  z  n  lassen.  Sie 
ist  unfähig,  ununterlu-ochen  aufmerksam  zu  sein  und  steht  ständig  unter 
Stimmungswechsel.  Ihre  große  Voreingenommenheit  ist  das  Alter  und  der 
physische  Verfall,   unter  dem   sie  steht. 

Car-men  hat  alle  Kinderkrankheiten  durchgemacht.  Ihre  h^rziehung  v.ar 
jammervoll  und  i  h  !■  e  Mutter  hat  Bio  sehr  verwohnt.  Sie  konnte 
e.e  nicht  in  der  Pension  aushalten  und  mußte  im  Elternhause  erzogen  werden. 
Eine  Lehrerin  erteilte  ihr  Unterricht  und  brachte  ihr  Lesen  und  etwas  Mu^ik 
bei.  Seit  ihrem  20.  Lebensjahre  wohnt  sie  in  Paris,  bald  als  Demimondane, 
bald  als  Modell,  je  nach  den  Umständen  ihr  lieben  fristend.  Sie  gab  sich 
häufigen  Champagner-  und  Älkoholexzessen  hin,  die  sie  sehr  schlecht  vertrug. 

Ich  verweise  auf  die  trefflichen  epikritischen  Bemerkungen,  die 
Kurf  Boat;  an  diesen  Fall  knüpft,  und  möchte  nur  hervorheben,  daß 
die  Beziehung  der  Vorliebe  für  t'uppen  zur  Homosexualität  ziemlich 
klar  vorliegt.  Sie  wurde  von  der  Mutter  arg  verwöhnt.  Sie  sehnt  sich 
nach  dieser  Zeil  zurück.  Sie  spielt  mit  der  Puppe  ihre  eigene  Ver- 
gangenheit.   Sie  gesteht   übrigens  eine  lesbische  Beziehung   offen   au, 

Sehr  häufig  treten  Wntanfälle  gegen  den  Liebhaber  auf.  Ich  halie 
solche  Fälle  öfters  analysiert.  Es  handelt  sich  um  Frauen,  die  an  irgend 
eine  Form  der  lesbischen  Befriedigung  gewöhnt  sind.  (Bei  Prostituierton 
kommt  der  gegenseitige  Kunnilingus  sehr  häufig  vor!)  Sic  sind  dann 
bei  dem  Manne  ka.lt  und  reagieren  infolge  mangelnder  Befriedigung  aul 
geringfügige  Anlässe  mit  Wutanfällen.  Dabei  betonen  sie  ihre  nbcr- 
groüe  Liebe,  erzählen  von  den  glänzenden  Vorzügen  ihres  Mannes  oder 
Liebhabers,  sagen  ihm  im  Wutanfall  die  gräßlichsten  Gemeinheiten, 
die  sie  dann  bedauern  und  zurücknehmen,  betonend,  daß  es  sich  um 
sinnlose  Schimpfereien,  um  krankhafte  Ausgeburten  der  Phantasie 
handelt.    Eine  meiner   Patientinnen   warf  dorn   Manne   im   Wutanfailo 


Krotischer  Symbol isniLis.  -5.3 

homosexiiclk  Verhältnisse  mit  soinon  Freunden  vor  und  verrief,  ^o  ifie 
Wurzel  iliree  Grolles. 

Im  vorerwähnten  Fall  ist  der  Diebstahl  der  Puderbüchse  eehi- 
fharakterietisch  für  Homoeeximlität,  ebenso  das  Stehlen  eines  liandee, 
das  eine  Kranklieitsgoiiossin  zierte. 

Wenden  wir  uns  einem  zweiten  Falle  von  Puppenfetischisniuö  zu, 
.den  Vinchov  unter  dem  Titel  „Le  Fetiehisme  de  la  poupee  et  le  vol 
aux  etalases"  im  Journal  do  medecino,  191'i,  publiziert  hat.') 

Fall  Nr.  9.  Es  handelt  sicli  um  ein  Mädchen  Luise,  welches  einer 
Lyoner  Öeidoiiweherrarailio  —  dieser  IJci-uf  ist  l'ür  die  Hiitstehiniff  der  ge- 
sell leditlichoii  i'erversitiit  von  Withligkcit  —  angehörte.  Sie  kiini  dann  yus 
der  Provinz  iinch  Paris.  Dort  war  sie  Mitglied  einer  familiären  Warenhaus- 
diebsialilgeBellridialt,  der  außer  ihr  selbst  noch  ihre  Töchter,  Schwieger- 
töchter und  ihr  Sehn  atigeliörlen.  Aus  der  Auamncso  ist  fülgcndcö  von  he- 
deutung : 

Der  Vater  und  einer  der  Brlidei  waren  Epileptiker.  Ein  Onkel  mütter- 
licherseits ist  idiotisch.  Eine  Scliwestei-  der  Kranken  hat  Suizid  begangen. 
Die  Kranke  selbst  ist  in  der  Schule  zurückgeblieben.  Sie  hat  erst  mit  fünf 
Jahren  müheain  zu  sprechen  gelernl.  Mit  sieben  Jahren  litt  sie  an  „Neryen- 
■fieber"  infolge  vo]i  Angstzuständen;  ein  -Mensch  wäre  ihr  auf  der  Straße 
nachgelaufen  und  hatte  sie  bezichtigt,  einen  kleineu  Hund  gestohlen  /u  haben. 
In  der  Schule  lernte  sie  schlecht  und  zog  die   Handarbeiten   vor. 

Sie  war  traurig,  ängstlich,  litt  häufig  an  Kopfschmerzen  und  suchte  viel 
die  Kinsamkeii  üuf.  Zu  dieser  Zeit  hatte  sio  auch  Zustände  von  patho- 
logischer Roizbai'keit,  von  hysterischer  Natur,  die  bei  der  geringsten  Auf- 
regung zutage  traten. 

Mit  fünfzehn  Jahren  war  sie  gewerblich  tätig,  aH)ei1ete  zunächst  etwas 
in  allen  //weigon  ilor  Öclmeideroi  und  bildete  eich  speziell  in  der  Zurichtung 
von  Seidciiknrsetts  aus.  Ihr  Geschmack  für  diesen  Stoff  trat 
e  e  i  t  d  e  in  siebenten  L  e  b  e  n  s  j  a  h  r  0  in  die  Erscheinung, 
Einer  ihrer  Onkel  überraschte  sie  damals,  als  sie  im  Begriffe  war,  den  St'ifF 
an  reiben,  an  dem  sie  gerade  arbeitete.  Sie  empfand  dabei  ein  Gefühl,  das 
sie  als  eine  Art  von  Schauer  (frisson)  schilderte. 

Mit  siebzehn  Jahren  menstruierte  sie  zum  eisten  Male.  Sie  erkrankte 
damals  im  Anschluß  an  einen  Bchwcreii  Typhus  an  Chorea  minor,  die  erst 
nach  drei  Jahren  wieder  vei'scbwand  dank  einer  li^olierung   in  einer  Anstalt. 

Nach  ihrer  Wiederherstellung  nahm  sie  dann  wieder  ihren  Beruf  auf 
und  wurde  schließlich  Voi'ai'beiterin  bei  einer  Öchueideiin  in  Lyon  mit  einem 
Gehalte  von  -HiO  Frank  monatlich. 

Außerdem  wurde  sie  von  einem  Geliebten  ausgehalten,  einem  Schrift- 
steller, mit  dem  sie  seit  ilu-em  2L  Lebensjahre  zusammenlebte,  und  von 
dem  sie  ein  lebendes  Kind  hatte.  Zwei  andere  starben  im  zarten  Alter, 
außerdem  hatte  sie  drei  Fehlgeburten  und  dann  noch  eine  Tochter,  die  stets 
kränkelt  Während  ihrer  Schwangerschaften  war  sie  oft  auf  Eßwaren  scharf, 
hatU'  sich  jedoch  niemals  dazu  liinrcißen  lassen,  sich  in  den  Besitz  solcher 
durch  Dielisiahl  zu  setzen. 


»)  MitBPteilt  von  Kurt  Boa.»  in  H.Groß'  Archiv,  Bd.  68,  „Kleinem  Mittdlutigen". 
Weitere  Beitrüge  zur   forensischen   Bedeutung   des   PuppenfetisehismuB," 


54 


Fetischismus. 


Ihr  Geliebter  starb  nach  zehnjähriger  (iemeinechaft.  L.,  die  damals 
31  Jahre  alt  war,  nahm  einige  Zeit  darauf  die  Gewohnheit  an,  mit  Seide  zu 
masturbieren,  ist  jedoch  dem  Seidendiebstahl  noch  nicht  ergeben.  Wutanfälle 
gehen  wechselseitig  einher  mit  hysteriformen  Anfällen,  wenn  die  Versuchung 
über  sie  kommt  und  sie  sich  nicht  befriedigen  kann.  Bei  anderen  Gelegen- 
heiten dagegen  kann  sie  sehr  leicht  widerstehen. 

Mit  36  Jahren  macht  sie  abermals  eiuen  Typhus  durch.  Während  der 
Rekonvaleszenz  will  sie  das  erste  Mal  gestohlen  haben  unter  nicht  näher 
feststellbaren  Umständen.  Seither  lebt  sie  in  Paris  und  von  dieser  Zeit  iin 
datiert  der  Begimi   ihrer  Betätigung  als  Seidenfetisehietin. 

Die  ersten  Diebstähle  ließen  sie  eiti  lebhafteres  Wollustgefühl  verspüren 
als  das  von  ihr  früher  gekannte,  als  sie  noch  mit  Seidenstoffen  Onanie  betrieb. 
Der  Kontakt  der  Seidts  namentlich  eokher  von  rot-er  Farbe,  und  ihr  Rauschen 
genügten,  um  den  sexuellen  ipyarismus  auszulosen.  Sie  war  derartig  erregt, 
daß  sie  keine  Vorsichtsmaßregeln  traf  imd  eich  jedesmal  abfassen  ließ. 

Nach  dem  Diebstahl  emptindet  sie  Abscheu  und  Scham,  versucht  die 
Seide  wegzuwerfen  oder  sie  ist  erleichtert  und  verspürt  eine  allgemeine  Er- 
miidimg.  Wie  all  die  Kranken  dieser  Art  emptindet  Luise  eine  große  Scheu 
davor,  Fragen  über  diesen  Gegenstand  zu  beantworten. 

Bald  kann  sie  es  an  keiner  Stelle  aushalten.  Man  setzt  sie  vor  die  Tür 
der  Warenhäuser,  in  denen  sie  beschäftigt  ist,  sobald  man  bemerkt,  daß  die 
Seide  verschwindet.  Sie  wird  eine  gewerbsmäßige  Diebin  und  sucht  auf 
diese  Weise  ihren  täglichen  Lebensunterhalt  zu  gewinnen. 

Die  Impulse  zum  Stehlen  traten  namentlich  während  gewisser  De- 
prcseionszustände  auf,  nach  ihrem  zweiten  Typhuslieber,  bei  ihrem 
Klimakt^num  usw.  Während  dieser  Perioden  war  sie  weniger  zur  Arbeit 
aufgelegt  als  gewohnlieh  und  trug  sich  mit  Selbstmordgedanken.  Sie  unter- 
nahm mehrfach  Versuche  dieser  Art,  versuchte  sich  die  Pulsader  mittelst 
eines  Messers  zu  offnen,  sich  zu  erdrosseln,  sieh  die  Treppe  oder  vom  Feust-er 
heruntcrzustiirzeTi  und  sich  von  einem  Eisenbahnzug  überfahren   zu  lassen. 

Luise  wurde  20nuU  vorluiftet,  erlitt  im  ganzen  11  Verurteilungen  zu 
m  Monat-en  Gefängnis  und  brachte  9  Monate  in  der  Irrenanstalt  äu  seit  1911. 
(Sie  war  damals  45  Jahre  alt.)  Jedesmal  machte  sie  dieselben  Erzählungen, 
Während  ihres  jedesmaligen  Aui'enthaltes  stellte  man  bei  ihr  hysterieartige 
Erscheinungen  fest  und  sie  wies  zu  den  schonen  Zeichen  der  Hysterie  die 
vollständige  Gruppe  der  Symptome  dieser  Neurose  auf. 

Luise  entwich  viermal  aus  der  Irrenanstalt,  dank  der  Beihilfe  ihrer 
Kinder  und  aweifellos  auch  gewisser  Individuen,  die  sich  ihrer  als  einer 
ausgezeichneten  Kraft  beim  Diebstahl  bedienen,  die  sie  ausschicken,  um 
Seidenreste  und  alte  Tcppiche  zu  entwenden,  von  deren  Erlös  sie  dann  pro- 
fitieren,   Sie  selbst  verschwinden  dann,  sobald  die  Kranke  verhaftet  ist. 

Als  Kind  hat  Luise  die  Puppen  leidenschaitlich  geliebt.  Damals  schon 
machte  es  ihr  außerordentliches  Vergnügen,  ihnen  kleine  Seide[dvleider  zu 
verfertigen.  Bis  in  die  letzten  Zeiten  hinein  hat  sie  damit  fortgefahren  and 
sie  erzählt  nun  seihst,  daß  sie,  um  nicht  lächerlich  zu  erscheinen,  wo  sie 
einmal  Mutter,  sagte,  sie  arbeite  füi-  ihre  Kinder,  wie  sie  dies  jetzt  ihrer 
.Angabe  nach  für  ihre  Enkelkinder  tut. 


Erotischer  Symbolismus.  55 

Die  Puppe  selbst  ist  kein  weiblicher  Fetisch.  Um  es  zu  werden,  muß 
sie  mit  einem  seidenen  Kleide  angetan  sein,  wobei  sie  rot  bevorzugt. 

Das  Vergnügen,  das  sie  bei  der  Manipulation  verspürte,  war  sehr  leb- 
haft und  ehemals  sexueller  Natur.  Jetzt  sind  ihr  bloß  noch  die  Anregungen 
an  angenehme  Gefühle  geblieben. 

Wir  haben  einen  typischen  Fall  von  psycho  sexuellem  Infant  ilisinus 
vor  uns,  der  seinen  lebhaften  Ausdruck  in  den  Puppenspielen  findet. 
Wir  finden  hier  wieder  die  Wutanfälle  gegen  den  Geliebten,  auf  die  ^ir 
im  vorigen  Falle  hingewiesen  haben.  Kurt  Boas  hat  reclit,  wenn  er 
betont,  daß  nach  dem  Tode  des  Geliebten  die  Regression  auf  die  alten 
Bilder  des  Seidenfetiscliißmus  eintraten,  „die  unterschwellig  stets  an 
der  ychwelle  des  Bewußtseins  gestanden  hatten'".  Eine  zweite  Ursache 
der  Regression  bildete  die  zweite  Typhuskrankheit.  Wir  können  es  sehr 
häufig  beobachten  —  worauf  ich  in  Band  V  aufmerksam  gemacht  habe 
— ,  daß  Regressionen  nach  einem  längeren  Krankenlager  zustande 
kommen.  Auch  das  Klimakterium,  das  kritiselie  Alter  der  Frau,  der 
Kampf  gegen  das  Altem  (vgl.  Band  III,  das  Kapitel:  Das  kritische 
Alter  der  Frau,  2.  Aufl.),  mag  eine  Rolle  gespielt  haben,  worauf  auch 
Boas  hinweist,  der  noch  einige  interessante  opikritische  Bemerkungen 
zu  dem  Falle  hinzufügt: 

„Zu  einigen  Bemerkungen  Vvichons  soll  Stellung  genommen  werden. 
Zunächst  wird  hingewiesen  auf  das  häufige  Vorkommen  des  Puppen- 
kultus bei  Homosexuellen,  insbesondere  bei  Lesbierinnen." 

„Zum  Beweise  dessen,  daß  der  Puppenkult  häufig  beiHomosexuellen 
vorkommt,  führt  Vinchon  mehrere  Fälle  aus  v.  Krafft-Ebing  an.  Ein 
Fräulein  Marie  schrieb  in  einem  Brief  an  ihre  lesbische  Freundin 
Sandor:  „Ich  liebe  nicht  mehr  die  Kinder  der  anderen,  sondern  ein  kleines 
Baby  meines  Sandi,  oine  reizende  kleine  Puppe.  Ach,  welelies  Glück 
gewährt  mir  mein  Sandi." 

„Auch  männliche  Homosexuelle  betreiben  gelegentlich  den  l'uppen- 
kuit.  Ein  Fall  von  Laquer^)  war  bereits  früher  kurz  erwälint.  v.  Kraffi- 
Ebino  berichtet  über  einen  Uranier,  der  das  Bekenntnis  ablegte,  gern 
mit  Mädchen  zu  spielen,  die  Puppen  besaßen.  Für  letztere  verfertigte 
er  dann  Kleidungsstücke.  Noch  mit  dreißig  .Jahren  legte  er  ein  großes 
Interesse  für  Puppen  an  den  Tag.  Auch  die  Fälle  122,  124  und  129 
■lus  der  v.  Krafft'Ebingschen  Kasuistik  gaben  von  den  Mädchenspielen 
den  Puppenspielen  den  Vorzug  und  Bchneidorten  ebenfalls  für  ihre 
Puppen." 

'^^  '1  Tnnuer      Der   WarenhiiUEdit-bsUhl".   Kiinimluni;   xvi'iLnglüBer   Abhandlungen   aus 
,,,.„,  riL;.    Hn'Nrn-rn-  .„kI  n.i.ü.kr.nkhritn..  H.H.  ;,.S.U.07,  11.1.  VII.  H.  .^. 


ör. 


fetischiBmii:'. 


^ 


„Vinchon  selbst  liebt  hervoi',  daß  hier  von  einem  w:bten  Puppen- 
fetiöchismuB  keine  Rede  sein  könne.  Dazu  fehlen  auch  alle  von  StekeP) 
und  mir  angegebenen  Kriterien." 

„Wenn  Viiichov  \voit('rliinänlieit,di)ß  es  neben  dem  ausgeeprochenen 
Puppenkultus  (.irenzzustämle  und  Ilieläende  "Cborgänf,'e  gibt,  so  ist  er 
zweifellos  darin  im  Recht.  Hierhin  gehört  die  Beobachtung,  daß  bei 
den  Wcihnachts-  und  anderen  Bescheruni^en  in  den  Irrenanstalten  sich 
die  Puppen  einer  besonderen  Heliebthcit  erfreuen  und  nie  zahlreich 
genug  als  (jeschenke  figurieren  können." 

„Auch  draußen,  besonders  in  den  Großstädten,  trifft  man  den 
Piipiienfetischismus  im  gewöhnlichen  Sinne  des  Wortes  (nach  Vinchon) 
sehr  häuiig  an,  besonders  in  manclien  Milieus,  wie  im  Öi'.hneidcrinnen- 
und  Konfektionsgewevbe.  In  den  Nachtlokalen  werden  die  Puppen  mit 
Bonbons  und  Kauclmtensilien  f^efüllt  vcrknuft:  ferner,  aber  daim  weni'Jiev 
auffällig,  in  einer  Schachtel,  die  Kokain  enthält.  Jede  Frau  hat  ihi'en 
bevorzugten  Puppentypus.  Diejenigen,  die  besonders  grotesk  sind,  haben 
oft  die  besten  Abnehmer." 

„Vivchon  führi  dann  Beispiele  für  den  Puppenkultus  aus  den 
Zeiten  der  alten  Oi'iechen  und  Römer,  .lapaner  und  Chinesen  an.  Hei 
letzteren  verfertigten  besondere  Künstler  wertvolle  seidene  Kleider  mit 
allerlei  Zierat  versehen  und  richteten  allerlei  Kostbarkeiten  für  sie  an." 
„Man  muß  sich  hüten,  all  diese  Fälle  unter  der  pathologischen 
liupc  zu  betrachten  und  sie  von  vornherein  als  Fetischismus  zu  siempelii. 
Vinchon  empfiehlt,  sich  an  die  Definition  von  Garnier'-)  zu  halten,  der 
ich  freilich  die  von  Stetcel  und  mir  angegebenen  Kriterien  des  echten 
Petischiem.uB  vorziehe." 

Ich  möchte  diesen  trcITlichen  Bemerkungen  von  Kurt  Boas  nocli 
einige  Erläuterungen  hinzufügen. 

Der  letzte  Fall  zeigt  uns  eine  außerordentliche  Vorliebe  für  ge- 
wisse Stoffe,  einen  sexuellen  Symbolisnms  ~  ich  hüte  mich,  den  miß- 
brauchten Ausdruck  Fetieciiismus  anzuwenden  — ,  der  außerordentlich 
häufig  ist.  Bekannt  ist  die  Vorliebe  für  Peize,  welche  auch  das  Objekt 
kleptomanisi-.lier  Gelüste  werden  können.  Das  Verständnis  für  die  Pelz- 

')  Stekd.  „Zur  Psychologie  und  TiiPi-ii[ii(!  drs  Frt.iKi-hisrrms".  Zentralblatl  ffir 
■jJ«VTlio;iniilysp  iniil  Psyi^botlierapii^  1914.  Bd.  IV,  S.  .■Uli;  vkI.  iiiidi  meine  Arbeit: 
„KriraiDali-^tiricbe  Studioii-'.  Britmg  /.iir  PByrliop^.tholuKii-  il.-r  Frlisiaii^tcii.  Lion  .\n;!iiv. 
BA64,   S.71.  ,     . 

")  Ich  gebe  sie  hier  nach  der  Dai-sliiliiitiir  ViTchavn  ftiirtlieb  wieder:  „Le  fet irhisrne 
est  iine  iMTVcrBiiiii  sexuelle  oliRiyunlc  et  iniiiuUive  eoiiterunl  l:iiili"it  :\  \iii  ubid  üiiquel 
noB  ufiages  pretent  iiiie  Rignificiiticju  srxuclle  (Ipt.ichipmc  imporsonel).  tantöt  ii  \ine 
partio  du  corpe  (fetichiejiio  cüriwrcl),  le  jioiivoir  exclii'^if  de  l'urKLisuie  geniliil,  li;  frtiche 
etant  soit  dinclemriit,  soit  par  evocatiun  om  reprftsentatiun  mentale  l'eh^ment  ü.  la 
fnis  necoKWiin'  el    «nfÜRnnt  de  l'excifatinn  sexuelle." 


i't 


1 1. 


Erotischer  Svuibolisnuis. 


67 


liebe  gibt  uns  die  Vorliebe  für  Haare.  Die  Pelze  sind  das  Symbol  des 
haarigen  Körpers,  besonders  des  Bartes,  der  Achselhaare,  der  iiaarigeii 
Vulva.')  Ebonso  bekannt  ist  auch  die  Vorliebe  für  Samt.  Oft  ist, 
'das  Sexualobickt  nur  anziehend,  wenn  es  in  Samt  gekleidet  ist.  Aber 
auch  Vorhebe  für  ordinäre  Stoffe  habe  ich  gefunden  und  wir  werden 
bei  Besprechung  des  echten  Fetisdüsums  einen  solchen  Fall  kennen 
lernen.  Diese  Anziehungskraft  eines  Stolfes  kann  auch  negaliv  betont 
sein.  Damen  in  Seide  verlicreii  jede  Anziehungski'afl,  während  Woll- 
stoffe Liebesbedingung  sind. 

Solche  Fälle  von  sexueller  Wirkung  der  Stolle  hat  außer  CUram- 
bault  auch  Langlois')  beschrieben.  Der  erste  vermeidet  den  falsche, 
Ausdruck  Fetischismus,  während  der  zweite  immer  wieder  von  StoO- 
fetischismue  spricht,  was  Kurt  Boas-')  mit  Recht  hi  seiner  erscliöplenden 
Besprechung  dieser  Materie  tadelt.  Ich  bringe  die  Fälle  in,  der  (Über- 
setzung von  Kurt  Boas: 

Fall  Nr  10  Die  e  r  s  i.  e  Patientin  de  ÜUrambmdts.  eine  40jahritfc  Frau, 
gab  über  ihre  ViU  sexualis  fulgende«  an:  Sie  sei  mit  15  Jahren  au.-;  ,lci> 
Pen.ien  gekommen.  Mit  IG'/^  Jaln'<-n  habe  sie  geheiratet.  An  dem 
sexuellen  Verkehr  mit  ihrem  Manne  habe  sie  nie  (j  e- 
(allen  gehabt,'  zuletzt  sogar  Fkel  und  Abscheu  davoi 
empfunden.  Sie  hätte  sich  daim  durcii  Onanie  Befriedigung  verschaHt. 
Onaniert  hat  sie  bereits  vor  der  Ehe. 

Die  Onanie  hat  sie  Bponlau  betrieben.  Eines  Tages  war  sie  allem  m 
ihrem  Ziminer.  Plötzhdi  vorspilrtc  sie  ein  eigenartiges  wollüstiges  Geluhl 
bei  dei-  plötzlichen  Berührung  eines  Stuhles  mit  ihren  Gesehlcchlstcilcn.  Sie 
gibt  hiemljer  fulgende  Auskunft:  „Ich  saß  nicht  aufrecht  wie  gewühnlich, 
sondern  zu  Pferde.  Der  Stuhl  wai'  mit  Samt  ausgeschlagen.  Da  ich  an  den 
Gefühlen  Wühlgefallcn  empfand,  so  halw  icii  diesen  Gehrauch  wieder  auf- 
genommen. Ich  habe  damals  über  dergleichen  sprechen  hören,  der  Gebraacti 
des  Fingers  kiuii  mir  erst  spitter," 

Die  Patientin  machte  im  ganzen  17  Schwangerschaften  durch,  darunter 
vier  Aboite  Sie  halte  einen  Liebliabcr.  dem  sie  sehi'  Kugetan  war.  Der 
ü 'schlecbtliehe  Verkehr  mit  diesem  befriedigte  sie  jedoch  stets  viel  weniger 
iIb  die  Masturbation.  Jeden  Mm'gen,  nachdem  ilu-  Liebhaber  weggegangen 
war  masturbierte  sie.  Ferner  hatte  sie  häuhg  erotisclie  Träume  in  denen 
1-Z  sieh  in  einem  geschlechtlichen  Verkehr  mit  einem  Hunde  wähnte  oder 
mit  Miinncrn,  die  mit  ihr  außerordentliche  Dinge   trieben  {„qni   lui  faisa.eiit 

(IfiR  choses  eijouvaatables").  „    ,     ,  ,  ,       n  .■     .■ 

D  c  Vennüassung  zu  der  psychiatrischen  Bcbnchtuiig  «ier  Patientin 
war  wiederliolter  Seiden diebstahl.  Sie  war  bereits  viermal  wegen  Diebstahls 
von  S  idenkupons  vorbestraft  und  zur  Zeit  wegen  Ruckfalldiebstahl.  in 
mt*rsu£"gshaft..   Den  ersten  Diebstahl  beging  sie  im  Alter  von  32  Jahren. 

"'^n^doD  auLWardnitlid,  .vidit-iBcn  Fall  von  FM.  nngefiihH    in   U.i.lt.  S.  339. 
.)  Unc  ol>s.rvaticn  d.  f.^tl.ln.in.  ^ks  rt.tT..  .1...  la  fcnm.n,  Tl,^«e  de  M.nt.i.Mber 

1912,  Nr.  51. 

»)  Über    HiThcpliilie.     Eine    angetilKlio 

Hand  61. 


Fdnii    des    Fel.istbismiis.    Groß'    Ai^iiiv. 


SSPÜB» 


llt 


i' 


) 


i 


iii< 


Fetischismus. 


Irgendwelche  VeranlaBSung  dazu  hatte  sie  nicht,  da  sie  genug  Seide  ini 
Hause  hatte.  Sie  empfand  bei  dem  Diebstahl  ein  gewisseis 
wollüstiges  Gefühl.  Dies  hatte  sie  aber  nur,  wenu  sie 
etahl.  Der  käufliche  Erwerb  löste  diesen  wollüstigen  Zustand  nicht  aus. 
Nach  Ausführung  des  Diebstahles  bringt  sie  die  Seide  in  Berührung  mit 
ihrem  GeBchleehtBtoile  und  führt  Reibebewegungen  aus. 

Auch  Hinweise  auf  eine  gewisse  homosexuelle  Neigung  finden  sich 
bei  der  Patientin,  indem  diese  maeturbiert  und  sich  dabei  ein  völlig  ent- 
kloidetes  Ifijiihrigee  Mädchen  vorstellt. 

Auf  die  Frage,  ob  sie  nicht  das  Masturbieren  lassen  könnte,  meint  sie, 
sie  fühle  nicht  die  moralische  Kraft  dazu.  Sie  wollte  davon  loskommen  und 
hätte  sieh  zu  diesem  Zwecke  einen  Liebsten  angeschafft. 


Bei  diesem  Falle  wäre  hervorzulieben:  Sie  war  anästhetisch  bei 
ihrem  Manne,  Bpäter  traten  Abscheu  und  Ekel  auf;  bei  ihrem  Lieb- 
haber eine  relative  Anästhesie.  Die  ersten  Erregungen  traten  —  ßo 
weit  erinnerlich  —  beim  Onanieren  auf  einem  Samtsessel  auf,  wahr- 
Bcheinlinh  in  Anlehnung  an  einen  verdrängten  infantilen  Eindruck. 
Schließlich  die  fast  nie  fehlende  homosexuelle  Determination  der 
Kleptomanie,  welche  vielleiclit  auf  eine  Fixierung  an  eine  Person  der 
Jugend  hinweist,  welche  Seidenstoffe  getragen  hatte.  Übrigens  kann 
der  Seidenstoff  auch  ein  Ersatz  für  eine  feine  (seidenweiche)  Haut  sein. 

Fall  Nr.  11.  Die  zweite  Patientin  datiert  ihre  Vorliebe  für  Samt  und 
Leinwand  bis  ins  G.  Lebeuaiahr  zurück.    Späl-er  ging  sie  zur  Seide  über  und 
Stullreibeii  mit  den  Öeidonabfällen  ihrer  schneidernden  Schwester.    Sie  fühlte 
'  Bieh  dabei  vollkommen  elend.  Dies  hörte  erst  auf,  als  sie  normalen  Geschlechts- 

verkehr unterhielt.  Seide  kann  sie  heute  nicht  mehr  tragen,  trotzdem  es  keinen 
.größeren  sexuellen  Genuß  gibt  als  die  körperliche  Berührung  mit  Seiden- 
stoffen. Samt  übt  keine  so  große  Attraktion  auf  sie  aus.  Aus  Liebe  zur 
Seide  hat  sie  sich  ku  wiederholten  Malen  des  Seidendiebstahles  Gchuldig 
gemacht.  Das  letzte  Mal  entwendete  sie  ein  im  Schaufenster  eines  Korsett- 
geschäfteß  ausgestelltes  seidenes  Korsett  gemeinsam  mit  ihrer  Tochter.  Gegen 
die  Versuchung,  Seide  zu  stehlen,  vermag  sie  nicht  anzukämpfen.  Von  be- 
sonderem Heiz  für  sie  sind  seidene  Bänder,  Kupons,  Röcke  und  Korsette. 
Wenn  sie  das  Rauschen  der  Seide  verspürt,  fühlt  sie  ein  eigenartiges  Kribbeln 
in  den  Nagelspitzen.  Sie  kann  alsdann  nicht  widerstehen.  Kämpft  sie  doch 
dagegen  an,  so  muß  sie  weinen  und  fühlt  sich  erschöpft.  Nimmt  sie  die 
Seide  an  sich,  so  reibt  sie  sie  hin  und  her,  wobei  sie  ein  eigenartig  wohl- 
t  tuendes  Gefühl  in  der  Magengegend  hat.    Sie  empfindet  dann  eine  Art  "Wol- 

lust die  ihr  den  Atem  anhält,  Sie  begibt  sich  darauf  an  einen  einsamen 
Ort,  um  mit  der  Seide  allerhand  Manipulationen  vorzunehmen.  Wenn  der 
Sinnenrauech  verschwunden  ist,  fühlt  sich  die  Patientin  niedergeschlagen, 
ali  ihre  Glieder  sind  matt. 

In  manchen  Beziehungen  bestehen  zwischen  diesem  Falle  und  den 
zuerst  geschilderten  Ähnlichkeiten.  In  beiden  ist  der  „Fetischis- 
iiiiis"  schon  sehr  früh  aufgetreten,  überhaupt  die  erste  Art  von  sexueller 
Betätigung  gewesen.  Erst  später  wurde  der  Übergang  zum  normalen 
(ii'schleithtsverkehr  vollzogen. 


Enitischer  Symbolismus.  59 

■  Fall  Nr  12  I)(!i'  dritte  Fall  de  Clcrambaults  büLriÜ't  eine  45iährige 
Witwe  die  mit  ihrem  Manne  stetß  in  gliicklieh.ter  Klie  gelebt  hat  trotz- 
dem «ie  eine  Abneigung  gegen  den  g  esc  h  ec  litl  i  eh  en 
Verkehr  hatte.  In  den  Jahren  1881-1889  ist  Patientin  d^^'.mal  be- 
etraft,  einmal  wegen  Diebstahl,  einmal  wegen  Fälschung,  das  dritte  Mal 
ans  unbekannten  Gründen.  Mit  38  Jahren  trat  die  Ccssatio  mensiun  bei  ; Ir 
ein.  Wegen  dieser  Zustände  wandte  ..e  ..eh  dem  Genuß  von  Athei  zu, 
„ahm  auch  Morphium,  Kokain,  Rum  oder  Eau  de  t^ologne  mit  Äther  zu 
Bich  Seit  dem  Gebrauch  von  Äther  (mit  39  Jahren)  hat  a.e  die  Sucht, 
Setde  z^  stelüen  Sie  verspürt  dabei  eigenarüge  Wollustgeiuhle  die  sie  in 
charakteristischer  AVeise  mitteilt.  Taffet  regt  sie  noch  mehr  aul  da  s  fem. 
Seide  ist.  Auch  für  Samt  envärmt  sie  eich,  weniger  jedoch  aU  ^^i^^'d.. 
Schwere  Seidenstoffe  schätzte  sie  weniger,  sie  wurden  sie  in  zu  große  Aul- 
reg^g  verseTzen.  Gerne  möchte  sie  in  Seide  schlafen,  hält  dies  jedoch  einer 
ansSdigen  Frau  für  unwürdig.  Schlafen  ^^ürde  sie  dabei  allerdings  nicht 
können  se  Würde  dabei  ein  brennendes  Gefühl  ve,.püren.  aufstehen  und  sich 
mit  wLsser  abkühlen  müssen.  Während  sie  die  ^\aren  stiehlt,  verspür  .e 
ein  Angstgefühl,  da^  sich  jedoch  löst  und  einer  wollustigen  Lmphndung 
Platz  macht. 

Epikrise  von  Dr.  Boas :  „Auch  hier  werden  wir,  um  es  gleich  vorweg- 
zunelimen,  die  Diagnose  „Fetischisume-  olme  weiteres  ablehnen  müesen. 
Die  Begründung  hierfür  dürfen  wir  uns  ersparen.  Hier  ist  die  „Klepto- 
manie" in  den  Wechseljahren  aufgetreten.  Die  Cessatio 
niensium  an  sich  dürfte  wolil  nicht  für  die  Diebstähle  verantwortlich 
'AU  machen  sein,  sondern  der  dauernde  Gcbraudi  toxisch  wirkender  Sub- 
stanzen, besondei's  des  Äthers,  der  die  Patientin  in  enien  allgemeinen 
Errcfjungezust.and  versetzte,  in  dem  sie  sieh  der  Tragweite  ihrer  Hand- 
lungen nicht  bewußt  war." 

Fall  Nr  13  Fall  IV  de  OldrambauUä.  Der  immnehr  zur  Diskussion 
suchende  Fall  älmclt  dem  eben  geseliilderlen  last  aufs  Haar.  Er  betrifft 
ebenfalls  eine  49jahrigo  Witwe,  die  eine  fragwürdige  Vergangenheit  besonders 
uuch  iu  sexueller  Beziehung  hinler  eich  hat.  S.o  ist  schwer  belastet  Vater 
ind  Mutter  begingen  Sui.id,  ein  Bruder  beimdet  .ich  m  der  IrrenansteU. 

Bereite  mit  7  oder  8  Jahren  vorlegte  sich  die  Patientin  aufs  Mastu.- 
hieren  das  sie  teils  allein,  teils  mit  einem  kleinen  Mädchen  betrieb  mit  dem 
sh  \';ter  und  Mutter  spielte.  Mit  12  Jahren  trat  bei  .hr  die  Periode  ein. 
sie   \Ater  una  im  i  j  od  o  c  h  ha  t  s  ie  n  i  emals  ei  n  c 

^^\''^'''r''^,nrbeimKoTtus  verspürt.  Die  Vorliebe  für  Seide 
•  ^"  T  \IZI  h-ühe  7-it  (Uiauo  Angaben  hierüber  lehlen  leider).  Ihr 
r?^  n  Lmten  .^^r  überl-upt  nur,  sich  in  den  Besitz  einer  schwarz- 
^'"f  Lh.™  setin  Ihre  Worte  sind  so  charnkteristisch,  lassen  sich 
seidenen   Robe     uset^on^  .viedergeben,  daß  ich  sie  hierher  setzen 

aber  m  deutschci  ^P'^^^J'^ ;;  ^^^^  „„  .„^ri  qui  me  fail  jouir."  Bereite  das 
möchte:  „La  soie  a  ^ .^Te  da  an  bringt  sie  in  sexuelle  Fksta.e.  Sie  emp- 
Worl  Seide  oder  "^^^^^f^^^^^ ^^^^  .exuolles".  Der  Orgasmus  wird  vollends 
findet  dabei  «'"^-^^^'^'^^if dieScide  gegen  üire  Geschlechtsorgane  scheuert, 
bei  ihr  auBge  est,  ^ve"\^'J^f  ^„,^7thercxze..sen  und  botrieb  taglich  Mastur- 
Sf  wSltltla^t^sieih"  des  Warenhausdiebstahles  schuldig  gemacht. 


ÖCI 


Kctiscliismus. 


i 


k 


1914  brat-hle  sie  drei  derartige  Uiebstälile  zur  Ausführung.  EititT  da\(ia 
büLraf  eino  sdiwarKc  iiohti  im  WimU^  von  ItiO  Frauke,  die  gie  üusamim'iirüfi'te 
und  unter  iliroui  Unlcrnifko  zvvisclion  dc^n  JJcineii  vi^ralücktc,  Kiiics  Tii^vs 
ging  Bii3  in  deiiisellxui  .Iiihn'  in  ein  Warcnliiiii^  iiiloigc  einer  idölzlielieu  l'^iii- 
gebung,  Voiiier  IniU«  sie  Äther  zu  eich  ^enouuiien.  In  der  Abteilurif,'  iVir 
ScidcnetofVe  erblickte  sie  ein  i^lnuweißes  Seidenkleid.  diLs  sie  in  Vorziiekung 
vorsetzte.  Sie  Heß  dusselbc  in  einer  gi-oHen  Tasche  luiler  ilireni  Ivioiderrock 
■sdnviudeii.     l);iiiu    inast.urbierte    sie    olTonUieh    vnr   allen    JAuilen    in    dHil 


ver 


Wa  rcnhaiisu. 

Die  Masturbation  an  sieh  schafft  ihr  keine  viilktaiuiige  Befriedigung, 
sie  muß  dabei  stets  an  das  Rausehen  der  Seidt;  (ionken,  um  den  Orgasmus 
au  erjiioleu.  Manchmal  bcödiäRigt  sie  öidi  beim  Maäiurliioi'en  in  iliter  Phan- 
tasie audi  mit  Männern,  ubgleieh  diese  keine  -^exuidli-  Anziehniig^kraft  anf 
sie  ausüben. 

Fall  Nr.  14.  Der  lünite  Fall  von  Hephephilie  (Lanrjlois)  betrifft 
eino  25jährige  Frau,  die  seit  5  Jahren  vtrheiralet  und  Mutter  von  3  Kimlerii 
ist.     Über  ilire  Vita   sexuaJis   ist  folgendes   niiLzutcilcii: 

Da.s  Erwachen  des  Gosehlcchtstriebea  datiert  die  Patientin  vom 
18.  Lebensjahre  ab,  wo  bei  ihr  die  ersten  Menses  auftraten,  also  zu  eim'ni 
auffallend  s|)ätim  Termin.  Bald  darauf  ergali  si)'  ^ich  der  MasturbiLtiun,  wobei 
sie  sidi  zuerst  des  Fingers  bediente.  Irgendwelche  suniatisdic  Schädigungen 
verspürte  die  Patientin  dabei  nicht.  Eines  Tages  entdodite  sie  ihre  eigen- 
tümliehe  Vorliebe  für  Samti^toffe.  Sie  eni|)fand,  wie  sie  sich  ausdriidite  eine 
grolSe  Freude  und  geriet  in  Versuchung  beim  Hantieren  mit  Samt.  Sie  be- 
dauerte teils,  teils  war  sie  glücklich,  nicht  am  Samtlager  des  WarenhaUf^es, 
an  dem  sie  tätig  war,  besehäfl  igt  zu  sein.  S  i  e  m  e  i  n  t  e,  s  i  e  h  ä  1 1  e,  w  e  n  n 
6ie  daselbst  tätig  gewesen  wäre.  Samt  stehlen  müssen, 
\\Mi  b  e  i  ihre  P  e  r  v  e  r  b  i  o  n  ans  Tageslicht  g  e  k  o  m  m  o  [i  wäre. 
Damen  ihrer  Kundsciiaft,  die  in  Sann  wkleideL  kamen  fuhr  sie  über 
die  Kleider  und  verspiiite  dabei  wollüstige  Gefühle.  Kiues  Tages  ging  ihr 
der  Geihmke  dnrdi  den  Kopf,  wie  schön  es  wäre,  mit  Hilfe  von  Samt  m 
niasturbieren.  Sie  sdiützte  daher  weTilge  Tage  vor  dem  Einsetx.eri  der  Periode 
ein  Unwohlsein  vor,  legte  sich  auf  das  Bett  mnl  masturhierte  imler  Zuhilie- 
nahme  von  Samt.  I)i<'  Patieriliu  emi.fand  dabei  „um'  .sensati.ni  indeiiiiis.-^able 
■qui  la  transportait  et  la  l'aisait  jouir". 

All  diese  Vorgänge  spielten  sich  in  ilnem  LS.  Lehensjahre  ab  und  seit- 
dem hat  der  Trieb  nur  noch  /.ugenommen.  BeMUiders  vor  der  Periode  wird 
sie  davon  lieherrscht,  ohne  daß  ihre  Angeiiörigon  ihr  jemaU  dabei  auf  die 
Spur  gekommen  wären.  Sie  emplindet  dabei  ein  inten^ve^  Judigefüh!  -m  den 
Genitalien  und  ein  ausgesprochenes  Hitzegefnhl,  die  sie  immer  und 'immer 
wieder  zur  Masturliation  veranlassen.  Für  den  normalen  Koitus 
empfindet  sie  nichts,  dagegen  malt  sie  sich  (genau  wie 
die  vorige  Patientin)  die  Ehe  als  ein  M,ittel  zur  Er- 
langung ihrer  sexuellen  Wünsche  in  bezug  auf  den 
KaufvonSanitkleidcrnaus. 

Die  Heirat  ging  sie  auf  Wunsdi  ihrei-  [-:itern  ein.  [)or  normale  Koitus 
gewährte  ihr  keine  Befriedigung,  sie  gab  vielmehr  auf  Drängen  ihres  Mannes 
nach.  Bei  der  BeschafTung  der  Möbeleinriditiing  wußte  sie  es  so  einzuriidilen 
daß  das  Sdilafziminer  in  Samt  gehalten  wurde.  Auch  der  Bettüberzug  wurde 
auf  ihren  Wunsch  au.^  Samt  hergeF^tellt.  Man  machte  sich  (jber  diescii  bizarren 
aeschmack  keine  weiteren  Gedanken,  sondern  willfahrte  den  Wünschen  der 


Erntisclicr  SymiiolismiiB. 


61 


iimseii  Frau  Für  diese  b(!doiit«le  (jö  das  liöciisk'  Vergnügen,  aich  in  diest-m 
Sii.iiünilioii  iilk'in  /,u  borffon  und  der  Masturbation  zu  trolnicri.  Die  Sanit- 
bekleidung  nahm  .io  daU-i  .uclil.  zu  Hülc  iiua  Furclit,  d.esolbe  bei  ilnei. 
„lasturbatorischon  Akten  zu  bosclimutzeu.  Auch  logto  s,o  jctzl  .standig  Samt- 
bekbidung  an.  Eines  Taget  hatte  sie  ei.ien  wi-llustigen  Traum  m  ,k.u  , 
sie  sich  ganz  nackt  i.i  Öanit,  gehüllt  wähnte  In  ihren  G'^'l^^nken  ist  eni  der- 
artiger Traum  nicht  mehr  bei  ihr  wiedergekehrt.  Im  ÄnsehhiU  daran  trat 
«ie  mit  dem  Ge.tändni.  hervor,  ihr  Mann  würde  .le  wo.t  eher  sexue  1  an- 
ziehen, wenn  er  öamtkleid.mg  anlegen  würde  und  wäre  es  auch  nur  die  J  ra.ht 
der  Zimnierlcnte  zum  Beispiel.  Weite,.  üU'.v  d>esen  I  nnkt  he  ragt,  gab  «le 
odi  an  ein  anderer  wie  ihr  Mann  würde  .ie  .e  b.l  in  ^amtk  e.dnng  re..c-n 
können  Sie  gilit  an,  daü  die  Vurstolhmg  ihres  Mannes  in  biLn.tkleunng  hre 
sexuelle  l'IrreLTuny  beim  nennaien  Knitns  .teigern  würde,  bie  ist  der  tber- 
zeuruig    ^be^^i^  VVolhiHt,   v.u    verspüren   als   bei    der   Mas  i.rbation    mit 

simt  I  ie  ausdrückliche  Frage,  ob  sie  sich  .u  Franen  .exuel!  hmgezogen 
fühle,  verneinte  sie:  <Oien.^o  die  l^rage,  ob  die  SamUnaslurbatuni  sie  au  einen 
Mann  erinnere.  Sie  gab  da.u  allerdings  ^•''■g^n'-'-^"^  , in,  .le  wurde  emen  - 
sonderen  Genuli  dabei  cmi.iinden.  wenn  der  Sand,  die  Geschlechtsteile  ih.o. 
Mannes  berührt  hätte.  Der  Ehemaim  wußte  von  all  die.^en  j.erversen  \  er- 
gangen gar  nichts  und  lülnte  den  Pruritus  vulvae  be,  seiner  Frau  auf  den  .'.n 
häu«gen"    geschlechtUchen     Verkehr     zurück     anstatl     anl     dn-     n.astnrbato- 

rischen   Akte.  „,  ,      ,,         ■    i.  i 

Die  Patientin  niaaturbierte  meist  boi  Tage,  wenn  der  Mann  infolge  seiner 
Itescliäl-Ügung  auswärts  weilte.  Wurde  sie  dabei  erwi.clit,  so  sL-liülzte  «e 
Migräne  als  Grund  der  Üettlagerigkeit  vor.  Die  Patientin  neigte  die  ge- 
schilderte Vorliebe  nur  für  Samt,  dagegen  nicht  lur  beide,  Pel/.  oder  andere 
StulTe  riftmals  b(-schnmt/.te  sie  mit.  den  Vagiiialsekretioneii  die  beim  Maslui- 
biijren  verwendeten  Saiatkupons.  Eine  K'-wi^se  Hedeulung  hat  die  Wahl  der 
Farbe  Am  meisten  schätzt  die  Patientin  schwarzen  Samt.  Meist  verbrennt 
.io  die  Samllappon.  die  sie  anfänglich  gescheiil  habe,  mit  den  Abgangen  aus 
ihren    Gewclilechtsieileii    zu   bi-schmutKeii, 

Es' pind  Fälle,  die  Eulenburg  als  sexuellen  Picazismue  be- 
7A:U-hnüU  möditc.  Charaktoristiech  für  dieac  Frau  ist  die  Gcsddechls- 
kälte  für  den  nnrmalen  Koitus  und  der  Iminils.  don  wir  wiedorliolt  fils 
oiiim  RiiekBtoi.i  in  die  Vergaiifiienheii.  <uithi.rvt  haben.  Leider  IVlili  die 
Psychanalyse  dioeor  Fälle,  dio  rein  deskriid.iv  wiedergegeben  w  LU-deii. 
Der  Fall  nähert  sich  aber  entschieden  dem  echten  Fetischismus. 
Die  Frau  iet  beim  Koitus  anäslhetisch,  was  einer  männlichen  Impotenz 
entspreclien  würde.  Sie  lebt  ihr  Sexuallehen  in  der  Onanie  ane,  wobei  die 
spezifische  Phantasie  ihrem  Bewußtsein  niclit  zugänglich  zu  eein  eeheint. 
Sie  zeigt  den  gleichen  klejitomanischen  Impuls  wie  ihre  Vorgängerinnen 

in  diesem  Buche.  ,    .    ,  ■  i      ■-- 

Über  einen  „D  i  e  b  8 1  a  h  1  aus  F  e  t  i  s  c  h  i  e  m  u  s  bei  gleichzeiti- 
gem AI  k  0  h  0  1  i  s  m  u  s"  berichtet  zu  Orofi-  Archiv,  Bd.  XXlll,  ß.  36r,, 

Kersten: 

F-ill  Nr    15    „Eines  Maitage  1905  stahl  der  53jährige  Fabriksarbeiter 
(Lampenputzer)  F.  in  einem  Städtchen  auf  offener  Straße  einem  Kinde  aus 


i^ 


599 


l'l'. 


[jq  Fetisehistnus. 

desGfn  Puppenwagen  ein  Puppenkopfkissen,  Er  gab  den  Diebstahl  zu  mit  dem 
Bemerken,  er  sei  sich  selbst  nicht  klar  darübei-  gewesen,  was  er  mit  dem 
Kissen  habe  machen  wollen,  er  sei  angetrunken  gewesen.  Seine  wiederholten 
Diebstahlsvors  trafen,  die  stets  die  Entwendung  von  Bettstücken  bei  Kinder- 
betten betrafen,  wiesen  darauf  hin,  daß  der  von  seiner  Frau  geechiö- 
dene  F.,  der  in  seinem  Weeen  nichts  Auffälliges  hatte,  auch  seine  Arbeit  im 
allgemeinen  zur  Zufriedenheit  verrichtete,  ein  Felischist  war. 

Nach  dem  gerichtlichen  Gutachten  wurde  bei  ihm  der  Geschlechtstrieb 
angeregt  durcli  den  Anblick  von  Betten  und  Bettstücken.  Ein  auch  nur 
geringer  Genuß  von  alkoholischen  Getränken  verstärkte 
den  Trieb  so  sehr,  daß  F.  ihm  nicht  widerstehen  konnte,  zumal  er  dem  Trünke 
derart  ergeben  war,  daß  er  schon  allein  wtgeji  hochgradiger  AlkoholzcrrüL- 
tung  als  geisteskrank  angesehen  werden  mußte,  Einstellung  des  Verfahrens. 

(Akten  der  kgl.  Staatsanwaltschaft  Dresden,  St.  A.  VIII./94/05.) 

Es  ist  die  gleiche  Erfahrung,  die  wir  bei  allen  Impulshandlungen 
gemacht  haben.  Der  Alkohol  zerstört  die  Hemmungen  und  macht  die 
infantilen  Impulse  frei. 

Einen  hochinteressanten  Fall  von  homosexuellen  Kleider fetischin- 
mus  berichtet  M.  Pappenheim: 

Fall  Nr.  16.  „Der  SSjährige  Zuckerbäckergehilfe  K,  L.  vmrde  am 
].  Juni  1919  at)ends  bei  der  belebten  Endstation  einer  Wiener  Straßenbahn- 
linie angehalten,  als  er  emem  Manne  einen  zusammengelegten  Plüschhut 
aus  dessen  Rocktasche  entwendete.  L.  hatte  bei  der  \'erliaflung  einen  zweiten 
Plüschhut  und  vier  Männergürtel  bei  Eich,  die  er  sich  kurz  vorher  bei  der 
gleichen  Haltestelle  angeeignet  hatte.  Bei  einer  Hausdurchsuchung  fand  man 
sodann  in  der  Wohnung  des  L.  noch  8  Hüte  und  39  Männergürtel,  die  L.  nach 
seinem  Geständnisse  auf  gleiche  Weise  gestohlen  hatte. 
,  L.  war  bereits  dreimal,  und  zwar  in  den  Jahren  1913,  1915  und  1916 

wegen  kleiner  Diebstähle  vorlieetraft  worden.  Der  letzte  Diebstahl  war  analog 
dem  jetzt  verübten.  Im  Jahre  1913  war  L.  gleichfalle  beim  Diebstahl  eines 
Plüschhutes  betroffen  worden;  man  hatte  aber  damals  in  seiner  Wohnung 
außer  9  Plüschhüten  auch  einen  photographischen  Apparat,  3  Opemgläsor 
und  1  Zigarrentascho  gefunden,  dje  gleichfalls  von  Diebstählen  herrührten. 
I  Im  Jahre  1915  hatte  L.  in  der  Statistengarderobe  der  Oper,  wo  er  aushili's- 

weise  beschäftigt  war,  einen  Winterrock  gestohlen. 

L.  wiU  nie  schwere  Krankheiten  durchgemacht  haben.  Im  Alter  von  9  bis 

10  Jahren  habe  er  einen  Entzündungsprozeß  am  Gliede  gehabt,  wie  er  glaube, 

.  weil  er  immer  mit  demselben  gespielt  habe.  Er  köimo  eich  erinnern,  daß  ihn 

der  Vater  deswegen  viel  geschlagen  und  ihm  die  Nägel  kurz  geschnitten  habe. 

Als  Kind,  berichtet  L.,  sei  er  immer  brav  gewesen.  Er  erzählt  spontan, 
mit  verlegenem  Lächeln,  daß  er  schon  als  Kind  „Eigenheiten"  gehabt  habe. 
Er  habe  immer  gornomit  Puppen  gespielt,  habesie  sogar 
in  der  Schultasche  in  die  Schule  genommen,  und  sei  vom 
Vater  geschlagen  worden,  bis  er  sich  das  abgewöhnt 
habe.  Zu  Hause  habe  er  gerne  Krippen  und  Häuser  aus  Modellierbogen  ge- 
fertigt, femer  sei  er  am  liebsten  beim  Herd  gewesen,  habe  gerne  gekocht,  Fuß- 
boden gescheuert  u.  dgl.  Freunde  habe  er  nicht  gehabt;  er  sei  immer' allein 
gewoBLO,  sei  im  Öujnmer  im  nahegelegenen  Wald  spazieren  gegangen,  halie 
Schmetterlinge  gefangen  u.  dgl.    Er  sei  immer  ein  ruhiger  Mensch  gewesen, 


RretiBcher  Symbolismus.  63 

eniEtor  Natur,  habe  alles  schwer  genommen.    Als  Kind  habe  er  eebr  gerne 
Märchen  gelesen,  später  Eomane  aus  der  Volksbibliothek. 

Über  sein  sexuelles  Vorleben  berichtet  h.  folgendes:  Erotische  Be- 
ziehungen zu  Kameraden  in.  der  Schule  habe  er  nicht  gehabt.  Vor  vielen 
Jahren,  er  sei  damals  etwa  18  Jahre  alt  gewesen,  habe  er  2— 3mal  zu  ona- 
nieren Versucht,  da  er  davon  sprechen  hörte,  habe  es  aber  zu  keiner  Erektion 
gebracht.  Mit  etwa  19  Jahren  sei  er,  weil  ihm  die  andern  damit  aufgezogen, 
daß  er  noch  nicht  geschlechtlich  verkehrt  habe,  und  weil  er  viel  an  Aue- 
echlägon  gelitten  habe  (an  einer  Akne  offenbar,  die  man  im  Volke  mit  sexu- 
eller Eiithaltearakeit  in  Zusammenhang  zu  bringen  pflegt),  zu  einer  I'roßtl- 
tuierton  gegangen,  habe  abor  keine  Erektion  bekommen.  Auch 
ein  zweiter  Versuch,  während  eines  Zueammensoins  durch  eine  ganze  Nacht, 
sei  geseheitert.  Spa'terhabe  erden  Geschleehtsverkehrnieht 
mehr  versucht,  Er  liabe  sieh  bei  den  damaligen  Versuchen  einen  Tripper 
zugezogen,  der  bald  geheilt  sei.  In  dieser  Zeit  sei  er  auch  einmal  im  Dampf- 
bad von  einem  Manne  beim  Gliede  angepackt  worden,  habe  aber  dabei  kein 
beeonderts  Gefühl  gehabt.  Die  ersten  abnormen  Empfindungen  habe  ei-  nach 
seiner  Rückkehr  aus  Deutschland,  mit  etwa  25  Jahren  bemerkt,  indem  er  die 
Wahrnehmung  gemacht  habe,  da[i  er,  wenn  er  in  belebten  Straßen  an  Männer 
anstreife,  „ein  eigentümliches  Gefühl"  habe,  fiie  und  da  habe  sich  auch  eine 
Erektion  eingestellt.  Er  habe  dann  auch  gerne  übenragene  Anzüge,  ins- 
besondere solche  mit  Gürteln,  getragen,  trotzdem  er  es  nicht  nötig  gehabt 
habe  übertragene  Sachen  zu  kaufen.  Um  diese  Zeit  habe  er  begonnen,  in 
Kinos  G  ü  r  t  e  1  z  u  B  t  e  h  1  0  n.  Er  sei  zum  ersten  Male  bei  einem  Diebstjihle 
ei-tappt  worden,  als  er  das  schon  einige  Jahre  praktiziert  habe.  In  der  letzten 
Keit  habe  er  nur  Plüsch  hüte  und  Gürtel  genommen;  die  anderen 
Gegenstände  erwiderte  er  auf  Vorbehalt,  habe  er  auch  Männern  entwendet. 
Der  Mann,  dem  er  den  Winterrock  genommen  habe,  erinnere  er  sich,  sei 
auch  sportmäßig  gekleidet  gewesen. 

D.  schildert,  wie  er,  wennereinenHutin  einer  Rocktasche 
stecken  sehe,  aufgeregt  werde  —  er  könne  das  Gefühl  nicht  schildern, 
es  sei  so  ein  Klopfen  innen  —  und  daß  er  dann  häufig  eine  Erektion  hekonime. 
Wenn  das  Herausnehmen  des  Hutes  ücier  das  Heraus- 
ziehen des  Gürtels  mit  Schwierigkeiten  verbunden  sei, 
dann  komme  es,  —  L,  stellt  das  in  seiner  primitiven  Ausdrucksweiee 
dar  —  nach  einem  schmerzhaften  Gefühl,  als  ob  er  uri- 
nieren müsse,  z  u  m  S  a  m  e  n  c  r  g  u  ß,  wonach  eich  ein  gewisses 
Gefühl  von  Mattigkeit  einstelle.  Gelinge  die  Entwendung  des 
Gegenstandes  leicht,  dann  habe  er  kein  besonderem  Gefühl.  L.  bestätigt  auf 
Befragen,  daß  er  Angst  habe  vor  dem  Ertapptwerden;  daß  er  aber  dennoch 
nicht  widerstehen  könne.  Im  Gespräche  mit  Männern,  gibt  L.  aji,  fühle  er 
keinerlei  geschlechtliche  Erregung.  Auch  das  Gefühl,  das  er  früher  beim  An- 
streifen an  Männer  gehabt  habe,  habe  er  jetzt  nicht  mehr.  Nur  wenn  er  einen 
Mann  mit  einem  Plüschhut  oder  einem  Gürte!  sehe,  werde  er  aufgeregt,  mid 
zwar  wie  er  auf  Fragen  angibt,  nicht  eigentlich  in  jedem  Falle.  Er  wisse 
mdii  ob  es  bestimmte  Leute  oder  bestimmte  Gürtel  seien,  die  ihn  bosondcra 
anziehen  Nur  soviel  läßt  eich  durch  Fragen  heraus  bekommen,  daß  er 
Männer  mit  gesehneckelten"  (gelockten)  Haaren  bevorzuge.  Zu  Hause  hebe 
er  die  Gegenstände  auf,  die  Plüschhüte  mit  einem  weißen  Tuch  bedeckt,  auch 
die  Gürtel  schön  zueammengelegt. .  Er  nehme  die  Gegenstände  oft  m  die  Hand, 


«4 


Fetischismus. 


l.)ot!isto  sie,  fühle  hiD  und  da  eine  leieht-p  Ercktuin.    Bei   spinom  eigenen  Hut 
habe  er  ditises  Gefühl  nie,  nur  bei   eiitwendetcTi   Hüten. 

Das   üeeunderc   aber  in   dem   geschilderk'ii    Falle,   das   mir   doine   Vet- 
öllcnUichiing  bereclitigir  erscheinen  ließ  —  ich  fand  bei  einer,  allerdings  nur 
tlüchtigen   Durchsieht  der  Literatur  keinen   derartigen  Fall   — ,   ist,   daß   im 
FctieehmuB  des  L.  eine  homosexuelle  Komponente  zutjigetritt,  indem  ihm  als  - 
Fetisch   männliche   Kleidungsstücke   dienen,   dio  er   Männern   entwendet." 

,  Über  einen  Fall  von  Kleidungsfeliscliismus  homose.\ueller  Art.'"   Zeit- 
schrift für  Sexualwissenschaft,    Bd.  VU,  l)e7..'1920,  H.  19. 

Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  echtem  Fetischismus.  Der  Täter 
ist.  nur  in  seiner  Phantasie  liomosexuell.  Der  Hut,  der  in  einer  Tasche 
eteckt,  symbolisiert  ihm  offenbar  einen  in  einer  Vagina  oder  im  Anus 
ßteckenden  Phallus.  Wir  sehen  die  überwältigende  Impulshandlung,  das 
Ausleben  einer  infantilen  Phantasie  luid  den  Haremskult.  Der  Hut  hat 
tu^■  diesen  Kranken  phallisehe  Uodcutung,  vielleicht  auch  der  Gürtel. 

Es  ^ibt  kein  Kleidungsstück,  das  nicht  zum  Zentrum  der  fetisdiieti- 
schen  Konstruktion  gemacht  werden  könnte.  Audi  die  spezifieche  Form 
und  Art  der  Kleider  kommt  dabei  in  Betracht.  Garnier  beschreibt  einen 
Fall,  in  dem  das  Brautkleid  Liebesbedingimg  war. 

Einen  Diebstahl  aus  Fetischismus  teilt  Kersteji  (Groß' 
Archiv,  Bd.  XXV)  mit: 

Fall  Nr.  17.  „Eines  Februarabends  1906  wurde  in  dem  Dorfe  L.  aus 
einem  umfriedeten  Garten  mittels  Einbruch  ein  Ballkleid  gestohlen.  Der 
als  Täter  ermittelte  S.,  ein  4üjähriger  Rtcinbruehsarbeiter,  der  seit  15  Jahren 
in  kinderloser' Ehe  verheiratet  und  bisher  unbescholten  ist,  gestand  den  Dieb- 
ötahl  zu:  nachdem  seine  Wohnung  durchsucht  und  darin  eine  ganz  auffällig 
Sroßo  Anzahl  Frauenkleidei-,  Unteri'öeke  und  dergleichen  gefunden  worden 
war,  räumte  er  weitor  ein,  seit  2  Jahren  fortgesetzt  aus  Gäi-ten  Prauen- 
Ideuiungsstüdvc,  die  dort  zum  Trocknen  hingen,  zur  Abendzeit  unter  dorn 
Schutz  der  Dunkelheit,  zum  Teil  mittels  Einbruchs  oder  Einsteigens.  ent- 
wendet zu  hal)en,  und  zwar  zur  Befriedigung  seines  Geschlechtstriebes. 

Dio  geriditsärzÜiehe  Untersuchung  ergab,  daß  S.  ein  Fetisehist  ist. 
bei  dem  eine  krankhafte,  die  freie  Willensbestimmung  ausschließende  Störung 
der  Gcietestiitigkeit  bei  Begehung  der  Straftaten  vorhanden  war.  Der  uher- 
mäditige  Tiieli  ist  bei  S.,  der  anscheinend  aus  einer  geistig  gesunden  Familie 
stammt,  jedenfalls  auf  dem  Boden  des  angeborenen  Schwachsinnes  entstanden. 
Wenn  S.  einen  Fiauenrock  hängen  sielit.  so  wird  sein  Geschlochtstrieij  an- 
geregt, besonders  daim,  wenn  der  Rock  durch  den  Wind  Gestalt  bekommt. 
Es  treibt  ihn  mit  unwiderstehlichem  Drange  dazu,  sieh  des  Rockes  zu  be- 
riiäehtigon.  Er  nimmt  ihn  und  preßt  ihn  an  sieh,  was  für  ihn  schon  eine  Art 
Befriedigung  ist,  Heimgekehrt,  zieht  er  den  Rock  nach  Frauenart  an  und 
wohnt  so  seiner  Frau  bei.  Das  Bestreben  S.b,  der  angeblich  seit  2  Jahren 
niemals  mehr  ohne  Frauenrock  den  Beischlaf  vollzogen  hat,  geht  dahin,  stets 
einen  neuen,  d.  h.  eben  erst  gestohlenen  Rock  zu  vcnvenden.  Nur  im  Notfall 
griff  er  zu  einem  alten;  dann  war  aber  auch  der  Genuß  nicht  der  gleiche,. 
?';instellung  des  Verfahrens." 

Akten  der  kgl.  Staatsanwaltschaft  Dresden,  St.  A.  VU.  103/06. 


/ 


Erotisdier  Sjmliolisiiius.  o- 

Wir  seilen  in  allen  diesen  Fällen  eine  Kombination  des  erotischen 
Symbolismus  mit  Impulshandlmigen  kleptomani scher  Natur.  Der  echte 
Fetischist  ist  ein  Sammler  und  jodor  monomane  Sammler  ist  miter  Um- 
ständen ein  Dieb.  Die  Leser  des  vorigen  Bandes  werden  verstehen,  daß 
der  kleptomanische  Impuls  in  diesen  Fällen  ein  unwiderstehlicher  ist.  Die 
ge«'altige  Affektverschiebung  ermöglicht  emen  Affektrausch,  der  das 
Bewußtsein  einengt  und  zu  einer  erotischen  Ekstase  führt. 

Der  Impuls  stammt  aus  der  Kindheit  und  versucht  eine  Neu- 
belebung der  Vergangenheit.  Das  Stehlen  der  Puppen  ist  ein  aus- 
gesproclien  infantiler  Zug.  Es  ist,  als  ob  sich  diese  Parapathiker  mit 
einem  Griffe  wieder  die  Vergangenlieit  erobern  könnten.  In  der  voraiia- 
lytischon  Ära  konnte  man  in  solclien  Fällen  von  Degeneration  und  Im- 
pulshandlung auf  konstitutionell-degenerativer  Grundlage  sprechen.  Erst 
die  Psychanalyse  hat  die  Macht  der  infantilen  Erlebnisse  und  frühen 
Einstellungen  aufgedeckt.  Aber  mit  der  Aufhellung  der  infantilen  Phan- 
tasien allein  ist  noch  nichts  getan.  Wer  den  Fetischismus  mit  dem 
Schlüssel  des  infantilen  'J'raumas  auflösen  w^ollte,  ivürde  bald  durch  seine 
Mißerfolge  eines  Besseren  belehrt  werden. 

Der  echte  Fetischist  ist  ebenso'  wie  der  erotische  Symbolist  ein 
Schauspieler  und  hat  die  Gabe,  sicli  durch  Annullierung  der  Realität  in 
eine  Rolle  hinein  zu  denken  und  hinein  zu  fühlen.  Es  gibt  keinen  Gegen- 
stand, den  er  nicht  in  sein  System  ziehen  und  zum  Träger  der  Affekte 
maclien  könnte.  Ist  der  Gegenstand  -  wie  eine  Puppe  -  geeignet,  ihm 
die  Vergangenheit  zu  repräsentieren,  kann  er  die  symbolische  Vertretung 
eines  Genitales  oder  einer  sexuellen  Handlung  übernehmen,  um  so 
leichter  wird  er  der  Träger  eines  komplizierten  Bauwerkes,  das  ich  ein 
„fixiertes  Luftschloß"  bezeichnen  möchte. 

Es  bleibt  aber  niclit  immer  beim  Denken  und  Phantasieren. 
Der  Zug  in  die  Vergangonhoit,  ein  unerfüllter  M^unsch  der  Kind- 
heit, das  Bestreben,  eine  alte  Szene  neu  zu  beleben,  drängen  den  Feti- 
schisten  zu  einer  Impnlshandlung  und  bringen  ihn  mit  den  Gesetzen  in 
Konflikt.  Oft  erreicht  er  dadurch  ein  geheimes  Ziel:  sich  interessant  zu 
machen  und  den  Märtyrer  zu  spielen,  zu  leiden  und  sich  an  seinem 
eigenen  Leide  zu  weiden. 


SCeksl,  StürunBän  dfs  Triab-  und  AfTi^ktlabuda.   VII.  J^ 


f 


.v 


IV. 
Die  Hieroglyphen  des  Fetischisten. 

Die  meisten  der  sogenannten  Fetischisten  haben  ein  kompliziertes 
System  und  eine  ganz  besonders  originelle  Geschmacksrichtung.  Sie 
überraschen  den  Arzt  durch  eine  Fülle  von  Details,  deren  Wichtigkeit 
sie  mit  Nachdruck  hervorheben,  und  fügen  oft  hinzu:  „So  etwas  Ver- 
rücktes werden  Sie  wohl  in  Ihrem  ganzen  Leben  nicht  gehört  haben!" 
Sie  haben  den  heimliehen  Stolz  auf  die  neurotische  Fiktion,  auf  ihre 
sexuelle  Neubildung,  auf  ihre  Krankheit,  einen  Stolz,  den  man  in  dieser 
Auebildung  nur  noch  bei  ausgesprochenen  typischen  Hypochondern 
findet,  die  man  als  narzißtische  Fetischisten  bezeiclmen  könnte.  Die 
Fetischisten  zeigen  oft  Züge  von  Hypochondrie,  während  die  Hypo- 
chonder aus  ihrer  Krankheit  und  ihren  Symptomen  einen  Fetisch  machen, 
in  den  sie  förmlich  verliebt  sind. 

'■'  '  Der  Fetischist  schreibt  seine  eigentlichen  Tendenzen  und  die  Ur- 
sachen seines  sexuellen  Symbolismus  in  einer  Geheimschrift.  Er  bemüht 
sich,  während  der  Analyse  diese  Geheimschrift  immer  besser  zu  ver- 
bergen. Er  ist  unglücklich,  wenn  er  merkt,  daß  der  Arzt  seine  Geheim- 
schrift zu  enträtseln  anfängt  und  orgreift  gewöhnlich  die  Flucht.  Ich 
kann  daher  allen  Analytikern  den  Rat  geben,  ihre  Erkenntnisse  nicht 
zu  früh  preiszugeben  und  dem  Fetischisten  nicht  zu  früh  zu  verraten, 
daß  sie  ihn  durchschaut  und  sein  System  erkannt  haben. 

Es  kommen  nämlich  die  merkwürdigsten  Verschiebimgen  vor.  Eine 
Sand,  die  Gegenstand  eines  leidenschaftlichen  Partialismus  ist,  steht 
gar  nicht  für  sich  selbst,  sondern  ist  das  Symbol  einer  einmal  mit  der 
Hand  begangenen  Handlung.  Je  komplizierter  das  sexuelle  System  ist, 
desto  verdächtiger  muß  es  uns  ei-schcinen. 

Alle  diese  Kranken  verlangen  jammernd  die  Heilung  und  ver- 
sprechen ewige  Dankbarkeit,  wenn  man  sie  aus  den  Fesseln  ihres 
sexiiellen  Symbolismus  befreien  wird.  Man  glaube  ihnen  nicht!  Sie 
stellen  sich  nur  so,  als  ob  sie  befreit  werden  wollten.  In  Wahrheit 
hängen  sie  an  ihrer  Fiktion,  klammern  sich  an  ihre  Symbole,  wollen 
von  einer  Heilung  nichts  wissen. 


iwy-1-.T^...     .  1^ 


Die  Hieroglypiieu  des  Fetischisteu. 


67 


Wir  haben  ja  gesehen,  daß  der  sexuelle  SymboHsmiis  die  Tendenz 
hat,  seinen  Träger  vom  geschlechllidien  Partner  abzuhalten,  indom  er 
die  Bediifgungon  der  Liebeswahl  humer  mehr  einschränkt  und  sie  oft 
so  unmöglicli  gestaltet,  daß  Fetischismus  gleichbedeutend  wird  mit 
Askese.  SchlieBlich  drangt  er  seinen  Träger  von  dem  Mensehen  auf  ein 
Symbol,  einen  Körix>rteil,  der  möglichst  wenig  Zusammenhang  mit  dem 
Sexus  hat,  oder  gar  auf  einen  Gegenstand. 

Aber  immer  bemüht  er  sieh,  die  Geheimschrift  beizubehalten  und 
deren  Entzifferung  mit  allen  Kräften  äu  verhindern. 

Der  folgende  Fall  bietet  hiefür  ein  sehr  lehrreiches  Beispiel. 

Fall  Nr.  18.  Fritz  K.,  ein  iaSjährigcr  Cheunkor,  leidet  an  voHstündiger 
Unfähigkeit  zur  Arbeit.  Er  war  ursprünglich  von  seinem  Vater  zum  Xauf- 
n.annsstandc  bestimmt  worden.  Mit  17  Jahren  erwachte  sein  Ehrgeiz,  er  be- 
gann zu  studieren,  (nachte  die  Reifeprüfung  für  das  Gymnasium  mit  gutem 
Erfolge,  kam  auf  die  Hochschule  und  absolvierte  seine  Studien  mit  großer 
Mühe,  EO  daß  er  nach  Überwindung  innerer  Seliwierigkeiten  endlich  seinen 
Doktor  machen  konnte.  Nun  scheint  er  zu  jeder  Arbeit  unfähig.  Er  hat  viele 
Interessen,  aber  er  bleibt  immer  an  der  Oberfläche  haften.  Er  ist  ein  ausgo- 
ücichnefer  Musiker,  kann  am  Klavier  improvisieren,  ober  es  fehlen  ihm  die 
gründlichen  Studien,  Er  kann  sich  für  keinen  Beruf  entscheiden.  Die  Chemie 
gefällt  ihm  nicht  mehr,  sie  langweilt  ihn.  Er  möchte  Musiker  oder  Philosoph 
werden.  Er  glaubt,  daß  seine  krankhafte  Sexualität  die  Ursaclie  seiner  Wil- 
lensschwäche ist.  Er  onaniert  seit  früher  Jugend,  und  zwar  immer  mit  ein 
und  derselben  Phantasie; 

Er  stellt  sich  vor,  wie  zwei  Frauen  miteinander  ringen.  Die  eine  ist 
schlank  und  hat  ein  wunderbares  Tanzbein,  Sie  tragt  weiße,  durch- 
brochene Seidenstrümpfe.  Die  andere  ist  stark,  robust  und  untersetzt  und 
trägt  schwarze  Strümpfe.  Der  Kampf  ist  sehr  hartnäckig.  Es  scheint,  alö 
ob  die  Sclilanke  siegen  würde.  Aber  im  letzten  Moment  siegen  die 
schwarzen  Strümpfe.  In  diese]n  AugeiibhckG  erfolgt  lx>i  ihm  die  Ejaku- 
lation. Oft  aber  muß  er  mehrere  Male  (sogar  fünfaial  in  einer  Nacht)  - 
onanieren. 

Er  ist  immer  miruhig  und  außer  Stande,  sich  zu  konzentrieren.  Wenn 
er  onaniert  hat,  wird  er  etwas  gefaßter  und  aufnahmsfähigcr. 

Es  ist,  als  ob  dm  ein  Motor  rastlos  durcli  die  Welt  treiben  würde.    Er 
war  in  vcrscliiedenen  Städten,  suchte  Ärzte  auf  und  verließ  sie  nach  kurzer     "" 
Zeit.    In  "Wien  ist  er  uuruhig.   Er  k;inn  nicht  in  seiner  Wohnung  bleiben,  eilt     ' 
ins  Cafe,  vom  CaiÖ  wieder  ins  Theater,,  wo  er  sich  langweilt.   Er  möchte  ein 
Buch  lesen,  beginnt  es  mit  großem  Interesse  und  legt  es  nach  einer  Viertel- 
stunde weg. 

Er  sucht  fortwährend.  Er  lauft  die  Straßen  auf  und  ab,  um  sich  die 
entsprechenden  Sexualobjekie  zu  finden.  Ihn  iiilorcssiert  nur  die  bekleidete 
Wade.    Am  meisten  erregen  ihn  Damen  in  durchbrochenen  Seidenstrümpfen. 

Er  kann  ilmen  stundenhuige  nai-blaufen.    Dann  eilt  er  nach  Hause  und 
onaniert   mit   dem   Bilde,    iadom    er    die   gesehene   Dame   mit   einer   anderen      ' 
ringen  läßt.  .  ' 

5* 


hl 


68 


FetiscliismuS. 


Er  versucht  auch  den  lu-rmaku  Koitus.  Er  h:it  gute  Potenz,  aber  sehr 
edmadicn  Orgasmus,  .vähreiid  der  Geuuü  der  Onanie  sehr  groL^i^t.  Er  lat 
eehr  viele  analyUeche  Bücher  geleBen,  was  für  die  Behandlung  emc  schlechte 
Prognose  bietet. 

Zweite  Sitzung:  Er  kommt  um  eine  Viertelstunde  zu  spät.  Er  habe 
beim  Friseur  so  lange  warten  müssen.  (Wird  aufmerksam  gemacht,  daß  der 
ihm   vorausgesagte  Widerstand  prompt   eingetreten   ist.) 

Die  Onanie  war  mitunter  ein  Ausbrach  seiner  Verzweiflung.  Er  wollte 
sich  auf  diese  angenehme  Weise  ruinieren.  Er  fühlte  nach  jedem  Akte  einen 
moralischen  und  hvgicnischen  Katzenjammer,  Seit  der  Lektüre  meines  Buches 
über  Onanie  hat  er  den  hygienischen  Katzenjammer  verloren.  Der  moralische 
Katzenjammer  nach  einem  autoeroüschen  Akte  ist  ihm  geblieben. 

Das  Hingen  hat  ihn  immer  sehr  interessiert.  Er  hat  als  Junge  ni 
der  Schule  sehr  viel  gerungen,  wobei  er  eich  die  schwächeren  Knaben  aus- 
Buclitß  um  immer  siegen  zu  können.  Einmal  nur  hat  er  einen  Damenring: 
kämpf'  in  Wirkliclikeit  gesehen,  der  ihn  sehr  aufgeregt  hat.  Das  war  aber 
vor  drei  Jahren.  Da  war  die  Zwangsvorstellung  schon  giinahch  ausgebildet. 
Er  hat  auch  gegen  die  Onanie  gerungen.  (Er  wird  aufmerksam  gemacht, 
daß  er  in  jeder  Hinsicht  ein  Ringer  ist,  und  nach  dem  Verhältnis  seiner 
Eltern  gefragt)  Die  Eltern  lebton  wie  Hund  und  Katze.  Es  gab  immer 
Streit  und  er  hörte  nie  ein  zärtliches  Wort  zwischen  Vater  und  Mutter. 
Der  Vater  war  ein  Trinke)'  und  verübte  Selbstmord.  (Auch  einer  semer 
Brüder!)  Er  war  damals  19  Jahre  alt.  der  \  ater  5b. 

Die  Mutter  war  dem  Vater  geistig  überlegen  und  fluchtete  oft  m  die 
Krankheit' so  daß  sie  ihren  Willen  durchsetzen  konnte.  Er  beschuldigt  aie 
Mutter  sie  wäre  die  Ursache  seine.  Leidens.  Sie  habe  ihn  verzar  elt,_zur 
sSbstbeohachtung  erzogen.  Er  war  auch  als  Kind  immer  allem  und  spielte 
mH  seinem  St^inbaukasten.  Er  kam  mit  10  Jahren  aus  dem  Hause.  Die 
Sefe  seiner  Mutter  waren  voll  von  Imperativen.  Das  sollst  du  un  und 
das  darfst  du  nicht  tun.  Du  sollt  deine  Eltern  ehrei^  daß  es  dir_woh  ergone 
auf  Erden  Dann  habe  sie  ihn  zu  fromm  erzogen.  Er  war  von  o-U  außer- 
ordentlich fromm.  Er  entsinnt  eich  eines  sehr  strengen  Religionslehrers  der 
aUee  dazu  tat  um  sein  Herz  mit  Gottesangst  zu  füllen.  Er  fürchtete  daher 
immer  vor  der  Strafe  Gottes.  Er  leidet  an  einem  drückenden  Schuldbewußt- 
sein das  er  bis  heute  noch  nicht  losgeworden  ist.  Zuletzt  beichtete  er  noch 
rait'lS  Jahren  dann  habe  er  den  ganzen  Krempel  überwunden".  Allerdings 
seien  immer  Ersatzreligioncn  eingetreten,  Er  wurde  erst  evangelisch,  dann 
schwärmte  er  für  Johannes  Müller,  Lholzky,  Mulford  usw. 

Er  sucht<?  bei  Gott  Hilfe  gegen  die  Onanie.  Schon  als  Knabe  kämpft«  er 
gegen  das  „Laster".  Er  weiß  eich  zu  erinnern,  daß  er  selbst  auf  die  Onanie 
kam  Er  beugte  eich  zum  Fenster  hinaus  und  fühlte  plötzlich  einen  Kitzel 
in  der  Gegend  der  Prostata.  Da  mußte  er  mechaniöch  die  Hand  an  das 
Glied  geben  und  sein  Unglück  begann.  Seine  ersten  Onaniephantasien  waren 
nur  mit  schönen  Beinen  verknüpft;  Mädchen  auf  der  Straße,  die  gelbe  Strümpfe 
anhatten,  waren  seine  ersten  Lustobjekte.  Seine  Ringkarapfphantaeien  wurden 
erst  in  den  letzten  drei  Jahren  syeteniatiech  ausgebaut. 

Seine  Onaniephantasien  sind  nicht  immer  so  einfach,  wie  er  sie  mir 
geschildert  hat.    Die  Hauptsache  ist,  daß  die  beiden  Frauen 


Dio  Hieroglypten  des  Fetiscbisten.  69 

um  ihn  ringen.  Als  ob  zwei  Ritter  um  ein  Biirgfräulein  kämpfen  würden. 
Ihn  reizt  die  Frage:  Welche  von  beiden  werde  ich  dann  besitzen?  Das  Ver- 
schlingen der  Beine  beim  Ringkampl'  macht  den  größten  Reiz  ans.  Oft  stellt 
er  sich  vor,  in  jedem  Lande  gäbe  es  eine  Art  Gladialorensehule  i'ür  \yciber. 
Sie  werden  dort  ausgebildet.  Jedes  Land  sucht  dio  besten  Ringerinnen  fins, 
die  dann  miteinander  ringen  müssen.  Die  beste  Ringerin  wird  dann  seine 
Geliebte.  Die  Zuschauer  bei  diesen  Ringk-ümpfon  sind  nur  Männer.  Es  gibt 
drei  Räume.  In  dem  ersten  beginnt  der  Ringkampf,  dann  schleift  die  Stärkere 
die  Schwächere  durch  alle  Zimmer  in  das  di'itte.  Dort  ringt  sie  mit  der 
Schwächeren  und  besiegt  sie. 

Er  fährt  fori:  Ich  messe  im  Geiste  Fessel  und  Wadenumfang.  Z.B. 
Fessel  18,  Wadenumfang  32.  Die  andere  hat  Fessel  16,  aber  stärkeren  Waden- 
mnfans  .  .  .  also  34.  Sie  siegt  also.  Immer  ringen  GegensätBe.  Es  siegt 
meist  die  Schwarze  über  die  Blonde.  Er  war  23  Jahre  alt,  da  reizte  ihn  ein 
zehnjähriges  Jlädel  auf  der  Straße.  Er  kämpfte  gegen  den  Impuls,  eich  auf 
das  Kind  zu  stürzen.  Er  möchte  gerne  ein  Kind  vergewaltigen.  Es  reizt  ihn, 
daß  er  der  Stärkere  ist.  Wenn  Frauen  sich  von  ihm  tragen  lassen,  liat  er 
einen  großen  Reiz.   Er  trug  einst  ein  Mädchen  über  einen  Bach.   Das  erregle 

ihn  gewaltig. 

Er  hat  gestern  nicht  onaniert.  "Warum?  (Er  wird  beleiii-t,  dah  er 
wußte,  daß  er  sieh  beobachten  werde,  um  mir  die  Phantasien  zu  berichten.) 
Was    er  mir   so    ausführlich   geschildert   habe,    erschöpfe   seine   speziüschen 

Onaniephantasien  nicht. 

■  Im  Beginne  des  Krieges  war  er  so  erregt  (Ringkampf  zwischen  Deutach- 
land und  Frankreich),  daß  er  auf  das  Onanieren  vergaß.  Das  dauerte  einige 
Monate.  Dann  wurde  er  verwundet  und  kam  ins  Lazarett.  Natürlich  verfiel 
er  dann  wieder  seinen  Phantasien  und  mußte  onanieren.  Das  Onanieren 
sei  aber  nicht  immer  Lust.  Er  wolle  sieh  umbringen  und  sich  bestrafen.  Im 
Kriege  wurde  es  oft  besser,  wenn  er  eine  ordentliche  Verwendung  hatte, 
wo  er  kommandieren  konnte. 

Er  schildert  seinen  Lebenslauf  und  legt  dar,  wie  er  sich  vom  Zufall 
leiten  ließ.  Er  hatte  immer  Glück.  Er  fand  immer  Leute,  die  sich  für  ihn 
interessierten  und  ihm  Mittel  für  seine  Ausliildung  zur  Verfügung  stellten. 

Er  bringt  wieder  eine  Ergänzung  seiner  Ringkanipfphantasien.  Die  Zeit 
spielt  eine  große  Rolle.  Die  beiden  Frauen  ringen  erst  5  Minuten.  Da  kann 
es  vorkommen,  daß  die  Schwächere  siegt.  Dann  kommt  eine  längere  Pause. 
Dann  ringen  sie  10  Minuten.  In  diesen  10  Minuten  siegt  die  Schwächere  viel- 
leicht nur  einmal,  aber  die  Stärkere  sechsmal.  Die  Siegerin  hat  dann  das 
Recht  einen  Koitus  auszuführen.  Sie  stürzt  sieh  auf  die  Partnerni,  um- 
schlingt sie  mit  den  Beinen  und  macht  die  Koitusbewegungen,  bis  die 
Schwächere  erschöpft  sich  für  besiegt  erkKrt.  Die  Stärkere  setzt  dann  der 
Gegnerin  das  Knie  auf  dio  Brust.   In  diesem  Momente  eriolgt  der  Orgasmus. 

4Ie  Kind  sah  er  in  der  „Modernen  Kunst"  ein  Bild,  das  sich  Rivalmnen 
benannte  Zwei  Frauen  im  Kampfe.  Die  eine  liegt  mit  aufgelösten  Haaren 
am  Boden  während  die  andere  ihr  das  Knie  auf  die  Brust  stemmt.  Er  war 
Tmals  8  Jahre  alt.  Er  glaubt,  daß  er  dieses  Bild  verwendet,  weil  es  auf 
ihn  einen  starken  erotischen  Eindruck  machte. 

Er  dachte  schon  darüber  nach,  oh  er  nicht  den  Koitus  der  Eltern 
belauscht  habe.    Der  Vater  kam  oft  betrunken  nach  Hause.    Er  weiß,  daß 


70 


Fetischismus. 


I : 

H 


die'  Mutter  ihn  iiiclit  mein  liebte.  Vielleicht  haijc  eine  Art  von  Eingkanipl' 
el-Littgorunden,  in  dem  die  Mutter  unterlegen  war.  Er  war  vielleicht  Zeuge. 
Aber  er  hat  keine  bestimmte  Erinnerung.  Er  hält  diese  Annahme  für  eine 
wahrselicinliche  Kunatruktion. 

Er  hat  eine  ungeheure  Sehnsucht  nach  einem  feinen  Weibe,  nach  einer 
idealen  Liebe.  Er  lernt-e  einmal  voi  einigen  Jahren  ein  sehr  liebes  Jlädchen 
kennen.  Er  glaubte  sie  zu  lieben.  Er  hatte  in  dieser  Zeit  gar  keine  Ring- 
kampfphantasien. Abel-  or  hat  in  Wirklichkeit  nicht  geliebt.  Er  glaubt, 
dio  wahre  Liebu  zu  einem  edlen,  geistigen  Wesen  könnte  ihn  retten.  Er 
wundert  eich  auch,  daß  er  bei  keuschen,  leinen  Frauen  niemals  Beinphaii- 
tasien  hat.    Ihn  erregen  nur  die  sinnlichen,  provozierenden  Weiber. 

„Können  Sie  mir  diese  Erscheinung  erklären?"' 

„Ich  glaube:  Ja!  Ich  verstehe  auch  jetzt  Ihi'en  RingkanipL  In  Ihnen 
kämpfen  zwei  Strömungen.  Sie  haben  das  Bedürfnis,  Keeliseh  zu  lieben,  einem 
einzigen  Weibe  anzugehören,  sie  nach  den  Satzungen  der  katholischen  Re- 
ligion (nach  dem  Sakrament  der  Ehe)  heimzuführen.  Ich  würde  das  die 
himmlische  Liebe  nennen,  Sie  kennen  doch  das  bekannte  Bild  von  Tizian; 
Himmlische  und  irdische  Liebe?" 

„Fi-eilich!    Ich  kenne  und  schätze  es." 

„Sie  können  nnr  onanieren  und  Orgasmus  haben,  wenn  die  irdische 
Liebe  siegt.  In  Ihnen  kämpfen  Eros  und  Sexualität,  Trieb  nnd  Sublimiernng, 
Rückenmark  nnd  Gehirn.  Sie  wollen  den  Gott  in  sich  ertöten,  das  Bedürfnis 
nach  einer  reinen  Liebe  durch  rohe  Sinnlichkeit  niederringen.  Der  Teufel 
kämpft  mit  Gott.  (Denken  Sie  an  Hiob  imd  Faust!)  Diesen  Kampf  pro- 
jizieren Sie  nach  außen.    Sie  sehen  ihn  bildlich  vor  sich." 

Der  Kranke  denkt  nach  und  hestüligt  mir  dicge  Deutung.  Nun  ver- 
stehen wir  auch  die  drei  Zimmer.  Sie  entsprechen  seinen  drei  Jahrzehnten. 
Immer  hat  die  sinnliche  Liebe  die  seelische  besiegt.  Immer  hat  der  Satanicmus 
ülier  seinen  Katholizismus  den  Sieg  davongetragen.  Auch  die  Minuten  lassen 
eich  auf  diese  Weise  erklären.  Er  war  5  Jahre  sehr  fromm,  dann  kam  eine 
Pause  und  dann  kam  die  satanische  Pei'iode.  die  jetzt  wohl  an  die  10  Jahre 
dauert.  Der  schwarze  Strumpf  symbolisiert  das  schwarze,  sündenbefleckto 
Weib,    Der  weilie  Strumpf  ist  ein  Symbol  der  Reinheit. 

Er  berichtet  von  den  Furchtbaren  religiösen  Eindrücken  der  Kindheit. 
Er  entstammt  einer  Familie,  in  der  immer  Preigei.ster  mit  Zeloten  kämpften. 
Ihm  wurde  von  seiner  Mutter  die  Religion  mit  den  stärksten  Imperativen 
ins  Hirn  eingegraben.  Es  macht  ihm  die  größte  Freude,  die  religiösen  Ver- 
wandten zu  einer  modernen  Religion  zu  l)ekehren.  Drei  Brüder  seinei'  Mutter 
eind  Freigeister  geworden  und  versuchten,  sie  dem  Glauben  abspenstig  ;.u 
machen.  Freilich  nur  mit  teilweisem  Erfolge.  Er  glaubt,  daß  ihre  Hysterie 
erst  dann  ausbrach,  als  ihr  Glaube  erscliüttert  wurde. 

„Wollten   Sie   nicht  Geistlicher   wei'den?'" 

Er  zögert  mit  der  Antwort.  Daiin  gibt  er  zu,  daß  man  ihm  als  Kind 
einen  kleinen  Altar  geschenkt  habe.  Er  spielte  dann  Prediger,  las  Messen 
und  gebärdete  sieh  als  Geistliclier,  Damals  -war  für  ihn  der  Beruf  eines 
Pfarrers  das  Ideal.    Er  hatte  einen  geradezu  fanatischen  Glauben. 

„Sie  sind  im  Innern  noch  fromm  geblieben.  Der  Glaube  ist  ein  Gefühl, 
er  ist  ein  Afl'ekt.  Ihr  Unglaube  ist  ein  Produkt  Ihres  Intellektes.  Der  In- 
tellekt kann  nie  einen  Affekt  bezwingen.  Es  ist  der  Kampf  eines  Walfis^ches 
mit  einem  Elephanten.    Sie  kommen  nie  zusammen.    Ihr  Glaube  hat  sich  ins 


H 


Die  Uiorogljpbcn  des  Fötiscbisteu,  yi 

Unbewulite  zu  rückgezogen  und  ivird  durch  die  Parapathie  gesichert,  llire 
Riiigkamptphantiisie  sichert  Ihre  Keusühlicit.  iteiin  Sic  nähern  sich  dem 
Weibe  in  Wirklichkeit  sehr  sflteu." 

Er  gibt  zu,  daß  er  nocli  itiiinor  l'iuinin  i^[  und  zeitweilig  besondci's  im 
Felde  gebetet  hat.  Er  möchte  gerne  diesen  „lächerlichen  Glauben"  ausrotte», 
■was  ihm  bis  heute  noch  nicht  gelungen  ist. 

Nun  weiß  er,  warum  er  mit  keinem  Berufe  zufi'ieden  ist.  Er  hüll  im' 
Innern  an  seinem  Ideale  fest.  Er  möelite  Geistliclier  werden.  Sein  Ghemie- 
studium  war  ein  Zufall.  Seine  Musik  ersetzt  ihm  die  Itoligion.  Kr  betet, 
■während  er  spielt.  Choräle  zur  .phre  Gottes  tauchou  nach  wilden  Kiimpf- 
melodien   iiuf. 

Die  Widerstände  sleigei-n  pich.  Er  kommt  später,  die  Einfälle  sind 
etückend.  Neu  ist,  daß  er  jetzt  hinzufügt,  er  habe  auch  Phantasien,  in  denen 
6  r  selbst  mit  einer  Frau  ringt.  Unii  ziviir  nur  mit  dem  dorb-tjinnlichen 
Weibe;  niemals  mit  dem  vergeistigten  Weihe,  das  er  verehrt  und  öceiisch 
lieben  könnte.  Den  zweiten  Typus  möchte  er  nie  mit  seinen  Waden-  und 
Ringkampfphantasien  in  Verbindung  bringen.  Nur  niancJimal  macht  er  sich 
eine  Kombinationsfrau:  Sie  ist  derb-sinnlich  und  trotzdem  feinsinnig.  !l!it 
dieser  kann  er  phantasieren,  doch  viel  schwerer  a!s  mit  dem  ersten  Typus. 

In  ihm  i'inf^en  immer  Wille  und  Gegenwille.  Das  ist  ihm  jetzt  deutlich 
bewußt  worden.  Er  träumte  heute  Nacht.  Eine  Stinnnc  sagte:  Du  wirst 
dem  Dr.  Stekel  den  Traum  mitteilen!  Nein!  sagt  der  Gegenwille:  Du  ■wirst 
jhm  nichts  mitteilen!  Und  er  vergißt  den  Traum.  Das  geht  den  ganzen 
Tag.  In  ihm  ringen  zwei  Gewalten  miteinander.  Es  ringt  auch  das  miiimliche 
Prinzip  mit  dem  weihlichen.  Er  will  ein  Mann  sein  und  bleibt  doch  ein 
Weib  ... 

Er  komiiil  immer  mehr  zur  Erkenntnis,  daß  die  unterdrückte  lieligio- 
sität  die  Ursache  seines  ,,Eetischisnms"  ist.  Er  sieht  in  dem  Hingkampf 
der  beiden  Frauen  den  Kampf  zwischen  SinnliclikeiL  und  Glauben. 

Er  hatte  diese  Nacht  zwei,  Träume: 

Ich  habe  eine  Bergpartie  gemacht.    Es  itl  mir,  aLs  ob  mein  Bruder 
-     abgestürzt  ■wäre. 

.  Mein    Vater   hatte    ein    großes    gesehäftliclies    Unlei'nehmen.'    Ein 
großer  Diebstahl  wurde  entdeckt.  Es  gab  einen  unangenehmen  Krawall . . . 

Zum  ersten  Traum  fällt  ihm  ein,  daß  er  einmal  mit  einem  Mädchen  eine 
Bergpartie  machte.  Sie  gerieten  in  dichten  Nebel  und  verloren  den  Weg. 
Schließlich  kamen  sie  an  eine  Stelle,  wo  sie  nicht  weiter  konnton.  Er  ver- 
suchte es  und  stürzte  30  Meter  in  die  Tiefe,  verletzte  sich  nur  leicht,  aber 
konnte  dann  den  Weg  zu  einer  Hütte  linden.  Dort  wurde  eine  Kettungs- 
expcdition  ausgerüstet,  man  suchte  das  Mädchen  und  befreite  sie  aus  der 
unangenehmen  Lage.  Es  war  schon  ünster  und  kalt,  sie  war  in  Gefahr  zu 
erfrieren, 

Zum  zweiton  Traum  l'ällt  ihm  ein,  daß  sein  Vater  in  geschäftliche 
Schwierigkeiten  geriet  und  sich  aus  Verzwcillung  ei'liängte.  Er  glaubt  aber, 
daß  die  migUirkliehe  Ehe  auch  dazu  beigetragen  hat,  dem  Vater  das  Leben 
zu  verbittern.  "         .      ■      -        - 


S^^B 


72  FetiachismuB. 

Es  wird  immer  deutlicher,  daß  er  Angst  vor  dem  "Weibe  "uiid  vor  der 
Ehe  hat,  Die  unglückliche  Ehe  seiner  Eltern  wirkte  auf  ihn  schon  in  der 
Jugend  wie  eine  „ewige  Warnung".  Er  nahm  aich  vor,  keinem  Weibe  zii 
erliegen.  Deshalb  konstruierte  er  sich  seinen  Fetischismus,  der  es  ihm  er- 
möglichte, den  Frauen  auszuweichen  und  seine  Triumphe  in  der  Phantasie 
zu  erleben.  Für  ihn  war  jede  Ehe  ein  Ringkampf,  in  dem  der  Stärkere  siegte. 
Der  Schwächere  mußte  aus  dem  Leben  gehen  wie  der  Vater 

Nun  wird  der  erste  Traum  verständlich.  Der  Bruder  befindet  sich  in 
den  Alpen  und  macht  Bergtouren.  Aus  der  Kindheit  hat  er  den  Wunsch, 
der  Bruder  möge  sterben,  so  daß  er  der  alleinige  Erbe  des  kleinen  Yermügcne 
Beiner  Mutter  wird.  Aber  neben  diesem  Wunsche  hat  der  Traum  eine  andere 
Bedeutung.  Der  Bruder  ist  das  Symbol  seiner  Parapathie,  seines  zweiten 
Ich,  des  frommen,  nach  Ehe  und  Liebe  lechzenden  Menschen.  Er  versucht 
mit  einem  Weibe  die  Höhe  zu  ersteigen,  aber  es  wird  Nacht,  er  verirrt  sich 
im  Nebel  und  stürzt  ab.  Der  zweite  Traum  hat  eine  religiöse  Bedeutung. 
Der  Vater  steht  für  Gott  A'ater.  Er  wollte  Wanderprediger  werden  und  den 
Menschen  das  neue  Evangelium  der  Liebe  geben.  Er  wollte  das  Wort  Gottes 
sprechen.  Er  liat  Gott  bestohlen,  er  hat  sich  um  seinen  Glauben  gebracht. 
Daher  der  Aufruhr  (der  Krawall}  in  seinem  Herzen. 

Er    hat   eine    eigene    Auffassung    der    Religion.     Religion    ist   für    ihn 
Altruismus.  Wenn  er  für  andere  und  nicht  für  den  eigenen  Vorteil  arbeitet 
so  fühlt  er  sich  fromm.  Wenn  er  um  der  Sache  willen  liebt  (nichl  um  des 
Besitzes  willen),  60  fühlt  er,  daß  es  die  echte  Liebe  ist.    Also  Religion  ist 
Liebe  ohne  Besitz.    In  ihm  kämpfen  der  Egoist  und  der  Altruist  .  .  . 

Er  träumt; 

In  einem  Postamte,  in  dem  der  Bruder  Vorsteher  ist,  wird  eine 
Revision  vom  Oborpostiiispcktor  vorgenommen.  Es  gab  einen  großen 
Skandal,  da  die  Bücher  schleclit  geführt  wurden. 

Ich  bin  der  Revisor,  der  mit  der  Analyse  nicht  zufrieden  ist.  Er  selljst 
ist  mit  seinem  bisherigen  Leben  unzufrieden. 

Er  bringt  einige  bedeutsame  Erinnerungen.  Er  war  3  Jaiire  alt, 
als  sein  1  4  j  ä  h  r  i  g  c  r  Bruder  in  sein  Bett  kam  und  i  li  ni 
den  erigierten  Penis  in  die  Hand  gab.  Im  S.  Lebensjahre 
badete  er  mit  einem  anderen  Bruder  und  sie  spielten 
mit  den  Gliedern. 

Seine  Sexualität  begann  sehr  früh.  Er  erinnert  sich  sehr  deutlieh,  daß 
er  Luetenipilndungen  hatte,  wenn  er  als  kleines  Kind  (2—3  Jahre)  mit  an- 
deren Kindeni  spielte  und  sich  auf  sie  legte.  Sie  spielten  Hunde,  liefen  auf 
allen  Vieren  und  bellten  „Wau-Wau!'';  dann  war  er  der  stä,rkere  Hund, 
der  sich  auf  den  anderen  legte.  Dabei  das  Gefühl  einer  starken  Lust.  Später 
hatte  er  beim  Ringen  mit  anderen  Knaljen  immer  Lustempfindungen  und 
zwar  in  dem  Momente,  wo  er  das  Kreuz  des  Gegners  umbog 
also  knapp  bevor  der  Partner  zu  Boden  fiel.  Seine  ersten  Ringkampfphan- 
lasien  waren  rein  homosexuell.  Auch  reizte  ihn  zuerst  das  Bein  von  Juugens 
Noch  heute  erregen  ihn  Jungens.  Er  war  vor  einigen  Tagen  im  Sonnenbade' 
Da  lag  neben  ihm  ein  kleiner  Junge  in  Florstrümpfen.  Sofort  fühlte  er  eine 
heftige  Erektion. 


■ 


I   I   ,   ■  ^— ^>-* 


Die  Hieroglypheu  des  Fetischislen.  73 

Er  ist  sehr  beim  ruh  igt,  daß  er  so  miiclilige  sadistische  Impulse  hat. 
Auf  der  Straße  kann  er  plötzlich  Mädchen  {zwischen  17  und  20)  nach- 
gehen uud  ringt  mit  dem  Bedürfnis,  sich  auf  sie  zu  sti)i'>!en  und  sie  zu  ver- 
gewaltigen. Das  nennt  er  seinen  Anfall.  Eine  Eanie,  mit  der 
er  einen  Anfall  hat,  ist  für  iiui  erledigt.  (Selbstsclmta!)  Er  verehrt  jetzt 
eine  Dame;  es  sind  rein  geistige  Beziehungen.  Plötzlich  hatte  er  den  Anfall 
(Vergewaltigungsimpuls).  In  diesem  Augenblicke  war  die  vorher  verehrte 
Dame  für  ihn  erledigt. 

Er  iet  sehr  eitel  und  möchte  immer  einen  gut-en  Eindruck  machen. 
Menschen  gegenüber,  an  deren  Urteil  ihm  viel  gelegen  ist,  wird  er  verlegen 
und  konfus.  Es  fehlt  ihm  die  Harmlosigkeit  des  Genießens.  Er  (beobachtet 
eich  immer.  Er  hatte  Zeiten,  wo  er  die  fremde  Aufmerksamkeit  erzwingen 
und  immer  angesehen  werden  wollte. 

In  seinen  E,ingkampfphantasien  rciKt  ihn  ein  Gegensatz  zwischen 
Fessel  uud  Wade.  Die  Wade  erinnert  ihn  an  einen  Penis.  Es  scheint 
sieh  um  ein  bisexuelles  Symbol  zu  handeln. 

Immer  etärkei'  tritt  das  homosexuelle  Moment  hervor.  Die  Mädchen 
im  kurzen  Eock  machen  einen  knabenhaften  Eindruck.  Die  ringenden  Frauen 
Bind  iu  seiner  Phantasie  Pagen.  Deshalb  befriedigt  ihn  ein  Koitus  nie.  Nach 
jedem  Koitus  muß  er  onanieren.  Ein  einziges  Mal  gab  es  eine  Ausnahme, 
das  war  bei  einer  Dirne  hier  in  Wien,  die  kurz  geschnittenes  Haar  hatte 
(einen  Wuschelkopf)  und  wie  ein  Knabe  gebaut  war.  Er  mochte  nämlich 
nicht  in  der  normalen  Lage  koitieren,  sondeni  mit  eng  verschlungenen  Beinen, 
Er  schlingt  beim  Onanieren  die  Beine  zusammen.  Beim  Druck  kommt 
er  in  eine  Art  Ekstase,  Vor  der  Ejakulation  preßt  er 
das  rechte  Bein  fest  an  das  linke.  (Er  spielt  mit  de]n  reeht-en 
Bein  den  Mann,  mit  dem  linken  die  Frau.)  Bei  der  Frau  kann  er  den  In- 
troitus  vaginae  nicht  finden  und  läßt  sieh  den  Penis  immer  einführen.  (Er 
sucht  den  Anus  und  möchte  auch  jede  Aktivität,  jede  Schuld  von  sich  ab- 
wälzen. Er  ist  der  Verführte.)  Es  ist  der  Gegensatz  zu  seinen  Vergewaltigungs- 
Tihantasicn.  Der  Mann  in  ihm  war  ursprünglich  sadistisch,  jetzt  ist  er  maso- 
chistisch.  Ihn  reizen  die  Bewegungen  der  Frauen,  Eine  liegende  Frau  reizt 
ihn  nicht.  Nur  das  Bcwegimgsspiel  der  Muskeln,  besonders  der  Waden  reizt 
ihn  Ihn  reizen  verschiedene  Farben.  Wenn  die  Schuhe  schwarz,  der  Strumpf 
lieht  ist,  der  Rock  eine  dritte  Farbe  hat,  so  erregen  ihn  die  Gegensätze, 
während' gleich  abgestimmte  Farben  ihn  kalt  lassen. 

Seinen  höchsten  Orgasmus  erzielte  er  beim  Ringen  mit  Knaben,  wenn 
er  sah  daß  seine  Kräfte  nachließen  und  er  noch  eben  mit  der  letzten  Kraft 
seinen '  Gegner  umbiegen  konnte. 

Plötzlich  fällt  ihm  ein,  daß  seine  Mutler  sich  sehr  viel  mit  seinen 
Beinen    beschäftigte.     Sie    klatschte    auf    die    Beine,    mitunter    auch    auf 

seinen  Popo.  ^        ,  ■  .  i,    ■        ■ 

Fr  hat  einen  älteren  Bruder,  der  schwachsinnig 
ist  Er  war  8  Jahre  aU,  als  der  1  7  j  ä  h  r  i  g  e  ein  en  pä  d  e- 
rastiVchen     Akt    versuchte,     der     aber     mißlang,     da     er 

h  eftig    schrie.  .  ,  ,      t..       ,  ■  ui      1 

r.  1  ■  u  ,„weilen  wenn  er  Frauen  ansieht.  Ein  Auge  weicht  ab. 
r  ^'.1  ?  V  sk  mn  ei  parapathisches  Schielen  handelt.  Das  Schielen 
bey^n  in  der  l^  Z  tritt'nnr  zeitweilig  auf.   Er  hatte  allerlei  Zwang.. 


74 


Fetischismus. 


i 


handluiigen.  Ei-  Impfte  wie  ein  Frosch  im  Ziuuner  aui'  und  ab  und  geriet  iii 
eine  Art  Ekstase.  Mitunter  stellt  er  sich  vor,  er  sei  eine  gi-uße  Persönlich- 
keit uiiti  führt  allerlei  Ritte  im  Zimmer  ans.  {Ein  General,  der  die  Front 
abreitet  usw.)  Er  hat  eine  so  lebhafte  Phantasie,  daß  seine  Traumgestallen 
Leben  annehmen.  Wenn  er  sieh  vorstelU,  nuC  dem  Boden  einen  Leichnam  M 
sehen,  su  sieht  er  ihn  wirklich  und  könnte  ihn  greifen.  Er  kann  manciiinai 
Phantasie  und  Realität  nicht  auseinander  halten.  Er  glaubt  der  Köiii" 
von  Japan  zu  sein  nnd  geht  stundenlange  mit  dieser  Phantasie  umher. 

Schrecklich  ist  das  Erwachen.  Besonders  nach  der  Onanie.  Da  hat  ei' 
das  Gefühl,  daß  er  wahnsinnig  sei. 

Jedes  Bein,  das  er  auf  der  Straße  sieht,  ist  für  ihn  ein  neues  Trauma. 
Es  löst  zahllose  Phantasien  aus.  Dabei  ist  er  ein  unglücklicher  Mensch. 
Das  ganze  Leben  ist  für  ihn  eine  Enttäuschung.  Ein  Liebespaar  auf  der 
Straße  stimmt  ihn  traurig.  Er  kennt  das  Glück  der  Liebe  nicht  Er  niüchte 
in  einem  Weibe  aufgehen  Er  tröstet  sich  mit  den  Phantasien  für  seine 
Enttäuschungen.  Kadi  jeder  Depression  onaniert  er  und  nach  dem  ona- 
nislischen  Akt  hat  er  wieder  eine  neue  Depression.  Dabei  hat  er  das  Gefühl 
daß  die  Phantasien  mit  ihm  durchgehen  und  im  Nebe!  zerrinnen. 

Gestern  hatte  er  ein  charakteristisches  Erlebnis.  Er  sah  ein  Mädchen 
auf  der  Straße  vor  eineni  Theater  stehen.  Sie  hatte  sehr  schöne  Beine  and 
elegante,  durchbrochene  btriimple.  Er  sprach  sie  an.  Sie  zögerte  erst  und 
ließ  sich  dann  bewegen,  mit  ihm  in  ein  Cafe  zu  gehen  Dort  verleitete  sie 
ihn  zum  Trinken,  verlangte  von  ihm  Geld.  Willenlos  gab  er  ihr  dreimal 
Geld,  immer  mehr,  war  schrecküd,  erregt,  zitterte  am  ganzen  Körper.  Dann 
begleitete  er  s,c  nach  Hause  Sie  verabschiedete  ihn  vor  dem  Hanstore, 
obwohl  sie  ihm  Geschlechtsverkelir  verspi'ot-hon  hatte  Er  wa-te  nicht  da- 
Geld  zurückzuverlangen  oder  sie  zu  zwingen,  ihn  mitzunehmen 

Als  nächste  Assoziation  zu  dem  Erlebnis  fällt  ihm  ein  '  Apachentanz 
ein,  der  ihn  sexuell  sehr  erregt  hatte.  In  die.em  Apachentanz  tötete  der 
Tanzer  schembar  seme  Partnern,  nachdem  sie  ihm  zu  ^\'illen  war 

.  ^^  :''f  ^'  ^^ß  f'-  g'^g';»  ^ie  Phantasie  eines  Lustmordes  kämpft. 
Er  ist  bc.  allen  Dn-nen  scheu  und  hat  Tics,  so  daß  sie  sich  vor  ihm  fürchten, 
Eine  sagte  ihm:  „Du  bist  unheimlicli! 

Er  hat  seinen  ursprünglichen  Sadismus  verdrängt.  Er  kann  kein  Blut 
sehen,  ist  sehr  mitleidig,  konnte  einem  schwer  wehe  tun  Trotzdem  u-oiH  er 
daß  er  die  Frauen  haßt  und  sie  töten  möchte.  irotzdem  weili  ei, 


Er  bringt  eine  Menge  von  Notizen.  Es  sind  Einfälle  die  er  während 
des  Tages  gesammelt  hat.  Ich  warne  alle  analytisch  arbeitenden  Kollegon, 
diese  Art  von  Analyse  zu  betreiben.  Sie  verdeckt  den  Widerstand  und  er- 
möglicht dem  Kranken,  den  freien  Assoziationen  auszuweichen  Ich  lehne 
daher  die  Mitteilung  dieses  „hochinteressanten  Materials"  ab 

Er  weigert  sich,  seine  freien  Assoziationen  mitzuteilen  '  Es  fällt  ihm 
«ichts  ein.  Dann  aber  begmnt  er  über  mieli  zu  sprechen  und  seinen  Tadel 
vorzubringen.  Freilich  erst,  bis  ich  ihn  aufmerksam  gemacht  habe,  daß  er 
mit  meinem  Benehmen  unzufrieden  ist.  Er  erwartet  mehr  Aufmerksamkeit. 
Spaziergange  Freundschaft  usw  Er  wird  aufmerksam  gemacht,  daß  dies 
die  Analyse  stören  wurde,  Ww  benötigen  das  Pathos  der  Distanz     Endlich 


Die  Hieroglyplien  des  Fetischismus. 


75 


bringt  er  vor,  daß  er  an  seinen  Sadismus  nicht  beiiingnngsloä  glaube.  Er 
glaube  und  zweilie  andrerseits  daran.    Als.näclij-ten  Eini';ill  gesteht  er: 

.,Ich  habe  einmal  ein  Bild  gesehen,  das  mich  geWLillig  aui'gevegt  hat; 
Ein  Mädchen  an  die  Eisenhalmschieneii  [ingcschnallt.  Man  sieht  den  Zug 
beraubrausen,   der  sie   überfahren   und  tiiteti  wird." 

Den  größten  Eindruck  empfing  er,  als  er  einst  einen  Stier  eine  Knh 
bespringeii  sali.  Die  rolle  Gewalt  Imponieric  ihm  außerordentlich.  Kr  ona- 
nierte gestern  mit  der  Phantasie,  er  sei  ein  Mann,  der  einen  Ann  verlet^;! 
hat  und  in  einer  Schlinge  trägt.  Ei-  ringt  mit  einer  Frau  und  besiegt  sie 
mit  eine  m  Arme. 

Die  Onanie  ist  l'iir  ihn  eine  Kastration.  Kr  entmannt  sich  für  einige 
Zeit.  Er  liat  auch  die  Phantasie,  der  Penis  sei  das  Weib,  seine  recht«  Hand 
der  Mann.    Er  besiegt  das  Weib. 

Es  lallt  ihm  ein  altes  Haus  seiner  Jugend  ein.  Dort  gab  es  Schmutz 
und  Ratten.  Es  war  ihm  unheimlich.  Er  traute  sich  nicht  hineinzugehen. 
Das  Haus  soll  mit  einem  nnlei-irdiscben  Gang  mit  einem  Schloß  verbunden 
sein.  Er  wäre  für  sein  Leben  gerne  in  diesen  unterirdischen  Gang  gekrochen. 
Er  fürchtete  sich  zu  sehr  .  .  . 

Er  wird  aufmei'ksam  gemacht,  daß  er  bildlich  seinen  Widerstand  gegen 
die  Aufdeckung  seines  Unbewußten  mitgeteilt  hat.  Seine  Parapathie,  seine 
Vergangenheit  ist  das  alte  Haus.  Er  traut  sich  nichl  in  den  unterirdischen 
Gang,  der  zu  seinem  verdrängten  Ich  führt.') 

Er  bestätigt  diese  Deutung  und  gibt  zu,  daß  er  sich  nicht  traut,  sein 
unbewußtes  Ich  zu  erblicken.    Er  würde  am  liebsten  vor  sich  selbst  fliehen. 


Er  hatte  ein  aufregendes  Erlebnis.  Er  war  im  Fostanile  und  mußte 
warten.  Da  sah  er  eine  Dame  vor  einem  Pulte  stehen  und  etwas  schreiben. 
Sie  erregte  ihn  gewaltig,  denn  sie  hatte  wunderschöne  Waden.  Er  sah  sie 
nur  von  rückwärts.  Er  eilte  nach  Hause  und  wollle  der  Mutter 
einen  Brief  schreibe.n.  Er  konnte  nicht.  Er  mußte  onanieren,  wobei 
er  sich  nur  die  Beine  des  Mädchens  vorstellte.  Dann  schrieb  er  den  Brief. 
Daran!  verhol  er  in  einen  tiefen,  tiefen  Schlaf.  Er  erwachte  d;uui  wie  iieu- 
eeboren.    Er  hätte  einen  Baum  ausreißen  können. 

Man  achte  auf  die  Sprache  der  Kranken.  Der  Vergleich  ist  ein  psy- 
chiächer  Verrat.  Ich  hofl'e,  wir  werden  später  sehen  können,  was  er  damit 
ausdrücken  wollte.  Jedenfalls  scheint  der  ungeheure  AufreguugsKuslan.l,  den 
er  schildert    mit  Phantasien  inzestuöser  Natur  (Mutter?)  zusammenzuhängen. 

Zu  dem  Mädchen  assoziiert  er  den  Namen  Marie".  {Mutter  Gottes?)  Er 
kann  sieh  aber  an  keine  Mai'ie  erinnern,  die   in  seinem  Leben  eine  Rolle 


gespielt  hat. 


Er  schildert  seine  parapathischcn  Symptome.    Er  hat 
,„     A.„=t    aus  dem  Fenster  zu  blicken.    Es  zieht  ihn 


Bergen,  Angst,  aus  dem  ■     ,-■    i 

mhlt  .sich  schwach  und  klein  w.e^emKmd. 


Er  hat  Angst  vor  hohen 
in  die  Tiefe.    Er 


In  eeinen  llingkampfphantasien  kommt  es  auch  vor   daß  der  Schwad.e 
■     .     T       n    ««.inen  Ringkämpfen  mit  den  Knaben  ließ  er  manchmal  den 
siegt.    Ja,  '^«V^"'"'"JJ"S(,  ein  enormes   Lustgefühl.   (Phantasie   mit   dem 
Schwächeren  ^'^^  ''"^^ Lt  sich  mit  dem  Vater,  während  er  der  Knabe 
TlH  rang  w    d  ihm  nicht  mitgeteill.)  Oft  kommt  es  vor,  daß 


Vater  zu  r. 

ist.    Diese  Erklärung 


^)  überdies  enthält  die  Assoziation  ein.  deutliche   Mu.le.leil.ph.ntnsie. 


ire^ 


76 


Fetischismus. 


er  das  Weib  gegen  den  Mann  siegen  läßt.  Das  ist  gegen  sein  Gefühl,  aber 
es  erzeugt  einen  großen  Orgasmus.  Auch  wenn  das  Weib  den  Mann  um- 
bringt, hat  er  Woliustget'ühlc. 

(Das  Weibliche  in  ihm  besiegt  das  Männliche  und  er  unterwirft  sich 
seinem  Vater  —  dem  Kepräsentanten  des  Mannes.) 

Am  nächsten  Tage  bringt  er  mir  einen  Traum.  Er  mußte  am  Abend 
dreimal  onanieren.  Nach  dem  dritten  Male  schlief  er  ein  und  hatte  einen 
Traum.  Vor  dem  zweiten  autoerotischen  Akte  hatte  er  eine  Wachphantasie, 
die  er  notierte: 

Wachtraura  vor  dem  2.  onanistischen  Akt: 

Es  ringen  ä  Menschen,  wovon  der  eine  ein  Weih,  der  andere  auch 
ein  Weib  (oder  ein  Mann)  ist.    Das  erste  Weib  ist  schlank,  zart  und 

Fesselumfang    12,3  cm,   Waden- 
Differenz:    11,5  ««,    also    kst 


schön,    (aber) 


ein 

ewandt  und  muskulüs. 
23,8  cw.    Gewacht   112   Pfund. 


Über- 
Weib 
ihrer 


umfang 
100%. 

Das  zweite  Weib  hat  bedeutend  stärkeren  Knochenbau,  ist  von 
Natur  aus  stärker  und  überlegener  (was  rohe  Muskelkraft  anlangt), 
aber  plumper,  ungewandter.  Fesselumfang  19,4  cm,  Wadenumfang 
25,1  CHI,  Gewicht  135  Pfund.    Differenz:    5,7  cm,  also  nur  zirka   30%. 

Bei   dem  Ringkampf  geht  immer  wieder  deutlich  die  rohe 
legcnheit  des  zweiten  Weibes  hervor.    Trotzdem  siegt  das  erste 
infolge    ihrer    größeren    Gewandtheit,    vor    allem    aber    infolge 
■        feineren  Muskelkraft,   der  größeren  Differenz. 

Symbol  der  zarten  Fessel:  Schwäche.  Symbol  der  entwickelten 
Wade    bzw.  der   größeren   Differenz:     Stärke. 

Tiefer  Traum  nach  dem  3.  onanietischen  Akt 
(Zeit:  V=2-V.3  Uhr  nachts): 

Ein  älterer  Herr  führt  mich  in  seinen  Garten  (Wohnung)  und  zeigt 
mir  diesen.  Dieser  Garten. (?)  liegt  in  der  Mitte  zwischen  einem  fremden 
Besitztum.  (Was  wir  in  diesem  Garten  gemacht  haben,  ist  mir  ent- 
fallen.) Plötzlich  merke  ich,  daß  ich  den  Haustorschlüssel  vergessen 
habe.  Der  ältere  Herr  sieht  auf  seine  Taschenuhr  und  sagt'  Es  ist 
VaO  Uhr."  Ich  antworte:  „Da  komme  ich  gerade  noch  zurecht, 
um  10  Uhr  muß  ich  zu  Hause  sein."  Zu  meinem  Entsetzen  entdecke  ich, 
daß  mir  einige  Kleidungsstücke  fehlen.   (Hosen?) 

Es  kommt  ein  junger  Mann  und  es  wird  zu  Nacht  gegessen.  Dieser 
junge  Mann  sagt  an  der  Tafel  (anscheinend  zur  Wirtin  der  Frau  des 
älteren  Herrn):  „Wenn  noch  einmal  (VJO)  so  spät  gegessen  wird, 
kündigt  er  und  geht!"  Der  ältere  Herr  sieht  daraufhin  den  jungen  Mann 
ganz  entrüstet  an  und  zeigt  auf  mich,  den  Besuch  (sozusagen  darstellend, 
daß  er  hier  nicht  „allein"  ist). 

Ich  tue  so  (schreibe),  als  wenn  ich  nichts  gesehen  hätte. 

Es  kommt  häulig  vor,  daß  Patienten  erzählen,  sie  hätten  mehrere  Male 
in  einer  Nacht  onanieren  müssen. 

Das     vor  rät      einen     unwiderstehlichen      sexuellen 
Impuls,    der   durch    die   Onanie  nicht  befriedigt  werden 


.  Die  Hieroglyphen  des  Fetisch isteii.  77 

kann,  weil  die  spezifische  Phantasie  nicht  zum  Ben^ußt- 
B  e  i  n  gelassen  und  durch  E  r  s  a  t  z  p  h  a  n  t  a  s  i  e  11  in  i  t  i  g  i  e  r  1; 
wird.  Patient  meint,  ihn  beschäftigen  nur  die  llingkamptphantasien,  er 
weiß  kein  Vorhild  für  diese  mysteriösen  Hingerinnen,  er  sah  ja  einen  ßing- 
kiimpf  erst,  nachdem  er  öchon  in  diesen  Pliautasien  geschwelgt  hu(.  Die 
Wachphaiitasie  zeichnet  sich  durch  eine  merkwürdige  —  bis  auf  Zehntel 
ausgerechnete  —  Präzision  der  Zahlen  aus.  Solche  Zahlen  können  nicht 
willkürlich  oi'fundcn  sein,  sie  müssen  eine  Beziehung  zu  seiner  Paraphihe 
und  besonders  zu  der  spezifischen  OnaniepliautiiBie  haben.  AVir  können  an- 
nehmen, daß  wir  durch  diese  Zahlen  zum  tieferen  A'erständnis  seiner  Para- 
pathic  gelangen  werden,  wenn  uns  der  Patient  willig  sein  Material,  d.  h. 
seine  Einfälle  überläßt.  Aber  ich  rechne  mit  einem  erbitterten  AYiderstande. 
ich  kann  nicht  erwarten,  daß  er  mir  das  Geheimnis  dieser  Zahlen  mitteilt. 

Ich  sage  ihm:  „Was  mich  bei  der  ßingkampfphantasio  überrascht  und 
interessiert  ist  die  Präzision  der  Zahlen.  Haben  Sie  zu  den  Zahlen  emen 
Einfall?  Bedenken  Sie  die  Differenz  11,5  und  5,7.  Haben  diese  Zahlen  einen 
Bezug  zu  Ihrer  Farn  üiengesch  ich te? 

Er  schweigt  und  denkt  nach.  Dann  sagt  er:  „Solche  Zahlen  fallen  mir 
massenhaft  ein.  Sie  entspringen  meiner  spielerischen  Phantasie.  Ich  kann 
beim  besten  Willen  keine  Bezicliung  zu  den  Zahlen  finden." 

Ich  bin  aber  überzeugt,  daß  die  Zahlen  determiniert  sind  und  wende 
mich  zur  Analyse  des  Traumes.  Ich  hoiTe,  vom  Traume  aus  einen  Zugang 
zu  den  Zalilen  zu  linden. 

Da  haben  wir  zuerst  die  Episode  mit  dem  älteren  Herrn,  der  ihn  m 
seinen  Garten  führt.  Sofort  falle  „ich"  ihm  ein.  Die  funktionale  Deutung  des 
Traumes  ist  klar. 

Ich  füliro  ihn  in  den  Gai-ten  m&iiier  Wissenschaft,  die  zwischen  zwei 

fremden  Besitztümern  liegt.  (Religion  —  und  Parapathie.)  Er  soll  mir  helfen, 

die    Auflösungen  «einer  Parapathie  zu  finden.    Aber  er  hat  den  Schlüssel 

vergessen.    Ich  mache  ilm  aufmerksam,  daß  es  Zeit  ist  zu  genesen  und  nach 

Hause  zu  gehen,  d.  h.  den  Weg  zur  Reinheit  und  zur  Arbeit  zu  finden.    Es 

ist  schon  V«lt>   die  Zeit  der  Haustorsperre  kommt  näher  und  näher.   Um  10 

werden  die  Haüstoro  gesperrt.')  Er  will  auf  den  Schlüssel  verzichten  und  nach 

Hause  laufen  (diesmal  zu  seiner  Mutter,  zu  der  es  ihn  mächtig  zieht).    Aber 

pr  hat  eich  vor  mir  schon  entkleidet.    Es  fehlen  ihm  einige  Kleidungsstücke. 

Fr  hat  sich  gehörig  vor  mir  entblößt.  Er  irit  mit  der  Behandlung  unzufrieden. 

f1  wird  zu  spät  zu  materiellen  Genüssen  übergegangen.    Er  wird  die  Be- 

w^l  iiir  iufeebcn  und  gehen.   Er  merkt  diese  Tendenzen  seines  neurotischen 

^l^    Tstdlt  sich  so    als  ob  er  die  Behandlung  fortsetzen  wollte  und  nichts 

T„.  TT^ivfistune  seines  inneren  Menschen,  seines  Bruders,  merken  würde. 

'"'    Ibe^  er  hTzu  den  Zahlen  V^O  und  10  noch  ein  rezentes  Erlebnis 

-.    fi        F..  <rhnht    dieses  Erlebnis  sei  die  Ursache  semer  onanistisehen 

?ir  Fr^..  J  em  nach  der  Analyse  sehr  aufgeregt  und  hatte  den  Impuls, 
Akte.  Er  w-ai  ^c^t^m  ..a^  ^^  ^„^^^^^^  ^^^^  ^^.^^     ^.^ 

nmherznlanfen  und  em  We  J  ^^^  ^^^^    ^^^^^    ^^^^^^      ^^    ^^^ 

Sexualobjekt   mi     durcUDr  ^^^  ^^  ^^  ^^_  ^^^^  ^.^  g^^.^^^j_ 

f  T^lrk^nn^uÄ  d     Strumpf  angebunden  sei.  (Fessel  und  Strumpf- 
band sehen  könne  una  wi«  Eingeschnürtseins!)   Er  sprach  era 

Shl"  a^t:  .aS  ein?athykleidet  war.    Er  merkte  sofort,  daß  es  eia. 
^^Wien  werden  um  10  Uhr  c!i.  Haustor.  gesperrt. 


78 


Fetischismus. 


]  ; 


Jüdin  war.  Obwohl  er  ein  Vollblutaricr  und  Deutächnationaler  ist,  schwärmt 
PI-  iur  Jüdinnen.  Sio  hätten  mehr  Rasse  ...  Er  forderte  sie  auf,  nüi  üini 
spaaiereu  zu  gehen,  sie  willigte  ein  und  erzählte  ihre  traurige  Lebensgeschiclite. 
Ihre  Eltern  seien  gesturben,  sie  sei  bei  Vc-rwandteii.  Trotzdem  er  scheiiibur 
sehr  gerührt  war,  hatte  er  sein  Zit-l  im  Auge.  Er  wollte  sie  ins  Hotel  lühreu. 
Er  versuchte  sie  zu  küssen.  Das  Mädchen  wehrte  ab.  „Was  glauben  Sie  von 
mir?  Ich  bin  ein  anständiges  Mädchen.  Ich  bin  arm,  aber  ich  bin  keine 
Dii-ne."  Plötzlich  sah  das  Mädchen  auf  die  Uhr  und  sagte:  „Ich  muß  um 
VJO,  spätestens  um  JO  zu  Hause  sein."  Er  begleitete  sie  nach  Hause  imd 
i'rug,  ob  er  sie  wiedersehen  könne.  Das  Mädchen  meinte,  sie  wolle  es  dem 
Zufall  überlassen. 

Dieser  Vorfall  war  eine  arge  Demütigung  für  ihn.  Er  <*mpfand  diese 
Antwort  als  Zurücksetzung.  Er  ist  gewohnt,  alle  Menschen  zu  erobern  die 
er  erobern  will.  Und  die  kleine  Jüdin,  die  er  so  leicht  genomm-'n  hatte 
zeigte  so  viel  Widerstandskraft.  Ist  er  nicht  so  Uobenswert  und  so  anregend' 
dali  jedermann  glücklich   sein  sollte,   mit  ihm   zu   verkehren? 

I  Nun  gingen  die  Gedanken  auf  meine  Person,  Er  empfindet  es  als 
Herabsetzung,  daß  ich  ihn  analysiere  und  ganz  auf  jeden  privaten  Verkehr 
verziehte.  Ich  lasse  ihn  nicht  an  der  Intimität  des  Hauses  teilnehmen  Jm 
Traume  rächt  er  sieh,  er  ist  Mitglied  meiner  Familie,  er  sieht  alle  häßlichen 
Familieuszenen  an,  er  ist  aber  diskret  und  macht  so,  als  ob  er  nichts  ge- 
sehen liättü. 

Noch  deutlicher  ist  die  grob  materiale  Deutung.  Ihm  fällt  es  ein  daß 
der  Streifen,  der  schmale  Streifen  zwischen  zwei  Besitztümern  die  Spalte 
zwischen  den  Hinterbacken  ist.    Der  Garten  ist  der  Anus,  seine'  Hosen  sind 


T.     .  ,    ,  ,       .  „  j  ,  -t=<™8  durch  eine  Ab- 

sage.   Er  ist  dann  der  junge  Herr  und  kündigt  mir  die  Behandlung 

Während  die  sexuelle  Deutmig  seinem  Hirne  entspringt  mache' ich  ihn 
auf  die  bevorstehende  Beendigung  der  Behandlung  aufmerksam 

Er  lacht  und  meint,  er  wäre  glücklich,  endlich  einen  Arzt  gefunden 
zu  haben,  der  die  Sache  verstehe.  Der  junge  Mann  könnte  auch  jemand 
anderer  sein. 

„Hat  jemand  diesen  Ausspruch  getan :  ,Wenn  noch  einmal  so  spät  i-e- 
gessen  wird, >sO  kündige  ich  und  gehe  fort!'?' 

„Naturlich",  sagt  er  und  springt  auf,  „das  waren  die  Worte  meines 
Bruders  . 

„Welchen  Bruders?" 

„Nun,  meines  älteren  Bruders,  der  Selbstmord  begangen  hat" 

„Um  wie  viel  Jahre  i.st  ihr  Bruder  älter?" 

„Etwa  um  5  Jahre." 

..Können  Sie  das  nicht  genau  präzisieren?    Jahre  und  Monate" 

Er  rechnet  nach.  Und  siehe  da:  Die  Altersdifferenz  beträgt  5  Jahre 
und  7  Monate  (5.7),  während  die  \ltersdilTerenz  mit  einem  anderen,  lebenden 
Bruder  11   Jahre  5  Monate  (11, o)  ausmaclit. 

Die  Zahlen  hissen  sieh  folgendermalien  erklären:  W"ährcnd  er  19  Jahre 
4  Monate  alt  war,  hatte  sein  Bruder  das  Alter  von  25  Jahren  mid  einem 
Monat.   Sein  eigenes  Gewicht  beträgt  135  Pfund! 

Die  Daten  des  ersten  Kingkampfes  beziehen  sich  auch  auf  einen  Bruder, 
und  zwar  au!  den  älteren  Bruder. 


Die  Hieiu^lypheii  des  Fetiscliisten. 


79 


Es  zeigt  ä  i  e  h  also  d  i  o  b  o  iii  c  r  k  o  n  s  w  e  )■  1  e  T  a  t  s  a  c  ]i  e, 
daß  die  Zalilen  mit  den  weibliclion  AVaden  nichts  au  tun 
haben  und  nur  die  Alters-  und  Gewichtsdifferenz 
zwischen   ihm  und   seinen  Brüdern   ausdi'ücicen! 

Die  ganze  Wadenspielerci  ist  Lug  und  Trug!  Es  handelt  sich 
gar  nicht  um  Frauenwaden.  Es  handelt  sich  um  sein  Verhältnis  zu 
Reinen  Brüdern.  Wir  wissen  aus  seinen  Eizühlungen,  daß  hünioäexuelle 
Spielereien  zwischen  ihm  und  seinen  Brüdern  slal  (.gefunden  haben.  Der 
Bruder  führte  ihn  in  den  verbotenen  Garten  der  Honiüsexualität.  Nun 
ist  der  Bruder  kühl,  hat  geheiratet  und  kommt  für  ihn  als  Sexualobjekt 
gar  nicht  in  Betracht. 

Er  war  auf  seine  llriider  wahnsinnig  eifersüchtig.  Er  war  eifer- 
süchtig, wenn  sie  untereinander  zärtlicli  und  vertraulich  waren  und  er 
ausgeschlossen  war.  Er  war  eifersüchtig  auf  den  Vater  und  besonders 
auf  die  Mutter,  bei  der  er  der  Hahn  im  Korbe  sein  wollte.  Er  wünschte 
allen  seinen  Rivalen  den  Tod.  Und  er  hat  das  Schuldbewußtsein,  daß 
er  an  dem  yelbatmorde  des  Vaters  und  des  Bruders  Schuld  habe,  weil 
er  ihnen  den  Tod  gewünscht  hat. 

Der  Ringkampf  der  schwächeren  mit  der  stärkeren  Frau  stellt 
seinen  Kampf  mit  dem  älteren  (stärkeren)  Bruder  dar.  Aber  der 
jüngere  und  gewandtere  siegt  trotz  des  geringeren  Körpergewichtes. 
Der  Sieger  besitzt  dann  den  höchsten  Preis,  die  Mutter,  er  darf  ihr 
Leben  teilen.  Der  um  11,5  ältere  Bruder  v.ohnt  jetzt  bei  der  Mutter. 
Das  hat  ihn  aus  dem  Haus  getrieben.  Er  will  entweder  den  Bruder 
oder  die  Mutter  für  sich  allein  besitzen. 

Er  trägt  sich  mit  Mordgedanken.  Er  wurde  Chemiker,  um  Leute 
aus  dem  Wege  zu  räumen.  Auch  in  diesem  Tramno  wird  ein  Mahl 
serviert,  an  dem  er  nicht  teilnimmt,  sondern  zusieht,  als  ob  es  ihm 

nichts  anginge. 

Die  Wirkung  der  Aufklärung,  daß  die  Zalilen  die  Altersdiff'erenz 
zwischen  ihm  und  seinen  Brüdern  darstelle,  war  verblüffend.  Ich  habe 
im  Leben  noch  nie  einen  solchen  Eindruck  der  tiberraschung  mitgemacht. 
Er  war  nicht  freudig  erregt,  sondern  stand  da  wie  ein  Verbrecher,  der 
auf  fi'ischer  Tat  ertappt  wird.  Er  wurde  rot,  suchte  nach  Worten  and 
konnte  die  Tatsachen  nicht  bestreiten. 

Ich  hatte  gemerkt,  daß  ich  einen  Fehler  gemacht  habe  und  rechnete 
damit,  daß  der  „entzückte"  Patient  nicht  mehr  konnnen  würde.  Am 
nächsten  Tage  sagte  er  meinem  Stubenimidchen,  seine  Mutter  sei  krank, 
ei'  müsse  nach  Hause  reisen  und  verabschiedete  sich  von  ihr,  mir  nicht 
eine  Zeile  hinterlassend. 

Monate  hörte  ich  nichts  von  ihm.  Dann  kam  ein  reuiger  Brief. 
Ich  sei  der  einzige,  der  ihn  verstanden  liät.tc,  er  möchte  um  jeden  Preis 


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80 


Fetischismus,  —  üie  Hieroglyphen  des  Fetif=cliistcu. 


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die  Behandlung  fortöetzen.  Ob  ieli  ihm  seine  Flucht  verzeihen  könne? 
Seino  Mutter  sei  inzwischen  gestorben,  seine  Ahnimg  habe  ihn  nicht 
betrogen.  Jetzt  habe  er  nur  ein  Ziel:  die  Wadenphantasien  zu  über- 
«'inden  und  gesund  zu  werden. 

Ich  antwortete  zuetiminend,  da  mich  die  weitere  Analyse  inter- 
essierte.   Aber  Roß  und  Reiter  sah  man  niemals  wieder! 

In  diesem  Falle  sehen  wir  die  echten  Zeichen  eines  Fetischismus. 

1.  Das  System.  Der  Fetischist  baut  sich  ein  kompliziertes 
System  mit  allerlei  verrückten  und  absonderlichen  Liebesbedingungen. 
Dieses  System  enthält  die  Hinweise  auf  die  Entstehung  der  Parapathie 
und  auf  seine  Familiengescliichte. 

2.  Der  Fetischismus  wird  benützt,  um  dem  geschlechtliehen  Partner 
auszuweichen.  Unser  Patient  hat  bei  Frauen  keinen  Orgasmus,  er  ver- 
kehrt sehr  selten,  obwohl  er  die  Frauen  mühelos  erobert.  Er  bleibt  bei 
keinem  Weibe  länger,  er  verzichtet  auf  sie  —  und  bleibt  bei  seiner 
Onanie.  Im  letzten  Jahre  hat  er  nur  zweimal  einen  Verkehr  versucht 
und  jedesmal  einen  Mißerfolg  zu  verzeichnen  gehabt. 

.3.  Der  Haremskult.  Er  hat  unzählige  Photos  von  zahlreichen 
Favoritinnen,  natürlich  Wadenphotos,  die  er  abwechselnd  zur  Onanie 

benützt. 

4.  Hinter  dem  Fetischismus  steckt  die  Zwangsneurose.  Er  zeigt 
den  bekannten  Impuls  zu  suchen,  zu  laufen,  was  wir  schon  als  einen 
Impuls  in  die  Vergangenheit  erkannt  haben. 

5.  Er  ist  fromm  und  macht  aus  seiner  Frömmigkeit  seinen  Feti- 
schismus. Er  ist  innerlich  fromm,  äußerlich  ein  Freigeist,  der  die  Mit- 
glieder seiner  Familie  zu  neuen  ethischen  Religionen  bekehrt.  Der 
Fetischismus  ermöglicht  ihm  eine  Abkehr  vom  Weibe.  Er  kompliziert 
die  Bedingungen  immer  mehr,  bis  er  schließlich  die  Realität  ganz  ent- 
wertet hat.  Denn  wann  wird  unser  Kranker  Gelegenheit  haben,  einem 
solchen  Ringkampfe  beizuwohnen? 

Interessant  ist,  daß  er  diese  Ringkämpfe  meidet.    Obwohl  gerade 
in  dieser  Zeit  in  Wien  Damenringkämpfe  ausgefochten  wurden,  blieb  er 
*  zu  Hause,  angeblich  um  nicht  seiner  Paraphilie  ganz  zu  verfallen. 

Wir  wissen  es  besser.  Die  Ringkämpf  er  innen  interessieren  ihn 
gar  nicht.  Es  ist  der  Ringkampf  mit  seinen  Brüdern,  der  Kampf  um 
die  bessere  Stellung  im  Leben,  der  Kampf  um  die  Liebe  der  Mutter 
und  um  die  Liebe  eines  jeden  seiner  Brüder,  der  ihn  permanent  be- 
schäftigt und  zu  jeder   Arbeit  unfähig  macht. 


- 


V. 

Fetischismus  und  Inzest, 

Ein  besonders  wichtiger  Fall  von  Fetischismus  gelangte  in  die 
Beobachtung  von  Dr.  Sigg.  Der  Autor,  der  den  Fall  in  der  Jahres- 
versammlung der  Schweizer  Psychiater  (1914)  vorgetragen  hat,  stellte 
mir  das  noch  nicht  publizierte  Referat  für  dieses  Buch  zur  Verfügung. 
Infolge  des  Krieges  verzögerte  sich  die  Drucklegung  meines  Werkes, 
das  schon  1914  fertiggestellt  war.  Ich  vertiefte  die  einzelnen  Teile  und 
fahndete  nach  neuen  einschlägigen  Fällen.  Die  Arbeit  von  Dr.  Sigg 
wurde  durch  meine  Vermittlung  in  der  Zeitschrift  für  Sexualwissen- 
schaft unter  dem  Titel  „Zur  Kasuistik  des  Fetischismus"  (1915)  mit 
einigen  ergänzenden  Bemerkungen  von  mir  („Ergänzende  Bemerkungen 
zum  Falle  von  Dt.  Sigg",  ibidem)  publiziert.  Ich  bringe  sie  mit  seiner 
Autorisation  an  dieser  Stelle,  da  der  Fal)  ganz  außerordentlich  inter- 
essant und  lehrreich  ist.    Ich  lasse  also  Dr.  Sigg  das  Wort: 

Fall  Nr.  19.  „Mit  4  Jaliron  ist  der  körperlich  gesunde,  intelligente,  jotzt 
30jährige  Patient  zu  den  Eltern  ins  Bett  gegangen;  man  epielte  zusammen. 
Er  habe  sich  die  Muttor  immer  mit  einem  Penis  vorgestellt,  bis  er  durch 
die  kleinere  Schwester  eines  Besseren  belehrt  wurde.  Habe  sich  mehr  an 
die  Mutter  als  an  den  Vater  gehalten,  weil  sie  sanfter  war.  Bis  zum  7.  Jahre 
schlief  er  im  Nebenzimmer  der  Eltern.  Seine  Mutter  habe  er  mit  Vorliebe 
am  Halse  oder  auf  der  Brust  geküßt;  er  habe  auch  gerne  an  seinem  Peni;? 
herumgospielt,  habe  aber  dafür  immer  Schlage  bekommen.  Es  habe  geheißen, 
wenn  er  das  weiter  mache,  so  wachse  er  nicht  mehr.  Als  er  mit  4  Jahre» 
eine  Schwester  bekam,  glaubte  er  noch  an  die  Storchfabel,  im  Gegensatze 
zum  11.  Jahre,  zu  welcher  Zeit  er  bereite  Bexuell  aufgeklärt  war  und  wußte. 
woher  seine  neugeborene  Schwester  stammte.  Erinnert  sieh  nicht,  je  seine 
Eltern  nackt  gesehen  zu  haben.  Obschou  er  eich  Mühe  gegeben,  die  Eltern 
nachta  zu  belauschen,  habe  er  nie  etwas  Besonderes  wahrgenommen.  So  sei 
er  durcli  die  zweite  Schwangerschaft  der  Mutter  (er  war  10  Jalire  alt)  über- 
rascht worden. 

Als  Knabe  war  er  unordentlich,  wasserscheu,  unselbständig,  nicht  spar- 
sam. Einen  sehr  etrengen  Onkel  hat  er  seiner  Schläge  wegen  sehr  (gefürchtet. 
Spielte  mit  4  Jahren  gern  mit  dem  Penis,  schob  ihn  mit  Vorliebe  ganz  ins 
Skrotum  zurück.  Sei  mit  6  Jahren  einem  Mädchen  nachgegangen,  habe  es 
„heiraten"  wollen.  Mit  7  Jahren  war  er  viel  mit  einem  etwas  jüngeren 
Vetter  zusammen,  man  onanierte  nmtuell,  preßte  eich  den  erigierten  Penis 

Stekul,  Slüriingen  d<i  Tri«''-  und  Affuklli.l.Biis.  VII.  6 


g^J^iSJ^  ' 


82 


Ketisrhismuj. 


11 


zwischen  dic!  ObeI■Bche!lk(^l  dos  anderen,  man  spielte  „Vater  und  Mutter''. 
Neben  dieKon  uiuiniBtiödieu  Manipulatiimeu  liaUe  zu  dieser  Zeit  bereits  etwsÄ 
anderes  eine  sexuelle  Lustbetonung,  das  der  Fatient  aber  stets  geheim  hieli. 
„aus  Furcht,  es  könnte  aufkommen-'. 

Mit  Ö  Jahren  gab  er  einem  inneren  Verlangen  nach  den  braunen  Leder- 
handschuhen der  Mutter  nach,  nahm  sie  zu  sich,  preßte  sie  sich  im 
Bette  zwischen  Anus  und  Skrotum  fest  gegen  den 
Damm,  nog  sie  an  und  onanierte  damit.  Die  Tatsache,  daß  sie  gerade  der 
Mutter  gehörten,  boR  keine  ItoUe  gespielt  haben.  Lr  habe  sie  „des  Gefühle.-^ 
wegen  angezogen",  liabe  „ein  angenehmes  Gefühl"  gehabt;  „das  Fühlen 
des  Leders  machte  mir  Freude",  Damit  sei  sicherlieh  etwas  Sinnliches  ver- 
bunden gewesen.  Im  selben  Kasten  fand  er  Gummischläucho  zu  Inügtilureu, 
die  er  entweder  mit  sich,  wie  die  Hundschuhe,  in  der  Tasche  heruintiug  ^'dl^r 
gelegentlich  in  unbewachten  Augenblicken  ebenfalls  gegen  den  Damm  preiste 
oder  den'-Penit;  damit  umwickelte.  Dabei  habeer  einen  „angenehm  tm  Schmerz" 
empfunden.  .  Um  diese  Zeit  begann. er  sich  auch  für  die  llaudsehulie  von 
Mädchen  au  interessieren,,  engagierte  im  Tanzkurse  nur  Mädchen,  die  Glace- 
handschulie  trugen.  Graue  Handschuhe  gefielen  ihm  recht  gut,  während  ihn 
die  .wollenen    der    Lehrerin   absolut   gleichgültig   ließen.     Er    betrieb    dabei 

täglich  ^seihe  Onanie. 

■  .  Im  12.  Jahre  bemerkte  er  die  erste  Kjakulation.  Bald  daraul  bekam 
auch  der  Handschuh  eine  noch  ausgesprochenere  sexuelle  Bedeutung.  Fühlte 
er  das  Leder  der  Handschuhe,  so  kam  es  ku  einer  Erektion,  er  dachte  an 
Mädchen,  die  diese' tragen  könnten;  Koiiusideen  will  er  damit  nicht  ver- 
bunden haben.  Auf  Spaziergänge!)  zählte  er  die  Anzahl  der  gesehenen  Hand- 
eehuhe  Meine  Augen  wa.rCn  wie  sefesselt.'^  Sein  Hauptinteresse  galt  den 
schwarzeh  oder  braunen  Handschuhen.  Seidene  oder  gar  weiße  machten  gar 
keinen  Eindruck  auf  ihn.  Um  die  gleiche  Zeit  kam  es  beim  Raufen  mit 
anderen  Knaben  zur  .Erektion,  auch  beim  Klettern  stemmte  er  sich  mit  v\ol- 

lust  an  den  Baumstamm.  "1,1        1 

ZüHause  gefundene  Guraraisonden  benützte  er,  um  seine  UreUira  Dis 
in  die  Blase  zu  sondieren  und  spürte  dabei  einen  „angenehmen  Schmers  ■. 
Selbstgemachte  Rektumeinlaufe  behielt  er,  wie  auch  den  Urin,  m.jghchst 
lange  Zeit  zurück.  Wie  für  ihn.  das  Berühren  von  Leder  der  Haudschune 
oder  von  Gummieachen  lustbetont  war,  so  roch  er  gerne  an  diesen  Sachen, 
bestreitet  aber,  je  an  seinen  Exkrementen  und  deren  Geruch  ein  Intei-esäc 
gehabt  zu  haben.  Seine  Hauptintention  ging  darauf  hinaus,  möglichst  olt 
mit  Gummi  oder  Leder  in  Kontakt  zu  kommen.  (Irgendwelche  Liebschaften 
pflegte  er  nicht,  er  war  sehr  stolz  darauf,  ein  Knabe  zu  6ein.)_  Mit  \'orliebe 
blieb  er  möglichst  lange  auf  dem  Abort. 

Mit  16  Jahren  bekam  sein  Autoerotismus  schon  weitere  Grfenzcn.  Er 
verwendete  elastische  Bänder  von  Schachteln  dazu,  sie  zusammenzubinden 
und  damit  den  Penis  und  das  Skrotum  zu  umbinden  oder  er  schob  den  Penis 
ine  Skrotum  zurück.  Auch  Schläuche  benutzte  er  dazu.  Mit  der  Zeit  band 
er  diese  Gegenstände  in  ganz  bestimmten  Touren  um  die  Penisi^Tirzel,  das 
Skrotum  oder  um  beides.  Dabei  legte  er  großen  Wert  darauf,,  daß  der 
Damm  gedrückt  wurde.  Aus  diesem  Grunde  befestigte  er  daselbst  über  nuß- 
grolie  Knoten,  um  fortwährend  den  Druck  gegen  das  Perinäum  zu  spüren, 
„ich  hatte  so  immer  etwas  Schmerzen,  aber  es  befriedigte  mich". 

Diese  neben  der  täglich  ausgeführten  Masturbation  betriebenen  Hand- 
lungen hatten  mit  der  Versetzung  in  ein  Knaben insti tut  ein  vorläufige?  Ende. 


FflisciiisinuB  iitul  Ijj:;ost. 


Sit 


HiUe   bei- 

zu  BeLt,  ■"■ill 

geiiioint,    ,,es 


Immerhin   versuchte  er   Ihuidscijuhe  mit  ^ich    ins  Bett  bis   zu   deren   Ent- 
deckung zu   iiL'iiiiiGn.     Dagegen    brachte    er    es    mit    der    H  a  r  ii- 
r c tentiou  so   weit,  daß  schlielilicli   ärztliche 
gezogen    wer  d  c  n     ui  ii  li  t  e.     Piitient  lüg   dii   G   Wochen 
aber   au    einer    Aiii)enili/,itis    gelitten    haben.     Der    Arzt    habe 
komme  von  der  Onanie". 

Vor  der  Abreise  in  d\is  Institut  huL  er  mit  einigen  Kameraden  jiiie 
Dinie  aufgesucht  und  d;i  vAun  ersten  Male  lioiLiert.  Seither  drehten  sich  seine 
i'iiantasien  beim  Onanieren  oit  UJn  die  nonoaigedlillte  lierriedigiing.  Er  ,^ing 
iiuch  Mädchen  nach,  habe  es  aber  bei  unsehnldigen  Liebeleien  bewenden 
lassen.  In  der  Fienide  benutzte  er  dann  seine  Freilieit,  um  den  Handschuhen 
wieder  erneute  AuiiiieiUfsanikeit  xii  sclienken.  Er  machte  Bukanntschaften  niil 
Uainen,  die  braune  oder  schwarze  neue  Handschuhe  tnigen,  verschenkte  solche 
und  verlangte  sie  imch  einiger  Zeit  wieder  zurück.  Beim  Spazieren  war  es 
sein  größtes  Vergnügen,  die  Jlandscluihe  seines  Mädcliens  in  seiner  IJand  zu 
spüren,  er  i'ühlte  sich  sexuell  bei'riedigt  und  erregt.  Ein  Schaufenster 
eines  S  a  n  i  t  a  t  s  g  e  6  c  h  ä  f  t  e  s  war  für  i  ii  n  einer  d  e  r  g  r  ö  ß  t  e  n 
Genüsse.  Er  kaufte  sich  schwarze  Irrigutorenachläuche,  band  sie  sich 
nach  der  früheren  Gewohnlieit  (ourenweise  um  Penis  und  Skrotumwurzel, 
tiiig  sie  bei  sich  in  der  Tasche  oiicr  nahm  sie  ins  Be1t.  Er  iiiiichle  auch  die 
Bekanntschaft  eines  älteren  Herrn:  es  kam  zu  etlichen  mutuellen  Mastui- 
bationcn.    In  seinen   Phantasien  bct^chä ftlgte  ihn  dieser  Herr  noch  oft. 

Nach  Hause  zurücl^gekehrt,  machte  er  in  verschiedenen  Vereinen  :nit. 
war  in  Komitees,  turnte,  epielt«  Theater,  übernahm  Frauenrollen,  trieb  etwas 
Musik,  litt  aber  immci'  unter  seiner  reclit  labilen  Ötinnmnig.  Im  Grunde 
genommen  war  er  menschonscheu,  nie  mit  sich  selber  Kufrieden,  hatte  ölter.s 
Suizid f^erianken.  7,n  Hause  war  er  meist  verslimnit.  Während  er  als  Knabe 
mit  Eiter  Indianergesclnchten  gelesen  hat,  so  interessierte  er  sich  jetzt  immer 
mehr  für  den  Sadismus  des  Mittelalters,  wo  mit  Folterwerkzeugen  gequält 
«uj'de;  er  schati'te  sich  solche  Lektüre  an.  Daneben  kaufte  er  sich  innuer 
reiclilichei-  Gnmmiwaren  ein.  Mit  langen  Scliläuchen  machte  er  Achtertouren 
um  ilül'fen  und  Skrotum,  hängl-e  Präservativs  um,  rollte  eine  Bettflasche  aus 
Gummi  um  Penis  uiul  Skrotum,  stieß  Schliiui'he  in  den  After,  machte  fcich 
große  Einlaufe,  schob  Sonden  in  Nase  und  Obren.  Um  seine  sadistischen 
Gelüste  zu  befriedigen,  suchte  er  mit  Vorliebe  verschiedene  Museen  auf 
und  konnte  sich  von  den  Follerinstrnmenten  fast  nicht  mehr  trennen,  um 
nachher  sie  in  seinen  Phantasien  weiter  zu  gebrauchen,  in  denen  er  sich  selber 
als  Folterobjekt  vorstellte.  Zur  gleichen  Zeit  hatte  er  ein  se->;uoll  normales 
Verhältnis,  bei  dem  er  etliche  Male  in  der  Woche  normaliter  koitierte.  Da- 
durch Rei'  die  Onauie  etwas  znriiekgedrängt  worden.  Er  hatte  da  auch  _ 
weniger  das  Bedürfnis,  seine  Gummisammlung  mit  sieh  herumzutragen.  " 
Er  niachfe  viel  Militärdienst,  ohne  seine  Fetische  mit  sich  zu  nehmen.  Wie 
sein  illegitimes  A'erhältnis  zu  Ende  ging,  nahm  or  wieder  Zuflucht  zu  seiuen 
früheren  Gepflogenheiten,  er  kaufte  sich  immer  mehr  Gummi  ein,  onanierte 
mit  einer  Urinflasche  aus  Gummi,  trug  sie  am  Tage  bei  sich,  indem  er 
Penis  und  Skrotum  in  die  Üflnnng  zwängte  und  so  befriedigt  herumlief.  „Ich 
habe  so  anhaltend  Wollust  empfunden."  Vor  sexueller  Infektion  liatte  er 
große  Angst,  las  viel  über  Syphilis,  will  auch  ans  .liosem  Gnmde  den  nor- 
Tnalen  Verkehr  beschränkt  haben. 

Seine  onanistiseheu  Handlungen  steigerten  eich  von  Jahr  zu  Jahr. 
Dabei  war  es  nicht  sein  Bestreben,  es  zur  Ejakulation  kommen  zu  lassen. 

6*: 


M 


Fetischismus 


fi 


sondern  die  Hauptsache  blieb  immer  die  mit  der  Onanie  verbundene  Phantasie, 
wie  er  reich  sein  werde,  eine  schöne  Zukunft  haben  werde  usw.;  oder  er 
phantasierto  von  Folterungen,  die  man  an  ihm  vollführte.  Er  will  ganze 
Nächte  onaniert  und  dabei  masoehistische  Sachen  gelesen  haben.') 

!  Schließlich  verlobte  er  eich,  hatte  dabei  im  Auge,  für  sein  Geschäft 
eine  geeignete  Kraft  zu  bekommen.  Während  der  beiden  Vcrlobungsjahre 
betrieb  er  seinen  Gummi-  und  HandechuhfetiBehiemus  weiter,  er  ,.wollte  es 
noch  recht  ausnützen".  Der  Braut  gegenüber  wußte  er  seine,  mit  sich  ge- 
führte Gummi sannnlung  zu  vertuschen.  Bald  nach  der  Heirat  erwischte  die 
Frau  seinen  Taschenvorait,  merkte  auch,  daß  es  dci-  Mann  mit  der  Ordnung 
und  Sauberkeit  nicht  genau  nahm.  Seinem  Verlangen  an  sie,  beim  Ausgehen 
immer  Handschuhe  zu  tragen,  widersetzte  sie  eich.  Nach  4  .Jahren  konsultierte 
man  verschiedene  Spezialisten,  die  eine  trübe  Prognose  stellten.  Dabei  litt 
die  Frau  unter  den  vielfachen  Verstimmungen  und  den  vielen  Streitigkeiten, 
die  entstanden,  wenn  sie  den  Mann  bei  seinen  Gummispiclereien  ertappte. 
GcschäftsreisGu  und  Ferien  benutzte  der  Patient,  um  seinem  geheimen  feti- 
schistischen Verlangen  nachzukommen,  oder  anderweitig  zu  verkehren.  Die 
Frau  gebar  drei  Kinder,  von  denen  das  jüngste  schon  im  zweiten  Jahre  durch 
starken  Sexualtrieb  und  „Spielen  am  Gliede  und  Erektionen"  auffiel. 

Die  Hoffnungen,  die  er  sich  einst  gemacht  haben  will,  durch  die  Heirat 
von  seinen  Pervereitiiten  loszukoramen,  erfüllten  eich  keineswegs.    Die  Frau 
befriedigte  ihn  bald  nicht  mehr.    Dabei   int«ressierten  ihn  die  Handschuhe 
mehr  als  je.    In  der  Straßenbahn  nahm  er  mit  Vorliebe  einen  Platz  ein.  wo 
er  alle  Damen  übersehen  konnte.    Auch  in  Theater  oder  Konzerten  schaut.e 
er  nach  den  Handschuhen  aus.    Sieht  er  neue  braune  oder  schwarze  Damen- 
handschuhe, Eo  steigt  gleich  der  Wunsch  in  ihm  auf,  diese  in  seine  Hand  zu 
nehmen   das  Leder  zu  berühren.    Er  meinte,  daß  er  nicht  zu  anderen  Frauen 
gegangen  wäre,  wenn  seine  Frau  die  ihr  oft  zurechtgelegten  Handschuhe  zum 
Spazieren  angezogen  hätte.    Er  drohtß  ihr  daher  oft,  wenn  sie  sich  weigere, 
gehe  er  zu  solchen  Frauen,  von  denen  er  wis.se,  daß  sie  eemem  \\  unwche 
willfahren  würden.    Die  Handschuhe  haben  dermaßen  auf  ihn  gewirkt,  daß 
er  immer  ei^t  die  Augen  habe  reiben  müssen,  um  den  Blick  von  ihnen  ab- 
wenden zu  können.   Gleichzeitig  habe  er  gewünscht,  mit  solchen  Handschuhen 
onanieren   oder   sexuellen   Verkehr   mit   deren    Triigem   pflegen    zu   können. 
Sie  müssen  ganz  straff  anliegen,  es  darf  keine  Falten   geben, 
sie  müssen  absolut  sauber  sein;    defekte  kann  er  nicht  sehen.    Auch  gewohn- 
liehe' Handschuhe  aus  Hirschleder  interessieren  ihn  keineswegs.    Verschenkte 
Handscliuhe,  die  er  wieder  zurückverlangt«  und  sie  gegen  andere  austauschte, 
trug  er  mit  Vorliebe  in  der  Tasche  bei  sich.    Er  schloß  sie  in  das  Innere 
eeiner  Hand,  drückte,  rieb  beständig  daran  herum  und  war  dabei  befriedigt. 
Er  konnte  lange  Zeit  Damen  mit  neuen  schwarzen  Handschuhen  nachgehen 
und  so  seine  beruflichen  Obliegenheiten  ganz  vergessen.    Immer  aber  drückte 
ihn  das  beängstigende  Gefühl,  dabei  von  Bekannten  er^^ischt  zu  werden.    So 
hatte  er  im  Theater  beständig  Angst  vor  seinen  Blicken  auf  Handschuhe. 
Er  zog   sich   zu  Hause  selber  Handschuhe  an,   onanierte   dabei,    aber  v.wr, 
wenn  er  sieh  sicher  fühlte  oder  im  Bett,  wo  er  auf  raffiniert©  Weise  seine 
Frau  zu  täuschen  wußte.    Beim  Grüßen  mußte  er   eich   immer 
erst    die    Hände    reiben,    abwischen,    nachsehen,     ob    ^ie 
trocken    seien.     Der  Frau  gegenüber   machte  ei'    immer   wieder   Ver- 


')  Vide  den  Biichcrauszug. 


lua^d 


PcliEchiGmus  uiid  lu^iCGt, 


85 


eprechungBn,  war  aber  nie  imstande,  sich  seiner  Handlungen  zu  enthalten. 
In  seinen  onaiiistisehen  Phantasien  spielte  seine  Frau  keine  Eollej  er  sah 
sieh  als  reichen  Geschäfteraann,  träumte  von  rapider  Entwicklung  seines 
Geschäftes  usw. 

Bald  begann  er  sich  fiir  sadistische  Literatur  zu  interessieren,  kaufte 
eine  Menge  entsprechender  Bücher  und  vergrößert«  beständig  seine  Fetitich- 
tammlung.  Er  halt«  auch  eine  Maitresse,  die  aber  für  perverse  Betätigungen 
nicht  üu  haben  war.  Beim  Verkehre  mit  seiner  Frau  befriedigte  ihn  immer 
mehr,  was  er  dabei  phant^asicrte.  Er  bcfriedigt4?  üie,  nicht  aber  sich.  Einige 
Male  urinierte  er  ins  Bett.  Auf  seine  außerehelichen  Verliältnisse 
will  er  immer  durch  die  Handschuhe  gekommen  sein.  Er  fühlte  sich,  je  länger 
er  verheiratet  war,  desto  mehr  als  Sklave  seiner  Frau  und  doch  wollte  er 
ihr  nicht  nachgeben.  Die  vielfachen  Zwistigkeitön  und  jene  Momente,  wo 
er  eich  ertappen  ließ,  waren  in  einer  Beziehung  auch  für  ihn  wieder  lust- 
betont.  Er  sah  seine  Frau  am  liebsten  in  Unterklcideni,  liebkoste  sie,  hatte 
auch  nach  dem  Essen  vielfach  das  plötzlieho  Verlangen  zu  sexuellem  Ver- 
kehr. In  seinen  onanistischen  Phantasien  stellte  er  sich  oft  vor,  als  werde 
er  von  ilir  gestraft  und  geprügelt.  Und  doch  litt  er  wieder  sehr  unter  den 
Streitigkeiten  mit  der  Frau,  auf  die  er  sehr  eifereüchiig  war.  Er  hatte  immer 
Angst,  sie  suche  sich  einen  Ersatz,  da  sie  ihm  gegenüber  öfters  ihre  vielen 
Bewerber  rühmte.  In  seinen  suizidalen  Vorstimmungen  habe  er  nie  an  einen 
Sriijstraord  denken  können,  ohne  den  Vorsatz,  vorher  seine  Frau  zu  töten, 
damit  sie  sich  nicht  noch  einmal  verlieiraten  könne.  Zu  außerehelichem  Ver- 
kehre paßten,  sofern  keine  perversen  Züge  ihn  anzogen,  magere  schlanke 
Gestalten,  nicht  aber  Weiber  von  männlichem  Habitue. 

Ging  er  auf  Reisen,  so  schickte  er  im  Verborgenen  immer  seine  Fetisih- 
eiiinmlung  voraus  und  freute  sich  kindlich  auf  die  Nacht,  wo  er  ungestört 
6ich  selber  leben  konnte.  Es  war  eine  große  K-a  r  to  ns  eh  a  eh  tel 
mit:  Magen  son  den.  I  r  r  i  g  a  t  o  r  en  s  chl  ä  u  ch  en,  Gummi- 
flaschen, langen  schwarzen  Strümpfen,  Badehauben, 
Eisbeutel,  Präservativs  und  einigen  Dutzend  An- 
sätzen zu  Pravaz spritzen,  ferner  fanden  sich  da  Ledei- 
schürzen,  ein  mit  Leder  gefüttertes  Korsett  (selbst 
angefertigt),  Ledergamaschen,  cino  Ledermaske  über 
den  Kopf  mit  Öffnungen  für  Augen,  Nase  und  Mund, 
Lederärmel,  die  von  der  Schulter  bis  zu  den  Fingern 
reichten,  und  s  c  h  w  a  i-  z  e  L  o  d  e  r  li  a  n  d  s  c  h  u  li  e  sowie  eine 
Menge  geBamra elter  Handschuhe  und  kleiner  Gumnii- 
ai'tikel,  die  er  sich  auch  unter  das  Kissen  legte.  Patient 
eagt  selber,  er  habe  immer  cjncn  möglichst  engen  Kontakt  mit  dem  Lcder 
gesucht  und  zwar  habe  alles  möglichst  fest  auf  der  Haut  aufsitzen  müssen. 
Patient' war  ein  loidenschaftüchcr  Raucher,  kein  eigentlicher  Trinker.  Immer 
epricht  er  vom  Damme  als  seine  am  meisten  liistbctonte  Gegend  am  ganzen 
Körper  Bevor  er  eich  in  seine  Lederklcidung  stürzte,  die  er  eich  aus  feinstem 
Handechuhleder  selber  verfertigt  hat,  preßte  er  mit  Schläuchen  zusammen- 

Damm,   legte   Schläuche  und  elastische 


gerollte   Handschuhe   gegen   semen  -       .    ,        o 

Binden  um  Hüften  und  Genitalien.  Er  bevorzugte  den  Gummi  zwischen  den 
Beinen  da  dieser  waschbar  i,st„  wechselte  überhaupt  seine  Utensilien  ölters, 
um  immer  am  Neuen  dort  wieder  gleiche  Befriedigung  zu  haben.  Die  mit 
warmem  Wasser  gefüllte  Gummiblase  legte  er  sich  an  den  After,  band 
eich  die  Füße  zusammen.    Alles  am  Körper  mußte  straff  anliegen, 


m 


86 


Felisciiismiis. 


IM. 


il :  I' 


wüKu  eine  Monge  Uiemen  Iwiiutzt  wurden.  Schließlich  bedurfte  ei-,  um  vöüig 
berriedigt  zu  sein,  einer  stundenlang  anduucnidcii  Onanie  oline  lijitkulation 
deren  ungesunden  Einiluß  ci-  immer  fürchtete.  Als  Lektüre  dienten  ihm 
dabei  meist  „les  üaiits  de  l'Idole-  oder  ähnliche  pausende  ininderweidige 
Komane.  Wenn  möglich,  stellte  er  vis-k-vis  soinom  Bette  einen  Spiegel  -ml 
um  sieh  darin  betrachten  -m  können.  lir  meint  selber,  der  Gummi  habeVür 
liin  mehr  sensible,  das  Leder  optische  Bedeutung  gehabt.  In  hicU  sagte 
ilim  die  Ansicht  von  Lcder  und  Haut  am  meisten  zu 

Tagfiiber  legte  er  sieh  Schlauchansätze  in  den  Aller  und  ging  .0  herum. 
Ion  Penis  huilte  er  mit  Vorliebe  in  Präservativs  und  hielt  den  Urm  möglichst 
lange  Zeit  zurück.   An  das  Orihcium  urethrae  brachte  er  Hpntzen  «nt  Oliven, 
J.re  itti  Wasser  bis  11,  d,e  Blase,  nachdem  er  sich  vorher  mit  bloßen  UretiLral- 
spulnngen  begnügt  hatte.    Seinen  Penis  drückt«  er  mit  Vorliebe  gegen  harte 
..egeustandc  oder  klemiiite  ihn  ein.   Die  Erektion  beim  matrimoniellen  Koitus 
blieb  nur  bestehen,  wenn  er  beständig  in  die  Dammgegend  gezwickt  wurde 
Zu  eine,-  Ljaen  atio  praecox  ,st  es  nie  gekommen.    Seine  passive  und  auch 
etwas  aktive  Algolagnie  wnrde  durch   den  Verkehr  mit  einer  gleichermaßen 
.erver-sen  Frau  sehr  unterstutzt.    Immerhin  behielt  seine  Passivität  die  Ober- 
liand.    hr  ließ  sich  fast  blutig  schlagen,  ireute  sich  nach  dem  Schlafen   m 
dem    „warmen    Gefühle-,   das   er   mit   einer   Bekleidung   mit   wannen "noseo 
verglich.     Lr    ließ    sich    ,«    Kreuzstellung    mit    nach    0  b  e  ■. 
gewendetem  Rucken  aufs  Bett  schnallen.    Bei  der  Geifie 
lung  SCI   es   zu   keiner   Erektion    gekommen,    „ich    ließ    mi^h 
Kchlageo    wcd  SIC  Freude  daran  hatte".    Nachher  wurde  die  gleiche  Piozednr 
an  der  Dirne  gemacht  und  beim  Schlagen  etwelche  Wollust  empfunden     Sie 
stachen  s.ch  gegenseitig  gegen  20  Nadeln  in  Gesäß  und  i:)t3er.schenkoI    froiaen 
s.ch,  wenn  es  zu  heltigen  Blutungen  kam.    Allein  fesselte  er  sich  aucL  L 
K-l.^  dann  in  seiner- Phantasie  alle  n>öglichen   Prozeduren,  wie  Kaitwa^se. 
di   che,   bei   der  genngsfen   Bewegung   in   Funktion   treten,     Ey   ^.imtXu 
.eiber   ni.t  seinen    Magensonden    über   Pückeii,   Gesäß    und   ObeAciienl  elL 

^ach     diesen     &e  1  bs  tgoi  ß  e  1  un  g  c  n     betrachtete     er     sich 
ir'wtü-g,'"   -  SP-g^l-    Seine  Petischistin  habe  er  daberoft  bei- 

schtießlieh  t""'  '"^T"  ■^'■^"  ™tf™idete  er  sich  immer  mehr.   Er  wurde 
M^hließl  cti   ihr  gegenüber  impotent,  simulierte  Befriedigung    bis  ihn  die    lus- 

wa?"^!  :.?:,"?  ""'t  f  °  ?^^^  "^"^  Fetisch-Onanh.  nthrme         ögS 

lniU4       1  ieh,  I"^^'  Beobachtung  seitens  der  Fran  mußte  er  seine  au(,^er- 

L  d   t    h<^r^^^^^^^^^^^^       a-ifgeben.    Um  so  meiir  war  er  an   die  Gummi-   und 

LedLi  sacht  n    geiesse  t,    konnte   nicht   mehr    ohne   sie   existieren     er   kaoselte 

r  rHei^'p^iirS^t.^^'"  -'-  ^^--''^^^--^  «eiSs^G^Sn;: 

Wegen    der   Nachstellungen    seitens    seiner    Frau    versteckte    er   .einen 
Vorrat  in  seinem  nahegelegenen  Landhause,  trieb  sich  dort   als  Um    diS 

.sich  immei  mit  Leichtigkeit  alles  deeaen  enthalten 
was  Ihn  im  privaten  geheimen  Leben  f  ess  el  te  Dago'  n 
M'uJite  er  immer  Damenbekanntschaften  zu  machen,  diese  mit  seLm  Hlrd 


^ 


FettBchisinus  imd'  Inzest. 


87 


fichnh  H.,sch,s,nu,s  zu  tegriinden.  (Mit  Vorliebe  suh  or  auch  Vi,.],  .dikcliten  1 
rroizdom  er  emle.den.chafaiche,-  Raucher  war,  benutzt.-  er  Je  ei  f  W 
ansal.  ar  mod,U>  .  ui  zwischen  deu  Zähueu  „icht  leide«,  er  hatt«  auch  sehi 
Urg„ugc.n  daran,  dio  Zigarren  auf  uun,erkliche  Weise  z«  k^t^  n  An  den 
Bio  .t.lteu  dagegen  w,]i  er  nie  gekaut  haben.   Hatte  er  tagsüber  keine  Gmnm" 

lejj  seine.  Hemdes  dermaßen  an   den  Damm  leeen    daß  er 
1  TZ     "'"'"     ''K  Q--Pl-n<asieu   wurden   immer  w,  htfg  ,  'rir'  du. 
bkl.ne    bn.lalettT   EuigrilTe,    er   sah    sidi    am   liebstem     an     den     Püßeu 

m tn    «-L.     ^^^'^^'"^f  ^'  ^°"  ^"^^  ^««^h  eine  gewisse  Freude  daran   gehabt 

dim>.  .Sicbertappenlassen"  eine  eminente  Holle.  Kr  war  oft 
suilochlor  Lanne.  verkehrte  immer  weniger  in  Gesellschaft,  litt  imter  dem 
steU'ii  uuiuotivierten  Stimumngs Wechsel.  Nach  seinen  Exzessen  war  er  be- 
sonders emiJÜndlich.  konnte  wegen  geschäftlichen  Kleinigkeiten  fcagelanR 
nichts  mehr  reden.  Irgendwelche  Neigung  zu  Männern  will  er  eeit  seiner 
Jugend  nie  mehr  gehabt  liaben. 

Der  körperlich  völlig  gesunde,  ^ehr  intelligente  Mann  im  mittleren 
Alte,'  könnt«  s,ch  unter  Sedobrolbeh.ndlung  mit  wenigen  Ausnahmen  sehr 
Sd.  'l^d.^rrT"  "'^^''^''"■.  P^'^-'-S«"   l''«""te  er   im  Gespräch   nie  seine 

vern     h        ^  'f"^™"\f:f*^  ''"  ''^'^  ^^"  Cxenitalien.    Sein  Äußeres 

^ernachhi.s  gtc  er  anfangs  autfallend,  war  aber  im  Verkehr  völlig  ungehemmt 
nrnsizim-t*,  tanzte    mimt.rto  andere  Patienten  auf  und   wurde  .schlief  ein 

anSTn  ?''"■■     '"  T™  ^^^^^""'   '™*^'  «'•  nichts  mir    ha  ^ 

anfang.  i  uhe,  sen,  Interesse  von  den  Handschuhen  abzulenlam.    Sein;  Lieb- 

ingebeschattigung  bestand  in  der  Korbschnitzerei,   in  der  er  erfolgreich  ar^ 
be,l^te.    Von  Tgendwehdien  schizophrenen  Sympton.en  war  nie  etwas  zu  b^ 
merken      er  war   aber  .m   Introvertierter.     Seine   freien   affektativen   Reak- 
tionen  holen   semer  Lmgebung  immer  sehr  auf.    Er  verfügte  über  eine  -m- 
halunide    Initiative   zur    Unterhaltung.     Er    wünscht«   sehr   sein    Leiden    los- 
zuwerden, mußte  aber  leider  allzu  Iwild  wieder  des  Geschäftes  wegen  zunivk 
nachdem  man  vorher  seinen  giuizon  Fotischvorrat  und  eine  aus  zirka  fünfzig 
iJüchein   perversen   Inhaltes   bestehende  Bibliothek  entfernt  hatt«.     Zu  einer 
KohabitatJon  mit  seiner  Frau  kam  es  zuerst  nicht.    Infolge  seiner  Launen- 
haftigkeit gab  es  anfangs  imhaltbare  Zustände  zu  Hause.    Ich  fürchtete  ein 
Kezidiv,  bis  er  mich  plötzlich  aufriuHite,  mir  die  Ei'huibni,'^  zur  wissenschaft- 
lichen Verwertung  des  Falles  ei-ieilte.    Er  lebe  glücklich  mit  seiner  Frau  ni- 
sanunen,   vorkehre  normal   imd   befriedigt  sich    dabei,   arbeite   mit  großem 
Eifer  in  seinem  Gescliäfte.    Selten  könne  er  dem  Onaniedrang  nicht  wider- 
stehen und  müsse  noch  einen  Handseliuh  in  der  Tasciie  tragen.    Irgendwelche 
weitere  Fetische  habe  er  nie  benutzt. 

Wir  haben  einen  Menschen  vor  uns,  der  von  Jugend  auf  immer  onanierte. 
Auf  der  Onanie  hat  sich  seine  ganze  Perversität  aufgebaut.  Sie  wurde  durch 
die  fetischistischen,  masochietischen  und  sadistischen  Triebe  noch  e\tra  lust- 
betont, in  ihr  gipfelte  aber  je  länger  je  mehr  seine  ganze  Sexualität.  Stelcel 
hat  wohl  recht,  wenn  er  den  früh  infantilen  Erinnerungen  nicht  allz«  großen 
Glauben  schenkt.  Es  können  nach ti'ä gliche  Produkte  sein.  Als  grundlegendes 
Moment  finden  wir  beim  Patienten  mit  9  Jaliren  ein  großes  Interesse  an 
"den   Handschuhen   der  Mutter,  die  er  gleich   zum   Petißch   machte,  sie  gegen 


f 


88 


Feiiscbismus, 


euine  Genitalien  prelJte,  damit  onanierte  oder  sie  bei  sich  trug.  Was  aber 
die  direkte  Ursache  dieser  ereteii  perversen  liichtung  war,  darüber  konnte 
keine  Klarheit  erhalten  werden.    Ob   die   Tatfiache,   daß   dies»  Handechuhe 
der  Mutter  braun  waren,  nun  dazu  geführt  haben,  den  späteren  FetieehismuB        ' 
für  Handschuhe  auch  auf  die  braune  Farbe  zuzuschneiden,  weiß  man  nicht,    p 
Es  wäre  möglich,  entbehrt  aber  des  Beweises.    Von  Interesse  ist,  daß  dieser  ■ 
Handschuh  außer  am  Penis  noch  am  Damme  die  größte  sexuelle  Lust  er- 
zeugt© und  daß  dieser  primäre  autoerotieche  Ort  für  das  ganze  spätere  iier- 
vere©  Leben  des  Patienten   immer  die   gleiche  gi'oßo   Bedeutun;;   beibehalten 
hat.   Das  Leder  machte  in  Jener  Gegend  mit  der  Zeit  aus  Reinlieh koits-  und 
Billigkeitsgründon  dem  Gummi   Platz.    An  stelle  des  früher  bloßen  Hand- 
schuhknäuelß  kam  es  zu  immer  komplizierteren  Applikationen,  die  alle  auf 
den  „angenehmen  Druck"  gegen   den  Damm  hinausgingen    (Koitus- 
phantasien).   Er  wünschte  sich  seinen  „angenehmen  Schmerz"  und  war  damit 
befriedigt.    Von  einfachen  Touren  um  Skrotum  und  Penis  schritt  er  zu  kom- 
plizierteren Dreiertouren,  schließlich  wickelte  er  in  Achtertouren  Hüften  und 
Genitalien  ein.    Damit  dehnte  er  seine  erogene  Zone  schon  bedeutend  nach 
oben  aus.    Immer  richtete  er  die  Tendenz  auf  eine  möglichst  intensive  Be- 
rührung des  Leders  mit  der  Haut.   Diese  Erotik  fand  auch  auf  alle  irgendwie 
zugänglichen  Schleimhäute  ihre  Ausdehnung.    Es  kam  zu  Sondierungen  der 
Urethra  und  zu  Blasentipülungen,  zum  Einkeilen  von  Gegenständen   in  den 
After  und  zu  großen  Rektaleinläuten,  zu  Nasen-  und  Magenspülungen  und 
zum  Verstopfen  der  Ohren  mit  Gummi.    Schließlieh  mußte  die  ganze  Ilaut- 
oberfläche  den  Fetisch  spüren.  Mit  Korsetts,  Gamaschen  und  Binden  kapselte 
er  eich  förmlich  in  Leder  ein  und  fand  in  dieser  Zwangslage  seine  Befriedi- 
gung resp.  die  günstige  Vorbereitung  zur  genußreichen  Onanie.    Dieser  liaut- 
fetisch  mußte  die  Beschaffenheit  seines  ursprünglichen  Sexualfetisch  h;)beu. 
welch  letzterer  sein  ganzes  perverses  Leben  dirigiert  hat.    Vom  HanAscliuh 
verlangte  er,  der  sein  Äußeres  je  länger  je  mehr  vernachlässigte,  peinli.-he 
Sauberkeit,   desgleichen    von   seinen   übrigen    Utensilien.    Die  Lust  war   im 
Fetisch   am  größten,  wenn  er  einschnürte,  ein   Verlangen,   das  schon   beim 
Handschuh  existiert  hat.    Das  Gezwungene,   Gepreßte,   Einschnürende  gehi 
durch  die  ganze  Pci-vereilät  hindurch.   Der  Zwang  erhöhte  den  fetischistischen 
Genuß.    Nur  zu  Zeiten,  in  denen  er  aus  äußeren  Gründen  dieser  Zwangiust 
nicht  nachkommen  konnte,  genügte  ihm  der  unsichtbare  Kontakt  mit  dem 
Fetisch  in  Taschen  oder  unter  den  Kleidern. 

Neben  dieser  fetischistischen  Richtung  hat  sich  aber  seine  normale 
Sexualität  ungehemmt  entwickelt.  Schon  mit  17  Jahren  kam  es  zum  ersten 
Koitus  und  seither  während  vieler  Jahre  recht  reichlich.  \\'enn  Patient  be- 
hauptet, daß  bei  seiner  Verlobung,  die  auf  einem  Balle  stattfand,  die  Hand- 
schuhe auch  ihre  RoUe  gespielt  haben,  so  war  jedenfalls  doch  die  Tendenz-, 
bewußt  und  unbewußt.  Aussehlag  gebend,  eine  wackere  Stütze  im  Geschäfte 
zu  finden,  um  sieh  um  so  eher  seiner  Perversität  widmen  zu  können  und  um 
eich  um  so  weniger  um  seine  beruflichen  Pflichten  bemühen  zu  müssen,  "b- 
schon  während  der  Verlobungszeit  seine  abnorme  Triebriclitung  auffiel,  so 
kam  es  doch  zur  Heirat,  d.  h.  zur  Sicherung  des  Geschäfteinteresses.  Soweit 
wußte  Patient  doch  sicherlich  seine  Lage  zu  überblicken,  daß  er  es  mit 
seinem  Wunsche,  eich  noch  vor  der  Heirat  ausleben  zu  wollen,  nicht  ernst 
meinte.  Die  außerehelichen  Beziehungen  blieben  auch  nach  der  Heirat  be- 
stehen, wurden  sogar  zum  Ersätze  der  eheliehen  sexuellen  Gemeinschaft,  die 
jede  Fetisehbeimisehnng,  soweit  man  sie  nicht  noch  als  normale  betrachien 


FetiEchismuB  nnd  Inaeet. 


89 


kann,  unmöglich  machte.  Mit  der  Zunahme  der  maeochisüschen  und  sadieti- 
ßchen  Beigaben  einerseite  rückte  er  andrerseits  immer  weiter  vom  eigenen 
Weibe  ab.  Seine  berufliche  Minderwerügkeit  wurde  von  der  Frau  zur  ge- 
nüge kompensiert.  Die  Frau  veröchaflte  ihm  dadurch  erst  recht  die  fae- 
k'Snheit  zu  seiner  perversen  Freiheit.  Sein  Verliält^is  mit  einer  Fetischiatin 
bildet*  um  mit  dem  Patienten  zu  reden,  den  Glanzpunkt  seines  perversen 
Trieblebens.  Strenge  und  unaufluiltsame  Drohungen  seiteuB  der  eigenen 
Frau  sowie  Angst  vor  öffentlicher  Bloßstellung  zwangen  schließlich  den 
i'atieuteu,  wieder  Autoerotiker  zu  werden.  Gleich  zeiti  g_  w  u  r  de  er 
auch  impotent.  Es  resultierte  schließlich  jene  eigenartig  autietisch- 
perverse  Selbstbefriedigung,  wie  sie  kaum  noch  weiter  ausgebaut  werden  kann. 
Jland  in  Hand  mit  der  Zunahme  der  Impotenz  stieg  seine  Eifersucht  gegen- 
über seiner  Frau.  Nach  der  Entfremdung  von  seiner  Frau  genügte  ihm  noch 
einige  Zeit  eine  andere  mit  perverser  Veranlagung,  bis  er  endlich  da  anlangte, 
wo   ihm  der  Fetisch  das  Weib   völlig  zu   ersetzen  schien. 

Überblicken  wir  diese  allmähliche  Entwicklung  dieser  abnonnen  Sexua- 
lität ihr  Überwuchern  über  die  nonnalen  Triebe,  so  sieht  man  dcmi  doch  im 
Z-en  eine  Zwangeneurose  im  vollsten  Sinne  des  Wortes.  Wir  haben  es 
wie  es  äiet«!  trefflich  sagt,  mit  einer  ^^ '^J!  ^,  ^ " '"„  ^*: "' 
Weibe  zu  tun.  Es  ist  ziemlich  sicher,  daß  auch  im  Falle,  daß  seine 
Frau  eeiner   Perversität   entgegengekommen   wäre,   sie  nicht  auf   die   Dauer 

hätte  genügen  können.  ,    ,    ,  .  ,-    i 

Mit  dem  von  Abraham  veröffentlichten  korsettfctiechiemu^  bilden  wu 
hier  eine  Menge  Übereinstimmungen.  „Meine  Augen  wurden  wie  von  magischer 
Gewalt  auf  weibliche  Schuhe  gezogen,  .  .  .  ein  uneleganter  Schuh  stoßt  mich 
ab  und  flöllt  mir  Abscheu  ein"  sagt  Abrahams  Patient.  W'ir  brauchen  statt 
der  Schuhe  die  Handschuhe  einzusetzen,  so  stimmt  der  Ausspruch  wörtlich 
auf   unseren    Patienten.     Auch   spielte   im    HandschühfctiMhlBillus   stets   der 
Gedanke  eine  große  Rolle,  wie  die  Hand  in  dem  eng  anliegciidcri  Handschuh 
zusammengepreßt  werde.   Das  Interesse  für  der  Mutter  Korsett  hatte  Patient 
ebenfalls  mit  lb-18  .Jahren,  er  zog  es  sich  eUiche  Male  im  geheimen  an 
und  fühlte  sich  wohl  dai-in.    Seine  perversen  Neigungen  waren  gegenüber 
seiner   Umgebung   immer  ein   strenges   Geheimnis     If  '   f  JSr 
Sfecho  Traumata  konnten  auch  nicht  aufgefunden  werden^  Im  Interesse  fu 
der  Mutter  Handschuhe  sk-ckte   schon    die    Perversion,    dagegen   differe 
imeer  Fall  insofern  von  dem  Abrahams,  als  hier  die  nomale  Sexualität  rocht 
früh  zur  Geltung  kam.   Die  Regression  zum  Autoerotismus  erfolg  erst  v  el 
ITw     Eine    Zeitlang   war  sein  Sexualziel   vorläuhg   auf  die  Handschuhe 
TSi  sein  sexuelles  Verlangen  ging   nicht  über  das  Betrachten   respBe- 
mSu  von  Handschuhen  hinaus.    Seine  Schaulust  war  ,n  dieser  Beziehung 
^eauße  ordentliche,    übereinstimmend  finden  wir  m  beiden  FaUen  eine^ 
eine   *^/**'"™  .        Ablehnung"    bei    unpassender    Form    oder   Farbe   des 

Seite  die  'J'^^^*^,':'^.  i^'^r  Johe  anspruchsvolle  Anfordei-ung  an  ilin.  Da- 
^''      k^f  Z  dteToprophile  R^^^  nicht  aber  die  Kastrat ionsphauta- 

gegen  fehl  ihm  '^ «  •^°P™P'''  ^^-^^^  Genit,ale  und  träumte  vielfach  von 
eien.  Er  reute  f'^^^"f  ^J.^'^/^ , äderen  bewundert  werde.  Zu  betonen 
dessen  Große  und  lavo"-  ^^«  ^^J^^  ^„^  g,„,ehte  Einlaufe  zurückzuhalten. 

let  auch  seine  Lust,  die  ^^'''^^'"'"'lih.tfesselunßen  mitspielte,  war  nicht  aus 
Ob  diese  gleiche  Tendenz  bei  den  Selb  W^^  ^^_^^^^  ^^_.^^_ 

■    dem  Patienten  1^?^^"^™^"^^  jÄen  „^  eine  Einrichtung  zu  phan- 

Sfe™:^Äl?3r^er,;dr^^^^^^  ^^t  einer  kalten  Dusche 


^ 


FeliKchismusi 


:1: 


besLiahlt  würde,  falls  er  sich  rege.  Ich  geti-aue  mich  aber  nicht,  diese  Phaii- 
tasic  mit  seiner  Lust  der  Zurückhaltung  der  Exkremente- zusiiinnienzubrinKon. 
Eine  bedeutende  lioile  spielte  auch  hier  die  Einklemmung  der  Gcnitaiien, 
diese  starke  Betonung  der  Aiialzoae.  In  seinen  Träumen  war  das  Wasser 
auch  ein  immer  wiederkehrendes  Sj-mbol. 

Unser  Patient  muß  schon  in  früher  Zeit  von  einer  besonderen  psycho- 
logischen Entwicklung  gewesen  sein,  wie  die  Handschuhe  in  seine  Sexualität 
eingriffen.    Vielen  anderen  Kindern  begegnet  das  Gleiche,  ohne  daß  sie  da- 
durch sexuell  verändert  werden.   Für  andere  bedeuten  die  Handschuhe  einlach 
etwas  anderes  als  es  für  den  Patienten  bedeutet  hat.    Er  knüpfte  au  diesen 
ersten  Fetisch  eine  sexuelle  Betätigung  in  einer  ganz  bestimmten  erogenen 
Kone.    Neben   dieser  Perversität    entwickelte    sich  die    normale  Sexualitüt 
richtig.    Erst  nach   der  ehelichen   und   illegitimen   Sexualperiode  kam   es   zu 
einer  i-aschen  Steigerung  der  perversen  und  zu  einem  raschen  Abflauen  des 
Miinri(ilen    Sexualtriebes,     Er    ist    auf   Keine    früheren    autoelotischen    Hand- 
lungen   zurückgegangen,    hat  aber   diese  seiner   intellektuellen    Entwicklung 
gemäß  entsprechend  ausgearbeitet.   Die  Libido  fand  je  länger  je  mehr  homo- 
seNUollc  Betätigungen.    Seine  Sexualität  war  nie  eine  rein  nürmale.    Aus  der 
infantilen  Zeit  hat  er  die  Onanie  mit  sieh  genommen,  sie  nicht  abstreifen 
können,   wie  es  der  Normale  tut.    Jung  sagt:   „E«  gehört   zum  Begriffe  der 
normalen  Sexualität,  daß  alle  früh  infantilen  an  und  für  sieh  nicht  sexuellen 
Neigungen  möglichst  von  ihr  abgestreift  werden.    Je  weniger  dies  der  Fall 
ist,  desto   perverser  droht  die  Sexualität  zu  werden.    Die  Grundbedingung 
der  Perversität  ist  ein  infantiler,  mangelhaft  entwickelter  Zustand  der  Sexua- 
lität." Ev  erblickt  in  der  Perversität  ein  Zerstörungsprodukt  der  ausgebildelen 
Soxualit4it  und  nicht  wie  Freud  eine  Vorstufe  der  Sexualität.    Den  Beweis 
dafür  liefert  unser  Fall.    Die  normale  Sexualität  war  da,  zerfiel  aber  wieder 
zu   perversen    Neigungen,    die    von    neuem    Ubidinös    besetzt    wurden.     Und 
zwar  war  es  die  übertriebene,  durch  die  Perversität  bedingte   und  an  sie 
geknüpfte  Phantasietätigkeit,  für  welche  fast  die  gesamte  Libido  aufgebracht 
■wurde,  anstatt  zur  entepreclionden  Realanwendung  (Jung),    fn  dieser  phan- 
tastischen Auwendnngswcise  blieb  sie  stecken  und  kam  in  meine  Behandhmg- 
Der  Erfolg  meiner  analytischen  Behandlung  ist  nun  der,  daß  der  Maim, 
der  der  eigenen  Frau  gegenüber  völlig  fremd  und  impotent  gewesen  ist,  wieder 
normalitcr  mit  ihr  verkehrt,  arbeitsfreudig  ist  und  keine  Perversitäten  mehr 
betreibt.    Schon  die  bloße  analytische  kathartische  Erfor.>ichuiig  seiner  Per- 
versität und  die  dadurch  gewonnene  Übertragung  haben  zu  einem  annehm- 
baren Ziele  geführt,  trotzdem  die  Analyse  des  Unbewißten  fehlt.    Ob  der 
Erfolg  daher  von  Dauer  sein  wird,  weiß  ich  nicht,  aber  eine  Reihe  Spezialisten 
haben  vor  -Tahren  die  Prognose  dermaßen  ungünstig  gestellt,  daß   Patient 
keine  Behandlung  gewagt  hat,  bis  ihn  die  Not  dazu  zwang.    Die  gründliche 
Aussprache  über  die  Perversität  riß  den  Patienten  aus  seiner  Isolierung  heraus, 
welche  die  Perversität  an  sich  bisher  so  lusUjetont  gestaltet  hat  und  die  ihm 
wie  jedem  Perversen  so  wertvoll  gewesen.   Er  hat  seine  Phantasien  auf  mich 
übertragen,  sein  größtes  Geheimnis  preisgegeben,  das  ihn  schon  mit  13  Jahren 
gefesselt  hat.    Dadurch  verlor  er  die  Lust  an  der  Perversität,  die  er  immer 
ge^heim  und  still  betrieben  hat.    Einen  Teil  der  Libido  hat  er  außer- 
dem auf  seine  Frau  und  seinen  Beruf  übertragen,  auf  reale  Objekte,  statt  wie 
bisTier  auf  seine  Phantasien.    Die  Libido  ist  aus  der  Perversität  in  nonnale 
Bahnen  zurückgekehrt,  und  falls  nicht  für  dauernd,  einzig  deshalb,  weil  der 
Pntient  weder  sein  Unbewußtsein  kennen  gelernt,  noch  weil 'diese  Ei'kehhuns 


V 


~n1i 


l^'efischismns  und  Inzest. 


91 


in(;ht    mit.    seiiifi'    Zukinil'L    konstruktiv    in    Üljereinstimmutig    hat    gebracht 
werden  ktiunen. 

Dil'  intprt\:!,^iLiift'   lOntwii-kliiug  dioses  FuUfs  von   Perversität  hat  mich 
KU  i'iiii^r  aiLsiiihrlicheu   Dearlieitung  voranlalH." 

Literatur  dte  Patienten: 

1.  Die  Miiclit  iJcr  liiili;  und  die  Matiit  der  Frauen-  2.  Qualvollo  Stunden-  3.  Die 
Peitsche  iils  htKlca  EraiehungsmilteJ.  4.  Der  Sklave  «einer  Sklüvin.  5.  Die  Prügelauelit 
in  der  Poneion.  6.  Die  Sei bstbewah rang  (84.  Auil.)-  '■  TJie  Zuchtrut-e  von  Tante  Anna;  ■ 
von  Else  Romberg.  8.  Sexuelle  Irnvcee;  von  Sleingieescr.  9.  Die  Folter  in  der  deutschen 
li.rlitspilese  sonst  und  jctat.  1(1.  Diu  Leibes-  und  Lebenw^trafen.  11.  Veiiiis  im  Pel»: 
ven  L.  V,  Siicher-Maaoeh.  12.  Im  Eausche  der  Sinne.  13.  Unter  "Ktrenger  lland. 
14.  Klostfrsitten  u\]d  Nonnendisziplin.  15.  Grausame  Frauen;  von  L.  v.  Saeher-Masoch. 
l(i.  Arzfljelie  Unlersueliungen  und  Seliam-  und  SittliehkiitBgefühl  dts  weiblichen  Qe- 
M-Iiledit«.  17.  En  1592:  Le  tour  d'curope  d'iin  FlnRellant.  IS.  La  eeinturo  de  ehsKtcte 
■de  Casanova.  19.  Le  eliätcuu  du  fouot.  20.  En  Louisiana  21.  Lee  grands  niarches 
d'e:^duve6.  aä.  Uontes  PaiUardri.  23.  Le  Journal  d'une  flagell^c.  24.  L'eselavc  gantee. 
2,',.  Souvenirs  cuisants.  26.  Lcs  millo  et  une  nuits.  27.  Le  jaidin  des  Kupplices.  28.  La 
divtno  Miirt|uise.  2!!,  Les  deaequilibrees  de  l'amour;  L'abbe  Eeuniilleur.  ;10.  L'ineeste 
perverse.  31.  Le  fouet  au  nioyen  age.  33.  Memoire^  d'une  fouetee,  33.  Le  trioniphe 
du  fouet.  34.  Kos  bollcs  tlagollanfes.  35.  La  pbilosophio  du  ■  fouet.  3fi.  La  t*rreur  du 
fouet.  37.  L'ecok  du  fouet.  3ö.  Vicrgee  fouett^es.  30.  La  rovanche  du  marinon,  40.  Lg 
Pensionat,  du  fouet.    41.  Les  huiniliations  de  Mies  Magde.  usw.  usw. 

idi  lasse  nun  meine  „Ergänzenden  Bemerkungen  zum  Falle  von 
Ik.tiigg''  folgen: 

Den  genauen  Kenner  des  echten  Fetischismuß  worden  Fälle  wie 
der  vörhergeliende  niutit  übcrrasdien.  riic  sind  gar  nicht  so  selten,  als 
deren  Entdecker  meinen  und  als  es  sich  die  Kranken  einbilden.  Aber 
sie  kommen  selten  zur  Keimtnis  der  .^rzte,  weil  das  Geheimnis  der 
Absonderlichkeit  eines  der  psychischen  Momente  darstellt,  welche  der 
Krankheit  Rei/,  und  Werl  verleihen.  Auch  der  Patient  des  Kollegen 
tim  verlor  die  Freude  an  seinem  Fetischismus,  als  er  sein  lange  ge- 
hütetes Geheimnis  aller  Welt  preisgab. 

Es  gehört  zur  Charakteristik  dieser  Foiischisten,  daß  sie  sieh  ein- 
bilden der  „Einzige"  zu  sein,  der  an  einer  solchen  Porversion  leide. 
Das  erzeugt  einen  „Stolz  auf  die  K  r  ankhei  t'"  welcher  auch 
für  den  Hvpochonder  und  jeden  Zwaugencurotiker  charakteristisch  ist. 

Wenn  iL-h  mir  erlaube,  einige  Bemerkungen  an  die  Publikation  von 
J)T.Sm  anzuschließen,  so  tue  ich  das,  weil  dieser  Fall  -^e^außer- 
ordenthch  deuthche  durchsichtige  Bestätigung  memer  Thesen  bddet.  die 
ich  in  meiner  Arbeit  „Zur  Psychologie  und  Therapie  des  Fetischismus  '^ 
aufgestellt  habe. 


r  . 


/bl.  r.Ps.vchounalyec,  ßd.4-   1914. 


r' 


92 


Fetisch  ismuE. 


1 


V\ 


Wir  finden  zuerst  den  „Haremskult",  der  keinem  editen 
Fetischisten  fehlt.  Jeder  Fetieehiet  liat  eine  ganze  Sammlung  von 
Fetischen,  welche  immer  erweitert  wird  und  in  der  Phantasie  einen 
Harem  ersetzt.  Unter  den  Fetischen  gibt  es  immer  bestimmte  Favo- 
ritinnen, welche  bald  ihren  Platz  einer  anderen  Favoritin  räumen 
müssen. 

Sehr  häufig  finden  wir  die  Angabe,  daü  der  erste  Fetisch  dorn 
Inventar  der  Mutter  entnommen  wurde.  (Auch  Gegenstände  des  Vaters 
und  der  Scliwester  können  eine  Rolle  spielen!)  Das  zeigt  uns  Brücken 
zu  dem  Inzestproblem,  dessen  Erforschung  in  seinen  Beziehungen  zmu 
Fetischismus  noch  aussteht.  Ich  stehe  niclit  an  zu  behaupten,  daß  der 
Keni  der  Fctisclmeui'ose  eine  verbotene  Liebe  zu  einer  nahverwandten 
Person  sein  kann.  Diese  Liebe  unterliegt  einer  Hemmung,  welclie  dann 
auf  das  ganze  Geschlecht  übertragen  wird.  In  dem  Falle  Slgys  wäre 
das  so  zu  verstehen:  Seine  erste  Neigung  galt  der  Mutter;  die  Hand- 
schuhe wurden  der  eymboliechc  Ersatz  der  Mutter,  Das  mag  l'  i  n  e 
der  Wurzeln  sein  und  erklären,  warum  er  sich  auf  der  Flucht  vor  dem 
Weibe  beiindet.  Jedes  Weib  wird  zur  Inkarnation  der  Mutter  und  damit 
zur  Vertreterin  der  sündigen  Gedanken.  Die  Liebe  zur  Mutter  wurde 
dann  auf  das  Leder  und  das  Gummi  übertragen.  Er  hüllte  sich  in  seine 
Liebe  ein,  sie  preßte  ilm,  sie  schnürte  ihn,  sie  war  der  Zwang,  dem  er 
nicht  entgehen  konnte. 

Auch    dieser    Fall    zeigt    das    Moment    der    „a  u  t  o  s  y  mi)  n- 
lischen    Darstellung    des    Zwanges",  auf  das  ich  ein  so 
großes  Gewicht  lege.   Der  Fetisch  muß  den  Zwang  symbolisch  zur  Dar- 
stellung bringen.  Also  enge  Hosen,  enge  Schnürstiefel,  fest  umgebundene 
Schürzen.    Verbände,  Mieder,  Hosenträger,  Bauchbinden  werden  bevor- 
zugt. (Unter  meinen  Fällen  befindet  sich  auch  ein  Bauclibindenfetiscliist, 
der  sich  die  fremden  Bauchbinden  so  fest  anlegt,  daß  er  den  Druck 
als  leisen  Schmerz  empfindet.}   Unser  Patient   schnürt  sich  in   einen 
ijederanzug.  So  preßt  ihn  die  selbstgewählte  Neurose  ein,  welche  eigent- 
lich ein  Abrücken  vom  Weibe  auf  eine  nebensächliche  Saclie  darstellt. 
Dies    Phänomen    der    Verschiebung    \-om    Fleische 
auf  totes  Material  zeicimet  den  echten  Fetischisten  aus.    Der 
Fetisch  ist  nicht  nur  ein  Neutrum,  das  bisexuellen  Tendenzen  dienen 
kann,  er  ist  überdies  eine  Sache,  die  mit  der  lebenden  Natur  nichts  zu 
tun  hat,  er  ist  der  tote  Vertreter  einer  Phantasie,  wehrlos  dem  Willen 
des   Petischisteii   ausgeliefert.     In   negativer    Form    tritt    die   gleiche 
Tendenz  in  den  masochisti sehen  Phantasien  und  Betätigungen  unseres 
Kranken  auf.    (Gesetz   der  Bipolarität!)    Er  läßt   sich   zwingen,   sich 
schlagen,  martern,  empfindet  dabei  Lust,  weil  er  imwillkürlich  „Schuld 
imd   Sühne"    zu    einem    Akt    zusammenschweißt.     Beim    Militär    vor- 


Felischramiia  iinii  liiKest. 


93 


schwinden  diese  Tendenzen,  weil  der  starke  Zwang  des  Militärdienstes 
jeden  anderen  Zwang,  auch  den  des  Fetisch  überflüssig  macht.  Ist  doch 
der  Sinn  der  Neurose:  It-h  inödite  zu  etwas  gezwungen  werden,  damit 
ich  niclit  daran  schuld  bin.    (Lust  ohne  Schuld!) 

Auffallend  ist  auch  der  spezifisch  infantile  Charakter  der  be- 
schriebenen Perversionen.  Der  Patient  uriniert  ins  Bett,  wird  ein  kleines 
Kind,  das  mit  seinen  Puppen  spielt.  Dazu  stimmt  das  „Sich-Ertappen- 
hissen",  ein  typisch  infantiles  Gefühl,  das  auf  die  bekannten  Kinder- 
^|)ie]e  zurückgeht. 

Was  ist  das  tiefere  Motiv  dieser  absonderlichen  Erkrankung?  Was 
die  treibende  Kraft,  weiche  ihn  immer  in  Atem  hält?  Ich  erlaube  mir 
hier  meine  Schlußfolgerungen  aus  der  erwähnten  Arbeit  anzuführen; 

„Der  Fetischismus  ist  eine  E  r  s  a  t  z  r  e  1  i  g  i  o  n. 
Er  bietet  seinem  Träger  in  Form  einer  Per  Version 
eine  neue  Religion,  in  der  er  seinem  Bedürfnis 
nach  Glauben  gerecht  werden  kann.  Er  entspringt 
aus  einem  Kompromiß  zwischen  einer  übermäch- 
tigen Sexualität  und  einer  starken  Frömmigkeit, 
Er   gewährleistet    seinem    Träger   die    Möglichkeit 

minder  vollkommenen  Askese, 
des  Satanismus.und  der  Liber- 
6  i  c  h  eine  F  )■  ö  m  m  i  g  k  e  1 1,  deren 
diese  AVelt  hinausgehen.  Der 
Fetischist  ist  im  offenen  Kampfe  mit  jeder  Auto- 
rität beson.ders  aber  mit  Gott,  dem  er  sich  im 
geheimen  unterwirft  und  dem  er  durch  besondere 
Entbehrungen    zu    dienen    glaubt." 

Mit  anderen  Worten  jeder  ecJite  Fetischist  kopiert  Christus.  Er 
leidet  an  einer  „Christ« sneurose".  Er  bildet  sich  innerlich  ungeheuer 
viel  auf  seine  Leiden  ein  und  erhofft  sich  durch  die  Besonderheit  seiner 
Leiden  einen  besonderen  Vorzug  im  Jenseits  ...  .      ^    ^     ^ 

Diese  Behauptung  scheint  sehr  kü!m.  Nur  eine  eingehende  Ana- 
lyse kann  in  jedem  Falle  diese  versteckten  religiösen  lendenzen  auf- 
Sen    Der  echte  Fetischist  bleibt  eigentlich  keusch.   Er  ist  ein  Lannn 

"  ""St^om  Falle  %.b  fehlt  der  Hinweis  auf  Christus  nicht. 

vorgeschwebt  haben.  ■  .,  ■  ^  _   _ 

~  'z7diem  F^^lle  ist  ergänzend  noch  zu  bemerken:    Er  enthalt 
eine  ^^ztReihe  von   Bestätigungen  für   meine  Ausfuhrungen.  Wir 


einer     mehr     oder 
Fnter    dem    Bilde 
t  i  n  a  g  e     verbirgt 
Ziele     weit     über 


!*^ 


5 


i  Y 


ifi 


94 


Fetischismus, 


sehen  erstens  den  ganz  aiißerordentlielien  Ihiremskult,  ferner  darf  ali- 
mäliliche  vollkommene  Abrücken  vom  Weibe,  Wir  seilen  aber  auch  die 
infantile  Einstellung  imd  die  Maskierung  der  Inzestphantaeien.  Wie  in 
einem  Falle  das  von  der  Schwester  benutzte  Steckkissen  Symbol  der 
Schwester  wurde,  so  wirkt  hier  der  Handschuh  der  Mutter,  der  als 
erster  die  Fülle  fetischistischer  Beziehungen  einleitet,  als  Symbol  der 
Mutter.  Wahrscheinlich  sind  durch  die  bei  dor  Kinderpilege  entstandenen 
Streichungen  dös  Dammes  libidinöse  Emplliidungen  ausgelöst  worden, 
welche  den  Damm  dann  zur  erogenen  Zone  machten.  Wir  sehen  aber 
auch  hier  die  Wichtigkeit  des  Fesseins  und  Schuürcns,  des  Einpressens 
mit  deutlicher  Beziehung  auf  die  Lage  in  den  Winddn.  Denn  der  Kranke 
preßt  manchmal  das  Hemd  zwischen  die  Schenkel,  ebenso  wie  die  Windeln 
.bei  Säuglingen  durchgezogen  werden.  (Psychosexueller  Intantilisuuis,) 
*  Bei  allen  Fctiechisten  finden  wir  die  Freude  an  den  Schaufenstern,  in 
denen  "Waren  ausgestellt  sind,  welche  sie  fetischistisch  reizen. 

Dies  Starren  auf  eine  Auslage  ist  eine  Rückversetzung  in  die  Kind- 
heit und  hat  auch  eine  bestimmte  symbolische  Bedeutung.  Es  ist  ein 
Blicken  naeli  rückwärts  in  die  Auslagen  der  Erinnerung,  ebenso  wie  der 
Wandertrieb  nach  rückwärts  tendiert.  Vor  den  Auslagen  tritt  immer 
ein  träumerischer  Zustand  ein,  eine  Art  Absence,  in  der  die  Rück- 
Versetzung  stattfindet.  Auch  diese  Triebhandiungen  gehen  in  diesem 
Traumzustand  vor  sieh,  welcher  dem  Patienten  eine  Regression  in  die 
Säuglingszeit  gestattet,  vielleicht  sogar  in  den  Mutterleib,  Das 
Pressen  am  Damm  drückt  die  Geburt  aus,  welche  für  diese  Kranken 
c;n(;  religiöse  Wiedergeburt  bedeutet,  also  auch  eine  anagogische 
Tendenz  aufweist. 

Der  Gummi  aber  ist  wieder  ein  Symbol  und  steht  für  den  Phallus 
Was  der  Patient  wünscht,  ist  ein  Phallus,  den  er  sich  um  den  Leib 
winden  kann,  den  er  in  den  Anus  stecken  kann.  Er  will  alle  Lust  aus 
eich  schöpfen.  Er  ist  der  potenzierte  Autoerotist.  Deshalb  das  Ver- 
liebtsein in  den  eigenen  Penis,  das  Blicken  in  den  Spiegel.  Er  will 
Weib  und  Mann  zugleich  sein.  Seine  homosexuelle  Einstellung  ver- 
schwindet in  dem  Fetischismus.  Diese  typisch  infantile  Einstellung 
zeigt  sich  auch  in  dem  ins  Betturinieren,  der  Harnretention  |  Ih-in- 
sexualität ' )  1  und  in  dem  Sicher  wischenlassen,  bekanntlich  bei  Kindern 
eines  der  lustbetontestcn  Spiele.  Seine  Frau  muß  immer  den  Popanz 
spielen,  der  ihn  erwischt  ... 

Auf  die  Christusneiirose  deutet  auch  das  Bedürfnis  nach  sym- 
bolischen Waschungen  und  der  schon  erwähnte  Umstand,  daß  er  sich 
in  Kreuzstellung  ans  Bett  fesseln  und  geißeln  ließ. 


')  Vgl.  dae  Kapitel   „Urin Sexualität"   in   Band   V, 


Fu ti s clii Silin M  uiiil  Ii]/fsl, 


95, 


^ 


Kriminelle  Impiüse  brechen  in  den  eadistischon  Impultieji  durch;- 
so  wollte  er  eeine  fetischietieclie  Partnerin  erdrosseln.  Es  ist  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  sich  der  Haß  gegen  das  Weib  als  RepräseritiUitiii  der 
Sündi'  richtet.  Es  ist  dies  die  Auffassung  der  dn-istlichen  Religion, 
dip  Auffassung  der  Bibel.  Das  Weib  ale  Inkarnation  der  Sünde,  wie 
es  sich  in  den  Schilderungen  der  Kirchenvüler  Inulet,  Wir  worden  bald 
^ehen,  daß  ein  'IVaum')  diese  Auffüssung  vollkommen  zu  bestätigen 
öclieint. 

Dieser  Traum,  der  uns  so  viel  von  der  Psyche  eines  Fetischislcn 
erzählen  kann,  lautet: 

Ich  belinde  mich  in  einem  äußeren  Viertel  einer  Großstadt.  (Paris?) 
Auf  dem  Trottoir  etoht  ein  Tisch  mit  Geflügel  an  einer  Slraßcneckc. 
Die  Vorübergehenden  bedienen  eich,  ohne  etwas  zu  bezahlen.  Ich  greife 
nach  einem  Stücke,  werde  aber  gleich  echiof  angesehen.  Es  kommt 
mir  der  Gedanke  an  Apachen  und  ich  gelie  schnell  weg.  Es  springen 
Leute  mit  Messern  auf  jnich  ein,  springen  mir  nach.  Ich  «pringe  immei' 
stärker.  Eine  Dirne  konniiL  mir  entgegen,  ruft:  „Ich  packe  ihn  sehen, 
ich' werde  ihn  stechen."  Sie  stach  mich  in  die  Zunge  und  rief:  „Jelzt 
ist  er  vergiftet.'"  Ich  spüre  eineu  Schmerz  auf  dci'  Zunge,  iingstige  niieb 
gleich  wegen  BiutvergifUmg,  biß  mil  gleich  ein  Stück  der  Zunge  ab  . .  . 
Plötzlich  bin  ich  zu  Hause  im  Zimmer  der  Eltern.  Weitere  Fanhlieu- 
angehörjgo  sind  da.  Auch  die  Dirne  erscheint,  besser  gekleidet  als  auf 
der  Straße,  offeriert  ein  Pulver,  um.  damit  die  Hände  einznreiben.  Die 
Hände  sollten  damit  echün  glatt  werden.  Ich  nehme  das  Pulver,  reibe 
meine  Hände  damit  ein.  Gleich  spüre  ich  ein  unangenehmes  Kitzeln,  es 
brennt,  ich  wiU  meine  Hände  waschen.  Im  Wasser  aber  brennt  die  Haut 
erst  recht,  es  entetohl  eine  Säure.  Die  Hände  werden  voll  von  Hlut- 
wunden,  ich  denke  an  Schwefelsäure.  Ich  nife  den  Angehörigen  zu.  ja 
nicht  die  giftigen  Wunden  zu  berüJircn,  auch  das  Pulver  der  Dirne  nicht. 
Ich  bekomme  an  beiden  Händen  dicke  Kruaten  und  erwache  mit  einem 
starken  Angstgefühl. 

(Von  anderen  Träumen  erzählt  Dr.  Sigfi:  Im  Tiiiume  hatte  er  oft 
öinen  übermäßig  entwickelten  roiiis,  man  gratulierte  ihm  dafür  und 
bewunderte  ilm  vielfach.  Weiter  war  or  im  Traum  viel  auf  dem  Wasser, 
auf  schmalen  Schiffen,  die  zui'  Hälfte  unter  Wasser  oder  dann  in  der 
Luft  fuhren.  Er  selber  ging  im  Traume  viel  in  der  Luft  zirka  30  cw/ 
über  dem  Erdboden  z.  11  vom  Geschäfte  in  seine  Wohnung  oder  zurück. 
Andere  Leute,  die  ihn  be'wundcrten,  wollten  es  nachahmen,  bracliten  es 
aber  nicht  fertig.)      "       '-  -    ' 

'  Die  Analyse  dieses  Traumes  ergibt  eine  ganze  Menge  von  wich- 
tigen Clesichtspunkten.  Es  ist  an  und  für  sich  schon  sehr  mei'kwürdig, 
daß  er  niclit  von  seinen  Fetischen  träumt.    Das  ist  eine  Ersciieinung, 


i 


'  '■)  Die  beiden  folgenden  Träume  wBnlcii  mir  in'  liilx^iis würdiger  Weisi>  vun  lioki.. 

Sigg:l(^'lilTk-i)   /.in' Vcrfügting  .p^stcllt.  .  ';  ,       '.    .       .y..,     ...    ..  1-        .       .    • 


I  M 


m 


Fctisrhinmiis. 


J? 


die  wir  oft  werden  beobachten  können.  Die  Träume  der  Fetischistcn 
leben  in  einer  ganz  anderen  Welt.  8ie  sündigen  am  Tage  und  werden 
in  der  Nacht  zu  Heiligen.  Sie  kämpfen  schwere  Kämpfe  mit  den  Sünden 
und. Versuchungen  und  gehen  aus  diesen  Kämpfen  als  Sieger  hervor. 
Oder  sie  sind  selbst  Heilige  und  triumphieren  über  die  anderen  Sterb- 
lichen. Es  zeigt  sich  immer,  daß  der  Hintergrund  des  Fetischismus 
ein  religiöser  ist.  Die  Grundtendenz  ist,  das  Leben  zu  verträumen 
oder  es  noch  einmal  zu  beginnen  und  als  reiner  Mensch  durchzulcben. 
Deslialb  spielt  der  Gegensatz  zwisclien  weiß  und  schwarz,  zwischen 
Hchmutzig  und  rein  bei  ihnen  eine  sehr  große  Rolle.  Doch  gehen  wir 
zur  Analyse  des  Traumes  über, 

„Ich  beflnde  mich  im  äußeren  Viertel  einer  Großstadt.  (Paris?) 
Auf  dem  Trottoir  steht  ein  Tisch  mit  Geflügel  an  einer  Straßenecke." 

Die  Szene  spielt  im  Sündenbabel  Paris.  Das  soll  heißen,  die  Welt 
ist  voller  Sünden  und  Versuchungen.  Schon  auf  der  Gasse  lauert  die 
Versuchung.  (Geflügel  phallische  Symbole.   Tisch  für  Bett.) 

„Die  Vorübergehenden  bedienen  sich,  ohne  etwas  zu  bezahlen.  Ich 
greife  nach  einem  Stücke,  werde  aber  gleich  schief  angesehen." 

Alle  anderen  Menschen  können  sündigen  und  werden  dafür  nicht 
zur  Rechenschaft  gezogen.  Sie  brauchen  ihre  Sünden  nicht  zu  büßen 
(zahlen).  Ich  aber  muß  für  iede  sündige  Regung  sofort  Buße  tun. 
,,lcb  wage  es  kaum,  von  den  Genüssen  zu  kosten,  die  allen  zur  Verfügung 
ste])en,  und  schon  zürnt  man  mir"  .  .  .  Die  Apachen  sjnnbolisieren  die 
Vorwürfe  in  der  eigenen  Brust.  Es  sind  die  gleichen  Gestalten  wie  die 
Erinnyen.  Sie  verfolgen  ihn  und  stedien  nach  ihm.  Er  will  ihnen  ent- 
Hiehen.  Er  flieht  aucli  vor  den  homosexuellen  Gedanken.  (Siehe  das 
(ieflügel  als  phallische  Symbole.) 

Nun  kommt  die  Dirne  und  er  wird  von  ihr  gestochen  und  infiziert. 
Er  macht  den  Versuch,  die  Sünde  zu  entfernen  und  sicli  das  Stück  in- 
fizierter Zunge  abzubeißen.  (Kastrationskomplex.  Vernichtung  der 
Sexualität.)  Der  Mund  dürfte  seine  stärkste  erogene  Zone  sein.  -  Die 
Beziehungen  zu  der  infantilen  Lust  des  Saugens  sind  ja  klar.  Die 
Syphilis  aber  wird  ein  Symbol  des  Unreinen  überhaupt  und  des  In- 
zestes. Er  ist  von  bösen  Gedanken  infiziert.  Nun  macht  er  die  Re- 
gression von  Paris  (Quo  vadis?)  in  die  frühe  Kindheit.  Folgerichtig 
ist  er  zu  Hause  bei  seiner  Mutter  im  Zimmer  der  Eltern.  Der  Traum 
stellt  die  Beziehung  zwischen  der  Dirne  und  der  Mutter  dar.  Hier 
licheinen  die  Gegensätze  verschwunden  zu  sein.  Die  Dirne  ist  auch  das 
Symbol  der  Sirmenlust  schlechtweg.  Sie  ist  die  Sünde,  die  Sexualität 
;il8  Gegensatz  zur  scheinbar  asexualisierten  Mutter.  Das  Pulver,  das  ■ 
eingerieben  wird,  scheint  mir  die  Sünde  der  Onanie  zu  bedeuten;  erat 
lustbetont  und  dann  brennend.    Er  will  sich  dieee  Sünden  abwaschen. 


.  f 


l''e tisch  isiii II  s^  imd  Inzest. 

Aber  im  Wasser  brennen  die  Wunden.  Er  wird  immer  mehr  infiziert 
er  .st  von  ertragen  Wunden  bedeckt,  er  ist  ein  Lazarus.  Die  ßlu  wa  den 
«au  s.n  freiwiUige.  Märtyrertum,  auf  seinen  PetischismL  ht 
d^lt  ri^tl".  ^^-"V'^'tung,  die  Angst,  die  Mntt.r  könnte  von 
diesem  Gifte  infiziert  ^Verden,  läßt  ilrn  erwachen 

Id  t  f^sl.    '    M    '" T  '?"'  '"  '-''''■   ^^^  ^"'^  Spennatozoenträume 
md  MO  besagen  .He:  „Ich  will  ein  neues  Leben  beginnen 

zu  i^andeln.     ch  will  vor  allen  anderen  Menschen  stehen,  ich  will  sie 
.bcrragen     Ich  will  etwas  Besonderes  sein.-  Jetzt  ist  diL  Parap  th 
Zlt^nen"  ""'  '''''''''''''''  -  --h*  "-  --  Einzigen,  zum 
Der  übonnäßig  entwickelte  Penis  seiner  Träume  zeigt  uns  aber 

h         .''"\.  ''""^'  ''  '''^^'  '^^"'"  ^"^  ^'^"ß*^"  P™is  haben,  daß  e^ 

^hn  in  den  Mund  und  in  den  Anus  stecken  könne,  richtig  ist.   Die  Gmnmi- 

.chla«che  sind  die  Fortsetzung  seines  eigenen  Penis.  Sie  ersetzen  .vie 
ein  (nnnm.busen  das  ihm  felüende  Stück.  Es  ist  ein  uralter  Kinder- 
traum, der  sich  ilmi  erfüllt,  den  größten  Penis  der  ganzen  Welt  zu 
haben,  jedenfalls  größer  als  die  anderen,  die  er  gesehen. 

Dr.  Sigg    stellte   mir  noch    einige    Träume   dieses    Patienten    zur 
^  erfugung,    hs    18t  schwer,    olrne  Analyse  über  Träume    zu  urteilen 
immerhin  dürften  .sich  einige  Schlüsse  ziehen  lassen. 
AVeitei'ü  Träume: 

1.  Icji  habe  dem  Zar  Schuhe  angepaßt,  mußte  sie  breiter  machen 
Ich  suchl^  dann  eine  Droschke  mit  einer  lüisine,  ein  Werkmeister  war 
aucl)  dabei,  ich  fand  aber  keine,  idi  irrte  umher 

2.  üuim  Essen  fühlte;  ich  midi  vorletzt,  ich  ging  do^halb  vom 
Iische  weg  ms  Zimmer,  wo  einer  im  ßetle  lag  und  eine  Flasche  AVein 
trank.  Der  Wein  lief  diesem  vom  Munde  ins  Bett,  was  mich  sehr  ärgerte 
Unangenehmes  Erwachen.  {Dei-  Wein  war  eine  rote  klebrige  Flüssig- 
keit, „es  gab  eine  Schweinoi-ei  im  Bett.  Ich  ängstigte  mich,  vertrieben 
zn  werden,  ich  hatte  keine  Ruhe  mehr,  habe  vor  Schmer/,  geweint.") 

3,  Ich  bin  im  Militärdienste  als  Rcknit  (ist  i.  f.  Hauptmann),  sollte 
Soidatenechule  auf  der  Straße  machen.  Ich  mußte  dazu  mein  Gewehr 
das  auf  dem  Estrich  lag,  holen,  Ich  mußte  zn  diesem  Zwecke  über  7.wei 
umgekehrt  daliegende  Boote  kriechen.  Oben  auf  dem  Estrich  waren 
mehrere  Zimniei'  nebeneinander.  Ich  komme  in  ein  kleines,  sollte  mich 
da  umkleiden.  Beim  Zimmer  gingen  immer  Leule  vorbei,  sie  genierten 
mich.  Es  ging  Zeit  verloren.  Beim  Zurückgehen  war  ich  Pourier,  sollte 
für  unsere  Küche  ein  Kantonnement  suchen,  alles  war  schon  mit  Truppen 
überfüllt.  Ein  Kamerad  verlangte  von  mir  zu  trinken.  Ich  habe  keinen 
Wein  bei  mii'.  reiche  ihm  eine  Flasche  mit  Sirup.  Dieser  schimpft  es 
sei  ja  nur  Wasser,  und  wirklich  überzeuge  ich  mich  geärgert,  daß  nnr 
noch  Wassorreste  in  der  Flasche  waren. 

Stukol,  StärUBgen  des  Trisb-  nnd  Affekllebsne.  Vn.  .       .  „ 


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1 


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Fetischismus. 

4  Befinde  mich  in  HerrengeBellBchaft  mit  bis  zu  den  Knien  herab- 
gelassenen Hosen.  Es  ist  oin  Lesezimmer,  keine  Damen  zugcgon.  (.bicli 
oft  wiederli ölender  Traum.) 

5  leh  hin  unter  Scliulkameraden.  ich  gelie  b&trübt  herum,  da  e^ 
lieißt,  ich  müsse  fortgehen,  man  sprach  von  Gesehlechtskrankhcit.  Uev 
kTit  sagt,  die  Krankheit  rühre  nicht  vom  Geschleehtsverkehre  her.  Ich 
bin  traurig,  weil  man  an  eine  Gesclilecht^krankheit  denkt. 

6  Ich  spaziere  mit  einem  Bekannten  B.  Wir  gehen  in  ein  Hotel. 
Da  beißt  es  es  sei  jemand  ermordet  worden.  Man  habe  Banknoten  ge- 
stohlen Es  heißt,  ich  und  B.  haben  gemordet.  Der  Untcrsuchungsricliter 
kommt  Man  verhört  uns.  Bei  B.  findet  man  eine  große  Menge  Bank- 
noten (B.  ist  mittelloB.)  Mir  hält  der  Ilnlorauchungsrichter  einen  Re- 
volver an  den  Hals,  so  daß  ich  die  Kälte  des  Laufes  verspüre.  Er  drohl 
mit  Erschießen.  Nachher  geht  der  leichter  zu  B.,  der  gesteht.  Man 
schießt  ihm  in  den  Kopf,  B.  ist  wie  tot,  kommt  wieder  zu  sich,  er  sagi,  - 
die  Kugel  sei  noch  im  Kopfe  drin.  Man  erblickt  BLut  auf  dem  Sofa- 
Audi  die  Banknoten  liegen  da. 

Der  erste  Traum  bringt  das  häutige  Symbol  des  Zaren.    Der  Zar, 
der  Alleiiüierrscher,  ist  dae  Symbol  der  dominierenden  Kraft,  der  Auto- 
kratie, also  hier  des  Fetischismus.  (Bild  des  Zwanges!)  Er  findet  seine 
Schuhe  zu  eng.   Die  Parapathio  drückt  ihn.   Er  will  die  Scliuhe  breiter 
machen.   "Er  drückt  die  prospektive  Tendenz  aus,  die  Fesseln  der  Fani 
pathie,  also  des  Fetischismus  zu  lockern.   Dann  sucht  er  einen  Wagen, 
der  ihn  weiter  befördern  will  (die  Kusine  als  Inzeetkompromiß,  als 
mitigierter  Inzest)   und  irrt  umher.    Dieses  Herurairren,  dieses  Huehen 
nach  dem  rechten  Wege  werden  wir  in  den  Ti'äumen  aller  dieser  Kranken 
wiederfinden.    Sie  spielen  auch  das  Irren  am  Tage,  sie  irren  in  den 
Straßen,  können  den  Weg  zum  Arzt  nicht  finden,  wissen  plötzlich  nicht, 
wo  sie  sind,  weil  sie  ja  von  einem  Impulse  im  Traumzustande  einem 
unbekannten  Ziele  zugetrieben  werden. 

Der  zweite  Traum  seheint  mir  Beziebmigen  zur  Urinsexualität 
zu  haben  (Wein  statt  Urin!).  Vielleicht  Hinweise  auf  Urolagnie  und 
Kannibalismus.  Jeder  Affekt  ist  für  den  Traum  von  Bedeutung.  Der 
Affekt  ist  die  Erkenntnis,  daß  sein  Bettgenosse,  sein  alter  Ego,  ein 
Schwein  ist,  er  hat  Angst  vor  seinen  eigenen  Trieben  .  .  . 

Zum  dritten  l'raume  ist  folgendes  zu  bemerken;  Die  meisten 
Fetischisten  träumen,  daß  sie  beim.  Militär  sind  und  niedere  Dienste 
machen  müssen.  Sie  sind  Rekruten.  Der  Zwang  des  Fetischismus  nnrd 
durch  den  Zwang  des  Militärs  ausgedrückt.  Er,  der  Hauptmann,  ist 
wieder  Rokrut,  d.  h.  ein  gemeiner  Soldat.  (Wir  werden  später  einen 
ähnlichen  Soldatentraum  eines  Fetischisten  ausführlich  analysieren.) 
Seine  Demut  drückt  er  auch  durch  das  Kriechen  aus.  Er  benötigt  eine 
neue  Weltanschauung.  Das  drückt  er  durch  das  Umkleiden  aus.  Wieder 
taucht  die  Trinkszene  auf.    Der  rote  Wein  ist  diesmal  durch  Sirup  er- 


FetiscIiismuK  iiuil  luzpst. 


99 


setzt.  Aber  es  ist  gar  kein  Simp,  es  ist  nur  Wasser,  so  daß  der 
Kamerad  schimpft.  Es  scheint  sich  um  ein  rchgiöses  Symbol  zu  handehi. 
Die  heilige  Kommunion.  Der  Leib  und  das  Blut  Christi.  Aber  seine 
Frömmigkeit  ist  ebenso  wenig  wie  sein  Fetischismus  echt. 

Der  vierte  Traum  ist  von  Bedeutung,  weil  er  ein  stereotyper 
Traum  ist  und  sich  öfters  wiederholt.  Es  scheint  sicli  um  eine  homo- 
sexuelle Exhibition  zu  handeln. 

Der  fünfte  Traum  drückt  seine  Trauer  darüber  aus,  daU  er  mit 
paraphilcn  Vorstellungen  infiziert,  daß  er  also  nicht  rein  ist. 

Im  sechsten  Traume  kommt  die  Wurzel  seines  Schuldbewußtseins 
hervor.  B.  ist  sein  zweites  Ich,  ist  Dieb  und  Mörder.  Die  sexuelle 
Symbolik  des  Traumes  ist  sehr  durchsichtig  und  laßt  auf  irgend  eine 
Begebenlieit  in  früherer  Zeit  schließen,  von  der  er  noch  Erinnerungs- 
spuren im  Unbewußten  hat.  (Kugel  im  Kopfe.)  Der  Untersucliungs- 
richter  dürfte  der  Arzt  sein  („Der  Arzt  sagt,  die  Krankheit  komme 
nicht  vom  Geschlechts  verkehre  her"  —  in  Traum  5),  auf  den  er  über- 
trägt. ■  Sein  zweites  Ich  Herr  B.  soll  getütet  werden. 

So  weit  sich  aus  diesen  Träumen  schließen  läßt,  besteht  eine 
hypertrophische  Urinsexualität.  Damit  stimmt  auch  seine  Retention, 
an  der  er  einst  gelitten  hat. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  erwähnen,  daß  sehr  viele  Feti- 
Echisten  diese  Neigung  zeigen,  den  Harn  zurückzuhalten,  mitunter  auch 
den  Stuhl.  Ihr  Ziel  ist  die  Überwindung  des  Sexualtriebes  auf  einem 
Umwege,  d.h.  auf  dem  Wege  einer  Paraphilie.  Aber  auch  die  anderen 
Triebe  fordern  diese  Menschen  zu  einem  spielerischen  Kampf  heraus. 
Sie  wollen  probieren,  ob  sie  sich  überwinden  können.  Sie  sind  sehr 
Iiäufig  Asketen,  haben  das  Rauchen  und  Trinken  aufgegeben,  sind 
Vegetarier.  Sie  haben  die  Eigenschaft,  Stuhl-  und  Urindrang  zurück- 
zuhalten, bis  sie  Schmerzen  empfinden.  Die  Dcfäkation  und  die  Miktion 
sind  dann  mit  Lustgefühlen  verbunden.  Diese  Eigenschaft  teilen  sie 
mit  vielen  Kindern. 

Vielleicht  liegt  in  diesem  Zwange,  einen  or- 
ganischen Zwang  zu  überwinden,  in  dem  Zwang  des 
Willens  gegen  den  Zwang  des  Triebes,  die  infan- 
tile  Wurzel    des    Fetischismus. 

Was  ist  schließlich  ein  Heiliger?  Ein  Mensch,  der  den  Zwang 
semer  Urtriebe  durch  den  Zwang  der  Religion  überwindet.  Freud  hat 
die  Religion  treffend  mit  einer  Zwangsneurose  verglichen.  Der  Feti- 
schismus hat  mit  der  Religion  den  Gogenzwang  gemeinsam;  aber  noch 
mehr  er  hat  die  gleidie  Tendenz:  Den  Sexualtrieb  auszuschalten.  Dio 
Religion  greift  dio  Sexualität  direkt  an,  der  Fetischismus  schiebt  sie 

auf  ein  Nebengeleise. 

7* 


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1 1 


IQQ  ■  Fetischismus. 

Das  Schuldbewußtsein  drängt  den  Fetischieten  in  die  Bahn  der 
Religiosität.  Er  flieht  eigentlich  nicht  den  normalen  Gesclüechtsverkchr. 
Er  flieht  die  Sünde.  Und  der  Geschlechtsverkehr  wird  zur  Sünde,  weil 
sieh  während  des  Koitus  inzestuöse  Phantasien  vordrängen  und  das 
vorliegende  Sexualobjekt  mit  einem  imaginären  verwechselt  wird.  Dieses 
(    ;  imaginäre  Sexualobjekt  ist  in  dem  letzten  Falle  die  Mutter.    Das  ist 

ziemlich  durchsichtig. 

Es  gibt  aber  Fälle,  die  eine  noch  deutlichere  Sprache  zeigen. 

Diese  Inzesteinstellung  teilen  die  Fetiscl^iisten  mit  vielen  anderen 
Parapathikern.  Wir  müssen  annehmen,  daß  es  sich  um  Menschen  mit 
einem    abnorm    starken    Sexualtrieb   handelt,    um    Rückechlagser schei- 
nungen.   Das  widerspricht   der   Aneicht  von  Freud^),   der  behauptet: 
[!  „Eine  gewisse  Herabsetzung  des  Strebens  nach  dem  normalen  Sexual- 

ziel scheint  für  alle  Fälle  Voraussetzung.  (E.xekutive  Schwädie  des 
Sexualapparates.)"  Und  in  einer  Anmerkung  meint  er:  „Diese  Schwäche 
entspräche  dei-  konstitutionellen  Voraussetzung.'"  Allerdings  schwächte 
er  die  Behauptung  a.b,  wenn  er  hinzufügt:  ,,Die  Fsychoanaly.se  hat  als 
akzidentelle  Bedingmig  die  frühzeitige  Sexualeinschüchterung  nach- 
gewiesen, welclie  vom  normalen  Sexualziel  abdrängt  und  zum  Ersatz 
desselben  anregt."  Aber  die  konstitutionolle  Schwäche  des  Sexual- 
apparates  ist  für  Freud  conditio  sine  qua  non.  Das  widerspricht  direkt 
meinen  Erfahrungen. 

Der  Fetischist  ist  ein  Wesen  mit  abnorm  starkem  Sexualtrieb,  der 
infolge  dessen  früh  auf  die  Objekie  der  Familie  gerichtet  ist  und  sich 
durch  eine  starke  Betonung  aller  Pari^philien  auszeichnet.  Deshalb  suciii^ 
er  nach  Schutzvorrichtungen  und  findet  sie  —  in  der  Rehgion.  Aber 
diese  frühe  infantile  Einstellung  zur  Familie  mag  Sadger'')  bewogen 
haben,  die  Behauptung  aufzustellen:  „Der  eigentliche  Fetisch,  der  iramei' 
wieder,  wenn  auch  in  verschiedener  Umhüllung  oder  Symbolisierung-  er- 
späht und  erstrebt  wird,  ist  der  nackte  Geschlechtsteil  von  Mutter  oder 
Mutter  er  satz." 
f,  Wie  stimmt  das  mit  dem  Falle  von  Fußfetisehismus  eines  Mannes, 

dem  die  Mutter  bei  der  Geburt  gestorben  ist?  Sollte  die  Amme  oder 
die  Erzieherin  auch  unter  die  verbotenen  Tabii-Personen  fallen?  "H' 
werden  sehen,  daß  es  der  Vater  war,  an  den  dieser  Fetischist  patho- 
logisch fixiert  war.  Wir  können  nur  das  eine  mit  Sicherheit  behaupten: 
Der  Fetischist  zeigt  eine  pathologische,  infantile  Fixierung  an  seine 
Familie! 

Der  nächste  Fall  zeigt  uns  die  Beziehungen  eines  Fetischisten  zu 
seiner  Mutter  in  außerordentlich  durchsichtiger  Weise; 


M  ürei  Abliantllunueii    zur   Sexualtheorie.   4,  Aufl.,   S.  20. 
-\  l.i-.S.  S28. 


l''etisi:liiKm[|fi  iiuii  luncst.  101 

Fall  Nr.  20.  Max  Rudolf  Senf  {OtoIV  Archiv,  Bd.  60)  bcBchreibt  omcn 
Fall  von  Unten'ockletischisnms.  Der  SOjälirigc  kriit'lige  Landarbeiter  liatta 
trotz  nianiiigfaclier  Gelegenheit  nie  mit  einem  Wtnbe  vt'rkelut.  Vur  13  Jahren 
habe  er  begonnen,  die  Unterröcke  der  Mutter  and  Schwosler  nwischi'ii  die 
Beine  zu  nehmen  und  zu  onanieren.  Vorher  begann  er  sehou  mit  einer  Z  u- 
(lecke  zu  onanieren,  üer  Mann  sagte:  „Die  Zudecke  und  spater  der  Frauen- 
roek  sind  für  mich  ein  Mädchen."  Senf  konstatiert  auch,  daß  <'r  bei  dem 
wegen  Diebritaiils  von  Unterröcken  verhaftylen  Mann  einen  Biiel'  an  die 
MlittiM'  fand,  der  dui'ch  seinen  ,, überschwenglich  sentimentalen  Ton''  auffiel. 
Der  Schreiber  —  ein  Landarbeiter  —  teilt  dem  Mutterherz  mit.  daß  er  ein- 
mal nach  Hause  konmien  würde  und  daß  dann"  für  alle  „ein  neuer  Liebes- 
frühling   anbrechen  würde,   wie  ihn   die  Dichter   besinnen". 

Dieser  Casus  von  Dr.  Senf  zeigt  uns  ein  beBtimmtee  Moment,  das 
eo  oft  wiederkehrt,  daß  wir  es  als  typisch  für  den  Fetischidums  be- 
zeichiiüii  können.  Der  Landarbeiter  erzählt,  daß  er  zuerst  mit  dem 
Untei-i'ocke  der  Schwester  und  der  Mutter  zu  onanieren  begann.  Hält  man 
sich  die  Angaben  über  sein  Verhältnis  zur  Mutter  vor  Augen,  so  liegt 
der  Sßhluli  nahe,  daß  der  Fotierli  sehr  häufig  einen  Inzest  ersetzt. 

Der  Beginn  dieses  Fetischismus  wirr!  für  das  16.  Jahr  festgestellt. 
Das  zeigt  mit  anderen  Erfahrungen,  daß  nicht  immer  die  früheste  Kind- 
heit zur  Erklärung  des  Fetischismus  herangezogen  werden  darf.  Aber 
die  Bezicliungen  des  Ft;tisehisnnis  zur  infantilen  Einstellung  zur  Faniilie 
sind  so  durchsichtig,  daß  nur  böser  Wille  dazu  gehört,  um  sie  nicht  zu 
sehen.  Es  waren  immer  Kleidungsstücke  der  Mutter,  n^elche  als  Symbol 
der  ganzen  Mutter  zu  onanistischen  Zwecken  benützt  wurden.  Das  er- 
klärt uns  die  Neigung  zur  Askese.  Die  Enlstelmngsgeschichtc  des 
Fetischismus  hat  große  Ähnlichkeil  mit  der  der  Homosexualität.  Aucii 
der  Fotifichist  hat  einen  Horror  vor  dem  weiblichen  Gcschlechte  und 
Hüelitet  entweder  in  eine  asexuelle,  homosexuelle  oder  auto-ero tische  Be- 
tätigung. 

Der  Weg  zum  Weibe  ist  dem  männlichen  Fotischisten  verscliloc^scn. 
Vor  dem  AVeibe  steht  drohend  die  Gestalt  der  Mutter  (und  der 
Öcljweeter).  So  wird  jeder  Koitus  zur  scliweren  Sünde.  Nicht  nur  weil 
das  Weib  das  Symbol  des  Bösen  ist,  sondern  weil  seine  sexuelle  Libido 
der  Mutter  oder  ihrem  iüngeron  Ebcnbilde,  der  Schwester,  gehört.  Da- 
durch wird  der  Koitus  zur  zehnfacli  schwereren  Sünde  und  die  Wagschalo 
der  Askese  lastet  schwerer.  Das  Unerreichbare  des  Zieles  läßt  den  Feti- 
öchisten  auf  alle  Frauen  verzichten.  Das  ewige  Suchen  ist  aber  ein  Ver- 
bergen des  eigentliclien  Zieles.  Der  Fetischist  benimmt  sieh  wie  der  Don 
Juan  Beide  haben  den  gleichen  Haremskull.  Beide  stellen  sich  so,  als  ob 
bestimmte  Objekte  suchen  würden  und  wollen  das  eigentliclie  Sexual- 


wo 


/ 


I      , 


.1Q2  FetischisrouB.     :    i 

im  öymbole.  Dae  Symbol  gleiclit  jeder  geistigen  Nahrung.  Es  sättigt 
die  physischen  üedürfnisee  nicht.  Es  muß  eine  ungeheure  Kraft  auf- 
gestapelt werden,  weil  ein  unbefriedigter  Wunsch  unzerstörbar  ist  und 
sich  wie  ein  unangetastetes  Kapital  auch  durch  die  Zinsen  der  Begleit- 
affekte immer  vermehrt.  Das  Verlangen  wachst  und  macht  aus  dem 
Symbol  bald  die  Karikatur  des  Symboles.  ,'.>ii,     i->i 

Oft  sind  die  infantilen  inzestuösen  Bindungen  verdrängt  und  der 
sexuelle  Symbolist  hat  keine  Atmung,  wie  er  zu  seinem  sonderbaren 
Gesclunack  gekommen  ist.  - 

Eine  Patientin,  die  in  der  Jugend  ihren  Vater  pflegte  und  ihm 
öfters  die  Urinflasche  und  die  l..eibschüs6el  reichte  sowie  einen  Gummi- 
polster unterlegte,  gestand  mir,  daß  sie  beim  Anblick  dieser  Trias  in  ■ 
der  Auslage  von  Sanitätsgeschäften  unwillkürlich  in  Erregung  l;omnn 
und  deutlichen  Orgasmus  empfindet.  Oft  genügt  eine  Urinflasche  oder 
eine  Eeibachüssel,  mitunter  der  Geruch  von  Gummi,  der  sie  an  das  Luft- 
polster erinnert,  um  den  Orgasmus  auszulösen.  Es  ist  selbstverständ- 
lich, daß  diese  Dame  im  Kriege  Krankenschwester  wurde.  Ihre  Ge- 
ständnisse hatte  sie  mir  vor  dem  .Kriege  gemacht.  Sie  war  etwas  ver- 
legen, als  ich  eines  Tages  ein  Krankenzimmer  übernahm,  in  dem  sie 
als  Schwester  waltete.  ....     .  .     ■.  ■-  i;.      -.  i 

"■'■'  Solche  Erfahrungen  machen  uns  die  Fälle  wie  den  nachfolgenden 
verständlich,  der  eine  schöne  Ergänzung  zu  dem  Fall  von  Irrigator- 
liebo  bildet.  Es  handelt  sich  um  einen  Fall,  den  Hirschfeld  (äexual- 
pathologie,  Bd.  III)   als  Gmmnikissenfetischismus  beschreibt: 

Fall  Nr.  21.  Herr  B.  Z.,  Student  der  Nationalökonomie,  21  Jahre  alt, 
zeigt  eine  eigenartige  Fonii  von  Fetisch isnuis,  iiänilicli  eine  hochgradige 
sexuelle  Reaktion  auf  G  u  m  m  i  1  u  f  tk  i  sse  n.  Herr  Z.,  dessen  sehr  feiui- 
nincB  Wesen  Beiner  Familie  schon  längöt  aufgefallen  war,  ohne  daß  sie  von 
den  wahren  Ureachen  seines  Wesens  eine  Ahnung  hatte,  beobachtete  an  sich 
nach  Beendigung  des  14.  Lebensjahres  ganz  plötzlich  einen  merkwürdigen 
Drang,  sich  Luftkissen  zu  beschaffen,  diese  prall  aufzublasen  und  sich  au 
den  Leib  zu  legen.  Mit  diesen  heimlichen  Manipulationen,  die  ihm  völlig 
unverständlich  waren,  vermochte  er  zunüchst  keine  Vorstellung  zu  verbinuen. 
da  er  keinerlei  Kenntnisse  über  sexuelle  Dinge  besaß.  Der  rein  triebhafte 
Drang,  eich  mit  den  Luftkissen  einzuschließen,  sieh  ständig  mit  ihnen  in 
Kontakt  zu  wiesen,  wuchs  immer  stärker  an  und  führte'  nach  kurzer  Zeit  ;.h 
tiefgehenden  Verstimmungen,  da  keine  Entspannung  eintrat,  bis  eines  Abends, 
etwa  4  Wochen  nach  dem  ersten  Auftreten  dieses  eigenartigen  Begehrens,  die 
erat«  Ejakulation  erfolgte.  Er  hatte  an  diesem  Abend  wie  immer  im  Bett 
das  Luftkissen  prall  aufgeblasen,  sieh  dann  spontan  daraufgelegt,  so  daii 
sich  die  Genitalzone  und  die  Unterbau  eh  region  mit  dem  Luftkissen  berührten. 
Die  von  dem  Fetisch  ausgehenden  Reize  waren  in  der  Hauptsache  taktiler 
Natur,  sekundär  erfolgte  dann  später  assoziativ  eine  erotische  Anregung 
durch  die  bloße  Wahrnehmung  des  Gununigeruches,  wie  er  dem  Luftkissen 
eigen  war.   Auf  optiseheni  Wege  vennocM-e  das  Luftkissen  nur  geringe  sexuelle 


Fetischismus  uad  lu^.est.  ]^0g 

Wirkungen  üuszuübeii,  während  der  akuslisclio  Weg  in  diesem  Falle  gänz- 
lich ausgeschaltet  war. 

Die  Vorstclliingon  nnn,  diu  während  des  ei-öteu,  ganz  spontan  gcrundeuen 
Onanicaktee  auftraten,  der  nun  läglicli  während  der  folgenden  6  Jahre  mit 
wenigen  Uiiterbrecliuugeii  wiedeiliolt  wurde,  wiesen  stets  das  gleiche  Gru-ni- 
motiv  auf:  einen  großen,  starken,  fetten  Mann,  der  von  der  Phantasie  in 
ii'gend  eine  Hituation  mit  masochistischer  Tendenz  gesetzt  wurde.  Die  'ust- 
iietouU,'Bt^.>ii  Voistelluiigeri  von  feisten  ScJicnkeln  und  dickem  Leib  wurden 
durch  Betasten  und  Pressen  des  glatten  prallen  Luftkissens  hervorgenil'eD. 
Jicmerkouswerl  ist.  wie  in  den  späteren  Jahren  die  S  y  m  b  n  1  i  e  ie  r  u  n  g 
von  dem  Drange,  in  den  Besitz  des  begehrten  lebenden  Partners  zu  gelangen, 
immer  mehr  zu  einem  Surrogat  hinsteuerte;  da  jedoch  das  adäquate  Sexual- 
objekt  nicht  erreiebbai'  war,  arrangierte  Z.  eine  Situation,  die  auf  den  erdl«n 
Blick  narziLU-ischen  Charakter  au  besitzen  scheint,  jedoch  heterogener  Natur 
ist.  Herr  Z.  zog  sieh  einen  aehi'  weiten  ileri'enanKug  an,  den  er  mit  Hilfe 
deB  aufgeblasenen  Luftkissens  ausstopfte;  durch  den  Anblick  des  Spiegel- 
bildes, in  dem  er  dann  nicht  sich,  sondern  das  begehrte  Sexualubjekt  erblickte, 
erfolgte  die  Auslösung  der  sexuellen  Entspannung.  Ale  Ausstopfungsmaterial 
wurden  stets  Luftkissen  benutzt,  da  andere  Gegenstände,  wie  etwa  Feder- 
kissen, keine  sexuelle  Wirkung  hatten.  Die  ersten  sexuellen  Regungen  ti'atou, 
wie  erwähnt,  im  14.  Jaliro  auf.  Jedoch  konnte  ein  Erinnerungskumijiex  i\uf- 
gefunden  werden,  der  ans  dem  8.  Jahre  stammt,  und  eine  gewisse  Beziehung 
zu  dem  LurtkisHenfetischisinus  auFwoist.  S  n  dies  e  m  Alter  8  a  h  Z. 
zum  ersten  Male  ein  Luftkissen  und  an  einem  der  folgenden 
Tage  im  Zirkus  in  einer  humoristischen  Nummer  einen  Mann,  der  wie  ein 
Gummiball  aufgeblasen  war.  Diese  beiden  Krlebnisse  interessierten  ihn  sehr, 
ge-neten  jedoch  zunächst  in  Vergessenheit,  um  erst  mit  dem  Einsetzen  der 
sexuellen  Reife  von  der  Psyche  als  adäciuate  Sexualniotive  wieder  ani- 
genommon  zu  werden. 

In  diesem  Falle  fehlt  die  Analyse,  so  daß  wir  nur  auf  Ver- 
nuitnngen  angewiesen  sind.  Aber  die  eingehenden  Analysen  in  den 
iiäi'listen  Kapiteln  werden  uns  zeigen,  wie  kompliziert  die  Psychogenese 
eines  solclien  Falles  sein  kann.  Wir  registrieren  ihn  nur  als  Ergänzung 
zu  dem  Iri'igatorfall  von  Dr.  Si{W-  Analytiker  mit  einiger  Erfaiirnng 
werden  selbst  die  nötigen  Schlüsse  ziehen  können. 

Sein-  häufig  sind  es  Gebrauchsgegenstände,  die  mit  dem  Körper  in 
Berührung  kommen,  welche  dann  zum  Fetisch  werden.  Es  wird  daher 
verständlich,  daß  Artikel,  wie  man  sie  zur  Krankenpflege  verwendet, 
erotischen  Symbolttert  erlangen.  Alles,  Avas  den  Körper  berührt,  kann 
zum  Fetisch  worden.  Daher  werden  Hemden,  Unterhosen,  Bruchbänder, 
l'eibbiiiden  unter  Umständen  Fetische,  wobei  sie  irgend  ein  Mitglied  der 
Familie  zu  vertreten  haben.  Eine  große  Rolle  spielt  das  Hemd,  wobei 
der  spezifische  Geruch  des  Trägers  mit  in  Rechnung  zu  stellen  ist.  In 
den  früheren  Bänden  finden  sich  einige  einschlägige  Beispiele.  Aus  meiner 
Erfahrung  kann  icii  folgenden  Fall  mitteilen: 

Fall  Nr  22.  Herr  Adolf  N.,  35  Jahre  alt,  Keisender,  aus  gesunder 
Faniill  stammend,  organisch  ganz  gesund,  leidet  an  einer  krankhaften  Marne 


104- 


FetiscliismtiK. 


!  ( I 


für  Fraucnhemdeii.  Er  hat  zu  Hause  eine  große  Saiiiinliiiif:;  verschiedener 
Hemden.  Er  kauii  viele  Stunden  vor  DamenwäsehegeBchäfteii  stehen  und  die 
Hemden  betrachten.  Er  lauft  oft  tagelang  von  einem  Geschäfte  zum  andern, 
um  schließlich  ein  Hemd  zu  erstehen.  Das  Hemd  erhält  erst  für-  ihn  einen 
Wert,  wenn  er  einmal  in  das  Hemd  uriniert  hat,  so  daß  es  einen  epezifischen 
Uringeruch  hat.  Am  liebsten  würde  er  alte,  getragene  Hemden,  die  uaeh 
Schweiß  und  Urin  riechen,  erwerben  und  jeden  Preis  für  sie  bezahlen.  Die 
Scheu  hat  ihn  bisher  abgehalten,  ein  solches  Hemd  zu  erwerben.  Dagegen 
bat  er  schon  zweimal  in  Hotels  Hemden  gestohlen.  Er  macht,  als  ob  er  sich 
in  der  Zimmertiir  irren  würde.  An  Stelle  des  gestohlenen  Hemdes  legt  er 
ein  anderes,  das  einen  größeren  Wert  hat.  Er  onaniert  vor  dem  Spiegel, 
nachdem  er  sich  eines  der  feuchten  oder  trockenen  Hemden  anzieht.  Er  weiß, 
daß  er  diese  Leidenschaft  schon  mit  sieben  Jahren  hatte.  Ei'  pllegte  das  Nacht- 
hemd seiner  Mutter  zu  herieeben,  das  einen  charakteristischen  Geruch  von 
Schweiß  und  Urin  hutlo.  wobei  er  in  sexuelle  Ekstase  geriet.  Er  versuchte 
auch  einmal,  sich  eines  solchen  Hemdes  zu  bemächtigen,  um  es  des  Nachts 
bei  sich  im  Bette  zu  behalten.  Aber  die  Mutter  entdeckte  das  Fehlen  des 
Hemdes  und  er  hatte  Mühe,  sich  herauszulügen,  als  wenn  er  es  zwischen  seiner 
Wäsche  gefunden  hätte.  , 

Er  hat  einige  Male  den  Koitus  versucht  und  konnte  dabei  nicht  zum 
Orgasmus  kommen.  Nur  ein  einziges  Mal  konnte  eine  Dirne  bei  ihm  F4a- 
kulation  erzielen.  Sie  hatte  ein  schmutziges  Hemd  an,  das  stark  nach 
Urin  roch. 

Er  gibt  die  Inzestlixierung  zu  seiner  Mutter  zu,  da  er  mehrere  Träume 
hatte,  in  denen  er  mit  seiner  Mutter  verkehrte. 

Die  Verbindung  von  FetiechiEmiis  und  Inzest  in  diesem  und  ähn- 
lichen Fällen  ist  ziemlich  durchsichtig.  Ilieher  gehört  auch  ein  Fall 
von  Gönner: 

Fall  Nr.  23.  Louis  I.,  ein  junger  Fleischhauer,  wurde  in  folgendem  Auf- 
zuge ins  Spital  gebracht.  Er  trag  unter  einem  weiten  Überrock;  1.  Ein  Korsett 
aus  schwarzem  Tuch.  2.  Darunfj^r  ein  zweites  Korsett.  3.  Noch  ein  Korsett. 
4.  Ein  Kamisol.  5,  Einen  Damenkragen.  6.  Ein  fernes  Trikot.  7.  Zum  Schluß 
ein  Frauenhemd.  Er  hatte  feine  Strümpfe  und  Strumpfliander  an.  In  seinem 
10.  Lebensjahre  hatte  er  einen  brennenden  Wunsch;  Das  Hemd  seiner  um 
4  Jaliro  älteren  Schwester  anzuziehen.  Während  seiner  Pubertät  sehlich  .t 
sich  oft  in  das  Zimmer  seiner  Schwester  und  legte  ihr  Hemd  an.  Wenn  das 
Hemd  seine  Haut  berührte,  war  seine  sexuelle  Erregung  ganz  außerordentlich 
und  es  kam  zur  Ejakulation.  Dann  zog  er  traurig  seine  Kleider  wieder  an 
und  kehrte  in  den  Fleischerladen  Reines  Vat*?r.s  zuiiick.  Später  kaufte  er  sich 
zuerst  Damenhemden  und  nacii  Jahren  die  anderen  Toilettegegenstände,  die 
auf  seinem  Leibe  gefunden  wurden,  fl.  c.  S.  62— R3.) 

„.-Irmand  Süveslre  sagt  vom  Hemde,  daß  es  nicht  die  Frau  selbst  sei, 
aber  derjenige  Gegenstand  ihrer  Kleidung,  der  ihre  „Seele"  am  besten  be- 
wahre. Zur  Zeit  des  Direktoriums  wurde  die  ganze  Bekleidung  hemdartig. 
um  so  das  Weib  als  solches  deutlicher  hervortreten  zu  lassen.  Die  modenie 
Mode  hat  in  der  Anfertigung  von  seidenen,  leinenen  Battisthemden  das  denk- 
bar größte  Raflinement  entfaltet,  so  daß  es  kein  Wunder  nimmt,  wenn  be- 
sonders in   Frankieich    diese  pikante  Gestaltung  der  früher  sehr  einfachen 


Fetischismus  und  Inzest.  105 

iiitimeteii  Köi-perhiillc  eino  große  Ziihl  von  eogoiiiinnteii  „Hemdfetiächisten"' 
erzeugt,  hat,  die  eifrig  auf  die  Jagd  nach  Fraueiibfnidoii  ausgehen  und  in 
deren  Besitze  und  Liebkosung  einzig  und  allein  ihre  geechlechtliche  Befriedi- 
gung linden.  In  einem  Gedichte  des  dekadont<'n  Poeten  lioUinal  übergibt  ein 
Mädchen  ihrem  Geliebtt'u  ihr  Hemd  mit  den  Worten: 

Conserve  la  toujoure!    Qu'eUe   s  o  i  t  p  o  u  r  ton   äme 

La  p  h  a  i  r  m  y  s  t  e  r  i  e  n  s  e,  et  v  ;i  g  n  e  d  o  1  ;i  f  e  tu  m  c 
Qu'eUe  soit  Toreiller  de  tee  regrets  moroses. 

Qu'eUe  soit  rorciller  de  tew  rcgiTts  moiorieö. 

Quand  tu  hi  baiserae,  eonge  aux   imdites  roses 

Qui  t'urent  ton  festiii  chaniel!  ^ 

Que  les  parfums  ambres   de  ina  peau   qui   l'inipregnent, 
Pour  l'odorat  subtil  de  U'n  reves  y  regnent, 
Candides   et  hixurjeux! 

Qu'ell  e  ga  rd  I'  ä  jamais  l'emp  reinte  de  ni  es  f  o  rmes! 
J'ai  dit  a  niun  aniuiir:  „J'exige  que  tu  dormee 
Entre  ses  plis  mysk'rieux", 
und  der  Geliebte  sagt  echt  fetischistisch: 

„Adieu  1"  —  J'ai  conecrve  la  niignonno  chemise, 
Je  l'exhume  parfojs  du  coffre  oii  je  Tai  miec, 
Etjelabaieeavecforveur; 

Et  juon  reve  est  si  chaud,  qu'en  olle  il  fall,  revivre 
Ce  coi-pe  ei  capiteux  dont  je  euis  encore  ivre. 
Gar  i!  ni'en  reste  la  eavpur.') 

Das  Hemd  repräsentiert  die  Trägerin!    Es  wird  vermöge  der  „Ver 
iaduiig"   apczifisclier  Stoifo    und  vermöge    der  Affektverschiobung    die 
Trägerin  Belbst.   Im  Laufe  der  Jahre  übornimmt^es  dann  die  symbolische 
Vertretung  der  Pereon,  von  der  der  erste  Reiz  ausgegangen  ist.    Diese 
Person  ist  gewölmlich  ein  Mitglied  der  Familie. 

Ich  habe  bisher  nocli  keinen  Fall  von  Fetischisnms  analysiert,  in  ■ 
dem  sieh  nicht  diese  Wurzel  nadnveieen  ließ.  Dieses  ursprüngliche 
Obiekt  kann  entweder  homosexuell  oder  heterosexuell  begehrt  werden. 
Der  Fetischismus  des  Homosexuellen  kann  auf  eine  solche  Fixierung  an 
Vater  oder  Bruder  zurückzuführen  sein.  Aber  nicht  in  allen  lallen. 
Ofl  kann  es  sich  um  eine  Fixierung  an  die  Mutter  oder  Schwester,  ^TroI^- 
iLe'der  Tante  handeln,  so  daß  die  Wurzeln  des  Fetischismus  s.h  |^ 

mit  denen  der  Homosexualität  verfilzen. 

In   allen   diesen  Fällen  zeig1    sich  ein  ausgesprochener     psycho- 

1    ,.    Tnf.ntilismus'-   und   eine   Neigung    zu    „Impulshandlungen. 
dT  b  r  m  r^zestuösen  Fixierung  das  Rätsel  des  Fe^sdnsmus 

Uali  a-Der  mit  ujl^^^  werden  die  weiteren  Ausfuhningen 

s:^::"rts  rt^i  w™  .,■  ..^.^^>.^^^.  a..*  - 

tanSte  Vorliebe  ttr  E^dcn  „o,-.,  einu.a,  zu,-uck.uk„,„nK.n. 

.rZiirl   ..ch  Dr.  l>.i,*..'.'.  »D"  F.«.*™«.'.  li.rli,,.   Sing..  &   C.        . 


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11,  r^r 


^VI. 


Waden-PartiaUsmus,  Sadismus,  Kleptomanie.    '         ■ 

■  ■  Hat  man  Gelegenheit,  einen  Fall  von  Partialismue  zu  anaiveieren, 
so  gelingt  es  m  den  meisten  Fällen  nachzuweisen,  dal.i  de.-  sogenannte 
Partiahsmus  ein  Symptom  einer  komplizierten  Parapathie  darstellt 
das  nur  in  Zusammenhang  mit  den  anderen  Symptomen  erklärt,  «erden 
kann.  Oft  komi^lizieren  sidi  die  Fälle  mit  Sadismus  und  Masochismus 
und  anderen  Paraphiheu.  Fast  immer  laßt  sieh  ein  mehr  oder  minder 
j  .  ausgesprochener    peychosexueller    Infantilismus    nachweisen      In    dem 

f  "^"^^folg^nden   Kall  war  der  Partialismus  nur  ein   S^-mptom  in  einer 

.^i  schweren  Zwangsneurose,  die  ihren  Träger  in  seinem  Berufe  empfindlich 

hinderte.  Ich-habe  einmal  die  Zwangsneurose  den  Imperativ  der  Reue 
genannt.  Die  Reue  ist  aber  oft  nur  der  Vorwand,  in  einer  lustbetonten 
ii^rinnerung  der  Vergangenheit  zu  schwelgen. 

Diese  Krankon  konsultieren  oft  den  Arzt  wegen  Impotenz  D  h 
m.t  anderen  Worten  ,hre  Potenz  ist  an  bestimmte  Bedingungen  ge- 
knüpft. Wenn  Ihnen  ihre  n^dividuellen  Potenz bedingungen  nicht  erfüllt 
werden,  so  geben  sie  das  Bild  eines  Impotenten 

Nun  ist  iedem  Menschen  das  Streben  nach  dem  Normalen  imie- 
wolinend^  Es  ist  sozusagen  ein  immanenter  Imperativ.  Während  die 
I  arapath.e  auf  d,e  kürzeste  Formel  reduziert  heißt:  Anders  sein  wollen 
als  d.o  anderen!,  zeigt  sich  die  Heilungstendenz  in  dem  Bestreben,  norma). 
zu  sein,  d.  h.  so  zu  sein  wie  die  anderen. 

Zwischen  beiden  Tendenzen  besteht  ein  hartnäckiger  Kampf,  in 
den  nun  der  Psychotherapeut  einzugreifen  hat.  Jede  Parapathie  zeigt 
einen  ausgesprochenen  Konservatismus.  Der  Kranke  will  sich  nicht 
verändern.  Er  will  a.,f  seine  infantilen  Lustquellen  nicht  verzichten. 
Er  möchte  genesen,  ohne  seine  Phantasien  und  die  die  Phantasien  de- 
terminierenden infantilen  Erlebnisse  zu  opfern. 

Der  folgende  Fall  zeigt  uns  in  wunderbarer  Weise  die  Psvcho- 
genese  einer  Zwangsneurose,  die  Ursache  des  Partialismus  und  di. 
sexuelle  Wurzel  doi'  Kleptomanie.  Er  ist  auch  ein  Beitrag  zur  Psycho- 
genese  der  relativen  Impotenz. 


^■x^e: 


Wadea-l'aLrtialisnius,  Sadismus,  Kleptomanie.  107 

Fall  Nr.  24.  MeiT  U.  T.,  «in  38jälirigtsr  Si;liaußpiek^r,  koiiöultiert  mich 
wegen  Impotenz.  Seit  2  Jahren  verlieiiatet,  ist  er  jetzt  außerstande,  einen 
Koitus  mit  seiner  aiifFallend  schönen  Frau  ku  vollziehen.  Im  BcgiiiiiG  der 
Ehe  debütierte  er  mit  Ejaculatio  praecox.  Seit  6  Monaten  bei  der  Frau 
absoJut  keine  Ercktitm,  während  er  bei  anderen  Fronen  unter  bestinimlßii 
Bodiiigungen  den  Koitus  vollziehen  kann. 

Über  diese  Bedingungen  erfalire  icti  fulgondc  Talteadien:  Patient  — 
nennen  wir  ihn  Georg  —  gehört  zu  jener  Gruppe  von  Männern,  welche  nur 
auf  Waden  fliegen.  Wenn  er  auf  der  Gasse  eine  Dame  mit  schönen  Strümpfen 
und  wohigefoi'niten  Waden  sieht,  ist  er  verloren.  Oft  Erektion  heim  Anblick 
der  Wade  und  bei  dei'  Vürst^^llung,  daß  er  diese  Wade  niif.  einer  Rute 
peitschen  werde. 

Seit  er  sieh  erinnert  ~  und  er  hat  eine  glänzende  Erinnerung  bis  in 
die  ersten  Kindorjahre  —  liaben  ihn  nur  die  Waden  gereizt.  In  der  Jugend 
Waden  von  Mädchen  und  Knaben,  jetzt  aber  nur  die  Waden  von  iungeii 
Frauen,  Mädchen  und  von  Kindern. 

Die  objektive  Untersudumg  ergibt  ein  kleines  Genitale,  ü.vniikomastie, 
weibliches  Becken,  sonst  nonnale  Verhältnisse.  Keine  erbliche  Belastung. 
Er  unterzieht  öich  einer  analytischen  Behandlung. 

Seine  Vorliebe  für  kleine  Mädchen  und  Knaben  mit  ^cliönen  Waden 
macht  ihm  jeden  Spaziergang  zu  einem  großen  erotischen  Erlebnis.  Er  geht 
schon  mit  der  Absicht  aus,  ,,Bich  etwas  zu  finden".  Dabei  entwickelt  er  einen 
psychologischen  Scharfsinn  und  fällt  seilen  liinein.  Wir  werden  später  hören, 
was  er  mit  den  Mädchen  macht.  In  den  ersten  Stunden  sagt  er;  Nur  so 
kleine,  ein  bißerl  sadistische  Spielereien  und  das  Normale.  Einmal  oder 
zweimal  in  der  Woche  wird  er  wie  rasend.  Er  ioL  unruhig,  er  kann  nicht 
in  der  Wohnung,  nicht  im  Cafe  bleiben,  er  muß  herumrennen  und  sich  etwas 
suchen.  In  diesen  Zuständen  ist  er  wie  verwirrt,  und  da  fällt  er  hinein,  da 
ist  er  schon  sogar  das  Üpi'er  von  Dirnen  geworden,  während  es  ihm  bei  klaren 
riinnen  nie  passiert.  Das  Kennen  ist  ein  un  widersteh  lieber  Zwang.  \\  enn 
pr  mit  einem  Madclien  im  FTotel  war,  wird  er  etwas  ruhiger.  Aber  nur  oim' 
Weile,  Dann  könnte  er  wieder  anfangen  zu  laufen,  zu  suchen,  etwas  zu  maclien. 
Er  weiß  uiciu.,  was  er  nuichen  würde,  um  sich  zu  beruhigen. 

In  solchen  Zuständen  ist  es  schon  vurgekommen.  daß  er  gestohlen  hal. 
Er  macht  bei  seinen  Bekannlf^n  einen  Besuch  und  steckt  irgend  einen  Gegen- 
stand ein.  Meistens  eine  wertlose  Sache.  Die  wirft  er  dann  wog  oder  schickt 
sie  zurück-  Er  hat  auch  den  Spaß  ausgebildet,  bei  seinen  Kollegen  Taschen- 
tücher 7.U  ziehen  und  sie  ihnen  zurückzugeben.  Ks  macht  ihm  Spaß,  sie  -lino 
Weile  bei  sich  zu  tragen.  '  '■'■ 

Er  hätte  noch  eine  Passion.  Von  Fi'auen,  die  ihm  gefallen,  mochf©  er 
die  getragene  Wäsche  stehlen  und  sie  bei  sicli  im  Bette  hallen.  Er  hal  es 
aber  mir  einmal  gelan  und  gesagt,  es  war  ein  Verschon.  Es  war  em  Hemd 
.einer  Kusine,  die  ihm  immer  gefallen  hat  und  an  einen  älteren  Herrn  vor- 
heiratet ist.  Er  hat  einige  Tage  hei  iimcn  geschlafen  Da  hat  er  ihr  Hemd 
zwischen  seine  Wäsche  gegeben  und  das  Hemd  bei  Nacht  angezogen. 

In  diesen  Anfällen  fühlt  er  auch  oft  den  Geruch  von  aller  Wasche  .ide, 
den  Geruch  eines  Abortes  (wie  Stuhl).  Er  kann  sich  diese  llallazinalionen 
nicht  erklären.  __   _   

Er~er7ählt  a7s  seinon  ersten  Lebensjahren:  Ich  ennnere  mich  an  alle 
Ereignisse  meiner  Kindheit  mit  einer  ganz  außerordenü.chen  Klarheit,.   Meine 


108  Fetischismus. 

erste  Hoxuelle  Erregung  stammt  aus  dem  Ö.  Lebeiiejaiire.  Ich  stand  zwischen 
den  Beiiieii  der  Mutter  und  streifte,  eigentlich  streichelt«  ihre  "Wade.  Meine 
Mutter  war  eino  selir  schöne  und  sehr  kräftige  Frau.  Da  fühlte  ich  ein  sehr 
starkes  Lustgefühl,  mein  Glied  wurde  steif." 

„Dieser  Eindruck  war  für  mein  ganzes  Leben  bestimmend  Ich  suchte 
immer  wieder  die  Wade  der  Mutter  und  verlangte  danach,  sie  zu  streicheln. 
Anfang-s  duldete  es  die  Mutter.  Bald  aber  bemerkte  sie  meine  sexuelle 
hkstase  und  verbot  mir  dies  Spiel.  Ich  wußte  mir  aber  zu  helfen.  Ich 
wartete,  bis  die  Mutter  schlief  und  legte  mich  dann  zu  ihr  ;nif  da^  Sofa  und 
zwar  immer  neben  ihre  Waden.  Ich  .streichelte  .ic  uud  trachtete,  mit' dem 
Gliede  an  der  Wade  .u  wetzen.  Dabei  hatte  ich  ein  außerordentliehes  Lust- 
gefühl. Bald  aber  war  unr  das  nicht  genug.  Ich  begann  auch  ohne  die  Mutter 
zu  onanieren.  Ich  suchte  mir  einen  ihrer  Unterröcke  aus,  ruch  daran,  steckte 
Ihn  zwischen  die  Beine  und  begann  so  lange  zu  wetzen,  bis  das  schüne 
Lustgefühl  kam  Oft  überraschte  mich  meine  um  4  Jahre  ältere  Schwester 
und  fragte:  „Was  machst  du  da?"  Ich  stammeUe  irgend  eine  Erklärung- 
Sie  schwieg  und  sagte  niemandem  etwas  darüber.  Sie  schien  es  verstanden 
■AU.  haben,  ich  hatte  auch  eine  jüngere  Schwester.  Weder  die  ältere 
noehdiejü-gere  waren  meine  Se.xualobiekte.  Sie  waren 
mir  nnmer  ekelhaft  und  spielten  als  Sexualwesen  gar 
keine  Rolle,  wahrend  ich  schon  mit  5  Jahren  in  eine 
kjeine  Kusine  feurig  verhebt  war  und  immer  wieder 
verlangte,  zu  ihr  gefuhrt  zu  werden'- 

Mit  (i  Jahren  kam  ich  in  die  Volksschule.  Ich  onanierte  während  der 

.  ^,','."/t  "'"^'  ^'V^'  ""?  ^'f''^  '^■'""''^'  ™'^  ^^'-  sadistischen  BlmntasTe 

jj  .ladchen    zu   schlagen,    besonders    aber    auf    die    nackten    Waden       ch    wa 

U  Jahre  alt.  da  schaute  ,ch  zum  Fenster  hinaus.  Ein  Vetter  g^h  mir  eiln 
schlag  aul  d.e  Nates  und  berührte  dabei  meinen  Anus.  Das  wa  de  Beginn 
eines  schweren  Leidens,  das  bis  heute  andauert.  Ich  glaubte  er  habe  m-- 
das  Kuckgrat  verletzt  und  litt  an  einer  Unmenge  von  Zw^Svarsttn."  ' 
aber  die  ich  spater  berichten  werde.  Besonders  verfolgte  nfich  dS  S 
eine  Ratte  konnte  mich  „i  den  Popo  beißen.  Dabei  wohnten  wir  in  drtte 
;  ^,tock.    Es   war   unmöglich,    daß    Ratten    hinaufkommen    konnten      übe  dki 

war  es  ein  englischer  —  nicht  offener  —  Abort"  """i*^"-     uoeraio!^ 

fi  ,V''''  ';^"est^ist  bei  Homose.xuelIen  und  besonders  bei  Unbewufit-Homo- 

"■■(  sexuellen  außerordentlich  häufig.    Ich  frage  daher  d.m  pJ-  'f?^^^"''^  ^^"^"^ 

I  homosexuelle  Phantasien  beim  Onanieren   prod^iert  ifattT'"         ""  " 

;  Er  wird  sehr  erregt  und  versichert,  daß  er  niemals  homosexuelle  Ge- 

danken hatte.    Nie  habe  ihn  ein  .Mann  gereizt.    Davor  habe  ei  nur  Ekel     Er 
gibt  aber  zu,  daß  er  in  der  Kindheit  auch    Juneenc  mir^L  w   *  t.- 

wollte.    Er  fahrt  in  seiner  Erzählung  fort  ^""^  '"'^''^"' 

„Mit  15  Jahren  wollte  ich  der  Onanie  und  meinen  sadisti.nlien  Phan- 
ta^ieii  ein  Endo  machen.  Ich  ging  zu  einer  Dirne.  Ich  absolvierte  den  I  o  ?"s 
ohne  Vergnügen,  ch  war  in  einigen  Sekunden  fertig.  Diese  Scliw"äcle  ist 
mir  bis  heut«  gebheben.  Ich  konnte  niemals  einen  lungeren  KoHurvoll- 
ziehen  und  habe  nie  den  starken  Genuß  wie  bei  der  Onanie^ 

■  \  -M  erimiere  mich  auch,  mit  6  Jahren  die  W^de^meTnerTlnl^  ge^ 
etre.chelt  zu  haben^  Ich  war  wie  ein  Hund.  Ich  .Hirzte  mich  aS  iede  W^^ 
Auch  heute  spie  t  die  Wade  m  meinem  Leben  die  führende  Rolle.  Ich  weiß, 
daß  ich  mit  6  Jahren  immer  mit  Gedanken  an  die  Wade  onanier        Na.-U 


iii 


Wncieu-Partialismus,  Sütiismiis,  Ivloptomauic.  ino 

dem  Besucli  dor  Tante  stellte  ich  mir  ilire  Wade  vor.  Ich  steckte  ein  Polster 
zwischen  die  Beine  und  dachte,  es  wäre  die  Wade  der  Tante. 

Einmal  erwischte  mich  d  e  !■  Vater  und  \' o  ]■  b  u  1  mir 
sehr  st  r  enge  das  Onanieren.  Ich  wartete  dann,  bis  dieEltcrn  schliefen, 
stellte  mich  ychJal'end  und  konnte  dann  meinen  Lüsten  l'röhnon.  Ich  hatte 
aber  ein  böses  Gewissen.  Ich  dachte;  „Der  liebe  Gott  sieht  es  und  Vater 
hat  gesagt,  daß  es  eine  große  Sünde  ist!"  .  .  .  Ich  erhielt  auch  einmal 
Schläge,  weil  ich  trotz  des  Verbotes  des  Vaters  onaiiierle. 

Ich  wai'  sehr  eitel.  Ich  trug  lange  Locken  und  bis  zum  4.  .Jahre  Mädchen- 
kleider. Alles  liielt  iiiicli  für  ein  Mädel  und  sagte:  ,,Ei,  ist  das  ein  schönes 
Mädorl!"  Icli  sträubl-e  niieli  gegen  die  Hosen  und  sehnte  mich  immer  nach 
den   Mädchenkloidern. 

Ich  legte  oft  die  Kleider  der  Mutter  an.  was  mich  immer  zum  Onanieren 
reizte.  Ofl.  nahm  ich  einen  Uulcrruck  der  Mutter  ins  Bett,  zog  ihn  über  den 
Kopf,  SU  daß  ich  ihren  CJeruch  genießen  kennte,  und  onanierte.  (Es  stellt 
sich  später  heraus,  daß  es  sich  um  Mutterleibsphantasien  handelt/^.) 

Zwischen  den  Eltern  gab  es  viel  Streit.  Ich  hörte  alles  und  nahm  ge- 
wöhnlich für  die  Miilter  Partei.  Ich  lag  im  Uetl«  /,wischen  den  EltA;ni.  Las 
weiß  icii.  Ich  erinnere  mich  nicht,  damals  den  ICuitus  der  Eltern  belauscht 
zu  haben.  Später  habe  ich  oft  den  Koitus  der  -Mutler  belauscht.  Der  \"ater 
verarmte,  er  verlor  im  Bankrott  all  sein  Geld,  Schmalhans  wurde  Küchen- 
meister. Meine  Mutter  lioll«  sich  Herren,  um  Geld  zu  verdieneji.  Ich  war 
11  Jahre  alt,  sie  nahm  mich  mit,  ergattcrU^  sich  einen  Herrn  und  kam  dann 
nach  Hause.  Wir  Kinder  iimßten  aus  dem  Zimmer  gelien  und  macliten  unsere 
Spässe.  Der  „Herr  Onkel'-  versprucii  mir  oft  Geschenke,  gab  mir  auch  Geld, 
was  meine  Mutter  immer  einsteckte  und  dann  I i^dia u ptet*-,  sie  hatte  es  ver- 
loren. 

Später  hattö  meine  Schwester  auch  Verliähnisse.  wobei  die  Mutter  die 
Kupplerin  spielte.'" 

Die  ersten  riiasorhistischen  Phantasien  hatto  ieli  mit  Ü  Jahren,  wenn 
ich  gegen  die  Onanie  ankämpfte,  um  dem  lieben  Gott  gefällig  zu  sein.  Ich 
stellte  mir  vor,  daß  icli  geschlagen  würde.  Erst  später  entwickelten  sich 
sadisti-iclic  Phantasien.  Doch  weiß  ieh  uichl  sicher,  ob  ich  nicht  vorher 
diese  sadistischen    Phantasien  gehabt  iialic. 

Bei  uns  wohnten  zwei  Mädchen,  Klavierlehrer  innen,  in  die  ich  schon 
mit  6  Jahren  verliebt  war.  Ich  war  entsetzlich  eifersüchtig,  wenn  sie  mit 
den  Schwestern  Immdlicher  waren  als  mit  mir.  Ich  war  auf  meine  Schwestern 
überhaupt  sehr  eifersüchtig. 

Mit  17  Jahren  liatte  ich  eine  Aversion  gegen  die  ganze  Farailie.  Meine 
Schwestern  waren  doch  Öchonheit^-n.  Meine  Mutter  nech  immer  eine  fesche 
Frau.    Ich  konnte  keine  ansehen,  brummte  immer,  war  mit  allem  unzufrieden. 

Sie  haben  mich  aufgeklärt,  daß  ich  mich  befreien  und  eine  Distanz 
errichten  wollte.  Ich  verstehe  jetzt  meine  Einstellung.  Dann  begannen  nicine 
sadistischen  Prozeduren. '■ 

Ich  erkundige  miclj  nach  seinen  sadistisciien  Prozeduren  imd  erfalire 
folgende   Einzelheiten: 

Er  sucht  sich  seine  Opfer  auf  der  Straße.  Am  liebsten  hat  er  junge 
Mädchen  mit  kindlichem  Typus.  Er  spricht  sie  an,  ist  sehr  freundlich  und 
fragt,  ob  sie  nicht  tanzen  lernen  wollten.  Er  konntC'  ihnen  ein  glänzendes 
Engagement   bei  einer  Tänzorinnentruppe  verschaffen.     Bedingung  aber  sei 


h 


ii 


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l\Q  _■  Fetischismus.  ■,  ■    ■  ' 

ein  strenges  Training.  Dann  geht  er  mit  seinem  Opfer  ins  Hotel,  wo  er 
gilt  bekannt  ist  und  wo  hohe  Trinkgelder  ihm  eine  bevorzugte  Stellung  ver- 
schafft haben. 

Das  Mädchen  muß  sich  bis  auf  Strümpfe  und  Schuhe  nackt  ausziehe'i. 
Nach  den  ersten  Tanzschritten  findet  er  einen  Fehler  und  beginnt  das  Mädchen 
]eieht  auf  die  Wade  zu  schlagen.  Er  benützt  eine  Gerte.  Wenn  sie  erschreckt 
und  feige  ist  und  er  merkt,  dali  sie  gefügig  ist,  werden  die  Schläge  stärker, 
mitunter  schlägt  er  auch  das  Gesäß.  Er  bindet  das  Mädchen  ans  Fenster- 
kreuz, so  daß  sie  auf  den  Fußspitzen  stehen  niuÜ,  und  weidet  sich  an  ihren 
Schmerzen.  Am  Schluß  vollzieht  er  mit  sehwacher  Potenz  einen  Ivoitue, 
der  kaum  einige  Sekunden  dauert.  ■._■■■ 

Viele  Mädchen  zeigen  für  diese  Prozedur  Verständnis  und  scheinen 
fasziniert.  Die  meisten  sind  erschreckt  und  weinen.  Wenn  die  Mädchen  .sicii 
wehren  oder  schreien,  hört  er  sofort  auf  und  versucht  einen  Spaß  aus  der 
Sacho  zu  machen.  Dieses  Spiel  wiederholt  er  zweimal  in  der  Woche  immer 
niit  einem  anderen  Opfer. 

Er  hat  auch  das  Verlangen,  Kinder  zu  schänden  und  auf  die  Waden  zu 
schlagen,  hat  sich  aljer  bisher  aus  Angst  vor  dem  Strafgesetz  zu  beherrschen 
gewußt. 


Er  träumt:        .■■    '  f-.  ■     -,    ,  i .  - 1  ■    .  "  ■■,     ■  '  .• 

Ich  ging  mit  meinem  Kollegen  Otto  spazieren.   Er  war  sehr  freund- 
lieh. Dann  sah  ich,  daß  seine  beiden  Hände  an  ein  Brett  genagelt  waren. 


Otto  ist  ein  Artist,  der  ihm  sehr  gut  gefällt.  Er  möchte  mit  ihm  spielen 
und  sich  karessieren  lassen.  Im  Traume  sind  die  Hände  Ottos  angenagelt, 
womit  er  die  Tatsache  ausdrückt,  daß  Otto  verheiratet  ist 

Ottos  Frau  ist  ihm  sehr  unsympathisch.  Er  kann  sie  nicht  ansehen. 
Aber  diese  Antipathie  ist  gleich  seiner  Anlipathie  gegen  seine  schönen 
Schwestern,  nur  die  Umkehrung  einer.  Neigung.  (Selbstschutztendeiiz') 

Der  Kollege  Otto  ist  sein  zweites  Ich,  stellt  seine  Parapathio  dar.  Ei' 
hat  seinen  inneren  Menschen  gefesselt.  Was  er  ausführt,  ist  offenbar  nur  ein 
sehr  kleiner  Teil  seines  Programmos.  Andrerseits  ist  auch  zu  verstehen,  daß 
er  an  seine  Parapathio  genagelt  ist.  Ihm  sind  die  Hände  gebunden.  Er 
kann  nichts  Böses  anstellen.  Er  muß  also  mit  den  Händen  gesündigt  haben. 
Er  hat  auch  den  unbewußten  Wunsch,  Otto  solle  mit  seinem  Penis 
spielen.  Das  kann  er  nicht,  wenn  seine  Hände  angenagelt  sind.  Bretter 
stallen  Fleisch  dar.  Otto  ist  verheiratet,  Er  ist  nicht  frei.  Georg  aber, 
i  unser  Patient,  ist  eifersüchtig  und  möchte  Otto  für  sich  haben. 

J  So  gefesselt  fühlt  sich  auch  Georg  durch  die  Ehe.    Er  hat  seine  Frau 

1  geliebt  und  ist  nun  impotent  bei  ihr.    Die  Liebe  seheint  erstorben  zu  sein. 

Er  empfindet  nur  seelische  Liebe  für  sie.     Endlich  sehen  wir  einen  Hinweis 
j  auf  Christus  (Ghristusneurose).    Er  ist  mit  beiden  Händen  angenagelt  wie 

i  der  Erlöser.    Georg  ist  trotz  seiner  Paraphilien   fromm  und    bestraft  sicli 

täglich  durch  selbst  inszenierte  Niederlagen  und  Demütigungen. 


Nächste  Nacht  träumt  er: 


.  .;]  Ich  habe  die  Frau  von  Otto  auf  den  Arm  geküßt,  am  Arm  ge- 

■h]  sogen  und  dabei  große  Wollust  empfunden. 


!!i 


Wadeu-PartidlismiiB.  Sadismus,  KleptomaDie.  i  < . 

„    ,  /'  ^l^^*'  il^m  dazu  ein  daß  ihn  zuweilen  auch  .cl.öne  Arme  interessieren 

.     j      T.  '^ii  "^^"  ^^^''  '"^^'^'"'  ^™^  ^1^*-    "^eine  weiteren  Einfälle    Widei- 
öüuide.    D]G  Pran  von  Otto  aelieint  für  eine  andere  Person  m  stehen. 

Ein  dritter  Trunni: 

Ein  sehr  diclver  schmutziger  Herr,   ich  glaube  ein  bei  uns  ange- 
stellter Artist,   wollte    auftreten.     Ich    scliimpftc.    „Wie  können    Sie   in      " 
diesem  Zustande  in  unser  feines  Loiial  kuuunen?    Ich  werde  Sie  niclit 
auttreten  lassen.    Suldie  Schweine  gehören   nicht  in  mein   Geschäft." 

Um  diesen  Tmum  zu  verstehen,  müssen  wir  uns  mit  seinen  Zwanss-  ■ 
vorek-Ilungen  beschäftigen.  Er  hat  den  ganzen  Tag  nut  Zwangsvorstellungen 
zu  tun,  die  sich  auf  sein  Auft.ro(^;n  beziehen.  Wenn  er  du;^  oder  das  nicht 
tut,  wird  er  keinen  Erfolg  liaben.  Er  hat  allerlei  Zeremonielle,  auf  die  ich 
noch  zurückkommon  werde.  Aber  das  Wichtigste:  Er  gönnt  ..ich  keinen 
grolien  Erlolg.  Er  verdirbt  sich  seine  Erfolge.  Er  sagt  sich  immer  {nacli 
omer  sadistischen  Szene):  Du  wirst  jetzt  keinen  Erfolg  haben!  Du  ver- 
dienst das  nicht!  und  bringt  sich  so  uni  seine  schönsten  Schlager. 

Wir  verstehen  nun  den  Traum.  Er  ist  der  Mann,  der  auftreten  s.dl 
uud  80  schmutzig  ist,  und  er  verbiete  sich  selbst  den  Erfolg.  Er  ist  das 
bchwein!  Er  ist  ein  aueg<'sprochener  Masochist  und  hatte  als  Kind  eine 
auegesprochen  masochistische  Periode. 

Es  fällt  ihm  nachträglich  ein,  daß  die  masochistisclie  Periode  nur  eine 
einzige  Woche  gedauert  hat.  Vorher  schwelgt«  er  in  sadistischen  Phantasien. 
Um  sich  die  sadistischen  Phantasien  abzugewöhnen,  dachte  er,  daß  er  ein 
sehr  schönes  Mädchen  sei,  von  aller  Welt  bewundert,  das  aber  von  ihrem 
Greliebten  geschlagen  wird. 

Sein  SadismiLs  ist  die  Reaktion  auf  seine  weiblichen  Tendenzen.  Er 
will  ein  Mann  sein  und  den  Frauen  beweisen,  daß  er  ein  Mann  ist. 

Eine  wichtige  Rolle  in  seinem  Kinderleben  spielte  ein  Dienstmädchen, 
das  viele  Jahre  bei  ihnen  bedienstet  und  die  Vertraute  und  Freundin  seiner 
Mutter  war.    Das  Mädchen  teilte  Leid  und  Freud  mit  ihnen. 

Sie  war  aber  gleich  seinen  Schwestern  füi-  ihn  Tabu  und  kein  Sexual- 
■  Objekt. 

Mit  6  Jahren  begannen  die  ersten  Zwangsvoi-stellungen.    Er  begann  zu  ' 
grübeln :    „Was    ist    die     Freude?      Ich     darf     kein     Vergnüge  n 
!i  a  b  e  n !  * 

Er  ei'innert  sich,  wie  ihn  sein  Vater  geschlagen  hatte,  weil  er  frech 
war.  Er  stellte  sich,  als  ob  er  in  Ohnmacht  fallen  würde.  Seit  damals 
benützte  er  Krankheiten,  um  aus  allen  unangenehmen  Situationen  in  die 
Krankheit  zu  flüchten. 

Nach  den  Sehlägen  (seine  Mutt«r  rettete  ihn;  sie  rief  dem  Vater  «u: 
Jetzt  ist  es  genug!)  haßte  er  seinen  Vater  und  wünschte  ihm  den  Tod.  Zur 
Strafe  setzten  die  erwähnten  Zwangsvorstellungen  ein.  Er  verdarb  sicli  jede 
Freude.  M^as  hat  man  von  der  Freude?  Tut  die  Freude  so  wohl?  Mit  7  Jahren 

forderte  ihn  ein  Mitschüler  auf,  sein  Glied  zu  zeigen.  Sie  könnten  miteinander  ] 

spielen.  Er  empfand  Ekel  und  wollte  mit  ihm  nichts  mehr  zu  tun  haben.  (Deck- 
erinnerung?)  ' 

Kurz  darnach,  also  im  7.  Jahre,  gab  ihm  sein  Vetter  den  Schlag  auf 
den  Hintern.   (Zuerst  hatte  er  dies  Erlebnis  in  das  14.  Jahr  vorlegt.)  Er 


112 


Fetiscliismus, 


glaubte  lange  Zeit,  er  werde  nun  rückoiimai-käkraok  werden.  Er  lauschte, 
wenn  die  Erwachsenen  sprachen  und  bildete  sich  alle  Krankheiten  ein  die 
erwalmt  wurden.  Uesondcrs  fürchtete  er,  daß  seine  Adern  aufreißen  werden, 
(Beginnende  Hypochondrie  infolge  von  Schuldbewußtsein.) 

In  dieser  Zeit  fiel  er  einmal  beim  Blindekuhspiel  auf  den  Kopf  schlug 
eich  die  Schläfe  wund  und  war  eine  Zeitlang  ohnmächtig.  Die  Mutter  sagte 
Ihm  damals,  das  sei  die  Strafe  Gottes.  Seit  damals  glaubte  er  fest,  er  müsse 
an   einer    Krankheit  sterben,    wenn    er   einen    bösen   Gedanken   hatte 

Im  J.Lebensjahre  wurde  er  an  dem  Gliede  operiert.  Kr  erinnert  .ich 
an  die  Vorfalle  nach  der  Operation,  an  die  Schwestern,  an  den  Arzt,  auch 
wie  Ihm  vorher  die  Locken  abgeschnitten  wurden,  wie  er  weinte,  wenn  er 
verbunden  wurde  aber  er  weiß  nicht,  warum  er  operiert  wurde  Kr  war 
em  ungezogenes  Kmd  und  sagte  der  Wärt<.rin:  „Sie  können  mich  in  den 
A  lecken! 

Er  litt  nie  an  Kastrationsangst.  Er  war  nur  später  unglücklich,  weil 
er- ein  kleines  Genitale  hatt*  und  glaubte,  es  wäre  die  Folge  der  Onanie. 
Lr  fürchtete  das  Glied  werde  nicht  wachsen,  und  war  sehr  glücklich,  wenn 
es  bei  der  Krektion  großer  wurde. 

V  ,  ^'\}\  '^'"Y''^  "'"'■'^P  ^''  '"'"■  ^'™"""-  ^'  '^'t^t«  "»d  glaubte,  daß  der 
hebe  Gott  ihm  hellen  mul  von  der  Onanie  erlösen  werde  \ber  er  benlitute 
die  Onanie,  um  sich  krank  zu  machen.  Er  war  mit  13  Jahren  in  einem 
Geeehatte  als  Lehrjunge  angestellt.  Er  wurde  schlecht  behandelt  Da  ona- 
nierte er  Gmal  in  einei-  Kacht,  um  sich  krank  zu  machen  und  hatte  am 
nächsten  Tage  Anlallc.  Er  wurde  ohnmächtig.  Solche  Anfälle  von  Traum- 
zuständen  und  süßer  Ohnmacht  hatte  er  zu  dieser  Zeit  auch  auf  der  Straße 
Es  war  ihm  plotzlicli.  als  ob  er  sehr  leicht  würde  und  er  sagte  sich'  Ich 
liin  nicht  mehr  da!"  .  .  ,  '  "' 

In  dieser  Zeit  verdarb  er  sich  jede  Freude,  indem  er  sich  sagte-  Das 
verdienst  du  nicht!  Er  trat  erst  in  einem  \'crein  als  Komiker  auf  und  hatte 
einen  uiigelienron  Erfolg,  ifald  begann  er  sich  den  Erfolg  v.n  verderben. 
Er  mußte  immer  auf  seine  Hand  sehen.  (Es  war  die  Erinnerung  an  die 
Onanie!)  Er  sagte  sich  vor  dem  Auftreten:  .,Dn  wirst  nicht  an  die  Hand 
denken."  Natürlich  mußte  er  den  ganzen  Abend  an  die  Hand  denken.  Er 
wußte  nicht,  was  er  mit  ihr  anfangen  sollte.  Sie  genierte  ilin.  Es  war  die 
Hand,  mit  der  er  gesündigt  hatte.  Die  Onaiiiephantasien  sind  ihm  nicht  klar. 
Er  glaubt,  es  wären  sadistische  Phantasien  gewesen. 

Er  hatte  zwei  merkwürdige  Träume:  * 

Frau  L.  hat  einen  Schlögcl  in  der  Hand,  es  sah  w^ie  ein  Arm  oder 
wie  em  Bein, aus.    Ich  wollte  es  dazu  haben.    Die  Zuwagu   .  .   .  Dann 
zeigt  sie  nur  etwas  in  dem  Hintergründe,  das  wie  ein  langer  Knochen 
.  aussah.    Ich  wußte,  daß  ich  die  Sachen  nicht  sehen  darf. 
-  ■        Der  zweite   Traum   lautet: 

Ich  hatte  einen  heftigen  Streit  mit  meiner  Mutter  Ich  bin  im 
Zorne  weggelaufen  und  war  nackt  auf  der  Straße.  Zwei  Leute  kamen 
mir  entgegen  und  machten  Bemerkungen.  Ich  zog  mir  mein  Nachthemd 
an.  Dann  war  ich  in  einer  Art  Rumpelkammer.  Meine  Mutter  sagte: 
„Das  habe  ich  jetzt  zerrissen!"  —  und  zerriß  ein  rotbackiges,  dickes 
Gesicht.  Es  war  wie  eine  fleischige  Larve.  Ich  war  sehr  wütend.  ..So. 
jetzt  wirst  du  den  Vortrag  halten!    Ich  brauche  die  Maske  zum  Vor- 


Wadcii-PartiaiismLis.  Sadismus.  Kleptomauie.  j  ,  ,j 

l^tiu  IT'  """'  '''  '''  ''^^  ^^^^^  ^--"  '-^-  -'»  -^  «t.as 

Die  Analyse  the  ci-shm  IVamn..  ergai,,  dalJ  der  fdilondo  Knod>en  der 
Pem.  ist     In   VVien  erh  Ut  man   zun.  Fleisch  eine  Zmvage  vo.   Knochen     K 
sucht  bei  Jrau  L     die  .In,   in„..o.-  reizt,  e.ne  Zn^vaso,  den  n.annlichc-..   Pen 

w  i'  -l  ^'"'^  ^''^''""''''  '^''^  '*'^  l''-"'"*"  ""^'■''  ^■'"''"    P™^'^  l'='*H.n     De 

Wade  ivar  ihm  e.ii   Pen.sei-eatz. 

Im  /.weiten  Ti'aume  zen-eißt  die  Mutter  seine  Lai-vc.    K,-  },attc  schon 

l«ken       \\enn  d,e   Mutter  da..n   weinU-.   .ei;<tc   er  tiefe  Itene.    Seine  (iieir-h- 
^'..lt.gke,t  gegen   d.e   M.,tt...   „»  späteren   Alte.'   war  nur  oi..e   Maske    Wen  , 
ei-  sieh   nackt  ze,g(>n   würde  wie  i.i   dem   Ti-ami.e  auf  der  Stmße   ode.'  we.m 
man  .h,.,  d,e  he»ch]er..cl,e   Larve  vom  Gesicht  reißen  würde,  so  müUte  -.an 
.^ehen.   wie  er  seine  Mutier  lieble  und   begehrte.    Die  Mutter  sl.,rb  vor  -wej 
Jutiren^    Lr  .st  eic!.  seiner  L.zestgedanken  bewußt.    Aber  das  vierte  Gebot- 
.,Ehre  Vater  und  Mutter  I"'  lieli  ihn  er.chaue.-n  uz.d  er  vereuchte  immer  wieder 
eme  \  erdrangung  der  Inzestwünsche.    Kr  sah  als  Kind  so  aus  wie  die  LaiTe- 
iiotwangig  und  Üeisdiig.    Seine  Mutter  zerriß  das  Bild  seiner  Kindheit     Er' 
haßte  se.ne  Mutter  wenn  sie  mit  fremden   He,-,-en  ging.    Jetzt  kommt  der 
Haß  ™    Traume  zum  Du.-chbnich.    Kr  .-eißt  seiner  Mutter  die  Lan'o  von. 
Oesicht.    bie  war  eine  Hure   und   ist  au  seiner  K.-ankheH  schuld.    Darum 
haßt  er  alle  Frauen,    In  joder  Fi-au  martert  er  seine  Mutter 
^         Verräterisch  ist  der  Satz  des  ei-sten   Traumes:  „Ich  wnßte.  daß   ich  die 
.jachen  n.cht  sehen  dariV    Er  e.-innert  ^icli,  daß  sieh  seine  Mutter  vor  den 
kindem   f.;ar  njcht  genierte  and  nicht  mir  ihre  Toilette,  sondern   auch   die 
lagi.chen  Bednrfn.s,se  voi  ihren  Kinde.-ii  ve.Tichlete.   Dabei  sah  e.-  ihi-e  Beine 
und  noch   .nehr.^  Wollte  er  aber  als  Knabe  genie  das  Genitale  sehen^    Er 
hat  gar  ke.ne  Lnmiernng,  daJi  er  bei  den  Schwestern  oder  bei  der  .Mutier 
em  Gen.tale  gesehen  iiat.    Er  war  ein  frecher,  «ehr  aufgeweckter  Junge     Kr 
begreift  es   nicht,   warum  seine  Schwestern    und   das   Dienstmiidchen   lür   ihn- 
sexuell  gar  nicht  in  Betracht  kamen,  auch  heute  noch  seine  Schwestern  ihn 
kalt  lassen.    Er  betont  das  mit  so  viel  Emphase,  daß  er  sich   verdächtig 
macht  und   wi.-  eine   Pixiening  an   die  Öch-K'eeteni  vermuten,   ohne   ih 
unsei-er  Venuutung  Mitt^nli.ng  zu  in;)chen. 


im  von 


Wenn  er  einen  Schrecken  fühlt,  so  kitzeil  e*  in  der  Hodengegend  Bei 
jedem  gniseligen  Eindnick  die  gleiche  Sensation.  Er  führt  das  auf  dio 
Operation  zurück,  die  er  im  3.  Jahi-e  überstanden  hat.  Es  war  eine  Hoden- 
operatioii  nach  Quetschung  des  Hodens.  So  berichtete  es  ihm  seine  ältere 
Schwester,  die  er  darum  befragte.  Er  kommt  auf  den  Kuüben  zu  sprectien, 
der  ihm  einen  homosexuellen  Antrag  niachle.  Es  war  in  der  ei-sten  VoRis- 
schulklaese.  Bisher  hatte  er  angeblich  doch  imu.e.-  mir  in  der  PhanUisie 
genossen.  Endlich  gab  es  einen  Partner.  Ti-olzden.  hatte  er  ein  Grausen, 
als  er  das  Glied  dee  Freundes  beriihi-en  sollte.  Es  scheint,  daß  der  Valcr 
ihm  da«  Berühren  des  Gliedes  als  etwas  besonders  Ekelhaftes  seschildrrl 
hatte.  Er  vermied  es  als  Kind  nach  Möglichkeit,  sich  unten  zu  berühren. 
Nur  bei  der  Onanie  und  beim  Urinieren  übertrat  er  das  sti-enge  Verbot;  V.r 
mußte  jede  Woche  mehrere  Male  onanieren. 

Erst  mit  14  Jahren  verbot  ihm  ein  Arzt  das  Onanieren  und  er  stellte  es 
prompt  ein.    Ab9r  seine  Parapatliio  wui-de  immer  schlimmer. 

Stekol,  SMirnottan  des  Triih    uiid  Affiikllsbeüs,  VlI.  g 


114 


Fetischismiis. 


,. 


Der  Gruiidzug  seines  Wesene  ißt  Trotz.  Er  trotzt  auch  mit  sicli  selbst 
und  verdirbt  sich  seine  besten  Erfolge,  Gestern  hatte  er  den  forsten  gnt^'H 
Tag  nach  vielen  Jahren  und  seinen  besten  Kriolg.  Er  liihlt  t^irh  diirt-h  die 
Analyse   sehr   erleichtert. 

Ich  setze  die  Analyse  des  letzten  Traumes  fort,  da  ich  vun  iJim  wich- 
tige Enthüllungen  erwarte  und  fordere  ihn  auf,  mir  die  Einlalle  zur  .Maske 
zu  sagen,  die  seine  Mutler  im  Traume  zerreißt.    Er  siigt:  ' 

„Die  Maske  ist  rot  und  rund.  Sie  hat  einen  Bart.  Sie  sah  aus  wio 
ein  TheiTOophor.  Sie  hatte  oben  einen  Riß.  Die  Mutter  sagte:  Daher  ver- 
brenne ich  sie  .     .."' 

„VerhremieV    Sie  .sagten  doch  zerreiße  ich  sie  in  der  ersten  F;itisun£C?" 

„Verbrenne  —  oder  —  zerreiße  .  .  .  Weil  sie  einen  Riß  hat.  also 
verdorben  ist." 

„Wie  sah  der  Bart  der  Maeke  aus?" 

„Ein  Bart  und  Gesicht  wie  ein  Fleischhauer.  Ein  rolier.  ordinärer 
Geselle.  Vielleicht  war  es  das  Gesicht  des  Anton.^*  (Es  war  der  Bursehe, 
der  ihm  den  ominösen  Stoß  gegeben  hatte.    Deckerinnermig"-') 

„Hatte  Ihr  Vater  diesen  Bart?" 

„0  nein!  Mein  Vater  hatte  einen  Spil-zbart  und  ein  feines  Gosieht. 
Es  war  ein  ordinäres  Gesieht.  Ich  weiß  Liicht.  Ich  muß  mich  docli  daran 
erinnern.  Wie  sah  er  nur  aue?"  (Denkt  nach  und  ruft  plötzlich  aus):  .,Ifih 
habs.  Es  war  der  Mann,  über  den  wir  gelacht  haben.  Eine  lustige  Geschichte. 
Dumm!    Nicht  wichtig!" 

„Erzählen  Sie  mir  die  Geschichte." 

„Nun,  die  Mutter  holte  sich  von  der  Ga.sse  einen  Mann,  der  sah  roh 
und  ordinär  aus  wie  ein  Fleischhauer.  Dann  ging  sie  mit  ihm  ins  Zimmer 
und  sperrte  die  Türe  ab.  Ich  und  die  Schwester  wollten  durchs  Schlüssel- 
loch sehen  und  konnten  nichts  entnehmen.  Dann  horten  wir  Stöhnen  leises 
Kichern  und  alleilei  verdächtige  Laute.  Die  beiden  kamen  dann  au.^  dem 
Zinimer.  Der  Mann  war  rot  im  Gesichte,  wischte  sich  den  Schweiß  von  der 
Stirne,  er  sah  aus  wie  die  Maeke  .  .  ." 

„Waren  Sie  eifersüchtig  oder  zornig  auf  die  Mutter?" 

„Gar  keine  Rede!    Wir  lachten  und  unterhielten    uns  köstlich    ,    .   -■' 

Er  schweigt  eine  Weile.    Dann  fährt  er  fort: 

„Ich  weiß  nicht,  warum  ich  bei  meiner  Frau  impotent  bin.  Sic  hat  die 
reizendste  Wade,  dii^  Sie  sich  vorstellen  können.  Tnd  wenn  ich  eine  Frau 
mit  ähnlichen  Waden  sehe,  bin  ich  inipul^nt.  Mich  reizt  am  meisten  ein 
Kind.  Mit  jedem  Kinde  möchte  ich  spielen  und  es  ([uälen.  Schon  als  Kind 
stellte  ich  mir  ein  Mäderl  vor.  Am  Schluß  der  Onanie  war  ich  friiher  selig, 
aW  wi-nn  ich  in  den  Himmel  fahren  würde.  Ein  herrliches  Lustgefülil!  Höchste 
W«nne!  Oft  habe  ich  später  ein  ähnliches  Gefühl  gehabt,  wenn  ich  die 
Anfälle  hatte.    Ich  konnte  sie  mir  künstlich  auf  der  Gasse  erzeugen " 

,,Haben  Sie  immer  mit  der  Vorstellung,  daß  Sie  ein  Mäderl  sti'afen, 
onaniert?" 

„0  nein.  Manchmal,  sehr  oft  gebrauchte  ich.  wie  ich  schon  erwähnte, 
ein  Hemd  oder  einen  Rock  der  Mutter.  Ich  hüllte  mich  darin  ein,  roch  daran 
und  dachte  mir  dann,  die  Mutter  wird  bestraft,  weil  sie  so  —  stinkt "' 

„Wer  bestraft  die  Mutter?    Der  Vater?" 

„Nein!  Niemals  der  Vater.  Das  störte  meine  Onanie.  Da  war  mir 
die  ganze  Freude  verdorben.    Immer  ein  anderer.    Der  Vater  hatte  mit  dev 


Wadeii-ParlialisiiiLis.  Sa^lismlL^.  Kleptomanie.  i,= 

Muttor  immer  ötreit     Ich  erinnere  midi,  daß  t..  für  mich   das  gi^ößt*.  Glück 
■war,  wenn  \ater  mit  Mutter  ruhig  .sprach.    Irh  fiililte  mich  wie  im  Paind™ 

ü-r  schweigt   ... 

.,Wijraii  denken  Sie':"' 
An  den  Traum,    ich  war  im  Traimic  anf  die  Mutter  wüUmd.    Da.  .r- 

uns     Her,    b.     Lr    l^am    i'egehiiäßig    zweimal    die    Wociie.    „Ein     ^honnent^" 

K        i       »^''  ''"'*  ""■"■  '"'ttcn  dann   ein  gnte«  wanne.  NaHitniahl     l-:inmal 

fad  rüden  r  "  ''  ^TT  ?'  ""'^"'  ^'^  ^""'^  "-"  ^^  Weinol  KindiZ  - 
tdd  kauten,    hr  ^nn^  ,u.d  die  Mnlter  ivdlte  niclit  da^  Spiolmi^  kaufen     !ch 

do  S,.;;  '■";''"  7  ^'T'  '«'^^'^''"Pt<-  'H"  «-tter.  „anno  .iL  ..Hnre",  h!is 
die   Mutte     sich   autmadit,..    das   Ka,i    .u    kaufen.     An,    WVg,.   sagte   sie    si. 

nm    dann   irgend   eine   kleiniglveit.     Heute   .veilS   icl,.   dat;  ^ie   das   Geld   fürs 

un<n,,  stau,  des  Herrn  b.  ein  Dienstinann  mit  einer  Karte  kam.  der  die  Ab- 
uZ  n  u  !  ■  '"^^''"  ''"  '^'''^"'  '^^^f^'-*  '^'^'"  Ni"=">l"i^hl.  nur  trockene 
^    L.n.   '',-    T    ""''■'^i%'"'''  ''■"'  ^'^'"'**'=   '■^'^''   '"■<l^i"^'><--  i't-'Ue  nicht,  komnum 

M..t  p  ■  ,  'V"'  '  -'^''"'^  ""  ^""^  '^'''"»**-'  ^^'1«"  l«-'^*'"'  "\^''^e  sagen  Sie  .« 
ilit'her  ..r-rziehuNfri' 

„«ie   iniissen   doch   die   Mutter   vei'achtet   oder  gehaßt  haben?'' 

fci?"  iJn  ^'"/'^V'^n'/".-^'"''^"'"  ^''""'""'^''^^  "■^'»"  >^"-"i^  in-  Hause  war. 
Icli  ennnere  mich,  daß  der  "S'ater  der  Mutter  immer  Vorwürfe  wegen  ihrer  Ver- 
lan,.!, heu.  nnulite.     K.   hat  auch   am   Anfang  der   Ehe  etw.t«  gegeben," 

„Und  das  alles  haben  Sie  gehört^ 

„Ja,  meinen  Eltern  war  es  gajiz  Wurst,  ob  ich  im  Zimmer  anwesend 
war  .der  nichtDalier  hatte  ich  so  früh,  ICinhIi.-k  in  alle  diese  Verhältnisse.- 

l->!imit  schließt  diese  .Sitzung  ab. 

Er-kommt  anl'  die  Svenen  mit  der  Mutier  zurück.  Er  erinnert  sich 
-iai.(  sie  alle  glücklich  waren,  wenn  der  „Abonnenf  Herr  S.  kam  Sie  aßen 
oft  nur  trockenes  Brot  und  ein  Stuckchen  kalte  Wurst.  S  bedeutete  ein 
gutes  warmes  Nachtmahl.  Trotzdem  hat  er  die  dunkle  ErinneniDg  daß 
sich  etwas  in  ihm  gegen  S.  strliulite  und  dal,-  er  doch  eifersüchtig  wLr  Kr 
scheint  seine  Eifersucht  gaiiK  verdrängt  ■/.»  haben.  Auch. weiß  er  sich  nicht 
zu  erinnern,  ob  er  mit  der  jüngeren  Schwester  nicht  mittlen\'eile  auch  «,- 
spielt  hatti^.  Nein!  Er  weiß  es  bestimmt.  Das  war  ausgeschlossen  Die 
jüngere  Schwester   war   nie  ein   Sexnalobjekt   für   ihn. 

Sie  unterhielten  sich  nur  köstlich,  wenn  S.  gana  rot  und-hufgeregt  aus 
dem    Zimmer  kam.  r 

,.Haben  Sie  durchs  Schlüsselkicji   gesehen?'' 

Er   schweigt.     Er   kann    sich   nicht   erinnern.     Er   meint,    es   könne   der*'  " 
Fall  gewesen  sein.  *  -,  > 

Er  träumte:  '"  ,       ■.'*  . 

Ich  hielt  einen  Vortrag  iilDcr  Luft.    Dann  drehte  es  sich  um  Mark-' 
und    Krone.     Ich    sprach   mit  einem    Deutschen    darüber.     Er  hat   mich  ■ 
irgendwie  beruhigt.    Daim  bin  ich  am  Klosett  gesessen.    Das  war  ganz  -i 
schmutzig  mit  Urip.    Irgend  jemand  sagte;    Es  is(    doch  gut    daß  die 


116 


FetiechismiiH. 

Deutfichei.  herkommen,  daß  da  Ordnung  wird!  Plötzlich  spüre  id.  riicii- 
wärts  kitzeln  drohe  mich  um  und  oben  aus  dem  Loch  irit  ein  ganz  tleinei 
Rn\7.  heriinügekütnmen.  der  mich  gekii-aelt  hat.  Ich  hatte  merkwürdiger- 
weise keinen  Ekel  und  keinen  Schrecken  wie  im  Leihen. 

Dann  sind  wir  im  Omnibus  gefahren.  Da  war  ein  sehi-  grober 
Kandnktßur.  Meine  Frau  ist  erst  später  eingestiegen  und  hfit  sich  neben 
mich  geeetiit.  Wi&  der  Kondukteur  das  gesehen,  daß  .^io  keine  Karli? 
genommen  hat,  sagte  er:  „Ah,  Si'e  reden  mit  der  Frau!^'  —  als  ob  wir 
wegen  der  Karten  schwindeln  wollten.  Dadurch  bin  ich  in  Streit  ge- 
raten. Am  Stephausplatz  habe  ich  ihuL  irgend  ein  Schimpfwort  zu- 
gerufen. Er  sagte:  „Icli  werde  Sie  einsperren  lassen!"  Ich  wollte  micli 
über  die  Brüstung  herunterlassen,  um  nuf  ihn  hin 7.u fahren  und  mit,  ilmi 
zu  raufen. 

Ich  war  in  einem  Theater  im  Bühneneingang.  Auf  einmal  war  ein 
Paket  das  ich  in  der  Hand  hatt«,  verschwunden.  ., Machte  keine  Dunun- 
heiten!  Das  hat  einer  versteckt!"  Ich  rankelte  mich  mit  einem  kleinen 
micßen  Kerl,  der  stärker  als  ich  war.  Ich  konnte  ihm  nicht  heikomnien. 
Dann  bekam  ich  das  Paket.  Darin  war  ein  .schweres  beschmutztes  Tisch- 
tuch und  darin  waren  andere  Sachen.  Ich  bin  mit  dem  Paket  nach 
Hause  gegangen  '/ai  meiner  Frau,  habe  mit  ihr  geschimpft,  daß  sie  nicht 
bei  mir  war  die  ganze  Zeit.  Wie  ich  das  Paket  aufmache,  war  das  i'ote 
Tischtuch  weg.  Ich  bin  zurück  zum  Thent^r.  Da  fanden  sie  das  rote 
Tischtuch, 

Ich  hin  in  die  Wohnung  nach  Hause  gegangen,  es  war  wie  in  der 
I  K...gaBSe  in  der  Jugend,  Es  war  liuster.  Ich  habe  mich  gefürchtet 
vor  Einbrechern,  Im  dritten  Zimmer  war  eine  Gestalt,  eine  ganz  magere 
alte  schmale  Frau.  gel)ückt.  Sie  hatte  ein  Tuch  um,  Sie  hätte  nichts 
. '■■  zum  Anziehen,  Ich  solle  ihr  doch  etwas  Kleider  geben.  Ich  gab  ihr 
etwas.  Es  war  ihr  nicht  genug.  Sie  schaute  nach  und  wollte  Büclier 
haben,  schaute  in  einem  Stoß  Bücher  nach. 

Dann  änderte  sich  die  Szene.  Ich  suche  auf  der  Straße  einen 
Wagen.  Da  sehe  ich  plötzlich  meinen  Vater.  Er  kam  mir  fremd  vor. 
Trotzdem  hattie  ich  eine  Freude,  ihn  mir  einzuladen,  mit  dem  Wagen 
zu  fahren.    Ich  habe  aber  keinen  bekommen. 

Wieder  ein  Wagen.  Wir  fahren  drei  einen  Berg  hinunter.  Kio 
dicker  Mann,  ich  und  noch  jemand.  Wir  fuhren  ein  Stückerl  steil  her- 
unter, da  stieg  der  dicke  Herr  aus,  um  auf  einen  anderen  Berg  aufs 
Kloee'tt  zu  gehen.  Der  Kutscher  sagte:  Er  hätte  einen  kürzeren  Weg 
aus  dem  Klosett  gehen  können. 

Ich  wende  mich  der  Analyse  dieses  wichtigen  Traumes  zu.  Er  wird 
aufgefordert,  seine  Einfälle  zu  „Luft"  zu  sagen.  „Gedanken  sind  Luft!" 
So  beginnt,  er,  dann  wundert  er  eich,  wie  sich  die  Luft  im  Traume  in  Mark 
und  Kronen  verwandeln  kann.  Dann  allerdings  kommt  er  auf  die  Ent- 
wertung des  Geldes  zu  sprechen  und  m&int.  das  Geld  sei  ietzt  wie  Luft. 
(Wir  sehen  die  Zusammenhänge  Luft  —  Stuhl  —  Geld  —  Analkomplex^i 
Seine  Frau  habe  gestern  einen  Wind  gelassen,  ohne  sich  zu  genieren,  l'''" 
sagte  ihr:  „Du  bist  wirklich  ein  erstklassiges  Frauenzimmer,  Eine  ordinäre 
Person  würde  sich  genieren  und  einbilden,  das  passe  sich  nicht !"  Dann  kommt 
«1-  auf  seine  Mutter.  Sie  habe  eich  gar  nicht  geniert.  Sie  hatte  allerlei  ekel- 
hafte Gewohnheiten.    Sie  fuhr  sich  mit  den  Pingeni  zwischen  die  Zehe»  und 


Watieu-Partialisiuis  Sadismus,  Kleptomanie. 


117 


steckte  eich  den  Schweiß  in  den  Mund.  Sie  hatte  oft  die  Hand  bei  ihrer 
Scheide,  so  daß  die  Hand  sehr  sUn-k  roch.  Deshalb  ekelten  sie  eich  oft  beioi 
Essen.  Wenn  sie  aui'  dem  Abort  sali,  gab  es  dann  einen  fürchte rlii;heii  Ge- 
stank. Er  wollte  nie  nuch  der  Mutter  hinausgehen.  Der  Vater  hingegen 
war  ein  peinlich  reiner  Mensch   .   .   . 

Plötzlich  erinnert  er  aJch  an  allerlei  ividitige  Dinge  aus  seiner  Kind- 
heit. Kr  roch  eeinen  eigenen  Flatus  sehr  gerne.  Er  zog  die  Decke  über  die 
Ohren  und  machte  sich  eine  Höhle,  um  den  JF'latus  recht  lange  festzuhalten. 
Die  Defäkatiun  war  ihm  nach  seinem  Ausspruche  iunner  ein  Fest.  Sie  war 
mit  sehr  starken  i^ustgeluhlen  verhunden.  Nach  dem  Stoße  seines  Vetters 
kam  die  Angst,  im  Abort  sei  eine  Ratt«-  (Er  sagt  immer  männlich:  ein 
Ratz!)  Die  Ratte  werde  ihn  beißen.  Nun  war  ilim  die  Freude  im  Abort 
-verderben.  Erst  stellte  er  sich  auf  das  Brett  dann  aber  hockte  er  verkehrt, 
so  daß  er  es  sehen  hätte  können,  w-enn  der  E,atz  hei-vorkonnnen  würde. 
Später  \^errichtete  er  seine  Notdurft  auf  einem  Papier  und  warf  dann  den 
Stuhl  in  den  Abtritt.  Erst  ]nit  17  Jahi-en  gab  er  auf  das  Zureden  eines 
Arztes  hin  die  Ratzphobie  auf.  Seit  damals  ist  aber  auch  das  Vergnügen 
an  der  Defäkation  gan?-  geschwunden. 

Wir  sehen  dcutlicli,  wie  er  sich  seine  Freude  selbst  zei-stört  hat.  In 
diesem  Traume  tritt  statt  des  Ekels  vor  dem  Ratz  das  direkte  Lustgefühl, 
ein   angenehmer   Ivitzel   auf. 

Wir  setzen  die  Analy.se  des  Traunu-s  fort.  Ein  kurzer  Traum  dieser 
Nacht  versetzte  ihn  zu  einem  anderen  Auahtiker.  Er  überraschte  mii:h  dort, 
sieht,  daß  ich  selber  ein  Paraiiatbiker  hin,  der  sich  einer  Analyse  untei- 
Kieht.     Es   ist    die   Rache   dos    Kmnkcii.    der   aMi    der    Autoi'ilJit  des   Ar.ites 

beugen  muß. 

Seine  nächsten  Einfälle  zu  Luft  sind:  Es  hatideli^'  sich  um  liicke  und 
'dünne  Luft.    Dann  konnnt  i-r  zum  Passus:  „Es  waren  mehrere  Deutsehe  da." 

„Was  fällt  Ihnen  zu  den  Deutschen  ein':"' 

i^Deutsche  sind  ordnungsliebend,  sie  sind  rein.  Der  Vater  war  auch  t6m. 
Die  Deutschen  sind  homosexuell.  Ich  hasse  die  llomosexualitäi  ...  Sie 
haben  Jiiir  eimnai  gesagt  daß  der  ßatz  für  einen  Mann  steht,  für  Ilomo- 
sexualitäl.     Der   Ratz   kam   aus   einem    Uohr   heraus." 

Die  weitere  Analyse  ergibt,  dali  i\i  sicli  um  eine  Mutlerleilispliaiitasia 
hand<'l1  Das  Klosett  ist  die  Mutter.  Es  kommen  viele  Liebhaber  zu  ihr. 
( D-is  beschmutzte  Klosett.)  Der  Vater  duldet  das  nicht.  (Es  wird  Ordnung 
eenvicht  durch  die  Deutschen.)  Aus  dem  IJohr  (der  Scheide)  konnut  der 
Penis  des  Vat«i-s.  (Der  Ratz.)  Er  erzählt  ausfuhrlich  von  meinem  Ekel  vor 
Homosexuellen  und  daß  er  nie  einen  homosexuellen  Akt  hätte  machen  kunneu. 

Wir  gehen  zur  zweiten  Traiimstelle  vom  Omnibus  über.  Zum  Kon- 
dukteur assoziiert  er:  „Ein  grober/ dicker  Eerl  wie  ein  Biei'brauer.    Eni  sehr 

strenger  Mann."  . 

Wer  fällt  Ihnen  zu  dem  Mann  em:*  .     .    e      l.  . 

"Mir  kann  nur  der  Vater  einfallen.  Er  war  sehr  streng  und  wir  fui-chteteu 

un,  ^"^  ''™;'l^,.p  i^insteliung  «um  Vater  (Liebe  und  Haß)  bricht  deutlich 
A«^rh  Wenn  der  Vater  mit  der  Multor  die  Aufti-itte  hatt«,  so  nahm  er  immer 
P  t'i  für  die  Mutler.  Wäre  er  größer  gewesen,  er  hätte  den  Vater  %e- 
t\  \^  Tn.  'l'railWie  holt  er  diese  Reaktion  nach.  Der  Vater  sprach  mit 
£   Eter    oft   woohenlange    kein    Wort.     Darauf   bezieht   sich    die    Traun>- 


118 


Fetwchismus 


stelle:  „Ah,  Öie  reden  mit  der  Frau!"  Die  Fmii  steht  etatt  der  Mutler.  Die 
weitere  Analyse  ergibt,  daß  er  aucli  eiue  Verladung  von  seinen  Schwestern 
auf  diu  Frau  vollzogen  hat.  Aue  diesem  Grunde  ist  er  impotent.  Er  hat 
mit  ihr  ein   Verhältnis  wie  ßrudei'  und  ^iidiwester. 

Wir  kommen  zur  Stelle  vom  „Einsperrenlaesen".    Einsperren  war  für 

Ulli  immer  eine  ekellnifte  und  angetbetonte  Vorstellung.    Er  wurde  als  Kind 

(dl    eii!f^i'tfiJiTi-l.    küdi   wissen   wir,   daß   er  sadistische  Szenen   in   dem   Hotel 

aufgeführt  hat  und  Angst  vor  dem   Gericht  hatte,  ja,   daß   er  jetzt  einen 

Drohbrief   von    einem    Advokaten   erhalten    hat.     Die    Angst,    eingesperrt    zu 

1  werden,   ist    horechügt  und   briclit  durch   die   Traumgedanken.     Er  fürchtet. 

!  wegen  seiner  Szenen  mit  der  Polinei  in  Eonilikt  xu  koininen.    Andrerseits 

]  eteilt  der  Onniibus  eine  Frau  dar.    Er  assoziierte  das  bekannte  Witzwort: 

„Wenn  meine  üroßinutti'r  Räder  hätte,  so  wäre  sie  ein  Omnibus.''  Er  hat 
die  Phantasie,  mit  seiner  Schwester  im  Mutterleibe  eingesperrt  /u  sein  und 
sie  dort  zu  züchtigen. 

Sein  niic.lister  Einfall  zu  „züchtigen"  ist  notzüchtigen.  Er  hörte  schon 
als  Kind  von  Notzucht  und  Unzucht  und  zerbrach  sich  den  Kopf  über  die 
"Unterschiede.  Als  er  onanierte,  sagte  ihm  sein  ^  ater  drohend,  er  treüw  Tln- 
zucht.  El-  stellte  sieh  in  der  Kindheit  iuimei"  \-ur,  daß  der  Mann  die  Frau 
■  schlägt  und  vergewaltigt.  dai;\  er  sie  züchtigt.  Er  sah  einen  Hahn  niiL  einer 
Henne  verkehren  und  sagte:  Der  Hahn  züchtigt  die  Henne.  Dabei  verstand 
er,  daß  es  sieh  um  einen  Verkehr  handelte. 

Er  glaubte  anch  die  erste  Zeit,  daß  alle  die  fremden  Henen  die  Mutter 
schlagen  wiinicn  und  hatte  Mitleid  mit  ihr.  Die  Vorstellungi  Er  wolle  ein 
Mäderl  schlagen,  heißt,  er  wolle  mit  einem  Mäderl  einen  sexuellen  Verkehr 
haben. 

Er  ist  ein  Liusgesprochenes  Kind  und  hängt  au  allen  seineu  Infantiiismen. 
Er  hat  die  Entwicklung  zum  Manne  iiocli  nicht  mitgemacht.  Er  ist  das  Bubi 
geblieben. 

Mit  seiner  Frau  spricht  er  nur  in  der  Kmdersprache.  Er  iicnnl  sie: 
Maupi,  Kraupi,  Mutzi,  Schutzi,  Schnuzzi  und  erhält  von  ihr  ähnliche  Namen. 
Wie  er  sich  als  6jähriges  Kind  die  Freude  verderben  wolltt'.  war  es 
seine  Absicht,  sich  die  Freude  am  Onanieren  zu  zerstören.  Das  gelang  aber 
nicht,  so  daß  er  sieh  sagen  mußte:  „Von  dieser  Freude  habe  ich  doch  etwas!" 
Schon  in  diesem  Alter  stand  er  oft  vor  dem  Spiegel  und  bezweifelte 
seine  Identität,  {Dieses  Phänomen  können  wir  bei  Mutterlei bspban laste» 
sehr  häuhg  beobacht^-ui.)  Er  fragte  sich:  „Bin  ich  das?  Nein,  das  kann  ich 
nicht  sein!"  Er  kam  sich  fremd  vor.  Er  bekam  Angst  vor  dem  Spiegel, 
weil  er  dort  ein   fremdes  Gesicht  sah  und  sich  fragte:   ..Wer  ist  das?"' 

Die  Mntteiieibsph antasten  haben  die  merkwürdige  Erscheinung  des 
,,Dejä  vu"  und  auch  das  Gegenteil,  daß  ihnen  eine  Stiaße  fremd  und  neu 
vorkommt.  Alle  Jahre  erlebt  er  einmal  eine  Situation,  in  der  er  sich  sagt: 
„Das  hast  du  schon  alles  einmal  erlebt.  In  der  gleichen  Gegend,  die  gleichen 
Gegenstände,  die  gleiche  Stimmung."" 

i  Er  war  9  Jahre  alt,  als  ihm  ein  Dienstmädchen  ihre  Genitalien  zeigte. 
Er  solle  sich  einen  schwarzen  Punkt  an,?chaueii.  Nachträglich  kam  sie  mit 
Syphilis  ins  Spital.  Er  verstand  schon  damals,  daß  es  sich  um  eine  schwere 
Geschlechtskrankheit  handelte.  Die  Hauptsache  bei  der  Sexualität  war  das 
Strafen  (Züchtigen)'. 

Er  stellte  sich  auch  beim  Onanieren  vor,  daß  ein  Zimmerherr,  der  boim 
Militär  diente,  bestraft  wurde.    Der   Ziniinerherr  war  Einjahrig-Freiwilliger 


ir 


Waden- Partiiilisin US.  Sadismus.  Kleptomanie. 


119 


und  erzählte  vou  den  verschiedenen  Straten,  wie  Anbinden,  FoÄseln.  l-'iii- 
sperren.  Diese  Erzählungen  gestaltete  er  in  seiner  Phantasie  aus.  Dann  ließ 
er  seine  Scliulkanieradcii  auf  die  Waden  peitfichen,  was  eine  seiner  Lieb- 
lingsphantasien war. 

Alle  diese  Einfälle  erzühlt  er  Ijei  der  Analyse  des  Traumen.  Sie  slellea 
einen  Teil  der  latenten  Traumgcdanken  dar  und  beziehen  sich  auf  seiüC 
Schuld.  Damit  kommen  wir  nun  zur  Analyse  des  Traumstückes,  das  von 
Einbrechern  und  von  der  alten  Frau  handelt,  Zur  alten  Frau  lallt  ilun  die 
Großmutter  ein.  Sie  war  eine  ehrsame,  rechtsehaflene  Frau,  ein  starker 
Gegensatz,  zu  seiner  Mutti^i'.  Er  fürchtet  .-jich  vor  den  lleuegedanken,  die  in 
seine  Seele  einbrechen  wulleu.  Diese  lleuegedanken  verdichten  sich  zur  ehr- 
würdigen Gestalt  seiner  Großmutter,  welche  die  Bücher  seiner  Seele  kon- 
trolliert. Wie  hast  du  dein  Leiien  verbracht?  Warum  bist  du  kein  in- 
ständiger Mensch  worden?    Nun  will  er  den  Lebensweg  mit  dem  Bilde  dfines 

Vaters  beenden. 

Der  letzte  Teil  des  Traumes  enthüllt,  seine  Reuegedanken.  daß  er  seine 
Frau  betrügt.  Er  ist  der  dicke  Mann,  der  unter  großen  Mühen  ein  Klosett 
auf  eine]!i  Berge  aufsucht  und  ein  anderes  ganz  in  der  Nahe  hat.  (Einlall: 
„Das  Weib  ist  ein  Klosett"  aus  dem   Fulenburgprozeß.) 

Der  Traum  sagt.:  „Bleibe  bei  deiner  Frau  und  lasse  alle  Eskapaden. 
Werde  ein  anständiger  Mensch."  E^  ist  die  Stimme  seines  Gewissens,  die 
in  der  Syniptonibildung  seiner   Parapathie  die  Dominante   darstelU. 

Auch  das  schmutzige  Tischtuch  soil  durch  ein  reines  ersetzt  werden. 
Er  grollt  seiner  Frau,  daß  sie  iim  nicht  vor  Untreue  bewahren  kann.  Der 
kleine  micUi'  Kerl  ist  wein  zweites  Ich.  Er  streitet  mit  seinem  inuei'en 
Mensehen  .  .  - 

Das  rote  TiGchtuch  weist  auf  den  Blutkomplex  hin.  Eb  ist,  ale  ob  er 
seiner  Frau  etwas  vorwerfen  müßte,  was  mit  seinen  blutigen  Phantasien  zu- 
riannnenhängt  Er  bringt  molirere  Einfälle,  welche  das  Thema  dos  Lustmordes 
lierühren.  (Will  er  seine  Frau  umbringen  und  ist  deshalb  impotent?) 


Er  träumte: 

Yh-.Stckd  hatte  ein   kleines  Miiderl,   welches   mit  seinem   Dienst- 
mädchen  eine   sexuelle   Handlung   vollzogen   hat. 

\h  ei'sten  Einfall  bringt  er,  daß  er  gest«i-n  Abend  ein  Jucken  im  After 

hatte 'das  mit  einem  Wohlgefühl  verbumieii  w;h-.    Dabei  hatt*  er  die  Phan- 

titsie'daß  er  ein  AVeib  sei.    Das  war  ul»   Kind  sein  größter  Wunsch   und  er 

,^nnert   sich  meiner  Schmelzen,  als  ihm  im  3.  Jahre  seine  schönen   blonden 

Locken  abgeschnitten  wurden.    Er  glaubt,  daß  ihr  Dionstmädchcn,  J>e  \  mzi, 

ihm    die   Locken    abgcsclmitten    hat.     Zu   meinem    Dienstmadehen     allt    ihm 

S  dicVinzi  ein.    Er  erinnert  sich,  daß  er  f  ^.^  ü^v  im  Bett  gelegen  ist, 

r  Glaubt  nicht,  daß  etwas  vorgefallen   ist.    Beim   Waschen  habe  er  immer 

h     ^schrieen     Er  sagtn?  oft:   „Mir  wird  schlecht!"  -   besonders  nach  dem 

■■StPu  Stoß  von  seinem  Vetter,  so  daß  seine  besorgte  Mutter  mit    ihm 

SÄ  ^n  Irzt  ging,  der  nicht.  Ernsthaftes  konstatiei-en  konnte. 

Als  Kind  hatte  er  einen  typischen  Traum,  der  sich  oft   wiederholte: 

Auf  dem  Dache  der  Schule  war  eine  runde  Arena,  wie  eine  Kugel, 
leb  w-underte  mich,  wie  ieli  so  hoch  oben  bleiben  konnte. 


l-JO 


Fetisch  ism  IIa. 


Oft  war  in  iVn'üoi-  Arena  Sehnet:,  abei-  iniiiicr  in  kugolföniiigfr  Gf^stalt. 
Er  inußto  durch  allcrlDi  dunkle  Gänge  niid  enge  Ltichßr  kriochon,  um  iiinaul- 
zukuiiiitien.  K.-^  ist  ein  stereotyper  Traum,  dei-  die  Erinnerung  an  die  gc- 
wiiitigo  üriist  seiner  Mutter  (sie  war  eine  auffallend  üppige  Fi-an)  fesliiüll. 
Zum  liusen  gelangt  er  nadi  der  Geburt, 

Er  daclite  olt  au  Geburt  und  Tud.  Hclioii  als  Kind  grübelte  er  (ibur 
die  Frage,  warum  die  Menselien  sterben  müssen,  und  hoffte,  er  werde  mr- 
stcrblieli  sein.  Wemi  er  andere  Kindei"  Hebte,  so  mußte  er  sie  sei  lieftig  drucken, 
daß   sie  aufschrieen.   (Erinnorungen   an  die   UmarmuBgen   seiner  Mutter.) 

Er  lebte  mit  7  Jahren  einige  Monate  auf  dem  Lande.  Da  sah  er  abends 
oft,  weiße  Gestalten  im  Garten  und  hatte  furehtbarc  Angst. 

Ich  übergehe  einige  Traumanah'sen,  die  alte  Motive  bringen:  Un- 
angenehme Affären  mit  Mädchen,  die  er  gesehlagen  hat,  Reue  wegen  seiner 
Untreue,  homosexuelle  Phantasien.  ... 

Ein   wichtiger  Traum: 

Die  Elektrische  ist  Kweimul  vor  der  Haltestelle  stehen  geblieljen. 
Ich  habe  mir  gedacht:  Es  ist  schwierig,  gefährlich,  nniiiöglieh.  an  das 
Ziel  heranzukommen. 

Dei'  Sinn  dieses  Traumes  ist,  dali  e^  gelälirlich  ist,  ein  Ziel  au  erreichen. 
Welches  ist  sein  Ziel?  Ihm  fallen  seine  sadistischen  Szenen  ein  nnd  wir 
ei-fahren,  daß  er  eigentlich  das  Weib  envürgen  oder  erstechen  müchte  und 
immer  aus  Angst  vor  dem  Gesetze  knapp  vor  seinem  Sexualziele  stehen  bleibt. 

Dieses  Trauma  hat  auch  große  Bedeutung:  Er  ist  in  der  Analyse  zwei- 
mal nahe  hei  den  entscheidenden  Enthiilhingen  gewesen,  aber  es  war  unmöglich, 
lieiiinzulcommen. 

Zu  seinem  Wadenfetischismus  fällt  ihm  ein.  daß  ei'das  erste  Mal  an 
die  Waden  dachte,  als  er  noch  nicht  3  Jahre  alt  war.  Tante  Rosa  bekam 
ein  Kind  und  ihm  wurde  gesagt,  daß  aie  der  Storch  in  das  Eein 
gebissen    hat. 

„Wo?"   fragte  er. 

,,In  die  Wade!"  war  die  Antwort.  Er  glaubte,  daß  die  Kindei  aus 
der  Wade  kommen.  Er  sucht  immer  Frauen  mit  sehr  dicker  Wade  und  einer 
kleinen  Vagina. 


Er  träumte: 

Ich  iühltc  im  Traume  eine  schwere  Hand  auf  dem  Kopfe.  Ich 
habe  mich  an  einer  älteren  Frau  begeilt.  Sie  gab  mir  einen  Stich  in 
,    den  Kopf. 

Ich  war  auf  einem  Rennplatz.  Aul  einer  Anhöhe  ein  kleines  Haus, 
in  dem  sich  meine  Frau  befand.  Ein  Pferd  ging  durch.  Alles  flüchtete. 
Leute  schrieen  mir  zu,  ich  solle  das  Pferd  aufhalten.  Das  Pferd  vei'- 
wandclte  sich  in  einen  Menschen,  der  war  verrückt.  Ich  lief  davon. 
Eine  kleine  Peitsche  hinderte  mich  daran.  Dann  war  ich  in  einem  Zimmer 
und  sperrte  die  Türe  ab.  Da  bemerlrte  ich  mit  Sehrecken,  daß  eine 
zwöte  Tüi-e  ]ioeh  offen  war.    Ich  ei-wachte  mit  Äugst. 

Der  Traum  ist  leicht  zu  erklären.    Er  ist  das  durdigegangene  Pl'eid, 
der  verrückte   Mann.   {Er  leidet  an    .\ngst  vor  dem  Wahnsinn.)  Er  furchtet 


Wadt'u-l'urüalismiis^,  SadiBmus,  Kleptomanie.  '     121 

öeineii  eigc^nen  Öaciisinut^.  Er  sollte  doch  seine  Uidenechaften  liemraen  (das 
Piend  ■üufhiilteii)  Abei'  swne  Lcidtaiscliaft  zu  pt'ilschen.  hindort  ihn  daran, 
mit  eeiiier  Paraplijlie  fertig  zu  werden.  Die  Haupttüre  hat  er  verechlosBen, 
aber  der  Sadismufi  kann  durcli  die  andere  'rüre  hereinkommen. 

Er  interessiert  sich  für  die  Hinrichtung  von  Frauen.    Er  inöcht«  gerne 

ein  Scharfrichter  sein.  r-        ■■  , ,     j       vj^iw 

Eini!  andere  Deteiniinaüon  seines  FrauenhudBes:    Lr  nioclite  das  Weib 

'^  '^"'zur^Ueren 'Prau.  an  der  er  sicli  hegeilt  hat,  lallt  ihm  seine  Mutter 
ein  an  der  er  noch  mit  grolier  Liebe  hing,  als  sie  sclion  alt  war  und  ihre 
Eeize  verloren  hatte.  Die  Mutter  legte  ihm  die  Hand  auf  den  Kopf,  wenn 
er  Fieber  hatte.  Oft  klagte  er:  „Es  sticht  nüch  im  Kopf."  Dann  war  die 
Mutter  bosüudcrs  lieb  und  machte  ihm  kalte   ITiiisi-hläge  und  süß  an   semeni 

*Die  Steile  von  der  schweren  Hand  auf  dem  Kopfe  ivird  erst  später  ver- 
etäJidlich  werden. 

Märchen  haben  Mets  einen  äUirkeu  ICindruck  ■.iu\  ihn  ijemacht.  Die 
Stelle  in  Schneewittchen,  da  der  Jäger  dem  Kinde  das  Herz  ausschneiden 
sollte  sah  er  in  einer  Kindervorstellung.  Sie  kehrt«  dann  in  seinen  Onanie- 
phantasien wieder.  Er  macht  sehr  gerne  Ausflüge,  traut  sich  aber  nicht  mit 
seiner  Frau  allein  /.u  gehen.  Es  geht  immer  ein  Firund  mit,  Wie  '1h\  Analyse 
ergibt,  benötigt  er  den  Freund  als  Selbstschutz,  um  sich  gegen  die  Mord- 
tendenzen zu  aiclicrn.  .  . 

Er  war  13  Jahre  alt,  da  spielte  er  mit  emer  kleinen  Gjahngen  Nichte. 
Er  gab  ihr  Zuckoiln  und  brachte  de  dahin,  dali  sie  sich  gefallen  lieli,  we^in 
er  ^ein  Glied  zwischen  die  Waden  steckte  und  einen  Koitus  imitierte.  Um 
diese  Zeit  hatte  er  schon  Orgasmus  mit  Ejakulation.  Nachträglich  korrigiert 
er  daß  er  die  erste  Zeit  noch  keine  Ejakulationen  hatte,  sie  erst  mit  14  oder 
15   Jahi-en  anftraten.    Diese  Spiele  dauerten  dann  mehrei-e  .lahre  ... 

Mit  13  Jaliren  verliebte  er  sich  in  einen  Knaben.  Es  war  ein  wimdei- 
schöner  Mitschüler.  Kr  woUte  ihm  um  jeden  Preis  gleichen,  kleidete  sich  wie 
or  3  buhlte  um  seine  Freundschaft.  Er  war  sehr  eite,  wollte  sehr  gerne 
der  schönste  .Mann  sein.  Mit  15  Jahren  ging  er  zu  einei-  Dime.  weil  er  lior.e, 
S  man  durch  Onanie  häßlieh  werde,  während  nn  Koitus  ein  ^  erscUone- 

'■"""'SelS  einen  Zimmerherrn,  der  ihn  angehlieh  nicht  viel  beachtete, 
^näter  wurde  dieser  Zimmerherr  sein  Eehrer  m  der  Elementarschule.  Er 
Sf  ein  äXer  Lehrer  waren  Homosexuelle,  die  sich  gegenseitig  schono 
Knaben  schickten  und  mit  ihnen  spielten. 

Dieser  Lehrer  schlug  die  Knaben  auf  die  nackten 
Wndflnwaßihn  sehrerregte. 

C  e,«h  aber  u.  ^^^7^^^  ^T^.  K.ata,   .chla.«,.   ,.u 
Knaben  .■•  _____  —  —  —  --■- 


i 


iS2 


Fetischismus, 


n 


Die  Geschichte  dieser  Ehe  ist  chHffll,-+nri^*;^„i,  i- 
Er  lernte  .eine  Frau  kennen    afse     6   ?2el         ""'T  '^'^'^■'^'^'-^"^■ 
Ihrer  Bekanntschaft  wurde  sie  sene  Geliebte     F,        ""7^^^'^  l^"'-^'"   ^^'''^ 
ihr  potent   war,    ob.vohl   er  ga.    £ne   S^^^^  p";^'"*  '''^'-  ^^^*  '"'^  t)ei 

wurde  er  jedoch  ihrer  iiberdSsir"lde  utt ,  "f  ^'.!^"tasien  hatte.  Bald 
daß  sie  sich  ,nit  .nderen  mZ!' 2^^  t^ ^''^f''  ^'^  '''  '"-'^^■ 
um  sie  nach  kurzer  Zeit  abemals  zu  vedassen  l  T^'f  ""^  '^''^  ^""^'' 
fa^t  ein  Dutzeüduial.  Immer  war  er  schZ  P'<^es  Sp,el  wiederholte  sich 
verzichtete.  Lebten  sie  zu=^  mmea  so  tb  <  "1^°f  ^^^'^^^^  «'^""  «'"  auf  sie 
heiratete  er  .sie,  weil  er  einsah  dnVs^/.  ' -^^""^  "^"^  -^^^^e'-.  schließlich 
Ende  ..ner  Leiden  ^rl^^^^^^^^Jl^l^^  l-nnt.  nnd  en. 
er  bei  seiner  Frau  impotent  und  ist  es  b\^  Z  T\  ^^''  Hochzeit  war 

Ich  merkte,     daß   er   eine    Identil^fzlrunl   T  ""^'^''"  '^''^  geblieben, 

hatte,   und  forderte   ilm   auf    alle   Knn  ^  'T''    Scliweeter    vollzogen 

.m  die  Schwester  harmitziteil^I  "■""^'"'    ^'^   ''   ^'^'^    -i^''   -'"^«^n^^eit 

trou%;^^:^  giL":;dt;.^  ^::^:i^}r  ''v-^-'-  '-^^ 

erlebnisse  alle  E  r  i  n  n  e  r  un  gen  a  n  \  !'  ''  ■^'^^^"'^' 
Schwester  ausgelöscht  waren  n.J.  f.P^^le  m  i  i  der 
Erinnerung  an  ,.ine  Kusine  vor    Dunkel  si-^hf  f  ^"'^^^   ^'''^   '"""^^  ^ie 

haus  vor  sieh,  wo  er  mit  uJ^l^Lttl^^tV"^^^^^^^^ 
Mutter  gespielt  hatte.    Lieschen  heißt  aber  alh  i'""""'  ^^^"''  "^^ 

Analyse  ergibt,  daß  Lieschen  .nK^  el  ..o^  i^  'Z''^!!'  ^'^  "■^'^^''« 
Schwester  verbirgt.  Er  behandelt  seine  S«k  l'  ,  '^  '''^  '^''^^''*^'  ^''^ 
iiule  me  tangere.  '"^  ^'^  Schwester.    Sie  ist  für  ihn 

_        In  den    ersten   Volksschulkkssen  saete  ihn,     ■ 
einer  Schwester  spielt  nmn  nicht    da    mt  fuan  t-  T'    "'"   ^"^'^«^    -'^^'^ 

«in.  daß  er  mit  seiner  Schw^est^r  oft  gtspTerhär  ^"^"'■■"  ^^  *"'^^^  ^""' 
die  öcliwester  war  die  reiche  und  er  dif arml %,";  %/'?  ^^^^^  ~  ^i'auen, 
einem  Marktplatz  zusammen,  klafften  iih^...  ;)■  ,"  ^^  ^a™™  sie  wie  auf 
die  schlechten  Wirtschaftsverhältnisse  ihL  E«-„^n  l''"\  ^^'^"^  """*  ^^'^ 
.gekommen.  Darauf  kömie  er  einen  Eid  leL^  p  ^'"'^  '''^"  '^'='^*  ™^- 
ganz  genau.  ,  ^  ^^^^*^"-     ^r  erinnere  sicli   an   alles 

Wir   wollen   jetzt   einen    Blick   auf   «Pin,.    7 
Die    Zwangsvorsteilungen    beziehen    sich    .,?     ^""^"/^/"'■^t^Huiigen    werfen. 
Wenn  es  ,lnn  ..chlocht  geht,  so  mul\  :         '     .  ^  ^'^"'''^''    ^'^    K""^*'^'"- 
Hand  schauen.    Er  fürchtet  dan,r erw-i?ri.-  ^^P^^^i^'^'-t  auf  die  linJce 

ihn  strafen  w^ird.    In  der  letzten  Zeit  ging  ^  Z  ^f  ^'^  ^^^'^«"-  «'«il  Oott 
Du  bmuchst  dich  nicht  zu  strafen,  es  wfrd  Jin    u-      '  ^"'^    *^'  '^^^  ^**''' ^ 
hat  er  aber   immer   die   Angst    es  könr-tJ  ii,         ■  ^^  ^^"'  ^'''■d!'"  iJabei 

faUen.  Es  hat  den  Anschein  als  ob  er  l^L''"  '^'f^"^*«''  bedanke  ein- 
etrafen  würde,  bei  dem  seine  Hand  eine  RollV  .^"'u  S"'^  ^^'"«^'  Ji^send 
holt,  daß  seine  linke  Hand  sciiwer  auf  sdnem  V^'  ,^^'  ''^T^  ^''«d-""- 
^wangsvorsteUungen  gibt  es  eine  be.nnH.,  '■  ?'  ^  ^'^^e-  Unter  seinen 
Oedanken  ziicht  vtrgessen  ta  (£  hat  eJ«""*''"'*^  ^^^  ^'^  die  schlechten 
■üese   schlechten   Gedanken   symbolis.ort   wirl)  '^"^*'  ""'^^  ^««»'t  d«"*" 


J 


WjdL-ij-l'anialisiuus,  S;.diÄjiiiLs.  Klejttomaiiie.  ,,,^ 

Es    komnit  vor,    daß   or   einen    imgetieiireii    Unterschied    zwischeu    d«i- 
rechten  und  linken  H.nd  m^rkt.   AI«  ,venn  e.  .w.i  verschiedene  Hände  wären 
die  emandermeht  kennen  würden.   (Auflö.nng:    die  .■echle  Eand  darf  niat 
wissen,   ivay   die   hnke  getan   hat.) 

Jch  nuiche  Hin  aufincrksani,   daß   link.  Inzest  und  Uomosexualität  be-' 
deutet  und  daß   ledits   das   Nonnah-  darstellt.    Seine  Sehnsucht  sei    normal 
zu  sein.    Uas  ^ei  ihm  aber  nicht  möglich. 

Er  kommt  auf  die  Honiusexualität  .u  spreche]!.  Icli  mache  ihn  auf  die 
Differenz  m  den  Angaben  aulinerksam.  Die  Szene  mit  dem  Vetter  hätte  er 
zuerst  anl  das  14.  Jahr,  später  auf  das  7.  verlegt.  Diese  Unsicherheit  -er- 
rate, daß  es  Sicii  um  zwei  Szenen  handelt. 

Er  wird  aiiigelorderi,  die  Szene  mil   de.n  Vetter  genau  zu  erzählen 
„Ich  war    /    J.hrc   alt  m,d  lehnte-   zum   Fenster   hinaus.    Da   kam   der 
Vetter  und  gab  mir  einen  b^hlag  auf  den  Hintern.    Da  habe  ich  gefürchtet 
er  habe  n.,r  eUvus  verletzt.    Ich   hielt  mir  immer  die  Hand  v.r  den   Pcpo' 
Nadi   kurzer   Zeit  knm   die   Ru.lennngst.     Eine   Ratte   kennte   mich   in   den 
Hintern   heißen. 

[ch  niaehe  ihn  aufmerksam,  daß  die  ganze  Geschichte  etwas  unwahr- 
scheinlich  klingt  mid  daß  es  sich  offenba,.  um  eine  Deckeriimeruiie  handelt 
ü-r  Pide  an  Iraunizusländen  und  solche  Menschen  haben  die  Gabe  etwas 
im   Dammerzn.stand    zu   erleben   und   dann   angeblich    zu   vergessen 

Lr  solle  sich  dudi  an  den  Zimmerherrn  erinnern,  der  oflenbar  zu  seiner 
Farapathic  gewisse   Beziehungen   habe. 

Er  erzäiilt  vüu  dem  Zimmerherrn,  der  offenbar  ein  perverser  Man.« 
war.  Er  hat  e  mit  der  Mutter  und  wal,rscheiiiH<:h  auch  mit  der  Vinxi  ein 
\erhallms  gehabt.  Einmal  ivaren  beide  Erauenzimmer  lange  Zeit  im  Zimmer 
des  Lehrers.  Er  hörte  Lachen  und  Weinen  und  dann  eine  sein-  erregte, 
hisüge   Unterhaltung.  ■ 

„Waren   Sie  nie   im    Zimmer   beim    Zimmerheirn?"' 
„Nein!    Bestimmt  nicht!" 

Nach  einer  Weile  sagt  er:  „Oder  doch  ...  es  kommt  mir  so  vor 
daß  ei-  mich  unternditet  hat,  Er  rief  mich  in  sein  Zimmer  und  ließ  mich 
etwas  lernen.  Ja.  jetzt  sehe  ich  es  vor  mir.  Er  hat  mich  mit  einer  Kuie 
a.uf  die  Waden  und  auf  das  nackte  Gesäß  geschlagen." 

„Hat  er  sonst  etwas  mit  Ihnen  gemacht?" 

„Ausgeschlossen."'   .   .   . 

Es  folgen  allerlei  homose.xiielle  Phantasien  aus  seiner  Eindlieii  und 
seine  Erleijnisse  mit  ITomoscxiiellen.  die  ihm  wiederliolt  die  lockendsten  An- 
träge gemacht  lilitteii.  Er  halx'  alle  Aniiäge  mit  Ekel  und  Entrüstung 
zurückgewiesen. 

Wälirend  der  Erzählung  bitlcL  er  um  Entschuldigung.  Er  halle  plötz- 
lich einen   heiligen  Stiihldiang   bekommen.    Er  kommt   zurück. 

„Es  ist  unanständig.  Aber  ich  muß  es  Ihnen  sagen.  Es  war  mir  so. 
als  ob  ein  dicker  Stuhl  rückwäi-te  stecken  würde.  Und  en  war  gar  nichts. 
So  kann  mau  sich  täuschen  .  .  ." 

Ich  merke,  daß  es  sich  um  eine  hoinose-\ueUe  Phantasie  gehandelt  hat 
imd  mache  ihn  darauf  aufmerksam.  Er  scheine  eich  doch  über  ein  Erlebnis 
seiner  Jugend  nicht  im  Klaren  zu  sein. 


'     I 


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1 124  Fe  tisch  ism  US. 

Ei-  kann  nichts  dazu  sagen.  Die  Übertragung  gibt  er  zu,  lehnt  aber 
'eine  andere  Foiiri  dor  Liebe  als  die  seelische  zu  Männern  als  gemein  und 
onverBtäTidlich  ab.  Er  habe  angeblich  nie  homosexuelle  Phantasien. 

Die  liehandlung  stockt.    Es  gibt  allerlei  Widerstände.    Er  äträiibt  sieh. 
gegen  eine  Erkenntnis.     Einige  Träume  bringen  uns  ein  Stück  weiter. 
Er  träumte: 

Ein  kleiner  Raum.  Ich  bin  mit  meiner  Mutter  imd  der  Schwerter. 
Ich  khnglo  dem  Dienstmädchen.  Ein  schönes  blondes  Mädchen  erscheint 
Ich  klingle  lOmal. 

l  ■       Zu  tiiesem  Traume  fällt  ihm  ein,  dali  das  Uienstmädchen  das  Glicht 

eeiner  Schwester  hatte.    Die   Zahl   10  verfolgt   ihn  seit  einiger   Zeit     Vor 
j  einigen  Tagen  wachte  er  auf  und  hörte  die  Zahl  10  ausrufen. 

»Der  zweite  Traum   lautet: 
Es    war    in    unserer    kleinen    Wohnung.     Da-.elbst    schlioien    auch 
■'  mehrere  Aristokraten.     Es  war  dort  ein  Diener,     der  alles  a,i2uschaffen 

hatte.  J^'-^var  eine  w.chtige  Persüiüichkeit.  (Ein  großer  Maeher.)  Es 
war  eme  Art  Wettkampt  Ich  hatte  vom  Bett  ine  Vor^inime.  vm  reiten. 
f  Ich  war  Sieger  und  erhielt  6  Punkte.    Dann  ritten  die  Ari.t.,kraten  mit 

.dem  Diener  in  den  Prat^n  ohne  sich  um  mich   zu  kümmern     Ich  ritt 
nach  rückwärts  zum  Trabiennplalz. 

Dann  sah  ich  einen  häßlichen  großen  Vogel  auf  dessen  Hchnabel 
meine  Frau  saß.  Endlich  .ah  ich  meinen  Vater  und  mehrere  andere 
Personen   wegtahren.    Immer  weiter  weg,   bis   sie  mir   entschwanden. 

AnmhuA  war  ihm  die  Frau  auf  dem  Vogel.    Es  fällt  ihn.  ein    daß 
er  gestern  vm  wenig  emnickte.    Se  ne  Piau  weckte  il>,i     n.     \  k.    - 

sondern  eine  alte  runzelige  häßliche  Prau.  SeSn  E^tzuS  Vo^Taü^^t  S 
Vogel  ist  ein  Storch,  der  die  Kinder  bringt  ^  ■ 

Der  Vogel   ist  hier  also  das  phallische  Symbol  seines  Vaters.     Seine 

Imirt    r       ht"  r-f  ■■  ^^'r'^'  ""^  ^P-''"=^tezoenlraum.)  Das  alte 

haliliche  Gesicht  erinnert  ihn  an  die  üreßmutter.  Er  weiß  nun  daß  sie 
und  nicht  de  V  nzi  ihm  mit  'J  Jahren  die  H-,:.,..-  ,.  l  wcii.s  nun,  aAi>  sie 
komplex  -  Impotenz.  Bei  seineiP^au  i,i  e^  0.^  ^^^"'"  "^'-  ^"^TT 
fällt  ihm  ein,  ]aß  das  Wettreiten  v  n  d  m  Bette  n"v  ™'"  '"'""f".  ^ 
Im  Vorzimmer  schlief  einst  seine  Schwester    S  tiß  silh  ■'■''h'''''  n" 

ob  er  zu  ilir  geritten  ist.  Er  weiß  nur  faß  ,■  oin  I  ^  T^  I'VT'T' 
ihm  ans  unbekannten  Granden  -eggeaommL^w  «""sf  tw 'daraul 
onaniert  zu  haben.  Mit  der  Schwester  spielte  er  oft  PferdtrI-  tdi  KuSer 
und  Pferd.    Das  weggenommene  Pferd  scheint  ak  e^nl  n    i  »^"^ -^^ 

die  Schwester  zu  stehen.  ^^^  ^'"^  Decken miening  für 

Die   ersten   sadistischen    Regungen    scheint    ,.,-  .       n^     . 

geübt  zu  haben.  Das  Pferd  kam  tuf  den  S Ld  n  i?T  t  ^\f  """' 
Es  wurde  ihm  immer  versprochen:  ,.Wenn Tbrarb  ,  r^"""-'f^r''T'; 
Pferd  herunter.'-  A^r  es  kam  niemals.  niemair^iSr  '""^'.^^  ^^'de  S 
Teile  des  Iraumes  sind  derzeit  nicht  zu   deuten  '  duu<,ic 

Wir  sehen  hier  deutlich  den  „Entzieh ungskomnlex"  -  vn„  p      j    K"«- 

Sprclpferde  den  Schwanz  ausgerissen  hat. 


\1 


Waden-l'artialismua.  Sadismus.  Kleplomaiiie.  Ig5 

Ein  Traum  setzt  da«  Thema  vom  Pferd  fort: 

Ich  war  tun  Laui-öiiKorborg  und  wollte  mit  meiner  Frau  in  einen 

Einspänner  einsteigen.     Der   Kutscher    fiel    vuni    Bück   midi   vorne    iiljsr 

das  Pferd.    Ich  lief  dann  mit  meiner  Fr;iu  diivon  und  lieli  den  ne;iG« 

Anzug  im  Wagen.    Idi   war   im  Hemdo   und  liatte  einen   Anzug  in   der 

Hand     Auf  der  Brandstatte  kaniou  aus  einem  Hanstor  ein  Mann    un4\ 

eine  Frau. 

Am  Laurenaerberg')   hatte  er  sein   vorletztes  unangenehmes  Erlebnis. 

vor  der  Ehe     Er  lief  damals  in  ein  Gesdiäft,  weil  er  eine  Peitsche  kaufen 

wollte     Er  hatte  ein  Mädchen  gefunden,  das  mit  ihm  ins  Hotel  ging  und 

sich  dann  als  eine  Hure  entpuppte,  die  ihm  ordentlich  das  Geld  abknöpfte.  M 

Auch    anf    der    Brandstätte')    hatU>    er    ein    peinlidies    l-^rlebuLs.    das    totzt«  L 

vor  seiner  Ehe.    Dann  beschloß  er  zu  heiraten,  um  eich  von  der  Paruphilis  •  >■ 

Wir  sehen  also,  dali  seine  Ehe  eine  Beziehung  zur  Paraphilie  hat. 
Er  fürchtet  geeund  au  werden  und  seine  Paraphilie  ku  verliere»:  Darmn 
iet  er  bei  seiner  Frau  impotent.  Er  kömite  dann  die  Lnst  an  den  Peitscli- 
szenen  verlieren,  die  ein  kostbarei-  Schatz  aus  Beiner  Jugend  sind  und  sich 
auf  seine   Schwester   zu    beziehen   scheinen.     Der   neue    Anzug    bedeutet   die  J 

neue  Einstellung  zum   Leben.    Aber  der  Kutscher   {sein   Bewußtsein)  erliegt  ^  1 

der  Macht  der  Impulse.  .         »  ,,  v,  ,    .  '  I    ■ 

Er  erinnert  sich,   daß   er  mit  4   .Tuhren   einen    Ballen   gesehlagen   hat, 

weil  er  ihm  nicht  gefolgt  hat.    Dann   nahm   er   einen  Trichter   und  steckte 

ihn  in  den  Ballen,  so  daß  er  ein  großes  Loch  machte  und  der  Ballen  dann  ^ 

verdorben    war.    worüber   er    sehr   weinte. 

Die  näheren   Beziehungen  dieser  Erinnerung  zu  semer  Paraphihe  sind 

noch  nieiit  klar.    Das  sadistische  Moment  (Ballen  —  Frau)  scheint  deutlich 

erkennbar  zu  sein. 

Aus   verschiedenen   Traumon   ergeben  sidi   Anhaltspunkt«,   daß   er  sein 
erstes  Erlebnis  mit  seiner  Schwester  hatte.    Er  ei'innert  sich  dunkel,  daß  er 
als  Kind  zu  ihr  ins  Bett  kroch.    Auch  bei  der  Mutter  lag  er  oft  im  Bette    ■ 
und  fühlte  sich  sehr  wohl  neben  ihrem  wannen  weichen  Körper. 

In  diesem  Stadium  bricht  er  die  Analyse  ab  .  .   . 


Nach  einer  Pause  von  4  Wochen  setzt  er  die  Analyse  fort  und  epsuclit. 
um    Analyse  folgenden  Traiunes: 

Ich  habe  mit  einem  Kind  (Mi/.zi?)  etwas  gemacht  und  irgend,  eine 

Frau  ist  mir  darauf  gekommen.  {Multer  der  Mizzi?)  Nachher  ist  das 

Kind  im  Bett  gelegen  und  hat  zwei  Stangen  in  der  Luft  geJiallen,  dünne 

Stangen,  und  forderte  mich  auf.  wieder  mit  ihr  etwas  zu  machen.    Ich 

'     habe  absiehÜich  gesagt:    Nein,  ich  maclie  es  nicht!,  damit  die  es  vei- 

boten  hat,  hören  soll,  daß  ich  es  nicht  mache. 

Wie  ich  aus  dem  Traume  erwachU-.  hatt«  ich  das  Gefühl,  daß  ich  mir 

recht.<  und  links  eine  Stange  in  die  Hippen  stoße.        .        „  ,        ,        . 

Zu  den  Stangen  fallen  ihm  spontan  die  Bmne  seinw  Schwester  ein.  . 


')  Gasse  iu  (iw  liuturt«  Stadt. 


ti*! 


'r.  ■ 


i 


126 


Fciiscliismiis. 


Eb  iöt  uiiiiiögUch,  etwas  Näheres  über  den  Traum  zu  ßrl*ahi-eii.  I'^r  spi'iflit 
über  Aktualitäten,  kommt  zur  Sitzung  zu  epät  und  zeigt  heftige  Widerstände. 
Ich  enteehließe  mich  zu  einer  anderen  Technik  und  hypnotisiere  ihn.  Er 
läßt  sich  leicht  hypnotisieren.  In  der  Hypnose  erhält  er  den  Aiiltrag,  über 
den  Traum  nachzudenken  und  eine  Szene  aus  der  Jugend  zu  i'epioduzioieii, 
die  ihm  einfällt  und  welche  den  Ti'aum  erklärt. 
Er  spricht  ungefähr  f olgendernnißen : 

„Ich  sehe  meine  Schwester.  Ich  sehe  ihren  schönen  blonden  Kupf,  Sie 
liat  ein  blauts  Mascherl.  Es  ist  Abend.  Die  Eltern  sind  ins  Theater  ge- 
gangen. Vinzi  (das  Dienstmädel)  läßt  uns  allein.  Wir  spielen  Schule.  Sie 
ist  die  Lehrei'in.  Wir  sitzen  erst  in  einer  Bank.  Sie  unterrichtet  mich.  Dann 
spielen  wir  Ilunderl.  Ich  bin  der  Hund  und  fange  sie  zu  beißen  an.  i«li 
beiße  ganz  s;inft  die  Anne  und  die  Wangen.  Dann  fällt  sie  zu  Boden  und 
liegt  ruhig,  wie  willenlos,  da.  Ich  ritiirzc  mich  auf  sie  und  sie  gibl  die 
Beine  auseinander.  Sie  i'ühit  sich  nicht.  Dann  lecke  ich  sie.  Sie  zuckt  Iieftig 
mit  den  Beinen  und  hält  mich  umklammert.  Dann  springe  ich  auf.  Sie' 
droht  mit  dem  Finger;  Du  ekelhafter  Bub  dul  —  —  Wir  spielen  wieder. 
Ich  wiederhole  das  Spiel  einige  Male.  Da  konunt  die  Vinzi  ins  ^inmier  und 
drolifc,  sie  wird  es  der  Mama  sagen.  Sie  schlägt  mich  ganz  leiclit  auf  den 
Hintern.  Dann  sind  wir  still.  Ich  esse  ein  Butterbrot.  Wir  gehen  ins  Vor- 
zimmer, Vinzi  ist  wieder  weggegangen.  Sie  —  die  Scliwester  —  setzt  sich 
aufs  Fensterbrett.  Ich  lecke  wieder  und  beiße  in  die  Wade,"' 
Er  wird  aus  der  Hypnose  erweckt. 

El'  weil,!!  nicht,  was  er  gesproclien  hat.  Die  Szene  wird  ihm  mitgeteilt. 
Er  zeigt  heftigen  Brechreiz. 

In  der  nächsten  Sitzung  wiederholt  er  die  Szene  mit  Ausschmückung 
einzelner  Besonderheiten.  Der  Kunnilingus  scheint  sich  mehrere  .Male  wiedei- 
liolt  zu  haben.  Dann  kommt  es  zu  einer  neuen  Enthüllung.  Ohne  daß  ich 
eine  Frage  an  ihn  gestellt  habe,  berichtet  er  ungefähr  folgendennaßen; 

„Ich  sehe  einen  großen,  weißen  —  einen  mächtigen  Bauch.  Icli 
babe  meine  Finger  unten.  Ich  rieche  an  meinen  Fingern  und  stecke  sie  in 
ilen  Mund  ...  Ich  liege  zwischen  den  Eltern  im  Bette.  Ich  richte  mich  auf. 
Beide  Eltei-n  schlafen  fest.  Ich  Icrieche  zur  Mutter  ins  Bett.  Sie  läßt  -sicti 
OS  gefallen.  Ich  krieche  zu  ihren  Füßen  und  umanne  ihre  Waden.  Ich  lecke 
ihre  Füße  und  lecke  dann  die  Waden.  Langsam  krieche  ich  höher  .  -  ■ 
Pause  .  .  .  Nein!  Das  ist  nicht  möglich!  Doch!  Ich  sehe  es  ganz  deutlich. 
Ich  lecke  meine  Mutter.  Sie  schließt  die  Beine  eng  zusammen,  so  daß  mich 
ihre  Knie  berühren.    Sie  kraut  meinen  Kopf  .  .  .'') 

Es  folgen  dann  Einzelheiten  und  Wiederholungen,  die  ich  übergehen 
kann.  Die  Mutter  war  —  wie  mir  zufällig  bekaimt  wurde  —  eine  Mei-etri.-; 
und  genoß  den  schlechtesten  Ruf.  Ihre  Sinnliclikeit  war  pathologisch.  Noch 
im  hohen  Alter  oblag  sie  ihrem  Gewerbe,  teils  aus  Lust,  teile  aus  Gründen 
de«  En\'erbes, 

Er  wird  aufgefordert,  seine  Einfälle  zur  Rattenphobie  zu  sagen.  Er 
sah  (8.  Jahi')  im  Prater  zwei  Riesenratten.  Die  hatten  einen  so  großen  Bauch 


*)  Vgl.  den  ersten  Teil  des  Traiumes  von   der  „schweren  Hand  auf  dem  Kopfe" 
Seite  120.  - 


I- 


W ade n-l'anialis Ullis,  Sartisiniis,   l\li'ptnniaiiie. 


127 


und  gewaltige  Schwänze.  Sah  in  der  Kindheit  ein  furchtbares  Bild:  Hatto 
im  MiuiButui-m,  bei  Watäser  und  ürot  öitmid.    Die  Mäuse  liefen  hin  und  her.. 

—  Der  Itatteiifänger  von  Hammeln.  —  Kaulquappen  haben  aucli  bewegliche 
Schwänzt'.  —  Die  Katteii  haben  bewegliche  Schwänze.  —  Ich  sehe  Schlangen, 
die  sich  winden  und  drehen.  —  Ich  sehe  jetzt,  daLs  ich  eine  Nudel')  im 
Munde  habe  und  wie  die  Nudel,  fett  und  glatt,  feucht  und  glitschig,  langsam 
hei'initerrutscht.  —  Ich  beil.W  an  einem  Penis  und  lasse  ihn  nicht  los.  wie 
ein  Hund,  der  etwas  im  Maule  hält  und  es  iiiclil-  ausla-ssen  will.  —  Ich  ^ehe 
einen  kleinen  Ponif;  ohne  Haare  wie  ein  ßruunenrohi-.  —  Stadtpark,  Donau- 
Weibchen  (Kine  halbnackte.  Brunnenfigur.)  Kinder  spielen  im  Sande.  —  Mit 
einer  Rute,  die  hin-  und  herbewegt  wird.  -  Schlangonförmig  wird  siejwwegt. 

—  Jemand  schreckt  uns  mit  dem  Sehwanü  einer  toten   Ratte  .  .  .   Ekelhaft. 

^ngst  imd  Ekel.  —  Zwei  Schwänze,  die  sich  hakenförmig  in  einander 

verschlingen  einer  hängt  an  dem  anderen.  -  Zwei  Männer  umarmen  sich, 
sie  umschlingen  sich.  Sie  gehen  Hand  in  Ihmd  mit  verschlungenem  Penis 
fort  —  Eine  Ratte  steigt  einem  Manne  aul  den  Fali  und  ki'axelt  ;»n  ihm 
heriuf  (EkeD  Die  Nudel  im  Munde.  -  Ein  Kanarienvogel.  Mit  5  Jahren 
sah  ich  das  Glied  des  Vaters.  Wenn  ich  onanierte  und  inir  die  Freude  stören 

i^  dachU.  ich  an  das  GUed  des  Vaters  und  die  Freude  war  ..ofor,  ver- 
schwunden. Jetzt  habe  ich  Ekel  vor  jedem  Ghedo  wie  vor  einer  Ratte.  L. 
fsm  mir  der  Lehrer  ein  der  homosexuelle,  der  bei  uns  wohnte.  Er  war 
eLUöne.  Mai^  4  war  in  seinem  Zimmer.  Was  war  in  dem  Zimmer?"... 
Hier  bricht  die  Erinnerung  ab. 

Seine  Schwester  halle  ilnii  mitgeteilt,  daß  er  noch  mit  13  Jahren  an 
der  Wade  der  schUifenden  Mutter  onaniert  hatte  hie  war  das  bei  ihm  .chon 
gewohnt.  Die  UniUv  hatte  einen  entsetzlichen  Geruch.  Beim  Onaniereu  «'ar 
ihm  der  Geruch  nicht     störend,  sondern  wirkte  aufreizend. 


Er  träumte: 

Es  ißt  das  Zimmer  in  der  R.-Stralii;.  Ich  sitze  beim  SchreibLirfcli. 
habe  auf  dem  Schoß  ein  kleines  Mäderl  und  lecke  ihr  die  Augen  aus, 
welche  tränen.  Im  Nebenzimmer  ist  die  Türe  offen,  da  ist  ein  runder 
Tisch    da  sitzt  die  Familie,  darunter  ein  Herr  mit  Zwicker.    I  «llution  . . . 

Ich  habe  einen  Streit  mit  Herrn  Pfeifler.  Er  gab  mir  eine  Ohr- 
feige ich  wai-  feig  und  habe  ihm  nur  zum  Scheine  einen  kaum  angedeuteten 
rackenstroicli  zurückgegeben,  mehr  au.  Hotz,  so  daß  er  sich  brüsten 
konnte,  er  habe  mir  wirklich  eine  Ohrfeige  gegeben. 

li-h  hatte  eine  Einladung  in  ein  Sanatorium.  Das  Sanatorium  wsr 
■luf  einem  Berg  in  Wien  und  doch  am  J.nnde.  Wir  sind  von  lückw^irts 
angekommen,  es  war  ein  schmale«  Haus  und  wie  wir  hineingehou,  haben 
Bauernkinder  gespielt  und  ich  habe  gesagt:  Schon  ist  es  au  dem  i.and, 
wenn  die  Sonne  spielt.  Ein  Herr,  der  mit  seiner  Frau  angekommen  let, 
dachte  in  dm  Momente  dasselbe.  Im  Foyer  großer  Andrang  beim. 
Portier  und  der  hat  uns  gekannt.  (Wir  waren  schon  einmal  da.)  Drmnen 
wie  eine  \-orstenung.  Ich  habe  vorne  emen  Plat«  gehabt  und  zwei  Leute, 
larunt^r  ei«  niießer  Jud.  waren  mit  mir.  runder  gebogener  Rucke,.. 
größer  als  ich     Ich  habe  ein  Papier  genommen  und  es  ihm  rückwärts 


•'Vln  Wim  wird  Nudel  für  Penis  gebraöcbt. 


V 


.  1 


■ 


„  ..  Fetischismus.  ■-" 

1  ^o 

hineingefit<>«kt,  sü  daß  die  Leute  über  ihn  gelacht  haben.    Er  setztö-  sieh 
auf  meinen  Platx. 

Der  erete  Traum  erhält  einen  Nachtrag:  seine  Schwester  war  auch 
dabei  Er  enthalt  die  Wiederholung  und  Bestätigung  der  Kunniliugusszene. 
Das  Auge  steht  für  die  Vagina.  Der  Herr  mit  dem  Zwicker  ist  der  Vater 
der  ihn. einmal  aus  dem  Bett  der  Mutt^^-  gewiesen  und  beim  OnmiieiTii  ci-t.aiH>L 

und  dafür  gestraft  hat. 

Der  zweite  Traum  stelll-  .seinen  imieren  Kainpl  dar. 

Das  dritte  Traumstück  erhält  seine  Erklärung  durch  den  Portier, 
zu  dem  ihm  der  verstorbene  Schwager  einfällt.  Seine  Schwester  führte  emen 
leichtsinnigen  Lebenswandel  wie  seine  Mutter.  {Im  Foyer  großer  Andi-ung  — 
das  Sanatorium  ist  ein  Bordell.)  Der  groise  mielk  .lud  macht  seiner  Fra.u 
den  Hof.  Er  nimmt  seinen  Platz  ein.  Er  fürchtet  betrogen  zu  werden^  wie 
sein  Vater.    Die  Kinder,  die  in  der  Sonne  spielen,  sjmbolisieren  die  üeni- 

Es  fällt  mir  auf,  daß  in  dem  nicht  gedeuteten  Traume  von  den  Aristo- 
kraten (S.  124)  Georg  nach  rückwärts  zum  Trabremiplatz  reitet.  In  diesem 
Traum  steckt  er  dem  niießon  Juden  ein  Papier  rückwärts  hinein,  so  dail  di^ 

Leute  lachen. 

Er   bittet  um  eine  Hypnose.    Er  wird  leicht  eingeschläfert  und.  aur 
gefordert,  seine  Einfälle  zum  Traume  (S.  124)  zu  sagen.  „Wer  ist  der  Diener?" 
Er  gibt  folgende  Erklärung: 

..Die  Aristokraten  sind  die  Ei'wachsenen,  die  Kinder  si'iid  die  gewöhn- 
lichen Mensehen.    Die  Aristokraten  fahren  in  den  Prater,  das  bedeutet,  Jat!" 
die  Eltern  in  den  Fral^er  gegangen  i^ind.  Der  Diener,  der  alles  anzuschaffen 
hatte    ist  der  Zirameihei'r.    Er  hatte  auch  einen  Zwickei',    Er  war  der  Mann 
mit  dem  Zwicker.    Er  war  der  Geliebk'  meiner  Mutter  und  der  Vinzi.    Im 
Vorzimmer   hatt^   ich  mit   der   Schwester  gespielt.    Der  Diener,   der  große 
Macher  und   der  große  Vogel  sind   das  Glied  des   Zimmerherrn.    Er  liatte 
ein  sehr  großes  Glied  ■  ■  ■"  _ 
„Woher  wiesen  Sie  das?'" 
,.Ich  habe  es  Ihnen  ja  erzählt." 
Bitte  erzählen  Sie  noch  einmal."  (In  Wirklichkeit  hatte  er  nichts  von 
dem  Gliede  des  Zimmerherrn  erzählt,  offenbar  hatte  er  sich  vorgenommen, 
darüber  zu  sprechen  und  glaubt,  daß  er  es  getan  liat,  was  in  der  Analyse 
außerordentlich  häufig  vorkommt.) 

.  Nun  ja  .  .  .  Der  Lehrer  hat  mich  unterrichtet.  Wir  waren  oft  allein 
in  seinem  Zimmer.   Da  gab  er  mir  das  Glied  in  die  Hand,  das  ich  in  meiner 
linken  Hand  hielt  und  rieb,  bis  ein  weißer  Saft  herauekam." 
Wie  oft  kann  das  vorgekommen  sein?'' 
„Zehnmal  ..." 
■  Sie  wissen  es  bestimmt?" 

Ja,  zehnmal."  (Siehe  den  Traum  S.  124.)  ^ 

Was  bedeutet  das  im  Traume:  Wir  sind  von  rückwärts  angekommen. 
Wamm  stecken  Sie  das  Papier  rückwärts  hinein?" 

Der  Lehrer  ließ  mich  entkleiden  und  schlug  mich  mit  einer  Rute  gan^ 
leicht  "auf  die  Waden.  Das  hat  er  später  in  der  Schule  auch  gemadtU  E'' 
versuchte  auch,  sein  Glied  in  meinen  After  einzuführen.  Ich  hatte  Schmerzen 
und  habe  sehr  geschrieen.  Da  hat  er  mir  den.  Finger  eingeführt  und  ich  habe 


!  ^ 


Wacleu-Pai'ti^lisniTis,  Sailismus.  Kleptomanie, 


1L>9 


dabei  ein  großes  Vergnügen  gclmlit.  Ich  stand  ganz  in  öeinpiii  Banne.  Kr 
war  der  Lehror  und  saglo,  ich  niüsrio  alles  inadion.  Wenn  ich  aber  dan'ibur 
s^ji'cclicn   würde,   su   müßte   ich   sofort   stei'ben.'" 

„Wissen  Sie  noeh.  wie  der  Lelirer  heiiU'r"' 

„Natürlich  weiß  ich  das.  Soiinenthal!"  („Schön  ist  es  auf  dorn  Land, 
wenn   die  Sonne  spielt.") 

„Er  ist  auch  der  Herr  mit  dem  Zwicker.  Kr  iiat  midi  am  gan/.en 
Körper,  besonderf^  in  die  Wangen  und  in  den  Popo  gezwicki.  Er  hat  dann 
verlangt,  ich  solle  mein  Glied  bei  üim  eiiiführen.  Er  hat  daan  den  Eiiekeii 
nach  vorne  gebugen.  Er  war  eigentlich  ein  mießer  Jud."  („Drinnen  war 
Vorstelhmg.    Ein  mießer  Jud  mit  rundem  gebogenen  Rücken  war  mit  mir.") 

„Erinnern  Sic  sieli  an  alle  diese   Dinge  ganz  deutlieh?'' 

„Ja.'- 

„Weshalb  haben  Sie  denn  vorher  nichts  davon  erzählt?" 

„Ich  weiß  es  nicht.  Herr  Doktor,  kann  ich  die  Angeu  aufmachen?  Ich 
sdilafe  gar  nicht.  Ich  bin  ja  wach.  Ich  weiß  überhaupt  nicht,  ob  icli  bei 
der  ei-sten  Hypnose  geschlafen  habe  oder  ob  ich  gespielt  habe.  Idi  glaube, 
die  Sache  mit  dem  Sonnenthal  habe  ich  immer  gewußt.  Ich  wollte  sie  nicht 
wissen,  wie  Sie  so  richtig  schreiben.  Idi  liegreifo  nun,  waiuai  ich  so  auf 
der  Gasse  herumlaufe.  Ich  will  alle  die  Sachen  wieder  edeben,  die  ich  in 
der  Jugend  edebt  habe.    Ich  laufe  meiner  Jugend  nadi.- 

Es  war  noch  die  Impotenz  in  seiner  Ehe  zu  erklären.  Auch  diese 
fand  eine  unerwartete  Lösung.  Es  konniiL  zum  Vorschein,  daß  er  sich  die 
Impotenz  selbst  inszeniert.  Er  hat  doch  seil  der  Jugend  den  Kampf  mit 
der  Freude.  Er  darf  keine  große  Fi'eude  haben  und  liat  sich  schon  als  Kind 
eine  eonderbaro  Fragestellung  ziirochtgelegl :  Was  habe  ich  von  der  Fi'cude? 
Er  stellte  sidi  vor,  er  wäre  nach  der  Freude  und  daim  wäre  ja  alles  das 
gleiche.  Er  hat  bei  .'deiner  Frau  eine  gule  Kieklion.  Im  Momente,  in  dem  er 
den  Beischlaf  vollziehen  will,  l'iilit  ihm  lier  ..philosophische  Gedanke"  ein: 
„Stelle  dir  vor,  es  ist  eine  halbe  Stunde  später.  Was  hast  du  dann  von  der 
Fi'eude?"  .  -  -  Und  die  Erektion  geht  dann  prompt  zurück. 

-.  Die  Erklärung  dieser  lusKcnierung  einer  Niededage  gellt  auf  die  Kind- 
lieit  zurück.  Er  hatte  ein  heißes  Begehren  auf  seine  Sdiweetern.  Er  verdarb 
sich  sein  Begdireii  durch  die  Fi'age;  ,.Was  host  du  von  der  Freude  nach 
einer  halben  Stunde?  Was  hast  du  von  der  Freude  morgen?  Was  hast  du 
von  der  Freude  nach  deinem  Tode?''  K\ivz.  es  gelaug  dim,  seine  Sdiwestern 
zu  entwerten  und  so  in  den  Hinlergrund  des  bewußten  Begehrens  zu  schieben, 
daß  er  im  Beginne  der  Behandlung  von  dieser  Einslellung  keine  Ahnung 
hatte  und  wiederholt,  die  Frage  aufwarf,  wieso  es  komme,  daß  er  gar  keine 
sexuellen  Erinncjaingen  an  seine  Sdiwestern  habe.  Nun,  wir  haben  es  gelernt, 
daß  er  allen  Grund  hatte,  ein  bö.ses  Gewissen  zu  haben.  Er  fürchtet  Gott 
uiid  will  sich  jede  Freude  im  Leben  verderben.  Kr  ist  bei  seinei'  Frau  im- 
potent weil  er  sie  begehrt  und  nicht  verdient.  Sclion  als  Kind  glaubte  er: 
Alle  Menschen  sind  mit  Gott  gegen  mich  verschworen!  Und  diesen  Glauben 
hat  er  noch  heute.  Er  ist  ein  Pechvogel  weil  er  kein  Glück  haben  darf. 
Fr  hat  die  schönste  Frau  und  kann  ihr  nicht  beiwohnen.  Er  boginnl.  zu 
nhiloeophiercn  in  dem  Momente,  wo  er  koitieren  sollte.  Das  ist  kein  Fatum. 
Das  ist  eine  selbst  gewollte  und  gesdiickt  inszenierte  Niededage. 


St.kBl,  StÖmuBen  fl«.  'rri«!.-  n"d  AflBlitlel.=n.,  VII. 


130 


Fetischismus. 


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Die  Analyse  war  beendet.  Die  Zwangsvorstellungen  quälten 
Georg  nicht  mehr,  er  konnte  auftreten,  ohne  sich  seinen  Erfolg  zu 
hindern.  Er  verlor  den  Drang,  Mädchen  nachzulaufen  und  die  sadisti- 
sehen  Szenen  aufzuführen  und  es  gelang  ihm  nach  einer  Übergangszeit 
von  3  Wochen  mit  seiner  Frau  den  Koitus  auszuführen.  Sie  war  ihm 
nicht  mehr  Schwester-  und  Mutterersatz. 

Der  Fall  bietet  in  mannigfacher  Hinsicht  ein  ganz  außerordent- 
liches Bild.  Wir  sehen  erstens  die  Macht  der  infantilen  Erlebnisse  and 
den  Einfluß  des  Milieus.   Eine  verderbte  Mutter,  die  ihr  Kind  benützte, 
um  mit  dem  Schein  der  Ehrbarkeit  (eine  verheiratete  Frtiu  mit  einem 
Kind  —  ein  Kunstgriff  vieler  Dirnen,  die  sich  zu  diesem  Zwecke  Kinder 
ausborgen,  auch  eine  Spekulation  auf  pädophile  Einstellungen)   Männer 
zu  erobern  und  ihrem  Gewerbe  nachzugehen.   Als  Gegensatz  ein  sitten- 
strenger Vater,  der  als  Vertreter  der  Moral  neben  der  frommen  (jirof-- 
mutter  die  Forderungen  der  Religion  vertrat.    Der  Zwiespalt  in  seiner 
Seele  war  durch  diese  Umgebung  von  Jugend  an  festgelegt. 

Die  Heirat  war  ein  Versuch,  sich  aus  den  Banden  des  Infantilis- 
mus  zu  befreien.  Aber  durch  die  Identifizierung  seiner  Frau  mit  der 
Schwester  wurde  sie  Tabu  —  und  der  Weg  zu  seiner  Paraphilie  war 
wieder  geöffnet. 

Wir  sehen  einen  mächtigen  Impuls,  der  eine  Wiederholung  der 
kindlichen  Erlebnisse  verlangt.  Die  Szene,  die  er  im  Hotel  aufführt,  ist 
eigentlich  ein  Mixtum  compositum  und  aus  mehreren  Erlebnissen  zu- 
eammengestellt.  (Mutter,  Schwester  und  Lehrer.)  Sein  permanenter 
Kampf  gegen  die  Homosexualität  führt  zu  Verdrängung  und  Ein- 
beziehung seines  homosexuellen  Erlebnisses  in  die  spezifische  Szene. 
Er  wird  der  Lehrer  und  das  Mädchen  wird  der  kleine  Bub,  der  auf  die 
Waden  geschlagen  wird.  Es  erklärt  sich  auch,  daß  er  bei  dem  nach- 
folgenden Koitus  so  ungeschickt  ist  und  den  Introitus  vaginae  nicüt 
finden  kann.    Er  sucht  eigentlich  den  Anus  des  Lehrers, 

Die  Kleptomanie  spielt  eine  nebensächliche  Rolle,  sie  wird  aber 
durch  die  Beziehung  zur  getragenen  Wäsche  sexuell  interessant  und 
geht  auf  einen  primitiven  Trieb,  auf  den  Riechtrieb  zurück.  Schon  als 
kleiner  Knabe  benützte  er  die  Wäsche  seiner  Mutter,  um  zu  onanieren. 
Reste  dieser  Neigung  sind  ihm  geblieben  und  er  würde  auch  jetzt  als  Er- 
wachsener gerne  wieder  Wäsche  stehlen,  wenn  es  niclit  so  gefährlich  wäre. 
Nicht  alle  diese  Fälle  zeigen  eine  Beziehung  zum  Inzest,  wie  der 
vorhergehende. 

Wagner-Jauregg  beschreibt  emen  Fall  eines  Dienstmädchens, 
welches  die  Hemden  ihres  Dienstherrn  stahl,  um  sie  des  Nachts  zu  tragen. 
Ich  kenne  ein  Dienstmädchen,  das  die  schmutzigen  Hemden  ihrer  Fran 
gleichfalls   als  Nachthemden  benützte   und  von  der   Frau  .überrascht 


Wiidcii-i'ai-iialisuiiis,  Sadisiiiiif,  Kleptomauie. 


131 


wurde.  Sie  erlitt  einen  hysterischen  Anfall  und  wurde  mir  zur  Begut- 
achtung gebracht.  Es  war  nicht  schwer  zu  konstatieren,  daß  dieses 
Mädchen  in  ihre  Frau  verliebt  war  und  sich  am  Gerüche  ihrer  Wäselie 
erregte. 

Es  gibt  Kleptomanen,  welche  Unterhosen,  Strümpile,  Sacktücher, 
Mieder  usw.  stehlen,  um  sich  durch  sie  zu  erregen.  Sic  werden  gcwölm- 
Ucli  als  Fetischiäten  beschrieben.  Wenn  unser  Patient  sicli  nur  mit  den 
Wäschestücken  begnügt,  sicli  emen  Hareui  solcher  Stücke  angelegt,  au£ 
die  Frauen  ganz  verzichtet  hätte,  so  könnte  man  ihn  als  FetiBchieten 
bezeichnen.  Sein  Wadenpart ialismus  ist  durch  mehrere  Erlebnisse  de- 
terminiert. Die  Behauptung  von  Sadger,  die  angeblich  Freuds  Ansicht 
darstellt,  jeder  Fetisch  repi'äsentiere  das  Genitale  (die  weiblichen 
Genitalien)  erscliöpft  das  Problem  nicht. 

Als  Beweis  werden  Fälle  angeluhrt,  die  eich  nach  der  Analyse 
gebessert  hätten.  Ein  Busenfetischist  {SadgerB  Bezeichnung!)  verliert 
nach  der  Analvse  das  monopolisierende  Interesse  für  den  Busen  und 
beginnt  zu  koitieren,  d.  h.  sich  für  das  Genitale  zu  interessieren  Das 
ist  natürlich  kein  Beweis,  daß  der  Busen  das  Genitale  im  ^v-orthchen 
Sinne  vertritt.  Jede  erogene  Zone  kann  schließlich  genitahsiert  werden, 
die  Rolle  eines  Gemtäles  spielen.  Wird  die  infantile  Fixierung  auf- 
gehoben, so  tritt  das  Interesse  für  das  Zentrum  der  sexuellen  Be- 
ziehungen in  den  Vordergmnd.  '-  ' 

Wir  haben  in  dem  vorigen  Fall  (Kapitel  II)  von  Busenpartial.smus 
..esehen  wie  besondere  Umstände  das  Interesse  für  eine  bestimmte  ero- 
gene Zone  auch  nach  der  Pubertät  ohne  inzestuöse  Beziehung 
fixieren  können.  In  dem  erwähnten  Falle  war  der  Busen  das  Erinne- 
rungsbild der  unvergessenen  ersten  Gehebten.  ,  ,  .  ,, 
Der  Partialismus  ist  so  verbreitet,  daß  wir  ihn  als  eine  voll- 
kommen normale  Erscheinung  auffassen  können  Er  hat  natürlich  seine 
individuelle  Begründnng.  Wie  viele  Fäll,  müßte  ich  anfuhren  wollt 
i-.b  alle  Fälle  von  Partialismus  psychologisch  und  analytisch  aufklaren! 
Die' angeführten  Beispiele  mögen  genügen.  Das  Buch  hat  n^chtdie 
Aufgabe  ein  Kuriosenkabinett  zu  sein.  Haben  wir  einige  dieser  Kunosa 
analyt  s  h  erklärt,  so  ist  unsere  Aufgabe  vollendet  und  wir  wenden 
uns  der  kompli^^i-'t-  Aufgabe  zu,  die  Fälle  von  echtem  Fetisclnsmus 
analytisch  zu  deuten.         ..*.,-- 

■  Kehren  wir  nach  dieser  allgemeinen  Auseinandersetzung  zu  dem 
A.^  TT^ll  7iirück  Georg  spielt  eine  bestimmte  Szene  -  und  er 
""■'utl"  li  1  M  "bs  i.t  ilnn'ni*.  geUmgon,  di.  intartilo  Tyrannei 
?  Svl  Lm  n%«  über,vindsn  und  sich  an  ein  Objekt  de,-  Gegenwart 
'Tffri  en  E°  .nteriiegt  dem  Z.van,e  der  Reihenbildnng,  e,-  ,rt  aneh 
Sohl  imstande,  .ein- Begehren  dauernd  auf  e  i  n  e  Person  zu  r.eirten,  d,e. 


ia3 


Fetischismus. 


i  r 


selbe.'  MasocUistiii,  allen  .einen  Wünsdien  beroit.villig  ontgegenkonmit 
E    V  rsucM  .oh!  noch  ein  paav  Wiederhoh-.ng.n,  ab.r  bleibt  n.cht  bo. 
S,nr;vüimhngen  Objekte  E,-  .nuß  aul  cUe  St.aße  e.  .uß  nach  neuen 
Obiekten  Ausschau  halten.  Er  sucht  nicht  das  Mädchen,  das  sich-^Uhg 
felm  «nd  schlagen  läßt.- er  sucht  den  W  >  d  e  r  s  t  a  n  d,  den  er  über- 
winden muß  und  kann.  ,,,,,-.-  A       Ivc 
Dei-  Zufall  fügte  es  daß  einige  Zeit  nach  Abechlußdieser  Analyst- 
bei  mir  ein  Kollege  mit  einer  Patientin  erschien,  welcher  der  Meinung 
war  das  Mädchen  leide  an  einer  Paralogie  mit  Halluzinationen,  weil  sie 
einen  ganz  unwahrscheinlichen  Roman  üboi'    ihre    Vergewaltigung    kon- 
struiert habe  Ich  ließ  das  Mädchen  diesen  Roman  erzälilen  und  erkannte 
sofort    daß  es  sich  um  ein  Opfer  Georgs  handelte.^)     Ihre  Schilderung: 
deckte  sich  mit  den  mir  sattsam  bekannten  Tatsachen.  Ich  konnte  den 
Kollegen  beruhigen.  Es  handelte  sich  nicht  um  eine  Paralogie  und  Erfin- 
dungen, sondern  um  traurige  Tatsachen.     Bei  dieser  Gelegenheit  erfuhr 
ich   daß  Georg  mir  seine  sadistischen  „Spielereien"  viel  harmloser  dar- 
-Geteilt  hatte,  als  sie  eich  in  AVirklichkeit  abspielten.  Das  Mädchen  war 
von  einem  Herrn  an  ihn  empfohlen  worden,  um  tanzen  zu  lernen.  Geor^ 
fülirte  sie  auf  eine  halbdunkle  Bühne  und  ließ  sich  einige  Schritte  vor- 
machen. Elise  —  so  wollen  wir  das  Mädchen  nennen  —  eine  'iliährigc 
Überspannte  Hysterika,  hatte  nur  einen  brennenden  Wunsch:  eine  be^ 
rühmte  Tänzerin  zu  werden.     Sie  hatte  aber  früher  nichts  gelernt  und 
konnte  nur  einige  Tanzschritte  und  graziöse  Knixe  vormachen.  Georg 
sagte  ihr,  sie  müsse  sich  eine  strenge  Schule  gefallen  lassen,  um  eine  Be- 
rühmtheit zu  werden.   Er  ohrfeigte  sie  und  yi)errte  sie  eine  halbe  Stunde 
in  ein  dunkles  Ziinmercben,  riß  sie  beim  Kopfe  nach  unten,  schließhcii 
fährte  er  sie  in  sein  Hotel.  Dort  ließ  er  sie  bis  aufs  Hemd  entkleiden, 
schlug  sie  mit  einer  Gerte  —   er  konnte  sich  keine  Reitpeitsche  ver- 
schaffen —  auf  die  Waden;  wenn  sie  „schlechte  Schritte"  machte.    Er 
•     befahl  ihr,  die  Hände  nach  rückwärts  zu  geben.     Elise  folgte  willenlos 
gänzhch  fasziniert  von  dem  einen  Gedanken,  eine  berühmte  Tänzerin  zu 
werden.    In  einem  Momente  hatte  er  ihre  Hände  rückwärts  zusammen- 
gebunden. Dann  wurde  er  immer  strenger  und  gransamer.  Sie  begann  sich 
zu  wehren.  Sic  biß  und  eie  schrie  um  Hilfe.  Niemand  kam.  Aber  er  wurde 
immer  böser  und  warf  sie  schließlieh  quer  aufs  Bett,  so  daß  ihre  Beine 
an  seinen  Leib  gepreßt  waren.     Sie  flehte,  er  möge  sie  schonen.  Sie  sei 
noch  eine  Jungfra.u.    Er  lachte  höhnisch  und  meinte:     „Beim  Theater 
brauchen  wir  keine  Jungfrauen!"  Ihr  Widerstand  ermattete  und  er  de- 
florierte sie  mit  einem  Koitus,  der  nur  einige  Sekunden  währte,  aber 
sehr  schmerzhaft  ^var.  Dann  band  er  sie  los  und  gab  ihr  scliließlich  Geld, 


>)   Dio  Analyse  dieees  Mädcliene  wird  iti  Band  VIIT   als   Fall  von  MaEOChi^mue 
erscheinen,  _  r  _         .  .  - 


Wadeu-Paitialismiis,  Sadismus,  Kleptomauie. 


133 


das  sie  widerstrebend  annahm.  Die  weiteren  Sdiicksale  Elisens  inter- 
eesieren  uns  ]ucr  nicht.  Einee  n.öclite  idi  erwähnen.  Sic  versuchte  gc- 
viditliche  Schritte,  wandte  sich  an  einen  Advokaten.  Es  war  ohne  Erlolg. 
£).,-  Unhold  hatte  es  so  schlau  angestellt,    daß  man  ihm  nichts  antun 

konnte.^)  _       ^  .      ,-     .      ■ 

Wir  sehen  deutlieh,  daß  er  bei  seiner  großen  Szene  vier  Ereignibbe 

v.>rmengt:    1.  Die  Sehläge  des  Vaters.    2.  Haß  und  Liebe  zur  Mutter. 

?,   Die  Szene  mit  dem  Lehrer.   4.  Die  Szene  mit  der  Schwester. 

Es  war  mir  im  ersten  Momente  aufgefallen,  daß  Elise  ganzlich  die 

Züge  Georgs  hatte.  Sie  sah  wie  seine  Schwester  aus  und  glich  speziell  der 

jüngeren  Schwester,  die  ich  persönlich  kannte  und  wegen  cmer  schweren 

iparapathie  behandelt  hatte.  .      .  -i  a.^ 

Folgen  wir  seiner  Szene,  so  sehe.i  wir,  daß  den  Hauptanteil  das 
Erlebnis  mit  dem  Lehrer  für  sich  in  Anspruch  nimmt. 

1.  E  r  i  6  t  d  e  r  Lehrer. 

"  Er  wird  bestraft.  Er  soll  angeblich  im  Zimmerchen  lernen,  wird 
aber  zu  einem  hoi.osexuellen  Akt  gezwungen.  Seine  Ruhelosigkeit 
i:onnnt  daher,  daß  er  immer  ^^'ieder  diese  eine  Szene  erleben  mochte. 

2.  E  r  i  s  t  d  e  r  V  a  t  e  r  ! 

Der  sadistische  Anteil  an  dieser  Impulsliandlung  stammt  von  seinem 
Vater,  seinem  ersten  Lehrer.  Dieser  hatte  ihm  „Kopfstücke"  gegeben  und 
strafweise  in  die  dunkle  Speisekanuuer  gesperrt. 

3  Er  Bchlägt  seine  Mutter  —  die  Hure! 

Die  Sclüäge  auf  die  Waden  sind  die  sadistische  Umdichtung  seiner 
Liebesszenen  mit  der  Mutter.  (Andererseits  ^vissen  wir  aus  der 
Analyse  daß  ihn  die  Waden  schöner  Knaben  wiederholt  sehr  geieizt 
haben  besonders  in  der  Zeit  zwischen  sieben  und  vierzehn  .Tahren.) 

4  El-   wiederholt    die    Szene   mit    der    Schwester. 
Der  Koitus  wird  gewaltsam  auf  dem  Bette  vollzogen    so  daß  die 

Beine  seinen  Leib  umklammern.    (Siehe  den  Traum  S    125.)    Stat    de 
KunniUngus  macht  er  den  Koitus.     Er  gibt  aber  zu,  daß  er  manchmal 

^-iTr^:T;rr".dchen,wiedieM.nne 

'^  ^^  '  E:  Id^I^^^H  s!::m;iem  der  unzähligen  L.ebhaber  der  Mutter 

■  ""^  t^nSf-  W:r  gekommen,  daß  die  Wade  dasGenitale 

hs  ist  nici  1,  beliaupten.  Die  Wade 

'l*^^:t':ir"s      B  W  den  detMuHs,.  und  dev  SCwert...  und  den 

■  wÄ  D^nSädlns  ..™„,en,  die  in,n,e,.  ,„it,  nackten  Waden 

r^  ^  IvnVat  schrieb  Elisen,  daß  dio  Frau  Georgs  de  wogen  EliebruHi  belange« 


134 


Fetiscbisiniis.  —  Waden -Part  ialismus,  Sadismus,  Kleptomanie. 


und  barfuß  herumspazierte.  Überdies  repräsentieren  die  Waden  Knaben- 
waden  und  den  Pliallus,  an  den  er  homosexut'U.fixiert  ist.  Er  hat  einen 
ivleinen  Phallus,  wie  viele  Sadisten,  welche  sich  dafür  an  der  ganzen 
Menscliheit  rächen  wollen.  Sein  Haß  gegen  die  Frauen  stammt  aus  seiner 
Einstellung  zur  Mutter,  die  eine  Dirne  war.  Folgerichtig  hat  er  eine 
Frau  mit  einer  mehr  als  fraglichen  Vergangenheit  geheiratet,  d.  h.  zur 
Mutter  gemacht.  (Auch  zur  Schwester,  die  ihr  Leben  getreu  nach  den 
Lehren  der  Mutter  begann,  dann  aber  sich  in  den  Hafen  der  Ehe  rettete, 
um  ihre  Tugend  mit  einer  schweren  Parapathie  zu  bezahlen.) 

D  i  e  „W  ade"  ist  also  ein  komplexes  Symbol,  wie  in 
dem  Falle,  den  ich  im  Kapitel  IV  beschrieben  habe,  wo  sie  den  Phallus 
des  Bruders  und  viele  andere  Komplexe  repräsentiert. 

Es  ist  gefährlich,  Paraphilien  mit  einem  einzigen  Schlüssel  auf- 
lösen zu  w^oUen.  Sie  sind  meistens  sehr  kompliziert  aufgebaut.  Wir 
werden  bei  der  Analyse  von  echten  Petisehisten  diese  Tatsache  genügend 
zu  würdigen  haben. 

Im  vorliegenden  Falle  sehen  wir,  wie  die  Erziehung  einen  gut  ver- 
anlagten, hochbegabten,  sonst  liebenswürdigen  und  beliebten  Menschen 
auf  die  Bahn  des  Verbrechens  drängt.  Die  Schuldige  ist  eigentlich  die 
Mutter  Georgs  ...  •  ■.-...        ;,,.-..  ■. 


1-  iiJ 


■j  ii 


'■i-. 


;,  I  VII. 

Partialismus  und  Haremskult 

Variatiü  delectat!  Unermeßlich  sind  die  Variationen, 
welfihe  der  Eros  orfinriet,  um  die  eintönige  Langeweile  des  natüi-lichen 
Sexualorganes  für  den  Sexualforscher  interessant  zu  machen.  Der 
häufigste  Pailialismus  ist  die  Leidenschaft  für  Füße.  Es  hat  mich  immer 
geivundert,  daü  es  mehr  sogenannte  Fuß-  als  Handfetiscliisten  gibl. 
Allerdinge  habe  ich  die  Bedeutung  der  Hand  für  das  Sexualleben  des 
MenscJien  beim  Studium  des  Autocrotisnms  und  der  männlichen  und  weib- 
lichen Impotenz  genau  studiert  und  kennen  gelernt.  In  den  vorlier- 
gehenden  Bänden  dieses  Werkes  finden  sicli  Beispiele  genug,  welche  die 
Bedeutung  der  Hiind  für  das  monschlicho  Sexualleben  bezeugen.  Verhält- 
nismäßig selten  sind  Partialisten,  wel.-he  nur  nach  dem  Besitz  der  Hand 
streben,  deren  Begehren  sich  in  Streicheln  und  Drückeii,  Küssen  und 
Saugen  der  Finger  ersciiöpfi.  Vie!  häufiger  sind  die  Schätzer  der  schöner 
Hände,  welchen  die  Hand  die  Brücke  zum  Begehren  und  Lieben  wird. 
Ich  kenne  viele  Ästheten,  welche  keine  Frau  küssen  können,  deren 
Hände  sie  abstoßend  finden.  Andererseits  sind  mir  Fälle  von  Liebe  auf 
den  ersfen  Blick  bekannt,  in  denen  der  Anblick  der  wohlgpforniten  oder 
eine  spezifische  Liebeshedingung  erfüllenden  Hände  den  Kurzschluß 
zwischen  Liebesbereitschaft  und  Verliehen  ermöglichte.') 

In  zwei  folgenden  Fällen  steht  die  Hand  in  ilcm  Mitteliiunkte  des 
sexuellen  Interesses.  Beide  zeigen  aber  ein  Abrücken  von  dem  M^'eibe.  Es 
kommt  dabei  nicht  darauf  an,  ob  einem  Kranken  einmal  oder  mehrere 
Male  ein  Koitus  gelungen  ist.  Das  entscheidende  ist,  daß  sich  hinter 
dem  Partialismus  eine  antifeministische  Tendenz,  sogar  eine  antisexuelle, 
asketische  Tendenz  verbergen  kann. 

^■-  ,-  Über  den  ersten  Fall  berichtet  Moli: 

Fall  Nr.  25,  P.  f--.,  28  Jahre  alt,  Kaufmann  in  Westfsilcn.  zeigt  keine  erb- 
liche Belastung.  Über  eein  sexuelles  Leben  macht  Patient  auf  h  i  n  z  i  c  1  e  n  d  t 

■)  Gabriele  D'Avnmzio  bat  pei"  Drama  „Giaconik"  dtn  ecliimm  Händen  der 
DuBe  gewidmet.      ,      ,   ,   _  .  .    ,. 


^'U. 


136 


Fetischismus. 


V- 


V  ■ 


Frat;(!u  fülgeiido  Angaben:  Die  ersten  Aiilango  geschk'clitUcher  Erregiiiis 
stellten  sich  iiei  Ümi,  öowcit  ihm  in  Eiinuonuig  ist,  büieits  im  7.  LobL'iitijalire 
ein.  Si  pueri  eiusdein  fere  aetatis  iningentis  nieinl)rnni  adspexit,  valde  libirli- 
nibiis  excitatus  est.     L.  behauptet  mit  Sicherheit,  daß  diese  Aiiireguiig  mit 
deutlichen  Ki'cktioneii  verhundon  war.  Verfiihi't  diii-eh  einen  anderen  Knaben, 
wurde  L.  im  Alter  von  7  «der  8  Jahren  zur  Onanie  veranlaßt.  „Als  sehr  leicht 
ericgbaro  Natur'',  sagt  L.,  „gab  ich  mich  sehr  häufig  der  Onanie  bis  zum 
18.  Leliensjahre  hin,  ohne  daß  mir  die  öchiidlichcn  Polgen  oder  überhaupt  über 
ilie  Bedeutung  des  Yoigange^  eine  klare  Vurslcllung  gckoinuien  wäre".  Be- 
sondere liebte  er  es,  cum  iionnullis  coimnilitoiiibub  uuituam  mastiirbatioiiem 
tractai'c,  keineswegs  ab^r  war  es  ihm  gleichgültig,  wer  der  andere  Knabe  war, 
vielmehr  konnten  ihm  nur  wenige  Altersgenessen  nach  dieser  Richtung  hin 
geniigen.    Aul'  die  Frage,    was  ihn  besondere  veranlaßte,     diesen  oder  jenen 
Knatjen  vorzuziehen,  aiitw-ortete  L.,  diiß  ilui  bei  seinen  Schulkameraden  be- 
sonders eine  w  e  i  ß  e.  s  c  h  o  n  g  e  f  o  r  m  t  e  IT  a  n  d  verlockte,  mit  ihnen  gegen- 
seitig Masturkition  zu  treiben.  L.  erinnert  sich  ferner  daran,  daß  er  häufig 
hei  Heginn   der  Turnstunde  sich  ganz   allein  auf  einem   entfernt  stehenden 
Barren  mit  Turnen  beschäftigte;  er  tat  dies  in  der  .\bsicht,  ut  quam  ma.vinio 
excita-vetur  idquo  tanloperc  asseeutus  est,  ut  membro  mann  non  tactb,  sine 
ejaculationo  —  puerili  aetate  erat  ~  voluptatem  clare  senserit.  Interessant 
ist  noch  ein  Vorgang,  dessen  der  Patient  sich  aus  seiner  früheren  Lebenszeit 
erinnert.  Der  eine  Lieblingskamerad  N.,  mit  dem  L.  mutueile  Masturbation 
trieb,  machte  ihm  eines  lages  folgenden  Vorschlag:    ut  L    memlirum  X  —  i 
apprehendcre  conaretur,     er,     N.,  wolle  sich  möglichst  sträuben  und  den  L. 
daran  zu  verhindern  suchen.  L.  ging  auf  den  Vorschlag  ein  Es  war  somit  die 
Onanie  direkt  mit  einem  Kampfe  der  beiden  Beteiligten  verbunden   wobei  N. 
.  etets  bcfliogt  wurde.') 

Der  Kampf  endete  nämlich  regehnaßig  damit,  ut  N.  tandem  coatus  sit 
membrum  masturbari.  L.  versichert  mir,  daß  diese  Art  der  Masturbation  ihm 
so^\  ohi  ivie  dem  N.  ein  ganz  besonders  großes  Vergnügen  bereitet,  hätte.  In 
dieser  Weise  setzte  nun  L.  bis  zum  18.  Lebensjahre  sehr  oft  die  Onanie  fort. 
Von  seinem  Freunde  belehrt,  bemühte  er  sich  nun,  mit  allem  Aufwand  von 
Energie  gegen  seme  üble  Angewohnheit  anzukämpfen.  Es  gelang  ihm  dies  auch 
nach  und  nach  immer  mehr,  bis  er  endlich,  nach  Ausführung  des  ersten  Koitus, 
gänzlich  von  der  Onanie  abstand.  Dies  geschah  aber  erst  im  Alter  von 
21-/=  Jahren.  Unbegreiflich  erscheint  es  jetzt  dem  Patienten,  und  es  erfüllt  ihn 
angeblich  mit  Ekel,  daß  er  jemals  daran  Gefallen  finden  konnte,  mit 
Knaben  Onanie  zu  treiben  Kerne  Macht  könnte  ihn  heute  dazu  bringen,  eines 
anderen  Mannes  G  led  zu  berühren,  dessen  Anblick  ihm  schon  unangcMiehm  ist. 
Es  hat  sich  jede  Neigung  zu  Mannern  verloren  und  Patient  fühlt  sich  durch- 
aus  zum  Weihe  liingezogen. 

Es  sei  aber  erwähnt,  daß,  trotzdem  L.  entschiedene  Neigung  zum  Weibe 
hat,  doch  eine  abnorme  Erscheinung  bei  ihm  besteht 

Was_ihn  nämlich  bei  dem  weiblichen  Geschlechte  wesentlich  aufregt,  ist 
uerAnblicK  einer  schonen  Hand;  bei  weitem  mehr  reizt  es  den  L..w'enn 
er  eine  weibliche  schone  Band  berührt,  f|uam  si  candam  feiuinam  plane 
iiudatam  adspicerel. 

Wie  weit  die  Vorliebe  des  L    für  A\c    «clinn„    u>  j      -  ■!  r  u„.. 

'  Z^-  '"'   "'«    acjione    Band    eines    weiblichen 

Wesens  geht,  erhellt  aus  folgendem  Vorgang. 


')  AU. 


.\il    v,.M    rudimeatfiren    Sadismus    b,i    L.    mi.\    M.,«„.-hkmus    bei    N- 


h  ' 


Partialisiiius  iiiid  Haremskdt. 


137 


L.  kannte  eine  schöno  jungo  Dame,  der  alle  Reize  zur  Voifügung  slaiidoii; 
;iber  ihre  Hand  war  zieiiilicii  groß  und  hatte  keine  Bcliöne  Purni,  war  viel- 
leicht auch  iniinchinal  niclit  rein,  wie  L.  beaiispruehte.  Es  war  dem  L.  infolge 
dessen  nicht  nur  unmöglich,  ein  tioforos  Interesse  für  die  Dame  zu  fassen, 
sondern  er  war  nicht  eiiinuil  imstande,  die  Dame  zu  berühren.  L.  meint,  daß 
es  im  allgemeinen  nichts  Ekelhafteres  für  ihn  gebe,  als  uiiSLUibere  Fingernägel; 
diese  allein  nnichten  es  ihm  unmöglich,  eine  sonst  noch  so  schöne  Dame  zu 
berühren.  Übrigens  hat  L.  häufig  den  Koitus  in  früheren  Jahren  dadurch 
ersetzt,  ut  pueilam  ufif[ue  ad  eiaculatiuiiem  effeclam  nietuluuui  suimi  manu 
Iraetare  iufiscrit. 

Auf  die  Frage,  Wiis  ihn  an  der  Hand  des  Weibeü  liesunders  anziehe,  ins- 
besonders,  ob  er  in  ihr  das  Symbol  der  Macht  sehe  und  ob  es  ihm  Genuß  be- 
reite, von  dem  Weibe  eine  direkte  J^eniütiguiig  zu  erfahren,  antwiirlele 
Patient,  daß  nur  die  scliönc  Für  m  der  Hand  ihn  reize,  daß  von  einem  Weibe 
gedeuiütigt  zu  sein,  ihm  keinerlei  Befriedigung  gewähre  und  daß  ilnu  noch 
niemals  ein  Gedanke  daran  gekoniuien  sei,  in  der  Hand  das  S\-inljol  oder  das 
Werkzeug  der  Macht  des  Weibes  zu  finden.  Die  Vorliebe  für  die  Hand  des 
Weibes  ist  noch  iieute  so  groß,  ut  maiore  volu])t.ate  afficiatur  si  nianus 
feminae  membrum  tractat  quam  coilu  in  vuginam.  Dennoch  möchte  Patient 
diesen  lieber  ausführen,  weil  er  ihm  die  natürliche,  das  erstere  atier  als  eine 
krankhafte  Neigung  erscheint.  Die  Berührung  seines  Kon)ors  durcli  eine  .schöne 
weibliche  Hand  verursachi  dem  Patienten  .sofort  Ereklion;  er  meint,  daß 
Küssen  und  andere  läerührungen  bei  weitem  nicht  so  starken  Einfluß  ausüben. 

Patient  hat  nur  in  den  letzten  Jahren  öftere  den  Koitus  ausgeführt. 
aber  es  fiel  ihm  der  Entschluß  dazu  a  u  ß e  r  u  r  d  e  n  l  1  i  c  h 
s  e  h  w  e  ]-.  Auch  fand  er  in  dem  Koitus  nicht  die  volle  B  e- 
f  r  i  0  d  i  g  u  n  g,  die  er  suchte.  Wenn  sieh  aber  L.  in  der  Nähe  eines  weiblichen 
Wesens  befindet,  das  er  gern  iiesitzen  möchte,  so  erhöht  sich  im  bloßen  An- 
sehen der  Betreffendeu  zuweilen  ilie  sexuelle  Aufrcguug  des  L.  bis  zu  dem 
Grade,  daß  i^jakulallon  erfolgt.  L.  ver.-!ichert  ausdrücklich,  daß  er  liiebei 
;tl>siclitlich  sein  Glied  nicht  berühre  oder  drücke;  die  unter  solchen  Umständen 
erfolgte  Siiei'maenlleeniiig  gewähre  dem  L.  einen  bei  weitem  größeren  Genuß 
als  der  wirklich  vollzogene  Beischlaf. 

Die  Triiume  des  Patienten  L,  betreffen  niemals  den  Beischlaf.  Wenn  er 
des  Nachts  Pollutionen  hat,  so  kommen  sie  fast  steü  in  Verbindung  mit  ganz 
■,nde"ren  Gedanken  vor,  als  dies  bei  normalen  Männern  der  Fall  ist.  Die  l)e- 
treffendcn  Träume  des  Patienten  sind  Hekapitulationen  aus  der  Schulzeit.  In 
dieser  hatte  nämlidi   Patient,  abgesehen   von  der  oben  erwähnten  unitucUen 


S  die  den  gleichen  oder  verwandten  Inhalt  habe.,,  wie  die  ehen  erwälm.en 
gjeotel,  mt  uu.  b  P;,t.ient   hält    sich    mfolge    semes    unnatürlichen 

Vorgange  ^^^/'^Viv^ir  unfähig  ein  Weib  dauernd  zu  lieben. 

Fühlens  und  Empirndens  lui  uiuaing,  tm  „    r,,      ,  , 

"      HicM-  sehen  w,r  deutlich  eine  ausgeBproehon  bisexuelle  1  endmz  und 
eine  Flucht  vor  den.  Weibe.  Die  Träume  verraten  em  gehenne.  Sexua  - 

e    das  dem  Bewußtsein  des  Patienten  verborgen  , st    Alle  d.e.e  Angst- 
ziel, aas  aem  ,,    .-  ^^^erden  und  vom  Nicht-Errcichen  zeigen  -  wie 


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Fetischismus. 


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die  nicht  erreidit  -werden  kann.  Es  ist  ?anz  falsch,  zu  glauben,  daß  die 
Angst,  nicht  fortig  zu  werden,  den  Orgasmus  einer  Pollution  auslöst,  Der 
psychische  Mechanismus  ist  folgender.  Hinter  die  gestellte  Aufgabe 
schiebt  sich  eine  andere  viel  größere  und  schwerere  Aufgabe.  Die  Aufgabe 
wird  zum  Symbol  eines  anderen  versteckten  Sexuallebens.  Du  wirst  dein 
Sexualziel  nicht  erreichen!  (In  dem  Falle  von  Moll  ist  es  natürlich  nicht 
durch  eine  Analyse  aufgedeckt  worden.)  Die  Aufgabe  wird  dann  zu 
einer  Art  Orakel.  Wc-nn  du  diese  Aufgabe  vollendest,  wird  auch  die 
^dere,  viel  schwerere  Aufgabe  gelöst  werden.  Es  handelt  sich  aber 
um  eine  verbotene  Aufgabe.  (Meistens  Inzest  oder  eine  schwere  Para- 
philie.)  Daher  ist  der  Impuls  durch  Angst  gohemmi  und  gebändigt. 
Die  Angstentwicklung  begleitet  dann  die  Auelösung  des  Orgasmus. 

Viel  tiefer  können  wir  in  die  psychische  Struktur  des  Handfetischis- 
mus in  dem  nächsten  Falle  hineinsehen. 

Fall  Nr.  26.  Herr  G.  L.,  ein  Mediziner  im  Alter  von  23  Jahren,  raöchtP 
von  dner  Leidenschaft  befreit  werden,  die  ihn  jetzt  so  beherrscht,  daß  sie  sein 
ganzes  Denken  in  Anspruch  nimmt.  Er  denkt  den  ganzen  Tag  an  schöiie 
Frauen-  oder  Mädchenhände,  so  daß  er  nicht  mehr  arbeiten  kann.  Es  ist  eben 
für  den_echten  Fetischismus  sehr  cliarakteristiscb,  daß  er  das  ganze  Interesse 
deTTrägers  in  Anspruch  niimiit.  Wie  ein  Unkraut  überwuchern  die  fetischisti- 
schen Vorstellungen  den  ganzen  seelischen  Acker.  Selbst  die  vorübergehende 
fetischistische  itelriediguiig  schafft  kerne  walire  Kiihe.  Das  ist  eben  der  Unter- 
schied zwischen  der  normalen  Befriedigung  und  der  zwangemäßigen.  Wenn 
ein  Normalmensch  von  lieftiger  Libido  gequält  wird,  so  gibt  es  für  ihn  eine 
Sättigung,  nach  der  eine  lange  Pause  der  relativen  Ruhe  und  sexuellen  In- 
differenz kommt.  Bei  den  fetischistischen  Paraphilien,  die  ja  Zwangsneurosen 
Bind,  ist  die  Befriedigung  und  die  Beruhigung  nur  eine  sehr  kurze  und  der 
alte  unstillbare  Drang  tritt  bald  aufs  neue  auf. 

G.  L.  schildert  seinen  Fetiacliisnms  folgendermaßen: 

„Ich  habe  seit  meiner  frühesten  Kindheit  eine  krankhafte  Vorliebe  für 
Hilnde  und  benütze  jede  Gelegenheit,  einem  Mädchen  die  Hand  küssen  zu 
können.  Die  Lustcmpfmdung  habe  ich  aber  gewöhnlich  nicht 
während  des  Handkusses,  sondern  wenn  ich  mir  in  Ge- 
danken den  Vorgang  vergegenwärtige.  Die  Wollust  entsteht 
also  bei  mir  wahrschcmlich  nicht  durch  die  Berührung  von  ,Hand  und  Lippe', 
sondern  durch  das  damit  verbundene  Gefühl  v  o  n  D  eni  ü  t  i  gu  n  g  Ich  er- 
innere mich,  daß  ich  schon  als  Sjähriges  Kind  meiner  Erzieherin  die  Hände 
küßte  und  sie  -  wenn  niemand  dabei  war  -  „gnädiges  Fräulein"  nannte,  was 
ihr  wie  mir  Vergnügen  bereitete.  Ich  habe  vom  8.  bis  zum  17.  Lebensjahre  fast 
täglich,  manchmal  auch  mehrmals  täglich  onaniert  und  malte  mir  dabei 
immer  alle  erdenklichen  Erniedrigungen  aus.  Ich  erinnere  mich  einer  besonders 
woUüetigen  Phantasie:  ich  träumte,  Plantagenbesitzer  zu  sein  und  mich  von 
meinen  schwarzen  Sklavinnen  peitschen  und  mit  Füßen  treten  zu  lassen.  Zur 
Onanie  kam  ich  auf  folgende  Weise.  Ich  besuchte  nur  ein  halbes  Jahr  eine 
öffentliche  Volksschule.  Wir  hatten  eine  Rechenaufgabe  zu  lösen  die  mir  zu 
schwer  war.  Ich  empfand  heftige  Angst,  die  bald  in  ein  rätselhaftes  Gefühl 
von  Wollust    überging.   Ich  machte  eine  unwülküiiiche  Bewegung  mit    der 


ü 


Pai'Cialisiniis  und  Haremskult,  139 

Hand,  w  o  d  iir  c  h  d  i  (?  W  0  1 1 11  s  t  g  e  e  t  0  i  g  e  r  t  wurde.  Im  Gymnasium 
war  ich  auf  iiiran  gefälirliclios  Gelieimnie  sehr  stolz,  doch  f;pürte  ich  bald  eine 
starke  NervenzciTÜltuiig.  In  den  ohn^cn  Khiwscn  hiitle  icli  eine  ;uisgesprocheno 
Neigung  zur  HomosexualitiU.  Ich   „1  i  0  b  1  o"'  einen  Kollegen,  es  ist 
aber  niemals  außer  unschuldigen  Zärtlichkeiten  zu  irgendwelchen  Vertraulich- 
keiten gekommen.  Ich  empfand  den  Umstand,  daß  er  Antisemit  war  und  meini* 
Schwärmerei  für  ilm  mehr  duldete  als  förderte,  als  lusteteigernd.  Ich  karui 
noch  jetzt  den  Typus,  den  er  verkörpert,  nicht  ohne  gewisse  Erregung  sehen, 
n-egen  ihn  aber  empfinde  ich,  als  ob  er  meine  Abnormität  verschuldet  hätte 
(was  nicht  der  Fall  ist),  einen  heftigen  Haß  und  halie  mir  oft  ausgemalt,  dali 
ich  ilm  kaltbliilig  ermorden  könnte.  Mädchen  begannen  mich  ers't  dadurch  zu 
interessieren,  daß  ich  {in  Tanzschulen  usiv.)  veranlaßt  wurde,  gegen  sie  galant 
zu  sein.  iSobakl  ein  Mädchen  allzu  freundlich  gegen  uiich  ist,  gewinne  ich  sie 
lieb,  aber  sie  hört  auf,  inich  sinnlich  zu  reizen,  Ich  bin  immor  auf  der  Suche 
nach  Abwechslung  in  den  Erniedrigungen.     Gegen  die  Lustempfindung  beim 
bloßen  Handkuß  und  beim  Niederknien  Imi  ich  schon  etwas  abgestumpft.  Da- 
gegen habe  ich  durch  übcrsehwängüclie  Huldigungen  in  letzter  Zeit  ein  Mäd- 
chen dazu  gebracht,  daß  sie  uiir  nianchraal  unaufgefordert  die  Hand  zum  Kusse 
reicht,  daß  sie  dieHandanmeinoLippen  hebt.  In  solchen  Augenblicken  hatte  ich 
schon  wiederholt  Ejakulationen,  die  mich  immer  sehr  erschöpften.  Wenn  ich 
in  der  Elektrischen  einer  Dame  ineinen  Platz  anbiete,  so  fühle  ich,  daß  uieine 
Stimme  zittert.  Wenn  ich  vor  vielen  Leuten  einem  Mädchen  die  Hand  küsse, 
so  zucken  meine  Lip])en,  Icli  spreche  sehr  gerne  ütwr  meine  Leidenschaft,  leide 
ül>erhaupt  an  einem  gewissen  Mangel  von  Schamgefühl.  MasochiBtische  Bücher 
habe  ich  bis  jetzt  noch  nicht  gelesen.  Ich  begehe  sehr  gerne  Taktlosigkeiten. 
die  ich  nachher  bitter  bereue.    Jeden   Murgen   waclie   ich   mit.  einem  heftigen 
Angstgefülil  auf,  das  erst  vergeht,  wenn  ich  auf  die  Straße  komme.  Ich  bin 
ni  i  t  m  e  i  n  e  ]■  Z  e  i  t  s  e  h  r  g  e  i  z  i  g    und    mache    mir    über    jede 
Viertelstunde,    die    ich    vertrödelt    habe,    heftige    Vor- 
wurf e.  Ich  hatte  die  Gewohnheit,  sehr  oft  verstohlen  auf  die  Uhr  zu  schauen. 
Dabei  bin  ich  aber  durch  meine  Nervosität  oft  ganze  Tage  arbeit.suiifäbig.  Ich 
habe   eine   heftige   Sehnsuclit    naeli    Selbständigkeit,    lasse   mir    sehr    ungern 
Bücher  empiehlcn,  habe  gegen  Leute,  mit  denen  man  mich  zuEummenbringen 
will    sofoil.  einen  starken  Widerwillen  und  )iöre  Ratschläge  gewöhnlicli  hof- 
lich''in  um  sie  dann  nicht  zu  befolgen.  Ich  lüge  sehr  gerne  und  habe  gerade  mit 
meinen  besten  Freunden  vielleicht  noch  kein  wahres  Wort  gesprochen.  Ich 
bin  manchmal  sehr  feige,  manchmal  beinahe  tollkühn  und  immer  sehr  lauiiei>- 
h.ft    Ich  hi'be  Anwandlungen  von  Geiz,  die  sich  sehr  komisch  äußern:  ich 
v'„„',  ■,  T^  Ulf  einem  ßlatt  Papier  keine  unbesehrielmic  Zeilo  ohne  em  gewisses 
Sagt    ir    d  überleg'mir  manchmal  eine  Stadtbahnfahrt   gebe  aber 
unneuagi.!  ^liil  über'  üss  ge  Sachen  aus,     verliere     auch 

ann  wiedei-  ^^J^^J^JZ^,^^^  "-'^  Ortssinn  und  bin  sehr 
hautig  Geld,  kh  habe  yd      '^        J^  ^  7^^;^,  mifmerksam  zuhörcu- 

.erstreut,  1^^^",    wLl  gerne  isTLler,.ietzt  kann  ich  mich  oft  kaum 

Friiherging  leh  ^f ;"/    j'.^^f  ,X^^^^     u,  habe  die  Gewohnheit,  notwendige 

dazu  zwingen,  aut  J^J.^^"^  "J/"  ™  ,nd  lasse  sehr  gerne  Leute  auf 

Arbeiten  immer  auf  f '« ^    '^  ^^  ™;'"„  ^ nu  oder  vier  Verabredungen  gleiob- 
mich  warten.  Ich  habe  oft  ^"  S^nnt^g^J  ^- ^^     ^^^^  ^^^^^,,^^  ^,.^^.,.,,,,  ,,,,,, 

S'JbS  SS^^'SeitJ  ändere  meme  Plä^.  s.ir  h.ufi. 


Ö(£' 


*v, 


HO 


Foliscbisiiius. 


Im 


v ,' 


• 


dbor  in  diwcin  eiiu'ii  PUin  wünk^  ich  inieli  durch  nichts  boiri-en  hissen,  er  i^t 
beinaho  zur  fixen  Idee  gc«-urden.'  Ich  glaiiije  auch  an  mein  Talcnl,  und  hin 
gegen  Neckereien  von  Kollegen  suwie  gegen  sachliche  Einwoiiduiigon  ziemlich 
iineiiipfindlich.  Dagegen  können  mich  gnt  goiiieinle  Ratschläge,  namenÜich 
wenn  sio  von  auturitativer  Seite  kommen,  zu  wahren  Wutanfällen-  bringen 
(z.  B.  „Lyrik  liest  man  nicht,  es  ist  besser,  Kaufmann  zu  werden").  Ich  habe 
sehr  oft  mit  dem  Gedanken  gespielt,  Selbstmord  zu  begehen.  Seit  10  JLihren 
fiiiire  ich  ein  zjonilich  genauem  Tagebuch,  das  aber  (wenigstens  so  weit  es  von 
mir  abhängt),  noch  kein  Mensch  gelesen  hat.  Ich  war  niemals  i  m- 
s  t  II  ji  d  e,  auf  normale  AV  e  i  s  e  g  e  s  c  li  1  e  c  h  1 1  i  c  h  zu  v  e  i-  k  c  li  r  o  n, 
spüre  aber,  daß  ich  von  Tag  zu  Tag  sinnlicher  werde.  Ich  habe  iibi'igcns  — 
vielleicht  unbewußt  —  auch  in  meinem  nur  für  mich  bestimmten  Tagebuche 
die  Neigung,  Taisaehen  so  zu  fälschen,  daß  sie  mich  in  ein  günstigeres  Licht, 
setzen.  Meine  Träume  sind  häufig  masochistisch  gefärbt. 

Dieser  Kranke  zeigt  eine  Reihe  von  Zwangshandlungen,  die  sehr 
durchsichtig  sind,  wenn  man  weiß,  daß  seine  Mutter  am  5.  November 
(ö./ll.)  gestorben  ist  und  er  sidi  we^^eii  -der  Todeswünsche  gegen  die 
Mutter  licftige  Vorwürfe  macht. 

Der  Patient  berichtet: 

Ich  beechließe  jede  Eintragung  in  mein  Tagebuch  seit  dem  Tode  meiner 
Schwester  rait  den  Worten:  „Ich  grüße  meine  Toten!"  Ich  habe  noch  niemals 
eine  Zede  m  meinem  Tagebuche  freigela.ssen.  Wenn  auf  einer  Seite  noch  ein 
paar  Zeilen  frei  sind,  so  schi'eibe  ich  gieichgültigo  Worte  )iin,  um  sie  zu  füllen. 
Bei  wichtigen  Ereignissen  pflegte  ich  für  meine  verstorbenen  Verwandten  in 
lolgcnder  (streng  eingehaltenen)  Reihenfolge  zu  Ijeten:  Mutter,  Schwester, 
Großeltern,  Großvater  (väterlicherseits).  In  meinem  ersten  Schmerze  nach 
eines  großen  Künstlers  Tode  wollte  ich  auch  ihn  in  mein  Gebet  aufnehmen, 
doch  erschien  mir  das  bald  als  eine  Pietätlosigkeit  gegen  meine  Mutter.  Ich 
habe  auch  die  Gewohnheit,  vor  Entscheidungen  dae  Wort  Mutter"  5  oder 
H  Mal  in  Gedanken  zu  wiederholen.  Die  Zahlen  5  und  11  beherrscJien  mich 
ununterbrochen.  Ich  habe  dafür  folgende  Erklärung:  Ich  bemühe  mich,  beim 
Treppensteigen  immer  mit  dem  rechten  Fuß  zu  beginnen  und  aufzuhören. 
Dabei  Btelle  ich  nur  Aufgabe»  z.  B.  ich  muß,  bevor  mir  jemand  entgegen- 
kommt, S  Stufen  zunickgelegt  haben  („Aller  guten  Dinge  sind  drei")  und  diese 
drei  Stufen  müssen  iür  mich  völlig  Übcrwu]iden  sein,  d.  h.  ich  muß  mich  durch 
je  einen  Schritt  mit  dem  linken  und  dem  rechten  Bein  vom  Endpunkt  (nämlich 
der  3.  Stute)  ent  ernt  haben.  Mit  anderen  Worten:  Für  meine  Entwicklung 
darf  es  keinen  endgültigen  Ruhe|jimkt  geben.  Das  gleiche  gilt  für  9  (3  m-il  :^) 
und  2  Ich  zähle  erst  von  1  bis  11,  dann  von  11  bis  1  und  wiederhole  schließlich 
llmal  das  Wort  „Null".  Beim  Telephonieren  muß  ich,  bevor  ich  das  Gespräch 
beginne,  zuerst  auf  dem  linken,  dann  auf  dem  rechten  und  schließlich  auf 
beiden  Füßen  so  lange  stehen,  daß  ich  rasch  bis  5  oder  bis  11  zählen  kann  Ich 
gerate  in  tödliche  \  crlegenheit,  wenn  ich  in  Gegenwart  meines  Vaters  mit 
jemandem  ein  Gesprach  fuhren  soll.  Ich  gebrauche  bestimmten  Menschen  gegen- 
über immer  wieder  dieselben  Redewendungen,  ohne  es  zu  wollen  So  sage  ich 
z.  B.  einem  Kollegen,  so  oft  ich  ihn  treffe,  daß  ich  sein  Phlegma  für  verhaltene 
Kraft  halte.  Ein  Mädchen  hat  mir  einmal  gesagt,  daß  sie  sich  für  Geaphiche 
über  Reisen  un^I  über  Philosophie  nicht  interessiere,  und  so  oft  ich  mit  ihr  zu- 
sammenkomme, serviere  ich  ihr  nur  diese  zwei  Themen,     Ich  habe  einen  Be- 


Partialismiis  iiod  Itareiiiskiili.  ^  141 

kannten  —  or  ist  gar  nicht  komieeli  —  boi  dessen  Anblick  ich  förinlicli  Ladi- 
krämpfc  bekommt',  nur  weil  er  mir  einmal  gesagt  hat:  „Sie  halien  su  ein  ner- 
vöses Lachen."  Snlange  icli  einen  Koüegen  „lieliie",  kiini  icli  täglich  mehrere 
Mal     u  n  w  iil  k  ii  r  li  c  h     a»    scinoni    Hause  vorbei,  und  ivühn-nd  meiner 
Schwärmerei  für  den  großen  Künstler  ging  ich  sehr  oft,  beinahe  ohne  es  zn 
wo]]en,  in  <)io  Oper,  wo  er  wirkte  (auch  vnnniltags),  obwuhl  ich  in  onlgcgen- 
gesetzter  Kichiiuig  vom  ILul-^o  weggcgiuigen  war.   Auf  (h-r  ^tralSo  liabe  ii-li  das 
Bestreben,   ni  ü  g  1  i  c  h  s  t   viele   Leute   zu    ü  b  e  r  li  u  !  e  n.    v  u  r   i\\l  e  ni 
L  i  eb  e  s  II  ii  a  r  e.  Da  hal>e  ich  die  Kniijfindung:  Ich  bringe  es  im  Lel>i'n  (uikI 
in  der  Liebe)  weiter  als  sie  luid  ihii>  >\a<-hk<inniion.  Heuer  im  Winier  halte  ich 
eine  Zeillang  die  fixe  Idee,  täglich  mindestens  einem  Mädchen  die  Hand  zu 
küssen.  Den  Tag,  an  dem  mir  die  Erfüllung  meines  WunscJies  unmöglich  war, 
betrachtete  ich  als  verloren.  Die  Vorstellunp;,  „Zeit  zu  verlieren",  peinigt  mich 
ununterbrochen.  Wenn  ich  mich  wirklich  wi^hlfülilen  soll,  muß  ich  etwas,  das 
sich  schütleln  lälil  (am  liebsten  einen  langen  (Jraslialm  odei'  eine  Haferrispe) 
in  der  Hand  halten.  Es  gibt  Leute,  die  ich  sehr  lieb  habe  und  denen  gegeniibei' 
ich  doch  noch  kein  herzliches  Wort  ülter  die  Lippen  gebracht  habe.  Ich  habe 
die  Gewohnheit,  jedes  Glas  Wasser,,  das  vor  mir  steht,  auszufrinken,  auch 
wenn  ich  keinen  Durst  habe.     Auf  diese  Art  habe  ich  schon  manchmal  ohne 
Durst,  ganze  Krüge  ausgetrunken." 

Diese  Zwansshondlungen  erfordern  eine  eingehende  Atialyso.  Zn- 
c-rst  gehen  wir  einen  Tolenknlt,  der  an  die  Gebräuche  der  rritnitlvcn  er- 
innert, welche  die  Rache  der  Toten  und  besondeis  der  CietÖteten 
fürchten.')  Er  hat  allen  Grund,  die  Radio  der  Toten  zu  fürchten.  Denn 
sein  Gefühl  beim  Tode  eines  andern  isl  immer  Seliadenfreude  und  Genug- 
tuung; Gut.,  daß  ich  es  nicht  bin!  Was  für  Vorteil  habe  icli  davon? 
Also  eine  auBfjcsprodiene  Urrcaktion,  auf  die  er  dann  mit  nioralisclien 
Jxulturgefiililen  reagiert.  Auch  der  To(i  .seiner  Mutter  und  seiner 
Sdiweeter  war  für  ihn  eine  (Quelle  der  Genugtuung.  Sein  Vater  war  mm 
auf  ilm  angewiesen.  Er  konnte  ihn  ganz  haben.  Daß  er  für  alle  Verstor- 
benen helet  (dabei  hriislet  er  sidh  Freif^eist  und  Atheisi  zu  sein!)  he- 
il eist,  daß  er  seine  sündigen  Gedanken  überkompensieren  will.  Wenn  sie 
schon  tot  sind,  so  möge  es  ihnen  gut  gehen.  Was  er  den  Lebendon  nidil 
gegönnt  hat,  das  wünscht  er  den  Toten:  Seligkeif!  Nadi  dem  Tode  eineä 
großen  Künsilcrs  versagte  er  sich,  für  ilm  zu  holen.  Er  hatte  auch  keinen 
Anlaß  Denn  der  Tod  dieses  Künstlers  liatte  ilm  wirklidi  erschütlerf.  Er 
hatte  einen  Menschen  verloren,  der  ihm  immer  Genuß  bereitet  hatte,  einen 
Mensdien,  dem  er  nie  den  Tod  gowünsdit  hatte. 

Er  verträgt  keine  freie  Zeile  in  seinem  Tagebuche.  Er  verträgt 
keinen  leeren  Umm  im  Tage.  Er  zeigt  den  bekannten  horror  vacu.  der 
Parapathiker,  die  bestimmte  Gedanken  nicht  denken  dürfen,  welche  ,hr 
Schuldbewußtsein  ausdrücken  würden.  Vor  wichtigen  Entscheidungen 
spricht  er  das  Wort  „Mutter"  aus.  Sic  soll  ihn  schützen,  die  Frau,  die  er 

^^  Freud  Totnu  und  Tab»,  u-kI  Le.rn  Brühl  Das  S«k-n!.),.n  der  Natur- 
völker, Deutsch  vun  ]V Jerusalem.  Braumüllfr,  Wien  und  Leipzig.  1921. 


V-S 


142 


Fetisfibismua. 


J 


li 


t, 


so  geliebt  und  der  er  trotzdem  aus  Eifersucht  den  Tod  geAvünscht  hatte, 
■weil  er  sie  ganz  allein  für  sich  besitzen  wollte. 

Die  Zwangszahlen  5  und  11  erklären  sich  sehr  einfach,  wenn  man 
weiß,  daß  der  5./XI.  der  Todestag  seiner  Mutter  war.  Alle  seine  anderen 
Erklärungen  sind  nur  Rationalisierungen. 

Mit  der  llfachen  Wiederholung  der  Null  annulliert  er  einen  ihm 
unangenehmen  Vorfall  der  Vergangenheit.  Er  hat  gewisse  Stereotypien 
im  Umgänge,  die  seine  Verlegenheit  verbergen  sollen.  Er  gebraucht  sie 
besonders  bei  Menschen,  zu  denen  er  sexuell  eingestellt  ist.  Auch  seinem 
Vater  gegenüber  ist  er  verlegen,  besonders  wenn  fremde  Menschen  dabei 
sind,  weil  er  fürchtet,  sie  könnten  seine  Einstellung  erraten.  Er  könnte 
sich  durch  ein  unbedachtes  Wort  verraten.  Vor  diesem  Verrat  sichert  ihn 
der  Mechanismus  der  Stereotypie.  Andere  kleine  Züge  verraten  seine 
(iraueamkeit  und  sein  Gefühl  der  Uberlegenlieit,  das  mit  dem  Gefühle  der 
Minderwertigkeit  und  des  Neides  abwechselt.  Er  ist  unendlich  ehrgeizig 
und  will  der  Erste  sein.  Deshalb  arrangiert  er  die  Wettläufe  auf  der 
Straße,  die  er  als  Orakel  auffaßt.')  ■     - 

Er  ist  abergläubisch  wie  alle  Zwangsneurotiker  und  sieht  sich  von 
mystischen  Wundern  umgeben.  Er  glaubt  an  die  Allmacht  seiner  Ge- 
danken. Daher  ist  er  der  Mörder  seiner  Anverwandten  und  aller  Toten, 
welche  er  im  Leben  einmal  beneidet  hat. 

Er  muß  leden  Tag  einem  anderen  Mädchen  die  Hand  küssen.  Hier 
begegnen  wir  der  bekannten  Reihenbildung  der  Fetischisten,  die  sich  nie 
mit  einem  Objekte  begnügen.  Unser  Patient  hat  seinen  eigenen  Harem 
von  schönen  Händen. 

Er  hat  eine  große  Auswahl  und  bleibt  keiner  Hand  treu.  Das  ist 
eharakteristisch  und  gibt  diesen  Fällen  ihr  ureigenstes  Gepräge.  Würde 
er  die  schönste  Hand  der  Welt  finden,  er  könnte  ihr  nicht  treu  bleiben. 
Es  würde  ihn  zu  einer  anderen  Hand  treiben. 

Wenden  wir  uns  zur  Analyse  des  hochinteressanten  Falles.  Der 
wichtigste  Punkt  der  Mitteilungen  scheint  mir  der  Umstand  zu  sein,  daß 
er  schon  in  der  Kindheit,  allen  Leuten  gerne  die  Hände  küßte.  Es  war  dies 
in  der  Kindheit  ein  artiges  Spiel,  für  das  er  immer  gelobt  wurde.  Es  hieß 
dann:  „Ei,  ist  der  Kleine  ein  artiger,  höflicher  Junge!"  Er  zeigte  schon 
als  Kind  böse  Eigenschaften,  die  ihm  bis  heute  geblieben  sind.  Er  verträgt 
ee  nicht,  daß  er  den  Menschen  gleichgültig  ist.  Er  verlangt,  daß  alle  Welt 
ihn  liebe  und  bewundere.  Wo  das  nicht  der  Fall  ist,  wird  er  unangenehm 
und  ärgert  die  Menschen.  Er  kann  außerordentlich  boshaft  werden,  wenn 
es  gilt,  Mädchen  in  Affekt  zu  bringen,  von  denen  er  merkt,  daß  er  ihnen 
gleichgültig  ist.  Die  Pose  der  Prauenverehrung  ist  nur  eine  scheinbare. 

^)  Vgl.  das  Kapitel  „Der  Wettlaut  auf  der  Straße-*  in  ,  Masken  der  Sexnülitäf. 
Verlag  Paul  Knepler,  Wim  1322,  2.  Aufl. 


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I'artiaJiBtnus  imil  Harem skiilt.  i  ]_43 

Er  hat  für  die  Frauen  zwei  Gefühle:  Angst  und  Verachtung.  Angst,  weil 
or  keine  Herrschaft,  die  dauernd  ist,  verträgt,  und  "\'erachtung,  weil  er 
ihre  Leistungen  geringschätzt  und  sie  eigentticli  alle  als  YorfüJirer innen 
und  Sexuahvesen  betrachtet.  („Ein  Uterus  mit  etwas  Dame  daran.")  Er 
behauptet  auch,  er  könne  jode  Dame  in  sich  verliebt  machen.  Die  Poee  der 
Unterwerfung,  der  demütige  Handkuß  ist  nur  der  Weg,  um  so  sicherer 
über  alle  Frauen  zu  triumphieren.  Die  Phantasie  des  Kusses  ist  ihm 
wichtiger  als  die  Realität.  Das  beweist  uns,  daß  sich  gewichtige  Vorgänge 
liintcr  dem  Handkuß  verbergen,  die  ihm  nicht  bewußt  sind.  Seine  Unter- 
werfung ist  nur  eine  scheinbare.  Er  gefällt  sich  in  der  Pose  des  Weiber- 
freundes  und  Masochisten.  Seine  Grundlage  aber  ist  eine  durchaus 
sadistische.  Es  ist  dies  ein  Moment,  das  wir  bei  der  Besprechung  des 
ilasochismus  noch  ausführlieh  bespreclien  werden.  Die  Masochisten  sind 
Sadisten,  die  ihre  Grausamkeit  gegen  sich  selbst  gerichtet  haben.  G.  L. 
hatte  auch  in  der  Kindheit  eine  rein  sadistische  Periode,  in  der  er  in 
grausamen  Phantasien  schwelgte.  Da  er  aber  von  allen  geliebt  sein  wollte, 
empfand  er  jedes  geringere  Maß  von  Liebe  als  Zurücksetzung  und  hißte 
alle  Menschen,  welche  dieser  Liebe  im  Wege  standen.  Die  Schwester  war 
sein  stärkster  Rivale.  Er  wünschte  ihr  daher  den  Tod  und  mußte  dann,  als 
sie  starb,  von  heftiger  Reue  gefoltert  werden.  Denn  sein  Charakter  zeigt 
das  Bestreben,  alle  die  ursprünglichen  sadistischen  und  egoistischen 
Triebregungon  im  altruistischen  Sinne  zu  verarbeiten.  Er  krankt  an  seiner 
überempfindlichen  Moral,  welche  eine  strenge  und  geradezu  fromme  ist. 
Er  mag  sich  atheistisch  gebärden.  Er  ist  innerlich  fromm  und  durrh  un- 
zählige Gelübde  gebunden. 

So  fesselt  ihn  aucli  das  Gelübde:  „Du  wirst  nie  ein  Weih  ganz  be- 
sitzen, denn  du  mußt  dich  empfindlich  bestrafen!"  Nach  dem  Tode  der 
inniggelieblen  und  wie  alle  geliebten"  Personen,  die  seine  geheimen 
Wünsche  nicht  erfüllten,  auch  deshalb  von  ihm  geliaßten  Mutter,  gab  er 
sich  das  Gelübde,  das  er  nur  mit  Hilfe  seines  Handfetischismus  halten 
kann.  Dies  Gelübde  war  ihm  nicht  bewußt  und  trat  erst  in  der  Analyse 

zutage. 

Wiederholt  hatte  er  Gelegcnlieit,  mit  Mädchen  zu  verkehren,  bie 
kamen  auf  sein  Zimmer,  sie  boten  sich  ihm  an.  Er  blieb  doch  immer  trotz 
heftigster  Erektion  in  den  Grenzen  mehr  oder  weniger  harmloser  Spiele. 

Dabei  kam  es  ihm  darauf  an,  den  Vater  glauben  zu  lassen,  daß  er 
ein  großer  Don  Juan  wäre,  um  seinen  Vater  eifersüchtig  zu  machen.  Seme 
stärkste  Liebe  und  die  wichtigste  Ursache  seiner  Krankheit  war  se.n 
Vater  Nacli  dem  Tode  der  Mutter  bezog  er  das  Bett  der  Verstorbenen 
und  schlief  neben  dem  Vater.  Dieser  wieder  verzichtete  zugunsten  semes 
Rohnes  auf  jedes  Liebesglück.  So  bildete  sich  langsam  eine  Art  Elm 
zwisclien  den  beiden  aus.  Nur  war  er  dem  Vater  gegenüber  verschlossen 


142 


Fetisfibismus. 


'f. 


so  geliebt  und  der  or  trotzdem  aus  Eifersucht  den  Tod  gewünscht  hatte, 
weil  er  sie  ganz  allehi  für  sich  besitzen  wollte. 

Die  Zwangszahlen  5  und  11  erklären  sich  sehr  einfach,  wenn  man 
weiß,  daß  der  5./XI.  der  Todestag  seiner  Mutter  war.  Alle  seine  anderen 
Erklärungen  sind  nur  Rationalißieruugen.  ,    ■ 

■  ■-  Mit  der  llfachen  Wiederholung  der  Null  annulliert  er  einen  ihm 
unangenehmen  Vorfall  der  Vergangenheit.  Er  hat  gewisse  Stereotypien 
im  Umgänge,  die  seine  Vürlegenheit  verbergen  sollen.  Er  gebraucht  sie 
besonders  bei  Menschen,  zu  denen  er  sexuell  eingestellt  ist.  Auch  semeni 
^  ater  gegenüber  ist  er  verlegen,  besonders  wenn  fremde  Menschen  dabei 
sind,  weil  er  fürchtet,  sie  könnten  seine  Einstellung  erraten.  Er  könnte 
sich  durch  ein  unbedachtes  Vl^ort  verraten.  Vor  diesem  Verrat  sichert  ihn 
der  Mechanismus  der  Stereotypie.  Andere  kleine  Züge  verraten  seine 
Orausamkeit  und  sein  Gefühl  der  Überlegenlieit,  das  mit  dem  Gefülile  der 
Minderwertigkeit  und  des  Neides  abwechselt.  Er  ist  unendlich  ehrgeizig 
und  will  der  Erste  sein.  Deshalb  arrangiert  er  die  Wettläufe  auf  der 
Straße,  die  er  als  Orakel  auffaßt.^) 

Er  ist  abergläubisch  wie  alle  Zwangsneurotiker  und  sieht  sich  von 
mystischen  Wundern  umgeben.  Er  glaubt  an  die  Allmacht  seiner  Ge- 
danken. Daher  ist  er  der  Mörder  seiner  Anverwandten  und  aller  Toten, 
welche  er  im  Leben  einmal  beneidet  hat. 

Er  muß  jeden  Tag  einem  anderen  Mädchen  die  Hand  küssen.  Hier 
begegnen  wir  der  bekannten  Reihenbildung  der  Fetischisten,  die  sich  nie 
mit  einem  Objekte  begnügen.  Unser  Patient  hat  seinen  eigenen  Harem 
von  schönen  Händen.  ■> 

Er  hat  eine  große  Auswahl  und  bleibt  keiner  Hand  treu.  Das  ist 
charakteristisch  und  gibt  diesen  Fällen  ihr  ureigenstes  Gepräge.  Würde 
er  die  schönste  Hand  der  Welt  finden,  er  könnte  ihr  nicht  treu  bleiben. 
Es  würde  ihn  zu  einer  anderen  Hand  treiben. 

Wenden  wir  uns  zur  Analyse  des  hochinteressanten  Falles.  Der 
wichtigste  Punkt  der  Mitteilungen  seheint  mir  der  Umstand  zu  sein,  daß 
er  schon  in  der  Kindheit  allen  Leuten  gerne  die  Hände  küßte.  Es  war  dies 
in  der  Kindheit  ein  artiges  Spiel,  für  das  er  immer  gelobt  warde.  Es  hieß 
dann:  „Ei,  ist  der  Kleine  ein  artiger,  höflicher  Junge!"  Er  zeigte  schon 
als  Kind  böse  Eigenschaften,  die  ihm  bis  heute  geblieben  sind.  Er  verträgt 
es  nicht,  daß  er  den  Menschen  gleichgültig  ist.  Er  verlangt,  daß  alle  Welt 
ihn  liebe  und  bewundere.  Wo  das  nicht  der  Fall  ist,  wird  er  unangenehm 
und  ärgert  die  Menschen.  Er  kann  außerordentlich  boshaft  werden,  wenn 
es  gilt,  Mädchen  in  Affekt  zu  bringen,  von  denen  er  merkt,  daß  er  ihnen 
gleichgültig  ist.  Die  Pose  der  Frauenverehrung  ist  nur  eine  scheinbare. 

'1  Vel.dikS  Kapitel  ..Der  Wettlauf  auf  der  Straße"  in  „Mafiken  der  Sexualität". 
Yerlrtg  Paul  Kn.>pler.  Wk-n   1922.  2.  Aufl. 


t 


l'artialismiis  und  Haremskult.  i  J45 

Er  hat  für  diu  Frauen  zwei  Grfühlü:  Angst  und  Verachtung.  Angst,  weil 

er  keine  Herrschaft,  die  dauernd  ist,  verträgt,  und  Verachtung,  weil  er  ! 

ihre  Leistungen  geringschätzt  und  sie  eigentlich  alle  als  Verfühi-er innen 
und  yexualweeen  betrachtet.  („Ein  Uterus  mit  etwas  Dame  daran.")  Er 
behauptet  auch,  er  könne  jede  Dame  in  sieh  verliebt  machen.  Die  Pose  der 
L'nterwerfung,  der  demütige  Handkuß  ist  nur  der  Weg,  um  so  sicherer 
über  alle  Frauen  zu  triumphieren.  Die  Pliantasie  des  Kusses  ist  ihm 
wichtiger  als  die  Realität.  Das  beweist  uns,  daß  sieh  gewichtige  Vorgänge 
hinter  dem  Handkuß  verbergen,  die  ihm  nicht  bewußt  sind.  Seine  Unter- 
worfung ist  nur  eine  scheinbare.  Er  gefällt  sich  in  der  Pose  des  Weiber- 
freundes und  Masochisteii.  Seine  Grundlage  aber  ist  eine  durchaus 
sadistische.  Es  ist  dies  ein  Moment,  das  wir  bei  der  Besprechung  des 
Masochismus  noch  ausführlich  besprechen  werden.  Die  Masochisten  sind 
Sadisten,  die  ihre  Grausamkeit  gegen  sich  selbst  gerichtet  haben.  G.  L.  " 
iiatte  auch  in  der  Kindheit  eine  rein  sadistische  Periode,  in  der  er  in 
grausamen  Phantasien  schwelgte.  Da  er  aber  von  allen  geliebt  sein  wollte, 
empfand  er  jedes  geringere  Maß  von  Liebe  als  Zurücksetzung  und  haßte 
alle  Menschen,  welche  dieser  Triebe  im  Wege  standen.  Die  Schwester  war. 
.sein  stärkster  Rivale.  Ei-  wünschte  ihr  daher  den  Tod  und  mußte  dann,  als 
sie  starb,  von  heftiger  Reue  gefoltert  werden.  Denn  sein  Charakter  zeigt 
das  Bestreben,  alle  die  ursprünglichen  sadistischen  und  egoistischen 
Triebregungen  im  altruistischen  Sinne  zu  verarbeiten.  Er  krankt  an  seiner 
überempfindlichen  Moral,  welche  eine  strenge  und  geradezu  fromme  ist. 
Er  mag  sich  atheistisch  gebärden.  Er  ist  innerlich  fromm  und  durcli  un- 
zählige Gelübde  gebunden. 

So  fesselt  ihn  auch  das  Gelübde:  „Du  wirst  nie  ein  M'eib  ganz  be- 
sitzen, denn  du  mußt  dich  empfindlich  bestrafen!"  Nach  dem  Tode  der 
inniggeliebten  und  wie  alle  geliebton '  Personen,  die  seine  geheimen 
Wünsche  nicht  erfüllten,  auch  deshalb  von  ihm  gehaßten  Mutter,  gab  er 
sich  das  Gelübde,  das  er  nur  mit  Hilfe  seines  Handfetischismus  halten 
kann.  Dies  Gelübde  war  ihm  nicht  bewußt  und  trat  erst  in  der  Analyse 
zutage. 

Wiederliolt  hatte  er  Gelegenheit,  mit  Mädchen  zu  verkehren.  Sie    ,      ;_• 
kamen  auf  sein  Zimmer,  sie  boten  sich  ihm  an.  Er  blieb  doch  immer  trotz 
heftigster  Erektion  in, den  Grenzen  mehr  oder  weniger  harmloser  Spiele. 

Dabei  kam  es  ihm  darauf  an,  den  Vater  glauben  zu  lassen,  daß  er 
ein  großer  Don  Juan  wäre,  um  seinen  Vater  eifersüchtig  zu  machen.  Seine 
stärkste  Liebe  und  die  wichtigste  Ursache  seiner  Krankiieit  war  sein 
Vater.  Nach  dem  Tode  der  Mutter  bezog  er  das  Bett  der  Verstorbenen 
und  schlief  neben  dem  Vater.  Dieser  wieder  verzichtete  zugunsten  seines 
Sohnes  auf  jedes  Liebesglück.  So  bildete  sich  langsam  eine  Art  Ehe 
zwischen  den  beiden  ans.  Nur  war  er  dem  Vater  gegenüber  verschlossen 


144 


Fetisch  ismii'S. 


M  ■ 


I  ^  1 


und  zeigte  kein  offenes  Gefühl,    so  dali  der  Vater  glauben  konnte,    der 
Sohn  liebe  ihn  nicht.  Diese  scheinbare  Kälte  war  eine  Öicherung  gegen 
seine  allzu  grolk  Liebe.  Er  liebte  eigentlich  die  Männer  und  verachtete 
: ,       -  die  Frauen.  Im  Leben  spielte  er  die  umgekehrte  Rolle. 

]  Er  erinnert  sich  nur  an  eine  einzige  große,  ihn  ganz  ausfüllende 

'  '  Liebe.  Es  war  dies  der  Kollege,  der  ihn  wahrscheinlich  an  seine  Schwester 

.  und  Mutter  erinnerte.  Er  glaubt  auch,  daß  er  ihm  selbst  ähnlich  war,  so 
daß  wir  auch  hier  eine  narzißtische  Wurzel  konstatieren  können.  Jetzt 
aber  dreht  sieh  sein  ganzes  Sinnen  und  Trachten  um  den  ^'ater.  Er  ste Ut 
eich  aber  so  als  ob  er  einen  fanatischen  Mutterkult  treiben  wurde.  Hn; 
Bild  steht  auf  seinem  Schreibtisch,  außerdem  trägt  er  eines  immer  bei 
sich,  ebenso  wie  einen  Ring,  den  sie  ihm  schenkte.  Diese  Pietät  hat  die 
Tendenz,  die  Eifersucht  des  Vaters  auf zustaoheln  und  ihm  Schmerzen  zu 
bereiten,  weil  jener  ihn  nicht  nach  seinem  Sinne  liebt. 

Der  infantile  Zug  in  seinem  Gehaben  zeigt  sich  in  dem  Festhalten 
-  der  kindlichen  Handkußszenen  und  in  seinen  Spielereien  mit  der  Zeit.  Er 
behandelt  die  Zeit  wie  eine  Geliebte,  die  man  bald  liebt,  bald  haßt,  hv 
M'ill  nicht  alt  werden.  Er  will  ein  Kind  bleiben,  denn  er  fürchtet  den 
Moment,  da  ihn  die  Liebe  zu  einem  Weibe  von  der  Seite  des  Vaters  reißen 
könnte.  Denn  alle  Hände,  die  er  küßt,  sind  des  Vaters  Hände. 

Er  hat  den  Glaubon  an  seine  große  hi&torisrhe  Mission.  Christus 
beschäftigt  ihn  unausgesetzt.  Er  fühlt  sich  selbst  als  Christus  und  hat 

allerlei  Erlöserideen. 

Auch  die  Handkußszene  hat  einen  Zusammenhang  mit  seiner 
Christusneurose.  Es  gibt  eine  Szene  im  neuen  Testamente,  die  ihn  immer 
sehr  aufgeregt  hat.  Es  ist  dies  die  Szene,  da  Maria  Magdalena  dem  Herrn 
die  Füße  mit  Tränen  benetzt  und  küßt.  „Ihr  sind  viele  Sünden  vergeben, 
denn  sie  hat  viel  geliebet ;  welchem  aber  wenig  vergeben  wird,  der  liebte 
wenig." 

Diese  Szene  schwebt  seiner  Phantasie  vor,  wenn  er  eine  Handkuß- 
Gpi6ode  aufführt.  Er  ist  der  Büßer,  der  Reuige,  der  Sünder,  dem  Gott  ver- 
ziehen hat.  Von  dem  Weibe  erwartet  er  die  Erlösung.  Er  ist  Maria  Mag- 
dalena. Er  spielt  und  lebt  sich  so  in  die  Rolle  ein,  daß  er  manchmal  an 
seiner  Männlichkeit  zweifelt,  so  daß  er  seine  ganze  Sexualität  auf  diese 
Fiktion  zuschneidet.  Allmählich  aber  geht  die  Idee  von  Cliristus  und 
einem  Apostel  in  die  Auffassung  über,  er  hätte  als  Dichter  der  Welt  eine 
neue  Religion  zu  geben.  Er  betrachtet  sein  ganzes  Leben  als  eine  Vor- 
bereitung zu  diesem  hohen  Berufe.  Frauen  würden  ihn  stören,  der  Ruhm 
ist  ihm  wichtiger  als  die  Liebe. 

Seine  Zwangsvorstellungen  sind  lauter  Bußhandlungen  in  gloriara 
Dei.  Aber  diese  Buße  soll  nur  Gott  versöhnen,  daß  er  milder  gestimmt 
werde  und  seinen  endgültigen  Triumph  nicht  verhindere.    Er  will  allen 


PartiaÜBinus  und  Harem^kult.  ]  45 

andern  vorkommen.  Er  ist  maßlos  noidisdi  iiul'  alle  anderen  Leistungen 
und  will  sich  diesen  Neid  in  den  seltensten  Fällen  eingestelien.  Oft 
flüditet  er  vor  dem  Neide  in  eine  rücldiaiteloee  und  grenzenlose  Bewundü- 
mng.  Dabei  fühlt  er  sich  allen  Menschen  gegenüber  überlegen  und  be- 
fioaders  den  Mädchen  gegenüber,  denen  er  die  Hände  küßt.  Allee  soll  ih]ii 
gehören,  aus  allen  Quellen  des  Wissens  und  der  Erkenntnis  will  er 
trinken,  jeden  Zug  bis  zum  Ende.  Was  er  ha  T-eben  niclit  kann  (den 
Becher  der  Fronde  leeren),  das  macht  er  in  unzähligen  Zwangshand- 
lungen. 

Die  Hand  aber  soll  ihm  ein  Schutz  sein  gegen  alle  Versuchungen 
dieser  Welt.  Mit  der  Hand  hat  er  gesündigt,  onaniert,  sie  zum  Schlage 
gegen  andere  erhoben,  an  der  Hand  muß  er  büßen.  Überall  sieht  er  Hände. 
Vom  Himmel  strahlen  ihm  Riesenhände,  die  Hände  Gottes,  die  er  immer 
fiber  seinem  Haupte  fühlt.  Er  ist  ein  Ausern-ählter  und  darf  daher  nicht 
]n  die  jämmerlichen  Schwachheiten  der  gewöhnlichen  Erdonkinder 
verfallen. 

Er  fühll,  die  Absonderlichkeit  seines  Sexuallebens  als  eine  Aus- 
zeichnung. Man  glaube  diesen  Kranlcen  nicht,  wenn  sie  zum  Arzte* 
kommen  und  um  Heilung  flelien.  Innerlich  beherrscht  sie  der  Stolz  auf 
ihre  Eigenart,  welche  die  anderen  Mensclien  nicht  kennen.  Wie  schwer 
wird  es  einem  tinderen  Mamie,  ein  Weib  zu  erobern!  Unser  Patient 
bi'aucht  ihr  nur  die  Hand  zu  küssen  und  schon  kommt  es  zu  Orgasmus 
unii  Kjakulation.  Er  sieht  mit  dieser  Art  von  Befriediginig  nicht  ver- 
einzelt da.  Denn  ich  kenne  einige  Männer,  die  sich  auf  diese  Weise  be- 
friedigen. Man  beobachte  mani'he  Männer  beim  Handkuß  untl  man  wird 
die  Fetischisten  sofort  erkennen.  Sie  rierlu'n  an  den  Händen,  sie  saugen 
sich  daran  fest  und  sie  bekommen  den  eigentihnliehen  Glanz  in  den 
Augen,  der  die  sexuelle  Ekstase  erraten  läßt.  Ich  kannte  einen  großen 
Künstler,  der  sich  nur  auf  diese  Weise  befriedigte.  Audi  dieser  Mann 
hatte  immer  Frlösei'ideen,  war  ein  Religionssl  ifter,  wollte  eine  eigene 
Sekte  gründen,  wurde  Wanderpiedigei'  und  sonderte  sich  von  allen 
Menschen  ab.  Er  verzichtete  mit  Hilfe  dei'  Hand  auf  den  Besitz  des 
Weibes  und  konnte  seine  Keuschheit  bewahren,  zeigte  eine  stark  aske- 
tische Tendenz,  die  im  späteren  Alter  siegreidi  durdibrach,  als  er 
plötzlich  den  Entsdduß  faßte.  Missionär  zu  werden.  Er  hat1e  Einsiedler- 
idoen,  wollte  eidi  auf  einem  Berge  ein  einsames  Häusdien  bauen  u.  dgl. 
Phantasien  mehr. 

Wie  treffend  schildert  Havelock  Ellis  diese  Eigenschaft  der  Fett-' 

schisten: 

„Die  Ursache  der  krankhaften  und  gefährlichen  Ti^olicrnng  des  Feti- 
schisten ist.  in  der  extremen  IndividuaUtät,  die  die  Entwicklung  des  erotischen 
Synibnlismiis  voraussetzt,  zu  suchen.  Der  Liebhaber,  der  sich  durch  alle  die 

St»li"l,  StiirnnBi'ii  cäi'sTriflb-  und  AlfiiktlabBiii-.  vn.  10 


~:g: 


146  Fetischismus. 

Elemente  der  sexuellen  Selektion  leiten  läßt,  wird  stets  dnreh  den  Gemein- 
schaftsgeist, der  ihn  mit  der  Gesellschaft  der  anderen  menschlichen  Weseli 
vei'bindet,  auf  seinem  rechten  Weg  erhalten  werden,  er  hat  zur  Seite  das  Ge- 
fühl seiner  Abstammung,  seiner  Nation,  wenigstens  das  der  Mode.  Sogar  der 
];onträr  Sexuelle  kann  sich  in  den  meisten  Fällen  bald  ein  Milieu  von  PersO]ien. 
deren  Ideale  mit  seinem  eigenen  übereinstimmen,  schaffen.  Nicht  so  ist  es  bei 
dem  erotischen  Symbolisten,  Dieser  bleibt  fast  stets  allein.  Er  isi. 
von  vornherein  der  Einsamkeit  verfallen,  denn  es  scheint,  daß  auf  der  Grund- 
lage übermäßiger  Scheu  und  Ängstlichkeit  auch  die  Entstehung  des  erotischen 
Symholismus  am  leichtesten  sieh  vollzieht.  Wenn  dann  endlich  der  Symbolist 
zur  Ausfüliruiig  seiner  Wünsche  schreitet,  welche  ihm  meistenteils  als  etwas 
ganz  neues  erscheinen,  und  dabei  erfährt,  wie  weit  diese  von  denen  der  anderen 
Menschen  verschieden  sind,  so  wird  seine  von  Natur  bestehende  Abgesdilosseu- 
lieit  noch  stärker  werden.  Er  ist  ein  Einsame  r.  Seine  höchsten  Ideale  sind 
für  alle  seine  Nebenmenschen  Jtindische  Wunderlichkeiten  oder  widerwärtige 
Gemeinheiten,  möglicherweise  auch  ein  Gegenstand  für  das  Einschreiten  der 
Polizei.  Wir  haben  es  vergessen,  daß  alle  diese  Impulse,  die  uns  so  unnatürlich 
ei-scheincn,  die  Apotheose  des  Fußes  und  anderer  Körpert-eile,  die  Anstaunung 
der  Akte  der  Miktion  und  Defäkation,  die  Neigung  zum  Kongressus  mit 
Tieren,  die  emphatische  Sclhstexhibition  auch  sämtlich  ethisch  auf  uneere 
Vorfahren  zurückgehen  und  bei  diesen  mit  den  Begriffen  der  höchsten  LcbenP- 
gofühle  und  tiefmystischem  Empfinden  vergesellschaftet  waren. 

Ohne  ursprünglieli  abnorme  Anlage  kami  indessen  niemand  sich  so  weit 
von  selbst  in  seinen  Trieben  von  denen  der  sonstigen  Menschenwelt  entfernen. 
Zum  mindesten  wird  er  eine  neuropathische  Eindrucksfähigkeit  für  abnorme 
Reize  besitzen.  Nicht  selten  besteht  noch  mehr  Abnormes:  Deutliche  Degene- 
rationszeiclien,  machraal  ein  gewisser  Grad  angeborenen  Sehwachsinnes  oder 
eine  Disposition  zu  Geist-^krankheiten. 

Im  ganzen  bieten  die  Erscheinungen  des  erotischen  Sjinbolismus,  ab- 
gesehen von  der  Häufigkeit,  mit  der  sie  auf  angeborene  krankhafte  Ab- 
normität hinweisen,  für  den  sorgsamen  und  unvoreingenommenen  Seelen- 
forscher das  höchste  Interesse.  Sie  erscheinen  oft  als  absurd,  manchmal  als 
widerwärtig,  aber  von  allen  abnormen  und  normalen  sexualpsychologischen 
Äußerungen  sind  sie  diejenigen,  welche  am  spezifischten  menschlich  sind.  Mehr 
als  alle  anderen  enthüllen  sie  die  gewaltige  plastische  Macht  der  Imagination. 
Sie  führen  uns  den  extremen  Individualisten  vor,  der  nicht  nur  nicht  im  Ein- 
klang, sondern  im  Gegensatz  mit  seinen  Altersgenossen  lebt,  eich  selbst  sein 
eigenes  Paradies  schaffend.  Sie  sind  der  Gipfel  der  menschlichen 
Idealisationskraf  t."*) 

Es  iat  sicher  richtig,  daß  man  unter  den  Geisteskranken  und  De- 
generierten häufig  Ansätze  zum  Fetischismus  findet.  Das  mag  mit  der 
stärkeren  Betonung  ihrer  Infantilität  zusammenhängen.  An  und  für 
sich  ist  der  Fetischismus  nie  ein  Degeneration s- 
zeichen.  Man  darf  nicht  vergessen,  daß  die  Paralogie  eine  Regression 
auf  die  Kindheit  bedeutet.  Sie  zeigt  die  gleichen  Mechanismen  wie  die 
Parapathie.  Der  Umstand,  daß  einer  fetischistische  Neigungen  hat,  läßt 
den  Schluß  auf  Belastung  noch  nicht  zu.  Ich  habe  gerade  unter  den  Feti- 


')  „Die  kraDkhaften   GeechlechtEempfindungen." 


s^-™ 


l'anialismtiB  UDd  Harcmskult,  147 

Bcliisten  Mi'iiächt'n  gefunden,  in  deren  Anamnese  sich  nicht  eine  Spur  von 
Bclaetung  nadnveiaen  ließ,  die  ein  hoher  Intellekt  auszeichnete.  Zwei 
öolcher  Fälle  werden  uns  ja  im  nächsten  Kapitel  beschäftigen.  Oft  ist 
diese  abnonne  Art  des  geschlechtlichen  Fühlens  das  einzig  Krankhafte, 
das  man  an  dem  Menschen  entdecken  kann.  Dann  findet  man  immer  den 
iinierdriicktcn  psyfhisclion  Konflikt  zwischen  Soxualbegehrcn  und  Sexual- 
angst, die  Angst  vor  dem  geschlechtlichen  Partner,  die  innere  Frömmig- 
keit und  die  Neigmig,  die  infantilen  Erlebnisse  für  alle  Zeiten  zu  fixieren. 

Ich  will  nun  an  dieser  Stelle,  die  merkwürdige  Eigenschaft  der 
Rcihenbildiing  besprechen,  die  ich  beim  Fetischismus  „Haremskult"  ge- 
nannt habe.  Der  Fetischist  entschädigt  sich  für  seine  Einsamkeit  durch 
eine  Menge  von  Phantasiegeetalten,  welche  sich  in  einem  Symbol  leib- 
haftig verkörpern.  Aber  diese  Vielheit  ersetzt  eigentlich  eine  Einheit, 
wie  der  Fall  des  Polster-Fetischieten  (Nr.  4,  S.  26)  beweist.  (Diese 
Fälle  scheinen  nach  meiner  Erfahrung  gar  nicht  so  selten  zu  sein.) 

Einer  der  merkwürdigsten  Fälle  und  für  unsere  Untersuchungen  von 
großer  Bedeutung  ist  der  von  Dr.  /?.  Hahn.  (Ein  merkwürdiger  Fall  von 
Diebstahl  aus  Gogenstandsfetischismus.  [H.  Groß'  Archiv,  Bd.  60] 
1914.) 

Fall  Nr.  27,  Es  handelte  sich  um  einen  Tischler  T.,  der  seinerzeit  bei  der 
Kiitwendung  von  Kindorbettzeug  ertappt  worden  war  und  deshalb  in  Haft  ge- 
nommen wurdo.  Im  Verlaufe  der  Untersuchung  stellte  ee  sich  heraus,  daß  In- 
kulpat,  ein  im  übrigen  völlig  unbescholtener  Mensch,  bereits  mehrfaeli  wegen 
der  gleichen  Delikte  vorbestraft  war  und  daß  er  die  Diebstülile,  die  aut'fälliger- 
weiso  immer  nur  Kinderbettzeug  betrafen,  niemals  aus  oigentliclier  Bereiche- 
rungsabsicht, sondern  aus  einem,  wie  es  schien,  sexuell  betonten  ahnormen  An- 
triebe heraus  begangen  hatte.  Er  wurde  infolgedessen  gcriehtsärztlich  unter- 
sucht und  begutachtet. 

Sein  Lobensgang  bietet  nichts  Auffälliges  dar.  Er  gibt  an,  in  seinem 
12.  Lebensjahre  dui'ch  Zufall,  resp.  durch  die  verhängnisvolle  Wirkung  eines 
besonderen  Erlebnisses  zur  Onanie  gekommen  zu  sein.  Ee  sei  ihm  damals  ein 
die  ehelichen  und  geschlccbl liehen  Verhältnisse  in  allen  Details  eiitliüllendes 
Buch  in  die  Hände  gefallen,  ilui'cb  dessen  Lektüre  er  sexuell  in  hohem  Grade 
erregt  iv'orden  sei.  Gerade  um  diese  Zeit  sei  seine  hoch- 
schwangere Schwester  nach  Hause  gekommen  und  habe 
dioBettchonund  das  sonstige  Kinder  zeug  für  das  er- 
wartete Kind  zurechtgemacht.  Das  Zusammentreffen  jener  Lek- 
türe mit  dem  Anblick  der  schwangeren  Schwester  und  der  Kinderwäsche  hätten 
einen  außerordentlich  starken  Eindruck  auf  ihn  gemacht,  lebhafte  Erektion 
bei  ihm  hervorgeruien  und  ihn  dazu  gedrängt,  den  sexuellen  Antrieb  durch 
Masturbation  zu  befriedigen,  und  zwar  sei  er  darauf  geraten,  durch  welche  be- 
sonderen Erwägungen  wisse  er  selbst  nicht,  zu  diesem  Zwecke  das  Kinderzeug 
zu  verwenden.  Seitdem  onanierte  er  fast  täglich  und  benutzte  dazu 
möglichst  immer  die  Steckbettchen  der  Schwester,  da 
mit  Hilfe -derselben,  wie  er  bald  bemerkt  habe,  der  Genuß  für  ihn  ein  größerer 
gewesen  sei.     In  der  Folgezeit  habe  sich  dann  die  geschlechtliche  Erregung 

10» 


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148 


Fetischismus, 


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immer  eugei-  mit  dem  Gedanken  an  das  Kiuderzeug  und  den  Anblick  desselben 
verknüpft. 

Nadi  erfolgter  Konfinnatiün  erlernte  er  dae  Tischlerhandwerk.  Er  habe 
stets  befriedigende  Arbeit  geleistet  und  ein  im  ganzen  solides,  ordentliches 
Leben  gi'fülii't,  eine  Angabe,  die  in  den  ihm  Linsgestellten  Zeugnissen  durchwegs 
Bestätigung  fand;  speziell  hat  er  niemals  groben  Mißbrauch  mit  alkoholischen 
Getranken  getrieben  oder  Intoleranz  dagegen  gezeigt  oder  seine  strafbaren 
Handlungen  etwa  unter  dem  Einfluß  einer  Alkoholintoxikatioii  begangen.  Alf 
belirling  und  Geselle  fuhr  er  fort,  in  exzessiver  Weise  zu  onanieren.  Wieder- 
holt versuchte  er,  wie  er  beteuerte,  sich  von  seiner  verderblichen  Gewohnheit 
zu  befreien;  angeblich  gelang  es  ihm  auch,  eich  mit  aller  Anstrengung  einige 
Wochen  lang  des  Lasters  zu  enthalten,  darnach  aber  wuchs  der  Trieb,  wie  er 
immer  enger  mit  dem  Gedanken  an  das  Kinderzeug  und  den  Anblick  desselben 
in  verdoppeltem  Maße  niasturbierte.  Dabei  sei  er  bei  Befriedigung  eeinet; 
sexuellen  Triebes  immer  an  den  Gebrauch  von  Steckbettchen,  bzw.  Kinder- 
wäsche gebunden  geblieben.  Wiederholt  kaufte  er  sich  solche  zum  Zweck  der 
Masturbation;  da  er  aber  dasselbe  Betteheu  nicht  gern  längere  Zeit  benützte, 
auch  nicht  immer  Geld  zum  Ankauf  übrig  oder  zur  Verfügung  hatte  und  der 
Anreiz  von  solchem  gekauften  Zeug  überhaupt  niemals?  so  mächtig  wai'  wie 
von  solchem,  das  bereits  benützt  war,  so  sei  er  scliließlich  dazu  gekommen, 
sich  Steckbettchen  und  Kinderzeug  auf  wideri-echtlichem  Wege  anzueignen, 
sofern  sie  seinem  Zugriffe  imr  irgendwie  zugänglich  gewesen  waren. 

Am  5.  N(ive]nber  1898  habe  er  versucht,  sich  aus  Verzweiflung  über  sein 
widernatürliches  Trieblebcn  mittels  Revolver  ins  Herz  zu  schießen. 

Mit  einem  Mädchen  habe  er  niemals  ein  Verhältnis 
gehabt.  Da  er  überhaupt  kein  sehr  lebhaftes  Bedürfnis  nach  Umgang  mit 
dem  weiblichen  Gesehlechte  empfunden  habe,  habe  er  auch  niemals  einen  Tanz- 
boden besucht.  Mit  19  Jahren  habe  er  freilich  zum  ersten  Male  mit  Hilfe  einer 
Prostituierten  einen  Koitus  zustande  gebracht.  Seit  1903  habe  er  dann  öftei- 
—  im  ganzen  aber  doch  nur  ziemlich  selten  —  ein  Bordell  frecjuentiert. 
Wiederholt  habe  er  dort  auch  den  Koitus  in  der  gewohnlichen  Weise  voll- 
zogen; doch  habe  er  es  immer  nur  mühsam  zu  Erektion  und 
K  j  a  k  u  1  a  i  i  0  n  g  e  b  r  a  c  h  t,  in  der  Regel  auch  mir  .^o,  daß  er  .sich  Steck- 
bettchen vorstellte  und  die  Spitze  am  Kopfkissen  der  betreffenden  Prosti- 
tuierten  (es  scheint  immer  dieselbe  gewesen  zu  sein)  ins  Auge  faßte  Wirkliche 
Befriedigung  habe  er  aber  niemals  dabei  gefunden;  meist  hal)e  er  die  sexuellen 
Triebe  n  a  c  li  dem  Koitus  noch  durch  Masturbation  b  e- 
friedigt.  Jedenfalls  sei  durch  diese  Versuche  normaler  Geschlecht=betäti- 
gung  seine  Lage  nicht  im  mindesten  gebessert  und  sein  leidenschaftlicher 
Drang  nach  Befriedigung  am  Kinderzeug  in  keiner  Weise  gemindert  worden 
Er  habe  seine  Versuche  normaler  Geschlechtsbetätigung  daher  auch  bald 
wiedei'  ganz  aufgegeben. 

Selbst  nach  mehrfach  erlittenen,  zum  Teil  recht  empfindlichen  Gefäng- 
nisstrafen, die  er  wiederholt  wegen  Entwendung  von  Kinderbettzeug  akqui- 
riert  hatte,  keJirto  der  Drang,  sich  Steckbettchen  zu  verschaffen  mit  unwider- 
stehlicher Gewalt  immer  aufs  neue  zurück.  Wenn    er    nur    irgendwo    ~      ' 


unterzogen,  habe  oft  die  größten  Schwierigkeiten  zu  überwinden  gehabt   sich 
oft  sogar  den  drohendsten  Gefahren  ausgesetzt,  ,nn  zum  Ziele  zu  gelangen. 


PartialismuB  und  ilarcmsliiilt.  '  149 

So  habe  oi-  z.  B.  —  und  alles  d:\s  fand  eich  in  den  kkion  durch  Zoiigeniuissagen 
und  sonstige  Erliebungen  bpstiitigt  —  am  den  Etageti  heraus  die  am  Fenster 
hängenden  Bettehen  heruntergeliolt,  ohne  daran  zu  denken,  daß  er  diibei  ge- 
sellen worden  könnte;  auch  Leitern  habe  er  gelegentlich  zu  solchem  Zwecke 
iiorbeigeschairt,  odci'  ci-  yei  übei'  Zäuiu;  u.  dgl.  gokleUeit  inul  in  fremde  ürund- 
sliicke  und  Wohnungen  eingestiegen  usw.,  nur  um  sich  in  den  Besitz  des  Kin- 
derzeugs zu  setzen.  Oft  habe  ihn  dabei  eine  fast  fieberhafte  Erregung  befallen, 
die  erst  zur  LöEung  gelangte,  wenn  er  in  den  Besitz  des  begehrten  Bettcliens 
gelangt  war.  Nie  habe  sich  sein  Drang,  sich  fremde  Gegen- 
stände anzueignen,  auf  etwas  anderes  erstreckt;  nie  habe 
er  sich  durch  diese  Diebstähle  etwa  zu  bereichern  gestrebt;  nie  habe  er  sich 
in  anderer  Weise  bisher  jemals  etwa  strafbar  gemacht.  Die  entwendeten  Sachen 
habe  er  stets  mit  nach  Hause  genommen;  schon  ilire  Erlangung  habe  ihm 
iiuiere  Befriedigung  und  hohen  Genuß  verschafft,  meist  habe  es  ihn  aber  noch 
zur  Masturbation  daran  gedrängt;  zu  Hause  habe  er  sie  gewöhnlich  eine  Zeit 
lang  irgendwo  verborgen  geballen  und  zur  Onanie  benutzt;  dami  habe  er  sie 
schließlich  immer  vernichtet,  weil  sie  ihn  stets  nur  einige  Zeit  zu  reizen  ver- 
mochten. 

insgesamt  konnten  ihm  etwa  80  bis  90  derartige,  zum  Teil  unter  großen 
persönlichen  Beschwerden  und  Oefahren  ausgeführte  DIebslälilo  nachgewiesen 
werden. 

N  u  r  S  t  e  c  k  b  e  1 1  c  h  e  n  ni  i  t    roten    o  d  e  !■    allenfalls    r  o  t- 
und    wei  ßgos  tr  elftem  Inle1,  mit  geblümtem  Ulwrzug  und  Spitzen- 
besatz reizten  ihn  geschlechtlich  so,  daß  er  Ijei  ihrem  Anblick  sehen  Erektionen 
bekomme  und  nun  keinen  anderen  Gedanken  weiter  habe,  als  eich  an  ihnen  zu 
befriedigen.     Diese     V  o  r  1  i  c  l.>  o     für     so     b  e  s  c  Ii  a  f  f  e  n  e     Steck- 
b e  1 1  c  li e n  f  ii  li  i" (■  er  darauf  z  u  r ü  c k,  d  a ß  seine  Schwester. 
wie  er  sich  noch  sehr  genau  erinnern  könne,  seinerzeit 
ganz  ähnliches  Kinde rbettzoug  verwerdet  habe.  Je  größer 
die  Ähnlichkeit  damit  sei,  um  so  lebhafter  fühle  er  sich  dadurch  gereizt  und 
zur   Aneigrunig   dersell)en   um   jeden   Preis   angest;Lchelt.      Steckbettehen  mit 
blauem,  bi'amiem   oder  irgendwie  anders  beschaffenem   Inlet  ließen  ihn  stets 
ganz  kalt.  Beim  Anblick  entsprechender  Bettdicn  dagegen  komme  der  Trieb 
immer  ganz  plötzlich  und  mit  unwiderstehlicher  Gewalt  über  ihn;  er  könne 
dann  nicht  ei'sf.  nach  Hause  gehen,  um  :iich  Geld  zum  Ankauf  entsprechender 
Bettchen  zu  holen,  es  treibe  und  dränge  ihn  dann  geradezu  zu  seinem  wider- 
natürlichen Handeln;  aber  wenn  er  auch  sein  Unrecht  einsehe  —  meist  freilich 
komme  ihm  das  Verwerfliche  .meines  Tuns  erst  hinterher  so  recht  zum  Bewußt- 
ggjjl  _  Bo  wisse  er  doch  nicht,  wie  er  sich  vor  seinem  unglückseligen  Drange 
schützen  könne;  ja  er  fürchte,  daß  er  wie  bisher  so   auch  in  Zukunft  wohl 
immer  wieder  rückfällig  werden  würde.  Habe  er  die  Bettchen  einige  Zeit  be- 
■essen    so  reizten  sie  ihn  nicht  mein-,     dann  müsse  er  immer  wieder  neue 
haben  Er  habe  «^ich  das  könne  or  bestimmt  versichern,  schon  oft  aufs  enist- 
Inftoste  bemüht    seinen  unnatürlichen  Geschlechts-  und  Sl^hltrieb,  über  den 
ftr  tief  unglücklich  sei,  zu  beherrschen,  zu  unierdiiicken  und  zurückzudrängen; 
Lv  wenn  ihn.  das  auch  mit  Aufbietung  aller  Energie  vielleicht  eimual  auf 
ise  Wochen  gelungen  sei,  beim   Anblick  entsprechenden  Kuiderbettzeugs 
'!  Alle  er  eben  doch  iunuer  wieder  seinem  Triebe.  Selbst  in  seine  Träume 
verfolge  ihn  seine  unglückselige  Leidenschaft;  er  er!el=e  darin  oft  ganz  ähnliche 
!;    Vitionen   wie  er  sie  schon  wiederholt  durchgemacht  habe,  wahrend  er  sich 
H  e  r's  a  r  t  i  g  e  s  e  X  u  e  1 1  e  T  r  ü  u  m  e  n  i  c  h  i  zu  erinnern  vermöchte. 


150 


FetiBcfaismug. 


.und  erwache  dann  nicht  selten  mit  Erektion  oder  nach  eingetretener  Ejaku- 
lation. Für  ihn  ■wäre  ee  wohl,  erklärt  er  unter  Tränen,  das  beste  gewesen,  er 
hätte  seinerzeit  Erfolg  mit  sehiera  Selbstmordversuch  gehabt;  ob  er  jetzt  noch 
einmal  den  Mut  fände,  zum  Revolver  zu  greifen,  wisse  er  nicht  recht ;  so  aber 
sei  er  ja  doch  zu  nichts  mehr  nütze  auf  der  Welt! 

Da  das  damals  eingeforderte  ärztliche  Gutachten,  dem  sich  das  Gericht 
anschloß,  die  Zurechnungsfähigkeit  des  Inkulpatcn  nicht  für  ausgeschlossen 
erachtete,  so  wurde  er  zu  erneuter  längerer  Gefängnisstrafe 
verurteilt.  Im  Untersuchungsgefängnisse  wurde  er  wiederholt  beim  Ona- 
nieren betroffen;  im  übrigen  blieb  er  stets  bei  seinen  oben  skizzierton  Aue- 
sagen. Sein  Geschick  selbst  schien  er  mit  iimercr  Gefaßtheit  zu  ertragen.  Aus- 
gesprochen psychische  Störungen  wurden  bei  ihm  niemals  konstatiert.  Über 
das  weitere  Schicksal  des  Inkriminierten  konnte  Näheres  leider  nicht  in  Er- 
fahrung gebracht  werden, 

Wohl  selten  erliält  man  einen  so  deutlichen  Einblick  in  die  Psycho- 
genese  eines  nicht  komplizierten  Falles.  Die  Verschiebung  von  den 
Sexualpliantasien  mit  der  schwangeren  Scliwester,  mit  dem  Steekbettchen, 
muß  selbst  dem  Kichtana)ytiker  auffallen,  wenn  er  nicht  verblendet  ist 
und  den  Zusammenhang  nicht  sehen  will.  Das  Öteekbettchen  ist  nur 
die  Brücke  für  die  Assoziation  zur  schwangeren  Schwester,  die  bald 
ein  Kind  haben  wird.  Das  unerfüllte  Begehren  nach  der  Schwester  er- 
zeugt einen  pathologischen  Drang.  Das  Verbotene  der  Neigung  über- 
trägt sich  auf  kleptomanische  Vorgänge  nach  emeni  Mechanismus,  den 
wir  cingeht^nd  geschildert  haben.  Der  Hareniskult  ist  besonders  auf- 
fallend (80  bis  90  Steekbettchen!)  und  erweist  sich  einer  w^eiteren  ana- 
lytischen Aufklärung  zugänglich. 

Die  Vielheit  tritt  immer  ein,  wenn  uns  ein  be- 
atinimtes  Objekt  nicht  zugänglicli  ist.  Die  unend- 
liclie  Reihe  sol!  den  Ausgangspunkt  in  eine  größere 
Distanz  setzen  und  unkenntlich  machen. 

Ich  habe  ja  bei  der  Besprechung  des  Don  Juan^)  auf  diese  Reihen- 
bildung als  Ersatz  Bezug  genommen.  Unbefriedigte  Wünsche  erzeugen 
Symbnlhandhingen,  deren  unendlich  häufige  Wiederholung  das  Suchen 
und  Nichtfinden  symholisch  ausdrücken. 

Der  infantile  Charakter  der  kleptomani sehen  Handlungen  und  der 
ijustgcw  Innung  wird  durch  die  Wahl  des  Sexual  Objektes  besonders  unter- 
strichen. Der  Koitus  befriedigt  ihn  nicht,  wird  nur  durch  Hilfsvorstel- 
lungen von  Steckbßttchen  möglich.  Nach  dem  Koitus  kommt  es  oft  zu 
onanistischen  Akten,  weil  die  Onanie  als  adäquate  Befriedigung  mit  Or 
gasmue  endet.  In  der  onanistischen  Phantasie  sind  offenbar  die  Inzest- 
phantasien eingeschmuggelt. 

Unbegreiflich  ist  es,  daß  sich  Richter  finden  konnten,  die  den  armen 
Kranken  zu  einer  „längeren  Gefängnisstrafe"  verurteilten.  Der  Charakter 


M  Diiiid   I],   Rapitd   ,,Don  Juan  und  Mess;iiiiia". 


Partialismus  und  Haremskuit.  151 

des  übermächtigen  Zwanges  ist  so  deutlich  ausgesprochen,  die  vermin-  - 
dertc  Zurechniingsfähigkeit  im  Momente  der  Tat  so  deutheh,  daß  man 
nur  unsere  mangelhafte  Ausbildung  in  der  Sexualwissenschaft  für  das 
scliwere  Urteil  verantwortlich  machen  kann. 

Der  Haremskult  bringt  die  verschiedenen  kleptomanischen  Sammler 
dem  psychologischen  Verständnis  nahe.  Es  handelt  sich  um  eine  Reihen- 
bildung, d.  h.  um  Ersatzobjekte.  Der  Impuls  ist  ursprünglich  auf  ein 
anderes  Objekt  gerichtet.  In  dem  letzten  Falle  richtete  sich  der  Impuls 
auf  die  Schwester.  Der  Wunsch:  „0  wäre  ich  ihr  Kind  und  würde  ich  von 
ihr  gepflegt  und  verzärtelt",  ist  die  treibende  Kraft.  Er  identifiziert  sich 
mit  der  Schwester  und  er  ist  das  Kind  im  Steckkissen.  Er  spielt  beide 
Rollen.  Da  er  aber  nie  eine  reale  Befriedigung  erlangt,  da  der  wirkliche 
Wunsch  unerfüllt  bleibt  und  unerfüllt  bleiben  muß,  so  kommt  der  Impuls 
nie  zur  Ruhe.  Er  ist  ein  psychisches  Perpetuum  mobile.  Das  erklärt  uns 
daf,  Ruhelose  und  Treibende  dieser  Kranken.  Sie  unterliegen  dem  Wiedei- 
hoUmgszwang,  der  nach  Freud  ein  Bestreben  darstellt,  eine  vergangene 
Situation  besser  auszunützen,  die  unliistbetonte  Situation  in  eine  lust-  ' 
betonte  zu  verwandeln,  „Hätte  ich  mich  diimals  auf  die  Schwester  ge- 
stürzt, ich  hätte  sie  besitzen  können!"  Er  wiederholt  das  Spiel  mit 
Ersatz  Objekten.  Nach  einem  kurzen  Rausche  muß  die  Ernüchterung 
folgen,  das  Perpetuum  mobile  kommt  nicht  zur  Ruhe.  Das  Verbotene 
des  Wunsches  drückt  sich  in  einer  verbotenen  Handlung  (Kleptomanie) 
aus.  Das  unterlassene  Ergreifen  der  Schwester,  die  unterdrückte  Ak- 
tivität tobt  sich  im  Wiederholungezwang  symbolisch  aus.  Es  ist  der 
Imperativ  der  Reue  über  die  unterlassene  Aggression,  die  ihn  zu  neuen 
symbolischen  Aggressionen  treibt.  '       '■"■ 

Ich  führe  noch  einige  Beispiele  von  Haremskult  der  Fetischieten 
an  ohne  eine  psychologische  Erklärung  zu  geben.  Nach  den  vorher- 
■reiiendPu  Ausfühnmgen  ist  es  klar,  daß  es  aber  eine  solche  Erklärung 
yeben  muß.  Sie  kann  nur  durch  eine  Psychanalyse  der  Kranken  er- 
folgen. 

Fall  Nr    '^^    ('bor  einen  Perückenfetisehietrai  referiert  Kurt  Boas  im 

Archiv  von  /^  G.O/J  (Bd.  39,  H.  1  u.  2,  Kriminalietischo  Revue).  Ein  aus- 

;,lwr  Tranavesüte  trachtet  immer,  eich  eine  große  moderne  Damen- 

*^''?'r  ,    lerVcSeTund  betrachtet  sich  dann  wohlgefäUig  im  Spiegel.  Be- 

5'";        oroht  und  zum  erwünschten  Abschluß  (Ejakulation)  gebracht  wird 
deutend  eihoh.  und  zum  ^.^^^^  ^^^^^^^_^^^^  Damenhut  setmi 

dann  sen:  Gluck,  ^^^""^^^^^^^^^^       Storchnestform.     Wenn    man    aus    Traum- 

^^'T'  ™    -S'^d'drdcr  Sit  das  Genitale  .ymholisiort,  so  wird  Erregung  und 

tätswerte  depossedieri.  hat.       . 


lU 


Fetischismus. 


I 


» 


tielleii  Trans vestiten  unterschied  er  Bieh  dadurch,  daß  l's  niemals  ungetragene 
Wäsche  sein  durfte.  In  der  Hauptverhandlung  vertrat  ich  den  Standpunkt, 
daß  bei  dem  erblich  schwer  belasteten  Manne  zum  mindesten  die  freie  Willens- 
bestiirimung  nicht  mit  der  Siclicrheit  bejaht  werden  könne,  wie  es  das  Gesetz 
erforderte.  Mein  Gegengutachter,  ein  Universitätsprofessor,  legte  dem  Gerichte 
dar,  daß  es  für  die  Beurteilung  des  Diebstahls  völlig  unerheblich,  sei,  ob  der 
l'äter  sieh  hereichern  oder  sexuell  befriedigen  wolle.  In  beiden  Fällen  suche 
er  doch  nur  seinen  Vorteil.  Der  Gerichtehof  schloß  sich  dieser  Beweisführung 
an  und  verurteilte  den  Mann  wegen  Einbruches  oline  mildeende  Umstände. 
Wenige  Tage  später  fand  man  ihn  in  seiner  Zelle  tot  vor;  er  hatte  sich  er- 
hängt."  {ilirsehfeld;  Sexualpathologie,  Bd.  III.) 

Die  Leser,  welche  die  vorigen  Kapitel  aufmerksam  gelesen  haben 
und  sich  an  meine  Ausführungen  über  das  Hemd  erinnern,  werden  den 
Fall  psychologisch  sofort  verstehen.  Vielleicht  hat  der  Kranke  die  Ent- 
Ideidung  eines  Familienmitgliedes  beobachtet. 

Oft  erreicht  der  Sammelfanaiiemus  dieser  armen  Kranken  eine  un- 
glaubliclie  Intensität.  Die  nächsten  Fälle  bringen  uns  schöne  Beispiele: 
Fall  Nr.  32.  K.,  45  Jahre  alt,  Schuhmacher,  angeblich  erblich  nicht  be- 
lastet, von  eigen tiimlichea  Wesen,     geistig  wenig   begabt,     von  männlichem 
Habitue,  ohne  Degenerationszeicben,  sonst  tadellos  in  seinem  Benehmen,  wurde 
frtappt,'ak  er  am  13.  Juli  1876  abends  aus  einem  Versteck  gestohlene  Frauen- 
Wäsche  abholte.  Es  fanden  sich  bei  ihm  etwa  30fl  Toilettegegenstände  von 
Frauen  vor,     darunter  neben  Fraucnhemden  und  Beinkleidern  auch  NachL- 
liaubcn,  Strumpfbänder,  sogar  eine  weibliche  Puppe.  Als  er  verhaftet  wurde, 
hatte  er  gerade  ein  Frauenhemd  auf  dem  Leibe.  Schon  seit  13  Jahren  hatte 
er  semem  Drange,  Prauenwäsche  zu  stehlen,  gefrönt,  war,  das  erste  Mal  des- 
halb bestraft,  voi-sichtig  geworden  und  hatte  in  der  Folge  mit  Raffinement  und 
Glück  gestohlen.    Wenn  dieser  Drang  über  ilin  kam,     sei  ihm  cigenthch  der 
Kopf  ganz  schwer  geworden.  Er  habe  dann  nicht  widerstehen  können,  koste 
es,  was  OS  wolle.  Es  sei  ihm  ganz  gleich  gewesen,  wem  er  die  Sachen  wegnehme. 
Die  gestohlenen  Sachen  habe  er  nachts  im  Bette  angezogen,  dabei  sich 
schöne  Weiber  vorgestellt  und  wollüstige  Gefühle  und  Samenabgang  verspürt. 
Dies  war  offenbar  das  Motiv  seiner  Diebstähle,  jedenfalls  hatte  er  nie 
sich  eines  der  gestohlenen  Gegenstände  entäußert,  vielmehr  dieselben  da  und 
dort  versteckt. 

Er  gab  an,  daß  er  in  früheren  Zeiten  mit  Weibern  normal  geschlechtlich 
verkehrt  habe.  Onanie,  Päderastie  und  andere  sexuelle  Akte  stellte  er  in  Ab- 
rede. Mit  25  Jahren  will  er  verlobt  gewesen  sein,  iedoch  sei  diese  Verlobung 
ohne  seine  Schuld  zurückgegangen.  Das  Krankhafte  Beines  Zustandes,  das  Un- 
rechte seiner  Handlungen  vermochte  er  nicht  einzusehen.  {Passow  Viertel- 
jahrsschrift f.  ger.  Mediz.  N,  F.  XXVIII,  S.  61.  Kram,  Psvchologic  des  Ver- 
brechens, 1884,  S.  190.) 

Fall  Nr.  33.  Ein  bisher  unbescholtener,  32  Jahre  alter,  lediger  Bäcker- 
gehilfe wurde  ertappt,  als  er  einer  Dame  ein  Taschentuch  stahl.  Er  gestand 
mit  aufrichtiger  Reue,  daß  er  bereits  80  bis  90  derartiger  Sacktücher  ent- 
wendet liatte.  Er  hatte  es  nur  auf  solche  abgesehen  und  zwar  ausschließlich 
bei  jüngeren  und  ihm  zusagenden  Frauenzimmern. 

Inkulpat  bietet  in  seiner  äußeren  Erscheinung  nichts  Auffälliges.  Er 
kleidet  sich  sehr  gewälüt,  zeig!  ein  eigentümliches,  teils  ängstlich  depressives. 


Partialismus  itinl  Haremskiilt.  15ö 

teils  unniännlieh  devoles  Wesen  und  Benehmen,  das  sieh  oft  bis  zu  einem  lar- 
rnoyantcn  Ton  und  Tränen  steigert.  Auch  eine  unverkennbare  UiibehiUUchkoit, 
Scliwäche  in  der  AuiTassung,  Trägheii,  in  der  Orientierung  und  Reflexion  gibt 
er  zu  erkennen.  Eine  seiner  Scliwesicrn  ist  epileptisch.  Er  lebt,  iu  guten  Ver- 
hältniesen, war  nie  schwier  Icrank,  entwickelte  sich  gut.  In  der  Mitteilung  semer 
Lebensgeschielite  zeigt  er  Gedäditni-sschwäche,  Uiddarhcit;  aucli  das  Rechnen 
fällt  ihm  schwer,  obwohl  er  früher  gut  gelernt  hatte  und  auffaßte.  Sem  ängst- 
liches, uneiclieres  Wesen  macht  den  Verdacht  der  Onanie  rege.  Inkulpat  ge- 
stand, daß  er  seit  dem  19.  Jahre  diesem  Lastor  in  exzessiver  Weise  er- 
geben war. 

Seit  einigen  Jahren  hatte  er  infolge  seines  Lasters  an  Abgeschiagenhcit, 
Mattigkeit,  Zittern  der  Beine,  Rückenschmerzen,  Unlust  zur  Arbeit  gelitten. 
Öfters  kam  auch  eine  traurig-ängstliche  Stimmung  über  ihn,  in  welcher  er  die 
Leute  mied.  Von  den  Folgen  geschlechtlichen  Verkehres  mit  Frauenzimmern 
hatte  er  übertriebene,  abenteuerliche  Vorstellungen  und  kon]ite  sich  nicht  zu 
solchem  entschließen.  In  letzter  Zeit  hatte  er  jedoch  an  Verehelichung  gedacht. 

Mit  tiefer  Reue  und  in  schwachsinniger  Weise  gestand  nun  X.,  daß  er 
vor  einem  halben  Jahre  im  Mcnschengedränge  beim  Anblick  eines  jungen 
hübschen  Mädchens  sieh  heftig  geschlechtlich  erregt  fühlte,  sich  an  düsselbe 
drängen  mußte  und  den  Drang  empfand,  durch  Wegnahme  des  Taschentuches 
sich  für  eine  ausgiebige  Befriedigung  seiner  geschlechtlichen  Rogimg  zu  ent- 
schädigen. 

In  der  Folge  wurde  er,  sobald  er  ein  ihm  zusagendes  Frauenzimmer  ger 
■wahr  wurde,  unter  heftiger  geschlechtlicher  Erregung,  Herzklopfen,  Erektion 
und  Impetus  cocundi  vom  Drange  orfaßt,  sich  an  die  betreffende  Person  zu 
drängen  und  ihr  —  laute  de  mieux  —  das  Taschentucli  zu  eiiLwenden.  Obwohl 
ihm  Iceinen  Moment  das  Bewußtsein  der  Stratbarkoit  seiner  Handlung  verließ, 
konnte  er  seinem  Drange  nicht  Wideretand  leisten.  Dabei  fühlte  er  Angst,  die  - 
teils  durch  den  zwangsmäßigen  geschlecliüichen  Trieb,  teils  durch  die  Furcht 
vor  Entdeckung  bedingt  war. 

Das  Gutachten  macht  mit  Recht  den  angeborenen  Schwachsinn,  den  zer- 
rüttenden Einfluß  der  Onanie  geltend  und  führt  das  abnorme  Gelüste  auf 
einen  perversen  Geschleehtetrieb  zurück,  wobei  ein  interessanter  und  physio- 
loeisch  auch  "oknnnter  Konnex  zwischen  Geruchs-  und  Goschlechtssimi  be- 
■stehe.  X.  wurde  nicht  liestruft.     {Zippe,  Wiener  med.  Wochenschrift,  1879, 

Nr.  23.) 

Sacktücher  sind  sehr  bolieljtc  Objekte  des  Haremkults,  weil  sie 
■  loiclit  zu  beschaffen,  zu  stehlen  und  zu  verbergen  sind,  ähnhch  wie 
Strumpfbänder  und  Halstücher.  („Schaf!  mir  ein  Halstuch  von  .hrer 
Brust  -  ein  Strumiifband  meiner  Li.boBlusf  ruft  Faust  aus.)  Ich  ver- 
weise'auf  den  Fall  Nr.  5  im  zweiten  Kapitel.  Viele  Patienten  gestehen, 
a  si  n  das  Sacktuch  das  erste  Mal  onaniert  haben.  Of  ist  es  das 
Sacktuch  eines  Mitgliedes  der  Familie,  welcher  Innstand  duu  e,n.  he- 
sondere  Wertigkeit  gibt. 

^    über  die  Bcdoutung  der  Taschentücher  berichtet  ein  Patient  von 

Sadger.  ^) 


')  Die  Lelire  vou 


den   Gosdilpchtsverirrungm.   Wieu   und  Leipzig   1921. 


-^-■^--ü- 


156 


Fetischismus. 


.,Ja,  noch  etwas  von  den  Taschen t.ü(;lieni.  Das  betreffende  Mädchen  muß 
einmal  in  Hur  Taschentuch  geweint  hiiben  mid  dies  ein  wenig  nach  Parfüm 
riechen.  Ich  selic  dann  in  dem  Tuche  da;^  Gesicht  des  Mädchens  drin,  so  eine  Art 
Photographie,  die  ich  dann  küsse.  Wenn  sie  vorher  weint,  hat  sie  ja  das 
Taschentuch  an  das  (.Tesieht  angedrückt.  Das  erste  Taschentuch  bekam  ich  mit 
m  Jahi'eii  von  meiner  Braut,  darnach  bestand  ich  bei  jeder  Bekanntschaft  aul 
einem  Taschentuch,  doch  unter  der  Bedingung,  daß  sie  vorher  darin  geweint 
hat."  —  „Und  welches  war  das  allererste  Weib  in  der  Kindheit,  das  mit  einem 
Bulch  durchweinten  Taschentuch  in  Beziehung  steht?"  —  „Meine  Mutter.  Als 
ich  3,  4  .laUrc  zälille,  kam  die  Botschaft,  die  Großmutter  sei  gestorben, 
worüber  meine  Mutter  furchtbar  weinte.  Ich  wollte  auch  mithculen,  brachte 
es  aber  nicht  zus1;ande.  Mutter  ging  den  ganzen  Tag  mit  dem  Taschentuch 
herum  und  weinte  beständig.  Da  wollte  ich  sie  lehrmeistern,  wie  sie  früher 
mich,  wenn  sie  sagte,  ich  ginge  wie  eine  Eauernliese  mit  einem  Taschentuch 
umher,  nahm  ihr  das  Tuch  weg  und  versteckte  es.  Sie  suchte  und  suchte,  aber 
ich  verriet  mich  nicht  und  nannte  sie  auch  eine  Bauernliese.  Natürlich  Jia-tte 
ich  aber  doch  ein  b(ises  Gewissen,  es  ließ  mir  keine  Ruhe.  Später  habe  ich  ganz 
darauf  vergessen  und  erst  bei  der  Übersiedlung  wurde  es  in  der  Schublade  de« 
Diwane  gefunden,  worauf  ich  der  Mutter  alles  erzählte.  Sie  wusch  es  aus  und 
gab  es  mir  mit  den  Worten:  ,Wenn  ich  es  ihr  genommen  habe,  solle  ich  es  auch 
behalten;  sie  behalte  sich  dafür  die  schönen  Taschentücher,  die  sie  mir  gekauft 
habe.'  Darauf  wollte  icJi  na-iürlich  nicht  eingehen,  sondern  stritt  fest  mit  ihr. 
Ich  wollte  es  ihr  durchaus  zurückgeben  und  meine  dafür  bekommen,  ging  auch 
gekränkt  schlafen  und  weinte  die  ganze  Nacht  um  meine  Taschentücher.  Sogar 
im  Traume  setzte  es  sich  fort.  Am  nächsten  Tage  gab  sie  mir  Mutter  w^ieder. 
Ihr  Taschentuch  war  auch  fein  parfümiert  wie  ihre  gesamte  Wäsche,  und  für 
diese  Wäsche  hatte  ich  eine  furehitbare  Vorliebe.'' 


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„Nun  setzte  ich  das  Examen  fort:  „Warum  wollten  Sie  in  dem  Taschen- 
tuch immer  das  Gesicht  des  Mädchens  sehen?  Sind  Sie  vielleicht  von  dem  Ge- 
sicht der  Mutter  zui-iickgowicsen  worden,  daß  sie  sich  nicht  küssen  ließ?"  — 
„Das  tat  sie  öfters,  wenn  sie  mir  böse  war;  da  ließ  sie  sich  nicht  streicheln 
und  nicht  küssen.  Dann  habe  ich  mir  rasch  etwas  von  ihr  angeeignet,  um  doch 
(>1was  von  ihr  zu  besitzen,  Nadel,  Taschentuch,  Brosche  oder  überhaupt  was. 
ich  bei  ihr  fand,  imd  bin  davon.  Die  Zopfschleifen  habe  ich  deswegen  ge- 
sammelt, um  sie  zu  den  Gitarrebändern  hinzuhängen.  Sie  waren  so  eine  Art 
Kriegsbeute,  wenn  ich  ein  Mädchen  erobert  hatte.  Außerdem  ist  die  Gitarre 
wegen  ihrer  Form  auch  ein  Symbol  des  Weibes.  Auf  beiden  spielt  man  ja 
auch."  —  „W'ie  kamen  Sie  aber  zu  den  Zopfbändorn?'"  —  „Die  erste  Gitarre 
bekam  ich  mit  11  Jahren.  Ich  hatte  eine  solche  bei  einem  Freunde  gesehen  und 
auch,  daß  er  durch  Singen  und  Spielen  darauf  besonders  Glück  bei  den  Weibern 
hatte.  Das  Spielen  habe  ich  bei  ihm  gelernt,  eine  Gitarre  habe  ich  mir  bei  der 
Mutter  ausgebeten  und  hatte  dann  auch  tatsächlich  Erfolge  bei  den  Mädchen. 
Bei  dem  Freunde  hatte  ich  auch  Zopfbänder  gesehen  und  wollte  sie  nun  auch 
haben.  Das  erste  war  ein  Zopfband  der  Mutter,  dann  habe  ich  mir  bei  allen 
bekannten  Weibern  Zopfschleifen  ausgebettelt,  gewissermaßen  als  Sieges- 
trophäe.  Ich  besitze  jetzt  5d  solcher  Bänder  und  auf  jedes  habe  ich  den  Namen 
des  Mädchens  eingeschrieben.  Noch  eins:  Das  Taschentuch  meiner  Braut  habe 
ich  beständig  bei  mir  getragen,  auch  draußen  im  Felde,  bis  jetzt,  wo  ich  mit 
ihr  brach.  Mir  war.  als  hätte  ich  damit  ein  Stück  von  ihr,  als  hätte  ich  mir 
ihr  Gesicht  so  mitgenommen.  Da  ich  ins  Feld  ging  und  Abschied  nahm,  weinte 


PartiiilismuB  und  Hafomskiilt:.  I;i7 

sie.    ich  Lrösteteund  umannle  sie  und  habe  ihr  zum  Abschied  duM  Sacktuch 
weggenommen." 

In  diesem  Falle  scheint  das  Taschentuch  das  Gesiclit.  zu  vertreten. 
Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  symbolischer  „Verladung". 

Wullfen  berichtet  teils  aus  eigener,  teils  aus  fremder  Erfahrung 
über  den  klopto manischen  Sammler  einige  interessante  Details. 

„Ein  4ojälingei'  Schuhmachof,  köi-perhcli  uhne  Uc-generatinnszeichen. 
stahl  seit  seinem  ]3.  Jahre  Prauemväsche,  Er  zog  sie  nachts  im  Bette  an, 
stellte  sicli  iiicbei  Frauen  vor  und  hatte  Samenabgang.  Es  wurden  bei  ihm  vor- 
aehiedene  Toilotlenstiicke  gefunden.  Ein  anderer  hatte  seit  dem  11.  Jahre  den 
Drang,  ein  Jlcind  seiner  älteren  Schw-ester  anzuziehen,  wobei  es  dann  in 
fipäteren  Jahren  zur  Ejakulation  kam.  Später  kaufte  er  sieh  immer  Frauen- 
lioiuden,  die  er  mit  sexuellem  Wohlgefühl  anzog.  Ein  anderer  hatte  benn  Zer- 
reißen von  Frauenwäsche  Samenabgang.  Fin  vierter  onanierte  mit  15  Jahren 
angesLclits  üiner  zum  Trocknen  aufgehängten  Schürze.  Später  hatte  er  st^t-i 
angesichts  einer  Schürze,  mochte  sie  ein  Weib  oder  Matm  tragen,  sexueUe 
l.ustgefUhle.  Die  Schürze  hat  wohl  schon  durch  die  Leibesstclle,  vor  der  sie 
getragen  wird,  sexuelle  Beziehung.  Ein  Kleiderfetischist  stahl  weiße  Rocke  von 
den  Wäscheplätzen,  probierte  sie  an,  was  ihm  bereits  Genuß  gewährte,  zog 
sie  an  wenn  er  seiner  Prau  beiwohnte.  Er  liatte  angel)lich  seit  Jahren  niemals 
ohne  Frauenrock  den  Beischlaf  vollzogen.  Sein  Bestrehen  ging  dahin,  inuuer 
einen  neuen,  eben  erst  gestohlenen  zu  verwenden.  Mit  Vei-wcndung  eines  alten 
Rockes  war  dei'  (Icfichleclitsgenuß  nicht  derselbe  (Kurslen).  Ein  anderer  Feti- 
schist stellte  auf  einem  Feldplatze  Stangen  im  Kreiso  lieruni  auf  und  hing  die 
gestohlenen  Unterröcke  darüber.  Er  ging  um  die  Puppen  herum,  streichelte 
und  uniarmto  einige  derBolbeii.  Plötzlich  stürzte  er  sich  auf  eine  derselben  los, 


Mitten  in  der  Nacht  springe  er  aal,  eile  ins  Freie,  hole  sich  ein  Wäschestück 
und  befriedige  sich.  Er  sei  dann  so  toll,  daß  er  nicht  wisse,  wo  er  sei  und  was 
,.r  Ine-  Wenn  ei'  ku  sich  komme,   linde  er  -sich   in   Wald   oder  Feld  wieder:^ 

Dieser  erotische  Sammeltricb  kann  die  merkwürdigsten  Formen  an- 
nehmen. Mitunter  sind  es  die  Siegest rophäen,  die  der  Don  Juan  sammelt, 
wobei  er  verrät,  daß  es  ihm  mehr  auf  die  Trophäen  als  auf  die  Eroberunti 
;,nkommt.  Ein  älterer  Herr  zeigte  mir  ein  großes  Buch,  in  das  niedliche 
Visiikarlen  eingeklebt  waren.  Sie  waren  alle  Karten  von  Dirnen,  die  er 
vor  jedem  oder  nach  jedem  Koitus  verlangt  hatte.  Niemals  besuchte  er 
eine  Dirne  das  zweite  Mal.  Auf  jeder  Karte  war  das  Datum  verzeichnet. 
Auf  einigen  war  auch  der  Vermerk  einer  Paraphilie  oder  einer  Infektion 
zu  leeen'^Ein  anderer  sammelte  Kotillonorden,  die  er  der  Dame  auf  dem 
Balle  gewaltsam  -ennmmen  liatte.  Der  dritte  liatte  eine  ]>ockensammhing. 
fBekannthch  nirhf  seilen.)  Bekannt  sind  die  Sammler  der  Schamhaare. 
Über  einen  solchen  Partialisten  berichtet  Sad{,er.  (1.  c.) 
p  n  >Jr  '14     Schon  mit  13  Jahren  habe  ich  statt  des  Geschlechtsteiles 
der  Frau  ihre'Schamhaare  verlangt.  Damals  sagte  ich  nnserem  Dienstmädchen, 


^ü^s:;^^ 


im 


Fetischismus. 


t 


&ie  6o11g  mir  ihre  Haare  geben,  aber  nicht  vom  Kopf,  sondern  zwischen  den 
Beinen  miisse  sie  sie  mir  herausschneiden,  und  diese  haben  mich  dann  riesig 
gereizt,  kolossales  Wohlgefühl  in  mir  erweckt.  Ich  habe  eine  ganze  Sammlung 
solcher  Haare  angelegt,  von  jeder  Geliebten  ein  Biiechel  abgeschnitten  und  es 
fein  Gäuberlich  mit  einem  Bändchen  umwunden,  auf  das  ich  den  Namen  seiner 
Trägerin  schrieb."  Ein  Anderer  berichtet  gar  aus  seinem  8,  bis  9.  Jahre:  „Da- 
mals, zu  einer  Zeit  also,  da  ich  selber  noch  gar  keine  Schamhaare  hatte, 
stürzte  ich  mich  schon  auf  die  ausgegangenen  Haare  im  Kamm  meiner 
Schwester  und  band  sie  um  mein  Glied  herum.  Wenn  ich  jetzt  bei  meiner 
Freundin  ein  Haar  sehe,  das  ihr  beim  Kämmen  ausgegangen  ist,  bin  ich  schon 
furchtbar  aufgeregt,  ebenso  wenn  ich  einem  Weibe  durch  das  Kopfhaar  fahre, 
oder  beim  Anblick  ilirer  Aehselhaare.  Als  meine  Mutter  schlief  —  sie  lag  da 
stets  wie  tot  —  wühlte  ich,  der  als  Kind  mit  ihr  zusammen  im  Bette  lag,  gerne 
in  ihren  Schamhaaren  und  zog  daran.  Auch  mit  meinen  eigenen  zu  spielen,  be- 
reitet mir  besonderes  WoUustgefühl.  Ich  rieche  auch  sehr  gerne  zu  den  Scham- 
haaren und  rege  mich  bei  ihrem  Gerüche  auf.  Ich  erinnere  mich  dabei  an  den 
Geruch,  wenn  ich  mit  jenen  der  ^Mutter  spielte." 

In  allen  diesen  Fällen  ist  wohl  zu  unterscheiden,  ob  der  Sammler 
sich  mit  dem  Objekt  allein  begnügt  oder  ob  das  Objekt  als  Erinnerungs- 
bild den  Vorgang  der  Eroberung  repräsentieren  soll.  In  dem  letzten 
Falle  spielt  der  Geruch  eine  große  Rolle.  Wir  haben  schon  bei  Be- 
sprechung der  Leibwäeche-Fetischieten  auf  diesen  Umstand  aufmerksam 
gemacht.  Hieher  gehören  die  bekannten  Sammler  von  Klosettpapicren 
und  älmlichen  mit  Körperduft  geschwängerten  Gegenständen.  Ich 
möchte  in  diesem  Zusammenliange  auf  zwei  einschlägige  Fälle  hinweisen. 

Ich  verfüge  nur  über  eine  einzige  älmliche  Beobachtung: 

Fall  Nr.  35.  Frau  W.  H.  gibt  an,  nur  dann  sexuell  erregt  zu  werden, 
wenn  der  Mann  J uehtenstief cl  trägt.  Der  Geruch  dieser  Stiefel  wirkt  an 
und  für  eich  schon  so  erregend,  daß  sie  zum  Orgasmus  kommt.  Sic  behauptet, 
von  einem  Reitknecht  in  ihrem  7.  Lebensjahre  sehr  oft  gereizt  worden  /-u 
sein.  Sie  kam  oft  in  den  Stall  und  er  setzte  sie  aufs  Pferd.  Später  spielte 
er  an  ihren  Genitalien.  Das  Erinnerungsbild  ist  wohl  unauslöschlich  ein- 
gegraben und  verlangt  nach  Wiederholung.  Sie  besitzt  eine  ganze  Sammlung 
von  Lederflceken,  die  sie  aus  alten  Stiefeln  herLiusgeschiiitten  hat. 

Magnus  Hirschfeld  (Sexualpathologie,  III.  Teil)  berichtet  über 
einen  ähnlichen  Fall: 

Fall  Nr.  3ß.  Es  zeigte  mir  einmal  eine  Dame  ein  kleines  Stück  Juehten- 
leder,  das  sie  an  einem  Bande  befestigt  unter  ihrer  Bluse  trug.  In  starken 
Superlativen  schildert  sie  die  Bedeutung,  welche  der  Geruch  des  Leders  für 
sie  besitze.  Die  erotische  Neigung  zu  ihrem  Manne,  der  von  auffallender 
Häßlichkeit  gewesen  wäre  —  sie  war  früh  verwitwet  —  sei  ganz  von  Ge- 
rüchcn  beherrscht  gewesen,  vor  allem  von  einem  „mit  Mannesge-ruch  ver- 
mischten Tabaks-  und  Juchtengeruch".  Sie  berausche  sich  noch  viel  an  den 
Kleidern  des  Mamics,  denen  immer  noch  ziemlich  viel  von  diesem  „süßen 
Aroma"  anhafte.  Es  würde  für  sie  große  Beherrschungskraft  erfordern,  einem 
Manne  Widerstand  zu  leisten,  der  sieh  ihr  gegenüber  dieses  Lockmittels  be- 
dienen würde.    In  einem  mir  bekannt  gewordeneu  Falle  ließ  die  Frau  sich 


l'artialianius  und  Haremskult, 


159 


die  Hemden  ihres  im  Felde  stehenden  Mamies  schicken,  ujii,  ihren  Duft  ein- 
saugend,  sieh   bis   zum   Orgasmus   zu   erregen.') 

Ich  habe  die  Psychologie  des  Saminlere  ausführlich  in  Band  IV 
beschrieben.  Ich  möchte  nur  einige  ergänzende  Bemerkungen  hinzufügen. 
Jeder  Sinn  kommt  beim  Sammler  in  Betracht.  In  erster  Linie  der 
Gesichtssinn,  der  Geruch,  der  Tastsinn,  abei'  ich  keime  Fälle,  bei  welclien 
das  Gehör  und  der  Gesclimack  eine  Rolle  spielen.  Den  Fetischisten  als 
erotischen  Sammler  haben  wir  zum  Beispiele  beim  Hemdfetischiatcn 
kennen  gelernt,  wobei  die  Geruchsqualität  des  Ürines  und  des  Schweißes 
den  Fetisch  wertvoll  macht.  Die  StolT-Fetisdiistin  erfreut  sich  am 
weichen  feinen  Eindruck,  den  Seide  und  Stoffe  beim  Betasten  maclien. 
Dio  Absonderlichkeiten  der  Sammelwut  finden  nur  durch  eine  analytische 
Porechung  ihre  Erklärung.  Ich  möchte  nocli  zwei  Fälle  erwähnen^  die 
ich  einer  Mitteilung  des  Herrn  0.  B.  verdanke. 

Fall  Nr.  37.  Herr  N.  K.  sammelt  Wurstscheiben  aus  aller  Herren 
Länder.  Er  hat  ein  ganzes  Museum  von  Wurstseheibeu,  die  in  Formalm- 
spirituE  konserviert  werden.  .Jedes  Scheibchen  steht  in  einer  Vitrine,  die  eine 
Aufschrift  trägt,  die  über  Ort  und  Zeit  der  Erwerbung  Kenntnis  gibt.  Ee 
werden  weile  Reisen  unternommen,  um  das  Museuiu  um  interessante  Stücke 
zu  bereichern. 

Welche  sonderbaren  Erlebnisse  können  diesen  Sammler  auf  eine 
solche  Abßonderlidikeit  gebrairht  haben?  Wie  ist  sein  Sexualleben?  Be- 
deutet die  Wurst  Pliallueerfiata  oder  Kastration?  Darauf  kann  niii- 
mein  Gew'ährsmann  keine  Auskunft  geben. 

Etwas  tiefer  war  er  imstande,  in  den  zweiten  Fall  zu  blicken  und 
seine  analytischen  Kenntnisse  zu  verwerten.  Ich  lasse  Herrn  O.  B.das 
Worf : 

Fall  Nr.  38.  ,,Icli  hatte  während  des  Krieges  mein  Zimmer  mit  Haupt- 
mann E.  zu  teilen.  Er  war  ein  solir  entgegenkommender,  aber  verschlossener 
Mensch,  der  sich  an  mich  gewöhnt  hatte  und  mich  eiehthch  bevorzugte,  so 
daß  wir  immer  die  gleichen  Quaiiiere  beaogen.  Es  war  mir  aufgefallen,  daß 
E.  außer  seinem  Gepäck  nocti  einen  sehr  schweren  Koffer  herumschleppte,  den 
er  sorgfältig  versperrte  imd  in  den  er  micli  nio  blicken  ließ.  Erst  nach  Monaten 
vorti'aute  er  mir  das  Geheimnis  dieses  Koffers  an.  Es  befanden  sich  dort  die 
verschiedensten  SchlüsGel,  dio  E.  nicht  erworben,  sondern  zusammengestohlen 
hatte.  Er  gestand  mir,  daß  er  einen  unüberwindlichen  Hang  habe,  Schlüssel  zu 
fil^iilcn.  Jeder  Öchlilssel  erhält  einen  Zettel,  der  oben  angebunden  wird  und 
über  Ort  und  Zeit  des  Diebstahls  Kunde  gibt,  Die  Sammlung  enthielt  die 
verschiedensten  Schlüssel:  großo,  kleine,  grobe,  feine,  einfache,  kunstvolle 
und  kunstlose.  Über  den  Ursprung  dieser  Manie  konnte  E.  mir  keine  Auskunft 
geben.  Eines  Tages  sprachen  wir  über  Schamgefühl.  Wir  sahen  ein  Humlepaar 
kopulieren.   Ich  bemerkte,  wie  ungeheuer  stark  jetzt  sich  das  Schamgefühl 


')  Vergleiche    au^^h    Dr.  A.  Hauen.    ..Über    die    gL'Sclilechtlii'hwi    nerüclic".    fVerl.iR 
H.Barsdorf,  Berlin  1900.) 


^3^ 


160 


Fetischismus,  —  Partialismiis  unil  HaremskuJt. 


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entwickelt  halje.  ,Ah  was'  -  sagte  E.  -  ,die  Mensehen  &ind  nicht  besser.  Ich 
habe  meine  Eltern  wiederholt  beobachten  können,  als  ich  ein  ideme.^  Kmtl  wai, 
und  noch  später  als  Tjähriger  Junge." 

,Wie  haben  Sie  das  bowerketelligt?'  . 

,In  der  frühesten  Kindheit  haben  meine  Eltern  ungeniert  vor  nur  aen 
Beiselüaf  vollzogen.  Dann  wurde  ich  hinausgesehickt.  Aber  ieh  blickte  durch 
das  Schliieeellocli  und  konnte  doch  mein  Ziel  erreichen.  Nur  einmal  kam  der 
Vater  daraut  und  spei'rtc  die  Türe  zu,  drehte  den  Schlüssel  so  um,  daß  ic" 
nicht  durch  das  Loch  hineinsehen  konnte.'  — 

Nun  hörte  ich  auch  auf  meine  Frage,  daß  E.,  der  alle  Frauen  mied  und 
als  Sonderling  galt,  jenen  Schlüssel,  der  ihm  den  Einblick  in  das  Paradies  der 
Eltern  verweiirte,  stehlen  wollte,  um  wieder  den  Anblick  der  Kopulation  gß' 
nießen  zu  können,  ß,  hatte  mir  damit  die  Wurzel  seiner  Kleptomanie  ver- 
raten."" 

Wir  sehen  hier  ein  wunderschönee  Beispiel  von  Wiederholungs- 
zwang im  Dienste  des  erotischen  Symbolismus.  E.  benimmt  sich  so,  ale 
ob  er  die  alte  Szone  noch  einmal  "erleben  könnte.  Aber  der  Vater  kann 
ihm  jetzt  den  Anblick  nicht  verwehren.  Er  hat  ihn  in  seinem  Besitz  — 
den  bösen  Schlüssel,  der  ihm  den  Einblick  verwehrt  hat.  Er  hält  ihn  fest 
in  seinen  Händen.  Die  Wiederholung  bedeutet  im  Sinne  Freude  eine  Kor- 
rektur einer  infantilen  Situation,  sie  bedeutet  aber  auch  eine  Wieder- 
holung, wobei  jeder  Schlüssel  als  phänisches  Symbol  die  homosexuelle 
Komi'onente  zu  befnedigen  hat.  Der  Diebstahl  ersetzt  die  Aggression 
auf  den  Phallus  des  Kameraden.  Die  ganze  Sexualität  ist  auf  ein  Neben- 
^elcise  verschoben,  was  vermöge  einer  ungeheuren  Affektverschiebung  er- 
möglicht wurde. 

In  allen  diesen  Fällen  bestellt  eine  deutliche  Tendenz  zu  Tag- 
träumen. Diese  Menschen  haben  die  Gabe,  in  einer  M'elt  der  Phantasien 
zu  leben.  Auch  ihre  Taten  werden  im  hyponoischen  Zustande  ausgeführt. 
Aber  nicht  alle  Fälle  sind  so  'einfach  und  durchsichtig,  wie  der  des 
Hauptmannes  E.  Der  Fetischismus  ist  gewöhnlich  ganz  außerordentlich 
kompliziert,  wie  die  weiteren  Ausführungen  beweisen  werden.  Aber  das 
Verständnis  einfacher  und  durchsichtiger  Fälle  wird  uns  das  Eindringen 
in  die  komphzierten  erleichtern  und  ermöglichen. 


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'  ;  ■    "■*       Die  Bibel  des  Fetischisten.  ■-  '■''■ 

Der  Hareraekuit  der  Fetiscliisten  kann  sicli  auch  in  der  WeiBe 
äußern,  daß  sie  sich  ein  Buch  mit  Zeichnungen  und  Geständnissen  an- 
legen, welche  ihren  Petisdiismus  anedrücken.  Merzback  besehreibt  den 
Fall  eines  Mannes,  der  die  Sehanihaare  seiner  Geliebten  sammelte  und 
sie  in  ein  Buch  klebte,  so  daß  er  dann  eine  artige  Sammlung  dieser 
Trophäen  aufweisen  konnte.^)  Es  liandolte  eich  nicht  um  einen  echten 
Fetischisten,  sondern  um  einen  Fall  von  Partialismus  mit  Sammeltricb. 

Ich  kenne  aber  Fetischisten,  die  sich  eine  Art  letischisti scher 
Bibel  anlegen.  Dieses  Buch  öffnen  sie,  wenn  sie  ihrem  Fetischismus 
frönen  wollen.  Sie  verbergen  diese  Bibel  sehr  scheu.  Es  ist  schwer, 
in  ein  solches  Buch  Einblick  zu  gewinnen.  Sie  geben  es  nicht  aus  der 
Hand  und  —  wenn  sie  es  tun  —  haben  sie  eben  die  Absicht,  mit  ihrer 
Paraphilie  Schluß  zu  machen.  Die  Größe  dieses  Opfers  kann  der  Normal- 
mensch gar  nicht  beurteilen. 

Um  ein  Bild  von  so  einer  fetischistischen  Bibel  zu  geben,  will 
ich  hier  einen  Fall  von  Korsettfetischismus  anführen,  der  vor  4  Jahren 
in  meine  Behandlung  kam.  Die  Art  und  Weise,  wie  er  die  Behandlung 
einleitete,  war  sclion  sonderbar  genug.  Er  erkundigte  sich  Monate  vorher 
nach  der  Art  der  Behandlung,  nach  dem  Preise,  nach  der  Dauer,  er 
überlegte  und  überlegte  und  kam  schließlich  nicht,  um  seinen  Feti- 
Äcliismus  zu  heilen,  sondern  um  sich  von  seiner  Impotenz  befreien  zu 

lassen. 

Es  handelt  sich  um  einen  schwerkranken  Menschen,  der  sich  aus  der 
Hölle  satanischer  Phantasien  in  die  Reinheit  eines  geregelten  ehelichen 

*)  .Herr  B.   iet  Kaufmann,   in  don  50er  Jahren  und  ausgesprochener  Liebhaber 

ruttmariger  Frauen.  Er  hE'gnügt  sich  aber  nicht  mit  dem  Genüsse  dfs  Augenblicks. 
-Kondem    er    Borgt    für    eine    WicdcraiiffriEehung    dieses    Genusses    in    seiner    Brinneruns 

dadurch,  daß  er  jeder  von  diesen  Rothaarigen;  mit  der  er  geschl  echt  lieh  vorkehrt  hat. 
■eine    Schnnihaarlocko    ahBchneidot.     Diese    formt    er    zierlich,    Bchmückt    üie    inifc    einem 

schwarzen  LSeideiiraden  und  klebt  sie  in  ein  Buch  seiner  Erinnerungen  ein,  wo  er  dns 
^eure    Pfand    güickliclier    Stunden .  mit    Namen    und    Datum    vereieht    und    seine    Ue- 

friedigung   in    dem    Durchblättern    dieser   fetischistiEohen    Remlnifizenzen    findet." 

SlBknl.  StüruHB'-'"  ilosTriob-   iiml  .^fTi-'liiluLBin.   VII.  ]] 


162 


Fetischismus. 


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Lebens  retten  will.  Seine  Aufzeichnungen  sind  ein  wertvolles  „Document 
huraain". 

Fall  Nr.  39.  Der  36jährige  Polizeibeamte  W.  G.  —  nennen  wir  ilm 
Wilhelm  —  war  sein  ganzes  Lehen  lang  impotent.    Diese  Impotenz  fuhrt 
er  auf  maßloee  Onanie  zurück.    Vor  zwei  Jahren  heiratete  er.    Es  war  ihm 
trotz  guter  Erektion  nicht  möglieb,   einen   KoituB  auszuführen.    Er    meint, 
es  wäre  die  Ungeschicklichkeit  seiner  Frau,    aber  er  muß  zugeben,     daß  er 
auch  bei  Dirnen  total  versagt  hat.  Er  ist  vollkommen  normal  gebaut,  zeigt 
keinerlei  Degenorationszeieben  und  stammt  aus  einer  gesunden  Familie.     Ki" 
gesteht,  daß  er  sieh  eigentlich  nur  für  KorKetts  uud  für  engein  gesehniirle 
starke  Weiber  interessiert  und  daß  seine  Frau  diesem  Typus  nicht  eatspricht. 
Sie  ist  mager  und  trägt  gar  kein   Korsett.    Ihn   reizen  sehr  dicke  Frauen, 
die  eng  gemiedert  sind,  so  daß  er  die  Empfindung  hat,  sie  könnten  in  ihrem 
Mieder  kaum  atmen.    Dieses  enge  Einschnüren  ist  unbedingte  LiebesbecÜn- 
gung.    Er  hat  nie  ein  solches  Weib  besessen. 

Er  führt  sein  Interesse  für  Mieder  auf  einen  Eindruck  der  Pubei-tät  /.u- 
diek.  Er  war  14  lahre  alt,  da  fesselt©  sein  Interesse  eine  üppige  Blondine, 
die  neben  seiner  Wohnung  lebte.  Sie  war  sehr  stark  gemiedert  und  war  an- 
geblich das  Objekt  seiner  ersten  Onaniephantasien, 

Er  zeigi  den  bekannten  Impuls  der  Fetischisten.  Er  läuft  viele 
Stunden  herum,  bis  er  ein  geeignetes  Objekt  findet,  dann  eilt  er  nach  liause. 
zieht  sich  ein  Mieder  an  und  onaniert  vor  dem  Spiegel  mit  der  Vorstellung, 
daß  er  diese  Frau  ist.  Bevor  ich  auf  die  Resultate  der  Analyse  eingehe, 
will  ich  einige  Stellen  aus  seiner  Bibel  mitteilen.  Er  gibt  mir  nämlich 
nacli  einer  Woche  ein  sehr  elegant  gehundenee,  abgegriffenes  Buch.  Ich  solle 
es  studieren,  er  werde  nach  14  Tagen  wiederkommen. 

Der  größte  Teil  des  Buches  ist  stenographisch,  einiges  in  Kurrent- 
schrift abgefaßt.  Im  Anfange  sind  mehrere  längere  Gedichte,  die  seine 
Phantasien  auedrücken,  gut  gemeint,  sehr  naiv.  Er  ist  ein  schlechter  Dichter 
trotz  seiner  lebhaften  Phantasie.  Dann  kommen  Geständnisse  und  schließ- 
lieh eine  Reihe  von  Bildern,  meistens  Ausschnitte  aus  Zeitungen  und  Zeit- 
schriften, von  denen  wir  später  einige  Proben  geben  werden.  Die  mei:^ten 
Bilder  sind  verändert.  Er  zeichnet  obszöne  Figuren  hinein.  Genitalien  er- 
gänzt zu  den  Miedern  üppige  Busen  usw.  ...  ' 

Ich  beginne  also  mit  einigen  seiner  Aufzeichnungen: 
Hiemit  heute  am  18.  III.  1905  unweigerlicher  Schluß  sämtlicher  geistigen 
Onanieaufzeichnungen!  Ursache:  Selbsterkenntnis,  weil  dadurch  Ursache 
und  Verlauf  des  Leidens  genügend  beschrieben,  Heüung  unmöglich  wäre, 
Geist  sich  auf  dem  Wege  des  Wahnsinns  {Gehirnerweichung,  geschlechtliche 
Verblödung)  befände!  Lieber,  wenn  ee  nicht  mehr  anders  sein  kann,  Un- 
zucht mit  einem  Weibe,  ob  Jungfrau,  Frau  oder  Witwe,  besondere 
kommt  da  die  öffentliche  Hure  in  Betracht,  in  Wirklichkeit  als 
zwecklose,  konstant  veränderliche  Ent-  und  Abartungen  bezüglich  des  weih- 
lichen Verkehres  zu  Papier  zu  bringen.  Nur  ernste,  die  Geschlechtssphüre 
"wirklich  betreffende  Aufzeichnungen,  wie  Ergehnisse  und  Verlauf  diesbezüg- 
licher ärztlicher  Untersuchungen  sowie  Abmoßtabellen  über  Frauen-(Huren-) 
körper  sowie  „Liebeeblätter"-Notizen  werde  ich  in  Zukunft  notieren.  Das 
walto,  mit  Hineicht  auf  meine  bevorstehende  Heilung  von  geistiger  und 
körperlicher  Onanie,  Gott! 


Hin  IJibcl  dos  Fctischisfeti.  163 

Gestern  abends  '/i8~8  Uhr  orstee  und  violleicht  doth  nicht  letztes  Mal 
bei  meinem  langjährigen  Beichtvater,  der  es  seit  zirka  189(3  ist,  früher 
Pfarrer,  P.  Erhardus.  lläumlichkeit:  großes  behagliches  Zimmer  und  Links 
anstoßendes  Kabinett.  Hübseh  und  rein,  elektrisches  Licht!  (Geistlichkeit 
iet  recht  gut  versorgt!) 

Ging  hin,  nachdem  icli  am  2.11.190:5  unten  in  der  Kirche  mit  ihm 
gesprochen,  um  zu  beichten.  Betonte  natürlich  die  Onanie,  mein  Unglück, 
lür  weiß  mein  Leiden,  die  Verkettung  trauriger  Umstände,  er  kennt  meine 
niaterielleii  Verhältnisse  ziemlich! 

Kurzer  Inhalt  seiner  Aussprüche,  weil  ich  ihn  dringend  fragte,  ob  un- 
ehelicher Beischlaf  absolut  von  GoU  aus  Sünde  und  üiiarixir  oder  ob  dies 
dem  reifen,  es  nicht  mehf  „aushaltonden  Mann"  gestattet  sei:         .>  * 

„Jeder  uneheliche  Beischlaf,  ganz  gleich  ob  zur 
Zeit  der  Reife  oder  später  ausgeübt,  ist  sündhaft!  Kur 
die  Ehe  gibt  das  religiöse  Recht,  das  ja  dann  7.ut 
Pflicht    wird." 

'  Wäre  jeder  Mann  und  jedes  Weib  so  durchdrungen  von  dem  heiligen 
Gebote  Gottes,  keusch  zu  sein  und  bleiben  zu  müssen  bis  zur  ehcbcheii  A  er- 
bindnng,  gleichgültig  ob  die  Heirat  früh  oder  spät  iniolge  Existenzbedin- 
gungen vor  sich  geht,  so  fallen  gut  die  größt«  Anzahl  Sorgen  und  t.bel 
hinv,-eg,  vielleicht  99%  dos  Unglücks!  Dann  wäre  das  Leben  nicht  so  elend,. 
wie  es  heute  ist  und  vielen  dünkt,  eben  weil  sie  sich  durch  Ansteckung  oder 
Veriust  ihrer  Keuschheit  nicht  vor  weiteren  Fehltritten  zu  halten  vermochten! 
Auf  meine  Behauptung,  daß  es  ungerecht  sei,  so  leiden  zu  müssen  J"iC/'''ei- 
leicht  erst  mit  35-40  Jahren  heiraten  zu  können,  während  ein  ghicklieherer, 
-Existenzmittel  besitzender  Mensch  vielleicht  mit  20  Jahren  heiratet,  gibt  er 
mit  Zuversicht  der  Anschauung  Ausdruck,  daß  es  oft  Vorsehung  mid  gut 
für  manche  ist,  daß  es  nicht  früher  sein  konnte.  AVeiter  sagte  er: 

Eheliche  Liebe,  die  ja  verrauscht,  muß  gegenseitige  Hochachtung  beider 
in  sich  schließen  und  den  festen  Willen,  auch  bei  etwaiger  eintretender  Ge- 
echlechtsunfähigkeit  des  einen  Teiles  dem  anderen  Teil  zeitlebens  treu  bleiben 

Der  Weg  zum  Verlust  der  Keuschheit  i^t  gewiß  leichter  und  hat  den 
Zwang  den  unehelichen  Beischlaf  fortzusetzen  und  immer  tiefer  hinein  zu 
geraten  und  dann  Jungfrau,  Mädchen  und  Ehefnni,  weil  man  e.  nicht  aus- 
haCkann  und  sich  aus  Leidenschaft  gehen  läßt,  zu  verführen,  als  die 
Eückkehr  zur  Mäßigung  und  Aufgabe  des  weiteren  unehelichen  B'^iscWafs. 
HUfsrnTttel  gegen  die  Unkeuschheit :  BesUind.ge  Wachsamkeit  durch  Mäßig- 
keit GeStGoTtvertrauen  und  Arbeit.  Scham,  Schaffen,  hartes  Lager  usw. 
'  Er  voriangte  von  mir  schließlich  das  Versprechen,  um  mir  die  Los- 
sprechung geben  zu  können,  „joden  unehelichen  Beischlaf  mit  Anwendung 
aller  Mittel  dagegen  unterlassen  zu  wollen   . 

,.Wenn  ich  kann,  ja",  sagte  ich.  ,      ^  ^  .       ^  „         u,  ' 

Ich  frage  nicht,  wenn  Sie  können,  denn  mit  den  Geboten  Gottes  gibt 
es  kein  Streiten,  diese  müssen  befolgt  werden  und  wenn  deren  ErfnllunK 
noch  so  unmöglich  erscheint  und  schwer  fällt,  sofern  S.o  willens  sind 
und  mir  versprechen,  keusch  zu  bleiben.  ,     .  ..  ,  ■    .  •  ■ 

Einige  Augenblicke  tiefe  Stille.  o.  v,      ■.      ^ 

Gespannt  wartet  er  im  Kabinett,  neben  mir  auf  einem  Stuhle  sitzend, 
ich  knie  im  Betschomel  ihm  zugewandt,  auf  Antwort. 


164 


FetischTsniiis. 


, 


■,,Ncin,  das  kaim  idi  nicht  versprechen',  sage  ich  büklo'miiicii,  ahor 
aufrichtig.  Dieser  Aiigenhlick,  in  dem  sich  Herz  und  Wille  cntschiodoii 
gegen  dos  Schöpfers  Vorschrift  aussprachon,  war  mir  entsetzlich,  aber  ich 
konnte  nicht  ander«.  Mißtrauen  gegen  die  Wahrheiten  und  Vorschriltcn  der 
katholischen  Religion,  Widerwillen  gegen  die  „tote  Hand",  gegen  die  Macht 
des  Kleru,'-:,  ein  Wunsch,  mich  nicht  der  Volksverdununung  zu  beugen,  sondern 
jetzt  zuzuwarten;  nach  Heilung  zu  suchen,  auch  ärztlichen  Ansspiiiches  loil- 
haftig  zu  -werden  und  im  Notfall  auch  als  Mensch  zu  fehlen,  im  Bomißtsein. 
nicht  mit  frevlerischcm  Übermut  Gott  beleidigt  zu  haben,  sondern  nur,  um 
in  Gottes  Welt  weiter  zu  kommen,  als  aus  Gefügigkeit  gegen  die  Träger 
der  Religion,  welche  dann  zur  Unterdrückung  menschlichen  Ehrgeizes  und 
Foi-techrittes  gehandhabt  wird,  als  Bekennen  "der  Volksaufklärung,  vielleicht 
(weil  ich  allerdings  nicht,  mehr  Heri'  der  wachsenden  Leidenschaft  sein  kann) 
um  dann  zu  heiraten  und  darai  als  bedrängter  Familienvater  mich  nie  des 
Lebens  freuen  könnte,  withrend  andere  meiner  höhnen  und  diesen  Trieb 
nicht  aus  Not,  sondern  aus  Vergnügen  ausschöpften,  um  dann  in  entspredien- 
dei-  Stellung  besser  bzw.  sich  sehr  gnt  zu  verheiraten  und  etwas  von  ihrer 
Jugend  hatten,  während  ich  mit  meiner  Sehnsucht  ungestillt  früh  altere. 
Ist  ja  doch  das  „Zölibaf  die  offizielle  Keuschheit,  nber  doch  die  inoffizielle 
Xrgernisursacho,  welche,  weil  nichts  von  vielen  gehalten  wird,  dem  Ansehen 
der  katholischen  Kirche  schadet,  aber,  aufgehoben,  ihre  mit  dem  Mantel  des 
göttlichen  Nimbus  gedeckte  Macht  schwächt.  Dann  erst  würde  ich  zu  einem 
Priester  mit  Verehrung  aufblicken,  weil  man  von  ihm  als  Mensch  nur  Menscli- 
liehes  und  nicht,  wie  ich  glaube.  Übertriebenes,  zu  Entsagungä  reich  es  ver- 
laugt,     eh  begreife    daß  viele  Katholiken   zum   Protesta ntl^us  ü  mr    en 

mit  int^STef  F '"  r^T""'  ''^'  ^'^'T^""  '"'^'^  d^"kle  ihm,  füMle  mich 
nut  mne  Khe  Freude  über  meme  AnOdärung  beruhigt,  sprach  dann  noch 
von  der  Entecheuhnig  durch  den  Arzt,  bat  ihn.  nicht  bl.e  zu  sein 

■Vr  li^n^'""',^"  T^  ^\'^f-'''^'%''  «agte  er  imd  nahm  kühlen  Abschied. 
!nd  l    .         1  ,     f  ^''  f  öffnote.Türe  hinaus,  versperrte  hinter  mir 

d?h  wJ!l  ^.V^^^^VV"  ^''^^'"  ''"^^^^'  l^'"^^--  mir  wahrscheinlich  in 
t  ^  ä  r  o  f  ■  '^'""^'T'^  S'^^i^^ä.n,  beschämt  mid  aufgeregt  schritt 
leh  chneil  von  ihm  weg  und  war  froh,  als  seine  Schritte  innehielten,  weil 
er  mit  dem  bei  der  Spmseglocke  im  I.  Stock  bereitstehenden  Diener  sprach. 
Als  ich  die  lur  des  Vorhauses  schloß  und  in  den  großen  Hof  trat,  schlug 
es  8  Uhr. 

^Aufgeregt  kam  ich  heim.  Mit  Gott  und  der  Welt  hadernd  mit  Sehn- 
sucht zu  heiraten,  im  Bewußteein  meines  Dranges,  auch  aus  Furcht  vor 
<jottes  Richterspruch,  wenn  ich  meine  Keuschheit  vor  Eheschluß  vernichte. 
Vorläufig  sistiere  icli  weiteres  Denken,  lasse  dann  möglichst  rasch  Dr.  F. 
die  J^ntecheidung  fällen,  halt«  aber  Ausschau  nach  baldiger  Heirat  mit 
hübschem,  mitverdienenden  oder  vermögenden  Mädchen.  Gelingt  es  nicJit. 
so  mußte  ich  vielleicht  ein  lÖ^lSjähriges  Mädchen  verführen  10  Jahre  mit 
mr  gehen,  bevor  ich  sie  als  kleiner  Beamter  heiraten  könnte.    Oder,  wenn 

r.l-^l  R  ■"'l'w^""^"'  ^^""'  '^^"'^  ^"^'■«"-  tWozu  erst  unaufrichtig  „uu- 
ohehcher  Reischlaf  sagen?"')   Aber  ich  hofie,  daß  Gottes  Hilfe  jetzt,  wo   dio 


IT 


iti)C 


Die  Bibgl  .des  Fetisch isleii.  "165 

Not  am  größten;  doch  noch  uücs  getreu  seinen  Xjeboten  zu.  einem  glüuk- 
lichen  Ende,  führt.  .  ^ 

i  EinBif-hi.svo-n  sage  ich,  Pater  E.  hat  gesteni  „goldene  Worte",  ge- 
sprochen. Er  hat  recht,  ich  wäre  gliicklicli,  so  ideal  voi'gehen  zu  können. 
Aber  die  Welt  ist  andere,  nicht  so  gut  und  nicht  so  ideal.  Und  weil  eben 
viel  Ideales  im  lieben  höchst  real  und  prosaisch  wjrd,  eo  muß  aiich  die 
höchst-e  Idealität  des  Beischlafes  einer  natürlichen  Anschauung,  hervjr- 
gei-ufen  durch  einen  unehelichen  Notbeißchlaf,  Platz  machen.  Ich  glai-ibe, 
alles  andere  geht  nielit,  kann  ausnahmsweise  in  dem  Jammortale,  Welt  ge- 
nannt, zustande  kommen.  Es  mag  ja  enthalljiame,  sozusagen  bedürfnislose 
Individuen  geben,  ich  bin  es  nicht. 

Pater  N.  ganz  richtiger  Standpunkt,  daß  Beischlaf  nicht  ein  Ver^ 
gnügen,  sondeni  Ijuet-Pflicht  sei,  denn  wäre  dieser  Akt  nicht  mit  so  viel 
Genuß  verbunden,  so  würde  es  mit  dem  Kindermachen  dci'  mächtigen  Kinderr 
eorgo  wegen  aus  sein.  ^    ... 

Allerdings  hat  er  auch  Recht,  als  er  mir  vorwarf,  was  würde  ich  denn 
machen  können,  wenn  ein  von  Natur, siecher  Körpei-  mir  den.  Beischlaf  ver- 
bieten würde;  Er  sagte,  daß  er  genug  in  allen  Kreisen,  bei  Gesunden  und 
Kranken,  auch  Irrsinnigen,  Beichte  gehört  Imtte,  genug  des  menschlichen 
Leides  erfahren  —  aus  eigener  Schuld!.  —       ... 

Walmsimt  kann  infolge  des  Mißtrauens  in  der  Kraft  zum  Guten,  aus 
Nachgeben  zur  Leidenschaft,  nicht  aber  aus  Kenschheitsschaden  zustand^ 
kommen.  Auch  sie  behaupteten,  es  nicht  aushallen  gekonnt  zu  haben,  fielen 
aber  aus  eigener. Schwäche,  aus  Glaubenslesigkeit  geg-en  Gottes  unanfechtbar? 
keusche  Sittenvorschrift.  Verheiratete  Frauen  klagten  ihm  oft,  mit  dem  Maim^ 
nicht  bzw.  nicht  mehr  leben  zu  können.  Warum,  weil .  Ehebruch  —  vop 
Patfli-  N.  erfahren  —  dieeem  Ausspruch  vorhergegangen  war. 

Je  mehr  einer  gegen  Gott,  gegen  Gebet-  und  Kirche  ^wettert,  schimpft 
und  in  Versammlungen  dagegen  schreit,  dann  könnte  .Pater  N.  ruhig  sagen: 
Je  größer  deine  Abneigung,  dein  Geschrei  gegen  Gott  und  seine  Kirche, 
desto  mehr  Schuld,  die  in  deinem  Herzen  sich  aufhäufte,  bist  du  dir  bewußt 
und  suchst  Euho  .211  linden  durch  Gegnerschaft,  welche,  Herzensruhe  du  abef 
nicht  finden  kannst.    Du  fühlst  des  Herzens  Leere." 

Daher  ist  Pater  N.  auch  ein  Gegner  des  Vereines  zur  Wiederverheiratung 
geschiedener  katholischer  Eheleute.     -■-".  ''■"-:'-  .  -        "  ■         '  :\ 

'  -  Ich  wollte  über  letzteren  Punkt  nicht  mit  ihm  debattieren;  es  -wäre 
sonst  ins  ■Unendliche  gegangen.  Denn  ■  wie  viele  treten  buchst^iblich  brave 
Frauen  wie  Tiere  mit  Füßen.  Ja,  soll  sie  denn  dem  Liebe  entgegenbringen; 
vieUeicht  ihn  erhalten  und  warten,  bis  er  stirbt,  anstatt  doch  noch  an  der 
Seite  eines  anderen  glücklich  zu  werden? 

-        Die  Abneigung  gegen  diesen  Verein  ist  von  ihm  generalisiert,  vielleicht 

iesuiüech-klerikal.    Allerdings  auch   ein  Körnchen' Wahrheit  liegt  m  seiiie: 

Meinung     Hätten   beide  friihel-  einander    besser   kennen  gelernt,  nicht   erst 

.  dann,  als  es  zu  spät.    Er  sagte  dies  nicht,  aber  ich  glaube,  es  "Ware  seine 

Antwort  gewesen.      .  .,  ,  ,  .      , 

Schlußbemorkungcn:"  Wie '.  rich,tig  die  Einsicht  ist,  diese  geistiger 
Onanie  entspringenden  Perversitälen  ein  für  allemal  abzuschließen,  nach- 
dem schon  genug  in  den  vorherigen  Aufzeichnungen  davon  gesprochen  wurde. 
Weist  das  in  der  Buchtasche  befindliche  Feuilleton  von  Montag,  den  27.  März 


/ 


16(5 


FetisctiismuB. 


Ji 


1905,  aus  d&m  „Neuen  Wiener  Tagblatto''  „Irrsinn  und  Phantasie''.  Würde 
dies  Buch  leidenschaftlich  in  dieser  Art  fortgesetzt,  dann  würde  dieser  Ar- 
tikel mein  Schicksal  zeichnen.  Dann  Irrsinn,  entstanden  durch  geistige  und 
körperliche  Onanie,  durch  überhitzt«  Phantasie,  durch  krankhaft  entwickelte 
Einbildungskraft,  die  vielleicht  schaffend  sein  könnte.  Denn  der  Grundziig 
und  Verlauf  meiner  phantastischen  Aufregungen  in  geschlechtlicher  Hinsiclit 
war  und  ist  immer  folgender; 

Die  meine  Leidenschaft  erregt  habenden  weiblichen  Geachöpie,  gleich- 
gültig welchen  Alters,  Standes,  Bekenntnisses  und  Bildungsgrades,  werden 
meine  „Opfer"',  die  mir  Untertan  sind. 

1.  Ich  begeile  mich  platonisch  an  ihrem  Wesen,  an  ihren  Sinnen  und 
an  ihrem  angekleideten  schönen  Körper.  Ich  mache  dann  durch  mich,  durch 
die  Umgebung,  durch  mein  Küssen,  Umarmen,  Betasten,  Reden,  Belästigungen 
und  Handeln  die  Mädchen  und  Weiber  geil,  geiler  und  höchst  geil.  Quäle 
sie  auch  durch  Nichtbefriedigung  ihrer  platonischen  oder  geächlechtlichcn 
Sinnesäußerungeii,  betöre  sie,  blende  sie  durch  Unterhaltung,  Putz  und  Luxus. 

2.  Ich  unterwerfe  sie  mehr  oder  minder  langsam,  schnell,  kühl  oder 
heftig  in  den  verschiedensten  Toiletten,  den  verschiedensten  sie  mehr  oder 
minder  erregenden,  schmerzlichen,  aber  ungefährlichen  Folterungen,  wie 
Liege-,  Hänge-,  Kad-,  Binde-,  Kitzel-,  Peitschmassage,  Hetz-,  Strick-,  Wasser- 
und  der  überaus  beliebten  Miederfolter.  Diese  Folterapoehe, 
die  meiner  ersten  Begeil ungsepoche  folgt,  wird  auf  das  verschiedenste  bei 
der  Frau  angewendet,  wiederholt  stets  aufs  neue  variiert.  Z.  ß.  das  Kind, 
Mädchen,  Backfisch,  Jungfrau,  dann  Ehefrau,  Mutter,  Matrone  wird  vielmals 
a,nders  umgekleidet,  wieder  gefoltert,  mehr  und  mehr  ausgezogen,  entweder 
von  mir  allein  oder  im  Verein  mit  ihren  „Dienerinnen"  (Huren,  schon  ver- 
dorbenen Verführten),  aufs  neue  abermals  verschiedenen  Polterqualen  untei-- 
ivorfen,  dabei  begeilt  und  in  der  Körperkraft  durch  die  Beugungen  und  un- 
gewohnte Bänder-  und  Strickfesselungen  ermüdet,  auf  das  raffinierteste  in 
den  reizendsten  Stollungen  Photographien,  angekleidet,  geschnürt,  gofilzf.. 
gekitzelt,  gedudelt,  gezwickt,  massiert  usw.  Ohnmacht«i.  Aufwecken  in  ihrcu 
luxuriösen  Heimen,  Ejholungsaeiten,  auch  Unterhaltung  und  Nichtstun  in  den 
„Lustgebäuden",  währenddessen  Kameradinnen  und  Geechlechlsgenossinnen 
weiter  seufzen  und  aufs  neue  mißhandelt  werden. 

3.  Je  nach  Stärke  der  „Gefolterten-',  je  nach  der  Schönheit  und  Leiden- 
schaft des  Opfers  sowie  je  nach  der  Beschaffenheit  des  sie  marternden  Herni 
folgt  für  das  anständige  Weib  die  dritte  und  letzte  Phase  des  Leidens  und 
der  vielleicht  heimlichen  Freude.  Größte  Scham,  größter  Genuß,  wechselnd, 
endlos  geboten,  nicht  von  einem  Manne,  sondern  von  Männern,  ja  selbst 
von  Geschlechtsgenossinnen.  Es  ist  der  Beischlaf,  die  Schau dungs'epu che,  die 
beste,  angenehmste,  aber  auch  aufregendste,  mitunter  selbst  für  das  stärksLe 
Weib.  Größter  Genuß  für  den  das  Weib  „behandelnden"  Mann,  fröhlichste 
Austohungszeit  für  die  Gefährtinnen  (Huren,  und  zwar  immer  nur  fünfe) 
und  kombinierte,  raffinierte,  nervenaufpeitschendste  Lustenarten  des  Weiber- 
leibes. 

Wie  viele  Kinder,  Mädchen  von  10  Jahren  aufwärts,  Schülerinnen  der 
Normalschulen  und  Handelsschulen,  Backfische  werden  überfallen,  genot- 
züchtigt, wie  viele  reife  Jungfrauen  und  Damen  geschändet,  welche  Zahl  von 
weiblichen  Bräuten,  Ehefrauen,  Witwen  vergewaltigt,  geschiedene  Frauen, 
Mütter,   gleichgültig  ob    weniger    oder    vieler,   kleiner    oder   großer   Kinder, 


Die  Bibel  des  Fetischisten. 


167 


juiigo   und    alto    Mütter   and    Matronen    „titUare"'),      echwaiigore    Frauens- 
pfirsonen  ein  Leckerbiesen ! 

Da  nützt  bei   alloii    drei    Epochen  kein    Wideretand  der   Scham,    des 
Schmerzes   oder   der   Vorzweifiung.    Der   BaekÜech,   dio   Jungfrau,   die   junge, 
eben  verheiratete  Frau,  die  schon  verblühte  Gattin,  die  Mutter  wird  dun-h 
des  Mannns  Krai't  niedergezwungen;  genügt  die  nicht  oder  will  sich  der  Mann 
nicht  anstrengen,  so   sind  ja  die  fön!',   zu  allem,  auch   zu  den  scheußlichsteu 
Orgien  mit  Vergnügen  bereiten,  schönen,  jungen  und  auch  älteren  Huren  da, 
■welche,  eine  links,  eine  rechts,  je  einen  Arm  der  Dulderin  halten,  während 
der  rasenden  Züchtigen  je  eines  ihrer  schönen  Beine,  z.  B.  das  linke  von  einer 
Hure  emporgehoben  wird,  das  andere,   rechte  Bein  seitwärts  gehalten,   ge- 
zogen wird,  so  daß  der  entzückte  Mann  die  Schreiende  bis  zu  der  Schenkel- 
hohe  in  aufgeschlagenen  Böcken  sieht,  ihre  Kleider  höher  hebt,  sie  am  . .  .=) 
mit  der  Hand  kitzelt,  während  die  5.  Bure  lächehid  der.   gellende  Schreie, 
Flüche  und  Verwünschungen  ausstoßenden  röchelnden  Halbohnmächtigen  den 
Mund  vorhält;  jetzt  betasten  des  Geliebten  Hände  ihre  vollen,  stark  wogenden 
Brüste,  Umarmungen  ihres  Leibes,  Niederschleppen  in  ein  Bett,  die  Zuckende 
ringt  vergebens,    die  Binse  wird    ihr  aufgemacht,    das  Mieder  vorne    auf- 
geriesen,    die  Seidenröcke   zerknittert,    oft  abgerissen,    das  schone   Höschen 
an   der  kitzlichsten  Bauchstelle  zerfetzt,   in  wildem  Kampf  helfen   ott  Mann 
und   Hure  die    zu   Schändende    splitternackt   entkleiden,    Ohnmachteanfalle, 
SamenflüGse,   schließlich   Entkleidung  des  Mannes  vor  der  bebenden  bchoncn 
und  ihre  gewaltsame  Verführung!  , '''.„. 

Die  Schreie  verhallen,   ihr  "Widerstand   verschwindet,   man  läßt  die  in 
Liebosrasen   versunkene  allein   im   Bette.    Entweder  hotfnungslos   zerknirscht 
oder  verzweifelt  oder  erleichtert,   dankbar  und  verliebt  findet  sich  das  ver- 
liebt*^ Opfer  in  ihrem  Blute  oder  in  ihren  Saraenausflüssen  allein  mit  einein 
nackten     liebenden    Manne     im    sehwellenden     Liebesbett    und     prachtvollen 
Zimmer    Ruhepause.   Liebesbelobnung  durch  achtungsvoUes  Wesen  ihrer  sie 
vorhin  schamlos  behandelnden  Dienerinnen  durch  Kleider,  Unterhaltung  und 
Luxus  und  erneute,  stets  leidenschaftlichere  und  schönere  Liebesnadite. 

Das  ist  nur  sozusagen  ein  Schulbeispiel  aus  der  unzähligen  Masse  von 
Sittlichkeitßvergehungcn  der  Männer  gegen  Frauen.  Wie  viele  Orgien  trieb 
?;h      B  miM^nen  schönen  Mädchen  und  Frauen,  die  ich  1905  '^  <ierV.  Inter- 
nat i  um  len   Aitomobilausstellung   ,n   der  „Gartenbau"   gesehen!   Wie^wurde 
ir      e  ner  Phantasie  die  hochelegant  gekleidete  Prinzessin  H.   begeilt    go- 
oltert    ausgezogen,  zwischen  den  iiberstarken  .....  .  -  -').  Wie  schnell 

1  H^    reizende  Frau   W^   plalonisch,  dann   auf  der   Folti^r  geliebt,  dann 

""'u  1  -^^  ,„,d  „r.tpr  den  Achseln  von  zwei  Männern,  ad  vaginam  von  einem 
entkleide-t  xmA  "^'J«  /ien  au  .^^^  ^^^^^  ^.^  ^^^^^  ^^^_ 

r\r»ur  hr  Kö^^Sheiten  eitiesselt  hatten.  Krank,  halb  wahn- 
sinnig "or  Scham,  Schauder.  Ekel  und  Wollust  wurde  sie  m  ihr  Ruhebett 
gezerrt. 

TTT^ Original,  ein   ordinän-r  Wiener  Diakkt.u.dnick:  .■^^>^««''■ 

■■"       -    Ordinärer  Wiener   Dialektausdruek   für   Vaßina:    -'l".-^-.  ; 

^    Enn  ordinären  Wiener   Dialekt  an  «drücken  sieh  ergehende  Schilderung  omer 
..Coh.bitiiö  mt"r  mamnia.  eum  Quin.^e  eiacnlatiooibu.  et  cum  er«.tione  „erni.gn.rum 

m[imniarum".  _     ^  ,        ,      _      . 

•  )  FtJhili'):    ^T'-wvp^  . 


1,68  . 


!■;»'  ■  t'etischismKS'.v;;.-   .,;.;_ 


.;  I 


>  <  '. 


.r-,;,  Wie,. .schrie  die  Fürstin    Y     n].   ;  i.  ,. 
mit    gerade,-    Front    i  ii  r    i  n    i  h  ^on      li         .    '  " '' ^'^   Mieder 
ayf    das    engst«    ^"«a,nn,engep-eßt    u^,'  H°"    7^    ^"^"^' 
aufatmend    auf    die    weiche    ^üfnt,  *^'    "'"^   ^  ^  *>    ^"<^"- 

s:an,k,- Während    A  uguVt     di  e    v  oi,     qn" '    '^^'^'^"'^    "^^^l«^- 
ge-Bchnürle  Mitte  umklammortP    .-,'".    ^"^    ^  ^"^     ^^^t" 

Seideohose,  Strümpfe  durehbroAen^  und  VtlArurn""!''^.'  Battisthemd, 
acböno  Gestalt  verschlangen  und  Hairul  Stl  t'  "h  ^"^^^^  "^'^  ^^^S«^^^ 
an  ihr  geküßt  wordBu.  Zitternd  und  halb  so7^^'  I  ""^^  '°'-'^''  '^^^f^""«'' 
S1.1110  ihr  August  ihre  ganze  2w"4'C  w  dT^i'^T  f^^-Stunda  lang 
jeder  Form  nehmea  mu.se,  sich  8c>  wie  seine  Fr  n.-.u'''''''  '^"^^  ^'^^'^  "' 
falls  ihre  fünf  Zoten  und  extra  noci  grau Lme  Pnh  '^"''"  ^'^^'  ""^^^ 
erzwingen  würden.  Wie  schreit  sie  nur  .,  ?  "i  ^**™^'^"  ^^''  "Nachgeben" 
ihr  voller  herausgepreßter  Busen  an  Juiv  l''Jl^  '°  ^'^^  "'"'■^^^'  '^^^ 
Battisthenid  bekleideten  Brust  fast  eingedHk-W  1  ■  i  .f "'""  '''''"^^"'  ^^^'^'^^ 
von  sich.  Küsse  regnet  es  iet.t  Li  fhre  "o,  Tllln  "'^^™«  ^'"^^  i'^ 
Arme.,  Sie  schreit.  Jetzt  duddelt  er  sie  hnl  .,  '''f''^^''^^  B'-üste  und 
Hemde.  Klatsch!  Er  erhält  eine  Ohrfe  g'e  K  ■ad.''  l'^^'\^'-^^'^  --^  dorn 
bis  zur  Miedergrenze  von  Busen  und  Schult.,t  t  ,  '^'"'^^  ''^'^  ^^^  Hemd 
.ur  Tür  fliehen  wollende  Fürstin  a7ihren  1  t  I-'  '^^"''^'  ^'"'''^  ''  ^'' 

bittet  Bie  um  Verzeihung.  Stöhnend  vor  M  .S'^'f'""'*'^"  ^"''1*» '-^"d 
seine  Anne.  Jetzt  f....  er  sie  ruhig  am  B  in  7''^  ","1:^  ^^^^  ^^^  ^« 
halb  ohnmächtige  Aristokratin  vor  den  SpiL  '  in""  "'"^  P^"'^'^'  '^"^^"^  ''i« 

und    den  Bauch    ■).    Kaum    fühlt     ^h-        i    ^^^^'''"  ^'^'^^^^^ 

auf  ihrem  Geschlechtsteile,  als  sie  st h  sehne?  ?'^^"/*^'^  Ma.neshände 
Kau.Df,  bei  dem  das  fest  gesehnt  Mi  d^Lr"!^?'  "1^^'  ^'^'*«^  '^^'^ 
Wüllto  vergebens  auf  ihr  schönes  SpiS üd  S  f  °^  ''  ^^^'"'''ß^" 
schnell  die  „Hose"  schließt,  seine  Hand  v'n  Z  '"'rf "^  ^^"'^<^'^t,  sie 
^"■'\  "f -■  f'"-^hterlichem  Geschrei  die  Tür  auf«  7  .^"""'^'"^  ^''^'^^^' 
zu  Hilfe.  Rettung  vor  Notzucht!"  l'Z  aufstoßend  ruft:  „Zn  Hilfe, 
die  sieh  Sträubende  überall  betastend  ruft  er  d./  t  /''  "'■^''^«'^t  und, 
eilenden  Huren  zu.  (Es  waren  ihre  fünf  H  "     «  '^''^  ^^"S^"  •'''^■b«'- 

welche  soeben  einen  jüdischen,  üppigen  BackfSK  '""S*^  ^"'^'^^^  Huren. 

Jungfrau  und  eine  christliche  XuLslotp/r''  ^'"^  I^^^^tantische 
wollen.)  Schnell  eilten  die  fünf  H^'h  X,  Alf  "".■ '^f '"■^"  ^^^^-^en 
d.e  Furstm  verstanden,  als.  sie  so  aufgeregt  'hH*^''  ^'''  ^P^«''  '^''«^'^ 
befindend,  wie  nur  die  vertrauteste  Zofe  1  f  l  '  '"  ^'"^"'  ^o^t'""  ^^i^h 
Begehrungskrampfe  mit  einem  fast  fremden  Mann',  "i  "?*^  ^'''^"  ^^  ^'i'^em 
kamen  aber  nicht  dazu,  ihre  Begleiterinnen  zoZ',^''?  ^^  ^^°"t^"  ^elteu, 
zitternden  drei  Opfer  über  den  Gang  fori  Auf  i,  %'^"'"'^'^  '^^^^  ^^°'-g«"g 
hielten  sie  eine  die  Wahrheit  verdeckende   t^u  ^^"^^sches  Fragen  or- 

sie  es  noch  erfahren  würden.  Tat6ächUch\vi]  ,  "^'^  '^^"^  «''^^«'S«.  ^aß 
Backflsch  die  Ida!)  vergewaltigt,  dt  nä  hlten  T  ^^""^  '^*^'-  '^^^^'^"g^ 
wahrend  einer  Unterhaltung  in  ih^em  ZiCer  !tÄ  ^''  ^^''^l'^^"  ^^'«^ 
unten  angelangt,  nach  Absolvierung  der  Wii>,  ^"^'  ''''^^'•^^^  die  Frau, 
zurückgebracht,  2  Stunden  darauf  genau  ^uSl  .  ^f'''°^""  ^"  ^^^^  Zimmer 
geschehen  hätte  sollen.  "'**^'  ^^^  dieser  schreienden  Dame 


')  Tiiilhre  lociirit  tiiinorit;  restitcnUai'. 


Die  Sib.ej-dQs' Kotischisten. 


\m 


..i'.  ■.:  Die  Fürstin  atftete  auf;  Aber  dio  Huren  drängten  sie  zurüde,  die  Fürstin 
ereebrack,  packten  sie  docli  fremde  Hände,  fesselten  ihre  kleinen  Füße  wäh- 
rend ilir  eine  den  kleinen  Mund  zuhält.  Mit  Entsetzen  fühlte  aie  verdoppelt 
Auguste  Angriffe,  als  sie  sogar  auf  die  Ottomane  niedergepreßt  wurde  imd 
nochmals  durch  öffnen  des  wunderbar  gearbeiteten  Hööchens  ihre  '\ 

eidit^r  ward,  fiel  sie  in  Weinkrämpfe.  .Als  sie  beruhigt  wurde,'  hörte  sie 
fTr  iSl  w'i  f  '^;^^«f^^ A^g"st  volktandlg  gehorchten  und  zur  stra  e 
fu     Ihren   Widerstand  die  Felf^pgeräte   herbekchaffteu.    Sie  bat    August  um 

H^nr^.   R,Hf  H  rf'  ^^'^  ^°''  ^"^^'  ^'^^^''  '''^^  ™r  der  Liege-, 

ih^Lfen  und  W  ;■  .h^'''^.^^'"^  ^'^^^  d"^ch  gesobiektes  Drohen  dufch 
tot  foltl!.n  ""t,^"^"^^  ubertnehen.    Sie  ließ  sich  lieber  „tot  schnüren-  als 

chtln  2  '  ^  "''w^'r  '^'^  ^"^"^^^  ^'''^''''  '''  «^1'  «Ji"  ^"l^en,  bereit 
Äult  ;  1  !  ^  """'  Widerstand  ließ  sie  sich  jetzt  schon  wie  eine  Unro  von 
August  Jiei Ulli.  and  wenden,  ja,  sie  sah  ihn  sogar  verliebt  an,  als  er 

Ihren  Busen  küßt«  und  A . . .  und  Bauch  tätschelte.  Die  Huren  machten 
I  echt  viel  Lai-m  mit  dem  Rucken  der  Foltern  und  Kichten  der  Riemen  und 
bchnure  und  Stricke.   „Therese,   gib   an   neuchen   Riem   lier,   sonst  reißt  der 

fW      ^'^^J''  ,   "^   ^"'**'"'   '^'^  J^  ™^^t  stark  und  gestallt   ist.   festbindet.-- 
uaer.  „btem    bring  a  Reservemieder,  sowie  ihr  jetziges  ebenfalls  unzerreiß- 
ba,    s^i^t  k.det  die  Fürstin  «u  viel  und  stirbt  vieUeicht,  w;.nn  ihr  die  Stricke 
den  Leib  zu  viel  einschnüren  täten,"  „Leer-den  Kübel  aus,  Olga,  sonst  spritzt 
die   Fuietin    beim   bpoiben   alles  an."   „Glaubst  net,   Mizzi.   daß    August   die 
iurstm   erst  ha  btot   von    der   Folter   herunternehmen    darf   -    sie   vortragt 
ul^  verwohnte  Jrau  eh  net  viel  -^,  weil  eie  vorhin  ihm  net  gehorcht  hat?  ■ 
Wart  nur,   Annerl,  die  Fürstin  wird  na  spitzen,  wanns  auf  dem  Rad  fest- 
bunden  ist,  dann   tut  scho  alles  ihm  geben,   aber  dann   is  z'  spät    denn  bis 
d]e  Folterschmeizen  vergangen  san,  is   14  Tage  schwerkrank  gewesen"  usw. 
Die   Fürstin    hörte   dies    alles.     Sie   fürchtete   sich    nun   mehr   vor   der 
Folter  als  vor  der  Liebe  Augusts.    Sie  fiel  in  Ohnmacht.    Durch  einen  Streit 
erwachte  sie.    Fingiert  war  er!    August  nahm  eine  Hure,  die  schuldig  war, 
folterte  sie  teils  selbst,  teils  ließ   er  sie  von   ihren  Kolleginnen  vielseitig 
foltern,   ankleiden,   dann   fest  zueaniraenschuUren,    peitecheu    und   in    Eisen- 
inieder  einpressen.    Die  Hure  jammerte  nnd  hat  um  Gnade,  fiel  in  Ohmnacht 
und,  anscheinend  die  fürchterlichsten  Schmerzen  bei  Peitschen  und  Radfoller 
erduldend,  küßte  sie  die  Füße  der  Fürstin  mit  der  Bitte  um  Fürsprache  bei 
August.  Bleich  vor  Angst  und  Aufregung  wurde  dio  Fürstin,  von  August 
und  zwei  Huron  gehalten,  während  die  zwei  anderen  ihre  Kollegin  gemartc-t 
hatten,  weich  und  da  ihr  neuerdings  gedroht  wurde,  wenn  sie  nicht  alles  mit 
August  dulden  würde,  ginge  es  ihr  ebenso,  legte  sie  sich  ganz  dicht  an  iiin 
auf  die  Ottomane  nieder,  schrie  nicht,  als  er  ihr  in  vaginani  verstohlen  fuhr, 
sondern  schmiegte  sieh  geil  an  ihn  mit  der  Bitte  um  Gnade  für  die  in  eine 
stille  Ecke  gezerrte  schluchzende  Hure.    „Gebt  die  Steffi  frei!    Ich  verzeih 
ihr!''  Dio  4  Zofen  eilten  mit  ihrer  müden  Kollegin  wieder  zu  der  schon  zuin 
Ehebruch  geneigt  scheinenden  Fürstin  und  dankten  ihr.  „Nicht  wahr,  jetzt 
werde  ich   auch   nicht  mehr  gefoltert",   bat   die   Fürstin.     August   blieb   ab- 
;ft'eJ6end  und  die  Fürstin  wurde  aufgeregt.    Die  Huren  batenfürsie.    August 


»)  Vagina. 


-*.■£.,  .^',.     't 


170 


Fetiacfaismaa. 


^\ 


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nahm  die  ihn  vor  Freude  küssende  Fürstin  um  ihre  Taille  und  riß  ihren 
üppigen  Leib  —  nicht  ins  Bett,  wie  sie  hollEte,  eondern  zur  Folter.  Ach  wie 
schmerzlich!  Auf  seinen  Wink  wurde  die  reizende  Frau  niedergelegt,  gehängt 
und  gerädert.  Ohnmächtig  nahm  man  die  Fürstin  herab,  schnürte  sie  auf, 
und  als  sie  erwachte,  radelte  sie  August  noch  enger  zusammen.  Als  eje 
neuerdings  von  ihm  am  Popo  erfaßt  und  zur  Folter  kommen  sollte,. fiel  sie 
ihm  um  den  Hals,  küßte  ihn  stürmisch  und  sagte,  ihre  Brüste  ihm  «eigwid: 
:    .„Nimm  mich  hin,  mein  Geliebter,  ich  liebe  dich,  sei  mein!" 

■  ,JIab6  Dank,  schöne  Geliebte,  ich  liebe  dich,  werde  dich  nicht  mehr 
foltern,  aber  zur  Warnung,  daß  du  nicht  mehr  so  spröde  bist,  noch  etwas 
biegen!"  Die  fassungslose  Fürstin  im  Verein  mit  den  Huren  am  ganzen  Leibe 
hin-  und  herzerrend,  sie  im  Zimmer  hetzend,  Bauch  und  Busen  wollüstig  be- 
arbeitend, ihren  schönen  Leib  so  fest  in  ßadform  auf  der  Ottomane  zu- 
sammenbiegend, daß  einige  Miedemähte  rissen  und  selbst  die  Huren  seufzend 
die  Köpfe  senkten  und  sagten:  „Lassen  mir's  gehen,  August,  es  zwei  habt 
schon  genug!"  Wahnsinnig  stürzte  August  über  das  schöne,  in  Ohnmacht 
fallende  Weib,  legte  sie  in  ihr  Liebesbett  und  brachte  sie  zu  eich. 

Die  Huren  hatten  sich  entfernt,  die  Fürstin  sah  keine  Poltern  mehr, 
in  August  nur  mehr  iliren  Liebhaber  —  freiwillig  brach  sie  die  Ehe  —  und 
streckte  sich  in  unendlicher  Geilheit,  nach  und  nach  sich  von  August  ganz 
entkleiden  lassend,  zum  Beischlaf  hin,  der  ihr  oft  und  ausreichend  zuteil 
wurde.    So  hatte  die  Fürstin  und  August  ausgewoUüstet!    Die  Fürstin  war 

genug   „gep ".   Nach  gefiöriger  Bewunderung  ihres   nunmehr  entehrten 

Leibes  schnürte  August  wieder  die  geliebte  Fürstin  auf  40  cm  zusammen  uud 
lobte  ihre  Körperschönheit.  G^chmeichelt  ließ  sich  die  Fürstin  in  diesem 
heftig  geschnürten  Zustand  p....  Wohlgefällig  strich  sie  sieh  über  ihre 
vollen,  kugeligen  „ "i),  über  das  Atlasmiedor,  drehte  ihre  Wespen- 
taille und  ihren  weißen  Bauch  und  ihr  kräftig  modelliertes  Becken  Sie  war 
glücklich,  am  Vorabend  den  „Siegespreis"  als  sich  am  stärksten  schnürende 
Dame  erhalten  zu  haben.  Den  2.  „Schnürpreis'^  erhielt  weil  in  bezug  auf 
gesamte  Körperbildung  zu  viel  geradelte  eine  ISjährige  jüdische  ßallerine 
und  eme  20iahrig6  christliche  Konfektioneuse.  Die  Fürstin  welche  32  Jahre 
alt  war,  hatte,  angekleidet  von  rückwärts  gesehen,  an  Taillenbi'cite  nur  ein 
Viertel  der  entsprechenden  Breite  des  Beckens.  Bei  den  meisten  anderen  be- 
trug 06  bis  zu  einem  Drittel  des  Hüftumfanges.  Daher  war  die  Fürstin 
Siegerin. 

Und  solche  Vorgänge  wurden  in  Unzahl  variiert,  mit  Mädchen  uud 
Frauen  und  Huren' .  Denn  auch  die  sogenannten  Dienerinnen  wurden  oft 
80  behandelt  mit  ihren  Hemnnen  zugleich.  Oft  liegen  Hunderte  von  ge- 
schnurtea  und  entkleideten  Weibern  in  einem  Orgiensaale  gebunden  in  allen 
btellungen  in  den  Teppichen  und  die  Weiber  sprangen,  durch  Peitechen- 
hiebe  getrieben,   auf  die  S.  ihrer  Männer   los    oder  forderten  sie   wie 

Huren  zum  „Begatten  auf.  Dort  sah  man  alle  Bauarten  von  Weiberleibern 
beim  Sprung  von  einem  st  oekhohen  Trampolin  in  untergelegte  Federmatratzen, 
weil  den  in  vollständiger  Toilette  beßndlichen  Damen  beim  Hinuntereprin^en 
die  Röcke  aufschlugen,  viele  schrien  in  der  Luft  in  dieser  Erkenntnis  fürchter- 
lich auf,  denn  ihre  Zofen  hatten  sie  keine  Hosen  anziehen  lassen  und  jetzt 
.sahen  die  unten  stehenden  Männer  ihre  weißen  Schenkel  und  ihr  süßes  „F  . .". 
Kaum  unten,  fühlten  sie  sich  auch  schon  ergriffen,  am  „F      "  gef        "    und 


nie  Bibel  ties  Fetischisten, 


„gep "  usw. 


171 

ad 


an  Scheide  und  Busen  und  Achsel  abwechselnd 

"''"'ich'    wiederhole     kurz:      Äußerlich     keusch     lebend       eU 
ich     J'Y        ,      ^^i        iplj     in,     Innern     in     krankhaUer 

^TVir/entwtc\l-g\in    Verbrecher     am    Weibe     der     U 

li  n  1  r  r  0  n  h  .  u  s  g  e  h  ö  r  t.   Aber  in  meiner  Phantasie  gilt  mir  kern  GeseU 

Ir  Well  keine  Kinde«-  und  Mädchennnschnid,  keine  Frauenehre.   So  oH  ich 

Onanie  treibe,  kehren  die^e  drei  Grnndeleraenta  wieder:    Zuerst  1.  begeile 

ich   mich   und   die  Weiber,   ob  nun  angekleidet  oder  nicht;    2.   dann   toitere 

ich   diese   mit  Geräten.   Stricken.    Bändern,    Maschinen  usw.   besonders 

mit    engen    hochfeinen    Miedern;    schließlich  3.   zwinge  ich jie 

noch,  aber  nicht  mehr  gefoltert,  zum  „Beischlaf",  ob  es  ihnen  nun  paßt  odei 

nicht,  bis  sie  gemig  haben  —  und  auch  ich!  _        „^:-j.:„6„ 

Während  des  ersten  Punktes  gebe  ich  w.derwühs  •"«"^<^-/^^'^f;/;„; 

Selbstbeüecknng  nach,  welche  behn  --f /"^^  "rd^ei  ^dSÄu^^^^^^ 

Vorbereitungen  zur  körperlichen  Onanie  treffen  1=^^^-   JL"^^^^;',^^^^^^^ 

während  die  Unglückliche  in  größtem  Schmerz  -ch<kmh^^^^^^  ,„it 

nähern  muß,  erreicht  ^^'^''^\^'''^^\^;'^^^^^^  Samens, 

'-^^  .:L^äi^tt  ?:  V^i^  m^.ioe  schwäche,  f.  mein 

^^'^Ttt:rwiir:;::ro::^^    ..et,  wachsam- 

^^'*  "2"\'trr:Siene    Besserung,   wie   Haupttreffer.    ßemrde:.ung, 
lohnende  Nebenbeschäftigung.  platonische  Liebe  so  wie  meine 

wäre  mein  größte«  Gluck        una  es  ^^^.^  Vermögen  heiraten  kann; 

nicht  heiraten  konnte  b.w^wei    icr.  __^.^^  .^^^^  ^^ 

'^^""  ti^^Tl^^'^  ^^^^-^   -^-^^^^^    "^^'^   ''^''""    ^'" 
Hure  ausgeübt.  ^^^^^^ 

:   Bemerkungen  zu  den  obigen  un  ^^  ■  ^^.^^^   .^^  ^^  j^, 

■  ^       ^-  ^;:Se  SÄU^  -^^^St.    Mein  GehaU  ist  größer.    Aber  er 

4  Frauen  sind  falsch  ^j^^^'''^^^,  '„,„armt,  sonst  nichU,  hätte  sie 
F.,  Sdir.ft.et.ersgatt.n    3  J     -    ^ ^^^  ""1^---^  .ll! 


F.,  Schnftsetzersgattin,  30  Jahre,  ^l,^'^,  und  Umarmungen  die 
10.  XI.  1902  abends  fast  ^  "J^^^^^^^^^  i2jährigen  Schwester  dies  -e.- 

Anwesenheit  ihrer  in  der  Küche 
hindert  hätte.  .    .        ...^y  „ur  platonischen  F.-Anbetung  vom 

5.  Folge  meiner  «tünnischen >  de  J    P^  ^^^^^^^^  ^^^^^^„^„  32^,,,, 
IS.  XI.  1901.  Besuch  einer  am  l'ranzibKi 


172 


.,,,...,■-  ;Petischisuius.:  L   . 


1.? 


A 


% 


'r 


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ngen  ihr  gleichenden  Hixrf;  mein  Begeilen  xug  sie  aus,  sah  aber  nur  i-eib 
und  Glieder,  „I" . ."  nicht,  griff  aber  hin.  Schnüren,  Küssen,  Umarmen, 
')  usw.,  aber  mich  nicht  entkleidet,  nicht  die  „Junggeaelleuschaft"  ver- 
loren!, Aber  zum  Teufel!  Wa:-um?  Hätte  ich  nicht  „entjungfert"  sein  können? 
let  schon  ein  Erfolg  ala  erster  „Besuch"  zum  Zwecke  der  Begattung.  In 
mjiine  „LiebesblättfirBammlung",  meine  Satansbibel,  als  Mustor  aufgenommen . 
.■.  Ist  mein  endgültiger  Sturz  eingetreten  und  ich  dwch  ersten  Besuch 
bei  einer  Hure,  durch  ersten  „Beischlaf'  nicht  mehr  Jüngling,  sondeni  Mann, 
so  will  ich  das  erste  Mal  meine  genossene  Geliebte  durch  TÖmalige  Ab- 
messungen .mir  dauernd  vergegenwärtigen,  um  von  ihrem  Körperausmaße 
einen  Maßstab  für  das  .als  meine  Frau  erkorene  Mädchen  zu  finden.  Die 
75  Maße  sind  Längen  und  Breiten  und  Umfangsmaße.  14  Messungen  an  ihr 
angekleidet  vorgenommen,  14  Messungen  an  ihrem  nackten,  27  Gliedmaßen- 
abmeseungen.  20  besondere  Maße,  an  ihrem  nackten  bzw.  gerichnürten  Leibe 
gemessen.   Summe:   75  Abm^sungen  mit   Zentimeter  Schneidermaß. 

Vorläufig  probenweise  Ausarbeitung  in  der  „Buchtasehe"  genaue  Rein- 
ürbeit,  dann  nach  vollzogenem  Beischlaf  hier  vermerkt  und  aufgezeichnet; 
bis  dahin  ad  acta  gelegt.  Dies  gilt  nur  vom  ersten  Besuch  einer  öffentlichen 
bzw.  Bordellhure.  Dann  ab  der  zweitm  „Begattung,  Weibcrsehönheit"  werden 
die  „Liebesblätter"  zur  Ennnemng  nur  ihre  Personalien  und  10  an  ihrem 
Körper  vorgenommene  Messungen  angelegt. 

Diese  10  Messungen  geben  mir  einen  Überblick  und  Gefühl  der  Di- 
mensionen der  Frauenkorper,  so  daß  ich  dann  ziemlich  genau  weiß  welcher 
Bau  einer  Geliebten  mem  Sinnes-  und  Scliönheitsbedürfuis  stillen  würde. 
Diese  wenigen,  teilweise  sprichwörtlichen  nackten  Tatsachen  beendigen 
diese  bald  zu  weit  gediehen  gewesenen  Abhandlungen  und  bezwecken  (keine 
Ansteckung  vorausgesetzt),  mich  vor  der  Ruchlosigkeil  und  Krankhaftigkeit 
jeghcher  Onanie  gründlich  geheilt  zu  haben.  Freilich,  mit  Liebe  eingegangene 
Ehe,  mit  ihrem  heiligen  Beiechlafe,  wäre  unsagbares  Glück'  0  allmncb- 
tLger.Gott,  ich  bitte, -dich  um  mein  geliebtes  eheliches 
Weib -und. um  ihre  Freuden! 

Geschlossen  am  Großjährigkeitstage,  den   28.   April    1907.   24   Jahre! 

;  'Hier  Bchließt  dieser  Teil  des  Tagebuches.  Wilhelm  hat  seit  diesem 
Tage  die  „Satansbibel"  nicht  fortgesetzt.  Keine  Bilder  mehr  ein- 
getragen, keine  Phantasien  mitgeteilt.  Er  kämpfte  gegen  seine  furcht- 
bare Paraphilio  mit  aller  Macht.  Erst  versuchte  er  sich  durcti  normalen 
Beisclilaf  zu  retten.  Er  suchte  verschiedene  Dirnen  auf,  ließ  sie  mit- 
gebrachte Mieder  anziehen,  aber  konnte  niemals  Erektion  und  Beischlaf 
erreichen.  Er  begann,  dann  aber  kam  fürchterliches  Herzklopfen,  so 
daß  er  davonlaufen  mußte. 

/'Er  suchte  einen  Arzt  auf,  der  eine  Herzneurose  konstatierte  und 
ihm  Schonung  und  Aufgeben  iedes  Sportes  anordnete.  Sein  einziges 
Vergnügen  waren  bisher  Bergpartien  gewesen.  Diese  fielen  weg  und 
er  kam. in  Gefahr,  wieder  in  seine  Phantasien  zu  versinken.  Die  sadi- 
stischen Phantasien  traten  immer  mehr  zurück,  er  beschränkte  sich  nur 


?S?'^)-.,*tJ.ta£v''. 


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■"C>'*     \1> . 


Die  Bibo!  äee  Fetisdiisten. 


i7;i 


'  ■  ■  ™n-   Hpni   Mieder     scliUeßUeh  genügte    ihm    'die  Vor- 

ilii-R  Taille  fest  emsclmurt.  .        ,  .    ,.  >- 

Seine  Frömmigkeit  nahm  sichtlich  zu,  er  ging  liaufigor  in  die 
Kirche  schränkte  daß-  Onanieren  ein.  Soine  Sehnsucht  nach  einer  Ehe 
wurde  'immer  stärker.  Sein  Gelialt  war  höher,  aber  er  reichte  nicht  aus, 
ihm  den  notwendigen  Luxub  25u  verschaffen.  Er  verlangte  unbednigl : 
1.  Ein  kleines  Häuschen,  womöglich  eine  kleine  Villa  2.  Einen  eigenen 
großen  (iarten.  3.  Ein  Auto.  Ohne  Auto  konnte  er  dich  kein  glück- 
liches Leben  vorstellen. 

Er  suchte  vergebene,  fand  aber  schließlich  ein  Madchen,  das  ein 
eigenes  (icBchäft  liattc.  Es  war  eine  Hutmacherin,  die^  ein  ganz  schiinc^^ 
Einkommen  hatte.  .Sie  war  nicht  mehr  jung,  schon  36  Jahre  alt,  ab^-r 
..IC  gi-tiel  ihm.  Er  ^vußte,  daß  sie  häuslich  und  sparsam  war.  Aber  sie  war 
Jüdin  mid  er  konnte  sie  nur  zivil  heiraten.  Erst  sträubte  sich  sein 
religiöses  Gefühl  gegen  die  Heirat,  dann  sagte  er  sich:  Judinnen 
^clunecken  besser,  sie  sind  leidenschaftlicher  und  dabei  viel  bessu 
Hausfrauen.  Sie  sind  treu.  Du  wirst  nicht  betrogen  werden,  bie  ißt 
iiicbt  so  schön,  daß  ihr  andere  Männer  nachlaufen  werden. 

Er  entschloß  sich  zur  Ehe.  Das  Resultat  habe  ich  eingangs  dieser 
Ausführungen  geschildert.  Er  war  impotent,  es  gab  Streit,  seine  1  rau 
war  enttäuscht,  sie  hatte  Liebesfreuden  erwartet  und  fand  einen  Mann, 
<ier  große  Reden  führte,  aber  es  nie  zu  einem  Koitus  bringen  konnte. 
Er  ließ  die  Frau  von  einem  Gynäkologen  untersuchen.  Sie  müsse  enien 
Fehler  haben,  das  Hymen  sei  zu  stark.  Der  Gynäkologe  Jind  sie  nor- 
,nal,  das  Hymen  war  kaum  angedeutet,  es  bestand  kein  Hnidernis  fui 

die  Begattung.  -rr-      i 

Sic  hatten  beide  ErBparnisse.  Die  IdeB  des  klomen  Hausctai. 
„..„■  keine  Utopie  mehr.  Sie  konnte  ausgeführt  werden  Ja  - 
l'L  die  Möglichkeit  eines  kleinen  Autos  ,vav  vorhanden.  Iv  begam 
s  fne  Frau  zu  diesen  Käufen  zu  überreden  und  memte  er  «rde  dann 
SS  r  potent  sein.  Da  kau>  der  Krieg  und  alle  Ersparnisse  gingen  .um 
Tu  1  Nun  hatte  er  die  Frau,  die  er  „.cht  liebte,  und  keiner  seiner 
Wüsche  ging  in  Erfüllung.  Er  kam  .u  mir,  um  sieh  seine  mpoiniz 
V,  unscm  h    t.  -^        j,  „i^  die  onvälinte  „Satansbibcl  . 

'"'°^*  ffflrnuhti^-geltellen  und  Bilder  aus  diesem  Buche  an   die 
■         wie  sih  so  n  ganzes  Denken  um  Mieder  drehte.    Er  schnill 
rinno      n  t,  :::.l  sieh  auf  Mieder  bezöge.    Mr  bringe  iot. 

:  ,  gXben  aus  seinen  eigenen  Zeichnungen,    i  ig.  1-4.) 

Fr  hält  einige  Figuren  von  der  Straße  fest.    Neben  den  Bildern 

.    1        i       eingehende  Schilderungen  der  Keize   dieser   Frauen.    Man 

S:rüj::t;::t  stark  eingesdmürten  Busen. 


Y 


r 


t 


ij, 


174 


FetiKchismus. 


Die  Miederphantasien  werden  durch  verschiedene  Einleitungen  mit 
hwliegender  Annonce  eingeleitet.  (Fig.  5,  6,  7,  14—18.)       , 


■  -/ 


Klg.  1. 


l'iH.  'J. 


Onglasdft&icbDDDg. 


Fi((.  S, 


I'ig.  •. 


J 


ü  ri  B  i  nalee  i  thnu  ng, 

Eb  folgen  nun  einige  Miederannoncen,  die  alle  olTenbar  ein  sehr 
verständnisvolles  Lesepublikum  finden. 

Neben  den  Annoncen  finden  sich  Bemerkungen  wie  die  nachfolgende : 

„Sehr  tief  ausgeschnittene  Dame  (auch  Dienerin),     sehr  elegant 

gekleidet  und  geschnürt,  erwartet  spielend  „Herrenbesuch".  Ha,  weldie 


Die  Bibel  des  Fetisch istp.ti. 


17fr 


l^ust,  die  wahnsinnig  geschnürte  Dame  auszuziehen  und  zu  notzüclitigen. 
(Vorher  reißt  ihr  das  Mieder  vor  schämigen  Kampf  in  Stücke.)"   .     .   . 


Fig.  5. 


MiadärnDiianco. 


Kjg.  6. 


M  EiidQrttnnODcfi . 


Er  beginnt  aber  die  Bilder  zu  verändern   und   hineinzuzeichnen. 
Er  entkleidet  im  Geiste  die  Damen.  (Fig.  8—10.) 


Pig.  7. 


fiR.  8. 


Am  Binar  UIsderftnoDDes. 


Aus  biiiüT  Aduohco. 

Tom  Kranken  auch  Beinen 

Qeechmack  Terftiiderl. 


Möbelannoncen  werden  benutzt,  um  die  gefolterten  Frauen  hinein- 
Kuzoiclmen.  (Fig.  11  u.  13.)  '  '   .  - •     '■  . ■   . 


1^6  - 


.r.^ii  :  Fetisch i Sintis. 


■  -  Aus  verachiedenen  Annoncen "ivcMen  die  Micderbilder  gesawiiiült 
Die  umfängreißlie  Sammlung  z.eigt,  daß  der  Zeichner  offenbar  au-ch^aiif 
erotische  Wirkungen  auegeht. 

Jede  Zeitungsnotiz  wird  sorgfältig  gesamnieltv 'wenn  sie  imstande 
ist,  erregend  zu  wirken.  Mitunter  werden  die  Notizen  durch  Bilder  und 
Bemerkungen  kommentiert,  "wie  das  nachfolgende' Beispiel  beweist- 


iPlB.  »■ 


i  i" i' ,^' ■  ■-■  *' '-      -'.£  ~i-'  '  In  aine  MöbeUnnonee  Bingezeichnite  Kreuzatoliung. 

Pia.  10. 


w 


\P: 


■  s 


■    .    V  .,'  In  oino  Mübelanannca  aingBKBiehnel. 

Dia  Dima  wird  anfRoliänel.  Übergang  tod  dar  ErauESlellunB, 

(Beiästigiiiig  von  Tb  e  a  t  e  r  b  pp  «  ch  G  r  i  nii  e  n.)  Aue  Berlin. 
30,  d.,.  wird  uns  telegraphisdi  berichtet:  Wahrend  der  gestrigen  Voratellmig 
im  Neuen  königlichen  Operatheater  wurde  ein  hier  zu  Besucli  weilender 
Zahnarzt  vom  Kriminal beamten  verhaftet.  Er  hatte  während  der  Vor- 
stellung Frauen  und  Mädchen,  die  gleich  ihm  Stehplätze  benützten,  in  rm- 
j^rhörter  Weise  belästigt.    Der  bisher  unbescholtene  Verhaftete  gestand,  die 


Üie  Bibel  des  FetischiäCen. 


17-7 


sittlichen   Verfehlungen,   iint^T  denen   in   jiinf;el«r   Zeil    viele  T heute rbesuche- 
rinnen  litten,   begangen   zu   haben.   (;^1. 1.  19(15.) 

„Ich  stellte  mir  mit  Vergnügen  dies  so  vor:     Mit  lueiner  rechten 

Hand  filzte  ich  im  Deutschen  Volkstheater,  Stehparterre,  eine  üppigo 


i'i«- 11  i 


In   bIda   MnbvLmnoncv    L-iiig*<Ei'{<'t]iiHi.    Kvuuzi^ii'll.iu^      Vorbi^n^iiuiiy   Hinter    \'iir|{BWiiltEgitag 

Jüdin  Olga  P.  am  Oberarm,  meine  linke  legte  sirh  von  rückwärts  um 
ihre  weiclic  Mitte,  Busen  und  Bauch,  meine  Füße  ju'eßten  sich  um  ihre 
Röcke  und  Glieder.  Schade,  daß  sicli  das  Rendezvous  von  I.,  Adler- 
gasse 4,  zerschlug  (Oktober  1902).  Die  ließ  sich  „filzen",  die  schwarze 
üppige  Jüdin  Olga  P."  (Fig.  19^21.) 


Siflk«^,  StürUDBOtk  dua  Trj«b-  und  AffvkiJfib&nii.  Vll. 


lä 


1,78 


FctiscTiismus. 


Ich  beschließe  damit  die  Mitteihmgen  aus  der  „Satanebibel'".    Man 
wird  es  verstehen,  daß  diese  Kranken  sich  durch  Lektüre  solcher  Bücher 


4 


['ig.  ia. 


'>ii ,  .,. 


In  eine"  MObBlannoniMi  BiDgeseiihnet. 


l'ip.  14. 


l'ig.  15. 


Fig.  16, 


Aiiniscri:  Tur  .MiBdL'rgi-werl>s. 


Mioderaiinonce- 


MiederBimoiiae. 


iiiiiiiei'  wiodiM-    Anregungen   verschatl'eii   und   eich   immer  aui's  neue   die 
nötigen  Reize  für  die  onanietischen  Akte  verschaffen  können- 


Hie  Biliel  des  l-'etisdiiKtcu. 


179 


Sein  EnlSfliluli,  sich  von  diesem  Liuclie  zu  Irtumen,  zeigl.  oinon 
etai-liPii  Willen  zur  Genesung  und  entspriclit  audi  seiner  i-cilif^ioson. 
anagogischen  Tendenz.  Wir  seilen  an  diesem  Beispiele  sehi'  deutlich  die 
zwei   Mächte,  die  um   rlie   ITerrachaft.   in   seiner   8eele  ringen.     Die   He- 


Kif.  17. 


i 


[■■iK.  IS. 


MitfdvrAiiiiDiiDe. 


Mittd'jrjinEiDiir*'  mit  BadiBrEBCtiem  l^inFfhlB^. 


KFk,  ib. 


Flg.  20. 


Vlg.  91. 


l>ii>  Smhu  uns  di'in  De iitBi.'l  111(1  VnlkelhMuliT  üi  ili-i    I'imuUiBie  di'f  Kraiik™. 


ligion  und  dor  Satanisnius.  Solieinbar  iial  er  sich  dem  yatanisiiuis 
unterworfen.  Aber  wte  sieht  es  mit  der  Realität  aus?  Kr  ist  doch  keusch 
geblieben.  Seit  dem  24.  Jahre  onaniert  er  nicht  mehr,  er  hat  .seine 
Satansbihel  fortgefi^eben,  er  hat  auch  keine  seiner  Pliantasien  au-;- 
geführt.    Nodi  mehr!    Er  ist   in  seiner  Elie  kensi-h  j^eblichen. 


e^^ 


J 


180 


Fetigdiit-mui^ 


H  i 


I, 


In  der  Analyse  trat  zutage,  daß  er  den  Koitus  als  die  eigentliche 
Ureündü  der  Menschen  betrachtet.  Von  dieser  Sünde  hält  er  dich  fri'i, 
er  kommt  immer  mehr  auü  die  Bahn  der  Askese,  er  ist  auf  dem  Wege, 
Bein  altes  Ideal  zu  erfüllen  und  ein  Heiliger  zu  werden.  '  -       ""' ' 

Die  Analyse  eines  solchen  Fetischisten  ist  unendhch  schwierig  und 
gelingt  am  besten  bei  ganz  naiven  Naturen,  die  von  der  Analyse  keine 
Kenntnis  haben.  Nun  sind  diese  Fetischisten  oft  sehr  komplizierte 
Naturen,  hocJigebildet  mid  für  philosophische  Fragen  geeclmlt.  Sie  ver- 
stehen es,  die  infantilen  Motive  in  geschickter  Weise  zu  verbergen. 
Unser  Patient  kam  mit  dem  Willen,  geheilt  zu  werden,  aber  er  ver- 
langte Einhaltung  seines  Programnies  und  erst  Absolvicrung  seiner 
Lebensbeichtc.  Diese  wurde  durch  6  Wochen  trotz  meines  Protestes 
fortgesetzt.  Unterbrach  ich  den  Strom  seiner  Rede,  so  setzten  die  Ein- 
fälle aus  und  jede  Bemühung  war  ohne  Erfolg.  Die  ganze  Teclinik  der 
Analyse  ließ  mich  in  Stich.  Ich  erfuhr  nur,  daß  seine  Mutter  eine  starlio 
Frau  war,  die  sich  eng  zusammenschnürte  und  daß  er  schon  als  Kind 
großes  Interesse  für  das  ilieder  der  Mutter  zeigte.  Er  benützte 
seit  dem  11.  Jahre  zur  Onanie  immer  das  Korsett  der 
Mutter,  das  er  anlegte  und  das  ihm  angeblich  vorzüglich  paßte. 
Außerdem  ma^-hte  er  die  damalige  Miedermode  und  mehrere  Eindrücke  aus 
der  Nachbarschaft  für  seinen  Fetischismus  verantwortlich. 

Er  blieb  in  der  Analyse  aus,  weil  er  aufs  Land  mußte  und  itam 
erst  nach  2  Jahren  wieder,  um  sich  zu  erkundigen,  oh  er  zu  mir  kommen 
könnte,  versprach,  eine  Stunde  telephonisch  zu  vereinbaren,  aber  ( r 
kam  nicht  dazu.  Ich  sehe  ihn  alle  Jahre  ganz  flüchtig  zu  den  unmög- 
lichsten Zeiten,  immer  sich  erkundigend,  ob  er  kommen  kann.  Er  kommt 
nicht.  Ich  weiß,  daß  er  noch  immer  nicht  den  Koitus  ausgefülirt  hiit 
imd  sich  mit  dem  Gedanken  trägt,  sich  scheiden  zu  lassen  und  Mönch  zu 
werden.  Seine  Frömmigkeit  hat  zugenommen,  er  verträgt  sich  mit  seinem 
Beichtvater  sehr  gut  und  hat  die  Opposition  gegen  die  Kirche  auf- 
gegeben.^) 

Der  Fall  gewährt  ims  einen  grauenvollen  Einblick  in  die  Phantasie- 
weit  eines  asketischen  Fetischisten.  Ich  habe  diese  Publikation  gewagt, 
weil  sie  von  höchstem  wissenschaftlichem  Interesse  ist  und  uns  die  Kennt- 
nis der  Psychologie  eines  Sammlers  gewährt.  Im  Mittelpunkte  seiner 
Weltanschauung  st^ht  die  gemiederte  Frau.  Alles,  was  mit  dem  Korsett 
zusammenhängt,  ist  für  ihn  Gegenstand  eines  gesteigerten  Interesses. 
Wir  sehen  hier  mehrere  Symptome  des  echten  Fetischisten:  1.  Die 
strenge,  trotz  der  Ehe  eingehaltene  Askese.  2.  Die  krankhaft,e  Phantaeie- 


')  Patient  war  während  der  Drucklfgung  dieses  Workee  bei  am  und  verspracli, 
eich  in  den  nächsten  Monaten  analysieren  zu  lassen,  leb  wordr  dif  Analyse  —  falls  si« 
gelingt    —   im   Anhang  otler  in  der  nächsten   Anflagi;  bringen. 


Die  Bibel  des  FetischtsWn. 


181 


♦ 


tätigkeit,  die  sich  im  onanistischen  Akte  auelebt.  3.  Den  Haremskult,  der 
■  hier  diiich  eine  „Satansbibel"  ersetzt  wird.  4.  Als  neues  Moment  eine 
sadietieclie  Einstellung  zu  den  Frauen.  5.  Das  fetischistische  Symbol 
(Mieder)  drückt  einen  Zwang  aus. 

Dieser  Mann  ist  im  Leben  ein  sanfter,  feiner,  gefälliger  Mann.  Nio 
hat  ev  sich  in  seiner  Ehe  hinreißen  lassen,  seiner  Frau  ein  unzartes  Wort 
zuzurufen,  gesdiweige  sie  tätlieh  zu  insultieren  oder  gar  zu  martern.  Er 
strebt  nach  einer  höheren,  ethischen  T^ebensführung,  er  ist  tiefreligiöa 
und  zugleich  in  seiner  Phantasie  ein  Lüstling,  der  die  grausamen  Prak- 
tiken eines  Marquis  de  Sade  übertreffen  könnte. 

Man  wendet  sieh  schaudernd  von  den  Ausgeburten  dieser  höllischen 
Phantasie  ab..  Man  würde  ihn  für  einen  Verbrecher  halten,  wenn  seine 
Realität  nicht  einen  unüberbrückbaren  Gegensatz  zu  seiner  Phantasie- 
volt bilden  würde.  Aber  dieser  Gegensatz  ist  das  typiedie  Zeichen  des 
i'chten  Fetischisten.  Jeder  Versuch,  seine  Phantasie  in  die  Wirklichkeit 
umzusetzen,  scheitert.  Auch  bei  den  anderen  Fetischisten,  die  ich  be- 
(ibacbtet  habe,  kam  es  nur  zu  ganz  schüchternen,  meist  erfolgtosen  Ver- 
suchen, die  weit  hinter  der  Realität  zurückblieben. 

Der  Sadismus  fehlt  in  keinem  Falle  von  echtem 
Fetisc,  hismus.  Erscheintdieti-efsteUrsacbedieses 
Leidens,    wie  jeder   Zwangsneurose,   zu   sein. 

Als  Reaktion  gegen  diesen  Sadismus  wird  der 
Selbstschutz  der  Religion  verstärkt.  Als  Buße  für 
die  sadistischen  Phantasien  wird  die  sexuelle  Leit- 
linie der  Askese  aufgestellt  undmelir  oder  weniger 
strenge  eingehalten. 

Dieser  primäre  Sadismus  wandelt  sich  in 
Folge  der  religiösen  Bußideen  zum  Masochismus. 
Der  Fe  tisch  ist  führt  seine  Martern  an  sich  selbst 
aus.''' 

■' "  Auch  Wilhelm  schnürte  sich  in  Mieder  und  versuchte  sich  selbst 
zu  foltern.  Er  legte  sich  im  eng  eingeschnürten  Mieder  in  Kreuzesstelhmg 
aufs  Bett  und  versuchte  sich  selbst  zu  binden.  (Siehe  Fig.  10  u.  12.) 

Er  näherte  sich  damit  der  Fiktion,  ein  Märtyrer  zu  sein  und 
näherte  sich  seinem  Ideale  —  Christus.  (Christus-Neurose.)  Sein  Gang 
zum  Beichtvater,  den  er  so  drastisch  geschildert  hat,  zeigt  seine  ana- 
gogisch-religiöse  Tendenz. 

Andererseits  ist  er  Satan.  Er  ist  der  Verkünder  einer  neuen  Re- 
ligion, in  deren  Mittelpunkt  das  Mieder  steht.  In  einem  seiner  Träume 
ringen  Christus  und  Satan  um  die  Herrschaft  der  Welt.  Christus  be- 
i'ührt  den  Teufel,  der  ein  Korsett  trägt,  mit  dem  Kreuze  und  der  Satan 
löst  eich  in  Rauch  und  Dunst  auf.  .  .      - 


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Fetischismus. 


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'1  :■] 


ijeidei-  war  es  nicht  möglicli,  die  infantilen  Wüiieclie  seiner  Para- 
philj<?  aiifzmveisen.  Aber  die  Inzesteinstellung  zu  seiner  Mutter  erklärt 
uns  den  Beginn  und  die  Hartnäckigkeit  des  Leidens. 

Um  seine  Paraphilie  zu  verstehen,  müssen  wir  die  endopeychisdi'^ 
J)aretellung  seiner  Kranklieit  auflösen.  Er  ist  das  Weib,  das  er  überwäl- 
tigen will.  Der  Mann  ist  in  seiner  Paraphilie  der  Satan,  der  das  Weib- 
]i<:he  in  ihm  vergewaltigen  will.  Das  Weib  wird  in  der  Phantasie  das 
Syiiibo!  der  KeuecMieit,  während  es  im  ].eben  das  Inkarnat  der  Sünde 
daratellr. 

Dieser  Gegensatz  z  m'  i  s  t.-  h  e  n  b  e  w  u  ß  t.  e  r  und  u  n- 
bewußter  Einstellung  m  a  c.  h  t  d  e  n  K  r  a  n  k  e  i:  liebes- 
II  n  fähig.  Das  Mieder  stellt  den  Zwang  der  Askese  dar  und  ist  zu- 
gleich Keine  höchste  Lust.  So  vereinigen  sich  Aske^ie  und  Begierde  in  einem 
einzigen  Symbol.  Im  Kampfe  gegen  seine  Askese  ruft  er  5  Huren,  d.  i. 
seine  5  Sinne,  seine  leidenschaftlichen  Hegiei'den  zu  Hilfe.  Er  will  sich 
in  die  Richtung  der  I.,eben6freude  und  Sinneshist  drängen,  während  seine 
infantile  Leitlinie  (Adler)  zu  Clott  und  zur  ewigen  Seligkeit  fühi't.  Er 
ist  gläubig  und  ungläubig  zugleich,  ein  AVüstling  und  ein  Asket,  eine 
echte  Faustnaf.ur  ohne  die  Geistesgaben  eines  Faust.  Er  sucht  und  flidit 
die  Analyse.  Er  möchte  gesund  werden  und  fürchtet,  die  Analyse  könnte 
seine  asketische  Weltanschauung  vernichten  und  ihn  seiner  Religion 
berauben. 

Neben  seiner  Satanshibel  lag  ruandunal  sein  Gebetbuch.  So  drückte 
er  symbolisch  die  Zcrrisscniieit  seiner  Seele  aus,  die  sich  im  Kampfe 
zwischen  Unglauben  und  Glauben  in  eine  Ersatzreligion  flüchtete. 

Der  Korsettfctischisnms  ist  verhälinismäliig  häufig.  Immer 
handelt  es  sich  um  den  Druck  des  Mieders  und  den  Schmerz,  den  der 
Di-uck  verursacht.  Der  Korsettfetischisnms  ist  oft  mit  Schuhfeti- 
schismus kombiniert.  Einen  interessanten  einschlägigen  Fall  teilt 
Havimovd  mit: 

Ftill  Nr.  40.  Der  Patient  ist  ein  feingebildeter,  hochachtbarer  Herr 
und  A^ater  von  4  gesunde»  KiiRleni.  die  aus  einer  äußerst  glücklichen  Ehe 
stammen.  „Früh  schon-',  sagte  er,  „lange  vor  meiner  Pubertät,  besaü  ich 
dne  A'orliehe  \üv  häusliche  Besdiüftigniigen,  weibliche  Spiele  und  weihst 
Kleidung,  obwohl  ich  es  liinsichtlich  der  letzteren  nur  bis  zum  Tragen  von 
Mädchen  schuhen  brachte.  Ich  bewunderte  auch  bei  Damen  enge  Taillen  iukI 
versuchte,  im  Alter  von  14  Jahren  mir  selbst  ein  Korsett  kii  verschatl'en.  Als 
ich  älter  wurde,  wuchs  meine  Vorliebe  für  weibliehe  Kleidung,  aber  da  ich 
keine  Schwesteni  hatte,  so  bestand  meine  ganze  Befriedigung  darin,  daß  ich 
"Romane  las,  die  von  einer  Frau  handelten  etc.  Ich  verfalste  mehrere  Er- 
zählungen unter  dem  Titel:  ,,AbeHt<^uer  in  der  Krinoline''  und  schrieh  noch 
andere   Novellen    ähnlichen    Inhalte«.     Sie    wurden    gedruckt    und    reißend    ah- 


nie  Hilid  (los  Fetischistcu,  ^  183 

gesetzt.  Audi  lieKlo  nocl.  k..(3  idi  .eUe.i  .i.i<=  Gd^KeiilieiL  voriih.rgehen, 
wenn  icl,  Praoc, rollen  von  Männern  auf  de.  Bühne  dargeslcUt  seh..,,  k^mn^ 
Mit  21  Jahren  trug  er  selbst  Korsetts,  die  er  ülDer  alles  liebte  und,  ob- 
wohl er  sich  mehrere  Jahre  sehr  eng  schnürte,  schien  er  doch  in  seiner  Geeuiid- 
heit  keine  Jieointnichügnng  wlilten  %»  hubeii.  Er  gab  au  dab  ei 
■immer  .-ine  gewj^.e  sinnliche  13  .  I  r  i  e  d  i  g  u  n  g  diiduruU 
er  hin  gl  habe.  :iner.st  /.wnr  .teilten  .ich  Schiner/.unujhndinigeii  n.  der 
liegio  pubica  imd  Erektionen  ein.  Bald  aber  fand  er.hei-au8,  wenn  er  sein 
Kor-s,.1t  ^.^y,.  1-eFl,  nn-/.og,  dali  die  Erektionen  aufhörten  und  Kopulation  Howie 
ilaslinbalion  ganz,  nnmöglich   wuideii. 

Aus   Furcht   vor    der    Itnpotcnic    und    aiideieii    nachteiligen    Wirkungen, 
dif  infolge  der  Onanie  eintreten   konnten,   vennied  er  ängstlich  jede   wiHi^iii- 
liche  Sanieneiii.leerung   luid   hielt  .ich    bi«   m  seiner   Verheu'alnng   völlig  üb- 
J  «ünwit.     l::r   erinnerte  sich    iiulessen,   daH    er   dreimal    nnwiUkiirliche   bainen- 

^  ^ntioernng«]!  am  Tage  gehabt  habe.   Das  erste  Mal  passierte  dies  w.in'ond  des 

K-eitens,  was  ihn  veranlaßte.  diese  sonst  heilsame  Übung  a ul zugeben.  I  He 
anderen  l'oHiitiunen  traten  ein,  wälirend  er  ein  Paar  ganx,  enge  bcnuno 
(l)anienschulie   mit  franKÖsischen   Alwiitzen)   auxog   und  sie   y.nknopHe. 

Nach  seiner  Verheiratung  trug  er  kein  Korsett  und  auch  sonst  keine 
Piuueiikleidnng  (mit  seltenen  Ansnahnien),  bis  2  Kinih-r  ihn  von  seiner 
Potenz  überzeugten.  ...       ,. 

Zu  dieser  Zeit  l)egüiui  unser  Patient  den  Vmsuchmigen.  die  ilui  uhiia 
Vfrfidgten.  nachiiugeben  und  vorfiel  wieder  in  da.  alte  Laster,  Aber  ich  ^vlll 
ihn  selbst  reden  lassen:  „Ich  liaufle  mir-,  sagte  er,  „eui  Paar  sehr  elegante 
hohe  llamenschuhe  mit  französischen  .\bsätzen.  die  mir  anfangs  so 
i>ng  saßen,  d  a  IJ  ich  hinken  m  u  l.s  t  e".  Diese  Stiele!  trug  er  bei 
«chöneni  Wettor  oiV™  auf  der  Fninienado.  iiideiii  ei-  die  Heuikleidoi'  hi.chliob, 
um  die  Absiilw  /,eigeii  zu  können.  Hei  schlechtem  Wetter  pflegte  er  jene 
Stiefel  mrinnü  in  (h'r  Woche  anzuziehen  und  sie  vor  einoni  grolien  rfpieget 
znzukiiöplen.  Uies  brachte  fast  immer  eine  Rrektiou  und  s.tgar  eine  feanien- 
entleei'img  hervor. 

\ls  dies  (ieii  Heiz  der  Neuheit  verloren  halt«,  kaufte  er  sicJi  wieder  ein 
Kornett  So  oft,  er  nun  unbemerkt  lim  konnte,  trug  er  dasselbe  und  s^chniirle 
es  manclimal  so  ft-sl.  daii  er  last  ohnmüHuig  wurde.  \hv^^'  beiden  Gegen- 
stünde Knöbfsphuhe  und  Korsetts,  schienen  einen  ganz,  besonderen  hinlluti 
-nif  ihn  .lusziiüben,  '^ft.  halt.'  w  in  der  Plerdebahn.  wenn  eine  Dame  mit 
tehniaier  Taille  iiiul  zierlichem  I^iß  ihm  gegenüber  saß,  eine  Art  idealen 
Beischlafs  "der.  wie  er  es  nannte,  ein  Aussirömeii  seiner  Gefühle  zur  (^e- 
lieblen  hin  ItiHtUauil  erwälint  einen  ganz  iilinliclien  Fall,  in  dem  ein  junger 
M-mn  nur  bei  Blondinen,  wenn  sie  ein  Korsett,  hohe  Stiefel  und  ein  seidenes 
Kleid  trugen  nicht  impotent  war.  Die  letzti'ii  drei  Gegenstiinde  hatten  auch 
;uif  unseren  Patienten  einen  grolien  Ein[luli,  inoclile  der  Träger  .iersellM-u 
ein  -Mann  oder  eine  Fiiui  sein.  ,      ,  ,       .    ,  , 

■  Bald  -ab  er  sich  seinem  Hange  immer  mehr  hm,  indem  er  nehen  ver- 
schiedenen anderen  weiblichen  Kleuluiigssliicken  sich  schließlich  em  ..diwarz- 
.  sfudem-  Kleid  kaufte,  das  ihm  g  a  n  /,  c  n  g  s  a  U  und  auf  das  er  sehr  stolz 
w,,,-  Locken  und  Reifen,  lalsches  Haar,  Ohrringe  und  nusennadeln,  alles 
mußte  seine  LeidenschafVn  schüren.  Ja.  er  kmn.te  slundonlang  eng  geschniirt 
■(  wührend  ein  Friseur  seine  Haare  nach  Frauenart  kranselte  und  fn- 
Üierte"  i^uletzt  trug  er  sein  neues  schwarzseidenes  Kleid  sogar,  wenn  er  spa- 
zieren oder  in  die  Kirche  ging  und  hob  es  anl   der  einen  Seite  auf.   um   die 


184 


FetiKchismiiP.  —  Die  Bibel  des  Fetischisteu. 


H 


weiße,    gefaltete    -Roekborte  und    die    Stiefel   mit   den   hnhen   franzÖBischen 
Abyä.tzt'11  zu  Kcige-n.    Mit  stark  aufigeyolsterter  Brust,  eng  geächnürter  Taille 
und  enonnon  Cul  de  Pariji.  mit  phantastisch  getui-iiitem  Haur,  Ohningeu  und 
äulierst  engen  und  unbeciuenieii  Stiefeln  lujnntü  er  zu  beiner  gröliten  i'reude 
meilenweit   gehen   und  stumleulang   tunzeu,     Ks   schien   wii'klieli    der  körper- 
liciie   Schmci-z    für   seine   Glückseligkeit    notig    /.u    sein    und   er    weidete    sich 
fönnlich  duran,  wolern  der  SehTiierz  nur  durth  ein  weibliches  Kleidungüstück 
venirsacht  wurde.  Wenn  er  auch  die  Manieren  und  Uewohnheiten  von  Frauen 
'nachahmte,  so  mißbrauchte  er  seine  Verkleidung  docli  niemals  zu  unlauteren 
Zwecken,  abgeüohen  davun,  daii  er  gelegeiulicli   eine   Ejakulatiun   hervorrief. 
Wie  bereits  erwähnt,  empfahl  er  das  enge  Schnüren  aufs  wännete;  er 
"hatte  viel  über  diese  Materie  gelesen  und  dk  ganze  Literatur  gcsanuiiell.  die 
für  oder  gegen  diesen  Gegenstand  geschrieben  way.    Kr  versuchte  öfters  sich 
so   eng   zu  schnüren,   daß   er   iihnmiicbtig   werden   würde,   jedoch   gelang   ihm 
dies   nicht.     Er  überredete   auch   seine   Frau,   sich    zu  schnüren   und    zog    ihr 
Korsett  täglich   enger,   bis  er  ihre  Taille  um  fast  ö   Zoll   im   L'udange   ver- 
kleinert hatte,  was  ihm  ebenfalls  eine  sinnliche  Beiriedigung  gab.    Ein  Kind, 
das  yie  bald  nachhur  gebar,  war  vollkuiiunen  gesund   und  wuhlgebiidet. 

,,Er  zeigte  mir"',  berichtet  l)\:.  llaininnvä.  der  mir  den  Fall  mitgeteilt 
hat,  „mehrere  Phctographien.  die  ihn  in  allen  möglichen  \"crkleidungen  dar- 
stellten: als  Ballettänzerin,  als  Königin  l':ii,sabe1h,  als  eine  Polin,  als  3iHe 
alte  Magd,  als  die  Gottin  der  Freiheit,  als  Julia,  dann  in  einem  einfachen 
Straßenkleid,   welches   er  einige   Jahie   vorher   zur    Kirche   trug". 

Uft  schwur  er,  davon  zu  lassen,  aber  immer  wieder  üel  er  in  sein  altes 
Laster  zurück.  Manchmal  hielt  er  sich  Wochen  und  Monate  lang  frei,  jedoch 
kehrte  es  bald  in  der  alten  Stärke  wieder.  Er  aß  hiuiptsaphüch  animalische 
Nahrung,  aber  kein  Fett.  Nur  AlbuniinaLe  i)i-:haglen  iliiii.  Ich  verordnete 
ihm  eine  vegetabilische  Diät,  aber  er  ekelte  sich  so  davor,  daß  ich  ge/wungen 
war,  meine  Verordnung  zurückzunehmen.  \on  Geniißinitteln  gebrauchte  er 
nur  schwachen  Tee  und  Kaffee.  Es  wurde  ihm  eine  Zeitlang  Brom  veraii- 
reieht,  um  den  ki-ankhaftcn  Hang  allmählich  zu  beseitigen. 

Dieser  Fall  ist  kein  echter  Fetischismus,  er  wurde  vielleicht  von 
IHrsckfeld  als  Transvestismus  (Verkleidungstrieb)  aufgefaßt  werden. 
Kr  zeigt  aber  zwei  charakteristische  Momente.  Das  Schnüren  durch  das 
Mieder  und  das  Einpressen  des  Fußes  in  enge  Schuhe.  Von  Bedeutung 
ist  in  diesem  Falle,  daß  der  Patient  das  Mieder  selbst  trägt  sowie  auch 
die  engen  Frauenschuhe  anzieht.  Züge  dieser  Identifizierung  des  Fetiecli: 
trägers  mit  dem  anderen  Gesehlechte  kommen  in  jedem  von  mir  beob- 
achteten Falle  vor.  Ich  habe  immer  darauf  hingewiesen.  Die  Schmerzen 
entsprechen  der  nie  fehlenden  masochistisch-sadieti sehen  Komponente. 
Ich  würde  den  Fall  als  einen  „rudimentären  Fetischismus"  bezeichnen. 

Eine  sehr  interessante  Beobaclitung  eines  Falles  von  Fuß-  und 
Korsettfetischismue  verdanken  wir  Abraham.^)  Wir  werden  auf  diesen 
interessanten  Fall  später  eingehen. 


')  Jahrbuch   für  pnychoanaJytieehe   Forschuagsn,    Bd,  III. 


^ 


IX. 

Analyse  eines  Fußfetischisten. 

*  "  "  "  \?  "  :  V^H    '::  e'l  vl^Men  A^:,  es  gibt  au.h  e,„  .ehein,es 

dal  ienkcru^j  Kuhlen  der  Urzeü  .urückBinken.  Es  wäre  mte-essant, 
';  ,„  Pot  dln.us  das  arAaiBche  Denken  nachzuweisen  und  dm-chzu- 
t  en  dliede  dies..-  Paraphilicn  eigentlich  eine  Eegress.on  auf  ■rgend 
tn  UrzusLd  der  Menschheit  bedeutet.  Ich  we.ß.  «l-ß  "-^Iff*  ; 
H  er,Beulischen  Schulen  auf  diese  Zusanmenhängc  großen  Wrt  legen. 
fla;«"t  H-gend  eine  Bedeutung  für  dre  Praxis  des  Analyt.kers?  Brmgen 

A   ■  Prbim-ntniB  der  ParaiiaÜiie  näher? 
^"^  '"'l^^^^^^^^^  -ischen  .ndi«r  und  allg. 
■        Q      Knlik  ^ev^Ae  beim  Fußfetischiemus  spielend  durchfuhren.  Wir 
„HMner  ^^'^^^''^^^^^^  Arbc.t  von  Dr.  Aigremont:  „Fuß-  und  Schuh-  , 
besitzen  --/''""^   ^^  ,.^\Volklon.tische  und  .exualw>s.en.c.hafthd.e 
e,Tnbol.k  und  -  Eiot.k      U  OIK  ^j^^^^^        Usehaft,   1909), 

mtersuchungen,  ^-^^l^^,,,,,  Lu.  Der  hochgelehrte  Ver- 
.vch-he  jedes  ^P^'f  ^^"f '%  ™  Die  sexuelle  Fuß-  und 

fa..or  ko,n.nt  zu  ^^^^f  ^"  ^^"'trbm  et  und  u.alten  TTrsprunges,. 
SchnhBymbolik  ist  _  -  ^^^^  J^  ^Mbarkeit,  .eil  er  die  Erde  be- 
Der  .eibliche  Fuß  i.t  ä%S>7J '%,,„,„g.  Der  Schuh  ist  das  Sj-mbol 
„ihrt,  der  männliche  das  Zeichen  ^^l^'^^^.j^^^,,^,.  Bestätigungen 
der  Vulva,  der  Fuß  da.  'f^^^^^^^^^^^^^  Aber  die  ur- 

durch  ethnographische  und  J^^^'«"'*  f "      .    ^^^  beugen  und  Gebären 

.Iten  heiligen  ^y^^^ '^J^^j^^        verwandelten  .ich 
.eheimnievolle  heilige  Akte  gottliche  i.eo  Christentums  zun> 

i.  dPr  neuen  spirituali st i sehen  Weltanechauu 


186 


Fttischisimis. 


Siiiiilhiif'tüii  und  Gemeinen.  Wie  in  manche  geöchleditliche  .Symbolik 
i:clilicli  sich  auch  in  diese  ein  gewisser  Zynismus,  eine  Art  Frivolität  ein. 

Hcliließlich  meint  Aigremont,  bei  den  Forschungen  über  Fuß-  und 
Ödmhsynibohk  sei  die  nialto  Gesehleditssymbolik  nicht  außer  acht  zu 
lassen. 

AA'ir  aiierkeniion  die  lierechtigunf^  dieser  Forderung.  Aber  wie  weit 
«ürdf  i^ine  solche  Forsrhung  führon?  Sicherlich,  der  Instinkt  als  die  Er- 
lahnmg  des  Unbewußten  spielt  auch  eine  Rolle  bei  der  Wahl  des  Symbols 
und  Bittet  hat  sidi  die  Sache  sehr  einfach  gomadit,  wenngleich  viele  Be- 
«'badifuii^'im  die  Wührhcit  seiner  Anschauungen  bestätigen.  Es  gibt  eben 
vprscInc'dtHic  l'^älle  von  Fetischismus.  Die  Fälle,  die  idi  als  echten  Peti- 
sdnsiiius  bezeidme,  sind  Lille  sehi  komptiziort  und  zeigen  das  Symbol  in 
mehrfacher  Verwendung. 

Der  Fnßfetisdiismus  oder  sagen  wir  lieber  die  Anziehungskraft  des 
Fuße«  imd  des  Sdmhes,  der  M'ade  und  der  Strümpfe  ist  so  außerordent- 
lich groß,  (laß  ich  diese  Korperteile  (und  ihre  Hüllen)  fast  zu  den  sekun- 
ilären  Geschlechtsmerkmalen  zählen  könnte.  Auch  in  der  Literatur  finden 
eich  unzählige  Verherrlii'lmngen  des  Fußes  und  des  Schuhes  und  es  lassen 
sich  auch  Beweise  für  diese  Annahme  erbringen. 

Wenden  wir  uns  aber  einem  bestinunten  Falle  zu,  der  uns  den  Fuß 
nu-lit  als  Vermittle!-  zum  sexuellen  Besitze  des  Ganzen,  sondern  alß 
lirenniiunkt.  der  Wünsdie  zeigt.  Wn-  lernen  am  besten,  wenn  wir  uns  in 
^•inen  Fall  vertiefen  und  versuchen,  die  psychisdien  M^urzeln  einer 
schweren  Parapathie  ausfindig  zu  machen. 

Idi  wähle  aus  der  Zahl  der  Fulischwänner,  die  ich  zu  beobacMen 
Gelegenheit  gehabt  habe,  den  Fall  heraus,  den  ich  am  längsten  analysiert 
habe.  Es  war  zur  Zeit  meiner  Frewrf-Ära  ,wo  ich  noch  an  die  langen  Be- 
handlungszeiten glaubte.  Der  Fall  wai-  mehr  als  ein  Jahi'  in  meiner  Be- 
obaditung  und  ich  hatte  reichlieh  Zeit,  ..eine  Parapathie  zu  studieren. 

,  '■'f  2"''.-  ^/-  "f';  ^«t^i»  ■■iOjähriger,  unabhängiger  Privatier,  dem  Be- 
lub^  m.c].  Pnv:,(,gclelirfer.  leidel  an  verschiedenen  parapathiscben  Svmptomen. 
^m^  <k-nvu  K-,h  l,c.,mders  z«e,  herv.>rhebe,  wei!  er  sie  «b  l>ed,'ückend  empfindet: 
Bcme  btralienangst   und  semen  Fußfetiscliismus. 

Er  kann  nicht  allein  ausgehen,  er  muß  immer  begleitet  werden.  Nur  ge- 
■ft'i«.e  Wege  im  tlmkreiee  semer  Wohnung  kann  er  nhne  Hilfe  seines  Dieners 
zurücklegen  Aber  zu  weiteren  Wegen  l,enötigt  er  eine  Begleitung.  Das  zweite 
leiden  Btehi  nn  direkt..,!  Gogensatz  zum  ersten.  Er  schwärmt  für  Füße  und 
muß  Menschen  nudüaufcn  die  Füße  haben,  wie  er  sie  zu  sehen  wünscht  Trifft 
er  sein  „Ideal  aiit  der  Straße,  .o  könnte  er  ihm  stundenlang  nachlaufen, 
mochte  es  ansprechen  und  es  ersuchen,  ihm  den  nackten  Fuß  zu  zeigen  In 
der  ertön  Zeit  der  analytischen  Behandlung  verlor  er  die  Straßenangst  und 
kennt*  weite  Strecken  allein  gehen.  Was  tat  er  dann  am  liebsten?  Er  suchte 
sich  auf  der  Straße  ein  Tdeal  aus  und  stieg  ihm  nach,  e'hne  den  Mut  zu  haben, 
4las  Tdeal  anzusprechen.  Er  konnte  dann  stundenlang  henimiaufen  und  lief 


Auiilyse  ^iii«s  l-\ißfetisclnsten,  1!S7 

a,n  li...t..  .ur  Donau,  .o  .s  .e,two,.e  Männergib.,  -l^^'« /j«  Sch..h.  au.- 
.i.h.n,  ,li.  Fm  vo.  .chmut.ig.n.  Lappen  he  reien,  .,e  "  ;1^\  ^«""^  ^f  ™ 
„der  in.  D.Huu.waesor  kühlen.  B.t.  b.klo  mchl  dev  ^i^^'^'"^''^-.f ^,^'X  to 

Sd>uh«.rk.  wie,  viel,  .«inor  G ..chmacksgenoseen.  Er  sah  bc,    '''^,  '       ^^^^^^^ 
-  Mnu»  >.^1<M-  Woih  -  /lu^rsl   iUil'  don  Fuß  imd  lipurf  ..Ito  Lh  t.  nach  d.m  h..  u 
weH^    Fr.u   n  aU  solch.  Ucdien  ihn  kali-  Der  F.ß  muß  sehr  enge  |m  S  hu  - 
werk  .itzon.  In  der  Vur^lollung  dos  Engen,  (iodrücklen  1>^:S"'."  ,'1'"^'     ^^   »ß ''_ 
Roiz.  H(d,n..raugcu  roge,  ihn  gesr.hleHillidi  auf.  hr  beuDubl  jeden  Huhne. 

.1  »  g  e  n  (j  ij  e  r  a  1  e  u  r.  i    „  ,,  4  .,  ;  «  b 

Er  Bchwärmt  nur  für  Män.orfülio.  und  /.war  liir  '' "  1  ^'l  ^ '=  J  "' "  J// |,5 
womöglich  s  .  h  w  o  i  IM  g  ..  o  n  1.  z  ü  n  d  o  t  e  M  a  n  n  c  r  E  u  I^  e.  -ibraham  3^^ 
.Wse.,  Arl.c.,1  ,eh  nu.h  .un..kk<.nLn,ou  werde,  führt,  bekannt  ich  den  Fußfei. 
.ddB„u>.  auf  dio  Unterdrndcung  der  [liechlu.t  ^--^V ^'^^»^'^^f f "  f "^J^ 
.u,i>.k  and  Fr.ad  legt  auf  diu.o  Hypothese  großen  Wert.  Er  '"^"'" "  J^  ^ .^' 
h.he  sich  durch  die  aulrechte  ^t,.llung  von,  Nasent.er  '■"".  ^"f"  ^^  ^^  . 
wickelt   und   die   Funktione,,   des   ««>■l''^l'^""''■^^^'■^^:"■n^^<^hla.8  gt    I  n   >e 

schirm,,,  breche  die.er  verdrängte  Trieb  (f'^i'-';^^'!^^^^''^'-^''!^'"^'^'^"'';^^  ^"f^^  , 
Fußfetisdn.le,>   schwärmten   eigentlich    für   deu    f-''^^-^f.';    :/^'S>.™n 

.uruckzulühren,  wurde  y.  ,n  di....,u  Falle,  wo  on,  8cl,we.ßtuß  1^  iz  gt  ^  . 
.ekoinhar  .eine  Bestätigung  findeu.  Wir  werden  bald  ^^l]^"'.  ^'^  f,  ;'  j"^,  , ' 
tigere  Mecl,m.i.nK.n  hier  hineinspielen.  UuBor  Kranker  -  al.  ein  ^»1<^  '<^  /j'' 
.r  sich,  und  er  kau,  .n  n.ir.  u,a  von  der  Tyrannei  de.  Fe ü.cli.^nms  betre  u 
^\erd.n  --  hätte  ja  in  Seebäderu  reichliche  (lolegenheit.  Mannerlaße  /aiM hui, 
wenn  es  ..ich  um-  uai  den  Fiii.s  handeln  würde.  Er  müßte  .un-  eine  Kiii-  in  V\  on»- 
la.fen  nach  /<"n«-pj).schen  Prinz!|uen-  durchmachen  und  könnte  unbeiuorkt  seinei 
Pai-apliilie  fr.iuen.')  Aber  diese  leicht  erreichbaren  (Genüsse  reizen  ihn  gai 
nich,  Der  Fuß  der  Reichen  läßt  ihn  ka.lt.  Der  Fuß  eines  Mannes,  der 
arbeitet  der  womoglicli  unterdrückt  ist.  der  ein  KuecJit  ist.  der  ^}<-h  in  al.- 
häii"iiier  Slelbmg  Iwfindet,  der  g  e  z  w  u  n  gen  wird,  liarfuß  vai  gehen    iiessen 

,■,,,:,,,„, rnßeu  Drucke  aiisge^setzt   wird,  bei  dem  der  Fuß  womöglich  gi- 

;,'eßl  wird  so  daß  man  auf  der  Haut  die  Abdrücke  d<*  Schuhes  sehen  kann. 
,,,,  ,Ue<er  Fuli  nm.-lil  aul  ihn  (Mueii  großen  Eindruck, 

"  ,,,,  ,„„,i,,  Hi,.,  ,i,u.„  Augenblick  hall  und  verweise  auf  dieses  so  o It    n 
d.,    Kran^ngeschich.en     der  ^Fct.chist..     vork— nc.  Jioment^  ^^^^ 

VelVsclf  Scliö;  dieses  >C>u.ent  enthält  eine  symbolische  Ih-rstelluiig  d-. 
i   e     1  =^  c  "■   ^'-  "''  p    istdiisnnis  sit  vA  seinem  Träger  wie  ein  enger  Scinih 

FetlBC  .sunuj  ^^^, /^  ,,^^  f  „„,,  ,.,,„.  starken  Zwange.  Hier  sehen  wir 
7  ^i       cl      il    ie<   Fetischisnuis  mit  der  Zwaugsueuro..e. 

'"'  't.  ml^l^Sische  Zug  dos  Fetischisnius  als  Reaktnui  aul  deu  lue 
fehlenden  Sadismus  -^^^^^^  '  ll^^- ^  Fetischisnuis  zu  befriedigen. 
W,e  .r:hr ^.Sr  :S;  ::':^^^  T.gen  .r  Donau.  Dor.  liefen  dm 

—^^  ...   M„de.,  a,   -IC   MC.ZU,  ^-'^J^;;^Z  r '  d^ '".^rZ: 

.urück'     l...-    I^"'^f'^;':^'"7;;    '^^^"'Euluaasm,    Mh.ai-.ac.,    (iü-    So.m.ahäder   .aul 
I,il{,^.,„    isciac   ,u..-li    W<.nsl,ut<'n.     Uie    '^'^"'  Al-'ti.iETr/.bc«x'g-mR.n  ,oi.<.|il>cßm 


.^ 


mrgj 


188 


FetischisiriuK. 


:iriiien  Arbeiter  in  Haufen  und  baden  Ihre  schweißigen,  roten  Füße.  Dieser 
Anblick  erregt  ihn  dann  mächtig.  Er  eilt  nach  Hause  und  onaniert.  In  solchen 
Fällen  ist  ee  immer  wichtig,  zu  lionstatieren,  was  sich  der  Onanist  bei  dem 
Akte  hinzuphantasiert.  Wer  glauben  würde,  daß  Herr  Beta  den  Fuß  dieaee 
Mannes  berühren  wollte  oder  gar  einen  honiosexuellen  Akt  mit  ihm  auBüt)en 
wollte,  der  würde  tiich  arg  tauschen.  Herr  Beta  stellt  sieh  vor,  er 
nei  der  Arbeiter  mit  dem  roten,  geschwollenen,  schweißi- 
gen Puße.  Dadurch  erzeugt  er  sich  den  größten  Orgas- 
m  u  B.  Dies  ist  eine  Erscheinung,  die  ebenfalls  typisch  für  den  echten  Feti- 
tichisten  ist.  Der  Fetischist  identifiziert  sich  mit  seinem 
Sex  INI  lü  b  jek  tc.  So  wird  Beta  selbst  der  Träger  des  roten  schweißig- 
schwieligen  Ful'>es. 

Nun  könnten  wir  n;ich  Traumen  aus  der  Jugend  forschen  und  Beta  hat 
uoä  eine  Menge  dieser  Dinge  erzählt,  die  ich  später  in  den  Traumanalysen  rait- 
leilen  werde.  Er  behauptet,  er  habe  gesehen,  wie  ein  Soldat,  der  Geliebte  der 
Köchin,  sich  die  Stiefel  in  der  Küche  ausgezogen  habe  und  bei  dieser  Ge- 
legenheit habe  ihm  der  rote  Fuß  sehr  imponiert.  Auch  erzählt  er,  daß  er  von 
dem  Soldaten  auf  dem  Fuße  geschaukelt  wurde  und  dabei  hohe  Lustempfin- 
dungen erlebte.  Doch  diese  Vorfälle  erklären  uns  nicht  den  komplizierten 
Mechanismus  seiner  Parapathie  und  sind  alle  eigentlich  nicht  präzis  erimiert. 
,1a.  ich  halte  liafür,  daß  sie  nachträglich  in  seine  Familien-  und  Jugend  geschieh  te 
hineingezeiehnet  wurden.  Ich  glaube,  daß  sich  die  Fetisehisten 
eine  Jugendgeschichte  nachträglich  dichten  und  in 
diepelbe  alle  Erlebnisse  eintragen,  welche  auf  der  Linie 
des  Fetisch  liegen.  Ihi'e  Erinnerungen  sind  Trugerin- 
neruiigen.  (Deckerinnerungen,  aber  nicht  im  Freiidechen 
Sinn  e.)') 

Sil  werden  wir  auch  bei  unserem  Fußfetiechisten  die  Lebensgeschich  I« 
erwarten,  die  uns  alle  Fetisehisten  und  auch  alle  homosexuellen  Männer  er- 
zählen. Es  gab  eine  Zeit,  da  sie  das  ganze  Weib  und  der  ganze  Manu 
intei-eesierten,  besonders  aber  die  Genitalien.  Dann  alxir  kam  es  zu  kleinen  Vei- 
änderungen.  Erst  trat  der  Frauenfuß  in  den  Vordergrund,  dann  allmählich  der 
Männerfuß,  und  erst  im  Laufe  der  Jahre  entstand  das  Interesse  für  den  roten, 
geschwollenen  Schweißfuß.  Der  erste  Eindruck  des  Soldaten  müßte  aber  die 
f^exuelle  Leitlinie  gleich  in  diesem  Sinne  determiniert  haben,  während  wir  er- 
sehen, daß  er  aus  der  Vorratskammer  der  Erinnerungen  hervorgeeucht  wurde, 
;i.ls  Flucht  vor  der  Sexualität  und  besonders  vor  dem  Weibe  —  in  diesem 
Falle  auch  vor  dem  Manne  —  begonnen  hatte.  Man  bedenke:  Wie  viele  Men- 
schen haben  als  Kinder  solche  Erlebnisse  und  verhältnismäßig  wie  wenige 
wei'den  Fetisehisten ! 

Wir  betonen,  daß  sich  diese  Geschmacksrichtung  im  Laufe  der  Jahre  erst 
..entwickelte  und  zu  diesem  Ergebnis  herausgebildet  hat.  Das  ist  auch  eine 
Eigenschaft  des  Fetischismus,  die  betont  werden  muß.  Er  bleibt  sich  nicht 
gleich.  Bas  Sexualziol  wird  immer  verändert,  und  zwar  immer  im  einschrän- 
kenden, erschwerenden  Sinne.  Es  setzen  sich  immer  neue  Zwangs- 
formeln der  ersten  sexuellen  Formel    an,    ganz    wie    bei 


')  Die  Deckorinnerung  FrevdB  verbirgt  hinter  einer  harmloBen  Szeni- .  eintn  wtch- 
1igni  Vorgang.  Diese  T  rugor  inneru  n  gen  miichm  aus  harmloseu  SzcneQ  wichtige 
ErlebniKBe.  Diis,  Archiv  dtr  Erinnerung  wird  duriihelöbert  und  daraus  werden  braui'h- 
l»are  Szenen  hrrvorgehoU   und  neu  bearbeitet. 


ADB,Iyse  eioes  Fullfctiscliisteii. 


189 


der  Z  w  ii  n  g  8  n  e  u  r  0  B  e.  So  war  es  hier  der  Frauenfuß,  der  schon  ein  Ab- 
gehen von  den  Genitalien  bezweckU-  und  diis  erotische  Interesse  von  den 
Genitalien  auf  den  geschlechtlich  indiff<^rentün  Fuß  lenkte.  Dann  kam  aber 
der  Männerfuß  dazu.  Erst  später  entstanden  die  Fürderinigeü  nach  emeni 
roten,  sehr  heißen,  ^esehwollenen,  gepreßten  Schweißfuße.  Als  »h  sich  lieta 
furchton  niiiato,  sein  Sexualziel  zu  leicht"  und  mühelos  zu  erreichen.  Ale  ob 
er  sich  künstlich  Hindernisse  und  Schwierigkeiten  machen  wollte,  die  einer 
geheimen  asketischen  Tendenz  entspringen. 

Itci,.  verkehlt  über  mit  Frauen  oder  b&saer  gesagt,  er  versucht  inimei' 
wieder  mit  Frauen  zu  vorkehren.  Er  gehört  einer  Gesellschaftsschichte  an, 
in  der  man  eine  Geliebte  haben  muß.  Seine  Kameraden  besuchen  nach  enieui 
Spiele  im  Ktub  fleißig  die  Bordelle  und  er  kann  eich  nicht  ausschließen.  Sein 
Benolithcii  in  rincm  Liipaiiar  ist  .sehr  churakteristisdi.  Er  reagiert  f^ehr  rasch 
auf  eine  Meretrix,  die  ihm  gelallt,  wobei  er  auf  die  Füße  gar  keinen  Wert  legt. 
Hier  suct.i  er  nur  das  schöne  Gesicht.  Im-  bekommt  .sehr  bald  eine  ^ohr 
Btarke  Erektion,  die  aber  in  dem  Mumente  authört,  wo  er  die  immissio  in 
vaginam  vollziehen  will.  Wir  merken  hier  die  Funktion  einer  Hemmung,  die 
geheimen  moralischen  Tendenzen  entspringt.  Als  ob  eine  Summe  ihm  sagen 
Würde:  „Das  darfst  du  nicht  machen,  das  ist  eine  Sünde!'-  Beta  Iaht  nun  den 
Phallus  von  der  Dirne  extra  vaginam  manu  stuprare  usque  ad  ejaculationem. 
Dieser  Vorgang  entspricht  dem  Leitmotiv  aller  Parapathiker,  das  ich  „Lust 
ohne  Schuld"  genannt  habe.  Seine  passive  Rolle  beim  Akte  ermöglicht 
ilun  die  Fiktion  einer  Schuldlosigkeit.  Diese  Logik  ist  infantil,  aber  für  alle 
Parapathiker  sehr  chai-akteristi.sch.  Er  sagt  sich:  D  u  bist  ja  nicht  schuld,  s  i  e 
hat  es  gemacht.  Deshalb  gelingen  Praktiken,  in  denen  ihm  eine  passive  Rolle 
zukommt,  Immer  besser,  was  auch  auf  seine  feminine  Einstellung  zurückzii- 
■  führen  i.-t.  ]i\<-  immissio  penig-  ist,  nur  in  sehr  seltenen  Füllen  gelungen  oder  nur 
bei  halber  Erektion.  Einmal  mir  gelang  ein  tadelloser  Kongi-esBUB,  als  eine 
Dirne  ihm  einen  Backenstroieh  gab  und  meinte,  er  wäre  Sehläge  wert.  Da  er- 
wachte ein  mächtiger  Zorn  in  ihm,  er  wollte  sie  zurückschlagen,  sie  würgen,  sie 
di'iiiütiri'n.  iln-  .^eine  Kraft  beweisen;  in  diesem  Momente  hatte  er  eine  kräftige 
Erektion,  er  fühlte  i^ich  männlich,  konnte  eine  aggreesive  Stollung  eiii- 
iielm'i'u   iürI   seine   P'iteii/  ausnütKcu. 

Nach  diesen  Versuchen  und  halben  Akten  bei  Dirnen  fühlt  er  sich  be- 
echmulzt  und  muß  sofort  ein  Rad  nehmen.  Alle  seine  Pläne,  sich  eine  schöne 
Geliebte  zu  nehmen,  mißlangen.  Verführungs versuche  und  eindeutige  An- 
näherungen von  Frauen  aus  seiner  Üe.sellschaftsklasse  halten  bei  ihm  g;ir 
keinen  Erfolg  Er  begann  das  Spiel  sehr  gerne,  ließ  es  al-er  ine  auf  eine  Ent- 
Bcheidung  ankommen,  welclie  für  ihn  mit  einer  Demütigmig  hatte  enden  können. 

Die  Anamnese  und  psych  analytische  Erforschung  der  Jugend  ergibt  aber 
viele  sehr  gewichtige  Momente.  Beta  war  sclion  früh  ein  sehi>  crütisclies  Kmd 
mit  starken  aggressiven  Anlagen.  Er  hatte  in  seinem  7.  Lebensjahre  eine 
Freundschaft  mit  einer  Spielkollegin,  die  täglich  aus  der  Nachbarschaft^  zu 
Besuch  kam.  Eines  Tages  machte  er  aus  instinktiven  Trieben  heraus  den  W- 
.uch  einer  Kohabitalion,  was  zu  einer  Verletzung  des  Madchens  fühlte  Die 
Bestrafung  ^  denn  die  Sache  kam  der  Erzieherin,  emer  Engländerin,  zu  Ohren 
-  die  endlosen  Reden  über  seine  Schlechtigkeit  hatten  zur  Folge,  daß  .ich 
sein  Charakter  allmählich  verwandelte.  Dieses  Erlebnis  wirkt«  als  „ewige 
Warnung"  und  stand  drohend  am  Eingange  seines  Lebens. 

Noch  immer  führte  seine  Leitlinie  zum  Weibe.  Es  kamen  dann  ver- 
schiedene   Liebschaften   mit    Kusinen,   kleine   Abenteuer    mit    Dienst  mildchen. 


190 


Fctiscliismiis. 


sicli  111  oiiK'  Tänzerin.  Sein  Vater  aber  W.*init7.te  dJ^^ 


• !     I 


I      1 


m 


/ 


venen^hcn  K-"|-^;^^;:  ^.^^l^;;r'Er;oüe";ur" vorsichtig  s.,n  m.l 

Hen.chat    einer  K---^  R-^t.  Uai«  zur  Einsicht,  daß  dem 

^^  S^  Hebte  ui,d  verehrte,  ein  Ve^altnis  ,nit  d.r  ljnz.ri.> 

,1    ih...  lauiit  eine  jede  Liaison  unimgenehni  wäre.  E  r  h  a  n  d  s  i  cli  d  u  ■  ^  '« 
,nd  übe  1  aupt  ein.  J  ^^_^^^^    ^  ^^    k,änke,i    und,   .n    !a"go 

'""  ,^h      nicht  mit  F,,u.en  zn  verkehren,  außer  h  i  e  u  n -i 

VV'  :;  ne!  Nach  einigen  J.hren  starb  der  Vater.  Da.  Gelübdo 

;';         ,„-i    arlh-h  /,..-  Folge  gehabt,  daß  er  .idi  den  Tod  des  Vater,  iierbei- 

■;    c     r^^o^^^^        ^^'--1'  -   -'^   -icn.  De.nßl.sein.lelde  bei   Se.te  schieben 

nX  d  h.  m<^ht  denken  durfte  Er  „verdrängte-  diesen  {>,danlcen.' 

W  .  l-it  er  nun.  als  der  Valer  starh-r"  Abgesehen  davon,  da!,  er  den 
Ar.(,e  dl-uhte,  er  werde  den  Tod  de.  Vaters  nicht  iiberleben,  leistete  er  .otor- 
Auu.  ^'*'"  ,  ,  ir,.  schwor  sich,  e  r  w  e  r  d  e  nun  d  r  e  i  .1  a  h  r  e  tu  i  L 
TeiTer  ?t^'^-keh-n!  Also  drei  Jahre  strenger  Abstinenz!  Da. 
'.  Gelübde  hieli  er  nur  ein  .lahr  und  brach  es  dann  mit  der  Motivierung,  es^-are 
ni/lt  im  Geiste  seines  Vaters,  Aber  er  brach  es  unter  heftigen  inneren  Wider- 
sS  ir  .üe  psychische  Impotenz  prägte  sich  immer  stärker  aus  und  nunu. 
deulliclK.r  traten  die  Formen  seines  Fetischismus  zutage. 

Kalter  Sclnveiß  bedeekle  ilni,  wenn  er  sirdi  schheßlieh  gezwungen  hatte. 
,„U  der  Dirne  zu  verkehren.  Ein  heftiges  Schuldbewußtsein  trat  unter  aller  ei 
"laskiernngen  auf.  Beson.lers  f,näUe  ihn  die  Angst,  er  hätte  sich  eine  sexuelle 

^"'^'n^r'lSieh  ein  Freigeist,  abe.  innerlich  fromm.  Er  stand  uni.,- 
,1,,  Herrschaft  von  zwei  widerstrebenden  Tendenzen.  Sem  Vater  war  ein  be- 
nuler  Liberaler;  es  war  die.  die  Tnuhlion  semer  tamihe.  Aber  ein  kleri- 
kaler Er/iehcr  liatie  den  Knaben  in  st, enger  (ioHesfurelH  erzogen  und  sen. 
Kinderhirn   mit   allerlei   alierpläubisehen   Vorstellungen   von   Sühne   und    \  ei- 

*^*'""'D'i(f  Erklärung  seines  Fetischismus  kam  auf  sonderbare  Weise  zustande. 
!-r  L-estind' mir  eines  Tages,  daß  ihn  der  blutende  Fuß  am  meisten  inter- 
eiierte  und   besonders   aufrege.     Häufig  habe  er  die  Phantasie,  daß  er  sieb 


i)  U-Ii    -^.iB--    'litlil     ""l"'    ''■''-'    ''''■^''''    ^^"'1'^'*''    f"''    ili"    .JnibriviißV    "iird- 
Fiir  Frt'vd  gU'    <lie   Vt-nkilii^iiaii;.   Ms  ei«    Hiimli-Kil.U'ii   ins  Uiilj^uLUe.    iO.<   .'in    Ni.'li'- 
VVim'n.     l'Hir   riiicU   i^-t   die  Vmli-äii(;iiTiK  i'in    la.r   boi   ^L'ite   S^liirlmi,    wn   tiiclit  Ww*«^' 
\V.>lU-ii'     'v/('öe«    l'''^    ■'"'   '^''■'■'    '''"*'"    '^""^■'*   '"''    ""■''»'■•'"'■^'■l"'    I'-'yi-lKjlogic    ilie    Fi''*=" 
.u.fgr^nrf.Ti:    ..Ist    d  i  ■'    V  o  r  <i  r  a  u  s" 'i  g    ein.    uicht    G^wulitei.    odur    '■  i  "^ 
'  ■  .1  t  Gcdachtefi?"'    h*   spwii    iiipiiie  Ülmm'ugung   aus.   daß   die    Vni'.frängiiii'^ 
l'in'nieM  Grdnehtes   ™i   und  ([.■fiiücrte  die   Vwdriiugu.is    Liis   imm    ii^^ychi^du-»    MectiM" 
duivli    ilin    wli    ''iiu-ii    iH^timmUn    Gcuaukcii    nii-bt    dtaikeii    woMfii,    «'eil    (^f 
rrLtirmnlra    ü.iiu=^lH.i|.lia<!unnm    i.Pso.ücrt    i.l.     Dicker    Ücdaükc    odm-    s.go.i    -■'J 
lirhBr  diuw   Vorst.llung  ist   vun   d.m    o.n.r.n    HicUt.,    Ivnii    d™.    (U^^isRon!)    nl.    ni.j^i 
1 ,   1„    -UH   d.m    /.'.H.rum   de.   ».«-.ißWiu.rdd«   vmto.gt   «.rd..,,.     Er   da.-E  in  -  h  t. 
h.  \v<.rdn,    nud  k^miut  cnU'oder   in   nfsativ.r  Form  ak   E.itrürtung,   Ai.Kst.   odo 
'  bcliie     Forn.  b.  da.  /..tnim  de.  .ei..i..n   Dl.ekfeldo.    Sn  wollt.  B.t.   u.^ü 

"hrrr'  '''-f  'i'- 1'''-'  '"'-^  ^'^^"'■''  '^'''-''"■- "'" "'"  ''■'■■'''  ^""""  ""*  '"'"'■'" 

,.u  liP^inuen. 


Analyst  uiiipw  l'^ilifftiscliisifu. 


191 


ein<-ii  Nagel  in  den  Fiili  g-istulM^ii  habe  unii  dann  blutm  inüSBe.  Dei'  Fuß  mit 
doiu  Nagel  kam  iiimior  dtnitliclu'i-  in  seinen  ^usuellen  Phantasien  hevvcir.  Kurz. 
CS  i<ai]i  li'm'  Phantasie  zutage,  die  ich  so  häuCiu  bei  Parapathikei-n  konsta- 
i  ieron  konnte :  d  i  c  C  li  i'  i  w  t  ii  s  ii  e  ii  r  ü  s  e ! 

Jetzt  verstehen  wir  seine  Identifizierung  mit  dem  Träger  einet  8chweiß- 
)Hts-s.  Kr  w.tv  pasiiioiiierler  .läfjer  imd  S  i-  li  w  e  i  !.•>  Iiedeutet  ihm  in  ile.r  Jägei- 
s|ii;n--lie  immer  nur  IJlut.  Er  lial  einen  hhiteuden  Fnß,  der  mit  einem  NnRol 
durchlidbrl   ist,  er  ist  Christiiö.  Mit  dieser  Vursteüung  onaniert  er. 

W  i  [■  erkennen  aber,  daß  der  F  e  t  i  e  e  li  i  s  m  u  e  eine  wir  ii- 
I  i  g  e  Funktion  Ii  a  t.  Er  soll  seine  Keuschheit  s  i  ir  li  e  r  n,  e  r 
toll  i  h  m  e  i  n  ü  Askese  garantieren,  für  die  er  einen  ii  i  m  ni- 
lisehenLotin  erwartet.  Er  hat,  sich  durch  diese  Be- 
schränkung ein  Anrecht  auf  Heiligkeit  erworben!  Des- 
halb interessiert  ihn  bloß  der  Fuli  der  Armen  und  der  Unterdriieklen.  ChristUf 
war  nicht  der  Gott  der  Reichen,  denen  ja  das  Himmelreich  vorschiossen  war. 
ühristuB  wai'  der  Golt  der  Bedrückten  und  Dienenden.  Und  je  mein-  man  sich 
iiu  diesseitigen  ].,eben  demütigte,  desto  sicherer  w.iv  man,  im  .leiiücit!;  belolml 
7A\  weiden.  Und  da  ReiT  !3eta  innerlich  fromm  war,  so  gab  es  für  seinen  Feti- 
schismus nur  eine  Heilinig:  Die  l^^he.  Hier  war  der  Kongressuw  keine  Sündf 
mehr.  Dieser  Fall  zeigt  uucii  klar,  daß  der  Fetischismus  eine  Maske  für  seine 
asketischen,  fi  ömmleriscben  Tendenzen  war.  Denn  in  der  Ehe  schwand  das 
Interesse  für  den  roten,  liUitenden  Fuß  vollkommen  und  die  Potenz  war  — 
nach  den  ei'sten  in  solchen  Fällen  üblichen  Schwankungen  —  vollkommen  zu- 
JViedeiifit  eilend. 

ich  halte  darauf  aufmerksaiii  gemacht,  daß  der  Fetisehisnms  den  Hinweis 
auf  einen  Zwang  enthalten  muß.  Das  was  drückt,  preßt,  einschnürt,  was  man 
gCKWinigeii  1111.  dicnl    ilci'  syuibiiliscben   Darstellung  der  PaiaiJalbie. 

Wir  werden  in  keinem  Eallc  von  eclileni  Fclischi.-^nnis  diesen  Hinweis  auf 
den  Zwang  vermissen. 

Mit  ei^-erncm  Zwange  halte  lieta  sciin'  lm|iul.se  in  das  Prukriislesbett 
seiner  Para|jalliic  gexwiingl.  Er  konsirui.'rle  .-iich  die  St raßei langst,  nm  den 
(iefahven  der  .Siraße  zu  entgehen.  Er  ivduzierte  sein  Begebren  auf  lien  Fuß. 
um  sich  von  allen  anderen  sün<ligeii  Ciedankcn  abzulenken, 

lieta  halle  das  Unglück,  seine  Mutter  liei  der  Geburl  zu  töten.  Er  fühlti- 
sich  als  ein  geborener  Frnuei  im  Order.  Aber  er  haile  auch  Imimlse.  Frauen  zu 
l.ilen  sie  zu  eiwürgen,  weil  er  sie  glühend  haßie.  Sein  Vater  war  em  Don 
luan'und  die  Frauen  standen  zwischen  ihm  und  dem  \  ater.  Schon  in  der 
Jugend  war  er  zu  den  Erzieliungsi)ersoiien  seines  llaus.'s  bii.ohu-  eingeslelli . 
ICr  h-»ßte  die  Erzieherin,  weil  sie  ancii  dii-  Geliebte  des  \  a(ers  war,  und  «ai 
zugleich  an  sie  lixiert.  Sie  halte  aulfallend  große  Füße,  die  fast  Männedußeir 
glichen.  Aber  ;nich  der  Fuß  des  Vaters  war  für  ihn  ein  Sexualobjekl. 

Ich  iinlerbrcche  jetzl  diese  Darstellung,  lüiüe  eine  Reihe  von  Ti'aum- 
malvsen  an  M  die  uns  die  vorhergelienden  Hehauiitiingcn  beweisen  werden.  Diu 
Vnah'sen  sind  durchwegs  auf  die  Einialle  des  Patieiilen.  der  em  denkender 
Geist  war  aufgebaut.  Es  war  der  erste  Fall  von  Fetischismus,  den  i<-li  s.. 
gründlich  kennen  l<Tnte.  Es,  wird  interessant  sein  zu  konstatieren,  wie  mir 
die.«e  Erkenntnissi'  gekommen  sind. 


M  Ein    Tel!    diiwr    TraniuiUiiilvr^i'ii    iM    lii'rcils    in    ..lJii>    Spniclic    .ii's    Trauin.'^^' 
(ll.Aiifl-.    HiTyinauii.    Mmirlii'iil    nMlialtfo. 


^^s 


IV] 


\i 


\ 
1 


i 


I 
t 


-Q.-j  ■  Fetlerhismfi'B 

=       Elr  träumt:  ■'  '       ".   - 

Ich  eehe  ein  großes  hölzemea  Chrietusbild  vor  mir.  leb  nehme  mir 

ein  Stück  heraus. 
Dieser  Traum  ist  eymboliscli  aufzufassen.  Der  Träumer  ist  m  seinem 
Innern  noch  gläubig,  sogar  strenggläubig,  nach  außen  hin  ein  fanatischer 
Freidenker  Er  hatte  am  Tage  vor  dem  Traume  ein  Buch  gelesen,  das  sich  „ba 
folie  de  Jesus"  (Dr.  Binet-SangUe,  Paris,  A.  Maloine,  1908)  betitelt.  Er  mußte 
plötzlich  in  der  Lektüre  abbrechen.  Er  kann  nicht  angeteii,  warum.  Es  war 
wie  ein  Zwang.  Wie  ein  Gebot:  Jetzt  höre  auf,  zu  lesen!  Die  tieferen  Beweg- 
gründe enthüllt  uns  dieser  Traum.  Er  hat  sich  etwas  gegen  seine 
üofctheitherausgenommen. 

Eine  zweite  Determination:  Er  ist  selbst  der  Christus.  Aber  er  ist  nur 
eiü  Teil  von  Christus.  Er  hat  sich  ein  Stück  aus  dem  Leben  Christi  adoptiert. 
Er  ist  daher  nicht  mehr  Fleisch  —  er  ist  Holz.  Er  kann  nicht  mehr  in  sündiger 
Fleischeslust  entbrennen.  Zugleich  wird  die  hipolare  Tendenz  ausgedruckt :  Er 
besteht  uns  Kolz,  ;lus  leicht  brennbai'em  Mat<;riiilc  und  könnte  leicht  in 
Flanmieii  aulgehcn.  Welches  Stück  hat  er  sich  herausgenommen?  Er  weiß  od 
nicht,  aber  wir  werden  es  aus  späteren  Traumanalyseii  erfahren.  Das  Stück, 
das  er  eich  herausgenommen  hat  —  solHe  es  nicht  der  Fuß  sein?  Sein  Fetisch, 
.scims  Ersatzreligion,  seine  Buße?  ,-  "    - 

Weitere  Bedeutungen  wird  ein  späterer  Traum  enthüllen. 

Ein  anderer  Traum: 

Ich  las  von  einer  Klage  des  Herrn  X.  gegen  den  am  selben  Tage  ver- 
>tiirli('nen  Ciyduirtsialdiroktor  Weihrich,  Es  waren  drei  Klagcpunkto.  und 
Wcihrich  würde  nur  wegen  des  dritten  Punktes  verurteilt,  und  zwar  zu 
einem  Gang  in  Sandalen  und  noch  etwas.  Das  könnt«  ich  nicht  verstehen., 

Nachtrag : 

Ich  sah  eine  Photographie  Geßinanns  und  sprach  mit  ihm  davon, 
Am  Vorabend  aß  der  Träumer  einen  schwarzen  Wecken  mit  Butter, 
der  in  Wien  Boeniak  oder  nach  einem  bosnischen  Insurgentenführer 
Hadschi-loja  genannt  wird.  Er  erbrach  nach  kurzer  Zeit  und  hatte 
heftige  Schmerzen  in  der  Nierengegend.  Wie  er  glaubt,  wegen  der  Säuren. 
Alle  Säuren  maclii^n  ihn  angeblich  erbrechen.  Auch  nach  saftigen  Bii'ueii  leidet 
er  an  ähnlichen  Schmerzen  und  Diarrhöen. 

Die  Analyse  ergibt  wichtige  Einfälle  zu  Direktor  Weihrich.  Zuerst  die 
Afisoziationen:  Weihrauch  —  Weihe  —  Weiher  —  W  ei  (geschrieen). 
In  Verbindung  mit  X  (-Füßen)  Wei-  und  Geßraann,  einem  Wiener 
Antisemiten,  eine  Schmähung  seines  Arztes.  Er  beklagt  sich,  daß  dieser  ihm 
die  Lust  an  seinen  Perveisionen  verdorhen  habe.  Man  mache  ihm  einen 
Schwindel  (Rauch)  vor!  Der  Schwindel  führt  zu  Schaukeln.  Er  erinnert 
sich,  daß  er  als  kleiner  Knabe  auf  dem  Fuße  eines  Sol- 
daten  geschaukelt  hat. 

Da?  ist  eine  Wurzel  seines  Fußfetisehismus.  Dazu 
kommt  noch  die  von  Adler  hervorgehobene  Tatsache,  daß  er  an  seiner  großen 
Zehe  gelutscht  hat. 

Sein  Verlangen  geht  danach,  einen  schmutzigen, 
schweißigen  Fuß,  res  p.  die  große    Zehe    in  den    Mund    zu 


Aiiiil\eL'  «iiius  Fulifetisfhi-iteii. 


193 


fe  tfckfui.  Nach  6vy  syiiibulii^clicn  Ok'ichung  k;uiii  Fuß  für  Hand,  die  große 
Zehe  liH'  den  Daumfii,  don  Penis  und  die  eine  Mani.na  stehen.  Von  hier  führea 
Faden  zur  Paraphilie  (Fellatio)  und  zum  Ammenlojniplex 

p,«;-  .B°«n>'^f<  if  ein  Wiener  Aufdruck  für  einen  bosnisrhen  Soldaten, 
Hatschi-loja  fuiul  .Im  auf  hat  sehen  -  gehen.  Sein  Erbrechen,  die 
bcinneraen,  d,e  iJiardiöe  gehen  auf  die  Phantasie  zurück,  eine  Zehe  (Butyl- 
saure  -  Eutt,-r)  in  den  Mund  ge^teekt  und  Seim-eiß.äuren  geschluckt  zu  haben. 
Voi  der  ]nunuanal.y.e  halte  er  ^Yachpluuitasion,  einen  großen  Fuß  zu 
schlucken  und  in  sidi  aufKanehiuen 

et.-,.^Pl''ir't''''  Y""''^  '^''  Fußfetischisn.u.:  Man  hafte  ihn,  den  Penis  als 
et^a^s  bkellialtcs,  dessen  man  sich  schämen  nuili,  dargestellt.  Er  übertrug  alle 
ijibitln  aul  den  erogeii  betonten  Fuß. 

Cießiuann  geht  auf  „guess'",  (englisch)  erraten,  zunick.  Ich'liin  der 
Mann,  der  nur  errät  und  ni.l.ts  weiß.  Die  Photographie  {«.ein  Bild!)  ist  ihm 
■■^elip  schlecht  vorgokonnnen.  Sie  war  viel  zu  woi  ß.  (Geßmaiin  ist  ein 
bchwarzer.)  Weiß  l'ülirt  wieder  zu  Schweiß  und  zu  seiner  Idiosynkrasie  gegen 
blutiges  Roastbeef.  Blut  heißt  in  der  Jägersprache  Seh  weiß.  Auch  das 
Roastbeef  erinnert  ihn  an  Schweiß,  der  durch  das  Gehen  in  S  andalen 
vermindert  wird.  (Symbolische  CTUueJuing:  Blut,  Scliweiß,  Eiter,  Schleim,  Urin, 
öl^erraa,  Luft,  Sprache,  Geld  usw.) 

^^  Die  drei  Punkte  de«  Traumes  sind:  I.  Seine  Kngländerin.  2.  Sein  Bruder. 
•i.  Der  Schweißfuß.  Yon  den  ersten  beiden  haije  ich  ilin  schon  durch  Peych- 
aimlyse  getrennt;  jetzt  will  icii  ilnn  noch  den  Schweißfuß  entreißen.  Deshalb 
die  bcJuiiälmng,  deshalb  der  Vorwarf;  Fuß  -  Plattfüße  -  Wei geschrieen! 
Weitere  Gedanken  gelieii  zum  „Ewigen  Juden"  von  Eugen  Sue,  der  wieder  zu 
,.suer"   (schwitzen)  führt. 

Der  Ahapver  ist  aber  wieder  er  selber.  Er  ist  in  einer  seiner  Lieblings- 
phantaeien,  Ahasver,  der  fliegende  Holländer  oder  ein  anderer  ewig  Ver- 
dammter. Seine  Fußidecn  sind  alle  masnehistisch  gefärbt  und  Piißideen.  Er 
muß  ewig  wandern. 

\\':i6  er  jiiclit  verstehen  kann,  ist  das,  was  er  bei  uur  lernt.  Er  will 
es  nicht  verstehen.  In  dem  Augenblicke,  wo  er  es  versteht,  ist  es  mit  dem 
Zwange  vorüber.  Es  hängt  aber  zu  viel  Lust  an  diesen  infantilen  Dingen.  Er 
will  sie  nicht  aufgeben. 

Dieser  Ti'auin  enthält  eine  Reihe  schwerer  Affekte.  Es  sind  grobe 
Schmähungen  gegen  mich  enthalten.  Doch  so  versteckt,  daß  der  Traum  schein- 
bar gar  keinen  Affekt  enthält. 

Schließlich  bin  ich  ja  gestorben.  Er  wirft  mich  zu  den  Toten.  Der  Gang 
in  Sandalen  ist  der  Marsch  in  die  Ewigkeit,  Manchmal  versteht  er  mich  nicht. 
,,Es  ist  ihm  etwas  zu  geist  reich."  Ich  werde  iiier  auch  zu  einem  Geist  (Geß- 
mann  —  Geistniann).  Ein  Geist  ist  weiß,  bleich.  Ich  bin  ihm  viel  zu  schwarz. 
Ich  lebe  für  ihn  nur  noch  im  Bilde  (Photographie).  Das  führt  zu  einer  neuen 
Fährte:  zu  seinem  Teufelsglauben.  Ich  bin  für  ihn  der  Teufel.  Ich  will  ihn 
potent  machen,  d.  Ii.  zum  Weibe  bringen.  Er  will  in  der  Askese 
bleiben  und  ein  Heiliger  sein.  Er  sucht  inmier  Situationen,  wo  - 
ihm  ein  Unrecht  geschieht.  Er  wird  zu  einer  Soiree  geladen.  Die  Hauefrau  sagt 
aus  irgend  welchen  Gründen  ab.  Sofort  konstruiert  er  eich  eine  schwere  Be- 
leidigung. Er  braucht  ungerechte  Kränkungen!  Er  will  unschuldig  leiden.  So 
sehrieb  er  mir  nach  der  Absage  der  Soiree  und  einer  Jagd  folgenden  hoch- 
interessanten Brief:  ■    ■        '  '   " 


Siekfl,  StrtniniiciD  des  Triub-  und  Affi-kili-ljeii'.  VlI. 


13 


194 


Fetisch!  Bnius. 


II 


I  l 


„Die  Absage  der  morgigen  Soiree,  die  Einladung  und  die  darauf  sofui't 
erfolgte  Absage  dncs  anderen  Besuches  hat  mich  in  einen  Zustand  einer  ganz 
enormen  Depression  gebracht,  obwohl  ich  cigenllicli  die  Ablage  der  Jagd  sehr 
angenehm  eniitfand,  da  mich  die  ganze  Jagd  .nervös'  macht.  Ja,  auch  die  De- 
pres&ion  war  keine  verzweil'elle,  sondern  icli  fühlte  sie  angenehm.  Es  war 
eine  Enttäuschung,  eine  Ziii'ücksetzung,  aus  der  ich  Lust  schöpfte.  Ich  bni 
eben  Maaochist.  Und  ein  Masocliist  ist  ein  Passiver.  Passiv  ist  aber  die 
Frau,  aktiv  der  Mann.  Daher  empfindet  der  Masochisl  nach  Frauenart  mul 
will  einen  Mann  über  nicli  kommen  lassen,  einen  aktiven,  daher  die  Vor- 
liebe für  einen  Berufssoldaten,  einen  aktiven  Soldaten.  Die  llaniJthist  de' 
Passiven,  des  Masodiislen  ist  das  ,passio^  die  ,Passion-,  daher  die  Bußideen: 
seine  ärgste  Unlust  die  .Aktion',  der  Koitus."  ' 

■  „Kri  muß  mir  in  der  Kindheit  einmal  ein  grolles  Unrecht  getan  woi'den 
sein,  aus  dem  ich  Lustgefühl  abschöpfte  und  dos  zu  reproduzieren  ich  stets 
ge^oiiiR'ii  bin," 

"  ..Und  jetzt,  ver,sage  ich  mir  denn  nicht  alles?  Meine  Krankheit  ist  ein 
Sich-alles-versagen.  Ich  koitiere  nicht,  ich  treibe  Asexualität,  ich  sehe  kaum 
einen  Menschen  "mehr,  ich.  gehe  in  kein  Theater,  ich  achließe  mich  numer  mein 
ab  und  umgebe  mich  mit  lieben  Büchern,  ja  ich  gehe  nicht  aus,  das  erste,  wa^ 
man  machen  m.iß.  um  etwas  zu  unternehmen.     Meine  Angst  ist  Schutz  vor 

Jetzt  habe  ich  Momente,  in  denen  ich  nichts  sehnlicher  herbeiwünschen 
würde"  als  zu  sterben  und  vergessen  zu  werden:   höchster  Masnehismus.' 

^,In  die.scn  Depressionen  kam  mir  auch  ein  ganz  merkwürdiger  Phantasie- 
träum  (eine  Wachphantasie): 

Es  war  ein  Mann,     der  wegen  eines  Mordes  unschuldig  verurteilt 
-.vurde.  Das  Merkwürdige  war,  daß  er  sich  kaum  verteidigte  und  das  Urteil 
mit  einer  Ruhe  hinnahm,  wie  es  eben  nur  .leniand  kann,  der  fälschlich  be- 
schuldigt wii'd,  aber  rein  wie  ein  Engel  ist.  Er  wird  zu  lebenslänglichem 
Kerker "vtrurteilt.  Im  Kerker  ist  er  so  groß,  daß  selbst  alle  Wärter  in 
ihm  einen  Heiligen  betrachten,  er  tröstet  Kranke,  heilt  sie,  ja  wirkt  las' 
Wunder.   Nach   Jahren   und   Jahren   dringt   selbst   zu   dem   Regenten   die 
Kunde  von  der  Heiligkeit  des  Verbrechers.  Er  b  e  g  n  a  d  i  g  t  ihn,  ohne  da.j 
Urteil  aufzuheben.  Es  wird  dem  Heiligen  hinterbracht.  Der  aber  versteht. 
nichts  mehr  von  der  Welt  und  ihren  kleinlichen  Schmerzen.  Er  ist  ganz  ver 
kliiit,  er  ist   Christus  selbst;   sein  enormster   Triumph   ist.   oaü 
er  durch  seine  Heiligkeit  das  Genitale  verloren  hat.  Er  ist  geschlechlslo.j! 
und  zieht  wie  ein  unendlicher  Lichtstrahl  zum  Himmel-  Der  Regent  ist 
sprachlos,  aber  unfähig,  ihm  auch  nur  im  geringsten  nahe  zu  kommen;  ei 
lebt  sein  gewöhnliches  Leben  weiter!'" 
Hier    schließt    sein    Brief,    der    wichtige    Geständnisse    enthält.     Das 
Wiehtigsle  ist  wohl  der  mitgeteilte  Tagtrauni,  die  Wachphaiitasie. 

Diese  Phantasie  enthüllt  uns  die  Wurzel  seiner  Askese.  Er  klagt  sich 
bitter  an.  daß  er  ein  Verbrecher,  ein  Mörder  ist  und  bedauert,  daß  er  kern 
Heiliger  ist,  sondern  ein   sündiges  Leben   führt. 

Das  Wort  „W  e  i  h  r  i  c  h'"  ist  vom  Unbewußten  genial  gewählt.  Er  geht 
auf  seinen  Teufels-  und  R  i  oc  h-Komplex.  (Der  Teufel  stinkt!)  Es  führt  aber 
auch  zum  Heiligenkomplex  über  Weihrauch.  Dei'  Direktor  steht  für  den 
Vater.  Von  diesem  hatte  er  einmal  ungerechterweise  Schläge  erhalten.  Dieser 
infantilen  Situation  läuff  er  im  Leben  nach.  „Selig  sind,  die  Verfolgung  leiden 


LIH 


w/mm9 


"Analyse  eiues  FiißfetisehrKteii. 


195 


mii  (k-r  Gerechtigkeit  willen.  Denn  iliiTi'  ist  das  HinimclRucli.-   Da^  ist,  sein 
Leitmotiv. 

üikI  or  will  ins  11  i  mm  o  1  re  i  c  li.  Er  will  .■^cinon  Vater  übertreffen. 
Er  will  dnrch  Askive  cinon  hüliereii  Platz  im  Himmel  ei'nbern.  Er  will  ein  Weib 
aein  mid  keinen  Peni.=  Iiabon.  Allein  diese  w  e  i  !j  1  i  e  h  o  n  T  e  n  d  e  n  z  e  n  sollen 
dazn  dienen,  über  ^len  A'iiter  xii  Irin  m  ])  Ii  i  e  i-  e  n.  hn  ewigen  Leben  wii'd  er 
iiijer  seinem  Vaier  .stehen  und  lriuiii|)hieren.  Er  der  Heilige  und  der  \';iter  der 
Sünder.  Vor  Gottes  Stuhl  wird  er  gesen  den  Vater  (Direktor),  gegen  den 
Toten  drei  Anklagen  erheben.  Allein  aii^;  welchen  Quellen  f^lanimt  sein  Iliiß 
:,'egen  seinen  ValerV  Aus  einer  mallen  JJivuliliit  -  wegen  seiner  Engländerin, 
Nie  Liighuiderin  wai'  seine  sliirksle   Liebe.    Naeh  der   iMitlassnng  der  Amme 
wurde  ilie  „nurse'-  sein  alles.  Sie  durfte  mit  kcineni   anderen  freundlich  sein. 
Da   konnte   er    wütend    werden.     Sein  Vater  war  mit  dei'  englisclien  Kinder- 
Pflegerin  sehr  lieljenswiirilig.  Beta  behiusciile  viele  kleine  und  eine  gi'nlio  Szene, 
ilie  ihn  Lief  unglticklich  machte.  WieV  ..Seine"  Franziska  kcmnie  einen  anderen 
Miinn  küssenyiJas  .slaehelte  seine  EmpliiKllielikeil  und  seinen  Egoismus  zu  ver- 
biechf?rise!;eii    liaciii-iihanlasien    auf.     l)a^    Kind    ist    den    Gi'oHen   gegenüber 
wehrlos.    Aber  wenn  es  einGift  hätte,  so  künnt.e  es  sich  an  seinen  Feinden  rächen ! 
Deshalb  das  Erbrechen  und  das  Übelsein,  die  Dianhöen  nach   dem  Genüsse 
des  Hadschi-loja!  Der  \iiler  war  ein  Pascha  und  halte  einen  Harem.  Seine 
masüciiisl  ischen   Ideen   sind  die  Buße  für  die  kriminellen   Phantasien   seiner 
Kindheit. 

iJentlich  enlliüUt  er  seine  K  a  s  t  r  a  t  i  o  n  s  |]  h  a  n  t  a  s  i  c.  Er  wollt« 
den  \  ater  kastrieren,  weil  er  mit  iler  Fiiglamieiin  vei kehrte.  Nun  will  er 
sicli  stAbA  eiilnmiuien.  Das  Stück,  das  er  sieh  entnehmen  will  (siehe  den 
ersten  Tmuin  S.  192)  ist  das  Genitale.  Dann  kann  er  Christus  wei'den.  Er  ist 
dov  Verbreclier.  der  Muttermörder,  der  doeh  an  diesem  .Muide  unschuldig 
ist.  Deutlich  sehen  wir  auch  dii'  Wurzel  des  Wände jiriebe.s  (Gang  in 
Sandalen)  und  das  neurotische  Zerrbild  des  Wand<Ttriebcs  —  die  Straßen- 
augst.  Ei'  wollte  auch  den  Bruder  töten,  um  den  geliebten  Vater  für  sich 
allein   zu   haben. 

Die  wichtigste  Bedeutung  des  Traumes:  Er  klagt  sich  dreier  \'erhrcchen 
an  und  muß  wegen  des  dritten  Verbrechens  Buße  tun.  Er  muß  wandern  und 
seine  Sünde  büßen.  Welches  sind  {iie  di'ei  Verbrechen?  Was  hat  er  begangen, 
daß  er  auf  irdisches  Glück  verzichten  will?  Darauf  werden  uns  die  weiteren 
Träume  Antwort  geben. 


Ein  anderer  Traum; 


Der  kletternde  Affe. 


Es  war  in  Tirol.  Die  Straße  war  beängstigend  steil.  Es  waren  dort 
Franziska,  mein  Bruder,  ich.  Es  kamen  drei  Lastwagen  und  ein  Auto 
herauf.  Ein  einspänniger  Lastwagen  kam  herunter.  Ich  kletterte  wie  ein* 
Al'fc  und  hatte  enoinio  Ängsten.  Dann  riß  ich  mit  der  linken  Hand  einen 
Ast  aus.  Meine  Kraft  wurde  Ijewundcrt. 

Ein  Onanietraum.  Er  ist  der  arme  Mann,  der  einspännig  fahren  muß, 

d.  h.  ohne  Weib,  und  dabei  herunter  kmumt.  (E  in  e  i  n  ts  p  ä  n  n  i  g  e  r  L  a  s  t- 

wagen   kam    herunter.)    Er   li'ägl    die  schwere  Last  einer    Paraiiathie 

und  l'ühll  sich  immer  matt  und  zerschlagen.     Im    Gegensatz    der     Wunsch: 

M  e  i  n  e  K  r  a  f  t  w  u  r  d  e  b  e  w  u  n  d  e  r  1 !"  Seine  Potenz  läßt  ihn  bei  Frauen 

13* 


19t; 


Fetiecliismns. 


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■■  "t 


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\nnue,-  in  titich.  Uei-  Weg  ..mn  Weibe  ist  ihm  zu  .teil.  Er  ^f^et  ^en  \\^^^^^^^^^ 
die  Vagim  nicht.  Kr  kann  nie  die  Imraisio  penis  vollziehen^  Er  i^t  1^«'"  ™ 
Er  kann  nur  onanieren.  (Auto  und  Ast  ausreiße...)  S<^^ne  Emfalle  gehen  jetz 
einen  merk^vürdigc.n  Wog.  Wir  müssen  ihnen  gehorsam  folgen.  Uie  ^J;^^^ 
Aß  -  A«t  -  und  Last  führen  zu  Laster  und  Syphilid.  Lm  a  i- 
nennt  man  einen  Fu.unkd.  Von  einem  Pick- Aß  handeln  manche  .emo, 
Träume  (Pick  -  Wimmerl  -  Pocken.)  Er  fürchtet  Infektionen. 

Wer  8ind  die  drei  Wagen  und  das  Auto?  Drei  Menschen,  die  ei  1k  bt 
und  zwischen  denen  er  hin  und  her  schwankt.  Er  ^  d  en  l  if  i  z  i  er  t  sich  balü 
mit  dem  einen,  bald  mit  dorn  andern.  (Der  Affe  ^ni^k  außer  dem  Tu^J 
eine,  langen  Schwänze,  und  dem  K  le  t  ter  e  r  .elir  l^^-^'^..^'^^"^^^^^^ 
de.  I  d  e  n  t  i  f  i  .  i  e  r  u  n  fr  aus.)  Er  macht  allen  alles  nach.  Er  allt  seinen 
Bruder  nacli,  der  einen  leichtsinnigen  Lebenswandel  führt.  Die  drei  \^  ag 
sind:  der  Vater,  die  Erzieherin  (Franziska)  und  die  Amme.     Das  Auto  i.^ 

"'''seine  größte  Angst  ist:   zu  fallen.     Das  Klettern  führt   auf  d- 
Ammen  komplex.  Er  ist  einmal  von  einer  Ainme  fallen  gelassen  ^ <>  den.     ■ 
■  fürchtet,  Franziska  (die  Engländerin)  könnte  ihn  fallen  lassen,  d.  h.  ihn  au 
hören  zu  lieben.     Sie  könnte  fallen,  einem  andei-en  gehören     sie  konnte  de 
Bruder,  seine  stärkste  Eifersucht,  erhören.  Er  entmannt  den  Bruder.  Er  re 
den  Ast  aus.  Seine  liebste  Phantasie:  Er  ist  Zeus,  der  den  Kronos  ^"fnann  . 
Er  hat  -einen  Vater  entmannt  und   ist  nun   der  Stärkere.   Er   ist  aiicli   aui 
Beinen    Vater  eifersüchtig.     Wenn  der  Vater  Gott  ist    (Kronos)      so  ist_  pl 
Gottes  Solm:   Christus.    Er  ist  der   Mensch,   dem   es   gelungen   ist    die   ieit 
fUhronus)  zu  überwinden.    Er  wird  ewig  leben.    Er  ist  Ahasver.    Veräucht, 
im<vlücklich  ewig  wandernd,  ewig  suchend,   aber  er  hat  em  ewiges  Leben. 
Das  war  bcine  große  Erfindung!  Er  glaubte,  in  der  Jugend  die  Erfindung 
gemacht  zu  haben,  die  G^\'igeB  Leben  und  Götterkraft  verleiht.     Diese  Er- 
findung —  bewundern  wir  wieder  die  Bipolarität  aller  parapathischen  i-i" 
scheiiiungcn  —  war  die  Onanie.  Sie  war  ihm  in  den  ersten  Lebensjahren  nur  der 
Ersatz  für  die  Brust  der  Amme.  Er  wurde  bis  zum  13.  Lebonsmonat  an  der 
Brust  gelassen.  Das  Trauma  der  Entwöhnung  spielt  eine  große  Rollo  in  seinen 
Phantasien.  Er  wurde  plötzlich  von  der  Bnist  weggerissen.     Seine  ^»«1;?' 
gedanken  gehen  dahin,  es  bei  Fremden  auch  so  zu  machen.  Den  Busen  und  die 
symbolischen  Ersatzstücke  (Penis,  Füße,  alles  paan\^eise  wie  Ohren  usw.)  nut 
einer  Schere  wegzuschneiden  oder  abzureißen.  Er  will  es  wie  ein  Affe  nacli- 

machen. 

Wir  stoßen  wieder  auf  den  Kastratioiiskomplex.  Er  reißt  mit  der  linken 
Hand  einen  Ast  aus,  er  reißt  seinen  eigenen  Penis  aus  dem  Baume  seines 
Lehens.  Er  reißt  sich  die  Sexualität  aus  dem  Leibe.  Bei  der  Frau  ist  seine 
größtöAngst.  der  Penis  könnte  eingezwickt  und  abgezwickt  werden,  sie  könnte 
ihm  den  Penis  abbeißen.  Er  vollzieht  \a  eine  freiwillige  Kastration,  da  er  aul 
die  Frauen  verzichtet  hat  und  sich  nur  gezwungen  in  das  Bordell  schleppen 
läßt  wo  er  eigentlich  gar  nichts  zusammenbringt.  Zu  dieser  Selbstkastration 
benötigt  er  eine  ungeheure  Kraft,  die  allseitige  Bewundermig  erregen  wird, 
denn  er  will  ja  ein  Heiliger  werden  wie  der  heilige  Franziskus.  Der  Hinweis 
auf  den  Fußfetischismus  findet  sich  in  dem  unscheinbarem  Worte  Franziska. 
Er  ist  ja  ein  Franziskaner,  ein  Minorit,  ein  Bettelmöneh,  der  barfuß  von  Land 
2u  Land  bettelt  und  das  Gelübde  der  Armut  und  Keuschheit  gegeben  hat.  Des- 
halb spielt  der  Traum  in  Tirol,  im  Lande  der  frommen  Bauern.  Der  Weg  zum 
Himmel  geht  sehr  steil  und  er  schleppt  die  bewußten  drei  Sünden  (sündig.' 


^i^ 


4 


Analyse  eiues  rußfetisdiistoii.  ji^j 

Last)  hinauf  untl  einu  vierte  Sünde,  seine  sclnvcrste.  dii?  er  iiiclit  iibenvitiden 
kann:  das  Auto.  Wie  eine  Drohmig  sieht  er  den  Lastwagen  hinunterraBen.  Su 
wird  es  dir  ergehen,  wenn  dti  die  Pfade  de-r  Sünde  wandelst..  Du  wirst  immer 
mehr  mid  mein-  lieiinilork.inniien!  Du  bist  ja  kein  Henrich,  du  bist  ein  Tier, 
du  biftt  ein  Afle! 

fni  Mittoipunldo  des  Traumes  slelit  der  starke  Angetafleki.  Die  drei 
Per&ütien  i^ind  er  .selbst:  Er,  sein  unbewußter  Bruder,  seine  Paraputhie  und 
licine  weibliclie  (kastrierte)  Komponente,  der  Franziskaner.  Er  muß  aber  in 
die  Rühe  kununen  und  alle  Hindernisse  überwinden.  Er  hat  Angst,  sein  Ziel 
nicht  zu  erreichen.  Er  hat  Angst,  in  die  Tiefe  zu  sausen  und  die  ewige  Selig- 
keit zu  verlieren. 

Um  die  polare  Spannung  zwischen  bewußten  und  nebenbewußten  Ten- 
denzen zu  erniesaon,  die  ihn  in  die  Schauspielerei  einer  Paraphilie  drängen, 
bedenke  man,  daß  er  im  bewaiüten  Leben  ein  Freigeist  ist,  die  Mönche  und  be- 
sonders die  Schwestern  haßt  (er  könnte  sie  zerreißen!),  sich  Lektüre  wählt, 
welche  den  Glauben  zerstören  soll  (La  Folie  de  Jesus!) 


Es  folgen  nun  drei  Träume,  die  in  einer  Nacht  geträumt  wurden. 

Ich  hatte  eine  alte  Jacke  mit  aiten  Tüchei-n  in  einer  Sehaclitel.  Nun 
öffnete  ich  sie,  da  war  die  Schachtel  nur  mehr  mit  roten  Spänen  voll,  das 
war  nur  ein  Teil  vom  Kreuz  Christi  mit  seineui  Blute.  Nun  konnte  ich 
die  Schachtel  nur  mehr  mit  Mühe  zumachen.  Nun  war  mein  rechter 
Daumen  und  Zeigefinger  voll  Blut;  ich  erschrak  entsetzlich  und  konnte 
€6  nur  mit  Mühe  wegwaschen. 

Papa,  mein  Bruder  und  ich  wollten  im  Orientexpreß  von  Pest  nach 
Wien  reisen.  Wir  sprachen  mit  dem  Kondukteur  und  bestellten  drei 
Plätze.  Ich  sagte,  ich  schlafe  mit  Papa,  mein  Bruder  könne  allein 
schlafen. 

Mein  Freund  M.  telephonierte  mir,  daß  ich  eine  Verständigung  wegen 
dee  Monotelophons  erhalten  werde. 

Das  Monotelephon  ist,  wieder  eine  geistreiche  Bezeichnung  der 
Onanie.  Die  Träume  sind  verkehrt  zu  lesen.  Er  nmß  onanieren.  Er  ist  von 
feinem  Freunde  M.  verständigt  worden,  daß  die  Onanie  schädlich  sei. 

Er  wird  bald  sterben.  Er  bestellt  beim  Kondukteur  (meistenis  der  Todl) 
die  Plätze.  Allein,  er  schläft  beim  Vater.  Der  Bruder,  der  mit  Frauen 
verkehrt  und  ein  Don  Juan  ist,  gehört  nicht  zum  Vater,  nach  dessen  Tode  er 
Bich  ein  Jahr  vollkommene  Abstinenz  auferlegt  hat, 

Er  büßt  eine  alte  Schuld.  Er  iiat  sich  gegen  seinen  Vater  schwer  ver- 
gangen. (Siehe  den  schon  analysierten  Chrisitustraum  mit  dem  herausgenom- 
menen Stück!). 

An  seinen  Fingern  klebt  Blut!  Das  Biut  Christi.  Er  kann  das  Blut  nicht 
wegwaschen. 

Aber  sonderbar,  das  Kreuz,  das  ihm  einfälK.  bat  eine  merkwürdige  Form. 
Es  besteht  aus  vier  Halbkugein,  die  mit  einander  verbunden  sind. 

Von  diesem  Kreuz  kommt  er  auf  die  Vorstellung  von  vier  blutgefüllten 
Tassen  —  Halbkugeln.  Von  Blut  kommt  er  auf  Milch.  Er  trinkt  das  Blut 
Christi.  Auch  der  Orientexpreß  geht  auf  die  Christusphantasie.  Wie  ich 
schon  ausgeführt  habe,  schwankte  er  zwischen  zwei  Extremen:  Christus  und 
Antichrist  (Satan). 


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Fetischismus. 


Die  Oiiiinie  war  auch  seine  Kuße  und  Strafe  l'üi-  seine  sündigen  Movd- 
gedanken.  An  seinen  Fingern  Idobt  Hlul.')  Er  möchte  sich  gerne  rfimva stehen. 
Er  möclite  ein  Heiliger  sein.  Als  er  mm  gehört  halte,  die  Onanie  sei  für  die 
Gesundheit  verdeililich,  onanierte  er,  \ini  sich  zu  sliafen  und  zu  töten.  Da 
IdebLe  Jus  Spernui  (nach  der  syiiibo!i.^cheii  Gleichung  statt  Blui)  an  seinen 
Fingern.  Die  Schachtel  ist  die  Büchse  der  Pandora.  Alle  seine  Lüste  und  Be- 
gierden sltiegen  aus  der  nun  nicht  mehr  zu  schließenden  Büchse. 


Alle  drei  Träume  handeln  von  seiner  Onanie.  Die  mit  Sperma  be- 
lle ckten  Finger  (S  el  b  s  t  b  et  1  eck  u  n  g),  der  Expreßzug,  das 
Monotelephon,  sie  sind  drei  Variationen  des  einen  Themas  „Onanie"'- 
Die  alten  Tücher  beziehen  sich  auf  die  Sacktücher,  die  er  bcini  Onanieron 
verwendet. 

Der  Kondukteur  führt  über  den  Leiehenk  unduk  t  zu  seinen 
Todcätliaiitasicn.  Alle  sollen  sterben  (schlafen).  Er  soll  allein  (Monotelephon) 
zurückbleiben.  Die  Jacke  führt  über  Jack,  den  Anfschlilzer,  zu  Murd- 
und  Blutplianta-sien,  die  sich  in  dem  Bilde  einer  mit  einem  Messer  aufgemachten 
alten  Sehachtel  unschwer  erkennen  lassen.  (Erinnerungen  an  geöffnete  Puppe», 
die  mit  Sägespan  e  n  gefüllt  waren.) 

Das  wichtigste:  E  v  i  s  t  ein  Weib  und  kein  Mann.  Er  hat  eine 
Jacke  und  eine  Schachte  1.=)  Er  hat  die  Menstruation.  Er  schläft  mit  dem 
Papa  wie-  die  Engländerin.    Er  hat  ein  Telephon  mit  einer  Muschel. 

Dieser  Phantasie  entspricht  seine  Lage  beim  Onanieren.  Er  muß  am 
Eückon  liegen^  um  zu  einer  Libido  zu  kommen.  Seine  sadistischen  Morii- 
instinkte  wurden  als  mannlich  verdrängt.  Als  Weib  ist  er  passiv  und  Maso- 
chisl.  Kr  duldet.  Hier  führt  die  Phantasie,  ein  \Veib  zu  sein,  zu  dem  ans  Kreuz 
gouagclten  Christus.  Auch  seine  liebste  Phantasie  ist  es,  sich  nageln  (besitzen) 
zu  lassen. 

Die  Onanie  (Mono!)  ermöglicht  ihm  das  hartnäckige  Feslhalten  der 
weiblichen  Phantasien.  Dabei  ht  er  mit  der  rechten  Hand  ein  Mann  unrl 
benützt  seine  linke  Seite.  Er  onaniert  mit  bisexuellen  Phantasien.  Auch 
im  nächsten  Traume  ist  er  das  Pferd  und  der  Reiter  in  einer  Person. 

[•]]■  onaniert  nur  mit  der  linken  Hand,  (Er  ist  Linkshänder!)  Er  leiT«!  im 
vorhergehenden  Tiaume  den  Ast  mit  der  linken  Hand  aus. 

Die  wichtigste  (funktionale)  Bedeutung  des  Traumes.  Die  Jacke  mit  den 
alten  Tüchern,  die  er  in  einer  Schachtel  verborgen  hat,  ist  seine  alte  Fröm- 


Siiinv  Mutter  starb  bei  seiner  Geburt. 

„Alte   Schachtel''   nannte   er  ült   ilie  Engländerin. 


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Atmivse  eines  FulJfetistliistoii. 


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inigkcil,  rlif  ihm  von  dein  klcriku!«!  Hrnielicr  oLnsciriiijfi  ivurdL»,  der  ihm  un- 
zjihliRi?  Gof^ehicliton  von  ik'ii  AViiiiilcrn  dp^  Uliilcs  Clirisli  Pi'ziihll  halle.  Aiu'p 
er  liiit  seinen  (ilaiihcn  vci'lurvii.  Die  Jacki',  die  kleidel  iiiul  WLii'int,  ist  vorloreii! 
Es  sind  nur  Reste  von  soiiieni  ('hristiis  da,  Sägespäne.  Er  hat  doch  in  oineni 
Traume  dem  (ilirisinK  elwiit;  heraiibfit'wt'iinitton.  (8iclie  den  1.  Traum  8.  192.) 
Er  hat  sein  Heiligenbild  zei'slört.  Nim  klebl  day  IJlut  an  seinen  Fingern.  Er 
hat  gegen  seinen  Olaiiljen  gewütet!  • 

Er  will  friiiiuii  sein.  Er  will  He.-!  (die  Sünde  i^^t  die  Pest)  voilassen  und 
7.\]  seinem  \'a1er,  d.  h.  in  den  Himmel,  Kam  hiTinulischen  \'a1er.  Er  wird  schon 
ein  Zeichen  \im  üotl  erlmlten.  Er  ist  der  Einz-ige,  dei'  Auserlesene,  ein  Stück 
von  Chrislue  (Mnnos!).  Er  wartet  auf  daK  Wundei-  der  Erlenehtimg.  Er  möchtö 
siilehe  Wunder  eilcben,  wie  sie  ihm  sein   Er/,ieker  gesdiildeii  hatte. 

Vergebens  wird  man  in  seinen  Traumen  die  Spuren  seiner  Paraphilio 
i^iichon.  Sehr  selten  tauchen  se.xiielle  Tiililer  auf  inid  niemals  träumt  er  von 
nackti?»  Männeni  mit  sc liwei lügen  FUlieii.  Er  ist  hewLiIit  ein  l'aritphilei,  un- 
iwwußt  ein  Frömmlingl 


Ein  andei'or  Onanietraiim  des  Herrn  Bela: 

Mein  Bruder,  ein  ilillmeistei',  und  ich  rillen  im  Prater  niii  einem 
Reitburschen.  Der  Rittmeister  und  ich  wai'on  voraus  und  er  meinte,  ich 
sollte  langHüm  aTigaloppiercn,  aber  ja  nicht  zu  selinell,  damit  die  anderen 
Pferde  nicht  jiaciidriingten.  So  tat  ich  auch,  lriitz(k>i[i  drängte  mein  kleines 
Pferd,  „Nana"  gelicilk'n,  und  ich  spielte  mit  den  Zügeln  wie  mit  einer 
Ehi8tiksc;!nnn-,  wobei  ich  mich  sehr  nach  ifickwiirts  Ijeugte.  ja  mitunter 
liel.v  ich  daliei.  ich  glaulie  zweimal,  mit  den  Knien  Ins  lluiI  wäre  bald  nach 
rückwärts  gefallen.  Ein  bißchen  Angst. 

AVioder  vier  Personen.  Es  ist  ein  Riti  in  den  Tod.  Der  Vater  stirbt 
zuerst,  mahnt  seinen  Sohn,  das  Leben  nicht  zu  vergenilen.  Sein  Pferd  hcilit 
Nana — Nani  und  liedeutel.  seine  Onanie.  Er  abei'  spielt  mit  den  elastischen 
Zügeln  (dem  Penis)  und  macht  daliei  die  chai'akterititisciu'ii  Bewegungen.  Er 
onaniert  zu  viel  und  vvii'd  sich  in  den  Tod  onanieren. 

Er  wird  der  erste  sterben  —  v  o  r  a  n  g  a  1  o  p  p  i  e  r  e  n.  Das  Pferd,  eine 
Erinnerung  an  die  Nacldolgerin  der  .\mine.  ein  Kindermädchen,  das  mit  seinem 
Penis  sjiielte.  l''i-  wai  lurchtbar  iingebüi'dig  nach  der  Entwöhnung.  Das  Kinder- 
iiiädrlnn   bei'uliigle  iliiL  dui'ch  eine  neue  Form  dei'  Befriedigung. 

Dieser  infantilen  Kinderhist  rennt  er  mich.  Er  wünscht  von  jedem 
Menschen  diese  Art  der  Lielikosuug  Lmd  veihuigle  .■^ie  auch  von  seinem  Vater. 

Dceh  wichtige)'  isl  die  fuuklionah'  Bedeutung  des  Traunu's.  Es  ist  wieder 
ein  Angsttraum  mid  die  Angst  ist:  Er  könnte  fallen!  Sein  Rittmeister  lehrt 
ihn.  das  Loben  niehl  zu  vergeuden  und  nicht  zu  rasch  zu  reilen.  Aber  die  Nana 
drängt  viu'.  Nana  isl  bekannt liili  dii-  Diiiienfigur,  die  Zola  so  trefflich  ge- 
schildert hat.  Er  lui'chtet,"  die  Dirne  könnte  ihn  erreiclien.  Er  hat  die  Zügel 
nicht  fest  in  der  Hand.  Die  Zügel  sind  dehnliar.  Pferde  hedenten  Leiden- 
schaften. Wird  Ol'  seiiu'  Leidenscliaft  zügeln  köimen? 

Auch  in  diesem  Traume  kommen  weder  die  Füße  noch  andere  Hinweise 
auf  seinen  Fetischismus  vor.  Dagegen  ^ohen  wir  die  Angst  vor  dem  Weibe 
(Nana),  die  in  seiner  Paraphilie  eine  so  hervorragende  Bi^deutung  hat. 


200 


Fetischismus. 


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Der  nächste  Traum  lautet:  .    '   ■  '      '-.f 

Ich  war  mit  •  meinem  Bruder  auf  einer  Roise  nadi  Keieheiiberg  ge- 
kommen. Dort  suchten  ^vil■  den  Biihiihof.  Alles  war  doiitsch.  Nun  fanden 
wir  den  Bahnhof,  al>er  salien  kein  (leleisc,  Vai  diesen  mußte  man  in  den 
ersten  Stock  des  Bahnhofes  gehen.  Mein  Bruder  fuhr  iin  Litt  hinauf,  aljer 
dieser  blieb  stecken  und  mein  Bruder  s])rang  liei'aus.  ÖLinn  fuhr  ein  Be-" 
dit^nsiteter  hinauf,  es  wurde  uns  gesagt,  früher  sei  die  Bahn  unten  im  Tale 
gefahren,  bis  das  ,.große  Unglück"  geschehen  sei. 

Versuchen  wir  in  der-  Analyse  dieses  Traumes  nur  dem  Gedankfu gange 
des  Träumers  zu  folgen  und  halten  wir  uns  /.um  Schlüsse  die  Deulung  nach 
miseren  eigenen  Erkeiuilnissen  bevor.  Hern  Triiimior  rilUt  ?,ucrat  auf,  dali  voii 
Jleichenberg  die  Rede  ist.  Es  fällt  ilini  ein  Sänger  Roicliborg  ein, 
der  im  Irrenhause  an  P  a  !■  a  1  y  s  e  geslorben  ist.  Offenbar  hatte  ei-  eine  Lues, 
ebenso  wie  ein  anderer  Sänger  G.  und  wie  man  e*  vom  Uichtei'  Leu  au  be-' 
hauptet  hatte.  K  e  i  e  h  b  e  r  g  ist  aber  auch  der  r  e  i  c  h  e  B  e  r  g,  d  e  i-  B  u  s  e  n, 
die  m  ilch  s  t  r  0  t  zenden  Euter  der   Kuh.     „Mir  hat  es   inniier   iui-' 
poniert",     sagt  dei'  Träumer,     „wenn  Homer  den  Ausdruck  gebrauchte:     ,Die 
Euter  des  AekerlandeB".  Den  habe  ich  oft  im  Tage  tausendmal  wiederholt. 
Auch  ein  anderer  Borg  fällt  mir  ein :  der  M  o  n  s  v  e  n  e  r  i  s.  Wieder  denke  ich 
an  einen  Sänger,  an  den  armen,  so  früh  verstorbenen  R  e  i  eh  e  n  in  a  nn.  Es    ■ 
ist  doch  sicher  eine  Verleumdung,  daß  er  ein  , Homosexueller"  war?    Soll  nicht 
von  Reich  berg  eine  Verbindung  zu  Armen  tal  gehen?  Die  llmkehrung 
wäre  das  arme  Tal  und  da  fällt  mir  eine  Oper  ein,  in  der  der  leider  auch  Gchun 
gestorbene  Bassist  Hescli  den  Marquis  von  IVA  r  mental  gesmigen  hat. 
Der  arme  Hesch!     Er  ist  auch  so  früh  gestorben!     Ich  schwärme  für  alle 
Bassister.". 

Ihm  gefiilU.  auch  der  Ausdruck  fürbaß  fichi'citen!  (Hier  konunt 
der  Träumer  auf  seine  wichtigste  Leidenschaft,  seinen  Fußfctischisraus.)  Baß 
bringt  ihn  auf  das  französische  bas— Basis  und  von  Iner  fallt  ihm  der  Fuß 
ein.  Jeder  Berg  hat  einen  Fuß.  Man  spricht  voui  Fuße  des  Berges  und 
man  spricht  von  einer  Talsohle;  jetzt  lallt  ihm  über  Reichenberg. 
Reichmann  ein  gewisse)'  Her  m  a  n  n  ein,  dessen  Füße  als  Kind  sein  Entr- 
zücken  waren.  Er  war  ein  kleiner  Knabe  von  wonigen  .lahren  und  es  machte 
auf  ihn  eiueu  gioßeu  Euidruck,  daß  def  um  einige  Jahre  ältere  H  e  |- m  a  n  ii 
immer  mit  nackten  Füßen  im  Hofe  herumging. 

Hier  verlassen  die  Assoziationen  die  Stadt  Reichenberg.  Wir 
merken,  daß  die  Gedanken  sich  der  Korpersynibolik  zuwenden  und  daß  sich 
hinter  R  e  i  c  h  e  n  b  c  r  g  eine  wichtige  (jestali  der  Jugend  verbirgt . 

Nach  einer  kurzen  Pause  kommt  er  auf  den  Satz:  „Dort  suchten 
wir  den  Bahnhof"  und  ei'zähll  mir,  or  habe  als  Kind  die  Gewohnheit 
gehabt,  alle  Worte  umxukehreu.  B  a  h  u  umgekehrt  gab  X  a  ii.  Zu  N  a  b  fallt 
ihm  Nabel  ein  und  jelat  weifi  er  es  bestimmt,  der  Bahnliol  stell!  in  diesem 
Traume  den  Nabel  dar.  Von  da  gehen  seine  Gedanken  plölziidi  nuf  den 
Mond.  Er  glaubt,  der  Traum  !i  a  b  e  sich  i  m'  M  o  n  d  e  n  s  c  h  e  i  n  a  b- 
gespielt.  Der  Mond  hat  einen  Hof,  daher  das  Wort  Bahnhof.  Der 
Bahnhof  ißt  der  Nabel.  Gestern  hatte  er  im  Gehen  [ilötzlich  beim 
„Österreichischen  Hof  einen  heftigen  Angetanfall.  Jetzt  fällt  ihm 
ein,  daß  seine  selige  Mutter  dort  gewohnt  hat.  Der  Angstanfall  erklärt  sich- 
durch  Assoziationen,-  welche  auf  das  tiefste  Problem  seiner  Paraphilie  gehen. 
Der  „Österreichische  H  o  f''  wird  mit    der  Mutter  identifiziert,     die 


Analyse  eiües  FiiEt'etisehisieii. 


201 


dort  gewohnt  hat.  ,Jenäcit.ri  des  Bahiiholes'-  (Nabel)  l'ülirt  ihn  auf  die  für  ihn 
charakteriätiädii;  Mutterleibsphantasic.  Jenseits  des  Nabels,  jenseits  der  Bahn 
wai-  einmal  seine  Wohnung.  Die  Aseoziationsreihen  gehen  über  Nabel, 
Tunnel,  Halle,  Schmutz  zur  Eisenbalmiiymholik,  In  den  Bahnhof 
fahren  Züge  liinein  und  hinaus.  Ev  erinnert  sich  an  seine  Onanie.  Machine  heißt 
französisch  der  Penis.  II  a  gate  sa  machine.  Er  hat  seinen  Penis  ruiniert  .  .  . 
Er  ist  impotent.  Ihm  fällt  ein  Zug  ein,  der  auf  offenem  Felde  stehen  bleiben 
mußte,  -n-eil  die  Maschine  verdoriien  war.  Er  hat  auch  durch  die  Onanie  seine 
Maschine  [■utiiiert.  Er  s>inbolisiert  mit  Hilfe  seines  Präputiums  auch- die  Halle 
des  üahnholoö  sowie  das  Ein-  und  Auefahren  der  Züge  und  hat  eine  bestinnrite 
Angst:  das  Präputium  könnte  henmtergest reift  werden;  er  will  die  Vorhaut 
auch  ivälircnd  des  Koiigressus  immer  obeti  lassen,  als  wäi'e  das  Mcmbrum  ein 
Kind  und  müßte  immer  in- einem  gescln'itzteu  Räume  sein.  {Symboli.'iierung  der 
Mutterlcibaphantasie  durch  den  Penis.) 

Einen  Tag  vorher  hatte  ich  ihm  den  Aufti'ag  gegeben,  ti'otz  der  Angst 
auezugehen,  was  er  mit  Hilfe  dei'  bisherigen  Behandlung  auch  durchsetzte. 
Beim  „Österreichischen  Hof"  produzierte  ei'  einen  großen  Angstanfall  und  es 
zeigte  sich,  wie  richtig  die  von  Freud  betonte  Regel  ist,  einen  Angstneurotiker 
zum  Gehen  zu  bewegen.  Die  Phobie  ist  eine  Art  geistiger  Vorbau,  ein  Schutz- 
wall aus  Vorstellungen,  die  er  nicht  aufgeben  und  nicht  verraten  will.  Durch 
das  Gehen  wird  nmi  Angst  produziert,  welche  uns  die  Elemente  des  Vorbaues 
paychanalytisch  verständlich  machen  kann.  Jetzt  bringt  dei'  Träumer  plötzlich 
einen  Einfall,  der  von  groiler  Bedeutung  ist.  Er  sagt:  „Je  kleiner  der 
Kaum  ist,  desto  w  o  h  1  e  r  fühle  ich  m  i  c  li.  Ich  ii-  e  i  ß  auch 
heute,  warum.  M'' e  i  1  ich  etwas  ober  meinem  Kopfe  habe. 
J  e  g  r  ö  ß  G  r  der  Raum  ist,  desto  unangenehmer  ist  er  mir, 
besonders  wenn  er  nach  oben  nicht  gedeckt  ist,''  Wir  be- 
merken sofort  die  strenge  Durchführung,  die  Identifizierung  mit  dem  Penis 
(die  schützende  Decke  über  dem  Kopfe,  das  Präputium,  das  nicht  abgezogen 
werden  dail,  sonst  empfindet  er  Angst).  Ebenso  geht  es  ihm  als  Ganzem.  Am 

wohlsten  fühlt  er  sich am  Klosett,  weil  der  Raum  klein  und  nach  oben 

gedeckt  ist.  Das  ist  auch  der  Raum,  dem  er  die  größte  Sorgfalt  widmet  und 
wo  er  sich  unter  Umständen  sehr  lange  aufhält.  (Eine  sehr  häufige  Erscheinung 
bei  Parapathikern,  die  an  der  Mutterleibsphantasie  leiden.) 

Dem  Einsichtigen  wird  es  klar,  daß  hier  die  Miitterleibsphantaeie,  die 
schon  beim  „österreichischen  Hof"  zum  Vorschein  kam,  deutlich  durchbricht. 
Jetzt  verstehen  wir  auch,  ivas  das  „große  Unglück"'  ist,  von  dem  am  Schlüsse 
des  Traumes  die  Rede  ist.  Er  hatte  das  wirkliche  Unglück,  die  Mutter  bei  der 
(iebiirt  zu  verlieren.  Er  war  der  Mörder  seiner  Mutter.  In  den  Mutterleib  zu- 
riicknukehi'f'ii,  das  heißt  in  seiner  symbolischen  Sprache  ins  Grab  gehen. 
Das  G  r  a  b  M  ein  Kaum,  der  eng  und  oben  gedeckt  ist.  Auch  masochistische 
A^'orstellungon  unschuldig  verurteilt  zu  sein  und  in  der  Zelle  sitzen  zu 
müssen,  gehen  auf  die  Ideo  des  engen,  kleinen  Raumes  zurück. 

Seine  Angst  auf  der  Gasse  hängt  mit  dem  Gehen  innig  zusammen.  Das 
Gehen  ist  für  ihn  ein  Sexualakt.  Er  hat  als  Kind  beim  Gehen  durch  das  Reiben 
der  Hose  onaniert.  Deshalb  ging  er  immer  ]uit  den  Füßen  nach  einwärts. 
{Dieser  Gang  hat  sich  während  der  Psychanalyse  vollkoumien  geändert.  Et- 
geht  nun  auswärts,  wie  die  Mehrzahl  der  Menschen.') 


')  Das  Gehpn  als  !?exTielIen  Akt  faßt  anch  Aigremont  auf.    Alle  Sprachen  iiWiuuu 
darauf  Rficksielil.    Im  Lateinischen  heillt  Ijpischlnfpn  i?  o  i  r  e.  d.  Ii.  eigontlicli  zusammeii- 


202 


FütischiBmus. 


Seine  Angst  auf  der  Straße  ist  hauptääclilich  eine  Gehangsi.  Dii; 
Mutter  Erde  wird  zur  wirkliciien  Mutter  und  (ielien  bedeutet  für  ihn  einen 
Sexualulit. 

Es  zeigt  sich  aber  noch  ein  neuer  Parallelismus  zwischen  Gehen  und 
Erotik.  Er  ist  nicht  imstande,  seinen  Penis  in  eine  Viigina  zu  stecken.  Sofort 
kollabiert  der  Penis,  wenn  die  Erektion  vorher  noch  so  kräftig  war.  Heute  fall!, 
ihm  die  Lösung  ein.  „Ich  bin  ja  froh,  daß  ich  aue  einer  Frau  heransgekonunen 
bin!  Soll  ich  so  dunnn  sein.  d:i  wieder  hinein  zu  gehen?"  Es  war  bei  der  (tO- 
burt,  wie  er  nachträglich  vernüinmen,  die  Hede  gewesen,  ihn  zu  opfern,  um 
die  Mutter  zu  retten.  Wie  leicht  hätte  das  der  Fall  sein  können!  Er  ist  eigent- 
lich glücklich,  ilali  die  Ärzte  nicht  i  h  n  geopfert  haben  und  hat  infolge  dessen 
für  alle  Arzte  ein  großes  (ietühl  dei-  IJankbarkeit  und  Liebe.  Er  will  also 
nicht  zum  Weibe,  er  will  auch  nicht  in  den  Himmel.'}  Ihm  fällt  ein  Witz  aus 
(Ion  Fliegenden  Blättern  ein:  „Lieljcr  Gott,  mach'  mich  fromm,  daß  ich  in  den 
iliuimel  kounn'"  soll  ein  Kind  beten  und  das  Kind  sagt:  „Ich  bin  gerade  vom 
Himmel  gekommen,  ich  will  da  nicht  wieder  hinein  kommen." 

Jetzt  kommt,  eine  längere  Pause.  IDann  fällt  ihm  wieder  etwas  ein:  Er 
hat  als  Jüngling  ein  Märchen  geschrieben  von  einer  Fee,  die  sich  in  einen  Berg 
verwandelt  (Mona  veueris?)  und  dann  wieder  auseinander  fällt.  Die  Fee  galj 
einem  sie  erlösenden  Ritter  ungeheure  Schätze,  so  daß  der  Ritter  diese  Fee 
lidiratete.  Ein  neuer  Weg  für  unsere  Ei'kenntnisse.  Hier  führt  die  Fee  von  seiner 
M  u  1  t  e  r  zu  seiner  Erzieherin,  deren  Bild  mit  dem  der  Mutter  zu  einem 
zusammengeschmolzen  ist.  Überdies  wohnten  beide  einmal  zusammen  im 
„Österreichischen  Hof".  Diese  ersten  dichterischen  Versuche  sind  vom  psych- 
analyt.ischen  Ötnudiiuiikte  aus  sohl'  intcrcsäant.  yip  enlluilten  meist  den 
psychischen  Konflikt,  mit  dem  das  Kind  nicht  fertig  werden  kann,  und  bedeuten 
einen  Versuch,  eich  davon  zu  befreien.  (Vgl.  meide  Abhandlung:  .iDiclitung  un-i 
Neurose"  bei  J.  F,  Bergmann,  190!).) 

Die  Erzieherin,  die  Mutterstelle  bei  ihm  vertrat,  lehrte  ihn  beten,  auch 
das  Ave  Maria.  Besonders  eine  Stelle  regte  ihn  sehr  auf:  Gebenedeit  ist  die 
Frucht  deines  Leibes.  Er  dachte  viele  Monate  jeden  Abend  darüber 
nach:  „Was  ist  denn  das  —  die  Frucht  deines  Leibes?"  Wie  kam  die  Frucht 
da  hinein?  Wie  kam  sie  heraus?  Am  Ende  gar  vom  Anus?  Hier  gehen  die  Ge- 
danken wieder  auf  den  Abort  und  auf  seine  Vorliebe  für  kleine  Räume.  Im 
großen  Räume  hat  er  Angst  vor  P  o  1  y  p  e  n  a  r  m  e  n,  die  sich  nach  ihm  aus- 
strecken. Auf  der  Gasse  hat  er  die  Empfindung,  als  wenn  die  Häuser 
große  Frauen  wären,  die  ihn  ergreifen  könnten.  Ein  Teil 
dir  Angst  auf  der  Straße  entschleiert  sich  als  Angst  vor  den  Prostituierten. 


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gcliüii.  Ebtiirfo  Konsiwf'iiB  (pigentlitli  .das  Xiisiimiiicnficheu'j  du-  Bfischlaf.  Im  'Wiciipri- 
selien  lioißt  ,init  oinoiii  gph'n'  mit  ibrn  gfsflilalitlich  virkclij™.  Man  beacliti'  fiTnPi' 
dii'  AuMitrik'ko:  Puhllritl.  .^u^i^i-lucHuii!,'.  iiiiÄsrluvdteii.  Steigpii,  «Tiche  alle  lür  sexuelle 
Vorgäiigi'  vunvciidit  werden.  Ebenso  die  anderen  Bwegungem  Springen  (bpsprin^cn, 
Springer),  TanKcn,  welche  alle  eexuellu  Bedeutung,  wwolil  im  Leljeii  als  im  Traume, 
haben.  Im  Engliw-bon  sagt  man  gleidifalls  ,Sbf  goot  ivitb  lum'  —  sie  geht  mit  ilita 
Im  FranKOKiscben  heißt  .marelier*  ea  viel  wie  das  dtutsehe  äleigen.  Le  vieii.s  mareheur: 
der  alte  Steiger.  Das  ißt  nur  eine  willkürliche  Ausleie.  Aber  sie  bp-Aeist  doii  innigen 
Zns:immpnhnng  des  .Gehens'  mit  erotischen  Vorstellungen, 
']  Nattirlii.-h   nur   Sehi'uspiderei    vor  sieh   selbst. 


Analyse  eines  FußfetiBcbisten. 


203 


Jfiic'f;  Hiiiis  ist  fin  Wdl).')  P  o  l  y  p  c  ii  ncnnl  iiutii  nbcr  1'  i>  |  i  k  im  1  c  u  1  o.  In 
1!  p  i  (:  ii  tMi  be  r  g  soUlüii  die  PüHKoilciile  F  i  u.  k  l' liiuiilit'ii  eilialteii  wie  in 
PrcuRpii.  P  i  c  k  e  1  !i  a  u  !j  LMi,  wiclitigü  Assuziation  zu  Pocken  und  zu 
Lim  £,  Wim  jsi  die  GedaiilaMi  oiiigaiigs  des  Traunu's,  Koichbors,  (j.  und 
J/onau  i)i'stälif>;eii-  -Die  H  a  ii  Ix'  fülirl  auf  eine  infantile  SeNualthefiiac,  in  einer 
Hiiuijo  >rei.iüren  zu  sein.  Während  dt's  An^^laiif:ilteä  liiilt  er  siu:h  den  Hut  aui 
Knpfe  krampfhaft  fest,  als  köiuii.e  der  Hut  infolge  des  \Ve!i«ns  des  Windes 
(( ieljuitöwdien)  davonflioffcn.  Das  lioilJt,  er  könnte  um  ^  e  i  n  e  G  1  ii  c  k  li- 
1]  R  n  i)  e  k  (I  rn  in  0  n.  Vir  lial  die  infantile  fSexualllienjae.  dal•^  die  Kinder  wie 
Eier  gelegf  woi'den  und  in  einer  Klliant  zutage  konunen.-)  Die  Voi'Jiaul  ersetzt 
ihm  itucli  jetzt  die  ICiliaut.  Kr  a  p  i  e  I  l  d  i  e  (i  e  b  iir  t  Irei  jedem  sexuellen  Akt. 

Von  Ueitheniierg,  P  i  c  ke  1  h  a  u  he  gehen  die  Aesciziat innen  zu  Deutsch. 
JJoutsch  erinnert  ihn  nn  das  deutsche  Laster  (le  vice  allemand,  die  Homo- 
sexualität). Er  tliichtet  viir  dem  \Veil)e  zum  Manne.  Der  Kongressus  ist  der 
gefährlich)^  AVeg  zum  Weibo,  wiihrend  die  edle  Liebe  znni  Mainie  das  Leben 
erhält.  Wichtige  Beziehungen  ergeben  sieh  aucli  aus  dem  Unistande,  daß  die 
Mutter  eine  Reichsdeutsche  und  der  Vater  ein  üsteia-eicher  wai'. 

Der  erste  Teil  des  TramiLes  heißt  su  viel  als:  Er  ist  sein  Leben 
lang  auf  y  (!  r  8  u  c  h  o  nach  dem  M  a  n  n  e  gewesen  u  n  d  h  a  t 
immer  das  Weib  gefunden,  wobei  die  Angst  vor  der  Lues  eine  großi; 
üolle  rtpielt.  Nun  kmuiuen  wir  in  der  Analyse  zu  dem  Salze:  ..N  u  n  f  a  n  d  e  n 
w  i  r  d  e  n  li  a  b  n  li  i<  f,  a  b  e  v  f  a  n  d  e  n  kein  (i  e  1  e  i  s  e."  Da  fäill  ihm  ein 
A\  itz  ein.  Ein  Herr  sitzt  auf  einer  Eisenbahnfahrt  einer  Dame  gegenüber,  die 
ihr  Kleid  so  geschickt  drapie)1.  hat,  daß  der  Herr  ihre  durchbrt.ehenen  Strümi)fo 
.sieht.  Er  sagt  darauf:  „Sie  haben  ja  da  reizende  (jeleise."  Kurz,  sie  verlangi. 
einp  gewisse  Summe,  um  die  Statin  n  zu  zeigen,  wohin  die  Geleise  führen. 


i 


')  IHi  /.il.iorc  liirr  fulKoiido  selir  chaMklcrislisclit'  Sli'llu  uus  ,Das  Liibeii  ilc-i 
'l'iiiiniii'ü'  vuu  harl  Alhtrl  Scheruei:  ,,Dio  ullgonicint  J^lianhisicbracicIiiiiiriB  für  lii'ri 
nicrLsdiliclipn  Li'ib  iüjiTliuüiit  ist  das  uns  .Mauer,  Zii'Bd  und  Gi'lnlk  imt  teilte  Ig  Gi'Uuirii', 
insgemein  also  diij;,  was  wir  ein  ,Haus'  iitnnen.  Es  ist  ktur,  daß  dio  Phantasie,  indem 
sie  diews:  Svmliol  für  den  Leib  ivüliK,  damit  ku treffend  das  urj-aniselie  Gebäude  ile.s 
I^i'ilieü  lie/eieliiiel.  «elcljC;;.  älinlii'li  dun  t!e)i;ind''  'iiin  Mauer  und  'Awei'].  .-eine  .^r^■lnteli- 
Tiinik.  iK'h-ilzt  und  mit  dii'wii  zilf-leieli  eine  Mentte  innerer  lliililnngen  am!  liiiuNU'  «eiilein 
hat;  nächst  dem  alu'i-  i'rwdieint  diireh  diese  Bezeiclninng  die  Vermmflanselinimni;  «idi 
/II  iiiiniifest iercn.  ilat(  '\v-  Seele  im  bi'ilie  wie  tu  iiu'cm  flauöe  wolinr;  and  eiidlieli  ma;; 
das  uniiiillelliarc  UewutilM'in,  dal.^  alle;;  neltwii-kliela'  llinidi'lri  und  Treiben  de^  .Mensi'hen 
Ai-i\  ebenso  an  Haus  and  Hcrii  knüpfe  wie  alle  innere  Tätigkeit  der  See!.'  unmittelbar 
■.\ta  und  im  Leiligebiüide  vornelit  und  damit  virsehmaliirn  auftritt,  zur  nntajttelliaren 
Ki-n'ahhing  diese?  Symboles  beigctranen  haben." 

-')  Ein  KWeitor  tlberban  führt  von  EilLaiit  —  !'3  i  zur  E  i  cliol  ycino  Eieliel  ist 
y.erbiei.'hlieli  wie  ein  Ei  und  könnte  beim  Ilineinöleeken  zerplatKen:  oder  eine  Ader 
in'i  der  Eieliel  könnte  platzen.  Das  pelit  wieder  auf  eine  .infantile  Sexiialtheorie'  zurii.-It. 
ijr  glaubte,  beim  Kaitiis  müsse  mall  ein  Stüek  des  Glie^le*  verlieren.  Das  abgc.-ehnittene 
.Sttlek  werde  diinn  liineingesteekt.  Diese  .infantile  Sexualtlieorie'  kommt  aus  dem  Ver- 
CJokiie  mit  dem  l'tlauxen  der  Bäume  und  mit  dem  Inokulieren.  Sie  ist  gar  nieht  so 
selten  und  eine  Wurzel  der  psyeliieelien  Impotenz,  .\ueli  der  vielni  Kindern  mysteriöse 
Vnrgang  der  Beselmeidung  spielt  dabei  eine  Rolle.  Unser  Patient  sah  als  Kind  ein 
Hild,  d[is  auf  ihn  einen  großen  Eindruck  machte:  .Die  Beschneidnng  Christi',  [Kastra- 
tions-KomplexO 


204 


Fetischismus. 


Er  nieiiit,  die  Siininie  i^'äre  zu  liocli.  Er  könnte  ihr  um  den  halben  Preis  den 
S  t  a  t  i  0  n  s  V  i)  r  s  t  a  11  d  mit  der  roten  Kappe  zeigen. 

Die.Geleise  sind  also  der  Weg  zum  Weibe,  den  er  trotz 
allen  Suehens  und  Beiiiüheiia  wegen  seiner  Homosexuaütät  nicht  finden  kann. 
Und  jetzt  kommt  die  merkwürdige  Vorstellung  des  Traumes,  daß  er.  um  die 
Geleise  zu  finden,  in  den  ersten  Stock  des  Bahnhofes  steigen  muß,  und  sofort 
fällt  ihm  ein,  der  erste  Stock  symbolisiere  das  erste  Lebensjahr.  Man  muß 
bis  zum  ersten  Lebensjahre  in  der  Analyse  kommen,  um  ihn  auf  den  richtigen 
Weg  zu  bringen.  (Der  erste  Stock  ist  die  Brust  der  Aiume!)  Aber  auch  eine 
andere  Deutung  des  ersten  Stockes  ergibt  sieh,  die  der  Auffassung  von  Scherner 
nahe  kommt.  Wenn  die  Yagina  das  ■Mezzanin  oder  Parterre  ist,  so  ist  der 
Nabel  um  einen  Stock  liöher.  Jetzt  füllt  ihm  Neupd  ein  und' das  Wort; 
Vede  Napoli,  e  poi  mori ! 

Ef-  taucht  eine  neue  infanlile  Sexualtlieorie  auf.  „Ich  glaubte"  sagt  er, 
„die  Kinder  kämen  aus  dem  Nabel.  Der  Bauch  platzt' und^ia^  I^ind  stürzt 
heraus-'.  Er  leidet  an  beständiger  Angst,  s  e  i  n  N  a  b  e  1  k  ci  n  n  t  e  p  1  a  t  z  e  n, 
er  läßt  sich  nicht  am  Nabel  anrühre  n.  Er  glaubte  als  Kind  er  sei  gar  kein 
Knabe,  er  sei  ein  Mädchen.  Die  Prau  hat  nur  einen  größeren  Nabel  als  der 
Mann.  S  e  i  n  K  a  b  e  1  w  a  r  s  e  i  n  e  Y  a  g  i  n  a.  Später  glaubte  er,  er  sei  ein 
Zwitter.  Seine  noch  heute  bestellende  Desorientiertheit  beim  Weibe  bei  der 
er  das  Foraraeu  nie  ohne  fremde  Hilfe  finden  kann,  beruht  auf  der  Verwechslung 
zwischen  Vagina  und  Nabel.  Er  steigt  immer  einen  Stock  zu  hoch  Weitere 
Gedanken  gehen  auf  die  Amme,  die  ihn  noch  einen  Stock  höher  hinauf- 
geführt hat,  wie  ein  Lift. 

Per  Lift  ist  ihm  aber  im  Gegensatz  zur  Amme  etwas  SchreckUche^. 
Lr  leidet  Angst,  der  Litt  konnte  stecken  bleiben  und  er  könnte  dann  nicht 
heraus.  Wir  ^ehen,  es  ist  seine  Äugst  auf  der  Gasse:  er  bleibt  dort  stecken 
und  kommt  nicht  weiter;  ebenso  seine  Angst  beim  Weibe:  der  Peius  könnte  in 
der  Vagina  abgezwickt  werden,  er  könnte  im  Mutterleibe  stecken  bleiben  er 
könnte  eingesperrt  werden._  Oder  eine  Phantasie:  Er  hat  einen  homosexuellen 
Akt  begangen  oder  man  konnte  ihn  eines  solchen  ungerecht  beschuldigen  und 
ihn  einsperre  n. 

Seine  höchste  Angst_  wäre  es,  auf  einem  Balkon  eingesperrt  zu  sein. 
Oben  offen,  u  n  t  e  n  ei  n  A  bg  r  un  d.  Hier  kommen  wir  auf  den  früher 
erwähnten  Ammenkoiuplex.  Durch  die  Erinnerung  dringt  etwis  durch  als 
hätte  ihn  seine  Amme  einmal  fallen  lassen.  Der  Balkon,  das  häufigste 
.Symbol  lur  den  starken  Busen,  „Nach  oben  offen,  unten  ein  Abgrund"  symboli- 
siert deutlich  die  Situation  de.s  Kindes  am  Arme  der  Amme  Er  hatte  als  Kind 
AngstTor  dem  „Schupfen  und  Aufheben''.  Am  wohlsten  hat  er  sich  schon  als 
Kind  im  Kinderwagen  befunden.  Er  wollte  immer  ein  Bett  mit  Baldachin 
haben.  Das  Haus  ist  tur  ihn  immer  eine  Frau.  Die  Angst  auf  der  Gasse- 
die  Frau  Icönnte  ihn  ergreifen  und  schupfen.  In  einem  Garten  hat  er  gar  keine 
Angst,  auch  auf  der  Stmße  nicht,  wenn  er  in  einen  Wagen  steigt,  weil  jeder 
Wagen  für  ihn  dei-  Kinderwagen  ist.  E  r  w  i  1 1  i  m  m  e  r  m  i  t  d  e  n  F  ü  ß  e  n 
am  Boden  haften  bleiben.  Er  kann  nicht  gehen  weil  er 
e  i  n  e  n  F  u  ß  a  u  f  h  eben  müßt  e.  Es  fällt  ihm  eine  Illustration  aus  den 
Fliegenden  Blattern  ein,  in  der  die  Häuser  als  Menschen  dargestellt  sind  Die 
Häuser  reproduzieren  Erinnerungen  an  die  schrecklichen  Leute  die  ihn  aufge- 
hoben und  „geschupft-  haben.  Der  Lift  erinnert  ihn  an  die  \mme-  to  lift  a 
chiki,  heißt  englisch,  ein  Kmd  aufheben.  To  lift  up  heißt  aufheben   Er  hat  als 


Analyse  eiues  t'iißfctischisteu. 


■_'Ü."^ 


Kind  r=(;lioii  sein-  früh  nur  „englisch"  gesprochen.  In  einem  Lift  «npfiuid  er 
oC'iüe  erste  Angst. 

Jetzt-  konuiit  ihm  tlie  distinkte  Eriniici'ung,  eine  Frau  iiahe  ihn  fallen 
lassen.  Wahrsclieinlieh  seine  Erzieherin.  Das  „große  Unglück"  ist  nicht  nur 
der  Tod  der  flhi1.U>r  suiideni  iiu<-li  der  ..eigene  Fa\V\  Von  Fall  kommt  er  luif 
Siindenl'ail.  Dann  anf  0  m  p  h  a  1  e  und  P  hall  u  f;.  Die  Gedanlicn  gehen  wieder 
auf  den  Sü  n  (i  en  f  iill  auf  dei'  Straße.  Er  hat  besonder^;  auf  der  Straße 
Angst,  woün  ein  Wind  weht.  (Kr  wäre  ia.  durch  „Wehen"  bald  getötet  worden!) 
Es  fällt  ihm  ein  Bild  aus  dem  Struwelpeter  ein,  auf  dem  der  Wind  ein  Kind 
davonträgt.')  Den  grüßten  Eindruck  hatte  inmier  auf  ihn  der  (.ianymed  vitn 
Rembrandt  gemaclit,  der  die  Entführung  eines  Knaben  durch  die  Lüfte  dar- 
stellt. Der  Wind  kann  einen  ebenso  aufheben,  wie  die  Häuser  auf  der  Gasse. 
Es  gibt  ja  auch  eine  „Windsbrauf^  Es  wird  ihm  immer  klarer:  Während  der 
ganzen  Kinderzeit  hatte  er  die  Angst,  aufgehoben  zu  werden.  Deshalb 
schwärmt  er  für  große  Füße.  Der  große  Fuß  gibt  einen  sicheren  Boden.  Er  hat 
auch  Angst  auf  dem  Schiffe,  Wenn  die  Wellen  das  Schiff  heben,  erinnert  ihn 
das  an  das  Schaukeln,  als  ob  ilin  eine  Annne  schaukeln  würde.  Br  muß  dann  in 
seine  „enge  Kabine''  flücliten  und  ruliig  liegen;  dort  fühlt  er  rfich  besser. 
Er  hat  auch  Angst  vor  dem  Luftballon:  er  könnte  nie  in  einem  Luftballon 
fliegen.  (Er  hatte  Angst,  ßleriol  könnte  unt  dem  Aeroplan  auf  seinen  Kopf 
fallen.)  Er  würde  aus  iedem  Luftballon  herausspi'ingen,  wie  sein  Bruder  im 
Traume  aus  dorn  Lift,  und  sieh  gar  nicht  schämen,  obwohl  er  sich  schämte, 
wenn  seine  ErzieJierin  auf  der  Gasse  mit  ihm  zärtlicli  war.  Schon  als  Knabo 
küßte  sie  ihn  immer  imd  die  Leute  lachten  ihn  aus.  Deshali)  kann  er  bei  N'acht 
ohne  Angst  gehen,  er  sieht  keine  Menschen,  die  ihn  auslachen.  Er  WLir 
12  Jahre  alt,  als  ihn  die  Erzieherin  einmal  vor  der  Schule  erwartete  und  ihn 
küßte.  Er  bekam  einen  "Wutanfall.  Er  will  nicht  ewig  das  Kind  bleiben.  Er 
möchte  sich  auf  eigene  Füße  stellen.  Er  lernte  hener  tanzen,  um  in  Gesell- 
schaft gehen  zu  können;  es  fälli  ihm  ein,  wie  seine  Erzieherin  iunner  mit 
Kindern  herumtanzte,  um  sie  zu  beruhigen.  Sofort  taucht  eine  neue  Erinnerung 
auf  an  einen  Lift  in  R  e  i  c  li  e  n  h  a  1 1,  wo  er  fast  eingequetscht  worden  wäre, 
-letzt  kommt  wieder  eine  neue  Angst;  er  hat  die  Angst,  daß  sein  Brustkorb 
eingedrückt  wird.  Er  weiß  auch,  wie  diese  Angst  zustande  gekommen  ist.  Er 
kennt  ihre  infantilen  Wurzeln.  Seine  Erzieherin  war  es,  die  ihn  immer  so  an 
sich  gedrückt  hat  und  dabei  schrie:  „Ich  erdi'ück'  dicli  noch,  ich  werde  dich 
noch  auffressen."  Die  Szene  in  EeichenhairO  beim  Lifi  war  so- 
Ein  Liftboy  sprang  aus  dem  Lift;  er  selbst  sprang  ihm  rasch  nach,  während 
der  Bruder  und  Vater  weiterfuhren. 

Hier  stoßen  wir  auf  einen  wichtigen  Komplex.  Er  will  vor  dem  Bruder 
aus  dem  Mutterleib  gekommen  sein,  er  beneidet  den  Bruder  um  die  Erst- 


'1  Der  .S'lniwi'lprtor  wiir  für  Jim  ein  uroLk's  Trauma.  Bcpondwe  das  Bild,  auf  dein 
der  Schneider  (HLecbneidor!)  dem  DiiumoiilutKrh«  die  Dnnmcn  nbschneidei,  li;it  ilim 
Grauen  und  Entsetzen  eingoflüßt.    (KastrationR-Kiniifilix !) 

-)  In  Rp  i  [■lii'iiliü  11  ularli  wiii  Viiler  an  eini'jn  Lungen  leiden.  Das  war  für 
ihn  ein  .grollcK  Unglück'.  Nach  dem  Tode  meldete  sicli  das  SchuldljeisTilUsein.  Vorwürfe 
peinigten  ilin,  er  halie  manches  versänrat,  was  dae  teure  Leben  hütto  retten  k.iimen.  Die 
Vorwürfe  beKogen  ihne  Affekte  aus  der  Kindheit,  da  der  Valcr  ihn  mit.  ürohungeij 
<Kastration!)  am  Onanieren  und  Liita'ben  bindert*'.  Damals  dachte  ev:  Wenn  der  Vater 
stirbt,  kann  ich  iingeetört  onanieren.  tJberdies  kennen  wir  ja  das  Junktim,  das  er 
znischen  dem  Tode  seines  Vaters  und  seiner  sexuellen  Freiheit  gemacht  hat. 


206 


Fetisch  ismiis. 


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r-'  ''  ■ 


lii 


c  0  b  u  r  t  Wiedei'  spielt  die  Mutterloibspliantasie  eine  Rolle.  Auch  ein  anderer 
:'  V  a  t  e  i-  u  !i  d  B  r  II  d  LM'  s  o  1 1  c  n  s  t  e  r  h  e  n  (abfahren),  er  w  i  H 
Es  niUt  ihm  ein  Erlebnis  liua  dem  fünften  Leben4ahre  ciLi. 


Gedanke: 
sich  retten. 
Vat 


Vater  imd  Bruder  blieben  einmal  im  Lift  stecken  und  er  brüllte  wie  wahnsinnig 
vor  Angst,  der  Vater  konnte  e  i-  drückt  w  e  r  J  e  n.  er  k  ö  n  n  t  e  g  e- 
preßt  werden.  Bei  der  Bahn  interessiert  ihn  am  meisten  der  Expreb- 
zug:  Er  will  immer  nach  Preßburg  fahren.  Matrosen  interessieren  ihn, 
weil  sie  „g  e  p  r  e  ß  t"  werden.  Er  liest  immer  die  „Neue  freie  Press  c". 
Uiti  altö  Presse  war  ihm  unsympathisch.  Die  Neue  Freie  Presse  ist 
ihm  sympathisch.  Er  interessiert  sieh  für  das  Wein  pressen,  weil  es  mit 
nackten  FiilJ(=n  gemacht  wird.  Am  Sciiluswe  uiiios  Weges  hatte  er  immer  An{;st„ 
er  ist  pressiert.  Seine  Onanie  geht  durch  Pressen  des  Penis  vor  sich. 
Ihn  interessieren  Soldaten  mit  engen  Uniformen,  Soldaten,  die  in  die  Uni' 
formen   gepreßt   werden.   „Pedem   (passum)   prcmere"   heißt  schnell  gehen. 
Um   interessieren   die  ledernen   Stiefel  des  Yorreilera   bei   der  Artillerie,  weü 
der  Fuß  hineingepreßt  wird.  Er  fiiuict  .seine  größte  Libido,  wenn  er  beim  Ab- 
setzen der  Fäkalien  stark  pressen  kann. 

Wenn  er  von  einem  Arzte  untersucht  wird,  so  betont  er  immer,  daß  ihm 
der  Naliel  nicht  berührt  werden  dürfe,  er  könnte  sonst  sterben.')  Wir  sehen 
aus  dieser  Analyse,  welche  kolossal  verzweigte  und  Wichtige  (jedanken- 
giin^e  sich  an  ein  scheinbar  harmloses  Traumbild  knüpfen  können.  Ich  habe 
absi'c-htlich  die  ausführliclie  und  doch  noch  nicht  erschöpfende  Analyse  des 
Traumes  mitgeleiK,  um  zu  zeigen,  daß  mit  der  Üljersetzung  eines  Traume? 
als  solcher  nichte  gedient  ist.  Wir  erhalten  wohl  einige  wichtige  Einblicke 
in  die  Struktur  des  Traumes,  aber  das  wichtigste  muß  uns  doch  der  Traumer 
selbst  liefern. 

Wir  merken,  daß  der  verdriingte  Wunschgedanke  der  ist:  0,  waren 
der  Vater  und  der  Bruder  damals  in  R  e  i  c  h  e  n  h  a  1 1  ge- 
storben, wie  meine  Mutter  bei  meiner  Geburt  gestorben 
ist,  und  ich  stünde  allein  auf  der  Welt!  Das  ist  tatsächlich  eine 
seiner  Lieblingsphantasicn.  Er  will  der  einzige  sein.  Alle  Menschen  sollen 
aussterben.  !^in  großes  Unglück  soll  die  Welt  treffen  und  er  allein  bleibt 
beatehon.  Er,  der  Kleine,  Schamhafte,  Ängstliche,  Gedrückte,  der  dann  der 
Größie  und  ErliabensLe  wird. 

Wir  sehen  ferner  die  kolossale  Bedeutung  der  infantilen  Eindrücke  des 
Aufhebens,  Schupfens  und  Fressens  von  Seiten  der  Erziehungspersonen  für 
die  Entstehung  der  Angst.  Diese  Erziehungspersonen  sind  im  Traume  als 
„Ledienstete''  angedeutet. 

Diese  Bedienstete  führt  uns  auf  eine  neue  Spur.  Es  ist  dies  eine  Kindor- 
giirtnerin,  die  den  Namen  Deutsch  führte  und  aus  Preußen  war.  Sie  wurdt^ 
„La  Prussienne"  im  Hause  genannt.  Wir  erinnern  uns  der  Worte  „deutseh" 
(deutsches  Laster)  und  Preußen  (preußische  Pickelhaube).  Es  steigt  die 
Erinnerung  an  ein  großes  Trauma  der  Jugend  auf.  Tiefste  infantile  Schichte. 
Die  Bonne  ging  mit  ihm  in  den  ersten  Stock  zu  einem  fremden  Herrn,  wo- 
sclijst  das  Kind  einer  wenig  verhüllten  erotischen  Szene  beiwohnte.  Das  war 
auch  ein  „großes  Unglück".  Er  erinnerte  sich  deutlich  an  einen  exhibitio- 
nisUschen  Akt  des  Herrn. 

Nun    verstehen    wir   erst  den  Traum.    Der  Bruder    ist  sein  Penis,    der 
^lerausspringen  will.     Er  hat   einmal  von  seinem  Vater  eine  Ohrfeige  bo- 


')  Homosexuelle  Einstellung  zum  Arzte  als  Vater-Imago. 


1  -; 


Aualyse  ciues  Fiiüfetiscliisteu. 


207 


lioTiuiien,  weil  er  auf  der  Fronicnadc  den  Penis  lioraiissteekte  und  si>  lieruiii- 
giui:.  Jetzt.  Iiul  er  die  PluinlLisric.  iiul  nackton  Füßen  und  einer  großen  Z  o  li  c 
tibcr  den  Ring  spuaieren  zu  gehen.  Die  Tendenz  zur  Exhibitiun  ist  durch 
eine   \  i-idegung  lutch   unten  tran.sl'(iiniieit. 

Allein,  seine  Angst  auf  der  Sli'aße  demaskiert  sich  als  Angst  vor  seinen 
Trieben.  Er  möchte  am  üelwlen  die  Hose  lüften,  den  Penis  lieriuii^stocken 
uiul  so  herumgehen.  Er  fürcIiLeL,  diesen  Akt  im  Wahnsinn  zu  machen. 
(Reichenberg,  G.  Loiiau  usw.).  Er  ivnnscht  den  Wahnsinn  oder  er  niöehle 
gerne  den  Wahnsinnigen  spielen,  um  dieser  Lust  zü  rriineri.  Der  Osler- 
reiehische  Hof",  wo  er  den  Angstanfall  erlitt,  liegt  am  F  le  i  s  ch  m  ar  k  t. 
Er  möchte  seine  „Flei  s  ch  bu  de"  cxhibitionieren. 

Warum?  Weil  er  immer  eine  Szene  spielt:  seine  Geh  u  r  t.  Der 
Penis  ist  der  Kleine,  das  Abbild  des  Gi'oßen.  Der  soll  geboren  wei'den,  ohne 
daß  ein  Unglück  geschieht.  Das  heißt,  er  identifiziert  sich  mit  der  Mutter, 
den  Penis  mit  ihrem  Kind,  sich  selber.  Eines  von  !)eiden  muß  geopfert  werden. 
Entweder  düs  Kind  oder  die  Mutlei'.  Dem  ersten  Gedanken  entsprechen 
K  a  st  r  a  t )  0  n  s  phantasien;  dem  zweiten  seine  gniße  Angst,  die  Todes- 
angst. Wenn  ein  Mann  seinen  Fuß  aus  dem  Schuh  zieht,  so  ist  ihm  das  ein 
.  S,ymbol  der  Geburl.  Die  große  Zoho  ist  das  selnuutzige,  neugel)oreiie,  ge- 
preßte, rote  Kind. 

Der  Angstanfall  spielt  die  Szene  in  einer  VerleguJig  nach  oben.  Er 
hat  Angst,  daß  der  Hut  davon  fliegen  könnte  und  hält  ihn  krampfhaft  fest. 
Kr  fürchtet,  den  Kopf  zu  entblößen.  Hier  steht  das  Kaput  für  die 
Ghuis  penis. 

Jetzt  fährt  die  läahn  oben.  Alles  spielt  sich  am  Kopf  (oder  an  den 
Püßen)  ab.  .letzt  spielt  sich  alles  o  ben,  d.  h.  im  Kopfe  (geistig)  ah.  Fiüher 
ging  die  Onanie  „unfon"  vor  sich.  Wührend  die  Bahn  unten  gefahren  ist, 
begab  sich  das  große  Unglück  mit  der  Ohrfeige,  die  er  noch  heute  nicht 
vei-gesson  hat. 

Die  Szene  ti'itt  immer  deutlicher  vor  sein  geistiges  Auge,  Er  badete 
[uii  seinem  älti-ren  Hiiider.  Sie  siiiellen  mit  den  Geiiitaüeu,  Da  stüi'zte  die 
Erzieherin  hinein  und  drohte  mit  den  strengsten  Strafen.  M  a  n  w  e  i'  d  e 
den  Kindern  das  P  i  p  i  abschneiden.  Von  diesem  Spielen  käme  eine 
„fürchterli'^he  Krankheit".  Schließlicii  erhielt  er  noch  vom  Vater  eine  Ohr- 
feige, y.i.  der  Klügere,  war  dei  \"erf(dii-er.  Der  andere  kam  mit  einei-  Straf- 
predigt davon. 

Die  Eisenbahn  ist  hier  die  Onanie,  Er  hat  am  GHede  gezogen  (Zug). 
Kr  hat  dadurch  seine  Maschine  ruiniert.  Er  muß  sierben.  Die  furchtbare 
Warnung  seiner  Erzieherin  klingt  ihm  noch  innner  in  den  Ohren:  „Wenn 
d  u  d  a  u  n  ten  w  e  i  tc  r  s  p  i  e  I  s  t.  so  w  i  rd  d  i  r  d  a  .f  i'  1  jn')  a  b  fallen 
und  du  wirst  sterben."  Dazu  kam  das  Trauma  der  Ohrfeige.  Für 
ihn  war  es  ein  großes  Trauma,  weil  er  vorher  nie  geschlagen  wurde  und  maß- 
los ehrgeizig  und  cmpfindlicli  war. 

Von  diesem  Erlebnis  datieren  die  Haß-  und  Raehegedanken,  die  in  Phan- 
tasien gipl'eln:  Valei'  und  Prüder  (lelztiMer  halte  ihn  wi-geii  dvy  Olir^Mge  voi- 
spottet)  sollen  storlien.  lliei'  wird  zur  ICrfülliing  die.ses  Wunsrhes  die  Eisen- 
hahn  und  der  Lift  herangezogen.  (Das  Steckenbleiben  des  Lifts  drückt  sieh 
para|iathisch  in  der  L'niüiiigkeit  aus,  in  einer  Vagina  sticken  zu  bleiben,) 
Ferner  gönnt  er  seinem  Bi'udei'  eine  Lues,     an  der  er  bald  sterben  soll. 


')  ]n    Österreich   bedeutet   in  der  K Inders p räche   „Pipi"   der    l'euin. 


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•208 


Fetischismus. 


Warum?  Weil  der  Briidei'  reich  ist  (Rcinhenberg)  und  er  sein  Geld  erben 
will.  Der  Berg  (sein  Märchen)  soll  zerfallen  —  und  er  soll  die  Schätze  heben. 

Darum  will  er  ein  Weib  sein.  Einem  Weibe  kann  man  das  Pipi  nicht  ab- 
schneiden. Einem  Weitie  kami  das  Pipi  nicht  aWallen.  Ein  Weib  sündigt 
nicht.  Es  ist  passiv.  Er  will  ein  Weib  und  ein  Heiliger  sein  und  so  über  de» 
Vater  triumphieren.  Oben,  d.  h.  im  ewigen  Leben,  wird  er  der  Sieger  sein. 
Dazu  soll  ilnn  dio  Aski-'se  verhellen.  Er  ist  nicht  würdig  zu  genießen.  Er 
war  ein  Mörder  in  Gedanken.  Die  Eisenbahn  und  der  Lift  hätten  seinen  Vater, 
seinen.  Bruder  und  seine  Erzieherin  töten  sollen,  damit  er  ungestört  onanieren 
könne.  Eisenbahn  und  Lift  sind  hier  Todessynibole. 

Schließlich  betrachtet  der  Träumer  die  Zeichnung  und  sagt:  „E.s 
handelt  sieh  um  einen  ,D  u  r  c  h  s  c  h  n  i  1 1\  Dieses  Bild  drückt  mein  doppeltes 
Wesen  ans:  Halb  Mann  und  halb  Weib.  Ich  betreibe  die  Onanie  als  Weib. 
Und  das  wichtigste,  glaube  ich,  ist  der  Umstand,  daß  das  Allel  n -auf - 
der-Straße-geheii  für  mich  ,0  n  a  n  i  e  r  e  n'  bedeutet.  Ich  schäme  mich 
•auf  der  Straße.  Ich  glaube  noch  immer,  man  merke  mir  die  alte  Onanie  an. 
Deshalb  wünsche  ich,  allein  zu  sein.  Möge  die  ganze  Welt  zugrunde  gehen- 
Dann  kann  ich  ohne  Scham  und  Angst  ineiner  Lust  leben.  Das  ist  mein 
,,pBychiseher  Anarehismus".') 

Dieser  Traum  zeigt  uns  die  sexuelle  Bedeutung  des  Gehens  und  die 
mehrfache  Verwendung,  weiche  der  Fuß  in  seiner  Phantasie  gefunden  hat. 
Seine  Geh-Angst  ist  Angst  vor  dem  Weibe,  sein  Pußfetiechismus  Schutz  vor 
dem  Weibe.  Er  sichert  sieh  durch  seine  Askese  den  endgültigen  Triumph  über 
seinen  Bruder.  Sein  Fetischismus  hilft  ihm,  die  Askese  iü^tx-ulialten.  Üei* 
Fuß  malmt  ihn  an  seine  Geburt  und  an  seine  Sünden,  mahnt  ihn  daran,  daß 
«r  ein  büßender  Pilger,  ein  Franziskaner  ist. 

Es  folgen  sieben  Träume:  ,  : 

1.  Traum:  „Es  war  ein  sehr  hübscher,  junger  Mann,  der  mir  und 
allen  Damen  und  Herren  erzählte,  er  sei  sehr  gesund,  '  nur  habe  er 
Schweißfüße.  Dagegen  gäbe  es  nichts,  die  habe  er  ererbt  'vom  Vater  und 
Großvater.'" 

2.  Traum:  „Ich  ging  in  ein  Tal  hinab  und  sah  einen  Matrosen  in 
einem  Landhause  verschwinden.  Ich  suchte  ihn  und  fand  ihn  nicht  mehr.'' 

3.  Traum:  „Papa,  Bruder  und  auch  ein  Herr  F.  und  ich  spielten 
Billard.  Ich  schlug  aber  auf  die  Bälle  wie  beim  GüKspiel.  Auch  probierte 
ich  sehr  lange,  bis  ich  einen  trefflichen  Coup  vollführte,  Dann  säße" 
alle;  Herr  F.  aß  zwei  Büchsen  Sardinen  aus  und  erklärte  dann,  um  Mit- 
ternacht noch  zu  einem  Freunde  essen  zu  gehen,  den  er  recht  gerne  habe, 
obwohl  dieser  erklärte:  ,Ich  bin  ein  Christliehsozialer'. 


')■  Die  Symbole  ,0  b  e  n'  und  ,U  n  t  e  n',  denen  Adhr  im  Sinae  von  .M  U  n  n  1  i  c  b 
und  W  e  i  b  1  i  c  II'  einen  so  großen  Wert  beimißt,  finden  hier,  wie  in  vielen  anderen 
Träumen,  eine  einfache  Erklärung:  Die  Kinder  etehen  ,unten'  und  die  E  v- 
wachscncn  ,o  I)  e  n'.  Dae  Kind  mafi  zu  den  Erwatjhsenen  emporblicken.  Der  psychi- 
sche Intantiliemus  drückt  eich  durcli  .unten'  aus.  Der  brennendete  ■\^'unsch  des  Kindes, 
,groß  zu  sein'  und  ,größer  zu  sein,  aU  die  Großen'  findet  in  Träume« 
■durch  Situationen,  in  denen  der  Träumer  ,ohen'  ist.  seine  ersehnte  Erfüllung.  Eine 
andere  schon  erwähnte  Determination  von  .Oben'  und  .Unten'  beruht  auf  dem  i'eligiö=<* 
Komplex  und  bedeutet:  Himmel  und  Hölle.  Am  Balkon  sieht  Beta  immer  oben 
<!en  Himmel,  unteu  die  Hölle. 


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Auaivsi'   i'iiH's  Kl  1  li Ti' ti seil iiik' 11. 


209 


Diinn  wur  Piipa  ;uif  oiniiiiil  sterbeiislvriink,  und  zwar  am  Kurzen.  Er 
tlurffco  sicii  nicht  rühren  und  es  wurde  nur  ein  halbes  Abendblatt  der  ,N. 
Fr.  Presse'  gekauft,  dae  ich  la.--.  Ein  ganzes  hätte  ihm  schaden  können. 
Dann  w;u-  aber  doch  ein  ganzes  , Erstes  Nachmittagsblatt"  da.  Nun  dachte 
ich,  wie  sei  denn  das,  daß  Papa  noch  einmal  stürbe,  er  sei  ja  doch 
schon  tot." 

4,  Traum;  „Icli  war!'  meine  Uhr  anl'  den  Boden,  sie  brach  nicht, 
sondern  es  sprang  nur  der  Det-kcl  auf." 

5,  Traum :  „Ein  ükononi,  Herr  Christians,  und  ich  waren  mit 
einem  dicken  Herrn  iu  einem  kleinen  Zimmer,  Chntitianj;  liatie  ge- 
sagt :  Wir  werden  folgendes  Spiel  niaclien.  Zuerst  wird  er  in  einem 
Badezinniier  baden,  dann  ich  und  schließlich  der  Dicke,  wenn  noch  ein 
Badezinnuer  da  ist.  Christians  badet  in  einem  Einzelbadezimmei'  (nur  für 
eine  Person  Ijestinnnt),  ich  in  einem,  das  für  vier  war.  Der  Dicke 
ist  weggegangen,  weil  kein  Badezinuner  meJir  da  war.  Christians  hat 
mich  sexuell  aufgeregt.  Wir  waren  beide  ganz  nackt  und  ich  habe  mich 
gewundert,  daß  er  größer  ist  als  ich.  Jetzt  iet  mein  Bruder  gekoamiei? 
und  hat  mich  gefragt,  was  ich  gemacht  habe  und  ob  ich  gar  nichts  von 
seinem  Penis  gesellen  habe.  ,Nic]if  einmal  so  viel!'  sagte  ich  uTid  zeigte 
auf  den  Finger." 

(i.  Traum:  ,,Eine  Frau  mit  einem  Stock  oder  einen  Penis  in  der 
Hand  neigt  sicJi  über  ein   Kind   (Jesukiiid?)  in  der  Wiege." 

7.  Traum;  „Icli  will  in  die  Gruft  am  Zentralfriedhof  hiiuniter- 
steigen.  Dann  graut  mir  davor  und  ein  Engel  verwehrl  mir  den  Eintritt." 

Der  erste  Traum  betont  den  Fußl'etischisnius,  durch  den  der  Träumer 
ausgezeichnet  ist.  Er  ist  der  „hübsche  junge  Mann"  und  er  fühlt  sich  voll- 
kommen gesund  bis  auf  den  Fußfetiseliisinus,  der  hier  sehr  charakteristisch 
durch  „Schweißfüßo"  dargestellt  wird.  Sein  erstes  Kindermädchen  litt  an 
Scliweißiußen.  -letzt  besteht  infolge  der  Verdriingung  Ekel  vor  Schweißfüßen. 
Dage^gen  gefällt  ihm  ein  dunkel  geröteter,  d.  li.  ei'hiizler  Fuß.  Wir  müssen  an 
die  zweite  Bedeutung  des  Schweißes  ,,Blut"  denken.  Der  ,, blutige  Fuß''  ebenso 
wie  „der  Fuß,  der  mit  Kot  beschmiert  ist'"  (das  Hereineleigen  in  Kot)  spielen 
in  seiner  Phantasie  eine  selir  große  Rolle.  Eine  ;niderü  Bedeutung 
des  Traumes:  Seine  Schuld  stinkt  zum  Himmel.  Dieser  Traum  soll  alle  por- 
s  (in  liehe  Schuld  auf  crl)liche  Belastung  durch  Vater  und 
Großvater  schicl>eii.  Wii'  werden  spater  noch  eine  zweite  Bedeutung  kennen 
lernen.  Vom  Vater  und  Großvater  hat  er  ein  großes  Vermögen  geerbt, 

Der  zweite  Traum  spielt  auf  das  schwere  Trauma  seines  Lebens  an. 
Sein  Vater  (der  Matrose,  d,  h.  der  große  Schiffei')  hat  in  einem  Landhause 
einer  Biiuerir.  {der  Engländerin  auf  dem  Lande)  niichtlicho  Besuche  gemacht. 
Diesen  Vorfall  hat  er  verdriingt.  Ei'  wollte  ihn  nicht  sehen.  Der  Traum  er- 
füllt seinen  Wunsch.  Er  sucht  (die  Erinnerung)  und  findet  sie  nicht  mehr. 
Tm  zweiten  Traume  stirbt  der  Vater  wieder.  Er  verscliwindet  in  der  Gruft, 
so  daß  er  ihn  nicht  mehr  finden  kann.  Der  dritte  Traum  ist  von  fundamentaler 
Bedeutung,  Sein  Vater  ist  wieder  am  Leben,  er  ist  auferstanden.  Darüber 
wundert  er  eich.  Er  hat  ein  großes  Wunder  erlebt.  Der  Vater  stirbt 
z  u  m  zweite  n  M  a  i  e.  Das  hat  —  wie  wir  wissen  —  eine  große  Bedeutung. 
Bis  jetzt  lebte  er  ihm  noch.  Er  stand  unter  der  Herrschaft  vitterlicher  Im- 
perative. Jetzt  wird  er  frei  —  das  ist  das  eine  große  Wunder  —  und  jetzt 
erst  ist  der  Papa  für  ihn  gestorben.     Das  ist    das  wichtige  Problem  vom 

Stetel,  Siflniniten  dos  Triub.  und  AfToktlBhcnB,  VII,  14 


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Fetischismus. 


Sterben  bereits  Gestorbener.  Der  Wunsdi,  mit  ihnen  fertig  zu 
werden  und  sie  endlich  zu  den  Toten  zu  werfen. 

.r«f  H^rVl^i'-f^f'*  n™  ?!.''"  ^'^^^  ''"'  ''S'"'  Bewandtnie.  Es  fällt  ihm  zu- 
erst der  P  lattfu  ß  und  dann  daB  Fußballspiel  ein.     Der  Ballen 

Fi^rJn  lilüf '"'■*  'Y  r  5'*^'  ^""^  '"^■^^'"'  E^'  hat  angeblich  Ekel  vor 
Fußen,  die  Hühneraugen  haben,  die  er  ebenfalls  Ballen  nennt ')  Auch  andeie 
Ballen  interessierten  ihn.  nämlich  die  beiden  Mamia  De  "  L1  dM  a 
lateinisch  Sinus  (der  Busen)  und  im  Deutsehen  Meerbusen    Se  n  Fußfeü- 

n,ädoh3„,  d.  h.  das  LandtrS  d"  EngtJSlrdl^:i''tt'tf 
Kopf  (Sdiwanz)  dargesWlt  werden.  Dolh  irSarfi  Jfn»  -f  1°''^''°.°' 
da»  er  als  pied-„,„„t,  d.  h.  F  .  ß  des  Beiges  a"  ftuSeS  S  ?00  )    '°'°"'  ""' 

hi.abS:rd'ti5r?;rt/ä  ™ 'trsjrr^;  "tt-^-  ^'' 

eleich  erfahren  Fprr  F  =nlT  ,  .  '"^™-  ^^^  ^las  zu  bedeuten  hat,  so  en  wir 
gieiLu  erranien,   neu  1' ,  soll  zu  einem  Freund  eehen   dp,-  p\„  ru.-  n'  i   c     ■  i  - 

.St.  um  dort  zu  essen.    Es  handelt  sieh  um  das  l^eilil  Äh    h       ',     ^''''''] 
Griechisch-Katholischen  nach  Mitternacht  nehiLofFt^^^^^^^^         7^''  ^'" 
mami.     Es  fällt  ihm  aber  sofort  ein  Sohn  S  ZiViL!'  ?*     TT 

deutung  Frauenzimmennann  -  Don  Juan)  ein  cST^n   ^7f"  ^n 

sich  zu  Christus  bekehren  und  fromm  werden  "  Zwei  .  n  .  '  ^.^^^^  ^°" 
Vat^r  soll  sich  zu  ihm  (Clui.tus)  bekehren  D^tei-mmation:  Der 

Das  ißt  der  große  Konflikt  seines  Lebens  Wie  ich  rHi„„       -ut^ 
der  Vater  und  der  Großvater  überzeugte  Libeal^^d  befe  f' 

in  keine  Kirche.  Sein  erster  Hofmeister  war  ein  fTnattä '"  K^?  ,'  ^'T" 
ist  die  Belastung  vom  Vater  und  Großvater.  Er  hat  fo  t'      7    r  k  '  ^v 
mus.  d.  h^  den  ü  n  glauben  übernommen.  Nach  außln'  n  "vt-Sh  «^^^^^^^^^^ 

„Dann    war    Papa    auf    einmal     stpi-ho«    i  .  j 

.war  am  Herzen."  An  seinem  Herzet ?raß  der  UnZh/ 
kehrt  und  erlöst  werden.  Deshalb  durfte  er  nicht  d'l    i^S^V  J^^^m 
Freie  Presse"  Iesen._Nur  die  halbe  Zeitung,  d  l.te':'pS^",;/l"S 


konservative,  fast  klerikafe  Mutter  d        N^enen  Fre;™"?""^"'  ^"i!  f  T'I'' 
Die  Zeit.ung  ist  hier  auch  in  zwe  terSSufunrda/T  ■  f ^^^^^^^ 
Presse  (ein  Freimädel  die  Männer  preßt),  einfw^D llI^pLe''^  de 
monde._  Ein  ganzes  Blatt  hätte  ihm  schaden  können.  Der  Papa  Sollte  Ä 
Tal™  n'"''"  ""'  '"^^  ''"'''^^"'^^'  ™'t  "S--""  d.T;^??ertSen 


')  Später  zeigte  e«  .ich,  daß  die  Balle«   und  Hühneraugen    ihn  sexuoH   .rregt.n. 
Die  Angaben  von  Ekel  erfolgten   ,n  don  ersten  Monaten  der  Behandlung.    Die  Hühner- 

angen   waren    für    ihn    ein    „Anti-Fetiech"    der   Eich   hnlrf   i„     •         d     ^  .-    i  ■■  i 

,  ,,  ■   ""■'^   ^'cn    Daia  in   einen   Pro-Fetisch    zurück- 

verwnndclte. 


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AiiiLljse  eiues  Fußfetischistcu.  y,  . 

Halbes  AbeiidblatL-'  führt  zu  den  Gedanken  vom  „Heiligen  Abend- 
mahl „Irrstes  Nacinnittagsblatt'  konnte  nicht  gedeutet  werden,  WahmcS- 
J.cl,   AiiKpLehing   a„   eine  Wzitnc   zwiflcheii    Vater   und   Kind.Tiniidchen 

Der  v.erto  Traimi  zeigt  inis  die  Ubr  als  Symbol  dos  Herzens.  Sein  Herz 
(der  Vater)  stirbt  n.dit.  Er  wirft  sie  zu  Boden,  sie  bricht  nicht.  Er  merkt  mn 

Ter  t^n  ^"^'^^^'"V*;^*'  ^''f}''^^''  ^'^-'"^^  -"■■)  ^-'  ^'^^-'  hal  ihn  ,S 
Ol  ersten  Szene  geschlafen.  Aufspringen  dos  Deckel.  -  die  Aulerstelun^g  - 
die  loten  steigen  aus  den  Gräbern. 

Der  lünfto  Traum   brachte  uns  eigentlich   die  Lösung  einer  Reihe 

lo^tnnT'rf '"    '  ?7,  ^^■'^''■■f  S^ng-^'H'n-     Uonn  die  Analyse  dauert  zirka 
i^  stunden.  Hier  sind  bloß  die  Resultate  dargestellt 

Zum  Ökonom  fällt  ihm  sein  Bruder' ein.  Die  Bäder  blieben  rätselhaft,- 
bis  ich  darauf  dringe,  daß  dieser  Traum  Beziehungen  zum  religiösen  Komplex 
haben  müsse.  Er  verneint  dies;  findet  jedoeh  Anspielungen  auf  seinen  Geiz, 
somü  bucht,  Geld  zu  erwerben,  ökonomisch  zu  leben.  Weitere  Einfälle  ijehen 
über  Aaron  zum  „goldenen  Kalb". 

Diese  Sclimähung  zielt  wohl  auf  den  dicken  Herrn,  der  seinen  Vater  dar- 
stellt,  obwohl   er  sehr  ordinär,   wie  ein   ungebildeter  Fiakeikiitschcr  aussah 
Auch  stand  ei-  da  wie  t  o  t  und  s  t  a  r  r,  was  wir  ja  verstehen  werden,  da  es 
sich  um  den  toten  Vater  handelt.  (K  u  t  s  c  h  o  r,  der  L  e  n  k  e  r  der  Familie 

-  der  Vater;  Fiaker,  Zweigespann-  Ehe,  Fiaker  kut  scher 

—  Ehemann,  der  Vater.) 

Dann  fällt  ihm  ein,  daß  es  gar  kein  Bad  war,  nur  eine  Dusche  ein  Be- 
netzen des  Hauptes.  Schließlich  erkennt  er  den  Ökonom  als  einen  Mensehen 
der  an  einem  chronischen  E  k  z  e  m  leidet  und  löst  ihn  in  „E  e  c  o  -  h  o  ni  o''  auf' 
Aaron  -  Jean  (Jo)iannes),  Ko  -  Kohn  und  Clinstus.  Das  Baden  bedeutet 
die  Taufa  (Johannes  der  Täufer!)  Christus  hat  als  erster  die  Taufe  ge- 
nommen. Er  ist  der  große  Einser!  Der  Einzige  (Monos !  —  Monotheist  — 
siehe  S.  1!>9),  den  er  verehrt  und  anbetet.  Er  hat  eine  Zeithing  gezweifelt,  oh 
er  überhaupt  gelaiift  wurde,  und  beneidete  Kaiser  Konstantin  (er  nennt  seinen 
Freund  Kohn  konstant  Ko)  darum,  daß  er  sich  am  Totenbette  taufen  ließ  und 
dann  rein  in  dm  Himmel  einziehen  und  die  ewige  Seligkeit  erworben  konnte. 
Der  „abscheuliche  Dicke"  hat  auf  die  Taufe  und  die  Vinedortäufer  verzichtet^ 
d.  h.  das  Himmelreich  verloren. 

Doch  das  wichtigste  ist  der  Umstand,  daß  ihn  der  Ökonom  im  Traume 
Bfixuell  erregte.  Auch  die  Frage  des  Bruders,  oh  er  den  Penis  gesehen  habe, 
wird  verständlich.  Christus  war  seine  erste  religiöse  u  n  d  erotische  Liebe' 
Die  Schweißfiiße  sind  die  blutigen  Füße  des  Sohnes  Gottes. 

Aber  seine  Sünden  sind  noch  viel,  viel  größer.  Er  litt  in  der  Kindheit 
eine  Zeitlang  an  Größenwahn,  selber  der  Sohn  Gottes  zu  sein.  Er  war  sieh 
selber  Christus.  Seine  Familie  war  die  heilige  Familie.  Der  Vater  Gott,  der 
Bruder  der  heilige  Geist  und  er  der  „Sohn  Gottes''.  Deshalb  wundert  er' sich 
im  Traume,  daß  Christus  größer  ist  als  er.  Er  ist  der  Erlöser.  Er  büßt  die 
Sünden  seines  Vaters  und  liat  sich  ans  Kreuz  der  Parapathie  geschlagen.  Seine 
Hauptsiinde:  sein  Gott  war  seine  erotische  Lielje.  Er  hat  es  als  Knabe  be- 
dauert, daß  Christus  immer  ein  Tuch  um  die  Lenden  getragen  hat.  Eine  andere 
Sünde:  Er  wollte  einmal  den  Penis  des  Vaters  sehen  und  sagte:  „Bitte,  Papa, 
zeig'  mir  dein  Pipi."  Dafür  kriegte  er  ordentliche  Hiebe  und  Schelte.  Darauf 
bezieht  sieh  die  Frage  des  Bruders  am  Schlüsse  des  Traumes.  Am  nächsten 
Tage  träumt  er  eine  Variante  ~  den  sechst^jn  Traum.  Die  Frau  schildert  er: 
Eine  dicke,  ordinäre  Person,  grauslich,  gewinnsüchtig.  lü,stern,  eine  Köchin. 


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Fetischismus. 


dio  ilio  achlfdilen  Eigenschaften  aller  seiner  kindlichen  Bekanntschalten  liat. 
Der  bisexuelle  Chai-Eikter  des  Träumers  ist  deutlieh.  Die  Hauptsache,  daß  er 
den  Vater  (di'ii  Dicken  des  fünften  Traumes)  als  altes  Weib  darstellt.  Er 
ist  das  Jesukind.  Der  Vater  hindert  ihn  am  Onanieren. 

Im  letzten  Trainne  packt  ihn  die  Rene  für  die  Schmähungen,  die  er  dem 
geliebten  Valor  angetan  hat.  Er  will  zum  Vater  in  die  Gruft  hinab.^  Selbst- 
mordgedanken. Ein  Engel  (sein  Arzt)  hindert  ihn  daran.  Der  Engel  erinnert 
ihn  an  das  Bild  von  der  Auferstehung  Christi.  Diese  ist  ja  im  dritten  Traume 
(das  Wunder  als  „sich  wundern"  ausgedrückt)  ausgeführt.  Auch  das  Springen 
des  Uhrdeckels  ist  das  Springen  der  Gruft,  da  Christus  auferstand.  Der  Engel 
ist  auch  der  Engel  mit  flammendem  Scln\'erte,  der  die  Sünder  aus  dem  Para- 
diese vertreibt.  Wir  erfahren  den  tiefsten  Grund  seiner  Impotenz.  Er  kann 
zum  Weibe  nicht  gehen,  weil  er  nicht  würdig  ist,  ein  Weib  zu  besitzen.  Der 
Engel  vertreibt  ihn  aus  dem  Paradiese.  (Zentralfncdhof  —  Gruft  —  Vagina.) 
Er  hat  ein  Grauen  vor  dem  AVeibe,  das  ihm  die  Sünde  personifiziert.  Sein 
■  Penis  klappte  jedesmal  zusammen,  wenn  er  ihn  in  die  Vagina  stecken  will. 
Zwischen  ihm  und  dem  Weibe  stehen  der  Tod  und  die  Sünde. 

Er  träumt  von  der  Auferstehung!  Das  ist  das  große  Wunder.  Er  er- 
wartet die  Renaissance  seiner  Potenz.  Sein  Penis  soll  auferstehen  Sein  Meni- 
brum  ist  seine  Gottheit.  Sein  Gott  ist  tot.  Er  kann  nicht  glauben  und  nichi 
beten  —  aber  auch  nicht  ein  Weib  besitzen. 

Der  zweite  Traum  zeigt  ihm  den  Tod  des  Vaters  und  die  verlorene 
Potenz  Er  hat  keinen  Penis  mehr.  Nur  einen  Fuß.  Sein  Pußfetischismus  isi 
die  Buße  für  die  vermeintlichen  Sünden  seines  Vaters  und  seine  eigenen 
Vergehen. 

Durch  alle  Träume  klingt  es  wie  Hoffnung  auf  eine  baldige  Genesung. 
Der  Coup  gelingt.  Der  Vater  stirbt.  Die  Uhr  fällt  zu  Boden  und  ein  Enge! 
bewahrt  ihn  vor  dem  Verderben. 

Auch  in  anderer  Form  spielt  der  Glaube  an  seine  Parapathie  hinein.  Er 
leidet  an  Straßenangst.  Eigentlich  Angst  vor  „Revenants"  Der  Vater 
konnte  wieder  auferstehen  und  ihm  mahnend  entgegentreten'  Der  Teufel 
könnte  ihn  holen. 

Es  hat  ein  Jahr  emsiger  Arbeit  bedurft,  um  diesen  verschütteten  reli- 
giösen Komplex  zu  heben.  Der  religiöse  Komplex  fehlt  fast  bei  keiner  Para- 
pathie,  mögen  sieh  die  Kranken  noch  so  aufgeklärt  und  atheistisch  gebärden, 
bie  glauben  alle,  sind  Frömmlinge  dem  Gefühle  nach.  Im  Intellekt  haben  si<' 
wohl  den  Glauben  überwunden.  Aber  die  infantilen  Affekte  sind  für  ewig  ins 
Jlerz  gebrannt  und  melden  sich  in  den  bösen  Stunden.  Das  Herz,  das  uner- 
schut^terhche  Kmderhcrz  glaubt  nocii  immer,  weiui  der  Versland  sich  jenseits 
von  Glauben  und  Frömmigkeit  dünkt. 

Auch  der  Traumer,  der  an  Stelle  seiner  Mutter  die  Bibel  sieht,  ist  ein 
fanatischer  Freidenker  und  Häckelianer.  Ein  „Monist"  strengster  Observanz. 
Doch  nur  nach  außen.  Der  religiöse  Komplex  verschmilzt  meistens  mit  dem 
ElternkomplBX  au  einem  unlöslichen  Ganzen,  Gott  Vater  und  der  Vater 
werden  zu  einer  Einheit.  Die  Sünde  wider  die  Eltern  wird  zur  Sünde  wider  die 
.  Religion  . 

.  Wir  sehen  mit  Erstaunen  wie  oft  wir  bei  diesem  Kranken  auf  den 
Christus-Komplex  stoßen  (Er  drückt  sich  schon  in  den  Worten  „Christlich- 
aozialer    und  „Christians    aus.  Überdies  erscheint  dann  das  Jesus-Kind.)  Im 

')  AiKkiitung  von  Nekrophilie.    Er  liebt  auch  den  toten  Vater. 


Aualyse  eiues  FllÜfetis^^llisteiI. 


ins 


iuße  vereinigen  bicIi  die  religiösen  und  sexuellen  Symbole  zu  einer  Einheit 
die  merlaviirdig  genug  ist.    Aber  diese  Verschmelzung  fehlt  in  keiupm  Falle 
von  echtem  Fetisehisiims,  wenn  man  sich  die  Miihe  nimmt,  die  Fälle  bis  auf  die 
Tiefe  7.U  analysieren.  Freilich,  die  Traumanulyse  ist  eine  Kunst  und  erfordert 
große  Geduld  imd  Eingehen  iuif  die  oft  wirren  Gedankengänge  des  Träumers. 
In  den  ersten  Träumen  sind  diese  Komplexe  seiir  versteckt  angedeutet 
Man  kann  erst  nachträglich  die  Bedeutung  dieser  ersten  Träume  erkennen 
die  aber  das  ganze  Problem  der  Paraputhio  enthalten 


Ich  bringe  nun  gegen  den  Schluß  diesor  Analyse  den  ersten  Traum 
inemee  Patienten.  Solche  ei-sto  Träume  sind  sehr  wichtig.  Sie  enliuilten 
das  ganxe  Programm  der  Parapathie, 

Ich  sah  ein  Stück  im  Burgtheater.  Ich  war  nicht  allein.  Jedcnialls 
mit  ein  paur  Bekannten  (M.  11.  und  K.  R.).  Da  i.st  ein  Stiick  aufgeführt 
worden,  lia  waren  zwei  Personen.  Der  eine  war  der  Kainz,  der  andere, 
glaube  ich,  der  Gregori.  Das  Stück  spielte,  glaube  ich,  im  Altertum,  weil 
wir  alle  in  togaartigen  Gewändern,  wie  in  Bademänteln,  gehen.  Ich  weili 
nur,  daß  wir  alle  darüber  gelacht  haben.  Auf  einmal  hat  der  eine  Schau- 
spieler viel  geredet  und  ist  davon  gelaufen  (Gregori),  nachdem  er  fürch- 
terlich laut  geredet  hat.  Der  andere  hat  jetzt  weiter  geredet  und  auf 
,  einmal  mit  dem  Rufe;  „Jetzt  müssen  alle  herschauen!''  hat  er  seine  Toga 
ausgezogen  und  ist  folgendermaßen  dagestanden:  Am  Oberkörper  nackt, 
wie  ein  Handfueli  um  die  Lenden')  und  jetzt  kommt  das  merkwüi'digste! 
Vor  dem  Penis  ein  keill'örmiges,  braunes  Stück  Holz.  Auf  das  hin  waren 
wir  alle  entsetzt  und  sind  davon  gegangen.  Der  Akt  war  aus. 

Jetzt  weiß  ich  noch,  daß  wir  gesagt  haben,  der  nächste  Akt  beginnt 
in  zehn  Minuten,  und  daß  wir  noch  länger  in  einer  langen  Gasse  gegangen 
sind  und  dann  zuiiiekkehren  wollten. 

Von  der  Verdi<:htungsarbeit  dieses  Traumes  kann  man  sich  kaum  eine  Vor- 
.=;telliing  machen.  Die  bedeutsamsten  Vorfälle  dos  Lebens  sind  in  den  ehizelnen 
Traumstücken  enthalten.  Wer  die  vorhergellenden  Träume  des  Herrn  Beta 
aufmerksam  gelesen  hat,  wird  schon  ohne  Analyse  viele  unbewußte  Traum- 
gedanken finden  können.  Bevor  ich  die  wichtigste  Bedeutung  dieses  Traumes, 
nämlich  das  Erlelmis  mitteile,  möchte  ich  nur  einige  Bruchstücke  der  Traum- 
analyse wenigstens  andeutungsweise  wiedergeben. 

Das  Stück  im  Jhirgthcater  weist,  wie  wir  schon  wissen,  auf  das  EUeni- 
haus  hin.  Er  war  nicht  allein;  das  stimmt,  denn  die  wichtigsten  Akteure  bei 
diesem  Stück  waren  außer  ihm  sein  Bruder,  die  Erzieherin  und  der  Erzieher. 
Die  zwei  Personen  des  Stückes,  Kainz  und  Gregor  i,  gehen  vor  allem  auf 
die  Spaltung  in  seiner  Brust.  Er  sah  die  beiden  Schauspieler  zuerst  im 
., Faust'".  Gregori  gab  den  Faust,  Kainz  den  Mephisto.  Beide  Seelen  wohnen  in 
meiner  Brust;  der  Teufel  und  der  nach  dem  Höchsten  strebende  Paust  sind  In- 
karnationen seiner  eigenen  Person.  Gregori  erinnert  ihn  zuerst  an  das 
griechische  ,,£YP^1'£'t''''  (Envaehen)  auch  an  Gregorius,  den  Säulen-Heiligen, 
den  Fa.pst  Gregor  usw.  Kainz  spielt  auf  „keins''  (keines)  und  auch 
auf  den  biblischen  „Kain"  an.  Daraus  orgeben  sieh  die  verschiedensten  Be- 
ziehungen. Die  Szene  spielt  im  Altertum,  d,  li,  in  seinem  Altertum,  in  der 


^}  Nachtrag:  Erinnerte  ihn  an  uiiiL'n  Künstler,  den  er  in  einem  Trikot  in  einem 
Variete  gcsebon  hatte.    Dieser  Künstler  hieß  Silvester  Sehäffor 


3U 


Fetischismus. 


I 


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I 

i 


Kindheit.  Die  Schauspieler  agieren  in  Bademänteln,  wat^  ihm  komisch  vor- 
kommt und  ihn  einigermaßen  an  die  römische  Toga  erinnert.  Jetzt  kommt 
diese  merkwürdige  Szene  mit  dem  Stück  Holz,  die  lange  nicht  erklärt  werden 
konnte.  Die  wichtigste  Beziehung  ist  wohl  die,  daß  das  Holz  den  Kastrations- 
komplex  ausdrückt,  über  den  wir  speziell  bei  diesem  Falle  so  viel  gesprochen 
hahen. 

Doch  nun  zum  Trauma,  das  sich  dahinter  versteckt.  Einmal  nach  einem 
Bade  schlichen  er  und  sein  Bruder  sich  vor  das  Zimmer  der  Engländerin  Sie 
waren  beide  in  Bademänteln.  Sie  holten  nun  einen  Sessel,  bestiegen  ihn  ab- 
wechselnd und  konnten  durchs  Schlüsselloch  verschiedene  ergötzliche  Situa- 
tionen (Koitus!)  zw.schei  den  Personen,  denen  ihre  Erziehung  anvertraut 
war  beobachten  Plozhch  bekam  der  Bruder  Angst  und  liel  schreiend  davon. 
i>r  begann  auch  fürchterlich  zu  schreien  und  wollte  davon  laufen  blieb  aber 
wi^  gelähmt  im  nächsten  Zimmer  stehen.  Der  Bruder  war  in  seinem  Bette 
schon  in  Sicherheit  als  auch  er  den  sicheren  Hafen  erreichen  woUte.  Er  wurde 
schließlich  erwischt  und  bekam  Ohrfeigen  und  Schläge,  die  er  sich  für  sein 
Lebenlang  gemerkt  hat.  Es  waren  die  unangenehmsten  Schläge  seines  Lebens. 
Diese  Szene  des  Envischtwerdens,  wobei  er  den  sicheren  Port,  das  ist  sein 
Schlafzimmer,  nicht  erreichen  kann,  spielt  er  jetzt  auf  der  Straße  immer 
wieder,  sie  erweist  sich  als  eine  der  wichtigsten  Wurzeln  seiner  Straßenangst. 
Die  zweite  Bedeutung  des  Traumes  geht  über  Kain  und  Abel  zum  Brudermord. 
Er  war  innner  der  Prügelknabe  für  den  Bruder.  Auch  in  diesem  Falle  heimste 
er  die  Schlage  ein,  wahrend  sein  Bruder  sich  ins  Fäustehen  lachte.  Daher 
rühren  seine  finsteren  Rachegedanken  auf  den  Bruder  Eine  zweite  -Rprlp.t,,nP 
geht  noch  über  Abel.  Sie  waren  in  der  Kindheit  l^eim  LlH  W  und 
Erde-',  in  welchem  eine  bekannte  Mimikerin,  Frau  A  b  e  1  <?t  i.  "a^  m 
Sie  war  nackt  im  Trikot,  und  n.onatclang  vergnügtn Ih'  i  Sbtlala^ 
einander  die  Konstatierung  zuzurufen:  „Die  Abel  hat  kpin  P;.;-^ T  ,' 

kastriert.  Aber  auch  der  Abel,  d.  h.  de.'  Bruder  solUeSnP^- Vi  'a 
sadistischen  Iiaeliephanta.ien  gingen  dahin  am  B  ndoS  ein''l^  ^';-  ^""' 
vollziehen.  Als  Strafe  trägt  er  nun  seine  psych  che  Imnoflp?  '^ 
ist  auch  der  bisexuelle  Charakter  des  Traum!  Die  ^^  i  Bf^erkenswert 
mäntel,  die  eigentlich  ein  weibliches  KleXgsstLk  d  "^^  'n^  ^f  " 
oft  betont,  werden  in  ähnlicher  Bedeutung  auch  det  t^^^^^^^^^^  "'\''' 

Schlafrock  usw.  verwendet.)     In  einem  Bade  1.^1  '  ^^  Sontmo,  der 

fioinem  Bruder  verschiedene  ^--.^.  ~        .-   ^^"  ^"^'^  ^'«1'  =^^^-'S<^hen  ihm  und 

führte  er  mit  seinem  Brudei  ..,i„i-,.,     :.„t      ,.»„..  ...l       ,.  . 

der  Mann,  der 


jode™  ho  ,^  ,  abg^i^'^^S.      sS 

w™  spät.  =.,  a,s  «0  E,,..n...i„  „.it^::;^:s:-iSe£istr:: 


Verhältnis  hatte,  das  so  offen  betrieben  wurde  daßHp'  iTr  ^f  f  tt".  ''' .  " 
das  Hans  verlassen  mußte.  Der  letzte  Absatz  vo/j  ^f  ^"^^^"^^  Hofmeister 
er  längere  Zeit  herumgeht,  der  ..unendMi  t^grwtg-' tt''"  '^^'''  ''  ''% 
seinen  Lebensweg.  Das  Holz  statt  des  Busens  Die  Iz'ieheHi  .T^'^ 
Brett,  wo  er  eine  volle  runde  Brust  erwarte  e  (Le  andte  ti  f  ^^  -'  "" 
geht  auf  den  Hosenlalz,  den  die  steirischen  HoteT haben  Arj™T' 
Ziehungen  zur  Amme,  nach  deren  Entlassung  ei  ?ü  chterb  h'  ^f  ^'■'^™  ^f 
und  viele  Wochen  nicht  zu  beruhigen  war.  (Tiau  na  de,  S  T  """^  ^^^^u 
Stärke  das  Urbild  der  Kastration  )  "  Entwöhnung  -  nach 


')  Und  itm  Valw! 


Analyse  eines  Fußfetisch isten.  215 

Nach  einigen  Monaten  brachte  mir  Herr  Beta  die  letzte  Lösung  dieses 
Traumes.  Die  GeKchichto  mit  dem  beobachteten  Koitus  war  richtig,  bezog  sich 
aber  auf  andere  Personen.  (Ein  Soldat  und  ein  Kindermädchen.)  Aue  Rache 
wurde  sie  auf  seinen  Erzieher  und  Vater  umgedichtet.  Die  traumatische  Szene 
spielte  sieh  foigcnderinaßen  ab:  Die  beiden  Burschen  waren  nach  dem  Bade 
in  einem  Bette  gemeinsam.  Sic  spielten  i\!anii  und  Frau.  Beta  war  unten  und 
wurde  m  den  Nabel  gestoßen.  Dann  trieben  sie  allerlei  Allotria.  Da  kam  un- 
vermutet der  Vater  Jierein  und  gab  jedem  eine  tiiehtige  Traclit  Prügel.  Solche 
Ereignisse  verhindern  die  Aggressionskraft  des  Individuums  und  führen  zur 
Fixation  einer  weiblichen  Rolle  infolge  von  Trotz  {Adler).  So  war  es  aucii 
hier.  Er  wollte  ein  M^eib  bleiben  und  deshalb  hat  er  keinen  Penis,  sondern  ein 
Stück  Holz. 

Am  wichtigsten  ist  die  Tatsache,  daß  er  ein  Stück  spielt,  daß  er  ein 
Schauspieler  ist  und  seine  Rolle  glänzend  ausführt.  Er  ist  Paust,  der  Gott- 
siiehci',  und  Mephisto,  der  Gottesleugner,  in  einer  Person.  Er  spielt  als  Me- 
phisto den  Fetjschisten,  den  Paraphilen,  den  Entarteten,  und  als  Faust  den 
Fi-oniDien,  Gläubigen,  nach  Erlösung  Lechzenden,  den  Auserwählten.  Das 
togaartige  Gewand  ist  sein  Mönchsgewanci. 

Und  wie  steht  er  da?  Erst  läßt  er  die  Frömmigkeit  laufen,  dann  pro- 
diiziert  er  sich  naekt  mit  einem  HandtucJie  um  die  Lenden.  Wir  verstehen 
jotzl  diese  Figur:  er  spielt  Christus.  Aber  er  hat  kein  Genitale.  Er  hat  unten 
ein  Stück  Holz,  das  seinen  Penis  vei'deckt  und  die  Funktion  hindert.  Es  ist 
dae  gleiche  Stück  Holz,  das  er  sich  im  ersten  Traume  (S.  192)  herausgenommen 
hat.  El'  scliiitzt  sicJi  gegen  die  sexuellen  Betätigungen  durch  seine  Ciiristus- 
neurose.  Nun  will  er  in  der  dunklen  Gasse  des  Loben«  längere  Zeit  wandeln 
und  dann  zu  seiner  Fi'ommigkeit  zurückkehren, 

Wir  haben  den  fundaniontaleii  Traum  des  Heri'n  Beta  besprochen.  Ich 
habe  d;is  wichtige  Trauniu,  da,s  im  Ti-aume  behandelt  wird,  mitgeteilt.  Ich 
möchte  nun  einige  Auszüge  aus  anderen  Träumen  des  Herrn  Beta  bringen.  Sie 
sind  lehrreich.  Denn  sie  zeigen,  wie  einzelne  wichtige  Elemente  inmier  wieder- 
kehieii.  Andererseits  werden  wir  verschiedene  Uarsteilungen  dieses  Traumas 
kennen  lernen. 

Zuerst  einen  kleinen  Traum  seines  Bruders: 

Ich  sollte  in  einem  Variete  als  Frau  auftreten.  Ich  saii  zu  meinem 
Entsetzen,  daß  ich  nur  einen  Bademantel  anhatte  und  fürchtete,  daß 
dieser  aufgehen  könnte  und  alle  mich  sehen.  Ich  setzte  mich  dann  in  den 
Zuschauerraum. 

Auch  der  Bruder  ist  ein  schwerer  Parapathiker.  Wir  sehen,  wie  das 
gleiche  Milieu,  die  gleichen  Erziehungsfehler  und  das  geraeinsame  Trauma 
einen  fast  identischen  Traum  zeitigen.  Wir  finden  die  Schaubühne  {Silvester 
Schäffei),  den  Bademantel,  das  Knlsetzcn,  das  Teilnehmen  an  einer  Vor- 
stellung. '      ■ 

Ich  war  in  einer  Kinematographenvorstellung.  Da  sah  man  einen 
Gletscher,  darauf  kam  ein  Ehepaar  und  ein  Führer  herunter.  Zuerst  ging- 
die  Frau  in  einem  langen  Toui'istenmanlel  wie  in  einem  Bademantel,  dann 
kam  der  Mann  mit  einer  Kapuze.  Dann  verschwand  der  Führer  und  an 
seine!'  Stelle  war  ein  Kreuz.  Das  Kreuz  verwandelte  sich  in  einen  weißen 
Geist.  Ich  wollte  aus  dem  Kinematographen  entfliehen.  Ich  blieb  plötzlich  ■ 
stecken,  der  Geist  mir  nach.  Ich  erwachte  mit  Schrecken. 


ftf'JL. 


216 


Fetischismus. 


J^  '1   'i 
1  ^' 


i 


Die  bokaimleii  Sehemon  tauchun  wieder  auf.  Er  blielit  iii  (Jen  Kincmato- 
graplicii  seiner  Seele.  Er  sieht  einen  Gletscher,  der  wohl  ein  Symbol  i'ür  seine 
vereiste  Sexualität  darstellt.  Sein  Führer  ist  Christus.  Er  verwandelt  eich  ja 
in  ein  Kreuz!  Er  selbst  ist  in  den  zwei  Komponenten  (weiblich  —  männlich) 
ülä  Ehepaar  durgestellt.  Wieder  erscheinen  der  Bademantel  und  die  Kapuze. 
Er  ist  ja  bekanntlich  der  Büßer,  der  Franziskaner,  Der  Geist  Christi  verfolgt 
ihn  und  bedroht  ihn.  Er  hat  Angst,  die  Gebote  der  Religion  zu  überschreiten. 

Am  Schlüsse  dieser  Traumreihe  ein  außerordentlich  deutliches  hypna- 
goges  Bild  (hypnagoger  Traum). 

Ich  wünsche,  mein  Leben  sei  eine  Buße.  Zuerst  käme  eine  Öffentliche 
Beichte  111  der  Franziskanerkirdie,  dariiaeli  eine  lange  Buße,  bei  den 
Mönchen,  besonders  öffentliche  Durchpoitschungen,  wobei  ich  auf  ein 
Kreuz_ gespannt  würde.  Darauf  fragte  ich,  warum  ich  so  leiden  müsse?  Ja. 
ich  beichtete,  icli  hatte  Mutter  und  Vater  getötet.  Erstes  ^yurde  mir  ver- 
ziehen letztes  aber  nicht.  Nun  fragte  ich,  wie  hätte  ich  den  Vater  töten 
wolleii?  Ja  wurde  gesagt,  ich  hätte  ihn  töten  wollen,  weil  ich  ihm 
das  Hineinstecken  mißgönnt  hätte.  Mir  fiel  die  Ausseer  Szene  ein  und  ich 
horte  Gott  \aters  donnernde  Worte:  „Zur  Strafe,  daß  du  ihn  andern 
nicht  hineinstecken  ließesl,  sollsl  du  ihn  nie  hineinstecken  können!  Dein 
Samen  soll  nutzlos  auf  den  Boden  spritzen!  Deine  Strafe  soll  sein  deinen 
Penis  1.™  abzuschneiden  und  er  soll  dir  immer  wieder  nachwachsen, 
eme  evuge  Qual!  Denn  du  wünschtest,  dem  Vater  den  Penis  abzu- 
schneiden! Nun  bekam  ich  zur  Strafe  bei  der  Züchtigung  konsiant  Pol- 
lutionen, die  al.  ein  Opfer  aufs  Kreuz  fielen.  M^J^!^^:^ ^'^^^ 
dio  Mouche  und  wurde  zu  ärmeren  Teufeln,  den  Soldaten  gesleckt;  mit 
diesen  zog  ich  in  den  Krieg  und  wurde  in  Afrika  von  Schwarzen  ge  angen 
imd  zu  Tode  gcmarleri.     Im  letzten.  Moment  k-nm-w  p  V*  i       -.i, 

.Ao  die  llc,™.t  nicht  „■*..  D„d.  C„r«t  „7:1':,^!*  ^dt  « 

:\rr  ™»s  jät^:.-"  -'^  -'-  -"-  -^'  --  ..d^S^.«., 

Dieser  hypuagoge  Traum  spricht  so  beredt  fr,,.  ^.Jni        w  r,^     ,i     .-. 
inerte  der  Christusneurose  zu  einem  so  deiUictn  BiU      ""**  ^'^^^  ^"'/^T 
mir  füglich  die  Analyse  ersparen  kann     ''""'""''"  ^'^^'  zusammen,  daß  ich 

Alle  diese  vorgebrachten  Träume  variieren  das  «in.    ti  ^  . 

großen  traumatischen  Szene  seines  Lebens     Sdn  V^f^K^t '""i" 
Bade,  als  er  gerade  mit  seinem  Bruder  s  p  Ul  te  Deshalb  f  ^"'^^'^^  "  ''\"  "" 
ein  Spiel.  (Theater,  Variet,  f^^^^r.^.'^:^^7S:^::':^^ 

meldeS':Srt'^Zc^2n/rdiS^;r;^r^,  ^^\}f-  ^^^^^T' 
innere  Stimme  rief  ihm  zu:  ,,N  i  eh  t  an  ;  t  h  .'en?"     '  "■'^^^'^"  '^*'"'  ^"'' 

Am  nächsten  Tage  nach  der  Badeszene  Vsm  ,1«,.  Vr^i  ,       Tr     u 

u.d  sprach  n,it  jl,,»,  ,„hig  „„d  fre„„dlich"4';'Lth  -etlicL'^ÖlS^dS 

-H  a  n  K  0  n  n  0  a  a  n  n  nicht  g  e  li  e  n  und  m  ü  s  s  p  i  n.  ti^  ^  c  •■  u    + 

werden.  In  dieser  Belehrung  sieht  Herr  Beta  dl«  '''}  ^  ^^^^J^  S^i^^rt 

Lebens  und  die  Wurzel  seiner  StraßenangsrErk  .  nT'''*t  J'T  '"T 
Prupliezeiung  des  Vaters  ist  eingetroffen        _^  '  '^  ^  "  "  "  ^  ^  h  t  g  e  h  e  n.  Die 

Der  Vater  ist  der  Unglücksrabe,  der  ihm  sein  Sfiiini,.  1  -u      -j.  i    -j. 

A„.  d.se™  G^nde  ™d  weil  de.  Vale,-  i^^'Z^t^^^^V^Z 


T^T" 


HBl 


AiialvsG  eines  Fiißfetiscliisteu. 


217 


don  Bruder  an  den  erotischen  Spielen  verhinderte,  setzten  eicii  diu  i'inöteren 
Kachegedaiiken  in  .seiner  Seele  fest.  Jetzt  verstehen  wir  erst  seinen  Fußfetisehis- 
nius.  Er  iet  Lust  und  Buße  zugleich.  Auch  diefelifichieliiiehcn  Er- 
scheinungen können  durch  krtminelle  infantile  Phanta- 
Bienfixiortsein.  Vielleicht  iet  das  überhaupt  der  reguläre  MeclKiiüsmus. 
Darüber  können  nur  weitere  Analysen,  die  das  kriminelle  Moment  berüek- 
Kichtigeji,  entecheiden.  Im  Palle  Beta  war  das  folgezidermaßen:  Nach  einem 
Bade  (!)  lief  er  mit  nackten  Füßen  ohne  Pantoffel  im  Zimmer  herum.  Seine 
Engländerin  kam  schreiend  ins  Zimmer  und  rief:  „Du  wirst  dich  er- 
kälten, dir  eine  Lungenentzündung  li  o  1  e  n  und  sterben!'* 
iMs  Barfußgeilen  erhielt  so  eine  Assoziation  zum  Tod.  Seine  (passiven)  krimi- 
nellen Wünsche  waren  dann :  0,  möge  der  Vater  sich  erkälten!  Das. 
war  seine  Rache  für  die  Badeszene  und  die  Drohung  wegen  der  Onanie.  Dieser 
AVunsch  wandelte  sieh  dann  zur  Angst.  Der  teure,  vergötterte  Vater  durfte  nie 
ohne  Pantoffel  durch  das  Zimmer  gehen.  Immer  peinigte  Beta  der  Gedanke, 
der  Vater  könnte  sich  erkälten.  Eine  zweite  Angst  war  die  Vorstellung,  eich 
durrh  einen  Schiefer  eine  Infektion  zuzuzielien.  Audi  diese  Ängsten  t- 
sprach  einem   vordrängten  kriminellen  Wunsche. 

Sein  größtes  Trauma  ist  der  Tod  des  Vaters.  Der  Vater  erkällote  sieh 
und  starb  an  einer  Lungenentzündung.  Der  Vater  hatte  ihn  vor  einem  Ver- 
hältnis mit  der  Tänzerin  gewarnt.  Er  wußte,  wenn  der  Vater  stirbt,  so  würde 
er  frei.  Alte  Todeswünsche  erneuerten  sich.  Er  wünschte  dein  Vater  den  Tod. 
AI?  Reaktion  auf  diesen  Wunscli  traf  die  Angst  auf,  der  Vater  könnte  sterben. 
Wir  wiesen,  daß  er  nach  dessen  Tode  drohte,  sich  das  Leben  zu  nehmen.  Dats 
<ir  .sieh  einen  Eid  gab,  drei  Jahre  nicht  mit  einem  Weihe  zu  verkehren.  Be- 
kanntlich hat  er  diesen  Eid  gebrochen.  Er  maclile  A'ersuche,  die  allerdings 
i'esultatlos  verliefen.  Aber  sein  Fußfefischisnius  wurde  immer  starker  und 
G  tärkcr. 

Nun  kennen  wir  scino  drei  Sünden,  die  drei  Lasten,  die  er  hernnischleppt. 
Die  erste  d<u-  Tiul  der  Muttur,  die  /.wolle  der  Tod  des  Vaters  und  die  dritte,  die 
Onanie  —  ist  seine  schwerste.  Diese  drei  Sünden  muß  er  büßen. 

Er  will  sich  kastrieren  und  hat  sich  geistig  kastriert.  Aber  er  hat  auch 
mit  dem  Gedanken  gespielt,  sich  kastrieren  zu  lassen,  um  ein  Heiliger  zu 
werden  und  die  Onanie  zu  überwinden. 

Seine  Paraphilio  ist  dureh  den  Kastrationskonnilex  noch  weiter  deter- 
miniert. Das  werden  wir  gleich  ersehen. 

Ich  analysiere  gerade  mit  Herrn  Beta  einen  interessanten  Traum.  Der- 
eelbe  lautet: 

Obwohl  mein  Schnurrbart  kurz  war,  schnitt  ich  ihn  noch  mehr  ab, 
und  zwar  mit  einer  Schere.  Da  war  er  so  kurz,  daß  ich  so  gut  wie  ganz 
rasiert  aussah. 

Er  bringt  selber  die  Deutung.  Er  will  ein  Weib  sein  und  keinen  Penis 
haben,  Schnurrbart  ist  ein  bekanntes  Phallussymbol.  Die  Frauen  fliegen 
auf  einen  großen  Schnurrbart.  Er  verspricht  gleich  einer  großen  Nase  einen 
grollen  Phallus.  (Blaubart,  der  große  Frauenverzehrer,  heißt  nach 
Grimm  ein  potenter  Mann  mit  großem  scliwarzen  Barle.) 

Beim  Schneiden  der  Nägel  hat  Herr  Beta  Lustempfindungen.  Er  träumt 
aucli  häufig  vom  Schneiden  der  Nägel.     Wozu  soll  die  Kastration  dienen? 


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Fe  tisch  ism  US, 


Mitten  in  der  Analyse  schläft  er  für  eine  Sekunde  ein.  Er  hat  ein  merk- 
würdiges Traumbild.  Eine  Mandoline,  in  der  er  einen  Menschen  sieht.  Dann 
merkt  c-r.  daß  er  der  Mensch  in  der  Mandoline  ist.  Er  zeichnet  sein  Traumbild 
folgendermaßen  auf: 


Das  Traumbild  lautet: 

Ich  stand  ober  dem  runden TeichT.  Dann  fiel  ich  nach  vorne  mit  dem 
Kopfe  zwischen  Brücke  B  und  Brett  B'  und  konnte  nicht  heraus. 

Vorher  dachte  ich  an  einen  Herrn  Triasangoli,  der  einen  bösen  Rauf- 
handel  mit  einem  Diener  hatte. 

Nach  allem,  was  wir  gelernt  haben,  merken  wir,  daß  es  sich  um  eine 
Mutterleibsphantaeie  handelt.  Einzelne  Bestandteile  des  Traumbildes  sind  iW^ 
wohlbekannt.  Die  Brücke,  das  Holz.  Der  runde  Teich  ist  der  Mutterleib,  die 
Urueke  die  Vagina  -  der  Weg  ins  Leben.  Das  Brett'  verstellt  den  Ausgang. 

,..,  ,  i^![  ^^^  ^^""  Beta  der  Träumer,  der  seine  Mutter  bei  der  Geburt  ge- 
tötet hatte. 

Er  phantasiert  sich  in  die  Lage  zurück  -  nur  mit  einer  Variation.  Er 
kann  nicht  heraus  .  .  .  Eine  seiner  infantilen  Geburtstheorien  (seiner  eigenen 
Geburt)  ging  dahin,  er  habe  der  Mutter  den  L^aib  mit  seinem  großen  Nagel  der 
großen  Zehe  aufgerissen. 

h.i  /''pV''''?  ^^^''  ''l^'','  ^^^  -'''^^  N^Ecl  der  großen  Zehe  ist  der  Penis-  Er 
hat  die  Phantasie  er  habe  seine  Mutter  durch  den  erigierten  Penis  verletzt. 
Deshalb  kann  er  keinem  Weibe  den  Penis  hineinstecken.  (Oft  stammt  diese 
tS\ZT  der  Beobaditung  der  sich  begattenden  Hunde,  welche  häufig 
S    Bill     n    J"  ^''seinander    können.     Beta    behauptet    bestimmt, 

aies  ma  noch  nie  gesehen  zu  haben;  dagegen  will  er  es  schon  ^ 
früher,.  Ja  ren  an  Maikäfern,  Fliegen  und  SchnSerln  gen  gesehen  haben.) 
Sofort  verschwmdet  die  Erektion  unter  Angstgefühlen 

im  F.Srhtr^'V^'!^  ^'l  ^^'^''^  ^^  ^"S^t^  i»  de--  Scheide.  Auf  dem  Lande, 
sl  PenTs.  '     ^^        '"  ^™'^  (außerhalb  der  Vagina)  steht  auch 

er  T?"L^^f,^'f"^  "^f^n^  "f  '^'^  Verletzung.  Zu  Triasangoli  assoziier^ 
0  lit  al  ?e  t  1  'V'n''  ^''^^  ^''  charakteristische  Drelzahl.  die  ^i-' 
erle  .f  P  Tn  '""^'S'^^}^'}  ''^'^^"'  ^^'^  ^^^  Angel,  womit  man  Fische 
0  SnL     .  p-l/'r^^'^'!  ^^'  '^'  ^"^'^^-  d'«  '^-*  «i^"  Widerhaken  und 

Deshairdi«%X'    H      -r  "^r^^  ''''^'^''''-  D^^halb  will  er  sich  kastrieren! 

Phantasien  bräbe'  \  ""  '^'l  Schnurrbart  abschneidet.  Diese  sadistischen 
4e  sSL?tM  Jn.  ?  '"""'5.^^^^  ^"^  Bewußtsein.  Beta  hat  allen  Grund, 

seine  Sexualität  einzudämmen.  Er  ist  gegen  die  Frauen  mit  Haß  eingest^W' 


Analyse  eines  Fußfetiscbistcii. 


219 


Er  ist  ein  Frauenmörder.     Er  möchte  einen  RJesenpljallus  besitaeii    der  die 
Frauen  durclibohrt  und  tötet.  Er  ist  Jack  der  Aufsehlitzor. 

Er  muß  daher  den    Frauen    aiisweiclien    und    sich    auf    den    Fuß    zu- 
rückziehen. 

Das  „N  i  c  h  t  Ii  i  n  e  i  n  a  t  c  c  k  e  n  -  k  ö  n  n  e  n"  hat  auch  eine  deutliche 
kriminelle  AVurzel.  Beta  wollte  Ja  seinen  Vater  erstechen!  Um  eines  Weibes- 
willen (wegen  seiner  Eügländerin)  und  um  mit  seinem  Bruder  ungestört 
spielen  zu  können,  wollte  er  seinen  Vater  entleriien.  Die  Ohrfeigen  und  die 
Störung  nach  dem  Bade  halten  seinen  Haß  aufgepeitscht.  Jetzt  leidet  er  an 
dem  Imperativ  der  Reue.  Deshalb  entfernt  er  die  Spitzen  seines  Schnurr- 
bartes; deshalb  ist  der  Herr  Triaeangoli,  der  einen  bösen  Rauf  handel 
hatte,  in  dem  hypnagogon  Traumbildo  erwähnt.  Der  sexuelle  Akt  des  Hinein- 
steckens ist  mit  dem  kriminellen  Komplex  zu  innig  verbunden.  Jeder  sexuelle 
Akt  ist  ein  Mord!  Jeder  Mord  ist  verboten! 

Er  hat  aber  auch  allen  Grund,  sein  Leben  neu  zu  beginnen.  Deshalb  die 
Mutterleibsphantasie!  Er  ist  in  seinen  Fetischismus  eingezwängt  wie  die 
tigur  in  der  Mandolmo.  Er  kann  sich  nicht  mehr  rühren.  Er  hat  in  dieser 
I'igur  auch  eine  symbolische  Darstellung  seines  Zwanges  gegeben  den  er  auf 
sich  selbst  ausgeübt  hat. 

Andererseits  muß  ich  hier  auf  eine  bedeutsame  infantile  Wurzel  hin- 
weisen, wolche  uns  alle  diese  Störungen  als  „ Psych osexuellen  Infantilismus'- 
amfassen  laßt.  Der  erste  /:wang,  deji  ein  Individuum  erdulden  inuß,  ist  das 
Emschnuren  un  Wickelpolster.^)  In  unserer  Gegend  ist  das  Einpacken  der 
Kinder  durcli  Bander  allgemein  gebräuchlich  gewesen,  während  es  jetzt  in 
besseren  Kreise  nicht  melir  üblich  ist.  (In  Amerika  und  England  längst  auf- 
gegeben.) Das  Wickelkind  —  nicJit.  das  im  Stockkissen  liegende  Kind  —  ist 
oft  das  Vorbild  der  verschiedenen  Einsclinürungspliantasien.  Beta  gleicht  in 
dieser  Zuiciiniing  anffalloiid  einen  AViekelkinde.  Er  ist  also  ein  ewiger  Säug- 
ling, was  durch  manchen  öciner  Träume  hoslätigt  wird. 

Die  psychische  Inipidenz  Betas  ist  nicbl   nur  Infantilismus,  sie  ist  die 
Strafe  für  seine  kriminellen  Ccdanken,  Auf  diese  Weise  ist  fast  jede  Impotenz  ' 
zu  erklären.  Ans  diesem  Grunde  träumen  alle  diese  Kranken  von  Gewehren 
Revolvern,  die  nicht  losgehen.  Aus  diesem  Gründe  ist  der  Selbstmord  junger 
Leute  eine  so  häufige  Erscheinung.  Wenn  der  Revolver  schon  losgehen  soll, 
so  ]:ann  er  nur  gegen  die  eigene  Brust  gerichtet  werden. 

Das  hypnagoge  Bild  hat  zu  diesen  Gedanken  eine  innige  Beziehung. 

Die  zwei  B  in  der  Zeicimung:  B  die  Brücke  und  B  das  Brett  geben  be- 
zeichnenderweise BB  —  das  ist  ein  Bebe,  Als  solches  steckt  er  ja  noch  im 
llutterleihe.  Er  macht  seine  Gehurt  rückgängig  und  konijiif  als  Mädchen  (ohne 
Penis)  zur  Welt.  Folglich  kann  seine  teure  Mutter  am  Leben  bleiben.  Er  ist 
kein  Muttermörder.  (Er  will  aber  auch  kein  Yatennörder  sein.) 

Der  runde  Teich  ist  der  Mutterleib.  Der  Diener  symbolisiert  den  Vater. 
Er  mußte  als  Kind  vor  dem  Vater  eine  Verbeugung  maclien,  was  man  einen 
„Diener  machen"  nannte.  Das  hose  Holz,  das  wir  aus  dem  großen  Traume  von 
Kainz  lind  Gregori  (S.  213)  kennen,  hat  hier  noch  eine  weitere  Bedeutung.  Sein 
Kopf  ist  mit  einem  Brett  vernagelt.  Die  bösen  Folgen  der  Onanie  (Spielen  der 
Mandoline)  haben  seine  Parapathic  verursacht.  Ein  Weib  kann  sich  durch  die 
Onanie  nicht  schwächen,  weil  es  keinen  Samenverlust  hat.     Dies  hypnagoge 


')  Vielleicht    verlier    d;iK    Gopreßt werden 
piiantasie  eine  so  große  Bedeutung  hat. 


iiji    .Miilterlelb,    da.«    spatf-r    nU    Rürk- 


220 


Fetiscbisuius. 


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Bild  beweist  uns,  wie  rasch  sich  die  komplizierten  und  verworrenen  Gedanken- 
gange eines  Parapathikors  in  ein  Traumbild  verwandebi.  Die  Mutterleibs- 
phantasie  setzte  sich  für  einige  Sekunden  durch,  als  wollte  er  dem  dringenden 
Wunsche  Ausdruck  geben :  0  könnte  ich  mein  Le  b  o  n  noch  einmal 
beginnen! 

Derartige  hypnagoge  Bilder  sind  zu  verstehen  als  ein  Übergang  von  den 
unbewußten  Tages  Phantasien  zu  den  Träumen.  Oft  Brechen  solche  Bilder  auch 
bei  Tage  in  das  Bewußtsein  der  Patienten  und  Bie  sind  meistens  sehr  erstaunt, 
daß  sie  solche  Phantasien  haben.  Alle  diese  Kranken  haben  ein  doppeltem 
Denken.  Neben  dem  Ijewußten  Strome  fließt  \umnterbrochen  ein  Strom  der 
Phantasien. 

Man  kann  diese  Phantasien  durch  uin  Verfahren  bewußt  machen,  das 
ich  als  Produzieren  von  „künstlichen  Träumen"  bezeichnet  habe. 

Man  kann  ruhig  den  Versuch  wagen,  jeden  Menschen  einen  Traum 
dichten  zu  lassen.  Dieser  Traum  wird  häufig  alle  wichtigen  Komplexe  zum 
Ausdruck  bringen  und  eine  von  den  normalen  Träumen  sehr  wenig  abweichende 
Struktur  zeigen.  Man  erhält  so  mühelos  einen  Tagtraum,  der  oft  das- wich- 
tigste Material  für  die  Psychanalyse  zutage  fördert.  Ich  lasse  einen  kiinsT- 
lichen  Traum  Betas  folgen.  Ich  verdanke  ihm  sogar  einen  tiefen  Einblick  in 
das  unbewußte  Seeleniebon  des  Träumers.  Es  war  gerade  eine  Stunde,  da  dem 
Kranken  nichts  einfallen  wollte.  Ich  forderte  ihn  auf,  einen  Traum  zu 
„dichten".  Ich  stell te  nur  eine  Bedingung:  Er  möchte  nicht  nachdenken  und 
sofort  zu  erzählen  beginnen.  Der  Tagträumer  schloß  seine  A.ugen  mid 
•  spj'ack  -  oiuie  zu  überlegen  -  so  rasch,  daß  ich  kaum  folgen  konnte: 

Ich  war  in  einem  Labyrinth  mit  ungezählten  Gängen.  Da  war  irgend 
wer  vor  mir;  so  sehr  ich  mich  bemühte,  ich  konnte  ihn  nicht  erreichen. 
Ich  bin  viel  später  hingekommen  und  mit  Mühe  und  Not  herausgo- 
kominen.  Es  komiiit  mir  vor,  als  wäre  ich  zii  rasch  herausgekommen.  Ich 
war  aiil  Kreta  und  sah  den  Mlnos.  Ich  sah  ihn  mit  einer  Krone  und  einer 
furchtbar  großen,  dicken  Schlange  um  den  Leib.  Mit  der  Schlange  haut 
r;  ^""^  1;''  .^'^'^■'■'"^'^'  ,^"  daß  es  zusammenstürzt.  Ich  steige  auf  ein 
kleines  Schiff  und  werde  im  ganzen  Mittelländischen  Meer  von  einem 
Sturni  herumgcpgL  b,s  ich  beim  Papst  Ruhe  finde,  der  mich  beauftragt, 
bartuß  nach  Jerusalem  zu  pilgern.  Dann  werde  ich  gesund. 

Von  einem  wirklichen  Traume  unterscheidet  sich  dieses  psychische  Ge- 
bilde durch  eino  gewisse  logische  S  ruktur  -  es  fehlt  das  Groteske  und  Un- 
smnigo  mancher  Traume  -  und  durch  einen  siegreichen  Optimismus.  Der 
iraumer  setzt  hier  mit  emer  Mutterleibsphantasie  ein.  Der  Mann  der  vor 
Ihm  war,  ist  der  Bruder,  den  er  um  die  Erstgeburt  beneidet      Er  läuft  ihm 


immer  nach  und  kann  ihn  me  einholen.  Er  hat  aber  eine  andere  Empfindung: 
Er  wollte  diesem  „Jemand"  so  rasch  als  möglich  n  a  c  li- 
la uf  an  un  d  h  atte  d  a  b  e  i  m  ,  t  ei  nem  Fußtritt  seine  Mutter 
umgebracht.  Wir  kennen  ja  diese  Phantasien  des  unschuldigen  Mnttei- 
morders,  bei  dessen  Geburt  die  Mutter  starb.  Die  Mutterleibsphantasie  set.t 
sich  im  nächsten  Bild  fort  Der  Vater  erscheint  hier  als  Minos.  (Vergl.  „Der 
Erlkönig  mit  Krön  und  Schweif''),  mit  einem  riesigen   Hl.lr.n  m.,.k,.„,»     Mit 


umgebracht.    Wir  kennen  ja  diese  Phantasie 

mf 

sich 

Erlkönig  miL  i^ron   unu  ocnweii  j.  mit  einem  riesigen,  dicken  Membrum.  „Mit 

der  Schlange  haut  er    usw.,  verrät  die  Vorstellung  einer  Kohabitation,  wobei 

die  Mutter  zugrunde  geht.     Nicht  er  ist  Schuld  an  dem  Tode  der  Mutter, 

sondern  der  Vater   der  B.e  durch  die  Befruchtung  und  seine  furchtbar  dicke 

Schlange  umgebracht  hat.  Auch  direkte  Phantasien,  der  Vater  habe  die  Mutter 


,m 


Aualjse  eines  Fußfetisehisteu. 


•2-2\ 


umgobracht,.  um  mit  iindefen  Frauen  zu  leben  und  ihr  tield  zu  ei'ben,  sind  ja 
Wi  diesem  Träumer  nachzuweisen.  Wegen  dieser  grundlosen  Verdächtigungen 
machte  er  sich  heftige  Vorwürfe.  Viele  seiner  Bußhandhuigen  sind  naehtrÜL- 
lichei'  Gehorsam  und  tiefe  Reue. 

Noch  einmal  (üuehl  die  -Miiltorleibsi)haiit;i^ie  auf  (kleines  Schiff  -  Mit- 
te ländliches  MeerÜ.  Aber  auch  Mutive  der  Erlösung,  der  fliegende  Holländer 
-Ahasver  und  Tannhauser  gestalten  sich  zu  einem  Bilde.  Die  religiösen  Heue- 
geaanken  verdiebten  sich  ku  einem  Bußgan«  zum  Paps(,  der  auch  den  Vater 
Uap;i)  rciirasentiert.  Dei-  Weg  nach  Jerusalem  liat  mehrfache  Determination- 
1.  Die  lie.lige  Stätte.  2.  Der  Ai-zt.  3.  Ev  lies!  einen  Ronum  „Der  beilige  Öcara- 
jxuis  von  Else  Jerusalem,  dei'  von  Dirnen  Imndelt.  Religion,  Medizin  und  die 
liaullichen  l-rauen  sollen  ihn  heilen.  Dabei  .soll  die  Buße,  die  der  Papst  ihm 
aiilerlegt,  Ecnie  höchste  Lust  sein.  Mit  nackten  FülJen  wandern  ist  ein  per- 
manenter Kitzel,  eine  immerwiihiende  Lust.  Die  Schlange  weist  noch  auf  das 
Paradies  und  auf  den  Siindenfall,  Er  sucht  —  wie  der  Patient  Morels  (B  VI ) 
das  1  aradies  der  Tugend.  Die  Erde  ist  die  Mutter  —  Mutter  Erde  Er  will 
wieder  mit  nackten  Füßen  die  Mutter  Erde  iiuaierw-ihrend  berühren. 

Wundervoll  ist  die  Plastizität  dieses  Traumbildes,  wenn  man  es  vom 
funh-tionulen  Standpunkte  aus  betrachtet.  Seine  Seele  ist  ein  Lahynnth  mit 
ungezählten  Gängen.  Vor  ihm  geht  jemand,  den  ei'  nicht  erreichen  kann  — 
sein  Ideal  Christus,  der  edle,  roine  Mensch.  Er  strebt  einerji  göttlichen  Ziele 
/.ii.  .\ber  ei'  wird  gerichtet,  .Minos  ist  dei'  Richter  der  Unterwelt.  Dieser 
Richter  war  icli,  der  ich  ilun  ein  Spiegelbild  seines  inneren  Menschen  gezeigt 
habe.  Das  ganze  Labyrinth  seiner  Parapatbie  bricht  zusammen.  Daß  ich  mit 
einer  Schlange  das  Labyrinth  zerstöre,  ist  seine  Angst,  icli  könnte  ihn  zur 
Sünde  vei'leitcn.  Er  sucht  eine  anagogische  Orientierung.  {Silberer.)  Er  findet, 
daß  ich  ihm  zu  früli  die  Freiheit  gebe.  Er  will  noch  büßen  und  sich  in  die  be- 
wußte Religion  retten. 

Überblicken  wir  die  f,'anze  Ki-ankeiigCHcliichte,  so  sehen  wir  i.i 
erster  J^iiiie,  daß  der  vormoiniliflie  Pnrapliile  (Pei'verse)  eine  Krankheit, 
^"cwahlt  hat.  die  ihm  i^estattet,  das  AVeih  zu  nuüden  und  seine  Askese 
öiegreifli  durchzuführen.  Für  alle  diese  Krankon  ist  dab  Weib  das  Iiietru 
mentum  diaboli,  die  Inkarnation  der  Sünde.  Die  Onanie  wird  noch  als  die 
geringere  Sünde  angesehen.  Beta  war  so  schlau,  sich  die  Onanie  als  Strafe 
und  Buße,  als  Icbensverldii'zondes  Moment,  als  eigene  Erfindung  zurecht- 
zulegen. Wenn  ich  schon  Lust  empfinde,  so  zaiile  ich  es  mit  meinem 
Leben  und  meiner  Lebenskraft. 

Seine  sadistische  Einstellung  zum  Weibe  —  wie  oft  werden  wir  ihr 
noch  in  diesem  Buche  begegnen!  —  trieb  ihn  in  die  Impotenz  und  diente 
dazu,  die  Paraphilie  immer  mehr  auszugestalten.  Der  FuTs  wurde  ihm  ein 
Symbol  seiner  Sünde  und  seines  Strebens.  Es  war  der  enge,  in  einem 
Stiefel  eingeschnürte  Fuß,  es  war  der  gcQuälte,  durch  Druck  und  Hitze 
verwundete  Fuß,  der  iiui  am  meisten  interessierte  und  erregte.  Der  Fuß 
wurde  ein  Symbol  seiner  Kranklieit,  seiner  Seele,  seiner  eingesperrten 
Triebe,  seines  Ich.  Impulse,  die  er  zu  fürchten  hatte,  wurden  durch  den 
Zwang  des  Fetist-hismus  unschädlich  gemacht.  Er  war  groß  in  der  Kunst 


222 


Fetischismus. 


tili  ^i 


des  UmkehrenB  und  Verkehmis  in  das  Gegenteil.  Sein  maßloser  Ehrgeiz, 
der  kein  Ventil  fand,  weil  seine  Kräfte  zu  großen  Schöpfungen  nicht  aus- 
reichten, führte  dm  auf  die  Bahn  des  Verzichtens.  Alles  durch  Aberzieht 
y.n  erreichen!  Ein  zweiter  Christus  zu  werden.  Er,  der  Hasser  und  Mörder 
wellte  cm  Heiliger  werden.  Aber  dieses  Ziel  war  tief  in  seinem  Innen, 
versteckt.  Nach  außen  spielte  er  den  Ungläubigen,  den  Monisten,  den 
Atheisten  den  Freigeist,  der  sich  über  die  Zeremonien  der  Religion 
lustig  machte.  Aber  sein  Fetischismus  war  eine  Religion,  die  er  sicli 
selbst  konstruiert  halte,  und  sein  Gott  hieß:  der  Fuß 

Es  ist  interessant,  daß  er  die  Analyse  als  Ungeheilter  verließ.  Er 

Z  iwih  F  .  "l  "T  ^'"'^  ^"^^^^^'^^  -d  ^-nnte  ihm  nicht 
den  liiumph.  Er  begab  sich  zu  einem  Masseur  der  ihn  n-ich  zw.'i 
AVochen  allgemc..,-  ICörpei-massage  heilen  korkte.  ErlJ^te  inet  Vo;. 
v.ind  zu  seiner  Heilung  und  gönnte  den  Sieg  lieber  einem  unscheinbaren 
Masseur  als  einem  Analytiker.  Kurze  Zeit  nachher  heiratete  er  und  ist 
heute  Vater  mehrerer  blähender  Kinder.  Der  Fußfetischismus,  die  Platz- 
angst und  alle  anderen  parapathischen  Symptome  sind  gäizlich  ver- 
schwunden. Aber  er  ist  fromm  geworden  und  inachf-  3,1.  .^^"IJ''^" 
keit  gar  kein  Hehl.  Er  benötigt  nicht  m  1  den  rl  ""^;^'"f^/7""^^S- 
Er  hat  einen  direkten  Weg  zu  seinem^ott  gefuiZ  ^^^'^'^^^^^'"^^^■ 

Er  hat  auf  seine  große  historische  Mission  ver^inhf.f      a       ^,  a 
Glück  m  erreichbarer  Nähe.  Sein  Schuldbewuß  .  ,  '"'^'^ 

Ol-  m  der  Analyse  das  Allgemein-M  ns^^^^^^  ^^^^J^'  ^'^ 

gelernt  hatte.  Er  ist  nicht  mehr  Sadist.  ^  füXt  '"''^  ^""" 
nicht.  Er  hat  ihn  durch  das  einzige  Mittel  ih.  "  Sadismus 

.hm  empfohlen  habe:  durch  die  LiX  Cer  w!!" /d  't't  '"  f 
war  unfähig,  sich  zu  verlieben,  weil  er  dTe  P  J,  f  .*^''  ^''^'  "^''  ^' 
.obald  er  sich  gefährdet  sah.     Er  mußte  erltT     '"^  '  ""^  ' 

Frauen  und  zur  ganzen  Welt  korrigie'-en.  Umstellung  zu  den 

Der  Fetischismus  ist  eine  Religion  rfp=  H«..       ta      .. 
steckt,     aber  er  bricht    bei    verschiedenen    Gel!Xit^r".'''t  ^^VJ'"' 
Zwang  führt  zu  Haß  gegen  den  Zwang,  dei  s  S^^^^^^   ^''''\   ^'^'' 

Alles  und  alle  umschlägt.    Die  Zwang  nerrosettt'""  T" 

Haßneurose.  ^^  ®'"^  ausgesprochene 


Plexes-,  welcher  Ausdruck  dem  einseitigen  WortV  ^    T^  Y 
plex"  entschieden  vorzuziehen  ist.  „Kastrat.onskom- 

Die  erste  Entziehung  war  die  Entwöhnun-  im  1<!  T  .>,  + 

I;h  halte  es  f.r  einen  großen  I^^^iehungsfeh,:r:"Kirde:'so1a^^^^^^^^^ 

1-eag.eren  viel  heftige,-  auf  die  Entziehung 


Ammenbruet  zu  halten.  Sie 


Analyse  ciuos  Fußfetiscliisten. 

-  SSZ    w^      ■^,::™'^^-^-  -1^  ^'-  Tä„zenn  als  GeUebte 

i^ogik  «an  „Du  hast  mu-  so  viel  Lust  geraubt,  du  wärest  v.iptidVtet 
nur  die  geraubte  Lust  zu  ersetzen."  vLipuiciitet, 

Es  ist  s.br  .Imraktcristisch,  daß  der  große  Ausbau  seines  Puß- 
ct.sc  Msmus  nach  dem  2L  Lebenswahre  erfolgte,  hmaor  uoch  war  ihm 
der  A\cg  z«m  Wo.be  oflen.  Da  erkrankte  sein  gehebtor  Vater  und  e^ 
erstor  Gedanke  war:  „Wenn  er  jetzt  stirbt,  so  bist  du  frei  und  der  Wee 
.um  V^eibe  ist  dir  offen!"  Als  Reaktion  auf  diesen  Wunsch  trat  ein! 
patiiülogisebe  Angst  auf,  der  Vater  könnte  sterben.  Er  erklärte  dem 
Arxte,  er  werde  sich  sofort  nach  dem  Tode  des  Vaters  eracliießen  Er  ge- 
bürdete sich  wie  ein  Walinsiimiger.  Trotzdem  konnte  er  am  Grabe  des 
Vaters  keine  Träne  vergießen. 

Nun  war  er  reif  für  die  Buße.  Nun  konnte  er  sieh  in  seinen  Feti- 
schismus vertiefen  und  den  geschwollenen  Fuß  zu  seinem  Ideal  erheben 
Er  war  ein  großer  Linguist.  Er  kannte,  wie  die  Analyse  beweist,  die  alten 
und  modernen  Sprachen  sehr  genau.    Der   „Scinvellfuß"    war   für'  ihn 
0  8  d  i  p  u  s. 

Er  hatte  seine  Mutter  gei,ötet.  Er  hatte  vielleicht  auch  seinen  Vater 
getötet,  weil  er  ihm  den  Tod  gewünscht  hatte.  Er  wollte  auch  seinen 
großen  Rivalen,  den  einzigen  Bruder  töten. 

Das  sind  seine  drei  Verbrechen,  um  deretwillen  er  Buße  tun  muß. 
Die  Fußreligion  erlaubte  ilnu,  die  Bußideen  mit  einer  komplizierten 
Paraphilie  zu  einem  Gebilde  zu  vereinen.  Der  Fuß  wurde  ihm  Genitale 
und  Religion,  Sünde  und  Lust,  Strafe  und  Belobung. 

Wir  sehen,  wie  kompliziert  die  psychischen  Gebilde  des  Petischis- 
inus  gebaut  sind.  Als  wichtigstes  Moment  konnten  wir  in  diesem  Falle 
die  .„C  h  r  i  6  t  u  6  n  e  u  r  0  s  e"  nachweisen. 


924 


Fetischismus. 


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Aiiitlyric  eines  KiilifeUsKiiistoii. 


225 


Vemuchen  wir  dei.  komplizierten  Fußfeti.cliismus  in  seine  einzelnen 
Bestandteile  zu  zerlegen.  Der  Fuß  bedeutet:  ' 

1.  Genitale  Bedeutung. 

a)  Der  Phallus  mit  der  Vorhaut.  (Sdiuh.) 

b)  Dingam:  Phallus  imd  Vagina.  (Schuii.) 

c)  Die  Erektion. 

2.  Seine  Paraphilie. 

a)  Sein  Fetischismus,    jt; 

b)  Das  Kind. 

c)  Die  Geburt.    (Ausziehen  des  Schuhes.) 

d)  SjTnbolißierung  des  Zwanges, 

3.  K  r  i  m  i  neU  e  Ideen. 

a)  Der  Fuß  als  Waffe. 
■        ■     b)  Der  Nagel  als  Waffe. 

c)  Der  blutende  Mensch.   (Objekt  und  Subjekt.) 

d)  Der  Schwellfuß.   (Oedipus  —  Vatermord  1 

4.  Religiöse  Ideen.  (Prospektive  Tendenz.)  .     '  ■ 

a)  Der  Fuß  Christi  -  mit  dem  Nagel  ans  Kreuz  geheftet 
-:  ^)  i^er  Büßer.  (AJiasver  —  der  fromme  Pilger  -  Fliegende 

Holländer.) 

c)  Strafe  für  seine  Haßgedanken. 
•-  d)  Erlösungsideen. 

■  '  e)  Der  Märtyrer. 

5.  M  .u  1 1  e  r  1  c  i  b  B  p  h  a  n  t  a  s  i  e  n. 

a)  Geburt.  (Ausziehen  des  Schuhes.) 

b)  Schutz    im    Mutterleib.     (Regression    —    retrospektive 
■     ■          ■  Tendenz.) 

Siehe  Schema  S.  224.         ,    •  -  '  ' 

Wir  stoßen  hier  auf  das  Phänomen  der  Symbolverdichtung. 
Näheres  über  dieses  und  die  anderen  Pbünomen  des  Petiselnsmue 
werden  wir  in  den  nächsten  Kapiteln  erfahren. 


Stakel,  StCransBU  dsB  THsb-  nnd  AfluktlebBOB.   VII. 


16 


^ 


M 


IH 


n- 


X. 
Der  Symbolismus  des  Zwanges. 

Ich  habe  am  vorhergehenden  Beispiele  ausgeführt,  wie  mächtig  der 
Drang  des  Patienten  ist,  einen  eingezwängten  Fuß  zu  sehen.  Ein  Fuß 
in  einem  weiten  bequemen  Scliuh  reizt  ihn  gar  nicht  Der  Frß  soll 
die  Spuren  einer  Mißhandlung,  eines  Schmerzes,  eines  Zwanges,  eines 
Eingeschnürteeins  tragen. 

Damit  symbolisiert  der  Parapathiker  seine  eigene"  ParapathJc. 
Der  eingeschnürte  Fuß  wird  das  Symbol  semer  einf^eschnürten  in  ein 
künstliches  System  eingezwängten  Parapathie. 

Jeder  Fall  von  echtem  Fetischismus,  den  wir  analysieren  wird 
dieses  Zeichen  des  Zwanges  aufweisen,  .ja,  der  betreffende  Gegenstand 
oder  Körperteil  kann  nur  fetischistisdies  Svmbol  werden  wenn  er 
einen  Zwang  ausübt  oder  wenn  auf  ilm  ein  Zwang  ausgeübt  werden 
kami.  An  dieser  Erkenntnis,  die  wir  durch  zahlreiche  Beispiele  belegen 
können,  müssen  wir  unbedingt  festhalten.  Wir  ersehen  aus  ihr  die 
spielerische  Verwendung  des  S>™bols.  Was  der  Petiechist  einzwängt, 
das  ist  seine  eigene  Sexuaität.  Ei'  srbpim  .■  i  --i,  ^  J  T 
,1,         ,       ■     -nr  ■.   ,    .,  ecneint  sicli  über  dem  Normalen 

^tältt^^f :;"/  Tr/'f  "  '''  ™"  'i-  -™-^-  Gescl.lecl.ts- 
b  ta  igung  ab.  er  i.t  eigenthch  abstinent,  wie  wir  sehen  werden  fromm, 
Eisketisch  und  windet  sich  unter  den  Qualen  der  Askese 

Ich  führe  zur  Illustrierung  einen  .-underbaren  Fall' von  lUveioC- 
Mhs  n,  den  ich  mit  semer  Erlaubnis  an  dieser  Stelle  publiziere.^) 
;■;;'  /*  ^rmge  d.ese  hochinteressante  Krankengeschichte  etw.s  ver- 
kürzt. Sie  bietet  uns  eine  Fülle  von  Perspektiven.  Ich  kenne  k.nn. 
einen  zweiten  Fall,  der  uns  .0  viel  Menschliches  und  Symbolisches  in 
so  gedrängter  Weise  berichten  kann; 


1^1 


.  ..\.L^-^t-  ^  . 


iJor  SyraliolismiiB  dos  Zwanges.  ^27 

sexuellen  _Dinge  unkundig  imd  luiLte  weder  von  Dienstboten  noch  von 
anderen  Kindern  je  etwas  darüber  errahren, 

„Begegne  ich  einer  Frau,  die  mir  eehr  reizvoll  erscheint",  schreibt  er, 
„so  ist  mein  Wune  eh  n  i  c  li  t,  daß  ich  g  ea  chl  c  ch  tl  i  cli  e  Ver- 
bindung mit  ihr  im  gewöhnlichen  Sinne  haben  möchte, 
.sondeni  daß  ich  auf  dem  Fußboden  auf  dem  Kücken  liegen  imd  von  ihr 
mit  Füßt'u  getreten  werden  möge.  Dieser  merkwürdige  Wunsch  tritt  selten 
auf,  nur  wenn  der  Gegenstand  meiner  Bewunderung  eine  wirkliche  Dame 
und  schon  geliaut  ist.  Sie  muß  clesant  gekleidet  sein  —  am  liebsten  in  einen 
Abendmantel,  ziendich  hoho  Absätze  und  niedrige  Schuhe  haben,  die  entweder 
i)ffen.  so  daß  der  Spann  sichtbar  wird,  oder  nur  durch  einen  einzigen  Riemen 
iider  Band  geschlossen  sind.  Die  Rockränder  müssen  genügend  erhoben  sein, 
um  mir  don  Anblick  der  Füße  und  eines  nicht  zu  geringen  Anteils  der 
Knochelgogend  zu  gestatten,  aber  durchaus  nicht  etwa,  bis  zum  Knie  oder 
darüber,  denn  dann  wird  die  Wirliung  sehr  gering.  "Wenn  ich  auch  oft  eine 
geistvolle  oder  schöne  Frau  bewundere,  so  übt  doch  sexuell  kein  anderer 
Teil  eine  wirkliche  Anziehung  auf  mich  aus  als  ihr  Bein  vom  Knie  ab- 
wärts und  der  Fuß,  ferner  muß  sie  sehr  sorgfältig  gekleidet  sein.  Unter 
dieser  Bedingung  steigt  mein  Wunsch  nach  sexueller  Befriedigung  durch 
Uerühiung  mit  dem  Teile,  der  nach  an  dem  Weib  interessiert.  Verhältnis- 
mäßig wenige  Frauen  haben  ein  Bein  oder  einen  Fuß,  die  .■schöu  genug 
i^ind,  um  mich  ernsthaft  und  nachhaltig  zu  erregen;  wenn  dies  indes  der 
Fall  ist  oder  ich  mutmaße  es.  so  scheue  ich  keinen  Zeitverlust  und  keine 
Anstrengung,  unter  ihren  Fuß  zu  kommen  und  ich  erwarte  dann  mit  ängst- 
licher Spannung,   mit  der   größten    Energie   getreten    zu   werden." 

„Das  Treten  nmß  einige  Minuten  lang  geschehen  und  zwar  auf  Brust, 
Abdomen,  Inguiiiaigegßnd,  zuletzt  auf  den  Penis,  der  in  heftiger  Erektion 
längs  des  Abdomen  zu  konsistent  ist,  um  durch  die  Kompression  Schaden 
zu  erleiden.  Ich  habe  übrigens  auch  (.Tenuß  daran,  wenn  nur  durch  einen 
I'Vauenfuß  die  Kehle  zugedrückt  wird." 

„Preßt  die  Dame  scliließlich  mit  dem  Gesicht  mir  zugewendet  mit  dem 
Niederschuh  des  einen  Futves  meinen  Penis,  so  daß  mir  der  hohe  Absatz 
ungefähr  auf  das  Skrotalendo  des  Penis  fällt,  während  die  Sohle  den 
größten  Teil  seines.  Reales  bedeckt  und  mit  dem  andern  das  Abdomen,  iu 
das  ich  das  Eindringen  des  Fußes  sehen  und  fühlen  kann,  wenn  sie  ihr 
(gewicht  von  dem  einen  Fuß  auf  den  andern  versdiielit,  so  erfolgt  fast 
unmittelbar  Ejakulation.  Diese  ist  unter  den  geschilderten  Umständen  für 
mich  ein  Sturm  des  Entziiekens,  während  dessen  das  gamie  Gewicht  der 
Dame  durchaus  auf  dem  Penis  ruhen  nmß." 

,,Eine  Ursache  für  meinen  besonderen  Genuß  durch  diese  Art  des 
Kontaktes  scheint  zu  sein,  daß  zuerst  der  Absatz  und  dann  die  Sohle  des 
tretenden  Pantoffels  den  Durchtritt  des  Spemia  und  deshalb  die  wollüstige 
Krregung  beträchtlich  verlängert.  Auch  eine  merkwürdige  psychische  Er- 
scheinung ist  bei  der  Angelegenheit  zu  beachten.  Ich  stelle  mir  gern  vor. 
daß  die  Dame,  die  mich  tritt,  meine  Herrin,  ich  ihr  Sklave  sei  und 
daß  sie  es  tut  um  mich  für  einen  gemachten  Fehler  zu  bestrafen  oder  sich 
selbst  (nicht  mir)  Genuß  zu  verschaffen." 

..Es  folgt  daraus,  daß,  je  größer  die  .Mißachtung  und  die  Strenge,  mit 
der  ich  , .bestraft"  werde,  ist,  um  so  grüßer  mein  Genuß  wiid.  Die  Vorstellung 
von  „Bestrafung"  oder  „Sklaverei"  tritt  selten  auf,  weim  ich  große  Schwierig- 
keiten habe,  meinen  Wunsch  m  realisieren   und  die  tretende  Person  mehr 

16* 


228 


Fetischismus. 


als  gowöhiilidi  hübsch  und  Bchwer  und  das  Treten  schonungslos  ist.  Ich 
bin  manchmal  so  lange  und  so  uiibannherzig  getreten  worden,  daß  ich 
jedesmal,  wenn  der  Schuh  auf  meinen  schmerzenden  Körper  aufgesetzt  wurde, 
auszuweieheu  versuchte  und  tagelang  nachher  braun  und  blau  aussah.  Icl» 
hin  eifrig  bestrebt,  Frauen  zu  diesem  Verfahren  zu  veranlassen,  wenn  ich 
glaube,  daß  ich  sie  nicht  beleidige,  und  habe  damit  erstaunlich  viel  Glüdc 
gehabt.  Ich  muß  unter  den  Füßen  von  wenigstens  hundert  Frauen  gelegen 
haben,  vnn  denen  viele  aus  der  guten  Gesellschaft  waren,  die  niemals 
daran  denken  würden,  den  gewöhnlichen  Sexual  verkehr 
zu  gestatten,  die  aber  durch  die  Vorstellung,  den  in  dieser  Weise  zu 
vollziehen,  derart  gereizt  oder  belustigt  worden  sind,  dali  sie  es  oft  wiederholt 
getan  haben.  Ich  brauche  wohl  nicht  zu  sagen,  daßboiHerbeiführung 
des  Orgasmus  In  dieser  Weise  weder  meine  noch  die 
Kleidung  der  Damen  verBchoben  oder  in  Unordnung 
gebracht  wird.  Nach  langen  und  verschieden  fachen  Erfahrungen  kann 
ich  sagen,  daß  memLieblmgsgewicht  10-il  Stone  beträgt  und  daß  schwarze 
Schuhe  mit  sehr  hohen  Absätzen  und  braun..eidene  Strümpfe  mir  anscheinend 
den  größten  Genuß  veisehaffen  und  in  mir  die  stärksten  Wünsche  erregen." 
Stiefel  oder  Straßenschnhe  verleiten  mich  nicht  entfernt  so  stark, 
obwohl  .eh  hei  einigen  Gelegenheiten  ziemlich  großen  Genuß  durch  ihre 
Anwendung  emplunden  habe.  N  ackte  Frauen  stoßen  mich  zu- 
rück; ich  finde  auch  kein  Vergnügen,  Weiber  in  Hosen  zu  sehen.  Ich 
mißachte  den  normalen  S ex u al ve rkeh r  nicht  und  übe 
Ihn  gelegentlich  aus.  Doch  ist  für  mich  dor  Genuß  viel  geringer 
als  der.  getreten  zu  werden.  Ich  habe  auch  viel  Vergnügen  -  und  gewöhn- 
lich sterke  Erektion  -  wenn  ich  .in  W.ih  .eh.,^Xhes,  X  ich  otn 
beBchriobeu  habe,  gekleidet  sein  muß  und  welehftR  ai,f  ^        a    l  ^  ,. 

seinen    Füßen   befindliches   herumtritt   -    etwa   te   Snl   T.    i  /f 

Fußkissen,  in  einem  Lehnstuhl  mit  Fußscher^e"  ^L  Th  v        I'. '1 
paar  hübschen  Damen  hergeschlendert  bei  eL^  pZk    t'e mem  Ga^^^fi 

Als  ich  ein  Knabe  von  ungefähr  14  Jahren  war,  befand  ich  mich 
einmal  lange  zum  Besuche  emiger  Bekannter  meiner  Eltern  Die  Tochter 
des  Hauses  -  das  einzige  Kmd  -,  ein  hübsches  kräftiges  Mädchen,  das 
gemS'"'  '  ^1*^'-  ^ar  als  ich,  war  mein  hauptsächlicher  Spiel- 

Di,.s.s  Mädchen  war  immer  hübsch  gekleidet,  besaß  zierliche  Füße 
und  Knorhol  und  wußte  dies  natürlich.  Wenn  angängig,  so  kleidete  sie  sich 
so,  daß  Ihre  Vorzuge  am  besten  zur  Geltung  kamen  -  also  mit  kurzen 
Rocken  und  gewöhn  ich  mit  kernen  Niedersdmhen,  die  hohe  Absätze  hatten 
~  und  sie  war  nicht  abgeneigt,  diese  m  sehr  unterhaltender  koketter  Manier 
zur  Schau  zu  stellen^  Sie  schien  eine  gewisse  Vorliebe  zu  haben  auf  Dinge 
zu  treten  die  unter  ihren  Fußen  nachgaben  und  zusammenfielen,  z.  B.  Blumen, 
kleines  Fallobst,  Eicheln.  Heuhaufen,  Stroh  und  frisches  Schnittgras.  Bei 
unseren  Spaziergängen  durch  den  Garten,  bei  denen  wir  uns  völlig  über- 
lassen bbeben,  hatte  ich  mir  angewöhnt,  ihr  bei  diesem  Manöver  zuzusehen 


■  )» 


Der  SymbolismiiB  des  Zwauges. 


329 


und  schalt  eie.  deshalb  gewöhnlieh.    Nun  war  es  mir  damals  ein  besonH^r«« 
Vergnügen  -  und  ich   tue  es   jetzt  nocli  gern   -   ausgestreckt  auf  einen 
dicken    Kaminteppieh   vor    einem    tüchtigen    Kaminfeuer    zu   liegen     Ein!« 
Abends  befand  ich  micli  wieder  in   dieser  Stellung,  wir  waren   allein  und 
A.   ging   durchs    Zurmier,   um  etwas   vom   Kaniineims   au   holen     Statt   über 
mich  weg  den  Arm  auBnuetrecken,  tiat  sie  in  neckischer  Weise  auf  mich' 
wobei  sie  meint«,  sie  wolle  mir  zeigen,  wie  sie  das  mit  dem  Stroh  und  Heu 
täte.    Naturgemäß  gmg  ich  auf  den  Scherz  ein  und  lachte.    Nachdem  öie 
einige  Momeute  auf  mir  gestanden  hatte,  erhob  sie  ihren  Roeksaum  leicht 
und  streckte,   indem  sie  sich  an  dem  Kaminsims   festhielt,  einen   ihrer   zier- 
lichen Füße  im  brannseidenen  Strumpfe  und  Stöckelschuh  in  den  Lichfsehein 
dos  Kaminfeuers,  um  ihn  zu  wärmen,  wobei   sie  auf  mich   herabbliclae   und 
über  mein  erhitztes  Gesiclit  lachte.    Sie  war  ein   ganz  unbefangoncy,   sehr 
reizvolles  Mädchen  und  bin  ich  ziemlich  sicher,  daß  sie,  wiewohl  ihr  sichtlich 
meine  Erregung  und  die  Berilhrung  meines  Körpers  unter  ihrem  Fuße  IjL'liagte, 
bei  dieser  ersten  Gelegenheit  meinen  Zustand  nicht  klar  erkaunte,   ich  er- 
innere mich   audi   nicht,   daß,   obwohl   mich    das  Verlangen    nach  sexueller 
Befriedigung  fast  anÜer  mir  brachte,  bei  ihr  ein  entsprechendes  Gefühl  durch- 
gebrochen ist.    Ich  faßte  den  erhobenen  Fuß  und  küßte  ihn  und  führte  Ihn 
in  absolut  unwiderstehlichem  Drange  an  meinen  erigierlen  Penis.    Fast  im 
Augenblick,    als  ilir  Gewicht  auf  diesen   liel,    entstand  zum  erstenmal 
in   meinem   Leben   ein   vollständiger    wirklicher   Orgas- 
m  ü  6.    Keine  Schilderung  kann  einen  Bogriff  von  meinen  Gefühlen  geben  ~ 
ich  weiB  nur,  dals  von  dem  Augenblick  ab  mein  verschobener  sexueller  Brenn- 
punkt Inr  ininier  (jxiert  war.     Unzählige  Male  nach  diesem  Abende  fühlte 
it-h   dari   Gewicht   ihres    zierlichen    Pantoffels    und   nichts   wird   jemals    dem 
-Andenken    an    den    Genuß    gleiclikommen,    den    ich    damals    bei    ihr   erfuhr. 
Ich  weiß,  daß  A.  mich  mit  eben  solcliem  Vergnügen  trat,  als  ich  es  selbst 
daran   hatte,   getreten   zu   werden.    Sie  konnte   sich   ziemlich    viel   Tuilctten- 
HUBgabcn   gestatten,   und   da   sie   bemerkt«,   daß   sie   mir   Vergnügen   machte, 
liij  kaufte"  sie  immerfort  hübsche  Strümpfe  und  zierliche  Schuhe  mit  so  hohen 
und  spitzen  Absätzen  als  sie  finden  konnte  und  demonstrierte  sie  mir  dann 
mit  dem  größten  Behagen,  indem  sie  darauT  bestand,  ich  müsse  mich  nieder- 
legen  und  sie   auf  mir   anprobieren   lassen.    Sie   gab   zu,   daß   sie  sie   gerne 
in  meinen  Körper  einsinken   sehe,  wenn  sie   darauf  trel«.   und  freute  sich 
iibei'  das  Knacken  der  Muskeln  unter  dem  Absatz,  wenn  sie  diesen  iic^wegte. 
Nach  einigen  Minuten  führte  ich  immer  ihren  Schuh  an  meinen  Penis  und 
sie  trat  bchuteam,  aber  mit  ihrem  ganzen   Gewicht,   ungefähr  neun  Stein, 
auf  mich  und  betrachtete,  mich  mit  glänzenden  Augen,  geröteten  Wangen, 
zitternden  Lippen,  wenn  sie,  was  deutlich  der  Fall  gewesen  sein  muß,  das 
Pochen  des    Penis  unter   dem  Fuß  spürte,   wenn   die  Ejakulation   erfolgte. 
Ich  habe  nicht  den  geringsten  Zweifel,  daß  sie  gleichzeitig  Orgasmus  hatte, 
obgleich   wir  niemals   offen    davon   sprachen.    Dies   geschah    mehrere   Jahre 
liindnrch    fast  bei    joder   günstigen  Gelegenlieit,    die  wir   halten    und   nach 
einem  oder  zwei  Monaten  der  Trennung,  vier-  oder  fünfmal  an  jedem  Tage. 
Einige  Male  maeturbierte  ich  in  A.'s  Abwesenheit,  indem  ich  mit  ihrem  Schuh, 
so  etark  ich  konnte,  meinen   Penis   drückte  und   mir  dabei   vorstellte,   sie 
träte  mich.    Der  Genuß  war  dabei  natürlich  viel  scliwächer.    Niemals  war 
zu  irgend  einer  Zeit  zwischen  une  die  Kede  von  normalem  Sexualverkehr 
und  wir  waren  beide  sehr  zufrieden  und  ließen  die  Dinge  so  gehen.    Als 
ich  etwas  über  20  Jahre  alt  war.  ging  ich  auf  Reisen,  nach  meiner  Wieder- 


■230 


FetJBcliisQius. 


kehr,  di'ci  Jahro  spater,  [and  ich  siö  verheiratet.  Obwohl  wir  uns  häutig 
eahen,  wufde  doch  nie  auf  den  Gegenstand  angespielt,  wir  bliebun  aber 
gute  Freunde.  Ich  gestelie,  ich  habe  dann  oft,  wenn  es  nicht  beobachtet 
werden  konnte,  nach  ihrem  Fuß  gesehen  und  würde  gern  das  ^''ergnügen 
akzeptiert  haben,  das  sie  mir  durcli  gelegentliche  Wiederaufnahme  unserer 
tiiei'kwürdigen  Praktik  hätte  gewähren  können.  Aber  es  kam  nie  dazu." 
„Ich  ging  dann  wiederum  auf  Reisen.  Jetzt  ist  sie  und  ihr  Mann  tot.'' 
„Von  Zeit  zu  7^e\i  hatte  ich  gelegentlich  Beziehungen  zu  Prostituierten, 
etets  in  der  gedachten  Weise,  ich  ziehe  gleichwohl  eine  Dame  aus  meiner 
geeellschaftlichen  Klasse  oder  darüber  vor,  die  das  Treten  an  mir  ausüben 
■will.    Das  hat  aber  inerkwüi-dige  Schwierigkeiten." 

„Von  den  etwa  100  Weihern  (die  meiner  Schätzung  nach  in  der  Heimat 
und  in  der  Fremde  auf  meinem  Körper  gestanden  haben),  kann  ich  sagen, 
daß  80—85  keine  Prostituierten  waren.    Höchstens  10—1^  PmnfpnHp,,  dabei 


3chst«ns  10—12  empfanden  dabei 
sexuelle  Erregung,  aber  wenn  sie  auch  offenbar  Erregung  zeigten,  60  wurden 
sie  doch  nicht  befiiedigt.  Soviel  ich  weiß,  hatte  A.  allein  davon  vollständigf^s 
sexuelles  Genügen.  Ich  habe  nie  eine  Fi'au  mit  vielen  Worten  aufgefordert, 
mich  zu  treten  um  micli  sexuell  zu  befriedigen  (Prostituierte  ausgenommen), 
sondern  immer  versucht,  dies  m  scherzhafter  oder  neckender  Weise  herbei- 
zuführen und  es  iet  sehr  zweifelhaft,  oh  mehr  als  einige  wenige  verheiratete 
Frauen  wirklich  gewußt  haben,  selbst  wenn  sie  mir  den  äußersten  Genuß 
gegeben  hatten,  daß  sie  es  getan  hatten,  da  meine  Aufregung  und  die  Be- 
wegung nieiuemeits  unter  ihren  Füßen  ebenso  gut  den  Tritten  zugerechnet 
werden  konnte,  mit  denen  sie  mich  regalierten.  Ge^^^iß  haben  viele  ver- 
standen, nachdem  sie  es  einmal  getan  iiatteu  (und  die  meisten  taten  es  nur 
einmal),  um  wae  es  sich  handelte,  imd  obwohl  weder  sie  noch  ich  ie  davon 
sprachen,  so  waren  sie  doch  nicht  abgeneigt,  mich  so  viel  zu  treten  als  ich 
ver  augte^  Ich  glaube  nicht,  daß  sie  selbst  dabei  ein  sexuelles  Vergnüge.^ 
hatten,  obwohl  sie  offen  eehen  konnten,  daß  ich  es  hatte  und  sie  weigerten 
sich  nie ,  ,  es  mir  zu  gewahren  Ich  habe  bei  mancher  Frau  mehr  als  ein  Jahr 
gebraucht,  um  meinem  Wunsche  immer  näher  zu  kommen  -  und  habe  oft 
zuletzt  erreicht,  was  _.di  wollte  noch  öfter  ist  es  mir  aber  mißglückt.  Ich 
nskiere  es  nie  bis  ich  sicher  bin.  daß  ich  mit  meinem  Verlangen  Glück 
haben  werde  und  liabe  nie  eine  ernste  Zurückrv'eismig  erlebt.  In  sehr  vielen 
FaUen  kann  ich  sagen  ist  die  Gewährung  meines  Ansinnens  von  dem  be- 
treffenden Weil)  als  Nachgeben  auf  eine  einfältige,  vielleicht  spaßhafte 
Grille  betrachtet  worden,  an  welcher  ihr  außer  der  Neuheit  des  Reizes  einen 
Mann  zu  treten,  nicht  viel  gelegen  war.  G  a  n  z  w  i  e  b  e  i  d  e  r  n  o  r  m  a  1  e  E 
Verfuhrung  ist  der  Versuch,  das  Weib  dazu  zu  bestim- 
men, was  ich  will,  ohne  ihrea  Widerstand  zu  erregen, 
ein  großer  Teil  des  Reizes  für  mich  und  je  höher  die  Gesell- 
«chafteklasse  ist,  der  es  angehört,  um  so  schwerer  wird  dies  und  um  so  an- 
ziehender. Ich  habe  gefunden,  daß  drei  Prostituierte  anderen  Männern 
denselben  Dienst  erzeigt  haben  und  alles  Nötige  darüber  wußten  Es  ist 
nicht  uninteressant,  daß  diese  drei  Weiber  sämtliche  von  schönem  starken 
Körperbau  waren  -  das  eine  ungefähr  10  Zoll  und  5  Fuß  und  fast  U  Stein 
schwer  --  aber  eigentlich  nichtssagende  Gesichter  hatten.  Das  Gewicht, 
der  Körperbau  und  die  Kleidung  erregt  mich  gleichzeitig  ebenfalls  sehr  stark. 
Ich  hnde,  daß  ein  plötzlicher  Stoß  im  äußersten  Moment  des  sexuellen  Ge- 
nusses diesen  zu  erhöhen  und  zu  verlängern  imstande  ist  Mein  p^vchischea 
Genügen  geht  auf  den  Umstand  zurück,  daß,  wenn  die  Frau  mit  ihrem  ganzen 


Der  SymboliemiiK  des  Zwanges.  g-j-r 

G-ewiclit  auf  lueiriem  Penis  steht,  welcher  awisclien  ihrem  Fuß  und  dei' 
nachgiebigen  Unterlage  meines  eigenen  Abdomen  liegt,  in  welchen  er  tief 
eindringt,  die  Ejakulationä^eit  und  der  Orgasmus  anßeryrdontüch  lange 
währt.  Deshalb  habe  ich  auch  die  große  Vorliebe  für  die  Niederschuhe  mit 
den  hohen  Absätzen.  Das  Sporiua  muß  durch  zwei  verschiedene  Hindernisse 
hindurchgepreßt  werden  —  einmal  den  Druck  des  Absatzes  dicht  au  der 
Peniswurzel  und  zweitens  den  Fußballon,  der  die  obere  Hälfte  zusamnien- 
echnürt;  zwischen  diesen  bleibt  nur  das  Stück  unter  der  gewölbten  Sohle 
des  Schuhs  frei.  Der  Genuß  ist  durch  die  Urinretention  sehr  erhöht  und 
ich  suche  doshalb  immer  soviel  Urin,  wie  mir  möglieh  ist 
zurückzuhalten.  Gewicht,  Körperbau  und  Kleidung  tragen  sehr  zii 
dem  Wunsche  bei,  gerade  von  dem  bestimmten  Weibe,  das  mau  liebt  ge- 
treten zu  werden,  ^  . 

Ich  habe  diesen  Fall  hier  mitgeteilt,  obwohl  es  sich  um  eiae 
Mischform  handelt.  ÜBmi  der  Mann  verkehrt  mit  Frauen,  seine  Para- 
pliilie  verlangt  die  Anwesenheit  der  Frau,  der  Stiefel  wird  nur  im 
Notfälle  zur  Onanie  herangezogen.  Die  Pamphilie  hat  ihn  noch  nicht 
isoliert,  noch  nicht  ganz  vom  Weibe  abgedrängt.  Er  ist  nicht  impotent 
und  nicht  asozial.  Audi  die  Eroberung  der  Frau  macht  ihm  große 
Libido.    Die  Realität  siegt  leicht  über  die  Phantasie. 

Aber  der  Fall  zeigt  die  Mai'hl  des  ersten  Findruckes  .  .  .  Und 
doch?  Was  hätte  dieser  Eindruck  auf  einen  anderen  Menschen  wirken 
können,  dessen  s]iezifisc!ie  Phantasien  in  eine  andere  Richtung  gingen? 
Ferner  läßt  uns  die  frühe  Jugendgeechichte  des  Herrn  C.  P.  im  Sticli. 
Wir  wissen  nicht,  ob  hinter  diesem  frühen  Eindruck  nicht  noch  ein 
viel  wichtigerer,  ganz  infnntilei  eich  verbirgt. 

Davon  abgesehen,  illustriert  der  Casus  den  Kampf  gegen  die 
Libido  und  die  Macht  des  Zwanges.  Die  Sinnlichkeit  ist 
B  t  ä.  r  k  e  r  a  1  s  d  e  r  T  r  i  e  b  z  u  r  R  e  i  n  h  e  i  t.  (Der  antisexuelle 
Instinkt  von  James.)  Das  Weib,  die  Personifikation  der  Sünde  ist 
stärker  als  der  Mann,  welcher  die  Widerstandskraft  der  Tugend  sym- 
bolisiert. Was  diese  Szene  ihrem  tiefsten  Wesen  nach  bedeutet,  da^ 
werden  wir  erst  bei  der  Besprechung  des  Masochismus  ^)  erörtern  .imi 
ausführen  können.  Sicher  ist,  daß  dieser  Mensch  sieh  gegen  die  Herr- 
Fchaft  des  Weibes  sträubt  und  der  Sieg  des  Weibes  nur  ein  scheinbarer 
ist.  Denn  er  läßt  die  Frauen  unbefriedigt  weiter  ziehen,  als  würde  er 
Sic  zum  Besten  halten.  Als  würde  er  ihnen  sagen:  „So,  jetzt  seid  ihi- 
erregt  und  erwartet  alle,  daß  ich  eucli  koitieren  werde.  Ich  tue  es 
aber  nicht.  Ich  bin  befriedigt  und  um  euch  schere  ich  mich  nicht.  .  .  .'' 
Daher  mag  es  kommen,  daß  die  meisten  Frauen  diese  Prozedur 
nur  einmal  vollführten.  Frauen  lassen  sich  zu  den  sonderbarsten 
Prozeduren  bringen,  wenn  sie  dafür  durch  eine  gute  Potenz  des  Partners 


1)  Band  VIU. 


FetischismuB. 

pntsohädigt  werden.  Fällt  diese  Befriedigung  aus,  so  haben  sie  kein 
Interesse  an  dem  „erotischen  Symbol ismus''  (Bavelock-EUis)  ihres 
Partners.  ■   . 

Ich  möchte  noch  die  eptszifische  Färbung  der  lusterre^enden 
Objekte  hervorheben.  Alle  Fetischisten  beschreiben  uns  in  ausführ- 
lichen Worten  die  besonderen  Eigenschaften,  die  sie  von  ihrem  Fetisch 
fordern.  Je  sonderbarer  und  verrückter,  desto  stolzer  scheinen  sie  auf 
ihren  Geschmack  zu  sein.  Ich  habe  es  beobachtet,  daß  sie  genau  auf 
das  Gesicht  dos  Arztes  blicken,  wenn  sie  ihre  Absonderliciikeiten  er- 
.  zählen  und  sehr  beleidigt  sind,  wenn  er  nicht  in  besonderes  Erstaunen 
gerät.  Ich  sah  den  Mann,  der  in  Wien  dafür  liekannt  ist,  daß  er  von 
einer  jeden  Prostituierten  verlangt,  sie  möge  ihm  Federn  in  den  Anus 
si.ecken,  worauf  er  lebhaft  „Kikeriki"  schreit.  Ich  hörte  seine  Erzählung 
an  und  machte  mir  den  Spaß  ihm  zu  sagen:  „Sie  sind  nicht  der  Einzige. 
Ich  kenne  eine  Menge  solcher  Männer,  die  den  Hahn  spielen  ■'    Er 

war  darüber  sehr  beleidigt,  war  sichtlich  verstimmt  und  bemühte  sieh 
zerstreut  zuzugeben,  daß  es  für  ilm  sehr  beruhigend  wäre  daß  er  noch 
Leidensgenossen  habe  .  .  .  Wiedergesehen  habe  ich  ihn 'nie  mehr  im 
Leben.  .  .  . 

■  ^      Das  zeigt,    daß  der  echte  Petischist    in  dem  Wahne  lebt     der 
Einzige    und  ein  ,,Aueerwählter"  zu  sein.   So  ist  auch  die  Oberfläche 
des  Fetischismus  ein  Zerrbild  der  großen  hietoi-isrhen  Mission 

Am-h  Herr  C.  P  zeigt  den  Stolz  des  Parapathen  auf  seine  ahstruse 
Fonn  der  Gesrhlcrbtsbefriedigung.  «ein  dominierender  Gedanke  ist: 
Werde  '^l^ diene  trau  dazu  bringen,  daß  sie  sieh  in  die  spezifische 
Situat.on  begibt?  Hat  er  sie  dahin  gebracht,  daoin  triumphiert  er  über 
.le.  .  Ich  kenne  Manner,  die  eine  Erau  erst  dann  als  ihren  sicheren 
Wz  betracMen  wenn  sie  ihnen  die  Fellatio  gemacht  hat.  Das 
Weib  wird  unter  der  Maske  der  Herrschaft  erniedrigt.  Mit  außerordent- 
hchem  Raffinement  ist  diese  Situation  in  den  Dienst  eines  Frauen^ 
Verächters  gestell  Denn  das  Resultat  seines  Lebens  heißt:  Alle 
Frauen  sind  schlecht;  alle  kann  man  mit  Geduld  und  Ausdauer  daliin- 
bringen,,  wohin  man  sie  haben  will  Die  narbt«  t?  ,        i  ■  „ 

-  ,  -1  1,     C1-      ^--n.   .,  "  -  -  .    uie  nackte  Frau  als  soIcüb 

reizt  lim  nicht,    bio  stoßt  ihn  sogar  ab  V,-  i-+      t  ^     t  ■   ■ 

,  ,       T.  i-    1  ■  .  .  -      ,      .,        '*"■■•■    i^i  ist  auf  der  Linie  zum 

echten  Fetischisten  und  m  der  Mitte  stecken  geblieben 

^  Bedeutsam  ist  daß  der  Druck  auf  den  K  e  h  1  k  o  p  f  den  gleichen 
Orgasmus  auslosen  kann.  Hier  schimmert  die  kri  m  in  el  1  e  Wurzel 
seiner  Paraphilie  durch,  welche  nach  dem  Gesetze  der  Talion  gebaut  ist. 
(Phantasien,  einen  Rivalen  zu  erdrosseln.  Der  Penis  ein  Symbol  dieses 
Rivalen  -  viel  eicht  des  Vaters.  Verlegung  von  oben  nach  unten.) 
Das  Weib  mi  dem  Absatz  scheint  nur  eine  bisexuelle  Bedeutung  zu 
haben:   Das  We.b  mit  dem  Penis,  das  Urideal  vieler  Männer.  Funktional 


'\ 


Der  Symbnlismiis  des  Zwanges.  _  oaj, 

ist  seine  Paraphilie  zu  veretehen  als  eine  symbolische  Konzession  an 
seine  latente  Homosexualität.  Das  Weib  in  ihm  siegt  über  den  Mann 
Der  Mann  ist  der  gedrückte,  gepreßte,  eingezwängte,  unterworfene . .  ,^) 
Der  Druck  auf  den  Penis,  der  Druck  auf  die  Hand,  der  Druck 
eines  Kleidungsstückes  (enge  Hose),  der  Druck  des  Korsetts  (wir 
haben  ein  entsprechendes  Beispiel  keimen  gelernt),  einer  engen  Weste 
enger  Handschuhe,  die  fest  pressen  müssen,  einer  engen  Kappe  kann 
eine  spezifische  Liebesbedingung    sein. 

Interessant  sind  die  Fällo,  in  denen  von  dem  Besitz  des  Objektes 
ahgeeelien  wird  und  der  Druck  allein  genügt,  um  Orgaöuuis  auszulösen. 
Es  muß  aber  nicht  wie  im  vorhergehenden  Falle  der  Druck  auf  den 
Penis  sein,  es  genügt  der  Druck  auf  den  Arm  oder  auf  die  Zehen. 

Ein  derartiger  Druck  kann  d™  "Weg  zum  normalen  Koitus  bahnen. 
So  erzählte  mir  ein  Herr,  daß  er  sicii  ein  Jahr  lang  vergeblich  um  eine  - 
Dame  beworben  hatte.  Einmal  faßte  er  sie  hart  am  Oberarm  an,  drückte  ' 
sie  fest  und  sagte:  ..Ich  könnte  Ilmon  weh  tun!  Sie  Grausame!"  In 
diesem  Momente  wird  die  Frau  blaß  und  sinkt  ihm  in  die  Arme.  „In 
den  Olierai-m  drücken  hallen  Sic  nicht  dürfen!  Da  werde  ich  schwach 
und  kann  niclit  widtii^slchen."  Sla  wurde  sein.  Vergeblicli  beiuüiite  er 
sich  den  nädisten  Tag,  sie  zu  erobern,  Sie  widerstand  hartnäckig.  Da 
erinnerte  er  sirli  an  ihren  Oberarm  und  drückte- sie  so  fest,  daß  sie 
Schmerzen  empfinden  mußte.  Wieder  wurde  sie  willenlos  und  ergab  sich 
ilun.  In  der  Folge  merkte  er  sich,  daß  dieser  Griff  der  Schlüssel  zu 
iJirem  Körper  wai'. 

■  Ein  echter  Druckfetischist  verzichtet  auf  den  Besitz  des  Partners 
und  suclit  mir  die  Gelegenheiten,  um  an  irgend  einer  Stelle  des  Korpers 
gedrückt  zu  werden.  In  der  Elektrisclien,  in  den  Omnibussen,  in  jedem 
Gedränge  gibt  c^  ein  paar  Druckfetischisten,  die  auf  ihre  Rechnung 
kommen. 

Ich  bringe  hier  den  klassischen  Fall  von  Fer^,  der  wohl  einzig 
dastehen  wird,  weil  er  dies  Symptom  in  deutlichster  Ausbildung  zei^t. 

Fall  Nr.  13.  M.  V.,  38  Jahre  alt,  Branntweinbrenner.  Schon  in  seiner 
Kindheit  traten  vciäcliiodeiio  neurotische  Zuatände  auf.  Er  litt  während  des 
Zahnens  an  Kranipfaaialleii,  hid  zum  Eintritt  der  Pubertät  an  Pavor  nou- 
turnuri  lind  ;in  Eiiureeis.  Noch  jetzt  erwadit  er  von  Zeit  zu  Zeit  bald  nach 
dorn  Einsclilaten  mit  angtitlicben  Beklemmungen,  ineidlcna  iid'ulge  von  Über- 
müdung oder  VordauungüBtöruiigen.  Er  hat  wäln-eiid  seiner  Studien  Fleiß 
und  Intclligüiiz  bcwiopini;  in  seinem  18.  Jahr  hatte  er  zwei  akademisdio 
Prüi'ungeii  mit  Erfolg  bestundeai.    Im  Lyzeum,  wo  er,  wegen  seiuer  nächt- 


')  Der  Fall  zeigt  duutliclio  Beau'huiigcn  zur  Urinsexualif.üt.  (Siehe  Bd. V.) 
I'ie  volle  Ulasc  erliöLt  den  Genuß.  Sollte  nicht  der  erste  Zwang  von  der  Blase  :tus- 
gcgaiigeii  Boin?  Waiirscheinlich  heeteliQU  SpielcL-eien  mit  der  Blase,  die  der  Patient  in 
meiner  Krankengeschiclite   verschwiegen   hat.  ■..■.-  -.     .  --.■■: 


ä34 


Fetischismus. 


liehen  Zustände,  nur  halb  intern  war,  hatte  man  ilim  wegen  seines  zarten 
Teiat«,  seiner  weichen  Haut  und  seines  mädchenhaften  Aussehens  den  Spitz- 
namen  „Fräulein   V "   gegeben.    Er  nahm    niemals    an   don   lärniendeu 

Spielen  seiner  Kameraden  teil  und  liebte  die  Einsamkeit.  Er  erklärt  ganz 
entschieden,  während  seiner  ganzen  Schuheit  keinerlei  sexuelle  Regungen 
gehabt  zu  haben;  er  hat  selten  nächtliche  Pollutionen  mit  Traumbildern 
oder  Lustgefülilen  gehabt,  war  aber  in  der  Folge  immer  inüde  und  sein 
Widerwillen  gegen  die  Gespräche  seiner  Kameraden  über  geschlechtliche 
Dinge  stieg.  Er  hat  sich  nie  besonders  zu  den  Knaben,  mit  denen  er  in 
Berührung  kam,  hingezogen  gefühlt  und  junge  Mädchen  jagten  ihm  seit 
seiner  Pubertät  einen  wahren  Schrecken  ein,  hauptsächlich  jene  die  ihm 
wegen  der  Zierlidikeit  semer  Ersclieinung  und  seines  Benehmens  besonderes 
Entgegenkommen  bewiesen.  Noch  die  Ermnerung  daran  rief  einen  Schrecken 
hervor,  welcher  im  erröten  machte,  Er  war  18  Jahre  alt,  als  er  zum  ersten 
Male  eine  sexuelle  Empfindung  die  von  einem  Wolluetgefühl  begleitet  war, 
hatte.  Er  machte  init  emer  vielköpfigen  Familie  in  einem  Break,  welches  zu 
klein  war  um  mehreren  Leuten  das  Sitzen  zu  gestatten,  einen  Ausflug; 
mehrere  Kinder  standen  zwischen  den  Erwachsenen.  Ein  junges  Mädchen 
von  beilaulig  12  Jahren  kam  gerade  vor  ihm  und  nach  und  nach  zwischen 
seme  Knie  zu  stehen  mdem  sie  ihm  den  Kücken  drehte.  Erst  war  er  sehr 
pemlich  berührt,  nachdem  er  sich  aber  unbeobachtet  sah,  beruhigte  er  sich. 
Die  Reibung  rief  bald  eine  Erektion  hervor.  Beim  Hin-  und  Herschutteln 
des  Wagens  trat  ihm  das  kmd  auf  den  Fuß  und  er  bemerkte  daß  dieser 
Druck  das  Wollustgefuhl  und  die  Erregung  erhöhte.  Infolge  ein^-  heftigeren 
Erschütterung  des  Wagens,  die  einen  stärkeren  Dmek  des  Puße^  zur  Folge 
hatte  trat  die  Ejakulation  ein.  Er  empfand  eine  eexuelS  ß^ädlg  ng  die 
von  keinem  penihchen  Gefühl,  wie  es  gewöhnlich  die  nächtliche  Polluüon 
zur   Folge   hatte,    begleitet   war.     Am  Heimwpr-   w^-   ^      ■  "i  v,,a 

welches   vor  ihm  den  Platz   des  jungen  Echpn?  T   ^l^^'^'       ^ 

,-,  ■  i.       )        ■  L       ,  ,    ■'""S'*"  Maacüens   einnahm.    Es  war  eine 

traO  wWe,  .iO  „ne,.,  lobhata  WclJeMl  Z  Ze^elT™ 
Orgasmus   gefolgt  zu  sein.    D  eses   Fehlen   dpr  F^+.t,  «lesmai  vu« 

in  ein  den  ganzen  Tag  andauerndes  G  fühl  der  F^^"^  ^""'"'^  '^l 
angenehmen  Geiuhle,  welche  durch  den  ]>  nck  ts  ^^^  diese  ubera,^ 

waren,  hielten  den  ganzen  Tag  an.    Von  da  a^  h^f      ':T'!^'^\T7.^^^ 
oftmals  wiederholt,  wobei  er  einen  KitzeSz  und  Kall  in^H  ''t-n'"'  ^'    ^ 
Von  diesem  Augenblick   an  haben  ihm  d      Anbhc^un^^^^^ 
Frauen  nicht  mehr  dieses  Gefühl  der  An-tTi  t  Berührung  von 

hatte,  eingeflößt;  aber  sie  riefen  keLtx^ellenwSsS  '"''?  T''""  M 
liehen    Pollutionen,    die   früher   sehr  JX  .1     ^™^"^^f  ^^ch.   Dienacht- 

..„„...,  .u.acteeu.e,,  hatt,n:t.:*:LTSr™  vtTiiJ:^. 

fahre,,  and  dabei  f™  Gedränge  ™  Sn  Er  hattft  k  '\?°=f  i'"'' ,h°. 
intensive  GeMÜ  gehaR  Die  Pa'japhiHe  f ^0^2  s  f  ,:;'etr];itt n' 
durch  nur  m  qualenden  Gedankengängen  und  Traumon  *  l  --v:  /  i  .. 
Geschlecht  gar  keine  Anziehungskraft  aTihn  aus  "^"^  ^^  " 

Mit  27  Jahren  ist  er  nach  Paris  gekommen.  Seither  passiert  es  ihm  nun 
öfters,  daß  er  im  Omnibus  von  Leuten    Hi«  ai,   ;t„«       paosici  u  es  iimi 
anf  den  F„«  getreten  „i,d.    Zu^uT^J^ Z  '^S  J^^t^^T^i 


»      1 


I      , 


1       . 


Der  Symbolismus  des  Zwanges. 


33a 


dftr 

der 
an, 
Böi 
rief 


in  den  gepflaatei-toii  Straßen,  wo  eis  durch  die  nieehaiüöt-he  Tätigkeit  d^i- 
Ei-ecliütterung  vorbereitet  war,  geltend.  Nach  und  nach  lialjeii  eich  dieselben 
Sensationen  sogar  in  der  Trambalm  eingestellt.  Zuerst  waren  es  nur  junge 
Madchen,  welche  diese  Sensationen,  ohne  Bein  Zutun,  hervorriefen.  Dann 
hatten  alle  Frauen  dieses  Privilegium  und  er  fing  an  die  Gelegenheit  m 
euchen,  die  diese  Erregungen  auslöste,  trut/deni  ^-ne  nie  genug  lange  dauerten 
um  den  Orgasmus  herzuführen,  öfters  ]jroduziert«n  diese  Erregungen  in  dw 
darauffolgenden  Naclit  Träume,  welche  ein  immer  stärkeres  Gefülil 
Müdigkeit  bei   ihm  zurückließen. 

Eines  Tages,  als  er  mit  dem  Omnibus  fuhr,  sah  er.  daß  sidi  auf 
Plattfoi-m  nur  Frauen  befunden.  Er  bot  einer  von  ihnen  seinen  Platz 
weniger  aus  üöfliclikeit,  als  um  sich  den  anderen  nähern  zu  können 
jeder  Unebenheit  des  Bodens,  bei  jeder  Änderung  der  Fahrtrichtung  ,,„. 
die  Erschütterung  ein  Sciuvanken  des  Körpers  hervor  und  nötigte  die'PuJi- 
ttellung  zu  ändern.  Er  empland  ein  ungeheures  LustgefüliI;  da  sein  sexuelles 
Verlangen  nur  auf  die  Berührung  mit  dem  Fuß  eingestellt  war,  trat  nach 
kurzer  Zeit  dei'  Orgnsnms  ein.  Er  nahm  die  Gewohnheit  an,  sich  in  den 
.Straßenbahnen  su  nali  als  möglieh  zum  Eingang  zu  stellen  und  die  Füße 
vorzustrecken,  wen»  er  sah,  daß  eine  Frau  an  ihm  vorbeizugehen  sich  aii- 
fcchickl-c.  Es  war  eine  Enttäuschung  für  ihn,  wenn  riie  ilim  auswich  oder 
wenn  sie  sicli  ont-^f.hiddigle  und  ihm  auswich;  er  bemerkte  übrigens,  dnß  dies 
seltener  der  Fall  war  als  mau  glauben  konnte,  denn  die  Frauen  genierten 
tick  nicht  im  geringsten  und  entschuldigten  sich  selten.  Wenn  das  Darauf- 
treten eich  wiederhülle,  so  eniphndet  er  iniinclimal  voUkonnnene  Befriedigung. 
Er  war  zirka  31  .1  a  h  r  e  ;i- 1 1,  als  ihm  infolge  v  o  n  f  r  u- 
1 1  r  a  n  e  n  Erregungen  z  u  ni  c  i'  s  t  i'  n  Mal  de  i'  G  c  dank  e  k  a  ni, 
n  u  r  m  a  1  e  B  t-  z  i  e  h  u  n  g  e  n  zu  s  u  c  ii  e  n,  besser  gesagt,  er  sieht 
ee  plötzlicli  ein,  eher  um  seine  Neugierdezu  befriedige ii, 
als  von  einem  normalen  Instinkt  getrieben.  Der  Versuch 
wurde  in  einem  öfl'entlichcn  Hause  gemacht;  nach  der  Ejakulation,  welche 
er  nur  schwer  erzielte,  verspürte  er  eine  ungeheure  Müdigkeit  und  einen  mi- 
ühenvindliclien  Ekel,  Der  Ekel  wirid  mnso  befremdender,  als  das  .Madehon, 
niit  welchem  ihm  der  Zufall  zusammenführte,  durch  <lie  rührende  Schilderung 
ihres  Schicksale  eine  menieiitane  Sympathie  und  Anteilnahme  in  ihm  wach- 
rief, die  ihn  noch  heule  in  der  Erinnerung  in  Erstaunen  vei-sotzen.  Ein 
zweiter  Versuch,  den  er  nicht  viel  später  ausführte,  mißlang  wieder;  lui- 
glücklich  über  seinen  .Mißerfolg  ließ  er  sich  ohne  Erfolg  von  dem  Mädchen 
auf  die  Füße  ti'eten.  Scheinbar  hat  diese  Art  von  Erregung  mir  die  starke 
M'irkung,  wenn  sie  unerwartet  und  in  einer  bestimmten  AA'eise  öffentlich 
hervorgerufen  wird.  Seit  diesen  wiederholten  Mißerfolg  macht  ihn  der  Ge- 
danke traurig,  daß  er  anders  sei  als  die  anderen  Männer,  daß  man  es  vielleicht, 
besonders  die  Frauen,  bemerken  würde;  er  bekam  Anfälle  von  Depression 
und  gab  1894  seine  Stellung  auf.  Er  hat  sich,  allerdings  ohne  zu  exzessieren, 
dem  Alkohol  ergeben;  aber  bald  fing  er  an  an  Schlaflosigkeit  und  epitepsie- 
aitigen.  nächtlichen  Anfällen  zu  leiden.  Als  er  hörte,  daß  der  Alkohol  neue 
Leiden  hervorrufen  könne,  hat  er  ihm  plötzlich  entsagt;  zur  selben  Zeit 
brach  er  brüsk  alle  Beziehungen  ab  und  zog  sich  in  die  Einsamkeit  zurück, 
wo  er  sich  nur   religiösen  Beschäftigungen   hingibt. 

Als  er  die  epilepsieartigen  Anfälle  hatte,  war  er  34  Jahre  alt.  Seine 
kleine  Gestalt,  seine  eunuchenartige  Stimme,  die  fahle  Hautfarbe  und  die 
blonden  Haare  gaben  ihm  aus  der  Feme  das  Auesehen  eines  ganz  jungen 


-%---.-3«m^ 


236 


Fetiscliisums. 


II 


Mannes.  Trotzdem  war  er  wohl  proportioniert,  zeigte  keinerlei  Deformationeii, 
bis  auf  eine  Schwimmhaut  zwischen  zwei  oder  drei  Zehen  auf  heiden  Füßen. 
8eine  Geschlochts teile  waren  ohne  Deformation  und  von  nomialer  Größe, 
(liß  AL^liHcIliöhlon  und  der  Schamberg  waren  ziemlich  behaart,  aber  der  ganze 
übrige  Körper  war  unbehaart  und  im  Gesicht  trug  nur  das  Kinn  einige 
Bpärliche  Härchen.  Seitdem  er  der  Melancholie  verfallen  ist.  hat  er  ein 
greisenhaftes  Aussehen  bekommen,  sein  Körper  ist  gebeugt  seine  Hant  ver- 
schi-umpft  und  runzelig  und  sein  Blick  ist  stumpf  geworden.  [L'instinct 
sexuel.  Evolution  iet  dissolution  par  OLFire,  Paris  18<)q  Fpliv  Alrni 
Editeur  {S.  262-265).]  ' 

Wir  besitzen  leider  keine  Analyse  dieses  bemcrkcnswerton  Falles, 
aber  wir  können  konstatieren,  daß  sich  zugleich  mit  dem  Drnckfeti- 
Pchismus  die  Unfäliigkoit  zeigt,  den  normalen  VerkeJrr  auszuüben.  Audi 
iniiiidet  som   Leben  in  einen  religiösen  Dämmerzustand 

Alle  diese  Kranken  haben  ein  tiefes  Schuldbewußtsein.  Ohng 
Schuldbewußtsein  gibt  es  keinen  echten  Fetischismu.  Der  Fetisch 
stellt  dann  Lust  und  Strafe  zugleich  dar.  Ursprünfrlidb  soll  der 
Sclmierz  (he  Lust  vertreiben.  Der  Kranke  will  sich  durch  Schmerzen 
für  seine  sexuellen  Sunden  strafen.  Er  zieht  enge  Schuhe  an.  um  durch 
den  Schmerz  den  Fuß  als  Fetiscli  zu  vergessen.  Da  schleicht  sich  die 
Sexualität  in  das  Malium,  das  sie  verdrängen  sollte,  sie  bemächtigt 
sich  des  Schmerzes,  Unlust  wird  zur  Lust  und  schließlich  -ehen  Unlust 
und  Lust  eine  dauernde  Verlötung  ein.  Aber  der  Hauptzweck  iet  er- 
reicht. Das  Weib  is  ausgeschaltet  (resp,  der  geschlechtliche  Partner!. 
Es  handelt  sich  in  allen  diesen  Fällen  um  Infantilisten  für  die  nur  drr 
Koitus,  das  Hinemstecker.  des  Penis  in  die  Vagina  die'öünde  darstellt. 
Lust  von  anderen  erogenen  oder  erogenisierteu  (sensibilisierten)  Zonen 
ist.  keine  Sünde  und  wrd  nicht  als  Sünde  gewertet.  Die  sündhaften 
\orstellungen  werden  dann  in  hysterischen  oder  epileptischen  An- 
fallen im  1  räume  oder  in  Traumzuständen  erledigt.  Auch  der  vorher- 
gehende, sichtlich  degenerierte  Kranke,  flüchtet  in  die  Religion  wobei 
ilim  seine  epilepsieartigen  Anfälle  ein  Ausleben  seiner  Sexualität  ge- 
statten Ob  der  Druck  auf  den  Fuß  dem  Xagel  entspricht,  der  den 
Fuß  Christi  durchbohrt,  das  kann  ,ch  nicht  sagen.  Die  Möglichkeit 
ist  nach  Analogie  der  vorhergehenden  Fälle  nicht  von  der  Hand  zu 
weißen.  Die  Paraphilie  ist  dann  eine  Art  geheime  Heli-ion  \uf  die 
„Unnsexualität"  weist  seine  bis  zur  Pubertät  bestehende"  Enuresis  hin. 
Der  Fall  scheint  mir  wie  der  vorhergehende  mit  Mutterleibsphantasien 
verknüpft  zu  sein.  Der  späte  Beginn  der  Paraphilie  ist  bemerkens- 
wert. Es  dürfte  sieh  nur  um  einen  parapathisdien  L^berbau  über  ein 
lange  bestehendes  System  handeln.  Welches  mögen  die  infantilen 
Wurzeln  dieser  Paraphilie  sein? 

Der  nächste  Fall  eigener  Beobachtung  wirft  etwas  Licht  auf  die 
Entstehung  solcher  Paraphilien: 


ll 


Der  Syriiliolisraiis  lies  Zwiiii^os.  ^j„^ 

FaU  Nr.  44.  Herr  A.  L„  ein  26jähriger  Techniker,  erzählt,  daß  er  nur 
auf  eine  sonderbare  Weise  zum  OrKasniuö  kommen  könne.  Er  versuche  den 
Verkehr  immer  in  normaler  Weise.  Trotü  heltigeten  Bemühens  komme  es 
zu  kemem  OrgasniUH  und  zu  keiner  Kjakülalion.  Erst,  wenn  das  Weib  seinen 
Penis  mit  der  Spitze  des  Fußes  berühre,  treten  beide  ein.  Die  bloße  Be- 
rührung des  Fußes  genügt  schon,  um  Oi'gasmue  und  Ejakulation  hervor- 
zurufen. Zu  diesem  Zwecke  lege  er  Kich  innner  vorkehrt,  mit  dem  Kopfe 
nach  unten,  in  das  Bett.  ....  Mir  fiel  sofort  ein,  daß  unter  Geschwistein 
diese  Position  sehr  häufig  vorkommt.  Er  gibt  auch  zu,  in  der  Kindheit  viele 
Jahre  mit  einer  alteren  Sdiwester  in  dieser  PoKitiou  im  Bette  gelegen  zu 
sein,  -leder  mit  dem  Kopfe  nach  einem  6iifgegengeset.zten  Bettende  Sin 
drückte  wiederholt  den  Fuß  auf  seinem  erigierten  Penis.  Er  wisse  jetzt  nlcJil! 
ob  es  .\hsieht  oder  Zufall  war.  Er  habe  auch  nicht  daran  gedacht  Meine 
Frage  habe  ihn  auf  diesen   Ziisanimeiihang  gebracht. 

So  eine  älinliclie  Ätiologie  mag  auch  in  dem  vorhergehenden  Falle, 
wie  auch  in  anderen  älmlidien  Fällen,  anzunciiinen  sein.  Daß  die 
Menschen  dann  immer  eine  und  dieselbe  Szene  spielen,  bi'aucht  uns  nidit 
Wiuidei'  zu  ne]nnen.  Der  Parapathiker  ist  oben  der  Mensch,  der  seine 
\'ergangenhcit  nicht  überwinden  kann,  Ilun  schwinden  die  Grenzen 
zwisc.!u-n  Phantasie  und  Eealität  und  das  Symbol  wird  zum  alles  domi- 
nierenden Alli-inlierrschcr. 

Sehr  charaktcristischo  Aul'klärunj<  über  das  wichtige  Moment  des 
Einpressens  und  Bocngtseins  bringen  uns  spätere  Fälle.  Ich  luöehle 
bei  dieser  Gelcgcnlieit  auf  die  zahlreichen  Fälle  in  Band  V  (Psyclio- 
eexuellcr  Infiintilismus)  aufmerksam  madicn.  Die  infantile  Wurzel  iet 
dort  durchsichtiger  als  bei  den  hier  erwähnten  Fällen.  Aber  wir  dürfen 
nicht  vergessen,  daß  die  Kinder  durch  die  Windeln  und  diirdi  das  Steck- 
bett außerordentlich  stark  eingeengt  werden,  was  bei  der  Psj'chogonese 
des  Fetischismus  eine  große  Rolle  spielt.  Denn  alle  Fetischisten  sind 
ausgesprochene  Infantilisten.  Das  zeigt  schon  die  hartnäckige  Per- 
sistenz eines  infantilen  Eindruckes. 

■  Wir  müssen  eben  bedenken,  daß  ein  parapatliisches  Symptom 
niemals  allein  durch  eine  Determinante  zustande  kommt.  Immer  re- 
präsentiert das  Symptom  eine  Vielheit  von  Ursaclien,  die  oft  hetero- 
genster Natur  sind.  Die  Parapathie  zeiclmet  sicii  ja  eben  durch  diese 
Kompromißnatur  aus.  Jedes  Symptom  ist  ein  Kompromiß  aus  ver- 
schiedenen Regungen.  Der  Fetisch  ist  Zukunft  Und  Vergangenheit,  Kind- 
heit und  Gottheit,  Zwang  und  Freiheit,  Schein  und  Realität  .  .  . 

Lebt  tatsächlich  in  jedem  Menschen  das  Erinnerungsbild  an  ilio 
Zeit,  wo  er  in  den  Windeln  eingeschnürt  die  Wonne  empfand  ein  Kind    , 
zu  sein?i)    Ich  erinnere  an  den  Fall    (Band  V,   Nr.  19)    eines  Mannes, 


■» 


^)  Eine  Mütter  teilt  mir  fülgüiirle  feini>  Beobachtung  mit:  ..Mriii  kleiner  öj^'iJirincr 
Sohn  pflegt  schon  seit  seiner  Mtieeteii  Kindheit  eich  mit  Vorliebe  die  Püläe  uiitfjh;Ub 
<3er  Kniee  zusammenzubinden.    Er  versucht  dann  zu  geben,  was  natürlich  kaum  möglich 


238 


Fetisfhismu«. 


ii 


? 


der  sich  in  Leintücher  einband  und  deiazierte,  um  das  Kind  zu  spielen. 
Ich  glaube  daran,  daß  die  ersten  Ursachen  in  somatischen  Reizon 
liegen,  sozusagen  der  primäre  Kern  des  Leidens.  Später  kommt  es  ^» 
einem  psychischen  Überbau,  so  daß  der  Druck  den  Zwang  symbolisiert, 
den  man  auf  sich  selbst  ausübt  und  den  die  Umwelt  auf  uns  lasten  läßt. 
Die  Parapathie  ist  der  Spiegel  des  inneren  Kampfes,  sie  drückt  den 
Ijsychischen  Konflikt  und  seine  Kompromißlösung  aus. 

Der    nächste  Fall    stanunt    aus  der   Praxis  von  Löwenfeld    unJ 
bietet   gleichfalls  sehr  interessante   Gesichtspunkte. 

■  '  Fall  Nr.  45.  Die  erste  Syur  einer  perverKeii  Neigung  merkte  ich  an 
mir  echon  in  nieimm  Kinder-  \yak.  Kiialietijaiireii;  damab  empfand  ich  schon 
eine  wollüstige  Emplindung,  wenn  ich  an  anderen  Knaben  Rohretiefel  mit 
steifen  Schäften  eah,  besondors  solche  mit  Lackleder.  Ich  muß  hier  vor 
aliem  oinsrlialtcn,  daß  der  Vater  von  B  e  r  u  f  Schuhmacher  war,  ich 
also  ein  großes  Feld  für  meine  Leidenschaft  hatte.  Deutlich  erinnere  ich 
mich  noch,  in  den^erstsn  Sehuliahien  öfters  einem  Knaben  nachgeschlichen 
au  sein,  der  solche  Stiefel  trug.  Biese  Neigung  nuhm  aber  bald  einen  größeren 
Umfang  an  und  richtete  sich  auch  auf  Mädctien,  die  weiße  Strümpfe  und 
Schuhß  mit  Spangen  trugen,  wie  man  dies  früher  oft  sehen  konnte.  Als 
ICnndschaft  hatten  wir  unter  anderen  auch  einen  Professor  H.  der  di'ei 
hübsche  rciaende  Miidchcn  haft^?.  die  oft  hei  uns  plauderten  und  hei  der 
Arbeit  zusahen. 

Damals  schon  verstand  ich  es.  wenn  diese  Madchen  da  waren,  mir  einfii 
geeigneten  Platz  zu  suchen  rmd  mit  der  ratHnieiten  Sinnlichkeit  eines  Er- 
wachsenen diese  Mädchen  zu  heohachten,  wie  ihre  Füße  in  den  verschiedensten 
Paraden  sich  zeigten,  wie  sie  neue  Schuhe  anprobiei-ten  usw  Auch  trieb 
ich  damals  schon  Onanie.  Ich  konnte  mich  im  Bette  in  eine  gewisse  wollüstig'' 
Stellmig  bringen,  mich  meinen  Gedanken  an  Schuhe  hingeben  und  ein  ge- 
wisses Höchslgofühl  \'on  Wollust  haben.  Später  einmal  las  Ich  etw.is  über 
Onanie  der  Kinder,  über  Abgang  eines  gewissen  Samenhauches  und  erinnerte 
mich  an  meme  damahgen  Handhingen.  Wenn  zu  iener  Zeit  Schuhe  von  diesen 


ist.  ihm  abor  uiigplieuriii  Spaß  bei-fitet.  Er  spieLt  sehr  geme  mit  Gürteln  dir  pi'  sh-h 
in  allen  möglichci  Formm,  um  dm  Loib  legt.  Mich  bittet  er  immer  icli  niiigu  ihn  do'-h 
Linden!  Er  verklmdet  Bich  furchtbar  gerne,  nieht  dann  von  mir  Klei  dun  gäslQcice  an, 
die  ihm  erreichbar  sind.  Dae  Uauptvorgnügra  dabei  ist  für  ihn  eich  das  Gesicht  -ji"- 
/upudern.  Sein  Ideal  wäro  aber,  woon  ich  ihn  einmal  ak  Babz  verkleiden  wüi'de.  Kr 
bettelt  midi  immer  an,  ich  soll  ihn  doch  einbinden  wie  einen  Säugling  in  eine  Deck« 
wickeln  und  dann  hernrntragen.  ' 

Wichtig  ist  Bicherlieh  der  Umstand,  daß  mein  Jnnge  unendlicli  an  mir  h&ngt 
und  leider  bj8  zu  semem  -zweiten  Jahr  zu  mir  ine  Bett  kam  wo  er  sehr  zartUeh  . 
init  mir  war.  Er  litl  bis  vor  kurzem  an  Eimreeis  und  Pavor  nocturnus  Ich  weiß  seit 
der  Lektüre  Ihrer  Büclier,  daß  ich  Eehr  viel  schnld  an  Ruinen  neurotischen  Zuständen 
bin,  weil  i«,ch  ich  meme  ganze  Zärtlichkeit  an  ihn  vergeh  wendete,  und  ihn  dadurch  an 
mich  linierte. 

Eines  Beiner  Lieblings  spiele  war  ee  auch,  sich  die  RoiileaUächnur  als  ScUint^e 
'um  den  Hüls  zu  legen.  wol)ei  er  sie  (est  anzog.  Dann  rief  er  „Schau  Mama  ich  erwfirs^ 
■mich!-' 


~-iä7S3:^^S^;=-=^ü=r5=-SS 


i'er  Syiiibolisnms  des  Zwau^es,  „..^^ 


hübsch™  Kindeni  da  waren,  konnte  ich  sie  nicht  Kenue  bfit^st*«    w    ■    u 
und    vor   allem   iiincingrcifeii.  ^    ^  t^tasten,   benechoii 

So  vergingen  Jahre.  Mein  echreddichcr  Hang  für  Schuhe  vermf^hH. 
...h  nur  «nd  dehnte  dch  auch  auf  Knopfstiefel,  Mbsche  hohe  Schnü? 
6  tief  6l  aus.  Ich  wurde  im  Geschmack  förmlich  raffiniert  vnr  .,,1 
ehrt.  .:h  solche  Stiefel  und  Schuhe,  d.e  Mädchen todF™'  angeh t^tL"  'd,': 
nur  wenig  oder  gar  keinen  P  u  ß  .  ch  w  e  i  ß  hatten.  Die  Schuld  von  S'ch' 
verghch  ich  im  Geiste  nur  mit  einem  „engelreinen  KelcL"  S 
reizten  mich  auch  vor  allem  .olche   Kiiopfstiofel.  die  mit  weißem  Fh^H? 

;"  i"<-''neii  ersten  Schuljahren   hatte  icli   auch   öftere   ohne  allen   Grund  1*1' 

eintretende    Erektionen;     diese   SteilTieit   des    Gliedes    war   aber   ma   keS^^^t  ^ 

Wolliietgefahl,  sondern  mit  einem  Brennen  im  Glied,  allgemeinem  Unbel 
hagcn  im  Unterleihe  verknüpft.  Aiich  litt  ich  zu  jener  Zeit  an  Bettnässen  ' 
dies  alles  verlor  ich  aber  wieder.  Noch  mehr  aber,  als  die  Leidenschaft  füi- 
Stiefel,  machte  «ich  nach  und  nach  eine  schrecklichere  und  nachhaltigere  in 
mir  breit,  eine  merkwürdige  Neigung,  unter  der  ich  letzt  schon  über  2Ö  Jahre 
leide,  und  der  ich  ungeziihlte  schnicrzüclie  Stunden  zu  verdanken  habe  Ich  ■ 
mochte  vielleicht  10-12  Jalire  zählen,  als  ich  anfing,  solche  Knaben  und 
Madchen  mit  Interesse  zu  beobachten,  die  steife  Kragen  trugen.  Zu  jener 
Zeit  waren  gewisse  breite  Leinencliemisettcu  iür  Knaben  und  Mädchen  im 
Gebrauch,  und  e^  innchie  mir  ein  Wolhistgefühl,  an  diesen  steifen  Kragen 
zu  kratzen.  Ich  erinnere  mich  an  einen  kleinen  Verwandfen,  damals  einen 
hübschen  Jungen,  der  ein  solches  Ding  am  Halse  hntle;  er  sagte  zu  mir, 
ee  sei  ihm  zu  eng.  und  zeigte  mir  eine  wunde  Stelle  nm  Halse,  die  ihm 
der  Ki'agen  verursacht  hätte;  damals  empfand  ich  eine  heftige  geschlecht- 
liche Erregung.  Seit  jener  Zeit  war  ich  wie  von  einem  höllischen  Zauber 
umstrickt,  die  Gedanken  an  steife  weiße  Kragen  gewannen  immer  mehr  Raum, 
insbesondere  konnte  mich  der  Anblick  eines  solchen  Kragens  au  einem 
hübsehen  Mädchen  ganz  rasend  nuicheu.  Ich  bekam  jedesmal  heftiges  Herz- 
klopfen und  goschleehiliche  Erregung;  woun  der  Kragen  hoch  war, 
ein  föi-mliches  Gefühl  von  Schwindel.  Dazwischen  kamen  auch  noch  die 
Neigungen   für  Schuhe.    Knopfstiefel  usw.    lu   meinem    13.  Jahre   hatte  ich  '  . 

schon  eine  Ahnung  von  dem  unseligen  Drang,  der  mich  erfaßt  hatte,  obwohl 
mir  der  eigentliche  Begriff  „pervers"  noch  fremd  war;  so  glaubt«  icli  bereits, 
daß  mein  Zustand  ein  besonderer  sei,  ein  unheilbarer,  wie  ich  dies 
eigentlich  noch  jetzt  glaube.  Damals  schon  las  ich  einzelnes  über  Selbsl- 
befleckung  usw.  Ich  sollte  nun  auch  irgend  einen  Beruf  mich  widmen: 
einige  Handwerksmeister  verschiedener  Professionen  schilderten  ihr  Gewerbe 
aber  selbst  in  ungünstigem  Lichte,  warnten  förmÜdi  vor  ihrem  Handwerk. 
und  so  kam  es,  daß  ich  damals  das  Geschäft  des  Vaters  lernen  sollte.  Trotz 
meiner  Leidenschaft  für  Stiefel  verspürte  ich  hierzu  keine  rechte  Lust,  das 
Sitzen  wollte  mir  nicht  recht  behagen,  auch  hatte  ich  ein  Gefülil,  daß  ich 
hier  ewigen  Anfechtungen   ausgesetzt  sei,  es  wäre  besser  für  mich,   etwas  ' 

anderes  zu  ergreifen.  Um  keinen  Preis  aber  hätte  ich  mich  entdecken  mögen. 
So  kam  es  also,  daß  ich  zu  Hause  blieb  und  mich  der  Schuhmacherei  widmet«. 
Das  Werk  Dr.  MoUs  kam  im  22,  Jahre  in  meine  Hände.  Ich  möchte 
hier  noch  erwähnen,  daß  icli  auch  in  jener  Zeit  mit  einem  Bekannten  zu  einer 
Prostituierten  ging,  der  Erfolg  war  der  bekannte.  Über  eine  anfängliche 
Erektion  brachte  ich  es  nicht  hinaus;    ich  ging  mit  der  halben  Überzeuguu" 


340 


L'ctischisiiuii-, 


»! 


impotent  zu  sein,  und  ähnlich  den  Pereouen  in  Krafft-Ebinge  Werke  ver- 
epUrte  ich  keine  Lust  ni^hr,  zu  einer  Öilentlichen  Dirne  zu  geheu. 

Von  den  Mitl-eln,  die  ich  damals  ergriff,  meiner  Triebe  Herr  zu  werden, 
möchte  ich  die  weiten  Spiizicrgängo  nennen,  die  ich  damals  unternahm,  um 
nur  i-echt  müde  zu  werden.  Die  Freude  au  den  Schönheiten  der  Natur  ist  es 
haiipteächlich  auch  heute,  die  mir  mein  Los   erträglicher  macht. 

Wenn  ich  z.B,  eine  (am  besten  schwarsi  gekleidete)  Dame  sah,  die 
einen  liehen,  engen  Kragen  trug,  so  ging  ich  ihr  oi't  solange  nach,  bis  sie 
mit  der  Hand  eine  Bewegung  am  Kragen  machte,  oder  beim  Umsehen  oder 
Seitwärtssehen  eine,  gewisse  Kopfhaltung  machte,  als  ob  der  hohe  Kragen 
i  li  r  eine  Unbequemlichkeit  v  c  )■  u  r  s  a  c  h  o  —  in  diesem  Momente 
i'iililto  ii-li  immer  einen  Schlag,  einen  Druck  am  Herzen,  den  ich  am  Besten 
mit  einer  Bliitwello  vergleichen  möeht«.  Sobald  aber  'diese  obenerwähnte 
Bewegung  an  Kopf  oder  Hand  des  weiblichen  Wesens  geschah,  blieb  immer 
ein  gedankonerzeugender  Moment  dazwischen,  in  dem  sich  der  Begriff 
herausschälte:  „Kräftig  wirkt  der  Zauber  und  so  bist  du  verloren"  und 
gleich  darauf  fühlte  ich  prompt  den  Druck,  die  Blutwelle  in  der  Brust.  Und 
so  ist  es  heute  noch. 

Ich  kaufte  einem  Jlädchen  damals  einen  hohen  Leinenl;ragen,  ein  paar 
Manschetten  und  fi'eute  mich  wahnsinnig,  einen  genußreichen  Abend  7.u 
haben.  Sie  /.eigle  auch  hierfür  viel  8inn,  ich  könnt«  mich  nicht  satt  sehen 
jenen  Abend  an  ihr.  buclistäblich  gesprochen,  s'ie  mußte  mir  unzählige 
Male  immer  wieder  den  Kragen,  den  sie  sich  auf  mein  glühendem  Bitten 
recht  eng  gerichtet  hatte,  mit  dem  Finger  lockern,  und  als  ich  be- 
merkte, daß  an  ihrem  Hals  eine  aufgescheuerte  Stelle  entstand  verspürte 
ich  die  ßiiineslust,  wie  sie  ein  Sadist  vielleicht  empfindet.  So  oft  ei'<>  die  Hand 
an  den  Ki'agen  legte,  gingen  mir  die  sinnlichen  Wollen  durch  den  Korper. 
Ähnliches  konnte  ich  schildern,  als  sie  einst  neue  Knopf^tict'el  tru"-  ah  ich 
die  neuen  hübschen  Stiefel  sah,  stund  mir  schon  wieder  der  Genuß  vo'r  Augen, 
den  mir  das  Ausziehen  geben  würde. 

Das  Verhältnis  blieb  aber  nicht  immer  so  ungetrübt  und  wurde  eben- 
falls  nach  kurzer  Dauer  gelost. 

Es  folgte  eine  dritte  Liaison,  diesmal  mit  einem  Mädchen,  das  sich 
als  geschwängert  und  von  ihrem  Liebhaber  verlassen  erwies.  Es  heißt  dann 
weiter:  „Ich  ihri  hier  nicht  vergessen,  eine  neue  Liebhaberei  zu  erwähnen, 
die  sich  bei  mir  schon  seit  geraumer  Zeit  gebildet  hatte:  die  Liebhaberei 
für  enge  Ärmel.  Dem  Madchen  mm  wußte  ich  hierfür  Intoresse  einzu- 
flößen. Sie  war  von  etwas  voller  Figur,  und  es  machte  mir  Genuß,  ihr  unter 
den  Arm  .u  greifen  und  den  Schweiß  spüren  zu  können,  wenn  sie  eine  an- 
gehheßendeiaille  getragen  hatt^.  Ich  verstand  es  jetzt  vortrefflich,  das 
Madchen  abzurichten.  Große  Beredsamkeit,  listige  Komplimente,  immer- 
wahrende Schmeichelei  über  ihre  körperlichen  Vorzüge  wandte  ich  an  um 
-sie  füi'  meine  perversen  Liebhabereien  empfanglich  zu  machon  und  ich  kann 
eagen.  es  gelang  mir  auch.  Im  Laufe  der  Monate  entstand' ein  fömlicher 
Briefwechsel  m  dieser  Hinsicht  zwischen  uns;  ich  schrieb  ihr  die  phantasie- 
reichst«n  beb i Iderungen,  und  sie  antwort-eto  entsprechend  Die«e  Briefe  habe 
ich,  verbrannt,  um  dem  Reiz  zu  entgehen,  den  sie  doch  immer  gehabt  hätten. 
Der  Inhalt  ist  mir  aber  doch  noch  im  Gedächtnisse'" 

„Über  eine  andere  Gofiihlserscheimmg  möchte  ich  noch  berichten; 
nämlich  daß  eine  weibliche  Person,  die  einen  Zwicker  trägt  mir  auf  jeden 
Fall  nur  wenig  oder  kein  Interesse  einflößen  kann    wenn  sie  auch  die  b^ 


SA,, 


■?M 


Der  Symliolismus  des  Zwaagee,  „.^ 

treffenden  AUnbuto  am  Leib  hat.    yondcrbar  ist  mii'  auch  «chnn  .,..  k- 
d.ß  mich   «og.r   im   Traum   die.o   .^.o>:kU^cn   mlLrt,^  °^    , --■ 
..nma      oftcT«   und   m.rkwürdigorweiso   imm«r   dieselbe   JlaadE 

Ich  muß  hier  Vümu.schicken.  daß  icli  alijährli.-h  mindestens  ein-  nrl.,- 
ziveimal  eme  gewieso  Undschaft  aufsuche;  einen  mir  ■ib^ob.t  ,T  ,  " 
.cheinondon  Platz,  der  mir  als  eine  Zaflucbt  vor  Irelnen  D^gt  ersleS 
-  von  dieser  Gegend  nun  bringt  mir  der  Tn.um  ein  Bild  vor  dleS^b  S 
h.er  plötzlich  ein  Gcbände  steht,  nnd  wenn  ich  erstaunt  unw  Sig  .'^  ^dt 
Ecke  des  Hausos  gehe,  so  begegnet  mir  plöfzUch  eine  ältere  Fvt,  L 
üoden  sieht,  gelbigt  von  drei  hübschen  Mädchen,  die  zu  Sor  R.  r 
das   .eigen,   dem   zu   entiliehen   ich  gekommen   wir.  Bestürzung 

Es  gibt  Zeiten,  wo  ich  glaube  der  Sache  gegenüber  geklärter  zu  stehen 
dann  wieder  kommen  Momente  von  tiefsinniger  entsetzlicher  TrauriSS?' 
In  formbchen  Schrecken  und  sinnliche  Aurrogung  kann  mich  auch  etwt 
Gedrucktes  bringen,  das  meine  Leidenschaft  berührt 

Ich  nnii.-!ife  nun  ku  dem  übergehen,  was  mir  als  das  Wichtigste  uml 
Bedeutendste  erscheint,  nämlich  zu  dem  Gefühl  des  doppelten  Ich  das  mir 
bei  besündorem  Aultrekn  der  perversen  Gefühle  zum  Ausdruck  kommt  \Vio 
schon  bericht^'t,  bemühe  idi  mich  ja  fortwähreiui,  die  perversen  Gefühle  und 
die  damit  veibimdenen  Laster  zu  unterdrücken,  teilweise  gelingt  es  aber 
mmier  kommen  die  Zeiten  der  Uttckfälle;  es  ist  wie  mit  einer  auf-  und  al»- 
stcigenden  Periode.  Es  gibt  Zeiten,  wo  die  perversen  Neigungen  stärker  als 
sonst  auftreten,  der  Körper  befindet  sicli  wie  in  einem  fieberhaften  ent- 
zündJichcn  Znstand,  das  Druukgofiihl  unter  einer  Leiden- 
schaft zu  stehen,  die  von  Normalen  nur  mit  äußerstem  Spott  bedacht 
wird,  die  Meinung,  daß  auch  (kv  beste  Arzt  hinterher  echließlich  auch  nur 
ähnlich  denkt,  wirkt  lähmend  auf  alles.  Und  wenn  dann  wieder  ein  be- 
sonders reizvoll  erseheinendes  weibliches  Wesen  mir  über  den  Weg  küinmt, 
dann  tritt  der  gefürchtete  Augenblick  wieder  ein,  wo  ich  sehe,  wie  schreck- 
lich tief  das  Übel  Wurzel  gefaßt  hat.  (Auszug  aus  Löwenfeld,  „Sexualleben 
und  Nervenleiden",    5.  AuÜ.,    I.  P.  Bergmann,    Wiesbaden    1914.) 

Dieser  P'all  zeigt  uns  wieder  einmal,  wie  das  „Beengende"  so 
leicht  zum  Fetisch  wird.  Der  infantile  Eindruck  der  drei  hübschen 
Mädchen  kehrt  auch  in  den  Träumen  wieder.  Die  Vergöttlichung  des 
Petisch  zeigt  sich  in  dem  Vergleiche  der  Schuhe  mit  „engelroinen'' 
Kelchen.  Die  Abneigung  gegen  Schwoißfüße  mag  vielleiclit  einer  ver- 
drängten Neigung  entsprechen  und  unterstützt  die  Beliauptungeu 
Abrahams,  daß  der  Scliweißfuß  in  der  Psych ogencsc  des  Fußfetisdiismus 
eine  gewisse  Rolle  spielt.^)  Die  Beziehungen  zur  Homosexualität  sind 
eelir  durchsichtig.  Das  Interesse  springt  immer  von  Knaben  auf 
Mädchen.  Es  fragt  sich,  ob  überhaupt  ohne  sehr  starke  Beteilung  aor 
Homosexualität  ein  Fetiscliiemiis  zustande  kommen  kann.  Denn  immer 
wieder  zeigt  sich  diö  Abkehr  vom  Weibe,  die  Neigung  zu  Knaben 
Erst  läuft  er  Knaben  nach,  dann  überträgt  sich  die  Neigung  auf  Mäddien. 

*)  üiG  aktive  llirchhiBt  und  difl  Bedeutung  des  Schweißes  für  si'in  Koxuaüpben 
beweist  die  Tateaeliu,  tiaB  ihn  der  AchBciRthweiß  ecKuell  erregt  und  daß  it  direkt  unter 
den  Ärmel  greift,  um  den  Schweiß  zu  Epürcn. 


Stotel,  Slllrungen  di'f  Tritb    und  AffolillobonK,  Vil. 


1<) 


5'i ' 


1  . 


o 


!? 


242 


Fetisch]  Bmne. 


Die  eteifen  großen  Leinonkragen  interessieren  ihn  gleicherweise  bei 
Mädchen  und  Knaben.  Daß  er  impotent  ist,  weil  er  vor  dem  Weiho 
flieht  ist  ebenso  klar,  wie  daß  er  bei  Prostituierten  nicht  reüssieren 
kann  Wir  sehen  aber,  wie  das  Interesse  überhaupt  dem  eingeschnürten 
Körper  zugewendet  ist.  Erst  ist  es  der  Fuß,  dann  kommt  die  Kragen- 
manie und  dann  der  enge  Änuel.  Er  dieht  vor  der  Homosexualität, 
vor  den  Schrecken  des  Weibes  in  eine  Parapathie,  er  fixiert  sich  an 
ein  Symbol.  Die  merkwürdigen  Traum-  und  Schlafzustände,  die  wir  bei 
der  Besprechung  des  Infantilismus  und  der  Impnlshandlungen  hervor- 
gehoben haben,  sind  auch  hier  zu  konstatieren.  Deutlich  ist  auch  die 
vorgeschrittene  Spaltung  der  Persönlichkeit,  die  allerdings  nicht  zu 
epileptischen  Zuständen  geführt  hat. 

Bemerkenswert  ist  in  diesem  Falle,  daß  die  Paraplülie  vom  Fuße 
axii  den  Hals  übergegangen  ist.  Das  erinnert  an  den  klassischen  Fall 
von  Havelock-Ellis,  in  dem  das  Pressen  des  Kehlkopfes  das  Pressen  des 
Gliedes  ersetzen  kann.  Sicherlich  spielen  sadistisch-kriminelle  Phan- 
tasien mit,  deren  sich  der  Kranke  nicht  bewußt  sein  will.  Hängt  es  mit 
dieser  aktiv-sadistischen  Einstellung  der  Fetischisten  zusammen,  daß 
wir  so  selten  weibliche  Fetischisten  beobachten  konnten? 

Einen  weiblichen  Fall  von  Stiefelfetiscliismus  beschreibt  H.Hnri- 
Hellmyth.'') 

Fall  Nr.  46.  Es  handelt  eich  um  eine  Generalstochter,  die  von  Jugend 
auf  eine  besondere  Leidenschaft  für  die  glänzenden  Reiterstiefel  ihre«  Vaters 
zeigte.    „Ein  Mann  zu  Pferd  mit  den  hohen  Stiefeln  ist  eigentlich  erst  ein 
echter  Mann."    Sie  wies  verschiedene  Bew^erbungen  zurück  und  verlobte  sich 
mit  einem  um   30   Jahre  alteren   Oberstleutnant.    (Vater-Imago!)   Sie  wies 
alle  Vorstellungen  der  Famihe  mit  Hinweis   auf  seine  entzückenden   Füße 
(Reiterstiefcl)     zurück.    Der  Bräutigam    starb   vor   der  Hochzeit    und   sie 
lieiratcto  einen  auffallend  häßlichen  Oberst  wegen  seiner  hohen  Eeiterstiefeh 
Sie     ist     sterblich     verliebt     in     seine     entzückenden     Rciteratiefel.      Ein 
Zivilist  mit  niedrigen  „verhatschten"  Schulten  ist  für  sie  gar  kein  Mann. 
„Vor  Reiterstiefeln  kann  man   zittern   und   sie  zugleich   lieben.    Natürlich 
fällt  die  Ehe  unglücklieh  aus.    Wahrscheinlich  ist  sie  anäethetisch.    Sie  rat 
einer  Freundin  nicht  zu  heiraten,  weil  nackte  Füße  schrecklich  seien.    Ein 
Mann  mit  nackten  Füßen  ist  ein  Sdicusal.    „Wenn  ich  mir  nur  die  große 
Zehe  vorstelle  (offenbar  ein  Penis-Sj-mliol!),  graust  es  mir  schon.    Und  die 
Mgel,  die  immer  verkrüppelt  sind  und  die  kleine  Zehe,  die  nicht  wachsen 
kann,  das  ist  ein  greulicher  Anblick."  Sie  selbst  trag  gerne  möglichst  hoch 
hinaufreichende  Stiefletten,   wegen    des  strammen   Aussehens  und    des   an- 
genehmen  Gefühles    des   Ein  ges  chn  ür  teei  ns!     Hohe  Stiefel 
sind  entzückend  dezent,  weil  sie  die  Formen  der  Wade  verhüllen,  während 
sie    Ledergamaschen    und  Wadonstutzen    unanständig    scharf    hervortreten 
lassen. 


^)  Ein    Faü    von    weibiicliem  -Fuß,     nchtiger    StiefeUotiechieiiiue.     Int.   Zeit&'lir- 
für  ärztl.  Psycho  anal  yec,  S.Jahr,  1915,  H.2. 


f 


Der  SymboIismiiH  dos  ZH-anges,  'Jd.-' 

AIb  Kind  wünschte  sie  sich  hohe  Keiterstiefe!  und  war  glücklich  als 
ihr  der  Vater  an  dem  Geburtstage  hohe  Reiters  tief  ein  schenkte.  (Identi- 
fizierung mit  dorn  V:itor!) 

Hellmuth  bemerkt  zu  diesem  Falle:  „Für  den  Charakter  dos 
echten  FetiBchismuB  spricht  der  Umstand,  daß  ilir  volles  und  einziges 
Interesse  an  einem  Manne  dessen  Fußbekleidung  galt,  daß  der  Mann 
sozusagün  die  unvermeidliche  Staffage  zu  dem  Fetisch  war,  was  sie 
selbst  in  klaren  AVorten  ausspricht.  Sie  verzichtet  nicht  bloß  auf  das 
normale  Sexualziel,  sondern  sie  nimmt  zur  Voi'stullung  ihres  Fetisch 
Zuflucht,  um  sich  die  ehelichen  Pflichten  erträglich  zu  machen." 

Würde  es  sich  um  einen  Mann  handeln,  so  würde  er  wahrscheinlich 
für  den  normalen  Koitus  impotent  sein.  Ein  Weib  kann  trotz  An- 
ästhesie noch  immer  Kinder  gebären  und  den  Koitus  passiv  erduMe-n. 
Wir  sehen  aber  deutlich  ein  Abrücken  von  der  normalen  Sexualität. 
Sie  wählt  eicli  ältere  Mäimer  und  flieht  die  jungen,  nicht  nur  nm  einen 
Vater-Ersatz  ihr  eigen  zu  nemien,  sondern  um  dadurch  der  stürmiseiien 
Loidenschaft  der  Jugend  zu  entfliehen.  Sic  zeigt  gleichfalls  das  S>iiiptom 
„des  symbolischen  Zwanges"  in  ihrer  Freude,  in  hohen  Schaf tstiefletlen 
f-ingcschnürl  zu  sein.  Ihr  Ekel  vor  dem  nackten  Fuß  entspricht  wolii 
dem  Ekel  vor  dem  nackten  Penis.  Keineswegs  hewieson  ist  es  aber  — 
wie  Saßger  und  Hellmuth  es  annehmen  — ,  daß  der  Stiefel  bloß  Ponis- 
Ersatz  ist.  J^eider  ist  der  Fall  nicht  analysiert.  Er  ist  aber  durch- 
sichtig und  charakteristisch  genug,  um  hier  erwälmt  zu  werden. 
.  ■  Ein  ausgezeichnetes  Beisiiiel,  wie  das  Symbol  das  Geschlechtliche 
ganz  vordrängen  kann,  bietet  der  nächste  Fall  Löireiifelds,  der  wieder 
das  Thema  der  Schaftstiefel  behandelt. 

Fall  Nr.  47.  .,WaB  nun  die  geschlechtliche  Fragß  betrifft,  so  muß  icli 
wohl  als  Kind  einmal  irgendwo  im  Theater  oder  auf  der  Stralie  eine  Reit- 
dame zu  Geeicht  bekommen  haben,  die  hohe  Sehaftetiofe!  trug.  Das  hat  anf 
mich  einen  bleibenden  Eindruck  gemacht;  denn  ich  habe  als  Knabe  iauner 
die  merkwürdige  Tendenz  gehabt,  mit  Vorliebe  mir  den  Anblick  von  Ecit- 
damon  zu  verBclmflen,  sei  es  in  natura  oder  auf  Abbildungen,  und  awnr  waren 
es  vor  allem  die  hohen  Stiefel,  dio  mein  besonderes  Interesse  erregten, 
aber  nur  wenn  von  weihlichen  Personen  getragen,  dagegen  von  Männern, 
absolut  nicht.  Als  Jüngling  entstand  beim  Anblick  derartiger  Damen  dann 
Samenerguß,  und  ich  gestehe,  daß  mich  die  Neigung  so  packte,  daß  ich, 
wenn  sich  mir  Gelegenheit  bot,  im  Theater,  Zirkus,  in  der  Nähe  von  Reit- 
echulen,  einen  solchen  Anblick  mir  zu  verschaffen,  ich  der  Versuchung  absolut 
nicht  widerstehen  konnte.    Dabei  erfolgte  dann  stets  Samenerguß. 

■  Infolgedessen  pflegte  ich  keinen  normalen  geschlecht- 
liehen Verkehr,  sondern  suchte  meinen  Geschlechtstrieb  auf  diese  Weise 
zu  befriedigen.  Da  eich  in  dieser  Frage  niemand  um  mich  bckiimniert  hat, 
60  habe  Ich  es  bis  zum  26.  Jahre  so  weiter  gemacht.  Im  2f>,  Jahre  suchte  ich 
endhch  in  M.  einen  italienischen  Psychiater  auf,  Prof.  A,  R.  und  hat  um 
Ratechlag.    Derselbe  riet  mir  ein  geeignetes  Mädchen  zu  suchen,   dasselbe 


544 


FetisrhismuS, 


'^ 


SO  zu  kleiden  '  wie  es  meine  Phiintasie  liebe  und  dann  dc-ii  üoächlerihl.-^ala 
zu  versuclieii. '  Dlis  tat  Ich  und  der  G eschlccM*ak:t  gelang;  ich  fiidelti>  den 
Donnalen  Geschlechtavcrkelu-  iangsiim  ein.  Ich  versuchte  nun  auch  ohne 
Kleid  und  Stiefel  den  Akt  zu  vollbringen,  manchmal  gelang  er,  manchmal 
auch  nicht-  bei  entsprechender  Kleidung  ist  eben  mehr  Sicherheit  vorhanden. 
"Die    weiblichen    Geschlechtsteile    interessieren    nrich 

wenig. 

Es  hat  sich  nun  bei  mir  die  Tendenz  herausgebildet,  auf  der  Strai-le 
die  Fußbekleidung  der  Frauen  bisweilen  zu  beobaehtcn  und  ruft  h  o  li  o 
elegante  Fußbekleidung  leicht  Erektion  hervor,  die  sich  zum  Samenerguß 
stcigoi-n  kann,  wenn  ich  der  betreffenden   Person  folge. 

In  Schaufensterauslagen  rufen  wohl  hohe  und  Schaftstiefel  für 
Damen   einiges    Interesse  hervor,   jedoch   keine   Erektion    und   Samenerguß. 
Derselbe  tritt  erst  ein,  wenn  der  Gegenstand  von  der  Person  getragen  wird. 
Da   ich   nun  jedoch    den  Schlüssel   zum   normalen   Geschlechtsverkehr 
gefunden  habe,  so  suche  ich  meine  Neigung  im   Zaum  zu  halten  und   den 
richtigen  Geschlechtsakt  einmal  in  der  ^Yochc  zu  vollbringen.   Diese  Neigung, 
mit  der  ich  behautet  bin,  ist  für  mich  von  größtem  Schaden;    leicht  schweben 
mir  Gaukelbilder  von  Reit^amen  vor,  auch  bin  ich  ziemlieh  indifferent   im 
Geschäftsverkehr.  Ich  betreibe  hier  ein  Geschäft  und  wäre  es  später  vielleiclit 
von  Vorteil  für  mich,  wenn  ich  heiraten  könnte,  um  eine  Hilfe  im  Geschäft 
zu  haben.    Jetzt  unterstützt  mich  noch  mein  Vater,  aber  er  ist  alt.    Das 
Heiraten  wird  jedoch  absolut  nicht  gehen,  so  lange  ich  solche  merkwürdige 
Neigungen  habe.    Der  italienische   Professor,  mit  dem   ich   einmal  darüber 
aprach,  sagte  mir,  ich  solle  eine  lieitdame  heiraten.  Das  mag  nun  theoretisch 
vielleicht  richtig  sein,  aber  praktisch  ist  es  nun  nicht  durcliführbar;    denn 
was  tuö  ich  in  meiner  Lebenslage  mit  einem  Sportsweibe,  aiißerdem  müßte  ich 
doch  erst  Bekanntschaften  machon.    Ich  würde  beim  Anblick  der  Kleiduu" 
und  speziell  der  Stiefel  dcr  betreffenden  Dame  dann  immer  in  Aufregung  und 
Samenvorlust  geraten,  was  mich  noch  mehr  schwächen  würde.''  (Ans  „Sexual- 
leben und  Nervenleiden",  Löwenjeld,  1.  c.) 

Alle  diese  Fälle  zeigen  eine  Übertreibung  des  spezifischen  Go- 
Bclunaclces,  die  oit  an  das  Absurde  grenzt,  wenn  die  analytische  Anf^ 
Ißsung  dieser  Eigontümlichkciten  keine  Aufklärung  bringt.  Der  eine 
liebt  Damen  init  Zwicker,  der  andere  betont,  daß  sie  keinen  Zwicker 
tragen  dürfe.  Diese  negative  Einstellung  ist  eine  Eigenschaft,  die  Hirsck- 
!eid  irrtümlicherweise  »An  t  if  e  t  i  s  chi  s  m  u  s''^-)   genannt  hat. 

Natürlich  sind  die  Abneigungen  ebenso  zu  werten  wie  die  Be- 
gierde. Ob  der  Fetisch  negativ  oder  positiv  wirkt,  das  ist  dem  Psycho- 
logen ganz  gleich.  Er  sieht  in  beiden  Formen  Ausdrucksarten  einer 
und  derselben  Kraft.  Ich  kann  daher  den  Antifetischismus  HirschfeUs 
als  selbständige  Paraphijie  ebensowenig  gelten  lassen,  wie  seinen 
Transvestismus.  Die  psycho  sexuelle  Teilaversion-)  ist  nur  eine  markierte 
peychosexuelle  Teilanziebung.    Einer    seiner  Patienten    hat    eine    un- 

')  Audi  der  „Zwicker"  dient  häufig  der  Symbolisiorung  des  Zwanges 
')  Über     Horror     BexualiB     partialis     (sexuolle     Teilaversiün,     antifetiEchistisdic 
ZwaLgsvorstellungen,  Fetischhaß).  Neurolog.  Zentral bl.,   1911,  >Jr  10 


L_ 


l'i^r  Symbolismus  des  Zwanges.  9^  = 

überwindlicli«  Abneigung  Regen  wciblidie  Brüste  und  sclieut  sich  sogar 
da&  Wort  Urust  auszusprechmi.  Er  ist  Arzt  und  kann  die  Frauen 
vorne  nicht  perkutieren  und  auskultieren,  gcsdnveige  denn  die  Mamma 
palpioren.  Er  wurde  doshalb  Kindei'arzt.  Die  Ursache  dieser  Anti- 
])athie  wisse  er  nicht.  Nun  kommt  die  bekannte  Tlirasc  der  Parapathiker 
nnd  besonders  der  parapathi sehen  Ärzte:  „Er  habe  sich  genau  geprüft 
unt!  nichts  entdecken  können,  worauf  diese  Abneigung  zurück -eli+.  " 
IJae  ißt  natürlich  kein  Beweis,  wie  der  eigene  Fall  von  Antifetrschi^- 
iiius,  den  ich  dann  referieren  werde,  zeigen  wii'd.  .  .  .  Eine  andere 
Piitientin  halit  die  Männer  mit  einem  Vollbarte,  der  dritte  haßt  "eihe 
Sc-hulic,  so  daß  er  sie  sogar  in  Hotels  beschädigt,  wenn  sie  vor  der 
Türe  stehen.  Ich  lasse  nun  einen  solciien  rharakter  ist  Ischen  Fall  aus 
der  Kasuistik  von  Uirschfdd  folgen.  Er  ist  sehi'  verräterisch  und  zeigt, 
dii[J  hinter  dem  Anfil'etisohisnms  auf  (iegenstündc  der  sexuelle  Ekot 
steckt,  der  diese  Gegenstände  als  sexuelles  Symbol  wertet,  wie  wir  es 
ja   bei  der  Bes]irociuing  der  Kleptomanie  kennen  gelernt  haben. 

Fall  Nr.  48.  Mechaniker,  31  Jahre  ult,  leidet  an  einem  „wahren  Haß'' 
pcgeu  „Wäschek  nöpf  e"'.  Er  köimo  sich  nicht  eriiuierii,  diese  tief  in 
ihm  wurzelnde  Abneigung  jemals  nicht  l)escssnn  zu  haben,  er  sei  sich  aber 
erst  ypiiler  dniiiber  khir  gi^worden.  daß  sie  mit  f^eiiiem  Cie.^chleclit.strieb  zu- 
sammenhänge, der  sonst  ganz  normal  und  ausscliließlich  au(  das  Weib  ge- 
richtet sei.  P.  sagt:  „Alle  Arten  von  Knöpfen  an  der  AVäsehe  erseheinen 
mir  unanstänilig,  ja  ßugar  nach  meinem  uamaßgeblichen  Urteil  unsittlicli; 
je  größer  nnd  glänzender  sie  sind,  um  so  liÜßUcher,  um  nicht  zu  sagen  griil5- 
liehcr  finde  ich  sie.  Die  bescheideneren  mit  weißem  Stoif  überzogenen  stören 
mich  weniger.  Lebhuft  erinnere  ich  mich,  wie  ich  im  Alter  von  7  bis 
12  Jahren  gegen  die  Knöpfe  vorging,  die  eicb  an  AVäschestnckcn  meiner 
Schwester  befanden.  Abreißen  kennte  icli  den  Knopf  nicht,  denn  es  war  mir 
nicht  möglich,  ihn  anzufassen,  deshalb  schnitt  ich  ihn  mit  einer  Schere 
rasch  fort  imd  beförderte  ihn  dann  durch  Stoßen  mit  dem  Fnli  weiter.  T':h 
wurde  öfter  von  meinen  Eltern  wegen  dieser  Unart  bestraft,  konnte  aber  von 
dieser  Absonderlichkeit  nicht  lassen,  trotzdem  ich  sonst  ein  folgsames  sanft- 
mütiges Kind  war.  Auch  beute  noch  liassc  icb  diese  Knüpfe,  wo  ich  sie  finde. 
Gebe  icb  liinler  einer  Dame  hei',  die  von  vorne  oder  von  weiloin  gesehen 
mir  sjTiipathisch  war,  und  ich  entdecke  dann  eine  nur  mangelhaft  oder  garnicht 
verdeckte  Knopfreihe  am  Kückensclihiß  der  Bluse,  so  wird  njir  die  Bluse 
und  ilire  Trägerin  höchst  un^jinpaihiscli.  Ein  Monstrum  an  llaßlietikeit  sind 
für  mich  jene  lieforin-  oder  Gesundheitskorsetts,  die  an  Stulle  des  üblichen 
Hakenversehlusses  Knöpfe  hallen.  Abstoßend  häßlich  würde  mir  ein  iu 
solcher  Verpackung  steckender,  selbst  körperlich  schöner  Weibtypus  vor- 
knmnien.  .Je  nieJir  der  wideiwäitigen  Knöpfe  in  einer  Reihe  stehen,  utu  so 
ekelhafter  ist  es  mir.  Merkwüi'diger weise  nndi  icli  seit  meinem  37.  bis 
ISL'Jahre  bei  ihrem  Anblick  immer  an  die  in  einer  K  e  i  h  o  stehenden 
Brustwarzen  von  M  u  1 1  e  r  s  c  b  w  c  i  n  e  n  oder  11  ü  n  di  n  ii  e  n 
denken.  Am  lieljsten  wäre  mir,  wenn  an  der  Damenwäsche.  Idenid- 
blueen  usw.  alles  gebunden  wäre.  Ich  babe  aber  nicht  für  Bänder  einen 
FetiBchismuB.    Auch  Haken  nnd  Ösen  oder  Druckknöpfo  sind  für  nnch  keine 


246 


Fetisch!  Bm  US. 


EL         I 


I 


Ärgemiserreger,  dagegen  fühle  ich  einen  an  EkeL  grenzenden  Abseheu,  wenn 
ich  an  mangelhaft  zugeknöpften  Blusen  und  Taillen  der  Frauen  H  e  ra  d- 
lücken  entdecke.  Trotz  meines  furchtbaren  Widerwillens  suche  ich  un- 
willkürlich nach  diesen  abstoßenden  Sachen  und  entdecke  sie  leider  ziemlich 
oft.  Sehe  ich  an  solehon  schlecht  zugemachten  Kleidungsstücken  entblößte 
Knöpfe,  60  kommt  mir  ein  solches  Weib  schlimmer  vor,  als  ob  sie  nackt  ginge. 
Der  Ekel  steigert  sich  dann  aufö  höchste  und  nie  könnte  ich  mit  einer  solchen 
Frau  verkehren,  auch  nicht  ungeschlechtlich,  geschweige  denn  geschlechtlieh." 

Es  ist  nicht  schwer  zu  erkennen  —  und  wird  vom  AntifetiGchisten 
feelbet  betont,  daß  diese  Knöpfe  nur  symbolisch  als  Mamillen  aufzu- 
fassen sind.  Gerade  bei  dem  Fetischismus  zeigt  sich  die  ungeheure 
Bedeutung  des  Symbols  für  das  Sexualleben.  Auf  die  sadistische  Kom- 
ponente weist  das  Abschneiden  der  Knöpfe  an  Wäschestücken,  die  seiner 
Schwester  gehörten.  Dabei  benützte  er  eine  Schere  und  schleuderte  den 
Knopf  mit  dem  Futie  weg.  Es  scheint  sidi  um  eine  Haß  Verladung 
von  seiner  Schwester,  der  Rivalin  in  der  Liebe  seiner  Mutter,  auf  ein 
Objekt  zu  handeln.  Das  „M  u  1 1  er  seh  wein"  mit  den  zahlreichen 
Brustwarzen  spricht  eine  deutliche  Sprache.  Der  verdrängte  „Voyeui''" 
verrät  sich  in  seinem  affektbetonten  Abscheu  vor  Enthüllungen  des 
Busens. 

Als  weibliches  Gegenstück  zu  dem  vorigen  Falle  berichtet  Hirsch- 
fetd   (Sexualpathologie,  III.Bd.)- 

Fali  Nr.  49.  „Ein  höchst  eeltsamer  Fall  meiner  Beobachtung  betrifft  eine 
Dame,  die  an  K  r  ug  e  n  kno  pf  f  e  t  i  s  ch  i  s  mu  s  leidet.  Ihre  Grund- 
empfinduiig  ist  ein  intensiver  Fetischhaß  gegen  diesen  Toilettengegenstand, 
dessen  Anblick  am  Halso,  einschließlich  der  Druckstellen,  die  er  vielfach 
in  der  Haut  hintei-lülit,  sie  stark  irritiert.  Erweckt  aber  iemand  in  ihr  eine 
starke  geschlechtliche  Begierde  —  gewöhnlich  sind  dies,  wie  sie  sich  aus- 
drückt, „stilreine"  Lebeniünner,  so  verwandelt  sich  diese  mit  Berührungsfurcht 
einhergehende  Aversion  bei  ihr  in  heftige  Neugierde,  das  sonst  verabscheute 
Objekt  zu  sehen,  in  den  Mund  zu  nehmen  und  wenn  möglich,  zu 
zerstören.  Für  den  Üoruhlsumschlag  eines  negativen  in  einen  positiven 
Tropieinus  und  umgekehrt,  sind  solche  Fälle  überaus  lehrreich  " 

Dieser  Fall  ibt  ebenso  durchsiditig  wie  der  vorhergehende.  Der 
Fetischhaß  ist  eine  verdrängte  Fetischliebe  —  in  diesem  Falle  Abwehr 
einer  Fellati  o-Phantasie. 

Ich  möclite  nocli  erwähnen,  daß  Ilirsckfeld  in  der  erwähnten 
Arbeit  den  Roman  „Fetisch-Haß"  von  Gustav  Adolf  Weber  (Berlin, 
York-Verlag)  zitiert.  Es  wird  dort  die  Lebensgeschichte  einer  Frau 
geschildert,  die  eine  leidenschaftliche  Abneigung  gegen  den  Frack  hatte. 
Sie  hat  allerlei  /'-ueanimenstöße  mit  befrackten  Kellnern,  erstickt  fast 
Uli  diesem  Haß  und  .  .  .  verliebt  sicli  in  einen  jungen  deutschen  schwarz- 
bi'fracktcn  Zimmerkellner.  Der  Autor  schildert,  wie  der  Haß  gegw 
seine  Kleidung  mit  ihrem  Verlangen   streitet,  bis   sie  unterliegt.    Als 


Iv. 


■  V 


Der  Symbolismus  des  Zwanges. 


247 


sie  nach  dorn  ersten  intimen  Verkelir,  die  Augen  aufschlagend,  den  wieder 
angekleideten  Geliebten  in  seinem  Frack  erblickt,  „durchtobt  plötzlich 
eine  ungeheure  Wut,  ein  ungehinderter  Haß  ihr  Gehirn;  wie  rote 
Flanunen,  auG  denen  der  schwarze  Frack  hölinisch  hervorleuclitete 
tanzt  es  vor  ihi'eii  Augen,  und  ehe  sie  es  ausdenken  kann,  hat  sie  einen 
im  Schubfach  liegenden  Revolver  ergriffen  und  ihn  auf  Reinhards  — 
so  ist  der  Name  des  Kellners  —  Eopf  abgefeuert." 

Dem  Analytiker  sind  diese  Fälle  klar.  Es  handelt  sich  ja  um 
das  psychologische  Abc.  Solcher  Fälle  vom  scheinbaren  Anti-Fotischis- 
nius  könnte  icJi  eine  ganze  Zahl  anführen.  Ich  erinnere  mich  an  eine 
I'rau,  die  mir  sagte,  sie  hätte  nur  eine  Abneigung:  Große  starke,  selbst- 
bewußte Männer  mit  einem  „Es  ist  erreicht" -Sclinurrbart.  Ihr  erster 
Geliebter,  der  sie  zu  Fall  brachte,  zeigte  diesen  Typus,  gegen  dessen 
Anziehungskraft  sie  sich  durch  diesen  Antifetischismue  schützen  wollte. 

Die  Reihe  dieser  Fälle  möge  eine  eigene  Beobachtung  schließen, 
die  HirschfeM  gewiß  als  „Antifetiseliismus''  bezeichnet  hätte. 

Fall  Nr.  50.  Der  achtzehnjiihrige  \V.  B.  leidet  seit  einigen  Monaten 
Uli  einer  völligen  Unfähigkeit  zu  Studioren.  Er  war  ein  guter  fleißiger 
Schüler,  küm  immer  mit  einem  guten  Zcugiiie  davon,  hatte  noch  Zeit  Neben- 
studien zu  betreiben.  Seit  einiger  Zeit  wurde  es  ihm  immer  schwerer  aiif?;«- 
papsen  imd  dem  Unterrichte  zu  folgen.  Er  kann  nicht  lernen,  wenn  nicht  der 
i-lauelchn'r  eder  seine  Mutter  bei  ihm  sitzt,  Er  ist  reizbar  und  hypochondrisch, 
immer  verstimmt,  zeigt  gar  keine  Lebensfreude  und  keine  Interessen.  Er 
klagt  über  Rückonsch merzen,  schläft  sehr  schwer  und  spät  ein.  ist  morgens 
schwer  zu  onvccken  und  meist  niiido,  fühlt  Kopfschmerzen,  die  vom  Nackeu 
biß  in  den  Rücken  ausstrahlen. 

Da  solche  Erscheinungen  sehr  häufig  nach  oder  bei  sexueller  Abstinenz 
auftreten,  frage  ich  nach  seinem  Sexualleben.  Er  hat  nie  o  n  a  n  i  e  r  ts  da 
er  schon  mit  12  Jahren  von  einem  Onkel  belehrt  und  vor 
den  fürchterlichen  Polgen  der  Onanie  verwarnt  wurde! 
Er  hat  auch  nie  einen  Geschlechtsverkehr  gehabt.  Er  wurde  mit  14  Jahren 
von  Mitsehiilem  sexuell  aufgeklärt  und  erzählte  das  seiner  Mutter,  welche 
wieder  den  Onkel  beauftragte,  ihm  die  notwendigen  Mitteilungen  zu  machen. 
Dieser  erzählte  ihm  von  den  sehreckhchen  Folgen  des  allzu  frühen  Ge- 
Bclileehtsverkehrcs.  Man  werde  rückenmarksleidend,  man  ergebe  sich  leicht 
der  Ausschweifung,  es  gäbe  verheerende  Geschlechtskrankheiten,  an  denen 
man  zugrunde  gehen  oder  sein  ganzes  Leben  leiden  könne.  Er  möge  sich 
nur  beherrschen  und  warten,  bis  nr  heiraten  könne 

In  letzter  Zeit  wurden  die  sexuellen  Phantasien  übermächtig  und  er 
wulite  sich  manchmal  keinen  Rat.  Er  hat  öfters  erotische  Träume,  die  mit 
einer  Pollution  enden,  nie  mit  Männern,  immer  nur  mit  Frauen.  Er  sieht  sich 
alle  Frauen  aut  der  Gasse  an  und  spinnt  seine  Phantasien  weiter.  Plötzlich 
sagt  er  spontan:  Ich  habe  eine  unüberwindliche  Abneigung: 
Frauen  mit  großen  F  ü  ß  o  u.  Vor  diesen  habe  ich  einen 
großen  Ekel.  Ich  könnte  mit  so  einer  Frau  nicht  zärtlich 
sein.  Wenn  ich  eine  Frau  betrachte  und  ich  bemerke  zu- 
fällig   einen    e  r  o  ß  o  n    F  ii  li.    f=  o    ist    sie    für    mich    erledigt. 


'248 


fctiscliisrnus. 


lil 


Diesen  „AnüteüschiemiiH"  führt  er  auf  einen  seiner  ersten  infantilen  Ein- 
drücke zurüelt.  Er  war  12  Jahre  alt,  da  zeigte  ihm  ein  Kollege  eine  Slowakin, 
wie  sie  in  Wien  so  zahlreich  zu  sehen  sind.  Sie  tragen  kurze  Röcke,  so  daß 
man  ihre  Waden  sehen  kann.  Der  Kollego  sagt«:  „Schau,  was  die  für  fesdie 
Wadeln  hat!'"  Er  sah  hin  und  bemerkte  külo.ssale  Waden  die  fast  über  die 
Füße  hinunterhingen."  Seit  damals  sei  ihm  der  Ekel  vor  großen  Prauen- 
füßen  bewußt. 

„Hat  Ihre  Mutter  oder  Schwester  große  Füße?" 
„Nein,  meine  Mutter  hat  wunderschöne,  eher  auffallend  kleine  Füße 
Er  erzählte  dann  daß  er  in  der  Jugend  sehr  fromm  gewesen  sei, 'so 
daß  er  .jeden  Morgen  m  die  KutIic  ging.  Dann  hatten  sie  einen  sehr  strengen. 
Ihm  antipathischon  Kehgicmsprotesso.'.  Er  haßte  ihn  und  wurde  durch  den 
Einfluß  eines  aufgeklarten  Kollegen,  eines  getauften  Juden,  vollkommen  un- 
abhängig von  (  er  KuThe.  E,-  gla,dK-  wohl  an  einen  Gott,  aber  nicht  an  die 
Normen  der  kathoh.xlien  Kirche.  Penier  sei  er  ungeheuer  abergläubisch  und 
werde  dainr  in  der  Fanube  verlacht.  Er  hat  seine  Unglückstage,  glaube  an 
die  verhängnisvolle  Rolle  der  Zahl  13;  der  Freitag  sei  ein  besonderer  ün- 
glucksl^g  und  solcher  Dinge  mehr.  Er  glaube  auch  an  glückbringende  Orakel, 
z.B.  daß  der  Professor  ihn  immer  jene  Seite  pHife.  die  er  sich  gerade  durrh- 
gelesen  habe.  ...  -^  - 

Er  sei  sehr  mißtrauisch  und  vertraue  keinem  Mensehen.  Seine  Mutter 
«berwachc  ihn  immer  und  wolle  ihm  gar  nichts  glauben.  "Er  gehe  täglich 
spazieren,  seine  Mutter  aber  glaube,  er  sitze  im  Cafe  oder  bei  irgend  einem 
Kollegen.  Er  sei  leicht  zu  beeinflussen.  Wie  ihn  der  erwähnie  Freund  der 
Famihe  absi.enstig  gemaclit  habe,  sei  ihm  das  aufgefallen.  Er  habe  sich  sofort 
gegen  die  l'amilie  emnelunen  lassen.  Er  habe  eich  schon  einmal  hvpnotisieron 
lassen  lind  sei  soloii.  eingesclilafeii. 

^  Er  schwärme  tiir  diö  Kunst  und  besonders  für  alte  Bilder.  Die  modernen 
Bilder  könne  er  nicht  leiden,  sie  seien  Parbenkleckse.  Aber  die  allen  Bildei' 
zeigten  schäm'  abgetönte  Farben  und  eine  wunderbare  Ruhe  während  die 
modernen  unruhig  waren  und  das  Gemüt  nicht  erheben  könnten 

Er  haßt  alle  Menschen.    Die  anarchistischen  Bücher  ziehen  ihn       W  r 
ordentlich  an  und  er  begreift  ihre  Lehren  als  selbstverst^'ndllrh     p 
findet  iede  Autorität  als  störend  und  stallt  sich  Tu  ilu  ^ti?  xti  ^"l^' 

macht  ihm   eine  Freude,   wenn   er  hört,   daß   die    \narchi-tl  7        f "' 
Attentat  .„sgo.bt  h.bon.    Ich  ».-Märe  ta.  iA  dtTt'S^lh.T  n>nbl" 
von  einem  Haß  gegen  seinen  Vater  stamme.  »^"iiiih  uncnuai 

Das  gibt  er  sofort  zu.    Er  ist  ein  uneheliche«  ICinH  .^„a  i        .      - 
Vat...  nicht    Dj.  MuU«-  hat  ih,„  „,e™al,  den  SSnt  „'es  t^""  3^^ 
Aber  er  haßt  ihn  mgnmmig  und  er  wurde  ihn  töten    won„  V  fienannt. 

erfahren  wiirde.    Wie  dürfe  man  ein  Kind  in  dFe  Weit  «  '\  ^'"-T 

darum  weif^u-  zu  kümmern?  Sein  größter  Schmer,  lil  TT'  """'  't 
Schule  weiß,  daß  er  ein  uneheliches  Kind     ei     Er  kön^'  ^T.    '"1  f^'' 

Seine  größte  Angst  ist  aber,  daß  sein  Va1.r  vielldcht  et  jTde  ^i"  Denn  e^tn 

er  .u^^aussehe,  tr.gt  gerne  ein  Kreu.  .  ^  ^^TtT^^^^. 

Nach  einigen  Stunden  erzählt  er.  daß  er  ^(^^:■  r.\fr.    ■■  w         i 
Schwes^r  sei.    E-  zähle  die  Minuten    .^nnlie^kltstef  utgthe^  ^ :^ 
den   Mann   umbrmgen,   der  seiner  Schwester  nahetreten    ^^iirde.     Schließlich 


Der  SjmlinLiBniuB  des  ZwaugoE. 


249 


gibt  er  freiwillig  m,  daß  er  die  Schwester  liebt,  daß  or  wiederhoH  gegen 
den  Gedaiilioii  kämpfen  muß,  die  Schwester  zu  seiner  Geliebten  zu  machen 
Auch  die  Inzestphantasien,  die  sich  mit  der  Mutter  befassen,  sind  ihm  be- 
wußt, Ti'äuuio  Yon  Vorkehr  mit  Mutter  und  Scliwcster  sind  außerordentlich 
hitufig,  Ei-  wagt  es  nicht  mit  fremden  Madchen  zu  verkehren.  Da  er 
seinen  Yatcr  nicht  kenne,  so  könnte  ja  dies  Mädchen 
zufällig  seine  Schwester  sein,  (Solche  Umwege  liehen  die  Para- 
pathiker,  wenn  sie  in  jedem  weiblichen  Wesen  ein  Uild  ihrer  Schwester 
seilen.  Jede  Frau  wii'd  ilun  zur  Scliwester  .  .  .}  Alle  diese  Kräfte  drängen 
ihn  in  die  homosexuelle  Richtung.  Er  interessiert  sich  für  schöne  Männer; 
Einem  feschen  Offizier  kann  er  nachgehen  und  ihn  immer  so  bewundern 
als  wenn  er  ein  Mädchen  wäre.  Er  ist  besonders  bei  :<einer  Schwester  auf 
Offiziere  eifersüchtig,  weil  ei'  fülilt,  daß  man  ihrem  Werben  nicht  wider- 
stehen kann, 

„Gestern,-  fängt  er  zu  erzählen  an,  „sah  ich  einen  Offizier,  der  mir 
sehr  gilt  gefiel.    Ich  ging  ihm  eine  Viertelstunde  nach  .  .  .'■ 

„Haben  Sie  auch  seine  Füße  beobacliict?" 

„Die  sehe  ich  nie  an.   Da  schaue  ich  nicht  hin  ..." 

,. Warum  denn?" 

„Weil  .  .  .  ich  kann  es  Ihnen  nicht  sagen." 

„Ist  es  so  peinlich,  daß  Sie  es  verschweigen  wollen?" 

,,.Ta  ,  .  .  ich  habe  Ihnen  nie  davon  'gesprochen.  Mtinner  reizen  mich 
nicht.  Ich  sehe  sie  nur  platonisch  an.  Aber  wenn  sie  einen  schönen  Fuß 
haben,  elegante  Schuho  und  Sporen  daran,  n'erde  ich  sexuell  seiir  aufgeregt. 
Ich  fürchte  micli  dann,  ich  konnte  homosexuell  werden." 

„Muß  der  Fuß  dier  Offiziere,  wenn  er  sie  erregen  soll,  klein  oder 
groß  seitt?" 

,,!•]  igentlich  erregt  mich  ein  große  ]■  Fuß  und  eine 
große  Nase.  Ich  habe  von  einem  Kollegen  geiiört,  daß  Männer  mit  großen 
Füßen  und  einer  großen  Nase  auch  ein  großes  Glied  haben  .  .  ." 

Ich  breche  hier  die  Unterredung  ab.  Es  zeigt  sich,  daß  der  Antifetiech 
die  Ei'innerung  an  den  Männorf uß  ist.  Außerdem  ergibt  die  Analyse,  daß 
ihm  als  kleinen  Knaben  der  große  Fuß  der  Mutter  sehr  interessiert  hat. 
Er  versuchte  ihre  Schuhe  zu  tragen  und  steckte  immer  sein  Kinderfüßcheii 
hinein.  Obwohl  die  MulU.^  sehr  kleine  Füße  habe,  war  der  Schuh  ihm  innner 
zu  groß.  Das  war  sein  Schmerz.  Er  wünschte  eicli  einen  so  großen  Fuß  zu 
haben,  daß  er  in  den  Scluili  der  Mutter  passe.  Es  handelt  sich  auch  um  einen 
erotischen  Symbolismus,  wobei  der  Fuß  ein  phallisches  Symbol  repräsentiert. 

Sein  Antifetisch  ist  eine  Sichenmg  gegen  die  Inzeelgedanken  und  gegen 
die   aus   der   Verdrängung   der   Inzestgedanken    aufkeimende   Homose.vualität. 

Wir  sehen  in  diesem  Falle  die  infantile  Wurzel  seines  Partialis- 
mue  um  einen  solchen  handelt  es  sich  ja.  (Anti-Partialisnuis  könnte 
man  mit  llirschfeld  sagen.)  Es  ist  der  Fuß  der  Mutter,  der  ihm  als 
Kind  sehr  yroB  erschien.  Andrerseits  sehen  wir  die  dciitlicho  homo- 
eoxuelle  Komponente.  Er  !mßt  das  Weib,  wenn  es  ihn  an  einen  Mann 
erinnert.  Der  unbokaiinle  Fuß  seines  unbekannten  Vaters  ist  es,  de« 
er  sucht  nnd  haut.  Er  würde  diesen  Vater  töten  —  sagte  er,  wenn 
er  ihn  finden  würde.  Er  weiß  nur,  daß  er  ein  reicher  Mann  ist  und  auf 
croßem  Fuß  lebt.    Diesen  Ausspruch  liörtc  er  oft  von  seiner  Mutter, 


250 


Fetischismus. 


',    1 

,i  ■ 


die  auch  so  lange  auf  großem  Fuß  lebte,  als  eie  die  Geliebte  des  Mannes 
war,  während  sie  jetzt  von  den  Zinsen  seiner  Abfertigung  lebt.  Jede 
Frau,  die  elegant  ist  und  auf  großem  Fuß  lebt,  weckt  in  ilun  die 
Assoziation:  Das  ist  auch  eo  eine  „ausgehaltene  Maitrosse".  Seine 
Angst  ist,  die  Schwester  könnte  eine  Maitresse  wie  die  Mutter  werden. 

An  Offizieren  reizt  es  ihn  am  meisten,  wenn  sie  in  ilire  Uniform 
eingeschnürt  sind,  Am  vorlockendsten  erscheinen  ihm  Husaren  mit  vielen 
Schnüren,  engen,  prall  sitzenden  Hosen  und  hohen  Schaftstiefeln,  D  e  r 
große  Fuß  muß  iu  einen  engen  Stiefel  gepreßt  sein. 

Seine  Vorhebo  für  Oftiziere  entspriclit  einem  hartnäckig  fest- 
gehaltenen Infant ilismue.  Auch  die  Vorliebe  der  Frauen  für  das  zwei- 
farbige Tuch  entspricht  einerseits  einem  Infantilismus,  andrerseits  der 
Vorstellung,  daß  sich  die  Offiziere  und  Soldaten  durch  besondere 
Manneekraft  auszeiclmen.  Übrigens  findet  sich  diese  Anziehungskraft 
des  färbigen  Tuches  aucli  bei  Homosexuellen,  bei  denen  man  alle  Formen 
des  Partialismus  beobachten  kann.  Immer  wieder  hörte  ich  die  An- 
ziehungskraft der  gut  sitzenden  Uniform  preisen.  Der  Soldat  ist  ja 
&n  und  für  sich  ein  Symbol  des  Zwanges,  der  „euphemistisch"  Disziplin 
genannt  wird. 

Sogenannte  fetischistisclie  Neigungen  sind  bei  Homosexuellen 
ebenso  häufig  wie  bei  Heterosexuellen,  (Wir  werden  einen  solchen  Fall 
kennen  lernen,)  Es  kann  sich  dabei  nur  um  Toilanziehung  oder  um 
echten  Fetischismus  handeln,  wobei  der  Fetisch  den  Mann  ersetzt.  Be- 
sonders beliebt  sind  die  verschiedenen  Soldaten,  was  entschieden  auf 
die  infantile  Wurzel  dieser  Neigungen  hinweist.  Denn  jedermaiui  weiß, 
was  für  eine  große  Rolle  die  Soldaten  im  Seelenleben  des  Kindes  spielen. 
Sie  sind  vermöge  der  Uniform  geeignet,  den  Sinn  des  Kindes,  seine 
Phantasie  zu  erregen.  Ferner  kommen  die  kriminellen  Instinkte  zur 
Geltung,  da  sie  ja  Träger  von  Waffen  sind  und  das  Ersteclien  und  Er- 
schießen auf  diese  Weise  gespielt  werden  kann,  ohne  daß  die  auf- 
keimenden sozialen  Gefühle  das  hindern.  Hirschfeld  betont  diese  Eigen- 
scliaft  der  Homosexuellen.  Seine  Ausführungen  über  diesen  Punkt  sind 
sehr  interessant: 

„Abor  auch  hier  gibt  es  innerhalb  jeder  Gruppe  immer  noch  sehr  starke 
DÜferenzicriingen;  .«o  finden  wir  unter  den  „Soldatenfreiem"  solche  die  nur 
für  die  Mannschaften  mklmieren,  darunter  wieder  welche,  die  fast  ausschließ- 
lich am  Unteroffiziere,  andere,  die  fast  nur  auf  Offiziereburschen  „fliegen"; 
<iann  gibt  es  welche,  dio  sich  nur  mit  Offizieren  befassen.  Daneben  spielen  die 
verschiedenen  Truppengattungen  eine  Rolle.  Für  viele  existiert  nur  die  In- 
fanterie, für  andere  die  Kavallerie,  für  dritte  dio  Marine.  Ich  kannte  einen 
HoraOBOxuolIen,  für  den  nur  die  „ersten  Garde-Ulanen"  von  erotischer  Be- 
deutung ^\'aren,  die  ganze  übrige  deutsche  Armee  schien  für  ihn  nicht  vor- 
handen au  sein.  Vor  einiger  Zeit  hatte  ich  einen  Arzt  zu  begutachten,  der  aus- 
schließlich    Kavallerieoffiziere  liebte.    Da  er  mit  ihnen  anikTWcitig  nicht  in 


i 


I>cr  Symbolismus  deB  Zwangen.  ^\. 

Konnex  kommen  konnte,  hatte  er  sie  dadureli  auf  sein  Zimmer  zu  locken 
veretandon,  daß  er  mit  ihnen  Geldgeachäfle  eiitrierte.  In  allen  diesen  Fällen 
Bpielt  offenbar  der  Fetischismus  eine  beträchtliche  Rolle,  von  dem  eich 
Anklänge  übrigens  auch  bei  allen  anderen  Homosexuellen  meist  unschwer 
nachweisen  lassen. 

„Daß  oe  sich  hier  talsächUch  um  Fetischismus  handelt,  geht  daraus 
hervor,  daß,  wenn  der  Feiisch  fehlt,  an  die  Stelle  dor  eoxuellon  Attraktion 
oit  völlige  Indifferenz,  wenn  nicht  gar  Aversion,  tritt;  so  erzählen  Soldafcen- 
Iremido,  wie  völlig  „abgekühlt  sie  seien,  wenn  ihre  früher  geliebten  Freundo 
sie  als  „Reeorvisten"  aufsuchen.  Diese  wiederum,  meist  sehr  erfreut  über 
die  schon  längst  ersehnte  Zivilkleidung,  sind  oft  nicht  wenig  verwundert  über 
das  gänzlich  veränderte  Bcneimicn  ihrer  Gönner.  Ein  junger  Priester 
schreibt  mir:  „Ich  bin  vollständig  homosexuell.  Der  Typus,  der  mich  an- 
zieht, ist  der  kräftige,  schöne  Mann  im  Alter  von  25 — 40  Jahren.  Ob  dieser 
Typus  nun  blond  oder  schwarz  ist,  ist  mir  gleichgültig,  nur  muß  er  sym- 
pathische Gesichtszüge  und  vor  allem  einen  Schnurrbart  —  aber  ja  keinen 
Viillhart  —  haben,  bartlose  Männer  können  mich  auf  keinen  Fall  reizen;  wie 
M'hr  die  geschlerhtÜche  Heizung  von  dem  Schnurrbart  abhängt,  ülustriere 
lolgendes:  Mein  Onkel  —  ein  hölieror  katholi.scher  Geistliclier  —  bei  dem 
ich  nüch  studienhalber  aufhielt,  hatte  einen  Kaplan,  der  jeueu  kräftigen 
si-höncn  Typus  darstellte,  den  ich  liebe,  und  welcher  als  katholischer  Geist- 
licher keinen  Bart  tragen  durfte?.  Wir  beide  verkehrten  freundschaftlich 
miteinander,  ohne  daß  ich  meincrecite  sexuell  von  ihm  erregt  wurde.  Ich 
brachte  nun  eines  Tages  einen  beim  Friseur  gekauften  Schnurrbart  mit  heim 
und  bat  ihn.  er  möge  ihn  anlogen,  was  er  auch  tat.  Sofort  bemächtigte  sich 
meiner  eine  tiefe  Erregung  und  ich  hatte  Mühe,  ihn  nicht  an  mich  zu  reißen 
imd  zu  verküBsen." 

„Wie  ungemein  detailliert  und  sjiezialisiert  die  Geschmacksrichtung  der 
Homosexuellen  sein  kann,  mögen  noch  einige  seltenere  Fälle  belegen.  Ich 
kannte  Urninge,  die  sich  erotisch  ausschlielilich  für  Schutzleute  mtereesierten, 
aridere,  die  nur  .,Studeiitcn  mit  Schmissen"  liebten;  einen  Urning  lernte  ich 
kennen,  dessen  ausschließliche  Leidenschaft  Hirten  waren.  Nach  diesen  lugt« 
er  aus  weiter  Ferne  aus.  „Einmal,"  so  ei-zählte  er,  „erblickte  ich  in  der  Gegend 
von  San  Remo  oben  auf  dem  Borge  einen  Hirten  inmitten  seiner  Herde;  leider 
hatte  ich  meinen  Feldstecher  vergessen.  Da  mir  seine  Gestalt  jugendlich  er- 
schien, machte  ich  mich  zu  ihm  auf  den  Weg,  es  war  ein  sehr  beschwerlicher 
Weg  durch  ein  tiefes  Tal,  wohl  über  eine  Stunde.  Als  ich  oben  angelangt  war, 
i^ah  ich,  daß  es  ein  ganz,  alter  Mann  war.   So  ist  es  mir  mehr  als  einmal  ge- 

Ein  anderer  wurde  durch  den  am  Nacken  stiirk  hervortretenden 
siebenten  Halswirbel  mächtig  angezogen,  andere  durch  Kahlköpfe;  von  zwei 
urnischen  Brüdern,  die  ich  in  Briissel  kennen  lernte,  liebte  der  eine  nur 
„Chasseure'',  der  andere  nur  Chauffeure."  _ 

Ich  kannte  einen  Urning,  der  prinzipiell  nur  mit  Rhomlandera,  Woet- 
faien  und  Pommern  sexuell  verkehrte,  „  ganz  ausgeschlossen-'  seien  für  ihn 
Sachsen  Hamburger  und  Elsässer;  einer  wurde  nur  durch  Leute,  die  kurze 
Shaghpfeife  lauchten,  erregt.  Verschiedene  Urninge  und  Urlinden  teilten  mit, 
daü  schöne  Menschen  sie  kalt  ließen,  dagegen  fühlten  sie  sich  angezogen 
durch  Leute  von  grotesker  Häßlichkeit,  Überhaupt  ist  bei  den  homosexuellen 
Frauen  diese  Differenziertheit  des  Geschmackes  ebenso  groß.  So  konnte  sich 
eine  mir  bekannte  Urlinde  nur  für  verheiratete  Frauen   interessieren,  eine 


^m 


252 


Fetischismus, 


^ 


■■1 

■ 


amieii.'  nur  füi*  Dienstiiiädclieii,  ciiiü  weitere  wurde  durch  Pelze,  eine  andere 
durch  große  Ohri'inge  mächtig  angezogen,  eine  liebte  „Frauen  nicht  iuiUt 
200  Plund." 

„Wenn  Kriogsminislcr  von  Einem  über  die  Homosexuellen  oagte'  Ich 
habe  aus  Broschüren  und  wiseensehaftlichen  Sclinl'tcn  gelesen  &d\l  Jen»; 
Männer,  die  mit  dieser  Leidenschaft  behaftet  sind,  sich  diejenigen  Männer 
aussuchen,  die  ihnen  die  Verkörperung  der  Stärke  und  Vollkommenheit  .u 
sein  >=chemeu :  z  B  sollen  Lastträger,  Rollkutscher  und  Dierkulsclier  ganz 
besondere  Objekte  direr  Lust  se.n."  so  zeigte  er  sich  nur  sehr  einseitig 
orientiert. 

,,Ein  speknlaUver  MiUliirschncider  in  Berlin,  der  ein  vielbesudites  Ab- 
sleigquartmr     ur  Hen.osexuellc    unterhielt,    hatt«    in    seinen  Schränken  alle 

m  Lianen,  Land-  in  heesoUlaten  umwandeln  konnte.  \uch  sonstige  Reoui- 
siten,  nnt  denen  er  fetischistischen  Ansprüchen  genügen  konnte  lehllen  nidU : 
vom   Apachcniialstuch   bis   zum   Prie^terl;!-.»^«     i-^T,,    c-  '      ' ,    , 

vMudlc-  Ab»nJc,.lid.koito  bis  m  dL  G  fZ^'^r   "[=»«=1>™,  »l*"'  "»1'- 

'■Jf'i.i'^' 7"  Jiteotat  richtig.  Beobachtung  des  Autors.  Auch  der 
k Ute  Patien  den  .ch  als  Antifetischistcn  beschrieben  habe,  hatte  selbst 
sehr  grote  Fuße  und  krankte  sich  darüber.  Aus  den,  zu  kl  inen  Kinder- 
Mchen  war  e„,  R.esenfuß  ge.-orden.  Ursprünglich  .-ar  er  auf  diesen 
tu  s  oz  dann  stell te  s.ch  d,e  polare  Einstellung  in  den  Vordergrund. 
D^o  analytrsche  Durchforschung  dieser  Fälle  ,vird  imu.er  die  infantile 
Wurzel  der  mdn-,duellen  Geschmacksrichtung  nachweisen 

Eni  r«l  der  von  Hirschfeli  erwähnten  Fälle  hat  mit  dem  echten 
Iet,sch,smus  nichts  zu  tun.  Es  handelt  sich  um  Fixierung  infantiler 
Emdrucke  --  um  Falle  von  Partialismus.  Aber  auch  d.ese  Fälle  zeigen 
un.  das  Phänomen  des  Zwanges.  Der  Partialist  ist  in  eine  b  st  mmte 
Geschmaeksr.chtung  eingezwängt.  Er  kämpft  oft  gegen  den  Zwang  und 
,st  außerstande  ,hn  zu  rfterwmden.  Sollte  ein  einziger  intartilor 
Eindruck  „nstaride  sem,  das  ganze  Leben  als  Zwang  zu  wirken'  Ich 
zwerflo  an  der  Theorie  von  «„,  seit  ich  die  FäUe^nalnisth  durch- 
lorseht  habe,   bio  ist  zu  billig 

Daß  abor  damit  das  Wesen  des  Partialismus  und  Anti-Partiali.- 
mus  n,ch  erklärt  ist,  das  beweist  uns  die  Psychogeneso  des  letzten 
Jalles.  Hier  war  der  große  Fuß  das  S,™ibol  einer  Maitresse.  Aller- 
dings findet  sich  auch  das  sexuelle  Interesse  für  den  Fuß  und  der  H.n- 
weis  auf  den  großen  Fuß  der  Mutter.  Aber  eine  analytische  üur.h- 
forschung  der  Falle  zeigt,  daß  es  gefährlich  ist,  sich  auf  eine  bestimmte 


—^rr=-r-^v^ 


Der  Symljolisnius  des  Zwanges.  9-0 

Hypothese   festzulegen.    Ko    ließ  ßieh   im    letzten   Fülle   kein  Aniialts- 
punkt  finden,  daß  der  Scliweißfuß  eine  Rolle   in  der   Ätiologie  dieses 
Pal-tialisitms  s|)iclt.    Es  ist  auch  a  priori  nicht  anzunehmen.    Denn  ich 
hahe  viele  Fälle  von  Hand-Partialisnuis  gesehen,  die  an  Intensität  dem 
Fuß-Partialiemue  iiidit  nadistanden.    In  koijiera  Falle  war  ein  Anhalts- 
punkt für  eine  Hchweißhand  vorhanden.    Bald  war  es  die  Hand  der 
Muttei',  die  mit  deifi  Gliede  während  der  Kinderpflege  gespielt  hatte 
bald  die  Hand  einer  Erzichungspei'son,  bald  dei-  Hinweis  auf  die  Onanie 
und  viele  andere  Zusanniion hänge.    Diese  Fälle  haben  mit  dem    Feti- 
schismus  nichts   zu   tun.    Ganz   anders  der   Fall   eines   Handschuhfeti- 
schiston,  der  die  Handschuhe  der  Frauen  sammelte  und  den  es  besonders 
erregte,   wenn   der  Olacehxlerhandschuh   sehr  enge  anf  der  Hand   saß 
so  daß  er  die  A'orstelhnig  haben  konnte,  die  Finger  seien  in  den  Hand- 
schuh fest  eingepreßt  worden.    Interessant  ist  der  Umstand,  daß  dieser 
Patient    nur  durch  festes  Drücken  und  Zusammenpressen  seines  Penis 
Orgasmus  erzielen  konnte. 

Doch  ich  würde  mich  iiiy  Fnendliciie  wiederholen,  wollte  ich  die 
adäqiiaten  Vcrhälf ni.';s{i  beim  Handl'etischidnms  aufweisen,  wie  ich  .*ie 
beim   Ful.U'etischismus  finden  konnte. 

Gemeinsam  ist  beiden  Kraiüiheiten  der  Zwang,  die  Vorstellung 
des  Eingeschnürtseins,  das  Abrücken  vom  geschlechtlichen  Partner  und 
der  Haremskult. 

Oft  führt  das  Bedüi'fiiis  nach  einem  Zwange  den  Patienten  dazu, 
sich  das  Glied  einzuzwängen.  Oft  hört  man,  daß  parapathischo  Xranke 
ihren  Penis  mit  Stricken  oder  Bändern  eingebunden  haben.  Viele  legen 
eine  solche  JJinde  des  Nachts  an,  andere  tragen  sie  am  Tage. 

Viele  sonst  rätselhafte  Vorgänge  finden  auf  diese  "Weise  ihre 
Eiklärung.  Maresch  demonstrierte  in  der  Gesellschaft  der  Ärzte 
in  Wien  ein  Referat  {„ein  Fall  von  jahrelanger  Einsclmürung  des  Penis 
durcli  einen  Fingerring",  Wiener  klin.  Wochenschr.,  1920,  Nr.  5).  Der 
Ring  hatte  zur  Entstehung  einer  Urethralfistel  geführt. 

Die  vorgeiKiimiicncii  katamncsli scheu  Keclicrclieii  ergaben,  daß  dür  Vei-- 
elorbenc,  der  vei'bciratet  gewesen  war,  in  den  letzten  zehn  Jahren  keinen  ge- 
Kchlechtliclieii  Verkehr  mit  seiner  Frau  gepflogen  hatt-e,  und  daß  er  damals 
(also  vor  aohn  Jahren)  über  lästige  echmerzhafle  Erektionen  geklagt  h;il>e. 
Scdno  Frau  halte  ilim  den  Rat  erteilt,  einen  Arzt  zu  befragen,  nnd  als  sie 
sich  später  wieder  nach  seinem  Befinden  erkundigte,  meinte  er.  es  sei  eine 
ärztliche  Konsultation  nicht  mehr  notwendig.  Von  dem  Itinge  wußte  die  Frau 
nichts.  Wir  wei'den  daher  nicht  feiilgchen,  in  dieseu  Zeitpunkt  die  Applikation  . 
des  Ringes  und  die  Inkarzeration  des  Penis  zu  verlegen,  zumal  der  ana- 
tomische Befund  dieser  Annahme  durchaus  nicht  widerspricht.  Der  Mann 
hat  die  mit  gewiß  nicht  unbeträclitliehen  Beschwerden  verbundenen  Folgen 
der  Inkarzeration  ohne  ärztlidio  Intervention  ertragen  und  sich  auch  mit  der 
UreUn-alfistel  abgefunden.   Deim  hätte  er  einen  Arzt  konsultiert,  so  wäre  er 


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254 


Ketiscliismus. 


zumindeEt  von  dem  Ring  befreit  worden.  Der  Pfleger  und  die  Zimmei- 
genossen  gaben  auch  an,  daß  dcc  Kranke  auffallend  häufig  das  Klosett  auf- 
euchte  und  sehr  viele  Tücher  verbrauchte,  mit  denen  er  sich  —  und  wie  das 
Präparat  zeigt,  erfolgreich  —  vor  einem  Ekzem  bewahrte.')  (Siehe  Abbildung 

Nr.  24.)  ■-,.■.:■ 


i-iK.::i. 


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Einfache  MenBchen  wählen  ein  einfaches  Bild  oder  Werkzeug  dos 
Zwanges.  Je  komplizicrtei-  die  Psyche  des  Menschen  ist,  desto  kompli- 
zierter der  Mechanismus  des  Zwanges. 

Ein  wichtiger  Umstand  erfordert  eine  gesonderte  Besprechung. 
Wir  haben  gesehen,  daß  es  eich  in  allen  diesen  Fällen  um  Impulshand- 
Inngcn  dreht.  Viele  dieser  Fußfetiscbisten  sind  Kleptomanen,  sie  stehle» 
die  Schuhe,  von  denen  sie  ein  ganzes  Lager  haben,  sie  stehlen  Hand- 
schuhe, sie  stehlen  Mieder.  Wie  verhält  sicli  nvm  der  Impuls  zu  diesem 
merkwürdigen  Symptom  des  Zwanges? 

Erstens  empfindet  der  Kulturmensch  diesen  Impuls  wie  jede  IIi'- 
reaktion  als  lästigen  Zwang.  Der  Kulturmensch  kämpft  gegen  die 
Triebe,  er  will  sie  überwinden,  er  will  diesem  Zwange  nicht  erliegen. 
Die  innere  Freiheit  -  das  höchste  Ideal  eines  jeden  Menschen  —  ist 
nur  zu  erreichen  durch  Überwindung  des  Zwanges.    Der  ursprünglidie 

')  Einen  ähnliehm  Fall  von  Sclbstverstrimmlung  hat  Jeanseime  in  der  Jt"i"' 
nunimor  1921  des  „L'Enccplialc"  vcröffintlicht.  Ein  r^Jähriger  hatt^?  sich  den  Pem^ 
im  Sulcue  so  eingeschnürt,  daß  diu  Glang  gangränös  nurdo  und  während  des  Urinierena 
abfiel.  Zu  dißBom  Fall  macht  Sam^re  in  der  „Int.  Zeitschr.  f.  Psychoanalyse"  (1922. 
Bd.VIlT,  H.3.  Bemerkungon  ku  einem  Fall  von  Selbstvorstüramelung)  einige  intcrcesante 
Bemerkungen.  Fr  erwägt  die  Mögli<:hkeit  von  Kastrationsideen,  verwirft  sie  aber,  wü 
dw  Knabe  Bonst  den  Penis  an  der  Wurzel  abgeschnürt  hätt«.  Meiner  Ansicit  nach 
scheint  es  sich  um  eine  symbolische  Darstellung  eines  Zwanges  zu  handeln,  der  voni 
Genitale  ausgeht  und  am  Genitale  bestraft  werden  soll.  Auch  an  Schutzmaßregeln  gegw» 
Onanie  ist  in   solchen   Fällen  zu   denken. 


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Uer  SyraboIiBmus  des  Zwanges,  „ 

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Zwang  ist  im  echten  Fetiechismue  nicht  mehr  zu  erkennen.    Der  Imnul« 
liat  eich  verwandelt,  der  Affekt  ersciieint  versdioben,  der  Zwan/ha^ 
B.ch    vom   Sexuellen  auf  ein   Sj-nibol    verschoben.     Der   Kranke   strebt 
nicht  mehr  nach  dorn  Besitz  der  bogehrten  Person,  er  erliegt  wohl  den. 
_>;wange.    aber    in    einer     symbolischen   Form,    die   seiner  asketischen 
(endonz  dadurch  gerecht  wird,  daß  er  dem  Gesdileclitsverkehre  entgeht 
oder  Jim  auf  ein  Minimum  cinsdiränkt.   Er  hat  dem  Zwang  einen  Gegen- 
zwang    entgegengestellt.    Zwangssymptorae    sind  Reaktionen    des  Ge- 
wissens   auf    eine    unerfüllbare  1'riebforderung.    Die    Urroaktion    ver- 
wandelt sich  in  eine  vollkommen  atypische  Kulturreaktion.    Er  erliegt 
wohl  einem  Zwange,  aber  es  ist  ein  Zwang,  den  er  sich  selbst  geschaffen 
hat,  um  der  ursprünglichen  Forderung  seiner  Sexualitiit  zu  entflielien. 
Der  Fetischist  hat  sich  in  eine  Parapathie  hineingezwängt,  um  einem 
anderen  Zwange  zu  entkommen.    Er  spielt  den  Paraphilen  und  bleibt 
der  Asket.    Der  Zwang  der  Kultur,  der  Erziehung,  der  Religion,  des 
Ethos  bleibt  dodi   siegreich.     Aber   er  empfindet   diesen    Zwang   nicht 
mehr  als  das  Fremde,  weil  ja  die  Parapliilie  seine  eigenste  Sdiöpfung 
ist.    In  Wirklidikoit  reizt  ihn  der  Fuß   gar  nicht.    Er  benimmt   sidi 
nur  so,  als  ob  er  ilm  reizen  würde  (VaihingeT).   Er  arbeitet  mit  einer 
Fiktion,    um  der  Realität  der  Sexualität    zu  entgehen.    Die  bipolare 
Tendenz,    Don  .luan,  Satan,  Libertin,    untreuer  Ehemann    einerseits, 
Priester,  Heiliger  andrerseits    kommt   in  seiner    eigensten  Schöpfung 
'/.um  Ausdruck.  Dann  wird  der  Trieb  als  das  Fremde  und  der  Fetischis- 
mus als  das  Eigene  empfunden.    Der  Impuls  wird  sozusagen  durdi  deu 
FetisdiismuB  immunisiert,  er  wirrt  für  das  Leben  unschädlich  gemacht. 
Die  Kraft  des  Impulses  geht  nicht  verloren.    Er  wird  nur  von  dem 
oigentlidien  Strombett  abgelenkt  und  gezwungen  Arbeit  zu  leisten,  die 
seiner  Tendenz  feindlidi  ist.    Er  wird  dann  ein  Teil  von  jener  Kraft, 
die  stets  das  Böse  will  und  doi'h  das  Gute  schafft. 

In  dem  eingeschnürten  Symbol  drückt  der  Kranke  dann  beide 
Tendenzen  aus:  den  Zwang  des  Triebes  und  den  Gogenzwang  der 
Zwangsneurose. 

So  komme  ich  zu  meiner  alten  Formel  zurück:  Der  Fetischismus 
ist  nur  eine  Abart  der  Zwangsneurose,  seine  psychische  Struktur  kann 
nur  als  Zwangsneurose  verstanden  worden.  Der  erotische  Symbolismus 
des  Fetischismus  drückt  diesen  Zwang  in  der  Wahl  des  sexuellen 
Fetisches  aus,  der  diesen  Zwang  anschaulich  und  überzeugend  vor 
Augen  fülirt. 


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1 


■     ■  ■  XL 

Kasuistik. 

Alle    unsere  Untersuchungen   liaben  das  eine  Resultat    ergeben; 
Der  FetiscliismuB  ist  ein  Zwang,  den  der  Kranke  sich  selbst  aus  Motiven 
der  Buße  auferlegt."  Es  ist  scheinbar  eine  Paiaphilie,  in  Wahrheit  eine 
Religion,  ein  Kult.    In  dieser  Religion  herrschen  die  Götter  der  Kind- 
heit.   Der  Fetisch  muß  imstande  sein,  den  Zwang  dieser  Religion,  die 
ja  immer  den  Cliarakter  eines  Zwanges')  hat,  symbolisch  darzustellen. 
Er  muß  etwas  Schützendes,    Umhüllendes,    Einschnürendes    sein.    Aus 
diesem  Grunde  eignen  sich  Schuhe  ganz  besonders,  denn  sie  schützen 
den  Fuß  vor  Verunreinigung.    Es  eignen   sich  auch  enge  Hosen 
sowie  Korsetts  zum  Fetisch.  Ee  ist  nun  klar,  daß  auch  eine  Mehr- 
heit von  Fetischen  nebeneinander  bestehen  kann,  wenn  sie  das  Gleiche 
ausdrücken.  Es  ist  so,  als  ob  man  einen  Ausdruck  in  zwei  verschiedenen 
Sprachen  verwenden  würde.   Es  kann  sich  daher  der  Schuh fetischisnuis 
mit  einem  anderen  kombinieren.    Einen  solchen  Fall  beschreibt  auch 
Abraham  -)   und  über  diesen  Fall  möchte  ich  einige  Worte  sprechen. 
Fall  Nr.  51.  A.  beschreibt  einen  SSjährigen  Hochscliüler,  der  sich 
sciion  in  der  Pubertät  von  anderen  Altersgenossen  dadurch  unterschied, 
daß  er  sich  für  das  weibliehe  Geschlecht  nicht  interessierte.  Er  hielt  sieh 
für  impotent.   Mit  14  Jahren  begann  er  sich  zu  fesseln.   Mit  15  Jahren 
begann  er  elegante  Schuhe  der  männlichen  Mitschüler  zu  beobachten. 
Nun  kam  das  typische  Erlebnis.    Er  verschob  dies  Interesse  auf  die 
weiblichen  Schuhe.    Besonders  erregte  ilin  der  Gedanlfe,  wie  unbequem 
das  Gehen  in  soldien  Schuhen  sein  müsse. 

Er  verwechselt  die  Schuhe,  den  rechten  und  den  linken,  um  aus 
eigener  Erfahrung  zu  lernen,  wie  das  Gefülil  des  quälenden  Druckes 
beschaffen  sei.  Diese  Verwechslung  von  links  und  rechts  ist  eine  wunder- 

^)  Vergleiche  die  Aupfülirungen  über  die  Darstellung  der  Parapatliie  im  Traume. 
Zbl.  f.  Psychoanalyse,  Bd.  III,  S.  6G.  Der  Scln:h  ist  ein  sehr  häufigee  Symbol  (fe-r  P'"''''' 
pathio  seihst.   EbenKO  der  Handschuh. 

*)  Psychoanalyse  eines  Falles  von  Fuß-  und  KorsettfetischiBmuB.  Jahrbuch  für 
pBTclioanalytieche  und   psycho  pathologische   Forschungen.     III.  Bd.,    1932. 


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Kasuistik.  „ 

bihöne  eymboliöche  Handlung.    Er  möchte  aus  einem  Manne  ein  Weil» 
ijerden.    Das  dürfte  aus  einem  eminenten  Idontifizierungsprozease  mit 
i^emer  Mutter  stammen.    Denn  mit  16  Jahren  naJim  er  ein  altee  Korsett 
der  Mutter,   schnürte  sich  darin  fest   ein  \md  ging  so   damit  auf 
der  Straße  spazieren.    Wieder  begegnen  wir  dem  Fetischismus  mit.  Re- 
quisiten aus  der  Toilette  der  Mutter,    Patient  erziUiit :    „Sehe  ich  eiii- 
-eselmürte  Frauen  und  Mädcheii  und  vergegernväi'tige  ich  mir  den  Druck 
des  Korsetts  auf  ihre  Brust  und  Unterleib,  so  kann  ich  Erektionen  er- 
zielen."   Seine  Träume  handeln    oft  von  Korsetts  und  vom   Schnüreu 
c-iii   Gegensatz    zu   den  mir   bekannten    Fällen.    Er  hat    ausgesprochen 
kepiophile  Rieclilusl,  die  auf  seinen   Iniantilismus  zurückzuführen  ist 
Eine  seiner  häufigsten  Erimiecnngcn  ist  eine  Szene,  in  der  die  Mutter 
im   Wasser   watet.     Ich   sehe  darin   den    Kern  seines    Fußfetischismus. 
Kl-  war  bis  zum    10.  Lebensiaiire  mit  seiner  Muttei-  sehr  z.artlich  und 
hatte  bis  dahin  aucii  sehi-  häufig  ihi'  BetI    aiifgc^uciil      Sehr  stark  ist 
:Jeine  Sehnsucfu,  ein   Weib  zu  ^ein.     DaunI   dürften  seine  Kastralions- 
]ihantasien   zusamnieidiängen.     Er    zeigt    die  charakteristische  infantile 
Neigung,  den  Hiirn  und  den  Urin  zurückzuhalten.    Seine  Fesselungen 
iVaidcn  meist  im  Klosett,  statt.    Sie  dürften  der  Phaniasie  entstammen, 
in  Windeln  i'ingehunden  zu  sein.  .  .  .    Dazu  stimmt,  daß  er  sich  seine 
(ienitalien  gern  einsclmürtc 

Abraham  bringt   auch  einen  Traum  des  Patienten: 

Er  ist  mit  seinem  Brudei'  iiuf  einem  Schiffe,  das  durch  einen  Hafen 
fährt.  Um  au?  dem  Üafcn  zu  koiiuiicn,  mii^^eii  sie  einen  eigentümlichen 
wie  ein  iiaiis  über  dem  Walser  gebauten  Du^chliit^  pasMieron,  Sie  fahren 
dann  durch  freies  Wasser,  sind  dann  aber  plötzlich  auf  dem  Lande  und 
fahren  mit  dem  SchiHe  durch  eine  Straße,  ohne  jedech  den  Beden  /u 
lieriihi-eii.    Sii^  fahren  in  der  Jjiiri;    ein  Sclnitumuiin  reicht  ihnen  rliilx^i  zu. 

Der  Traum  ist  in  seiner  fundamentalen  Bedeutung  von  Ahrnham 
nicht  erkannt  worden,  da  er  in  jener  Zeit  der  Publikation  die  Symbolik 
der  Spermatozoenträume  noch  nicht  kannte.  Der  wichtige  Einfall  des 
Patienten  „Koloß  von  Rhodos'"  erklart  deix  Traum.  Der  Koloß  stellte 
einen  gewaltigen  Mann  dar,  der  mit  ausgespreizten  Beinen  über  dem 
Hafen  von  Rhodos  stand.  Er  erinnert  den  Patienten  an  den  urinierenden 
Vater.  Der  Traum  stellt  den  Patienten  als  Spermatozoon  dar  und  be- 
schreibt seine  Reise  durch  den  Körper  der  Mutter.  Daher  dai^  merk- 
würdige Fliegen  .  .  .  (vgl.  den  Mutterleibstiaum  eines  voi'hergehenden 
Falles,  S.  218),  Der  Sinn  des  Traumes  heißt:  Ich  möchte  noch  einmal 
auf  die  Welt  kommen  und  ein  neues  lieben  beginnen.  Ich  möclite  noch 
einmal  Kind  sein.  Einmal  träumt  der  Patient,  daß  die  Schuhe  hinton 
niedergetreten  sind,  so  daß  die  Ferse  sichtbar  ist.  Das  bedeutet  neben 
anderen  Determinationen,  daß  er  seine  Parapatlüe  zu  verlieren  glaubt. 
Das  ist  in  der  Psychanalyse  häufiger  der  Fall,  als  es  die  Analytiker 

SlBkel,  SlOtangon  dos  Trieb,  aud  i-ffuliUebeas.  VH.  yj 


■'/ 


258 


Fetischisniuii. 


selbst  wissen.   Denn  diese  fetischistischen  Neigungen  verlieren  für  ihrra 
Träger  den  größten  Wert,  wenn  er  sie  einmal  mitteilt.    Sie  sind  sein 
tiinge  behütetes   Geheimnis  nnd  entschließt   er    sich  einmal     sie   mit- 
zuteilen, Bo  ist  er  sthon  halb  entschlossen  sie  aufzugeben.    Richtig  ist, 
daß  —  wie  Abraham  betont  —  die  Ferse  die  Bedeutung  einos  Genititl- 
ereatzes  hat.    Jeder  Fetisch  ersetzt  das  Genitale  und  kommt  zustand-', 
weil  eine  erogetie  Zone  dabei  beteiligt  ist,  aber  damit  ist  das  Wesen 
des  Fetischismus  noch  nicht  erklärt,  wie  wir  ja  bereits  gesehen  habeu- 
niese  Itomerkungen  über  den  Fall  Abrahams  mögen  vorläufig  ge- 
nügen.  Über  seine  Auffassung  des  Fulifetisuhismus  will  ich  mich  später 
äußern.    Ich  mache  liier  nur  auf  die  starke  Tendenz  aufmerksam:     U-\\ 
will  ein  Weib  sein!    Diese  Tendenz  fehlt  in  keinem  Falte  von  echtem 
l'otisehismus    und  erklärt    uns  auch  das    riierkwürdige  Ausspielen  lies 
Fetischismus  gegen  das  Weib.    Sammelt  der  Fetischist  Frauenschuhe, 
so  stellt  er  sich  vor,  wie  sie  ihm  passen  würden:    so  geht  es  ihm  mit 
den  Hemden,  Korsetts,  Schürzen,  Hüten  usw.    Die  homosexuelle  Grund- 
lage des  Fetischismus  setzt  sich    in  diesem  Wunsche    mächtig  durch. 
Auch  der   Spermatozoentraum  mag  neben  anderen   Bedeutungen  auch 
diese  haben:    Wenn  ich  nochmals  auf  die  Welt  komme,  möchte  ich  eine 
Frau  wie  die  Mutter  oder  die  Schwester  sein.    Von  diesem  Wunsche 
biß  zum  Transvcstiemits  von  Hirschfeld  ist  nur  ein  kleiner  Schritt.    In 
der  Tat  zeigen  alle  Transvestiten  die  Kigenschaftcn  der  Fetischisten, 
sie  sammeln  weibliche  Toilettestücke,  sie  treiben  den  Haremskult    sie 
versenken  sich  in  eine  ihnen  verschlossene  Welt  mit  der  ganzen  Macht 
einer  irregeleiteten  Phantasie. 

Der  nächste  Fall  zeigt  uns  alle  diese  Momente  neben  anderen 
sehr  interessanten.  Er  ist  von  Dr.  Olto  WaWier  publiziert  worden.  ^^  ir 
liissen  ihm  darüber  das  Wort: 

Fall  Nr.  52.  M.  K.,  .Journalist,  war  zur  Zeit  seiner  .\ufnalmie  in  die 
irronaiifitalt  xweck^  Beobachtung  seines  GcistesziistJiiidcs  3(i  .I;ihre  alt.  Ülwr 
orblicIiP  Uida^ilniig  w;ir  nichts  zu  erfahren.  Er  hat  in  der  Schule  mäßig  ge- 
lernt, ahoi-  doch  luil.  20  .Jahren  sein  Maturitätsexamen  bcsümdcn.  In  Berlin 
imd  Marburg  hat  K.  dann  Rechts-  und  Staat swjssensehaften  studiert.  Nach- 
dem fi  in  lviis.-icl  zweimal  vorgeblich  die  erste  juristische  Staatsprüfung  vor- 
quellt lial,  wurde  er  nach  dem  Tode  (^pines  Vaters  .Jounialist  und  hat  sich  dabei 
durchwegs  pekuniär  gut  gestanden.  Vom  Hause  aus  war  er  so  gut  wie  ver- 
mögenslos. Meint  war  K.  an  konservativen  Zeitungen  tätig,  so  in  W.,  wo  er 
eine  recht  iingcwcheiio  Stellung  einnahm,  in  den  ersten  Kreisen  veikehrto. 
Mitglied  des  konservativen  Wahlvereinea  war  usw.  1895  verheiratete  er  sich, 
die  Ehe  blieb  kinderlos;  1898  adoptierte  er  ein  kleines  Mädchen  auf  dringenden 
Wuuscli  seiner  Frau.  Mit  seiner  Frau  hat  K.  geschlechtlich 
nicht  verkehrt.  1899  bis  Juni  1900  war  er  als  Chefredakteur  in  K. 
l.ätig.  Nach  Angabe  des  Zcitungs Verlegers  hat  er  stets  zur  Zufnedenhcit. 
gearbeitet. 


! 


KuüuiÄtik. 


2.")!1 


K.  witifle  anfe'pkiagt,  wegen  iriehrfach  vtrsuchten,  aber  nicht  vollondoteii 
Iktrugrü;,  indem  er  unter  Vorspiegelung  fälschet-  Tatsachen,  erstens  oiii  Gut 
in  Schlesien  zu  erwerben  versiiehte,  zweitens  wohlhahondo  Loutp  um  Darlehen 
iiiigegnngen  hatte. 

Erst  als  rinr  Staatsanwalt  3  Jahre  Gefängnis  beantragte  und  das  GericiiL 
die  Ur(<'ilsvcikiiniligiiiig  verlagt  hatte,  machte  er  seinem.  Vei-l«idiger  die  Mit- 
teilung, dali  er  das  Gut  nielit  allein  ans  Interesse  an  der  Landwirtschaft 
kaufen  wollte,  sondern  weil  er  f,'laul)t(\  daß  m-  auf  dem  Lando  seine  Neigung 
hoHser  knltiviei'on  kännc.  Kr  habe  iiämlicli  mm  ilini  unerkläiliclie  Neignu" 
KU  Schiiiztin  und  Waschkleiduni  unil  glaubte,  daß  seine  Frau  in  der  ländlichen 
Einsamkeit  sich  eher  dazu  entschließen  küime,  sich  seinen  Wünschen  ent- 
sprochetiil  xii  kleiden,  als  in  der  Stadl.  Kr  bat  den  Vortoidiger  noch  weilen- 
Mitteilungen  u\)vv  Tagebiiclici,  liricle  und  einen  KonÜikt  mit  der  i'uiizei  in 
Ilr.  wegc'n  angeblichen  Sittlichkeita Verbrechens  gemacht.  Der  Verteidiger 
boanlragto  daraiillnu  Unlcrsuchuog  de.^  Geisteszustandes  dos  K.  Diesem  An- 
irago  wird  ritallgegebt'n  und  K.  einer  Anstalt  zugelulirt. 

Er  datiert  seine  Neigung  zu  Schürzen  schon  von  früher  Jugend  her, 
N'acli  seiner  Ansicht  ist  die  Neigung  dadurch  liervorgprnl'on,  daii  seine 
Kind  e  r  f  |-  a  u  i  h  in  z  u  r  li  o  r  ii  h  i  g  u  n  g  Schürzen  ins  Bett  g  c- 
gohon  hat.  /uniiclist  beschi'anktft  sich  diese  l^eidenschaft  auf  Öcliürx.eu  der 
Mutter  und  der  Schwester,  die  er  lianlig  heimlich  an  .sicji  genommen 
uml  versteckt  batle.  Trutz  teilweise  recht  e!Hi)tindliclier  Strafen  blieb  die 
Neigung  biisteheu.  Auch  als  Slndent  ist  liic  \eigung  stets  vorhanden  gewesen, 
lind  als  er  sicli  noch  als  ein  Student  mit  seiner  jetzigen  Krau  verlobt  hatte, 
bat  er  bei  den  häufigen  Besuchen  bei  seiner  Braut  heimlich  einVx'lue  ihroi> 
Schürzen  mit  nach  Berlin  genommen,  in  dieser  l^eit  erwachte  ancli  all- 
mählich (lic  Liebe  zu  Waschkleidern  nach  seiner  Ansicht,  weil  seine  Braui 
und  deren  Schwestern  häufig  Waschkleidei"  trugen,  aber  am  liebsten  sind 
ilim   bis   heute  die  Schürzen  geblieben. 

Die  Scliüizen  müssen  aus  Waschstoff  sein,  auch  müssen  sie  gewisse 
Farben  und  Muster  xeigen.  Am  liebsten  sind  ihm  Schürzen  und  Kleider, 
die  getragen  sind,  ja  .s  cli  m  u  t  zi  g  sein  können,  er  duldet  z.  li. 
nicht,  daß  seine  Sachen  gewa.«chen  werden.  Per  Gedanke,  daß  seine  ., Sieben 
tjehürzchen"  nicht  sorgfältig  behandelt,  ja  durch  Waschen  mißhandelt 
werden,  bereitet  ihm  fast  öinen  körperlichen  Schmerz,  tlberhaupt  ist  es  ihm 
peinlich.  Schürzen  und  Kleider,  dio  seinem  Geschmacke  entsprechen,  von 
Fremden  getragen  zu  sehen,  weil  er  dabei  immer  den  Gedanken 
hat,  man  gehe  nicht  ordentlich  und  zärtlich  mit  den  Sachen  um.  Di^lialb,  und 
weil  eben  seine  Leidenschaft  für  solche  Sachen  durch  den  Anblick  erregt 
wird,  ist  er  häulig  den  Trägerinnen  ULichgegangen  und  hat  die  fraglichen 
Kleidungsstücke  zu  kaufen  versucht,  obgleich  er  ganze  Seh  ranke 
und  Körbe  voll  im  Laufe  der  Zeit  angesammelt  hat.  Bei 
einer  solchen  Gelegenheit  ist  er  in  Dr.  in  den  Verdacht  des  beab^jicht igten 
Sittlichkeitsverbrechons  gekommen.  Er  hatte  ein  kleines  Mädchen  mit  einer 
ihm  zusagenden  Schürze  gesehen,  war  ihm  bis  zur  Wohnung  gefolgt  und 
hatte  CS  beauftragt,  die  Mutter  zu  fragen,  ob  sie  die  Schürze  nicht  an  ihn 
verkaufen  wülite.  .Kr  wolllo  am  Abend  wiederkommen  und  die  Schürze  hulen. 
Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  er  verhaftet.  Er  erklärte  der  Polizei,  daß  er 
nur  die  Schürze  für  seine  Sammlung  habe  kaufen  wollen.  Die  Polizei  Heß 
nachsuchen  und  fand  eine  große  Anzahl  von  Schürzen  und  Kleidern,  über 
deren  Erwerb  und  Schicksal  C4'  in  gleichfalls  gefundenen  Büchern  gewisser- 

17* 


.W' 


260 


PetischiBmus. 


I.., 


'ii; 


)Raßen  Tagobiieh  geführt  hatte  (vom  Jahre  1897  an).  In  B.  beauHraglö 
er  eine  Althändleriii,  Frau  U.,  für  ihn  eine  Schürze,  die  er  bei  einem  Kinde 
gesehen  hat,  zu  kaufen  und  trägt  ihr  auf,  noch  andere  Schürzen  für  ihn  /u 
ei-werhcn.  Aber  nicht  nni'  alte  Schürzen  hat  er  geliauft,  sondern,  wenn  er  in 
einem  Gescliät't  ein  ihm  zusagendes  Stück  fand,  hat  er  es  eich  angeschafft. 
Über  sein  Geschlechtsleben  äuliert  er  sieh: 
'  Nnr  als  Student  hat  er  kurze  Zeit  onaniert-,  jedoch  ohne  besondere  Be- 
1  riediguiif;.  Wie  er  dazu  gekommen  ist,  will  er  nicht  mehr  wissen,  aber 
jedenfalls  haben  seine  Schürzen  uew.  nichts  damit  zu  tun.  Er  hat  dann  bald 
ohne  jeden  Zwang  die  Onanie  unterlassen  nach  Lektüre  eines  Buchee  über 
die  Schädlichkeit  der  ünanic.  Mit  einem  Weibe  hat  er 
nie  geschlechtlich  verkehrt,  auch  nicht  mit  seiner  Frau 
während  der  nunmehr  8jährigen  Ehe.  Das  ist  häufig  die  Ur- 
feacho  zu  häuslichen  Unfrieden  gewesen,  da  seine  Frau  sehr  kinderlieb  ist. 
lleshalb  hat  er  seiner  Frau  wegen  ein  Kind  adoptiert.  Er  meint,  ecin  Vei- 
kehl'  mit  seinen  Schürzen  und  Kleidern  müsse  wohl  als  Ersatz  für  den 
Oeeclilechtsverkelir  angesehen  werden,  nach  welchem  er  nie  Verlangen  gehabt 
habe.  Mit  seiner  Frau  verbände  ihn  eine  auiriehtise  Neigung,  die  aber 
wohl  nichts  mit  Sexualität  zu  tun  habe,  wie  ihm  ja  auch  die  Trägerinnen 
seiner  Scbürzen  iu  dieser  Hinsicht  gleichgültig  seien,  es  interessiere  ihn 
eben  nur  der  Gegenstand,  den  sie  trügen,  Nach  seiner  Angabe  ist  ihm  sehou 
niehi'cre  Male  der  Gedanke  gekonuncn.  den  Wunsch  seiner  Fiim  zu  erfüllen. 
in  dem  Gedanken,  daß  er  für  sein  zu  erwerbendes  Gut  einen  Erben  haben 
wollte,  aber  die  Sehürzehen  haben  sich  ihm  hindernd  in  den  Weg  gestellt. 
Es  sei  gewesen,  als  ob  die  lieben  Schürzchen  zu  ihm  gesproch?n  hätten; 
das   dürfe  er   ihretwegen   nicht   tun. 

Seinen  Verkehr  mit  den  Schüi-zen  und  Kleidern  schildert  er: 
Der  Besitz  und  der  Anblick  seiner  Schürzen  und  Waschkleider,  sowie 
der  Verkehr  mit  diesen,  gewährt  ihm  ein  Gefühl  des  Wohlseins  und  der 
Befriedigung,  Zu  einer  sexuellen  Erregung  kommt  es  dabei  nie,  ebensß 
benutzt  er  sie  nicht  zu  onanistischen  Zwecken.  Er  findet  seine  Befriedigung 
darin,  daß  er  sie  ansieht,  wenn  sie  von  Frau  und  Kind  getragen  werden. 
Ferner  urngilJt  er  sieh  nachts  mit  Schürzchen  und  Kleidern,  und  die  ihm 
gerade  liebste  Schürze  nimmt  er  auch  ins  Bett,  immer  ohne  sie  zu  ona- 
nistischen Zwecken  zu  benutzen.  Am  Tage  hängt  er  sie  im  Zimmer  auf 
und  eti'eichelt  sie,  küßt  sie  und  redet  mit  ihnen  „wie  mit  P  r  a  u  und 
K  i  n  d".  Auch  auf  Reisen  hat  er  immer  eine  oder  mehrere  Schürzen  mit- 
genommen, so  auch  auf  seine  letzte  Reise  nach  Pommern.  (Er  hat  tatsächlich 
bei  seiner  Verhaftung  zwei  Schürzen  bei  sich  gehabt.) 

Eine  große  Freude  gewährte  ihm  auch  das  Füliren  von  Tagebücheri 
(von  1897  an),  worin  er  eich  über  den  Erwerb,  Auesehen  und  Schicksal 
seiner  Schürzen  und  Kleider  ausläßt. 

Da  .^ieh  Frau  imd  Kind  häufig  weigerten,  die  zum  Teil  unmodernen, 
zum  Teil  schmutzigen  Kleider  und  Schürzen  zu  tragen,  ist  allmählich  der 
Godanke  bei  ihm  laut  geworden,  daß  sie  sieh  auf  dem  Lande  wohl  nicht 
mehr  wcigeni  würden,  weil  sie  sich  dort  in  ländlicher  Einsamkeit  nicht  zu 
genieren  braucliten.  Daher  ist  allmählich  die  Absicht  groß  geworden,  ein 
Gut  zu  erwerben-  Hierbei  spielt  nun  nach  seiner  Angabe  nicht  allein  der 
Wunsch,  seine  Schürzenleidenschaft  auf  dem  Lande  besser  kultivieren  zu 
können,  eine  Bolle,  sondern  dazu  kommen  noch  allerlei  Vorstellungen,  die 
eich  in  den  letzten  Jahren  bei  ihm  festgesetzt  haben.    Er  glaubt  näralidi, 


KasiiiBtik. 


261 


im  Besitze  eines  Rittergutes  allerlei  Pläne  verwirklichen  zu  können,  die  ei' 
y.ur  Verhcseei-ung  der  sozialen  Verhältnisse  seiner  Mit- 
men  sehen  vor  hat.  Er  will  zunächst  gar  nicht  mit  diesen  Plänen 
heraus,  läßt  sich  aber  schließlich  herbei,  einiges  davon  zu  verraten.  Bei 
meinen  parteipolitischen  Verbindungen  glaubt  er,  als  Gutsbesitzer  eventuell 
ein  Rcichetagsniandat  bekommen  zu  kcinneii,  dadurch  in  Fühlung  mit  hühr>n 
und  höchBte.n  Kreisen  zu  koiiuiien.  Er  spricht  von  Tiitigkeit  im  Ministerium, 
ta  ganz  heimlich  taucht  auch  der  Gedanke  auf,  selbst  Minister  werden 
zu  können.  In  diesen  Stellungen  hofft  er,  eben  seine  Pläne  zur  Verbesserung 
der  sozialen  i^age  ausführen  zn  können.  Wgs  er  für  Pläne  hat,  will  er  noch 
nicht  sagen.  Ven  seiner  Tätigkeit  als  Redakteur  spricht  er  keineswegs  mit 
(Tberhebung,  sondern  gibt  nur  an,  daß  er  stets  zur  Zufriedenheit  seiner 
Auftraggeber  gearbeitet  habe- 

Aus  dei'  weiteren  Krankengeschichte  während  seines  Anstältsaufen t- 
haltee  ist  noch  zu  erwähnen  seine  Angabe,  seit  3— 4.)a]iren  (1S98— 1899) 
au  anfallsweisen  Koplschmerzen  zu  leiden,  die  vorwiegend  in  Stirn  imd 
Hinterkopf  sitzen.  Hat  Jalü'  und  Tag  bis  3  Migränepulver  genommen.  Seit 
2— 3  Jahren  ist  der  Schlaf  ungenügend  mit  tiäuligeni  Anischrecken.  Er  vei- 
hingt  dauernd  die  bei  seinen  Sachen  lieiindlichen  Kinderschürzen,  die  er  seibat 
bei  sich  gehabt  habe  und  ohne  die  er  es  nicht  aushalten  könne.  Ist  häufig 
weinerlich  verstimmt. 

Ich  lasse  letzt  einen  Aueztig  aus  seinen  Tagebiieliern  folgen: 

„Dunkelblaue  Schürze  mit  blaugcslreillem  Rand.  Band  die  Schürze 
wieder  früh,  r)achdcm  sie  angezogen  war,  um,  auf  meine  Bitte.  Heute  aber 
erst,  nachdem  sie  auch  Marga  gewaschen  und  angezogen  hatte,  so  daß  mir  das 
Furchtbare  erspart  blieb,  zu  sehen,  wie  sie  in  der  süßen  Schurze  Marga 
wäsclit.  Frühstückte  darin  und  trug  m  ihr  das  Geschirr  in  die 
Küche.  Wusch  Margas  Haar  in  ihr  mit  Bayrum  ein.  Zog  ui  ihr  Marga 
die  Kamascheu  <ler  Gummischuhe  an,  berührte  dabei  mit  ihren  Annen  die 
l.erabhängende  Schürze,  die  dadurch  wieder  ganz  zusammengebogen  und  .ge- 
knutscht wurde  usw.  Schürzidel  hängt  zu  meinen.  furchtba.-sten  bchmerz 
ganz  zerkniitscht  und  zusammengebogen  herunter,  ist  voller  Knulscli teilten, 
die  sich  von  oten  bis  unten  hinziehen,  auch  der  blaugestrei  te  Rand  ist 
auf  lieiden  Seiten  voll  direkter  KnutschfalUm  und  der  süße  blaugestreifto 
Stofl'  ist  oben  rechts  und  links  ganz  zusammengebogen  und  zerknüllt.  Ich 
bin  tief  traurig,  daß  das  süße  Schürzidel  durch  das  Umbinden  so  fnrehlbar 
mitgenommen   usw. 

Kleine   dunkelblaue  Schürze. 

Sonntag  ,1  band  zu  meiner  innigsten  Freude  wieder  die  kh'ine  dunkel- 
blaue Schürze  um,  und  zwar  gerade  zum  Sonntag,  trotzdem  Eie  noch  unge- 
waschen und  schmutzig  war.  und  ich  gar  nicht  erwartet  hatte,,  daß  sie  ^16 
«ich  in  N-Str.  umbinden  würde.  Das  herrliche  Schürzidel  ist  noch  von  R., 
W  St  Dr.  und  St.,  ja  sogar  noch  von  0.  sclimutzig  und  ungewaschen,  seit 
sie 'sie'vor  nahezu  12  Jahren  in  0.  umgebunden  hatte.  Beim  ITmlnnden  ei- 
innert*>  sie  mich  daran,  daß  das  eine  von  ihren  ältesten  Schürzen  sei  usw. 
Zu  meiner  tiefsten  Betrübnis  sagte  J.  dann  weiter,  die  Schürze  sei  sdMU 
fadenscheinig  und  würde  wohl  bald  mal  wie  Zunder  auaeinanderfallen  usw." 

Schildert  dann  einen  Streit  mit  seiner  Frau  über  das  Tragen  dieser 
Schürze.    Frau  gibt  nach. 


96? 


Fetischismus. 


Fülgoii  noch  Geechichteu  über  einige  undeie  Öcliiirzeii,  ao  z.  B.  weiLve 
geripptf  Scliürze  mit  ßchmalcn  Kaspcln,  bl angestreifte  gerippte  Schürze, 
(hmkolhlaii  gerippte  Schürze  mit  rotgcrippt-eii  Borten  und  Halskragen 
(.ydilieljtfchiJrKo),  kleine  mittelhlau,  gerippte  Schürze  mit  rotgeblümt«r  Kantt-, 
Jidlgclb  gerippte  Schürze  mit  blaugerippter  Borte. 

Dazwischen  Schilderungen  von  WaBclikleidern :  Blaugestreifle  Blueo 
mit  Matrosenkragen.  Blaugestreiftet-  geripptes  Waschkleid.  Dunkelblau  ge 
ripptes  Wasclikieid  usw. 

Auch  aus  Briefeu  an  seine  Frau  geht  die  Sorge  um  seine  Schürzen 
und  Kleider  hervor.  Er  schreibt,  daß  sie  in  seiner  Abwesenheit  ja  niciit  seine 
lieben,  süßen  Schürzidel  umbinden  solle  usw. 

Seine  Alutter  gibt  bei  der  gerichtlichen  Vernehmung  an,  daß  ihr  Sohn 
als  Knabe  und  auch  als  älterer  Gymnasiast  eine  eigentümliche  Neigung  iui 
Schürzen  gezeigt  habe,  und  zwar  hauptsächlich  für.  blaue  Schüi-zen.°  K  s 
wäre  (j  t'  1  vorgekommen,  daß  ihr  von  ihren  eigenen 
Schürzen  Stücke  fehlten,  die  sie  dann  oft  erst  nach 
"Wochen  in  e  i  n  d  m  W' i  n  k  cl  oder  einer  Ecke  eines  Kom- 
me il  en  s  t-hub  fach  c  s  ihres  Sohnes  wiedergefunden  habe. 
Ermahnungen  und  härtere  Strafen  halfen  nichts.  Ihr  verstorbener  Mann 
Imbi'  e,-^  fiii'  eine  Spielerei  gehalten,  wenigstens  als  die  Neigung  auttrat.  Sie 
i-x'llisl  glaubte  zuerst  auch,  daß  die  Sache  von  einer  alten  Kinder- 
frau ihres  Sohnes  herrühre,  die  ihm  ihre  Schürze  zum 
Spielen  zu  geben  pflegte.  Wie  die  Neigung  sich  später  eutwickelt 
habe,  und  ob  sie  noch  bestände,  wisse  sie  nicht.  Sie  erinnere  sich  jedoch, 
daß  ilir  verstorbener  Mann  ans  Briefen  ihres  Sohnes,  die  er  au  Anfang  des 
LiebesverhiiltniseeB  zn  seiner  jetzigen  Frau  au  diese  geschrieben  habe  daß 
er  auch  ihr  gegenüber  die  alt^^  Neigung  für  SehÜi-zen  betätige.  Von  'einer 
■  PaBsioii  für  andere  Kleidnngsstücke  sei  ihr  gar  nichtig  bekannt.  Sie  habe 
ihren  Sohn  seit  IL. fahren  nicht  gesehen. 

Die  Ehefrau  des  K.  bestätigt  bei  ihrer  gerichtlichen  Vernehmung  im 
großen  ganzen  die  Angaben  ihres  Mannes  in  bezug  auf  die  Neigung  für 
Schürzen  und  Kleider.  Sie  bestätigt  auch,  daß  dadureh  viel  Unfrieden  ent- 
standen sei,  namentlich  wenn  sie  sich  geweigert  habe,  sich  nach  dem  Ge- 
Bchnmcke  ihres  Mannes  anzuziehen.  Bezüglich  des  Gutskaufs  ist  sie  der  An- 
^iclit.  daß  ohne  Zweifel  der  Gedanke  alleinbestimmend  war  daß  sie  und 
(las  angcneminene  Kind  eich  dann  nach  seiner  Laune  und  aciiien  Kei'^ungeu 
cnf^sprecheiid  kleiden  kömiten,    Sie  schildert   ihren  Mann   als   durchaus"  spar- 


sam und  arbeilsam  So  lange  er  noch  nicht  die  unglückliche  Idee  sich  ein 
(nit  /,n  kuulen,  gclmbt  habe.  se>en  sie  bei  ihrer  Sparsamkeit  stete  ohne 
Sdiuiden  mit  dem  Gehalte  ihies  Mannes  aufgekommen,  hätten  sogar  Ideine 


in  unabhängiger  Stellung  ein  bequemeres  Leben  führen  zu  können  Ferner 
hebt  sie  noch  hervor  daß  außer  den  ihrem  Manne  besonders  zusagenden 
Farben,  wie  blamveiß  gestreift  blau  und  rosa,  auch  die  Zeichnung  des 
.Musters  eine  Rolle  spielt.  Es  käme  vor,  daß  trotz  zusagender  Farbe  und 
Form  das  Muster  nicht  seineu  Anforderungen  entspräche  und  dadurch  das 
ganze  Stück  für  ihn  wertlos  sei,  während  er  für  ilm  passende  Stücke  viel 
Geld  ausgeben  könne,  was  sonst  nicht  in  seiner  Art  Hege     Als  Ersatz  für 


•lii 


Ui 


Kiieuistik. 


363 


Jen  uonnaleu  GeöchJechtäverkobr  bleibt  eben  iiur  uuter  diesen  Eindrücken 
der  Verkehr  mit  seinen  Sehürzeri  und  Kleidern  bestellen  und  befähittt 
ihn  seine  Neigune,  wenn  auch  zum  Teil  unbewußt,  sein  sexuelles  Bedürfaiö 
nur  im  Veikelir  mit  seinen  Suliüry-en  zu  befriedigen,  ohne  diiÜ  es  zu  Äuße- 
iimyen  dci'  Cicnitaluryaiu:  kumnit.  Allein  der  Besitz,  der  Anblick  und  der 
"Unigimg  mit  «einen  Üehiirzen  bereiten  ihm  das  Vergnügen  und  die-  Befriedi- 
frniig,  die  der  iioniiale  Menseh  im  legel rechten  GeBellöclial'lsveikehr  empfindet, 
Ji<i=  Weib  ülri  öuldiey  tritt  ganz  bei  ihm  in  den  ilinU^rgrnud,  wenigsLena 
ist  z.  B.  KCine  Neigung  zn  aeiiiur  Frau  erst  in  zweiter  Linie  sexueller  Natur 
insorern  er  sie  ula  'J'riigeriu  «einer  Schulzen  und  Kleider  ansieht.  (FeÜsehisrawa 
Dnd  l'ayelitxic.  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik.  Inaugural-Diseertatioii.  Otto 
Walfher.    llostüek.    Carl  Buldt'schc  Hol'-Buehd ruckerei,   lüOfi.) 

Diüsur  ganz  außerordeiitlielio  Fall  bringt  uuh  in  oJnei-  ßeltenoii 
lifinkultur  alle  Charakteristika  eines  celiteii  Feiisdüeiiiua.   Wir  lindau: 

1.  Der  Fetisch  bat  eins  Weib  voilkonunen  ersetzt.  Fr  ersetzt  sogar 
ui'.'  Onanie  und  gestattet  dem  Patienten  eine  relative  Keiiaehhcit. 

±  Der  Hareniskult  ist  besonders  deutlich  ausgesprochen. 

;i.  Die  infantile  Wurzel  besonders  dcutlidi.  Die  ersten  Fetischo 
\\iren  Schürzen  dei'  Mutter  und  Kchwester.  Die  Iteinniung,  die  ihn  ver- 
hindert ein  Weib  zu  besitzeii.  scheint   in  geheimen   Inzestmotiven  zu 

liegen. 

4.  Er  trägt  die  Schürzen  selbst,  will  ein  Weib  sein,  identihziert 

eicii  mit  seiner  Mutter. 

5.  Der  Weg  zur  Homosexualität  wurde  niclit  eingeschlagen,  dafür 

Entstand  der  Fetischismus. 

6  Der  Glaube  an  seine  große  liistoriseho  Mission  reicht  nicht  bis 
zm  Gottheit  empor.  Kr  will  Minister  werden.  Er  ist  nicht  sicher, 
ob  nicht  eine  genaue  Fsychanalyse  die  Chnstusneurose  nachweiGWi 
würde  Leider  haben  wir  keinen  Traum  des  Patienten  zur  Verfugung. 
r.ocb  könnte  nach  meinen  Erfahrungen  die  Schürze  für  die. Schurze 
stehen  die  Christus  auf  den  Bildern  tragt.  Ich  vermute,  dali  der 
Kranke  ein  Heiligenbild  sah,  auf  dem  Christus  eine  weiße  Schurze 
tni-  (blau  -  die  Hinnnelsfarbe).    Doch    es    ist    eine    bloße  Vei- 

mutun"  und  natürlich  nicht  zu  beweisen,  wird  aber  aus  einem  ähn- 
lichen Fall  dessen  ausführliche  Analyse  folgen  wird,  zu  ersehen  sein. 
Srfion  das  'Führen  eines  Tagebuches  läßt  auf  seinen  inneren  Größen- 
wahn schließen.  . 

7.  Er  hat  ein  Gehehnnis,  das  ilmi  allem  eigen  ist  -  einen  kost- 
baren Schatz.  ,,         .    ,  P         ■      M 

Eine  besondere  Besprechung  verdient- das  Moment,  dali  er  ein  Ab- 
rützen  der  Schürzen  fürchtete.  Die  Schürze  ist  das  Symbol  der  Pani- 
T,.thie  Sie  schützt  ihn  vor  dem  Schmutz  der  Welt.  Diese  Sicherung 
darf  nicht  verloren  gehen.  Sein  Fetischismus  darf  sich  mcht  abnützen, 
sonst  ist  seine  Keuschheil  verloren.  .  .  .    Ferner  scheint  mir  die  Liebe 


11 


i 


i 


2tH 


Fetischismus. 


? 


zur  MuUer  dnt'  iibevi-agende  Rolle  zu  spielen.  Es  nidcht  nichts  aus, 
daß  er  sie  llJahre  nicht  gesehen  hatte.  Die  Schürze  stand  für  die 
Mutter  und  begann  die  Mutter  volkomnien  zu  ersetzen.  Doch  scheint 
mir,  daß  das  Gut  nur  gekauft  werden  sollte,  damit  die  Mutter  hinkomnu'ii 
sollte.  Das  sind  nur  Vermutungen  und  der  Ankauf  des  Gutes  kann 
a.uch  das  Erwerben  des  höchsten  Gutes  bedeuten.  Ich  muß  gestehiTi. 
daü  dieser  Fall  an  Plastik  alle  anderen  mir  bekannten  übertrifft.  Er 
ist.  in  der  Tat  ein  Triumph  der  men schlief len  Phantasie,  ein  hartnäckiges 
Ringen  um  das  Ideal  der  Keuschheit,  mit  einer  Versenkung  in  ein 
Symbol,  wie  es  wohl  selten  zu  linden  ist.  Für  sein  Symbol  wird  K.  zum 
Verbrecher.  Hier  erwacht  in  ihm  die  Angst  und  er  gesteht  sein  lange 
gehütetes  Gelreimnis.  ...  .      -  '       .         '    ' 

Ich  bin  in  der  seltenen  Lage,  einen  ganz  analogen  Fall  mitzu- 
teilen, der  einer  eingehenden  Analyse  unterzogen  wurde.  Er  wird  uns 
später  beschäftigen  und  uns  beweisen,  daß  die  Verhältnisse  beim  Feti- 
schismus noch  viel  komplizierter  liegen,  als  wir  es  bisher  geschildert 
liaben. 

E  r  \v  ä  h  n  e  n  s  w  e  r  t  ist  hier  die  a  n  i  m  i  s  t  i  s  c  h  e  Ten- 
denz. Die  Scliürze  lebt  und  spricht  zu  ihm,  die 
Schürze  leidet  beim  Waschen,  sie  ist  kein  totes 
Gebilde,    sie     ist    ein    Teil    seines     Ich. 

Noch  tiefer  in  das  Wesen  des  Fetischismus  führt  uns  der  nächste 
Fall.  Er  zeigt  uns  in  wunderbarer  Weise  die  ganze  Systembildung, 
die  dieser  Parapathie  zugrunde  liegt  und  die  man  umnöglich  mit  fmeni 
infantilen  Erlebnis  erklären  kann.  Auch  werden  wir  hier  an  Hand  einei' 
Traumanalyso  einen  tiefen  Blick  in  die  Psychogenese  dieser  Krankheit 
werfen  dürfen. 

Fall  Nr.  53.  Es  handelt  si.h  um  einen  27jährigen  sehr  kräftigeu 
Mann,  nennen  wir  ihn  Herrn  K  a  p  p  a,  der  sich  für  Mäimerhoscn  mid 
y.war  für  Sporthosen  interessiert.  Er  konsultierte  zuerst  verschied- nc 
Arzte,  die  sich  nicht  zu  helfen  wußten  und  schließlich  Schrenk-NotzU"/, 
der  ihn  zu  hypnotisieren  versuchte  und  ihn  in  der  mißlungenen  Hypnose 
den  Auftrag  gab,  zu  einer  Dirne  zu  gehen.  Dies  versuchte  Herr  Kapi.a 
Aber  mit  welchem  schrecklichen  Erfolge!  Im  Lupanar  brach  ein  Schweiß 
aue,  er  wurde  von  Schüttelfrost  gebeutelt,  es  kam  zu  keiner  Erektion, 
so  daß  er  verzweifelt  davonlief.  Trotzdem  mußte  er  noch  einige  Male 
diesen  Versuch  wiederholen,  jedesmal  mit  demselben  negativen  oder 
nur  halben  Erfolge.  Doch  lassen  wir  Herrn  Kappa  das  Wort  zur 
Schilderung  seines  Leidens.  Denn  auch  er  leidet  unt«r  diesem  Sporl- 
Iioeenzwange  sehr  bedeutend  und  bittet  um  Abhilfe  außerdem  ist  er 
Masochist  und  huldigt  dem  Flaggelantismus.  Wir  haben  Herrn  Kappa 
ersucht,   uns    eme    möglichst    genaue    Darstellung    seines    Svstemes    zu 


! 


JJII  ILI1-- 


^r-M 


Kasuistik. 


265 


geben.  Denn  darum  handelt  es  sich  ja  iiamei-  in  dieaen  Fällen  und  wir 
lassen   hier   seine  eingehende  Schilderung  folgen: 

„Eine  geschlechtliche  Erregung  findet  statt,  wenn  die  Kleidung 
irgend  eines  männlichen  Individuums  im  Alter  bis  zu  etwa  30  Jahren 
der  Vorstellung  Raum  gewährt,  daß  sie  ihrem  Träger  lästig  ist  oder 
daß  er  bei  deren  Tragen  c  i  n  o  ni  Zwange  unterliegt.  Djeso 
Vorstellung  erwecken  in  erster  Linie  Hosen  oder  Röcke  oder  ganze 
Anzüge  aus  Manchester,  in  zweiter  Linie  aus  anderen  minder- 
wertigen Stoffen  wie  imitiertem  Leder  oder  aus  echtem  Leder. 
iCine  bevorzugte  Stellung  nehmen  mit  minderwertigen  Stoffen 
bekleidete  .Schüler  ein,  namentlicli  ältere  und  solche  höherer  Lehran- 
stalten. 

Der  Reiz  erhöht  sich,  sobald  zu  der  Besonderheit  des  Stoffes  Be- 
sonderheiten des  Schnitteö  der  Kleidung  kommen,  d.  h.  sobald  diese  eng 
anliegend  gearbeitet  ist,  so  daß  Nates  oder  Oberschenkel  oder  auch  die 
Kniegelenke  plaetisch  hervortreten.  Erregend  wirken  ferner  e  i  n- 
schnürende  Bestandteile  der  Kleidang,  wie  Leibriemen  oder  die 
Knievorschlüsse  von  Sporthosen,  weiterhin  lange  Stiefel,  Stiefel  mit 
-enagelten  Sohlen  oder  lederne  Gamaschen.  Die  Wirkung  eng  sitzender 
Kleidungsstücke  ist  unabhängig  von  der  Besdiaifenhcil  des  Stoftes, 
was  2.  B.  bei  Soldaten  zur  Geltung  kommt. 

Die  Fetieehkleidung  gewinnt  an  Reiz,  wenn  sie  Spuren  lanf^en 
(iebrauches  zeigt,  wobei  das  Gesäß  den  Vorrang  einnimmt.  Sehe  ich 
jemanden  radfahren,  so  wirkt  aiicli  dio  VoiateUung  von  dem  körperlichen 
Gefühl  erregend,  das  die  Berührung  des  Anus  nnt  tlem  Sattel  hervoiruft. 

Bekleidungsstücke  aller  geschilderten  Arten  nehmen  auch  di-ini 
mein  sexuelles  Interesse  in  Anspruch,  werai  sie  u  n  b  e  n  u  t  z  t  etwa  in 
einem  Schaufenster  zu  sehen  sind  oder  sich  in  meinem  Besitz  befinden. 

Olme  all  diesen  Anloi'derungen  betrefi's  der  Kleidung  entspreclien 
zu  müssen  sind  ferner  solche  Leute  Verursacher  sexueller  Lust,  deren 
äußeres  sie  als  Angehörige  körperlich  arbeitender  oder 
dienender  Stände  erkennen  läßt.  Soldaten  sehe  ich  zuweilen  an 
auf  die  Heschaffenlieit  ihrer  Hände  hin,  ob  diese  vermuten  läßt,  daß 
,hre  soziale  Stellung  im  Gegensatz  zu  dem  Rang 
steht,     den     ein     dreijährig     dienender    Soldat     e  i  n- 

"'"*  Gegenstand  meiner  Schaulust  sind  weiterhin  Knaben  oder  junge 
Männer,  deren  Gesichtsauedruck  gewissen  Anforderungen  entspncht. 
Es  soll  entweder  etwas  Keckes  oder  Sinnende«  dann  hegen  Bartlos>g- 
keit  ist  ebenso  reizvoll  wie  das  Vorhandensein  eines  nicht  zu  großen 
Schnurrbartes    Starke  oder  interessant  gezeichnete  Augenbrauen,  lang 


11 


266 


FetiächiEmus. 


lj|*i 


bewimperte  Lider,  kleine  oder  lebhafte  oder  ^roße  dunkle  Äugen,  ge- 
bräunte Gesichtsfarbe,  eine  in  Falten  gezogene  Stirn,  regelmäßig  ac- 
etellLe  weiÜc  Zähne,  Haupthaar,  das  im  Nacken  in  einen  spitzen  Winkel 
ausläuft,  sind  reizvolle  Kinzclhuiton.  Dunkle  Behaarung  genießt  ehien 
Vorzug  vor  heller.  Eine  schlanke  Taille  wiegt  viele  andere  Vorzüge  auf. 
Uei  der  llctrachtung  derart  gckcimzcichnetcr  Männer  entsteht 
uft  der  Wunsch  in  mir,  so  schön  und  so  jung  wie  das  je- 
weilig e  S  c  h  a  u  o  b  j  o  k  t   z  u  g  e  i  n.  ,■.,-.*.         .  -  -  ■ 

Eine  andere  Art  meiner  Sexualbetätigung  besteht  darin,  feti- 
sdiistiscli  verehrte  Kleidungsstücke  zu  kaufen  und  anzuziehen  und  mich 
darin  vor  den  Leuten  sehen  zu  lassen.  Jedech  werde  ich  ihrer  in  der 
Regel  schnell  überdrüssig  und  verlange  nach  neuen  Reizen.  Die 
Bevorzugung  einer  bestimmten  Farbe  des  in  jeder  Hinsicht  am  höchsten 
bewerteten  Manchesters  unterliegt  stetem  Wechsel ;  in  allen  Ab- 
scliattungon  wiid  bald  braun,  bald  grau,  bald  grün,  bald  blau  oder 
sdiwarz  bevorzugt.  Der  Reiz  der  Fetisehkleidung  würde  sich  erst  dann 
voil  entwickeln,  wenn  ich  gezwungen  wäre,  sie  täglich  zu  tragen,  und 
dadurch  iin'o  Haltbarkeit  erproben  und  Spuren  der  Abnutzung  hervor- 
rufen würde.  Dicseni  Mangel  lielfe  icli  zuweilen  durch  scheuernde  J3e- 
:*-weginigen  mit  dem  Anus  auf  Stuhl  oder  Fußboden  ab.  Mit  einer 
'  F  c  t  i  s  c  h  h  0  s  c  angetan,  vermeide  ich  es,  mich  auf  einen  gepolster- 
ten Sessel  zu  setzen,  was  ich  sonst  bevorzuge.  Jedesmal  enttäusclit 
mich  die  Fetischklcidung  in  bezug  auf  iin-e  Haltbarkeit.  Breit  ge- 
rippter Manciicstcr  wird  höher  bewertet  als  sclmsal  gerippter.  Seine 
.  weiteren  Reize  sind  sein  glänzendes  Aussehen,  das  er  allein,  und 
sein  Geruch,  den  er  mit  anderen  minderwertigen  Stoffen  gemeinsam 
hat.  Eine  lange  Manchesterhose  entfaltet  erst  dann  ihren  höchsten 
Reiz,  wenn  sich  der  Glanz  von  schwarzen  Stiefeln  dazu  gesellt.  Einen 
weiteren  Vorzug  der  minderwertigen  Stoffe  erblicke  ich  In  der  Dicke, 
die  sie  vor  anderen  voraushaben. 

Was  den  Flagellantismus  anlangt,  so  werde  ich  ilnn  in  der  Haupt- 
.  Sache  mit  Hilfe  eines  Stockes  gerecht,  dessen  bloßer  Anblick  oft  schon 
genügt,  um  Erregung  zu  erzeugen.  Die  Schläge  versetze  ich  mir  auf 
•  die  Schenkel  und, . soweit  es  geht,  auf  das  Gesäß,  das  entweder  nackt 
oder  besser  noch  mit  einer  Fetischliose  bekleidet  ist.  Besonders  be- 
achtenswert erscheinen  mir  die  Hautveränderungen,  die  nach  den 
Schlägen  sicli  vollziehen. 

Ein    nie    fehlender  Bestandteil    sadistischer  Phantasien    ist    die 

Forderung,  beim  Geschlagenwcrden  keinerlei  Schmerzensäußcrung  von 

Bich  zu  geben.    Häufig  erscheint  das  Schlagen  als  eine  beabsichtigte 

■  Gewöhnung  an  das  Ertragen  von  Schmerzen.    Gewisso  Vorbereitungen 

;  inbetreff  der  Kleidung  vor  dem  Geschlagenwerden,  wie  etwa  das  Weg- 


4 


KaBtiistik. 


267 


lassea  von  Unterkleidung  oder  das  Anziehen  dünner  enger  lloäeii  die 
UnJfoi-m  für  irgend  eine  angenommene  Kategorie  von  Leidensgcfalirten 
sind,  gehören  weiter  zu  den  Phantasien.  Prügchuaschinen,  die  vor- 
iiehmlicli  für  den  eigenen  Gebrauch  dienen  sollen,  und  J3än]<.e  mit  An- 
schnall vorridi  tu  ngcn  konstruiere  ich  in  Gedanken.  Desondere  Lust 
erweckt  die  Vorstellung,  daß  jemand  halb  freiwillig,  halb  u  n-' 
freiwillig  sich  bückt  und  sein  Gesäß  den  Schlägen  darreiclit 
Nach  der  l'ruzedur  evecheint  der  Gedanke  reizvoll,  dali  der  Gesclilagene 
unter  der  Kleidung,  versteckt  vor  den  Leuten,  als  Be- 
cken der  hei  t,  von  der  nur  er  weiß,  die  Spuren  der 
Schläge    mit    sich    h  e  r  u  m  t  r  ä  g  t." 

Wir  eehon  nun  aus  diesem  Beispiele  erstens  die  genaue  Dar- 
stellung der  Hystembildung.  Et;  liegen  eine  Reihe  verwirrender  Details 
vor,  die  einer  eingehenden  Analyse  bedürfen.  Ferner  erkennen  wir  die 
Neigung,  sich  einen  Harem  anzulegen.  Unser  Patient  hat  eine- stattlidie 
Sammlung  von  süldicn  Hosen,  die  er  versdiicilentlich  verwendet.  Ferner 
sehen  wir  wiodei'  wie  im  vorhergelieudeii  Falle,  daß  die  Voisl.ellung 
des  Zwanges  heim  Fetisch  erregend  wirkt.  Audi  Kappa  muß  sich 
denken,  daß  die  Hose  dem  Träger  lastig  ist  und  er  einem  Zwange 
unterliegt,  Er  symbolisiert  schon  im  Fetisdi  seine  ganze  Krankheit. 
Er  cmplindot  seine  Krankheit  als  lästig  und  unterliegt  einem  Zwange.  .  . 
Wieder  begegnen  wir  den  minderwertigen  Ötoflen  und  dienenden  Indi- 
viduen, Wieder  spielten  die  Einsdinürung  mid  der  Sdmm-i  durch  den 
Fetisdi  eine  große  Holle.  (Die  unbenutzte  Hose  dagegen  ist  ein  syni- 
bülisdiei-  Ausdruck  seiner  unbenutzten  Männlidikeit,  die  er  sidi  bisher 
aufgespart,  hat  und  aud.  dieser  Gedanke  hat  für  ilu.  einen  großen 
Reiz)  Wichtig  ist  aber.  dai,>  die  Fetisditräger  Angehörige  der  Arbeiter- 
oder  niedrigen  Soldatenklasse  sind,  wobei  ihre  ursprüngliche  soziale 
-Stellung  einen  Gegensatz  zu  ihrem  nmmid.rigen  zeigen  so  I.  Das  ist  .0 
zu  verstehen:  Merkt  er,  daß  Leute  mit  feinen  Händen  und  intelligenten 
(Jesiditszügen  drei  Jahre  als  gemeine  Soldaten  dienen  miissen,  so  erregt 
das  seine  Sinnlichkeit  in  besonderem  Maße.  Auch  hier  hnden  wir  eine 
]  )arstel]ung  seines  Lebens  und  s  e  i  n  e  r  Tendenzen.  Er  ist  der  Sohn 
eines  reichen  Mannes,  besitzt  große  Intoliigenz  ist  sdn-iltstelierisch 
be-abt  und  hat  es  zu  nidits  ^.cbracht.  Er  haU  sich  gewaltsam  von 
.  1  ü  eil  Stufenleiter  fern  und  dient  der  Menscldieit  als  Gememor.  .  , 
n  iedem  Sinne  des  Wortes.  Er  hat  ein  anderes  Ziel  im  Augo  a  s  d  e 
Erf  Ige  dieser  Welt.  Wir  merken  ferner  die  "-  /^'^^^  «^^^  J  ^  ^  V^ 
fizierung  mit  dorn  f  et  i  seh  i  s  1 1  sehen  Objek  t  e^  Lr 
.    ,,.  „„,1  sn  sdiön  zu  sein,  wie  das  Schauobjekt. 


II 


ü^ 


268 


Fetischismus. 


;    1 
( 


daß  er  <;&  sich  recht  hart,  im  Leben  gemacht  und  sieh  nicht  weicl]  ge- 
bettet habe.  Er  ist  der  Büßer,  der  halb  freiwillig,  halb  unfreiwillig 
sich  bückt  und  sein  Gesäß  den  Schlägen  darreicht,  und  es  freut  ihn, 
daß  niemand  sein  Leben  kennt  und  erkennt.  Denn  pr  sagt:  „Nach  der 
Prozedur  erseheint  mir  der  Gedanke  reizvoll,  daß  der  Geschlagene 
untei'  der  Kleidung  versteckt  vor  den  Leuten  als  Besonderheit,  von  der 
er  nur  weiß,  die  Spuren  der  Schläge  trägt.'-  So  freut  ihn  seine  Para- 
pathie,  die  er  sich  zurechtgelegt  hat,  weil  sie  von  den  Mensehen  nicht 
bemerkt  wird.  .  .  .  IJieser  Patient  wurde  von  einem  erfahrenen  Schüler 
Freuds  durch  14  Monate  analysiert  und  durch  die  ganze  Hölle  der 
Sexualsyinholik  geführt.  Und  das  Resultat?  Es  war  beschämend  genug. 
Die  Jagd  naeJi  infantilen  Traumen,  nach  einem  „Erlebnis  mit  einer 
kurzen  Hose"  ergab  gar  kein  Resultat.  Der  Kranke  war  verzweifrlt 
lind  der  Arz1  machte  ihm  noch  Vorwürfe.  Der  Psydmnalvtiker  könne 
nichts  leisten,  wenn  der  Kranke  nicht  dä^:  Material  bringe.  Er  braclite 
iihoY  genügend  Material.  Das  Material  bestand  in  einer  langen  Reihe 
von  Träumen,  zu  dem  dem  Patienten  gar  nichts  einfiel.  Ich  liatte  dann 
Gelegenheit,  den  Kranken,  der  mich  um  seinen  Rat  fragte,  zu  analysierou 
und  konnte  das  gesamte  Traunmiaterial  und  die  gewissenhaft  «tepo- 
graphiech  notierten  Einfälle  kontrollieren.  Es  war  eine  heitere  Lektüre 
die  nafürlich  nicht  eines  tragischen  Beigeschmackes  entbehi-te.  Eine 
Reihe  von  Ti-iiumeii  dienten  nur  dazu,  dem  Holme  Über  den  Trautiidenrer 
Ausdruck    v.»   geben.    So    lautete  ein  Traum: 

„k-li  liege  -.mi  dem  Sola.  Hinter  mir  siUl.  Dr.  X,  un,t  träufelt  iort- 
wiihreiul  wiirmea  WaHser  über  mein  Haupt.  Ich  denke,  .so  lan^e  mein 
Helm  fest  anliegt,  kann  das  Wasser  nihig  plätschern' . 


Die    stenographischen  Notizen 


■^ 


zeigen,  daß  dieser  Traum  lüs 
Zeichen  der  „Urmerotik"  aufgefaßt  ^^■urde.  Als  ein  infantiler  Wunsch 
den  analysierenden  Arzt  mit  Urin  zu  beträufeln!  Einfach  unglaublich 
und  doch  wahr!  Und  der  Traum  heißt:  Ich  liege  bei  dir  am  Sofa^und  das 
warme  Wasser  deiner  Rede  ergießt  sich  über  mein  Haupt.  Ich  habe  aber 
meine  Parapathie  (Helm!)  in  giiter  Hut  und  höre  nicht  auf  dein  Gerede. 
Aus  seinem  Seelenleben  wären  folgende  für  die  Psychogenese'  'ies 
Fetischismus  wichtige  Tatsachen  zu  konstatieren.  Er  stand  unter  einem 
sehr  starken  Eindruck  der  Kindheit.  Wenn  \ui-  nachforschen,  so  werden 
wir  in  der  Anamnese  der,  schweren  Parapathiker  inmier  einen  Todesfall 
in  der  Familie  finden,  von  dem  aus  die  Parapathie  ausgeht.  Er  ist  die 
Ursache  des  Schuldbewußtseins.  Der  geheime  Glaube  an  die  Allmacht 
der  eigenen  Gedanken,  das  Vertrauen  auf  seine  eigenen  übernatürlichen 
Kräfte  läßt  den  Gedanken  aufkommen:  Der  Tod  kam  zustande  weil 
du  es  wünschtest.  Du  bist  eigentlich  ein  Mörder.  Wir  dürfen  aber  diese 
komplizierten  Prozesse  auch  in  den  ersten  Kinderj,ahren  annehmen.   Sie 


L_. 


7S^ 


Kasuistik. 


2m 


treten  mit  den  kriminellen  Gedanken  auf  und  bilden  den  Kern  der 
Parapathie.  Unserem  Kranken  starb  ein  Schwesterchen  an  Dipliieiitis 
als  ei'  kaum  drei  Jalu-o  alt  war.  Sie  wurde  durch  ihn  infiziert.  Er  muß 
iliren  Tod  mit  offener  Schadenfreude  begrüßt  haben.  Denn  er  zeigte 
ak  primäre  Grundlage  seiner  Paraphilie  echon  sehr  früh  deutlicJi 
eadistische  Züge.  Er  vorhaute  Sofakiesen  und  selbst  andere  Jungens. 
Er  fessolic  mit  11  Jahren  einen  Mitschüler  mit  einem  Stricke,  er  freute 
Eich  grausainor  Darstellungen,  er  tötete  Insekten  usw.  .  .  . 

Autj  diesem  primären  Sadismus,  der  schon  früh  kompensiert  wurde 
bildete  sich  ein  starker  Maeochismus  aus.  Sclion  mit  6  Jahren  schnürte 
er  sicii  mit  einem  Riemen  im  Bette  die  Beine  zueaninicn.  Mit  13  Jahren 
sclilng  er  sich  selbst  auf  Oberschenkel  und  Gesäß.  Das  Einschnüren 
zeigt  deiitlicli  infantile  Phantasien  an  das  Steckbott,  ebenso  wie  sie 
seine  mlanlilen  Spiclereioii  mit  dem  Stuhl  und  Urin,  die  er  als  Kind 
schon  sehr  gerne  zurückhielt,  eine  Erscheinmig,  die  für  den  psychischen 
Infantilismus  typisch  ist  und  die  wir  so  häufig  schon  bei  echten  Peti- 
scliisten  feststellen  komiten. 

Er  zeigt  die  hier  schon  erwähnte  typische  Vorliebe  aller  Feti- 
sciiieten,  vor  Schaufenstern  zu  stehen  und  die  geliebten  Fetische  zu 
bewundern.  Dieses  und  das  Stehen  vor  dem  Spiegel  sind  Blicke  in  die 
Vergangenheit  und  versetzen  ilm  in  die  Sf  immung  des  Halbti■aume!^. 

Charakteristisch  ist  eine  Wnnzenfurcht  des  Krank('-n.  Sie  ent- 
spricht der  Angst  vor  Infektionen  und  vor  Gewissensbissen  und  ror 
Flecken  in  der  Kleidung.  Er  zittert  vor  den  Insekten,  welche  alle  Vor- 
■würfe  symbolisieren. 

Er  onaniert,  seit  der  frühen  Kindlieit,  mitunter  exzessiv  bis  zu 
sechsmal  in  einer  Nacht,  dazwischen  aber  konunen  Perioden  längerer 

Zurückhaltung  vor. 

Während  er  auf  seinen  Fetischismus  .tolz  ist,  zeigt  er  eine  un- 
geheure affektative  Abwehr  gegen  seine  Homosexualität,  die  sehr  stark 
ausgeprägt  ist.  Dieser  Widerstand  gegen  die  Homosexuahtat  ist  vielen 
männlichen  Fetischisten  eigentümlich.  Die  Homosexualität  wird  ihnen 
noch  mehr  als  das  Weib  der  Vertreter  der  Sünde._  Wie  ich  im  v;ongen 
Kapitel  ausführte,  ist  Fetischismus  oft  ein  Ausweichen  vor  der  Homo- 
sexualität durch  einen  Zwang.  Auch  unserem  Kranken  .st  das  am 
stärksten  lustbetonte  Moment  der  Umstand,  daß  jemand  gezwungen  sein 
könnte,  sich  in  minderwertige  Stoffe  zu  kl^den.  n  der  gezwungenen 
Demütigung  liegt  der  größte  Reiz.  Die  Parapathie  ist  nach  den 
treffenden  Ausspruche  des  Kranken  eine  überkomponsation,  .st  eme 
bis  in  die  letzte  Konsequenz  getriebene  Symbolisierung,  wo  das  Smbol 
di.  Realität  vollkommen  ersetzt.  Die  Paraphilie  ist  ein  Umweg  zur 
Askese,  zu  deren  Verherrlichung  der  Patient  entschieden  neigt.   Er  ist 


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270 


FetJBchifimiiSi 


nicht  der  Mensch,  für  den  man  ihn  hält.  Man  halt  ihn  für  einen  Paia- 
philen  und  er  ist  ein  frommer  Asket.  Das  besagt  auch  ein  Traum,  der 
ßßhr  charakteristisch  ist.  Er  lockt  einen  schwarzen  Pudel  an  sich,  der 
sich  in  einen  Menschen  mit  einem  schwarzen  Manchesteranzug  ver- 
wandelt. Der  schwarze  Pudel  ist  das  Symbol  des  Bösen,  des  Tierisi-heii 
wie  im  Faust.   Er  vorwandelt  aber  die  Sünde  in  eine  Buße. 

Zum  Beweise  dieser  Auffassung  könnte  ich  das  ganze  Traumbin^ii 
des  Patienton  veröffentlichen.    Ein    jeder  Traum  erzählt  von    diesen 

Kämpfen  um  seine  Heinhcit  und  verrät  uns  das  geheime  Ziel  die 

(.Tottwei'dunj^  seines  tierischen  Ich. 

Er  hat  die  Paraphilic,  sich  selbst  zu  llagellieren.  Charakteristij^cli 
ißt,  daß  er  von  seiner  Mutter  geschlagen  wurde,  -was  in  lustbetont t-u 
Träumen  als  wichtiges  affektbetontes  Erlebnis  wiederkehrt  und  nach 
Wiederholung  verlangt.  Aber  Schmerzen  muß  man  ohne  Schmerzens- 
äußerung  ertragen  können  wie  ein  antiker  Held. 

Einer  seiner  ersten  Eindrücke  ist  die  erste  Hose,  die  er  erhielt. 
Sie  war  aus  Samt.  Er  hatte  seinen  Bruder  sehr  beneidet,  daß  er  schon 
längst  Hosen  tragen  durfte.  N"un  kam  es  ihm  wie  etwas  Außerordent- 
liches vor.  Er  sei  der  einzige  Bub  in  Samthosen.  Diese  Freude  ein  dem 
Besonderen,  Außerordentlichen  ist  ihm  auch  bis  heute  gebliehen  und 
eine  Wurzel  seines  Systems  geworden.  Aber  diese  Tendenz  zu  kost- 
baren Stoffen  hat  or  eben  wie  seinen  Sadismus  in  das  Gegenteil  ver- 
wandelt. Er  hat  den  Zwang,  sich  in  minderwertige  Stoffe  zu  kleiden. 
Dabei  hat  er  ein  Gefühl  des  Hochmuts  über  seine  Maskerade:  „Tch  bin 
gar  nicht  der  arme  Kerl  in  minderwertigen  Kleidern,  für  den  ihr  niicli^ 
haltet.    Tch  hin  ein  Edelstein  von  Schmutz  und  Kot  bedeckt.-' 

Nun  lasse  ich  einen  der  vielen  Träiime  dieses  Kranken   folgen,  . 
Er  gewährt  uns  einen  tiefen  Einblick   in  die  Stmktur  der  Parapathie  . 
und  in  die  Motive  seines  Fetischismus.    Ich  bemerke,  daß  ich  die  Ana- 
lyse erst  ohne  die  Einfälle  des  Analysierten  durchführte  und  daß  er 
allerdings  dann  durch  seine  von  mir  gelenkten  Emfälle  das  dazugehörige 
Material  in  überreichem  Maße  brachte.    Gerade  diese  Trauraanalyse  ist  ' 
(un  glänzcndci-  Beweis,  daß  man  in  den  meisten  Traumen  mit  der  Methode 
Freuds  nicht  weiter  kommt  und  unbedingt  nach  meiner  Methode  ar- 
beiten muß,  wenn  man  zu  neuen  Erkenntnissen  kommen  will.    Freiliclu 
es. ist  bequemer,  auf  den  Einfall  des  Träumers  zu  warten,  als  durch 
eigene  Einfälle  auf  die  richtige  Deutung  zu  kommen.   Es  ist'  auch  nicht 
iedormann  für  diese  Art  der  Traumdeutung  begabt  .  .  .  Ich  möchte  noch . 
betonen,  daß  mir  dies  TraummateriaP)  deshalb  so  wertvoll  ist,  weil  es- 

■)  kh  l.e«it.e  vier  Traumbücher  diesem  Patienten,  die  er  während  der  Hmonat- 
lichen  Anal.vBc  anlegte.  Er  war  hesondcrs  für  den  vorliege.nden  Tramn  infeix-ssiert,  dii 
n  von   eeinem   .^rzte  nicht  gedicutt-t   werden   könnt*. 


KHeuJBtik. 


271 


von  mir  gar  niclit  beeinflußt  wurde.    Denn  ich  habe  wiederholt  betont. 
daß  unsere  Kranken  in  dem  Jargon  ti-äiimen,  den  sie  bei  uns  lernen 
und  die  Tranmanalyse  dazu  benützen,   sich  über  den  Arzt  lustig    y.n 
iiiacJien  und  über  ihn  zu  triumphieren  .  .  . 

Der  Traum  lautet  also: 

,,Wir  sind  zu  ciiioi'  Pelddientitübiing  aiisgerüdct.  Ich  erhalte  doii 
scliriitliclien  BcMü,  um  7  Uhr  ÖO-Min.  südlich  an  der  Elster,  dort,  wo 
der  Weg  nneli  dem  l.)r;iclienloch  abuM-eipt,  zur  Verfügung  des  Obersten 
zu  stellen.  Ich  sondoro  mich  sofort  von  der  Kompanie  ab,  tim  irgend 
etwas  an  uioinem  Anzug  in  Ordnung  zu  bringen.  Die  Kompanie 
[nar.^chiert  in  der  Richtung,  die  anch  ich  einzuschlagen  habe,  weiter; 
ich  muß.  wenn  ich  fertig  bin,  sehr  schneli  gehen,  um  sie  zu  überholen 
imd  noch  vor  ihr  ;in  dem  bozeichncton  Rcndezvoueplatz  eiiiznlrefl'en. 
Die  Zeit  ist  ao  knapp,  daii  ich  knnm  schon  um  7  dort  sein  wenlc. 
Obendrein  geht  das  IJniziehen  sehr  langsam  von  .blatten,  so,  als  ob  ich 
in  meinen  Bewegungen  roriwährend  gehemmt  würde.  Endlich  bin  ich 
so  weit  fertig,  daß  ich  nur  noch  die  FuiMteklei(bm2  zu  weclijjeln  habe. 
Mit  Itncksicht  daranl'  aber,  daß  ich  gar  keine  Zeit  mehr  habe,  und 
.seihst  auf  die  Gefahr  hin.  mir  die  Füße  wnud  zn  lanlen.  stehe  ich  davon 
ab.  Nur  weiß  ich  freilich  uichu  wo  ich  die  llesei  vefiißbekleidung  las.^en 
soll.  Vor  mir  stellt  ein  Soldat,  vielleiclit  mein  Burpclus  mit  einem 
Tournister.  in  den  ich  schon  allerlei  hineingestopft  liabe.  Rs  geht  nun 
aber  nichts  mehr  hinein.  .\ni  der  i^andstraßo  passieren  fortwährend 
weitere  Truppen.  —  Ich  lüii  mit  dem  Oberst  in  einem  liallenähnliciieii 
Raum  zii.eauuTieii.  Kr  zeigt  mii'  eine  Karte,  die  ein  Schema  für  den 
späteren  Gelechtsbericht  enthält.  Einzelne  Angaben  darauf.  Striche  und 
Ähnliches,  sind  sehr  .sauber  mit  roter  Tinte  oder  Farbe  verzeichnet 
(wohl  ein  Werl;  des  Regimentssclireiljcrs.  denke  ich  hei  mir;  nioiiie 
eigene  Schreib-  und  Zeidienkunst  würde  mich  dabei  völlig  im  Stich 
la-ssen).  Die  erste  auf  der  Karte  vorged ruc-kl e  Frage  fragt  nach  der 
„Kultur".  Ein  dicker,  roter  Strich  gibt  die  Antwort  darauf.  Das  heiiM. 
so  erklärt  der  Ober.st.  seine  I'artei  sei  der  Feind.  Nach  seiner  Auf- 
fassung sei  das  die  richtige  Antwort  auf  die  Frage  nach  der  Kultur. 
Dann  folgen  auf  der  Karte  niichstaben  und  Ziffern,  die  offenbar  die 
Truppenteile  angeben,  aus  denen  das  Delachcment  besteht.  Ich  weit! 
das  traue  mich  a.ber  nicht  mit  der  Sprache  heraus,  als  der  Oberst  nacii 
der  Bedeutung  dieser  Zeichen  fragt,  l'^r  läßt  mich  die  Stelle  in  der 
Felddienstordnung  aufschlagen,  die  darüber  Auüknnft  gibt.  Wenn  idi 
auch  sonst  meine  Unwissenheit  nicht  verbergen  kann,  so  zeige  ich 
wenigstens  Gesehicklichheit  beim  Nachstldagen  in  der  Felddienstordnung. 
Mir  ist  fortwährend  sehr  schwach  zn  Mute,  Meine  Besorgnis  wach.M. 
)6  mehr  mir  klar  wird,  daß  der  Oberst  offenbar  beabsichtigt,  mir  einm;il 
gründlich  auf  den  Zahn  m  fühlen.  Es  ist  jetzt  noch  sein  Bursclie 
zugegen,  ein  hübscher  Mensch  mit  einem  blonden  Schnurrbart.  Dieser 
sei  viel  pünktlicher  dagewesen  als  ich,  wird  mir  vorgehallen.  Ich  ver- 
wahre mich  gegen  jeden  ^'orwurf  in  dieser  Richtung,  indem  ich  auf-s 
bestimmteste  erkläre,  ich  sei  Punkt. 7  zur  Stelle  gewesen.  —  In  die 
Halle  dringen  jetzt  fremde  Soldaten  ein.  Einige  von  ihnen  tragen,  wie 
mir  .jchelnt,   gelbe   Lederhosen.    Sie  machen   sofort  kehrt,   als    sie  uns 


(I 


il 


272 


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Fetischismus. 

gewahren..  Der  Oboi-st  jedoch  hat  sich  über  sie  aus  irgend  eiiiem  Grunde 
ontrüstet  und  gibt  mir  den  Befehl,  sie  zurückzurufen.    Obwohl  ich  niehr- 
male,   so   laut  wie   ich   es    vormag,    „Half"   gebiete,   kümmert  man    eich 
doch  wenig  darum:  einige  verhalten  zögernd,  andere  drängen  in?  Freie 
hinaus.    Noch  che  ich  (etwas  unsicher  überhaupt,  was  ich  kommandieren 
Süll)   Befehle   gegeben  habe,  etwa    wie:    „Ganze  Abteilung   —   kehrtV 
und  dann  „ohne  Tritt  ~  marsch'",  iahrt  der  Oberst  auf  mich  los  nud 
luaciit  sich  vor  allen  Leuten  über  die  Art  meines  Koninmndos  histig.  — 
Es  tauchen  für  einen  Augenblick  (.^uediinburger  Damen  und  Herren  auf, 
wie   ich   sie   einmal   gelegentlich   einer   Tagung   des  Vereines   vom   roten 
Kreuü     in    München     vei-siimmelt     gesehen     habe.     Öie    wollen     sich    als 
Schlachtenbummler    betätigen,    —    Der   Oberst    steht    jetzt    wie    eine 
Garderobefrau   hinter   einem    Drüsen    und    beschreibt  mir    auf   umständ- 
liehe Weise  den  Ort,  wo  icii  ihn  erwarten  soll.   Ich  höre  aus  seinen  Worten 
etwas  von  einer  Wand  und  einem  Ziekzackw"cg  heraus,  und  obwohl  ich 
hei7,lich   wenig   von    der   Beschreibung    verstanden   habe,   bitte   ich    doch 
nicht  um  eine  Wiederholung,  sondern  bringe  es  nur  zu  dem  zustimmenden 
,.Zu  IJefehl,  Herr  Oberst!"    Bei  der  Vorstellung  jedoch,  ich  möchte  ihn 
vprielüen,  wird  mir  schwach  zu  Mute.   Vor  dem  Dj-äsen  befinden  sich  die 
Damen  des  ObereU^n,    Während  ich  mich  von  diesem  streng  militariscli 
verabschiede,  mache  ich  jenen  eine  halbe  Verbeugung  (die,  wenn  sie  üliei- 
liaupt  nötig  war,  in  ihrer  mangelhaften  Ausführung  leicht  als  das  Gegen- 
teil von  der  beabsichtigten  Höflichkeit  ausgelegt  werden  kann,  fällt  mir 
hinterher  ein),  —  Ich  habe  mich  an  einer  Stelle  der  Landstraße  etabliert, 
lialh  hinter  einer  Höhe  versteckt,  und  hin  dabei,  einen  Gefechtsbericlit 
KU   Hchreibüii,   was   jetzt   meine   Hauptaufgabe   ist.    Der  Oberst   kommt 
imd  tadelt  sofort  den  eingenonnnenen  Platz.    Es  sei  nicht  der  von  ihm 
angeordnete.    Er  zeigt  dabei    auf  einen    Häuserkomplex    halbrechts   im 
Gninde   als   auf  den   Ort,   der  dei-  richtige  gewesen   wäre.    Ein   hoher 
Schornstein    besonders,    der  aus    den  Gebäuden  hervorragt,    hätte  das 
l'reilich    auch    mich    erkennen    lassen    können.     Der    Oberst   erfüllt   nun 
seine   Führerpflichten,   naelidem   er  mir  noch   gesagt   hat,   ich   äoUe,    um 
ganz    unsichtbar    zu   sein,     im    Liegen    meine    Aufzeichnungen    machen. 
Mir   schwebt  dabei   eine  niedrige   Stellage  mit  schrägem   Brett  vor.   da^ 
mir  als  Unterlage  beim  Schreiben  dienen  soll.    Der  Oberst  sprengt  mit 
seinem   Pferde  Stufen   liinan,   die   fast  senkrecht  auf  einen   Berg  führen. 
In  eigentümlicher  Weise  springt  er.  während  das  Pferd  vom  zieht,  mit 
den   Füßen,   dem  linken   zuei'sl,   die   Stufen   hinauf.    Diese   Leistung  des 
alten  Mannes  flößte  uns  allen  Bewunderung  ein.    Auf  halber  Höhe   /er- 
harrte er.    Wieder  erscheint  die  erwähnte  Quedlinburger  Gesellschaft. 
Man   unterbau    eich   iiljer  die  Möglichkeiten,  nach  Hause  au  gelangen. 
Ein    umständlich    fahrender  Zug    (es    werden  Namen    von    echleswig- 
holst^inischen  Stationen  genannt)  wird  vorgeschlagen.    Ich  könnte  ihn 
empfehlen,  da  ich  einmal  mit  ihm  gefahren  bin.  unterlasse  es  jedoch. 
—  Ich  beginne  den  Gefeehtsbcricht  damit,  daß  ich  auf  der  Karte,  die 
ich  glücklicherweise  in  der  Rocktasche  flnde,  den  Namen  des  Ortes  nach- 
sehe, wo  ich  weiio.    Er  klingt  wie  Vita  oder  Zita.    —  Ich  hatto  micii 
von  meinem  Beobachtungsposten  entfernt  und  kehre  nun  zu  ihm  zurück. 
Ich  bin  darum  liesorgt,  nicht  vom  Feinde  gesehen  zu  werden.    Besonders 
verräterisch  ei-scheint  mir  mein  blitzender  Helm.    Nicht  auch   dadurch 
noch  mag  ich  den  Oberst  gegen  mich  aufbringen,  daß  ich  unsere  Stellung 


1 


vüi 


Kasai  Etile. 


273 


verrate.  Km  einzelner  Mensdi,  holTe  ich,  wird  nicht  gL-sohcii  werden 
Obendrein  erBclieiiie  ith  jetzt  als  Zivilist,  mit  eiaom  Strohhut  auf  deni 
K,üpf  und  oinem  Stock  in  der  Hand.  Der  Generalmajor  von  Ende  mit 
aeiiiein  Adjutanten  von  Fcslcuberg-Uackisch  kommen  über  das  Feld 
gesprengt.  Erst^rer  ist  sehr  zornig  und  schimpft  über  eine  ,  blödsinnige 
Meldung".  Wie  sei  es  mügiich.  daß  der  Kerl  2  Tage  vorher  ihn  Namen 
des  Obersten  gewußt  habe!  Der  Oberst  reitet  vor  mir  vorbei.  Ich  höre 
die  AVorte:  So  ein  Eseil  und  kann  sie  ebenso  gut  auf  den  vom  General- 
major Gemeinten  wie  aiil'  micJ!  lie/iebi-Ti.  .-\n  meinem  Stimdnrt  angelangt 
will  ich  micJi  wieder  an  den  unglückseligen  UefecJitäbencht  macheu] 
obwohl  ich  eigentlich  nichts  dazu  weiß  und  andere  nach  ihren  Bcob' 
achtiingen  fragen  muß.  Es  sitzen  mehrere  l.eute  an  einem  Tisch.  Meinen 
Platz  nimmt  ein  gewisser  Sonlje  ein,  gibt  ihn  aber,  etwas  widerwillig 
freilich,  auf  mein  Verlangen  frei.  —  Der  Oberst  erscheint  aufs  neue. 
Er  will  sich  eine  Zigarre  anzünden  und  hat  schon  seine  Streichholz- 
schachtel herausgeholt.  Ich  beeile  mich,  ihn  mit  Pouor  zu  versehen. 
Er  murmelt  so  etwas  wie:  Ei'weisen  sie  mir  welligsten:-  diesen  Liebes- 
dienst! Meine  Hände  zittern  heftig  dabei.  Ein  Streichholz  erlischt,  ein 
anderes  bricht  entzwei.  Dann  nimmt  er  mir  die  Schachtel  aus  der  Hand, 
In  der  Weise  bin  ieli  ihm  nun  behili'lich.  <hil^  ich  meinen  Rock  auf- 
schlage, um  den  Wind  abzuhalten.  Der  Schweißgeruch,  den  mein 
Körper  ausströmt,  scheint  ihn  wider  meine  Erwartung  nicht  zu  be- 
lästigen. Plötzlich  fragt  er:  Sie  sind  bomoae-xuoll'^  Auf  meine  öu- 
etürzte  Frage,  wolier  er  das  wisse,  antwortet  er  ausu'eieliend.  Diie 
Stuarts  seien  davon  gestorben,  fügt  er  warnend  hinzu,  ich  solle  mich 
vor  dem  Tode  in  Acht  nehmen.  Er  entfernt  sich,  während  mir  der  Ge- 
danke durch  den  Kopf  schießt:  Nun,  nachdem  mein  Gclieimnis  verraten 
ist,  bleibt  mir  nichts  anderes  übrig,  als  mir  das  Leben  zu  nehmen. 

Dieser  merkwürdige  Traum  erfordert  eine  eingehende  Analyse.  Er 
ist  durchsichtig,  wenn  man  einmal  den  Sehlüseol  gefunden  hat.  Wir 
können  uns  nicht  anders  helfen,  als  daß  wir  Satz  für  Satz  der  Analvße 
unterw^erfen,  um  an  einem  großen  Beispiele  zu  zeigen,  daß  die  Soxual- 
ss-mbolik  allein  noch  keinen  Traum  restlos  erklären  kann. 

„W  ir  sind  zu  einer  Felddienst  Übung  auege- 
rückt. 1  c  Ii  erhalte  den  schriftlichen  Befehl,  um 
7  Uhr  50m  südlich  von  der  Elster,  dort,  wo  der  Weg 
nach  dem  Draclienloch  abzweigt,  zui'  Verfügung 
des  Obersten    zu    stehe  n." 

Die  Fei  ddi  ens  t  ü  b  u  n  g  ist  das  Leben.  Das  beweist  uns 
noch  später  das  plötzlicli  auftauchende  „Vita".  Der  Oberste  ist 
liier  ein  Symbol  der  liöeheton  Gewalt,  also  Gottes.  Der  „schrift- 
liche Befehl"  bezieht  eich  a.uf  die  heilige  Schrift.  Er  ist 
Protestant  und  kennt  seine  Bibel  sehr  genau.  Sein  Leben  wird  also  als 
eine  "Übung,  als  eine  Vorbereitung  zu  einem  anderen  Leben  aufgefaßt. 
Das  Drachenloch  symbolisiert  den  Eingang  z\u-  Hölle.  Die  Be- 
deutung der  Zahl  750  ist  ihm  wohlbekannt.  Er  hat  den  geheimen  Glauben, 


Stokol,  Störnncen  dps  Trieb-  nod  ABoktlobene.  Vtl. 


1( 


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Fetischismus. 

75  Jahre  alt  zu  werden.  Der  urste  Satz  hat  also  folgendpn  Sinn:  „I  ch 
s-oU  mich  nach  vollbrachtem  Leben  vor  Gott  v  e  i'- 
antworten,  wie  ich  es  in  der  heiligen  Schrift  ge- 
lesen habe  und  es  soll  entschieden  werden,  ob  ich  in 
den  Himmel  oder  in  die  Hölle  kommen  werde.'" 
Fahren  wir  fort: 

„I(-h  sondere  mich  von  der  Kompanie  ab,  um 
irgend  etwas  an  meinem  Anzug  in  Ordnung  au 
bringen.  Die  Kompanie  marschiert  in  der  Richtung, 
die  ich  auch  einzuschlagen  habe,  weiter;  ich  muß, 
wenn  ich  fertig  bin,  sehr  sciinell  gehen,  um  sie  zu 
überholen  und  noch  vor  ihr  an  dem  bezeichneten 
Rendezvousplatze    einzutreffe  n." 

Er  sondert  sich  von  den  frommen  Menschen,  die  hier  als  „Streiter 
Gottes",  also  als  Soldaten  erscheinen,  und  geht  seiner  eigenen  Wege. 
Sein  Kleid  ist  nicht  in  Oi-dnung.  Hier  merken  wir  schon,  daß  das 
Kleid')  das  Symbol  der  Parapathie  und  seines  Glau- 
bens wird.  Der  Rendezvousplatz  ist  der  Himmel  respektive  der  Ort, 
wo  die  Menschen  geprüft  und  gewogen  \\^erden  ...  Er  will  alle  Mit- 
streiter überholen,  d.  h.  übertreffen  und  den  ersten  Platz  einnehmen. 
Er  will  sich  durch  einen  besonderen  Eifer  im  Glauben  auszeichnen. 

„D  i  e  Z  e  i  t  i  s  t  k  n  a  p  p,  d  a  ß  i  c  h  It  a  u  in  u  m  7  U  h  r  d  0  r  t 
sein  werde.  Obendrein  geht  das  Umziehen  sehr 
langsam  von  statten,  so  als  ob  ich  in  moinen  Be- 
wegungen fortwährend  gehemmt  würde.  Endlich 
bin  ich  so  weit  fertig,  daß  ieh  nur  noch  dieFnIi- 
bekleidung  zu  wechseln  habe.  Mit  Rücksicht  dar- 
auf aber,  daß  ich  gar  keine  Zeit  mehr  habe,  und 
selbst  auf  die  Gefahr  hin,  mir  die  Füße  wund- 
zulaufen,  stehe  ich  davon  ab.  Nun  weiß  ich  nicht, 
wo  ichdieReaervüfußbekleidung  lassen  soll.  Vor 
mir  steht  ein  Soldat,  vielleicht  mein  Bursche,  mit 
meinem  Tournister,  in  den  ich  schon  allerlei  hinein- 
gesteckt habe.  Es  geht  aber  nun  nichts  mehr  hinein. 
Auf  der  Landstraße  passieren  fortwährend  weitere 
Truppen." 

Auflösung:  Alle  Truppen  gehen  in  einer  Richtung,  gegen  d&n 
Hinunel.  Das  Üben  ist  kurz  bemessen.  Er  muß  sich  noch  uraziehesi- 
Das    erfordert    eine    genauere    Erklärung.     Er    spielt    im    Leben    den 

')  Habe  icti  wiederholt  gefunden:  Der  Anzug  für  Jen  Charakter  dos 
Menechen. 


StS^ 


Kai^iiistik. 


■275 


Nieizscheaner  und  Freigeist.  Er  muß  seine  Konversion  zum  Glauben 
vollziehen,  er  muß  als  Frommer^)  (andere  Fußbekleidung!)  durch  das 
Leben  wandern.  Allein  sein  Intellekt  liommt  ihn.  Aber  er  kann  j.a  als 
Atheist  durch  die  Welt  pilgern,  denn  er  hat  eino  Reservehißbekleidung, 
einen  Reservogiauben.  Dieser  Reservcglauben  ist  sein 
F  et  isehi  smuB,  der  eine  besondere  Form  der  Religion  darstellt. 
Sein  Bursche  ist  das  Symbol  seiner  Parapathie,  seines  „neben- 
bew'ußtBH  Ich".  Freilidi  hat  er  diesem  so  viel  aufgeladen,  daß 
nichts  mehr  hineingeht.  „Er  hat  in  den  Tornister  allerlei  hineingestopft'', 
das  ißt  wohl  die  am  meisten  verräterische  Stelle.  Das  stellt  die  ganze 
Konstruktion  der  Paraiiathie  dar.  Was  mußte  sie  nicht  alles  aufnehmen! 
Religion  und  Sexualität,  Sicherung  der  Keuschheit  und  seinen  ganzen 
IjsyehoHexuellen  Infant ilismus.  —  — 

Nun  geht  der  Traum  weiter  und  er  erscheint  vor  Gott,  der  ilmt 
mitteilt,  was  er  von  seinen  Lebenskämpfen  (GcEerhtsbericht)  hören  will. 

„Ich  bin  mit  dem  Obersten  in  einem  hallen  ähn- 
lichen Räume-)  zusammen.  E  r  z  u  i  g  t  m  i  r  c  i  n  e  K  a  r  t  e, 
die  ein  Schema  für  den  späteren  Gefechtsbericht, 
enthält.  Einzelne  Anlagen  sind  mit  roter  Tinte 
oder  Farbe  bezeichnet,  wohl  ein  Werk  des  Regi- 
men t  «schreib  er  s  denke  ich  mir.  Meine  eigene 
Schreib-  und  Zeichenkunst  würde  mich  dabei  im 
Stiche  lassen.  Die  erste  auf  der  Karte  vorgedruckte 

Frage  fragt  nach  der  „Kultur".  Ein  dicker  roter 
Strich  gibt  die  Antwort  darauf.  Das  heißt,  so  e  r- 
klärt  der  0  b  e  r  s  t,  s  e  i  n  e  P  a  r  t  e  i  s  ei  der  F  e  i  n  d  N  a  oli 
seiner  Auffassung  sei  das  di^e  richtige  Antwort 
auf  die  Frage  nach  der  Kultu  r.'" 

Wie  ein  T,ehrer  hat  der  Oberst  einzelne  Fehler  rot  angestrichen. 
Die  Farben  stellen  die  Flecken  dar,  an  .ienen  das  Leben  eines  Menschen 
so  reich  ist.  Sehr  schön  ist  die  Vorstellung  vom  Regimentssdireiber. 
In  vielen  religiösen  Träumen  wird  man  die  Vorstellung  finden  daß  de. 
liebe  Gott  aFle  Sünden  in  einem  großen  Buche  von  einem  Schre  her 
notieren  läßt.  Unser  Träumer  seufzt,  daß  er  über  sein  Leben  eigen  id. 
so  wenig  Bescheid  weiß.  Gleich  die  erste  Frage  Gottes  nach  der  Kultur, 
de  rot  angestrichen  ist,  kann  er  nicht  beantworten  Gott  -t,  aber  seh 
gnädig  in  diesem  Traume  und  erklärt  ihm,  die  Kultur  sei  der  Fmd 
Gottes  und  der  Frommen.  Damit  hat  sich  der  1  räumer,  der  alle  Kultur- 
bestrebungen verfolgt  und  unterstützt,  als  Frommimg  entpuppt,  der 
die  Kultur  als  Werk  des  Teufels  betrachtet. 


"^TatT barfüßiger  Pilger  wie  Beta,  der  Fußtetiechiet. 
■')  Kirclie! 


18- 


276 


Fetischismus. 


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„Dann  folgen  auf  der  Karte  Buchstaben  und 
Ziffern,  die  offenbar  die  Truppenteile  angeben, 
aus  denen  das  Detachement  besteht.  Ich  weiß  das, 
traue  mitili  aber  niclit  mit  der  Sprache  heraus,  als 
der  Oberst  nacli  der  Bedeutung  dieser  Zeichen 
fragt.  Er  läiJt  mich  die  Stelle  in  der  Felddienet- 
ordnung nache.ch lagen,  die  darüber  Auskunft  gibt. 
Wenn  ich  auch  sonst  meine  Unwissenheit  nicht  ver- 
bergen kann,  so  zeige  icli  wenigstens  Geschicklich- 
keit beim  Nachschlagen  in  der  Felddienstordnung. 
Mir  ist  fortwährend  sehr  schwach  zumnte.  Meine 
Besorgnis  wächst,  je  mehr  mir  klar  wird,  daß  der 
Oberst  offenbar  beabsichtigt,  mir  einmal  gründ- 
lich auf  den  Zahn  zu  fühle n." 

Die  Ziffern  und  Zeichen  sind  die  Stellenangaben  der  Bibel,  die 
hier  als  „Felddienet  Ordnung"  symbolisiert  wird.  Er  ist  sehr 
bibelfest,  fürchtet  aber  trotzdem  die  Prüfung  Gottes,  der  ilvm  einmal 
auf  den  Zahn  fühlen  und  nach  seinem  Lehen  und  seinen  Sünden  fragen 
will  ... 

„Es  ist  jetzt  noch  sein  Bursche  zugegen,  ein 
hübscher  Mensch  mit  einem  blonden  Schnurrbarl- 
Bieser  sei  viel  pünktlicher  dagewesen  als  ich,  wird 
mir  vorgehalten.  Ich  verwahre  mich  gegen  jeden 
Vorwurf  in  dieser  Richtung  aufs  bestimmteste  nnd 
erkläre,  ich  wäre  Punkt  sieben  zur  Stelle  gewese n." 

Wer  ist  dieser  fremde  blonde  Bursche,  der  früher  da  war?  Es  ist 
wohl  in  erster  Linie  sein  Bruder,  der  ihm  zuvorgekommen  ist.  (Erst- 
geburtsthema!)  Die  viel  wichtigere  Determination  ist  ;iedoch  die  reli- 
giöse. Der  Bursche  des  Obersten,  der  früher  dagewesen  ist,  syniboüsiert 
Christus.  Auch  unser  Träumer  leidet  an  der  von  mir  schon  oft 
erwähnten  Christusneurose.  Er  hat  den  Glauben  an  seine  große  histo- 
rische Mission  und  will  nicht  daran  verzweifeln.  Er  beneidet  Christus, 
daß  er  die  Menschen  erlösen  konnte.  Er  sagt  eich  immer  die  Verse  von 
Schiller  vor: 

Es   iai   kein    leerer,   sehmeichelndcr   Wahn, 
Erzeugt  im  Gehirne  des  Toren, 
Im  Herzen  kündet  es  laut  sich  an: 
Zu  was  Besserem  sind  wir  geboren: 
Und  was  die  innere  Stimme  epricht, 
Das  täuscht  die  hoffende  Seele  nicht. 

Der  Ausdruck  „Bruder  in  Christo",  die  Erstgeburt  (das  Früher- 
kommen), geben  die  Brücke  vom  Bruder  zu  Christus.   Er  will  auch 


J  !'■ 


Kusu  is  tili. 


S7T 


leiden  wie  Christus  und  seine  Ptirapathie  ist  das 
Kruzifix,  an  das  er  sich  genagelt  hat.  Wir  werden  später 
die  spezifischen  Eigenschaften  der  Parapathie  unterstreichen,  die  auf 
die  Identifizierung  mit  Christus  zurückzuführen  sind.  Gehen  wir  jetzt 
in  der  Traumanalyse  weiter: 

„In  die  Halle  dringen  jetzt  fremde  Soldaten 
ein.  Einige  von  ihnen  tragen,  wie  mir  scheint,  gelbe 
L  e  d  e  r  h  0  s  e  n.  Sie  machen  sofort  kehrt,  als  sie  uns 
gewahren,  Der  Oberst  jedocli  hat  sich  über  sie  aus 
irgend  .einem  Grunde  entrüstet  und  gibt  mir  den 
Befehl,  sie  zurückzurufen.  Obwohl  ich  mehrmals  so 
laut  ich  vermag  Halt!  gebiete,  k  ü  iii  m  er  t  m  a  n  sich 
doch  wenig  darum.  Einige  verhalten  zögernd,  an- 
dere drängen  ins  Freie  hinaus.  Noch  ehe  ich  (etwas 
unsicher  überhaupt,  was  ich  kommandieren  soll) 
Befehle  gegeben  habe,  e  t  w  a  wie  „Ganz  e  Ab  t  ei  Ung 
-  kehrt!"  und  dann  „Ohne  Tritt  -  marsch!  ,  fahrt 
der  Oberst  auf  mich  los  und  macht  dich  vor  alUn 
Leuten  über  die  Art   meines  Kommandos  lustig. 

Diese  Episode  ist  nur  zu  erklären,  wenn  man  weiß,  daU  die  ein- 
zelnen Gedanken  als  Streiter  (Soldaten)  ge:ceiclmet  sind,  die 
miteinander  im  Kampfe  liegen.')  Die  Hallo  wird  zum  Symbole  ^-^es  Ge-' 
hirnes,  die  Frömmigkeit  liegt  im  Kampfe  mit  dem  Intellekte.  F  omde 
Gedanken  dringen  in  seine  Seele  und  verlangen  Aufklärung  und  Ab- 
schwören der  alten  Gefülde.  Er  will  diesen  rebelhschen  kulturgodankeu 
Halt'"  gelueten;  sie  verhalten  sich  aber  verschieden.  Eimgo  Schemen 
sich  m  seinem  Intellekte  festsetzen  zu  wollen.  Aber  Goit^^f^r^pen^u 
ganzen  Glauben  und  eine  gründliche  Purifikation  ^^-^[.^^^^^^^^J' 
auch  über  die  laue  Art,  w.e  er  die  Kultur  .md  Aufklarung  bekämpf  , 
nicht  zufrieden.  Wunderscliön  dringt  durch  die  Traumgedanken  das  Ge- 
fühl der  Unsicherheit,  welche  ihm  ,cde  Orientierung  m  Leben  erschwert 
und  seine  Parapathie  als  Schutzmittel  erfordert.  o  ,i  e  d  1  i  n 

Es  tauchen  für  einen  Augenblick  Q  u  c  d  1 1  n^ 
"buiger  Damen  und  Herren  auf,  wie  ich  sie  gelegent- 
lich einer  Tagung  des  Vereines  v o m  R o t e n  Kreuze 
,n  München  versammelt  gesehen  habe.^^Sie  wellen 
sich  als  Schlachtenbummler  betätigen 

Das  Rote  Kreuz  deutet  schon  auf  die  fromme  Bedeutung  dieses 
Vereines.    "Überdies  fällt  ihm  ein  Quedlinlnirger  pietist.scher  Kirchen- 

""T^  Soldaten  mit  LoderhOBoa  sind  adne  Pmphili«.  die  Lhm  Gott  vorhält 
a.  dei.cn  er  ol.-as  Anstößige,  findet.  Diese  Par.pb.Uen  panoron  .bm  meht.  Er  .1 
unsicher,  ob  und  wie  er  sie  behemchon  solL.    -■■;..',  "      -.-r  ■    '     -    .V. 


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278 


Fetischismus. 


verein  ein,  der  sich  ja  in  der  Tat  an  den  Kämpfen  für  den  Glauben  be- 
teiligt. Die  Färbung  dee  Bildes  wird  konstant  mit  großer  Geschick- 
lichkeit festgehalten  und  der  unerfahrene  Deuter  könnte  wirklich  ver- 
leitet werden  zu  glauben,  es  handle  sich  nur  um  einen  harmlosen 
Manövertraum  eines  Reserveoffiziers.  Es  sind  aber  die  anderen 
Menschen,  die  keine  so  ernste  Prüfung  durehKuinachen  haben  wie  er. 

„Der  Oberst  steht  jetzt  wie  eine  Garderobe- 
frau  hinter  einem  Dräsen  und  beschreibt  mir  auf 
umständliche  und  schwer  verständliche  Weise  den 
Ort,  wo  ich  ihn  erwarten  soll.  Ich  höre  aus  seinen 
Worten  etwas  von  einer  Wand  und  einem  Zickzack- 
vieg  heraus  und  obwohl  ich  herzlich  wenig  von  der 
Beschreibung  verstanden  habe,  bitte  ich  doch  nicht 
um  eine  Wiederholung,  sondern  bringe  es  nur  zu  dem 
zustimmenden  „Zu  Befehl,  Herr  Oberst!"  Bei  der  Vor- 
stell ung,  i  ch  möchte  i  h  n  v  e  r  f  eh  1  en,  wi  rd  mi  r  schwach 
zu  M  ute." 

Hier  baut  sich  eine  Brücke  zu  seiner  Paraphilie.  Der  Oberst,  der 
liebe  Gott,  ist  eine  Garderobefrau,  Er  gibt  jedem  für  das  Leben  ein 
Kleid,  das  man  tragen  muß.  Er  gibt  Gestalt,  Rang,  Konfession,  kurz 
er  bestimmt  das  Kostüm,  in  dem  wir  auf  Erden  wandeln  werden.  Wir 
bekommen  es  nur  geborgt  für  das  kurze  Leben,  wie  man  eine  Maske 
oder  ein  Kostüm  in  einer  Lcihanstalt  borgt  .  .  .  Doch  hat  man  einmal 
das  Kostüm  von  Gott  erhalten,  so  ist  es  nicht  so  leicht,  ihn  auf  dem 
recliten  Wege  wieder  zu  finden.  Gott  zeigt  une  zwar  den  Weg  durch 
seine  heilige  Schrift.  Aber  wie  sie  verstehen  und  sich  auskennen? 
Welches  ist  der  richtige  Weg?  Jedenfalls  geht  unser  Träumer  keinen 
geraden  Weg,  sondern  trachtet  durch  allerlei  Kunstgriffe  und  Kunst- 
stücke in  den  Himmel  zu  kommen.  Wieder  wird  er  „schwach"  bei 
der  Vorstellung,  Gott  zu  verfehlen  und  durch  ein  sündiges  Leben  um 
die  ewige  Seligkeit  zu  kommen. 

„Vor  dem  Dräsen  befinden  sich  die  Damen  des 
Obersten.  Während  ich  mich  von  diesem  streng 
militärisch  verabschiede,  mache  ich  jenen  eine 
halbe  Verbeugung  (die,  wenn  sie  überhaupt  nötig 
war,  in  ihrer  mangelhaften  Ausführung  leicht  als 
das  Gegenteil  von  der  beabsichtigten  Höflichkeit 
ausgelegt  werdenkann,  fällt  mir  hinterherein")..-"' 

Die  Damen  der  Familie  sind  Maria,  die  Mutter  Gottes,  und 
einige  katholische  weibliche  Heilige.  Er  zeigt  eine  deutliche  Neigung 
zum  Katholizismus  wie  alle  Parapathiker,  die  nicht  Katholiken  sind, 
denen  der  mystische  Sinn  des  Katholizismus  sehr  anziehend  erseheint. 


Kasuistik. 


279 


Er  zeigt  einen  gewiesen  Marienkult    (die  halbe  Verheugung) ,  macht 

sich  aber  auch  über  diesen  K,ult  lustig.  M'^er  diese  sonderbare  Form  der 

Religionssymbolik,  welche  die  Götter  entttiront  und  menschlich  näher 

bringt  so  wie  die  antiken  Religionen,  nicht  lernt,  der  wird  den  religiösen 

Sinn  cinee  Traumes  wohl  nie  entziffern  können.    Hier  vorbirgt  er  seinen 

Katholizismus,    welcher    den    rechten    Weg    zur    allein    scligniachenden 

Kirche  darstellt.    Auch  möchte  er  die  Religion  wie  ein  Kleid  wechseln 

und  so  den  alten  Adam  ausziehen.   Nebenbei  wird  seine  (halbe)  Stellung 

zum  Weibe  in  geschickter  Weise  mit  dem  religiösen  Motiv  verquickt. 

Doch  fahren  wir  weiter: 

,,I  c h    habe    mich    an    einer    anderen    Stelle    der 

Landstraße  etabliert,  halb  hinter  einer  Höhe  ver- 
steckt, und  bin  dabei,  einen  Gefechtsbericht  zu 
schreiben,  was  jetzt  meine  Hauptaufgabe  ist.  Der 
Oberst  kommt  und  tadelt  sofort  den  eingenomme- 
nen Platz.  Er  sei  nicht  der  von  ihm  angeordnete.  Er 
zeigt  dabei  a  u  f  e  i  n  en  H  äu  e  e  r  k  o  m  p  1  ex  h  al  b  rechts 
im  Grunde  als  auf  den  Ort,  der  richtig  gewesen 
wäre.  Ein  hoher  Schornstein,  der  aus  dem  Gebäude 
hervorragt,  hätte  das  freilich  auch  mich  erkennen 

lassen  könne n." 

Der  Weg  ist  ein  falscher  und  führt  nicht  zu  Gott,  er  ist  gar  nicht 
nach  dem  Willen  Gottes.  Seine  versteckte  Frömmigkeit  will  Gott  nicM 
gefallen.')  Er  sollte  sich  an  die  rechten  Parteien  (die  Konservativen) 
halten  Der  hohe  hervorragende  Schornstein  ist  eine  Maske  des  K  i  r  c  h- 
turmee.    Zurück   zur   Kirche!    -   lautet  die  Losung  dieses  Traum- 

fttiickcB 

,-        Der  Oberst  erfüllt  nun  seine  L  eh  r  e  r  p  f  1  i  c  h  t  en, 

nachdem  er  mir  noch  gesagt  hat,  ich  solle    um  ganz 
„nsichtbar     zu     sein,     im     Liegen     meine     Aufzeich- 


D    ese    Leistung   des    alten    Mannes    flößt    uns    allen 

Bewunderung  ein.    A  u  f  h  a  1  b  e  r  H  ö  he  v  e  r  ha  r  r  t  e  r  u  n  d 

.eder   erscheint   d.e  erwähnte  Quo  dl .  nbu  r  ger   G  e- 

leHBchalt.    Man   unterhält    sich   über   d,e   Möglich- 


')  Seine  fetiBchifitiechn  Stplluiij!   ist   aur 


.■li    uii;ht   dtT  von   (iiitt   gewollte   Plata.^ 


980 


Fetisi'liismiii;. 


i 


ommeu 
[ozoen- 


lieiteji,  nach  Hause  zu  gelangen.  Ein  umständlich 
fahrender  Zug  wird  vorgeschlagen.  Ich  könnte  ihji 
empfehlen,  da  ich  einmal  mit  ihm  gefahi'en  hin, 
unterlasse    es    jedoc h." 

Sein  Gefechtehericht,  dies  ist  die  Beichte  über  sein  ganzes  Leben, 
ist  noch  nicht  fertig  und  Gott  zeigt  ihm  als  Lehrer  den ''rechten  Weg! 
Er  solle  seine  Frömmigkeit  verbergen  und  im  Liegen  seine  Auf- 
schreibungen machen.  Ein  artiges  Wortspiel  des  Traumes,  denn  es  heißt 
„im  Lügen".  Er  solle  nur  alle  Welt  belügen  und  sich  als  Freigeist 
deklarieren,  wahrend  er  innerlich  fromm  bleiben  könne.^)  Die  Schreib- 
vorrichtuQg,  die  or  nun  beschreibt,  ist  ein  Betpult.  Der  Oljerst  sprengt 
wie  Odm  (das  Bild  stammt  aus  der  Ballade  „Odins  Ritt")  in  den 
Kimmol  zu  lichten  Höhen.  Er  zeigt  ihm  gewisserinaßon,  ™  man  mit 
dem  linken  Fuße,  also  mit  der  Sünde,  doch  in  den  Himmel  komm 
kann.  (Hier  mengen  sich  erotische  Motive  in  die  religiösen  Der  kundi 
Deuter  wird  ja  sclion  längst  erkannt  haben,  daß  auch  Spermat 
Phantasien  und  Mutterleibssituationen  eine  anderweitige  Determination 
zulassen  würden.)  Hier  imponiert  die  Reitleistung  des  alten  Herrn  seinem 
Schüler.-)    Brauche   ich  das    noch  zu   erklären'  Dfp  Tl^m^r,    pt- 

scheinen  wieder  und  man  berat,  welcher  Weg  am  sichersten  und  sclinellsten 
zu  Gott  (nach  Hause!)  führe.  Unser  Träumer  verrät  daß  er  einen 
„sehr  umständlich  fahrenden"  kennt.  Freilich,  sem  Zug  ißt 
wohl  der  komplizierteste,  den  je  ein  Mensch  ausgeheckt  hat 
,,  „Ich  beginne  den  Gefechtsbericht  damit  daß 
ich  auf  der  Karte,  die  ich  glücklicherweise  in  der 
Rocktasche  finde,  den  Namen  des  Ortes  nachsehe 
wo  ich  weile.    Er  klingt  wie  Vita  oder  Z  i  t  a  "  ■' 

■  Er  weiß  jetzt,  daß  es  sich  um  das  Leben  (Vita)  handelt  Zita 
geht  auf  die  andere  Determination  zurück  und  ist  der  Name  der  Ex- 
kaiserin, die  eben  in  dieser  Zeit  geheiratet  hatte. 

Ich  hatte  mich  von  meinem  B  e  o  b  a  cht  u  ng  s- 
Posten  entfernt  und  kehre  zu  ihm  zurück.  UhbiW 
darum  besorgt,  nicht  vom  Feinde  gesehen  zu  werden. 
Besonders  verräterisch  erscheint  mir  mein  blitzen- 
der Helm.  Nicht  noch  dadurch  mag  ich  den  Obersten 
gegen  mich  aufbringen,  daß  ich  unsere  Stellung 
verrate.  Ein  einzelner  Mensch,  hoffe  ich  wird 
nicht  gesehen  werden.  Obendrein  erscheine  ich 
^etz^ls    Zivilist    mit    einem    Strohhut    auf. dem 

0  Das  „Liegen"  ist  auch  die  SteUung  der  Domut  und  Unterwerfunfc 
=)  Mau  denke  auch  an  den  Analytiker,  der  die  Oberst-  und  Vater-taago  i.t    und 
■do  Semen  Schüler.    ,  '  '  ^ 


Ö 


Kasuistik. 


281 


Kopfe  Ulli]  laineni  Stocke  in  der  Hand.  Dor  General- 
major „von  Ende"  mit  seinem  Adjutanten  .,v  o  n 
Fostenberg-Rakißch"  kommen  über  das  Feld  ge- 
s  p  r  0  n  g  t.  Der  e  r  s  t  e  r  e  ist  sehr  zornig  und  s  c  ii  i  m  p  f  t 
über  eine  blödsinnige  Meldung.  „W  ie  ist  es  möglich 
daß  der  Kerl  zwei  Tage  vorher  den  Namen  des 
Obersten  gewußt  habe?"  Der  Oberst  reitet  an  mir 
vorbei.  Icii  höre  die  Worte:  „So  ein  Esel!"  und  kann 
sie  eben  so  gut  auf  den  vom  Generalmajor  ge- 
meinten   als    auf    Uli  eil    beziehen." 

Der  blitzende  Helni  des  Glaubens  ist  seine  Farapathte^).  seine 
Farapliilic,  die  ihn  gegen  alle  Gefahren  schützt.  Sein  Lebensplan  ist, 
seine  Frömmigkeit  nicht  zu  verraten  und  zwei  Tage  vor  dem  Tode  sich 
als  gläubig  für  Gott  bekennen.  Der  Generalmajor  von  Ende 
ist  der  Tod!  Die  Namen  sind  seinem  militärischen  Bekannt enicr eis 
entnonmicn.  Er  trägt  jetzt  nur  einen  Struhhut,  d.  Ii.  ein  leicht  brenn- 
bares Kleidungsstück,  seine  Paraphilic,  die  unter  dem  Bilde  des  Lasters 
seinen  Glauben  verbirgt.  Zwei  Tage  vor  dem  Tode  will  er  fromm  werden. 
Darüber  ist  der  Tod,  der  hier  einen  höheren  Rang  hat  als  Gott,  ent- 
rüstet. Auch  der  liebe  Gott,  der  jetzt  immer  melir  dem  Vater  ähnlich 
wird,  unterläßt  es  nicht,  ihn  einen  Esel  zu  nennen,  was  er  im  Traum 
ganz  richtig  ebenso  aul'  sich  bezieht  wie  den  Ausspruch  des  Todes.  Denn 
OS  ist  offöiihiir  eine  Eselei,  sich  ungläubig  und  lasterhaft  zu  stellen 
und  dabei  innerlich  fromme  Ziele  zu  verfolgen  .  .  . 

„A  n  m  e  i  n  e  m  S  t  a  n  d  o  r  t  o  a  n  g  e  1  a  n  g  t,  w  i  1 1  ich  mich 
wieder  an  den  unglückseligen  Gefechtsbericht 
machen,  obwohl  icheigentlich  nichtsdazuweißund 
andere  nach  ihren  Beobachtungen  fragen  muß.  Es 
sitzen  mehrere  Leute  an  einem  Tisch.  Meinen  Platz 
nimmt  ein  gewisser  S.  ein,  gibt  ihn  aber  etwas 
widerwillig  auf  mein  Verlangen  wieder  f  r  e  t." 

Seine  Lebensbeichte,  die  Schilderung  seiner  Kämpfe  wird  immer 
schwerer  Er  betont  seine  Unwissenheit,  seine  mangelnde  Orientierung 
im  Leben  und  den  Umstand,  daß  er  unselbständig  auf  fremde  Fülining 
angewiesen  \^t.  Wie  ein  Bhtz  taucht  sein  Bruder^)  auf  (Herr  S.),  der 
als' der  Erstgeborene  ihm  immer  im  Wege  stand  und  dem  er  nun  den 
Platz  streitig  macht,  was  schon  vorher  in  der  Determination  einer 
Spermatozoenphantasie  zu  erkennen  ^var.  Alle  diese  Phantasien  heißen 
ja,  wie  Silberer  selir  richtig  betont  hat:  Ein  neues  Leben  beginnen. 
Doch  hören  wir  die  Fortsetzung;  •.  ■  '  .'  ■"  ■  *■■ 
— ■  ...  -    ..'-■      X  :   '  r  ■ 

^)  Verglüicho  dDn  Traum  auf  S.  268.  _^ 

')  In  einer  anderen  sehen  erwäint^n  Determination  sein  Vorbili!   „C  li  r  i  r  1  ii  s 


M 


j  - 

1   r 


{    > 


;  1 


lül: 


4li 


FetiBchiBmus. 


„Der  Oberst  orecheint  aufs  Neue.  Er  will  seine 
Zigarre  an  zünden  und  hat  schon  seine  Streichholz- 
schachtel herausgeholt.  Ich  beeile  mich,  ihn  mit 
Feuer  zuversehen.  E  r  murm  e  1 1  e  t  w  a  s  w  i  e:  Erweisen 
Sie  mir  wenigstens  diesen  Liebesdienst!  Meine 
Hände  zittern  heftig  dabei.  Ein  Streichholz  er- 
lischt, ein  anderes  bricht  entzwei.  Dann  nimmt  er 
mir  die  Schachtel  aus  der  Hand.  1  n  de  r  W  e  i  s  e  b  i  n  i  ch 
Ihn.  behiin.ch,  daß  ich  meinen  Rock  aufschlage,  um 
den  W,nd  abzuhalten.  Der  Schweißgeruch,  den 
mein    Korper    ausströmt,    scheint    ihn    wider    meine 

o:??o!""^."'.^''*''^,''.l^^.^^'g^"■    PlötzUch  fragt  er: 

meine  bestürzte  Frage, 

Die 


Sind  Sie  homosexuell?    Auf 

woher  er  das  wisse,  antwortet  er  aueweichend.  ^  . -■ 
htuarts  seien  daran  gestorben,  fügt  er  warnend 
hinzu.  T^h  solle  mich  vor  dem  Tode  in  acht  nehmen.-' 
Diese  Stelle  ist  für  das  Studium  der  Traumanalysen  sehr  wichtig 
und  zeigt,  wie  stark  d'e  Tendenz  des  Kranken  ist,  sieh  über  seinen  Arzt 
lustig  zu  machen  und  Ihn  hinters  Licht  zu  führen.  Man  könnte  diese 
Szene  für  emen  Dnrchbrueh  der  Homosexualität  halten  und  der 


lysierendc  Arzt,  dem  die  ersten  Szenen 


ana- 


ein undurchdringliches  Dunkel 


waren  und  blieben,  .türzte  sich  mit  Feuereifer  auf  diese  Stelk,  welche 
eigentlich  eine  homosexuelle  Beziehung  zwischen  Vater  und  Sohn  zu 
schildern  schien.  _  .... 

Man  sei  aber  sehr  vorsichtig,  wenn  intelligente  Patienten  -  und 
um  einen  solchen  handelte  es  sich  in  diesem  Falle  -  er  war  seinem  Arzte 
turmhoch  überlegen  -  m  ihren  Träumen  plötzlich  irgend  ein  Trauma 
oder  eine  sexuelle  Beziehung  Bchndem,  die  der  Arzt  von  ihnen  erwartet. 
Sie  stellen  Ihm  gewiß  eine  Falle,  in  die  er  hineinfällt,  wenn  er  nicht 
foi'twahrend  auf  der  Hut  ist. 

Hier  erhellt  der  Sinn  des  Traunipc  ai,^  a  -,  .  u 

,,      o-       ,  .        ,.   .       ■^^'^^imes  aus  dem  ganzen  Traurabilde. 

Jei'  binn  kann  nur  cm  religiöser  sein  unA  ;,-».         i      . 
.     ,.         .■    u    r,  *       ■      '^  ^^'^  ^^'"  "nd  ist  auch  ein  religiöser,  waE 
ia  die  erotische  Determination  nicht  ausschließt.    Er  will  sein  Feuer  an 
Gott  entzünden.    Er  will  glauben    Gotf  ™i      T  \ 

r,-      +     n      n^    V    Vi  ^^  verlangt  von    hm  d  esen 

einzigen  Dienst^  Den  Glauben.  Er  versteckt  sich  in  seine  Kleider,  um 
den  bösen  Wnd  die  Bewegung  der  Zeit  abzuhalten,  die  das  keine 
flackernde  Lichtdien  seines  Glaubens  erlöschen  könnte.  Er  zittert  um 
sem  Stuckchen  Glauben  Er  soll  sich  im  Schweiße  seines  Angesicht. 
sein  Brot  verdienen.  Er  hat  sich  aber  sein  Leben  durch  die  Paraph.lie 
und  den  Masochismus  sauer  genug  gemacht.  Dieser  Schweiß  kann  Gott 
nur  l'reude  machen  und  ihn  nicht  genieren 


iJi, 


— — " 


Kasuistik. 


283 


Jetzt  koinint  die  EnUarvimg.  Nämlich  die  Frage;  öind  Sie  homo- 
sexuel]?  Diese  Frage  enthält  ein  artiges  Wortspiel.  Der  Homo  ist  kein 
iuiderer  als  wieder  Christus.  Sein  stärkster  Eindruck  ist  ein  Bild  von 
Tizian,  das  bekannte  „Eece  homo!"  Auch  er  ist  ja  ein  Christus.  Ancli 
er  leidet  für  die  Menscliheit,  um  sie  zu  erlösen.  Die  Frage  lautet  also: 
Liebet  du  C  h  r  i  s  t  u  e?  Bist  du  katholisch?  Die  Stuarte 
seien  daran  gestorben,  Eine  rätsolhaftp  Stelle,  deren  klare  Deutung 
mir  erst  nicht  gelungen  ist.  Sie  scheint  sich  auf  Maria  Stuart')  zu 
beziehen,  welche  als  Künstlerin  der  Liebe  und  als  fromme  Frau  galt. 
Hier  spielen  auch  Reminiszenzen  aus  dem  Drama  von  SdiÜler  eine 
Rolle  .  .  .  Die  spätere  Warnung  Gottes,  er  solle  sich  vor  dem  Tode 
in  acht  nelunen,  finden  wir  jetzt  verständlich,  da  er  wieder  fromm 
werden  will,  d.  h.  offen  sich  zu  seiner  Frömmigkeit  bekennen  will. 

„Er  entfernt  sicli,  während  mir  der  Gedanke 
durc'h  di'ii  Ko])i'  schießt:  Nun,  nachdem  mein  Ge- 
heimnis verraten  ist,  bleibt  mir  nichts  anderes 
übrig,  als  mir  das  Loben  zu  nehme  n." 

(Sott  hat  jetzt  erkannt,  .daß  er  fromm  ist,  an  Christus  und  Maria 
glaubt,  daß  er  immer  ironun  war.  Sein  Glauben  hat  sicii  an  dem  Feuer 
Gottes  entzündet,  er  kann  jetzt  ruhig  sterben. 

Wir  erkennen,  wie  dieser  Traum  die  ganze  Lösung  seiner  I  ara- 
nhilie  und  Parapathie  enthält.    Denn  nie  hat  ein  Fall  klarer  dargelegt.  , 
daß  der  Satz  von  Freud:  „Die  Neurose  ist  das  Negativ  der  FcTverBion 
niohi   zu  halten   war.     Die   Perversion    (Paraphilie)    ist   eme  Neurose 
(Parapathie)    und  zeigt  den  gleichen  seelischen   Mechan.smus   wie  die 
Ldei.^   Neurosen.    D  a  s  g-a  n  z  e  L  e  b  e  n  d  i  e  s  e  s  ^^-^\'\^l 
■Lnf  das  Zielgerichtet,  den  Himmel   zu  erobern-und 
ich    die   I  iebe   G  o  1 1  e  s    z  u  b  i  ch  e  r  n.     Sein    ganzes    Gehaben 
;it  auf  die  Identifizierung  mit  Christus  zurück,  den  orbenei  et  un 
offenbar  übertreffen  wilh    Sein  geheimer  Glaube  an     s  e  i  n  e    groß, 
h  i  s  t  o  r  i  s  e  h  0  M  i  B  s  i  0  n"  ist  eben  unerschütterlich. 

Wekhe    Momente    in    der    Parapathie    unterstützen    unsere    Auf- 

''''"  dL  Paraphilie  ist  eine  selbst  diktierte  Strato  für  seinen  Unglauben 
Die  Paiapnii  ^^^^^^^^  ^^^^^^^^  ^1^,^     p^^. 

und  seine  Sunden,    l'.^r  tragt  t-a    «»  uh.;A^,-  träet    die  einen 

halb  erregt  ihn  die  Vorstellung,  daß  jemand  kleide,  tragt,  die  einen 
Halb  eriegi  um  u  „.üKsen  minderwertige  Stoffe  sein.    Auch 

Zwang  auf  *"  au..*».    Es    ,u  Ben  ^^^^^^^^^^^^  ^^^^^^^^^^ 

se,n  L«do„  gM  .hm  -ta^B  Bü  ^^^^^^  ^^^^^^^^^  ^_^___^  ^^^^  ^ 
minderwertig  .1  *''!°=™™„J;  .„^j  ,e,ner  Parapathie.  Die  Paraphilie 
^r*fL1::t  iil^^rln  Lehe„  enttr^det,  s,e  .st  ein  a.rf- 
;71S;h.,äglich  .rtuh,  id,  die  D»t.™:  Sl..rl  i.t  to  W«b.         ;     ■ 


234 


FetiscUisinuB. 


:         ■ 


ßrlegter  Zwang,  tio  regen  ihn  die  Kleider  auf,  welche  einschnüren, 
Riemen,  welche  binden,  lange  Stiefel  usw.  Wir  kennen  diese  Gegen- 
stände ßchon  aus  anderen  Träumen  als  Symbolismen,  welche  die  Para- 
pathie  beschreiben.  Unser  Patient  regt  sich  also  über  seine  eigene  Para- 
patliiö  auf,  er  schöpft  sexuelle  Lust  aus  seiner  Parapathie,  er  berauscht 
sich  a;n  sich  selbst  und  seinen  genialen  Konstruktionen.  Alles  Dienen 
und  Gehorchen  regt  ihn  auf,  weil  er  sich  auch  als  Soldaten,  als  Diener 
Gottes  betrachtet. 

Warum  aber  hat  sich  dieser  Kranke  gerade  die  Sporthose  als 
Fetisch  auegesucht?  Wird  diese  Wahl  wirklich  durch  ein  infantiles  Er- 
lebnis determiniert"?  Hat  sein  Bruder  in  der  kurzen  Hose  auf  ihn  einen 
Eolchen  starken  Reiz  auegeübt?  ^.,       .  . 

Diese  Erscheinung  werden  wir  nur  verstehen,  wenn  vnr  die  Tat- 
sache kennen,  dali  der  Fetisch  im  Laufe  der  Jahre  degeneriert.  Er  wird 
verändert,  so  daß  er  seinen  ursprünglichen  Charakter  besser  maskieren 
kann.  Wir  haben  ja  gesehen,  wie  aus  dem  mit  einem  Nagel  durch- 
stochenen Fuße  von  Christus  ein  roter  schweißiger  Fuß  geworden  ist 
und  daß  dann  später  das  wichtigste  Attribut,  der  Nagel,  wegfiel.^)  Auch 
unser  Patient  hat  seinen  ursprünglichen  Fetisch  verändert.  Denn  es 
reizte  ihn  ursprünglieli  ein  Tuch,  wie  es  die  Orientalen  um  die  Lenden 
tragen.  Dies  Tuch  erwies  sich  als  Abkömmling  des  Tuches,  das  Christue 
um  die  Lenden  trägt.  Der  He]m  ist  wieder  neben  dem  Symbol  des 
Glaubens  der  Ersatz  der  Dornenkrone,  welche  ja  die  unsichtbaren 
Schläge  ins  Physisclie  übersetzen.    '    --'.'■  ■ 

'  Der  Simi  der  Parapathie  lautet:  Ich  bin  Christus,  ich 
b'in  ein  Erlöser  und  wenn  iehniich  mit  Chri'stus 
identifiziere,  so  empfinde  ich  die  höchste  Lust. 

Eine  andere  Quelle  seiner  Erkrankung  ist  sehi  überbetonter  Nar- 
zißmus. Er  ist  in  sich  verliebt  und  bewundert  sich  auch,  überall  sucl-t 
und  sieht  er  nur  sich  und  seine  Selbstliebe  ist  sehier  ohne  jede  Grenze. 
Er  sieht  sich  in  kecken  und  sinnenden  Knaben,  in  bartlosen  Männern 
und  wünscht  sich  so  schön  zu  sein  wie  die  anderen,  d.  h.  er  identifiziert 
sich  mit  den  Objekten,  die  ilun  am  besten  gefallen. 
■■..■-  Seine  ßußideen  dringen  in  den  masochistischen  Prozeduren  deut- 
lich durch.  Er  straft  sich  für  seine  sexuelle  Lust  und  die  Strafe  selbst 
wird  ilmi  zur  Lust.  Er  beherrscht  sich  aber  und  leidet.  Und  er  bezieht 
seine  stärkste  Lust  aus  diesem  Leiden  ohne  Klagen.  Er  schlägt  5i--h 
ja  fortwährend  mit  den  Widerwärtigkeiten  des  Lebens  herum.  Er  ver- 
sagt sich  jede  Freude  und  jeden  Erfolg  und  hat  sich  an  die  Paraphilie 

^)  Nachträglich  goetand  jener  Patient  ein,  daß  er  eine  LiuMingsphantasie  habe; 
Mit  einem   riesigen  Nagol    am  Fuße  über   dio  Ringstraße  zu  gehen 


Kasuistik,  2Sb 

geschnürt  wie  an  eine  Folterbank.    Er  bückt  sich  freiwillig  vor  Gott 
und  reicht  seinen  Leib  freiwillig  zur  Strafe. 

Den  beimliclien  Stolz  auf.  die  kunstvoll  gebaute  Parapathie  ver- 
rät aber  der  Satz:  „Besonders  reizvoll  erscheint  mir 
der  Gedanke,  daß  der  Geschlagene  unter  der  Klei- 
dung versteckt  vor  den  Leuten  als  Besonderheit, 
von  der  er  allein  nur  weiß,  die  Spuren  der  Schläge 
herumträgt."  Das  ist  sein  Stolz.  Er  hat  eich  selbst  geschlagen 
und  leidet  und  kein  Mensch  weiß  es,  daß  ein  so  heiliger  frommer  Mann 
unter  den  Menschen  wandelt,  der  zu  hohen  Taten  bemfen  ist  und  die 
Menschheit,  erlösen  soll. 

Es  wirft  sich  die  Frage  auf,  wie  eine  solche  Paraphilie  entsteht 
und  wodurcli  sie  festgehalten  wird.  Diese  Paraphilie  ist  eine  Karikatur 
der  Erziehung  mit  iln-em  Zwange,  ihren  Schlägen,  ihren  Einschnürungen. 
Uie  Kinderhose  zeigt  schon  auf  die  Kinderzeit.  Sie  stellt  eigentlich  eine 
Abart  des  Infant!  lisnius  dar.  Der  Kranke  möchte  noch  ein  Kind  sein 
und  Kinderhosen  tragen.  Solche  Wünsche  (welche  ja  auch  aus  seiner 
Determination  des  Traumes  als  Spermatozoenphantasic  liervorgehen). 
deuten  auf  innere  Unzufriedenheit  mit  dem  bisherigen  Leben  und  tiefe 
Reue.  Er  möchte  noch  einmal  leben  und  dann  würde  sein  Gefeditsbericht 
ganz  anders  ausfallen.  Diese  Unzufriedenheit  mit  sich  selbst  stammt 
aus  einer  Zeit,  da  or  dem  Vater  den  Tod  wünschte.  Der  Tod  des  Vaters 
würde  ilm  von  iedem  Zwange  befreien  und  ihn  selbständig  machen.  Eben- 
so haßte  er  seinen  Bruder,  der  iluu  als  Kivale  in  der  Gunst  der  Mutter 
und  des  ^'aters  im  Wege  stand.  Auch  diesem  wünschte  er  den  Tod. 
Erst  die  Erkenntnis  dieser  eigenen  Schlechtig- 
keit erzeugte  in'ihm  das  Gefühl  der  Minderwertig- 
keit und  er  sagte  sich,  daß  er  weder  Freiheit  noch  Glück  verdiene. 
Seine  Religiosität  riß  ihn  immer  tiefer  in  den  Strudel  der  bchuldgefuhle 
und  bald  gab  es  für  ihn  keine  andere  Rettung,  als  sich  vom  Glauben 
zu  emanzipieren.  Er  wurde  Atheist  und  Freigeist  Mit  welchem  Erfolge, 
das  zeigen  sein  Traum  und  seine  Parapathie.  Aber  innorUch  wurde  er 
immer  frömmer,  je  nntiklerikaler  er  sich  nach  außen  gehardete 

Die  Parapathie  schien  aber  unlöslich  durch  cm  .Tunktim  (Adler) 
das  er  sich  gemacht  hatte.  S  o  I  a  n  g  e  e  r  d  i  e  s  e  A  r  t  d  e  r  b  e  x  u  a  1- 
befriedigung  betreiben  werde,  so  lange  werde  sein 
Va  t  er  1  ben  Dieses  Junktim  entfernte  ihn  vollkommen  vom  AVeibe. 
Es  war  aber  auch  die  Quelle  neuer  Konflikte.  Jetzt  mußte  er  ^.'Unschen, 
daß  der  vi  er  sterben  sollte,  wenn  er  zum  Weibo  kommen  wollte.  Die 
Angst  vor  dem  Weihe  als  dem  Symbole  der  Sunde^)  war  aber  so  stark, 

^etz^ch.  betont  ebentalk  dia  „c^'igc  FnebcH  des  Ma.nos  vor  dem  Ew.f,- 
weibliciieu".  " 


386 


Fetischismus. 


; ;. 


! 


daß  er  diesen  Öchutz  gerne  vertrug.  Wäre  nun  der  Vatei-  gestorben,  so 
-Mite  trotz  alledem  die  Befreiung  nicht  eintreten  können.  Dann  wäre 
das  Schuldbewußtsein  wieder  in  den  Vordergrund  getreten,  etwa  wie: 
Du  bist  Schuld  an  dem  Tode  des  Vaters.  (Die  Allmaclit  der  Gedanken! 
Freud )  Er  hätte  sich  neue  Sclmld  und  Bußjahre  diktiert  und  sich  so 
wieder  vor  dem  Weibe  geschützt,  das  für  ilm  gleichbedeutend  mit  dem 
Tode  ist  und  sich  im  Traume  im  Symbole  „Maria  Stuart"  nennt.  Hüte 
dich  vor  den  Frauen!   —  lautet  ein  geheimer  Imperativ  seines 

Inneren. 

In  einem  anderen  Traume  sagt  er :  „E  i  n  M  a  n  n  li  a  t  andere 
grausam    behandelt.     Der    Rächer    tritt    auf    in    Ge- 
stalt    eines     anderen    älteren     Mannes.      Dieser     be- 
fiehlt mir,  einen  Kasten,  der  so  groß  ist,  daß  ich  ihn 
mit   beiden  Händen   tragen   muß,   mitzunehmen    und 
geht,  den  Übeltäter  vor  sich  hintreibend,  eine  enge 
Treppe  hinauf,    die  offenbar  zum  Hausboden  führt. 
Unterwegs      erhält      der      Schuldige      fortwährend 
Schläge.     Oben     angelangt,     entnimmt     der     Rächer 
meinem     Kasten     einen     großen    Lederknüppel     und 
schlägt  damit  den  Übeltäter  in  grausamer  Weise." 
Er  ist  der  Sünder.    Der  Kasten  sjTnbolisiert  den  Hirnkasten,  der 
alle  grausamen  Strafen  enthält.    Ebenso  der  Dachboden.    Der  Kasten 
ist  wieder  eine  Darstellung  seines  Hirngespinstes,  der  Parapathie  .  .  - 
Er  schlägt  sich  als  sein  eigener  Radier  und  Richter  für  seine  Sünden  . . . 
Aber  nun  hat  er  den  Schlüssel  zu  dem  Leiden,  das  in  seinen  Träumen 
als  sein  Bruder  symbolisiert  wird.    So  sagt  er  in  einem  Traume: 

„Ich  finde  den  Schlüssel  zu  dem  Sehranke,  in 
welchem  die  Sachen  meines  Bruders  liegen.  Das 
ist  mir  sehr  unangenehm,  weil  ich  fürchte,  man  wird 
den  Schlüssel  brauchen  und  darnach  suche n." 

Der  erste  analysierende  Arzt  hielt  den  Schlüssel  für  den  Phallus 
und  übersah  die  wichtige  Bedeutung:  Ich  fürchte,  der  Arzt  könnte  den 
Schlüssel  zu  meiner  Parapathie  finden  und  -mich  gesund  machen.  Er 
raubt  mir  dann  den  Weg  zur  Seligkeit  .  .  .  Und  wir  sehen  wieder  die 
Angst  vor  der  Genesung  und  den  Stolz  auf  die  Parapathie. 

Betrachten  wir  die  ganze  Paraphilie,  so  erkennen  wir,  daß  es 
sich  gar  nicht  um  eine  wirkliche  Paraphilie  handelt.  Es  handelt  sich 
um  ein  Arrangement  im  Sinne  Adlers,,  er  benimmt  sich,  als  ob  er  ein 
Paraphiler  wäre.  Sein  Fetischismus  ist  eine  künstliche  Konstriüttion, 
eine  zweite  Religion,  welche  ihm  den  verlorenen  Glauben  ersetzt  und 
als  Ersatz  für  die  verlorenen  Freuden  dieser  Welt,  für  den  Verzicht 
auf  Ehre,  Ruhm  und  das  Weib  den  Himmel  sichert.    Festgehalten  wird 


Kasuislik.  ^o 

aber  dieso  l^ara])hilio,  diese  Karikatur  einer  ParaphiliL'  kÖTinte  man  eher 
sagen,  durch  ein  Gelübde.  Dies  iiiüchto  ich  besonders  unterstreichen 
Sein  Vater  wird  so  lange  leben,  so  lange  er  dem  Weibe  entsagen  wird' 
Ein  älinlii:heß  Gelübde  war  auch  in  all  den  anderen  von  mir  analysierton 
Fällen  gegeben  werden.  Erst  dieses  Junktim  macht  die 
P  !i  ]•  a  p  a  t  h  i  e  unlöslich  und  enthält  die  Strafe  für  d  ie 
vcrbree herischen  Todeege danken.  Das  Weib  ist  dan 
Symbol  der  Sünde.  Aber  hinter  der  Angst  vor  der  Sünde  steckt  auch 
hier  die  Purchi  vor  dem  Weibe,  die  Furcht  vor  einer  Niederlage  im  ge- 
j^diieehtliclion  Ijeben.  Dagegen  finden  wir  keine  Spur  einer  organischen 
Minderwertigkeit  als  Grundlage  der  Parapüthie  und  ich  nmß  iimner 
wieder  betonen,  daß  ich  diesen  Teil  der  Lifhre  Adlers  für  unrichtig  halte 
und  das  Gefülil  der  Minderwertigkeit  nur  als  Folge  des  Schuldbewußt- 
seins auffassen  muß. 

Wie  wunderbar  ist  jedoch  die  geniale  Konstruktion  unseres 
Kranken,  den  Perversen  zu  spielen  und  der  Fromme  zu  bleiben!  Wie  ich 
es  in  meinem  Aiirsatzo  „Der  Neurotiker  als  Schauspieler"^)  sagte: 
„Der  Neurotiker  (Parapathiker)  ist  Akteur  und  Publikum  in  einer 
Pereon.  Kr  spielt  mit  seinen  parapathischcu  Symptomen  eine  bestimmte 
Szene."  So  spielte  dieser  Kranke  vor  sich  selbst  den  Paraphilen  und  war 
ein  FrÖramling  in  der  Maske  eines  Satanisten  ,  .  .  Die  Paraphilie 
riichertc  ilm  vor  dein  Weibo  und  vor  der  Sünde.  So  wurde  seine  feti- 
schistisdie  Sünde  zur  frommen  Handlung  und  die  Frömmigkeit  zur 
Sünde  wider  seinen  Intellekt  ...  '     . 

Wir  sehen,  wie  kompliziert  sich  die  Analyse  eines  Falles  von 
echtem  Fetiediismus  gestaltet.  Sieherlich  führen  auch  bei  diesem  Falle 
Fäden  zur  primären  Inzesteinstellung.  Er  betont,  daß  Manchester  wie 
Urin  riecht  und  kommt  wiederholt  auf  sein  Verhältnis  zur  Mutter  zurück. 
Es  ist  ja  möglich,  daß  er  die  Mutter  eimnal  in  prall  sitzenden  Unter- 
hosen gesehen  hat.  Leider  spricht  er  nichts  davon  und  seine  Träume 
enthalten  nur  Andeutungen,  daß  er  ein  Geheimnis  verschweigen  will, 
verraten  aber  nicht  die  Art  des  Geheimnisses. 

Dies  aber  zugegeben,  ist  die  Parapaihie  dieses  Kranken  ein  so 
kompliziertes  Gebilde,  daß  sie  sich  nicht  einfach  mit  einem  Sclüüssol, 

wie  der  Inzest  es  ist.  auflösen  läßt.   Auch  der  Rieclitrifb,  der  bei  diesem  , 

Kranken   sehr   stark   ausgebildet   ist,    gestattet  noch   keine   Erklärung  1  , 

dieses  komplizierten  religiösen  Überbaues.   Wir  merken  nur  eine  un-  '< 

widerstehliche  Tendenz,  die  sexuelle  Aktivität  durch  den  Schein  einer  '   ■ 

Sexualität  zu  ersetzen.  ,,  ,■  -^-^      ■ 

Abraham  betont  die  Herabsetzung  der  sexuellen  Aktivität  seines 
Patienten.    Das  konnte  ich  ja  in  allen  meinen  Fällen  konstatieren. 

')    Zeaitralbl.   f.   Psychoanalyse.    1911-  S.  38.    I.  Bd. 


•288 


Fetischismiis. 


PIM 


Eine  übergroße  Aktivität  führte  zu  der  DroGse- 
lung  derselben  durch  einen  Fetischismus.  Die  Angst 
vor  der  eigenen  Sexualität  fülirt  zur  scheinbaren  Ertötung  derselben, 
zur  Abbiegung  von  der  sexuellen  Leitlinie,  die  ursprünglich  aiif  den 
ganzon  Mann  und  die  ganze  Frau  geht.  Diesen  Bestrebungen  ent- 
riprechen  wieder  als  symbolische  Ausdrucksraittel  die  Kaetrations- 
phantaeien,  an  denen  alle  Fetischieten  leiden.  Sie  haben  in  der  Tat  eine 
ideelle  Kastration  an  sich  vollzogen,  spielen  auch  mit  dem  Gedanken 
der  wirklichen  Kastration,  was  ja  einer  völligen  Entsagung  gleich  käme 
und  auf  der  Linie  ihrer  aBketisch-frömmlerischen  Tendenzen  liegt. 

Aber  Abraham,  der  schon  die  Mischung  von  Parapattiie  und  Feti- 
schismus bemerkt  und  auch  betont,  daß  Freud  seine  Ansicht,  „die  Neu- 
rose sei  das  Negativ  der  Perversion",  nicht  mehr  aufrecht  erhält,  sieht 
als  Ursache  der  Parapathie:  Dem  Fuße  kommt  die  Bedeutung  eines 
Genitalersatzes  zu.  „Schautrieb  und  Rieehtrieb,  von 
jeher  in  auffälligem  Maße  auf  das  Exk  rem  enteile 
gerichtet,  wurden  einer  weitgehenden,  freilich 
sehr  ungleichen  Umwandlung  unterzogen.  Der 
Riechtrieb  wurde  in  weitem  Ausmaße  verdrängl, 
der  Schautrieb  hingegen  um  so  stärker  betont, 
freilich  von  seinem  ursprünglichen  Interessen- 
gebiet abgelenkt  und  idealisiert.  Dieser  Vor- 
gang, dem  nur  der  eine  von  beiden  in  Frage 
kommenden  Trieben  zum  Opfer  fällt,  verdient  dsn 
ihm  von  Freud  gegebenen  Namen  der  ,Partia!- 
V  o  r  d  r  ä  n  g  u  n  g'." 

So  weit  geht  das  Bestreben  der  /'Veurfschule  strenger  Observanz, 
alle  Erscheinungen  der  Parapathie  auf  verdrängtes  Triebleben  zurück- 
zufüliren!  Wie  würde  aber  Abraham  mit  seinem  Riechtrieb  den  Fall 
von  SporthosenfetisehismuB  erklären  oder  einen  Fall  von  reinem 
Korsottfetischismus  auslegen,  wie  er  mir  bekannt  ist?  Wir  sehen,  wie 
wichtig  die  Kenntnis  der  rehgiösen  Motive  und  der  von  mir  geschil- 
derten Mechanismen  für  das  Verständnis  dieser  komplizierten  Fälle  isl- 
Ich  stehe  nicht  an  zu  erklären,  daß  ich  jetzt  diese  Fälle  psycho- 
logisch begreifen  kami,  während  die  Part  ial Verdrängung  nichts  bleibt 
als  eine  geistreiche  Hypothese,  die  ein  nicht  unwesentliches  Detail  als 
Hauptsache  behandelt  .  .  . 
■   '  Abraham    betont  auch  die    therapeutische  Machtlosigkeit    seiner 

Analyse  und  meint,  der  Patient  hätte  größere  Widerstandskraft  gegen 
seine  fetischi et i sehen  Regungen  erhalten.  Dies  beweist,  daß  diese  Art 
von  Analyse  ohne  Aufdeckung  der  wichtigen  Mechanismen,  welche  Simi 
und  Zweck  der  Parapathie,  das  geheime  Ideal  verraten,  eben  nicht  von 


Kasuistik.  ■         906 

"Wirkung  sein  kann,  wie  eehon  der  vorher  geschilderte,  14  Monate  ana- 
lytisch behandelte  Patient  beweist. 

Der  Fetischismus  ist  eben  eine  Krankheit,  nicht  nur  eine  zweite 
Religion.  Er  ist  auch  ein  geistiger  Parasit,  der  seinen  Träger  zu  jeder 
anderen  Donkbarkeit  untauglich  macht.  Alles  wird  in  den  Dienst  dos 
Fetischismue  gestellt  und  in  der  Spraclie  des  Fetischismus  ausgedrückt 
Sehließlicli  kann  der  Fetischist  ganz  arbeits-  und  lebensunfähig  werden 
Er  versinkt  in  Sfine  Ti'äuiiiereion.  Er  kann  den  Affekt  nicht  mehr  auf 
seine  sozialen  PQichten  richten,  er  bringt  keine  Aufmerksamkeit  für 
den  Beruf  auf,  weil  alle  seine  Affekte  an  andere  Interessen  gebunden 
sind  (Bleuler).  Diesem  Umstände  verdanke  ich  es,  daß  der  sonderbare 
Fall,  von  dem  ich  jetzt  sprechen,  werde,  in  meine  Behandlung  kam. 

Fall  Nr.  .'54.  Es  handelt  sich  um  einen  zirka  30.iährigen  Beamten, 
der  nicht  mehr  im  Amte  bleiben  konnte,  weil  ihm  die  krankhaften  feti- 
schistischen Ideen  keine  Ruhe  lielien  und  ihn  iirbeitsuiifähig  machten. 

Er  ist  wohl  einer  der  merkwürdigsten  Fälle,  die  je  publiziert 
wurden.  Unser  Patient  —  nennen  wir  ihn  Herrn  Lambda  — 
interessiert  sicii  nur  für  Männer,  die  eine  ge- 
schwollene oder  vorletzte  Backe  haben  und  ver- 
bunden sind.  Es  sollen  womöglich  junge  bartlose  Männer  oder  nur 
mit  einem  Anflug  von  Bart  sein.  Er  benimmt  sich  sehr  sonderbar,  wenn 
er  ein  solches  Sexualobjekt  siclit.  Er  sitzf;  beispielsweise  im  Kaifce- 
haiiso  lind  sieht  zum  Fenster  hinaus.  Plötzlich  sielit  er  einen  Mann  mit 
einem  schwarzen  Tuche  um  den  Kopf.  Oder  mit  einem  verbundenen 
Kopfe.  Er  ruft  mm  in  höchster  Aufregung:  Kellner  zahlen'  Kommt 
der  Kellner  nicht  sogleich,  so  wird  er  sehr  ungeduldig,  schimpft,  hält 
sich  auf,  daß  er  gehindert  wird  und  läßt  das  Geld  am  Tische  liegen,  um 
sein  Obj^ckt  zu  suchen.  Wenn  er  den  Mann  nicht  mehr  findet,  ist  er  sehr 
erregt,  unglücklich  und  in  höchster  Spannung.  Er  kann  viele  Stunden 
den  gleichen  Weg  absuchen,  warten,  ob  er  nicht  vielleiclit  zurückkommt, 
ja  auf  dem  Platze,  wo  er  ihn  gesehen  hat,  bis  zu  6  Stunden  stehen  und 
ausharren,  in  der  Hoffnung,  er  werde  doch  kommen.  Er  geht  dann  am 
nächsten  Tage  wieder  um  dieselbe  Zeit  auf  die  gleiche  Stelle  und  wartet 
wieder  und  das  kann  er  eine  Woche  so  fort  machen,  bis  ein  neuer 

Fetisch  die  Vorstellung  des  alten  verdrangt  hat.  Immer  aber  bleibt 
ilim  die  Empfindung,  als  ob  er  gerade  bei  dem  versäumten  Objekte  be- 
sondere Sensationen  und  überhaupt  etwas  Besonderes  er- 
lebt hätte.  Nehmen  wir  aber  jetzt  den  Fall  an,  er  habe  sein  Objekt 
doch  erreicht.  Er  beginnt  ihm  zu  folgen,  ihm  vorzugehen  und  ihn  von 
allen  Seiten  möglichst  unauffällig  zu  beobachten  und  umkreisen.  Geht 
der  Fetisch  in  ein  Geschäft,  so  wartet  er  geduldig  stundenlange,  bis  er 
wieder  zum  Vorschein  kommt.   Dann  spricht  er  ihn  unter  irgend  eniem 

Stekal,  StSmngon  das  l'riub-  und  AffökUebenfl.  TU-  19 


f 


•290 


FetischisiiiQK, 


'i 


1    I 


Vorwande  an.  Meistens  e  r  se.  hier  fremd  und  bitt.  darum, 
'  leht  g,„  ^V3g  I^^^^^^,^  ß^.  ^.^^^^  Gelegenheit  fm-^t  er  auch 
n.«.d.g,  woran  der  Herr  le.de,  ob  e.  große  Schmerzen  habe^Jd 
.  dagegen  mache.  &o  geht  er  eine  Weile  neben  ihn,  her,  so  lange  er 
T'  t"  'T''\''\  ''  ^^^'  ^'^^-^  d-  Ma.n  n;oint,  er  .  '.f de^ 
gle.chen  Weg  sie  könnten  ein  Stück  miteinander  gehen  Wenn  " 
sich  dann  verabschiedet  hat,  seht  er  in  f>m  r.  i  ^L  ,  , 
om  Tuch,  ähnlich  wie  das  isltlel I  der  P.ttf ^r^^^^^  ^f ^f' 
1-nd.toif,  eine  schwarze  Binde  usw.)  Je  e  nSr  ,  nT^  f '  ■^\"'' 
stellender  der  Fetisch  ist    destn  ..■■-     '^^'""^^'^^'    ""^  ^o?Aal  niedrig 

andet  Lambda  ein:  e:L Xr  ^^En uH  '^'^'"-  ''^''^  ''''- 
l..-es  Verlangen,  das  nicht  er^im:^^et2t^'J:  7  T^"' 
imt  dem  J-'etisch  allein  zu  bleiben  oder  .«,-       .    i     ^  '  Tendenzen, 

Akt  zu  vollziehen.  ^"'  "^'^  '^™  *""«"  homosexuellen 

Im  Gegenteil!    Nun  kommt  die   '/.,^H    ■      i 
benutzt,  um  sich  die  höchste  Lih  do     u tL     ff  ^  E    '^7    'f "' 
den  Spiegel,  legt  sich  den  Verband  an,  lZ7ntljLf  "^'^  Z 
s  t  e  i  1 1   e  i  c  h  u  u  n   V  0  r,    d  a  ß   e      d  e  I  ^  ^^'^'■'^^'"  ""'^ 

geistige  lüontiiizierungmit  dem  Se^al  M  kt  ^  ZI'?'  '''  '^"^ 
er  «ud  blickt  dabei  immer  die  Binde  an  "J.!  T  ^^  ?'  ^""  """^"'''^ 
ganzen   Harem.     Meist  verloren   «t  Z\  ^^"^'"  ^"^  ''  ^'"™ 

f..her  die  Wirksamkeit.^tr:!:!:^ Ä^  V'' 
al  er  vergessener  Liebling  wird  wieder  Favorit     «t.  V  1  '  'T 

solchen  Fetisclien  ist  unstillbar  und  übermäch   g     Fr  2,      ^'^  T 
falirenden  Autobus,  aus  der  Elektrischen    wenn  er  ^  T  '"'  '^'"' 
hat;  er  hißt  die  Karte  verfallen,  die  er  si;hreirer    W    ''  f  n'" 
oder  einem  Konzerte  mühsam  erobert  hat-    er  v^      Theatervorstellung 
die  Rendezvous,  die  Arbeit,  wenn  ilmi     i'n  Fetr  ,7'  '''  '''™''"'' 
Damen  und  Vorgesetzte  stehen,  mit  denen  er  IrCi       ^^'^"'^-    ^'  ' 
iBt.   (Interessant  ist,  daß  der  Zwang  des  Mimärf  ^^T'"''"  °'''""'^'" 
des  Leidens.    Er  versäumte   während        ine      t.     n     ^^-l""  '''  '"' 
Übung  und  lioß  sieh  von  keinem   Fetisc     Hin  t         !f  "'''^"'    '"'"' 
die  Anpassungsfähigkeit  aller  dieser     ra,S.''  '"^'^^^'   ""' 
immer  das  Gesetz  des  geringsten  Wid    s^d    '^t"  A?'"-?  ''"  f'' 
wir   oft   diese  Tatsache  bestätigt   hören.    BoiTmüS":]         U 
eiserner  Zwang.   Dieser  Zwang  ersetzt  dann  den  Dn  '';"'^'^''\,^'" 

De^  Imperativ  wird  durch  den  I.«  d^rM:;^::^:^^ 

kommen °''-    ^'  '"^  ^'^  ^«^hlen   W.g  abR.^ 


I^RMBü 


Kasuistik. 

29] 

ilm  sein  Vater  einen  We.  durd    2  c    V^  '^  ^^"^  ™''  ^'''''t'^ 

vorbei.    Monatelang  konntf  ^'.^        Zctt:  1  r'^ß  '"  '^^^^"'^^^•^^^ 
Weg  zu  goJien.    Erst  nacl,  oinigci   Ze  t  k,r  ü;  """^  '"^^^^'"^ 

ilim  der  liebste  der  in  d,e  MarialWIo,;?  ,  r  T"  ^^'^'^'  ™"  '^''"'■'" 

an  deren  Ende  eine  Ki.che  ^^^       '^^t'^T  ''^^"f  """"''  ^^^^'^' 
m  die  Kirche,  „außer  wenn  er  einmal  .hö,;,       T  ""''  ^'"'^  "'^ 

Er  hat  in  der  antiklerikalen  Bewogu"^      "     j      'I  "'"""  '"""  ^^■'"'' 

Rollo  gespielt  und  ..rdo  deshalb    'J^J^-^I^^TV'''''''' 
aiigegrifTen.  '  '^'^'^i^alen  Zeitungen 

furchtbar  ist  sein  Jähzorn.  Er  fürciitet  R,.m»  r  -.^ 
Z.ei  Jahre  lang  ..r  er  do,n  Spieltoulo,  .J^S.  Zl^^^^Z 
ennogon  e,n.  S.ne  Stellung  verurteilt  ihn  zur  Einsan,keit  aufd:" 
Landa  l.r  muß  u.  d,e  nächste  Stadt  fain.n,  ,nn  scnor  Leiden  chaft 
zu  frohnen  und  em  Objekt  zu  Buchen.  Zu  diesem  Bciuifo  kleidet  e  l^h 
um,  veranstaltet  eme  förmliche  Maskerade.  Er  ist  Amtsperson  und  n2 
auf  eme  Wurde  schauen.  Desiialb  verschwindet  er  aus  der  kleinen 
fatadt,  um  e,ne  größere  aufzusuchen,  postiert  sieh  in  der  Nahe  dos  Spitals 
oder  emes  Zahnarztes,  bis  endlich  das  Obickt  m:t  der  gesclnvol Ionen 
oacke  zu  sehen  ist. 

Vorübergehend  ^vollte  er  ein  Trinker  werden.  Er  bleibt  aber  immer 
ke^e  Freude       ""      '"'"  ^''"''''  ''^'''''^'"-    ^^'  '^'''''^'"  "^^^ht  ihm 

Seine  einzige  Lust  .st  die  Onanie  vor  dem  Spiegel,  wenn  er  sich 
das  lach  um  das  Gesieht  gebunden  hat.  Er  kann  aber  auch  ohne  Spiegel 
m  lange  J  raumereien  versinken,  wobei  er  ganz  geistesabwesend  i^t  Am 
bchlusBo  der  Miktio  hat  er  ein  Lustgefühl.  Er  war  ziemlich 
lange  Bettnässer  und  zeigte  die  für  die  Fetischisten  charak- 
teristischen Blasonstöruiigen.') 

Sonderbar  ist  sein  Benehmen  mit  Frauen.  Er  ist  mit  selir  vielen 
j^rauen  bekannt,  mit  denen  er  sehr  gerne  plaudert.  Er  weicht  aber  än"st- 
hdi  sexuellem  Verkehre  aus.  Ursprünglich  hatte  er  ein  sehr  lebhaftes 
Interesse  für  Madclien,  war  schon  mit  12  Jahren  in  eine  Kusine  leiden- 
schaftlich verhebt.  Vor  6  Jahren  verliebte  er  sich  in  ein  Mädchen  das 
ilun  sehr  gut  gesinnt  war  und  auch  zu  verstehen  gab,  daß  sie  seiner 
Werbung  kein  Nein  entgegenstellen  würde.  Er  stand  nahe  vor  der  Ver- 
lobung und  führte  dann,  um  das  Mädchen  zu  prüfen,  einen  Freund,  einen 
■  ßdimuckeu  Offizier,  bei  ihr  ein.  Nach  einigen  ^tlonaten  verliebte  sich 
der  Offizier  in  das  ebenso  schöne  als  wohlhabende  Mädchen.    Aber  seine 

^)  Auf    drn    ZuEammrahaitg    zwischen    Blascnstöruneon    und    Zwanssueurose    hat 
zuerst  Hitschmann  aufmcrksaro  gemacht. 

19* 


292 


FetiscliiSBius. 


,1     [ 


Werbung  hatte  erst  nach  einiger  Zeit  Erfolg.    Das  Mädchen  wartete 
immer  darauf,  daß  Lambda  sich  erklären  würde  und  nalim  erst  den 
anderen,  als  sie  alle  Hoffnung,  eine  Erklärung  Lambdas  zu  provozieren, 
aufgab  und  verzweifelte,  ihn  zu  erreichen.   Ihre  Verlobung  war  aber  für 
Lambda  der  Anlaß  zu  einer  schweren,  monatelang  währenden  Depression. 
Er  fühlte  sich  unglücklicii  und  betrogen,  verlassen  und  verraten.    Hier 
zeigt  sich  wieder  dieser  heuchlerische,  spielerische  Zug,  der  diese  Art 
von  Kranken  auszeichnet.    Denn  er  hatte  ja  selber  mit  schlauer  Be- 
rechnung den  Offizier  in  das  Haus  eingeführt,  um  einer  Entscheidung 
auszuweichen,  seine  Angst  vor  dem  Weibe  und  der  Ehe  zu  bemänteln 
und  um  ein  Eecht  zu  erlangen,  sich  unglücklich  zu  fühlen.    Er  wollte 
sich  sagen  können:    Du  hast  dein  Möglichstes  getan,  um  zu  heiraten. 
Du  kannst  nichts  dafür,  wenn  die  Mädchen  so  unverläßlich,  so  falsch 
und  so  treulos  sind  ...  -  ■        .■ 

Momentan  —  verrät  er  mir  —  steht  er  in  ähnlichen  Beziehungen 
zu  einer  Kusine.  Diese  könnte  er  heiraten  und  bei  dieser  werde  er 
bestinunt  potent  sein,  wie  er  ja  an  seiner  Potenz  nicht  zweifelte".  Aber 
heiraten  hieße  seine  Paraphilie  aufgeben  .  .  .  und  das  war  er  vorläufig 
nicht  imstande.  Es  sagte  ihm  zwar  eine  innere  Stimme,  daß  er  in  der 
Ehe  den  Weg  zum  "Weibe  finden  würde,  aber  er  hatte  noch  nicht  die 
Kraft,  dieser  Stimme  zu  folgen. 

Diese  merkwürdige  Erscheinung  werden  wir  in  vielen  Fällen  von 
Fetischismus  konstatieren  körmen.   Die  kunstvolle  Fiktion  einer  Para- 
philie bat  ursprünglich  nur  den  Zweck,  den  Träger  gegen  die  Gefahren 
des  außerehelichen  (sündigen)  Koitus  zu  sichern.   Denn  nur  dieser  wird 
als  Sünde  angesehen.    Mit  der  Zeit  aber  wird  diese  sexuelle  Leitlinie 
verdeckt,  der  Weg  zum  Weibe  versandet  und  die  Möglichkeit  einer  Ehe 
wird  immer  geringer.   Trotzdem  ist  die  einzige  Heilungschance  die  Ehe 
,    und  ich  habe  schon  zwei  Fälle  in  der  Ehe  den  Weg  ins  Normale  finden 
gesehen.    Grundfalsch    ist  eine  Therapie,    welche  die  Fetischisten  zu 
heilen  sucht,  indem  sie  ilmen  den  Kongressus  mit  Puellis  publicis  oder 
anderen  außerehelichen  Verkehr  empfiehlt.   Die  innere  überempfindliche 
Moral  dieser  Mensehen  sträubt  eich  dagegen  und  die  Erfolge   wenn  sie 
überhaupt  zu  erzielen  sind,  halten  nicht  lange.    Meistens  sind  es  aber 
Mißerfolge,  die  das  Vertrauen  des  Kranken  erschüttern  und  ihm  den 
Weg  zur  Ehe  versperren.    Manchmal  verlangen  solche  Menschen  eine 
Garantie  ihrer  Potenz  oder  sie  wollen  es  erst  bei  einer  Publica  ver- 
suchen, um  sicher  zu  sein.    Solche  Versuche  mißlingen  in  der  Regel.' 
So  war  es  auch  bei  diesem  Fetischisten.  Die  Versuche  seines  Hausarztes, 
der  mit  ihm  sogar  ins  Lupanar  ging  und  die  Dirne  untersuchte,  weil 
Angst  vor  Infektion  als  Sicherung  vorgeschützt  wurde,  mißlangen  voll- 
kommen. „Nun  kann  ich  ja  nicht  heiraten  und  meine  Geliebte  ist  mir 


Kasuistik. 


293 


ewig  verloren",  jammerte  der  Kranke,  der  so  wieder  einer  Entscheidung 
aoBweiclien  konnte. 

Er  wollte  aber  seine  Paraphilie  nicht  aufgeben,  weil  er  einen  großen 
Stolz  auf  seine  Krankheit  hatte.  Er  war  der  einzige,  der  eine  so  ver- 
rückte Form  der  Soxualbefricdigung  gefunden  hatte.  Dieser  Wider- 
stand äußerte  sich  sofort  in  der  Behandlung,  indem  er  mir  schon  am 
zweiten  Tage  mitteilte,  er  glaube  nicht  an  die  Möglichkeit  einer  Ileilung, 
die  ich  in  weiser  Voraussiclit  gar  nicht  vereprochen  hatte.  Ich  versprach, 
ihn  wieder  arbeitefähig  zu  machen.  Ich  wollte  dem  Kranken  keine  Ge- 
legenheit geben,  am  Schlüsse  der  Behandlung  über  mich  zu  triumphieren 
und  mir  vorzuwerfen,  daß  ich  mein  Wort  nicht  gehalten  hatte.  Tcli 
erwartete  aber  die  Heilung,  weil  ich  wußte,  daß  diese  Krankheit 
nach  gelungener  Emsiclit  in  eich  zusammenfallen  mußte.  Schon  am 
di'itten  Tag  hatte  der  Kranke  nichts  zu  erzählen  und  gestand  mir 
später,  daß  er  sich  gedacht  hatte:  „Justament  sage  ich  dem  Doktor 
nu-Jits.  Wie  wird  er  sich  helfen?  Er  soll  midi  hoiten,  ohne  daß  ich  fort- 
während reden  muß."  Dami  ließ  er  schon  die  vierte  Stunde  aus  und  kam 
nicht.  Er  hatte  verschlafen,  Wir  wechselten  die  Stunden,  da  er  jeden 
zweiten  Tag  die  Morgenstunde  verschlief.  Der  Widerstand  war  einen 
Tag  besser,  dann  kam  er  ancli  am  Nachmittag  zu  spät  und  brachte  es 
sogar  zustandcs  bis  in  den  Naclmiittag  hinein  zu  schlaren.  Die  ganze 
Behandlung  war  ein  fortwährender  Kampf,  der  den  Kranken  immer 
wieder  überzeugen  mußte,  daß  er  nur  ein  Ziel  hatte:  Seinen  Fetischis- 
mus zu  behalten  und  über  den  Arzt  zu  triumphieren. 

Doch   versuchen  wir,  der   Frage  der    Tarapathienwahl  näJier    zu 
treten,  wie  Umbda  gerade  zu  dieser  sonderbaren  Form  der  Paraphilie. 
kommen  konnte  und  mußte.      • 

Sein  Hausarzt  teilte  mir  mit,  daß  Lambda  als  Knabe  eine  schöne 
(louvernante  gehabt  habe,  die  er  eehr  liebte  und  die  viel  an  Zahn- 
schmerzen gelitten  hat,  also  oft  verbunden  war.  Wir  sehen  hier  die 
Aufmerksamkeit  des  Kindes  früh  auf  ein  verbundenes  Gesicht  gerichtet. 
Aber  wie  viel  geliebte  Mütter  und  Pflcgepersonen  haben  verbundene 
Gesichter  und  es  kommt  nicht  zu  einer  so  sonderbaren  Fixierung  des 
sexuellen  Begehrens!  Dio  Gründe  müssen  tiefer  liegender  Natur  sein. 
Keineswegs  können  sie  damit  erschöpft  sein. 

Wir  erfahren  nun  aus  seiner  Jugend  folgende  Tatsachen.  Er  hatte 
ein  geradezu  immenses,  unstillbares  Bedürfnis  nacli  Zärtlichkeit.  Zu 
seinem  Leidwesen  war  der  ältere  Bruder  immer  krank  und  zog  die  gan.e 
"rksanikeit  der  Eltern  auf  sich.  Die  Eltern,  besonders  der  Vater^ 
fl  fn  dn«  z-xrte  Kind  in  rührender  Weise;  wiederholt  wurden  Bade- 
;S  unt  n  "  1  -s  der  jüngere  mit  eifersüchtiger  Kegung  über- 
Tchte  und  immer  sehr  schmerzlid.  empfand,  besonders  wenn  der  Bruder 


'294 


Fetischismus. 


; 


von  den  Wundern  der  neuen  Gegenden  erzählte.    Der  Bruder  reizte  ilm 
immer  und  setzte  iiin  immer  herunter.  Was  er  machte,  war  kindisch  und 
nebensäclilich,  was  der  Bruder  machte,  war  schon  etwas  GroiScs,  obwohl 
nur  ein  Jahr  Unterschied  zwischen  beiden  war.    Infolgedessen  sonderte 
sich  Lambda  ängstüch-von  ilmi  ab.  Er  hatte  seine  Spielsachen  für  sidi 
und  war  unglücklich,  wenn  der  Bruder  sie  berührte.    Einmal   ging  er 
mit  einem  Schießgewehr  auf  den  Bruder  los  und  schlug  ihn  so  lieftig 
aufs  Auge,  daß  der  Bruder  um  ein  geringes  das  Auge  hätte  verlieren 
können.    Der   Bruder    trug   damals   das   Auge    und  die 
Wange    verbunden  und  er  selbst  erhielt  eine  omphndlicho  Strafe 
neben  endlosen  Ermahnungon  über  seine  Schlechtigkeit  und  Bosheit,  er 
werde  noch  ein  Verbrecher  werden,  man  müsse  sich  seiner  schämig,  der 
liebe  Gott  werde  ihn  dafür  schwer  bestrafen.  .  .  .  Wir  sehen  also,  er 
hat  auch  ein  Motiv  für  die  Krankheit,  das  dem  Schuldbewußtsein  ent- 
springt.   Die  Talion  verlangt,  daß  die  Erinnerung  an 
sein  Verbrechen    immer  wieder    behalten  und   ihm  wie 
ein  Memento  vor  Augen  geführt  wird.    Überdies  war  ihm  ein  jüngerer 
Bruder  gestorben,  was  ihn  damals  mit  großer  Befriedigung  erfüllt  hatte. 
Oie  Erinnerung  an  diese  Schadenfreude  trübte  sein  Gewissen  und  die 
Vorstellung,  daß  es  Revenante  gäbe  und  die  Toten  sich  rächen  können, 
spielt  in  dem  Fetisdiiemus  eine  eigentümliche  Rolle,  von  der  wir  noch 
später  eprechm  werden,  wenn  wir  das  Mysterium  seiner  Religion  um! 
seines  Leidens  ganz  entschleiert  haben. 

Er  war  mit  5  Jahren  an  Rotlauf  erkrankt  und  wurde  durch  eine 
Woche  in  aufopfernder  Weise  von  den  Eltern  betreut.  Er  wurde  wie 
alle  lebensgefährlidi  erkrankten  Kinder  mit  Zärtlichkeiten  überhäuft 
und  jeder  seiner  Wünsche  aufs  schnellste  erfüllt.  ...  Das  war  die 
schönste  Zeit  seines  Lebens  und  nacli  dieser  Zeit 
tieht  sein  ganzes  Sehnen.  Wir  haben  erzählt,  d^iß  er  immer 
wieder  die  a  1 1  e  n  Wege  gelit  und  zu  Orten  zurückkommt,  wo  er  einmal 
gewesen.    Er  blickt  eigentlich  immer  in  die  Vergangenheit. 

Er  möchte  diese  Krankheitstage  noch  einmal  erleben,  da  er  von 
einem  Arm  in  den  anderen  wanderte.  Damals  war  sein  Gesicht  auch  mit 
Salben  bestrichen  und  verbunden,  Er  sucht  also  sich  und  die 
Jugendzeit.  Er  geht  immer  die  alten  Wege,  das  sind  die  Wego 
der  Jugend,  wie  wir  bald  sehen  werden  noch  aus  anderen  Motiven.  Aber 
sein  Fetischismus  hält  die  Erinnerung  an  die  schöne  Zeit  der  Krank- 
heit fest.  So  möchte  er  sein  ganzes  Leben  verbringen  immer  Krank  sein 
und  immer  von  den  Eltern  behütet.  Es  war  auch  sein  heimlicher  Triumph, 
daß  er  jetzt  so  schwer  krank  war  und  den  Eltern  großen  Kummer  be- 
reiten konnte.  Sein  Bruder  war  längst  genesen  und  ein  stattlicher  Mami 
in  Amt  und  Würden.    Er  aber  war  jetzt  der  schwer  und  vielleicht  un- 


i^mmmt 


Kasuistik. 


295 


heilbar  Kranke.  Der  Hausarzt  mußte  seinem  Vater  von  der  Schwere 
der  Erkrankung  Mitteilung  machen,  der  Vater  mußte  ihn  unterstützen, 
für  längere  Zeit  einen  Urlaub  zu  nelnnen,  mußte  die  j^roßen  Kosten  für 
eine  Behandlung  aulbringen,  kurz  ...  er  konnte  den  lange  vorbereiteten 
und  langersehnten  'l'riumph  auskosten,  der  Sohwerstkranko  in  der 
Familie  zu  sein.  Nun  hatte  sich  das  allgem-eine  Mitleid  der  Familie 
auf  ihn  konzentriert.  Parapathiker  erpressen  die  Liebe  in  Form  von 
Mitleid  und  es  macht  ilmen  ein  unbändiges  Vergnügen,  wenn  die  Eltern 
für  sie  Geld  ausgeben  müssen.  Dies  Geld  wird  dann  auch  ein  Grad- 
messer der  Liebe.  So  kommen  parapathische  Kinder  leicht  ins  Ver- 
schwenden hinein,  wenn  es  sich  darum  handelt,  die  Langmut  und  Liebe 
des  Vaters  immer  wieder  auf  die  Probe  zu  stellen.  So  auch  in  diesem 
Falle.  Er  hatte  eines  der  Ziele  erreicht,  das  ilun  seit  der  Kindlieit  voi- 
geschwebt  hatte:  Er  war  krank,  der  am  meisten  Kranke  in  dei-  Familie, 
er  war  arbeitsunfähig,  sein  Vater  mußte  ihn  erhalten  und  er  hatte  eine 
Kranklieit  in  einer  absonderlichen  Form,  wie  sein  Bruder  sie  nie  gehabt, 
hatte,  wie  sie  überhaupt  kein  Mensch  vor  ihm  gehabt  hatte.  .  ,  .  Seine 
Krankheit  war  seine  größte  Leistung  und  sein  größter  Stolz! 

Ein  anderes  Erlebnis  spielte  noch  in  seine  Jugend  hinein.  Die 
Schwester,  die  um  zwei  Jahre  jünger  war,  ging  in  ihrem  achten  Lebens- 
ialire  an  einem  Laden  vorbei,  in  dem  eine  Explosion  stattfand.  Sie 
wurde  am  Obersehenkel  verletzt.  Es  machte  ihm  die  Wunde  -  er  war 
im  Zimmer,  als  sie  vom  Arzte  verbunden  wurde  -  einen  großen  Ein- 
druck Allgemein  sprach  man  davon,  daß  sie  hätte  blind  werden  kennen, 
wenn  sie  im  Gesicht  getroffen  worden  wäre.  Ob  es  sich  hier  auch  um 
das  Phänomen  handelt,  das  Freud  die  Verlegung  von  unten  nach  oben 
nennt,  das  wage  icli  niuht  zu  entscheiden,  da  der  Patient  darüber  nichts 
zu  sagen  M-eiß.    Dagegen  von  einer  anderen  Verlegung. 

Er  hatte  sich  Phantasien  über  die  Geburt  gemacht  und  schwangere 
Frauen  erschienen  ihm  immer  als  g  e  s  ch  w  o  1 1  e  n.  Als  ihm  der  Zahn- 
arzt einmal  mit  der  Zange  einen  Zahn  gezogen  hatte,  he  e^  ihm  eni. 
,,  wäre  auch  mit  der  Zange  zur  Welt  gebracht  worden  und  hatte  längere 
Ze  einen  geschwollenen  Kopf  gehabt.  Um  beschäftigt  sehr  lebhaft  das 
T  en  a  von  der  Wiedergeburt.  Auch  bat  er  sich  die  Frage  vorgelegt, 
obTein  G  hirn  bei  der  Geburt  durch  den  furchtbaren  Druck  der  Zange 

tJZ.  S  —   "  GlrU-ien  und  an    die  wi.tige 
Frage  der  Wiedergeburt. 

Fr  habe  doch  manchmal  so  sonderbare  Ideen.   E^  ^i^^«  "''''^J-  f 
„.  lob!  od:  geelrhen  sei,    Manelm^al  glaube  er,  er  sehe  Tote  auf  der 


! 


)      : 


Fetischismus, 


Straße.  Ja,  er  erinnere  sich,  einen  wie  furchtbaren  Eindruck  aiif  ihn 
der  Anblick  eines  Toten  gemacht  habe.  Dem  toten  Briiderlein  ivurdf 
auch  das  Gesieht  verbunden  und  man  verbinde  Toten  immer  das  Ge- 
sicht, um  das  Herunterfallen  des  Kiefers  zu  verhindern 

Er  sucht  also  aul  der  Gasse  seinen  t  o  t  e  n  B  r  u  d  e  r.  Er  sucht 
Tote,  die  vom  Grabe  auferstanden  sind.  Wenn  ihn  seine  Rachepliantaeien 
peinigten  und  er  grausa^ne  Todesarten  erfand,  an  denen  er  seinen  Bruder 
sterben  lassen  würde,  so  quälte  ilm  der  Gedanke,  daß  der  Tote  wie  ein 
Varapyr  wieder  kommen  und  sich  rächen  könne.  Und  ein  abergläubisches 
Kindermädchen  wußte  eine  Menge  solcher  Schauergesclüchten  und  sie 
prägten  sich  so  tief  in  sein  empfänglidies  Herz  ein'  Er  suchte 
einen  solchen  Wiedererstandenen.  Er  suchte  das 
Wunder  auf  der  Straße.  Er  suchte  seinen  toten 
Bruder,  d.h.  sich  selbst,  alles  Schöne  und  Fromme 
;n  ihm,  das  längst  tot  war. 

Aber  die  Krankheit  war  durch  ein  Junlctim  mit  seinem  Schuld- 
bewußtsein verbunden,  die  sie  schier  unlöslich  machte.    Ich  habe  darauf 
anlmerksam  gemacht,  daß  in  kemem  Falle  von  Zwangshandlung  oder 
Zwangsvorstellungen  die  Todesklausel  fehlt.  Auch  unser  Fetischist  hat 
semo  Todesklausel  und  diese  muß  ich  in  Kürze  mitteilen.    Sem  Vater 
hatte  seine  erste  K  rau  verloren  und  hatte  die  Schwester  der  Verstorbenen 
geheiratet     Der  Knabe  hatte  wiederholt  Gelegenlieit  gehabt,  manche 
Auseinandersetzung  des  Vaters  mit  dem  Hausarzte   zu  hören.    Seine 
Mutter  war  auch  kränklich  und  schwächlich.    Immer  wieder  mußto  der 
Vater  für  ihr  Leben  zittern.   Tud  der  Knabe  hörte,  wie  der  Vater  sagte: 
■  .'".'      ^.      .'l'    ^'"    '^'^^    "i^^^^^-     P>-au    könnte    ich 

,rH  .  ""v"]  t7-  ^"^  ''^''^'  ™^^-  ^"i"  if^»-^^'  Grabe  eine  Kugel 
durch  den  Kopf  schießen  .  .  ."  Auch  sein  Bruder  hörte  diesen  Ausspruch 
und  es  war  einer  der  wenigen  Momente  brüderlicher  Harmonie,  an  die 
er  sich  erinnern  kam»,  daß  er  mit  dem  Bruder  -über  diesen  Aussprach 
des  Abends  im  finsteren  Zimmer  plauderte.  Nun  lag  er  viele  Wochen 
seh  aflos  und  dachte  darüber  nach.  Er  war  schon  12  Jahre  alt,  als  die 
Mutter  wieder  emmal  erkrankte.  Ihm  fiel  sofort  der  alte  Ausspruch 
des  Vaters  em  Damals  hatte  er  mit  einer  Art  Grauen  darüber  nach- 
gedacht, wie  das  wäre,  wenn  beide  Eltern  sterben  würden.  Er  käme 
dami  zum  Großvater,  m  der  Schule  würde  man  ihn  so  bemitleiden,  alle 
Leute  in  der  Stadt  würden  ihn  bedauern.  ...  Es  regte  sich  etwas  wie 
e,n  Wunsch  nach  dem  schrecklichen  Erlebnis  in  seiner  Seele.  Nun 
kamen  die  furchterhchen  Bilder  wieder  und  er  schwur  sich,  so  lang« 
kern  Weib  anzurühren,  so  lange  Gott  die  Eltern  leben  ließe.  Er  brachte 
seine  Sexualität  Gott  als  Opfer  dar,  wofür  er  das  Leben  der  Eltern 
verlangte.   Und  er  glaubt  an  dieses  Junktim.    Er,  der  aufgeklärte  Frei- 


Kasuistik. 


^97 


seist  gesteht  mir,  daß  er  die  „Perversion",  wie  er  seinen  Zustand  nennU 
nicht  aufgeben  kann,  weil  er  der  Ansicht  ist,  dann  würde  sofort  der 
Vater  oder  die  Mutter  sterben.  .  .  .  Mit  diesem  Junktim  hat  er  sich 
den  Wes  zur  GesundlieJt  verschlossen.  Es  ist  das  jener  Zustand,  den 
ich  auch  das  Vexierschloß  der  Parapathio  genannt  habe.  Stirbt  sein 
Vater  so  kommt  ein  neues  Gelübde  und  das  Weib  ist  dann  mit  so  viel 
Zäunen  von  Stacheldraht  des  Gewissens  umgeben,  daß  es  nicht  .möglidi 
ist,  diese  Hindernisse  zu  überwinden. 

Solche  Gelübde  spielen  m  allen  Zwangshandlungen  eine  groß« 
Rolle  Die  Analyse  bringt  sie  selten  zutage.  Die  Zwangsneurotiker  sind 
in  dieser  Hinsicht  genial.  Sie  bringen  es  zuwege,  ein  Jahr  mit  einem 
Arzte  zu  reden  und  ilim  die  wichtigsten  Dinge  zu  verschweigen.  So 
erzählte  der  Fall  von  Abraham  ihm  eine  verwirrende  Fülle  von  ex- 
krementellon  Details,  als  er  merkte,  daß  der  Arzt  sich  für  seine  kopro- 
philen  Tendenzen  interessierte.  Ja,  die  Patienten  gehen  so  weit,  Mate- 
rial  zu  erlinden,  um  das  zu  verschweigen,  was  den  Kern  der  larapathic 
ausmaclit:  das  religiöse  Problem.  Und  das  möchte  ich  ietzt  an  unserem 
Falle  besprechen. 

Ich  betonte  t;chon  seine  prononzierto  antiklerikale  Stellung.    Kr 
h.tte  ein  klerikales  Gymnasium  besucht,    an  dem  er  von  kathohschen 
Priestern  unterrichtet  wurde.    Bis  zu  seinem  14.  Lebensjahre  war  er 
selir  fromm.   Er  hatte  sich  vor  seinen  aggressiven  Phantasien  und  ve.- 
breeherischen  Neigungen  zu  Gott  und  in  die  Religion  gefluchtet.   Em  n 
besonderen  Eindruck  hatte  auf  ihn  im  Gymnas.uni  sein  KoLgumBlehu. 
gemacht    als  er  die  Geschiclite  der  Heiligen  und  Wunder  vortrug.    Und 
Wu nsd    ein  solcher  Heiliger  zu  werden  und  ein  Wunder  zu  o^ebei. 
wurde  übermächtig  in  ihm.    Er  konnte  ^^^^^^  ^^J^  ^^f'^f^l 
Gebete  vor  einem  Heiligenbilde  knien,  um   ein   Wunder  und  um   1.1 
fö  ung  von  dl  Sünden  bitten.    Da  sich  in  der  Pubertät  surm.scb  sein 
■ir?e'  e   er  von  Kollegen  hörte,  sie  hätten  schon  em  Weib  besessen 
IJlut  re  le,^  u  ^.    j^  ß    betriebene  Onanie,  von  deren 

■In  der  vierten  Gymnasialklasse  1«™*^  "-^  «'"  ^^^^^^^^^  ^^^  beimlirli 
einen  äußerst  aufgeklärten  Vater  ha  te.  ^  f  ^  ^^'^^^„ton  Er  warf 
mit  allerlei  B^chej-n  bekann^^^^^^^^^^^  ^^.^,,,„  ,,, 

den  ganzen  ^^^^g^^^J^jf  ^^^^^h    Bald  begann  er  Philosophen  zu 


r? 


29K 


FctiEehismus. 


M 


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gelesen  und  erklärt  wuiden.  Und  so  kam  er  in  die  Stellung  eines  leidon- 
scbaftliclien  Antiklerikalen. 

Aber  iede  Leidenschaft  ist  verdächtig.  Solche  Wandlungen  sind 
als  Befrei ungs versuche  von  der  —  übermächtigen  Autorität  Gottes  auf- 
zufassen. Das  Individuum  revoltiert  gegen  die  Alleinherrschaft  und  All- 
gewalt Gottes.  Es  macht  einen  heroischen  Versuch,  das  Schuldbewußt- 
sein abzuGchüttehi  und  sich  frei  zu  machen.  Eigentlich  ist  der  Kampf 
ein  Kampf  gegen  ieden  Zwang.  Jeder  Parapathiker  kämpft  gegen  alle 
Autorität  und  ist  auf  dem  halben  Wege  zum  psychischen  Anarchismus. 

Doch  die  Analyse  ergab,  daß  diese  Freigeisterei  nur  eine  schein- 
bare war.  Er  zeigt  eine  Reihe  von  Zügen,  die  deutlich  seine  versteckte 
Religiosität  beweisen,  wie  ich  sie  in  meinem  Aufsatze  „Masken  der 
Religiosität"  1)  nachgewiesen  habe.  Er  trug  bis  vor  kurzer  Zeit  noch 
das,  Ökapuher,  das  er  als  Schüler  als  Schutz  gegen  den  Bösen  getragen 
hatte.  El-  hatte  noch  immer  sein  Gehetbueli  und  seinen  Katechismus 
aufbewahrt  und  kramte  wiedoriiolt  wie  zufällig  in  seinen  Büchern,  um 
sie  in  die  Hand  zu  nehmen  und  „aus  Kuriosität"  diese  „Durainlieiten", 
wie  er  geringschätzig  sagte,  zu  lesen.  Auch  er  war  ein  Frömmler  in 
der  Maske  eines  Freigeistee,  auch  er  hoffte  durch  die  Askese  den  Rang 
eines  Heiligen  zu  erobern. 

Er  hatte  sieh  eine  sonderbare  Art  zu  beten  zurechtgelegt.  Des 
Morgens  im  Halbschluminer  und  des  Abende  ebenfalls  in  einer  Art  Halb- 
narkose sagte  er  eich  Gebete  vor,  von  denen  sein  Bewußtsein  dann  gar 
nidiLs  mehr  wußte.  Seine  Wege  gingen  immer  an  Kirchen  vorbei  und 
e.>  ei-laubte  sich  manchmal,  wenn  er  müde  war,  in  eine  Kirclie  hinein- 
zugehen. Deshalb  hatte  er  in  meiner  Behandlung  seinen  ersten  Wog 
immer  wieder  und  immer  wieder  so  gern  gemacht,  weil  er  zur  Stefans- 
kircho  führte.  Er  wollte  den  ersten  Weg,  den  Weg  des  kindliclien 
Glaubens  gehen,  der  zu  Gott  führte.  Besonders  hatten  auf  ihn  in  der 
Kindheit  die  Geschichten  von  den  Martern  gewirkt,  denen  Heilige  aus- 
gesetzt waren.  Er  hatte  sich  selbst  eine  Reihe  von  solchen  Hartem 
auferlogt.  Er  konnte  sich  plötzlich  mit  einer  Zigarette  die  Hand  an- 
brennen, ohne  eine  Miene  zu  verziehen.  Er  schlug  sich  mit  einem  Hammer 
gegen  die  Zähne  und  war  wütend,  daß  er  niemals  an  Zahnschmerzen 
litt.  Lr  wäre  glücklich  gewesen,  wenn  er  eich  einmal  im  Ertragen  von" 
Schmerzen  hätte  üben  kömien.  Er  fragte  seine  Objekte  auch  immer 
genau  über  ihre  Sdnnerzen  aus  und  wie  sie  die  Schmerzen  ertragen 
wurden.  Er  konnte  sich  mit  einem  Stocke  schlagen,  legte  sich  auf  dm 
harten  Fußboden  schlafen. 

Sein   größtes    Interesse    aber    galt    Christus.     Diese    Figur   be- 
schaftigte  lim  immer  und  er  sagte:  „Ich  bewundere  Christus  als  Mensch 

'1   Maskm  d.'r  Religiosität,    Z™tra!bl.  f.  Psychoanalyse.    III.  Bd. 


M 


]i^ 


Kiiauiütik- 


'i99 


und  nicht  als  Gott.  Er  war  der  größte  Mensch,  der  je  gelebt  hat." 
Dabei  brach  aber  sein  Neid  gegen  den  McnBchensohn,  der  es  zum  Gotte 
gebracht  hatte,  immer  wieder  darch. 

In  der  Analyse  kam  auch  eeine  innere  Frömmigkeit  immer  mehr 
zum  Vorschein,  wie  wenn  bei  der  Restaurierung  eines  alten  Bildes  die 
übermalung  weggebracht  und  das  alle  Heiligenbild  zum  Vorschein 
kommt.  Diu  wichtigste  Lösung  aber  brachte  die  Frage  des  Wunders. 
Was  ihn  in  der  Zeit  der  beginnenden  Zweifel  am  meisten  beschäftigte, 
war  eben  die  Frage  des  Wunders.  Er  erwartete  von  Gott  ein  Wunde  r, 
um  seinen  Glauben  neu  zu  stärken.  Der  Religionslehrer  hatte  ihnen 
erklärt  daß  die  Zeit  der  Wunder  nicht  zu  Ende  war.  \A'under  waren 
noch  vor  kurzer  Zeit  vorgekommen  und  er  liatte  ihnen  sogar  aus  einem 
dicken  Buche  die  Wunder  von  Lourdes  vorgelesen.  Warum  sollte  er 
nidit  das  Wunder  erleben  können? 

Es  kam  zutage,  daß  er  noch  immer  das  Wunder 
erwartete.  Ch  r  i  s  tus  w  andelt  unter  den  Menschen. 
Er  wird  Christus  sehen.  Der  Mann  mit  d  e  r  g  e- 
schwoUenen  Backe  erwies  sich  aU  eine  Ent- 
stellung dos  leidenden  Gottes  mit  der  Dornen- 
krone. Diesen  hoffte  er  unter  den  Leidenden  z„ 
finden  Er  war  auf  der  Suche  nach  Christus.  Und  er 
stellte  sich  dann  beim  Onanieren  vor,  daß  er  Christus  wäre  er  h  „ 
dann  am  Kreuze  die  Schmerzen  des  Erlösoi-s  und  konnte  daduich  die 
höchste  Libido  erzeugen. 

Die  Analyse  ergab  neben  dieser  anagogischen  Tendenz  en.e  zwei  e: 
die  satanische  Er  Zeigte  Inzestphantasien  hetero-  und  homosexueller 
tt  und  üb^u.s  die  Scste  eines  psycho  sexuellen  Infantilismus.    Eine 

71,  seinem  Vater:   Haß  und  Liebe. 

rmöchte  noch  einen  Traum  dieses  Patienten  anfuhren,  der  d,e 
geheimen  Motive  des  Fetischismus  aufdeckt: 

„,H  .,.■  ™t ."-- -- -- n„°r  ™s=  "SS 

Kirche.    AI.  wir  hn  y"f"'""f,  ,f'",  ^^^  p,  ft  ug,  die  .^  aucli  ablegte, 
meine  Mutter  eine  sonderbare  Sc  uu      au.  icU       g,      _  ^^^^^.^^^^^  u,„ 

Ich   fragt«:    Zu  was   dieut   ^lese  ^^    J^^^  ,^.,,,  ;,,  ,,  ,ie„  Spiegel 
Vcrküiilungen  zu  verhüten    ^»Jh    n  ^^^.^^^  ^^^.j^^,  ^^.^^^^^  g^^^,„g 

■        und  sah,  daß  ich  ""'■^f>^'"*' "?;''!'',.  la^niiß  mich  rasieren  lassen  und 
und  die  Schuhe  sc  mmtzig.    Ich  sagto.  1  ^^^^^^^_  .^^  ^^  ,,^^i,  j,.« 

meine  Ivleider  putzen,  sah  aut  aie  ui.. 


300  t'etitichismus. 


zum  Essen  Zeit  dazu.    Ich  eioK  mit  mr>inon   i.-)t,      e    ^      .. 

dem  Palai.  auf  die  Straße  IrLraJ  ich  e^lfü     -  ""' ^r 

Bürste,  konnte  aber  keL  finden  bis  ^rnnr".  ^"^'^*^  "^^^^  einer 
reichte.  Ich  .prach  mit  .nei^;:  j";ud  äZZ^a  T"  f"',"-  ^''" 
ui  Folge  der  Protektion  des  mit  „n«  hl  '.  rf''  ^^''»'"■^'^i'^^nl"^" 
Bischof  geladen  wurde.  Wir  keh"  «n  nun  in  p"  '"  ^""^'^'^'™  ^'  ^"^ 
sofort  in  den  Spei.o.aal,  .vo  das  Diner  ^l,.?,  '''''  ^"''^'^  "'"'  ^^"8^" 
vom  Sitzo  auf  und  ging  ia  SnomT-p  n '^^"''-  ^''  Bi^i^-hof  stand 
wo  er  mit  einer  düni  t  we.biiZ  SLZ  ^""l  '""'  "*^^"*^^  F^»^^^'' 
tärischo  Komn.ndo.orte  Mnat He\  ' ^^  wl^kt^a^^^^^  °^^'" 

Mürnento  hofromdend.  Dann  dachtP  i^,  >,  T  ^"^  "^^*^''  ™  ^'"ö^" 
Recht,    die    bei    einem    Gottidioltt  t''    '^''  ^'"'^'^^    '"ätte  das 

kommandieren."  ^otte=d,enet    erschienene    Ehrenkompanie    /.. 

auf  'nl^TSCtSralirr'^^^  ""^"'--"'  ^"^  ^^'^  "^ 
d.  Analogie  mH  de.u  Trll:  des  In-I^  "r'"  ""'  '^^""'^^'^  ^^'^" 
nisvolle  Stolle  i.t  der  Pelz,  den  die  Mutter  S^'^T?'"  ""''  ^''^''"^" 
eino  erotische  Färbung  unterlegen 'könne  TM  Tr  ./""  ™^"  ^^  ^'^'^'' 
das  Symbol  seiner  Parapathie  n  st  T  ":.  ^  ^^''^^^'  '^^  ^^^'  ^i.r 
ziinmor  abgelegt  werden  soll     Das  hei  U  '"/'''''   ^^'   '"^  ^°'- 

ablegen.  Ihm  schwebt  da.  Bild  vor  En  wL  ^''"''^^  '''''  ^^'^ 
deutet  lachend:  Ich  bin  gerade  das  Y.X^  ,  V"^  Schafspelz  und  er 
Das  ist  in  der  Tat  das  Ltse  ^Lr  Pat tth  "rT  ^"  '^^^^'^^^^^•■ 
dieser  Traum  sein  Schuldbewußtsein  aus'  p''^"  >  "''  ^'"^  ^'''"^' 
rasiert,  er  muß  sich  den  Erdenstaub  abh  f  ^^™^"tzig,  or  ist  nicht 
geilen  die  glücklichen  weißen  Lämmer  und  weißen  .  V.^^^'^''"^  '^''''" 
und  er  hat  kaum  Zeit,  die  nötige  Umwon^  '''^^'  ^"'  ^""^  ^""^^ 

vorzunehmen.  Das  E^sen.  zu  £m  er  ein^r, ""'  ^^°''''  ^"  ^^  ^chaf 
Abendmahl.  ■  *'  eingeladen  wurde,  ist  das  heilige 

Wieder  stoßen   wir  in  diesem  religiösen  "iv      '         . 
emer  militärischen  Organisation:  Ecclesia  m,l!         ,   w '   ^"^   '^''^    ^^'^ 
des  Herrn   Kappa  der  Oberst,   ^otZ^'l^'^^  ^;^^^ 
ganze  Kompanie  ...  "'^"^  ^^r  Bischof  die 

Genug  von  dieser  Analyse.     Ich   will    in    ;.    ^- 
Traumanalysen  bringen,  sondern  nur  zeieen   1^        iT'  ^'^"'^  ^^"'^ 
denken  dieser  Kranken  in  ihren  Träumen  ve^h^f      l        ^''*''""''"  ^'"■ 
_  ^ernuiit  und  unverhüllt  zeigen. 

'J  Vorgleiclm  moimn  Aufsatz:  Die  DarstellunK  drr  «. 
f.  I'B.vdioanaljsp.     IJI.Bd.  ^  '^'  ^^"''^^'  ""  Traume.  Zentralbl. 


Kasuisiik.  ,,., , 

Das  Bild  vom  Schafe  im  Wolfspelz  ist  das  beste  Charakteristikum  dieser 
Fälle  von  Fetischismus. 

Wir  sehen  aber,  wie  kompliziert  diese  Fälle  von  FetischismuB 
gestaltet  sind  und  wie  schwer  es  iet,  ihnen  mit  den  bisherigen  Erklärunss- 
methoden  gereclit  zu  werden.  Wir  können  aber  aus  den  hier  vor- 
geftUirten  Fällen  einige  Schlußfolgerungen  ziehen. 

Der  Fetischismus  ist  eine  Ersatzreligion. 
I^r  bietet  seinem  Träger  in  Form  einer  Paraphilie 
eine  neue  Religion,  in  der  er  seinem  Bedürfnis 
nach  (Hauben  gerecht  werden  kann.  Der  F&ti- 
schismuB  ist  demnach  keine  Paraphilie,  er  ist  nur 
die  Karikatur,  die  Fiktion  einer  Paraphilie.  Er 
entspringt  aus  einem  Kompromisse  zwischen 
einer  über  mächtigen  Sexualität  und  einer  starken 
Frömmigkeit.  Er  g  e  \\'  ä  h  r  1  e  i  s  t  e  t  seinem  Träger  die 
Möglichkeit  einer  mehr  oder  minder  vollkommenen 
Askese.  Unter  deiTi  liilde  dos  Satanismus  und  der 
Libortinage  verbirgt  sicli  eine  Frömmigkeit,  deren 
Ziele  weit  ii  b  (m-  diese  Welt  h  i  n  u  u  s  g  e  h  e  n.  Der  Feti- 
schist ist  im  offenen  Kampfe  mit  jeder  Autorität, 
besonders  aber  mit  Gott,  dem  er  sieh  im  geheimen 
unterwirft  und  dem  er  durch  besondere  Ent- 
behrungen   zu    dienen    glaubt. 

Meine  Fälle  zeigen  das  deutliche  Bild  der  Christusnouroso.  Weitere 
Untersuchungen  müssen  erst  erweisen,  ob  es  sich  um  ein  allgemein 
gültiges  Gesetz  handelt.  Für  alle  Entbehrungen  im  irdischen  Leben 
erwartet  der  Fetischist  eine  Kompensation  in  der  anderen  AVclt.  Er 
ist  nicht  die  Folge  einer  dcgenerativeu  Anlage,  sondern  als  Versuch 
eines  starken  Triebmenedien  aufzufassen,  von  seiner  sexuellen  Leit- 
linie abzubiegen.  Der  scheinbare  primäre  fetischistische  Trieb  erweist 
sich  als  sekundäre  Bearbeitung  und  Vergewaltigung  des  primüren 
normalen  Gesclüechtstriebes. 

Zu  betonen  ist  das  Bestreben  der  Fetischieten,  die  Paniimthie 
unlösbar  zu  machen.  Dies  geschieht  mitunter  durch  ein  geheimes 
Junktim  welches  das  Loben  teuerer  Familienmitglieder  von  dem  Fort- 
bestand 'des  Leidens  abhängig  macht.  Für  das  Brechen  des  heimlichen 
Eides  droht  als  Strafe  der  Tod  und  die  ewige  Verdammnis.  Dieses 
Junktim  kam  zustande,  weil  der  Kranke  in  seiner  Kindheit  aus  Gründen 
der  Rivalität  gerade  dem  Menschen  den  Tod  wünschte,  den  er  jetzt  zur 
.  Wahrung  seiner  Askese  in  die  Todcsklausel  einbezieht.  Hier,  ergeben 
sich  Beziehungen  zu  Inzestphantasien,  die  mir  in  keinem  Falle  zu' fehlen 


>^S4 


m^ 


302 


Fetischismus.  ~  Kasuistik. 


schüinen.    Der  Fetiechismus  iet  eine  Kinderreligion,  er  if5t  aber  auch 
ein  hartnäckiges  Festhalten  an  den  infantilen  sexuellen  Idealen  i) 

Die  Therapie  muß  mit  diesen  Tatsachen  rechnen  Die  Analyse 
hat  dio  gclicime  Frömmigkeit  und  die  religiöse  Tendenz  der  Parapathie 
aufzudecken  den  Kranken  mit  der  Realität  auszugöhnen  und  seine 
Ziele  vom  Himmlischen  ins  Irdische  zu  verlegen.  D.e  Ausgänge  sind 
dann  entweder  offene  römmigkeit  oder  vollkommener,  nicht  getrübter 
Atheismus.  Der  Kranke  muß  sich  für  vollkommene  Frömmigkeit  oder 
wirkhche  mncro  Ircheit  entscheiden.  Als  einzige  mögliche  sexuelle 
Befriedung  erscheint  in  den  meisten  Fällen  das  Eingehen  einer  Ehe. 

')  Es  ist  kein  \V idersprucli.  wenn  ich  vorliiü  den  FctiPchifimi.«  ^T     7 
unä  iot.t  als   Religion   au/faßt.,   d.nn  di.  Zwangsneurose   iTtHelbt  ^,7^"""" 
(\r\.  Freud.    Imago,    1.    S.m-.    „Die   Hv.torio   ,^i   oin    7,.rllu  i  ^'^'^""^ 

ein.    Zwan..K.u.se  ein.    Heli^ion.    ^n    ,..:.Z:r ^VZ^'"''''''^? 
6o,,]n.du.n  8j.stcn.."}  E.  i«t  a.eb  nchtig.  daß  sowohl  beide     7want  '  t 

d.r    ].eli,ioa    der    Kernpunkt   im    Verhältnis    z.m    ^M.rlZZTTTT/' 
diizelnon  ZwangHneLirose  und  beim  ciiiK.lnen  Fall  ^■r,n  V  r    ..     ''™.  '"■     ■^''^''  ^^^    d9r 

ni,.„t  .,„  d,.  K„„,  „„„.„  „„  u..  „r  Z;;™rK™' '"*"  -  •«i'  *° 


1 


XI  i. 
Analyse  eines  Falles  von  Schürzenfetischismus. 

Fall  Nr.  55. 

Allml  G.,  Olli  ;iOiiihi-igor  Beamter,  will  von  seiner  unglückseligen 
Leitlonsdiatt  i'iir  8diiirzon  und  von  seinen  quälenden  Angstzuständen 
befreit  werden.  Er  komito  bis  vor  einigen  Jalireu  eeino  Frau  mir  be- 
gatten, wenn  sie  eine  fcuclite,  womöglich  sciunutzigc  SchürzD  anhatte. 
In  der  letzten  Zeit  merkt  er,  daß  er  das  ecxuelle  Interesse  für  die  Frau 
immer  luelu'  verliert  und  sich  wieder  ecinor  Schürzennpignng  nähert,  die 
in  der  Jugend  sein  großtoe  „Ideal"  war.  Mit  14  Jahren  hatte  er  eine 
Anzalil  Schürzen  gestohlen,  darmiter  war  auch  eine  seiner  Mutter,  die 
lir  teile  im  Keller,  teils  am  Dachboden  versteckt  liielt.  Er  onanierte  dann, 
wenn  er  sich  die  ächürze  umgebunden  hatte,  manchmal  manuell,  manch- 
mal nur  durch  Bewegungen.  Mit  28  Jahren  heiratete  er  aus  Liebe  und 
komite  in  den  ersten  Monaten  seiner  Ehe  den  Koitus  olme  Schürze  aus- 
führen, dann  nur  mit  Hilfe  einer  Schürze.  Seine  Frau  kennt  seine 
„Marotte"  und  trägt  immer  Scliürzen  im  Hause.  Er  wird  sehr  ärgerlich, 
wenn  sie  die  Schürze  wechselt,  weil  er  die  Objekte  reclit  sclumitzig  haben 
möchte,  was  natürlich  auf  die  Dauer  unmöglicli  ist,  da  sich  seine  Frau 
vor  den  allzu  schmutzigen  Schürzen  ekelt. 

Er  ist  körperlich  bis  auf  leichte  Degcncrationszeichen  am  Ohr  und 
der  Andeutung  eines  Spitzschädels  normal,  hat  sich  normal  entwickelt, 
?.eigt  Spuren  von  asthenischem  Körperbau  und  bekleidet  eine  gute  Stel- 
lung in  einer  größeren  Firma,  bei  der  er  infolge  seiner  organisatorischen 
Talente  und  seiner  mathematischen  Fähigkeiten  sehr  geschätzt  wird. 
Er  beherrscht  mehrere  Sprachen,  hat  aber  kein  besonderes  Interesse  für. 
Wissenschaft  und  Kirnst. 

Er  interessiert  sich  eigentlich  nur  für  Schürzen,  kann  sie  in  den 
Auelagen  stundenlang  anschauen.  Ein  Mädchen  mit  einer  schmutzigen 
Schürze  regt  ilm  auf;  er  ist  gczwimgen,  ihr  nachzulaufen.  In  früheren 
Jahren  pÖegte  er,  angetan  mit  einer  Schürze,  vor  dem  Spiegel  zu  ona- 
nieren und  sich  vorzustellen,  daß  er  das  Mädchen  sei,  dem  er  nach- 
gelaufen ist. 

Dies  das  Ergebnis  der  ersten  Sitzung. 


304 


Fetischismus. 


Schon  in  dor  zweiten  bringt  er  viele  wichtige  Änderungen  soiiier 
erster.  AngEibon.  Über  die  Entstehung  seiner  Schurzenleidenschaft,  die 
mit  einem  merkwürdigen  Wasserspiel  kombiniert  ist,  erzählt  er  folgende 
interessante  Details: 

„Ich  liihre  meine  Krankheit  auf  ein  Jugenderiebnis  zurück.     Als 
Junge  von  iÜ  Jahren^)  ging  ich  mit  mehreren  Kameraden  in  dem  Hoch- 
wasserbett der  Isar  fischen.  Dabei  mußten  wir  die  Hosen  aufstülpen, 
um  nicht  naß  zu  werden.  Einmal  geriet  ich  nun    in    ein    tieferes 
Loch    und    wurde    bis    zum    Bauche  naß.     Wie  das  Wasser 
meinen  Bauch  bespülte,  hatte  ich  ein  außerordentlich  wohliges  Gefühl, 
das  ich  mir  damals  noch  nicht  erklären  konnte.  In  der  Folgezeit  wollte 
ich  dies  süße  Gefühl  wieder  erzwingen,  ich  suchte  mir  daher  immer  tiefere 
Stollen  aus,  um  trotz  aufgestülpter  Hose  wieder  naß  zu  werden.     Das 
ging  natürlich  nur  im  Sommer,  den  ich  zu  diesem  Zwecke  gehörig  aus- 
nützte. Aber  —  o  wehe!  —  der  Herbst  kam,  es  wurde  kalt  und  ich  durfte 
nicht  mehr  ins  Wasser.  Man  hatte  sich  ohnedies  gewundert,  daß  ich  in 
deji  Oktobertagen,  wenn  es  kühl  und  regnerisch  war,  immer  wieder  fischen 
iring.  Nun  wurde  es  mir  strenge  verböten.  Ich  wollte  aber  um  jeden  Preis 
wieder  das  Wohlgcfühl  genießen.     Ich  verfiel  auf  den  Gedanken    ein 
größeres  Schaff  auf  den  Speicher  zu  tragen  und  mit  Wasser  zu  fiillen. 
xVber  meine  Kleider  durfte  ich  um  keinen  Preis  naß  machen.  Da  hätte 
ja  man  meine  Spielereien,  deren  Charakter  mir  bewußt  war.  entdeckt' 
Ich  entkleidete  mich  und  suchte  andere  Kleidungsstücke  auf  dem  Speicher 
und  fand  welche:  einen  alten  Rock  der  Mutter,  einige  Fetzen,  vielleicht 
waren  "Überbleibsel  einer  alten  Schürze  darunter,  ferner  einen  groben 
Sack.     Ich  band  diese  Stücke  fest  um  meinen  Leib,  so  daß  ich  enge  ein 
geschnürt  war,  und  setzte  mich  in  das  Schaff,  in  dem  gewöhnlich  nur  der 
mittlere  Teil  meines  Körpers  Platz  hatte.  Ich  hatte  eine  heftige    fast 
schmerzhafte  Erektion,  wenn  das  Wasser  durch  die  Stoffe  drang  und 
mein  (llied  naß  wurde.  Ich  schaukelte  hin  und  her,  so  daß  das  Wasser 
auch  durch  gewisse  Stellen  durchrinnen  oder,  besser  ausgedrückt   durch- 
sickern konnte.  Nach  einiger  Zeit  des  Bespülens  der  Genitalien  empfand 
ich  die  höchste  Wollust.     Bald  darauf  erfolgte  eine  Erschlaffung  des 
Gliedes  und  des  ganzen  Körpers.  (Damals  hatte  ich  noch  keine  Samen- 
cntloerungcn.) 

Ich  fühlte  mich  nach  solchen  Akten  schuldbewußt.  Ich  wurde  ängst- 
lich, echänite  mich  und  hatte  ein  unerklärliches  Gefühl  der  Reue  als  ob 
ich  eine  schlechto  Handlung  begangen  hätte. 


')  Man  beachtr  die  WiderBprüche.  Zuerst  will  er  mit  14  Jahren  begonnen 
haben.  Viele  Parapathiker  zeigen  difse  TentJtnz  zur  hietorischen  Fälechung  ihrer 
Anamnese. 


! 


AnaJjsR  eines  Falles  vou  SchürzcnfetiBchismna.  ■  ^q^ 

lull  iieli  ;il)(;i'  niclit  ab.  Im  Gegenteil!  Ich  erfand  neue  raffinierte 
^Steigerungen  meiner  Wolhiet.  Ich  band  mir  die  Fetzen  enger  um  den 
Leib  und  kraxelte  mit  den  feuchten  Lappen  auf  die  Speicherbaiken  oder 
rutschte  auf  dem  Kellerboden  hin  und  her.  Mein  Zweck  war:  mich 
schmutzig  m  maclien.  Der  auf  den  Balken  oder  auf  dem  Boden  liegende 
Staub  und  Schmutz  haftete  den  nassen  Fetzen  an,  ich  gab  Wasser  hinzu, 
bis  mein  Bauch  recht  schmutzig  wurde.  Diese  Kletter-  und  Rutsch- 
partien erhöhten  mein  I>ustgefühl  bis  zur  Ekstase.  Am  liebsten  ver- 
wendete ich  zu  diesem  Zwecke  eine  Schürze  meiner  Mutter  oder  einen 
alten  Sack,  der  wie  eine  Schürze  umgebunden  wurde. 

Diese  Art  der  Befriedigung  dauerte  bis  zu  meiner  Heirat.  Ich 
scljänie  mich,  es  Ihnen  zu  gestehen,  daß  ich  Sie  m  der  ersten  Sitzung  be- 
trogen habe.  Icii  habe  diese  Art  von  Onanie  nach  der  Verheiratung  fort- 
gesetzt. Ich  onanierte  aber  immer  seltener,  weil  ich  rastlos  dagegen 
ankämpfte.  Seit  zwei  Jahren  onaniere  ich  überhauptr  nicht  mehr.  Meine 
Frau  mußte  aber  die  Schürzen  übernehmen.  Sie  mußte  immer  Schürzen 
anhaben. 

Ich  wünschte,  daß  sie  naß  und  schmutzig  werden,  dann  konnte  ich 
Orgasmus  erzielen.  Ein  Koitus  ohne  die  nasse  (schmutzige)  Schürze 
verlief  ohne  oder  nui-  Tiiit  einem  minimalen  Orgasmus.  Jet.zt  hilft  mir  di? 
Schürze  auch  nicht  mehr.  Ich  bin  bei  meiner  Frau  impotent 
und  lobe  seit  zwei  Jahren  eigentlich  das  Leben 
eines  Asketen. 

Mit  dem  Beginn  der  Onanie  bin  ich  sehr  menschenscheu  geworden. 
Es  fällt  mir  auch  lioute  sehr  schwer,  Freundschaften  zu  schließen,  ja 
auch  nur  Bekanntschaften  anzulniüpfen.  Die  Furchtsamkeit  macht  sich 
besonders  benu-rkbar,  wenn  ich  allein  bin,  sei  es  nun  bei  Tag  oder  bei 
Nacht. 

Im  Walde  erschreckt  mich  alles,  wenn  ich  allein  in  einem  Dickicht 
bin,  wo  ich  keine  freie  Aussicht  habe.  Das  Rascheln  der  Blätter,  Ge- 
räusche von  Tieren,  Schritte  hinter  mir  oder  aus  der  Ferne,  selbst  das 
Fallen  der  Blätter,  das  Summen  der  Insekten  und  der  Ruf  der  Vögel 
versetzen  mich  in  Schrecken.  Auch  wenn  ich  mich  in  einem  größeren 
Büro  oder  in  meiner  Wohnung  allein  befinde,  habe  ich  keine  Ruhe.  Ich 
kann  nicht  allein  sein! 

Bei  Nacht  steigern  sich  die  Angstgefühle.  Ein  leises  Geräusch 
macht  mich  orbeben,  die  Erregung  wird  so  stark,  daß  mein  Herz  zu  zer- 
springen droht,  daß  meine  Glieder  zittern,  Ich  habe  Schüttelfrost,  fülüe, 
daß  ich  in  Ohnmacht  fallen  werde. 

Dabei  fehlt  mir  der  Mut,  die  natürliche  Ursache  der  Geräusche  zu 
erforschen. 

Siekel,  StliruiiKon  dti  Tritli    iinii  Affaktlebens.  VH.  20 


I 


r306  .  u    -  Fetischismus.  .:  -.  - 

!  ■   -;      Nebenbei  will  ich  bemerken,  daß  ich  schon  mehrere  Male  in  der  Fat 

verfolgt  wurde!  Darüber  ein  anderes  Mal! 

■    f  I;(.    Meine  Ängstlichkeit  äußert  sich  besonders  beim  Zusammentreffen 

i  mit  fremden  Personen,  mit  Unbekannten,  besonders,  wenn  sie  gesell- 

i  ■  schaftlich  höher  stehen  als  ich,  oder  wenn  ich  glaube,  daß  sie  gebildeter 

j  sind,    daß  ich  micli  blamieren  werde,    daß  sie  höhere  Schulen  besucht 

haben  als  ich,  der  icli  bald  nach  den  ersten  Klassen  der  Mittelsdiule  in 
eine  Handelsschule  kam.  ■.•  _;  ^. 

Sehr  oft  bleiben  mir  bei  solchen  Gelegenheiten  die  Gedanken 
stecken  oder  sie  verschwinden,  sobald  ich  reden  möchte.  Dieses  Abreißen 
dor  Gedanken  kommt  aber  auch  oft  im  täglichen  Leben  vor  und  stört 
mich  in  meinem  Berufe.  Ich  schreibe  einen  Brief.  Plötzlich  vergesse  ich 
die  Worte,  die  sich  mir  schon  im  Geiste  geformt  hatten,  ich  fange  zu 
zittern  an,  die  Feder  verliert  ihre  Haltung,  die  Schrift  wird  unleserlich 
und  kindlich,  icli  kann  den  Brief  nicht  absenden,  ich  muß  ihn  noch  einmal 
schreiben,  nachdem  ich  mir  alle  Gedanken  zurecht  gelegt  habe. 

Ich  bin  auch  ängstlich  beim  Betreten  eines  Gasthauses,  wenn  ich 
nicht  gleich  einen  für  mich  günstigen  Platz  erwische,  das  heißt,  einen 
freien  Tisch.  Ich  würde  mich  nie  zu  fremden  Leuten  hinsetzen.  Lieber 
.renne  ich  gleich  wieder  fort.  Älmlich  geht  es  mir  im  Eisenbahnwagen. 
Am  liebsten  steige  ich  in  leere  Kupees.  Ebenso  peinlich  ist  mir  das  Ein- 
kaufen, das  Eintreten  in  fremde  Geschäfte.  Ich  gehe  oft  zehnmal  vorbei. 
,.   _  ehe  ich  eintrete.  Ich  wiederhole  das  gleiche  Spiel  einige  Male,  immer  mit 

dem  gleiclicn  Erfolge.  Dabei  habe  ich  etwas  Wichtiges  zu  kaufen  was 
ich  notwendig  brauche.  Ich  blicke  immer  in  das  Geschäft,  ob  viele  Leute 
dort  sind,  ob  ich  allein  sein  werde,  wie  die  Lage  des  Gescliäftes  beim 
Eintritt  ist,  ob  mich  viele  Leute  anstarren  werden  usw.  Besonders  schwer 
fällt  es  mir,  etwas  zu  verlangen,  wenn  andere  Käufer  anwesend  sind 
und  zuhören  können.  Ich  werde  verlegen,  bekomme  einen  roten  Kopf 
ich  schwitze,  meine  Stimme  zittert,  ich  stottere  zuweilen,  mein  Herz 
klopft  und  ich  fühle  mich  unbehaglich,  ich  möclite  am  liebsten  hinaus- 
laufen. .    ■  . 

„„  Ich  trachte  daher  immer,  nur  mit  e  i  n  e  r  Person  zu  sprechen,  und 
wenn  es  nicht  möglich  ist,  lieber  auf  die  Erfüllung  meiner  AVünsche  zu 
verzichten.  Nun  kommt  es  vor,  daß  ich  stundenlang  herumlaufe  von  Ge- 
schäft zu  Geschäft,  immer  hineinstarre,  als  ob  ich  etwas  suchen  würde 
mich  überzeuge,  ob  Leute  drinnen  sind.  Gestern  wollte  ich  mir  eine  Zahn- 
bürste und  Kalodont  kaufen  und  rannte  von  einem  Geschäft  zum  anderen, 
es  dauerte  zwei  Stunden.  Ich  war  schon  ganz  ermüdet  und  trat  endlich 
:n  einen  Laden,  wo  nur  eine  Verkäuferin  war.  Da  sah  ich  rückwärts  den 
Eigentümer,  ich  wollte  schon  wieder  hinauslaufen.  Aber  mit  dem  Mute 
der  Verzweiflung  brachte  ich  mein  Ansinnen  vor,  kaufte  die  erste  Bürste, 


i   \ 

[ 


AoaljBe  eines  Falles  von  Seliürzeufotisehismiis.  3Q7 

die  mir  vorgelegt  wurde,  gab  zitternd  das  Geld  und  eilte  davon  wie 
ein  Verbrecher,  der    etwas    Böses    begangen    hatte! 

Diese  Eigenschaft,  diese  Angst  vor  Fremden  hat  mir  schon  viel 
Ungemach  gebracht.  Und  täglich  leide  ich  neue  Qualen.  Ich  kann  bei 
meinen  Gesprächen,  Handlungen  niemanden  um  mich  haben,  außer  schon 
sehr  gute  Bekannte,  an  die  ich  mich  schon  gewöhnt  habe.  Jeder  neue 
Beamte,  der  ins  Geschäft  eintritt,  ist  für  mich  ein  Gegenstand  des 
Schreckens  und  der  Fein. 

Ich  wurde  aus  T.  nach  Wien  versetzt,  also  in  ein  neues  Büro. 
Wissen  Sie,  was  das  für  Qualen  für  mich  bedeutete?  Ich  habe  es  noch 
nicht  zuwege  gebracht,  mich  mit  den  hiesigen  Kollegen  in  größere  Ge- 
spräche einzulassen,  ich  spreche  nur  das  Geschäftliche  und  nur  das  ab- 
solut Kotwendige,  so  daß  ich  den  Ruf  habe,  ein  ciugebildeter  und  un- 
zugänglicher Kollege  zu  sein.  Und  niemand  wäre  glücklicher  als  ich,  wenn 
ieli  mit  den  Kollegen  so  ungeniert  verkehren  könnte,  wie  die  anderen 
normalen  Menschen.  Ich  trachte  mich  zu  überwinden  imd  meine  Erregung 
zu  verbergen.  Ich  habe  bei  allen  neuen  Bekanntschaften  während  dei' 
ersten  Worte  immer  eine  erregte,  zitternde  Stimmung,  aber  ich  über- 
winde mich,  eo  daß  ich  jetzt  in  der  letzten  Zeit  kaum  etwas  merken  lasse.'" 

„Meine  Hauptstörungen  sind  die  schlaflosen  Nächte.  Ich  huste, 
huste,  huste  die  ganze  Nacht,  ohne  etwas  auswerfen  zu  können,  höchstens' 
nach  Stunden  ein  kleines  bißchen  Schleim,  ich  ringe  nach  Atem,  ich 
wechsle  die  Lage,  setze  mich  hoch  und  dann  lagere  ich  mich  wieder  tief, 
rolle  mich  in  die  Decken  ein  wie  ein  Igel,  um  dann  wieder  alle  Hüllen  ab- 
zuwerfen; ich  stöhne  und  puste  —  kurz  es  ist  ein  Jammer! 

Die  ersten  Störungen  der  Atmung  bemerkte  ich  vor  6  Jahren  ge- 
legentlich einer  Urlaubsreise  in  Salzburg  und  ein  paar  Tage  darauf  in 
Traunstein.  Sie  äußerten  sich  folgendermaßen; 

Nach  einem  Schlafe  von  zirka  3  bis  4  Stunden  erwachte  ich  aus 
einem  Traume,  an  den  ich  mich  nicht  mehr  erinnern  konnte,  mit  einem 
Druck  im  Halse  und  einer  Beklemmung  auf  der  Brust,  he  Atmung  gmg 
nicht  mehr  so  frei  von  statten,  ich  konnte  mich  von  den  Gedanken  an 
irgend  welche  harmlose  Vorgänge  des  Vortages  nicW:  bere.ensie  ver- 
folgten mich  wie  Zwangsgedanken.    Ich  ging  zum  Lenster,  öffnete  es 

und  rang  nach  Atem.  ,  t      „ 

Das  war  der  erste  Anfall.  Der  zweite  kam  nach  ein  Pjar  TV^^n 
mit  den  gleichen  Erscheinungen  zur  gleichen  Nacld^tande.  Allmahhch 
steigerten  sich  die  Anfälle,  sie  dauerten  bis  zu  zwe,  StA.nden,  s,e  dehnten 
sich  den  Tag  hinein  aus,  bis  schließlich  im  Mai  dieses  Jahres  das  Asthma 
durch  3  Wochen  anhielt.  Alle  internen  Mittel  waren  ohne  Erfolg.  An- 
fangs hatte  ich  nur  einen  trockenen  Gaumen,  später  kam  d^r  Husten- 


■  '  I 


oQg  Fetischismus. 

reiz  dazu  endlich  wenn  das  Asthma  länger  aniitelt.  kam  audi  '.'in 
sdileimig-eitriger  Auswurf,  von  gezai:kten  und  gewellten,  feinen  Fäden 
durchzogen.  Die  Zwangsgedanken  durchtobten  dabei  mein  Hirn,  icli 
schwitzte  am  ganzen  Körper,  die  Hände  wurden  schwacli,  es  überkam 
mich  dann  zum  Schlüsse  eine  grolie  Müdigkeit,  die  Gedanken  flössen 
träger  ich  war  wie  in  einer  Narkose.  Die  Anfälle  zeigten  immer  den 
gleichen  Beginn.  Nach  2-  bis  Sstündigom  Schlafe  wachte  ich  mit  den  ge- 
schilderten Beschwerden  auf,  quälte  mich  bis  zum  Morgen,  auf  dem  Wege 
ins  Büro  linderten  «ich  die  Symptome  und  verschwanden  daselbst  im 
Verlaufe  einer  Stunde  vollkommen. 

Ich  war  armer  Leute  Kind  und  hatte  daher  keine  gute  Erziehung 
genossen.  Wahrend  der  Ferien  mußte  ich  meinem  Schwager,  das 
heißt  dem  Schwager  meiner  Mutter')  den  Laufburschen  abgeben.  Er 
hatte  meine  Eltern  dazu  überredet,  damit  ich  beschäftigt  sei  und  etwas 
Geld  verdienen  konnte.  Das  kränkte  mich  außerordentlich,  besonders 
wenn  meine  Mitscliüler  mich  mit  den  Waren  durch  die  Stadt  laufen  sahen. 
Ich  war  ein  guter  Schüler  und  brachte  gute  Zeugnisse  heim.  Ich  kam 
dann  frühzeitig  in  die  Handelsschule,  die  ich  mangels  an  Mitteln  ver- 
lassen mußte.  Ich  wurde  Lehrling  in  einem  Geschäfte,  hatte  bis  V-.9  Uhr 
abends  /.u  tun,  so  daß  mir  keine  Gelegenheit  geboten  war,  mich  fort- 
zubilden. 

Ich  wurde  nie  sexuell  aufgeklart.  Mit  17  Jahren  kam  ich  ins  Aus- 
land, war  selbständig  und  auf  mich  allein  angewiesen.  Mir  fehlte  ein 
Führer,  ein  Wegweiser  in  meinen  Nöten.  Ich  kämpfte  gegen  meine 
Menschonsclieu  und  vcrsurhte  alle  möglichen  Mittel.  Mit  21  Jahren  kam 
ich  nach  München  zurück  und  trat  in  verschiedene  Vereine  ein,  um  micli 
zu  zwingen,  Bekanntschaften  zu  machen  und  meine  Scheu  abzulegen  Icli 
war  sogar  Mitglied  eines  dramatischen  Klubs,  trat  nach  einem  dramati- 
schen Untcrriclit  in  kleineren  Rollen  auf.  Ich  lernte  schwimmen  —  natür- 
lich in  einem  Schwimmverein,  ich  kaufte  mir  Bücher,  naschte  von  allen 
Wissenschaften.  las  natürlich  viele  populär-medizinische  Werke  die 
mich  vollends  zum  Hypochonder  machten.  Aber  meine  Menschenscheu 
blieb  bestehen. 

Es  kostot  mich  eine  große  Überwindung,  meine  Briefe  einem  Fräu- 
lein in  die  Maschine  zu  diktieren.  Ich  schreibe  sie  oft  allein  mit  der 
Feder.  Mein  Gedärhtnis  läßt  mich  oft  im  Stich  —  zum  Glück  nicht  in 
geschäftlichen  Angelegenheiten.  Aber  Wiedergabe  von  Witzen,  Erzäh- 
lungen, Liedern,  Versen  ist  mir  unmöglich." 


Rr  neaDt   (kn    Mann   seiner  Tante   immir   ..Sthwager". 


Analyse  i'ines  I'alles  von  SchürzpnfptiKchismiis.  303 

Mich  interessierten  in  diesem  Bericlite  vor  allem  die  Anfälle  von 
Asthma.  Patient  wird  aufguf ordert,  zu  erzählen,  an  welche  „Kleinig- 
keiten" er  zwangsmäliig  beim  ersten  Anfalle  gedaclit  hat. 

Er  kann  sich  der  Details  niclit  erinnern.  Er  glaubt,  es  wäre  ein 
Gespräch  mit  seiner  Frau  gewesen.  Er  bringt  einen  Tramn,  den  ersten 
Traum  in  der  Analyse,  der  gewiß  von  grolkr  Bedeutung  ist.  Der  Traum 
lautet : 

Ich  war  im  Tlieater  und  wollte  dem  Spiele  von  der  Büline  aus 
zusehen,  weshalb  ich  mich  auf  die  Bühne  schlich  und  hinter  einer 
,    Kulisse  einen  versteckten  Platz  einnahm. 

Eine  Sängerin  war  gerade  im  liöchsten  Spieleifer,  als  sie 
während  ihres  Spiels  weiter  zurück  auf  die  Bühne  kam,  mich  hinter 
der  Kulisee  entdeckte.  Sie  mußte  hierüber  furchtbar  erschrocken 
sein,  denn  ee  schien,  als  ob  sie  im  ersten  Momente  ihre  Stimme  ver- 
loren hätte,  konnte  sich  aber  rasch  fassen  und  weiterspielen.  Mit 
dem  wahren,  von  tiefer  Auffassung  zeugenden  Spiele  aber  war  ob 
vorüber. 

Als  ich  dies  merkte,  machte  icli  mich  auf,  wollte  die  Bülme  ver- 
lassen, es  kam  mir  aber  schon  ein  Bülinenpolizeimann  mit  enian 
Gewehre  auf  dem  Rücken  entgegen,  um  mich  zu  fassen.  Ich  ent- 
schuldigte mich  sofort  mit  den  Worten:  „Verzeihen  Sie,  ich  habe  - 
glaube  ich  —  eine  große  Dummheit  begangen,  aber  ich  hatte  so 
großes  Verlangen,  einmal  hinter  die  Kulissen  zu  kommen." 

Der  Polizeimann  zeigte  mir  hierauf  Handschellen  mit  der  Be- 
merkung, er  hätte  Auftrag,  mich  gefesselt  abzuführen,  doch  scheint 
ein  Mißverständnis  vom  Präsidenten  vorzuliegen.  Er  ließ  mich  un- 
gefesselt.  Nunmehr  weiß  ich,  daß  icli  in  einen  Garderobcraimi  ge- 
kommen bin.  Ob  ich  durch  ein  Trinkgeld  ganz  frei  gelassen  wurde 
und  ungehindert  das  Theater  verlassen  koimte,  ist  nur  verschwom- 
men noch  in  Erinnerung. 

Der  Traum  ist  in  jeder  Hinsiclit  sehr  interessant.  Betrachten  wir 
erst  seine  Einstelhmg  zur  Analyse.  Er  ist  die  Sängerin  und  hat  die  Auf- 
gabe, sich  zu  beobachten.  Aber  er  wird  ergriffen,  gefesselt  und  entkon.mt 
schließlich.  Das  zeigt  den  bekannten  Fhichtreflex  aller  Petiseh.sten  die 
vor  der  V^ahrhcit  fliehen  und  nichts  sprechen  wollen,  was  das  Wesen 
ihrer  Fiktion  vorraten  köimte.  Die  Sängerin  verliert  in  dem  Momente, 
wo  sie  sich  beobachtet  fühlt,  die  Stimme  und  mit  dem  wahren  Spiel  ist 
es  vorbei  Wir  müssen  uns  daher  auf  einen  harten  Kampf  mit  dem 
Kranken  gefaßt  machen.  Schon  bei  der  Besprechung  der  Zwangsgedanken 
(Ursaclie  des  Asthmas)  versagte  sein  Gedäclitnis,  er  konnte  sich  an  kern 
.  bestimmtes,  determinierendes  Detail  erinnern. 


310 


FetiKcliiamus. 


:  I 


'■■  Noch  interessanter  sind  dio  Beziehungen  zum  Fetischiemüsund  zu 
seiner  Parapatliie.  Fetischisten  haben  sehr  oft  Schauspielerträume. 
(Auch  Bt'ta  debütierte  mit  einem  solchen  Traume.)  Und  zwar  sind  oft 
die  ersten  Träume  bozeiclmendcrweise  Theaterträume.  Damit  drücken  sie 
die  aehauspielerieche  Natur  ihrer  Parapathie  aus.')  Er  spielt  eine  be- 
stimmte Rolle  und  beobachtet  sich  selbst  dabei.  Doch  er  sieht  ein,  daß 
er  eine  große  Dummheit  begangen  hat.  Er  liat  eich  aber  selbst  gefesselt, 
Sein  moralisches  Ich  legt  ihm  Handschellen  an.  Wir  sehen  hier  wieder 
den  Zwang  des  Fetischismus,  den  wir  in  jedem  Falle  feststellen  konnten. 

Die  infantile  Wurzel  dieses  Traumes  ist  unbedingt  die  wichtigste. 
Wir  erkennen,  daß  er  etwas  in  seiner  Kindheit  belauscht  hat,  was  er  nicht 
hätte  belauschen  sollen,  wofür  er  vom  Vater  (dem  Präsidenten)  erapfind- 
licli  bestraft  wurde.  Um  ihn  nicht  auf  eine  falsche  Fährte  zu  bringen, 
fragen  wir,  wer  ihm  zu  der  Sängerin  des  Traumes  einfällt.  •■  ■"" 
!  Er  sagt  sofort:  „Es  war  Fräulein  R.,  die  in  raemem  Leben  eine 
große  Rolle  gespielt  hat."  ■     ....;;,  ^  '  '.- j 

Nun  soll  er  seine  weiteren  Einfälle  Bagen  und  die  Rolle  des  Fräu- 
leins R.  feststellen.  Er  produziert  einen  Hustenanfall,  kann  nicht  reden, 
wie  die  Sängerin  des  Traumes,  die  Zeit  läuft  ab. 


Am  nächsten  Tage  bringt  er  seine  Einfälle  aufgeschrieben.  Ich  gebe 
sie  mit  seinen  Worten  wieder:  .  _., 

„Die  Sängerin  des  Traumes  erinnert  mich  an  die  kleine  Hedwig  R- 
in  München.  Ich  wurde  in  das  Haus  ihrer  Eltern  durch  meinen  leider  ni- 
zwiechon  gefallenen  Freund  Otto  eingefülirt.  Er  war  mit  der  älteren 
Schwester  verlobt  und  wollte  mich  als  Schwager  haben,  um  unsere 
Freundschaft  enger  zu  knüpfen.  Seine  Braut  hätte  ich  gleich  genommen, 
aber  gegen  die  kleine  Hedwig  hatte  ich  meine  Bedenken.  Sie  war  flatter- 
haft, kokett  und  liebte  die  Abwechslung.  Sie  hatte  auch  einen  kleinen 
Schönheitsfehler  —  eine  leicht  gerötete  Nasenspitze.  Trotzdem  hätte 
ich  sie  Otto  zu  Liebe  geheiratet,  um  immer  mit  ihm  durch  enge  Bande 
vereint  zu  6ein.=)  Aber  sie  schwärmte  damals  für  einen  bekannten  Schau- 
spieler, Lothar  M.,  sandte  ihm  unzählige  Liebesbriefe,  Ansichtskarten 
Blumen  usw.  Ihr  Werben  war  -  wie  ich  hörte  -  ganz  erfolglos  Sie 
sprach  immer  über  Lothar  zu  mir,  was  mich  natürlich  kränkte,  und  mich 
in  dio  zweite  Reihe  stellte.  Ich  wollte  der  Erste  bei  ihr  sein  und  fühlte 
mich  gedomütigt  und  zurückgesetzt.  Ich  wünschte  dem  Schauspieler  alle 


")  Vgl.mcinrn    Aufsatz:    Der   Neoroüker    al«    Schauapiclcr.    Zbl  f  Psv,.l,oanülvse 
Bd.l,  1911,  Verlag  I.  F.  Bcrgniimn.  Wiesbaden.  '■ '■  f»)'-üoaü^ljse, 

')   Wir     werden     apäUr     ein     ander«     Motiv     g^hen  - 

Schwager  eoin. 


Er     wollt«     auch      ein 


AnalysB  eines  Falles  von  Schürze iitetiediismus.  3j^j^-. 

böson   Unfälle   und   CrGuie   mich,    wenn  ich  eine  schlechte  Kritik  über 
ilin  las.  -    "■      ' 

-  ■  Auch  fürchtete  icli  ihvo  Leidenschaft.  Ich  hatte  bisher  noch  nie  bei 
Frauen  einen  ordentlichen  Erfolg  gehabt.  Meine  Onanie  mit  den  Schurzen 
ging  mir  über  alles.  Werde  ich  ihr  genügen?  Sic  schien  mir  überaus  tcui- 
peramentvoll.  Dabei  zogen  mich  ihr  munteres  Wesen,  dir  scharfer  \  er- 
stand und  ihr  Mutterwitz  an.  Ich  langweilte  mich  nie  in  ihrer  Gesell- 
schaft. Dann  versuchte  ich  wieder,  sie  zu  entwerten.  Ich  fand  Fehler,  bie 
sei  zu  anmaßend,  sie  werde  zu  große  Ansprüclie  stsllen,  sie  werde  keine 
gute  Hausfrau  sein.  , 

.  ,  So  sehwankte  ich  hin  und  her,  bis  ein  unerwartetes  Ereignis  mich 
eines  Tages  fast  aus  dem  Gleichgewichte  gebracht  hätte.  Wir  hatten 
immer  unsere  kleinen  erotischen  ^'ergnügungen.  Unter  dem  Tische  traten 
sich  unsere  Püßc,  wir  saßen  immer  enge  bei  einander.  Trotzdem  hatte 
ich  nie  eine  Erektion.  Frauen  ohne  Schürze  reizten  mich 
ja  niehtmehr. 

Da  waren  wir  eines  Tagee  im  Familienbad.  Wir  hatten  benachbarte 
Kabinen  und  ich  bemühte  mich,  durch  eine  Ritze  ihr  Auskleiden  zu  ver- 
folgen. Es  gelang  mir  auch;  ich  sah,  daß  sie  ehien  kleinen,  sehr  schoueu 
Busen  hatte  und  wurde  etwas  erregt.  (Erster  Beitrag  zum  Verstandms 
dee  Traumes.  Er  hat  etwas  Verbotenes  gesehen,  die  Sängerin  Hedwig. 
.  Oberste  Traumschichte.)  Hedwig  sang  beim  Entkleiden  ein  lustiges  Lied 
vor  sich  hin.  Sie  hatte  eine  schöne  Stimme  und  icii  hörte  ihr  gerne  zu. 
Die  Melodie  hatte  etwas  aufreizendes,  was  mich  an  einen  Geschlechts- 
verkehr mahnte.  Dann  hetzten  wir  und  jagten  wir  herum.  So  lange  sie 
trocken  war,  ließ  sie  mich  eigentlich  kalt.  Ich  tat  alles  mehr  aus  einem 
knabenliaften  Gefühl  des  Übermutes  als  aus  einem  heißen  Verlangen 
heraus.  Dami  gingen  wir  ins  Wasser.  Im  Wasser  stieg  mein  Begehren. 
Ich  hatte  heftige,  schmerzhafte  Erektionen,  wenn  ihr  nasser  Leib  sich  an 
meinen  schmiegte.  Schon  verlor  ich  die  Besinnung,  Wir  gingen  seitwärts 
und  ich  wollte  sie  besitzen  -  was  natürlich  mich  für  ewig  an  sie  ge- 
bunden hätte  -  da  war  die  Erregung  so  stark,  daß  ich  mich  nicht  mehr 
beherrschen  konnte;  ich  hatte  eine  Pollution  und  die  Gefahr  war  vor- 
über. Der  Eindruck  des  nassen  Leibes  war  so  überwältigend,  daß  ich  ihn 
nie  im  Leben  vergessen  werde.  Am  Lande  war  ich  auch  erregt,  wed  sich 
die  nassen  Kleider  gleich  einer  nassen  Schürze  um  ihren  Bauch 
schmiegten.  Nachher  vermied  ich  es,  mit  ihr  wieder  ms  Bad  ^^  f^-^- }'^^ 
wußte,  daß  sie  mir  im  Wasser  gefährlich  war.  Ich  verlor  sie  bald  ausdem 
Auge,  denn  ich  mußte  München  verlassen,  und  hörte  auch  von  meinen, 
Freunde  nur  sehr  selten." 


/  jfc^ 


3J2  -        -     Fetischismus. 

Analysieren  wir  seine  Erzählung,  so  merkeTi  wir,  daU  er  unter 
einem  homosexuellen  Antrieb  (Liebe  und  Freund)  versuchte,  Hedwig 
näher  zu  kommen.  Allein  seine  Angst  vor  dem  Weibe  trieb  ilin  dazu,  sie 
zu  entwerten  und  allerlei  Fehler  zu  finden.  Er  fülilte  sich  gedemütigt, 
weil  sie  ihm  einen  Schauspieler  vorzog;  er  fand  sie  flatterhaft.  Dann  aber 
vollzog  er  die  „Flucht  vor  dem  Weibe".  Er  fühlte  sich  glücklich,  daß  er 
der  Gefahr  entronnen  war.  Ja  noch  mehr.  Er  hatte  eine  Stellung  aulser- 
iialb  Münchens  angenommen,  um  dem  Mädchen  zu  entHiehen. 

Er  meint,  er  liätte  fast  eine  große  Dummheit  gemacht.  (Nun  ver- 
stehen wir  die  große  Dummlieit  des  Traumes.)  Nur  unter  dem  Eindrucke 
ihres  nassen  Körpers  konnten  die  Hemmungen  überwunden  werden.  Aber 
eine  Ejaculatio  praecox  wirkte  als  Schutzfunktior,.')  Wir  werden  bald 
sehen,  daß  noch  andere  Fluchtinotive  vorhanden  waren. 

Ich  betone  ihm,  daß  noch  ein  älterer  infantiler  Eindruck  im  Mate- 
riale  des  Traumes  verarbeitet  sein  müsse. 

„Haben  Sie  schon  vorher  darnach  getrachtet,  eine  Frau  navkt  zu 
sehen?" 

Nach  einer  Pause  sagt  er: 

„Ich  weiß  daß  ich  mich  bemüiU  habe,  die  Mutter  nackt  zu  seilen'. 
Ich  raochte  10  Jahre  alt  gewesen  sein,  da  hörte  ich,  wie  sie  sich  wusc).. 

w      If  ,    w'  '"        'i     V  ^"  '^'  ^™'"     ^'^  ^t^'""i  "ackt  vor  dem 
Waechtiedi.  Wie  sie  mich  sah,  nahm  sie  eine  alte  Schürze  und 
d  e  c  k  t  e  s  i  c  h  v  0  r  n  e  z  u.  Sie  wurde  rot  im  Geeicht  und  schrie-   Mach' 
daß  du  hmaus  kommst!  Du  Lausbub!  Habe  ich  dir  nicht  verboten   ein^ 
zutreten   wenn  du  nicht  vorher  klopfst?'  Später  bekam  ich  von  ih;  und 

vom  Schwager  tiichtige  Haue  und  wurde,    weil  ifh  t^>,.h 
N.     ,         ir  i    n-        ,  .  ^"  irecn  War,     m  eine 

fmslere  Kammer  gesperrt.  Einmal  blickte  ich  durch  das  Schlüsselloch 
Dann  lauschte  ich  hinter  der  Türe.  Mein  Schwager  kam  herein  und  ich 
wurde  als  ,Spion    von  der  Mutter  verprügelt.'' 

Somit  hätten  wir  ein  Erlebnis,     das  die  Schür zenmanie  erklären 
könnte.  Aber,  wie  w>r  später  sehen  werden,  hat  sich  sein  Fetischismus 
aus  vielen  Komponenten  aufgebaut.  Jedenfalls  hat  das  erwähntP  Fr  Zi 
dazu  beigetragen,  die  Schürzenmanie  zu  fixieren    Wir  J^neonis 

die  Sängerin  des  Traumes  die  Mutter,  der  Theaterpoiizisrd^"  V.'      1 
den  Schwager  (Verdichtung)  symbolisieren.  Inzwischen  geS  I^  rEn 
fälle  in  eine  andere  Richtung. 

„Es  fällt  mir  auf,  daß  ich  dem  Polizisten  ein  TrinL-    i^ 
habe.     Diese  Stelle  des  Traumes  muß  einen  Sinn  haben      ]b\^l" 

pathologisches  Verhältnis  zum  Trinkgeld.  Ich  fürrtif«  -,^  ^'" 

1  LI,  j      1,--  -11  "ii-iiue  immer,  zu  wenig 

gegeben  zu  haben  und  schäme  mich  dann  vor  den  Kellnern    TJ  !■■ 

ich  mit  meiner  Frau  14  Tage  in  einem  Hotel.  Ich  zerbrach  mir  den  Kopf' 

']  Vgl.Baüd  IV  das  KapiU-J   über  ..Ejaiiulatio  praecox". 


Aualyse  eines  Falles  v.mi  SchilrzeufetiscIiiBmus.  315 

Wie  Viel  .nan  geben  BoUte.    Ich  half  mir  schließlich  aus  dem  Ditoia,    ' 
indem  ich  meine  Frau  die  Trinkgelder  geben  ließ.    Aber  ich  ließ  micli 
nicht  mehr  im  Hotel  blicken,  weil  ich  die  enttäuschten  und  unzufriedenen 
Geeichter  der  Kellner  und  Stubenmädchen  nicht  sehen  wollte 

Auch  Armen  weiß  ich  nicht,  ^vie  viel  zu  geben,  und  sclrame  mich 
oft  vor  ihnen.  In  Tr.est  gab  os  im  Beginne  des  Kriogos  ,roPe  Not.  man 
^vurde  sehr  häufig  um  Unterstützung  gebeten,  selbst  ^on  besser  ge- 
kleideten Menschen.  Das  sind  für  mich  äußerst  schmerzliche  Empfm^ 
düngen.  Ich  möchte  am  liebsten  meine  ganze  Börse  ausleeren.  Das  war 
mirnicht  möglich.  Deshalb  wählte  ich  Straßen,  wo  .eh  ^v^ßt^  ich  ko  nte 
nicht  angebettelt  werden  und  machte  große  Umwege.  Ich  kann  mcht 
weiter  gehrn,  ohne  etwas  zu  gehen.  Daher  umging  ich  oft  Bettler,  .pielte 
„VogehStrauß-Politik",  als  ob  ich  sie  nicht  sehen  ^^'''^^_-  '''f^^^ 
drängte  mich  etwas,  hinzusehen  und    wenigstens    einen    Blick    aul    den 

Bettler  zu  werfen.  .  .         4.    „„ 

Ich  vertrage  kein  Unrecht  und  keine  Bedrückung,  ich  vertrage 
nicht,  wenn  ich  sehe,  daß  andere  «ehlecht  behandelt  werden.  Dann  kann 
ioli  meine  Scheu  verlieren  und  mich  überall  einmengen. 

Ich  möchte  alle  Welt  lieben  und  von  aller  Welt 
geliebt  werden,  ich  möchte  wie  ein  Heiliger  durch 
Tugend  alle  anderen  Menschen  überragen.  Imtre- 
achäfte  muß  ich  mir  großen  Zwang  antun,  um  meinen  Untergebenen 
gegenüber  die  Haltung  zu  bewahren  und  nicht  entgegenkommend  zu 
werden.  Ich  möchte  alle  zufrieden  stellen.  Ich  vertrage  aber 
nicht,  schlecht  behandelt  und  beherrscht  zu  werden. 

In  dieser  Hinsicht  habe  ich  hier  schlechte  Tage.  In  Triest  war  ich  Ab- 
teilungschef, hier  habe  ich  noch  keine  richtige  Verwendung  und  fühle 
mich  wie  in  einem  Gefängnis,  wie  gefesselt.'-  (Siehe  die  Handschellen 
des  Polizisten!) 

Am  nächsten  Tage  beginnt  er  von  eeincr  Frau  zu  sprechen.  „Den 
größten  Genuß  hatte  ich  bei  ihr,  wenn  sie  badete  und  im  nassen  Bade- 
kostüm  war.  Das  war  in  Triest  oft  der  Fall,  wo  wir  im  Meere  badeten. 
Ich  ging  dann  mit  ihr  in  die  Kabine  und  vollzog  den  Beischlaf.  Es  war 
ein  unwiderstehlicher  Drang  und  meine  Frau  wußte  schon,  daß  jedes  Bad 
eine  oder  mehrere  Umarmungen  nach  eich  zog." 

„Wirkt  das  nasse  Kleid  stärker  als  die  Schürze?" 
',Das  kann  ich  nicht  sagen.  Ich  stelle  mir  oft  die  Frauen  und 
Mädchen  im  nassen  Badekostüm  vor,  wo  man  alle  Formen  sieht.  Dann 
ist  es  lierrlich,  den  nackten  oder  eng  bekleideten  Körper  zu  fühlen.  Das 
nasse  Kleid  kam  erst  nach  dem  Erlebnis  mit  der  Hedwig  auf.  Sonst  inter- 
essierte ich  mich  und  interessiere  mich  noch  heute  für  jede  Weiblichkeit, 


^iA,  -  .    ■.      .  Fetischiemns.  ■•;»I  ■. 

wenn  sie  eine  Schürze  trägt.  Mein  Entzücken  bilden  Köchinnen,  Kell- 
nerinnen, Dienstmädchen  in  Schürzen.  Ich  habe  einige  von  ilmen  verführt 
und  gebraucht.  Sie  mußten  sich  aber  in  Kleidern  mit  der  Schürze  ergeben. 
Sonst  war  ich  fast  impotent.  In  ein  dauerndes,  ernstes  Verhältnis  habe 
ich  mich  daher  nie  eingelassen.  Meist  ging  ich  diesen  Mädchen  in  der 
Dunkelheit  auf  der  Straße  nach  und  scheute  mich  vor  verkelirsreichen 
Straßen.  Ich  hatte  auch  nie  ein  Gefühl  der  Liebe  für  diese  Geschöpfe.  Ich 
sah  in  ihnen  nur  die  Schürze,  und  da  meistens  nur  die  schmutzige 
Arbeitsschürze.  Weiße  Schürzen  berühren  mich  wenig.  Es  kränkte  mich, 
daß  die 'Schürzen  nicht  naß  waren.  Ich  suchte  meine  Objekte  daher  am 
liebsten  bei  Regen,  wenn  die  Mädels  keinen  Schirm  hatten,  bot  ilmen, 
wenn  sie  ordentlich  durchnäßt  waren,  meinen  Schirm  an  und  hatte  so  die 
Gelegenheit,  mein  Ziel  zu  erreichen.  Viele  Mädels  wollten  die  nassen 
Kleider  ablegen,  ich  aber  schützte  Mangel  an  Zeit  vor  und  vollzog  den 
Koitus  in  nassen  Kleidern,  was  für  mich  ja  der  Hauptreiz  war." 

„Haben  Sie  nie  wirklich  geliebt?" 

„Das  kann  ich  nicht  sagen.  Ich  habe  zweierlei  Richtungen.  Bei  der 
Schürzensache  ist  nie  wirklich  Liebe  dabei. ^  Zu  anderen  Mädchen  fühlte 
ich  schon  Liebe,  aber  eine  blasse,  schwache  Liebe,  ein  dunkles  Gefühl  von 
etwas  Hohem  und  Reinem.  Zu  einer  wirklich  hohen,  heißen,  alle  Sinne  be- 
rauschenden, hinreißenden  Liebe  ist  es  nie  gekommen.  Meine  Sinne  waren 
nie  ganz  berückt!  So  eine  Liebe  habe  ich  leider  nie  kennen  gelernt  Sobald 
ich  mit  den  idealen  Mädchen  Beziehungen  hatte,  machte  sich  in  mir  der 
berechnende,  überlegende,  kritische,  scharf  beobachtende  Menscli  bemerk 
bar.  Und  wenn  ich  sah,  daß  die  Verbindung  materiell  nicht  günstig  sein 
könnte,  so  Heß  ich  mich  gar  nicht  ein." 

„Sie  wollten  also  unbedingt  reich  heiraten?"       •:■;..     '■ 

„Ja,  ich  war  armer  Leute  Kind,  hatte  die  Armut  qualvoll  emp- 
funden und  wollte  emporkommen.  Meine  Kinder  sollten  es  besser  haben  " 

„Sie  wollen  auch  Geld  haben,  um  andere  beschenken  zu  können?"' 
■'  „Das  ist  mein  größter  Genuß.  Eigentlich  etwas  anderes  Ich  habe 
eine  Angst,  ich  könnte  für  einen  „Schmutzian"  gehalten  werden." 

„Dabei  ist  doch  Ihr  Ideal  eine  schmutzige  Schürze !" 

„Das  sind  eben  die  merkwürdigen  Gegensätze  in  meiner  Brust  Ich 
bin  im  Leben  ein  peinlich  reiner  Mensch  -  auch  in  moralischer  Hinsicht 
Ich  vertrage  kein  Gespräch  über  „Schweinereien",  lasse  mir  nie  obszöne 
Witze  erzählen,  ich  würde  mit  Frauen  niemals  Zweideutigkeiten  reden 
Ich  bin  ein  strenger  Sittenrichter.  Ich  sagte  Ihnen  ja,  ich  hätte  Hedwig 
geheiratet,  wenn  ich  sie  sexuell  gebraucht  hätte.  Ich  habe  nie  das  so- 
genannte „Stinkfinge rln"  getrieben,  wie  man  bei  uns  sagt " 

:;       ')  Diese  Behauptung  orweist  eicii  am  Schluß  der  Analyse  ala  falsch! 


Analyse  eiues  b'aUes  von  Scli  ü  rzen  f  et  i  sc  hieraus.  315 

Eine  Weile  schweigt  er  und  kommt  dann  auf  eeiiie  Mutter  zu 
sprechen:  „Als  ich  ein  Hjähriger  Junge  in  Ala  war  bat  ich  die  altero 
Tochter  meiner  Wirtin  um  die  Erlaubnis,  sie  mit  Mutter  ansprechen  zu 
dürfen  und  verlangte  von  ihr,  geduzt  zu  werden,  worauf  s.e  leider  nicht 

einging,"  .,    ,      ,,  ,.„„o" 

„Hatte  sie  eine  gewisse  Älmlichkeit  mit  der  Mutter. 
Ja,  entschieden.  Ich  brauchte  einen  Ersat.    ur  meine  Mutter,  ob- 
■  gleich  ich  eigentlich  froh  war,  von  München  -^f  «T^^^^^rj, 
. ,-      Plötzlich  gehen  seine  Einfälle  von  der  Mut  er  auf  ^"^^^  Sruc!' 
'-       „Das  Wasser  übt  immer  auf  mich  einen  faszinierenden  EindrucK 
aus.      mmer.ichtes   mich   zum  Wasser  -<i  besonders   zu   grolle  en 
-  Wassermengen.  Ich  war  8  Jahre  lang  Radfahrer  Bin  jeder  A-^'-^^™'^ 
zu  einem  See  führen.  Ich  suchte  stets  eine  Wirtschaft  od  r  ein  Cafe  m 
Aussicht  auf  den  See  oder  mit  einer  Terrasse  auf  den  Se^  -laus  und  .a 
überglücklich,  wenn  ich  es  gef^deu  hatte  und  dort  m  den  Anblick  de. 
Sees  versunken  sitzen  konnte.  Ich  geriet  in  eine  Ar    Ekstase   m  e men 
schwärmerischen  Tagtraum,  aus  dem  mich  meine  Kollegen  erst  weckten 
was  mir  oft  Hänseleien  eintrug.  In  Tnest  wohnte  ich  nur  m  Zimmern  mit 
Aussicht  auf  das  Meer.  -Jede  freie  Zeit  benützte  ich  zu  Schiffsaus  flu  gen 
,md  starrte  stundenlang  in  die  Wogen-    Sturm  und  Wellenbewegungen 
lösten  direkt  sexuelie  Gefühle  aus.  -     ■  ■■'    ' 

-i  Jedes  Wannenbad  war  für  mich  eine  ee.xuelle  Gefahr,  es  endete  mit 
einem  onanistiechen  Akte.  Die  Versuchung  war  zu  groß.  Da  war  warmes 
Wasser  da  gab  es  Badetücher,  die  ich  eng  um  den  Leib  binden  konnte, 
ich  war  allein,  wie  hätte  ich  da  widerstehen  sollen!  Deshalb  ging  ich  in 
München  immer  in  die  Schwimravereine,  um  stets  von  Menschen  umgeben 
und  beobachtet  zu  sein.  So  schützte  ich  mich  gegen  meine  krankhaften 
Regungen. 

Damit  m  Zusammenliang  fällt  mir  ein,  daß  ich  eine  jede  Frau 
mustern  muß,  oh  sie  nicht  schwanger  ist.  Wasser  und  Schwangerschaft 
haben  bei  mir  Beziehungen. 

Man  crzälilte  mir  als  Kind,    daß  der  Storch  die  Kinder  aus  dem 

Wasser  bringt 

Ich  habe  ein  feines  Üefüht  für  jede  Sel^wangerschaft.  Ich  rieche  sie 
förmlich  Ich  erkenne  sie  am  Glanz  der  Augen,  am  Teint,  an  einer  sonst 
für  jeden  anderen  unmerklichen  Rundung  der  Figur.  Konstatiere  ich  eine 
solche  beginnende  Gravidität,  vielleicht  im  Stadium  nach  dem  ersten 
Ausbleiben  der  Periode,  so  üben  diese  Frauen  eine  riesige  Anzieliungs- 
kraft  auf  mich  aus.  Ich  möchte  mich  am  liebsten  auf  sie 
s  t  ü  r  z  e  n  u  n  d  s  i  e  n  m  a  r  m  e  n.  Ich  könnte  ihnen  stundenlang  nach- 
laufen '  Im  Gedränge  suche  ich  nach  schwangeren  Frauen.  Es  glückte  mir 
einmal   den  Bauch  einer  Graviden  zu  berühren;  in  diesem  Momente  war 


^  fc^ 


ifmm!^#^ 


316 


Fetischismus. 


IJ 


>f- 


ich  Überglücklich  und  hatte    eine    Samcnentleeiung    mit    gröRtem    Or 

gaemue. 

Auch  während  der  Schwangerschaft  meiner  Frau  war  ich  —  he 
sonders  in  den  ersten  Monaten  —  überglücklich,  ich  trachtete,  sie  immer 
am  Bauche  zu  berühren  und  wohnte  ihr  fast  jeden  Tag  bei.  viel  öfters,  als 
in  den  gewöhnlichen  Zeiten. 

Ich  interessiere  mich  beyoiiderö  für  den  Hinterteil  der  Frauen- 
Frauen  in  Hosen  (aucli  meine  Frau)  reizen  mich  besonders  (lionio- 
eexuelle  Kumponente!).  In  den  Seebädern  und  Faraihenbädern  blicke  ich 
immer  auf  den  Bauch  der  Frauen.  Entdecke  ich  eine  Gravide,  so  bleiben 
meine  Blicke  wie  gebannt  haften.  Ich  schaue  anstandehiilber  etwas  weg. 
um  sofort  wieder  auf  die  Stelle  des  Bauches  zu  starren. 

So  erinnere  ich  midi  an  eine  Geschichte  aus  dem  ^■origen  Jahre. 

Auf  meinem  Büroweg  fiel  mir  einmal  eine  jüngere  Frau  auf  bei 
der  ich  Schwangerschaft  vermutete.  Von  da  ab  begegnete  sie  m.r'fast 
täglich  und  ich  brauchte  nicht  allzu  lange  zu  ^varten,  imi  meiner  Ver- 
mutung sicher  zu  sein. 

Die  Begegnung  war  für  mich  jetzt  ein  tägUches  freudiges  Ereignis. 
Bß  schmerzte  nndi  sehr,  wenn  ich  sie  enunal  eines  Tages  nicht  sah.  Auch 
hatte  ich  nicht  übel  Lust,  s,e  anzusprechen,  doch  hielt  mich  nn  Moment 
des  gefaßten  Entschlusses  eine  Lrresung  über  den  ganzen  Körper  und  l>e- 
sonderes  Zittern  in  den  Füßen  ab.  Ernst  damit  zu  macb.n.  Idi  bemerke 
aber  dabei,  daß  diese  Dame  -  vielleicht  war  es  ein  Fräulein^  -  keine 
Schürze  trug  sondern  mtweder  ein  rotes  Jaquet  oder  einen  langen  Saint- 
mantel  anhatte.  Außerdem  war  sie  hellblond.  Dies  ist  meine  Liebiin-s^ 
^rbe!  Hellblonde,  goldblonde,  auch  schon  mit  einem  SüTl^':^, 
Haare  tragende  I  rauen  hatten  ,mmer  aucli  eine  besondere  Anziehungs- 
kraft  auf  mich  ausgeübt.  '^ 


Er  fühlt  sich  m  M'ien  sehr  schlecht.  Er  war  selbständiger  Bürochef 
in  Triest,  wurde  naclrWien  berufen  um  einen  Oberbuchhalte'::  eise t  en 
der  einrucken  sollte.  Dessen  Emruckung  wurde  aufgeschoben  daher  steht 
er  ohne  entsprechende  Beschäffgung  da  und  sträubt  sich  Lege,  min- 
derwertige Dienste  zu  leisten.  Vor  allem  wiederholt  er,  .laß  er  sich  nicht 
beherrschen  lassen  kann. 

Damit  dürfte  zusammenhängen,  daß  er  nie  pünktlich  ■  B" 
kommt.  Er  kommt  auch  zur  Behandlung  regelmäßig  um  10  Minuten 
später,  die  seine  Unabhängigkeit  und  Unbotmäßigkeit  n>arkieren  sollen 
Er  geht  lieber  em  bißchen  spazieren,  wenn  er  zu  früh  vor  dem  Büro  oder 
vor  meiner  V/ohnung  erscheint,  als  daß  er  den  Gehorsam  der  Pünktlich- 
keit zeigen  würde. 


Analyse  ''ines  Falles  von  Schürzenfctischismus.  ^  317 

Handelt  es  sich  aber  um  sehr  wichtige  Angelef^^eiüieiten,  so  daß  er 
pünktlich  sein  muß  (Vorgesetzter  -  Kommissionen  ~  dringende 
Arbeit),  so  wird  er  unruhig,  verliert  die  Beherrsdiung  semer  Kräfte, 
imcht  irgend  einen  Unsimi.  Dagegen  ^vill  er  das  Büro  immer  pünktlich 
verlassen  und  nicht  eine  Minute  länger  arbeiten,  als  es  die  Pflicht  vor- 
schreibt. In  Triest  war  das  nicht  mögUch.  Er  sollte  warten,  um  die  Post 
zu  unterschreiben.  Es  kostete  ihm  tägUeh  einen  schweren  Kampf  zu 
bleiben,  er  wurde  wütend,  hätte  am  liebsten  etwas  zerrissen  und  richtoto 
es  nach  Möglichkeit  ein,  daß  sie  fertig  wurden.  Seine  grenzlose  Herrsch- 
sucht, seine  übergroße  Emptindiichkeit,  sein  pathologischer  Wille  zur 
Macht  drücken  sich  in  diesen  Zügen  deutlich  aus.  Er  kämpit  um  seine 
Unabhängigkeit,  wie  alle  Fetischisten,,  die  unter  einer  infantilen  Fixie- 
rung zu  leiden  liaben.  Sic  haben  genug  mit  dem  einen  Zwange,  bie  sind 
nicht  fähig,  eine  stärkere  T3elastung  mit  fremden  Imperativen  zu  er- 
tragen. 

Er  bringt  folgenden  Traum,  den  zweiten  in  der  Behandlung: 

Ich  fuhr  nach  Triest  zurück,  um  meine  Familie  nach  Wien  zu 
holen.  Vor  der  Abfahrt  in  Triest  wurde  ich  darauf  aufmerksam  ge- 
macht, daß  die  Italiener  inzwischen  vorwärts  gekommen  seien  und 
gegenwärtig  die  Granaten  in  und  in  nächster  Nähe  des  Bahnhofes 
Nabresina  oder  Opcina  (nicht  ganz  klar)  einschlagen,  wie  ich  mich 
selbst  überzeugen  konnte. 

Ich  ging  nun  ans  Fenster  —  es  war  Nacht  —  und  überzeugte 
mich  selbst  von  dem  Einschlagen  der  Granaten,  die  furchtbare 
Feuergarben  aufspringen  ließen.  Es  war  fast  eine  helle  Nacht  durch 
daß  Feuer  der  Explosionen. 

Ich  fi'ug,  ob  denn  der  Zug  dennoch  über  Nabresina  oder  Opcina 
seinen  Weg  nehme  und  erhielt  eine  bejahende  Antwort.  Daraufliin 
wollte  ich  von  der  Reise  abstehen  und  sagte  zu  meiner  Frau,  unter 
solchen  Umständen  könnten  wir  immöglieh  reisen,  doch  bestand 
meine  Frau  auf  Abreise  und  wir  fuhren.  Von  da  ab  war  der  Traum 
unklar  und  ich  glaube  mich  erinnern  zu  können,  daß  die  Granaten 
neben  unBcrcm  Zug  einschlugen  und  glaube  auch,  einen  Waggon 
trafen,  wir  aber  trotzdem  unverletzt  durchkamen. 

Dieser  Traum  bringt  uns  das  wichtige  Thema  seiner  Ehe.  Er  weiß 
nicht  recht,  warum  ei'  geheiratet  hat.  Er  wollte  um  jeden  Preis  seine 
Paraphilie  überwinden.  Seine  Frau  hatte  etwas  Geld,  sie  gefiel  ihm  ganz 
gut  und  er  wollte  nun  absolut  einmal  eine  Jungfrau  besitzen.  Das  malte 
er  eich  als  höchste  Wonne  aus.  Aber  er  kann  sich  in  die  Ehe  nicht  finden. 
Er  ist  zu  sehr  mit  sich  selbst  beschäftigt,  zu  stark  an  seine  Phantasien 
gekettet.  Ihn  locken  alle  anderen  Frauen,  wenn  sie  seine  Liehesbedin- 


S18 


Fetisch  iamua. 


T 


; 


gungen  erfüllen,  während  der  Reiz  seiner  Frau  immer  mehr  abninmiL. 
Nun  zeugte  er  vier  Kinder,  um  Wonnen  der  beginnenden  Gravidität  aus- 
kosten zu  können.  Der  Arzt  hat  weitere  Gravidität  untersagt.  Er  muß 
Coitus  interruptus  machen,  seine  Potenz  hat  abgenommen,  er  verzichtet 
auf  den  Verkehr.  Er  lieht  seine  Kinder  nicht.  Er  ist  zu  sehr  Egoist,  um 
jemanden  anderen  heben  zu  können.  Er  ist  angeblich  liehesunfähig. 

Die  Analyse  des  Traumes  zeigt,  daß  er  mit  Todesgedanken  gegen 
ßeine  Familie  kämpft.  In  diesem  Traume,  dessen  Schluß  er  willkürlicli 
unter  dem  Einfluß  einer  moralischen  Zensur  redigiert  hat,  läßt  er  seine 
Familie  zugrunde  gehen.  Er  ist  wieder  Junggeselle. 

Ich  frage  üui,  seit  wann  er  an  Husten  und  Asthma  leidet.  Es  zeigt 
sich,  daß  die  Beschwerden  n  a  c  h  der  Verheiratung  aufgetreten  sind.  Seine 
Frau  war  damals  im  vierten  Monat  der  ersten  Schw^angexschaft.  Ihr  Reiz 
verlor  sich  immer  mehr  und  ihm  graute  vor  dem  Gedanken,  ein  „versim- 
pelter Familienvater"  zu  werden.  Er  fürchtete  den  Verlust  seiner  Frei- 
heit. Er  haßte  jeden  Zwang,  wie  alle  Fetischiston,  die  so  unter  dem 
Zwange  ihrer  vergewaltigten  Sexualität  leiden.  Er  wollte  wieder  unab- 
hängig sein  und  reisen.  Er  haßte  auch  den  Zwang  des  Militärs  und  war 
glücklich,  daß  seine  schwache  Konstitution  es  seiner  Firma  ermöglichte, 
ihn  von  jedem  Dienste  entheben  zu  lassen. 

Vor  dem  ersten  Erstickangsanfall,  den  er  uns  auf  Seite  307  so  an- 
schaulich geschildert  hatte,  war  er  im  Kino.  Er  sah  ein  Stück,  in  der  ein 
Mann  seine  Frau  erdrosselt  hatte.  Dies  Stück  hatte  ihn  sehr  aufgeregt, 
denn  das  Erdrosseln,  hatte  ihn  immer  außerordentlich .  interessiert  und 
seine  Phantasie  beschäftigt. 

Er  versuchte  sich  auch  als  Schriftsteller  und  hat  eine  kleine  Novelle 
geschrieben,  in  der  eine  Frau  erdrosselt  wird. 

Er  haßt  die  Unannehmliclikeiten  der  Ehe.  Er  möchte  wieder  Mando- 
line  spielen  und  darf  es  am  Abend  nicht,  weil  seine  Kinder  gestört  werden. 
Was  gehen  ihn  seine  Kinder  an?  Er  will  sein  Vergnügten  haben!  Er 
möchte  gerne  singen  und  sich  von  seiner  Frau  am  Klavier  begleiten 
lassen.  Sie  hat  für  ihn  keine  Zeit.  Alles  für  die  Kinder!  In  solchen  Mo- 
menten haßt  er  seine  Kinder. 

Er  beginnt  zu  begreifen,  daß  er  seine  Frau  erdrosseln  wollte  und 
daß  der  Hustenreiz  und  sein  Astiuna  mit  kriminellen  Phantasien  zusam- 
menhängen. Wie  lästig  er  jeden  Zwang  empfindet,  das  beweist  die  Auf- 
zeichnung, die  er  in  der  folgenden  Nacht  machte  und  die  uns  ein  deut- 
liches Bild  von  seinem  Seelenzustande  gibt. 

„VaS  Uhr  morgens!  Gestern  abends  brachte  meine  Frau  die 
Kinder  etwas  später  als  gewöhnlich  (^/JO)  zu  Bett  und  kam  aus  dem 
Schlafzimmer  mit  aufgelösten  Haaren  zurück.  Dies  gab  mir  einen  Stich 


-i 


Analyse  eines  FaUes  von  Schfirzonfctischisiniis.  3^9 

durch  den  ganzen  Körper,  denn  ich  empfand  darin  eine  indirekte  wortlose 
Aufforderung,  zu  Bett  zu  gehen. 

Ich  las  ehen  im  „Platen"  („Natürliche  Heihnethoden")  über  die 
Kapitel:  „Die  Luft  xmd  das  Licht",  worauf  ich  im  ziellosen  Herum- 
blättern gerade  stieß.  Ich  hatte  vorher  nachgesehen  über  „Huflattich- 
tee",  den  ich  gegenwärtig  als  Bicrersatz  trinke,  zeigte  hierauf  meinen 
Kindern  die  farbige  Abbildung  der  Pflanze  mit  gleichzeitiger  Aui- 
forderung,  auch  einen  solchen  zu  trinken.  Während  mein  älterer  Sohn 
sonst  nie  freiwillig  derartige  Tees  trinken  wollte,  griff  er  diesmal  rasch 
m,  probierte  ihn  und  fand  ihn  gut.   Icli  hatte  dabei  merkwürdigerweise 

ein  unangenehmes  Gefülil.  ■       •  *"  t,    1      1      n 

Auf  die  Aufforderung  meiner  Frau  hin  schloß  ich  das  Buch,  obwohl 
mich  das  nächste  Kapitel:  „Wie  sollen  wir  wohnen?"  interessiert  hatte 
(trotzdem  ich  es  schon  einmal  gelesen  hatte)  und  ging  auch  zu  Bett. 

Idi  muß  hiebei  bemerken,  daß  wir  stets  zusammen  zu  Bett  gehen. 
,  ...  Einschlafen  jedoch  konnte  ich  nicht  und  stand  endlich  um  2  Uhr 
wieder  auf  und  fing  an,  diese  Zeilen  zu  schreiben.  Der  Hustenreiz  hat 
merklichnach  gelassen. 

Abertausend  Gedanken  schössen  durch  meinen  KopE,  als  wenn  d'" 
Fäden  eines  Weberschiffchens  unendlich  rasch  durcheinander  laufen 
würden.  Ich  wollte  schreiben  und  meine  Gedanken  fixieren.  Da  fiel  es 
mir  ein,  daß  ich  ein  armer,  eingebildeter  Narr  bin. 

Mein  Hauptschmerz  ist,  daß  ich  keine  Originalität  habe!  Ich  könnte 
daran  zugrunde  gehen.  Mein  Bestreben  ist,  originell  zu  erscheinen.  Ich 
will  kein  Alltagsmensch  sein!  Ich  will  nicht  als  dummer  Philister  enden." 

Wir  sehen,  wie  er  sich  dem  Zwange  fügt  und  mit  seiner  Frau 
schlafen  geht,  wälirend  er  noch  lesen  möchte.  Er  wagt  es  nicht,  offen  zu 
rebellieren.  Er  ist  der  Anarchist  mit  der  Faust  in  der  Hosentasche.  Aber 
seine  Erregung  ist  so  groß,  daß  er  keinen  Schlaf  findet.  Ich  gehe  zuerst 
von  dem  Tliema  der  Originalität  aus  und  sage  ihm: 

„Ihre  Sehnsucht  nach  Originalität  haben  Sie  mit  Ihrem  Fetischis- 
mus erfüllt.  Daher  sind  Sic  stolz  auf  Ihre  Krankheit!" 

Er  leugnet  erst  diesen  Stolz,  dann  aber  gibt  er  zu,  daß  er  wohl  der 
Ansicht  ist,  er  sei  der  einzige,  der  aneine  r  solchen  ver- 
rückten Perversion  leidet. 

Er  möchte  aber  etwas  Außerordentliches  leisten.  Der  Weltkrieg 
hat  ihm  gezeigt,  wie  schlecht  die  Menschen  sind.  Er  möchte  eine  neue 
Religion  der  Liebe  verkünden.  Er  möchte  wandern  von  Ort  zu  Ort  und 
überall  Liebe  und  Vertrauen  predigen.  Darin  hindert  ihn  jetzt  seine 
Familie.  Sein  geistiger  Aufschwung  ist  gehemmt,  seit  er  verheiratet  ist. 
Jetzt  ist  die  Gelegenheit,    sich  auszuzeichnen,    für  den  Frieden  einzu- 


.. ;  1 


ii 


320 


Feti  Schiern  US. 


I     •   : 


i 


■;  1 


treten,  ein  Märtyrer  zu  sein,  für  seine  Idee  zu  sterben,  aber  er  muß  für 
seine  Familie  leben.  -  ,     ■ 

Nun  führe  idi  ihn  auf  die  EpiBode  vom  Tee  und  frage  ihn,  warum 
er  den  Kindern  den  Huflattichtee  gegeben  hat.  Er  meint,  damit  sie  sich 
später  an  die  Schrecken  des  Krieges  erinnern  sollen.  Aber  langsam  er- 
kennt er,  daß  andere  Gedanken  sich  eingemischt  haben,  w-elche  uns 
seine  Eischcmungen  nach  dieser  Episode  und  seine  Aufregun-  nachher 
erklären  helfen.  Er  hEiltc  die  Phantasie,  seine  Kinder  und  ganzl  Familie 
zu  vorgiften.  Wie  leicht  kann  man  den  Huflattichtee  mit  einem  anderen 
giftigen  Tee  verwechseln!  Wie  leicht  kann  ein  Unglück  geschehen  und 
eine  ganze  Familie  zugrunde  gehen.  Vor  einigen  Tagen  hatte  er  in  der 
Zeifung  gelesen  daß  eine  ganze  Familie  nach  dem  Genüsse  giftiger 
Schwämme  gestorben  sei.  Wie  hatte  ihn  diese  Notiz  erregt! 

So  kämpfen  immer  zwei  Tendenzen  in  seiner.  Brust,  '  die  religiöse 
und  die  satanische.  Er  will  ein  Heiliger  sein  und  ist  in  Gefahr  ein  Ver- 
brecher zu  werden  Auf  den  kriminellen  Komplex  deuten  schon 'der  erste 
'l'raum  und  sein  Schuldbewußtsein,  seine  Menschenscheu,  seine  An^st 
mit  anderen  allein  zu  bleiben.  °    ' 

Noch  weiß  er  nicht  -  oder  will  es  nicht  wissen,  warum  er  diese 
Angst  hat.  Wir  erhoffen  von  der  Analyse  die  Aufklärung  dieser  dunklen 
Punkte. 


\ 


.  \ 


Er  hat  einen  sonderbaren  Traum: 

Ich  befinde  mich  in  einer  Kirche.  Der  Prediger  spricht  von  der 
Uebe  der  Menschen  und  von  der  Pflicht,  für  den  Kaiser  zu  sterben, 
Dann  werde  ich  erregt  imd  rufe  aus:  „Zuerst  kommen  die  Pflicliten 
gegen  sich  selbst  und  gegen  die  Familie!"  Große  Erre-une  m  der 
Kirche  Ich  springe  auf  die  Kanzel.  Alle  meine  Scheu  ist  ver- 
schwunden. Ich  rede  m.  emer  solchen  Begeisterung,  daß  alle 
Menschen  auf  d,e  Knie  faUen.  Sie  drängen  sieh  um  mich,  sie  küssen 
meine  Hände  und  meine  Fuße  und    den    cjan.rv,         ■       \~.  j 

,,      .        c         V    ■  ^    ■    TT    ,-  ^^""^   meines    Gewandes. 

Manoho  rufen:  „Er  .s  ein  Heiliger!"  Ein  alter  Mann  lacht  höhnisch 
auf.  Ich  will  mich  auf  ihn  stürzen.  Er  hat  eine  Hacke  in  der  Hand 
und  we.Bt  auf  emo  Schurze  hm:  „Diese  habe  ich  in  Stücke  zerhackt. 
So  werde  K-h  auch  diesen  Schwindler  entlarven!"  Die  Menge  stockt 

und  b  ickt  mich  sprachlos  an.  Ich  famre  711  =+^.+4  ,       ^■ 

_     ,^   ,     ,'  -,  '"'f'^  2u  stottern  an  und  verliere 

meine  Kra  t.  In  diesem  Momente  fällt  eine  Bombe  in  die  Kirche.  Ein 
Flieger  hat  sie  geworfen.  Em  Splitter  fällt  dicht  neben  meinen  Kopf. 
Ich  erwache  mit  Schrecken  .  .  , 

Es  fällt  ihm  zuerst  ein,  daß  es  eine  katholische  Kirche  war    Er  ist 

Protestant,  zeigt  aber  große  Neigung  zum  Katholizismue.     Er  möchte 


AnaiyBi;  eiuGS  Falles  von  Scliilrzenfotischismua.  gg. 

gerne  mit  Beiner  Frau  und  seinen  Kindern  zuin  Katliolizisuius  Übertreten. 
Aber  seine  Frau  wehrt  sich  dagegen.  Er  geht  immer  in  die  katlioÜBche 
Ivirdie,  die  ihm  viel  besser  gefällt  als  der  nüchterno  protestantieclie 
Gottesdienst, 

Am  liebsten  würde  er  eine  neue  Religion  gründen,  die  zwisclien 
beiden  Religionen  steht.  Er  war  sehr  fromm  in  seiner  Jugend  und  dachte 
daran,  ein  Mönch  zu  werden.  Er  schwärmt  für  Christus  und  beschäftigt 
sich  viel  mit  den  Christuslegenden. 

Andererseits  mischte  sich  seine  Sexualität  in  den  Glauben.  Er 
fragte  sich  als  Knabe  oft.  ob  Christus  auch  wie  ein  Mensch  gebaut  sei 
und  versuchte  hinter  das  Tuch  zu  blicken,  das  die  Geschlechtsteile  Chi-isti 
verhüllt.  Da  sah  er  einst  ein  Hild  in  der  Kirche:  Die  Beschnciduj:;: 
Cliristi.  Dieses  Bild  machte  einen  großen  Eindrui'k  aid  ilm.  Er  spielte 
oft  mit  dem  Gedanken,  sich  zu  kastrieren  und  ein  Heiliger  zu  werden. 

El-  H;ollte  ein  zweiter  Christus  sein.  Er  wollte 
die  Selvte  der  Wiedertäufer  einführen.  Das  Wasser 
16 1  ein  Symbol  der  Wiedertaufe.  Die  Scliürze  isi 
ein  Symbol  der  Schürze,  die  das  heilige  Bild  Christi 
verhüllt.  -       . 

Von  Christus  gehen  seine  Gedanken  auf  seinen  Vater,  der  auch  ei^i 
frommer  Mann  war.  Er  war  aber  iähzornig  und  kam  manclimal  betrunken 
zu  Hause.  Er  quälte  ihn  und  schlug  ihn  grundlos. 

Der  Vater  trug  oft  bei  der  Arbeit  eine 
schmutzige  Srhürze.  Einmal  nahm  Patient  ein  Beil 
und  zerhackte  diese  Schürze  in  tausend  Stücke. 

Er  fürchtete,  daß  man  seine  Missetat  entdecken  werde,  nahm  die 
einzelnen  Fetzen  mit  sich  und  warf  sie  in  die  Isar. 

Der  Traum  zeigt  uns,  wie  diese  Sünde  sein  Gewissen  belastet.  Er 
weiß  es  im  Unbewußten,  daß  dies  Zerhacken  der  Schürze  ein  symbolischer 
Vatermord  war.  Und  er,  der  Verbrecher,  will  jetzt  das  Wort  Gottes  pre- 
digen! Gott  wird  ihn  bestrafen.  Eine  Bombe  wird  ihn  zei-sdiinettern,  weil 
er  seinen  Vater  nicht  geehrt  hat.  (Der  Kaiser  im  Traum  ein  Symbol  dm 
Vaters!  Die  Bombe  erscheint  schon  im  zweiten  Traum  auf  S.  317.) 

Unter  Widerstreben  erzählt  er  einen  Vorfall,  der  sich  in  seinem 
17.  Jahre  in  Ala  abspielte.  Er  ging  einmal  in  das  Klosett  und  fand  dort 
alten  Kot.  Er  dachte,  das  ist  der  Kot  seiner  Hausfrau  oder  einer  ihrer 
Töchter.  Er  nahm,  eine  alte  Decke  und  gab  den  Kot  in  die  Decke.  Damit 
eilte  er  zur  Etsch.  An  einem  versteckten  Orte  breitete  er  die  Decke  aus. 
Dann  legte  er  sich  auf  den  Kot,  so  daß  die  Feuchtigkeit  seinen  Baucli 
benetzte.  Er  wälzte  sich  so  lange,  bis  Ejakulation  und  heftiger  Orgas- 
mus eintraten.  Dann  versenkte  er  die  Decke  in  die  Etsch,  badete  sich  rein. 

Slekol,  StUruiiBOQ  dea  Trieb-  und  Affoktloboiis.  VU.  21 


332 


Fctiscliismti'i. 


I 


I.. 


: 


'] 


Nachher  tiefe  Reue  und  Beschämung.  (Er  spielte  einen  Säugling  in  den 
Windeln.)  Der  ganze  Vorfall  ist  ilun  unerklärlich.  Er  handelte  unter 
einem  Impulse,  der  umviderstehlicli  war.  Er  war  wie  in  einem  Traume. 

Im  Anschluß  daran  erzählt  er,  daß  er  sich  ursprünglich  vor  deji 
Bchmutzigen  Schürzen  der  Mutter  geekelt  hatte.  Die  Schür3en  der 
Mutler  waren  angeblich  für  ihn  niemals  Sexual- 
Objekte. 

Er  haßte  seine  Mutter,  weil  sie  roh  war  imd  ihn  sehr  oft  ungerecht 
geschlagen  hatte.  Er  führt  seine  Krankheit  auf  die  Schläge  zurück,  die 
er  ungerechterweise  bei  den  geringsten  Kleinigkeiten  von  seinen  Eltern 
erhalten  iiatte. 

Er  hatte  zwei  Träume: 

1.  In  einem  Restaurant  sagte  der  Kellner  zu  mir;  „Die  Ita- 
liener sind  mir  doch  lieber  als  die  Slovenen,  weil  sie  sich  nicht  so  tief 
Gingrahen."  .     ,  .      . 

2.  Ich  war  in  Nürnberg  und  sollte  eine  neue  Stellung  an- 
nehmen. Ich  sagte  „Unter  Vorbehalt!".  Kollega  Neuleben  sagte  mir, 
daß  der  neue  Posten  mit  einem  Verzicht  auf  Geld  verbunden  sei. 

Der  erste  Traum  drückt  die  Kämpfe  in  seiner  Brust  aus.  In  Triest 
gab  es  Immer  Streitigkeiten  zwischen  Italienern  und  Slovenen.  Er  eym- 
pathisiert  mit  den  Italienern.  Die  Slovenen  sind  ihm  zu  falsch.  Die 
Italiener  seien  ehrlicher.  Die  Italiener  symbolisieren  hier  die  katholi^t-ben 
(frommen)  Tendenzen  im  Gegensätze  zu  den  satanischen,  weleiie  die  S!o- 
v(Tie]i  übernehmen.  Die  satanischen  sind  tiefer  eingegraben.  Er  will  sie 
nicht  ausgraben.  Den  gleichen  Widerstand  gegen  das  neue  Leben  (Neu- 
leben!)  drückt  der  zweite  Traum  aus.  Er  behält  sich  vor,  die  alte  Stel- 
lung (lies  Einstellung)  zu  behalten.  Er  will  auf  die  Genuese  der  alten 
Paraphilie  (Geld  ein  Symbol  für  Liebe  und  Sexualität)  nicht  verzichten.. 

'Wh  können  aus  der  Kotepisode  in  Ala  ersehen,  wie  mächtig  sein 
Infantihsmus  ist.  Seine  mysophilen  Instinkte  hängen  irgendwie  mit  der 
Mutter  zusammen,  mit  einer  infantilen  Phantasie,  deren  Bedeutung  wir 
noch  nicht  gefunden  haben. 


Er  bringt  plötzlich  eine  Erinnerung,  welche  uns  seine  Leidenschaft 

ur  beginnende  Gravidität  in  deutlicher  Weise  erklärt.  Ich  habe  an  diesen 

K.anken  sehr  wemge  Fragen  gerichtet,  weil  ich  den  Gang  der  Analyse 

mcht  beeinflussen  wollte.     Ich  erkundigte  mich  auch  nicht  nach  seiner 

i-  amil^ngesdnchte,  m  der  Hoffnung,  daß  er  selber  daraufkommen  werde. 

.,.  vi.    f.  ''^''  '^cf  .^""  ^'^'  ^"^  "'■'■  '^  ^*ädchen,  das  ihn  an  .eine 
um  v.er  Jahre  altere  Schwester  erinnerte.  Er  war  13  Jahre  alt,  als  er  be- 


Analyse  einee  Kalles  vtiu  S trhilrzenfe tisch isinuB.  -j^jy 

merkte,  daß  etwas  mit  ihr  vorging.  Sie  hatte  schon  seit  einem  Jahre  eine 
heimliche  Liebschaft  mit  einuiii  Studenten.  Nun  glaubte  er  zu  entdecken, 
daß  sie  gravid  war.  Er  beobachtete  sie  eehr  genau  und  i'and  immer  mehr 
Anzeichen,  die  dafür  sprachen.  Bald  kam  es  im  Hause  zu  einem  Skandal. 
Der  Vater  drohte,  er  wci'de  sie  aus  dem  Hause  jagen.  Aber  die  Mutter 
legte  sich  ins  Mittel.  Der  Student  war  aus  sehr  reichem  Hause.  Sein  Vater 
zahlte  eine  größere  Summe,  t^o  daß  die  Gravidität  der  Schwester  als 
gutes  Geschäft  stillschweigend  hingenommen  wurde.  Er  aber  sdiämto 
sich,  weil  seine  Kollegen  und  dio  Nachbarn  darüber  sprachen. 

Aber  er  gibt  jetzt  zu,  daß  er  die  Schwester  mit  lüsternen  Augßn 
betrachtet  und  den  Studenten  beneidet  hatte.  Er  wäre  gerne  an  seiner 
Stelle  gewesen.  Nachträglich  fällt  ihm  ein,  daß  er  seine  Schwester  öfters 
hei  ihrer  Toilette  beobachtet  hatte.  (Die  Sängerin  des  Traumes.  Ver- 
dieliLung.) 

Bei  dieser  Gclegenlieit  fällt  ihm  auch  ein,  daß  er  als  ganz  kleiner 
Knabe  (5  Jahre  alt!)  den  Koitus  der  Eltern  belauscht  hatte.  Die  Mutter 
titöhnte  sehr  und  der  Vater  sagte:  „Mir  scheint,  dcv  Bub  echlalt  niehf\ 
weil  Alfred  plötzlich  gehustet  hatte.  Darauf  wurde  die  Mutter  ruhig. 
Er  wußte  nicht,  um  was  es  sich  handelte,  ahnte  aber  dunkel,  daß  es  ver- 
botene Dinge  wären. 

Zum  Nürnberger  Traum  trägt  er  nach,  daß  er  sich  in  Nürnberg  sehr 
für  die  Folterkammer  interessiert  hatte.  Foltern  und  Martern  regten  ihn 
m  der  Jugend  sehr  an.  Die  Folterknechte  trugen  alle 
Schürzen,  und  blutige  Schürzen  ecii  einen  in  dei- 
Parapathie  eine  große  Rolle  zu  spielen. 

Endlich  sagte  er: 

„Die  Schwester  trug  auch  sogenannte  Schür- 
ze n  k  I  o  i  d  e  r,  um  ihre  Schwangerschaft  zu  verdecken.  Diese  Schürzcn- 
kleider  sind  wohl  für  mich  die  größte  Anziehungskraft,  wenn  sie  feucht 
und  schmutxig  sind. 

Seine  Vorliebe  für  die  Schwangeren  erklärt  sich  aus  diesen  Mit- 
teilungen von  selbst.  Sie  bedarf  ki'ines  Kommentars. 

Er  bemüht  sich,  an  seine  Jugend  zurückzudenken  und  meint,  sich 
an  eine  Begebenheit  zu  erinnern,  als  er  5  Jahre  alt  war.  Er  wurde  ein- 
kaufen geschickt.  Da  traf  er  auf  der  Straße  vier  Elefanten,  die  von 
Hagenbeck  auegebrochen  waren.  Sie  wurden  gefesselt  heimgebracht. 

Es  scheint  sich  um  eine  Deckerinnerung  zu  handeln.  Interessant  ist, 
daß  die  Fesselung  schon  hier  vorkonunt,  die  bei  jedeni  Fetischisten  eine 
solche  Bedeutung  hat.  Heißt  die  Deckerinnorung:  Ich  habe  meinen  wilden 
Trieb  gefesselt? 

Sil* 


FetiBChianius. 
334 


Dann  folgt  die  Erinnerung  an  den  Koitus  der  Eltern  und  später 
eine  in  der  Zeit  naheliegende:  Zwei  Knaben  onanierten  sich  gegenseitig 
in  einem  Pissoir;  er  sollte  mittun  mid  weigerte  sich. 
,     .     ■^.^^  folgen  wieder  einige  Schür zen er innerungen: 

Ein  Frcmid,  der  in  einem  KolonialwarengeGchäft  angestellt  war, 
trug  eine  Schürze!  Er  beneidete  ilm  und  zog  öfters  seine  Schürze  an. 
Auch  die  Ladenarbeitcr  hatten  Lederschürzen.  Er  half  mit,  nur  um 
Schürzen  anziehen  zu  können. 

Die  ölarbciter  hatten  Schürzen  aus  Säcken,  die  vorne  feucht  vom 
■     Ol  waren.  Großer  Reiz!  Versuch,  sicli  eine  solche  Schürze  zu  verschaffen. 

Selbstmordtendenzen  sind  bei  ihm  sehr  häufig,  seit  er  Todes- 
wünsclie  gegen  seine  Familie  hat.  Er  dachte  auch  daran,  sich  und  seine 
Familie  zu  töten,  wcim  es  mit  ilmi  nicht  besser  \\1irde.  Er  ist  oft  depri- 
miert. lioBondcrs  in  "Wien,  weil  er  keine  rechte  Stelle  hat,  Er  scheint 
seinen  Posten  in  Triest  verloren  zu  haben  und  will  nicht  recht  mit  der 
Sprache  heraus.  Ich  verharre  in  der  Taktik,  alle  Geständnisse  an  mich 
1/  '  herankommen  zu  lassen. 

Er  spricht  von  seinem  Stolze.  Er  konnte  schon  als  Kind  nicht 
„IJanko"  sagen  und  wiu-de  oft  dafür  geschlagen.  Er  erhielt  auch  in  der 
Schule  öftere  Prügel  auf  den  Hintern,  weil  er  sieh  nicht  bedankte.  Er 
kann  auch  Beinern  Chef  nicht  danken,  wenn  dieser  ihn  befördert  oder 
ihm  eine  Remimeration  gibt. 

•  ■,         Lieber  möchte  er  sterben  ...  .  "        '  •  ,.■■  ^>' 


' 


Er  bringt  als  Illustration  seiner  EinsteUung  folgenden  charakte- 
'.  ristischen  Traum: 

Dr.  Stekel  hatte  am  Fenster  zu  tun,  bekam  das  Übergewicht 

und  drohte  herauezustürzen.  Dies  sehend  sprang  ich  herbei  und  mi1 

Aufwand  aller  meiner  Kräfte  und   unter    Einsetzung   des   eigenen 

Lebens  konnte  ich  Herrn  Doktor  vor  dem  Sturze  bewahren 

f '  I*^'^  '^■■'''^^'^  ^^^  Rettungsmedaille  und  außerdem  sind  mir  noch 

die  Worte:  „Nun  sind  wir  quitt!"  aus  einem  Gespräche  nachträglicii 
in  Erinnerung  gekommen. 

Der  stolze  Patient  verträgt  nicht  den  Gedanken,  daß  ich  ilm  retten 
soll  und  er  mir  dann  Dank  schulden  sollte.  Er  rettet  mir  das  Leben  und 
mm  sind  wir  quitt. 

Freud  hat  eine  treffliche  Analyse  des  Rettungstraumes  gegeben 
Einen  retten  heißt  ilm  sexuell  besitzen.    Es  melden  eich  homosexuelle 
Gefüllte  der  "Übertragung. 


Analyse  eines  Falles  vou  ScliiirzenfefiscliiBmus.  ggpj 

Er  erzählt:  •"-  "'■    ■     ■   ■ 

.  „Wie  ich  in  A.  war  (17  Jahre),  speiste  ich  in  einem  Wirtshause,  wo 
zwei  sehr  schöne  Schwestern  waren,  die  Schürzen  trugen.  Ich  schlich  micli 
einmal  in  das  Kebenzinuner,  zog  eine  Schürze  an  und  onanierte.  Die 
Situation  war  scln^ecklich,  man  hätte  mich  leicht  erwidchen  können." 

„Einmal  stahl  ich  einem  Bierträger  eine  alte  Decke,  wickelte  mich 
zu  Hause  damit  ein,  schnürte  mich  zu,  machte  den  Boden  naß,  legte  mich 
darauf  «nd  wetzte  so  lange,  hie  die  Nässe  den  Bauch  erreichte,  darauf 
sofort  Ejakulation." 

„D  i  6  S  c  h  ü  r  z  e  n  müssen  festgeschnürt  sein,  j  o 
fester  sie  zusammengebunden  sind,  desto  gröUer 
das  Verlangen.  Zierschürzen,  die  rückwärts  nicht  zusammen- 
gebunden sind,  reizen  mich  gar  nicht." 

„In  A.  ging  ich  mit  zwei  Kollogcn  ins  Bordell,  hatte  vorher  ein?- 
sehr  starke  Erektion  ~  aber  trotzdem  Impotenz.  (Honi.  Ziel!)  Ein  Kol- 
lege regte  sich  so  dabei  auf,  daß  er  später  im  Cafe  ein  Eis  bestellte  und 
den  Penis  vor  uns  damit  kühlte." 

Er  onanierte  mit  der  Decke,  als  er  mit  einem  Kollegen  in  A.  im 
gleichen  Zimmer  wohnte.  Jedesmal  nach  der  Onanie  Ekel  und  Angst  — 
vorher  geht  er  in  den  Keller,  holt  die  Schürze,  hat  nie  Angst.  Nach  dem 
onanistischen  Akte  sieht  er  Gespenster  und  zündet 
Kerzenan. 

Wir  können  aus  diesem  Umstände  ersehen,  daß  sieh  mit  der  Schür- 
zenonanie kriminelle  Phantasien  verknüpfen.  Er  kann  aber  die  Phanta- 
sien niclit  schildern.  Er  sei  zu  aufgeregt,  um  einen  Gedanken  fassen  zu 
köimen. 

Nach  einer  kurzen  Pause  oi'zählt  er  folgende  verblüffende  Tat- 
sachen: „Meine  Frau  hat  die  Gewohnheit,  mit  den  Genitalien  der  beiden 
Buben  zu  spielen  (sie  sind  4  und  6  Jahre  alt!).  Ich  fragte  sie,  warum  sie 
das  mache.  Sie  sagte,  sie  habe  es  bei  ilu-cr  Pflegemutter  gesehen,  die  sehr 
kinderlieb  war  und  viele  Kinder  heranzog.  Sie  spielte  immer  mit  den 
Genitalien  ihrer  Pflegekinder.  (!)    ■ 

Ich  erinnere  mich,  daß  die  Mutter  meinen  Neffen  (7  Jahre  alt) 
badete  und  dabei  mit  den  fienitalien  spielte." 

Plötzlich  sagte  er:  „Nim  habe  ich  meine  erste  Erinnerung.  Ich  mag 
drei  oder  vier  Jahre  alt  gewesen  sein.  Die  Mutter  spielte  mit  meinem 
Gliede.  Sie  spielte  sehr  lange  und  ich  hatte  ein  großes  Vergnügen  daran. 
Ich  habe  es  offenbar  bei  ihr  gelernt.  Denn  wie  ich  acht  Jahre  alt  war,  be- 
schäftigte ich  mich  sehr  viel  mit  meinem  Neffen.  Ich  trug  ihn  ins  Bett, 
ich  schlief  oft  mit  ihm  zusammen  und  hatte  nachts  beim  Einschlafen  sein 
Glied  in  der  Hand."  :    ■  .        . 

--        Er  beginnt  heftig  zu  husten.       '  ■'   ■'--■  ■■  ■      '        "< 


32ti 


fetischismus. 


r) 


I 
^1" 


Wissen  Sic,  was  der  Husten  bedeutet?" 

"n  ■     —  aber  mir  fällt  ein,    daß  ich  das  Glied  des  Neffen  in  den 
Mund 'genommen  habe.  Ich  glaube,  meine  Mutter  hat  es  auch  mit  mir  gü- 


ich  zu  erinnern,  daß  sie  ee  auch  dem  Neffen  tat."^ 


tan.  Donn  ich  meine  m  

S  'n  Trotz  geht  so  weit,  daß  ihm  das  Beten  schwer  fällt.    Er  ist 

1"  ]'s  und  kann  trotzdem  nicht  seinen  Nacken  beugen.    Er  karm  Gott 

"■  -1 1  danken,  nur  in  der  höchsten  Not  entringt  sich  ein  stammelndes 

Gebet. 

im  Gewitter  erkennt  er  die  Macht  Gottes.  Er  zittert  und  kann  nicht 

allein  bleiben.  Das  sind  die  Momente  seiner  größten  Angst.  Da  fühlt  er 
das  Gewaltige  der  göttlichen  Macht,  das  iim  niederschmettert  und  be- 
weist, daß  der  sich  empörende  Promcthevis  nur  ein  kleinwinziger  Erden- 
wurm ist. 

Dabei  macht  er  die  gewühnlidien  Umwege  der  anarchistischen  Pani- 
pathiker,  die  Gott  in  Form  eines  Aberglaubens  lieber  anerkennen  als  '\'> 
gläubigen  Gebeton.  Er  neigt  zu  jedem  Unsinn,  der  sich  als  Aberglaube 
aufdrängt.  So  lieli  er  sich  ein  Horoskop  stellen  und  glaubt  bestimmt,  daß 
alles  in  EriuUung  gehen  werde.  Das  Horoskop  prophezeit  ilim  nach  un- 
endlichen Mühen  eine  überragende  Stellung  und  ein  sehr  langes  Leben. 
Er  glaubt  fest  an  seine  Mission. 

Der  Husten  war  seit  der  Analy.so  eine  Zeit  lang  besser,  für  einige 
Nächte  sogar  verschwunden  und  kehrt  nun  wieder.  So  geht  ee  immer, 
wenn  man  eine  Determination  des  Symptoms  entdeckt.  Es  schwindet  für 
einige  Zeit,  um  wieder  zu  kommen,  weil  es  vielfach  determiniert  ist  und 
jede  Parapathio,  also  auch  jedes  parapathisehe  Symptom  mehr  dimensio- 
D&l  aufgebaut  \si. 

Zum  Husten  bringt  er  einige  neue  Einfälle. 

„Ich  hustete  schon  zwischen  ß  und  8  Jahren.  Meine  Mutter  hustete 
auch,  ebenso  der  Schwager  (der  im  Hause  und  in  seiner  Parapathie  eine 
so  große  Rolle  spielt). 

„Es  gab  aber  im  Hause  einen  Gesellen,  der  war  tuberkulös  und 
hustete  sehr  viel.  Dieser  Geselle  —  es  war  um  die  gleiche  Zeit  f6— 8)  — 
spielte  mit  meinem  Gliedc  und  gab  mir  auch  sein  Glied  in  die  Hand." 
Er  führte  ilm  in  das  anatomische  ]\fuaoum  und  in  die  Pinakothek  wo  er 
ihm  die  nackten  Frauen  zeigte.-)     Dort  sah  er  Adam  und  Eva. '  Beide 

')  Leider  eind  dicee  VorkoiamniBBC  beim  Volke  nicht  so  selten,  als  ich  es  hühoi 
got'laulit  luibr.  Audi  in  den  „be^tpn  Kroieen"  habe  ich  ähnliche  MissetMrn  der  Mutter 
koiiKliitit'i'cii  ivönnen. 

')  Ich  sehe  wiederholt  kleine  Kinder  in  den  ve  rech  irdenen  Bildergalerien.  Einmal 
Sah  ich,  wie  ein  engliacher  Viitei-  seinem  drcijährif^cn  Söhnchen  die  Grausamkeiten  des 
Kindermorclea  von  Bethlehem  erklärte.  Andere  Kinder  gehen  hin,  um  ihre  Schaulust. 
7.(1   befriediKin-    Auch   die  sadistische  Komponente  kommt   reichlich  auf  ihre  Rüchnuns. 


!.' 


Aualyee  eiaee  fallen  vou  SchHrzcnfetiscliismus.  -inn 

hatten  Feigenblätter,  die  wie  Schürzen  aussahen.  Der  Geselle  sagte  ihiii: 
„Du  weißt  ja,  was  dahinter  steckt!"  —  Der  Mann  war  ein  Homosexueller 
oder  ein  Bisexueller. 

Jetzt  hat  er  einen  Ekel  vor  allen  Homosexuellen.  Er  könnte  nie 
wieder  ein  männliches  Glied  in  die  Hand,  geschweige  demi  in  den  Mund 
nehmen.  Ais  Beweis  erzählt  er  die  Episode  mit  einem  dicken  Wirt,  der 
ihn  verführen  wollte,  was  dem  „widerlichen  Kerl"  nicht  gelang. 

Er  berichtet,  daß  er  während  des  Hustens  einen  Zwangegedanken 
bat,  der  ilim  hilft,  den  Husten  zu  überwinden.  Er  muß  sich  denken:  „S  i  c 
sind  alle  vergessen!"  Manchmal  sagt  er  sich  die  Zauberformel 
laut  vor. 

Wir  sehen,  daß  er  gegen  die  Erinnerungsbilder  der  Fellatio  käinpl'l, 
und  sic'h  vormachen  muß,  daß  sie  alle  vergessen  sind. 

Ein  bemerkenswerter  Traum; 

Ich  sah  einen  Mann  in  einem  tiefen  Brunnen  in  Lebensgefalu-. 
Es  gab  aber  eine  Person,  die  ilm  vor  dem  Verhungern  schützte  und 
ihm  Speise  und  Trank  zuführte.  Eines  Tages  kam  die  Befreiung.  Er 
wurde  durch  einen  Strick  herausgezogen,  halb  Imlf  er  sich  aeU)fit 
heraus. 

„Der  Traum  dauerte  sehr  lange.  Ich  sah  die  Leiden  dieses  Mannes 
und  sah,  wie  er  ernährt  wurde,  und  sah  die  Rettung,  die  ziemlich  lange 
dauerte." 

Die  funktionale  Deutung  des  Traumes  ist  ja  klar.  Es  lebt  in  ümi 
ein  „besercs  Ich",  das  nie  gestorben  ist,  das  heimlirh  genährt  wird,  das 
iinagogische  Ich  (Silberer),  dem  .jetzt  die  Rettung  naht.  Ich  soll  ihn  au.-^ 
der  Parapathie  befreien  und  er  hilft  mit.  Der  tiefe  Brunnen  ein  Symbol 
der  Seele.') 

Ihm  fällt  zu  dem  Mann  im  Brunnen  ein    Arbeiter    in    Triest   ein: 
Tiberio.  Das  war  ein  ehemaliger  Athlet  mit  einer  wunderbaren  herkuli- 
schen Gestalt,  der  sehr  gefürchtet  war,  man  wußte  wohl,  daß  er  ein  Dieb 
war,  aber  konnte  ihm  nichts  anhaben.  —  Jetzt  stocken  seine  Einfälle, 
wie  immer,  wenn  er  auf  Dicbetahl  zu  sprechen  kommt  .  .  . 

Dann  gibt  er  zu,  daß  Tiberio  ihn  sehr  gereizt  habe.  Er  habe  oft 
nachgedacht,  wie  groß  der  Penis  dieses  Athleten  sein  müsse.  Die  zweite 
Bedeutung  seineB  Traumes:  Die  homosexuelle  Komponente  wird  langs-im 
ans  Licht  des  Tages  gezogen.  Es  folgen  mehrere  Bestätigungen,  daß  er 
fich  für  siOiöne  Männevkörper  interessiert. 


')  SiehiC  „Die  Träume  dn-    Dii-Iilür"  'las   rrst.'   Kapilcl   ..Uer   tieff   Rruniicn-. 


r: 


^:r 


«28 


■L.i.i.: 


E'ßtiscViisniiis. 


'  t 


Er  hatte  eine  böse  Nacht.  Er  hustete  60  arg,  daü  seine  Frau  ihm 
sagte:  „Mir  sclieint,  du  hast  einen  Keuchhusten."  —  Da  fiel  ilim  ein,  daß 
er  im  ö.  Jahre  einen  schweren  Keuchhusten  zu  überstehen  hatte.  Seine 
Mutter  war  rührend  lieb  mit  ihm,  Btand  unzählige  Male  in  der  Nadit  aui', 
gab  ihm  warmen  Tee  (eiehe  den  Traum  vom  Huflattichtee),  nahm  ihn 
zu  sich  ins  Bett  und  beruhigte  ihn  oft  durch  dae  alte,  unfehlbare  Mitte! 
Sie  spielte  mit  seinem  Penis!  ■-    - 

Seine  Husten  anfalle  sind  als  W-unech  nach 
Wiederholung  der  mütterlichen  Z  ä  r  1 1  i  c  li  k  f>  i  t  e  ii 
aufzufassen. 

Seine  Mutter  lebt  noch,  aber  er  schreibt  ihr  sehr  selten.  Er  grollt 
ihr,  ohne  über  die  tiefere  Trsache  des  Zwistes  orientiert  zu  sein,  Er  meint. 
weil  sie  ihn  oft  ungerecht  geschlagen  habe.  -- ' 

Er  träumte: 

Ich  bin  wieder  in  Tnest  am  Molo  und  sehe  dem  Wellenspiel  des 

■       Meeres  zu.  Es  ist  kurz  vor  memer  Abreise.    Ein  Leichenzug  zieht 

■  vorbei.     Umstehende  Personen  sprechen,     als  ob  der  König  von 

Griechenland  den  schweren  Kämpfen  erlegen  sei 

Die  Deutung  .st  nicM  schwer.  Seine  Krankheit  soll  sterben  und 

oegraben  werden^Er  halt  die  schweren  Angriffe  der  Analyse  nicht  mehr 

lange  aus   Zum  Konig  fall    ihm  ein,  daß  er  Konstantm  heißt  und  daß 

.r  die  ubie  Gewohnheit  hat,  das  Wort  „konstant"  bei  allen  mögliche,.. 

Gelegenheiten  zu  gebrauchen.     Er  denkt  eben  Irnnct     + 

fantile  Szenen.  ^'"  ^"'^'^^"*  ^"  ^«^'^.^«  '"' 

,      Ihm  r.nte.  Spielkamerad  ei^^)^^^^^ 

erstickte^  weü  er  kerne  Luf  mehr  hatte.  Er  leidet  unter  der  ^ngst,  durch 
em  Stuck  Schleim  „n  Munde  (Pellatio-Phantame?)  zu  erstf^en  Er  er- 
zählt mir,  daß  kürzlich  hier  in  Wien  eine  Proetitnil-t  k  a  m'  Zr 
Fellatio  erstickt  sei.  t'-'oetituierte  bei  Ausübung  de. 

Er  trachtete  friüier  immer,  am  Abend  zu  koitieren,  um  eine  ruh.ge 

r  Hai:  ^^.  ^r  Kiti^s:^"  r  ?^^-  ^--^  r 

/inn  Diirphhn,r-h      P..t  l       '^^'^^^^^  ^"c^  und  kam  des  Nachts 

Bum  Liuichbiuch.     (gestern  nach  zwei   labi-^^n  ,u,        ^    ir   ■,  v, 

Dflbfti  l.^ttQ  ^.  „ri.j  IV       ,  Janien  der  erste  Koitusvereuch. 

Dabei  hatte  er  wieder  nacliher  den  unei-tracrlip^m,  vi    i  ■     tt  ,       /c 

sich  dann    tcigert.    Vielleicht  auch  um  kriminelle  Impulse  gegen  sein. 

Frau.  Erwürgen?  Selbstverständlich  wird  ihm  keine  Mitteilung  von  der 

letzteren  Vermutung  gemacht.  Die  erste  Deutung  gibt  er  s   her  / 

Unvermutet  kommt  er  auf  seine  Sü,mli/  J  ' 

l.nge  an  der  Bru.t  der  Mutter,    TglauU   dar""    ^  ^l  ""  T n', 

gidUDt,  daß  pr  zwei  .Jahre  gestillt 


Analyse  emes  FüJIgb  von  SchürnODfotiEchismuB. 


329 


wurde.  (Im  Anfalle  verlangt  er  nacli  warmer  Milch,  ivas  oft  den  Anfall 
zu  kupieren  imstande  ist.)  Diese  Zeit  ist  ilmi  unvergessen.  Weim  er  eins 
Frau  ein  Kind  stillon  sieht,  so  beneidet  er  den  Säugling.  Er  hat  auch, 
während  seine  Frau  Amrae  war,  wiederholt  an  ihrer  Brust  gesogen.  V.a 
bereitete  ihm  einen  großen  Genuß.  Er  ist  ein  „ewiger  Säugling"  und  die 
Fellati o- Phantasie  ist  nichts  anderes  als  der  Brustersatz  beim  Manne. 
Die  Atembeschwerden  traten  in  Salzburg  nach  einer  schlaflosen 
Nacht  auf.  Er  hatte  zufällig  eine  Frau  gesehen,  die  seiner  Mutter  sehr 
ähnlich  war.  Auch  war  er  im  bischöflichen  Palast  und  ließ  sich  Schauer- 
geschichten von  den  Foltern  erzählen.  Dann  ging  er  in  das  schon  ev- 
wälmte  Kino.  Er  hatte  Todesgedanken  gegen  seine  Frau  und  dachte,  er 
würde,  wenn  er  frei  wäre,  in  München  —  bei  seiner  Mutter  —  leben.  Das 
ißt  ihm  erst  jetzt  ganz  klar  geworden. 


Er  leidet  an  WutanfäUen.  Er  stürzte  sich  einmal  auf  seine 
Schwester  mit  einem  Messer  und  wollte  sie  erstechen. 

Er  bildet  sich  ein,  daß  er  eine  zu  enge  Speiseröhre  hat  und  daW 
die  Bissen  stecken  bleiben.  (Verlegung  von  unten  nach  oben.  Es  dürfte 
bald  das  Thema  des  Anus  darankommen.)  Im  Gasthaus  hat  er  immer 
Angst  beim  Essen,  wenn  ihm  die  Männer  (!)  zuschauen.  Er  muß  dann  den 
Kopf  nach  links  ft-enden  (nach  der  homosexuellen  Seite),  dann  wird  es 
besser.  Er  kommt  vom  Essen  auf  Kunnilingus  zu  sprechen,  den  er  Öfters 
ausführt.  Mit  Vorliebe  macht  er  auch  69.  (Kunnilingus  mit  Fellatio 
kombiniert.)  n   ■- 

■    Er  hat  heute  das  Gefühl,  daß  ihm  etwas  konstant  im  Halse  steckt. 
„Was  soll  in  Ihrem  Hülse  stecken?" 

„Ein  Wurm!  Ich  habe  einmal  als  kleines  Kind  einen  großen  Wurm 
erhi'oclien.  Ich  leide  unter  schrecklicher  Angst  vor  Bandwürmern.  Ich 
hörte  einmal,  daß  er  mehrere  Meter  lang  aus  dem  Mastdarm  heraus- 
kommt. Schrecklich!  —  Jetzt  fällt  mir  die  Zahl  1889  ein,  die  ich  zwangs- 
mäßig diese  Nacht  sagen  mußte." 

Ich  frage  um  Rinlällc  zu  dieser  Zahl  und  er  bringt  zuerst  die  Tat- 
sache, daß  er  8  bis  9  Jahre  alt  war,  als  der  Geselle  mit  ihm  spielte.  Er 
habe  mit  ihm  im  Bette  geschlafen.  '    •  ■■  -■ 

Er  wird  sehr  erregt. 
-     Etwas  muß  da  vorgefallen  sein.    Ich  habe  ^etzt  ein  furchtbares 
Kitzei;  im  After,  als  wenn  ich  Würmer  hätte.  Ich  glaube,  «r  versucht^ 
mir  sem  Glied  einzuführen.  Ich  habe  geschrien.  Es  war  :m  Schlafe.  Ich 
sehe  es  nur  undeutlich.  Mehr  eine  Empfmdung  als  eme  wn'kl.che  E,- 

"""Seine  (lldanken  gehen  auf  Blut.    Er  kann  kern  Blut  sehen.    Enje 
blutige  Metz-gerschürze  ist  ihm  ekelhaft.  Er  konnte  hrechen  und  fühlt 


I  ''' 


330  Fetisch  ismut:. 

einen  kalten  Schauer.  Trotzdem  muß  er  sieh  die  Metzgergesellen  an- 
schauen und  hat  schon  mit  der  Versuchung  gekämpft,  eine  solche  Schürze 
zw  stehlen. 

„Wie  sind  Sie  von  dem  Gesellen  auf  den  Metzger  gekommen?" 
„Ich  habe  vorher  etwas  ausgelassen,  weil  ich  mich  geschämt  habe. 
Ich  erzälilte  vom  Kunnilingus.  Ich  genierte  mich  aber  zu  gestehen  daß 
'ich  das  mit  besonderer  Vorliebe  in  der  Menstruation  gemacht  habe'  Das 
brachte  mich  auf  Blut.  Der  Geselle  zu  Hause  hatte  einmal  eine  blutige 
Schürze,  weil  er  cm  Huhn  geschlachtet  hat." 

Die  Ursache  seiner  Wutanfälle  ist  ihm  unbekannt. 


Er  bringt  zwei  Träume; 

hn  Kene!tr!''rv1"^'?'"''^  °"^'^*^'-^"-  '^-^"  '«^"^  befand  mich 
nn  Keller  und  traf  \  orbere.tungeo,  konnte  e.  aber  nicht  ausführen 
weil  drüben  das  Waschhaus  besetyf-  w^t-    n  ausiunren, 

in  kurzen  Hosen     (Pumphos        mt    Blus^nrT  ^^^^\^^T 
■         schmutzige  Wäsche.  Ich  suchte  den  Spefche Hi'c   '    ,  ""f"     '" 
Gesellschaft  befunden  haben,  denn  ich  traf  J?J;;"'^  "^^-^I^  ^^er  .n 
erwachte  ich  mit  starker  Erektion  un^ätj^  K  S!:     T" 
lang  andauernder  Husten  folgte.  Kitzelreiz,  dem  ein 

Ich  schlief  wieder  ein  und  hatte  einen  zweiten  Traum: 
!  II  ■  '^-  I'''!  gi"g  mit  meiner  Gesellschaft  ai,f  «;„      d'  ., 

■■  ^  ein  Kissen  am  Arme.  Dort  angelangt  nete'l  "  d  "T 

■     ich;  „Nun  muß  ich  zu  meiner  Frau  und  7,,  .  '  ^""  '^^*'' 

Ich  fand  sie  in  Gesellschaft  mein"  We  „"sT''  *^^^^^"^^'^^^'" 
kur.  und  kühl  begrüßte.  Meine  Frau  saß  in  h  'f ''''     ^'^  ''^ 

der  inneren  meine  Mutter  mit' vielen  VortändtT  '^  "  ^'""-  ^" 
„Hast  du  schon  Vetter  B.  und  Tante  V  he^rmJ^."^^^^  '"^  ™''^ 
„Vetter  hin  und  Tante  her,  Onkel  hin  und  ScW  ,        ^^^^^  *^''' 

mich  in  dieser  Gesellschaft  nicht  wohl  {f^"^'  '>«'"'"  «nd  fühlte 
distische  Worte,  suchte  mir  einen  entfernteren  S7'*'^"'"^se  paro- 
meiner  Frau:  „Komm,  schauen  wir  daf\  wir  ,  '^  ^^^*^^  ^'^^ 

herauskommen."  '  '  ^^«  ^'^ser  Gesellschaft 

Dieser  Traum  liat  eine  große  Bedeutung  weil 
die  spezifische  Phantasie  seiner  Onanie  zu  heben  E    ^"-n^"^  ^^^^^^"  '''*""' 
Frauen  in  Pumphosen  stören  ilm.   Damit  drückt     ^    1     °"^"*®^™'  ^^«'' 
Wesen  seiner  Phantasie  aus.  Dann  sehen  wir  d  a\  ^^^  bisexuelle 

etwas  mit  dem  Waschen  zu  tun  hat  Die  Forts^t  !  onanieren  irgend 

Beziehungen  zu  seiner  Mutter,  die  im  inn.r!     iJ"^        T^^^mes  ergibt 
,        .^itzt.,  u-ährend  seiner  Frau  nur  ein  äußerer  f^tflrrerT  P^at!™ 


Aualyse  eines  Fiilks  von  ScliuiüeutctiBchismtiB.  ggj 

wiesen  ist.  Die  Mutter  war  eine  Verwand temiärr in,  die  mit  allen  Ver- 
wandten einen  förmlichen  Kult  trieb.  Er  war  aber  so  an  sie  fixiert,  dali 
er  sie  ganz  allein  für  eich  haben  wollte.  Er  war  mit  den  Verwandten 
immer  unfreundlich,  was  ihm  oft  Schläge  eintrug  und  eeinen  Haß  ver- 
mehrte Sein  siieziellcr  Hali  war  ihr  Schwager,  der  hier  durcli  den 
Schwager  seiner  Frau  dargestellt  ist,  den  er  kurz  und  kühl  begrüßt.  Der 
Schwager  ließ  ihn  in  den  Ferien  in  ein  Geschäft  gelien,  um  ungestört 
mit  eehier  Mutter  chaiinieren  zu  können.  So  war  der  Verdacht  des  Jun- 
gen, der  einmal  die  Mutter  überrascht  hatte,  als  der  Schwager-sie  küßte. 
Er  sagte  es  seinem  Vater  und  erhielt  für  diese  „Lügen"  wieder  -- 
Schläge.  Seit  damals  bedachte  ihn  der  Sohwager  mit  seiner  Abneigung 
und  er  haßte  ihn  wie  keinen  zweiten  Mensciien  auf  der  Welt. 

Die  Ursache  seiner  WutanfäUe  war  Eifersucht  auf  den  Schwager 
und  auf  die  anderen  Verwandten,  auch  die  Ursache  des  Hasses  gegen 
Beine  Schwester,  die  er  bekanntlich  auch  ermorden  wollte. 

Am  nächsten  Tage  bringt  er  wieder  wichtige  Traume: 

Herr  \i.  machte  neue  Vorschläge,  die  die  Mögliclikeit  in  sich 
schließen  sollten,  die  Filiale  Triest  verlustlos  durcli  den  weiteren 
Krieg  zu  ziehen  mid  wollte  schon  bedeutende  Transporte  vorliegen 
haben,  so  daß  ich  schon  zurückkehren  könnte. 

Ich  besah  mir  die  vorliegenden  Avisen  und  konstatierte,  daß 
es  sich  wohl  um  viele  Sendungen  handeln  würde,  doch  von  einem 
wji'klichen  (lewinn  dabei  keine  Hede  sein  könne.  Es  handelte  sich  um 
die  Sendungen  der  Apotheke rtirma  J.  S.,  Triest,  die  schon  von  Spe- 
diteur zu  Spediteur  gewandert  ist  und  als  ganz  besonders  preis- 
drückend bekannt  ist. 

Außerdem  handelt  es  sich  bei  den  vorliegenden  Avisen  um 
pharmazeutische  Artikel,  deren  Ausfuhr  gegenwärtig  verboten  ist 
und  die  Expeditionen  nur  mit  Falechdeklarationen  vorgenommen 
werden  könnten.  Weiters  sind  die  meisten  Sendmigen  für  Italien. 
Verona,  Mailand  liestimmt,  also  für  unsere  Feinde,  was  zu  Un- 
annehmlichkeiten  führen  könnte. 

;•       Er  erzählt: 

.Darauf  anfgewa.-ht,  tauchte  ein  Geschäft  vom  vorigen  Jahrevor 
,nir  auf,  und  zwar:  Wir  hatten  für  einen  Zwischenhändler  für  Tnest, 
der  früher  in  Lebonsmitt,el  handelte,  2  Waggon  Teigwaren  .n  Itahen 
abzudisponieren  und  nach  Triest  zu  expedieren. 

Die  Waggons  kamen  kurz  nacheinander  an,     ™-den  verzoll 
nnd  gegen  Bezahlung  von  Fracht.  Zoll,  Spesen  übergeben  und  regelrecht 
verbucht   Kurze  Zeit  darauf  kam  eine  Verfügimg  des  Ministeriums,  wo- 


VT 


oA'2  Fetischismus, 

nach  Melil  uiicl  Mehlprodukte  zollfrei  eingefülirt  werden  komiten  und 
'i'..  .die  Verordnung  wurde  mit  Rückwirkung  auf  einen  bestimmten-  Tag  vei'- 

» 'J  lautbart. 

Unser  ZoHspediteur  fand  nun  heraus,  daß  ein  Waggon  von  den 
beiden  schon  unter  die  neue  Verordnung  fiele  und  der  Zoll  hiefür  zurück- 
verlangt werden  könnte.  Ich  berichtete  diei?  Herrn  B..  welcher  sofort 
bemerkte:  „Dies  gibt  ein  Geschäft  für  uns."' 

Die^Zollbollette  wurde  herausgesuclit,  der  Zoll  reklamiert  und 
nach  einigen  Wochen  auch  tatsächlich  rückvergütet 

Herr  B.  wollte  nun  dem  Empfänger,  da  dieser  selbst  nicht  darauf 
gekommen  und  für  seine  beiden  Waggons  Wucherpreise  erzielte,  den 
Zoll  nicht  ohne  sein  Verlangen  vergüten  und  ih]n  eo  noch  einen  weiteren 
:     ,  mühelosen  Gcwimi  zuschicken,  sondern  er  teilte  den  Betrag  zwischen 

J  «ch     dem  Zollspediteur  und  mir  unter  der  Bedingung,     daß,  falls  der 

;  Empfänger  noch  daraufkommen  sollte,  das  Geld  wieder  herausgegebei> 

,  werden  müßte. 

Mi  ,  ,,   ^r  ^'7;  Erinnerung  konnte  ich  m,cl.  nun  für  mindestens  1  bis 

^    I  2  Stunden  n.cht  mehr  befremn.  Alsdann  tauchten  die  schon  oft  gehabten 

'f-  Gedanken  wegen  Ansied  uns  in  Syrien    p  ■    *     ,   ^  j 

ließen  dm  schon  oft  gesehl^n  Bildn   7p,    .        '   -^'^^   "'^''"  ""^  ""^ 

ziehen.     Weiters  bekam  ic^vfo^Jitn'^^r^""'  '"  ""  ^""'r'" 

■  wunderte  die  Zähigkeit,  mit  der  si  h  "  ^  ".^^^^"^^"^  zu  tun  und  be- 

Schlingen  zieht,  ohne    eine  Selb      nd  /?'  "'  '"  '^"  '"""^  ''''"''" 
Hidie  besonders  zu  stören.      ''''^'^^'"^'^^'"^  ^'"  verli.reu  und  ohne  die 

Ich-zog  Parallelö  mit  meiner  gegemvärfi..    t  \'     ^ 

mir  verschiedene  Gedanken      wi.      ^7^"'y^^^'Se"  T^age  und  es  kamen 

wahren  könnte."  '     ^"  ""'^'^  "=^  ">eine- Unabhängigkeit  be- 

Wir  wissen,  es  ißt  sein  Schmer?  d^H.j         7"  ^   " 

Meer  hat  verlassen  müssen.     In  W  e^  W  'f '''"'  '^^''''^  ""^  '"' 

Donau  ist  ihm  zn  fern.    Der  Tram'^        T  "''^'^  ^^'^^^  S^""-  ^'' 
Traumes,  in  dem  ihm  Handschellen    n 'eleS  ^H  '"  ^f '""^  '^^  "'''" 

Er  ist  ein  übertrieben  ehrlicher  mIT    7'"'"' 
redlichkeH  zuschulden  kommen  laltn    E      I    Tt    '''  ^"^  ''"l  1." 
der  em  leichtsinniger  Fraueniäeer  und  T     f  ^^'"^"^  Freunde  B-, 

den  Zoll  eingesteckt,    den  er  reklaTert  wf'  "S"  ^^'^^-'^''^''  '''• 
schlimmerte  sich  sein  Befinden    seinTMl«  ^    "   ^''    "'^"^^  ^^*'  ^''' 
ärger.    Er  ahnt  letzt,  daß  sein;  Csetr;:^^^^^^^^ 

mehr  als  sein  Freund  B.  entlassen  wurde  ^"'"^'''  ''^'  "'"  "" 

Er  würde  am  liebsten  den  ganzen  V^vF.n 

,      soine  gute  Stellung  zu  verlieren.  SeLo  Seih  tri  '?  !^'"'  ^^''''''  "^''' 
einen  realen  Grund.  "       "  ^^^^bstmordabsichten  haben  also 


Aualyso  eiues  Falles  von  Sclitirzonfetischismiis.  ggg 

liitorotiüant  ist,  daß  er  das  Geld  geuomnien  hat,  um  die  Bettlei- 
beschejiken  zu  können;  ein  Motiv,  das  wir  bei  der  Kleptomanie  schon 
kennen  gelernt  haben  und  das  die  Erhöhung  des  Persönlichkeitsgefühles 
durch  Beschenken  (Erniedrigen)  anderer,  die  danken  müseen  (was  er  in 
nicht  kann)  bezweckt. 

Unsere  Vermutung,  daU  es  eich  um  ein  reales  kriminelles  Faktum 
handeln  müsee  (siehe  S.320),  erwies  sich  also  als  unzutreffend. 

Die  Aussprache  und  das  Geständnis  erleichtern  ihn  sichtlich.  Er 
meint,  es  werde  nie  mehr  in  seinem  Leben  vorkommen  und  ninmit  siclj 
vor,  der  betreffenden  Firma  das  Geld  anonym  einzusenden  und  so  den 
Schaden  wieder  gutzumachen. 

Die  Metzgei'pliiiutasien  drängen  sich  immer  mehr  m  den  Vorder- 
grund. Er  träumte:  ^  ..;  . 
Ich  suchte  naeh  Butter  und  kam  in  einen  Metzgerladen;  da 
war  ein  großer  Biillen  wie  ein  halbes  Faß.  Meine  Frau  meinte,  ich 
hätte  falsfh  gesellen,  es  sei  nicht  Butter,  sondern  Margarine.  Sh- 
ging  fort,  ich  gab  ihr  lÜ  Kronen,  sie  aber  griff  in  meine  Tasche,  um 
sich  mehr  zu  holen  und  sagte  dabei:  „Laß  mich  tippen."  Ich  wollte 
mich  überzeugen,  ob  "es  wirklich  Butter  war,  sah  auf  dem  Pulte  den 
Ballen  liegen.  Er  war  Margarine. 

'■.  Seiner  Frau  hatte  er  den  Vorfall  in  Triest  —  es  scheinen  mehrere 
yeweseri  üu  sein  —  ganz  versdiwiegen.  Fr  ist  falsch.  Er  ist  die  Marga- 
rine, wahrend  sein  Chef  und  seine  Frau  glauben,  daß  er  Buiter  sei. 

Er  wundert  sieh,  daß  in  einem  Metzgerladen  Butter  vorkauft  wird. 
AVie  kam  er  nur  auf  den  Metzgerladen?  Das  muß  etwas  mit  seiner 
Schürze  zu  tun  haben! 

Plötzlich  fällt,  ihm  ein,  daß  er  in  München  jedes  Jalu-  den  Metzger- 
srii'ung  gesehen  hat.  Die  .langen  Metzgerburechen  kamen  auf  Pferden,  sie 
zogen  Felle  an  und  etürzten  sich  in  einen  Brunnen  (siehe  den  Brunnon- 
traum  S.  327)  nnd  kamen  dann  naß  hervor. 

Er  ist  voll  von  sadistischen  Phantasien  und  Erinnerungen.  Er  warf 
einmal  (5—6)  eine  Kntze  vom  vierten  Stock  auf  die  Erde,  sie  bliel) 
lebend  aber  er  quälte  sie  dann  entsetzlich.  Er  lebte  ganz  in  Karl  May 
und  seinen  Indianergesehichten.  Er  tötete  in  seinen  Träiunen  alle  seine 
Widersacher.  Er  sah  gerne  zu,  wenn  in  Triest  die  Skorpione  aufgespießt 
und  dann  lebend  verbrannt  \^^^rden, 

Oft  denkt  er  an  einen  vierfachen  Raubmord,  der  sich  in  Salmdorf 
ereigaete.  Vier  Frauen  mirden  ennordet.  Er  zählt  andere  Raubmorde. 
die  ihm  in  Erinnerung  geblieben  sind.  ■     ■ 

Er  trug  bis  zum  10.  Jahre  selber  eine  Schurze! 


'(, 


(1 


'  ■  334  KrtiseliiMDiiK. 

I      I 

Mit  2:^  Jaliren  war  er  Zeuge,  wie  ein  Geisteskranker  sich  auf  daä 
i!  Pflaster  wart  und  zcrBchinettert  liegen  blieb.  (Vgl.  den  Traum  S.  324.) 

'^  Ei-  lief  davon.  Er  kann  nicht  unmittelbar  helfen,  wenn  es  gilt  zu  handeln. 

In  Träumen,  die  ich  übergangen  habe,  kam  das  Wort  A  u  r  i  e  1  vor, 
das  ihn  zwangsmäßig  verfolgt.  Der  Name  hat  Beziehungen  zu  seinem 
Verbrechen.  Auch  hatte  er  mit  einem  Freund  Aurel  sexuelle  Bczielmngen 
(12—14).  Seine  Schwägerin  reizt  ihn  sexuell,  weslialb  er  auf  seinen 
Schwager  eifersüchtig  ist.  Er  fühlt  eine  sexuelle  Erregimg,  wenn  er  von 
ihr  „Schwager"  angesprochen  wird.  Erinnert  sieh  an  Konditorgehilfen 
(7),  die  lialbnackt  waren  oder  Schürzen  um  hatten. 

Nun  ei'innert  er  sich  an  den  Beginn  seiner  Parapliilie.     Er  war 

i2  Jahre  alt,  da  lullte  er  ein  Schaff  mit  Wasser,  zog  die  Hose  aus,  legte 

sich  in  das  Schaff  und  machte  Wiegebewegungen.  Damals  tauchte  er  mif 

den  Popo  ein.  Erst  seit  der  Schwangerschaft  seiner  Schwester  ivurde  auch 

f  ;  der  Bauch  benetzt.     Mit  4  Jahren  wurde  er  von  seinen  Eltern  in  eia 

Variete  mitgenommen  und  sah  eine  indische  Bauchtänzerin,     die  ihm 
gewaltig  imponierte.  Hatte  damals  den  Wuiiöch,  eine  Bauchtänzerin  zu 
g(  werden. 

Er  sah  gerne  zu,  wenn  die  Schwester  ihr  -Kind  stillte  und  beneidete 
den  Säugling.  ^ 

Htirt  gerne  von  Verbrechen  und  Mördern  und  liest  in  der  Zeitung 
zuerst  den  „Gerichtesaal"  und  die  Mordgeschichten.  Am  meisten  regte 
ihn  die  Geschichte  von  „Jack  the  ripper"  auf.  Er  wurde  nicht  müde,  die 
Geschichte  zu  lesen.  Er  schlitzte  einmal  ein  Badekostüm  seiner  Schwester 
mit  einem  Messer  auf  und  onanierte  in  den  Schlitz.  (Phantasie  eine^ 
aufgeschnittenen  Weibes.)  Wenn  die  Schürzen  verdorben  waren,  schnitt 
er  sie  mit  großem  Vergnügen  entzwei,  hatte  dabei  Erektion! 

Vielleicht  erklärt  das  die  faszinierende  Wirkung  der  roten  Farbe. 
Sah  einmal  in  einem  Wirtehausc  eine  appetitliche  Köchin  in  einem 
roten  Kleide  jnit  emer  weißen  Schürze  und  wurde  sexuell  sehr  erregt, 
Jim;  Während  ihn  sonst  weiße  Schürzen  kalt  lassen. 

1.1;  "  ^'■''  '^'^'^'■*^"  ^'■^^^"  stoßen  ihn  schmutzige  Schürzen  ab  (Mutter?). 

er  kann  nicht  hinsehen. 

Er  hustete  sehr  stark,  hatte  eine  förmliche  Ideenflucht  dabei, 
konnte  aber  keinen  Gedanken  festhalten. 

Er  hat1e  vor  dem  Einschlafen  ein  hypnagoges  Bild:  Ein  offener 
Mund,  die  Zahl  10  (Zähne).  Er  bezieht  das  Bild  auf  die  Phantasie  einer 
Fellatio.  (Befindet  eich  im  Stadium  starker  Übertragung,  wollte  mich 
bei  Nacht  an  sein  Bett  rufen  lassen,  weil  er  sich  so  schlecht  fühlte.) 


Analyse  eiües  FallcB  von  Si'lLiiizeulcliscIlisiijiis,  335 

Kr  sah  in  Triest  Abbildungen  von  Orgien,  die  ihn  «ehr  erregten 
Beeonders  die  nackten  Männer  mit  den  erigierten  Phalluesen  regten  ihn 
üuf.  Für  gowöluilich  lassen  iim  die  Bilder  nackter  Frauen  ganz  kalt. 

Er  gibt  eine  ZuBainmenfassimg  seiner  Angetzustände.  Er  hat 
Angßt  zu  fallen,  aus  dem  Fenster  zu  stürzen.  Er  geht  in  der  Oper  nie 
dm  d.e  vierte  Galerie,  er  kami  nicht  hinunterschauen.  Angst  vor  dorn 
AJleingehen,  vor  finsteren  Gängen,  vor  einem  Überfall  (trägt  einen  ge- 
iadenen  Hevolver).  Ein  Mann,  der  hinter  ihm  einherschreitet,  ist  ihm 
wmeimhch.  Dreimal  lief  er  vor  Männern  davon.  Hört  bei  Nadit  oft  Ge- 
'  ansehe  und  hat  nicht  den  Mut,  sich  zu  überzeugen,  woher  die  Geräusdie 
i^ommen.  Er  ist  in  joder  Hinsicht  ein  Kind  geblieben. 

Er  hatte  folgenden  Traum; 

Ich  sitze  mit  meiner  Familie  bei  Tisch.  Es  wird  eine  Torte  ver- 
abreicht, die  giftgrün  ist.  Ich  sage;  „Das  kann  man  nicht  essen.'"- 
Meine  Frau  sagt:  „Du  kannst  sie  ruhig  essen."  Mein  Bub  kostet  , 
zuerst  und  verfärbt  sich.  Auch  die  anderen  Kinder  wechseln  die 
■carbe.  Sie  haben  alle  schon  von  der  Torte  gegessen.  Auch  meine 
.  Frau  würgt  und  bricht.  Ich  rufe  ihr  zu:  „Ich  bin  nicht  schuld!  Du 
hast  die  Torte  ins  Haus  gebradit!" 

Er  kämpft  mit  Mordgedanken.  Er  möchte  seine  Familie  vergiften. 
Er  hat  immer  Sublimatpastillen  (mit  dem  Totenkopf)  zu  Hause  und 
fürchtet  jedesmal,  wenn  er  den  Kindern  oder  der  Frau  Aspirin  gibt,  er 
habe  das  Aspirin  mit  dem  Sublimat  verwechselt. 

Er  hat  aucJi  Angst,  daß  Gas  ausströmen  könnte  und  Überzeugt  sich 
emige  Male,  ob  der  üaehahn  geschlossen  ist.  (Ideen,  die  Familie  durch 
GasauBströmcn  zu  töten.) 


Er  siolit  jetzt  seine  starke  Homosexualität  ein  und  gesteht,  daß 
es  ihn  mehr  zu  Männern  in  Schürzen  zieht  als  zu  Frauen.  Seine  erste 
Schürzenliebe  waren  Metzger  mit  blutigen  Schürzen. 

Und  plötzlich  fällt  ihm  etwas  wichtiges  ein.  Er  war  in  S.,  dem  Ge- 
burtsorte seiner  Eltern,  bei  seinem  Onkel.  Vom  rückwärtigen  Trakte  des 
Hauses  sah  man  in  den  Hof  eines  Metzgers.  Er  sah  zu,  wie  die  Schweine 
geschlachtet  und  wie  die  Würste  gemacht  wurden.  (Siehe  den  Traum 
von  der  VcrwandtecJiafL,  wo  die  Familie  des  Onkels  B. vorkommt.  S.330.) 
(4—6.)  Ferner  fällt  ihm  ein,  daß  er  die  Köchin  mit  der  weißen  Schürze 
»nd  dem  roten  Kleide  schon  in  der  frühen  Jugend  gesehen  hat  (7 — 8). 
Der  Wirt  war  Metzger  und  schlachtete  seine  Schweine  und  Kälber  selbst. 

Auf  der  Gasse  sieht  er  nur  Schürzen.  Jetzt  reizen  ihn  besonders 
hlaue  Schürzen.  Er  flieht  vor  dem  Bhitkomplex.  Daher  hat  er  die 
Metzgerschürze,  die  seine  erste  Liebe  war,  mit  Ekel  belegt.     Er  kann 


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■^;'g  -  Fetischismus. 

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kein  Blut  sehen,  er  kann  keine  Blutwurst,  kein  blutiges  Roötbeel'  essen. 
Kr  kann  in  der  Küche  nicht  das  rohe  Fleisch  sehen,  weil  er  es  dann 
nicht  essen  kann. 

-  Er  hat  beim  Raseur  Angst,  das  Messer  könnte  ihm  den  Hals  ver- 
letzen. Er  rasiert  sich  deshalb  selbst.  Das  Halsabdrehen  der  Hennen  und 
Tauben  kann  er  nicht  sehen.  Er  hat  Zeiten,  in  denen  er  gar  kein  Fleiscli 
GBsen  kann.  Er  versuchte  oft,  Vegetarier  zu  werden,  aber  die  Ärzte  rieten 
ihm  immer  wieder  Fleisch  an,  weil  er  eine  schwache  Lunge  hat,  Ale  Kind 
ging  er  gerne  auf  den  Friedhof,- besonders  beim  Onkel.  Nun  kann  er  keinen 
Friedhof  bcsuclion,  kann  keinen  Leichenzug  sehen  (siehe  Traum  S.  328). 
eine  Leiche  anzusehen,  wäre  ihm  immöglich.  (Nekrophilie?)  Als  Kind 
lief  er  den  Leichenzügen  nach  und  besuchte  gerne  die  Toteji,  wenn  sie 
ausgestellt  waren. 

Während  der  Gravidität  pflegte  er  seine  Frau  so  stark  an  sich  zu 
nrücken,  daß  sie  ausrief:  „Alfred,  gib  acht  auf  das  Kind!"  —  Er  weiß, 
daß  er  das  Kind  im  Mutterleibe  zerdrücken  wollte.  Beim  ersten  Kind  war 
es  ein  dunkles  Gefühl,  beim  zweiten  war  es  ihm  vollkommen  bewußt.  Das 
Kind  litt  an  Darrakatarrh  und  sah  elend  aus.  Er  hatte  „Mitleid"  mit  dem 
Kinde  und  hoffte,  es  werde  sterben,  um  erlöst  zu  sein.  Er  trug  eich  mit 
dem  Gedanken,  das  Kind  heimlicli  zu  erdrosseln.  Seit  dieser  Zeit  ver- 
stärkte sich  der  Kitzel  im  Halse. 

Er  ißt  wieder  potent  bei  seiner  Frau.  Gestern  beobachtete  er  sich 
beim  Koitus.  Er  stößt  immer  mit  aller  Gewalt  und  hat  dabei  eine  Art 
Traumzustand.  Der  Penis  wird  zimi  Messer.  Er  schlitzt  seiner  Frau  den 
Bauch  auf.  Er  sieht  jetzt  alle  kriminellen  Gedanken  ein  und  sagt:  „Wie 
werde  ich  mich  von  den  kranken  Gedanken  befreien?  Solche  Gedanken 
kommen  mir  vor  wie  konservierte  Mumien." 

Es  wird  ihm  erklärt,  daß  Mumien  oft  zerfallen,  wenn  sie  in  das 
Lidit  des  Tages  gebracht  werden,  was  ihn  sehr  beruhigt. 

Er  sah  gestern  einen  Metzgerwagen  und  kämpfte  mit  Brechreiz. 
El'  erzählt,  daß  ihm  das  sehr  unangenehm  war,  weil  er  gerade  einer  an- 
genehmen Erinnerung  nachhing.  Er  verliebte  sich  mit  10  Jahren  in  einen 
entzückenden  Blondkopf.  Das  Mädchen  trug  eine  reizende  cremefarbene 
Schürze.  Er  lief  ihr  immer  nach  und -suchte  ihre  Bekanntschaft  zu  machen. 
Sie  ging  in  eine  Klavierschule  und  er  sekkierte  zu  Hause  so  lange,  bis 
man  ihm  erlaubte,  auch  in  derselben  Schule  Klavier  zu  lernen.  Damals 
ging  er  im  Sommer  einmal  fischen,  seine  Hosen  wurden  naß.  Er  hatte 
eine  sexuelle  Erregung.  Das  beschäftigte  ihn  so  sehr,  daß  er  das  Mädchen 
■    vergaß. 


^ 


'   ^  Analyse  ßines  Falles  von  Sclnir/pnfciiscbismus. 

Eigentlich  war  es  keine  rechte  Liebe.  Er  hat  angeblich  nur  einmal 
im  Leben  geliebt,  und  zwar  nur  den  -Fi'eund,  der  ihn  mit  Hedwig  bekannt 
machte.  (Siehe  8.  310.)  Allerdings  war  er  sehr  früliroit'  und  hatte  schon 
mit  5  Jahren  eine  kleine  Braut,  der  er  bis  zum  7.  Jahre  treu  blieb.  Doch 
interessierte  ihn  als  Kind  am  moiaten  das  Glied  der  Männer.  Schon  im 
4.  Jahre  sah  er  immer  zu,  wenn  die  Burschen  im  Hofe  urinierton.  Ein 
Nachbar  mit  einem  sehr  großen  Gliode  imponiei'tc  ihm  um  meisten  und 
er  lief  immer  zum  Fenster,  um  zu  sehen,  ob  dieser  Mann  kommen  würde. 

Er  hatte  folgenden  Traum: 

Für  das  Gast-  und  Schankgewerbe  tritt  wieder  eine  Steigerung 
ein,  und  z^var  für  Lagerbier.  Als  ob  ein  Kind  vor  das  Haus  gelegt 
werde,  aber  man  darf  es  nicht  drücken,  daß  nichts  passiert 

Er  fürchtet  eine  neue  Gravidität  seiner  Frau,  die  hier  das  Lager- 
bier darstellt.  Sein  Haus  wird  als  Gast-  und  Schankgewerbc  ausgedrückt. 
Gedanken,  das  neugeborene  Kind  zu  r-rwürson,  weil  er  es  angeblicli  nich+, 
mehr  ontspredicnd  ernähi'en  kann. 

Er  gesteht  eine  bisher  versteckte  Paraphilic,  die  seinem  Int'anti- 
lismus  entspricht.  Er  merkt  mit  Schrecken,  daß  ihn  kleine  Kinder  inter- 
Rssieren,  besonders  wenn  sie  die  Notdurft  verrichten.  Er  machte  eich 
selbst  darüber  lustig.  Er  ärgerte  eich,  wenn  er  Kinder  in  kurzen 
Kleidchen  sah,  so  daß  er  alles  erblicken  konnte.  „Aber  hingeschaut  habe 
ich  trotz  meiner  moralischen  Entrüstung  doch!"  —  Bei  der  Schwägerin 
beobachtet  er  oft  ein  achtmonatliches  Kind,  und  zwar  blickt  er  mit  Vor- 
liebe auf  das  Genitale.  Vor  einigen  Wochen  sah  er  auf  der  Gasse  ein 
Kind,  das  die  Notdurft  verrichtete.  Er  blieb  stehen  und  sah  gespannt  zu, 
obgleich  er  sich  über  seine  kindische  Neugierde  und  sexuelle  Erregung 
ärgerte. 

fn  dor  Analyse  jnclden  eich  nun  die  verschiedenen  Infantilismen. 
Jetzt  beschäftigt  iim  die  Anal-  und  Urinsexualität  seiner  Kinder  und 
»meiner  eigenen  Jugend,  von  der  er  so  viele  Eigenarten  beibehalten  hat. 
Auch  Tiere  betrachtet  er  mit  gi'oßem  Interesse.  Urinierende  Hunde  inter- 
essieren ihn.  Mit  Spannung  verfolgt  er  die  Begattung  der  Hunde  auf  der 
Gasse  und  gerät  in  sexuelle  Erregung.  Er  hat  oft  die  Empfindung,  als  ob 
er  selbst  ein  Hund  wäre. 

Eine  Woche  vergeht  unter  Widerständen.  Er  bringt  mir  Stimmen 
der  Gegner  der  Analyse.  Er  meint,  er  wäre  schon  fertig  mit  dem  Mate- 
riale.  Die  Übertragung  wird  geleugnet  und  ine  LäoJicrliche  gezogen.  Wie 
wohl  ich  für  seine  Analyse  sehr  interessiert  bin,  sehe  ich  mich  genötigt 
ihm  die  Behandlung  zu  kündigen,  weil  er  darauf  anspielt,  die  Analytiker 

Str-knl,  Rtnrnii?iT  äea  Trrab-  aaü  AffHltllnbans.   VH.  oo 


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338 


Fetischismus. 


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nützten  ihre  Kranken  endlos  aus.  (Ich  gebe  allen  Kollegen,  die  sich  niil. 
Analyse  beschäftigen,  den  Rat,  den  Patienten  nie  zu  zeigen,  daß  ihnen 
an  der  Analyse  etwas  gelegen  ist  und  empfehle  ilmen  zu  versuchen,  den 
Patienten  dadurch  zu  halten,  daß  sie  ihn  nur  „bedingt"  behandeln,  d.  h., 
wenn  sie  Aussicht  auf  einen  guten  Erfolg  haben.)  Ich  stelle  ihm  also 
ganz  frei,  die  Analyse  abzubrechen  und  meine,  die  Behandlung  wäre  in- 
folge seinem  Widerstandes  aussichtslos.  Aber  nur  wegen  seines  Wider- 
standes. ■ 

Am  nächsten  Tage  kommt  er  ganz  reuig.  Es  sei  ihm  klar  geworden, 
dali  er  sich  um  sein  Verhältnis  zur  Mutter  drücken  wolle.  Er  sei  über- 
haupt ein  zerrissener  Mensch.  Er  wolle  krank  bleiben  und  raöelite  doch 
gesund  werden.  Es  seheint,  er  könne  auf  seine  Schürzen  nicht  verzichten. 
Er  sei  grausam  und  doch  weichherzig.    Er  hatte  vor  der  Analyse  eme 
Streitszene  mit  seiner  Frau.  Als  er  seiner  Frau  etwas  Böses  sagen  woUto. 
wurde  er  von  Schlucltzen  überfallen  und   hatte   einen    längeren   Wein- 
krampE.    Er  sei  grausam,  ab'er  nicht  von  Natur  aus.    Er  sei  von  seiner 
Mutter  grausam  gemacht  worden.  Er  war  der  Dienstbote  im  Hause.  Er 
mußte  Gänge  machen,  Bier  holen,  um  die  Milch  laufen,  zum  Krämer,  um 
Tabak,  zur  Tante  und  zu  den  anderen  Verwandten.    Und  es  gab  immer 
wieder  Scliläge!  Einmal  fehlte  an  einer  Uhr  ein  Zeiger.  Natürlich  soUto 
er  daran  schuld  sein.  Er  beteuerte  und  schwor,  er  habe  die  Uhr  nicht  an- 
gerührt. Da  wurde  ilmi  vorgehalten,  daß  er  ein  verstockter  Sünder  sei. 
der  noch  einmal  am  Galgen  enden  würde.  Er  schrie:  „Ich  habe  es  nicht 
getan!"  Da  wurde  er  mit  den  Füßen  getreten  und  mit  dem  eisernen  Schür- 
liaken  unbarmherzig  geschlagen,  so  daß  er  ohnmächtig  niederfiel.     Oft 
wurden  ihm  Holzscheite  nachgeworfen.     Das  Furchtbarste  war,  daß  i'r 
nacliher  um  Verzeihung  bitten  mußte,    sonst  gab  es  noch  ärgere  Quü  ■ 
Icreien.  Er  durfte  sicli  nicht  an  den  Einderspielereien  beteiligen  wie  alle 
seine  Kameraden.  Oft  sah  er  sehnsüchtig  nach  dem  HofR,  wo  die  Kinder 
spielten,  während  er  sich  im  Hause  betätigen  mußte.  Er  wurde  von  eoinen 
Kameraden  ausgelacht,  wenn  er  mit  seinem  Einkaufskorbe  vorbeigim;. 
Kaum  blieb  er  bei  ihnen  stehen,    so  hörte  er  vom  Fenster  die  schrille 
Stimme  der  Mutter  gellen:  „Alfred!"  Dieses  „Alfred"  u^rde  ihm  in  der 
Schule  naeligerufen  und  klingt  ihm  noch  lieute  in  den  Ohren. 

D  i  e  S  c  h  ü  r  z  0  w  a  r  s  e  i  n  c  S  c  h  m  a  c  h.  Er  trug  sie,  wenn  vv 
einicaufcn  ging  oder  im  Hause  arbeitete.  Er  war  ein  Dienstmädchen  er 
identifiziert  eich  mit  einer  Magd.  "Überdies  trug  die  Mutter  immer  ciiifn 
Stock  unter  ihrer  Schürze,  der  urplötzhch  hervorkam  und  ihn  he- 
arboitete,  auch  wenn  er  gar  nichts  verbrochen  hatte. 

Er  gibt  weitere  Schilderungen  seines  Martyriums,  die  an  die  herz- 
zerreißenden Kinderquälereien  erinnern,  die  Dickens  in  seinen  Romanen 
(Oliver  Twist  usw.)  so  grauenhaft  gemalt  hat.  Er  hat  eine  regelrecWe 


Auaiyso  Riiipg  Falks  von  Schilr/oiifetiscliismus.  :-  j);^t| 

Erzidiung  ziun  S^idistcn  und  Vcrbi-cchcr  initgcinaclit.  Es  zeigt  von  seinen 
glänzenden  Aiilagen,  daß  sich  bei  ilim  eine  Christ usncurose  entwickeln 
konnte.  ■  ■   ■ 


Er  träumt :  .       "  ■ 

Ich  mache,  eine  Autofatnt,  ohne  es  zu  Hause  zu  sagen.  Ale  ich 
nach  Hanse  kam,  schrie  mich  die  Mutter  an  und  drohte  mit  dem 
Stocke:  „Wo  warst  du  jetzt?"  Ich  entgegne  ihr:  „Was  willst  du 
denn?    Ich  bin  großjährig."  ~  Ich  halte  ihr  eine  lange  Predigi. 


"I 


Man  sieht,  er  kämpft  noch  mit  dem  Gespenst  der  Mutter.  Die  Auto- 
fahrt deutet  auf  den  Autoerotisiiius.  Er  onaniert  mit  Gedanken  an  die 
Mutter.  Er  hat  es  nie  gewagt,  ihr  die  Wahrheit  zu  sagen.  Nun  findet  ev 
den  Mut  zu  der  Strafpredigt.  Er  hat  ihr  merkwürdigerweise  nie  im 
späteren  Leben  Vorwürfe  gemacht.  Er  kam  gar  nicht  zum  Bewußtsein 
seiner  traurigen  Jugend.  Erst  in  der  Analyse  tauchen  die  Grausamkeiten 
der  Mutter  auf.  Er  hat  sie  alle  annulliert  nnd  wollte  von  ihnen  nichts 
wissen.  Deshalb  tauchte  in  der  Analyse  Widerstand  auf,  ehe  er  das  Bild 
der  Mutter  nach  Wirklichkeit  zeichnete. 

Die  Analyse  dieses  Traumes  dauert  last  eine  Woche.  Aber  die  Mühe 
wird  durch  die  Ergebnisse  reich  belohnt.  Wir  finden,  daß  Patient  in  de-- 
Kindheit  Bettnässer  war  und  dafür  von  seiner  Mutter  gezüchtigt 
wurde.  Das  Bettnässen  war  mit  Lustgefühlen  verbunden.  Er  hatte  wun- 
derbare Empfindungen,  wenn  er  im  nassen  Linnen,  von  feuchtcni  warmen 
Dunste  nmgeben,  liegen  konnte.  In  diese  Lust  griff  seine  Mutter  grausam 
ein  und  legte  ihn  auf  den  kalten,  harten  Boden,  so  daß  er  kein  Liimen 
mehr  naß  machen  konnte  und  erbärmlich  fror. 

Auch  in  seine  erste  Onanieperiodo,  die  jetzt  langsam  aus  der  Ver- 
senkung der  Verdrängung  emporkriecht,  mengte  sich  seine  Mutter.  Der 
Traum  wird  verständlich,  wenn  man  weiß,  daß  er  als  Etnd  auf  dem  Ab- 
orte onanierte  und  die  Miitter  i!m  immer  fragte,  wo  er  so  lange  verweilte, 
Sie  verbot  ihm,  die  Hände  unter  der  Decke  zu  halten. 

Er  haßte  seine  Mutter,  weil  sie  ihm  jede  Lust  entzog,  ohne  ihm 
dafür  Ersatz- zu  bieten. 

Seine  Parapbilio  ist  zugleich  eine  Trotzeinstellung  gegen  dii> 
Mutter.  Jetzt,  da  er  erwachsen  ist,  läfst  er  sich  nichts  verbieten.  Jetzt 
wird  er  erst  recht  onanieren!-      '  '  ■  ,   '     ■ :',  ;. 

In  vielen  Fällen  von  Haßeinstellung  gegen  die 
Eltern  werden  wir  als  Wurzel  das  Onanieverbor. 
dieser  Eltern  finden. 

Unser  Patient  hat  seiner  Mutter  nie  über  ihr  grausames  Verhalten, 
über  ihr  Prügeln,  Strafen  usw,  Vorwürfe  gemacht.    Er  duldete  es  und 

28* 


340 


Fetisch  i  Emus. 


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1: 


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schwieg.  Audi  als  Erwachsene!'  konnte  er  ihr  nichts  nachtragen.  Er  wollte 
oft  über  ihre  Erziehungsfehler  sprachen,  aher  er  hatte  Mitleid  mit  ihr  und 
schwieg,  Aber  sollte  er  ihr  doch  zu  Dank  verpflichtet  sein  und  verbotene 
Liebkolingen  von  ihr  empfangen  haben? 

In  diesem  Traume  setzt  er  eich  endlich  mit  ihr  auseinander.  Der 
Inhalt  der  langen  Rede,  die  ihr  das  Sündenregister  vorwarf,  ist  leider 
am  Morgen  vergessen.  Er  macht  diese  analytische  Arbeit  ohne  niieli.  Er 
will  seine  Mutter  nicht  weiter  belasten  und  entwerten. 

Traum: 

Ich  hatte  einen  heftigen  Streit  mit  meiner  Schwester,  weil 

sie  sich  in  meine  Sachen  hineinmischte  und  meine  Frau  angriff.  Ich 

schrie  sie  an:  „Kümmere  dich  um  deinen  Sohn  und  lasse  mich  in 

Rnhe!"  ,      , 

Er  erwachte  und  hatte  heftigen  Kitzel  im  Halse  und  ein  Jucken 

in  der  Glans.  Es  ist  klar,  daß  sieh  nun  Erinnerungen  an  die  Scliwester 

melden,  die  scheinbar  auch  mit  ihm  gespielt  hat,  als  er  Kind  war.  Sie 

vertrat  die  Mutter  und  er  war  ihre  Puppe.  Sie  setzte  ihn  auf  den  Topf 

und  nahm  ihn  oft  ins  Bett. 

Folgen  verschiedene  Erinnerungen  an  die  Schwester,  die  seine 
Fixierung  beweisen. 

Er  träumt;  '       .    - 

Ich  sehe  große  Buchstaben:  S  .  .  : .  .  T T.  N. 

E  r  h  a  1 1  e  den  Einfall  in  der  Nacht:  Stekel  —  traue  —  nicht. 

Er  wehrt  sieh  gegen  die  Mitteilung  des  nun  folgenden  Materials. 
Er  meint,  seine  Krankheit  könnte  organische  Ursachen  haben.  Seine 
Mutter  habe  ihm  erzählt,  daß  er  eine  so  schwere  Geburt  mitraachto. 
Auch  sei  er  in  der  Kindheit  aus  dem  Kinderwagen  gefallen  und  trage 
noch  die  Narbe  von  seiner  Verletzung  am  Schädel. 

Als  ich  darauf  beharre,  daß  sein  Leiden  psychisch  entstanden  sei, 
kommt  es  zu  einer  Pause  und  endlich  sagt  er: 

„Ich  habe  nie  davon  gesprochen,  daß  ich  eine  Schwangerschaft 
meiner  Mutter  beobachtet  Iiabe.  Ich  mochte  6  Jahre  alt  gewesen  sein. 
Meine  Mutter  trug  eine  Schürze  und  sah  immer  nach,  ob  die  Schürze 
fest  sitze  oder  ob  sie  genitscht  sei,  weil  ein  Zimmerherr  sie  beobachtete 
und  auslachte.  Er  sprach  immer,  daß  man  den  Baiun  schon  durch  die 
Schürze  durchsehe.    Auf  diesen  Zimmerherrn  war  ich  eifersüchtig." 

„Warum  waren  Sie  eifersüchtig?" 


Analyse  eines  Falles  von  Schar/.oufetischismus.  341 

„Weil  ineine  Mutter  mit  ihm  schön  tat  und  sie  sich  oft  zusammen 
in  ein'zimmer  zurückzogen.  Icli  vermutete,  daß  sie  dort  etwas  Sexuelles 

machten." 

„Was  geschah  mit  dem  Kinde,  das  nach  Ümen  geboren  wurde:' 

I^Es  starb  bei  der  Geburt.  Icli  habe  es  nie  gesehen."  (Pause.)  „Ich 

glaube,  meine  M  u  1 1  c  v  hat  es  umgebracht,     weil  sie 

keine  Kinder    mehr    haben    wollte.     Mir  kommt  die  Sache 

nicht  geheuer  vor."  ■  ^ 

Er  iulilt  sich  besser.  Er  hat  nicht  mehr  das  „Dr  auf  ganger  ieche''. 
Er  muß  den  Schürzen  und  den  Schwangeren  nicht  mehr  nachlaufen.  Er 
fühlt  sich  wie  von  einem  Zwange  befreit. 

Er  meint,  die  S  c  h  ü  r  E  e  sei  ihm  etwas  Heiliges, 
w  i  e  e  i  n  0  R  e  1  i'q  u  i  e.  Es  könne  ihn  zu  Tränen  rühren.  Es  vereinigt 
sich  in  der  Schürze  alles  Gute,  was  er  von  der  Mutter  erfahren  hat 

Hier  ersehen  wir  die  bipolare  Einstellung  zur  Mutter.  Ich  frage 
ihn,  was  denn  das  Gute  war,  das  er  von  der  Mutter  erfahren  habe. 

Erst  schweigt  er  und  dami  sagt  er:  „Ich  liabe  heute  Nacht  einen 
merkwürdigen  Traum  geliabt'" ; 

„Ich  hörte  eine  Stimme:  Die  Mutter  hats  -  die  Mutter  kanna! 
Dann  schwebten  mir  Zahlen  vor:  408  oder  802  -  vielleiclit  208, 
.    Die  Mutter  Bagte  mir:  Ich  kann  deine  Schuhe  viel  besser  wichaen 
als  du  und  deine  Frau.  Ich  gebrauche  Fettglanz  wichse." 

Zum  Traume  hat  er  die  Einfälle  12  (4  mehr  8)  und  10  (8  mehr  2). 
Zum  Schuliewicheen  fällt  ihm  Onanieren  ein. 

Unter  Widerstreben  erinnerte  er  sich,  daß  in  seiner  Phantasie  seine 
Mutter  mit  dem  Gliede  spielte,  als  er  schon  10  und  einmal  als  er  12  Jahre 
alt  war  und  neben  ihr  im  Bette  lag.  Kr  onanierte  neben  der  Mutter  und 
mit  Gedanken  an  die  Mutter.  Im  Keuchhusten  mirden  seine  Anfälle 
durch  Spielen  mit  dem  Gliede  beruhigt.  Die  Schürze  symbolisiere  die 
gute,  mit  seinem  Gliede  spielende  Mutter. 

Er  bringt  am  nächsten  Tage  folgende  Aufzeiclinungen.  die  ich  mit 
seinen  Worten  wiedergebe: 

Das  Schriftstück  trägt  die  Aufsclmft: 
Die   Liebe    zur   Schürze   und   ihre    Erklärung. 

Ich  hatte  meine  Mutter  unendlich  lieb,  trotz  ihrer  Grausamkeiten 
und  Härten  und  liebe  sie  wahi'schcinlich  noch  heute  mit  unverminderter 
Anhänglichkeit.  Ich  erwarte  ihre  Briefe  mit  Spannung  und  zittere,  ehe 
ich  den  Brief  aufmache.  Ich  ertappe  mich  stündlich  bei  Phantasien,  daß 
ich  mit  ihr  spreche  und  in  ihrer  Nähe  bin.  Ich  zähle  die  Tage  bis  zum 
nächsten  Briefe  und  würde  sofort  alles  in  Stich  lassen  und  zu  ihr  reisen. 


T 


342 


Fctisfliiamua. 


?l 


!; 


wenn  sie  krank  sein  würde.  Meine  Liebe  zur  MuttBr  —  wie  sie  heute  ist 
—  ist  nur  ein  Teil  der  alten  gewaltigen  Kinderliebe,  die  mich  ganz  er- 
füllt  liat.    Es  mischte  sich  jetzt  zu  viel  Haß  und  Bitterkeit  in  unser 

Verhältnis. 

Die  Liebe  ist  nicht  normal,  sie  ist  gestört,  der  Strom  ist  unter- 
brochen. Meine  ganze  Liebe  hat  sich  zur  Schürze  ge- 
flüchtet. Sic  ist  mein  Ideal,  etwas  Hohes,  etwas 
Heiliges,  sie  nimmt  die  ganze  Liebe  auf,  die  eigent- 
liehmeinerMutter  zugedacht  war. 

Meiner  Muttor  selbst  kann  ich  in  ihrer  Nähe  keine  richtige  Liebe 
entgegenbringen.  Ich  fühle  mich  wohl  m  ihrer  Nahe,  ich  rede  mit  ihr 
gerne,  aber  wenn  sie  mich  anrührt,  so  fiilile  ich  Grausen,  Ekel,  es  wirkt 
wie  ein  negativer  elektrischer  Strahl. 

Ich  erkläre  mir  die  Umwandlung  der  Gefühle  folgendermaßen.  Icli 
wurde  immer  ffC]n-ugelt,  aber  zwieclien  8  und  12  Jahren  erhielt  ich  die 
Prügel  auf  Anregung  des  Schwagers,  den  icJi  haßte  und  der  erkannte, 
daß  ich  ihm  gram  war  und  seine  Beziehungen  zur  Mutter  durchschaute. 
Dabei  wurde  weder  auf  meine  körperUche,  noch  auf  meine  geistige  Ver- 
fassung  Rücksicht  .genommen. 

Besonders  e  i  n  e  Prügelszene  kann  ich  nicht  vergessen  und  es  ver- 
geht fast  kern  lag,  daß  ich  nicht  daran  denke. 

Durch  diese  ungerechte  Prügelei  hat  sich  die  Mutter  ihre  Liebe 
iius  meinem  Herzen  gerissen.  Ich  war  aber  nicht  fä),i„       ■  .     '"'''^y'*" 
lösen  und  die  Liebe  auf  andere  Personen  zu  üw''  T^'  '""  '^''  '" 
Mutter  Wählte  nun  den  Umweg  übe  Te  Scl^:*     Te     'iT  ^'^'^  Z' 
nun  mein  Fetisch  und  mein  Tyrann   der  ^  li       -u  ^'^'""'^^  ''""^'' 

leide.  Ich  bin  dadurch  der  unSigst  und  '' r ''i  r". ''"  ""  ™^'''^ 
worden.      Menschenscheu.     Alindete    ^    .^^^^^^^^  ^^- 

zustände  stammen  aus  dieser  Quelle.  ^  "^'^'^^'''    ^"'^    Verwirrung.- 

Ich  habe  einen  Beweis  für  diese  pathologische  Mutterhebe  Icl. 
suchte  immer  nach  einem  Mutterersat?    TpVi  h^u       ,      ^"'''''^^^"'"^-     '■^^ 

reizend,  gutmütig,  lustig,  zugänglich,  die  Se«  Ttr  S  '    t 

verdriemid,.  a„e,.  Reize  l.,-.  Ob„M  . f^  jt  *t ^SS' 
schloß  ich  m,ch  an  die  Ältere  „nd  bat  u,n  die  Erlaub:,;'  .rMul 
»agcn  zu  dürfen.  S,e  venve.gerte  mir  den  Mutterersatz.  Damr  ,-andte  ich 
m,ch  wieder  den  ki-anlchaften  Venrrungen  zu.  Icl,  habe  keinen  Auswe-. 
gefunden.  "^ 

Ich  möchte  noch  einen  Beitrag  zur  Schürzenonanie  Uefern  Es  war 
mir  nicht  genügend,  wenn  ich  die  ganze  Schürze  umband  Ich  verlangte 
nach  mehr.  Ich  wollte  eigcntUch  den  ganzen  Körper  einschnüren  Ich 
wollte  mich  so  fesseln,  daß  auch  Arme  und  Beine  nicht  frei  waren  um 


Ijchu 


Analyse  eines  Falles  von  Schilrüenfcti-ichismiis.  343 

Onanieren  gezwungen,  zu  sein,  durch  Baudibowßguiigen  wie  eine 
Schlange  den  Reiz  und  die  Befriedigung  hervorzurufen.  (Es  ist  die  deut- 
liche Säuglingsphantasie,  der  in  Windeln  eingebunden  ist  und  durch 
Wiegebewegungen,  wie  sie  Hevoch  als  erster  beschrieben  hat,  onani- 
stisdic  Befriedigung  erzielt  -  ferner  Erinnerungen  an  die  Bauch-, 
tiinzerin.)  h-h  konnte  aber  diese  Fesselung  nicht  ausführen.  Ich  mußte 
jeden  Moment  gefaßt  sein,  überrascht  zd  werden.  Ich  hätte  nicht  Zeit 
gentig  gehabt,  mich  der  Fesseln  zu  entledigen,  während  ich  die  Schürze 
oder  den  Sack  in  einer  Sekunde  abwerfen  konnte.  Aber  ich  band  mir  fast 
immer  die  Kniegegend  oiu.  Ich  glaube,  icli  wurde  als  Kind  im  Wickel- 
kissen fest  um  das  Knie  eingebunden.  Ich  mache  es  jetzt  gerade  so,  wenn 
ich  die  Knie  mit  einer  Binde  umwickle.  Ich  kann  auch  von  der  Mutter 
in  den  Windeln  unten  beriiln-t  worden  sein-  Denn  ich  habe  sie  bei  der 
PHege  anderer  Kinder  (des  Neffcn)  beobachtet  und  bemerkt,  daß  sie  dem 
Kinde  unter  den  Windeln  Liebkosungen  erweist.  Sie  fuhr  über  die  Scham- 
gegend und  rieb  daran,  was  dem  Kinde  Freude  zu  machen  schien.  Daraus 
kann  ich  schließen,  daß  mir  iUmliche  Liebkosungen  mi  Steckkissen  und 
unter  den  Windeln  zuteil  wurden. 

Schürzen  reizen  ihn  nicht  mehr.  Er  hat  eher  eine  peinliche  Emp- 
findung, als  ob  er  sieh  schämen  würde,  solchen  Kindereien  nachzuliängen. 

Er  hatte  einen  sehr  wiclitigen  Traum ; 

Ich  befand  mich  in  meiner  Wohnung,  da  kam  der  Hafner  oder 

Maurer  und  reparierte  den  einen  Ofen  vom  Wohnzimnier ;  nach 
Fertigstellung  ging  er  ine  nächste  Zinnner  und  warf  mit  Hilfe  von 
anderen  Arbeitern  diesen  Ofen  um,  obwohl  volikomuien  in  Ordnung 
imd  oiiK'  B,eparatur  von  mir  auch  nicht  verlangt  win-de.  Ohne 
Rücksichtnahme  auf  die  Möbel  ließen  sie  den  ganzen  Ofen  auf  den 
nebenstehenden  Diwan  fallen.  Auf  meinen  Protest  wurde  erklärt, 
der  Hausherr  verlange  es.  Er  war  auch  im  Zimmer  anwesend, 
olme  daß  ich  jedoch  mit  ihm  ins  Gespräch  gekommen  wäre. 

Später  entdeckt,e  ich,  daß  die  eine  Wand  vom  Wohnzimmer 
w-ickeli"  war.  ganz  schief  zu  stehen  scliien,  die  Tapeten  hingen  nur 
mehr  lose  daran  und  die  Wand  drohte  einzustürzen.  Auch  entdeckte 
ich  an  der  Decke  plötzlich  ein  großes  Locli.  Trotz  aller  dieser  Un- 
bequemlichkeiten vorließ  ii'h  jedoch  die  Wohnung  nicht  und  wollte 
auch  nicht;  empfing  sogar  Besuch,  an  den  ich  mich  allerdings  nur 
mehr  tranz  schwach,  nebelhaft  erinnern  kann. 
Er  emi.öi'1.  sich  in  diesem  Traume  gegen  die  Analyse.    Der  Foti- 

.an.mus  wird  nut  einem  warmen  Ofen  verglichen.    Ich  habe  meine  Be. 

Ci^  überschritten.   Er  wollte  eigentlich  nur  die  Angst  loswerden  und 


344 


FetiBchismus. 


bei  Beiner  Frau  potent  sein.  Was  bin  ich  für  ein  schlechter  Hafner!  Ich 
zerstöre  ihm  den  echönsten  Teil  der  ?arapa.thio  (Ofen).  Ich  überhöre 
alle  Proteste  seines  inneren  Menschen.  Aber  nicht  der  Ofen  das  "anze 
Haue  droht  einzustürzen!  Alles  was  er  sich  kunstvoll  errichtet  hat,  soll 
zugrunde  gehen?  Und  das  große  Locli  in  der  Decke,  durch  das  er  bequem 
in  sein  Inneres  sehen  soll!  Aber  trotzdem!  Er  gibt  seine  Parapathi«^ 
(seine  Wohnung)  nicht  auf.  Er  richtet  sich  neu"ein,  neue  Gedanken 
kommen  hinzu.  (Er  empfängt  sogar  Besuch!) 


t!    i 


Viel  tiefer  in  das  Rätsel  seiner  Paräpathie  bringt  uns  der  nächste 
Traum,  der  ein  sogenannter  Schlüsseltraum  ist. 

Ich  war  im  Theater  bei  einer  Festvorstellung ,  gegeben  wurde 
„Faust  ■-  In  der  Hofloge  sah  ich  rechts  in  der  Ecke,  fast  ganz  an  die 
Wand  gelehnt,  die  „Königin"  mit  einer  großen,  hohen  Krone  auf  dem 
Haupte,  die  last  etwas  schief  sali.     Links  sah  ich  dagegen  in  der 

-  gleichen  Loge  den  „Prinzregenten^;  um  ihn  zu  sehen,  mulite  ich  mich 
von  meinem  Platze  aus  vorbeugen. 

Es  sollte  dem  hohen  Paar  eine  Huldigung  dargebracht  werden 

,    und  ich  sah  einen  .Herrn  in  schwarzem  Frack  sich  der  Königslo^e 

nähern.  Dort  angekommen,  zeigte  sich  mir  dieser  Herr  plötzlich  mit 

r       einer  großen  weißen  Schürze  angetan  und  ich  dachte  sofort'  Wie 

kommt  denn  dieser  Bäcker  jetzt  hieher? 

In  der  Pereon  dieses  Bäckers  erkannte  ich  jedoch  den  Besitzer 
einer  Handelskunstgärtnerei  von  Triest  und  Mitglied  des  Triester 
Männergesangvereines,  Namens  „German". 
j,  Weiters  hörte  ich  plötzlich  in  meiner  Nähe  auf  der  Galerie 

Italienische  Worte;  ich  sah  mich  um  und  bemerkte  zwei  Mädels' 
gleich  gekleidet,  rot  karierte  Kleider,  die  mit  einem  iun<^en  wildeu 
Tier  (Löwon?)  spielten,  und  zwar  schoben  sie  das  Tier  fortwährend 
vor  sich  her. 

Die  Vorbereitung  zur  Huldigung  dauerte  mir    scheinbar    zu 
lange,  denn  ich  ging  fort  und  wollte  etwas  holen.    Beim  Wegeehen 
sehe  ich,  daß  m,r  das  Tier  nachlaufen  will  und  auch  wirklich  tat 
Um  mich  davon  zu  befreien,  machte  ich  einen  größeren  Bo^en   das 
Tier  bheh  zurück.  ' 

Da  kam  ich  vor  einen  Bäckerladen,  .ah  in  den  Auslagefenstern 
eine  Ankiindigung  von  besonderem  Kornbrot. 

Ich  ging  in  den  Laden,  um  solches  zu  kaufen;  es  wurde  mir 
aber  von  einer  alteren  Frau  gesagt,  es  sei  ausverkauft   Auf  meine 

-  l'T  Tfl  ^f''''^  v''''  /'^'f  '^^  ^^^^^"^  ^^ne  verneinende 
Antwort.  Ich  sah  mich  hierauf  im  Laden  um  und  entdeckte  irgendwo 


!■ 


AualySB  eines  Falles  toii  ScbiirzenfHisclii.iiHiB.  345 

einme  Hörnchen  in  oinem  Glaskasten.  Auf  meine  Frage,  ob  icli  die 
haben  kömite,  erhielt  ich  enio  bejahende  Anüvort  und  k^^ufte  sie; 

um  W  .°c Lt.  und  rochnst.  und  bekam  „ichl  die  r,d,t,go  Sunm.e, 

nach  weiterem  Rechnen  kam  .ch  auf  d.e  '^--^^^.f.^^^^^tiJm 
hlipb  Als  ich  den  Laden  schon  verlassen  ^^  eilte,  sah  icli  aul  emem 
blieb   Als  ICH  üen  ^.  ^^,^.^^^g^  lockeres, 

Fenster  docli  noch  em  fatiuW  \on  ae  ^^^^  ^^^ 

mit  großen  Löchern  ^ff^'^^^^'^,  von  memem  ge- 
Bäcker selbst  in  den  Laden  und  ich  eizahte  m 
■  habten  Wunsche  und  dem  negativen  Ausfall     l^m  ^  ,  ^^^  ^^^    ';^ 
auch  das  Stück  Brot  hegen  und  wollto  es  vasch  v-sch.  m^n  las 
Ich  bemerkte  dies  mxd  sagte  sofon  m  i lun:    "^^^^^^^.  ^^^^.^^^^^^^^^^^ 
liegen,  ich  habe  es  schon  gesehen,  es  macht  nichts.  S,e  ueidui  es 
halt  für  jemanden  reserviert  haben." 

Nun  ging  ich  aus  dem  Laden,  es  regnete,  schaute  aut  die  unr 

-        und  konstatierte  7  Uhr.  Donnerwetter,  jetzt  habe  ich  den  größten 

Teil  der  Vorstellung  schon  vorpaßt  und  besonders  den  Teil  mit  Mar- 

earete  und  die  schönen  Reden  von  Faust.  ,    ,    ,    „ 

Hierauf  erwachte  ich  etwas  in    Schweiß    gebadet    und    bekam 

einen  Kitzelreiz   mit  nachfolgendem   Leichten  Husten.   Nach  einer 

Stunde  etwa  sclilief  ich  wieder  ein. 

Wir  erinnern  uns  des  ersten  Traumes  von  der  Säng^-m  (S   309)- 

™.,i  -'-■"''7--    ";V    J'    r»;    e„  *l'Hehen  KoHu.  belauscht 

Vertreter)  »"'*'■"•  *"^;.''7;„,I  ^uen  Herrn  im  rfiwarzen  Frack, 
hat.  D>e  Hnldig^g  g-o«    t  d    d    e,„  ^_^^^^  ^^^^  ^^^ 

der  eme  weille  Bäckerschur.e  tu.  t    ^'  J  ,.^  j,,  „.„^ 

„German",  d.  h,  «1.  T^™'*-, J^^  ,,f  „„>) ,  der  hier  offenbar 
Beines  verhaßten  R.valen,  des  R'^'^S^^  ^  ^  j^,^,.  ,„do,.l.elt  als 

den  Kön,g  vertritt  und  P™-?"tüteA     M  "--haft. 


;i46 


Fetisch  ismus. 


l; 


teiidenz.  Er  will  dem  Tiere,  dem  Löwen  entkommen,  und  flüchtet.  Wir 
wissen,  er  hat  München  verlassen,  weil  er  es  nicht  länger  aushielt.  Wir 
werden  gleich  die  Ursache  dieser  Flucht  kennen  lernen.  Der  Bäcker  ist 
sein  Rivale,  der  Schwager.  Der  Bäckerladen  eeine  Mutter.  Er  kann  keine 
Liebe  mehr  erhalten  (das  im  Kriege  geschätzte  Kornbrot).  Die  Bäckerin 
hat  nur  Hörnchen.  Sie  hat  seinem  Vater  Hörner  aufgesetzt.  Die  Hörn- 
chen siiid  in  einem  Glaskasten.  Jeder  kann  es  sehen,  nur  der  Vater  nicht. 
Jetzt  koimnen  die  mysteriösen  Zahlen,    die  schon  an  den  Tiuum 
(S,  341)  erinnern.  Dort  waren  es  die  Zahlen  208  und  SO'2.  Wir  erkennen 
die  gleichen  Zalilen  422  ist  (4  mal  2),  gleich  82,  ebenso  verbirgt  71  den 
Achter   (7  +  1),  «äln-end  die  Zahl  93  noch  rätselhaft  bleibt      Er  sieht 
aber,  dali  der  Bäcker  Brot  hat.  Er  liat  etwas  gesehen  („Ich  habe  es  schon 
gesehen-  ).     Nun  wissen  M-ir,     daß  die  Vorstellung  des  ersten  Tramnes 
taust  ist.  Der  Traum  wird  aber  erst  verständlich,  wemi  man  weiß,  daß 
seine  Mutter  Margarete  heißt. 

An  den  Zahlen  analysiert  er  einige  Tage  und  zeigt,  daß  sie  alle 
mit  den  Geburtsdaten  semer  Familie  zusammenhängen.  Aber  das  Wich- 
tigste kommt  erst  Er  werß  nicht,  ob  er  mir  schon  gesagt  hat,  daß  er 
einen  Kotus  zwischen  dem  Schwager  und  der  Mutter  belauscht  hat  Er 
kam  einmal  im  Sommer  -es  war  August  -  zu  früh  nach  Hause  und 
horte  ein  verdachtiges  Geräusch.  Er  sah  nun,  wie  die  Mutter  dem 
Schwager  eine  Fellatio  machte  und  wie  er  an  ihr  den  Kimnilingus  vollzog 
Er  weiß  auch  das  Datum.  Es  war  am  2.  VIII.  1893.  Er  ist  1887  geboren 
lind  war  damals  7  Jahre  alt.  Sein  Geburtstag  ist  am  5  XI  fSlii  a 
fieburtstag  der  Mutter  am  22.  IIL  (223).  "       ''■■■''  *^^^ 

Dies  Datum  hat  sich  unauslöschlich  eingegraben.  Er  haßte  dann 
den  Onkel,  der  ihm  die  Liebe  seiner  Mutter  gerauht  hatte  An  dem  kriti 
sehen  Tage  wendete  er  sein  beliebtes  Mittel  an.  Er  hustete   um  sich  be 
merkbar  zu  machen,  die  Mutter  beendete  rasch  dio  Liobesszene  und  er 
wurde  über  Geheiß  des  Schwagers,  weil  er  zu  früh  aus  dem  Geschäfte  ^e 
gangen  war,  bestraft.  Der  Schwager  war  kein  Bäcker  ahnr  ^r  i  .^7 
■-  Konditorladen  und  verkaufte  auch  Gebäck,  das  tsertmer    un^T 
ragen  mußte.  Nun  erkennen  wir  die  Ursache  seiner  Widerstände  Er  hat 
lese  Szene,  immer  gewußt,    glaubt  aber,    sie  mir  bestimmt  erzählt  zu 
haben.  D,o  ersten  Erzählungen  aber  waren  entweder  Phantasien  oder 
Deckennnorungen. 


Er  träumte  wieder: 

Ich  war  beim  Nachl>ausegehen  (nachts),  trug  einen  Schreib- 
t  schstuhl  vor  mich  her  und  war  schon  fast  am  Hause  angelangt, 
als  ich  emen  Herrn  m  das  Haus  eintreten  sah,    der  kurz  nachhe 


m 


A.%.c  d.cs  Falle,  vo»  S«bün:.«f<^ti ->»--■  Ml 

1    infl,i  TTiit  und  es  hatte  den  Än6clieiii, 
,.    .viodor  herauskam;  er  ^^■^-Z  ^'^^  ^ '^^ 'eder  zurück  köimte  und 
aU  ob  er  mangels  eines  ödilussels  mclit 

auf  mich  wartete.  ^  Haustüre  war, 

•      Im  selben  Momente,  als  ich  ^^^;"/^^;  ;V  und  Jaquet  be- 
sah ich  neben  mir  ein  Weib  a^^taucl^n     -  t  Hut       ^  ^^. 

kloidet,  und  bevor  .h  noch  ^^^;:^^:: U.,..  gepackt.  Ich 

"::r:;;ir;:r;rheS^;L.e.^ 

auch  sofort  kam  und  mich  befreien  ha  r  _  ^^^^  ^.^.^^^ 

gepackt;  eB  Mai  ancüun  ,.,  „„.i,  „.eine  Frau  einsprang, 

Neuerdings  um  Hüle  rufend  b  d-  «^^  .,.,,^^  ^,^,.,f, 
ist  mir  niclü-  mehr  klar,  ^onr^l^J^  \,,  w.ih  zurückbheb, 
immer  wieder  erwehren,     b »    ^  <       ■  ..folgten  nur 

wenigstens  sah  ich  sie  "-'^V  hl  '  denn  eigentlich  von  niiv 
,n.hr  vom  Mnnne.  Den  Mann  frug  ,eh,  ^^^f^™  i^^^,,.  Sohheßlich 
.olle  und  was  ich  ihm  getan  Mt  o,  er  ^l^^^^^'^,  ,,,,,,,o  die 
ging  er  in  .inen  Laden  -  -ch  glaube  O'^^^^^'^^^^^^^^f,^^,..  „,,ine  Frau 
Gelegenheit,  um  zu  Hüchten,  und  zwar  m  ^'"^  f  ^^^'j  ';  '"'^^^e  ich, 
k.n.  .u  mir,  nachrufend.  Im  ersten  Stock  des  Ha"^^/'  ^  ^ 
war  ein  Cafe,  in  das  i.h  später  ging  imd  von  da  aus  Ausschau  nacn 
dem  Angreiter  hielt,  von  dem  ich  aber  nichts  mehr  sah. 

.ssen,  daß  er  den  «^  ;;--^-^^^;:rLnchen.  un.  nicht  zum 

ihn  abgeslochon  -  J  ^^^  \  'V^,  ,,„ue  auch  den  Vater  verstau  .gen 

Mörder  zu  werden.  (U"     ;;    ;,\^^,^  ^j^,,  ^^U  auf.   (Schreibti.chstuhl.)  || 

ihn,  schreiben,  aber  e.  '''/^f ;  "g"  ,.   ^as  Weib  die  Mutter.    Von  ■ 

l-„.  Mann  des  Traunu.  ^f^^^^;^,,  Schwager  wollte  er  auch  ■( 

beiden  Bildern  kann  er  sK-h  mit  ^^^  ^^^^  ^,^^^^  ^^^^^  ^^^,^^         ,u. 

erdrosseln  (l^"^^-^";"=^l:     '  ',  ^t  mit  dem  Hamlet-Motiv.)  Seine  Frau. 

(Tahon.  IMerkwürd.gc  ^■^l'"\'^'^'^"  '  '  ^,  ^^,,  Mutter  und  der  Hon>osexuah-  | 

d,  h.  .eine  Khe  .oU  Uru  au.  ''"^^^^  ,  ,,.,  -,„.  Vertreter  der  Homo- 

tat  (Vater  ^  Arzt)  .e'-l-cn  De  S^  n  i .      ^^^^^^^^^^_^  ^^^^^^  ^^^^^  ^ 

Bexualität.  Er  weiß  y^^^^^^,!^^^,  .ar,  sielte  der  Schwager  m.t 
lieh  in  Ihn  verliebt  war.  ^^^^^  e,  ,,dorte  erst  seine  Emstellung, 
a,,  ,,d  machte  ihm  ^l""^,^;^^^ durch  seine  Eifersucht  unangenelm. 
als  er  merkte,  daß  der  ^^^'^^  '*^^^^  ,,  i^u-chtete,  er  könnte  das  Ver- 
bemerkbar  machte,  besonders  nachdem 
hältnis  seinem  Vetter  verraten. 


F'etiEchiemus. 


i 


348 

Der  Konditor  verkaufte  auch  Kaffee  in  seinem  Laden;  das  erklärt 
den  letzten  Teil  des  Traumes.  Im  ersten  Stocke  seines  Ladens  wurdo 
Kaffee  ausgesclienkt. 

Patient  will  die  Erklärung  wissen,  warum  er  das  „1"  nie  in  Ver- 
bindung mit  einem  „d"  schreiben  kann.  Er  wird  aufgefordert,  nachzu- 
denken und  bringt  als  erste  Assoziation  „Luder". 

Es  war  das  Schimpfwort,  das  er  im  Geiste  seiner  Mutter  zugerufen 
hatte. 

Er  bringt  wieder  ein  Schriftstück: 

„Ein  Beitrag  zur  Psychologie  meines  Hustens." 

Mein  Unglück  ist  meine  grundfalsche  Erziehung  Sie  hat  mir  das 
Rückgrat  gebrochen  und  mein  Selbstbewußtsein  zerstört.  Ich  habe  n.ein 
Personhchke.  sgefulü  ^  Das  Grundüfael  war  die  Art,  wie  men.e 

Mutter  mich  behandelte.  Spielte  ich  mit  Kameraden  im  Hofe  oder  kam 
ich  von  einer  der  endlosen  Besorgungen  nicht  rascJi  genug  nach  Hause 
-  und  ich  konnte  meiner  Mutter  nie  rasch  genu^  sein        L  !+    i  . 
den  Kopf  zum  Fenster  hinaus  und  es  gellte  dm-ch  Zn.\     m      uw 
bist  dur  Die  Rufe  ..rden  in  der  ganzen  ^^^^^^^^^ 
.nicht    gleich    zum    Vorscliem,    so    begann  ein    Fluchen      7  1  "^^"^  , 
Schimpfen,  ein  Drohen  und  Beschimpfen,  daß  sich  a  rV/fT  -k 
lustig  machte.  Meine  Kameraden  spotteten  me ht  Z  rief  ] 

der  Gasse  nach:  „Alfred!  Wo  bist  du?"  DasTär  L    ^    /      """  '^""^ 

Oft  drohte  Sie  mit  einem  roten  Gesichte  "  W^rte^d  t"'k  K 
freue  dich,  wenn  du  heraufkommst!  Du  wirst  «.h  "  /  '  ^^'^^'«''ub, 
Ich  wußte,  es  wird  Schläge  absetzen,  und  der  gfnze  HoT  t  '"''""!" 
Ich  kauerte  mich  zusammen,  ich  wollte  in  ein  Ninht  '''''        "" 

in  die  Erde  verkriechen,  ich  flog  hinauf  und  sab  w.^'  '''''*^"^"'i«'^'  "^'^h 
nach  links,  um  meine  Schande  zu  verbergen.  ^^^^^^  "'^^'^ 

Und  diese  Frau  liebte  ich  trotz  dieser  Mißha  täl 

Aber  ich  bin  menschenscheu  geworden   Ipb  1  'ri    ^'^^™* 
Wertigkeitsgefühl,  das  ich  nimmer  überwinden  kann  W     ^'"^"^  ^'"'^^'" 
heute  ohne  dieses  niederdrückende  Gefüld  dpr-JT   "  m°  ^^^^  "^^^  ^*"" 

In  Triest  war  ich  Bürochef.  Ich  zitterte  vorVedem  r""'"^'''' 
ja  sogar  vor  oino.u  neuen  Laufburschen  Der  ».  J  .^'^^"g^s*''-!!*^"- 
war  mir  eine  namenlose  Pein.  Ich  glaubte,  alle  Neu  . "  '!''''^'^^"'' 
AVissen  und  Bildung  überlegen  und  müßten  gleich  .nf  7  ?""  '"""  """ 
kennen,  daß  ich  ein  minderwertiger  Mensch  se  Tel  .  '''^'"  ^^''^  '" 
melte,  ich  rang  nach  Luft,  ich  blickte  zur  Erde  l  '''^'  '"'^  '*''"'' 
auehalten!  ""  °'  ^^  ^^^  nic^M  zum 

Auch  der  Empfang  neuer  Kunden,  der  Umtran*.  »«;+      j 

stehenden  Personen  war  mir  eine  Marte    Ich    iZ^f         ^''^''Z  ''''" 

"'<n.  icn  zitterte  am  ganzen  Körper, 


Aualyso  oinea  Falles  von  SüliürzOTifotiachisinns.  349 

Ol,"  i,-,    cn  HsU  ich  kauin  6telien  bleiben  konnte. 
m.ch  überkam  eine  Schwach3   so  dal. ^1    ^;^  ^^^.   .^^^^_ 

Oft  hatte  .ch  Stdüdrang  und  muß^^^^  ^«  ^^^  ^^^  ^^^^,^  ^^,^.,^  .„ 

Das  begann  m  Ala.  l'^'  ,  f  '  ^^  ^^^,  ,„i,h  sehr  freundlich 
.1er  Welt.  Ich  kam  in  eme  gebüdo  e  \^^^^  j^j^  ^^^^^,^,,,  -pag 
auft^ahm.  Aber  ich  sah,  daß  -ch  l^^J^/^^^^^  '^V^  fehlte  die  nötige 
nnd  Nacht,  u.  d.  ^^^^^^.J^.:^^^,  aber  ohne 
Führung  und  ea  stoppelte  ich  alienoi  jvu 
System  und  "l^^^^^ründli  chlort  ^^^^^^^^^^^_^^   ^^.^^^.   „^,^   ,i,. 

Besonders  der  erste  ^''^''^'V'^^  "  .^j^  ^^  einen  Ausweg, 

.chier  unüberwindliche  f^^^^^^f^keit     So  karn^  ^^^^^^,   j^j, 

um  die  Pausen  der  V-logeid^eit  aus.ufuü^^n.  ^  c^^^  ^^^^^^^^^^  ^  .^,^^ 

hustete  mich  über  jede  l>^^'^^^' ^~tZ  des  Hustens  die  Worte 

zu  reden,  konnte  Zeit  S-™«"^' ;  f    ''^^^^  ^ntel  kam  wohl  von  meinem 
überdachte,  die  ich  zu  sprechen  b.tt^^  ^^^  ^^^^^,  i„  ^i,, 

.^veiten   Ich.    Ich   b,n  mir  ers     je  zt   ^e^nu^  „,,i„,n  Keucb- 

dieses  Mittel  gewählt  hat,  ^'^^^.^f     .'\X     ^  g^nvacht  hatte!    I.h 
Imsten,  der  meine  Mutter  so  mild  und  nactiyemt,  0 
warb  förmlidi  um  das  Mitleid  der  Mensclien 

Ich  erinnore  mhl,  .letzt  n.anchcr  ß-fj'^"!  ''^^  /^^^  '  Doktor, 
die  Tnir  hätte  zu  denken   geben  sollen.    Aber  erst  Sie,  ^^'J^  ' 

haben  imr  die  Augen  geöffnet.  Sie  sagten  mir  S^f  "^..''^''  .^'^'"^en 
mich  immer  mit  einem  Husten."  Und  neulich  betonten  S-e:  „Se  husten 
immer,   wenn   Sie  d;was  Wichtiges  sagen  sollen  mid  es  nicht  he.aiis 

bringen  können!"  ,     j.,r.  c-ifi  voll- 

Ich  dachte  nach,  überblickte  mein  Leben  ;"f'i/''''^'/.f^,„7  T^;^^^ 

kommen  recht  haben.  'Der  Husten  drückt  meine  Verlegenheit  und  meme 
kommen  lecni  p^^^^  j^^^^^.^^^ 

'"^'^Sfm'^oc  Feuerwehr,  die  immer  löschen  muß  und  stet. 
.      ■.      in  mu       Ich  habe  die  Bereitschaft  meines  Hustens, 
bereit  bcin  mui.s.  richtigste  Bezeichnung. 

|.„sitioncn.    Ich  bnngc  •'■«!»*  "^^^^    .,i,  ,,„,i„ge  mir  einen  Urlanb. 
Mitleid,  ich  verdecke  me.ne  S*"d«n  ^^^^^^^    ^^^  ^,  ^  ^^,^ 

leb  ziehe  ndeh  "»-;    *  '^  ^4"  a„3„  eine  Freude  ..  machen, 
fähig,  mich  in  „ndere  einznM  en  nn  ^^^^^^^ 

loh  lebe  wie  in  e.nem  Tranm   und  =c  _^_,.^^^  ^,_^_,^^^^.,^. 

Ich  weiß,  daß  meme  M™f  »Xta  >ch  bei  ihnen  getent.   Aber 
rUchen  G^^-''™ jr:::^""^.*™  gogeniiber  .0  befangen'    W»s 
warum  hm  ich  jedem  neuen 
,    erwarte  ich.  was  fürchte  i^.  ^on  ih  ^^^^_  ^^^  ^^^.^^_^^  ^.  ^^  ^^^^,^^ 

Sie  sehen  also  ^^-'^^^^^J  ,,,  sexuelle  Bedeutung  des 

in  den  Husten  war.    icn  ^^^^ 


350 


FetiscbiGmus. 


Hustens,  Sie  ist  mir  vollkommen  klar  geworden.  Ich  spreche  nur  vom 
Beginne  und  wie  ich  den  Husten  ausgenützt  habe,  um  muine  Minder- 
wertigkeit zu  verbergen." 


Dieee  Darstellung  des  Patienten  bedarf  noch  einer  Ergänzung. 
Der  Husten  repräsentiert  auch  ein  Erinnerungsbild  an  die  Untreue  der 
Mutter,  an  die  gute  Mutter,  an  seine  Sünden.  Der  Kitzel  im  Halse  ist 
das  Verlangen  nach  einer  Fellatio,  die  er  dem  Schwager  ursprünglieb 
an  Stelle  der  Mutter  machen  wollte.  Ihn  beherrscht  die  fixe  Idee- 
„Werde  ich  einen  Freund  gewinnen,  dem  ich  diesen  Liebesdienst  er- 
weisen kann?"  Daher  ist  er  jedem  Neuen  gegenüber  verlegen.  Er  er- 
wartet die  Erfüllung  seiner  geheimen  Wünsche.  Aber  er  wendet  ein 
Mittel  mit  bipolarer  Tendenz  an.  Er  schützt  eich  gegen  Niedcrla-en 
durch  eine  Pause,  die  der  Husten  ausfüllt.  Aber  dieser  Husten  ist  eui 
seelischer  Verrat  und  fordert  zu  einer  Liebesszene  heraus 

In  der  Behandlung  war  in  den  ersten  Tagen  immer 'der  Husten- 
stoß die  Enileitung  zu  einer  begeisterten  Erklärung  über  die  neue 
Methode,  womit  er  seine  Übertragung  ausdrückte.  Je  mehr  er-  über- 
trägt, desto  stärker  wird  der  Husten. 

Der  Husten  ist  ebenso  kompliziert  aufgebaut  wie  seine  Sehürzen- 
neigung.    Er  setzt  sieh  aus  zalilreichen  Komponenten  zusammen 

,  Er  erimiert  sich  heute,  daß  ihn  seine  Mutter  in  den  ersten  Jalu-on 
immer  in  ihrer  Nähe  hielt,  so  daß  eine  Nachbarin  meinte-  Der 
Kleine  ist  ja  an  ihrer  Schürze  a  nge  wache  enl"  Er  hat 
oft  das  Gefühl,  daß  die  Schürze  kein  Kleidungsstück,  sondern  eine 
Haut  sei,  etwas  Lebendes! 

Er  ist  die  Mutter!  Er  raöclite  die  Mutter  sein! 

Der  nächste  Traum  erklärt  die  Schürze  und  die  Fellatiophantasie 
mit  einer  neuen  Variante. 

Ich  bin  in  einem  Zirkus,  der  wie  eine  Glaskugel  aussieht. 
Rotes  L.cht.  Ich  sitze  in  omer  kleinen  Loge  und  blicke  aus  einem 
kleinen  l'cnster  m  den  noch  nicht  erhellten  Raum.  Da  steckt  ein 
Mann  eine  Stange  aue  Zucker  in  die  Loge,  gerade  auf  meinen  Mund 
zu.  Ich  beiße  ein  Stück  ab  .  .  .  und  erwache  mit  einer  heftigen 
Erektion.  "^ 

Der  Traum  ist  ein  typischer  Mutterleibetraum.  Er  ist  im  Leib 
der  Mutter,  sieht  aus  einer  kloinen  ÜEfnung  hinaus,  der  Vater  erscheint 
und  er  beißt  dem  Vater  den  Penis  ab. 

Seine  erste  Assoziation  zu  diesem  Traume,  dessen  Deutimg  ich 
ihm  nidit  verrate,  ist  ein  Flohzirkus.  Er  habe  einen  Flohzirkus  sr(v 
sehen,  der  selir  drollig  war.   Dann  berichtet  er,  daß  er  eine  Geschichte 


Aiialyae  eiucs  Fallfs  von  SHiflrzoiifctisi-hisiniis.  _^f,i 

geschrieboii  liabe,  von  einem  Floh,  der  an  der  Sclieide  einer  Frau  sitzt 
und  von  diesem  Beobachtungsposten  aus  Dinge  betrachtet,  die  er  genau 
und  lustig  wiedergibt.  Er  hat  auch  die  Phantasie  gehabt,  ein  ganz 
kleines  Monschlein  zu  eein  und  im  Leib  einer  Riesin  zu  leben. 

Spontan  fährt  er  fort:  „Manchmal  wird  es  mir  in  engen  Räumen 
ungemütlich.  Ich  stelle  mir  dami  vor,  daß  ich  in  einem  Sarge  bni.  Ich 
fürclite  mich  auch  vor  dem  Lebendigbegraben  werden.  Und  doch  spiele 
ich  jeden  Abend  vor  dem  Einschlafen  das  Eingraben.  Ich  grabe  mich 
förmlich  in  mein  Bett  ein.  Icli  rolle  midi  wie  ein  Igel  zusannnon  und 
ziehe  die  Decke  über  die  Ohren.  Meine  Erau  hat  mir  oft  gesagt,  es  wäre 
für  meinen  Husten  ungesund. 

Ich  rieche  meine  eigenen  Winde  sein'  gerne.  Icli  habe  gar  kerne,, 
Ekel  vor  meinem  Körper.  Ich  habe  alles  gekostet.  Den  Zehenkase,  den 
Käse  am  Giiede,  das  Ohrensdmialz,  meinen  Urin.  Ich  verstehe  nicht, 
daß  Menschen  sich  vor  ihren  Produkten  ekeln  können.  Emo  Mutter 
hat  dodi  diesen  Ekel  beim  kleinen  Kinde  nicht." 

Von  da  gdien  seine  Gedanken  wieder  auf  seine  Mutler  und  die 
ersten  Kinderjahre.  Er  denkt  an  seine  Geburt  imd  sagt:  „Idi  bin  unter 
einer  Glückshaube  geboren  worden.  Aber  Gluck  liabe  idi  nicht  im  Leben. 
Ich  glaube,  die  Haube  ist  auch  die  Schürze  mid  die  Haut  meiner  Mutter. 
Ich  denke  bei  Schürze  oft  an  die  „Hotlcntottenschürzo^-,  Ich  sdiaue 
mir  gerne  beim  Kunnilingus  die  Schamlippen  an  und  möchte  sie  ver- 
längern. Ich  wollte  eine  Frau  mit  sehr  großen  Schamlippen  haben  -■ 
mit  einer  Hottentottenschürze." 

Es  fallen  mir  verschiedene  Träume  ein,  in  denen  icii  lebendig  be- 
graben war.  Ich  war  oft  ganz  klein  dabei.  Es  ist,  als  ob  idi  wieder  m 
den  Leib  der  Mutter  zurückkdu-en  wollte.  Ja,  die  üdiürze  ist  die  Haut 
der  Mutter!  Ich  entsinne  mich  eines  Traumes,  den  idi  hatte  ehe  idi 
zu  Ihrien  kam  imd  der  mich  sehr  aufregte,  ohne  daß  idr  dio  tiefere  Ur- 
Sache  erkannt  habe. 

Td,  wähnte  midi  mit  einer  nassen  Schürze  angetan,  die  sich 

eich  in  ein  Kind  verwandelte  ..  .  ■ 
„-  gerne  erleben  würde,  zum  zweiten  Male  ein  knul  zu  .ve.don. 


^  ; 


352 


FetischismuB, 


Er  identifiziert  sich  in  diesem  Traume  mit  semer  Mutter   Wenn  er 
<iiG  bdiurze  anzieht,  so  ist  er  die  Mutter.  J^in^tei.  wenn  er 

Er  kann  vor  einer  Scliürze  bpfpn     F.      -  i^      ' 

Heiligenbilder  mit   Sdmrzo.  verhält  und   H  ""^  ^^'^'''"   ^'' 

richten.  ernangen  und  dann  seine  Andacht  ver- 


Die  Schürzerimanie  ist  für  ihn  beendPt    Wir,    o  u.  ~" 

keine  sexuelle  Bedeutung  mehr.   Er  br  nn  oL  T)    ^  '  o  '^'  ^^'  '^ 

für  die  Mutterleibsphantasie  Er  TnfJ  .  "'°''  ^^^^ätigungen 
Kannibalismus  und  sdnvc-lgte  in  dem  Ged.nt  ^^  f*"  ^^^'»"^ers  für 
leibe  eigentlich  von  deu  Lten  und  det  B  "if^ ''v"""' '"  ^"""- 
Saugen  sei  dann  ein  Erhitz  des  Blutel  '       '"^'  ^'^^-    ^^' 

Es  melden  sich  dann  Gedanken    die  auf  w  i       .-, 
pinsmus  zu  weisen  scheinen.  Nekrophihe  und  Vam- 

l'^r  ist  leicht  erkrankt  und  sendet  mir  tr.i       j     ^ 
Einfälle:  ^  "''  ^°'8«i^de  Schilderung  seiner 

»Ein  GeGchäftskolh,gü  erzählt  mir  von  seinen  Fm,h  -  . 
hch  der  Leichentransporte,  die  er  zu  begleiten  hat/.         '"  ^'''"'"^■ 
nder  (iardano  Salo  nachts  zu  übernehmenTare^      '  '"  ^™'  ^'^^ 

Seine  Schilderungen  über  die  dort  geselienen   P.    .    ■ 
Limgenkranken  erweckten  in  mir  teils  Grauen  ^4.?"""^""  ^^* 
Mitleid  vor  an  solchen  Leiden  erkranktTu-S  1  t^'-^f  ^  ^■'^^^'• 
Zeit  versehiodene  quaivollo  Träume  hatte.  '  '      '"  -^^"^r 

So  träumte  mir  mal,  daß  ich  auch  einen  I  ■>;„!      . 
begloiton  und  di»  um.  ,„  Arco  .u  übe™L;rSr"v'"V" 
Angehörigen    des  Verstorbenen  war    ich    zum  ^  .^°^  ^^^ 

welches  im  allgemeinen  Speisesaal  des  Sanatt>ri.,m^^"  ■  ®'"^^^^'^«»- 
werden  sollte.  Sanatoriums  eingenommen 

Ks  widerstrebte  mir,  mich  in  den  «aal  zu  setze,,  .^      ^ 
essen,  wo  alle  die  Lungenkranken  um  mich  her  wam     r  u  '" 

mich  teilzunehmen  und  konnte  es  durchsetzen    H  11  a       ^'''^^^^^^^ 
einem  anderen  Separatlokal  eingenommen  wurde         ^     ^  ^^^^^  '" 
niclit  hinkommen   konnten.    Ob   ich  dann  p=       '  .^"^  '-"""Pnkranke 
"        ich  nicht  mehr.  ^^^"  ^''""te,  das  weiß 

Ein  andermal  träumte  mir  wieder  von  ein 
«inom  hauj.t.sä,-Wicli  von  Lungenkranken  aufßes.,.M  T'""'^'*^  '" 
.cb  sah  auf  allen  Wegen  und  Stegen,  Promrad  '  h"''"  "^^ 
Räumen  des  Hotels  nur  immer  und  immer  w"X  L" f  -'".  '""' 
öpm.:knäpfc.  Ich  sah  Wandelnde  mit  Tauchens  uck-nSf"rd  "^' 
■n  die  Taschentücher  spucken.  E.  ekelte  mich  Cctb,  ""'',' 
-nh  hatte  fortwährend  Angst,  ich  könnte  angesteckt  we  den   "' 


Aiiiilyae  eines  Falles  von  ScIiüi'zeufeliscliismiiF 

353 

-  Ein  andermal  begleitete  ich  eine  Leiche  in  einem  G  üterwa^Pr, 

Irotzdem  ich  wußte,  daß  die  I.eidic  in  drei  Särgen  geborgen  war' 

liatte  K-h  immer  Angst,  die  Leiche  j^Önnte  wieder  aufersteJien    Auch 

wollte  es  mit  dorn  Transport  nicht  ^nit  vorwärts  gehen;    denn  os 

ergaben  eich  immer  neue  Hindernisse. 

Bei  der  Ablieferung  wollten  die  Angehörigen  die  Leiche  ohne 

Bezahlung  ausgeliefert  erlialteu  und  erst  später  bezahlen;   ich  aber 

durfte  dies  nicht  tun.   IcJi  hatte  strenge  Aufträge  von  meiner  Firma. 

So  gab  es  ein  langes  Hin  und  Her.    Dies  Feilschen  um  die  Leiche 

■    *        war  mir  sehr  peinlich  im  Ti'aume. 

■■  Solche  mid  älmliclie  Träume  dürfte  icli   wohl   noch  niehi'  gehabt 

haben,  doch  sind  mir  keine  weitei'en  mehr  so  klar  in  Eriimerung.  Lungen- 
kranlce  betraclitetc  ich  aber  von  dieser  Zeit  ab  als  für  das  Leben  er- 
Uxligte  Menschen:  sie  erregen  mein  Mitleid  und  ich  sehe  sie  immer 
öi^hon  als  Leiche  im  Sarge,  von  Würmern  zerfressen  und  zernagt. 

Die  Erinnerung  an  diese  Erzählung  dürfte  auch  in  Zui^ammenhang 
stehen  mit  dem.  Verhalten  meiner  Frau  gegenüber,  vielleicht  als  eine 
J^olge  der  damals  in  mir  aufgenonuiiencn  Eindrücke  anzusehen  sein. 

Die  Eltern  meiner  Frau  starben  beide  an  Lungcnerki'ankungßn, 
der  Vater  trotz  oftmaligem  Aufenthalt  in  südliclien  Sanatorien,  die 
-wutter  nii  Wochenbett. 

Wegen  dieser  Tatsachen  hatte  ich  eine  gewisse  Angst  vor  meiner 
J'i-au,  da  ich  fürcliteto,  es  könnte  ein  ererbter  Keim  in  iln-  stecken  und 
5ich  auf  midi  übertragen.  Es  kamen,  wie  mir  heute  ganz  klar  vor 
Augen  kommt,  besonders  in  den  ersteren  Jaliren  meiner  Ehe  beim  ge- 
scWeehtlichen  Verkehr  und  beim  Küssen  Gedanken,  die  eine  besondere 
Angst  der  Ansteckung  vorrieten. 

Ferner  möchte  ich  heute  die  Schürze,  di'c  ich  beim  geschlecht- 
lichen Verkehr  so  gerne  an  meiner  Frau  sehe,  die  ich  während  des  Aktes 
zumindest  mit  einer  Hand  fast  krampfhaft  halten 
muß,  zum  Teil  als  eine  Art  „S  chu  t  z  ge  i  s  t"  ansehen,  die  mich 
■durch  das  Dazwischenliegen  vor  Aiisleckiing  Schulzen  soll    (?    '?) ') 

Ale  ich  nun  im  vorigen  Jahre  angeblich  an  „Lunten verschleimung" 
erkrankt  war,  madite  sich  entgegengesetzte  ^^'irkullg  bemerkbar,  d.h. 
ich  scliränkte  den  Geschlechtsverkehr  möglichst  ein,  aucli  das  Küssen 
aus  Angst,  ich  kömite  meine  Frau  anstecken! 

Vielleiclit  ist  auch  aus  diesem  Grunde  der  Verbrecher  in  mir  er- 
w-acht,  der  verhüten  wollte,  daß  meine  Frau  das  Wochenbett  nicht 
niit  dem  Leben  bezahlen  müsse. 

Gedanken,  welch©  die  Angst  anzeigten,  es  könnle  mir  und  meiner 
Prau  ebenso  ergehen  wie  den  Eltern  meiner  Fi'au,  wir  müßten  die  Kinder 

')  Die  Fragezeichen    slamnicn    vom   Püticnttii. 

Stekal,  Stüningaii  di-a  Trii-Ij-  uTid  AlTiiklloben».  Vll,  g3 


354 


Fetischismus. 


.    !■ 


als  Waisen  zurücklasBen,  tauchten  öfter  auf  und  quälten  mich.  Sie 
tanzten  vor  meinen  Augen,  wenn  ich  den  Beischlaf  vollziehen  wollte. 

Auch  das  große  Interesse,  das  ich  dem  Auswurf  entgegenbringe, 
die  überaus  starke  „Untersuchungsneigung",  das  Suchen  nach  etwae 
Besondürem  im  Schleim  (Bazillen?)  bekunden  doch  jedenfalls  die  Angst 
vor  Lungenerkrankungen. 

Ich  möchte  das  noch  deutlicher  ausdrücken:  Ich  sehe  oft  mich 
und  meine  Frau  als  Leichen!  Ich  sehe  uns  tot  und  wenn  ich  verkehren 
will,  also  meinen  Lebensdiung  betätigen  möchte,  melden  sich  diese  Bilder 
und  sprechen  mir  von  Tod  und  Verwesung.  luh  verliere  die  Lust  am 
Koitus,  meine  Erektion  geht  zurück,  die  Schürze  behalte  icli  aber  in 
der  Hand  und  schlafe  ein,  immer  die  Schürze  krampfhaft  festhaltend, 
träume  etwas  und  erwache  mit  einer  selir  starken  Erektion,  die  idi 
aber  gleich  verliere,  wenn  ich  einen  Koitus  versuche.  Das  hat  sich 
alles. gebessert.  Ich  kann  ohne  Schürze  verkelu-en,  aber  die  Todes- 
gedanken stören  mich  noch  zuweilen." 

Wir  erfahren  da  eine  Tatsache,  die  er  uns  bisher  verschwiegt 
hat.    Seine  Frau  mußte  beim  Koitus  eine  Schürze  tragen,  sonst  war 
er  impotent.    Diese  Schürze  hielt  er  krampfJi'aft  f      t 
Er  zerdrückte  sie  in  der  Hand.   Das  heißt:    Er  nahm  das  Erinnerii^B- 
biUl  an  seine  Mutter  in  den  Beischlaf  hinüber.    Seine  Frau  wurri 
Mutter,  im  Gegensatz  zu  dem  Traume,  in  dem  sie  zum  Kind  wurde    Er 
sieht  seine  Frau  tot,  er  muß  also  nekrophile  Phantasien  mit     "■ 
Mutter  gehabt  liaben.    Er  ist  der  Wurm   (Mutterleibphantaeie  — ^lT 
bendigbegraben  werden),  der  am  Leib  der  Mutter  frißt.    Tat's"' ir  i' 
spricht  er  in  der  nächsten  Sitzung  über  die  Angst,  seine  Frsi    V- 
im  schwangeren  Zustande  sterben  und  ein  lebendes  Kind  in  d      r     u 
mitnehmen.  ^^      ^^" 

Seine  Angst  vor  Leichen  entspricht  einem  verdräntrf«    -nr 
sich  mit  Leichen  zu  beschäftigen.  ^^^"  Wunsche. 


Es  kommt  oft  vor,  daß  Menschen  beim  Koitus  ehvsR  in  i     tt    ^ 
zerdrücken  müssen.  Ich  kemie  eine  Frau,  die  immer  einen  pl\ 
zerdrücken  muß,  wemi  sie  zu  Orgasmus  kommen  will    Es  1h  p/     ."'" 
vom  Erdrosseln,  die  sich  derart  ausdrucken.  '  Phantasien 

„Ich  merke,  daß  meine  asketische  Tenden?  im™..  *-  , 
id,  „*  die  I^pot...  ..„M  ve.o™  u„.  ben^tr^r^ S  Sc^. 
be,m  Verkehr.  Aber  es  geht  mir  im  Kopf  her„m,  ich  sollte  mieLcho"«, 
ich  konnte  ja  an  Auezelu-ung  erkranken.  Id,  soll  einen  SpitzeiAatar  h 
haben.  Ich  kem,e  mich  nicht  aus.  Beim  Militär  sagten  sie  etama  h 
sei  links  krank,  dann  hieß  es  die  rechte  Spitze.  Es  wird  wohl  nicht  viel 


Analyse  eiues  Fallea  von  Seh öizeufe tisch isnius.  ..tc 

dabei  sein.  Aber  ich  benütze  alles,  iiin  mich  von  den  „ehelichen  Pflichten'" 
loszumadien,  wiewohl  ich  weiß,  daß  jaeine  Fmu  darauf  wartet. 

Auch  habe  i&h  inicli  bei  Tag  jetzt  strenger  kontrolliert  und  sehe 
«in,  daß  Sie  recht  haben,  wenn  Sie  behaupten,  die  UrGache  meiner  Zer- 
streutheit seien  meine  Phantasien.  Ich  habe  nie  gewußt,  daß  ich  bloß 
mit  einem  halben  Kopfe  arbeite.  Jetzt  erkenne  ich  klar,  daß  ich  mich 
immer  wieder  mit  meinen  sexuellen  Phantasien  beöchäftige.  Gestern 
ertappte  ich  mich  dabei,  daß  ich  ein  Kinderliod  summte,  das  icli  bei 
Muttei'n  geiernL  habe.  Ich  denke  oft  an  sie  mid  möchte  eigentlich  am 
liebsten  nach  München  fahren,  um  sie  m  besuchen.  Ich  weiß,  daß  es 
eui  Unsinn  ist  und  ich  nur  tiefer  in  meine  Krankheit  hineinkomme. 
Ich  habe  zahllose  andere  Phantasien  erwischt,  die  ich  für  unmöglicli 
gehalten  habe.  Ich  denke  offenbar  von  Morgen  bis  zum  Abend  an  meine 
Jugend  und  an  meine  Mutter.  Ich  spinne  Rachephantasien  gegen  den 
Schwager,  obwohl  er  jetzt  ein  kranker  gebrechlicher  Mensch  ist."  ■ 
Endlich  kommt  er  auch  auf  seinen  Vater  zu  sprechen: 
„Der  Lieblosigkeit  meines  Vaters  messe  ich  große  Schuld  an  meinem 
Leiden  bei. 

,  .  Mein  Vater  wai  der  einzige  Sohn  eines  m  guten  Verhältniesen 
lebenden  Handwerkers.  Er  starb  sein'  früh,  die  Mutter  heiratete  ein 
zweites  und  später  ein  drittes  Mal  (den  Werkmeister  des  eigenen  Ge- 
M'iiäftes).  Mein  Stiefgrol.Water  Nr.  111  war  ein  krasser  Egoist,  ein  be- 
kannter Raufbold,  Spieler  und  Trinker.  Mein  Vater  war  damals  9  Jahre 
alt  und  mußte  zu  fremden  Leuten,  weil  der  Unhold  ilm  nicht  im  Hause 
duldete.  Er  wurde  Goldarbeiter  und  hat  sich  sein  ganzes  Leben  schwer 
geplagt.  Mein  Stiefgroßvater  aber  verjubolte  das  ganze  Geld.  Gescliäft 
und  Haus  kamen  unter  den  Hammer.  Das  lieben  meines  Vaters  war 
von  Jugend  auf  ein  sehr  trauriges:  Entbehrungen,  Mangel  an  Liebe,  Not, 
Aufregungen.  Das  mag  seinen  Charakter  bccinUulit  liabcn.  Sein  ein- 
ziges Vergnügen  war  der  Gesang.  Er  verfügte  über  eine  ki'äftigo,  hell- 
klingende Tenorstimme  und  war  stolz,  weim  er  in  seinem  Gesangsvereine 
glänzen  durfte. 

Er  war  selu-  strenge  mit  mir,  hat  mich  aber  verhältnismäßig  selten 
geschlagen.  Gegen  die  Mutter  war  er  machtlos  und  liatte  zu  Hause 
niclits  zu  sagen.  Vielleidit  war  er  in  den  ersten  Kinderjahren  zärtlicli 
iint.  mir.  Später  habe  ich  nie  ein  freundliches  Wort  von  ihm  gehört. 
Er  war  still  im  Hause  und  sprach  fast  kein  Wort.  Die  einzige,  mit  der 
er  sprach,  war  die  Schwester.  Doch  nahm  er  sieh  ihre  Entgleisung  sehr 
zu  Herzen  und  wui'de  noch  verschlossener  und  ernster  als  vorher.  Ich 
"laube  er  wußte  von  den  Verhältnissen  der  Mutter,  vielleidit  auch  von 
ihren  Beziehungen  zum  Schwager.  Aber  er  schwieg,  weil  er  seine  Ruhe 
haben  wollte  und  trachtete  immer  wieder,  aus  dem  Hause  zu  seinen 

23' 


356  Fctiscliismus. 

Sangesbrüdem  zu  kommen.  Ich  war' daher  ganz  der  Mutter  aiiegeliefert 
und  habe  nie  die  Liebe  eines  Vaters  genossen.  Jetzt  scheint  das  Ver- 
hältnis zwischen  den  Eltern  etwas  besser  zu  sein,  da  beide  alt  und  auf 
einander  angewiesen  sind.  Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  betonen,  daii 
ich  trotz  der  traurigen  Vorkonmmisäe  meine  Eltern  unterstütze.  Ich 
sende  das  Geld  immer  an  meine  Mutter,  die  regehnalug  dafür  dankt". .". 

Er  bringt  einen  Traum,  der  für  ihn  stereotyp  ist.   Er  hat  ilin  in 
verschiedonen  Varianten  wiederholt  geträumt: 

Irh  habe  ein  Zimmer  in  einem  Bordell  in  Miete,  wolme  und 
schlafe  aber  nie  dort,  sondern  komme  nur  ab  und  zu  hin,  um  nach- 
zusehen, ob  Post  da  ist.  In  meinem  Zimmer,  3.  Stock,  'angelangt, 
erwarte  ich  eigentlich  stets  etwas  Besonderes:  den  Besudi  eines 
liiibsclion  Mädels,  das  aber  nie  kommt.  Dagegen  aber  tritt  aus 
dem  anstoßenden  Ziniini.'r  ein  Weib  heraus,  meist  angezogen  zuin 
Fortgehen  bereit,  das  wohl  Absichten  auf  mich  haben  dürfte,  denn 
es  versucht  immer,  eine  Unterhaltung  auzubaimen.  Da  midi  aber 
dieses  M^eib  vollständig  kalt  läßt  und  ich  nicht  das  geringste  Inter- 
esse  für  sie  Iiabe,  dauert  die  Unteriialtung  nur  sehr  kurze  Zeit 
Auf  dem  Tiscli  im  Zinuuer  hegen  unordentlidi  hingeworfen  einige 
Bnefe  Ins  Auge  fallt  iiu.'  eine  Vermälilungsanzeige.  Im  weiteren 
\  erlaufe  des  Traumes  verlange  idi  stets  nadi  einem  Glas  Bier, 
das  idi  aber  ebenfalls  nie  erlialte,  immer  werde  ich  vertröstet  oder 
kommt  etwas  dazwisdien. 

Ifemi  lelzlen  Bosudi  meines  Zinnners  fand  icli  mm  die  Schank 
im  PartoiTe  leer;  der  Schankkollner  war  gerade  nidit  da.  Idi  be- 
nützte die  Gelegenheit,  um  doch  endlicli  mal  ein  Biei  zu  bekommen 
nahm  ein  Glas,  schenkte  mir  selbst  ein  und  wollte  es  in  mein 
Zimmer  tragen.  Es  gelang  mir  jedoch  nicht,  denn  ich  veradiüttete 
auf  dem  Wege  über  die  Treppen  das  ganze  Bier,  so  daß  ich  oben 
mit  leerem  Gefäß  ankam,  allerdings  kam  mir  das  leere  Gefäß  dann 
nidif  melir  wie  ein  Glas,  sondern  wie  ein  großer  Löffel  vor  von 
dem  bald  Jinks,  bald  rechts  das  Bier  herunterlief,  . 

Solche  stereotype  Träume  enthalten  gewöhnlich  eine  die   Par. 
pathie  ausdrückende  Situation,  welche  sich  symbolisch  nach  dem  Gesetze 
des  psyduschen  Parallelismus  ausdrückt.  vjebctzc 

■     In  erster  Linie  ist  der  Affekt  zu  beaditen.    Er  befindet  sich  in 
einem  Affekt  der  Erwartung.    Statt  der  zu  erwartenden  P^.    1  komm 
eine  andere    die  .hm  ge.digültig  ist.    Der  Affekt  des  zu  erwartenden 
Genusses,  der  nie  gestillt  werden  kann,  ist  durch  das  zweite  Bi  d  dS 
Bieres  ausgedruckt,  das  er  trinken  möchte  und  nie  erhält 


Analyse  emes  Falles  von  Schiirzeufetiscliismus.  ye^ 

AbLT  dei-  T-öffo],  dev  übwgohi,  verrät  die  infantile  Situation,  Er 
erwartet  Milch  und  erhalt  statt  dessen  einen  Brei.  Es  ist  das  Trauma 
der  Entwölmung,  das  in  diesen  Träumen  nachklingt.  Er  wurde  erst  nach 
dem  2.  Jahre  entwöhnt,  was  sicherlich  ein  starker  iinhistbetonter  Ein- 
druck für  ihn  M'ar.  Die  Untreue  der  Mutter  wird  dadurcli  auegc<lrückt, 
daß  er  in  einem  Bordell  ist.  Statt  der  jungen  Mutter  (des  hübschen 
Mädels)  findet  er  eine  alternde  Mutter  (die  bald  sterben  wird,  d.  h.  die 
im  Fortgehen  begriffen  ist).  Seine  ganze  Enttäuschung  über  die  Lieb^ 
losigkeit  der  Muttor  wird  in  diesem  Bilde  ausgedrückt.  Er  sehnt  sich 
aber  nach  der  Zeit  zurück,  in  der  ilim  zu  trinken  gegeben  \™rde.  Er 
ist  ja  ein  ewiger  Säugling.  Seine  affektative  Einstellung  zum  Trinkgeld 
erklärt  sieh  aus  seinen  Phantasien.    Er  möchte  bei   jedem  Menschen 

Liebe  trinken. 

Er  äußert  sieh  sehr  offenherzig  über  seine  kriminellen  Gedanken: 

„Als  mein  erster  Bub  so  weit  war,  daß  er  in  dem  Wagen,  wo  er 
schlief,  aufstehen  komite,  kam  es  eniige  Male  vor,  dali  or  infolge  seiner 
Lebhaftigkeit  in  unbewachten  Augenblicken  aus  dem  Wagen  fiel. 

In  solchen  Momenten  tauchten  immer  zwei  sich  ganz  und  gar 
widersprechende  Gedanken  auf. 

Der  eine  Getlanke  gipfelte  in  dem  Wunsche,  daß  der  Sturz  ohne 
Folgen  bleibe,  keine  Gehirnerschütterung  eintrete  und  ich  ein  normales 
und  nicht  et^-a  verblödetes  Kind  aufzuziehen  hätte. 

Der  andere  Gedanke  jedoch  ließ  deutlich  den  Wunsch  durchsickern, 
CS  möge  der  Sturz  so  ausgefallen  sein,  daß  dem  Loben  des  Kindes  ein 
rasches  Ende  bereitet  werde,  wahrscheinlich  um  der  Fesseln  der  Ehe 
wieder  entledigt  zu  werden." 

Ich  wai-  heute  im  Konzert.  Gespielt  wurde  zuerst  die  „Eroika  , 
als  zweite  Niunmer  der  „Trauermarsch  aus  Götterdämmerung".  Während 
ich  bis  nach  der  ersten  Pause  vollständig  ruhig  blieb,  bemächtigte  sich 
meiner  bei  Beginn  der  Trauermusik  ein  starker  Kitzolreiz,  den  leh  nicht 
mehr  zu  unterdrücken  vermochte,  der  mich  zum  Husten  zwang,  was  mir 
sehr  peinlich  war.  Ich  fühlte  mich  beengt.  Es  war  mir  zu  heiß  im  Saale. 
Der  Kitzelreiz  steigerte  sich.  Es  durchströmte  meinen  ganzen  Körper 
ein  Rieseln,  das  man  allgemein  als  „Gänsehaut"  bezeichnet. 

Ich  ertappte  mich  bei  dem  Gedanken,  daß  ich  dem  Leichenzuge^ 
meiner  Frau  und  meiner  Kinder  folgte  .  .  . 

Meine  zwei  Buben  hatten  im  Alter  bis  zu  2  Jahren  einige  Male 
Erstickungsanfälle,  und  zwar  so  stark,  daß  sie  schon  ganz  blau  wurden 
und  die  Augen  hervorquollen.  Diese  Anfälle  traten  auf,  wenn  von  ihnen 
etwas  gegen  ihren  Willen  verlangt  wurde.   (Wntanfälle!) 

Bei  diesen  Anfällen,  bei  denen  die  Kinder  unter  die  Wasserleitung 
gehalten  und  mit  nassen  Tücliern  geschlagen  wurden,   um   sie  wieder 


HlJJjiJi 


358  Fetisclnainus. 


zum  Bewußtsein  zu  bringen,  fiel  es  mir  sehr  schwer    selbst  Ufi^  n,if 
.uhelfen     lc..h  war  eigentlich  lueist^ns  nur  ein  v^Clns^^^e. 

Wahrend  ich  von  Angst  erfüllt  war    «=  i.-     i     .,  "^'■^^^^^^- 
.urtoßon,  machten  sich  glelhze.t  g     ta,ke  Z^Z  f  '""^ 

bar.  die  ven-ieten,  daß  der  „andere  Mensel  t  ^''^Z^'T  Tt' 
de.  Kinde,.  .«„se.,te  als  .hr  Zn,.üekkehren  "Z  Be^LTeL  ■'"  ''^*" 

„ich  habe  boim  Husten  Angst   ich  könnfp  «,..+■  i         t  , 
ich  meinen  Kindern  oft  den  ^^^^^^.^^^T^^X^  t^' 

ich  ein  80  unglückseliger  Mensch?  k  wiH  Xn  i  ,  w?u  ^'" 
erweisen,  icli  kann  keinen  Menschen  leiden  IL^rndf'"  f ''"^ 
lieh  auf  den  Gedanken,  daß  ich  mein     FaSbin^h  "'^  '""'^  *'"' 

lasse.  Habe  ich  noch  immer  nicht  au   die  fiTe    H  "^"^^'^V*'^  ^*^^^^" 

Mut.r  ..ck.ke,nen  und  ihrent.^^^rr;:S^^^ 
Verstand  macht  sich  über  diese, von  ihnen  entdeckte  five  Idee  luX 
aber  mein  Unbewußtes  strebt  mit  allen  Kräften  diesem  Ziele  zu." 

„Manchmal  glaube    ich,    daß  die  Schürze  einen   Spiegel  meines 
inneren   Menschen  darstellt.     Irli  habe  während  der  Ehe  eine  sexuelle 
Infektion  durchgemacht  und  sie  meiner  Frau  verschwiegen.    Seit' iener 
Zeit    merkte    ich    eme    Steigerung   meiner    Vorliebe    für    besehm,  t,f 
Schürzen.   Ich  habe  mich  oft  geärgert,  daß  meine  Frau  dL  '2^^ 
schm^zen  gegen  reuie  umwechselte,  Warmn  weiche  ich  ihren  Blicken  at 
^^■enn  sie  nnrh  zärtlich  suchen:--   Weil  ich  mich  als  unreiner  scbm„+ 
Mensch  fülile.    Es  kommt  mir  läriierlich  vor.  daß  ich  die  A,?"" 
erlösen  und  ihnen  eine  neue  Religion  der  Liebe  geben  ^vol]te1  ''f ,    '"f'^ 
Verbrecher,  der  seine  eigene  Frau  und  seine  Kinder    sein  Fl  ■  Ü'      I 
Blut  umbringen  will,  der  ich  täglich  ihren  Tod  wün^ich*.         ''^  .^"'^ 
egoistischen  Ideen  nachzuhängen.  _  '  "™  ™°'»'-" 

Oft  sagte  ich  mir,  daß  ich  frei  sein  müsse,  um  für  a\.  ht 
zu  wirken.    Jetzt  erkenne  ich,  daß  es  sich  um  Schleiclr  -^^""^'^^^'^'* 
istischen  Ich  handelt,  wie  Sie  zu  sagen  pflegen  um    R.f        r"""''  '^''' 
Und  ich  will  hoch  hinaus,  bin  so  krankhaft  Wizi.    n".      -T"'^^ * 
anderen  Menschen  übertreffen.    Meine  Tagesphantasien  a\  """^  *'  ^^^' 
meinen  Träumen.    Ich  träumte  oft,  daß  icfoW  F  "''^'  "^'^ 

Bei^e,.ehe^gt..e.en^ 

Er  träumt:      .   . 

Ich  war   wieder   in  meinem   früheren   ap=^i,äff    ■     ni-    , 
™,  ™.  es  in  eine,  ande™  Ba.o.  Mein  Z "„^rLt  11^^*::: 


^s; 


Analyse  eines  Falles  von  Schürnenfetisdiisiniis. 


359 


Seite  zu  schiefe  Wände,  also  gleich  einer  Dachkamnier.    Ich  war 
soeben  im  Gespräch  mit  meinem  früheren  Oberbuchhalter  wegen 
eventuellem  Wechsel  des  Zimmers  —  nebenan  war  ein  größeres  luf- 
tigeres Zimmer,  in  das  auch  die  Sonne  drang,  nur  hatte  es  die  Un- 
annehmlichkeit, daß  vom  Direktionszimmer  ein  Fenster  in  dieses 
Zimmer  mündete  und  man  so  den  ganzen  Tag  hätte  beobachtet 
. .     werden  können  ~,  als  durch  das  Zimmer  ein  Fräulein,  mager  und 
■ .      kränklich  aussehend,  eilen  wollte.   Ich  erkaimto  das  Fräulein  jedoch 
sofort  als  eine  frühere  Kollegin,  und  zwar  als  Fräulein  K.,  und 
hielt  sie  durch  Zuruf  auf.  Wir  begrüßten  uns  sodann,  sie  mit  den 
Worten:  „Ach  der  Alfred!"  Ich:  „Sie  wieder  liier?    Sieht  so  das 
Glück  aus,  das  ich  glaubte  an  Bord  der  „Bohemia"  gebracht  zu 
-      haben?" 

„Ja,  ich  bin  das  Unglück,  darum  Iiabe  ich  Ihnen  auch  nidit  den 
Abschiedskuß  gegeben,  den  Sie  noch  von  mir  begehrten'-'  Hierauf 
verschwand  das  Fräulein. 
„Ich  hatte  für  dieses  Fräulein  große  Sympathie,  ich  liebte  sie  viel- 
leicht, es  hätte  sich  vielleicht  mehr  entwickeln  kömien,  wenn  es  nicht  em 
zu  freies,  ungezwungenes  Leben  geführt  hätLe.     Sie  war  mir  zu  über- 
legen.   Dann  suchte  ich  nach  Geld  und  sie  selbst  war  vermögenslos, 
dafür  stellte  sie  aber  große  Ansprüche,  wollte  immer  hochmodern  ge- 
kleidet sein.   Ich  verlor  sie  aus  den  Augen.  Ich  erwähne  noch,  daß  wir 
oft  im  Scherzo  vom  Heiraten  sprachen.    Ich  hatte  Angst  vor  ihr  und 
suchte  Geld.    Icli  verließ  München  und  verlor  ihre  Spur.    Ich  war  bereits 

2  Jahre  in  Triest,  als  eines  Tages  das  Fräulein  ins  Büro  kam  und 
erzählte  sie  würde  eieii  nach  Indien  verheiraten  und  sich  an  Bord  der 
„Bohemia"  einschiffen.  Sie  hielt  sieh  3  Tage  vor  der  Einschiffung  in 
Triest  auf,  während  welcher  Zeit  ich  ihr  Gesellschaft  leistete.    Nach 

3  Jahren  wollte  sie  zum  ersten  Male  wiederkehren.  In  diesen  lagen 
,iie>-kte  ich,  daß  ich  sie  sehr  lieb  habe.  Ihr  munteres  Wesen  regte  mich 
unendlich  an.  Ich  glaube,  bei  ihr  hatte  ich  keine  Todeswünsche,  denn 
heute  nacht  träumte  mir  fortwährend  vom  Tode  meiner  Frau  und  meiner 

■  Kinder,  bald  war  der  eine  tot,  bald  der  andere." 

Je  mehr  er  mir  von  Fräulein  K.  spricht,  desto  mehr  erkenne  ich, 
daß  er  sie  wirkiicli  und  innig  geliebt  hat  und  aus  intellektuellen  Motiven 
diese  Neigung  unterdrückt  hat.  Sie  ist  die  Sängerin  des  Traumes. 
Hedwig  die  er  zuerst  assoziierte,  war  eine  Deckügur  fiir  dieses  Mädchen, 
an  das  er  nicht  mehr  denken  wollte,  die  ihm  aber  immer  im  Kopfe  iierura- 
geht    Er  gesteht,  daß  er  oft  von  ihr  träumte  und  viele  Träume  hatte, 

■  in  denen  er  mit  der  K.  verheiratet  war.  Im  Traume  wechselt  er  das 
Zimmer  (lies  Frauenzimmer),  die  alte  Wohnung  (lies  Ehe)  ist  schief. 
Bei  diesem  Fräulein  hatte  er  „ein  größeres  luftiges   Zimmer,   in  das 


r^ 


^^^  t'GtisfhisinuK. 


auch  die   Sornie  drang"     Ei-  rühmt   iin, 

ih..n  W.oh.  ..  .a.l;e  l^^Z^  ^^^  ^--'  \^-  An..., 
und  zu  sicher.  Bei  ihr  hätte  er  auf  st  ne  ^f  ''  ""^^  ^''"^  '^  ^^^^ 
müssen.  Sie  hatte  auch  durchschaut  daß  etw«.  h  'f'™^"'"  verzichten 
u-ar  und  hatte  ihm  oft  gesagt-  Ihnen  wH  ^'  ""  "''^'*  '"  Ordnung 
Stube  abgewöhnen  müssen'"  Er  fiihUp  t  "T  ^^'^^  ^'^''^  ^'^^^  Kinder- 
Bieht  man  vom  Diroktionszimmer  direkt    n      ^''"'^f'^''^    (^^  Traume 

er  beobachtet  wird)  und  fühlte  sieh  manchmr  f'^T'^T'  ''  ^^^' 
gemert.  'liicnraal     m     ihrer    Gegenwart 

Er  weiß  aber,  daß  er  bei  ihr  gewiß  ■„,?  i  a  -^ 
zicJitet  hätte.  Trotzdem  floh  er  sie,  verließ  Münnh  '''=^'*^^^"»^^"i<'  ver- 
zu  gehen  (da.  zweite  Mal,  ,ch  spreche  elf "i^^^^'"""-  ^^^  fremde 
r«se),  heiratete  dann  oimc  Liebe,  um  s  h  mater  ^  ^  '''*'°  ^^" 
«orgen  und  wählte  sich  eine  einfache  Frau  die  er  hi  T  '"  ^^^- 
er  seine  Schürzenmanie  aufzwingen  konnt^  ^^^errschen  und  der 

Und   die    Folge   dieser   Vergewaltigung'^     Eine   ,.„<,! ».1 1-  i  "   t,. 
seine  Parapathie  verschlimmerte  sich  vL  Tag  f^k  "t    1    ^  t1  f^'' 
quälen,  weil   er  fühlte,  daß  er  zuweilen   seine  FamiliJ  h  rl  ^"" 

den  Tod  .^nschte,  um  .u  Fr.u.ein  K.  zurürkeilt:':  ^^^  """ 

Im  rraume  ,st  sie  auch  leidend,  sie  sieht  sehr  schlecht  .        .■ 
Behnt  sich  nacli  ilun.   Sie  ist  unglücklich.   Die    Bohemi.^  ,  '■    ^'^ 

■  Schiff,  hat  Sie  ins  Land  des  Leidens  geführt.  Es  gi^  fr  ;ben'  ''^"^'^ 
wie  >hm.  Sie  gehören  ja  beide  zusammen.  Siett  iZv  T  T^^''^' 
noch  einnml  ta.cl.l.  ihm  die  Szene  auf,  als  sirfüril"  "  ^'"'^ 
Abediied  nahm.  ^  *"'    '"^""e--  von  ilim 

Sie  waren  nach  drei  glücklichen  Tagen  an  Bord  H  t-  , 
sollte  sich  von  ihr  trennen.  Sie  waren  sehr  lieb  mit^  J  *"'  ^■' 
hatte  sie  nie  berührt.  Sie  war  zu  stolz  und  sagte-  r  /  ,  ®'''  ^^er  er 
von  dem  Manne  küssen,  den  ich  heiraten  werde'""  Trot  T^^  ""'^^  "'"" 
ßie  ihm  einen  Abschiedskuß.  In  letzter  Minute  verweis  t  ^^^^P''ach 
und  meinte:  „Es  ist  vielleicht  besser,  wir  küssen  uns  ni  hTi^  ^^^  ^""^^ 
sonst  nie   voneinander    los!",    wandte   sich    ab   und  kommen 

war  »uch  ers.hfiitort  und  verließ  wortlos  das  Schiff   ^^IT'^  ^"'^*'^-     ^'' 
verließ,  war  es  ilun,  als  ob  sein  Glück  für  eivie    '  /  i    ^^  ^^^  ^^^^" 

In  den  letzten  drei  Tagen  hatto  «:„  .  ,  ^^^'^'^^^^'inden  würde 
.etobt.  E.  .,„,,  ,,.  sagen::,;lrdald^^^^^^^^^^^^  ^^^^  i"  ihm 
opfere  d,r  memo  ganze  Krankheit,  meine  Mu  tern  '"f"'  ^''''^'  ^c'^ 
Phantasien",  aber  ein  Dämon  z;angThn  i  '  '"' ^'^"^■^^"' "'«i"^ 
Fehler  vorzuhalten  und  sich  Tu  "'en  '^  ^^^^^''^^n,  sich  ihre 
einander  usw.  ...  ^^^^^'     «'«    Paßten    nicht     zn- 

-anonen  hatte  vergessen  madien 


asss 


Analyse  eines  Falles  von  Schflr/enfetiscliismiis.  .,„, 

können!  Er  hat  sein  Glück  zerstört.  Jeder  Mensch  hat  eine  Stimme 
in  seiner  Bnist  —  die  Sängerin  — ,  der  er  folgen  soll.  Diese  Stimme 
sagte  ihm  immer:  Heirate  dieses  Mädchen!  (Für  eine  Liebeehaft  rfar 
Bie  nie  zu  haben!)  Aber  er  begann  sich  zu  beobachten.  (Er  ist  der  Mann, 
der  hinter  die  Kulissen  des  Theaters  blicken  will.)  CInd  die  Sängerin 
verlor  ihre  Stimme.  Die  Liebe  zog  sich  zurück.  Er  aber  wurde  wieder 
in  die  Fesseln  seiner  Parapathie  geschlagen.  Das  ist  der  Siim  des 
ersten  Traumes,  in  dem  er  mir  das  Unglück  seines  Lebens  erzählte, 
an  dem  er  selbst  schuld  war. 

Er  hat  das  größte  Verbrechen  begangen,  das  ein  Mensch  an  sicli 
begehen  kann:  Er  ist  an  seiner  Liebe  vorbeigegangen  und  lief  dem 
schnöden  Mammon  narli! 

Eine  andere  Bedeutung  des  Traumes  bezieht  sich  auf  sein  Var- 
Iiältnis  zum  Direktor.  Er  hat  ja  manches  auf  dem  Gewissen  und  fühlt 
sich  hier  zu  viel  beobachtet.  Er  hat  keine  Freude  an  der  Arbeit.  Er 
möchte  am  liebsten  im  Bette  bleiben  und  sich  mit  seinem  Husten  ent- 
schuldigen.   Er  fühlt  sich  am  Morgen  matt  und  abgeschlagen. 

Ich  übergehe  eine  Reihe  von  Träumen,  die  zur  Aufdeckung  seiner 
kriminellen  Phantasien  führten.  Schon  das  Zerdrücken  der  Schürze 
während  der  Begattung  zeigt,  daß  er  die  Phantasie  hat,  eine  Frau  zu 
erdrosseln.  Das  erklärt  wohl  seinen  Huslonroiz.  Aber  ein  Traum  bringt 
uns  auf  die  Fälirte,  daß  es  ihn  drängt,  in  einem  Geschäfte  eine  Ver- 
käiifsrin  zu  überfallen  und  sie  zu  erdrosseln,  üu:  dann  mit  der  Schürze 
den  Mund  zu  stopfen.  Er  wehrt  sich  gegen  diesen  krankhaften  Impuls, 
aber  er  benötigt  wenigstens  einen  „Fetzen  Reixh'tät''.  Er  spielt  immer 
den  Beginn  der  Phantasie.  Deshalb  sucht  er  die  Geschäfte,  in  denen 
sich  nur  eine  Vorkäuferin  befindel;.  Das  erklärt  sein  scheues  Wesen 
und  sein  Schuldbewußtsein,  Er  beschäftigte  sich  immer  so  viel  mit 
kriminellen  Phantasien,  daß  er  jetzt  die  Wirklichkeit  mit  diesen  Phan- 
tasien durchsetzt  hat. 

Seine  Mutter  hat  ihm  oft  gesagt:  „Du  bist  ein  leichtsinniger 
Strick.  Du  gehörst  auf  den  Galgen!"  Er  sah  sieh  oft  im  Kerker,  sah 
sich  dem  Henker  ausgeliefert. 

Er  beschäftigte  sich  viel  mit  der  Phantasie,  ein  Scharfrichter  zu 
sein.  Die  Henkersknechte  tragen  Schürzen,  wenn  sie  die  arjnen  Opfer 
foltern.  Die  Schürze  der  Metzger  ist  nur  eine  Abschwäclmng  der  Schürze 
des  Foltei-knechtes.  (Wir  stoßen  liier  auf  die  sad ist isch-raasochisti sehe 
Komponente,  die  in  keinem  Falle  von  echtem  Fetischismus  zu  ver- 
missen ist.) 


! 


362  FetiEchismus. 


), 


f  .  (' 


Das  Asthma  iBt  vollkommon  verßclnvunden.    Er  weiß,  daß  er  das 

ü'r,li"  'IVrT  ^'''^"7^P'^lt  hat.  Dagegen  inerkt  er  eine  Ab- 
nahmo  dar  Libido  be.  seiner  Frau.  Er  beeehäftigt  sich  viel  mit  ihrer 
Schwester,  seiner  Sdnvagcnn.  (S.oho  Traum  S.  330)  Sie  eeftilt  iim 
sehr  gut  ihr  Kind  in^ressiert  ihn  und  es  freut  ih.  sie Tei'  Pfl^o 
des  kmdes  zu  beobachten,  er  will  selbst  als  Schw;ger  mit  ihr  et^s 
zu  tun  haben  um  d.e  alte  infantile  Konstellation  neu  z"  b  loban 
Er  sah  das  Kmd  an  einem  Polsterzinf  =<.„.,  /     oeieoen. 

daß  er  auch  an  der  Schürze  gesogen  a' Die  S"  "'"f*  "'*' 
nie  etwa.  Totes,  wie  ich  Ihnen  ^on^säg^  habt  dL  Tr"'"  "'^' 
.n  rätselhaftes,  mysteriöses  lebendes  Wesen'  S  e  t.  al'^'/^.l.r: 


das  Gefühl,  das  ich  kaum  in  Worte  fassen  kann  als  war  ^Z 
<lie  Schürze.  Oft  habe  ich  ein  gehenonisvolles  Ge'führ  derVermenSI'^'^ 
aller  Begriffe  gehabt.  Ich  war  die  St-hürze  und  die  Schürze  war  ich 
eme  Unio  myetica,  die  sich  nur  fühk-n,  nicht  aber  beschreiben  läßt  ' 
Ich  weiß  auch,  daß  ich  die  Schürze  zu  krampfliaft  beim  Koitus 
gehalten  habe,  weil  ich  auf  das  Alte  nicht  verzichten  wollte  D 
Sie  Autismus  nennen,  ist  bei  mir  am  stärksten  ausgebilHpf-     r  ifv'^u^ 

,  P  .   .   in  diesen  Tagen  fürchterliche  Kampfe.    Die  Schürze  SDri.hf  ^Z  . 

■'  (i  lieber  Stimme:   Gib  mich  nicht  auf!   Gib  mich  nicht  auf-  Und  ■  TT-lf 

daß  ich  schwach  werde  und  will  jn  die  alte  .Marotte  verfalle^^^  V 
Sage  icli  mir,  du  wirst  nicht  nachgeben.    Ich  habe  heute  ^"hf  T' 
erste  Mal  ohne  Schürzenhilfe  einen  Koitus  vollziehen  k'" 
Schwägfi-in  schlage  i';h  mir  auch  aus  dem  Kopfe,     geit  "  b^^""-      ^''^^ 
ich  nur  den  Schwager  bei  meiner  Mutter  spielen  will "  ' 

„Gestern  war  ich  im   Uade  und  wurde  sexuell  seh  ~ 

kcmnte  mich  zurückhalten.    Nur  wie  ich  beim  Einseif  '"^'^St.     Ich 

der  Genitalien  kam,  empfand  ich  einen  mächtigen  Rei?  n  '^ö&ßnd 
wie  ScJmppen  von  den  Augen,  üio  Mutter  iiatte  mich  '  ^  ^^  ^'"^ 
geseift,  biß  mein  Glied  steif  war.  Sie  hatte  das  gleich  '^""^"^  ^^  '^"^^ 
dem  Neffen  getiieben.  Deshalb  war  jedes  Bad  für  ■  h  ■  '^^  ^^^^  "^'* 
halb  werde  icii  im  Bade  so  erregt.  Deshalb  wilj  ™i'  ^'^  ^^^*'  ^^' 
spült  werden.  Ich  will  der  SäugUng  sein,  ich  win'  f,  ^"^  ^^^sor  be- 
liehen Bäder  wiedei'  erleben,  in  denen  meine  \r  tt  ^"^^  ^*^  ^^"" 
unten  mit  Seife  reizte.                                          "^''  ™'cli  wusch  und 

Bei  diesem  Bade  trug  die  Mutter  imn. 
Schürze,  da  Ich  im  Wasser  immer  herumsprUzte""'  ^'*'  ^«^^"tzige 

Ich  habe  den  ganzen  Tag  an  das  Fräulein  '.^    v..    . 
loren  habe.    Sie  haben  recht:    Ich  habe  mZh         ^      '^*'  ^^'  ''^'  ''^'- 

mrd.tet,  weil  ich  das  Alte  n.ht  aulX^Su^T^MTb'^^.  'f''  ^^" 

""iK-    ICH  habe  doch  memo 


^"H- 


Analye  eines  6'alles  von  ScharKeitfetiscIiismus.  ..^.0 

Prau  geheiratet,  weil  sie  mir  ungefährlicli  war  und  meinem  Herzen  nie 
nahe  kam.  Das  hat  sich  bitter  gerächt.  Icli  hänge  an  meiner  Mutter, 
ich  hänge  an  meiner  Jugend.  Ich  verlange  das  Unmögliche.  Ich  möclite 
das  Tote  lebendig  machen.  Die  Vergangenheit  soll  wieder  auferstehen. 
Die  tote  Schürze  soll  sifh  in  die  lebende  Mutter  verwandeln.  Ich  muß 
jetzt  von  meinen  Phantasien  Abschied  nehmen.  Meine  Gefahr  ist  daß 
Tagträumen.  Ich  bin  glücklich,  wenn  ich  nicht  arbeiten  muß,  weil  ich 
träumen  und  meine  Luftschlösser  besuchen  kann.  Ich  kämpfe  jetzt 
einen  erbitterten  Kampf  gegen  meine  Träumerei.  Ich  zwinge  mich  zur 
Arbeit. 

Ich  habe  auch  meinen  Hocluniilsteufel  m  der  Arbeit  und  ringe  ihn 
nieder.  Ich  weiß,  daß  ich  niclits  Besonderes  werden  werde.  Ich  will 
jetzt  ein  Mensch  sein  wie  alle  anderen  Menschen.  Mein  Ziel  haben 
Sie  mir  gezeigt:  Ich  will  mich  der  Wirklichkeit  anpassen  und  mein 
stilles  Glück  im  Winkel  suchen.  Ich  beschäftige  mich  mit  meiner  Frau 
und  mit  meinen  Kindern.  Ich  will  im  Cieschäfte  wieder  memen  Mann 
stellen.  Meine  Vorsätze  sind  die  besten.  Ich  hoffe,  daß  ich  sie  aus- 
fühi-en  kann." 

Er  war  beim  Arzte,  der  keinen  organischen  Fehler  linden  konnte 
und  ihm  Luftveränderung  empfahl. 

Er  fülilt  ßieh  in  bezug  auf  die  Schürzenmanie  genesen.  Er  hat 
eine  gewisse  Zuneigung  zu  seiner  Frau,  kann  mit  den  Kindern  spielen. 
Er  sieht  ein,  daß  er  Träumen  nacldiängt,  die  nicht  zu  erfüllen  sind. 
Er  hat  noch  immer  die  besten  Vorsätze. 

In  der  letzten  Sitzung  sagte  er:  „Es  ist  mir  etwas  eingefallen, 
was  wohl  der  Ausgang  meines  Schürzenfetisehismus  sein  dürfte.  Ich 
mußte  als  kleiner  Bub  -  schon  im  7.  Lebensjahre  —  oft  in  den  Keller 
gehen,  Holz  und  Kohle  iiolen,  mußte  aber  das  Breimraaterial  vorher 
im  Keller  zerkleinern.  Ich  sollte  dazu  eine  Schürze  anziehen.  Ich 
weigerte  mich,  das  zu  tun,  weil  ja  die  Nachbarn  mich  mit  der  Schürze 
gesehen  hätten.  Ich  weiß  aber,  daß  ich  s  c  h  0  n  1  n  j  e  n  e  r  Z  e  1 1  eme 
eigene  Schürze  zum  Onanieren  am  Boden  hatte.  Ob  ich  sie  vor  dem 
Holzhacken  besaß,  das  kann  ich  nicht  entscheiden.  Ich  weiß  nur, 
daß  ich  manche  Schürze  a  u  s  W  u  t  m  i  t  dem  B  e  :  I  1  n 
tausend  Stücke  zerhackte.  Ja,  viele  Schurzen  fielen  dem 
Beil  zum  Opfer.  Besonders  wenn  die  Mutter  mit  dem  Schwager  im 
Zimmer  war  und  ich  geschickt  wurde,  um  Holz  zu  hacken  war  eine 
Schürze  das  Opferlamm  und  wurde  sinnlos  zerhackt  und  in  die  Kohlen 
hineingeworfen  und  verbrannt.  Ich  war  eifersüchtig  und  wollte  die  Mutter 
und  den  Schwager  töten.  Ich  spielte  oft  mit  dem  Gedanken,  Feuer  an- 
zulegen  wenn  beide  im  Zimmer  waren.  Weim  der  \'ater  dann  von  der 


364  Fetischismus. 


Arbeit  nad.  Haus«  kam  und  seine  Arbeitsschürze  auszog,  dann  war  ich 
80  traurig,  daß  ich  oft  geweint  hätte! 

Meine  Mutter  war  böee  mit  mir!    Aber  wnim  i^i,  i        i 
sio  zärtlich.    Doshall,  flüchtote  ich  in  die  K^J^eit  L  Th  . 

heute  die  Tcnden.,  allen  Angriffen  des  Lebtns  tt  h      .^  '""f 

gehen.    Jeder  größeren  A,ifordernng  kann  ZZ,,       ,     f         ™  '"*" 
den  Husten  vergrößere.    Dann  kl  tS"  in  B  tt  H  '  J™™  "" 

Träumen  naddrängen,  d.e  sie  ja  alle  zur  Gen^  fkeSIn  """'"" 

Das  letzte  habe  idi  Ihnen  li«,*-^  „.  1  r  ^^^^^- 
und  den  Schwager  .nit  den,  BeU  Xng^L  t;:°'f  ^'V'*'^ 
brennen  lassen  und  war  zu  schwach  dSn  °*"".^^"^'J\"'»'n.  >i-  h-  ver- 
schichto  von  Orestes  und  Aga_  g  ese''  ll  ^^  ""  .'"^  '^^ 
Denn  es  war  mein  Konflikt.  Ich  fühlte  oft  etalv»  t  vf  '»■'**"*en. 
z,.  rächen.  Als  der  Vater  einmal  tan^Variatth  ^n' gS  ^f' 
daß  die  Mutter  ihn  vergiftet  haben  könnte.  Aber  iAwt  d^^  r™' 
danken  zurück.  Ich  weiß^  er  wird  eines  natürl^' TorsS ^  t 
,et  vielle.cht  gar  n.cht  bhnd.  Er  war  froh,  daß  der  Schwager  iL  dil 
Wide  l»r„scheWe,b  abgenommen  hatte  und  er  seine  Ruhe  habenl^n^  , 

Er  fährt  zur  Erholung  in  die  Berge  mit  der  Ah^i.^f  ~  7'~ 
,,Ate„,pause"  ein  neues  Leben  zu  beginnen  und  die  Ver^aTp 'hT  ' 
heb  abzneclmtteln.    Seine  Voreätze  sollten   nicht   auiTf^w       ^^"'" 

Er  wurde  von  einem  Freunde  zu  einer  Autofahrt  narbM™''^'"- 
einem  berühmten  WallfaJirtsorte,  eingeladen  An  ein^r  <?  ^^^^'^azell. 
riet  der  Wa^en  ine  Schleudern,  er  wurde  aus  dem  Wa^Pn  '^""I'"^  ^'" 
und  starb  sofort  an  den  Fnl^Rn  Aino=  S^hö^.ii.-..,       ^  "■  geschleudert 


und  starb  sofort  an  den  Folgen  eines  SchädelbrucI' 


Die  Analyse  ist  beendet.  Ich  habe  sie  aus  wissenRPh.ff.-  .  '  ~ 
eeeo  so  durchgcfülirl,  dalJ  ich  an  den  Patienten  u  p^^^^'^'^^-^  Inter- 
die  als  Suggestion  hätten  aufgefaßt  werden  könn^^'^^T  ^^^"  achtete, 
weisen,  daß  wir  Analytiker  nichts  in  den  Pati   T'  ^'^^^^^  ^^'^^' 

nicht  auf  bestimmte  Bahnen  locken.   Patient  hatti-^  ^'^einlegea,  ihn 
gelesen.   Er  brachte  sein  Material  ganz  unbefan  T^  "'^'"^'"  ^^^^^ 

die  Träume,  die  uns  auf  eine  neue  Spur  bra  hf^"'   ""^'^^^^^  ^^'aren  es 
notwendigsten  Aufklärungen  und  Boruhi^m  "■'''^'*^  ""^  ^'^ 

Zuerst  die  Frage  der  Diagnose    p/f  ^  i 
von  echtem  Fetischismus.   Alfred  war  kp      a  ,        ^'^^  "^  ^*^®"  ^»11 
iuif  dem  Wege  zum  Asketen    GewisRP  oT  '  ^^''  ^^  *'^^and  sich 

immer  wieder  zum  Weibe  und  zum  KoS^Jt^'t'''''''  ^'''^'''  ^^^ 
lim.  nur  mit  Hilfe  einer  Schürze  möglicl      p/      '/^''"  ^"''^'^^  ^^ 

ogi'ch.    Er  zeigt  den  Samineltrieb, 


^SA 


Auaijse  eiues  Falles  von  tichürzeEfetiscliisaius.  «g^ 

denn  er  hatte  daheim  eine  artige  Sammlung  von  Schürzen,  die  er  zum 
'J'eile  seiner  Frau  vermachte,  welche  eich  mit  der  Marotte  ihres  Mannes 
abfinden  mußte,  weil  sie  sonst  nicht  zur  Sexualbefriedigung  gekommen 
wäre.  Man  sieht  solche  Kompromißse  in  den  Ehen  sehr  häufig.  Er 
zeigt  den  charakteristischen  Zwiuig  und  das  kmistvollc  8ys(ein  einer 
fetischietis(^iion  Parapathie.  '  ■  '    ■     - 

Auffallend  ist  die  ganz  außerordentliche  Ver- 
dichtung des   Schürzensymbols.    Wir   sehen,   wie  schema- 
tisch und  überaächlich  die  Erklärung  von  Binet  ist,  welche  den  Objekt- 
■  Fetischismus  auf  einen  einzigen,  den  ersten  hifantilen  Eindi'ock  zurück- 
führt. -  "  ,  ' 

Freud')  betont  mit  Reclit :  „Tiefer  eindringende  ijsjchanalytische 
Untersuchung  hat  zu  einer  berechtigten  Kritik  der  ßinetsd^en  Be- 
hauptung geführt.  Alle  hicher  gehörigi-n  Beobachtungen  haben  em 
erstes  Zusammentrcften mit  dem  Fetisch  zuii.  Inlialt,  m  welchem  dieser 
sicli  bereits  im  Besitze  des  sexuellen  Interesses  zeigt,  ohne  daß  man 
aus  den  Begleitumständei:  verstehen  kömile,  wie  er  zu  diesem  Besitz 
gekommen  ist.  Auch  fallen  alle  diese  „frühzeitigen-  Sexualemdrucke  in 
die  Zeit  nach  dem  fünften,  sechsten  Jahr,  während  die  Psychanalyse 
daran  zweifeln  läßt,  ob  sich  pathologische  Fi.^ierungen  so  spät  neu- 
bilden können.  Der  wirkliche  Sachverhalt  ist  der,  daß  hinter  der  ersten 
Erinnerung  an  das  Auftreten  des  Fetisch  eine  untergegangene  und  ver- 
gessene Phase  der  Sexualentwieklung  liegt,  die  durch  den  Fetisch  wie 
durch  eine  Deckerinnerung  vertreten  wird,  deren  Kcst  und  Niederschlag 
der  Fetisch  also  darstellt.  Die  Wendung  dieser  in  die  ersten  Kinder- 
jahi-e  fallenden  Phase  zum  Fetischismus  sowie  Auswahl  des  Fetiscl» 
selbst  sind  konstitutionell  determiniert." 

Audi  in  einer  spälei'en  Arbeit-)  iiaJt  Freud  an  dieser  Anschauung 
fest,  er  präzisiert  m^  genauer.  Er  spricht  von  einer  primären  Fe  r- 

Eine  der  Komponenten  der  Sexualfunktion  sei  den  anderen  in  der 
Entwicklung  vorangeeilt,  habe  sich  vorzeitig  selbständig  gemacht,  sich 
fixiert  und  dadurch  den  späteren  Entwickhmgsvorgängen  entzogen,  da- 
mit aber  ein  Zeugnis  für  e  i  n  e  b  es  o  nd  er  e,  a  n  omale 
Konstitution  der  P  o  r  e  o  n  gegeh  en.  AVir  wissen  daß  eine 
solche  Perversion  nicht  fürs  Leben  zu  verbleiben  braucht  s>e  kann  noch 
später  der  Verdrängung  verfallen,  durch  eine  Kcaktionsbildung  ersetzt 
oder  durch  Subliniierung  umgewandelt  werden.  Wenn  aber  diese  Vor- 
gänge ausldeiben,  dann  erhält  sicli  die  Perversion  im  reifen  Lehen,  und 

nD^i  Abhandlung™  zur  Se^iuilthcoriD.  S.  21.  Anm.rk.ns,  IV.  Aufl 

=)  „Ein    Kind    wird    g<«ehhig™"    in    Sammlung    klein.  .Sd.nILen    z.  Nenroeenlelirc. 

Fünfte  Folge,  S.  198.  "  ■     ' 


;^gß  Fetischismus. 


WO  wir  beim  Ei-wadispniin  eine  sexuelle  Abirrung  —  Perversion  Fe- 
tiBdusiiiuB,  Inversion  —  vorfinden,  da  erwarten  wir  mit  Recht  ein 
Bolclies  fixierendes  Erlebnis  der  Kinderzeit  durc^h  anamneBtische  Er- 
lorechung  aufzudecken.  Ja,  lange  vor  der  Zeit  der  Psychanalyee  haben  Be- 
obachter, wie  Binet,  die  sonderbaren  sexuellen  Abirrungen  der  Reife 
zeit  auf  Bok-ho  Eindrücke,  ge.-ade  der  nämlichen  tinderiahre  von  5  und 
6  an,  zurückführen  können  Man  v,-ar  hiebei  allerdings  auf  eine  Schranke 
unsei-eB  Ver.tandn.sseB  ge.toi.,en,  den.,  den  fixierenden  Eindrücken  fehlte 
:iede  trau.Mali«,-i.c  ivralt,  sie  waren  zumeist  banal  und  fiir  ..^  ™/*:"^';^ 
.iuen  nicht  aufregend;  man  konnte  nicht  eagerwanl  J  f"f '^^^-i^^- 
h,hen  gerade  an  sie  fixiert  hatte.  Aber  man  konn L  Ze  BeH  ."  "^T^'' 
.uchen,  dai.  .0  eben  der  voreiligen  ::T:l':.T:T:^lr- 
S  e  X  u  a  I  k  o  n.  ,0  n  e  n  t  e  den  wenn  auch  zufälligen  Aulaß  zur  Äilef 
tnng  geboten  hatten,  und  man  mußte  darauf  vorbereitet  sein  d  k7 
Kette  der  Kau sa! Verknüpfung  irgendwo  ein  vorläufiges  Ende  f ^^  " 
werde.  Gerade  die  mitgobra^Iite  Konstitution  schien  allen  Anforderungen 
an  einen  solchen  Haltepunkt  zu  entsprechen." 

Diese  Ausführungen  haben  einen  wahren  Kern,  üio  angeblich  .r  . 
Erinnerung  .st  in  der  Tat  meistens  eine  Deckerinnerung     fb'       ''l^f 
unzweifelhaft  Fälle,  in  denen  sich  eine  pathologische  Fixierun  '         ^ 
Eindruck  zwischen  dem  6.  und  sogar  18.  Jahre  feststellen    ä^       ""'" 
«ich  um  ein<..  sehr  stark  affektbetonten  Eindruck  hande H  Vr w'' 
dagegen  ist,  daß  diese  Neigung  zum  Fetisch  konstitutionell  L        l'^ 
■at.    Unser  Fall  zeigt  keine  Spur  einer  solchen  konstitu  Lf'""^'' 
^Mündung,  welche  in  der  Psychanalyse  immer  herangezoeen        ^^^ 
die  Lösung  des  Rätsels  nicht  vollkommen  gelingt.  ^'       ^''*"" 

Ebenso  einseitig  und  oberflächlich  ist  die  Behauntun 
daß  der  Fetisch  nur  das  Genitale  der  Mutter  (resp  d  V^'*^  ^adger, 
stellt.  Nehmen  wir  an,  daß  diese  Behauptung  einen  ri  hr  ^^^^^^  '^^^- 
da  ja  unser  Kranker  auch  zu  seiner  Mutter  und  zu  ihr  B^"  ^^""^  ^^^' 
was  wäre  mit  dieser  Erkenntnis  gewonnen?  Ist  di  ^"I".  ^^'^^^  strebt, 
licli  nur  ein  Ersatz  der  mütterlichen  Vagina"^  W  \  7^^"'"^^  ^"e^  wirk 
<ler  Fetiscliisnms  in  diesem  Falle  einem  Mosaikh'ii'"  .  ^"^^^he".  daß 

«■erdcu  unzählige  Steinchen  eingefügt  und     n       ^"^*^*^-  ^^  ^»6  Bild 
«ret  das  Bild  des  Fetisch.  ^  zusammen  geben  una 

Versuchen  wir    eine  Analvse   des  voHi*.      a 
d.  h.  versuclien   wir   die  zahlreichen   Knmn.    T"    "  Krankheitsbildes. 
aufzuweisen.  Komponenten  d.eses   Petischismu.. 

1.  Die  Schürze  ist  ein  Symbol  seiner  9"     r 

sexuellen  Infant ilismus.    Die  ganze  For  ^^''"S^^^*^'  meines  psycho- 

immer  wieder  die  Zeit  seiner  ersten  zwei  I  'k  ""''  '^"'"^^  ^^^'S*'  ^aß  ei' 
besonders  die  Zeit,  da  er  in  Windeln  k^    n"'o    '  durchmachen  will, 

^'    "*^  ScJiürze  wird  dann  ein 


Aual)fe  eioGs  Falles  von  Schürzeiifctiiidiisiniis. 


367 


Syinbol  der  Windeln  und  der  Scliürz©  seiner  Mutter.  Die  organischen 
Lustgefülile,  die  er  durchmaciite,  als  er  naß  in  den  Windeln  lag,  mit 
Urin  und  Kot  beediniiert,  werden  festgehalten  und  neu  belebt.  (Zahl- 
reiche Beispiele  in  Band  V,  olme  daß  es  zum  Fetischismus  gekommen 
wäre.)  Die  Schürze  ist  also  ein  Erinnerungssynibol  der  Säuglingszeil.. 

2.  Die  Regression  geht  in  seiner  Phantasie  weiter,  sie  geht  bis 
zum  Mutterleib.  Diese  Phantasie  kann  nicht  als  Er  inner  ungsspur  auf- 
gefaßt werden,  sie  muß  Gpäter  entstanden  sein  und  drückt  einen  ana- 
gogisehen  Wunsch  nach  einem  neuen  Leben  (Silberer)  aus,  zugleich  den 
Wunsch  nach  der  intimsten  Vereinigung  mit  der  Mutter  oline  die  Schuld 
eines  geschlechtlidien  Verkehres.  Die  Sdrürze  wjrd,zmu  Leib  der  Mutter, 
zur  Mutter  schlechtweg  (Muttoi-leibsphantasie). 

3.  Audi  die  Phantasie  eines  GeschiechtB\erkehres  mit  der  Mutter 
-  durch  ihre  zahlreidien  Treulosigkeiten  augeregt  nnd  dni-di  trau- 
matische Beobachtungen  verstärkt  —  wird  durch  den  Umstand  betont, 
daß  er  während  des  Gesdileditsaktes  eine  Sdiürze  zerdrücken  muß. 
Er  hält  sich  an  die  Mutter.  Er  verkehrt  mit  seiner 
Mutter. 

4.  Die  Sdiürze  ist  deutlich  bisexuell.  Männer  in  Schürzen  —  das 
erste  Vorbild  wohl  der  Vater,  was  in  der  Analyse  nur  nebelhaft  zum 
Vorschein  kam,  später  zahlreiche  Männeridcale  in  Schürzen.  Sein  Inter- 
esse für  den  Phallus  ist  ebenso  groß  wie  für  die  Vagina.  So  wird  die 
Sdiürze  auch  zum  Symbol  des  Phallus  des  Vaters  und  des  Mannes  über- 
haupt, wie  sie  andrerseits  auch  die  Vagina   (Hottenfottensdiüi'zo)    ist. 

5.  Die  Schürze  ist  das  Symbol  seiner  Demütigungen.  Seine  erste 
Demütigung  wurde  durch  Ödiürzen  verursacht.  Die  Sdiürze  drückt  seine 
Schmach  aus  und  fordert  zur  Rache  auf.  Sie  ist  ein  ewiges  Memento 
(Adler)  und  dient  zur  Aufpeitsclnmg  seines  Ehrgeizes. 

-  6  Seine  sdimutzige  Seele,  die  voll  von  kriminellen  Phantasien  ist, 
wird  ilun  wie  in  einem  Spiegel  durdi  die  Schürze  entgegengehalten.  Dm 
Sdiürzo  drückt  die  Sprache  seines  Gewissens  aus.  Sie  druckt  seine 
Tendenz  aus,  zum  Verbrecher  zu  werden  (kriminelle  Phantasien)  und 
den  Schutz  gegen  diese  Tendenzen  durch  ihre  moralische  Verurteilung. 

7  Die  Schürze  ist  zugleich  etwas  Heiliges  mid  Hohes,  vor  dem 
er  beten  köimte.  Sie  drückt  seine  Sebnsudit  nach  der  reinen  Mutter 
aus  de  dann  zur  Mutter  Gottes  wird.  Sie  deckt  die  GeB»te.  e 
Chr  sti.  Sie  fordert  ibi  auf  zu  büßen  mid  zu  f -^fj^/'i^f  ^  J^^" 
denz  wie  beim  Tabu.  Die  Sdiürze  ist  Tabu  und  ist  Gott.  Die  Schurze 
ist  ein  Symbol  seiner  Christusneurose.  ,      -        ■        , 

8.  Die  Sdiüi-ze  ist  seine  Sdmtzkonstiniktion  und  seme  eigenste 
Erfindung.  Sie  ist  die  eigene  Sdiöpfung  seiner  Phantasie,  das  Einzige, 
das  ihn  vom  großen  Durchschnitt  unterscheidet.  (Solipsismus  -  Aut.s- 


0/.Q  t'etisclitsmus. 


mus.)  Die  Scliürze  ist  der  Triumph  seiner  Persönlichkeit,  sie  sym- 
bolisiert seine  Eigenart,  seine  Unabhängigkeit  von  den  Sexualobjekten 
der  Welt,  sie  befreit  ihn  von  der  Tyrannei  des  Weibes.  Die  Schürze 
ist  das  Eigene! 

9.  Die  Schürze  ist  etwas  Lobendes  und  zugleich  der  Repräsentant 
des  Toten.  Er  identifiziert  sich  mit  der  Seliürze.  Er  ist  die  Schürze 
und  die  Schürsie  ist  er.   (Animismns.) 

10.  Die  8chürzo  ist  blutbeeeckt,  es  ist  die  Metzgerschürze,  die 
Sehürzo  des  Henkers,  bie  sjTnbolisiert  das  Verbrechen  und  seine  Sühne 
Die  Sd.iirze  ist  das  Symbol  seiner  kriminellen  Phantasien  und  seine.' 
Buße.    (Sadiemud.) 

11.  Die  Schürze  muß  eng  gebunden  sein.  Sie  symbolisiert  den 
'/waiifj  inid  zugle.cii  den  Impuls.  Er  muß  jeder  Sclmrze  nachlaufen 
So  ist  er  an  die  Eindrücke  seiner  Jugend  gebunden.  Schon  in  der  Geste 
beim  Koitus  (er  hält  und  di'UL-kt  (..int-  Sclmrze)  drückt  er  diesen  /iwang 
diese  Fixierung  an  die  Mutter  aus.  Die  Schürze  ist  ilun  ein  SjTnbol 
dieses  Zwanges. 

12.  Die  Schürze  hat  eine  mystische  Bedeutung,  sie  hat  eine 
magische  Kraft,  sie  ist  wie  ein  Zauber  (Talisman),  sie  macht  ihn  potent 
lind  impotent,  sie  ist  nicht  tot,  sie  ist  wie  ein  lebendiges  Wesen 

Er  hat  aus  einem  lebenden  Menschen  ein  Symbol  gemacht  und 
stattet  dann  das  Symbol  mit  menschlichen  und  göttliclien  Eigenschaften 
aus.    Sie  ist  für  ihn  tatsäciilich  der  Fetisch,  der  geheime  Gott    sein 
versteckte  Religion,  die  in  der  Anbotung  der  Mutter  gipfelt  und 
der  Muttor  und  der  Jungfrau  Maria  eine  mystische  Einheit  macht    I 
Vater,  die  Mutter  und  das  Kind  in  sich  schheßt.  ' 

Die  Scliürze  ist  die  Dreieinigkeit.  -    ■  ■ 

Mit  diesoii  Determinanten  haben  wir  nun  einen  Teil  sein      F  t 
schismus  klargemacht.   Die  Verdichtung  geht  viel  tiefer  und  wp,?«,     v" 
benutzt  ioden  Vorfall  im  Leben,  um  ihn  auf  die  Schürze  zu  bez  ehen 
Die  Scijürze  ,st  der  Mittelpunkt  .einer  Vorstellungen,  sein  Schwel 
Punkt,  die  Aclise,  um  die  eieJi  sein  Denken  dreht. 
'  ■      Wir  kömien  uns  die  Entstelmng  des  Fetischismus   nur  so   vor- 
stellen, daß  irgend  ein  zufälliges,  aber  sehr  stark  atfektbetontes  Erlebnis 
dor  Knstalhsationspunkt  eines  Systems  wird.    Darin  stimmen  wir  mit 

7Zl/nr\'J^"'  "''"  ^™  ^"■'^^^^  ^'^^''  ^'-^^  "i'^  Kristallisation 
sfb  u  ^'  K  ''  f^*  ^'^  Systemisierung,  Schichte  legt  sich  an 
^chidite  an,  bis  ein  kompliziertes  Gebilde  entsteht,  ein  Svst^m  wie  bei 
de  Zwangsneurose.  Jeder  neue  Schür zeneindrnck  legt  sich  wie  eine 
neue  Z..ebelscluUe  um  die  alten  Hüllen.    Schließlich  wächst  das  Neu- 


^R^ 


Analyse  oiiu's  Kullos  vmi  SL-|iilrKentPtiRi'liismn<. 


369 


gebilde  immei'  mehr  in  das  Norinale  hinein,  bis  es  den  Rrößten  Raum 
des  Seelenlebens  einnimmt. 

Wann  koitiiiien  dii'se  Kotisfliialen  zmn  Analytiker?  Warum  kommen 
sie?  Nie  weil  sie  an  dem  Fetischiemiis  leiden,  sondern  weil  der  Peti- 
sdiiemuß  sie  arbeite-  und  lebensunfähig  macht.  Auch  unser  Kranker 
betont  immer  wieder  seine  Zerstreutheit,  seine  Lebensunfähigkeit,  seinen 
Mangel  an  Konzentration.  Er  muß  immer  schwerer  danun  ringen,  ar- 
beiten zu  können.  Die  Tag(;sphantasien  werden  immer  stärker,  er  be- 
nötigt immer  ■'mehr  Anstrengungen,  um  die  Flucht  in  die  Krankheit 
(hier  der  Husten)  nicht  in  Szene  zu  setzen. 

Was-ßtP(rkt  aber  hinter  dem  ganzen  Gebilde?  Die  Absperrung 
eines  Affektes,  eines  krankhaften  Impulses  durch  Selbstschutz,  durch 
Verschiebung  und  Symbolisierung,  durcli  Entstellung  und  Schauspielerei. 
Das  ganze  Problem  wird  auf  ein  anderes  Geleise  geschoben. 

Im  Mittelpunkt  des  Kranklieitsbildes  steht  der  Impuls.  Dieser 
Impuls  ist  komplexer  Natur  und  setzt  sieh  eigentlich  aus  einigen  Im- 
pulsen zusammen.  Die  wichtigste  Komponente  dürfte  wolil  der  Zug  zur 
Vorgangeniieit  sein,  der  Impuls,  das  versunkene  Leben  neu  zu  beleben, 
der  sich  in  dorn  verborgenen  Wunsche  ausdi-ückt,  zur  Mutter  zurück- 
zukchven,  sie  zu  umarmen,  sie  zu  küssen,  sie  zu  erobern  und  —  vielleicht 
^11  besitzen.     '    "         ■        * 

Die  Mutter  ist  eine  alte  Frau,  die  ihn  apwidcrn  würde,  wenn  er 
Wirklichkeit  und  Phantasie  trennen  könnte.   Es  handelt  sich  ja  um  eine 
hindere  Mutter   um  die  Mutter  seiner  ersten  Kinderjahre.  um  die  Mutter, 
die  am  Bette  des  keuchhustenkranken  Kindes  saß  und  mit  seinem  Gliede 
spielte.    Er  verlangt  das  Unmögliche.   Aber  für  die  Konstruktionen  der 
Parapathiker  gelten  nicht  die  Gesetze  der  Wirkliclikeit.   Sie  zeigen  das 
prälogische  Denken,  wie  es  LevjtBrühl  so  anschaulich  an  den  Natur- 
völkern nachgewiesen  hat.    Der  Impuls  ist  seine  Urreakt.on.    Ein  un- 
M-üllter  W^msch  drangt  nach  Erfüllung  und  Erlösung  und  setzt  de.e 
Erfüllung  in  s^bolischer  Form  durch,  üas  ganze  Krankheitsbild  is     in- 
p-14-       ,1/  ;'■         \   «,r.     ÄlROh"  in  welcher  nur  die  Gesetze  des  „Mist- 
;t°;  ■':  ;;r^  D      I^ö:.l;>;.»  >Hrd  in  ei....  mu.en  Welt  ... 

And™  rmp,.ls.  Bind  krimineller  N"'"^'  V^I^n  „f  L 
töten,  er  niBcMe  den  verhaßten  Schwager,  (und  den  V..ter!)  m.t  dem 

fiel]  zerhacken.  ,.      t,    ■  i  «-.-(k-j- 

,■11    •+   röfi-ihi    ist    durch    die    Erziehung    zerstört 

Sein  P-'^°"'''*^'t,f.frund  hätt  ebenso  gut  ein  VerbreCer 
worden.  Er  wurde  ^ä^d^™  ^';\,X;  ein  Verbred.er,  der  die  Gesell- 
werden  können  w.»  e.n  F^^^I'^™'';^    j^      j  ^„  „,„,  „rbruchen  hat. 

rrL:irahrin':rGi:r  und  i  .....^..^.  >>  i. 

S(Bkl^l,  StöriinBBii  doB   Infi'    """ 


370  Fetiscbismus.  -  Analyse  eines  Falles  von  Schi.r^cPnfotischi^Tnii,.. 

der  Gute  der  Edle,  der  Mitleidsvolle,  der  iedem  Bettler  seine  ganze 
Habe  spenden  wurde.  Dieser  edle  Mensch  hat  aber  eines  nicht  lernen 
können  was  den  echten  Erloser  kemizeidmet:  die  Demut.  Er  kann  sich 
nicht  beugen,  er  kann  mcht  danken,  er  will  herrschen.  Auch  >n  Z 
Liebe  wich  er  dem  einzigen  weiWichen  Weeen  an«  A..  i.-^..  ^ 
können,  d.h.  dem  er  sich  hätte  unterwerfen  können  F  T  f  "^" 
Herrin:  die  Schürze.  Zu  ihr  blickt  IraTf  Th;  /""^  "'''  "'"' 
anerkennt  er.  Diese  Schürze  sd^ützt  ll'  ,i  T'^'  ''  '''^'  ''' 
und  Demütigungen.  Er  ^^1711^1^  T  ''"^'''^  Niederlagen 
sein.  Nicht  ohne  Grund  "ef  eme^'h  "^'"'T  T?  '^'"  ""  ^^''^^ 
eine  Kunst,  die  ihm  im  hohrMaße  .^  ''        n^'  ^"^^   ^'  ''''''' 

.ich  selbst  und  spielt  vor  dl  Welt  w,      "'JJ  T'    ^'""  ''  '^''^'  ''' 
Bcheuen,    zaghaften    Tuptln  '''"'"'*'  ^^"^''"  '^'^^^^  menschen- 

Herrseh;ucht  un^ie^cS^^^  .^^    ^'^    °"^^-^^^-^ 

aUen  Grund    «.1.  Bcnrankenlose  Grausamkeit  vermuten?    Er  hat 

^To^irLtZZrV::'  "^'^  ^^  ^^^^^^-^^-  ^-  »^^^en  gesehen, 

Auf  dem  Wege  zu  seinem  Gott  ereilte  ihn  ^Tod  F  ,  ^tV'''''' 
an  Wunder  und  hatte  mir  oft  gesagt  daß  er  stn  t?  ."^''  '""'"^ 
«inem  Wunder  erwartet  hatte.  '"'"'  ^'"""^  "'"'  ^o" 

Auch  darin   zeigte  sicli   seine   ÄhnlichkHf    ,.,;+   ^ 
Alle  dieee  Fetischisten  warten  auf  die Tri«  ^      '"   Pn^utiven. 

di^ch  die  Erleuchtung,  durch  dtepLluT'  ."  '"'  '^^•^'^^' 
Wanderungen  sind  Wallfahrten  m  d^  K  j  l!';t  d"''  w^'^'  '^"-^ 
erwartete,  war  das  absolut  WunderLre    1     il     "'v  ^'^  ^^^'  ^^^''^^ 


S;;,' 


-r  ■-'  r  •,--;,.,;. 


xin; 

Schuhnägel  und  Absätze  in  ihren  Beziehungen  zum  Liebesleben. 

Es  gibt  kein  Organ  des  menschlichen  Körpers  und  kein  Kleidungs- 
stück, ja  keinen  Gebrauchsgegenstand,  der  nicht  der  Trägor  eines  echten 
Fetischismus  werden  kann.  Wir  haben  in  dem  letzten  Falle  des  Sehürzen- 
fctischisten  die  unglaubliche  Verdichtung  des  fetischistischen  Symbols 
kennen  gelernt.  Wie  in  einem  Brennpunkt  vereinigen  sich  die  Bewußt- 
seinsstrahlen  in  dem  einen  Symbol. 

So  lange  man  dieses  Phänumcn  der  Verdichtung  nicht  könnt,  er- 
scheinen einem  derartige  Fälle  unbegreiflich  mid  verschroben. 

Ich  werde  nun  in  diesem  Kapitel  zwei  F'iUe  vorführen,  welche  uns 
das  Phänomen  einer  speziellen  Art  von  Sdiuhfetischismus  vor  Augra 
führen.  Ee  handelt  sich  um  die  Bedeutung  der  Nägel  oder  der  Zinken^ 
welche  das  Leder  befestigen. 

Der  erste  Fall  ist  nicht  analysiert,  der  zweite  liegt  in  einer  voll- 
ständigen Analyse  vor. 

Fall  Nr.  56.  C'harcoi  und  Magnan  berichten  von  einem  verschrobenfin 
Manne,  auf  den  nur  dio  Nägel  von  FrauciiRchuhen  sexuell  erregend  wirkton 
und  den  eeine  Verirrung  zu  den  auffallendsten  Extravaganzen  trieb. 

Er  bemüht  eich,  die  Nägel  in  Frauonstiefel  zu  sehen,  Gorg- 
fältig  prüft  er  deren  Spur  im  Schnee  und  im  feuchten  Erdreich,  or  hiuscht  auf 
das  Geräusch,  welches  sie  auf  dem  Straßenpüaster  hervorrufeu,  er  findet  ein 
namenloses  Vergnügen  daran,  W0H.0  zu  wiederholen,  welche  bestimmt  sind, 
ihm  das  Bild  dieser  Dinge  vor  Augen  zu  stellen,  kurz,  er  faßt  eeine  ganze 
Seligkeit  in    dem  Auedruck   zusammen:    „eine  Frau   zu   beschlagen",   ferrer 

une  i'emme. 

Dieser  Kranke  gibt  sich  der  Masturbation  hin.  die  hier,  um  d™  glück- 
lich gewählten  Ausdruck  BinetB  anzuwenden,  die  Rolle  des  Resonanzbodens 
spielt.  Während  seiner  onanistischen  Handlungen  denkt  er  nämlich  unab- 
lässig an  Stiefehiägel,  und  zwar  mit  der  ganzen  Intensität,  welche  die  Ge- 
echlcchtserregung  dieser  Praktiken  zu  verleihen  imstande  ist.  So  verhaftete, 
man  ihn  eines  Tages,  während  er  sich  auf  der  Straße  voi'  einem  Schuhwaren- 
laden mastiirbierte. 

Schon  im  Alter  von  6  oder  7  Jahren  trieb  diesen  Patienton  ein  unwider- 
ßtehlicher,  inßtinktiver  Drang,  Frauenfüße  zu  betrachten,  um  zu  sehen,  ob  sich 
in  den  Schuhen  Nägel  befänden.  Nahm  er  dann  solche  Nägel  wahr,  so  bereitete- 

24' 


•t72  Fetischismus. 


ihm  dies  oiii  unaussprechliciies  Glück.  Zwei  junge  Mädchen,  Verwanrllc  vnii 
ilim,  ivohaten  bei  seiner  Familie.  Er  begab  sich  an  den  Ort,  wo  ihr  Schuh- 
zeug  eland,  bemächtigte  sich  unter  Fieberschauern  desselben,  berührte  die 
Nägel,  zählte  sie  und  konnte  seine  Blicke  nicht  von  ihnen  abwenden.  Abends, 
im  Üette,  nehtete  er  abwechselnd  seine  Gedanken  auf  eines  der  jungen 
Mädchen,  die  er  in  seinen  Vorstellungen  eine  phantastische  Rolle  spielen  ließ. 
So  Bah  er  ihre  Mutter  sie  zu  einem  Schuhmacher  führen  und  hörte,  wie  eie 
Auftrug  gab,  der  Schuster  solle  die  Stici'el  ihrer  Tochter  mit  Nägeln  ver- 
sehen. Dann  sah  er  den  Schuster,  wie  er  die  Nägel  befestigte  und  die  Stiefel 
dem  Mädchen  übergab.  Dann  wieder  suchte;  er  sich  auszumalen,  welche  Ge- 
fühle das  junge  Mädchen  haben  müßte,  wenn  sie  mit  diesen  nägelheschlagcnen 
Schuhen  ginge.  Schließlich  ging  er  in  seiner  Phantasie  so  weit,  dem  jungen 
Mädchen  die  grausamsten  Martern  aufzuerlegen,  indem  er  ihr  Hufeisen  unter 
die  Füße  nagelic  oder  üir  gar  die  Füße  abschnitt  (Steigernng  zu  sadistischen 
Vorstellungen).  Glciclizeitig  befriedigte  er  sich  durch  Masturbation  die  er 
aber  nicht  nur  ausübte,  um  eich  diesen  Genuß  zu  verschaffen,  sondern  der 
er  sich  viebnchr  hingab,  um  sie  als  Beglcitakt  für  seine  eingebildete  nhan- 
tastische  Geschichte  zn  benützen. 

Alle  diese  Dingo  wiederholten  sich  reichlich  häufig,  ohne  daß  der  Kranke 
irgendeine  Anstrengung  machte,  den  Zustand  zu  beseitigen.  Ohne  Gewissens- 
bisse genoß  er  das  sinnliche  Vergnügen,  von  dessen  Tragweite  er  sich  ein 
Kind,  wie  er  ja  noch  war,  keine  Vorstellung  machte.  Später,  nach  Beendigung 
seiner  Studien  kam  er  zu  emer  Verwandten  aufs  Land.  Dort  sah  er  häufi» 
zwei  junge  Mädchen  seine  Basen,  die  in  der  Nachbarschaft  wohnten  W.J 
er  dann  allem  im  Garten  war,  setzte  er  sich  auf  eine  Bank  und  erzähT 
sicli  selbst  cme  seiner  phant-astischen  Geschichten,  in  deren  MittolmmH  ? 
lieh  als  Heldinnen  diese  beiden  jungen  Mädchen  standen     Dabei  mihm  '" 

sich  selbst  alle  möglichen  unzüchtigen  Berührungen  vor  die  er  aivl  ^^  i^" 
folgenden  Tagen  wieder  fortsetzte,  ohne  indes  den  onanistischen  AVt  *""  ."^ 
enden.  War  or  dann  wieder  mit  den  jungen  Mädchen  zusammen  J"^  "v  ^" 
er  immer  ihrer  Öchuhnägol  ansichtig  zu  werden.  Die  eine  von '  h  ^^ 
dies  bemerkt  hatte,  berührte  immer,  ohne  daß  er  ihr  etwas  ^^^^^^  die 
besondere  wenn  sie  neue  Schuhe  trug,  mit  ihrem  Fuß  den  se"  ^^^^^  hB.tUi, 
dio  Nägel  fühlen  zu  lassen.  Eine  solche  Borühmug  führt  "^'^^^'  "™  *hn 
Orga.sinus  bei  ihm  herbei,  nicht  durch  den  Eindruck,  den  das  iti-i^?^™'^'''^'^!'^!' 
durch  den,  welchen  die  Nägel  herrorriofen.  Häu'fie  m  ■  f"^'^' sondern 
er  die  Stiefel  der  jungen  Mädchen  von  dem  Orte  wo  «IT  T  .,  ^  ^'""'  daß 
den  Eicholteil  seines  Penis  auf  die  n .-  ,'*^"'  fortnahm. 
legte,  wobei,  ohne  jegliche  Untei-stützung  der  Hänrin  ft^l  .  "^  ^  r  b  e  1  b  e  n 
eintrat.  ""'^'  ^«^«rt  die  Ejakulation 

Im  Alter  von  IS  Jahren  kam  er  nach  Paris  wo    " 
seinen  Körper  durchrieselte,  wenn  er  an  den  Sehuliw^l"  p^l^^^^iger  Schauer 
wo   sich   Damonsticfel   mit   Nägeln   in  den   Auslacen    I,  r  ^«niberging 

seiner  geschlechtlichen  Erregung  eicht  der  Kranke  Vf'^'^-  Außerhalb' 
sich  seiner  bemächtigen  und  trotzdem  er  sie  ,„  .-^  ^^^"^  Vorstelluncen 
folgen  sie  ihn  wie  Furien.  Dann  ist  es  ihm  al  P^"'  ^^«trebt  ist  ve" 
eein  ganzes  Denken  lege,  der  seinen  Geist  wj'e  ]!  V  ^fl  ^'^  Schleier  über 
werden  ,hm  schwer  und  mit  halblauter  Stimm,  '?  ''^"«-  S^^"^  Augen 
Phan.sf.chen  Geschichten,  wobei  er  zug]  r  Jl'^*^  \«^  ^'^^  eine  seiS 
üand,  te>]s,  indem  er  seinen  Penis  zwischen  äTnu^'  ^^'  ^'^^^t  mit  der 
indem  er  eich  auf  seinem  Stuhle  zurüci^^^W  t".  Oberschenkeln  reibt  oder 


seinem  Stuhle  zurücklehnt  nTd  '7^^^' 


mit  dem  ganzen 


Srfiuhiiä(,'el  null  Alisiitzf  in  ilireu  Beziehiingnii  /um  Liebesleben. 


;>7: 


Üewiühl,  Beines  Körpera  drückte.  Zu  gleicher  Zeit,  wo  er  die  größte  Arbeits- 
kraft in  eich  spürt,  hat  der  Kranke  eine  exaltiei-te  Einbildung.  Die  Über- 
ipizuu"  des  Gehirne  geht  bisweilen  so  weit,  daß  sieh  hei  ihm  Sinnes- 
tüuBchungen  imd  fast  Halluzinationen  cinsteUen,  ein  Zustand,  der  besondere 
dann  eintritt,  wenn  er  gegen  seine  Gcdatikeu  und  die  sie  begleitenden  über- 
wältigendeu  Eindrücke  ankämpft.  Dann  luit  oi-  das  GGfuh!  al«  et^ndo  en> 
.weites  Wcson  neben  ihm.  da.  ihn,  darch  Worte,  welche  ihn.  durch  das  Hut. 
tönen  vernehmlich  den  Rat  erteile,  voa  dem  /.«eekbson  \\  idersü  nd  abzu- 
lasTS.  Wie  in  den  meisten  Fällen  ist  diese  Venrrang  aul  dem  Boden  der 
Degeneration  gediehen. 

Es  ist  nun  sehr  wohlfeil,  solche  Fälle  cmfaoh  als  Degeneration 
abzutun  und  von  jeder  psychologischen  Erklärung  abzusehen^  M>r 
Bclieint  -  von  allen  anderen  Determinationen  abgcsehe^  -  eine  Ident.- 
Iiziernng  des  Weihes  m,t  einein  Pferde  vorzuliegen.  Aber  wa.  können 
wir  ohne  .ingehende  Analyse  über  solche  Vertrrungen  aussagen?  bichei- 
lich  steht  nach  unseren  Erfahmngon  fest,  daß  d,e  .  Nagehnan.e  vieK 
fach  determiniert  sein  muß,  um  .u.  einem  all beherr Behenden  1-etisch  .u 

werden.  j-        * 

Woliltnend  hobt  sich  von  dieser  deskripten  bchildernng  die  „Ana- 
lyse einer  hysterischen  Phobie"  ab,  die  uns  in  mustergültiger  und  fast 
erschöpfender  Weise  Ludidg  Binava'riger')  gegeben  hat. 

Pal]  Nr.  57.  Es  h.indelt  sich  um  ein  ^Oiähriges  Mädchen,  das  wegen 
einer  Beit  15  Jahren  bestehenden  Phobie  in  die  Behandlnng  Binswanger^ 
kam.  Sie  hatte  Angst,  in  einen  Sehnhladen  zu  gehen  und  war  trotzdem 
gezwungen,  allen  Menschen  auf  die  Schuhe  zu  blicken.  Dire  größte  Angst 
war  es,  daß  der  Absatz  sieh  vom  Stiefel  trennen  könnte,  so  daß  man  die 
Zinken  sehen  könnte.  Der  Zeitpnnlit  der  Entstehung  des  Leidens  ist 
bekannt  und  knüpft  sich  an  ein  bestimmtes  äußeres  Ereignis.") 

Ks  ivar  an  einem  Januannorge»  auf  dem  Eise,  als  unsere  dainais 
5^V.  Jfthre  all«  Patientin  -  wir  nennen  sie  Gerda  -  mit  ihrer  Kmdorfrau 
nnd  ihren  Geschwi,.tern  Schlitlschuhlaufen  lernt«.  Plöf.7,lich  maciten  die  Ge- 
chwL  dae  Kind  lachend  darauf  aufmerksan,,  daß  ihre  Haken ^)abgeriss<m 
ei  m  d  nur  noch  auf  einer  Seite  am  Stiefel  hänge.  Gerda  «ah  nach  und  fmg 
biiirlth  an  7,u  weinen.  Sie  ging  bald  darauf  mit  der  Wärterin  nach  Hause, 
ünterwis  '-afe  sie  den  jüngsten  Brndor  Max  der  von  seiner 
w"Se  hl  im  Kinderwagen  spazieren  gefahren  würde.  Gerda  fing  dabei  wieder 
^^^n  w  lin^^-  Sie  weiß  kaum,  wie  sie  dann  nach  Hause  kam.  Hier  angelangt 
fnrf  1  sich  der  Mutter  schluchzend  an  den  Hals  mit  den  Worten:  ch 
ütLdie  Zinken*)  gesehen!-'  Die  Mutter  zog  .hr  hierauf  den  defekten 

i^^hrbueh     für    psychoaiKiJy tische    und    psychüpathische    Forschungen,    Bd.  III. 

''-'  ^^;ie  w^äS?™:!—  "SL  ..  d.  Ana...  .„d  durch  .l.no.n  D... 
g,tann.oich.ot  ^^^^  _^^  ^^^^  ^^.^^^  ^^_^  ^,^^.^^^^^^  ,„„.uch.icha  Aufdruck  für  Absatz, 

n  Zink™  nennt  Gerda  dio  Holz.tift«,  die  di.  einzolne,.  Lederkgen  d^  Absat.ca 
unt^roinancUr  und  mit  der  Stiefdsoble  verbinde.  ... 


Fetiscliismiis. 


ytieM  aus;   in  diesem  Moment  fiel  Gerda  in  eine  Ohnmacht,     Als   eic  er- 
wachte, fand  Bio  eicli  auf  dem  Sofa  liegen.    Nachtraglich  eei  eie  von  iliren 
■    ■  Geschwistern   wegen   ihres   Benehmens   ausgelacht   worden." 

„Mit  7  Jahren  trat,  wie  die  Mutter  angibt,  beim  Schlittschuhlaufen  das- 
selbe auf:  Gerda  wurde  wieder  ohnmächtig.  Diesmal  war  der  Absatz  ganz 
abgegangen.  Von  da  an  wiii-dcn  ihre  Stiefel  genagelt  und  ihre  Absätze  mit 
Schrauben  veisehen.  Trotzdem  ^-lederlioUe  sich  mit  9  Jahren  das  Ereigniö 
noch   oinmal." 

Ich  möchte  auf  den  Umstand  aufnierkeam  max^hen.  dali  Gerda  noch 

mals  zu  weiiion  anfing,  als  sie  den  jüngsten  Bnider  Max  getrolTen  hatte 

Ebenso  bedeutungsvoll  ist  der  Umstand,  daß  sie  zu  Hause  m  Ohnmacht 

fiel,    üiese  Szenen  verbunden  mit  Olmroaehten  wiederholten  sich  noch 

einige  Male.   Sie  wurde  auch  schwindlig,  als  die  unterste  Platte  des  Ab 

Satzes  mit  einigen  Nägeln  abging  (11).   Sie  hatte  die  Empfindung     a  1  a 

üb  sie  eine  ungeheure  Last  am  Fuße  m  i  t  schl  e  p'p't  e" 

'  Audi  der   Anblick  von   Stiefeln,  deren   Absätze  niclit  fest  saßen    ver' 

setzte  Sic  zweimal   U-^)    in  Ohnmacht.    Neue  Stiefel    (IG)  verurgaciitei. 
ihr  Schwindel.    Gerda  berichtet  seihst: 

„Als  ich  mit  17  Jahren  in  einem  Laden  Stiefel  probierte  fiel  it-h  in 
Ziemlich  tiefe  Ohnmacht.  Seit  der  Zeit  ging  ich  jedesmal  mit  oi^er  gewiss^ 
Angst  in  Schuhgoschatte.  söwibsen 

Im  Gefühle,  es   sei   etwas  an   meinem   Absätze  geschehen     ah   i<-h    h^' 
einer  starken  Kurve  hinten  auf  der  elektrisclien  Bahn  stand    vnri   "  '  i?  j 
Bewußt-sein  niemlicii    lauge.    Ich  hatte  schon   vorher  gesehen    d  R   ■!}      ■ 
Orrlnune  war.  doch  war  das  Gefühl  zu  stark.     Mit.  ir  'i„i '      ,"        '^  •" 


iV:: 


_j_       ..  .ll'll       n^  1 11      fc^Ji  ivriv  n  i  iji-in  11*4. 

In  der  Eisenbahn  horte  ich  vor  einem  Jahre,  daß  eine  Dnm 
Maiino  sagte:   „Dein  Stiefel   ist  zerrissen."    Ich  habe  nicht  hin        i!'"  "* 

das  Wort  ging  mir  durch  and  durch  und  ich  kämpfte  gegen  J  nu"'  ^^^' 
an.  Der  Gedanke  war  mir  enlsctidich:  Zwei  Stunden  mit  demselb  tT'^''^ 
der  vielleicht  einen  losen  Absatz  hatte,  zusammen  im  Kupee  sein  ^"  ^ic'ii. 
Das  konnte  ich  nicht  ertragen  und  fiel  in  eine  sehr  tiefe  Oh  ™  '""^*'®"' 
darauflülgende  Zeit  bis  X.  w;ir  gualvoll;  alle  Augenblicke  w"™^i'  "^'^ 
daran,  wieder  daw  Bewußtsein  7a\  verlieren.  Die  näch.sten  drei  otu'-  !  ^^^^ 
war  ii-h  iihholiil.  unfähig,  zu  denken,  der  ganze  Köqior,  vor  alle  '^'  ^'■'^''  "^^^^ 
war  bleischwer,  ich  konnte  weder  esncii  noch  schlafen  -^  Scir  h"*""^ '^'*^^' 
überkommt  mich  manchmal  in  der  elektrischen  Bahn  oder  sn'n  t  -^  Anfall 
Gchlosscnen  Räume,  wenn  ich  mit  fremden  M e  \^^^^"'^  ^e- 
eammen    bin,    eine    plötzliche    Angst,    e.s    kö"^"^  ^"' 

passieren.  Auch  auf  Ausflügen  usw.  überkommt  mich  .""f-*^  etwas 
Unruhe,  ineitjt,  wenn  es  mehrere  Leute  sind.  Sobald  di  *■*'"  ^  "^^''^^■''icl'ö 
gekümmen  ist,  verläßt  es  mich  oft  den  ganzen  Tag'  nieht^^*T  K  "■^'  ^^^^' 
am  liebsten  allein,  um  wieder  ruhig  zu  werden:  in  solch'  7  bleibe  dann 
ich  an  nichts  Freude,  eher  einen  starken  A  b  sc  1,  o  „      ^^  '^'Jstande  habe 

>.iieu  gegen  alles." 


Schuhaögel  und  Absätze  in  ihren  BeziehuDgen  zum  LiebcBlcben.  3T5 

In  der  Ohnmacht  habe  ich  das  Gefühl,  als  ob  ich  keine  Beine  hatte, 
aie  ob  die  auf  der  Erde  geblieben  wären.  Ich  war  nur  bis  zur  Hüfte,  daa 
audere  entfernte  sich.')  Da  konnte  niemand  an  mich  heran.  Ich  hattö  kein« 
Verantwortung  und  brauchte  mich  nicht  um  die  Menschen  zu  kümmoru.  Ich 
hatte  Angst,  wieder  aufzuwachen  und  auf  die  Erde  zurückzufallen." 

Diese  Unruhe  beim  Verkehr  mit  fremden  Männern  entspringt 
sicherlich  einer  mit  Angst  gemischten  sexuellen  Erwartung.  Sis  erklärt 
uns  auch  den  Umstand,  daß  Gerda  ihre  letzte  Ohnmacht  mitmachte, 
nachdem  ihr  ihre  Freundin  von  einem  Heiratsantrag  Mitteilung  ge- 
macht hatte. 

Gerda  wurde  mit  11  —  12  Jahren  vollständig  sexuell  aufgeklärt. 
Sie  hat  keine  bewußte  Scxuaiabneigung.  Sie  zeigt  auch  angeblich  kein 
besonderes  Interesse  für  die  Gesclilechtsunterschiede  und  die  Vorgänge 

der  Geburt. 

Wenn  Gerda  nur  das  Woi-t  „Absatz"  in  einem  Gespräche  fallen  hörte 
,  "  gjpij  aus  an  einen  Absatz  denkt,  dann  schwebt  ihr  das  Bild  eines 
h  Ibabcerissenen  Absatzes  vor,  mit  den  hervorstehenden  Nägeln  oder  Holz- 
stiften (Üinken);  zugleich  regt  sio  die  helle  Farbe  des  Leders  der  Bruch- 
flache  auf.  Oder  sie  stellt  sich  vor,  daß  ihr  ein  Schlitlsehuh  abgenomuien 
und  abgorisseti  werde  und  liinten  noch  etwas  festhake.  Oder  sie  erblickt  sich 
in  der  Situation,  daß  ein  Mann  auf  dem  Else  ihren  Fuß 
z  w  i  e  c  li  e  n  seinen  Beinen  hält,  ihr  den  Schlittschuh  raech  anlegt 
und  dann  die  Schraube  dreht.  Sio  empfindet  daher  Angst,  er  könne  die 
Schraube  zu  rascli  und  zu  fest  drelieu.  Dieser  Gedanke  eei  der  allersehlimmste. 
Sie  hat  das  Gefühl,  eine  solche  Situation  könno  gar  nicht  anders  enden  als 
mit  einei'  Ohnmacht.  „Das  langsame  Hineingreifen  der  Zacken  (hinten  am 
Schlittschuh)  in  den  Absatz  ist  das  Schlimmste,"  lautot  ein  anderer  Aus- 
eyrueh.  Sie  hat  daher  das  Gefühl,  wie  wenn  ihr  selbst  eine  Klammer  ange- 
legt werden  würde!  Diese  Übertragung  dos  Gefüliles  vom  Fuß  auf  den 
canzen  Leib  ist  zu  beachten!  Bemerkenswert  ist  femer,  daß  Gerda  auf 
der  Straße  den  Zwang  verspürt,  den  Leuten,  die  vor  ihr  gehen, 
auf  die  Absätze  zu  scliauen.  Ihr  selbst  ist  es  in  hohem  Grade  peinlich,  wenn 
andere  Leute  auf  ihre  Füße  sohen!"=) 

Drückte  Dr.  Binswanger  mit  zwei  Fingern  auf  den  Absatz,  zeigte 
Gerda  eine  furchtbare  Angst  vor  der  Ohnmacht.  Auch  ein  Gefühl,  wie 
wenn  auf  einen  Knopf  gedrückt  wird,  wie  wenn  ein  elek- 
trischer Schlag  durch  ihren  Körper  gehen  würde.  Nichte  ge- 
horcht ihr  mehr,  sio  ist  absolut  willenlos,  als  ob  sie  i  r  g  e  n  d  jemand 
anderem  preisgegeben  wäre!    Sic  fürchtet,  der  Absatz  und 


n  Später  äußert«  Gorda  einmal:  „Wenn  ich  an  eine  Geburt  daikfl,  ist  das  unten 
echwächer,  wie  wenn  ee  nicht  mehr  zu  mir  gehörte." 

')  „Gerade,  wenn  der  Fuß  sicL  hebt,  sieht  man  die  Spalte  (zwischen  Suhle 
und  gelockertem  Absatz),  \^'™n  man  stobt,  macht  ca  mir  niclifa,  aber  ivenu  man  geht. 
DaK  Hocbziehen  des  Fußes  ist  das  Rcblimine;  dann  flieht  mau,  daß  etwas  nicht  in 
Ordnung  iet.  «lann  klafff  es."  Außni'  ihrer  Furcht  vor  Absütüpn  finden  wir  also  den 
Zwang,  auf  Absätze  hinzusehen! 


(    ■ 

I 


ä7(j  .        -  FetiBchiamus. 


Bio  könnten  es  niclit  auehalteii.  Sie  macht  die  Augen  zu  und  merkt 
dann  nicht  mehr,  was  die  anderen  mit  ihr  machen. 

Es  ist  eine  auegesprochen  sexuelle  Empfindung,  welche  Gerda 
schildert.  Der  Absatz  hat  die  Stellvertretung  einer  erogenen  Zone  über- 
nommen, ja,  er  ist  eigentlich  ihre  stärkste  erogene  Zone 

In  der  Ohnmacht  erlebt  sie  seltsame  Sensationen,  als  ob  sie  keine 
Borne  hätte  nur  einen  Rumpf,  sie  besteht  nur  1>,«  zur  Hüfte,  das  andere 
entfernt  sicli.  Niemand  kann  an  sie  heran.  (Auch  wcmi  sie  an  oine  Ge- 
burt denkt,  ist  „das  unten"  schwächer  und  gehört  nicht  zu  ihr  )  Sie  hat 
keine  Verantwortung. 

Sie  möchte  aber  dann  die  Hand  an  den  Absatz  pressen  Sie  hat 
ein  „offenes  Gefühl"  an  der  Sohle.  Sic  möchte  die  Forse  reiben  und 
drücken.  Sie  verspürt  ein  starkes  Prickeln  im  Fuß.  Er  kommt  ihr 
wie  abgestorben  vor. 

Sie  hat  ihren  Absatz  sexualisiert.  Sie  ist  zu  den  Stiefehi  sexuell 
Gingestellt.    Sie  hat  auch  eine  animistische  Auffassung  des  Absatzes 

„AlG  Kind  halic  ich  die  SticCei  .a  gerne  gehabt,  i'ch 
weiß  n.cht  warum  AU  der  Absatz  .bg.ng,  tat  es  mir 
wen,  als   d  b  ob   w  h  .'^  L  c  b  e  n  d  e  r;   war  o." 

Vor  dem  Trauma  auf  den.  Eise  hat  Gerda  mit  Hitfe  dc^  Stiefels 
masturbiert.  Diese  Stiefelmasturbation  faüt  Bins>mn(,er  als  .symbolische 
Vorwertung  ihres  Anal-  und  Exkrementkomplexes  auf.  Sie  leidet  seit 
der  Kmdlieit  an  hartnäckiger  Obstipation,  neigt  zu  Erbrechen  und  hat 
zugleicli  wahnsinnige  Angst  davor;  sie  benutzt  nur  das  hansliclie 
Klosett,  hat  Angst  vor  dem  Klosett  und  vor  dem  schwarzen  Loche 
natiirlicli  auch  Angst  Iiineinzufallen. 

Gerda  neigte  schon  als  Kind  eine  auseefinrori,nno  pk^k- 
liehem  und  tiori^cheni  DamunhuU.  AI.  .TZt^Z  ^IT<CZ  T"''" 
Walde  in  Kot  getreten  wa.,  wollte  .le  nicht  n,ehM„  d,n  b7t nl  ^  w  \'ü 
gehen.  Als  i!u-e  Schwester  von  den  Brüdern  -eneit  wnrH  ^'^'f '=."'^™  ^ald 
mit  Kot  in  Berührung  gekommen  war,  lief  si^tJ  de,i' Z  uneT'  T  T  ^T 
wagte  sie  inoht  aulzntrcU-n.  au.  Angst  vor  Kot-  ü  1   k'  i  ^'"  ^""''^^" 

verursacht«  ihr  „Todesangst".  Sie  war  immer  äuSTt  ''■w'"  '"  ^''^'="' 
Schnhon  und  hatte  nie  .chnuUzigo  Schuhcr?l  ro  Pho  1/^''^'''' n"'  '^'"" 
mit  Kot  ging  .0  weit,  daß  .io  Kindergeseli  chaC  „  ''■■  '^^/  B'-'™!"''"^^ 
den  Gark-n  v.rnnreini.t  halten,  am  licbfSn  abgol^^Ti  i^""  "'^"'^f  ^''^-^^ 
•  könne  jemand  in  den  Kot  treten.  Sie  hatU^  überh^ L  '  '^^^/^"est.  es 
gc^en  Hnnde  wegen  ihrer  „Unreinlichkeit".  Dü^t;  t  IT  ■  ^^ '^'''■^'"^'" 
eondors  ekelhaft".  Womi  eie  aa  Durchfall  leidet  X.ht  "l  ''^''    ^^^ 

zu  sein.    Bei  dieser  st.irken  Vordrängune  d<^  p..  ^^*^  »'^terhen« krank- 

es sich,  einer  Sjmiptomhandlung  Gerdas  zu  gedenken  h!^^""'?^'^''  ^°^'"^ 
da  die  Affektverkehrung  noch  nicht  stattgefunden  nnri  I  ?  ?"'  ^"'^  '*^'"™^- 
und  Darminhalt  noch  ein  unverhohlenes  war     C    a         ^'^«''^fiäe  an  Dann 

"" '  ^"■""  ''"'^" '""''-  ^'^^'  <^™  ^^^^!^iz^  :t 

■  *)  Vg],  die  Abfiatzphobie! 


tm 


Schuhnägel   lind  AbsiltKo  io  ibrcn  BoKielnitigcii   /um  l.icbesldinn.  377 

fernt.  dann  die  Öffnung  aufgerissen  und  darin  iierunigowühlt  hatten,  bis  die 
a-  '  -  1^,-aiiBfiplpn  Es  war  uns  inioreseant  zu  sehen,  was  darin  ist, 
tr'drsSnfdlße,,  .Bt."  Sio  .chauWta  dann  kräftig,  da,„it  „och 
r  Wo„=fipI<*  Abends  etecktcn  sie  den  Schwanz  wieder  hineui,  um  morgens 
r^nLeTfzü  n„t.u.hen".  Dies  war  vo,-  der  Episode  auf  den.  Eise.'' 

Sifi  litt  oft  an  Jucken  im  After,  das  sie  durcii  „Pressen  und  Offnen" 

K  Lti^pn  suchte    Die  Darmentleerung  war  tustbctont/)   weil  dann 

L  Juck  n  aufl^örtc.    Sie  drückte  beim  Stahlabsetzen  sebr  stark,  bis 

das  JucKen  a  ^„^^^^^^  ^^^^^.^^  „platzen".    Si« 

e.„o  Wärter.  "J  f  ;.-  ^,^  p^-^^el.,  wenn  ein  Fuii  eu^esdüafen 
T  fd-nn  dasBlut  wieder  hineinkonunt.  Diese.  Prickoln  in,  F«üe 
'  riot   durch  Sitzen  mit  ^.kreuzten  Beinen,   „leb   .aß   oft 

r;e?:::kt     otn  ^ß  ..n   fe.t  auftreten.  da,mt   das  Blut  wieder 


hineinkommt." 


hmeinkommt.  ,11 

n       >,-.,.  7i,m  ersten  Male  auf  Bezieliungou   zwischen   Darni 

„Wir  stoßen  Jie.  jm  ^^^  ^^^  ^as  Prickeln  oder  Jucken  auf- 

(After)  und  Fuß-    An  be'den  li-^gi«-!^  ^^^^^.^^^  Abwehnnaßregeln;    sie 

getreten  und  an  beiden  ^«^^■^  ":.  .''^™    ^|,,„   p,ßo  fest  auf.  zieht  den  Darm 

drückt  oder  preßt  dagegen;    tritt  mit. 

Kiiearamen.  Würfprin    ob  könne  beim   Driickcn  etwas  platzen, 

Die  Warnungen  der  W ar  e  vorübergegangen.  Denn  sie  be- 

waren  nun  offenbar  J''^'"^..  P"^^^^^^^  hab«    sie    oft    das    Gefidil    gehabl. 

richtet    weit^^r,    bei    ''^'; J^^^^^      ,^^  i^aput  dabei,  er  wird  auseinandergerissen, 

"  '"■""  '''^/'iw'    Genau  dieselben  Befürchtungen  werden  oft  wört- 


,^der  Dam  kann 


;P  kann  e«  nid.t  f^^'^Z^^^^orU  i 

lieh  in  b..7.ug  au    Absat.  und  Stiel  J       ^^^^^^^  _^^^  ^^.  ^^^  ^^^^_ 

Gerda  empiindet  ^^  '  ;™  ;;''  j^^^  Augen  sind  nicht  klar,  es  herrsdit 
entleening  wie  bei  'l^;"  ^f  ^^^g.M  es  rascher  nach  der  Stuhleutleerung 

'•'"  ""f  i  '^"oÜnaSt  n     Nach  befden  fängt  sie  leicht  an  zu  weinen,  wenn  \ 

al6  nach  'l^"  O'^^'^^^^jj,,,  |„t  sie  Angst  zu  sprechen.  Wenn  mau  einei, 
n,an  sie  ^'i.^^*^^' ^;""  (^.^  dem  Hinein.ch lüpfen),  hat  sie  Angst,  „es  gäbe 
Stiefel  auBmnandeuiehtvor^^^^^.^^^^^^^    nur  nicht  fest  auf  don  Absai.  auf- 

einen  Kuacko  .  „-■";        _  .^  Kopf" 

treten,  sonst  fühle  "■^"j^  ^n  ausführlich^^)  die  Beziehungen  zwischen 

'rr^rStX    -mg.    vom  mit.  Kot  gefüllten  Bauch  ergeben 
Ohmnacht  und  f '^^™  ,,,.  Schwangorschaftskomplox.    Sttihl 

sich  interessante  ^<^^'^';  ^.,,„  .^mi  Stuhlkomplex.  Gerdahatte 
-JAhsat.^-^-  Darme  an  wie  .it  Wurzeln.    Der 

,.     ^^„yi    „och    nuf    dio    urtjihiDglicho   Lust   au    der 
1)  Die    öinifie«"    ^^'''"'"'l'   .■'"  Angabe    sie  habe  besonder«    gern    auf   des  Vators 
MäkLttion  uew.  tinA^ut™,  «'"^^         .^  ^^^  der  Vater  eie  bei  dor  DotSkation  auF 
großen  Topf  geeessen,  und  ein   ^   i,,f' einen   deutlichen   Exhibitionstrieb.   wSbrend  <ler 
dem   Topfe  überrascht.    VntiM  ^^^^^   .^^   ^.^^^  ^^^   j,^,    r^„„„^_   ^^ 

Scbautrieb   bei    ibr   stark   vordr  ^^       ■ 

Leuton   auf  dio  Abeütze  ^«  ^'-";      öriBinidurbeit   llUix^cangtrf^  jedem  Analytiker  wärrn- 
')  leb  kann  die  Lektüre  dor  Ungroi"  :       ,   ,     ,  Dr.  W.Sl. 


Bt£D6  empfeblen. 


r,    _ 


378 


Feti  Schi  Sinns. 


■    I 


l  1 


i 


Schleim  heftet  den  Kot  an  die  Darmwand.   Das  Losreißen  des  Absätze« 
findet  sein  Vorbild  in  dem  Losreißen  und  Durchbrechen  des  Stuhles  in 
die  Bauchhöhle.    (Infantile  Exkrementaltheorien.)    Vor  der  Eisepisode 
hatte  eie  zuweilen  das  Bett  verunreinigt.  Sie  zeigt  ausgesprochene  Anal 
«oxualität.    Ebenso  deutlich  ist  ihre  Urinsexualität.   '^^'^"^'^^  "^"^^ 

„Im  Anschluß  an  die  Bciiierkung,  wenn  sie  ntwas  a„f.„„ 
häulig  Wasser  lassen,  berichtet  Gerd^    daß  ihr  5^  w       ^f '  """''^  ''^  ^^^' 
oine   angenehme    Empfindung   verun^achrbe^^ndeS  ^Z'^ITTJ"''  ^''" 
Sie  habe  mit  7  Jahren  audi  öftere  mit  den  Händi.r.n  o    ^^'^'^  ^''^'*- 

Es  passierte  besonder.,  wenn  s^a^  de"  Sr« 

Situationen.   Sie  halio  dabei  jene  Gebend  eenau  fn  Zl  ^^  ^'^'^l'^S«" 

Dannausgang,  „Ich  wollt«  L  nichtTn'd  lILrc^^SX  V%t 
.s  geljort  sich  nicht/;  Noch  mit  11  oder  12  Jahren  habe  sie  t  gelan' 

W.r  erfahren  hier  Beziehungen  zwischen  „dop  vorderen  Gefend^'  ..i. 
wir  in  der  Analyse  die  Vnlva  bezeichneten  und  der  AnaWimf  rp  '  * 
Beide«  sind  für  Gerda  crogene  Zonen,  die  ikzt  immer  märaTi/r^^ 
Vorschein  kommen,  neben  der  dritten,  in  der  NWse  wichfiS  '  '  '^ 
Zone,  der  F..cn-Absatz-Kog,on.  DiJ  BoziehungT  zliJAt  itn  ITZ 
gionen  werden  im  folgenden  klar  zutage  treten 

nrnnJ^^w*^  ^'■folgt  das  Prcsseu  vome,  dann  das  Hinfassen,  dann  kam  der 
Drang,  Wat^sor  zu  lassen   und  dann   ein  „offenes  Gefühl"    ein  rS     . 
ob   es    vorne    nicht   geschlossen  wiire.     Dikes   Gefühl    nußt^P.^i'  ^"f 
den  Druck  der  Hände  «teigern,  sie  „konnte  es  St  Lr«^^        "^   '""* 

Wir  denken  hier  unwillkürlich  an  das    offene  OefüM"    ,1      n    j 
7.ichen  am^  Absat.  verspürt,  und  ihren  un^E  ehi^     Dran,    t  ^'"^ 
SU   pressen  .  *^^aog,   „dagegen 

Bei  jenen  Manipulationen  an  der  Vulva  konnte  GeH«  ^.r.  n       . 
erhöhrn.  indem  sie  sich  in  recht  traurige  Stimmi,n^«n    ^'^^,^'*™  ^enuß  noch 
die  Elteni  würden  sterben,  es  könne  Albert  etu-arrL  '  ^'"^  ^o^teUte, 

sie  an  gelbe  Stiefel  .lachte,  wurdo  das  Gefühl  Srk^'^''''"  "'"'"    ^"""^  ^^'^ 

Wer  die  Beziehungen  zwischen  Sadismus  und  Aiials,^vn.rf«.  .  / 
der  wird  erkennen,  daß  die  Furcht,  Albert  könnt/r  ^*  '''^*' 

Umkehrung  de«  Wunsches  ist.  eß  möge  Albert  .f  P^s^ieren,  die 

erste  Anfall  hat  ia  Beziehungen  z.m  .jüngsten  Bruder'Ma'xTr'.  -^?" 
sich   gerne    so    zusammen,   daß  niemand  an   sie  b.r     i  ^'^ '^"i'^^'^« 

Dabei  preßte  sie  die  Stiefel  zwischen  die  Beine  J'  "-""«"  l^^nnte. 
demonstriert,  hat  sie  das  Gefühl,  der  Absat?  r.,t.  i  "^  .  ^"  Vorgang 
«'eg.  und  muß  weinen.   (Tod  des  Bruders?)  ''  '^''"  ^^'^^«^ 

Der  Zwang  wird  wie  bei  allen  r'etischiRtpn  «,;  ^    i.  , 

Der  Absatz  ist  ihr  Ideal,  er  ist  ihr  Kind    ihr  P.k    u 

darauf  sitzen,  inn  Lust  zu  empfinden.    Nachher 'kn     ,       ^^'^^'  ^"^  "^"^ 

daraufsitzen,  aus  Angst,  er  könnte  abbrechen    Sie  ZTx  T""  "'**  ™^'^' 

T .       n     .     .    , ,    ,  ■         ^^'^^"t  es  selbst  ein: 

„Ich  muß  mir  em  Ideal  aus  den  Stiefeln  gemat-ht  h^\.      xt 

auf  dem  Eise  dachte  ich  mir  dann:    Ich  habe  JL  ■       ^^'^^  ^^^  Unfall 

ßie  aber  emmal  so  lieb  gehabt 


Schuhniijii'l  miil  AI.'^hIk.;  iJi  ilireu  Be/iehiingeu  Kum  Licbeslebeu.  379 

und  muß  weiter  an  ihnen  feethalten,  weil  eie  so  echwach  sind.  Ee  war  ein 
gewölinliehes  Pfiichtsefülii.    Die  Pflicht  trat  aber  an  Stelle  der  Liehe !"^) 

Idr  Sie  müBscn  aber  auch  großen  Haß  gegen  die  btiefel  empfunden 
haben    weil' Sie  eie  nicht  mehr  zu  Ihren  Manipulationen  verwenden  konnten!" 

Tprda-  Wenn  ich  später  wieder  kapiitc  Stiefel  sah,  schleuderte  ich  sie 
weg  da  brach  der  Haß  durch!  Ich  hatte  das  Gefülil  ich  hätte  es  nicht  um 
Stiefel  verdient.  Ich  hatte  gerade  so  dafür  gesorgt  und  anderen  passierte 
;f  Hn.i.  niP  die  viel  gröber  damit  umgingen.  Ich  fand  es  so  ungerecht.  Ich 
habet  immer  wie  etwas  Lebendos  behandelt  Wie  mein  Absatz  at. 
ging,  war  es  wirklich  eine  Enttäuschung. ' 

'  Es  ist  ziemlich  durchsichtig,  daß  der  Stiefel  die  Mutter  repräsen- 
tiert und  der  Absatz  das  Kind,  das  sich  aus  dem  Mutterleibe  loslöst. 
Das  wird  bald  klar  worden.  Ihr  Haß  geht  gc^en  die  Geschwister,  be- 
sonders ^egen  Max.  Daher  verknüpft  sich  m,t  diesen  \  erste  iungen  ein 
peinliches  Schuldbewußtsein.  Koi  herauspressen  und  e.nen  Absatz  ver- 
lieren scheint  Identisch  zu  sein.    Binmanger  fuhrt  aus: 

-,v-    1    v,«n  ,„ld7t  nur  die  Genitalkomponente  der  Masturbation  niiher 
„Wir  haben  zuletzt  nui  uie  A„^iko„,ponente.    Krinncm  wir  un., 

betrachtet.  Nicht  minder  ^^  f  ^^  i'^j  .  J^^^^j^  j  J  Stiefel  inasturbiert.  Auch 
daß  Gerda  zugleich  -"  ^.^^^f  ;!1  „r  ein  „angenehmes  Gefühl"." 
'"  '  terwu^S''dati/erSrnich^  kommen  (Stuhlabgang  erfolgen), 
denn  der  Darm  war  dui^.  ^  ^^  ^  TS^'^^^^tlZ 
trcS=' S  .Se.  ^^^et  S  Lm  und  seit^in  furchtba.  Ai.st  vor 
SS  Wenn  ich  allein  saß.  habe  ich  mich  entschieden  am  meisten  mit 
Dam  und  Stiefel  abgegeben.  Die  beiden  gmgen  Hand  in  Hand  gehörten  für 
i  ,7,=.„u>iPn-  sie  waren  meine  besondere  Unterhaltung.  Als  es  damals 
■"  ffk  rrabe  h  mch  furchtbar  geniert,  daß  die  anderen  es  erfahren' 
nachts  kam    haue  ii^n  "'i^'  ^.    ,  ]^,„,,  j.j,.,,;f    ,^,^.5  Monate 

um-don    und  ging  allen  aus  dm  A^^^^^^^         ^^^^^  ^^^^^^^^  _^^^  ^^^^^^  .^^^^  ^^^^^^ 

.päter.  ka-;  <'-*  nmt  gut,    md  nun  hat  der  auch  (d.  h.  wie  der  Darm) 

.umuten,  ^<=J  .Pj;^^,  '^l^hgegeta  und  sich  geöffnet.  .Jetzt  war  es  der  Stiefel, 

mcht  '^lS':^f'^-^^t^^^^  nach  dem  anderen  fiel  von   n.ir  ab  und 

der  mich  .m  Stich  gci^u  ^^^^  ^^_^^^^^     ^^^^^^^^^  ^^_,^.^j^^  ^.^ 

^"T-  Tiht  iinti  en  SexlKheorien,  wie  wir  .päter  sehen  worden).  Wie 
auch  auf  1'"«  >'^™  ,  .^3  ^,,,,  ,„eino  lelzto  Hilfe  der  Absatz  (sc.  um  weiter 
der  Darm  "^«l^Sogeben  Imtt^^  ^^^^^  ^^^  ^.^^^  standhielt,  fühlte  ich  mich 

masturbicren  au  ^"""J"  •  j^,,^^  ,„^1,^  .^m  Zustopfen,  denn  mein  blcßer 

gsinz  verlassen.    Nun  haiie  »^a 
Fuß  war  nicht  hart  genug. 

fM\f  d-iB  Absatztrauma  auf  dem  Eise  als  den  Verziciit 
■  ^^'"^'^Ti  i  .male  S  iefelmasturbation  auf.  „Dieser  Verzicht 
auf  die  genitale  "^^  ^nalf  ^^  ^^  j^^  wahrscheinlich,  daß  sie  mit  dem 

Absltf  ;:t::?d  S'pielte.    Kurz  vor  dem  Trauma  erfolgte  die 

Oeburt  des  Brüderchens  Max. 


.■  vv.niMuiie  (k:^  MutlLTkomplcKos! 
.)  Vgl..p^-  <>'':!  ;;'."„l!  N-'bt.«  in  da.  Mi. 
'1  Sic   maclit.c   aamUOt   unimn 


380 


Fetischismus. 


^ 


„Das  Ereignis,  welches  vor  dem  Trauma  auf  dem  Eise  am  gewaltigsten 
in  das  Ijcben  Gerdas  eingegriffen  hat  und  deesen  Spuren  wir  bei  der  Ver- 
folgung der  Analyse  der  Absatzpholjie  immer  deutlicher  auffinden  werden, 
war  die  Geburt  ihres  jüngsten  Bruders  Max.  Gerda  war  damals  5  Jahre  und 
;i  Monate  alt.  (Das  Trauma  auf  dem  Eise  erfolgte  kaum  ein  halbeß  Jalii- 
später.) 

Bevor  wir  uns  die  Wirkung  ^lieses  Ereignisses  auf  das  Seelenlehen  des 
Kindes  klar  machen  können,  müssen  wir  seiner  infantilen  Soxualforechuug 
gedenken,  die  ihrerseits  durch  die  Geburt  von  Max  mächtig  angeregt  worden 
sein  muli.»)  Fiel  sie  doch  gerade  in  ein  Alter,  wo  jene  Forschung  ihren  ersten 
Höhepunkt  bereits  erreicht  hat.  Hören  wir  Gerda  selbst:  „Kinder  waren  nacii 
meiner  Ansicht  Ableger  der  Mutter;  wollte  Bio  ein  Kind  haben,  so  mußte 
eio  etwas  Besonderes  essen'-'),  Haferschleim  usw.,  um  dick  zu  werden  Hatte 
sich  im  Leib  genug  angesammelt,  so  platzte  er  auf.  Zuei-st  sprang  derMagen- 
knopf^)  auf,  dann  riß  es  weiter  nach  unten  längs  der  dunklen  Linie  (Linwi 
alba).  Das  Kind  sdioh  sich  langsam  heraus')  —  ein  fortiger  Meusdi  nur 
winzig  klein.")  An  einer  Stelle  war  es  noch  mit  der  Mutter  zusainmen- 
gcwacheon,  das  löste  sich  nicht  von  selbst,  sondern  mußte  abgeschnitten 
worden.  Der  Arzt  nlihte  nachher  alles  bei  der  Mutt-er  wieder  zu.  Sobald 
dae  Kind  nun  das  Tageslicht  erblickt  hatte,  wuchs  es  sehr  echnell,  biß  es 
ein  nunnaks  Baby  war.  So  wie  idi's  mir  körperlich  vorstcUte,  dachte  ich 
mir  auch  die  geistige  Beziehung  zwiseheEi  Mutter  und  Kind."' 

Hier  stoßen  wir  auf  den  „M  a  g  e  n  k  n  o  p  f",  womit  sie  den  Nabi-I 
bezeichnet,  (Sollte  Nabel  nicht  manchmal  das  Wort  Nagel  verdecken?) 
Wir  erinnern  uns,  daß  das  Drücken  des  Absatzes  das  Oefülil  auslöst 
als  wenn  ein  elcktrisriier  Knopf  berührt  werden  würde.  Dann  beadite 
man  die  ßadietisclie  Auffafisuns  der  Geburt.  Gerade  wie  der  Dann 'beim 
Stuhldriickeii  zerplatzen  kann,  so  platzt  der  Leib  der  Mutter  bei  der 
.  Geburt.  Das  Kind  reißt  sich  von  der  Mutter  los  wie  der  Ahsat?,  von 
einem  Stiefel  oder  wie  der  Stuhl  aus  dem  Darm.  •  '      . 

Die  Anschauung  Gerdas,  daß  Kinder  Ableger  der  Mniti..-  -«i^r,      ►  ' 
auß  ihren  Beobachtungen  im  Pflanzenreich.  ""^'  ''''"^-  ^'^""""^ 

„Ich  fühle  mich  ganz  und  gar  als  ein  Ableeer  oH.-r-   AK^t„.i, 
M„tW,  ,c„„il,t  Gonda.    J,..,  hatt«  ich  oft  ta  Man^'n'ei*  Xlrdal 

*)  Wir    Briniicrn    uns,    dtiß    Gerda    noch    einen    anderrn      ■  i         ■•    -" 

Albert.    Bei  de.ecn  Gohurt  war  m-  2  Jahrp  alt.  Wie  *-oit  Fri.n      *^™  ^""^'"^ 

E«i^i.  erhalten  und  etwa  mit  ...  Gob.rt  v„.  Max  ^^r,^:::XTj^1^ 
zu  eniicren.    Es  Fcheint,  wio  wenn   er  immer  Ua    eewcepn    w'i^„     i     j 
und  atrtB  bevorzugte  Begleiter  .i.r  Schwerter.  '''   ^"  un.ortrennli.h. 

=)  Ein  aiidLWB  Mal  gebniuchtc  Gerda  den  Ausdruck  ..einnehmen" 
')  In  ihrer  Kinderspraclie  gebräuchlicher   Ausdruck  für  Nabel 
*)  In   dirsem   ZuBammenhang  sei   daran   erinnert    rliß   r,  a' 
tJünti   erscheinen  wollte.   ihr<u  i.eib  einzog  upw.    Nur  nianchtml   1,  i        ■     t. 
gehabt,   wenn  der  Darm  ganz  voll  war;    dann  hatt.  .ie  J  G^lvU         71'^"  ^T"^ 
anch   durchgehen,    es   schiebt   bo    viel  nach".    Rie  habe  dann   n,H  "Jl.l    f       .T      "^ 
begreiflichen  HungtT  gegeesen! 

")  Su  groß  wio  eine  „Badepuppo". 


Gerda    immer   möglichst 


■'  i^f^^fi  ti  III  Uii 

dann  mit  einem   ihr  sdbst 


SchuhDiignl  und  AbsiLun  in  ihrea  Beziehungen  /um  r.iebBBlebpii.  ;.jgj_ 

dif  iimeen  Fflanzoii  ans  den  lüten  hei-au6wacheen  Wenn  sie  dann  groß  gemig  ■ 
diV  so  werden  sie  geLrcniit  und  in  einen  lopf  iür  sich  ul  cm  gesetzt.  Ganz 
!i  .1-^  .nUinn,^  ich  mich  einer  AmaryHis,  an  der  t^icii  hnigäani  eeitwäi-ts 
^^KnSonVneuo  FUa«..  entwickelte.  Jeden  T.g  habe  ich  nach- 
'"  Tn  ^  kmmk'  gä  nicht  abwarten,  bi.  iol.  de  von  der  Mutter  trennen 
psel  en  nmi  ^^^  '"^^  ^^^  ,,  ^,j„  |^,,i„^  Wunderwerk.  Genau  die  Formen  der 
konnte.  U  ''%''^^'^.^^,,  i,,„j,,„„  snchfe  sie  nach  unten  Halt  zu  be- 
großen A^'-^H^^-  '■;„,',  "^^^  ,'hon  die  Erde,  aber  .ie  mußte  doch  noch 
''""'T\,  1)  ^Shrl  w  S.  Dann  «eUten  sich  nadi  oben  Blätter  an, 
von  der  Mutter  f'";f  ^'^  "^^^.i.^i^  ,,^,  Licht.  Da  glaubte  ich  ee  wagen 
schoben  --^Ytf  V  '^Sl  Se  ich  sie  lo.goiöst.  um  nicht,  zu  zerreißen  - 
zu  kennen.    Ganz  ^°^-'';";*'       ,^,,    .bellte  idi  sie  in  mein  Gewachshaus,,  an 

die  beste  bteitc,  ^^^  •'.,;•„,    i:„k  «io  t^osar  niich   und  fing   an   zu  welken. 

a«i   none   Schöße.   '^^t^\Sä'^'i  war  das  gerad.  mein  Fehler. 
rc:h  habe  s'«  bego    en  und  fe    '  J    ^^^^^.^^^^^^^  ^,^.j  ^.^,  _^^^j^  ,^j^,,^  ^.^  j^,.^^^^ 

Uie  kleine  AmaoU  ^  ^^g  cii  ^^^^^^  zugeführt  wurden,     in  sich 

bobaß,     alle  die  -'^"1^'^^^°*!''     J"    [,),  ,,,un,  .ie  m  irüh   von  der  allen  Flianze 
aulzunehinen  und  7.u  ^erwei      ■      ^,^^^.^^^^  j^j^am.   Sic  hätte  sich  auf  iiatür- 

viel  Fiireorgc."  j 

]  motovi-il  für  dit*  Zinkensymbolik.    Die  Zinken  } 

E.  kommt  "--  ^*f  ;'^     ^,,H  den  Spalt  zwischen  Absatz  und  I  • 

sind  etwas  Klomes,  W^-ßes   da    au  ^  ^  ^^^  ^^  , 

Sohle  hindurchBciuinmert.    1.B  tiU   inr  j 
etwas  Lebendes  wäre.  (Ein  Kind.) 

,    ■     -  ü^„.7w.1■J'^ll[r  im  Walde  einen  alten  zerfetzten  Stiefel  ^ 

„Als  wir  bei  mnem  bpaz  efcang  ^^.^ 

am  Wege  liegen  sahen  und  .b  -^^^^^^^  ^.J^   ^^^^.^,j,,   i^^^e.  '  ant- 

Anblick    di^^^^^^^'^hr    ^f-J^-'^S      die   (.liunlu.h   die   allen    Stiefel)   leben  1 

SÜ' meiln   dl!    zS   Sil   uSr^nehr   hell,    nicht   mehr   fn.ch,    sind   ab-  'l 

gefitorben,  t^t-'"  ^innere  sie  sich  ganz  besonder.,  daß  die  Zinken, 

I^,Gcgen.at      i      /->   yi^  ^^,^  -j,^^,,,  ,i,,„,„    Absat.  .ah,   „so        " 

.];,.  ein  bei   der   Lju^f*""    ''"'  ."     „.,,....     -„   t^M       ,.^    k:,Tn    mit-    cpstprn    auf 


innerUA,  das    VVeibc.     um.  ^^j|^^  h^bendig  an^.  Wenn  man  enien 

Und  das  Gelbliche  nn  Absat  ,  ^^  ^^^^.^^^^  ^^^^  .^^  ^^^^^.,^  ^j^^^,j.  j^^,,  ,^^,,  ^.^..^^^ 
As*,  absehneidet,  da  sind  au<  c'^^^.^^  ^^,.^  j^,^,^^,,^  ^^^(^  Holhmderzweige  ah- 
,nnne™  mich  die  /^'"l;*^;";,  !^  ,;„<,  ,(,)  ,md  Peitschen  davon  gemacht.  Wenn 
geschnitten  als  Kinder  ("^  ;  '^.^  ist  das  Mark  eingetrocknet  und  dann 
die  langen   Zweige  abgcstointa   ■  ^,^j^^^  ^,^^,1,.  ^^^^^-^^  anfangen; 

haben  l  keine  Kraft  -f ;' .-^,  ^  ,h'U,  Stiefel,  der  so  verwittert  dahegt. 
dann  war  es  tot  Dam"  t-i-'^'f'  .  ]^,,  m,,-  beim  Stielel,  der  getragen  w,rd. 
Da  stören  mich  die  ^mkim  yn      ^  ^.^  ^^^  g^^^,.^  j„  d^,,,  f,ig,l,^.g 

sind  die  Zinken  lieller  r^^^^^!^.  an  frisches  Mark,  in  dem  Saft  drin 
Mark  drin  ist.  Zinken  ^^^lüohln  in  den  Zinken  mehr  Leben  mehr  Saft 
ist    Ich  dachte,  daß  bei  Kiutit  ^^_j^^^  ^^j^^.  .jy^ppdorrt.  da  sind  sie 

drin  steckt;    bei  Mämiorn.  aa 


582 


Foiischismus. 


schon  älter  und  kräftiger.  Ich  stellte  mir  vor,  daß,  wfiui  die  Schuhe  alt 
werden,  auch  die  Zinkon  leblos,  tot  werden ;  dann  iöt  es  nicht  mehr  so  echlimm  ■ 
Kinderscliuho  sind  eclilimmer,  weil  ich  das  Gefühl  habe,  sie  sind  jüngur' 
Wenn  ich  Stiefel  lange  getragen  habe,  habe  ich  das  Gefühl.'  jetat  können  eie's 
anshalten,  Ich  wußte,  was  ich  davon  zu  halten  hatte,  was  ich  ihnen  au- 
muten  konnte.  Dies  ist  mir  gestern  ganz  klar  geworden,  wie  die  ganze  Natur 
lebte  und  der  Stiefel  tot  dalag." 

Ihre  sadietischcn  Pliantasien  (Töten  der  neugeborenen  Kinder?) 
vorraton  weitere  Assoziationen,  die  verständlich  werden  wenn  man  statt 
HoUundcrsaft  Blut  Betzt.  Hollunderstäbe  sind  pflanzhche  Zeu-ungs- 
organe,  schon  wie  die  Zinken  aus.  Sie  erklärt  in  diesem  ZusammeSiang  • 
„Vom  Absatz  habe  ich  nie  reden  hören  wollen  wie  von  der  Zeu^^un"-^ 

Am  nächsten  (79.)  Tage  erfahren  wir  noch  folgendes: 

„Im  Frühling  sah  aileö  noch  gleich  aua  von  außen,  erst  wenn  man  es 
abschnitt,  merkte  man,  ob  noch  Leben  drin  war  oder  ob  es  tot  war  Wir 
eoIlt«n  die  frischen  Zweige  niclit  abschneiden.  Wir  wurden  auch  angehalten 
die  Kosen  richtig  abzuschneiden,  sonst  verbluteten  sie  und  es  ginge  so  viel 
Kraft  fort,  llauptsächlich,  wenn  man  daran  reißt  und  es  nicht  ganz  ab- 
kriegt, dann  bleibt  es  hangen.  Dann  hat  man  es  eigentlich  getütet,  ver- 
dorben, der  Saft  steigt  dann  nicht  mehr  nach  oben.  Slilnchmen  koimte  ich 
es  nicht,  weil  es  ganz  fest  saß!  Sonst  hätte  ich's  ins  Wasser  gesteckt  I-h 
hatte  es  zerstört,  ohne  Nutzen  und  Freude  daran  zu  haben.  Wenn  so  "' 
Zweig  am  nächsten  Tage  baumelte,  dann  hatte  ich  ein  Schuldgefühl I'-m"' 

81.  Tag:  llollunder?  „Es  war  mit  rätselhaft,  wie  Blätter  und  BlüL 
herauskamen  aus  dem  einfachen  Holze,  rote  Blüten!    Da  müßte  m-n     l ü 
schon  vorher  Farben  und  kleine  Blüten  drin  sehen.  Man  sagte  immer   H     'v 
Saft  drin,  der  macht  alles,  aber  es  war  mir  unverständlich,  rätäelhaff  '  -^ a 
sein  sollte.    Ich  habe  oft  gefragt,  wie  weiß  man  vorher    was  d-i 'f"       -^ 
Blume  herauskommt,  z.B.  wenn  ich  etwas  gesät  hatte;    gerade  weil  u'"'  ^^"^ 
vorher  gesagt  Ijatte,  daß  die  und  die  Farbe  herauskommt     Ich  hatt^"  T^^ 
wegen  das  Gefühl,  ich  könnte  es  bestimmen.    Ich  habe  mich  furehtbf 
ärgert,  wenn  mir  widersprochen  wurde.    Ich  glaubte  näinlicli    wenn  '  i,   ""i  ^^' 
schrecklich  gern  wollte,  dann  müßte  es  geschehen."')  '  ^  ^''^'^ 

Wir  nehmen  also  an,  daß  Bie  die  Geburt  von  Max  seh  r  i 

empfunden  hatte  und  allerlei  sadistische  Phantasien  ausi  t-t  ^^|"  ■^^ 
ihn  umbringen  würde.  Wie  stimmt  damit,  daß  sie  die  M  tt  '  ^i?  ^^^ 
hatte,  ihr  noch  Zwillinge  zu  sdienken?  Einerseits  können  " "  ^^  ^^  ^^" 
bipolaren  Einstellung  eine  gewisse  Heuchelei  und  Schau"'T  "  '' 
nelimcn,  wie  wir  sie  bei  Kindern  so  häufig  beobachtet  hnhpn^^^^H^'"^^  ^" 
vielleicht  die  Vorstellung,  daß  der  Leib  der  Mutter  dann  s^^ütZTol 
«■erde.  Der  Groll  dürfte  sich  also  auf  die  Tatsache  der  GebuA  'eine- 
Konkurrenten  beziehen.  ■  '     ** 

»)  Deutliche   MaBturhationsphuntasie  mit   auffallend   „männlichem"   Clia 

')  Gerda   hatte  auch   ihre   Muttür   oft  gebeten,   sie  miichto  ihr  noch  T  ilHni-.- 

«chenkcn;    ;i1b   eich   dieser   Wunsch   nicht   erfüllte,   machte   rip  ,-i„;;„       j     ,^  ■ 
11    ,:       iiTi.        1      II  i.       j  f  .       .1-  .         .  *in/ig    und    allein    de-n 

Bchleclitin  Wulcn  der  Mutter  dafür  veriintn- ortlich  und  grollte  ihr  des 


"^  1 


SchuhDägül  und  ÄbBütKe  in  ihren  Beziehungen  zum  I-^ioboslebeii.  353 

Gerda  hat  übrigens  den  Stiefel  als  Henne  benützt,  darübei-  ge- 
brütet damit  ein  Ei  herauskommen  soll.  Das  l'latzen  des  Stiefels  ist, 
also  das  Platzen  des  Mutterleibes.  Dabei  betont  sie  immer  wieder,  daß 
Zinken,  Stiefel  und  Absatz  für  sie  etwas  Lebendes  sind. 

Wir  sehen  ukc,  wa.  iu  dieser  Schicht*  der  Analyse  die  Absatzphobie 

Phantasie.  Wk  haben  ^'".f.^^f ' Jf^  ^\1,_  ^ie  Gerd.   ..gt,  einen  Keim 
Ab.at.  und  S.efel  «'"!  A' ^^^^"^^e  n  -leu^^^  entwickelt.    Dieses 

Organ  ist  ge^ohnheh  ^""J^     Wachstum  des  LebewosenB  und  ni  dessen 
der  Stiefe    offen,  so  ^^^  ^^^,/ ™  jf,S  ^  Hinsicht  bestätigt  linden." 

des  Mensehen  übertragen  wurde.    Der  lianm  lautet. 

r  .   i    I      mil   Mima  eebadet.  Wie  wir  heraussLiegen,  hat  sich   bei 

■  u       ^''    tücl^el  Seim  gelöst  und  blieb  im  Wasser.    Und  da  war 

Mama  ein  S^'?'^;^,^"  ^fS  weili  nicht,  ob  es  Stuhl  war,  der  hing 

noch  ^t^-^;^^;'^,f;'£iS:''üä  guckt,  ich  e;  eioen  Moment  au  und  da 
zusammen  mit  dem  bcblenng  ^^^^^_^_    ^^^  ^^^  ^^   .^^^^^ 

ÄSf  üf  fr'ut    h  Man-,  was  das  wäre.    Sie  sagte  ein    tctee 
deutlicher,    m  rrub  ^^^  ^^.^^  ^^  grauenluift,  wie 

Lma^S%a  trt.ß'siö':ht   Ki.d  noch  m  sich  gehabt  hatte.    Das 
■       Swamm  im  Wasser;    da  bin  ich  aufsewacht. 

A  I ,™  i,'nni>,inik-i(>  hat  sii^h  alles  entwickelt,  au.--  deu 
Nachträge:  Aus  d«''"  l^^"  1;}^  ^J i^nge^ogoncn  Armen  und  Beinen. 
Fetten  kamen  die  Gheder,  Das  Kind  '  f  '"^^"^f^J^^ehrbnche  der  Gebnrt«- 
..e  ich  e.  mit  12  Jahren  auf  «"^«"  '^J^^  i^"'dom  Momente,  wie  Mama 
hilfe)  in  unserem  Kranzchen  ^  ;^''^  ^  ^'^^^j '  J,  „.t.et.,t,  dali  sie  das  sagen 
das  sagte,  war  ich  nicht  -fl^^^^  {^  find  es  grausam  von  Mama, 
konnte,  ich  war  jetzt  ihre  0  e  g  n  e  .  1  °  .  \  -  ^  j^  ^  m  e  h  r  G  e  f  ü  h  1  d  a  b  e  i 
das  .11  sagen.    Ich  ^^■ar  empor^  daß  sie  ^_^^  ^^.  ^^^^^   .^  ^^^_  ^^^^^^^ 

hatte.    Ich  glaubte  übrigens  ""/''7';,i    ^,   durch    einen    Zufall   heraus- 
gewesen,  schon   seit  Jahren  und   mm  sei 

f-ekommen.  Tranmes  verrät  deutlich   ihre  verschiedenen 

Der  erste;ieil  de    J^^^^^    ^.^^^  „ömite  noch  ein  Kmd  ge- 
Geburtsphantasien  und  ihre  Ang    ,  Herzlosigkeit  auf  die 

hären.    In  dem  ^^.l^^^^^'^^^^^^^^^^  ihren  Haß  und  ihre 

Mama  und  wird  ^^^^^f  ^"'"^l  '^^^^  es  aber,  welche  jedes  neue  Ki.id 
Empörung  g^^en  f «  ^^«"^^  ^j^^^^t,^   ,,  könnton  neue  Rivalen 

Z^  ^Z^^^--^-^ ''--  '^'  ''-^'''^''- 

lange  im  Leibe  der  Mutter  -chse^.    ^^^  ^^-^^  ^^^  ^^^^   ^^^^  ^^ 

Sie  .st  f -^^-^  "^^Vwelt  kommen.    Auch  dio  Schwangerschaft 

rbr^erl  1:1"^^^^        sie  eine  Zeit  der  Besorgnis.  Die  Gravide 


384 


FetiBchismuB. 


1 

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könnt»  fallen,  straucheln,  stolpern  oder  mit  dem  Fuüe  umklappen, 
wenn,  sie  die  Treppen  herunterginge.^)    Gerda  selbst  fühlte  beim   Zu- 
sammensein mit  der  Schwester  in  der  kritischen  Zeit  ein  Gefühl  der 
Unsicherheit  in  Beinen  und  Knie  und  besonders  in  der  „Absatzgegend", 
Bei  der  (Jeburt  dieses  Kindes  trat  ein  Gefühl  auf,  als  wenn  etwas 
abgetan  wäre,  als  ob  etwas  in  ihr  sterben  würde,    tiie  begräbt  wieder 
etwas.  Es  ist  offenbar  der  Wunsch,  der  neue  Rivale  (ein  Enkel)  möchte 
sterben  oder  totgeboren  werden,  den  sie  begi-äbt.    Der  ganze  Schwanger 
sdiaftskomplcx  führt  m  der  Analyse  zur  Aufdeckung  des  sadistischen 
Komplexes:  Operation,  Blinddarmentzündung,  Aufsclnieiden  des  Bauclios 
bei    freiem    BewuiJtsein,    AuseinandcrreiUen,    Ausweiden   —   —  Stuhl- 
ontleerung  und  Ohnmacht.  Wird  als  Experiment  der  Absatz  während 
der  Analyse  gedrückt,  so  liat  sie  die  Angst,  es  würden  ilir  alle  Ein'- 
gewi'ide  durchgor issen,  sie  werde  von  hinten  nach  vorne  durclirisseii,  sie 
werdo  ausgeweidet.    Sie  empündet  das  Berühren  des  Absatzes  wie  eine 
Narkose  plus  einem  anderen  unbekannten  Gefühle. 

Man  Sicht,  der  Absatz  symbolisiert  in  erster  Linie  die  Vertretung 
des  sadietisclien  Komplexes.  Der  masocliistische  erweist  sich  als  Än^st 
vor  der  Strafe  (Talion). 

Sie  kommt  in  dieser  Schichte  der  Analyse  auf  das  große  Trauma 
ihres  Lebens,  meiner  Ansicht  nach  das  Urtrauma:   Die  Geburt  von  Max. 

Der  Absatz  erweist  sich  in  ihrer  Darstellung  als  der  Bruder  Max- 
„DaliL'i  hatte  ii;h  doch  das  Gefühl,  ich  wisse  etwas,  wovon  die  anderen 
keine  Ahiun ig  liätttin.  Ich  liatU'  iimiier  tU  unschuldig  zugehört  und  die  anderen 
waren  so  unvoreichtig!  Mama  war  etwa  3  Wochen  getrennt  von  uns.  Be- 
sonders x.iicr.^t  hat  sie  mir  sehr  gefohlt.  Als  nie  dann  wiederkam,  freute  ich 
mich  ^ichv  und  docli  war  das  Verhältnis  ein  andcrea  geworden.  Von  da  an 
hatte  ich  einen  kleinen  Bruder,  der  die  Hanplaulmerkeamkeit  auf  sich  zog 
und  i(-h  wiir  für  ihn  die  große  Schwester.  Die  Schwester  nmßte  mir  aUes 
7cigi'n,  wie  fr  gcpUogt  werde,  damit  ich  e6  genau  .so  machen  konnte  bei  meinen 
Puppen.  Sie  lehrte  mich  für  mcmen  Bruder  sorgen,  das  eei  meine  Pflicht 
als  iiltere  ychwestcr;  als  ältere  liättf^  ich  auch  die  Verantwortlichkeit  für  ihn 
So  fand  ich  mich  auch  allmählich  sehr  gut  in  meinen  neuen  Po-lpn  ein  1 
machte  mich  dadurch  viel  .=oibständigcr.  Im  Bewußtsein  der  Verantwi!  tr  l 
keil,  für  meinen  jüngeren  Bruder  Ueßen  meine  Ungezocenhoit/.,.  nmortncn- 
nach.  Als  es  aber  buld  darauf  benüUt  wurde,  umS^n  i>2  ZfxvT 
m  brechen,  empfand  ich  es  ak  Druck  und  Last  und  suchte  oft  mich  daJZ 
zu  Sporren!  ■!&«&' " 

Nach  der  Geburt  von  Max  war  ich  eii.p>.ti-    v,     ^ 

aus  meiner  früheren  Stellung  im  Hause  verdrängt  Ih'^'''' 
langU)  nicht  mehr  to  viel  von  meiner  Mutter,  denn  in  mir  erwachte  iet  t''^"^" 
starkes,  mütterliches  Gefühl.  Ich  wurde  selbstloser  und  fühlte  mich  schon 
ganz  und  gar  verantwortlich  für  alles  das,  was  in  der  Kinderstube  geschah. 
■     Ich  wollte  mich  unentbehrlich  machen,  wollte  den  Gesehwietem  wirklieh  etwas 


')  Der  Stirfri  und  Absatz  als  Kindesmörder! 


Sühtih  iiüfe'ul  und  Absätze  in  ihren  BeKiehungen  zum  Liebeslebeu.  335 

oein.  Deshalb  durfte  ich  nichts  Dummes  sagen,  noch  fragen,  damit  sie  keinen 
Grund  hätten,  über  mich  zu  lachen." 

Das  Trauma  auf    dein  Biso    (Absatz!)    wird  vci-ständlich.    Der 
"Bruder  wird  geboren  und  stirbt.    Sic  ist  ja  wahnsinnig  eifersüchtig  und 
in  ihre  Mutier  verÜebt. 

Wir  finden  bei  Gerda  ursprünglich  eine  sehr  starke  Mut U-r Übertragung. 

Wenn'sie  als  kleines  Kind  abends  im  Bette  lag,  mußten  die  Mutter  oder  deren 

^rsatzi  Sson    die  Kinderfrau,  noch  einmal  nach  ihr  sehen,  sonst  ^^'eml«  sie 

-tund    hmg     Oa  hat  .ie  die  Muttor  „n  Schlafe  noch  umarmt  und  geküßt 

esondergern    .drängte  sie  sieh  in  den  ScholS  der  Mutter,  damit  niemand 

ganz  von  ihiei  ^^^  /^  ^'"  j,,!,,  ^„^er  den  Arm  der  Mutter.  Das  sei  ein 
dabei  den  Kopf  an    hie  Biusl,  luio  ^'  dagegen"  und  dabei 

wunderschönes  Geluhl  ^'}''''^\^^^^r;^l^',,^^^^^  Gerda  war  .tolz  darauf, 
mußte  die  Mu  f  J-aunj^^G^^  ,,  jen  iüngeren 

von  ihrer  Mutter  selbst  S«:*^'^  \;",^  Übertragung  und  als  weiteren  Beweis 
Brüdern     Entspreciend  dieser     a.KÜb^^^^^^^^^^^^         ^,^^_  ^^^^^^^^  ^^ 

dafür  hnden  wir  bei  Goida  ein    ^  .^^.^^  ^^ju,,,.  ^^Wemi  ich  so 

vor  dem  Leben  ^J'^'^fJ^^^X  ,s  i^ünne  sich  etwas  ändern,  dann  hatte  ich 
bei  Man.,  sal    und  ^^^"^   J^^^^te   ^^^^^^^^^^^  lj,,„„  „mochte  ich  auch  immer 

Angst  vor  Welt  und  ^<^'"''^      oi^c^  e  ^^^^^^^^  ^^^_^^^^^  ^^^.^^  ^.^ 

uur  zu  Hanse  bleiben.  ^^Ti^Z^^     3  «  wünschte  nur  immer,   „klein"  zu 

außer  sich  vor  Angst  und  b^"»^,';^-  J''  ■^^^.  j,j^  Änderung  in  ihren 

bleiben,  „Mama  immer  zu  behalten  .    Da  er  ^J^    " 

Kleidungsstücken,  v  0  r  allem  1  n  ihi  en  btieiei  u 

dabei,  daß  die  Zeit  verging,  daß  sie  iiltoi-  wurue. 

Sie  identifiziert  sich  mit  dem  Stiefel!        ■  .  tt  n 

Doch  ihre  Einstellung  zur  Mutter  ist  bipolar:    Liebe  und  Haß. 

(Und  zwar  Haß  infolge  von  Eifersucht.) 

Vor  Max'  Geburt  war  Gerda  nun   besonder,   viel  mit  ihrer   Mutter 

.n^aninie       Oft  durfte  sie  auf  dem  Sofa  neben  ihr  liegen,  wobei  sie  dann 
dSt  g  .lie    egeUnäßigen  Atemzüge  der  Mutter  verfolgte.    Dann  gmg  die 

M  ftte    P^    lei  t  die  StSdt  und  Gerda  war  allein.  ..Mama  konnte  mir  niemand 

Mutl«!  piouuui  damals  tast  einzig  nur  an 

""^  !"tuo?  r^    ^ucrSiSich'tn  aLn  meinen  Ge.chw.steni   am 

niemei   f '^"'^  '  ;'"'    ^^     ^,  bestand  ein  vollständiges  Verstehen  zwischen 

ähnhchsten  .^f  ^"  ^f  ^'-i^^^^t  allen  Fasern  meines  Herzens.    Nun  piötz- 

„ns  beiden,  'f^  "/  '^J/ i'  ™^  ,■  Geburt  etwas  dazwischen!"') 

lieh   schob   ^}ll\       j^,^,     ,,,ße„  Eindruck,  den  ihr  folgende  Erzählung 
,,Gerdabenchtet    011  dein  g  ^.^  ^^^^  ^^_^^^^_^  ^^^^^  ^.^  ^  ^^^^^^^ 

iiirer  Mutter  geniacht  "^^^- ^^^  ^  ^  g,„  ^  i  s  e.  Als  ihre  Mutter  etwa  6  Jahre 
aieo  vor  der  LP;^  geslorbcn.  Um  die  Tote  im  Sarg  zu  sehen  seiihre 
alt  war,  sei  deion  .mu  ^^^^.^^^^^^  ^^.^^.^^^  gj^  aber  sotort  zu  ruckgerissen 
Mutter  auf  emeni  ^^™  J'      .    g^jj^  „i^ht  so  neugierig  sein,  das  passe  sich 

worden  sei  mit  den  ^'^ ''[^'^^„.„-„uif,    .ü^  mir  immer  den  größten  Eindruck 

.11         .      Ti-ic  war  die  i^tesL.!'"--" i*^' 
nicht  usw.  „Uas  wai 

^— '^  .■       n-insicht  voll  zuiu  BewußtBein  gekommen  war,  fühlte  sie  sich 

^)  Als  Gerd.  dies.  Emsioht  vo  ^^^^^^  ^^.^,^,,. 

«0  fm  im  Eopf.,  ..^lenverß.«gt  ,  "^ct  nd 


Hl 


886 


Fetiscbismus. 


machte",  sagte  Gerda.  Wenn  sie  nacht*  allein  im  Bette  lag,  habe  sie  oft 
mit  Grausen  und  mit  furchtbarem  Mitleid  mit  ihrer  Mutt-er  daran  denken 
müssen.  Dann  fioion  die  Gedanken  gekommen,  wenn  es  ihr 
selbst  so  ginge,  wenn  sie  selbst  ihre  Jlutter  verlöre!  Sie 
etelltc  eich  dann  vor,  die  Mutter  läge  im  Sarg;  sie  selber  hätte  ihn  auf- 
gemacht, wäre  hineingekrochen  und  hätte  den  Deckel  zugeschlagen-  sie  hätte 
sich  ganz  klein  gemacht  und  zugeschlossen. 

Wenn  wir  hier  schon  Phantasien  über  die  Rückkehr  in  den  Mutterleib 
yennuten  so  finden  wir  diesen  Gedanken  ganz  offen  ausgesprochen,  indem 
Cxerda  erklart,  sie  habe  sieh  schon  als  Kind  eingebildet,  sie  würde  sterben 
und  dann  wieder  von  ihrer  Mutter  geboren  werden.  Es  wäre  Nacht  alle- 
wäre  zu  Ende  und  linge  dann  wieder  von  neuem  an.  „Ich  wollte  wieaen  wie 
alles  gemacht  werde  und  alles  gegangen  ist  in  der  Zeit,  wo  ich  mich  au  nicht« 
ermnere,  wo  Max  und  Albert  noch  nicht  auf  der  Welt  waren."  Dann  wollte 
sie  eich  aber  hesecr  an  ihre  —  Taufe  (?)  erinnern!" 

Also  eine  typische  Mutterleibepliantasie,  wie  wir  sie  in  alten  diesen 
Fällen  konstatieren  konnten!  Doch  hören  wir,  wie  Max'  Geburt  auf 
sie  gewirkt  hat: 

Ein  uuffallendos  Gebaren  Gerdas  aue  der   Zeit  der  Schwangerschaft 
der  Muter  wurde  uns  bekannt  im  Anschluß  an  einen  Traum    den  Gerda  an, 
*^S7.  Tag  erzählte: 

„Ein  Paar  schwarte  Knopfstiefel,  die  meiner  Mutter  gehören  sollten 
.  .  standen  vor  mir.  Die  Haken  waren  ganz  heil,  aber  das  Leder  an  Aev 
ierse  hatte  Locher.')  Mir  war  das  teils  widerwärtig,  scheußlich  mid 
dann  tat  es  mir  auch  weh,  daß  ich  am  liebsten  geweint  hätte  Der 
Anblick  war  für  mich  persönlich  ein  tiefer  Schmerz,  und  zwar  so  stark 
daß  idi  davon  sofort  aufwachte^  und  nicht  wieder  einschlafen  konnte' 
bis  ich  an  andere  Dinge  dachte." 

In  diesem  Traum,  der  im  abringen  für  eich  spricht,  fällt  der  Patientin 
eine  bestimmte  Szene  ein,  aus  der  Zeit  vor  Max'  Geburt,  die  sie  folgender- 
maßen beschreibt: 

„Ich  sehe  Mama  noch  deutlich  vor  mir,  wie  sie  sich  in  ihren  bequemen 
Polsterstuhl  setzte  und  langsam  Stiefel  anzog,  zu  meinem  Entsetzen 
aber  nicht  wie  g  (.>  w  ö  h  n  l  i  e  h  K  n  o  p  f  s  t  i  e  f  e  1,  s  o  n  d  e  ]■  n  n  e  u  e  r- 
■    d  i  n  g  s  S  c  h  n  ü  r  s  t  i  e  f  0  I.  Eine  Änderung  war  mir  nie  recht;   daran  mußti> 
ich  mich  immer  erst  gewöhnen.    Jedenfalls  ging  ich  zuerst  etwas  im  Boc 
um  sie  herum.    Mama  lachte  über  meine  Abwehr  gegen  Neuerungen        1 
klärte  mir,  sie  habe  schon  leicht  geschwollene  Filße,  deswegen "tr^^J- 
sie  Schnürstiefel,  die  könne  sie  enge  oder  lose  schnüren,  wie  sie  wolle     E' 
gewisses  Etwas  stellte  sich  in  den  nächsten  Tagen  zwischen  Alain-i  und  mid'^ 
etwas  Fremdes,  gerade  an  meiner  Mutter,  was  ich  nicht  Übersehen  km,n+^' 
und  heimlich  schielte  ich  öfters  auf  ihre  Stiefel!"  '""^"^ 

Gerda  muß  also  die  geschwollenen  Füße  der  Mutter  nachträsl'  I  h 
wesentliches  Schwangerschaftsinerkmal  aufgefaßt  haben  was  i  «'p^^*-'' 
übrigen  stimmt.  Die  geschw-ollenen  Füße  haben  ihr  damals  offenSi  noch 
inehi'  Liiidruck  gemacht  als  der  geschwollene  Leib. 


')  Hier  handelt  es  sich  um  die  „weibliche"  Schuhgymlpolik 


1" 


Schutmägel  und  Absätze  in  ihren  Beziehungen  zum  Liebeslebea.  387 

Von  nachträglichen  Bemerkungen  zu  jenem  Traume  sind  noch  für 
die  Analyse  besonders  wichtig: 

Der  Gedanke,  daß  ich  einmal  im  Leben  bei  einem  anderen  Sehuhniacher 
meine'stiefcl  maclien  lassen  müßte  oder  vielleicht  Sclmüretiefel  tragen  müßt« 
ütier  fertig  gekaufte,  war  mir  entsetzhch.  Darum  schente  ich  meine  Stiefel 
doppelt,  damit  sie  nur  nicht  kaput  gingen.'") 

Der  Traum  zeigt  eine  sehr  durfhsichtige  Symbolik.  Die  schwarzen 
8<-huhe  sind  Todcesymbole.  Das  Kind  (die  Haken)  ist  erhalten,  aber 
die  Mutter  geht  zugrunde,  sie  liat  Löcher,  der  Sdmh  ist  zerrissen. 
Gefühle  des  Ekele  und  der  Widerwärtigkeit  (Kkci  vor  sich  selbst!) 
und  ein  tiefer  Schmerz  (Traaer  über  den  Verlust  der  Mutter!)  über- 
wältigen sie  so  daii  sie  erwacht.  Die  geschwollenen  Füße  mögen  sie 
an  Krankheit  und  Tod  und  vielleicht  an  die  Erektion  erinnern  (was 
aber  nicht  bewiesen  ist,  wie  die  ganze  Phallussynibohk,  die  m  der  Ana- 
lyse noch  uichf  zutage  trat).  Der  Schuhmacher  dui-fte  der  \ator  sein, 
der  neue  Schuhe  in  die  Welt  setzt.  Sie  will  das  Liternhaus  niclit  ver- 
lassen.   Der  Gedanke  ist  ihr  entsetzlich.       ^     ^^     ,  ^  ^    ^     ,    .^^    ^ 

Weilere  Einfälle  zm-  Geburt  von  Max:  ,  Mit  Max  Gebmt  schnitt  etwas 
Neue."!  ')  Mama  hatte  alle.  Alte  lünle.  .ich  geworren.^)  Mama  w,rd  dem 
weuee  ein.  }  mciiua,  i.n,nmf  ptwas  Neues,  was  gar  nicht  zu  uns  paßt. 

Alten  abtrnmng;   ^"^ ''';""^[,h"^'",t„ii;'' /e^  hi  !t  nun  doppelt  am  Alten 

was  ich  ^■"/'"''^■^7^"'S^*^";äSar^^--'  Z"  J^-"  Taule  von  Max  .eilte 
f^t,  weil  Mania  davon  abgeg..-  j^_^^^^_^^  m^.^^  wurde  sie 

Gerda  neue  ^^  ^«^ ';    ^  " 'jj  ;  ^^^,  i^  einem   iiiibewachlen  Moment,   sie 

l^hSer^gien  difarn  -  vertauschen.  „Ich  konnte  miniö.Uch  nene 

Schuhe  --f -.  „^^tul'demlL'bemerkt  .ie  jetzt:  „Da  ri.sen  meine  Stiefel 

'       .  th     wS         den  ^n-i.senen  Stiefel  .sah,  da  riß  auch  etwa,  in  mir. 

auch  noch      wie  '^''  "i^  -„iBeinamler;    bis  dahin  war  alles  gut,  gewesen, 

Auf  einma    ging  der  Stiefel  an^^^         In  dem  Moment  gmg,  >ch  weiß  nicht 

hatte  ich  die  ^^'""^^^^^  ^''\; -^^^^  ^,,[  einmal  «ehcnd  wurde!  So  w.iß  ich, 
:^  S'anIS'Vr'votMax'  Gebul-t  an  mich  an  gewisse  Dinge  erinnere,  bi. 

''^'"Dir'ieSn"s^U>nltSn  den  nun  folgenden  seclischoa  Kampf  des 
t.-  A  rhl  deutlicher  Bevor  wir  aber  weitergehen,  muß  noch  einer  Be- 
Kindes  ^;l'"; J^^™  die  in  die  letzte  Zeit  vor  der  Geburt  Max'  fällt 
gehenhoit  gedacht  wenKn  g,  ^.  a  r  de  r  T  o  d  e  i  n  es  V  e  tters, 

äe'r  8  C  vt  SSrt  erfolgte.    Gerda  hatte  den  Vetter  zwei  Tage 

""~VTi7  G.rda    wirkliot   oinma!    in    ci.K-m    ancit-ron    Sdiiihmacherliiden    Stiüfd    aii- 
,.■    .     ,u.l   .iL.    wie  wir  wissen   (b.S.374),   in   <ine  Obüinucht.    Sie  erklärt,   damals 
V     riL  iha  )'t  zu  bau.,  Bio  hab.  .id.  von  etwa,  losgesagt,  sie  habe  dn  Unrecht 
das  Gefühl  gdiabt  •  ^_^  oiiunm.ht  in  den.  Momente  eintrat,  wo  die  \'exkäuferin 

getan.    ^^7'''™  ;'"'  ''.'.,;  ^„swdteto,  damit  Gerda  bequem  hindnlret«!  könnte! 
^'^"  '';%r  aS,":  tinn:^  .com   an   das   Ein.ehndden    der   Stidd    ia    dn.,    g. 
d,     Umii  Faß  (vgl  »ucb  die  Angaben  über  das  Sich.chnün^Ji!),  ak  an  tia.  Kin.ehneiden 


388 


Fetischismus. 


vorher  noeli  gesehen.    Sio  habe  damals  „das  Blaue  vom  Himmel  heruntei- 
gefragt  und  als  Antwort  immer  \xieder  gehört,  er  wache  nie  wieder  auf" 

Dae  "i^ort  kouDte  ich  gar  mchi  recht  fassen;  „für  immer  eingeschlafen'^ 
wurde  mir  gesagt.  Ich  stallte  fortwährend  Fragen,  nn,  mir  eiiL  Bild  vom 
bterbeii  eines  Menschen  machen  zu  können. 

Ich  wollte  genau  den  Grund  wissen'    Da  kt-  auf  ^i^^^i     ■     t     i      . 
fehlt  etwa.    Aul  den.  Wort:  „Nie  nieder"  t^t  th' i  „  LT  l™  t  Lat 
nicht  davon  ab,  das  war  entsetzlich.    Ferner-  Wozu  wprHm,  ^      Äl'      u 
die   Erde  gesteckt,   wenn   sie  noch   gan.   sind?    Icl   hTtte   J'     ^'r^r-i'! 
kennen  gelernt,  daß  alles  m  Ende  ist."  ^   ^"""^   ^^'   ^^^^"^^ 

Man  sieht  aus  diesen  Ausführungen,  wie  Geburt  und  Sterben  ihr 
ganzes  Denken  beherrschten  und  wie  sich  alles  wieder  im  Stiefel  Hakten 
bilde  symbolisierte  und  ihrem  Denken  aufdrängte. 

Zum  Sc-hwangerschaftskomplex   in  seiner  ^Beziehung  zum  Stiefel 
ist  noch  einiges  nachzutragen: 

„Wenn  Gerda  eine  dicke  Piau  sieht,  die  sich  schnürt    muß  eiß  ' 
denken:     Genau  so,_wi6  wenn  die  Zacken  vom  Schlittschuh  in  den  aS 
einschneiden!    Da  wird  auch  allmählidi  etwas  zerstört   da  auillt  f^iLiV       l 
unten  oder  oben.   So  auch  beim  Absätze.   Das  Leder  wird  doch  a  A 

gezogen.     Darmii   sind  mir   auch   ausgebogene   Absätze   schrecklicr^WA^?      ' 
eine  Taille  babeu.  Wenn  ich  daher  Leute  mit  solchen  Schuhen  laufenseW 
habe  ich  das  Gefühl,  sie  kneifen  sie  einfach  ab.    Besonders  habe  icrfiir 
Gefülil,  wenn  schwangere  Frauen  hohe  Absätze  tragen'  aieseö 

Wenn  schwangere  Frauen  sich  schnüren,  dann  muß  immer  etwas  reiR^» 
und  dann  wu'd  etwas   zerstört,  dadurch  und  das  Kind  kommt  früher  nri 
.  es  wird  zerstört."  -  ^'■" 

„Bezeichnend  ist  forner  der  Ausspruch  Gerdas:  „Wenn  ein  Mensch 
äich  schnürt,  dann  fängt  das  Becken  an  zu  wackeln  wie  ein  lockerer  Absatz  " 
Gerda  selbst  liat  liiir  einmal  eine  halbe  Stunde  lang  ein  Korsett  setraf» 
Dabei  hatte  sie  Angst,  sie  würde  „daraufgehen".  Sie  tnig  ihre  Kleider  immer 
sehr  lose.  „Ja,  nichts  Festes  um  den  Leib,  sonst  merkt  man  so  leicht  w 
der  Leib  geschwollen  ist."  Am  schlimmsten  sind  ihr  die  Korsetts  die'  vo  ^ 
in  die  Leisten  einschneiden." 

"Wer    die  vorigen  Kapitel    genau  studiert    hat  und  meine  A 
führungen  über  den  Zusammenhang  von  Zwang  und  Fetischism      L- 
der  wird  die  folgenden  und  vorhergehenden  Auefühi-ungen  le'  bt^      ' 
St/Onon. ' 

„Leib  wie  Absatz  dürfen  nicht  eingeengt,  nicht  einee^rhnü.f      ; 
geschnitten  werden,   damit  innen   nicht«   zerstört  wird!    Ai  f  !?  ^^°' 

geechlagenen  Bahn  führt  uns  eine  Beobachtung  weifftr',1-  ■  i,  ^"^''  ®'"' 
vor  der  eben  mitgeteilten  erfolgte.  Gerda  hatte  hei  Jrl  , , '?S^'^^  ^^itUch 
auf  der  Straße  einen  losen  Absatz  gesehen  Sie  hLttl  T  nV  -^^^'^^^^" 
verpflichtet,  dem  Kinde  zu  sagen:  „Bleib  stehen  ^f.  P^^"""^'  ^'^  ^^' 
Mncin;  die  sollen  nicht  merken,  was  da  gleich  m~c^tZ  ^^S?"  ^"^^™  ^^ 
ein  lähmendes  Gefühl  uud  dachte  dabei:  P^'^reu  wird."  Sie  empfand 

„Das  Kind  macht  etwas    durch, 'wovon   es  iiberwält;„f 
etwas,  das  es  in  seiner  Natürlichkeit  noch  nichf  .-r?,  ^,   ^'^'■''™   ^^' 
.veiter  geht,  kommt  das  Ereignis,  dann  kommt  de.   R,^        ^™-  "^^'""  *^ 

uei   Haken  ganz  ab,  das  ist 


'^     — 


Schuhnägel  und  AbsäWe  in  ihren  Boziehuugeu  zum  Liehesieben.  3g9 

die  Katastrophe!*)   Ich  dacht«,  das  Kind   gibt  sieh  oiiic  Blöße;    ieh  hätte 
mich  darüber  werfen  und  sie  mit  dem  eigenen  Leibo  Bch(it/en  mögen!" 

Auffallend,  aber  sehr  lehrreich  ist  der  Umstand,  daß  Gerda  bei  Knaben 
nie  auf  den  Gedanken  gekommen  ist,  es  könne  ihnen  etwas  mit  dem  Absatz 
passieren.  Harmlos  erklärt  sie:  „Mädchen  sind  nicht  so  geschützt  wie  Knaben, 
daher  passiert  ihnen  eher  etwas."  Es  braudit  kaum  betont  zu  werden,  daß 
wir  hier  auf  Beziehungen  zwischen  Ab.satz  und  Gesehleeht  stoßen." 

■  Allerdings  —  Knaben  müssen  nielit  Kinder  gebären,  so  daß  ihr 
Leib  platzen  kann.  Andrerseits  zeigen  sich  hier  Beziehungen  zum 
Kastrationskomplex  und  zu  einer  Attitüde,  die  in  ihrem  weiteren  Aus- 
bau zum  „Kampf  der  Geschlechter"  führt. 

Der  Absatz  ist  ein  phallisches  Sjiubol,  sein  Losreißen  eine  Ka- 
stration, sein  Entblößen  ein  exhibitionistiecher  Akt: 

Wemi  bei  einem  Manne  etwas  am  Absatz  passiert,  dann  zeigt  er 
mir  die  Zinken  und  dann  kann  ich  nicht  anders,  dann  reagiere  ich  darauf, 
dann  bin  ich  unten.  Dann  hat  er  mich  absolut  in  seiner  Gewalt.  In  der 
Ohnmacht  weiß  ich  dann  gar  nicht,  was  er  mit  mir  tut!  Tch  bin  empört 
in  dem  Moment!  Ich  muß  immer  hinsehen,  das  Gefühl  ist  so  stark,  dann 
falle  ich  sofort  Er  hat  auch  etwas  drin  in  sich!  Sobald  ich  das  sehe,  fühle 
ich  meinen  Haken  ^  bin  unten.  Mit  12  oder  13  Jahren  habe  ich  zum  ersten 
Male  bei  einem  Manu  einen  losen  Absatz  gesehen.  Ich  hatte  gleich  das 
Gefühl  das  ist  ein  ordinärer  Kerl!  Das  sagte  ich  auch  dem  Manne  auf  der 
Straße'  {dem  Exhibitionisten),  ohne  zu  wollen.  ,,.,.,, 

Allein  die  Sjonbolik  Gerdas  erstreckt  sicli  nicht  nur  auf  den  Stiefel, 
«ondmi  auf  alles;  was  mit  dem  Stiefel  in  Berührung  kommt.  So  wird 
der  Schlittschuh  ein  Symbol  des  Kindes,  das  fe^t  an  der  Mutter  hängt^ 
mnswmwer  macht  das  Experiment,  einen  Schl.ttBchuh  anzulegen  uni 
mit  einem  raschen  Zuge  den  Absatz  loszuhebeln.  Gerda  wird  blaß,  der 
Puls  sinkt  auf  48  Brechreiz  und  Schweißausbruch.  Sie  nimmt  aber  den 
Schlittschuh  samt  dem  Absatz  in  den  Arm,  sie  zieht  ihn  wie  ein  kleines 

Kind  an  die  Brust.  ■  ,    .  ,       ■  ■    ^    r, 

.     Die  Zinlcensymbolik  erweist  sich  als  sehr  reich  determiniert.    Der 

Stiefel  ist  ein  bisexuelles  Symbol.    Der  Absatz  ist  der  Penis.    Sie  ist 

ein  Mann  und  hat  ein  Glied.  „Der  Stiefel  mit  dem  Absatz  erweist  sich 

als  em  Ganzes,  einzeln  ist  es  wertlos "  .  ,.,,-, 

1)1=  kam  mir  vor  wio  Max,  den  Mama  zu  sich  genommen,  direkt  mit 

.        i!,,n,im.  hatte  und  der  mich   verdrängt  hat.  Wenn  ich   einmal  mit 

sich  verbunden   hatte  umi  dazwischen  tun  sollen.    Max 

Mama  verW      -^^^^^^^^^  Mama  und  mir,  ich  stand  daneben!" 

^^     Die -Zinken  stallten  für  mich  das  Schicksal  dar    da«  sich  dazwischen 

+      n^    zerstörend   in   ein   Ganzes   eingreift.    Mit   Max    semer   Geburt 

schob  sieh   unwillkürlich  etwas    zwischen  Mama  und   mich    und   ich   wurde 

''''""'Ttzt  sehen  wir  ganz  aus  ihren  eigenen  Worten,  daß  Max  durch 
die  Zinken  symbolisiert  wird.  Aber  die  Determination  geht  nocli  weiter: 

)  Sc.  die  Geburt.  '  ' 


390  Fetischismus. 


h  !  ■  sterben  bcgriircii." 


„Zu  Gerdas   AuÜ'üSsung  von  dem  SÜefpl   alo  vn«   „*„,       r>  i- 

trennbarem    und    UnzerstörbLm    sei    noch    figtdren  Ih.V     IHn'"       T 
wark^n,  bi.  das  im  Absatz  a««gewachson  iet    ganz  dun^    i       H ''        .-  ■  r 
allniahlidi  ab,  dana  ist  es  ja  egal    ob  es  kann?  .!  '*^  ■■  d^nn  stirbt. 

Dann  ist  da.  Lobon  des  Sti^Is'be  ndet  dann' st  ^iTLT  ''"  f '^^■ 
sind  .i.  zusammen  gestorben  und  hab  n  nich  f  du  Si.elSf  Tk^  '^'"" 
f^ammcngehalten  und  alles  gefeilt."  amchgemacbt,    haben    zu- 

leh:  „Sie  hatten  ako  den  Wunsch  TusWu-h  mi*  ik       ms  ., 
.      Gerda :  „Der  Gedankt,  daß  me^  Ste  ' .or     ir^tlr'."  '^''■''"■ " 
.n,r  en;.otzlieh.    Da  «-äre  nicht,  mehr  ül>er  mir  geCen -'      "       ™^'  ''"'" 

„Wenn    ihre  Mutter  vor   ibr   fiterben   würdi'   1  ■      . 

üae  Wäre  aber  ein  furchtbar  beängstTglis  Gemhl  T'  '!?  ^'''  ^'"^  ^"'^"■■ 
Neues  konimon,  dann  müßte  das  Ne'rS.nt  tm'Tngfalle"'''^  '^^^"^ 
wieder  an  und  sie  wäre  oben."  ^^  '^'^^^  ^""  vome 

„Ich  hatte  immer  da.s  Gefühl,  Mama  etebt  ü  h^  ■  ■  , 
ich  hänge  mit  allen  meinen  Gefühkn  an  Mata  Da  LTh" ''v.*^"'"""^^'■■ 
vom  Absat.  in  den  Stiefel  greifen.  Wenn  Mam  imn  .ot^  I  ^'^''''  ^''' 
müßte  ich  auf  ihren  Platz  rücken,  dann  müßte  bei  Z  ^^'"  ^'^'^'  '^^"" 
Dann  gingen  meine  Gefühle  wieder  nirinten  In  le^ M  ''"  ^'"^  ^^="- 
die  Zinken  da  heraus  kamen,  hatte  ich  yonZtJlZ    ^  '  "" 

da.  durfte  ich  doch  nicht,  das  kan,  mir  dod  gat  Seht  ,f /"  Xt''^  ""•""• 
geboren  war  und  Mama  noch  mitten  im  Leben  drin  war  nn.l  ^^^^  ß^'^^^ 
sterben  begrilfen."  ^^'  ^^^^^  "icht  im  Ab- 

Gerda stellt  diese  Verhaltnisse  graphisch  fnlpon^«™  n 
Lebea  erscheint  ihr  wie  ein  aufrecht  stehTder  kL  f  (sTtet?  f""  ^^' 
eine  Baggeiraaschine!).  auf  dem  die  einzelnen  p7,^^  Cspater  sagt  sie:  wie 
ve,.chiodene  Positionen  oinnehmen  Zu  .Tr  t  «  dVlllS^^^  '""'?  t'^' 
abend,  in  der  Mitfo  die  altere  Schwester,  zu  unte^  die  Pa  t  "'Vi.*""'" 
Episode  auf  den.  Ei.e  gestehen  sich  aber  die  feTMUntf^n  p  ''^  ""■ 

.0.  daß  die  Mutler  sich  schon  jenseit.  des  Höh  0^  ?^d  K-  ^'TY''" 
und  sie  .elbst  schon  beinahe  anf  den  früheren  Stendoi;  S  l:''''"^  ^'^""^ 
^var.    Patientin  erwähnt   ferner  hiezu :  "'^  ^''  ^^"^'*'"  ^'^''ni'^kt 

„In  dieser  (2.)  Position  kam  mir  schon  etwas  n.,f.i,   f  .     > 

^  nicht  .ein!    Ich  hatte  mich   fast  auf  den  Posten  v  lu  ""^"''  ^''' 
it  schob  ich  Mama  ab,  brachte  sie  dem  Tode  nH  .  ^  ^'"^  ^'^^^''^t. 

ich   ihre   Rivalin   und  habe  einen  kolossale^  ""^  'er,  verdrängte  m.    Da 

ist  mir  alles  so  klar,  als  ob  ich  es  hSgllb         *  T^   '^"^  ^^^an. 
-iir-         1  ■       .  .  gleich  sagen  kÖnnen'"'1 

Wir   sehen,    wie    jetzt  die  Machtverhältnisse    in   /    l' 
hineinspielen,  das  „Oben"  und  „Unten"  (Adler)    ^\  ■?.         P^^'-iPathie 
Sie  ist  oben  und  der  Absatz  unten.   Der  S  Lfe,  tn  h      ".".^  ^'"^  ^^''^'^■ 
das  Symbol  des  Beherrschten  und  des  GetreLe.     n '       ''*'  "•'''^''' 
tatsächlich  der  hindläufigen  Auffassung    Bei  d  J  J,'  ^'^tspricht  ja 

der  Trauun,'  dio  Dräute  den  Männern  auf  den  FnP  n  ^''^'''  ^'^"'"''^ 
Vorbedeutung.    Sie  werden  dann  die     Herrp."  tt^^  '^*  ^'""^  S"*^ 

~ — n~^~      ,  u  "  ^   "ä^se   sein     Das 

')  D,cfior  Ausspruch   zeigt,  daß  wir  t*  hier  niclit  Mu        ■ 

Phantasien  zu  tun  haben,  sondern  mit  altem  infantilem  Mal        1"  "'^"   entstandenen 

worden  ivur.  Trutzdem  Udurfte  ee  der  gtschüdcrlon  Er  R  ^^  "'"  ^^"^  vergessen 
Vordrlingimg  ]iervorzuhcl>cn.  Ist  dies  geschehen  so  ch  1  "'^'^"''*'  ""'  '^^  ^""^  'l'''" 
immer  gewußt  zu  halwn'',  und  spotten  so  scheinbar  ,W       T^"    '"'^   Kranlten   stets,   „ca 

vorhergegangene!,  Anstrengungen. 


durfte 
Damit 
bin   ich 

Das  ist  m 


Schuhüägcl  und  Absätze  in  ihren  Beziehungen  zum  Liebeslebeu. 


391 


'JYeten  mit  dem  Stiefel  bedeutet  auch  eine  Besitzergreifung.    Sie  ver- 
trägt es  nicht,  daß  die  Mutter  zu  oberst  steht.  Wenn  sie  in  Olmmacht 
lallt,  so  wächst  es  unten  immer  stärker.   Sie  fällt  von  oben  nach  unten 
sie  gibt  eine  Herrschaft  (über  sich  selbst?)  auf.  ' 

Ihr  Traum  vom  toten  Kinde  (S.  383)  erhält  eine  neue  Erklärung: 
Ich  hätte  ch.r  das  Kind  .ein  inögoa,  das  noch  in  ihr  war,  dann  würo 
es  anders  gewesen.  Aber  wir  süiiiden  nobe  neinander  imd  rf-,  },-,+(■>  1 
etwas  Totes  in  sich.  Dadurch  hat  sie  mich  verletzt  T^b  v  l  r  i  .  ,  ■^ 
geschoben,  leb  hatte  im  Traume  den  Platz  den  ich  tn^  ^"''^'^^  ^^'f '^ 
Call.,  abgetreten.  Früher  .tand  ich  u  n  tf^SL  „d  t^rrTo'?'"' 
-.-orzug.  Das  hatte  ich  alles  aufgegeben.  Dafür  verlangt^  thLrd.ft"'' 
allen  bleibe.  Da  hat  sie  .ich  aber  nLwa.s  E>:tra.s  ge.eh!flTof  und "^i'thS 
davon  geäagL,  etwas,  was  ilir  Inlialt  war  und  wovon  sie  lebte  Hätte  sie  e- 
mir  gesagt,  daß  sie  das  Knul  m  sich  habe  oder  hätte  sie  es  nar  in  dem 
Moment  gesagt,  als  es  heraaskain;  hätte  sie  es  mir  nur  anders  gesagt  dann 
hätte  sie  alles  gut  macheu  können.  So  aber  rissen  die  letzten  Gofüble  für  sie 
lind  ich  hatte  das  Gefühl,  es  isi  etwas  m  mir  wieder  kalt  geworden  " 

Sie  unterwirft  sich  der  Mutter,  sie  steht  gerne  unten,  aber  sie  will 
dafür  l.iebe  und  will  nicht  durrh  neue  Rivalen  (Max)  in  der  Liebe  ge- 
stört sein.  Sie  kann  nicht  teilen.  Im  Traum«  steht  sie  neben  der  Mutter 
sie  ist  ihi-  gleichberechtigt.  Die  Anfälle  gehen  auf  dies  Verhältnis  zur 
Mutter  zurück.  Deshalb  kann  sie  mit  der  Mutter  über  ihre  Anfälle 
jiicht  reden.   Sie  läßt  sich  nicht  zn  Leibe  rücken. 

Und  doch  hängt  sie  mit  allen  Fasern  an  der  Mutter  und  kann 
sich  nicht  von  ihr  trennen: 

„Etwas  hatte  sich  mit  den  Jahren  zwisclien  uns  geschoben  und  trennte 
uns  Wir  wurden  durch  nichts  mehr  so  fest  verbunden  wie  früher  Mama 
hatte  vielleicbi  nicht,  genug  Di'uck  auf  nncii  ausgeübt,  hatte  mich  nach  und 
nach  losgelassen  oder  beiseite  geschoben  und  das  vertrage  ich  nicht.  Deshalb 
habe  ich  inich  immer  mehr  abgesondert,  hm  meinen  eigenen  Weg  gegangen 
und  doch  kann  ich  nicht  ganz  auf  eigenen  Füßen  stehen,  denn  in  meinem 
tiefsten  Innern  -  oft  verdrängt  und  beiseite  geschoben  —  ist  noch  immer 
ein  Gefühl  mit  dem  ich  sehr  an  meiner  Mutter  hänge.  Es  läßt  mich  nie  ganz 
los  sunderä  schleift  mich  immer  mit;  ich  kann  midi  nicht  ganz  los- 
reißen weil  ich  zu  viel  Gefühl  habe." 

Man  beachte  die  Sprache,  die  Wahl  der  Worte  und  den  seelischen 
Verrat  der  eich  in  diesen  Worten  ausdrückt.  Sie  ist  wie  ein  Absatz, 
der  losgelöst  doch  noch  am  Stiefel  hängt  und  sich  nicht  trennen  kann. 
Ihr  ist  die  Loslösung  von  der  Muttor  nicht  möglicli.  Bei  den  Haken  ist 
ihr  das  Losreißen  das  Schreckliche.  „Die  Zinken  ritzen  Wunden  in  das 
Leder  des  Stiefele  -  in  das  Mutterherz." 

Der  Stiefel   ist  also  auch  das   Muttorherz   und  sie  der  Absatz, 

Her  an  diesem  Herzen  hängt.    Die  Zinken  sind  aber  auch  die  Finger 

der  Phallus^)     Sie  sagt  vom  Handgeben  bei  befreundeten  Menschen: 

^Das  greife  ineinander  wie  Finger  einer  Hand  in  Finger  der  anderen 


39-^ 


Fetisch  ismus. 


greifen.    Je  näher  man  befreundet  ist,  desto  intimere  Sachen  bespricht 
man,  desto  tiefer  greifen  die  Finger  ineinander  ein.'" 

Sie  erkennt,  daß  sie  zu  frühreif  war  und  zu  tief  die  Probleme  von 
Tod  und  Geburt  überdachte: 

.  „Pur  mich  hatte  das  Schicksal  zu  früh  und  übei-ft-ältigend  in  mein  Daseiu 
eingegriffen.  Icii  verstand  es  nicht,  war  noch  nicht  kräftig  und  widerstands- 
fähig genug,  um  es  zu  begreifen  Ich  ahnte  nur  die  Macht  dos  Sehicteak 
und  hatte  Angst  vor  dem  Leben  Das  wurde  mein  Märchen  vom  Stiefel  .,n,! 
Absatz;  das  scliönste  und  auch  dae  grausigste  enthielt  es  zugleich  für  miT 
Werden  und  Vergehen!"  ^      "  '"^  "^'^'^- 

Ja,  der  Stiefel  war  ihr  das  Schönste:    Die  Liebe  und  das  Grau- 
sigete:    Der  Tod. 

Aber  auch  ihr  Verhältnis  znm  Vater  tritt  in  der  Tvim^^..„i,-- 
Analyse  deutlich  hervor.  Der  Tod  „„d  da.  Be^^^^'l^T^ZTlTZ 
grauenhafte  BegebniBse.  Sie  hatte  eine  „furchtbare  Ähnlichkeit"  zwischen 
den  Gefühlen  beim  letzten  Stiefelexperiment  (Abreißen  des  Haken  ^  a 
den  Gefühlen  bei  dem  Begräbnis  festgeBtellt.  Der  Haken  ist  Jl.  ""J^ 
der  Vater!    Ihre  Mutter  sagte  oft  lächelnd    der  Paca  tv.r  i\?'^ 

sie.    Sie  hatte  das  Gefühl,  sie  müßte  für  ikn  Ireen    Z    T     "^^  '" 
sie  neben  Mama  und  hatte  dieselben  Rechte  wie  Mamr  1^%+^!;"! 
mit  dem  Haken  wird  dadurch  zum  Symbol  der  Ehe     D^r  q+    ?,] 
Mutter,  der  Haken  der  Vater,  beides  ein  Lingam  ^^ 

über  die  sexuelle  Bedeutung  des  Stiefels   gibt  um  Binswana... 
reichlichen  Aufschluß:  ^ 

„Durch  die  Masturbation  war  der  Stiefel  ihr  Freund  ihr  Liebbn^  il,, 
Sorgenkind,  ihr  Allerschönstes,  ihr  Ideal  geworden,  das  sie  mit  aller  So?kaU 
lüteto,  man  kann  wohl  sagen  verhätschelte,  das  sie  vor  den  Blicken  andere, 
behufsam  barg  und  mit  dem  sie  bozcichnenderweiso  einen  wahren  P  i  v 
keitskult  trieb.  Die  Stiefel  waren  ihr  Eigenstes,  -aren  nn^r^S  bar  m^t  t 
verbunden,  goradezu  mit  ihr  venvachsen.  Wer  den  Stiefehi  etwa  t 
letzte  Bio  selber  im  Inncret^-n.    So  schon  war  die  inniee  Ver..;«;^  '  '^"" 

Stiefel,  daU  Gerda  stundenlang  sich  ihr  hingeben  und  damit  in     r^^  '"'^  ^^"^ 
von  der  Welt  abschließen  konnte.  '"  ^^''g«"  Träumen 

Mit  überschlagenen  Beinen,  den  Stiefel  feet  eeeen  H^r,  n 
so  daß  er  Vulva-  und  Analgegend  berührte,  saß  Gerda  d-T^^?"'  ^'^Pi'eßt. 
der  harten  Sohle  und  de«   Absatzes  tat  ihr  wohl    et  Einschneiden 

chistiechen  Komponente  ihres  Sexualtriebes  die  wir  ^^*l,  ^  ^^^  "^^<'- 
erotischen  als  in  der  allerotiechen  Phase  finden  Der  F  "«^^Ji  ^"  '^^'^  ^"*«- 
ein,  ein  angenehmes  Prickeln  trat  in  ihm  auf  und  «ff  t  lu  ^^^  ^^'^^^  'eicht 
ein,  dessen  Befriedigung  als  besonders  angenehm  üf^  ^'"'^  Harndrang 
Gerda  mit  dem  Stiefel  so  „dagegen  preßW'  daSn  h  f  "^^'^  ^'"■^«-  ^enn 
Gefühl,  daß  da  unten  an  Vulva  und  Anu.'  aC  Jl  '"  ^^^  beruhigende 
niemand  an  sie  heran  könne,  zumal  ja  auch  UnteridbT? ■,?'''"  '^''  ^^^ 
Kleide  gut  verdeckt  waren.  Der  Stiefel  diente  aber  l?,u  ^^'"^  ^^^  dem 
zur  Beseitigung  des  „offenen  Gefühls"    er  soUte  ,        ■  ,  ""^  ^""^  Seliließen 

ein  Ausdruck,  der  an  das  Verstopfen  einer  OfTnnne  m  h  i    ^^'"^  -'"^'^Pf' 

""ing  mittels  emes  Zapf 


:en'-. 
^ens  er- 


Schiihuiigpl  und  Absätze  in  ihren  Beziehnngen  zum  Liobcsleboo 


393 


innert  und  der  uns  an  die  mit  dem  Sehaukelpfei'de  vorgenommone  Svinptom- 
handlung  gemalmt." 

„Die  Stiefolmasturbaüon  war  nun  bei  Gerda  nicht  die  ursprüngliche 
Ponn  des  analen  AutoeroUämus.  Hir  muß  jene  Form  vorausgegangen  eein. 
die  in  einer  willkürlichen,  durch  öfl'nen  und  Schließen  der  Sphinktermuskulatur 
hervorgeru teilen  Bewegung  der  zurückgehaltenen  Fäknlmaseen  selbst  hoeteht. 
Gerda  beschreibt  diesen  Vorgang  ja  ganx  genau  und  führt  ihn  zurück  auf 
daB  lästige  Jucken  im  After,  eine  selir  häufige  Ätiologie  dieser  Art  der 
Masturbation.  Bei  der  Darmentleorung  hörte  das  Jucken  von  selbst  auf  und 
das  war  angenehm,  berichtet  sie.  Durch  das  Zurückhalten  des  Danninhaltoe 
konnte  sie  diesen  Lusterwerb  beliebig  ausdehnen.')  Erst  nachdem  sie  das 
gelernt  hatte,  muß  dann  der  Absatz  als  unterstützendes  Hilfsmitlel  hinzu- 
gekommen sein;  dadurch,  daß  er  den  Darmausgang  verschloß,  eine  etwaige 
ungewollte  Stuhlentlecrung  verhinderte,  konnte  or  jenem  Sjiiel  nur  Vorschub 
leisten,  ganz  abgesehen  von  seiner  direkten  Reimmg  der  Analgegend." 

Wir  seilen  eine  neue  Determination  des  AbBat2es.  Er  ecliließt 
wie  eine  Kotsäule  den  After  ab. 

Nun  kommen  aber  die  Einflüsse  der  Erziehung,  welche  das  Symbol 
verändern  und  reieiier  ausgestalten; 

.,Die6e  autoerotisehe  Betätigung  fand  aber  bald  allerhand  liindemisse. 
Kinnial  wurde  das  Kind  durch  die  Worte  der  Wärterin  erechrei^kt,  bei  dem 
starken  Pressen  könne  etwas  platzen  (und  was  die  Wärterin  sagte,  war  ihm 
ein  Evangelium!);  dann  kam  es  zu  jener  unireiwilligcu  im  Anschluß  an  Be- 
rührung mit  dem  Fuß  iiufgetrotenen  Stuhlentlecrung  im  Bett,  die  Gerda  so 
■sehr  iE  Schrecken  versetzte.  Sie  zeigte  ihr,  daß  sie  sich  auf  den  Darm  allein 
bei  der  Masturbation  nicht  verlassen  konnte:  und  doch  mußte  sie  sich  darauf 
verlassen  können,  daß  kein  Stuhl  erfolgte,  emmal  um  nicht  von  den  Ge- 
schwistern ausgelacht,  von  den  Envachsenen  gescholten  zu  werden,  zu  aller- 
meist aber  wegen  ihres  eigenen,  jetzt  schon  exzessiven  Horrors  vor  Dann- 
inhalt." 

Wir  müssen  auf  die  erscliöpfende  Darstellung  der  Sexualgeschichte 
in  der  Arbeit  von  Binswanger  Mnweisen  und  uns  mit  den  notwendigsten 
Hinw-eisen  begnügen.  Er  erkennt,  wie  die  ganze  tiexualitiit  und  der  Kon- 
flikt zwischen  Erziehung  und  Trieb  an  dem  Symbol  des  Stiefels  ab- 
gewandelt werden.  Der  Urspi-ung  der  ganzen  Phobie  ist  ilim  ganz  klar. 
Nachdem  wir  die  Absatzsymboiik  durchgearbeitet,  ihre  Assoziations- 
,  u  "fSJ  haben  ist  es  an  der  Zeit,  des  Ereignisses  zu  gedenken, 
bahnen  ^^S]';^^^^^^^^^^  das  Motiv  all  dieser  Phantasien  zu  suchen 

m  dem  wir  den  f^'e?.f 'X^atzohohie  nicht  denkbar  wäre:    der  Geburt  von 
haben  und  ohne  das  die  Absatzpnuuio^u  ^     ^  _  ^^^^ ^^^^^  _^  ^^^^^  ^  _^ ^ 

}!iax.  Ich  kann  n 
Gehörige  weitsch 
Gerdas,  den  KemkompU 


'^  noch  heut,  bestehend.  Obstipation   m.i 


ß    zum   Teil   als   Folge   dieser  An- 


gewöhnung betrachtet  ^J^^''^""^.^  ^^  ^^^^^  Erkenntnis  führtoo  (Operationen,  Schwanger- 
.ohaJ.  t;äord?sd.wa;.or.cl..ft  »ü  G.bu.t  a,„  „g.n.n  Leib.),  .eh.  ich  „i«h. 


mohr  ein. 


394 


Fetischismus. 


Ibst  Kinder  schafft  (aus  Puppir  G ^Sn  l^'t^^^^"  ^^  Phant..!!. 
..ereni  F.Uo  a».  dorn  Absatz),  andrcrse  te  Lern  V  H^'^'"'^"^"  ''^^'^'  *" 
Jn  Vul^r)  beseitigt,  sich  an  deren  sSue  se^t  n/  ■^"'''''  f*'"^'-  ^'"^^o 
.rck.„  zur  bÖBen  StiofmutÜ3r,  zu  einonri  er  in  un  ,'  "^  ,'1'^^^^^^^^,  in. 
I  am,t  ,st  dor  er«t<3  große  Konflikt  in  der  £le  d  "T  /''"'  ^"«^  Stiefel. 
Konflikt  ™i.c!,en  Liebe  und  Haß  zu  efncm  der  ?l.  ^^*^'^  «ti^tanden,  de,- 
■st  dje  Schilderun«  Gerdas  über  der"  repariert  m  f™"-  ^''""  -^'-'-el^^i^Uig 
versehenen  Stiefel,  den  «io  nach  dem  Traumrauf  dem  Fir""  T'''  ^^'^^' 
zuruckßescluckt  bekam.  Trotzdem  die  Zitle7oin™,P'''  i""*  Schuhmacher 
hatte  B.e  lieber  wieder  den  alten  Absatz  gSt  Ter  vnn  a  f  ^'^^^^  »^^tt«n, 
■Stiefel  gebort  hatte,  ai.  .0  einen  Jrenln    A  '  ..J  \^  ^^^"S  ^-  ^u  den 


heseitigen,  w.lHe  an  ihren  ■^^n^nFUi.r^"^^^^^^^^ 

und  versuchen,  .vieder  Vertrauen  zu  !Sr  u  ^omi:  ^^'''''*^'-  ^«'■^^''»- 
riß  der  Absatz  los,  alle  Vorsuctie,  das  alte  7u^  vZ'  l''  """"^'  ^''^de'' 
.«.Stellen,  waren  vorgeben..  Wir  .rkc-nnen  hie^^uct  d'" V  ""'"  7''^''  ^^'- 
-Mutter:  Wa..  brauchst  du  in  de,nen>  Alu.-  n.d,  ei,  u-  V'"'''""^  ^^^^^  «"io 
Die  Geburt  von  Max  ist  ihr  Urtrauma  U^l  t^^  ^"  bekommen  r^ 
Her  „fremde  Mensch",  der  Fremdkörner    der  r.VI,'  ,  '  ^''"^'"'"Slins, 

Mutter  drängt.  Si.  aber  wollte  der  Mutter  al  e«  ■'  "  '"'  ^"^  '^■•' 
.^ie  wollte  wahrscheinlioii  auel,  den  Vater  verdränT."'  T  -^'^  ^*'"^- 
ein  kastrierter  Knabo:  „Mama  ist  schuldig   dad  ■  1  ^^^  ^^  "'"" 

Binsminger    betont    die    reiche  überdeW       ""  ^^'^'^'"  ^'"-" 
Symbols  und  gibt  wertvolle  Hinweise  auf  die  Fnfl        ü"o    ^^^  -^Iisat?,- 
Der  Erfolg  der  Analyse  war  ein  glänzender  "u  S^'^^^^^-^^olik. 
Behandlung  konnte  Gerda  einen  .Schubladen  betreten       1  o  ^^  "^^^  ^^^ 
Sechs  Woclien  nachlior  verlobte  sie  sich.    Sie  heir  t  f  "  ''^'^^"■ 

auch  viele  andere  hysterische  Symptome.  ^'^^         ^"^  überwand 

Biimranger  faßt  den   Fall   nicht  als  Schubfeti.  1  ■ 
meint:  „Wir  haben  es  hier  mit  einer  einfachen  n,      ,     ""^^^  ^^f.    Er 
indem  der  Stiefel,  speziell  der  Absatz,  nur  den  p    '!'^-™^olik  zu  tun. 
reagiert  darauf,  wie  sie  auf  den  Anblick  eines  P  ^""^  ^'"^^^zt."  Gerda 

WY^ud,   AnalysL.   oin^   Sjöhrieen    Knaben    /  /„„„    !!"  '''^'"■^"   '''^'^^''• 
hchcn  Seele.    Dieses  Jahrbuch.  II,  R..'i.'lfr.  '       ^'    ^'^^   Konflikt«   der   kind- 


Schuhiiägf]  und  Absätze  in  ihren  Bezieliungen  zum  Liebesleben.  aoR 

Das  ist  etwas  ganz  andores,  als  wenn  ein  Schuh  oder  ein  Kleidungs- 
stück einer  geliebton  Person  infolge  der  Sexual  überschätz  im  ■;  zum 
Fetisch  erhoben  wird  und  fürdcrhin  sclbetiindig  sexuell  erregend  wirkt. 
Er  betrachtet  den  Fall  als  ei&en  negativen  Fetischismus  und  reiht  ihn 
den  Fällen  von  Antifetischismus  an,  die  Hirschfeld  beschrieben  hat. 

Ich  bin  anderer  Ansitht.  Wir  haben  es  hier  mit  einem  etwas 
atypischen  Fall  von  Fetisehisunis  zii  tun,  der  durch  eine  gründliclie 
Analyse  geheilt  und  abgebaut  wurde.  Was  wäre  Gerdas  Scliicksal  ge- 
wesen, wenn  sie  nicht  behandelt  worden  wäre?  Hätte  sie  sich  von  ihrem 
psychosexuellon  Infant ilismus  und  ihrer  Fixation  an  die  Familie  be- 
freien können?  Wäre  sie  vielleicht  zuiu  Stiefel  als  Sexualobjokt  zurück- 
gekehrt oder  besser  ausgedrückt:  AVäiv  sie  niclit  dabei  geblieben?  Ihr 
einziges  Interesse  waren  die  Stiefel.  In  ihnen  konzentrierte  sirli  ihr 
Sexualleben  mit  seinen  positiven  und  besonders  negativen  Komponenten 
(Ekel,  Angst,  Scliam,  Grauen  usw.)- 

Sie  zeigt  deutlich  die  Abkehr  vom  Normalen,  die  wir  bei  allen 
Fällen  konstatieren  konnten.  Ich  möchte  micli  nicht  endlos  wiederholen. 
Meine  Leser  finden  in  diesem  Falle  die  ganze  Verdichtung,  wie  wir  sie 
in  dem  vorhergehenden  Schürzenfetischismus  gefunden  haben.  Der  Stiefel 
ist  ihre  Höhe  und  Tiefe,  Gott  und  Teufel.   Sie  hat  die  Weltanschauung 

des  Stiefels  und  des  Absatzes.  »t    .    i.  ■     ■  i     ■ 

Ich  stehe  daher  nicht  an,  den  Fall  als  cm  Musterbeispiel  eines 
echten  Fetischismus  zu  erklären.  Der  Erfolg  der  Therapie  ßn,.s,.a»,.rs 
weist  uns  die  Wege  des  the^vapeutischen  Handelns  in  ahnl.clien  Fallen. 
Mierdings  kommen  die  meisten  Patienten  im  spaten  A It^,-  zu  uns.  Auch 
s  es  viel  schwerer,  erneu  Mann  zu  sexueller  Aktivität  .u  bringen  als 
n  We™  dem  die  Natur  eine  passive  Rolle  bestimmt  hat.  Es  wa,. 
rchtig  zu  wissen,  ob  Gerda  in  der  Ehe  eine  kalte  Frau  geworden  ist. 
Fast  könnte  man  es  befürchten  ...')■ 

"~ -.    ™,    'J^iinksiile  wfahro   ich    von    Hr.  BimKaiißer:    „Ich    hal>B 

.3  ^,       f-V7:rmc      ;ln  und  kaum  ..h.  direkt  von  ihr  .d,.rt.    Id, 
Gerda  seit  der  Analj.e  "'^'^'l     \  ,,,,   „^r   echr   gut.    Borirhte   «andto,     Ilann 

kom.pondic,rt,.  an  angs  ^^  ^  auf'Um«-eg™  zu  Ohren  k.m.  daß  sie  „rd.kfiillig" 
hiirte  ich  langp  mcbt«^  mpln.    »s  ^^^^   ^^^^^^^    ^^^    ^^^^^    ^^^   ^.^   ^^^^^    .cb«crsto 

sei.  Die  Erklärurg  <!afui  omi  ■  ^  ^^^j^^  ^^^^  ^^i,  ^-^^^^  überliaupt  als  ßnbr  minder- 
«.nttäuBcht,  hat  ihr  Vermf)gen  a-rafc  ^_^  ^^^^  ^^^^^^  ^^,^^,j^  ^,^^^,^^  ^.^,^_  ,^.^  fünfiährigcm 
wartige  Persönlichkeit  or^i'.csm  iu^_^^.  ^_  ^^^  ^^^^^^^^  ^^^^  ^.^  Patientin  ..ahst  wieder 
Bestand  geschieden.  Die  Ain  er  ^^^^  ^^.^^^^  geschrieben  liat  infolge-  u «analysierter 
bei    ihrer    Mutter.     Ob    "'^^  ^    .  ^^,„,    „lünnliehon    Gwebicd^t    blieb    ja    leider    un- 

Hemmungen    (ihre   gan^.e  ^"^^^'^      ''^._.  ,^^^  Enttäuschung  und  ihr  Unglück  nicht  mit- 


XIV. 
Maskierter  Sadismus.  (Pars  pro  toto.) 

Wir  haben  in  allen  Fällen  von  echtem  Fetischismus  eine  ausee- 
eprocliene  Beimciigiing  von  Sadismus  konstatieren  können.  Auf  den  ersten 
Blick  sehen  die  Fälle  wie  ausgesprochene  Masoehisten  aus,  Sie  quälen 
sich  und  zwängen  sich  ein,  sie  versagen  sich  die  Freuden  des  Lebens  Erst 
die  Analyse  zeigt,  daß  dieser  Masochisnius  den  Überbau  über  einen  or" 
ginären  Sadismus  darstellt.  Schuldgefühl  und  böses  Gewissen  formen  d  ^" 
Fetischisten  zu  einem  jammervollen  Gebilde.  ^" 

Sein  Leiden  entspringt  einer  schier  unerschütterlichen  Bußtendenz 
Wofür  hat  er  zu  büßen?  Was  ist  die  große  Sünde?  Darauf  -eben  die 
vorhergehenden    Analysen   eine    unzweideutige    Antwort-     D^'e  r    F 
tischiemus     ist     oine     selb std i kti er te     Strafe     iü- 

^-rausame  Einstellungen  und  Phantasien.  Auch  in  dem 
fetischistischen  Ideale  konnten  w.r  überall  die  sadistische  Komponente 
des  Zwanges  nachweisen.  Der  Zwang  muß  unangenehm  und  mit 
Schmerzen  oder  zumindestens  Beschwerden  verbunden  sein  wenn  er 
seinen  fetischistischen  Zweck  erfüllen  soll.  ' 

Der  verkappte  Sadismus  gibt  uns  das  Verständnis  vieler  bisher 
vollkommen  unlosliclier  psychologischer  Rätsel  auf  d^w.  n  l  .7 
Fetisdiismus.  Ich  bin  in  der  glücklichen  Lage  d  'lu™  ^'^'f'  ^'' 
eines  solchen  Falles  vorlegen  zu  können.  Bev-or 'vir  ^T"'  f "^^^'^ 
schreiten,  müssen  wir  uns  mit  der  Kasuistik  dieser  Fnl  T"'^^''^'/'' 
mus  etwas  eingehender  beschäftigen.     Ich  m\]  \n  H  Fetischis- 

Abart.  des  Leidens  besprechen,  weiclie  sich  bishe.  n  t?™  ^^'^''  ^'"^ 
sprochenen  Formen  einreihen  ließ.  Der  Fetischisr  +  '"  ^""^  ^^"^  ^^' 
ganzen  ein  passiver  Charakter.  Er  stiehlt  wohl  SacHr  V""  l'"'^'"  "'''* 
sammelt  allerlei  Gegenstände,  er  läuft  seinem  Oh^lT  '  ^"■"^^^^S'  ^' 
schreitet  sehr  selten  zur  Tat.  er  beschädigt  da.  OV,  ,  7  T  '  ^'"'^  ^' 
begnügt  sich  n.ei.t  mit  dem  Besitze  eines  harmlosent!.^^'  'f '"  ^' 
in  den  meisten  Fällen  mit  dem  Anblick  als  Zünd.fn  f  f  ""  '°^^' 
entflammbare  Phnntasie.  Er  ist  wie  die  meisten  P  ''^'''  ''''^* 

hrecher  ohne  den  Mut  zum  Verbrechen   Seine  ,   '.      .^^  ^'''^'  ^'^  ^^'- 

■    eine  \  erbrechen  sind  Symbolis- 


Maskierter  Sadismus.  .iq- 

meö,  Ereatziiaiidliiugen,  blasse  Schemen  im  Vergleiche  zu  seiner  blut- 
i'iinstigen  Phantasie. 

Mitunter  aber  vergreift  er  sich  am  Körper,  und  zwar  an  einem 
leicht  faßbaren  Teile  des  Körpers.  Haare  und  Zöpt'o  sind  behebte  Objekte 
in  der  Welt  der  Fetischistcn.  Das  Abschneiden  eines  Zopfes  ist  schon 
eine  arge  Beschädigung  des  Objektes,  das  oft  seiner  schönsten  Zier  be- 
raubt wird.  Ebenso  unangenehm  wird  den  Frauen  das  Beschmutzen  und 
Beschädigen  ihrer  Kleider. 

Von  der  letzten  Form  gibt  es  zahlreiche  Variationen.  Im  heurigen 
Jahre  wütete  in  Paris  ein  Mami,  der  eleganten  Damen  den  Pelz  mit  einer 
unbekannten  ätzenden  Flüssigkeit  verbrannte  imd  ganz  wertlos  machte. 
Es  gelang  der  Polizei  niclit,  seiner  habhaft  zu  werden.  Andere  dieser 
aktiven  Fetiechisten  beßprengcn  feine  Toiletten  mit  Vitriol.  Eine  dritte 
Variation  schneidet  mit  kleinen  Scheren  Stücke  aus  Mantel  und  Kleid. 

Alle  diese  Handlungen  werden  mit  großem  Affekte  in  einem  hypo- 
noiechen  Zustande  begangen.  Die  Kranken  Bind  sich  des  sexuellen  Mo- 
tivs der  Tat  meist  nicht  bewußt.  Diese  Beschädigungen  gehen  wie  die 
Diebstähle  im  Gedränge  vor  sich,  in  dem  der  Attentäter  nicht  beob- 
achtet werden  kann,  besonders  an  öllentliciien  Oricn,  in  Theatern, 
Versammlungen,  in  der  Eisenbahn,  im  Omnibus,  ni  der  i:iektri sehen.  Oft 
wird  das  Andrücken  an  das  Objekt  lustbetont  empfunden,  oft  wird  jede 
Lust  geleugnet,  wie  in  dem  Fall  von  Jastrowitz,  der  eigentlich  nicht  in 
diese  Kategorie  gehört,  aber  trefflich  die  i^.ri'egiing  schildert  und  durch 
Fehlen  einer  bewußten  sexuellen  Empfindung  ausgezeiclinet  ist; 

Fall  Nr  58:  Ein  31  Jahre  aRer,  seit  neun  Jaliren  in  guter  Ehe  lebender 
Mann  Vater  von  fünf  gosundcu  KiTidern,  verapürli^  ^eit  einiger  Zeit  die  Sucht, 
sich  Gceiistände.  die  Frauen  geliörteii.  anzuoignon,  ohne  jedoch  dabei  ein 
WoUuet^efülil  zu  emiifinden.  Als  er  hinter  einer  nichts  weniger  als  hübschen 
Dame  süind  eiitwe.ideto  er  ihr  so  das  Poi-t^uioinuiic  aus  der  Tasche  ihres 
Jaketts  Bei  der  Derühning  mit  der  Dame  vibrierten  und  zuckten  seine 
Nerven'  er  hatte  ein  Gefühl  von  Beklemnnmg,  da^  in  der  Unterbrust  auf- 
stieg und  ihm  den  Hals  .a^dmürte.  1>  litt  an  Schauder  ivie  im  kalten 
Wasser  wollte  uin  der  Aufregung  zu  enkeheii,  enien  anderen  Platz  suchen, 
war  aber  im  überfüllten  Wagen  wie  eingekeilt.  Zeugen  bestätigten  seine  große 
\ufre-ung  bei  der  Tat.  Er  hatte  angestrengt  Klavier  zu  stimmen  und  \rar 
infolgedessen  in  einen  Zustand  nervöser  Überreizung  geraten.  Er  wurde 
von  der  Diebstahlsanklage  freigesprochen.  {Jastrowitz,  Deutsche  med. 
Wochenschrift.) 

Der  Schauder  und  das  heftige  Angstgefühl  zeigen,  daß  es  sich 
um  eine  svmbolische  Tat  handelt.  In  der  Phantasie  scheint  dieser  Mann 
viel  weiter  zu  gehen  als  in  der  Wirklichkeit.  Er  nähert  sich  dem  Typus, 
dessen  Taten  ich  „Pars  pro  toto"  bezeichne.  Charakteristisch  für  diesen 
Typus  ist  es  daß  es  sich  um  abgeschnittene  oder  ausgobrochene,  gewalt- 
sam vom  Körper  getrennte  Teile  handelt.  Hier  reihen  sich  die  Nägel- 


398  Fe  tisch  i  Sinns. 


Sammler  ein,  die  einen  Harem  von  abgeschnittenen  Frauennägeln  an- 
legen, die  Sammler  ccliter  und  faleclier  Zähne  und  vor  allem  die  Zopf- 
fetisch isten,  die  wir  als  Typus  dieser  Reihe  etwas  eingehender  besprechen 
wollen. 

Über  einen  solchen  Zopfabschneider  berichtet  Petersen^)   in  der 
„Münchner  med.  Wochenschrift"    (1921): 

Fall  Nr.  59:  „Ein  30j-ihrigor,  unverheirateter  Kaufmann  wurdfi  am 
OBt.™ta,  192Ü  dabei  al.gofaßt,  wie  er  .inen  iungen  Sw^n  Stüc^ 
des  b  onden  Zopfes  abBclinitt.  Der  Zopfabschneider  ist  erblich  '.ehr  bdast^-t 
■Mve:  TaMen  mnd  in  einer  Irren.nstall,  ein  Onkel  ist  blödsinnig,  ein  zweiter 
Saufor.  ^■  un  z.hn  Gosohwistoni  sind  fünf  früh  an  Krän.pfon  gesto  ben"  von  de» 
funl  l.lK.„do,i  ist  eines  schwadismnig  und  vier  augenloideni  D^r  Zop- 
absdinndcr  is  korpt-rlicli  gesund,  geistig  ein  wenig  zurückgobliehen  Vor 
^ohn  Juhron  etürzto  er  in  eine  fünf  Meter  tiofe  Gnibe  auf  den  Kopf  und 
brach  dm  Ann,  der  so  schlecht  verheilte,  daß  der  Kranke  aufs  neue  ins 
Krankenhaus  kam  und  operiert  wurde.  Infolgedessen  litt  er  monatelan?  ^r. 
großer  ICrreguriK,  iiianKLdndem  ScLlaF.  Während  des  Krieges  war  er  voll^ 
vier  Jahre  im  Felde  und  nahm  an  27  Gefechten  bzw.  Schlachten  teü  ohn<^ 
schwerer  verwundet  zu  werden.  In  bezug  auf  seine  Paraphilie  machte  er 
iolgendo  Angaben:  Ale  achtjähriger  Junge  mußte  er  Unsere 
Zeit  hindurch  regelmäßig  in  einer  Wirtschaft  Essen 
hi.lon.  Hier  sah  er  immer,  wie  ein  glei  ch  altr  i  g  es  blon  de 
Madchon  frisiert  wurde.  Das  Verlangen  nach  dem  Mädchenhaa'r 
steigerto  sich  allmählich  immer  mehr,  so  daß  er  oft  tagelang  phvsisch  und 
psychisch  aus  dem  Gleicligewicht.  war.  wenn  er  Blondinen  gegehen  hatte- 
Schlailosigkeit,  Erregtheit.  Angstgefühle,  Kopfschmerien,  Herzbeschwer- 
den usw.  hemmten  dann  seine  Arbeitskraft  so,  daß  er  seine  Geschäft«- 
hiiduT  unoidoiillif^li  Fülirle  und  Auseinandersetzungen  mit  seinem  Chef  der 
sonst  mit  ilirii  zufrieden  war,  bekam.  ' 

Niemand  ahnte  etwa«  von  seiner  Paraphilie  und  seinen  inneren 
Kämpfen  -  bis  zu  jenem  Ostersarastag  1920.  Er  hatte  an  diesem  Tag  nach- 
mittags eine  halbe  J  lasche  Wem  in  einem  Restaurant  Pot,-,.„i-,  j  i 
als  er  auf  die  Straße  trat,  gleich  ein  blondes  MädS  Da  ka^  d^  V'''. 
nach  dem  Besitz  der  Haare  mit  solcher  Gewalt  über  ihn  d  f  i' 
ohne  sich  seines  Verlangens  oder  irgendwelcher  Gegenvo;stell^cnTwußt 
zu  werden,  zirka  10  Zentimeter  vom  Zopfe  mit  einer  o-™kv,  r  "*''-"  '^^"'^^ 
schere  abschniU,  dabei  aber  sofort  verhaftet  wurde  wX  a  f  H  wT 
noch  bei  seinen  spilte'ren  Vernehmungen  oder  Untersuchungen  "h  i  ^^"^^ 
über  dio  Motive  seines  Handelns  aussagen  können-  hfitnmV  ^'"  ,^^ 
wenn  aneli  der  Alkohol  seine  lähmende  AVirkune  a^f  i i  "'^'"  5  "'''^' 
mag.  Er  gab  stets  nur  an,  daß  dio  Begierde  nach  den  SV"^^" 
plötzlich  mit  solcher  Intensität  über  ihn  gekommen  sei  Ifl  -,?  '^^^*'" 
unter  einem  Zwang  stehend,  gehandelt  habe;  er  hätteTcT^'r  .n  °''  '''''' 
daß  er  in  dem  Augenblick  so  hätte  handeln  müssen                            ^^^^''^• 

Das  Schöffengericht  ventrteilto  ihn  zu  einem  Mnn-,f  r  t 
in  dem  Zopfabschneidoii  eine  körperlidio  Mißhandiune  >n  h  ,     ^"^^'S'  ""ß'' 
liehen  Werkzeugs  und  ein  hinterlistiger  Überfall  zu  erbl  Tr     *'"^  ^^^^^'^ 

"üLKen  sei;  mit  dieser 


')  Ein   TiOptahsrhrnklBT.   Jg.  69,   Kt.U. 


Maskiertor  Sadismus.  „qq 

Entetoliung  sei  eine  schmerzliclie  Kmpfindung  unvermeidlich.  Die  Berufunee- 
Instanz  konnto  sich  alici'dings  von  dieser  „schmor zlichisn  Empfindung"  nicht 
überzeugen,  nahm  ebenMls  —  das  ist  die  ühliche  juristische  Auffassung  — 
'eine  Korpürverlotziing  mittels  eines  gefiihriichon  Werkzeuges  an  und  ver- 
urteilte ihn  inl'ulgü  geistiger  Mindei'wertigkeit  zu  einer  Geldstrafe. 

In  der  Krankengeschichte  des  Zopf  abschnei  dcrs  ist  die  schwere  erb- 
liche Belastung  sehr  aulfallend.  Auch  die  späteren  äußeren  Lebensechicksale 
des  jungen  Mannes,  der  Unfall  und  vor  iUlem  die  Teilnahme  an  zahlreichen 
Schlachten  sind  gewiß  nicht  ohne  Einfluß  auf  sein  Nenonsysteiu  geblieben, 
dürften  dasselbe  vielmehr  ernBtlich  erschüttert  und  soino  psycliische  Wider- 
standskraft herabgesetzt  haben.  Zu  beachten  ist  fenior  seiuü  Angabe  über  das 
erste  Auftreten  des  Tj'iobis  in  den  Kinderjahren  und  die  allmähliche  Entwick- 
lung desselben:  man  ist  —  ohne  die  Pöychanalyse  anzuwenden  —  selten  in  der 
Lage,  die  cipten  Anfänge  der  Perversion  so  genau  feststellen  zu  können,  wie 
gerade  im  vorliegenden  Fall.  Von  Interesse  ist  auch  die  Schilderung,  wie  der 
Kranke  bei  der  Begcliung  der  Tat  von  seinem  Trieb  einlach  üben-umpeJt 
wird,  dei'  su  ur]ilotalich  und  i^ugleich  in  solcher  Stärke  auftritt,  daß  jeden- 
falls „zur  Zeit"  der  Begehung  der  Ilandhmg  das  klare  Bewußtsein  getrübt 
und  die  fi'eie  Wiilcnsbeetimmung  beträchtlich  eingeengt,  wenn  nicht  ausge-  ? 

schaltet  waren;  es  ist  wie  eine  vorübergehende  seelische  Störung,  wo  die 
jahrelangen  Hemmungen  der  Erziehung,  Bildung,  Religion,  des  Standes  usw. 
einfach  über  den  Haufen  geworfen  worden,  und  der  Naturtrieb  in  seiner  Ur- 
gewalt —  wie  ein  Bergstrom  —  alle  bisherigen  Sehranken  zerbricht. 

Hervorzuheben  wäre  noch  die  Tatsache,  daß  vi-  beim  Anblicke  des  acht- 
jährigen -Mädchens  eine  heftige  Erektion  hatte.  Später  onanierte  er  immer, 
nachdem  er  Blondinen  gesehen  hatte. 

bemerkenswert  ist,  daß  er  aus   religiösen   Motiven 
keinen  Beischlaf  ausübte,     währondersich    die    Onanie      ■ 
gestaltete,  ein  Phänomen,  das  wir  bei  so  vielen  Fetischisten  beobachten 

konnten. 

Nach  der  Verurteilung  wurde  er  einer  hypnotischen  Behandlung  unter- 
zogen, welche  vollen  Erfolg  hatte. 

Der  Mann  Iia-t  vor  einem  Vierteljahr  geheiratet.  Er  soll  derzeit  voll- 
Btändig  normal,  ein  braver  Ehemann  sein,  ohne  irgendein  Interesse  an  den 
blonden  Haaren  fremder  Mädchen  und  Frauen. 

So  \veit  der  Bericht.  Es  ist  natürlich  sehr  fraglich,  ob  das  Mädchen 
mit  den  blonden  Zöpfen,  das  er  im  achten  Lebensiahre  sah,  in  der  Tat 
der  e  r  s  t  e  bestiramondc  Eindruck  gewesen  ist.  Wir  müssen  annehmen, 
daß  das  ZopFabschneiden  tiefer  determiniert  ist  und  vielleicht  auch  mit 
dem  Kastrationekonipicx  zaeanimenhängt.  Leider  ist  es  mir  nicht  ge- 
lungen eines  solchen  Falles  für  die  Analyse  habhaft  zu  werden.  Aus- 
gezeichnet ist  das  Übenvältigendc  der  Impulse  dargestellt.  Er  geht 
angeblich  aus,  ohne  die  Abeicht  des  Zopf  abschnei  dcns  zu  haben.  Doch 
das  stimmt  mit  vielen  anderen  Beriditen  nicht  überein.  Viele  dieser 
Zopfabschneider  tragen  immer  eine  kleine  Schere  bei  sich.  Allerdings 
kommt  es  auch  vor,  daß  der  Impuls  zu  Hause  auftritt,  dann  erst  die 
Schere  ergriffen  wird,  um  mit  ihr  wegzurennen  und  die  Tat  auszuführei^ 


;^*»— 


400 


Fetischismus. 


Einen  anderen  Fall  entnehme  ich  der  Sammlung  von  Krafft-Ebing: 
Fall  Nr.  GO:  Ein  Zopfabeclineider,  P.,  40  Jahre,  Kunstsehlosser   ledig 
sUiimit  von   einem   Vater,   der   tßmporiir  iri-siimig   ^-ai-,   und  von  einer  selir 
nervösen  Mutler.  Kr  entwickello  eich  gut,  war  intelligent,  aber  früh  mit  Tics 
und  Zwangsvoretellungen  behaftet  gewesen.  Er  hatte  nie  masturbiert    Hebte 
platoniBch,     trug     sich     öftere     mit     Heiratsplanen,     koitierte     nur 
«elten  mit  Freudenmädchen,   fühlte  sich  aber  vom  Ver- 
kehr m  1 1  b  o  1  ch  en  n  i  e  b  ef  r  i  edi  g  t  eh  er  an  g  ewide  rt    Vor  etwa 
drei   Jahren   trafen   ihn   schwere   SchiclcsalBschläge   (finanzieller  R„;ii1   ,>r^? 
machte    er    überdies    eine    fieberhafte    Krankheit    mit    Delir    durch      T)\Z 
Uinstiindo  scliädigten  schwer  iW^  Zentnünei'ven.'ivrik'm  dos  r^rhlinV,  n  i     TI 
Am  Abend  des   18.   Auguei  1.S9  wurde  P.   auf"  dem  ^0^10   in  Sr^^^^^^^  ■ 
flagranti  verhaftet,  als  er  im  Gedränge  einem  jungen  Mädchen  .ior^  7 , ,. 
geschnitten  hattx>.    Man   verlmftele  ilm    mit  den»   Zop     hider  W     ? 
Schere  in  der  Tasche.    Er  en  Schuld  igte  sich  mit  momL^et  Sinnel..r 
rang,  imBOhgor,  uiibezM-inglitliBi-  Leidonscliaft,  gab  m    daR  n  J\.T  Tn     , 
Zöpfe  abgeachrntta  hatü,,  „ie  er  daheim  in  ^.l,^,:;  EalüZ  "„aS^: 

F.  gibt  an,  daß  er  seit  drei  Jahren,  wenn  abends  allein  im  /■ 
sich   unwohl,  ängstlich,   erregt  und  schwindlig   fühlte  und  dann  vom  DrT^ 
hem.ge.ucht  wurde    Frauenhaar  .u  bete^ten.    Als  er  gelegeotlieh  den  S 
.unea  jungen  Madchens  wirkbch  m  der  Hand  halten  konnte     Hbidine  valdn 
excitatus  est  ncquc  airiplms  pueUn  tacta,  erectio  et  eiaculatio  evenit    Heim 
gokehrt,  schämte  er  .sich  des  Vorfalles,  aber  der  Wunsch,  Zöpfe  zu  besitzen 
imgomein   wollüstig   betont,  wurde  immer  mächtiger  in   ihm.    Er  wunderte 
sich  sohl'  darüber,  daß  or  doch  früher  beim  intimsten  Verkehr  mit  Weih 
iiio  etwas   dorai't  empfunden   halte.    ICinos    Abends   konnte  er   dem   Dran' 
nicht  widerstehen,   einem   Mädchen    den    Zopf  abzuschneiden.    Daheim    m't 
dem  Zopf  in  der  Iliind.  wiederholte  sich  der  wollüstige  Vorgang     Es  7'w    ' 
ihn,  mit  doui  Zopf  über  seinen  Körper  zu  fahren,  seine  Genitalien  dar  '     °^ 
wickeln.    Endlich  ganz   erschöpft,  schämte  er  sich,  getraute  sich  w"'^h"  ^A 
einiger  Tage  gar  nicht  auszugehen.    Nach  Monaten  der  Ruhe  trieb  ^     -^ 
wieder,  Frauenhaar,  gleichgültig  wem  gehörig,  unter  die  Hände  ?»  K„i.  ^ 
Gelangte  er  zum  Ziel,  so  fühlte  er  sich  wie  besessen  von  einer  fih.m  f-  IT"" 
Gewalt,    außerstande,    seine  Heute  loszulassen.    Konnte    er  den  r"" 
seiner  Begierde  nicht  erreichen,  so  wurde  er  tief  verstimmt  .^^^"ätand 

mächtigen  Orgasmus  und  befriedigte  sich  durch  MaEturbatin/'^?"%  '  '" 
Auslagekästen  der  Friseure  ließen  ihn  ganz  kalt  Es  mußten  r  T^  l^  ^®" 
Frauenspei-son  herabhängende  Zopfe  sein.  "  ^  °"i  ^.opf  emer 

Auf  der  Höhe  seiner  Zopfattentate  will  er  iewpil=  in  .r.^  i,      1. 
gewesen  sein,  daß  er  mir  unvollkommen   Apperzentiou   LTa        ^'''^e«ng 
innenmg  hatte  von  dem,  wa.  un.  ihn  her  voSf  Seh.lH       ^^'^."^^f^^äß  Er- ^ 

den  Zopf  berührte,  kam  es  zur  Erektion  anJim^Io^  I^'ai  '^  ^"Y'" 
zur  Ejakulation.  -^loment  des  Absehneidene 

Seit  seinen  Sehicksalsschlägen  vor  etwa  3  Jahrer.  «7iii  ..    , 

schwach,  geistig  rasch  erschöpft,  von  Schlaflosigkeit  und  u=irfr^^^^^"T 
schrecken  heimgesucht  sein.    P.  bereut  tief  seine  steicbe.     ''''^^^'^'™  ^"f' 


Maskierter  Sadismus. 


401 


Man  fand  bei  ihm  nicht  bloß  Zöpfe  vor,  sondern  auch  eine  Menge  von 
Haarnadeln,  Bänder  und  andere  weibliche  ToilettegegenstÜnde,  dio  er  sicli 
hatte  schenken  lassen.  Kr  hatte  von  jeher  eine  walire  Manie  gehabt,  derlei 
zu  sammeln,  nicht  minder  Zeitungen,  Holzstiickchen  und  anderen  ganz  wert- 
losen Kram,  von  dem  er  nie  hatte  lassen  wollen.  Auch  hatte  er  eine  sonder- 
bare, ihm  ganz  unerklärliche  Sciieii,  eine  gewisse  Straße  zu  jmssieren;  macht43 
er  einmal  den  Versuch  dazu,  so  wurde  ihm  ganz  unwohl. 

Das  Gutachten  erwies  den  Hereditarier,  den  zwangj näßigen,  impulsiven, 
entschieden  unfreien  Chai'akter  der  inkriminierten  Akt«,  welche  die  Bedeutung 
einer  Zwangshandlung,  hervorgerufen  durch  eine  mit  abnormen  Bexuellen 
Gefühlen  übermächtig  betonte  Zwangsvorstellung  haben.  Preispruch. 
IrrenliauB.  (Voisin,  Soquet,  Motei,  Annales  d'hygiene,   1890  .\pril.) 

In  diesem  Falle  sehen  wir  die  uns  bekannte  Ersfheiining  des  Ekels 
vor  dem  Weibe.  Patient  koitiert  selten  und  ist  beim  Koitus  nicht  be- 
friedigt, eher  angewidert.  Er  zeigt  den  charakteristischen  Haremskult, 
der  sich  aher  nicht  allein  auf  Zöpfe  erstreckt.  Die  Tat  geht  in  einem 
hyponoieclion  Zustande  vor  sich.  Der  näcliste  Fall  ist  teils  von  Lepp- 
mann,  dem  ausgczciciiiieton  Keiuior  dieser  .Materie,  teils  von  Wvlffen 
bearbeitet. 

■     Derselbe  sei  erst  aus  der  Ärztlichen  Sachverständigenzeitung  in 
extenso  wiedei'gegGben.   (A.  Leppmann.) 

Fall  Nr.  61;  Der  zurzeit  23  Jahre  alte  Student  A.,  erblich  schwer  be- 
lastet, ist  beschuldigt,  hn  Laufe  des  vorigen  November,  Dezember  und 
Jänner  weiblichen  Personen,  insbesondere  Kindern  und  halbwüchsigen 
Mädchen,  die  Zöpfe  auf  der  Straße  abgeschnitten  zu  haben.  Ziii-  Anklage 
stehen  Ifi  Fälle,  es  wurden  in  seinem  Hause  31  Zöpfe  verwahrt  gefunden. 
Die  Erklärung,  H'elche  er  bei  der  Polizei  über  die  Ureaehe  seines  seltsamen 
Vorgehens  abgab,  stimmt  ganz  mit  den  Angaben,  welche  er  mir  über  sein 
Geschlechtsleben  machte. 

Er  war  immer  trüumei'isch,  still  und  verschlossen.  Trotzdem  er  ein 
guter  und  selbstloser  Sohn  war,  trotzdem  er  von  Freunden  und  Verwandten 
wohlgehtten  war,  hat  er  über  sein  Fühlen  sich  nie  mit  jemanden  aus- 
gesprochen. Auch  seine  Freunde  traten  ihm  in  dieser  Beziehung  nicht  näher. 
Er  machte  nie  den  Eindruck  der  Selbstgefälligkeit,  sondern  nur  der  größten 
Bescheidenheit,  so  daß  sein  Verteidiger  Zuschriften  von  urteilsfähigen  Per- 
sonen der  besten  Gesellschaft  hat,  daß  denen,  die  ihn  kanulcn,  sein  Handeln 
ein  Rätsel  ist. 

In  der  letzten  Zeit,  wohl  nach  einer  Seereise,  ist  er  sogar  auffallend 
still  gewesen.  In  der  Unterhaltung  ließ  er  ein  einseitiges  Intei-osse  für  mathe- 
matische und'  technische  Probleme  erkennen.  Für  Literatur  und  öffentliches 
Leben  hatte  er  weniger  Interesse.  Beim  gesellschaftüchon  Verkehr  erschien 
er  in  der  leitzton  Zeit  auffällig  interesselos.  Im  Schachspiel  gelang  es  ihm  nicht 
mehr,  die,  denen  er  sonst  gewachsen  war,  zu  besiegen. 

Niemals  zeigte  er  eine  Spur  von  Sinnlichkeit.  G-e- 
sprächö  über  Mädc  hien,  beziehungsweise  über  ge- 
ßchleehtliche  Dinge  interessiertea  ihn  gar  nicht.  Er 
trat  auf  Wunsch  seines  Freundes  E.  in  einen  Studentenverein  ein,  welelier 
da&  Keuechheitsprinzip  zur  Bedingung  der  Mitgliedschaft  macht.  Er  erklärte, 

Stakel,  StürnaeifU  des  Tri«b-  und  AffiiktlubenB.  VU-  26 


±02  FetiscliiüinuE. 

daß  es  ihm  gar  nicht  schwer  falle,  ein  diesbezüglichee  Vorsprechen  zu  geben. 
Er  zeigte  aber  nie  irgendeinen  Fanaütjmus  bei  der  Hesprechung  des  Prinzips. 
Ein  einziger  Vorfall  ist  den  Freunden  jetzt  nachträglich  als  ungewöhnlich 
aul'gel'allcn.  Als  er  bei  einem  studentischen  Feste  sich  gegen  seine  sonstige 
Gewohnheit  einmal  berauscht  hatte  und  von  seinen  Freunden  nach  Hause 
gebracht  wurde,  öffnete  ihm  die  Wirtin  die  Tür.  Da  sprang  er  auf  sie  zu 
und  begann  sie  an  den  Haaren  zu  zausen. 

Die  Befragung  der  Mutter  spezieU  über  nervöse  Symptome  ergab 
folgendes:  Robert  A.  hatte  immer  einen  leisen  Schlaf,  öfter  war  er  echlaf- 
loE.  Er  klagte  schon  als  Kind  liiiufig  über  Kopfschmerzen.  Spontane  Ohn- 
mächten oder  Schwindelzustände  hatte  er  niemals  gehabt,  wohl  aber  ist 
er  oft  in  Ohnmacht  gefallen,  wenn  er  Blut  sah.  Auch  konnte 
er  mit  hängendem  Kopfe  nicht  turnen,  ohne  schwindlig  zu  werden 

Über  sein  Innenleben,  namentlich  Über  die  Ursache  seiner  "stiUc  und 
VerBchiossenheit  berichtet  er  folgendes: 

Soweit  er  zurückdenken  könne,  habe  er  immer  ein  gewisses  Gefühl  des 
Druckes  und  der  Verstimmung  gehabt.  Er  habe  dabei  immer  die 
Empfindung  gehabt,  als  ob  er  auf  jüngere  Personen 
sowohl  auf  männliche  wie  auch  auf  weibliche  keinen 
Eindruck  mache,  als  ob  er,  wie  er  sagt,  bei  ihnen  nicht  durchdränee 
obgleich  er  sich  innerlich  sehr  viel  zutraute,  ja  sogar  zu  Großem  h&- 
rufen  fühlte.  Dieses  Gefühl  der  Verstimmung  habe  zugenommen  nach- 
dem er  sich  während  seiner  Seereise  und  dann  bei  der  Examenarbeit  sehr  an- 
gestrengt habe.  Freier  gefühlt  habe  er  sich  nur  im  Verkehr  mit  älteren 
Personen. 

Eine  sinnliche  Regung  zu  Personen  anderen  Ge- 
schlechtes habe  or  nie  empfunden.  Es  sei  ihm  dies  recht  klar 
geworden,  als  in  dem  Verein  Ethoe  über  die  Schwierigkeit  gesprochen  wurde 
geschlechtlichen  Anfechtungen  zu  widerstehen.  Er  habe  damals  aus  ehrlicher 
Überzeugung  gesagt,  für  sich  könne  er  garantieren,  und  habe  gar  nicht  be- 
griffen, daß  auf  andere  die  Versuchung  so  stark  einwirken  könne.  Er  habe 
auch  niemals  männlichen  Personen  gegenüber  etwa  irgendwelche  sinnliche 
Regungen  gehabt.  Er  sei  auch  niemals  dazu  gekommen,  recht  darüber  nach- 
zudenken, wie  wahrscheinlich  es  sei,  daß  in  seinem  geschlechtlichen  Fühlen 
etwas  Abnormes  stecke,  da  es  wohl  von  dem  der  anderen  wesentlich 
schieden  sein  müese. 

Über  dieses  Fühlen  berichtet  er  folgendes: 

Schon  in  seinem  achten  Lebensjahre  ungefähr  hätten  die  Haa 
Freundin   seiner   Schwester  sein   Wohlgefallen  und    wi^^  ^^°^^l 


von  den    Maaren    der    bchwester    welche    ah,         s-^-vebon. 

So  sei  er  frühzeitig,  wohl  im  12.    oder  13.  Lebensjahre  zur  Onan^'  ^  'l "  ^  '  "" 

indem  er  in  den  Gedanken  an  schöne  Haare  mit  seinem  aiS        f?"'""'™' 

unterläge  rieb.  Mit  den  Händen  habe  er  niemals  on^t'^f  '^1  ^'\  ^ett- 

Tührung  seines  Gliedes  unbehaglich,  ja  ekelhaft  gewZn     \V^  t^  ^^ 

welche  er  später  in  seinen  Besitz  bekam,  habe  er  niem.l!  «-.       '''  t^  ^^*^' 

in  Berührung  gebracht.  Dieselben  seien  ihm    wieT      i  ""''"'''  Genitalien 

.gewesen.  Er  habe  sie  um  seinen  Kopf  gewunden  \Z  ^^^'  ^"  ^^'^'S  dafür 

■sich  auf  dieselben  gelegt.  In  früheren  Sn  s"' d^' Cnf !"  .'^^'''.''" 

"'-^  "-Tang  nach  derartiger 


Maskierter  Sadismus.  4Qy 

geschlechtlicher  Erregung  seltener  geweßen,  Heftiger  sei  er  geworden  nach 
seiner  Schiffsreise  und  n;u;li  der  Vorbereitung  zum  Vorexanien,  also  nach 
geistigen  und  körperlichen  Anstrengungen.  Er  liahe  den  Drang  bekomTnen, 
sieh  durch  Absehneiden  von  Zöpfen.  Material  für  seine  geschlechtlichen  Phan- 
tasien zu  verschaffen.  Der  Gedanke,  daß  er  dadurch  der  von  ihm  ange- 
griffenen Pereon  einen  Schaden  zufüge,  sie  in  ihrem  Aussehen  schände  oder 
beeinträchtige,  sei  ihm  nie  gekommen.  Er  habe  niemals  etwa  eine  Gcschlechts- 
erregung  sieh  dadurch  erzeugt,  daß  er  sich  in  die  Situation  versetzte,  jemanden 
au  peinigen.  Die  Personen,  welche  die  Haare  trugen,  seien  ihm  völlig  gleich- 
gültig gewesen.  Essei  ihm  egalgewesen,  ob  os  alte  oder  junge 
gewesen  seien.  Er  habo  sich  an  Kinder  und  Halberwachsene  deshalb 
angedrängt,  weil  sich  bei  diesen  am  ehesten  geflochtene  und  herabhängende 
Zöpfe  fanden,  deren  er  habhaft  worden  konnte.  Im  Momente  des  Absehneidens 
schon  habo  er  einen  wollüstigen  Kitzel  empfunden.  Das  wesentliche  sei  absj- 
immer  dann  das  Kosen  mit  den  Haaren  gewesen. 

Die  Sucht,  in  seiner  Weise  zu  onanieren,  habe  sich  im  vorigen  Jahre 
60  gesteigert,  daß  er  es  täglich  wohl  zweimal  getan  habe.  Dabei  habe  er  sich 
in  seinen  Gedanken  eine  Phantasiewelt  aufgebaut.  Er  habe  sich  in  die  Idee 
eingeträumt,  das  heißt  bei  wachen  Sinnen,  er  sei  ein  mächtiger 
Mann,  der  ein  kostbares  Schloß  auf  einer  Insel  besitze.  Er  habe  auch  die 
Gabe,  eich  unsichtbar  zu  machen,  und  könne  sich  auf  diese  Weise  aus  allen 
Ländern  Mädchen  mit  schönen,  das  heißt  namentlich  mit  blonden,  trockenen 
Haaren,  auf  sein  Schloü  holen. 

Diese  müßten  ihn  bei  Tisch  bedienen  und  dann  eehuitt  er  ihnen  die 
Haare  ab  und  ließe  sie  ziehen.  Dieee  Haare  benütze  er  dann  zu  seiner  ge- 
Bchlechtliclien  Erregimg  und  namentlicli  wollüstig  wirke  auf  ihn  der  Ge- 
danke, er  könne  sich  einen  ganzen  Saal  mit  solchen  Haaren  ausUpezieren 
lassen.  Auch  hier  sei  ihm  nie  der  Gedanke  gekommen,  daß  das  Bedienen 
etwas  Unwürdiges,  Demütigendes  für  die  Mädchen  sein  solle. 

Sein  Drang  nach  dem  Besitz  von  Haaren  sei  eehließiich  eo  stark  ge- 
worden, daß  er  überzeugt  sei,  wenn  er  nicht  entdedit  und  verhaftet  worden 
wäre,  hätte  er  immer  wieder  versucht,  solche  an  sich  zu  bringen.  Jetzt  sei 
er  gleichsam  wie  aus  einem  Eaueehe  aufgewacht.  Jetzt  habe  er  das  erste 
Mal  über  eich  und  sein  Tun  nachgedacht  und  meint,  er  werde  sich  beherrschen 
können.  Er  könne  eich  keine  Selbstvorwürfe  über  das,  was  er  getan  habe, 
machen,  er  könne  nur  sagen,  daß  er  wie  ein  Kind  ohne  Erkenntnis  und  Ver- 
ständnis in  seine  Ideenkroise,  die  er  jetzt  als  verrückt  bezeichnet,  gebannt 

gewesen  wäre.  ,->    .     .^        j 

A.  wurde  unter  Anklage  gestellt,  aber  auf  Grund  eines  Gutachtens  der 
psychiatrischen  Sachverständigen,  die  ihn  ale  geisteskrank  bezeichneten,  frei- 
gesprochen. Während  des  Verhörs  hattö  der  Vorsitzende  A.  gefragt,  ob  er 
für  die  Zukunft  eine  Garantie  dafür  übernehme,  daß  er  keine  Zöpfe  mehr 
abschneiden  werde.  A.  antwortete:  „Eine  Garantie  könnte  ich  nicht  über- 
nehmen. Der  Trieb  ist  bei  mir  stärker  als  der  Wille."  Das  hat  sich  nun 
wirklich  gezeigt.  Nachdem  er  aus  der  Heilanstalt  als  geheilt  entlassen  worden 
war  siedelte  A.  nach  Hamburg  über,  und  dort  fiel  er  wieder  seinen  perversen 
Keigungen  zum  Opfer.  Sieben  Hamburgerinnon  beklagten  den  Verlust  ihrer 
ecliönen  blonden  Zöpfe.  Über  sein  Sexualleben  machte  er  dem  Sachverständigen 
folgende  die  früheren  Auefühningen  ergänzende  Angaben,  die  einen  vollen 
Einblick' in  den  patbologischen  Seelenzustand  des  Zopfabschneiders  gewähren. 
Was  ihn  eigentlich  zum  Abschneiden  der  Haare  bewegt  hat,  sei  ihm  früher 

26* 


404  FetiscbiBBouB. 


überhaupt  nicht  klar  gewesen.  Das  Haar  allein  sei  es,  was  er  liebe  nicht 
auch  die  Person,  der  es  gehörte.  So  sei  es  ihm  auch  erklärlich,  daß  er'  seiner 
Schwester  Haare  abgeschnitten  habe.  Auf  der  Schule  hätte  er  den  Mädchen 
■wie  es  auch  die  anderen  Jungen  getan  hätten,  den  Hof  gemacht  sexuelle  Vor- 
Etellungen  und  Gefühle  hätte  er  dabei  nicht  gehabt,  auch  nicht'  als  er  einmal 
einem  jungen  Mädchen  einen  Kuli  gegeben  hätte.  Von  früh  ak  habe  er  von 
Haaren  und  Zöpfen  gott'äumt. 

,    Auch  jetzt  träume  er  öfters  derartiges,  von  einem  lebhaften  Traume 
könne  er  noch  jetzt  Mitteilung  machen: 

Er  sei^  in  einer  einsamen  felsigen  Gegend  mit  viel  Gestrüpp  Ge- 
wesen.   In  diesen  Felsen  seien  viele  verschlossene  Höhlen  r-pw^-«^    ,T 
den  Höhlen  hätten  Mädchen  mit  blonden  Zöpfen  gestandet  iuZzöZ 
hatten  bchlussel  zu  den  Hohlen  gesteckt.  '-"pii-u 

_  Schün  in  der  Kinderzeit  hätte  der  Zopf  in  seinem  Leben  eine  Eolle 
gespielt.  Wann  zum  ersten  Mal  ein  se.vueiles  Fühlen  dabei  aufgetreten  sei 
wisse  er  nicht,  es  sei  ihm  das  auch  nicht  bewußt  gewesen,  als  er  den  Zopf 
abschnitt  hs  sei  wohl  mehr  ein  körperliclies  Drängen  gewesen  dem  er  nach- 
gegeben habe,  ohne  zu  wiesen,  «^orum  es  sich  handle.  Aufgeklärt  üher 
sexuoll.  l.mge  sei  er  erst  eigentlich  durch  den  ersten  Prozeß  geworden  Mit 
einem  weibhclien  Wesen  habe  er  nie  sexuell  verkehrt  er  hab  "  l 
entfremdet     und     abgestoßen     gefühlt      sohalH  ^^^ 

jemand    wußte,    daß    er. mit    W  e  i\ern    U  m  gang    h  a  b       'b7 
aonders   widerwärtig  eei    es    für    ihn    gewesen    w 
.otiger  Weise  über    derartiges    g  e  sp/o  den   w  ur  d     "n  " 
halb  sei  er  ai.ch  m  den  Verein  Ethos  eingetreten.  Nach  seiner  P,-il     iT^'' 
in  B.  halte  er  den  festen  Vorsatz  gehabt,  seinem  nnnatüSien  Dr  ?  .? 

mehr  naclizugeben.  Ein  Jahr  sei  ihm  das  gelungen  im  ahreq??' "^'^^ 
aber  wieder  rückfitUig  g..wurden.  Er  fürchte,  diesem  unSrl  ^^"-  T 
nicht  mehr  widerstehen  zu  können,  er  wolle  iede^^fr^  t^'*'"  ^"'"^^ 
auch  immer  sie  komme.  Hier  in  der  Anstalt  fühle  er  ZI  ",'"^™^°'  """^  ^o 
sei  er  aber  n.ch  nicht  gekommen.  Er  frage  sich  immer  J'h""°'"'  "^•"  ^''^'' 
einziehen  werde  iu  seine  ringende  Seele,  Im  SommeTseml."''  T"  ^""^' 
allein  in  Hr.  und  ganz  auf  sich  angewiesen  gewesen  D-)  "■  '^  .  -^^^'^  sei  er 
mit  ihm  geworden.  Er  hätte  geahnt,  daß  er  bei  dem  T  h  ^  Nieder  schlechter 
Festes  leicht  wieder  einige  Zöpfe  abschneiden  könne  ,i  '^'^i  ^'^'^'^  *^"^^ 
Wochen  vorher  beschäftigt  und  gequält    Seit  BeriirV'  tT  '^^  ^*^^™ 

auch  nicht  einmal  eine  Nagelschere  im  Besit?.  gehabt  Fi  ^^  ^*^'"^  Schere, 
dem  Feste  sei  er  zweimal  vor  einem  Laden  auf  und  \  ^^  '^^^^  ™^ 

mit  eich  gekämpft,  ob  er  eine  Schere  kaufen  soU^  .h'"^^^^"^^"  ^"^  ^^^^ 
habe  er  sich   beherrschen  können.    Einige    Tag  -        '    ^'^''^i^'^l''-'^ 

sich  doch  eine  Schere  gekauft  und  das  sp-^^^^^r  ^'^^'^  ®^ 
Wösen,  jetzt  sei  die  Erregung  immer  stärker  geworden  ^^?  Verderben  ge- 
Schere wegwerfen  wollen,  halie  es  aber  nicht  eetan  "^^  die 
er  auch  trotz.  Schere  seinem  Z  watige""'- ^JI  ^  ^^  ^^"'  '^^^'^ 
und  es  sei  eo  einfach  gewesen,  sich  selV*-  nachgebe, 
ee  sei  eine  Nagelschere,  die  er  doch  br  ^  h  '^'^•'^ulngen, 
sei  er  allein  durch  die  Straßen  geirrt,  habe  nur  auf^Z'^^f  "  ^"^  Festtage 
achtet,  etwaigen  Bekannten,  die  er  zufällig  traf  sei  °k  """*  Haare  ge- 
Wogo  gegangen,  Trotz  großer  Erregung  habe  er  L^h  ^^'*'^^^''^^  aus  dem 
herrschen  können.  Aber  am  nächsten  Tage  sei  er  e  l  ^"  ^^^™  '^^®  ^'^■' 
:.        .                                                                erlegen.    Abends  sei  eine 


Maskierter  Sadismus.  405 

große  Ovation  vor  dem  SchloiJ  gewesen,  dort  liabe  or  verschiedene  Zöpfe 
abgeschnitten.  Beim  ersten  sei  es  ihm  nicht  völlig  gelungen,  ihn  durch- 
zuschneiden, da  er  zu  dick  und  zu  üppig  war,  der  zweite  sei  ihm  gleich 
entfallen.  Dunn  stieß  er  auf  ein  größeres  Mädchen  mit  wundervollem,  ge- 
löstem, autfallend  langem  Haar,  das  Haar  wallte  in  wunderbarer  Weise  bis 
zu  den  Knien.  Bis  /-um  äußorrilon  war  er  erregt.  Er  griff  hiuein  in  die  Fülle, 
da  zieht  das  Mädchen  seine  ganze  Pracht  nach  vorne  über  die  Schulter.  Das 
sei  ein  harter  Schlag  gewesen  und  doch  habe  er  sich  nicht  von  der  Stelle 
gerührt,  denkend,  sie  würde  das  Haar  wieder  zurücklegen.  Als  er  dann  sah, 
daß  damit  doch  nichts  würde,  habe  er  sich  losgerissen  und  weiter  gespäht, 
doch  alle  halten  ihr  Haar  nach  vorne  genomincn.  Schließlich  riß  er 
einem  Mädchen  das  Haar  über  die  Schulter  zurück  und 
echnittsieh  eine  Locke  ab.  Gegen  Ende  der  Feier  sei  er  in  furcht- 
barer Erregung  gewesen,  die  zum  Teil  wohl  Wnt  war,  daß  er  das  herrliche 
Haar  nicht  bekommen  hatte.  Als  er  später  allein  war,  holte  er  die  erbeutete 
Locke  aus  der  Tasche,  um  sie  anzusehen,  hat  dann  mit  ihr  geliebkest,  sie 
geküßt  und  ins  Gesicht  gedrückt,  achüeßlieh  habe  er  sie  zusammengeballt 
und  wohl  Kwanziguial  darauf  losgcschnitten,  die  Haarschnitzol  habe  er  dann 
verstreut  Warum  er  das  getan  habe,  wisse  er  nicht.  In  diesem  Zustand  sei 
er  auf  mehrere  Freunde  gestoßen,  die  ihn  zu  einem  Glase  Bier  einluden  und 
er  sei  —  er  könne  es  selbst  nicht  verstehen  ~  wirklich  mitgegangen.  Durch 
derartige  Schilderungen  dem  Sachverständigen  gegenüber  wurde  A.  sichtlich 


erregt  und  initgenonimen,  er  klagto  denn  auch  noch  an  dem  nächsten  Tage, 
daß  er,  nachdem  die  l'Irinnenmg  wieder  einmal  geweckt  sei,  anaufliörlich  an 
den  langen  dicken  Zopf  denkeu  müsse.  Er  sehe  den  Zopf,  wenn  er 
Bett  liege,  aus  dem  Bett  baumeln,  könnte  nicht  einschlafen,  bekomme 
Frektionen      K«""  '-'s  überhaupt  so  lange  und  so  dicke  Zöpfe  geben?"  Er 

p«sp  an  seinem  Körper  aus,  wie  lange  er  wohl  sein  könnte.  Er 
messe  Trqa-erin   ■schlafend   vor,   träte   an   das   Bett   derselben,   fasse 

f      7.'nf    fü  le  die  herrliehe  Dicke,  drücke  ihn  gegen  Mund 

",  ÄAsaUKe  deu  Duft  ein,  nähme  dann  schließlich  die  Schere  und 
i,nd   Nase    sauge  .^^„,^,^^,,j  ^^^  Aufächzen,  der  Kampf,  dem  körper- 

6chneide.hnaL>    i..  ^^^^^    ,|^_^   ^^.^,^^  .inschlafen;    er  legt  sich 

liehen   Dniek   nnl  t  i^it      b  ^^.^_^^^^    ^^^^^^^^  ,.^.^^^^^^^^^  .^,  ^^_.  p,^^^,^^^. 

anf  den  l^";f^"'.^;tf  ,,t  7^^^^^^  uuendUchen  Locken  und  Zöpfe,  die  wirk- 
heit  von  allen  hut^n  ^.^  gedachten,  und  die  Erregung  wächst, 

liehen  sowohl,  d'  ^  ''^'^.^.^^^  ^^ber  ihn.  Er  zwingt  sich  .ur  Ruhe,  zwingt 
eine  furchtbare  Uniuhe^Kom^^^     ^_^   ^^^^^^    Phantasien   koinuK-n,    die    alteir 

sich  etiU  '•^^'j'iS^"- ,.,  7nnt'trägerinnon  werden  herbeigebracht,  ganze  Städte 
Bilder:  ^^»^  ^ch  oß,  die  /"Ptl^^^S^^^^^  B,,u.nschweig,  London,  Stockholm,  und 
werden  ^"«geraubt,  isen  ^^^^^  g^i^„i,,yi;  von  der  Straße  weiden  sie  entführt, 
immer  nur  scihone  ^opic^,  ^^^^^^^  anwesenden  werden  sie  hergerichtet, 

Die  hübschesten  Mädchen  v  ^.^^^^^^^  ,^„,i  ^-efiochtwi,  jeder  Zopf  wird  unt*n 
die  Haare  werden  «o^:^'^'^;"^J'.  „^schmückt  "und  erhält  Vermerk  mit  Namen 
und  oben  durch  em  J"^^''":'" ,.  Q^^turtsort  und  Haarfarbe  der    Elfern   und 

«nd.  Alter  der  J''^^"";'  ,(„,„,,1  abgeschnitten.  D  ann  we  r  de  n  i  mm  e  r 
darüber,  ob  das  Haar  schon  em|^^^^..^^^^^^^    ^^^^    geführt.     Früher 

fünfzig  m  den  aa  ^^_^^^^  aufstellen  und  er  schnitt  ihneu  einzeln 
mußten  sich  all^^J^  ^.'  ,  ^jh  gelier  sinnreicher  Apparat  eingerichtet, 
die  Zöpfe  ab.    Jetzt  sei  ^^^    ^^^  niechanisch  mit  großer  Gesehwindig- 

Durch  eine  lange  sch^^\l  .„  y-A^^  ^yf  einmal  dicht  am  Kopfe  glatt  dnrch- 
keit  hinabsaust,  werden  alle  ou       p 


406  Fetischismus. 


geschnitten.  Dann  kommen  sie  in  die  großen  Glassciiränke,  dort  werden  sie 
hineingehängt.  Dann  habe  er  noch  besondere  Lieblinge,  auch  deren  Lucken 
fielen  der  Schere  anheim,  es  gelit  dabei  besonders  ieierlich  zu  und  dis  Haar 
wird  in  pi-iichtigen  Ilolzkasten  aufbewahrt,  die  innen  mit  tärbiger  Seide  hus 
geschlagen  sind.  Dann  seine  Frau,  die  hat  zwei  herrliche  hellblonde  Zönfe'die 
weit  langer  sind,  als  sie  g.'oß  ist.  Nachts  sdiUift  er  neben  ihr  w^nn  sie 
schläft,  spielt  er  mit  ihren  Zöpfen,  morgens  kämmt  er  ihr  selbst' da.^  Haar 
und  zwai-  auf  einem  besouderon  Stuhle,  der  sich  in  die  M  hl  .  -  nl' 
damit  das  lange  Haar  frei  herunterhängen  kani     SdüießlicS  ^tirH  ^^   ^' 

auf  der  Bahre  schneidet  er  ihr  die  Zöpfe  ab  und  sSßt  .t^^^^^^ 
Ähnliche  Szenen  erlebe  er  auf  einer  Lust  acht  er  mte  dl?  h  ^™^  ,'^""  ^arg. 
Manchmal   habe   er   das   Gefühl,    als    ob    das   ga  z/^^^^^^^^ 
bestehe  und  auf  ihn  einige  duftige  Locken  zer^eut  S  T   ^^"    T^"^ 
diese  sein  Gesicht  und  um  Brust,  .\rme  und  Ge  icht  su  e^'f.         TT^V' 
Locken.    Nachdem  er  dann  durch  Onan.eren  Sam    tlifS  brMtf\^^^^ 
er  sich  ^anz  matt,  erst  nach  und  nach  könne  er  dann  ante     Ah  r'      . 
Erregung  einschlafen,  meist  aber  finde  er  erst  ^-u^li     f    t  >^"^'''  '^'' 
selten  hätte  er  in   einer  Nacht  mehrfach  slmeL'gittrbt'^E^'b  "^'^^^^ 
eem  Glied  dabei  nie  mit  den  Händen,  er  läge  meS^nf  ^  .    ^'™'"'^ 

und  mache  stoßende  Bewegungen,  wobei  si  h  scrSi..  ^Z  '''^^'^  ^^^' 
decke  reibe.  Es  dauere  dabei  .uänchmal  iSge  e  Z^ ibi?^-^  %"  ^'^  ^^^*- 
erfolge,  wenn  er  aber  sein  Gesicht  in  die  HaarfvLtbe  d.nn  V'S'^^^'f'^ 
eine  Ejakulation  bekommen.  A.  wurde  für  unzuSuakf^T  l^.  "'  '"^"''^ 
teilung  der  Polizeibehörde  zu  Hamburg.)     ""'"' ^'^""""S^f ahig  erklärt.  (Mit- 

Über  das  weitere  Schicksal  des  Robert  St  lind-^  i.T.  ■       ^ 
Charakler'-  ergänzende  Angaben.')  Sl  sine  vnn  ir  .        '"  »Geschlecht  und 

Am  f;    [J'f  ^''^^  ^i<=ht«i-  flehend, 
---^-  ""SsZS      'T  '^"^^^  "^-^ht  wider- 
nun  STjährigc  festgenommen,  als  er  sich   im   C  h  "'  Berlin   wurde  der 

heranmachte.  In  seiner  Wohnung  fand  man  150  flTn^  ^"  ^""^^  Mädchen 
Valparaiso  erobert  hatU'.    Aber  auch  acht  Dam  ^^"^onzöpfe,  die  er  in 

zwischen  auch  Taschendieb,  vielleicht  nur  ,-,  '"    P"''^^"^"""^^^'^-    Er  ist  in- 
_  ^'qnoniane  geworden. 

Wir  Imbon  einen  typischen  Fall  von  Feti«.;,- 
meidet  den  geschlechtlichen  Verkehr  er  legt  ,  ^^"^"^  '■'°^  ""^s.  A. 
schwelgt  in  den  charakteristischen  PiiantasL  ^d  ^'"^"^  ^^''^'^  ^^'  ^^ 
Bibel  des  Petischieten"  so  deutlicli  können  eel  .'7'  ™  ^^^'*^^  "^^' 
same  Piiantasiegebilde  hat  wohl  jeder  echte  F  "ri,^^^"'  ^''^"^^  ^^^*" 
,;  ■■  Die  Abkehr  von  der  Sexualität  zeigt  siTt' *■ 
Gleichgültigkeit  bei  sexuellen  Gesprächen  Er  t  "'"^'"  ^"S^^^'*^^^" 
Diese  Eigenschaft  ist  den  meisten  dieser  Kranke  ^  '^^^  ^^^^^  ^"^^en. 
Phantasie  sein  kann,  so  zurückhaltend  und  üh"^  T^T'  ^"  ^^Se\\°&  ihra 
im  Leben.  Daher  ist  die  Umgebung  sehr  überr  f'^^"  P"'*^**^  «ind  sie 
.Toecf  sich  plötzlich  als  ein  Exhibitionist  oder  p^!  J^"^  ^^^  keusche 
Kausche  iedoch  kommt  die  wahre  Natur  des  letzt^  "*f  ^^  ™tpuppt.    Im 

lieh  zum  Durchbruch.  Er  zaust  seine  Wirtin  bei  ,    V'"''"''^"  ^^'^  ^^''^■' 

^"  iiaaren.  Beim  letzten 
')  1R2I,  K.  1,  B(i.X. 


OüaraKler    ergänzende  Angaben.')  St.  ging  von  Ut    1  »'^esctilecht  und 

Buenoß-Aires  mirl  kam  wieder  vor  das  Gericht  E  ^  t '^  ^^^  Ini?enieur  nach 
ihn  löbonslänglich  einzusperren,  da  er  seinem  krsnl-h^fl  ^^m^  Richter  flehend, 
stehen__könne,   abt-r  er  wurde  wieder  frcigesprochr     i      5^^^  "'*'^*  '^'^'"" 


Maskierter  Sadismus. 


40? 


Ueiikt.  wendete  er  sogarGewalt  an.^)Er  zeigt  jene  Form  des  überkompen- 
Bierten  Sadismus,  der  uns  Analytikern,  die  wir  die  Kehrseite  aller 
jjsychisclien  Erscheinungen  studieren,  wohlbekannt  ist.  Schon  als  Kind 
fiel  er  in  Ohnmacht,  wenn  er  Blut  sah.  Seine  erste  Erregung  seheint  vom 
Haare  seiner  Schwester  herzustammen.  Ihre  Freundin  war  es,  die  ihn  als 
Achtjährigen  erregte.  Er  gibt  aber  2u,  daß  ihn  die  Haare  der  Schwester 
erregt  hätten  und  daß  er  sich  mit  wollüstigen  Empfindungen  Locken  ab- 
geschnitten hätte.  Doch  scheint  auch  eine  Fixierung  an  die  Mutter  vor- 
zuliegen. Es  ist  ihm  gleichgültig,  ob  die  Haare  einer  Alten  oder  einer 
Jungen  angehören. 

Er  zeigt  ein  starkes  Minderwertigkeitsgefühl,  das  ihn  wohl  au! 
die  Balm  der  Paraphilie  gedrängt  hat.  Er  glaubt  nicht,  daß  er  einem 
Mädchen  oder  einem  Manne  (sie!)  gefallen  könnte.  Nur  in  seiner  Phan- 
tasie tobt  sich  sein  Machtgefühl  aus.  Er  ist  ein  mächtiger  Mann,  er  hat 
Schlösser,  die  Frauen  sind  in  seiner  Gewalt.  Das  beweist  doch,  daß  er  sie 
im  Leben  fürchtet  und  daß  die  Angst  vor  dem  Weibe  einen  Bei- 
lrag zu  seiner  Paraphilie  liefert. 

Sein  Traum  ist  sehr  interessant.  Sein  eigentliches  Ziel  ist  versteckt. 
Der  Zojif  ist  nur  ein  Symbol.  In  seinem  berichteten  Traume  stecken  die 
Schlüsse!  zur  Höhle  in  den  Zöpfen.  Die  verschlossenen  Höhlen  sind  wolil 
die  Kammern  seines  Innern,  in  die  er  niemanden  blicken  läßt. 

Die  Zöpfe,  welche  die  Schlüssel  zur  Paraphilie  ontlialten,  sperren 
iliin  auch  den  Zugang  zur  normalen  Sexualität.     (Die  Höhlen  mit  den 

Mädchen.) 

In  wunderbarer  Weise  zeigt  sich  hier  die  Schauspielernatur  des 

Parapathikers.  Er  kauft  sich  eine  Schere,  um  sich  zu  beweisen,  daß  er 

trotz  der  Schere  nichts  anstellen  wordo.  Dabei  weiß  er  doch,  daß  er  sie 

für  alle  Fälle  parat  hat.  Er  spielt  vor  sich  Komödie,  rationalisiert  noch, 

daß  er  eine  Nagelschere  dringend  brauche.  Aber  warum  läßt  er  diesen  Ge- 

braudisgegenstand  nicht  zu  Hause?  Er  will  ihn  eben  mitnehmen. 

Den  Zopf  als  phallischcs  Symbol  verrät  deutlich  die  Schilderung 
der  verschiedenen  Zöpfe.  Der  Zopf  muß  lang  und  dick  sein;  er  mißt,  wie 
lang  er  wohl  sein  könnte.  Er  fühlt  die  „h  c  r  r  1  i  c  h  c"  Dicke.  Er  drückt 
den°Zopf  an  Mund  und  Nase.  (Fellatio?) 

Seine  Ahstinenz  zeigt,  daß  er  sich  psychisch  kastriert  hat.  Sollte 
das  die  poena  talionis  für  eine  Kastration  sein,  die  er  an  einem  Rivalen 
vollziehen  wollte?  Wahrscheinlich  handelt  es  sich  in  diesen  Fällen  um 
eine  Mutterleibsphantasie,  der  wir  ja  so  oft  begegnet  sind.  Ich  würde 
annelimen,  daß  er  im  Mutterleibe  seinen  Vater  kastriert.  Es  ist  natürlich 
nur  eine  Annahme,  die  aber  durcJi  große  Erfahrung  einen  Schein  von 


1)  Er  zerfitüiikdt  einmal  iÜp  Kcraiibtcn  Hiiarc! 


408  i''otischi8iiius. 


BerecWogung  erhält.  Aber  erst  eingehende  Analysen  solcher  Fälle  werdeu 
uns  Klarheit  über  die  Motive  dieser  seltBamen  Krankheit  geben  können 
In  diesem  Falle  ist  der  Hinweis  auf  den  Sadismus  ziemlich  klar      In 
semer  Phantasie  hat  er  eine  Zopfabsdmeidemasehine  konstruiert    die 
oO  Zopfe  auf  einmal  abschneidet.  Der  Zopf  scheint  hier  für  den  Konf 
stellen  und  es  könnte  sieh  um  eine  Dekapitation  handeln    \fan  k  a     i 
daß  a.  K..a.ke  d.  Frauen  „aüt.  .eil  e-  „iß,  ^:!'n^::^^ 
lallen  kann.  Er  ist  ausgeschlosson  von  der  Liehp    3,.=««  +   c 
Ge™,ns.,aft  der  Genießenden.  Wah,.ehein,i*  v.^diSt flTo«: 

Es  ist  auch  nicht  ausgeschlossen,     daß  es  sinh  .™     -       r, 
kastration  handelt.  Wir  haben  in  vielen  Fällen  .     ,  "'"'  ®'^^'*- 

Masturbation  mit  dem.Fetisch  vor  de:Spii1;'oi::t"i,1  ^'^  ""' 
Fällen  suchen  die  Kranken  sich  selbst    sie  t  J  '^  ,     ^"'"  ^'^^^'' 

ab,  Sie  sind  das  Mädchen,  sie  ..ra^binlrn^^^^^^^^^^^  .f- 

Hzieren  sich  mit  dem  Obiekte,  genau  wie  mit  dem  SpISÜ^I  n  '  A  '"*'" 
der  Talion  herrscht  aucü  hier  uneingeschränkt  W  et.^  ?''  ^''''^ 
antun  wallte,  tut  es  sich  selbst  an.  So  erklären  ^^F^'T^' 
fnlfiendo:  raiie   wie   der 

Pail    .Nr.  G2.  PI.  wird   von   einer  tiefen   Tri.m,.   k  p  i. 
Untätigkeit  und    Gldchgültigkoit.    die  er   L     K.  ^''"*^"'   ""^^  ^er   sici. 

teschroibt  ohistellen.  Un.  .i.h  daraus  hcrauszui'oTß  ^  /«"  J^ebensüberdruß" 
<imx-h  f>  M  0  11  u  t  e  V  0  r  s  u  .  I,  t,  6  i  c  h  z  u  b  0  ,■  ,  u^'  ^  ""^^  ''''"  ^f"  ^''zählt, 
unterlialten.  E«  war  erfolglos.  Dann  faßte  er  den  Fn'l?  ,"'"*  ''"^^  g"*-  ==» 
Von  dem  AngeiihHck  an,  wo  er  plötzlich  den  Gf.in  i  .'  ^'^^  '"  ^öten. 
faßt,  fühlt  er  sich  bedeutend  RÜk-klicher  üLl^  t  ^"  '^''  Selbstmordes 
viel  mehr  an,  als  alle  vorhergehenden  Bdusti^,.nJ°  Z^'"?'^"'^^  '-''^Ste  ihn 
welche  er  hervorrief.  Er  fülilte  .icli  viel  wohle,  ,'  '^  ^'^  E'-^gung, 
rührende  Abschiodsbricfo  sclirieb.  Er  hat  sich  dan.'+  1  f  ^^^"™  Freunden 
gegen  sein  Spiegelbild  abzugeben.  Als  er  sich  ei  t^^^'^^^  ^^non  Schuß 
geschossen  hatte,  die  ihm  übrigens  nur  eine  leicht^  ^  .^^^  *^  ^'^  1^'Tfit 
da  empfand  er  in  dem  Augenblick  einen  solchen  Pr''^""*^^  beibrachte. 
Monaten  nicht  gehabt  hatte.  Sicherlich  i^oigt  fü,lu^^i!'"iV ''■'''  ^''  ^i'"  seit 
Impuls  nicht  dieso  Eigentümhehkeit,  es  ist  aber  imm  i,  ^^^  Selbstmord- 
Bie  manchmal  aufweist.  (Janet.)  mmerhin  möglieh,  daß  er 

Die  Ziifiammenhiinge  zwischen  ZopfabschneiH 
hellt  blitzartig  om  von  //.  Groß  (Groß'  Archiv  Bd  \n     ^^'^^'"'^^  «^- 
peychopathischem  Aberglauben")  veröffentlichter  Fall       "^'"  ^^'^  ™" 

Fall  Nr.  63.  Ein  ehemaliger  ArmenhauszöElir,™  h  '■  , 
schwer  diszipliniert,  psychopathische  Mlnderwertiekftit  -k?  "^'l'tär  dauernd 
ein  JOjähriges  Mädclien,  um  es  zu  notzüchtigen  V  i^*"  ""'^  29Jahreii 
stemmt  ein  Knie  auf  ihren  Hals,  zieht  das  Messer  7  a^  ^^  ^"  ^o^ien 
schneidet  ihr,  einer  plötzliclien  Eingebung  folgend  ri  y  Tasche  —  und 
keinen  Koitus,  sondern  steckt  ihr  nur  den  Finecr 'in  !?-    o^^  ^^-    ^r  maclit 

"  die  bcheide.    Deu  z^pf 


^mm^mmma^m^ 


Maskierter  Sadismus.  ,.,' 

hat  er  angeblich  abgeschnitten,  weil  er  das  Haar  zu  einer  Bürste  brauchte 
Mit  54  Jahren  nach  einer  Strafzeit  sieht  er  ein  lejährigcö  Mädchen  will  es 
überfallen  und  notzüchtigen.  Er  tut  es  nicht,  „da  damals  noch  nicht  der 
Blitz  in  ihn  gefahren  wäre".  (Schöne  SjTnbolisiorung  dm  Impulses!)  Aber 
gleich  darauf  überfällt  er  eine  ältere  Frau,  die  er  zum  Beischlaf  auffordert, 
was  sie  verweigert.  Darauf  erdrosKelt  er  sie,  schneidet  ihre  ]3rüste  uud  Ge- 
schlechtsteile ab.  Diese  kocht  er  zu  Hause  in  einer  saueren  Brühe  und  ver- 
zehrt sie  während  dreier  Tage  {Kannibalismus^.  Als  Grund  gibt  er  iiiner- 
lichß  Gier  an.  Er  hat  eine  pathologische  ÜkM-empfindlichkeit  gegen  Pfeifen. 
Wenn  er  einen  Menschen  pfeifen  hört,  hat  er  einen  Wutanfall. 

Groß  macht  mit  Recht  auf  die  schwache  Rationalisierung  des 
Zopfabsclmeidens  aufmerkaani  und  meint,  daß  es  sich  um  einen  Aber- 
frlauben  handelt,  der  Teile  eines  Körpers  zu  f,'ewisBen  mystischen  Zwecken 
verwendet.  Ein  deutlicher  Fall.  Das  Zopfabsclmeidenein  Ersatz  des  Aus- 
schneidens der  Genitalien! 

Verschiedene  sonderbare  Fälle  von  Pikazismus  (Eulenhurge  Aue- 
druck für  sexuelle  Gounnandise)  sind  sadistisch  zu  erklären  und  ent- 
springen einem  Gefühle  der  Übei-Iegenheit,  wenn  man  es  mit  minder- 
wertigen Liebesobjekien  zu  tun  hat.  (S.  Bd.  III,  „Besondere  Liebesbedin- 
frungen'V  und  Bd.  IV,  „Bedingungen  der  männlichen  Potenz".)  Hirsch- 
feld (1.  c)  führt  aus  seiner  reichen  Erfahrung  interessante  Fälle  von 
Pikazismus  an: 

Einen  von  mir  beobachteten  Herm;iphroditenfetiscliiston  erwähnt  Bloch 
in  seinem  „Sexualleben".  Dieser  Mann,  ein  Ritüneisti'r,  war  ganz  von  der 
Zwangevorsteilung  erfüllt,  Zwitter  ausfindig  zu  machen,  mit  denen  er  in 
geschlechtliche  Bezielmngen  treten  könnte.  Ich  kenne  ancli  Fälle,  in  denen 
eich  Männer  besondere  zu  Frauen  mit  Sprachfehlern  (wie  „Lispeln")  hinge- 
zogen fühlen,  und  auch  eine  Frau,  die  Stotterer  allen  anderen  vorzog,  be- 
findet sich  in  meiner  Kasuistik.  Sogar  ausgesprochene  Kranlchdton,  wie 
Bleichsucht,  Gelbsucht,  Schwindsucht,  bilden  fetischistische  Ziele,  ja,  was 
vielleicht  das  merkwürdigste  ist,  nicht  eiinnal  Geschlechtskrankheiten  er- 
scheinen ausgeschlossen.  Bine  vornehme  Dame,  die  (jich  an  mich  wandte, 
wurde  durch  Warzen,  Schwielen  und  vor  allem  ilülmeraugen  sexuell  erregt.. 
Fetischisten  für  Holzbeine,  Liebhaber  für  Frauen  mit  starker  Bartentwickluug 
sind  beobachtet  worden.  Einen  merkwürdigen  Füll  sah  ich  vor  einiger  Zeit: 
einen  Mann,  der  eine  leidenscliaftliche  Neigung  für  schwangere  Frauen  hatte. 
Er  suchte  auf  der  Straße  nach  Frauen,  die  guter  Hoffnung  waren,  und  giijg 
ihnen  oft  lange  Strecken  nach.  Je  weiter  die  Schwangerschaft  fortgeschritten 
war   um  so  heftiger  regte  sich  sein  Geschlechtstrieb. 

Diese  Zusammenstellung  zeigt  eine  gewisse  Verwirrung  in  der  Auf- 
findun"  der  tieferen  Motive.  Menschen  mit  stark  homosexueller  Kom- 
ponente suchen  ein  bisexuelles  Ideal.  Das  erklärt  uns  die  Neigung  für 
Zwitter  und  für  Frauen  mit  Bart.  (S.  Bd.  II,  „Masken  der  Homosexuali- 
tät")- Andere  Fälle  gehen  auf  eine  Furcht  vor  dem  Partner  (Adler) 
zurück,  wobei  infantile  Eindrücke  in  Frage  kommen.  Die  Neigung  für 
Schwangere  hat  oft  eine  sadistische  Wurzel,  wie  ich  in  zwei  Fällen  be- 


41Ü  FetischiBmUB. 

obachten  konnte.  Es  bestand  die  Phantasie,  das  Kind  im  Mutterleibe 
mit  dem  Penis  aufzuspießen.  Auch  ist  es  oft  der  Anblick  der  schwangeren 
Mutter,  der  sich  dauernd  fixiert.  Aber  diese  Pälie  dürften  nicht  als  Fe- 
tischismus aufzufassen  sein,  sie  gehören  zu  den  spezifischen  Liebes- 
bedingungen. Sie  rangieren  nicht  unter  die  Kategorie  „Pars  pro  tote" 
Nur  wenn  der  Kranke  am  Symbol  haften  bleibt  und  nicht  zum  Besitz 
übergeht,  kann  man  von  seinem  Fetischismus  sprechen,  wie  ich  wiederholt 
betont  habe. 

Nun  gibt  es  merk^vü^dige  Fälle,  die  in  der  Literatur  eine  gewisse 
Berühmtheit  erlangt  haben.  Die  Neigung  zu  Menschen  mit  Krücken  und 
zu  Amputierten.  Ich  führe  sie  hier  an,  weil  ich  in  der  glücklichen  Lage 
hin,  eine  Analyse  eines  solchen  Falles  vorzuführen.  Bevor  wir  auf 
diese  Analyse  (im  nächsten  Kapitel)  eingehen,  möchte  ich  einige  analoge 
Falle  aus  der  Literatur  und  meiner  Erfahrung  vorführen 

Da  sind  vor  allem  die  Männer,  die  sich  für  Krücken  und  Prothesen 
interessieren.  Während  des  Krieges  annoncierte  ein  reicher  Sander 
in  allen  Ze.tungen.  Er  Heß  verwundeten  Mädchen,  die  eif^n  vSore" 
hatten,  eine  Prothese  anfertigen  und  soll  sich  mit  ^in™  .  i  i      -^7  ,  , 
schließlich  verheiratet  haben.  Die  Neigung  zu  Ki^Z  V  i'^f" 

Fetischismus  auftreten.  Das  Interesse  beschräSttil  aTd,  V  l" 
oder  d,c  Krücke  bildet  den  Weg  zum  Besitze  d^s  Weihet  t^h^  ^ 
Fallen  liandelt  es  sich  um  einen  maskierten  Sadismus.  Solche  Mens  eh  n 
haben  d,e  Phantasie,  eineTi  anderen  zu  verletzen,  ihm  ein  Bein  ab  T- 
schncden  (oft  em  verschobener  Kastrationskomplox)  und  kommen  mU 
Umgehung  ihrer  sadistischen  Impulse  zu  einer  vollzogenen  H.nTi 
(Prinzip  der  fertigen  Sache.)  vollzogenen  Handlung 

Einen  Fall  von  Kriickenmanie  schildert  JHrschfeU  fl    c^ 
Fall  Nr.  G4.  Dr.  S.,  Sc^hriftstellor,  liolländi'.rh..r  Aw 
alt.  wird  von  seiner  Gattin  zur  KonsiltS  ."ral  ^°  ^^^^^ 

ehelichen  Verkehr  zu,  Jin  Krücken  zu  gehen  die  Kwint  .'  ■  '  "^  ^^^^  ^^™ 
or  gehe  auch  selber  dabei  an  Krücken.   Patient  ciht  '"^  ^"  nehmen; 

Regungen  seien  damit  verknüpl't  gewesen,  daß  er  al"' Pü^-^^^**'-  ^^^'"^^'^" 
Knaben  zuschaute,  der  an  Knicken  eine    Wifrl^^  -i,^  ^jahnges  Kind  einem 

Krücken  einen  f  a  s  z  i  n  i  e  rfn^rlel  .  ?  V.f-"^  ^  ^  ^'^  ^' ->  " 
auf  ihn  aus.  Das  Weib  als  solches  sei  Wo  Jnlnri\  1  '^^^  ^^^'' 
Geschlechtfiwesen  gar  nicht  in  Frage  gekommen '  Rpit  l'"'™  ^r  ihn  als 
in  der  Vorstellung  an  Krücken  geschwelgt    habe  sich  .i,  ^^'^  ^^^^  '"'" 

gekauft,  immer  ^ber  nach  einiger  Zeit  sie  aus  Scham  i.nH  rf ,  f  ^"'^  ^''''^''^"' 
oder  verbrannt.  Es  habe  aber  nicht  lange  gedauert  b  iTi  ''^^■^'^v^'**^'^«" 
gekauft.    Besonderen  Lustgewinn  habe  er  empfunden  **""  ^''^'^  "^'^** 

Krücken  des  Abends  heimlich  ausgegangen  ist  Es  sei  äh^^"\^^  ^^  solchen 
gewesen,  von  Vorübergellenden  bemitleidet  zu  werden  T  ^^'"  ^ß'^^"'^« 
selber  mit  den  weichen  AcliBclpolsteni  hätten  ihn  prr  .^%^  ^^^  Krücken 
Ehe  kcuech  gelebt.    Seine  jetzige  Frau   sei    seine   ».!f    t    ,  ^^^  ^'^  ^"^ 

16  Jahre  älter  als  er  und  habe  ihn,  abKeeehp?  ,        J^'    ^'^    ' '^ ' 

bt;«enen  \on  ihrem  geistigen 


Maskierter  Sadismus.  ^i-i 

Wesen,  dadurcli  gefesselt,  daß  sie  immer  so  reiches  Pelzwerk  trage, 
welches  ebenfalle  einen  starken  erotischen  Reiz  ausübe.  Sie  habe  ihm  anfangs 
volles  Verständnis  entgegengebracht.  Besonders  glücklich  sei  er  in  der  Ehe 
gewesen,  wenn  seine  Prau  ihn  unter  die  Schultern  faßte,  um  ihn  zu  stütKen, 
da  er  sehr  schwächlich  sei,  oder  wenn  er  seine  Frau  in  der  gleichen  Weise 
beim  Treppensteigen  untei-stützte.  Neuerdinge  aber  fühle  die  Prau 
nich  hinter  den  Krücken  des  Mannes  in  ihrem  erotischen 
Wert  zurückgesetzt;  ein  Einwand,  der  in  ähnlicher  Weise  nicht 
selten  von  Frauen  in  Hinblick  auf  Pctische  ihrer  Milnner  erhoben  wird. 

Wir  wollen  den  seltsamen  Krüclfeni'etischisten,  der  keineswegs  der  ein- 
zige seiner  Art  ist,  den  ich  beobachtete,  noch  selbst  zu  Wort  kommen  lassen. 
Er  schreibt: 

„Ich  bin  am  15.  Mai  1890  geboren.  Mein  Vater  war  zur  Zeit  meiner 
.  Gebui-t  etwa  46  Jahre,  meine  Mutter  33  Jahre  alt,  beide  meines  Wissens 
durchaus  normal.  Als  ich  5Vi  Jahre  alt  war,  zog  mein  Vater  mit  uns 
nach  R.  Dort  sah  ich  täglich  vor  unseren  Fenstern  auf  der  Straße  einen 
Junten  von  etwa  12  Jahi'eu  spielen,  der  infolge  seines  verki'üj)peltcn  rechten 
Beines  an  einer  Krücke  ging.  Ich  konnte  meinen  Blick  nicht 
von  ihm  wenden,  sondern  empfand  schon  damals  einen  mir  natürlich 
in  diesem  Alter  nicht  erklärliclion  Reiz,  den  Jungen  zu  beobachten.  Weiter 
entsinne  ich  mich  aus  der  R . . .  ner  Zeit,  auf  Spaziergängen  mit  meiner  Mutter 
Öfters  einen  gutgekleidelen  Herrn  gesehen  zu  haben,  der  an  Krücken  ging, 
aber,  wie  ich  mich  noch  entsinne,  offenbar  ebenso  „markierte",  wie  ich 
dies  später  tat. 

Nach  dem  Tode  raeiiieg  Vaters  zog  meine  Mutter  nach  Berlin.  Damals, 
in  meinem  11.  Lebensjahre,  begannen  meine  ersten  „Gehversuche"  an  Krücken. 
Genau  vonnag  ich  es  allerdings  nicht  anzugeben,  es  kann  auch  später  mit 
etwa  15  lahren  gewesen  sein.  Letzteres  halte  ich  für  wahrscheinlicher.  Jeden- 
falls besinne  icli  mich  erst  von  dieser  Zeit  ah.  Ich  hatte  mit  14^/.  Jahren 
einen  sehr  schweren  Pall  von  Gehirnhautentzündung  und  Genickstarre  durch- 
gemacht Seit  dieser  Zeit  habe  ich  -  in  großen  Zwischenräumen  -  nur  au- 
Hngs  selbst  Krücken  aus  Besenstielen  und  dergleichen  hergestellt  und  bm 
heimlich  im  Zimmer  daran  gegangen.  Später  habe  ich  als  Student,  zuerst 
in  Kiel  dann  noch  weitere  dreimal  Krücken  gekauft  und  bm  nunmehr,  ge- 
wöhnlich spät  in  der  Nacht,  längere  Zeit  daran  in  den  Straßen  spazieren 
eeg-ingen  Eine  Ausnahme  bildet  die  Zeit,  bevor  icli  meine  jetzige  Frau 
kennen  lernte  Ich  habe  meine  Scheu  vor  der  Öffentlichkeit  damals  —  Wmter 
Jq17  _  soweit  überwunden  gehabt,  daß  ich  während  meiner  Referendarzeit 
in  L  mit  Ausnahme  der  wenigen  Schritte  zu  Gericht  etwa  14  Tage  laug 
auch  am  Tage  an  Krücken  ging.  .         ' 

Ich  bin  bis  zu  meinem  26.  Lebensjahr  nicht  bei  der 
Prau  gewesen.  Eine  auch  noch  so  geringe  homosexuelle  Empfindung 
habe  ich  nie  verspürt.  Dagegen  hatte  ich  vor  dem  noi-malen  Verkehr  stets 
oßo  Scheu  Teils  hinderte  mich  meine  anerzogene  Schüchternheit,  teils 
fircht  vor  Ansteckung,  teils  sehr  knapp  bernessenes  Tasclieugeld,  mir  auf 
(\fr  Straße  eine  Gefährtin"  zu  suchen.  Also  ich  onanierte.  Gewöhnlich  em- 
m.l  selten  zweimal  jede  Nacht.  Als  Anreiz  stellte  ich  mir 
schöne  Frauen  vor,  in  große  Peize  gehüllt,  an  Krücken 
gehend.'" 


412  FetiscLismus. 


Über  denselben  Fall  berichtet  Kronfeld: 

Aus  der  Sclbslbiosraphie  eines  eigenartigen  Falles  von  Petiöchismus 
iJer    Verfasser,    ein    nicht   unbokirnnter   Schriftsteller,    ist   ein    hochbegabter 
aller  m  sexueller  Hinsicht  abnormer  Mensch;    eine  schwere  neuropathische 
Ivonstitntion,  arischer  Kasse,  belastet  von  unausgeglichenem  Trieb-  und  Ge- 
m.i(«lebon,   mit  Tendenzen   y.^   phantastischer  und   hysterische.   Entgleisung 
Neigung    zu    affektiv    überwertigen    und     zu     obsessiven    Seelenvoiängen 
körperlich  hochgewachsen,  aber  v«.  asthenischem  Habitus,  mit  WirbelsS- 
verkrummung  und  mancherlei  Degenerationszeiehen.    Sein^  p.vchischr'^r-vul 
lifät  ist  eine  originelle  Vereinigung  infantil  istischer  Züge  m     den  R^fta 
überwertig    gewordener    Pubertätsei ndriicke    und    starker     ahL    ^n  r-  iT 
Sexualverdrängung.    Er  berichtet  über  sich  selber  folgendes  ""^^^"^'^'^^ 

l.KinaheitCS'/s— 14  Jahre):  Von  —  meines  Wis^^en«  V  ,ni 
malen  Eltern  ■}  im  Jahre  1889  geboren,  kam  "di  b^Somiii^r  IS^S'^Tr" 
nach  B.  V.r  den  Fenstern  unserer  im  Hochparterre  geleZ.  WM  '^  '^T 
ein  etwa  12iiihr.ger  Knabe,  der  rechtsseitig  velriSSt"^u^^^^^^^ 
Krücke  ging.  Meine  Klk-rn  haben  es  «ic  beSt  daV  c^  \Z  ^'"""l 
Jungenart  zu  spielen,  lieber  am  Fenster  .tand  und  dL  n  V^h  *>f'f 
acht^txB.  El^enso  ist  es  meiner  Mutter  nie  aufgefallen  ^^^1^1  ^'"^' 
gangen  einem  an  zwei  Krücken  gehenden  HeTm  'l'  dem  w,r  'f  ^T''" 
begegneten  -  wie  hypnotisiert  nachsUirrte.  Die  beiden  ('^.t^t  ^  'l*''^" 
nnd^^d.  e^-achsene  Mann,    haben  sich   mir  nL^hS^iröetn^^r 

Im    Herijst    189fi    zogen    wir    nach    F.,    im    Februar    iqm    .t    », 
Vater,  im  Oktober  VM)  eröffnete  meine  Muiter  mit  ihJe    fast  eleiS.-^lt'""'' 
Schwester  eine  Fremdenpension,   die   bis  zum   OktoberiVl«  b.  f'^^^^^^^ 
Bis   zum    Fifhiaiir   1911    bes^nd    zwischen    meinen     M^i'^^^d"' meinem 
Onkel  -  einem  Leiter  des  dortigen   Invalidenhauses  -  ein  reeer  .nl., 
täglicher  Verkehr  und   ich  ]iat1x>  wiederum  Gelegenheit,   im   Invalid^nZ» 
häufig  dort  wohnende  Oi'fiKicre  usw.  an  Krücken  zu  beobachten  "^"'"^"so 

Im  Sommer  1903  erkrankte  icli  lebensgefährlich  an  Gehirn-  und  Rück™ 
markshautcntzündung.  Während  der  Krankheit  war  ich  recht^seiti-  voll  l 
gelähmt,  der  Sprache  und  des  Gehöres  beraubt.  Nach  meiner  wie  ein  Wunder 
anmutenden  Genesung  schleppte  ich  das  rechte  Bein  noch  lange  nach  Da- 
nebon hatte  aber  aiicli  mein  Gehirn  insoweit  gelitten,  daß  ich  für  das  nächste 
.Jahr  dem  ordnnngsgemäl.len  I.ehrplan  im  Gymnasium  nicht  zu  folgen  ver 
mochte  inid  die  Anstalt  verließ,  um  auf  einer  „Presse"  mich  zn  erholen 

Seit  der   Zeit  nach    meiner  Krankheit   datieren    meine   ersten    aktiven 
„Abrionnali  täten". 

2.  Jünglingsalter  (14V.-21  Jahre):  Im  Oktober  1904  Kogen  wir  nach 
0.  Doch  schon  in  der  Zeit  vom  Frühjahr  bis  Herbst  1904  begann  mein 
„zweites  Icli".  Aus  Besenstielen,  die  ich  auf  eine  gewisse  Länge  snaltete 
und  mit  Qaerhölzern  (Feuerholz)  aus  der  Küche,  mit  Stoffresten  Lalstert 
benagelte,  entstanden  meine  ersten  Krücken.  Zugleich  bildete  sich  bpi  W 
ein  Pelzfetiscliismus,  der  so  weit  ging,  daß  ich  heimlich  in  die  Zimmer  unse-'r  " 
Pensionäre  micli  sclilich  und  dort  hängende  oder  hornmliegende  Pobhiiiu., 
befülüt*,  mich  darin  einhüllte,  oft  nur  auf  Sekunden,  wenn  alt/ bei  S 

')  Irrig.  Patient  ist  erheblich  hereditär  belastet,  in  direkter  mütterürliPr  A        a 
Qaa  Geburtfiiuhi-  wird  jetzt  mit  188!)  angogob™,  vorher  mit  1S90  ABzonoenz. 


Maskierter  Sadismus.  4^3 

noch  saß.  „Meine  Mütter"  besaßen  als  sparsame  Hausfrauen  eo  gut  wie  gar 
keine  Jr'elzgogejistände,  wie  auch  ich  persönlich  nur  einen  kleinen  Biberkragen. 
Ein  Zufall  bracht«  es  mit  sich,  daß  die  Witwe  eines  Arztes  den  Nerzpel/, 
ihres  Gatten  bei  uns  zum  Verkauf  ließ.  Während  der  Wochen,  in  denen  -ler 
Mantel  noch  nicht  verkauft  war,  bildete  er  für  mich  eine  Quelle  von  Freude 
und  Qual  zugleich.  In  ihn  eingewickelt  und  auf  meine  eeibstfabnziei-t«n 
Krücken  gestützt,  gsib  ich  mich  hemmungt-lus  den  erwachten  erotischen  Selbst- 
befriedigungen  hin,    allabendlicli   ein-    bis   zweimal,    unter    Umständen    audi 

am  Tage. 

So  verlief  die  Zeit  bis  zum  Abiturientenexamen  (Herbst  1910).  Als  ich 
dann  ein  Jahr  später  zum  ersten  Mal  das  Klteinhaus  vei'ließ,  begann  meine 
zweite  „Aktivitas". 

3.  Bis  zum  Beruf  (21— 28'/-.-  Jcihro):  Im  Winter  1911/12  war  ich  in  X. 
Dort  kaufte  ich  mir  zum  ersten  Mal  ein  paar  richtige  Krücken  im  medi- 
zinischen Warenhaus,  benutzte  dieselben  jedoch  —  mit  einer  AuriiialiinG  --- 
lediglich  in  meinem  Zinnner.  Ais  ich  im  Frühjahr  1912  nach  B.  zurückkam, 
verbrannte  ich  meine  Krücken  vorher.  Ebenso  kiinfre  (und  zerstörte  bei  der 
Abreise)  ich  mir  Krücken  in  G.  und  ging  rlaniit  nachtü  in  den  Anlagen  spa- 
zieren (Frühjahr  1913  bis  Frülijahr  1914).  Desgleichen  nach  meiner  Rück- 
kehr ans  G.  zu  Hause  mit  näclitliehen  Spaziergängen  in  den  belebtesten 
Straßen.  Per  Kriegsausbrucli  ließ  auch  niicli  sooliscli  nicht  unberührt.  Wenn 
ich  aucti  zunächst  nicht  niitkonnle,  überwog  in  mir  das  Vaterlandsgefühl 
selbst  meine  abnormalen  aktiven  Betätigungen  insoweit,  daß  ich  mir  noch 
nachts  zum  Zwecke  schnellerer  SclIjsLbefriedigung  an  Pelze  und  Krücken 
dachte.  Im  Dezember  1915  wui'de  ich  Soldat  und  blieb  es  bis  zum  Herbst  1917. 
Am  1  Januar  1916  besaß  ich  Kum  ersten  Mal  eine  Frau.  Mein  Hang  zur 
Onanie  ließ  damit  erheblicli  nacli,  kam  aber  mit  aller  Kraft  wieder,  als  ich 
im  März  1916  als  Freiwilliger  an  die  Front  kam.  Mein  „Verhältnis"  traf 
ich  während  meines  dreimonatlichen  Examen  Urlaubes  (Mai  bis  Juli  191G) 
wieder  Dann  verstärkte  sich  wieder  die  Onanie  und  hielt  ziemlich  gleich 
an  bis 'zu  meinem  vollendeten  28.  Jahr  (Oktober  1917) 

Im  September  1917  wurde  ich  vom  Kammergericht  reklamiert  und  dem 
Wegerieht  zugeteilt.  Alsbald  kaufte  ich  mir  wieder  Krücken.  Wälirend 
der  ersten  14  Tage  ging  ich  —  außer  zum  Dienst  -  auch  am  Tage  an 
Krücken  (Nervenleiden  vorschützend),  später  nur  noch  spät  abends  wieder 
heimlich.  Als  ich  meine  Dienststelle  verließ,  überwies  ich  die  Krücken  dem 
dortigen  lleservel^zarett. 

Mein  Pelzfeti Schismas  hatte  sich  in  der  Zeit  von  eUva  1909  an  eben- 
falls —  so  weit  es  noch  möglich  war  —  verstärkt.    Einige  Ablenkung  erhielt 
er  dadurch    daß  ich  selbst  seit  1909  einen  sehr  großen  Biberkragen  besaß 
A  -^  TTörhci  1916  von  meiner  Mutter  einen  Unifo  nn -Pelzmantel  ins  Feld 

und   im   ntilUb^   -^^  ■,..._i„i    /j_„   „i„    rif i,„fi 4^1    „i-„,    13^1™. 


7nm    Zivilpelz   umarbeiten.    Insoweit  war   icn   nun  nicnt    menr   gezwungen, 
hei    Pensionären  „Anleihen"  zu  madien   und  nur  passiv   -   im    Anschauen 

Pelzen  —  tobte  sich  daneben  meine  Anormalität  aus. 
^^"^    Im  Dezember   1917  starb  meine  Miitter.    Im   Januar   1918  lerate  ich 
Cm  Mai  1920  leider  verstorbene)  Gattin  kennen.    Seit  dieser  Zeit  ist 
"'^-"^    Ai,«r.t.m«litJit  in  etwas  andere  Bahnen  gelenkt. 

""^"^  irBrunbirzum  Tode  meiner  Gattin);    Im  Februar  1918  nahm  ich 
meinen' Abschied  aus  dem  Staatsdienst  und  ging  zur  Schnftstellerei.   Zugleich 


414  Fetischismus. 


begann  ein  dauernder,  ziemlich  regelmäßiger  Geschlechtsverkehr  zwiechen  mir 
und  meiner  zukünftigen  Frau.  Ein  Rückfall  trat  noch  einmal  im  Novemhcr 
1919  em,  als  es  zwisclien  uns  beiden  zu  einem  fast  vollkommenen  Bruch 
gekommen  war,  der  mehr  als  drei  Wochen  anhielt.  In  dieser  Zeit  kanft« 
ich  nur  wieder  ein  paar  Krücken,  die  ich  soäl^T  mif  in  a;^  tti  -^  ''  "■'^'""■« 
auf  die  Größe  meiner  Frau  umbaute,  wX^d^l-^i^^^'S  ^  ""  ''''^ 
Krücken  kaufte,  die  ich  noch  jetzt  besitze  ^^  '^™"   "'^' 

Meine  Frau  hatte  aus  dem  Felde  als  Geschenk  ein  Flieger-Pelzfutter 
(Biöiimriicken)  erhalten.  Da  mein  eigener  Pelz  sich  ,m^u  i!  1 1  eizruuer 
schenkte  sie  mir  dieses  Futter  und  kaufte  sich  selbst  "'^'^^f .  \^'^^^^^^^  ^'^^' 
einen  Sealbisammaiitel,  während  ich  mir  auf  d^l^  T  t' '^  ""'"  ~ 
schweren  Gehpol.  machen  ließ.  Jetzt  haS  ich  mir  2  H  T',  ^"^^'  ^''^"" 
Frau  ebenfalls  einen  zweiten,  sehr  s  W^n  Z  Wen  pS^'?f -""r 
lassen.    Meine  Krücken  -  an  sich  schnr.  wp,.r  ^^"f  f  P^l^n-antel  machen 

indoiiTsrs:iiiSkrde^onS:sr^/-^i^i=  ^^^  ^^^^^■ 

einmal  breit  treten.    ErwähurBei  nur    dTß         n^*^h '  ^'  '''**  ""'^ 

gongen  -  zwei  Hauptfaktoron  L"te;den  d7e  mt^  v'mTorn'^"""?  ?f 
zurückhielten:  Der  Ekel  der  „käuflichen  lL?'  den^rn?!  "t  ''^"^'' 
habe,  und  auf  der  anderen  Seite  der  ebenso  lübe^'H^'  T  ^^™™deD 
mit  sozial  gleichstehenden  Frauen  -  Li  t^hrMm  SltieTF^^^!! 
mich  einzulassen.  Schon  die  verarbeiteten  Hände  von  DienstmSl.i 
flößen  mir  eine  unüberwindliche  Abscheu  ein,  ^Dienstmädchen  usw. 

Außerdem  -  ich  hatte  ja  meine  „hölzernen  Frauen"  was  hra,ir.>.+.  ,-.», 
solclie  aus  Fleisch  und  Blut?  So  kam  es,  daß  auch  meine  Fnti^^f  ^ 
am  1.  Januar  1916  mehr  von  der  Frau  -  ^iner  Gr^otkaXanÄ''™,^; 
ging  als  von  mir.  Ich  ließ  daneben  -  wie  schon  erwähnt  -  die  Onanie  ntZ 
vollkommen  „unterm  Tisch"  fallen.  Immerhin,  es  waren  berard.lH 
Stunden.  Jene  Frau  hatte  mit  weiblicher  List  bald  meine  Unnatur  erfoiSt 
und  kam  etete  im  Sealpelzmantel  zu  mir.  Aber  dann  war  ich  wieder  un 
beweibt",  bis  ich  diejenige  kennen  lernte,  die  im  März  1919  meine  Gattin 
^vurde  und  die  mich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  umgewandelt  hatte  als 
sie  -  leider  viel  zu  früh  -  hinwegstarb.    Oder  -  war  es  besser  für  mich' 

Während  der  Zeit  vom  Februar  1918  bis  Dezember  1918  (wo  ich  zu 
meiner  späteren  Frau  zog)  ließ  mein  llanR  zur  Onanie  erheblich  nach  und 
auch  die  Betätigung  meiner  Abnormali  täten  erlosch  bald  —  wie  ich  glaubte  — 
vollkommen. 

Am  25.  Dezember  1918  verlobten  wir  uns  offiziell,  am  11  März  IQIQ 
fand  die  Trauung  statt.    In   diesen   drei  Monaten   hatte  ich  mir  -   „nf 
furchtbaren    Nervenkrämpfen    und   wiederholten  hyeteriechen   Krisen    _S  y 
Onanie  so  vollkommen  abgewöhnt,  daß  ich  jetzt  erst  wieder  {Ende  Juni  IqS^ 
und  kaum  etwa  wöchentlich  wieder  angefangen  habe  ■^'"^yj 

Meine  Ehe  hat  mir  in  vieler  Beziehung  genützt.  Ich  habe  den  normalen 
aus  gegenseitiger  Liebe  entepringenden  Verkehr  in  allen  spin^r,  i  T-^  .7' 
kemien  gelernt.  Ich  habe  den  Zwang  zur  täglichen  0  aL   H?     ^.*^^^^'.^f 
Qualen  bereitet  hat,  so  überwunden    daß  ich  nur  noch  z«;  MrZr  l"  ^f' 
leichterung  dann  und  wann  rückfäUig  werde.  körperlichen  Er- 


Maskierter  Sadismus.  425 


Meine  Krücken  liabea  ilire  Eigenschaft  als  Anreiz  zur  Selbstbefriedigung 
verloren.  Sie  dieneu  mir  in  der  Hauptsache  nur  zur  wirkliehen  wohltuenden 
Unterstützung  nach  Nerven  und  Körper  anstrengender  Boruftätigkeit.  Sic  sind 
mir  Bedürfnis,  um  einem  Schwächegefühl  nachgeben  au  kennen.  Ihre  weichen 
Polster  lösen  ein  ungemein  wohliges  beruhigendes  Gefühl  aus,  das  sich  aller- 
dings auch  auf  den  Geschlechtsteil  erstreckt,  ihn  momentan  anschwellen  läßt, 
aber  sonst  nicht  übermäßig  aufreizt.  Daneben  ist  die  passive  Anomalie, 
die  sieh  vorher  im  Anschauen  jedes  an  Krücken  gehenden  Menschen  gefiel, 
jetzt  nur  nocli  auf  iunge,  gut  gekleidete  Frauen  beschränkt.  Das  kommt 
meines  Erachtcns  daher,  daß  meine  Frau  eelbst  einmal  mehrere  Monate  an 
Krücken  gegangen  ist.  Ich  erfuhr  es  ganz  harmlos  im  Gespräch  von  ihr. 
Und  wenn  uns  alles  getrennt  hätte,  ich  glaube  fast,  die  Krücken  hätten  uns 
wieder  zusammengeführt.  Bei  gelegentlichen  Nervcnversagem  benutzte  meine 
Frau  auch  während  unserer  Ehe  die  Krücken,  die  ich  ihr  zurecht  gemacht 
hatte.  Und  ebenso  diente  ihr  Sealmantel  dazu,  unser  Liebesleben  bis  zur 
Wildheit  zu  eteigeni. 

Mein  Pelzfetischiemus  ist  dagegen  der  gleiche  geblieben.  Wie  früher 
starre  ich  jedes  Mädel  mit  einem  hübschen  Fuchs  an  und  errege  mich  im 
Winter  an  den  langen  Pelzmänteln  mit  den  großen  Kragen.  In  meinem 
Zimmer  daheim  habe  ich  alles  zusammengetragen,  was  an  Fellen  und  Peb- 
decken  vorhanden  war.  Ich  schlafe  unter  einer  Pantherfelldocke,  über  die 
ich  —  im  Sommer  —  eventuell  noch  eine  zweite  leichte  Wolldecke  lege  (im 
Winter  dazu  Federbett).  Meine  Sommer-  wie  meine  Winterhausüchuhe  haben 
Felleinlegesohlen.  Meine  Hausjacke  hat  einen  breiten  Kragen  aus  Sealsbisam. 

Meine  fi-ühere  Zurückhaltung  —  wae  das  Gehen  an  Krücken  anbe- 
langt —  ist  im  übrigen  ebenfalls  bo  weit  gesehwunden,  daß  ich  zuweilen  nach 
Dienstbeendigung  (also  abends)  auch  an  Krücken  ausgehe  und  daheim  mich 
vor  gelegentlichem  Besuch  nicht  mehr  geniere.  Erleichtert  wird  mir  diese 
Betätigung  allerdings  dadurch,  daß  die  eingeweihte  Tochter  erster  Ehe  meiner 
Frau  (die  mir  Wirtschaft  führt),  eine  mir  geschlechtlich  indifferente  Witwe 
von  26  Jahren,  mich  meist  begleitet. 

Das  ist  also  mein  gegenwärtiger  Zustand:  Polzfetischismus  größter 
Stärke  Krücken  für  mich  persönlich  mehr  Stütze  geschwächter  Nerven  als 
_  -wie  früher  —  rein  erotischer  Anreiz.  Krücken  an  anderen :  Nur  bei  jungen 
gut  gekleideten  Frauen  (am  liebsten  in  Verbindung  mit  Pelz).  Onanie:  Früher 
aUnächtlich,  jetzt  etwa  zweimal  in  drei  Wochen  (zirka  jeden  zehnten  Tag). 
Im  Beruf  hie  und  da  einmal  der  Gedanke  an  meine  „Frauen",  aber  ohne  jede 
Erregung  und  ohne  auch  nur  den  leisesten  Wunsch  auf  Betätigung. 

Doch  daneben  schwingt  unvertilgbar  seit  den  glücklichsten  letzten  zwei 
Jahren  die  Sehnsucht  nach  der  Frau.  Der  Prau  meines  Typs.  Der  herben 
Brünetten  mit  der  linienschlanken  Figur,  den  todestraungen  Märchenaugon, 
den  kleinen  Händen  und  Füßen.  Aber  sie  müßte  Jerständnis  haben  für 
meine  Nebenfrauen"  und  sei  es  auch  nur  das  Verständnis  der  allmachtigen 
Liebe  "Die^e  Frau  die  meine  geschlechtliche  Schwachheit  durch  weiche 
schimmernde  Pelze,  in  die  sie  den  nackten  Körper  hüllt  durch  weichgepolsi^rte 
Knicken  auf  die  sie  zuweilen  den  müden  Korper  stutzt,  aufstacheln  konnte 
zur  höchsten  Leistung,  zum  tollsten  aWl,  diese  Frau  wäre  erst  meine  wahre 
Erlösung  Sie  wäre  mir  erst  das  vollkommene  irdische  Gluck,  das  Pelze  und 
Krücken  mir  letzten  Endes  doch  nur  unvollkommen  gewahren.  Denn  Anea 
IJeidBn  fehlen  die  weichen  Arme,  die  sich  um  den  Hals  schlmgen,  die  roten 


416 


FetiBchismus. 


heißen    Lippen    mangeln    ihnen,    die    jauchzend    dem    Liebessudienden    ent- 
gegen blühen. 

Ki-üeken  und  Pelzwerk!    Abei-  meine  Frau  hatte  doch  nicht  recht,  wenn 
sie  zu  mir  einmal  sagte:  „Du  brauchst  gar  keine  Prau." 

Aber  wo  finde  ich  die    die  für  mich   die   rechte  sein  kann    und  wer 
könnte  mir  helfen,  sie  zu  finden:' 

Ich  bin  pervers.    Und  dennueh  will  mire  scheinen 
Als  ob  bei  allem,  was  mich  „glücklich"  macht,      ' 
,     .         Als  ob  mit  all'  den  Mittelchen,  den  kleinen, 
Die  wahre  Glut  in  mir  doch  Tiie  eull'aeht.' 
Pelzwerit  und  Krücken   sind  mir  nur   Erlösung, 

Solang'  das  Herz,  nur  leise  atmend,  tichweigt  ' 

IJnirdisehc  Webeemacht  erst,  die  sich  neigt 
Dem  Suchenden,  gibt  mir  Genesung. 

Ks  handelt  sich  um  einen  Fall  von  rudimentälera  Fetisch ißn,,,. 
Es  ist  bezeichnend,  d.ß  der  Patient  bis  zum  25.  Jahre,  dhbirzü    Eh 
nicht  mit  Frauen  verkelirt  hat  und  daß  seine  Frau  Rieh  hinf^.  ^      x-      . 
zur..k.ese,,zt  fühlt.  Wie  alle  diese  K^.nken  ^irer'dlrotnl^t: 
er  sieli  in  di^r  hvmtzüt  mit  eiserner  Energie  abgewöhnte.  Die  Beziehnn 
gen  zu  seiner  Mutter  sind  ziemlieh  durehBichtig.  Normal  gebaute  Men 
echen,  die  gut  gekleidet  sind  und  auf  Krücken  gehen,  verursachen  ihm 
sofort  eine  Erektion. 

Ich  mache  auf  diosee  Moment  aufmerksam,  das  uns  später  in  der 
großen  Analyse  wieder  begegnen  wird. 

.'[^EsistdergesundoMensch,  derKrückenhat,  der 
am  meisten  irritiert  und  fesselt.  Das  beweist.'dafl 
es  Eich  um  ein  Spiegelbild  des  Kranken  handelt,  der 
zeitweilig  auf  Krücken   den  Kranken  markiert, 

Er  vermutet,  auch,  daß  der  Mann,  den  er  mit  seiner  Mutter  gesehen 
liat,  den  Lahmen  markiert  hat.  Bettler  und  Amputierte  interessieren 
iiin  nicht.  (Analogie  später.)  Er  benützt  angeblich  die  Krücken  nicht  a 
sexuellen  Motiven,  nur  weil  er  müde  ist  .  .  .  „Nicht  der  Reiz  gesehlechT 
lieber  Emjjfindungen  ist  es,  der  mich  persönlich  darnach  schreien  läßt" 
wieder  einmal  an  Krücken  2U  gehen.     Es  ist  ein  Gefühl  körperlicher 
Müdigkeit,  das  ich  empfinde,  wenn  ich  lange  in  der  Straßenbahn  st  h 
muß,  wenn  ich  als  Redakteur  weite  Wege  zu  Fuß  gehen  muß  usw  "  — 
So  lächerlich  ist  die  Rationalisierung  dieser  Kranken.  Bekanntlich  '  "t  d 
Gehen  auf  Krücken  viel  anstrengender  als  der  normale  Gan      Ah     a^ 
Patient  benötigt  die  sexuelle  Erregung,  deren  er  sich  nicht  bewußt^^rA 


Maskierter  SadiBmus. 


417 


Von  seiner  Potenz  berichtet  er,  daß  er  nicht  bo  stark  sei,  wie  em 
normaler  Mann  .ein  müßte.  Er  benötigt  lange  Zeit,  bis  der  erste  Erguß 
kommt  und  erreicht  die  Ejakulation  oft  nur  dadurch,  daß  seine  Frau 
üym  von  der  Zeit  ihres  Rheumatismus  erzählt,  da  sie  Krücken  gebrauchen 
mußte  Das  heißt,  er  kommt  nur  durch  seine  spezifische  Phantasie  zum 
0  gasmus.  Er  freut  sich  eigentlidi  auf  die  Zeit,  da  er  infolge  Alters 
aSe  Frau  abstinent  leben  wird  und  sieht  sie  schon  m  Krücken.  Er 
eTgnet  daß  er  seiner  Frau  durch  diese  Phantasien  die  Liebe  entzieht, 
(Und  kas  ist  nicht  wahr.")  Und  das  ist  doch  eine  traurjge  Waln-heit . . . 
*"  Als  Kuriosität  gelten  m  der  Sexualliteratur  d.e  FäUe  von  Mannern 
.eiche  sich  nur  in  Amputierte  verlieben  könne.  BekW  is  d^r  F^^^^^^^^ 
Ludsion  (A  Lecture  on  sexual  pervers.on,  Clncago  1890) .  latient  untei 
hi^lt  e?n  Liebesverhältnis  mit  einer  amputierten  Frau  und  suchte  nach 
dren  Verlust  gieri.  nach  einem  Ersatzobiekt.  Don  Übergang  bilden  die 
Se,  in  denen  ein  hinkendes  Mädchen  bevorzugt  wird,  ja  das  Hmken 
eine  Liebesbedingung  darstellt. 

Zwei  charakteristische  Fälle  berichtet  Krafft-Eftf«f7  aus  eigener 

Erfahrung: 

Pal!  Nr  65   X.,  28  Jahre  alt,  werde  seit  dorn  17.  Jahre  ausschließhe 
11       rit    durch   de«    Anblick   von   weiblichen   Gebrechen,   gauz   Bpezid 
:r  Webern    dt  Ikon   uiid  Unniimc  Friße  hab.n.    Seit  der  Pubertlit  .ei 
1  im  BanTd-«^^  ihm  selbst  pohdidH.u  Fctischism...    Das  nonnale  Wcib 
^..iTfrrn  nicht  den  geringsten  Reiz,  nur  das  kruume,  hntoade,  mit  Ge- 
whi  anden  Füßen  behaftete.    Habe  ein  Weib  dieses  Gebrecben,  so  übe 
f,Tihn   eSen  mächtigen  Binnlichon  Reiz,   gleichsüHig,   ob  dies««.We.b 
"^i        nder  iSlich  eei.    In   PoUutionsträumen  Bchweben  ihm   anssehließh  1 
'  ;i  htiende  Franen.in>mor  vor.    Ab  und  zu  könne  er  dem_  Antrieb  nicht 
H  iE    et  solches  hinkendes  Weib  nacbznmachcn.    In  dieser  Situation 
rf  ,«  hftigcn  Orgasmus  und  eine  von  lebhaftem  Wohlgefühl  bogleite  e 
^J'VZZ     PaSt  versichert,  sehr  libidinös  zu  sein  und  unter  der  Nicht- 
S?      tiZg  sein     Tncbc  sehr  zn  leiden.   Gleichwohl  habe  er  m  t  22  Jahren 
^^J  S  nn    5mal  koitiert.   Er  hal>e  dabei  trotz  Potenz  nicht  die  genngstc 
^nd  seither  ^^'^^'         ^^-       ^^  ^^  Glück  hätte,  einmal  mit  einem  limkenden 
^^:^ZSjt^^n,  Würde  die.  go..ß  andei.  sein.    Jedenfalls  könne 
er  sich  nur  entschließen,  eine  Hmkende  zu  heiraten. 

T?«n  Nr   66     Analoger  PaU.  Herr  V.,  30  Jahre  alt,  Beamter,  Btamint 

\'       19  T«I,re  fib  eßlangto  der  jedenfalls  nen-öse  und  hypersexuell  yer- 

?T    t  otne  Yermhnmg  zur  Masturbation.   Um  dieselbe  Zeit  erfolgte 

^'^^'l^.^"  .    .ticHunftd  ä  ist  wohl  zweiteUos,  daß  die  ersten  sexuellen 

i"  ^tifdcs  V  t      a„3^L  G-cWccht«  gegenüber  mit  dem  Anblick  des 

Regungen  J^,;  ■"'"'„„  ^jn^enfieien.  Von  nun  ab  erregten  seine  Sinnlichkeit 

'""' vt"Jf  Fr'cn^ir.    B  in  Fetisch  wurde  eine  hübsche  Dame    die 
„u,  hmkende  Frau™  ^^^  ^^^^^  ^^^  ^.^j^^^_  ^^^  ausschhoß- 

{ttetlroBetale  -Sd  da^^i  oiorm  sexuell  bedürftige  V.  versuchte  mit  dem 


'  siel.«!,  S.öra.Ban  de.  TnBb  .>.na  Aff.WUb^n,.  Vif. 


•27 


418 


Fetiachismus. 


SSe.?  Ä      '"  ''''  f ""  '^  ^'■•'^^"'  ^'^^-  ^ber  absolut  impot.at  nieht- 

Sn,  '  m/i;?  r  '"^""^'"'  ^^  "■  ""^  ^"«"ah>ns.-ei.e  seinem  Feti- 
abe  ä  i  T  '"'«'''"  ''°""*^'  ^^"'  ^'-  ^'^l'  ^'^•■^^'  -Masturbation,  die  ihm 
l^  erof       1  ?"'n-^u''  ''''"''*'^  "■^'^'"^"'    ^'^'-  '''^'  «oxueUs  Situation 

Skllf .,  ,f  "ngiuckhch  uud  dem  Suizidium  nahe,  vor  dem  ihn  nur  die 

daß  e  IrlT',  ™  w'^'^^i  ^'"'  -"«-li^ches  Leiden  gipfelte  darin. 
Kenden  Dame  dacht«,  aber  er  fühlte,  daß  er  an  einer  solchen  Gattin   'lur 

scnoii  deswegen  ans  Resignation  an  Kastration  gedacht. 

'für  lall^^!!n,?-'  ?■'  f"^f *'«'■'  ^"^  belasteter  Familie,  ^viU  schon  als  Kind 
^^.r  i  '  in  t;  'i-  r  '  ^T"''^  besonderes  Miüeid  empfunden  haben.  Es 
Kn  c£n  h  n  ^^  ^^  ^,  '""^^^  f""'  ^^"''^t<^"ter  Genuß,  mit  z^vei  Besen  als 
£-ä  e  H  r.  '"  ''"■,^^^'^'  herumzugehen  oder  auch  auf  menschenleerer 
a  hüb  c  o^  '-;ynarkieren^_  Allmählich  gesellte  sich  da.u  der  Gedanke, 
als    hübsches     lahmes   Kind     einem   schönen     jungen    M  ä  d- 

r^aiiSr  F"  T- ~  i^^^  i 

von  Gcehlecht    u.TSilchthtL  kX  ?'"^  ^^-'r'"   "'''''''"'  ^"«^^"<^   2., 

>-.«  einem  musturbatonscheu  Akt  hinreilion,  deni  Xle  fvoite'e7olln    F       ^^ 

Ak^'  und  iraiimpollutionen  von  solchen  Phantasien  begleitet     E/f,Al  7 
sclbBt   auf,    daß    ihm    die    P  e  rs  5  n  1  i  ch  ke  i  t     i  L  I  n  ),     \      V      " 
gleichgiiltig    ,var  nnd   sein    I  n  te    e    .e  s  ;  ch   ^  u  f  d  e^.     '' 
konden    Fuß    bos  ch  r-i  n  kt  e.     Zum    Ve  rs  uch    eUe  s    K  o  iV  "" 
mit  einem  seinen  Fetisch  a  u  f  we  i  s  en  d  en    F  rl  ^oitns 

iUZ.  bisher  noch  n  i  e  g.l  a  ngt  K  fühh  'i^h  ^^  "  '  V"'"  " 
disponiert  und  mißtraut  auch 'seiner  Potent  &ine  P tnta  !e  /'?'  ''T 
um  Masturbation  am  Fnße  des  hinkenden  Weibi  zT^lT.rT"''  '''l 
:.ur  .„„  Gedanken,  die  Liebe  eines  keuschen  hfnkentr  Mädch  t  Tu  T' 
winuen  und  daß  d,e.es,  gerlüirt  darüber,  daß  er  liebt,  .vas  an  ihni  e  n  G^ 
broclion  ist  ihn  von  seinem  Fetischismus  befreit,  indem  sie  „seine  Liebe  von 
der  beele  ihrcr^  1  ußes  zum  Fuße  ihrer  Seele  emporführt".  Darin  erblickt  er 
seine  llettung.  Er  fühlt  .ich  in  seiner  gegenwarligen  Siluation  höchst  un- 
glücklich. 

In  allen  Fällen  sehen  wir    das    charakteristiselie    Abrücken    des 
Mannes  von  der  aktiven  Sexualität.  Z.  machte  nie  den  Versuch  eines  Bei 
Schlafes  und  H.  flieht  die  Ehe  mit  der  heuchle ri seilen  Rationalisierung 
daß  er  an  der  Gattin  nur  das  Hinken,  nicht  die  Seele  lieben  wurde        ' 


■f 


SS 


Maskierter  Sadismus. 

EAlämng  für  ,1„.  Uiden  p'tie"  X  itor,'™?  -T'"'™  "■'^^="  "-''"'^ 

""rr:™ -*,^™ -" -™ -— ""^" 

m  allen   i'ailen    scheint    das      Miflojj"      a-      r. 
Schwachen,  von  größter  Bedeutung  zu  sein       '  ^^'^"«'^"'keit    de- 


sind  und  ich  mich  gCMisscniiaßon  v.  ,■«  In       '''"''?    ^^'"l'^ltnisse   oheiiticrf, 
Hon.  Kollege,  daß  i.h  el.  ^^S^S^  S^^^:^  --'^'■^- 

Ich  biu  im  J;ihre  1S94  zu  N  hIs  th^v  s^hn  ,>;.>„-  n 
Jngend     b.el.t.   a.ßeHich   keine     „;;^„ti:S„"re£-2^^ 
Volks-  und  Mittelschule  mit  dorduveg.  gutem  LoIge,'rn  Inö      o  fa^    Z^^ 
spielend;    die  Erziehung,  die  ich  durch  meine  KUein  g^Mu^^Ti     difr     ?f 
be^te     Ich  verehre  n;eine  Eltern  und   namenilich   ..^tx^  t^^^ 
\on  frühester  .Jugend  an  wurden   wir,  idi  sowie  auch  mein  J   l\i         ■ 
Bruder,   durch   da.    rocht.   Maß   zwischen    Arb    t    ^        n  t.W  V'"'''''". 
edle    Yergnüguugen,    ,vie    ich    ohne    überhebung    t^    i\r        "      r'Tr""'' 
Menschen  herangebildet.    Auch  eine  große  Zahl  von  tva  den  n  'u^''^''" 

brachten  mich  IVüh.eitig  dazu,  unter  Anhdhuig  n  ^  „^V  wT  ^"rV^'"'''!; 
ihre  Wunder  ÜGbeii  und  die  Men.chcu  kennen  .u  „  n  v,  ^^^  "■■  ""1 
Mitlx^lschnle  absolvierte  ic!i  als  ICinjährig-FreiwilHg  '  h,^1v'  ''ff'^'-''^\ 
bezog  ein  Jahr  darauf  die  Universität  in  Innsbn,  'm  i  ,i  "  '"S;  H'  ""'^ 
Unliebsam  und  jäh  wurde  im  August  1914  m.in  811^,^,,    ..^^  .  l' 

nmßto  sogleich  einrück.u  und  leistele  hi.  .,„„  lüide  derCr  el^  p  ^J]-  "'^ 
als  Artillerieul-hzier.  Ein  gütiges  Geschick  hat  Lh  r^tz  eh  e>  II  '"^^^ 
von  Geiahren  das  Kriegsende  heil  erleben  lassen.  G..^^.^^Z^^Z 
Heißhunger  nahm  jch  meiue  Studien  wieder  auf  und  erlangte  Ende  90 
den  Doktorgrad.  Schon  als  Siadent  war  ich  teils  Volontai.  teil  Hilf  ,  ■  .  I 
an  ve^chiedenen  IJ.eoroUschen  ]..HO<anzel„;  dernS™  "i.^^  AdS:;^ 
einer  chirurgischen  Klmik.  Ich  kann  nur  noch  hin/adügen  d-iR  -nilh 
Berufsmtigkeit  voll   und  gan.  auslullt   und    l,efriedigt  '"' 

Bezüglich  übriger  ananmestisclior  Angaben  vom  rein  ärztlichen  Stii.d 
punkte  aus  wäre  niciit  sehr  viel  /,u  erwiihneu     Meine  irii„.n  i  . 

gesund    ebenso  mein  Bruder.    In  meiner  übrig.   \",t^^^^^^^^^^^^ 
Erkrankungen    von    Bedeutung    .u    verzeichnet.    W       S^^^^^^^^ 
so  war  ich,  abgesehen  von  den   obligs>ten   Kinderkrankheiten    nt.  .?-^t' 

krank.    Auch  heui.  (ühlc  ich  mich  lä.-perlich  voiß;o;i?S;rd.       '''"^' 

Nach  dieser  etwas  lang  geratenen  Einleitung  will  ich  Il,nr.n  n i, 

meine  iKÜhologische  Vita  sexualie  berichten.    Bei  ,ni     be    i  ,    .      T    " 

will  CS  gleich  vorunsnehmen,  eine  ziendich  seltenri  o  1     '      .r  '  "^' 

ich   weiß,   sehr  verehrter   Kollege    Sie   nennen      ^nf        ,n'''""'"'  ~ 
im  eigentlichen  Sinne.    Es  vermag  nLlirnfmic  "'^'.'[^.^.^tisdmmu. 

de.  ein  Bein   amputiert  ist,   ein^  ^^^^ ^tZ::^^^::^ 


27* 


'"ü  Fetisch  iBm  US. 

ziiübon  und  zwar  habe  ich  mich  wie  alle  Fetischisten  „spezialisiert",  denn 
aas  Maximum  des  sexuellen  Reizes  stellt  für  mich  ein 
3«ng08,  hübsches  Madchen  dar,  das  am  Oberschenkel 
amputiert  ist  und  einen  Stelzfuß  trägt.  Amputierte  Männer 
mteresBiei-en  mich  gar  uieht.  „Ausgeübt"  habe  idi  diesen  Fetiächisnius.  wenn 
ICH  mich  so  auedrüelcen  darf,  eigentlich  nur  in  sehr  bescheidenem  Maße, 
uolegentlich  lief  ich  wie  ein  dummer  Junge  hinter  einem  Mädchen  her,  das 
emen  Stelzfuß  trug  oder  mit  einer  Prothese  ging;  einmal,  ich  kann  mich 
noch  erinnern,  saß  ich  lange  auf  einer  Bank  im  Hofe  de^  Krankenhauses  und 
beobachtete  gierig  ein  junges,  einbeiniges  Mädchen.  Ich  war  zu  befangen, 
um  jemals  mit  einer  Amputierten  ein  „Verhältnis"  anzufangen,  wie  ein  solcbes' 
der  yon  Merzbach  zitiert«  „Mediziner"  besaß,  worum  ich  denselben,  nament- 
lich ti-uher,  wahrhaft  beneidet^'.  Manuelle  Onanie  betrieb  ich  niemals,  nur 
gdü  es  Zeiten,  wo  ich,  durch  intensive  Vorstellung  meines  Idols,  heftii^e 
i^rcKtionen  und  auch  Ejakulationen  erzeugte,  also  rein  psychische  Onanie 
ausübt«.  Im  übrigen  verlief  mein  sexuelles  Leben  in  normalen  Bahnen  ich 
iJtite  mehrmals  mit  Genuß  und  Befriedigung  den  Beischlaf  aus.  Kur  geschah 
dies  bei  sogenannter  Gelegenheitsursache  und  nie  mit  Dirnen  sondern  immer 
mit  fiogenannten  „anständigen  Mädchen".  Hatt^  ich  keine  Gelegenheit  zum 
Koitus,  so  stellten  sicli  nicht  allzu  oft,  etwa  alle  10—14  Tage  PoUuUonf-.. 
om,  die  sehr  häufig,  aber  nicht  immer  mit  Träumen  v7v 
bundeu  waren,  in  denen  mir  Aninu'tiertP  Pr-^i," 
Schließlich  will  ich  noch  anführen,  daß  das  Voi^hli  meiner  ab^imenViS 
sexualis  immer  mehr  und  mehr  abklingt,  namentlich  seifde^  f^  v. 
einem  Mädchen  verlobt  habe  das  irb  .nW in  hI  i  k  .T  ^'^^  "^^'^^  "»^ 
welches  ich  auch  in  "Uchster^ea%u'X      t^e  ^nt  "sl^  Tf' 

Ziehungen  mit  meiner  nunmehrigen  Braut  inniger  ätaSnh-;?  ^'l  ^r 
alle,  .■ahriieitsgemäß  und  offen  mitgeteilt  und  tlrSSch  JL'tt 
zu  finden  und  em  Verstehen  meiner  Schwächen  zu  Sen    di^.        .       f 

^^^^t^it'r^^sr*  -^^'  '-^'  ^^-  ^^  -^g  mss 

Teil  der  AnUvorten  kann  ich  vielleicht  vorCehir S  m^warTf 
dem  Gebiete  der  Sexolegie  gar  nicht  bewandert  und  habe  eigentUch Tur  aus 
der  nur  zugänglichen  Literatur  analege  Fälle  herausgesucht  und  ktntedS- 
Uezughch  mit  rechlichen  ZiUl.n  dienen.  Das  Wesen  und  der  VeS  meiner 
exucl  -psychologischen  Erkrankung  sind  mir  trotzdem  noch  nicl  gaaz  klar 
Zunächst  was  das  erste  Auftreten  dieses  meines  Fetischismus  anlanS  Es  W 
mir  leider  beim  intensivsten  Nachdenken  nicht  möglich  mit  SiS'eirl 
sogonann  e  „infantile  Wurzel'  zu  finden.     Ich  kan^  nhchtir  etne       da«; 

^^ljn.:;:ti^z^  ^m^^h^V'derg;^^--  ^^P  ^ 

fußos  etwas  zu  richten,  heftige  EreSicnt  TekaT  u^ToS  ^mS" 
ohne  SU  recht  zu  wissen,  was  das  zu  bedeuten  habe  Snätpr  .1  ^^Plf"^*^' 
Anblicke  Amputierter  immer  wieder  Erregungen  einstenSV-H  ^,  ^T 
bestürzt,  sucbto  mir  Aufklärung  in  allen  erreichbar!  tf' "f.  '.     ^"^^ 

weiß  ich  so  ziemlicli,  wie  ich  zu  urteilen  habe  "  ^"^  "^"^  ^^"^ 

Da  der  Kollege  mcht  zur  Analyse  nach  Wien  kommen  konnte. 
Hchtete  ich  einige  Fragen  au  .hn,  darunter  die  wichtige  Frage  nach  den 


Maskierter  Sadismus 

421 

ersten    Kindheitserinnerungen     die    oft    ,l^„    v  ^       r. 

Ich  erhielt  nach  längerer  Zeit  folgendes  Schreiben: 
„Sehr  geehrter  Herr  Kollepfii     «;„  t.  i 
gesteht,  die  ich  nun  ^  ..eit  S"  estr^g^-^^L^or  IT  ''■*^^^" 

^^.^l^^^r^:l!J:ti^Z^^^^  -  n^'e  ^^^  bei  .ir  ..  ein., 
dahin  abzielenden  Prägen  (AusSßen  t     rr  '"^^^'^  '"  "^^^^^"-    ^^"°  '^'1« 
h«chen  von  Spiel.eng)  kann  107™?  v^iLp^T  "^"^  Puppenbeinen,   Zor- 
antworten.  Wa.  Ihre  wd^/Fragf bltrjf o^'^'m"''^^    ''"'  "^^'"■"  ^- 
nackf^  Bein  erregt  habe,  so  kann'lcht    t^il  n  S^asToH '7"?"n  ''? 
wenn  id.  „Jugend'^  in,  weiteren  Sinne  ^'idcliso  ze  tit  ddrE  nt'-^f         f ' 
Pubertätsalter.     Ich   muß   da   noch    hinzufügen     daß   Pf,.     i         f  v**^  '"^  '^^^ 
Bein  eigentheh  starker  errogend  wirkt«  als  e;o\^^i?J\tr4  ^  ^^^ 
stand  mag  erwalmenswert  sein,  daß  es  meine  „individuelle  LiebeÄe^ngunL  ' 
erl ordert   daß  beim  Vorstellen  oder  auch  beim  Träumen  ampnüorkr  Mädchfn 
das  nicht  amputierte  Bein  möglichst  elegant  mit  Strumpf  und  Schuh  be- 
kleidet sei.    Und  dabei  besteht  bestimmt  kein  Fetischismus    dessen   Inh'ilt 
die  genannt™  KleidungsstÜLtko  für  sicli  allein  bilden  würden.  Noch  ein  weiterem 
Moment  seheint  nicht  uninteressant:    der  Anblick  oder  die  Vorstelhmg    ii 
selbst  der  sexuelle  Verkehr  mit  einem  doppelseitig  amputierten' MildH, .ii 
wurde  gar  keine  besonders  erregende  Wirkung  ausüben.  Was  mm  die  Mil 
t^ilung   von    ..Amputiertentraumen^'    anlangt,    so    ist   es   mir   nicht    möeli.'h 
gehabte  Träunie  «o  genau  zu  reproduzieren,  daß  sie  für  eine  cventuelid 
Analyse  verwertbar  wai'on.    Ich  werde  aber  nicht  ermangeln    einen  eeleee  ,f 
lieh   wieder   aultretenden   diesbezüglielien   Tranni   Ihnen    mit  allen    7u£hlt 
auch   minder  wichtigen   Details    mitzutcih-u.     Ih'e    leizie    Frage  nach     H 
ersten  Erinnei'ungen  ist  mir  nicht  ganz  verständlich,    Ich  teilte  Ihnen   K 
in   meinem   ersten   Briefe   das    mir   am   frühesten   erscheinende   Erlebnis   mit 
Es  kann  sein,     daß  diese  Begebenheit  früher  erhaltene  Eindrücke  übertönt 
hat.    Ich  kann  mich  derzeit  an  kein  vorher  etatlgchabtes  Ereignis  erinnern 
das  in  dieser  Hinsicht  von  Wichtigkeil,  sein  könnte.  ' 

Ihnen  für  das  Interesse  an  diesem  „Falic'^  dankend,  verbleibe  ich  mit 
kollegialen  Gi-iißen  Ihr  ganz  ergebener 

N.  N." 
Auf  meinen  zweiten  Brief,  der  die  Fragen  genauer  spezifizierte 
auch  einige  Aufklärungen  über  die  Kastrationsphantasie  gab  und  nacli 
den  täglidiou  Träumen  forschte,  habe  ich  keine  Antwort  mehr  erhalten. 
Ich  habe  nun  nach  dieser  Umscliau  in  der  Literatm-  nichts  hinzu- 
zufügen. Wir  sehen  die  gewaltigen  Unterschiede  zwischen  der  analyti- 
sehen  Periode  und  der  deskriptiven,  wenn  wir  einen  solchen  Fall  ein- 
geliend  analysieren  und  uns  bemühen,  die  Wurzeln  des  Leidens  auszu- 
graben, die  Verdichtungen  des  Symbole  zu  zerlegen  und  das  Motiv  der 
ParapatJiie  zu  erforschen. 

Alle  die  Fälle.  di^B  wir  in  diesem  Kapitel  angeführt  haben,  zeigen 
uns  die  innige  Verbindung  zwischen  Petiechismus  und  Sadismus.  Auf 


422  Fetiscliismua.  —  Maskierter  Sadismus. 

den  ersten  Blick  erscheint  der  Fetieehist  als  ein  Masochist  reinsten 
Wassers.  Er  fügt  sich  allerlei  Schmerzen  zu,  er  bindet  und  fesselt  sich, 
er  leidet  füi  seine  Paraphiliu.  Aber  hinter  diesem  Masochtsmus  verbirgt 
sich  ein  schrankciiloeer  Sadismus,  Die  ursprünglich  nach  außen  gerich- 
tete Grausamkeit  wendet  sich  gegen  den  eigenen  Körper  und  gegen  die 
eigene  Seele.  Gerade  die  Grausamkeit  ist  es,  die  den  Fetiechisten  in  die 
Ai'uie  der  Religion  treibt.  Er  sucht  bei  Gott  Schutz  gegen  sich  selbst 
und  seine  wilden  Triebe.  Wir  verstehen  es  jetzt,  warum  der  Fetisehist 
den  Partner  meidet  und  am  Fetisch  Genüge  findet.  Er  gleicht  in  dieser 
Hinsieht  dem  Homosexuellen,  der  aus  Angst  vor  seinem  eigenen  Sadis- 
ums,  das  heißt  wegen  seiner  sadistischen  Eineteilung  zum  entgegenge- 
setzten Geschlechtc  sich  zum  eigenen  Geschlechte  flüchtet.  Daher  kommt 
es,  daß  Fetisdiisteji  eine  Kombination  beider  Paraphilien  konstruieren. 
Sie  werden  homosexuelle  Fetischisien.  Der  nächste  Fall. wird  uns  die 
Psycliogenese  einer  solchen  kombinierten  Paraphilie  vorfüln-en. 


t^ 


XX. 

'r. 

'.  Ein  Fall  von  orthopädischem  Fetischismus. 

Fall  Nr.  69. 

Der  Patient,  dessen  Analyse  ich  im  Folgenden  wiedergebe  ist  ein 
27iähriger  Arzt  und  stammt  aus  Riga.  Seine  Mutter  ist  Russin,  sein 
Vater  ein  Deulsclier.  Seine  Großmutter  war  Jüdin.  Sein  Vater  wanderte 
schon  10  Jahre  vor  dem  Krieg  nach  Deutschland  aus,  ■woselbst  er  eine 
Fabrik  gründete,  die  ilmi  genügend  Geld  brachte,  um  ein  stattliches 
Haus  zu  führen  und  seine  Kinder  standesgemäß  ei'zielien  zu  können. 
Unser  Patient  —  nennen  wir  ihn  Otto  —  war  immer  ein  kerngesundes 
Kind.  Er  litt  inuner  unter  seiner  Abstammung,  da  er  sich  nicht  ah 
„Urgennano"  fühlte. 

Wegen  eines  sehr  komplizierten  Fetischismus,  der  später  eingehend 
geschildert  wei'den  soll,  wandte  er  sich  an  Prof.  X.  um  Hilfe.  X.  verwies 
ihn  auf  mich.  Otto  hatte  schon  vorher  einige  Bände  meiner  vStorungen 
studiert  und  sah  selbst  ein,  daß  ihn  nur  eine  Psyclmnalyee  von  seinen 
Störungen  befreien  könnte.  Er  beschloß,  sich  in  meine  Behandlung  zu 
begeben.  Allerdings  wollte  er  diese  Behandlung  ohne  Wissen  seines 
Vaters  ausführen,  was  gewisse  inatorielle  Schwierigkeiten  ergab. 

Bevoi'  wir  auf  die  Analyse  des  Falles  eingehen,  lassen  wir  Otto 
das  Wort.  Er  schildert  in  einem  ausführlichen  Briefe  die  Psychogonese 
seines  Leidens.  Diese  Scliilderung  ist  außerordentlich  wertvoll.  Sie 
stammt  von  einem  Arzte,  der  die  Bedeutimg  verschiedener  psycho- 
logischer Momente  gebührend  erkannt  hat.  Er  hebt  viele  Einzelheiten 
hervor,  die  später  in  der  Analyse  sieh  als  wortvoll  und  bedeutungsvoll 
erweisen. 

Ich  lasse  ihm  nun  das  Wort: 

Sehr  geelirtflr  Herr  Doktor! 

Unter  dem  Eindruck  Ihrer  Arbeiten  über  „Störungen  dos  Trieb-  und 
Affekllebens"  habe  ich  zu  meinen  sexuellen  Verhäituissen  eine  neue.  Ein- 
Stellung  gewonnen. 

Ich  habe  midi  deswegen  heute  an  Herrn  Prof.  X.  liier  gewandt  inid  ihn 
um  Rat  geboten.     Prof.  X.   sagte   inir,    daß    er  nach    moincn   Schilderungen 


424 


Fetischismus. 


glaube,  daß  Sie  mir  raten  könnten.  Ei-  selbst  sei  dazu  nicht  in  der  Lage, 
da  Ihm  die  notwendigen  speziellen  Erkenntnisse  und  Erfahrungen  fehlten. 
ich  bemühe  mich,  im  folgenden  Ihnen  eine  Schilderung  meines  Sexual- 
ierjens,  wie  es  jetzt  vorhanden  ist,  und  der  Entwicklung,  soweit  ich  darüber 
im  Augenblick  berichten  kann,  zu  geben. 

_  Ich  bin  zur  Zeit  27  Jahre  alt,  Arzt  und  habe  die  Absicht,  die  akademieche 
J^arriero  einzuschlagen.  Augenblicklich  beschäftige  ich  mich  mit  der  Ab- 
fassung einer  größeren  Arbeit  über  orthopädische  Fragen 

Memo  Mutter  hebe  ich  sehr,  meinem  Vater  gegenüber  habe  ich  immer  starke 

Hemmungen  zu  beseitigen,  wenn  ich  ihm  näher  kommen  will 

(Onani?  Sn'"  ^^  ^vl^f''  ''^^!'^''  Unverstehen  für  meine  sexuellen  Nöte 

lähreid  m.  'q^'I''"?   ""'^."''^   ^^'    ^^^^^^-^^   Verhältnis,    da. 

wahrend  meiner  ganzen  Schulzeit  zwischen  uns  bestand,  da  meine  Leistungen 

K^>,rf/''^*"  ^'^'"^  "'^'^  ''^'  "^^'"^^  S"^  ^'^^^^'  nnr  i,4rm  t  »rund 
Mchhilfe  versetzt  wde.   Außerdem  habe  ich  noch  3  SchTJtern    28   2^  und 

t:  me-  f  r"r  glücklich  verheii-at.^  die  afdZ^'^.ShSalt 

meinef  S^h^n^StTd-^^cir  la™^^^^^  ^-  ^^h" 

leichte  Sachen)  anfertigte.    Ich  glaube    daß  d.       /^"^^"^^tieh  und  älinhche 

liegt.    Mit  meiner  ältesten  SchwX  war  th  1       '  T'  "''^^'^'  ^'^""^''^ 

Etwa  mit  9  und  10  Jahren  führten  wir  T-  M  ^^^^"*"^'^"- 

initemandor  Ringkämpfe  auf,  im  Hemd  und  ,mW^  u '^'"'  ^^^  '^""^^  '°"'*^ 
lagen  nebeneinander,  im  Einschlafen  duS  S  S'^^'^  T"'  ""^^^"^  ^™^^ 
l<on.g  war,  sie  Elfenköuigin,  öfter  .stii.idenhiig  ''  ""'"^'^  ^'^   Gespenstev- 

^xisr^si^^-d^x^^^^^ 

weite  Ebene:  einen  kleinen  Knludd'"/''^'^^''^''^"-  '^'^  ^^^^^  ^^"^ 
näher  kam.  mir  die  Luft  benahm  bis  ,vf  ^''  ""'^  ^'"  ^^^^^«1  vergrößerte, 
wachte.  Vorher  und  vor  dem  EinJ.h  .fö.  ,  "''/"'t  wahnsinniger  Angst  auf- 
Gefühl daß  mouie  Pinger  gan  Sl^wL  '"l^?  ^^^^^^  ^"^  '^-  -^  14-  J-hr: 
"'<MU  Körper  schieu  sehr  groR  unä  Zl?'  '"^  ^'^'^  ^"^«  wahnsinnig  laut, 
endlich  ^-eit.  Das  letztere  trat  in  sntt  ff  ™^  ^^'^  Gegenstände  un- 
An  meine  erste  PolluHrm  .  ^''^'*^"  ^^^"^^  ^"ch  oft  bei  Tage  ein. 
:0V.  Jahre  alt.  D  ab  e  i  tr t  um  tTi^V^'  f''^  '^^"^»-h.  Ich  wa'  etwa 
liehen  Auftritt  ei  n  er  K  u  ts  .S'  ' '.  ■  '  ^  '  *  "'S  ^  ^  "  f  den  seit- 
den    Leib    gegen    den    Wagens    h!  ^^^'■*'    ''""^    drücke 

h.be„'"""^-  °'^""'""  -'  -'*  "'*.  .-hre!Mi*e  Erlebnis,  gehabt  .u 

Etwa  mit  11  Jahren  bin  i^v.  .       v. 
im    Schlafzustand    h erumgelan f    ^^^^  ^"^ge^tanden  und 

heulend  im  Eßzimmer  gefunden  wo  ich  n^  h  °' ■  "^^'^^^^^  "^^^^  »c-li  dann 
Tischkanfo  stieß,  dann  auhvachte  und  mL  hmi'""'  ^,"°"^''^'ig  «i^ch  an  der 
Einmal  kamen  meine  Eltern  nachts  in"  H«.  >?  ""^  unorientiert  vorkam. 

Penstorbrett   stand.  ^'  ^™'"^'"'  ^le  ich  gerade  auf  dem 

Mit  11   Jahren  nahm  mich  ein  mehrerP    Uh       -.. 
war  in  der  Quarta,  mit  und  onanierte  mit  m  r   W      ^  ^.T  ^^^''^^^^'^  ^'^ 
machte  und  die  ersten  Vorgänge  dabei  sind^r  nichreriunerUc™''^  ''""^"' 


-^'  *■  '•^^^  '!¥nt  • 


Ein  FaJl  von  orthopädischem  Fetisch  ismuB. 


43Ö 


Er  befriedigte  sieh  an  mehreren  anderen  Jungen  meines  Alters  eben- 
falls, bei  mir  onanierte  er  nur. 


i,-'— 


rig.  aa. 


FiK,  2fl. 


■     Fig.  27. 


i'ig  as-. 


Fi'EUi'on  T erändert. 


Einer  Aufforderung  zur  wechselseitigen  Onanie  kam  ich  nur  sehr  widor- 
■\villig  nach.  Die  Berührung  seines  Gliedes  muß  mir  sehr  widerlich  gewesen 
sein  wie  der  ganze  Eerl.   Anziehend  war  er  nur  durch  den  Kitzel  und  haupt- 


426 


Fetisch  JBm  US. 


süchlidi  ilurcli  alle  mögliclicn  Getallißkeiteii,  die  er  mir  erwies.  Kr  schenkte 
mir  Bnerinarkeii,  Geld,  Kuchen  etc.  etc. 

Beim  Onanieren  ließ  ich  mich  von  ihm  festbinden, 
d.  ü.  an  andere  Vüretellungen  erinnere  ich  mich  zunächst  nicht.  Dieses  Fest- 
iJindon  tand  mit  Stricken  und  Riemen  auf  dem  Diwan  statt.  Dadurch  wurde 
nur  der  J^itzei  sehr  versiärkt  (das  war  wohl  mit  12  Jahren).  War  die  Eja- 
Kulation  vorbei,  so  verlangte  ich  ungestüm  danach,  losgebunden  zu  werden. 
V)ir  liaben  auch  einmal  einen  dritten  Jungen  gefesselt,  ohne  da!i  an  ihm 
eni  sexueller  Akt  vorgenommen  wurde. 

Als  geistiger  Reiz  ist  mir  folgendes  erinnerlieh:  Auf  unsere  Schule 
Kam  em  Junge,  der  an  Unterschenkeln  und  Füßen  vernickelte  Stahl- 


Fift-  29. 


l-ig.  30. 


Vurtodtrl. 


MlTh^r^iTflfarit^ni^^^  .eh^nselt,  wurde.    Dieser  A  n- 

Erinnerliclicr  w.d  mu'L."       Pe  i  dV  i^?  beschäftigt, 
sonstigen  ästhetischen  und  moralischen  fV,^nS'  l  "^  ^"^  ethischen  und 

von  meinem  Frennd  golM^aurn    ^Usen    S"  ^'''^'''''  "^'"^  ^^''^''^ 

Zunächst  ist  wohl  leides  gei^hzcitt  n«W  ^^T'^''  ^'^^  ^"''i"  ^^'•^i''^'-- 
lieh  konnten  weder  Beine  Ver^S^^^^^^  hergegangen.     AUmäh- 

des  AkU.  bringen.  Da  muß  ir  abo,  So"  If  Lt  t  '"  '"  ^e^^rnns 
SteW  durch  die  ilami.  Em  pUderastischer^  odetä^d^rl  "!(,r""r  '"'T' 
von  Ihm  noch  von  nii,>  gefordert.  Möglicherweise  tlTll  ^kt  wurde  weder 
in  den  Mund  genomnion.  s'^-nerweise  hat  er  mein  Glied  (selten) 

_    Bei  meiner  nun  foigenden  autoerotischen  Periode,    m     ■  x. 
beginnend  ansetze,  dienten  mir  zunächst  Selbstfesse  unL    /'J-  'T  ^"'- ^"^"' 
Verbände  und  Knebelungen,  Aufhängen  zwischen  "Äätihfjr^j™  ^'''^ 
auderes  mehr.    Dabei  niuLUe  ich  immer  eine  Hand  fil.^lt    u    ^■*!'^'*^''™  """* 
..tischen  Akt.   Dann  zog  ich  mir  Pumpen  ^:t.^^^]^^- 


.. 


iäm 


Ein  Fall  von  ortlioiiädischem  FetischiBmus. 


42- 


.  i 


die  in  meinem  Ziiiiiner  stand,  als  Kopf  und  legte  mich  mit  diesem  lebens- 
großen Ersatz  ins  Bett,  dem  ich  mm  die  Verbände  und  Fesselungen  die  ich 
mir  vorher  selbst  angelegt  kvtte,  anlegte.  Dann  legte  ich  mich  auf  die  Vor- 
st<'llungskraft,  die  ich  durch  Bilder  und  Druckschriften  unterstützte  Be- 
schreibungen von  Fessolungon  und  Verbänden  und  den  Unbequemlichkeiten 
dio  diese  für  ihre  Träger  bedeuteten,  regten  mich  an,  dabei  gleichgültig  ob 
Weib  oder  Mann.  Jedoch  mußten  es  junge  und  schüne  Menschen  aein.  Ich 
ergänzte  Zeichnungen  oder  Bilder  dadurch,  dali  ich  Ketten  und  Verbände 
hJneinkonetruierte  und  zeichnete. 

Ganz  dunkel  begleitet  mich  seit  langen  Jahren  die  Erinnerun«-  daran 
daß  ich  aus  dem  Haus  eines  Orthopäden  in  meiner  Vaterstadt  ein  Kind  wohl 
einen  Jungen,  henvuskommen  sah,  der,  wie  mii'  heute  seheint,  durch  ein  orthn- 
pildisches   Korsett  auffiel  und  in   der  Beweglichkeit,   besondei-s  des  Halses 

gehennnt  war.    Ich  nuiß  damals  —  wie  alt  ich  war,  weiß  ich  nieiit  lanee 

und  oft  nach  dem  Bilde  gesucht  haben.    Oft,  wenn  es  mich  in  den  Jahi'on 

Fi«.  31. 


Ueeonder«  arrcHendeB  Bild. 


uieines  Kampfi-s  gegen  diese  Triebridituiig  zur  Flucht  vor  mir  durch  die 
8i[-aßen  trieb,  wnr  mir  diewe  undeutliche  (ioritalt  ieliendig.  Das  Kind  war  von 
einer  Fnui  begleitet,  die  es  an  der  Unken  Hand  liielt, 

Der  tJbersichtliehkeit  holbcr  lawse  ich  die  Bemerkungen  über  die  Kämpfe 
und  Seelennöte,  dio  seit  meinem  14.  Jahr  dauernde  sind,  fort.  Es  ^ind  das 
durch  meine  Erziehung  und  ethiseli  ästhetisch  bedingte  Einstellung  erklärte 
Kämpfe,  die  für  viele  Onanistcn  typisch  sind, 

Bemerken  will  ich  nni',  daß  ich  zunächst  ReizstofT  sammelte,  daß  diese 
Sammlungen,  die  ich  immer  wieder  verbi^annte,  wenn  als  Reaktion  die 
Depression  folgte,  allmählicli  doch  dauei'h.after  und  großer  wurden  und  die 
Verbrenimngen  sollener.  (Siehe  die  \erächiedenen  Bilder  aus  seiner  letzten 
Sammlung.) 

Mit  steigendem  Reiavei'langen  stieg  d;inii  mit  der  Sucht  nach  neuem 
Material  der  Ärger  über  den  Verlust  des  alten.  Demi  der  Autoerutismus  lÜllte 
mm  die  Zeit,  in  der  ich  mir  selbst  überlassen  war,  ganz  aus  und  mein  gauKcs 
Leben  wälirend  der  Schulzeil,  war   bestimmt   durcli   die  Sucht  nar^li    Rei/,en. 

In  meiner  schlimmsten  Zeit  habe  ich  vielleiclit  3mal  tüglicli  unaiiiert. 


428 


Fetiscliisums. 


Dann  bin  ich,  während  icli  vorher  sehr  zurückgezogen  lebte,  mehr  unter 
meine  Schulkameraden  gegangen.  Floh  das  Alleinsein  und  sehnte  mich  danach, 
die  Sache  loszuwerden.    Meine  Erinnerung  verblaßt. 

Auch  an  homosexuelle  oder  heterosexueUe  Neigungen  vermag  ich  mich 

nicht  zu  erinnern.  „ 

Dann  aber  folgt  von    1912-1914  eine  Periode  starker  erotischer   hr- 

lebnisee.  ^    . 

Zunächst  trat  ich  in  der  Jugendwehr  in  fieimdschaftliche  Beziehungen 
zu  jüngeren  Mitschülern,  die  von  mir  aus  durchaus  körperlich  betont  waren. 


Flg.  sa. 


A' 


US  HARTER 

DZEIT 


KiistC^od*!  TllrltiilU. 

Ich  habe  auch  einmal  versucht,  beim  gemeinsamen  Nachtlager  die  Genitalien 
eines  Jungen  zu  berühren,  was  er  abwehrte. 

Auch  in  der  Folgezeit  habe  ich  noch  zuweilen  die  Möglichkeit  gehabt, 
das  Genitale  eines  anderen  zu  berühren.  Jedoch  war  das  mir  immer  nur  in- 
sofern Wunsch,  als  ich  mich  überhaupt  nach  körperlicher  Berührung,  nach 
der  Körperfühlung,  dem  „Contact  des  epidermee"  zu  sehnen  begann. 

Das  ist  auch  heute  dereinzige  Wunsch,  den  ich  neben 
autoerotischer    Sexualhetätigung    aufbringe.    Und   heute 


Eiu  Fall  vcii  orthopäilii^clipin  FetischUmuE. 


429 


beeteht  dieaor  Wuiiöcli  nur  gegonubor  meinen  Freunden.  Nie  mehr  oder  wenn, 
dann  automatisch  unterdi-ückt  gegen  eine  Frau. 

Zunächst  die  heterosexuellen  Erlcbnieee: 

Eine  verheiratete  23jiilirigc  Frau,  die  sich  mit  mir  angefreundet  hatte, 
gelangte,  nachdem  ich  sie  in  Berlin  oft  vergeblich  (d.  h.  für  sie,  ich  hatte 
mich  gui.  amüsiert)  bemüht  hatte,  am  Karfreitag  des  Jahres  1913  endlich  zu 
ihrem  Ziel  d.  h.  wir  saßen  bei  Vollmond  nebeneinander  auf  dem  Sofa,  als 
sie  mich  mit  der  ganzen  Schwere  ihrer  etwas  üppigen  Blondinenhaftigkeit 
(4  Kinder!)  ans  Herz  drüclcte  und  mit  Küssen,  die  ich  sogleich  erwiderte, 
bedeckte.  Ich  geriet  in  gewaltige,  aber  lähmende  Erregung,  zitterte  am 
ganzen  Körper  und  konnte  sehr  leichl    ihrem    Verlangen,    nun    mit    ihr    z« 


rig.  :'3. 


EigflDB  KompoBillon. 

'"  "Dl'Zd.  dieses  Verhältnisses  eriolgle  erst  Ostern   1914.  als  ich  in 

meine  dritte  Liebe  '««»"^Xnlpiol  mit  einem  kleinen  blonden  Müdel,  das 
Dann  ein  kurzes  Z»  «°™''^°   ^^.^^m  nns  auf  der  Bühne  geküßt  und 
mit  mir  Theater  gesp.lt  h>"-  ^^^^^^  „,,,  ä,a,rti,„h  nicht.    Die  Mutter 
setzten  das  spater  t^^l^J^^Jf  J    '|„,he  erledigt. 

!S^tdif^eSi!;/^kS=  CrU^t  sprOde/rch  sMUe  ein  mi- 


4ft0 


Fetischismus. 


SiT/  ""'"  "^''''*'"  '^'^^  ^^"^  '"^^  ^"^^^  """i  Körpergefühl,  so  viel  ich 

uns  sfhr'Z  ^'"^f^^^'  f'-'i^^*'  ^^^^  d'^'-  id-'^Ue  Bau  keineswegs.  Wir  hatten 
6ehi  go,n  und  meine  Sexu^lii^fc  (körperliche)  war  voll  befriedigt. 

eo  J,Z,^'fn'''uT'''^^'  ^'^  ^"  '^^^  ^''^"-''°»'  ^^'  Abschied  wurde  mir 

LS   iik  ak  Jahr?   """      '''^'"   '""''    '"'"'   '*"'^^^^'    '""^'^"'^   ^"^   '^'^'" 

IJinebon  Ovaren  noch  wenige  andere  Mäddien,  die  mich  sehr  «uzogen, 

andi   körperlich   zusagton,  die  aber  .ehr   umlagert  und   besetzt  waren 

m     auch  kokett.    Ich  wollte  das  Mädchen,  wenn  ich  mit  ihr  zusammen  war, 

meint  S  i      '?     '^  ^''''''"'   "'^°'  körperliches  Gefühl,  meist  Freundinneu 
memer  »chivester, 

Fi?,  31. 


■M 

?^ 

i 

w 

J^ 

ElltniB  Konpotlrion. 

wurdo  beendet  durd,   den   Ab^chiedsbrtf  mr  n^^    ^      I^^  verdrangt  wurde. 
Veranhissung  ihrer  .Mntt.r  tcirieb  "'  ^'''^'^"''  '*'^"  ^'''  ™'^  ^"f 

der  ÄcJoüsml^'w^^der'  '"'  ""  "^^  ^''^^™'^^-    ^^^'^  -^^ete  .ich 

^■^^V^^^ri^rLj'T^  ^:'^\^^  -di^tischen 

Leuten  und  Knaben,  mit  -leneV  id^eT  de^  pL<^^Lo^?"S'"'^^^  ™'^  '"^^^" 
zusammen  wanderte  und  lebte  (Student  in  Rigl)  '      ''"^^^^^e. 

')  Unter  „Kürpcig^fülil"  veretdit  der  ratient  rfi«  n,  -i. 

Umr.     nn.  wnr  ,li.  Gren.-  .-in.  Akti'Jt      "L^dT^wT     "  "^"'^  ''^^'''" 
/-u   gfhon.  ''"'"  '^"'^  »»naus  wag^«  er  nicht 


ba- 


Kiii  Fnll  van  oniiopädischem  Fetischismus 

431 
_         Es    war   eine   in   .ior   Ennneraiig   sehr   schöne    Zeit      7„   ,         u-    , 
jüngeren   und   gloiehiilLrigen,   uudi   wneni    ■ilt^roii    Sludont^.lZl'^'^^"^'' 
sehr  hingezogen,    war  aber    sehr  verantwortungsbewußt    Li  ^  f ^  ""'^ 
eexuelJe  Anerbietungen  eines  anderen  Jüngeren  ab     F^i  u  "**  ^'*'""- 

das  Ideal,  dem  ich  schon   in  den  letzten  Jaliren  meiner  S^   i     -f "'   '"   '""' 
war,  weiter  aus.  '^^  Schulzeit  zugestrebt 

Sich   reinhaH*-»!     A!so   auch  nicht  onanieren  i     A^U.   r   /t  r 
auf  der  Schule  der  oin/Jge   Absiiiient  und   XichtranH,^     ■     *         '^'^'"  ^*^''™ 
Kaffees  und  schweinigelte  nicht.)  '  ^'"^  ^"'^'^  nicht  in 

VI».  IG. 


Eigens  KompcuitloD. 

l^'t.  große   Liebe  kam  /iiinich.t  nicht,  sondern   der  große  Kriee    und 
dafür  eine  Unmenge  homo-sexueller  und  sadistischer  Atüicken 

Ich    meldete   mich   als   Kriegsfreiwilliger,     Eninfand   dinn    Hi„    tr  -r 
als  eine  st^arke  HeizBtarkung  und  die  Beh.andluug  ^^^ ^^r^J^^Z 
Olgnet,  meinen  Autoerotismue  zu  stärken.  ^^ 

Solche  Traumon  für  meine  Se.xualiüit  wurden  nun  dis  'Str.  f.,      ■ 
das   Anschnauzen,  die  Vorstellung   und  später  das   Erlbtn  der  S^eTs 


r" 


432 


Fetischismus. 


{ 


Aobindens  usw.  usw.  und  uieht  zuletzt  die  verwundeten  Soldaten,  die  ja  durch- 
aus wenigstens  in  großer  Zahl  den  Aneprüehen  meines  Autoerotismus  ortei 

besser  Sadismus  genügten.  j„«n 

Mit  Frauen  kam  ieh  nun  überhaupt  nicht  mehr  zusammen  Undwar  dann 

vom  DezoEuber  1914  bis  Jänner  1919   ununterbrochen  bei   der  kampfenden 

Truppe,  seit  Mai  1916  als  Leutnant  bei  der  Artillerie. 

Meine  sexuellen  Verhältnisse  während  des  Krieges  waren  also  erschwert. 

Ich  verließ  auch  die  Prinzipien  der  Abstinenz  und  besonders  je  l^^g^^  ^«1 

Krieg  dauerte,     Bpeziell  als  Offizier,    bemühte    ^^^  ^'^'''^'^''''^ -Zt!"    Z 

Alkoholgenuß    und  Rauchen    einmal  mit  meinen  Kameraden  ™thaU^"   /;". 

können,  dann  auch  mit  den  eigenen  Gedanken,  besonde.-s  auch  dei   spatei 

wieder  notwendigen  Onanie  fertig  zu  werden. 


Fig   SO. 


f>ur^u.«iic. 


'■■*~'''^ 


Onaniert  habe  ich  walirend  des  Krieges  hauptÄächlieh  im  Winter  191  (, 
wo  wir  einen  furclitbar  öden  Stellungskrieg  führten.  Aber  auch  s^st,  be- 
sonders nach  sexuellen  Traumen,  die  für  mich  auf  dem  sadistischen  Komplex 
immer  stärker  wurden.  , 

Dabei  habe  ich  es  nie  nötig  gehabt,  Menschen  besondere  zu  quälen, 
sondern  war  im  Dienst  bestimmt  und  streng,  aber  kein  Schleifer  oder 
Striotzer,  wie  bei  uns  die  Militärsadisten  genannt  wurden,  im  Gegenteil  eubli- 
niiorto  ic'li  mein  Lustgefühl  zu  Mitleid  und  Empörung  über  eine  derartige  Be- 
handlung, wie  z.B.  das  Anbinden  als  Ersatz  des  Arrestes  etc.,  während  ich 
in  Wirklichkeit  ja  nichts  lieber  gesehen  hätte,  als  daß  alle  anderen  recht 
streng  wären,  damit  ich  die  ai-men  Opfer  bemitleiden  und  trösten  könnte. 
Dieses  Helfen-  und  Tröst«nkönnen  ist  mir  auch  schon  früher  die  bestimmende 
Komponente  für  meine  Berufswahl  geworden. 

Ich  bin  mir  jetzt  darüber  klar,  daß  immer  das  Treibende  war:  Du 
mußt  Arzt  werden,  damit  du  deinen  Sadismus  dort  in  Mitleid  sublimieren 


Ein  Fall  von  orthopildischem  Fetischismus. 


433 


kannet.  Es  besteht  ja  natürlich  die  Frage  und  die  Gefahr,  ol>  ich  mich  aut- 
dieser  Einst-ollung  hpmuK  zu  einem  Handeln,,  das  nicht  ärztlich  wäre  treiben 
lassen  würde. 

Ich  glaube,  diizu  zwingt  mich  allerdings  auch  der  letzte  Funke  der  Selb^t- 
erhaltung,  duß  idi  ein  sadistisches  Handeln  gar  nicht  nötig  habe,  sondern 
daß  das  normal»  ärztliche  Handeln  nur,  auch  im  Falle  es  für  mich  mit 
sexuellen-  Heizen  verbunden  wäre,  wenn  also  eine  Heilung  dieses  meines 
jetzigen   Zustandes   nicht   möglich,   immer   zur   Befriedigung   gQnügen   würde. 

Denn,  verzeihen  Sie,  wenn  ich  jetzt  einen  großen  Sprung  mache.  Jetzt 
geht  es  mir  rio,  daß  mein  Autoerotismus  meine  körperliche  Sexualität  allein 
befriedigt  und  dieser  richtet  sich  auf  Reize,  die  fast  sämtlicli  dem  Gebiet  der 
Orthopädie  entÄÜimmon.  Das  orthopädische  Korsott.  Kein  Fetiechismuii, 
sondei-n  Erregung  nnr,  wenn  ich  bewußt  das  Korsett  mit  der  Person  iit  Ver- 

KiB-  37. 


.^^ä^ 


blia^jiri  Kompiiaiiion. 


bindniig  setze.  Früher  war  die  Frau  in  meinen  onanifitisclien  Phantasien 
gleicliweftig,  sogar  bezüglich  der  Fesselung  bevorzugt.  Jetzt  ist  sie  fast  ganz 
verdrängt.  Nur  noch  Surrogat.  Das  Gehen  an  Krücken.  Der  Schienen  vorband 
am  Ann.  Die  Schi oneuappa rate  etc.  etc.  sind  für  meine  Phantasie  Reize.  Das 
Verbinden  eines  Patienten  kann  für  niieli  durcbaus  mit  bewnfi>tem  Lustgefühl 
verbunden  sein,  wenn  der  Patient  meiner  homosexuellen  Einstellung  eut- 
epricht.  Dieselbe  i'ichtet  sich  auf  nüiimliche  Wesen  etwa  vom  15.— 25.  Lebens- 
jahr. Es  findet  da  eine  Verschiebung  der  Altersgrenze  entsprechend  meinem 
Ältorwerden  statt,  früher  war  ich  schon  an  jüngere  und  nicht  mehr  an  so 
alte  fixiert.    Der  Schnurrbart  stört.    Ein  paar  Härchen  werden  ertragen. 

Wenn  ich  meine  Abneigung  gegen  das  weibliche  Geschlecht  jetzt  nach 
der  Lektüre  Ihres  Buches  betrachte,  so  glaube  ich,  daß  meine  Schwester  recht 
hat,  wenn  sie  mir  sagte:  „Du  hast  Angsl  davor,  mit.  Frauen  zusammen 
zu  sein."  Frauen  sind  mir  nicht  einfach  gleichgültig,  sonderu  je  mehr  das 
Sexuelle  bei  ihnen  hervorstidit,  um  so  widerlicher,    öfter  fühlte  ich  selbst:' 


Stekel.  SWrmiK""  ''""  ''''■i"li-  "«il  AlTsktlubnBB.   Vl[. 


•28 


434 


Fetischismus. 


,  f 


leh  hate  Angst,  ich  küiinte  ihnen  etwas  tun.  1919,  im  Sommer,  war  ich 
mit  einem  sehr  sexuellen  Mädchen,  Freundin  meiner  Schwester,  zusammen, 
die  mich  „aul'tanle".  Schließlich  kam  es  so  weit,  daß  ich  ein  gewisses  Lust- 
gefühl dabei  empfand,  daß  ich  sie  quälte,  eine  Vorstellung,  die  mir  auch 
einmal  den  Beischlaf  bei  einer  Prostituierton  möglich  zu  machen  schien. 

Gegenüber  einer  Studentin,  dio  sehr  libidinös  sich  im  Winter  1920  an 
mich  heranmachte,  auch  körperlich  beim  Tanzen  mich  aus  d&m  seelischen 
Gleichgewicht  brachte,  verfuhr  ich  ähnlieh. 

Sie  wird  von  mir  ihrer  starken  sexuellen  Einstellung  halber  sofort  als 
widerlich  empfunden.  Und  bei  Aufführung  lebender  Bilder  reagiere  ich  dieses 
Uulustgeluhl  ab,  indem  ich  sie  als  indischer  Fakir  in  einen  Karton  packe 
und  denselben  nach  Art  dieser  Schausteller  mit  einem  gedachten  Degen  durch- 


yie-  sa. 


\n 


■^^57*^--» 


bohre.  Das  w;n-  mit  keinerlei  Lustgefühl  verbunden,  vielmehr  von  Ekel 
gefolgt,  daß  ich  mich  durch  meinen  Widerwillen  so  weit  hatte  hinreißen 
lassen,  sie  in  diese  zienjlich  lächerliohe  und  unbequeme  Lage  zu  versetzen. 
Der  Gedanke:  Was  nützt  dir  eine  Fi'au,  wenn  du  nicht  als  Frau  mit 
ihr  zusammenlelien  kannst,  ist  häutig. 

Andrerseils  verliebe  ich  mich  dauernd  in  junge  Leute  meines  Geschlecb.^ 
Mit  mehr  oder  weniger  Intensität.  Die  ..richtigen  Homosexuellen-'  d  li 
Manner,  die  das  von  sich  sagen,  sind  mir  unangenehm  und  reizen  mich 
soweit  iHi  sie  kennen  lerne,  nicht.  Ich  habe  mich  auf  den  Mann  mit  meiner 
ganzen  hwUk  eingestellt,  nur  hört  auch  die  Potenz  und  der  Wunsch  aesen- 
ubcr  dem  Mann  mit  dem  Wunsch  nach  geistiger  Genieinschaft  und  l^e  ■ 
atmosph.re  aut.  Ver..uelie,  die  ich  besonders  während  des  Krieges  in  Hms  cht 
enies  weifergeiK.nden  Geschlechtsverkehrs  gemacht  habe.  fiÄe  "o  S 

r.uen     l'cl,   1   ?     ,7'i  '"'\-'\^''^'^^   --   Sl-^'-   Versuche   bei   käunTchen 
Flauen,      ch  habe  letzteres  2mal  versucht,  ohne  Erfolg.    Auch  die  perverse 

z^'S       ""'  '  ^'''''^"  l'erbeiführen.   nicht  einmal   Erektion  kam 


"-'■TfiZ-J—  ■■ 


Ein  Fall  vou  orthopädischem  FeHsdiismus. 

AIbo  ich  betone  das  Verhäituis  dcd  griechiscIiPn   F.-m,^^      ■      ■ .     , 
Sinne  als  dn  mir  w UiischenswertL^,  oli„o  aber  dabe    dL  V^^^i^u  "\"^'^^'^ 
letzt™.  al.u  geyenödtigen  sexuellen  Akt  du.Thzuiülu.en     Sondin'r     \^uT 
d.h.  die  durch  Erektion  gekennzeichnete  Geilheit   die  >"icr7t  n  .    '*^"' 

verfolgt  mich  nicht  in  meinen  Verhältnissen  .u  knn  ^wj '  ^S?''  "'^\' 
da  znwciien  zu  Erektionen  kommt,  sondern  i.st  gek.iüi  f  '  -  ,  ^t'"''  ^^'Z"*^'' 
meine  Phantasien  oder  Gedanken  herstdlbar  und  zu  befr Lr  '  """'  ^'''' 
die  Onanie.  ueiuecligen   nnr   durch 

Ich  habe  gefunden,  daß  diese  antoerotiech-sadistisehen  Ph     4     -         u 
geschwächt  .vurden,  ja  verdrängt  du.di  Liebe,  und  z^v  r  dS  nl,  '11   f" 

hotcrosexuellen  und  die  homosexuellen  Verhältnisse  iedo  !,;!,"''  -Tf."" 
unbelViedigendor,    da    sie   sieh    auf   heterosexuelle '  fdci    doch  nT 

.Männer  bezogen  und  die  Herstellung  der  körperlichen  Uodingun^'en  'o St  .ehr 
orscliwert  oder  unmöglich   war.  »""^Ln   ort  sehr 

Fig. 39. 


KiK"Nti  Kiirnj.roiliOD. 

Ferner  ließen  die  autoerotischen  Komplcve,  also  der  Zwang  sich 
sadisüsche  Szenen  voizusteilen  nach,  wenn  die  iMüglichkcit  der  Sublimicrun" 
.des  Sadismus  zu  Mitleid,  also  /..  B.  auch  während  meiner  Tätigkeit  in  d&r 
ehirurgisclien  Klinik  gegeben  war.  Ich  muß  aber  sagen,  daß  Moiiscben  die 
im  \bjinont  dadurcii,  daß  ich  subÜrnierte,  nur  das  befriedigte  Gefühl  helfen 
zu  können  in  ]nir  auslosten,  späl<;r  iii  meinen  autocrotischen  Vorstellungen 
eine  sehr  wesentliche  Rollo  spielton.  Heiepiele  könnte  ich  anführen  sehe 
aber  davon  ab.  ' 

Die  männlichen  Wesen,  die  ich  lieb  habe,  scheiden  ebenfalls  bei  den 
sadistischen  Ideen  aus.  Ich  schütze  sie  vor  mir  selbst  und  reagiere  mit  Un- 
behagen und  Nachlassen  des  Reizes,  wenn  ich  den  Versuch  inticho 

Objekte  meiner  Phantasien  sind  Menschen  d i o  ich 
auf  der  St-r  a  ß  e  ges  e  h  e  n  habe.  Kranke,  die  ich  gesehen 
habe,  und  Bilder  in  medizinischen  Lehrbüchern 
Zeitschriften  (Fig.25~3n.  '»tiicin 

:"  28* 


und 


436 


Fetischisiaiis. 


Solche  Bildtir  mir  zu  beschaffen,  ist  in  der  Zeit  des  Unterliegen^  unter 
den  Äwiing  mein  BeHtreben;  ich  kaufe  die  Bücher  oder  verschaffe  die  Bilder 
nur  oft  erst  nach  Widerständen  und  tügciauger  Uni'uhe,  unter  Umständen 
durch  ungesetzliche  Zugriffe.  ■_      ■ 

Ein  Sammelbnch  .solcher  Reize  für  mich  ist  z.  B.  die  Monographie  Wull- 
slcim  iiboi'  die  Behandlung  der  Skoliose.  Dies  und  viele  andere  Bücher  habe 
ich  nur  im  Januar  1918  in  Berlin  angeschafft,  als  ich  dort  zu  einem 
Kursus  war. 

Ein  Buch,  das  einen  wesentlichen  Teil  meiner  Phantasien  gleichsam  im 
Vordruck  enthielt,  ist  Neumami,  John  Bull  ak  Erzieher,  und  das  mir  kürz- 
lich  bekannt  gewordene,   Büdigcr.   Aue  harter   Jugendzeit,   und   zwar   in   den 


l-'iK-  <». 


l''iB-  ■*'. 


EigBPB  Eompaiitlan. 


Ssiii  Idsal. 


Punkk-n,  die  von  de.'  Erziehung  junger  Burschen  durch  strenge  Gouvernanten 


Ein  Fall  von  orth.ipädiKclioni  Fctiscbismus. 


437 

ÜbeiTdzung  zurücküul'iihi'eii.    Sieh  also   liebei'  zu    daß  ri.,    i       , 

hilt  jetzt  daran  wieder  aufzubauen.  '  '^'"'  ^^"^  '^"'«l'  "id 

Darüber,   daß  ich,  wenn   ich   lebend  und  gesund   -m.   a        .^ 
Ar7,t   we]'den  würde,  war  ich  mir  ganz  klar.  ^''"'   *^"^^g  ^äme, 

Ich  ging  dann  in  suKiakm  und  Jugend bcwegeriädiPn  N  *  u 
und  besonders  da^  Znsaninienscin  mit  jungen  MensM^r  f  ^.".^^'^'^^ngen  auf 
Sublimicnmg  meiner  Triebe.  Nur  leider  folgte  dem  ll^  f  "^^  ^">  ^^'■ 
auch  oft  erst  iiaeli  Monaten  der  ühlieiio  Rückfall'  Tml-^rll  Vv*' "  '^"''«'lisotzen 
Du  bist  nicht  honiose.xuell.  Die  Grundlagen  doi.ie/H  fn  l  i  "■''*'' '''^ '^''^^' ' 
rein  und  nicht  von  perverser  Sexualität  Hirigiuit  '  T  T  l  '''"■■'  "'^'^^  ""^ 
danken,  wie  Abstinenz,  A-eKet.,M-i.smu.  etc.,  waren  ™"'''  '■'"''"''*^  ^^- 
latigungsfeld  mit  vielen  Begründungen,  ßlüher  zog  JL  '"  ^^'Snei^  Be- 
,  ^  ""<-"  an  und  ich  konnte 


Eiffüiib  Komposition. 

Wühl  fü,.  ihn  eintreten,  wie  ich  auch  stet«  für  die  vernünaigo  Benri^ilung  vüu 
Ona,ne  um  Uomn.exua  .tat  cmtrat,,  aber  seine  Mün.ierlieMen  nicht  bojaho-n 
Und  bei  allem  buchen  und  Lieben,  Hassen,  hat  mir  immer  die  gefohlt 
von  der  ich  m.ch  iramer  fester  abschließe,  violleicht  weil  idi  sie  (meine  Mutter! 
zu  sehr  verehre  und  für  sie  von  mir  Sadismus  befürchte!  Ich  bilde  mir  ein 
die  Frau,  das_  Weiblieiie  könnte  mir  Kulio  geben  und  einen  Ort  zum  Aus- 
ruhen, den  mir  die  Autoerotik  nicht  geben  kann,  meine  Liebe  zum  Mann 
nicht  geben  konnte?,  weil  dieses  Aufgehen  der  Frau  für  den  Mann  eben  et^Z 
dem  Mann  nicht  eigenes  ist.  '  "        '^»■"'■"b 

Ich  habe  die  Meinung  daß  ich  einer  der  infantilistisch  abgeirrten 
Menschen  bm,  von  denen  Sie  sagen,  daß  es  möglieh  ist.  ihnen  zu  helfen 
Ich   hebe    oberbewußt   weder  meine    Pervers.on   noch   meine   Homosexual  tS" 

Wie  weit  ich  unbewußt  daran  hänge,  weiß  ich  nicht.    Ich  leide  unte. 
den  Ideenverbindungen,  wenn  ich  meinen  Beruf  ausübe,  wenngleich   ich  mir 


r 


438 


Fetiscliisuiiis. 


jetzt  klar  bin,    daß  ich  äio  oft  suche,    udi  der  Spannung  eine  Auslösung  zu 
geben. 

Wio  weit  ich  Ijürgerlich  und  sozial  dadurch  gehemmt  und  geschädigt 
bni  und  bei  weiterer  Entwicklung  iioi'h  werden  kann,  ist  für  mich  nicht  ab- 
sehbar. 

Mein  Menschliches  leidet  und  mein  sehnlichster  Wunsch  ist  es,  für  dio 
Menschen  zu  scJiaffen,  ein  Wunsch,  von  dem  ich  nicht  glauben  kann,  daß  er 
an  meinen  Tonis  gekiiüpft  ist. 

Ich  erinnere  mich,  daß  ich  völlig  vergessen  habe,  auf  mein  Traum- 
leben einzugehen. 

Meinen  frühest*'»  Pollutionstrauni  habe  ich  erwähnt.  Ich  habe  dann 
jahrelang  nie  Pollutionen  gehabt.    In  den  letzten  Jahren  habe  ich  mit  einiger 

Fi«.  4». 


EigoiiB  Kompnsition.  .    .     ,      '  ' 

Kegölmäßigkeil,  soweit  nicht  ouanistische  Akte  da?wi=^l,.n   i 
«ie.'t.    Soweit  ich  mich  erinnere,  waren  die  PolluHnn.  ■■  tl'"'  ^'^^''^'^' 

und  ,lem  Gefühl:  Du  darft  nicht  on  «Lt  ode  "rbn^sTT  '\"''  ^"f* 
onaniert!    verknüpft,  später  blieben    die.P  S'.  •  r         '  ^^^°" '''''^'■^"' 

Ich  begrüßte  die^o!I,a.ion.t,tnr  a      etwt^^  -^■ 

waren  die  Auslösungsreize  Träume,  de  mich  irda.  Sv?'^''--  ^^"'^^^ 
erotik  versetzten.  °^^  ^^^^^^  "einer  Auto- 

leh  werde  in  Zukunft  vorsuchen,  Träume  7u  n.,+io,.i  ■     tl 

gegebenen  Fall  zur  Verfügung  stdlen  zu  I^Z  J   r  '  ""'  '''  ^'^"''"  "" 

sehr  viel  träume.  Fast  keine  Nacht  ,n  ,W  h"  ^^'n^"  '''^^  ^'^'  ^'"-^  ''""^ 
oft  asexuelleh  Anstri  hs  in  gSt r  Ment  L""'"  "^'T''  '^'  '''''''''''' 
die  Träun.  nun-gens  noch  d^xhL;  if  glu^ßS""'    '^'''  "''  ^"'  "'^ 


Eiij  Fall  voj]  Orthopäd LBcbcni  Fetisch isinus. 

Der  Krieg,   hesondcM's  der  Gedanke,   ich  müsse  wiedm-   u>   ,i.     ir  ■ 
käme    zu   meiner    Koinpaiiie    /.uiiick,    suche    unter    Ln-oßpr    LJ  ^^' 

Kompanie  und  kann  .ie  niclil  (iiKlen.    Idi  üvlo  Mioder  ,      M  ^^"^    """"*' 

icli  doch  eigentlidi  Otli.ier  bin.  Ich  reite  sehr  oTt  Ei  f'"  T,"'  "■'^"'""^ 
auch  im  Oberbew,ißl«ein  ist  der,  einmal  wieder  reiten  zi  l- in  'w7'f'' 
sdiwer  verwundet,   ßiesenwunden,   die  mir  nicht  wehtun    .nla'i     '^   '"" 

Ich  Inibo  ein  oder  zwei  künstliche  Beine,  ge  e  aber  Sdoir     'V  ■, 
Alle  Leute  freuen  sich   »üichtig.  daß   ich   wieder  da  hh     ^   ?  T  '  ^f" ' 
falleü.    Die  Artillerie  schießt  wahnsinnig  usw.  usw.  ™"'^'"  ''^^'■" 

Zu  den  Träumen,  die  mit  Angst  und  Aufwachen  vn,.i,„„j 
die  periodisch,  nachdem  der  Pavor  noctun..s  S  d,r  ?Se.  11  ''h™",'  """^ 
Füi-m  nicht  mehr  auftrat,  gehörte  ein  feststellendes  Schema  \'''^''"^'"^'r" 
stimmten  \yohnung  fühle  ich,  daß  jeti^t  die  Männer  kommen'  mcistenT.inH 
es  Indianer,  aber  auch  andere  Männer.  Ich  suche  mich  zu  versteck™  1  ^ 
regelmäßig  in  dasselbe  Zimmer,  krieche,  trotzdem  ich  weiß,  daß  ich  d  \ 
gefunden  werde.  In  diesem  Zimmer,  das  übi'igens  in  Wirklichkeit  gar  nicht 
ext.stie.rte,  unter  das  Uett,  unter  furchthö-iw  Angst  höre  ich  die  Suchenden 
immer  tiäher  ktimmen.  endlich  werde  ich  entdeckt  und  erwache  mit  großem 
Angstgefühl. 

Seit  1914  glaube  ich  diesen  Traum  nicht  itiehr  gehabt  zu  liaben.  In 
neuerer  Zeit  sind  die  Träume,  in  denen  ich  meinen  Prinzipien  iinlrou  werde 
rauche,  Schnaps  trinke,  häufiger  gewesen.  Ich  leistete  üuer^t  Widerstand' 
machte  mir  im  Trautit  die  Folgen  dieser  mit  meineit  l^riiizipion  unvereinijaren 
Handlitngen  klar,  erwachle  verzweifelt. 

Allmählich  gewohnle  ich  mieli  daran,  im  Tramn  zu  rauchen  oder  üu 
trinken  ohne  Selbstvorwürfe,  gleichsam,  als  wenn  ich  wußte,  daß  es  nur 
Tranin  wäre.    Diese  Träuitie  sind  in  letzter  Zeit  nicht  mehr  auWtret^n 

Die  Träume  liofenjsexuelleri  Charaklers  müssen  selten  sein,  kommen 
aber  vor.  Ich  träumte  nach  einem  vorhergehenden  sehr  wüsten  Scliuldtraum 
ich  war  wegen  eines  Vergehens  verfolgt  uml  nur  mit  Miihe  entkoimnen'  ich 
habe  mich  mit  Nelly  K..  einem  mir  aus  ileiti  Wandervogel  bekatmten  Mädchen 
das  mir  sympathisch  isl,  verheiratet.  Wir  kamen  vom  Standesamt,  ich  hatte 
ihr  den  Ann  gegeben,  meine  älteste  Schwester  (die  in  Riga  ebenfalls  studiert 
und  tnit  iler  ich  eine  verwandte  Unterredung  über  sexuelle  Fragen  kurz  vorher 
gehabt  hatte)  wai'  daiwi.  Ich  war  sehr  glücklich  und  hatte  das  Gefühl.  jet7.t 
ist  alles  gut. 

Ich  halie  mir  damt  das  Mädel  bei  Tag  besehen.  Icli  muß  zugeben,  daß 
sie  unter  den  ganzen  Mädchen  mir  die  erträglichste  ist.  Warum?  Aber  die 
Taggefülile  i>estäiiglen  mir  ilen  Naclittrantn  tiicht.  Ich  leistete  nun  zweifel- 
los auch  sofort  Widerstand,  indem  ich  mir  vorüberlegte,  daß  sie  ja  doch 
nicht  meine  Frau  werden  könnte,  seilet  wemi  ich  jejiials  ihr  gegenüber  auch 
Jtörperliche  Neigung  verspüren  t.üllte  usw.  Ich  muß  vor  einiger  Zeit  auch 
mal  einen  Traum  gehabt  haben,  in  dem  mich  eine  Frau  sexuell  erregte 
erinnere  iiiicli  aber  aljsolut  nicht  mehr  an  die  Einzelheiten. 

Von  den  heterosexuellen  'J'räumen  würde  ich  bei  Überlegung  und  Bedarf 
schon  Eritmerungen  aufbringen  können.  Kürzlich,  nachdem  ich  mich  aus 
„wissenschaftlichem  Interesse"'  mit  der  Bibliothek  eines  Masochisten  be- 
schäftigt hatt«,  unter  der  sehr  viel  Hagel  laut  istische  Literatur  war,  moldeie 
sich  in  einem  Militärtraum  der  Anblick  einer  Prügelszene,  bei  der  ich  Zu- 
schauer war.  Das  flagellantistische  Moment  tritt  bei  mir  sonst  nicht  auf 
allerdinge  wirkt  die  Idee,  daß  der  geliebt«  oder  sexuell  reizend  empfimdene 


t 


440  Fetisthismus. 

Cfegenstand  der  Neigung  gepeitscht  worden  ist,  als  ein  Stimulans  in 
der  onaiiietischen  Vorstellung, 

Sonst  träume  ich,  es  läge  ein  junger  Mann  bei  mir  im  Bett,  drückte  sieh 
an  mich,  greift  nach  meinen  Genitalien,  was  ich  dann  niit  sanfter  Ablehntmg 
aurückwcise  {entsprechend  meinem  Verhalten  in  der  Wirklichkeit),  obwohl 
ich  es  im  Traum  als  angenehm  empfinde.  Übrigens  ist  das  „Krabbeln"  an 
der  Genitalzono  mir  auch  im  wachen  Zustande  nicht  unangenehm,  wie  mir 
meine  Erinnerungen  zeigen.  In  dei'  Zeit,  in  der  ich  noch  hemmungsloser  in 
der  Hingabe  an  aktive  homosexuelle  Betätigung  war,  muli  es  mir  angenehm 
gewesen  sein.  Aber  damals  lag  bestimmt  die  Hemmung  vor  weiteren  aktiven 
Handlungen  echun  vor. 

Das  war  also  im  Krieg  im  Winter  1916  und  Frühjahr  1917. 

Ich  habe  1914,  bevor  ich  mich  in  die  Dritte  verliebte,  eine  Freundschaft 
mit  einem  3  Jahre  lungeren  Mitschüler  gehabt,  der  mich  onanistisch-auto- 
eroüsch  beechältigt*.  Ich  habe  ihn  iiuch  veranlaßt,  zweimal  mit  mir  zu- 
sammen zu  schlafen.  Trotzdem  ich  den  Wunsch  hatte,  sein  Genitale  zu  be- 
rühren, waren  die  Gegenhemmungen  so  stark,  daß  es  weder  zur  BerUhrunff 
der  Zone  noch  auch  sonst  zu  etwas  anderem  kam,  als  daß  wir  eben  zusammen 
im  Bett  lagen.  Ich  war  dann  später  ganz  froh,  daß  ich  diesen  Grad  von 
..Helbstbeherrschung"  aufbringen  konnte. 

Noch  einiges  muß  ich  über  meine  perverse  Fixierung  sagen  k-h  gehe 
auf  der  Straße  vielleicht  in  bester  Stimmung,  optimistisch,  da  sehe  ich  einen 
Jungen  der  an  seinem  rechten  Bein  eilten  Apparat  trägt,  der  wahrsclieinlich 
dafür  bestimmt  let,  eme  Kontraktur  des  Beines  nach  Kniegelenksentzünduu- 
KU  verhindern.  "vi"u„ 

Ein  eigenartiges  Gefühl  durchllutet  mich.  Wenn  ich  den  -fungen  iet^t 
ansprechen  koim1e,ih,i  al..  Arzt  hehandeh,  könnte  ich  mich  abiea-^ieren' 
jetzt  zwingt  es  m.cli.  hinter  ihm  herzugehen  und  auf  die  Art  wie  er'' -eht 
zu  achtem,  es  ist  in  sehr  ausgeprägte»  Fällen,  in  denen  der  Gegenwind 
niemn-  Fixierung  auch  meiner  sonstigen  homosexuellen  Ein.telhmg  ent- 
.spricht,  wie  eine  Art  Rausch,  der  über  mich  knnnnt 

Ich  .nuß,  trüt/.lem  ich  sonst  gewissenhaft  im  Kollegbesuch  bin,  ohne 
Rucksicht,  ob  mir  Kolleg  oder  sonst  etwas  verloren  gehen,  hinterher  und 
wenn  ich  es  nicht  tue.  wenn  ich  nicht  versuche,  gleich  in  dieser  Weise  ab- 
zureagieren so  verlulgt  es  mich  durcli  die  Zeit,  läßt  n.ich  nicht  zur  Ruhe 
kommen,  laßt  nnch  nac  1,  dem  Betreffenden  suchen,  wenn  nicht  ich  auto- 
erotisch  mich  ausgiebig  hefr.edige  oder  sich  eine  Gelegenheit  bietet,  den 
Affekt  durch  einen  anderen  starken  neuen  Eindruck  zu  paralysieren  oder 
m  eine  Ahreaktiou  mitzuverarbeiten.  Gelingt  es  mir,  mit  dem  Betreffenden 
ein  Gesprach  uher  sein  Leiden  zu  führen  und  ihm  meine  Anteilnahme  zu 
zeigen,  dann  übt  das  eine  hervorragende  Wirkung  aus.  Die  Erregung  geht 
sofo.i  herab  und  der  Zwangsvorstellung  ist  die  Spitze  abgebrochen  Tch 
habe  Ruhe,  und  fühle  mich  sogar  wohler.  Das  ist  ein  Beispiel  für 'viele 
eh  konnte  eine  große  Reihe  anluhren.  Wenn  sich  der  autoerotische  Komplex- 
bemerkbar  n,ach  ,  das  tut  er  besonders,  wenn  ich  in  dieser  Hinsicht  Tange 
ganz  abstiniort  habe,  steigt  auf  einmal  der  Wunsch  hoch:  Wenn  du  doch 
|etzt  mal  einen  richtigen  Menschen  sehen  könntest,  der  geeignet  ist  dein 
Mitleid  .u  erregen,  Geht  das  nun  nicht,  weil  ich  zu  Hau^r  bin  uid'kSe 
Gelegenheit  habe,  mit  Kranken  zusammen  zu  sein,  besonders  nicht  mit  dL 
für  besonders  in  Frage  kommenden  chirurgisch  und  orthopädS  Kränke? 
v,'.ll   ,ch  aber  auf  der  anderen  Seite  auch  nicht  onanieren,  so  muir  ch  die 


«tt^ 


.  Eiu  PivU  von  ortliopädisclipin  Fetischismus. 
Flucht  ergreifen,  renne  durch  die  Straßen,  gehe  an  Steiler 


nur  mit  großem  WicIoi'siTobe],   imd   nacli  folgen  der  DepreseTon  tue  '       """""' 

Ich  habe  natürlich  alle  möglichen   Pluchtmitte]    die  öfter  h  if 
wandere,  radle,  turne,  treibe  Sport,  suche  durch   Anblick  «^lin„     Tf"'    1 
und  meine  Frenndeehafteii  davon  loszukommen.  Mensehen 

.  Aber  bisher  sind  nücli   immer  wieder  diese  Schmflp-/lii6:fcL™v.  ■-.         ,    :, 
Wunsch  des  Sadisten  durchgebrochen.  ^^'"'le^lustemheit  und  der 

Körperlich  bin  ich  gesund.  1,76  Militamiaß.  Und  beaondei's  bei  Frauen 
aber  auch  sonst  gelle  ich  für  einen  gut  ausselienden  jungen  Mmn 

Wesentlich  ist  oine  krankhaft  anmutende  \na^t 
vor  dem  Zahnarzt,  unter  der  ich  seit  Jahren  leid'e  ri 
ich  mit  allen  möglichen  Grün  den  larviore  die  'ab^^- 
dazu  führt,  daß  meine  Zähne  in  einem  besonders  die 
Backen  Kähne  betreffenden  sehr  schlechten  Zustand 
sind,  ic!i  aber  bei  dem  bloßen  Gedanken  an  da«  Surren 
der  P 1  0  m  b  i  e  r  m  a  s  c  h  i  n  e  N  u  r  v  e  n-  und  F  o  i  g  li  e  i  t  e  a  n  w  a  n  d- 
1  u  n  g  o  n  habe,  die  mich  im  besten  Fall  nur  b  i  ^  zur  Tür  des 
Zahnarztes    gelangen    lassen. 

Meine  Mutter  gab  es  nach  meinem  13.  Lebensjahr  uul,  mich  zum  Besuch 
deK  Zahnarztes  zu  zwingen.  Ich  muß  die  iännnerlichdten  Szenen  gemacht 
haben. 

Beim  Onanieren  hatte  icli  mir  angewöhnt,  die  Ihindlnng  inuuer  wieder 
zu  unterbrochen,  äcildcm  ich  die  Onanie  bekämpfte,  dadurch  zog  sich  der 
einzelne  Akt  durch  Auskostung  der  Vorlnst  stundenlang  hin.  Oft  kam  ich 
besonders  in  den  Ictzlon  Jahren,  dadurch  von  dem  Trieb  los.  '  ' 

Meist  endete  es  dann  ofl  nach  tagelang  protrahieiler  Vorlust  mit 
Ejakulation  und  Kilzelgefiilil. 

Sowie  der  erste  Kitzel  einsetzlo,  unterimich  ich  entsetzt  den  oimnistischen 
Akt,  drückte  mit  den  Fingern  der  rechten  Hand  die  tiefste  mir  erreichbare 
Partie  der  Pars  cavcrnosa  penis  so  zusammen,  daß  mechanisch  die  Ejakulation 
verhindert  wurde  und  aiicli  der  lieiz  „aljgeklemmt".  Daljei  lief  icli  im  Zimmer 
lierum,  nm  den  Koiz  zu  kupieren.  Ekelte  niicli  vor  dem  ripezilisclien  Sperma- 
gerudi.  Auf  diese  Weise  habe  ich  seit  etwa  dem  14,  J;ihr  freie  Ejakulationen 
mehr  oder  woniger  verhindert  (das  Spritzen). 

Mein  Glied  ist  sehr  stark  entwickelt,  ebenso  beide  Testes.  Es  bestand 
bei  mir  geringe  Phimosis,  die  ich  aber  durch  onanistische  Manipulationen  so 
dehnte,  daß  das  Froniihun  der  Vorhaut  durchriß  und  ich  heute  auch  im 
erigierton  Zustand  dit"  Vorhaut  über  den  Penis  zurückziehen  kann,  allerdings 
unter  gewisser  Spannung.  Bei  nicht  erigiertem  Glied  h;ilt  sieh  die  Vorhaut 
nicht  hinter  der  Eichelfurche,  t^ondern    ist  in   infantiler   fjage. 

Morgens  erwache  ich  fast  immer  mit  Erektion.  Je  nach  meiner  Not- 
wendigkeit, sexuelle  Komplexe  zu  fixieren,  bleibt  mir  die  Erektion  gleich- 
gültig oder  führt  zum  Genuß  der  Vorlust.  Zur  vollen  Onanie  ist  bei  mir 
im  allgemeinen  ein  größerer  Apparat  notwendig:  Meine  Sannnlung  in  meiner 
Richtung  sadistischer  Bilder  (jetzt  etwa  15)  und  schriftliche  Aufzeichnungen, 
in  denen  ich  ähnliche  Szenen  oder  Erlebnisse  beschreibe. 

Solehe  Fixierung  ist  mir  auch  schon  aus  meiner  11-  und  12jährigen 
Zeit  erinnerlich,  zum  mindesten  aber  seit  meinem  13.  Jahr  bewußt.  Ein  Mit- 


443 


Fetisdiismus. 


lit 


Sm  V  rd™  1  "*"1T'  ""f'^'^"''  ""^  --«"■  dadurch,  daß  er  sich 
?Liu  h  '  !  '■"''^='  ^''-^  ""g^^  2.it  den  Am  im  Verband  uad  einem  Ann- 
Ann  iid.fnT-  ^"  ^'^''  ""^  ^'"-  -^'^'^•'«k  emes  Knahci,  der  den 
wa  1  l;  li  n  "^''  "■;"■  '""■  ^^"""'^  ^^hon  sehr  reizvoll.  Auch  damals 
wdi-en  Ob  ß  eidiall.ngo   und  jünf^a-rc,  die  rnith  erregten 

•,]..  Mlieier  Sc-Iiuler  mir  einmal,  und  zwar  auf  einem  Schulausflug  in 

1  ;  '""'"?'';- 1"-^  '-''--  '''^'  '^■•'  i^^'-^t  weiß,  ein  Korsett  (Messing  mit 
Ha  ..tutze  oder  ahnl.d,}  trug,  von  dem  ich  nur  den  Halst«il  sah,  der  nach 
ab  nioruonlan  solurt  la..inierte.  Ich  war  in  der  Zeit  des  Vorfalles  noch 
n  «0  mit  me.nem  Innenleben  vertraut  imd  trennt«  mich,  aii.ch  unter  dem 
:       A       1'  '^'^7'^'^*"''<^"  Kameraden,  leicht  von  dem  Anblick,  wenn  ich  ihn 

Z  i"'    If      ,  '^T'  "''"''  '-^"S^''  '^'^»l^=i*^li*<'t  hätte.  Später  habe  ich  unter 
aei  hchnäueht  nach  diesem  Anblick  sehr  gelitten 

Momentor,    l,onut.te,   spielt   besonders   in    Verbindung   dieser  Traumi^    de 
niannliciieii   Individuum  eine  gewisse  Rolle 

Auch  der  Katheter,  der  in  die  männliche  Harnröhre  eingeführt  ist  der 
Gedanke  .Dauerkatheter-  i«t  bei  dem  erregenden  Gegenstand  ÄrVersirkung 
des  sonstigen  Komplexes  wesentlich.  Betonung  der  Männlichkeit  hnnSl! 
durch  die  Genitalien  sehr  wesentlich.  -^'anniichkeit   nn    Bilde 

])a.s  weibliche  Jaemoiit  tritt  bei  Zeichnungen,  die  ich  verfertigt  habe 
van  <leiK.i  ic ,  aber  zurzeit  keine  besitze,  auf,  meist  als  GouvemaSe  ode; 
sfronge  ]u7.iehenn  o  er  Wärterin.    Jedoch  sind  auch  hie  und  da T  pIndan 

^nvi.  '"'"'''"  "'""""■"  '^'""'^  ""'*  ''''''^''^  P-"-  --nStJh 
Doch  nur  hie  und  da  und  nur  in  Verbindung  mit  dem  Mann 
Dabei  bemerke  ich:  Wiihrend  meiner  Studienzeit  ist  mir  der  Besuch 
der  gynäkologischen  Klinik  unangenehm,  meine  Empfindungen  be 
gynäkologischen  Untersuchungen,  wenn  ich  .i.  nicht  mit  .issenschafU  ehern 
will  P'l'-^lj'^"--™'  "'f  "-i"^:^  J^-^-n  der  \-ulvageruch  sehr  stark  ist:  ÜnZ 
willen.  Auch  gynäkologische  Oi^erationeu.  Blnl.  Schmerzen  der  Patientiine» 
sind  mn-  rem  wissenschaftlich  interessant,  unnötige  Brutalität  drÄ-^t^ 
6niK>rt  mich  auch  hier,  ohne  daß  jemals  das  Erregungs-  und  Mit™ 
gcfuhl  verbunden  ist,  das  ich  z.  B.  haben  würde,  wenn  diL  Brutalität  gegen- 
über einem   mir  Fympafiiischen   Manne   begangen   würde 

Icl,  habe  auch  nie  den  Wunsch,  daß  so  etwas  notig  wäre  sondern  ei- 
irage  le  Gynäkologie  eben  nur,  weil  sie  notwendig  zum  Studium  i  tu  d 
^v  1  ,cl,  ,n  memer  b  eo  des  helfenden  Arztes  natürlich  auch  die  Frauen  ein 
c  ließe,  bemühe  mich,  alle.^  genau  zu  lernen,  um  Müttern  und  Frauen  später 
hellen  zu  Iconnen  und  schließe  sie  m  meinen  sozialen  und  helfen  wollenden 
Komplex  (inrchaiiR  i-in.  i^>j"uijeiiuen 

Eine  Abneigung  habe  ich  gegen  Frauen-  und  Hautspeziali=tentuni    Mein 
Wunsch  richtet  sich  auf  die  Chirurgie  und  daneben  auch  s  hr  S  k  auf  d ie 
Psychiatrie.    Seitdem   ich    aber   mir   die    Kenntnisse   über  Z\n   iL    1  ^ 
und  die  Beurteilung  desselben  durch   Privatbeechifti^nl  "1^^"   ^^^^^"J*^^,^" 
-heint  mir  damit  die  Neigung  zur  P^vchiatr^Ltr  Sa^^  bt^de^sl^ 


jwauiji 


Ein  Füll  von  orthopädischem  Fetisc]iism,is  ,,., 

ich  Angst  habe  vor  der  psychiatrischen  Praxis  in  ihren   A.,=T,-i,L-  r 

mich    auch  da  .ch  .eihst  nicht  obäokt.v  .c,.  kann,  sondL  ^  ^^Sotu" 
bm.Jurchtx;,  111  meiner  .uggestivon-und  psychotherapeutischen  Arbeit  gehemmt 

^        An    der    Cliinirgic-    langweilt    mich    die    OperELtionstoehiiik    de,-    ^,    r 
Chirurgie   und   ich    hiibe   in   früheren   Jahren   meine   Kichtunc   b^),.,,,    ^°j      f 
angezeigt,  daß   icii   den   Wunsch   hatte:    Es   wäre  sclitin    TeL   H      >^  f    "f ^' 
worden  könntest  bzw.  im   Krieg  S.nitül.soldat  geworden   wE-l  "  ^!''^'''*ff 
die  anderen  EinÜiissc  und  das  gegen  diese  Ideen  Ankämpfen  die-«  Z-^  ^ 
zu  einer  Uninüglichkeit  gemütht  häilcn.  ^^  h,instellung 

Ich  stelle  also  l'cal :  Aid  Grund  meiner  sexuell-saiiisfiechen  Fin  i  11 
ist  mir  der  Komplex  der  chirurgischen  Fliege  besondeiä  angenehm  Ddurclf 
daß  ich  das  Interesse  an  diesem  Sonderzwclg  sublimiere,  wird  mir  das  sl  d'  ' 
der  geäamten,  damit  KiiHammenhäiigemieii  Medizin  interessant  und  ieh"lnb^ 
unter  Umständen  eine  gewisse  erhöhte  ArheÜ^kraft.  Jcdoeh  richtet  sich  die'  *^ 
Pflegebedürfnis  nicht  auf  Frauen. 

Hie  Idee,  auf  einer  Frauenstation  fanuilicren  zu  miisseii.  war  mir  un- 
angenehm, als  ich  das  erste  Mal  dem  Ziel  meiner  Wünsche  nahe  war.  d.  h 
auf  der  chinirgischen  Klinik  faniulieren  wollte.  Ich  war  entschlossen  zu  er- 
klären, ich  wüßte  mit  den  gynäkologischen  Untcrsuchungsmethoden  nicht 
genügend  Bescheid  und  ähnliches. 

Während  ich  iiei  meinen  Premidschaften  Männer  bevorzuge,  die  nichts 
Weibisches,  aber  etwas  Mädchenhaftes  liaben.  nUo  nicht  robust  sind  ein 
Typ,  der  unter  den  Studenten  meiner  Gegend  sehr  häufig  ist,  ist  mir' eine 
gewisse  männlich  lobusie  Enlwicklimg  bezüglich  meines  sadistischen  Kom- 
plexes durchall.'-  nicht,  hinderlich. 

Während  des  Feldzuges  in  der  Ukraine  war  ich  sexuell  an  mehrere 
Untergebene  geknüpft,  ohne  daß  ich  dem  Trieb  nachgegeben  hät'e.  außer 
in  einem  Fall,  ein  Einjährigci-,  dem  ich  näher  stand  und  mit  dem  ich  ge- 
legentlich Ringkämpfe  produzierte,  bei  denen  icli  abreagierte.  Übrigens  ein 
Mittel,  von  dem  ich  seither  des  öfteren  Gebrauch  gemacht  habe  wenn  die 
Spannung  zu  groß  «iirdc,  und  stets  mit  niomenLaiiem  und  tagelang  an- 
haltendeni  gutem  Erfolg.  D.  h,  icli  kam  wieder  zu  Besinnung,  der  Trieb  ließ 
.  nach  und  ich  wurde  ruhig. 

In  der  Ukraine  habe  ich  einem  Mädchen  gegenüber  se.^elle  Reizungen 
empfunden  und  auch  ein  Verhältnis  nach  der  Art  meiner  früheren  hetevo- 
eexuellen  anzulangen  versucht.  Grund;  Dieses  Mädchen  hatte  oinen  sehr 
schönen  Bruder  meines  MännertjTJS.  Icii  liebte  in  der  Schwester  den  Bruder. 
Dadurch  wurde  mir  die  Überwindung  der  Uemmungen  möglich.  Wurde  aber 
S(;hr  bald  von  ihr  getrennt. 

Sehr  eindrucksvoll  war  mir  immer  die  elterliche  Mahnung;  .,D  e  n  k  e 
bei  allem,  w  n  s  Du  mit  einem  anderen  Mädchen  tust,  was 
würdest  Du  sagen,  wenn  das  ein  anderer  mit  Deiner 
Schwestertäte!" 

Moral  habe  ich  immer  übergenug  gehabt.  Mein  Vater  hielt  mir  Rein- 
haltung bis  zur  Ehe  als  Ziel  vor.  Er  hoffte  wohl,  ich  würde  das  Ziel  er- 
reichen, das  er,  er  deutete  es  einmal  leise  an,  nicht  ganz  erreicht  hat 
Empfahl  mir  auch,  danenid  mich  zu  vci'lieben,  zu  veilieirafen,  wollte  mir  die 
T^eirat  ermöglichen  (während  des  Krieges).  Leider  waren  mir  aber  schon 
alle  Wege  versperrt  und  außerdem  gab  es  auch  lOUO  Gründe  außer  dem 
einen  Hauptgrund,  daß  ich  keine  Fi'au  lieben  konnte.    Alle  Fluchtversuche 


I 

I 

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i 


444 


fetischisinus. 


\  ei-Buche,  mich  in  Frauen,  zu  dienen  ich  eine  Neigung  verspürte,  zu  verlieben 
8cheita|«ii  unter  völliger  Ableluning  durch  meinen  anderen  übennächtigen  Teil! 
'eil  lege  liinen  ein  Bild  bei,  Eö  ist  iiu  Anfang  November  vorigen  Jahres 
iiiiigenoiniiien.  Darauf  wüi'  noch  ein  Freund  von  mir,  gleichaltrig  und  mir 
tbontalls  Irenndschaftliche  Gefühle  entgegenbringend.  Ich  woUt«  ihn  ganz 
oeeitzen.  vc  war  aber  schon  verlobt,  hat  inzwiächen  geheiratet,  geht  cjanz  In 
seiner  Frau  auf,  ich  war  einmal  hei  ihnen  und  nieikt*,  daß  ich  die  Frau 
y-u  hassen  begann  oder  zu  beneiden,  merkte,  daß  ich  ihn  an  die  Frau  ver- 
loren hatte.    Und  entfernte  mich. 

leh  schicke  Ihnen  das  ganze  Bild,  Ich  bin  überzeugt,  daß  ich  das  tun 
kann,  bitte  sie  abei-,  den  Teil  des  Bildes,  auf  dem  mein  Freund  sitzt,  wenn 
möglich  KU  vernichten. 

Ich  bin  der  blonde  links,  mein  Freund  ohne  Schnurrbart  rechts  auf 
dem  Bild. 

.      Ich    trage   übrigens    gescheiteltes    Haupthaar,    einen    kleinen    Bart   und 
einen  Schnurrbart   (kurz  gehalten)  auf  der  Oberlippe. 

Denselben  mag  ich  nicht  abrasieren,  weil  ich  fürchte,  dann  weibisch 
auszusehen. 

leinen  Arzt  habe  ich  noch  nie  konsultiert.  Mein  gestriger  Besuch  bei 
Richtmi'  "'"'  ■'  ■"'"^*'  bekannt  war,  war  der  erste  Versuch  in  dieser 

Ich  bin  Ihr  ganz  ergebener 

Otto  N. 
Soebon  fallt  mir  ein  :    ich  habe  z.  B.  im  Sommer  1910   also  mit  14  J-ihren 

oeim  inc.nu  und  1  auherspiclen  mit  Jüngeren  Knaben,  Dabei  war  eine 
gewisse  Lrregnng  vorhanden,  die  aber  durch  gleichzeitiges  DenLn  meine 
iM-aclit.ns  unU-rhalten  war.  Solche  Versuche  sind  auch  bei  KnabenÄ 
noch  0  l.r  von  ,nir  gemacht  worden,  dadurch  kam  e.  höchstens  zu  EreSe  ' 
nie  zu  Orgasmus  oder  Ejakulation.  Ein  ganz  alte..  Erinnernng,.bild  .e^gt Tir 
den  «chonen  ark  meiner  Heimatstadt,  den  wir  als  Kinder  biuchten  um  iä 
zu  spielen:  hm  Madclien.  das  von  Knaben  an  einen  Baum  gebunden  ist  und 
von  Ihnen  HU  brennenden  Wattestückeu  beworfen  wird.  Das  Madehe  nmß 
emo  Impfbinde  Zeichen  der  Wiederimpfung,  um  die  anderen  zur  Schonung 
des  Armes  anzuhalf.n.  he.  Schülern  üblich)  um  den  Arm  gehabt  haben  und 
ich  habe  das  Erinnern,  daß  sie  mir  wie  große,  also  im  Verhältnis  zn  mir 
sehr  md  altere  Kinder  vorkamen.    Dieser  Vorgang  hat  mich  sehr  bescl  äft " 

Mein  frühes  es  Erinnerungsbüd  überhaupt  ist  das  folgende  Ich  stt 
ganz  klein  im  Wald  auf  einer  Decke,  Mein  Kmdermädcherimt  e  She  e' 
Waschkleid  an,  also  ein  Leinenkleid  wahr..cheinlich  Sie  h,  rT\ 
sammelt  (Heidelbeeren),  ]Iai,  sich  in  die  ge  ä  melten  B]„h  '"■'''  f " 
und  hat  .iet.,  auf  dem  hellen  Rock  <^^n.:^ ^^^7^1,^'^,^^' 
steht  ,a  gebückter  HaHnng  mid  ich  sehe  den  großenXck  '  J  ,  .  ,?" 

Bock.    Dies  Bild  war  mir  stete  erinnerlich.  "^  ''^'™  ^^"™ 

Hiemit  schließt  die  erste  Beidite  do^  Patif^n+on     i  i    ,  ^    -, 


Ein  Fall  von  orthopiitliscbem  Fetischismus. 

Er  geht  auf  meine  Bedingungen  ein. 

Zu  seinem  Beridite  muß  ich  noch  einige  Bemerkungen  machen 

Wir  sehen  zuerst  den  S  aram  e  1 1  ri  e  b,   der  sich   in  Anlee  -■      ' 

fetischistischen  Bibel  äußert.    Diese  Bibel  wird  zerstört    m  ]  I    ■  ^^^^^\ 

-  die  Zerstörung  bedauert  und  eine  neue  Sammlung  angebgt    Fern   •'    \" 

wir  die  begleitende  Farapathie,  die  mir  in  keniem  Falle  zu  fehlen ^scir^  T 

Früh  treten  Angstzuständo  als  Zeiclien  des  inneren  Karnnf-^^'^f' 
Die    Zahnarztphobie    steht    im    Mittelpunkte    des    Krankheit 
bildes.  Wir  ei'kennen  daraus,  dalJ  der  Mund  des  Kranken  eine  eroglne 
Zone    ist   und   dali     ein    Zusaninienliang    zwischen     der   genitalisierten 
Muudzone  und  dem  Fetischismus  bestehen  muß. 

Bemerkenswert  sind  nächtliche  Wanderungen  iui 
somnambulen  Zustande,  die  wir  in  Hand  VI  eingehend  besprochen  haben 
und  die  einen  Inipuls  veri'aten,  der  durch  die  fetischistische  Konstruktion 
gefesselt  werden  soJl.  Wir  finden  auch  die  Onanie  unt  masoch  ist  isch- 
sadistischen Phantasien,  wir  selim  ds«  Abrücken  vom  Weibe  und  den 
Ausbau  einer  homosexuellen  Einstellung.  Seine  Erfahrungen  mit  Frauen 
sind  spärlich  und  laufen  alle  auf  einen  Hautkontakt  hinaus.  Der  Koitus 
wird  als  Sünde  gewertet,  wozu  der  strenge  Imperativ  des  \  aters.  dor 
ein  Junktim  zwisclien  der  Reinheit  der  Scliwester  und  seineu  (d  h  des 
Patienten)  Erlebnissen  geschaffen  hat. 

Sein  Vater  gab  ihm  den  Imperativ  „sich  reinzuhalten"   und  er  .  j 

führte  ihn  mit  Hilfe  seinor  Paraphilie  aus.   Der  Zwang,  den  er  auf  sich  ) 

ausübte,  ist  durch  die  Waid  der  orthopädischen  Apparate  und  Banda-^on 
deutlich  dargestellt.    Er  ist  wie  ein  Pferd,  das  eine  ivandaro  trä-H. 

Seine  stereotypen  Träume  sind  sehr  diarakter istisch.  Er  muß 
nieder  zu  seiner  Kompanie  zurück,  d. h. er  will  wieder  in  die  Vergangen-  i 

heit,  ins  Jugendland.    Er  zeigt  jene  retropulsive  Tendenz,  die  wir   in  5 

allen  diesen  Fällen  feststellen  komiten.    Er  hat  künstliche  Beine    ein  '        ■  { 

anderer  Tramn,  womit  er  seine  Para]iatliie  syiiibolisiert.  Überwältigungs-  ) 

Phantasien  durcli   Männer  tauchen  als  Indianertraume  auf  und  zeigen  1 

den    bekannten    Charakter    der    Pubertätsträame.     Selbstverständlich  *■ 

durchbricht  er  im  Traume  alle  asketischen  Tendenzen,  er  trinkt,  raucht,  ] 

ja,  ei-  heiratet  sogar  Nelly,  wobei  die  Gegenwart  seiner  Schwester  zu  ( 

beweisen  scheint,  daß  die  Braut  einen  Schwesterersatz  darstellt,  1 

Bemerkenswert  ist  hier  die  zu  großer  Virtuosität  ausgebildete  .  i 

Masturbatio  prolongata  mit  Hinausschieben  oder  mit  Um- 
gehung der  Ejakulation.     Das   rülirt  niclit  allein   von   der    Angst   vor  J 
dem  Samenvcrlust  her.  Wir  werden  im  Verlauf  der  Analyse  lernen,  daß 
es  sich  um  ein  Spiel  handelt,  das  einen  präparatori sehen  Charakter  hat 
wie  es  Grooß  für  die  Spiele  der  Menschen  und  Tiere  nachgewiesen  hat 
Auch  bei  der  Masturbation  begegnen  wir  dem  uns  bekannten  Phänomen 


r; 


■**D  FetiscliiBinus. 

dee  Dmekes  auf  den  Penis,  den  Patient  so  stark  ausübt,  daii  er  den 
Orgasmus  und  dio  Ejakulation  verliindert. 

bcüne  erste  Erinnerung  —  ein  Fiet-k  aul  dem  Kleide  seines  Kinder- 
mädchens —  wird  später  eine  bedeutsame  Aufklärung  erfahren. 

Seine  spezifische  Form  des  Fetischismus  zeigt  eine  Ausbildung, 
wie  sie  eigentlich  nur  bei  einem  Arzte  auftreten  komite.  Sicherlidi  hat 
seine  Paraphilie  seine  Berufswahl  determiniert. 

Die  Analyse  dürfte  großen  Schwierigkeiten  begegnen,  da  Patient 
analytisch  vorgebildet  ist.  Schon  die  einleitenden  Präliminarien  geben 
uns  einen  Vorgeschmack  künftiger  Kämpfe. 

PatiDnt  kommt  unter  imgeheueren  Widerständen  zur  Behandlung.  Zu- 
erst setzte  die  EntworUmg  ein.  Auf  meine  Auffordcning.  iiacli  Wien  m 
kommen  und  sieh  hier  iils  Kollege  unentgeltlich  behandeln  zu  las&en,  geht 
er  IreiKhg  ein.  Aber  er  findet  die  Aufmachung  meines  Briefes  lächerlich 
und  reklamehaft.^)  Er  schreibt  einen  Expreßbrief,  der  nicht  ankommt.  (Wahr- 
echoinlich  war  die  Adresse  dcr;u1  geschrieben,  daß  er  nicht  ankommen  konnte. 
Symptomhaiidlung.)  Er  wird  wütend.  Ich  Insse  ihn  warten.  Endlich  schreibt 
er  einen  zweiten  Brief,  der  sein  Ziel  erreicht.  Er  versprach,  alle  Träiune  ge- 
wissenhaft zu  notieren,  ohne  daß  ich  es  verlangte.  Aber  von  diesem  Momente 
an  kann  er  sich  kaum  einen  Traum  merken.   Er  hat  alle  am  Morgen  vergessen 

Er  erinnert  sich  nnr  an  „Lauteträume".  Er  k^bt  jetzt  in  seiner  Laute" 
Er  hat  sich  die  Laute  angeschatTt.  um  eine  Ablenkung  zu  haben,  da  er  lurchtete 
ganz  ni  seme  fetischiatischen  Phantasien  zu  versinken.  Er  strebl  na,-h  dei-i 
Idealen,  Gerade  weil  er  als  halber  Slave  in  Deul^chlaud  lebt  will  er  -Im 
Üentschen  ein  Mu.sU3r  geben.  Er  will  besser  sein  als  alle  die  DeuLscbeu  und 
schon  aus  diesem  Grunde  möchte  er  alle  krankhaften  sinnliehen  Regungen 
überwinden,  e^'i^t^ii 

Be.clj;ifligon  wir  um  ziierst  mit  drei  Träumen,  die  er  aus  der  gan7en 
Zeit  zwischen  dorn  ersten  Briefe  und  seiner  Ankunft  (3  Wochen MretfJ 
konnte:  ''   "='''-'^' 

Er  i  räumte  also  vor  der  Behandhing: 

.  ^-J^l  l^'i"^  '««^in«^';  Mutter  meine  Laute  zur  Reparatur  gegeben 
Meine  Mutter  kam  zurück  und  gab  mir  die  Laute.  Da  waren  falsche 
Wirhe  emgeset.  Da  sagte  ich:  Das  sind  doch  nicht  die  richten 
A^irbel.  Ich  nmß  sofort  hingehe«  und  sehen,  daß  ich  meine  Äe 
wieder  bekomme.  Da  bin  ich  an  der  Ecke  an  dem  Musikladen.  Da  std 
große  Schmuizh,.,,,  en  von  alf^m  Schnee  und  Schmut...    Dabei  waren  zwei 

Jln  'Tiei'Triiß:;'' n""'    ''i  ''"  '"'"""^^  '^^^™  ^"'^  mCghcren  Wi  b 
von  allen  (iroßen,    Die  meisten  waren  aber  von  der  C,ri\K<.  -i«        '"'J^' 

2.  Es  waren  sehr  viele  Menschen  zusammen     Es  war  t>.;«  .  t    ■ 
__T„«„„„  v„„  Wandorvög*.  Wir  «l,te„  aufbreche  :„T»'Lf„rj' 

»../i^Ht^irr'M^«  XSr  K  j.*'  '"*'--»  «*'--' 


Ein  Fall  von  orthopadisrhein  Fetiscliismus 

Laute  nicht.    Icli  suchte  und  sah  überall  Lauten  von  den  ,„>™i     n-  i    . 
Formen  heiumliegen.    Dazwischen    lagen    auch    ^\^^^"  "»f     ,    ^jl'sten 
Leichenteile.    Ich  hatte  meine  Laut«  auf  einmal  und  ein  Jm,f    a       ■  x. 
nicht  nälici-  erkannte,  nalini  ."^ie  mir  wieder  fori  und  wollf       ■ 
meines   Prok-Btes  nicht  iviedergeben.  ^'^  '"""  ^^'«'^ 

3.   Ich   stehe  vor  oiner   Kmnpiuiie.    Icii   war   Fähnrich     Der  Gma 
herzog  mit  seiner  Frau  und  anderen  stand  rechts  von  mir  auc,   v     ^ 
Front.    Ich  sollte  dam  eine  Predigt  halten  und  ich  wuß  e    d  ,1        '/'' 
über  lachen  würden.    Ich  liabc  dann  auch  gesprochen,     eh  f  ir!";   tT 
ob  ich  beabsichtifrte,  koniisd,  ,u  wirken,  aber  es  wurde  dauenid  1  f'l' ' 
Dann  traten  die  we^  und  ich  blieb  allein  zurück.    Ich  fol-te    ^         f 
und  konnte  den  Weg.  den  ich  eigentlich  genau  wußte,  nicht  lindr    r"" 
mal  glaubte  ich,  im  Büro  des  Norddeutschen  Llovd  oder  überham  f  ' 

Schiffahi'tägeaellschalt  zu  sein.  Dann  ging  ich  auf  den  Weg  aber  p  .'^^'^^'" 
falsch  und  führte  auf  einen  Abort,  der  nach  einem  sehr  häßlichen  duntT^'' 
Hintergebäude    üllenbar   führf<>   ....    Eine    Unterbicchimg  j  JJ 

gehe  mit  3  Freunden  auf  einem  (ricliligen)  Wege.  Wir  «ind'  auf  der 
Wanderung.  Plötzlich  muß  ich  aus  iigend  einem  (^ruiid  den  ganzen 
langen  und  schmalen  Feldweg  zurücklaufen,  Die  anderen  warten  auf 
mich.  Wie  ich  dann  wieder  zu.  ilinen  liinsche,  ist  rechts  und  link^-  vom 
Weg  der  Nachhiß  von  Erml  Uai'ckH  aufgebaut.  Es  waren  lauter  Knochen 
und  Bronzeligurcn  und  anderes  -  fast  wie  in  einem  iluseum  Ich  wollte 
mir  etwas  milaehmen,  es  war  mir  aber  alles  zu  schwer.  Ich  war  schon 
voll  bepackt.  Schließlich  steckte  ich  2  ganx  kleine  Figuren  un(J  ein  kleines 
^ntimetennaß  ein  und  kam  dann  wieder  zu  meinen  Freunden,  die  auf  mich 
"Warteten. 


Die  Traume  sind  zum  großen  Teil  AVidei-siandsträume  und  werden  vei- 
standhch,  wenn  man  weiß,  daß  die  Laute  seine  Seele  und  seine  Sexualität 

darstellt.     Im   ersten   Traume  merkt  er,   daß   seine  Seele  nicht   dii^   r'ichti-'en  ' 

Wirbel  hat.    Seine  Wirbel  sind  alle  im  Schmutz  zwischen  anderen  Wirbehi 

Seme  Seele  ist  belh'ckt.    Er  findet  nicht    die  passenden  Wirbel     Das  drückt  s 

sein  Mißverhältnis  zum  Leben  aus.    l';r  luit  noch  nicht  den  ri''hti"en  Wq^  ■ 

gefunden.  Wollen  und  Können  zeigen  ungeheure  Gegensätze.   Die  wlrbel    die 
er  findet,  sind  zu  gr.iß  zu  seiner  Laute  .      .  ' 

Ferner  Bezieiningen  seines   Leidens  zu  seiner  Mutter.    Die  Mutter  hat 
ihm  das  Leben  gegeben,  aber  er  kann  es  nicht  veri\cndeii.  Die  niatei-iale  Deu-  ' 

lung  ist  noch  unvei'ständlich. 

Im  zweiten  Tnimue  ist  das  Leben  als  eine  ■Wandeiuiig  dargestellt    Er 
kann  ^eine  Seele  nicht  Ündeu.    Es  gibt  unglaubliclie  .Mensehen,   verschiedene 

Formen  (er  interessiert  sich  für  Psycho  lug  ie).   Keine  Laute  besitzt  ein  Junge  I 

(Sein  Infantilismus.  seine  Jugend.)  Er  hat  seine  Seele  und  seine  Sexualität  i 

an  die  Jugend  verloren.  (Fixation  an  infantile  Eindrücke,)  . 

Im  dritlen  Traume  bricht  im  Beginne  seine  Frömmigkeit  durch    die  ja                     '  ! 

in  keinem  I'uUe  von  Fetischismus  fehlt.    Dabei  lial  er  die  -Vtigst   ^ich' Sicher-      '                 '  i 

lieh  zu  machen.    Kr  fürchtet,  ich  konnte  mich  über  seine  Absoiidcrlichkoiten  i 

belustigen.    Seine  Familie  (der  Uroßherzog)  versteht  ihn  nicht.    Sein  Vater  d' 

hat  keine  Ahnung  von  seinem  Leiden.  Er  hat  ilim  auch  nicht  mitgeteilt  wai-um  \ 

er  nach  Wien  gefahren  isl,    Kr  würde  lachen  oder  verzweifelt  sein  '  Darum  ■ 

ist  er  allein  und  kann  den  Weg  nicht  finden.   Er  muß  die  Lebeusreise  (Lloyd) '  ' 

in   die  neue  Welt  (Stelcel)  allein    machen.     Er   fürchtet,  er  werde   bei   mir  ' 


448 


Fetischismus. 


I 


^  =pin  bewußtes  Denkeu.    Im  Traume  furchtet 
moralisch  erzogen  werden,  sagt-  sei«"«  ^.^^^^  -j^^  ^^„,  ^y^i^e  bringen 

er,  ich  werde  ihn  auf  einen  Abort  lunr    ,^_^^  ^^^^.^^  zurückgehen.   (Analyse, 
und  unmoralisch   machen   .   .   .   r."  ^.^^^^^  ^yoÜe.    Dann  kehrt  er  auf 

der  Weg  in  das  Infantile.)  Aber  ""'JfJ^^^j^,  ^^^  g^^^boi  meiner  Parapathio.) 

seinen  alten  Wog  »u^'i«^^- ,*;JJ"\  L^t„[  Haeckel  ist  ihm  wegen  seiner  mann- 
PJrnsL  Haeckei  steht  für  Wilhelm  Stekei^  ^^^  Gelehrten  schätzt  er  ihn 

haiVu  polilirichen  Haltung  ^'^'^f^'^^^^^^  ^,,,0^  im  vorhinein  zu  den  Toten. 
nicht  sehr  hoch.  Er  ist  ^ot.  ^"-'  ^^ '^if^^^^^^^a  beschweren.  Er  will  sich 
^^-^''^^^^^r^-tC"rg  rernutnehnien  und  e.n  kleine.  Maß  (infantües 
„ur  e.nige  '^'^'"^^^"Siuem   Leiden   /.nruckkeluen.         . 

^"'^^bar.ibt^;rouLj:h£^^^  _  __ 

"  "^rhaTniürUcirwie  die  raei.len  Fetischisten  eine  Bibel,  eine  Sammlung 

br  hat  n-^Y   '  "' 7*  Büchern    die  er  beim  Onanieren  benutzt,    br 

von  Bildern  -<^ .^u -igen  ^-^^^,"^  ;^';-,^„.,,,„.,,    ,vUerdings  nach  heftigem 

"^'''  r  L  Ser  ^n  Xo?  t.n  widerstanden.    Kürzlich  hat  er  eine  .«che 

iV^'"''  ^;  "     uSegt    die  er  mir  übergibt.    E.  sind  Ausschnitte  au.  or  ho- 

y.,n,u luni.   ■  ;5^^^^  Zeit.chrifU-n.    Kr  wird  rufend  vor  Verlangen,  solche 

Ifn        n  be  i  i"d  Bchr.K:kt  seilet  vor  dem  Diebstahl  nicht  zuriick,  um 

"'t'    Luy  S    chönen  Stückes  .u  kommen.    Er  leidet  Hölleni,ualen  und 

1"  ;       kene  1   r  ehe  er  es  besitzt.    Neuerdings  fertigt  er  sich   die   Zeich- 

^h  so  it  an    Wir  haben   eine   sehr   charakteristische  Reihe  semer 

„uugon   ^"'^^'J'^'^j  fj-     j^i^,  i3iij,,  ,,,„d,n  von  ihm  verändert,  wenn  sie  ihm 

''''r!'''"'^T'''^'^onT\\^nn.v.   Mädchen   in   Knaben   verwandelt. 

FrleT      t  ai     w     iMiehen  Bilder  al.  Se  x  u  al  re  iz.-)  Frauen 

.ihn  nie!       Die  Sannnlung  liringt  eine  Menge  von  adaptierten  Bildern. 

w  -k     ■  ^lm2  Hulli-    (Sidie  die  eieene»  Ze.chnungei  Fig.  38  bis  ii.) 
''^°"^:  rruü,..n,    „„..nvirn.  o.-  «ich  de.  Weibo.  während   e,-   e,,   .n, 
,..he„  ve..cl,tM  -  -  l.^.h«  ^__^  „T,,„,„di„,.hoe-  ei.    l^r 

l'iitient    leitet    iu    "^^"^"^^  '^  .     „„.räumt  hat,  nimmt  sich  vor, 

krankt  sich,  daC.  er  d..  ganze  ^^^;«  ;"f^  sS  uVd  kr.ti.iert  während 

'    -'■  S''  '^''■^^"'"■=iu:f Sr^    tg^t    in   Sin.  Ennnern  zu  analysieren. 

dos  Tmumes  ^^f^J^J^      ;^  't^o^n  Wert   und   solche  Schwierigkeit.B  hat 

Diese  Traume  haben   ku  cn  ^^  j^      j^;,  ^3,  Analyse 

-      ':':,!  dJ?;  aSS     Trotzdeni  erhalten  wir  von  diesen  Träumen  einige 
Aufklärungen. 

:^y  .-.rdL.»  später  .elien,  daß  diese  Darstellung  unrichtig  ist.    Er  h.t  früher 
i.-  .-1  „„    «.■..llilu-lie   Obipktc   seinen    Sammlungen    liingefugl- 
■""•""tu^ttli.  M  «..,  wiatig  ™d  ,.,gl.  -»ß  -io  B,„»n  ™t..l.r  «ad*. 
repräBüntic-ron  künnPn. 


Eiu  Fall  vou  orthopftdiBch<^m  FftischiBmus 


449 


Ich  teile  eist  die  Träume  mit:  -  .  ■* 

1.  Ich  habe  eine  gauze  Keihe  von  PorzL'lIauiigure»,  die  ich  selbsl 
gemacht  habe-  Sit'  sind  bunt  und  viele  haben  mit  kloinen  Heiligen- 
figuren oder  gi'oßen  Zinnsoldat^'n  Ähnlii:hkeit.  Wenn  ich  sie  anfasse, 
sind  sie  sehr  zerbrechlich. 

Zu  einer  Serie  ist  Liuch  ein  Karton  mit  Zeichnungen.  Ein  Trom- 
■peter  bläst,  hinler  ihm  steht  der  liebe  Uott  und  der  Teufel.  An  drei 
Gruppen  sieht  man  ilen  Elfold  diti  Blasens.  Drei  Zeichnungen,  von 
denen  eine  einen  Trompeter  xcigt.  den  das  Trompeten  gerade  beim  Ver- 
richten seines  Hedürinissos  gelrollen  liat,  veranlassen  mich  danu  am 
Ende  des  Traumes  zu  der  Bemerkung:  Wenn  Freud  daa  sehen  würde,. 
würde  er  natürlich  sagen :  Lodi. 

Vorderhand  fand  sich  aber  an  den  Gruppen  gar  nichts  Erotisches 

oder  Sexuelles.  ,      ^  f,  -  ,     ■       ,.1-1 

•?   Ich  befühle  mein  ICinn  und  linde,  daß  ich  eigentlich  schon  wieder 

/.iemlicii  rauh  bin,  trotzdem  ich  mich  erst  gestern  rasiert  habe. 

3  Ich  will  mit  einem  anderen  zu  einer  Gesellschaft  sehen,  die  in 
irgend  einem  Lokal  im  Freien  sitzt.  Wir  kommen  zu  einem  breiten  Pl.iß. 
Ein  Bollwerk  aus  breiten  Bretterbolileu ;  wie  wir  herauftreten,  stellen 
eich  einzelne  Bretter  hochkant,  so  daß  ich  ängstlich  werde.  Der  andere 
redet  mir  zu.  Wir  sind  über  einem  Sumpf.  Ich  mache  absichtlich  lächer- 
liche Bewegungen,  um  meine  Angst  zu  verbergen.  Falle  mehrfach.  Von 
der  anderen  Seite  kommt  Familie  AVagner  angegangen.  An  der  Spitze 
geht  der  verstorbene  Hoi'r  Wagner.  Die  Fi'au  Wagner  sagt,  mein  Mann 
ist  nicht  tot.  Ich  habo  das  Gefühl,  du  darfst  ihn  nicht  ansprechen!  Dann 
müssen  wir  hinäbergeganjimi  sein  und  es  folgt  der  Figurentraiim. 

'    4.    .lugend Versammlung.     Ich    trage   eine   Matrosenbluse   und    Knie- 
strümpfe und  -lioetn.  Fühle  mich  sehr  wolil. 

AUmälilich  merke  icli,  daß  die  Blu^e  mir  nicht  paßt.  Sie  verändert 
sich,  "ich  habe  mein  graues  Hemd  an.  Will  mir  einen   Kiemen  umgürten. 

Er  ist  zu  kurz.  Wache  auf.  ,„     „   ^  .  „       u   ^..       ■ 

5  Wir  liegen  im  Freien.  Em  .Madehen  soll  sich  für  einen  von 
un-^  ontsciiciden.  Ich  wünschte,  sio  täte  es  für  mich.  Schwacho  Erinnerung 
■m  Fräulein  Sauger.  Als  sie  es  tut,  ist  ee  Rosa,  eine  Jugendbekannte. 
die  mir  immer  herzlich  gleichgültig  war.  Und  ich  sage  zu  einem  anderen, 
der  mir  eine  Bemerkung  niaclit;  Gott,  die  kenne  ich  schon  von  meinem 
2.  Lebensjahr  an. 

Der  erste  Traum  ist  sehr  eharaklerisiiseh.  Seine  neurotischen  Spiel- 
zeuge (sein  Infantilismu.'^n  werden  s>Tnl»olisiert  durch  Porzellanfigurea.  die 
h-ilb  Spielzeug  Iialb  Ueligiun  (ileiligenliguren  !)  darslelleii.  Er  zittert  für  seine 
Fiktionen  Sie  sind  sehr  zerbrechlich  -  die  kleinen  Porzellanliguren.  Die 
Zeiclinuiigen  be/.iehen  sich  auf  den  Karton  mit  Zeichnungen,  den  er  mir 
«esU-rn  nach  liartem  inneren  Kampfe  übergeben  hat.  Em  Normalmensch  wird 
die  Größe  eines  solchen  Opfers  nicht  begreifen  können.  ]")ie  Bipolarität  der 
Psvche  wird  durch  Gott  und  Teufel  ausgedrückt.  Den  Trompeter  faßt  er 
anägogiscli  als  die  Stimme  Gottes  auf,  die  ilin  autfordert,  die  Parapathio  zu 
zerstören  (Die  Trompeten  von  Jericho.)  Die  drei  Gruppen  stellen  DeHika- 
lionen  dar  Es  ist  po,  als  ob  der  Trompeter  die  Defäzierenden  auffordern 
würde  das  seliinutzige  Geschäft  aufzugeben.  Man  sieht  deutlich  die  Be- 
ziehungen zum  Analkomplex.    Patient  behauptet,  daß  die  Frewdsche  Trias 


8t.lc»l,  StarnnjiBri  den  Trieb-  und  AffBhUpb«"»-  VII. 


29 


4ö0 


FetiEchismiis. 


; 


dor  Analerotiker:  „Sparsam  —  trotzig  —  ordnungsliebend''  auf  ihn  auffallend 
Ktimme.  Er  hat  in  der  Jugend  Freude  an  Spielen  mit  dem  Flatus  gehabt, 
Kogar  den  Schwelelwasserstull  seines  Leibea  in  einer  Flasche  aufgefangen, 
um  ihn  zu  uutaündeu,  belustigte  sich  im  Bade  an  den  aufsteigenden  Blasen 
der  Gaee,  hatte  deutliche  Lustgefühle  beim  Defäzieren,  hielt  sogar  den  Stuhl 
zuiTick,  um  das  Lustgefühl  zu  verstärken.  Die  Bemerkung,  die  er  im  Traume 
über  Freud  macht,  richtet  sich  gegen  mich  und  soll  die  Beziehungen  zum 
Anus  entwerten  und  lächerlich  machen. 

Der  zweite  Traum  drückt  eine  Festsellung  aus,  daß  die  bisherige  ana- 
lytische Reinigung   (Hasieren)  noch  keine  Erfolge  gehabt  hat. 

Im  dritten  Traum  wird  seine  Sexualität  als  breiter  Strom  dargestellt. 
Er  hat  sieh  gegen  die  Strömungen  seiner  Seele  durch  ein  Builwerk  (Para- 
pathie)  geschützt.  Die  Bretter  sind  nicht  sehr  fest  und  ei  hat  Angst,  seine 
Parapiithie  aufzugeben  und  in  den  Sumpf  zu  fallen.  Bisher  hatte  er  sich  ja 
von  jeder  Aktivität  nach  Möglichkeit  ferngehalten.  Er  fürchtet,  durch  die 
Analyse  verführt  zu  werden.  Wir  sehen  den  Sinn  des  Fetischismus-  Schutz 
vor  dem  Weibe  und  vor  der  aktiven  Sexualität.  Er  findet  daß  er  sich  mit 
dieser  Angst  lächerlich  macht  und  hat  die  Selbsterkenntnis,  daß  sein  Be- 
mühen, diese  Angst  zu  verbergen,  lächerlich  ist.  Die  Familie  Wagner  steht 
für  seine  Familie.  Er  hat  seinem  Vater,  der  das  Haus  tyrannisierte  und  die 
Mutler  Ijeliun-schte,  oft  den  Tod  gewünscht.  Er  träumte  häutig  schon  als  Kind 
daß  der  Vater  gestorben  sei,  hatte  im  Traume  ein  drückendes  Schuldbewußt- 
eein,  als  ob  er  den  Tod  verursacht  hätte,  und  erwachte  immer  glücklich  daß 
CG  nur  ein  Traum  war.  ' 

Sein  A^eiliältnis  zum  Vater,  der  auch  im  ersten  Traum  vorkommt  (Nach- 
trag:^ Hinter  Gott  und  dem  Teufel  steht  der  König!)  ist  ein  sehr  merk- 
würdiges. Er  hat  einen  kurperlichon  Widerwillen  gegen  Feinen  Vater,  Er 
hat  vor  ihm  eine  nnei'klärliche  Scheu  und  kann  mit  ihm,  nicht  in  eiiH-ni 
Zimmer  bleiben.  Wenn  der  Vater  ihn  umarmt,  so  erstarrt  etwas  in  ihm. 
Er  kann  nicJii  zäi'tUcli  mit  iiirn  sein.  In  der  Form?  anerkennt  er  seine  Ver- 
dienste un(i  Vorzüge.  Aber  wenn  er  den  \'al.er  nackt  sah.  iialtc  er  ein  Gi'auen. 
Er  machte  auch  dem  Vater  Vorwürfe  wegen  der  Erziehung  und  mißt  ihm 
(wie  er  einsieht  ungerechter  Weise)  eine  Schuld  an  ijeinem  Leiden  bei.  Vater 
war  zu  Hause  der  Papst  und  jedes  Wort  war  ein  heiliges  Gesetz,  Die  Mutter 
liebte  Otto  immer  ganz  außerordentlich  und  nahm  stete  für  sie  gegen  den 
Vater  Partei.  Seine  ältere  Schwester  ist  parapathiseh  (Waschzwang),  ver- 
kehrt nicht  mit  Männern,  die  railtlero  ist  das  einzig  wirkliche  weibliche 
Wesen  in  der  Familie,  darum  hat  sie  früh  geheiratet,  die  jüngste  ist  auch 
sehr  „sonderbar"  (Waschzwang,  Infantilismus,  Naivität  gemengt  mit  Zynis- 
rauB).  Im  Traume  überschreitet  er  die  Sehranke  und  kommt  dann  erat  /u 
Traum  1, 

Traum  4  ist  deutlich  infantil.  Er  hat  Kinderkleider  an  tmd  das  Wander- 
vogelhemd.  Das  Hemd  paßt  nicht  recht  zum  Kragen,  der  Riemen  ist  zu 
knrz  Das  Mißverhältnis  zwischen  seiner  Parapathie  (Infantilismus)  und  den 
lonierungcn  des  Lebens  ist  symbolisch  dargestellt.  Der  Riemen  svmbolisiert 
wieder  emen  Zwang.  Er  wächst  aus  seinen  infantilen  Einstellungen  hinaus- 
er  will  sich  anderwärts  einschnüren.  Graues  Hemd  -  Riemen  ^Büßerhemd' 
Monclisschnur.  -^'.«.luema, 

Nun  zu  Traum  5.  Fräulein  Sänger  ist  das  einzige  Madchen  der  letzten 
Jahre,  das  auf  ihn  einen  gewissen  sexuellen  Eindruck  gemacht  hat.  Er  war 
jedoch    immer    bestrebt,    Madchen,    die   ihm   gefallen,    zu    entwerten   und    zn 


m^mmm 


Eiu  Fa,ll  von  ortliopädiscliem  Fi'tiBchismus 

451 
asGXualieieren     Es   gelingt  auch   ii,   diesem  Tmume,    Sie  u-iv,)   ,      p 
Ihm   muner  g  eichgiilüg  war.    Spätero  Traumanalyseii  müin  ,^     Eo^^a    die 
Beziehungen   Kosa  zum  Scliwestenikoinplex   IniL  .   .   .  '^^"'  ^^^'^"^''e 

Er  ist  eich  «einer  Widerstände  bewulit.    Es  ist  ihm    alc     t, 
einen  Schlüssel   zu  seinem   Innen,   gehabt  hillte  und   als   ob   H    "      a       "'"''' 
verloren  gegajigen   wäi'c.    Er  versinkt  inmier  mehr  in  «eino   Phfl  ^,'^'^^^^««1 
entfernt  sich  von  jeder  Kealilät  ^  au.I,  in  homosexueller  Richtut    p  ""   ""'^ 
speziell  den   Orgasmu..    i:;r  hat  sich   die  Onanie  so  eingerichtet    ..R  '"'':*'^ 
der   Vorlust  bleibt.   (Er   nnterdriiekt  ja   den   Organums  '  n,|    dt'  ^u^    f   ^'' 
durch  einen  sehr  krältigon  Druck  auf  die  Peniewur^icl    womit  er  7'^'*"^''^*'iün 
sjiiibolisicrt.)  Sein  letztes  Abenteuer  hatto  er  mit  einem  Patienten     t!'-     7/"'^ 
konsultierle  ihn,  der  von  Onanie  mid  llüinosexualitdt  befreit  werd. '"     ,f 
und  zwar  durch  Hypnose.    Er  war  eelir  leicht  zu  hypnotisieren     T,?   i   ^''n      ' 
nose  erlebte  der  Patient  seine  homosexuellen  Phantasien     Er  entblei'        C 
und  onanierte,  doch  ließ  es  der  Anaiysand  nie  /um  Orgasmus  kommen     n 
Patient  griff  auch  an  den  Penis  des  llypnotiseuiti.    Er  ließ  ihn  im  Änf 
gewähi'en    -   angeblich   aus   Zwecken   der  arzilichen    Beobachtung-     erst 'ak 
der  Patient  kühner  wurde,  gab  er  ihm  den  strengen  Befehl  abzulassen. 

Otto  zeigt  eine  Reihe  spezifischer  Infant! lismc-n.  Er  kann  Jen  Geruch 
besfimmfer  Personen  nicht  ausstehen.  Sein  VaLer  und  seine  Schwester  riechen 
ihm  unausstehlich.  Mancher  Gei'uch  von  Kameraden  bringt  ihn  zur  Ver- 
zweiflung. Der  speziÜsche  Vaginalgoruch  der  Frauen  ist  ihm  besonders  ekel- 
haft. Kr  riecht  aber  <iie  eigenen  Sekrete  zwischen  den  ZeJH-ri  und  sein 
Smegma  sehr  gerne.  Seine  Paraphilie  hat  innige  Beziehungen  zum  Riechtrieb 

Patient  ist  natürlich  feindselig  gegen  mich  eingestellt.  Er  haßt  alles 
was  an  einen  Philister  erinnert.  Ich  werde  auch  unter  die  Pbilistor  und 
Spießer  eingereiht.  Idi  rauche  während  der  Analyse  eine  Pfeife  Das  ist 
Spießertum.  Alles  Zufriedene  ist  Spießerium.  Jeder,  der  ehrgeizig  ist  ist 
ein  Spießer.  Er  will  um  Gottes  willen  nicht  der  Masse  gleichen.  Er  'will 
sich  unterscheiden  und  seine  eigenen  Wege  gehen. 

Die  AVideretände  gegen  die  Behandlung  drücken  sieh  in  dem  folgenden 
Traume  aus:  * 

Ich  treffe  vor  den  Postfächern  den  Obcretleiitiiant  Vorinann  Er 
gibt  mir  die  linke  Hand  und  drückt  mir  meine  linke  Hand  sehr  kinftif' 
Ich  fülile,  wie  meine  Hand  ganz  scliwarh  in  der  seinen  lie^^t  Fr  findet 
das  jammervoll  und  faßt  meine  rechte-  Hand  mit  dei-  linken  Ich  vor 
suche  aus  allen  Kräften  zu  widerst^en,  aber  er  drückt  mir  auch  die 
rechte  zusammen.  .  . 

Dann  faßt  er  mit  beiden  Händen  meine  beiden  Bande  Ich  habe 
das  Gefuh  ,  er  drückt  sie  mir  aus  den  Handgelenken  und  will  protestieren 
Ich   erwache   mit  dem   Gefühl,   daß   mein   Unterkiefer  nach    vome  ve": 

_  Er  träumt«  den  Traum  am  Nachmittag,  nachdem  er  zwei  Briefe  -e- 
GChneben  hatt«.  Der  eme  gmg  an  den  Vater  und  verengte  eine  PrlVo^„r-t 
des  Monat.beitrages.  Der  zweit,  an  die  Schwester  und  lindelTeÄ^^^ 
ob  er  semem  Vater  -  wie  ich  es  geraten  hatte  -  von  seinem  Leiden  tht 

29* 


^*  Fetiscliiamus, 


U,  ung  maehtm  sollte  oder  nieht.  Er  teilte  auch  der  Schtt-ester  meine  Prognose 
mit,  daß  er  nach  14  Tagen  die  Flucht  ergreifen  werde.') 
der  GohHn  Jn  ,"  .'';''■/"'  ''""■'  Ti'aumanalyse.  Vormaun  ist  ein  Offizier, 
darste  Ji?  f  '  '^^""'^'.^«^•■ei^'^li.  für  ihn  da.  Vorbild  eines  Urgermanen 
ßrSß^r  ak  nnf  "p  f'T^l^''  ^^'^''^^-  I'"  Tnmme  war  er  am  wei  Köpfe 
Ste  fLT7J  '    r'"  /v'',  '"'^''"^  ^^^"-^"^^  "'^l^t  zufrieden  ist.    Er 

ist   stein  BPi,         ^1.1    T    l"  i         i        Vormann,  ein  Mann,  der  ihm   vor 

durch  seine  ideale  Forderung  gebändigt  ,.,,^"1  .-,^*  ^^'*^'  '''®'"'^''" 
er  innerlich  I^rntestiert.  j2t  sSÄ  b"de  hS  I  ""1""^  ''^t'  *^'"^'"^' 
norn.ale   (rechte)  Botnedigung  ^i.  dlTpSnUrctÄf  ;^^^^  "^'^ 

schlössen  Seine  askeli^chon  Tendenzen  clrin^zu^'^öil  f  l^^^^Sr.  T" 
raucht  nu-,ht.  er  wurdo  gerne  Vegeterier  s.in,  was  im  Kriege  und  na^chher 
sehr  schwer  möglich  war  Er  ™ß  aber,  daß  er  .ich  durch  seine  ideale 
Fordorung  ganz  dcformiort  hat.  Er  hat  wohl  erreidit,  daß  er  kein  Soießer 
isl,  aber  am  wolcli.n  Preis!  Seine  Handgelenke  sind  überdreht  eein  Unter- 
kielcr  verrenkt,  ei'  kaan  nicht  handeln  nnd  nicht  sprechen 

In  zweiter  »eterrnination  ist  Vorraann  der  Vater  und 'sein  Stellvertreter 
der  Analysator.  Sem  V^ter  hat  ihm  beide  Handc-  gebunden.  Er  hat  den 
Einfall,  da  Vorniann  d.o  inke  Hand  boiiützt,  weil  er  etwas  „Unrechtes" 
hegolien  ;v,ll  Wir  komien  also  annehmen,  daß  die  Berührung  eine  verbotene 
soxueUe  ist  d,e  er  vom  Arzte  erwartet,  wie  alle  Patienten  mit  der  gleichen 
Vatereuistel  nng.  Er  bewundert.-  seinen  Vater  und  war  unglücklich  übe  den 
Zwang  im  Hau«e.  D,e.er  Zwang  wird  hier  bildlich  dargestellt.  Ab.7au  l" 
der  Zwang  durd,  micl.  der  ich  ihm  Vorschriften  gebe.  wiUeolo,.  ma  1  e  m  d 
,im  ,anuuervoll  hnde.  belbstverständlich  kann  er  mit  einem  verrenkten  UnS 
kieier  nicht  reden  and  d,e  nnangenehme  Analyse  ist  beendet.  Ich  wercb  ihn 
noch  inehr  verrückt  nmchen,  ai«  er  es  schon  i.t.  Das  ist  der  Sinn  des  Traumes 
der  seine  Spitw  gegen  nncii  nchtot.  Er  will  protestieren  Sein  schw  h 
Protest  geht  unter,  er  ist  willenlos,  er  nmß  seine  Parapathie  opfern        ^ 

Wunderschön   ist   da.    ans    bekannte   Druck-   und    Zwangssvmptom    des 
i'etischisten  in  diesem    i  räume  ausgedrückt. 

Es  folgen  eine  lieihe  Einfülle.  Er  Oeriehtet  erst  Über  verschieden« 
stereotype  Träume.  Oft  triiumt  er,  daß  er  mit  der  Gssch.^dlgke  t  t " 
Torpedos  durch  das  Wasser  schwimmt,  wie  überhaupt  Schwinnnerträume  seh^ 
hauhg  smd.  (Spermatuznent.'aume?)  Sem  typischer  Eisenbahntraum  ist  d-iß 
er  m  einen  t^I^'^l'en  Zng  eingestiegen  ist,  daß  er  sein  Gepäck  nicht  finden 
kann,  daß  er  das  Wichtigste  emzupackcn  vergessen  hat.  Wie  er  einst^^^en 
^nll,  snid  alle  seine  Koffer  und  Sacke  von  fremder  Hand  geßifnet  Auch  dn. 
sind  charakteristische  Fetischistenträume.  Der  Zug  ist  seine  Lebensreise 
bv  kann  sem  Ziel  nicht  erreichen,  seine  Richtung  nicht  finden  er  hat  sich 
für  die  Reise  nicht  genügend  vorbereitet.  Die  Angst  vor  deni  Verrat  und 
dem  l<]ikanntwei'don  äußert  sicli  in  der  Angst,  seine  Koffer  könnten  geöftnet 


^)"  Eine  solche  Mitlcibing  ist  ein  MjtTcl.  um  rii?n  Fluchtrellex  abzuschwächen. 
Alis  Trotz  bleiben  dk:  Patienten  in  der  ßoliundlung.  Audi  arrangieren  ts  boIcIiu 
Kranke  BO,  diiß  sie  ohne  Geld  bicibrn  und  den  Arzt  nni  Darlehen  ersuchen,  ganz  ent- 
Tiifitot  sind,  wenn  er  es  ablehnt.   Darüber  wird  der  Kranke  uuph  aufgekljirt. 


Ein    K;il] 


\-0ü  urtliopäiiischem  Fctischisinus 


4m 


Er   hat   wie   alle   Ehrgcizigra   Sdnvebe-   und   Fl ice<;ti-ä „,„„     l-     .  - 
auch   oft   von   oinoiii   Sturz   in   dio  Tiefe.    Er  erinnert  sich   n  ^'■'"""* 

Traum,   deu   vr    nocli    vor   der   ifehandhmg   hatte   und    der  tl  *'""^"   "''''^''^''' 
iMud.ack  auf  ihn  machte.    Es  i^t  eiucr  .seiner  st<.re.>l vpo„  iSträ^''®'"^'*'''^" 

ial 


Brücke,  deren  Plcilcr  die  hohen  Banrnstämmo  hildon  und  di  n  '■'" 
lal  auch  nur  ein  tJauiiLstiunm.  Ich  Idainnieie  mich  an  F.-  ^J  "^'"cke 
u]itcr  in  diu^  Flußhett.  Es  daueit  1  Sdumden.  er  ist  trotz  derR?,:,.';''' 
gut  angekniunien.  Ich  weiß  nicht,  ob  ich  springen  soll  ]y,„  /-'^Dlodvo 
Angst.    Zurück  kann  ich  auch  nicht.  '  ^''"^^^^ 

In  diesem  Traume  drückt  er  die  Vergewaltigung  des  ziveiten  Ich  d,  i 
■'incn  Mitschüler  aus,  aul  dem  er  reitet.  (Zugleii-li  ein  iiomoaexuelleti  Bil.!  i 
Der  Sturz  in  die  Tiel'o  und  das  langsame  Fallen  des  Kameraden,  die  sroHo 
Angst  ergänzen  day  Uild.  Äiinlidie  Triiume  mit  langsamen  Springen  aus 
schwindelnder  Höhe  konnnen  liaiilig  vor. 

Er  hat  wilde  Triebe,  gegen  die  er  sicli  schiiUen  mut;.  Welches  sind 
diese  Triebe?  Vielleicht  erhält  man  einen  Anliallspunkt,  wenn  man  weifi, 
daß  er  vor  dem  Eiiischlal'en  in  die  Decke  oder  ein  Taschentucli  heißen 
nuiß,  daß  er  Nägel  bi>ißt,  daß  er  die  üble  GiM\-iihuhe)t  hat,  des  Nachls  nnt 
den  Zäimcn  zu  knirschen.  Audi  juuß  er  vor  dem  Eiuüchlaieii  die  Decke  l'ost 
gegen  den  Bauch  drücken.  (Erinnci'uug  an  das  Eingewickoltwerdon  als 
Säugling?) 

Als  Knabe  .slalii  ei'  ,, tüchtig"  uiul  kaufle  sich  danu  Näschereien.  Ei- 
kann  nichts  wegwerfen.  (Aiigsl,  die  Pai'apathie  zu  voi-liei'en.)  Er  erliielt 
alfi  Kind  zahllose  Eiiililufe  oder  .AbrüJu  luittel,  wurde  kuv  Analsexuaiität  er- 
zogen.   Seine   Teniiieiiitur   wiii'de   bei   jeder   iielegenhei!    itu    Aftt'r   gemessen. 

Er  zeigt  bi.s  in  die  jüngste  Zeit  allerlei  Infantilismen.-  Er  aß  gerne  den 
Nasenädileim  oder  die  Nasenkrasle,  interessierte  c?idi  für  alle  Sekrete  und 
Exkrclo.  Er  steckte  sich  alles  Mögliche  an<l  Unmogliclie  in  seine  Körpei- 
üllnungen.  Unter  anderem  eine  B<dine  in  die  Nase  und  ins  Ohr.  Die  letztere 
wurde  nach  Jahren  zufällig  von   einem  Spezialisten   entdeckt. 

■  Wir  haben  oben  auf  die  öinu'en  des  KanLiümlismuB  (Beißen  der  Decke) 
hingewiesen.  Dazu  stimmt,  daß  er  gerne  das  eigene  Blut  Icckk'  und  die 
Fleischspeisen  immer  als  Tierieichen  bezeichnete,  stets  den  Kollegen  sagte: 
.,Ieh  bestelle  mir  jetzt  eine  TieHeiche  vom  Kalb"  de. 

Er  hatte  die  Gewohnheit  (noch  als  U— löjährigei-  Hub),  vor  dem  Ein- 
schlafen mit  sidi  im  Bette  zu  reden.  Er  sprach  sich  an  und  es  gab  Rede  und 
Gegenrede.  Manchmal  kam  er  ins  Heulen,  so  daß  seine  Mutter  bei  ilim  er- 
schien odei'  ihn  zu  sich  rief,  um  ihn  zu  irösten. 

Er  niödite  inuiier  ein  Held  sein.  Im  Felde  ging  er  im  Granalenregen 
spazieren,  um  seineu  Mut  zu  beweisen,  und  zweifelte  dabei,  ob  er  wirklieh 
mutig  wäre  oder  sich  das  nur  vonnachte. 

Wir  stoßen  hier  auf  einen  primitiven  Sadismus,  den  wir  in  allen 
Fällen  von  analysiertem  Fetiediismns  feststellen  konnten.  Seine 
Spaltung  der  Seele  wird  durch  Rede  und  Gegenrede  ausgedrückt  eine 
Erscheinung,  die  bei  vielen  Zwangsneurotikern  zu   linden   ist  und  ihre 


454 


Fetischismus. 


besondere;  Art  des  Denkens  ausdrückt.  Es  handelt  sich  ura  die  zwei 
Pole:  Primitiver  Mensch  und  KultiirmenGch.  Der  Sturz  in  die  Tiefe, 
einer  seiner  stereotypen  'rräuine,  ist  der  Fall  von  der  Höhe  der  Kultur 
in  die  Tiefen  der  Bestialität. 


Er  träumte: 

leh  traf  meinen  Patienten  auf  der  Straße.    Er  wollte  wieder  hyp- 
notisiert werden  und  wurde  zudringlich.    Icäi  wehrte  ihn  kühl  ab. 

Der  Arzt,  der  sieh  bei  mir  als  Piitient  fühlt,  eicht  sich  im  Traume  in' 
der  Rolle  des  Herrschenden.  Kr  hat  iiuch  die  Widerstandskraft,  die  homo- 
sexuellen Anti-ägo  seines  Kranken  idihl  zurückzuweisen.  Er  ist  wiedei-  in  seiner 
Heimat.  Er  analysiert  andere  und  seine  Analyse  ist  vorüber 

Kr  spricht  über  seine  pathologisclie  Angst  vor  dem   Zahnarzt.  Sie  be- 
gann schon  im  frühen  Kindesalter.  Nun  hat  er  eine  Menge  kariöser  Zähne 
Er  stellt  sich  in  seiner  Phantasie  iuuner  vor,  daß   er  hingeht.    Er  war  vor 
drei    Monaten    bis    zur    Tür    eines    befreundeten    Zahnarztes    gekommen    und 
fand   nit:ht   den   Mut,    anzuläuU'n.     Unt-er  seinen    Pliantasicn    spielt  auch   ein 
Sarkom  des  Kiefers  eine  Rolle.  Wichtige  Frage,  ob  er  eich  in  einem  solchen 
Falle  operieren  loeson  solle   oder  nicht.   Er  schämt   sieh  vor  dem  Zahnirzt 
Was  wird  er  sagen,  wenn  er  diese  Menge  fauler  Zähne  sieht^  Die  faulen  zkhnp 
smd  ibm  «in   Selbstschutz  gegen  jeden  Kuß.  Was  wird  sie  oder  er  denken 
wenn   em   fauler  Geruch   beim   Küssen    k-morkbar   wird"^     Wird   dP,    P?  f 
nicht  Ekel  empfinden?  *^  ""   ''^'    Partner 

Im  Kriege,  während  dessen  er  ja  immer  seinen  Mut  heMeisen  wnlltp 
kam  jlim  <.hB  Idee,  wenn  er  Zahnsehmerzen  hatte'  Da  dJ,-f  f  Z  ^  7  ' 
Zahn  ziehen  h,ssen,  sonst  wirs.  du  am  nächsten  Tage  Stn '  wlr'L  ^ 
liier  (uno  Assozmtion  zwischen  Zahn  und  Tod   wai;  ia  hI^    .^^  tt  ,, 

Klauben  entspricht  (S.    Sprache  d.  Traume^"',  d^  ^^"^SS^ 
Er  .st  sehr  abergläub.scl,  und  religiös.  Er  ist  Protestant  liebt  es  aber 
m  kathohsche  Kn^chen  zu  gehen,  die  ihn  „mystisclr'  sehr  anregen    Mt  äS 
semes  Glaubens  und  Aberglaubens  hat  er  sich  allerlei    Lmlt;^  i   « 

um  nicht  zn,n  Znhnnrzle  zu  gelier,.  Der  Zahnarzt  sS^/«^^  7     .^'^Z'"' 
zu  sein.  Er  hat   hudig  Zahnträume.  Jemand     chlätl 
bricht  ihm  e.nen  Zahn  aus.  Oder:  Er  soll  zom  ZahnSz  "  ^"g.bt":  ,erfe 
Hmdernisse,  er  ist  vor  der  Tür,  aber  geht  nicht  hinein 

DasSchmerzender  Zähne  verschafft  ihm  auch  Lust 
Er  «a-igt    gerne  an  den  schmerzenden    Zähnen.  Es  macht 

;ie;'s^^?!e';ütJ::;^L^"''^^ -■-"'"---- ^^t-ini" 

_  Er  dachte  schon  daran,  sich  selbst  die  faulen  Zähne  zu  extrahieren 
Je  langer  e..  dauert,  desto  mehr  schämt  er  sich  vor  dem  Zahnm-zte  oTe 
Karies  der  Zahne  ist  ihm  ein  Symbol  seiner  faulen  Seele.  Die  £'  d^ 
Zahnärzte  ausgeliefert  zu  sein,  ist  iliin  Uiiertrüglich  Er  fürrbflt  /nn  «  t 
noch  mehr  als  die  Zange.  Schon  da.s  Schleifen  ein^MLer  iS  h,f  .  vT' 
geschweige  das  Bohren  eines  Trepans,  Er  vSSft  ^u  rlhtV^rP  '^ ''^ 
der  Schädeltrepanalionon.  ^urragt  auch  nicht  das  Geräusch 

.    ■     ')  Verlag   I.  F.  Burgiiiaiiii.   MiincLm   1,922.   f I.  Aufl. 


KiE  PaU  von  orthopädischem  Fetisch! 


BniQB. 


455 

Er  zeigte  schon  in  der  frühen    Jugend    einen      SchäH*.iir«      ,     .. 
pflegte    den    Disteln    die  Köpfe    abzuhauen    und  ich    dS    p^^?^  '      ^r 
vorzustellen.  ^  ^iiiQeseehädel 

Er  hat  einen  ausgeeproehenen  Zerstörungstrieb  Er  zprh  i, 
Flaschen,  Töpfe  und  andere  Gegenstände,  wobei  das  Kitzeln  in  der  ?T^  ■  ^^^ 
aufti-at.  Auch  in  dor  Marterkammer  (in  Kastans  WachefigurenkabUmtf 
Berlm)  fühlte  er  Lust  gemiedit  mit  Ekel  und  Grauen.  Er  war  als  Knabe  in 
einen  Hemeskopf  verliebt,  den  er  bekleidete  und  sogar  bemalte,  um  ihm 
mehr  Leben  einzulmiiuiieu.  Das  Sezieivu  interesHierlc  ihn  anfangs  gowaltia 
später  hcß  das  Interesse  —  wie  bei  allen  seinen  Bescliäi'tigungen  —  nacb 

Er  ist  immer  unruhig,     ■    '"  '         '      

ruholüB   herum.   Bei   den   or 

köBtlieho  liuho  über  ihn.  Leider  verlor  eich  die  Ruhe  bald. 

Er   wuide  wieder   unstet.    Er  kämpfte   einen   stetigen   Kampf   zwischen 
ii-ht  und  Piiraphiüp.    Er  hörix)  plotiilidi  aut  zu  studieren  und  besdi-iftio-f^ 


g,     er  kann  nirgends  sitzen  bleiben,     es  treibt  ihn 
irsten    Präparierübuiigen   im   Seziersaale  kam    Ri.,n 


eine 


beschäftigte 


Pfl 

sich  mit  Reinen  Zeidinungen  und  Ausschnitten.  Er  hat  übrigens  auch"  vor 
einem  Buche  über  Kiefer  beb  andlung  im  Kriege  onaniert,  und  zwar  vor  den 
Bildern  mit  den  Kicferverbänden  und  Kieferprotheseii. 

Sein  Muiidknebel  (Fig.  Nr.  39,  S.  4.'i5)  zeigt  schon  sein  Interoase  für 
Mund  und  Schlund.  Er  hat  eine  ausge.sprochene  Mundsexualität.  Er  war  lange 
LutEcber  und  Nägelkauer.  Er  liebte  Schleckereien  und  Zuckerwerk,  rauchte 
im  Kriege  leidenschaftlich.  Aber  er  verschwor  eich  mit  einigen  Kameraden,  alle 
Süßigkeiten  aufzugeben.  Immer  siegt  seine  asketische  Tendenz  über  sein 
Verlangen.  Er  hat  Jiaufige  Zuckerl  träume.  Er  kommt  in  reich  ausgcatattole 
Konditürladen  und  ti'ägt  Diiten  voll  nach  Hause.  Ähnliche  Träume  hat  er 
auch  von  Bricl'niarkenhandhingen.  Er  war  loidonsciiaftlicher  Markensani  ml  er 
und  hat  aucli  viele  Stücke  für  seine  Sammlungen  geetohlea. 

Eines  der  ordton  Bücher,  die  er  in  die  Hand  bekam,  war  die  Bibel  von 
Dore,  die  er  mühsam  buchstabierte.  Er  erstaunte  immer,  wenn  er  Gott 
oder  Jehova  mit  den  großen  Lettern  sah  und  buchstabierte  G— o— t— t. 
Die  Bilder  von  Dor^  regten  ihn  furchtbar  auf.  Er  sah  alle  möglichen  Greuel- 
taten und  glaubt  in  diesem  infantilen  Eindrucke  eine  der  Wurzeln  seines 
Leidens  zu  erkennen. 

Er  hat  eine  dunkle  Erinnerung,  als  ob  er  als  kleiner  Knabe  unter  den 
Rock  eines  Dienstmäddiene  gekrochen  wäre.  (4.)  Mit  seiner  älteren  Schwester, 
mit  der  er  lange  das  Zimmer  teilte,  raufte  er  sehr  viel.  Sie  war  lange  Zeit 
die  Stärkere,  bis  das  Verhältnis  eich  verkehrte.  Dann  fand  sie  keinen  Spaß  mehr 
daran.  Die  Raufereien  hörten  auf.  Er  sollte  jetzt  in  R.  wieder  ihr  Zimmer 
teilen  und  wehrte  sieb  dagegen.  Ihre  Ausdünstung  ist  ihm  unangenehm.  Er 
vorträgt  die  Luft  in  ihrem  Zimmer  nicht.  Sie  ist  offenbar  das  Vorbild  der 
Gouvernante  aui  den  Dildoin  (Fig.  38).  Sie  trug  vorübergehend  ein  Lorgnon 
und  benutzt  einen  Zwicker.  Die  Schwester  leidet  an  allei'lei  Beschwerden. 
Sie  wollte  von  ihm  hypnotisiert  werden;  er  möge  in  der  Hypnose  nach 
dem  A''orbild  von  Forel  ihre  Menstruationsbesch werden  Ireheben.  Die  Hypnoso 
gelang  nicht  .  ,  .  Oirenbar  ist  der  Patient  dra  Hypnosctraumes  (3.454)  seine 
Schwester  und  nicht  Herr  C.  .  .  . 

Als  Kind  hatte  er  eine  lebhafte  Phantasie  and  niußfa  den  Kindern 
immer  Märchen  erzählen.  Das  war  in  einem  Garten,  wo  sich  auch  ein  offener 
Locus  befand,  für  den  er  ein  sehr  großes  Interesse  hatte.  Er  kontrollierte 
niit  großem  Interesse  die  verschiedenen  Formen  und  Farben  der  Fäces 


"IP- 


4ü6  ■'■  •"'  Fetischismus. 


Eine  seiner  frähesten  Kindheiteerinnerungen  (2—3)  ist  eine  Eindoi- 
heiletätte.  Seine  Schwester  war  an  ilasern  erkrankt,  er  wurde  in  die  Heil- 
«tätte  gebracht  und  sah  dort  einen  Knaben,  der  keine  Arme  hatte  (sie  waiBii 
beide  amputiert),  wae  auf  ihn  sehr  starken  Eindruck  macht«. 

Er  kämpft  gegen  einen  laclierlicihen  Gedanken.  Er  kam  doch  nacii 
Wien,  um  seine  Paraphilie  zu  verlieren.  Er  denkt  immer  nach:  Was  habe 
ich  dami  vom  Leben?  Wie  werde  ich  meine  Befriedigung  finden?  Yor  Frauen 
habe  ich  einen  Abscheu,  sie  sagen  mir  zumiudeslens  nichts.  Vor  einen  homo- 
sexuellen Akt  habe  ich  auch  Ekel.  Also  was  werde  ich  tun' 

Das  Kino  erregte  ihn  schon  früh.  In  der  Kindheit  (12— 14}  freute  es 
ihn,  wenn  im  „Kintop"  Mädchen  gequält  wurden.  Jetzt  geht  sein  Interesse 
nur  auf  niäiinlicho  Objekte. 

Im  !7.  Jahre  erlebte  er  scnie  große  Liebeeonttäuschung.  Er  war  rasend 
in  ein  Madehen  verliebt,  so  daß  er  zu  Hause  sogar  verlacht  wurde  Er  hatte 
•seine  sadistischen  Phantasien  zurückgedrängt.  Sie  waren  in  den  Hintergrund 
swincf^  sexuellen  Interesses  getreten.  Er  erinnert  sieh  des  \nlasses  ' 
Zusammenbruches  sehr  genau.  Er  stand  am  Bahnhof.  Sein  Ideal  solltrver" 
reiben.  Er  war  dem  Weinen  nahe.  Da  gab  sie  ihm  einen  Brief  und  stiee  in 
den  Zug,  der  in  den  nächsten  Sekunden  davondampfte.  Der  Brief  e  fVi'  T+  ■ 
ontschiedeiie  Absage.  Das  war  für  ihn  ein  schwerer  Schlag  Mit^lfi'  T  T"^ 
kam  noch  eine  blasse  Episode  mit  einer  EnelänHerin  1,^,1         j  Janren 

Frauen  für  ihn  erledigt.  8  anaenn  und  -  dann  waren  die 

Er  wollte  sich  nicht  mehr  demütigen  lassen' 

Vo.  ihm  standen  zwei  Wege.  Der  eine  führte  zum  Weilie   D«.  .         ,. 
nun  versperi-1..  Der  andere  zum  Manne.  Vor  homosexuenen  iS      .   !!    ^  '''"' 
So  wählte  er  als  Ausweg  die  Keu.ebhei,.  Er  wolS     'h  l^ll'    t"  ''^^^■ 
Holu',  für  sein   Ideal   rein  erhallen.  ^  ^"'^  ^^  ^'"^'  R«'"«- 

Er  kam  zur  A!,s)inenz,  die  er  auch  auf  Rauchen  und  Trinken  .».a  u  . 
hv   trank   sein-  gerne.    Das   Trinken   als   solches  marhJe   ilm.   Pre»r  ^^^■ 
mhlte  s,cl.   nach  einem   Tru.ke  vu,l   besser  und  ^^^^^^r^^^'^T^ZL'^lZ 
i'r  die  Abstinenz  din-ch.  '-^uem  setzte 

Hier  in  Wien  wurde  ihm  einmal  ein  Glas  Schnaps  vorgesetzt    Er  tr-.nk' 
es  mit  viel  Behagen.  Er  tragt  sich  mit  dem  Gedanken,  die  ganze  Ab..tinen7  'luf- 
zugeb,.,,    ich   merke  einen   Schachzug   gegen   die   Analyse.   Die  AnaIvsJ  soll 
Jlo  Hemmungen  autlieben.  Er  w.U  trinken,  rauchen,  eventuell  zu  Dirnen  gehen 
sein  Geld  verjubeln,  um  gezwungen  nach  Hause  zu  fahren    Ich  soll  T.n 
der   böse  Verführer  figuric-ren.   Ich  mache  ihn   aufmerk  am    daß  ^  .        . 

der   Analyse  keine  Änderungen   in  seinen   Ein^.teM,    !■  T"  *"'  ^^»^'■«nd 

will  nicht  in  die  Rolle  des  Verf  ler^nd  S ,  i ^  "  vornehmen  soll.  Ich 
gedrängt  werden  ^^''"^^  '"'°^^  anagogen  Tendenz 

l^-n.  Höchstens  Fach.simpeln.  unll  trisTb  d"^rledij  Mi  Ka""  '?^T''" 
er  siundenlange  reden.  Kr  inszeniert  sich  diese  Snstl^un/Jrj'f  ^'t."  '^''^" 
die  er  seit  seiner  Niederlage  {17'M  haßt  m,  Sn  i-  ^,?.^  "  ^'^  ^r-^um. 
.UBtellen.  Dafür  spricht  de^lnJtani  SLr  „  \lÄ  "^^  ^^^"^  ■"^- 
Abor  sie  zählen  niclil.  Ihm  zählen  nur  dt  pL  m    t.  '^^"^"  rede»  kann, 

die  Gesellschaft  und  mach  ung  -n  b1  he  W  n^  'T"  ^'  "'^'^'^*  ^'"^^^ 
er  immer  soziale  Probleme.  E>  sprifht  über  din  H  ^  '^'"'^^'  ^^  «P™^ 

haltung.  Jedermann  denkt  an  warande^ "nd  smT."  ^''  ""Z^'""'  ^"^^^- 
spHcht  or  gerne.  Auch  ü..r  die  Lüge  ^ ^^^t^S^tr"^^ 


5-SS 


a»*n^^mB| 


Ein  Fall  von  ortliopüiliscliciii  FetiscIiiBmiis.  .  =  .7  • 

Offorilieit  und  soxirollo  Freiheit,.  Aber  wie  jeder  echte  Prouhet       ■!■ 
diese  Froüieit  nur  für  die  anderen,  nicht  für  sich.  (Wie  2.  B   AHet  *"  /'  1  TV^' 
Diskrejjrmz  zwischen  dem,  was  gesagt  und  dem,  was  getan  wird    iBr*h 
erträglicli.  '         '  "'  """ 

Otto  spricht  auch  genie  über  die  sexuelle  Not  der  Jugend    rh 
Unverständnis  der  Lehi-er  für  die  Soelo  ihrer  Schüler.  In  rueinen  Büchern'h-  h* 
er  zuerst  die  Offenheit  eiiies  wirklichen  Forschers  gefunden. 

Er  liegt  heim  Sclilalen  innner  auf  der  rechten  Seite,  rollt  sich  wi 
Igel  zusammen,  nimmt  die  foetale  Stolhmg  ein  und  ziehl  die  Decke  übp^  ^"^ 
Oiiren. 

Eino  der  ersten  Erinnerungen  iHt  aucli  eine  Art  orÜiopiidischer  Aiinaraf  ■ 
sein  erster  Hopenträgor  (4).  Er  war  aul  dem  Aborte  und  hatte 
Hosenträger.  Er  konnte  eich  nicht  lielfen,  er  heulk^,  das  Kindermädchen  knni 
■iiiiii  bracJito  den  Anziis  in  Oi'dnuiig.  Er  zeigte  seJKm  l'riili  Angst  vor  dem 
Yvasser  und  vor  dem  ]-!aarBclnieidon  (ü— S).  Er  war  unendlich  empfindlich  und 
«ehlcidig.  Einmal  hatte  die  Schwester  sicli  den  Magen  verdorben,  klagt«  über 
Üaiichsclimorzcn  und  nnilUe  erbreclien.  Er  ramite  wie  verriickt  im  Zimmer 
herum  und  lieullc.  die  t>chwesl«r  könnte  sl^-rben.  Es  wurde  ihm  erzählt, 
thiii  er  als  SiiugJiiig  in  den  ersten  ljebenst;igen  fast  gestorben  wäre.  Er  lag 
auf  einem  Haufen  Liltei'  Wäsche  uad  schrie  entaetzlich.  Miin  band  ihn  auf 
und  fand,  duli  der  ganxe  Körper  von  Wanzen  zerhissuii  war.  Aber  dii'j^e 
Wanzen  hätten  ihm  das  Leben  gerettet.  Denn  die  Nurse  packt«  das  Kind 
;iuf  und  da  sah  m;in.  daß  iloi'  Nabelvorband  losgelötst  wiir;  er  soU  blut- 
iilier^trÖTut  ge\vei>en  sein.  Er  mulite  rascli  fn^^cli  verlmiiden  werden.  Er  war 
fast  ausgeblutet.  Der  Vorfiill  ivuide  ihm  (tft  erzählt  und  sch&int  sein  Inter- 
esse auf  (Jic  Vcriiäiidc  gelenkt  zu  haben. 

Im-  war  fi'ühreif,  welir  |)l!iinL;ii;tise]i,  zu  allen  Leidenschaften  geneigt, 
eifersüchtig,  .iälizoi-nig.  Er  hatte  oft  Phantasien,  daß  der  Vater  sterben  würde, 
dann  wüi'de  er  die  Familie  erhallen  und  für  die  Mutter  arbeilen.  Die  jüngen^n 
(leschwister  begrüßte  er  mit  gemischten  Gefühlen.  Sie  raubten  ihm  die  Zärt- 
lichkeiten seinor  Eltern.  Er  erinnert  sich,  wie  zornig  er  war,  alö  er  ins  Kindor- 

zinnner  kam  mid  sein  Vater  soiiie  kleine  neugeborene  Schwester  gerade  auf  »i 

den  Popo  küßte.  („Auf  die  Backe  mit  Genuß  —  drückt  er  seinen  Vaterkuß"'  -1 

zitiert  er  nach  Busch.)  t| 

Ein  schweres  Trauma  scheint  für  ihn  der  Tod  der  jüngeren  Schwe*it*r 
gewesen  zu  sein,  die  an  Masern  verschied.  Er  sieht  ein  dentlichet;  Bild:  die 
Kleine  im  Bett,  die  Großmuttci;  die  jedes  Kind  wahrend  der  Krankheiten 
rührend  pflegte,  an  eiueni  Tische  sitzend,  eino  bi'cnneTide  Lampe  ...  Er  er- 
innert siih  auch,  wie  er  nach  der  Geburt  dieses  Schweäterchens  zum  Bett  der 
Mutter  kam,  sie  ihm  erzählte,  der  Storch  hätte  sie  in  die  große  Zehe  ge- 
bissen, ihm  die  große  Zehe  zeigte,  die  eine  Art  Verb  a  n  d  hatte.  Ein  Wasch- 
lappen war  um  die  Zehe  gebunden.  Er  hatte  sclutn  damals  Zweifel  an  der 
ganzen  Geschichte,  konnte  aber  nicht  auf  die  Wahrheit  kommen,  obgleich 
er  immer  fleißig  in  der  Bibliothek  seines  Vaters  kramte  und  mit  Genuß  die 
gi'üßen  Bilder  im  Konversationslexikon  betrachtete. 

Es  scheint  damals  die  erste  Forschnngsperiode  gewesen  zu  sein,  die 
aber  der  Verdrängung  anheimfiel.  Noch  beim  Militär  machte  er  sich  lächerlich, 
weil  er  Stut^^  Hengst  und  Wallach  nicht  unterscheiden  könnt«  und  den 
Seliweif  aufheben  mußte,  um  die  Diagnose  zu  stellen,  die  ein  Wteriniirlehrer 
von  ihm  verlangie.  Mit  10  bis  12  Jahren  soll  er  angeblich  den  Unterschied 


n 


\^\ 


^^"  Fetiscliisnius, 

zwischen  Mann  und  Weib  gar  nicht  gewußt  und  nur  dunkle  Vorstelhmgen 
gPhabt  haiDea  Das  stimmt  mit  der  Tatsache  nicht  überein,  daß  er  das  Baden 
der  kloHieii  Gesdiw,st<^r  mit  Interesse  verfolgte,  wobei  Neid,  Eifersucht  mit 
-Neugierde  gemischt  waren.  Er  wurde  fitih  in  die  Bildergalerie  geführt,  wobei 
Ihn  ein  Hiid  sehr  interessierte:  Konradins  Abschied  vor  der  Hinrichtung. 
AUCH  are  andoi'cn  Jrichladitenbiidcr  weckten  sein  Interesse.  Er  entsinnt  sich  auch 
ojies  Jijldcs,  auf  dem  eine  Karawane  gefeeselter  Sklaven  zu  sehen  war,  die  auf 
den  Markt  geführt  wurden.  Bei  der  Hinrichtung  Kanradinß  interessierte  ihn 
das  Jvopfaoschlagen. 

Er  hat  viele  Ei-innennigen.  die  zu  einem  stark  ausgeprägten  Kastra- 
tionskompiex  lüliren.  /uersf.  eine  dunkle  Erinnerung,  als  ob  ihm  die  Mutter 
gesagt  hatte:  „Wenn  du  da*;  oder  das  nicht  unterläßt,  so  schneide  ich  dir 
etwas  weg."  Vielleicht  war  es  der  Penis,  vielleicht  der  Daumen.  Denn  der 
Struwelpeter,  dessen  Verse  er  noch  heute  auswendig  kann,  hatte  einen  dauern- 
den l'^mdruck  aui  seine  Seele  ausgeübt.  Darin  kommt  der  schlimme  Bub  vor, 
dem  der  Schneider  wupps-schwuppa  die  Daumen  abschneidet,  weil  er  daran 
lutscht.  Er  hatte  alle  Untugenden  des  bösen  Friedrich  im  Struwelpeter.  Er 
hat  diese  Untugenden  noch  nicht  abgelegt.  Er  reißt  den  Fliegen  den  Kopf  ab 
wenn  er  sie  fängt.  Er  ist  seit  der  Kindheit  ein  wütender  Fliegenfänger-  es 
war  auch  im  Feld  seine  Lieblingsbeschäftigung  und  er  hat  es  teils  mit 'der 
Iliind,  teils  mit  der  Pliegenklatsehe  zu  großer  Geschicklichkeit  gebracht 
Wemi  er  die  Fliegen  mit  der  Hand  fängt,  so  reißt  er  ihnen  aus  „Mitleid"  den 
Kopf  ab,  wei!  sie  dann  angebUch  rascher  sterben. 

Eine  neue  Wurzel  seiner  Orthopädiemanie:  Man  drehte  ihm  in  der 
Jugend  m,t  allerle,  orthopädischen  Apparaten.  Saß  er  beim  Schreiben  chief 
so  wurde  da.  Schreckgespenst  eines  Geradehalters  an  die  Wand  g  malt  tS 
er  zu  sehr  nach  en^^^rts  so  wurde  mit  Schienen  usw,  gedroht.  Kurz  '  ser« 
Aufuiorksiuukot  wurde  schon  m  der  Kinderstube  auf  orthopädische  Apparate 
gelenkt.  Er  machte  aus  der  Drohung  eine  Lust.  Er  kam  dem  Schreeken  der 
Apparate  zuvor,  er  entwertete  sie,  indem  er  sie  sich  an  anderen  Knaben  vor- 
s  eilte  und  dabei  Lust  empfand,  schließlich  auch  dazu  kam,  sich  selbst  solche 
Apparate  zu  wünschen.  Er  machte  es  wie  die  Geusen,  welche  aus  einem  Schimof 
eine  Ehre  miicliton.  ^ 

Dies    Prinzip     der    Umwertung    der    Empfindungen 

und  Gefühle  zun;  Zwecke  des  Selbstschutzes  hat  in  der 
Psychologie  des  Fetischismus  eine  große  Bedeutung 
die  wir  bisher  nicht  genügend  hervorgehoben  haben. 

Er  hat  Angst  vor  Krankheiton  und  vor  weiblicher  Krankenpflege  Der 
Gedanke,  er  liege  krank  zu  Hause  und  Mufter  und  Großmutter  verhätschelten 
ihn,  scheint  ihm  unerträglich.  Im  männlichenLazarett  mit  männlichen  Pf lefiern 
yar  ihm  im  Felde  das  Kranksein  recht  angenehm.  Er  haßt  nur  die 
„Schwestern"  mit  ihrem  aufgetragenen  Mitleid  Er  hütet 
Sieh,  zu  Hauso  seine  Gefühle  zu  zeigen.  Fühlt  er  sentimental,  so  spricht  er 
zynißch  oder  ironisch,  er  maskiert  und  verbirgt  seine  echten  Gefühle  Er 
macht  auch  eine  Or  hopädie  seiner  Gefühle  und  legt  sich  Zwang  auf  als  ob 
er  auch  hier  ein  Redres^oment  vrdlziehen  wollte. 

Eine  seiner  frühesten  Erinnerungen  (3-4):  Er  lag  mit  einem  Kinder- 
mädchen in.  (J  rase.  Seine  Eltern  kamen  auf  dem  Rade  anstiegen  ab  sprLchen 
omige  Worte,  stiegen  wieder  aufs  Rad  und  radelten  davon.  Er  l^nS  sf° 
daß  816  sich  so  frei   und  so  schnell  bewegen  konnten.  "^r^f^Hlete  sie, 


1ÜU..JL^,^^L-^  "       -^-  ""T'^  l,JUU 


Kill  Fiill  von  ortliopildiseliem  Fotischismus  i^n 

In  der  Kindtieil.  ütt  er  unter  dem  brennenden  Wunsche,  groß  zu  sein 
iirid  wüiisdito  glühend,  schon  die  Kechte  der  Großen  zu  besitzen     i  ■      ■ 
leisten.  Dann  kamen  die  erwähnton  PhantaBien.  Er  ließ  in  seiner' Ph-  \   -"    ' 
wiederholt  den  Vater  sterben,  dann  hatfe  er  für  die  Familie  zu  sorgen   n"  t^-^^ 
lieh  bewährte  er  sich  trotz  Boiner  Jugend  glänzend.  Er  konnte  in  seinen  L  ft' 

selilüssern  der  Mutter  ein  viel  besseres  Leben  bieten,  als  sie  es  beim  Vater      '  ' 

nossen  hatte.  ^^'  } 

Die  Widerstände  setzen  prompt  ein.     Er  kann  keinen  Traum  fixierend 
Er  bt'ginnt  sich,  wie  alle  Ärzte,  die  ich  behandle,  für  meine  Differenzen  mit 
Freud  zu  interessieren.  Er  erwartet  meine  ausführlichen  Belohrungeü    Der 
Koidlikt  gellt  ihm  nahe.  Ich  erledige  die  Angelogonlioit  in  einigen  Minuten 
Er  wird   Ixdohrt,  daß  es  sich  nur  um  eine  Fonn  des  Widerstandes   handelt 
Das  bestätigt  er  an  einem  zweiten  Beispiele.  Er  war  in  der  Univereitäte- 
biblioUiek.  Er  wollte  mir  um  .jeden  Preis  behilflich  sein.  Ich  gab  ihm  die  An- 
rLgung,  eine  gewisse  kriminalistische  Literatur  für  mich  durchzusehen.  Darauf 
ging  er  mit  Freuden  ein.  Allein  nach  kurzer  Zeit  ließ  er  sich  die  „Zeitschrift 
für  Chirurgie  und  Orthopädie"  geben  und  erfreute  eich  an  seinen  Lieblingen, 
hatte  aber  so  viel  Selbstbeherrschung,  nichts  zu  beecliädigen  und  keine  Aue- 
schnitte zu  machen.  1 

Er  ist  den  ganzen  Tag  müde  und  hat  ein  übermiichtiges  Schlafbedürfnis. 
JJr  war  heute  in  einem  Garten  und  wollte  lesen,  versank  aber  in  Schlaf.  Er 
wird  von  seinen  inneren  Komplexen  beheri-sflit.  Irinner  gaukeln  ihm  die  Bilder 
aus  der  Zeitschrift,  vor  den  Augen.  Kr  weiß  auch,  daß  er  gewisse  orthopädische 
Traume  hat,  die  tust. betont  sind.  An  einen  solchen  Traum  kann  er  sieh  er- 
innern und  würde  glücklich  sein,  wenn  er  ihn  wieder  träumen  würde.  Er 
träumte  ihn  noch,  ehe  er  an  mich  geschrieben  hatte.  Der  Traum  lautet: 

Ich  bin  in  der  Heimat.  Ich  muß  mehrere  Treppen  hinaufsteigen  und 
komme  in  einen  Saal,  der  mit  meinen  Phantaeiegestalten  gefüllt  ist. 
-Junge  Männer  mit  verschiedenen  orlhopadisrlicn  Verbünden.  Ich  habe  das 
Gefühl:  Ich  habe  da  eigentlich  nichts  zu  suchen.  Ich  geliere  nicht  hier 
hinein.  Ich  bin  ein  Eindringling.  Daher  wage  ich  nicht  zu  sprechen.  Da 
kommt  plötzlich  meino  Mutter  und  bringt  mir  etwas.  (Decken?)  Sie  ent- 
fernt sich,  um  Mitt,ag  zu  cesen.  Ich  schreibe  währenddessen.  Dann  kommt 
sie  zurück.  Wae  dann  vorging,  weiß  ich  nicht.  Ich  glaube,  ich  hatte  eine 
Pollution. 

Sein  Affekt  war:  ,,Was  hat  meine  Mutter  hier  zu  tun?  Was  macht  sie 
hier?"  Die  Deutung  ist  nicht  schwor.  Der  Saal  ist  sein  (jehirn,  das  mit  seinen 
Phantasiegestalfen  erfüllt  ist.  Aber  etwas  stimmt  nicht.  Die  ganze  Sache  ist 
nicht  echt.  Den  Umstand,  daß  diese  PhantasiegcKtalten  nicht  zu  ihm  gehören, 
daß  sie  Eindringlinge  sind,  daß  sie  etwas  verdecken  seilen  (Decke!),  ver- 
wandelt er  vom  Passiven  ins  Aktive.  Er  ist  der  Eindringling,  er  gehört  nicht 
zu  den  Phantasiegestalten,  was  ja  einer  inneren  Wahrheit  entspricht.  „Er 
wagt  nicht  ku  sprechen."  Das  entspricht  den  Taisachon.  Er  hat  nie  den  Mut 
gehabt,  mit  seinem  Vater  offen  von  seiner  Paraphilie  zu  sprechen  und  fühlt 
sich  sehr  erleichtert,  seit  er  sich  mit  mir  aussprechen  kann.  (Sein  Gewissen 
sträubt  sich  gegen  diese  Euphorie.  Er  fürchtet,  daß  es  ihm  in  Wien  zu  gut 
geht.)  Nur  seiner  Mutter  hat  er  einige  Mitteilungen  über  Homosexualität  ■ 
und  Onanie  gemacht.  Allzuviel  wagt  er  ihi'  nicht  zu  sagen,  weil  er  weiß,  daß 
Sit  bestimmt  alles  dem  Vater  uiitteilen  würde. 


ilr 


460  '  Fetischismus. 

Üer  Tniiirii  zei^t  aber,  daß  die  Paraphilic  Beziehungen  zu  »einei-  Mutter 
hat.  Die  Pollution  i.nn  Scli!iisf;f  könnte  eine  inzestuöse  Einstellung  verraten, 
von  Ller  ihm  nichts  bewußt  ist.  Er  kam  wohl  als  kleines  Kind  ine  Bett  der 
Eitern,  Ol-  sdilief,  wenn  er  ki'ank  war,  im  Sdihifzimmer  der  Eltern,  aber  es 
b'ub  keine  übergroßen  Zärtlichkeiten  im  Elternhause.  Die  Muttor  war  ober 
Ivühl  und  i'Pserviert.  Sie  konnte  auch  energisch  zugreifen  und  ihn  verhauen. 
Von  beiden  Eltern  wurde  er  innner  auf  den  Kopf  verhauen,  so  daß  er  einmal 
seinem  Vater  den  Vorwurf  gemacht  hatte,  er  hätte  ihm  die  Intelligenz  aus  dem 
Kopfe  gehauen.  :  -      -         ■     _  ■ 

Die  Schlüge  erfolgten  immer  im  Atfckle  wegen  Kleinigkeilon.  Er 
hatte  einmal  etwas  angestellt  imd  oi-hielt  Schläge  auf  die  Xates.  Er  stand 
gerade  vor  dem  Waechlisch  und  putzte  die  Zähne.  Er  war  im  Hemde.  Da  kam 
der  \ater  und  hol)  ihm  sein  Hemd  auf  und  verhaute  ihn  gehörig,  so  daß  die 
Zahnbürste  nn  die  Zähne  schlug  und  er  fürchtete,  er  habe  sich 
einen  Zahn  ausgestoßen.  Es  ist  möglieh,  daß  diese  Szene  in  dem 
Mimdkm^bel  fixiert  ist,  welcher  dann  die  Funktion  eines  einem  Ressentiment 
oalspriiigenden  Meniento  hätte.  Sonst  hat  er  nur  angenehme  Erinnerungen 
an  die  Mutter.  Sic  ist  beherrscht,  gilt  als  kühl  und  hochmütig,  unterwirft 
sieh  dem  Vater,  so  düß  er  sie  bedauert.  Sie  soll  eine  ausgesprochene  Schönheit 
gewesen  sein. 

Er  orinnwt  sieh  an  einem  Oslerbraueh,  der  ihm  viel  Spaß  machte.  Schon 
als  vioriähriger  Knabe  kamen  er  und  die  anderen  Kinder  mit  einem'  Palm- 
katzchcnzwoige  in  das  Schkifzimmcr  der  Eltern,  die  in  den  Betten  lagen  Die 
kuidor  hauten  lustig  auf  die  Elfern  los,  die  sich  unter  die  Decken  verkrochen 
und  allerlei  übertriebene  Sdnuerzäußerungen  zum  best^-n  gaben.  Dann  legt^ 
die  L  fern  lur  .ledes  Kuid  eni  ()storei,  mitunter  von  beträchtlicher  Groß?  So 
erhielt  er  einmal  zu  Ostern  ein  Bücherbrett,  das  angeblich  gelegt  worden  war 


Wir  seilen,  daß  er  mit  ßeiner  Zahnarztphobie  eine  Erinnenmg  au 
Schläge  seines  Vaters  verbindet,  bei  denen  er  fast  einen  Zahn  verloren 
hätte.  Es  ist,  als  ob  er  in  kindisclier  Weise  seinen  Vater  dafür  be- 
strafen wollte.  „Du  biet  schuld,  wenn  ich  jetzt  meine  Zähne  verliere!" 
-ledenlalls  zeigt  ee  sieh  deutlich,  daß  der  Zahnarzt  den  Vater  repräsen- 
tiert und  daß  die  Angst  vor  dem  Zaimarzt  eine  Parallele  zu  der  schon 
(irwähnfon  Angst  vor  seinem  Vater  darstellt.  Der  Zahnarzt  reißt  die 
Zähne  aus,  sein  Vater  hatte  ihm  einen  Zahn  ausgestoßen  oder  fast 
ausgestoßen  -  er  weiß  es  nicht  mehr  genau.  Die  Szene  ist  unauslösch- 
lich in  sein  Gehirn  gegraben.  Leider  weiß  er  sich  nicht  an  den  Anlaß 
dÜHi'r  Szene  zu  erinnern.  Es  schwebt  ihm  dunkelvor.  als  ob  er  seiner 
Scliwoster  etwas  beschädigt  hätte  .  .  . 


:-!■  ]f:| 


,  ,,.,.  , ,  '"  "''''^.-  "">  Y'^^iten  zu  können,  i^r  benötigt  Affekte  und  kann 
ohne  A  lekt.rausch  n.clU  leben  Seine  Zeichnungen  machte  er  auch  in  einem 
/Zustande  der  Ekstase.  Er  zeichnete  die  letzte  hier  publizierte  Serie  von  4  Uhr 
nachmittags  bis  2  Uhr  nachts,  stand  am  Morgen  wieder  auf  und  arbeitete  bis 
2  Uhr  nachmittags.  Dann  war  er  erschöpft  und  vollkommen  abreagiert  Er 
brachte  nichts  mehr  zusammen. 


L^lll_»MI 


Etn  Fall  vnii  iirtliop.udjsciiem  t'Giisdiismus. 


m 


Seino  küiiellL'rißc.lu-  Kral'l  äußört.eich  nur  in  diesen  ZuBt'indeii  Vb  ■  1,+ 
er  jetzt,  in  einer  i'uliigtiti  Zeit,  eine  seiner  fetiscliistiechen  Zeiclm.,no-'  '*^  ,,* 
enden,  so  fällt  der  Versuch  jiimmorljeli  aus.  ^e'(.tmungen  zu  voll- 

Er  träumte: 

1.  Ich  stdu!  an  dur  ÖtralJe  und  sehe  an  einem  Garten  ciniei  M- 
arbeiten,  von  denon  dci'  eine  mir  sehr  Itekannt  vodvomnit    Er  ict     .^""ß'' 
wieser  L  .  , .,  den   ich   u!s   Uli LeroHi zier  in   meiner  Gruppe   "-eh'ilif    l    f*^ 
Während  Jdi  noch  überlege,  oh  ich  iiin  ansprechen  soll,  werden  m"-    ^  t 
die  anderen   MÜTniei'   bekannter.     Wir  erkennen   unö   f^egonseititr        A^^ 
kommt  eine  große  Menge  anderer  Soldaten  hinzu,    die  mir  alle  an    H 
Kriege  bekannt  sind.  Sie  freuen  sieh  sehr,  mich  zu  sehen.  Ich  aucli  Pi'i. 
lieh  müssen  alle  sofort  antreten.  Der  t'berst  will  eine  Parade  abnehi» 
Es  entsteht  ein  wüstes  Gelaufe.  Ich  überlebe  mir,  ob  icJi  mit  antreten  ■  11 
Ich  habe  zwar  Offiziere  rang,  aber  bin  Zivtlarzt  oder  etwas  ähnliches" 
■\Vie  ich  durch  die  beiden  Säle  gehe,  m  denen  die  Leute  antreten,  stürzt 
der  Leutnant,  ein  unangenehmer  Keri  in  Husarenuiiifui'iii.  .m  mir' vorbei 
Alles  erwartet  den  Oberst.  Kr  kommt  aber  nicht.  Der  Buredie  des  Leut- 
nants soll  das  Geriiehl  verbreitet  haljcn.  — 

2.  Ich  stehe  an  der  Ecke  mit  Herrn  W.  Der  spricht  luil  mehreren 
anderen  und  ich  ärgere  mich,  weil  er  mich  warten  läßt  und  sich  nicht 
mehr  mi(  oiii'  nnlerhäli.  Diuni  gehe  ich  mit  ihui  zu  einer  bekannten 
fariiilic  und  Itin  mit  meinen  Schwestern  und  den  4  Kindern  zusammen. 
Später  kommt  der  Großvater,  der  schon  etwas  senil  ist,  und  fragt  mich 
nach  meimin  Körperbau  und  (.!>  ich  ein  kräftig  entwickeltes  Glied  hätte. 
Ich  renonnniere  und  sage:  Der  Punkl  läßt  absolut  nichts  zu  wünschen 
übrig.  Auch  meine  älteste  Schwester  fragt  er.  Die  antwortet  ihm  irgend 
etwas.  Meine  zweite  Schweptei'  sagt:  „Ihr  wißt  doch,  daß  wir  auf  solche 
Fragen  immer  hysterische  Anfälle  bekonniien."  Der  alte  Herr  lacht.  Da 
wird  ihm  schwach  zumute  und  ich  halte  ihn.  Er  tat  so,  als  ob  er  zusam- 
menklappen wollte;  ich  stützte  ihn  und  er  kam  wieder  hoch. 

Zum  ersten  Traume  lallt  ihni  ein,  daß  die  Männer  an  einer  hohen  .Mauer 
arbeiteten,  die  einen  Garten  umi'riodete.  Später  sprangen  sie  üln-r  die  Mauer 
und  daim  war  es  nur  ein  Zaun.  Es  war  wie  ein  Obstgarten.  Der  Unteroffizier 
L.  war  ein  älterer  schwächlicher  Mensch,  der  ziemlich  intelligent  war  und 
mit  dem  er  gerne  sprach,  Er  hatte  dlo  üble  Gewohnheit,  laut  aus  dem  Schlafe 
zu  sprechen,  und  so  hörte  ihn  Patient  wiederholt  i'ufen :  „Ach  Gott!  AV a s 
hah  ich  bloß  vor  h  !■  o  c  h  on!''  .  .  .  Ihm  fallen  einige  ErgäTizungen  zum 
Traume  ein.  Beim  Antivten  im  Zimmer  machten  die  Soldaten  erst  die  merk- 
würdigsten Freiübungen.  Er  war  im  Zweifel,  ob  er  sieh  einreihen  sollte  oder 
niclit.  Einerseits  hatte  er  das  Gefülil,  daß  er  eich  doch  in  Reih  und  Glied 
stellen  mußte,  andoj-erseits  das  Gefühl,  als  liätte  der  Oberst  ihm  nichts  zu 
sagen. 

Der  Leutnant  war  blond  und  sah  wie  ein  unangenehmer  Deutschiiatio- 
naler  aus.  Sein  Bursche  war  großer  als  der  Leutnant,  aber  er  war  schwarz. 
Im  Beginne  des  Traumes  Affekt  der  Freude,  mit  so  vielen  Bekannten  zu- 
sammen zu  sein.  Dami  im  Zimmer  waren  ihm  die  Leute  fremd.  (Gefühl  der 
Vereinsamung.)  Dabei  die  Vorstellung:  „Jetzt  kommt  der  Olwst,  was  hast 
du  liier  zu  suchen?" 


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462  Fetischismus. 

Die  Deutung  des  Traumes  ist  iihiilicli   wie  in  dem  Falle  des  Hosen- 

feliechisfen,    auf  deeecii   Soldaten. träum     it^ii    hier  hinweisen   muß.    (S.  271.1 

f^dion  der  Ausspruch  von  L.  deutet  auf  büaee  Gewissen.  („Ach  Gott,  was  hab 

ich  nur  vorbrüchcn!")  Die  Soldaten  sind  die  Frommen,  die  sich  dem  lieben 

Oott  unterwerfen  und  fleißig  beten  (Freiübungen).  Der  Leutnant  ist  der  Re- 

praseiilünt  des  schneidigen  Menschen,  der  sich  der  Autoriüit  beugt,  für  den 

(ler  Vorgesetzte  ein  kleiner  Gott  ist.  Der  Bursche  stellt  den  Slaven  (Semiten! 

iin  Gegensatz   zum  Arier  dar.     Angst  vor  der  AVahrheit,  vor  der  letzten 

Musterung  durch  Gott.  Angst  vor  der  Analyse.  Aus  dem  Traume  sprechen 

Schuldbewußtsein  und  Zweifel,  ob  er  mir  die  Wahrheit  gestehen  solle.  (Wille 

7.ur  Macht  gegen  den  Willen  zur  Unterwerfung.)  Eine  weitere  Determination 

folgt  Epäter. 

Der  W.  des  zweiten  Traumes  war  em  Privatlehrer,  der  ihm  Nachhilfe- 
stunden gab.  Es  war  sein  liebster  Lehrer.  Er  hatte  Zuneigung  zu  ihm  weil 
er  ihn  für  den  Stoff  zu  interessieren  wußte.  Er  war  ein  Parapathiker  und 
schien  yn  Exanienangst  gelitten  zu  iiaben,  weshalb  er  nicht  Professor  wurde. 
W.  stellt  wie  der  Großvater  für  mich.  Er  liebt  mich,  ist  auf  die  anderen 
Patienten  eifersüchtig  („weil  er  mich  warten  läßt  und  sich  nicht  mehr  mit 
mir  unterhält").  Er  hat  als  Kollege  mehr  Aul'merksamkeiten  von  mir  er- 
wartet. Er  macht  mich  zum  Parapathiker.  Überdies  bin  ich  der  alte  impotente 
Großvater,  der  an  Dementia  senilis  leidet,  der  seine  Hilfe  benötigt  und  von 
ihm  gestützt  werden  muß.  Während  ich  mich  in  der  Analyse  um  seine  Geni- 
talen niclit  kümmere,  frage  ich  hier  nach  seinen  Genitalien  (LVReaktion ) 
Ich  kümmere  mich  auch  um  das  Sexualleben  seiner  Schwestern  was  ihm  dHii- 
hch  anangenehm  ist  und  hier  von  ihm  im  Namen  der  Schwester  ab-^elehnt 
w,r  .  D,e  Erkenn  ms  sickert  durch  die  Maschen  des  Traumgewebos.  d^  d^ 
i>.t.onschen  Anfalle  nnt  dem  Sexualleben  seiner  Schwestern  Zusammenhänge 
haben  müssen.  Andererseits  repräsentieren  der  Oberst,  W  und  der  Großvater 
seuien  eigenen  Valer.  Er  zeigi^e  ..lets  großes  Interesse,. das  Genitale  seines 
VaLei'B  zu  sehen.  Lf.  war  kein  erfreulicher  Anblick.  Es  war  ein  „abgearbeitetes" 
Glied,  bei  dem  dir  Vorhaut  hinter  die  Glans  zurückgekrochen  war.  Er  liebt 
den  Anblick  der  Glany  nicht.  Sie  ist  ihm  ekelhaft.  (Auf  seiner  Zeichnung  er-* 
scheint  die  Glaiif;  überbetont.)  Alte  Glieder  sind  ekelhaft.  Kr  sehnt  sich  nach 
dem  Anblick  von  jungen  fri-schen  Bur.^iichen.  Er  freute  sich  als  Offizier  auf  die 
Foi,'enaiiiite  ., Sehwanzparade"  beim  Militär  und  war  sehr  enttäuscht,  daß  die 
Männer  nicht  mit  entblößtem  Gliede  warteten,  sondern  einzeln  zur  Unter- 
suclmng  vortraten.  Es  kam  iiim  vor,  als  ob  der  Militärarzt  eich  allerlei 
Sciierze  erlaubt  hätte.  (Projektion  der  eigenen  Wünsciie!)  Erinnerung  an 
einen  Kameraden,  der  beim  Baden  permanente  Erektionen  hafte.  Zu  diesem 
Kani.;raden  kroch  er  auch  ins  Bett,  aber  jener  war  kitzlich  und  ouitsclite 
wenn  er  ihn  berührte.  ' 

Sein  eigener  Großvater  ist  lange  tot.  Im  Traume  vertritt  der  Groß 
yater  mich  und  seinen  Vater.  Wir  sehen  Beziehungen  der  Parapathie  zum 
Vater  und  seinen  Schwestern.  Auffallend  ist  im  Traume  die  Häufune  der 
loten.  Der  Mann  mit  den  4  Kindern,  Herr  T.,  ist  im  Kriege  gefallen  AV  ist 
tot.  L,  ist  vielleicht  auch  tot,  ich  werde  wie  der  Großvater  zu  den  Toten  ee- 
worlen.  Er  laßt  mich  liier  sterben,  ich  habe  einen  Ohnmachtsanfall  Ich  kann 
Ihm  und  seiner  Paruphilie  nicht  mehr  gefahrlieh  werden.  Ich  werde  sterh^n 
ehe  die  Analyse  beendet  ist.  Sein  Verhältnis  zum  Tode  ist  durch  iSanSe 
dem  Tode        "■""'""'^-    ^'"'  ^^^'  ''^  '^^'  ^'■«'""'  ""^  leidet  an  Angst  vor 


!■): 


Kill  Fall  von  orthopädischem  Fetischismus. 


Der  Frage  nach  der  Größe  seines  Gliedes  folgt 
;ine  älteste  ädnvoetcr.  Sollte  doch  etwas  zwischen  c 
rfallen  sein?    Die  Fragen  sind  ihm  sichtlich  i.n..n,..„.i 


463 


seine  älteste  ächweetcr.  Sollte  doch  etwas  zwischen"  de^R  ^/^^'  "'" 
gefalle,  sein?  Die  Fnvgen  sind  ihm  sichtlich  unanjoneh,  /  r  '"" 
Grunde  lälU  er  mich  sterben.    Er  kann  dann  sein  Ge^      ^''  ""'''^ 


und  ungeheilt  nach  Hause  fahren. 


Ullis  behalten 


Wir    sehen    deutlich,    daß    seine    Parapathie    Bezieh 
Scliwesternkomplex  hat. 


"Igen    Ktmi 


El'  ist  sich  soiner  starken  Widorstando  bewußt.  Er  war  vo     ii    ~  xi 
handluijg  oin  lebliaftor  Traumer.  Er  hat  jetzt  diu  größten  SchwleV  ?■+ 
einen  Traum   zu   erhaschen,   Diese   Nacht   träunilL'  er,   daß  er  Sold  H     ''^  ■    " 
exerzierte.   Er  war  also  ein   Komiiiandant.   Er  fügt  sicli  gezwunKen  h       n"" 
handhing.  Er  merkt,  daß  er  den  l'km  hiii,  hier  zu  bleiben  und  sieh  niJht 
ändern,  so  daß  er  sieJi  sagen  kann:  „Du  hast  alles  dazu  getan,  um  gehoilf  '^" 
Verden;  du  warst  auch  bei  i)r.  Stekel,  es  ist  nicht  deine  Schuld,  daß  du  krank 
geblieben  biet."  —  ^ 

Er  weiß,  daß  er  wiihrend  der  Analyse  auf  meine.  Gesellschaft  nicht  rechnen 
darf,  aber  er  ist  trotzdem  beleidigf,  daß  ich  mich  außerhalb  der  Behnruilung 
nicht  um  ihn  kümiiiei'i'.  Er  l'iihlt  sieh  einsam  und  benötigt  einen  Fmmd,  der 
ihn  homofiexiiell  anzieht  und  mit  dem  er  dann  nichts  macht.  Er  leugnet  die 
Möijl ichkeil,  einer  Übertragung  auf  meine  Person.  Er  will  sie  nicht  sehen, 
wie  er  die  Liebe  zu  eeinem  Vater  nicht  yelieri  will.  Er  gibt  aber  zu,  daß 
ihn  bis.'  vor  divi  Jalircn  iiltere  Personen  sehr  angezogen  haben.  (Dafür  spricht 
auch  der  Großvateriraum  S,  4liL)  Zu  dem  Lehrer  W..  zu  bestimmten  Offiziereii. 
Zu  einzelnen  Hoelischnlpi'ol'essorrn  hatte  er  eine  ausgesprochene  Neigung. 
Aber  er  vorsteht  es,  jede  ihm  peinliche  Regung  zu  verdrüngen  und  zu  iiber- 
sehen.  Er  hat  leider  alle  meim'  Bürher  studiert  und  kam  schon  narh  Wien 
mit  dem  Vorsatze,  eine  Übertragung  nicht  zuzulassen. 

Er  ist  sich  klar,  daß  er  in  diesen  orthopädiechen  Fi- 
guren sich  selbst  sucht.  Als  er  die  1  etzten  ■  eichnungon, 
die  wir  hier  veröffentlicht  haben,  verfertigte,  merkte 
er  mit  S  c  ii  r  e  c  k  o  n,  daß  z  «■  e  i  Bilder  s  o  i  n  e  Züge  trugen. 
Er  radierte  so  lange,  bis  e-r  die  Gesichter  v  e  !■  ä  n  d  e  r  t  und 
unkenntlich  gemacht  h  ,a  1 1  e. 

Er  hatte  auch  früliei'  vor  dem  Spiegel  onaniert,  jetzt  „derlei  Scherze'" 
aufgegeben.  Einmal  verliebte  er  sii-li  in  einen  Burschen,  der  ihm  auffallend 
ähnlieh  sah,  so  daß  er  als  sein  Zwillingshruder  gelten  konnle. 

Er  wird  belehrt,  daß  seine  Paraphilie  der  Ausdnick  eines  Zwanges  ist 
den  er  auf  sich  selbst  ausgeübt  hat.  Seine  seelische  Orthopädie  dient  dazu' 
um  die  Askese  festzuhalten.  Was  macht  er  mit  Männern?  Das  äußerste,  was 
er  sich  erlaubt,  ist  ein  bißchen  zu  balgen  und  neben  seinem  Obiekt  {ange- 
zogen) aut  dem  Sofa  zu  liegen.  Er  liat  hier  schon  einen  Freund  gelUnden 
nach  dorn  er  sich  sehnt,  den  er  sucht,  mit  dem  er  Ausflüge  machen  will  Er 
sehnt  sieh  nach  einer  Aktualität,  welcJie  der  Analyse  ein  Ende  bereiten  wird. 
Er  träumte: 

Ich  war  irgendwo  in  der  Küche.  Wir  übten  uns  im  Schießen  Es 
\\ar  noch  jemand  anderer  da,  der  gab  uns  verschiedene  Ziele  an  Ich 
zielte  darauf,  nahm  DniH;[)imkt  und  setzte  wieder  al).  Dabei  ging  d'uin 
der  Schuß  lus  und  iüimer  ganz  wo  anders  hin.  Einmal  durch  das  Spiegel- 


.u 


464 


Fetischismus. 


■ 


glae,  das  wie  ein  Ivioiüeuchter  von  der  Decke  hing.  Schließlich  schoß 
ich  wieder.  Dann  war  ein  Wald  draußen  und  ich  hatte  ein  Gefühl,  ich 
hätte  etwas  Schlimmes  getan.  Ich  glaube,  ich  hatte  auf  einen  Hirsch  ge- 
seliosscn.  Wir  waren  in  einem  Blockhaus.  Durch  den  Wald  kam  eui 
Mensch  gerannt,  dessen  Oberkörper  stand  in  Flammen  lichterloh.  Daran 
war  icli  schuld,  i'>  versuchte,  in  das  Haus  hinein  zu  kommen.  Ich  habe 
luieh  gewehrt. 

Ich  komme  zu  einem  Eliepaar.  das  sitzt  am  Tisch  im  Garten  um!  i 
ißt  Mittag.  Ich  bin  eingeladen,  weil  ich  durch  meine  Eltern  empfohlen 
wurde.  Der  Mann  iBt  erst  ganz  ablehnend,  bemerkt  mich  gar  nicht.  Später 
wird  er  freundlicher.  Dann  bin  ich  im  Auto  und  fahre  durch  wundervolle 
alte  Parks  mit  riesigen  Schlössern,  sehr  altertümlich.  Das  eine  gehört 
diesem  Ehepaar.  Es  müssen  sehr  vornehme  Leute  sein.  Das  Auto  fahr! 
durch  sehr  schmale  AUeen,   Ich  wundere  mich,  daß  wir  da  durchfahren 
küiinen.  Dann  sehe  ich  rechts  vom  Wege  eine  sehr  mei-kwürdige  Land- 
schaft, zorklüftet  mit  tiefen  Abgründen  und  Schlössern  und  sonderbaren 
Gebäuden.  Wir  fahren  weiter.  Icii  glaube,  wir  sind  bei  meinem  Onkel  S- 
imd  der  schickt  mich  fort.     Ich  bin  angekommen  und  sehe  meine  Groß- 
mutter und  meinen  verstorbenen  Onlcel  Rudolf  mit  seiner  Frau.  Sie  freuen 
sich  Hohr,  duß  ich  da  bin.  Merkwürdigerweise  ist  an  Stelle  des  Autos, 
mit  dem  ich  glaube  gekommen   zu  sein,  ein  Kinderwagen  da.   Zwei  alte 
Diener.  Ich  weiß  nicht,  ob  icli  ilinen  Trinkgeld  geben  soll.  Mir  fällt  ein, 
daß  meine  Gi'oßmuitcr  bei  der  Abfahrt  von  meinem  Onkel  gesagt  hat, 
eie  würde  ihnen  schon  etwas  geljen.    Icli  frage:  „Soll  icli   Ihnen  etwas 
geben"?  Ich  habe  mir  österreichische  Kronen  Ixji  mir!"  —  Der  erste  wartet 
immer,  daß  icli  ihm  etwas  gebe.  ÖchließÜcli  geht  er  ärgerlich  fort.  Dem 
zweiten  sage  ich:  ,, Meine  Großmutter  wird  es  schon  erledigen."  —  Xuii 
muß  ich  ühpi'  einen  Zaun,  der  ist  aus  Weidenruien  geflocliten  und  paar 
MiÜnuM-  rutschen  dariiljer  weg.  Ich  setze  mich  auch  auf  den  Zaun.  Die 
Wciikiinit'.'n  biegen  .«ich  (es  kann  auch  Stroh  gewesen  sein)  nach  der 
Jiichtung  liin  um,  wu  mein  Onkel  und  meine  Tante  sind  und  ich  rutsche 
eehr  nngenehm  iiuf  den  Weg. 

Er  woiß,  daß  ein  eehr  wichtiger  Traum  vorangegangen  ist.  Diesen 
Traum  wollte  er  sotort  hxieren,  hatte  ihn  aijer  in  dem  .Momente  vergessen, 
als  er  ihn  niederschreiben  wollte.  Zum  ersten  Traumstüek  ergänzt  er,  daß 
noch  ein  älterer  Mann  in  der  Küche  war,  der  seine  Schüsse  kommandierte  und 
luchte,  wenn  der  Schuß  falsch  war  —  und  er  war  immer  falsch.  Es  kam  immer 
eine  andere  Richtung  heraus,  als  er  intendierte.  Das  Gewehr  ging  nämlich 
beim  Absetzen  allein  los.  Er  erinnert  sich  an  das  Laden  im  Traume.  Es  waren 
kleine  tchwai'Ze  Dingerchen,  vorne  abgeplattet,  wie  er  sie  nie  verwendet  hatte. 
Und  der  ältere  sagte  bei  jedem  Fehlschuß:  „Ja,  siehst  du,  wo  das  hingegangen 
ist!"  ,Es  waren  immer  Versager  bis  zum  letzten  Schuß.  Da  war  er  nicht  mehi' 
in  der  .Küche,  sondern,  in  einem  Blockhause.  Der  Mensch,  den  er  getroffen 
hatte  —  erst  war  es  ein  Hirsch  —  war  halb  tot  (verfault),  halb  lichterloh 
brennend.  Die  Flammen  scJilugen  von  innen  heraus.  Wie  eine  Dryade,  halb 
Baum,  halb  Mensch,  als  ob  es  eiue  Figur  aus  Ovids  Metamorphosen  wäre. 

Er  hatte  immer  Interesse  für  Schießen.  Mit  12  Jahren  schaffte  er  sich 
einen  Bolzen  an  und  schoß  auf  alle  möglichen  Gegenstände  im  Hause.  Bei«! 
Militär  wuLcn  ihm  die  ersten  Schüsse  unangenehm.  Er  hatte  Angst  vor  dem 
Knall.  T-ji  Felde  mußte  er  sich  an  die  Schießerei  erst  gewöhnen,  dann  ging 


^^^---^.■.r,S: 


mmm 


Ei"  Fall  von  .rthapadi.cl,o.„  l^eti.chismus. 


es  schon.  Dann  fiilU  ihm  das  Märchen  von  R,.,;^      i 

Da.  ßrü,lor.hcn  ist  oin   Reh,  vorSert  n^     H    f '"  T^  Sehwesto.chen  ein. 

milieron   fJdails  .rinnorl.  rr  ^i.h  nSl        "'^^"''"^'''   ^^-rt  wird  erlöst.   An   dio 

Die  Bcaieliung  <kv  Tiainiies  zur  Analvse  ist  H„,.ni,  ■  l,.- 
ältere  Mensch,  der  ihn  konn.andiert  und  ihn  z^^ngt  au  tint  ^^^  ''^  ^'^  <i- 
(die  Paraphiliel  zu  sehi.ßon.  E.  will  sein  .wei,2  Ic"  g  Ti  .^"10?;  ''T?" 
er  triilt  wider  seine.  Will..  i„  kostbare  GogonsLande  (Spiegel)  £"  ^m 
aiK-h  .e.n  IJruderchen,  seinen  Anüigoniston,  d,.«  iialb  tot.  halb  brennend  «7 
Aiiderersuts  ivehrt  er  Eich  gegen  seine  paraphilen  Impulse,  die  in  ihn  ei., 
dringen  und  ihn  in  Fhimnien  setzen  wollen. 

Eino  zwriteBedeulungsdieinUidi  auf  denTod  der  Schwester  "zu  beziehen 
br  nniR  dir  den  Tod  gewiinecht  haben,  AA^eitere  Beziehungen  zu  seiner  iilfesten 
Scliwester  wi-rden  erst  später  klar  werden. 

Der  zweite  Teil  des  Traumes  wird  verstundlicii,  wenn  man  weiß    dii' 

er   mjl    der  Pliantasie  hergekoninion   ist.,     in  meinem  Hause  zu   wohnen'      ■  * 

meinem  Tische  zu  speisen,  meine  ücsollschafi.  zu  genieüen.  Die  sclionen  Ph'"' 

tasien  sind  zerronnen.  Aber  er  hat  einen  reichen  Onkel  S.  in  der  Niil      I)"" 

wollte  er  gerne  aufsuciien.   Er  rocluiele  damit,  daK  sein  Geld  bald  alh      ^" 

werde,  daher  die  Kur  ein  rasches   Ende  fiaben  niiisse.  Dann  bleibt  '1 '"  ^d'" 

Heise  zu  Onkel  S.,  zu  dem  oi'  ohnehin  einmal  fahren  konnte    Außerd""  I    r 

ihm  Peine  Mutier  eine  Empfehlung  zu  reichen,  vornehmen  Leuten  gesehiokl 

ini  Traume  ist  er  bereits  der  Gast  dieses  Eiiepaares.  Dieses  Pa,,-  i  ■         *- 

lieh  auch  ich  mit  meiner  Frau.     Er  macht  die  Reise  in  die  V      ^*"  "^tur- 

(Kinderwagen.)  Onkel  fi.  war  ihtn  immer  sehr  lieb.  Er  ist  srb,>n  f^^^^"        ' 
T  I  .1         1^        -  r        -  1    ■  .       ™  '^'  '^cnon  seit  einieen 

Jahren  gestorben,  hr  wirlt  micii  iiiimi'r  zu  den  Toten.  Mit  Trink-     11   ■  < 

eehr  geizig.    Er  gibt  nur  jungen  netten  Burschen,  die'sein  erotisches  Wuli7" 

gefalien  erregen.     Natürlich  werde  ich  zum  Diener  gemacht    dem        f-     ,i- 

Fahrt  ein  Trinkgeld  gibt.  Er  iiat  ein  ÖcbuldgofüTil.  Er  mua'zuhien.  Dcl^ein'" 

gezäunte  Garten  Hegt  zwischen  iJnn  und  dem  Onkel  (Friedhof)    Dieser  Teil 

ist  noch  dunkel  und  muß  in  der  nächsten  Sitzung  analysiert  werden 

Wie  alle  analysierten  Äi'Zte  spricht  er  mit  allen  Kollegen  und  Fremden 
über  Psychanalyse.  Er  ist  glücklich,  wenn  er  ein  ab.^prechendffi  Urteil  hört 
Gestern  machte  er  dio  Bekanntschaft  eines  Arztes,  der  die  Ansicht  ausspi-ich 
die  ganze  Analyse  sei  ein  großer  Schwindel.     Natürlich  fehlt    es  nicht'  ■iii 
scharfen  Kntikcn  ütier  Fread  und  Stekkt  Solche  Äußerungen  fängt  er  im  Inf  m- 
efse  seines  Widerstandes  gierig  auf  und  verwendet  sie  zum  KaniplV  gegen  mich. 

Seine  Träume  verraten  diese  Widerstände: 

1-  ^■■-  Stekei  sitzt  vor  mir.  sieht  micii  an  ,M,d  links  von  ihm  an  der 
Wand  hangt  meine  Laute.   Ich  sehe  besonders  das  Schalloch    Ei   sa^ 
dann  zu  mir:  ,.Sie  können  gerade  so  schön  Hier  Iriiikcn,  ^y\.^  \\uv  Laute" 

2.  Ich  soll  zu  einem  1-tegräbni.s  gehen,  und  zwar  wird  ein  Kind  b,. 
graben,  Jünger  wie  ich,  vielleicht  ein  Mitschüler.     Aber  ich  drücke  tnic), 
davon.  Dann  sitzt  der  alte  H.  da  und  fragt  mich,  warum  ich  nicht 
gehe.  Die  anderen  gingen  doch  alle  mit.  Ich  sage:  Ich  mag  nicht 

3.  Ich  liege  der  Länge  nach  auf  einem  Mamie,  und  zwir  mn  a 
Bauche  auf  seinent  Rücken.  Er  ist  wie  ein  kräftig;,-  JlClt    T      f" 
erscheint  er  mir  viel  größer  als  iclt.  Ich  versuche,  ihn  in  ein '  i  iTf^'' 
oder  Windel  einzuwickeln,  dabei  habe  ich  starke  Ln^lempfindun,/    '.7! 

Ktolcel,  .SHiruiiKeii  Üef  Triali    iinil  AlT.'klli'bBns    Vrt  "' 

30 


^»•Mjn 


i 


46(1 


Fpiischisniiiü. 


wolirt  sich  dagegen;  wie  ich  glaube,  seine  Arme  lest  zu  haben,  sehe  ich, 
daß  er  wieder  losgekoiiunen  ist. 

)\enii  er  aul'gorcgL  ist,  spielt  er  leideiiöcliuftlicli  Laute.  Zum  ersten 
Traum  IxTichtet  er,  dals  der  lelztc  SüIx  geheißen  haben  könnte:  „S'e  können 
gerade  su  suhön  Bier  trinken,  wie  Laute  spielen."  Er  will  mir  uffenhar  Laute 
vorspielen  und  ist  sehr  gekränkt,  daß  ich  ihn  noch  nicht  dazu  aufgefordert 
habe.  Die  Laute  verrät  ihren  analen  Charakter  durch  das  „Sehallofrli'",  Er 
gibt  zu,  daß  er  den  \yvinsch  und  die  Phantasie  hat,  einen  Mann  oder  schönen 
Jüngling  zu  piidizieren,  meint  aber,  er  könnte  sich  mit  dem  Gedanken  eijier 
passiven  Päderastie  nicht  befreunden.  Bier  ist  ihm  ein  Symbol  der  Männlich- 
keit. Bier  steht  hier  für  tJrin.  Er  hat  in  der  Kindheit  öfter  den  Finger  in  den 
Urin  gceteekt  und  ihn  Keknetet.  Der  Traum  slelLt  im  Zeichen  der  Übertragung- 

Auch  der  zweite  Traum  stellt  den  Widerstand  dar,  seine  ParaphiÜe  be- 
graljen  zu  laBsen.  Der  Mitschüler  ist  sein  alter  Ego.  Der  alte  H  ist  sein  ehe- 
maliger Hausarzt,  ein  eingefleischter  Junggeselle.  Sein  Name  hat  Beziehungen 
zu  seinem  reUpiöweii  Komplex. 

im  dritten  Traum  umklammert  er  seinen  Antagonisten  und  will  ihn 
nicht  loslassen.  (Seiu  Valer  hatte  die  Gewohnheit,  vor  dem  EinschhJcn  sich  von 
den  Kindei'ii  fest  einwickeln  zu  lassen,  so  daß  er  sich  lüeht  rühren  konnte. 
wolu  eni  Infantil! smus,  der  an  die  Zeit  erinnert,  da  man  als  Säugling  fest  ein- 
gewickelt war.)  Otto  will  someu  infautilismus  nicht  aufgeben.  Er  umklammert 
_ihn  und  furchtet,  daß  das  zweite  Ich  loskommen  könnte  In  der  Tat  benutzt 
er  von  seiner  Sexualität  nur  den  Kontrektationstrieb.  {Moli )  Er  berührt 
den  Partner  und  läßt  es  ebenso  wie  bei  der  Onanie  nie  zu  einer  Detumeszenü 
kouimen. 

Es  luulA  ein  l^rlchnis  aus  der  Jugend  sein,  das  ihn  so  ;m  die  ParanhiÜe 
le.sseit,  ein  Erlebnis,  von  dem  er  nicht  loskommen  kann.  Wie  er  über  den 
zweiten  Traum  michdcnkl.  'fäUt  ihm  ein  Traum  aus  früherer  Zeit  ein  ilor 
ihn  so  erregte,  daß  er  ihn  bi^  lieule  noch  nicht  vergessen  hat. 

Der  alle  Traum  lautet: 

Ich  sehe  eine  Schwester,  wahrsclieinlieh  meine  jüngste.  Sie  ist  am 
ganzen  Leib  wie  \  erstochen.  Sie  blutet.  Sie  ist  ungefähr  4  Jahre  alt. 
Ich  soll  sie  getötet  halx^n.  Ich  bin  in  großer  Angst  und  es  wird  dann  ein 
Eamilienrat  einberufen.  Dak^i  ist  aucli  unser  Hausarzt,  und  ich  beruhige 
mich,  wie  ich  höre,  daß  meine  .Schwester  noch  lebt.  Mein  Vater  schlag! 
eine  Samirilung  vor,  damit  ich  mich  mal  erholen  kann.  Dr.  H.  will  erst 
einen  5Ü-Mark-Sc]icin  gelx>n,  nachher  gibt  er  nur  2  Mark,  und  zwar  2  weiß- 
i'otc  Einmarkscheine, 

Wieder  sehen  wir  den  alten  Hausarzt  i)r.  H.  und  das  Begräbnis.  Es 
handelt  eich  um  die  jüngste  Schwester,  die  an  Masern  gestorben  ist.  Im 
Traume  eielit  er  auch,  wie  sein  Vater  eine  große  Summe  Geldes  auf  den  Tisch 
legt.  In  diesem  Traume  annulliert  er  den  Tod  der  Schwester.  Wir  erinnern 
uns,  daß  seine  Masern  im  Krankenhause  den  Beginn  der  ParaphiÜe  darstellen. 
Dort  sah  er  den  Jungen,  welchem  beide  Arme  amputiert  waren  Die  kleine 
Schwester  hat  im  Traume  Flecke,  wie  sie  von  Wanzenbissen')  herrühren,  sie 
hat  Masern,  bliifunterlaufen,  ein  hämorrhagischoe  Exanthem,  wie  es  bei  letal 


')  Er    weist 
Siphe  S,  457. 


da.raiil'    liiti,    tlnlJ    WiinKenbiese    einst    sein-  Lt-beii    gerettet    ha1>i?ii. 


wm 


Ein  Fall  von  oiÜiopödiscliPiii  Fetischismus 

-IGT 

verlaiirciidt'ii  jMorliillen  häufig  Vüi-komnit.  Die  SelnvoBter  atarh  -l-   ,.  i    r  i 


Dr.  H.  eine  gewisse  kloine  Schuld  an  dem  Tode'"  der  sIliwS  h"i''  ^V"!"^'' 
großü  seinem  Vater.  *-''  "^^  ^™ 

lir  lullte  seiner  kleim-ii  S*^liweeter  den  Tod  gewünscht  und  u-iv  h   i 
ilironi  Tudo  ecliuld.  Er  hiit  ein  bösos  Gewissen.  aaher  an 

In    diüBüm    Ereignis    erblicke    ich    den     Korn 
Par:ipat!iiB.    D  o,  r   T  .nl   der   St-.hwcsler    iM    dio   Sc  Ii  ,i  l  ^  "i"'' 
C.V  durch  seine  K.  r  ;i  ii  k  !i  e  i  t    b  ii  B,  e  n  in  «  ß.  "      .'  ^ 

Kr  hiit  iiiifjelihch  f?iir  keine  Eriiini'i'inig  an  das  Begräbnis,  Plöt-ll 
sieht  er  luii  Hild;  Heine  Mutier  im  srhT,vnrzpn  Kleid  und  schwarzen  Ti'aiierluit 
In  diescni  .Monicnto  verfälll  er  in  eine  nierkwüniige  Stimmung,  in  ojne  a,.i 
Trance.  Solcher  ZuHläiidc  erinnert  er  sich  aus  der  frühesten  Jugend'  aber 
auch  später  mit  lö  und  im  i'oifen  Alfer  ülierküni  ihn  dieser  sonderbare  einem 
Ta^tnunn  ähnliche  Zii.-Iiind. 

Ihn  ü  b  o  r  k  u  in  in  (■  e  i  ii  (i  e  f  ü  h  I,  als  w  ä  v  e  d  e  r  K  a  u  m  u  n- 
e  n  ü  1  i  0  li  u  n  d  e  r  b  e  f  ä  n  d  e  s  i  cJi  in  einem  unendlichen  Räume. 
Die  Beine  werden  länger  und  länger,  die  Arme  dehnen 
sich  au  s.  (I  ii  I'  r  u  h  e  r  e  n  Anfällen  wurden  auch  die  Finger 
g  r  0  ß  in  ä  G  h  t  i  g  u  n  d  d  i  c  k,  w  a  s  li  c  u  L  e  nicht  angegeben  w  i  r  d.) 
Alles  erscheint  i  !i  m  weit  und  entfernt.  Meine  Stimme 
li  ö  r  t  e  e  r  n  u  r  a  u  s  der  Ferne.  Seine  eigene  Stimme  er- 
scheint i  h  m  11  n  n  a  t  ü  r  Ii  c  h  s  t  ;i  r  k,  E  h  p n b  o  dröhnen  a  1 1  e  G e- 
l-Üusche,  die  duiwh  das  Fönst  er  k  o  m  in  o  ii.  (Wagen  ger  as- 
sel,  Pf  ci'ri  eba  hn,  Pfeifen  usw.)  Eni  leichtes  Si^hwindol- 
l^efühl.  Als  ob  sieh  alle  freien  Teile  hochheben  würden, 
während  die  Körperteile,  die  das  Sofa  b  e  r  ü  h  r  <■  n,  mit 
dein  Sofa  verwachsen  erscheinen.  Alle  freien  Glied- 
ni  a  t.'.  e  n  s  c  h  w  e  li  o  n  1  e  i  c  h  t^  lÜ  1  w  a  s  d  i"  e  h  t  s  i  c  li  in  seine  m 
K  o  ]3  r  c ;  wie  ein  Wirbel  verdreht  es  ihn.  Er  sieht  mich 
und  alle  Gegenstände  im  Zimmer  wie  durch  ein  u  m  g  e- 
li  0  h  r  t  p  s  0  |i  e  r  n  g  1  a  s ;   ganz   Ic  l  e  i  n   und  in  weiter  Ferne. 

Solche  (leitililc  leiteten  friüiei'  immer  einen  heftigen  Angstanfall  ein. 
ZiHirst  trat  das  merkwiii'dige  pelzige,  wie  abgestorbene  fjefiihl  in  den  Fingern 
ein.  Die  Angst  pflegte  sicJi  dann  zu  steigern.  Dann  sagte  er  sich:  „Mensch! 
Du  (rämiist  ja!  Wache  auf!"  Aber  es  half  nichls.  Die  Angst  wurde  immer 
stärker,  es  lag  ihm  wie  ein  Aljidruck  auf  der  Brust,  bis  er  sich  mit  einem 
Schrei  oder  Sprung  aus  der  ftituatiuii  befreite. 

Als  Junge  hatte  er  schon  oft,  über  Mikrniioic  und  Makropsie  zu  klagen. 
(12.)  Er  wurde  zum  Augenarzt  geführt,  der  Übermüdung  konstatierte  und 
ihm  eine  Brille  verordnete. 

Einen  ähnlichen  Zustand  lieschrcibt  er  als  ^ipaTUlung  ini  (üe«ichte  dae 
sein  fivundliciics  (Tesicht.  in  ein  Dienstgesicht  (Militärgeeicht)  verwandelt 
Er  hat  finsteren  Ausdruck  und  die  Lösung  will  ihm  nicht  gelingen.  Ep  ist 
in  Zwang,  der  ihn  nichl  freigibt. 

Die  Erkläiung  des  ersten  Phiiimmens  ist  sehr  schwierig.  Es  scheint  sich 
in  teüweises  Sterben,  um  eine  Auflösung  im  Dnendlichen  zu  Juindeln 
Anderersei'ts  wii'd  ci' der  r.rnRe  und  die  droßmi  werden  klein.  Es  ist,  als  könnt 


wie 


um  ein 


468 


Fetiscliismiis. 


er  fliegen  und  üei  doch  an  die  Erde  gebunden.  Das  heftige  Angstgefühl  zoigL 
uns,  daß  es  sieh  um  eine  phantastische  Darstellung  des  Sterbens  hEindelt. 
Die  Angst;  ht  diinn  die  Todesangst.  Macht  er  den  Tod  seiner  kleinen  Sc-hwester 
mit?  Die  Aiiiilyso  wird  uns  hoffentlich  diese  Frage  li5sen. 

Der  gestrige  Anfall  ei'weiö.t,  sich  als  eine  Art  „Rückstoß  in  die  Ver- 
gangenheit". Alles  Gegenwärtige  (z.  B.  meine  Stimme)  erscheint  ihm  ferne. 
Alles  ferne,  von  außen  Eindnngende  erseheint  ihm  nahe.  Er  ßieht  wie  durch 
einen  verkehrten  Operiiguoker.  Er  sieiil  seine  Kindheit. 

Er  hatte  gestern  einen  entschiedenen  Rückfall.  Er  sah  einen  Menschen 
auf  der  Straße.  \A'ir  gingen  gerade  spazieren,  als  so  ein  c-rbännlichor  Mann 
vorbeihumpclte.  Er  schien  an  einer  IvoxLIis  zu  leiden.  Patient  sagte:  „Sehen 
Sie,  vorher  wiire  dieser  Mann  mein  Ideal  gewesen.  Er  hat  Schienen  an  beiden 
Beinen.  Aber  er  ist  mir  nicht  scjiön  genug."'  Nichtsdestoweniger  machte  er 
sicli  spiltrr  Vorwürfe,  daß  er  dem  .Manne  nicht  nachgegangen  war  und  sich 
nicht  sattgesehen  halte.  Er  phantasierte  über  diesen  Menschen.  Er  beruhigte 
sicji  ersi,  als  er  in  einer  kriminalistischen  Zeitschrift  das  sympathische  Bild 
eines  jungen  V<'rbrcchi'rs  sah,  iler  vorne  eine  Stange  trug,  an  die  seine  beiden 
ilände  gefessoll  waren. 

Mir  war  es  auffallend,  daß  sich  der  Anfall  und  die  Erregimg  an  einen 
Brief  angeschlossen  hatten,  den  er  von  seiner  ältesten  Schwester  erhalten 
hatte.  Auch  war  ku  bcrÜL-ksichtigen,  daß  die  beiden  Schwesterträume  {S  466) 
eich  auf  eine  lebende  Schwest/r  bezogen.  Er  hatte  den  Wunsch  die  Schwester 
zu  überwinden,  sie  xu  begraben,   und  war  es  doch   nicht  imstande. 

I'atient  gibt  zu,  daß  ihm  seine  af  fekt  ative  Einstel- 
lung zu  dieser  Schwester  in  der  letzten  Zeit  etwas  V  0 1- 
d  ä  c  h  t  i  g  w  a  r.  Erstens  der  physische  Ekel,  den  er  vor  ihr  hat  zweiten- 
die  Verlegenheit,  die  er  in  ihrer  Gegenwart  bekundet.  Die  Schwester  litt  an 
einem  schweren  Gelenksrheimiatismus.  Er  war  damals  10'/-  Jahre  alt  Sie 
hatte  oft  Verbünde,  Kr  erinnert  sich,  daß  Dr.  H.  einmal  zur  "immobilisienin- 
eines  (Jelenkcs  »nien  Pappscliienenverband  angelegt  hatte.  Dieselbe  SehwesteT- 
litt  auch  an  einem  Ohrenleidon  und  wurde  operiert,  so  daß  sie  längere  Zeit 
einen  Kotifvcrliaiid  tragen  mußte.  Das  war  in  seiner  frühesten  Jugend  (4—5) 
Er  iiat  keine  Hriniierung  an  diesen  Verband.  Er  Ix'fand  sieh  vielleicht  damals 
mit  Masern  im  KinderhoHpital.  Damals  halte  die  Schwester  ku rzgesehnittene 
Haare,  an  die  er  &ich  erinnert,  weil  er  einen  mächtigen  Lockenkopf  hatte. 
ICr  war  ein  auffallend  schöner  Junge,  wurde  übertrieben  verzärtelt  und  oft 
für  ein  Mädchen  geliallen.  Er  weiß  auch,  daß  er  ziemlich  oft  mit  der  Schwester 
gemeinsam  gebadet  wurde  und  daß  sie  in  späteren  Jahren  hintereinander 
liadeion.  Abends  erzählten  sie  einiMider  Geschichten,  in  denen  sie  die  Elfen- 
koi.igiii  und  er  der  GeMpenslerkunig  war. 

Als  die  jüngste  Schwester  geboren  wurde,  wurde  sein  Sehmerz  über  die 
Ankiinfl  der  Rivalin  durch  eine  große  Ziickerwcrkdüte  gemildert,  die  die 
Kleine  angeblich  mitgebracht  hatte.  Er  beobachtete  in  den  ersten  Monaten 
sehr  genau  das  Baden  und  Einpudern  der  Kleinen.  Das  Einpudern  wurde 
..Miil!nr-Kilz"  genannt.  (Gestern  fühlte  er  den  ganzen  Tag  ein  Kitzein  in 
«ler  Gcnitalgegend.  Es  war  das  unterbewußte  Verlangen,  wieder  Kind  zu  sein 
und  eingepudert  zu  werden.)  Er  sieht  sieh  in  seinen  "Phantasien  oft  aU  Kind 
liegen  und  eingepudert  werden.  Um  den  „Müller-Kitz"^  hat  er  seine  jüngeren 
Mcliwestcj'n  sehr  beneidel. 


E^^K 


^Ae 


Eiu  Fall  von  orthopädisch  cm  Feiiscbismus. 


469 


Aurt'allend  ist,  dali  in  scincTi  ürUiüpädisclieii  Phantasien  Korsetts  eine 
großi!  läcrfeiil.ung  luiboii.  Scini^  Miiltof  trug  iinnior  ein  starkes  Korseftt    währeiu! 
KPine  Schwesloni  nur  stcifo  Ijuibdicn  gebi'auchLen,  Bei  seinem  Erlebnis  mit  do' 
vt'rliL'iratoleii  Frau  (S.  429)  war  ihm  ihr  Korsell  unangenehin  und  störte   ■  ■' 
Vcr«niiRcn.  Sie  war  sehr  dick  und  üppig  luid  feöt  oingeschniirt.  Dei  der  Kuisode 
mit  di'iii  Miidchen  (S.  429).  das  l'est  oiiiseschniirt  war,  iiiuchte  ilmi  die  ßi. 
lastung  des  Korsetts  und  das  Knarren  Vergnügen,  wühj'end  er  bei  der  er' 
wähnten   Frau   bei   der   Berührung   Ekel   enipfaml.   Die  erste   Frau   war  eiii' 
(Icullicliü   Miiiteriniagü.    wiihrend   das    Mädchen   eine   .Muttor   hatte,   die  sei '■ 
dick  und  l'eöl.  eingOEchnürt  war.  Da  war  das  Korsett  ein  großer  Anreiz    Ho  ) 
eine  Hemnunig.   Er  woll)st  haltt-  sicli   nie  ein   Korsett   angeleg.t,   glaubt   aber 
zur  Zeil,  da  er  .sich  Verbände  maclite,  solche  l'liantnyien  und  Wünsche  geh'ibt 
zu  haben. 

Charakteristisch  sind  dio  TrLiunie  dieiäer  Nacht: 

Wir  sind  in  einem  YAnwwv.  I'ls  isl  Krieg.  Wenn  wii'  die  Türe  auf- 
maclicn,  so  seliielnn  die  andoicn  liinciii.  Der  er.sle  Si-luili  geht  in  mein 
(lopäck.  Daim  soll  ich  mit  jemand  anderem  zusammen  irgend  jemanden 
verfolgen.  Dazu  soll  ich  mir  einen  falKcheii  Bari  ankleben.  Weil  er  suhr 
unnatürlich  aussieht,  schneide  ich  ihn  mit  lior  Nagelscheif  ganz,  kurz  und 
drehe  ihn  hoch.  Die  Revolver  funktionieren  nicht.  Ich  lialH?  keine  Munition 
dazu  and  kann  sie  aucli  nicht  finden  .  .  .  Dann  waren  wir  in  einem  großen 
Hau.se  uial  ich  niulite  irgendwie  V()Tn  Dache  heiunler.  Icli  lialle  Angst. 
Wie  ich  heruntergekommen,  weill  ich  nicht,  ydiließlich  trüuinto  ich,  ich 
sehe  Tuir  irgendwelche  mlhiiiiädische  /,(Ml,-.chririen  an  und  (innniere  ilannL. 

Er  iöt  im  steLen  IvLimiife  iint  sich  selbst.  Jetzt  bin  ich  der  Feind.  Er 
fürclitül,  meine  Schüsse  kunnten  ihn  treffen,  wenn  die  Türe  aufgeht.  Er  will 
die  Türe  zu  seiner  Seele  fest  versperren.  Dann  soll  er  iemandeii  verfolgen. 
Natürlicli  verfolgt  er  sein  KweiU's  Ich.  um!  Kwar  mit  mir  /nsiinnneii.  Dabei 
maskiert  er  sicii.  Er  dichtet  sicli  eine  Mäimlichkeil  (.falscher  Bari)  an,  die 
er  gar  nicht  besitzt.  Gestern  hatte  er  den  Impuls,  sich  seinen  Hart  rasici-en 
zu  lassen.  Er  will  ein  Weil)  und  ein  Kind  sein.  Er  ist  kein  Mami.  Sein  Re- 
vulvor  (Phallus)  funktieniei't  niidil,  er  hat  keine  Munition. 

Neben  dem  Impotenzgedanken  sclieinl  ihn  ein  zweiter  Komplex  zu  be- 
Bchäftigen.  Alle  diese  Fotischi.^len  laufen  einem  infantilen  Eindruck  nach. 
Ursprünglich  sclieint  sein  üegeliren  auf  die  Schwester  zu  gehen,  mit  der  er 
^0  viel  raufte  und  r^g,  was  sein  Bedürfnis  nach  Kontakt  ohne  sexuellen 
Akt  erklärt.  Es  it,t  die  Eriimerung  an  das  histbetoni.e  Raufen  mit  der 
Schwester,  llir  will  er  nachlaufen,  sie  will  er  erringen.  Er  sieht  sie  mit  ihren 
Vorbänden,  wie  sie  im  Bette  lag.  Soll  damals  eich  etwas  abgespielt  haben? 
Der  Kollege  glaubt,  daß  eich  hinter  seinem  Anfall  (llüekstoß  in  ilie  Vergangen- 
heit) ein  Erlebnis  verbirgt,  d;w  er  nicht  bewulit  machen  will  unii  ilarf.  Diesen 
Erlebnis  und  der  Wunsch  nach  Wiederholung  scheint  ihm  den  Sündenfall  zu 
symbolisieren.  Ei-  hat  Träume,  in  denen  ei  fällt  oder  Angst  vor  dem  Fallit 
hat.  In  diesem  Traume  soll  er  vom  Dache  in  die  Tiefe  kommen.  Kr  hat  Angst. 
Schließlich  ist  er  unten.  Das  Wie  verschweigt  die  Ei'iimorung.  Aber  er  träumte 
noch,  daß  er  onanierte,  und  zwar  vor  oi'thopädisehen  Zeitschriften,  Der 
Siindßiifall  und  die  Onanie  hängen  zusammen,  d.  h.  er  onaniert  mit  der  spezi- 
fischen Phantasie.  Wichtig  ist,  dali  er  keine  Pollulion  hatte  und  keine  Spuren 
einer  solchen  an  seinei'  Wäsche  finden  konnte.   Der  Traum  zeigt   nur  die  Tie- 


mmmm 


-i70  *  fetisehismiis. 

za-liiiiigeu  der  UiiaiiiL-  niii  dwv.  ürliiopädisehon  Bilde,  hinter  dem  sich  seine 
Sehwostcr  »u  vcrbei'gen  seheint.  Daö  Schneiden  des  Bartos  erinnert  im  seinen 
Kastrat lonsliumplüx,  an  den  auch  das  Bedürfnis,  sieh  glatt  rasieren  zu  lassen, 
mahnt.  Er  will  ijoin  Mann  sein.  Er  fürchtet  seine  Männlichkeit.  Er  ließ  den 
Bart  stellen,  weil  er  bewußt  gegen  diose  femininen  Tendenzen  kämpft,  Er 
soll  Rieh  überall  als  echter  Mann  ei'weisen.  Aber  der  nicht  fnnktiimicrende 
Revolver  zeigt,  dali  er  offenbar  mit  seiner  Männlichkeit  böse  Erfahrungen 
gemacht  hat.  ]3ic  Impotenz  wieder  ist  ein  Selbstschutz  gegen  verbotene 
sexuelle  Regungen. 

Ich  hebe  nocJnnals  die  Beziehungon  der  Paraphilie  zu  seiner 
Schwester  liurvor.  Der  Mann  im  Scliienenvcrband  symbolisiert  ihm  seine 
Schwester,  die  wegen  Rheumatismus  Schienenverbände  trug.  Im  Anfall 
(■riebt  er  eine  Szoiic  mit  seiner  ydiwester.  Der  falsche  Bart  im  letzten 
Traume  beweist  uns,  daß  er  sich  vor  dem  Analytiker  maskieren  und 
etwas  verbergen  will. 


bchun  vor  der  bmnde,  als  er  gestern  den  lahmen  Mann  gesehen  hat 
saß  er  lauernd   in  einem  Cafe  und  bhckte  gespannt  aus    dem     Buche     zum 
Fenster  hinaus.  BichtiK  kam  sein  Ideal  dahergehumpelt.  Er  ging  ihm  nach 
weil  üim  die  Spannung  um^rträglich  war  und  er  ein  Stück  Realität  brauchte' 
.\iui  ging  der  Kampf  in  seinem.  Imierii  los.  „Das  ist  ja  heiler  Wahnsinn    Du 
läufst  deinem  eigenen  Öpiegelbildc  nach!  Denke,  was  Dr.  Stekel  gesagt  hat'' 
.spracli  die  eine  Slimrue.  DU:  andere  dr.gegcn  erholj  ihre  Einwände.     Wenn  du 
nicht  ri,icligehst,  nv  wirU  da  wieder  stehleii  und  Bilder  ausschneidwi  müssen 
Kb  ist  also  bosior,  wenn  du  iiiin  nacligohst."  Er  begloitete  sein  Ideal    UichtiE 
-  sein  Scharfblick  hatte  ihn  nicht  betrogen.  E.s  war  offenbar  kerne  Koxfiis 
der  -MiiTin  trug  Schienen  und  ging  in  das  Ambulatorium  des  hiesigen  Ortho" 
[iäden  Lorenz.  Unser  Pctischist  folgte  ihm,  sah  sich  den  Warteraum  an  wo  oin 
paar  Leute  salJen,  die  alior  nicht  .meinem  Geschniacke  entsprachen.  Dann  wartete 
or  über  eine  Stunde,  bis  d.-r  Kranke  wieder  herauskam.  Er  folgte  ihm  wieder 
erfreut,  daß  seni  [_H).iekt  von  einem  Loidensgeiiossen  begleitet  war    Sie  gingeii 
beide   ins    llathaus     Er   wullle   erst    warten.     Aber   es   «-ar   Mittagszeit    und 
er   mußt«   die   Vertülguiig   aulgebi'u,    wahrend   der   er   zeilweise   seine    Ph-iii- 
taeic  spielen  ließ,  zeitweise  sich  an  dem  Anblicke  des  Objektes  orfreute    Er 
sagte  sich,  weim  er  diis  nicht  tun  würde,  so  würde  ihn  der  Gedanke  an' das 
Objekt    wochenlang    verfolgen.    Er   würde   wieder   eine   „Sammlung-    anlegen 
inüsBen.  Oder  er  miißlc  onanieren,    L'nd  die  Onanie  nur  mit  der  spezifischen 
l'hantasie  würde  ihn  viel  tiefer  in  das  fiestrüpp  seines  Fetischismus  bringen 
AVenn  er  vor  den  Bildern  seiner  Sammbnig  onaniert,  so  hat  or  wenigsten-^ 
em  Stück  Realität.     Aber  leider  hat  er  mir  die  ganze  Sammlung  gegeben 
Sollte  er  sich  eine  neue  imlegen?  Dagegen  kämpfle  er  mit  ganzer  Macht 

Der  Mann  im  Buche  (mit  der  Stange)  reizte  iini  nicht  mehr  seit  er  das 
Oblekl  gesehen  hatte.  Al»r  er  s])rach  das  Objekt  nicht  an  Er  würde  es  ietz^ 
nie  tun.  Auch  ist  ihm  der  Mann  nicht  schön  genug.  Sein  Begleiter  Inlte  ein 
amputiertes  Bein  und  eine  Prothese.  Solche  Manner  reizen  ihn  nicht  Ihn 
erregen  nur  junge  kräl'tige  Männer  mit  geraden  Gliedern,  die  dami  in  irgend 
einen  Verband  gezwangt  werden.  Auch  Krücken  erregen  ihn  Wenn  aljer  der 
Mann  nur  ein  Bein  hat.  so  ist  der  Genuß  kaum  ein  Zehntel  von  dem  Genuli. 
den  er  hei  einem  ganv.ou  Mann  empfindet. 


Ein  Fall  von  orihopäiliscLem  Fetiscliismus. 


471 


Nach  mittags  raiiiito  er  claiiii  im  PraLer  liüriuii  und  abends  s;ili  or  ^idi 
ein«  VeranBtaltung  der  WandervÖeel  an,  die  ihn  nicht  bt4i-iedigte.'  Er  kann 
nicht,  arbeiten.  Er  erwartet,  daü  ich  ihn  zwinßi',  ihm  den  streiitrJn  Auftrat 
gebe,  w;iß  ich  ebenso  vermeide,  wie  ihn  ku  nötige»,  znni  Zahnarzt  zu  gehen  Er 
hatte  diese  Nacht  wieder  Zahnschmerzen  und  ül>erlegte,  wanim  ich  ihn  nicht 
zum  „Zahnechlosser'-  (in  die  „ychnauzenklempere!")  sende.  Ep  beneidet  ein 
Ivrokudil  Das  Tier  hat  ihn  immer  niiii-htig  interessiert,  weil  es  im  Alter  die 
sdilcclilen  Zähne  verliert  und  iinu  neue  nachwachsen.  Der  Krokodükomplex 
muß  für  ihn  eine  ßewisee  Bedeutung  haben.  Denn  or  warf  die  Frage  aul: 

„A^'eiui  hinic!'  meinem  Fetischismus  eine  viel  schlimmere  ParaphiSie 
-neckt,  %.  ß.  dali  ich  Kindcj'  anlessen  wollte  oder  wie  ein  Vampir  Blut  saugen 
i\-iirrie,  ist  es  nichl  btw«'!-,  daß  irh  Fetiscliist  bleibe?'" 

Er  wird  beleJirt,  daß  er  niemals  den  erwähnten  Paraphilien  vorfallen 
■.viirde,  auch  wenn  die  Analyf:o  diese  Wurzeln  ergeben  würde  und  daß  «r  ja 
symbelisch  die  lusprünglichc  Parapliilie  irgendwie  aiisloblc.  Er  miilkc  er- 
k<iiuien  und  offen  überwinden. 

\\v  wird  auiiucrksani  gomacht,  daß  sein  Fotischismus  irgendwie  mit  dem 
Leiden  der  Schwester  (Operation  nach  Miusteidilis)  zusammenhängen  miisBe. 
Hier  scheinen  auch  die  Wurzeln  seiner  Zahnarztphobie  verborgen  zu  sein. 
Der  Anfang  der  Paraphilic  müsse  eich  am  Kopfe  abgespielt  haben.  Er  be- 
stätigt, daß  er  sicli  zuerst  verschiedene  Ki.i)fverblinde  gemacht  hat.  Und 
nnn  kommt  eine  wichtige  Fährte. 

Sein  e  r  s  t  c  .-^  V  e  i-  b  a  n  d  m  i  1 1  e  1  waren  F 1  a  n  e  1 1  b  i  n  d  e  n, 
die  seiner  Mutter  gehiirten  und  die  sie  irgendwie  v  e  r- 
w  endet  hatte, 

Die  wichtigötun  Fragen  sind:  Ob  die  Mutter  diese  Binde  nicht  während 
der  Schwangerschaft  zum  Wickeln  der  Unterschenkel  tenützt  hatte?  Ob  diese 
Binden  niclit  beim  Itheumatismus  der  Schwester  in  Verwendang  standen? 
Das  weiß  er  nicht,  aber  er  will  nachfragen. 

Es  ist  von  großler  Bedeutung,  daß  er  zuerst  einen  Gegenstand  ver- 
,vendete,  der  am  Leibe  der  Mutter  gelegen  ist.  (Siehe  den  Traum  von  der 
Laute  S.44Ö,  der  auf  die  Maller  hiiiwei.4.) 

Bb  war  zwiKchen  12  und  13,  als  er  mit  den  Binden  im  grolien  Stile 
begann.  Er  knebelte  eich  auch  den  Mund,  er  nahm  zwei  Besenstiele  und  machte 
sich  Krücken,  er  machte  allerlei  phantastische  Vorbände,  wobei  er  auHi 
Haiuitüclier,  Sacktücher  und  andere  Leinensachen  verwendete.  Seine  Mutter 
schien  etwas  zu  ahnen.  Sie  kam  oft  plötzlich  in  sein  Zinuner,  so  daß  er  große 
Übung  hatte,  die  A'orbände  rasch  abzureißen.  Man  fand  aber  einmal  hinter 
dem  Ofen  verschiedene  verknolote  Handtücher,  so  daß  er  ein  peinliehe^s  Kreuz- 
verhör zu  bestellen  hatte.  Mit  11  Jahren  hatte  ihn  ein  Kamerad  zar  Mastur- 
bation verleitet.  Nun  Fiind  .^eino  Mutter  auch  die  bekannten  Flocke  in  seiner 
Wäsclie.  Auch  wurde  er  manchmal  des  Nachts  kontrolHcrt,  Sie  sprach  aber 
nie  offen  mit  ihni. 

Gewaltig  erreglo  ilni  das  „S  t  r  c  !■  k  b  e  1 1"  {Fig.  31).  das  er  sich  beim 
Onanieren  vorstellte.  Als  Knabe  (9)  erhielt  er  einen  Tierschutzkalender,  dort 
war  ein  Mensch  abgebildet,  der  eine  Kandare  trug.  Es  sollte  das  Unhuniane 
der  Kandarenzäumniig  im  {.legensalz  zur  gewöhnlichen  Trensenzäumung  nacli- 
gewiesen  werden.  IJie  Kandare  machte  einen  tiefen  Eindruck  auf  ilni,  (Kan- 
daren brechen  den  Kiefer  nach  olien.)  Seine  ersten  Zeichnungen  waren  Men- 
schen mit  Kandaren,  (Ein  Beitrag  zur  Zahnarztphobie.)    ,,    - 


'^72  Fctiscliisuiits. 

Mil  II  -luhii^u  wur  suiiie  Kloploiuanie  auf  dem  Uöhepimkt.  Er  bestah! 
süiiie  Gnjßiiiuttor,  und  zwar  im  großen,  weil  sie  das  Portemonnaie  liegen 
ließ.  Immer  ein  Goldstück  (20  Mark).  Nur  einmal  stahl  er  ein  Einmarkstück 
und  da  kam  man  ihm  darauf.  Kr  slalil  auch  bei  Fremden,  wenn  er  zu  Böslich 
mitgenommen  wurde.  Er  stahl  Briefmarken  in  den  Gescliäften.  Seine  Brief- 
inarkensamtnlung  besLeht  zum  größten  Teile  aus  gestohlenen   Marken. 

El'  träumte: 

Bin  kleiner  Junge  hat  eine  Briefmarkensammlung,  die  ich  adioii 
keime  und  sehr  gurne  besitzen  möchte.  Er  will  sie  mir  verkaufen  und 
verlangt  schließlich  zwei  Einmarkstücke.  Ich  gebe  ihm  .5  Kronen  eigent- 
lich einen  Zehnkronenscliein  imd  komme  mir  dabei  äußerlich 
sehr  vornehm  vor  weil  ,ch  ihnj  uiehr  gebe,  als  er  vcrJangl,  innerlicli  habe 
ICH  bedenken,  weil  seine  äaiumlung  viel  mehr  wcrl  ist 

Ich  hin  auf  Giner  großen  Konferenz,  wahr..clieinlich  einer  «ozialisti- 
scben,  und  e.  sind  alle  möglidien  Größen  und  Fülirer  da.  Au  ^Tschit  che- 
nn  und  andere.  Ich  w-..,-de  von  den  anderen  sehr  Whtel,  bin  yenti  'ehr 
angesolieii,  klar  und  ruiiig.  Red.>  aucli  manchmal 

Ich  geh.-  hintei  dem  Hauptmann  durch  die  Stulx-n.  Mir  fallen  alle 
moghchen  Klenngkeiten  und  \achlä.s.igkeiten  im  Dienstbetieb  auf 
Der  lauptmann  ist  ein  sehr  nervöser  Mann  und  hat  sich  durch  sein  vieles 
Geschrei  ,nu  den  Respekt  gebracht.  Ich  nehme  mir  vor,  in  aller  Ruhe  und 
Bestimmtheit  dafür  zu  sorgen,  daß  die  Sache  wieder  anders  wird 
Der  erste  Traum  zeigl  seinen  Kampf  gegen  seine  Paraphilie  Sein 
I  e  ischisnius    w.rd    a  s    kleiner   Junge    dargestellt.    (Infantilisoms'     Er   wo 

"ng '  u  t,-  m:- '";  r;  "■  "■"';  "^'""v  ^^^"  ^^^^  ^^^^'^^-'^  ^--  ^-^  - 

nsnsui.  bie  kamen  schL'u  im  I  räum  S,    iji;  v,,r    ni,,  ;,,,.,,;  iri,.  ■,.,.  ,.,.i-i- 

aas  dem  Umstände,  daß  er  an  einem  ,1.  gcbu;J  ^u         1^  '  Z  M  50  k  mm^ 

hier  weder  vor.     Wir  fanden  sie  in  Verbindung  mit  dem  nf  sar  t  D      H 

Horbsl.  .^,  1,  \h'v,v  seheinl  einen  „geheimen  Kalender"  zu  haben    Vielleicht 
i.a|,  .,eu  Ihm  da.  Dalmn  .ingcphigl.  Er  will  nachfragen 

MissJ^eS^Ä^'t^^^^^^ 

Der  Hauptniann  des  dritkm  Traumstüekes  ist  nach  seiner  \nsicht  sein 
\ator.  Sem  Vater  war  ein  nervöser  Mann,  machte  im  Hause  ein  grX  Ge 
schrei,  alles  umßLe  mäuschenstille  sein,  wenn  er  da  w-n-   Pr  hTf*?  ■  .      « 


Er  lief  gestern  wieder  seinem     Ideal"  nMch   H-.,,»  r.k    i 
licher  Arbeitseifer  und  er  hoffle    s    dieren  und^frtV  ,'"  '''"  "'"  ''"'"• 

aber  sehr  zersire.il  studieren  und  arbeilen  zu  können.  Er  war 


ir  zersi  reu 
Er  hatte  folgenden  Traani: 


11' 

,1,,,,    ■       ■,,„""  " --^•'^'=1',  cnHir  sie  saßen 

'lim  .le  mit  den  Fingern  fort  und  zerdruckte  sie. 


Eiu  Fall  villi  ortliopjicÜBclieni  Fetiscliianius 

47.H 

Ich  bin  zu  Haiisu.  Aluiiie  MiiUuf  muß  sehr  viel  Kiidien  ]  ■  I  ■      T  I 
Ijin  in  i'iiiem  /iiiiiiier  und  liege  im  Bette.  Da  küiuiiu.  ein  MiHol,'^!  "i"'    ■ 
da^  lial.  i-üte  Haare,  ungeliihi'  ,lie  (.li-ÜIJe  einer  r2iahngen,  korainl  '- 

cvii  ans  BeU.,  dann  ins  Bett  und  legt  mir  die  Hand  ans  Genil' 1*^"  '"^■'' 
hat  einen  pickclarligen  Aussclihig,  dicke  nrto  Knoten.  Ich  ßehe^^l  '^'^ 
einer  Stelle  ihres  Körpers,  walii'srheinlich  ;ini  Leih.  DariibGr  ist  eJTi'V^" 
woiwwiß  eine  seJir  wdtnmscliig  geslrickLe  Cberzieliiaeke  aus  dickerW  11^ 
Dabei  seheiiit  sie  mir  jetzt  größer,  bleibt  aber  kindhalt  entwickelt  "l  1' 
weise  sie  aus  dem  ßel;tc,  halie  abei'  dentliehe  Lustgefühle  dabei  ael'v  ht' 
Die  Türe  gelit  wieder  aul,  da  erseheint,  ein  kleines  ^iäde]leIl  UnK^f-h' 
3-  oder  4.iiihng  und  will  sieh  auch  zu  mir  ins  Bett  legen.  TcJi  nehme 
auch  herein,  :^ie  hat  auch  einen  Ansschlag  am  Körper.  Sie  weiß  daß 
ihre  Seliwesler  dagewesen  ist.  leli  l'iihle  auch  wieder  die  Hand  in  der 
(ienitalgcgeiid,  kurK  vnr  <ler  Kjakulation  ral'i'o  ich  mich  zusammen  und 
schicke  sie  !iin;nis.  -Meine  behwesler  11.')  kommt  und  sagt,  Multi  hatte 
gescholten,  daU  i<:li  das  erste  Kind  bei  mir  geliabt  hätte,  weil  bei  den 
Leuten  Dii)hl.l)eritis  wiLre.  Ich  gelie  in  das  Eßzimmer,  um  mit.  meiner 
Mutter  KU  spreclieri.  Meine  Mutter  steht  du  uiid  pujiki.  daö  Silber  fori. 
Ich  neJime  ein  Sttick  Kranzkuchen  und  weil  sie  mich  nicht  anspricht, 
gehe  ich  wieder  fort. 

Nachtrag:  Das  kleine  Miidchen  sagte  heim  Furlgehen:  „Wir  haben 
alles  tiir  dich  xurecht  gemacht,  du  mußt  jetzt  hernnterkonnuen,  da™ 
Wasser  ist  heiß." 

lieiui  Jili'wachen  sagte  er  sii-h.  daß  doi'  Traum  wohl  sehr  wichtig  sei 
und  den  Sclilüssel  zu  seiner  Kranklieit  geben  könnte.  Dann  begann  er  ihn  zu 
entwerten  und  iilitle  ihn  sidier  vergeesoii.  wi^mü  er  ihn  nicht  sofort  nieder- 
geschrieben Jiiltte, 

Er  katui  es  echwei'  begreifen,  daß  ei'  das  „schöne  Kitzelgefiihl"  im  Traume 
durch  die  Berührung  einer  Mädchen  band  hatte.  Va-  glaubt  jetzt  ganz 
..Horno"  zu  sein.  Ihn  reiKen  nur  schöne  Jungens  und  angehende  Manner.  Auf 
der  Gasse  hat.  er  (dt  das  .,s  c  li  ö  n  e  (i  c  t'  ü  h  1"  in  der  (ienital  gegen  d.  wenn  er 
seinen  Idealen  nachgeht  und  sich  vorstellt,  daß  sie  mit  seinen  Genitalien 
spielen.  Er  merkt  .jelxt  deutlich,  daß  er  eine  Transposilion  von  weiblichen 
Objekten  der  Familie  auf  Manner  vullzogen  hat. 

Es  fällt  auf,  wie  oft  AuBschlägo  und  Infektinnen  in  seinen  Träumen 
vorkommen.  In  diesem  Traume  hat  er  Kriilze.  Er  ist  ein  Aussätziger.  Die 
Ilolzzecken  pflegten  innner  fest  an  sitzen  und  wenn  man  sie  ausriß,  dann 
gab  BS  Wundon  und  Entzündungen.  So  süzen  die  bösen  siindigön  Gedanken 
in  seinem  Hirne  und  es  wird  viele  Schmerzen  geben,  wenn  sie  ihm  enirisson 
v.erden. 

Yai\i\  Thema  ,, Kuchen"'  fällt  i)un  ein,  daß  er  leidenschaftlich  gerne  Kuchen 
aß  und  nie  genug  bekam.  Dr  wertete  die  diversen  üeburlstags besuche  nach 
der  Größe  des  Kuchens,  den  er  vorgeBotzl  erhielt.  Für  das  gestohlene  Geld 
A'nrden  entwedei'  Marken  oder  Kuchen  gekauft.  In  diesem  Traume  ist  die 
Mutter  Verwalterin  der  Süßigkeiten  und  Ijeckereien,  was  uns  auf  einen  Zu- 
sammenhang der  Parapathie  mit.  dem  Muttorkoni plex  führt.  Zum  rothaarigen 
.Mädchen  fälil  ihm  KuersI  ein  Kindei'ittädehen  ein,  Rike.  Es  wai'  das  Mädchen, 
dem  er  unter  die  Köi-ke  iiihi'  uder  (ahi'en  wollte  {4).  Im  Traume  kommt  aU- 


')  Er  IwzeirhiLet  die  Scliweetern  imcJi  dem  Alt.^r  1   —   11   —    HI. 


474  t'ctischisniiifi. 

oigenllicii  zweimal  vor,  denn  er  lial  den  Eindi'uck,  aU  ob  beide  Miidchen.  die 
rail.  ihm  spielten,  eine  und  dieselbe  I'ei-Bon  in  versdiiedenen  Lebciisallcrn  «-äre. 
ihr  Ausschlag  sah  fast  wie  eine  Furunkulose  aus.  Sie  ü»g  ein  gi'obinasdngeb 
WoUjäcltchen.  Zwischen  den  weiten  Lücken  sah  man  die  Furunkel  durch- 
leuchten.  Aber  das  Gesicht  war  ganz  rein.  Merkwürdig  die  Sicherheit:  Die 
l-iBute  wohnen  unter  uns.  Schon  bei  dem  ersten  Spiel  war  er  über  den 
naiiendeu  Orgasmus  erstaunt  und  beim  kleinen  Mädchen  wuchs  das  Erstaunen. 
Noch  im  Traume  kam  iimi  der  Gedanke:  „Du  bildest  dir  ein,  nur  homosexuell 
em|]findoii  zu  können  und  bei  Miidchen  impotent  zu  sein,  und  nun  empfmdest 
du  Ijei  weiblichen  AVesen!'- 

Fl-  hatte  tl  i  e  letzten  J  u  h  i  c  nur  J  u  n  g  a  n  s  t  r  ä  u  m  e. 
wenn  L>  r  p  o  1 1  u  t  i  o  n  i  e  r  t  e.  Er  erinnert  sich  nicht  an  M  ä  ri- 
eh e  n  t  r  ä  u  m  e   vor   der  Behandlung, 

Er  glaubt,  dali  die  beiden  Mädchen  für  seine  Schwestern  stehen.  Sie 
sind  ja  im  Traume  als  Schwestern  gekennzeichnet.  Sie  hatten  als  Kinder  die 
Gewohnheit,  zu  einander  ins  Bett  zu  kriechen,  besonders  am  Morgen.  Sie  be- 
suchten einander,  selbst  als  die  Betten  nicht  mehr  im  gleichen  Zimmer  standen. 
Später  wurden  die  Besuche  im  Nachtkostüm  an  den  Bettrand  gemacht.  Man 
setzte  sich  an  den  Bettrand  und  plauderte.  Schwester  II,  die  sich  gerne  als 
Wärmel'laBche  anbot,  kam  noch  in  den  letzten  Jahren  im  Nachtkostüm  an 
sein  Bett,  um  ein  wenig  zu  [jlaiidern. 

Zum  Öilborbcstock  der  Mul.ler  fiel  ihm  ein,  daß  die  Mutter  das  Besteck 
gerne  persönlich  in  den  Kasten  einsperrte,  besonders  das  große,  wertvolle, 
das  nur  bei  feierlichen  Gelegenheilen  herauskam.  Im  Traume  macht  ihm  die 
Mutter  einen  Vorwurf.  Er  hätte  etwas  nicht  machen  sollen.  Er  denkt  an  die 
kleine  Schwester,  die  an  Ma.sern  gestorben  ist  und  v^  kommt  ihm  vor  alt 
wenn  er  zu  ihr  ins  Bett  gekrochen  und  etwas  angestellt  hätte.  Ale  ob  ihm  die 
Mutter  gesagt  hätte:  „Das  darf  man  nicht  machen!  Davon  stirbt  deine 
Schwoster  und  du  könnlesl  auch  dadurch  krank  werden!'"  Das  ist  nur  ganz 
dunkel.  Eigentlich  keine  Kriimentng.  Vielleicht  nur  eine  Konstruktion.  Es 
fallt  iltiii  auf,  daß  so  oft  Exantheme  in  seinen  Träumen  vorkommen.  Immer 
die  rolo  Aussaat  am  Körper,  die  an  M;i*ern  erinneri.  Er  weiß  nicht  mehr, 
wie  die  Kinder  im  'J'raumc  neben  ihm  gelegen  sind.  Sie  haben  sein  Glied  nicht 
direkt  angefaßt,  nur  in  der  Gegend  des  Daramee  gespielt.  Als  wenn  eine 
Hand  ihm  sanft  berühren  würde.  Im  Traume  hatte  er  ein  Gefühl:  „Das  kannst 
du  niclil   vorantworten!   Ei*  ist  ja  verboten!" 

Seine  Mutter  hatte  auch  eine  Frühgeburt,  von  der  er  bisher  nicht  ge- 
sprochen liatte.  Es  war  ein  kleiner  Hrnder.  der  in  seiner  Familie  „Archibald" 
genannt  wird.  Er  weiß  sich  niclil  zu  erinnern,  wann  der  Abortus  stattge- 
funden hal. 

Er  weiß  jetzt,  daß  die  FhinelUnnden  der  Mutter  wegen  ihres  (ieruches 
eine  große  Anniehuiigskrah.  auf  ihn  ausübten.  Er  wird  durch  den  Geruch  von 
getragener  Wäsche  und  von  getragenen  Kleidern  erregt,,  wenn  ihm  eine  Person 
gelallt.  Der  Wanderkittel  mancher  AVandervögel  erregte  ihn  außerordentlich 
und  or  ergötzte  sich  an  dem  Geruche  des  Schweißes.  Auch  der  Anzug  seines 
Freundes  roch  sehr  kräftig.  Dieeer  Geruch  war  für  ihn  ein  sexuell«;  Stimulans. 
In  der  niasochistischen  Liieratiir  erregten  ihn  Szenen,  bei  denen  der  Maso- 
chist einen  weiblichen  Unterrock  aiizieiien  mußte.  Er  dachte  an  einen  ge- 
tragenen Unterrock  und  wie  gut  er  riechen  müßte.  (Besonders  eine  Szene  in 
den  Memoiren  des  Viscoiiiil  <iF  Hnbiiison.)     ,,  ,  .     . 


-•■"■  ■'- 


T 


Kill  Ftitl  von  uithopüidiscbcm  l''cliscbiüuiu$.  4.7^ 

Wir  öt'heii  ganz  deutlich  dio  Konturen  infantiler  Ülrlobnisse 
durcli schimmern,  weicht'  seine  Parapathie  verursacht  haben. 

Was  hat  sich  zwischen  ihm  und  den  Schwester  n 
abgespielt? 

Welche  R  o  1 1  f  k  p  i  e  1 1'  n  die  D  i  ü  n  s  l  ui  ä  li  i;  b  e  n,  die 
1 11  seiner  E  r  i  n  n  e  i-  u  n  g  auftauchen?  Auch  bei  der  Mutter 
scheint  er  sich  etwas  herausgenommen  zu  haben.  (Das  Stück  Kranz- 
kuchen!) 

Wir  müssen  geduldig  den  weiteren  \erlaul  der  Analyse  abwarten. 

\'a-  iiiille  gfötcni  eine  furditbiirc  Keiiktiiiii.  Kriiiiieruiigoii  wollten  auf- 
Btfi;:c)i  Im-  liriuiKt«  sie  -/iiriitk.  Er  lugte  wieder  nach  seinem  Objekt  aus  und 
war  ungbirklich,  ak  er  es  nicbt  sali.  Den  fe'anzcn  Tag  wußte  er  nicht,  wa? 
.r  mit  sich  anfangen  sollte.  Abenris  gi»),'  er  in  cm  Ivonzerl.  Bald  war  ein 
luib^clier  Junge  -  blond,  schlank  -  gelundcn.  .Icner  zeigte  kein  Entgegen- 
kommen Er  beneidet.'  andere,  die  .ich  scheinbar  gohmden  hatten.  Endlich 
näherte  er  eich  einem  kleinen  net.en  Burschen,  nut  den.  er  m  eme  Partitur 
.ah  Alx.r  er  bekam  Sehwindel  und  ture.htele,  er  konnte  nmtalen.  Kr  konnte 
nicht,  mehr  von  der  Musik  anrnelnnen.  Er  mache  knnnrnmlte  Versuche, 
sSe   Helerosoxaalilät  zu    unterdrücken    nnd    alle    Regungen    auf   die   homo- 

sexuelle  Seite  zu  transpmiieren.  r.  -  .  ■ 

Wir  nnalvsieren  den  letzton  Teil  des  leUt^-n  Iraumes.  („Du  m,.].s  jet^t 
hinunterkun.m;,..  Das  Wasser  ist  lieiR")  Es  ist  ihm.  als  ob  es  auch  geheißen 
ab  körn  (e:  „Das  Wasser  wird  kalt.-  Das  erinnert  ibl  an  Schwester  III. 
die  nmer  pel.  ■,  wenn  äio  Suppe  am  Tische  st^md.  Hie  hat  rotblende  Haare, 
5  .  '  4  als  er  l'^  -bibre  alf,  war.  Das  erkUirt  die  Zahlen  um  I  räume, 
n  nkV.  ,ml-hro  Er bm.rung  al.  ob  sie  des  Morgens  öfter«  zn  ihm  in-.  Bett 
S  —  w^  -  S  Ist  ncäi  heute  „furchtU.  zärtlich;;.  Sie  gab  im  Hanse 
:k  Z  vanuc  U>nschlug-^  oder  „dio  Wanne  lasche-.  Sie  knii  e  und  .arloUe 
,i<.n  \uum  Tae  Es  ist  die  Schwester,  welche  den  klassischen  Ausspruch 
nmchte-  'ich  muß  einen  Mann  haben,  sonst  nehme  ich  mir  einen  Steck  zum 
Kuu^hen"  Sie  litt  schon  in  der  Kindheit  an  ^a^  er  nüctn,.,UB.  Auch 
Schwester' 11  ist  in  ihn  verliebt.  Sie  ist  unghicklich.  wenn  er  sich  seine 
Schönheit  rniniert.  Sie  luilt  ihn  fär  den  scl>niucke.ten  Burschen  der  Weh. 
Sie  war  besonders  stolz  aiil'  -.em  ihjd  m  bmform.  Linnial  stopll.  ei  sich 
bei  einer  Untcrlialtimg  einen  dicken  Bauch  an  und  tanzto  (als  Bankier  teitelos 
einen   Juden   karikierend)   im    Zimmer  lierum.    Seine   Schwester   weinte,   weil 

er  Mßlicb  aussah.  .      .,     ,  ,      .. 

Das  Ausstopfen  Inhrt  uns  ani  das  ihema  der  beb  w  a  n  ger  s  ch  al  t. 
Schwangere  Frauen  wari>u  ihm  fi-üher  abstoßend  und  ekelhaft,  .letzt  hat  er 
'angeblich  diese  Einstelbmg  überwuHdcn.  Abel'  er  weiß,  daß  es  eine  Zeit 
cab  da  er  sieh  für  Brüste  sehr  interessieite.  Das  Bild  einer  eingeschnürten 
Negerin    bei  der  die  Brüste  plastisch  hervortraten,  regte  ihn  .sehr  auf. 

Mitten  in  der  Analyse  fängt  er  leise  zu  .singen  an.  Eine  Arie  aii^ 
Tnnibiidour:  .,0  tßure  Mutter,  du  sollst  nicht  sterben!-  .   .  . 

Es  seheint,  wenn  niaii  aus  dem  Traum  Schlüsse  ziehen  darf,  daß  in 
seinem  12,  Jahre  sich  die  ^Vl'^dung  znm  Fetischismus  vollzogen  hatte.  Er 
onanierte  wohl  schon  vorher  mit  inasochistisclien  Phantasien,  aber  das  Sy.stcm 
baute  sich  damals  aus.    Oh  sich  etwas  zwischen  ihm  und  Rchwester  zngetrageii 


47(5  Fetischismus. 

hat,  was  öeiii  Gewisson  boUistfl?  Im  TraaniL'  ist  die  Schwester  aggressiv. 
Es  ist  hüdiste   Zeit.    Sie  ist  heiß.   (..Dü:^  \Vasser  ist  heiß.") 

Er  ist  zu  Hause  immer  gehemmt,  übler  Laune  und  gerät  in  große  sexuelle 
■')  ErreguiiK.    Kr  onaniert,  und  zwar  richtet  er  dann  die  D  a  u  e  r  o  ii  a  u  i  e  ein. 

Er  setzt  den  Akt  bis  zu  3  Wochen  l'urt  und  liißt  es  nieiit  zum  Orgasimis 
kujiniien,  so  daß  er  in  ständiger  Erwartung  des  Orgasmus  herumlauft.  Er 
(Spielt  eine  Erwartung,  deren  Erfüllung  er  hinausschieben  muß.  Er  scheint 
zu  wnrt*;n,  daß  ilas  große  Wunder  geschieht  und  die  Schwester  zu  ihm  itis 
Bett  kommt  wie  in  dem  Traume.  Dann  würde  er  sicher  nicht«  machen.  Zu 
Hause  ist  er  daher  zorriSRm,  in  ständiger  Erregung  und  unglücklich. 

Wenn  er  aber  mit  einem  Kameraden  wandcrl.  da  reagiert  er  alles  ab, 
er  begnügt  sich  mit  den  kleinen  Vertninlidikeilen  und  erlebt  seine  glück- 
lichsten Tage. 

■  Gestern  war  ein  Sonntag.  Da  es  Samttag  regnete,  gestattet©  ich  ihm. 
;ius!iahmswoise  am  Sonnlug  /.n  kommen,  wenn  das  Wetter  schlecht  sein  sollte, 
i'^r  l'reule  sieh  auf  die  SonntagssLunde,  siiann  allerlei  Phantasien,  mir  näher 
zu  kommen,  hoffte,  ich  werde  ihn  zu  einer  Jause  einladen,  schien  aber  die 
Grenze  der  erlaubten  Phantasien  überschritten  zu  haben.  Denn  plötzlich 
kam  iluii  die  Idee,  zu  Tristan  in  die  Oper  zu  gehen,  als  ihm  ein  Collega 
mitteilte,  er  gehe  in  die  Oper.  Das  Wetter  war  zweifelhaft.  Was  tun?  Er 
beschloß,  zu  Tristan  zu  gehen.  Er  stellte  sich  schon  früh  an.  Es  begann 
zu  regnen,  er  dachte,  er  wolle  doch  zu  mir,  hatte  einen  heftigen  Kampf, 
blieb  jedoch  in  der  Oper,  war  zerrissen  und  hatte  gar  keinen  Genuß. 

ICr  lichaudcll  mich  wie  seinen  Vatei-.  mit  dem  er  sehr  gerne  normale 
und  IVeuiidscliafUicIii'  Beziehungen  hätte.  .\ber  er  entwertet  ihn  liei  jedei- 
(lelegenhei).  Wie  er  im  Felde  war,  schrieb  er  die  herzlichsten  Briefe.  Daheim 
t;teht  zwischen  ihm  um!  dem  Vater  eine  unüberwindliche  Scheidewand.  Diese 
Scheidewand  ist.  seine  sexuelle  Kinsleüung.  über  die  er  entsprectic-nd  ebenso 
wie  über  die   iletminmg  durch   die  Übertragung  aufmerksam  gemacht  wird. 

Verschiedene   wirre   Träume   von    Krieg   und   Gefangenschaft: 

Der  Oberst  will  mit  uns  in  unser  Quartier  zurück.  Der  Weg  ver- 
engt sich.  Links  ist  ein  Haus  und  rechts  und  vorne  ist  ein  Drahtzaun. 
Der  Oberst  sagt,  wir  müssen  durch.  In  dem  Haus  ist  eine  ältere,  aus- 
gemergelte Frau,  die  auf  uns  .■ichinipfl.  Ich  will  vorbei  und  bleibe  dauernd 
an  dem  Drahtzauti  Iiängen.  .Mit  dem  Anzug.  Ich  hackele  mich  immer 
so  an,  mache  mich  los  und  bleibe  wieder  hängen  ...  ■ 

Dauernd  Krieg,  Ich  wurde  mal  gefangen  genommen  von  den  Eng- 
ländern. .\ngsl  v(ir  dem  Tode  beim  Schießen.  Gefühl  der  Sicherheit 
nach  dei'  Gefangennahme. 

Wir  begegnen  deui  Motiv  des  eingezäunten  Feldes  schon  das  dritte 
Mal.   Er  hat  ein  Stück  seiner  Seele  umfriedet.   Dieses  Stück  stellt  seine  Para- 

Ijathio  dar.  Er  bleibt  aber  inuuer  dan.n  hängen.  Ich  (_der  Oberst)  befehle 
ihm  hiniibei7.usteigeu.  Er  bringt  es  nicht  zusammen.  Die  alte  magere  Frau 
erinnert  ihn  an  eine  Arbeitersfrau,  Nachbarin,  sie  zeigt  aber  die  Figur  und 
die  Züge  seiner  Mutter.  Im  letzten  Traume  waren  auch  die  Vorwürfe 
I  dei'  Mutter  dargeslellt.    Es  ist.  als  ob  seine  Mutter  ihn  hindern  würde,  da« 

eingezäunte  Stück   v.n  betreten.  .  ■  .■ 


ICiii  Fall  von  orthopäiiisclieiii  Fetischismus  ,-- 

Darf  KWLMl«  TruuLiistück  zeigt  den  Widerstreit  in  ücIiilt  Seele  (Kriee) 
Er  ist  von  dm  frommen  Tondonzen  tluigliiiidi-rii)  gelangen  günommon  worduii 
lind  ist  glücklich,  daß  er  der  Gefahr  entrunneii   ist. 

Er  fürclitcl    den   K  ll  in  ])  f   des   Lebenri.    Er  fürchtet  die 

8  ü  n  d  e.  S  e  i  n  f  P  ii  r  a  p  n  t  li  i  L»  g  e  w  ä  h  r  1  e  i  s  t  e  t  i  h  in  d  e  n  P  r  i  e  d  e  n 
Wir  sehen  dcutlidi  die  Parapliilie  als  ÖelbulöchtilT,  gegen  äeiiio  böKen 
Triebregungen.  Er  fürchtet  ungeheuer,  dali  er  ohne  seine  P;iraphilie  ver- 
loren wäre.  Kl'  befindet  sieh  nach  der  erschiittemden  Aufregung  der  letzten 
Tage  in  einem  Stadiiini  der  Apathie.  Im  Theater  hatte  er  Phantasien.  Wie 
wäre  es  ietKt.  wenn  alles  zusiininienkiadieii  wiinle?  Er  stellte  sieh  neben 
eine  Säule,  um  geschützt  zu  sein.  .Dann  stellte  er  sich  vor,  daß  sich  die 
Decke   hingeam.    langsam    heriintersenken    würde.    (..Mutterleihsphantasien?) 

Er  kann  sidi  nicht  vorstellen,  wie  er  gesund  werden  könnte,  und  ver- 
langt eine  Menge  theoretischer  Erklärnngen  über  die  Analyse.  Warum  ich 
den  Parapathiker  i\U  Hüc-ksddagseL-seheiiuing  auffasse?  Über  die  Bedeutung 
<ler  koiistitutionelleii  Anlage  usw.  will  er  belehrt  werden,  [eh  kläre  ihn  auf, 
daß  es  sich  um  Widerstandsphänomenc  handelt.  Kr  will  davon  nichts  wissen. 
[\,r  mnli  erst  Klarheit  haiien. 

fichließlich  geht  er  auf  seine  Phantasien  ein.  Er  erwartete  die  beiden 
letzten  Tage  sein  Objekt  und  konnte  es  nicht  linden.  Er  ist  sich  jetzt  klar, 
was  das  Objekt  für  ihn  bedeutet.  Kr  |ihantasiert  dabei  und  denkt  sich  seine 
Geschichten  ans.  Das  Objekt  dieiii  nur  als  Illustration  zu  seinen  Geschichten. 
Es  ist  das  Stuek  Realität,  das  den  Phantasien  Leben  gibt. 


Er  träumt: 

Irgendwie  oder  ivo  oder  wann  bin  ich  zum  Zahnarzt  gekonnneii. 
Da  ist  ein  älterer  Mann  mit  Spitzbart,  der  soll  eicli  paar  Zähne  ziehen 
lassen  und  da  beninunt  er  sich  redit  kläglich.  Dann  sehe  ich  wieder 
durch  eine  Gla.stür  ku  dem  Zahnarzt  hinein  und  sehe  meme  Sduvester. 
Später  erkenne  ich  mit  Itestimmtheil  meine  Schwester  lU,  die  sidi  in 
zahnärzÜidier  Behandlung  befindet.  Sclilielilich  läuft  sie  vor  Angst  we^'. 
aber  ich  halte  sie  an  der  Tür  auf  und  bringe  sie  zurück.  Dann  habe  ich 
ein  Zahnfnigment  in  der  Hand  und  glaube  einen  kurzen  Moment,  idi 
wäre  schon  drinnen  gewesen.  Ich  fühle  mit  der  Zunge  nach  der  Ducke, 
aber  dann  melke  ich,  daß  das  Fragment  nicht  von  mir  ist. 

Ich  liin  lieini  Militär  und  habe  Otfiziersunitorm  an.  kleinen  Hock, 
silberne  Achselslücke,  GarnisonsunitüMii.  Ich  stehe  mit  anderen  um 
einen  großen  Haufen  Ausrüstungsstücke  herniii.  Tornister.  Kucksäcke  usw. 
Ich  suche  einen  Rucksack  für  mich,  finde  aber  nichts  Brauchbares.  Viele 
alte  Stiefel,  EiiUegsolilcn.  aber  alles  verbraiidit.  Wenn  idi  mir  etwas 
näher  besehe,  so  sind  aiidi  die  Tornister  und  Rucksäcke  eng,  fuÜJ^ral- 
artig.  Als  Rucksack  wenig  geeignet.  Plotzlicli  sagt  ein  Leutnant  y.u 
mir:  ..Sie  sinil  widil  Offiziersstellvertretcr?"  Ich  frage  ihn  erstaunt,  wie 
er  darauf  kommt.    Er  zeigt,  daß  ich  keine  Spiegel  am  Kragen  habe. 

-Ich  gehe  mit  dem  Hauptmann  Vonnann.  Er  spricht  mit  mir  über 
meine  Zukunft.  Scheinbar  hat  er  vorher  mit  meinem  \'atcr  gesprochen. 
Kr  sieht  vergrämt  aus,  tragt  einen  getragenen  Lodenanzug,  das  bunte 
Hemd  and  der  Ditokragen  sind  stark  sdimutzig.  Er  scheint  zu  meinen. 
ich  solle  wieder  zum  Militär  gehen.    Idi  kann  meine  Bedeidien  dagegen 


s:s 


478  Fetischismus. 

iiiehl   reelit  iitissiircclipii.    i^fhlicIMicIi    i.-^t  er  ärgerlicli    und    ^^nsi    ??iaube 
ich:  „Am  bosleii  wiU-den  .Sic  Ki.cli!- 

ich  bin  irgt^Tidwo  mit  Vcrbiiuhiiigsstudeuk-n  zusammen  —  uhne 
ileutliFhe  Kriiinenmg,  Duiiii  bin  icli  Räuber  .  .  .  Wir  sind  im  Schlaf- 
Kimmcr  meiner  Großmutter.  Es  Bielil  aber  ganz  anders  ans.  Bei  mir 
iwl.  nodi  ein  Junge,  sdnvarzhaarig,  kleiner  als  ick.  Meiu  Vater  kommt 
berein.  Wir  spielen  Itiiiitjer  und  der  Freund  geht  in  scherzbafter  Weise 
mit  dem  Messer  auf  meinen  Vater  loa.  lim  ihn  zu  Verbindern  einzutreten. 
Ich  habe  auch  ein  Messer  in  der  Hand;  aber  das  Messer,  das  der  andere 
liat,  ist  mir  genau  bekannt.  Es  ist  ein  schwedisches  Messer  mit  Hörn- 
sdiale,  das  in  dem  Toilettotiseh  meines  Vaters  liegt.  Mein  Vater  macht 
gute  Miene  zu  dem  Spiel. 

Hast  du  auch  geweint?  .  .  . 
Zahlen:  2mul  1  ...  6  ...  10  ..  . 

Dieser  Traum  bringt  uns  wieder  ein  großes  .Stück  weiter  in  der  Er- 
kenntnis seines  Leidens.  Das  erste  Traunistiiek  behandelt  seine  Angst  vor 
dem  Zaluiarzt.  7.uerst  sieht  er  einen  alten  Mann,  d.  b.  mich.  Ich  benehme 
mich  kläglich.  Ich  leide  an  der  gleichen  Angst  wie  er.  Dann  zwingt  er  seine 
Schwester  zur  zahnärztlicben  Ifehandlung.  Er  hält  ein  kleines  Stück  von 
einem  Zahn  in  der  Hand  und  (uerkl.  daß  es  nicJit  sein  Zahn  ist 

Der  Traum  ist  voidäulig  duidcel.  er  hat  keine  Einfälle  dazu'  Im  zweiten 
Stücke  kf>innien  semo  Unniclierheit  und  sein  Minderwertigkeitsgefühl  zum 
Dun-hbrucb.  Kr  lindet  nichts  Passendes  im  Leben.  ICr  kannes  zu  --ar  nichts 
iiringen.  Der  Ilaujitniann  Vormann  im  dritten  Traumstück  ist  in^Virklich* 
keit,  selir  elegant.  Hier  ist  er  vernachlässigt.  Er  erinnert  ihn  an  seinen 
Vatei'.  Ähnliche  Gespräche  hat  er  mit  seinem  Vater  geführt.  Ganz  dunkel 
ist  ihm  das  vierte  Traiimstiick.  Er  liat  nur  das  Gefühl,  daß  ihm  sein 
kleines  Messer  ganz  mibratichbar  vurkani  im  Vergleiche  zum  schwedischen 
.Messer  seines  \'ii(ers.  das  ihm  innner  sehr  gefallen  und  seine  Phantasie  leb- 
lial't  beschaffigt  bat.  Nim  klalfl  eine.  Lücke  und  er  entsinnt  sich  nur  des 
ihm  nnverstiindlichen  Satzes:   ..Hast  du  auch  geweint"?" 

Der  ganze  Traum  wird  erei  vei-ständlich,  wenn  man  weiß,  daß  es  sich 
um  seine  Einstellung  zum  Vater  handelt.  (Das  große  und  das  kleine  Messer.) 
Die  Angst  vor  dein  Zahnarzt  entschleiert  sich  als  Kastrations-  und  Impotenz- 
komplex.  (Vorlegung  vi.ii  imteii  nach  olwn!)  Das  Ziehen  eines  Zahnes  ist 
für  ihn  gleich  bedeuten  ri  niii  dei'  Extraktion  des  Penis,  mit  einer  Kastration, 
Seine  Zahnarztphobie  ist  die  Angst  vor  der  Kastration.  Es  muß  in  der  Jugend 
eine  arge  Kastrationsdrohnng  stattgiefunden  haben.  Ihm  füllt  ein,  daß  seine 
Großmutter  einmal  hinter  der  .Schwester  III  einherging,  die  ilir  zu  langsam 
vorwärts  kam.  un<l  ihr  drolilc:  „Wenn  du  nicht  rascher  läufst,  so  schlage 
icli  dir  mit  dein  Schirm  hinten  ein  Loch  hinein !".  worauf  die  Schwester 
proniiit  erwiderte:  ..Da   liab  ich  schon  eins." 

Im  ersten'  Traumstück  macht  er  mich  impotent,  ich  habe  alle  Zähne 
verloren.  Die  Schwester  ist  ein  kastrierter  Mann  und  ei-  hält  ein  Fragment 
ihres  oder  seines  Penis  in  der  Hand.  Aber  er  findet  kein  Loch  Er  ist 
beruhigt.  Es  ist  der  Penis  seiner  Schwester,  der  ihr  abgeschnitteil  wurde 
Xnn  vorstellt  man  auch  das  zweite  Traumstück.  Der  Rucksack  symbolisiert 
seinen  Hodensack.  Kr  lindet.  daß  er  einen  zu  kleinen  Sack  liat.  Er  litt  al< 
Knaiie  an  dem  Minderwertigkeitsgefühl,  sein  Genitale  sei  zu  klein.  Er  greift 
noch  jetzt  manchnLaI  an  die  Hoden,  um  mit  Befriedigung  zu  konstatieren 


Ein  F"«!!  von  orthopiiilischein  Fe  tisch  ism  um.  479 

(laß  SIR  groß  goiiug  sind.  Äbor  der  Vater  ist  der  große  llcld  iiiiL  dem  iiiäch- 
ligeii  (jeiütale  {Der  Üni/.iei'.)  Er  iet  nur  der  Offiziersstellvertreter.  D.  li.  er 
möchte  gerne  den  Vater  bei  eeiiier  Miittei-  vc-rlreteii.  Alx-r  an  seiufin  Kragen 
{nn  »hallisches  Symbol!)  leliH  etwas,  ^ein  Vuter  rät  linii  einen  weiblichen 
bmil  l']r  .oll  Koch  werden.  Oft  hatte  sein  Vat«r  über  meinen  Mangel  an- 
Männlichkeil,  geklagt  und  .ein  schlappe.  We.sen  geü^delt  Allem  er  "-.1  ^'ch 
am  Vater  riiehcn.  Er  geht  mit  dem  Messer  anl  ilm  io..  Er  hatte  offenbar  die 
Phantasie    den  Vater  7.n  kastrieren. 

De^Kneh  gehtanrli  auf  einen  Giftkomplex.  (Hatte  er  die  ld«o,  «eine» 
^,  .  -w  .,vi  l.\-  li^it^P  -lU  Kind  den  lel.halten  Wuiiscli.  koch  zu  worden, 

'^^^r'^e  Soi^ir^^  W  vor  dem  Zahnarzt.  Der  Zahnarzt  ist 
der  Vater    der  ihn  kastrieren  wird.    Er  wird  seine  fanle«   Zahne   (d.  h.  seine 

'^''^'\SrwrP:;;aphüie   steckt    ein    sd,..re.    S.huldhewußt...,.     Er 
11.         ,;,;     „  V-iler  entmannen,    Aul  seinen   Ifildern  malt  er  die 
''  .^     r      1  ehi.orga,e   immer  auffallend  groß.   (Ich   habe  sie  in   der 

männlichen  f^<^f  ^'^'''^,"'^',  ,,.5,,,,,  )  fli,  .tohe.i  im  ^:ißverhäitnis  m  den 
Reproduktion  ^^'"^^^^^^.1.1  da.u  dienen,  das  Genitale  .1 
.arten  Figuren.    S^Hte  dei    \^  .,j.^^^_.  verschöbet? 

""'T.  Sl;:  w  rd'^^ä  Tom^Tode  und  vom  Regraben  gesprochen.     Er  war 

Im  ^la"^«  ^"^^     ,.„.   ^„    t.i,.uritis,  In   dieser    Zeit   starb   sein    Lehrer. 

mebei.   -Tahre  ^ilt  u'"^^      "          ^  ,i_  ,„ußtc  er  mit  dem  Vater  das 

Otto  wurde  danials  PI    Küert.^a,g  ^       ■               j^^   Vata's    liihH,   auf 

^e^EHSb^f  Tk^  ersehorall  Kind  da.u,  das  Thema  de«  Todes  von 
allen  Seili^-n  7m  betrachten  ... ■ 

vT     ifißle  aiiiii-bmen  -  wenn  man  eiii  .Neuling  in  der  Analyse  ist  -,  ' 
"^  "   i     ■     I-        Ar/t   über   die   gewonnenen    Erkenntnisse    nachdenken 
daß    ein    ^'^^tj-siertei  ^^^^_^   ^,^^^^,^.^^,   ^^^.^^^^   ^,^^^   ^.^   Annahmen 

.vurde  und  f ''^  ;'  ""^L  ^i^he  gegen  unsere  Erkenntnisse  sprechen.  Von 
bestätigt,  oder  .1  1.  k,  ^  f^;,,^^,b  ^,,  Wasscr  von  einer  öligen  Eläehe. 
unserem  kranku    Ui  ^^^^j^^.  .^^  ^^^.^^^  Einslelhmgen  und  schafft 

^'"  ^Th  nd;   u  1  di    Analyse  zu  saboti..ren.   ,S,  ruunlo  er  gestern  naUir- 

ITzmnTS  bi  .'  .1  Obickt  vorheigehon  sollte.  blickt<^  wieder  aus 
i  t^  k.l^.,«  u  die  Rtraße,  um  den  erwünschten  Moment  nicht  zu  ver- 
Sle^^  D^rsucl  :■  auf  de'r  Straße  mid  war  KlücUich,  ein  neues  Objekt 
nHt  Schienen  zn  erhaschen.  Es  war  zwar  nur  em  Madchen,  aber  er  ist  seit 
er  Analyse  enlfichieden  freundlicher  zum  weiblichen  Geschlechte  eingestellt. 
Er  hatte  "auch  am  Ai)eiid  (im  Konxerle)  Wohlgefallen  an  einigen  Backfischen 

gefimden.  ,.    ,        ■ 

Zur  Zuhnar/tlihobie  macht  er  einige  wichtige  MitU;ilungen,  die  beweisen. 
daß  sein  Mund  eine  <Togene  Zone  allerersten  Hanges  ist,  was  ja  a  priori  an- 
zunehmen war.    Erst  /.eigen  sich    Znsainmenhänse  zwischen    Zahnschmerzen 

und  Onanie.  .  , 

Wenn  er  sehr  von  Zahnschmerzen  gequält  wurde, 
so    mußte   er   onanieren    und   schaffte   sich   dann    E  r  1  e  1  c  h- 

i  e  r  n  11  g- 

Es  ist  nicht  nachzuweisen,  ob  er  sich  Zahnschmerzen  provoziert  hatte, 
um  einen  Voi-wand  für  die  Onanie  zn  haben.  Auch  die  Defakaüon  hat  Be- 
ziehungen zu  den   ZSbnen.     , 


480  Fetisch  ismu:;. 

Wenn  L'  t*  d  c  u  S  l  II  li  1  lange  z  u  r  ii  c  k  li  ä  1 1  und  c  n  d  S  i  c  !i  d  e- 
f  ä  z  !  p  r  t,  so  0  m  r  f  i  11  d  e  t  (M'  eine  Art  „S  c  h  m  e  r  z  i  ii  s  t"  in  den 
Zälinpn.  Darunter  versteht  er  einen  Sclimci'ü,  d  e  i-  zu- 
gleich   lustbetont    ißt. 

Manchmal  saupt  er  an  den  kariösen  Zähnen.  Das  erzeugt  einen  kurzen, 
scharfen,  steeliendon  Setimerz,  den  er  wieder  ala  Lust  empfindet.  Er  saugt 
auch  gerne  an  den  i:aulen  Wurzeln,  die  eitrig  sind.  Der  t^üßHehe  faulige 
Geschmack  ist  ihm  anf;ciiehm.  Er  spuckt-e  oft  in  das  Taschentuch,  um  länger 
daran  riechen  zu  können. 

Er  gibt  7.V,  daß  w  heftige  Tude-swüiidclie  gegen  den  Vater  hatte.  Auch 
Vorstellungen:  „Wenn  ich  jetzt  sterben*  würde,  wie  würden  sie  mich  bemit- 
leiden." Er  befindet  sich  in  einem  permanenten  Lustgciuhl  der  gespannten 
Erwartung,  welches  sich   in  seinen  Triinmen   ausdrückt. 

Ei-  träumte: 

Ich  woline  in  einem  Hotel  und  iiabe  ein  separates  Zimmer.  Es 
müssen  dann  andere  da  eingedrungen  sein.    Es  ist  mir  nicht  angenehm .  .  ■ 

Ich  komme  in  den  Speisesaal.  Es  steht  eine  reich  besetzte  Tafel. 
Kuchen,  Torte,  Süßigkeiten.  Es  sitzen  Bekannte  von  mir  daran,  unU-r 
anderem  G.  S.  Ich  möchte  gerne  etwas  essen,  aber  es  lädt  mich  keiner 
ein,  etwas  zu  nehmen.  Wie  ich  zugreifen  will,  ist  auch  schon  alles  weg- 
gegessen .   .   . 

Ich  stehe  in  dem  Bclt  eines  Baches,  der  vei-hältnismäßig  wenig 
Wasser  führt.  Steiniger  Untergrund.  Ich  bemerke  eine  Anschwellung 
auf  dem  rechten  Fußrückon,  ziemUch  erheblieh,  in  der  Mitte  eine  kleine 
Öffnung  wie  eine  Fistel.  Icli  denke,  ich  muß  in  die  chirurgische  Klinik 
gehen.  Dann  entleert  sich  beim  Auftreten  aus  der  Fistel  ein  dicker 
Strahl  wie  über  einem  punktierten  Hydrops  abdominalis.  Viel  mehr  als 
in  der  Schwellung  ilrin  sein  kann.  Ich  will  den  Fuß  im  Wasser  ab- 
spülen, CS  hängt  eine  ekelhafte  Mas.se  daran,  wie  dicke  Madenmasscn  und 
Schmutz.  Sie  hafl-en  fest,  ich  mufs  sie  mit  der  Hand  entfenien.  Es  ist 
ein  schuu  in  Verwesung  übergegangener,  sehr  langer,  znsammengeknollter 
Bandwurm. 

Auf  dem  Weg  komme  ich  an  einen  mit  Wasser  gefüllten  breiten 
Graben.  Er  ist  mit  Stacheldrahl-  abgezäunt.  Desw^en  kann  ich  so 
nicht  hinüberkommen.  Auf  der  anderen  Seite  liegen  mehrere  Gebäude. 
Ein  Mann  steht  mit  einer  Schwester  und  nift  zu  mir  herüber.  Ich 
glaube,  ob  ich  von  der  empörenden  Behandlung  der  Elsässer  gehört 
hätte.  Die  Schwester  bestätigt  das.  Dann  habe  ich  zwei  Balken,  einen 
5  1»  langen  und  einen  halb  so  langen.  Beide  werfe  ich  über  den  Fluß. 
Der  größere  fallt  durch  das  Tor  in  den  Hof.  Dann  bin  ich  selbst  drüben. 
Ich  gehe  in  die  Häuser  links  hinein,  weil  ich  den  Ausgang  suche,  h-h 
bin  in  einem  Kinderheim,  da«  von  einem  mir  bekannten  Arzt  aus  ){. 
geleilol  wird.  Ich  suche  den  Ausgang.  Scheinbar  bin  icli  im  AVasch- 
haiis.  Da  begegne  ich  dem  Arzt.  Er  sagt;  ..Das  geht  aber  nicht,  daß 
Sie  hier  auf  eigene  FausI  henimlaufeu.'"  Ich  gehe  in  das  nächste  Gebäude, 
komme  auf  den  Abort,  zwänge  mich  durch  das  Fenster  und  muß  so  in.i 
Freie  grküinineii  sein.  Der  Arzt  sagt  zu  mir:  „Eigentlich  sind  Sie  v.u 
alt,  um  so  heruiiizulaiifeii!''  {Wandervogelkluft.}  Ich  sagte:  Ich  würdo 
davon  wohl  kaum  loskommen.  Die  Neigung,  mich  so  zu  kleiden  imd 
zu  wandern,  säße  doch  seit  Jahren  in  mir.    iJann  bin  ich  Ijei  Bekannten 


Kiri  Fall  v(.n  ni-tiiopadischem  Fetisdiiamus.  40, 

V.U  KalTfe  .,,  eineiu  Givrteiiiokal.  Sie  geben  mir  von  den,  Kuchen,  den 
Sil'  iiabon.  J'.r  ist,  nichi  besondere  gut.  Es  ist  eine  Frau  P  mit  ilirer 
i'ainilie, 

^  Diese  Träume  sind  Widerstandsträume.  Das  Luslgef.ihl  der  geßpaimto» 
ErwartnnfT  bczielit  sidi  auf  iincli.  Er  übcrträgl,  es  auf  seine  Parapiiilie  Er 
■  erwartet,  i!aß  idi  seine  sexuelle  .Not  erkennen  und  eeine  geheimc-n  Wiinsehe 
erfüllen  soll.  Welches  sind  seine  Wünsche?  Das  zweite  Traunistiii-k  verrät 
öie.  Icti  fioli  mich  wip  sein  Kamerad  G.  S.  benehmen,  der  ihm  das  Onanieren 
beibraelile  und  mit,  iliiii  zusammen  ünariierte.  Icii  soll  mit  ihm  «pieleii  Das 
erwai-lfte  er  ofJenbar  von  seinem  Vater.  Weil  diese  Erwartung  niclil  eriulU 
HTirdc,  geriet  er  in  die  Trntzein Stellung.    ' 

Im  ersten  Tnuimstiicii  hat  er  ein  elcganl^-s  Zimmer  im  Hotel  während 
er  jetKt  in  Wien  in  einer  Art  Massenquartier  woJinen  muß.  Er  kann  im  Hotel 
emzelne  Personen  cm])fangen.  Er  konnd'  seihst,  Analv.^e  treiben  wis  ihm 
letzt  unmöglieh  ist.  An.h'erseits  drückt  er  aus,  .laß  es"  ihm  niiaugenehm  ist 
■UaJ'i  i«'h  in  die  tieheinniiöse  seiner  Seele  eindringe. 

Er  steht  im  uweiti-'n  Tniiimstiick  vor  der  reich  besetzten  Tafel  des  Lebens 
Es  sind  Freuden  der  Lielie,  die  ausgestellt,  sind,  worauf  U.Ö  hinweist     \be,' 
er  let  von  diesen   Freuden   ansfiesL-hlos.sen,    Er   ist  Asket.     Im   dritten  Stück 
vollzieht  t^ich  die  analjtisdio  Keiiiigung  in  Form  eines  aufgestoehenen    -Ab- 
szesses.   Er  hat  mehr  unangenehme  Erlebnisse  und  Komplet'   aU  er  q<  ^idi 
vorgestellt  hatte,    TTnd  es  bleibt  immer  etwas  vun  den,  S.-hnmt.i'  hän-orr  'l)io 
Analyse  wird   nut   emer  Eandwurmkur   vergüHieu.    Seine   ParaphiliiT  ist  ein 
■ekelhafter,  .usammengekn,dlt..r  Dandwurn..  (übrigen,  hatte  er  wirklieh  einen 
Bandwurm   ,1,  seiner    lugend.)  I,n  vierten  SUiek   begegnen    wir  wieder  d« 
.pngezauMten  stalle,   Audi  eine  Schwester  taudit  auf.   Er  wird  vun  mir  schlecht 
behandelt,    fbchled.to   Behandlung    der    Elsässer.)    Idi    gehe   mit    ihn,    S 
spazieren    und   lade   Ihn    zn    keiiuu-   .lause   ein.     leh    husse    ilin    allein    heru,  - 
laufen     Er  zeig     nur  aber  die  Absicht  an,   von   seiner  Paraphilie   (Wander- 
vogelkluft) nicht  losznkormnon.   Schließlich  wird  seine  Sehnsudit  nach  K-ifi'cv 
und  Kuchen   im  Kreise  einer   Fiimiliei  (leider   nicht    meiner   Familie)   orfüllt 
Er  ist  nicht  sehr   ziifriedeti.     Frau   F..   eino   frühere    Ziramerfrau     iiat    einen' 
Sohn,  der  Arzt  ist  iiiul  sie  sehr  schlecht  behandelt.  Ihre  Tochter  starb  plötzlich 
Ferner  Geburt«-  iiml  Scliwaugei-schaftsphantasicn. 

Die  schledite  Behandlung  der  Elsässer  erweist  eich  als  eine  schlechte 
Behandlung  von  Elsa.  (Elsa  vnn  lirahant  aus  dem  Loiiengrin  —  eine 
Schwesteriraago.) 

Die  Fülle  seiner  'J'rtiume  ('J'raunidiavrliöe)  niaclit  eine  Tiefen- 
aiialyse  der  Träuiiio  unmöglii'ii.  Patient  uiöchto  auf  diese  Weise  dio 
Verlängerung  unserer  Arbeitszeit  erzwingen.  Ich  hatte  die  Wahl,  ent- 
weder einen  einzigen  Traum  zu  Ende  zu  analysieren  oder  jeden  Ta^ 
■die  Träume  zu  erlotiigcn.  leli  wählte  den  letzteren  Weg,  weil  man  bei 
dem  ereteren  leicht  die  Widerstände  iiiiersehen  kann.  Der  Erl'ols  hat 
später  meine  Technik  gerechtfertigt. 

Alle  Patienten,   die  an   Angst  vor   dem    Zahnarzt  leiden,    zeigen    Be- 
ziehungen zum  Saugekomplex.   Entweder  ist  es  die  Brust    der  Mult"er  oder 
-der   Penis   des   Vaters,   zu    denen   die  Assoziationen  gehen.    Unser    Patient 
wird  über  Fellatiophanlasicn  befragt  und  gibt  zuerst  ein  paar  wirkliche  Er- 
stemal, StDroDKen  den  Trieb-  und  AffeklleboiiR,  VII.  ., 


482  FetMchismus. 

lebiii8üe  KU.  Der  Fi'cuiid,  der  ihn  verfülirte,  fing  seinen  Samen  mit  einer 
Schale  üui',  loc^kto  danm  luid  scheint  ihn  auch  geeehluckt  zu  haben  (11  bis 
12  Jahre).  Von  einem  späteren  Freunde  (16  Jahre)  wird  zögernd  zugegeben- 
daß  es  vurküm,  dali  er  ecin  Glied  in  den  Mund  nahm.  Dali  dieser  Vorgaiip 
einem  Wuii^iclie  entspricht,  beweist  der  Umstand,  daß  er  seineni  Homosexuellen 
in  der  Hypnose  befahl,  sein  Glied  in  den  Mund  zu  nehmen.  Im  vorhergehenden 
Falle  war  die  Erfüllung  leicht.  Denn  es  war  ja  der  Wunsch  des  homosexuellen  ■ 
Knallen,  der  nur  für  große  Glieder  schwärmte.  Im  letzteren  Falle  sträubte 
eich  der  Hypnotisierte,  mußte  es  aber  schließlich  maclien.  (Man  sieht  deut- 
lich, wozu  die  Hypnose  dient  und  wie  sie  unter  Umständen  ausgenützt  werdsn 
kann.  Viele  Parapatliiker  er^i'arten  ein  solches  Vorgehen.  Der  erwähnte 
Patient  ist  unserem  Arzte,  der  ihn  angeblich  bedeutend  gebessert  hat.  sehr 
dankbar  und  schreibt  ihm  lange  Briefe.) 

Weitere  Erkenntnisse  kommen  aus  den  Träumen  dieser  Nacht,  die  er 
wieder  reichlich  bringt: 

1.  Meine  Laule  ist.  durch  irgend  jemand  beschädigt,  stark  gedrückt, 
Bu  daß  sie  ans  den  Fugen  geht.  (Ich  glaube,  es  ist  der  Sozius  meines 
Vaters,  N.  gewesen.) 

Zunächst  zwinge  ich  mir  etwas  erkünstelt  Tränen  ab,  aber  all- 
mählich fange  ich  wirklich  an  7a\  weinen,  als  wenn  mir  em  großes  Un- 
glück passiert  wäre, 

2.  Ich  bin  in  die  Kompanie  zurückgekommen,  hatte  bisher  keinen 
Frontdienst  mehr  getan.  Bin  Ofli Ziersstellvertreter.  In  einer  Stube  soll 
ich  exerzieren  lassen,  Freiübungen,  aber  meine  Kommandos  werden  so 
schlecht  und  ungescliickt  ausgeführt,  als  ob  ich  keine  rechte  Autorität 
hätte.  Mehrere  Ivcuto  konnnen  in  die  Stube  und  stehen  am  Fenster  und 
an  den  Betten  herum,  sie  braucht™  nicht  mitzucxerzieren. 

I  Dann  kommt  A.  herein.    Er  trägt  sein  Glied  mit  der  Hand,  es  ist 

■  sehr  groji  und  elwa  'h.  m  lang  5  nii  Durchmesser,  zuerst  wie  ein  Wurm 
:                                           ,  oder  eine  Schlange.    Dann  zeigt  er  im.-;  den   Penis.    Ich  sage:    Sie  haben 

■         ■      ■  eine  Phimose  und  sehe  auch   rule  Pickel,  wie  Ausschlag  auf  dem  Glied. 

Daß  Glied  ist  nicht  gestreckt,  sundeni  unregelmäßig  gewunden.  Ich 
[  betrachte  den   ganzen   Vorgang  mit   Ekel   und    Erstaunen.     Dann    habe 

|,  ii-h   Angst  vor  dem   nachfolgenden  .\I.  G.-Exerzicrcn,  weil  ich  so   lange 

keinen  Dienst  (nelir  gennichl  habe  und  wahrscheinlich  mich  beim  Feuer- 
1    ,  befehl  etc.  blamieren  werde. 

3.  Ich  muß  zweimal  (mit  einem  dazwischenliegenden  Traum,  der 
mir  verloren  ist)  eine  Chaussee  entlang  gehen,  die  schließlicli  steil  an- 
st-cigt.  Ich  weiß  aiin  friiheren  Träumen,  daß  jetzt  gleicli  ein  Mädchen 
in  einem   Automobil   in   rasender   Fahrt   diesen   Buckel   herimterkomnu'n 

J  wird.    Es  handelt  sich  um  eine  Filmaufnahme.    Früher  kam  dann  noch 

■  j  einer  im  schwarzen  Auto  gleich  hinterher.  Das  zweite  Mal  fuhr  sie  lang- 
I'  eamor  als  das  erste  Mal.  Wie  das  Mädchen  zum  zweiten  Mal  vorbei  ist. 

,  gehe  ich  in  das  Gutshaus.  Dort  bin  ich  eingeladen,  ich  komme  in  mein 
Kimmer.  Da  steht  ein  Doppelbett  (Ehebett  meiner  Eltern).  Und  in 
dem  rechten  liegt  J.  H..  ein  ungefähr  IGjähriger  junger  Mensch.  Ich 
freue  mich,  daß  ich  mich  zu  ihm  legen  werde.  Es  kommt  der  Vater  H. 
herein,  der  zu  meinem  Erstaunen  ganz  einverstanden  damit  scheint, 
.■'    daß  wir  zusammen  schlafen  werden.    Später  scheint  mir  der  Vater  der 


Ein  Fall  von  orthopitdisfhcm  Fetischismus.  403 

ükuiiüiiiicrji L  ii.  f^ewtweii  zu  tiuin.     (Der   Stier  von   Uri.)     Die  bcidou 
H.  und  M.  waren  aber  beide  solir  gi-oß  und  stark. 

Tniuiii  I  ist  einer  seitiei-  typischen  Lauteuträuine.  Er  ergänzt,  di'r 
Sozius  fi'eincy  Vntcre,  N.,  hütle  eiuli  auf  die  Liiuto  liinaufgeseizt,  sie  also 
mit  seinem  Hinterteil  zerdrückt.  Der  Sozius  stoIiL  l'ür  den  Vater.  Der  Vater 
ist  Schuld  an  seinem  Leiden.  Sein  Viiter  iiat.  zur  Laute  ein  feindseliges  Ver- 
liältnie.  Er  fitidot,  daß  sein  Sehn  iiborl  reibt,  Fatioiit  aber  ivill  .iedermann 
mit  seiner  Laute  crolji'rn.  Er  liat  auch  den  AVunt^irli,  ]iiir  vorznsiugon  und 
ist  sehr  gckränitt,  daß  icli  ihn  dazu  noch  nicht  au f(;;ef ordert  habe,  Er  identi- 
fiziert sich  auch  im  Lcbi-u  inii  .-einer  Laute,  Sie  hi  ein  lobendes  Wesen 
(Animiemuö!).  Er  spricht  /.u  ilir  uiul  mil.  ihr,  er  hüllt  sie  ein  und  legt  eie 
schlafen.  Wenn  die  Laute  sehnarrt,  so  ist  es,  als  ob  seine  Seele  verstimmt, 
wäi'e.  Alö  er  den  Entscliluii  faßte,  nach  Wien  zu  fahren,  da  i'iß  er  ,, seiner 
Laute  den  Baucii  uuf".  Er  singt  sehr  gonie  vor  und  ist  eifersüclitig, 
daß  Vater  sich  lieber  von  einer  Dauie  vorEiiigon  läßt.  Er  glaubt  an  die 
Zauberi;cwalt  seiner  Stimme  und  meint  (lialbbewußl),  ich  würde  mich  sofort 
in  ihn  verlieben,  wenn  icli  ihn  nur  singeri  hören  würde.  Er  singt  .jetzt  selir 
gerne  nidancholische  Lieder.  Liebliiifisliod:  „Drei  Zigoutier"  von  Lenau, 
Mensclieii,  die  das  Leben  verrauchen,  verspielen  oder  verschlafen.  Anderer 
Beits  breclieii  auch  aktive  Tendenzen  durcli,  So  mußte  er  dreißigiiial  die 
Strophe  bnillen:  .,'s  war  eine  rechte  Fj'eudc  —  wie  Tiiich  der  Herrgott  sctiuf! 
—  So'n  Kerl  von  Samt  und  Seide  —  Nur  schade,  daß  er  suff.-  Er  ist  \v 
seine  Laute  verliebt,  wie  er  in  sieh  vorliebt  ist.  Er  kann  aucli  Mädclien  aji- 
siiigen  und  eie  aiischmnclilen.  Das  heißt,  er  konnte  es  früher  hesser,  jetzt 
liai.  er  eine  ilernnujiig:  „ICorl,  was  hast  du  davon?  Du  kannst  ja  nicht  oimiuil 
küssen  !'■ 

Zu  Traum  2  liemcrkl  er,  daß  das  vorherrschende  Gefühl  das  der  Min- 
derworligkeit  war.  Er  ist  nur  der  Vertreter  und  nielil  der  Ei-ste,  nicht  der. 
der  eif^entlieh  was  uTizuscbafien  hat.  Die  Leute,  die  er  kommandierte,  waren 
alle  jünger;  es  waren  Freunde  und  Kameraden.  Die  anderen,  die  nicht  mit- 
exerzieren,  .-^ind  alle  älter.  Es  kommt  der  bedeutsame  Gegensatz  älter  und 
jünger  zum  Vorschein.  Aber  wie  l>eiie]nnen  sieh  die  .\]te)vn?  Der  Lehrer  A. 
kommt  mil  einem  müehl.igen  erigierten  Glied.  Es  ist  der^elk'  Lehrer,  dorn 
er  einet,  die  Not  der  Dnanie  geklagt  hat.to  und  der  viel  liebevolles  Verständnis 
für  seine  Note  hatte.  Er  scliien  ein  Homo  gewesen  zu  sein;  aber  es  kam  nie  zu 
irgend  einer  HiimlhiriK.  Tni  Traume  wird  der  Phallus  von  A.  allerdings  ge- 
Iiörig  entwertet.  Er  ist  infiziert  (Piekel-Lues)  und  trotz  seiner  Größe,  die 
imponierend  ist.,  ekelhaft.  Er  isl  gebogen  und  windet  sieh  wie  eine  Schlange. 
Otto  ist  erstaunt  und  doch  von  Ekel  erfüllt. 

Der  Lehrer  steht  natüi'lii'h  für  den  \'ater  und  l'ür  mich.  Er  erwarief  von 
mir  die  [■^xhibition,  (Urreaktiuii  der  Entkleidung.)  Er  erwartet  einen  homo- 
sexuellen Akt.  Er  will  mir  Fellatio  maeheti  und  dabei  den  Penis  abbeißen. 

Die  letztere  Phantasie  eiitspricht  t^einer  Kastralionsphant.asie  und  ei-- 
scheint  ihm  sehr  natürlich.  Er  gibt  sie  zu.  Er  weiß,  daß  er  sich  der- 
artige sadistische  Szenen  wiederholt,  vorgestellt 
ha  f.  Trotzdem  weiß  er  nicht,  daß  er  in  der  Übertragung  mit.  mir  eine  dieser 
Phantasieszenen  aulfüinen  möch.te  und  daß  er  sieh  in  dein  Traume  vor  diesem 
Wunsche  durch  Entwertung  schützt.  Ich  bin  doch  infiziert  und  mein  Penis 
ist  eine  ekelhafte  Schlange.  Da  will  er  lieber  die  Mädchen  M.  G.  exerzieren 


SIEB 


4(^4  Fetiscliisinus. 

was  -dbcr  MaschiiumgeweJirabteilung  tieißen  soll,  offenbar  das  gleiche.  Du 
fühlt  er  sich  impotent. 

Bei  der  Analyse  des  3.  Traumes  assoziiert  er  zu  „Hügel"  den  „Bauch  der 
Mutter"  und  kommt  auf  eine  Mu1terleib=i(ihantasie,  die  vorläufig  noch  unver- 
sUiidlicIi  iöL  und  ihre  ersten  Konturen  zeigt. 

Die  Größe  der  Parapathie läßt  sich  aus  der  polaren 
Spannung  zwietlien  dem  bewußten  und  dem  unbewußten 
Menschen  ermessen.  Im  Bewußtsein  wüi-de  er  mich  und 
den  Vater  abweisen,  wenn  wir  ein  Boiches  Ansinnen  an 
i  li  n  stellen  würden.  Im  Unbewußten  (in  der  Phantasie) 
h  ii  II  g  t  er  an  seinen  infantilen  Wünschen.  In  der  Phan- 
tasie ist  er  ein  Kind  mit  K  i  n  d  e  r  w  ü  n  s  c  h  e  n,  in  der  Reali- 
tät will  er  ein  JManneein.  Die  Spannung  zwischen  dem  be- 
wußten Menschen  und  dem  Antagonisten  ist  gewaltig 
g  r  i>  ß  und  wird  durch  die  Konstruktion  eines  F  e  t  i  s  c  h  i  s- 
m  u  s  ii  ber  li  i'iicl;  1, 

Zu  dem  Traum  .3  fällt  ihm  noch  ein,  daß  er  im  Traume  das  Gefühl  hatte, 
er  wis--o,  was  jetzt  kommen  werde.  Es  war  wie  eine  Kinovorstellung.  Als  oh 
es  für  einen  Kintop  aufgenommen  werden  würde.  Jetzt  fährl  das  Mädchen  im 
wahnsinnigen  Tempo  herunter  und  jetzt  fährt  der  Mann  ihr  nach.  DasAuto  des 
Mädchens  war  rot,  das  des  Mannes  schwarz.  Die  Straße  war  steil  und  in  Ser- 
pentinen gewunden.  Kr  war  in  großer  Spannung,  als  wenn  er  das  Ereignis  er- 
warten würde. 

Heute  Naelit   träunile  er: 

Ich  bin  in  einer  Gesellschaft  mit  Prof.  R.  und  dem  Kronprinzen.  Es 
ist,  als  ob  II.  micli  nicht  dem  Kronprinzen  vorstellen  wollte.  Ich  spreche 
dann  mit  dem  Kronprinzen. 

Der  Kronprniz  war  ihm  immer  .--ehr  sympalhisch.  Im  Traume  is-t  Prof. 
R.  sclir  unsympathisch.  Otto  hält  ihn  für  impotent  und  glaubt,  daß  seine  Frau 
<'in  Vcriiältiüe  hat.  Er  macht  sich  allerlei  Gedanken  über  meine  Familienver- 
liältnisse  und  mochte  meiner  Familie  vorgestellt  werden.  Er  erkennt,  daß  er 
diese  Herabsetzunger.  als  Widerstände  benützt. 

Seine  Haup  Lei  genschaft  ist  Eifersucht,  die  er  sicli  nicht  gestehen  will. 
Aber  in  eiiizclncii  Punkten  tah  er  sie  doch.  Fr  merkte,  daß  die  ältere  Schwcstei' 
von  seinem  Vater,  der  Großmutter  und  einer  Tante  direkt  verwöhnt  und  ihm 
vorgezogen  wurde.  Sie  ist  es,  die  vor  ihm  in  das  Tal  des  Lehens  sau:?t.  Er  be- 
neidet sie  um  ihre  Erstgeburt.  Er  fühlt  sich  von  seinem  Vater  schlecht  he- 
liandclf.  Er  glaubt,  daß  jener  sich  nicht  genug  um  ihn  kümmert.  Daher  ver- 
trägt er  die  Gcselläcliart.  .seines  Vaters  nicht.  Schon  im  dritten  Lebensjalnv 
stahl  er  seiner  Schwester  den  Kuchen,  der  für  sie  am  ersten  Geburtstage  ge- 
backen wurde.  Er  dachte:  „Was  hat  denn  dieser  Wurm  davon?" 

Erinnerungen  an  den  Maler,  der  sein  lehensgroßes  Bild  gemalt  hatte  und 
zugleich  ein  „Zauberer'"  war.  Er  zog  ihm  wunderliare  Pralines  aus  Mund  und 
Nase.  Otto  war  auch  auf  seiner  „Bude",  woselbst  er  Äpfel  bekam. 

Er  schlief  einmal  als  kleines  Kind  mit  dem  Vater  in  einem  Zimmer.  Er 
wollte  imoie]'  den  Vater  oder  die  Mutter  für  sich  alleine  haben.  Er  kann  nicht 
teilen.  Im  Zinnner  waren  zwei  große  Ehebetten  und  ein  kleines  Kinderbett.  Er 
woUto  nicht  in  das  kleine  Bett  und  wollte  partout  neben  seinem  Vater 
Hchlafon. 


■■      Tjii-  1     y 


Ein  Fall  von  ortlinpädiscliem  Feiischisinii*. 


480 


Er  war  15  Jaliiti  alt,  tl:i  waren  öio  ziisaiiiiiii.'ii  ini  lliesengebirga  Sii' 
liattoii  nur  e  i  ii  Ziiiiiiicr,  ICr  muß  des  Naclils  Lidil  Iiahen,  sein  Valer  liebt  das 
Dunkel.  Er  fiirrlitole  sich  ilamnls  ciitsi't.zlich  uiul  war  !^f]ii'tTkli(;li  ;iu[g<'r<'st. 
Da  sah  er  (.'lullioli  durfli  eine  TiirrilKi'  einen  Liclilr^cliinuiier  und  war  glücklicL, 
(laß  hinter  der  Türe  Lieht  ivai'. 

'/avi-'i  Jahre  S|jiit.or  wai'  ei'  iiiil  seinen  ICIIern  m  der  lSi;liweiz.  Es  war  ciiie 
iingliiekliciie  Zeit.  I'iir  ihn.  Kr  wußte  nielil,  was  anzufangeü.  Kr  war  immer 
allein  uiid  konnte  sich  keinen  Kariieraden  finden.  Er  hatte  offenhar  Kelii)fft, 
mm  werde  der  Vatei'  ihm  einen  Teil  der  Freien  Zeit  widmen.  Ahm  YerzweifliinL; 
begann  er  in  einer  SiiifHiaiik  zn  spielen.  Das  (xeld  atah!  er.  Es  Riinie  ihm  ver- 
boten. Was  sollte  er  nun  mit  der  Zeit  anfangen?  Er  wollte  inn  jeden  Preis 
wiedi'r  narli  Hause.  Er  verträgt  die  gesamte  Familie  nicht.  Die  l}ekaiinten 
Stjnnta;isiuisllii«e  waieii  iinn  ein  (ireiiel.  llr  wollU-  immer  ein  Mitglied  der 
Familie   für  sich   allein   lial)eu. 

.Seine  Liehe  Kam  Vater  miselile  sirli  mit  ßewunderiinf:.  Vater  war  ein 
sßhneidiger  Slnileiil  gewesen  inid  hatte  viele  Anhänger  iind  Verehrer.  Er  la^ä 
aiieh  heimlieii  die  Briefe,  welche  der  Vater  ant'  dem  Schreildisch  liegen  ließ. 
Er  wallte  den  Vater  Mir  sirh  ganz  allein  hal)i-Ti,  inid  da  er  dies  nirhl  erreiehle. 
wurde  er  trotzig.  Ei'  lernte  selilechl.  und  brachte  sehlechle  Ausweise,  was 
wiedei-  zu  ^izeiien  iTdn-(e,  so  daß  lüi'  Sihialiun  wirkljil!  unerliiiglifh  war.  Sein 
\'ater  liiell.  ihm  große  Muraliiauken  und  wies  aLif  fein  eigenes  Heispiel  hin 
Aber  der  Vater  war  iInn  ein  unerreieJibanv  Meispiel.  \\r  war  ihm  ein  „sehn'ek- 
lich  nKU'alischer  Mcnsclj''.  AVeil  si-in  Valer  Suzialdemulu'at  \\;iv.  su  wurde  er 
ans  Oppiisitiun  ein  Kommunist,  wariilier  dein  Vater  sich  selii'  kriinkle. 

Er  vei'triigt  das  Schaukeln  und  das  Falireu  in  Bei'g-  iiiui  Talliahiien 
nicht.     Fühlt    dabei   ein    nnangenelimes    Ziehen    im    Bauclie. 


Erkundigungen  bei  der  Mutter  ergaben,  daß  der 
Todestag  d  e  i-  Sc  h  \v  e  s  t.  e  r  t  a  (■  s  ii  c  h  I  i  c  h  die  v  e  !■  m  u  I  e  t  e  ii 
!i  e  z  i  e  h  n  n  g  e  n  zu  den  o  r  iv  ä  h  n  t  e  ]i  Kahlen  hat. 

Im  Alter  van  ]'A  .fahren  winde  er  an  Adenoide"  operiert,  was  noch  leid- 
lich ging.  Die  -Vngst  vur  dem  Zahnarzt  sciiuint  von  seiner  ersten  Erkrankung 
(.'i)  im  ,, Kinderheil"  hcrKU-ilannucn.  Er  hatte  Diphtherie.  Es  ist  möglich,  daß 
er  damals   viel  mit   Sjialel   und   Halsspicgd   ge)ilagl    \\  lu'de. 

Er  ist  eniptindlicli  gegen  alle  tleräusclu'  des  .Messersclileifens,  des 
Kratzens  der  Kreide  auf  der  Tafel,  des  Behrens  der  Zähne,  des  Trepans.  Er 
hat  dabei  Schmerzen  in  den  Zähnen.  1  l'a-  seihsl  knirscht  mit  den  Zähnen  hei 
Nacht.)  Weitere  ICrkuiLiiigmigeu  nach  kauiiiiialislischcn  ilegimgen  ergaiien 
einige  Anha!t.s]rjnkte.  Alles  Krachen  der  Knochen  ist  ihm  widerlich.  Er  kmnite 
als  Kind  keine  i^iisse  essen.  Sie  halten  einen  Itiesennußknacker  (Ki'mig  Nuß- 
knacker) zu  Hause,  der  die  Nüsse  aufknackte.  Er  war  für  ihn  (h-i'  Menschen- 
fresser. Er  spielte  selbsl  voriges  .fahr  auf  einer  \\'!nidervngelbühne  im  „Tapfe- 
ren Sclmeiderlein"  den  Menschenfres.ser.  Mit  IS  .laliren  irat  bei  ihm  die  Nei- 
gung zum  Vegetarisnuis  auf.  In  einem  Disjiute  mit  einem  Vegelarier,  der  iie- 
hauptete,  er  sei  Pfhinzeneseer,  weil  er  keinen  Menschen  zum  Mörder  nmchon 
wolle,  führte  er  den  Beweis,  daß  diese  Einslellung  eine  Abwehrreaktion  gegen 
die  eigenen  Mnrdinipulse  wäre. 

In  seinen  Phantasien  spioUen  :iui;h  Siralamputalinnen  eine  große  Rolle. 
Er  behauptel,  sie  hatten  keine  Beziehungen  zur  Kaslration,  da  er  dabei  immer 
das  Glied  sehen  mußte.  Es  scheint  sicli  aber  um  .Abwehr  zu  handeln.  Denn 
er  zeichnete  friilu-r  viele  Fellatio-Bilder.     widu'i  ilun  r|as  Aerschwinden  des 


48Ö 


b'eiiscliismiis. 


Gliedes  im  Miiiidii  sciir  uiiungfi  n^li  m  war  iiini  er  so  lange  herum  radiertes  bis 
das  Glied  wieder  zu  sehen  war. 

Die  Kot-  und  Urinphantasien  traten  erst  in  der  letzten  Zeit  in  den  Bil- 
dern auf.  (Deulliches  Fortßch reiten  der  Regression.) 

Er  erinnert  sich,  daß  er  als  Kind  mit  dem  Vater  zärtlich  sein  ^'oUto 
und  diiR  der  beecliäftigte  Vater  immer  abw'ehrte. 

Hftutü  bcechültigt  ilin  das^  SduildgeiTihl,  das  er  hatte,  als  Schwester  111 
an  Brechdurchfall  erkrankte.  Kr  warf  sich  zu  Boden,  er  faltete  die  Hände  und 
heulte:  „i-.ieber  Gott,  laß  sie  nicht  sterben!'^  Er  halte  das  Gefühl,  daß  ei'  an 
ihrem  Tode  schuld  wäre,  wenn  sie  sterben  würde.  Üb  er  ihr  etwas  Unrechtes 
zum   Essen  gc-Kcbcn  halie?    Er  kann   sich  nicht  deutlich   daran  erinnern. 


Eine  dunkle  Erinnerung,  als  ob  der  Valer  beim  Schi-eibtiseh  gesessen 
würe.  Er  kommt  als  ganz  kleiner  Knabe  auf  ihn  zu  und  will  seine  Fuß«  um- 
armen. Der  Vater  ist  unwillig  über  die  ytörimg. 

In  der  Behandlung  erweist  sich  dieses  Verlangen  nach  väterlichen  Zärt- 
liclikeifen  aU  arge  Hemmung.  Mein  wissenschaftliches  Interesse  genügt  ihm 
nicht-  Er  wünscht  wiedei'  und  spricht  es  aus,  ich  solle  ihn  zwingen,  zum  Zahn- 
arzt zu  gehen  und  gilit  sich  zni'riedeu.  als  ich  ihm  eine  Empfehlung  an  eineu 
Iwfreundeten  „Zahnschlosser"  gebe.  Kr  hat  sieh  endlich  aufgerafft  und  will 
sein  Gebiß  in  Oi'duung  bringen.  Er  glaubt,  daß  die  Zähne  sein  ganzes  Leben 
dol-,ernnniert  haijon.  Er  wäre  vielleicht  Sänger  oder  Schau.=pieler  geworden, 
wenn  sein  schlccliles  f>hiß  ihn  nicht  daran  gehindert  hätte,  Andererseils  ist 
er  sich  klar,  daß  er  selion  im  riymnasiuui  dachte:  „Du  mußt  Arzt  werden,  da 
kannst  du  dein  Eeiden  ausleben,  sonst  machst  du  noch  irgend  eine  Dummheit." 

Si.'iiir  Eiiislellung  /.um  Weibe  erhellt  aus  einem  gestrigen  Erlebnis.  Er 
hatte  huT  einen  Kameraden,  der  iliiii  seine  Freundin  übergab,  weil  er  abreisen 
nuißte.  Gestern  maciite  er  mit  dem  kleinen  .iüdieehen  Mädel  einen  Ausflug.  Es 
war  ihm  uiiangenehiu.  daß  sie  klein  und  daß  sie  .lüdin  war.  Jüdinnen  wären 
nicht  sein  Typ..  (Aber  sie  ist  sehr  intelligent,  gebildet  und  sehr  lieb,  so  daß 
er  gerne  mit  ihr  ausgeht.)  Sie  kamen  auf  eine  ÄViese  und  lagerten  im  Grase.. 
Plötzlich  wurde-  sie  ihm  unortriiglieli.  Er  fühlt  ein  körperliches  Unbehagen. 
Ekel!  Am  liebsten  hätte  er  gesagt:  „Nun  gehen  Sie  mal  bloß  weg!  Ich  möchte 
allein  bleiben!"  —  Dieser  Ekel  tritt  auch  bei  Urgermaninnen  und  bei  jeder 
anderen  Weiblichkeit  auf.  Audi  \>q\  seiner  Schwerter,  deren  Geruch  er  nicill 
vorlrägl.  llir  Zimmer  im  Winter,  wenn  es  nicht  gelüftet  ist,  ist  ihm  unerträg- 
lich. Auch  bei  der  ,, kleinen  Jüdin"  störte  ihn  hauptsächlich  der  Geruch  und 
—  die  ganze  Weildichkeit.  Er  hatto  plötzlich  Zahnschmerzen. 
Die  Zahnsch merzen  scheinen  auch  als  eine  Art  moralischer  Wächter  zu  l'niik- 
tinnieren  und  treten  immer  auf,  wenn  er  sich  ablenken  soll.  Er  fürchtet 
das  "Weib!  Ei'  I'  ü  r  e  h  t  c  t  s  e  i  n  e  Impotenz  nicht  so  sehr  als 
seine  Potenz.  Er  fühlt  sicli  nicht  als  Mann,  weil  er  seine 
Minderwertigkeit  benötigt  und  sie  bei  jeder  Gelegen- 
li  ei  I    unterstreicht    und    verstärkt. 

Gestern  trat  in  die  ßaraekt>,  wo  er  wohnt,  ein  Rioscnkerl  ein.  Er  fühlte 
sieh  ganz  niedergeschmettert.  Er  war  bisher  der  stärkste  Mann.  Nun  ist  er 
nur  der  zwcil.stärkste  und  das  verträgt  er  nicht.  Er  beneidet  den  „Neuen"  um 

seine  Männliclikeil. 


^^ 


Ein  Fall  von  orthopädischem  Fetischismus.  487 

Er  ti'äunifce: 

Zuletzt  Tanzatuiidü.  Wir  laufen  hintereinander  im  Kreise  im  Zim- 
mer herum.  Ich  bin  in  Zivil.  Außer  mir  ist  noch  ein  OffiziorBstell Ver- 
treter, ein  junger  Miimi  von  der  Artillerie,  da,  der  in  den  vorhergehendfu 
Tniuinen  eine  Rolle  gespielt  hat.  Ich  will  mich  an  einen  Flügel  setzen, 
der  etwas  im  Wege  steht;  schlage  der  Liinge  nacli  hin.  Alles  iimüsiert  sich 
<I;inibor;  werde  gefragt,  ob  das  auch  ein  Tanz  wiire. 

Vürher  Reitstundo.     Ich  bin  viel  im  Traume  geritten.     Wir  ritten 
innner  im  Kreise  Galopp.  Aber  im  Freien.  Ich  dachte,  wir  könnten  auch 
einmal  aul  dem   Zirkel  reiten.  Schließlich  liefen  wir  ohne  Pferde  hniter- 
cjnander  Oalopp. 
i),T  .^rfekt  im  Traume:  Er  wird  ^lusgelacht.   Er  vcreuciit  es  mit  eineni 
kleinen  Klavier  {der  kleinen  Jüdin)  und  blamiert  sich.  Die  Heit-  und  Tanz- 
beweguiigen  entsprachen  einem  Koitus.  Er  ist  unfähig  zu  einem  Koitus,  wäh- 
rend der  OffizierBBlellverl  roter  (sein  Freund)  seine  Sache  ganz  gut  gemacht 
hat.  So  wie  der  neuo  große  Kamerad  ihn  enirückt,  so  fühlt  er  sich  durch  die 
Polenz  der  anderen  Manner  erdrückt. 

Aufgefordert,  zum  Traume  zu  assoziieroa,  fällt  ihm  zuerst  die 
Schwester,  dann  seine  Eifersucht  ein.  Er  hat  eine  Abneigung,  mit  den 
Schwestern  /.w  tanzen,  obwohl  er  das  Tanmi  bei  ihnen  erlernt  hat.  Die  älteste 
Sehwesiei-  tanzt  ihm  zu  „scliwülslig"".  Sie  macht  so  eigentümliche  Bewegungen 
und  aui:ii  ein   eigontiimliches   (Jof^icht  dabei. 

Er  sieht  sieh  als  kletiion  Jungen,  wie  er  gcspainit  die  Arbeit  der  MutTt^r 
aui  Wickeltisch  der  Schwester  beobarhtel.  Eine  Tante  mit  einem  Lorgnon 
spielt  dabei  eine  ihm  unverstündliclie,  ihm  unangenehme  Rolle.  Denn  er  halite 
sie.  Sie  scheint  das  Vorbild  der  stvenRon  Gouvernante  in  eeinen  Bildern  zu 
sein  Aui  meifiien  muß  er  seine  Schwestern  um  den  Kinderwagen  beneidet 
haben.  Er  konnte  es  schon  gar  nicht  vertragen,  daß  ei'  aui  einmal  gar  nichts 
ijedeutele.  sich  alles  um  die  kloine  Schwester  drehte  und  um  sie  herumtanzte. 
Der  Kinderwagen  scheint  unzerstörbare  Eindrücke  hinterlassen  zu  haben. 
Wenn  er  Bauchechuiorzen  iial-  drückt  er  sich  an  einen  Stuhl  und  macht  rhyth- 
mische Howegungen.  Bei  Zahnschmerzen  klopft  er  rhyth- 
misch an  den  Zahn  oder  erschüttert  den  Körper  durch 
,-hvlhmische  Bewegungen.  Er  übertönt  die  Unlust  durch  eine 
infantile  Lust.  Schaukeln  und  Fahren  war  ihm  immer  ein  Hochgenuß  bis  auf 
»■irapathieehe  Stiirmigeu.  Seiu  ersk-r  Pollulioiislraum  (vv  sprmgt  aui  euien 
fährenden  Wagen)  wird  verständlich  als  eino  Eriimerung  an  den  Knidcrwagon. 
^uch  der  Hatersatk,  der  den  Boden  de-;  Kinderwagens  füllte,  hatte  für  ihn 
eine  große  Anziehungskraft.  Kr  i^pielte  uiit  ihm  und  drückte  ihn  oft  ans  Ge- 
sicht. Auch  die  schon  erwähnte  Wickelkommode  hatte  er  in  sein  Herz  ge- 

In  seinem  Objekte  sieht  er  sieh,  er  sieht  al}er  auch  die  eingewickelte 
Schwester.  Er  identifiziert  sich  mit  der  Muiter  und  das  Objekt  iet  ein  von 
ihm  eingebundenes  Kind. 

Obwohl  er  gespannt  das  Baden  der  Schwester  beobachtete,  hatte  er 
keine  rechte  Vorstellung  über  die  Geschlecli-tsun forsch iede.  Diese  gewollte  Un- 
wissenheit ißt  iliin  bis  heute  geblieben.  Er  kennt  sich  in  der  Topographie  der 
Vulva  nicht  gut  aus.  Es  ist.  als  ob  ei-  die  Periode,  da.  er  auf  sein  Glied  slolz 
war  vergessen  hätte.  Er  kann  eich  nicht  erinnern,  ob  er  die  Schwestern  darum 
beneidei.  haile.  daß  sie  schon  kastriert   waren,  während  er  mit  seinem  An- 


48H 


Fetisch  iemiis. 


fiüdgsüi  der  Willkur  dtis  Messers  ausgesetzt  war.  Da  er  die  ersten  anatomi- 
Bchen  Studien  an  seinen  Seinvestcrn  vollzogen  hatte,  ist  ihm  die  Erinnerung 
Hiclitiiuli  iiiiangeiiehni  und  deshalb  verdrängt.  Die  VorstcHung  einer  Vulva  ist 
mit  Eia'l  odsoziiei'L. 

Das  Unglaubliche  ward  Ereignis.  Patient  suchte  den  Zahnai-zt  auf.  an 
den  ich  ihn  empfohlen  hatte,  und  ließ  sich  ohne  Widerstreben  einen  unteren 
Molar  ziehen.  Heute  f^oU  er  wieder  hingehen.  Ich  rate  ihm,  die  ganze  Sache 
in  einem  zu  überstehen. 

In  der  Nacht  hatte  er  einen  merkwürdigen  Traum,  den  er  noch  nachtb 
fixiren  konnte: 

M  o  1 1  0  d  CS  T  r  a  ii  m  I)  i  1  d  e  s  erschien  mir  am  Morgen  in  grüner 
Schrift,  wie  von  einem  Kinemalographen. 

Ach  Marta,  wir  könnten  doch  —  ~ 

Oder  ist  dir  so 

Adi  sei  .0 Nach  Ostern  (3.  Zeile  traglich  ) 

I  r  !i  u  iLi  i  n  ha  11  :   -Meine  Schwester  1  mui  ich  >,\t^a  t 

einer  Vergnügungsreise  und  in  ein   mehr   unimehJ  ^^^-=">""f  f 

Lokal   gekonnuen,   das    schließlich   kaba  J  Higet  Ch      W  1 

Meine  Sr-hwe^ter  will  sich  auch  noch  die  2  l^VJZ.nt  \  '"?"'"f  " 
mir  zu.  V.  iände  auch  eine  Di.kus.sion  statt  S^'^^T?  """^^T 
Ich  entschließe  mich.  dazuhleil>en;  als  aber  das  HilU^?  "  ■  '  \  ^-'l" 
nimmt  meine  Schwester  zwei  liiUett-  ich  seil  ?  't^-'"^"^'^"'  ^""""^■ 
Ich  sage  onlsct.t,  aber  wir  ^nJi^L^ ^^t^^^''^'  TT  '\ 
In-ligere.    and    das    ^^^^^_^^^  ^0^.  :;:n^lS:::  ^^^ 


noch  eine  rosa  Sorte  (P.i.  ^).  ^  ,.„,,^,„  ^.„  ^^^   ^^^ 

I  ,       1,  ,     .  i^'i  'I    lindef  es  sehr  vorstiin 

Ich  will  nur  noch  enien  grufienKelchSekl  Wi-nr,   a  >■   ,       t, 

u..;....  ^'.i ..-  --..:..    -  .        '■"'3'^'^iimen,  der  aul  dem  Tische  steht. 


lein,  das  die  Billetlo  verkaiitl,  findet  es  sehr 
Meini 


vorstiindlicli.  daß  ich  gehe. 


-Mein  Vater  iuaclit    mii'  Vorwürfe,  weil 
setzen  habe  und  da])ei  selbst  .  .  .  y?? 
Ich  wiJ 


e  Wclnvestei'  bleib!  da  und  wenn  sie  auth  -av  ksln  r«u        i     *■■     ^■ 
Reise  übrig  hat.  Ich  nmß  um  den  Tisch  herlg'Lon  "d  d  I '"       /r/ 
um  den  Sekt  zu  trinken.  Dabei  kann  ich  mich  kfum  .  T^  dabei  aufstehen. 
Ich  ..rinke  ilm  aber.  Irotzdem  ich  tanml^       tXem    t'  ^''"^n"  ''f7 
im  Lokal  -sehen,  daß  ich  betrunken  bin.  ^'^"  '^"S^'"'  ^^'^  L«"*"^ 

it-li  an  ihm  dauernd  aiiszn- 

(.Tcsctienke  meiner  Eltern  (Schokf.l.irU   t  ,  ,    ,, 

etc.)  von  einen,  hohen  Schrank  (KinderschJ^nSt^kinS  S?^  Y^. 

schwierig,  denn   ich  kann  kaani   liinaafreichen  und  ob?i!      in  u         ■  « 

in  Stangen  fällt  zerbrochen.  "  """'^^^  Klebng-sußes 

?  will  bei  mir  Üiusclie  werden. 

ein 

Clei,,,  ...  .u.u  .p  .....u.  .u,  ,„.,„,.,„  von  einem  andern  belegt.  Dann 
will  ich  inem  Gepäck  nnterbnngon  and  weil  ich  recht  inkomplett  bin  gehe 
ich  nach  Hause  und  will  memen  Rucksack  holen,  der  wohl  schon  gepackt 
mi.  Jetzt  habe  i.h  bequeme  Offiziersunifonu  an,  weiche  Mütze,  ganz  ins 
Oenick    gezogen.     Ich  springe  die  Treppen  hinauf.     Auf    der    zweiten 


'■".'V  ^",:''  "p  "  '-■""-■  ,'""!7f^^'/^'"""''"nilitbetten.  Die  kommen  Für 
mich  nicht  ni  l- rage,  weil  sie  viel  zu  kurz  snid.  (Trotzdem)  belege  ich  dort 
.in  Spind,  weil  die  enrten  o  bpmde  von  links  (oder  7)  noch  frei  .ind. 
f.leirh  wird  auch  das  Spnul  vor  meinem  von  einem  ^ll,ln,.„  k  i     ^    n„„r, 


Kill  Fall  von  orthopudisüheni  Petiscliismus.  400 

Trt'ppt'    riieht    der     Unlerwoliiicr,    liluiid,    -ll)  Jahre,    iii    weißem    ÄmLe- 

luanfcel,  rotes,   vcrclridiliclies    Gesicht,     aus    der    weiß    lackierten     Tür. 

Er  sriißt   niclil     luid    zieht    sich    Bol'ort    ■zurüf^k,    weit    ich    nun    doeli 

(irutx  früherer  aiidcmi'  Meiminf,')  in  den  Kriop;  gehe.     Üben  macht,  iiiii-  ein 

Fi'ihilein  :liiI'  inid  ich  hcf-iniie  gleich  mit  dem  l'jiii|)aeken  (1  Paar  Strümpfe, 

1  zweitea  l'aar  Stiefel  i'l.c).  Ich  treffo  einen  jungen  Soldaten  und  frage 

Ihn,  wo  er  steh  t.  Er  sagt,  beim  33.  Regiment,  win]  dnrt  sein  Bruder  ist. 

llas  tat  mir  leid,  weil   icli  ihn  sonst  in  meinoTii   l}ej,'iiiicnl   gehabt   hätte. 

IJc-im   Erwaclien   waren  ihm  die  drei  voranstellenden  8;it7.e  mit   gj'ijßen 

Lottern  vtirschwobcnd,  Martii  ist  Scliwesler  1.  Wie  sind  sie  wohl  zu  crfiäniien':' 

Sind  t«  Erinnerungen  ;ius  der  Kiiiderzeit  oder  .-^iml  e,-^  unerfüllte  Wtin.sche":'  Soll 

es  heißen:  „Aeli  Maria,  wii-  konnten  doch  clwa^  machen!"  —  ,,Odor  ist  dir  so 

zu  Mute  wie  mir?''  —  „Ach  sei  so  gut  und  laß  uns  nach  Ostern  einig  worilen." 

So  ungefiihr  liißf.  sieh  mit  Hilfe  des  Kranken  .ieder  Suiz  ergänzen. 

Was  ihm  zuerst  benn  Traume  auffällt  und  sein  größter  Affekt  ist,  war 
das  Taumeln  mit  einem  llieseiikclchglaB  in  der  Hand.  Zuerst  denkt  er  nn  die 
Mutler,  Ks  ist  ihm,  als  ob  er  wie  ein  kleines  Kind,  das  noch  nicht  gut  gehen 
kann,  zur  Mutter  gehen  und  fiillen  wünle.  Der  Traum  stellt  es  so  dar,  als  ob 
er  etwas  mit  der  Schwester  in  der  Kindheit  erlebt  hätte.  (Erste  Voi-slellung!) 
.\un  soll  es  eine  zweite  Vorstellung  geben,  Abei'  der  Preis  isl  ihm  7.u  hoch. 
Zu  23.000  Kronen  fällt  ihm  ein.  dal'^  er  seiner  Mutter  geschrieben  hatte. 
23  Jahre  kiimpfo  ich  unbe\\ußl  mit  den  Konflikten,  10  Jahre  ganz  hewußt. 
(Daner  der  Paraphilie.)  Die  SOOO  erklün  er.  daii  seil  ilem  Trauma  (o)  acht 
.iahro  verllossen  sind  und  dann  selzle  die  t.lnanio  ein  (."{  -|-  S.—  11).  Das  Fiüu- 
lein  erinnert  ihn  an  die  Mutter.  Im  Glaee  war  eine  goldgelbe  moussierende 
Flüssigkeit.  (Urin?) 

Die  erwahnie  Diskussion  sollte  über  das  Thema  „Student  iL  1  s 
Teufel"  stalll'inden.  Dit  Kabarett]ei(.er,  der  auch  die  Diskussion  dirigieren 
sollte,  war  ein  schicker  .junger  Maini.  Er  sah  aus  wie  Herr  l^.ein  gewesener  So- 
zius seines  Vaters,  der  Dijisomane  war.  bald  heiioti'le,  sich  eine  Kugel  la  den 
Leib  schoß  und  l'nili  verstarb.  Dieser  Manu  sieht  als  „E  w  i  g  e  W  a  r  11  u  n  g" 
vor  seinen  Augen.  Im  Felde  trank  unser  I'atient  wohl  tüchtig,  aber  jetzt  ist 
<'r  absolut  abstinent.  Der  Sinn  des  ersten  Traumes;  Er  hat  für  seine  ersten 
Veignügungcn  mit  der  Srhweslcr  einen  hohen  Pivis  ijezahll.  Hie  Schwester  isl 
willens,  in  diesem  \'ergniigungslolial  v.w  bleiben.  Sie  hat  keine  Liebe  ((leid)  für 
andere.  Ei'  ist  tnmken,  aber  er  druck!  mit  der  Tnndtenheit  seine  Intoxikation 
aus.  Er  ist  berauscht  von  einer  Phantasie.  \<\n  einem  ^^'lulschc  oder  vt.n  der 
Erinnerung  eines  tatsäciilicheii  l"i-leliiiisser<. 

Im  zweiten  Teil  des  Traumes  macht  ihm  sein  Vater  Vorwürfe,  Er  fühlt, 
(laß  er  mir  iingei'eddei'weise  Vni'würfe  macht,  und  daß  er  nichts  dazu  loi,  daß 
die  Analyse  voi'närts  gehl.  V.v  « ill  .letzt  seine  Infanlilisnun  hergeben.  Kr  wjl! 
wieder  dienen,  sein  eigener  Bursche  sein,  er  will  kämpfen,  er  will  zum  Militär. 
Er  sieht,  daß  ov  in  die  Kiiiderbellen  iiiclil  hinein  ])aßl.  Er  merkt,  daß 
seine  Infantilismon  einen  Gegensatz  zu  seinem  realen  Leben  bilden.  Der  Zwang 
seinei'  Neurose  soll  aufhüren.  Er  hat  eine  bequeme  Offiziersuniform  und  weiche 
Koppe.  Zum  „T.Tnt.eiT\-ohner"  fälH  ihm  der  Penis  ein.  Die  weißlackierte  Tür 
ist  eine  weiße  Hose,  er  siciil  oinen  Penis,  dei'  sieh  gleich  zurückzieht.  Die 
weiche  Kappe  und  der  eich  zurückziehende  Penis,  der  nicht  in  den  Krieg  will, 
deuten  auf  seinen  "Widerstand  gegen  das  Weib  und  gegen  den  Geschlcclifsver- 
kehr.  Das  Fräulein  ei'inncrl  ihn  an  ein  Kinderfräulein  von  Schwester  1. 


iCE^-:;:^^^ 


4',)Ü  Fetischismus. 

Der  .iiiiigc  Soldat  voiri  .'i'i  Regiment  lial  die  Züge  sciiiei'  ychweeter.  Er 
hätto  du'  Schwosißi'  gernu  bei  seim.'in  Regiment  gehabt.  Zu  33  fällt  üiiii  ein 
Burschenlied  ein: 

33  Jahre  —  33  Jalire  währt  die  Knechtschaft  schuii. 

Nieder  mit  die  Hunde,  nieder  mit  die  Hunde  von  di>r  Reaktion! 

Blut  muß  fließen,  knilppelhageldick, 

Daraus  soll  ersprießen  unsre  neue  deutsche  Republik. 

Hier  blicht  d'n.-  'l'raiiniinialyöe  ab.  Wir  wollen  uns  morgen  mit  dem 
iutereesiinteii    Traume  noch    einmal    beschäftigen. 

Wir  setzen  die  Traumanalyse  fort.  Er  faßt  das  Kinderbett  in  der  Sol- 
datenstubß  als  Flucht  vor  dem  Weibe  in  die  Kindheit  und  in  die  Homosexuali- 
tät auf.  Beim  Militär,  bosoiiderp  unlei'  den  Soldaten,  fühlt«  er  sich  sehr  wohl. 
Y.h  waren  nur  Männer  um  ihn  hi'Luin. 

Zu  ,,Ostern"  assoziiert  er  —  grün  —  Mutter  —  Menagerie  Tier- 

;j;arten  — ,  dann  tieht  er  die  Scliweeterl  mit  kurzgeschnittenem  Haar  wie  einen 
Dllben  vur  sich.  Ks  war  nach  der  Ohrenkrankheit.  Kr  selbst  trug  lange  krause 
jjocken,  so  daß  er  wie  ein  Mädchen  und  sie  wie  ein  Bub  aussah.  Er  weinte  auch 
als  ihm  die  Locken  beim  Eintritt  in  die  Schule  gesctinitten  wurden.  Ihn  erregen 
Eui-schen,  wenn  sie  Haare  tragen  wie  die  Freideutschen,  d,  h.  Haare,  wie  sie 
die  Schwerter  als  Kind  halle.  Solche  faszinieren  ihn.  Gestern  sah  er  eine 
Dame  mit  äbnlicli  geschnittenem  Haar,  er  blieb  stehen  und  fixierte  sie  lange. 
Sie  saß  auf  einer  Bank.  Er  wartete,  bis  sie  aufsland,  um  zu  konstatieren,  ob 
sie  ein  Hursch  in  Fr;iueuk]eideru  oder  ein  Weib  mit  männlichem  Gehaben  wäre. 

Ostern  winnei't  ihn  an  Faust,  woran  auch  der  Pokal  eemahnt.  Ostern 
ist  der  Tag  der  ^'el■J:otzullg  und  der  Priifunt;.  ein  Wendepunkt.  Er  glaubt,  es 
beziclie  -sich  auf  die  Wende  in  seinem  Leben  durch  die  .'\naiyse.  Er  war  wieder 
beim  Zalniarzl  und  opferte  zwei  schlechte  Zähne. 

Seine  Schwester  I  will  ihn  dinrliau,-;  mit  einer  ihrer  Freundinnen  ver- 
iieiraten.  Das  fällt  ihm  ein,  als  er  zu  Kabarett  assoziieren  soll.  Dann 
.'Spricht  er  über  die  Farbe  der  Billette.  Zuerst  eiu  schmutziges  Weiß  (grau), 
das  an  schmutzige;  Betfwäsche  gemahnt,  dann  eine  gran-violeife  Farbe,  zuletzt 
rosa.  Lila  ist  seine  ljieblingBfa.rbe.  Die  Vorliebe  dürfte  noch  aus  der  Kindheit 
stammen.  Seine  Scliwester  hatte  einen  lila  Schlafrock.  Rosa  mahnt  an  das 
liebliche  Erroten  von  Mädcheu  und  an  rou-  Grütze.  Zu  Lila  fällt  ihm  ein  Lied 
von  der  schönen  Tila  eiu.  Sie  ertrinkt,  im  Meer  und  ruft  beim  roten  Sonnen- 
untergang: Nicht  rot,  sondern  lila.  Seit  seine  Schwester  ihm  das  Lied  sang, 
ist  ihm  die  Farbe  verekelt.  Er  zeigt  deutliche  Audition  colore.  Er  .sieht  Lila 
bei  tiefen  Viola-  und  Holzbläsertönen.  Lila  geht  oft  in  ein  Schwarz  über  und 
zeigt  Beziehungen  zum  Todeskomplex. 

Es  scheint  das  Verlangen  vorzuliegen,  eine  infantile  Szene  mit 
der  Schwester  (erste  Vorstellung)  wieder  zu  erleben  und  eine  zweite 
Vorstellung  zu  geben.  Aber  der  Preis  ist  zu  hoch.  Die  anderen  Leit- 
motive sind  uns  bekannt.  Die  Angst  vor  den  Vorwürfen  des  Vaters,  das 
Dienen  beim  Militär,  das  auch  in  diesem  Traume  eine  religiöse  Bedeutung 
hat.  Wieder  verraten  die  Traume  seinen  übermäditigon  Schwestern- 
komplex. 


Ein  Fall  vou  ofthopäilischem  FetiacliiBmiis.  49J 

Er  zoigl-  heftige  Widei-ständo  gegen  den  Zahnarzt  iiiid  Ul  lief  verstimmt. 
Er  iiit  wieder  unruhig  und  fürchtet,  öeiiu'  Piiraphiiic  zu  verlieren.  Er  kani 
seldießlich  zu  einem  Kompromiß:  „Du  kannst  dir  die  Zähne  richten  lassen  und 
trotzdem  krank  bleiben."  — 

Er  iriiunil^^: 

Wir  yind  wahrscheinlich  im  Felde  draußen,  es  ist  gegen  Abend.  Wir 
-sind  am  Rande  eines  lichten  Gebüsches  (ErlcTi-  oder  Birkenwäldchen.}. 
Rcchferhand  liegt  das  Schloß,  i;i  dem  unser  Stabsquartier  ist.  Hnkerlumd 
befindet  sich  der  Geenor,  Aber  diese  iiiiliti\ri.-;rhe  Fiirbung  ist  nicht  von 
vorhinein  vorhanden.  Es  blitzt.  Uio  Blitze  konmien  immer  näher,  llinier 
dem  Hause  sthiägt  ein  Blitz  ein.  Da  sagt  einer  von  uns:  „Jetzt  denkt 
er  sicher,  er  hätte  gotrüfien."'  Der  nächste  Sehuß  liegt  al>er  wirklich  in 
einer  zu  dem  Schlosse  f^ehörigen  Scheune.  Angriff!  Der  Gegner  kununt! 
Ich  stürze  nach  dem  Unterstand,  in  dem  wir  unser  M.  <j.  haben.  Ich  ijin 
der  erste.  Die  Sache  spielt  auf  unsereni  Öchulhof,  Der  Unterstand  ist  in 
einem  Kcllerfenstei'  da-  Vorschiil!;eliä»det;.  Ich  zerre  das  Gewehr  heraus, 
wir  bringen  es  in  Stellung  links  von  dem  Aborthäusclien.  Dort  steht  auch 
in  Wirklichkeit  eine  Gruppe  weiJJer  Birkenstämnie.  Ich  hole  meine  Lautti 
und  nocli  iigend  ciwns  und  lege  sie  rechte  oben  auf  einen  Vorsju-ung,  der  . 
öicli  auch  neben  ileni  Aiiort  beiindet.  Ich  glaulx-,  ich  Imiie  die  Laute  aus 
meinem  Zimnici'  geholt,  in  dem  2  Vizel'cldwehel  und  Offiziersaspinintan 
meiner  IConipanie  am  Tische  salJen.  Sie  nuu-h(eii  einen  etwas  gedrückten 
Eindruck.  Dann  fing  es  an  zu  regneJi  und  ich  fürchtete,  die  Laute  würde 
naß  werden. 

Dieser  Tniiuu  drückt  ■Widerstände  gegen  die  Analyse  iius.  Ich  bin  der 
Feind  und  die  Scliüt^sc  beginnen  ihm  etwas  ungemütlich  zu  werden,  nachdom 
er  erst  meine  Bemühungen  verlaclit  hatte.  Kr  rüstet  zur  Gegenwehr.  Er  will 
nicht  mehr  zum  ZLihiiarzt  gehen.  Er  holt  auch  seine  Laute  mul  fürchtet,  sie 
könnte  verdorlien  werden.  Die  Laute  ist  ja  seine  ParaphiJie,  für  die  er  jetzt 
ernste  Besorgnisse  hegt. 

Aber  der  Triiuni  bringt  uns  trotzdem  einen  Fortschritt.  Er  leitet  mit 
dem  Abort  das  Thema  der  Analsexualität  ein.  Sein  Vater  ist  ein  ausgesproche- 
ner Analsexualist.  Er  sitzt  sehr  lange  auf  dem  Lokus,  liest  Bücher  und 
Zeitungen,  so  daß  dieser  für  die  übrige  Familie  so  lelienswichtige  Ort  von  ihm 
stiniilenlang  blockiert  wird.  Im  Hause  entspannen  sich  oft  Kämpfe  um  den 
Lokus  besonders  mit  einem  Onkel,  der  die  gleiche  Leidenschaf t  hatte,  so  daß 
man  schließlich  zwei  Lokusse  einrichten  mußte.  Seine  Schwester  protestierte 
heftig  dagegen,  daß  Vater  ihre  Bücher  auf  den  Lokus  mitnahm. 

Er  luit  al^  Kind  den  Stuhl  zurückgehalten  und  dalwi  Lustgefühle  emp- 
funden. Noch  heule  Lustgefühle  bei  Dcfäkation  und  Miktion  nacb  längerer 
Rctention.  Vielleicht  ist  dieser  Moment  der  Ursprung  .«eines  Zwanges.  (Viel- 
leicht luu'h  Jones  der  organische  Ursprung  einer  jeden  Zwangsneurose.)  Es  ist 
iedenfalis  der  erste  Zwang,  den  ein  Kind  auf  sicli  ausübt  und  Lust  erzeugt. 

Sein  Anus  ist  eine  eiogene  Zone.     Kr  hat  Verlangen  nach  aktiver  und 
passiver  Pädera&tie.  Bei  Versuchen,  aktiv  vorzugehen  (S)  trat,  wie  schon  er- 
'  wähnt,  voUkommeno  Impotenz  auf. 

Die  weitere  Analyse  ergib  t,  d  a  ß  sei  u  M  und  seinen 
Anus  repräsen  lici't.  Der  üble  Gei-ucli  aus  dem  Munde  ermöglicht  ihm 
die  Identifizierung,    -^uch  Verlangen   nach  aktivem  uud  passivem   Anilingus 


491 


Felis  cbisuiii». 


■wini  zügcriKi  /.iiHtwIioii.  Hinter  seinen  ortliopiUlistlien  Hiidorn  steckt  eine 
wichtige  PhiinLuaii.',  dii;  or  &idi  t^isher  nitht  eingeslaiiden  hat. 

Er  möchte  in  einer  Zwaug^lug«  gebunden  sei»  und 
zu  li  u  iii  u  s  e  X  «  e  1 1  e  n   Akten  gezwungen   w  e  r  d  c  it 

Er  berichtet  über  ein  Buch,  das  die  deutsche  Lig;i  herausgegeben  hat,  iii 
dtm  <lie  rireueiiaf^ii  der  Gegner  .geschildert  wurden.  Der  Herzog  vun  Vcndome 
r^oil  einen  angebundenen  deutschen  Gefangenen  (einen  Vizefeldwebel)  sexuell 
rnirsbraucht  haben.  Jetzt  verstehen  wir  den  Vizeieldwebel  und  den  Ofrizicrs- 
s' eil  Vertreter  Beiiier  Traume.  Das  Schloß  iia  Traume  ist  der  Abort  Er  liebte 
den  Aborl  und  hat  sogar  ni)i;h  bis  in  die  letzte  Zeit  lailbe  Ötunden  lemid 
auf  dem  Aborte  gesessen. 


Daa  Bild  wird  thirch  Ralienangst  vervollständigt.  Eine  Kalte  könnte  i 
n,  wahrend  er  die  Xü1  dürft  veri'ichtet.  Er  behauptet,  im  Felde  währe 
Icfäkatiun  vun  einer  Ratte  berührt  worden  zu  sein.  Besondprs  ^l-r.}h. 


ihn 
nd 


beißen 

der  DcfiiKaMuii  vun  einer  ivatte  nerunrt  worden  zu  sein.  Besonders  ekelhaft 
ist  ihm  der  lange  Schwanz  der  Ratte.  Nun  wird  die  Angsi  vor  dem  Zahnärzte 
etwas  verstand  lieber.  Er  ist  der  Mann,  der  einem  in  den  Mund  (lies  ^nas) 
fährt  und  dorf.  heruniarbeitet. 

Als  Knabe  hörte  er  eine  Geschiclite  von  einem  eingemaiierfen  Löwen  Er 
hatte  clt  Angst,  aus  der  Wand  konnte  ein  Löwe  kommen.  Diese  Angst  ist 
symbolisch  leichf  zu  deulen.  Er  hat  seine  Leidenschaften  eingemauerl,  fürchtet 
aber,   sie   küniiteu   die   \\  iiade   ihres    Kerker.*   sprengen. 


se- 
nd 


Icli  übergelie  ciriifje  'I' räume,  die  nur  «inen  Widerstand  gegen  die  Analys 
aiisdrü<!ken.  Kr  bescliäftigl  .sich  den  ganzen  Tag  mit  dem  Zahnarzt  um, 
fürchtet,  er  werde  nicht  mehr  hingehen  können.  l':r  kann  die  anale  Sexualität 
niclit  erkennen.  Dubin  führt  er  f.dgende  Symptoinhandlung  auf.  Er  kommt 
;,tir  Stunde  und  eiilschuhligl  sich  mit  plützliclieni  .Stuhidraiig.  (.)der  er  brii-hl 
die  Sitzung  mit  der  Bemerkung  ab,  er  müsse  auf  den  Lokus.  Ich  erkläre  iiim 
daß  er  offenbar  den  gkächon  Lokus  benutzen  will  wie  sein  .Meister.  (Das  Ter- 
lium  dcraeka.lioin.^.J  Aas  dem  nun  folgenden  Traummaterial  der  nächsten  zwei 
Tage,  das  ich  noch  nicht  kannt«,  ergibt  sieh  die  Bestätigung.  Es  war  ihm  sehr 
unangenehm,  nach  dem  Vater  hinauszugehen,  wenn  der  Sitz  luieh  ganz  warm 
war.  Trotzdem  muß  er  zugeben,  «laß  vor  dieser  Zeit  der  Abneigung  eine  posi- 
tive Kinstelliijig  vorhanden  war.  Auch  den  Lokus  seiner  Schwester  benützt  er 
mit  Vorliebe.  [Cr  glaubt,  daÜ  er  Ijei  den  Besut-heri  sexuell  aufgeregt  werde  mui 
sich  ihm  jede  se.xuelle  Einigung  nuf  den  Darm  „schlage",  eine  Erklärung,  die 
nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist. 

Einen  weiteren  Fortschritt    in    der    Uehandlung    bringt    der    folgende 
Traum : 

Ich  träume;  .  .  .  Dann  bin  ich  zu.HU'Use,  sehe  meine  Briefmarken  und 
denke  sofort:  Fein,  jetzt  kannst  du  sie  gleich  mitnehmen,  wenn  du  nach 
Wien  fährst,  und  da  verkloppen.  Daneben  bin  ich  doch  erstaunt,  ohne  es 
weiter  zu  betonen,   daß  ich  zu    Hau.se  {in   Riga)  bin. 

Ich  gehe  mit  anderen  und  gerate,  von  links  kommend,  in  folgende 
Situation.  Links  eine  Stadtmauer,  aus  deren  Tor  ein  Zug  Mönche  in 
grauen  Kutten  hervorkommt.  Rechts  (jcn.seits  des  Baches?)  eine  Schar 
Kleriker,  die  das  Allcrhciligste  bii  sieh  führen.  Ich  sehe  die  Monstranz 
iierübei'lencliten.  Zwischen  beiden  Scharen  liesfeht  eine  zornige  Spannun". 
ohne  daß  davon  gesprochen  wird.  V<in  links,  außen  an  der  Mauer  entlang, 
kommt  ein  neuer  Zug  Mönehe,  dei  uns  aufnimmt.  Wir  gehören  jetzt  zur 


. 


Eiu  Fall  von  orthopädischem  Fetiscliismus.  iq-j 

linken  ÖKhar.  Es  wii'd  an  uns  ein  VL'rliingeii  gcütoÜt;  wiy  n-oigern  uns. 
■  Man  Miff ,  die  jungon  Ldiüp  sollen  pe  mit  Wai'feii  austragen.  Mceser  2  oder 
3,  funiicln  über  der  errcglon  .Monge.  Dann  hat  cinci'  von  der  Gogonecite 
iinj^crc  jungen  Mäiuior  erschlagen  und  schreitet  nnn  mit  einem  grußoii 
(rt:iKier-)Messer  durch  die  Menge,  überall  den  Miinnorn  in  Arm.  Bein  und 
am  KürpDi-  klaffende  Wunden  setzend.  Koptiosigkeil.  Angst.  Kr  ist  gut 
genährt,  etwa  25  Jahre,  blond,  lockig,  rosiges  Geeicht. 

Ich  verwandle  Angst  in  Zorn.  Habe  ein  Messer  und  töte  nicht  nur 
ihn  (iniklar),  sondern  im  ganzen  ^  (?)  .Jünglinge.  Der  letzte  isi  mir  deut- 
lich. Nach  dem  ersten  Schnitt  durch  don  lUilä  s;nik  er  inil  eröffnetem 
Kehlkopf  Kiirück  und  stöhnte  turchtbai'.  Ich  erschrak  und  setzte  noch 
einen  Schnitt  bis  aufs  Rüclrgral  dai'auf.  Ans  der  klaffenden  Spalte  quoll 
es  grau-roea  hervor.  Merkwürdig  wenig  Hhi(.  Ev  war  schlank,  etwa 
18  Jahre  und  von  blußgrauer  Farbe. 

Allen,  die  ich  tötete,  habe  ich  mif  einem  Schnitt  von  rechts  nach 
links  den  Hals  durHigetrennf.  Wundei'te  mich,  daß  die  Karotidon  nicht 
spritzten. 

Zu  diesem  Ti'aume  hatte  er  sich  unmittelbar  nach  dem  Erwachen  einige 
Schlagworto  notiert.  Dann  schrieb  er  den  Traum  aus  dem  (iedäehtnisse  nieder, 
ohne  die  Notizen  zu  l)cntitzen.  Später  warf  er  einen  Blick  auf  die  Nulizen  und 
merkte  mit  Erstaunen,  daß  daselbst  eine  kannibalietische  Kpisode  vermerkt 
war,  die  er  schon  vollkommen  verdrängt  hatte. 

Die  Notizen  laut*n: 

Der  Sieger,  ein  etwas  fetter,  junger  Mann,  hat  unserem  Vertreter  die 
Gurgel  durnhgwchnittcn,  dann  schneidet  er  M'chrloöe. 

Mich  packt  die  Wut,  ich  ergreift^  den  Duh-li  und  schneide  nun  3  oder 
4  nieiöt  jungen  Lcnlen  die  llälse  ab. 

Dabei  iwt  mir  grauenhafl  zu  .Mute.  Meist  muß  ich  uiehrnials 
schneiden,  ehe  ich  die  Schlagader  treffe.  Aub  der  Wunde  stülpt  es  sich 
heraus.  Wir  essen  von  dem  Fleische.  (Leber.)  Ich  mag  nicht  mehr.  Zwei 
andere  disputieren  deswegen.  Der  andere  ist  auch  meiner  Meinung. 

Nun  schreiten  wir  zur  Traumanaiysc.  Die  Briefmarkensammlung  steht 
für  seine  fetischistische  Sannnlung.  Er  ist  bereit,  die  ['araphilic  aufzugeben 
Da  entspinnt  sieh  ein  mächtiger  Kampf  zn'ischen  seinen  asketischen  Tondenzer. 
und  den  noi'malcn.  Link,^  kämpft  er  in  der  Reihe  der  Asketen.  Der  Anführer  der 
Rechten  hat  blonde  Locken.  Ei'  dachte  sich:  Der  sieht  wie  Amor  aus.  Bei  dem 
Kampfe  dachte  er  an  tlie  Braut  von  Messina  (Die  feindlichen  Brüder),  wo  auch 
zwei  Chöi'e  aufmarschieren.  Vitr  dem  Rasiermesser  hat  ei'  eine  gewisse  Angsl. 
Es  iet  ihm  sehr  unangenehm,  sicli  rasieren  zu  lassen.  Gestern  iicß  er  sich  plötz- 
lich die  Haare  schneiden  und  opferte  seine  schönen  Locken,  um  männlicher  zu 
«rscheinen.  Seine  Schwester  fuhr  ihm  oft  in  die  Locken,  und  bei  seinen  Kämpfen 
greift  er  zuerst  in  das  Haar.  Zu  dem  ilnar  hat  er  eine  affektative  Einstellung. 
■  Ein  behaarter  Sehamberg  bei  Mann  uTid  Weib  ist  ihm  unangenehm,  beim  Weibe 
sogar  ekelhaft.  Der  Schamberg  der  jungen  Mädchen  eri'egt  ihn.  Er  wollte  sicli 
gestern  häßlich  machen,  weil  er  fürchtet,  er  könnte  mir  und  dem  Zahnarzt  zu 
gut  gefallen.  Er  will  ein  .Mann  sein.  {Vielleicht  auch  Ersatz  für  Kastration  — 
bipolare  Tendenz.) 

Zu  der  Kampfszene  in  seinem  Traume  fällt  ihm  oin,  daß  er  im  Felde  frei- 
willig beim  Schlagen  des  Viehes  geholfen  hat.     Einmal  wurde  eine  Kuh  mit 


494 


Fetischismus. 


einem  Messer  llui  Halse  abgestochen,  sie  könnt«  nicht  sterben,  es  wurden  ilu* 
noch  einige  Schüsse  gegeben,  schließlieh  mußte  sie  mit  einer  Axt  erschlügen 
werden.  Er  war  über  und  über  mit  Blut  beschmutzt  wie  ein  Metzgergeselle. 

Die  kimnibalistiecihe  Szene  weist  auf  jene  Frühe  kannlhalistreche  Periode, 
die  sieh  später  als  eine  orale  Parapathie  äußert  (Abraham). 

Er  wundert  öiidi,  daß  es  .jetzl  in  den  Traumen  zu  koijier  Pollul  ion  kuniml . 
Eb  ist  iuinier  eine  Erregung  und  blimniung,  wie  vor  einer  Pollution,  aber  es 
kommt  nicht  zur  erlösenden  Ejakulation.  Es  scheint  sich  um  eine  verborgene 
Paraphilie  zu  handehi,  welche  noch  nicht  zum  Vorsehein  gekommen  ist.  Dio 
Ejakulation  scheint,  an  oine  bestinnnlc  Liebes bedingung  geknüpft  zu  sein 

El-  sah  gestern  3  Objekte,  die  ihn  früher  sehr  erregt 
hätten.  Zwei  ließen  ihn  ganz  kalt,  während  das  dritte 
ihn  ein  wenig  interoesierte,  aber  nicht  im  entferntesten 
wie  vorher.  Die  ganze  Sache  kam  ihm  etwas  fremd  und 
sonderbar  vor  und  hatte  den  Affekt wert  so  ziemlich 
verloren.  Ersah  dem  Manne  nach  unddrehtesich  um,  ohne 
ihm  n  a  c  li  z  u  1  a  "  f  i!  n  u  n  d  0  h  n  e  s  i  c  h  i  n  d  e  r  P  h  a  n  t  a  s  i  e  m  i  t  i  h  m 
t'  !■  !■  n  e  r  h  i  n  zu  b  c  s  c  h  ä  f  1  i  g  e  ti. 

IJie  Träiiino  der  nächsten  Nacht  sind  sehr  charakteristisch. 

Undeutlich:  Sehr  viel  geritten.  Messerstechereien. 

Deut  lieh:  1.  Eine  mohretöekige,  graue  Häuserfront,  auf  dem 
Jiodcn  des  mehrere  Stock\\-erke  tiefen  Lichl Schachtes  im  Halbdunkel  zwei 
Gestalten,  dio  miteinander  rinpon. 

Trau  massoüiat  ion:  Ich  und  mein  Vater. 

2.  Ich  bin  Leutnant,  gehe  wieder  in  den  Krieg;  bin  mit  Österreichern 

Kusannnen.    Dr.  H knunnl   mit  mehreren  anderen  an  der  Hütte,  vor 

der  ich  stehe,  vorbei,  Hr>l  erkennt  er  mich  gar  nicht.  Dann  ist  er  beküm- 
mert, als  er  von  meinen  kriegerischen  Absichten  hört,  aber  auch  aner- 
kennend. 

S.  Ich  treffe  iiifineu  Vater.  Der  will  aucli  zmu  Geburt(^tag  gi'atnliercn 
gehen.  Ich  denke:  du  mußt  mit  iljm  zusammen  gehen.  Er  geht  aber 
nach  kui-zem  Zusaimnenaein  in  der  liichtung  eines  dort  befindlichen 
öffeutliehen  Aborte.s.  den  er  ci'st  benützen  will.    Ich  gehe  allein  weiter. 

4.  Geliü  mit  hoch  geklapptem  Kragen  (Militärman'tel  und  Spnri- 
mütze)  durch  die  schlecht  beleuchteten,  alwndlichen,  sehr  ijelebten  Straßen 
der  Stadt.  Mensehen  werden  auf  mich  aufmerksam,  betionderri  ein  langer 
Bursche.  Ich  merke  dann,  daß  mein  Wunsch,  unbemerkt  zu  bleiljeii.  daher 
kommt,  daß  ich  nicht  merken  lassen  will,  daß  ich  mein  Taschentuch  gc- 
kniiult  habe  und  darauf  beiße. 

5.  Bin  zur  Gratulution  (Grete  Kolbei-t).  Wir  em-arten:  Wen?    Ich 
■  '      merke  später,  dall  ich  verbundene  Augen  habe.  Kann  iitier  trotzdem  alle? 

sehen.  Gertrud  Ziegenriicker  kommt  gratulieren  mit  ganz  verklebtem  Ge- 
sicht (weiße  Pflaster),  besonders  über  der  Nase.  Sie  hat  ihre  Kinder  mit. 
Nickt  mir  aucJi  zu.  alwr  es  besteht  die  Tendenz,  einander  nicht  zu  kennen 
und  niclit  ku  beaclilen. 

6.  Alter  Park,  Kiga.  Aber  es  fährt  da  jetzt  eine  Elektrische.  Die 
Gegond  ist  sehr  schön  (Weidlinp).  Es  sind  aber  große  Terrainarbeiten 
im  Gange.  Wir  fahren  unter  mit  Erde  und  Schutt  beladenen  Tribünen  und 
Rampen  durch.  Ich  denke:  \^'enn  die  nur  nicht  durchdrücken.  Dann  geht 


L 


Ein  Fall  von  oi-thopädischrm  Fetischismus. 


495 


eß  aber  dui'ch  die  Hügel,  AHpp  ist  hell  und  icb  sehe  die  großen  Fclsblöcke, 
die,  im  Sande  eingebettet,  von  der  Decke  liiinKfii.  Auch  hier  die  Angst  vor 
dem  Heninterätürzen.  Aber  wir  sind  schon  ausgestiegen. 

Ich  stehe  allein  auf  weiter  Flur.  Rechts  ist  Wald  und  Bueeh,  der 
mich  nicht  anzieht;  links  steigt  der  Hang  zur  Straße  an.  Ein  Bchmaler 
Weg  führt  empor  (Weinberg).  Oben  ist  ein  Tor  in  dem  Stacheldrülitzaun. 

Unten  steckt  ein  Schild:  Achtung!  ,,Hu!id!"  Dann  lese  ich  noch  wo: 
Das  Tor  ist  geschlossen."  Ich  kehre  also  um  und  gehe  zurück. 


Piff.  u. 


vig.  in. 


van  Vorne 


7.  Und  komme  zu  mehreren  gewaltigen  Hiöckon.  Itutcr  Randstein. 
Sio  bind  behauen,  bearbeitet.  Einer  ist  so  wie  ein  kleines  Haus.  In  seinem 
Schatten  tagt  die  MueeuniskomraiBBion.  Die  Blöcke  liegen  vor  dem 
Mueemn.  Itiehtig,  dii  sind  auch  die  Beknnuten  dabei,  die  ich  suchte, 
t'rol'.  N.  besondere  deutlich   viiul  jindcre. 

Schon  im  vorigen  Kampftraunie  hatl,e  ich  die  Vennutmig,  daß  es  sli-h  um 
«jnon  Mutterleibstrauni  iiandelt.  Kr  bringt  im  Mutterleibc  seine  ficschwiat^r 
um  er  frißl.  .sie  alle  iuif.  In  diesem  Trainiibildo  ringt  er  mit  dem  Valer.  Im 
Grunde  seiner 'Seele  findet  er  seinen  Kanipl  mit  dem  Vater.  Vielleicht  auch 
eine  Muttorleibsphantasie.  Hirn  fällt  .jetzt  ein,  daß  die  "ilonslranz  im  vorher- 
gehenden Traume  die  heilige  Liebe  zu  den  Eltern  und  der  Familie  bodeulcn 
könnte,  die  Liebe  überhaupt,  wozu  der  „Amor"  ja  gut  stimmen  würde. 

Traum  2  bezieht  sieh  auf  seinen  jetzigen  Kampf  gegen  die  Paraphilie. 
Ich  bin  Dr.  H. 

Traum  3  bringt  eine  Abortszene.  Er  benutzt  den  gleichen  Abort  wie  der 
Vater.  Inter  Faecws  et  Urinas  nascinmr.  Der  .\bort.  -wieder  ein  Symbol  für  den 
Mutterleib. 

Ini  Traum  1  ei'ziihlt  er  die  Tatsache,  daß  er  jede  Nacht  mil  einem 
Taschentuch  zwischen  den  Zähnen  einschlafen  nmß.  Er  tut  es,  um  nicht  zu 
knirschen  und  um  seine  Zähne  zu  schonen.  Er  beißt  fest  auf  das  Taschentuch 
lind  dann  schläft  er  ein.  Er  assoziiert  solbsi  FelUitin-Piiantasien  und  kannil)a- 
listische  Impulse.  .      ■'  ■         ■ 

Traum  .5  bringt  ihm  ein  verklebtes  Gesicht.  Möglicherweise  Erinnerungen 
an  den  verklebten  Nabel  seiner  Schwestern  .  .  - 


49tJ  FctischisniHB. 

Traum  6  eine  deutliche  Mutter leibsplmntasie  und  Bezieluinsen  zur 
Pehwestor.  Dio  beiliegende  Zeichnung  stellt  di<>  Situation  diir.  Die  Schwester 
iBt  Virgo,  daher  ist  ihr  Int.roitue  mit  Stachcldraht  (Hvmen  -  Domröschen) 
vorsperrt.  Die  Inschrift  (Achtung!  Hund!)  ist  auf  ihn  zu  beziehen.  Er  ist  ein 
biKsiger   Mund   und  soll   Rieh   vor  sich  selbst  in   Acht  nehmen. 

Die  Widerstände  werden  immer  stärker.  Sie  konzentrieren  sich  auf  den 
Zahnarzt.  Die  Aniilyse  ergibt,  daß  der  Zahnarzt,  der  Vater  und  der  Anah- 
!?at<)r  eine  Einheit  bilden.  Er  crtvartete,  ich  werde  ihn  für  seinen  Gang  zum 
Zalmarzt,  den  er  als  höchsten  Heroismus  auffaßt,  durch  besondere  Lieben^- 
würdiglicit  belohnen.  Er  versteht  es  nicht,  daß  er  sich  das  Gebiß  richten  läßt, 
Ulli  ein  gesunder  Mensch  zu  worden.  Er  matrht  es  mir  zu  Liebe  und  ich  muß 
ihn  täglicli  ermahnen:  Tua  res  :»gitur!  —  Er  hoffte  auch,  ich  werde  mit  ihm 
hingehen  und  ihiu  bthilflich  sein,  die  Widerstände  zu  überwinden.  Er  erwartet 
Liebe  und  Aiurkennung.  Er  ist  wieder  einmal  entrüstet,  daß  iuh  ihn  nicht  an 
meinem  FLimilicnlebcii  leihiehnien  lasse.  Bewußt  hat  er  wohl  gelernt  daß  der- 
artige Verlraulichkoitrn  in  der  Psychanalyse  unmöglich  sind.  Aber  unbewußt 
besteht  er  auf  seinem  Schein  und  kann  sich  mit  dem  ,, Pathos  der  Distanz" 
nicht  befreunden,  das  ich  im  Interesse  der  Analyse  anwende. 

Seine  ewige  Klat^o;  Sein  Vater  versteht  ihn  nicht.  Er  fühlt  sich  wohl  von 
mir  verstanden,  aber  er  erkennt,  daß  hinter  dem  .,N  i  c  h  tve  rs  t  a  n  den- 
werden"  das  „N  i  c  h  t  g  e  1  i  e  b  t  w  e  r  d  e  n"  steht. 

Trotz  meiner  Aufklärung  komml  er  in  hochgradiger  Aufregung  zu  mir, 
muß  meinen  Abnrt  beiiützori,  die  Ableitung  auf  ilen  Darm  vor  sicli  gehen  lassen, 
■di«  er  als  Angs1  vn!'  dem  Zalmarzt  erklärt.  Der  Zalinarzt  ist  ihm  ungcniütlicii,' 
weil  er  giir  nichl  iiiil.  ihm  siiriclit  und  ihn  für  seine  tapfere  Hallung  nicht  be- 
lobt. Obwohl  Ol'  schon  einen  Zahn  plombieren  ließ  und  gar  keine  Schmerzen 
dabei  fühlte,  zilterl  er  vor  der  Hohriiiaschine.  Vergebens  mache  ich  ihm  die 
Scxualsymbolik  des  Bohrens  und  den  Mechanismus  der  Affektverschiebung  bt- 
groiflich.  Er  will  nicht  begreifen.  Ater  das  Resultat  ist  doch  ein  gutes.  Er  geht 
xuin  Zahnarat  und  die  Behandlung  nimmt  ihren  Fortgang. 

Er  hat  sich  gestern  wieder  einen  /ahn  ziehen  lassen.  Er  brachte  ihn  mir 
mit  der  Bemerkung:  „Das  ist  mein  kleiner  Taschenpenis."  —  Er  betrachtete 
ihn  lange  liebevoll  und  steckte  ihn  dann  in  seine  Börse.')  Dann  lief  er  den 
ganzen  Tag  wie  verrückt  hcnuu,  k;im  nach  Sehönbraiin,  dem  Schloßparke,  wo 
früher  der  Kaiser  gewohnt  hatte,  und  warf  dort  den  Zahn  in  einen  Papierkorb. 

Ich  habe  ihn  daruuf  hingewiesen,  aus  welchen  Moliven  er  immer  meinen 
Abort  benutzen  will.  Die  Entziehung  dieser  Gunst  beantwortete  er  mit  Trotz. 
Heute  ist  er  sehr  erregt  und  setzt  mir  alle  möglichen  Grunde  auseinander,  wes- 


')  ;\Iiiii  kann  haiilig  die  BemTkunK  maclieii.  daß  die  ilenFchcn  sicli  iinRcru  von 
iliiTU  Körperteilen  trennra.  leli  ki'iine  Kranke,  welche  ihren  lierausgenammenen  Blind- 
darm spimn  lind  behalten  wollen.  Dio  narzißtische  Liebe  zum  eigenen  Körper  üiißcrt 
Bich  a.uf  diese  Weific.  Bemerkungen  tilicr  diese  Eigentümlichkeit  Cndcti  sieh  bei  Schilder. 
„Über  eine  Tsychüse  nach  Staroperation''.  Intern.  Ztschr.  f.  r.^vehanalyse,  Bd.  VIH. 
H.  1,  1922.  Auch  in  Leoiihari  Franke  ergeh ütteradcm  Buche  ..Der  Mensch  ist  gut"  wirJ 
gGBchildert,  wie  echner  sidi  die  vcrH-undeten  Soldiifen  von  ihren  amputierten  Gliwl- 
niaiion  li'onneii. 


HH8 


Kill  l'\i!l  viiti  ortlinpiidi^clicm  Fctiscliismua.  497 

halb  er  garado  moiiien  Abort  Ijoniitzon  müsse.  Die  anderen  Abtritte  seien 
pcIimuLzig,  dio  öffontlirlicii  seien  teuer,  im  KaffeeliauB  iiönne  man  sich  eine 
Infektion  \io\cu  usw.  Icli  klare  ihn  über  die  Jtationalisioriing  auf.  Es  wird  ihm 
kiar,  daii  er  ein  ähnliches  Spie!  mit  seinem  Vaicr  getrieben  hat.  Seine  Ein- 
ßtclliiTi!^  nuni  Vater  hat  sich  sehr  goliesaerL.  Er  schrieb  einen  vornünftigcn  Brief 
nach  Hause,  teilte  dem  Vater  mit,  daß  er  erkenne,  in  welch  lächerlicher  Woisi' 
er  sich  infolge  eoiiioa.  vornieintliehen  Mißverstanden  Werdens  l>enommen  habe 
and  driidctc  dio  Hoflnuiig  aus,  ku  eineui  guten  Einvernehmen  zu  kommen. 

In  den  Trilumen  dieser  N^achl.  ivar  er  Offizier,  d.  Ji.  der  nornialo,  bowußtu 
Mensch.  Alle  die  Träume  begannen  interessanL  und  setzten  vor  jeder  Aktion 
aas.  Er  erinnert  sieh  nur  an  einen  einzigen  Traum  ganz  deutlich: 

Icli  gehe  mif.  dem  Kieinon,  Er  sieht  so  runzelig  und  verdrießlich  aue. 

Zu  diesem  Traume  asBOziiert  ej-  sofort:  Der  Kleine  ist  der  Penis. 

Das  war  mir  sofort  klar.  Nun  hatte  er  einmal  behauptet,  der  Penis 
iUterer  Herren  interessiere  iJin  nicliL,  weil  er  welk  und  runzelig  sei.  Er 
schwärme  nur  für  jugcndtiLrutzondo  Glieder.  In  diesem  Falle  tritt  die  ursprüng- 
liche Einstellung  hervor.  Er  zeigt«  angeblich  immer  eine  Abneigung  gegen  ein 
hangendes  Skrotum.  Er  kränkt  sirii,  daß  bei  ihm  dar;  Skrotum  lang  herunter- 
hängt. Sie  machten  beim  Militär  Prc>l)en,  wer  woiil  seinen  Sack  am  längsten 
ausziehen  könne.  Da  war,  er  der  Sieger.  Überhaupt  scheinen  dort  niedliche 
homosexuelle  Sitten  geherrscht  zu  haben,  Rekruten  mulJten  den  älteren  Sol- 
daten die  „Eier  <;ehauke]n".  Von  (iie.sei-  Prozedur  hat  er  scliün  geträumt. 

Er  sah  gestern  Kinder  auf  der  Gasse  und  hatte  das  Gefühl:  „Du  willst 
irgend  etwas  mit  ihnen  machen.-  Dies  irgend  etwas  wäre,  sie  zertreten  wie 
einen  Wurm,  sie  packen,  sie  tüten,  sie  zeniuetschon. 

Wenn  or  sich  die  Situation  lx>im  Zahnarzt  aktiv  vorstellt,  d.  h.,  daJJ 
er  ihm  vorschreibt,  was  heule  gemacht  worden  soll,  wächst  seine  Unruhe.  Am 
besten  geht  es  ihm,  wenn  er  sich  jyassiv  einstellt  und  dem  Zahnarzt  die  Ent- 
scheidung überläßt.  Er  hat  offenbar  Ijcim  Zahnarzt  Phantasien,  an  den  Opera- 
tionsstuhl  gebunden  und  ihm  ausgüliofort  zu  sein.  Er  erwartet  PeUatio,  Päd- 
erastie oder  Kastration. 

Seine  Urphiintasie  tritt  zutage:  f)em  Vater  im  Mutterleibe  den  Penis 
abzubeißen.  Er  kann  sonst  nichts  Näheres  über  seine  Ivastrati ansangst  an- 
geben. Es  fällt  ihm  nur  selber  auf,  wie  gleichgültig  er  gegen  den  Geschlechts- 
unterechied  war  und  wie  wenig  er  sich  scheinbar  für  das  Genitalo  von  Mann 
und  Weib  intcrossierte.  Er  glaubt,  diese  Gloiehgültigkcit  wäre  die  Folge  einer 
früheren  Verdrängung. 

Seine  Paraphilio  hat  viele  Varianten.  Zwei  Einstellungen  scheiden  sich. 
Er  sucht  den  blühenden  jungen  Mami,  dpr  gesund  ist.  Das  ist  eine  rein  homo- 
sexuelle Einstellung.  Da  spielt  er  den  Vater,  der  mit  seinem  gesunden  Sohne 
spielt.  Da  ist  keine  Sjjur  von  Haß  daliei.  Dann  hat  or  seine  orthopädische 
Manie.  Der  Junge  ist  ein  Symbol  der  Schwester,  or  hat  sie  zuerst  verwundet 
und  dann  verbunden.  Diese  ort^hopädischen  Objekte  müssen  lange  Haare  haben 
wie  seine  Schwcstei'.  Seine  Differenzierung  von  der  Schwester  geht  auB  dem 
Umstände  hervor,  daß  er  sieh  jetzt  seine  Haare  schneiden  ließ. 

Patient  Mindet  sich  in  hochgradiger  Aufregung.  Er  läuft  den  ganzen 
Tag  sinn-  und  planlos  herum,  sucht  irgend  einen  Vorwand,  um  mich  wieder 
aufzusuchen.  Die  Objekte  haben  jetzt  allen  Reiz  für  ihn  ver- 
loren.    Er  fühlt  oine  große  Neigung  zu  mir  und  zu  dem  Vater  und  be- 

Sttkul,  .ii-TUNKi-u  lins  'Iritti    iiiiiJ  Affuiili'litni.     Vli 


498 


Fetiecbismus. 


■5       I 


scbäftigt  sich  sehr  viel  in  Gedanken  mit  dem  Zahntirzt.  Der  Zahnarzt  hatU' 
ihm  einen  Ruhetag  empfoUen.  Das  paßt  ihm  nicht  in  sein  Programm.  Er 
fürchtet,  später  den  Mut  zu  verlieren.  Es  wird  ihm  immer  klarer 
und  klaror,  wie  stark  er  an  seinen  Vater  fixiert  ist.  Er 
kann  sich  nicht  et,al>lii3ren  und  Belbstandig  werden,  er  kann  die  Arbeit  nicht 
vollenden,  die  er  vorhatte,  weil  er  die  Nabekclinur  des  Geldes,  die  ihn  mit 
dem  Vater  verbindet,  nicht  durchreißen  will.  Er  wiU  in  Abhängigkeit  vnm 
Vater  bleiben.  Er  ist  sehr  bescheiden,  geht  eigentlich  vernachlässigt  umher, 
trägt  Eisen  an  den  Schuhen,  benützt  einen  alten,  abgerissenen  Militärmantel 
und  hätte  es  gar  nicht  nötig,  weil  ihm  sein  Vater  immer  so  viel  Geld  schickt, 
als  er  verlangt,  und  iedasmal  seine  Bescheidenheit  rühmend  hervorhebt.  Aber 
hinter  seiner  Bescheidenheit  verbirgt  sich  die  Angst,  der  Vater  könnte  eines 
Tages  sagen:  „Nun  geht  es  nicht  weiter!" 

Er  ging  an  dem  „zahnfreien"  Tage  doch  aum  Zahnarzte,  ließ  eich  an 
einem  Zülino  herumbohren  und  einen  anderen  extrahieren,  so  daß  er  jetzt  bald 
mit  dem  Extrahieren  fertig  wird.  Er  Latte  das  Gefühl,  daß  er  etwas  Großes 
geleistet  habe.  Es  war  für  ihn  eine  Heldentat  und  der  Anfang  der  Selb- 
ständigkeit. 

Er  ging  dann  in  die  Kirche  und  setzte  sich  in  der  Ecke  nieder.  Fortwah- 
rend gingen  ihm  die  Verse  durch  den  Kopf,     die  Christus  als  Junge  in  dein 
Tempel  gesprochen  hatte:  „Soll  ich  nicht  sein  in  dem,  das  meines  Vaters  Haus 
■  ist."  Er  hatte  einen  Rausch  von  Größenwahn.  Er  kam  sieh  unendlich  groß  vor, 
als  würde  er  den  ganzen  Dom  auefüllen. 

In  der  folgenden  Nacht  träumte  er: 

G.  S.  schreibt  mir,  er  habe  sich  nun  ale  Spezialist  für  Steinleiden 
niedergelassen.  Dabei  ist  der  Kerl  noch  gar  nicht  Arzt!  Wenn  er  nicht 
weiter  kommt,  dann  wird  ihm  (?)  ein  Mann  ...(?)  helfen. 

leh  bin  englischer  Offizier.  Husarenoffizier.  Blendende  Uniform. 
ein  mutiges  Pferd.  Bei  mir  ist  ein  junger  Soldat,  auch  Engländer,  den 
ich  zu  seinem  Truppenteil  bringen  will.  Ich  bin  abgesessen  und  wir  begeben 
uns  in  die  Feuerzone.  Es  ist  gegen  Abend.  Straßen  wie  bei  einer  Stadt 
in  französischem  Kampfgebiet.  Überall  sind  viele  Soldaten,  die  sehen  auE 
ihron  Quartieren.  Ich  frage,  wo  die  Engländer  sind.  Man  sagt  uns  Be- 
scheid, aber  das  Auffinden  macht  Schwierigkeiten. 

S.  ist  der  oborwähnto  Burschö,  der  ihm  die  Onanie  beibrachte.  Er  eym- 
boHsiort  hier  seine  Paraphilie.  Die  Krankheit  wird  als  Stein  dargestellt,  den 
man  zertrümmern  soll  Das  Zertrümmern  stellt  die  Analyse  dar.  Er  will 
Analytiker  wei-don,  um  Mensehen  von  ihren  Steinen  (Besclnverden)  zu  erlösen. 
Ich  soll  ihm  dazu  helfen.  Er  ist  noch  kein  Arzt,  d.  h.,  er  kann  noch  zu  wenig 
Analyse. 

Im  zweiten  Traume  ist  er  Offizier  in  strahlender  Uniform.  Er  ist  Eng- 
länder. Die  Engländer  symbolisieren  die  frommen  Tendenzen,  während  die 
Franzosen  die  Bündigen  Menschen  darstellen.  Sein  zweites  Ich  ist  hier  als 
lunger  Soldat  dargestellt. 
_  Wir  kommen  auf  seine  frommen  Tendenzen  zu  sprechen  und  es  zeigt 
eich  daß  er  bis  vor  kurzer  Zeit  noch  ein  Abendgel>et  sagte  und  gerne  in 
Kirchen  ging._  Bei  eingehender  Besprechung  entdeckt  man,  daß  er  gestern  in 
der  Kirf.ho  seinen  Vator  mit  Gott  Vater  und  sich  mit  Christus  identifizierte. 

In  einem  meiner  Bücher  machte  folgender  Ausspruch  auf  ihn  den  größten 
Eindruck:  „Der  Neurotiker  hat  sich  ans  Kreuz  seiner  Neurose  geschlagen.'' 


Ein  Fall  von  Orthopäd  isclicm  fotiscliismiis. 


499 


Er  veretehtietzt.  daßerein  Märtyrer  eein  wollte,  oin 
xwüiter  CliriBtue,  Dazu  dienten  ilini  die  ^Zahnschmerzen. 
Jeder  Zyhnwar  ein  Nagel,  mit  dem  er  ans  Kreuz  genagelt 
war.  Die  Angst  vor  dem  Zahnarzt  war  die  Angst,  dieee 
N  ä  g  e  i  zu  verlieren  und  dann  in  die  Tiefe  zu  stürzen,  d.  h., 
weltlich  zu  werden. 

Auf  die  Christiiöiieurose  weibt  da«  Taechentucli  hin,  das  er  sich  jeden 
Abend  vur  dem  EinechlaXen  in  den  Mund  slcckt.  Es  ist  dae  Sehweißtuch.  Diese 
Tage  halte  er  das  Verlangen  naeh  scharren,  in  Essig  eingelegten  Speieen. 
(Schwamm  mit  Eesig  —  aus  dem  Neuen  Testament.) 

Als  Wurzel  der  Einstellung  hält  er  eine  Bibel  mit 
Bildern  von  Schnorr  v.  Carolefeld.  Da  sah  er  als  kleiner 
Enabe  das  Bild  vom  Lazarus.  Da  lag  der  arme  Lazarus, 
mit  Seh  wären  bedeckt,  vor  der  Türe  des  Roichen  und 
n  ä  h  r'  t  o  sich  von  lä  r  o  k  a  m  e  n.  D  a  n  n  a  b  c  r  s  a  h  m  a  n  i  h  n  i  n 
A  b  1-  a  h  a  m  6  Schoß  sitzen,  während  der  Reiche  in  der  Holle 
gemartert  wurde. 

Damals  kam  ihm  der  Gedanke,  ein  armer  Lazarus  /u  werden  und  im 
Himmel  in  Abrahams  Schoß  zu  sitzen.  Er  geht  —  wie  ich  schon  erwähnt  habe 
--  selir  einfach,  last  dürftig  gekleidet,  tragt  in  der  glühenden  Hitze  und  im 
Sturme  keinen  Hut. 

Jeder  Kranke  mit  Krücken  und  Verbänden  ist  für 
ihn  ein  armer  Lazarus.  Seine  Zahnschmerzen  und  seine 
Paraj'atliie  machen  ihn  auch  zum  Lazarus.  Und  das 
wichtigste:  Er  meidet  das  Weib  und  die  Sünde,  erkämpft 
sogar  gegen  seine  Onanie.  Er  lebt  in  Wien  vollkommen 
abstinent. 

Gestern  kam  er  sich  sogar  größer  vor  als  sein  Zimmerkanierad,  den 
er  um  seine  Größe  beneidet  hatte.  Er  hatte  sich  selbst  ubern-unden  und  alle 
seine  Schmerzen  waren  Qu;i!on,  die  er  als  Märtyrer  zu  erdulden  hatte.  DaJür 
war  ihm  das  Himmelreich  sicher.  "      , 

Der  größte  Wideretand  gegen  die  Aufdockung  der  eexuellen  Begohrunge- 
vorstellungen  zeigt  sieh  in  den  Träumen.  Es  kann  zu  keiner  Pollution 
kommen,  weil  er  die  PoUuüoiieträume  zu  ächarf  beobachtet.  Ks  sind  nur 
Vorläufer  einer  Pollution,  danu  aber  bricht  der  Traum  ab. 

Einen  solchen  Traum  konnte  er  erhasehen: 

Meine  Schwester  I  kommt  auf  mich  zu.  Sie  ist  mit  einer  anderen 
Pereon.  Ich  glaube  mit  der  Mutter.  Die  Schwester  ist  groß  und  ei^ 
wachsen.  Ihr  Gesicht  hat  etwas  Männliches.  Fahlbraunes,  volles  Haar. 
Sie  hui  einen  AusEchlag.  Zuerst  seheint  es  am  ganzen  Korper,  dann  sehe 
ich  besonders  die  rechte  untere  Gesichtspartie  und  Halspartie  infiltriert 
und  belegt  wie  bei  einer  ausgedehnten  Trychophitiasis  oder  Aktino- 
mykoeJB  profunda.  Ihr  Kleid  zeigt  eigentümliche  Ornamente  wie  die 
antiken  Friese. 

Zum  Traum  fällt  ihm  zuerst  ein:  Lionel  der  Löwenraensch,  der  Lieb- 
ling der  Frauen  und  Kinder.  Dann  denkt  er  an  die  Furunkulose,  an  der  die 
Schwester  lange  gclillen  hatte.  (Siehe  Trnum  8.-173.)  Sie  hat  einen  schlcphlen 
Teint  und  leidet  auch  an  Akne.  Er  litt  lange  Zeit  an  Syphilidophobie.  Er 
denkt  immer  wieder  an  den  armen  Lazarus,  wie  er  sich  aus  den  Linnen  und 

»2* 


500  Fetischffiinus. 

Liippen  aufrichtet.  Def  Traiim  war  luetbetont  und  echien  zu  einer  Pollution 
fiihrfcn  zu  wollen. 

Wir  üborgehen  einige  Träume,  welche  nur  die  Schwierigkeiten  der 
jeLzigen  ÖituaLion  spiegeln.  Er  hat  sich  bereits  aUe  faulen  Zähne  reißen 
lafisen.  Er  ivird  fleißig  plonil)iert  und  er  macht  sich  an  eine  große  wissen- 
schaftliche Arbeit. 

Icli  mache  ihn  ;iurmerk8ani,  daß  ein  Detail  des  gestrigen  Traumes  nicht 
erklärt  wurde.  Das  Kleid  der  Schwester!  Er  berichtet:  „Ich  habe  erst  ge- 
glaubt, der  Ausschlag  spi  am  ganzen  Körper.  Dann  sah  ich,  daß  sie  ein 
gestreiftes  Kleid  anliatto.  Auf  der  Brust  sah  ich  die  Zeichnungen,  wie  Mäander 
oder  wie  Sjiliynxe." 

Von  der  Sphynx  kommt  er  auf  ödipus.  ödipus  hatte 
einen  schweren   Eingriff    überBtanden.     Er    wurde    aus- 
gesetzt, nachdem  ihm  die  8ehnen  durchschnitten  waren. 
.         y"\ff  i-i-gibt  sich   die  bemerkenswerte  Tateacha     daß 
■i  das  Objekt  einen  ödipus  darstellt. 

Er  gibt  zu,  daß  er  offene  Vatermordimpulse  hatte.   (14.)     Noch  vor 

emem  Jahre  träumte  or.  daß  er  soinen  Vater  erschlagen  hatte.  Er  ging  mit 

,   einem  Messer  oder  einem  Säbel  auf  ihn  los.  Solcher  Träume  hatte  er  mehrere. 

fn  der  Jugend  dachte  er  oft:  „Der  Hund  behandelt  mich,  wie  wenn  ich  nicht 

»  sein  Sohn  wäre.  Ich  bin  vielleicht  ein  unterschobenes  Kind.  Oder  er  haßt  mich. 

weif  ich  nicht  von  ihm  abstamme.''  (Familienroman.)  Natürlich  phantasierte 

^      or  sich  eine  Abstammung  vom  Kaiser.  Oder  er  phantasierte,  wie  er  dem  Kaiser 

dfis  Li:!ieii  rotten  und  dafür  ausgezeichnet  würde.') 

j  jj  Er  hatte  auch  das  lächerliche  Gefühl,  daß  der  Vater  ihm  das  Leben 

■    I  vordanke,  weil  er  so  gütig  war.   ihn  nicht  umzubringen.  Ein  alter  Armee- 

!  rcvolver,  dei'  zu  Hause  im  Kasten  des  Vaters  lag,  spielte  bei  diesen  Phantasien 

eine  große  Rollo.  Wir  haben  eine  neue  große  Erkenntnis  iz:- 
Wonnen:  Der  verkrüppelte  Mensch  ist  ein  Vatoi^ 
morde  r,  der  seine  Impulse  eingezwängt  und  über- 
w  li  n  ri  nn    h  ;i  t..  " 

Ein  kleiner  Traum  führt  uns  wieder  zum  Thema  der  Onanie: 

Ich  ging  zu  S.  in  die  Wohnung,  ohne  daß  jemand  etwas  merkte. 
Im  Zimmer  war  seine  Briefmarkensammlung.  Es  waren  174  Marken.  Sie 
gehörten  nicht  itim,  sondern  einem  anderen.  In  der  Wohnung  traf  ich 
dann  seine  Mutter  .  .  , 

S.  ist  der  Vorführer,  mit  dem  er  allerlei  niedliche  Scherze  aufführte. 
Para  hiuL  ''^"  '''"^^  "°''  ^^'^^'  ^'  ^^^*  ^^  ^^""'^  "^"^"^^  ""'^ 

Die  Zahl  174  wird  durch  seine  EinfäUe  folgendermaßen  erklärt-  174  ist 
em  Paragraph  des  Gesetzbuches,  der  dem  homosexuellen  17.5  vorangeht  und 
s,ch  auf  Unzucht  bezieht.  Beim  Regiment  174  (Gibraltar)  diente  ein  Offiz  er 
de^  Bein  väterlicher  Freund  war  und  das  Lied  von  der  freien  deutschen  S 

..  /^  ^^f^  ^'^'"'"'  "'^^''*""e  ''«'■  HettUDgsphantade  (Retten  und  Toto.)  macht 
Abraham  m  der  Interaationaln.  Zoitschrirt  für  Psychoanalyae,  Band  VI[I  1922  in 
«mom    Artikel    „Vaterrettung    md    Vat^rmord    in    den    ncurotiBchen    Phantasiegebilden'' 


wm 


Ein  Fall  vou  urthupüdischuiii  l'> tisch iBmii».  jjni 

Ijubhk  (8.-J9U)  aang.  174  ist  die  HäUU?  von  365  (was  riieht  Ranz  t^timnit). 
Er  ouaiiierle  fast  jeden  »wi-ik'n  Tag,  to  d!iß  die  'Aah\  uiigdahr  ^mn  -lahrefe- 
leißtung  in  der  Oiüiiiio  darptclit. 

B  o  i  Dl  Z  a  li  ti  ii  r  z  t  i  b  I  ii  ii  s  e  r  Patient  ganz  ruhig.  In 
den  crRi,en  TLifun  war  er  eehr  erregt  und  macht  bei  der 
Kxtraktiun  einen  arc  de  eercie  fOpJEtotonus),  hatte 
boi  der  Extraktion  ein  lustartiges  Gefühl,  glaub  t.e 
einen  großonSehmerz  zu  empfinden. 

Dit!  lotzten  Wurzeln  ginfien  «elir  leinht,  so  daß  er  sich  sagt«:  „Nanu  — 
ist  die  Cbose  schon  vorüber?" 

Der  Zahnarzlaffekt  ist  überstanden.  Er  hat  das  Hochgefühl  einee 
Siegers  und  rüstet  zu  neuen  Kämpfen.  Aber  der  Teufel  stirbt  nicht.  Geatern 
eah  er  ein  MädcJien  mit  einer  Halskrawatte,  bliekto  ihr  nach  und  konstatierte 
eine  Erektion.  Er  regiütrierte  als  Fortschritt  die  Rüekkehr  zu  einem  hetoro- 
sexuollen  Objekt. 

Merkwürdig  ist,  daß  er  selbst  keinen  Vorband  vor- 
trügt. Mit  14  Jahren  machte  or  Schluß  mit  dem  Solbst- 
binden  und  S  e  1  b  e  t  f  e  a  s  u  1  n,  konnte  aber  nie  -  auch  bei 
eine]-  \V  u  n  d  e    —  einen  Verband  e  r  t  !■  a  g  e  n. 

Um  diese  Zeit  (14—1,'))  waren  seine  Ideale  noch  Frauen.  ICr  las  viele 
Käuberruniaiiö  In  Furtsetzungeri,  weit  eteh  dort  oft  ßÜder  gefesöoltcr  Frauen 
befanden.  Er  borgte  diese  Bücher  in  einor  Loihbibliutbek,  scheute  sich  aber 
nicht,  die  Bilder  und  seihet  einzelne  Seiten  auszusebiieiden  und  sein  ersten 
Albam  anzulegen,  Beeonders  wenn  vorstehende  lijüste  zu  sehen  waren 
(Frauen  an  einen  Mast  gefesselt,  dabei  ein  üppig  vorquellender  Busen),  war 
er  begeistert.  In  eini'Tn  Eniriüno  befand  eich  eine  Folterszene.  Einer  Frau 
wurden  die  vorquellenden  B  ]■  iU  l  e  mit  einer  Zange  (!) 
herausgeriKsen.  Dieses  Bild  waj'  lange  Zeit  in  seinem  Harem  seino 
Favoritin.  (Sein  eigenster  Äusspnieh.)  Hinweis  auf  Kastratiotiskomplex  (?). 


i'-iy.  *u. 


Wie  soll  er  sich  jetzt  an  Frauen  machen,  wenn  sein  Vater  von  ihm 
Abstinenz  verlangte  VViederhoH  gab  ihm  sein  Vater  die  Imperative:  Halt« 
.l.ch  rem!  Bleibe  keusch!-'  -  Als  sein  Vater  von  .einer  Onanie  hörte  (MutlcJ 
lallte  Ihm  das  Geständnis  de*  Sohnes  mit),  so   weint*  er  wie  ein   Kind  und 


wenn 


Kind  und 
in  sprach, 

hen    als    wenn   es    deine   SclMvester,'    i  edV  F?.,!,'"!  i  ' 
es  deine  Mutter  w  ä  r e!"  J *"! *     '   r  a  u    a  I  g 


-    .  j       ■  ,  .  ■"  ■■'-^iiini  VI    wiu  (iij     ivinrl   lind 

mc.ntc,  er  werde  sieh  ganz  rum.cron.  Wem.  Vater  dann  von  Frauen  sorrh 
so  wiederholte  er  mit  Emphase  seinen  Ausspruch:  „Behandle  \Jt.: 
Madchen    als    wenn   es    deine   Schw»«*.«^      :  „ ..  .    ,.       ■^'-"ee 


If    ■  U1,111U        i    (I.IUJID        IJi   IJlj^ 


I 


I        1 


RQ9  Fetischismus. 

Wii-  sprnciion  iilwr  seine  homosexuelie  Periode.  Er  gestand  der  Muttor 
den  Vorkehr  mit  einem  Jungen.  Er  war  daiiiale  21  und  Leutnant.  Der  Vater 
war  hÖchUdiBt  entrüstet  und  nieinle:  „Du  kommst  ins  Zuchthaus!  Über 
deino  Familie  hringst  du  fichunde!  i^eine  tSchwestern  werden  nie  Leirüten 
können!  Meine  Karriere  ist  verdorben!"  .  .  .  Er  hätte  dem  Vater  an  die 
Gurgel  fahren  können,  aber  er  fühlte  andererseits  Liebe  und  Mitleid  mit  dem 
alten  Herrn  und  eeiner  Familie, 

Seine  sexuelle  Autkläi'ung  durch  die  Mutter  war  auch  merkwürdig.  Erst 
teilte  man  ilim  das  Storchmäi'chen  uiit,  dann  aber  sagte  sie  ihm:  Das  Kind 
wachse  untor  dem  Herzen  der  Mutter  und  entstünde,  wenn  sich  zwei  Menschen 
besoiiderB  lieb  hätten.  Er  selbst  hatte  Angst  vor  dem  Kinderkriegen.  Er  muß 
olwas  von  einer  Geliurt  mit  einer  Zange  gehört  haben.  Das  bestätigt  er.  Es 
ergibt  sieb  eine  neue  Detenninierung:  Der  Zahnarzt  ist  der  Ge- 
burtshelfer und   dor   Zahn   ist   daß   Kind. 

Seine  Stellung  zum  Vater  verrät  der  folgende,  sehr  affektreiche  Traum: 

Ich  bin  auf  einem  sehr  sanft  ansteigenden  Hügel.  Eine  grüne  Wiese. 
Weit  im  Hintergrund  ist  der  Horizont  von  Wald  und  Busch  abge- 
schlossen. Ich  nniß  zuerst  allein  gewesen  sein.  Ich  bleibe  auch  später 
allein,  oder  bin  ich  doch  der  Führer  einer  großen  Schar?  Ich  werde  ver- 
folgt, niemand  steht  juir  bei,  Ich  muß  die  Lücke  in  einem  Dnihtzaun- 
gowinde,  das  sich  auf  der  halben  Höhe  des  Hügels  entlang  zieht,  ge- 
winnen. Das  macht  mir  große  Mühe.  Hinter  dem  Zaun  bin  ich  gerettet. 
Aber  bevor  ich  ihn  noch  erreiche,  kommt  „Er'".  Der  Führer  der  anderen! 
Der  König!  Ich  bin  mitten  im  Sehlachtgetümmel.  Es  ist  die  Alexander- 
schlacht. Er  steht  auf  dein  Htreitwagon,  hat  einen  blonden,  viereckig  go- 
sclmittcnen  Vollbart  wie  Herr  N.  und  wirft  die  Lanze  nach  mir.  Ich 
muß  auch  mehrmals  geworfen  lialjen.  Wir  werfen  immer  abwechselnd. 
Die  Lanzen  sind  sehr  dünn,  mit  langen  eisernen  Spitzen.  Ob  ich  jemalt 
treffe?  Es  scheint  nein  .  .  .  Oder  liai}e  ich  gar  nicht  geworfen?  Er  trifft 
mich  fast  bei  jedem  Wurf.  Auch  Pfeile,  werden  von  anderen  aus  dem 
Gewühl  geschossen.  Ich  habe  Angst  vor  den  Geschossen,  aber  keine 
SchmerzeinpFindiing.  Hagen  hat  mich  verraten. 

Der  Drahtzaun  Bah  aus  wie  der  Kai  in  der  Oper  —  Mäanderfigur.  Der 
feindliche  Führer  glich  Christus,  Er  sah  strenge  aus,  blaß,  und  warf  seine 
Speere,  als  wollte  er  sagen:  „Ich  muß  es  leider  tun!  Ich  muß  dich  abstechen'" 
„E  r"  aber  war  unverletzbar.  Er  war  ein  Gott.  Er  war  Gott  Vater.  Arzt 
und  noch  mehr.  Sein  Iwsscres  Ich,  das  seine  Paraphilie  tötete. 

Ihm  fällt  als  wichtigster  Einfall  sein  Vater  ein.  Er  fürchtet  dio  Aue- 
einandoi-setzung  mit  dem  Vater.  Er  will  eich  ein  Mädchen  suchen  und  nor- 
malen Verkehr  haben.  Der  Vater  ist  gegen  jeden  außerehelichen  Verkehr 
Werdo  ich  ihm  im  Kampfe  gegen  denVal-T  beistehen  oder  wie  Hagen  verraten''' 
Ah;  er  21  .Jahre  alt  war,  wollt«  ihn  der  Vater,  um  ihn  zu  heilen,  verheiraten  und 
erhalten.  Das  wäi-e  heute  viel  schwerer.  Auch  will  er  seine  Frau  selbst  er- 
ha!t,en.  Wie  löst  er  das  sexuelle  Problem? 

n  ^^."'^'l^'  'l''"^  '^'^  Alaxanderschlacht  ein,  das  berühmte  Relief  aus 
Pompeji.  Die  bchlacht  zwischen  Alexander  und  Darios  EsistderKampf 
zwischen  ihm  und  dem  Vater.  Und  plötzlich  kommt  ihm  die  Deu- 
tung. Der  ansteigende  Hügel,  das  Loch  im  Drahtzaun  (auch  die  Parapathie, 
wo  er  sich  sicher  fühlt),    der  Ruech  und  Wald  ...:     Erstehtvorden 


Ein  Fall  von  orlliojiiiilisr.hcm  F'etiscIiiBraus.  508 

T  h  e  r  iii  'ip  y  1  <^ "  und  v  g  r  t.  0  i  d  i  g  I  die  Scheide  der  Mutter 
gegen  die  Angriffe  dee  Vaters.  Hatte  er  sich  doch  eine  Hypo- 
these gebildet,  daß  dor  Vater  die  Mutter  icdeemal  vergewaltigt.  Nun  eteht  er 
in  dem  Engpaß,  ein  zweiUjr  üdipua,  und  läßt  seine  Mutter  nicht  berühren. 
IJas  Motiv  d^  Kampfes  ist  Eifereudit.  Er  will  keine  Geschwister  haben.  Er 
will  der  Einzige  sein.  Er  wollte  keine  Schwester  haben.  Dio  Muttor  ßollte 
riidit  nuihr  der  Gefahr  der  Schwangersehalt  ausgesetzt  werden  .  .   . 

Überdies  ist  der  Ti'uuni  ein  Spemiatozoeiitraum.  (Gefiederte  Pfeile 
flogen  wie  Samenfäden  um  ihn  harum.)  Er  ist  im  Mutterleib  imd  tötet  alle 
seine  Gosfliwihter. 


Seine  Stimmung  schwankt  zwischen  Größenwahn  und  Depression.  Er 
fühlt  ganz  deutlich,  wie  der  «weite  Menech  in  ihm  gegen  das  Goeundwerden 
kiuiiiift.  Fa-  arl>citct  jetzt,  wiseensdiaftlidi  mit  einem  Feuereifer,  der  ihm 
selbst  verdächtig  itit.  Er  beginnt  auch  ncmv.  Tagesphanfasien  nu  boobachten. 
Ein  Teil  dor  Phanta.'iien  findei-  Nalining  in  i^eineni  Größenwahn.  Er  hat  seine 
große  hirttorifirlic  Mission.  Er  wird  einer  der  grüßten  Psychiater  werden. 
Er  wird  dio  Anaijec  in  neue  Hahnen  lenken.  Er  wird  unziihiige  Menschen  or- 
lÖRon.  Dor  andere  Teil  ist  sadistischer  Natur.  Er  weiß  jetzt,  daß  er  phan- 
tssiert.  die  ganze  Familie  wiirde  stei-lwn,  er  werd<^  (iuB  ganze  Geld  erlx^n  und 
lelwn  können,  ohne  Rücksicht  auf  seine  Familie  und  Bpezieil  auf  Bcinen  VatJ^r 
zu  nehmen.  Oft  wenn  dor  Friseur  den  Vater  rasierte,  hatte  er  den  Wunsch : 
.,0  iiiögii  i^r  ihm  den  Haie  abschneiden."  -  Soino  Schwcptom  ließ  er  in  seinen 
Tagträumen  täglich  von  der  Elektrischen  überfahren. 

ICine  wirre  Naxjht  mit   vielen  Träumen,  davon  einige  in  Erinnerung: 

Szene  am  Frühstiickstisch.  Wir  sitzen  an  einem  Tisch.  Ich  nitze 
moineni  Vater  gegenüber.  Die  Stimmung  ist  etwas  gedrückt.  Mein  V;iter 
wie  gewöhnlich  im  Schlafrock  mit  Miitzchan.  leb  lialw  das  übliche  un- 
angenehme Gefühl  ihm  gegenüber-  Schließlich  sage  ich  zu  ihm  (Franz 
Moor) :  „Geht  es,  Euch  wieder  besser,  lieber  Vat«r?"  Er  antwortet :  „Jedon- 
faÜK  geht  es  mir  wohl  b(*isor  als  dir!"  leb  habe  ein  schlochtes  Gewiesen. 
Dann  sagt  er:  „Ich  halw  dich  auch  sehr  lieb  und  die  Sache  ist  erledrgt. 
Ich  nehme  an,  daß  du  dich  jetzt  auch  po  benehmen  wirst." 

Ich  stehe  rechts  in  dor  Ecke,  ziehe  mich  an  und  wiU  mir  gerade  mein 
ziemlich  schmutziges  (schmutzsteifes)  Hemd  anziehen.  Da  wird  mir  ge- 
sagt: „Du.  der  König  int  schon  sehr  wütend  auf  dich!"  Das  ist  mir  ganz 
Wurst.  Indem  kommt  der  König,  untersetzt,  schwarzer  kurzer  Vollbart, 
älterer  Mann  und  sagt:  „Du  wirst  sofort  aufbrochon  und  Briinhilde  über- 
winden. Du  hast  dazu  24  Stunden  Zeit,  Zehn  goldene  Eier  sind  dein  eigen, 
wenn  es  dir  gidingt.  Ich  gebe  dir  .  .  .  als  Ratgeber  mit."  —  Ich  denke 
mir:  „Was,  diesen  falschen  Hund"?"  Und  bin  nicht  sehr  sicgessichor. 

Ich  fahre  in  einem  Selbstfahrer  mit  einem  Pford  auf  der  Straße. 
Bei  mir  ist  nocii  jemand,  zunächst  unklar,  später  ist  es  Schwestrer  III, 
Wir  fahren  um  die  Ecke  roclits,  kommen  in  eine  SacJcgasso,  die  abge- 
Bcblossen  wird  von  einer  großen  Kirche,  Moschoo  oder  griechJeth-orth.o- 
doxeK  HetbauB.  Man  verweist  uns.  Ich  kehre  um  und  fahre  auf  die  Haupt- 
straß(!  zurück.  Wir  sehen  die  Stadt  sich  auf  der  anderen  Seite  des  Flusses 
erheben.  Mächtige  Bauwerke,  die  sich  stufenweise  ülwreinander  aufbauen. 
(Luzern?)  Ich  weise  sie  auf  einen  Bau  hin,  das  ist  da«  Schloß  dee  Kar- 
dinal   Richelieu,   Es   erhebt    sich    in    vielfacher   Gliederung   gelbbraun   am 


; 


•1 


50-t  Ketiritliii^irnis. 

Abhang.   An  drei    Stellen  ist  iihcr   Eingängen  (jder   Fenstern  leuchtend 
rotfi  Stukkatur.  Das  sind  die  KiirdinalEemblenm. 

Ich  etehü  allein  auf  dm-  Stralie.  rechts  sehe  ich  ein  Haus,  linkp 
auch  ein  Haun.  Das  rechte  lljiiie  wird  tiueben  von  dem  Wirt  mit  seiner 
Frau  verlassen.  Er  grinst  mich  an,  ohne  ahcr  etwas  zu  sagen.  Ich  sage 
zu  meiner  Tante  (?):  „Wollen  wir  nun  in  das  Haus  gehen,  wo  die  eben 
herausgegangen  sind?  Oder  wollen  wir  in  das  andere  gehen?" 

Das  orstoTraumstück  antizipiert  die  große  Abrechiumg  mit  demVater.Er 
zeigt  einen  sonderbaren  Aberglauben,  daß  immer  das  Gegenteil  seiner  Träume 
eintrifft.  Er  trüumto  oft  von  guten  Schulaufgaben,  natürlich  machte  er  sie 
dann  schlecht.   Er  faßt  den  vorliegenden  Traum  als  böses  Omen  auf. 

Im  zweiten  Traumstüek  wird  Brünhilde  die  Vertreterin  des  Weibes.  Er 
ißt  natürlich  Siegfried.  Die  10  goldenen  Eier  sind  10  Tausendmarkscheine, 
die  er  vom  Vater  für  das  Richten  seines  Gebisses  verlangt  liatte. 

Im  dritten  Stück  werden  dio  Hindernisse  der  Religion  dargestellt  und 
Bcino  Paraphilie  als  kunstvolles  Bauwerk  symbolisiert.  Ei-  ist  der  Kardinal 
Richelieu.  Also  wieder  seine  große  historische  Mission.  I^udwig  XTV.  ist. 
sein  Vater. 

Im  vierten  Stück  soll  er  die  Rrajikheit,  das  alte  Haus,  vorlassen  und 
in  ein  neues  Haue  einziehen.  Uer  Wirt  trägt  meine  Züge. 

Er  fühlt  nicht  mehr  das  Interesse  für  die  Objekte.  Ja,  er  sieht  sie  wohl 
an,  abor  er  hat  nicht  mehr  das  Gefühl  einer  7,wangsiacke.  Er  erkennt  nh 
Zentruni  seiner  l'arapathio  da^  Vcrhällniö  zum  Vetter  und  leilt  mir  ver- 
schiedene Züge  mit,  welche  die  latente  homosexuenp  Einst^'Hung  seines  Vaters 
verraten. 

Das  Ringen  mit  seinei'  Schwester  sieht  er  als  schwerstes  Trauma  an 
'  Sie  lagen  ja  auch  einmal  nackt  nebeneinander.   Beim  Ringen  fühlte  er  ihre 
Brüste.    Das  Kontaklgclühi  der  Brii.ste  aiil   seiner  Brust  hat  ihn   lange  vei^ 
folgt.  Vor  der  Frau  mit  mächtigen  Brüsten  fühlt  er  Angst.  (Sphynx.) 

l^nd  noch  eine  neue  Erkenntnis  if^t  ihm  gekommen: 
l  J  i  u  Laute  ist  sein  Vater.  Sie  h  u  t  s  u  i  n  e  schöne  b  a- 
r  y  t  o  n  a  1  0  Stimme.  Er  kann  mit  i  ii  r  spielen,  mit  ihr  zu- 
sammen singen,  mit  ihr  spazieren  gehen.  Er  kann  neue 
Saiten  aufziehen  (eine  S  v  rn  p  t  o  m  h  a  n  d  1  u  n  g  der  letzten 
Tage). 

Hoffnunp:   Wird  der  Vati?r   mit  mir  ueui-  Saiten   aufziehen? 


Er  träumte: 


.  •">  Halbdunkel  kramo  ich  in  doi'  mittelgroßen  Hoiztruhe  herum. 
Memo  Schwester  1  ist  anwesend.  Sie  baobaehtet  mich.  Zwischen  lauter 
.nTe^ll  ?M  1  '  '^^^10■"™  Kronen,  die  mir  fehlen,  und  noch  einen  Haufen 
-indeie^  Geld    von  dorn  ich  gar  nicht  wußte,  daß  ich  es  besitze. 

ro.«     ninl,     rfT'.^   ''?    ""'"^    ^"   '^'"'^"    Piinftausendkronenschein    in 
Uhren,   eine   .mmer   ni.UicLer   als   die   ande're,    die   leki  ITt  "ilc^lX: 


Km  Fall  von  ortliiipadisclii'iii  Felisehisumsi,  nl):t 

iiml  als  AiJtiband  ist  ein  schwarzes  Moiiecl»;ind  daran  (Pig.  47).  Er  Sügt. 
dio  Uliron  hatten  260  M  gokobtet  (das  Stik'k'O.  Ich  siige,  dann  sollto  er 
Kio  doch  lieber  nicht  vorkaufen,  doiiii  so  viel  gäbn  ihm  jetzt  nKiinimd 
dafür.  Llixbai  donko  ich  an  meine  Roldeno  Horronuhr  iind  duli  ich  die 
nicht  verkaufen  werde. 

Ich  hin  (in  der  Baracke?)  mit  Kameraden  zusiininien.  Da  eohlagt 
mich  einer  mit  einem  I  m  langen,  niaßstabahiilichen,  vierkantigen  Stcic-k 
KWeinial  über  den  Kopf  oder  aueli  gleichzeitig  mit  den  in  KrcuKronn 
(Fig.  48)  gekn-iiztcn  2  Stäben  Ich  liihlo  et^  hart  auf  dem  ge-schoi-enen 
Schädel.  Woll  ich  den  Kerl  fi>rdeni?  Irgend  was  muß  ich  duch  daraufhin 
tun,  das  kann  ich  mir  doch  nicht  gefallen  lassen!  Aber  fordßni  mag  ich 
ihn  nicht  imd  weili  nun  nicht,  was  ich  tun  soll. 

In  der  alten  Truhe  findet  er  uiivermutetSchätz<>.  lir  entdeckt  dioKostbjir- 
keitöQ  der  Vergai]|.;enheit  und  will  sich  von  ihnen  nicht  trennen.  7ai  den 
Farl>en  UfJHij/.iiert  er  verrichie{h'ne  l'-ii'iihruiigeji  von  Audition  colure.  Zu  lUi^a 
fallen  ihm  din  Maschen  der  Kinderwäsclie  und  der  Kinderwagen  Gin.  Die  drei 
Uhren  sind  seine  drei  Schwestern.  Er  iet  2G  Jahre  alt,  was  die  260  erklärt. 


Den  heftigen  Kamjjf  mit  seiner  Faraphilie  (ChrietueneuroBe)  symboli- 
siert das  letzte  TrauniBlück.  In  der  Tat  kiimpfen  in  ihm  die  uwei  Tcnden^eii- 
Er  iet  unruhig,  weil  er  keinen  Brief  vom  Hause  hat.  Kr  hat  eine  ziemlieh 
aufrichtige  Beichte  nach  Hause  geschrioben.  Heui«  kam  ein  Brief  vo»  seinem 
Vater.  Er  Bei  ganz  ert^chii ttert  über  alles,  waB  er  erfahren.  Er  habe  das  Ver- 
langen, ihn  zu  pphen  und  alle  Mißverständniese  aufzuklären.  Seilest ivdtaid 
erhielt  Otto  auch  das  Geld  für  den  Zahnarzt. 

Der  Brief  vorsetzt  ihn  in  eine  hochgradige  Aufregung.  Er  malt  sich  die 
WiedersehcnssKene  mit  dem  Vater  aus  und  sieht  ein.  daß  er  nicht  imstande 
ist,  nie  auezuhalten.  Der  Vater  konnte  mit  ihm  über  seine  Paraphilie  ßprecben 
—  dieser  Gedanke  IkI  ihm  iincrtriLglich.  Während  er  vorher  den  Valei'  haJitc 
und  mich  liebte,  di'eht  er  jetzt  den  Spieß  um.  Er  hatte  das  Unglück,  mich  uiil 
einer  Dame  Kjiazienn  gehen  zu  sehen.  Seine  Eifersucht  ist  aiifp  höchsle  enl- 
llammt.  Auch  hal)e  ich  ihn  schwer  beleidigt,  weil  ich  mir  wählend  dej'  Sitzung 
die  Nägel  Bchnift.  Das  hätte  ich  mir  mit  einem  zahlenden  Patienten  nie 
erlaubt.  Er  sieht  .ietzt  meinen  teuflischen  Plan,  ich  will  ihn  nicht  gesund 
worden  la.sscn.  Er  soll  krank  blciticn,  sonst  könnte  er  mich  übertreffen.  Ich 
leide  überhaupt  an  einer  schweren  Parapaihie,  die  ich  .geschickt  verberge.  Ich 
leide  an  der  Schü lernen roKe.  Ich  fürchte  meine  Schüler.  Aber  er  wird  sich 
rächen.  Er  wird  der  \^  olt  zeigen,  was  ein  echter  Analytiker  ist.  Er  wird  mich 
übertreffen  und  die  Welt  wird  über  mich  zur  Tagesordnung  übergehen. 

Der  Zahiiaiztii.ffekt  ist  ganz  vc-rschwimden.  Das  Plombieren  ist  ihm 
ein  Vergnügen.  Beim  Bohren  hat  er  Lustgefühle  im  Penis, 
Überhaup!  lüufl,  er  mit  einem  KUzdn  im  Penis  umher.  Er  ist  nicht  mehr  zur 


3äc 


50« 


Fß  tisch  isin  US 


Arbeit  fähig.  Er  kl  mit  AlTi^liton  U\a  zum  Üersten  überfüllt.  Kr  sieht  eine 
Menge  seiner  InfaiitillKtnen  ein  und  will  sie  überwinden.  Er  möchte  trotzdem 

einen  Toil  seines  Leidens  behalten  und  benimmt  Bich  so  herausfordernd,  daß 
<!J-  einen  Hinauswurf  provoziert.  Aber  sein  Intellekt  sie^t.  Er  sieht  ein,  daK 

er  .jetzt  seinen  Entscheidungskarnpf  kämpft. 

Er  hatte  vorige  Nacht  einen  sehr  merkwördigen  Traum: 

.    .    •    N (Oberdiener    der    Rigaer    chir.  Klinik)    oder    A  .  .  . ,  . 

(mein  letzter  Bursche  während  des  Krieges)  kommt  und  sagt,  ich  BoU  der 
Schwester  mal  Bescheid  sageJi,  die  hätte  sich  unbej-echtigtei-weiso  meinen 
Papierkorb  (?)  angeeignet.  Ich  gehe  in  das  Zinuner  (Aasoziatiou :  det 
Kinderfräuieine)  und  dort  steht  das  Bett  quer  mitten  im  Zimmer  und  auf 
der  anderen  Bettseite,  rechter  Hand,  steht  der  Wäscliepuff  (meiner 
Eltern),  gefüllt  mit  schmutziger  Wäsche.  Auch  das  Bett  ist  ungcmacht. 
Eh  ist  aber  niemand  in  dem  sonst  zienilieh  kahlen  Räume.  Da  sehe  ieh  auf 
dem  Botte  einen  Kasten,  in  dem  unter  ajiderem  ein  Bandmaß,  wie  mein 
verlorenes,  liegt,  mit  gelber  Messinghülse,  zum  Aueziehen.  Aber  das  ist 
zu  groß,  nicht  wie  meines.  Auf  dem  zweiten,  denn  jetzt  sind  noch  mehr 
solche  Bandm;jße  da,  steht  eingraviert:  Sehr.  Neuburger;  das  will  jeii 
erst  nehmen,  aber  es  ist  doch  nicht  meines.  Und  dann  finde  ich  meinee- 
es  ist  etwas  gedrückt  und  ich  fürchte,  es  wird  kaputt  sein.  Auf  dem  etehl' 
auch  mein  Name  eingraviert.  Ich  ziehe  es  heraus  und  lasse  ee  wieder  zu- 
i-ückgehen.  Ti-ntzdem  der  Haltring  am  Ende  abgerissen  iat,  geht  ee  doch 


iiicjil  gmii',  liiMoin.  sondLMii  l'/jf-m  bh^'iben  draußen,  so  daß  man  es  wieder 
gebrauchen  kann.  Die  Metalihülle  wird  größer  und  es  ist  sehr  viel  eir- 
graviert.  Dei'  Krciw  wird  inmier  schmaler,  venvaiidelt  sich  in  eine  Kllipee 
und  wird  schließlich  ein  Bolzen  (Fig.  49). 


./   I 


Er  erinnert  sich  im  Anschluß  an  den  Traum,  daß  die  alte  Wäsche  immer 
einen  faszinierenden  Eindnick  auf  ihn  auegeübt  hatte.  Er  schnüffelte  immer 
im  Wäscliekoi-b  heniiu  uikI  roch  an  den  einzelnen  Stücken. 

Neuburger  ist  ein  äuidat,  der  schon  tot  ist  und  neun  Kinder  hatte.  Er 
ist  also  Repräsentant  des  Familienlebens  und  sein  Zukunftsbild.  Er  will 
wieder  ein  Mann  soin.  Dazu  l>enötigt  er  das  alte  Maß.  Er  hat  die  Dinge  mil 
falschem  Maß  gemessen  und  das  alte  Mali  verloren.  Nun  findet  er  es  wieder. 
Der  Kreis  (Vagina)  verwandelt  sich  in  eine  Ellipse  (Phallus).  Etwas  an  seiner 
Sexualität  ist  verändert.  Der  Ring,  der  ihn  an  die  Familie  gebunden  hat, 
echeint  verloren  zu  sein. 

Er  machte  einen  Ausflug  mit  seinem  niedlichen  Mädchen,  spielte  mit  ihr, 
hatte  mächtige  Erektionen,  scheute  aber  vor  dem  letzten  Sehritte  zurück.  Er 


!!• 


BIB^ 


Ein  Fall  vou  ofthopädischcm  l^etiscbisuius.  507 

will  von  ilir  aurgcl'oriiöi't  werden,  um  keine  Verantwortung  zu  haben.  Er  Bucht 
Laßt  ohne  Srlnikl.  Zeitweilig  verfiel  er  in  Phantasien  und  da  lajigweilt«  ihn 
die  ganze  Siiflu;. 

Er  läuit  noch  imiiier  den  ganzen  Tag  mit  dem  Kitzolgefühl  im  Penis 
umher. 

Immer  mehr  tritt  in  der  Analyse  ein  etarkiT  Narzißmus  zutage.  Seine 
Faniiiio  leiet.nto  sich  iJ^rkloddichcB  in  der  Bewnndorung  des  einzigen  Sohnes. 
Seine  Großmuttor  wies  immer  auf  seine  Schönheit  hin,  seine  SchweBtem  hatten 
die  Wände  mit  seinen  Bildern  taijeziert.  Es  iiiuli  anderen  Leuten  aufgefallen 
aein,  denn  iiei  der  Koniinniil.i(m  hatte  ihn  der  Pastor  vor  der  „Großmanns- 
sucht" gewarnt. 

Es  steigen  Jangsmii  Erinnerungen  an  Miadrey  auf.  Besonders  ein 
Kutscher,  der  Gemüse  ausfiihrto.  Er  am  Kutschhock  die  Defükation  der  Pferde 
beobaclitond.  Ferner:  Greftunitler  hatte  einen  Kratzer.  Ihm  macht©  das 
Kratzen  direkt  woiliistige  Eniiifimiungen. 

Er  beneidet  die  Baren  und  Lüwen.  Er  biß  wohl  auc!i  seine  Schwestern. 

Er  trchÜdort  einen  Traum  und  gibt  eeine  eigene  An;ilyse.  Ich  lasse  nun 
dem  Palieni«n  das  Wert,  der  nun  größtenteils  ülwr  seine  Analyse  selbst  Ix?- 
rieht.et. 

Naeht  vom  ^fi,  auf  den  2(i.     1)  i- u  t.  n  ng  und  Einfälle:  - 

„Icli  Ijin  beim    MiEUgeesen,     sitze  mit  lunleren  heim  Tisch;     da* 
Mädchen,  das  uns  bedient,  kommt  mit  öiiior  Platte,  auf  der  alle  möglichen 
guten  Sachen  liegen:  Zitronen,  Apfelsinen,  Pfeffernüsse.  Mehlsimise.  Ich 
will  aber  erst  die  anderen  nehmen  bissen.  Endlich  kommt  sie  zu  mir;  oe 
sieht  nicht  mehr  so  appetitlich  aus  wie  vorher.     Ich  neinne  eine  halbe 
Zitrone  und  eine  Handvoll  Mehlspeise,  die  weich  and  warm  und  schmierig 
irit,  an  der  Hand  bleibt  aber  nichts  hängen.  Da^  Mädchen  sagt  zu  mir,  ich 
sollte  doch  noch  die  Apfelsine  nebnien,  die  sei  auch  für  mich,  aber  ich  mag 
nicht  rocht,  trotz   ihre^';   Zuredens,  und   weiß   auch   nidit,   ob  ich   sie  ge- 
nommen habe.'' 
Beim  Erwachen   scheint  es   mir,  daß   auch  die  Zitrone  ausgepreßt  war 
und  von  der  Apfelsino  nur  die  Schalen.  Zugleicli  assoziiere  ich  zu  der  Mehl- 
speise Fäzes,  und  dann  Fäzes  meines  Vaters.  Es  fällt  mii'  folgendes  Traumbild 
der  gleichen  Niicht  ein: 

Ich  bin  in  einem  l.ebciismitteigeschäft,  m  dem  ich  schon  vorher 
etwas"eingekauft  habe,  da*  ließ  ich  aber  da,  weil  ich  eine  neue  Wohnung 
suchte.  Ein  hallies  Pfund  Fett  war  dabei.  Dlu^  will  ich  jetzt  abholen.  Ks 
liegen  auch  eingepackte  Dinge  auf  dem  Ladentisch,  aber  ich  glaube,  menic« 
ist  nicht  darunter.  Unter  den  ausgestellten  Waren  fällt  mir  em  Gebäck 
besonders  in  die  Augen.  Weißer  Mürbteig.  In  der  Mitte  des  etwa  hand- 
tellergroßen Kuchens  rote  Mannelade.  Sofort  habe  ich  das  Empfinden, 
das  müßte  aber  süß  und  gut  schmecken.'^ 
Zu  diesem  Kuchen  füllt  iTiir  der  rote  PhH:k  auf  dem  heUeu  Waschkleid') 
ein  und  die  Idee,  daß  dies  Erlebnis  einen  Defäkationsakt  meines  Vaters  dockt. 


'}  Siel»'  i'tii'  ''r^^tl^  Eriiinpnaig  S.  4S4. 


fj08  Fetisch  ism  US. 

Weitere  Einf;ilie:  Meine  Neigung  aJe  Kind,  stete  aiif  dem  Bock  neben 
den  Kutscher  zu  yiLzeii;  ich  setzte  alles  daran  und  war  unglücklich,  wenn  ich 
im  Wagen  fahren  mußte. 

Ich  fichü  lustbatotit  einen  riesigen  Pferdehintarn,  und  zwar  ist  das  Pferd 
im  Trab.  Der  Schwanz  hebt-  sich  und  die  Rosette  des  Darms  wird  hervorge- 
preßt, dann  folgt  die  Entleerung  dor  Roßäpfel.  Die  steife  Haltung  des  Pferdes, 
dati  gezwungen  wähnmd  des  Laufes  die  Defäkation  verrichtet,  matht  mir 
großes  Vergnügen.  Auch  der  scharfe  Geruch  der  Pferde  und  alles  dessen,  was 
damit  zusammenhängt,  iio  richtet  sieh  auch  meine  erste  henio^exucllc  Neiguny 
auf  Männer,  die  mit.  Pferden  umgehen.  Derbe  Burschen,  Kavalleristen. 
Kutscher.  Den  Pferdegeruch  liebte  ich  auch  als  Soldat  sehr.  Ais  Kind  hatte 
ich  ein  Schaukelpferd,  dem  drehte  ich  immer  den  Schwanz  aus,  klemmte  ihn 
mir  zwischen  die  Bein«  und  spielte  selbst  Pferd;  aber  viel  größeres  Vergnügen 
gewährte  mir  ein  schwarzer  RoßhaarscLweif  an  eijieiu  Ausklopfer.  Den 
klemmte  ich  zwischen  die  Beine,  dann  hatte  ich  vorn  den  Griff  (erignirter 
Penis)  und  hinten  den  Schwanx.  Diesen  Ausklopfer  liebkoste  ich,  drückte  mein 
Gesicht  hinein  und  kitzelte  midi  damit  im  Gesicht.  Dieser  Ausklopfer  war  ein 
prachtvolles  Pferd. 

Fiß.  so. 


Pferdo  liehe  ich  auch  heute  sehr.  Reiten  möchte  ich  sehr  gerne  wieder. 
Zoophile  Neigungen  sind  mir  nur  so  weit  bewußt  geworden,  als  ich  mein 
Reitiifcrd  als  Kiimeniden  emiifaiid,  ihm  gerne  den  Hals  streichelte.,  auch  mich 
an  den  Hals  mit  dem  Kopf  anschmiegte.  Sowohl  vom  Sattel  aus,  als  auch 
weim  ich  heim  Kujife  stand.  Auch  sonst  liahe  ich  mich  sehr  gerne  im  Stall  auf- 
gehalten. Als  Kind  kam  ich  in  der  Großstadt  kaum  mit  Pferden  in  Borühnmg. 
Nur  während  dey  Sommers  in  Misdroy,  wenn  ich  mit  meinem  Gärtnerfreund 
das  Gemüse  auefuhr  und  d.aboi  mit  großem  Genuß  ihm  Obst  klaute. 

Besonders  aber  wenn  wir  im  Ormiibut^  oder  Wagen  nach  dem  Jordansee 
fuhren  und  ich  neben  dem  Kulscher  auf  dem  Bocke  saß.  Wenn  ich  heute  Frauen 
küsse,  so  empfinde  ich  Mißvergnügen,  weil  die  Lippen  so  dünn  sind.  Mein  Ziel 
ist  die  weiche,  sciiime  Rosette  am  Amis,  die  mir  l>eim  Pferd  so  herrlich  ent- 
gegengoproßt  wurde.  Ich  suclie  also  lieber  fleiscliigire  Zonen  auf.  Am  liebsten 
würde  ich  die  Brust  küssen,  oder  wahrscheinlicher  den  Anus,  wenn  das  Nr,  1 
gestattete.  Als  14iährig(!r  etwa  holte  ich  mit  starkem  Affekt  für  meine  Mutler 
Kuhfladen  aus  einer  Molkerei.  Sie  wollte  den  Balkon  düngen.  Ich  tat  es  mit 
-itarkem  Affekt,  reagierte  aber  so  stark  mit  Widenrillen,  daß  ich  mich  später 
nicht  mehr  dazu  Ijereit  fand.  Auch  den  Bauch  des  Pferdes  habe  ich  beim  Pferde- 
putzen  mii.  besonderem  Affekt  gereinigt  Die  große  Anziehungskraft  der  Haare 
61  MLniuei-ii  und  Frauen;  ich  vergrabe  hei  Frauen  mein  Gesicht  gerne  in  die 
naare  und  küsse  den  Nacken.  Ergibt  ParaUelen.  Dabei  bin  ich  stete  unbe- 
friedigt, aber  doch  verhältnismäßig  erfreut 


^B 


Kill   l'\ill  von  (irt.lio|)ii(liscln!Jii   l'^linohismiip.  509 

Dae  Pferd  wird  oingespanut;  man  legt  ihm  eine  eiBemi)  Trense  durch  das 
Gebiß.  Empfinde  ich  das  Eisen  an  den  Zähnen,  KLirren  der  Gabel,  besonders 
das  Arbeite»  des  Zahnarztes  am  Gebiß?  Ich  hatte  imniui-  großes  Vergnügen 
daran,  andere   LcuU'  xu   vorrüppelii. 

Wieder  steigt  dio  Abbildung  eines  Menschen,  den  man  wie  ein  Pferd  auf- 
gezäumt hat  und  der,  den  K(»])f  im  Nacken  durch  den  Zügelzug,  ein  qualvollew 
Gesicht  zeigt,  vor  mir  auf.  Erregt  mich  auch  iutzt. 

Dies  Bild  sah  ich  mit  8 — 10  {?)  Jahren  iu  einem  Tierechutzkaleuder. 
Dan  I'l'crd  wird  su  in  da.s  Goscliirr  gosclnKiHt  und  gepeitscht,  b'h  h:ibp  oft  als 
kleines  Kind  Pferd  gespielt,  indem  ich  Stühle  (Schaukelstuhl)  oder  Plättbi-ett- 
ständer  kutschierte;  dio  wackell;eii  und  fielen  doch  nicht  um,  aber  mehr  Spaß 
machte  e^  niir,  wenn  ich  Pferd  war  (Der  kleine  Klaus  imd  der  große  Klaue; 
,,llüh,  alle  meine  sieben  Pferde.")  ■ 

Wie  ich  aJs  Erwachsener  die  Angst  vor  dem  Pferde  Überminden  hatte, 
lieli  ich  mir  sehi'  gerne  von  eineiu  Pferde  aus  der  Hand  fressen.  Die  dicken, 
weichen  Lippen   iiiachten  mir  Freude. 

Diihor  ist  auch  jetzt  die  erregendste  orthopädische  Vorstellung  der 
Mensch  im  Korselt,  das  den  Hals  und  Kopf  mit  umfaßt  und  ihn  an  der  Be- 
wegunc  dos  Kopfes  11  intern  (sollte  hindert  heißen).  (Selir  starke  Erektion.) 

Dieser  bezciuhiiende  Schreibfehler  konnte  sicli  bilden,  weil  der  Gedanke: 
„Du  mußt  dir  mal  das  Bild  in  dem  l-ehrbucb  der  Chirurgie  ansehen"  .■^ehr 
mächtig  wurde.  Davor  ergriff  ich  dann  die  Flucht,  trotzdem  es  noch  niciit  Zeit 
?iim  Mittagessen  war. 

Mir  winl  eino  Plattt;  gereicht,  auf  der  ich  Symbole  der  verrichiederisl^n 
Art  finde. 

Dio  halbe  Zitrone:  1.  Symbol  der  weiblichen,  spitz  hervortretenden 
Brust.  2.  Ich  esse  Zitronen  oder  vielmehr  presse  sie  in  den  Mund,  die  Säure  ist 
mir.  nachdem  ißh  doli  ersten  Geschmacksimpuls  JiberwundciL  habe,  r^ehi'  ange- 
nehm: Die  Zitrone  ist  sauer,  aber  maji  kann  auch  aus  ihr  Lust  gewinnen. 

Die  Zitrone:  Symbol  des  MasochismuB.  Sie  erscheint  mir  ausgepreßt: 
Tenden/,   nn   entwerten   odei'  Einschhig  von  .^eil«n   der  Schwestar   \r.  T, 

Die  Mehlspeise,  die  mir  später  immer  kotähnlicher  scheint,  symbolisiert 
die  infantilen  Einstellungen  der  Munderotik,  bzw,  Analerotik,  Es  bleibt  nichts 
hängen:  Selbstschutz  und  Zensur.  Man  ißt  doch  keinen  Kot.  Wer  Kot  anfaßt, 
besudelt  sich. 

Die  Apfelsine:  Symbol  der  Fi'uchtbarkeit,  Mutter,  Weib;  äpeziell  Ge- 
nießen der  Frau;  Koitus,  die  Frucht,  die  man  brechen  will. 

Das  Mädchen  bietet  mir  die  Apfelsine  sogar  an,  sie  erklärt  sich  bereit, 
mir  die  Frucht  zu  geben,  aber  ich  kann  es  nicht  tun.  Genau  der.  Vorgang 
zwischen  mir  und  der  Freundin,  dio  im  Traum  durch  die  Bedienerin,  dio  blond 
und  schlank  ist,  während  das  Mädchen  klein  und  schwarz  ist,  vertreten  wird. 

Aus  den  Träumen: 

. ',  ,  „Ich  bin  mit  dem  Mädchen,  mit  dem  ich  mich  verlobt  habe,  in 
dem  kahlen,  weiß  getünchten  Zimmer.  Rechts  beim  Fenster  Btolit  die 
Mutter  und  der  imponiorendo  Herr.  Es  ist  nicht  meine  Mutter,  sie  ist 
blond  und  hat  eine  Raubvogehiase.  Sie  behandelt  das  Mädchen  sehr 
schlecht,  dabei  wird  sie  von  dem  „getreuen  Knecht"  uiiteretützt.  Der 
Mann  ist  wolilwolleiider. 


510 


Fetischismus. 


Dor  unverschämte  Bursche  geht  endlich  raus  und  will  die  Treppe 

hinunter,    ich  nach;    er  trägt  eine  hi  mmol  blaue,  eteife  Mütze,    dann  ein 

breites,  roiEeidenos  Band  danim.  Ich  pacice  ihn  auf  der  Treppe  und  presse 

ihn  mit  beiden  Armen  so  zusammen,  daß  ei'  quietscht  und  ihm  die  Kraft 

ausgeht.  Dann  ist  mein  Kacheduret  gestillt." 

Einfälle:  Nach  diesem  Traumstück  wachte  ich  auf  mit  Erektion  und 

pnißte,  wie  das  meine  Gewohnheit  ist,  das  erigierte  Glied  mit  den  Unteramien 

an  den  Leib. 

Dr.  Stekel  „macht  auf  die  Identifizierung  der  Person  mit  dem  Penis  und 
umgekehrt  aufmerkeara.  Der  Mensch  im  Koreett  erigiert,  eteif  als  Symbol  dee 
Penis!"  Ich  stimme  zu  und  zitiere  die  gerade  Haltung  der  Impotenten.  Vae 
ZieJ  wäre  also,  dauernd  einen  erigierten  Penis  zu  haben. 

Dr.  -Stekel:  „Der  Wunsch,  allen  Ansprüchen  genügen  zu  können.  Die 
Ejakulation  wird  vermieden.  Beim  Onanieakt  wird  dauernd  nur  die  Vorluet 
ausgekostet,  die  Ejakulation  nicht  zugelassen." 

Ich  erinnere  mich  an  den  Versuch,  dem  Gliede  einen  Verband  anzulegen 
1.  wenn  es  erigiert,  2.  wenn  es  schlaff  war,  um  den  /.watig  bei  der  Erektion 
auez  11  kosten. 

Die  Vorsuche  seheiterten  am  Nachlassen  der  Erektion  beim  Anlegen  dee 
Verbandes. 

Die  Vorstellung  der  Schlittenvorriehtung  für  Impotente  erseheint  mir 
gleichgültig. 

Aber  das  Einführen  dem  Kathotors!  Dauerkatheter!  Welche 
Wonne! 

Ein  weiteres  T  r  a  u  in  s  t  ü  c  k : 

„Ein  Schlafraum,  in  dem  ich  mit  andern  jungen  Leuten  zusammen 
schlafe.  Ein  Burpchß,  der  enlfernt  von  mir  schläft,  ärgert  mich.  Ich  gebe 
hin  und  umfasse  ihn  und  drücke  ihn  so  zusammen,  daß  die  Beine  und 
Armo  an  den  Olierkürper  gepreUt  werden.  Er  ist  ganz  wehrlos.  Ich  trage 
iim  durch  den  Kaum,  presse  ihn  dabei  fest  an  mich  und  stoße  ihn  dann 
mit  dein  Kopf  nach  unten  oder  mit  dem  Hinterteil  mehrmals  fest  auf  den 
Boden.  Dabei  presse  ich  ihn,  bis  ich  denke,  daß  er  genug  hat.  Er  ist  halb- 
tot, ich  bin  befriedigt  mit  einem  leisen  Unterton  von  Schuldbewußtsein." 

Einfälle:  Sofort  drängt  sich  mir  die  Idee  auf,  so  halten  die  Leute  die 
Meinen  Kinder,  wenn  sie  sie  abhalten.  Die  Erinnerung  daran,  so  gehalten  zu 
werden,  muß  etwas  lustbetonte*  haben.  Die  Beine  werden  an  den  Schenkeln 
auseinandergenügcn  (gynäkologischer  Untersuchungestuhl).  Der  Unterleib  zu- 
sammengepreßt. Der  Rücken  nnd  Kopf  liegt  gegen  den  Rock  der  Person,  die 
das  Kind  hält.  Eö  ist  eine  sehr  unbequeme  Situation.  Angenehme  Empfindun- 
gen beim  Hocken  auf  Militärstangen,  -latrinen  oder  beim  Defäzieren  in 
hockender  Stellung.  Sehe  ich  heute,  wie  Kinder  von  Frauen  abgehalten  werden, 
60  ist  geringer  Affekt  noch  immer  vorhanden.  Als  Kind  war  besonders  das 
nachfolgende  Abwischen  sehr  eindrucksvoll. 

Der  Gedanke,  daß  zwei  Burschen,  die  in  Ketten  geschlossen,  in  der  Eisen- 
bahn zur  Zwangserziebungsanstalt  transportiert  werden,  unter  Aufsieht  des 
Begleiters  und  in  durch  die  Fesselung  oder  auch  Korsetts  bedingter  Zwangs- 
haltung während  der  Bahnfahrt  den  Abort  benützen  müssen,  war  mir  stets 
ungeheuer  lusterregend  (jetzt  wollüstige  Erektion).  Besonders  in  der  Bahn. 
(Siehe  meine  Zeichnungen.)  Dieser  Vorgang  ist  ein  von  mir  in  der  Phantasie 
typisch  wiederholter,  auch  in  Wort  und  Bild.  Das  Abknöpfen  der  Hosen,  be- 


M 


Ku\   Vn\]  vou  ortliopüdipcheni  iTclischiBinus.  511 

sonders  daß  üftiicn  der  HosentQr  raiL  dor  iiutweiidigen  Berührung  des  Gliedes, 
dann  die  Notwendigkeit,  daß  der  andere  zusehen  mußte,  vielleicht  Anilingus 
oder  ähnlieho  Lockakte  aufifilhron  imißiu,  Eheiifalle  untor  Äwang  stehend. 

Dann  die  Fellatiü,  der  Deliiziei'eiido  uriniert,  in  den  Mund  des  andern. 
Jüngeren.  Zahlreiche  bildüche  JJaretellungen,  die  leider  vernichtet  sind.  — 

Di^r  Burnche  Tuit  der  roten  Hinde  i^t  der  Penis  erigatus,  er  cjuietscht: 
PolhitienswunsdifEr  quietscht  su  wie  die  so  viel  beliebten  Gummieehweinchon, 
die  aufgeblasen  wurden  und  eiidlieh  wieder  mit  einem  Quiek  zusammensanken. 
Die  fliegenden  Würste.  Bas  Sehwein i-.hen,  dem  ein  Stift  iji  den  Anus  gesteckt 
ivurde,  der  dann  angesteckt,  eine  mächtige  Kotschlango  aus  Asche  entwickelte. 
Das  beliebte  Bierbankspiel :  Emser  Pastillen  in  Asche  gelegt,  mit  Spiritue 
übergofisen  und  angesteckt,  geben  mächtige  Ascbeachlarigen. 

ßeßonilei'(}   VorlicbL-  für  die  ScheE'e.   die  sich   Iwini   Selilutt   eti'eckt. 


Wa.r  als  Kind  einer  meiner  sehnlichsten  Wünsche.     Also  starke  Vorliebe  für 
alle  Symbole  der  Erektion. 

In  dem  Traume  bin  ich  dreimal  vertreten. 

1.  Das  Traum- Ich:  Der  Neurotiker,  der  sicli  nach  der  Frau  sehnt  und 
sich  mit  dem  blonden  Ideal  verloht  hat. 

2.  Der  seriöse  Herr:  Der  mämilicbe,  analysierende,  die  Gesundheit  wol- 
lende Teil  meines  Ich. 

3.  Der  grobe  Bursche;  Meine  körperliche  Sexualität,  die  koitieren  will. 

Die  Frau  mit  dem  Raubvogel profil,  die  so  erbarmungslos  auf  mein 
blündes  Ideal  loshackt,  ist  Dr.  Slekel,  der  mir  klarmacht,  daß  ich  mit  dieser 
Frau  nicht  zur  Ruhe  kommen  würde,  da  ich  ganz  anderes  ersehnte.  Dich  kann 
dies  platonische  Ideal  nicht  befriedigen,  weil  du  körperliche  Befriedigung 
brauchst.  Der  grobe  Bursche,  das  dritte  Ich,  brüllt  Beifall. 

Der  sei-iÖBe  Herr  hat  zwar  gegen  das,  was  Dr.  Stekel  vorbringt,  nichts 
einzuwenden,  ateht^mir  und  meinen  Wünschen  aber  wohlwollender  gegenüber. 
Wie  der  dritte  Herr,  der  Penis,  nun  wirklich  die  Treppe  herunter  will,  d,  h.  in 
die  Vagina,  und  die  Eichel  sclion  ganz  rot  wird,  nicht  mehr  so  blaugrau  ist, 
wie  sie  vorher  war,  da  stürzt  der  Neurotiker  hinter  dem  Penis  her  und  um- 
klammert den  Penis  so  lange,  bis  die  Erektion,  der  Wille  zum  körperlichen  Ge- 
nuß, zurückgeht. 

Die  Situation  ißt  einem  Detektivroman  entnommen,  den  ich  kurz  vorher 
gelesen  hatte.  Dort  will  in  einem  Kapitel  eine  Mutter  ihren  Sohn  von  der 
Heirat  dadurch  abbringen,  daß  sie  in  seiner  Anwesenheit  dem  Mädchen  Un- 
annehmlichkeiten über  ihre  Vergangenheit  sagt. 

Das  zweiteT  räum  stück: 

Der  junge  Mann:  Ein  mir  bekannter  Neurotiker.  Ärgert  mich.  Regt 
hoiöosexuello  Neigungen  in  mir.  Ich  bin  energisch,  bekämpfe  dieselben.  Der 
junge  Mann  wird  also  Byrnboliseh  für  die  erledigte  Homosexualität.  Sie  ist 


fi^^W^»!^»^^.^" 


b\-J 


Fetisciiismus 


li 


lialb  M)l,  dai'iibor  tiabti  i):h  docli  ein  Bedauern,  Angel,  tiaß  ich  keine  koiiio- 
sexuellen  Lustgewinnü  meiir  haben  könnte. 

Fcniür  ist.  der  zu-Kanimcngopreßte  junge  Mann  wieder  mein  Penis,  düii 
ich  aus  aller  Kraft  ;in  minh  presse,  bis  die  lästige  Erelftion  abklingt.  Auch 
er  wird  .schlapp. 

Die  Eint'ällß  sind  schon  früher  erwähnt. 

Weiter«  Einfälle: 

Bei  einem  Ringkampf  mit  meinem  damals  iiebston  Freunde,  (sineni 
kleinen,  untersetzten,  stännnigeu  Arbeiter,  hatte  derselbe,  der  sehr  zu  Wut- 
anfällen  während  des  Üingons  neigte,  mich  um  den  Unterleib  gefaßt  und  stieß 
mich  eu  mit  Kopf  und  Schultern  jiach  unten  mehrfach  auf  den  Fußboden, 

Das  Steifwei'den  während  der  Zahnextraktion  auf  dem  Zahnarztstuhi 
iiiid  daraus  resultierende  Lustgefühl. 

Üb  ich  wolü  meine  Schwestern  so  auf  den  Boden  gebumst  habe  oder  mich 
mit  dem  Gedanken  trug,  sie  so  tot  zu  machen?  Die  Fische  schlägt  man  bei 
uns  gegen  eine  scharfe  Holzkante  mit  dem  Genick,  damit  sie  sterben.  Das 
habe  ich  als  Kind  im  Seebad  oft  gesehen. 

Träume   aus   der   Nacht  vom   28.  zum   29. 

Die  Tage  vorher  standen  unter  dem  Zeichen  zunehmender  Angst  vor  denj 
Nichtverstanden-n  erden  von  seilen  nioiner  Familie.  Ein  Brief  der  Eltern  am  27. 
brachte  dio  Affektsteigerang  in  I'^nn  der  Abneigung  gegen  die  Frau  merk- 
barer Belegung  der  homosexuellen  und  fetischistischen  Positionen.  Die  Nacht 
vom  27.  auf  den  28.  äußerte  durch  Anmesie  für  alle  Traumbilder  die  Stärke 
des  Widerstandes.  Nachträglich  folgendes  Traumbild: 

Ich  sitze  beim  Mittag,  mir  gegenüber  zwei  bekannte  Verbindungs- 
studenten aus  Riga,  der  eine  mit  sehr  rotem  Gesicht  und  mir  unsympa- 
tiiisch.  Der  mit  dem  roten  Kopf  fragt  mich:  ,,Sind  Sic  eigentlicii 
katholisch  oder  christlich?"  Ich  sage:  „Ich  bin  Christ."  Er:  „Sind  Sie 
eltwa  kein  Arier?"  Ich  sage:  „Nein,  ich  bin  Semit."  Er:  „Und  Sie  sind  hier 
noch  nicht  raus!"  Der  andere,  sympathischere  sagt  auch,  ich  müßte  gehen. 
Ich:  „Ich  habe  meine  Eintrittskarte  bezahlt  und  kann  ebenso  hier  bleiben 
wie  Sie."  Ich  bleibe  da  und  die-  anderen  sind  wieder  ruhig,  aber  ich  denke, 
moi'gon  gehst  du  nicht  wieder  her. 

Die  Nacht  vom  2S.  auf  den  29.  ließ  bis  4';,  morgens  nur  undeutliche 
Reste  reproduzierbar.  „Dauernde,  starke  Depression,  Mutlosigkeit."  „E.xamen- 
anget."  „Der  eine  Zahnrost,  den  der  Zahnarzt  noch  als  Brückenpfeiler  be- 
nutzen will,  ist  herausgebrochen,  ich  halte  ihn  in  der  Hand  und  denke:  „Da 
wird  Dr.  R.  {der  Zahnarzt)  schimpfen.'- 

Diese  Bruchstücke  notiere  ich,  nachdem  ich  mich  beim  ersten  Erwachen, 
als  ich  noch  mehr  Erinnerungen  hatte,  nicht  zu  Notizen  zwingen  koTm.te.  Dann 
schlafe  ich  wieder  ein  und  habe  nach  dem  Erwachen  folgende  TraumerJnnerun- 
gen,  die  ich  in  der  Reihenfolge  des  Traumes  bringe. 

1.  „Ich  bin  mit  meinem  Vatör  zusammen,  erlebe  mit  ihm  die  Szene, 
vor  der  ich  Angst  habe.  Er  versteht  meinen  Zustand  nicht.  Dr.  Stekel  iet 
ein  Charlatan,  so  viel  verstehe  er  auch  von  der  Psychanalyse,  ich  sei 
sclilapp,  faul  usw.  Ich  verteidige  sehr  energisch  aber  auch  angstvoll 
Dr.  Stekd.  Mein  Vater  geht  auf  und  ab.  Wir  bleiben  in  immer  heftiger 
werdendem  Gegensatz." 


Ein  Fall  von  ortiinpütiifichcm  Fetischismus.  513 

Zusatz:  Uiieser  Traum  enthält  die  Affekte,  die  aucb  in  meine  Antwort 
auf  den  Firief  meiner  Eltern  überströmten,  in  theatralischer  Aufmachung.  Er 
löst  die  Spannung  niciit. 

2.  „Ich  bin  in  einem  Raum  und  habe  einen  Bünderbai-en  Standpunkt; 
ieli  fasse  von  oben  in  den  Kaum,  der  mil.  Jungen  und  jungen  Burschen  ge- 
füllt ist;  es  ist  ein  Jugend  verein,  in  dem  ich  täti;;  war.  Auch  ein  anderer 
Erwachsener,  der  'riiniloiter.  ist  da.  Ich  imili  i'hva  auf  einem  Balkon  unter 
der  Decke  stoben. 

Ich  liabe  einen  kleinen  Jungen  «rgriflfu  und  halle  ihn  am  Hein  frei- 
öchwolieud  in  der  Luft.  Erst  fürchte  ich,  ich  könnte  ihn  fallen  lassen,  aber 
dann  macht  mir  sein  Zappeln  Spaß.  Er  versucht,  sich  iilwrall  aiizuklani- 
mern,  aber  ich  hisse  ihn  erst  nacii  langem  Zappeln  sicli  festhalten  und 
lasse  ihn  dann  los.  er  muß  sich  sehr  iingstigen.  Das  wiederliole  ich.  Jedes- 
mal sehe  ii-h  ,uu  Scliluß  einen  Penis,  wie  einen  Kindcrpenis  mil  i'himose, 
so  daß  bei  der  Erektion  die  (.Hans  sich  nur  wenig  durch  die  Vorhaut 
zwängt.  Daran  hängen  ein  oder  Äwei  helle,  iirinähnlicbe  Tropfen.  Ich 
denke,  daß  der  Penjp  mir  gehört." 


3.  „Ich  sehe  einen  Offizier  stehen,  er  hat  Hochwasser  an  den  Hosen, 
d,-  h.  dJG  HoEen  sind  zu  kurz,  einen  Degen  in  Nickelscheide  an  der  linken 
Seite  und  eine  breite  Silberborte  um  die  Mütze  .  .  .  Dann  ist  da  ein 
Bhunenladen.  Der  Offizier  ist  seitwärts  davon  im  Gebüsch.  Ich  finde 
einen  silbernen  Herrenklemmer,  den  hebe  ich  auf  imd  gebe  ihn  in  dem 
Blumenladen  bei  dem  Mädchen  ab;  er  ist  aber  jcizL  eiii  silberner  Opern- 
■  gucker  geworden.  Aucb  von  mehreren  lOO-Kronenscheinen  kommt  etwas 
vor.  —  Dann  soll  ich  den  Offizier  beleidigt  haben.  Er  kdiiiiul.  mit  seiner 
Begleitung  auf  mich  zu,  es  sind  mehrere  Herren  und  auch  Mädchen.  Sie 
wissen  aber  nicht  j'echt,  ob  sie  mich  fordern  sollen.  Ich  erkenne  in  dem 
Offizier  den  einen  Bruder  Rehtalei.  der  andere  .iünf^ere  it^t  auch  da.  ich 
entschuldigt'  mich,  wir  vertragen  uns  und  gehen  zusammen,  uns  unter- 
haltend, weiter. 

Dann  bin  ich  mit  dem  jüngeren  Bruder  zusannnen.  Homosexuelle 
Neigungen  werden  wach,  wir  liegen  dicht  zusannuen,  er  legt  mir  die  Hände 
aul  die  Stirn.  Ich  fiilile  seinen  Körper  und  sehe  durch  das  (litter  seiner  ge- 
kreuzten Finger,  die  über  meineni  Gesicht  liegen;  wie  er  die  Hände  fort- 
zieht, liege  ich  und  auf  micli  herauf  legt  sich  ein  Mädchen,  seine  Scbwedter. 
Sie  rafft  das  Kleid  vorne  hoch  und  legi,  sich  auf  mich.  Ich  wundere  mich, 
wie  ich  schon  dio  weiche  Vagina  um  mein  erigiertes  Glied  fühle;  sie  windet 
und  dreht  sich  vor  Vergnügen  und  ich  habe  zwar  mächtige  Erektion,  al>er 
nicht  den  geringsten  Gefühlorgasimis,  iMeine  Gedanken  verlaufen  in  zwei 
Bahnen;  1.  Wenn  sie  bloß  nicht  krank  ist  und  ich  mich  bei  ihr  anstecke. 
2.  Na,  ich  werde  ihr  schon  trotzdem  meine  Riesenpotenz  beweisen.  Nur 
Technik  muß  man  haben:  ich  werde  ihr  einen  mächtigen  Orgasmus 
machen. 

Stakd'l,  StüruDieii  iui  Trieli-  uiid  Affekt  leben«.  VU.  .>•> 


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514  Fetischismus. 

Das  Mädchen  schciiil  dum,  Licfriciligt,  jedenfalJö  äiiicl  wir  von  dem  Sofa 
aufgestanden  und  icli  will  nur  das  Glied,  das  noch  halbsteit  ist,  säubern. 
Es  ist  vorne  ganz  mit  tipernia  befichniierl  oder  ähnlichem,  und  auch  am 
Schaft  sind  einige  käseähnliche  BriJckel.  Aber  die  Waeserleitimgon  sind 
alle  nicht  recht  erreichbar  für  mich,  weil  idi  über  die  Becken  davor  nicht 
hei1ii)erreichcn  kann.  Eigenflich  sülltc  ich  die  Freundin  auch  noch 
koilieren. 

Während  das  Mädchen  auf  mir  lag  und  ick  uiigatiich  bemüh!  war, 
mit  ihren  Bewegungen  zusammenzustoßen,  schien  der  Freund  viel  größer 
zu  werde]].  Er  saß  zwar  noch  an  meiner  Seite,  aber  es  war  doch  eine  viel 
größere  PerKon  alri  ich." 

Sofort  erwachte  ich,  glaubte,  es  wäre  doch  etwas  Sperma  entleert.  Es 
■war  aber  alles  trocken. 

Es  war  V^fJ  Uhr  früh. 

Ich  hatte  sofort  die  Überzeugung,  daß  das  Mädchen  in  dem  Traume 
meine  älteete  Schwester  war,  und  dies  besonders,  weil  ^ie  auch  ]neincr 
Schwester  aul  ihren  Kinderbildern  durchaus  ähnelte,  besonders  das  vei'gnügte 
lachen  während  des  Vorganges  war,  durchaus  das  meinei-  Schwester  I. 

]^ic  große  Person  neben  mir  wai'  nach  uu'inei-  sol'orligwi  Asrioziation  das 
Kindenniidehen  oder  Kinderfräulein.  Auch  war  mir  beim  "V\''aächen  im  Traume 
der  Penis  phimotisch  vorgekommen.  Die  Eichel  komite  gar  nicht  durchtreten, 
aber  das  Glied  war  nicht  mehr  so  kindlich  wie  im  Trauiae  '2. 

Dadurch  gewann  ich  auch  solort  die  Ülx-rzcugung,  daß  sowohl  deih 
Traum  3  als  auch  dein  Traum  2  infantile  Erlebnisse  zugrunde  liegen  müßten. 

Die  Reaktion,  die  sieh  im  spärlichen  Fluß  der  Einfälle  zeigte,  war  eine 
sehr  starke,  und  verstärkt  durch  andere,  ungolösJe  Widerstände  führte  die 
Analyse  meinerseits  zu  keinen  weiteren  Einlällen. 

Ich  bemerke  weiter,  daß  ich  früher,  wie  schon  erwähnt,  eine  mittlere 
Phimose  hatte,  die  ich  erst  durcii  onanietische  Exerzitien  überwaiul  Es  war 
mn'  vor  meineui  12.  Lebensjahre  unmöglich,  die  Vorhaut  über  den  erigierten 
Penis  zurück zuslreilen.  Auch  heute  ist  es  nicht  ganz  schmorzloB. 

Nachdem  das  Bändchen  der  Vorhaut  durchgerissen  war,  mit  13  Jahren 
etwa,  ging  &s  dann  immer  besser  und  es  bereitete  mir  eine  große  Lust,  wenn  ich 
am  Penis  erigatufc  die  Vorhaut  zurückzog,  trotz  der  damit  verbundenen 
Sclnnerzen. 

Dr.  Stekel  luaeht  mich  darauf  aufmerksam,  daß  eine  unter  den  vielen 
Deutungen  uioiiies  Korscttfetischs  auch  die  sein  könne,  daß  die  Phimose  den 
Penis  ebenso  eclnnerzhaft  einenge,  wie  das  Korsett  den  Träger,  speziell  Knpf 
und  Hals.  —  Ich  bo,iahe  dies  und  betone  besonders  das  Gequetscht  werden  und 
Zusammengepreßt  werden  der  Lippen  und  Backen  in  der  Glissonschen 
Schwinge,  bzw.  im  Wallsteinr ahmen  oder  Korsetts  mit  Halsstütze  und  Kopf- 
teil. Dr.  Siekel  sieht  in  der  Phimose  vielleicht  eine  Grundlage  der  Zwangsidee. 

Auch  weist  Dr.  Hiekel  darauf  hin,  daß  die  Onanie  eine  Vorbereitung  für 
das  spätere  Leljen  ist.  Was  man  im  Leben  zu  leisten  wünscht,  wird  vorher  in 
der  Onanie  erprobt  tmd  geübt,.  Das  Hinhalten  der  Ejakulation  durch  Tage  imd 
Wochen  würde  alt^o  mich  iM;lähigen,  dauernd  mit  erigiertem  Peiiis  alle  Frauen 
•  die  mein  Se-xualziel  sind,  zu  befriedigen,  ohne  sie  zu  schwangen. 

So  erklärt  sich  also  auch  das  .ietzt  2Monate  übersteigendeAuebleibender 
Pollution,  bei  daiionulem  Reiz  im  Glied  und  dauerndem  Affekt  aus  dleaeui 
Wiinsdie. 


T 


I 


Eiu  Fall  voD  ortliopädiscliem  Fetisch  iBmiiM.  "  515 

lioim  Zahnarzt  wandelte  sich  der  Wiiiii^tli,  weitere  seelische  Erlebnisse 
nicht  mehr  von  mir  zu  geben,  m  eiue  UberctiiiifiiidUchkeit.  besonders  Über- 
macht iEM'erdeii  dei'  !üohr|ihantufiio  und  üboreniplindlichkoit  gegenüber  den 
durch  die.  Tür  veriiei  im  Lünen  Geräudclien  aus  dem  Zimmer  des  Zahnarztes. 

Dor  Wunscli,  niciits  weiter  zu  entdecken,  zeigte  sich  auch  darin,  daß  ich 
entgegen  meiiior  Ahsiclil.  \)i-.Stpkei  um  I'iipier  zu  bitten.  die.s  nicht  tat.  .^.Is 
ich  dann  apäter  in  ])r.  Sielceln  Alwoseiiheil  in  sein  Zimniei'  trat,  e-mpfatid  ich 
seine  Körpclichkoit  und  nahm  5  Bogen,  liiebei  ist  mir  5  das  Symbol  der  Hand 
•ind  dessen,  was  man  mit  der  üand  tu',  (Ünajiie.  das  Glied  berühren),  über- 
haupt ist  aui'h  die  ICnttänsclmng  und  der  Wunsch,  daö  Körperliche  wenigstens 
äußerlich  in  gcmeinriLimem  Theaterbesuch  zu  genießen,  sehr  stark.  Als  Doktor 
Stekcl  daraut  einging,  wenigstens  z.  T.  und  mir  ein  Theuterbillett  auf  seine 
Kosten  schenken  w(dlte,  war  das  Vergnügen  sehr  stark.  Natürlich  lehnte  ii-h 
ab.  Ich  warte  noch  iruuier  auf  die  Kinladuiig  zum  Kali«.  — 

Ei'klärlicli  wird  mir  nach  Traum  -"i  aiii;!i,  daß  mir  die  Momente  beim  kör- 
perlichen \'erkelir  mi.l  Frauen  am  lueUslen  sind,  in  denen  ich  denke:  Jetzt  wird 
Bie  etwas  unternehmen.  Ich  liege  ;nif  ileni  Hiicken,  schlii'do  die  Augen  (im 
Traum  werden  sie  mir  versclilossen)  und  erwarte,  dali  das  -Madchen  jetzt  auf 
meinen  Penis  steigt. 

Auch  scheint  e.-^  mir.  daß  liie  Kleidung  des  M;idchens  im  Traume,  „sie 
hebt  die  Röcke  und  legt  sich  bekleidet  auf  uiicli,"  lür  mein  be.xualziel  von  Be- 
deutung ist. 

Vielleidil  isl  es  auch  nur  eine  koiitairtiihnliclLc  Handlung  gewesen,  die  mir 
in  der  Erinnerung  :i1k  Koitus  ini|)üniert.  Immerhin  war  das  fletuhl  am  Penis 
60  deutlich  und  angenehm,  dali  ich  geneigt  bin,  ea  auf  die  Vagina  /.u  beziehen. 

Itelitaler  l,  der  Ot'li/ier.  der  ,-^icli  iint  mir  duellieren  will,  den  ich  bdeidiut 
habe,  ist  eine  Maske  dias  Dr.  Sl.  Nachher  unterhalten  wir  uns  ja  wieder  giurz 
friedlich  und  ich  habe  an  dorn  Ort,  an  den  er  mich  hinluhrt,  sehr  intimes  Zu- 
eammensein  mit  seinem  Bruder  und  seiner  Schwe,-:ter. 

Die  überhaupt  komplizierte  1.  Abspaltung  scheint  mir  der  Offizier,  der 
in  vicJo  Beziehungen  zu  setzen  ist.  Er  ist  2.  B.  mein  Neurotiker.  aber  auch 
Dr.  Stekei,  und  mein  Vater. 

Verfolgen  wir  eine  Deutung.  Mein  Vat,er  sitzt  links  im  Gebüsch  und 
kontrolliert  den  Blumenladen,  die  ,Juiigfrauen,  meine  Schwestern.  Mi1  Hilfe 
der  Anschauung,  die  ich  an  Vater  (der  silberne  Herrenklemmer)  und  Groß- 
mutter {innner  sich  wieder  aufdrängende  Assoziation  zu  dem  silbernen  Psr- 
spi'ktiv)  gewonnen  habe,  will  ich  jetzt  in  den  Blumenladen  hinein.  Dadui'eh 
beleidige  ich  meinen  Vater,  der  vom  Gebüsch  aus  zusieht,  weil  er  nicht 
hineindarf. 

Oder  aktueller:  Ich  darf  jetzt  die  neuen  Anscliauungen  meinen  Schwe- 
stern nicht  mitteilen,  weil  mein  Vatei'  durch  die.se  Handlungsweise  beleidigt 
würde.  Material:  Das  Eindringen  in  den  Blumenladen,  die  Defloration  der 
Schwestern.  Und  nach  dem  Traum  bin  ich  drin  gewesen,  zumindcstens  habe 
ich  das  (refundene  abgegelion.  also,  wenn  ein  infantiiles  Erlebnis  zugrunde 
Hegt,  verwertet,  soweil    dies  meiner  kindlichen   Aid'fassung  entsprach. 

Mein  Vater  sitzt  im  Gebüsch,  d,  h,  er  hat  die  Mutter,  Das  Gebüsch: 
Schanihaar.  Aber  von  da  sieht  er  immer  nach  den  Schwestern  und  bewacht 
sae  eifersüi^htig. 

Wenn  ich  den  Offizjci  als  Neurose  belracht<':  Die  zu  kurzen  (in- 
fantileu)  Hosen,  der  Degeu  blitzt;  aber  er  hi  kein  Ivampfdegen  (Penis)  die 
Mütze  ist  grau  (der  Peniskopf),  sübergi-au.  Dabei  steht  er  wie  ein  Gockel 

33*         - 


t    ,- 


11 


r)lß  Fetisch  ism  US. 

auf  dorn  Mist.,  ihx^  wird  liiwIi  ^ml  dwi  Vater  and  Dr.  Siekel  angcwaiidl.  wicli- 
ümiä  übtT  rmiine  augenblickliche  EinKlelliuig  zu  ihnen  ergeben.  Damil  über 
die  Al'l'ektlai^f  üt^erhaupt. 

Züiii  'J'rauiii  2  wäi-L'  noch  zu  bemerken,  daß  öit^li  ila-ö  infanlile  Erlebnis 
i'I.wa  so  (lenken  ließe,  daß  ich  mich  des  jüngeren  Öchwestcrcheiis  bemäehtigL 
habe  und  e,s  iiabe  zappeln  lassen.  Oder  liegt  dem  nur  ein  Wunsch  zugi'unde. 
-iedüch  erscheint  mir  der  immer  wieder  erscheinende  Kindoi'penis  mit  den 
herausgepreßten  Tropfen  darauf  zu  deuten,  dafs  laiBächlieh  eine  öulche 
Situation  mit  starkem  Luhtgewinn  tür  mich  bestanden  haben  muß. 

Ich  hatte  vor  dem  Tiirnen  am  Keck  immer  eine  furchtbare  Angst,  über- 
haupt vor  jeder  Tuiriübung,  bei  der  ich  meine  Gleichgewichtslage  aufgeben 
»nd  mich  überechlagon  mußte.  Frösche  und  Raupen  ließ  ich  gerne  zappeln. 
Erritere  hielt  ich  am  Hein,  letzteren  entzog  ich  immer  wieder  die  Sttieke,  an 
die  sin  sich  ankUimnieni  wolltwi. 

Zu  Traum  3:  Mit  den  beiden  Brüdern  Rehtaler  war  ich  als  Kriegs- 
i'roiwiUigei'  zusammen.  Her  jüngere  zog  mich  sexuell  sehr  an,  nur  störte  mich, 
daß  er  schielte.  Es  kam  auch  zu  keinem  Verkehr,  da  er,  boeundcrs  aber  der 
Bruder,  stark  heterosexuellen  Ei'folgen  nachliefen.. 

Hier  schiebe  ich  in  den  Berichten  des  Patienten  einige  Bemer- 
kungen ein.  Es  ist  interessant,  daß  er  einiges  vergessen  hat.  Zuerst 
drückt  er  es  nicht  ganz  deutlich  aus,  daß  sein  erster  Einfall  nach  dem 
Erwachen  war:  Pauline,  das  Kindermädchen,  hält  ihm  die  Hände  vor  das 
Gesicht,  jutchdem  sie  den  Koitus  zwischen  seiner  Schwester  und  i)im  in- 
szeniert hatte.  Dazu  würde  die  erste  Erinnerung  (der  Fleck  auf  dem 
weißen  Kleide)  stimmen.  Es  ist  ihm,  als  ob  er  sich  dunkel  an  diese 
Szene  erimiern  könnte. 

Er.dhch  vergaß  er,  die  Onanie  als  Vorbereitung  seiner  sexuellen 
Aufgabe  entsprechend  darzustellen.  Er  hatte  Angst,  seine  Schwester  zu 
schwängern.  Daher  lernte  er  onanieren,  ohne  zu  ejakulieren.  Er  kann  die 
Masturbation  stunden-  und  tagelang  hinausziehen.  Das  heißt  er  kann  die 
Schwester  koitieren,  er  kann  jedes  Mädchen  koitieren,  ohne  Gefahr  zu 
laufen,  sie  gravid  zu  machen.  Seine  Onanie  ist  also  eine  Vorbereitung 
(ur  den  Sexnalverkehr  mit  seinem  Privathareni,  d.  h.  piit  seinen 
Schwestern  und  ihren  Freundinnen.  Auch  die  ganze  Zeit  der  Analyse  in 
der  es  trotz  i-rotischer  Träume  nicht  zu  einer  Ejakulation  kommt  deu'tct 
auf  eine  bestimmte  fixe  Idee.  Das  würde  heißen;  Ich  habe  es  gelernt, 
andern  Orgasmus  zu  machen,  mich  mit  der  Vorlust  zu  begnügen  ohne 
daß  ich  Oefahr  laufe.  Die  Gefahr  ist  der  Vater.  AVonn  die  Schwester 
gravid  würde,  könnte  der  Vater  alles  erfahren. 

Er  war  vorigen  Sonntag  mit  seinem  Mädciwn  im  Walde,  Er  spielte 
mit  ihr,ließ  esaber  nicht  zuraKoitus  kommen.Er  erwartete  die  Szene,  wie 
er  sie  im  Traume  geschildert  hat.  Das  Mädchen  solle  sich  auf  ihn  setzen; 
pr  wollte  ganz  pas.5iv  bleiben.  Deshalb  streckte  er  si»h  oft  im  Grase  auü 
und  verlangte  die  Aggression  des  Partners.    Sie  blieb  aber  passiv.  Sie 


Kill   Fall  von  ortliopiuli schein  Fetischismus.  517 

wollte  gonomnien  werdeii.  Für  diesen  Sonntag  sagte  sie  ihm  ab,  ofionbar 
weil  sie  die  sexuelle  Spanmuifi  ohne  Befncdignnp;  nicht  ertragen  kann. 

Der   Patient  bcricliü'! : 

Die  Nacht  ergiljt  mw.  ik-ugu  TräuiiiL',  von  liwnen.  gtigen  starken  Wider- 
fitand,  3  Traumstücko  wiedergegeben  werden  können. 

1.  Ich  bin  in  einer  .\rt  diiiurgiseliem  Höi-saat.  Dort  ißt  ;;oeb™  eine 
Operntion  ansgel'ührt  worden.  Der  Operierte,  ein  Litauer  au^  meiner 
BiinLcki'  CKlopriieiigst),  gellt,  fort  und  sieht  mich  an.  Icli  sah  eine  große 
Wunde  am  reciileii  'iiHirsrlienkol,  seitlieli  eberhnlb  des  Knies.  -letKt  soH 
der  niic.hsle  daran  kom!nuii,(ler  bin  i(.-li.„lcli  denke  ja  gar  nicht  daraii,iiiiuli 
operieren  zu  las^on,  iidi  mochte  Heber  noch  etwas  warten!" 

Ee  soll  die  rechte  Hand  an  den  Ol.ei.schctdvcl  oder  das  Knie  angenäht 
werden  und  die  rechte  H;uid  al)goh;icki  wn-den.  „Aber  die  Hand  brauelie 
ich  doch  nrjidi.  kann  ich  die  nidit  lielialien?"  „Mein,  aber  Sie  können  es 
Äweizeit.ig  niiLchen  lassen."  —  Dann  wache  ich  auf. 

2.  .  .  .  N.  N.  kiniiiiil  XU  nni'  und  ■^agt,  mir  droiite  ein  kriegsgericht- 
liches Yerfaliren.  Der  Kni^^er  (\a.pok>on)  IhI  kiMnk.  Ich  denk(^  „vor  .^rger", 
ich  weiß  hesliiniiil,  tn-  Iiat  «ich  krank  gcärgerl. 

Ich  hätte  dr.ich  einen  meiner  Leute,  n\it  Namen  Atoplian  l?),  den 
liussen  liochverräLerische  Dinge  lierichtet.  Ich  sage:  ,.Ifh  konnte  den 
Kerl  ja  gai'  nichi  vers(eli{-ii.  wie  k:iim  ich  dafür  verniil woiilich  sein,  w:is 
der  gesagt  hal?" 

.'f.  Mein  Vater  und  ich  im  /immer.  Irgend  etw-iis  hangt  von  der 
Decke  oder  steht  ant"  dem  Tisch  in  der  alten  Wohnung-  .Te1/i  (k^uke 
ich,  OS  war  eine  (Kiiulei'glocke)  grelle  (ilocke,  die  in  einem  liahnien  hing. 
Sie  konnte  nicht  schwingen,  weil  sie  irgendwo  an  den  Rahmen  stieß.  Ich 
wollte  nachsclieii.  Aljer  iiiobi  Vater  iiiminl  Kannnei-  und  .Meißel  und 
schlägt  trotz  meinem  Protestes  auf  die  schöne  Cdocko  los,  so  daß  sie 
ganz  zerbeult  und  zerdrückt  wird.  Ich  sage:  „Aber  du  machst  ja  alles 
kaputt!-'  Er  ist  wütend,  daß  ich  mich  -■inmisehc.  Schließlich  ist  sie  sanx 
verbeult  und   verliopvn.   alier  si('  kann    widil   wieder  schwingen. 

Dr.  titek-d  halt  1.  und  '.i.  für  sehr  widitig,  weil  sie  auf  den  Kastrations- 
komplex hindeuten,  dem  gegenüljer  ich  aber  nur  einige  altbekannte  Be- 
Kiehiinsen  finde.  Dr,  Btckel  ist  mM  mir  inizufrieden,  ich  kann  ihm  nicht  hellen. 
Bei  mir  wächst  die  Neiginig.  die  Anaiy.sc  al ix. abrechen.  Icli  singe:  „Wehe,  wehe, 
du  Wind'',  „Es  wellt  der  Wind  der  Heimat  zu"  und  ahnliche  schöne  Lieder. 

Dann  kommt  ein  schwacher  Versuch,  mich  raiiswerfen  zu  la.sBen,  da- 
dufcii,  daß  ich  über  seine  felopathischi'n  Triiuiae  skeptisch  urteile.  Aber  ich 
bin  vom  vorigen  Mal  gewitzigt.  Dr.  Siekel  hat  aber  wieder  das  empfindlic-he 
Gesicht  gemacht.  Sein  Medu.seidiaupt. 

Also  ich  orkemie  ihn  AViilerstand  gegen  die  Analyse,  aber  das  hilft  nicht 
prompt  und  es  bleibt  Hemmung.  Das  Erlebnis  mit  der  Schwester  will  auch 
nicht  Frucht  tragen.  Dr,  Siekel  findet  das  Restrcbcn,  das  Kindermädchen  zu 
unterschlagen.  Ich  wundere  mich,  daß  er  nicht,  mehr  auf  die  Oroßmutter  ein- 
geht. Die  hat  nach  meinem  Gelulii  auch  iinangenelime  Gedanken  be/Jiglich  der 
Analyse.  Tut  mir  für  die  aU.e  Dame  leid. 

Aber  tiuoad  amilysuni.  Der  Li  lauer  kommi  mir  tatsächlich  etwas 
kastriert  vor.  Die  Hand,  besonders  die  rechte,  liatto  bei  mir  stets  zum  Penis 


518 


Ketisüliirimus. 


sehr  engl'  Hezichuii>,'fn,  links  !iliI)c  ich  mit  viel  weniger  fn-nuß  onaniert,  bclion 
möglich,  daß  die  Hand  für  den  PoniP  steht.  Ängmiähi  soll  sie  werden  Su  \vie 
lji!i  Aut.ntransplnn1al«n  in  zweizdtiger  üpcraUon  beim  1.  Tempo.  Dadurch 
wird  iinle-r  UmstiindL'Ti  eine  iür  den  Tatienleu  i^chr  üble  Zwaiigsiialtiing  er- 
zeugt, die-  mich  oft  zum  Onanieren  reizte. 

Traum  3.  Erstens:  Der  Vater  =  Dr.  Siekei.  Die  Kinderglocke  meines 
Infantilismiis  büI!  sich  der  Realität,  dem  Ralimcn,  anpassen,  damit  ich  wieder 
was  leisten  kann.  Dazn  benutzt  ei'  den  Hammer  und  Holzmeißel  des  Aaliii- 
arzies.  Der  sphlügl  damit  immer  die  Kronen  auf  den  Äahn  fest,  hm  ver- 
dammtes Yergniigen.  ,  ■   ■"    . 

Also  Widerstand  gegen  die  Analyse. 

Oder  Angst,  daß  der  Vater  wieder  -  oder  Wut  gegen  den  \ater  der 
«hircb  Ei'ziolning  und  Strenge  (Einlage  gegen  den  Kopf)  mich  m  die  Realität 

zwhigen  will.  ... 

AVährend  ich  mich  bemühe,  zu  erkennen,  wo  die  Hemmungen  liegen,  will 

er,  daß  ich  als  Krüppel  verbeull   weiterlelw,  wenn  ich  nur  seinen  Ansprüchen 

Traum  "2  Der  Vater  hat  gehiu't,  daii  ich  durch  den  Atophan,  d.  h.  Beulen- 
lusen  also  den  Gosiniden,  zu  den  Feinden  ülier  seine  Angelegenheiten  Auf- 
klärungen gegeben  habe.  Vor  Angst  ist  er  schon  krank  und  wird  sich  an  mir 
rächen.  Die  Feinde  wiiren  alle  die,  denen  meine  Erklärungen  neue  Ansichten 
über  meinen  Valtr  und  meine  Familie  niitleilten.  Andeix-rseits  bin  ich  auch 
ielbet  Napoleon,  <ler  große  Mann,  der  mir  sehr  imponiert  und  auch  die  Frauen 
so  schlecht  behandelte.  Ich  habe  mich  selbst  verraten  und  ziehe  mich  also 
selbst  zur  Kechenschaft.  In  dem  Falle  wäre  der  Feind  Dr.  Siekel 

Aui'h  im  kriegsgerichtliclien  Verfahren  kann  Tn;in  den  fPenis)  Kopf  ver- 
lieren. Wenn  uian  will,  auch  hier  eine  Beziehung  zum  Kaetralionskomplex.  — 
Es  liegt  wieder  in  der  (ieburl.  was  ich  nicht  liochkonimen  lassen  will. 
.Auch  diese  ricliriftliche  Aufzeichnung  gehl   nicht  vnrwärte.  Der  Drang,  fort- 
zugehen, ist  sehr  stark.  Keine  bestimmte  Fixierung,  nur  starke  rnnihe. 

Am  Abend;  Ich  habe  einen  ruhelosen  Tag  hinter  mir.  Einerseits  muß 
ich   in  die  Bibliothek  gehen,  komme  abei'  dort  nicht  zu  ruhigem   Arbeiten. 

Nar.li  ilem  Mittagessen  führte  mich  mein  Weg  an  der  38er  vorbei.  Ich 
bin,  einem  Impuls  Inlgend.  eingestiegen,  wollte  fast  wieder  heraus.  Fuhr  dann 
■  aber  doch  nach  (ii'inzing.  Durch  das  letzte  Kupitd  im  V.  Bd,  wurde  meine  De- 
pression noch  verstärkt.     Anderei'seils  wurde  Nr.  1  aufgebracht.     Ich  ging 
wieder  in  die  Stadt  usw. 

Ich  wü)  .letzt    das  auf  Kastration   liezügliche  au.-;  meiner  Erinnerung 

znsmnmcnstellen.  ,  ,    ,        ,  r^ 

1.  Der  Schneider  mit  der  Schere.  Ich  lutsche  intensiv  Daumen  und  hatte 

große  Angst  vor  dem  Daumen  abschnei  den.  Damit  wirde  uiir  auch  ofl  gedroht. 
'?    Mein  Vater  ist  beschnit'ten.  Ich  fand  schon  früh,  daß  die  Vorhaut  über 

meinem  Penis  etwas,  minderwertiges  war,  zog  sie  zurück,  aber  sie  rutschte 

immer  wieder  vor.  ,.,.,.,  ,  .    , 

;3.  Ich  habe  den  Penis  verschiedentlich  wegbniden  wollen,  und  zwar  zu- 
erst erinnerlich  in  der  Verbandperiode.  Auch  ijei  den  dauernden  Erektionen 
hatte  ich  oft  den  Wunsch,  den  Penis  hochbinden  zu  können,  weil  er  mir  in 
der  Hose  Unbequemlichkeiten  machte.  Andererseits  habe  ich  zuweilen  l)edauert, 
kein  Weib  zu  sein,  so  daß  der  Penis  des  Partners  irgendwo  untergebracht 
werden  könnte.  Aber  die  paedicatio  in  amim  war  mir  gar  nicht  das  Ziel,  vorne 
hätte  ich  ihn  aber  geme  untergebracht.  Vor  allen  schneidenden,  knallenden  usw. 


Kiu  Fall  von.örtliopiidiscliem  Fetiscliisinns.  nl9 

liistmiiientGii  haUe  ieli  grolieii  Respekt.  Besonders  den  kuallendwi.  Kiuiil- 
buiibone  zog  ich  um-  iiiii.  «rolior  Aiiget.  Ich  \v;ir  ük'Humiit  tVigt»  und  habe  diese 
Feigheit  in  den  wt'SünLlichen  Funkien,  den  uuf  nurniale  Ziele  gerichteten,  erst 
s|>ät  überwunden.  Wagemutig  bin  ich  auch  heute  noch  nicht. 

Ubiif.'eii&  licÜ  ieh  mir  zionilicli  hinge  die  Fingernägel  von  anderen  schnei- 
<len  Meine  Schwester  1  hat  erst  mit  fioder  L;Uahreii  golernt.Slreichhölzeran- 
znzünden  Vorher  war  sie  nicht  dazu  zu  bewegen.  —  Jetzt  ist  es  wieder  so  weit, 
d:iß  nichts  einfällt.  Süll  ich  Pleile  raiidion?  Ut  das  FesUiallen  des  Nicht- 
raiicliens  eine  Askese,  die  das  Verbleiben  im  Infanlileii  gestatten  solP^  Dabei 
habe  ich  weniger  sexuelle  Krroguiig,  nur  bin  ich  dunnd'  und  gleichgültig.  Ab- 
wechselnd energisch  zumlend,  aber  d;inn  wieder  imeligelwnd.  Jetzt  habe  ich 
\ngst  (den  Wun>^ch},  daß  ich  in  der  Nacht  nichts  trännieii  werde.  Angsl  vor 
Itiga.  Dem  Alleinsein.  Den  Aiirord<'ruugen  des  lAauicii.-^.  Dem  dorl  wieder 
frbermiiclitigwerden  der  ff^tischiH tischen  und  homosexuellen  Neigungen. 

Kurz  und  gut.  Unter  Null,   teine  Lust  zum  Essen,  zum  Laute  spielen. 
Das  Heden  der  anderen  ge!i(  mir  auf  die  Nerven.  Dabei  dumpfe  Spannung.^ 

Zu  (lioscin  'rvnniTu?  ist  tiorli  xn  lioinerkcii,  .laß  die  rechte  Hand  offen- 
bar auch  seine  Schwester  symbolisiert.  l=:r  ist  an  sie  fi>.ier{  nnd  soll  nun 
von  ihr  getmml;.  werden.  Er  reagiert  auE  diese  iiieim-  Versuche  mit  Haß. 
Er  will  nicht  auf  seine  Phantasien  vcrzicliieii.  Er  befindet  sich  im 
.Stadium  einer  tiefen  Depression  uml  macht  alle  Austvenginigen,  sich 
«elbst  zu  analysieren.  Er  wird  holehrt,  di\\>  er  dieses  ("irüheln  aufgeben 
solle.  Es  wird  iluu  Ablenkung  (Lektüre,  Tiieatcr,  Arbeit  usw.)  empfohlen. 
Die  nächsten  Träume  bringen  Variationen  der  alten  Gedanken- 
gänge. ,  ■ 
Ich  lasse  ihm  wieder  das  "Wort: 

Ale  Endo  einer  Traumreihe  bleibt  mir  folgende  Erinnerung: 

.  .  Ich  bin  doe  längeren  mit  meinem  Vater  zusammen;  ich  bjn 
sehlieRüch  ganz  verzweifelt,  daß  ich  mit  ihm  nur  in  gegenseitigem  Streit 
und  Ärger  zut^ammcn  sein  kann,  daß  er  mich  absnlut  nicht  verstehen  will. 
Schließlich  sage  ich;  „Weißt  du,  ich  halle  heute  nachts  einen  Traum,  ich 
habe  sehr  geblutet  und  dami  .  .  .  (damit  verläßt  mich  die  Tranraerinne- 
riing) ;  ich  gehe  dann  liinaue.  — 

Und  treffe  im  Schlafzimmer  meiner  Eltern  T  - .  .  P  . . .  -  Ei»  er 
waehsones,  großct  Mädchen,  etwa  25  Jaiire  alt  (re  vera:  Freundin  meiner 
Tante).  Sie  ist  auch  wirklich  sehr  blaß.  Und  legi,  eich  auf  das  Sola;  ich 
[-cibo  ihr  die  Stirn  mit  Eau  de  Cologne  ein  und  sie  klagt,  daß  es  so  brennt. 
Da  tauche  ich  ein  Handtuch  ins  Wasser  und  lege  ihr  es  auf  die  Stirn.  Da 
•     ist  ihr  wohler. 

Dabei  steht  dauernd   Fräulein  (unser  letztes  Kinderfräulein)  und 
grinst  teuflisch  bUide  von  einem  Ohr  zum  andern,  Daim  gehe  ich  wieder 

nacb   nebenim.    11 ist  inzwischen   {rekommen   und   Iragt  mich    nach 

der  Diagnose.  Ich  sage;  „Kann  sein  Hysterie,  epilepsoid  oder  organische 
Grundlagen."  Er  sagt:  „Die  war  ja  schon  Kieptom  an  in." 

[] w'ird   dann    g;inz   bartlos    und    immer    vertraulicher.    Wir 

eind  in  der  „Gesellschaft  der  Ärzte"".  Plötzlich  packt  er  midi  um  den  Leih 
und  macht  einen  Kingkam[if  mit  niir.  Ich  finde  den  Ort  etwas  nierkwürdiii; 
und  die  Umstehenden  sind  auch  sehr  erslaimt.   Er  hürl  also  gleich  wieder 


fl 


520 


KetiBcliisimis. 


auf.  Wir  sprechen  dann  von  der  Patientin.  Er  üagt.  urgaiiisch  ist  sie  ganz 
gesund,  nur  um  ßückeii  hat  sie  eine  kleine  Anee]nvellull^^  darin  ist  eine 
Lymphdrüse  fühlbar.  Ich  sage:  „Das  :i;agt,  doch  gar  nirlits.  dann  hätte 
ich  längst  ein  Kieforearkom,  denn  ich  liabe  am  Halse  unter  dem  Kiefer 
genau  die  Drüsen,  wie  sie  inmier  in  der  Chiniigie  als  Symptome  gezeigi 
werden."     Ich   ftill    die  Driisen   herausdrücken   über  den  Mandibelraad. 

H liihlt  audi  findlüg  hin  und  -sagt  dann:  ..Ja,  es  steht  aber  in 

dein  Lehrijiii^ho  der  Chirurgie." 

Mir  sieht.  ietzL  wieder  die  Frau  in  einem  blauen  Leinenkleid  vor 
.      Augen.  Ich  glaube,  sie  war  sehwunger.  Aber  Benno  sagt,  die  könne  gar 
nicht  mehr  schwanger  werden. 
Im  übrigen  ist  mir  noch  immer  steinübel  vun  der  gestrigen  Pfeife;  mir 
steht  es  bis  zum  Hals.')  Ich  liabc  keine  Einfälle,  nur  das  grinricnde  Kinder- 
fräulein ist  Iconstant  und  sehr  deutlicli.     Interesse .  erweckt  die  Großmutter. 
Ich   überlege,   welche   lleziehungen   ich   zu   ihrem   Schlafzimmer  hatte.    Bringe 
auch  eine  Erinnerung,  daß  wir  als  Kinder,  wenn  wir  bei  der  Großmutter  waren, 
nachmittags  dort  schliefen.     Ausgehend  von  dem  Eau  de  Cologne,  da?  bei 
meiner  Großmutter  im  Schlafzimmer  stand  und  mich  sehr  anzog.  Meine  Groß- 
mutter bewahrte  auch  in  einem  Holzkastchen  unter  anderem  einen   Eckzahn 
(dens  caniinis)  meines  Onkels  Karl  uuf.  der,  obwohl  ganz  gosmid,  von  einem 
Zahnurzt  zu  ihmr  Empörung  gezogen  worden  war.  Er  hatte  dieselbe  entirrae 
Wurzel  wie  mein  kiemer  TiLSchenpenif^. 

Ich  erinnerte  mich  auch  nüch  der  Extraktion  meines  Zahnes  an  diesen 
Onkelzahn.  Aus  der  Ansicht  Dr.  Stekels,  daß  der  Traum  ein  Decktraum  für 
das  Koitueerlcbnis  mit  der  Schwester  sei,  erwachsen  mir  neue  Hemmungen; 
ich  komme  iiiinu^i'  wieder  auf  Lindere  Dinge  zu  spreciieii.  Besonders  äußere  ich 
mich  energisch  bezüglich  meiner  Abreise.  Der  Gedanke,  daß  ich  Pfingsten  von 
Dr.  Stekel  versetzt  werden  werde,  kränkt  mich  wieder  sehr.  Ein  Besuch  in  der 
Polterkaiiiiiier  des  Xiederösterr.  Museum.-^  erleichtert  mich  etuas,  ebenso  der 
Zahnarzt,  der  mich  etwas  piesackt.  Aber  im  übrigen  häufiges  8chwäehegefühl 
und  eine  nicht  zu  befriedigende  Eßlust  mit  staiiem  Durst.  Ich  trinke  ein 
Seidel  lliei'.  Das  schmeckt  mir  besser,  als  unzähliges  Wasser  vorher;  aber 
dB  ist  auch  nicht  das  richtige. 

Der  Zahnarzt  hat  heute  mit  den  Patienten  vor  mir  st-undenluiig  ge- 
redet. Mit  mir  -T  Worte.  Natürlich,  wahrscheinlich  ärgert  er  sieh,  daß  er  mich 
billiger  behandelt.  Warum  redet  er  nicht  mi1  mir?  Ebenso  bin  ich  auf  den 
neulieh  n^ich  mir  gekommenen  kleinen  Knaben  eifersüchtig.  Kurzum,  ein 
schöner  Blumenstrauß  von  Widerständen  und  Übertragungen.  Hei  dem  .hingen 
überwog  die  Tendenz,  ihn  zu  bevatern.  Zu  dem  Mädchen  zu  gehen,  kann  ich 
mich  noch  niclit  wieder  entschließen.  Da  ich  in  ihr  die  Schwerter  sehe,  erso 
sie  koitieren  will,  ist  die  Situation  liei  meinem  Verbot  höciist  uiierquicldicli. 
Da  ich  mich  nicht  zu  viel  mit  .Analyse  beschäftigen  darf  (Dr.  Stekel  hat 
gut.  redenl,  so  überlasse  ich  die  Traumdeutung  meinem   Seelenarzt. 


Patient  kommt  nicht  vorwärts.  Er  steckt  in  Widerständen.  Heute  Nacht 
konnte  er  sich  nur  an  einen  kurzen  Traum  erinnern: 
Dr.  Stekel  spielt  mit  meiner  Laute  .  .  . 


■   ')  Er    vereuchtR    aus    finer    Pfeife    zu    rauchen,    die    ich    ihm    geschenkt,    hatte. 
Phantaai«  einiT    Fcllafin! 


I':iii  Fall  von  .)rlliopä(iiscliein  Fetisch ismus.  52! 

Der  Tr-aurii  zdgt,  daß  fr  auf  sdn  ui'sprüiigliclies  Begehren,  icli  sollte 
mit  ihm  spielen  (Laute  —  Genitale),  nicht  verzichten  wil!.  Er  fußt  die  Analyse 
als  Ringkampf  aiil',  wie  di('  Träuino  dor  \<mgm  Nacht  beweisen.  Ich  solle  ihn 
mcht  hcpiegen.  Er  günnt  mir  don  Ti-iuniph  niclit,  ihn  geheilt  zu  haben.  Die 
Affekte  werden  vom  V:iler  ;iuf  mich  übertragen.  Er  verblutet  sicli  an  dieser 
Liebe.  (Siehe  Timuui  1.) 

im  Trduu!  2  finden  wir  die  Variation  des  Sehwoster-ErlebnisBea.  Aber 
es  koiTiiiii  kein  neues  Material.  Auch  über  Ka.sti'ati(ui  kann  er  nichts  sagen. 
Er  sieht  mit  8chrecken,  daß  Pfingst^i  herannalii  inid  daß  er  zwei  Tage  keine 
.-Xnalyse  haben  soll.  Was  soll  er  machen?  Soll  er  mit  dem  kleinen  Mädchen 
ausg(*hen?  Er  fürchtet  die  Hlamage.  Er  lurchtet  den  Koitus.  Es  stellt  sich 
herau.i,  daß  er  sie  beleiciigl  hat.  F.r  sagte  ihr  das  letzte  Ma.l:  „Ich  komme, 
wt-nri  ich  nichts  besseres  vorhabe."  Oann  ärgert«  er  sieh,  als  sie  ihm  absag^-e. 
Nun  kam  em  rrenndlicher  Vorsiihnungsbriel'  und  er  s1eh1  wieder  vor  der  'Enl- 
sehoidung.  Soll  er  die  alle  Einstellung  aufgeben?  In  dem  Momente,  indem  er 
sich  das  Mädchen  ninnnt,  sinkt  eine  alte  Phantasie  in  Trümmer. 

Seine  lixe  Idee:  So  lange  ich  ab^iineni  bin.  bleiben  die  Schwestern 
abstini-nl.  Wenn  er  mit  dem  Mädchen  iniim  wird,  gibt  er  auch^  seine 
Schwe-^teru,  seinen  Harem  auf.  Dagegen  sträubt  er  sich.  i:r  kann  ;iiil'  'lio  Ver- 
gangenheit und  auf  die  abenteuerlichen  Flane  niclil  verzichten. 

Nun  .-^iud  die  Widerstünde  so  stark,  daß  eä  keinen  Schritt  weiter  geht. 
Er  ver.nichl  allerlei  Ti'iks,  Er  sagte  sich  g<-fi1ern:  „Du  wirst  das  MiUleliea 
küitieren,  um  dicli  an  deinem  Vater  zu  rächen,"  Er  war  mit  ihr  beisammen, 
Sie  waren  allein  im  Zimmer.  Er  spielte  mit  ihr.  Die  Erektion  kam  und  ver- 
schwand. Er  konstruierte  sich  Widerstände  und  begann  sie  zu  entwerten.  Er 
entdeckte  natürÜch,  daß  sie  einen  Gerucli  aus  dem  Munde  hatte.  Schon  auf 
der  Tram  hatte  er  ein  schönes  Mädchen  gesehen,  das  ihm  gefallen  hätte,  wenn 
es  nicht  aus  dem  Munde  geroi-bou  hätte.  Er  versucht  imn.  den  Ekel  in  Be- 
gierde KU  verwaiidihi.  Er  will  niiw  diesem  Genicli  einen  Stimulus  maclicn.  Ein- 
mal war  es  ihm  bei  einem  Soldaten  gegbickt.  dei'  an  Schwcißrüßen  litt,  Dieser 
Genich  erregte  ihn  nach  Überwimhmg  das  Ekels,  Er  liebte  als  Soldat,  den 
(lenicli  der  ,Mannscliaf1,  diese  Mischung  aus  Schmutz,  Schweiß  und  anderen 
KÖrperai'ediinstungon.  Es  t.a,t  ihm  leid,  als  er  Offizier  wunli-  und  seinen 
eigenen  Kaum  erhielt.  Er  suchte  dann  die  Unterstände  auf,  mil  dein  Vorwand, 
zu  inspizieren,  in  Wahrheit  aber,  um  sich  wieder  an  dorn  Geruch  zu  erfreuen. 
Er  erinnert  sich  an  den  .Morgengeruch  der  Mutter,  der  so  eigentümlich  war. 
Sein  Onkel  nannte  das:  Die  sauere  Morgenschnaiize,  Diese  sauere  Morgen- 
schnauze war  gleichtall^^  ein  Stimulans  für  ihn.  *  _ 

Das  kleine  Mädclien  konnte  gestern  nicht  gut  küssen,  sie  hatte  zu 
dünne  Lip[icn  und  er  fühlte  gleich  die  Zähne,  Dann  konnte  sie  keine  rechte 
Lage  finden.  Kurzum,  er  findet  Rationalisierungen,  weil  sein  .Innktim  ihm 
den  Koitii.'^  verbiete.  Und  dies  Junktim  ist:  So  lange  ich  keusch 
lileilie,    werden    meine    Schwestern    auch    keusch    bleiben. 

Um  die  Analyse  nicht  ins  Endlose  anschwellen  zu  lassen,  übergehe  ich 
nun  die  meisten  Träume.  I'a.l.ient  eröffnet.,  die  Sit;zung  mit  der  Ansage  seines 
Kampfes  bis  aufs  Messer.  Gestern  war  er  mit  seinem  Mädchen  beisammen. 
Er  iiberdnchte  alle  möglichen  Folgen,  natürlich  auch  Gravidität,  und  kam  zum 
Schlüsse:  ,.Nur  gewissenlose  Mensehen  können  gesund  sein!  Also  gut!  Werde 
gewissenlos.'"  —  Da.s  war  leichter  gedacht  als  ausgeführl.  Im  Traume  hatte 


522 


Ketischi  Sinus. 


«r  ein  Diidl  mit  yeiiiem  zweiten  Icli,  mit  dem  ai-ieL-hfii  Ideal,  üaii  ariöchc 
Ideal  ist  der  Asket,  der  Semite  genießt  gewissenlos.  Der  Arier  hat  Vei'ant- 
wortiingsgefülil,  der  Semite  ist  egoistieeh,  asozial. 

yfibließlicli  dachte  er  über  das  Junktim  /.ivjschen  Koitus  und  Schwestem- 
ehre  nach.  Es  wurde  ihm  klar,  daß  sein  Vater  ihm  die  Aulgabe  gestellt  hatte, 
em  Wäcliter  ihrer  Ehre  zu  sein.  Er  könnte  nie  einen  anderen  Mann  zur  Ver- 
antwortimg ziehen,  der  sich  an  Beinen  Schwestern  vergangen  hätte,  wenn  er 
selbst  nicht  keusch  wäre.  Er  ist  der  Gustos  virginitatib  äororuni! 

15  er  Vorband  ist  ein  Keuschheitsgürtel  und  da^ 
Objekt  ist  ein  Asket.  Der  urapr  angliche  Verband 
sollte  Ja.  den  Penis  schützen  und  zugleich  an  der  A  k- 
ti  V  i  t  ä  t    V  e  r  h  i  n  de  r  n. 

Auch  der  Gedanke,  daß  die  Abstinenz  stark  macht  und  sein  Schal'fen 
liegiinstigt,  scheint  mitgespielt  ku  haben. 

Gestern  liatt*'  er  offene  KoLtusphantabieu  mit  Öchwester  1.  Seine  Mutter 
bestätigt  ihm,  daß  sie  mit  der  Zange  zur  Welt  gebracht  wurde.  Es  war 
Kine  sehr  schwere  Operation,  Die  Nabelschnur  war  um  ihren  Hals  und  sie 
war  fast  erstickt.  Ülier  diese  Gobai'l  wurde  im  Hause  gesprochen  deim  er 
erinnert  sieh,  davon  gehört  zu  haben.  Die  Angst  vor  der  Zange  des  Zahn- 
arztes erscheint  neu  determiniert.,  ebenso  die  Halekrawattc.  übrigens  machte 
er  verschiedene  Versuche,  sich  selbst  aufzuhängen.  Er  «chcint  als  Kind  ver 
schiedone  Gespräche  belauscht  zu  hal>en.  Aus  dieser  Zeit  stammen  die  ersten 
Wurzeln  semer   Angst.  (.iolku 


■  Patient  «etzt  wieder  auf  sein  Veilaneen  «einp  Q,i,;u 

l.t  s.^.  endlich  als  Mann  erwH.en.  m^ZL^Zt^^Zr  '''''    ^' 

raiiren,  ausmai^chiorl  war,  traf  es  sich  sehr  güns  ig  tß  w,  ?  "'  ""'■': 

einein  Bett  tei  Baue,.»  hatten.  Sie  war  vorho,  seh  Intt  .m  T%  '"'' 

nung,  aber  entschlossen.  ..mich  glücklich  z^mÄr'^  V '  J  P  "[■'f'' ^^T 
schnell  ii!ierwun<ien.  An  Stelle  der  Liebe  di  -T^  '-t  ,P^'"''<^'«'  "'"'■d'^ 
zurückzog  -  ich  war  wie  em  Stock  und  .te^et  IStZ  ''"  ''t\  ''  .'"l"" 
Herz  durch  die  Schilderung'  meiner  kiäeliehen   f  Jl  >^t   ~  "'^"^''  "^'^  '^"" 

,  Darauf  bestiegen  wirdas  B^i  u^'  X^S^irö  ^r!r''7''^''-  . 
anstrengende  Übung.  Sic  war  sehr  heiß,  icl  sSal.l  ftf  ^'"^'i  ''^^ 
dem  wir  lange  Vorübungen  einfachste  Iri  tmaeht  h.  •'"*^^''/''^«^"-  ^^'^^'■ 
absolut  als  Geliebte  Ijegrüßt  Mwden  wollte  fTT  ,  "  ""''  ''"  ^°"  "'"' 
rung  entschuldigte,  ging  ich  entscirerzu  t^ri^f  t^^Vn^rT" 
Eingang  nicht.  Sie  stand  mir  bei  und  ich  Iiemin>i.  !,  -T  I  r.  ^'^"''  ''^^''  '^''" 
zu  orlialten.     Ich   war  aber  gan     ^e  ,hlt      1  if''  ^'^^^'•'"  ^^^^='^' 

krampfle  bei  jedem  ]^:.nffihren  d '  Mu  ku  u,  ;^.  ^'^*'  ""^"  '^^^''"■'^-  S'" 
ia  vorsichtig  zu  sein,  es  täte  rasend  weh  D.nn^^T'"  'T',  ''"  '"'^'^'  ""'' 
■  ler  Impuls.  Und  ich  gab  es  auf.  Der  zweite  Ver  uTf  l  ^^''^'''  '^'^^ 
l-hantasien  hatte  ich  beim  ersten  abgelehn^s  e  wiil^'J^l^"  '"=^^^!;  ''''''- 
momentan  .nächtig.  Die  Erektion  war  schon  heirE  w  V  ;''M'^'''i'"i'''' 
Ich  dachte  aber  nur  an  mich.  '"■  ^^^'^'^  ^'«^"^1  vorhanden, 

Danach  wieder  kindliches  Boisanimeiiseiu    Ruhe  uml  p,.-  ^       o- 
.la^w^  auch  sehr  schön.  Ich  war  etwas  deprinne,-t  F  ufd  dt;:  ^ S^^ 

■  •)  ly^e  ganz^  Affiir.  .pielt^  «ich  auf  dnem  Ausfluge  ii,  di.  IVachau   :>L. 


Eiu  Fall  von  nrümpruüficliem  Fetischismus, 


52ä 


rtuig  der  Perineal-  imd  üenilalgegeiid  durcli  bie  öuhr  erregend  und  kam  dann 
beim  dritten  Versuch  nach  längerer  starker  Erektion,  deren  Nachlassen  teile 
physiBch,  teils  pGyehisrh  überwunden  wui'de,  zu  mäßigem  Orgasmuc^  und 
etarkem  Samenerguß.  Sie  war  dauernd  in  großer  Sorge,  ob  ich  auch  recht- 
zeitig raiiBzjehen  würde,  infolgedessen  setzte  ich  viermal  zu  früh  ab.  Dabei 
äußerte  sie  bei  jedoii  Wiedereinführen  stiirkeii  Schmerz.  Zeitweise  unter- 
stützte sie  wohl  durcli  Mitljewegungeu,  dann  kam  ich  aber  aus  dem  Takt. 

Endresultat:  Ich  hatte  es  zur  E.iakulation  gebracht,  war  zwar 
angestrengt,  aber  doch  liefriedigt.  Nur  froh,  daß  die  Sache  z«  Ende  war,  und 
am  näehslen  Morgen  etwas  mitgenoinmeii  und  zu  Rückschlägen  geneigt,' 


2.  Nach  t. 

Da  der  Tag  ims  neben  der  Nacht  sehr  angesitrengt  hatte  —  sie  war 
ebenfalls  hundemüd<'  — ,  legten  wir  uns  früh  schlafen.  Ich  auf  dem  Fußboden 
sie  im  Bett.  Ich  dachte:  ,,"\Venit  sie  bloli  nicht  wieder  anfängt,"  war  aber  ent- 
schlossen, alle  Kraft  zu  sammeln,  um  sie  zum  OrgasnniS  zu  bringen.  Das  hatte 
ich  ihr  auch  schon  tagsüber  gesagt  und  ihre  Einwände,  ich  liebte  sie  nicht 
genug,  mit  dem  (iegeneimvand,  sie  sei  zu  anspruchevol!  und  habe  irgend  einen 
Gnuid,  sich  den  Orgasmus  zu  verbieten,  zu liickge wiesen.  Ich  hatte  auch  selbst 
den  M'unsch,  sie  einmal  zu  einem  großen  IjUstgeliUil  xu  bruigen,  damit  sie 
auf  die  dauernden  kleinen  Wilzchen  mal  eine  Zeitlang  verzichten  könnte.  Also 
nahm  ich  alle  Kraft  zusammen.  Spürte  aueh  bei  dem  Gedanken  große  Lust 
zum  Koitus  und  zum  Beweis  meiner  Männlichkeit,  TJm  'lill  Uhr  legte  ich 
mich  zu  ihr,  ohne  daß  ei^  zu  Zärtlichkeiten  kam.  schliefen  wir  bis  5  Uhr  früh. 
Dann  begannen  wir  and  hald  fand  ich,  daß  ihre  kitzliche  Stelle  am  Mens  pubis 
und  davon  uuegohend  in  der  Vulva  und  Vagina  lag,  wenn  sie  dabei  die  Schenkel 
ftst  zusammenpressen  konnte.  Sie  reizte  mich  am  Genitale,  was  wohltat,  aber 
von  mir  dami  als  infiuitil  abgelehnt  wurde.  Ich  hatte  dauernd  starke  Erektion. 
Art>eitele  aber  langsam  und  gab  Hilfen  am  Mons,  was  nach  ihrer  Behauptung 
gut  war.  Das  dauerte  sehr  lange.  Ein  paar  Mal  verstaud  ich  so  etwas  wie 
Klugen  über  Schmerzen  und:  „es  wird  doch  nichts.'' 

Trotzdem  ich  also  mirli  bemühte,  ihr  gerecht  zu  worden,  wurde  es  mir 
schließlich  zu  störend  und  ich  führte  dann  mit  sehr  schönem  Gefühl  den 
Koitu!^  zu  Ende,  Nachdem  wir  uns  gewaschen  hatten  und  das  Bett  sauber 
gemaclil  :  Wiederlmhmg  mit  iihnliehcm  Bemühen  meinerseits,  sehr  starker 
Hreldiim,  unter  zeitweilige!'  Beihillu  durch  Berührung  ihrerseits  am  Perinäum, 
Schließlich  nach  di^r  Interruptio  und  Ejaeulatio  blieben  wir  noch  etwas  auf- 
einander liegen,  wobei  wir  uns  aber  nicht  l)eweg1en,  weil  sie  etwa  die  Berüh- 
rung mit  dem  Samen  fürchtete. 

Ich  ging  dann  —  es  war  etwa  V'8  Ulir  —  in  die  Donau  baden.  Wie  ich 


ihr  benötigten  Bewegungen,  „ganz  zart  und  langsam  und  tief"  wobei  sie  dann 
■tarken  Orgasmus  geriet.  Danach  war  sie  dann  ruhiger  und  ich  stand  dann 


m  s 


vom  "dritten  Mal  ab.  Sie  bat  mich  auch  darum.  Aber  es  war  wahrscheinlich 
doch  eine  Dummheit  von  mir. 


5?5i-l-»!«:*!lJ^H 


Ö24 


Fetischismus, 


Zur  1.  Niicht  wiil  ich  nticli  lieincrken,  daß  iirli  auch  dip  Rückmlage 
Hieinoi'soits  versuciiie,  dabei  ahev  gänzlich  ohiie  Erektion  blieb.  G<?nie  hätte 
ich  die  Seitenlage  benutzt.  Das  ging  aber  nicht. 

Als  wir  abends  zuriiekluhren,  war  ich  sehr  glücklich,  leider  ließ  sie  aber 
die  M'iener  Atmosphäre  und  ihre  wachsame  Haiiafraii  so  gehemmt  sein,  daü 
wir,  ohne  viel  zu  sprechen,  auseinander  gingen. 

Zii  dicsiun  Rei-ifli1(i  des  Patienten  möclite  Jeli  benierkoii.  daß  icii 
ihn  (getreu  meinen  Giiindsätzen)  nicht  zu  heterosexuellen  Heldentat«'!! 
angefeuert  habe.  Der  Entschluß,  sich  endlicli  normal  zu  betätigen,  kam 
aus  freien  Stücken.  Dabei  Iwtte  der  Kranke  ungeheuere  Widerstände 
zu  überwinden.  Das  Mädchen  wollte  aus  seinem  Jhinde  die  Vereieherun^ 
hören,  daß  er  sie  liebe.  Kr  verweigerte  diese  Ver.sic]ioning.  Er  vermied 
iede  seelische  Annäherung  und  beschränkte  sich  auf  i)hysischo  /^ärtlidi- 
kejten.  Seine  Fixation  an  die  Sdiweetcr  war  zu  stark,  als  daß  er  es 
tun  konnte.  Seine  Überlegimg  war:  „Wenn  ich  schon  die  physische 
Fixation  an  die  Schwester  löse,  so  will  ich  wenigstens  die  seelische 
Liebe  zurückbehalten  und  sie  als  ihr  Eigentum  betrachten." 

Von  der  Größe  seines  Opfers  und  seines  Seelen kanipfes  gibt  seine 
Schilderung  nur  eine  leise  Ahnung.  Er  zieht  die  Sache  ins  Lächerliche 
und  schlägt  einen  zynischen  Ton  an,  der  keineswegs  dem  wahren  Sach- 
verhalte entspricht.  Ich  habe  übrigens  die  realistische  Darstellung 
etwas  gemildert  .  .  . 

Er  bringt  noch  eine  Traumanalyee  und  setzt  .seine  Schilderungen  fort. 
].  .  .  ,  Ich  bin  mit  Prof.B...'.  in  einem  Flur,  Uecht-s  ein  Fenster, 
in  day  m^ni  wii>  iji  ein  naturwissenschaftliches  Kabinett  hineinschaut.  Er 
Irugt  mich,  ob  ich  die  neue  Samnüuiig  schon  gesehen  habe.  Die  Tür  ist 
verschlossen.  Nebeu  der  Tür  hängt  aber  ein  Kasten  mit  allerlei  sehillcni- 
den  Sehmetterlingsfliigehi  und  Käfern. 

Er  sagt,  JeuLand  muß  doclL  drinnen  sein;  dann  gehen  wir  zum 
zweiten  Feaister.  Dort  liiiiigen  auch  im  liahnien  bunte  Schnitte  von  Prä- 
paraten. Ergelett  konnnt  heraus,  aber  wir  gehen  nicht  liineln. 

2 sondern  stehen  d;um  wieder  auf  dem  Fhu".  Ich  merke  daß  ich 

kerne  Krawatte  umhabe.  Emer  der  üerron,  groß  und  männlich  mu'itert 
mich  tmt  omem  eigenartigen  Blick.  Ich  fange  mit  einem  Assistenten  an 
zu  scliäkern  und  schlage  ihn  wie  auf  eine  Trommel  mit  den  Fäusten  oder 
Ellliogen  auf  den  Leib,  und  zwar  an  den  Seiten.  Er  findet  wohl  auch 
:  daran  Spaß,  aber  ich  höre  dann  auf.  besonders  des  großen  Herrn  wegen, 
der  sehr  verwundert  ist. 

:r  .  .  .  und  bin  im  Eßzimmer  meiner  Großmutter.  Dort  ist  noch 
■  meine  Tante  hmter  nur  mi  Znnmer.  Auf  einem  Schrank  liegen  neue  lila- 
seidenp.  lange  Strümpfe,  die  meiner  Großmutter  gehöi'en  Ich  will  mir 
einen  iils  Krawatte  umbinden.  Trofzdciu  ich  schon  höi-e.  daß  meine  Tante 
hinter  mir  sag! :  „Daß  du  dich  nit-hl  untersteliHl.  einen  von  Großmutters 
Strümpfen  zu  nehmen,"  nehme  ich  ihn  doch  und  gehe  durch  den  Flur  in 
;        das  Schlafzhnmer  meiner  Großmutter,  Dorl  finde  ich  auf  einem   Siuhl 


Eil)  Fall  vuii  orthopädiscliem  t'i^tisehismus. 


525 


eine  Socke,  dio  luicli  Jiieiiier  (ji-olJmutter  yohöi't  und  achwarz  und  woiM 
klein  karriort  ist. 

Aber  dio  biiidp  icii  ;iiicii  jiiclH  voi. 

Wie  ich  dann  wieder  inil  |onen  zuäiuiiincn  bin,  bemerke  ich  aul'  ein- 
mal, daß  lob  pitieii  ydiwarzen  yölijBlbinder  umhate,  den  trug  icii  unter  dei' 
anderen  Krawatie  und  habü  nur  iiicbt  dai'iui  gedaclu.  AUi.i  kann  ich  mich 
ia  ruhig  vor  meinem  Vater  sehen  lassen. 

Einfälle.  Das  ist  iodenlnUö  öonderüar,  daß  wieder  daa  8chlat'zimtiier 
nieiner  Großmutter,  ineino  Tanf.e  als  drohende  (iouvornante  und  die  lihi  Farbe 
zuBammen  aul'tretoii.  Auch  daß  der  Traum  mich  wieder  in  das  Zimnier  meiner 
Großmutter  führt,  an  dessen  große  Anziehungskraft  ich  schon  wiederholt  er- 
innei'le.  Ic!i  saß  als  kleinei-  Jun^je  immer  auf  dem  Fußkisseii  und  habo  den 
Flui  und  wühl  aut-li  die  Waden  meiner  GrußmutU'r  id't  gesehen.  (Meine 
Abscheu  vor  dicken  Frauen!)   Meine  (Iroßmiitl^r  war  ziemlich  stark. 

Ich  habe  ihr  auch  später  noch  zuweilen  die  Schuhe  an-  und  ausgezogen, 
venn  icli  gerade  da  war,  alts  Kavalieri^dieuoL,  damit  die  alte  Frau  sich  nicht 
so  bücken  brauchte.  Sic  hatte  nämlich  einen  Bauchbruch.  Merkwürdig,  daß 
ich  mich  so  lange  niclil  daran  erinneilc,  daß  sie  auch  ein  Bnichb;ind  trägt, 
so  lange  ich  lobe.  Sie  trä^t  aiicli  ein  Knrsetl.  und  icli  weits.  daß  ich  sie  als 
Idoines  Kind  oft  beobachtete,  wenn  sie  sich  das  Korsett  zueclniiirte.  Meine 
Mutier  Irug  auch  ein  Korsett,  ich  sah  oft  zu,  wenn  sie  es  zuschnürte,  wälireiid 
meine  Schwestern  kein  Korsett  trugen.  Mein  großes  Kntscizen  und  Kkel,  als 
icli  bei  einer  meiner  ersten  Licbpsaniiäherurigen  die  Korsettstangen  fühlte, 
fällt  mir  jetzt  ein. 

})v.Stekel  ist  „entzückt"' 0  und  behauptet,  daß  das  Brachband  der  Aus- 
gangspunkt üom  mütisc.  Ich  muß  als  kleines  Kind  das  Anlegen  des  Bruch- 
bandes beobachtet  haben,  denn  als  etwa  Sjähriger  suchte  ich  selion  dauenid 
in  dem  Zinnner  meiner  Großmutter  nach  irgend  etwas,  das  ich  besonders  im 
Naehtlisch  vonnuftcto,  ohne  jnir  klar  zu  sein,  wa.s  das  war.  Als  ich  dann  nach 
dem  Kriege  zum  ■ersten  Mal  bewußt  das  Bruchband  sali,  war  es  mir  furchtb;ir 
eklig.  Wie  überhaupt  mein  Ekel  vor  alter  Menschen  Geruch  und  KiSrporlichkoit 
sehr  groß  ist,  bzw.  wai'. 

Dr.  Stekel  glaubt,  daß  irgend  eine  iiilantilc  Gcburtsphantaeie  sich  hier- 
hinter  versteckt,  etwa,  daß  der  Bauch  gc])latzt  sei,  als  das  Kind  herausge- 
kommen ist  und  daß  deswegen  meine  GroGmiiHer  und  Mutter  sich  dauernd 
so  zusammenbinilen  niüßli-n. 

Bei  der  infaniiien  Einstellung  liai  dann  die  Angst,  auch  ein  Kind  zu 
bekommen  und  dann  der  Glaube,  man  könne  das  durch  festes  ZuBammon- 
schnüren  verhindern,  y.m  dem  späteren  Schnürti'ieb  und  Feli.'^ch  geführt.  Daiiei 
ist  das  lli'uchbaml  von  mir  völlig  verdrängt,  auch  später  habe  ich  nie  mit 
Bruchhandei'n  in  der  Pliantaeie  gespielt  und  das  Fraucnkorselt  mußte  schon 
sßhr  stoii'  und  lang  .sein,  war  dann  aber  noch  verwendbar,  besondere  lx>i  den 
Knaben  und  jungen  Leuton,  die  als  Mädchen  erzogen  wurden. 

Dr.  Stekel  sieht  auch  in  der  Krawalle  ein  Felisc)isymboi;  es  ist  der 
Zwang  am  Balse.  Der  Selbstbinder. 

Neben  einem  aktuellen  Erlebni.';,  ein  Anpreiser  auf  dem  Markte,  der 
einen  Damenstrumpf  als  Schlips  verwandte,  erinnere  ich  mich  auch  daran. 


*)  Davon  war  in  \Virklichkeit  kt-iue  Rede.  Ich  vermeide  derlei  Affoktausbriiche. 
Der  Patient  drückt  damit  aus,  daß  ei'  niii'  mit  seinen  Enthüllungen  eine  große  Freude 
bereitet  zu  haben  glaubt.  .       . 


i . 


Ö2Ö 


Fetischismus. 


l! 


daß  StriimptV  öclinii  in  mf.iiier  i'riiln'sif.eii  (.^iicUiiezeil   durch  Gerucii  und  üt'- 
brauch  alp  Stiicke  itin  iloii  Hals  uder  IjcsonderH  als  Binde  üi)<?r  die  Augen  oder- 
■  Knebel  im  Munde  eine  große  Rolle  spielten.  Allerdings  eigene  Strümpfe. 

JJalJ  f.s  gerade  wieder  lila  Strüinjife  sind,  läßt  mir  keine  llulie.  aber  'n 
nidner  Krinrienmg  trug  sowohl  meine  Multer  ah  auch  Großiiiutter  und  Tante 
irgend  wann  einmal  ein  libi  Kleidungsstück.  Ich  komme  da  vorläufig  niclil 
!-(^eht  weiter. 

Auch  das  MinderwortigkeiLdgefiihI,  das  Schwächegefiihl  gegenüber  der 
Frau  wäre  erklärlich,  wenn  ich  einmal  durcli  deu  starken  Leib  meiner  tlreß- 
nmttor  einen  überwältigenden  Eindruck;  in  Aniietraclit  meiner  eigenen  Klein- 
heit, em|)t'angen  hättc. 

Ob  meine  Tante  mich  einmal  bei  meinem  Suchen  und  Kramen  üijBr- 
raschte  und  die  im  Trauzn  gesprochenen  Worte  mir  einmal  früher  gesagt  hal, 
weiß  ich  nicht.  Es  steht  aljer  sofort  eine  andere,  spätere  Szene  vor  meinem 
.\iige.  Meine  Tante  vertrat  bei  uns  Elt^mstelle.  Ich  hatte  Schokolade  geklaul 
und  sagte  auf  die  Frage  meiner  Tante  „nein",  trotzdem  ich  den  ganzen  Mun<i 
voll  hatte.  Sie  quittierte  mit  einer  Oln-feige. 


1 


H 


T  r  a  11  m. 

Zunächst  unklare  Erinnerungen  an  unruhige  Gange  durch  Zimmer 
im  Hotel-Restaurant  und  zuletzt  zu  Hause.  Viel  von  gutem  Essen,  aber 
zum  Essen  komme  ich  nicht.  Schließlich  sehe  ich  vom  Balkon  unserer 
Wohnung  im  2.  Stuck  auf  der  Straße  Lina  Kreidler  mit  einer  anderen 
Person.  Auf  ihrem  linken  Arm  trägt  sie  eine  große  Tüte.  Es  ist  '!■■  ? 
(y  /.;(/  '?  Zentner  ?).  Sic  soll  da-s  bei  uns  abgeben.  Ich  gehe  direkt  vom 
Balkon  auf  die  Straße  und  nehme  ihr  den  Zucker  ab.  Sie  muß  aber  gleich 
wieder  gehen. 

Da  sehe  ich,  daß  um  die  Ecke  ein  Pöiielhaufen  angezogen  kommt. 
Ich  lialie  Angst,  daß  sie  zu  uns  in  die  Wohmrng  wollen.  Aber  sie  halten 
ziinächöt  vor  dem  Hause  davor.  Ich  gehe  auf  die  andere  Straßenseite  und 
will  mich  entfernen;  starke  Angstempfindung.  Da  sehe  ich  den  Schulz- 
tiiann.  Er  sitzt  zu  Pferde  und  hat  einen  Vollbart.  Er  wird  von  dem  Pöbel 
beläsligl,  aber  er  läßt  es  sich  gefallen  und  reitet  vor  ihnen  weg.  Ich  biege 
links  um  die  Ecke.  Der  Schutzmann  dummerweise  auch,  hinter  ihm  her 
der  Pöbel.  Drum  ist  da  ein  kleiner  Junge,  der  auf  einem  Handwagen  leere 
Kisten  und  Kasten  liinler  sich  her  zieht.  Er  faßt  den  Schweif  des  Pferdes 
und  zieht  mit  aller  Kraft  daran;  aber  statt  daß  der  Schutzmann  sich 
wehrt,  wird  er  ganz  schlapp,  legt  sieh  weit  auf  den  Hals  des  Pferdes  vor 
und  wird  nun  von  der  Menge  mit  Schnee  beworfen,  so  daß  er  ganz  weiß 
wird  und  sein  Pferd  auch.  Endlich  wird  er  energisch,  dreht  um  und  geht 
gegen  den  .langen  voi'.  Ich  denke:  Jetzt  wird  er  donh  wohl  schießen.  Da 
springen  zwischen  ihm  und  die  Menge  zwei  uniformierte  Männer.  Ich  weiß 
dann,  das  ist  die  neutrale  Kommission.  Die  springen  mit  großen  Ge- 
bärden, und  weim  er  schießen  wilh  schreien  sie:  „Halt,  Sie  sind  noch  nicht 
daran,  erst  die  anderen."'  Ich  will  sagen:  „Meine  Herren!  In  Deutschland 
ist  man  empüi't  über  ihre  Ungerechtigkeit,"  aber  dann  überlege  ich  mir, 
das  könnte  für  niicli  unangenehme  Folgen  haben,  und  sage:  „Erwartet 
man  von  Ihnen  wahre  Neutralität".  Dann  undeutlich  und  Ei'wachen. 


f'v 


Ein  Fall  von  orthopüdiMclieiii  Fetischismus.  .  557 

Der  eine  v(ni  lier  jiciitraleii  Kuiiiniiiäeioii  orinnerl  [iiicli  an  einen  Fran- 
zosen, der  mir  gestern  in  der  Bahn  gegenüber  saß.  Er  halte  griechiBche  Uni- 
form an,  weiß  iiiÜ   fjl;ui,  inid  hatte  Kintoplioiistablerbewegungfii. 

Lina  K.  ist  ein  Miidclie»  in  Riga,  das  ich  kenne.  .Mir  liillt  nu  ihr  gleich 
iixriri  Freund  Rolf  B.  und  dann  Kurt  M.  ein.  vnn  dem  winde  mal  ci-zählt.  ei' 
Hei  mit  ihr  verlnbl  oder  su. 

Dr.  Stekel  meint,  sie  verberge  meine  Schwester.  Ich  glaube  mehr  an  die 
hdiiiosexueUcn  Neigungen.  Meine  Freunde  felüteu  luir  zu  Hause  immer  sehr, 
lieöundery  ItolT  B.  und  ivur)  M.  hätte  ich  gerne  hei  mir  gesehen. 

Funktional  würde  sich  also  ergeben,  daß  mir  die  vielen  (ZimimT  und 
Eesen)  Frauen  und  Cenüi-fte,  die  ich  zu  HauBu  Kui'he.  uiidit  genießbar  :^ind,  ich 
halte  micii  an  die  IJemo^^o.vuaiitiit,  die  mir  aber  nur  halben  Halt  gibt  und  mich 
de»  Angrifl'en  der  Triebe  (Pöbel)  preisgibt.  Der  Sclmtzuumn,  Stek-eh  Prawi- 
dialgewissen,  meine  .^wkefie  madip  iuh  gegen  die  Triebe  mobil,  aber  die  rückt 
vor  den  Trietjen  aus,  liat  Angel  vur  iluien,  das  heißt,  dieser  Schutz  ist  nicht 
mehr  kräftig,  der  Fetisch  entwertet.  Die  inlantilen  Spielereien  beant-wortet 
er  nicht  energiricii.  sondern  er  läßt  sich  von  den  .Jungen  zum  Besten  halt^'n. 

Wir  gehdi  itut  die  tielere  Analyse  des  Träumet;  ein.  Patient  hat  sehr 
liäufig  Restaurationstriuime.  ICr  ktiunul  in  ein  Onsthaus,  es  sind  viele  Leute 
da,  er  kommt  nie  dazu,  sich  salt  zu  essen.  ICr  erinnerf  sich  nie  an  einen  Traum. 
in  dem  er  das  Gefühl  der  Öättigmig  goluihl  hätte.  Er  steht  vur  den  Genüssen 
des  Lebens  und  Jial  incht  die  Macht,  wie  sich  zu  eigen  zu  machen,  Andiwseits 
zeigt  dei'  Traum  deutliche  Beziehungen  zu  eeiiieni  Muttorkomplex.  Die  Mutiev 
ist  das  erste  llttslnurant  des  Menschen.  Er  reproduziert  eine  Menge  von  Ein- 
fallen aus  der  Jugemlzeit,  die  sich  auf  das  Essen  Iwziehen.  Schließlich  stoßen 
wir  aui'  die  Tatsache,  daß  das  Obiekt  den  Säugiing  bedeutet.  .Jeder  Fetischist 
drückt  den  Zwang  der  Windeln  und  des  Eingebundeneeins  durch  den  Zwang 
emes  Objektes  aus.  Er  erinnert  sieh  nun  an  den  Kinderstulil.  in  den  er  oft  ein- 
V^wängl  wurde.  Er  scheint  die  ersten  Kinderjahre  nicht  vergessen  zu  halxin. 
Er  sah  oft  zu,  wenn  die  jüngeren  Oeschwister  gestillt  wurden,  wobei  ihm  das 
Herauspressen  der  Brust  sehr  anregte.  Etwas  ähnlicheÄ  kommt  auch  in  seinen 
Phantasien  vor. 

Die  Entwühinu»?"  scheint  er  sch»u;r  vertragen  zu  haben.  Er  war  lange 
Lutechor.  sein  Daumen  wurde  mit  Sent  eingeschmiert.,  was  zu  einer  wahren 
Benlleidensehaft  führte  und  das  Gegenteil  erzielte.  Erbsensuppe,  die  er  als 
Kind  oft  erhielt,  wurde  ihm  eine  widerliche  Speise. 

Der  Lutscher  und  die  MuUerbrust  wui'den  ihm  gowaltfiam  entrissen.  Das 
mag  auch  zur  Zahnajztphobie  beigetragen  hal)en.  Er  läßt  sich  nichts 
mehr  aus  dem  Munde  reißen.  In  seinem  Objekte  sieht  er  den  einge- 
wickelten Säugling,  ein  Symbol  seiner  glücklichen  Zeit.  Er  läuft  ihm  nach  und 
denkt  an  seine  Kindheit :  er  läuft  seiner  Vergangenheit  nach. 

Otto  setzt  seine  Analyse  fort: 

T  !■  ü  11  m. 

.  .  .  Wii-  sind  in  Paradeaufstellung  und  erwarten  den  Kaiser  und 
die  Kaiserin.  Ich  bin  bei  den  Elisabethen!  angetreten.  Ich  bin  Haupt- 
mann, abor  etwas  befangen  und  nicht  ganz  klar,  ob  mein  Platz  bei  der 
Aufstellung  richtig  ist.  Laim  stehen  wir  in  Gruppen  herum  und  die 
Kaiserin    Auguste    Viktoria    und    der    Kaiser    Wilhelm    kommen.     Die 


■SIM"-*" 


■l      ( 
)     ! 


Ty.}^  FetiMcliisiuiis. 

Kaisei'ii:  .spricht  niieii  soforl   an.   Als  den  e.i=>ten  von  ailon.  Icii  LTweise 

Ehrenbezeugung,  aber  stau,  dm  KUm  anlzuhohalten,  halt^  ich  ihn  vor 

-      das  Gesicht  und  sehe  durch  ein  rundes,  2  M.-ÖiÜclv  großes  Lo<;.li  im  Kolrii- 

-  dach  mif  dir  KLÜscrin.  Dann  lallt  mir  aber  das  Voi'sehritlswicU-igü  nieni«. 
Handlung  ein.  Ich  nehme  den  Helm  in  die  rechte  Hand  Der  Kaiser  sieül 
mich  mißbilligend  an.  Ich  kann  den  Helm  gar  "i^^lit  ordentlich  haRünei 
ist  so  uni'önnig,  der  Helnirand  so  dick  und  die  Spitze  bietet  l^einc  feMe 
Handhabe.  Auch  stehen  kann  ich  nicht  sicher,  mir  ist  so  sclmndeig 
trotzdem  i<-h  dann  im  Rücken  oinon  Stützpunkt  fahle  und  nnch  an  ihH 
anlehne.  Die  Kaiserin  erkundigt  sich,  ob  «,i.er  Garien  ictzl  besser  ge- 
pflegt sei.  Ich  sage:  „Darauf  kann  u-.h  W  Majestät  keine  Auskunft 
geben."  Sie  fragt  dann  noch  einmal,  ob  der  bchmutz  aus  de,n  Galten  jetzt 
entfernt  sei;  ich  sage  wieder,  ich  wüßte  das  nicht.  Dann  sitzt  du  e.n 
kleiner,  verhungerter  Österreicher  im  Garten  d^wn-  aus  Mitleid  auf- 
genommen haben.  Der  Kaiser  sagt,  er  solle  sich  jetzt  eritfernen.  An  alle 
Soldaten  sind  inzwischen  Platzkaren  verteil*,  so  daß  ich  für  niemen 
Platz  bei  den  Elisabethern  keine  Berechtigung  mehr  habe,  ich  gehe  zu 
den  9ern  meinem  alten  Regiment;  dort  lasse  ich  mir  von  einem  Soldaten 
(Hen-y)  eo  «»"<^  ^^^^^  zeigen,  es  ist  c-ine  vürgeschriebene  Ansichtskart«. 

ich  laufe  mit  dem  kleinen  Mädchen  einen  steilen  Berg  hinunter. 
Ich  habe  eine  Gerte  in  der  Hand,  Sie  ist  sehr  ängstlich  und  fängt  dann 
sehr  zu  weinen  an,  daß  sie  zu  spal  in  die  Schule  kommen  wird.  Hinter 
mir  ist  noch  einer,  von  dem  fürchte  ich,  daß  er  schwatzt.  Links  ist  der 
Weg  wir  laufen  rechts  auf  der  Wiese  und  zwischen  uns  und  dem  Weg 
ist  ein  Beet  von  etwa  T/,— 1'/-  Moler  Breite.  Ich  springe  ül)cr  das  „Bcef 
und  komme  glatt  hinüber,  das  Mädchen  tritt  auf  das  Beet.  (Im  Original 
steht  zuerst  einmal  „Bett".) 

Ich  sage:  „Wenn  d«  gofragi  wirst,  dann  s;igi-  nur.  daß  ich  daian 
Seliuld  bin.  Ich  übernehme  die  Verantwortung."  Sie  heult,  wischt  dami 
aber  die  Tränen  ab  und  die  Schule  hat  auch  noch  nicht  angefangen.  (Frida 
Naht.)  Die  Lehrer  sind  noch  nicht  in  den  Klassen.  Es  sollte  da  auch  ein 
Vortrag  für  Eltern  und  Erv.-achsene  sein,  mil  Lic.litbildern.  den  wollte  ich 
mir  ansehen.  Aber  die  Vorbereitmigen  waren  noch  nicht  fertig  getroffen. 
Ich  sehe  viele  kleine  Madchen  (Schulmädel)  in  dem  großen  Saal,  sie  ver- 
schwinden fast  und  eine  Gruppe  Lehrer  in  einer  Ecke. 

Ich  gehe  wieder  fort. 

Einfälle:  Der  Kaiser  und  die  Kaiserin:  Vater  und  Mutter.  Sonderbar, 
dife  Kaiserin  Auguste  Viktoria  ist  tot.  Todeswunsch  gegen  die  Mutter?  Ich 
sehe  durch  den  Helm:  der  Helm  ™  Mutterbrust.  Ich  sehe  also  aus  meinem 
kindlichen  Gesichtswinkel  auf  die  Mutter.  AVie  ich  die  männliche  Ehren- 
bezeugung machen  will,  wird  mir  schwindelig,  ich  kann  kaum  stehen.  Mein 
Helm  wird  zui'  „Vulva".  Ich  kann  ihn  nicht  ordentlich  halten.  Ich  habe  neulich 
digital  an  der  Vulva  meiner  Freundin  gespielt.  Das  darf  meine  MiiUi-r  nicht 
wissen.  Oder  bin  ich  nun,  nachdem  der  Helm  meinen  Kopf  nicht  mehr  bedeckt 

—  dorFetischzwang  ist  abgelegt  — ,  nicht  mehr  in  der  Lage,  vor  meine  Mutter 
zu  treten  Sie  muß  sehen,  daß  ich  die  Hand  an  der  Vulva  gehabt  habe.  Und 
■dann  habe  ich  auch  einen  Degen  in  der  Hand  gehabt.  Bin  ich  bisexuell?  Penis 
und  Vagina  habe  ich  in  der  Hand.  Deutet  das  durch  das  Luch  schauen  auf  ein 
infantiles  Voyeurt.ura?     Ich  verkroch  mich  gerne  unter  den  Tisch,  auch  den 


iPffTlwW 


^K^mm 


Kin  Fall  von  orlhopä.rtischi'm  (■'titiadiisniiis. 


529 


SclireibÜHcli  iiiuiiiw  Vaters  und  spielte  dami  Wauwau.  Durch  VorhanglÖclior 
und  Löcher  in  (iiirdiiieii  und  Uecken  .sali  ich  mil  großem  Vergnügen  Der 
Garten  iM  \vuh\  jnemo  Seele.  Zu  Hause  eolUe  ich  etiiinal  auf  Wunseh  ineinec 
Mutter  den  kleinen  Hulgarten  uniRraben.  Alw  ich  schob  os  immer  auf  D'i- 
«egen  huddelü'  ii-h  in  der  fileiclicn  Zoit  l.ei  den  l-^ltorn  eint*  .jungen  Freundes 
Karlnffoln.  Danuie  uiaclite  mir  nicine  Mutler  einen  Vorwurf,  der  mich  auch 
l.raf.  lind  auch  die  Frage  ist  mir  unangenehm,  me  kann  ich  dae  wissen'-'  Icli 
hm  ja  so  lange  nicht  da  ge.wi«en.  Dalioi  weiß  ich  wohl,  was  sie  meint.  Ich 
kmin  nicht  sat;eii.  jotzL  i>in  ich  gesund,  ich  zweifle,  ich  habe  den  Wunsch  dali 
der  Schmulj;  in  meiner  ßooJe  bleibt,  weil  der  vcrwiidei-(-e  Garten  mir  lieb  ist. 
Auch  die  Angsf  vor  der  Fra^e:  .,Hisl  du  nun  gesund?" 

Der  Österreicher  hl  Dr.  Slekel.  Kr  ist  entwertet,  ich  bni  großmütig 
habe  ihn  aufgenunuiu-n.  Mein  Vater  Bcliickt  ihn  fort,  daß  heißt  ich.  Und  nuii 
komm!  dat^  Dileujrua,  Ich  war  hier  liei  den  Elis;i M.hern  oder  Franzoni.  also 
Oetorreichern.  halte  Anschluß  Kt'lunden  {dah  Mädchen),  dann  habe  ich  dem 
Infantilihmut^  wieder  den  liomof^ejtucüen  Krworh  geopfert.  Und  nun  kann  ich 
nichi  aichr  zu  iiir  Kurück,  fOrgn  ge}ie  ich  /u  uu'inem  iUl^n  Sexualziet.  dem  alten 
Hegiment.  den  %ni.  Zu  den  ge^chrieUsneii  Ansichtskarlen  fallen  mir  Posl- 
karlt^n  mii   Rarrikalun-n  auf  di<-  Kiniumg  nii1   f;ikeimiiicrt.er  Schrift  ein. 

Der  Sokiat.  der  nur  die  Po^^tkaj-U'  /.eigl.  it;t  .Mfjwi,  Koi:  ein  Klsäss-r 
riioiiMjr  Kumpajiie.  ist  währt^nd  div  Kriege^p  an  Dungenentüündunp  gestorben. 
h>  Kfeht  wohl  Für  Ki-iuen  Freund  .\laily.  der  Ihu  ujir  lange  Huivche  war  und 
rail  ilenj  ich  «ehi-  enge  körperliche  iieziehungeji  ha^.U^  und  ihn  auch  sehr  lieble. 
AL«(i  RiieJ<kehr  zum  homosexuellen  Sa\ua!ziel.  Entwertung  der  heterosexuellen 
F'nsitiftn.  In  dw  ich  mich  ja  auch  noch  gar  nicht  sicher  fühlt«,  denn  ich  füfilte 
HMch   bf^i  den   Kii^alxithern  nicht  huigelitirig.    - 

Xu  deuf  kleinen  Mädchen  im  Traum  2  fällt  mir  Frida  Ü.  oni.  eiue 
Freundin  meiner  Scl]wc«ter.  Wir  .spielten  zuwamraen  auf  dem  Sandhaufen  und 
waren  Braut  und  Bräutigam.  Wii'  gmgcn  dami  Arm  in  Arm.  Als  Kinder  haben 
wir  wohl  auoh  Doktor  gespipdt.  aber  ich  erinnere  mich  mir  an  Spiele  mit 
Puppen.  Dagegen  h(4oiio  ich  noch  einmal  mein  Vergnügen,  unter  die  Tische 
zu  kriechen. 

Pup}>en  intereBbierten  mich  sehr,  l)esündert-  was  im  Bauch  wäre  und 
warum  sie  mit  den  Augen  klappern  könnten.  Dae  habe  ich  dann  auch  gelegMit- 
lich  gründlich  uiitert-uchl. 

Die  Gerü^  in  der  Hand:  «in  Penissymbol. 

Dr.  S'tekel  iragt,  ob  Kchulöspiolen  und  Schlagen  und  Geschlagenwerden 
wohl  für  nnch  eruinerlich  werden.  Schule  haben  wir  sicher  gespielt.  An  gegen- 
seitiges Schlagen  kann  ich  mich  nichi-  erinnern.  Die  Puppenkinder  haben  sicher 
Schläge  beJvommen. 

Ob  sich  dahinter  .-u,  infantiles  P>iebms  verbirgt?  Die  Angst,  daß  etwas 

herajiskommt? 


T  r  a  u  m. 

...  Ich  liege  mit  dem  kupf  m  Dr,  Stekel&  Schoß  odei>  vielmehr  auf 
seniem  linken  Oberschenkel,  Ich  fühle  mich  sehr  glücklich  und  empfinde 
die  Wanne  seme.  Körpers.  ,  .  .  Rolf  Riemer,  den  ich  vorher  lange  gesucht 
halK.    kommt  und  hat  von  Ih--Stekel  gehört,  er  sagt:  „Ich  war  früher  1 

;!:!ll"'**fr:^^";!?l^"'?/^^?*^  ''\  '■"^'■■^'t''"-  ^^^^  nieder  jemand  lieb 

.  .  Kr  scheint  mir  auch  «ehr 


haben."  Dr.  Stekd  sagt  ihm  dann  etwa 

Sloki-I,  SIÜroiiKeo  d<^K  Trinh    und  AlTi-kllolii'iiB.   vn. 


■M 


530 


Fetischismus. 


n 


\'i 


1 


i  r 


■  froli  gowonlen  au  .fwn.  Ich  hahc  .jetzt  d^m  \Vun«di.  bv.otekei  liätLe  nur 
im  'rraiini  die  Häudc  auf  den   Kopf  golpijL. 

Das  iiHiß  etwa  doi-  Ausgang  einer  liuigoii,  err«gton,  dauernd  simlicmiwi 
Ti'iiijnireilie  f^'cwcsen  sein. 

Immer  doutlicher  tritt  in  der  Analyse  die  Beziehung  zum  Vater  auf.  Er 
iUnTträgt  alle  seine  Affekle  auf  mich.  Er  hofft  nooh  in  letzter  Stunde  eine 
Wendung.  Er  will  oijien  Abend  mit  mir  verbringen  und  mir  „nienBchlich"  näher 
kommen.  Er  sieht  es  ein,  daß  ich  ihm  so  viel  Zeit  und  Mühe  geopfert  habe, 
aber  sein  Herz  verlangt  nadi  mehr.  In  diesem  Traume  ist  seine  Sehnsucht  (T- 
füllt.  Er  ist  in  Abrahams  Schoß.  R.  E.  ist  ein  Symbol  für  ihn  selbst.  Seintv 
Ecxuellon  Bezioliungcii  sind  ganz  normale.  Er  ist  sehr  potent  bei  seinem 
Mädchen  imd  hringt  sie  mohrfach  zum  Orgasmus  durch  seine  Fähigkeit,  die 
Ejakulation  hinauszuschieben.  Die  Zähne  sind  ganz  in  Ordnung,  die  fehlendwi 
durch  Brücken  ersetzt.  Jetzt  will  er  eich  an  eine  wissenschaftliche,  große 
Arbeit  machen,  die  ei'  während  der  letzten  zwei  Wochen  ein  wenig  verniich- 
täsßigt  hat. 

Otto  setzt  den  Bericht  fort. 

Trau  m.  Dazwischen  in  Klammem  die  Einfälle. 

.  .  Ich  bin  aui'  dem  großen  Balinhof,  der  mit  seinen  Gängen  und 
Treppen  in  die  Stadt  übergeht,  ein  Gewirre  von  Häusern  und  Höfen  und - 
Straßen  {wie  meine  Neurose)  und  sehe  hinter  einem  Zaun  (Kaserne)  einen 
Burschen,  von  dem  ich  weiß,  daß  er  reiten  lernt  und  dort  beim  Reiten 
(ich  sehe  immer  nur  den  Oberkörper  über  dem  Zaun)  gequält  wird.  (Einem 
..,  Soldaten  wurdt;  im  Frieden  einmal  an  jedee  Bein  ein  StaUeimer  mit 
,-  "Wasser  gefüllt  angebunden  und  er  so  gezwungen,  Trab  zu  reiten.)     Ich 

■  gehe  hinunter,  da  ist  das  Bild  verschwunden.  Ich  bin  wieder  oben  im 
Balmhof  und  sehe  jetzt  den  Eingang  der  Kaserne.  Ein  Bursche  wird  von 
zwei  Männern  geführt  gebracht.  Er  ist  gefesselt  und  trägt  eine  sonderbare 
Zwangsjacke  (erinnert  an  den  chineeiechcn  Kang).  Die  Augen  sind  vor- 

■  .  bunden,  im  Mund  steckt  ein  Kneliel.  Er  wird  in  das  Tor  hineingetriel.)en. 
(Anch  der  andere,  der  ritt,  war  aufgezäumt,  er  trug,  glaube  ich,  Scheu- 
klappen.) Ich  vci-euche  wieder,  das  Schauspiel  aus  der  Nähe  zu  genießen, 
aber  verwirre  mich  in  den  Straßen  und  Häusern. 

Ich  bin  auf  dem  Bahnhof,  mein  Zug  soll  abfahren.  Er  steht  schon 
da.  Er  ist  überfüllt.  {Lauter  Valutaausländer.)  Ein  Luxuszug.  Ich  sehe 
einen  Speisewagen.  Einen  Friseur  und  ein  Stoffgeschäft.  Das  kann  doch 
nicht  der  Zug  für  mich  sein.  Nein,  da  steht  ja  auch  daran:  „Nach  der 
Schweiz."  (In  den  Bergen  wohnt  die  Freiheit.)  Ich  muß  ja  in  den  näch.sten 
Zug.  Da  steht  daran:  „Nach  Berlin."  Aber  auch  der  ist  überfüDt.  Ich 
.  suche  alle  Abteile  ab.  Endlich  finde  ich  hinten  im  letzten  Wagen  Platz. 
Da  sitzen  wir  wie  auf  dem  Heck  eines  Dampfers.  Außerhalb  des  Schutz- 
.  daches.  Es  regnet,  aber  ich  werde  wohl  nicht  naß.  Ich  spreche  mit  einem 
Herrn,  Der  Zug  fährt  rückwärts  los.  Die  Wagen  vor  uns  sind  lauter 
Plattformwagon,  sie  verschwinden  unter  der  Wasseroberfläche,  man  sieht 
aber,  wie  sie  mitfahren.  Wir  fahren  um  den  Molenkopf  herum.  Mir  ist  daß  . 
sehr  wunderbar,  und  machen  dann  aai  der  anderen  Seite  des  Mole  fest. 
Jetzt  fehlt  mir  mein  Gepäck.  Ich  öffne  eine  Tür  nach  der  andern.  Überall 
viele  Leute,     meistens  junge  Bursehen  (Wandervögel,  Pfadfinder).     Sie 


■PIP 


mmmm 


Kill  Fall  von  örthopüdischom  Fe  fisch  ianius. 


531 


liüfjwi  iilwr-  iniil  (iiirehciiiimdcr  und  schliiif.'ii.  Wenn  ich  einen  umstoßt- 
\rdhi-  i<:ii  imiiior  AiiKsf.  ^>.r  konnü^  aiifwiipheii.  D;inn  komme  ich  in  ein 
/iiuiiicr,  il:i  siiul  nur  zwiii  Frauen.  Stinst  ist  (la.-^  /iiinnu>]'  hell,  alwr  in  der 
Mitte  liegt  «in  Kdiriclitiianl'pn  (Sowjelrulilajid,  H<ilst;li(?\visioi-un(,').  Hie 
Friiu  linke  liißt  ihi-  hliimles  Kind  an  der  Jtnisl  trinken,  Sie  iw|  auch  blond, 
RttcJit.-^  silzL  eine  Seliwiirze,  (Spiiler  bilde  iuh  mir  oin,  diu  Hchwai'ze  hätte 
ein    Kind  luif  den   Naehttupf  gewetzt.    Es  ist  Annn:   „Schwerter  I,'-) 

Die  niieliHte  Tür:  ICino  Radewanne,  darin  schläft  ein  Biirscho  ganz 
jingezoKeii  niul  in  i)<^cken  gewickelt,  i)io  Wanne  ist  voll  Wassor,  Das  (Jc- 
Kicht  wird  wie  (bs  einer  katholischen  Schwester,  meiner  Schwester  I.  (Sie 
ist  tot,  liegt  ijn  Siirg!  Sio  itii  im  ITt^erus  eingezwängt,  nchwinnnt  im 
Knirhtwasser,)  IcJi  haljc,  Angst,  er  könnte  iuihvachen,  Suiihp  weiter  nach 
trieirieiii  (ie|iäek.  Im  Hahiiliof  ist  i'.<  ii.ui:b  nirlit.  Diis  uniß  ja  meine  Familie 
mit  im  '/aih  hiiben,  die  «iiid  ]a  in  dem  Zug  drin.  Ich  laufe  zurück.  ICin 
Ziinn  mit;  Pfählen  iwt  im  Wi^.  wird  iiberklettenl.  Ein  Drahl.aaun,  ich 
/.u'änge  mieJi  durch,  noch  ein  Zaun;  aU  ich  auch  den  überwunden  habe. 
sehe  ich  gerade  iiocJi  den  Zug  abfahren, 

Herrgott,  jetzt  bist  du  witKcn  geblieben!  AkT  dann  öage  ich  mir. 
das  (iepiick  niiili  ,ja  m iifgegelicn  ^cin.  Du  fährst  eben  mit  dem  nächstBn 
Zug  iiiu:h.  Dann  liasl  du  ebeii  dnen  Tag  verloren  ,  ,  . 

,  .  ,  Meine  Mutter  sagt  zu  mir:  „Iwt  et  denn  wirklich  wahr,  daß  du 
Anna.')  koitiert  hat;!.''?"  Ich  ^ige:  ,,.)a,  und  e?;  war  eine  e^^■acheenp  Person 
dabei.'"  Meine  Mutter:  „Üae  ist  sicher  dies  Fräulein  gewesen!"  Ich  hatte 
Sorge,  meine  -\hitter  konnte  sich  durch  die  ei-wachsene  Person  betroffen 
fühlen.  (Vorher  war  wohl  auch  mein  Vater  da.  und  wir  hatten  uns  ganz 
ruhig  miteinandei'  über  mein  Ergehen  an egesp rochen. 


Die  eingehende  Analyse  dieses  Traumoe  hat  sich  Otto  geschenkt,  dessou 
Bericht*!  immer  kürzer  wurden.  ,  .  .  Der  Traum  zeigt  die  deutliche  Abichieds- 
Btimmung  vor  dem  Ende  der  Analyse,  Er  fährt  nach  Hause  und  verläßt 
Wien.  Seine  Parapathie  wird  al«  Gewirr  von  Häuseni  und  Gängen  Hymiiu- 
Ijsiert,  Er  ir;t  der  araie  PncKche,  der  reiien  lernt.  Er  stellt  es  so  dar,  als  oh 
ich  ihn  zum  het«roeexuellen  Verkehre  animiert  hätte.  Sein  Liebcaabenttner 
wird  als  Quälerei  seines  parapathi sehen  (asketischen)  Ich  geschildert.  Der 
Zwang  der  Parapathie  erscheint  durch  den  Zwang  des  Nonnalen  und  des 
Analytikei-s  ersetzt.    Er  ist  gekneMi  und  trägt  eine  Zwangsjacke. 

Das  Fahren  konnnt  ihm  nicht  leicht  an.  Er  weiß  nicht,  wie  es  ihm  im 
Leben  ergohen  wird.  Er  vetvucht,  das  Dunkel  der  Zukunft  zu  durchdringen. 
Er  ist  frei  wit^  ein  Wandervogel  und  hat  kein  Gepäck  inil.  Die  Schwe.-^ter 
ist  verheiratet  und  hat  ein  Kind,  das  er  beneidet. 

'  Er  möchte  aber  auf  seine  Schw-<wt<'r  und  .«eine  Parajihilie  (sein  Gepackl 
-nicht  verzichten.  Sich  und  seine  Schwester  läßt  er  wohl  sterlrfn,  aber'  um 
wieder  aufzuerstehen.  Der  Traum  führt  ihn  in  die  fötale  Existenz  zurück 
Er  kann  ein  neues  Üben  beginnen,  auch  die  Sehwe,sf^r  wird  neugeboren-  sie 
können  dann  jede  sündige  Tat  vermeiden.  ' 

Er  versäumt  den  Zug.    Er  kann  noch  einen  Tag  in  Wien  bleiben     Ei* 
muß  ja  bleiben  und  kann  wieder  zu  mir  kommen.    Und  er  hat  .^icii  da-;  läsi" 
(it«ländnis   daheim   ers])aii,     ßeine   Mutter   weiß   alles.     Er   hat   nic'liL '     'P 


■1  Sch«-cst<;r  1. 


34* 


I     I 


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1 


J    I 


53-.^ 


Fetisch  ismas. 


be-irüAL  E,.  u„„  iJA^s,:":;  ,  Hrtr  "■'-'^'^  -^  ■"■■  """"■" 

m   (ijc   Augfjj  sehen. 

en    l^dl  ^"'''^'f/''  'r  ^"'"■^""^'<^^--     ^^e  Zahnarztphobie  .st 
r    bä^^^^^  h  T       ■-'■W-1'Lsv..koh,-  hat  s.ne  Paraphüt  «r.etzL 

i-']t  Objekte  habei,  jeden  J.ie,z  tui-  ihn  veriom, 

lehne  eh.    Aber  haben   «„■   A,,t.  da«  Rechl    dazu"?') 

ri,.,,  V  1^  ^'^^^'^  ""'  giänzeiide  Bestätigung  aller  Themen,  dit  ich  in 

de.  vongen  Kapit.eir,  über  den  Fetisdh.niu«  aufgestollt  habe,  Trachten 
W"   ni  kurzem  di,-  hrgebiliss..-  ZUHaintn.iazufasöeu 

Wir  .ohen. inen  Men.chen.  der  «,d,  b.nmht.  seine  Sexualität  zu 
rd  ueken  und  aU  Asket  zu  leben.  Er  rü.kl  ganz  von  der  Hetero.exua- 
!  tat  ab  imd  betrachtet  sich  als  Homosexuellen.  Ja.  er  bringt  sich  einen 
f  reund  m.  Hau.  nnd  .osteht  seiner  Mutter,  daß  er  mit  ihm  l'L  Ötxül, 
Beziehungen  lud. ^e„,  Vater  ertahn  e.  durch  die  Mutter;  wa     wohl  d 
Absieht  des  Gestänchi  sses  war   Er  rächt  «ir-h  ..,„  l-       T 

Punkt«  de.  Km„kl.e,t.bildes  „tol„  .e,,«  ),ieb.  »u„,  vZr  an  d™  1 
».xueU  feiert  i...  ,.,e.e  L,ebe  .chein,  ..■ößte.U«,; t'^™:     :::, 

nmgen  »„  M„u»,..  Schwellen,  „„d  d,e  Großmutter  wa,-e„  it„     v„,   d  r 
Analyse  nicht  bewuHt. 

Für  das  Zustandekciuaen  de«  L.iden.<  konunen  zwei  Traumen  m 
Heiracht.  Da.  eme  ,«t  der  Tod  der  Schwester  IV.  Er  fülilfe  H,-h  s.-huldiL- 
er  war  em  Mörder,  well  er  diesen  Tod  gewünsdil  haite.  Aus  dieser  Ou.dle 
«tummt^sein  Minderwertigkeitsgefühl  und  hier  haben  wir  den  Kern  seiner 
Rußtendenzen  .u  ,.uch.n.  Seiu  bremiender  Khrge.z  wird  von  rhe.en  G.- 
luh  c  der  Minderwertigkeit  n,  Sci.adl  gehalten.  Er  darf  niclite  erreichen 

(Asketis  ho  renden.  ausgedrückt  In  Abstinenz  von  VVe,b.  Alkoliol  u.i.l 
labak.  durch  strenge,  entbehrende  Lebensführung,  unscheinbare  Klei 
.iung  usw.)  Durch  die.e  asketische  Haltung  l,otft  er  den  Zorn  Gottes  zu 
.rvve.dien  und  selbst  zum  Heihg.n  zu  werden.  (Chri.tnsneurose )  Ein 
schft-eres  Irauma  war  der  Verkehr  luit  der  Schwester  den  er  ■üs  Kind 
vollzogen  liatte.  Sehen  die  ersten  '[i-äume  deulen  a„f  dieses  Erlebnis  hin 

^l  Vhc-r    diu    ueitHrwi    Schickw^ilc    Ottoj:    hnffn    w.\i    ;.     j 
bu-ichU-n.     Er  .t^t   .o.h    ..    .d,.   unt.r  d.„,    ^^^    "'    fV'-''^'-    A""^'«-    - 
um  .m  klur..  Bild  ,.b«,   ..„   k.nncn.  '"^^   ■'""'>'''•   ""*'    ^"twöhn,„,g. 


mmmmm 


■SV 


Kin  Füll  von  tirthopüdisrJicm   Fetischismus. 


r»:-i3 


Die  Analyse  muß  zwoinial  ^-closon  worden,  dann  kiiiin  mun  oi-echen.  wie 
(jff  Hphon  in  don  ftrsteii  Träumen  die  späteren  Krkonntnissr  präludierl 
worden.  Bestimmend  für  die  spezitiscihe  Form  seines  Leidens  waren  ver- 
Rihiedene  infantile  Eindi-Ucke.  1.  Der  erste  Hosenträger.  2.  Der  rettende 
N^jibelverbiind.  'i.  Das  Brueliband  der  Grolinnitter.  4.  Die  Binden  der 
Mutter.  5.  Die  Erinnonme  ;in  die  sltir.klicJie  Siinjjlingszeit.  Das  Lenden- 
1,Hi-,li  Christi.') 

In  seinen  fetischist isi'Jien  Objekten  saimnein  sich  die  versdiiedenen 
Komponenten  seiner  Parapathic. 

Das  Objekt  stellt  dar;  '■      ' 

1-   Ihn  selbst.  Ei-  ist  verstüinmell  und  durch  Selbstschutz  gebunden, 
2.  Die  rtdiwester  und  ihren  Kopfverband. 

■i.  Einen  (leiKt.  einen  Revenn.nt,  den  toten  Bnider  nnd  die  tote 
Schwester. 

4.  Christus. 

.').  Kin  Opfer  der  Kastration, 
(i.  Ein  eingewickeltes  Kind. 
7.  Ödipus  und  den  Vatermörder. 

H.  Den  armen  Lazarus.  Eine  ewige  Warnung!  (iSei  froh.  rtalÄ  du 
dlrine  geraden  Glieder  Imßt!) 

Determinierend  waren  auch  die  Eindrücke.  Der  Knabe  im  Ijazarett, 
den  er  .sali,  als  sein  Schwesterchen  starb.  Das  ßild  vom  armen  I>azarufi. 
D(!r  Zehenverband  der  Mutter  bei  der  (ieburt  des  Schwesterchens.  Der 
Miiulknebel  als  Erinnenmg  aji  den  l.utseher  und  die  Zange.  Die 
.Schienenverbände  der  Schwester.  Das  Korsett  der  Mutter.  Die  Identi- 
(izieninjr  niii  einem  Pferde.  (Kandaren^  Die  Phimose  und  der  anale 
Zwang. 

Der  wichtigste  Kindrni-k  war  wohl  das  Bild  vom  armen  Lazarus.  Er 
ist  der  arme  Lazanit;  und  wird  als  solcher  einmal  in  Abrahams  Schoß 
sitzen. 

Der  thera).eu tische  Erfolg  beweist,  was  ich  immer  behauptet  habe, 
die  Dnabhängigkeit  dieser  Zustände  von  der  inneren  Sekretion,  die  Heil- 
barkeit der  Homosexualitäl.  und  des  echten  Fetischismus. 


')  Dr.  Mißrtegler  vermutet  noch  oinu  M*;iiKtrua.tioiisbiiKle.  wozu  aber  kciu  MuU>na] 
an  Bmfiillrn  gfibradit  wurde.  .\-Qch  dw  Verhand  nie  CubIcip  virginitntis  wJire  in  Betra.'ht 
■Ml  ■/.ifhcD, 


: 


;    , 


xvr, 

Analyse  eines  Falles  von  Trans vestitismus. 
Vim  M.  U.  C.  J'Jmil  (tuthi-il.^) 

Fall  Nr.  70. 

E  i  n  ]  IM  I.  ('  II  li  !■  B  t!  m  i;  r  k  u  n  g:  PationMii  ging  aüi'  iljo  Aiiaivrii' 
untör  einer  Bt;dijtgting  i3in :  daß  wir  i  li  f  c-  ri  e  \  u  e  1 1  o  T  r  i  e  b  l'  i  ii- 
K  t  e  1 1  u  n  g  n  i  c  h  t  z  e  r  s  t  ö  !■  ('  n.  Sie  wünschte  ledigiidi,  wir  inöchteii 
ihr  bei  den  Beiiiülmngen  um  eine  polizeiliche  Erlaubnis,  Männer  kl  cidunu 
tragen  zu  dürien,  (Uircli  ein  ärztlii-lies  AUesl  behilfli'-h  sein 

Elsa  B.,  34  .JLilirt  all,  Bvindcsbeamtin. 

Status  praesens:  Schlanke  Statur,  kirdidachförmige  S.-hu'- 
tern,  schmaler,  asihenißßher  Tlioi-ax ;  anämische  Hautfarbe-  Kehlkuiif 
^v('ihli<-h.  Primäre  nn.l  sckimdäiT  OesclileclitBmerkiuale  nurmal  l.aut  An 
gaben  der  Kranken  sind  die  Menses  regelmälMg,  erste  Menstruation  im 
13.  Lebensjahre.  Während  dor  Periode  kann  Putientni  angeblich  übn  ■ 
SHnnengkeit™  auch  BergpaHion  und  dergleichen  unternehmen  Si.-heres 
.\iiftretoi,.  Sfhi-ifte  groß,  inännhciie  Gangart.  Die  Altersangabe  erfolgi, 
/iigernd.  Leichtes  Erröten  bei  Bespreclmng  der  Sexualität.  Altstimme 
PiiMt.'ntin  hcliauiitel,  Tenoi'  zu  singen,  in  der  Piibcrtäi  hah(-  sirh  die 
Stimme  gesenkl.  Die  Verrichtung  der  Miktio  erfolgt  in  stehender  Posi- 
tnr.  Keine  weseii Midien  Degenerationfizeichen.  .  '      ' 

M  -.1  l>  l^  -)    I  II     Z  r  11  i  I  111  e  t  e  1 11 : 


M   ni,.  v..rli,^^..„.l..   Analy...  .-urd.  v„n   ,n.me„i    Miiarh.-il.r  unl.,r  mein.,-  L.,Uin« 

*'"'^'   '"'■''  ""■"' '   ^'"f  ''''■  \'-'-tirfu"E  ninzHn.r  Traunm.Mhv,.«  ,„„1  Fomuli.-runK  dnr 

.*>  I  li  I  II  ß  I  11 1  f;  !■  r  II  n  n  {■  11     iiiwhivlnktc. 

■Mm^k  ,.!,.  ßd.,s,  II.:.,  1921,  clor  Zciterf.nfl  für  ,S<.xuahvi,s....n.chalt  Ur  1/,,:.  if„,,„.. 
nnrlin.  Vn-la«  A^Man:,,.  &  il  Wnh.r..  Honn,  ^  ^)  Kntf.nmn«  der  l..idon  Pr<,.^us 
--riK-md,.,.  -  )  Entfnrmii.K  der  i.e>d.„  ,.rob.n  'IVod.mteron.  -  ",  E„tR.rni,n.'  dr-r  heicb., 
Sp.nitr  jt.ii.M,.  iin1,erior(v<  ,.ii  per  iure«.  -  -)  E.itfrrnunir  vom  8eh,.ik.l  bis  2„r  Sd.l,.  - 
•1  liiurr.i-i.MNK  vmii  l'r.H-.  .or.....id,.,..  I.i.  .,„■  Spit/.,-  dt^  MitWliaKer..  -  »)  Entrcrmin« 
MINI  ScIintH   Ins  miiü  SlcilS.    -   "I   KiilfiTuiirm  v-m  ,S|,,ii;  i,;,  ^u,.  ,,^„,,j,. 


Analyse  eiiiDs  Falles  von  'Iraiisveatitismufi 


ö.-ir» 


SaxDBlIu  Proporbionon 


Schaltsr  :  BMlcen 

=  loa: 


RchultfirTlIurt« 
=  100: 


103  (94,  97] '1 


111  182.  861 


ObcrISiiKe  :  UntBtlftngB 
=  100: 


110-4  1106,  911 


Apex  ne  11«  Proiiorticm 


Stand I An git  :  AnnlUnKR 
=  lOO: 


42-5  144,  44] 


Eine  DurcitsohiiitUliitclligcnz,  gute  AulTassunjitilaliigkril,  kinisÜi- 
n'wJifi  Interessen  (Violine).-) 

Das  E  i  11  I'  ii  li  r  II  !i  g  s  s  i-  li  ]■  (•  I  b  ('  II  :t  11    Dl-.  ^'  t  e  k  e  t: 

„Ht>n'  Doktui  haUcii  in>i  incinüiii  letzten  Besuche  die  Forderung 
an  midi  gestellt,  Ihnen  eine  Boöc-hreibuiig  meiner  Wesensart  zu  über- 
riiilteln.  Obwohl  ich  kaum  über  Sclircibegewandtheit  verfüge,  so  will  icii 
il<^riiiiH-h  veisiii-jicii,  Ihnen,  sehr  geeiii'ter  Hen-  Doktor,  ein  einigerniiilAeii 
Ziili-ci'ifndes  Bild  meiner  l'eröeii  zu  geben. 

Soweit  ich  mich  an  meine  Kindheit  zurückerinnern  kann,  hatte  ich 
L'<igen  weibliclie  riiuelsaclien  starke  Abneigung.  Beediäftigt  habe  ich  mich 
.'M]8ß<:lilic(.Mic]i  mit  Knabenspielßarhen,  wie  Säbel,  Gewehr,  Soldaten;  ein 
große?;  ScbaukelptVrd  war  mein  Jacbüngsspielzcug.  Eine  ;\n!äßlic.h  eint's 
Weihnachtsfestcri  erhalLeno  Puppe  Tiel  der  Vernichtung  iinheim,  eine 
Haiiflarbeitssd lachte]  wanderte  ins  Feuer.  Meine  Lust  zum  Reiten, 
weldier  ich  anläl.Mich  eines  Sininneraufcnlhaltes  in  M.  auf  einem  Beni- 
hardinerhund  ausgiebig  l'iönte,  1rug  mir  eine  bleibende  Erinnerung  in 
Form  einer  Nurbe  ein.  Auch  entsinne  ich  mich  noch  eines  W  i  n  t  e  i- 
Ml  a  II  I  <■  U  ans  dunkelbliiuem  HtoCl"  mit  Vers^i-iiiiiiningon,  an  weldieni  ich 

')  Itu'  ciiiKckliiiiuiirnci:  Ziihlcii  ciilutiuiiiucii  .kr  Arbuit  von  Ür.Weü  ll.v..);  'i"' 
i-reieru  l..-v.id.i  «idi  uul'  huiiui^uMidk'.  die  /.vv.nti'  auf  hclcrospxiidln  Fi-utini  ^fiiKT  Br-il'- 
;i.-hn.,,g.  Wie  crsidhtiidi,  ist  in  imBcn-i.i  Falle  ,lii.  Ifclalio.i  NdiulN-i— licckm  'in.l 
.SdinlUT-Höftc  ziigimst,™  ,|er  liwikni-llüiu.pm'li,..  .„mil  sl;,ik  luu-li  ,lrr  l,otüro^Lxiivlli-ii 
Ki.'lilu.,^.  v.r.<:liob™.  D,.r  ..tl.™i«cl,e  Thor^ix  l,m  nlkrdin^K  z.i  .ii.wm  HL-.uHat.  in 
■Mrlil   «.nnKrri.  M.iU,.  heiK.li-uK.Mi-    niu,-l-i„go-Unt,.vliinK..  s,»v„.  di..  .m-xm.II.  Pmporl. 

'1  Icli  hring,.  .„„iicii.l  ^^.kii|.«i  ,li..  w„.|mtf.u.i.  An^ub.,,  tk-r  Krauk.-u  .x»^  a.:a 
•■'"y^iun.  Sit..,n«.n.  Es  soll  hier  .Uirg.tan  ^u.^cle«.  ».>s  man  v.m  ,k.„i  Bericht*-  d.r 
liir;u,:.Unk,.r  ni  di-r  Zoit  vor  der  v„ll..„  n„in,]L.,nf;  der  nn-vir..auu>,  /.m  halten  habe 
hid.I;,n|i,vtik..r  |,l|.p,,  «..wühnliel,  den  .r.len  Angabe,,  de.  Kranken  zun.  O,,for  m 
n.len,  |l>„.  um  einen,  Su,n,^  Cl  be/oiehn«tan  Angaben  entsprcehen  niel.t  den  Tat- 
^a,-h..,.  .„ul  w„rd..n  spJile,-  von  .k-r  l'nlieatin  korrigiert.  Es  handelt  skOi  an,  teiiwei-^.' 
n„he«-«ßt^  knUtellnngen  der  Ix.l.  n.f-es.lüdae  („Krankheilsgrwnni-)  Die  nehliW" 
.tell  ,.,,  S:.!...  ,.ind  mil  einem  Kren-.e  (t)  bD.mdmrt.j  Schon  die^-r  eine  Un,.tand  gibi. 
ein  Kdd  vun  den  «el,\^ieriKkeiten  der  Analyse  wi«kr.  D.ü.ei  fehlte  liier  d:i.  di-ängi-nd.' 
Homeni  deK  HeilnngsbKÜH-rni.ses,  l'ntienlin  envartcte  keine  Vuüadenin«  ihre.  Za 
.Linde,  dureli  die  Annlv^e,  -  ila.  «i,y.nn^.«Ti.e  ..nfgenonimene  Material  bi-inRt  es 
M.il  sieh.  .hdJ  die  Diirslellung  stüUcinveise  der  ICii,liem,..hk.Mt  enibel.ren  innli;  «re 
Kettiriiil    aber   LindrcrueiW  an    Pkfilik.. :'-'   -,:-   ■: 


11 


öae 


t'etiBchismits. 


.     j 


r.  Z  '      ,      ^'"^-  ^^"^'^^^<-l-'"l'^-h  war  ..  di.  grolk.  Ähnlichk.H-. 

d^mOI     H       '"'  .    ?  ^'■■^'^'"^"»■tßn  Öniformröcken  der  Husaren,  ^v.Mmn 
iu.    b    d,e  g,aU.  Hcliebthct  .u  verdanken  hatt.,  so  z.ar,  daß  ;ch  .ogar 
iHhr  „nd  Sommer  darauf  bestand,  diesen  Mantel  zu  tragen  und  die. 
■^"'f  mit  alk'ri  Mitteln  durch  zusetzen  versuchte. 

/ugleidi  ,nit  den  Jahren  wuchs  uieine  Abneigung  gegen  «'eiblirJie" 
■■^Piclereien.     Ua  meine  Zerstörungswut  mir  hart.  Strafen  eingetragen 
Hatte,  begnügte  i.h  mich  damit,  derartige  Spieisaehen  ,n  die  dunkelst. 
^A^e  zu  verbergen,     da  ich  mich  ilirer  ..-hämte,     und  sie  hiemit   ihren, 
öchicksal  zu  überlassen. 

wahrend  meiner  Sdmlzeit,  kann  ,ch  nneh  nicht  erinnern,  irgend  e.ne 
..ndin  oder  Spielkameradin- besessen  zu  haben.  Mitteilm.gsbedürfnis  ■ 
«ar  keines  vornanden  und  ihre  Spiele  waren  nicht  die  meinen  So  war  ich 
muner  einsam.  Da  mir  mit  der  Zeit  meine  Lieblingsspielsachen  entzogen 
Mirdon,  weil  sie  angeblich  tür  mich  nicht  passend  waren,  hielt  ich  Tfm^ 
schau  nach  anderer  Beschäftigung.  Meine  besten  Freunde  «iwden  von  d-i 
an  nicht  Menschen,  wohl  aber  Bücher. 

Mit  z  u  n  e  h  m  e  n  d  e  n  J  a  ii  r  t-  n   w  u  r  d  e  d  i  e   K  I  ■ "'  1 

^:Zb:z^-s~:ttft:^^^^ 

"...-war  es  nnmer  wie  eme  Erlösung,  wenn  .eh  endUch  dt    g^n  :  zL^ 
Wieder  vom  Le.be     atte.  Ich  hatte  damal.  dasselbe  Unbehagen  in  dter 
K  mdung      ,vie    ich     es    auch    heute    noch    habe,      rjegen    iedes    I 
Kleid  wurde  ein  erbitterter  Kampf  geiuhrt  und  wenn  ich  es  dennoch  e.n- 
mal  anziehen  inuMe,  hätte  ich  mich  lieber  ni  .rgend  einen  Wink.l  ^e- 
riuchtot,  als  damit  unter  Monscheii  zu  gehen.  *     '" 

Alle  diese  Gegensatze  führten  naturgemäl.s  zwischen   n.ein.T    Ka- 
mihe  und  mn-  .u  einer  Kntfre.ndung,  die  imn.er  großer  wurde  und  zun, 
Schlüsse  überhaupt  n.cht  mehr  zu  überbrücken  war.  Meine  Verwandten 
ormten  memo  Wesensart  nicht  verstehen  und  ich  war  mir  dan.a k  ü    ■ 
das  Woher  meiner  Emi)nndungen  selbst  noch  nicht  klar 

Seit  v,eion  Jahren  lebe  ich.  nun  allein  auf  das  angewiesen,  was  ich 
.n.r  nrch  redliche  Arbeit  verdiene.  Aber  immor  noch  bin  ich  gezw  n-  m 
eine  Kleidung  zu  tragen  welche  mich  heute  noc].  ebenso  .enig  glückl  h 
.nacht  und  befriedigt,  wie  ehemals,  und  die  oft  auf  der  St  .■  ß 
.u  den  peinlichsten  Situationen  führt.  AVährend  de. 
Krieges  bin  ich  zu  v^^iederh ölten  Malen  beanstandet  worden  da  man  stet« 
emcui  Mann  in  mir  vermutet  hatte.  Aber  aucli  heute  noch  ist  es  für  mich 

ITkT"'  ^'Z^^^^'^         '"  ?'''"■  ^^*  "^^"'^  '^'^  «^  "'-=•'•  vermeiden, 
mi  Kollegen  und  Kolleginnen  auf  die  Straße  z.  gehen,  und  wie  peinlich 


Anylysr'  oinpt;  Falles  viiu  TranKvpstilTKiniis,  537 

(li*!s  für  iiiicli  JB!.  wpnn  dio  Lonto  stt^hcn  ))leilj(>n  und  ihre  (ilofiBpri  übor 
itiicli  marhon.  im  TieiBeinnieim-i'  JJpK'ltiitpt'vsonon.  (\ivs  siaiibc  trJi.  bniui-iip 
irh  Ilinf^n  j!i  gar  nicht  weiter  au  schildern. 

Aber  nicht  nur  auf  der  Straße,  .sondern  auch  auf  der  EiBenbaliii, 
StraÜonbahn.  ja  überall  wiederhol!  sich  dasselbe.')  Da  ich  fast  täglicji 
den  i)ft  rei'ht  ordinären  Anspielungen  der  Leute  ausgesetzt  hin,  bd  sehe 
ich  mich  gezwungen,  nur  die  alloniotwendigsten  Gänge  zu  machen.  So 
mache  ich  jetzt  täglidi  nur  mehr  den  Weg  in  das  Amt  und  nach  Hause. 
Sjiaziergänge  oder  Ausflüge  unlerbleibon  jetzt  gänzlich,  um  allen  ün- 
annelirnliclikeiten  auKzuweichen.  Wie  sehr  dies  auf  mein  soelischcK  und 
iun-[>erliches  nefinden  einwirkt,  werden  Sie  selbst,  Herr  Dnktor.  am 
besten  zu  beurteilen  wissen. 

fJlauben  Sie,  bitte,  nicht,  daß  ich  m11  diesen  Schilderungen  über- 
trieben habe.  Es  wäre  mir  daher  angenehm,  wenn  Sie  zur  Überprüfung 
dieser  Tatfiachen  eine  Person  hören  wollten,  die  oft  und  oft  Zeuge  soicher 
Sit.uationen  war.") 

Hitlier  möchte  ich  mir  erlauben,  an  Sie  nochmals  die  Hitte  richten 
zu  dürfen,  mir  das  Tragen  von  Herrenkleidern  zu  ermöglichen  und  mir 
dadurch  ein  menschenwürdiges  Dasein  zu  bereiten.  Ich  glaube  dadurch 
wohl  niemandes  Rechte  zu  schmälern  imrl  mir  wäre  dadurch  eine  Wohl- 
tal  LTwiesen.  für  die  ich  mich  stets  dankbar  erweisen  .würde." 

l-   .-\  ti ;'  irj  II  t^  ,<  V   11  II  fl    .\  II  -.1  1  y  K  (■  de  r   T  r  ii  a  m  ß, 

Mt/.  Uli«  1.  Rückeriiiueniiig  3./4.  Lebeasjahr  [e.  Kiufiihrungs-  j 
schreiben !].»)  Ich  soll  ein  7-Mnnato-Kind  gewesen  sein.  War  richwüclilieii  '( 
lind  habe  iilli.,  Kiiidorkranklieiü-n  durciigenntcht.  Vater  starb  70  .Tahre  alt.  .  i 
iii  meinem  2.  Lj..  an  Paralyse.  War  Lehrer  an  einer  LehrerbiJdangöanstJilt.  ■ 
t'.r  hatte  die  Mutter  im  :iS  Lj.  geheiratet,  obwohl  sie  erst  im  17.  Lj.  stand.  | 
Dioeer  große  Altersunterschief]  führte  später  Öftere  Differouxen  zwischen  l 
den  Kltem  herbei,  bosoudei's  da  die  MulU^r  lebenshistig  und  putzsüchtig  und  j 
der  V'vtor  ein  cmsler  and  Kolider  Mensch  war.  Die  Mutier  hiitte.  da  sie  un-  | 
niilerbrochen  Vergniigiuigen  uachging,  für  meine  Erziehung  keine  Zeit  übrig.  ? 
so  daß  ich  von  den  Großeltei-n  erzogen  werden  nmßte,  (rroßvaier  (Ethno-  ' 
'"«e)  und  Großmutter  kümmerten  sieb  jedoch  ebenfalls  nur  wenig  um  mich  ■ 
lind  so  kam  es,  daß  ich  zum  größten  Teile  mir  seihst  liliertassen  wiir.  Vier  '. 
I 

')  Das  Kxtcricar  dvr  Kr.tnken  iet  in  der  Tat  auffallend.    Auf  dem  kurnKwclioremai. 

w*<'-beitelt«n    Haupthaar    sitzt   oin    Horrcnsrhiapphnt.     Kiii    faul    bi«    zu    den    Knöcheln  j 
rcii-hender   KeEenmanlp)    läßt  dem    Zwpifpl    llanm.    nti   darunter    Hoswi    oder    Hock   ver- 
lifrR™  m-ien,    AW  es  briindrt  sii^li  dort  ein  Praiienroi-k,  das  einüiRn  weibliche  Attribut 
'ler  KlftidunR.    T.lber  einer  Hmndbluso  trüßt  rntiratin  ein  Herrmplor,  aiioh  einen  i^taifm 

Kraben    mit   finur    Rindekrawatte    und    M.inKHictten.     Herren wäselic,    Herrenschiiht;,    alle  . 
Kl(!inigkeit4>n,    wie    TafichnnmefiKcr.    Taw-lionfnierzcnn.    Zip;arett^nHoKe   et.-.,    nnfh    HorrMi- 
art-  (Rkhe  Fig.  .53  und  .=)4!) 

'*)  «emoint  iM.  Frau  Justine.   (Siehf  .Sitziiüf:    l!l  f 

^)  Tn  düj   eeiigeii   Klammem   bnlindoii   sirli    meim'   Anmcrkiinpen. 


Ö3g 


Fetischismus. 


Jahre  nach  .ium  Tudc  int>iiie,s  Vak-rs  lioimtflc  liit^  Mutk-r  zum  zwoiu^ii  Maie. 
Mit  der  iMiluiituiig  iiioiiior  Voran higudg  wiii'di-.  da.-;  bis  dahin  tTträglidie  Vc^i- 
n.iitnis  7.U  (lün  Oj'ulM^ltoni  aiidi  xfii'stört  und  ich  ging  aus  dem  Hause  fort. 
mii  iriir  oino  sollwtäiidiKü  Exislon/  zu  firiindfii.  Dari  Gliipk  war  mir  hold,  ich 
t'Gkam  eino  Anstellung  im  Staatsdionsl^  und  lebe  bereits  zirka  10  Jahre  von 
ilcr  hamilio  getrennt,  vom  Ertrage  meiner  Arbeit.  In  meinem  25.  Jahre  starb 
<jer  Grulivator,  zwei  Jahre  später  die  Grolimuttcr, 

Unter  meiner  Voranhigung  leide  ich  iiiclii,.  (•)  Habe  in  der  Kindheit 
größtenteils  mit  Kmibeii  gespielt.  Mädchen  habe  ich  nicht  gerne  gehabt, 
treundimmri  bis  zum   l.^j./lO-  Lj.  keine,  das  erste  Freiindschaft.sverli.-iltnis  bi^ 


!)i^  Arli-Mtfkl"iduiiK  J.'k  Krl,  H.  -  Ai.f  der  SlroBü  wird   darüber  der  in    dar  B-nlUn,.  k    .-,» 
wahniB  Manlol  hui™,-.,..  -  Di.  V<.riHf«ntli,.|,un«  dieser  Bilder   ^urX-  ^q.  von   d«  P,.      f  " 
ibren,  Scbreii™  v«„,  10    [ik.ob...  *!.2.  I,.«iai„..  w„,el,„  Um.,n.d  ...h  f  ./Z-  bIu^.  C^ 

((i,.»,c-l,i  duri.'!,  H.Di^nMKunB  "iues  Schnnrrbnr.Br,  uakPOEClich  RBrnich,,,         i    ^   , 

^taiid  im  KL'iiicinBanieii  Musizicreii.  (•)  DU-  einzige  Person,  zu  der  ich  tief 
frcinidschafllidie  Gefühle  hege,  ist  Frau  Justine,  hei  der  ich  wohne  Sie  ist 
{>i  Jahre  alt  und  ist  mir  wie  eine  Mutter  lieb.  (Idi  pflegt'  sie  auch 
„Mutter"  Z'j  nennen.) 

D.S  AWiltnis  ziim  Manne  ist.  rem  kanieradschaftlicli.  .hnc 
K  rotik;  nii  Gegenteil,  beim  Gedanken  an  eine  ncrülmm"  habe  ich  ein 
starkes  Ckelgenibl,  [auf  meine  Frage]  auch  wenn  er  Prauenkleider  tr^«e„ 
.eilte.  Sexuelle  Aufkhirmig  .spät,  erst  18,/Hi.  (•).  nm  dieselbe  ZcU  kam  anch 
^.n-  .cxuclle  Trieb  zum  Vorschein  (}.  eine  sexuelle  Hetatigung  hat  jedodi  nie 
■-l'ittgefunden  (*)     1)  e  r  fe  o  x  u  aUr.  e  b  ist  auf  F  r  a  ue  n  ger  i  c  L  to  t. 


Aiinhsc  i^jiios  l''iill<?s  villi    IVaii^vostitismiia 


539 


l'aä  Lioliesvcrhahnis  diiiikc  ich  inii'  ;iIhm-  wlct.-;  ideal  und  vi>ial>sr.lii'iK'  dii' 
kiirjiinlHrhcn  iJiiinanfc^i'on'H'n  (*)• 

Was  die  Kidduiif:  aiihrlangL,  Ix'lriijdigL  midi  schon  das  ALdi^gwi  dm- 
IKirroiig;N-dori)bc'.  Der  Vui-gang  g  Um  c  li  t  d  o  r  s  p  an  n  e  ii  den  K  r- 
w  ;i  r  t  II  ii  g  f  i  n  es  G  o  n  ii  s  w  t^  s,  d  o  r  s  j  c  li  d  a  ti  n  u  I  .-^  1*^  ii  t  d  !>  a  n  ii  u  ii  g. 
H  (•  !■  u  li  i  g  II  n  g  und  \V  u  n  s  a  ii  1  o  s  i  g  k  o  i  l  ä  ii  Ii  c  i-  -L,  w  c  n  ii  i  c  li  d  i  *• 
Tr.-i  IIS  ven.  i  1,  n  i-  v  u  I  I  /  u  g<Mi  !i  a  b  i'.  Auc^h  in  don  Ti-üunicn  oricbc 
K-h  oft-  ^Yoliust/.llständ^■. 

'i'raiiiii  J:  ich  goh<'  in  iloMTiikioidiing  fii-i  Inniiin  in  licglüituiig  mi'iiii'i 
...Mutier-  |.Tiistino|, 


llit   ni.i(i,ili(.(io   TrmOi'   d..h   Vrl.  H    —  AlllliT  ilt""  ;aiK"l>niluti'"  ,Sli-uH,.ii:.ii/uj.   v.,rf(lill   si..  IHuir   i.id.wi 

Hfhrnuk  und  oiiii'ii  JUii-ivn/nK.   Ili»  «■lik'-liU'U  iiiol"ri.>ll„n  V.tIU.Uiiib-iii  i..rliind..rii  »i.i,   ihr.,  üard,.- 

rol."  iinfl.  Wuiiscti  iiiid  I.Hiii"'  Kii  .rwüilarn. 

HiBfipht  (lliwh  üiii/.iirilffuiif:  "i"!*'  Si'h.iiinlHi«.;«  uiikmintlloli  Kflmiicht.l 

|.\nf  itioim-  Fragi'-I  In  dfr  Kli'idiiiig  liddi-  ich  inic-li  so*  widil  inul  im- 
Krawungcn  dal.s  icli  nie  dae  Bediirl'nis  habe,  in  den  Siiiegel  zu  schatii'rK 
rnciii.-lw.'o-oi,  ijraiichU'  en  ilbci-haiiid.  keinL^u  ?m  geben.  (•)  Wob!  habe  ich  mich 
^^mina)  in  Herrenk leidem  pheüigrapliieren  lassen.  Man  behaii!,teU  i.-li  sei  aut 
diewr  Himographie  d  e  m  V  a  t  <■  r  n  n  ff  '■  m  '■  i  n   a  li  n  1  i  i"  h. 

i „Freut  Sie  das?"] 

.leb  habe  ein  groLi^es  Jk'dürlni^s  nadi  dem  Faniilienlebeii.  leb  iiiiißu- 
aber  der  iiint;  tiigürhe  Urol  sni-gende  Teil  sein.  In  der  i'hanÜLsie  sehe  ieii 
iuicb  uft  nh  einen  l'\imilicnvater.  lier  lui  i'ine  Knui  .-»rgt.  Hn  ist  jel/.L  auiib 
riieiii    Verhällnis     /.uf    ..Mutter":    ich    s  n  r  g  >■    1  ä  r    nn-eroii    ü  (■  in  «  ui- 


f\ 


i ' 


540 


Fpiisi:iiismus. 


K  h  III  <■- 11  1.1  t)  (M)  K  11 11 1.  e  r  h  a,  1 1^  K  i  0  dagegen  k  ü  c  ti  i.  n  ä  h  i  ii  ii  d  h  c- 
K  '»  r  g  f.  die  sonstigen  0  li  1  i  e  g  e  n  !i  e  i  t  ö  n  der  IT  a  u  k  f  r  n  u. 


Sit;:iing  i.  \c.]]  IwAniduie.  [udiieii  ZusUitid  als  aiiKebüroii  luui  wohl 
iilinunn.  jednch  diin-hiiu.^  nicht  krutikliiift.  Auch  sind  mir  keinn  nervrtHC  Hc- 
sthwerden  bekaniil  C),  t™  l.S./M.  L.i.  |  In  dei'  vnrigon  Sitzunf,'  heißt  e- 
Jiii  t5./'lG.  Lj.]  hatto  ich  das  erste  Verhältnis  niii  dncni  Mädchen.  nani(ai> 
Miirio.  Wir  iwsuchten  vom  12.— l(i.  Lj.  gemein^ani  eino  Klo.sterschulc  l'^s 
kiirn  /u  Küeson,  iiieljkosungon  und  llmaniuuigeu  —  melir  nicht;  ich  glaulw. 
u;i.ß  daü  Mädchen,  ebeiist»  wio  icli,  wlark  enijjl'nnden  [latt^".  1 1  Vgl.  diejihraüg- 
licho  ÄBßenmgen  in  der  vorigen  Sitzung  !l 

Mein  StiefvaU-r  liauftn  mir  oft  Puppitn,  ich  xei-nchlug  Mi-  aher  und 
wünschte  mil  Knalx'uspielzeug  iu  spielen.  Dali  ich  meinen  Vater  nicht  kannt(.\ 
liotrübfe  mich  .'Stets  und  ich  beneidete  die  ;indüren  Kinder,  die  ich  in  Oe- 
wdlschat)  iiirei-  Väter  und  Mütter  spazieren  sah.  .Meine  Cnwellschaft  wai' 
nifliRcoiiH  die  nroßmutler.  Das  erste  Erlebnis  1ransve.stitiHciien  Charakters 
war  der  eingangs  erwähnte  Wintermantel  (').  Von  wem  ich  ihn  Iwkani. 
kann  ich  mich  nicht  mehr  eni*<innen.  Wie  mau  mir  ihn  unpi'obierte,  hal 
er  mir  sehr  g  e  t  a  1  1  o  n. 

In   meinem   G./7.    Lelxmsiahre   heiratete  die  .Mutter   zum   zweiten    .Maie 

Ich  konnte  meinen  Stiefyater  nicht  Ifiden  und  hatte 
später  viele  Unannohmliehkeiten  ;ius  diesem  Grunde  zu   iÜierstehen, 

Im  11./12.  Lebensjahre  wurde  ich  von  einem  Dienstmädchen  aufge- 
klärt 1+  VrI.  vorige  Sitzung:  „Sexuelle  .Viifkläninj;  erst  18./19,  Lj.  Bie 
Sexualität  wird  aihnählich   zuriickdaÜei-t.  1 


1 


)    liier  i.-1-.sic  in  der   F^ychanalvse,  daher  wichtieij    \on 
oder   Kirche   lahre  ich   mit  der   Kisenbaiin   nach    MaiLSf». 


S  i  t  ;i  u  n  g  .'{. 
(Traum    >. 
(■in<in   kiiUKerle 

ii:«    kommen     ins    Coupö    Personen,    die    mit  ßihleni     (Küa^Üernhotü- 

graplnen  mit    Autogrummen)  hausieren  gehen.    Ein  Bildwurd»  mir  an- 

geliülen.   ich    Iragte   nach   dem   Pi-eis.  dieser   befnip   22.(100  Knnu.n      T)a 

mir  dies  zu  hiieh  wai',  lehnte  ich  ah 

|]-)ie  A..,soziationen  .stocken.  Widerstund.  Der  Traun,  kuunte  au.  d,e«,m 

Urunde   erst    später    gwieutet   ;verden.     Kr   hat   zwei    DeterminUienen      i  ie 

erste  iK-trifft  den  Widerstand  und  lantet:  Wtv  -  Dr.  8t.S  ic   "^  ,„;; 

der  W<Jhlichkeit,  Pa,.  scher  sich  das  Kaar  und  .^^C:!^J:jTsX. 
im1en!)  -  Ihc  zweite  Detennmaüon  enthält  die  Ucnredukti,..,  ,.;,„    r 

[,i)Kung.  die  erst  später  crtolgtc.l  "iiut^uiut,« 

Das  Verhältnis  zwischen  meinen    Klteni  scheint  nicht  !£ut 
sein,  die  Mutter  ÜußerU-  sich  nach  dem  Tode  des  Vaters.  abfälliE*^"}'^''"-/" 
Sie  hatten  die  letzten  .Jahre  ülierhaupt  getrennt  gelebt     D  i  <■  \1 1,  t  f"^'^'-  '  'n 
e  r  ,,H  e  r  r     im   1^  a  u  s  e  gewesen  sein. 

Mit    dem     ziuiehmenden     Alter     wurde     ich     der     Mutter     innner 
sympathiseher.     walii-scheinlich.     weil     ich     sie   an    ihron    ersten    Gatten 
innerte. 


Lin- 
er- 


Aiialvsn  fii[lo^  Kalles  vtu]    i  i^uisvestitisiiuis. 


.">4I 


Wiiii  /.wuiR'ii  Maniif  haLW  dii-  MuUri-  /.wci  Sölüie.  dw  erst«,  l'Muafd. 
war  um  S,  der  kwgü-l-.  Otto,  uin  If)  Jalirf  jüiitio.r  als  ic.li.  Sic  iViiroii  iiiii' 
twidc  syiiiiiaUiisch.  in  der  Kiiuila-il  .■ipiclien  wii-  viel  iiiiLwinimici--  Ala  icli 
£i~2-\  .Jährte  all  war.  Miirdcii  di-i'  Muttt'i-  die  iMcfstockL'  L-iiÜLTiit.  Icti 
dachk-  mir:  daj^  sind  dii'  Folgen  ik'i-  l^iL-bt^!  |  E.«  folg«!  uiiWfSt'utUclio  Dtstaile 
ilcr  Bt'ritht  wird  aal'  Ncbt'nliahniMi  t:<'leitt't.  Ich  frage  daliPi',  am  dio  Awaozia- 
Lioncn  wttmüglif.li  aufs  sexiiclli'  (4cbii'.t.  zu  dniiigeii:  ..Wok-lie  Enttäusch uiig(;a 
haben  Sio  seitens  der  Müihum-  ciditlr.n?"  |  Mi1  ilc  ii  Männern  h  a  I)  e 
t  (■  h  Ruine  s  c.  h  w  »  r  e  i-  e  ii,  i  i»  s  h  e  s  ü  ii  d  t!  r  e  keine  6  e.  x  u  e  !  1 1'  n  I- 1'- 
IfibniöBc  gPhaJit.  Ich  liahe  Ihnen  bereitw  gifsitgl.  d;iil  ich  davor  Eki>! 
onipfinde.  Den  äiJirkRlen  stiMiellen  Rindi'iick  Imljc  ieh  .k-y  Marie  (i;t./14,) 
/.w   viT(iankcn.  {') 


Sit/.ang  4.  Mit  der  /^eit  vei'scharft*'  «idi  meine  Lage  daht>iin.  im 
Augiwt  1014.  alsd  zn  AnfiUig  des  Weltkrieges.  verlicLs  ich  infolge  der  uii- 
ü berwindln^hüu  Konl'Ükle  da,s  Hans  nnd  mietete  mir  eiii  Zimiiier  bei  einer 
alleiiisi  eben  den  Daiae.  Der  Sliefv;)tei'  liängtc  rnii' .iTizwit-chen  einen  Proüeli 
all.  da  i'r  niieh  aittor  Kuratel  stellen  HnUte,  Her  Zufall  wallte,  dali  ich  in 
derselben  Zeit  wegen  ine-luei'  a.afl'all('ndwi  Arl.  iiater  dem  Verdachte,  uiu 
verkleidettT  serbischer  Spion  y.u  sein,  a  ii  f  d  e  r  S  tra  ße  v  o  n  P  a  s- 
-  a  n  1  e,  n  blutig  v  e  r  |)  i'  ii  g  i:  1 1  w  n  )■  d  e.  Ich  suchte  danuils  mm  ereteii 
Male  nm  die  poli/iciliche  Erhiubuis  an,  Mänuerkleider  tra^i^eii  zu  dürfen.  In 
Meantworlnng  meinos  (iesucbes  bestellte  nuui  niicli  zum  PijliKeiniv.t,  welcher 
iJiieli  al)er  zur  Heobachtimg  a.ui"  die  iisydiialrische  Klinik  überstellte.  Dort 
ist  keine  Notwendigkeit  gefunden  worden,  mich  unter  Knratoi  zu  stellen  und 
icIi  vorließ  nach  (i  Tagen  mit  (fcni  Hofnnde;  „Gebessort  entliuiscu*'  (!1  dw^ 
Anstiihi.     Es  ergalx^n   sich   für   mich   grnUc   materielle  Si'hwierigkeiten. 

Pat.  bringt  t'inon   Traum: 

(Tramu    :i.)     Ich    bin    verheiratet,    habe   ein    Weib.     Ich    vollziehe 

mit  ihr   dou    Koitns   und   freue  mich   über  die  (irölie  meines   Penis   nnd 

die   männlielie    liniRtforni.      E  r  g  u  ß.    dann    m  i  n  n  t  en  I  a  n  ge  r   O  r- 

g  !l  B  ni  u  s, 

|Ein    deutlicher    Wuiiöchtraum:    auch    der    grolie    Poais.    von    dem    sie 

Irauint.   kann    nur   einer   WnuscliphuJit^isii'   enttiprungeu   sein.     Auffallend   isl 

der     n  ach     d  e  ni     Ergn  ß    erfolgen  d  e     0  r  g  a  s  ni  u  s.     Wedei'     beim 

Weilx'   noch    l>eini    Manne   gibt  i*   diese    Reihenfolge;    beim    Weibe    kann   es 

wob]   vitrkomiuen.  daß  dfV  Orgiu^mus  über  den   Krguß  hinaus  andauert,  docli 

liegt  der  letzlere  unUir  allen  ÜTaKtitnden  auf  der  «irgastisclien   Parabel.   Pat. 

will    im    Tnuntie    einen    ..inänuliclien    ttrgaäinus"    erleben.     Nach    ilirer    Auf- 

fast^uiig  erfolgt  niiiniicii   beim    Manne  zuerst  die   Ejakulation    u  n  vi 

dann     der    Orgasmus.     Wir   finden    hier  ein    lehrreiches    Heispi^l     fäi- 

die  Abhängigkeit  de«  (»rgasmun  von  deii  siiezilischeii  Verelolhnigen  iilK'r  den- 

-•^■Iben.     Näheres  t^.  StekeL    Band    IV!] 

In  meinem  8.(9.  Lj.  bemerkte  ich  bei  meinem  Hnidei',  daß  er  andere 
(ieeclilechtsteile  hane.  Ich  beneidete  ihn  d  a  r  n  b.  Habe  auch  Tviiutne 
gehabt,  daß  ich  im  Besitze  eine*;  Penis  sei.  [Diese  Änßeniiigen  sind  un- 
vollständig. Sie  verschweigt  einen  wichtigen  Knm])lex.|  Ich  erinnere  nudi. 
im  lO./li.  Lj.  habi'  ich  während  eines  Ausfluges  vnn  jemandeia  (Mutter"?} 
Schläge  bekommen-.  Eine  unbekannte-  Lehreiän.  ilie  in  der  Nähe  mit  den 
Seliuikindern   weihe,   unhui    i^ich    meiner   ;in    und    legl,^   ihren    \vm   .schlitzend 


0 


o42 


FetiBchismus. 


i      I 


1 


"i: 

t  ■ 

,1 


'""  mciin'ii  n;ils.  Ich  oüipliind  eine  stark.-  Lui^L.  gleidiasiiii  ciueii  <il«k- 
^n.ciu.i]  ,-5chJa^g.  lei,  „„,i{,,  ,,,„„^,g  j,jp|^,_  ^^..^^^  ^,.^,^  iKxinitt'n  soil(v  Dioae 
bitHat.oi,  bildete  aber  später  (18./19.)  oli  den  iSßKünstüJ.d  onanistUdu^r 
fi.niiiiHH'ii.  n„.  Onimic  wird  in  bäiidiliiig.slic'geiidcr  Stdliing  unter  iiiänD- 
iKJi™  l.K((>AlK.,v(.f^„iigon  Vollzügen.  -  Ich  habe  keine  Ge.simdheit.=Ktöruiiiieii 
■iilolge  von  OiiaiiiD  bemcrkl  und  halte  dicken  Vorgang  als  einen  für  mich  natiir- 
Mumn.  [  T  Wir  i^rliilircii  hier,  dali  nicht  die.  sexuelle  Aufklännig  wie  in 
l«?r'^r-  J"^'^'^"!'**'*'  ^^'"'"'1"''  ^onrtora  die  Onanie  in  die  Zeil,  vi.rri 
IÖ./1J.  Lj.  fallt.  Vgl.  aneh  Sitzung  1.  ..Eine  sexuelle  Betätigung  hat  iiu^ 
stutt^eJtmdeii."] 

■       Sitzung  5.  [Keine  Triiume,  WiderBland.  Wahrscheinlich  IJogini!  .ler 
T  bertragimg.   Alle  Angaben   liegen   vom   Gegenstände  weit   weg.) 

■  Sitzung   li.    Da,   ich   als   Kind   große  Sehnsucht   uach    ZärtUchkeiter. 

hatte,  diese  Sehnsucht  aber  von  Seite  meiner  Verwandten  nicht  befriediRl 
wurde,  habe  ich  mir  in  meiner  Phantasie  eine  andere  Prau  als  Mutter  "e- 
dacht,  von  der  ich  instinktiv  fühlte,  daß  sie  solche  Zärtlichkeiten  Kindoni 
nicht  yorweigern  würde.  I  e,  h  s  t  e  1  U  ni  i  r  a  1  s  o  v  o  r,  eine  solche  Frau 
aJlt  liebkosend  ihre  Hkn.ie  über  meinen  Kopf  gleiten,  oder  über  meine 
Wangen,  oder  .^ic  druckt  niicli    zärtlich   an   sieh   usw.    Als   ich   älter  wurde 

n>'r^'^'^K^!'^"*^f  ,'"^°'w''n    '"     '''^^"'''''     ^'^'^    i'^'^    <i'«    Zärt.lichkeitefl 
sZ     V  J<  r^     'T    ^^"'^"''    '"^'^   Befriedigung     fand.     [Mutter  und 

Sexua  Objekt  erscheinen  hier  in   einer  parapathischen   Erdichtung  1 

eil    iahe  nach  Jahren  an  die  Mutter  öfters  Hriefe  geschrieben    aut  die 
iH,   aber   keine   Antwort  erhielt..    Meine   Anuähei-ungsversudie  fanden   dain 
e,n    knde.     Ich   habe   danmter   furchtbar  Eclitten   und    leide   an    die'er   T^ 
nahni.]osigke,t  auch  jetzt     Wenn   ich   auf  der  Straüe  gehe,   kommt  mir       t 
<ier  (.edanke,  wie  wurdest  du  dieh  benehmen,  wenn  du  der  Mutter  begegi^U^^ 
Was  mit  meinen   Bnidern   „n   Kriege  geworden  ist.  weiß   ic],   nh-hi^T 
gefallen  oder  haben  sie  mit  mir  gebrochen?  '   '"'^  ^'* 

Ich  iiin  nicht  religiös,  an  Peiert^igen  be,suche  ich  aber  dip  Kivnh,      n- 
Kigeischaft   habe   ich    der   Großmutter   zu    verdanken     m.in,    F    '  ' 
nichts  weniger  aJs  fromm.  "^'"*'    '^"*^"'    ^^ren 


Sitzung  7.  [Mehrer.>n  Träumen  entnehme  ich  einen  üh.r 
t  r  a  g  u  n  g  s  t  r  a  u  m,  der  einen  Hinweis  -„.f  i  l-  ^  '  "  ^  "  U  b  e  r- 
enthiilt.l  "     fa-astrationskomplex 

(Traum    f.)   Id,    bin    beim    Zahnarzt,  und   vv.-,,-   b,.fin,i     ■  v.       -  u 
bereite  im  Or<iinatioo«zimmer.    Der  Arzt  bittet  .  ,^.h  w    "-^   '"'"^ 

zn  warten.  Da  nur  di^  .u  lange  dauert,  S^ht  S  ''^T'^T' 
und  nach  einer  Weile  wieder  zu  kommen.  Id?^e  '  f„r,  ^  ff  "f^^"" 
bemerke  ich,  daß  ich  in  meiner  linke.,  Hand  ein  e.  t  ^  ^^^ 
fjegün..1and   trage.     Ich    vermag   nicht   7u    Vi  *^ns''chen 

.  doch  kommt  mir  der  Gedanke,  daß  dieser  Gegenstan^n"'  'T  ''"''  ''^■ 
gehören  könne.  Ich  mache  mich  daÄS  -L  j/'.T-.  ^  ' ''* 
um    diesen   Gegonst.ind,   ehe   dessen   Abgang   bemerk.    wL  '^"''^^^^^ 

rhckzustellen,    denn    mir    ist    der    Ged^ke    pei  S,     Aolf  ^."T   '"' 
-.:       glauben,  daß  ich  ihn.  den  Gegenstand  entwenden  wollte  " 


«i^^^vsv^g^^s^^a^^^B^^n^S^ 


Aiiulysc  eines  iNilles  van  TransrestitisEiiit;.  043 

IDpr  K;i,stniti(jnskünijili-'x  ist,  wie  qü  smh  später  zcigl.  liu*  wichtigste 
Mt-rkiiiül  rlcr  crütischi-ii  lOiiisU'lliing  der  Kranken  zum  anderen  Gct-cli lochte. 
Meine  Person  kommt  ahn  bereits  in  den  Bereicli  ihrer  Uegehnings Vorstel- 
lungen. Diese  Tatsache  erwies  pich  in  imscrom  F;Ulc  uls  ganz  besüuders  er- 
Kprießlicli.  Der  Knuilien  fehlte,  wio  onviihnt.  das  Gesundnngsbediirfnis; 
anderseits  fehlte  es  uns  an  den  nsnellen  Mitteln,  die  Mittätigkeit  der  Fat. 
l)Ci  der  Analyse  anzui-egon,  ]:)iesoi-  Übcrtnigung  allein,  die  dann  noch  um 
ein  geringes  gewachsen  ist,  haben  wii-  die  ExplniUiiion  der  tieferen  Schichten 
des  untcrbewnÜton  Materials  zw  verdanken.  —  Ich  mache  auf  die  erotisierte 
orale  Zum;  der  Träumerin  a.nfnicrkBani :  ich  erscheine  hier  als  Zahnarzt, 
meine  Tätigkeit  erstrtx:kt  «ich  also  anf  den  Bereich  der  Muadliöhle.] 

Ich  kann  mir  nicht  vorstellen,  daß  mein  Zustand  heilbar  würe.  Wenn 
da  jemand  herküTue  nnii  mich  mit  Hilfe  irgendwelcher  Methode  zum  Weibe 
machen   wollte,    ich    würde   sein    Angebot   zurückweisen. 

Ulnwieferne  können    Sio   Ihren    Verkleidungstrieb  erotieeh   nennen?'"] 
Er  VC  r  schafft  mir  sexuelle  L  n  s  t.    D  a  a   A  n  z  i  e  h  e  n   d  e  i- 
H  e  i- 1-  e  n  k  ]  R  i  d  e  !■  k  a.  n  n  z  u  m  0  r  g  a.  s  m  u  s  f  ti  h  )■  e  n. 

L„lc,h  kann  mir  wohl  denken,  daß  Sie  als  Homosexuelle  die  Herren- 
kJeidung  vorziehen.  Aber  ist  es  nicht  dei'  Kciz  des  Verbotenen,  der  Ihnen 
diese  Traclit  als  so  besonders  luetreich  erscheinen  läßt?"] 

Nein!  Die  Kleidunge frage  spielt  bei  mir  eine  ganz. 
iiesondore  Rolle.  Sie  richtet  sieh  nicht  nach  meinem  Wesen,  die 
Transvestititr  eteht  in  bezug  anf  den  Lust  wert  über 
einem  Geschlechtsverkehr,  so  daß  ich  auf  den  letzteren 
glatt  verzichten  kann. 

Ich  dachte  mir  schon  friilicr,  daß  ich  Bekanntschaften  zwecks  homo- 
Bexuellen  Vorkohrs  nidit  so  leicht  machen  könne,  das  Verführen  einer 
Normalgcschlechtlichcn  würde  mich  aber  in  den  Gchweretcn  Seclenkonnikt 
stürzen,  da  ich  stets  denken  müßte,  daß  ich  auf  deren  Liebesart  für  daB 
ganze  Ijcbcn  bestinnneJid  gewirkt  hal)e.  So  habe  ich  mich  auch  mit  dem  tranß- 
vwstjtibchen  (ledajikon   und   der  autoeroti sehen   Betätigung   abgefunden. 

Da  fällt  mir  gerade  ein,  daß  mir  im  8./9.  Lebensjahr  mein  ISjähriger 
KuEin  sagte,  er  wolle  mich,  wenn  ich  iiltcr  sein  werde,  heiraten.  Ich  stellte 
mir  in  der  Phantasien  diesen  Zustand  vor  und  fand  ihn 
durchaus  sympathisch.  Im  5.  bis  7.  Lebensjahr  spielten  wir  Kinder 
„Vat«r  und  Mutter".  Ich  war  öfter  die  Mutter  (t)-  Puppen  oder 
Spielgenossen  waren  meine  Kinder.  Ich  hat^e  einen  „Mann",  der  ging  „ar- 
i»eit«n",  während  ich  daheim  kochte.  Ich  hatte  mich  dabei  in  Gedanken  mit 
meiner  Mutter  identifiziert,  ja  sogar  einmal  vor  dem  Spiegel  mich  eo  zu 
friBieron  versucht,  wie  sie  es  zu  tun  pflegte,  {t  VgL  Sitzung  2.) 

In  der  Kindheit  hatte  ich  viel  mit  Minderwertigkeitsgefühlen  zu 
kämpfen.  Man  beachtete  mich  zu  Hause  nicht,  ich  hatte  Angst  vor  der  Gegen- 
wart, vor  der  Zukunft,  ich  verstand  nicht,  warum  ich  von  allen  herunter- 
gesetzt wurde.  Auch  wirkten  die  abfälligen  Branerk-ungen  über  meinen  Vater, 
die  ich  meistens  vom  Stiefvater  zu  höi'en  l)ekam,  aufs  Liefsle  deprimierend.  Ich 
dachte  mir,  daß  ich  ja  genau  so  wie  die  Söhne  des  Stiefvaters  unter  dem 
Herzen  der  Mutter  getragen  wurde,  und  wünschte  dem  Stiefvat4?r  oft  BOgar 
den  Tod. 

Sitzung  8.  [Ein  Traum  zeigt  uns.  daß  eine  volle  Aufrichtigkeit 
seitens  der  Patientin  noch  nicht  erreicht  wurde.    Nocli  immer  emphndet  sie 


'I 


Ö44 


b'ctischiäiuiis 


;i 


f 


et   dls   lätilJK.  fiüÜ    „fremde    Leute"   hinloi-   di*'    Kulisn'iu    ilirer   Speie   ..him^iii- 
liliriten".  j 

(Traum  5.)  Es  scheiiil  Mui-geii  zu  seiii.  In  dum  Zimmer.  Wo  ich  nücli 
liefindc,  steht  diu  Bett,.  EiiK!  V\".m  litigt  d;u-iniieii.  Ich  selbst  bin  iiuf  und 
Itökicidoi.  So  zwar,  daß  ieh  ü  b  o  r  d  o  n  U  u  t  e.r  k  1  e  i  d  o  i-  n  ii  u  c  h  n  i  n  e 
B  1  u  B  e  II II  d  e  i  n  G  i  1  e  t  a  n  ii  a  b  e,  a  b  e  r  k  e  i  n  e  n  R  o  e  k.  In  die«er 
Vürl'a.s8unü  sitzo  ich  am  Runde  des  Bettt'<?  und.  iil)er  die  Frau  gebougl, 
liüdfckf  ich  Brust,  Hals  und  Wangoii  derselbun  mit 
meinen  Küseen.  Wie  ich  niicli  vom  Bette  erheben  will,  werfe  ich 
einen  Blick  nach  rückwäi-ts  und  bin  peinlich  iiijernt*!cht.  keine  Wand 
/,u  schon,  vielmehr  streift  mein  Blick  in  dieser  Richtung  ungehindert  in^ 
Freie,  Ich  sehe  dort  fremde  Menschen  stehen,  die  ku  uns  hereinblickon, 
und  ißt  mir  der  Gedanke  ii  n  a  n  f;  e  n  e  h  m.  daß  uns  [>  <>  u  t  e 
büobach  tot    haben. 

|Efi  bedarf  keiner  besonderen  aualytiecheii  'reclinik,  um  in  der  iui  Bett« 
liegenden  Frau  die  „Mutter"  aus  dem  analogen  l'himtusiegebilde  zu  agiios- 
ziereu  (vgl.  Sitzimg  6).  Es  handelt  sich  int  'rraumo  um  den  Ausdnick  einer 
Mutterfix'ienuif^  seitens  der  Träumerin.  Die  Wäsche  des  Mädchens  besteht, 
wie  bereits  erwähnt,  aut  llnterhuse  und  Hemd  nach  Männerart;  wenn  sie  nun 
im  Traume  Gilet  und  [iluso  anzieht,  dann  ist  der  männliche  Habitus  gegeben. 
In  dieser  Traumsituation  epielt  die  Träumerin  somit  die  Rolle  eines  Mamiea. 

Der  nächste  Traum  steht  ebenfiiUs  in  diesem  Zeichen.  Andere  Träume 
aiit;  dieser  Ritzung  unwichtig.  | 

(Truum  ti.)  Ich  mache  mil  memer  Mutter  (Justine)  einen  Ausflug. 
Wir  kommen  gerade  in  einen  größeren  Marktflecken  und  weil  wir  beide 
Hunger  haben,  trete  ich  in  einen  IT  eli  k  a  tee  sen  1  aden.  Ich 
kaufe  dort  yalzstangon,  Salami  und  ein  Paket  Leb- 
kuchen, iahle  und  verwahre  die  gekauften  Sachen  in 
einer  ,M  a  p  p  i:,  daiui  trete  ich  wieder  heraus  und  wir  setzen  unsere 
Wandoninp  fort,  i^ner  Kirche  gegenüber  bleiben  wir  stehen,  viele 
Mensche»  erfüllen  den  Marktplatz,  Wir  Ijcschließen.  die  kommendrai 
Dinge  abzuwarten.  Es  dauerte  nicht  lange,  so  sah  ich  (die  Mutter  war 
mittlerweile  verschwunden),  daß  es  eine  etwas  seltearae  Prozession  war. 
welche  hier  ver  meinen  Augen  veräberzog.  Sie  bestand  aus  lauter 
rot  kostünnerten  Männern,  welche  Fahnen  trugen. 
Plötzlich  befand  ich  mich  im  Amte,  über  eine  Tabelle  gebeugt,  bei 
meinem  Bchi-eibtisch.  Nach  einer  Weile  unt-erbraeh  ich  diese  Arbeit  und 
nahm  meine  Mappe  zur  Hand,  um  etwas  zu  suchen.  Ich  fand 
(las  unverzchrto  Prülistück  und  ärgerte  mich,  daß  ich  dasselbe  nicht  mit 
meiner  Mutter  verzeJirt  hal>e. 

[Dieser  Traum  ist  an  Wichtigkeit  dem  Traume2  gleichzusetzeu :  gleich 
linn  enthält  er  das  Motiv  des  Zuschauens  und  der  kostümierten  Männer,  gleich 
wie  in  jenem  Falle  verhinderte  niich  der  beharrliche  Widerstand  fler  Kranken, 
der  sicii  in  mangelliaften  Assoziationen  ausdrückte,  die  Lösung  endgültig  zu 
gestalten.  Wils  aber  der  Traum  deutlich  enthielt,  war  folgendes:  Gemeinsamer 
Ausflug  mit  der  Mutter,  eine  Korrektur  der  Wirklichkeit-,  in  der  dies  nie 
.stattgefunden  hat.  {Justine  ist  nur  ein  Verladungsobjekt!)  Es  werden  Salz- 
stungen, Salami  und  Lebkuchen  gekauft,  alles  phallisehe  SjTnbide.  die  ebenso 
wie  der  ..Dolikataisenladen".  in  welchem  sie  gekauft,  und  die  ..Mappe""  (Va- 


Analyse  oiues  Falles  von  Transvpstitisnius.  ;>45 

gmaj,  in  welche  diesL^Iboii  g-jsteckL  wiinii'n,  au)  .Ho  soxutillc  (inindhific  d<3>i 
ursten  TiiiuniLeiles  hiiiwoit^en.  Daiui  ist  die  Ti-au Hierin  Zmigiii  isiiier  öfItHuiiien 
Prüzeesion:  Es  inai-scliieren  Männer  mit  Fahnon  (wieder  phallische  Symbole) 
in  roten  KoBtiimon  an  ihr  vorbei  ...  Die  Szeno  ii5t  so  zu  vorstehen:  Die  Seele 
der  Kranken  ist  zerrissen;  sie  pendelt  zwischen  Giisthaiis  (oral  ausge- 
djiickt«  Sexualität,  beauht«  die  Wahl:  Salzstangen,  i.ebkuclien.  Salami  usw. 
als  PeniBsymbolc!)  imd  Kirehe  (ReligioeitM),  zwisehoii  Sinnt'ngcnuß  und 
AEkase.  Dio  rotkosliinücrten  Männer  sind  Männer  im  allgemeinen,  die  G  e- 
fahr  der  Straße'),  vor  welcher  Gefahr  sie  durch  das  miimiliche  Ex- 
terieur geddiützt  ist.  Warum  «diiitzt  sit^  ^idi  iükv  vnr  den  MÜTiiieni:-' 
Die  „Kirche"  des  Traumes  bildet  ein  verdiditütee  Symbol  des  religiösen 
P  r  t  n  z  i  p  s  in  ihrer  Seele:  die  Antwort  auf  diese  Frage  lautet:  sie  d  a  r  f  - 
aus  Gründen,  diu  una  uUerdinfiis  erst  später  völlig  klar  geworden  sind  —  mit 
dem  Manne  nicht  in  Kontakf.  kommen.  Daher  sehen  wir  sie  im  Ti'aunie  nach 
der  Gasthof-Kirdieiiszeno  iia  Amte.  (Sie  ist  „Beamter"!)  Die  Symbolik  dee 
Amtes  beinhaltet  die  Pflicht,  im  weiteren  Sinne  den  äußeren  Zwang,  das 
Zwanghafte.  Wir  werden  auf  dieses  Probleui  noch  zurückkommen.  — 
Der  dritte  Teil  il&s  Traumes  bring!  die  Reproduktion  eines  onanistischen 
A!u,es  („ich  nehme  meine  Mappe  zur  Hand"),  enthält  wieder  einen  Hinweis  auf 
die  sexualieierte  orale  Zone  („das  Frühstück''  und  die  „Mappe")  und  drückt 
diu  Unzufriedenheit  der  Träumerin  aus,  daß  sie  die  Salzstangen  usw.  nicht 
mit  der  Mutter  geteilt  hatte.  —  Diese  Sitzung  sowie  die  9.  und  10. 
bringen  weiter  nichts  Wesentliches.  | 

Sitzung  11.  Na«h  etarkeni  Wideretande  bringt  Patientin  folgende 
famose  Erinnerung; 

In  meinem  lO./ll,  LebenB.iahre  erzählte  mir  unser  Dienetmädel  in 
Form  einer  sexuellen  Aufidärung  (t  vgl.  Sitzung  1!  ..Sexuelle  Aufklärung 
erfolgte  spät,  erst  18./19."')  folgende  Geschichte: 

Ein  Vater  schläft  mit  seiner  Tochter  im  Bette,  um 
sie  vot  der  U  ii  ko  u  sc  h  h  e  i  t  zu  bewahren  (!).  Einmal  entfernt 
öich  aber  die  Tochter  in  der  Nacht  heimlicli  aus  dem  Zimmer  und  geht  in  den 
Hof,  wo  sie  vom  Liebhaber  erwartet  wird.  Sie  voilzieben,  an  einen  Wagen  an- 
gelehnt, den  Akt  (genaue  Beschreibung  desselben).  Durch  die  Erschüt- 
terungen des  Wagens  !i  o  m  m  t  die  darauf  liegende  Sense 
irts  Gleiten  und  fällt  zwischen  die  Beidon  derart,  daß 
sie  dem  Bursclien  das  Glied  abhackt  (!).  Die  Tuchter  flüchtet 
mit  dem  blutigen  Gliede  in  der  Seheide  ins  Zimmer  zurück,  steigt  über  den 
schlafenden  Vater  und  will  sieh  niederlegen.  Da  fällt  das  Glied  aus 
ihrer  S  e  h  e  i  d  o  ,h  o  r  a  u  s,  dem  Vater  direkt  in  den  Mund  (!!!). 

Diese  Erzählung  hat  auf  mich  einen  ungeheuren  Eindruck  gemacht  und 
mich  jahrelang  in  Gedanken  beschäftigt. 

[,,Findcn   Sic   nicht  die   liuUe  dieser   Deus-ex-machina^ense   ein   wenig 

öonderbar?"] 

Ja,  ich  habe  aber  über  die  Logik  in  dieser  Geschichte  nie  nachgedacht. 
IIa   herrschte  stet^i  nur  ein  unditleienzierLeä  (Jefiihi   vor;    das   der   Angst- 

[Auf  meine  weitere  Frage.]  Ich  denke  mir  heute,  daß  der  Kontakt 
/-wischen  dem  Gliede  des  Mädchens  und  dem  Munde  des  Vaters  kein  ganz  zu- 


')  Int^reeeant  sind  die  Assoziationen  der  Krank™  ku  „rüt":  Blut  -    Operation  — 
Chirurg   —    Stier   —   Stierkampf   —    Torrero. 

Stoksl,  StUrnniteu  iv  'fri-'h    "nd  Airckilahuna.  VIL  3g 


|ri 


fi46 


Fetischismus- 


lailiger  sein  konnte,  daß  es  Eich  eher  um  eine  Art  von  Geschlechtsverkehr 
handelte. 

[Diese    Erzählung    läßt    uns    an    eluen    Kastrationskomplex    und    eine 
Fellati ophantasie  denken.    Schenken  wir  der  Kranken  Glauben,  dann  müssen 
wir  annehmen,  daß  das  DienHlmädehcn  —  zweifellos  eine  pathologische  Ei- 
seheinun:;    —    die   Paraphilic   des   Kastrations-   oder   Fellatiokomplexes    dem 
Kinde  übermittelt  oder  die  bei  demselben  etwa  bestellenden  Paraphilien  ver- 
stärkt hatte.  Allein  wir  finden,  wie  es  sich  später  zeigt,  die  beiden  Komplexe 
bei  unserer  Patientin  vor.   und  zwar  von  einem  früheren   Zeitpunkte  stam- 
mend.    Daher  neigen  wir  zu  der   Annahme,     daß  die  ganze  Erzählung  er- 
1' linden     sei     und     eine     hysterische     W  u  n  s  ch  ph  a  n  t  a  ^  i  e     vor- 
stelle,    trotzdem  dies  von  der  Kranken  selbst  nicht  direkt  hervorgeholt 
werden  konnte.] 

Sitzung  12.  Meine  Mutter  hat  mich  in  der  ersten  Zeit  meines  Lebens 
oft  mit  stürmischen  Zärtlichkeiten  überhäuft.  Ich  habe  mich  schon  als  Kind 
nach  diesen  ZärÜichkciten  gesehnt.  Leider  waren  sie  für  mich  vom  3./4.  Le- 
bensjahre unrettbar  verloren. 

(Traum  7.)  Ich  trete  eben  aus  einem  Stationsgebäude  heraus.  In 
diesem  Aiigenblicko  setzt  sich  ein  vor  diesem  Gebäude  gestandener 
Wagen  in  Bewegung,  in  welchem  zwei  meiner  Koll^innen  sich  befinden.') 
Die  eine  der  beiden  ruft  mir  zu,  ich  müsse  nun  zu  Fuß  gehen,  da  ich 
mich  60  langö  verweilt  habe.  Trotz  Einwendungen  der  zweiten 'Kollegin 
eowio  des  Kutschers  fährt  der  Wagen  fort.  Ich  trete  also  meine  wLi- 

■  derung  an  und  da  c  i  n  j  if  n  g  e  r  B  u  r  ß  c  h  e  an  mir  vorbeigeht,  benutze 
ich  diese  Golegenlieit  und  frage  denselben  um  den  AVcg.  Er  gibt  mir  \us- 
kiinft  und  begleitet  mich  ein  Stück  des  Weges,  welcher  durch  diese  Ort- 
scliaft  führt.     Dort  angekommen  verläßt  er  mich  und  ich  setze  meinen 

.  Weg  allein  fort.  Eine  steile  Straße  führt  mich  nun  empor.  An  der  rechten 
Seite  habe  ich  Wald,  linker  Hand  dehnen  sich  Wiesen  aus.  Der  Weg  wird 
immer  steiler  und  steiniger  und  mühsam  sehreite  ich  vorwärts  Der 
Wagen,  der  erst  meinen  Blicken  entschwunden  war,  fährt  jetzt  vor  mir 
Wie  der  Kutscher  sich  umsieht  und  mich  erhiickt,  sehe  ich  wie  er  sich 
an  meine  Kollegin  wendet,  so  ungefähr,  als  ob  er  fragen  würde  oh  sie 
mich  nicht  doch  miüahi-cn  lassen  mochte.  Mittlerweile  bin  ich  dem'  Watren 
nahegekommen  und  ehe  noch  meine  Kollegin  auf  die  Frage  des  KutscherR 
.,  geantwortet  hat,  lehne  ich  selbst  dankend  ab.  Ich  denke  mir  ich  will 
euch  meine  Gesellschaft  nicht  aufdrängen  'ihr  h  r,  b  t 
mich  bis  jetzt  gehen  lassen,  so  werde  ich  meinen  Weg 

jetzt  unbedingt  allein  fortsetzen,  um  so  mehr  als  ich 
an  dem  A  loinsein  nun  Gefallen  gefunden  habe  N^h 
emor  ziemlichen  Strecke,  die  ich  noch  gewandert  bin,  gelan-^p  inh  ■.T.rl 
lieh  in  ein  Gebirgsdorf.  Mir  schien  es,  als  wäre  ich  fern 
m  e  i  n  e  r  H  e  i  m  a  t.  Die  Menschen  und  ihre  Gebräuche  waren  mir  frlmd" 
,  Die  Bewohner  dieses  Dorfes  schienen  ein  Fest  oder  dergleichen  zu 
feiern,  sie  w;ircn  in  ländlicher  Tracht,  aber  festlich  gekleidet  auf  einem 
großen  Platze  versammelt.  Ich  blieb  stehen  und  sah  ihrem  Treiben 


zu. 


gegeben. 


')  Die   Träuinü    eiiid    iu    bozug    auf    Stil    und    Orthographie   unvergndert   wiedor- 


fcV 


Aualysü  uiiics  Kjiili's  vtiu  Ti'jrjsveBtilismiis,  f>47 

Ich  sah,  duß  sie  einen  großt.'!!  Kreis  gebildet  hatten,  so  daß  in  der  .Mitte 
freier  Riutiu  war.  Die  ni  eisten  vuii  den  Leuten  hatten 
zwei  kleine,  reahteckigc,  rote  Gefäße,  welche  sie 
zur  Erde  warfen.  Bei  dem  AuHaU  zerschellten  dieselben  und  aus  je 
einem  Gefäß  sprang  eine  rotgekleidete  Figur,  und  zwar  immer 
eine  männliche  und  eine  weibliche.  Sie  waren  ungefähr  koEtümiert 
wie  Satan  und  Satanella.  Diese  Pärchen,  welche  ungefähr  die  Höhe  von 
20  cvi  haben  mochten,  begannen  nun  zum  Ergötzen  der  Zuschauer  einen 
drolligen  Streit.  Eine  Weile  sah  ich  diesem  Spiele  zu,  aami  entfernte 
ich  mich  kopfschüttelnd  übei-  dieeen  sonderbaren  Gebraucli. 

[Dem  Traume  i.it  es  imsi-lnvei-  /.u  cnlnchmeu,  daß  es  sich  um  das  Verhält- 
niß  zur  Familie  handelt.  Der  lungc  Bursche,  der  ihr  den  Weg  zeigt,  ist  der 
Analytiker,  „die  steile  Straße"  versinnbildlicht  ihren  parapathischen  Lebens- 
weg. Die  Trotzeinsteilung  zur  Familie  ist  ihren  Worten  deutlieh  zu  ent- 
nehmen. Wichtig  ist  der  zweite  Teil  des  Traumes.  Es  werden  je  zwei  längliehe 
Gefäße  zu  Boden  geworfen,  aus  denen  je  ein  Mäimchen  und  Weibehen  ent- 
epringon-  We  führen  miteinander  einen  „drolligen  Streit''.  Der  Streit 
iet  der  Kampf  des  miinnliehen  und  des  weiblichen  Prin- 
zips in  dei-  Seele  der  Kranken.  Gleichzeitig  bedeutet  das  „Pest" 
ein  Zeugungsfest,  hei  welchem  sowohl  Mäiinehen  als  auch  Weibchen  zur  Welt 
kommen.  Träumerin  ist  beides  zugleich,  ein  psychischer  Kenn- 
aphrodit,  eine  Art  Lingam.')  Der  psychische  Henna phroditismus  scheint  fleu 
Kern  des  Transvestitismus  auszumachen.] 

Sitzung  13.  Der  Stiefvater  bemühte  sich  schon  in  meiner  frühesten 
Jugend  darum,  daß  ich  zur  Stütze  des  Hauses  und  womöglich  zu  einer  braven 
Hausfrau  erzogen  werde.  Das  brachte  mich  stete  in  Wut.  Er  kaufte  mir  ab- 
sichtlich laute]-  Mädchenspielzeug  und  Handarbeiten  und  versuchte  auf  diese 
Weise  die  Liebe  zu  dii^en  Dingen  bei  mir  hervorzurufen.  Ich  haßte 
aber  alle  Gegenstände,  die  von  ihm  stammten.  Meine  Mutter 
maclite  mir  oft  Vorwürfe,  daß  ich  dem  Stiefvater  nicht  freundlicher  ent- 
gegenkomme. Ich  weiß,  daß  ich  mir  dadurch  viele  Konflikte  erspart  hätte, 
allein  ich  konnte  nicht  anders.  Übrigens  erinnere  ich  mich,  daß  mein  Groß- 
vater und  selbst  mein  Stiefvater  von  den  häuslichen  Arbeiten  eine  sehr  ge- 
ringe Meinung  hatten.  Mir  ist  die  Hausfrau  wie  ein  unbezahlter  Dienetbote 
vorgekommen.  [Andere  Mitteilungen  belanglos.] 

Sitzung  14.  Als  die  Mutter  zum  zweiten  Mal  verlobt  war  (6./7.),  er- 
fuhr ich,  daß  sie  sich  nie  ein  Mädchen  gewünscht  hatte, 
daß  ich  sie  mit  meiner  Ankunft  sozusagen  enttäuschte.  Sie  sagte,  ihr  sehn- 
lichster Wunsch  sei  es  gewesen,  wenigstens  in  der  zweiten  Ehe  Buben  zu  be- 
kommen. Glauben  Sie  nicht,  daß  der  Wunsch  der  Mutter  für  die  Veranlagung 

des  Kindes  von  Bedeutung  ist?  —  ,,,-,,■ 

'   Darauf  kann  ich  Ihnen  keine  Antwort  geben.  Wohl  aber  erscLemt  es 

mir  möglich    daß  ein  Kind,  welches  einen  solchen  Wunsch  kennt  und  um  die 

Gunst  linesElternteiles  wirbt,  unter  Umständen  durch  diesen  Wunsch  allein 

in  seinem  Wesen   IceinllußL  werden   kann."J 

Ich  trug  bis  12./13.  Ohrringe  und  Mädchenkleider.  In  dieser  Zeit  (12. /13.) 

trat  eigentlich  auch  der  Wunsch  nach  H  er  r  en  k  1  e  i  d  u  n  fr 

*J  Bemerkung  von  Dr.  SteM. 

35* 


:s-r- 


i_    'B* 


5-i8 


Fctiscliismus, 


zum  er  s  Uli  M  ;i  1  (.■  a  u  1',  weidier  Wunsch  sowohl  vom  Stiefvater  als  auch 
von  der  Mutler  mit  größtur  Mißbilligung  üufgeiiomnien  wurde.  So  kam  es,  daß 
ich  erst  im  22.  Lnbens  j  nh  r  e,  nachdem  ich  7  Jahre  bereits  von  den 
Eltern  getrennt,  bei  der  GToßmu.tter  gelebt  hatte,  das  Haar  nach  Mäniicrart 
geöchoren  liabo  und  in  meinem  Zimmer  gelegentlich  die  Herrenkeidung  an- 
legte. In  der  Zwischenzeit  C12./22.)  begnügte  ich  mich  mit  ciuem  halb- 
gestutzten Haar,  Herreukragen,  Manschetten  und  Krawatten,  konnte  aber  dem 
Drange,  die  peinliche  Mädehenk leidung  von  mir  zu  werfen,  nur  mit  Mühe 
widerstehen,  [t  Vgl.  die  Angaben  aus  der  I.Sitzung  und  dem  Einfiihrungs- 
achreibon,  in  welchem  der  ]i:indruck  erweckt  werden  soll,  der  Transvestitisraus 
habe  mit  dem  Wintermantel  (:i/4-)  seinen  Ursprung  genommen.  Wir  werden 
die  Entwicklung  des  triinavcBtiti sehen  Gedankens  einer  eingehenden  Prüfung 
unterziehen  müssen. 

„Versuchen  Sie,  soweit,  es  Ihnen  möglich  ist,  die  Gefühle  wieder  zu  er- 
leben, "die  Sie  beim  Tragen  des  bewußten  Wintermantels  hatten  T'] 

Ja,  da  fällt  mir  etwas  ein.  Ich  schaute  in  den  Spiegel  [t  vgl.  Sitzung  1 
über  den  Spiegel  !l  und  h  a  li  e  mir  in  dem  Mantel  außerordent- 
lich gefallen. 

[„Fiel  Ihnen  schon  damals    die    Älmlichkeit    mit    einem    Husarenrocke 

auf?"l 

Nein,  dies  ist  meine  heutige  Vermutung.  Damals  hatte  ich  nur  ein  Ge- 
fühl der  Zufriedenheit,  des  Stolzes  über  meine  Schönheit.  Alle,  die  mich  da- 
mals sahen,  lobten  mich. 

[„Können  Sie  mir  angeben,  ob  nicht  dieser  Umstand  es  war,  der  Sie 
xum  unahlässigeu  Tragen  dieses  Kleidungsstückes  hewog?"] 

Ich  kann  mich  daran  nicht  erinnern;  dieser  Gedankengang  erscheint 
mir  aber  sehr  wahrsclioinlich.  Es  war  ein  außerordentliches  Geschenk  und 
einu  'Irdcht.  die  mich  über  die  anderen  Kinder  stellte;  ich  kam  mir  sehr  über- 
legen vor,  wohl  zum  ersten  Mal  im  Leben. 


Sitzung  15.  Ich  habe  von  der  frühesten  Kindheit  an  gehört,  die 
Mutter  hätte  eich  geärgert,  daß  sie  keinen  Buben  hätte.  Ich  habe  sie  be- 
dauert. Später  dachte  ich  mir,  daß  dies  der  Grund  sei,  warum  sie  mich  ver- 
nachlässige. Wenn  ich  ein  Knabe  gewesen  wäre,  dann  wäre 
alles  anders  gekommen. 

[,,Sie  sagten  in  der  vorigen  Sitzung,  daß  es  in  erster  Linie  Selbst- 
gefallen gewesen  wäre,  welches  Sie  zu  dem  ununterbrochenen  Tragen  des 
Wintermantels  bewogen  hätte:  hatten  Sie  denn  bei  den  anderen  Kleidern 
keine  Möglichkeit,  Ihre  Eitelkeit  auszuleben?"] 

Ich  glaube,  nicht.  Mir  ist  kein  Kleid,  keine  Frisur  gut  gestanden.  Mein 
Haar  brachte  mich  oft  in  eine  solche  Wut,  daß  ich  es  an  der  Stelle  abschneiden 
wollte.  Ich  fand  dann,  als  es  eo  weit  gekommen  war,  daß  mich  diese  Frisur 
viel  besser  kleide  als  die  weihliche. 

(Traum  8.)  Ich  bin  daheim  in  meinem  Zimmer.  Zufällig  werfe  ich 
einen  Blick  auf  meinen  Vogel  und  sehe  zu  meinem  Erstaunen,  daß  der- 
selbe am  Boden  Beines  Hauses  im  Sande  liegt,  mit  geschlossenen  Augen. 
als  wenn  ihm  etwas  zugestoßen  wäre.  Ich  rufe  die  Mutter^  herbei,  zeige 
ihr  das  Tier,  offne  den  Käfig  und  nehme  dasselbe  heraus.  Die  Mutter  hat 

'}  Justinr. 


Analyse  eines  FnlleE  von  TranByestitiemuB. 


r)49 


mittlonveilt!  Weibbci-  gebracht,     ich   tuuche  pineii   Schwamm   ins  Wasser 
und  b  t!  g  i  ]iii  i;  fl  11  in  i  t  den  Vogel  n  u  waschen.    Wie  ich  spüre, 
(inß  eich  iloi'sdbu  wieder  zu  rogon  beginnt    und    die    Augen    aufschlägt, 
bringe  ich  ihn  wieder  in  seinen  Käl'ig  zurück.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit b  e  e  e  h  ni  u  t  z  t  in  i  c  !i  d  :i  e  T  i  o  r  ;i  ni  A  r  ni  uiid  zugleich  habe 
ich  das  Gefühl,  a  l  b  w  c  n  n  i  c  h  a  ii  c  h  d  e  ii  Mund  v  n  I  1  Kot  hätte. 
tlbcr  diesem  Gefühl  des  Ekels  ei'wache  i:;h. 
[Der  Traum  ist  mehrfach  determiniert.  Der  Anlang  bteht  im  unanisti- 
eehen  Zeichen.  („Ich  wasche  meinen  Vogel,"}  Charakteristisch  fiii-  das  horao- 
ee-xuello  Denken  ist  die  bisexuelle  Verwendung  der  Genitalsymbolik;  der  Vogel 
gilt  ansonsten  als  Phallussymbül.     —     Die     M  u  1 1  e  r  f  i  x  i  e  r  u  n  g     be- 
herrscht die  o  n  a  n  i  s  t  i  e  c  h  e  Phantasie.  —   Zum  Schlüsse  finden 
wir  eine  Bestätigung  für  die  Annahme,  der  Mund  der  Kranken  stelle  eine 
erogcne  Zone  dar.  Es  handelt  sich  um  eine  F  o !  1  a  t  i  o  p  h  a  n  i  a  s  i  e.  —  Wie 
aus  den  späteren  Angaben  folgt,  äußert  sidi  diese  Phantasie  in  unserem  Falle 
sowohl  in  der  negativen,  das  heißt  phübiechcn  Richtung  (Ekel,  Abneigung), 
als  auch  in  der  positiven,  libidinösen.  D  i  e  z  w  e  i  t  c  D  e  u  t  u  n  g  lautet:  Der 
Vogel  —  der  blano  Vogel  —  das  Uoinantisclie  ist  die  Parapatliie.    Patientin 
verhindert  das  Absterben  der  Parapathie.  Sie  hat  „Kot  im  .Munde"  bedeutet, 
daß  sie  darüber  Ekel  empfindet,  daß  sie  in  der  .\nnlyse  über  so  viel  „Schmutz" 
berichten  müsse.     In  diesem  Sinne  ist  der  Traum  ein  Widerstand  st  räum,  — 
Koprophile  Tendenzen  kommen  nicht  in  Betracht.   Gleichsinnig:    Ihr  gestorben 
gewähntes   Geschlechtsleben   erwacht  während   der    Analyse,   abiM'   sie  sperrt 
es  wieder  in  den  Käfig  ein,  als  sie  merkt,  dalJ  es  lebendig  wird. 

Schließlich  äußert  sich  hier  noch  ein  Problem.  Die  Träumerin  er- 
weckt „ihren  Vogel"  zum  Leben  bedeutet :  sie  belebt  ihren  Phallus, 
der  unentwickelt  (tot)  ist,  ein  Gedankengang,  der,  wie  tiefer  zu  sehen  ist.  zu 
den  wichtigsten  aus  der  Kindheit  des  Mädchens  gezählt  worden  muß.  Der 
Mnttergedanke  {„die  Mutter  bringt  mittlerweile  Wasser")  ist  bei  der  Be- 
lebung des  Phallus  wirksam.] 

(Traum  9.)  Ich  gehe  anf  der  Straße  und  trete  nach  einer  Weile  in 
'     ein  großes  Haus.  Ich  steige  die  Treppe  empor  und  bleibe  vor  einer  ge- 
schlossenen  Türe  Btehen,    als   ob   ich   etwas   kaufen   wollte   und   warten 
müßte.  Wie  mein  Blick  an  mir  heruntergleitet,  sehe  ich,  daß  ich  in 
iJ  0  r  r  en  k  1  ei  d  e  r  n   bin.   Da  ich   die  Absicht   hatte,   nach   besorgiem 
Einkauf  mich   in  das   Amt    zu   begeben,  ich  aber  ineine  Kleidung  soeben 
iiemerkt  habe,     entferne  ich  mich,     weil   mir  der  Gedanke  kommt,  es 
könnten  andere  Personen  ans  meinem  Amte  kommen  und  mich  in  dieser 
Kleidung  sehen.  Ich  beschließe  daher,  mit  der  Elektrischen  nach  Hause 
zu  fahren,  um  mich  niiizukieiden.  Ich  gehe  fort.  Auf  der  Straße  kon- 
statiere ich  mit  großer  froudo,  daß  ich  mich  in  dieser  Kleidung 
ganz    ungezwungen    bewege,    ohne    von    den    M  e  n  s  c  li  e  n 
belästigt    zu   werden,   a  u  c  li    freue   ich   m  i  c;  h    über   mein 
vorteilhaftes     Aussehen.      Ich   steige    in    die    Tramway    und 
fahre  heim. 
[Wir  sehen  hier  wiederum  das  Problem  der  Straße.     Der  Einkauf  be- 
trifft, wie  die  Assoziationen  zeigen,   die  Lielx',   im  engeren  Sinne  <las  männ- 
liche Genitale.  Das  Verhältnis   der  Träumerin   zu   den  Herreiikleidern  verrät 
einen  Mechanismus,  den  wir  bereits  kennen.   Sie  wird  auf  der  Straße  „von 
den  Menschen  nicht  belästigt"   ist   meiner  Ansicht   nach   der   wichtigste  Teil 


5^0 


Fetischismus. 


ü 


w  Traumes.  Er  bedeutet,  daß  sio  durch  die  Herrenkleidung  vur  de»  An- 
ehtungen  des  realen  Lebens,  in  erster  Linie  denen  der  Mäniier,  geschützt 
'    ■"      "'     ■  "  erklärt  den  im  Traume  (i  iingedeuteten  Kom- 


revoltiert  in  ihrer 
sich  eine  Idee 
s  e  i  n,      respektive 


de<j 

feehtun 

ißt.  Das  Wort  ,, ungezwungen 

plex.  Beim  Anlegen  der  Männerkleidung  fällt  ein  Zwang  weg:  der  Zwang 

Weib   zu   sein.   Sie  fühlt  sich  ,, ungezwungen",     Sie 

Parapathie  gegen  diesen   Zwang   des   Schicksals  und  schafft 

fixe,   einen   parapatliisehen    Zwang   Mann    zu 

ais  solcher  zu  erseheinen. 

Der  Mechanismus  dieses  Falles  verrät  iviclitige  Beziehungen  zu  dem 
einer  Zwangsneurose.  Deutlich  tritt  auch  der  narzißtische  Hinter- 
grund der  Parapathie  zutage.] 

Sitzung  16.  (Traum  10.)  Ich  befinde  mich  in  einer  größeren 
Gesellschaft  auf  einem  Spaziergange.  Wir  treten  in  ein  altes  Haus, 
zuerst  in  einen  Hof,  dann  gehen  wir  eine  Stiege  empor.  Von  den  mich 
begleitenden  Personen  werde  ich  unablässig  ge- 
hänselt. Wie  wir  über  die  Stiege  emporgehen,  sehe  ich  durch  ein 
C  angfeneter  und  da  scheint  es  mir,  als  wenn  drinnen  eine  Schnei derwerk- 
stätto  wäro.  Tch  trete  alao  ein.  Eine  Frau  kommt  [uir  entgegen  und 
fragt  nach  meinem  Begehr.  Icli  erkundige  mich,  oh  hier  eine 
Schneiderwerkstätte  wäre.  Dies  wird  von  der  Frau  bejaht.  Nun  erkmidige 
ich  mich  weiter,  ob  dies  ein  Damen-  oder  Herrenschneider 
w  a  r  e.  In  diesem  Augenblicke  tritt  ein  iungcr,  kränklich  aussehender, 
imgefähr  20  Jahre  alter  Bursche  ins  Zimmer.  Auf  diesen  Burschen 
weisend,  antwortet  die  Frau,  daß  ihr  Sohn  zwar  Herren- 
schneider wäre,  wegen  A  r  b  e  i  t  a  m  a  n  g  e  1  aber  auch 
Damonarbeit  übernehmen  müeee.  Ich  frage  noch,  wie  hoch 
sich  der  Preis  für  einen  Herrenanzug  stellt,  und  entferne  mich  dann. 
Ich  gehe  die  Treppe  hinunter  und  trete  in  den  Hof.  Auf  dem  offenen 
Gange  stolicii  einige  von  meinen  Begleitpersonen  und  bewerfen  mich 
von  oben  mit  Blättern,  Steinen,  P  a  p  i  e  r  ^  h  f  ii  1 1  e  n 
11.  dgl. 

fDer  Traum  enthält  eine  Mutterleibsphantasie  (die  Wande- 
rung durch  das  alte  Haus).  Der  Sinn  des  Traumes  ist,  daß  sich  die  Träumerin 
darin  „umschneidern"  läßt  {Schneider  —  Kleider  —  Sexuell).  Der  Sohn  der 
Frau  ist  die  Kranice  selbst.  Sie  nahm  früher  „Herrenarbeit"  an  (sie  war 
in  der  Kindlieii  licteroecxucll),  jetzt  aber  müsse  sie  wegen   „Arbeitsmaneer" 
„Damenarbeit'"    übernehmen    (homosexuell    sein).     Wieder   kommt   hier   H' 
Frage   zum    Vorscliein,   „um    welchen   Preis"   sie  die  „Damenarbeit"   anneh*^ 
men  solle.    -    Die  Perdonen,  welche  die  Träumerin  mit  ,  Blättern    Steinen 
Papierabfälien  u.  dgl."  bewerfen,   drücken  vor  allem  das  Schuldbewußtsein 
aus,     ferner  stellen  sie  pla.sLiBch   die  Verliölmung   ihrer  Weiblichkeit 
schließlich  bietet  die  Szene  einen  wichtigen  Hinweis  auf  die  Christusidenf?« 
zierung,   die   wir  später   besprechen   werden.    —   Was   ist   hier   Hoi-   o         T 
Mutterleibsphantasie?  ~  Die  utopischen  Glücksträume  aufzuceben    hT  ,7/ 
pfuschte  Leben  rückgängig  zu  machon,  in  die  „Heimat"    ins    alte  HW' 
riickzukehrcji.    um    neugeboren    zu    werden,    in    einer     ihrer  "wC        !       1' 
sprechenden  GestaJt.  Das  Gefühl,  das  Leben  ungenützt  verslreichon^'.M    T 
spiegelt  sich  in  emem  Gedichte  der  Patientin  aus  der  PrirtüLzeit  wieder  ] 
Glaubet  nicht,  es  sind  nur  Worte, 
Dio  ich  hier  im  Liode  klag', 


I 


Aualyso  eiucs  Falles  von  'l'ransvestitismus,  :»fil 

Nein,  ihr  wißt  nicht,  wie  viel  Sehnen 
Ich  iii]  Herzen  trag'. 

Nein,  ihr  wißt  nicht,  win  viel  Qualen 
Ich  schon  etiinnii  l)cjgrulj. 
Wie  liein  einz'gee  Herz  von  allen 
Nach  dem  nioinen  schhig. 

Wie  nach  Zärtlichkeit  und  Liebe 
Qualvoll  ich  mich  sehn'. 
Wie    dos    Lebens    ecliöiiBte    Tilge 
Ungenützt  vcrgo  h'n, 

ü,  daß   ich  das  Herz   noch   fände. 
Das  für  mich  auch  i^ehlägt, 
Sunne  mir  das  Leben  eponde. 
Einmal,  ch's  zu  spät! 

[Der  Sohn  der  Frau  ist  aucli  der  Bruder  der  Patientin,  mit  dem  sie  sich 
in  der  Parapathiß  zu  identifizieren  scheint.] 

Sitzung  17.  I  Ich  übergehe  einen  unwichtigen  Traum.]  Ich  habe 
zeitweise  grüße  Abneigung  gegen  Würstel.  In  der  Zeit  des  10.  bis  12.  Lebens- 
.iahrcK  habe  ich  überhauiit  keine  essen  kennen.  Ich  habe  vor  dem  darin  be- 
findlichni  Fett  starken  Ekel  und  laule  Gefahr,  die  Würstel  zu  erbrechen. 
MöglieherweiBc  spielt  hier  eine  Wurstvergiftung  eine  Rolle,  die  ich  mir  in 
der  Kindheit  zugezogen  hatte.  Diesen  Ekel  empfinde  ich  merkwürdigerweise 
aiidi  vor  dicken  Männern. 

[„Was  hat  Ihnen  in    Ihrem  Leben  den  stärksten  Ekel  verursacht?"] 

Alir  fällt  soeben  ein  scheußliches  Erlebnis  ein.  Ich  war  zirka  15  bis 
IG  Jahre  alt  und  fuhr  mit  der  Stadtbahn  nach  Hause.  Mir  gegenüber  saß 
oin  älterer  Mann,  sonst  war  der  Wagen  leer.  Wir  kamen  gerade  in  einen 
Tunnel,  als  derMann  aufstand,  sei  neGenit  allen  entblößte 
II  n  d  V  o  r  m  i  r  0  n  a  n  i  e  r  t  e.  [t  Vgl.  Sitzung  3,  meine  direkte  Frage  nach 
einem  traumatischen  Erlebnis  mit  einem  Manne  wird  verneint!]  Ich  war 
nunnentan  vor  Schreck  ganz  lahm,  dami  wurde  mir  übel  und  ich  verheß  das 
Abteil.  Ich  glaube,  daß  dies»  Roheit  zur  Abneigung  gegen 
die   Männer   beigetragen   hat 

i"„Was  dachten  Sie  momentan,  als   Sic  das  Uhed  erblickten.''  J 

leii  kann  mich  nicht  erinnern.  Ich  war  vor  Schrecken  gelähmt. 

[„Wollen  Sie  nachdenken,  solche  Fragen  kann  man  nicht  glattweg  be- 
antworten!"] .  r<    1     1 

Ja  jeixt,  fällt  niirs  ein.  Ls  war  aber  em  ganz  dummer  tieaanke. 

Mir  fiel  nämlich  momentan  ein:  Schneide  ihm  mit  deiner  Schere 
das  Di  n  gab!  Hier  hastdu,  was  dusuchst,  rcißeeB  andich! 
Der  Ekel  war  damals  ganz  besonders  groß,  weil  mir  die  Größe  der  Genitalien 
80  unwahrscheinlich  vorkam.  Finden  Sie  nicht,  daß  es  einigermaßen  komisch 
ißt   daß  ich  Ekel  vor  diesen  Genitalien  empfand  und  gleichzeitig  den  Wunsch 

hatte,  Fie  zu  besitzen?  -  ,       ,        , '.  ,.         ..       , 

'Sie  lenkt  systematisnh  meine  Aufnierksamkoii  vom  Kastrationskoui- 
plex  ab:  darum  frage  ich  direkt: 

Ist  Ihnen  der  Gedani^e,    oin  Glied  abzuschneiden,     in    keiner    ajidereii 
Situation  mehr  gekommen?"] 


■N->.- 


5ö2 


Ketischisinus. 


,1a,  iiii  S./9.  Lcbeiisiahr  teinerkle  icti  bei  mcineiii  Bruder  zuirj  erstai 
Male  einen  Poiiiö.  Aiigt.niiliddidi  kam  mir  der  Godaula.:  May  ist  es.  w  ra  .. 
den  Bubon  ii  u  s  m  a  c  h  t,  das  ist  es,  was  dir  fehlt  und  w  n  e 
die  Mutter  an  dir  lutljcn  wollte!  TJnd  dann.  Du  bißt  ja 
starker  a  1  s  e  r,  s  c  h  n  e  i  de  i  h  m  d  as  D  i  n  g  v  eg,  <■  i  gni?  dir  soin 
(jiied  an.  Dicso  Gedanken  sind  blitzschnell  aufgetaucht  und  ebenso  vcr- 
gangei).  Ich  dachto  mir  nur:  Du  warst  krank  und  bist  noch  immer  kleiner 
und  schwächer  als  deine  Altersgenossen;  dir  wird  das  Glied  noch 
wachson.  Als  dann  aber  die  Menstruation  kam,  wußte  ich  bereits, 
daß  alles  vergebens  sei  und  war  längere  Zeit  ganz  un- 
glücklich. 

Ich  erinnere  mich.  liaB  ich  bis  zu  meineni  Ö./9.  Lobensiahre  den  U  *•■- 
sehlechtsunter  (schied  nur  nach  den  Kleidern  beur- 
teilte; ich  dachte,  daß  es  nur  der  Umkleidung  bedürfe 
n  III  ein  Bub  z  u   w  e  r  d  e  n. 

|Die  MitUMlungeii  enlbaltcu  wichtige  DeiaiLs.  Die  Üeutuny  der  Ti-iiujur 
2  und  5  wird  immer  vollkommener;  das  „Zuschauen"  und  die  „rutkostümier- 
ten,  lahnentragenden  Männer''  werden  ims  verständlich.  Traum  '^  bildet  eine 
Reproduktion  des  oben  gesebilderl^n  traumatischen  Erlebnissen  Kostümierte 
Bilder  gleich  rotkostümierte  Mimner  nii-t  Fahnen  sind  Phalhisse  die  sio  be- 
trachtet.   Rot    kostümierte    Männer    heißen    inicli    Kinn!i,.i.    v.^     l        ,     '    , 

k„.,:  Mu„„„,.  i,„  Worte  „A„t„,r.™„..  ;s  drH™S°,tst°.t 

Köhabto  Onanie  und   eine   Eieensehaft  i  p.-    «■,-..„!.„„     j:.     .  T^. 


I 


Sitzung  18.  Habe  ich  in  der  vorif^-n  t;u  ,   , 

der  Anblick  der  Genitalien  .-keltv  Da«  m,  ft  ,^'r''"^  l>ehauptet,  daß  mich 
liehen  Geschlechtsteile  verursachen  Ekel  wJn  ■  v,'*'''"'^'^'"''  ^'"'"  ^'^  "'^""' 
liebte,  dann  wäre  ich  ohneweiters  imstande  ^  '  ''^"'*  ^''■''™  ''^^^^'^-'  ^'^  '"^^ 
machen  [t  vgl.  Sitzung  2].  übrigens  M  so  J-''  '"^^l  "^^  ^""'"1^'g"«  ''" 
Die  alleinstehende  Dame,  bei  der  ich  n.,l.  .^  'T^  ^'''""  vorgekommen, 
^volmtc,  eine  gewesene  Schauspielerin  w..  t"^  T^''  "''''  ^'«'"  ^=""^^''' 
und  ir.  ihren  Launen  unberechenbar  Sie  7  nt  ^^'^^"^'^^'^W'cho  MorphinisÜB 
gegenseitigen  Kunnilingiis-  ich  wiilicrfp  "^  ?"'  *''""*^'  ''^"  Antrag  eines 
Tage  an  auf  die,?e  Weise  öfters  befriodi^f  S"  n  ^^'"'  ^^^^'^  ""^  ^'"^  *'^^''"' 
empfangen.  Die  Vorstellung  davon  vorurRncM  ■  ^"'^  Herrenbesuche  zu 
Da  mir  dieser  Ekel  mit  der  Zeit  die  A^  l  '""'  Se^^-ölmlich  Ekelgefühle, 
machte,  beschränkten  wir  uns  auf  gegenseit  '1"??  '  ^"""i«ns»s  unmöglich 
Bei  dieser  Gelegenheit  machte  ich  die  ?Sf  i,  '"'"  *'"  hegender  Position). 
Vagina  vollkommen  une^p  VStTf-  ''''  '^^  ^^  '"' '' 
esEieren  mich  in  erster  Linie  die  Brüste  inl  V  "■  ^  "^"^  ^'^^^^^  '"^'■" 
denen  ich  lH,in,  Gcsehlechtsakte  gerne  sau  Jn«''*'  '''"  ^^^^warzen,  an 
iuRtreichen.  ^  ^^^^-  '-'^'"  Saugvorgang  gehört  zu  den 


\ 


,t~^. 


Aiialysp  eines  Falles  von  Traiisvestitismus,  553 

i>  i  t  /,  u  n  g  19.  Nicht  eine  beliebige,  s  o  ii  d  t'  r  ii  stets  nur 
die  europäische  Mäniierkleidung  kominfc  für  mich  in 
Frago  TJuter  anderen  VoUcerschaften  könnte-  iidi  nnr  iilt^  Europäer  mich 
wohl  fühlen.   [AndGro  Details  belanglos.! 

(Traum  11.)  Ich  gehe  mit  feiner  weiblichen  Bßgleitpereon  iiui  der 
Straße.  Wir  kommen  zu  einem  großen  Eckgcbäude.  Dasselbe  erweckt 
den  Kindruck,  als  wenn  es  im  orientalischen  Stile  gebaut  wäre,  ich  halte 
dasKclhd  für  eine  Moschee.  Wir  treten  in  dieses  Gebäude.  Innen  sieht 
es  aus  wie  eine  große  W  a  1 1  f  a  h  r  t  s  k  i  r  e  h  e.  Wir  liis^eii  un.^  ni  eiiu'in 
kurzen  GeSwt  nieder  und  ich  äußere  dann  den  Wunsch,  das  Gnadcn- 
bildnis  zu  bcsiehligen.  Da  icli  aber  nicht  weiß,  w^o  sich  dasselbe  be- 
findet, frage  ich  meine  Begleiterin.  Diese  deutet  auf  eine  große  Tiepiie  hin, 
wo  ich  viele  Personen  ab-  und  zugehen  sehe,  und  sagt  mir,  diese  treppe 
,  solle  ich  emporgehen,  dort  werde  ich  schon  c  i  n  e  N  o  v  i  z  e  linden  dieser 
solle  ich  mein  Losungswort  geben  und  ersuchen,  mir  den  Wog  zu 
weisen,  dieser  würde  mich  dann  vor  das  Gnadcnbild  führen  Ich  tolge 
ako  dieser  Weisung.  Auf  der  Treppe  begegne  ich  einer  FraiicnP- 
person,  ich  grüße  sie,  indem  ich  den  Hut  abnehme, 
und  trage  ihr  mein  Begehren  vor.  Sic  fragt  nach  ineinom  Usuiigs Worte, 
ich  mache  dasselbe  namhaft  und  sie  übernimml,  nun  die  Fuhrung.  De 
Weg  führt  uns  durch  Säle,  in  einem  davon  s  t  e  h  e  n  Betten.  Sie  trU 
/.u  einem  Bett,  ich  sehe  auf  demselben  Fap.ere  l-g'J'.  '"/XS  ^ "^^^ ! 
.ucht  sie  etwas,  dann  setzen  wir  den  ^^'eg  wieder  fort.  Endh  h  s  d  w  . 
]  t>-i  j  „«i.i,nTf  Er  sieht  wie  ein  M  a  d  o  n  n  e  n  b  1 1  d  aus  und 
vor  dem  I^'l«**^  j!"/^,^"^^^^  ^  eine  Weile  stehen  und   betrachte 

ich   '^«!;,^.,f  ^^'^  '^«^  .^J"^"^  J  '         Dann  ziehe  ich   einen  Beutel   hen-or, 
dl..:es  Bild  und  ,'Cen  ÄJndlichen  Gefäß  Tabak  heraus  und  l«re 
aypp  mit  omem  kleinen  aarin  om  p„f:;ii     n-inn   cntfenie 

denselben  in  ein  vor  dem  Bilde  bereit  gestellteB  Gefäß.  Dann  entfenie 
ich  mich,  um  meine  Begleitperson  zu  suchen. 

-n  -  i„.  p.Hienlin  bringen  nichts  von  Bedeutung. 

I  Zwei  weitere  Traurue  der     .  ü  nUn  ^^^^^  ^^^.  ^^  ^y-^.  ,,,,,„ 

Der  oben  zitierte  Traum  gebort  '; '  f  "J',';';^  i  ö  s  en  K  o  m  p  1  ex  in  einer 
hier  die  M  u  1 1  e  r  f  i  x  i  e  r  u  n  S  ^  f^SkuH  In  der  Phantasie  vollzieht  die 
wichtigen  Kondensation:  dem  M' j^""^';'^^"'^-^,  ;,,,  c}„,d,  «u  .erflehen,  (inade 
Träumerin  eine  Wallfahrt  zur  ^'f  .''■^2^^7;  ^^  (-.„j,  als  Ausdruck  der 
für  ihr  rebellisches  Gehaben  ^•;..f^*,  f  ~/'  ,  W  e  i  b  i  deal  e  i  gen  t- 
LiebG.  Es  fällt  der  Patientin  plötzlich  ^'"'  «^fj^^';;  j ,  „„..^  Augen  hatt« 
lieh  einen  ^^ ''<]"'' ^X  der 'stillenden  Mutler  Gottes  vorgeschwebt, 
stets  eine  lu^troiche  1'^-  '^"^/f  .^XS'iters  klnr.')  Wir  haben  hier  also 
Daß  sie  das  saugende  K.nd  '"^'■''^^  .y  ,  ^raum  12!)  Sie  trägt  das  Kreuz 
einen  Fall  von  Ob  ristusnen^^^^^^^  -  ^   »^.^^  ^^^^^  ^^^^^^^^  ^^^,5^^,^^  ^^.^ 

ihrer  Parapath,e  auf  den  ^^''^  ™  ^^,.  jj^keuschheit",  das  heißt  vor  dem 
Christus.  IhreParapathiel^ewnl.  t     e  ..^^^^^  ^.^  großartige  Phantasien, 

Kontakt  mit  «i«^^"  "anna  A^^^^^^^^^^^  ^^^^^^^^^^^_^  ^^^^.^^^   ^^^^_  ^.„^l  ,,i,dungs- 

"  ?T  T'/Jf  usv  SnZ  Madomientypus  war  Marie,  ihre  erste  hoino- 
anstalten  fordert  usw.  do  l>        ,r,     .      (Novize).")  Zum  Losungswort  fälH 

rs^t'^rwÄ::sS^i «.  IJ ...  w„,..,.  »■„„. .. 

.)  Ursprung  der  FellalioplKmtasie. 
■')  Vgl.aiir^h:  Die  teiligo  Miirm! 


f):M 


FetischismtiB. 


u 


Vornamen  des  Geigenbu.uere  Storioni  auBdrückt,  als  Losungswort  für  das 
PoBLsparkatisenbüchel  gL^liraucht.  Die  Assoziationen  zu  Storioni  gehen  über 
Stradiviirius  zu  ihrem  V  u  t  o  r,  der  Geiger  war.  Auf  meine  Äußerung,  dat 
das  Losungswort,  welches  im  Ti'aunie  verdrängt  Ä-urde,  vermutlich  „Vater 
hieß,  fällt  der  Analysandiii  plötzlich  die  vergessene  Stelle  des  Traumes  em: 
„Im  Namftii  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen 

Geistes!" 

Es  paßt  dann  die  weitere  Stelle  dea  Iraumes,  an  der  sie  eme  Frauens- 
person grüßt,  indem  sie  den  H  u  t  a  b  n  i  m  m  t  (also  nach  Männerart),  gut 
zu  der  AuffasBung,  daß  sie  „im  Namen  des  Vaters"  den  Eintritt  zur  Mutti'i' 
erheischt.  Die  Frauensperson,  die  sie  zum  Gnadenbild  geleitet,  wird  wohl  di«? 
Phantasie  iu  engerem  Sinne  die  Parapathie  bedeuten.  Auf  dorn  Wege  zuv 
Mutter  Gottes  sieht  sie  in  verschiedenen  Sälen  Betten,  auf  denen  Papiere 
liefen  Die  Wandemng  durch  Süle  symholisiert  nach  äukel  Erinnerungen. 
Die  Betten  stehen  Hir  onaniatische  Akte,  deren  Inlialt  die  Muttei-  war.  (Betten 
auf  dem  Wege  aur  Mutter.  Die  Onanie  wurde  im  "Bette  vollzogen.)  Zu 
den  „Papieren"  fallen  ihr  „Akten"  ein.  womit  die  Eryäuzung  zur  Deutung 
der  .^Betten'^  (onanistische  Akte)  gegeben  wird.  Auch  dürfen  hier  die  von 
der  Mutter  unbeantworteten  Briefe  synibolbildeud  gewirkt  haben.  —  Das 
Madonnenbild  weint  .  .  .  Die  Mutter  empfindet  Schmerz  und  Keue  ob  des 
Unglücks  ihrer  Tochter;  sie  ist  zur  Verzeihung  bereit,.  —  Die  Schlußszene 
stellt  eine  Opferung  mit  einer  sexuellen  Determination  vor.  (Die  Entleerung 
des  Tabaks  in  das  vor  dem  Hilde  bolindliche  Gefäß.)  Tabak  -  wiederum  ein 
Symbol  der  Münnlichkcii.|  ^    -    ■ 


Sitzung  20.  Ich  habe  infolge  meines  Zustandes,  d,  h.  infolge  des 
MißverhältniEsee  zwischen  Körper  und  Seele  oft  furchtbar  gelitten  [t  vgl. 
Sitzung  !!]■  Merkwürdigerweise  pflegten  sieh  in  solchen  Momenten  die  Ge- 
danl^ien  an  das  Aljschneiden  des  Gliedes  in  gehäuftem  Maße  und  in  Form 
von  lustreichen  Phantasien  einzustellen.  Auch  habe  ich  öfters  über  das  Auf- 
schneiden  von  Schlangenbäuclien   und   ähnliches   phantasiert 

Ich  vertrage  eigentlich  rl  e  n  Anblick  eines  Glieder 
nicht;  sofort  stellt  sich  der  K  astr  a  ti  o  ne  ged  an  k  e  ein. 
Dies  dauert  seit  der  Szene  mit  dem  B  j-  u  d  er  ii  n  v  e  r- 
m  i  n  d  e  1"  t  a  n- 

.    [Diese  Mitteilung  der  Kranken  läßt  nns  auf  den  tiefsten  Grund  der 
homosexuellen  Parapathie  blicken.) 


&Ltzuny  21.  Mein  hticlvater  pflegte  mir,  seitdem 
,.h  'bn  kenne,  zu  s  a  g  o  ji,  daß  =ch  häßlich  bin.  Ich  habe  zum 
Schoß  selber  daran  geglaubt  und  es  war  mir  ungemein  peinlich.  Im 
11/12.  Lj.  habe  ich  mich  photographieren  lassen,  mußte  aber  das  Bild 
verbrennen  weil  ich  da  scheußlich  ausgesehen  habe.  Ich  glaube  daß 
bei  mir  die  Eitelkeit  eine  große  Rolle  s  n  i  e  1 1  ft>  Rosonder^ 
kam  es  beim  vollständigen  Abschneiden  der  Halle  .ann   AusdUck 

L„Wie  kommen  sie  sich  als  Mann  vor^"'] 

Ich  glaube  ein  häbschor  Mann  zu  sein  Im  12  113.  U 
Zklfin   W?  f^T"  "'  ^^1  Großvaters  seinen  Anzug  an    ich  be- 

BwtLTehb^^f'    ;    ?  ,'      ;     ■'"  ''Y  ^^»^i^l'-ft  a"^^^l=e.  viel  besser  als  m 
Ffauenkleuleni.    Da  habe  icl,  mir  solche  Kleider  ge«-ünsclit.    Ähnlich  erging 


i^-  -^ 


Analyse  eines  Falles  von  Transvostitismus. 

e.  ,n.r,  als  .h  c.nmal  (15./!«.)  a.n  ^^-^^^f^^^^^^^^^^^^^^ 
Bruder  anlegte.    Ich  fand  niidi  dann  auhcrunlcnLUch  lu.h.ch^  I 
den  die  llod.nsavi.n  des  SüelvaterB  auf  mich  nm.hteu    "^"^  f'^^.^iSk'it 
wes.n  .ein,  naehd™,   kh   mir  dann   .olb.t  '^._'^^^^^%^ZLn, 

vorgekommen  bin.  [DiGses  Gefühl  ist  ""''«f  ;"»*^^^;\ /"  f  J^i    ,  a"  Stelle 

fühle  ich  mich  von  diesem  Gefühl,  frei,  em  Ab  weicht  -on  mir  ™  ^^" 

von  Mindcrwerügkeit^gcfühlen  tritt  ein   Gefiihl  der  1J"1^«  ""^  f  "^     f,;"  j,, 

[In    der    Bronnweil«   unserer   U»tx,M.snch,nig   beiindet  .ch   -o^^^^^^ 
Bild  einer  neuen  Krankheits^^.^■zel:  de«  N  a  .-/,  i  ß  m"  .-    W>r  ^eid  i^^^e^^^^ 
Stellung    in    der    Ätiülogie    der    tran.vesti tischen     harapathic    tielei.teiien 
kritisch  beleuchten.]  _     _ 

Sitzung  22.    (Ein  interessanter  Traum:  | 

(12)  Ich  gehe  mit  mehrei-en  Kolleginnen  ^^^J^^^'^'^ 
Pest.  Nach  einer  gewissen  Zeit  kommen  wir  m  eine  ^■'f^'^ljf -^^^r» 
dem  Marktplätze  befindet  sieh  ein  g  r  u  1^.  e  r  «  ^f  ^  V' '^  J\  X^", 
treten  wir  ein.  Der  Saal,  wo  ^vir  uns  .ned.M-lassen,  f'^^'T^l^p^^f^^^i,^ ', 
Tische  von  vielen  Menschen  besetzt.  Durch  die  Fc'"-»V^J^^^^^^^^ 
Saat  sehen  wir  auf  den  Plai.  M^ir  bestellen  Speisen  und  G^^-^^^^^^ 
Nach  und  nach  kounnt  ein  lustiger  Zug  m  dm  Gesellschaft^  J^'^  t 
lacht  und  gelungen.    Auch  auf  dem  Marktplatze  is     -  ™tte,    eile  ie 

haft    gewo.den,    Menschen    haben    sich    'f^^'-'-^}^"''^^'ZXtnl  Si 
gehalten,  danach  spielt  eine  Musikkapelle  und  em  ^"«r  bnng    L  ed 
■         zum  Vortrag.  Wie  sich   die  Leiit..  zerstreut  haben  und  d^'   ^f  ^'^'^"^ 

dann   unseren   Blicken. 

sogar  geblutet.l  _____-   — —    --   —    —    -*"" 

"    '    '    "    ~  Z    Als  ich  mir  endlich  (25./26.)  eine  Herren ga.-derobe  aus 
Sit7.nng  23.    ^Is  icn  "  direktem  Bruche  mit  den  Kll^rn.   leb 

Kigeuem  '--f'^^^V^t  tndgS*  S  t  liden  müsse,  eb  ich  bei  der  Familie 
wüßt«,  daß  ich  "  '"^  i^^  l,'"en  .olle;  ich  habe  mich  zum  letzteren  en  schlos«en^ 
bleiben  oder  dem  rnebeoM  ^  ^^^,   ph.tugraphie   des   Vaters   und 

Ich  versucht«  mich  ^^"'""S^'^:  ,  ^,.  ^.^  diesem  eine  Vorstellung  machen 
innerlich  seinem  We^^"'^ ^^^^^  ^  '  der  Muttar  war  mir  widerlich,  der  Stief- 

"l^ZiZ^S^   i.--   M,.Uer)   Ku.,z..e.o,.,  .H,   0....  „.hon. 


H 


I 


506 


Fetischismus. 


[„Wii'  ist  heute  Ihr  (.iei'ühl  zur  Mutter  bcsehaffen?-] 
Ich  liuKse  sie.  In  meiner  Phantasie  schuf  ich  mir  aber  eine  Situa- 
tion, in  dyr  ich  ihre  Mängel  nicht  fühle. 

Sitzung  24.  Den  Gedanken,  daß  sich  mein  Geschlechtsteil  noch  ent- 
wickeln werde,  hahc  ich  mit  der  Heranbildung  der  sekundären  G-eschlechte- 
mei-kmale  begraben  niüascn.  In  diese  Zeit  (ungeiähr  12.  Lj.)  fällt  der  Anfang 
moines  Bestrebens,  mich  in  der  Kleidung  womöglich  zu  ver- 
männlichen. Es  war  der  feste  Wunsch  vorhanden,  wenn  ich  schon 
kein  Mann  werden  kann,  wenigstens  auch  kein  Weib  zu 
BQin.  Stürmisch  meldete  sich  die  Sehnsucht  nach  dem  Vater;  ich  dachte  mir, 
wenn  er  gelebt  hätte,  wurde  es  mir  nicht  so  schlecht  ergelien  Ich  woUte 
auch  keine  hausbackene  Erzieliung  genießen;  deshalb  wandte  ich  mich  dem 
lythlT  i  '^'''^"'^''''^^i^^^^  ^'"-  Was  das  letztere  anbelangt,  beschäftigte 
2  d  rA  ;i  .  .^r  ?f  ^^''■-^''1""^  ^^-^  ^^^^^^^^^  Kulturen,  insbesondere 
abci  das  Altertum.  lAueh  hier  spielen  parapathisehe  Motive  mit'  der  Vater 
war  ein  guter  Geiger,  ergo  wurde  in  dem  Identifizierungsbestreben  der  Pat 
diese  seine  Eigenschaft  übernommen,  (Zugleich  Trotzäuiferung  gegen  di/^- 
dS'"ni"di   Pai  'd'r%w'"^  ?"  *"^^^^^  ^^^^"^^^'■''  ^^'™'  'S  Rätsel, 

Lange  wurde  ich  von  der  Depression  gemarierl  dofh  ..iU.  -i-r  i  u  ■  u 
der  Schwerpunkt  in  der  Frage  der  Geschleeh/li.U  iV  \  /  ^'''''''  ^"-^  '"'' 
Kleidung  verschoben  und  holte  bTldä  dt  kSi;^^^^^  tZ  ^''^'''"^  '^"' 

A  u  s  d  r  u  c  k    m  e  i  n  c  r   M  ii  n  n  I  i  c  h  k  e  i  1      «nM  '""^  ^'"'  '^  "  ^  «  '■ «  " 

wußtsein,  aud.  seelisdi  mannhaft  zu  'ei^  mich  '''"'''    '"'*  '^"'^   ^^ 

fenheit  vergessen  lälSt.  , 


meine   körperliche  Beschaf- 


Si'x^nig  25.  2fi  und  27.    [Nichts  von  Belang.] 


S  i  l  z  u  n  g  2y.  Ich  habe  mir  öfterr;  di,.  P,.., 
Stiefvater   brauche.    Ich   war   später   oft  cifersi  S J' W  ^^^'  ^"^"^  *'^  ^^^ 
ein  Unrecht  getan  hat,    dacht^  ich  m  r      d     A   H^"  \'""  '"^^  ^''^  ^^""'''" 
jenige   sei,   der   mir   die   Liebe   der    MutV    ^  ^  ^  *'^  ^  ^  * '^ '^   ^«'- 

Nach  der  Hochzoitsfeicrlichkeit  ging  die  M  ,  tl       '.  Y**^ ''''""' *■ 
Bahn,  um  eine  Reise  nach  R.  anzutreSS    Ich  1    f    T  ^''^  Stiefvater  zu,- 
einem  fremden   Manne  fortfah-r Ih   nnH  i     ^  ^^'  '"^^  ^'^  Butter  mit 

daß  sie  micl,  zurückließ  (6 /7   l"  }  "'"  ""bändigen  Zorn, 

samni'r^Tt't/me  ^o^  Z^Tr   'r''^''-  ^^^^^^^^^  -^-     ^^^ 

eine  große  Anzahl^erbekLnn;:ittntmt^^^^^^  ^  ^^^^^  ^-'^ 
es  so,  daß  ich  der,  Künstlern  ihre  Pho  o"  ranWn       ^^^-^S-  1^=^  machte 

dieseiben  mit  einem  Autogramm  zu  vor  ehen  S  l  n"n  f'  '^''  ^''^^' 
pries  mich  glücklich,  mit  diesen  PmöS£iten  im  K  °?  S'^^'^"  '"'' 
Ähnlich  sammelte  ich  Künstlerpostkarten  mit  wlil?"'''''  ^"  "*^^^"- 
biete  der  Mal.rei.  Ich  hatte  anter  anderem  o  In  ga^.enri?  '^^  'tf.^" 
nonbildeni.  fe^i-nzGn  Ziykiuy  von  Madon- 

{Wir  gewinnen  einen  wichtigen  BeitraL- 7.irn  V^^.f-    i   ■     . 
Der  Träamcrin  werden  dort  Bilder  mit  Autogramme?        .'/''  Traumes  2. 
für  Sic  z,i  hoch  ist.  In  Sukd,  Bd.  VI  finSet  sicH.    '^^'^''^^'  '^^^'^^  ^^' 

nnaet  sich  eine  genaue  Charakteristik 


AI 


Analyse  eines  Fiillca  vi>n  Triuisvestitismiis.  ;>f>7 

der  Sammehiüinif,  iii  welehor  auf  den  «roLisclien  Hinlergrund  dieser  Neiguiifi 
hingewiesen  wird.  Wir  wissen,  daß  neben  dm  Eitelkoilsgründeii,  wie  sie 
Patientin  aiigil>t,  auüli  in  unsei-em  Falle  tiüi  der  Samnii'lmanie  erolisclie 
Phantasien  maßgebend  gewesen  seien,  in  denen  der  „Kontakt  mit  den 
Künstlern  zu  einem  ganz  „innigen^  wurde.  Der  Preis,  der  für  das  maiinliche 
Sexualobjekt  gefordert  wird,  ist  für  die  Träumerin  zu  hoch  (23.UUU  Kronen 
-  22  Ja'hro  war  sie  äußerlich  Weib,  dami  nahm  sie  das  mäniüiche  Mterieur 
an);  er  lautet:  Du  mußt  Weib  bleiben.  -  Die  Sammelmanie  ist  hier 
auch  ein  Versuch,  die  Inzosterotik  zu  sublimieren.  -  Ich  verweise  sclilieli  leH 
auf  den  Umstand,  daß  wir  es  liier  mit  einem  Analngon  der  für  den  tetisphis- 
mus  typischen  Sammelmanie  zu  tun  haben.] 

S  i  t  z  u  n  g  29- 

(Traum  13.)  Gehe  mit  meinem  älteren  Bruder  in  einen  Verschlag, 
um  nachzusehen,  ob  alles  in  Ordnung  ist.  Vor  demselben  angekommen, 
öffnen  wir  dio  Türe  und  treten  ein.  Wir  sehen  also  nach,  ob  alles  vor- 
handen  ist    (Kohle,    Brennmaterial),    entdecken    aber,    daß    verschiedene 
Dingo  fehlen.  Wir  wollen  uns  gerade  wieder  herausbegeben,  als  wir  be- 
merken, daß  eine  Person  versteckt  ist.  Da  wir  dieselbe  für  einen  UicH 
halten,  treten  wir  heraus  und  verschließen  die  Türe.  Ich  sage  zu  niemein 
Bruder,  er  soll  dort  aufpassen,  daß  der  Dieb  nicht  entkommt.  Ich  muli 
aber  schleunigst  ins  Amt. 
iDer  Traum    bringt,   was  wir    bereits   ahnten,   einen    Hinweis   auf  die 
Sexuaifixierung  an  den  Bruder.  Die  Träumerin  verrät  uns,   dali 
sie  dün  Bruder,  den  Dieb  ihres  „Brennmaterials"  {-^  Liebe)  vor  uns  „ver- 
schließen will".  Wir  wollen  uns  ihren  Associationen  zuwenden.] 

Meine  erste  Erinnerung  an' Eduard  stammt  aus  seniem  2./J.  L,j.  tr  liatie 
■eich  einen  Nagel  in  den  Fuß  getreten  und  das  ganze  Haus  war  in  furehter- 
lirher  Aufregung.  Ferner  Tällt  mir  aus  seinem  5.  Lebensjahre  ein,  daß  ihn  em 
SeÄ  wäifend  wir  auf  der  Wiese  spielten,  zwicken  wollte  und  ich  große 
Anast  um  ihn  ausstehen  mußte.  Dann  erinnere  ich  mich  an  eem  b.  Lj  Cr 
tX  Sie  Nasenwuchoningen  operieren  lassen.  I^l'/achte  an  die^O^ 
stallte  mir  sie  sehr  schmerzhaft  und  grausam  vor  und  ^-^^^^^^^^^^^^ 
Iv  Hibei  ums  Leben  kommen  müßte.  In  seinem  U.  U-  i^^}  «'^^  ^^ ^^^'!^^  y^J 
sah  ich,  w^lirend  er  einmal  krank  im  Bette  lag.  zufällig  seine  Genitalien. 
Ich  beneidete  ihn  darob. _   _ 

~   ^Q  ■  (  ,  „  n  <r  -m    Ich  glaube,  daß  ich  mich  schon  zu  der  Zeit,  als  ich  mit 

M     ■^l.inafn    die    Klostersdiule    hesuclite,     durch    meine    Kleidung    von 
Marie  gmemsam    die  J.  ^,^  ^^^^  ^^.^^  ^.^^^  ^^,,^  ^^ 

den   Madchen  unt    seh  cd  n  ^^^   ^^^^^   ^^^.^^   Verkleidiingstriebee 

bot  ja  für  SU.   "^^l'^..,.-.    q^^  ersten  Orgasmus  beim  An- 
fällt auch  in  diese  /^^^^  J  14./^15.)^  O  o^n^      _  ^  ^     .  ,„    \  „  .  u  g  e     meines- 
legen     der     Kiei  ^^^^^^^^  ^^^  ^^^^^^^  ^j^^  kostümiert  (Fasching), 

fcrschaute^n  d^n  Sp-^^^l  -d  hatt.  eine  große  Ähnlichkeit  mit  meinem 
Vater  entdeckt.  ______ 

c,  ■ ,        n  „  31      Ich  habe  von  der    Oper    „Madamo    Butterfly'    einen 
starken  Eindruck  davongetragen.  Die  Sängerin,  die  die  Butterflyrolle  spielte, 


•am 


^%T'-  —^"''''^ 


v\ 


558 


Fetischismus. 


fesseUe  mich  sexuell.  Ich  hatte  während  des  Schauspiels  und  nachher  sehr 
lebhatto  Phantasien,  in  denen  ich  mich  bald  von  ihr  liebkosen  ließ,  bald  als 
Offizier  um  sie  warb.  Das  Weib  mit  der  pathetiechen  Geste  zieht  mich  ganz 
besonders  an. 

[Die  Anamnese  erscheint  mit  diesen  Mitteilungen  beendet.  S  i  t  z  u  n  g  32 
und  33  waren  allgemeinen  Beeprochungen  gewidmet.]')        .  '  . 


■'■ 


II,  Analyse    der    Farapathie. 

Die  Dominante  in  der  Sexuaieinstellung  der  Kranken  bildet  der 
E  1  e  k  t  r  a  k  o  in  p  1  c  .\;,  dessen  par apathischer  Ausdruck  in  der  I  d  o  n- 
tifizlernng  mit  dem  Vater  gelegen  ist.  In  dem  Verhältnisse 
des  Mädchens  zum  Bruder  Eduard  sehen  wir  eine  Neuauflage  dieser  pri- 
mären Inzestkonstellation  mit  eigenartigen,  die  tiefsten  psychologischen 
Probleme  umfassenden  Determinationen.  Diese  Identifizienui"  diese 
„Introjektion  des  Obiektes  ins  Ich",  geschieht  in  der  Regel  in  jener 
Zeit,  in  welcher  die  Elektrabindung  aufgegeben  werden  soll    (Freud). 

Wenn  aus  bestimmten,  fallweise  variablen  Gründen  für  das  Inzest- 
Objekt  kein  extrafamiliär  es  Ersatzobjekt  gefunden  werden  kann,  dann 
ergeben  sieh  für  das  Individuum  zwei  Möglichkeiten: 

entweder  wird  die  infantile  Einstellung  in  sublimierter  Form  bei- 
behalten, was  eine  beliebige  Farapathie  ergibt; 

oder  OS  erfolgt  eine  Identifizierung  mit  dem  aufzugebenden  Ob- 
jekte, wodurcli  a)  die  Abhebung  der  Inzestbindung  vereitelt  und  h)  der 
Grundstein  für  eine  homosexuelle  Farapathie  geleH  wird 

In  unserem  Falle  kommt  es  aus  besonderen,  später  zur  Erörterung 
gelangenden  Gründen  zur  Entfaltung  der  letzteren  Kombination  und 
zwar  in  einem  viel  früheren  Zeitpunkte,  infolge  des  frühzeitigen  Todes 
des  Vaters  unserer  Kranken  und  der  eigenartigen  Umstände  welche 
den  Kmderjahren  des  Mädchens  das  besondere  Geprä-e  verliehen 

Die  Mutter  wendet  sich  von  dem  Kinde  in  dessen  ersten  Lebens- 
jahren ab,  läßt  es  m  seinem  großen  Zärthclikeitsbedürfnis  darben  und 
bald  muß  das  Kind  erfahren,  daß  es  ungewünscht  sei,  daß  die  Mutter 
nicht  ein  Mädchen,  sondern  einen  Buben  erwartete  "Worauf  beruht 
aber  der  Unterschied?  Die  erste  kindhche  Erklärung  lautete:  in  den 
Kleidern.  Docli  was  auch  immer  den  Unterschied  zwischen  Bub  und 
Mädel  ausmachen  mochte  -  sie  wollte  kein  Mädchen  sein 
Als  sie  später  vom  Stiefvater  von  ihrer  Häßliclikeit  erfuhr,  sträubte  sie 

')  WührencI  der  Korrektur  dieses  Werkes  erhieltou  ^-jr  von  der  Patientin  die 
Mitteilung,  daß  ihr  GcBiicb  an  die  Polizeidirektion  günstig  erledigt  eci  und  sie  bereite 
die  männliche  Tracht  angenommen  habe. 


Analyse  eiues  P'alles  von  Trausvcslit.ismus.  ^^^ 

sich  gegen  diese  Herabsetzung  beharrlich,  lange  bevor  sie  noch  \Mibte, 
wohn  diese  Häßlichkeit  bestand.    Sie  wollte  schön   fiein. 

Daß  die  spätere  Einstellung  des  Sexualtriebes  nur  psychologischen 
Gesetzen  folgte,  erhellt  daraus,  daß  das  Mädclien  im  Spiele  mitunter 
auch  die  Rolle  des  Weibes  (der  Mutter)  übernalmi,  kochte,  Kinder 
wartete  und  ans  Heiraten  dachte  (Sitzung  7).  Doch  bald  bedrückten 
das  Gefühl  der  Weiblichlveit  und  das  der  angeblichen  Häßliclikeit  den 
infantilen  Narzißmus  aufs  tiefste,  so  daß  diese  gesunde  Geistesart  det 
Verdrängung  anlieimfallen  mußte. 

Da  merkte  das  Mädchen  eines  Tages  den  wahren  üeschleditfi- 
unterschied  und  es  wurde  ihr  auf  einmal  klar,  woran  es  liege,  daß 
sie  der  mütterlichen  Liebe  nicht  teilhaftig  werden  könne.  In  dem  kind- 
Hehen  Gemüte  faßte  die  Anschauung  Wurzel,  d  a  ß  n  u  r  d  e  r  M  a  n  g  e  1 
des  gewissen  körperlichen  Adnexes  für  die  mütter- 
liche   Einstellung    maßgebend    sei. 

Wenn  mm  die  Depression  der  Ausdruck  ist,  daß  irgend  ein  g&- 
heimes  Ziel  (beachte  auch:  Freuds  IdeaMch!)  unerreichbar  geworden 
ist  (Stekel),  dann  hätte  nonnalerweise  hier  eine  Depression  einsetzen 
müssen,  deren  Kern  in  der  Aussichtslosigkeit  gelegen  wäre,  die  mütt-^r- 
liclie  Liebe  jemals  zu  erreichen.  Die  kindliche  Psycho  verträgt  jedoch 
in  der  Regel  solche  Zustände  nicht.  So  kommt  es  hier  zum  reflexartigen 
Aufflackern  des  Kastrationsgedankens  („Da  hast  du,  was  dir  fehlt, 
schneide  das  Ding  ab!"),  welcher  den  Mangel  kompensiert  (Sitzung  17). 
Wir  sehen  z.  B.  die  Erinnerungen  der  Kranlven  an  Bruder  Eduard 
(Sitzung  29)  ausschließlich  vom  Kastrationsgedanken  getragen.  Unter 
den  Einfällen  gibt  es  keinen,  der  nicht  diesen  Komplex  zum  Inhalte 
hätte.  (Der  Nagel  im  Fuße  -  Wunde;  dci'  Gänsericli  schnappt  nach 
dem  Bruder  -  das  Glied  abzwicken;  Operation  der  Nasen  Wucherungen 
-  Nase  für  Glied  etc.)  Alle  diese  Assoziationen  beinhalten  auch 
Lebensgefahren,  in  denen  eich  der  Bruder  befand,  und  haben  in  T  o  d  e  t- 
wünschen  gegen  den  Bruder  ihren  U  r  s  p  r  u  ng,  welche 
Todeswünscho  einerseits  Eifersucht  ausdrücken,  andrerseits  dem  Fixa- 
tionsphänom.n  polar  gegenüberstellen.  Die  Unhaltbarkcit  dieses  sadi- 
stisclien  Gedankens  ist  die  Ursache  seiner  sofortigen  Verdrängung. 

An  Stelle  des  verdrängten  Kastrationskomplexes  tritt  die  trost- 
spendende Auffassung,  der  Mangel  des  Membrums  sei  bloß  ein  Ent- 
wicklungsdefekt infolge  überstandener  Kinderkrankheiten,  der  I  enis 
werde  sich  noch  entwickeln.  Allein  diese  Erwartung  mußte 
mit  dem  Auftreten  der  Menses  und  der  Entwicklung  der  sekundären 
Gesclüeehtscharaktere  ein  Ende  finden.  Hierher  finden  wir  nun  die  De- 
pression aus  der  Kindlieit  verschoben,  zu  der  noch  starke  Schuldgefühle 
infolge  der  krimineHen  Gedanken  hinzidiominen,  hier  liegt  auch 


II  w 


ötIO 


Fetiscbismus. 


>i 


der  große  W  e  n  d  e  p  ii  n  k  t  in  der  p  s  y  ü  h  o  s  e  x  uii  U  o  ii  Ent- 
wicklung dos  Mädchens.  Sie  mußte  nun  ihre  Hoffnung,  auf 
iioiinniem  Wege  jemals  ein  Bub  zu  werden,  restlos  aufgeben. 

Alluiiililieh  wurde  auch  diese  Depression  durch  den  Icbenbejahenden 
EiuiluLi  iluor  Jugend  nivelliert.  Die  Ohnmaclit  dem  Schicksal  gegen- 
übei'  scluvand,  denn  es  erwuchs  an  ilu-er  Stelle  eine  großangelegte 
Miktion  der  Männlichkeit  mit  allen  daran  geknüpften  jr- 
liübenden  Gefühlen  der  Schönheit,  Vater-  resp.  Bniderähnlichkeit  und  -- 
nicht  zuletzt  —  des  Andersseins. 

Die  Kranke  wandelte  mit  Hilfe  ihrer  Parapathie  das  Wellental  der 
Verzagtheit  und  seelischen  Not  in  den  Wellenberg  des  Seibatbewußt- 
seins, der   Lustvorstellungen,  der  relativen  Euphorie.')        ■       ■ 

Wie  bei  allen  Kindern,  die  in  der  Parapathie  Träger  des  elterlichen 
Ehegedankens  sind,  finden  wir  auch  hier  eine  sexuelle  Doppel  eins  tcllung 
zu  Vater  und  Mutter.    In   der  Transvestitur   stellt   die   Kranke  den 
sexuellen   Kontakt   mit  dem  Vater  her    (Orgasmus  beim   Anlegen   der 
Männerklei  düng)    und    sucht    in   ihrer    äußeren    Triebeinstellung   einen 
Mutterersatz.    Allein  es  kommt  noch  ein  psychologisches  Motiv  in  Be- 
tracht.   Für  uns  ist  die  Tatsache,  daß  nach  melireren  trän svestiti sehen 
Akten  der  erste  Orgasmus  beim  Anlegen  der  Kleidung  des  Brnders  er- 
folgte, von  enormer  Wichtigkeit-    Die  Szene  trägt  einen  aus- 
gesprochen   fetischistischen    Cliarakter    und    ist  der 
Auedruck  einer  unterbewußten  Phantasie,  in  welcher  die  Kranlce  dem 
Bruder  gleich  geworden  ist  und  als  solcher  auf  die 
mütterliche    Liebe   vollen    Anspruch    erheben    kann. 
Merkte  sie  doch  genau,  daß  die  Mutter  den  Bruder  ihr  vorzog.  So  kommt 
es  bei  dem  Aufbau  der  Parapathie  zur  Verdichtung  beider  Ideale,  Vater 
und  Bruder  (vgl.  Madame  Butteräy,  Sitzung  31!)   in  dem  Sexual-  und 
Identifizierungsobickte;      zahlreiche    Brücken    führen    von    hier     auch 
zum    religiösen    Komplexe    und    der    Phantasie,    sie    sei    der 
Sohn    der    heiligen    Maria    und    gleichzeitig    ihr    Ge- 
liebter, 

Aus  Träumen  und  Tagesphantasien  unserer  Kranken  ist  diese 
Fixierung  deutlich  ersichtlich.  Patientin  nennt  auch  ihre  Zimmerfrau 
„Mutter",  dabei  ist  das  Verhältnis  der  beiden  wie  das  eines  Gatten 
zur  Gattin  und  eines  Sohnes  zur  Mutter  (Sitzung  1) .■■) 


\ 


i- 


')  Mein  Assistenl  faud  diesen  Mwhanisnras  ohne  Kenntnis  der  AdlerBchm 
ThearJe.   Dr.  St. 

■)  Patientin  soll  angeblich  dem  veretorbencn  Sohne  der  Justinp  sehr  ahnlich  sein, 
so  daß  das  Verhältnis  auuh  von  der  anderen  Seite  erotisch  determiniert  zn  sein  scheint. 


— LULjI L._.,L.„ 


AiialjK)'  miics  Falles  von  Traiisvi'KtitismuB.  iJ61 

Die  Haßeinstelluiig  der  Kraiikoii  xum  Stiefvater  läßt  sieli  von  den 
eröton  Xindcrjiilireii  an  deutlich  verfolgen;  die  Kranlce  ßtväiibte  sich 
gegen  dit^  Wieder  vorn  lähhing  der  Mutter,  sie  wollte  ihr  ,ia  eelbst  den 
Gatten  ergötzen.') 

Boi  diosor    Hetraehtu/igB\vi.'iöo  ergibt  sieb  eindeutig,  dafi  an  dem 
transvestitischon    Akte  die  heterogone  Komponente  der  Sexualität  un 
serer   Krankten  verankert    ist,    wobei  an  Stelle    des  verpönten  Inzest- 
nbjektes  ein  Symbol  tritt;    die  Kleidung. 

Aus  der  Identifizierung  mit  dem  andere- 
ü  e  s  c  h  1  e  c  h  l,  1  i  eil  e  n  S  e  x  u  a  !  o  b  j  e  k  t  e  ergibt  sich  die 
Anlage  für  diu  li  o  m  u  s  e  x  u  a  11 1  ä  t,  deren  volle  Entfaltung 
durch  später  zu  besprechende  Ursachen  bewirkt  wurde.  Bei  unserer 
Kranken  haben  wir  es  mit  der  manifesten  Homosexualität  zu  tun,  doch 
ist  anderen  Krank engesch lebten  (siehe  tiefer!)  zu  entnehmen,  daß  sie 
häufiger  in  latenter  Form  auftritt  und  noch  Teile  der  heterogenen 
Sexualität  an  den   Partnei-  abgesetzt  werden  können. 

Stekel  behaujitet,  die  Homosexiialität  sei  eine  infolge  von  Para- 
phihen  und  Haßeinsteilungen,  insbesondere  Sadismus,  er- 
folgte Flucht  vo]'  dem  andei-en  Gesehl echte.  Wir  können  es  auch  in 
diesem  Falle  bestätigen,  und  zwar  sehen  wir  hier  die  Hauptursache 
dieser  Fhicht  im  aktiven  Kastrationskomplexe,  einer  im 
öttdistisdien  Zeiciion  f^tehenden  Phantasie.  Wir  kennen  wohl  bereits  die 
Wurzeln  des  Kastrationskomplexes;  doch  seine  Tragweite  und  ins- 
besondere seine  Bedeutung  für  die  homosexuelle  Parapathie  wird  uns 
erst  klarer,  wenn  wir  un^  vergegenwärtigen,  daß  das  Mädchen 
den  Anblick  des  M  e  m  b  r  u  m  s  überhaupt  n  i  c  Ii  t  ver- 
trug, daß  eich  der  Kastrationsgedanke  auf  dem 
Wege  der  Assoziation  dem  Anblicke  des  Membrums 
unmittelbar    anschloß    (Sitzung  20). 

Unter  solchen  Umständen  ist  für  da?  Mädchen  ein  direkter  Kon- 
takt mit  einem  Penis  undenkbar.  Die  Angst  vor  der  eigenen  Krimina- 
lität und  die  daraus  flibßenden  Schuldgefühle  haben  hier  die  Ver- 
drängung der  heterogenen  Sexualität  entschieden  be- 
einflußt. .,,.,,    n        - 

Ich    betone    an    dieser    Stelle    ausdrücklich,    daß    ein    passiver 

Kastrationskomplex  analytiGch  nicht  gefunden^  werden  konnte.  Es 
konnte  niclit  nachgewiesen  werden,  daß  Patientm  jemals  der  Vorstellung 
huldi-te  sie  hätte  einen  Penis  bereits  gehabt  und  lim  durch  irgend 
welche  Einflüsse,  sei  es  im  Mutterleibe  -  die  Muttcrleibsphantasie  ist 
vorhanden!   -  oder    im    extrauterinen   Leben  verloren.    Dagegen  ver- 

^)~Nicbt  umvichtif!  ist.  der  UniBtand,  diiß  Patientin  am  IV.  n-chten  Piiigpr  phk-ii 
ICliering  trägt.    Si*  luit   ihn   gekauft,  weil  tr  ihr  angoblicli   gefallen  hatte. 


562 


Fetischismiis. 


ätiologisch  hoch 


moditen  wh  den  aktiven  Kastrationskomiilex  als  ein 
wüi-tigcri  Merkmal   der    Flucht   vor  dem   anderen   Geedilechte  einwand- 
frei herau82uki'istallisiei-(jn. 

Es  ist  nicht  unwichtig  zu  bemerken,  daß  die  Sexualität  auch  in  der 
homogenen  Richtung  Hemmungen  unterwoiEen  ist,  so  daß  wir  tatsäch- 
lich von  einem  verringerten  K  o  p  u  1  at  i  o  n  sb  e  d  ü  r  f  n  i  a 
aprechcn  kömu'n.  Diese  Erscheinung  durch  die  Tatsache  zu  erklären, 
daß  die  Sexualität  ia  an  die  Kleidung  verankert  sei,  hieße  oberilächlicb 
arteilen.  Auch  konunt  hier  ein  etwaiger  somatisclier  Aufklärungs- 
versueh  nicht  in  Betracht,  da  es  sich  lediglich  um  eine  Verladung  der 
Sexualität,  nicht  aber  lun  eine  Ausfallserscheinung  handelt.  Es  erweist 
sich  vielmehr  in  der  Analyse,  daß  die  Verladung  eine  Äuße- 
rung der  Flucht  vor  dem  anderen  Gesehleehte  sei  und 
die  Motive  dieser  Flucht  das  tiefste  psychologische  Problem  des  Fallei^ 
umfassen. 

An    erster    Stelle    steht    hier    der     r  e  I  i  g.i  ö  r  -  a  s  k  e  t  i  s  eh  p 
Komplex. 

Die  Lösung    des  Tramnes   11  hat    uns  dem    Verständnis    dieses 
Problems  näher  gebraclit.   Die  Transvestitur  vollzieht  sich  tatsächlich 
„im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen 
Geistes-.    Der  „Vater"  ist  das  primäre  infantile  Ideal,  d^;!'  „Sohn" 
(Bruder   Edimrd)    das  aktuelle    Fixierungsobjekt    der     Heilige  Geist" 
aber  ist  das    große    Wunder,    welches  die  Kranke  erwartet,  das 
Wunder  ihrer  Geschleehtsmetamorphose,   weltheni  sie  mit   Hilfe  ihror 
Parapathie  Wirklichkeitswert   zu  verleihen  sucht.  Wir  sehen  vor  uns 
eine  äußerlich  freigcistige,  innerlich  jedoch  tief  religiöse  Natur  und  es 
wird  uns  klar,  daß  die  große   polare   Spannmig    zwischen   IVieb   und 
Hemmung  auf  den   psychischen   Mechanismus  dieses   Falles  von  ver- 
hängnisvoller Wirkung  sein  mußte.  Jetzt  verstehen  wir  auch  die  häufige 
Koinzidenz  der  Gasthof  und  Kirchenbilder  in  den  Träumen  der  Kranken: 
Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes  darf  sie 
mit  dem  anderen  Gesclilechte  nicht  in  erotische  Beziehungen  treten! 
Nun  wollen  wir  noch  zwei  andere,  teilweise  akzidentelle,  andro- 
phob  orientierte  Iriebkräfte  erwäimen,  die  an  der  Entfaltung  der  Para- 
patlue  m  n.cht  geringem  Maße  teilgenommen  und  in  erster  Linie  die 
\  ei-drangung   der   het^-osexuellen   Komponente   beeinflußt    haben.    Es 
sind  dies  d.e  Kräfte    die  aus  der  F  el  1  a  t  i  o  p  h  an  t  a  s  ie  und  dem 
um  das  15.  Lebensjahr  stattgofundenen    E  r  1  ebn  i  s   m  i  t    d  em    E» 
hibitionisten  ihren  Impuls  geschöpft  haben.   Die  erste  kommt  in 
den  diversen  Eßphobien  zum  Ausdruck  {Sitzung  17),  ist  in  der  Sexual- 
aufklarung  enthalten    (Sitzung   U)    und  spricht   aus   den  lustreichen 
Akten  an  den  Mamillen  des  Weibes  (Sitzung  18}  sowie  der  Identifizier 


■ 

Aualyse  eines  FalieB  von  Tmnssestitisraus,  ö63 

rung  dei-  Kranken  iiiil  dtüii  saugenden  Jt-ßiiskiiide  töiLzimg  19).  Hierher 
gehört  auch  der  KimnilmguB,  dur  Saugakt  an  der  Klitoris,  dem  weib- 
lichen Meiiibrum,  ßdiließlich  der  Inhalt  des  Tmunies  7.  Wir  müssen  not- 
wendigerweise iinnehmen,  daß  der  Anblick  eines  männlichen  Genitale 
außer  der  Kaslraf.ionsassoziation  aach  eine  Fellatioassoziation,  w^o- 
möglieJi  noch  als  die  iii-imäre  verursacht  haben  müssf. 

Auch  diese  Assoziation  ist  geeignet,  die  Angst  vor  dem  Membrum 
Z1I  verstiirken,  dio  Distanz  zum  anderen  Gcsehlechtc  zu  vergrößern  und 
somit  pathogen  zu  wirken. 

Die  Wirkung  des  traumatischen  Erlebnisses  mit  dem  Exhibitio- 
nisten gibt  Patientin   (Sitzung  17)   selbst  an. 

Hir!ichield&  biologische  Theorie  des  Transvestitismus  haben  Psych- 
anal.vtikei  {Stekel,  Bd,  111,  Analyse  einer  Transvcstitin)  bereits  wider- 
legt, auch  dieser  Fall  konnte  für  jene  Auffassung  keinen  Anhaltsj.unkt 
bieten.  Es  gelang  uns  vielmehr,  die  Genese  dieser  Triebrichtung  auf 
psycho  sexuellem  Gebiete  zu  ergründen  und  ihre  Zusammenhänge  zu 
erschließen.  .  '       ' 

.  Die  Zuriickführung  des  Transvestitismus  seitens  der  Patientin  aut 
das  3.  Tebensiahr  (Wintermantel)  beruht  auf  einer  Erinnerung.^- 
fälsehung:  CS  handelt  sicli  bloß  um  eine  Auswirkung  des  nachstehend 
zu  besprechenden  Häßlichkeitskomplexes. 

Der  eigentliche  t  r  an  s  v  es  t  i  t  i  s  ch  e  Ged^anke 
taucht  zum  erston  Male  erst  .m  12,/13.  L  e  b  e  n  s  j  a  h  r  e 
(Sitzung  H)  in.  Anschluß  an  die  Depression  we.en 
d  e  s  P  e  n  i  s  ni  a  n  g  e  1  8  a  u  f. 

Der  normale  We^^  zum  Manne  war  für  das  Mädchen  durch  scIi«  .e 
Angst^^inSc^Sllungen  versperrt  das  Selbsthewuß...  -n^^ 
krimineller  Gedanken,  grober  Erziehungs  ehler  und  ™  ;*  "^^^^^^ 
lichkeit  gedrü^kt.  Der  --^^  ^^  ^ZI^uL  J 
zur  Lust  un  «'^=-^^1  ;  e  f  ü  I  1  e  ^Schönheit  durch  das  An- 
ersten  Male  das    Voll.  ^  '  u  n  i  ^^^^^^,i,],,;^  „,it  dem  Husaren- 

legen  des  Wintermantels  ebt^  f.tiaSe  den  Mantel  ununterbrochen 
rocke  war  es    die  ^as  M^dd^J^v^  ^.^^^^^^^^^  ^^^  ^.^  ^.^^ 

zu  tragen    (Sitzung  14     ^^^  ,,;,,,,„  „..Mn"  und  ..mann- 

dann  schon  vorkam.   Dci  ^-^^^  ^^^.j.^^  ,i,,,„a,,  d,ß  sie  ein 

I"';;  ''\  '"■  M  n'nt  D  Sl  chkeit  mit  dem  Vater  ergab  einen 
hubscher  Mann  sei.    Dl        ^^^^        stammenden   sexuellen   Impuls 

r  HrSulÄtamorpW.  Wüßten  ^^^^^f^^^ 
1  ^.f;  ,Vu^  Kleidung  in  diesen  Fällen  nur  der  Ausdruck  emei 

dann  Wäre  Zs  der  Orgasmus  bei  der  Transvestitur  völlig  uiiverstand- 


564 


Fcfischismus. 


Lieh.  In  der  Transvestitur  verschmolzen  hier  inzestuüser  Sexualgenuß 
und  das  Schönheitsgefühl  miteinander;  es  kam  zui- Resun-ektion  des 
infantilen  narzißtischen  Ideals.    Nach  dem  Vorbilde  des  geliebten  Vaters 

(Bniders)  dem  Sdiicksa!  zum  Trotze  und  Gott  zu  Ehren  „Mann''  zu 
sein'  resp.  zu    scheinen :     dies    war    der    tiefste    Sinn     i  li  !■  f  s 

r  r  ;i  n  s  V  ('  R  t  i  t  i  e  m  u  s. 


V' 


ili.  Kritische  Bemerkungen  Über  H  irschf  etdä  Buch: 
„DieTransvestiten"')  und  unsere  Auffassung  über 
-;,,;*:         '    '■■  ■  Transvestitismus. 

liirschfeld.   dem    wir   auf   dem   Gebiete  des   Transvestitismus    die 
ersten  ausführlichen  Krankenscliilderungen  verdanken,  mit  einem  Voj- 
suche,    auf  die  Erscheinung   kritisch    einzugehen,   übersieht     in    seinen 
Analysen  die  Äußerungen  der  latenten  Homosexualität  und  be- 
handelt den  Transvestitismus  als  sexuelle  Zwischenstufe  ganz  gesondert. 
Im  Bande  „Onanie  und  Homosexualität"  hat  Stekel  dieses  System  wider- 
legt.   In  der  Tat  ist  der  Grund,  warum  der  bedeutende  Forseher  ein  so 
wichtiges  Charakteristikum  des  Transvestitismus  übersehen  konnte,  nur 
in  dem  Umstände  gelegen,  daß  liirschfeld  in  seiner  umfang-  und  inlialts- 
reichen  Arbeit  auf  die  Technik  der  psycho  logischen  Tiefenforschmig  ver- 
zichtet hat.    Öeine  Kranken  lehnen  teilweise  die  Homosexualität  affek- 
tativ  ab    (Fall    1,   III   und   VIU)    oder  sie  träumen    (fast   alle)    von 
yeschleehtlichen  Umarmungen  mit  Personen  gleichen  Geschlechtes,  wie 
Fall  II,  III,   IV,  VII  u.a.,  oder  sie  können   (fast  alle)    nur  in'actu 
suceumbentes  kohabitieren  (!,  III,  V,  XIII  u.a.),  oder  endlich  sind  sie 
ausgesprochene  Homosexuelle,  wie  Fall  VII,  XII  oder  SV.  Wir  wissen-). 
daß  es  sich  bei  den  sogenannten  .,normalgeschlechtlichen"  Transvestiten 
um  Masken  der  Homosexualität  handelt. 

Haben  wir  in  unserem  Falle  ein  geringes  Kopulations- 
bedürfnis gesehen,  so  finden  wir  auch  in  der  Hirschfeldmhm  Ka- 
suistik die  gleichen  Verhältnisse.-')  Von  seinen  17  Fällen  übte  I  den 
ersten  Koitus  erst  mit  24  Jahren  aus  und  enthielt  sich  dann  4  Jaluv 
jeghchen  Verkehrs:  II  verkehrte  erst  nach  dem  20.  Lebensialire ■  III 
hat  vor  dem  35,  l.ebensjahre  nie  mit  Frauen  Umgang  gehabt-  IV  kam 
m  6  Jahren  „gar  nicht  der  Gedanke",  mit  seiner  Geliebten  sexuell  zu 
.  verkehren.    Auch  die  übrigen  verkehren  jahrelang  nicht.    Daß  diese  Er- 

frioh     V  ^^'l'--'l''\''\'^'''^'  ^'"«  UnU,rm'liu«g  über  de.  erotiBche«  Verkleidung. 
neb.    Vcrhg    Max    Spohr     Le,p.,g.    -    m^^^kfelä.    „vier    Grade    der    Zwi.chenaturen- - 
"Jwef  aV  Grai!'  ""^^''^y^^-    '"■  G..d).    Urinier    (ill.  Grad)    und    Tran.- 

')  Stekel,  Bd.  II. 
■     ■    ^)  I.e.  S.  167, 


Analyse  einQB  Falles  von  Traiisvostitismus.  wn 

Kcheinun^  größtenteils   i-c>ligiös-;i.sk(!tiediiTi    und    riai-ztiitisehen    Motiven 
entstammt,  ist  bereits  erwähnt  worden. 

Wir  begegnen  in  den  Hirsckjeldschen  KrankenöcliiWeruiigiin  audi 
auffallend  häiilig  niasoehistiBchen  Tendenzen,  welche,  wie 
wir  wissen,  [Juikplirovedieinnngen  sind  und  mit  Askose  einen  gewissen 
Znsammenhang  haben. 

MasocliismuB  darf  nach  dorn  GesetKe  der  l^ipolarität  aller  ps)- 
(■■hisdien  Phänomene  (Stekel)  nicht  gesondert  behandelt  werden,  wie  dies 
Hiriichfeld  tut,  indem  er  dem  Verhältnis  desselben  zum  IVansvostitisnms 
em  Bpexieiles  Kapitel  widmet.  Der  Masochismus  ist  ein  I'ondant.  zmii 
-Sadismus,  eine  jiarapathischo,  ethisch  determniierto  Umkehrerschcinang 
(der  gegen  das  eigene  ich  zurückflutende  Haß).  Ist 
PB  dodi  in  erster  Linie  der  innere  Konliikt  mit  dem  Sadismus,  der  die 
Sexualität  der  Kranken  in  versteckter  und  offener  Foi-ni  der  Homo- 
sexualität zutreibt,  der  bei  weitem  wichtigsten  Erscheinung  im  Bilde 
des  Transvestitiamüs.  Ilirschfdd  spricht  von  dem  manifesten,  d.h.  dem 
im  Verhältnis  zum  Liebespartner  auftretenden  Masochismiit;.  yoin  ein- 
eiiger analysierter  weiblicher  Fall  imd  mein  vorliegender  weisen  aber 
in  bezug  auf  den  Partner  keim^  Spur  von  Masochismus  auf:  im  Gegen- 
teil, sie  sind  hocli  aktiv  und  zeigen  gelegentlich  sadistis(Oie  Zuge.  Her 
Masochismus,  wie  er  in  Hirachfelda  Kasuistik  zu  sehen  ist,  ist  ein 
Spezifikum  der  niännliclien  Transveetiten  und  es  will  mir  scheinen,  als 
ob  diese  Erscheinung  auch  den  sexiiellfn  l'üssivismns,  das  „Weihsein" 
der  Kranken  in  einer  krassen  Ai't  versinnbildlichen  sollte.')  Doch  findet 
eine  tiefer  sondierende  Psychologie  in  jedem  dieser  Fälle  als  polare 
Brscheinung  auch  jenen  Sadismus,  welclier  ursächlich  nnt  der  latenten 
oder  manifesten   Homosexualilät  des  Transvcstiten    znsammenhangl. 

Welche  Rolle  die  Na<-.hahmung  bei  doiu  Transvestitismus 
spielt  wie  die  Identifizierung  mit  den  andersgeschlcchthclien 
Objekten  vor  sich  geht,  echließlieh  wie  sehr  der  infantile  N  a  r  z  i  ß  m  u  s 
.m  dem  Zustandekommen  der  Parapatliie  beteiligt  ist.  ersieht  man  deut- 
hcli  aus  den  Darstolhmgon  der  Kranken  IHrf^chfelds.  Leider  ist  dabei 
das  Inzestproblem  unberücksichtigt  geblieben,  obwohl  manche  seiner 
Kranken  eine  ziemlich  deutliche  fiiiradie  darüber  lühren.. 

So  sagt  Fall  l")'  ..Meine  Mutter  und  Schwester  fertigten  viel 
Handarbeiten!  für  die  ich  reges  Interesse  bekundete.  Ich  lernte 
daher  selbst  häkHn  und  brachte  mit  '-HMnlicher 
Geschicklichkeit  hübsch«  Häkelarbeiten  m  Wolle 
und    Zwirn    zustande  .  .  -" 


M  Nach    Kraift-Ebino    budoiitol   SodiRTime    ,.eiiio    puthuloKiwh.i    SUiigeruiip    mänj. 
iicher  psychknher  GescLl«..l.teharakW.  (Zit.na^h   llir^chUld.  I.e.) 
*1  S.  7  !,  f. 


566 


Fötisch  ism  US. 


n 


'  t' 

1    1 1 


;i 


Fei-iiej-:  „  .  .  .  Pfeifen  kann  ich  sehr  5,n.it,  darin  hin  icli  ganz 
Mutters  Sohn,  denn  meine  Mutter  konnte  auBgez^iclinet  pfeifen  -  .  .'' 

Fall  IT  berichtet,  daß  iim  die  Schürzen  seiner  SeMvestern  un- 
widerstdjJidi  verlockten;  Fall  IV  zog  sich  zum  ersten  Mal  heimlich 
das  cremefarbene  Ilamastkleid  seiner  Mutter  an;  Fall  V  versuchte  im 
Alter  von  4  Jahren  und  später  das  Kleid  der  Schwester  anzuziehen; 
Fall  VI,  VII,  XI,  XII,  Xm,  XVI  und  XVil  berichten  Ähnliches.  Das 
Argument,  die  Kranken' hätten  in  ihrer  -Jugend  keine  andere  Gelegen- 
heit zur  Transvestitur  gehabt  aU  mit  Hilfe  der  Kleider  ihrer  Mütter 
und  Schwestern,  ist  wohl  i'irhtig,  ebenso  wie  das  Argument,  daß  man 
imr  dann  die  Eigenschaften  des  anderen  (leschleehtes  sich  anzueignen 
wünscht,  wenn  man  psychisch  entsprechend  prädisponiert  ist;  doch 
liegt,  wie  unsere  Analyse  zeigt  und 'wie  es  zweifellos  aus  jedem  der 
HirschfeMM-hm  Fälle  zu  ersehen  wäre,  wollte  man  die  Analysen  ver- 
tiefen, eine  1  n  z  e  s  t  b  i  n  d  u  n  g  als  primäres  und  treiben- 
des Motiv  der  Metamorphose  vor.  Diese  ergibt  eben  die 
erwähnte  Frädisposition.  Wie  weit  dabei  der  Wunsch  die  subjektiven 
Empfindungen  beemüussen  kann,  ersieht  man  z  B  aus  dem  Berichte 
eines  tmrisvestitischen  ungarischen  Arztes  an  Krafft-Ebing^): 
.  Alle  4  Wochen,  zur  V  o  1 1  m  o  n  d  s  z  e  i  t,  habe  ich 
•   läge   lang   alle   Molimina    wie    eine    Frau    körper- 

Ih    dVs    ri-^'r  ""■   '''   '''   -cht  blute    wälrend 
ch    das    Getuhl    von     Abgang    von     Flüssii^keit     ein 

d::?/;A:A:i^:n::n;i;;h:r  "'■  ^-^^^^-"  ^'"^ 

2ej,,         ;.    f,^  Unnen}  habe;    eine  sehr  angenehme 

.1.10  l^z:::::;:^         ^^^^  -  u  r  c  h  n  b  u  n  g 

Wiegen  in  der  Hüfte  t   £    j'^  t''   der    Mädchen    und    ihr 

in  dieser  Hinsicht  ganz  typisch  Wu..t.erii,,'"'  '''""'',  'T. 
z..B.der  van  Fall  VII.  den  ich  wörtlich ^.tiere    ''^  ""  ^"^"'^     " 

nnd  einen  Knaben  an  d  ^B  ,"  ^  ^^  " '^  ^  ^  ^'"*  '" 
sches  Mädchen  zu  meinen  Füßen  mH  der  Pn  "  /'"  ^^''"'^'  'fT' 
Veranda  überbli.-.kte  ich  Walde.  Tälet  H  7''  T''"-  ''""  ^^'"  ^"^'' 
die  Wiege  und  g,ng  ans  Sp^d     dLs  kl  fVf^'^  '''  ^"'  '" 

memeui  Kleide  fest  und  sag  e-  Mut  t  i'^  n  ?  n  ^^"''^''"  ^''^'  '''^'  '" 
VA-n^  R«r.f«...  „„. ......    "    :      "  "^  t  •')  Da  küßte  ich  es  auf  die  Stirn- 

Sein« 
-   Der 


ci 


meinem  weide  lest  und  sagte:  M  u  1 1  ü^l  n    i  ■.;;      ,        """'" 

Eine  Fanfare  schmetterte  Tind  me  n  s    .)  aft  C       u\  "  '"'  ' 

k  r  ä  f  t  i  g  e  n    M  ä  n  n  e  r  a  r  m  0  n  m  .  c     ,  "        ''"'  '^"^ 

— - — —  ""isenlangcn  mich,"-) 


Zit.  imdi  lÜTgchidd.  1.  c.  S.  246. 
■'l  Vi)[i    mir  gi-Hperrt. 


Analyse  eincK  FjiIU'K  viiti  Tmiisvestitismus. 


:^f^^ 


Traum  Ijodaii  in  öuiner  Eintleutigkoil    in  bezug  aul  liic^  lilontilizienmg 
keiriüi-  Analyse. 

ßoBondci'P  k'hrrcidi  irI.  aber  dev  Buriclit  des  !''allcs  VII  von 
Hirschfeld: 

„In  dem  kloiiion  Juiij^'L'h  entwickelte  sich  nun  suiir  bald  eine  /"- 
neigunji;  zu  seiner  ein  paar  .Tahre  alten  Schwester,  besonders  u\  ihrem 
Hals  oder  Haisausschnitt  und  zu  i  li  r  c  r  gesamten  Kleidung.') 
Ev  om])!'and  diese  Neigung  schon  dentlicti  als  erotisch:  denn  sie  wurde 
für  ihn  bald  y.u  einer  inneren  Heimlichkeit.  „Kam  meine  Schwester  auä 
der  yclmlc^  und  s^ctzte  sich  dann  zum  Mittagessen  nieder,  so  kletterte 
ich  von  hinten  anl  ihren  ötuhl  und  bedeckte  ihren  Nacken  mit  innigen 
Küssen  .  .  .'' 

Ferner  heißt  es-):  „  .  .  .  Dagegen  hatte  er  das  „Vergnügen", 
daß  ausnalinisweise  die  TocJiter  des  S  e  h  u  1  d  i  r  e  k  t  o  r  s '')  in 
ficr  gleichen  Klasse  mi1unterriehl;et.  wurde.  Heim  Nachhausegchen  folgte 
er  ilir  ol't  von  lern.  W  i  e  d  i-  v  v  c.  g  t  e  !:;  i  c.  h  d  e  )■  VV  u  n  s  c  h,  b  o  ein 
Mädchen  „in  duftigem,  tief  ausgeschnittenem 
Kleide"  sein  z  u  k  ö  n  n  e  n  .  .  .'' 

Im  9.  .lahre  stellten  sich  Naelit-  und  'i'agträutne  ein.^)    Ich 

hatte  die  Illusion,  als  stände  e  i  n  e  g  a  n  z  e  R  e  ili  e  d  e  r  a  r  h  ö  n  s  t  e  n 
1'"  r  a  u  e  n  in  a  u  s  g  e  s  e  h  n  i  1 1  e  n  e  n  G  e  w  ä  n  d  e  rn  v  o  r  ni  i  r  u  n  d 
ich   küUtc   und    belockte   sie   an    HaU    und    Brust    uacli 

II  0  r  z  e  n  s  I  11  s  t  .  .  -"'') 

„  .  .  .  Mit  10  Jahi-en  geriet  er  in  eine  heftige  Erregung  bcun 
Anblick  eines  „stark  dekolletierten  Mädchens  von  6-7  Jahren".")  Tn 
seinem  Bericht  vibrierte  dieser  Eindruck  noch  so  sehr  nach,  daß  er 
die  Einzelheiten  der  Kleidung  dieses  Mädehene  genau  angibt.  „Ich 
bedauerte,  daß  i  r  h  nicht  auch  so  frei  und  luftig  um 
den  Hals  gohon,  nicbl  aucii  die  Haare  so  sHinn  lang 
,,  a,,:],Hen     lassen     durfte"^)    usw." 

Ferner"*) ; 

Im   Sommer  desselben  .hihres  kuiuiti!  ich  der  Versuclning 

nicht'mnger     widerstehen:      ich     schlich     in      -^  '' ^  " " 


unbewachten 


')  Von   J[iiJ    f^f^in'ii'i. 

"1  sI^TstorcrPatv..   Vmi    .mr  &^imn.    Hdiul.liroktür   für   Vi.Ut. 

.J  SS«!    .!..    t..vpi..h.    :^■.v,np1....    .i-r    Varap.ülm..    ci.r    «paltun,    -Icr    l-o.- 

hoif-  IriÜ   im  Sii'D^'  ""cr  vcrpoDt.(-ii  ..liinlic-it", 

«)  llcutlii^li.'  SchivL-stwiniiigi- 

")  Id(iitiü/.ii'runp    niil    <l:"i    ufiLTrinchhiiMiii    SoxiialubjckU-.     Von    mir    ^pspcrrt, 

")  1.C.S.61. 


5Ü8  Fetischitimiifi. 

A  u  g  o  n  b  I  i  c  k  6 11  ü  n  den  Korb  in  i  l  der  s  c  ti  m  u  tu  i  g  l>  ii 
W  ä  B  c  ii  (!,  h  o  I  I,  e  mir  ein  H  o  m  d  m  i- 1  n  e  r  S  c  h  w  e  s  t.  -;  r 
h  e  1-  V  0  f  und  z  o  k  es  mir  über.  Es  roi-h  su  schön  nach  Schweil?. 
Mein  liei-z  klopfLo  zum  Zcrs])i-ingen,  Sctmuer  diirt-brioöelten  meinen 
Körper  und  ich  zitterte  wie  Espenlaub.  Vor  Entzik-kcn  biß  ich  in  die 
Kanton  des  Brustausschnittes  und  scU!uj<  klatschond  auf  meine  Brust, 
.Schultern  und  Oberarme  .  .  ."') 

Die  Wandlung  des  hizestgedankens  in  FetiBchismue  und  schließ- 
lich in  'i'rinisveslitismus  kann  man  diesen  Fragmenten  unscliwer  ent- 
neliinen.    Interessant  ist  auch  ein  Passus  im  Berichte  von  Fall  VI: 

„  .  .  .Endlidi  wurde  ich  dreister,  trat  mit  der  Behauptung  auf, 
meino  RVwM  Jrür.kten  midi  beim  Scldittechuhlaui'en  und  veranlaUte 
meine  Mutter,  nur  ihre  zu  borgen.  Dies  fiel  nicht  weiter  auf.  1  c  h  w  a  i- 
damals  so  wild,  daß  ich  manche  Mädchen,  deren 
Schuhe  mir  gefielen,  hätte  überfallen  mögen,  um' 
mich    ihrer     l'""  u  ß  b  e  k  1  e  i  d  u  n  fi    zu    bemächtigen  .   .   :"^) 

Der  Spiegel  und  dii?  Selbßtbewunderung  nehmen  in  den  Irans- 
vestitischen  Krankheitsbildern  eine  besondere  Rolie  ein,  ja  es  koinint 
sporadisch  sogar  zu  exhibitionistisehen  Akten.  (Hier 
würde  vielleicht,  die  Tiefenpßychologie  den  Schönlieitekomplex  fest- 
stellen können.) 

Hirschfelda  Kall  Ul  sagt:  „  .  .  .  Weiui  ich  .  .  vor  dem  Spiegel 
80  viel  Weibliches  an  mir  erblicke,  werde  ich  vollsländig  ruhig  ps 

ist  wie  ein  Ausinilien  bei  groik^r  MüdiKkcit,  wie  das  ffeimatELrefühl  'der 
ganzen  Individiialitäl    in  der  Rolli>  der  Frau  .  .  ."' 

f*'^"  X": Nächte  brachte  ich  damit  zu.  vor  dem  Spie.<?ol 

zu  sitnen  und  mich  mit  Hilfe  der  Kostüme  meiner  Mutter  als  Frau  "zu 
verkleiden  ..." 

Fall  Vll  erzahlt: Damals  empfand  ich  in  meinen  Brüsten 

ein  ,  vvolllißtiges  Gefühl,  so  daß  ich  mir  mein  Knabenhemd  zuweilen 
öffnete  und  meine  Brüste  betastete  ,  .  . 

Ferner  heißt  es  über  diesen  Fal!^):  „An  heißen  Soiumertagen 
spazierte  er  m  der  timgebung  auf  Waldwegen  umher,  statt  der  Weste 
nur  mit  einem  Oürtel  angetan.  An  den  Hut  steckte  er  sich  Rosen 
den  Hehrock  hängt.-  er  über  den  Arm.  Kragen,  Vorhemd  und  Schlips 
praktizierte  er  in  die  Tasche.  Jetzt  war  das  Damonhemd  das  er  tmg 
und_vor   allem    eein    „Sciiwanenhale".    den   er    zudem    noch    mit    einem 

■)  Ei"  oamßtiBchcr  Zug  -  BruH.  «chult.rn  u.d  Ol.rarm  h.be.  bei  ihm  c,n. 
„artu,h.t,..be  HaloutuHK.  Vgl.  S.  567,  Beacht.-  ;,Qch  den  Badistiscb-m.whi^fisch.n  Zu« 
in   (lor  Tr.iiisvestitur ! 

')  I.e.  8.5.5.  Von   mir  gesperrt. 

^1  1.<'.S.67. 


> 


Analyse  eines  Fiilles  von  Traiisvpstilismus.  Ö69 

schwarzen  Öanitbändchcu  iind  ^'üid(-iiom  MedüiUoii  schmückl.£s  m  ganzer 
„Schönlieif  ■  i'ür  iedcii  zuMlligcn  Fassantp.n  siclitbar." 

Wii-  wollen  uns  nun  die  Frage  vorlegen,  ob  wir  den  TransvestitiP- 
muB  unter  den  Begriff  d  e  b  F  e  t  i  s  kIi  i  ^  ni  ..  s.  und  zwar  des  Klcidet- 
fetisduBmuB,  subsiimieroii  dürfen. 

Hirschfeld    vmieint,    diese    Frage,    indeni    er')    betont,    dai.^    d«'i 
Fetisdiist  .,das  ("»bjelvt  seiner  Neigung   m  erster    Linie  in  Verbindung: 
mit  einer  zweiten  Person,  in  mehr  iiathologieehen  Fällen  auch  von  diesei 
losgelöst,   allein   für   sich   liebt    (z.  ß.  einen  abgescluiittencn    Zopi,   eni 
entwendetes  Tasehentueh) ,  keineswegs  aber  haupisächlioh    als     1  <-' i  ' 
V  0  n  s  i  ch  e  e  1  b  s  t",  daß  der  in  seinen  Fallen  „so  ausgeprägte  Drang. 
die  Gestalt  des  geliebten  Gegenstandes  anzunehmen,  sich  mit 
ihm     zu     identifizieren",     bei     den,     Fetischisten     nicht     vor 
banden  sei.  ■        .  -    , 

In  dieser  Schcidurtg  des  TransvestiUsmus  vom  Fetieehismus  be- 
rührt Hirschfeld  nur  die  Oberfiäclie  defi  Problems;  die  wahren  Unter- 
schiede sind  jedoch  tiefer  gelegen. 

/j  u  s  a  ni  m  R  n  f  a  a  6  u  n  g. 

N.di  eingeiiender  Besprechung  mit  Dr.  Stekel  kommen  wir  in 
dieser  Frage  zu  folgenden  Resultaten: 

.  Beim  Transvestitismus  ist  die  fetischistische  S  y  s  t  o  m  b  i  1  d  u  n  g- 
die  ungemein  starke  Verdichtung  des  Symbols  und  seine  mohrfache  Ver^ 
wendim--  im  Dienste  einer  bestimmten  Tenden.  mcht  vorhanden.  Das 
K  efd  ilt  der  Ausdruck  eines  starken  Wunsches  en.er  uberwert.gen 
iaee:    „ich  möchte  ein   Mann    (ein    U'  e ,  b)    se.n^ 

doch   ist  es  Dr.ÄteM    a  ^^„   y^^,^^,  „ad«n«o.sen,  «le 

„Hämicl^ke,  Bkomplex    J    ^^^'  Schauspielers,  der   Fnu.e„- 

,n  dem   falle  eines  sonst  n  ,^j^  ^^,^,-,^  p_. 

SSr^Itnt.it  dem  anderen  Geschlechte,  das  sozu.geu  auf 
dessen  eigenem  Boden  geseWagen  wird. 

M  l.<^.  S.203. 


.y 


570 


Fotisoh Ismus,  _  Aualj'sp  eiücs  Falles  vod  Transvostiiismus. 


__  üiü  atinka  hiiimlHivität,  an  ivi^lchor  der  Fetiridiisf.  ic«Iot,  be- 
^cii-ankt  sich  hier  auf  den  Impuls,  m  dei-  Kieidun^,^  des  aiidera.  Gc- 
«'CJiicclitcs  auszuge]io,i.  In  der  Verkleidung  fühlt  sicl,  der  Transvestit 
< 'S  ein  bisojiuü|]es  Wesen,  ein  altes,  infantiles  Ideal  erfüllend  {das 
•■J-iiiganijji-in  zi  p'-). 

''ae  treibende  iniantilistische  Motiv  iet  hier  -  in  anderen  Fällen 
l^'-licinen  ähnliche  Verhältnisse  vorzuliegen  -  e  i  n  e  I  n  z  e  s  t  e  i  n  s  t  e  1- 
u  n  g,  iij  unserem  Falle  der  Wunsch,  der  Mutter  den  Mann  zu  ersotzcn. 
Uiesen  primären  Kern  hat  der  'i'ransvestitismua  mit  dem  Fetischismuf- 
gemenisiim.  ebenso  dio  konzentrisdie  Einschränkung  dea  erotischen 
liorizontea  und  elieiiöo  in  manchen  Fällen  die  Tendenz  zur  Askese,  d  !i 
das  Bestreben,  der  eigentlichen  Üeschlochlsbestinuming  auszuweichen' 
Audi  die  Märtyrertendonz  (für  die  Ideen  zu  leiden),  jene  merkwürdige 
i-eligiös-libidinöse  parapathisciie  Konstniktion,  wie  sie  in  der  Chrisfciiö- 
iieurose  des  Fctischisten  zu  sehen  ist,  finden  .wir  im  Transvestitismiis 
wieder;    die  überwertige   Idee  ist  beiden   Paraphiiien  gemeinsam 

Wir  können  den  T  r  a  n  s  v  e  s  t  i  t  i  e  m  u  s  t  !■  o  t  z  s  e  i  n  -  r 
auffallenden    inneren     Ähnlichkeit    mit    dem     Feti 
sehismus       nicht       ahs       echten       Fetischismus       be 
zeichnen;       er      stellt      eine      besondere      Form      de, 
Zwangsneurose    dar.    in  welcher  das  Begehren  nar-b  ^™  r 
tale  de.  anderen  Oe.chleehtes  auf  das  Kleid  .orl.kZnl^t 

Der  Tnnisvestil    begnügt  sich  mit   dem   Scheine    de,i>       , 
gesetzton  Geschlochte  anzugehören,  er  benötigt  einen     F.;!:     He  St" 
um    seine   ursprüngliche    Fiktion    der   Geschleclitsiitmr.n  n"      "-^"■'";  • 

aus  der   Vergangeniieit  rekonstnitert  und  wieder  -/nn.  v  ^  f 

otwas  Uestimnites  z.  erleben,  verlegt  der    rransvest?  '  '"     '  '"" 

Wunsch    in   die   Zukunft  und   erwartet  das  3^     v''T"  ""'''""'"' 
fülhmg,  das   Wunder  der  Geschleei^tsmetamorphoie  '"""■    ^'" 

Der  Fetischismus  hat  soinil  eine  retrosnek*  ■ 
vestitienuis   eine  prospektive  Tendenz  »^  ^  '  v  e,  der  Trans- 


]i 


XVII. 
Rückblick  und  Ausblick. 

■  •    -  Eni  N:Lrreiig'iv;Liicl  winl  immer  bcssor 

'zahlt  iils  ein  veriiiinfiigor  Anang. 

Nesiroif. 

D(>r  FBtis<-.!iismus  zeigt  uns  eine  merkwürdige  Verschmelzung  von  : 

Synthese   und    Antithese.     Das  eigenartige   Phänomen,   dai.^   der    L  aj  a 
patluker  .ich  se-lbst  niclit  versteht,  rührt  von  d.r  8paltun^'  semee  i^  . 

her.    Man  kann  bei  .iedem  Fot,sdn«ton  ein.  l'eriode  beobachten,  m  d  ,, 

da.  fL.li.chistisclio  Ich  nnd  das  moralische  Ich  im  Kampfe  '^«Jf ";/';,  f  _ 

(iesamt-leh  nimmt  in  diesem  Kampfe  bald  für  die  eine,  bald   fu     d u. 
andere  Komponente  Partei.    Sddießlirb  kommt  es  .u  einer  ^"";i"-"J'  ;' 
hildung    zur  Synthese  der  beiden  Strömungen.    Um  diese  bynthesc  ... 
s  o£n   .nüssen  ."ir  etwas  tiefer  aul"  die  Psychogenese  der  moi-a  .schon 

!--rir^^Xr:rr::^r.:^rtir^^^ 
:---'^ru -de.^ -^ 

„„d,  Erhebung  üb..    ™  A  '  „ ,.  ^  „ ,    ,  „ ,    ü  n  a  b-  .        • 

Der    in   J«ii»n   !    .  1   i„   „voiprlei  Weise.    Kr  trachtet  7.u 

„,  „  g  i  ,  k  e  i  t  '^f'^^^;^  ;,:;,:'  .,0,,  Forae™,«.,  der  üb- 
erreichen:   1.  D,e  ^^-^'^;;^,„,,^^i  gegen  die  Fordernnsen 

weit.   (Äußere  fieilKif-j  -    ^^^^^  Freiheit.) 

des  eigenen  ''^'•'^'''^'''^'"f;  „Jin'sieh   das    Indivi-luimi   den    Pordmingon 
In,   «'-«teren   Pallo  stel  ^^^^^  _^^^_    Fnrdormigon   des 

der    Welt    gegenüber    iml      i  ">  '  '- 


t 


'  ; 


1 


573  Fetischismus. 

moi'alisdicd  liiipc^-ativs  der  Gesellschaft  wird  ein  amoralischer  Gegen- 

iinperativ  ci-richtet,  der  den  Trieb  ziun  Gott  macht  und  einer  Wf?lt- 

ansehauunji  dee  Auslebens  huldigt. 

Andrerseits  macht  jeder  Mensch  den  Versuch,  seine  eigenen  Triebe 

zu  überwinden  und  sich  zum  Herrn  seines  eigenen  Ich  zu  machen:    die 

innere  Freiheit. 

Nach  innerer  und  äußerer  Freiheit  lechzen  alle  Menschen,  wobei 

der  moralische  und  amoralische  Imperativ  die   Rolle  des  Feindes  und 

Unterdrück L'rs  übernimmt. 

Der  Fetischist  steht  mitten  zwischen  beiden  Gewalten.    An  seiner 

Keele  zerren  sowohl  der  moralische  als  der  amoralische  Imperativ.    Er 

muß  schließlich  zu  einem  Kompromiß  gelangen,  in  dem  er  das  Unmög- 
liche vollbringt:  beiden  Forderungen  gerecht  zu  werden.  Er  hat  seine 
Heligion  gefunden.  Er  verschmilzt  sein  Tier-Ideal  mit  dem  Tlott-ldeal 
Sein  Fetisch  wird  also  für  ihn  sein  Gott,  genau  so  wie  er  es  Cur  den 
Primitiven  ist.  Er  ist  die  Karikatur  dieses  Gottes.  Aber  hinter  den 
verzerrten  grotesken  Zügen  des  Tieres  entdeckt  der  Analvjiker  die 
göttlichen  Linien.  Gerade  diese  Beimengung  des  Religiösen  imcl  Idealen 
macht  den  Fetischismus  fast  unlösbar.  Wir  kommen  daher  zur  Formel 
die  im  ersten  Momente  widersinnig  erscheint:  Der  Fetisch  repräsentiert 
das  Gott-Ich  u  n  d  das  'i'ier-ich.  Die  Synthese  zwischen  Gott  und  Satan 
scheint  gelungen.  Beide  herrschen,  aber  diese  Teiluna  der  Herrschaft, 
bietet  die  Gewähr,  daß  weder  Gott  noch  der  Satan  die  Alleinherrschaft 
der  Seele  antreten  können.  Liebe  und  Religion  sind  zu  einer  mystischen 
Einheit  verbunden.  Wenn  Lieben  nichts  anderes  heißt,  als  semen  Gott 
gefunden  zu  Ij^iben,  so  hat  der  Fetischi..1  sein  verlorenes  Liebesideai. 
das  dmi  das  Gewissen  als  Vertreter  des  moralischen  Imperativs  ent- 
reißen wollte,  m.  Gott  vereint.  Er  hat  in  seinem  Liebeside.l  seinen 
Gort,  m  sememGotf.  seine  l.iebe  wiedergefunden.  Er  hat  Hiuunel  und 
Hölle  zu  einem  /wiscl.enre,ch  vereint,  aas  dem  es  weder  einen  Ausgang 
in  den  Himmel  noch  in  die  Hölle  gibt.  ""».-."•" 

Wunderbar  kombinieren  sich  beim   Petisehismus  zwei    andere   bi- 

rr.  r  "p"'"^  ^''r'  ^r^""'  '"'^  '•^^"''^^^  ^"  betätigen  und  die 
lendenz,  die  Parai,[uhe  geheim  zu  halten.  Es  scheint,  daß  iedes  G^ 
leimnis  eine  latente  Kraft  darstellt,  sich  in  Bekanntes  zu  verwandet 
Dor  Impuls  drangt  den  Fetischisten  in  die  Öffentlichkeit.  Schllflicl, 
masturb.er  er  öffentlich  oder  erregt  ein  anderes  öffentliches  :Vr^ernis 
und  sein  (,eheimnis  kommt  ans  Tageslicht.  (Die  gärende  Maehl  des 
(.eheimniKses.)  Dieser  Impuls  entspricht  auch  dem  Gegenzwan-e  den 
/.wang  losznwenlen,  -Nach  Gerichtsverhandlungen,  nach  Analv..J;i 'sieht 
man  oft  Besserungen,  welche  nuu  darauf  zurückzuführen  s,nd\  daß  der 
Pot.sch.sniu.  <len  Charakter  des  Geheimen  verloren  hat.    Der  Fetischist 


V 


Rückblick  iiiiil  Auahliok  ■^'^^ 

befindet  sich  in  einer  Vurehtbaven  sozialen  l.oliomng,  or  ist  ötolz  tUnuul 
und  leidet  darunter.  Die  Seimsucht  nach  dem  Nonnalen  kamptt  mit  aei" 
Stolze,  ein   Abnormaler,  eine  Ausnahme,  ein  Besonderer  zu  sein. 

Das  geheime  SchuldbewulStsein,  olme  das  es  keinen  echten 
l'^etischisume  gibt  treibt  den  Fetiscliisten  in  Situationen,  m  denen  er 
für  seine  Paraphilie  leidet.  Wir  iiaben  gesehen,  wie  stark  in  au 
b-'ällen  der  lu-Bprüngliclio  Sadismus  ist.  Er  wendet  sich  dann  gegen  aa. 
«igene  Icli  und  wird  zum  Masochiemus,  was  dann  der  Fiktion  einer 
Märtyrerrolle  entspriclil'. 

In  allen  Fällen  konnten  wir  eine  l^inengung  des  ero- 
tischen Horizontes  (pathologische  Treue)  feststellen.  Uieae 
Einengung  des  erotischen  Horizontes  führt  zu  einer  konzentrischen  iLin- 
schränkung  des  gesamten  geistigen  Dlickfeldes.  Es  bestätigt  sich  eine 
alte  Wahrheit,  daß  die  Erotik  unsere  gesamte  Affektivität  speist,  a.n. 
daß  das  Phänomen  des  Interesses  mit  der  Erotik  innig  ^^^^^"""^^^^ 
Wir  erstaunen  immer  mehr,  wemi  wir  sehen,  wie  die  Sexualität  das  gam 
Denken  und  Fühlen  des  Menschen,  seine  Lebensfülirung,  seine  soz  ai 
Einstelkmg  determiniert.  Der  Fetisdnst  steht  unter  der  Hen-scMft  einer 
überwertigen  Idee  Cldee  fixe).  Eine  solche  Einstellung  'f  f«  ^^«[S^ 
einer  fixi:rten  Affektivität.  Hinter  dieser  Afloktivitat  steht  in  be- 
Btimmtos  Begehren.    Der  Fetischist  ist  der  Parapathiker,  de.   auf      'n 

infantiles  Ideal  mcht  verzichten  ka,nn  und  -f\^^^-']^^J%Xr 
'VA  ■  *  ■  -..tvoRuektive.  Er  möchte  das  Unmögliche.  Uie  ver 
lendenz  ist  eine  f'^'^'^J^^^  Diese  Tendenz 

;strtrtsrr;dzw.4t.u.^^^^^^^^ 

Fiktion,    in  ^-r  FU^tj^sc^t^  ..e^C.ebn.^^ 
deutung  zu  sem.    (^s   tragt  ^  .^^  ^^^  ^.^^  ^.^,  ^^,,^,^^^, 

eine  Deckerin:ienmg  im  bmm.  vo  Tagträumen    erlebt    der 

Emstellung    zu    verbergen    hat.;  ^^^^     ^^j,  ^^^ 

Fetisehist  wieder  die  ^-fX^J^sW^  ^^  -"^f 

Träume  der  Fetiscb.st  n    o  ^^^      ,  ^        ^.^,^,  ,,,  iH,em  Fetisch 

a  priori  annehmen,  dai^  **  '  ^u  hm g  n  Ü""*'"  l'^-^^""-^  ''''''''''■  ^'"'''' 
träumen  und  die  W""^"^^^;/"";^^^^^^  Die  Träume  sind  sehr  selten 

Analysen  haben  mis  das  ^  f ^^^^^^^^^^  di.  versteckte  asketische 

Ausdruck  ihres  Systems.  Sie  '^^^'^'"'T^'  ^^  vergeblidie  Versuche,  die 
Tendenz,  sie  sind  ~g  ii  d^^^^^^^^^^^  p.o^pektiv  gerichtet. 
Paraphilie  zu  überwinden,   bie  s  Tramnieben  und  den  Tag- 

Dieser  ^-nsatz  ^s^^^^^^  ,,,  ^„,„  p,,,ehisten. 

träumen  ist  ein  wiuii-ib'^" 

W;e  haben   wir  uns   die   Entstehung  eines   Fetischismus   vorzu 


stellen? 


^s: 


^] 


li 


574  Fetiscliismus, 

Als  nie  felilenden  Kern  sehen  wif  den  Inzestwunseh.    Dieser  Inzest- 
wunsdi  ist  mit  irgend  einem  Kleidungsstück  oder  einem  Gegenstiinde 
vorknüpl't.    der    infolge    der    Aß'ektvei-sdüebung    (Verladung)    der    Ro- 
))i'äöcntant  dieses  Wunsdiea  wird.    Dieser  Wunsdi  ist  ein  unerfüllbarer 
und    durdi    die    Gebote    der    Religion    und    Ethik    unerreidibar.     Allee 
Unerfüllte   ist   ewig   im   Mensdien.     Uie    Hoilnung    auf  eine    Erfüllung 
dieses  Wunsches  wird  ans  dei'  Realität  in  die  Welt  der  Phantasie  ver- 
legt.   Es  kommt  zur  Bildung  einer  Fiktion,  in  der  der  Fetisdi  die  Stelle 
der  begehrten   Person  annimmt.    Infolge  der  Verdrängung  wird  der  ur- 
sprüngliche Wunsdi   von  dem   Obiekte  abgelenkt  und  auf  den   Fetisch 
geriditet.    Der  Impuls  erfahrt  eine  Vcrsdiiebung  (InipulsversL-hiebung). 
Infolge  einer  'IVutzeinstellung  gegen  Clott  mid  das  Sdiicksal  kommt  ea 
KU   folgender    Formulierung:    Wenn    ich   das    begehrte    Objekt    (Mutter 
oder  Schwester  oder  eine  andere  Erziehungsperson)  nicht  erreichen  kann, 
so  verzichte  idi  auf  jeden  anderen  l^artner.')  Die  vorübergehende  TroU- 
attitude  gegen  Gott,  die  blasphemische  Periode,  die  Sündliaftigkeit  der 
Wünsche  führt  zu  einer  Verdrängung,  verstärkt  das  Sdmldgefühl,  unter- 
streicht die  asketisdion  Tendenzen,  so  daß  die  Fiktion  einen  religiösen 
Charakter  annimmt.    Sie  ersetzt  die  Religion,  wie  sie  uraprünflich  den 
Inzest  ersetzt  liat.    Infolge  des  starken  Atfcktes  kommt  es  zu  einer  Ein- 
engung des  Hcwußtseins.    Das  gesamte  geistige  I.cben  spielt  sich  inner- 
halb der  Fiktion  ab.    Zu   diesem  Rehufe   übernimmt  der  Fetisch   die 
Rolle  eines  echten  Symbols  durch   Verdrängimg,   Verladun-   und  Ver- 
diditung.     I^m    den    ursprünglidien    Inzestkern    bilden   sich    neue    Auf- 
lagerungen.    Alle    paraphilcn    Regungen    werden    in    das    Sdicma    ein- 
getragen.   Das  Leben  in  der  Fiktion  führt  sddießlich  zu  einer  hoch- 
gradigen Spaltung  des  Bewußtseins,  so   daß  sich  der    Affektwert   der 
Realität    immer    mehr    verringert,    während    die    Traumwelt    reichlich 
Ersatz  bietet.     Infolge   der  Affektverarmung  verliert  die  Wirklidikeit 
das   Interesse.    Infolge  der  M^iederholung  verstärkt  sidi  die  Fiktion 
so  daß  sie  fast  den  Charakter  der  Realität  amhmmt  und  der  Kranke 
schheßlidi  an  semo  I-iktion  glaubt.  Er  wird  zum  Dichter  seines  eigenen 
Lebens.  = 

In  jedem  Menschen  schlummert  ein  heimlicher  Dichter  der  sich 
,n  seinen  Träumen  offenbart.  Im  Traume  spricht  das  Unbew^L^te  seine 
eigene  Sprache.  Die  Rätsel  des  Traumes  lassen  sidi  nur  deuten  wenn 
man  die  aiv,haisd>e  Symbolspradie  der  Seele,  wenn  man  die  Mechanismen 
der  Umwertung,  der  Verwandlung  in  das  Gegenteil,  der  Verschiebung 
und  Vordichtung  kennt,  wie  sie  uns  Frend  mit  genialer  Meisterschaft 
enthüllt  hat.   Wir  haben  mit  Erstaunen  gesehen,  wie  der   Fetischist 

,,.,/^J^"^'"    "''"'"    ''"    ^^"^'"-    '^^    '^'''™    ^'^''^'''^    ««Ut™-    ^beafalU    an    das 
Objekt  gühangt. 


^ 


Riicklilitk   iiml  ADsblioli. 


575 


ilio  gleichen  Methanismen  anwendet.  Der  FeLisch  erhält  scinüii  spezi- 
fischen Weit  als  S:iTnbo].  Dieses  Symbol  iiber  erhält  durch  [Tinkehruug, 
Verdichtung  und  Verschiebung  einen  unschätzbaren  AlTektwert.  Der 
Fetiechist  bildet  sein  System,  als  wenn  er  einen  Trauin  konstruieren 
würde. 

Das  Studium  des  FetiBchismus  iiuL  uns  einen  Gewinn  gebracht, 
auf  den  wir  von  Haus  aus  nicht  ausgegangen  sind.  Wir  haben  die  über- 
ragende Bedeutung  des  Symbolismus  kennen  gelernt  und  dürfen  hoffini, 
vom  pathologischen  Symbolismus  zum  Verstandniü  des  normalen 
Symbols  vordringen  zu  können.  Denn  die  Begriffe  „panipiithischcs 
Symbol"   und   „Symbol    des   Noniialmenechon"  sind  schart'  2U   trennen 

Die  Parapathie  ist  die  Tyrannei  der  Symbolismen!  —  habe  icli 
einmal  ausgeführt.  Und  der  Fetisefiismus  ist  gerade  jene  Form  der 
Parapathie,  welche  une  diese  Tyrannei  in  ihrer  etärketen  Ausbddung 
vor  Augen  führt.  Der  Normalmensch  ist  auL-h  der  Macht  des  Symbols 
imtei-tan.  Die  ganze  Vt^elt  ist  ja  erfüllt  von  Symbolismen.  Aber  mir 
wenn  das  Symbolische  das  Reale  überwuchert,  haben  wir  das  Rc-cht,  von 
einem  „parapathischen  Symbolismus''  zu  sprechen. 

Zuerst  müösen  wir  uns  über  das  Wesen  des  Symbols  auseinander- 
setzen. Es  wii'd  vieles  als  Symbol  bezeichnet,  was  dem  wahren  Wesen 
des  Symbols  nicht  entspricht. 

Was  verstehen  wir  unter  einem  Symbol?  Diese  Frage  drängt 
nach  Erledigung. 

Der  B=K.-iff  „Symbol"  ist  oin  schwankender.    Er  wnrcle  bald    m 
«iterer.  bald  in  engerer  und  überhanpt  m  versoh.edenor  An>™  lu,^ 
sebraucht.    Uor  BedontungBwandd,  den  Wörter  nn  Laute  der  /et  J 
fahren,  geht  «.eisten»  in  degradierender  Richtung  vor  s,d,     s,e  s  nK,„ 
^u  etwas  minderen,  herab,  z.  B.  Pränlem,  Dämon,  Kaliakte,    ,em  m. 

Zu  den,  selteneren  Gegenteil  gehört  das  «' "■■'  'f ^;;;^°^f 'j  ^ 
bolon),  das  ehemals  in  einigen  recht  barjalen  «;*- ""S^e^'^^^g^J, 
gäbe    «r,    wie:     Erken,„n,gsma,ta,    Siegelr.ng,    ^^rt,^^«.    Pj»;  f  ";-^ 

Quittung  u.dgl.,  -.t/»-f '';j:-^,f:M:;:.«:^eSs:/Bo. 
t::s Ve^  rss:t:=i ,  i..£  ^.  o.^^ 

TT'  ™"°-  '^'rtlSrBed^C^"  :Cm;'  dieser 
abgesehen  von  semer  «■"  ^  f  **2rs  in  der  Ästtotik  so  tonangeben- 
oder  lener  '^f  »-»"-*  .'Cstrittenen  Sinn  gewann,  den  wir  heute 
den,  velsagenden  und  auch  .eü  t  m  ^  ^^^^^^^  ^^^  ,d„,ankcnde„  Ge- 

kennen.  M,t  "•'»™"^  "*.' X"e,  läßt  sich  doch  nicht  verkennen,  datt 
rtrr«  ■:  Z  Swickl^n^  von  seinen  Anmngen  her  sich  gewissen 
Me,3::  Tielstrebig  genähert  hat,  die  man  nun   als  ,hnen  d,a,.ak- 


'  ; 

l     ' 

1 

1 

1 

1 

^ff^  [i"etiscliisnius. 

teristisch  betrachten  darf.  Bevor  wir  versuchen,  diese  Merkmale  m  i 
einigt)  Worte  Kusanimenzufaseen,  wird  es  gut  sein,  einige  Autoren  zu 
Uövvu,  tiie  an  dei'  rezenteren  Entwiclilung  oder  Festlegung  des  Begnffes 
boteihgt  sind,  eine  Zusammenstellung,  bei  der  das  vorzügliche  Werk 
„ücschiditc)  des  Symbols"  von  Max  Schlesivyer  (Berlin  1912)  gute 
Führerdienstc  leistet. 

liesonders  verdient  um  die  Erneuenmg  und  Abklärung  des  Symbol- 
begriffs ist  Friedrich  Creuzer,  jener  Romantiker  und  Mytholog,  auf  den 
in  dei'  ])svdianalytische.n  Literatur  Herbert  Silberer,  den  wir  als  Symbol- 
forsdier  noch  zu  ^vürdigen  haben  werden,  mit  Nachdruck  hingewiesen  hat, 
Grenzer  resümiert  die  Entwicklung  des  Symbols  in  seiner  Überschwang- 
lich-genialen  gehaltvollen  Weise  und  fügt  zu  dem  bis  dahni  Bekaimten 
so  manchen  neuen  Gesichtspunkt.  Er  hat  vor  allem  das  Symbol  als 
Lelir-Vchikel  im  Auge.  Hier  nur  einige  seiner  Äußerungen:  .....  Es 
(daß  Symbol)  schließt  das  Verhältnis  zwischen  Göttern  und  Menschen. 
das  keiner  Erklärimg,  wohl  afeer  einer  Deutiuig  fähig  ist,  in  sich.  .  -  . 
Aus  dem  Mystcriendienst  entnimmt  es  die  älteste  christliche  Kirche 
für  die  ausgewählten  höheren  Sinnbilder,  Formeln  und  Merkworte,  die 
sichtbaren  Zeichen  und  Unterpfänder  des  unsichtbaren  Heils.  Noch 
einen  anderen  Grundbegriff  (des  Symbols)  erzeugt  die  körperliche 
Zeichensprache,  deren  Wesen  es  mit  sich  bringt,  kurz  zu  sein,  nämlich 

den  der  momentanen  Anschaulichkeit Da  die  Vorzeit  noch  nich1 

Leibliches  von  Geistigem  trennen  konnte,  Anschauliclikeit  und  Bildlich 
keit  nicht  willkürlieh,  sondern  unumgänglich  war,  so  war  auch  das  bild 
liehe  Gepräge  des  Denkens,  das  Symbol,  eine  Nötigung.  .  .  .  Die  Ele- 
mente des  Symbols  lassen  seine  doppelte  Herkunft  aus  der  Ideenwelt 
und  dem  Tiebiet  der  Siime  erkennen,  daher  ist  auch  jenes  Schweben 
sein  Los,  das  entsteht  aus  .  .  .  der  Überfülle  des  Inhalts  im  Vergleich 
zu  der  Dürftigkeit  des  Ausdrucks.  -  ,  .  Nur  das  Wichtigste 
sollte  mit  der  Würde  des  Symbols  bekleidet  werden. 
Wo  wir  ahnen  und  fürchten,  was  vieles  zu  denken  gibt,  was  den  ganuöii 
Menschen  in  Anspruch  nimmt,  was  an  das  Geheimnis  des  Daseins  er- 
innert, was  das  Leben  erfüllt  und  bewegt  .  .  .,  das  Lieben  und  Hassen  . .  ., 
das  sind  Dingo,  welche  des  Symbols  bedürfen.  ,  .  .  Mit  der  Kunst  und 
der  E,eligion  muß  es  (das  S>Tnbol)  zum  Unendlichen  und  Schranken- 
losen erweitern :  es  nimmt  entweder  mystischen  Cha- 
rakter an  oder  es  wird  .  .  .  zum  Göttersymbol.  Es  sagt 
alles,  was  dieser  Gattung  eigentümlich  ist:  das  Momentane,  das 
Totale,  das  Notwendige,  das  Unergründliche.  .  .  . 
Durch  dieses  einzige  Wort  ist  dieErseheinung 
des  Göttlichen  und  die  Verklärung  des  irdischen 
|}ildef=  bezeichnet.   ,  Beim  Symbol  steigt   gleich- 


\ 


^9 


Riu^kliljcli  lind  Ausblick.  i'l  i 

-ri  a  III  cl  e  !■  U  B  g  1-  i  IT  (die  d  a,  r  i  n  d  a  r  g  e  s  b  e  1 1 1  e  Idee)  s  l-  1  h  s  t 
in  die  K  ö  r  p  e  r  w  e  1 1." 

Creuzer  arbeitet  iianu^iiLiidi  das  Slyiiibolisciie  in  der  .Mytliülogie 
iiieieterhaft  heraus.  (Vgl.  sein  Werk  „Symbolik  und  Mytiiologie  der  alten 
\  iilkü!'",  daw  in  uiythulügiöclior  Bezielnmg  natürlich  in  vielen  Punkten 
'hireh  die  nenere  Forethung  überholt,  aber  in  den  ideellen  (Iriiiulziigen 
keineswegs  desavouiert  ist.}  Den  Natursynibolismus  in  den  Mythen  hattn 
kurz  vorher  Dupnis  mit  einem  politischen  Seitenblick  «nd  mit  demago- 
gischer Verve  hervorgehoben:  in  anderer  Färbung  als  bei  Creuzer  ;uu;!i 
hier  das  S\inbol  ak  vortastende  Erkenntnisform  für  norh  rid'nliliiilms 
(neben  aoinen  anderen  Bestimmmigsstücken),  mir  daß  Duinds,  ge\vii.v 
lälschlieh,  an  bcwulit  geschaffene,  nicht  aus  dci'  menschliehen  Natur  not- 
Mendig  gewachsene  liildcr  denkt.') 

Xach  Hegel  läuft  die  willkürliche  Ineinandersetzung,  die 
■dem  „Zeichen"  genügt,  dem  Symbol  zuwider,  also  z.  B.  in  den  Farben 
■einer  i Landesfahne,  denen  allerdings  auch  später  bisweilen  Gedanken  und 
'-Jefühle  luitergelegt  werden.  Das  Symbol  ist,  wie  er  ausführt,  ein 
Jioichen.  welches  in  seiner  Äußerlichkeit  zugleicli  den  Inholt  der  Vor- 
stellung in  sidi  faßt,  die  es  erscheinen  macht.  Die  Form  muß  absr 
nicJit  notwendigerweise  immer  die  gleiche  Bedeutung  haben.  (Das  Symbol 
ist  etwas  Vieldeutiges  oder,  wie  SUberer  sagt,  es  „geht  scJiwanger  mit 
Bedeutungen".} 

Der  große  Asthetikei'  Friedrich  Theodor  Vischer  nennt  den  Begriff 
Symbol  „schwierig,  einen  geetaltweciiselnden  Proteus".  Er  erfaßt  als 
seine  Funktion  ungelalir  so:  Die  Körperwelt  zu  beseelen  und  das 
■Geistige  zu  verkörpern.  ...  Es  (das  Symbol)  entspringt,  dem  Drange. 
Geist  und  Natur,  die  scheinbar  versdiiedenen,  ineinandei'zuscliauen;  es 
dient  der  Aufgabe,  das  Weltall  als  Eines  vor  Sinn  und  Phantasie  hin- 
zustellen. 

Iheiter  leitet  die  Symbolik  aus  den  zwei  „elementaren"  oder  „u  n- 
be  wußten"  Vorgängen  der  Vorstellung,  aus  Beseelung  imd  Verbild- 

liehung,  die  Symbolik  ab.  ,,,-,,  , 

Nach  Jodl  drängt  alle  Tätigkeit  des  Deidvcns  und  Dichtens  nach 
Verkörperung  nnttelst  der  Symbole  (in  einem  weiteren  Sinne),  weil 
diese  allein  die  Mitteilung  an  andere  gestatten,  und  weil  ihr  Gebrauch 
die  flüchtigen   Gebilde  des  tertiären    l3e^^-ußtseins  fixieren    und    klaren 

'"^^^'fi.«e  Ghil  bezeichnete  (in  seinem  „TraitO  du  Verbe")   das  Sym-    ' 
bolisiiln  als  eine  synthetische  Form    -l«'-  ^f '■^;'''-;;^;  ''^f  ""^ 
der. in  Betracht  kommenden   Gegenstände  schafft.    Die  Synthese    an, 
Symbol  betont  besonders  Verlaine. 

^V^.auch  Schopenhauer.  Bd.  I.  S.  316  ii.  321 

St.ial,  S«>r«-.Bn  de.  'W^b-  an,l  Aff.k..«b..n..   V.l. 


1/ 


,57B  Fetisuliismns. 

'  Uöffdhui  sagt,  alles  Symboli Gieren  benütze  Vorstellungen  aup 
engeren,  jedoch  anschaulichen  Verhältnissen  zum  Ausdruck  für  Ver- 
hältnisse, welche  sich  wegen  ihrer  Erhabenlieit  und  Idealität  nicht  uu- 
»littelbar  voi'deutlithen  lassen. 

Der  Historiker  Lampreckt  läßt  das  Dynamische  am  Symbol 
stark  hervortreten:  „Der  symbolische  Trieb  erzeugte  stets  symbolisches 
Tun.  .  .  .  Das  Symbol  ist  Sinnbild  der  Handlung,  eng 
verknüpft  es  sich  an  ihren  Höhepunkt  .  .  ." 

Joficph  Ililkhmvd  spricht  von  einer  Sj-mbolik  der  Empiindung. 
der  Voretelluaig,  des  Gedankens;  sie  sei  besonders  an  ihrem  Platze, 
wo  die  B  e  g  r  i  f  f  s  B  p  r  a  c  h  e  versagt,  wo  das  G  e  f  ü  h  1  sich 
noch  nicht  zuni  Gedanken  d  u  r  ch  g  e  r  u  n  g  en  hat  oder  wo  die  tiefen 
rätselhaften  Fragen  nach  Vv'erden,  Sein  und  Vergehen,  nach  Vorzeil- 
und  Zukunft  der  Beantwortung  harren. 

Friedrich   Albert   hange   sieht   im    Symbol    „die   Ergänzung   der 
Wirkliclikeit,  die  der  Mensch  nicht  entbehren  kann"'. 

Mit  Grenzer  betont  Silber  er''),  daU  man  einigen  Hauptmerkmalen 
des  Symbols  am  leichtesten  nahekonmie,  wenn  man  es  dem  allegorischen 
Bild  entgegensetze.    Dieses   sei,   in   seiner   einfachsten  emblemati  sehen 
Art  wenigstens,  etwas  Almliches  und  kömie  mit  einem  Gleichlieitszeichen 
aufgelöst  werden.  „Das  Weib  da  mit  der  Mauerkrone  ist  die  und  die 
Stadt."  Da;i  Symbol  liingegen  ist,  wenn  auch  anspruchslos  in  der  Form, 
von   großem,   ja    vielleicht  .u  n  e  r  s  c  h  ö  p  f !  i  c  h  cm    Gehalt;     es    wird 
n  i  ü  durch  AnfÜlirutig  einer  Beziehung  erledigt.    Er  weist  auf  Goethe 
hin,  der  in  seinen  „Sprüchen  in  Prosa"  sagt:  „Die  Allegorie  verwandelt 
die  ErscheiiHing  in  einen  Begriff,  den  Begriff  in  ein  Bild,  docll  so,  daß 
der  Begrill  im  Bilde  inmier  nocli  begrenzt  und  vollständig  zu  halten 
und'  zu  haben  und  an  demselben  auszusprechen  sei.    —  Die  Symbolik 
verwandelt  die  Erscheinung  in  Idee,  die  Idee  in  ein  Bild  und  so  'daß  die 
Idee  im  Bild  immer  u  nen  dl  i  ch  w  i  r  k  s  amund  u  n  e  r  r  c  i  ch  b  a  r 
bleibt,  un.i  .selbst  in  allen  Sprachen  ausgesprochen,  doch  unaussprech 
hell  bliebe."  Die  Allegorie  ist  nach  Silherer  mehr  statischen,  das  Svmbol 
dynamischen  Charakters.  Der  gleiche  Autoi'  Hudet  im  Symbol  audi  eine 
besondere   intensive  oder  lebendige  Verknüpfung  mit  den  Ideen  oder 
Regungen,  die  zu  ihm  drängen;  eine  gewisse  „Notwendigkeit"  als  Gegen- 

')  Ii,  L-iuw  dwiiiiä^hst  orscheiu«Kleu  8chrilt  „Die  Zeichen  lU.g  Tempeln"  Seine 
iibi'.BUi  liiorliorBohöngOD,  ein  tif^ferce  psychologisches  VerständniB  der  Svmbolik  an- 
BtrobomlMi  Arbeiten  sind:  „Probk-mo  .lor  Mystik  und  ihrer  Symbolik"  (ein  Buch  dae 
k-ider  vergriffen  i^t.  doch,  wie  ich  hör,.,  bald  neu  üufgdegt  werden  Boll)-  Durch  Tod 
zum  Leb™  (LoipziK  1915);  der  Essay  „Phantasie  und  Mythos"  und  die  denselben  fort- 
ectsenden  Studi™  über  S  y  m  h  o  1  l>  i  |  d  u  n  s  in  den,  Frf«rf-ßJe«ierschcn  „Jahrbuch  der 
Psych  oanitlyse". 


»«»•i 


'\^ 


Kacklilii'k   Lim!  Aiir^lilifk.  579 

satz  ziiriüliger  konventioiiuller  Eiiiöetzuiiy  t-iiioö  Zeiclifiis.  Er ■  behaiidell 
das  Symbol  weiters  in  der  Perspektive  ala  voiiäulige  (.ahnende)  Form 
einei-  Erkenntnis  (.m.vtliolo^^isdies  Erkennen)  und  läßt  naturgeniäiJ  daö 
Symbol  dort  windmnntreten,  wo  die  Erkenntnis-  oder  Denkkrafl  vor- 
übergehend wieder  aiil'  relativ  niedrii^e  Kapazität  heiabsinkt  (Traum, 
Emiattungözustäiule  etu) ;  er  folgt  hier,  von  seinen  hypnagogi sehen 
Erfahnmgen  ausgehend,  sowohl  den  Fingerzeigen  von  Mytliologen  aU 
denen  Freuds  und  der   Z  ü  v  i  <■.  ii  o  r  Schule.  ■    . 

Wir  sind  somit  bei  der  Psychaualyse  und  ihrer  Stellung  zur 
Symbolik  angelangt.  Freud  {„Trauuideutung'')  betont  betionders  das 
Prinntive  in  der  Symbolspraclie.  Er  hat  das  Verdienst,  zuerst  die 
sexuelle  Bedeutung  dei-  Traumsymbole  erkannt  zu  liaben.  Er  faßt  sie 
alle  noch  material  auf  und  übersieht  ilu'e  l'unktiüualo  Bedeutung.  Aber 
fr  bat  uns  die  Augen  geöffnet  und  uns  die  ersten  Hieroglyphen  entziffert. 
Jetzt,  da  wir  das  ABC  beherrschen,  köimen  wir  tiefer  blicken.  Freud  ver- 
gleicht die  Symbolik  mit  einer  alten  8praclie,  die  fast  ausgestorben  ist, 
von  der  sich  aber  noch  hier  mid  dort  verstreut  einzelne  Reste  finden. 

Die  Psychanalyse  ließ  sich  namentlich  die  Verknüpfung  des 
Symbolö  jnit  dem  Unbewußten  und  dem  Verdrängten  an- 
gelegen sein.  Riklin  („Wunscherfüllung  und  Symbolik  im  Märehen". 
Wien  1ÖÜ8)  war  wohl  der  erste,  dei-  die  von  Freud  atannnenden  An- 
regungen melir  auszubauen  unternalim.  Er  liefert  einen  „Beweis,  daß 
die  menschliche  Psyclie  .  .  .  allgemein  eine  Symbolik  hervorbringt,  die 
hauptsäcldicii  vom  UnbewulUen  aufgebaut  wird  und  «icii  im  Märchen  als 
primitiver  dicliterischer  Produktion,  im  Traum  und  in  der  Psychopatiio- 
logie  wieder  findet".  Die  Auswirkung  des  verdrängten  Materials  (nebst 
der  stark  betonten  Übcrdeterminierung  bzw".  Verdichtung)  im  S\nnbol 
kommt  bei  ihm  und  in  umfassenderer  Weise  bei  Abraham,  liaiik  sowie 
in  anderer  Art  bei  Jui/n  zm-  Darstellung,  ruberer  ghiubt  die  Beziehung 
zum  Verdrängten,  als  zu  dem  unbewußten  Dyiiamismus  gehörig,  zwar 
für  unveniieidlieh  vorhanden,  aber  nicht  für  dem  Symbol  wesentlich 
halten  zu  sollen,  als  wenn  behauptet  wird,  nur  dasjenige  sei  ein  Symbol. 
was  „etwas  Verdrängtee  bedeute"  —  ein  Standpunkt,  den  mehrere  Psyeh- 
analytiker,  von  denen  gleich  die  Rede  sein  wird,  einnehmen. 

Bank  und  Sachs  haben  sich  in  ihrer  Arbeit  „Die  Hedeutung  der 
Psychoanalyse  für  die  Geisteswissenschaflen"  (Wiesbaden  1913)  be- 
müht, die  Ei'gcbnisse  der  Psychanalyse  für  die  Symbolforschung  zu- 
samm'enzufassen.  Es  wird  da  geradezu  „ein  Ausdnieksjnittel  des  Ver- 
drängten" genamit.  Und  als  cliarakteristisclie  Merkmale  „wirklicher" 
Svmbole  werden  „nach  den  von  Prof.  Freud  in  seinen  akademischen  Vor- 
lesungen vorgetragenen  Gesichtspunkten"  angegeben:  „Die  Stellvertre- 
tung für  Unbewußtes,  die  konstante  Bedeutung,  die  Unabhangig- 

37* 


5H0  Fetiscliisuius. 

k  (>  i  t.  V  tj  II  i  nd  i  V  i  du  u  I  1  011  Üedingunj:on  (?),  die  entwick- 
liingsgeöclii(.'lit.li<:h(;  Crrundlage,  die  sprachlifhen  Heziohuiigen,  die  pliylü- 
gmcjtisdit'ii  Parallolcn  (in  Mytinis,  Kult,  Re!i?;ion  etc.)." 

Diese  Tliiabhängigkeit  von  individuelieu  Bcdiiigungeii  t'ntspi'ii-ht. 
wie  vir  gesolit'ii  haben,  nicht  den  TatBachen.  Trotzdem  muß  betont 
werden,  daß  liaiik  und  Sachs  dem  Wesen  des  Symbols  sehr  nahe  ge- 
Icoinmcn  sind,  wenn  sie  ausführoii:  „Wir  verstehen  unter  Symbol  eine 
hesondero  Art  der  indirekten  Darstellung,  die  durch  gewisse  Eigentiini- 
lichkßiten  von  den  ihr  nahestehenden  des  Gleichnisses,  der  Metapher,  der 
Allegorie,  der  Anspielung  nnd  anderen  Formen  der  bildlichen  Dar- 
steUung  von  (iodankomuatorial  {mmh  Art  eines  Rebus)  ausgezeichnet 
ist.  Das  Symbol  stellt  gewiesennaßi'n  L'ine  ideale  \  erenngung  aller 
dieser  Ausdrucksmittel  dar:  Es  ist  ein  stellvertretender  a  n- 
6  c  h  a  u  1  i  c  ii  e  !■  E  i-  s  a  t  z  a  u  s  d  r  u  c  k  für  etwas  1'  e  i-  b  o  r- 
genes,  mit  dem  es  sinnfällige  Merkmale  gemein  hat  oder  durcli  innere 
Ziisammenhänge  assoziativ  verbunden  ist.  Sein  Wesen  liegt  in  der  Zwei- 
oder  Mehrdeutigkeit,  wie  es  ja  selbst  durch  eine  Art  Verdiditung,  ein 
Zusammenwerfen  einzelner  charakteristischer  Elemente  entstanden  ist. 
Seine  Tendenz  vom  Begrifflichen  nach  dem  Anscliaulichen  stellt  es  in  die 
Nähe  des  primitiven  Denkens  und  als  solches  gehört  die  S\Tnbolisiei'ung 
weecntUch  dem  rnbewußten  an,  entbehrt  aber  als  Kompromißieistung 
keineswegs  der  bewußten  Determinanten,  die  in  verschieden  starkem  An- 
teil die  Synibolbildnng  und  das  Symbolverständnis  bedingen  " 

Eine    viel    eingehendere   vortreffliche    Zusammenfassung   mit    ' 
tischen.   Emsehhig    mid    weiterer   Verarbeitung,   doch   auf  den   elei<- 
Limen,  hat  Urnest  Jones  geliefert.  („Tbc  Thoorv  of  Symboli^m  "  lirit 
Joura.oE    PsychoL,    Vol.TX,    pari  2,    Oct  1918     ,i^  u    ■  ^ 

Übersetzung  davon  beiindet  sicifin  ^;  Z.l!^uZ  f 'S' ^^^ 
.analyse",  .  1919,  S.  244  ff.)  Jr.es  gelangt  zur  Sclilaßfoig  ,  ui  "  '  e 
psychoanalytische  Erfahrung  geht  dahin   zu  zei-^en    <U\\  T  '- 

liehen  Vorstellungen  unserer  Existenz,  die  einz tn  d  e  v  'h  TTT^' 
•g^Btellt  werden  können  -  nämlich  iene  die  den  K^,'  ''"'^'^''f  ^'''- 
dic  Beziehungen  zur  Familie,  (Geburt,  Lie  Z  To7-  ^  r  TT' 
das  ganze  Le)>en  inndurdi  ihre  Bedeutung  belhahen  nnd  d  V  "f " 
ein  großer  Teil  der  mehr  sekundären  LeveZTZT  f/VT 
leben,  abstammt.  Da  die  Energie  von  CZ^Jl^"^  '^^ 
dmen  hinslrümt.  „nd  da  sie  den  am  stärksten  verdrän<^ten  Änt 
Seelenlebens  bilden,  ist  es  begreiflich  daß  sieh  ^in  Q  .  , 
einer  Seite  bildon  kann.    Nur  w  as  ve    /  ?    ^.^.■™'^°''':  ''"^ 


Uri- 
leii 


en- 
nie  zu 

il  unseres 


nach 


einer  i^eite  nimon  Kann.    N  n  r  w  as  verd  r  äne  t  i  s  t    w  ■    J. 

bolisch  dargestellt,  «ndwa«  verdrängt  ist  bed'.Vf  ,  "^"' 
..  bolischen   Darstellung.    Diese   Schlußfolgerun.   ist   der    PF  f'  'T" 

^■''  psychoanalytischen  Theorie  der  Svmbolik"  '"^'^'"^   ^''' 


,-i 


Hücliblick    llinl    .\lJ^I>lL^!k.  581 

hl  einer  initiluhrliclieu  Kritik  („l'^V'-lk!  and  Eros",  \oI.l,  Nr.  1, 
p.53,  und  Vol.il,  Nr.  4,  p.  249)  züigt  iLüUhever,  ddl.^  tlio  Konstatie- 
riing,  nur  das  Vordrängte  werde  „synibuliseh''  dargestellt,  nur  zuBtande- 
koninien  könne,  wenn  von  vornherein  das  Symbol  als  Darstelhmg  des 
Verdrängten  deiiniert  iiml  wenn  das  Beweismaterial  auf  Grund  diofesr 
retitio  principii  gewühlt  werde.  Auch  diii-h'  nieht  deshalb,  weil  vpi'- 
di'ängteri  wii-klicli  im  tlintcr^ifund  der  meisten  Symbole  entdeckt  werden 
könne,  nun  gerade  dieses  immer  als  der  eigentliche  Sinn  des  Symbols 
proklamiert  werden.  Besonders  sind  noch  folgende  üegensiitze  zwischen 
■hnes  und  Silherer  hervorzuheben-    lirriterer  schreibt: 

„Die  Sjinbolc  Jionen  zur  Uarslollung  des  eigenen  Icli  und  der 
iiächstcii  Blutsverwandten  oder  der  Phänomene  von  Geburt,  Liebe  und 
Tod.  Mit  anderen  Worten,  sie  stellen  die  denkbar  primitivsten  Ideen 
und  Interessen  dar.  Ihre'  tatsäcli liebe  Anzahl  ist  jedoch  größer,  als 
man  nucli  liei-  Kürze  dieser  Zusammentassung  aiuiehiiien  möchte  ■-  sie 
betragen  vielleicht  gegen  100.  .  .  .  Das  Icli  umt'aJ.U,  den  ganzen  Körper 
oder  jeden  einzehioti  Körperteil,  aber  nielit  das  Seelenleben  (':'  ?)...- 
Das  Feld  der  Sexualsymbolik  ist  verblüffend  reich,  mid  die  ijroße  Mehr- 
zahl aller  Symbole  gehört  hierher.  Es  gibt  wahrscheinlich  mehr  Symbole 
für  das  männliche  Olieil  allein,  als  alle  anderen  Symbole  miteinander 
ausmachen   (?)   .  .  ." 

Silberer  wendet  sich  mit  Recht  gegen  die  oben  mit  Fragezeichen 
versehene]!  Behauptungen.  Die  erste,  die  das  Seelenleben  ausschaltet 
t>der  als  nicht  fähig  erachtet,  Gegenstand  eine^  genuinen  Symbols  zu 
werden  erledigt  sich  von  selbst.  'An  der  zweiten  Stelle  he]iie]'kt  Silberer. 
daß  zur  Charakteristik  des  Symbols  auch  die  Darstellung  von  Ab- 
straktem durch  Konkretes  gehöre;  das  mämilichc  Glied  als  solches 
(oder  ein  sonstiger  Körperteil)  sei  jedoch  nicht  abstrakt,  und  es  gehe 
d-UuT  streng  genommen  gar  nicht  an,  von  einem  Symbol  desselben  zu 
snrc^-hen-  es  gebe  wohl  phallisd.e  Symbole,  nicht  aber  (streng  ge- 
nommen) ein  Svmbol  dos  l'hailus,  man  nehme  denn  diesen  wieder  als 
Repräsentanten  eines  ganzen  Komplexes  von  unanschaulu'hen  Ideen, 
(^efülilen  usw.,  womit  wir  «ogleich  wieder  im  Seelischen  und  Geistigen 

angelangt  sind.  ,    ,.,    -  «      »  m 

SUberer  hat  als  eine  wichtige  Klasse  der  Symbolik  jene  aufgestellt, 
welche  durch  ihre  Bilder  n.cht  Gedankeninhalte  sondern  das  Leben  der 
Gedanken  und  die  Vorgänge  (auch  die  anbewußten)  ,n  der  Seele  seilest 
zum  Ausdruck  bringt. 

Jones  übersieht  zwar  diese  seiner  Theorie  uniR-ipieme  und   wohl 
fundierte  Svmbolik  nicht,  bestätigt  auch  ihr  Vorhandensein,  glaubt,  sie 
■iber  dadurch  ans  dem  Spiele  bringen  zu  können,  daß  er  ihre  Lrzeu.gnisse 
einlach  aus  dem  Gebiete  der  genuinen  Symbole  hinaus  unter  die  Meta- 


«: 


""■^^  Fetisciiismiis- 

plicni  verweist,  waö  ilun  kraft  seiner  ursprüngliciiL-ii  Deiinit  ioti  >ks 
byrabülö  ein  Leichtes  ist. 

Bei  Jones  also  und  vielleicht  den  nieistuti  Psydianahtikern  der 
Wiener  Schule  beniht  die  ein  yymbol  bildende  Kraft  auf  verdräiij,^tpn 
aftektativen  Vorstellungen.  Silberer  betont  die  allgemeinere  Bedingimg 
der  „arperzeptischon  Insuffizienz"  (Jones  fügt  ganz  richtig  noch  die 
Insuffizienz  der  Dai-etellungsfähigkeit  als  minder  wichtiges  Moment 
liinzuj  und  läßt  mm  die  Möslidikeit  offen,  d&il  diese  Insuffizienz  ent- 
weder durch  verdrängte  Affekte  {h7AV.  Aifekte  überhaupt)  o  d  e  !■  durcii 
relativen  Mangel  an  Erkenntnis-Kapazität  hervorgebraclit  wurde: 
beides  bewirke  die  Ersetzung  des  (sohwierigeren  oder  widerborstigen) 
Eigentlichen  durch  ein  (leichter  faßli.-hes  oder  leichter  darstellbares  odei 
besser  verdauliches)    Uneigentliches. 

Eine  andere  aelir  fmchtbare  Konstatierung  hilberers  ist  die  daß 
vielen  Symbolen  neben  dem  psycbanaly tisch  zu  erschließenden  '  tita- 
nischen" ein  diesem  korrespondierender  „anagogi scher"  Gehalt  "inne- 
wolme;    ein  Zug  aufwärts,  nach  den  metaphysischen  Zielen  der  Menscli- 

Traume,  Dichtungen  usw.)  niclit  nur  in  den  psychanal vtischen  sondern 
auch  in  einen  ethisch-religiösen  Zusammenhang  zu  reilt7     T*  l 

<.rst  ihr  vollkommenes  Verständnis  in  b^^r^f  .''     ?       ^' 
langen  ist.  ^  ^^^  ^^"  Menschen  zu  er- 

Schlicßhch     ist   zu   erwälinen     tUiX   ri„;,       n      , 

nommen   »ein   können.     Sic   schon    i„    den    t,.  ^ '*™'''""=  »'f " 

Phänonien.   Symbole  sprechen  die  S,  ach  ".i!  "  .""'"    '"*"''"'^''^ 

Siel.  oi.e„«.oh  .nU  den  e,„.n.e„  Ct:^::^^:::  ^  '^^^ 

aber  er  füllt  sie  mit  neuem  Inlmltfl  '  ^°'"  ""''  -^»nnalmcnschen, 
.ndividnellc  Symbole,  w"  S  l^t'elr  Ilß  d"^™?^  '^"'"'^  """ 
mus  und  der  Ketischisnms  sich  Eaf nicht'  .-  '"■°'"*<'  Symbolis- 
ihres  Objektes  and  am  il  r  snrL"  ™  t  '"«™"™  ß"^™*™^ 
kühnem.  Sie  schaffen  XI  Z^TtZ^t'^^l''  Verwendbarkeit 
den  Sehürzen-FetiBchisten.  Die  Shh™ tt  ' t  "  ''™''™  "''''  "" 
Iceit.  Aber  »elchc  reiche  Verwend^  fln«  ™  ?'''°'  '"  ^'*"* 
unseres  Fetischisten!  .  '"  ^*""''^'=  '"  ä™  System 

Ein  jedes  Syinbol  koamit  d,:rr.K  ^,   ■   », 

drängung,  Verdichtung  und  Veadu^    D  T'''  ^"^""^"^    '^^^■' 

haben  das  Moment  der  Verladung  !I'',S!  T      i  ^"f^^^^^^^"  ^'^^^^^^ 

üng  ^ai  n.cht,  berücksichtigt,  das  der  Ver- 


1 


lüickblick  iiiiil  Äiislilick.  ^ÖS 

aichtuiiy   aiiKGdeuteL.     Ein   parapathieclics  Symbol   zeigt   wie   lu  iMii'.'iii 
\>rgrößerungeglase  die  Eigenschaften  eines  echten  Symbols. 

1.  Es  stellt  eine  Vielheit  durdi  eine  Einheit  dar  (Verdiclitung). 
Das  gilt  für  viele  Symbole.  (Die  Fahne  repräsentiert  ein  Reginicnl,  das 
Kreuz  dit^  ganze  occleßia  niilitans.)  Wie  in  eineiri  Brennpunkte  treffen 
im  r.'tisehistisdien  Symbol  alle  Teilstraiilen  zusammen.  Ganz  iihnlieli 
verhält  es  sich  z.  B.  mit  dem  Kreuz.  Es  repräsentiert  die  ganKe  Christen- 
heit, ee  repräsentiert  aber  auch  das  Leiden  Christi. 

Damit  kommen  wir  zum  zweiten  wichtigen  l'imkte. 
■  2.  Das  fetischistische.  Symbol  kommt  durch  Affekt verscliiebung  zu- 
stande. Man  kann  auch  sagen  diudi  \erdrängung.  Denn  nui-  ein  un- 
lustbetonter, also  affektativer  ('jedanko  wird  verdrängt.  Auch  das  echte 
Symbol  des  Normalmenschen  muß  uns  ein  Geheimnis  repräsentieren, 
wenn  es  mehr  als  ein  Gieic-linis  sein  soll.  Der  Affekt  wird  von  einem 
verhotenen  Objekt  abgelenkt  und  auf  das  Symbol  verschoben.  Die 
Mutter  wird  durch  die  Schürze  symbolisiert,  wenn  es  sich  handelt,  pem- 
■liche  Inzestregungen  vor  dem  Bewußtsein  zu  verseil leieni.  Dieser  Vor- 
gang kommt  durch  Verladung  zustande.  Wir  haben  zahlreiche  Beispiele 
gesellen,  wie  Kleidungsstücke  dui'ch  V.Thidung  sexuelle  Hedeutiing  er- 
halten haben. 

3.  Das  Symbol  drückt  eine  Wunscherfüllung  aus.    Der  verdrängte 

Wunsch  wird  an  dein  Symbol  befriedigt. 

4.  Das  l'etischistisehe  Symbol  erhält  seinen  ersten  Affektwert  als 
Deckcrinnei-ung.  Es  repräsentiert  eine  versunkene  Szene  aus  der  Ver- 
gangenheit. -  i    ■  i, 

5  Die  ana"ogische  Tendenz  dos  fetischistischen  bymbols  zeigt  sieb 
in  seiner  religiösen  Bedeutung.  Wir  haben  ja  gesehen,  wie  hochgesteckt 
LS  des  letischisten  ist.  Er  rivalisiert  mit  Christus,  er  w.rd  selbst 
ti'n^tistus.    Er  benützt  da«  Symbol  zum  Ausdrucke  seiner  religiösen 

/^"TC  Symbol  haftet  etwas  Mystisches  an,     hem    Fetisdnslen 
.      <    .     das  Geheimnis.    Um   das    Mystische   nu-ht   durch    die 
K'T:^r\^  kh    k   r.u   ertöten,   wird   das   ursprüngliclie  Symbol 
.    r   r!  w    1  durch  Degeneration  entstellt  und  durch  eine  er- 
verändert.    Ks  ^uul  "'"^        J    ^        j    ,  ^„^^.1,  Vpvengei-ung  und  Er- 
neute ^^^7-^,^«;::^^;  aut    aeiil  mrd  durch  Verschiebung  auf 
-  Weiterung,  durcl   \!^«";.^      „.^anz  und  Zerstörung  der  Distan. 
ein  Großes,  ^^f^'^^l^  .p,,g,,  .^Ibst  ein  Mythos  wird,  bis  der 
;;^::^:;;  ::  -t  :;lt,  ^a^er  den  S,nn  ..es  Symbols  nicht 

„ehr  f  »^-"-"gl^Xl  stellt  etwas  Lebendiges  dar,   es   ist  dnrcl.  ani- 
,aistische  Tendenzen  .um  Range  eines  Lebewesens  erhoben. 


^1/  - 


584  ti'etischismuE. 

iS.  J)cr  FGtischi,sl.  identiiiKiert  sich  mit  seinem  öymbole.  DuitIi  die 
Prozesse  dei'  Identilizieniiis  und  Differenzierung  wird  das  Svmbol  ein 
Spief,'el  odei'  eine  Knrikatur  des  eigenen  Ich. 

9.  Das  Symbol  wird  in  den  Dienst  der  funktionalen  Hymbülik  gi-- 
stellt.  Es  repräsentiert  einen  Zustand  der  Seele  —  und  das  ist  viel- 
ieieht  (das  belonc  icli  mit  Süberer  im  Oegensatze  zu  Jones)  eine  seiner 
wichtigsten  Funktionen. 

10.  Das  Symbol  wird  hauptsächlicb  in  hyi.onoisdien  Zuständen 
verwendet.  (Die  apperzeptive  Insuffizienz  Silberers.)  Der  Fetisc^hist  ist 
ein  Träumer,  daher  die  Verwandte ehaft  der  Symbolik  des  Traumes  mit 
der  des  Fetiscliismuü. 

11.  Das  Syndjol  wird  das  Zeichen  enier  „p  a  t  h  o  1  u  g  i  s  ,■  lion 
Treu  ©■'.  Wir  liabeu  an  zahlreichen  Beispielen  gesehen  daß  der 
FctiBchißt  sich  von  seinem  Fetisch  nicht  trennen  kann.  Die  Vielheit 
seiner  Sammlung  dient  dazu,  um  die  Einheit  zu  ersetzen.  Der  Harems- 
kult verbirgt  einen  starren  erotischen  Monotheismus. 

Der  Fetisdi  wird  zum  SjTubol  des  Gefühles.  Kr  repräsentiert 
dann  die  Treue  an  die  Objekte  der  Jugend.  Da  sieh  hmter  diesen 
Fixationen  oft  Gelübde  verbergen,  sf.  ktiiin  der  Fetisch  auch  das  Ge- 
lübde darstellen.  Jeder  ouanistische  Ak\  biuleut^t  dann  eine  Wieder 
holung  des  Gelübdes,  diese  Treue  durch  da.  .^.nze  Lebeu  zu  halten. 
(„Wenn  alle  untreu  werden,  ich  bleibe  dir  doch  treu'"  t  n^«  M\ 
scl^istische  Symbol  stell,  dann  da..  B  I  e  i  b  end  e  nn  W."  hsel  der 
Begebenheiten  dar. 

12.  Die  Bedeutung   des  Symbols   in   der   n-n-n.ati,;.  i,       u'ix> 

führt  «*n.B..,  .„  Eint™.. ..  .r.,.n:;j7X;:^^^;z 


')  Auf  dip  Pf-age:   Was  stellt  dtr  Fotiüch  si-mm„  t  ■■ 
U-S.328)    .ine    klar«    Antwort:    „Der      ig    „Tl     ;??:.-"'/''""  '"'''" 

Hi^r.ng  erspäht  u„d  cr.tr.bt  wird    U^dl  ?    '^"    S  y  m  b  o  1  i- 

Un  von  Mutter  od.r  Mu  1 1  .ror.l  tV  Wir  h  ,  ,  V  ^  ^^'=*'^^^'' *  " 
d^  Peti«d,  kennen  .rt.rnt.  Wi.  ,,„,,..,.  t,i,„„  H;.igen  Fa„    "/ ''*  '^'-  ^'^'''"""'' 

direkt  nu.  d.s  Genitale  e.et.te.  We.„  Saäoer  e^gt  hlttf  t"'  ."r'T  '"  i''^'"" 
e,mtz.  so  hatte  diese  üchauptnng  ..wiß  oinig.  bIX^TkT  .  "^  "'  ''"*'*^'" 
daß  das   Sacktnd.   <lor  S.h.h.   d..   l,.„ds.l,uh   n.r  dlrSti,  '    /%^""'  ■"'''"''■ 

Foti«,-h  ..rHet.t  die  ganze  P^on,  de-  Besitz  ^  gc  iebt™  OH  f  "'"T'-  '""""''■  ''"" 
besitzen,  h.ißt  sid,  seiner  Genitalien  zun,  Z^^  d  uJ  "'-m  '  "''  °'^^"  ^"^■ 
zu   begreifen,   daß   das    Kind   ..ine  f-i^.hi.ti..ho\w      ,  "^^^^^^^^^  T''   '''""" 

Zeit,  iu  .U:r  e.  si.h  über  di.  Bedeutung  der  '^enitS,  n.K  °^\^'^^'^'-  '"  '^"'^'■ 
di(«er  Zeit  herrsehen  noeh  die  ..orogenen  Zonen'  P  « 7  ?  "''''*  ^^'  ''*■  "  ^" 
.alion  in  die  Puberlät.  Er  sagt:  „Mit  den,  Kintritt  d"  PuSts'j  ^'Tl'Z.''''" 
e.n,  welch,  du.  infantil«  Sexualloh™  in  s.ine  endgültige  nom^/nT,^  ''-""""S- 
.Ollen.    Der  «e.aH.ri.h  war  .i.W  verwiegend  ^o^:^^ ^^ ^^- 


Iliii-klilick  lind  Aiisbli>-k.  ^^^ 

I)or  wcriorit]  icho  FoiUrliriti  der  ni'ut'ii  K  r- 
k  c  n  n  t  n  i  6  1  i  p  p  t  in  der  J:i  c  t  o  n  u  ii  g  der  A  f  f  c  k  t  i  \'  i  1  a  I, 
il e s  S y  m  b  0  I  p  P.  11  i  p  s  e  T a  t  s  ii  c  li e  li a  b  e n  die  1'  i-  ii  lu-  r cii 
S  y  ni  b  ü  1  f  o  r  s  r  !i  t!  r  v  1. 1  I  k  o  in  iii  e  n  ü  b  o  r  s  p  h  e  n.  .D  ii  r  c  li  de  ii 
A  £  f  e  k  t  w  e  r  t  u  11  d  den  AI  e .-.  Ii  a  n  L  s  in  u  b  d  e  r  \'  e  r  d  r  ä  ii  S  u  n  ^' 
iintorsi-hflidet  sich  das  Symbo]  vom  Emblem,  der 
A  1 1  e  g  u  !■  1 1',  d  c  !■  M  e  t  a  p  h  0  r,  d  i  e  G  1  e  I  f.  Il  ni  s  s  0  d  a  r  s  t  0  n  e  ". 

ein  S  u  b  i  e  k  t  ni  i  t   e\uev  b  e  s  i  i  th  m  I  e  n   E  i  g  lmi  s  c  h  ii  f  1    f  "  '' 

e  i  11  a  ]i  d  e  r  c  B  8  ü  b  j  e  k  t  ß  o  t  z  on.    I )  i  f  IJ  e  z  i  e  li  u  n  g  (i  e  s  S  y  m-  . 

b  0  U  6    i  s  t   n  i  dl  t.    i  n  b  a  1 1 1  i  c  li   d  e  t  e  r  m  i  n  i  e  r  t,    sondern  j 

fi  e  f  ü  h  1  s  m  ä  ß  i  g.     D  e  r   G  e  f  ü  h  1  s  i  n  h  a  1 1     ist    \^p  r  d  r  ii  n  g  I ,  i 

daher  erscheint  der   i  niieri>  0  e  h  n  1 1  dem  IJ  co  b  a  r  ii  1;  e  r 

iii  r'  ti  t  g  1  p  1  tt  b  i'  r  f  a  ß  b  a  r.  j 

Auch  gewisse  Alltagssymbole  wii'  x.  B.  die  Falme  reiiräscntiereii 
oineii  Gefühlswert,  sie  zeigen  das  Phänomen  des  Pretium  affectioniB. 
Aber  diose  Gefühle  liegen  offen  zutage.  Wir  wissen,  daß  die  Fahne  das 
Kegimtml  nnd  damit  das  Vaterland  darstelif.  daß  die  Ehre  des  Regi- 
inentes  in  der  Falme  einen  sichtbaren  Ausdinck  lindet.  ■  '  j 

Das  parapathische  Symbol  bezieht  seine  Affelc-  ] 

livität   aus   dem   Unbewußten.     Es   bildet   beim    ^  e  1 1- 

''l'jekt.     Kr   Miifi,...   .ich    bish-r   von    .in.cb™    Tnuhu,    u.d    ....gem..    Z. '^2\t^ 

>..U.,,i,   V.   ...na.   .n.  .0^..   '-,;;^  -^'-      ::St:~nrir.., 

-m  neues  Sexualziel  gegeben,   /-n   dcsfin.  ^'^^  "•"^'"''^  f'\\''        „„„.r^rcitun '■   -   F"ud 
wäbn-nd  di.  P,.o...„™    Zon™  sich  dem  Primat  'i'^^^^"'^"'r■"^"  *;;;.;;     |i,  von  de« 
spricht  n.  ,an.  iliuUich  aus,  daß  duB  Kind  nur  «- f^^  ^^^^'^^n     ^  ' ,    wir   di- 
>.o.enen    Z.n.    .....bt.    Es    ist   ein    ^^^- ;'^^^^'t;  ^   tli:    S^^^u^^nd   sind. 

I-uBt   an    dPin    Partnn-   in    jenen    Zonen    sn(.l.c.^  f ',,,      "     ,„  «dU-non   AuKn.bm.flUlcn 

n.U   «ürde  bowH.en,  daß  ii^  Kind  vor  der  PuberU  ^_^_^  „.r.iedigun. 

d.n  ß.,itz  dos  Genitale,  e.r.trobt.    In  den  me.t  n  h^lhnj^a"  ^^^^^^    ^^.^^^^_^_  ^^^^^  ,,,,,  ^,„,^ 

lies  Riechtripbrs  od(r  Schau  trieben,  Lust  ik^l  üo       ^^^^  ^^  .^„.fiihilich  bes^ehrieben  habe. 

der  Formen  iiifantih-r  Befriedigimg,  wie  '<='';'';       „^   ,„  ^,,,  Ron^ervi.-rnnp  ein.» 

Freuä  ..hein,    ua..chli.h  das  ^'7  ,  ^  J    '      ."„Bfeti.cbi.mus  auf  den  verdr.n^t™  j 

l'iirtialtriebes  ..u  erblicken,  wie  ^-^^-f'"'''  ..„dors  ai.   die   Anffflf'sung.   daß   dür 

lliochtriel,   zurückführt     Das   klms'    f""'  J;.     .(.   ),(,,   ^„vei   JSeRriiTe.   di.   stri'nKe   go- 

Petkeh    ein    Genit.,!e  dar.t.ellt.    .W-;er  y'''"«.^;;;^.^,^^    ^,i„,„    pHi^ch.    d-  b.  er   ersetzt 

.•*chi«cten    werden    müssen.     Der    I.etiscliist   r         ,,.„..,,^^1  und  empfängt.    GenitalisienuiR  ^ 

ihm  das  Genitale,  von  dem  der  Erwachsene  bus    ^_^^^^  ,,,fri«Mg„nK  Matt  im.  Gcniti.le 

iBt.  nui-  ein  Ausdruck  und  will  beaagen    oj.«  ^^^.^^^^.^^^^^^^  ausbildet.  I)ildct  da.  Genital.- 

am  Fetisch  liudct.    In  d^r  Zo..,  d.i  ^d'  ^^  ^,^_.  ^_^^^„^i,  ^,t^  W.isch«=l ücke  . 

noch  kein  Sexual.kl.  Wir  h^.  ^"    ";;",. dünsfungen   de.    gan.en    K.rper.^    durch-  | 

«ein   kann.     Sie    riechen,    weil    f'"'  '"^^  _..^  ^.^^.^„  ^.i,   ,|i„«i„n.  daß  nu.n  den 

setzt  sind,    .^ie  er.etzn,  den  Geruch  a^  ^^^    ^j,/ phünuraen    der    Verladung.     VnR    aber 

'IVitger    direkt    riecht.    Es    h"'';^;^    ,  ^       s,.,^,,^!,    keine    bbss.    Ahmuif.'    iia<.    .triI-I 

Sadger    von    der   komplex-^"    Uivlt^utung  .  ^ 

«i.-h   au.  .meinen   Ausfubruatien. 


!^n 


¥ 


I 


i 


hSÜ  Fetiücliiümus. 

schi  steil  ilif;  Stütze  seiner  Fiktion,  er  benimmt 
sieh,  aU  ob  das  Symbol  der  leben  de  Gegenstand 
wäre,  den  es  vertritt.  Mit  diesem  „A  1  s -  (3  b"  e  r  k  !  ä  r i. 
sich   li  IM-    A.nimismus  des   fetischistischen   Symbols. 

Nur  in  der  fiktiven  Welt  kann  sich  das  Symbol  zu  dei'  hier  ge- 
scliildei'ten  Hedeutuuy  ausbilden.  Adler  hat  mit  Recht  auf  die  Bedeutung 
dor  Fiktion  im  Leben  des  Farapatbikors  hinf^ewiesen,  dabei  aber  den 
gro].len  Fehler  Seemacht,  die  sexuellen  Einstellungen  des  Kranken  als 
eine  Fiktion  aufzufassen,  als  ein  „Ale-Ob".  Der  Parapathiker  benimmt 
eich,  als  ob  er  seine  Mutter  begehren  würde.  Das  ist  eine  arge  Vor- 
fälscluinK  der  Tatsaehen.  Er  liebt  seine  Mutter  und  bildet  seine  Fiktion, 
um  sich  benehmen  zu  können,  als  ob  er  sie  nicht  lieben  würde. 

Gerade  der  nie  fehlende  Inzestkomplex  ist  es,  der  den  Para]jatliiker 
beim  Fetischisnms  zur  Bildung  einer  Fiktion  drängt.  Die  Se.xualität 
ist  kein  Ala-Ob.  Der  Fetisebienms  wird  gebildet,  um  ein  Als-Ob  aus 
der  Sexualität    zu  gestalten. 

Im  Fetischismus  sehen  wir  die  'l'endenz  des  Parapathikers  zur 
Bildung  einer  Fiktion  zur  Potenz  gesteigert.  Er  wird  Fetischist,  ver- 
drängt seine  Religiosität  und  benimmt  sich,  als  ob  er  ein  Paraphiler 
wäre.    Diese  Neigung  zur  Fiktion  stammi  aus  dem  Infantilen. 

Hans  Vaihinger.  auf  den  Adler  hinweist,  erkennt  den  TJrspnmg 
der  Fiktion,  wenn  er  auf  die  Spiele  der  Kinder  hinweist.  Ich  lasse  ihm 
das  Wort.  In  einem  populären  Aufsatz  schreibt  er  über  „Das  Als-Ob 
im  täglichen  Leben": 

„Es  ist  ein  Vorurteil,  dali  die  Philosophie  des  \lB-Üb  eine  hvper- 
riiudeme  Erfindung  von  mir  sei:  idi  habe  verschiedentlich  gezeigt  daß  fiktive 
\ür.(.ollmiff^weisen.  das  heil.it  bewußt  falsche  Als-Oh-Betrachtungen  in  der 
kuhurg(.^chi<-hie  <ier  Menschheit  von  jeher  eine  große  Rolle  spielten  So  ist 
i-s  auch  ein  VürurUnl,  daß  die  Als-Ob-ßetrachtung  nur  eine  Sache  der  ab- 
strakWn  Wissenschaft  eei,  sie  spielt  vielmehr  auch  in.  liigüchea  Leben  eine 
gewaltige   Uulle. 

Ich  wähle  nnt  Absicht  ein  fast  banales  Beispiel.  Wer  einen  ihm  an- 
bequemen Besuch  damit  ablehnt,  daß  er  dem  an  der  Tür  Warlenden  sa-en 
laßt,  er  eei  nicht  za  Hause,  oder  wer.  wenn  er  aUein  in  seiner  Wohnung  Ist, 
in  solcher  Lage  auf  die  Talel  vor  der  Tür  die  Worte  schreibt-  Nicht  zu 
Hause-  macht  kerne  Vorspiegelung  falscher  Tatsachen,  keinen  Betrue  und 
kerne  Lüge  sondern  ..r  iH^dieut  sich  einer  berechtigten  und  allgemein  an- 
erk^uinten  kouv.utmuc ien  tilction.  Er  hat  vielleicht  schon  einen  anderen 
Besuch,  dem  er  sieii  allein  widmen  nmß.  oder  er  steckt  in  der  Vorbereitang 
zu  emom  Vortrag,  den  er  in  einer  Stunde  halten  muß,  oder  er  schreibt  einen 
e.hgen  und  sehr  wichtigen  Brief,  an  dessen  rechtzeitiger  Absendung  die 
schwersten  Fo  gen  hangen,  oder  er  ist  körperhch  oder  seelisch  sehi'  angegriffen, 
ohne  .ich  doch  krank  nennen  zu  können:  kurz,  tausend  Gründe  die  andere 
nicht«  angehen  und  die  inau  anderen  nicht  delaiUieren  kann,  können  uns  das 
Ifecht,  irobcii   lind  sogar  du-  Pflicht,  auferlegen,  den  Besucher  nicht  /.u  emp- 


n 


llückl)lick  iiud  Ausblick.  ^87 


r 


fangcij.    Abur  nbgewieöeii  zu  wcrdoii,  wm  dcv  zu  Bpsuclieiide^  zu  Hüuso  uini 
uiclil.  krank  iai,  ist  überaus  peinli<:li  uuil  dii-ekt  bdpiiiiRcn'l.    So  hat  niaii  üie 
gfc^ellBchaltJiche  Fiktion  eingeluhrt,  daß  der  13etretlende  „mcbt  zu  Hauee 
ist.    Letzieivv  handelt  also  .so,  ak  üb  or  nidit   zu  Hauiic  wäre. 

\.a-h  ein  Beispiel  aus  ganz  aiidereni  Gebiet.    Tante  Frieda  hat  eme 
reizende   Nichte,  dio  eie  gern  unter  die  Haube  brächte.    Zu  diesem   /.woek  .  _ 

anansioH    sie   einen    KaiTee,   xii    dem    sie    einen    iuuffcn    Herrn   einlaüt.    iien  f  , 

si,^  vor  kurzem  zulaüig  auf  der   üeise  kennen  gelernt  hat,  und  der  eie  jet^l 

walirend  eines  liüehtigen  Aufenthaltes  in  ihrem   von  seiner  Heimat  weit  cni-  _  j  , 

leinten    Wohnort  aufgeyueht  hat.    Sie   ist  überzeugt,   dali    beide   voraiglieii 
zueinander  passen  und  sagt  das  sogar  auch  beiden  vorher.    Tmd  ncMig 
nacli  einem  halben  Jahi>  haben  sich  die  Fäden  zwischen   beiden  verknuplt 
Gott  Amor  hat  beider  Herzen  verbunden  in  wahrsicr  hiebe.  Verlobung  hndel- 
zu  O.-^tei'ii  statt,  „Wir  beide  sind  von  Ewigkeit  her  für  einander  bestimmt. 
Nicht  der  Zufall,  sondern  eine  ewige  Vorherbcstimniung  hat   uns  zusiinmien- 
geHihii  usw."  —  Dies  ist  die  Überzeugung  der  beiden  und  kann  -i"*;''  '"-'i 
l>eiden  sogar  religiöser  Glaulie  sein.   Eb  kann  aber  auch  eine  bewußte  beibet- 
läuschung  sein,  eine  absichtliche  Seibetsuggestion,  eine  bewußte  l'dition.  flie 
beide  glücklich  macht  und  erhebt.  . 

Zehn  Jahre  später,  und  die  beiden  luiben  ein  Töchterchen,  das  mit  seindi 
I'iiupeii  spielt.  Das  achtjährige  Kind  weiß  ganz  .-.icher.  daii  die  Puppe  an. 
Porzellan  Leder.  Sägemehl  oder  einem  anderen  Füllsel  liesteW.  Aber  lur 
da.s  spielende  Kind  ist  die  Puppe  etwas  Lebendes.  Das  Kiad  spricht  mit  seiiiei 
Puppe  als  i.b  diese  lehfe.  als  ob  sie  Eiii|)findimffen  und  Bewegungen  zeigU". 
■iiUe*  Spielen  der  Kinder,  eo  z.B.  auch  wenn  die  .huigeiis  „Räuber  spielen  , 
Ijeniht  auf  eolcheu  bewiiliten  Fiktionen.  Es  wäre  ein  grober  Erziehungsfehler, 
v-.m  Sl^indi.nukl  der  Logik  aus  die  spielenden  Kinder  aus  diesen  „bewußten 
Selbstriu^ehungen'-,  aus  diesem  selbst  klar  durchschautea  'Iraurnlehen  aul- 
zmvecken  und  nur  ein  roher  Pedant  konnte  einen  solchen  Frevel  an  den, 
XSuten  Tempel  der  -lugend  ausiuhren.  und  die  in  ihrem  Traun,  ge- 
S™  KiKler  wüiln  ihn  mit  Entrüstung  lortiagen  Das  Lhepaar,  ^on 
^!^  wir  s  r  ,-hen  hat  aurl,  einen  Sohn,  Nochmals  zehn  Jahre  spa  er  und 
dem  ^^"  .^]^'' """■,.'  .,„,  \,.,.,,-,  oin  Was  hudet  er  da?  Unser  politisches 
"■■  ^"«  ."  die  7^  ,^;"p;V,^^/;:a  denm  Programme  sind  einseitige  G. 
U.ben  ist  ^f^'''f;„  "  .,  ■  Sigkeit  in  dieser  Fnrm  notwendig  sind  und 
l.ilde.  die  aber  lr"U   '>?  "^^^'^i,,,,    porin   beibehalten    werden    müssen. 

wenigstens   lur   eine    ^"^^  ;^'f        j-"'      Führer  der  betrelTenden  Partei  selbst  j 

Vielfach  «ehen  dies  auch      e  ß     * |J  ,...,  ^.j,,  ,„,h,,  P,.pnnnm  ! 

,i,,  „ud  so  kann  es  1^""""  ' ;  'j  ;^,,,^  vollinhaltlich  glaubten,  und  daß  also 
,i„t,reteii,  als  ob  sie  an  d-'f^;'^^  ^"^  j,,^,,^^  ,i,  „fc,  ,,  „„eh  in  voller  Geltung 
dieses  Progrannu  so  '^^"^^^0  ;  ^ciden  n      ,  .^^^^^  ^.^^^,^^.  ^^^^^^^^^^^ 

wäre.    Eine  Fiktion  .«t  es  -'"f;;  ^^     der  „Volkswille-  ist  eine  Fiktion,  die  j 

spreche  den  „T^^Uen  des  Volke,     a  .^^    d      ,  ^^^^^^^^^  _^^^   ^_^^^^^^^.  ^.^.^^^.  ^^,.  j 

,,,ch  nicht  durch  die  ^'^'■"^;" "^V,;  ^"f '",,,,,1  notwendige  Fiktion  des  Staat.- 

Realität  wird,  aber  ""V^  „Miktionen  guter  und  schlimmer  Art  ist  unser 

rechtes.  Von  solchen  ^''''^'ff.'l'Xl  ü^^^^         'l^'"  ^^'^''''''  '^"'''  '''  ^''  '"''^'  ' 

Leben  durchsetzt.  Die  S^^^*!  .'^^^"^.^^dens,  der  die  alleinige  Schuld  IJeut-seh- 

berufene  Paragraph  '»^^  ^ f'  '"^'^Uerdings  eine  verhängnisvolle  Fiktion. 

lands  am  Weltkrieg  :^7^^^,f  V^'^/der  Neuzeit  ist  die  sogenannte  (U- 
Eine  der  n,erkwurdig.ten^riküonen^^^^^^^   ^^^^^    ^^^^^^    ^^^^^   ^^^^    ,^^^_^ 

^|:::^fä'f;^^^rtg.^tört   vermssen    kann,   dnß    ihn    niemand    hindern  . 


r 


H 


ö8g 


Fetiscljisiiius- 


wiid  zu  gellen,  zu  iahrpii.  zu  rciien.  wohin  in  der  Welt  yr  will.  Abor  die 
romischr  Kirciie  hält  die  Fiktion  aut'icchl,  als  üb  er  ein  Gefangener  sei: 
auch  in  den  heißesten  Fiebermonaten  dari"  er  den  \'alikan.  respektive  die 
vafikanischen  Gärten  nicht  verlassen  und  die  triilipren.  kühlen  Sununcipaliistt' 
auf  deui  Gebirge  darl'  er  nicht  aursucheu.  Füi'  die-son  liktiven  Geianfienen 
kämpft,  die  ganze  katholische  Welt. 

Wie  alles   in   der  Weit,  so  kann   auch  dii'  r  iktion   mißbranflit  werden, 
aber  auch  hier  gilt:    abusus  nun  tollit   usuin:    der  Mißbrauch  ist  kein  Gegen- 


lUUI       UULJl      IHUl       ^XJV  -         '."'"'"■■-'      "     -'-' 

?rund  gegen  den  richtigen  Gebrauch. 

Ein    berechtigter    Gebraucli    der    i-iktioii    iindet    lausendfacli    in    all 
Keligioncn  statt.    Die  Sprache  unsere!'  Kirchen,   unserer  Geistlichen   ist   v. 


:illen 
■oll 


gioncu  siaiL.    luv  ^ij!^«-'"    '■■ '   ^■^..,^.i^..cii   joi    -^x^ 

von  Bildern,   deren   mehr   oder  minder   unzutrellende   Natur   den    ^ich   dieser 
ichfi  Bedienenden   mehr  oder  uundcr  bewußt   ist.    lai   Anschluß   an   Kn-nl 


Iteligionci 

von  Bilde--,    -.- 

Sprache  Bedienenden   mehr .^  - .,..   . 

hat  in  Frankreich  der  protcötantisciie  „bimbolu-I-ideirinius",  das  heißt  der 
sich  syndiolit^cher  l)i]dlidiei-  Vorstellung  bedienende  Glaube  der  Schule  von 
Sabatier  Huwie  der  katholische  „Modernismus-  von  Le  Ruy,  dem  auch  schon 
Renan  vorgearbeitet  hat,  das  oiTen  ausgesprochen,  nnd  damit  das  mythische 
Element   in   der  Religion   anerkannt. 

Ein   neuer   „Mythus",   odei'   wie   man   auch   vielfacli   richtiger  griechisch 
.Mythos",  wird  von  vielen  Seiten  als  unsere  hauptsaclilichste  ZukunCts- 

gemacht  wurden. 

---  -         -,,,.■,       "  ""    " '-'^''1   ''■i'i'   l-<inde. 

Karl   Röttger.     Die   Freude   am   Syiuboiisclien,   am   Bildhaiten.   an    Legenden 


.«agt 

au 

Ich   nenne 


fgabe  betrachtet,  und  manche  Versuche  dazu  smd  schim 
h  nenne  nur  Bruno  Willi'.  Julius  Hart,  Eugen  Dietrii-li. 
ivarl  Röttger.  Die  Freude  am  Symbolisclien,  am  Bildhaite.,.  u„  ui^geuueu 
und  das  Vei'stäudnis  dafür  hat  m  den  ielzteu  Jahi'on  .sichtlich  stark  ',u- 
genomnum.  Mau  kann  lioileii.  daß  em  neuer  „.Mytiios"-,  den  auch  der  Theologe 
und  Philosoph  Troelmh  dem  .,Logos"  als  herechtigtcs  Moment  »egeniiber- 
stellt,  seinen  «ieghafteu  Einzug  feiern  wird.  Aber  man  kann  niilit  hoffen 
daß  dies  in  naher  Zukunft  geschehen  wird.  Einstweilen  und  wohl  noch  auf 
lange  Zeil  hinaus  «vrden  wir  uns  der  alten,  aber  deshalb  nicht  veralteten 
Mvthen  noch  bedienen  können  oder  müssen.  Diese  mvthisch-  Well  unserer 
Religion  ist  uns  nicht  iiloß  durch  die  Kunst,  si>eziell  die  Archileklur  de- 
Mittelalters,  später  duirJi  du^  Malerei  der  Renaissance,  weiterhin  durch  die 
Musik  cinos  Händel  und  eines  Bach,  Haydn,  Muzart  und  Beethovi'n  teuer 
und  Hob  geworden  und  in  der  Literatur  noch  immer  wirksam  Aber  wV  den 
l'i-ühoreii  Generationen  Dogma  war.  das  ist  uns  Heutiet^n  7,, '.;'„„  1  "",!,. 
Fiktion  geworden.  Niemals  wird  der  Mensch,  der  l  trn.Vht  h  l  7'^  *''! 
ist.  sich  mit  der  bloß  verstaudesmäßig  aufgefaßten  Umw^l     l!  "'I*'" 

Phantasie  überbaut  die  flaehe  Hnuvelt%nil  '  ner  e  dSet  ALoTw  ,f""" 
mit  einer  Kuppel.  Wer  dies  irrational  schilt,  vergißt  Tß"].!;  V  ' 
der  Welt  mindestens  eine  ebenso  großo  rÖ]|o  .^Diolt  n,w.  ■  7™t'™^^<'  "^ 
das  Rationale.-  ^  ^P"*'*'   "'"'   '^^''^^^'^   '""U   wie 

Wie  wiuidcrbar  idt    das   Hoispiel  dos  mit  dt^,,    P,„  ,  •  ■     j 

Kinde..   Der  Fotischist  betrachtet  .oi„,.„  FW     Ut'""'  '""""t" 

,.■   ■  1  n     1  1  j         ,    ■      .       .,  ^  H.1SU1  er.-?!;  als  e  11  sexuelles 

...ezoug.  Er  le  t  erst  m  der  Fiktion  des  Spieles,  bis  der  Atiektwcrt 
der  Hküon  .0  b  ark  wird.  daLs  er  „.cht  mehr  .eiß.  daß  er  spielt  Er 
■st  em  Schauspieler,  der  vor  .icii  selbst  Komödie  spielt.  Es  L  daher 
o,genthcl,  Lalseh  vom  tet.sch.smos  als  „erotischen  Svn.boli.smus"  zu 
Sprech^.  Er  .st  mehr  als  em  bloßer  Symbolismus.  Er  ist  eine  „ero- 
tische F.kt.on  .  .n  welcher  der  Logos  dazu  verwende!  wird   die  Fiktion 


^)C 


Jiiicl; blick  iiml  Ausl.lii'k.  ->!^'* 

ZU  stiitztiii  und  ZU  üi'wcitorn.  IJor  LofjOö  wird  zum  rikliivi'u  üi-ri  l'aUioß. 
Das  Irrationale  bwiiäditigt  riich  des  RaliuQaleii.  Der  Fetiscliiat  ratio- 
iialiäicTt  soine  J^tition  ao  lauge,  bis  er  sie  sclilioßlich  mit  seinem  Logus 
aussöhnt.  Er  vorsteht  us  auf,h,  Motive  zu  finden,  die  sich  von  der  Re- 
alität sehr  weit  entfernt  haben,  weil  er  die  wahren  Motive  nidil  sehen 
will.  Es  liaiulelt  si.-h  um  ein  „Nicht-Sehenwollen".  Nur  oberiliifhhcbe 
Betrachtiuifi;  konnte  ein  „Nicht -Sehetiköiuien"  annehmen. 

Diese  „apperzeptivc  Insuilizienz'"  dem  eigenen  Idi  gegenüber  wird 
nur  dadurch  errcieht,  daß  der  Fetisdüst  die  Gabe  hat,  sich  in  Trance 
zu  setzen.  Die  Ekstase  des  Trance  koimnt  durdi  Affeklstaiiuug  und 
plötzliche  Entladung  der  Affekte  zustande.  IJi'sprünglidi  waren  wohl 
die  Welten  dca  Eetisdiisten  getrennt.  Es  gab  eine  Welt  der  Fiktion 
und  eine  der  Realität.  Mit  dem  Eindringen  der  Fiktion  in  die  Realität 
verwandelt  sidi  das  träumend  spielende  Kind  in  einen  Fetisdiisten^ 
Der  Fetisdiist  bleibt  ein  Kind.  Er  hält  an  seiner  Rindbeit  fest  und 
speziell  an  der  Traumwelt  seiner  Kindheit.  Der  psydiosexuelle  In- 
Inntilismus  des  Eetis<4iisten  repräsentiert  uns  die  Traumwelt  des  nor- 
malen Kindes. 

In  der  Tat!  Alle  diese  komplizierten  Fälle  von  Feti3ciism..P 
lassen  sich  nur  verstehen,  wenn  man  sich  iinnier  vor  Augen  halt,  <\a.> 
<Ier  Fetischist  in  einer  eigenen  Trammvelt  lebt,  in  der  ihm  die  O-renzen 
^^wischen  Realität  und  Schein  gänzlich  vcrsd.wimmen.  Diese  Kranken 
^iM  alle  Tagträumor.  Was  sie  von  ihrem  Fetischismus  -  "«"  f  ^"^  ^' 
durdisickern"  lassen,  ist  nur  ein  kleiner  ^^''-^^  f'V'.!''",'-\t  ^elc 
Ihrer  Traumwelt.  Diese  Tr^imwcR  leben  sie  in  ^^^^^^.s 
^nnen  sdiroffen  Gegensatz  zu    h  em  «""^''^;"  ,  ^^„  y,^^  rxn- 

ist  die  große  Gefahr  des  ^  ^^^'«^^"^'"^^,^^T t  J»  er  aitzieht 
braudibar  lur  dio  reale  Welt,  er  macht  ^^^«^  ^'f  _  "  :;i  'j,,  ,„,,im- 
dem  Alltag  alle  Affekte,  so  daß  er  '--  ^  J'^,  ':;;;:„  .....ehilde 
liehen  Macht  seiner  ^''-^-^  if  f " J''^  .-e L  -  -^^  ^^"^^^  "''^' 


liehen  Macht  seiner  ll^^^"^';  ,  -  breitet  es  sidi  allmählidi  aus, 
zu  vergleichen.  Erst  ""^"^''^''f '  "^  ^^  '"nd  den  Bestand  dos  Ganzen 
bis  es  sdiließlich  alles  Gesunde  veidiang    nn  ^^,^_  ^^^.^^^ 

.efährdot.    Auch  beim  Fetisch.smusjia  de      o^^    ^  ^^^^^         ^^^^^^^^^ 

haben,  um  „embryonale  Seelenzo        J^^  .^^  ^. ,  j^,^^,^,,^  ,,, 

diese  Patienten  von  der  G'-Sen..ut  ab        .  j,^ „„Ölungen  drängt. 
Alte  wieder  zu  erleben,  der  ^^';^^^^  \,,  p.tisch.smus  und 
Alle  Kinder  zeigen    -^^  "f  ;^^,„  ,,,  ^as  Eigene,  das  sie  hart- 
Ncigung  zur  System  ^Idung.Das^y      ^^^^  ^^^  ^^^^^^^^  .^^  ^,^ 

näd.ig  gegen  die  K-nlH^BsedeB  rie  n  e^^^  ^^.^  ^_^^,^.^^^_  ^^^  ^..^^ 

Geheimnis,  das  eimnal  mit.  em._^^^^^  ^^.^^^^  ^^  ^._^^  ^^^^  ^^^^j^  ^.^ 
symbolisiert  und  leb    1.  0  ^^^^^_^^^^^^^  ^^^  ^^^^_^.^  ^^^  ^^,^„p^^.,,     ^^  -^, 

wundervolle  Gaoe,  aus 


li 


Ö90  .■       Fetischismus. 


ein  Dielili'i-  von  üottus  Gnaden.  Der  Fotisdiiei  liaL  sich  einen  Teil 
seiner  Kindheit  konsei-viert  und  sein  System  au«  der  Kindheit  in  die 
Welt  des  Erwachsenen  hinübergerettet. 

\  011  der  ungeheueren  Leistung  einer  aolchen  Systembildung  macht 
sieh  der  Uneingeweihte  kaum  eine  richtige  Vorstellung.  Es  gehört  eine 
große  sdiöpferische  Kraft  dazu,  ein  solches  Hystem  zu  bilden,  es  gehöri 
eine  reiche  Phantasie  dazu,  in  einer  solchen  fiktiven  Welt  zu  leben  und 
Bie  auf  den  Alltag  auszudehnen.  Das  ist  nuj'  möglich  durch  unaufliör- 
hche  AnnuliierungBarbeit.  Die  Fiktion  laßt  sich  nur  dm-cli  Zerstörung 
der  Wirkhelikeit  aufrecht  erhalten.  Deshalb  nimmt  dieser  Parapathikei- 
eine  unaufhörliche  Umwertung  aller  Werte  vor,  er  aimuUiert  einfach 
alles,  was  ihm  in  sein  System  nicht  hineinpaßt.  Er  annulliert  Zeit  und 
Raum,  er  anerkennt  nicht  die  Majestät  des  Todes  und  die  Grenzen  des 
Möglichen.  Alles  ist  möglich  und  der  Tod  eines  geliebten  Objektes  ver- 
hindert nicht  seine  Verwertung  als  Stützpunkt  des  Systems.  In  icdeiii 
Eetischisten  ist  vJelleielit  ein  großer  Dichter  verloren  gegangen  Hätte 
er  die  Gabe  zu  sublimieren  und  seine  inneren  Konflikte  nach  außen  zu 
projizieren,  er  könnte  sich  aus  den  Fesseln  seiner  Paraphilie  erlösen 
Er  pi'ujiziert  aber  nicht,  er  introjiziert  nur,  um  den  treffenden  Ausdruck 
von  Ferniczi  zu  gebrauchen.  Er  benützt  die  Außt-nwelt,  um  sein  Svstem 
zu  erweitern,  während  der  Dichter  sein  System  benützt  um  die^V4{ 
zu  l,erei..hern.  Der  Dichter  wird  durcli  jedes  Kunstwerk  um  einen 
Komiilcx  ärmer,  während  der  Fetischist  jeden  äußeren  Eindruck  be- 
nutzt, um  s,ch  zu  bereichern,  d.h.  lun  sein  System  auszubauen 

Auch  zun,  Aufbau  eines  echten  Fetischisnms  ist  eine  schöpferische 
Kiaft  der  1  hantasie  nötig.  Ich  glaube  wohl,  daß  dies  eine  der  Ur- 
sachen ist.  daß  sich  unter  den  Fetischisten  so  selten  Frauen  linden 
Sie  ze.gen  nicht  diese  intuitive  Anlage  wie  die  Männer.  Der  Fetischist 
■st  ,n  semer  Art  ein  symbolistisches  Genie.  Icl^  persönlich  hab  keinen 
einzigen  Fall  von  weiblichem  Fetischismus  beobachten  können.  Der 
l-all,  den  Binswanger  so  trefflich  analysiert  hat  ,-«t  ^i,.  v  i 
Viel,ei..t  hängt  diese  Tatsache  mit  dem^  Umltanle  tr.  ^f  d^ 
brauen  d,e  reiche  Schöpferkraft  des  Mamies  abgeht.  Freilich  ällt  auch 
e.n  anderer  Umstand  in  Betracht.  Es  gab  mir  lange  zu  denken  daß 
meine  1- etisch«stcn  m.t  einer  einzigen  Ausnahme  Christen  waren  (Mein 
Material^  zeigt  sonst  einen  Prozentsatz  von  30-35%  Juden,  die  ein 
großes  Xont.ngcnt  zur  Parapathio  stellen.)  Der  emzige  fetischistisclu- 
Jude  war  nicht  beschnitten  und  zeigte  große  Neigung  zum  Christen- 
tum. Man.  konnte  diese  Tatsachen  mit  der  Christusneurose  in  Zu- 
s^munenhang  bringen.  Wir  haben  ja  gesehen,  welche  bedeutende  Rolle 
die  Identifizierung  mit  Christus  in  der  Psychopathologie  des  Feti- 
schismus spielt.  Frauen  und  Juden  können  schwer  zu  dieser  Identifizierung 


■  i: 


Uückbliclf  lind  Aiulilick.  ÜQ! 

i,'el;uif,'eii.  Alicr  l';^  sclieint  audi  ein  aiiiicics  Mnment  luitzuspieleii:  Dk' 
Idcntüizieriing  des  Parapathikers  mit  seinom  Penis.  Sonderbarer  Woiso 
litten  fast  die  meiBtcii  diesei-  Kranken  an  nmhr  oder  minder  starken 
Phimosen  und  alle  waren  Enuretikor.  Hitschmaim  hat  in  einer  Mitteilung 
auf  den  Zueamnienhiuig  zwischen  Hanierotik  imd  Zwangsnenroso  aiü- 
raerksani  gemacht.^  Die  Einschnürung  dct;  Ponm  durdi  daö  phimotisclu' 
Präputium,  ferner  der  Zwang,  den  der  Enuretiker  nuf  seine  Blase  aus- 
geübt hat,  können  wohl  das  Vorbild  des  letischisiischen  Zwanges  ge- 
wesen sein. 

Auch  der  Zwang,  den  das  iCind  anl  seinen  Madtdtirin  auszuüben 
lernt,  wobei  die  Zurüpklialtnng  di)ä  Stuhles  J-.ustempfindungen  auslöst, 
seheint  mir  .ein  zum  Petischismus  prädisponieiendes  Moment  zu  sein. 
Wir  sehen  in  diesen  Pällen  eine  eigenartige  Fenn  von  Konversion:  die 
^Übersetzung  der  Organempfindungen  in  psychische  Symptome.  Es  ist 
die  umgekehrte  Foi-m  der  Konversion,  wie  sie  Freud  beecln-ieben  hat. 
t)ie  LTmsetzung  ])SjchiBcher  Kräfte  in  organische  Symptome,  welche  zu 
einer  eigenartigen  Ürgansprache  der  Seele  führt,  ist  wohlbekaimt  und 
besonders  in  Band  I  dieses  Werkes  beschriebeji  worden.  Beim  Feti- 
schismus  sehen  wir  Konversion  von  Organemptindungen  des  Zwanges  in 
das  psychische  Phänomen  des  Zwanges,  was  ich  als  ..Phänomene  des 
psychischen  Überbaues"  bezeiclmen  möchte. 

Ein  ausgezeielmetee  Beispiel  liefert  inis  die  Phimose.  I»as  Kmd 
muß  die  i']inschnüning  des  Penis  durch  die  Phnnose  lustvoll  empfinden. 
Das  Gleiten  der  engen  Vorhaut  über  den  Sulcus  coronarius  weckt  Emp- 
findungen und  srhafft  Reizzustände,  die  nach  Wiederholung  verlangen. 
Zu  diesem  Moment  tritt  die  Tatsache  der  Identifizierung  der  meisten 
Menschen  mit  ihrem  Genitale.  Erinnerungsbilder  aus  der  seligen 
Säuglingszeit,  ni  der  man  fest  in  Windeln  gebunden  war.  verbinden  su-li 
mit  diesem  Zustand.  Das  Genitale  wird  im  Traume  als  das  Kmd  s>-.n- 
bolisiert  Das  Genitale  (der  Kleine,  die  Klenre)  repräsentiert  dir 
Kinderzeit  Um  diesen  Kern  gruppieren  sich  dann  andere  Vorstelluni^i.,. 
Der  Zwang,  der  von  den  Organen  auf  Blase  und  Mastdann  ausgeübt 
wii'd,  wird"  zum  Symbol  der  Erziehung  und  des  Zwanges.  Das  Kmd 
durfte  in  seiner  ersten  I.ebenszeit  dem  Drange  nachgeben  und  die  T  n- 

j  „uremraierui^  muchmaiiii   postiilioi-t    einen 

.,UrHhral-Cha™kt.r'^  dessen  prominonte  Zflge  „bn^nacndcr  Ehrgeiz  unJ  \or],rb.  ,„r 
B  Ja  C;  !rW..s.r  wären.  Pen  .m^neoden  VM.^  dürfen  wjr  al.  Do.nin.nte 
dner  iZ  Parap.thie  annehmen,  während  dr.  B^cWt-gun^  nnt  ^^....^  m<  h.  b., 
Ennretikon,  vorhanden  ist.  ab.r  kcine^weg.  als  Cha,.kter.,e  an.,.prochen  wmn  k.nn. 
sondern  als  j.ydio.e.xu eller  Infantili.nm.  D,e  Arbeit  von  lü.h.,un.  enlhal  .., 
■  t  A-  TT^invirfpn/  von  Zwange  IIP«  rose  nnd  iinnlerotificheii  iLmi  iirptlirnl 
emen  Hinweis  auf  die  Koin/iaen-^  \'<"  "       & 

wotisehen   Syniptompn. 


L 


592 


Fetiüflii:>uni^. 


■I  : 


-I 


hiet  des  Dranges  durch  Miktion  uiid  Defäkation  aufliPl.'L'ii.  Wie  wir  aus 
den  Resultaten  unserer  Analysen  wissen,  waren  diese  Funktionen  ur- 
spriinglicli  stark  Lustbetont.    Es  bedurfte  erst  des  Kintlussos  der  Er- 
ziehung, um  das  Kind  zu  bewegen,  sich  zu  beherrsclien  und  die  Miktion 
und  Delakation  unter  bestimmten  Regehi  und  VorsL-Iirilten  vor  zunehmen. 
Die  Erziehung  beginnt  mit  dem  ersten  Z^vange,  diesen  Drang  zu  über- 
windou  und  zu  beheirschen.    Es  ist  der  erste  Einfluß  des  Fremden  aiü 
das  EiKßno.    Der  psychische  Zwang,  den  der  Fetischist  auf  sich  ausübt, 
ist  ein  Spiegelbild  dieses  Zwanges.   Denn  unmittelbar  nach  dem  Kample 
gegen  die  unbeschränkte  Befriedigung  der  natürlichen  Funktionen  setzt, 
der  Kampf  gegen  die  Sexualität   des  Kindes  ein.    Die  Eltern   merken, 
daß  das  Kind  nach  onanisl  isehen  (autoerotischen)  Lustgefühlen  strebt, 
und  setzen  diesem  Bestreben  ihr  Veto  entgegen.   Der  erste  Kampf  gegen 
die  Onanie  endet   gewöhnlich  mit  dem  Siege  der   Erzielunigspersonen. 
Aber  wir  haben  gesehen,  daU  alle  echten  Fetischistcn  Onanisten  sind- 
Sie  rächen  sich  für  die  erste  Vergewaltigung  durch  die  Fortsetzung  der 

Onanie, 

Es  wirft  sich  die  Frage  auf,  ob  denn  der  Sexualtrieb  als  solcher 
vom  Individuum  nicht  als  Zwang  empfunden  wird.    Diese  Frage  ist  un- 
bedingt beiiiliend  zu  beantworten.    In  diesem  Sinne  gesellt  sich  zu  den 
anderen  Komponenten  noch  diese  als  eine  der  wichtigsten.  AVir  haben 
gesehen,  daß  der  Fetis(;hist  sich  in  einem  erbitterten,  ewigen  Kam|ife 
gegen    seine  Sexvialität  befindet.    Sein  System    ist    eine  Kompromiß- 
bildung, das  RcKultat  diof^es  Kampfes.    Die  Tendenz  des  Fetischisten 
ist  eine  autoerotisclic.   Er  wird  immer  mehr  asozial,  er  zieht  sich  von 
seinem   Partner  zurück,  erlebt  seine  Orgien  nur   in   seiner   Phantasie 
und  introvertiert  sich  immer  mehr.    Die  asketischen  Tendenzen  prägen 
sich  in  seiner  Flucht  vor  dem  Partner  aus.   Das  Weib  wird  dem  männ- 
lichen  Fetischisten  das   Symbol   der   Sünde,  während   die   Onanie   als 
Trotz,  BuIJe,  Strafe  und  zugleich  als  Lust  hartnäckig  iestgehalten  wird. 
Fast  alle  diese  Kranken  glauben  an  die  Schädlichkeit  der  Onanie  und 
setzen  sie  trotzdem  oder  gerade  deshalb  fort.    Sie  setzen  sich  selbst 
unter  die  Kontrolle  eines  Zwanges,  der  aber  hauptsächlich  in  der  Rich- 
tung ausgeübt  wird,  daß  der  Koitus  als  Lustmöghchkeit  ausgeschaltet 
wird.    Das   System  wird  dann  als  Trotz  gegen  die  Gesellschaft   auf- 
gebaut   und    ausgebaut.     Es    ist    das    Eigene,    das    über    das    Fremde 
triumphiert. 

Auch  die  Religion  wird  als  Zwang,  als  Fremdes,  das  aufgezwungen 
wurde,  angesehen.  Deshalb  wird  die  offene  Religiosität  verworfen  und 
eine  eigene  Religion  errichtet,  welche  der  Sexualität  den  ihr  gebührenden, 
entsprechenden  Raum  freiläßt.  In  diesem  System  stoßen  wie  in  jedem 
Kompromisse  die  Gegensätze  aufeinander.    Aber  sie  werden  gebunden 


_  liiU^klilifk  ijiul  Auslilii-l,  593 

lind  zu  ciiK^i-  Kirilicil  znsiiiiimcnKeäcliwi'ilil  yci  ist  e«  tnöf;lii-.li,  duli  dio 
[■"anipfiilir  iiiid  die  lioligitm  in  lmih'IIi  Sym])tom  aiiwrcdrür.'k(  wcrdBii 
könnon.  ih-r  FH  iwHiiKimiw  wmiiigl  Hiiuuud  und  Hülle,  oIkmi  und  uiitoii, 
\  fi-Kanfiordioil  und  Zukiirdl .  zeif,^t  die  Regression  und  die  Pro-ressioii, 
die  tiiiiUe  'Vandviv/.  dar  Askese  und  eine  Verniichlässi/nuiK  der  (ietieii- 
wiirl    und   aller  telndogiKclien  'IVndenzen. 

In  dietieiii  Sinrjc  jsi  der  Fel.ifichisniue  vm  lleilungriversiiL-li.  ];!.  er 
bisleiitet  für  die  aruieii  Kranken  einen  SelljaLsrhutz  vur  iJircn  ri;idislisi-|ien 
Tendenzen,  er  ist  LukI  und  Htrafe  zugleicli,  Sie  miileii  eich  alle  als 
Märtyror  ihre«  Trieiies.  Sie  (ipiera  sirheinLiar  ebenyo  viel,  als  sie  öicli 
zutrestolien.  Als  Symbol  des  Märlyrertinus  selien  sie  Hiristuö.  der  dun:! 
Keine  Leidei]  die  .\Je110el1i1eil  i-rlöste.  Ii-h  bin  über  überzeugt,  daß  aiu-i 
andere  Identili/.ieriingen  mit  den  Mäi-lyrern  vnrki)nuueji  iverden.  l)ai 
Keigi  nun,  wie  i^cewaltig  dae  Sciiuldgefülil  diesei'  Kranken  ist.  Die  ßo- 
zieliiingen  des  Sarlisnius  ziun  l'\'tiec-.hisi]uit'  sind  in  dieeeni  linche  deutlich 
i I er V Ol  getreten.  Die  iirsprünglii-li  nadi  aiil.^cn  gerichtete-  Orauwuiikeit. 
Wendel    sieh  gegen  die  eigene    l'ersönlii-.hkeit- 

Die  Selbsterkenntnie  dieser  (.Trauöfiinkeit,  die  introsiiektive  W;dir- 
"nehiiiung   der   feindseligen    Binetelhing   zur   {.ieaellsdiaft.    die   TatBaclie 
der  itutistiseh-asozialen  Tendenz  des  Farai)athikort;  führt  auf  dem  Wege 
der  sozialen   Erziehung  zur  Bildiuig  fies  Sclmldgcfuliles.  als  stärkstoH 
Aiisdnn^k    dew   (ieivisseiis.     Der   |irinii1i\c    Menöcb    iiatte   kein   (jewisden. 
Er  kannto  keine  andere  Scimld  als  die  Schuld  gegen  sich  selbst.    Erst 
die    Hihhtng  sozialer  Verbände  hat  als  sozialen  Selbst scluitz  Ans  Ge- 
wissen ausgebildet.    Gewissen   isl    iirsiirünglidi  ein   (Je^en-w  issen.     Ein 
Wissen   »m    die    lmi)enitive  dei'   rnnvell,   die  sich  gegen    unsere   Lii^l- 
lendenzen  richten.    Als  Hüter  der  (jesetze.  die  die  Allgemeinheit    vor 
dem    Einzelnen   scbützen  sollen,   wurden   nrsprünglieh    nur    irdische    In- 
stiinzen  eingesetzt.    Der  König  oder  Häuptling  wai'  zugleich  der  Richter 
und    Bestrafe!'.    Haid  hatte  er  Helfer  notwendig,  die  in  seinem   NaJtUin 
Hechl    und    Strafe   ve]-kündigl.en.     Das    Ueeid     richtet     sieh   fiegen   alle 
asozialen  Tendenzen.    Da.  aber  dem  Häuptling  nicht  alle  asozialen  Ver- 
gehen bekannt  werden  konnten,  wurde  eine  zweite,  liöhere  Instanz  er- 
ri(-htet;    Die  (Ictilieit.    Die(lo11heit   ist  alUiiärlitig  und  alisebend.    Vor 
iiir  gibt  es    kein    \'erhergeii    und    kein   Enllliehen.     Die  Tatsache,   dal^N 
asoziale  jMens<'.lien    sicii  inigeslraft    ihrer  \ergehen    erfreuen  konnten, 
nmlite  zu  einer  ausgleichenden  Gerechtlgkeil  im  Jenseits  führen,  welciie 
strafbare  irdische  Lust,  die  der  Strafe  entgangen   sein   Konnte,  durch 
überstrenge  Strafen  kompensieren  konnte. 

.  ■  Der  Fetischist  fürchtet  die  Sti'afe  der  (iottheil  luid  beugt  sieii, 
in  Demut  ihren  Geboten.  Dabei  wird  er  aber  selbst  ein  Gott.  Kr 
bestraft  sich  selbst  und  (4-löst  sieb  selbst.    Er  schaffi-  sieh  seine  Hölle 

Stekel,  StürUDRiiN  Ja' 'l'i'ifili    iiud  Arrukrluboiih.  Vil.  38 


i  ' 


r.Q^.  Fülischismus. 

auf  Erden,  iiin  aich  den  Platz  im  Himnii;! '  zu  sichern.  IVd  er  bildi^l 
eidi  Bolbfit.herrlidi  seinen  Himmd  dei'  Lust,  in  dem  er  sich  die  Qualeu 
dw  Hölli'  auferlegt. 

Der  Konflikt  des  Fetisdüsten  ist  der  Konflikt  eines  jeden  Kultur- 
mensdion.  mu-  unendlich  vergrößert,  zur  Karikatur  verzerrt  und  durdi 
Verdrängung    und  Verschiebung    zur  ünkenntliclikeit    entstellt.    Seiiie 
Religiosität  ist  eine  infantile.    Sie  ist  im  Gefühle  verankert,  durch  die 
ersten  Eindrücke  der  Kindheit  eingehänuuert  und  unzerstörbar  für  da^ 
gtmzc  Leben  lixiert.    Im  Intellektuellen  steht  er  ienseits  seines  eigenoii 
Glaubens.    Er  kann  seinen  Glauben  nicht  verstehen,  er  kann  ihn  nur 
fühlen    Sein  Intellekt  schämt  sich  dieses  Gefühles,  eo  daß  er  gez^miswi 
ist.  den  Glauben  vor  sidi  selbst  zu  verbergen,  die  Rolle  eines  Freigeistes 
zu  spielen.    Er  stellt  sich  zu  Gott  wie  zu  seinem  Vater.    Die  meisten 
dieser  Kranken  scheinen  ilu-en  Vater  überwunden  zu  liaben  und  hängen 
trotzdem  an  ihm.    Der  letzte  Fall  Nr.  69  hat  uns  ein  lehi-reichee  Bei- 
spiel gegeben.    Hinter  der  Haßeinstellung  gegen  den  Vater  oder  der 
Gleir.hgültigkeit  gegen  den  Vater  oder  der  Verachtung  und  Entwertung 
des  Vaters   verbirgt    sich  die   infantile  Vaterüborschätzung,  der   Stolz 
a.uf  den  Vater,  der  Neid  auf  den  Vater  imd  das  alte  Rivalitätsverhältnis, 
um  dessen  Aufdeckung  sich  die  Freud&dvAe  so  verdient  gemacht  hat. 
Der  Vater,  der  Lehrer  und  Gott,  die  Obrigkeit  und  die  Allgemeinheit 
verschmelzen    zu   einem    Komplexe,    zu    dem    Autoritätskomplexe.     1  *er 
Fetisehist  ist  ein  Anarchist  und  zu  gleicher  Zeit  ein  Sklave  der  All- 
gemeinheit,   lu  seinem  System  ist  Raum  für  alle  Gegensätze,  wie  i''ti 
witiderholt  betont  und  nachgewiesen  habe. 

So  wird  der  Fetischist  ein  Zerrspiegel  unserer  kranken  Zeit,  die 
zwischen  Unglauben  und  Glauben,  zwischen  Vergangenheit  und  Zukunft 
steht.  Er  ist  das  Opfer  einer  Erziehung,  die  religiöse  Grundlagen 
schafft,  welche  sie  dann  zu  zerstören  trachtet.  Die  Erziehung  zur 
Gottesfurcht  führt  zu  dieser  sonderbarsten  aller  Masken  der  Religiosität. 

Wir  legen  den  Finger  an  eine  schwärende  Wunde.  Längst  haben 
Menschenfreunde  erkannt,  daß  eine  Reform  der  religiösen  Erziehung 
notwendig  wäre  und  versucht,  diese  Frage  durcli  Einführung  einer  freien 
Schule  zu  lösen.  Die  Frage  ist:  Sollen  wir  unsere  Kinder  ohne  jede 
Religion  erziehen  oder  sollen  wir  es  vorziehen,  ihnen  eine  allgemeine 
religiöse  Grundlage  zu  geben,  welche  die  Gottesfurcht  durch  die  Gottes- 
liebe ersetzt? 

Der  Grundfehler  unserer  Erziehung  ist,  daß  sie  eine  Erziehung 
(lurdi  Angst  darstellt.  Der  Fetischismus  ist  ein  Schutzbau  zur  fber- 
windung  dieser  Angst.  So  lange  die  Fiktion  einer  Hölle  und  einer 
Strafe  im  Jenseits,  eines  obersten  Richters  festgehalten  wird,  kann  man 
keine  Besserung  dieser  Parapluhen  erwarten.    Nun  scheint  diese  Welt 


Rückblick   imil  Aiislilick.  .  695 

aber  iicicli  nichL  fähig  zu  si^in,  (iie  Hfliyion  (iei  Aiigsi  iluri-h  eine  Re- 
ligion der  Liebe  zu  (ersetzen.  D.  Ii.  das  (iuio  ?,n  lieben  aus  Freude  am 
Guten,  niflit  als  ein  St-hadiei-f^eschäft,  tür  das  man  eine  Beloluuing  im 
Jeiiseite  erwartet.  Konnten  wir  die  Kinder  zur  Religion  des  Ktlios  er- 
ziehen, wir  würden  gewiß  ilie  Entslehiing  des  FetiscliitiuiUB  vei-hindeni 
können.  Eine  ßoh^he  Kfzieluing  in  der  Gegenwart  ist  eine  Utupie. 
(reseizi  lir-N  Fall,  wjr  hätten  sdion  eine  Menge  von  freien  Schulen  - 
was  bedeutet  ihre  Zahl  gegen  die  Macht  der  Kirche,  die  ihre  Horrsclial't 
für  lange,  lange  Zeiten  bewahren  wird?  Ich  halte  dafür,  daß  die  plötz- 
liche Entziehung  der  religiösen  Angst  zu  einer  Kiitustrophe  fühiTii 
würde,  in  der  sich  die  ursprüngliche  'l'ieniatur  dos  Mensdien  noch  wilder 
aut^tobeu  würde  als  im  Weltkriege  unseligen  Angedenkens.  Es  wird 
vieler  Jahrtausende  btnlürfen,  ehe  die  Sdmtzwälle  der  Angst  durch  die 
[M'e-iler  der  wirklichen  Nächstenliebe  ersetzt  werden  können.  Es  ist 
fraglich,  ob  die  Mensdilieit  zu  diesem  Ziel  gelangen  wird,  dem  sie  auf 
'  allerlei  Umwogen  unentwegt  zustrebt. 

Die  Prophylaxe  des  Fetischismus  kann  nur  ni  den  FaJiiilien  voi- 
sich  gehen.  Wir  haben  in  den  vorigen  Bänden  genügend  Anlialtspunkte 
gegeben,  wie  diese  Erziehung  du rcli zuführen  wäre.  Irh  kann  hier  nur 
betauen,  daß  die  wichtigste  Aufgabe  der  Erzielier  ist,  die  Liebe  zum 
Ethos  in  die  kindlichen  Herzen  cinzupilanzen,  olme  es  durch  Angst  zu 
versklaven.  Daß  die  faJeche  Vorstellung  vom'  Geschlechtsverkehr  a.U 
Erbsünde  eines  der  Motive  zum  Aufbau  eines  fetiscJiistisclien  Systems 
bildet,  das  habe  ich  an  zaldreiehen  Beispielen  dargelegt.  Die  Sexualität 
imiLs  wieder  alf;  natürlicher  Vorgang  in  die  Phänomene  des  Naturlebens 
aufgenommen  werden.  Das  kajin  nur  durcli  eine  rechtzeitige  vernünftige 
Aufkläning  und  noch  mehr  durch  Vermeidung  grober  Erziehuiigsfelilei 
erreicht  werden.  Aber  von  unserer  Moralheuchelei  bis  zur  Rehabilitie- 
rung des  Sexuallebens  zieht  eich  ein  langer  Weg  .  .  . 

Überblickt  man  die  heutigen  Verhältniese,  so  kann  man  nur  kon- 
statieren, daß  eich  der  Kampf  zwischen  Klerikalismus  und  Sozialismus 
in  allen  l.ändern  in  einer  Schärfe  ausjirägt,  wie  wir  sie  vor  dem  Kriege 
kaum  b<^ohachten  konnten.  Oft  lüütcn  t^ich  die  l';irteicn  die  Wage  und 
wechseln  sich  in  der  Herrschaft  ab.  Welcher  Partei  wird  der  endgültige 
Sieg  zufallen? 

Man  unterschälzt  das  metaph.vsische  Bedürfnis  der  Massen  und 
der  Individuen.  'Die  Religion  des  Sozialismue  ist  noch  nicht  geschatfen 
worden  Vielleicht  beginnt  iede  Religion  als  Religion  dos  Sozialismus 
,md  endet  damit,  daß  sie  sich  m  den  Dienst  des  Konservatismus  und 
damit  des  Kapitalismus  stellt.  Das  Christentum  hat  in  dieser  Weise 
begonnen.  Es  gab  eine  Zeit,  in  der  gepredigt  wurde,  daß  ein  Kamel 
eher  durdi  ein  Nadelöhr  gehen  wünii^.  (>iic  ein  Reicher  in  den  Himm  ' 


Rüg  l-'etiscliisnms 

konmiPii 


1  uünlo     Hai  diQ^v.t^  Axiom  dir  i^lonschen  aurRt-halloii,  reiiJi  mu! 
-fromm  zu  werden "P    Und  etützt  eich  die  ICirrhe  heuto  rndit  ebenso  an! 
dio  Armen  \vie  au)-  die  Reiuhen  i.nd  edmtzt  sio  nicht  die  Reichen  gegen 

wie  der   K-ummunisnius  den  ÖüZiahsmuH 


:i  haben  wir  in  der  Tat  den  üntergans   ues   Aoeimianues   al.   ^..>a,.v>w; 

i?  üor  FetiBchismus  ist  eine  soziale  Krankheit.    Aber  da  der  KonihlO 

'1.  ■  zwiBclien  Freig<Msterei  und  Glauben  sieh  verstärken  wird,  *nrd  die  7.ahl 

der  Fetiechistcn  wahrecheiiüich  zunehmen.    Eb  bleibt  jedem  imbenoimiien. 
;-  sich  in  Einern  Heime  eine  Frivatkaijelle  zu  errichten,  dem  der  Weg  ins 

"  (iotteshaiiB  gefährlich  oder  lächerlich  ereiiheinl.    Die    Fetiäcliiälen  sind 

Crotteucher.  Hie  näliern  eich  (iott  a.uf  Umwegen,  sie  wajideln  wie  in  eineui 
Traume  an  den  Abgründen  dßs  Lebens  und  der  Üündo  vorbei.  Abei-  fih' 
sich  haben  sie  ilireTi  (Tott  gefunden.  Er  gibt  ilmen  auch  die  Liebe,  nach 
der  sie  verdürsten.  Jeder  onanietieche  Akl  ist  in  l)ii)ülarer  Tendenz  eine 
Sehmähung  dieses  Gottes. und  ein  Gebet.  Hie  haben  den  Glauben  di-i' 
Kinder  und  der  Naturvölker,  der  es  gestattet,  einen  Gott  zu  schlagen, 
wenn  er  ihre  Wünsche  nicht  erfüllt. 

Die  Heilung  kann  in  zwweHei  Weise  vur  sidi  geJK'li;  Der  Kpüschisl 
erkeii]it  seine  tiel'religiÖBe  Veranlagung  und  sfftzt  an  Stelle  mmax  Ersatz 
religion  die  ursiu-üngliche,  seinem  gegen\v artigen  Intellekte  angepalito. 
Er  bildet,  ein  Kompromiß  zwischen  infantilem  (Hauben  und  i^eine.i' 
jetzigen  Weltausehauuiig.  Oder  er  versucht,  den  infantilen  Glauben  zu 
überwinden  und  zu  einem  echten  .Agnostizismus  oder  Atheismus  zu 
gelangen.  Irli  gestehe  aber  Ireimütig.  dali  idi  den  letzten  Ausgang  lue 
beobachten  konnte,  während  eine  iiguostisdie.  Iieobaebtende.  zurück- 
haltende  Attitüde  zuweilen  vorkommt. 

Wir  haben  in  allen  Fällen  den  migeheuren  Ehrgeiz  der  Kranken, 
ihren  pathologischen.  Willen  zur  Macht  nachweisen  können,  der  iu  der 
Chnstusneurose  seinen  stärksten  Ausdruck  findet.  Aber  immer  gelang 
es,  die  infantilen,  sexuellen  Wurzeln,  die  Bindung  an  die  Familie,  mü 
einem  Worte  die  T^rcwfischen  Mechanismen  klarzulegen.  Diy  Heilung  deri 
Fetischisten  verlai^t  seine  Loslöeung  von  der  Familie  die  Übenvindnng 
seines  psycho.'^eMi eilen  Infantilismus  und  den  Verzicht  auf  seine  H\o 
Idw.  welche  .ich  m  die  Fornu^l  pressen  läßt:  „Wenn  ich  mein  geheimes 
Sexualziel  nicht  erreiche,  m  vorzi.-hte  ich  auf  je4e  Form  der  Sexualität," 
h-i)  verstehe  darunter  das  Aueleben  mit  einem  Objekte.  Die  Gefaln-  der 
Onanie  läßt  sieh  aus  diesem  Festhalten  an  der  iixen  Idee,  an  der  TJr- 
Phantasie  erkennen.  Die  physische  Schädigung  der  Onanie  ist  gleich 
null  zu  erachten.    Aber  die  psyehiselie  Schädigung  hi  diesen  Fällen  ist 


lUk-kblicli  iiml  AiiNl.lii'k.  n'.'T 

uiK'iullich  f,n-iil\    .\vdBv  (»lanistisjche  Akl    liiHau  die  altP  Szoiu^  dio  1  r- 
KZf.iio  FrPHf^!^.  wiodtM-  auf,  ist  ein  Nafjol.  *U'i-  lioii  Keti sc! listen  an  sein«' 
l'araphiliu  fixiert.    Ut  d&r  Fetisdiist  iniHtanik-,  ;iid"  soinvii  AiitivnH  isüi'iri 
zu  vi^i-ziditcn  ujid  sich  nllcrotiacho  Luel  zu  viTsciuiiUui.  ^d  liai  mau  das 
Kw-Iit.,  von  mwr  Heilung'  zu  sprwiimi.   Wir  liab.'U  aber  iik'Iuvit   l'\'i!K' 
^'t-st'hcn,  welche  ein  andei-ew  \'ei-lialton  xeigten.    Der  [''etisrhiBt  hen-atele. 
hatte    eeme    allerotiache   (normale)    iiefriedif^iing    und    .-^etzl     imtzdeiu 
seine  Onanie  ini1    Müfe  des  Ketiscii  fort.    Diese  Mensc.hni  ^ind  in  s'teliT 
(Jefahi-,  riii-kfälhK  zu  werden  um)  wieilei'  ganz  ihrer  Para!)lnlie  zu  vor- 
fiilh'ri.    Hesdudcrs  wenn  die  Ehe,  was  bei  einer  unvollständigen  Seli)sl 
heihmg  tdl  der  Fall  ist,  iinglücklieh  ausl'üllt.    Nur  die  Psydianalyse  ü^t 
iiiit^tande,  dii^   infantilen    Fi\ationen  aui'znheheii.  die  seMudle    Deithnie 
iW^  Kranken  umzubiegen  und  ihn  aui'  eine  andere  Hahn  zu  hriniieu. 

Der  Kranke  rietzt  diesem  Bestreben  des  Arztes  den  iiartniickigsteii 
\A'i<lerst;ind  entt,'egeu.  Er  will  auf  rieine  infantile  Lust  nicht  verzichten. 
Hat  er  sein  System  iloeh  im  kühnen  Trotz  zu  seinen  AutoritäUui,  be- 
sonders gegen  den  \al<'r,  ;iutVenchtet!  Es  dient  als  ewige  Midmung 
iter  Erinnerung,  daß  die  Erziehnngspersinieii  in  .sein  Sexualleben  ein- 
g(igrifFen  und   iluii  die  süße  Lust  erschwert    oder  verboten  hatten! 

Nun  wendet  sich  sein  Hals  gegen  den  Arzt,  den  er  um  Heilung 
a,nfldit,  obgleidi  er  diese  Heilung  fürditet,  Der  Arzt  wird  wieder  zuiu 
Vater,  der  in  sein  geheiiiies  Sexualleben  (»iugreift  und  es  r^tören^  will. 
Er  btslarf  großer  tl!era|)euti.>^chcr  Kunst,  uju  in  der  Analyse  diese  Klippe 
zu  umsehiflcH.  Dem  Kranken  nmß  es  imniei'  wieder  klar  gemacht  werden, 
(laß  er  ge^ien  seine  Heilung  ankämpft,  dal,;  er  den  Arzt  eniivertef.  und 
läeherlieh  niaeht,  um  über  ihn  zu  triumphieren,  wie  er  mit  soniem  Syst^>in 
über  jede  Autorität  triumphierl  b;il.  Der  Kranke  mulJ  es  .sdiheßiid, 
lernen  daß  er  sidi  sozial  unmöghdi  niiidii  und  innner  wie<ler  die  cm- 
laeJie  und  dodi  für  ihn  iinfaßbare  Wahrheit  erfassen:    T.ui  res  agitur! 

|),M-  \1-Z1  iiat  enien  mächtigen  Helfer  in  der  Talsadie,  daß  die 
Mitteilung  der  fetischistischen  rhauf.asien  zugleich  eine  Entwerluug 
.lieeor  Gebilde  bedeutet.  Die  Lächedichkeil  tötet'  Cnd  alle  du^e  let,- 
^■histisdien  Spielereien  haben  etwas  Lädierln-hes  an  ..id..  Ist  der 
Knuike  schon  sr>  ^veit.  daß  er  während  einer  fetisdiiBlmchon  1  hantasie 
.ich  kritisieren  kann  und  die  Läd^edichkeit  nidit  nur  einsichi,  sondern 
;,„,,1,  rnblt,  sn  hat  er  die  Macht,  <len  AlTektransch  zn  überwinden,  ni 
aen  ihn  seine  fetiKchistisdie  Phantasie  versetzt    hat. 

l)n^  forensische  Seite  dieser   Frag<'.  darf  nidit   überseiu>n   werden. 

Wir  h'iben  an  zahlreichen  Beispielen  nadigewiesen,  wie  die  nnlerbt-ssene 

H'Uidlun-  zu  einer  Ersatzlmudlung  drängt.    Alle  diese  Kranken  stehen 

.  unter  der  Herrschaft  eine^  Impulses.    Sie  kommen  al,<  Kleptomanen  oder 

IMiibitionisten  leicht  mit  dem  Berichte  in  KonHikt.    Die  Frage  ..stral- 


m 


598 


Fetischismus.  -   Rückblick  und  Auslilick. 


i& 


;  i 


bar"  oder  „nicht  HtratTaai'-  ial  nicht  so  leicht  zu  entscheiden.  Würde 
man  für  alle  diese  Fälle  Straflosigkeit  infolge  von  zeitweider  Un- 
zureclintingsfähigkeit  oder  wegen  unwiderstelilichen  üraiigea  fordern, 
ohne  sich  uni  die  Kranken  weiter  zu  küiumern.  so  würde  die  ZaU  dieser 
W'i-gt'hen  ßifherlieli  ansteigen.  Die  Furcht  vor  der  Strafe  hält  viele 
Fctiscbisteii  vor  irapulshandlungen  zurück. 

Aber  wir  können  die  eine  Forderung  ötelien:  Jeder  diesei'  '['Äiv.v 
Ist  einer  analytischen  Untersuchung  zu  unterziehen,  die  zugleich  eine 
iuiaiytische  Behandlung  sein  müßte.  Ergibt  die  Analyse  dad  Vorhaiideii- 
tiein  eines  echten  Fetischismus,  so  ist  Straflosigkeit  auszu^iirei^lien  i'es[i. 
Nachlaß  der  Strafe,  Aufschub  bis  zu  einem  Rückfall  und  der  Kranke 
wäre,  statt  auf  Kosten  des  Staates  einige  Zeit  in  einem  Kerkei'  (Hier 
einer  Irrenanstalt  zu  verbringen,  auf  Kosten  des  Staates  zu  behandeln. 
Der  Fall  Nr.  59  von  Petersen  zeigt.,  daß  solche  Fälle  auch  ohne  Analyse 
geheilt  werden  können,  wenn  der  Schock  des  gerichtlichen  Verfaln-eiifi 
alle  Abwehrkräfte  der  Seele  zum  Kampf  gegen  die  Faraphilie  mobilisiert. 
Um  wie  viel  wichtiger  und  tiefer  eindringend  ist  erst  die  analytische 
Behandlung,  welche  nachweist,  daß  hinter  den  angeblich  ersten  anfi- 
lÖRt^ndon  Momenten  noch  viele  andere  verborgen  sind,  ohne  deren  llew.ißt- 
ma.-h.mg  und  Überwmdmig  eine  Heilung  unmöglich   ist' 

Der  Gericlitsarzt  der  Zukunft  wird  Psychiater  und  Analvtiker  .ein 
müssen  ,ad,e  Zeit  i.t  nicht  mehr  ferne,  daß  die  Analvse  ein  ,  d  '  r 

S"  m  T  "^'t"^  "'"  '''-'■  ""'''■'''  -'"'^^•-  ^  ^^- 
h"  banalv  "'""  ..^^'-^^'"""^^  «  -  u  a  1  w  .  s  s  e  n  s  ,- h  a  f  t  und 
f^^>c.hanalvse  müssen  '  n  d  e  n  a  1 1  g  e  m  e  ,  n  e  n   Lehrplan 

\:,:'':i::,z  '•-'^^"'^'■"^«'^"-'.  für  xrzte 


ÜC- 


Sachregister. 

Diu  Zifforn  hadBotBii  dia  SflilfloKBhli'n. 


4. 


Aikoholisnius  siehe  Xarkotimiaiiic. 

Anästhesie  at),  43  f.,  50.  ä7,  09,  61. 

Analsexualität  19,  90,  Ußf..  45:^,  455, 
491,  508,  610,  ü91.  ' 

Anfall  44.  46,  54,  112,  lU,  131. 

AogBt  303,  305,  357  f„  424,  438  f.,  445. 

AuimismuB  368,  583,  586- 

AntifctiEchiBmus  19,  244,  246  fl'.,  395- 

AHkesfi  29,  ÖO,  67,  93,  101,  145,  179, 
m  ff.,  188  fl-.,  221,  226,  263,  269,  301, 
305.  364,  399,  401.  404  f.,  411,  431, 
445,  450,  452.  455,  532,  567,  570. 
592. 

AfithiiiH  307,  325.  348  f. 

Atavismus  14. 

B. 

BackenfetischiBt  289  ff. 

Bipolarität,  Gesetz  der  92,  255,  386,  565, 

572. 
BiisenfptisphiHt  30  ff.,  131. 

C.  . 

,;hnsl,isueui-ose  93t..  HO,  144,  181,  19lff., 
212.  216,  222f.,284,   299,   301.321. 
■      367.  499.  .'■.32.  553.  -WO,  570,  590- 

Uämmer/ustaud  26,  29,  U,  107,  160,  236, 

242,  397,  401, 
UepressioD  54,  102,  408,  559, 

üon  Juan  15f.,  101,  150- 

Dromomanie  4:46,  67,107,  !.;2,   195.  ^40, 

401. 
I>nickfeti8chiät  233  f. 


1^. 


EiitzicliTiugakoniplox  222. 

Enuresis  siehe  Uriiisesualität. 

Krogene  Zonen  2,  13,  30. 

Exliibitiouismits  213. 

Erstes  Erlebnis  2,  65,  108,  130,  188,  215. 
228  ff.,  252,  259.270,  293  f.,  304,  312, 
366-  .^98.  403.  410,  417,  419,  563,  573. 

F. 

Fei-d.3o  Sache  17, 

fc'Iaggclantismus  266. 

Flucht  vor  dem  Weibe  2,  läf.,  lö,  25. 
28,  41.  67.  80,  89.  137,  148,  154,  160, 
188,  253,  292,  400  ff-,  417  f..  445,  448, 
.^e2,  574,  592. 

Frack  fetisch  ist  246  f, 

FiilJfpliHclii.i|   185  ff..  247, 

Gelllüde  287,  297,  .584. 
ÜerichtsftDJilytiker  598, 
Geruch  siehe  itioohtrieb. 
Gummi  tetisch  ist  82  ff,.  102- 
Gilrtelfetischist  ß2  f. 

H. 

Haii.ifi'liBchist   i;i,^  ff.,   138  f.,   145,  253 

Hand-scliuhfetisthisl  82  f..  253. 

Haremskult  15,  25,  43,  29.  51,  62,  64  f..  80, 
83,  85.  89,  101.  104.  131,  142,  147, 
149ff..  152ff.,  101,  180,  253,  258  f-, 
263,  2G6f.,  29Ü.  365,  400  t,.  406.  427, 
44.5,  448.  584. 

Hcpbepbilie  41  1' 

Her/neurose  172. 

Hemdeufetiäcbist  104  f,.  107,  läOf ,  153, 1.57. 


60() 


Sachregister. 


Uomosexualitäl  1.  19  ti".,  3^  f.,  37  i..  42  1.. 

51  IT.,  S5,  57.  ß4,  72  ff.,  79,   101.  108. 

113,  HS,  121,  123,127.  130,  13(3,  139. 

IBU,  250  fi.,  258,  2G3,  261),  299.  335. 

422,  425,    432  f.,  445.  451,  532,  552, 

5,'i8,  .ößl,  .'104. 
lloKcufetiscIiist  2(54  ff. 
HiitfetiEchist  ß2f, 

I. 

Meiil-Iiih  55Ü,  571. 

IdpiililiKieriiiigmit  dorn  Fetisch  2(;7,  290  f-- 

303,  305.  41t>.  418f.,  433,   4ti3,  n(iO, 

584,  591. 
Itcipotcuz  9.  29,  30,  80.  86,  89,  lOl.  10(5  ff.. 

129,  137,  140,  148,  152  f..  155,  162  ff., 
173,  221,  236,  239,  342  ff..  25«,  25H. 
;K15.  41H,  434,  552. 

liii]iiils  255,  597. 

Inzest  7,  32,  92,  ]IX)f.,   104  f..  113.  126. 

130,  150.  153,  157  f..  2.^7.  249,  263. 
287,  299,  325  f.,  3(57,  566.  574,  586. 

infaiitilismus  lö.  21,  25,  29,  41.  48 f.,  55, 
(L^yS.  105  f-  118.  144,150,  219,  236[., 
250,  263.  269.  2K5,  299.  !!22,  337,  36G, 
,    453,  589.  591. 

InsekteiiaQRSl  269. 

J. 

.liitiktim  287.  296.  301.  445.  454.  521. 

K. 

Kampf  fior  Ciewchlcclilcr  16. 

KaiinibalisDuiK  409. 

Kastra,tiousl(omplex  112,  124,  195  ff.,  :J05, 

214,  217,  222,  257,  288,  408  f. .'  410, 

458,  478.  497,  542,   .551  f. ,  554,  5.59. 

561. 
Kaufzwang  44,  48.  149,  157,  266.  43(5. 
isloidcrfctiscliist  4,  16,  42,  64,  104. 
Kleptomanie  25.  30  f.,  39.  42  ff.,  48  f.,  51, 

54,    57  ff..   60,    62 ff.,    65.   104,  10?! 
■.      130f..    147.    I.50f.,    1.52ff.,    156.  159, 

254,  303,  32.5,  397,  436.  448.  453.  45,5. 

472,  508, 
Kliinakteriiim  64,  59, 
KiKipffctischist  245  f. 
KiiiiKtitiitiiiii   12  f. 
Kdplsclimcry.  261.  398. 
KorsettfetiscliiBt  89,  161  ff.,  lS2ff.,256ff,. 

423  fl. 


Kragen t'c tischist  239. 
Kraukheitsfetischist  409,  417  ff. 
Kriminalität  29.   34,   95,    217.    232,  242. 

320,  3.57.  361.  367,  .559. 
Krücke u fetischist  410  ff. 
Kfinstliche  Träume  926. 

L. 

Loderfetischist  158. 
Leibsdiiisselfetischist  102. 
Liebesbediügungen   1.  30  ff.,  80,   106. 
I-ockeiifetischist  157  f.,  161. 
Lust  ohup  Schuld  93. 

M. 

Masochismus  84  IV.,  92,  Hill.  109.  138.  IHI- 
187,  194,  231,  269,  298.  396,  42'-'  445 
^    565,  573- 
Mcustrnatioii  47. 

.Miudenvcnigkoilsgefülil  340. 
Mitleid  17. 

Mfitzeufetischist  152. 

S. 

Sarkotomaiiie  59.  61  ff..  29] 
Nar^iÜmiis  26,  66.  86.  94,  103.  144.  284- 
-163,  550,  554  f.,  559.  563,  565. 

Nekrophilie  354. 

i>. 

übsitipatioii  3761'. 
Ödipuskomplex  22.'i.  55« 

Ouaui6  6f.,22f„2ߣ.,  29,31.  ,57ff..60|-., 
f5-'f-  67  f..  8()t..  85f..  101,  103,  108. 
112,136.  147  ff„  150,155,157,  162  ff,. 
180,  2l(if..  oäi_  238,  247,  26U,  269. 
29üf.,  297,  30:iff.,  325,  339.  371,  3991., 
401-  418.  425,432.  435,  441,445,592. 

>*. 

PiUlophilie  110. 
Paraphilie  11,  90. 

Partialismus  19,  30  f..  40.  10(5  f  ,3|  |(;i. 
249,  252. 

Pelzfetischist  56,  397.  411  f. 

Perücken  fetiBcKist  151. 

Pikazismus  18,  61,  409. 

Platzangst  186  ff,,  190  ff.  201  ff..  212. 

Popofetischist  30  f. 

Pruritus  61. 

PiippeHfetischist42  ff,,  50  f..  ,53  f..  55f.,  62. 


»^ 


Safhrefjister. 


601 


H. 

Hpilii'NliililiHLg  siL'lii'  Hiirciiiskult, 
iiHifiiM»  80,  '.i^i;  mtf..  IHl,  11)0,  t'öG,  297  H'., 

;101,  TtnS,  502,  572,  bli,  Ö83,  öilC. 
i;iccl>liist  8'J.  Ul.  l-iS.   1S7.  äfi7.  :?fi7f.. 

4f)1,  52],  085. 
HöBPiifi'tiscIiist  15. 

S. 

Sii.ÜBmiia  17,  73  f.,  lOüff.,  1211  f..  125,  l36. 

143,   181.221,  240.242.  240,  250.  2fi9. 

,^31.  325  f.,  333.  354.    .-«il  .  .%«.  373, 

379,  382  tt\,  3%  f.,  405  H'..  408  tf,.  421  f.. 

432,  435,443,  445.  448.  4,i3,  561.5(55. 

573,  593. 
3a.mmültrieb  siüln-  Haroiiiskiili. 
Sjimffo tischist  58,  GOf.' 
Hc.liailenfroudc  17 
Schenken  333. 
Kehlüsselfetischist  159. 
Sdiiiiiiekfetiscliist  15,  152. 
Seh  n  11  rrli  ante  tisch  ist  247,  251. 
Sehiihfetischist  ti,  22  ff. .  152,  ISä.,  228  f.. 

238  11'..  242ff,,  2öe,  265.  37111'.,  373tl'-. 

Mi}. 
Kciiürzenfotisu^hisl  157,  25!)  f.,  3Ü3  fl'. 
SehweißfiiB  209,  239,  241.  253. 
Kcideiifi'tisf^liiKt  64  f..  57  ff. 
SoldalCJi  251)  f..  2t>5. 
Spieler  391. 
Siol/.  auf  <iie  Kmnkheit  '.H.  2.32.  263.  285. 

293,  295.  319,  573. 

Slrdiiipt'fi'liBi'liisl  152. 

Synihiil  .'>75  'l- 

yj.6te.n8n,3ü5,  368,  539,575.  58S.  f. 

T. 

rivschcnliichfctiscliisl   154  f- 
Teilan.iehiiug  sieh,.  Partiülisn.u.. 
■rninsvcstitisn.u>^  34  li..    151-    154,  183f-. 

565,  &G9I. 
TnifRniiiieriiiigeTi  188,  563- 


Uuiftinnfulischist  250. 
ITuruhi-  149,  151.  15^.  399  f.,  455. 
lliilen-ofkfptisRhisl  IUI,  154,  157. 
Urinscxualitiii    233.    257.   291,337.339. 

367,  ,-)91- 
rrinliusL'hpiifL'liiscliist  102, 

V. 

Variatiousbediirfiiis  1. 
Vprliiinilf.'tiiicliiKt  2'!0  )!'. .  423  ff. 
Viifdiciitiiiirr  22.-).  237.  263.  306,  368,389. 

394.  533,  582. 
\is;i(ka.rtoiifi'tisi'hi!;t   157. 


Wade  11  fetischist  67.  lÜÜ  If. 

WarpnhausdiebsU)il  Mclie  Kloptomaiiie- 

Wiisdiefotischist   153  f..   157. 

Weibliclio  Ketiscliistra  16.  29,  42lV.,  .50  fl'.. 

242  f..  534,  5f)0. 
Wiudfi'holuiigszwaug  25.  151,    15H,  H'rli. 
Wiederkehr  des  Gleichen  S. 
Wurstfetisehist   159. 

Zableiisyrnholik  69.  76 «'.,  142 

ZahuarKtpboliii-  J41,  445.  4(i0.  471.  479f,. 
.192,  522. 

Zahnfetischist  39S. 

Züpffetischist  17.  397,  400  f.,  40S  f- 

Znaiig  92.  9Sf..  I43f..  151.  154.  155. 
181  f.,  187,  221,  226,  239,  241  li.,  244, 
250.  25;i,  255  f.,  265.  267,  2901.,  304, 
325.   365.   368,    375.  378,    4.'.2.    550. 

591. 

Zwauf,'snoiiri>se  101.,  29,  80,  89,  91,  1Ü6I., 
111.  122.  140f.,  181,  187,  222.  255, 
302,  368.  400,  591 

Zwickerfptisphist  409. 


Autorenverzeichnis. 

I)[o  ZiftBrn  budenten  die  SBilenzahlm. 


h 
^ 


k 


A. 
Abraham  K,  10,    89,    !84, 

241,  156ff,,   287f.,   2Ü7, 

qOO,  579,  585. 
Adler  A.  1,    13,    15,    182, 

Ut:i,208,äl5,  285ff.,3ß7, 

390,  4Ü9,  560,  58G. 
Aigremont  185  f.,  201  f. 
d'AuDUOKio  G.  135. 
Armand  S.  104. 

lt. 

Beck  152. 
Bi(iet2,ll,lH(5,  25a,ai5öf., 

368,  371, 
Binswiingcr  L.  375  ft'.    379. 

393,  395,  59ü. 
Bleuler  E.  äSfl. 
Blocli  J.  4(}9. 
Blilhcr  13,  437- 
Boas  K.  4HT.,  49,  52 f.,  55, 

57.  5!1,  151- 
Brillil   1,.   141,  369. 

C. 

Ctiari;ol  37]- 
Gk^rambauJt  41,  47.  51). 
Creiizer  F.  57B  tt'. 

l*. 

Dcsciirtes  l(i. 
Dohrii  lt.,  H.  56«. 
Dubüissou  40. 
Dupuis  577. 

K. 

Kulcnbnrtr    'i  ■    9.     iM,    61, 
4(19. 


V. 

Ferö  Ch.  J7,  '^33,  23(i.     - 

Fercucüi  S.  590. 

Frank  L.  491;, 

Freud  S.  2,  5.  lOfl-,  15, 
90,  99f. ,  131,  133,  141, 
151,  IGO,  188,  190,  201, 
270,  283,  288,  295,  3Ü2, 
324,  3f!5,  393  f-,  449,  559, 
571,  573,  579.  582.  584  f., 
591.  597. 

G. 

Garnier  P.  3  f.,   10,  21,  5B, 

64,  104. 
Ghil  R.  577. 
GrooB  K.  445. 
Gross  0.  45,  408  f. 
Giltheil  E.  534. 

H. 

Hagen  A.  159. 
Hahu  K,  147  ff. 
Hammond  l.i2f,,  182  ff. 
Havolock-Ellis    4  f..    14  f.. 

145  f..  22(i,  232.  242. 
Hegel  577- 
Heuoch  343. 
Hillebraud  J.  578. 
Hirschfeld  M.  3,  18  ff-,  1U2- 

153  f.,  l.-)8,  184.  244ff.. 

249,  252,  25S,  395.  403  t. 

5Ö3  ff. 
Hitsehmariu  E.  291,  591. 
Höffdiiig  578, 
Hoffniiiuu  l„   l.'i2. 
Howard  IB. 
Hug-Hellinuth   H.  242  f, 


I. 

Ibsen  H.  44, 

J. 

James  331- 

Janet  408. 

Jasfrowitz  397. 

Jeanselme  254. 

Jentseh  E.  226. 

■Jodl  .^77. 

Jones  581  f.,  584. 

JnngC.G-90,394,  579,  582. 

K. 

Keferstein  152. 
Keraten  61,  (J4,  157. 
Klages  lUü. 
Krafft-Ebiug  29,   55,  240, 

417,  565. 
Kraus  154. 
lijetschmer  26. 
Kronfeld  412. 

Lamprecht  578.  • 
Lauge  F.  A.  578. 
Laoglois  57.  (jü, 
Laquer  42.  55. 
Leppmaiiii  17,  401, 
Löweufeld  238,  241,  243  f- 
Liidnig  0,  152, 

n. 

Magnan  371. 
Marciise  H.  534. 
Maresch  253. 
Merzbach  2,  IG,  18,  161. 
Mißriegler  A    224,  533- 


\\ 


Äutorenverzeicliniii. 


603 


MoU  2,  15,  135ff..  1'39,  46ti, 
Morel  F.  221. 
Motot  401. 

-Ncstroy  -1-  571. 
NJptKKP.he  285. 

P- 

!'M.pin!nheiiii  ti2. 
Fassow  154. 
Vetprseii  :-(98,  bW- 

R. 

ILiiDk  U.  579. 
ItcitKCuatein  F.  ili'i. 
Riklin  579. 
RolHiiat  105. 

H. 

Sachs  H.  579. 

Sadpti-  J.    lOf-,    IS,    inO, 


131,  133,  155ft.,  2-13.  3lj(l. 

58&. 
SaussurQ  254. 
Scherner  K-  A.  203  f. 
ScliiiaiT  496. 
Sfiliiesinger  M.  570. 
Schopeiiliaiicr  577. 
Seiif  M.  H,  101. 
Sigg  81.   91.    93,    95.   97, 

103. 
SilbertT  H.  221,  281.  327, 

367,  37(;f.,  5-8f.,  581  f., 

584- 
Soqiiet  401. 
Stikrkc  214. 
Steiidabl  3()8. 

T. 

TroeltBch  588. 


II. 


Useiinr  577. 


Vaihiiisci     11.     255,      3i!9. 

58i;. 
Veripliaritor  105. 
Verlaine  577. 
Vinclioii  42  f.,  4Ü.  49.  -53, 

5.i  f. 
Viollet  S«,  28. 
Visclier  V.  T.  577- 
Voisin  401. 

•w. 

Wa-giicr-Jaurcgg  130  f. 
Waltlier  0.  258,  263.   . 
Wober  U.  A.  24ß. 
Weil  A-  534  f. 
Wulffen  157,  401. 


Z. 


Zippe  155. 


I 


:»*■ 


Verlag  von  Urban  &  Schwarzenberg,  Berlin« Wien. 


ii 


1^ 


1 


Störungen 

des 

Trieb-  und  Affektlebens. 


(Die  parapathischen  Erkrankungen.) 

Von  : 

Dr.  Wilhelm  Stekel,  ...... 

Nervenarzt  in  Wien.  -.,         .  . 

Das  großangelegte  Werk  isl  aus  der  Praxis  für  die  Praxis  ge- 
schrieben.  Es  wendet  sich  vor  allem  an  die  Praktiker  und  bietet  ihnen 
einen  sicheren  Führer  in  das  schwierige  Gebiet  der  Psycholherapie.  Denn 
Slekels  Arbeitsweise  beschränkt  sich  nicht  auf  die  orthodoxe  Analyse,  wie 
sie  Freud  und  seine  Schüler  üben.  Er  bietet  sozusagen  eine  gereinigte,  von 
allen  Übertreibungen  und  Künsteleien  freie  Analyse.  Er  wandelt  meist 
eigene  Wege  oder  nimmt  das  Gute  aus  allen  Schulen.  Der  Arzt  findet  alle 
Auffassungen  und  Feinheiten  der  modernen  Psychotherapie  an  zahlreichen 
Beispielen  erörtert. 

Siekels  Werke  sind  nicht  theoretische  Betrachtungen,  kühne  Hypothesen, 
gewagte  Schlüsse  aus  vereinzelten  Beobachtungen.  Er  entrollt  erst  eine  Fülle 
von  Beobachtungen,  läßt  zahlreiche  Kranke  an  unserem  Geiste  vorbeiziehen 
zerfasert  ihre  Leiden,  zeigt  überall  die  seelischen  Konflikte  und  wie  sie  sich 
als  organische  Symptome  äußern,  und  zieht  erst  aus  den  Tafsachen  seine 
Schlüsse.  Seine  Arbeitsweise  ist  eine  deduktive,  wobei  der  Leser  den  Vorteil 
hat.  einen  Blick  in  die  Werkstatt  des  Scelenarztes  zu  werfen  und  seine  Er.- 
kenntnisse  zu  kontrollieren. 

Die  analytische  Literatur  ist  so  angewachsen,  daß  es  dem  Anfänger  nicht 
möglich  ist.  sich  durch  eigenes  Studium  die  notwendigen  Kenntnisse  anzueignen. 
Stekels  Bücher  sind  die  beste  Einführung  in  die  Analyse.  Sie  erleichtern  das 
Verständnis  der  Werke  Freuds,  ohne  Auszüge  aus  Freud  zu  sein  Sie  sind  in 
erster  Linie  didaktisch  gedacht  und  bilden  in  ihrer  Gesamtheit  eine  Schule  der 
modernen  Psychotherapie. 

Die  gesammelten  zehn  Bände  bringen  auch  eine  neue  Fundierung  der 
Sexualwissenschaft.  Während  die  Werke  von  Kra/ft-Ebing  und  anderen  Sexual- 
forschern rein  deskriptiv  waren  und  sich  nur  hie  und  da  psychologische  Ansätze 
zeigen,  wird  in  diesen  Büchern  die  Psychogenese  der  verschiedenen  Perver- 
sionen, die  Siehe/  Paraphilien  nennt,  klargelegt,  so  daß  sich  der  Therapie 
ganz  neue  Wege  ebnen. 

Die  Bücher  bilden  in  ihrer  Gesamtheit  eine  wertvolle  Ergänzung  zur 
klinischen  Ausbildung.  So  lange  es  keine  Lehrkanzeln  für  Psychotherapie  und 
Sexualwissenschaft  gibt,  sind  die  Ärzte  darauf  angewiesen,  ihre  Kenntnisse 
aus  Büchern  zu  schöpfen;  kein  zweites  Werk  erfüllt  diese  Aufgabe  in  so  voll- 
kommener Weise. 

Aber  auch  die  Spezialisten  finden  genügend  Belehrung  und  Bereicherung 
ihres  Wissens. 


1 


Bisher  sind  erschienen: 
Teill:  Nervöse    Angstzuslände    und    ihre    Behandlung.     />^"^,  ^^r^ 

mehrle  und  verbesserte  Auflage ,1  » 

Teil  II:  Onanie    und    Homosexualität.     (Di.    ^^^^''f'l[\^'^^'°lli 

Zweite,  oermelirle  Auflage  ....        ^^-  '*■*■  ^    . 

Teil  III:  Die  Geschlechts Icälte   der   Frau.    (Eine  Psychopath^^^^^^^^ 

weiblichen  Licbeslebens.')  Zweite.  i>erbesserle  ""^£^^^3^^'  geb.  18 
Teil  IV:  ofe    Impotenz    des    Mannes.    (Die  P-y^^isch.n  Storung.n^  der 

männlichen  Sexualfunklion) ^^-      '.'X^.^^, 

TeilV:    Psychosexueller    Infantilismus     [^iX.■^TSzSt  %.  2i 

heiten  der  Erwachsenen.)  Mit  8  Texlabbild.  .         t»^-  i'»-'^'  8*=      . 
Teil  VI-  Impulshandlungen     (Wandertrieb.    Dipsomanie,    Kleptomame, 
^^*  pT^omanie    und%erwandte  Zustände).    Mit   '  ^^f_f^_^';^^^^,^'21 

DU.  innerhalb  Do.,sd,l„nd    "X^rOn^^ll"?  iÄ"bÄÄ.- 

In  Vorbereitung  befinden  sich: 
Teil  VIII:  Sadismus  und  Masochismus. 
Teil  IX  u.  X:  Zwangsneurosen.  ,,,sam' 

Ein   Ergänzungsband    (Technik  der  Psychotherapie.  Sachregister,  zusam 
menfassende  Erkenntnisse)  soll  folgen.  u-  h».  ..rcrhienenen 

Die  große  Beachtung  und  vielfache  Würdigtmg.  die  ^'^^j^^^^^^änSn 
Teile  des  Werkes  erfuhren,  zeigen  die  auf  den  folgenden  Seiten  abgedniCKien 
Auszüge  aus  den  in-  und  ausländischen 

Urteilen  der  Fachpresse. 

Teil  I:  KervttB«  Ai.tf«t«..«t«n.lo  ..«U  ll.rc  »olmn.ll«!.«. 

.,.      ,-        lu    t  LiU^-      flio   Vfirf-isser    ffibt.    sind  lüe    tcliniHClius   MiUenal    mfr- 

Psychoanalvse,    eondern  weis«»    n^imantlicli    ..«eh  ^  z.itid.rift  fu.  r.,v.hiMri..-) 

B,b.™ij.»sw.rM  .uf  „..b,,eh».e..  "«  -«l«  '"  =*"'*•" 

Senen  aml  verküpptt-n  Neii.-öSüD  Lekioh  >st  i.n.l  dari>n,  .F'"^^^_^^^  .__  ,M„rti.*ni.H,.  Klinik^-., 

,  urteil  über  (iin  Mftliode  bildet,  «o/.u  ;,^r..Qc  (.„„lin^.r  kiini«!.-  ■«'.ri,.n«chr,ft."i 

he^Hbt.!.  Verfassers  »'^''^  J^"^  ^  ■,,„  ^,i„,„,„,  „„d  ,..a,eiten  Uaeb.  eh.a  Monge 
Auch  der  prak  ■seh',  '^^f^™  '"äi,,,  KuKtünd.  Air  d.n  prakti..U.n  Ar..t    uinfas.en 
„flt.li.h.r  Hinweise.  ^^kI  J  -c^'';^^;      ^^j^^j,^^,,.,,,,   ^ie  bi.ber  mit  Ncnrasth.me  bezeichnet 
sie  doch  Iliich  -SVfin/  zugleich  last  .im  ')]l^^^^^^^^_^,^  „„  ,c«rr^pnnd>.o '.»'»'■  f^ir  H.hv,.,.,.«r  A™«  .. 

wurden.  ,  ^  „„,    yi,,,,^  AnKuhl    .■iifier  V.irm.Uicrungiin  /■'Wb, 

Verfasser   lost   sich    ^^^^^J  ^,  J^  w..nth,.<,rio    d.r  Ne«r<...n ,    und    bekomm    Ja- 

„an>,.ntüch  von  ler   I';'^^"^;^"'    ,f  ^'^  '  richtigere  Hasis.  l.n  ITin.ip  ancrkemd  .t  anch  die 

dnrch  ein.  breiter.  nn<!  S^^^'J^; ^^J ;„'",; «position cn  und  llraachcn;  dod,  bc«cbrankt  er  seui.- 

hereditären  nnd  iiberh:.tipt  P' -;;;;f;;''^J,    ^     ,B„u/.r  .n  d./ „Mü«d,.n.r  ,„«d.  W..oh.,...brlft  .. 

AnsfülirnTigon  auf  .Icn  ps;  _     ^  ^^.^  Psychopatholosie  l)eschilluiri 

Eb  ist  aneb  ff.r  ''«'"f ."'--"',    'fA„rTu«'-en  a^i.  öerj^niRen  Psychülo^ic,    die  man 

S/;"L"e!l  ni,serer  Kra.kbeite«  beherrsdu.  ^  ^^^  ^^^^^^^^^^^^ ^  wo...n»hr.ft-., 


i 


Cet  aperijQ  nons  peruiet  de  nons  borner  i  aignaler  cet  oovrage  comme  un  recneil 
inWresaant  d'observations  de  differentes  modalitds  de  rangoisse. 

(.V.  T^-nel  in  oBbtob  KenroloBiqne".) 

All  kinds  of  nenrotic  aad  hysterieal  syniptoms  are  most  iagenioQsl;'  traoed  bv 
analyais,  and  the  results  recorded  testify  to  tho  valaa  of  Freud'fi  methodB.  even  if  one  is 
rol  convinced  as  tn  the  accuracy  of  the  tbeories  and  interpretations. 

(„Kbw  York  modicil  Joornttl.") 

Ich  halte  .'j/ekcls  Buch  iiher  Ängsten  stände  fdr  ein  Standard  work ,  einen  Markstein 
in  der  psychiatrischen,  spezieil  psyphotherapeuti sehen  Literatur. 

(Geb.  SanitftUrat  Dr.  Gtrsltr  in  ^Die  nouc  Generali  od",) 

Teil  II:    »uiinlo  nna  UoinoBexnalitat. 

...  Es  wäre  lebhaft  zn  bedanern,  wenn  das  vorliegende  Werk  nicht  die  volle 
Aufmerksamkeit  der  ivissenschaftljolien  Welt  fände,  denn  mit  seinem  tiefen  Ernst  and 
seiner  Fülle  von  tasuistiscben  Einzel heiten  ist  es  eine  Knndgrabe  der  Erkenntnis,  deren 
Bedentong'  wohl  in  erster  Linie  für  den  Arzt,  aber  in  weitsehendem  Maße  anch  für  den 
Krzieher,  den  Lehrer,  den  Geistliclicn  und  nicht  zaletzt  für  den  Kriminalogen  gegeben  ist.  .  .  . 

{Horch  im  ,,Archiv  für  KtiminBloEiB".) 

Ich  empfehle  eine  ansgiebige  Vertiefung  in  das  mit  würdigem  wissenscliaftlichen 
Rmst  und  in  reizvollem  Stil  geschriebene  Werk  angelegentlich. 

{Ji'üriWiisjT  iu  der  „DtiitachBn  madii.  Wochenschrifl",! 

Erfahrungen  wie  die  S/ekele  müssen  znr  Kenntnis  genommen  worden.  Jedenfalls 
schreiten  wir  fort.    Dies  zeigt  das  Buch  Stekeh  im  Vergleich  zu  klassischen  Werken  über 

SeXflalpathologie.  (/(nima-nn  in  „Jahrbüclier  für  PavchiatriB".) 

Das  bedeutsame  Bueh  bietet  den  vielen,  die  noch  nicht  wis.sen,  was  alles  Strebungen 
und  Gegen Btrebun gen  in  unserer  Seele  bewirken  können,  eine  Fülle  von  Neuem  und  Gutem, 
aber  auch  denen,  die  sich  in  der  3ache  bereits  auskennen,  eine  Men^e  von  neuen  liei- 
.■^pielen,   Anregangen  und  Fragestellungen,        iBi™;,r  inder  „Miinuhner  mediz,''wooi,eiischnft",i 

Der  Wert  und  die  Bedentnng  des  Stekelschea  Ruches  liegen  aber  weniger  in 
diesen  theoretischen  Auseinandersetzungen,  als  in  den  zablreiehen  mitgeteilten  eigenen 
Beobachtungen  mit  meist  sehr  ausführlicher  und  sorgfältiger  psvchoanaivtiseher  Dar- 
legung. Diese  Krankengeschichten  wird  wohl  ieder,  auch  der  Psychoanalvse  mit  Znriick- 
haltnng  gegenüberstehende  Arj.t  mit  großem  Interesse  lesen,       <js„^fc„,,  i„  J^^,^  ^,,„.^._, 

Stekeh  Werke  geben  dam  praktischen  Arzte  viel  AulÜärang  und  Wissen  von  Dineen 
von  denen    er    bisher   nichts    wußte,    so    namentlich   über  die  Bedeutung  von  Psychologi'' 

{BU,^hma7in  in  „Internat.  Zeitsehr.  f,  Pejchomaly»«-,)  " 


und   Sexualität  in   der  Medizin. 


Man  wird  wohl    mit   einiger  Spannung  den  weiteren  B-inilBn  Q.,tn.„,„      v.       j-    i- 
St.  hat  jedenfalls  Einfälle,  oft  recht  eiulLhtJd,  -weilen"  Jb^tT^n:r  2,^^^^^^^^^^^ 
Er  >st  noch  n,cht_  im  S^ema  erstarrt;  seine  Anschauungen  weiten  und  lande  n  sthlues 

l^dp'if'als  Z"^Zl  auseinandersetzen  müssen,  ihn  bilUgen  oder  bekämpfen, 

jedenfalls  ihn  lesen.  ,«„..  ^,„„  ,,  ,,,„^,,,1.  ,.  ,,  ^^  ^^^^^^^^_^  ^   p,,,„i,,,i/> 

S/<.M  has  given  in  this  book  a  separate  discussion  of  onanism  or  masturbalion  and 
of  homosesnali ty   as   of  two  phases-  of  far  more  prevalcnce  and  importancTThThad  oncc 
been  considercd.   —   His  review   of  the   situations   in  reeard  fn    hnii,  ht       .  ■    I    1    ,       ► 
bring  the  importunce  of  this  matters  before  us  a.s  actuaireÄ  =J  jf  J''''%''f  t  "' 
in  ever).   life,  Tbc   are  of  pressing  importanoe  for  ,he  psyc£^7st  '''^"'^'^''^  ^'''""'' 

(Jonrnol  of  K,.rTnus  and  mBntal  DiwaiB 


T«ll  III :  l>ie  Ueschlcchtskällo  der  Fr»u. 


"B,  Nbw  York,) 


Jeder,  der  ein  wahrer  Frauenarzt  ist,  sollte  sich  in  dieses  Buch  vertiefen  Fine  p-e 
waltige  Erfahrung  spricht  au,.  Sickels  Bach;  eingehende  KranfcenschUderunE  fesselnde  Dar- 
stellung, überlegene  Entwirrung  verwickeltster  und  verfahrenster  SeelenvoSiSr  "^^pfb, 
es  zu  einer  bedeutenden  Erscheinung  des  Biicbermarktes  und  ziehen  aach  den  der  nicht 
allen  Folgerungen  dos  grnndgescheiten,  belesenen  Autors  folgen  mag,  von  der  ersten  bi. 
zur  letzten  Seite  in  den  Bann  der  meisterhaften  Verarbeitung. 

iKriUler  in  der  „Mad,  Klinik".) 

Uet  belangryke  van  dit  boek  blijft  dan  ok  het  diep  gaande  inzicht,  dat  Sfekel 
„„s  goeft  in  het  ontsfaan  en  wBzcq  der  dyspareunie  eu  het  feit,  dat  hij  ongekende  per- 
spectieven  oi.ent  b.j  de  bestnjd.ng  dezer  afwijking.  L,  het  bijzonder  moeten  dezc 
vraagstukken  den  vrouwenartseu  ter  harte  gaan. 

tr^«  dir  ChiJ,  i„  .KeBdorlandacb  Tiidechr,  voor  GeneeBkunde".) 

Stekels  aaßergewiihnhches  %^crdienst  ist  es,  daß  er  uns  zwingt,  von  einer  er- 
drückenden Fülle  von  Tatsachen  Kenntnis  zu  nehmen,  die  er  uns  mit  leider  noch  immer 
beispiellosem    wissenschaftlichen    Mut    zur    fiffentliclien    Beachtung     anterbreitet     Beobaoh- 


tüEgen,     die    so    ius    Einzelne    Rehen,    «o  lebenswahr    sind,    daß    es    oft   eines   besonderen 
Beweises   für  daraus  zu  ziejiciide  PclilciB  folge  rangen  nipht  mehr  bedari.^^^^  o-n^ntEoD.") 

Ein  sehr  ksenawertes  ^n&  trote  niancher  Längen  in  6en  Lebepsberichten  inler- 
essantes  Bnch,  das  sieber  zu  den  besten  Bi-fhern  über  die  ^''''"«l^^f  ™J''  ™i"t 
psycbe  gebort.  Die  modernsten  Fragen  werden  berührt,  neue  Gesiohtspnnfete  Besucht, 
ye^treibLgen  in  MetbodiW  un.  Deotnn.  ^'^J^::^^:^^.^^^^^^ 

Alles  in  dien,  ist  das  B;ieh  Stekch  ein  Werk,  ^m  ich  weiteste  Verbmtung 
wünsche,  nicht  nur  in  den  Kreisen  der  Xr.te,  s.mdern  aoch  in  den  K^iei^-^n  d"  J"^^*«" 
und  Pädagogen,  der  Nation alokonomen  nnd  Theologen.  Erst  das  Verständnis  des  ^.eelen 
lehens  des  Individuums  k.nn  VersUindnis  für  dJ^.J-^'"  .!Sh"rSwU.«n...M 

Bisweilen  sich  in  nivstisohe,  unkontrollierbare  Tiefen  verHerend  behandelt  der 
Autor  immer  geistvoll  und  oftmals  menacbtieh  mehr  als  nchtig  dieses   kompa.ertolroWem. 

{Ollo  Aditr  im  „Archiv  fUr  FraTJuiikundo  iinQ  huBunti  .j 

Trota  der  AusstdlnnRen  verdient  das  B.ich  als  das  Werk  eines  imsemein  b«""''''^^- 
reichen,  originellen,  schöpferischen  Denkers  R.aehtnng  in  allen  arztliehen  und  P^>;^J^'«''  "' 
kreisen,  die  an  der  raschen  Wandlung  sexualwissenscbattlifhor  Lehren  nnd  der  pr.iktischPti 
Verwertbarkeit  Interesse  nehmen.  -(f'foc«!.  iü  d«r  .B.TiiqBf  kiinisthoi,  Wochanschnfi  .> 

Das  Werk  bildet  eine  Fundgrube  inr  alle  diejenigen,  die  berufen  sind,  in  die  Tiefen 
äes  menschlichen  Lebens  hinübzusehon,  und  dürfte  für  jeden  Juristen,  der  es  mit  seinem 
lierufa  ernst  meint,  eine  Unelle  der  l^^kenntuis^.nd  An^^^^^^^^^^ 

Es  ist  nicht  möglich,  in  einem  kurzen  Eeferat  auf  die  Fülle  des^  •^"«^^''^i-eMtl^ 
einzugeben,  auf  die  vielen  Krankengeschichten  ond  d- «-  ^lese^  -  ^^SNJ  Ä  - 
=!ehliisse    —   Ich   kann  nur  sagen,   daß  das  intensive  Studium   der  ÄfcAelsccen  »«i  „Ji,„(„ 
Ant^auf  dasAngcTegen-üchsle^u'  empfehlen  ist    es  wird   --«  f-^J--fXn,n  eT 
Weise  erweitern;  ohne  Psyekelogie  und  y^y'^^;^X'^^',:^:JT:^:°S^.'., 

Teil  IV!  l>IO  luil»«'«"»  <*•■"  JIIniineH.  ■  u      t 

Wenn  der  Verfasser  sein  bisher  vierbandiges  Werk  als  „Lebenswerk  bezeiohnet, 
so  k.u,n  ma.  ihm  das  anfs  Wort  glauben:  Um  ein  Thema  so  wie  "  .''«'■"''^«  °  ,^"  \X„; 
maß  man  die  Erfalirang  em<^s  an  einschmgiger  Tätigkeit  r.,chcn  ja  "berrechen  Lebens 
besitzen  I3as  Buch  bebandelt  zwar  nnr  die  psychischen  Wnr..eln  der  Impoten.  nnd  die 
Tb  S  -nä  Technik  der  hierzu  einschlägigen  Psyclmtherap.o,  bekommt  aber  l^d^rcb  mnen 
ungemeinen   Hei.,   daß   diese  spezielle  Therapie  die  ureigense  Schöpfung  des  Anlors  d^^tellt. 

der  sieh    von  jedem  Dogms  einer  b«««™"'ten^,ff^'^jf.  ^^:'^tIL,..„  „.d.  w«..«.chrif.-.) 

?:,r:i::S'i'£!Tel,rLÄ"/vJ;^^  Ka...  werden   tr..tz  manchen   Wenns 

„nd  Abers  mit  Genuß  und  Gewinn  «tüdiertj-erden.  ,_^  ^^^  ^^^^^^^^^  ^^^^    w..h«n-chHft^) 

„Ein  guter  Arzt  muB  ^n  gut«  Mcnsehenk^er^ein.  ^iese^i.  die^^|tze^^ 
.SV.A-./s-Bicsfnarbeit  ^''f^^.^^;^^,^:^:^^  Irchgeführte  Werk,  dessen 
groß  angelegte  und  ""'^''  .■"'^.;;''  f  ^schadet  der  bahnbrechenden  Leistungen  seines 
dauerndes  Verdienst  es  ist,  dab  ^^  '""^  jg„,,tisehc  Durchforschung  des  gesamten 
I^hrers  Fre^'d)  zun,  ^^f ".  ^-J^,""'  j  i^t  bat.  Ein  gewaltiges  Neuland  tut  sich  vor 
Trieb-  und  Affektlebens  in  die  Wege  geieu  ^^^_^^  ^^  ^y^^,,,,^,-,,,  rar  s»n.i«,«.<-..oi..f.^) 
unserem  erstaunten  Blick  aal,  -  .  ■  ^^^^^^  ^_^  ^^^j_^_^     j,^„  ^.^^  i 

Stckel  beginnt  seit  seinem  AMall     o"  ^^.^^^  Überzeugung  nicht  verbirgt.    Wie 

feststellen,     daß  er  ^«i"V,^'f  f  °  Ä  die  es  ein  lebenswahres  Buch. 

die  meisten  Werke  von  SUkd  ^^'  ^."^^^  T„  „^.derUnd..u  Tij...hrir.  v...  ,=.....kund„  .) 

^'''  '  '  .pnärtiEC    unci  umfassende  Darstellung  der  Im- 

Stekei.  neue.  ^«^|^,  ^7%t!zi!":te?  als  "ach  den  allgemeinen  .'raktikern  warm 
potenz    des  Mannes    sowohl  den  Spez.ahsten  ^^^^^^_  ^^^^^  _^  ^,^.^^^^^,^  ^^^  ,;,.,.„„„rt",, 

empfohlen  werden.  ,  .       ,         pntrepris  uu   travail  immense:  il  se 

SUkel,  l'el^'e  10  Pf  J^f-r^tub^cs  dt  InstinctT  et  de  la  vio  aifeeUve«  Apr^s 
propose  d'Studier  en  10  ^-<''"^;  ^,"^^,t;t.  „„icnx"  et  „l'onanie  et  rbomosexnaliU.%  i  etu.iie 
CS  deus  Premiers  volumcs  ^flZlt^^L  st  dan.s  le  qu;ariim6:  rimpmssance  de  I  hom.ne 
dans  le  troisieme  voIume:  '«  ^^^  V^fS/experienee  a^quise  ,par  la  psychanalyse.  SUkel 
.  .JrJZ:TZ':£^^^^  etsuif  son  propre  chen.n.  Vour  lui,  ,ar  e.emple. 


■V;. 


mimm 


11 


ti. 


r- 


l 


h.  I^hose  ossontielle ;    ü  Attache  par  contre  toute  »nportimce  «  l.i  tM«i>  >elon         | 


,f  .  fr^m  wli'it    iiiek-  thus«  twu  liook«  of  hVffcfi  iiFf  iipproiich<!(i,  \in 


profes,a.>   und   b.    thc   ^"^'^-^^^^^^^^^.^tj^,,,   ,,„d«r.     Ther.    is    not  mucb   in   tbeso  b«ok.   th.U 


ers 
ren7.eii 


■iküioll   ist  dt^r  \Usdmilt   üb«r  Krkp:  "mi  Impntenr.  -/.iim  hrliluß   bmi-n  'IVrli,,ik   nnd  Gren/,. 
dsr   INvrlüuialvs«'   nu'l   l'svcbnÜ.enipi--   "i"--   "Uipftb^'iirlv   llursrcIlimK. 


l./oHi/  in  „Bthmidt»  JubrliUcIler".) 
l'nll  V:  I'»j»!li»N03Hiellor  inlniitilisiuii». 

Kill  ryUiliPs  F,rlii!iruiiKsm:itoriiil  wtoht  binttsr  di.-iii  r,nii-/j!n.  Wtr  iisydioaiiiilytisiibr 
Uüclmr  mit  di'i-  niitiüun  Kritik  mi  lesen  wuiß.  ilur  wird  in  liwii  Hiicbe  iTi;iiieli>:  Aurt.-(;iintr 
linden,  über  die  ri-in  doskrii^tivc  RcRiKtriprimir  pünurser  imil  neiirotiH'liiT  Kurioeiitiiti'n  7m 
«inrT   p«yHinbii)loj;iKcbiii]   Vnrliclunft   iiiul   fTüiii-lisiliau   VweinlieltlirbiiHg  au   komiiimi. 

IKnlirliiiier  in  il'-r  ,Klin.  WniliBnBclirifC-.i 

Villi  ili'iii  irriiU  iinsL'l«^t<'n  Werke  dts  hpk-.innten  Wifnijr  NeTvi-i);tr/.lfis  liejrt  der  stiUt- 
liriu-  V.  Ii:ijid  vrir.  I'i-r  violftri'itbrum-  Vi-rrisscr  liriiigt  iti  di-r  ilini  eigem-ii  Wicht  verstihiii- 
lieben  Dürstelluiifc  nnclus  MiitL'ri;d  übur  ilii-  M-fliüclif;ii  Kiiidtrkr:.nklidtoji  ilur  Enviichsenen. 
Miig  di-r  Lest-r  nncli  niflit  ;ill<-n  Aiisichlen  Slfhh  buisljniinen.  so  «-ird  ,.r  das  Bocli  ilocb 
Hiebt  nlinc   dun   Lubii    niirlnir   B'^lidminfr   ans  dar  Hand  gebpn. 

\Iliibn-dB  in   ^UtPehe.  Z.  f.  d.  Bes.  göriclili.  Mod."-) 

.S'/ufc«;  iMi  rill  Meistci'  der  K.irm.  wi-k-lii:r  siHi  i-ielfadi  zu  niner  stark  :itffcktbe tönten, 
dalier  „interesüiinten",  ofl  guradiKii  kiinstlcrisdien  Uarstdluiti;  aul'sfbwin«-!.  Slrkcls  WiTk 
ist  iTir  KT7.U--  riiir  fichior  imersclinpilicIiR  l-'imdprube  an  Brlaliruuguß  uekI  B.'Ob  ach  tili)  Ken  für 
das    GeSlimtgebiot   iIct    l'KVl^hotberi.pir.  {flü,:k  in  ,Zei.sthr.  f.  «.x„al«-iBeei,scl,BV.. 

Rw  liept  etwas  Furt7.iinR.;iidi-s  in  il.-r  An  Stckein .  uns  erst  in  .labrcii.  in  doc  ü'^ 
arbcitung  anderer  Aiiturcd  aiil'  diesem  Wissens;;«! liett-  weitere  Friiobte  trage»  wird.  V^'m' 
immer  /.nr  Klärung  scMialpsydiolugisfiber  Prapeu  siuli  Kat  buk>n  will.  wiid''niiibs!im,  aber 
M-lilieÜlid.  h-^friedigi.  ilin  bei  Steh^I  finden.  (/.i,p...ann  in  dor  „Med.  KiinLk«-! 

Man  Ktaimt  iviedir  einranl  über  die  Tülle  di-s  MnterialR. 

tKehrrr  im  „Zenlralbl.  f.  d    c-  Naiir."  i 
Teil  VI:  InipiilxhaiKlIuiiKfD-  '• 

iiillidm  SIekcl  <■  vurami-iitt-  nun  seiencialu  inl'atieabile.  l.e  '-diziuiie  delii>  siie  üpere 
si  sntcodoiio  spnaa  interriiMonij;  o,  d'altr;i  parte,  egli  pnbblica  (i.ntiiiuamunle  num-i  volunii, 
densi  non  soln  di  papine,  ma  aiicbe  di  Tulti  v  di  idee.  N'eirinsieiiiB.  la  lettura  dul  librn  e 
senwi  dubbiü  del  pin  alto  intcrossc  diiiiiv.  iisicolonico  c  soeiale.  1.^  tratlasione  deile 
uriiimalie  ses.-iisüi  imprussiona  vivamyiite .  ani'he  per  il  .,i-tisn  di  siutera  niuanitä  dm  la 
iuKpii'a.  narlanirate,  non  si  piio  scmpr^  tonvenitre  cuu  lui  lino  allüIUmo.  iiia  motte  ddli- 
com'  di"eglJ  dici-  meritano  rlie  venire  niedilate.  II  capitolo  relative  alla  psiroterapia  dei  tii^a 
e  pure  ilegiiu  di  rdievu. 

AttondiunKi  com  vivu  inler.-ssu  li'  miovr'  parii ,  It  qnali  somi  giä  in  preparaaioiie  i- 
avcaMfi"     -   !■  'acil«  pri;vedurlD  —  il  medesimo  suces-su  doli.-  precedenli. 

(ItuüSeRna  di  xtudi  seiBDKlI.) 


nriiili  v.iri  r,i,iiik-h  IJIstfl  *  CK..  Wion,  m  .  mUnikubsi'  C.