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Full text of "Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und Cisterzienser-orden (Volume 5)"

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HARVARD UNIVERSITY LIBRARY 



FROM THE LIBRARY OF 
COUNT PAUL RIAN£ 

MEMBER OP THE 

INSTITUTE OP FRANCE 

HISTORIAN OF THE 

LATIN EAST 




BOUGHT WITH INCOME OF THE 
HENRY L. PIERCE FUND 



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Durch massgebende Umstande und 
Verhaltnisse bedingt, wurde der Umfang 
dieses Heftes auf Kosten der nachfolgenden 
in Etwas iiberschritten. Redactionelle 
Schwierigkeiten haben dessert Erscheinen 
verspatet. 



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STUDIEN 



UND 



MITTHEILUNGEN 

AUS DEM 

BEHEDICTIHER- UND DEI CISTERCIENSER-ORDEH 

MIT BESONDERER BERUCKSICHTIGUNG DER 

ORDENSGESCHICHTE UND STATIST!!. 



ZUR BLEIBENDEN ERINNERUNG 

AN DAS ORDENS-JUBILAUM BEGRONDET UND HERAUSGEGEBEN 

VON 

MITGLIEDERN, FREUNDEN UND GONNERN. 



HAUPT-REDACTEUR : 

P. MAURUS KINTER, 

O. S. B. 
8TIFTS-ARCHIVAB ZU RAIGKRN. 



-<*+&; V. Tahrgang. — I. Band. i. j*w a 
&.„„L __._.. ._.™*9 



WORZBURG 1884. WIEN 

LEO WOERL ,SCHKB BUCH- UND AGENT UK VON LEO WOERL, 

KIRCHL. KUNSTVERLAG. I., SPIEGELGASSE 12. 

Drwrkd. RaigerDer Beaclicttaer-Buclulrticjccrci in Urttun. — Ini Stlbitverlftfod. U«oedlctinor- u. Ci4tercion»eroi4«-n», 



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'^Tr. 



Harvard College Library 

Riant Collection 

Henry Iillle Plcro© Fond 

May 7, UNO. 




ENEDICTINI ATQVE CISTERCIENSES 
VNANIMES VIRIBVS SVIS LABORANT. 



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Abwehr. 



Als die geehrte Redaction mir bekannt gab, dass meine 
Geschichte der Philosophic (2. Aufl.) einer Besprechung in diesen 
Blattern gewiirdigt werden solle, erwartete ich ein streng 
objectives Referat und ersuchte um eine die Mangel meines 
Buches nicht schonende Kritik, da diese der Wahrheit nur 
forderlich und somit auch dem der Wahrheit zu dienen slrebenden 
Autor, besonders aber dem historischen Schriftsteller nur 
erwiinscht sein konne. Zu einer solchen Kritik gchort in erster 
Linie, dass der Referent sich streng und leidenschaftslos an die 
Sache haltend alles Personliche mit grosster Sorgfalt und Selbst- 
beherrschting aus dem Spiele lasst. Mein Recensent Dr. B . . . r 
ist offenbar, wie in alien Dingen, so auch in diesem Punkte, 
der entgegengesetzten Ansicht. Was ihn vor Allem interessirt, 
ist nicht mein Buch, sondern meine Person, iiber die er bis 
zuriick vor dreissig Jahren eingehende Studien angestellt hat. 
Wenn nun auch diese Aufmerksamkeit von «Sei te des Kreises, 
dem Referent angehort,» mich iiberrascht und ehrt, so 
kann ich doch nicht zugeben, dass in mein Leben Dinge hinein- 
getragen werden, die jeder thatsachlichcn Begriindung entbehren 
und die nur allzusehr geeignet sind meine Khre als Schriftsteller 
und Priester zu verletzen. 

Ohne mich in eine Polemik mit dem Herrn Recensenten 
einzulassen beschranke ich mich in meiner von massgebenden 
Personlichkeitengewiinschten Erwiederung auf folgende 
zwcilf Punkte und hoffe damit in der Sache das letzte Wort 
gesprochen zu haben: 

1. Ich bin kein «Altkatholik» und bin es nie 
g ewe sen. Die vor mehr als zehn Jahren iiber mein Verhiiltniss 
zu den Altkatholiken entstandenen Klatschereien wurden in P'olge 
einer vom hochseligen Cardinal Rauscher gepflogenen Unter- 
suchung, die iibrigens nicht einmal zu meiner personlichen Ver- 
nehmung fiihrte, als das erkliirt, was sie sind, als «Frau- 
basereien.» Somit bleibt es von meiner Seite Jedem f'rei- 



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— II — 

gesttllt, iiber die Angabe des Dr. B . . . r, ich sei cnoch 
gliicklich den Umarmungen des Altkatholici smus 
en tr is sen wor.den,* zu denken, was ihm beliebt. 

2. Ich binkein «Guntherianer.» Das wird bald genug 
meirte gegenwartige literarische Arbeit iiber die aristoteiische 
Psychologie beweisen. Das beweist jetzt schon meine vor- 
liegende Geschichte der Philosophic, in der ich S. 378 die 
«Guntherianer» so griindlich kennzeichnete, dass sie mir seit 
Jahren vom Leibe bleiben und sich damit behelfen, mich als 
zum Herbartianismus Uebergelaufenen, als Eklektiker oder auch, 
wie Dr. B . . . r beliebt, als ganzlich von Brentano beherrschten 
Aristoteliker zu beurtheilen. Das beweist ferner mein Werk 
« Shakespeare, der Philosoph der sittlichen Weltordnungt (Inns- 
bruck bei Wagner 1879), in welchem ich S. 84 ausdriicklich 
erklare, dass meine Naturanschauung, folglich auch meine Anthro- 
pologic, nicht die Giinthers ist, weil ich auf Grund meiner 
philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien zu einer 
entschieden atomistischen (besser gesagt monadist ischen) 
Naturaufiassung gelangt bin. 

3. Doch hat der Referent das Wahre entdeckt, wenn er 
mich als personlichen Freund und Schiller des verew igten 
Dr. Anton Gunther bezeichnet. Das bin ich, und das 
werde ich bleiben. Ich habe diesen genialen grossen Meister 
der Wissenschaft nie verleugnet, wie solches in feigster Weise 
so mancher «Guntherianer» gethan, der vordem AUes verketzerte, 
was nicht auf den «neueren Dualismus* schwor, und eben dadurch 
die Indicirung der giinther'schen Schriften provocirte. Ich danke 
demReferenten undseinemKreisefiirdieschoneGe- 
legenheit, die mir da wurde, in tiefster Ehrfurcht 
diesen Kranz des Ruhmes niederzu legen auf die 
GruftdesunterdenschwerstenPriifungen der Kirche 
treu gebliebenen Sohnes, des wegen seiner echt 
katholischen Haltung wiederholt in offentlichen 
Erlassen vom Oberhaupte der Kirche Pius IX. ge- 
riihmten Anton Gunther. Die angesehensten und gelehr- 
testen Bischofe und Theologen seiner Tage sind seine Schiiler 
und Freunde gewesen, und Jeder, der den grossen und auf- 
richtigst frommen Mann personlich kannte, wird Dr. B . . . r 
gern belehreh, dass nur Unwissenheit und Schlechtigkeit aus 
Gunther und dessen Lehrsatzen jenen Popanz schaften konnen, 
der heute hinundwieder den jungen Theologen, darunter auch 
dem Dr. B . . . r, vorgehalten wird, und den zu kennzeichnen 
eben eines der Ziele meines Buches war. Es ist mir gelungen, 
thatsachlich die falschen Ansichten, die auch Dr. B . . . r in 
seinem Referate ohne jeden Versuch eines Beweises zu Markte 



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Ill 



bringt, in weiten Kreisen zu verscheuchen, selbstverstandlich zum 
grosscn Leidwesen eines gewissen engeren Kreises, der es nie 
verwinden wird, dass mein Buch, trotz beharrlichen Todtschweigens 
im trauten Kreise die zweite Auflage erlebt hat. Aus dem von 
mir angefiihrten Umstande, dass Gunther nach der Indicirung 
noch gegen die Angriffe eines Theologen ein scharfes Buch 
schrieb, welches jedoch nicht in den Buchhandel gelangte, 
deducirt mein Recensent, Giinthers Unterwerfung sei 
<keine aufrichtige* gewesen. — Als ob Gunther nicht 
das Recht gehabt hatte, ungerechte Angriffe von sich abzuwehren. 
Ich sagte nicht. dass Gunther gegen die Kirche schrieb; er 
schrieb gegen einen Theologen, und dieser Theologe, der 
sich an dem vermeintlich Wehrlosen seine Sporen 
verdienen wollte, ist seitdem von der Kirche abge- 
fallen. «Wer da steht, sehe zu, dass er nicht falle.» 

4. Mein Verleger, Herr v. Braumiiller, halt nichts auf Re- 
censtonen und Recensenten, verschenkt darum auch nicht gem 
seine nobel honorirten und ausgestatteten Werke als Recen- 
sionsexemplare. Wenn aber Referent sagt, mein Buch habe 
nur von Seite der rationalistisch protestantischen 
Blatter und der tjiidischen Wienerpresse* gunstige 
Aufnahme gefunden, so steht dem wieder die historische 
Wahrheit entgegen, und facta loquuntur. — Die altberiihmte 
Tubinger theologische Quartalschrift enthak eine 
sehr eingehende Wiirdigung des Buches von Dr. Ege. — Der 
Mann, welcher das Referat in der «judischen Wienerpresse^ 
schrieb, ist ein unbescholtener, sachkundiger Priester und Schrift- 
steller Namens Dr. Wiedemann. — Pralat Sebastian 
Brunner hat in seinem weltbekannten, nun selbst ins Franzosische 
und Englische iibersetzten Werke Paul us vor dem Areopag 
meine Geschichte der Philosophic mehrmals citirt und beniitzt. 
— Der gefeierte Schriftsteller, welcher in der Fichte'schen Zeit- 
scbrift mein Buch die beste in deutscher Sprache geschriebene 
Geschichte der Philosophic nannte, heisst Franz Hoffmann, 
Prof, an der kath. theologischen Facultat der Uni- 
versitat Wiirzburg. — In den historisch politischen 
Blattern findet sich bei Besprechung der wissenschaftlichen 
Leistungen der osterreichischen Benedictiner der Passus: «Wir 
nennen in erster Linie den als philosophischen Schriftsteller in 
weiten Kreisen bekannten Vincenz Knauer.t — Selbst die Aus- 
sage des Dr. B . . . r, der Handweiser von Dr. Huls- 
kamp habe das Buch centschieden missbilligt,» bedarf 
ganz entschieden der Richtigstellung. Der Handweiser brachte 
nicht eine missbilligende, sondern im Gegentheil eine sehr 
anerkennende und iiberaus freundlich gesinnte Besprechung 
meines Buches, und zwar von der Hand des mir leider unbe- 



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IV — 



kannten, in philosophicis aber jedenfalls ungemein bewandertcn 
Dr. Scheidemacher, die mir in einem solchen Blatte uner- 
klarlich schien, bis ich zu Ende gelesen hatte, nnd da cine muh- 
selig angeflickte «Anm. d. Red.» sah, in welcher Hiilskamp, 
der die Sache ubersehen hatte und nicht mehr riickgangig machen 
konnte, springgiftig sagt, er kenne diesen Dr. Knauer aus der 
•Wiener Literatnr-Zeitung, » und konne sein Werk nicht als eine 
Bereicherung der kath. Literatur empfehlen. — Sagen wir mit 
Herrn Dr. B . . . r: Sapienti sat! 

5. Warum aber haben meinc Aufsatze in der * Wiener 
Literatur-Zeitung* nnd in der Wiener theologischen Quartal- 
schrift so bittere Feindschaft oder, wie Referent schreibt, Er- 
staunen erregt? — Ich habe Briefe von angesehenen Kirchen- 
fiirsten in meinem Pulte, die iiber den heitern Ton und Frei- 
muth, den jene Aufsatze athmen, ihre Freude aussprechen und 
mich in herzlichen Worten zur Fortsetzung derselben ermuntern. 
Ich bin mit Vergnugen bereit, fiir jedes dort geschriebene Wort 
Rechenschaft zu geben, besonders dem von Dr. B . . . r mir 
so oft gegenubergestellten Prof. Dr. St cickl, dessen Leistungen 
auf dem Gebiete der Philosophic ich nach bestem W'issen und 
Gewissen als verfehlt bezeicbnen musste und noch muss. Jedenfalls 
kann ich den vielen jiingeren Herren, die ihre Kenntniss der 
Philosophen aus Stockl's Lehrbiichern schopfen, nicht den Ge- 
fallen thun, meine quellenmassige Kenntniss derselben Philosophen 
zu suspendiren. Bei den Herren aus diesem Kreise jedoch gilt: 
« Wie wir es gevvohnt sind, verlangen wir, dass gesprochen werde, 
und was davon abweicht, gefallt uns nicht.* (Aristoteles Metaph. 
I., 3.) Mein Recensent gehort zu ihnen. 

6. Dr. B . . r spricht von «haufigen und unbegriin- 
deten Ausfallen auf die kath. Hierarchies die in meinem 
Buche vorkommen sollen, und deutet zwei derselben an. Ich 
fordere ihnhiermit auf, audi dieubrigen zunennen; 
denn ich und Andcre durchsuchen das Buch auf alien Seiten 
und finden auch nicht einen. Oder soil es wirklich ein Ausfall 
auf die kath. Hierarchic sein, wenn ich sage: Leibniz stellte 
sich die Wiedervereinigung der Confessionen, wie aus seinem 
Briefwechsel mit Bossuet hervorgeht, zu leicht vor, da er nur 
den Gegenstand selbst und den guten Willen des christlichen 
Volkes ins Auge fasste, nicht aber die personlichen, oft sehr 
weltlichen Interessen und die leidenschaftliche Rechthaberei der 
Hierarchie und der Theologen.» — Ein Grammatikus wiirde hier 
dem Kritikus sagen, dass die Worte «weltliche Interessen« gar 
nicht zu « Hierarchie und Theologen* gehoren miissen, und 
etwa die damaligen deutschen Duodezfiirsten angehen konnten, 
deren Grundsatz lautete: Cujus regio, hujus et rcligio. — Ich 
aber sage und frage: Muss hier nothwendig gerade die katho- 



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lische Hierarchie gemeint sein? — Unci wenn sic wirklich 
gemeint ist*. Darf die katholische Hierarchie, muss sie nicht 
selbst weitliche Interessen gar oftmals beriicksichtigen, vor alien 
Dingen bei einer projectirten Union der nach so vieler Herren 
Lander zersplitterten protestantischen Confessions-Verwandten ? — 
Sind endlich hiibcn und driiben die Vertreter der Hierarchie 
und speciell die Herren Theologen ohne Ausnahme und allezeit 
solche Taubennatnren gewesen, dass bei ihnen nnr iiberirdische 
Interessen als Motive gelten konncn und von leidenschaftlicher 
Rechthaberei keine Rede sein darf? 

Aber der zweite Fall und Ausfall, den der Kecensent zum 
Besten gibt, die Definition des Pfaffenthums auf Seite 
213! — Sie ist nicht von mir, sondern von Kant, und ich 
bezeichne sie ausdriicklich als Citat, was Referent seinen Lesern 
verschweigt. Doch ich will Herrn B . . . r auch hier wiedcr 
die Freude lassen und erklare somit, dass ich mit dieser kan- 
tischen Definition («Wird das Statutarische Selbstzweck, so ver- 
kehrt sich die Religion in Pfaffenthurm) einverstanden bin. Aber, 
liebster Herr Doctor, wo soil denn in ihr ein Ausfall auf die 
katholische Kirche liegen? Hierin einen Ausfall auf 
die katholische Kirche sehen; will mir als Blas- 
phemie erscheinen. — Also noch ein Mai: Heraus mit den 
noch iibrigen «haufigen A us fallen* auf die katholische 
Kirche oder Hierarchie, die in meinem B u c h e sich finden ! 
Wenn Dr. B. einen aufzutreiben im Stande ist, so 
werde ich, das verspreche ich hier offentlich und 
fqierlich, nicht bloss Widerruf leisten, sondern dje 
ganze noch vorhandene Auflage meines Buches 
vernichten. Ich setze noch bei: Ueber den richtigen Fund 
cines Ausfalles soil eine Commission von katholischen Theologen 
cntscheiden. 

7. Weil ich sage, Duns Scotus habe im Gegensatz zu 
St. Thomas eine zweifache forma substantialis im Menschen 
gelehrt, beschuldigt mich Dr. B. einer Fa 1 seining zu Gunsten 
des «Giintherianischen Dualismus* oder, wie Recenscnt liebcr 
horen und sagen mochte, der «Trichotomie Giinthers.» Er 
beruft sich dabei auf den Stockelianer Schneid. Dem gegen- 
uber wird es wohl noch erlaubt sein, auf St. Thomas und 
Duns Scotus selbst sich zu berufen. Horen wir sie. St. 
Thomas v. Aquin sagt : Nulla alia forma substantialis est 
in homine, nisi sola anima intellectiva. (Summa theol. I. quaest 
76. art. 4.) — Duns Scotus sagt: In homine est alia forma 
substantialis ab anima intellectiva divcrsa\ et per consequens, 
cum cujuslibet formae sit dare esse, in anima intellectiva 
non est totale esse compositi. (Quaest. in 1. IV. sententiarum, 
dist. 43. quaest. 1.) Deutlicher lasst sich nimmer reden, und 



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— VI 



da hilft keiji Stockl und kein Schncid mit seiner schneidigen 
Distinction zwischen «Leib einfach und Menschenleib.* 

8. Eine ahnliche Falschung findet der Recensent bei 
Descartes und referirt dariiber: «Im Giintherischen Interesse 
wird noch bemerkt: Auch im Menschen darf nach Descartes 
die Seele nicht als Lebensprincip des Leibes angesetzt werden, 
da dieser wie die Thierleiber unmittelbar durch die esprits 
animaux belebt ist.» — Horenwir also den ungefalschten 
Descartes. Er schreibt zum Beispiel: «Es ist die Wirkungs- 
weise, wie die Lebensgeister und Nerven die Bewegungen 
und sinnlichen Empfindungen bewirken, meist unbekannt ; darum 
will ich hier das bereits in mehreren meiner Schriften 
Gesagte wiederholen, dass namlich wahrend unseres Lebens 
eine Warme in unsenn Herzen ist, oder ein vom Blut genahrtes 
Feuer, und dass dieses Feuer das leibliche Princip fur 
alleBewegungen in unsere Gliedern ist.» (Nescitur vulgo, 
quomodo hi spiritus animales et hi nervi inserviant motibus 
et sensibus, et quale sit actionis eorum principium corporale. 
Idcirco etsi aliquid de hac re attigerim in aliis scriptis, dicam 
tamen hie succincte, calorem continuum quamdiu vivimus inesse 
cordibus nostris, qui species est ignis, quern sanguis venarum 
nutrit, et hunc ignem esse principium corporale omnium motuum 
nostrorum membrorum. — Tractatus de Passionibus Animae. 
(Art. 9.) Hier hat der Recensent die Kirchmann'sche Ueber- 
setzung sammt dem Originaltext und mag wahlen, was er will, 
urn seine Beschuldigung zu stirtzen. Mit dem franzosischen Text, 
den Cartesius selbst ins Lateinische iibersetzte, kann ich leider 
augenblicklich nicht dienen. 

9. Weil ich Epikur einen der bestverleumdeten Menschen 
neunc, belchrt mich Dr. B . . . r iiber das Wesen der Ver- 
leumdung, indem er deducirt, man habe ja vor der Aufflndung 
der Schriften Epikurs in Pompeji (od. Herkulanum) dessen Lehre 
nicht gekannt ; somit konne auch von Verleumdung da keine 
Rede sein. Zur Verleumdung gehore ja, dass die falsche und 
ehrenruhrige Aussage eine wissentliche sei. Referent wird 
es nicht ubelnehmen, wenn ich zum Dank fur die Belehrung 
gleichfalls ein wenig schulmeistere. Ich war iiber ein Vjertel- 
jahrhundert Catechet in der Volksschule, und da wusste jedes 
halbwegs fahige Schulkind, dass auch der ein Verleumder sei, 
der iiber Andere ehrenruhrige Dinge berichtet, die er nicht 
ganz gewiss weiss. Verleumdung, Herr Dr. B., ist auch die 
lieblose Verdachtigung. 

10. Ich war aber nicht bloss Catechet in der Volksschule, 
sondern kenne auch aus nachster Nahe die Gepflogenheiten an 
unseren Universitaten, und demzufolge kann ich Dr. B . . . r nur 
freundschaftlich rathen an keiner philosophischen Facultat ein 



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— VII — 

Examen zu versuchen; denn wer z. B. sagen wiirde, die Natur- 
formen seien nach Aristoteles von der Materie trennbar, Locke, 
Kant, Herbart hStten die Willensfreiheit geleugnet und dgl., der 
fiele beim gutmiithigsten Examinator durch. 

11. Dass ich fiir die franzosischen Encyklopa- 
disten <Partei nehme* ist unwahr. Ich habe sie nur kurz 
geschildert, wie sie in der Wirklichkeit sind, nicht besser, aber 
auch nicht schlechter, und habe dabei Voltaire und Diderot 
gegen die herkommlichen Verleumdungen in Schutz genommen, 
auch meine Griinde dafur angefiihrt. Kann der Recensent sie 
wiederlegen, so leistet er mir den grossten Dienst. Vorlaufig 
kann ich ihm sagen, dass ich Voltaire und Diderot vollstandig 
und aufmerksam gelesen habe, er aber nicht. Hatte er es 
gethan, so konnte er nicht einem Diderot (bona fide, wie ich 
gern annehmen will) den Grundsatz zuschreiben, man solle emit 
dem Gedarm des letzten Priesters den letzten Kdnig erwiirgen ; > 
denn Diderot lasst das in Abdication d'un roi de la feve einen 
Narren sagen, einert Narren, der auf alien Vieren und mit einem 
Kohlhaupt zwischen den Zahnen auftritt. 

Mit demselben Rechte konnte man Shakespeare 
die socialpolitischen Ideen zuschreiben , die Hanns Cade 
(in Heinrich VI. 2. Theil) zum Besten gibt. Niemand ist weniger 
dazu angethan, die in den Werken Voltaires und Diderots sich 
findenden Rucksichtslosigkeiten und Frivolitaten beschonigen zu 
wollen als ich. Dass aber ein paar Belletristen die franzosische 
Revolution gemacht haben und an der unlangst erfolgten Ver- 
jagoag der Benedictiner aus Solesmes die Schuld tragen, mag 
denr lvecensenten glauben, wer da will. Ich habe in meinem 
Buche noch andere und ergiebigere Quellen der Revolution 
genannt, wobei ich den bewahrtesten Historikern der Gegenwart 
gefolgt bin. 

12. Wenn Herr Dr. B. den Beweis crbringt, dass 
ich den hi. Thomas v. Aquino die Trichotomie lehren 
lasse, so bin ich wieder erbotig, die noch vorhan- 
denen Exemplare meiner Geschi elite der Philosophic 
zu vernichten, Mein Herr Verleger, Dr. Ritter v. 
Braumiiller, ist damit einverstanden.. 

Diese zwolf Punkte diirften hinreichen, urn den Urtheils- 
fahigen in die Lage zu setzen, auch wenn er meine Geschichte 
der Philosophic nie gesehen haben sollte, zu beurtheilen, ob 
meine «Doctrinen und Anschauungen nur zum Nachtheile unseres 
hi. Ordens und zur Discreditirung seiner Mitglieder in den Augen 
der kirchlichen Organe wirken konnen,» wie Recensent sich ver- 



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VIII 



nehnien lasst, der noch obendrein solche Beschuldigungen als 
Anonymus einem Alitor gegeniiber ausspricht, der fur jedes 
geschriebene Wort mit seinem ehrlichen Namen einsteht. 

Wien, am 19. November 1883. 



Dr. Vincenz Knauer, 

Bibliothekar, Novizenmeister und Rector des 

rierikates im Benedictinerstifte U. L. F. 

zn den Schotten in Wien. 






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Entgegnung. 



Hr. Dr. P. Vincenz Knauer hat sich durch mein in 
diesen Blattern (1883, S. 220—227 und 419—428) geliefertes, 
sehr eingehendes Referat liber dessen Geschichte der Philo- 
sophic, 2. Aufl., in hohem Grade verletzt und deswegen zur 
Veroffentlichung einer Abwehr (1884, hinter S. 288) veranlasst 
gefiihlt. Sonst werden solche Gegenerklarungen den Recensenten 
zur Einsicht, und wenn nothwendig, zu kurzen Bemerkungen in 
Fussnoten mitgetheilt, eine Gepflogenheit, welcher Hr. Dr. Kn. 
in der Wiener allg. Lit. Ztg. seinerzeit selbst gehuldigt hat. 
Jetzt aber, wo es sich um ihn handelte, stellte er die kategorische 
Forderung, dass seine Selbstvertheidigung unverkiirzt und ohne 
Anmerkungen zum Abdruck kommen miisse. Ich meinerseits 
gab um des lieben Friedens willen diescr sonst nicht iiblichen 
Forderung nach und verlangte von der Redaction nur, dass mir 
zu einer etwa als nothwendig erscheinenden Replik die Spalten 
dieser Zeitschrift offen bleiben mochten. Kann ich nun meine 
Entgegnung nicht in einen so engen Rahmen zusammendrangen, 
wie es in Anmerkungen gleich unmittelbar unter dem Texte der 
Abwehr hatte geschehen konnen, so werde ich mich doch so 
kurz fassen, als es die zu erzielende Deutlichkeit nur immer 
gestatten wird. 

1. Mit der Eigenart des Hrn. Dr. Kn. rechnend habe ich 
mich wohl vorgesehen, meine Behauptungen durch wortliche Citate 



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— 11 — 

aus seinem Buche, aus den papstlichen und andern kirchlichen 
Actenstiicken und durch einleuchtende Vernunftgriinde gehorig" 
zu beweisen. Was thut nun dem gegenuber mein verehrter 
Hr. Gcgner in seiner Abwehr? Er nmgeht alle beigebrachten 
Actenstiicke und Beweise, beschaftigt sich mit meiner Person 
in tschulmeisterlichem« Tone und unterstellt mir Dinge, 
an vvelche ich nie gedacht hatte. 

Ich hatte vorziiglich seine Bekampfung des Satzes : Philo- 
sophiam esse Theologiae ancillam und den darauf gestiitzten 
BegrifT von Philosophic und Geschichte der Philosophic bean- 
standet ; — ich hatte ferner aus dem Breve Pius IX. an den 
Cardinal-Erzbischof von Geissel gezeigt, dass nicht wegen einesv 
einzigen, allerdings sehr verletzenden Passus uber die kirchlicher 
Auffassung des Verhaltnisses zwischen Kirche und Staatsgevvalt 
oder wegen ubermuthigen Benehmens einiger giintherianischen 
Heissporne, sondern aus den gewichtigsten theologischen, nament- 
lich aufgefuhrten Griinden scimmiliche Schriften Giinthers auf den 
Index gesetzt worden seien. Zu beiden Classen von Actenstiicken 
schweigt Hr. Dr. Kn., stimmt aber auf Ant. Giinther eine Dithy- 
rambe an und glaubt durch seine Darstellung der giintherianischen 
Ideen jenen Popanz verscheucht zu haben, den nur lUnwissen- 
heit und SchlechtigkeiU daraus machen konnten. Wenn ich 
seine Darstellung unter Anwendung des papstlichen Breves und 
einer gesunden Dogmatik auf Stichhaltigkeit priife, so »bringe 
ich — behauptet Hr. Dr. Kn. — nur falsche Ansichten ohne 
jeden Versuch eines Beweises zu Markte.« — Was Giinthers 
Unterwerfung anbelangt, so erhellt deren Aufrichtigkeit nicht 
geniigsam aus dem Umstande, dass dessen bittere Abwehr nur 
gegen einen »romischen Theologen, nicht aber gegen die Kirche* 
gerichtet war ; denn diese Begriindung hat die positiven Angaben 
von Knoodt, von Joh. Heinr. Lowe und den Umstand gegen 
sich, dass so nicht begreiflich wird, wie Cardinal Rauscher sich 
veranlasst fuhlen konnte mit theurem Gelde die ganze Auflage 
an sich zu bringen und zu vernichten. 

2. Mein Gegner schiebt mir Dinge in die Schuhe, welche 
ich nie behauptet habe und darum auch nicht als die meinigen 
acceptire. 



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— Ill — 

a) Ich habe nirgends gesagt, dass er Altkatholik sei 
oder gewesen sei, sondern vielmehr, dass er (nach dem viel 
geriihmten Referate im Handweiser) »noch gliicklich aus alt- 
katholischer Umarmung gerettet worden sei.« 

b) In Bezug auf Descartes lege ich Hrn. Dr. Kn. keine 
Falschung zur Last, — dies ist reines Missverstandniss — 
sondern ich will nur sagen, dass er die betreffende Stelle bei 
Descartes wie so manches bei andern Philosophen im giintheri- 
anischen Interesse anticipando verwerthe. 

c) Dass nach Aristoteles die Naturformen von der 
Materie trennbar seien, sage ich nirgends, ist vielmehr ganz 
und gar gegen meine Anschauung; dies ist nur unberechtigte 
Folgerung; vvoraus sie gezogen, ist mir unerfindbar. 

d) Ebenso sage ich nirgends, dass Locke, Kant, Herbart 
u. s. w. die Willensfreiheit leugnen, von Willensfreiheit 
reden sogar Luther und Calvin; ich sage nur, dass jene Philo- 
sophen sie von Bedingungen abhangig machen, welche eine 
Wahlfreiheit nicht zu Stande kommen lassen : ohne Wahl- 
freiheit gebe es aber keine wahre Willensfreiheit. 
Diese Behauptung habe ich aus der Natur der Sache und aus 
der Verurtheilung des 39. Satzes von Bajus klar bewiesen. Mein 
Gegner umgeht die genauere Formulirung meiner Behauptung 
und meine Beweise, um mich dann beim philosophischen Examen 
durchfallen zu lassen. 

3. Seine Polemik gegen mich beruht aber auch noch auf 
manchen andern falschen Voraussetzungen. 

a) Was die anthropologische Anschauung des Duns Scot us 
anbelangt, so glaubt mein Gegner die ganze Sache durch zwei 
kurze Citate aus St. Thomas und Scotus selbst erledigt zu haben. 
Dass der hi. Thomas die scotistische forma corporeitatis verwarf, 
und dass sie folgerichtig auch wirklich zu verwerfen sei, diirfte 
wohl kaum einem Zweifel unterliegen ; — ob aber die scotistische 
forma corporeitatis mit der guntherianischen Leibseele identisch 
sei, ist eine ganz andere Frage; Cardinal Ztgliara und Schneid 
verneinen sie ganz entschieden ; Hr. Kn. geht uber den Cardinal 
mit Stillschweigen hinweg, Dr. Schneid gilt ihm als Stocklianer 
und darum fur nichts ; wahrscheinlich hat er dessen Monographic 
gar nicht gelesen, sonst hatte er ja doch sehen miissen, dass 
dessen Griinde stichhaltig sind. * 



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— IV — 

b) Ebenso liegt eine falsche Voraussetzung vor, wenn Hr. 
Dr. Kn. neben dem katholischen Handweiser noch manche andere 
katholische Manner nennt, welche seine Geschichte mit Aner- 
kennung erwahnt haben. Ich babe von Recensionen, nicht 
aber von gelegentlicher Erwahnung gesprochen. Nun nennt mil* 
mein Gegner die Wiener Presse (alte oder neue?), beide sind 
aber bekanntlich J?iden blatter ; daran andert sich nichts, 
wenn auch Dr. Theod. Wiedemann den Artikel geschrieben hat ; 
zu dem ist das innige Freundschaftsverhaltniss zwischen Wiede- 
mann und Knauer allbekannt: manus manum lavat. — Pralat 
Dr. Sebastian Brunner hat nur gelegentlich irgendeinen 
Passus aus Kn. citirt, — Dr. Janauscheck hat in den hist, 
pol. Bl. seiner nur in einem einzigen Satze Erwahnung gethan. 
— Wo bleiben da die Maria Laacher Stimmen, die Wiirzburger 
literarische Rundschau, wo der Mainzer Katholik? 

Aber Dr. Franz Hoffmann, Professor an der katholischen 
theologischen Faculiat der Universitat Wiirzburg hat ja in der 
Fichteschen Zeitschrift fur Philosophie das Buch >die beste 
in deutscher Sprache geschriebene Geschichte der Philosophie* 
genannt. Difficile est satyram non scribere. Wiirzburg ist freilich 
weit von Wien entfernt; aber so viel Kenntniss mochte man 
einem Geschichtschreiber der Philosophie denn doch zutrauen 
diirfen, dass Hoffmann, welcher durch manche philosophische 
Schrift der Gelehrtenwelt sich bekannt machte, nicht Pries ter, 
sondern Laie, nicht Professor an der theologischen, sondern 
philosophise hen Facultat zu Wiirzburg, ein eingefleisc li- 
ter Baaderianer, seit dem vaticanischen Concil noch dazu 
eifriger Altkatholik war und als solcher kurz vor seinem 
Tode noch eine bitterbose Broschiire gegen den hi. Stuhl 
von Stappel laufen Hess. — 

Was die Anerkennung der Tubing er Qua rtalsch rift 
anbelangt, so wollen wir unten (Nr. 4) einen ganzen Passus 
vernehmen ; hier sei nur bemerkt, dass dieselbe iiber unser Buch 
keine Recension liefert, sondern im Eingang zu einem Artikel 
iiber Berechtigung der Philosophie in unserer Zeit des Buches 
mit einigen Pinselstrichen nur Erwahnung thut. — Aber der 
Handweiser von Hiilskamp soil » nicht eine missbilligende, 
sondern sehr anerkennende und iiberaus freundlich 



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— V 



gesinnte Besprechung des Buches gebracht haben.« Was sagt 
denn der Handweiser ? Hiilskamp selbst spricht es in einem 
PS. deutlich aus, >dass das besprochene Werk ... als einc 
Bereicherung der kat hoi isch-philosophischen Literatur nicht 
bezeichnet werden konne.« Was den Recensenten selbst 
anbelangt, so kann ich von einer »sehr anerkennenden und 
iiberaus freundlichen Besprechung « nichts ersehen, weil 
solche Superlative nicht vorkommen; vielmehr zahlt der Rec. 
zuerst Knauers Schriften in gedrangter Kurze auf, bespricht 
dann die Hoflfnungen der badensischen Altkatholiken auf ihn 
und die gliickliche Rettung aus ihren Handen, um schliesslich 
sein Urtheil iiber dessen Geschichte der Philosophic abzugeben. 
Als >Vorziige« des Buches hebt er hervor die leichtfassliche 
Form der Darstellung der einzelnen neuern Systeme und deren 
gegenseitigen Verhaltnisses, sovvie die mitunter interessanten 
personlichen Notizen iiber einzelne neuere Philosophen, welche 
anderwarts oft nicht leicht zu finden seien. tGetadelt* aber 
wird von Dr. Scheidemacher die kurze Behandlung des Alter- 
thums und Mittelalters, besonders aber der Gegenwart; der 
vierte Absatz ergeht sich ganz in Tadel iiber den Versuch 
den Giintherianismus audi biblisch begriinden zu wollen. Dann 
heisst es wortlich weiter: »Ueberhaupt weht an manchen 
Stellen des Buches ein eigenthiimlicher Geist, der sich besser 
fuhlen als ausdriicken lasst, und der am Ende des Buches sich 
sogar in den Worten manifestirt: »Die Reformation und die 
franzosische Revolution seien nur Dammerungsstrahlen des neuen 
Lichtes.« Was mag der Verf. unter dem » neuen Lichte« und 
unter »den Machten der Finsterniss und jener selbstsiichtigen, 
herz- und geistlosen Starrheit, die dem ewig sich verjiingernden 
Dasein die Fortbildung zu stets hohern Lebensformen missgonnt 
und verleidet,c sich vvohl gedacht haben? Der Leser mag nun 
selbst entscheiden, was von der »sehr anerkennenden und 
iiberaus freundlich gesinnten Besprechung des Buches « im 
Handweiser zu halten sei. 

4. Aber sogar als Liigner und Verleumder soli ich 
aufeetreten sein, und zwar: 

a) Als Begiinstiger der Verleumdung, indetn ich den 
Satz beanstandete: >Epikur sei Einer der verstandigsten, besten 



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— VI 



und gerade darum vielleicht bestverleumdeten Menschen 
des Alterthums und aller Zeiten gewesen,« indem es mir nicht 
einleuchten wollte, wie von Verleumdung die Rede sein konne, 
wenn man bis zur Auffindung einer ganzen epikureischen Biblio- 
thek in Herkulanum nach Ausweis der bis dahin vorliegenden 
Acten iiber ihn urtheilte. Mein Gegner belehrt mich nun: 
• Verleumder oder liebloser Verdachtiger sei auch derjenige, 
welcher iiber andere ehrenriihrige Dinge berichtet, die er nicht 
ganz gewiss weiss.« Zvvar andern auch die herkulanischen 
Funde im Wesentlichen nichts an den von Alters her 
festgehaltenen Anschauungen iiber Epikurs Doctrinen, gleichwohl 
aber waren alle friihern Geschichtschreiber Verleumder, weil sie 
nicht bedachten, dass irgend ein Zufall spatcr die vorliegenden 
Quellen etwa im Unwesentlichen noch modificiren konne, und 
darum mit ihrem Urtheile nicht zuriickhielten. Bei solcher Auf- 
fassung der Verhaltnisse werden die Geschichtschreiber, urn dem 
Vorwurfe der »Verleumdung und boswilliger Verdachti- 
gung« zu entgehen, der vollen Skepsis sich iiberlassen miissen I 
b) Als Ltigner erscheine ich aber geradezu, wenn Hr. 
Dr. Kn. meine Behauptung: >er nehme fiir die franzosischen 
Encyklopadisten Partei« mit Recht als n unwahr u bezeichnen 
kann; — ware dem aber also, so begreife ich wahrlich nicht 
mehr, was denn der Ausdruck: n umvahr u bedeuten soil. Was 
heisst denn Parteinehmen anders als : entschuldigen, vertheidigen, 
in Schutz nehmen? Was thut aber Kn. S. 160— i6i anderes 
in Bezug auf die genannten Philosophen ? Um etwaigen Recrimi- 
nationen zuvorzukommen, hatte ich fast wortlich alles angefuhrt, 
was er zur Vertheidigung derselben und zur Abwalzung der 
franzosischen Revolution auf andere Schulter sagt. Jetzt redet er 
freilich nur von >ein paar Belletristen (Voltaire und Diderot), 
welche doch nicht die franzcisische Revolution konnen gemacht 
haben;« im Buche aber hat er von den franzosischen Philo- 
sophen im all ge mein en, d. h. von alien Philosophen 
gesprochen und sie gegen j e d e, also auch intellectuelle 
Mitschuld in Schutz genommen. Wer wird ihm aber auch Glauben 
schenken, dass Voltaire und Diderot auf die Revolution gar 
keinen (intellectuelle n) Einfluss ausgeiibt haben ? Wer kennt 
nicht Voltaire's: Ecrasez linfame? Die France Litte>aire par 



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— VII — 

rkrrig et Burguy (zwei Protestanten), Brunsvic i860 sagt S. 278 
sehr ch ir:cteristisch von den franzosischen Belletristen : L'amour, 
au .siecl-j Je Louis XIV avait ete lame du roman; au XVIIIe 
siecle, il devint philosophique, politique, aventureux. — 
Hr. Kn. will » Voltaire's und Diderot's Werke vollstandig (nach 
genannter Literatur-Geschichte, 92 Bandchcn in 8°) und auf- 
merksam gelesen haben.« Ein bescheidener Zweifel wird wohl 
doch erlaubt sein. 

c) Als Liigner und Verleumder zugleich soil ich 
aber dadurch aufgetreten sein, dass ich dem Hrn. Gegner 
>haufige und unbegriindete Ausfalle auf die katholische 
Hierarchie« zur Last legte. — Was ist nun an der Sache? 
Nachdem ich die Entscheidungen Pius IX., Leo XIII. und des 
vaticanischen Concils angefuhrt hatte, fuhr ich also fort: » Hatte 
der Verf. diese authentischen Erklarungen der obersten kirch- 
lichen Lehrauctoritat vor Augen gehabt, so hatten . . . so viele 
harte und ungerechte Urtheile iiber die k i r c h 1 i c h e 
Hierarchie . . . vvegbleiben miissen.« 

Hier nun gerath mein Gegner in hi. Eifer, indem er zum 
Beweise nur zwei Stellen angefuhrt und selbst diese nicht 
stichhaltig* findet. In Wirklichkeit waren auf derselben Seite 224 
fiinf derartige Falle aufgefiihrt und hatten durch die Ausfalle 
auf die iDunkel manner, « deren >Un wissenhei t und 
Schlechtigkeit« leicht noch vermehrt werden konnen (z. B. 
S. 99, 304, 323). Aber was halfe es audi noch so viele Beleg- 
stellen anzuftihren, Hr. Dr. Kn. brachte es mit Hilfe seiner 
Logik fertig sie alle hinvveg zu interpretiren und fast in das 
Gegentheil zu verkehren. Ein Beispiei moge zur Illustration 
dienen. 

Ich hatte aus S. 148 den kaum liebenswiirdigen Satz 
ausgehoben: > Leibnitz stellte sich die Einigung der christlichen 
Confessionen zu leicht vor, da er nur den Gegenstand und den 
guten Willen des christlichen Volkes ins Ange fassta, 
nicht die personlichen, oft sehr weltlichen Interessen 
und die 1 eidensch af tlich e Rechthaberei der Hierar- 
chie und Theologie.c Wer diesen Satz nimmt, wie er liegt, 
und nach dem gewohnlichen Sprachgebrauche aufifasst, wird 
der Wichtigkeit des Gegenstandes und der Gutmuthigkeit des 



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- • VIII — 

christlichen Volkes als Hinderniss der Einigung entgegen- 
gesetzt finden die Hierarchie und Theologie, und zwar 
naher die personlichen, oft sehr weltlichen Interessen und die 
leidenschaftliche Rechthaberei b eider: der Hierarchie und 
Theologie, wobei die oft sehr weltlichen Interessen vorziiglich 
der Hierarchie, die personlichen Interessen und die leiden- 
schaftliche Rechthaberei aber beiden gleichmassig zur Last 
fallen mogen. 

Da am christlichen Volke und der Hierarchie nicht naher 
unterschieden ist, so wird der unparteiische, nur nach dem 
gewohnlichen Sprachgebrauche urtheilende Leser katholisches 
und protestantisches Volk, katholische und protestantische 
Hierarchie darunter verstehen, und so verstand auch ich den 
Satz, weshalb ich auch von Ausfallen auf die kirchliche, 
nicht die katholische Hierarchie allein sprach, wie sich 
der Hr. Gegner zu andern erlaubt. Um sich die Sache leichter 
zu machen, belehrt mich Hr. Kn.: »Zu den personlichen, oft 
sehr weltlichen Interessen « sei nicht der unmittelbar folgende 
Genitiv: »Hierarchie und Theologie, « sondern die etwa die im 
ganzen Contexte nirgends vorkommenden »damaligen deutschen 
Duodezfursten* als Trager zu denken (credat Judaeus Apella); — 
ferner: unter Hierarchie musse nicht gerade die katholische 
verstanden werden — (nicht allein, aber auch mit); — >Die 
katholische Hierarchie d ii r f e und m u s s e gar oft weltliche 
Interessen berucksichtigenc — (wohl wahr, dann liegt aber in 
solcher Beriicksichtigung nichts tadelnswerthes, oben aber will 
ein Tadel ausgesprochen, eine tadelnswerthe Ur sache des 
Scheiterns jener Vereinigungsversuche angegeben werden); 
— tDie Vertreter der Hierarchie huben und druben seien nicht 
ohne Ausnahme und a 1 1 e Z e i t solche Taubennaturen 
gewesen, dass bei ihnen nur iiberirdische Interessen als Motive 
gelten konnen und von leidenschaftlicher Rechthaberei keine 
Rede sein diirfe*. — Der Logiker wiirde antworten : diess ist 
einfach mutatio elenchi ; denn A posse ad esse non valet illa- 
tio. In unserem Falle handelt es sich nicht um die bloss 1 o- 
gische Moglichkeit, sondern um die Wirklichkeit: um 
die thatseichliche leidenschaftliche Rechthaberei der Hierarchie 
(protest, wie kath.). D i e s e r wird das Scheitern jener ganz bestimmten 



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IX 



Vereinigungsversuche als Ursache zur Last gelegt. Zur Erhartung 
dieser so gehassigen behaupteten Thatsache hatten die aller- 
triftigsten unwiderleglichsten Beweisgriinde, nicht die bloss 
denkbare Moglichkeit, beigebracht werden sollen. Hier berufe 
ich mich mit Fug und Recht auf den langjahrigen Katecheten 
Vincenz Knauer, in dessen Schule tein jedes nur halbwegs 
fahiges Kind wusste, dass auch der ein Verleumder oder lieb- 
loser Verdachtiger sei, der iiber andere Dinge berichtet, die er 
nicht ganz gewiss weiss«. 

Hr. Dr. Kn. beruft sich mit grosser Zuversicht auf das 
anerkennende Urtheil der Tubing er Q uart als ch rift ; so 
horen wir denn, was dort Dr. Ege iiber dessen Stellungnahme 
zur kirchlichen Hierarchie sagt. Jhg. 1878 S. 58 — 59 ist wortlich 
Folgendes zu lesen : » Als eine Art Ungerechtigkeit wird man 
es bezeichnen durfen, wenn der Verf., wie es scheint, mit 
einer ge wis sen Vorliebe, um dadurch seine ttheologische 
UnbefangenheiN zu bekunden, von den V e r f o 1 g u n g e n und V e r- 
dachtigungen redet, welche die Philosophen in ihrem redlichen 
Streben zum Theil von »Dunkelmannern« haben erdulden 
miissen. ... So besonders heilig gebahrten sich die Philosophen 
auch nicht alle, und wenn Kn. derartige, weniger mustergiltige Er- 
scheiuungen im privaten und orlentlichen Leben der grc.issern 
Denker aus erziehlichen Riicksichten unterdriicken zu miissen 
glaubte, so stimmen wir vollkommen bei, hatten aber aus 
Billigkeitsgrunden zu erwarten, dass er das amtliche und 
private Auftreten Solcher, die mit diesen Philosophen nicht 
iibereinstimmen konnten und durften, etwas mehr ent- 
schuldigt hatte. Derartige Beweise theologischer Unbefangenheit 
verfangenin gut unterrichteten und ruhig denkenden 
Kreisen wohl gar nicht mehr — invielen vielleicht 
ubel.« 

5. Seine mitunter sehr verletzenden Ausfalle auf meine Person 
scheint Hr. Dr. Kn. mit Riicksicht auf meine Jugcnd fur gerecht- 
fertigt zu halten. Er halt mich namlich fiir einen j tin gen 
Priester von 25 — 27 Jahren, der auch ein Wenig in Literatur 
machen will, mit der Zeit aber noch Manches lernen muss. In 
diesem Sinne ist offenbar zu verstehen, wenn Nr. 3 gesagt wird : 
>Jedei man werde mich gern b e 1 e h r e n, dass nur U n w i s s e n h e i t 



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— X 



und Schlechtigkeit (zwei sehr haufig wiederkehrende Pradikate 
fiir die Gegner) aus Giinther und dessen Lehrsatzen jenen Popanz 
schaffen konnen, der heute hin und wieder den jungen 
Th eologen, darunter auch dem Dr. B. . . r vorgehaltenwird.c 
Darumrechneter mich auch zu jenen »jungeren Herren, "die ihre 
Kenntniss der Philosophic nur aus Stockl's Lehrbiichern 
schopfen;« darum Nr. 10 tder freundschaftliche Rath doch ja an 
keiner philosophischen Facultat ein Examen zu versuchen, denn 
da wiirde ich auch beim gutmiithigsten Examinator durchfallen.c 

Wie sehr mein Gegner hierin im Irrthum sei, wird ihm 
nach Nennung meines vollen Namens ein Blick in unser Album 
zeigen; — ware ich aber auch ein noch ganz junger Priester, 
so durfte er mich doch nicht wie ein Schulkind behandeln, wie 
er Nr. 9 thut; — ein solches Gebahren richtet sich selbst. 

So viel durfte zur Richtigstellung der vorgebrachten Be- 
schwerden und Anklagen hinreichen; — es ist dieses aber auch 
in dieser Sache mein letztes Wort. 

Metten. Dr. P. Thomas Bauer, O. S. B. 



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Der Ingolstadter Messbund. 

Im 3. Hefte 1883 S. 653 — 657 bringt die Linzer »Theolog.- 
praktische Quartalschrift* eine kurze Abhandlung iiber die sog. 
»Liebes- oder Messbiindnisse* und hebt hervor, wie trostlich 
und niitzlich es sei, einem solchen anzugrehoren. Bezu^nehmend 
auf die Worte der Nachfolge Christi (I, 23): »Ver!ass dich nicht 
auf Freunde und Anverwandte. . . Wer wird deiner nach dem 
Tode gedenken und wer wird fiir dich beten ? . . . Sammle 
dir unsterbliche Reichthiimer jetzt da du noch Zeit hast* — 
wird besonders dem Pries ter empfohlen, sich bei Lebzeiten durch 
Eintritt in ein Messbiindniss der speciellen Friichte vieler heil. 
Messen fiir seine Seelenruhe zu versichern. 

Unter den in diesem trefflichen Aufsatze erwahnten Biind- 
nissen ist der tMarianische Messbund* in Ingolstadt das am 
meisten verbreitete. Nach dem uns vorliegenden Cataloge des 
letzten Jahres zahlt er iiber 264. OOO Mitglieder. Hoch und Nieder, 
Cleriker und Laien, alle Stande, selbst konigliche Hauser sind 
vertrcten. Nicht allein Europa und Amerika, auch Afrika und 
Asien stellen ihr Contingent. In dem letzten Jahre allein liessen 
sich 45.659 Personen aufnehmen. 

Der Ingolstadter Messbund ist eine formliche kirchliche 
Bruderschaft und der Erzbruderschaft der Unbefleckten Empfang- 
niss Maria in der Kirche Aracoli in Rom einverleibt. Jedes 
Mitglied verpflichtct sich, zu Ehren der seligsten Jungfrau jahrlich 



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II 



erne hi. Messe lesen zu lassen, urn durch Mariens Fiirbitte 
fur sich und das zunachst sterbende Mitglied eine gliickselige 
Sterbestunde und durch die Kraft des hi. Messopfers fur alle 
lebenden und verstorbenen Mitglieder und insbesondere fur die 
zuletzt verschiedenen Gottes Gnade und Barmherzigkeit zu 
erlangen. Zugleich sollen sich die Messpactisten die Verehrung 
der seligsten Jungfrau unter dem Geheimnisse ihrer unbefleckten 
Kmpfangniss angelegen sein lassen. 

So zeigt sich der Marianische Messbund als eine der schonsten 
Bliithen frommer Marien-Verehrnng und zugleich als grossartige 
Liebesvereinigung im Leben und Tode durch Antheilnahme an 
dem grossen Siihn- und Bittopfer der hi. Messe, welche taglich 
oftmals fur die lebenden und verstorbenen Bundesgenossen celebrirt 
wird. Wenn alle Mitglieder ihrer Verpflichtung gewissenhaft 
nachkommen, treffen auf jeden Tag 723 hi. Messen. 

Wir konnen uns nicht versagen, die einfachen Worte eines 
wiirdigen frommen Priesters, der sich urn die Verbreitung der 
Bruderschaften und insbesondere des Ingolstadter Messbundes 
auf das Warmste annimmt, hier anzufuhren; wir entnehmen 
dieselben einem von diesem Biindnisse handelnden Schriftchen. 

Es heisst in demselben : 

Wir konnen nicht dringend genug Alle und Jede, die nur inimer 
eines guten Willens sind, ermahnen, sich einetn so schonen 
und gnadenvollen Biindnisse anzuschliessen ; die bereits Ein- 
getretenen aber muntern wir hiemit auf, doch ja ihre j ahrliche 
hi. Messe bis zum T«>dc stets getreulich lesen zu lassen, 
dieselbe niemals zu vergessen oder zu versaumen und die seligste 
Jungfrau Maria in dem hehren Geheimnisse ihrer unbefleckten 
Empfangniss fleissig zu verehren, nm sich im Leben und 
Tode eines so grossen G naden s ch a tzes nicht zu berauben. 
O f wenn die Menschen es begriffen und verstiinden, was es 
Grosses, Erhabenes und Verdienstvolles ist um ein hi. Mess- 
opfer und erst um den alljahrlichen Antheil anzweimal- 
hundert vierundsechzigtausend hi. Messen, wie hoch 
wiirden sie dann unser hi. Biindniss ehren und schatzen ! Durch 
nichts auf Erden kannst du ja, mein lieber Christ, deinem 
Gott und Herrn mehr Ehre, mehr Lob und Verherrlichung 
verschaffen, durch nichts der makellosen Jungfrau Maria eine 



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Ill — 



siissere Freude und Glorie bereiten, durch nichts fur dich und 
deine Anliegen eine gewissere Hilfe erlangen, durch nichts 
fur Andere kraftiger und wirksamer zu Gott bitten, als durch 
das Opfer der hi. Messe. — Und siehe! in diesem unsern 
Biindnisse stehen dir taglich iiber siebenhundert drei- 
undzwanzig hi. Messen zu Gebote, an denen alien du 
A n t h e i 1 hast, die du a 1 1 e zum Lobe deines Gottes, zur Ehre 
und Freude Maria sowie fur alle deine oder Anderer leiblichen 
und geistlichen Anliegen taglich Gott aufopfern kannst! O, 
hattest du nur genugsam Glauben und Vertrauen, wie viel 
konntest du dann durch diese hi. Messen von Gott erbitten! 
1st dir etwas gelegen an einer gliickseligen Sterbstunde, 
siehe! in unserm Messbundnisse wird jede hi. Messe, die du 
dem Biindnisse zu Folge lesen lassest, zunachst in dieser 
Meinung Gott aufgeopfert. und bist du einmal am Verscheiden, 
so sincl alle 723 hi. Messen des Biindnisses, die am Tage deines 
Verscheidens gelesen werden, dem Himmel insbesondere dar- 
gebracht zu deinem gliickseligen Tode ! Bist du aber w i r k 1 i c h 
verschieden, so werden gleich die nachsten 3 hi. Messen 
des Biindnisses wieder fur dich insbesondere Gott aufgeopfert; 
alle Messen, so man je fur dich lesen lassen wird, sind 
privilegirt, und wenn du von den deinigen und Allen langst ver- 
gessen sein wirst, fahrt unser Biindniss fort, Jahr fur Jahr in 
fortwahrenden Zeiten deiner Seele Antheil zu gewahren an 
vielen Tausenden von hi. Messen, ausser den jahrlichen 
6 Requiem mit je 2 hi. Beimessen. 

Wer wird mehr fur dich thun, wer dir mehrere hi. Messen 
zukommen lassen, wer dich wirksamer aus dem Fegfeuer 
erlosen, wer dir selbst im Himmel noch grossere Freuden 
und Glorien verschaffen? O, erkennet es also Alle, welche 
Vortheile und Verdienste euch unser hi. Biindniss gewahre 
im Leben, welchen Trost im Tode, welch' uberreiche Erlosung 
aus den Flammen, ja welche Vermehrung der Seligkeit zu 
ewigen Zeiten noch im Himmel ! ! I — 

Wer sich nahere Auskunft iiber den Ingolstadter Messbund 
verschaffen will, der findet solche in der 7. Aufl. des Werkes: 
>Die Ablassec von P. Joseph Schneider, S. J., der leider vor 
Kurzem durch den Tod aus seiner verdienstvollen literarischea 



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— IV — 

Thatigkett herausgerissen worden. Gegen Einsendung von 20 Pf. 
oder 10 kr. in Briefmarken iibersendet das Kloster in Ingolstadt 
die Statuten. 

Will man Mitglied des Messbundes werden, so wendet man 
sich > An den Marianischen Messbund* oder >an das Franziskaner- 
kloster in Ingolstadt (Bayern),c gibt Tauf- und Geschlechtsname, 
Stand, Wohnort und Post deutlich an und legt 50 Pf. oder 
30 kr. in Briefmarken bei. In langstens 14 Tagen trifft dann 
der Aufnahmsschein nebst Statuten ein. Zu bemerken ist noch, 
dass nach den kirchlichen Bestimmungen Verstorbene nicht mehr 
aufgenommen werden konnen; ebenso kann Niemand ohne sein 
Wollen und Wissen giltiger Weise als Mitglied eingetragen werden. 



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■*TI 



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iDhalts-Yerzeicbnis zom ersten Bande 

des funften Jahrganges der Studien. 
Heft I. und II. 

(AlphabetUch geordnet nach den Antoren.) Seite Seite 

1. Heft. II. Heft. 
Oda, Reverendissimo . . . Dom. Bonifacio Wimmer arcbiabati 

8. Vine dedicate . . . I. 

Ad lectores nostras III. 

I. Abtheilung: Studien. 

i. D. Die hemina nnd libra der Ben. Kegel (Schluss) . . . 87-60 
Ambrosias P.: Die crate KirchenYersammlung auf deutscbem 

Boden (Schluas) 83-98 

Bauer Dr. Th.: Dichotomie oder Trichotomie 882-410. 

QnukofOtto: Das Benedictinerstift Gandersheim and Hrotsuitba 149-161 u. 878-382. 
Kienle Ambr. : Ueber arabrosianiscbe Liturgie u. ambrosianiseben 

Gesang 346-861. 

Lindner A.: Die Schriftsteller O. 8. B. im bent. Kflnigreicbe 

Wfirtemberg ....... 98-1 1 6 u. 410-424. 

MktermSUer B.: Die Ben. Universitat Salzburg und der beil. 

Thomas v. Aquin 122-148 u. 361-373. 

Rioghok Od : Der heil. Odilo v. Cluny I- 36 u. 289-318. 

Sckmid Ed : Ueber den Ursprung zweier Citate in d. Kegel d. 

heil. Ben 340-346. 

Schmidt Otto Dr.: Geschicbte des anfgeb. Cistercienseratiftes 

Engelszell 115-1 21 u.425-430. 

Ttmanik Fr. Sal.: A us d. Sonettenkranze : „S. Benedict und 

*. Orden* 161-162u.430. 

Withner J.: Eine Admonter Todtenrotel d. 15. Jabrb. ... 61- 82u.314-340. 

II. Abtheilung: Mittheilungen. 

lienedictiner- und Cisfercienser-Gymn. Ungarns 233-23*. 

Brvnner Seb.: (Jorrespondenzen d. Kcinigs etc. Ferdinands I. 199-208 u. 473-476. 

THd Fh : Excidium vere horribile Abt. 8. Maxiniini . . . . 209-215u.477-48l. 

Fixher L.: Ein Fragment aus d. .jttngeren Titurel* . . . 163-178. 

B. Dr. E : Die goldene .hibelfeier d. Erzabtes Wimmer . . 487-496. 

ffeigl Gotth . Ave Maria — Salve Bernarde! 431-448. 

Btmdl Em.: Einige Bluthen etc. d. Reformation 179-186. 

Held Barn.: Eine Neugrllndung in Oregon 481-487. 

KhmaH Flor.: Personal-Nachrichten 451-459. 

Maier Q.: Denkwiirdigkeiten aus der Ordensgeflrhickte . . 196-199. 

Mittheilungen Kleinere 231-233. 

Nem.loge 496-601. 



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Sfcite 

I. Heft 
FanhSkl Ph.: Bemerkungen z. Bulle Innocenz VI1L .... 
Plaint D.: Series ehronolegiea Scrip*. O. S. B. Hiepaaonup . 

Seckau Kloster 223-230. 

Tobner: Literar. Findling 280-281. 

Vangban Ereb. v. Sidney 216-228. 

Wiehner /.; D. Ben. u. Cist. Ord. auf d. culturk. Auestellung 
zu Graz 186-196. 



.tfcite 
II. Heft 

441-460. 
469-478. 



III. Abtfaeiiung: Litcratur. 

Hanihaler: Literatur-Verreiehnis XVII. and XVIII. .... 289-246 u. 602-607. 
Literariache Referate: 

Alaog: Kirchengeschiohte 624-627. 

Balan: Monument* 680-681. 

Benedict St, Aus dem Leben 269-260. 

BenecUetmer-Brerier d. neue Tournajer 607-611. 

Bonhours: St Francois Xar §28. 

Oaloen: La communion i 616-616. 

Dudtk: Mfihrens allg. Geschichte X. Bd 246-248. 

Evert: Martin Luther 688*684. 

Faecietdtu manuaUs . 616-617. 

Qermamu: Reformatorenbikler 680-684. 

Oueranger: Explication dee priere* 628. 

Knabenbauer: Isaiae 266-269. 

Eolbe: Job. Teteel 264-266. 

J&ttut; Kircbengescbichte 624-627. 

Kr eme ntz : Die Offenbarang d. beil. Johannes 617-628. 

Ninchl: Patrologie II 260-268. 

Romberg: Thiorridi vita Willibrordi 248-264. 

Thdatre dee cruate's 629-680. 

Veritet Citeaux etc 628-624. 

Zechohke hifltoria s. ant. test 268-264. 

Littrarieche Notixcn 264-280. 

Verzeichmt d. Bee. Exemplar* 280-288 u. 684-686. 

Kalender&chau 288-286. 

Corrigenda 287 u. 686. 

Comepondens d. Redaction u. Ariminiatration 287-288 u. 686-687. 



I. O. G. D. 



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Reverendissimo, perillustri ac doctissimo Domino, Domino 

BONIFACIO WIMMER, 

0. S. B., 

Abbatiae ad S. Vincentium fundatori et abbati, congregations Americano. 
Casinensis Benedictinae PraeBi'di Ord. S. Benedicti in Foederatis 
Americae Septentrional is Civitatibns An c tori et Amplificatori 
etc., etc. 

in quinquagenario sacrae professions* iubilaeo 
29. XII. 1883. 






Ordinis coetus iuvenis senexque 
Properat pinnis mare transfretare — 
Praesuli summo meritoque Patri 
Pandere vota. 

Saeculura efflux medium Tibi nunc, 
Quo suum appellat Benedictus almus 
Te, Ordinis nostri decus et Tuorum 
Gloria fratrum. 

Una sit cunctis eademque lingua. 
Quae Tu is dignum meritis loquatur 
Iubilum, qualem Deus in superna 
Audiat aula. 

Vive! consumma seriem dierum, 
Quos Tuis coelum meritis rependit, 
Dum spei fessae facies apertum 
Pandat Olympum! 






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Ad lectores nostros. 

Anni novi, »Studiorumc nostrorum quinti limen nacti, pro- 
missiones ct desideria proferentes ad lectores nostros convertimur. 
Quae promittere valemus, ad materiam et formam ephemeridis 
nostrae referuntur. Quae licet arctioribus circumscripta sit finibus, 
atque ita singulare dicendarum rerum genus constituat, tamen, 
ut ampla volumina, typis hucusque edita demonstrant, alternante 
formae varietate res diversissimas offert. Omnes operis nostri 
socii, quorum ex ordine nostro, ex clero seculari et ex laicis 
bene magnus est numerus, praeclaram dederunt operam, ut 
operis nostri proposito omni ex parte satisfieret ; quibus omnibus 
pro collato hac in re labore singulares gratias agimus. Similiter 
gratias pendimus omnibus illis P. T. viris spectabilibus, diversas 
ephemerides actaque diurna recensentibus, qui »Studiorum« 
nostrorum mentionem facientes suo eadem iudicio cohonestarunt. 
Ex eorum censuris probe notavimus, quidquid ad utilitatem et 
commendationem ephemeridis nostrae momenti quidpiam adferat. 
Nihilominus tamen sincerissimo conatu haud eflfici posse scimus, 
ut omnium optata omni ex parte expleamus; neque facile re- 
dactorem invenias, qui omnibus lectoribus omni no satisfaciat. 
Nunquam profecto, id quod amici et inimici nostri agnoscunt, 
labor ingenuus nobis defuit. Jam ab initio »Studiorum« nostrorum 
omnis omnino aemulationis cum aliis libellis diurnis expertes, 
quoad materiam et formam pari passu cum aliis similibus ephe- 
meridibus trimestribus progredientes, promissiones nostras ex- 
pevimus et iustis exspectationibus satisfecimus ; cuius rei docu- 
menta in redactionis nostrae capsulis asservantur. Neque vero 



K 



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— II — 

hac in re acquiesci. itum satis amplum epistolarum com- 

mercium nostrum tes. xos continuo in id esse intentos, ut 

novas vires adquiran iquisitisque promte ac provide 

utamur. Jam fere in omt. us terrae partibus laborum nostrorum 
socios habemus. Ubicunque vires operi nostro convenientes, 
prae9ertim in ordme nostro reperimus, easdem »Studiist nostris 
conciliare conamur ; id quod nova collaborantium nomina, 
quolibet ephemeridis nostrae anno emergentia, demonstrant. 
Difficultas operis apparatu tarn amplo, tamque late diffuso labo- 
randi pronam nobis faciat veniam eorum, qui fortasse altiora 
desiderant. Hoc commercio nostro in omnes partes extento con- 
fisi »Studia« nostra omnibus viribus continuabimus. Novus anni 
cursus omnia, quae eum indicantes in ultimo anni 1883 fasciculo 
promisimus, explebit. Argumentis rerum dicendarum optimis, 
studii sollertissimi et interdum multorum annorum industriae 
fructibus non caremus. Omnia argumenta, in fasciculo IV. 
ultimi anni cursus indicata, ex ordine typis exprimentur. Hisce 
multa alia, praecipue theologis et historicis commendanda, 
subiungentur. Animamm quoque curae actuali animum advertemus. 
Ea re maxime illis sacerdotibus nostris nos gratificaturos esse^ 
confidimus, qui praecipue animarum cura occupantur. Illis ergo 
»Studia« nostra velimus commendata, ut in dies magis cognitum 
perspectumque habeant propositum nostrum efficiendi, ut ephe- 
meris nostra trimestris rerum communicandarum via atque meta 
ordinis nostri primaria existat. Omnis generis doctrinae atque 
scientiae magna ratio habebitur. In annuntiationibus et collo- 
cutionibus nostris nullum novum mercaturae librariae opus prae- 
teribimus, in illo scientiarum genere, quod proxime ad nos 
refertur, conspicuum et memorabile. Extenta commercia, cum 
primariis bibliopolis in nostris externisque terris a nobis inita, 
id commodissime fieri posse facient. Grato animo in illos biblio- 
polas, prompte nobis gratificantes, firmo proposito omnem 
dabimus operam, omnem movebimus lapidem , ut scripto- 
ribus catholicis vim in dies magis praevalentem conciliemus. 
Qua in re quatenus auxilio P. T. sociorum laboris nostri con- 
fidamus, ex singularibus literis circum earn rem ad eos dimissis 
plane perspicitur. Hac ratione in tribus illis sectionibus cuiusvis 
fasciculi operis nostri, quam formam etiam porro retinebimus, 



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— Ill — 

ilia peculiaris indoles exprimatur, quam ordo nostcr velut notam 
sancti fundatoris sibi impressam prae se fert. Germanos, Slavos, 
et Hungaros, Franco-Gallos, Italos, Anglos etc. non nisi fratres 
nostros consideramus ; his omnirus »Studia« nostra pariter 
destinata sunt ; horum omnium ingenii operibus inserendis aperta. 
Hac in re posthac nihil mutabitur. Quamquam proferendae mate- 
riae ad id tempus sermone latino et germanico proponebantur, 
tamem pro rerum opportunitate propositum nostrum cuiuslibet 
scriptoris ingenii opera in sermone eius patrio inserendi con- 
stanter observabitur. Utinam ea rerum opportunitas mox con- 
tingat! Brevis eius opportunitatis expositio, prout nos earn ex- 
optamus, simul, quid a lectoribus nostris desideremus, exhibebit. 
Multitudo eorum, quod hucusque dolemus, est restriction numerus 
eorum minor, quam cuius adiumento saltern magnos ephemeridis 
nostrae sumptus sustineamus. Si pro exigua solutione in ante- 
cessum (facta (quam praenumerationem dicimus) iam multa 
praestamus, quanto inagis amicis et fautoribus nostris satisfacere 
possemus, si in familiarium suorum congressionibus eniterentur, 
ut »Studiorum« nostrorum divulgatio augeretur. Convertam u 
contra hoc respectu oculos ad tales libellos diurnos, qui, quia 
libere sentientibus debent originem, plerumque luxurianti sensuum 
voluptati satisfaciunt, vilibusque omnis generis argumentis 
emporia literaria complent, Quam multa huius generis incepta 
emergant hodie, lectores nostri bene norunt. Si quod inceptum 
eiusmodi, a faventibus lectoribus in augendo ementium numero 
sublevatum, iam altero suscepti operis anno sexies mille sub- 
signatos emtores obtinuit: nos quoque profecto, si amici et 
fautores, inprimis coenobitae nostri similiter in rem nostram 
agerent, laetiorem operis nostri progressum cerneremus. Omnia 
sane operis nostri exemplaria, etiam aucta editione, divenderentur, 
si singuli p. t. Reverendi Patres ordinis Benedictini et Cister- 
ciensis, quoad fieri potest, » Stud tor umc nostrorum subsignatores 
fierent aut amicorum suorum aliquem nobis conciliarent. Exempla 
ex laicorum numero, quae adferri possent, nimio nobis pudori 
essent. Quamobrem fratrum nostrorum benevolam desideramus 
operam, ut accedentibus eorum adiumentis, quod praesentium 
subsignatorum numerus optandum relinquit, prospere conses 
qnamur. Annua pecuniae conferendae summa prorsus tarn 



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IV - 



exigua est, ut ctiam in tenui sorte positi earn solvere possint. 
Ceterum ephemeridis nostrae comparatio clero rcceptis missis 
ad intentionem celebrandis magnopere facilis redditur. Agendi 
ratio partium studio tracta, persaepe ibi manifesta, ubi opera 
contrarii propositi a clero sublevantur et augentur, se ipsam 
contaminat. Quam egregia verba SS. Dms Leo XIII. in Uteris 
1 8. Augusti 1883 datis de christiano historiae studio et de edi- 
tione operum catholicorum promovenda protulit! Utinam ea 
omnium animos tangant atque moveant! »Serpere audacter,« 
conqueritur Summus Pontifex, >mendacium videmus per laboriosa, 
volumina et exiles libros, per diariorum volitantes paginas* . . . 
et deinde prosequitur: »IUud vero gravius est, hanc similitudinem 
tractandi historiam ipsas in scholas invasisse* . . . Nonne in 
tali rerum conditione, ab ipso ecclesiae capite affirmata, sanc- 
tissimum cuiusvis hominis, sanctae ecclesiae sincere dediti, offi- 
cium est, catholicorum operum editionem omni modo adiuvare? 
Nonne ii, qui rem talem negligunt aut contrarium agunt, gravi 
opprobrio digni videntur ? Nonne igitur etiam nobis iure quodam 
nostro desiderandum est, ut ab amplioribus et constantioribus 
ephemeridis nostrae emtoribus subsignatis adiuvemur ? Non enim 
sociorum laboris numerus solus est, qui inceptum literarium 
maiore in dies adornat incremento ; sed una cum illo etiam 
multo magis emtorum numerus est, quo adiumenta necessaria 
conquiruntur. Momentum, in quo existimatio rei nostrae agitur, 
nempe >Studia< nostra in perpetuam iubilaei ordinis nostri 
memoriam esse suscepta, velut transitorie commemoramus. 
Supremam studii historici legem, quam Leo XIII. tarn breviter 
et astricte his verbis proponit : >ne quid falsi dicere audeat, 
deinde nc quid veri non audeat, ne qua suspicio gratiae sit in 
scribendo, ne qua simulatio . .« semper vexillo mostro inscriptam 
servabimus. Fratribus autem, amicis et fautoribus nostris im- 
mutata nostroque rerum statui conveniente ratione acclamamus : 
Omnes igitur, in quibus vera ordinis Benedictini et Cister- 
ciensis inest caritas, si sapiant et vera videant, in eo maxime 
debent studium curamque impendere, ut amoveantur funesti 
»Studiorum« status causae, et redactioni, in omnibus et singulis 
dacrae Sedi Romanae obsequentissimae, tarn aequa postulanti 
ac de iuribus suis sollicitae, ea qua par est ratione satisfiat. 



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Utinam Dei filius festo nativitatis suae id nobis largiatur, 
ut intima optata nostra expleantur, omnibusque, qui nobiscum 
faciunt, dona coelestia ad salutem et in praesens et in per 
petuum contingant! 

Raigradii, 20. Decembris 1883. 

Observantissima 

redactio >Studiorum.< 






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I. Abtheilung : Studien. 



Der heilige Abt Odilp von Cluny in seinem Leben 

und Wirken. 

Von P. Odilo RIngholz, O. 8. B., Capitular (let* Stifles Maria-EinMedeln (Schwoiz). 

Vorbemerku'ng. 

Vorliegende Arbeit bat dieselbe Entstehungsursaohe, welcbe 
die Zeitschrifl hat, in der sie veroflentlicht wird, namlieh die 
Jubelfeier unseres Ordens im Jahre 1880. 

I m Januar dieses Jahres gaben namlich die hochwiirdigen 
Obem des Stifles Maria-Einsiedeln den jiingern Mitgliedern ihres 
Stifles eine Heihe von Tbematen zur Rearbeitung auf, welcbe. 
aus alien Rerioden der benedictinischen Ordensgeschichte aus- 
gewiihlt, ein Rild des grossartigen Wirkens unseres Ordens geben 
und in den Rearbeitern selbst grossere Liebe zu ihrem hi. Rerufe 
anfaehen sollten. Dem Verf'asser wurde die Aufgabe, das Leben 
des hi. Odilo und den Zustand Cluny's unter (lessen Regierung 
darzustellen. 

Obwohl es nicht in der Absicht der hocliw. Obern liegen 
konnte. vollstandige Rearbeitungen der gegebenen Aufgaben zu 
veranlassen. sab docb der Verf'asser ein, dass es sich der Miihe 
lohne. Has Leben des hi. Odilo moglichst vollstiiiidig darzustellen; 
denn wiihrend iiber dessen unmittelbaren Vorganger. den hi. Maiolus 1 ) 
und dessen unmittelbaren Nachfolger den hi. Hugo -) und auch 
fiber Retrus den Ehrwurdigen, 3 j bereits eingehende Monographien 
vorhanden sind. erfreute sieh der hi. Abt Odilo, der Veine in der 



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That ganz einzige Stellung> eingenommen hat, dcr «in der 
Christenheit so allgemein verehrt und geliebt war* wie Niemand 
und gegen den «die ausgezeichnetsten Manner der Zeit inLobes- 
erhebungen wetteifern, » *) bis jetzt noch keiner cinliisslicheren 
Behandlung. 

Der Verfasser hat nun im Folgenden versucht nach den 
vorhandenen und ihm zugftnglichen Quellen 6 ) und besten Hilfsmitteln 
das Leben des hi. Odilo darzustellen, und zwar nach den ver- 
sehiedenen Seiten seiner Wirksamkeit bin. Seine Thiitigkeit fur 
Cluny, die Congregation, die Kirche und Cesellschaft, wie fur 
Kunst und Wissenschaft musste gewiirdiget werden. Ob nun das 
dem Verfasser einigermassen gelungen ist, mogen sachkundige 
Historiker beurtheilen. Er wunscht nur, dass durch diese kleine, 
aber nicht mtihelose Arbeit das Interesse fur den hi. Odilo geweckt 
werde und dass er seinen Ordensmitbrudern, besonders aber 
denen, die den Namen des grossen Abtes von Cluny tragen, keine 
ganz unwillkommene fiabe gebracht habe. 



Erstes Capi tel. 
Anfange Odilo's. — Innerer Zustand Cluny's bei selnem Regierungsantritt. 

Zwischen le Puy und Brioude im heutigen Departement 
Haute Loire in Stid-Frankreich stand vor ungcfahr tausend Jahren 
in einem Walde, nahe bei dem Flusse Allier ein stolzes Schloss, 
das auf den (irundmauern eines romisehen Mercuriustcmpels 
erbaut, seinen HeiTen den Namen Mercoeur gab. l ) Diese Herren 
von Mercoeur, miichtig durch ausgebreiteten Besitz, gehorten unter 
die vornehmsten Edelleute der Auvergne und aus ihrer Kami lie 
gingen im Laufe der Zeiten tiichtige Manner hervor, nicht allein 
starke Kriegshelden, sondern audi fromme geistliche Wiirdentrager. 
Unter diesen letztern ist weitaus der hervorragcndste der heilige 
Odilo, 2 ) liinfter Abt des im Mittelalter einflussreichsten und be- 
ri'ihmtesten Benedictinerstiftes Cluny. das im houtigen Departement 
Saone et Loire, an dem Flusse Crone, nicht wcit von der Stadt 
Macon liegt. 

Odilo's Crossvater vaterlicher Seite hiess Hicter. s ) Sein Vater, 
Berald, war der vornehmste der auvergnatischcn Crossen, walfen- 
gei'ibt, im Bathe erprobt. An Ehrbarkeit seiner Sitten stand er 
Keinem der Zeitgenossen nach; er war ein charakterfester Mann 
von altem Schlage, dem sein einfaches Wort so heilig wie ein 



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— 3 



Eid war. Daher kam es auch, dass Alle ilm hoeh scliiitzten 
und achteten und ihn nur « Berald den (Jrossen* nannten. 

Die Mutter Odilo's, Girberga, war ihrem Cemahle an Ab- 
stammung und Sitlen ebenburtig. Nach seinem Tode 4 ) zog sie 
sich in das Frauenkloster des hi. Johannes in Autun zuriick und 
nahm da das Ordenskleid. Hier lebte sie in musterhafter 
Frommigkeit bis zu ihrem Tode und erwarb sich die Liebe ihrer 
Ordensgenossinen in einem so hohen Orade. dass die Ueberlebenden 
mit schmerzlicher Huhrung unserm Cewiihrsmanne Jotsald von 
ihrer Milde, Sanftmuth, Cefftlligkeit und ihrem herrliehen Tode 
erziihlen konnten. 

Diesen beiden Gatten fehlte das Cluck einer christlichen 
Ehe nicht: sie waren mit einer grossen Kinderschaar gesegnet. 
Vor alien ist unser Heiliger zu nennen, der, obwohl nicht der 
Erstgeborene, dennoch durch seine Heiligkeit und Tuchtigkeit der 
bedeutendste ist. 

Odilo wurde um das Jahr 962 geboren. Die Quellen melden 
zwar sein Geburtsjahr nicht, da er aber am 31. December 1048 
im 87. Lebensjahre starb, muss er in obengenannter Zeit geboren 
sein. Als seine Bruder werden urkundlich genannt: Stephan, 5 ) 
der alteste, dann Ebo, 6 ) Berald, zehnter Propst in le Puy, 7 ) 
Bertrann, Hicter, 8 ) Wilhelm, Eustorgius, Hicter. Odilo's Schwestern 
waren: Blismodis, Abtissin eines nicht genannten Klosters, die 
Tag und Nacht Gott dienend beinahe das seltene Alter von 
hundert Jahren erreichte und Aldegardis, auch Aldiardis genannt, 
eine vornehme in der Welt lebende Matrone. Die Netten Odilo's 
begegnen uns oft in der franzosischen Kirchen- und Profan- 
gesehichte jener Zeit, z. B. Stephan, 9 ) der sechsunddreissigste 
Bischof von le Puy (Bischof vom Jahre 1031 ungefahr bis 1053), 
ein anderer Stephan, 10 ) elfter Propst von le Buy, dessen Bruder 
Berald, Hildegar, n ) zwolfter Propst von le Puy, Berald der Sohn 
Ebo's, Wilhelm, Sohn des Wilhelm und seine Sohne Gerald, 
Hotbert. Berald, Odilo, 12 ) der von 1027bis um das Jahr 1031 Abt 
des Klosters Breme-Novalese war, Wilhelm. 13 ) Sohn der Aldegardis, 
dreizehnter Abt des Klosters St. Chalfre (le Monastier in der 
Diocese le Puy), Hicter, Aldigerius. Ferner werden als Verwandte 
unseres Heiligen genannt: Stephan, 14 ) der neunte Abt von 
Sauxillanges in der Auvergne (um das .lahr 10.34), Petrus, ir ») der 
dreizehnte Propst von le Puy, der im Jahre 1053 achtundzwanzigster 
Bischof von le Puy wurde ; Hugo. lu ) Abt und Prior von Sauxillanges 
(urn das Jahr 1060), Faleo 17 ) von Jalingny; Stephan IV.. 1H ) Bischof 
von Clermont vom Jahre 1151 ungefiihr bis 110!) ; Wilhelm, 19 ) 
Abt des Klosters Tourmis in der Diocese Chalon um das Jahr 
1056 und 1060, dann noch drei Odilo: der erstc 20 ) war nach 
dem Tode des Heiligen Ganonicus zu Clermont. Decau und spater 



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,- 4 — 

Propst zu Brioude; der zweite, 21 ) ein Neflfe des ebengenannten. 
urn das Jahr 1197 Bisehof von le l J uy; der dritte 22 ) von dem 
.lahre 1244 ungetahr his vor das Jahr 1250 Decan des St. 
Julianus-Stiftes m Brioude und spiiter Bisehof von Mende. wo er 
1273 starb. Ein Oheim des Heiligen, (Jolfald mit Nainen, 2a ) wird 
noeh genannt, der aher hereits vor dem Jahre 1025 gestorben war. 

Ausser den genannten gingen aus der grossen und machtigen 
Familie der Mereoeur nocli viele andere geistlichen Wi'irdentrager 
hervor. 

Eine ganze Heihe der Verwandten des heiligen Odilo tnigen 
seinen Namen. Wir sehen damn, wie wirksam der Geist unseres 
Heiligen in seiner Familie fortlebte, wie er von den Familien- 
mitgliedern verehrt und in lebhaftem Andenken gehalten wurde. 

Aher au;h in weltlich-politischer Bichtung zeiehneten sieh 
die Mereoeur aus. Sie gaben ihrem Lande einen Conn&able der 
Auvergne und der Champagne, einen marechal des Bourbonnais : 
ihre Abkommlinge verbanden sieh mit den (irafen der Auvergne, 
von Chftlon, Forez. Poitiers, Valentinois, den vicomtes von 
Ventadour, Polignae, den Herren von Bourbon, bis die miinnliche 
Linie urn das Jahr 1318 ausstarb und die weibliche [Jnie in 
den Dauphins der Auvergne fortlebte. 24 J Wenn auch der miinnliche 
Stamm der Familie erlosehen ist, so hat sieh doch noeh bis auf 
unsere Zeit der Name « Mereoeur > in Frankreich als Familienname 
erhalten. 2/i ) 

Kehren wir zu unserm Heiligen zuriick! 

Als Odilo noch ein kleines Kind war, bevor er reeht sprechen 
konnte und man ihn noeh nicht zur Schule schickte, befiel ihn 
eine Krankheit. die ihn der Kraft und des (Jebrauches beinahe 
aller ( ilieder beraubte. Eines 1 ages musste die Familie eine Beise 
machen und da nahm man auch das kranke Kind mit, das unter 
der Aufsicht seiner \V:ii*terin von den Dienern getragen wurde. 
Als nun diese in der Mitte des Weges an eine der hi. ( Jottesmutter 
Maria geweihte Kirche gekommen waren, legten sie das Kind im 
Tragbettchen vor die Thure dieser Kirche. Das (Jesinde suchte 
inzwischen in den nahen Hausern nach Leliensmitteln, wobei sie 
sieh ziemlich lange Zeit aufliielten. Da das Kind Odilo sieh allein 
gelassen sah, fing es, von gottlicher Plingebung getrieben, an zu 
versuchen. oh es auf irgend eine Weise zur Thi'ire der Kirche 
und in diese selbst hineingelangen kimnte. Es hot seine ganze 
Kraft auf, kroch auf Hiinden und Fiissen, erreichte so das Thor 
und gelangte in die Kirche his zum Altar. Nun erfasste es mit 
seinen schwachen Hiindchen das Altartuch und versuchte mit 
hochster Anstrengung seiner ausgestreckten Aermchen sieh zu 
erheben — aber es gelang das erstemal nicht. Endlich siegte die 
gottliche Kraft, welche die (ilieder des Kindes heil machte. Das 



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- 5 — 

Kind erhob sieh wunderbarer Weise mit dor Hilfe der hi. (lottes- 
mutter, .stand gesund ant' semen Fiissen und hl'ipfte in iiber- 
quel lender Frende liber die so plotzlieh erfolgte vollstiindige 
Genesung und rm Wohlgefuhle der wieder erlangten (iesundheit 
urn den Altar her um. 

Endlich kam das (lesinde zuriiek, fand aber <\vn Kleinen 
nidit mehr in seinem Tragbettchen. Voll Angst und Staunen 
suehten sie ihn liberal I, ohne ihn aber zu linden, Zuletzt betraten 
sie in ihrer Bestiirzung zuffdlig die Kirehe und fanden ihn bier, 
wie er nodi in seiner Herzensireudo herumlief. Sie erkennen die 
(iewalt der gottlichen Wunderkraft, sehlie^sen das wiedergenesene 
Kind freudig erregt in ihre Anne, setzen den Weg Tort und 
bringen es unversehrt und gesund mit grosser Frende seinen 
El tern. 

Der liebc (Jott hat so bereits am Kinde gezeigt, wie angenehm 
und wohlgefallig ihm spfiter der Mann werden sollte. Die Marien- 
kirche war fur den kleinen Odilo von Vorbedeutuug. Sobald er 
zum Vernunftgebrauehe- gekommen war. liebte und verehrte er 
die gottliehe Mutter innigst und sorgte in seinem ganzen Leben 
nach K ratten fur ihre Verherrliehung. Man erzahlt sieh audi, dass 
er spiiter, als er bereits erwaehsen war, in dieselbe Marienkirdie 
eintrat und sieh, ohne irgend einen andern Zengen ausser (iott, 
mit einem Strieke um den Hals, - v >) am Altare der allerseligsten 
Jungfrau zum Eigenthume iibergeben habe mit folgenden Worten : 
<() mildeste Jungfrau und Mutter unseres Erlosers, Du sollst mieh 
vom heutigen Tage an und fur die Zukunft in Deinem Dienste 
lial)en und sollst mir, o barmherzigste Fi'irspreeherin, in alien 
meinen Anliegen imrner beistelien. Nadi (Jott ziehe ich Dir niehts 
vor. ich ubergebe micli freiwillig fur ewig als eigentliehen Sklaven 
zu Deinem Eigenthume. » 27 ) 

Was Odilo sehon in seiner .lugend so sehon und innig ver- 
sprochen hatte, das hat er audi gehalten. Er trat iViihzeitig in 
den geistliehen Stand und zeiehnete sieh dureh Demuth. Keusehheit, 
Unschuld und kindlieh reinen Sinn aus. Soweit es sein zartes Alter 
erlaubte, libte er audi Werke der Barmherzigkeit aus. Sein 
ganzes Benehmen verrieth die ungewohnliehe sittliehe Beif'e seines 
Charakters, so dass er alio seine Altersgenossen uberragte. 

Diesen guten Eigensehaften hauptsjiehlieh und nieht bios dem 
Ansehen seiner Familie und der Sitte jener Zeit hatte es Odilo 
zu verdanken, dass er mit mehreren geistliehen Wtirden ausgestattet 
wurde. Er wurde Canonie.iis am St. Julianusstifte in Brioude, 2 *) 
erhielt eine Dignitiit an der Kathedralkirehe zu 1c Pny, 29 ) mit der 
die Siteiilar-Al H St. Pierre la Tour verbunden war. 30 ) er begegnet 
nns ferner um das Jahr 98<S als Siicular-Abt von St. Evodius 



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_ G — 

in le Puy, 31 ) endlich war er auch Abt und Propst an der Kirch e 
zu Macon. 32 ) 

Ob Odilo schon in dieser Zeit geistliche Weihen erhalten 
hatte. kunnen wir nicht sagen, jedenfalls war er aber noch nicht 
Pries ter. 

Wollte man glauben, der junge Canonicus hiitte sich im 
Besitze so ansehnlicher Wurden glucklich und zufrieden gefuhlt, 
so wiirde man sich sehr tfiuschen. 

Im Cegentheile sagte Odilo das zwar taddlose aber doch 
halb geistliche, hall) weltliche Leben eines Canonicus und Siicular- 
Abtes nicht zu und je filter er wurde, desto mehr regte sich 
in ihm der zwar stille aber tiefe Wunsch, die Welt zu verlassen 
und sich dem Ordensleben zu w^idmen, oder urn uns der Worte 
Jotsald's zu bedienen, « die Lander der Verheissung zubetreten.* 
Es bedurfte nur noch einer Gelegenheit sich vertraut aussprechen 
zu konnen, und diese zeigte sich bald. 

Wilhelm, der spiitere Abt von St. Benignus in Dijon, damals 
noch Munch des Klosters Cluny, der liebe Schiiler des heiligen 
Abtes Maiolus von Cluny, kam mit ihm zusammen. 3S ) Diesem 
ausgezeichneten Manne, der im gleichen Alter mit Odilo stand, 
aber bereits manch' herbe Erfahrungen hatte machen miissen, 
vertraute sich unser junger Canonicus an. Wilhelm erkannte dessen 
Streben nach Vollkommenheit und dessen Beruf zum Ordensstande 
und zogerte nicht ihm unumwunden den Eintritt in den Orden 
des heiligen Itenedietus zu rathen. Diese Unterredung war der 
Anfang einer innigen Freundschaft zwischen beiden. 34 ) 

Eine zweite andere Begegnung brachte seinen Entschluss 
zur Beife. Der heilige Maiolus kam auf einer Beise selbst in 
die Auvergne und da wurde ihm, jedelifalls auf Veranlassung 
Wilhehns, 3B ) Odilo vorgestellt. Der heilige Abt erkannte sofort 
die Bedeutung des jungen Canonicus; «er schaute an ihm korper- 
lichen Anstand und Adel des Ceschlechtes und sah mit den 
Augen seines Geistes etwas Crosses und Gottliches an ihm voraus. 
Maiolus fasste sogleich Zuneigung zu Odilo. 30 ) Dieser hinwiederum 
fuhlte sich von dem heiligen (Jreise miichtig angezogen und 
vertraute sich ihm ganz an. Maiolus rieth ihm zur Ausfuhrung 
des Vorhabens und gab die geeignete Art und Weise es auszu- 
fuhren an.> 

Fiirwahr ein schones Schauen muss es gewesen sein. den 
edeln, neunundzwanzigjiihrigen Canonicus Odilo vor dem heiligen, 
funfundachtzigjahrigen Abte Maiolus um Bath und Aufnahme 
bitten zu schen! 

Nach dieser Unterredung kehrte der heilige Abt wieder in 
sein Kloster zuruck. w.ihreai sich (.br jun?3 OAb:iv?indidat bereit 



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maehte, Alles zu verlassen. Urn jene Zeit maehte dieser clem Kloster 
Cluny einige Sdiankungen, unter anderm vergabte er audi eine dem 
gottlichen Erloser geweihte Kirche. S7 ) Das war der Dank Odilo's 
fur seine Erlosung von der Welt; ein dankbares (iemuth behielt 
er zeitlebens fur den hi. Maiolus, dessen Leben er vierzig Jahre 
spater schrieb, worin er ihn den «Begriinder seines Heiles* 
nannte. Sd ) Er verliess nun seine FamiJie und seine Beichthumer, 
legte nieder seine kirchlichen Wiirden und Ehrenstellen und trat 
in Cluny 3d *) in das Noviziat ein, urn hier als armer. demiithiger 
Monch «das Land der Verheissung» zu suchen. Es war das 
Jahr 991. 39 ) 

Neben den geistlichen Uebungen unterzog sich der neue 
Novize rait aller Unterwurfigkeit alien nodi so lastigen und 
demiithigenden Arbeiten des Noviziates. Der edle Sprosse einer 
edeln Familie musste die Leuchter saubern, den Fussboden 
reinigen und die kleinen dem Kloster dargebraditen Kinder 
bewachen. 40 ) Aber seine Tugend und seine Fortsdiritte blieben 
nicht lange verborgen — sehnell nahte die Zeit, wo das Licht 
auch vor den Menscben leuehten sollte. Wie der hi. Maiolus 
sehon bei der ersten Begegnung mit dem jungen Canonicus dessen 
Bedeutung durehschaut und klar erkannt hatte, so lernte er 
wfthrend dessen Priifungszeit die herrlichen Charaktereigensehaften, 
die aufrichtige, tiefe Frommigkeit und allseitige Brauchbarkeit 
seines Novizen niiher kennen und trug kein Bedenken. einen 
Theil der Last seines Amtes den jiingern Sdiultern Odilo's zu 
iiberlassen. Er nahm ihn zum (iehiilfen in der Leitung der Abtei 
und in Besorgung der Geschiifte an. Dies geschah noeh in 
deniselben Jahre 991. trotzdem Odilo nodi kein voiles Jahr in 
Cluny vervveilt hatte. 41 ) 

Obwohl der hi. Vater Benedictus im 58. Capitel seiner hi. 
Regel die Dauer des Noviziates auf ein ganzes Jahr angesetzt 
hat. so kamen doch sehr haufig Fiille vor, wo das ganze Probejahr 
nicht eingehalten wurde. So wissen wir, dass z. B. gerade in 
(lluny das Noviziat oft sehr kurz war und bei weitem kein ganzes 
Jahr dauerte. 42 ) Diese Praxis hatte sogar spater die Zustimmung 
des hi. apostolischen Stuhles erlangt. Papst Innocenz HI. erliess 
namlich an den Erzbischof von Pisa im Jahre 1212 den Entscheid, 
dass wenn ein Novize mit Zustimmung seines Abtes nodi vor 
Ablauf des Probejahres Profess mache, beide auf die Vergunstigung 
des Probejalires verzichten und beide gehalten seien ihren Yer- 
ptlichtungen nachzukommen, weil der Novize, der so die hi. 
(Jelubde abgelegt hat, wirklieh Monch geworden sei. 4C ) 

Odilo iibernahm das Amt eines Coadjutors nur sehr ungerne, 
unci zwar. wie urkundlidi feststeht. nur auf Befehl seines 
Abtes. 4 *) In dieser Stellung hatte Odilo nur die (ieschafte zu 



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8 — 



verriehten, die ihm sein Abt iiberwies und stand noch vollstandig 
unter de.ssen Leitung. 46 ) 

Dieses Verhaltniss zwischen Abt und Coadjutor zeigt sich 
sehr deutlich in einem Vorfall im Leben des dritten Abtes von 
Cluny, Aymard, den uns Petrus Damiani iiberliefert hat. 46 ) Dieser 
heilige Kirchenlelirer erzfthlt, er habe von den Brlidern des 
Klosters Cluny zwei ausgezeiclinete Beispiele heiliger Demuth 
erfahren, welclie Vorgesetzte und Untergebene zu erbauen sehr 
geeignet seien. AIs der alte. erbSindete Abt Aymard den Maiolus 
zu seinem Coadjutor bestellt hatte, zog er sich in das Krankenhaus 
zuriick. Eines Tages verlangte Aymard gegen Abend etwas Kfl.se. 
Der vielbesehaftigte Cellerarius verweigerte das Verlangte und fuhr 
noch dazu den Diener des alten Abtes mit rauhen \\ T orten an. 
Er klagte uber die «Sehaar der Aebte.* er konne nicht die Last 
so vieler Herren tragen. Dem blinden, alten Abte ging der Schmerz 
Tiber dieses Henehmen des Cellerarius tief zu flerzen. Am andern 
Morgen liess er sich von seinem Diener ins Capitel fuhren. Dort 
redete er seinen Coadjutor folgendermassen an : «Bruder Maiolus, 
ich habe dich niclit iiber mich gesctzt, damit du micli verfolgesu 
noch damit du wie ein Herr iiber seinen Sklaven gebietest ; sondern 
ich habe dich erwahlt. damit du in Wahrheit als SoliH mit dem 
Vater Mitleid habest.* Naclidem Aymard noeh Mehreres dieser 
Art gesprochen hatte, fuhr er beinahe geriihrt fort : «Dubistdoch 
mein Munch? » Maiolus antwortete: <,la, und ich behauptc, dass 
ich es nie in hoherem Grade gewosen bin, als gerade jetzt. » 
Hierauf sagte Aymard: «\Venn du mein Munch hist, so verlasse 
sofort den Abtsstuhl und nehme deinen friiheren Platz ein.» 
Sofort erhob sich Maiolus vom Abtssitze und begab sich an den 
Platz, den er friiher als einfacher Moncli innegehabt hatte. Aymard 
setzte sich nun auf den Abtsstuhl und hielt dem Cellerar seme 
Schuld vor. Dieser warf sicli vor dem alten Abte zur Erde. 
Aymard gab ihm einen scharfen Verweis und legtc ihm eine 
entsprechende Busse auf. Hierauf verliess Aymard vvieder den 
Sitz, befahl dem Maiolus ilm wieder einzunehmen. was dieser 
auch ohne Zogerung that. Soweit Petrus Damiani. 

Odilo verwaltete in stetem (iehorsam gegen Maiolus sein 
Amt, von einer. wenn auch noch so unbedeutenden Unordnung, 
die wahrend seiner Verwaltung vorgefallen ware, melden die 
Ouellen nichts. 

Maiolus aber, der keinen tlichtigeren und fahigeren kannte, 
dem er auch die definitive Leitung Clunys anvertrauen konnte, 
dachte bei Zeiten daran, Odilo in dieser Stellung dauernd festzu- 
halteri und veranstaltete kurz vor seinem Tode, 47 ) in der Zeit 
vom April 993 bis Mai 994. *») die feierliche Wahl Ohio's zum 
Abte. Er lud den Herzog Heinrich von Burgund, den Sehutz- 



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herrn Cluny's; Rudolf, Konig von Burgund : Burchard, Erzbischof 
von Lyon; Hugo, Bischof von (lent; Heinrich. Bischof von Lausanne: 
Hu^o. Bischof von Mi\con ; « & ) Teuto, Al)t von Saint-Maur des 
Fosses (einen Cluniacenser), 4yn ) den Abt Bichfred, (\en Bischof 
Ermenfried. die (irafen Burchard von Gorbeil. Lambert von 
Valenlinois, Adalbert von M&con und andore (iaste ein, unci 
nahm in ( Jemeinschaft mil einhundert und sieben und siebenzig 
seiner Monche die Wahl Odilo's zum Abte von Cluny vor. 50 ) 

Auf diese Weise, n;"inili<*h durch den noeh lebenden Abt 
und seine Mitbiuder, vvaren bis auf Odilo a lie Aebte Cluny's 
gewaJilt worden: 51 ) so bestellte Berno, der (iriinder Cluny's, im 
Jahre 926 den (Mo, 62 ) dieser um das .lahr 941 den Aymard. r,; ) 
dieser hinwiederum inn das .lain* 048 den Maiolus 64 ) zu seinem 
Xachfolger. Es war dies eine Vorsichtsmassregel, um Eindringlingen 
undetwaigen unbefugten Eingriffen geistlicher und weltlicher Macht- 
haber znvorzukornmen M ) und den Unordnungen vorzubcugen, die 
das hohe Alter des Abtes und die bald zu befiirchtende Erledigung 
der Abtei bei der noch nic.ht ganz gesichcrten Stellung des jungen 
Slides und den unsiebern politiseben Verhfdtnissen im Cefolge 
ha ben musste. 5ti ) Der Crund, warrtm man die Wahl Odilo's 
zum Abte (und der oben genannten) mil so grosser Feier- 
lichkeit und die Bestatigung der AVahl-Urkunde mil Zuziehung 
fremder Pralaten und Herren vornahm. findet seine Erklarung 
im 04. Capitol der hi. Begel. Der hi. Vater Benedictus sagt 
njlmlich zu Anfang dieses Capitels: "Bei der Wahl des Abtes 
>*o!l immer das als Biehtschnur gelten, dass deijenige eingesetzt 
werde, welehen die ganze (renossensehaft einmuthig in der Fun lit 
(iottes. oder auch nur ein Theil, wenn auch der kleinere der 
(lenossensehaft, nach weiserem Bathe erwahlt. Dabei sehe man 
auf verdienstvolles Leben, auf Einsieht und Weisheit bei der 
Person des zu Wahlenden, mag derselbe dann auch dem Bange 
naeh der letztc im Kloster sein. Wiirde sich aber, was (Jott 
verhuten moge, eine gesammte (Jemeinde. einhelligen Bathes, 
einen Solchen wiihlen, der ihre Cehrechen selbst hegte, so 
mussten entweder der Bischof, zu dessen Sprengel der Ort gehort. 
oder die Aebte, oder die benachbarten (ilaubigen. zu deren 
Kenntniss diese verderblichen Zustande irgendwie gelangten. alien 
Ernstes zu verhindern trachten, dass ein solches Einveistandniss 
der Bosen die Oberhand behalte, und dem Hause (iottes alsdann 
einen wiirdigen Vorsteher bestellen; eingedenk, dass sie dafur, 
•<oferne sie es aus reiner Absieht und mit Eifer fur (Iottes Ehre 
tlmn. grossen Eohn zu erwarten haben; wie sie aber auch im 
begentheil sich versundigen, wenn sie es vernachlassigen. * s7 ) 

Um nun den benachbarten Bischofen, Aebten und Lai en 
einen Missbrauch dieses Bechtes unter dem Vorwande, die Wahl 



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-lo- 
des Abtes sei ubel ausgefallen,, unmoglich zu machen, luden die 
Cluniacenser zum Voraus diese zur Abtwahl ein. 

Aber eine andere Ab.sicht waltete noeh dabei : namlich 
Odilo, der sich gegen die Annahme der Abtswurde struubte, dazii 
durch die Anwesenheit so vieler hochgestellter (laste gleichsam 
moralisch zu nothigen. Diese Absicht ist in der Wahlurkunde 
selbst unverbohlen ausgesprochen. 6S ) Jotsald bestatigt ebenfalls, 
dass Odilo ausserst ungerne und nur mit grossem Widerstreben 
dem ausdrucklichen Willen seines Abtes und seiner Wahler 
nachgab. 69 ) 

Nur aus Gehorsam 60 ) hatte sich Odilo gefugt und desbalb 
furchteten Maiolus und die iibrigen Religiosen Clunys, dass der 
neue Abt, sobald er durch den Tod seines Obern von dem 
(iehorsam gegen ihn entbunden sei, die ihm aufgedrungene Wurde 
niederlegen vviirde. Maiolus uberliess die ganze Angelegenheit 
ruhig der Vorsehung Gottes. Aber die Monche waren bekummert 
nnd frugen ihn noch auf seinem Sterbebette, welehe Anordnungen 
er beziiglich eines Nachfolgers trefien wollc, worauf der sterbende 
Heilige erwiderte: «Es steht nicht bei mir, theuerste Briider, 
euch einen Abt zu erwiihlen, aber der Engel des grossen Rathes 
vvird euch nicht lange oline Leitung lassen.* 61 ) Maiolus start) am 
11. Mai 994 ° 2 ) im Gluniacenser-Kloster Souvigny, auf der Reise 
nach der Abtei St. Denis, die er auf Wunsch des Konigs Hugo 
Capet refonniren sollte. — Gluny war ohne Abt. Odilo beharrte 
auf seiner Weigerung. Nun legte sich Konig Hugo Capet selbst 
in's Mittel. Nach der Restattung des hi. Maiolus in Souvigny 
begab er sich nacli Gluny, und hier wahlte er und (\ie ver- 
sammelten Briider Odilo wiederum zum Abte. 63 ) Nun erkannte 
dieser deutlieh den Willen Gottes, sein Widerstand war gebrochen 
und er lugte sich obwohl mit schwerem Herzen. Die kirchliche 
Benediction wurde sofort vorgenommer, und zwar durch den Erz- 
bischof Letaldus von Besan<,*on in Anwesenheit des Bischofs 
Walter von Autun, welehe dann mit noch fiinf Aebten. zwei 
Propsten unci vier Anderen die schon zu Lebzeiten des hi. 
Maiolus ausgefertigte Wahlurkunde nachtriiglich unterschrieben. 6 *) 
Es war der hi. Pfmgstsonntag, der 20. Mai des Jahres 994. 66 ) 
In derselben Zeit erhielt unser neuer Abt auch die hi. Friester- 
weihe. 66 ) So war denn Odilo endgi'iltig Abt von Gluny. Die Freude 
dariiber muss sehr gross gewesen sein. Ein uns unbekannter, 
aber den Ereignissen gleichzeitiger Monch verlieh der allgemeinen 
Freude in einem schwunghaften Lobgedichte auf den neuen Abt 
Ausdruck. Nach einigen einleitenden Versen besingt der Monch 
den neuen Abt: 

« Odilo ist er genannt. der Sohn hochedeler Ahnen. 

Bald entfloh er der Welt, ein Jungling noch. Himmlisches suchend, 



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11 — 



Sehloss er sich Maiolu.s an, und Christus erwiihlf er zum Fiihrer. 
Freudig empfing ihn die Heerde, der einstmals ihr Hirte sollt' 

werden. 
Rastlos begann er sein SchafTen nach Ordnung der heiligen Regel. 
Wiirdig auf einen so herrfiehen Lehrstuhl erhoben zu werden, 
Und fur die Rriider zum Able erwiihlt, von Allen ersehnet, 
Nahm er, dern Vater gehorchend, auf sic-h die Sorge der Heerde. 
Nicht dem Vater unithnlieh, doch hoher noch steigeni an Wiirde 
Lenkte er Alles gar fromm, auf gottgefallige Weise. 
Stets gar vorsichtig im Wort, im Handeln iiusserst bescheiden 
"Weder zur Linken abirrend, noch audi zur Rechten sich wendend 
"War er beflissen in allem m!t ricbtigem Masse zu messen. 
Seinen Rath d'rum suchten der Erde machtige Herrseher, 
Und seiner Wiirde sich beugten des Landes edelste Fiirsten. 
Doch in all* seinem SchafTen verliert nie den Rlick er nach obfm, 
Nur mit dem Leibe auf Erden, verweilet das Herz schon im 

Himmel. 
Doch urn nicht mehr noch zu sagen, nicht steht er an Tugend 

zurucke 
Vor dem ehrwiirdigen Vater, der herrlich durch Wunder ergliinzet. 
Mild wie jener gewesen wird er auch durch gottliche (inade. 
So, dass wenn diesen du siehst, vor jenem zu stehen du meinest. 
O wie wundersam strahlt dieser Ort in leuchtendem (ilanze, 
Welcher gewiirdiget ward, so herrliche Vat?r zu haben. 
Die wie zwei gliihende Sonnen auf uns ihre Strahlen ergiessen 
Eine schon leuchtend vom Himmel, die andere noch strahlend 

hienieden.> 

Das m ">ge geniigen, schliesst der Dichter, es sagt niimlich die 
hi. Schrift: «Lobe den Menschen nicht, so lange er noch am 
Leben ist. > 67 ) 

Woher stammte dieses fast riithselhafte Widerstreben Odilo's 
gegen seine Erhebung zum Abte? 

Die Antwort hierauf wird wohl in seiner zarten Natur- 
anlage, in seinem stillen Charakter und in seiner tiefen Demuth 
zu suchen sein. 

Nach dem Reispiele Jotsald's, der nach seinem sehr kurzen 
und summarischen Rerichte iiber die Wahl des neuen Abtes von 
Seite des hi. Maiolus, seine fiussere Erscheinung und seinen 
Charakter schildert, 08 ) wollen auch wir an der Hand des Cluniacensers 
mit Hilfe anderer Nachrichten uns derselben Aufgabe unterziehen. 

Odi!o war mittlerer (Jrosse, magcr, bleicher Gesichtsfarbe, 
seine Haare wurden im Alter weisslich-grau. »Aus seinen Augen 
strahlte uin wunderbares, fast erschreckendcs Leuchten. sein 
Angesicht kam den guten Menschen freundlich und hold vor, 



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— 12 — 

den stolzen und widerspenstigen furchtbar, wie auch das sonnige 
Tageslicht der Hlume wohlthut unci dern Naehtvogel unertriiglich 
ist. Seine Stimme und sein Heden war so mannhaft schon und 
gemessen, dass es eingcdrungen ist, wie das Lauten einer Bet- 
gloeke von fernher.* 69 ) Sein uusseres Auftreten zeigte die innere 
Harmonic seiner Seelenkriit'te an, aus seiner ganzen Haltung 
leuchtete Wiirde, Ernst und Ruhe hervor. Odilo's Henehmen war 
weit entfernt von jedcr erkunstelten Angewohnung. — Alles an 
ihm war natiirlich. Seine aussere Erscheinung war nicht auflallend, 
weder durch besondere Zierlichkeit, noeh durch Naehlfissigkeit. 
Gegen Jedermann bewies er sich freundlieh, so dass Alle ihn 
liebgewannen und wie einen Engel vcrehrten ; Jedermann wunschte 
sich ihn zum Freunde. 

Der hohe (ieist Odilo's wohnte in einem zarten, gebrechliehen 
KSrper. Nicht als ob von seiner fiiiheren Krankheit, von der 
er so wunderbar Ijefreit wurde, eine Spur zuruckgeblieben ware, 
sondern Magenschinerzen 70 ) plagten ihn spater bis zu seinem 
Tode. Wegen dieser, so oft und so heftig auftretenden Schmerzen, 
die er sich aber, wie wir wenigstens aus den Quellen schliessen, 
nicht durch allzustrenges Fasten zugezogen hat: denn Jotsald 
bemerkt ausdrucklich, dass er auch liierin nie die vernunftigen 
(irenzen iiberschritten babe, konnte er nicht alle Speisen und 
(letriinke ertragen, sondern musste im (iebrauche so)<-her stels 
sehr vorsichtig sein. Doch trubten diese Schmerzen nicht die 
angeborene Heiterkeit der Seele. Xoch in seinen Alter 
erheiteite er sich tiber seine Bauth.'itigkeit in Cluny, 7l ) auch 
liebte er es mit seinen Freunden, besonders mit dem guten 
Able Ysarn von St. Victor in Marseille zu scherzen. Er sagte 
diesem bei seinen Besuchen in Cluny, wenn sie miteiuander bei 
Tische waren, ofter: er sei ein Hcuehler, weil er iiusserlich wie 
ein gewohnlicher Mensch lebe. insgeheim aber die strengste 
Askese iibe. Odi'o kleidete auch mit gewalttlmtiger Liebe den 
Ysarn besser. Dieser musste sich das gefallen lasscn, legte aber, 
nach Hause zuruckgekehrt, die ihm aufgedrungenen Kleidungs- 
stucke soforl wieder ab. 72 ) 

Abt Odilo hatte fur Freundschaft ein - selir empiangliches 
Herz. Niemals vergass er seine Freunde; an den bereits ver- 
storbenen Abt Wilhelm von St. Benignus zu Dijon, an Erzbischof 
Laurentius von Amalfi, an Bischof Sancho von Pamplona, der 
sein Monch geworden war, dachte er noch auf seinem Sterbebette 
und redete von ihnen. Er war gastfreundlich und freigebig von 
dem Seinen, sparsam und genau mit dem (Jute Anderer. Die 
Haupteigensehalt seines Charakters war die Milde. Als Crundsatz 
gait ihm: «Ich will lieber uber Barmherzigkeit barin- 
herzig gerichtet, als wegen (irausamkeit grausam 
v e r d a m m t w e r d e n. => 7:; ) Diese Mil le wird von alien gleich- 



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— 13 — 

zeitigen unci spatern Schriftstellern. die iiber OJilo schrieben o ler 
Hid beilaufig in ihren Werken erwahnen. freudig anerkannt und 
aufs hoehste gepriesen. 74 ) 

Die genannten Charaktereigensehaften machten ihn fahig 
eine so grosse und weitausgebreitete Kloster^emeinde, wie sie 
sich in Cluny und den davon abhangigen Klustern befand, treftlich 
zu leiten. 

Bei seiner ersten Abtvvabl waren in Cluny einhundert und sieben 
und siebenzig Monehe. 7R ) Er selbst hatte die grosse Freude wiihrend 
seiner langen Hegierung sehr viele Novizen aufzunehmen. Oftmals 
hatte cr aber Celegenheit zu bemerken, dass Manche die grosse 
Schaar der Mitglieder als eine Last iur das Kloster betrachteten. 
Solchen pflegte er beschwichtigend zu sagen: «Betrubet eucb 
nicht, Briider. wegen der Vermebrung der Heerde. Derjenige 
namlich. der sie durch seinen Willen und seine Berufung bier ver- 
sammelt, der wird sie auch durch seine Vorsebung und Bann- 
herzigkeit leiten. > 76 ) Odilo wurde so der Vater vieler Monehe, 
•lie er aus verschiedenen Lebensstellungen, 77 ) in versehiedenem 
Alter und zu verschiedenen Zeiten (Jott gewann. Die einen nahm 
er schon im Kindesalter, andere in der Jugend, wieder andere 
auf da sie schon (Ireise geworden waren. Auch sehr verschiedenen 
Nationalitaten gehorten seine Monehe an. Es hefanden sich 
Franzosen. Deutsche, 78 ) Spanier, 79 ) Belgier 80 ) in Cluny. 

Aus der bestverbi'irgten Thatsache. dass unser Abt alle diese 
verschiedenen Elemente in ein hannonisches (ianze vereinigte. 81 ) 
kdnnen wir, wenn auch andere Zeugnisse fehlen wi'irden, mit 
Sichetheit auf sein grosses Ansehen und seine fast wundcrbare 
Anziehungskraft scUiessen, die er auf Alle ausubte, die in seine 
Nahe kamen. 

Die liebevolle Milde und verstfmdigc Massigung. die sich so 
tief und schon in der Begel des heiligen Vaters Benedictus 
ausspricht, war in Cluny traditionell geworden und hatte ihren 
klassischen Ausdruck in dem erwiilinten (Jrundsatzc unseres 
Heiligen gefunden, nach welchem er seine Untergel)cnen behandelte. 
Er leitete diese mit der Liebe einer Mutter, mil der Sorgfalt eines 
Vaters; musste er sie riigen oder bestrafen, so geschah es immer 
auf eine solche Weise, dass sie seine Liebe zu ihnen und seinen 
Schmerz iiber ihre Fehler deutlich erkennen konnten. Desshalb 
hatten auch die Monehe grosses Vertrauen zu ihm und Iblgten 
ihm gerne. Er stand bei ihnen in so grosser Verehrnng, auf 
seinen Beisen driingten sich einfache Religiosen und Pralaten 
formlieh urn ihn, dass Bischof Fulbert von Chartres, sein vertrauter 
Kreund im (iesprache und in Briefen ihn mit dem Eradicate 
<Erzengel der Mr»nche> anredet, 82 ) und der Bischof Adalbero von 
Uon. sein (iegner, ihn geradezu «Konig» nennen ljisst. 8i ) 



Digits 



zed by G00gle 



— 14 — 

Die milde Gesinnung unseres Abtes ging aber nicht so weit, 
dass sie ihn zur Duldung des Bosen and schuldvollen Schwache 
verleitet hntte. Der Abt Abbo von Fleury (s. Kenoit sur Loire) 
erzahlt in einem, bald nach dem Regierungsantritte Odilo's, im 
Jahre 997 an die Monche des Klosters Micy (Diocese Orleans) 
gerichteten Briefe, dass unser Abt unznfriedene, dem Neide und 
der Eifersucht ergebene Monche scharf ziichtigen Hess, und al.s 
auch dies Mittel nicht half, aus dem Kloster ausschloss. 8 *) Wo 
die bruderliche Liebe verletzt wurde, wo durch Ohrenblaserei 
und Sonderfreundschaften die Eintracht gestort wurde — in 
diesem Falle allein war Odilo unerbittlich streng. 8fi ) Diese Strenge 
musste er aber zu seiner Beruhigung in Cluny nur einmal wahrend 
seiner langen Regierung anwenden, selbst als im Jahre 1004 die 
Monche in manchen Klostern unbotmiissig wurden und Abt Abbo 
zu R6ole in der Gascogne am 13. November desselben Jahres 
ermordet wurde, hort man nichts von Unnihen in Cluny. 86 ) 

Uebrigens benutzte Odilo jede Gelegenheit, seine Monche 
auf ihren hohen Beruf hinzulenken. Er that dies durch sein 
heiliges Beispiel, seine Anreden, durch gelegentliche Aufmunterungen. 
Besonders schon und gemuthlich trat dieses Bestreben einmal 
nach einer beschwerlichen Reise zu Tage. 87 ) Unser Abt hatte 
mit einigen seiner Begleiter die erste Hfilfte des Adventes (das 
Jahr wird nicht genannt), in seinem lieben Kloster Paterlingen 
zugebracht und machte sich dann auf den Weg, urn das heilige 
Weihnachtsfest in Cluny feiern zu kr>nnen. Anfangs iiberstieg 
man gemiichlich die Berge, bis man in den Flecken Lon le Saulnier 
kam. Hier traf auch der Prior Petrus vom St. Maiolus-Kloster 
in Pavia ein, und schloss sich seinem Abte ^n. Am folgenden 
Morgen in der Friihe brach die Reisegesellschaft auf, um an 
demselben Tage noch in das Cluniacenser-kioster St. Marcellus 
zu Ch;\lon zu gelangen, es war namlich der Quatember-Mittwoch 
vOi* ('er Thure, den man dort feiern wollte. Aber der Himmel 
war mit Wolken bedeckt, es regnete und sturmte heftig. Um die 
Heiterkeit des Gemuthes nicht zu verlieren, ermunterten sich die 
Reisenden gegenseitig. Als sie gegen Abend schon den grossten 
Theil des Weges zuruckgelegt hattcn, kamen sie an einen hoch- 
angeschwollenen Fluss; der Uebergang schien gefahrlich, ja 
unmoglich. Man suchte eine Furl, aber vergeblich. Odilo vertrante 
aber fest auf Gottes Hilfe und rief einen seiner Diener, Namens 
Arbald, zu sich. «Es scheint mir dort» sagte er zu diesem, auf 
eine Stelle im Flusse deutend, «ein Uebergang zu sein. Geh' also 
in Gottes Namen sicher hini'iber und vei'such', ob auch wir den 
Fluss uberschreiten konnen.* Arbald fiihrte sofort den Befehl aus, 
kam zum jenseitigen Ufer und rief heriiber, alle konnten ihm 
nachgehen. Anstatt sofort ihm nachzufolgen, sagte Odilo: «Nein> 
du musst zu uns zuriickkehren.* Er kam wicder an das dies- 



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15 — 



seitige lifer. Die Reisenden uberschrittcn nun unter seiner Fuhiung 
in gerader Linie hintereinander gehend, das reissende (lewasser, 
wobei sie bis liber die Kniee im Wasser waten mussten: dem 
hi. Abte habe aber, wie die Anwcsenden bezeugten, das Wasser 
nicht eininal bis an die Schuhi iemen gereicht. Vollstundig durchniisst 
ktm die Reisegesellschaft endlich in tiefer Nacht in St. Marcellus 
zu Ch&lon an. Zuerst verrichteten sie in der Kirche ihr debet, 
dann begaben sie sich ins Kloster. Hier zundeten sie ein grosses 
Feuer an, und setzten sich ringsherum, die einen warmten sich, 
die andern weehselten ihre Kleider. Da Odilo ihre Ermudung 
sah, wurde er geiiihrt und munterte sie mit folgenden freundlichen 
Worten auf: 

<Rrtider, die ihr euch einst stark in vielen (lefahren bewiihret, 
Nimmer lasst euern Muth durch Missgeschick jetzo euch brechen! 
Durch verschieden (leschick. durch mancherlei Fugung der Dinge 
Streben zum Reich wir des Himmels, empor zu der Seligen 

Wohnung. 
Harret nur aus, und einst bringt euch die Erinnerung Freude.> 88 ) 

«(llaubet mir,» fugte er bei, «die heilige Gottesmutter, 
wegen deren Dienst 89 ) ihr die Hei.se gemacht habet, wird euch 
fiir diese Anstrengung treulich belohnen!» 

Hierauf nahmen die Monche Speise und begaben sich zur 
Ruhe. Am folgenden Morgen, dem Quatember-Mittwoch, feierten 
sie den Gottesdienst und zogen nach Cluny. 

Auf dieser, wie aber ganz besonders auf seinen Romfahrten 
bevvies Odilo noch eine andere werth voile Gharaktereigenschaft : 
er besass' niimlich in uncrschutterlichem Vertrauen auf Gott und 
die allerseligste Jungfrau Maria hohen Muth und grosse Erit- 
schlossenheit. Er, der den Konigen und Fiirsten bei ihren grausamen 
Kriegen entgegentrat, der bei den deutschen Kaiscrn fur Ungliick- 
liche Fursprache einlegte. er scheute auch die grossten (lefahren 
'der so beschwerlichen Heisen nicht, wenn es gait (lottes Ehre 
und das Gluek der Menschheit zu vvahren. Manchmal stttrzten Pferde 
und Saumthiere in die Abgriinde und Flusse, 90 ) Odilo zagte nicht. Er 
uberschritt nachvveisbar mi n des tens neunmal die Alpen, u. zw. 
ging die Heise meist fiber den grossen St. Hernhard. 91 ) Rei seiner 
Jetzten Romfahrt im Jahre 1047 war Odilo funf und achtzig 
.lahre alt! Obwohl wir in den Rcrichten Jotsald's nichts von so 
schrecklichen (lefahren horen. wie sie ungcfiihr 100 .lahre spater 
eine Heisegesellschaft bestehen musste, 92 ) so boten doch seine 
Reisen, die dazu meist zur Winterszeit geschahen, Strapazen 
gfcnug. 

Ferner wird uns Odilo als verschvviegen, vorsichtig und 
massvoll im Reden und Handeln, als gerecht und billig gegen 
jeden Menschen geschildert. 



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Ein soldier Mann, dei\so hei^orragende Charaktereigenschaften 
in seltenem Mass 3 besass, war also vollstiindig ge signet, einer so 
grossen Cenossenschaft vorzustehen. Wesentlich war er bei 
Aufrechthaltung der Ordnung von den «(iewohnheiien Clunys* 9Z ) 
imterstiitzt, iiber welche wir bier ein Wort sprechen mi'issen. 

Die Regel des hi. Vaters Benedictus ist fur alle Zeiten mad 
Lander anwenlbar und giiltig. wcr von ihr in wesentlichen 
Dingen abgehen wollte, hfitte keinen Ansprueh mehr anf den 
Namen eines Benerlictiners. Doeh bedurfte sie fur gewis.se Zeiten 
und Lander niiherer Bestimmungen und mancher Einschriinkungen 
in unwesentlichen Saehen, und solche haben sich in jeder 
Congregation, ja man kann sagen in jedein Kloster, wenn auch 
nicht immer beabsichtigt, gebildet. 

In Cluny war die Benedictinerregel nach der Stiftungs- 
urkunde 94 ) und nach papstlichen Erlassen 95 ) eingefuhrt, sie bildete 
die (irundlage und Ricbtsehnur des religiosen Lebens und wurde 
auch thatsachlich im Wesentlichen sehr genau beobachtet. 96 ) 
(ienauer bestimmt und theilweise modificirt wurde sie durch die 
«(iewohnheiten Cluny '«,» welche hauptsaclilich den Zweck halten, 
die versehiedensten Charaktere in eine festgeschlossene Korperschaft 
zu vereinigen. Die «Cewohnheiten» entstanden folgendermassen : 

Der hi. Benedict von Aniane hatte unter andern auch das 
Kloster des hi. Savinus in der Diocese Poitiers reformirt 97 ) und 
dort seine nliheren Bestimmungen zur hi. Regel eingefuhrt. 9S ) 
Als spfiter die Normannen im .lahre 860 das Kloster Glanfeuil 
iiberfielen, ilohen die Monche dieses Klosters nach St. Savinus 
und fuhrten da die Reform nach den genannten Statuten des 
hi. Renedict von Aniane vollstiindig durch. ") Vermoge dieser 
Verbesserungen Iiatte sich St. Savinus allmahlig sehr gehoben, so 
dass es in Stand kam, eine Colonie nach dem St. Martinus- 
kloster bei Autun abzusendcn, um auch bier zu reformiren. 10 °) 
Von da verpilanzten sich diese Gebrauche in das Kloster St.* 
Petrus zu Baume les Moines im franzosischen Jura, wo Berno, 
der nachmals Cluny griindete, Abt war. Diese Thatsaclie erfahren 
wir aus dem Leben ()do\s, des zweiten Abtes von Cluny. 101 ) Es kam 
namlich ein Ritter des (irafen Fulco von Anjou, Namens Adhegrinus. 
der ein gottgeweihtes Leben fuhren wollte, nach Baume und fand, 
dass hier neben der Regel des hi. Bened ictus die Gebriiuche eines 
gevvissen Vaters Euticius eingefuhrt waren. Diese (Jebriiuche 
gefielen dem Ankommling so gut, dass er seinem Freimde Odo, 
der bisher Canonicus in Tours war. es meldete, welcher dann 
audi mit seiner hundert Bande umfassenden Bibliotheke ankam 
und in Baume als Novize eintrat. Dieser Vater Euticius. von dem 
Adhegrinus sagt. dass seine (iebniuche in Baume befolgt werden, 
ist kein anderer als eben der hi. Benedict von Aniane. 102 ) Als 



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— 17 — 

Berao im Jahre 009 Cluny grunlete, ftihrte er neben der 
Benedictinerregel diese (iebrauehe auch in das neue Kloster ein. 103 ) 
Hier in Cluny besonders fanden sie ihre Ausgestaltung und 
Vollendung. Die Aebte Odo, Aymard, Maiolus und Odilo ver- 
besserten und vermehrten sie, belehrt durch eigene Erfahrungen. 
Schrifllu*h waren sie bis jetzt noch nicht festgestellt. erst unter 
Odilo wurde das fd teste uns erhaltene Exemplar angefertigt, und 
zwar fur das Kloster Farfa ira Sabinerlande. Hire jetzige Oestalt 
und Vollendung erbielten sie unter Odilo's unmittelbarem Nach- 
folger Hugo, unter welchem zuerst der Cluniacenser Bernard sie 
im Jahre 1067 oder 1008 10i ) und dann spiiter und besser 
Udalrieh urn das Jahr 1085 nicderschrieb. 105 ) 

Ohne uns bier auf die Beschaftenheit dieser «Gewohnheiten» 
nfiher einlassen zu konnen, weil das eine eigene Bchandlung 
erfordert, 106 ) bemerken wir nur. dass dureh sie das Leben der 
Monehe bLs ins einzelnste geregelt und festgestellt wurde, und 
dass Cluny nebst der Benedictinerregel und nebst seinen herrlichcn 
Aebten, 71ie Bedeutung, deren es sieh erfreutc, der . genauen 
Befolgung dieser «Oewohnheiten» verdankt. 

Es sei uns hier nur gestattet, den Antheil, den Odilo an 
der Ausgestaltung der <Gewohnheiten» hat, darzulegen. soweit wir 
es heweisen konnen. 

Odilo fuhrte in Cluny und den ihm untergebenen Klostern 
den Allerseelentag ein; 107 ) er bestimmte. unter welchem Kitus 
die jahrlieh wiederkehrenden Feste, 108 ) l>esonders der Kin h- 
weihtag, 109 ) begangen werden sollten; ferner ordnete er im Interesse 
der briiderlichen Liebe und der gegenseitigen Erbauung an, dass, 
wenn ein Munch ein geheimes Verbrechen begangen hatte, dies 
im (ieheimen abgebusst und nicht offentlich im Capitel vor alien 
IJrudern bekannt gemacht werden solle; 110 ) endlich -traf er in 
seiner Milde und Barmherzigkeitdie Abfmderung, dass die Monehe 
die gewohnlichen Processionen am Mittwoeh und Freitag wahrend 
der Winterszeit (von Allerheiligen l)is Anfang der vierzigtagigen 
Fasten) nicht mehr wie friihcr mit blosen Fiissen machen 
mussten. lu ) 

Auch die «Oewohnheitcn* wurden strenge eingehalten, und 
Avenn einmal in einem Falle davon abgegangen wurde, so erschien 
das den gewissenhaftcn Monchen so ausserordentlich, dass es 
nnaiislos( hlich im (iedilehtnisse haftete und in die Chronikbueher 
cingetragen wurde, wie das bci dem Besuche der Abtissin 
Adelle-ga vom Xonnenkloster St. Maurus in Verdun geschah. 

Der Bischof Heimo von Verdun hatte mil Hilfe des Abtes 
Richard von St. Vannes, eines geistlichen Suhnes Odilo's, das 
jzenannte Kloster St. Maurus wieder hergestellt, es der Oberlcitung 
Richard's anvertraut und als erste Abtissin die Adelberga eingesetzt. 

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18 



Diese ehrwurdige Matrone, die wahrscheinlich ihres hohen Alters 
wegen den Beinamen Ava erhalten hatte, besuchte verschiedene 
Kloster, um das Ordensleben besser kennen zu lernen und in 
ihrem Hause die gemachten Erfahrungen anwenden zu konnen. 
Auf dieser Reise kam sie auch im .lahre 1027 nach Cluny, und 
Odilo, dem ihre Ankunft zuvor gemeldet worden war. nahm 
sie mit grosser Freude auf. «Obgleich es Gebraueh der Kirehe 
1st und als Cesetz gilt, dass kein Weib die Klosterpforte liber- 
schreite. so durfte sie doch, wegen ihrer Frommigkeit und der 
innigen Freundscbaft des Vaters Richard mit dem heiligen Odilo 
nicht allein das Kloster betreten, sondern erlangte auch die Theil- 
nahme am Capitel und ging am Sonntage mit der Procession 
der Bruder, was bis auf den heutigen Tag zu Cluny noch in 
lebhaftem (iedaehtnis.se ist.» 

So Hugo von Flavigny, der im Jahre 1090 seine Chronik 
zu schreiben anting. u2 ) 

Auch die gottesdienstlichen Verrichtungen waren durch die 
«Cewohnheiten» einlasslich geordnet. In der Abhaltung des 
kirchlichen Chorgebetes, dem bereits die Regel des hi. Benedictus 
die grosste Aufmerksamkeit zuwandte, 113 ) und in wiirdiger, 
feierlicher Begehung des hi. Opfers lag der Schwerpunkt des 
geistlichcn Lebens in Cluny. 

Die Monche hatten aber auch ein lebhaftes Interesse fur 
die vom hi. Vater Benedictus getrofYene Anordnung des Brevier- 
gebetes. Schon die Thatsache allein, dass sie die Beibehaltung 
des Ilyinnus «Te Deum» im Advent und in der vierzigtiigigen 
Fastenzeit standhaft gegen Angriflc vertheidigten, beweist das zur 
(leni'ige. 1U ) Das hi. Messopfer wurde vom fruhen Morgen an bis 
Mittag dargebracht, auch ein Beweis, dass sie ihren Beruf in 
wahrhaft benedictinischem Sinne auflassten. llfi ) 

Fine kleine, aber bald wieder verhallte Dissonanz in (tie 
gottesdienstliche Ordnung brachte die Anwesenheit mehrerer 
spanischcr Monche. Diese feierten nfimlich das Fest Maria Vcr- 
ki'indigung nicht. wie es allgemeiner Branch war, am 25. Marz, 
sondern nach ihrer Sitte am 18. December, wozu sie sich jedoch 
von Odilo zuvor die F>laubniss ausgewirkt hatten. Das geliel aber 
den ubrigen Mnnchen nicht und Rodulf (llaber weiss hieruber ein 
Wundergeschichtchen zu erziihlen: «Als die spanischen Monche 
abgesondert von den ubrigen das Fest auf ihre Weise gefeiert 
batten, bekamen zwei alte Cluniacenser ein Gesieht. Sie glaubten 
einen von den Spaniern zu sehen. wie er mit einer Feuerzange 
das .lesuskindlein vom Altare herunternahm und es in eine Pfanne 
voll gluhender Kohlen warf, wnhrend es ausrief: * Vater, Vater, 
was du gegeben hast, nehmen diese!* 116 ) 



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19 — 



Doch blieb es in Cluny bei dem alten Brauche, und der 
Xachfolger Odilo's, Hugo, hatte die (ienugthuung, fur die Einfuhrung 
des romischen Ritus in Spanien thatig zu sein. 117 ) 

Die wurdige Begehung des (Jottesdienstes der Monche land 
auf der Synode von Limoges im Jabre 1031, bei der aueh cine 
Angelegenbeit Odilo's zur Spracbe kam, durch den Bisebof 
Jordanes die schonste Anerkennung. 1I8 ) Kr sagte, die Monche 
besorgten alles, was auf den Altardienst Bezug hat, sorgfaltiger 
und reinlicher. und fuhr dann fort : «Die Monche diirfen dureb unsere 
Gesetze nieht eingeschriinkt werden, denn die strebcn mebr als 
wir darnacb durch die enge 1 'forte des Lebens einzugehcn. sie 
breeben den Eigenwillen, sie tragen das Joeh von Jugend an, 
sie befolgen die Befehle dcv Bischofe aufs genaueste. Solche, 
sage ieh, haben es nicht noting, den Gesetzen der Coneilien 
nnterwoifen zu werden, sie batten sich denn des Tadels und der 
Missaehtung schuldig gemacht.» Von den Aebten sagte er: «Ich 
besebeide die Aebte nieht desshalb zur Synode, urn sie zu tadeln. 
sondern damit sie mir mit ihrem Bathe zur Seite stehen. und 
als Geistesmfmner an meincr Belohnung Theil nehinen, wiihrend 
sie mir die Last (lev kirchliehen Leitung erleicbtern, da ieh dureb 
die versehiedensten Sorgen in Ansprueh genommen bin.* Schliesslich 
ftigte er noeh bei: «Beziiglich des kirehliehen Gottcsdienstes und 
der Ebrfureht vor dem Lei be des Ilerrn habe ieh mit eigenen 
Augen gesehen, dass die Monche in Limoges die A 1 tare und 
Bucher, die hi. Gewjinder, Kelehe, Altartucher und Alles, was zu 
dem Altar gehort, taglich aufs reinliehste haben. und es mit 
Ehrfureht behandeln.» 

Aueh dieses Lob findet vollkommen Amvendung auf Cluny 
unter Abt Odilo. 

Der vortreffliche innere Zustand Cluny's erhellt ebenfalls aus 
den gewiehtigen Anerkennungen so vieler Piipste, der Kaiser und 
anderer Fiirsten, femer aus der Thatsache, dass viele Schankungen 
bios desshalb an Cluny gemaeht wurden, um des (iebetes der 
Bruder theilhaftig zu werden. Aueh in fernen Gegenden wusste 
man das religiose durchaus regelgemiissc Leben der Cluniaeenser 
zu sehatzen. In diesem Sinne sehrieb aueh From und von Tegernsee 
an seinen Freund Beginbald in Cluny und preisst ihn gllicklieh, der 
Welt entsagt und hinter den Mauern dieses Klosters den Ort 
seiner Rube gefunden zu haben. Am Ende des Bricfes empfiehlt 
sieh Fromund dem Gebete der iilteren Monche Cluny's. 119 ) 

Zurn Schlusse dieses Capitels fiihren wir noeh an, wie ungefahr 
noch hundert Jabre naeh Odilo die Lebens weise zu Cluny 
beurtheilt wurde. 

Im Jabre 1145 sehickte nam I ieh Prior Petrus vom St. 
Johanneskloster in der Diocese Sens an Bisebof Hato, der auf 



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— 20 



sein Bisthum Troves verzichtet hatte, urn in Cluny als Monch 
einzntreten, oin schones (Tluekwunsohschreiben, worin er unter 
Anderm sagt : 120 ) 

«Schon langst i.st es cine ausgemachte Saehe. dass die 
Lebensweise dor Cluniacenser dem Herrn gefiillt. So lebten die 
heiligen Vater: Odo, Maiolus, Odilo und Hugo wunderbar und 
sind den mit Oott herrsehenden Heiligen beigezahlt. Jedem den 
Herrn suehenden Menschen kann Cluny zum Heile geniigen, 
hiefur 1st die Heiligkeit genannter Aebte ein sicherer Bevveis.» 



Zweites Capitel. 

Angrifle auf die Giiter, das Ans3hen.und die Freibeitcn Quay's. — Odilo's Bemiihungea 

dagegen. — Erfolge und Misserfolge. 

Wahrend Odilo das innere, religiose Leben in Cluny sorgsam 
leitete und erfolgreich fnrderte. 1 ) wurden gegen den iiussern Bestand 
dieses Klosters beflige AngrilTe unternommen. Man ist fast versucht 
in diesen Sehlag auf Sehlag, zuersl nur gegen einzelne Cuter, 
<*ann aber audi gegen die Freiheiten Clunys geriehteten Feind- 
seligkeiten einen wohldurehdaehten Plan zur Verniehtung der 
jungen Stiftung zu vernuithen. Aber Odilo, von dessen Ti'iehtigkeit 
alles abbing, 2 ) webrte sieh mannbaft. 

Der Stiller Clunys. Herzog Wilhelm von A((iiitanicn batte 
das neu erricbtetc Kloster in der voni 11. September 1)10 datirten 
Stiflimgsurkunde 3 ) dem Einilusse seiner Vervvandten, der Maeht 
des Konigs. iiberhaupt jeder weltliehen (Jewalt entzogen und es 
einzig unter den Sekutz des apostolisehen Stubby gestellt. Kein 
weltlicher Fi'irst, kein Craf, kein Bischof, ja nie.bt einmal der 
Papst babe irgend ein Beebt auf die Besilzungen des Klosters. 
Kr bescbwoft die bl. Apostelfursten und ibren Stellvertreter zu 
Bom, sie nioehten Cluny unter ibren Sebutz neb men und die 
Diebe, die Angreifer und Verkaufer der Klosterguter von der 
Kircbe und der evvigen Seligkeit aussehliessen. Am Scblusse ruft 
er Cottes Zorn auf die Sehadiger do^ Klosters berab und llebt 
(iott an, er mochte sokhe mit den haitesten Strafen beimsuchen. 

Hiemit war klar und deutlicb der entscbiedene Wille des 
Slifters ausgesprocben, naeb welchem Cluny der Ceriebtsbarkeit 
des Diocesanbiscbofes und jeder anderer Maeht, Bom allcin aus- 
genommen, entzogen sein sollte. Und die Papste baben auch in 
diesem Sinjie die Privilegien und Besilzungen des Klosters immer 
bestatiget, vermebrt und vergrossert. 

So erliessen bereits vor dem Begierungsantritte Odilo's 
folgende h'ipste Bullen zu Gnnsten Cluny's: Johannes X. im 



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— 21 



Jahre 928*), Johannes XI. in den .lahren 931 ») und 932 «), 
Leo VIII. in den Jahren 937 n und 938 8 ). Agapet II. im Jahre 
949 •), Johannes XIII. urn das Jahr 965 10 ) oder 968 bis 971, n ) 

Auch weltliche Herrscher begiinstigten Cluny, theils durch 
Privilegien theils durch Schankungen. So die Kaiser Otto 1. 12 ), 
Otto II. 13 ), Otto III. 14 ) von Deutschland ; die Konige vonHurgund: 
Rodulf II. im Jahre 927 16 ), Conrad im Jahre '943"), 958 17 ), 
963 ld ). Audi die Konige von Frankreich: Rodulf im Jahre 932 l9 ), 
Ludwig IV. Uebermeer in den Jahren 939 20 ), 946 81 ) und 950"), 
Lothar im Jahre 955 2L ). 

Sehr viele Bischofe und ( irafen waren ebenfalls dem Kloster 
gewogen, wir nennen hier nur die Bischofe Maimbod 2 *) und 
Ado 25 ) von Macon und Graf Alberich 20 ) von Macon. 

Bis zum Anfange der Regierung Odilo's war Cluny bereits 
im Besitze von ungefahr 1460 Urkunden, wovon gut zwei Drittel 
Schankungen und Privilegien hetreflen. 27 ) 

Soviel Besitz musste Neid erregen. Bereits nach dem Tode 
des ersten Abtes von Cluny, Berno im Jahre 926 hatte Abt 
Guido von Gigny, einen angeblichen Formfehler der Urkunde 
vorsehiitzend, Outer an sich zu bringen gesucht, die Berno fur 
Cluny bestimmt hatte. Aber Odo, der zweite Abt von Cluny 
suchte und fand in Rom Hilfe. Papst Johannes X. richtete im 
Jahre 928 an Konig Rodulf II. von Frankreich, an den Erzbischof 
Wido von Lyon, die Bischofe Stateus von Ch&lon und Berno von 
Macon, sowie an die (irafen Hugo und Gislebert eine Bulle, 
worin er diesen Cluny anempfahl und ihnen bedeutete, diesem 
Kloster zur Wiedererlangung der Outer behilllich zu sein, die 
(undo von Gigny an sich gerissen hatte. Die Sache wurde dann 
gfitlich beigelegt. 28 ) 

Els vergingen seit diesem Vorfalle keine fiinfzehn Jahre, da 
kam das erste Beispiel einer Vergewaltigung am cluniacensischen 
Klostergute vor. In dem Jahre 940 oder 941 hatte niimlich 
Ingelbert, der Bruder des Erzbischofes Sobbo von Vienne an 
Cluny viele Outer vergabt. 29 ) Diese riss aber ein machtiger Herr, 
Xamens Carl, ein naher Verwandter des Kimigs Conrad von 
Burgund an sich. »Als er aber sah und horte, dass er dieses 
ohne Recht besitze, liess er ab mit Klagen, bestatigte die 
Schankungen Ingelberts* und stellte die Sache dem Konig Conrad 
anheim, der im Jahre 943 zu Ounsten Cluny 's, des rechtmiissigen 
Besitzers entschied. 30 ) 

Um das Jahr 965 oder einige Jahre spater hatte sogar d r 
Erzbischof Amblard von Lyon Anspruch gemacht auf ein (Jut des 
Klosters Sauxillanges, das zu Cluny gehorte. Da erwirkte Abt 
Maiolus von Johannes XI U. eine Bulle, die an die Erzbischofe und 



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22 



Bischofe von Aries, Lyon, Vienne. Clermont, Valence, Besancon, 
Macon, Chalon, le Puy, Avignon. Genf, Lausanne und Viviers 
gerichtet, diesen den Abt Maiolus und seine Kloster cmpfahl 
und dein Bischof Stephan von Clermont den Auftrag gab daftir 
zu sorgen, dass Amblard dem Kloster Sauxillanges das entrissene 
Gut wieder zuruckgebe. 31 ) 

Nocb spider miissen die Bedrangnisse Cluny's. besonders 
seiner irn Gebiete von Vienne gelegenen Besitzungen sehr haufig 
geworden sein, so dass Maiolus sieh ihrer nichl mebr allein zu er- 
wehrcn vermocbte. Er ging deslialb mit dem Erzbisehof Burchard von 
Lyon einen Vertrag ein, wonaeb dieser gegen Ueberlassung einiger 
Liindereien auf Lebenszeit verspraeh, Cluny und besonders dessen 
Besitzungen im Gebiete von Vienne alle Tage seines Lebens treulicb 
schiitzen zu wollen. 32 ) 

Kaum war Maiolus gestorben, so musste aueh Odilo sieh 
gegen Angriffe auf die Klostergiiter vertheidigen. 

Im .lahre 994 kamen namlich der Erzbisehof Burchard von 
Lyon, Erzbisehof Teubald von Vienne, Bischof Walter von Autun. 
Bischof Lambert von ChtUon, Bischof Leutbald von Macon, Biscliof 
Wigo von Valence, Bischof Erbold von Uzes, Bischof Eberhanl 
von Maurienne, Bischof Humbert von Grenoble, Bischof Anselni 
von Aosta und Erzbisehof Amiso von Tarantaise in der 
St. Bomanuskirche zu Anse bei Lyon zusammen. urn da im 
Vereine mit verschiedenen Aebten und andern Beligiosen zur 
Forderung des Glaubens und Festigung der Kircbe Vieles zu 
unterhandeln. 

Zu dieser Synode war aueh »der geliebte und von Gott 
uns gegebene ehrwiirdige Abt Odilo von Cluny « mit seinem Prior 
Vivianus und einer nicht kleinen Schaar seiner Bruder gekommen, 
um der Versammlung die masslosen Bedriiekungen ihres Kl osiers 
zu klagen und um Abhilfe zu bitten. Die Synode ging aus Ehr- 
furcht gegen den hi. Petrus, den Sehutzpatron Cluny's und aus 
Verehrung gegen den kurz zuvor verstorbenen heiligen Abt 
Maiolus darauf ein und bestatigte die Privilegien und G titer 
Cluny's. Ausdriicklich nahm sie dreiundzvvanzig namentlieh auf- 
gefuhrte Besitzungen und Kloster Cluny's. die moist in den 
Gebieten von Macon, Lyon und Clialon lagen, sammt deren 
Zubehor in Schutz, nebstdem was das Kloster noch in Zukunft 
erwerben wiirde, in welchem Gebiete es aueh immer sei. Es 
durfe Niemand. keine Gerichtsperson, kein Graf oder Kriegsherr 
auf oder in der Nahe des Gcbietos von Cluny. seiner Besitzungen 
und Kloster ein Castell o'der festes Schloss bauen. Es durfe ferner 
Niemand, kein Ftirst, kein Hitter, aueh die umwohnenden Leuto 
nicht aus Cluny Etwas wegfiihren, weder Ochsen, noch Kuhe, 
noch Sehweine. aueh keine Pferde oder irgend Etwas, weil es 



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— 23 — 

sich nicht gezieme, dass die heiligen Klosterhewohner von bos- 
willigen oder ubcrmuthigen Menschen bclastigt werden. 

In d?m nennten und letzten dor noch erhaltenen Canones 
dieser Synode wird den Beobachtern dieser Bestirnmungen der 
gottliche Frieden und der Segen Jesu Christi gcwiinscht, (ien 
Verletzern derselben aber mit ewigcr Strafe gedroht, sofern sie 
nicht in sich gehen, Basse thun und von dem Able und den 
Briidern Cluny\s losgesproehen worden seien. 8S ) 

Aus obiger Verfugung der Synode liisst sieh deutlieh ent- 
nehmen, dass damals mehrere ( Jiiter Cluny's von gewaltthatigen 
Menschen an sich gerissen worden waren, class ferner mfichtige Herren 
auf dem Klostergebiete Castelle gebaut und dass vornelnne und 
geringe Bauber sich sogar an dem Viehstande und der fahrenden 
Habe des Klosters vergrifTen hatten. 

Nachdem unser Abt bei der Synode zu Anse Hilfe gesucht 
und soweit es in deren Macht lag, audi gefunden hatte, musste 
ihm daran liegen, die Privilegien seines Stifles audi vom Fapste 
erneuern zu lassen. Er stellte desshalb an den neugewahlten Papst 
Cregor V. diese Bitte, welche denn audi von Kaiser Otto III. 
unterstutzt wurde. Der Papst bestiitigte alle Besitzungen Cluny's, 
die er meist namentlich aufluhrt und zwar: 

1. fn der (Irafschaft MAcon: Ein Kloster (Carlieu), 3 Zellen, 
viele Kirchen, 1 Castell, 6 Weiler mit Kirchen, neun andere 
Weiler, ein Hof u. s. w. 

2 In der (irafschaft ChAlon : 1 Zellc, 1 Hof und viele 
Kirchen u. s. w. 

3. Im Bisthum Autun: 1 Kloster (Mesvrcs), 1 -Zelle mit noch 
viclen ungenannten Kirchen und Ciitern. 

4. In der (irafschaft Clermont: 3 Kloster (Souvigny, Bivis, 
Sauxillanges) mit 5 Zellen und allem Zubehor, 7 andere Zellen 
(womnter la Ferte und St. Florus), 1 Weilcr, 2 Hofe nebst Kirchen, 
1 Capelle und andern (Jtitern. 

5. Im Bisthum Viviers: 4 Zellen mit Zubehor. 

6. Im Bisthum Uzes: 1 Kloster (St. Peter und St. Saturnin), 
1 Castell, 1 Hof. 

7. Im Bisthum St. Paul de trois chateaux : 1 Zelle. 

8. Im Bisthum Orange: 1 Zelle, 1 kleines Kloster mit 
Zubehor. 

9. Im Bisthum Cap: 1 kleines Kloster, 1 Zelle, 1 Weiler, 

1 Castell, I Hof sammt den Besitzungen in der Provence. 

10. In der Diocese Valence: den Besitz in 2 Weilern u. s w. 

11. In der Diocese Vienne: 1 Kloster, 1 Zelle, viele Weiler, 
Kirchen und andere Cuter. 

12. In der Erzdiocese Lyon: 7 Zellen, 1 Weiler, 2 Kirchen, 

2 Hofe mit allem Zubehor. 



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24 — 



Ferner wird der ganze Besitz in Burgund, im Elsass (dcr 
dureh die Ottonen an Cluny kam), die Kloster Paterlingcn und 
Romanmotier (in der heutigen Schweiz) nebst allem, was dazu 
gehort fur ewig bestatigt mit dcr Beifugung, kein Herzog, Bischof 
oder sons! ein Fiirst, keine vornehme oder geringe Person diirfe 
sich an den Sachen und Einkiinften des Klosters vergreifen. 

Die selbstiindige Stellung Cluny's wird mit folgenden Worten 
ausgesprochen : «Auch bestimmen wir unter Verkiindigung und 
Bestiitigung des gottlichen Gerichtes und bestarken die.se Bcstimmung 
unter der Drohung des Bannes, dass kein Bischof oder irgend 
welcher Priester es wage, in demselben chrwi'irdigen Kloster 
irgendwelche Weihe der Kirche, der Priester, oder der Diaconen vorzu- 
nehmen oder die hi. Messe dort teiere, er sei denn vom Abte 
dieses Klosters dazu eingeladen worden; sondern es moge den 
Monchen dieses Ortes freistehen, die Weihen da zu empfangen, 
wo es den Aebten beliebt. Auch die von den Briidern neugewiihlten 
Aebte mogen zu ihrer Consecration den Bischof berufen, den 
sie wollen. > 

Am Ende dieser Bulle widerholt Gregor die Bestiitigung der 
Klosterguter fur immer, droht den Angreifern des Klosters mit 
den ewigen Slrafen und verheisst den Beobachtern und Schittzern 
dieses Privilegs den gottlichen Segen und das ewige Leben. S4 ) 

In der Zeit zwischen dem6. Februar998 und Februar 999erliess 
Papst (Iregor V. eine andere Bulle zu Ounsten des burgundischen 
Klosters. (Iregor bestiitigt in dieser Bulle vollkommen die Stellung 
Cluny \ wie sie durch die Stiftungsurkunde ausgesprochen war, 
und besUttigt Odilo als Abt. Das Kloster soil mit seinem gegen- 
wiirtigen und zukiinftigen Besitze von der Herrschaft eines jeden 
Konigs, Bischofs, Crafen und anderer Fursten befreit sein, so 
dass Niemand nach dem Ableben Odilo's wider den Willen der 
Monche einen Vorsteher setzen konnte, sondern die Monche sollen 
Freiheit haben ohne irgend einen Fursten zuvor zu berathen, 
nach der Kegel des hi. Benedictus sich zum Abte zu wjihlen, 
wen sie wollen. 

Die Zehnden, die ehemals zu den Cluniacenser-Kirchen 
gehr>rten und neuerdings von irgendwelchem Bischof weggenommen 
wurden, spriclit Gregor den Cluniacensern vollstitndig zu. Durch 
andere schon bestehende oder noch zu errichtende Kirchen soil 
ihr Zehnden nicht geschmiilert werden, der Zehnde von den 
Weinbergen und dem andern bebauten Lande des Stifles solle 
zur Herberge Cluny'sgehoren. Nachdem der Papst noch die (Utter der 
Kloster Bomanm6tier und Piiterlingen liestittigte nimmt er die 
Besitzungen Cluny's feierlich in Schutz, wofur dem hi. Petrus 
der schon fruher iibliche Zins von 5 Solidi alle 5 Jahre abgegeben 
werden soil. 



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— 25 — 

Die Bulle schliesst mit den ubliehen Drohungen und Ver- 
heissungen. 35 ) 

Aber nicht genug! Auch Konig Kodulf III. von Burgund 
bestiitigte im Jahre 998 in zwei Urkunden die fruheren koniglichen 
Erlasse, ferner die Besitzungen und Schankungen fur Cluny, 
besonders in den Grafschaften Lyon, Vienne, Valence und in 
der Provence. 36 ) 

Es hat den Anschein als ob all' diese so feierlichen Verbote 
keine Wirkung gehabt hiitten. Schon urn das Jahr 1000 batten 
wieder machtige CJegner Cluny's in feindseliger Absicbt Castelle 
auf deni Klostergebiete errichtet, was denn audi durch Konig 
Robert von Frankreicb und dessen Oheim den Herzog Ileinrich 
von Burgund ausdrucklich verboten wurde. 37 ) Dieses Verbot 
hatte seine guten Folgen. Nach dem Tode des Herzog Heinrich 
von Burgund 1002, baute Graf Wilhelm von Macon in der Nahe 
Cluny's ein Castell, ura sich gegen den Graf-Bischof Hugo von 
Auxerre zu wehren. Wilhelm erkranktc plotzlich so, dass er 
keinen Schritt mehr gehen konnte, was der Chronist als eine 
Strafe des Himmels betrachtet. Hugo nahm nach einigen Tagen 
das Castell durch einen Handstreich und schleifte es giinzlich. 38 ) 

Nach diesem Vorfalle hatte Cluny fur einige Jahre verhaltniss- 
massig Ruhe. Aber gegen das Jahr 1016 wurden die Bedri'ickungen 
wieder sehr haufig, so dass Odilo eine eigene Gesandtschaft nach 
Rom schickte urn zu klagen, und Konig Robert, der sich damals 
in Rom befand, die Cluniacenser unterstutzte. Die hierauf erfolgte 
Bulle des Papstes Benedict VIII. ist sehr wahrscheinlich in das 
Jahr 1016 zu setzen. 39 ) Diese Bulle ist an 19 Erzbischofe und 
Bischofe Burgund's, Aquitanien's und der Provence gerichtet, in 
deren Bisthiimern Cluny verschiedene Kloster, Priorate, Zellen 
und andere Gi'iter besass, n&mlich an die Erzbischofe Burchard 
von Lyon, Burchard von Vienne, Walter von Besancon, an die 
Bischofe Walter von Autun, Stephan von Clermont, Fredelo von 
le Puy, Gaufred von Chftlon, Lambert von Langres, Gauslin von 
M&eon, Wigo von Valence, Harmann von Vivers, Pontius von 
Aries, Aribald von Uzes, Odulrich von St. Paul de trois Chateaux, 
Gerald von Gap, Petrus von Vaison, Eldebert von Avignon, Stephan 
von Carpentras, Almerad von Riez. 

(Fortsetzung folgt im n&chsten Hefte.) 



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-- 26 — 



Aninerkungen zur Vorbemerknng. 

! ) L. J. Ogerdias, Histoire de saint Mayol Abbe de Clunv. Moulins 
<fe Paris 1877. 

*) Dr. R. Loli man n, Forschungen zur Geschiehtc des Abtes Hugo I. 
von Cluny. Gottingen 1869. 

Dr. R. Neumann, Hugo I. der Heilige, Abt von Cluny. Frankfurt 1879. 

°) Dr. C. A Wilkens, Petrus dcr Ehrwiirdige. Leipzig 1857. 

Dr. P. Duparay, Pierre le Venerable etc. Chalon sur Saone 1862. 

4 ) Dr. M .Kerker, Wilhelm der Selige, Abt von Hirschau. Tttbingen, 
1863. pag. 105 sq. 

*) Hanptquelle ist die Biographie Jotsald's ilber die spater ausfnhrh'ch 
gehandelt wild. 

Der Verfasser gebraucht selir oft die eigene Worte Jotsald's, ohne dlesen 
immer ausdriicklich zu citiren. 



Annierknngen a a in erst en Cupfttel. 

! ) Pignot, Histoire de l'ordre de Cluny. I. p. 304. 

3 ) Der Bcweis, dass Odilo ein Mercoeur war, wird Bibl. Chin, not. Andr. 
Querc. col. 69 u. Mabillou Acta VI. 1. p. 554 sq. geleistet. Jotsald, vita Od. praef. 
sagt von Odilo's Vater Berald: „ . . . inter proceres Arvernonim nobilissimus,** 
von Odilo selbst: „ . . . nobilitatis stommate procreatus." Petrus Damiani, vita 
Od. I. „Beatus igitur Odilo Aruerniae ori.indus, ex equestri quidem ordine 
genus duxit." 

Dcr Name „ Odilo" wird in den gleichzeiti gen und splitercn Urkunden 
und Chrouiken verschieden geschrieben. Folgende Schreibweisen liessen sich 
ausfiudig machen: Ocdilo, Odclinus, Odillo, Odilus, Ogdilus, Oidelo, Oildo, 
Otelo, Oydelo, Oydelius, Udilo, Utilo, Uto, Vodilo. Die Schreibweiee nOdilo 4 * 
herrscht aber bei weitcm vor und zwar in den besten Quellen. 

P. Petrus Leclmer O. S. B. gibt in seinom Martyrologium des Benedictiner- 
Ordcns die Abkilrzung „01o," die sich aber urkundlic.h nicht nachweisen lfisst. 

Ueber die Ableitung und Bedeutung des Wortes „Odilo* gab Hen* 
Dr. Ernst Martin, Professor der gorman. Literatur in Strassburg dem Verfasser 
folgenden gUtigen Aufschluss: „Es ist dies ein sehwach flectierendes Deminutiv, 
eiue Koseform, uud wie die meisten dieser Art von ciuem zusaminengesetzten 
Namen so abgeleitet, dass an den ersten Worttheil die Ableitung mit dem 
Charakter O (N) antrat. Vgl. Curio vou Kuonrat, Heino von Heiniicb, Tbeudo 
von Theudorleh u. a. So ist auch Odilo von einem Namen abgeleitet, dessen 
erster Tbeil das abd. nodal war. Uodal stebt mit adal in Ablautverhaltniss ; 
bezeichnet dies das n Geschlecht, u so bezeichnet uodal den pGeschleehtsbesitz,* 
das „8tammgut." Welches der zweite Theil des Namens war, ist nicht sicher 
zu sagen, es ko'nnte — hard, rich oder ein ahnliches Wort gewesen sein. 
Vermuthlich iich = lat. rex der Herrscher, so dass „ Odilo" gleichbedeutend 
ware mit „Uodalrich," r Der Herrscher im Erbgute." Diese Erkliirung ist im 
ersten Theil ganz sicher, im, zweiten hftchst wahrsoheinlich." 

3 ) Kommt urkundlich vor in dem Stiftungsbrief Odilo's und seiner 
Verwandten fur das Kloster La Voulte. Mabillon, Acta VI. 1. p. 556 und 557. 

4 ) Der wahrscheinlieh vor dem Jahre 990 oder 991 erfolgt ist; denn 
Berald wird in der Schankungsurkuiide Odilo's fUr Cluny nicht crwahnt. 
Acta VI. 1. p. 555 sq. 

*') „honorabilis senior." 

") „vir bonae simplicitatis." 



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27 — 



') Gallia chr. II. col. 747. Er war im Jahre 1031 bereits gestorben. 
Mabillon, Annales IV. p. 371. 

fc ) War 990 oder 991 sclion todt. Urk. Odilo's fur Clunv. Acta VI. 
1. p. 555. 

p ) Gallia chr. II. col. G98 und G99. D'.escm Neffen, der auf des hciligen 
Odilo Veranlassung Priester wurde, widmete Jotsald seine Lebeusbeschreibung 
des hi. Odilo. Acta VI. 1. p. 555 und 597. 

10 ) Gall. chr. II. col. 747 und 748. Dieser Stephan war vielleicht vom 
Jahre 1051 bis 1052 Bischof von Clermont. 

") Gall. chr. 1. c. 

12 ) Acta 1. c. p. 614. Monumenta Germaniae SS. VII. p. 124 (Append, 
chron. Noval.) und Annates IV r . pag. 336. Uebcr dieseu Odilo wird ttbrigens 
nuten ausfiihrlich gehandelt wcrdon. 

'») Gall. chr. II. col. 705. 

M ) Cucherat, Cluny au onziemo sit'cle (I. od ) p. 24 und 25. 

") Gall. chr. II. col. 099 und 748. 

«*) Cucherat 1. c. p. 25. 

»') Gall. chr. IV. col. 908. 

'*) Gall. chr. II. col. 270. 

">) Gall. chr. IV. col. 9G8. 

*») Gall. chr. II. col. 482 und 483. Bibl. Clun. not. Andr. tyicrc. col. 
69 und Acta VI. 1. p. 554 sq. 

s >) Gall. chr. II. col. 707 und 708. 

M ) OalL chr. I. col. 93. II. col. 493 und ibid. Instrumenta col. 141 sq. 

Seiu Siegel befindct sich an eben eitirtor Urkunde. Ei zeigt eineu 
schreitenden Lowen, die Legende lautet: S(ignum) 0,'dilonis) DK MERCORIO 
DKCAN. BRIVATEX. Das Gegensiogel zeigt don Familienwappenschild mit 
4 Rachen und die Inschrift S1GILLUM SECRETUM. 

,s ) 8iehe die berc'ts citirte Stiftungsurkunde fiir la Voulte. Diese gibt 
wis am vollstandigsten die Eltern, Geschwiater und Neffen Odilo's an. Bei 
Ausfertigung dieser Urkunde im Jahre 1025 waren Odilo's meisten Bidder 
bereits gestorben. 

«) Pignot I. p. 304 sq. Art de verifier les dates II. p. 358, 362, 364, 470. 
25 ) Hoefer, Nouvelle Biographic Gencrale publico par Firmin Didot, 
Paris 1861 torn. 35. p. 38 sq. 

M ) „collo inaneipatus.* Jotsald. 

* T ) „0 piissiina Virgo et Mater Salvatoris omnium saeculorum, 
«b hodierna die et deinccps me in tuo servitio babe to, atque 
in omnibus meis causis, niisericordissima advocatrix, mihi 
semper adesto. Post Deum enim amodo nihil tibi praepono, et 
ultroneus in a e tern urn meipsum, tamquam proprium servum 
mancipatui trado." Jotsald. 

* 8 ) Urkundlich kommt Odilo als soldier vor um das Jahr 990 oder 991. 
Acta VI. 1. p. 555. Ebenfalls bei Jotsald I, 1. Pe f rus Damiani cp. 1. Sigebert 
<*emblae. bei Bouquet X. p. 217. — Das St.. Julianusstift iu Brioude war das 
ansehnlichste Collegium in ganz Frank rcich. Es durften nur adelige Herren 
aufgenommen werden, die Xhre edle Abkunft durch mehrere Generationen zurtlck 
beweiseu konnten. Die Canonici hiossen desshalb audi „Grafen von Brioude" 
Ucomites Briva tenses - ), lhre Anzahl war sehr gross, der Vorsteher hatte*den 
Abtstitel. Aus diesem Stifte gingen viele beriihmte Manner hervor, so z. B. 
ausser Odilo, der hi. Gallns Bischof von Clermont, Robert, Abt von Chaise- 



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-*^*»r 



— 28 



Dieu, Papst Clemens IV. (1204— 1208), Gregor IX. 0227—1241) und sehr 
viele BischOfe. Gall. chr. II. col. 467 sq. sq. — l)er heiliffe Jiilianus, von dem 
das Stift seinen Namen liatre, stammte aus einer eileln Familie von Vienne, 
war Soldat und wurdcam28. August im Jahre 304 bei Brioudo seines Glaubens 
wegen gemartcrt. Bolland. August, torn. VI. p. 169—188. 

") Jotsald I, 3. 

80 ) Abt Maiolus nennt Odilo in dessen Wahlurkunde (D* Achery, Spicilegium 
sive Collectio veterum aliquot Scriptorum. Ed. nova. Parians 1723 torn. III. 
p. 379) „beati quidem Petri prideui Clericum." Damit soil wolil die Abtei 
St. Petrus do Turre gcmeint scin, die denn auch zuni Capitel der Cathedral- 
kirche in le Puy gehBrte. Gall. ehr. II. col. 752. Diese Auuahmo gewiuut fast 
voile Sicherheit durch den Umstand, dass in der genannton Abtei ein Bnider 
Odilo's, der Propst Berald in le Puy, begraben wurde. Gall. clir. II. col. 751. 
Annal. IV. p. 371. 

S1 ) Gall. chr. II. col. 758. 

85 ») Gall. chr. IV. col. 1105 conf. ibid. p. 1038. 

NB. In einer Schankungsurkundo fur Cluny vom 30. November 9*fr 
wird ein Canonicus von Cbalon mit Namen Oidelo erwiihnt. Bernard und 
Bruel Recueil des Chartes de L' Abbave de Cluny (torn. I. Paris 1876; torn. 
II. ebend. 1880.) II. Nr. 1537. Galf. chr. IV. instrum. col. 226. Annal. III. 
p. 661. Ob das aber unser Odilo ist, daftir fehlen weitere Anhaltspunkte. 

ss ) Diese Zusammenkunft meldet Rodiilf Glaber, der in der ersten Halfte 
des elften Jahrhunderta unter Odilo Mftnch in Cluny war, in seiner „Vita 
8. Guillelmi Abbatis - cp. 18 gedr. in Acta VI. 1 p. 292, aber ohne Zeitangabe. 
Chevallier, Le venerable Guillaume, Abbe* de saint-Benigne de Dijon, 1875 
p. 48 sq. und nach Xhm die Zeitschrift r Studien und Mittheilungen aus dem 
Benedictinor-Orden u 1882, III. Jahrgang, II. Band, pag. 368 nehmen an, dies 
sei auf der Reise Wilholm's nach St. Saturnin bei Avignon geschehen. Da 
Wilhelm ein und ein halbes Jahr in St. Saturnin blieb, knrze Zeit dann nach 
seiner RUckkehr nach Cluny in St. Benignus sich niederliess, was im November 
989 gesrhah, so fallt seine Zusammenkunft mit Odilo wahrscheinlich in das 
Jahr 987 oder 98*. 

M ) Joteald I, 14. Planctus Jots. Bibl. Chin. col. 330. 

Rodulf Glaber, vita S. Guillelmi Abbatis cp. 18, in Acta VI. 1. p. 992. 
Odilo selbst spricht mit der grtfssteu Achtung von Wilhelm in seiner 
vita S. Maioli, Bibl. Clun. col. 286. 

3: ) . . . „divina dispositione is de quo loquimur, ante eura adducitur,* 
sagt Jotsald. 

s «) Wer denkt hier nicht an Marc X. 21 „ Jesus autem intuitus enm, 
dilexit eum u ? 

37 ) Diese Urkunde ist ohne Datum, gehort aber in diese Zeit. Acta VI. 
1. p. 555 sq. Sie ist von Odilo's Mutter, einigen seiner Brilder und andern 
unterschrieben. 

»*) Bibl. Clun. col. 282. 

88 a) Den Namen Cluny suchte sich Rod. Glaber, hist. Ill, 5 so zu 
erklaren: „ Elegit (scl. institutio iam pene defessa) sibi sapientiae sedem, vires 
collatura ac fructificatura germine multiplier in monasterio scilicet cognomento 
Cluniaco, quod etiam ex situ ejusdem loci adclino atque humili tale sortitum 
est nomen: vel etiam, aptius illi eongruit, a cluendo dictum, quoniam cluere 
crescere dicimus." (Bouquet X. p. 29. Bibl. Clun. col. 7. not. col. 11. 

Der hi. Petrus Damiani -sagt liber den Namen Cluny: „Hoc quippe 
vocabulum ex clunibus et acu componitur, per quod videlicet arantium bourn 
exercitium designatur. Bos enim in clunibus aculeo pungitur ut aratrum trahat 
et arua pruscindat. Illic enim humani cordis ager excolitur, vnde eeges ilia 



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— 29 



«olligttur, quae promptuarii caelestis acdibus insarcitur. Illic aculeus ille bobus 
infligitur, tie qno superbienti adluic Saulo dictum est: Durum est tibi contra 
stimulum caleitrarc* etc. Epist. lib. VI. ep. 4 ad Ugonem Abbatem Clun. 

sp ) Hugo von Flavigny, chron. Virdun. (eine sehr gutc Quelle) Mon. 
Germ. SS. torn. VII 1. und Bouquet X. p. 206. Dasselbe J«hr ergibt sich auch nach 
Jotsald und Petrus Damiani. 

NB. Die Gallia cbr. IV. col. 1128 sagt, Odilo sei schon 990 Abt von 
Cluny gewesen und beruft sich auf eine 990 gehaltene Synode zu Anse bei 
Lyon, auf weleher audi Odilo war. Aber mit Unrecbt, diese Svnode wurde 
erst circa 4 J a lire spiiter gebalten. Hefele, Concil. Geseh. IV. p. CI 2. 

40 ) „Iam sumto habitu videres nostram ovem inter alias primam opere, 
extremam ordine, aeternae viriditatis pascua requirerc, lncernarum ministeria 
concinnare, infantum custodiendorum excubiaH observare, pavimenta verrcre et 
qnaeque vilia officia huniiliter pemgere. - Jotsald. 

4t ) In diesem Jabre kommt Odilo zum ersten Male urkundlicb als Abt 
vor. ^Cluniacum ubi domnus Odilo Abbas praeest 4 * in Acta V. p. 78 1 Nr. 51. 
<*onf. Anual. IV. p. 73. Audi in den .Jain en 992 und 993 wird in Urkundcn 
Odilo neben Maiolus Abt genannt. Acta VI. 1. p. 558 Nr. 9 und 10. 

4i ) Petrus Voaerabili* (9. Abt von (tinny) in einem merkwurdigen Briefe. 
lab. I. epist. 28 in Bibl. Clun. col. 657 sqq. besonders col. 062 und 663. 

«) c. 16. X. de regul. III. 31. 

44 ) Acta VI. 1. p. 558 Nr. 10 „ . . . Cluni locus, cui domnus et reve- 
rendissimus pater Odilo praeest iussione sancti patris Maioli. u * 

4 'J Acta V. p. 781 Nr. 50. 

4 *) Opuscul. XXXIII. cp. VI I. wo statt der Namcnsform Aymarius, 
Marcuardus gebraucbt ist. Acta V. p. 324 und p. 768. 

*") r Instante vero mortis articulo domnum Odilonem sibi suecessorem 
digit, atque proprias oves Domino et sibi reliquit.* 4 Jotsald. 

4b ) Aus dieser Zeit stammt die Wablurkunde Odilo's. Sie istzwarnicht 
d.itirt, aber dcr terminus a quo wird durch die Unterschrift des Kfmigs Kudu 1 
von P»urgnnd gegeben, namljch April 993, der terminus ad quern (lurch die 
Unterschrift des hi. Maiolus. Vollstandig ist diese Urkunde gedruckt in: 
D* Achery, Spicilegium sive collectio vctcrum aliquot Scriptoruui ed. nova. 
Parisiis 1723, torn. III. p. 379. 

45 ) Die Gallia cbr. IV. col. 1056 sq. bestreitet, dass es damals oiuen 
Bischof Hugo in Milcon gab, sie nennt ihn Milo. Durch die Un*ersehrift Hugo's 
a.uf der zweifellos achten Wahlurkunde Odilo's diirfte diese Frage als entschiedeu 
zu betrachten sein. 

4 **a] War von Abt Maiolus znerst zum Prior dieses Klosters bestellt. Er 
restaurirte das vernachliissigte Kloster, wurdo dort Abt, ve mehrte dessen Besitz 
und zog sich spiiter wicder in sein Mutterkloster Cluny zurilck, wo er am 
13. September 1006 im Rufe der Heiligkeit starb. Gall. cbr. VII. col. 289. 

*°) Diese alle unterschrieben die bei dor Wahl abgefasste Urkunde. 

5I ) Odilo war der erste, der sicli seinen Nachfolger nicht selbst bcstimmte, 
^ondern seinen Mimcben vollstandigo Walilfreiheit nach seinem Tode liess. 

5i ) Bibl. Clun. col. 9. Bernard und Bruel I. Nr. 277. 

*») Acta V. p. 317 Nr. 2. und Bernard und Bruel Nr. 523; cf. Bill. 
Clun. col. 1618. 

w ) Bernard und Bruel I. Nr. 729; II. Nr. 883. Acta V. p. 323 Nr. 17; 
cf. Bibl. Clun. col. 1619. 

5i ) Cf. Acta V. praefatio pag. XXII, Ueber die Abts- und Bischofswahlen 
im X. Jabrhundert. 



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- 30 



5 *) Das spricht die Wahlurkunde selbst aus mit den Worten : „nc insolentia 
nostrae infirmitatis Ordo deterescat et repulsam in aliquo patiatur." 

57 ) P. Carl Brandes O. S. B. Kegel des heil. Vaters Benedict. Deutscb 
naeh der Originalausgabe von Mont© Casino. Einsiedelu 1856. 

3fc ) „Et ne teehnam alicuius excusationis praetendat, (nam sicut qui* 
indigne ad regimen incautus adspirat, ita si quia dignus refugit, merito constrin- 
gendns habetur), consilium episcopomm et abbatum adhibuimus." 

59 ) „reluctans et ultra quam credi possit invitus." 

60 ) Maiolus hatte Odilo znr Annahme der Wahl durch den Befehl dea 
Gehorsams gezwungen. Ersterer sagt selbst in der Wahlurkunde : „ . . . vinculis 
obedientiae adstringimus et Abbatem unanimiter omnes proclamamus. 1 * 

61 ) Vita s. Maioli von einem Unbekannten Bibl. Clun. col. 1785. 

Nacb der Vita s. Maioli von Syrus HI. 19 sagt Maiolus: „Iesun> 
sum in urn pastorem bunc habebitis protectorem." Acta V. p. 809. 

cf. Acta VI. 1. p. 560 Nr. 12. 

ej ) Audi in dem altesten Nekrologium des Benedictinerstiftes Ma-ria 
Einsiedeln ist der Tod des hi. Abtes Maiolus auf den 11. Mai vcrmerkt. Msc 
Nr. 319 p. 8. Der Eintrag ist gleiclizeitig. 

63 ) Ademar v. Chabanne in Mon. Germ. 8S. IV. p. 129 und Bouquet X. 
p. 145: ^invitus pro eo (Maiolo) electus tain ab ipso Ugone, quam a cunctar 
congregatione, Odilo. 1 * 

InderAusgabe der Mon. Germ. 1. c. stcht statt „Ugone, u „Odone, a was 
aber entschiedefi falscb ist und dem ganzen Zusammenhang widerspricht. 
cf. Acta VI. 1. p. 500 Nr. 12. 

M ) Auf die Reibenfolge der Unterschriften ist wohl zu acbten. Letaldus, 
Walter etc. haben erst nacb den Cluniacenser-Monchen, also spate r als 
diese untcrschrieben. Mabillou hat, wie es scheint, dicsen Umstand nicht 
beachtet, cf. Acta V. p. 781. Die Wahlurkunde Odilo's hat den gleicben 
Wortlaut wie die des hi. Maiolus, ebenfalls bei D. Achery 1. c. p. 374 und 
375. Bernard und Bruel II. Nr. 883. 

fl3 ) Chronolog. Clun. in Bibl. Clun. col. 1620 und Chronic. Clun. 1. c. 
col. 1637. Willclni. Godell. chron. bei Bouquet X. p. 620. Richard, Histoire 
des Dioect^scs de Besancon et de Saint-Claude. Besancon 1847. torn. I. p. 206 
und 207. 

NB. Die oben citirte Chronologia Clun. i*t eine sehr gute und Odilo 
gleichzeitige Quelle*, cf. Bernard und Bruel I. Preface p. XVII. sq. 

C6 ) Dies 8cliHessen wir aus Petrus Dam inn i, vita S. Odilonis cp. 2. (Bibl. 
Clun. col. 317.), woraus bervorgeht, dass Odilo ebensolang Priester als Abt war. 
NB. Aus Jotsald, Petrus Damiani, Hugo v. Flavigny, Bibl. Cluu. ergibt 
sich ebenfalls das Jahr 994 als Zeitpunkt der definitiven Abtwahl. Manche 
gleichzeitige und spatere Chronisten baben die zeitlich wohl auseinanderzuhaltenden 
Momeute dor Wahl Odilo's als e i n e n Act genommcn und bezeichnen desshalb 
die Zeit des Antritts der Regierung verschieden, je nachdem sie das ersto oder 
zweite Moment als eigentliche Wahl und damit als Anfaug der Regierung Odilo's 
auffassen. Alle aber geben einstimmig die Regierungsdauer auf 56 Jahre an, 
und zwar nach Jotsald und Petrus Damiani, obwohl diese Zahl nicht ganz 
genau ist. 

fl7 ) Diese Verse sind gedruckt in Acta VI. 1. p. 559 und 560. Das Msc. 
befindet sich in der Bibliothek der modicinischen Schule zu Montpellier und ist 
mit Nr. 68 bezcichnet. Catalogue general des Manuscrits des Biblioth&ques 
publiqucs des Departemcnts etc. Paris Impr. nat. 1849, p. 310. cf. Pertz, 
Archiv etc. Bnd. VII., p. hi. 

«*) I, 5. 



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31 — 



r ) So Alban 8tolz in seiner Legende 1. Januar nach Jotsald. 

'") Acta VI. 1. p. 591: n 8olitus dolor ventris." 

Jotsald I, 14: »diuturni cruciatus et antiquissimi dolores." 

Cf. Jotwdd 1, 12; I, 15; II, 9; II, 12. 

TI ) Jotsald 1, 13. „ut iocundi eiat habitus.* 1 

•*) Vita Ysarni. Aeta VI» 1. p. 538: „eilieio asperrimo ad carnem semper 
indnebatur (scl. Ysarmis) usum femoralium omnino non habebat, nisi eura apud 
Clnniacum scmcl cum femoralibns et staminio sanctus Odilo violenta caritate 
vestivit, quae Massiliam red i ens ilico deposuit. Holebat autem euin beatus Odilo 
dom sinuil reeumberent, arnica quadain contentione vocare hypocritam, oo quod 
speciem hnmanae communisque conversation is praetenderet, et se ultra omnc* 
fere homines fame et acrumnis variis eruciaret." 
Cf. S. Keg cp. 55. 

:s ) So bei Jotsald I, 8: „Ego magis volo do misericordia 
misericord iter iudicari, quam de crudclitate crudeliter 
d a m n a r i. •* 

Bei Petrus Damiani (Bibl. Clun. col- 318) hat er folgcnde Fassung: 
„Etiamsi damnandus sim nialo tainen de misericordia, quam ox duritia vel 
crudelitate damnari." So ging der Spnich in vicle Chroniken, z. B. Chron. 
Turon. Bouq. X. p. 281 Uber. Aber die Jotsald'sche Fassung des Grundsatzes 
ist die urspriingliche, ferner stimmt sie mehr zur Natur Odilo's als die Auf- 
fassung bei Petrus Damiani. 

In einem dem hi. Johannes Chrysostomus zugeschriebenen, aber Ton 
einem andwn Verfasser herruhrendem Werke: Eruditi Commentarii tn Evangelium 
Matthaei. Homil. 43 in caput Matthaci 23, (Paris 1633 torn. II. p. 156), tindet 
Rich ein ahnlicher Aussprach : „Nonne melius est propter misericordiam ratiouem 
dare, quam propter crudelitate m?* 

u ) Z. B. Chronolog. Clun (Bibl. Clun. col. 1620): ^misericordissimus 
Pater Odilo.* 4 

Bernard. Ordo Clun. bei Herrgott, Vctus disciplina mouastica p. 854 : 
, Beatus namque Odilo vir plane misericordiae." 

:} ) Uirter Odilo's Nachfolger Hugo lebten allein in Cluny mehr als 
zweihandert Monche. Consuet. Udalr. I, 12. (Migne, lat. torn. 149 col. 6C0.) 
Um das Jahr 1155 wareu dort 460 (Bibl. Chin. col. 1651) und bis zum grossen 
Sterben i. J. 1346 .gewohulich 260 (Bibl. Clun. 1706). 

Jotsald gibt die Zahl der Monche unter Odilo nicht ausdrilcklich an, 
Jondern gpricht nur von einer n vastitas nobllissimac congregationis tt und von 
einer „ampla familia." (Praefatio.) 

Cfr. zum Ganzen Bibl. Clun. Notae col. 14. 

«) Jotsald I, 11. 

:7 ) BischOfe, Fttrsten, adeligo Herren befanden sich in grosser A men hi 
in Cluny. 

cfr. Adalberoni9 Carmen v. 39 bei Bouquet p. 65. 

u ) Z. B. Reginbald, cf. unten. 

*) Rodulf Glaber, hist. III. 3 und IV. 7 bei Bouquet X. p. 29 und 52, 

fc0 ) Z. B. Gregorius von Ninovc an der Dcnder, sttdostlich von Gent in 
Osrflaudern. (Jotsald I, 16.) 

8l ) Jotsald I, 11: „ex multis partibu9 disparibusquo moribus in unum 
corpus collegit.* 

") Jotsald I, 11. 

Fulbert schreibt in einem Briefe an seinen Freund O. (ist aber nicht 
Odilo) sehr anerkennend und voll Ehrerbietung Uber Odilo, den er „mona- 
caorutn archangelus" nennt. Migne, lat. torn. 141 col. 251. 



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— 32 — 



NB. Der hi. Petrus Dainiani ahint also bios Fulbert nach, wenn or den 
Abt Hugo von Cluny aucli „Erzengel tier Monche" nennt. Eplst. lib. VI. ep. 4. 
Jotsald I, 11 schreibt: „0 quam iocuudus inter alios proeedebat, quam 
festivus in illo saneto ehoro medins stabat, a dextris et a sinistris prospiciens 
-coronam novellao plantations, memor illius versiculi Davidici carminis: Filii 
tui sicut novellae oli varum, in circuitu mensae tunc." (Ps. 117, 3.) 

feS ) Adalbero. Carmen v. 115. Bouquet X. p: 67. 

*») Bouquet X. p. 440. 

fti ) „Hac sola in re ansterus" wie Mabillon sagt Acta VI. 1. p. 583 Nr. 108. 

Odilo beklagte oft den Neid und die Eifersucht maneher Miinehe: „Heu 

proh dolor quoniam naevuin invidentiae licet in ceteris grassetur hominibus, 

tamen in sinibun aliqnorum monachal iter vivere professis cubile sibi locavit." 

Kodulf Glaber, hist. V, 1 Bouquet X. p. 57 und Bibl. Clun. col. 339. 

8 *) Pardiac, llistoire de saint Abbon. Paris 1872. pag. 534. 

«) Jotsald II, 7. 

tb ) Natfirlich hat Odilo zu seinen Mtfnchen nicht in Versen gesprochen, 
sondern Jotsald hat die Worto Odilo's nach seiner Art, gerne einige Verse ein- 
zustrenen, wiedcrgegebem 

In diesen Versen hat Jotsald den Vergil beutttzt, Aeneid. I, 204. Auch 
Horaz Od. I, 7 klingt an. 

l9 ) Das Evangelium des Quatember-Mittwoch im Advent war schon danials 
wie noch jetzt Luc. 1, 2G — 38, das erzahlt, wie der Erzengel Gabriel der a'ler- 
seligsten Jungpfrau Maria die Menschwerdung Jesu Christi verkiindete. 

i'°) Jotsald II, 16 und 18. 

P1 ) Z. B. Jotsald II, 11 bei der Rlickrelse: „ad Alpes Jovinas tendens, 
iamque arduum iter conscendens. 4 * 

Dieser Pass war besonders von den Reisenden aus Westdeutschland, 
Lothringen, Ostfrankreich, England, selbst aus Scandinavien und Island am 
haufigsten beniiUt. Bei den Schriftstellern bis in's spate Mittelalter heisst der 
grosse St. Beinhard durchweg „Mons Jovis, a woil auf der Passhohe ein dem 
.luppiter geweibtes Heiligthum stand. Seinen christlicbon Namen hat er vom • 
heiligen Bernhard von Menthon, der i. J. 1)72 das i. J. 940 von den Sarazenen 
zerstorte Hospiz wieder erneuerte. 

Ueber den grossen St. Bernhard war auch Abt Maiolus gezogen. 

Dr. E> Oeblmann, *Die AIpoupKsse iin Mittelalter, u I. Tbeil im Jahrb. 
f. Schwciz. Gesch. III. Band 1878, p. 231 sq. 

P. Laurenz Burgener, der hoiligc Bernhard v. Menthon etc. Zweite 
Auflage. Luzcrn 1870 p. 59. 

92 ) Dr. E. Oeblmann 1. c. aus Mon. Germ. SS. X. p. 306 sqq. cf. 
P. Laurenz Burgener 1. c. p. 134, sqq. „I)ie Getahren des grossen St. Bern- 
hardsberges." 

M ) ^Consuetudines Cluniaeenses." Die Vortreft'lichkeit dieser Consuot. 
ist «. a. besonders im Prolog zu den Constitutionen von Hirschau ausgesprochen. 
Herrgott, vetus discipl. mon. pag. 375 sq. 

* 4 ) Bibl. Clun. col. 2 „ibique Monachi iuxta regulam B. Benedicti viuentes 
congregentur.'* 

9i ) Z. B. cf. Bulle von Papst Agapet II. vom Marz 949 bei Bouquet 
IX. p. 220. 

ert ) Vita S. Odonis auct. Joanne liber III, 12 in Acta V. p. 170. 

*') Acta IV. 1. p. 210, 215. „Saiut Savin sur la Gartempe." 

9fc ) Es ist das „Capitulare Aquisjrranense de vita et conversatione 
Monachorum," das Benedict v. Anianc im genauen Auschluss an die Kegel des 



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33 



hi. Benedictus unter Verwendung seiner dureh persfinliche Anschauung ge- 
wonnenen Erfahrungen dem Kaiser Ludwig d. Fr. zur Genehmigung unter- 
breitete i. .). 817. Gedr. bei Hdrrgott. Vetus disc. p. 23 sqq. Mon. Germ. Leg-. 
L p. 200 sq. 

Uebersetzt imd besprocben bei: P. J. Nicolai, der hi. Benedict, Grllndcr 
von Aniane nnd Comelimiinster. Koln 1865, pag. 143 sq. 149 sq. cf. Hefele, 
ConciL Geseh. Bud. IV. p. 23 sq. 

*») Rod. Glaber, hist. Ill, 5 Acta V. p. 90 und 91. 
»*>) Acta V. p. 70. 
">») Acta V. pag. 158 und 159. 

IW ) Mabillon in Acta V. an den obenangefUhrtcn Stellen. Herrgott, Vetus 
disc. p. 14. 

Benedict hiess namlich vor seinem Eintritt in den Benedictinerorden 
Vitiza. Er war geboren urn das Jahr 745, trat i. J. 773 in das Kloster des 
hi. Sequanus (St. Seine, bei Dijon in tturgund) ein, starb i. J. 821. P. J. Nicolai, 
der hL Benedict etc. p. 12 sq. 
»«) Acta V. p. 70 Nr. 9. 

»«) Histoire lit. de la France torn. VII. p. 596. 
»«*) Annal. V. p. 220. Mon. Germ. 88. XII. p. 267 not. 43. 
,0 *) Zur Orientirung client vortreffiich : Friedrich Hurter, „Gescliichte Papst 
Innocenz III. und seiner Zcitgenossen. 1 * Bnd. IV. ^Cluniacenser" p. 203 ff. 
Pignot II. „coutumes monastiques de Cluny tt p. 373 sqq. 
M. Kerker, Wilhelm der 8elige, Abt von Hirschau. S. 218. ff. 
w) Discipl. Farf. bei Herrgott p. 84. 
Ordo Chin. v. Bernard bei Herrgott p. 353. 
Consuet. antiq. v. Udalrich bei D'Achery, Spicileg. I. p. 664. 
,te ) Discipl. Farf. b. Herrgott, p. 84. 
l «) Discipl. Farf. b. Herrgott p. 39. cf. p. 83., 

"•) Martene & Durand, Thesaurus novus anecdotomm torn. V. Paris 1717. 
p. 1585 (Dialogus inter cluniacensem Monachum et cistercienscm de diversis 
utrinsqne Ordinis observantiis). 

*") Bernard, Ordo Clnn. bei Herrgott, p. 353. 
NB. Wir haben eben auf eine Stelle aus dem Dialog zwischen einem 
Claniacenser und einem Cistercienser hingewiesen. Sie lautet: 

„Cloniacen*is. 
Quare dixisti, qui nesciuntur (namlich die Autoren der Consuet. Clun.) 
cam 8. Odilo et S. Maiolus nostram consuetudiuem ordinaveriut. 44 

„Cistercionsis. 
Ubi hoc legitur? in libro consuetudinis nou invenitur, nisi quod unain 
solam consuetudiuem non incongruam 8. Odilo constituit: hanc scilicet, quod 
monachus foedo et flagitioso crimine lapsus occulte puniatur si aliquo modo 
ocealtari possit. Ego qui in ordine illo fui, a senioribus quaerens audivi, quod 
Claniacenses mutuaverunt eum a c[uodam monasterio mediocri, quod postea 
*ubdituni est illis, quia tamen fuerit auctor monachi certant, et adhuc sub 
judice lis est.** 

Der Cistercienser bringt allein in dieser kurzen Stelle zwei 
Unwahrheiten, denn erstens hat der hi. Odilo noch andere Gebrftuche ein- 
gefuhrt, wie wir oben nachgewiesen haben, und zwoitens kannte man in Cluny 
die Autoren der Consuet. sehr gut, denn in diesen (wie in der Lebens- 
beschreibung Odo's) sind sie genannt. 

Dieser Dialog, der zwischen 1153 und 1174 entstand, ist kcine 
nurerlissige Quelle fttr das Klosterleben in der ersten Hillfte des XI. Jahr- 
fcunderts. 

3 



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34 — 



Und trotzdem schildert Dr. Paul Ladewig in „Poppo von Stablo" Berlin, 
1883 p. 11 sq. „das regulare Leben in dcr ersten Halfte des XI. Jahrhunderts 4 * 
nach dieser unzuverlassigen St re it sch rift, sagt zuvur noch sogar: „Wir diirfen 
nicht fttrchten, dass die Untersnchung zu wenig kritisch wilrde. In fiinfzig 
Jahren ist, wie gesagt, kaum eine Veranderung zu coustatiren und fiinfzig Jahre 
frtihcr kdnnen wir jedeufalls sehen, dass das regulare Leben ganz ahnlich 
gewesen sein muss. Mehr zu geben verhindert die Mangel haft igke it des Materials 
und selbst das geringe noch vollig auszunutzen liegt weder in meiner Absicht, 
noch in den Grenzen der vorliegenden Arbeit." 

Dagegen sei uns gestattet folgendes zu beraerken: 

1. Darf man die an und fiir sich schon unzuverlassige Streitscbrift 
„Dialogus etc." nicht flir eine Scbilderung des regularen Lebens in der ersten 
HSlfte des XL Jahrh. gebrauchen, weil genannte Schrift nicht wie Dr. Ladewig 
glaubt fiinfzig, sondern voile hundert und noch mehr Jahre nach der ersten 
Half:e des XL Jahrh. entstanden ist. Ferner wurde.der Dialog abgefasst, uach- 
dem in Cluny die durch Abt Pontius v. Melgueil verursachten Wirren das 
dortige regulare Leben fiir einige Zeit verwirrt Imtte. Sie auf unsere Zeit an- 
wenden wKre in der That ein Anachronismus. 

2. Ist das Material fiir eine derartige Arbeit durchaus nicht mangelhafi. 
Man hat die verschiedenen Bearbeitungen der Consuet., ferner die Lebens- 
beschreibungen der Clun. Aebte, auch sind die Briefe des Abtes Petrus Venerabilis 
wahre Fundgruben auch flir friihere Gewohnheiten, besonders der oben Note 
42 citirte. 

Ferner benutzt Dr. Ladewig zu seiner Scbilderung das Pamphlet des 
Bischofs Adalbero v. Laon (Bouq. X. p. 65 sqq.) obwohl er sagt : „Dass solche 
Schilderungen wirklichen Thatsachen entsprachen, wird wohl freilich Niemand 
behaupten wollen. - 

Uebrigens befinden sich in dcm I. Absclinitt „Cluny und die Cluniaeonser 1 * 
noch manche falsche Behauptungen, die wir aber einem, der vom Ordensleben 
nicht die geringste Ahnung hat, zugute halten nitissen. 

"») Acta VI. 1. p. 483. Mon. Germ. SS. VIII. p. 391. Annal. IV. p. 328. 

1,a ) „Es ist eine ganz auftallende Erscheinung, dass dem heiligen Benedict 
kaum irgend etwas Andcrcs so sehr am Herzen lag als das „Opus Dei," wie 
er es gewohnlich nennt, oder das Chorgebet, dessen genauester Anordnung er 
nicht weniger als den fiiiifrcn Theil aller Capitcl seiner ganzen Kegel widmete. 44 
Ein Versuch zu Considerationen etc. besond. Abdruck aus der theol. prakt. 
Linzer-Quartalschrift VII. Jahrh. III. Heft. p. 20 und 21. 

»♦) Rod. Glaber, hist. Ill, 3. Bouquet X, p. 29. 

,15 ) Rod. Glaber, hist. V. 1 Bouquet X, p. 59. 

"•) Rod. Glaber, hist. III. 3. Bouquet X. p. 29. 

11 7 ) Alfonsi Regis Hispaniarum ad Hugonem Abbatem Cluniacensem epistola 
bei D'Achery, Spicilegium Tom. III. Paris 1723 pag. 407 sq. Am Schlusse 
dieses Briefcs sagt der Kftnig: 

„De Romano autem officio quod tua jussione accepimus, Fciatis nostram 
terram admodum desolntam esse, unde vestram deprecor Patemitatem, quatenus 
faciatis lit Domnus Papa nobis suum mittat cardinalem, videlicet Domnum 
Giraldum, ut ca quae sunt emendanda emeudet, et ea quae sunt corrigenda 
corrigat. Vale." Dieser Brief stammt aus dem Jahre 1070. 

,18 ) Labbe, Sacrosancra Concilia torn. IX. col. 897 sq. 
Annal. IV. p. 369 sq. 

"») Migne, lat. torn. 141 col. 1287 sq. 

aao ) Gallia chr. XII. Instrum. col. 266 sq. 



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35 — 



Antnerkuugeu sain swellen Capltel. 

') Sigebert. Gombl. chrou.: „miro religionis fervorc rexit et provexit.* 
Mon. Germ. SS. VI. Bouquet X. p. 217. 
*) Jot*ald, praef. 

s ) In dein sogon. Testam3nte Wilhelm's. Bernard und Bruel I. Nr. 112. 
BibL Clun. col. 1 sqq. Bouquet IX. p. 709. Acta V. p. 78. 

«} Jaffe Keg. Pont Nr. 2741. Bernard und Bruel I. Nr. 371. 
3 ) Jaffe Nr. 2744. Bernard und Bruel I. fir. 391. 
«) Jaffe Nr. 2747. Bernard und Bruel I. Nr. 401. 

'J Jaffe Nr. 27G4, 2754, 2755. Bernard und Bruel I. Nr. 478, 479, 480. 
*) Jaffe Nr. 2759. Bernard und Bruel I. Nr. 483. 
*) Jaffe Nr. 2798. Bernard und Bruel I. Nr. 736. 
,0 J Jaffe Nr. 2880. 

») Bernard und Bruel II. Nr. 1247. 

12 ) 965. 12. Mai fur PKterlingen. Stumpf, Kaiaerurkunden Nr. 361. 
967. 16. Juli bestfitigt die Scbankung der Capelle St. Maria bei Pavia 
dtircli einen gewissen Gaidalf an den Abt Maiolus von Cluny zur Krrichtung 
ernes Benedictiner-Klosters (des sp&teni St. Maiolus-Klosters) dasclbst. Stumpf 
Nr. 428 und 426. 

969. Juli 8. Urkunde ftir Cluny und das St Sabiuuskloster. Bernard 
^und Bruel II. 1262. cfr. Stumpf 470. 

ca. ann. 962—973 Schankungsurkunde fur Cluny. Bernard und Bruel 
II. 1143. 

,s ) 973. Juli 25. Urk. fUr PKterlingen. Ilidber, Scbweizerisches Urkunden- 
register. 1105. Stumpf 599. 

983. Juni 15. Urk. fur PHterlingen. Hidber 1126. Stumpf 854. 
») 986. October 25. Urk. fur Paterlingen. Hidber 1139. Stumpf 898. 
NB. Ueber die Urkunden der Ottonen fur Cluny bezw. dessen KUister 
vgl. Acta V. p. 769. 

») Bernard und Bruel I. Nr. 285. 

»«) Bernard und Bruel I. Nr. 622. Bouquet IX. p. 696. 
ir ) Bernard und Bruel II. Nr. 1052. 
") Bouquet IX. p. 700. 
«) Bouquet IX. p. 576 sq. 
*•) Bernard und Bruel 1. Nr. 499. 

*•) Bernard und Bruel I. Nr. 688. Audi in Bibl. Clun. col. 275 aber schlecht. 
M ) Bernard und Bruel I. Nr. 763. 
") Bernard und Bruel II. Nr. 980. 
**J i. J. 947—948 Bernard und Bruel I. Nr. 707. 
i. J. 953. 1. c. Nr. 842. 
L J. 956. 1. c. l\. Nr. 1000. 

«) i. J. 962—963 Bernard und Bruel II. Nr. 1139. 
*«) i. J. 966. Bernard und Bruel II. Nr. 1198. 
* 7 ) Bernard und Bruel I. Preface p. XIV. sq. 

Mabilloiiii Itinerarium Burgundicum Anni 1682 in Ouvrages Postbumes 
de D. Jean Mabillon et de D. Thierri Kuinard, torn. II. Paris 1724 p. 21 sq. 
**) Jaffe Nr. 2741. 
*>) Bernard und Bruel I. Nr. 523. 

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— 36 — 

8 °) Bernard und Bruel I. Nr. 622. Bouquet IX. p. 696. 

«) Jaffe Nr. 2880. Bernard und Brael 11. Nr. 1247. 

M ) „ . . . Burehardus Lugdunensis ecclesie prcsul, fed us voluit inire 
nobiscum et cum monacbis nostris Deo no bi scum militantibus, et conventionem 
babuit ut si ei de terra beati Petri apostoli aliquid largiremur ad usum tantum 
vite eins, nobis adiutor et defensor existeret suis omnibus diebus, et custos et 
advocatus, spesque tidissima ex omnibus rebus quas in Viennensi pago habemu8. u 
Bernard und Bruel II. Nr. 1508, welche diese Urkunde in die Jahre 
979 bis 994 setzen. 

S3 ) Mansi, conciliorum amplissima collectio. Florenzl759 torn. XIX. 
p. 99 sq. Ueber die Zeit dieser Synode Suppl. zu Mansi torn I. p. 1197. Die 
Synodalacten von Anse wurden zum ersten Male gedr. in Martene und Durand, 
Thesaurus novus aneedotonrm torn. IV. col. 73 sq. 

Auf dieser Synode unterscbrieb Odilo aucb eine Uiknude des Erzbiscbofs 
Teubald von Vienne und zwar zuerst nacb den Bischftfen. Die letzte Unterscbrift 
ist: Gundulfus poety. J. c. col. 78. cf. Gall. cbr. XVI. col. 16 sq. 

m) Jane Nr. 2980. Aucb bei Migne lat. torn. 137. col. 932 sq. olme 
Datum, stammt wabrscheinlicb aus Febr. 998, weil in dieser Zeit Gregor V. 
Otto III. und Odilo beisammen waren. 

«) Jaffe Nr. 3136. Hidber 1173. Schweiz. Geschicbtsforscbor HI. 1820. 
p. 27 sq. 

Der Beweis, dass diese Bulle Gregor V. zugebort und in die Zeit vom 
6. Febr. 998 bis Februar 999 fallt, ist bei Steiudorff, Jahrb. d. D. R. unter^ 
Heinricb III. Bd. I. p. 491 sq. 

»«) Acta VI. 1. p. 561 Nr. 18. Annal. IV. p. 125. 

»") Acta VI. 1. p. 561 Nr. 21. Vollstandig gedruckt bei Bouquet X. 
p. 611, wo das datum lose Privileg in die Zeit urn das Jahr 1026 angesetzt 
wird, w&hrend Mabillon, 1. e. es um das Jahr 1000 ansctzt. 

In dieser Urkunde sind audi die Gcbietsgren/.en Cluny's angegeben: „* 
civitate Cabilonensi et Matiscensi et monte Algoio et castro Chedrelensi et; 
monte S. Vincentii." 

Pignot I. p. 388 iibersctzt: „Ces confins s'etendaient, du nord au midi r 
sur le territoiro des cites de Cbalon et de Macon qui e'tait borne par la Saone , 
de Pou est a Test, depuis Montgely, dans la paroisse de Saint -Sympborien-des- 
Bois, jusqu'au cbateau de Chedde ou de Pressy-sous-Dondin, dans les montagnes 
du Cbarollais, et a celui du Mont-Saint-Vincent, qui sen-ait de limite entre 
les comtes de Cbalon et d' Autun; 1 * fiigt aber in der Note bei: „Nous ne 
donnons pas notre traduction com me partaitement exacte; le* designations 
de monte Algoio et castro Cbedelensi presentant nne grande obscurite." 

8») Ademar Cab. Mon. Germ. SS. IV. p. 138 sq. und Bouq. X. p. 154. 

»*) Jaffe Cfr. 3064. Cfr. Annal. IV. p. 247. Diese Bulle ist vom 1. September 
datirt, aber olme Jahresangabe. MabHlon, Annal. 1. c. Bouquet X. p. 432, Jaffe 
1. c. vcrsetzen sie ins Jabr 1016; Baronius, Annal. eccl. ad ann. 1018, X. und 
XI. (Pagi) nimmt den Zeitraum von 1018 bis 1021 ate Abfassungszeit an. 

(Fortsetzung folgt im nScbsten Hefte.) 



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- 37 — 



Die hemina und libra der Benedictinerregel. 

Eine archaologisehe Untersuchung na'Ji D. A. in Maredious. 
(Schluss aus Heft 4, Jahrg. IV. 1883 S. 249—267.) 

Drittes Capitel. 

Fortseteung der Geschichte der rttmischen Masse und Gewichte. — Die Epoche 
dsr legalen StabilitSt des rttmischen Mass- und Gewichtswesens. — Es wird 
Gemeingut von ganz Italien. 

Die Gesetzlichkeit der Masse und Gewichte, die uns im 
forigen Capitel als herrliches, abgerundetes System vor Augen 
lagen. beschriinkte sich im Anfang auf die romisehe Rurger- 
gemeinde allein, die es urn die Mitte des f>. .lahrh. v. Ghr. (urn 
303 d. St.) von den Decemvirn erhalten hatte. Als dann um 
370 v. Clir. Latium mit seinen 70 Hundesstadten seine Gemeinde- 
Verfassung in Allem mit der romisehen ausglich, hatte es auch 
das Miinz-, Mass- und Gewichtwesen Horns anzunehmen, und 
ebenso 3 Jahre spfiter das neugeschaflene Institut der Aedilen, 
eine Art Marktpolizei, welehe mit der Rechtspflege in Handel und 
Verkebr und besonders mit der Ueberwachung der Masse und 
(Jewichte betraut war. Was Mommsen vom romisehen Denar als 
Munze sagt, dass er mit dem Legionsadler uberall Sehritt gehalten 
habe. das gilt geradeso vom Gewichte des Denars (Drachme), und 
mit dem einen Gewicht war das ganze System verkniipft, mit 
diesem selbstverstandlich auch die Masse. Im striktesten Sinne 
gilt aber dieser Satz von der italischen Halbinsel selbst, iiber 
welehe sich in langsamer Siegesfolgc von 330 v. Ghr., als 
Campanien unterworfen wurde, bis 284, als Umbrien und 
Etrurien die WafTen streckten, die romisehe Oberhoheit ausdehnte 
und die italienisehen Volkerstilmme zur Anerkennung der romisehen 
Volksmajestat zwang. Mit den politischen waren so auch alle 
andern Interessen Roms, in erster Linie aber die seines Handels, 
die in Italien dominirenden und tonangebenden geworden. Die 
allzeit praktischen Romer erstrebten bei der staatlichen Einigung 
Italiens nicht bios ein politisches Ideal, sondern es lag ihnon 
nicht minder der unennessliche materielle Vortheil am Herzen, 
der aus der Centralisation des italischen (lesammtverkehrs fur 
das Centrum, Fur die grosse Hauptstadt erwachsen musste. Nur 
(lie staatliche Einigung ermoglichte die Centralisation des italienisehen 
Handels in einer gemeinsamen Hauptstadt, und sie selbst land 
wieder in derselben ihre solideste Stutze und Forderung. Die 
Einigung vollzog sieh also in ihrem vollen Umfang noeh in der 
ersten Hal He des 3. .lahrh. v. Ghr.; >/um ersten Male,* sagt 
Monimscn, *war damals Italien unter der Herrsehaft der romisehen 
fiemeinrfe zu einem Staate vereinigt.* Fur den Gegenstand unserer 
rntersuchung ist dies von grosser Redeutung. Denn wie die 



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— 38 — 

Regierung Roms fur die politische Einheit theils durch eine 
Menge von Militar- und Burger-Colonien in alien Unterthanen- 
landen Italiens sorgte, theils durch ein Vert rags- und Kriegsrecht r 
wornach keine Gemeinde der Halbinsel mit dem Auslande Ver- 
trage schliessen oder Krieg fuhren durfte, wiihrend die Vertrage 
der Gemeinde von Rom auch alle italischen Gemeinden mit- 
verbanden, — so trug sie auch speciell fur die Centralisation des 
italischen Handels durch Einfiihrung eines allgemeinen Verkehrs- 
rechtes Sorge, welches den gesetzlichen Cours der romischen 
Miinzen, Masse und Gewichte auf ganz Italien ausdehnte. Es war 
urn 486 d. St. (269 und 268 v. Chr.), als Rom seinen Silber- 
denar von */ 7a libra prtigte, den Libralfuss durch den Triental- 
fuss ersetzte, im Kupfergeld verschiedene Zwischensorten, wie 
decussis u. s. f. einfuhrte und die selbstiindige Silbcrprfigung in 
ganz Italien untersagte. Keine Gemeinde, Capua theilweise aus- 
genommen, durfte mehr Geld nach einem Separatfuss schlagen; 
trugen die kupfernen Geldstiicke ausserromischer Munzstiitten 
auch vielfach eigenes Gepritge, so musste ihr ( lewicht doch genau 
das der romischen sein. Der Denar Roms war vom Jahre 268 
an in ganz Italien der allein gesetzliche und gangbare, und mit 
ihm auch unumganglich romisches Mass und (Jewicht. Die Munzen 
fussten stets auf dem festbestehenden gesetzlichen Gewieht-Systeme. 
Die Miinzeinheit beruhte auf der Wertheinheit des romischen 
Kupfer- und Silberpfundes und bis auf Julius Ciisar wurden auch 
alle Zahlungen in (iold, gleichviel ob in ungemiinzten Baaren 
oder in Mtinzen, ebenso auch grossere Zahlungen in Silber oder 
Kupfer gewogen. (Ein congius Wasser vvog z. R. 10 Pfund Silber 
oder Kupfer auf, eine hemina Wasser 10 Unzen u. s. w.) 

Es steht somit fest, dass von der Zeit der italischen Einheit 
an ganz Italien das romische und nur das romische Miinz-, 
Mass- und (iCwichts-System besass, entgegen der Meinung 
Mabillons und derer, die ihm nachschrieben. Es handelt sich 
jetzt noch darum, zu untersuclien, wie lange diese Einheit fort- 
bestanden und ob sie sich stets unveriindert erhalten hat. Wiirde 
sich herausstellen, dass dies noch zur Zeit des h. Vaters der 
Fall gewesen, so ware der Beweis geliefert, dass die hemina und 
libra seiner Regel die alten capitolinischen Masse waren, — 
wenn aber nicht, dann wiirde es nicht mehr moglich sein, ihre 
Grosse zu bestimmen. 

Der Faden dieser Untersuchung bleibt wie bisher so auch 
ferner stets an den geschichtlichen Verlauf der staatlichen Einheit 
Italiens gekniipft, denn einzig mit dieser konnte die italische 
Munz- und Masseinheit entstehen, mit ihr allein auch fortbestehen, 
und wir werden sehen, dass sie mit ihr auch fallen musste. 

Die Bande der italischen Centralisation, statt sich mit der 
Zeit zu lockern, wurden von Rom gemass dem Wachsthum seiner 



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39 — 



Maeht stets straflfer angezogen, und die Idee, Italien zu latinisiren 
und in Rom reehtlich aufgehen zii lassen, fand eine ebenso 
energische als planmjissige Verwirklichung. Nach und nach 
*wurden s&mmtliche italischen Volkergenossenscliaften reehtlich 
aufgelost.* Im .Tahre 268 z. B. ging das Sabinerland (wozu auch 
die (legend von Suhiako gehorte) in dem vollen romischen Biirger- 
verbande auf; ahnlich auch viele volskische Landschaften. Dii 
von Aquileja im hochsten Nordosten Italiens an his Valentia iui 
tiefen Siiden uber das ganze Land so zahlreich gesiieten Seer 
und Biirger-Colonien Roms ziihlten an und ftir sich schon zue 
romischen Burgerschaft und »romische Bauernfamilien. vereinzel- 
oder zu Dorfern vereint,* fanden sich schon im 3. Jahrhundert 
durch das ganze Land zerstreut. Kurz, »die ilalischen Volker- 
schallen gingen in der romischen vollig so auf, wie der einzelne 
romische Burger in seiner (iemcinde.* Italien ward mit Rom 
derart identificirt, dass die alte Vorschrift, dass der Consul den 
Dictator nur auf romischen Bodcn ernennen di'irfe, schon im Jahre 
210 v. Chr. die ofl'icielle Auslegung fand, der romische Boden 
umfasse ganz Italien. (Livius XXV11. 5, Vgl. dazu Mommsen 
R. (?. I. 419, 444.) Der latinische Name wurde jetzt auf die 
ganze italische Bundesgenossenschaft ausgedehnt. Lesen wir also 
in alten Autoren von latinischen Massen und (lewichten, so 
mussen wir darunter die italischen und was das niimliche ist, 
die romischen verstehen, welche Italien von Rom empfangen hatte. 
Mit Julius Cftsars Monarchic, erfuhr zwar der alte Crund- 
gedanke der Repuhlik, das Aufgehen des romischen Slaats in die 
Stadt Rom, eine principielle Umwandlung, indem das Centralisiren 
besehriinkt und der Bew T egung der Gemeinden Italiens freierer 
Raum gestattet wurde, wiihrend die Stadtgemeinde von Rom ihre 
SouverUnitat fiber das Reich auf eine Communalfreiheit innerhalh 
des Staates herabgesetzt sah, — Reformen, welche im Jahre 45 
v. Chr. durch eine fur gariz Italien erlassene (lemeindeordnung 
auf alle folgenden Zeiten des einheitlichen Staates zum bleibenden 
Crundgesetz wurden. Aber das Staatsinstitut der einheitlichen 
romiseh-italischen Munzen und Masse, weit entfernt, der grosseren 
Gemeindefreiheit zum Opfer zu fallen, fand vielmehr eine erneute 
Befestigung. Denn derselbe Staatsmann, Julius Casar, welcher die 
Einheit in Handel und Verkehr, in Miinze und Mass fur eines der 
wichtigsten und niichstliegenden Mittel hielt, die Volker rings urn 
das Mittelmeer zu einer grossen romiseh-hellenischen Monarchic 
vereinigt zu halten, musste den gleichen Grundsatz auch im 
eigenen Lande Italien fur wirksam einigend erachten. »ln der 
hellenischen Well,* schreiht der beruhmte Forscher fiber romische 
Geschichte, »bcstanden die verscliiedenartigsten metrischen und 
Munz-Systeme nebeneinander: es war nothwendig und lag auch 
ohne Zweifel in Ciisars Plan, in dem neuen einheitlichen Reiche, 



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— 40 -. 

soweit es nicht bereits friiher geschehen war, romische Milnze, 
romisches Hecht und romisches Gewicht jetzt iiberall in tier Art 
einzufuhren, dass im ofllciellen Verkehr allein danach gerechnet 
wurde.* 1 ) Die Reschr&nkung auf den ofllciellen Verkehr war ein 
Zugestandnis an das Provinzialrecht und war durch den Rest von 
Selbstitndigkeit erzwungen. der den ausseritalischen Provinzen 
noch verblieb. Die italischen Landestheile dagegen, Unterthanen- 
llinder im striktesten Sinne, standen unter dem italischen und 
latinischen Rechte, und ihre Mi'inz-, Mass- und (iewiehtseinheit 
war eine unbeschrfmkte, sowohl den ofllciellen als den Privat- 
verkehr beherrschende. Unter den Kaisern Roms blieb Italien 
stets als Staat geeint. Es war in Regionen von wechselnder Zahl 
eingetheilt, die erst spater Provinzen genannt wurden, aber niemals 
im Sinne der wirklichen romischen provinciae ausserhalb Italiens. 
Was Miinze, Mass und Gewicht angeht. so besitzen wir in den 
Aufschriften archiiologischer Funde. die in versehiedenen Regionen 
gemacht wurden, die sichersten Belege Air die Fortdauer des 
einheitlichen Systems im ganzen Lande. Campanische Wagen 
(staterae campanae), die in Pompeji gefunden, tragen gleich dem 
farnesischen congius und der capitolinischen amphora in Rom 
selbst die Inschrift, dass sie unter dem und dem Consul odor 
Stadtpnifecten auf dem Capitol gepriift und bestatigt worden. 
Daseli)st wurden niimlich die gesetziichen Normal-Exemplare der 
Masse und Gewichte unter Jupiters Schutze als res sacra in seinem 
Tempel aufbewahrt, und die giltigen Nachbildungen mussten 
damit verglichen sein, wollten sie wie jene fur pondera sacra 
und mensurae sacrae gelten. Die Verilicirung war darum gesetzlich 
ein Act der Weihe. Die Inschrift des farnesischen congius 
z. R. spricht das deutlich aus, und Rhemnius Fannius dichtet 
liber die amphora > — quam saeravere .lovi Tarpejo in monte 
Quiritcs. 2 )* In der Rechtssprache hiessdie PruftingdieserofTentlichen 
Masse: *de mensura jus dicere;« Fitlschungen wurden als scelus 
grave geahndet. 3 ) Vielc .lahrhunderte lang war die Marktpolizei 
der Aedilen mit der Pilicht betraut, die Gewichte und Masse der 
Verkaufer strong zu uberwachen und die > mensurae iniquae* zu 
zerschlagen, die pondera minora wegzunehmen ; die Aedilen selbst 
galten, ihres Fides wegen. als sacrosancti. Nach AbschafTung der 
Aedilen fiel diese Aufsicht dem Richter zu, und wir werdcn noch 
im Verlauf des Capitels sehen, wie die Richter aller Provinzen 
von dem eincn praefectus praetorio, der zugleich des obersten 
Richteramtes in ganz Italien waltete, an die Bcdeutung dieser 
Obliegenheit erinnert wurden. In Unteritalien wie im Norden des 

i) Mommsen. R. O. V. 11, 584. 

2 ) Rhemn. Fann. Cann. de pond, et mens. 01. 

») Cassiod. Tartar. 1. XI. op. 10. P. L. 09, 842. 



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— 41 



Landes war die Legalisation der Handelsmasse nicht erne provinciale, 
sondern musste in der Hauptstadt nachgesucht werden: Als vom 
4. Jahrhundert an das (Capitol durch das Christenthum sein 
religioses Ansehen verlor, horten zwar Masse und (iewiclite auf, 
geheiligte, d. h. dem Jupiter Oapitolinus in seinem Tempel ge- 
weihte zu sein: die gesetzliehe Priifung hatte dennoch an dem 
alten Centrum des Keiehes stattzufinden, bis Kaiser Valentinian 
die Normalmasse nach der Zahl der italischen (iemeinden ver- 
vielfaltigen und in ehernen, probegiltigen Exemplaren an dieselben 
vertheilen liess. In offentlichen Municipalgebiiuden sollten sie wohl- 
verwahrt und zum Zweeke der Vergleichung und Legalisation der 
Handelsmasse, zur Forderung der (lere(ditigkeit im Verkehr und 
in der Zehnt- und Steuer-Einziehung sowie zur freien Beniitzung 
aufgestellt bleiben. Spater suchte Kaiser Justinian I. dem dadurch 
geschmalerten heiligen Ansehen der Heichsmasse kraft eines 
Deeretes wieder aufzuhelfen, das die Aufbewahrung der Normal- 
Exemplare aus dem Municipalgebaude in die Hauptkirche des 
Ortes verlegte. 

Der Staat vvachte somit unausgesetzt ttbcr die Heilighaltung 
der legalen Masse und (-iewiclite, und zwar naehweisbar bis zur 
Zeit des hi. Benedict, denn Justinian iiberlebte unseren Heiligen 
nodi 20 Jahre. Somit sind wir, so scheint es, am Ende unserer 
Geschiehte des eapitolinischen Mass- und (iewichtswesens an- 
gelangt, ohne bisher irgendwie auf gesetzliehe Aenderungen des- 
selben gestossen zu sein. Nun fallt aber das Wirken des heil. 
Ordens-l'atriarchen in die Zeit der Barbarenherrschaft, welche an 
die Stelle der 7 — SOOjiihrigcn romisehen Oberhoheit uber Italien 
die der Ostgothcn setzte. Es liegt nun die Vermuthung nahe, es 
habe dieser Weehsel das ganze Land von Grund aus umgestaltet 
wild die gothischen Fremdherrseher batten die alten romisehen 
Rechtsinstitutionen und was immer an die fruheren Vcrhiiltnisse 
erinnern moehte, zu beseitigen sucheu mussen, urn die Italier 
baldmoglichst an das neue Regiment und die neuen Mitburger zu 
gewohnen. Auch Mabillon 1 ) glaubte, dass sieh der Fortbestand 
der altromischen Masse und (iewiclite zur Zeit der (iothenherrsehaft 
nicht beweisen lasse; andere Forscher behaupteten fast den 
Untergang derselben. 

Wir werden dagegen sehen, dass die gothischen Konige 
eine viel grossartigere Politik befolgten, der das Land noch etwa 
ein Jahrhundert nach dem Sturzo des letzten rrnnischen Kaisers 
die vollkommene Erhaltung seines alten Rechts und seiner staat- 
lichen Einheit verdankte. 

Zu diesem Zwecke hatte die Vorsehung den neuen Konigen 
Italiens einen Mann an die Seite gegeben, der in seiner llerkunft, 

') Praef. in snec. IV. p. I. n. 159. 



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- 42 — 

Bildung. Begabung und Gerechtigkeit Alles vereinigte, was ihneit 
selber abging. urn in Zeiten so grosser Wirren, Leiden und 
Leidensehaften zwei feindliche un 1 stets sich trcnnende Volkcr- 
schaften in einem Staate fried sam und doeh kraftvoll zu regieren. 
Dieser Staatsmann war Cass i odor. Obwohl dureh und durcb 
Homer, verstand er es doch, aus der Gothenherrschaft Nutzen 
fiir sein ungliickliches Vaterland zu Ziehen, indem er auf christ- 
iicher Grundlage eine Versohnung der lebcnsfrischen Barbarei 
und der alten Civilisation zu Stande brachte, die Gothen von der 
geistigen Ueberlegenheit der Homer iiberzeugte, diese dagegen 
von der Biidungsfiihigkeit und Gesinnungstiichtigkeit der Gothen. 
Kr verkorperte in sich das conservative Princip, wie er es in 
dem Hegierungsprogramm, das er beim Antritt seines obersten 
Bichteramtes in sammlliche Provinzen Italiens erliess, ausdriicklich 
bekannte; nicht neue Reehte sei er einzufiihren gesonnen, sondern 
die alten in Geltung zu erhalten, veterum decreta servare. 1 ) Was 
Italien unter Odoaker, Theodorich, Atalarich, Theodat und Vitiges 
von alter Grosse. alten Hechten und an staatlicher Eihheit be- 
wahrte, verdankte es vor Allem der fast fiinlzigjahrigen Thatigkeit 
Cassiodors. Nichts vermag die Meinung von einer darnals be- 
standenen Zerrissenheit Italiens und von der angcblichen Selb- 
stiindigkeit der einzelnen Provinzen in so authentischer Weisc 
des Irrthums zu uberfuhrcn, wie Cassiodors Variarum libri, in 
denen er seine Edicte, Decrete, Mahnbriefe und alle interessantere 
Documente seiner fVmtscorrespondenz gesammelt hat. Da sehen 
wir, wie er mit gleicher Autoritat in Venetien und Ligurien, wie 
in Apulien und Sicilicn und in Hoin selbst Hecht spricht und 
kleine wie grosse Angelegenheiten ordnet. Konig Theodorich d. Gr. 
anerkennt es in den Edicten, worin er die Erhebung Cassiodor's 
in das Patriciat, dann zum PrHfecten von Italien und zum Consul 
promulgirt, dass die schnelle Einigung Italiens unter seinem 
Scepter vorziiglieh ein Verdienst dieses weisen und gerechten 
Mamies sei. Habe derselbe doch gleich zu Anfang seiner Hegierung, 
als die Provinzen noch nicht iiber c\qu Thronwechscl beruhigt 
gewesen — in ipso imperii exordio, cum adhuc fluctuantibus 
rebus provinciarum corda vagarentur et negligi novum dominum 
novitas pateretur — die unruhigsten und am leichtesten zur 
Emporung geneigten Gemiither, die Sicilianer, zur friedlichen 
Unterwerfung bewogen. 2 ) Dieser grosse Charakter mag dem Kaiser 
von Byzanz audi die beste Garantie gebolen haben fiir die Ver- 
wirklichung des Regierungsprogramms, worin Theodorich seine 
Thronbesteigung mit einer Art Huldigung vor der kaiserlichen 

*) Variarum 1. XI. edict. 8. P. L. 69, 834. 
») Cassiod. Var. 11. I. ep. 3, P. L. 69, 608. 
») Ibid. ep. 1, p. 504. 



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— 43 — 

Oberhoheit anzeigte und verhiess, »den Senat zu lichen, die 
Gesetze der Kaiser anzuerkennen und so alle Glieder Italiens zu 
vereinigen.< In diesem Sinne waren in der That alle gothischen 
Gewalthaber, deren Rathgeber und erster Minister Cassiodor war, 
bemuht, den Romern die Ueberzeugung nahezulegen, dass sie 
von den fremden Siegern und Herrschern nicht fremdartige 
Neuerungen, sondern die pieUitvolle Erhaltung ihrer alten heimischen 
Rechte zu erwarten batten. »Statl, dass die Fremdlinge ausl&ndische 
Gesetze aullegten,* so sehrieb Konig Theodorich ausdriicklieh an 
einen Prafecten Rom's, »fugen sie sich willig den Gesetzen Roms.« 
Dafur fordert er mit Rilligkeit, Rom solle als sedes eivitatis dem 
Lande in der Herstellung der (Jesetze vorangehen. — Das Neben- 
und Miteinander der Romer und der sich italisirenden Gothen 
machte also kein Doppelrecht nothig. Audi Theodorich's Nach- 
folger, Atalarich, sehrieb an das romisehe Volk, es gebe fur Reide. 
Romer und Gothen, nur ein gemeinsames Recht, und der einzige 
Unterschied zwischen ihnen solle clarin bestehcn, dass letztere 
sieh der muhseligen KriegRihrung unterzichen, indess das romisehe 
Volk im Genusse des Friedens gedeihen und sieh mebrcn konne. 1 ) 
Kurz und klar bezeichnet Konig Atalrieh in einem andern Sdireiben 
das Verh&ltniss, das seine Folitik anstrebte, mit den Worten: 
>Die Gothen leisten i\en Romern den Eid, wogegen die Romer 
sieh verpflichten, sich unserer Herrschaft zu fugcn.« a ) 

Wie sehr die Hypothese von einer GesetzcsumwUlzung und 
politischen Zerfahrenheit Italiens unter den genannten Gothen- 
fursten in die Irre geht, beweist sehon diese kleine Auswahl von 
gesehichtlichen Reweisstellen, welche im Gegentheil einerseits die 
entechiedene Einheit der Verwaltung und anderseits die 1 loch- 
halt ung der alten Gesetze audi von Seite der gothischen Macht- 
haber bezeugen. Die klugen FremdheiTscher erkannten darin ihr 
eigenes hoehstes Interesse, dass sie die Traditionen der alten 
romischen Machtherrlichkeit unter dem Titel der Erbschaft iiber- 
nahmen und sie eher mit Ostentation hcilig hielten, als unter- 
driickten. 

Damit hlingt. wie bereits angedeutet, der unveranderte Fort- 
bestand des alten romischen Miinz-, Mass- und Gewichtswescns 
zusammen, und zwar im ganzen italischen Konigreiche. Dies 
Letztere versteht sich eigentlich von selbst, nachdem wir gesehen, 
dass der praefectus praetorio als Finanzminister die Steuern, 
Zehnten, kurz die Finanzen sammtlicher italischen Provinzen 
unter sich hatte, und eine solclie Centralverwaltung im Verein 
mit der Centralisation des Gerichtswescns, dessen Haupt ebenfalls 



«) Casslod. Variar. 11. VIII. ep. 4, P. L. 79, 736. 
») Ibid. ep. 7, p. 738. 



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— 44 



wieder Cassiodor war, die Uneinigkeit im Mass und Gewiehts- 
wesen geradezu undenkbar machte. Wir wollen iibrigens diesen 
(iriinden nicht vorgreifen, sondern die Beweisfuhrung wieder aus 
der authentischen Quelle schopfen, die uns aus der Feder 
Cassiodor's selbst zulliesst. Als dieser Staatsmann das oberste 
Bichteramt ubernahm (judex palatinus), wandte er seine erste 
Sorge den herkommlichen Massen und (Jewichten zu, als dem 
Fundament der Rechtlichkeit im Handel, Verkehr und Steuer- 
wesen. »Initium igitur a libra faciamus,« schrieb er damals an die 
Bewohner der Provinz Ligurien. l ) Libra liier ist. wie wir aus 
dem Schreiben selbst und aus andern erkennen, in dem dreifachen 
Sinne von (ierechtigkeit, Wage und speciell von llund zu ver- 
stehen. Die unter dem Namen publieani beri'ichtigten Steuerp&chter 
hatten in jener Provinz das Steuerpfund vergrossert und die Wage 
gefttlscht; die Bedriiekten klagten und Cassiodor verbiess ihnen, 
er werde dem Frevel ein Ende machen. » Nostra cura provide) >it,« 
sehreibt er, »ut nullius vos ulterius ex ea parte viexare possit 
iniquitas, quia grave scelus esse judicamus, aut mensuras moduin 
exeedere aut libram aequissimi ponderis justitiam non habere.* 

Dieses entschlossene > Nostra eura providebit« gewiihrleistet 
uns die voile Ausfuhrung der gewollten Massregel. So lange er 
an der Spitze der Regiernng oder des (ierichtswesens stand, horte 
er nicbt auf, in diesem Sinne zu wirken. Noch im letzten Jahre 
seiner oflentlichen Wirksamkeit, fiinf Jahre vor dem Tode des 
beil. Benedict, 538, verband er mit der Mahnung zur opfer- 
willigen Steuerentrichtung die AufTorderung, streng beim echten 
Mass und (Jewicbt zu bleiben; sowie es geduldet werde. dass 
man daran riittle und andere, wiire der Anfang einer schranken- 
losen Biiuberei gemacbt! »Sit libra justissima; modus non erit 
rapiendi, si pondera fas est excedi 2 ). 

Auf die Frage. ob Cassiodor unter der libra, unter diesen 
mensurae et pondera neu cingefuhrte oder aber die alten ver- 
standen babe, — worauf es zur Losung unserer Aufgabe ja haupt- 
siichlich ankommt. — erhalten wir wieder von ihm selbst die 
entsebeidende Antwort. Sehon zu Anfang seiner politiscben Lauf- 
bahn, als noeh der beruhmte Boetbius Prafect von Italien war, 
schrieb Cassiodor als Kanzler des Konigs Tbeodorich einen Brief 
an den Priifceten, worin Abbilfe gegen die Unterseblagungen eines 
Zahlmeisters verlangt wurde, der die libra, womit die (iebuhren 
fur Beamten abzuwftgen waren, verkleinert hatte. 3 ) Das konigliche 
Schreiben fordert. ut seelestam falsi tatem a consortio veritatis 



i) Cassiod. Variar. 11. XI ep. 10, P. L. 69, 842. 
*) Cassiod. Variar. II. XII. ep. 16, P. L. 69, 808. 
«) Cassiod. Variar. 11. I. ep. 10, P. L. 69, 514. 



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— 45 



ejieiat, und ergeht sich in einem langeren, tiefsinnigen Passu** 

fiber das ehrlurchtgebietende Alter und die rationellen Grossen- 

verhaltnisse der Reichsgewichte, insbesondere der libra, und ent- 

wickelt die Griinde, warum eine Abweichung von diesem der 

Weisheit der Abnen entstammten System eino ImpieUit und eine 

Verletzung der Gerechtigkeit sei. Ks droht, ne cui sit appetibile, 

de ilia integritate aliquid deducere. In dem merkwurdigen Acten- 

stfieke ist klar und bestimmt ausgesprochen, die gesetzlichen 

Masse und Gewichte seines Landes seien von den Alten, a veteribus, 

nacb i\en Grundgesetzen der Arithmetik, welche in der einfachen 

Ordnung des Weltalls begrundet seien, mit holier Einsicht fest- 

gestellt worden. Die Arithmetik aber sei unter den Kenntnissen 

dieser Welt jene einfache und uriver&nderlich stete Wissenschaft, 

cognitio simplex, immobilis scientia, welche die meiste Gewissheit 

biete, wUhrend sie auch geheimnissvolle und dunkle Wahrheiten 

berge und Ueberirdisches bedeute, indess sie Irdisches hute. Sie 

habe den Abnen den Vorzug der Decimalen gelehrt, quomodo 

denarius numerus more coeli et in se revolvitur et nunquam 

deficiens invenitur. Durch sie habe das Alterthum dann die Sechs- 

zahl (Duodecimalen) als hochst vollkommen erkannt, weshalb eine 

Sechszahl (von Denaren niimlich) als Einheit. uncia, und als erster 

Grad des Gewichtssystems angenommen worden, zwolf solcher 

Einheiten aber zu einem Ganzen, zur libra vereinigt worden seien. 

>0,« rufl der Schreiber aus, >o Entdeckung einsichtsvoller Geister, 

o Tiefblick der Vorahnen! Mit Reeht wird etwas so wohl Er- 

wogenes libra genannt.* Dann unmittelbar auf die Veranlassung 

des Schreibers ubergehend filhrt Cassiodor fort: »Talia igitur 

secreta violare, sic certissima velle confundere, nonne veritatis 

ipsius videtur esse crude) is ac foeda laceralio?< Der betrugerische 

aerarius hatte somit nicht ein neues, etwa gothisch-italisches 

Gewicht zu f&lschen gevvagt, sondern die uralte libra, das Erbe 

des weisen Alterthums, der Vorahnen unantastbares Verm&chtniss 

selbst; nicht an Wechselndem und Veilinderlichem hat er sich 

vergriflen. sondern das, was in seiner feststehenden Geltung alien 

Zeiten und Generationen Italiens bekannt und sozusagen urspriinglich 

war, hatte er in Frage gestellt. Nach der tiefsinnigen AufTassung 

dieses Documentes also hatte der Fillscher an einer an und fur 

sich unverletzlichen, keinem Wechsel unterworfenen Ordnung ge- 

frevelt, die der Natur selbst entnommen und im romischen Staate 

von jeher in Uebung war, die auch ohne Umsturz des Ganzen 

und ohne Verkehrung der im Namen selbst ausgedriickten Wahrheit 

sich unmoglich Undern konnte. 

Wir haben hiermit aus dem Munde eines der letzten und 
bedeutendsten Vertreter des alten conservativen Romerthums die 
Principien vernommen, welche der erstaunlichen Zahigkeit und 



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46 — 



Dauer des capitolinischen Systems als Erklftrung dienen. Wenn 
auch in gewisser Beziehung zu weit gehend, sind diese Gedanken 
doch von grossartiger Tiefe und erhaltender Kraft, und auch die 
historische Ueberliefernng, anf der sie fussen, ist im Wesentlichen 
vollberechtigt. Ganz im Einklang mit unserer obigen Darstellung, 
bezeichnet der Verfasser die Unzenzwolfzahl einer libra und die 
Theilung der uncia in 6 Zehner als die unver&nderlichen Funda- 
mentals&tze des Systems, das sich auf dem urspriinglieh italischen 
Decimalsystem fortbaute. Theodorieh trat in dem Briefe jedoch 
nicht sowohl gegen eine Abanderung dieser Verhaltnisse (die 
nirgends versucht worden), als vielmehr gegen cine betriigerische 
Fii'schung der gesetzlichen Erfordernisse auf, und darin liegt ein 
weiterer Beweis fur die Erhaltung der alten romischen Gewichte 
bis auf Cassiodor. Wenn dann spliter Cassiodor als judex palatinus 
an die Hichter von ganz Italien, universis judicibus provinciarum, 
wiederholt die Mahnung richtete: Sit libra justissima. Libra 
aequissimi ponderis justitiam habeat, so konnte er darunter 
selbstverstandlich nur Eine libra und zwar einzig jene meinen, 
welche er als die ursprungliche und stets gesetzliche, von den 
Ahnen Horns ererbte, erhalten wissen wollte, und die er schon 
in Theodorichs Namen in Schutz genommen hatte. Cassiodor 
kennt also in alien Provinzen ltaliens nur die libra, nicht eine 
davon verschiedene, und diese altromische libra ist das Steuer- 
und Handelspfund. wonach alle Abgaben an Geld oder Zehnteu 
abgewogen wurden, welche in dem von Cassiodor selbst ver- 
waltcten Staatsschatze zusammenflossen. Demnach ist kein Zvveifel, 
Cassiodor hielt wilhrend seiner fast halbhundertjahrigen politischen 
Wirksamkeit das capitolinische Masssystem aufrecht dessen eherne 
Normal-Exemplare Jahrhunderte lang im Heiligthum des Capitols 
aufbewahrt, seit Valentinian in den Municipalgeb&uden und seit 
Justinian, vielleicht auf Cassiodors Anregung, in den Hauptkirchen 
ruhten, die sich also unter dem Schutze des Gesetzes in ihrer 
urspriinglichen (irosse fort und fort erhalten hatten. 

Nun konnte man einwenden: Aber was hat das mit der 
hemina zu thun? Dagegen sei hier nur bemerkt, dass Cassiodor \s 
Wachsamkeit nicht bios der libra und uberhaupt den Gewichten, 
sondern ganz ebenso alien Massen des alten Systems gait ; x ) dann 
aber geht aus allem l>isher Gesagten hervor, dass die romischen 
Maasse und Gewichte ein einheitliches, geschlossenes System 
bildeten, in dem kein Theil eine willkiirliche Aenderung erteiden 
konnte. Die libra war der Grundstein der Gewichte wie auch 
der Masse. Nach den gesetzlichen Vorschriften musste ja 
z. B. der congius Wein oder Wasser genau zehn librae wiegen 



*) Cassiod. Variar. 11. XII. ep. 16, P. L. 69. 



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— 47 



und 12 heminae messen. die hemina wog folglich * /6 libra. Die 
urna musste nut ihrem (lehalte von 48 heminae ein Gewicht von 
40 librae verbinden. was fur die liemina wieder 6 y libra aus- 
macfit. Ferner musste die amphora genau die Sehwere von 80 
librae liaben und 96 heminae fassen, und so konnte man an 
einer ganzen Reihe von Beispielen zeigen, dass das angegebene 
Verhaltniss von libra und hemina feststand und iiberall voraus- 
ve^etzt wurde. Also sind Cassiodors Zeugnisse fur die libra eben- 
soviele Argumente fiir den Bestand der hemina. 

Der letzte Brief OassiodorV. der fiir die Unverletzlichkeit 
der libra eintritt, ist im Jahre 538 geschriel)cn, also kurz bevor 
sieh der heiligmassi^e Slaatsmann in die klosterliche Einsamkeit 
von Squillacum zuruekzog. In diesem Jahre 538 bliihte der Orden 
des h. V. B. bereits ein Vierteljahrhundert oder melir, und die 
h. He;^el war. wenigstens in den wesentliehen Bestandtheilen, 
lang>t geschrieben. Auch die auf die mensura cibi et potus be- 
zi'iglichen Vorschriften waren bereits festgesctzt und gewiss schon 
Jahrzehnte lang in Uebung, reichen also unzweifelhaft noch writ in 
die Regierungszeit Cassiodors hinauf. Somit fand St. Benedict weder 
in Latium noch in Campanien, weder in Subiaco noch auf Monte- 
Cassino andere Masse und (Jewichte vor als die, welche wir in 
jjanz Italien, von Khatien bis Sicilien, sowohl im olYiciellen als 
irn Handelsverkehre stets gleichmassig gefunden liaben, liber deren 
Unverletzlichkeit Cassiodor so strenge Wache hielt, also die romische 
hemina von 10 unciae und die romische libra von 12 unciae. 
Wir sind also berechtigt zu schliesscn, dass die in der h. Kegel 
angegebenen Masse nicht particularen oder provincialen Charakter 
hatten. dass sie vielmehr allgemein, italisch-romisehe Masse waren 
und als solche eben dem alten capitolinischen System angehorten. 

Dieses Kesultat, sammt den ubrigen. welche das ganze 
romische Mass- und ( iewichtswesen betreflen, steht in vollem 
Einklang mit den zahlreichen Stellen der lateinischen Autoren, 
die. vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zeit des h. Benedict 
raehr oder minder eingehend von den Massen gehandelt haben. 
Was sich in ihren Angaben zu widersprechen schien. ist durch 
die Feststellung der.drei verschiedenen Drachmensorten und der 
zwei Ffundarten als richtig erwiesen worden, so dass vom 
3. christlichen Jahrhundert bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. 
nur vollig ubereinstimmende Angaben iiber die romisch-italischen 
Masse vorliegen. Anderseits ist der Versuch Julius Cigars, die 
Einheit des Miinz- und (iewichtssystems auf das ganze romische 
Reich auszudehnen. nur zum Theil mit Erfolg gekront worden ; 
der hellenisHie Osten behielt fur Handel und Verkehr seine 
nationalen Tempelmasse bei. die freilich zuweilen romische Namen 
annehmen mussten. Letzterer Umstand, die romische Benennung 



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48 — 



ganz fremolartiger Masse, hat gerade die spateren Forscher in 
unentwirrbare Irrungen gefiihrt, indem sje die betrefTenden Angaben 
der romischen Schriftsteller mit denen der Griechen, besondcrs 
des Suidas, auf eine Linie stellten und so naliirlich liberal I auf 
Widerspriiche sties-sen. Daher zum grossen Theil die Irrthumer 
und Unklarheiten auch in der uns beschiiftigenden Streitfrage. 
Geradezu unbegrciflich aber ist es, wie der sonst so gedicgene 
D. Mart&ne seine These von der Veriinderlichkeit der romischen 
Masse auf eine Stelle Priscian's (oder eines anderen Schrift- 
stellers?) griinden kann. die ihm wohl nur ganz abgerissen und 
ausser dein Zusammenhang bekannt geworden war. Der Dichter 
philosophirt an der betrefTenden Stelle ganz im Allgemeinen iiber 
den Ursprung der Gewichte und meint, man habe sich zur Ab- 
wagung der kleinsten Gewichte der Linsen, Eicheln und Korner 
bedient. >Hatten diese Dinger sagt er, »ein durchaus feststehondes 
Gewicht, so wiirden alle Nationen nur einerlei Gewicht haben ; 
da solches nicht der Fall ist, so gibt es eben Verschiedenheit, 
indem alle auf positiven Anordnungen und Gewohnheiten beruhen.« *) 
Aus dieser unschuldigen Speculation des Dichters folgert D. Martene 
im Gegensatz zu alien Zeugnissen und Thatsachen, dass die 
romischen Masse nicht nach einem einheitlichen und feststehenden 
System geordnet waren! 

Dagegen geht D. Mabillon in seiner Beweisfiihrung nicht 
einmal bis zur Zeit des h. Benedict hinauf, sondern bemiiht sich 
aus der wirren Tradition des Mittelalters allein die hemina und 
libra der h. Regel zu construiren. Wie schon bemerkt, 
war er der ganz irrigen Meinung, die ihm wohlbekannte hemina 
('er Bibliothek von Ste. Genevieve, von 10 Unzen, konnte nicht die 
des hi. Vaters sein oder doch nicht als solche nachgewiesen 
werden. 

Das Interesse der Vollstiindigkeit erfordert nun noch, dass 
wir auch die von diesen Forschern beriicksichtigten Zeugnisse 
des Mittelalters niiher beleuchten. Wir fahren zu diesem Zwecke 
einfach mit der Geschichte des romischen Masswesens fort, indem 
wir den Zerfall des alten Systems und die Bildung neuer Ordnungen 
im Zusammenhang mit den wechselnden Gestaltungen des italic- 
nischen Staatswesens betrachten. 



*) Si generatim par pondus in esse t, servarent eadem diversae ponder* 
Rentes; Nunc variant, etenini cuncta non foedere certo Naturae, sed lege valent 
hominumque repertis. Wir kOnuen die Stelle aug-enblicklich nicht nachsehen 
verrauthcn aber, dass sie bei Rliemn. Fann. 15 steht. 



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Viertes Capitel. 

Schluss der Geschichts des rdmischsn Mass- und Gcwichtwesens. 
Dritto Periode. 

Vidheit neuer Masssysteme in ItalUn. — Ende dsr capitolinischen Masse, 
speciell der libra und hemina. 

Mil Cassiodor. dem letzten gross en Vertreter des altromischen 
Conservativismus. sehliesst die zweite geschichtliehe Periode des 
capitolinischen Masswesens ah, und mit ihr endet es fiir immer. 
Es hatte von seiner gesetzliehen Kinfiihrnng in Horn an etwas 
uber ein Jahrtausend, und scit es (Jemeingut von ganz Italien 
geworden war, genau 800 Jahre gedauert (von c. 450 I>ez. 2G9 
v. Chr. his c. 5G8 n. Chr.). 

Um 538 zog sieh Cassiodor vom oflfentliehen \a hen ziiruck, 
und damit lallt seine Zeugenschaft weg, welehe higher den 
Forthestand der capitolinischen Masse verhi'irgt hatte. Indess 
kennt man aus der Mitte des G. Jahrhunderts audi keine dieseu 
Forthestand negirende Angahe oder Thatsache, so dass man wohl 
annehmen darf, die alien (iewiehte sind audi nach Cassiodors 
Ruektritt nodi mehrere Jahrzehnte in geselzlicher Kraft gehliehen, 
wenn sie audi mannigfache Falschungen von Seiten der nidit 
mehr so streng iiberwachten Heamten und Steuerpiiehter erlitten 
haben mogen. Cassiodor erlehte beinahe nodi die Kriullung des 
Wortes. das er im letzten Jahre seines ohersten Hiehteramtes 
geschrieben hatte: « Modus non erit rapiendi, si pondera fas est ex- 
cedi.» das sich nadi dem Kinfall der Lomharden und dem Zerfalle 
des italischen Staatswesens buehstablich erfullte. Als namlich im 
Jahre 552 die (lothenherrschaft und 5G7 audi die Hegierung des 
Feldherrn Narses zu Knde gegangen war. brach an der Xord- 
grenze des Heiches die wildeste aller Volkerfluthen herein, die 
jemals Jtaliens Hoden verheert hahen, die Lomharden. Im ersten 
Jahre schon war ihr Konig Alboin Hon* der Provinz Venetia und 
machte seinen NefTen zum Herzog von Friaul. Im folgenden Jahre 
bezwang er Mailand und das siidalpinische (lallien unci so in 
raseher Folge einen grossen Theil Italiens, wj'ihrcnd eiii anderer 
Theil oder vielmehr eine Menge unzusammenlmngender Hestand- 
theile des Exarchat Haven na unter grieehischer Oherhoheit bildeten. 
Als dann Alboin 573 ermordet wurdc und sein Nachfolger zwei 
Jalire darauf dasselbe Schicksal erfuhr, zerfiel das ncugeschaflene 
Lornbardenreich in dreissig selbstandige Herzoglhiuner. so dass 
Italien fast eben soviel Staaten als grossere Stfidte zfdilte und 
einer zerfallenden Huine glich, von der Jeder soviel Sleine nimmt, 
als er fur sein eigenes Hans gebrauchcn kann. 

Das war das Werk von sieben Schreckensjahren, welehe die 
alte Ordnung des 800 Jahre king geeinigten Italiens von (irund 

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50 — 



aus zerstorten. Nichts war mchr gesetzlich, was sonst den uner- 
horten allseitigen Erpressungen hiitte Schranken setzen konnen; 
fur Handel unl Gewerbe, fur Steuern und Zehnten gab es kein 
gerechtes, vom Staate gehiitetes Mass und Gewicht mehr. Das 
einzig Massgebende war die Willkiir und vor Allem die Habsucht, 
Zeuge dessen so viele Erziihlungen in St. (Iregors Dialogen. Das 
Exarchat hatte sich in dieser Hinsiclit kauni eines besseren Looses 
zu erfreuen. Das gauze Land litt unsiiglich. 

Im Jahre 584 vereinigten sich zwar die lombardischen 
Stiidte zu einem Bunde. der dann voni .1. 591 an dem ersten 
katholisehen Lombardenkonige Agilulph und seiner Gemahlin 
Theodelinde glueklichere Zustande verdankte, aber das Volk war 
damit der Willkurherrschaft seiner zahlreichen Herzoge niclit 
enthoben. Die alten Ueehts-lnstitutionen gal ten niclit nielir und 
ein ncues Gesetzbuch gab es noeh nicht. Erst Konig Hotharis 
veroffentlichte ein solches in der National-Versammlung des 
Jabres 643. In Horn wurde es erst in der ersten Halite des 
8. Jabrhunderts bcsser, als der trefTliche Longobarde Liutprand, 
bereits Herr des Exarchats, aueb der griechiseben OberherrscbafL 
im spsiteren Kirchenstaat thatsiichlieh ein Ende machte. 

Aus dieser Epoche unaufhorlich weehselnder Umgestaltungen, 
aus dieser .lammerzeit des Faustrechts kommen die ersten Nach- 
riehten uber neue, von den capitolinisehen abweicbende Masse 
und Gewichte. Erst jetzt begegnet man in den Cbroniken und 
Glossatoren einer libra von 1(5, 18 und mehr Unzen; demgemass 
scheint audi das Wassergewieht der hemina verschieden be- 
stimmt worden zu sein, da sie oft wenigstens bis zu 16 Unzen 
wog. Was man aber jetzt Unze nannte, das war ein nach den 
verschiedenen Gcgenden weebselndes Gewicht. unter dem alten 
Namen gab es iiberall neue ungleicbe Masse. Es vcrpflichtete ja 
kein Gesetz mehr zur Einheit, noch forderte das Interesse all- 
gemeine Uebereinstimmung ; im Gcgentheil diente die Vcrsehiedenheit 
der Vcrkehrsmittel zur Befestigung der Sonderstellung neuer, 
selbstiindiger Gemeinwesen, und nicht minder fuhrten die Steuer- 
und Abgaben-Erpressungen zu steter Veranderung, Vergrosserung 
der Steuermassc. War solches versteckter Weise schon zu einer 
Zeit gcschehen. wo es als scelus grave geahndet wurde, zu welch 
unbegrenzter Willkiir muss sich dieses Unwesen oflentlich ent- 
wickelt haben. als die Regierungen selbst einc Art Interesse daran 
batten, ihm wenig ocler gar keine Sehranken zu setzen. Auf 
diese Epoche findet demnach Mabillon's Satz: »Pro variis regionibus, 
variisquc temporibus etiam variarunt pondera et mensurae* seine 
voile Aiiwendung. Es wiirc unmoglich, die Masse und Gewichte 
der IVml .lahrhunderte von 568 an, in verglpichenden Tabellen 
zusammenzustellen. wie sich solches mit den capitolinisehen so 
leicht I hun litest. 



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- 51 - 

Die regelm&ssige Vergrosserung der Einzelmasse betrug ganz 
gewohnlich * *• 1 / 8 , 2 /2 ihres (Jehaltes, ja sie warden ganz ver- 
doppelt; unregelmftssige Aenderungen gab es in Menge. Du Gange 
citirt ans dem vocabnlarium Cassinense (urn 700) oine hemina 
vini zu 16, eine hemina olei zu 12 unci eine hemina mollis zu 
24 unciae. 2 ) Die historische hemina des capitolinischen Systems 
verlor sich bald so ganz ans dem (Jedilchtniss. dass man nirgend 
mehr, selbst in den Klostern nicht, Itestimmtes uber ihre urspriing- 
liche Grosse wnsste. Mabillon iuhrt aus eincm rheimser Codex 
des 9. Jahrhunderts ein ill teres Zeugniss an. welches folgende vage 
Angaben iiber die hemina bietet: »Apud quosdam cyathi 9 heminam 
facere videntur, quod sunt drachmae 90; apud quosdam vero 
acetabula 4. quod sunt drachmae 48. Hemina appendit juxta 
quosdam libram 1, apud (juosdam vero libram et dimidiam.* In 
Spanien wog sie nach St. Isidor eine libra wie vor Alters, oh 
aber wirklich eine solcho von 10 unciae und nicht mehr, ist wohl 
nicht zu bestimmen. In Frankreich, wo sich die romischen Masse 
wohl fruher schon als in Italien veiandert batten, da cs bereits 
zur Zeit des hi. Benedict factisch seine L'nabhttngigkeit gewonnen, 
gab es heminae von l\'. 2 und 2 librae oder 18, 20 und 24 unciae 
Gewicht; eine Urkunde Carls des Kahlen vom Jahre 872 kennt 
sogar eine solche von 3 librae: Sacerdotes eminam i. e. tres libras 
accipiunt, diacones duas, subdiacones v. minorum ordinum clerici 
unicas vini libras. 8 ) Merkwiirdiger Weise scheinen die sud- 
franzosisohen Juden die altromisehc libra noch lange nachher 
festgehalten zu haben. Sie nannten dieselbe »livre prime, « wie 
sie audi zu Du Gange's Zeit in einem Theil des siidlichen (lallien 
hiess. Ein um das .lahr 1200 erlassenes Placitum constatirt, 
dass die Juden insgesammt sich weigerten, ihre Abgaben in 
Wachs nach dem gewohnlichen Gewicht von Toulouse zu ent- 
richten. weil sie behaupteten, nur zur ursprunglichen libra, die bios 
2 / 3 der neuern, niimlieh 20 solidi, gewogen habe, verpflichtet zu 
sein. 4 ) Auch im Gold- und Silberhandel, sowie als Apotheker- 
gewiclit erhielt sich die alte libra mit annfdiernder Genauigkeit, 
worauf sich die nicht selten vorkommende Unterscheidung von 
libra ad magnum und ad parvum pondus bezieht. fi ) 

Leider bewahrten die Kloster nicht mit der gleichen Sorgfall, 
wie die genannten Juden. ihre ehrwiirdige libra prima noch auch 
die alte hemina. Viele nahmen die landesublichen Masse an, 

») Glossar, t. III. ed. 1844, p. 643. 
*) Praef. in saw. IV. p. I, n. 158. 

*) Bei D. Germain llistoire de l'Abbnye royale de N. D. de Soissons 
(1677 y , p. 435. 

*) Bei Du Cange (ed. 1845), IV. 101. 
») Ibid. 100. 

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— 52 — 

wodurch die vom hi. Vater bestimmte landesubliehe Portion des 
Weines und Brodes in den italischen und friinkischen Klostern 
urn Vs? 1 /s« " m die H&lfte uberschritten wurde. Carl der 
firosse, der die verfallene Ordenszucht in seinem Reiche wieder 
hcrzustellen bemi'iht Avar, Hess sich die monastisehen Traditionen 
aus Monte Cassino mittheilen und erhielt dabei audi Nach- 
bildungen der traditionellen Benedict! nermasse, welch letztere 
l*apst Zacharias dem Erzkloster zuriickgestellt hatte. 

Die libra, welehe Kaiser Carl auf diese Weise als authentiseh 
kennen lcrnte und in den fr&nkischen Klostern einfiihrte, war 
ganz gewiss die alte urspriingliehe libra legalis, was zuniichst 
daraus crhellt, dass sowohl Hildemar 1 ) als die Aachener Synode 
vom Jahre 817 2 ) das Pfund auf 12 undae, beziehungsweise 26 solidi 
bestimmen. Audi spftter nodi gibt Arnulf von Andaon 3 ) das 
Pfund auf 12 unciae und 20 solidi (Jewieht an. Einen ferneren 
Bevveis fur die Authenticity des von Carl dem (irossen ein- 
gefiihrten Brodgewichtes werden wir spiiter fuhren, wenn wir 
das jetzt nodi auf Monte Cassino vorhandene Normalgewicht als 
identisch mit dem 6. und dem 8. .lahrhundert nachweisen werden. 

Nicht ganz so einfacli steht die Sachc mit der hemina 
Carl's des (Irossen. Hildemar, 4 ) der nur von der hemina (nicht 
von der libra) berichtet, dass Carl sie habe aus Monte Cassino 
kommen lassen, hatte ein derselben entsprcchendes Mass vor 
Augen, dessen (iewicht or, unter Berufung auf St. Isidor, auf 
1 libra (und 100 drachmae!) angibt. Audi der gleichzeitige 
Smaragd 6 ) weiss, dass die hemina gerade 1 libra wiegen soil. Die 
Krago ist nur. wie denn die echte hemina ein damaliges Pfund 
hat wiegen konnen. da man doch neben den verschiedenen 
frankisehen Pfnnden nur die romischc libra legalis von 12 unciae, 
nicht aber die kleinere libra, welehe der hemina entsprach, kannte. 
Kntweder also miissen wir annehmen, dass die genannten Autoren 
die dem h. Isidor 6 ) entnommone Angabe: » hemina appendit libram 
unam« nicht weiter controlirt, oder aber dass ihre hemina, also 
wohl sehon die aus Monte Cassino gekommene. nicht die ur- 
spriingliehe war. sondern auf Grund des genannten missverstandenen 
Textes grosser war construirt word en. 

Uebrigens miissen die carolingische libra und liemina in den 
Klostern bald ausser Acht gekommen sein. Hatte man doch den 
Begrifl* eines foststebenden, traditionellen Masssystems fast ganz ver- 

*) Hildem. Comm. in c. 30 ed. Cass. 1880, p. 307, (seltsamerweise fehh 
die Stclle in vielcn Handschriftcn) ; in c. 30 ed. Mett. 1880, p. 442. 
*) P. L. 105, 919. Anders freilich 97, 390. 
a) Mab. Annal. 65, 95; Hist. lit. VII 252. 
*) Hildem. Comm. in e. 40 ed. Mett 1880, p. 445. 
J ) Smarajjd. Comm. in c. 40, P. L. 102, 875. 
*) laid. Etymoll. I. (jlG e. 26 11. 5. P. L. 82, 94. 



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53 — 



loren), wiihrenl die bcreits vom hi. Hieron\ r mus and von Sulpicius 
Severus constatirte grossere Speisebcdurftigkeit der gallischen 
Monchc nach mil nacli zur Bevorzugung grosscrer Masse fur 
Speise und Trank drlingte. Wahrscheinlich ging audi die angebliche 
libra von 33 l /s unciae. ebenso wie vorher die echte von 12 unciae 
(iewicht, von Monte Cxssino aus in die friinkisehen Kloster uber. 
Wie wir noeh seh-an werden, bewahrle man nfimlicdi im Erzkloster, 
neben dem authentischen Normalgewicht der libra, ein uraltes 
(iewicht von 33 l / 8 unciae, das gleichfalls a!s vom hi. Vater her- 
riihren 1 gait und noch erhalten ist. Ein ganz iihnliches Exemplar 
zu dem auch eine entsprechende hemina 2 ) gehurte, sah Pierre 
Bohier (f nach 1380) im Kloster Saint Maur.-des-Fosses bei 
Paris, ) wo es als das vom hi. Maurus nach Gallien gebrachte 
Normalgewicht gait. Welche Bewandtniss es mit diesen und ahnlichen 
ubermflssig grossen Ffunden hatte, soil spfiter untersucht werden. 

Ira Einzelnen die Angaben der mittelal terlichen Sehrift- 
steller iiber die zu ihrer Zeit in den Klostern Ublichen Masse 
und (Jewichte zu verfolgen, erscheint fiir unsern Gegenstand 
zwecklos. Eine einheitliche Tradition bestand nirgend mehr zu 
Recht, und nuer selten findet sich ein Anklang an die 
alten gesetzmiissigen Normen. AufTallend ist, dass nicht selten 
auch da, wo das Gewicht der libra riehtig angegeben wird, 
die hemina bedeutend grosser erscheint, so bei oben genanntem 
Arnulf und schon in einem von Mabillon dem 8. zugeschriebenen 
Codex aus Augsburg;*) lihnlich die oben erwahnten Angaben. 
Der selige Gerold von Pfafers (f 1110) sieht sich daher zu 
dem GesUindniss gezwunjjen: »Eminam vini juxta constitutum 
eximii patris Benedicti non possumus administrare* und gestattet 
dafiir >duos per diem poculos, quorum octo galerae compleant 
mcnsuraHi.* 4 ) 

Als sich in Folge derRcJbrmbcstrebungendes 10. undlT.Jahr- 
hunderls ein regeres Interesse fur die ursprtinglichen Masse und 
(Jewichte der h. Uegel entwickelte, land man ein vollig unent- 
wirrbares Chaos von sogenannten Traditionen vor, woraus sich 
ein Jeder nach (nitdunken, ohne wissenschaftliche Archliologie 
und auf ganz mangelhafte (iriinde bin eine libra und hemina 
construirte. Jeder gclangte daher auch zu einem anderen Hesultate. 
So meinle Menard, die hemina des h. Vaters babe nur 7 ! /2 Unzen 
Wein gefasst; Mabillon hingegen, der tiberhaupt den grnssercn 
Massen den Vorzug zu geben scheint, hielt sie fiir ein solches 



>} Vgl. P. L. 105, 619; Hildem. ed. Mett. p. 445 u. A. 

*) Vgl. die obenerwHhnte hemina von 3 Pfund Wassergehalt. 

•) Bei Mab. praef. in n. IV, p. I. n. 154. 

4 ) Mab. Anal. ed. 1723 p. 162. 

*) Mab. Annal. VI. ed. 1713 p. 678. 



Digits 



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5t — 



von 12 Unzen Gehalt. Anderc wieder anders. Die Kloster kormten 
sich in Folge dessen an die so unsichern Ueberlieferungen nicht 
ferner gebunden halten. Die Gassinenser Const itutionen sprechen 
often aus: » Major est libra panis, quam ut tantum unus frater 
die una manducare possit.* Darum gestatteten sie, nnd nach 
ihnen auch die anderen Kloster der Reform in Frankreich, 
Belgien und anderwUrts, den Branch, dass sich Jedcr so vie! 
Brocl nahm. als er bedtirfe, »apponatur panis quantum satis 
est,« wahrend die tUgliche Portion an Vein oder sonstigen 
Getiiinken auf andere Weise bestimmt wurde. 



Ftinftes Capitel. 

Die libra und hemina dcr h. Regel waren nicht private Sondermasse. — 
Ueber die zwei alten Gewichte in Monte-Cassino. . 

Wir finden bei einem hochangesehenen Schriftsteller den 
Satz ausgesprochen : »Wenn auch das Mass- und Gewichtwesen 
zur Zeit des h. Benedictus auf der ganzen italischen Halbinsel 
noch das altromische gewesen ware, so wtirde dadurch nicht die 
Moglichkeit und selbst die Wahrscheinlichkeit ausgesehlossen, dass 
der h. Ordensstifter in seinen Klostern ganz eigene. von dem 
geschichtlichen System unabhangige Masse eingefiihrt habe.« Wir 
fragen nach den Griinden diesei* Behauptung, aber der Autor hat 
dieselbe eben ohne alien Versuch einer Beweisftihrung einfach 
hingestellt; in der That Utsst sich nicht absehen, was er zur 
Begrlindung seiner Ansicht hutte sagen konnen. Urn so leichter 
erscheint es, derselben durch folgende Gegengriinde alien Boden 
zu entziehen. 

1. Die Zeit der OrdensgiUndung, der Stiftung der ersten 
Kloster in Subiaco, Gassino, Terracina und Sicilien, und der ganze 
Zeitraum, innerhall) dessen die h. Regel sowohl praktisch einge- 
fiihrt als aufgezeichnet worden sein muss, fallt in die fast 50jiihrige 
Wirksamkeit Cassiodors. Wir haben oben aus den Briefen und 
Edicten dieses Staatsmannes gentigsam nachgewiesen, dass, so 
lange er als Rath der KOnige, als Senator, Consul, IV&fect und 
oberster Richter Italiens seinen machtigen Einfluss geltend machen 
konnte, es Niemanden im Reiche gestattet war. von dem alten 
gesetzlichen Systeme abw f eichende Masse aufzubringen, gleichviel 
zu welchem Zwecke. — am allerwenigsten aber, wenn solches 
unter Beibehaltung alter, landestiblicher Namen, wie libra und 
hemina, versucht worden wiire. Cassiodors Frinzipienstrenge war 
in diesem Funkte unerbittlich. Er betrachtete solche Versuche 
als Anfang der Verwirrung in einer Sache, die im ofTentlichen 
Interesse moglichst einheitlich und allgemeinverstiindlich geregelt 
sein sollte und es bis dahin auch seit vielen Jahrhunderten 



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— 55 — 

gewesen war. Im Namen seines Kiinigs Theodorich hatte er den 
Grundsatz ausgesprochen, ohne Unwahrheit kttnne man nicht alte 
Gewiehte dera Jnhalt naeh andern und den Namen wie frtther 
belassen; was besonders die libra angehe, so gebe es nur eine. 
die aus dem Alterthurn tiberkommcne von 12 uncire zu je 
6 denarii, und es sei nicht zu duldcn, dass irgend eine Aendcrung 
gemacht werde. 2 ) Mit grosser Strenge ahndete er solehe Willktir, 
nicht allcin um betrUgerische Absicht auszuschlicssen, sondern 
iiberhaupt wegen der drohenden Unordnung, wegen der darin 
liegenden Impieiat einer heilig gehaltenen Gesetzliehkeit und Tra- 
dition gegentiber, und weil solches Abweichen vollig zwecklos 
erschien. 

Auch spater, nachdem der Orden des h. Benedict bereits 
uber 40 Jahre gebluht hatte, hielt der grosse Staatsmann mit 
gleicher Consequenz und Festigkeit denselben Grundsatz aufreeht. 

Wenn man also bedenkt, dass es Uberhaupt ohne Zweck 
gewesen ware, ein apartes Mass und Gewicht zu erfinden, wo 
noch das alte System in allgemeiner Achtung und Uebung bestand, 
und dass es tiberdies vom Gesetze verpont war, zu irgend 
welchem Zwecke die Namen der gesetzlichen Masse auf will- 
kttrlich erfundene zu ttbertragen, so kann weder vom h. Gesetz- 
geber angenommen werden, dass er solches gethan, noch von 
Cassiodor, dass er diese Abweichung von der allgemeinen Ordnung 
geduldet haben wiirde. 

2. Abgesehen von den 15 Klostern (wenn nicht mehr), 
die St. Benedict noch zu Lebzeiten in verschiedenen Gegenden Italiens 
gegrftndet hat, in Latium, Campanien, Sicilien, nimmt die h. Regel 
ofTenbar auf eine weitere Verbreitung des Ordens Bedacht, indem 
sie z. B. Nahrung und Kleidung mit Rticksicht auf verschiedene 
Climata regelt. Hatte nun St. Benedictus ein ganz apartes, fremd- 
artiges Mass in seinen Klostern einftlhren wollen, so ware die 
einfache Benennung derselben als liemina und libra nirgends in 
seinem Sinne aiifgefasst worden, oder er hatte das von ihm 
gemeinte Mass naher kennzeichnen mttssen, also etwa hinzufiigen 
miissen : libra 18unciarum, hemina 16 unciarum (8 cyathorum xuafr). 
Die einfache Hinstellung der Namen also schliesst selbst die Mog- 
lichkeit aus, dass St. Benedict etwas Anderes darunter verstanden 
wissen wollte, als sie Allen verstandlich besagten, landestibliche 
Masse. 

3. Ein directes Zeugniss bewahrt uns das Erzkloster Monte- 
Cassino in Gestalt eines uralten Bleigewichts von 1310 Gramm 
auf. Die folgende Untersuchung wird zeigen, dass wir darin die 
wirkliche altromisehe libra in der damals zur Brodbercitung 



') Cassiod. Variar. II. I. ep. 10. P. L. 69, 515. 



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iiblichen Vervierfachung von uns hahen, die niimliehe. welche Papst 
Zacharias im Lateran-Kloster voiTand und dcm Abte Petronax 
zuriickstelltc; ein gleiches Mass sandte 4 Jahrzehnte spiiter Abt 
Theodemar an Carl d. (Jr. als das ursprttngliche » Brodgewicht 
von 4 librae. < d. h. zur Bereitung von 4 Tagesportionen. *) Wie 
es sich dem gegenttber mit dem zweiten, bronzenen Gewichte in 
der Sakristei von Monte-Cassino verhalt, das vorzugsweise als die 
libra panis S. P. Benedict! gilt, darilber werden wir unten Auf- 
sehluss finden. 

Paul der Diakon, 2 ) von etwa 775 an Munch auf Monte 1 
Cassino, crzUhlt im 4. Buch seiner Lombardengeschichte die 
ZerslOrung des Klosters und die Flucht der M5nche. »Sie 
entkamen nach Rom und brachten den Codex der h. Kegel mit 
sich. sowie noch andere Schriften, dazu noch das Brodgewicht 
und das Mass ftir den Wein, poivlus panis ct mensuram vini, 
und was sie in der Eile von dem K'ostergut gerettet batten.* 
Dasselbe mcldet Cardinal Leo 3 ) in der Chronik der Erzabtei mit 
den gleichen Worten, ftigt aber nach einem Manuscript hinzu: 
»pondus panis habens per quadram libram unam, das Brodgewicht, 
das im Viertheil eine libra wiegt,< nach welcher Lesart sich die 
Cassinenser noch im 11. Jahrhundert bewusst gewesen waren, das 
Gewicht von 4 librae sei das urspriingliche. Hemina und libra 
kamen also etwa um 580, als zur Zeit Pelagius 11. »multa 
vastatio in Italia liebat ct talis clades qualem a saeculo nullus 
meminit fuisse, nach Rom. Da bleiben sie etwa 150 Jahre. bis Papst 
Zacharias sie den Cassinensern zuriickstelltc. Abt Theodemar 
theilte sie um 780— 7 l J0 Konig Carl auf dessen Anfrage mit, und 
zwar mit der ausdrticklichen Angabe: »Wir tibermitteln Euch 
ein Gewicht von 4 librae, womit das Brod zu wiegen ist, damit 
man es in 4 gleiche Stttcke von je ciner libra theile, dem Text 
der h. Regel gemitss. DasCJewicht, so wie es vom h. Vater selbst 
bestimmt worden, findet sich hier noch vor. Wir finden auch 
ein Trinkmass ftir die Mittagsmahlzeit und ein anderes ftir den 
Abendtisch ; beide Masse zusammen bilden nach Aussage unserer 
Vorfahren die hemina. Direximus quoque pondo quatuor librarum, 
ad cujus aequalitatem ponderis panis debet fieri, qui in quaternas 
quadras singularum librarum juxta s. textum regulae possit dividi. 
Quod pondus sicut ab ipso Pa tre est institu turn, inhocestlocorepertum 
etc.* 4 ) Man pflegte also 5 ) im Kloster des h. Erzvaters nicht ein jedes 
Brod ftir sich gesondert, sondern je vier zusammen zu backen, in 

') S. oben. S. 250. 

») HUt. Longob. IV. 18. P. L. 95, 548. 

a ) Chron. Cnssin. I. 2. P. L. 173, 492 (int. var. lectt.). 

*) P. L. 95, 1585. 

: ) Schon Mabillou hat dieses bemerkt, praef. iu s. IV. p. I. n. 153. 



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— 57 — 

einer Weise, (lass man die einzelnen leicht und gleichmiissig 
trenncn konnte. Wir besitzen dafiir noch ein Zeugniss aus der 
Zeit und dcm Landc St. Benedict's selbst. Sein Biograph, der 
h. (iregor, erziihlt von den Schtilern des Abts Martyrius, sie 
hatien nicht vergessen, »das in der Asche gebaekene Brod mit 
dem Kreuze zu bezeiclmen, wie man es in dieser (legend mit 
einem Holze dem Brodteig cinzuprUgen pflegt, damit die Brode 
>ich leieht in 4 gleiclie SUicke theilen lassen; sieut in hac provineia 
crudi panes ligno in modo cruris signari solent, nit per quadras 
quatuor parti ti videantur.* l ) Also wortlich dieselbc Bezeichnung 
wie im Briefe Theodemar's : panis — in quatuor quadras divisus, 
ein viergetheiltes Brod i'ilr je 4 Monche. odcr ftir eincn Munch 
auf 4 Tage. 

Die Zurtiekstellung des Brodgewiehtcs an Monte-Cassino 
fand unter Papst Zacharias um 742 oder wcnig spiiter statt, die 
Uebersendung eines Abgusscs davon an Karl d. (Jr. um 78H, bald 
nach seiner Heimkehr von der Pilgerfahrt nach Monte-Cassino, 
also nur 4 bis 5 .Jahrzehnte, nachdem }*apst Zacharias die 
betreflfenden Masse anerkannt hatte. Die Versicherung Theodemar's 
bezuglieh der Echtheit dieser vierfachen libra konnte daher noch 
auf dem Zeugnisse von Augenzeugen beruhen. 

Dies Gewicht von 4 librae aber iindet sich, wie schon 
bemerkt, noch jetzt auf Monte-Cassino vor. Es ist ein walzen- 
formiges Bleigewicht, G cm. im Durchmesscr, 4.7 cm. in der 
Hohe, und wiegt 1310 (Jramm, viermal die altromische libra, 
welche nach Mommsen und Bockh 327.4 (iramm wog. Somit 
ist die Jdentitat dieses alten Bleigewichtes mit Theodemar's vicr- 
facher libra ebcnso unzweifclhaft, als die Ueberlieierung derselben 
(lurch Fapst Zacharias und vordem (lurch die fliichtigen Monche 
des zersturten Erzklosters. Wir besitzen in dieser ehrwiirdigen 
Heliquie die wirkliche libra, die capitolinische der alten Zeit, 
welche somit beweist, dass die libra panis des h. Vaters kein 
Provinzial- noch Privatgevvicht gewesen. 

In Frarikreichs Klostern vvollte man den Brief Abt Theode- 
mar's an Konig Karl nicht recht verstehen, denn die daraus 
hervorgehendc Tagesportion von ciner altWJmisehen libra 
erschien neben der bisherigen unverhiiltnissmilssig klein. >Ex 
Theodemari verbis male intellects, « sagt auch Mabillon gegen Ilaften 
und Angelas de Nuce, welche dem unglaublichen Irrthum ohne 
weitere Untersuchung beipflichteten, — las man heraus, das urspriing- 
liche Brodgewichl wiege 4 gewohnliche librae und jedem Monch sei 
laglieh die enorme Portion von 4 Pfund Brod zu verabreichen. Man 
tibersah, dass es ausdrticklich heisst, das auf 4 librae abgevvogene 



«) Gregr. M. Diall. 1. I. c. It. P. L. 77, 212. Vgl. die Nota ebeudort 
▼ielleicht auch August, eoutra epist. Manick. c. 21 u. 23 P. L. 42, 183. 



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— 58 — 

Brod sei in 4 gleiche Sttieke von jo einer libra zu theilen. Als ob der 
h. Vater durch willkttrliche Feststcllung einer libra von 4 Ffund 
(.iewicht den Schein hiitte wahren vvollen, in der That jedoeh 
eine tibermassig grosse Brodportion seinen Monchen gestattet h&tte ! 

Nun fmdet sich aber, wie bereits bemerkt, in der Sakristei 
von Monte Cassino noch ein anderes alters Gewicht, das nach 
einer (angeblich von Gregor II. herruhrenden) Inschrift und naeh 
der bis in unsere Tage hochgehaltenen Ueberlieferung die ursprung- 
liche libra panis ist. Wir haben das interessante Bronzegewieht 
gewogen und constatirt, dass es 1052 1 / a Gramm, also ziemlieh 
genau 33 l / 2 Unzen (zu 31.42 Gramm) wiegt. Dies ist aber das 
Gewicht, welches mittelalterliche und neuere Forscher, auf Grund 
der in einzelnen Klostern erhaltcnen Abgttsse eines vorgebliclien 
Normalmasses, der libra panis zuschreiben und das auch die 
Cassinenser Constitutionen als das urspriinglichc bezeichnen, — 
ein (iewicht, welches, wie wir auf den ersten Blick erkennen, 
weder ganz noch getheilt in das alte capitolinische System passt. 
Was ist also von diesem Gewichte zu halten? 

Glticklicherweise konnen wir auf diese Frage eine vollig 
zufriedenstellende Antwort geben, welche unsere ganze bisherige 
Untersuchung bestlitigt und abschliesst. Das vielberufene Bronze- 
gewieht, welches ganz wohl aus der Zeit des h. Vaters herruhren 
mag und auch zur Abwiigung des Brodpfundes gedient haben 
kann, ist n&mlieh kein gewohnliches, absolutes Gewicht, sondern 
das pondus incertum einer antiken Schnellwage, statera campana, 
welch 1 letztere leider verloren gegangen. 

«Campana duas lances non habet, sed virga est signata 
libris et unciis, et vago pondere mensurata.> x ) Diese Worte des 
h. Isidor mogen hier an Stelle alles gelehrten Apparates die 
schriftliche Ueberlieferung vertreten; zahlreiche wohlerhaltene 
Wagen campanischer Construction setzen uns glucklicherweise in 
den Stand, durch eigene Beobachtung zu constatiren, was wir 
sonst miihsam den Quellen entnehmen mttssten. Leider konnen 
wir hier unsere Beschreibung nicht durch eine bildliche Darstel- 
lung anschaulich machen, doch glauben war, dass Folgendes 
ausreicht. 

Die campanische Wage hat zwei ungleiche Arme, welche 
auf der Spitze einer Siiule aufsitzen. Am kiirzeren Hebelarme 
h&ngt die einzige Schale, lanx, durch zierlichc Kettchen befestigt ; 
der J&ngere Arm, virga, UUgt die Merkzeichen von der Unze bis 
zum Pfund und auf der untern Seite die bis zu zehn Oder mehr 
Ffund. An diesem Arme hiingt das bewegliche Bronzegewieht, 
pondus vagum oder incertum genannt, das sich durch seine 

*) Isid. Etymoll. 1. XVI. c. 25. u. 6. R. L. 82, b91. 



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— 59 — 

Gestalt aufs bestimmteste von dem pondus certum der gleich- 
armigen Wage unterscheidet. Seine oft zierliche Kannellirung, der 
elegante flaschenfbrmige Hals, der unverlm'.tnissmassig grosse 
Ring wiiren fiir ein gewohnliches Gewicht, dessen genaue Berech- 
nung die moglichste Einfachheit der Form erfordert, durchaus 
unzweckmassig; weniger noch wtirden filr letzteres eigentliche 
Kunstformen passen, wie wir sie an solehen L&ufergewichten, die 
z. B. kleine Biisten und Aehnl. darstellen, sehen. Das pondus der 
alten Schnellwage, welehe eben dadurch als ein recht primitives 
Urbild unserer Decimalwage erscheint. war dagegen nicht im 
Voraus auf eine bestimmte Schwere normirt, sondern konnte 
ganz willktirlieh gegrifTen werden, indem die Merkzeichen der 
virga erst nachdem Wage und (Iewicht fertig waren, dem beider- 
seitigen Verhilltniss entsprechend eingeritzt wurden. Wir haben 
selbst im britischen Museum eine Anzahl solcher Wagen unter- 
sucht und deren grosse Genauigkeit constatirt. Lose beweglich 
hiingen da die httbschen Lliufergewichte an ibrem Hebelarm und 
halten, auf dem Merkzeichen bin- und hergeschoben, der ent- 
sprechenden Last in der Wagschale das Gleichgewicht, «per puncta 
vagando pari pondere pensionem parem perficiunt. * Wo aber 
die Wage allein erhalten ist ohne das zugehOrige (Iewicht, oder 
ningekehrt das Gewicht ohne die Wage, da bleibt nattirlich alles 
Experimentiren mit fremden Wagen und Gewiehten ohne alles 
Kesultat. Ein solches willktirlieh gegrifTenes Liiufergewicht ist nun 
das besagte pondus librae von Monte-Cassino, nicht aber ein 
(iewicht, wie man es auf der gewOhnlichen Wage gebraucht, 
und daher w r ar es ein seltsamer MissgrifT, seine absolute Schwere 
zur B6stimmung des Brodpfundcs verwerthen zu wollen. Hiitten 
wir noch die zugehorige Schnellwage mit den ursprtinglichen 
Merkzeichen, ob dieselbe nun dem h. Vater gedient hat oder 
nicht, so wtirden wir ohne Zweifel linden, dass dies Gewicht von 
33 V a Unzen eine richtige libra aufwiegt, sobaM man es an die 
betreflende Stelle der virga hiingt. 

Unsere Messungen im Londoner Museum haben uns dartiber 
vollige Sieherheit a priori verschafTt, so dass wir keinen Augen- 
blick anstehen, auch das zweite, eben besprochenc Brodgewicht 
von Monte-Cassino als Zeugen fttr die Identitat der monastischen 
libra mit der romischen anzufiihren. 

Eine alte hemina, welehe die Tradition mit dem h. Vater 
in Verbindung brlichte, ist leider nicht erhalten. Sobald es indessen 
feststeht. dass dersclbe als Brodgewicht die capitolinische, damals 
noch allgemein giltige libra angewendet, liegt kein Grund vor, 
von allem Anderen abgeseheu, ihm die Erfindung ciner von der 
gesetzlich feststehenden abweichenden hemina zuzuschreiben. 
Dazu kommt, dass die romische hemina, wie wir sie selbst im 



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— GO 



Kolner Museum *) unci anderswo gemessen, ein nach den Umstanden 
ganz passendes Quantum Wein fasst, namlich 0.2729 Liter. 2 ) 
Somit sind wir am Ende unserer Untersuchung angclangt, 
welche, wie uns scheint, als sicheres Resultat ergeben hat, dass 
nnser h. Vater bei nestimmung der Wein- und Brodportion seiner 
Monche die uns wohlhekannten romischen Masse vor Augen 
gehabt und keineswegs willkttrlich neue erfunden hat. Wir 
wissen also ganz genau, wie gross nach der Absicht unseres 
h. Vaters das jedem Monch Utglieh znkommende Quantum Brod 
und Wein war, und sind im Stande, die Angaben der mittelalter- 
lichen Schriftsteller. die vorgebliehcn Normalmasse und die 
Aulslellungen der gelelirten Forscher mit volliger Sicherheit zu 
beurtheilen. Ein anderes als das rein archliologiscbe, theoretische 
Resultat haben wir natiirlieh bei unserer Abhandlung nicbt ins 
Auge gefasst, 

Sei es uns zum Schluss noch gestattet, aid* einen selisamen 
Druckfehler aufmerksam zu maehen, den wir in alien Ausgaben 3 ) 
von Mabillon's oft genannter praefatio in Acta Sanctorum saec. 
IV part. I. gef unden haben. Es heisst dort n. 152: duodecim 
sol id os assem efiioere, adeo ut tres unciae quinque asses 
etc. conslituant. Natiirlieh muss es statt dessen heissen : duodecim 
denarios so lid urn efTicere, adeo ut tres unciae quinque 
so lidos etc. Martene 4 ) hat den Irrthum wortlich abgeschrieben, 
dagegen gibt Du. Cange 6 ) die Stelle rich tig an. 



J ) Das walzenftirmige cherne Getass mit den Re if on, welche Sextar, 
heinina vini, hemina olei, hemina mollis markiren, im Wallraf-Museum zu K5ln 
ist nieht so zu deoten, als habo dasselbe selbst zum Messen von Wein, Oel 
etc. gedient; seiner Form nach und gemass seiner ganzen Beschaftenheit \*ar es 
das Mod ell, Tiber welchem die kupferaen Massgefiis.se getrieben oder die 
thonernen gedreht wurden. Der Inlialt begreift dahcr die etwa */ a mm. dicke 
Wand des Gefiisses (das zum Zwecke, dem es diente, mit einer Holzwalze geftlllt 
^ewesen sein wird) in sicb; somit entspricht er dem Inlialt eines iiber diesem 
Modelle geformten Massbechers. A. A. 

*) Bekanntlich werden die feurigen italienischen Weine niemals ung'e- 
mischt, sondem stets mit einent starken Zusatz von Wasser getrunken. 

3 ) Mabill. praef. in saec. IV r . p. I. u. 152 ed. Paris 1G77 p. CXI. ed- 
Venet. 1735 LXX;in der Separatausgabo der Prafationen ed. Venet. 1740 p. 270. 

4 ) Martene comm. in c. 39. p. 516. P. L. 06, 628. 

5 ) Du Cange Gloss, ed. 1845. IV. 100. 



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— Ill 



Eine Admonter Todtenrotel des 15. Jahrhunderts. 

Von P. Jacob Wichner. 

Neben den Necrologien (Todtenbiichern) der K luster, welche 
schon eine vielseitige Beachtung und Bearbeitung von Seite der 
Historiker erfahren haben, verdienen auch die encvklischen Sterbe- 
nachrichten (Roteln) das eingehende Studium der Forscher. Im 
2. Jahrgange der ^Studien* hat Dr. Lierheimer eine Grieser-Rotel 
naher besprochen und mich dadurch angeregt, vorliegende Arbeit in 
Angriff zu nehmen. 

Jn unserer Zeit lauft unter dem Namen Rotel eine mehr oder 
minder gedehnte Biographie einer verstorbenen Ordensperson, welche 
in confoderirte Kloster mit der Bitte urn deren Suffragien und 
um Leistung der urkundlich stipulirten Devotions- Acte gesendet wird. 
Die Rotel in fruherem Sinne und nach altem Brauche war ein um 
eine Rolle sich bewegender Pergamentstreifen, auf welchem am Kopfe 
die Namen der Abgelebten verzeichnet waren mit der Bitte um 
Persolvirung der contractmassigen guten Werke. Auf diesem Streifen 
bescheinigten die einzelnen Kloster die Ankunft des Boten, resp. den 
Erhalt der Todesnachricht. Oft — und dieses ist bei den alten 
Admonter-Roteln der Fall — wurden die Namen der Geschiedenen mit 
der Bitte etc. auf einem separaten Blatte dem Boten mitgegeben. Die 
Pietat des Mittelalters beschrankte sich aber nicht immer darauf, nur 
cjnfoderirten Klostern oder Hausern desselben Ordens die Trauer- 
botschaften mitzutheilen, sondern man land es fiir das Stift ehren- 
voller und fur seine Todten trostlicher, wenn der Bote die Rotel mit 
der Fertigung moglichst vieler Regulargemeinden aus den fernen 
Thaiern der Elbe, Weser, des Rheines und der Mosel, aus dem 
Flachlande des deutschen Nordens und von den Bergen der Schweiz 
zuriickbringen konnte. 

Rotulus (rotula) ist ursprunglich jede aufgerollte Urkunde oder 
Schrift (rotularis epistola vel pagina). Nach Mabillon ,De re diplo- 
matica* Lib. I. pag. 39 waren die Roteln auch Schriftstiicke, : /m 
quibus mortuorum nomina descripti ! erant. * Er theilt selbe in immer- 
wahrende (perp^tui) und jahrliche (annui). Die erste Art diente zum 
Hausgebrauche und wurde haufig am Altare hinterlegt. Eine solche 
war der ^rotulus longissimus* der Abtei Saint-Evroul ^(volumen 
mortuorum super altare dissolutumpalam e\panditur (< ). Wattenbach 



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62 — 



„Das Schriftwesen im Mittelalter* 108). Von den jahrlichen d. i. von 
Fall zu Fall emittirten Roteln sagt Mabillon (I. c): ^Annui, in 
quibus recensentur nomina personarum cujusque coenobii seu ecclesiae 
eo anno defunctarum, quarum indices quotannis ad monasteria ejusdem 
societatis deferebantur ad imploranda suffragia simulque ut illarum 
nomina necrologiis alienis inscriberentur. * So ordnete Abt Hermann II. 
von Brauweiler 1397 ab ^rotulam ad diversa monasteria ordinis 
nostri pro inscribendis nomiriibus fratrum defunctorum atque sororum.* 
(Wattenbach 1. c. 375.) Solche Roteln batten oft eine enorme Lange. 
Fine nach der circa 11 10 gestorbenen Aebtissin Mathilde von Caen 
war 1 7 Ellen lang. Audi unsere zu besprechende Admonter-Rotel er- 
scheint neben dieser eben nicbt zwergenhaft. Leopold Delisle hat eine 
Anzahl solcher ehrwiirdiger Monumente publicirt (, Rouleaux des morts 
<lu IX. au XV. siecle recueillis et publics pour! par? la socit§t£ de 
l'histoire de France.* Paris 1866). 

Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier die in verschiedenen 
Klosterarchiven noch vorhandenen alten Roteln zu verzeichnen; ich 
bemerke nur, dass das Stift St. Lambrecht in Steiermark solche von 
den Jahren 1456, 1466, 1501, 1520, 1526 und 1532 besitze. (»Bei- 
trage zur Kunde steierm. Geschichtsquellen.* X. 135). Was speciell 
Admont anbeiangt, linden sich daselbst Original-Roteln von den Jahren 
1442 (mit 299 Klostern), 1447 — 48 (184 Klostern), 1476 (272 
Klostern), 1476 — 77 (Fragment mit 12 Klostern), 1477 ( x 44 Klostern), 
1484 — 85 (c. 330 Klostern), 1488 — 89 (283 Klostern), 1489 
(107 Klostern), 1494 — 95 (132 Klostern), Fragment aus selber Zeit 
{26 Klostern), 1495 ( IJ 6 Klostern), 1495 — 9^ (*6o Klostern) und 
ein Bruchstiick aus demsetben Jahrhundert (mit 29 Klostern. 

Aus diesem reichen Rotelschatze wahlen wir uns jene von 
1484 — 85 zur Untersuchung; sie gibt uns ein Bild der ubrigen. Sie 
besteht aus neun nach dem Bedarfe zusammengefugten und auf beiden 
Seiten beschriebenen Pergamentstreifen, deren jeder 19 cm. Breite hat 
und deren Gesammtlange 873 cm. betragt. Der Streifen ist um eine 
theiiweise mit Messingblech beschlagene Welle oder Spule gewunden. 
Da diese beim Abwickeln des Streifens eine radformige Bewegung 
beschreiben muss, ist der Name ^rotula* gerechtfertigt. Am Ende des 
vStreifens steht mit gothischer Minuskel : . . all hernach. Die zwei 
vorangehenden Worte ^durch lon^ p) geben keinen Sinn. Die ge- 
druckten Todtentanze (Vergl. Ebert ^Allg. bibliogr. Lexikon* 



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- 63 — 

Nr. 23006) beginnen mit: „Wolan, wolan ir herren und knecht* 
und enden mit: v all hernach.* Die letzten Worte sind die Devise 
des Knochenmarmes, womit er Alle zu seiner Geleitschaft auflfordert. 

Sie erscheinen auch auf Epitaphien des 15. bis 17. Jahrhunderts. 
(Vergl. 5 Mitth. d. Centr. Commission. . . .« N. Folge II. Jhrg. 
S. CXL). Der Grabstein des Friesacher Canonicus Sebastian 
Perkhamer von 1541 enthalt die Legende: , geschrieben all hernach,* 
das Grabmal des Georg Scheichel zu Eisenerz zeigt den Spruch: 
^Alle mir nach,* wahrend ein Denkmal von 1535 einfach ,Sequamini* 
hat. (L. c. Neue Folge VIII. 3$.) 

Was die Anordnung der Rotelinscripte betrifft, so ist der 
Gebrauch vorherrschend, dass zuerst der Bote erwahnt wird, dann 
folgen der Reihe nach das Kloster, der Orden, die Diocese, die Namen 
der in dem fremden Kloster gestorbenen Conyentualen oder urn selbes 
verdienten Laien und endlich die Bitte urn die SufTragien und die 
Zusicherung des Gebetes auch ihrerseits. Das Jahr des Todes ist 
selten angegeben, noch seltener der Tag. Gewohnlich heisst es: anno 
praeterito, annis praeteritis. * Die langste Todtenreihe hat Altenzell 
bei Freiberg. Obwohl unser Bote iiber 300 Kloster besucht, geht er 
oft an wichtigen und bedeutenden Ordenshausern, wie Ursin, Thier- 
haupten, Bernried, Pollingen, Laach, Deuz, Corbei, Zwifalten, Geissen- 
feld, Niederaltach, VVeng, Etal, Gandersheim, Hogelwerth, Theres, 11. a., 
deren Gebiet er beriihrt, vortiber. Zu Koln erscheint er nur in ein em 
Kloster, wahrend er zu Erfurt neun und zu Metz zehn Klostern seine 
Aufmerksamkeit schenkt. Ohne Zweifel hatte er ein Verzeichniss der 
zu begriissenden Conobien bei der Hand und musste der v gebundenen 
Marschroute^ folgen. Gastliche Aufnahme diirfte er iiberall erfahren 
haben. P2ine Ausnahme macht das Kloster St. Verena, denn missmuthig 
macht der Nuntius mit der Bleifeder die Randglosse: s Non est 
receptus nuntius. € Das Kloster Sliichter kleidet seine Eintragung in 
Verse ein. 

Das Rotel-Document erscheint unter den Namen rotulus, 
rotula, rotulae, literae, pagina, pagella, cartula, carta funesta und 
cedula mortuorum. Besonders freigebig sind die Kloster an Titeln 
welche dem Bo ten beigelegt werden. Da heisst es: Lator (harum vel 
prae.sentium), illator, exhibitor, portitor, cartifer, cartiger, cartigerulus 
(oder schlechthin gerulus), bajulus, ostensor, gestor, tabellarius, rolliger 
funifer, feredarius (sic!), pagellae demonstrator, funesta nuntia gerens 



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— 64 — 

portitor funebria innotescens et colligens, lator mortuorum nomina 
fideliter inquirens, naturae tributum animas generaliter solventes colligens 
und exstinctorum sollicitans memoriam. Sein Erscheinen im Kloster 
wird auf mannigfaltige Weise ausgedriickt: Comparuit, apparuit, paruit, 
aflfuit, fuit, praesentiam suam (se praesentem) exhibuit (demons trav it) 
se obtulit nostris obtutibus (aspectibus, vultibus), facietenus comparuit 
(illuxit), vivus (visus) extitit nobiscum, perquam honeste comparuit 
propria in persona comparuit, attulit sese, limites monasterii adiit, 
nostros sua praesentia occupavit aspectus, personaliter comparuit cum 
hoc rotulo, applicuisse monasterium nostrum confitemur, exhibitorem 
rotulae devote recepimus, collegimus praesentium latorem. Etwas wie 
Ironie scheint aus der Einzeichnung des Propstes zu Herrenchiemsee 
hervorzublicken, wenn er schreibt: >Longa post itinera discursusque 
laboriosos et graves . . . presentium executor meo se dignatus est 
presentare aspectui/' 

Oft wird die Tageszeit der Ankunft notirt : tempore ves- 
perarum, hora quarta, hora magnae missae ; dum sol petebat occidentem. 
Die Bemerkung .> circa locutorium* kann ebensogut von der Zeit 
der Dispense vom Silentium, wie von dem Orte des Empfanges 
(Sprechstube) zu verstehen sein. 

Die Eintragung der Admonter Todten in sein Necrolog betont, 
besonders das Stift St. Zeno bei Reichenhall. Bisweilen erscheint eine 
mehr oder weniger schwungvolle Ansprache oder Begrtissung an den 
Admonter Abt Anton I., so bei den Klostern Fontaine Andre und 
Gottstatt. Die Pest findet Erwahnung bei Alderspach und bei den 
Minoriten zu Erfurt und Saalfeld. Unser Bote begann seine Tour in 
den ersten Octobertagen 1484 und beschloss die Rundreise zu 
Weihnachten des folgenden Jahres; er war also iiber vierzehn Monate 
auf dem Wege. Was mag er in dieser langen Zeit gesehen und er- 
fahren haben! Doch daruber schweigt die Rotel. Was diese anbelangt, 
sind viele Stellen vergilbt, daher unlesbar. Die mitunter schlechte 
Schrift und die Abbreviaturen vermehren die Schwierigkeit einer 
richtigen Lesung. Wir sahen uns daher zu unserem Leidwesen ge- 
zwungen, mehrere Eintragungen zu ubergehen. 

Nach diesen, wie wir hoflfen, nicht unnothigen und uninteressanten 
Vorbemerkungen gelangen wir zur Wiedergabe des Roteltextes. Die 
stets wiederkehrenden Terminen, wie lator praesentium comparuit in 
nostro monasterio sind nur durch den ersten Buchstaben eines jeden 



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— 65 — 

Wortes gegeben. Das Unlesbare ist durch Puncte (. . .), das Zweifelhafte 
durch (?) ausgedriickt Am Kopfe jeder Eintragung ist links da 
reducirte Datum, z. B. 2. December statt quinta feria post Andreae 
(Donnerstag nach St. Andreas). Das wahrscheinliche Datum steht 
innerhalb der Klammer. Oben die laufende Zahl der Kloster. Unter 
dem Texte folgen Noten iiber Zeit und Anlass der Stiftung, Lage des 
Klosters, iiber den damaligen Klostervorstand, iiber vorkommende 
Personlichkeiten und iiber die Zeit und Art der eventuellen Aufhebung. 
Daran schliesst sich die Angabe der Quellen, die zu diesen Noten 
herbeigezogen word en sind. 

1. 
1484, 7- Oct. 
Cartigerulus presentium comparuit nostro in monasterio 
B. M. V. Garsten O. S. B. die . . . septima mensis 
Octobris 1484. 

Garsten bei Steyr von Ottocar III. 1080 fur Chorherren gestiftet, 
1 108 den Benedictinern ubergeben. Aufgehoben 1787. Jetzt Straf- 
anstalt. Abt war 1478 — 88 Benedict I. (Friess ,Gesch. des Bened. 
Stiftes Garsten in O. Oest* in ^Studien u. Mitth. aus d. B. 0.« Jahr- 
gang I.— III.) 

2. 
8. Oct. 

Presens lator nobiscum fuit in Glewnck feria sexta ante 
Dionysium. 

Nach Stengelius 9 Monasteriologia * war 1123 Bruno von Gleink 
der Fundator. Rich tiger sind Arnhalm von Glunik und Markgraf 
Ottocar IV. von Steier die Urgriinder; Markgraf Leopold vollendete 
1 1 25 die Stiftung. Aufgelost 1784. (Brunner > Benediktinerbuch * 9). 

3- 
8. Oct 

In monasterio ... ad s. Florianum canonicorum regu- 
larium . . . harum exhibitor c. feria sexta ante 
Dionisii . . . 1484. 

St. Florian zwischen Enns und Linz. Hier war schon im 
8. Jhrh. ein Kloster. Bischof Altmann von Passau iibergab es 107 1 
den regulirten Chorherren. 1483 — 1508 stand Propst Leonhard 
Riesenschmid dem Stifte vcr. (Stiilz ^Gesch. d. reg. Chcrh. Stiftes 

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66 — 



St. Florian* 10. Zunggo ^Historiae . . . de ordine canonic, reg. . . . 
Prodromus* II. 760). 

4- 
9. Oct. 

Portitor presens c. n. n. in m. s. Agapiti . . . O. S. B. 

in die s. Dyonisii . . . anno . . . ut supra. 

Kremsmiinster gegriindet 777 vom letzten Agilolfmger Thassilo II. 

Colonie aus Niederaltach. 1484 — 88 regierte Abt Benedict Braun. 

(Benedictinerbuch 1 5 6). 

5- 
11. Oct. 

Lator pres. c. n. in n. m. Lambacensi O. S. B. . . . 

feria II. ante Kolomani . . . anno 84 °. 

Um 1040 von Arnold II. Grafen von Lambach — Wels als 

Canonie gegriindet. 1056 fuhrte Bischof Adalbero von Wurzburg 

Benedictiner ein, welche aus Schwarzach berufen wurden. 1474 — 1504 

fuhrte Johann IV. Schwarzwadel den Krummstab. Das Stift wurde 

1858 reformirt. (Breve chronicon monasterii B. M. V. Lambacensis 

. . . Benedictinerbuch 179). 

6. 
13. Oct. 

Exibitor pres. c. n. n. in m. Reichersperg s. Michaelis 
arch. O. S. Aug. ... in die s. Kolomani . . . 
anno . . . 1484. 

Reichersberg am Inn verdankt um 1084 dem Grafen Wernher 
von Reichersberg — Plain seinen Ursprung. Von der franzosisch- 
bayrischen Landes-Administration 1 8 1 o zu einem Scheinleben verurtheilt, 
gelangte es nach dem Riickfalle des Innviertels an Oesterreich 18 16 
wieder zur Selbstandigkeit. 1482 — 93 lenkte Propst Johann I. von 
Lenberg (Leonberg) die Geschicke des Hauses. (Zunggo 1. c. II 
737. — Appel »Gesch. d. . . . Chorherrenstifts . . . zu R.*) 

7- 
13. Oct. 

L. p. c. . . . in m. s. Lamperti . . . O. S. Aug. . . . 

Patav. dyoc. in die s. Cholomanni . . . anno 84 °. 

Suben bei Scharding am Inn, gegriindet 11 26 von Herzog 

Engelbert von Karnten aus dem Hause Ortenburg. 1484 — 93 war 



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67 



Propst Leonhard Huetter. Jetzt Strafanstalt. (^Germania canonico- 
Augustiniana* apud Kuen ,Collectio scriptorum . . . religiosorum 
ordinum* V. 2. 116. — Zunggo 1. c. II. 742.) 

8. 

14. Oct. 

Portitor pres. n. fuit in m. B. M. V. Formpach O. S. 
B. . . . XIIII. mensis octobris anno quo supra. 

Formbach (Vormbach, Varnbach) bei Sch&rding, gegriindet 
1093 von den Grafen Ekbert und Thiemo von Neuburg-Putten. 
Mitstifterin Himmeltrudis. Aufgehoben 1803. ^ u Formbach gehorte 
die Propstei Glocknitz am Semmering. 1474 — 1501 Abt Leonhard. 
(Lindner, ^Schriftsteller d. Bened. Ordens in Bayern* II. 57. — 
Benedictinerbuch 1 o.) 

9- 

15. Oct. 

Hujus pagelle demonstrator anno . . . 1484 in m. s. 
Nicolai extra muros Patavie O. S. Aug. can. reg. . . 
feria sexta ante Galli . . . presentiam suam exhibuit. 

St. Nicolai zu Passau wurde 1074 von Agnes, der Mutter des 
Kaisers Heinrich IV., ins Dasein gerufen. 1479 — 8 9 waltete seines 
Amtes als Propst Leonhard Kabauner (Kalawiner). (Schenz ^ Nucleus 
collegiorum regularium* 45. ~— ^Supplementum Bruschianum* apud 
Kuen 1. c. II. 109. — Zunggo ,1. c. (< II. 705). 

10. 
19. Oct. 

N. in m. s. Matthei ... Aspachensi O. S. B. . . . c. 
portitor h. pag. a fratribus et patribus venerabilis 
cenobii Admontensis emissus nobiscum contractam 
fraternitatem habentibus anno ut supra ipsa die s. 
Januarii. 

Aspach in Niederbayern, gegriindet 1 1 2 7 von Christiana 
(Christina), Witwe des Grafen Herold (Gerold) von Frauenstein. Nach 
Andern ist der h. Otto von Bamberg der Stifter. Die Confederation 
mit Admont geschah 1477. Aufgehoben 1803. (Lindner, I. c. II. 55. 
— Grote % Lexicon deutscher Stifter . . .* 22.) 

5* 



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68 — 



2 0. Oct. 

Gerulus pres. se obtulit in . . . cenobio Furstenzell O. 
Cist. Patav. dioc. vigesima die mensis octobris anno 
quo supra et recommendamus vobis animas carorum 
nostrorum fr. Leonardi cellerarii, fr. Johannes Lancz- 
hutter, professorum et sacerdotum hoc anno . . . 
defunctorum. 

Fiirstenzell (Cella Principum), Patron St. Lorenz, gegrtindet um 
1275 von Hartwik, Domherrn zu Passau. 1460 — 96 Abt Johann 
Schlotterer. (Janauschek, ^Origines Cistercienses * 260. — Grote 
1. c. 165). 

1 2. 

20. Oct. 

Rolliger pres. f. n. in m. s. Saluatoris O. Prem. Patav. 
dioc. feria qiiarta post Luce . . . anno 1484. 

Aus einem Oratorium, in welchem der Passauer Bischof Bernhard 
von Pranbach Einigen nach der Regel des h. Augustin zu leben er- 
laubt hatte, bildete sich 1309 das Pramonstratenserstift. (Wetzer und 
Welte, »Kirchenlexikon« 1. Auflage VIII. 178.) 

21. Oct. 

Cedule huius mortuorum exhibitor presentiam suam de- 
monstrat in m. Marie V. Alderspach O. Cyst. . . . 
anno ut supra in die XL millium virginum, in quo . . . 
obierunt . . . anno preterito pestilentiali fratres 
Stephanus, Erasmus, Georgius, Wolfgangus, Sigis- 
mundus, Johannes, Georgius sacerdotes et professi, 
Jacobus et Johannes accoliti et professi, Andreas 
nouitius et accolitus, quorum . . . animas vestris com- 
mendamus paternitatibus. 

Aldersbach bei Vilshofen 11 27 von h. Otto von Bamberg fur 
Chorherren gegrtindet, 1146 von Cisterciensern aus Eberach bevolkert, 
1803 saecularisirt. 1466 — 86 war Abt Georg. (Janauschek, 1. c. 87. — 
Grote 1. c. 7. — Mannstorff, , Epitome chronicorum Alderspacensium* 24). 



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69 — 



14- 
2>i. Oct. 

L. pres. c. ... in ... m. Osterhouen s. Margarethe . . . 

O. Prem. Patav. dioc. in die XI millium virginum 

. . . anno 1484. 

Osterhofen zwischen Deggendorf und Vilshofen. Zuerst weltliche 
Canoniker. 1138 fiihrte Otto der Heilige Pramonstratenser aus Ursperg 
ein. 1484 — 1500 Propst Georg Holczel. (Le Paige, > Bibliotheca 
Praemonstratensis ordinis.* — Johannis Aventini antiquitates Oster- 
hofenses apud Oefel 729). 

*5- 
22. Oct. 

L. p. c. . . . in m. ss. Thebeorum Mauricii et sociorum 
ejus O. S. B. Pat. dioc. feria VI. post XI mill. virg. 
anno 1484. 

Bei diesem und mehreren andern Klostern ist es dem Verfasser 

leider nicht gelungen, die Lage der Oertlichkeit zu constatiren. 



16. 

23. Oct. 

L. p. c. . . . in m. s. Michaelis . . . O. S. B. Ratisp. 
dyoc. sabbato post undecim millium virginum anno ut 
supra. 

Wahrscheinlich Weihenstephan. Patrone St. Michael und Stefan. 
Zuerst Chorherren, dann durch Bischof Egilbert von Freysing 1020 
den Benedictinern ubergeben. 

17- 

24. Oct. 

Presens baiulus sese nostris obtulit obtutibus in m. ss. 

Petri et Pauli Obernaltach O. S. B. . . . die solis ante 

Simonis et Jude anno ut supra. 

Oberaltach (Altaha superior) an der Mennach bei Straubing, ge- 
griindet 731 — 741 auf Anregung des h. Pirrnin von Herzog Utilo 
(Odilo) von Bayern. Colonie aus Reichenau. 1484 — 1502 Abt Christian 
Tesenbacher aus Tegernsee. Er hat Collationes capitulares et Sermones 
handschriftlich hinterlassen. Sein Epitaph hat die Inschrift: Vitae regu- 



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— 70 — 

laris zelator, virtutum cultor, vitiorum ultor, fratrum amator, monasterii 
reformator partimque restaurator. (Supplementum Brus*:hianum apud 
Kuen. pg. 74. — Hemmauer, > Historisch. Entwurflf der . . . tausend- 
jahrichen Oberaltenaich.* Lindner 109). 

18. 
25. Oct. 

Anno d. 1484 exhibitor huius cartule c . . . in m. B. 

M. V. Windberg Prem. Ord. Ratisp. dyoc. in die ss. 

Crispini et Crispiniani. 

Windberg bei Regensburg, Tochter von Pre'montre' (nach Le 
Paige). Gegnindet 11 25 (nach Andern n 40) von dem Grafen 
Albert I. von Bogen. Aufgehoben 1803. 1468 — 96 Abt Ulrich 
Humelius. (Binder, ,Real-Encyclopadie € 1. Aufl. XII. 164). 

19. 

25. Oct. 

Anno domini 1484 . . . vigesima quinta mensis Octobris 
c . . . in m. clericorum s. Tiburtii ecclesie collegiate 
Ratisp. dyoc. . . . portitor pres. Pfaffenmunster in 
wulgare nuncupato . . . 

Pfaffenmunster 743 von Herzog Utilo als Benedictinerstift ge- 
griindet, 11 56 Canonikern aus Metz eingeraumt. (Franciscus Petrus 
»Germania canonico-Augustiniana* apud Kuen V. 283.) 

20. 

26. Oct. 

L. p. c. in m. alme deigenitricis Marie in Reichenbach 
O. S. B. Ratisp. dyoc. ipso die s. Amandi . . . 
anno 1484. 

Reichenbach bei Regensburg gegnindet 1181 von Diepold II., 
Grafen von Cham. Colonie aus Kastel (oder Hirschau). 1480 — 1510 
Abt Petrus Munzer. In der luthrischen Zeit 1553 aufgehoben. 1669 
von dem Churfursten Ferdinand Maria restaurirt. 1802 wieder unter- 
driickt. Jetzt Steingutfabrik und Brauhaus. (Oefel, »Rerum Boic 
Scriptores* 413. Lindner, I. 263. — Wattenbach, , Geschichts- 
quellen* II. 37.) 



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— 71 



21. 

27. Oct. 
L. p. c. in m. Celle B. V. O. S. B. Ratisp. dyoc. in 

vigilia Simonis et Jude anno 1484. 

Marienzell (Unser Frauen Zell auf dem Schopfloch) unter 
Regensburg gegriindet urn 131 2 durch Reimar von Brennberg 
1351 — 1424 Priorat von Oberaltach, hernach selbstandig, 1803 au ^" 
gelost. (Lindner, I. 290. — Grote 157). 

22. 

27. Oct. 

Ostensor pres. . . . c. in cenobio s. Marie Walderbach 
O. Cist. dyoc. Ratisp. . . . anno 1484 vigilia Simonis 
et Jude. 

Walderbach (VVallerbach, Walderbacum) ursprunglich von Otto 
von Stefing fiir Chorherren erbaut, 11 43 den Cisterciensern ubergeben, 
welche von Waldsassen kamen. 1428 durch die Hussiten zerstort, 
1556 unterdrtickt. Erst 1669 den Cisterciensern zuriickgegeben, um 
dem allgemeinen Klostersturme von 1803 zu erliegen. (Janauschek. 
78. — Binder, , Encyclop&die * XII. 149). 

23. 

28. Oct. 

L. p. f. n. in die apostolorum Simonis et jude in m. s. 
Emmerammi Ratispone O. S. B. romane ecclesie in- 
mediate subiecto anno 1484. 

Gegriindet um 697 von Herzog Theodo II. Aufgehoben 181 2 

147 1 — 93 Abt Johann II. Tegernpeck. (Christof Hoffmann, ^Episco- 

porum Ratisbonensium nee non abbatum divi Emmerami historia c 

apud Oefel ^Scriptores* 564. — Lindner, I. 50). 



24. 
29. Oct. 

In sacro cenobio Brufenningensi s. Georgy O. S. B. Ratisp. 

dyoc. c. gestor pres. die proxima post festum Simonis 

et Jude anno ut supra. Obiit Johannes Reysmid ibidem 

professus. 



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72 



Prifling (Priifening) bei Regensburg, gegrtindet 1109 von Otto 
dem Heiligen. Colonie aus Hirschau. Aufgehoben 1803. Der letzte 
Abt war Rupert Kornmann, Verfasser der ^Sibyllen der Zeit und 
Religion/ 

2 5- 
31. Oct. 

L. p. c. n. in m. s. Magni in preurbio Ratisponensi cano- 

nicorum regularium ipso die s. Wolfgangi anno 1484. 

St. Mang zu Stadtamhof,. gegriindet 1138 von Gebhard von 

Raningen ^Domherrn zu Regensburg. Um 1484 war Propst Georg I. 

oder Simon. (Germania canonico-Augustiniana apud Kuen V. 2. 11.) 

26. 

31. Oct 
L. p. c. n. in m. s. Jacobi Ratispone O. S. B. sedi apostolice 

inmediate subiecto ipso die Wolfgangi anno 1484. 

Obierunt . . . Wilhelmus ibidem professus IV. id. Aug. 

et venerabilis pater et dominus Mattheus abbas n. m. 

octava kal. mensis Septembris et venerab. pater et 

dominus Cornelius olim abbas Erfordensis in n. m. 

professus decimo octavo kal. Octobris . . . 

Schottenabtei. Ihr Anfang ist auf eine von der Aebtissin Wille 
von Obermiinster gemachte Schenkung der Kirche St. Peter zwischen 
1068 und 1089 zurtickzuflihren. Um mi erbaute Burggraf Otto 
von Regensburg Kloster und Kirche St. Jacob. Ausgestorben 1862. 
Seit 1872 Klerikal-Seminar der Diozese. Nach Paritius (,Kurz- 
gefasste Nachricht von alien in denen Ring-Mauern der Stadt Regens- 
burg gelegenen Reichs-Stiftern. . . .* Regensburg 1723) regierte 
1476 — 98 Abt David I. Er kennt keinen Abt Matthaus, wohl aber 
einen Thaddaus f Nov. 1457. Abt Cornelius des Schottenklosters 
St. Jacob zu Erfurt ist 1484 gestorben. (Weininger ^Fremdenfiihrer 
durch Regensburg.* Rgsbg. 1863, S. 29. — Lindner II. 232). 

27- 

1. Nov. 
L. p. c. . . in m. s. Viti in Pruell O. Karth. die omnium 
sanctorum anno 1484 prope Ratisponam extra muros 
constituto. 



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— 73 — 

Priill von Gebhard I. Bischof von Regensburg 997 fur Bene- 
dictiner gegriindet, 1484 von Herzog Albert von Bayern in eine 
Karthause verwandelt. 1803 aufgehoben. Jetzt Kreis-Irrenanstalt. 
(Aubertus Miraeus t Origines Carthusianorum monasteriorura c apud 
Kuen II. 23S. — Anonyrni ^Farago historica rerum Ratisponensium* 
apud Oefel SS. II. 517. Weininger 41.) 

28. 
2. Nov. 

L p. f. n. in . . . monasterio inferiori B. V. ac s. Erhardi 
sanctimonialium Ratispone in die animarum 1484. 

Niedermiinster nach Einigen von H. Erhard (f 742) gegriindet. 
-Anno 960 hat Judith, Arnoldi mali, Herzogs zu Sachsen und Bayern 
Prinzessin, nach Ableben ihres Geraahls Heinrich, Herzogens in 
Bayern, . . . ein ansehnlich Stiifft s. Benedicti-Ordens zu Nieder- 
Munster erbauet* Paricius 57. — Um 1484 war Aebtissin Agnes 
von Nothaft. (Kirchenlexicon III. 663. Weininger 33.) 



29. 
2. Nov. 

L. p. f. n. in m. s. Pauli in die animarum anno ut 
supra. 

Mittelmiinster zu Regensburg gegriindet von dem h. Wolfgang 
fur Benedictiner-Nonnen. 1587 errichtete hier Herzog Wilhelm von 
Bayern ein Jesuiten-Collegium. (Kirchenlexicon IX. 99. — Pantius 94 ) 

5. Nov. 

L. p. f. n. in m. s. Johannis apostoli . . . Malerstorflf 
O. S. B. Ratisp. dyoc. Datum feria sexta post omnium 
sanctorum. 

Mallersdorf an der Laber gegriindet 1109 von Heinrich und 
Ernst, Grafen von Kirchberg. Colonie aus Michaelsberg. Saecularisirt 
1803. (Lindner I. 285). 



Digits 



zed by G00gle 



— 74 — 

31- 
6. Nov. 

L. p. c. n. in m. s. Michaelis Parnig O. Can. Regul. 
s. Augustini Ratisp. dyoc. in die s. Leonardi anno ut 
supra. Insuper commendamus vobis . . . dominum 
Georium prepositum, Conradum et Leonardum pres- 
byteros et professos. Item vestris commendamus pre- 
cibus animam Alberti Wolf layci. 

Paring zwischen Regensburg und Landshut gegrundet 1 1 43 
von Conrad, Heinrich und Gebhard, Grafen von Raning und Rotten- 
burg. 1616 (oder schon vor 1596) dem Stifte Andechs incorporirt 
Aubertus Miraeus apud Kuen III. 54. — Zunggo II. 707. — 
Brunner > Benedictinerbuch 463). 

32- 

8. Nov. 

L. p. f. n. in m. s. Marie in Ror O. Can. regul. s. 

Augustini Ratisp. dyoc. in die quatuor coronatorum 

anno ut supra. 

Rohr bei Abensberg gegrundet 1135 von dem Grafen Albert 
von Neuburg und Rohr. (Zunggo II. 738.) 

33- 

9. Nov. 

L. p. f. n. in m. B. M. V. in Piburgk O. S. B. Ratisp. 
dyoc. tercia feria ante Martini. 

Biburg bei Abensberg gegrundet 1125 — 1133 v ° n Conrad, 
Arbo und Bertha von Biburg. Der erste Abt war Eberhard (11 47 — 64 
Erzbischof von Salzburg). 1589 wurde Biburg als Dotationsgut des 
Jesuiten-Collegiums in Ingolstadt erklart; 1773 kam es in die Hande 
des Malteser-Ordens. (Binder > Realencyclopadie XI. 159.) 

31- 
1 1 . Nov. 

L. p. f. n. in m. s. Georgii in Weltenburgk O. S. B. 
Ratisp. dioc. in die s Martini. 

Weltenburg (Valentia, Artobriga) ober Regensburg soil schon 
von dem h. Rupert gegrundet und von Thassiio I. erbaut worden 



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75 



sein. Der h. Ulrich fiihrte a. 980 Monche aus St. Emmeram hier ein ; 
um 1 1 2 2 berief Bischof Hartwik Chorherren aus St. Florian, welche 
aba: 1 1 28 Bischof Cuno wieder durch Benedictiner ersetzte. Auf- 
gehoben 1803. Als selbstandiges Priorat erneuert 1842 durch Konig 
Ludwig I. (Zunggo II. 745. — Stulz ,Gesch. d . . . Chorherren- 
Stiftes St. Florian 4 15. — Lindner I. 42. — Benedictinerbuch 556). 

35- 
1 1 . Nov. 

Cartigerulus p. c. ... in m. Monasteriensi s. Petri . . . 
O. S. B. Ratisp. dioc. . . . ipso die s. Martini 1484. 
Wahrscheinlich das Priorat St. Peter bei Regensburg, dessen 
Prior von dem Abte zu St. Jacob und der Aebtissin zu Ober-Munster 
gemeinschaftlich ernannt wurde. (Andreas presbyter ^Historiae funda- 
tionum nonnullorum monasteriorum Bojoariac^ apud Kuen II. 220). 

36. 

14. Nov. 

Pres. baiulus c. ... in m. B. M. V. nee non alme 
crucis in Scheyren in crastino Brictii pont. anno ut 
supra. 

Scheyern (Schyra) an der Um bei Pfaflenhofen. Die erste 
Griindung geschah 1077 zu Bayrischzell durch eine Colonie aus 
Hirschau von der Grafin Haziga von Castel. 1087 nach Fischbachau 
und bald hernach nach Petersberg ( Eisenhofen) iibertragen. 1 1 1 9 wurde 
Burg Scheyern in ein Kloster verwandelt und die Monche von Peters- 
berg bezogen dasselbe. Fischbachau blieb Filiale. 11 57 spendete 
Graf Conrad von Dachau eine Partikel des h. Kreuzes 1467 — 89 
war Abt Georg Sperl (Sperlin). Aufgehoben 1803. Konig Ludwig I. 
stellte es als Propstei wieder her; seit 1843 selbstandige Abtei. 
(Steng alius ^Monasteriologia* apud Kuen I. 1. 55. — Conradi 
Chronicon originis et fundationis monasterii Scheirn . . .* Ingol- 
stadii 1623. — Hundt , Kloster Scheyern, seine altesten Aufzeich- 
nungen . . . c MUnchen 1862. S. 26. — Benedictinerbuch 541. — 
Lindner I. 222). 

37- 

15. Nov. 

Cartigerulus pres. c. . . . in m. s. M. V. in Vndenstorff 
canonicorum reg. O. S. Aug. Frisingensis dioc. in 
vigilia s. Othmari . . . 



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76 



Indersdorf (monasterium Undense) zwischen Augsburg und 

Freising am Glonflusse gegriindet 1120 vom Pfalzgrafen Otto. 

1479 — 95 Propst Ulrich V. Mamendorfer. 1783 bis 1836 waren 

hier Salesianerinnen. (Zunggo II. 743. Binder — ^Encyklopadie* 

XII. 318.) 

38. 
19. Nov. 

L. p. f. n. n. in m. ss. Vdalrici et Affre in Augusta O. B. 
Bened. ... in die b. Elizabet vidue. 

Urspriinglich 965 vom h. Ulrich fur Canoniker gegnindet, 10 12 
vom Bischof Bruno Benedictinern aus Tegernsee ubergeben. Unmittel- 
bares Reichsstift. 1482 — 96 Abt Johann V. von Giltlingen. Aufge- 
hoben 1803, jetzt Caserne. (Stengelius jMonasteriologia* I. 1. 4. — 
Khamm ,Hierarchia Augustana* P. II. 90. — Lindner II. 117. — 
Grote 25). 

39- 
19. Nov. 

L. pres. f. n. circa locutorium nostri monasterii extra 
muros ciuitatis August ensisO. S. B. in die s. Elyzabet . . . 
anno ut supra. 

Nonnenkloster St. Nikolai zu Augsburg gegriindet 1 188, und 

1537 von seinen Bewohnerinnen verlassen. (Franciscus Petrus ,Suevia 

ecclesiastical in. — Grote 26.) 

40. 
19. Nov. 

Pres. 1. c. n. in n. m. s. Georgii . . . Auguste O. S. 
Aug. canonicorum regul. anno et die quibus supra. 
Gegriindet '1135 von Walther, Grafen von Tubingen. 1482 — 89 
war Propst Rudolf II. Freibold. (Schenz , Nucleus collegiorum regu- 
larium* 41. — Franc. Petrus ,Germania canonico-Augustiniana* 
apud Kuen III. 141. — Khamm P. III. 409. — Grote 25.) 

41. 
19. Nov. 

L. p. f. n. n. in m. s. Crucis in Augusta O. S. Aug. 
canonicorum regul. in die s. Elyzabet. 

Gegriindet 11 47 — 55 von Conrad Marschall von Calatin bei 
Muttershofen ; 1 1 60 von dem Augsburger Bischof Conrad Graf von 



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— 77 — 

Liizelstein nach Hamelberg transferirt unci 1194 von Ulrich, Grafen 
von Tennenlach in das Hospital zura h. Kreuz ubertragen. (Germ. 
canonico-Aug. . . . apud Kuen III. 121. — Franc. Petrus ,Sue\ia* 
1 01. — Khamm P. III. 391. — Grote 25.) 

42. 
21. Nov. 

L. p. n. f. in n. m. s. Katherine O. Pred. in ciuitate 
Augustensi anno 1484 in die presentations Marie. 
Defuncta est . . . soror Clara Frickingerin . . . 

Gegriindet auf dem Grie? vor der Stadt und 1250 in diese 

verlegt. (Franc. Petr. > Suevia* 101. — Grote 26). 

43- 
23. Nov. 

Huius pagelle portitor anno 1484 presenciam s. demon- 
stravit a in. m. superiori Schonenfelt O. Cist. Augustens. 
dioc. in die s. Clementis . . . Obierunt sorores Marga- 
retha de Knoeringen, Margaretha Raunerin, Appolonia 
de Lapide, Genouefa de Erlosshain, Katherina Weyssin, 
Hylaria Gaslin . . . 

Oberschonenfeld bei Goggingen gegriindet urn 1220, im J. 1836 

wieder restaurirt. (Franc. Petr. ^Suevia* 741. — Binder >Real- 

encyclopadie* XI. 1006). 

44- 
(25. Nov.) 

L. p. f. n. in n. m. Vrsperg August, dyoc. Prem. O. anno 

ut supra. 

Ursberg an der Mindel zwischen Augsburg und Ulm, Tochter 

von Pr£monstre (nach Le Paige), gegriindet vom Grafen Werner von 

Schwabeck und Balzhausen. 1479 — 1500 Abt Johann III. Ribler. 

Die Aebte fuhrten unter dem Titel Patres domus, Visitatores perpetui 

et ordinarii die Oberaufsicht iiber die Kloster Roggenburg, Schefft- 

larn, Osterhofen und Neuzell. (Franc. Petr. ^Suevia* 825. — Khamm 

P. III. 496.) 

45- 
26. Nov. 

Cartigerulus p. c. n. n. in m. Roggenburgensi O. Prem. 

August, dyoc. in die Conradi ep. anno 1484. 



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— 78 — 

Roggenburg (Rockenburg) Mannskloster bei Ulm, Tochter von 
Ursberg, gegrtindet 1126 von dem Grafen Berthold von Bibereck; 
1430 reichsunmittelbar ; 1474 — 84 Abt Ulrich Bellerius (Poeller), 
1484 — 1505 Georg I. Pictor (Maler, zuerst infulirt) (Franc Petr- 
a Sue via * 722. — Khamm P. III. 465. — Binder 5 Encyclopadie XL 1 106). 

46. 
26. Nov. 
L. p. c. n. in m. s. Martini in Wyblingen O. S. B. Con- 
stantiensis dioc. in die s. Conradi . . . anno 1484* 
Etsi non nouiter defuncti nichilominus viui tarn pro 
se, quam pro defunctis suis deuota vestra apud altis- 
simum iugiter exoptant precamina. 

Wiblingen bei Ulm gegrtindet 1099 von den graflichen Briidern 
Hartmann und Otto von Kirchberg-Neuffen. Colonie aus St. Blasien. 
Abt Conrad II. Ruhe (Rau) wurde im October 1484 gewahlt- 
Sein Vorfahrer Johann II. Balmer, welcher resignirt hatte, ist 
*497 gestorben. Aufgehoben 1806. (Franc. Petr. ^Suevia* 893. — 
> Templum honoris . . . sive virorum honoris monachorum Wibligen- 
sium vitae integritas . . .* Aug. Vindel. 1702. — Braig s Kurze 
Gesch. d. B. Abtei Wiblingen/ — Lindner ,Die Schriftsteller O. S. B. 
WurtembergV in Studien Jahrg. IV. H. 4. S. 309 u. flgd.) — 

47- 
28. Nov. 

L. p. f. n. in n. m. s. M. V. et ss. ap. Petri et Paul! 

in Elchingen O. S. B. August, dyoc. sabbato dominice 

prime aduentus anno ut supra . . . Obierunt . . . 

Marquardus Krafft . . . Bartholomeus, Johannes . . . 

presbiteri, Georius Rayser accolitus, Thomas conuersus, 

Otto presbiter. Requiescant in pace. 

Elchingen (Eltzingen), Reichsabtei unter Ulm, gegriindet 11.2& 
von Conrad, Markgraf von Meissen, sacularisirt 1803. Paul Kastius 
war 146 1 — 98 Abt (Khanim P. III. 265. — Grote 130.) 

48. 
30. Nov. 
L. p. f. n. in n. cenobio s. Johannis bapt in Blauburen 
O. S. B. Const, dyoc. anno 1484 in die s. Andree. 



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- 79 — 

Blaubeuren an der siidbstlichen Abdachung der schwabischen 
Alb gegriindet zu Egelsee 1085 von den pfalzgraflichen Briidern von 
Tubingen, Hugo, Anselm und Sigibot und bald in dieStadt versetzt, Colonie 
vonHirschau. 1475 — 1 5°° regierten die Aebte Heinrich Faber (Schmid) 
und Gregor Rosch. Nach dem Tode des letzten katholischen Abtes 
Christian Tubinger 1562 errichtete Herzog Christoph hier ein pro- 
testantisch^s Seminar. 1630 wurde das Kloster wieder erneuert und 
aus Weingarten bevolkert, aber der westphalische Friede 1648 unter- 
(lriickte die Abtei fur immer. Hier bestand auch ein Frauenkloster 
St Nicolaus, welches 1348 in Folge der Pest ausgestorben ist. 
(Pregizems ^Suevia et Wirtenbergia sacra* 53. — Documenta redi- 
viva monasteriorum in ducatu Wirtembergico ... 948. — Franc. 
Petr. ^Suevia* 178. — Grote 49. — Schwab , Wanderungen durch 
Schwaben* 120. Reuss. ^Nachrichten betr. das kgl. Seminarium in 
Blaubeuren.* Schulprograrnm pg. 35). 

49. 
2. Dec. 

Nostrum confitemur applicuisse monasteriuni Marchtal 
0. Prem. dyoc. Const, presentem portitorem anna 
quo supra quinta feria post Andree . . . 

Marchthal bei Ehingen an der Donau im 8. Jahrhd. vom Gau- 
grafen Halaholf fur Benedictiner gegriindet, 1 1 7 1 den Pramonstratensern 
eingeraumt, 1803 saecularisirt. Nach Sailer (»Das jubilierende March- 
tall ... * 10) waren Herzog Hermann von Schwaben und dessen 
Gemahlin Gerburg die Urgrtinder und weltliche Chorherren die fru- 
hesten Bewohner. 1482 — 15 14 Abt Simon Goetz. (Franc. Petr. 
,Suevia c 563.) 

50. 
4. Dec. 

L p. n. f. n. in m. ss. apost. Petri et Pauli in Echin- 

bronnen O. S. B. Aug. dyoc . . . 1484 sexta feria 

quatuor temporum in adventu . . . obierunt . . . 

dominus Leonardus abbas antiquus et Georgius 

monachus et sacerdos . . . 

Eichenbrunn bei Lauingen gegriindet von Gumbert und Chuno- 

von Flachberg und 11 22 vom Papste Calixt II. bestatigt. Aufgehoben 

von Herzog Otto Heinrich um 1550 und 16 14 von Wolfgang 



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— 80 



Wilhelra von Pfalz-Neuburg zum Dotationsgut der Universitat Dillingen 
bestimmt. 1474 — 87 war Abt Martin. (Aubertus Miraus apud Kuen 
I. 3. 90. — Franc. Petr. ^Suevia* 303. — Grote 123.) 

6. Dec. 
L. p. f. n. in. n. m. monialium Vallis s. Crucis O. Cist. 

Const, dyoc. et obierunt . . . domina Vrsula Hossy (?) . . 

Dorothea et soror layica Adelhaidis . . . 1484. 

Kreuzthal bei Riedlingen gegriindet urn 11 40 durch Egon, 
Grafen von GrUningen und Wullenstetten, an der Stelle eines ver- 
lassenen Klosters ad aquarum haustum (Wasserschapfen). (Franc. Petr. 
>Suevia* 797. — Pregizerus 63. — ) Nach Bucelinus (>Constantia 
Rhenana* 240) ist das Griindungsjahr 1131 und nach Grote 222 ist 
Graf Egmond von Landiu 1227 (?) der Stifter. Aufgehoben 1804. 

52. 
8. Dec. 

Cartigerulus p. c. n. in n. m. Sorotensi Const, dyoc. 

O. Prem. die Mercurii proxima post festum s. Nicolai . . . 

obierunt . . . Jacobus Purcnemann arcium bacularius 

(sic!) presbiter et Andreas Wochner subdyaconus . . . 

Schussenried (Monasterium Sorethense, filia Augiae nach Le 

Paige) gegriindet 1188 von den Briidern Beringer und Conrad. Auf- 

gelost 1803. (Franc. Petr. ^Suevia* 753., — Beck P. ,Zura 70ojahr. 

Jubil. . . . Stuttgart 1 883. pg. 84.) 

53- 
10. Dec. 

IV. yd. Decembris anno ut supra ostensor presens se 
monstrauit n. in m. diue virginis Verene O. Prem., 
ubi de hoc exilio recesserunt patres et fratres, dominus 
abbas Johannes, alii abbates ceterique fratres . . . 
(Hiebei Bleifedernotiz: NB. non receptus nvntius.) 

St. Verena in Zurzach, Canton Aargau, unweit des Rheines, 

gegriindet im 9. Jahrh. Zuerst von Benedictinern besetzt und dem 

Kloster Reichenau incorporirt. 1279 von dem Bischofe Rudolf II. 

von Constanz in ein Chorherrenstift verwandelt. (Kirchenlexicon 

XII. 1326). 



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81 — 



54- 
1 1 • Dec. 

Pres. baiulus n. c. in m. Ottenburano O. S. B. ... 
vndecima die Decembris . . . anno 1484. Obierunt 
dominus Wilhelmus abbas, Paulus prior ac ceteri 
quidam, quorum nomina optamus cupimusque asscribi 
in libro vite. 

Ottobeuern (Uttenburen) bei Memmingen soil von Silach, 
Grafen des Illergaues, 764 gestiftet sein. Wilhelm de Luschnaw 
{Lustenau) war Abt 1475 — 79(nach Andern 1460 — 73). Sein Successor 
war Nicolaus Roesslin. Der Prior Paul Kauth ist nach Feyerabend 
,des ehemaligen Reichsstifts Ottobeuern . . . Jahrbiicher . .* Otto- 
beuern 18 14, 2. Band, S. 724,) erst i486 als Propst zu St. Niclas in 
Memmingen gestorben. Na^h Zunggo II. 659, der sich auf Papebroche 
stutzt, sollen hier urspriinglich Chorherren gewesen sein. Das Stift 
wurde 1802 aufgehoben und 1835 als Priorat von St. Stefan in 
Augsburg restaurirt. (Stengel i us , Mantissa ad comment, rerum Augusta- 
narum* apud Kuen. I. 2. 40. — Franc. Petr. ^Suevia* 828. — Pregi" 
zerus 25. — Khamm P. III. 325. — Benedictinerbuch 520. — 
Lindner II. 69.) 

55- 
13. Dec. 

Cartigerulus pres. n. c. n. in m. Ochssenhussano feria II. 

post festum s. Nicolai . . . 1484 O. Divi B., ubi 

obierunt patres et fratres dominus Nicolaus abbas 

ceterique abbates . . . 

Ochsenhausen bei Memmingen gegriindet 1 1 00 von den Briidern 

Hartwin, Conrad und Adalbert von Wolf hard sschwend. Colonie aus 

St. Blasien. (Fr. Petr. >Suevia' 644. — Binder ^Realencyclopadie* 

VII. 756). 

56. 
13. Dec. 

L. p. facietenus c. in domo aule s. Marie Buchshain O. 
Carth. prope Memingen . . in die s. Lucie . . Obierunt 
patres et fratres in eadem domo, quos et ceteri 
ibidem deo famulantes orationibus vestris humiliter et 
obnixe recommendamus. 

c 



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— 82 — 

Buxheim (Buxia). Hier waren zuerst Regularcanoniker ; 1404 
wurde von Heinrich von Ellerbach, Domherrn von Augsburg, die 
Karthause gegriindet, welche 1803 der Saecularisation verfallen ist. 
(Aubertus Miraeus apud Kuen II. 237. — Fr. Petr. ^Suevia* 224. — 
Grote 71.) Im J. 1883 wurde die Bibliothek der Karthause, welche 
sammt dem Klostergebaude in den Besitz des Grafen Waldbott- 
Bassenheim gekommen war, zu Miinchen versteigert. 

57- 
14. Dec. 

L. p. c. n. in m. monialium Zella Dei Ord. Cyst. Constant. 

dyoc . . . obierunt domina Ursula Oeglosserin abba- 

tissa . . . Vrsula Dopffingerin monialis . . . 1484 in 

crastino Lutzye. 

Gutenzell (Gotteszell, Bona Cella) im Donaukreise Wtirttembergs. 

Urspriinglich soil es Heinrich von Roteneck, Bischof von Regensburg, 

flir Chorherren gegriindet haben, spater sei es durch Mechtild von 

Pbting den Cisterciensern gegeben worden. (Nach Schamelius >Kloster- 

Lexicon*, Adlzreitter und Aubertus Miraus), Fr. Petr. ^Suevia* 375 

nennt die Stifterinnen Grafinnen von Schlossberg ; bei Anderen heissen 

sie von Schliisselberg oder Aichheim. Grundungszeit 1237 — 40. Auf- 

gehoben 1803 (1806?) (Grote 198. — Binder ^Realencyclopadie 

XII. 228). 

18. Dec. 
L. p. n. in m. s. Dyonisii Herbrechtingensi August, dioc 
O. S. Aug. can. reg. c. sabbato ante Thome anno 
ut supra . . . obierunt . . . fratres Fridericus Seyber- 
lich, Michahel Weckerlin, Johannes de Fressen (r), 
Johannes Edelman, Jorig Preuss . . . 

Herbrechtingen (Herbertingen) im Jaxtkreise gegriindet 1 1 7 1 von 
Friedrich Barbarossa flir Saecular-Canoniker ; spater regulirte Chor- 
herren. 1466 — 98 Propst Georg Piscatorius. Aufgehoben 1648. (Franc. 
Petr. >Germ. canonico-Augustiniana* apud Kuen IV. 221. — Zunggo* 
II. 652. Grote 227.) 

(Concluditur.) 



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— 83 — 

Die crstc Kirchcnversammlung auf deutschem 

Boden. 

Ein Beitrag rur Kirchengeschichte des vierten Jahrhunderts von P. Ambroiius in Metten 
(Schluss aus Heft 4, Jahrg. IV. 8. 344— .H54.) ») 

IV. 
Wir haben in den drei vorausgegangenen Artikeln die 
Wirklichkeit der gallisch -germanischen Kirchenversammlung 
von 346 gegen Bischof Euphratas von Koln auf Grund der 
Unanfechtbarkeit der uns iiberlieferten Acten zu beweisen ver- 
sucht. Dieser Beweis steht ganz auf eigenen Fiissen und bliebe 
daher unerschiittert, selbst wenn der zweite Beweis, den wir im 
Folgenden antreten, sich als ungeniigend erwiese. So sehr wir 
namlich im ersten Theil unserer Abhandlung uns auf die 
lautersten geschichtlichen Quellen beschrankten, so schopfen 
wir im zweiten neue Beweisartikel zum Theil aus getnibten 
Quellen, was nur mit grosser Vorsicht geschehen kann. Es sind 
namlich Heiligengeschichten und Annalen, bei denen der Mangel 
an Kenntnissen und geschichtlicher Kritik allerdings unter das 
Wahre auch manches Falsche gemischt hat. Deshalb darf man 
aber doch nicht das Kind mit dem Badewasser ausschiitten, wie 
Binterim, welcher gleich seinen §. 6 iiberschreibt : »Die Zeugnisse 
fur die Akten des kolnischen National-Conciliums sind von keinem 
Werth. t 2 ) Bei Anfangern in der Geschichtschreibung, wie die seit 
dem siebenten Jahrhundert auftretenden germanischen Erben 
der romischen Wissenschaft waren, konnte es nicht ausbleiben, 
dass Ereignisse ahnlicher Art und Personen mit ahnlichen 
Namen miteinander verwechselt wurden, so dass nun ihre Ver- 
mengung oft starke Anachronismen und dergleichen Unvereinbar- 
keiten darbietet. Allein Sache des Geschichtsforschers ist es 
eben, den Ursprung des Irrthums nachzuweisen und diesen aus- 
zuscheiden; dann leisten auch diese geschichtlichen Hilfsmittel 
oft vortreffuche Dienste. Das hier Gesagte gilt insbesondere 
von jener Quelle, welche wir als die ausfiihrlichste voranstellen, 
namlich vom Leben des hi. Servatius von Tongern. 



*) S. 351, letzte Zcile muss es heissen: Sie alle bezeugen, dass ihr Bischof 
> tan turn nudum hominem asserit Christum .... primordialem dominum et deum 
nostrum negat,« wShrend doch nach der Lehre der Propheten etc. 

*) Deutsche Concilien I, 386. 

6* 



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— 84 — 

Binterim nennt dieses »eine Quelle, die sich die Bollandisten 
aufzunehmen schamten.c (S. 388.) Das ist aber von vornherein 
unwahr. Unter dem Tage des hi. Servaz — 13. Mai — weist 
Henschen zwar die Translatio S. Servatii zuruck, x ) welche der 
franzosische Priester Jocundus um 1088 fur das Kloster des 
Heiligen in Mastricht schrieb, und worin sich zum ersten Mai 
auch die Acten jenes Concils aufgenommen zeigen, an welchem 
Servaz einen so hervorragenden Antheil hatte. Diese Zuriick- 
weisung bezieht sich jedoch nur auf die dort ebenfalls mit- 
getheilte Abstammung des Heiligen von Eliud , einem 
Schwestersohn der hi. Anna und Bruder der hi. Elisabeth, 2 ) die 
auch Siegebert von Gembloux um 1105 nachgeschrieben hat. 8 ) 
Jocundus gibt aber selbst als Erfinder dieses Stammbaumes 
einen Wallfahrer aus Armenien an, bekanntlich der Heimat 
phantastischer Geschlechtsableitungen. Der Liitticher Geschichts- 
schreiber Heriger von Lobbes (Laubacensis 4 ) riigt dies schon 
vor 980 und fuhrt dagegen aus den »Gestis antiquioribus* des 
Heiligen die Stelle an : 5 ) Hie sane vir ex generosa magnorum 
virorum stirpe editus, nobiliter natus, nobilius conversatus eta 
Welche altere Lebensbeschreibung des Servatius meint er hier? 
Oflfenbar nicht die beiden Recensionen, welche noch in Hand- 
schriften des achten und zehnten Jahrhunderts vorhanden sind ; 
da diese sich als blosse Bearbeituhg der Mittheilungen des Bischofs 
Gregor von Tours erweisen, so enthalten sie auch wie dieser nichts 
iiber des Heiligen Geschlecht. G ) Wo hat denn also Heriger hievon 
gelesen ? Sicherlich in demselben Leben, in welchem auch Gregor 
die Weissagung der Hunnennoth durch Servatius und die ihm 
iiber sein Ende zu Rom gewordene Offenbarung gelesen hat, 
wahrend er die Uebertragung des Heiligen in die ihm von 

1 ) Acta Sanct. Mai III, 215. — 2 ) Pertz, Monum. German. Script. 12,90. — 
•'») Chron. ad a. 399. Migne. Patr. Lat. 160, 71. — 4 ) Mon. Germ. 4, 5b. — 
^) Gesta ep. Leod. I, 21. Mon. Germ. 7, 172. Acta Sanct. Mai VII, XXI. — 
*) Neu abgedruckt in den Analecta Bollandiana I, 89 — 104. De Glor. 
Confess. 71. Hist. Franc. II. 4, 5, Mge. 71, t88o, 19O. Was Kurth aus dem angeblich 
mangclnden Zusammenhang letzterer Stelle fiir die wortliche Heriibernahme aus 
seiner Vita antiquissima folgern will, trifft nicht zu. »Enim« soil hier begriinden, 
dass wie das Wandalcnreich, so auch das Gothenreich wegen Haresie und Vcr- 
folgung der Kirche von Gott zertriimmert wurde. if. n. 3. »Nunc vero ad superiora 
redeamus* fiihrt die Erzahlung von der Abschweifung nach Spanien und Afrika 
auf Gallien zuruck, cf. n. 2. Das folgende »Igit«rt ist ganz das deutsche »a!so,« 
womit Gregor meist seine Erzahlungen beginnt. 



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85 — 



Bischof Monulf urn 550 erbaute Kirche zu Mastricht aus eigenem 
Wissen berichten konnte. Diese wahren Gesta antiquiora werden 
es auch sein, welche noch Crabbe in zwei Handschriften besass 
und woraus er den auf das Concil beziiglichen Abschnitt seinem 
Abdrucke der Kolner Acten beigefiigt hat. J ) Die Griinde fur 
diese hohere Altersbestimmung des werthvollen Bruchstiickes 
sind folgende : 

a) Die reine Latinitat, welche gegen den ungefiigen Styl 
des frankischen Geschichtsschreibers vortheilhaft absticht und 
sich vor dem zehnten Jahrhundert kaum wieder findet — be- 
sonders der pracise, auch von Gregor theilweis beibehaltene 
Prasensgebrauch. 

b) Die reine Form der Weissagung, wonach der hi. Servaz 
erkannte, quae superventura erant subterjacenti saeculo, wahrend 
vom achten Jahrhundert an, wo sich diese Gesta viel benutzt 
zeigen, die Weissagung missverstanden wurde, als ware sie kurz 
vor dem Einfalle Attilas, nicht im vorausgehenden Jahrhundert 
gegeben worden. 

c) Ein Ausdruck, der ganz der fruheren Merowingerzeit 
eigen scheint, so dass wir in dem Verfasser sogar einen romischen 
Zeitgenossen Chlodowechs vermuthen, etwa den Priester Con- 
stantius von Lyon, der urn 480 auch das Leben des hi. Bischofs 
Germanus von Auxerre (418—448) beschrieb. 2 ) Der Biograph 
sagt namlich, Servatius sei, nachdem er seine Cleriker von der ihm zu 
Mastricht gewordenen Offenbarung iiber die Heimsuchung Galliens 
durch die Hunnen in Kenntniss gesetzt und das Geriicht hievon 
sich verbreitet hatte, zu einer geistlichen Berathung inFranciam 
Tricassinam geladen worden, wo man dann beschloss, den 
Apostelfursten Petrus in Rom urn seinen Schutz anzurufen. Der 
Verfasser hat hier die frankischen Niederlassungen in Nord 
Gallien mit der altkeltischen Stadt der Trecae oder Tricasses 
als Mittelpunct im Auge, namlich das Gebiet von Troyes, welches 
sich hinzieht in das der Catelauni, von dencn Chalons seinen 
Namen hat, also das Land zwischen Sequana (Seine) und Matrona 
(Marne). Dieses wurde jedenfalls von Aetius, dem allgebietenden 
Feldherrn Valentinians III., den in Gallien eingefallenen Franken 

') Concilia cd. II, t. I, p. 318. — a ) Acta Sanct. Juli VII. I81, 201. 



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86 — 



nach ihrer Besiegung um 432 als Bundesgenossen abgetreten, 
wie er sich auch genothigt sah, den Burgunderkonig Gundihar 
westlich des Rheins aufzunehmen. 1 ) Denn 450 ruft der altere 
Sohn des verstorbenen Frankenkonigs gegen seinen, von den 
Romern begiinstigten jiingeren Bruder den machtigen Attila aus 
Pannonien zu Hilfe, 2 ) und dieser bricht nun nach Aufreibung der 
Burgunder in Francia Tricassina ein, wo er yon den verbiindeten 
Romern, Franken und Westgothen in der Gegend von Mauriacus, 
d. i. Mery zwischen Troyes und Chalons, 451 aufs Haupt ge- 
schlagen wird. s ) In Villariacus in territorio Tricassino, d. i. Villers 
bei Troyes, residirt Chlodowech, als er um 486 die burgundische 
Konigstochter Chrotochilde heimfiihrt, 508 aber macht er Paris 
zur Hauptstadt von Francogallia. 4 ) Gleichwohl erbt jene alte 
Frankenniederlassung sein altester Sohn Theodorich, und noch in 
der Folge gilt Troyes als moralischer Mittelpunct der mero- 
wingischen Theilreiche. 6 ) Gregor von Tours aber kennt fur das 
Land in der Richtung von Sens nach Reims bereits keinen 
anderen Ausdruck mehr als Campania (= Champagne mit der 
Hauptstadt Troyes). 

Wir lassen nun die auf das Concil bezugliche Stelle aus 
dem Crabbeschen Bruchstiicke folgen, indem wir da einsetzen, wo 
nacH der Weigerung des Bischofs Exsuperius von Toulouse 6 ) auf 
Bitten der Versammlung Servatius selbst die Gesandtschaft ad 
principem Apostolorum iibernimmt: 

Hortabatur igitur praedicari jejunium et corrigi ausus in- 
disciplinatorum. Sed neque sic expeditum satis iter suum judicat, 
nisi Euphratam Coloniorum 7 ) pseudopraesulem, quern post tergum 
suum Ecclesiae nociturum timuit, ecclesiastica se Veritas judicialiter 
discusserit. Illico ergo procedunt, universali Principum decreto 
veredarii veloces. Agrippinam cogitur coetus clericorum. It senatus 
ad synodum. Pontifices postremo, comitante singulos aliquanta 



t) Prosper, Mat. Marcellin. Chronica, Mge. 51, 596. 880. 929. — ») Priscus 
De Legationibus, Gall. Script. I, 607. — 8 ) Gregor. Hist. Frc. II, 7. Gall. Script. 
II, 162. — *) Hist. Franc, epitom. n. 19, 25, 71. ib. p. 399, 401. — 5 ) Gall. 
Script. II, 318, 407, 434. 

a ) Der Amtsantritt des hi. Exsuperius failt hienach mindestens in 381. Cf. 
Acta Sanct. Sept. VII, 626. Der hi. Hieronymus spendet ihm 407 grosses Lob 
wegen seines Verhaltens beim Barbareneinfall. Mge. 22, 1058, 1085. — 7 ) Auch 
bei Gregor v. Tours heisst Koln meistens Colonia ohne den Zusatz Agrippinensis. 



n 



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— 87 — 

mole populorum — Maximinus Trevirorum, Valentinus Arela- 
tensium, Donatianus Cabilonorum, Severinus Senonum, Optatianus 
Tricassinorum, Jessius Nemetum, Victor Vangionum, Valerianus 
Antisiodorensium, Amandus Argentoratensium, Servatius Tun- 
grorum, Simplicius Augustodunensium, Justinianus Rauricorum, 
Eulogius Ammianorum (sic !), Dyscolius Remorum, Diopetus Aurelia- 
norum — procedunt tempore statuto ad concilium. Judicantibus 
autem ibi quibusdam debere correctionem Euphratae indici, non 
tamen oportere virum tarn clara sede subito deponi, aliis sane 
praepaventibus, ne ex hac venia causa praestaretur scelus hoc 
dilatandi, inter hos illosque sententia Servatii mediastim cense- 
batur hujusmodi: >Euphratam, qui Christum salvatorem meum 
negavit esse Deum, ego nego esse posse episcopum, cum quo 
saepe Athanasio Alexandrino cognoscente contendi, diraeque 
conscientiae pectus inflexibile deprehendi. Cujus et poenitcntia 
si qua est exspectanda, potius hanc sentio inter laicos quam inter 
episcopos agendam.c Nulla mora singulis pontificibus orationes 
similes ad eandem normam dictantibus Euphrata deordinatur et 
Severinus, qui tunc ex voluntate Dei aderat, plenarie catholicus 
et sanctus, in locum ejus exaltatur. 

Wer das germanische Latein vom sechsten Jahrhundert an 
kennt, wird unbedenklich urtheilen, dass diese kostbare Be- 
schreibung der Kolner Kirchenversammlung friiherer Zeit an- 
gehort. Wir kniipfen nun noch einige Bemerkungen daran. 

Nach den Acten war Bischof Diclopetus von Orleans nicht 
personlich zugegen ; wohl aber schickte er seine Stimme brieflich 
ein, und sein Schreiben wurde sogleich verlesen, nachdem die 
vierzehn anwesenden Bischofe abgestimmt hatten, worauf die 
Einzelabstimmung durch Acclamation der anwesenden Cleriker 
und Laien schloss. 2 ) Dies war jedenfalls der Grund, warum er 
hier nach den auftretenden Bischofen noch genannt wird. 

Wie wir. hier erfahren, hatte man sich von Troyes aus 
sogleich an den Primas Maximin und den Kaiser Constans nach 
Trier gewendet um Veranstaltung einer allgemeinen nordgallischen 
Kirchenversammlung gegen den haretischen Collegen. Die Kaiser 
beforderten den Besuch der Concilien durch freie Beniitzung der 
Eilpost. 2 ) Der betreffende Erlass, welchen Couriere (veredarii) 



*) J^rg. 1883, Heft 2, S. 305. — *) Ammian. Marc. I. 21 inf. 



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— 88 — 

nach alien Seiteri austrugen, wird Principum decretum genannt_ 
Princeps war der gewohnliche Titel der romischen Kaiser, auch 
bei Ammianus Marcellinus, zur Bezeichnung ihrer iiber dem 
Senate stehenden Civilgewalt, wahrend imperium den allge- 
meinen Oberbefehl iiber die Legionen bedeutet. Da man an der 
Einheit des romischen Reiches auch unter mehreren Kaisern 
festhielt, so wurde auch den einseitigen Erlassen des einen oder 
andern Kaisers zugleich der Name des Mitkaisers vorgesetzt. 
Hier also trug das Berufungsschreiben die Ueberschrift : Constans 
et Constantius Augusti universis episcopis Galliae Belgicae et 
Lugdunensis. Vergleiche z. B. den Erlass des Constans an seinen 
Generalprafecten in Gallien von 343 mit der Adresse: Constantius 
et Constans AA. ad Titianum P. P. l ) An der Eroffnung des 
Concils nahmen auch die Decuriones oder Stadtsenatoren von 
Koln Theil, wie bei andern Concilien der christlichen Romer- 
zeit die Kaiser ofters ihre Comites sandten. Koln als Provincial- 
stadt ersten Ranges 2 ) genoss italisches Recht und hatte daher 
einen senatus municipalis. 8 ) Ueber die Wahl des anwesenden 
Priesters Severin anstatt des Euphratas spater. 

Durch die hier vorgetragenen Grunde durfte wohl klar 
geworden sein, dass dem Verfasser des altesten Lebens des 
hi. Servatius nicht bios die Kolner Acten, sondern auch noch 
anderweitiger authentischer Bericht iiber unser Concil zu Gebote 
standen. 

Das nachstal teste Zeugniss fiir das Coiner Concil mochte 
das nach 732 geschriebene Leben des hi. Lupus enthalten„ 
der 426 — 479 den bischoflichen Stuhl von Troyes zierte. Hier 
heisst es von der besprochenen Berathung zu Troyes : 4 ) Initur 
consilium, quatenus a diversis regionibus evocatis episcopis et 
spiritalibus viris apud Agrippinam Coloniam concilium celebretur, 
in quo quid agendum sit communi decreto statuatur. Inter 
ceteros affuit huic concilio Trecensis episcopus Optatianus. 

In die Regierungszeit Pipins, des Begriinders des neuerf 
frankischen Konigsgeschlechtes f 768, fallt die Lebensbeschrei- 
bung des hi. Maxim in nach der uns erhaltenen altesten Form, 



') Codex Theodos. ed. Lugd. IV, 376. — *) Tacit. Hist. IV, 63. Cod 
Theod. VI, 221. Digesta, 1. 15 de censibus. — 3 ) Becker-Marquardt, Rom. Alter- 
thiimer, III, 261, 364. — *) Acta Sanct. Jul. VII, 77, n. 32. 



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— 89 



die einen Monch des von dem heiligen Erzbischof auf Anstiften 
seines Freundes Athanasius in Trier gegriindeten Klosters zum 
Bearbeiter hatte. 2 ) Hier heisst es : 2 ) 

Nee hoc silendum arbitror, quod ipse venerabilis pontifex 
Maximinus synodum congregavit publice in urbe Agrippinensi 
.coepitque contendere contra Euphratam nefandissimum episco- 
pum, qui hoc asserebat, quod Christus non esset vere Filius Dei. 
Ipseque beatus Maximinus Jesum dominum nostrum ostendere 
curavit, qualiter baptizatus sit et passus et die tertia surrexit, 
deinde discipulis cernentibus coelos penetravit: et condemnans 
haereticam pravitatem canonica sententia de sede sua earn penitus 
extirpavit. 

An diesen Trierer Zeugen schliessen wir den aus dem 
Abendmahlsstreit bekannten seligen Servatus Lupus an, 
welcher 839, noch bevor er Abt von Ferricres wurde, ein 
zweites Leben Maximins schrieb. Sein classisches Lob auf den 
Vorsitzenden der Coiner Versammlung lautet : s ) Quanto autem 
studio pro conservanda integritate fidei excubaret. alias etiam 
demonstravit, cum Agrippinae synodali evocato conventu Eu- 
phratam episcopum haeretica pravitate corruptum cum his qui 
frequenter convenerant pontificibus gradu movit ecclesiastica 
usus censura; is enim insanis accedens haereticis Jesum Christum 
non esse verum Dei Filium praedicabat. 

Die vom Biographen des hi. Servaz gemeldete Wahl eines 
Nachfolgers des Euphratas zu Coin bestatigt uns auch der Bio- 
graph des Bischofs Severinus selbst, welcher kurz nach der 
Zerstorung Coins durch die Normannen 8S2 schrieb. Er sagt 
von dem heiligen Bischof von Tongern : *) 

Qui tempore Arianae haereseos lorica fidei dominicae indutus 
in Dei opere spectabilis fuit, adeo 11 1 convenientibus ad synodale 
concilium ex tota paene Gallia aliarumque provinciarum partibus 
catholicis et orthodoxis fidei christianae doctoribus, Euphrata 
memoratae Agrippinae Coloniae non pastore sed mercenario 
pro praelibatae pestis perfidia destitute, idem sanctissimus Dei 



! ) Wattenbach, Deutschlancls (leschichtsquellen im Mittclalter I, 191. 210; 
II, 408. Auch der hi. Servatius griindete in Tongern ein Kloster. Analecta Holland. 
L 108, n. 6; 92, 98, n. 7. — a ) Acta Sanct. Mai. VII, 21. — a ) Serv. Opera 
*d. Baluz. Antwerpen 1 710, p. 281. — 4 ) Acta Sanct. Oct. X, 57, n. 2. 



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— 90 — 

famulus Severinus, ut infusam malitiani eliminare debuisset, a 
cunctis aptissimus acclamaretur. Quod quia periclitanti populo 
necessarium erat, Deo propitio sancti Concilii auctoritate firma- 
tum est. 

Diese Darstellung des Vorgangs aus der Coiner Kirche 
selbst widerlegt fur sich schon den empfindlichen Argvvohn. 
eines neueren Coiners, dass die Concilsacten in der fruhesten 
Zeit des karolingischen Konigthums kiinstlich und tauschend 
geschmiedet worden seien, urn dem der neuen Metropole Mainz 
gegenuber zuriickgesetzten Coin einen Schandfleck anzuheften. *) 
Aber auch im folgenden Jahrhundert, namlich unter dem Erz- 
bischof Bruno 953, schreibt der Coiner Biograph des hi. Euer- 
gistus, des zweiten Nachfolgers des Euphratas, von dessen 
Jugendzeit : 2 ) 

Interea B. Severinus Coloniensium archiepiscopus Arianam 
haeresim per universam provinciam suam exstirpans Tungrim 
devenit, ubi perfidus Eufrata tritico zizania superseminaverat. 
Und dann weiter: Interea vero beatus pontifex Severinus jam 
senex migravit ad Dominum. Nee mora Euergistus exigente 
magna ejus sanctitate licet invitus a clero et populo Agrippinae 
Coloniae in archiepiscopum est electus. Auch Heriger von Lobbes 
um 980 nennt unter acht beruhmten bischoflichen Gegnern 
des Arianismus im vierten Jahrhunderte nicht den Euphratas, 
sondern Severinus Coloniensium. y ) 

Gegen diese Nachfolge der hi. Severin und Euergist auf 
Euphratas hat man wieder grosse Schwierigkeit erhoben. Von 
dem ersteren erzahlt namlich Gregor von Tours, 4 ) dass er den 
Tod seines Freundes, des hi. Martin, durch ein Gesicht erkannt 
habe. Man darf aber dessen Todesjahr nicht auf 401, sondern 
nach den widerholten Angaben auf Sonntag den 8. November 
397 ansetzen unter das Consulat des Casarius und Atticus, das 
zweite Jahr der Kaiser Honorius und Arkadius, nach einem 
Episcopat von 26 Jahren, vier Monaten und 27 Tagen (angefangen 
im achten Jahre der Kaiser Valens und Valentinian = 371. 6 ) 

*) Floss im Freib. Kirchenlexicon 12, 242. — *) Acta Sanct. Oct. X, 657. 
— 8 ) Herig. Gesta ep. Leod. c. 16. Mon. Germ. IV, 171. — 4 ) De Miraculis 
5. Martini I, 4. Mge. 71, 918. — 5 ) Greg. Mir. Mart. I, 3. p. 917. Hist. Franc. 
I, 43. p. 184. X, 31, n. 3, p. 563. Bei den iibrigen Zeitbestimmungcn, Hist. Fr. 
Mge. 71, 186. 314. 572. 599, liegen Zahlenverderbnisse vor; sie gehdren iibrigens 
wohl dem Ausziigler Fredegar an. 



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— 91 — 

Da nun Sev«rin von Gregor im Jahr 397 bereits cin Greis 
genannt wird, so meldet Siegebert von Gembloux ganz richtig 
zum Jahre 399 : *) In Gallia obiit Severinus Agrippinensis. Es 
kommt diesem somit ein Coiner Episcopat von 53 Jahren zu 
— durchaus nicht unglaublich, wenn man nur bedenken will, 
dass z. B. Hosius von 296 bis 357 Bischof von Cordova war, 2 ) 
Acacius 379 bis 437 Bischof von Beroa in Syrien 8 ) u. s. w. 

Die gegen Euspy^o;. als Severins Archidiacon und 399 
Nachfolger, erhobenen Schwierigkeiten, 4 ) welche audi die Bollan- 
disten nicht geniigend wiirdigten, 6 ) losen sich durch die Annahme 
spaterer Vermengung mit Gregors Zeitgenossen frankischen 
Gebliits Namens Ebergisil 6 ) (Evergislus statt Euergistus), welcher 
etwa 589 bis 620 Bischof von Coin und Tongern — Mastricht 
zugleich war. Diese beiden Bisthumer, welche urspriinglich eins 
waren, 7 ) finden sich ja auch vereinigt in dem auf der Synode 
zu Clermont 535 unterschriebenen Domitianus episcopus ecclesiae 
Coloniensis, welcher auch 549 zu Orleans als episc. eccl. Tun- 
grensis unterzeichnet. 8 ) 

Hieher gehoren nun auch die Coiner Bischofs-Verzeichnisse, 
deren altestes bis auf Hermann II. (1036 — 1056) reicht. An der 
Spitze stehen immer Maternus und Severinus, 9 ) obwohl doch 
Euphratas aus Athanasius und Theodoret vortheilhaft bekannt 
war. Seia beharrlicher Ausschluss von alien Verzeichnissen erklart 
sich nur durch dessen thatsachliche Ausstossung aus der kirch- 
lichen Gemeinschaft. Theodorich von Deutz aber, welcher das 
Verzeichniss bis 1 1 63 weiterfuhrte, schickt die Bemerkung 
voraus : Nota primum, quod a Materno, qui primus aecclesiae 
Coloniensi presedit usque ad Severinum nullius episcopi fit 
mentio nibi Effratae dampnati, 10 ) wozu der etwa zehn Jahre 
spater geschriebene Katalog von St. Georg in Coin beifugt: 
qui ideo in katalogo non ponitur, quoniam pestifero hereticorum 
dogmate in ipso inicio ecclesiam fedavit. n ) 



*) Sigeb. Chron.'Mge. i6o, 71. — *) P. Gams, Kirchengesch. v. Spanien 
I, 2. — a ) Freibg. Kirchenlcx. 2. Aufl. I, 145. — 4 ) Floss im Kirchenlex. I2 t 
3$i. — 3) Acta Sanct Oct. X, 655. 818. — «) Hist. Franc. 9, 28; 10, 15. Cf. 
Dc glor. mart. I, 62. — ') Monum. Germ. Script. VII, 142, n. 51. p. 108; 
XXIV, 336. Acta Sanct. Oct. X, 653, §. II. — Friedrich K. G. D. II, 293. 
317. Mon. Germ. 13, 290. — *) Monum. Germ. 13, 284. — e ) Monum. Germ. 
13, 28$. — ,0 ) Mon. Germ. 24, 336. — ll ) Mon. Germ. 4, 40. 



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92 



Wir kommen nun zu einem hochwichtigen Zengnisse fur 
unser Concil aus der Kirche von Verdun. Der dortige Stifts- 
dechant Bercbar von St. Viton namlich, welcher urn 917 seinem 
Bischof Dado die Gesta Pontificum s. Virdunensis aecclesiae 
widmete, nennt als ersten Bischof den hi. Sanctin, von welchem 
er schreibt: Legitur vero in Vita S. Servatii episcopi, ubi de 
Agrippinensis aecclesiae archiepiscopi depositione res agitur, 
quod interfuisset Sanctinus urbis Clavorum episcopus. l ) 

Fur uns ist dieses alte Citat aus dem Leben des Bischofs 
von Tongern von doppelter Beweiskraft, einmal dass man im 
Mittelalter noch unter den auf dem Concil genannten Articlavi 
die Stadt Verdun, beziehungsweise ihre keltischen Bewohner, 
verstand, wahrend z. B. dem Valesius dieser sonst nirgends 
vorkommende Ausdruck geniigt, die Akten zu verwerfen ; 2 ) 
dann dass bereits im Anfange des zehnten Jahrhunderts jene 
von Heriger wegen der dem Heiligen beigelegten fabelhaften Ab- 
stammung geriigte Gestalt des Lebens des hi. Servaz bekannt 
war, die sich bei Aegid von Orval nach seinem Gewahrsmann 
Jocundus mit den Coiner Akten selbst fmdet. 3 ) Denn nicht in 
der iilteren von Crabbe aufbewahrten Geschichte des hi. Ser- 
vatius, welche bios die zu Coin anwesenden Bischofe nennt, 
sondern nur in den Akten selbst wird unter den consentientibus 
et mandantibus audi Sanctinus Articlavorum genannt. 4 ) Die 
Coiner Concilsacten waren also schon dem von 
Berchar von Verdun urn 917 und Jocundus um 1088 
beniitzten Liber miraculorum S. Servatii einverlcibt,*) 
nur wie schon fruher bemerkt, mit der durch diese Verwendung 
veranlassten Aenderung, dass darin Bischof Servaz unmittelbar 
nach dem Vorsitzenden genannt wird, wahrend in der Concilien- 
sammlung aus dem zehnten Jahrhundert die protokollarische 
Ordnung der Bischofe vorliegt. 6 ) Freilich scheint F r i e d r i c h 
diesen Beweis zu erschuttern durch den gegen obiges Citat 
ausgesprochenen Verdacht, 7 ) dass dasselbe nicht von Berchar 



*) Val. Annot. in Galliarum Notitiam p. 598. — *) Mon. Germ. 12,92; 25, 
21. — 8 ) Koepke in Monum. Germ. 12, 86. 87. Vgl. 9. 2. — 4 ) Jhrgg. 1883, Hft. 2, 
S. 300. — *) Kirchengesch. Deutschl. I, 177. 287. — fl ) Mon. Germ. 4, 39. — 
7 ) Mon. Germ. X, 489. Der Bollandist Buck unterscheidet unsern Sanctinus von 
dem gleichnamigen Heiligen, dessen Gebeine um 1044 von Meaux nach Verdun, 
ubertragen wurden. Acta Sanct. Oct. V, 600. Auctar. Oct. p. 65. 



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— 93 — 

herriihre, sondern ein spateres, also wohl von dem Abschreiber 
am Ende des zwoJften Jahrhunderts J ) angebrachtes Einschicbsel 
sei, weil Lorenz von Liittich, welcher die Gesta episcopomm 
Virdanensium et abbatum S. Vitoni von 1047 bis 11 44 weitcr 
fiihrte, jenen Satz in einer Handschrift nicht enthalte. AHein 
audi diese Einrede wird zu nichte gemacht durch die Thatsache, 
dass Calmet im Kloster St Viton zu Verdun eine urn 953 
geschriebene »Vita S. Sanctini primi pontificis urbis Clavorum« 
beniitzte; ebenso sah er noch Munzen des Fiirstbischofs Dietrich 
(1046 — 1089) mit der Umschrift Urbs Gavorum. 

Was nun diesen alten Namen Verdun* selbst betriflft, so 
bcmerkt schon Lorenz von Liittich zu der von dem Abt Hugo 
von St. Viton, welcher 1096 nach Clavigny versetzt wurde, 
versuchten Ableitung von dem lateinischen clavus, als ob es 
eine wohlbefestigte Stadt bedeute: quamvis incolas loci Clabos 
urbemque Claboriiam vel Claviam gentiliter fuisse vocatam vul- 
garis opinio sit. 2 ) Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass es 
einen keltischen Stamm Clavi gab, dessen Name sich gemass 
den keltischen Wanderungen am Niederrhein erhalten hat, wo 
zum ersten Mai unter Karl Martell der Comitatus Cliviae, das 
spatere Herzogthum Cleve erscheint, dessen Ursprung in Marchen 
gehullt ist 3 ) — ferner in Britannien in Glcvorum Castrum — 
Gloucester und dem nahen Cheltenham in Cleveland, und 
endiich in Clavenna — Cieben in Graubundten. Der Name Vero- 
dunum findet sich in den gleichbedeutenden Formen Verona, 
Vironum. Viroviacus, Virovesca u. dgl. uberall, wohin die Kelten 
kamen. Somit kann der Name Articlavi nur den Wohnsitz eines 
Zwcigs des clawischen Stammes bezeichnen. Dies weist aber 
sofort auf die Arduenna, d. i. keltLsch Hochland, deutsch hart, 
Harz; denn die Ardennen erstreckten sich damals iiber 500 
romische oder 100 deutsche Meilen entlang der Maas, an welcher 
das lothringische Verdun liegt, und in deren Gebiet Gregor von 
Tours Oppidum Bertunense — Verdunum, jetzt Birten im Cleveland, 
erwahnt. *) Auch die Bewohner des Jura, nordiich von der Rhone, 
heissen bei den Alten "WpSos; KsXxof, fi ) sowie auch ein brittisch- 
keltischer Stamm der Artikotten erwahnt wird. 6 ) 

*) Calmet, Hist, dc Lorraine I, 19. 32. 

*) Monum Germ. 8, -292; 10, 490. — 8 ) Pauli, Allgem. Treuss. Staatsgesch. 
6, 458. — ♦) De glor. mart. 1, 63. Mge. 71, 762. — b ) Polyb. Hist. 3, 47. — 
— *) Ammian. Marc. 27, 7. Hieron. adv. Jovin. II, 7. Mge. 23, 29O. 



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— 94 



Nebst Verdun hat auch die andere auf dem Kolner Concil 
vertretene lothringische Kirche, namlich Metz, das Andenken an 
dasselbe bewahrt, wenn auch in einer zu neuem Angriffe ausge- 
nutzten Verwirrung, welche hier unser Ordensbruder, der Lango- 
barde Paul Warnefried (f 799), der erste Geschichtschreiber von 
Metz, verschuldet hat. Die urn die Mitte des zwolften Jahrhunderts 
verfassten Gesta Pontificum Mettensium flihren namlich richtig mit 
Paulus x ) den in den Acten genannten Victorin oder Victor 2 ) 
als fiinften Inhaber des Metzer Stuhles auf. Statt diesem legen sie 
aber, verfuhrt durch die Namensahnlichkeit, dem dreizehnten 
Bischof Auctor bei, was von jenem gilt : s ) Sub eodem tempore 
dicuntur fuisse Martinus Turonensis et Maximinus Treverensis, 
cum quibus dampnavit apud Coloniam urbem Euphratem haere- 
ticum. Wir bemerken hier einen zweiten Irrthum. Statt des 
unbekannten mit Victor in Koln vertretenen Martin von Mainz 
wird hier der bekannte hi. Martin eingesetzt, welcher erst 371 
Bischof von Tours wurde. Die gleiche Verwechslung begegnet 
uns im Leben des hi. Lubentius. Der Monch von Arnstein, 
welcher dasselbe um 1 1 70 in sein Passionale Sanctorum aufnahm, 
fugte namlich zu dem dafin genannten Bischof Martin bei 
9 Turonensis.* *)JNun ist alles unmoglich, wie er es erzahlt; denn 
Maximin von Trier, welcher den Lubentius noch als presbyter 
fur Castrum Cubrunum weihte, d. i. das romische Coblenz an 
der Mosel, etwas entfernt von deren Zusammenfluss mit dem 
Rhein (Confluentes) — war langst todt, als ihm der Bischof von 
Tours den gottgeweihten Knaben zur geistlichen Ausbildung 
ubergeben haben soil. Alles aber ist in Ordnung, wenn statt 
dessen der Mainzer Martin, Maximins Zeitgenosse, eingesetzt wird. 

Auch der Monch von St. Clemens in Metz, welcher die 
Bischofsgeschichte bis 1 193 fortfuhrte, nennt richtig Auctor den 
dreizehnten Bischof, «zu dessen Zeit nicht nur Gallien, sondern 
fast das ganze Oberland unter der Wuth der Barbaren (Hunnen) 
litt,» legt ihm aber dann bei, was dem Victor zugehort, namlich 
den Tod unter dem Gegenpapste Felix, d. i. 355 6 ) nebst der 
Nachricht : 



») Mon. Germ. II. 262. — *) Jhrgg. 1883, Hft. 3. S. 75. — 8 ) Mon. Germ. 
10, 636. — 4 ) Acta Sanct. Oct. 6. 200. — b ) Auch das alteste Metzer Bischofsver- 
zeichniss weist dem Victor 9 Jahre und 2 Monate zu (Mon. Germ. II, 268). Der 
Metzer Chronist verwechselt also den Felix mit dessen schismatischen Nachtolge 
Ursicinus, wenn er obige Angabe durch das dritte Jam* des Valentinian un 
lens erganzt, d. i. 366. 



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— 95 — 

IX= (fur IV.) Constantii Imperatoris (= 346) synodus con- 
gregata est in Agrippina i. e. Colonia contra Euphraten haere- 
ticum a B. Maximino Treverense episcopo cum ceteris episcopis 
Gallie sub consulatu (statt post cons.) Amantii et Albini. l ) 

Das Schlimmste ist aber doch, dass Paul Warnefried aus 
Missverstandniss der dem hi. Servatius am Grabe des hi. 
Petrus gewordenen Offenbarung uber seinen noch vor dem 
Hunneneinfall in Gallien nahe bevorstehenden Tod denselben zu 
einem Zeitgenossen des Bischofs Auctor macht, der die Er- 
oberung von Metz unter Attila 45 1 miterlebte. Um daher alle 
hierauf griindende Irrthiimer und Einwendungen aufzuklaren ist es 
nothwendig, die Sachlage zur Zeit des hi. Servatius festzustellen, 
beziehungsweise die Zeit seines Todes. Sein altester Biograph 
sagt, dass der Heilige kurz vor seinem Hingang die Offenbarung 
uber die Gallien die durch Hunnen drohende Verwiistung erhielt. 
Werden wir damit in die Zeit Attilas versetzt, und somit in eine 
Zeit, welche Servatius, wenn er 346 schon Bischof war, kaum 
erleben konnte? Keineswegs; vielmehr in die zwei letztenjahr- 
zehnte des vierten Jahrhunderts ; denn von da an datirt die 
Hunnennoth. Schon 376 wurden die Gothen durch die aus Asien 
nachschiebenden Hunnen aus ihren Wohnsitze nordostlich des 
schwarzen Meeres vertrieben, so dass sie durch ihren Bischof 
Wulfila (O0X?&a;) von Kaiser Valens Wohnsitze sudlich der 
Donau in der Provinz Scythia erbaten und erhielten. 2 ) So 
ging der Stoss nach Westen unaufhaltsam weiter, was den 
stolzen Romer Ammianus Marcellinus zu dem schmerzlichen 
Ausrufe veranlasst: quae temporum rabies velut cuncta cientibus 
Funis ad regiones quoque longinquas progrediens late serpebat. s ) 
Am 15. November 379 schlug zwar der neue Kaiser Theodosius 
»die Gothen, Alanen und Hunnen. 4 ) Letztere drangten aber 
immer mehr nach und unterwarfen sich die Gothen, so 
dass Kaiser Gratian 380 den Gothen und Hunnen Pannonien 
rinraumen musste. 6 ) Aber auch von hier drangen die Westgothen 



! ) Mon. Germ. 24, 494. 

*) Orosius Hist. Mge. 31, 1 148, 1 168. Theodoret. H. E. 4, 33. — 
r ) Ammi&n. Hist. 31, 10. — *) Idatius, Descript. Consilium, Mge. 51, 9 1 1, cf. 918. 
— *) Jornand.De reb. Get. c. 27. Mge. 69, ia7i. Ammian. 31, 9, 17. Marcellin. 
Cbron. ad a. 427. Mge. 51, 925. 



Digits 



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96 — 



mit andern Stammen unter Alarich und Hradagais im Jahre 40a 
(Stilicone et Aureliano coss.) bis zur kaiserlichen Residenz 
Ravenna vor, wo ihnen Honorius das schon von den VVandalen 
und ihren Verbiindeten unter Geiserich verwiistete Siidgallien 
anwies. *) Hieronymus, der schon 393 iiber Hunnorum nova feritas 
geklagt hatte, 2 ) berichtet daher schmerzerfullt um 407 : 8 ) In- 
numerabiles et ferocissimae nationes universas Gallias occu- 
parunt. Quidquid inter Alpes et Pyrenaeum est, quod Oceano et 
Rheno includitur, Quadus, Vandalus, Sarmata, Halani, Gipedes , 
Heruli, Saxones, Burgundiones et, o lugenda respublica ! hostes 
Pannonii vastarunt. 

Diese erste durch die Hunnen veranlasste Verwiistung seiner 
Heimat hat der hi. Servatius nicht mehr erlebt, wohl aber seine 
romisch-gallischen Landsleute zu bussfertiger Abwendung der 
hereinbrechenden und im ganzen ftinften Jahrhundert fortdauernden 
unerhorten Heimsuchungen ermahnt. Sein altestes, dem hi. Gregor 
von Tours vorgelegenes Leben bestimmt ziemlich seine Todeszeit, 
wenn es die ganze Erzahlung ankniipft an die Vertreibung des 
Gothenkonigs Athanarich durch die Hunnen, in welcher es mit 
Recht ein gottliches Strafgericht fiir seine grausame Verfolgung 
der dem katholischen Glauben treu bleibenden Gothen erblickt.*) 
Damit stimmt audi der so ungerecht geschmahte Aegtd von 
Orval uberein durch die Angabe, dass Attila siebenzig Jahre 
nach dem Tode des hi. Servatius in Gallien einfiel. 6 ) Sein Todesjahr 
ist also 381. 

Schliesslich kommen wir audi auf die fruher angefiihrte 
Bemerkung zuriick, welche im zwolften Jahrhundert auf den 
Rand der Briisseler Actenhandschrift gesetzt wurde, und offenbar 
aus unbekannten Annalen entnommen ist. 6 ) Sie bestimmt zwar 
das Jahr der Menschwerdung 346 naher als viertes Jahr der 280 
Olympiade, sechstes des Constantius, wahrend es dessen neuntes 
und das zweitejahr der 281. Olympiade ist; aber das ist bei dem 
Schwanken der Olympiadenepoche in den christlichen Chrono- 
logen ohne Belang. Gewiss nicht aus der Luft gegriffen 
ist die Nachricht, dass die Absetzung des Euphratas genehmigt 

») Jornand. c. 30. — *) Adv. Jovin. II, 7. Mg. 23, 295. — 3 ) Ep. 123, 
lt> ad Ageruchiam. Mgc. 22, 1057. — 4 ) CIrcgor. Hist. Fr. II. Mgc. 71, 196; 
cf. 31, 1 143. — ') Fricdrich K. G. D. I, 384. — •) Jhrgg. 1883, lift. S. 301. 



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— 97 — 

worden sei (consonante oder consentientc et subscribente) von 
Papst Julius und alien Bischofen Italiens, Galliens und Germaniens. 
Erinnern wir uns, dass 347 zu Mailand ein abendlandisches Concil 
gegen Photinus stattfand, mit welchem Euphrates gleiche Irrlehre 
theilte. Diese Kirchenversammlung, von welcher leider nichts 
erhalten ist, hat jeden falls auch wie die von Serdica ihre Acten 
zur Genehmigung durch Unterschrift an Julius eingesandt. Warum 
sollte man nun nicht glauben, dass Theilnehmer des Kolner 
Concils mit ihren Acten nach Mailand kamen, dort die formliche 
Zustimmung der Bischofe fanden und dann auch die des Papstes 
in Rom ? Dies ist umso naher gelegt, als die Serdicenser Kirchen- 
versammlung, deren Beschliisse ja auch die gallischen Bischofe 
unterschrieben, neuerdings das Apellationsrecht der von ihren 
Comprovincialen abgesetzten Bischofe an den apostolischen Stuhl 
anerkannt hatte im dritten Kanon, wo es heisst: 1 ) tWenn einer 
der Bischofe in irgend einer Sache gerichtet worden ist (von 
dem Provincialconcil) und er glaubt guten Grund zu haben, dass 
ein neues Concil dariiber gehalten werde, so wollen wir das 
Andenken des hi. Apostels Petrus in Ehren halten, so dass von 
denen, welche in der Sache geurtheilt haben, an Julius den Bischof 
von Rom geschrieben werde, und wenn er es fur recht findet, dass die 
Sache neuerdings untersucht und abgeurtheiit werde, so geschehe 
diess, und er moge Richter bestellen; wenn er aber glaubt, die 
Sache bediirfen keiner neuen Behandlung, so bleibt das gultig, 
was er gutgeheissen hat.> Damit stimmt ferner die von dem 
altesten Biographen des hi. Maximin von Trier berichtete Reise 
dieses Kolner Vorsitzenden mit Bischof Martin von Mainz, 
dem Metropoliten Germaniens, iiber die Alpen ad limina B. 
Apostoli Petri. 2 ) 

Wir haben im Vorstehenden alte Nachrichten iiber das 
Kolner Concil beigebracht, welche die Bekanntschaft mit dessen 
Acten voraussetzen, und zwar aus den meistbetheiligten Kirchen 
von Koln, Trier und Tongern, nebst denen von Troyes, Verdun 
und Metz, diesen altfrankischen Kirchen, deren Bischofe Opta- 
tian, Sanctm und Victor gleichfalls gegen ihren zur Photini- 



») Hcfcle, Cuncilien, I, 539. 

») Acta. Sanct. Mai VII. 21. und 3. 



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— 08 — 

anischen Leugnung der gottlichen Personlichkeit Christi fort- 
gerissenen Kolner Collegen in die Schranken traten. Wir glauben, 
dass wenn vielleicht auch dieser Traditionsbeweis im Einzelnen 
Schwachen zeigt, er doch in Verbindung mit dem handschrift- 
lichen Nachweis der Acten und durch die gemeinsame Ueber- 
einstiriimung mit den gleichzeitigen Quejlen der allgemeinen 
Kirchengeschichte, die Echtheit der Acten vollstandig darthut 
fiir jeden, der sie nicht aus Princip leugnet, weil sie ein Bild. 
der katholischen Kirche Germaniens im vierten Jahrhundert 
darbieten, wodurch die erst dem hi. Bonifatius zum Verbrechen 
angerechnete «Romanisirung» Deutschlands Lugen gestraft wird 
Kirchlich gesinnte Geschichtschreiber aber diirften sich die 
goldene Mahnung unsers ebenso kritisch- wie conservativ-forschen- 
den Ordensbruders Mabillon zur Richtschnur nehmen, deren 
Vernachlassigung schon so oft scharfsinnige Geister auf falsche 
Fahrten verleitet hat, und welche wir daher dieser Abhandlung 
an die Stirne schrieben: 

«Man muss viel Ehrfurcht undRiicksicht fiir die 
Ueberlieferungen der Kirchen hegen; denn 
wenn sich auch manchmal fabelhafte Umstande 
darunter gemischt haben, so ist doch ihr Kern 
gewohnlich acht.» 



Die Schriftsteller 
und die um die Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder 
des Benedictiner-Ordens im heutigen Konigreich Wurttemberg 
vom Jahre 1750 bis zu ihrem Aussterben. 

Von August Lindner. 

(Fortsetzung v. Heft 4. J. IV. S. 309—318.) 

Wiblingen. (Fortsetzung.) 

P. Anton Weickmann, geb. zu Biberach 11. Nov. 1686, 

studierte zu Zwiefalten und Dillingen, Profess 11. Nov. 1702, die 

philosophischen und theologischen Studien machte er theils im Stifte 

St. Gallen, theils in Dillingen, Priester 12. Juni 1710. Er lehrte im 

Kloster Theologie, war Novizenmeister, Subprior Pfarrer zu Unter- 

kirchberg, Oeconom und Exhortator dotr.esticus. Er lehrte sowohl im 

Kloster als am Lyceum zu Kempten die Humaniora. Im J. 1732 



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99 — 



wurde er am letztern Orte Professor der Theologie und blieb dort 
in dieser Eigenschaft bis zu seinem am n. Juni 1751 erfolgten Tode. 
Der Fiirstabt Engelbert schatzte ihn seiner Kenntnisse wegen sehr 
hoch und Hess ihn in der furstlichen Gruft beisetzen. Weickmann 
war ein gewandter Redner, zeichnete sich durch seine Liebe zur 
Armuth und grosse Wohlthatigkeit aus. 

Handschriftlich hinterliess er : Philosophic nach dem Systeme 
des Joh. Ulloa und Theologia thomistica. (Braig, 295.) 

P. Benedict Biechteler, geb. zu Obergiinzburg 20. Marz 1689) 
studierte zu St. Gallen, Profess 11. Nov. 1706, Priester 1. April 17 13. 
Er war Professor des Klostergynmasiums, seit 1732 lehrte er am 
Lyceum zu Kempten Poesie und Rhetorik. Nach Wiblingen zunick- 
gekehrt war er Subprior und ein sehr beliebter Hausexhortator. Er 
war Musiker und Componist. f 21. Aug. 1759. (Braig, S. 299.) 

Compositionen: 1. Sechs etwas kurze Messen, worunter eine 
fur Verstorbene. Fol. 

2. Liturgia musico-sacra. Aug. V. 1721. 2 Tom. Fol. 

3. Vox suprema oloris parthenii, quater vigesies Mariam salutantis 
in voce, chordis et organis per consuetas ecclesiae antiphonas, videlic. 
6 Alma Redemptoris, 6 Ave regina, 6 Salve regina. Aug. Vind. 1731. 

P. Meinrad Hamberger, geb. zu Brandenburg an der Iller 1 1. Oct. 
1 700, machte seine Studien zu Wiblingen, horte zu Prag Philosophic und 
legte 11. Nov. 1720 Profess ab. Die Theologie studierte er zu Dillingen 
und wurde 22. Sept. 1725 Priester. Im Kloster war er Professor der 
Philosophic und Theologie und wurde 16. Janner 1730 zum Abt 
erwahlt. Als ein Mann, der eine grundliche wissenschaftliche Bildung 
besass, brachte er nicht nur die Studienanstalt seines Klosters in 
bllihenden Zustand und guten Ruf, sondern schickte auch auf Verlangen 
des Ftirstabtes Anselm von Kempten (1732) vier Religiosen als 
Professoren nach Kempten, welche am dortigen Lyceum mehrere 
Jahre mit Nutzen und Ehren ihre Posten bekleideten. Im Jahre 1750 
begann Abt Meinrad den Bau eines neuen Gast- und Clausur- 
gebaudes, das 1760 vollendet und bezogen wurde, wodurch er den 
Convent zu ewigem Danke verpflichtete. Die Zellen des neuen 
Conventes waren hoch, hell, geraumig und lagen gegen Morgen. Der 
Einzug in das neue Gebaude war fur die alten Zellenbewohner 
riihrend, da sie gleichsam eine diistere Gruft mit einem schonen 
Saale vertauschten. Der Zweck, den Abt Meinrad hiebei verfolgte, 
war kein anderer, als in seinen Religiosen neue Lust und Liebe zu 



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— 100 — 

geistlichen und wissenschaftlichen Uebungen zu erwecken. Ebenso 
schon war die neue Bibliothek, das Krankengebaude und das 
Gymnasium. Im Marz 1761 wurde der Abt vom Schlage beruhrt, . 
erholte sich aber wieder. Als er am 1. Marz 1762 nach gelesener 
hi. Messe in die Abtei zuruckkehrte und nach seiner taglichen 
Gewohnheit den Armen selbst das Almosen austheilte, ward er abermals 
von einem so heftigen Schlaganfalle getroffen, dass er in wenigen 
Stunden sein Leben beschloss. Durch den herrlichen Klosterbau, durch 
die Befdrderung der kldsterlichen Disciplin, des Chorgesanges und 
der Studien, erwarb sich dieser Abt in Wiblingens Geschichte einen 
unsterblichen Ruhm. Er war auch Visitatorder schwabischen Benedictiner- 
Congregation des hi. Joseph. (Braig, Gesch. S. 283 sq. 292, 302.) l ) 

P. Martin Mack, geb. zu Dillingen 8. Oct. 17 12, machte 
dort seine Studien, Profess 11. Nov. 1729, Priester 22. Dec. 1736. 
Er war zuerst in seinem Kloster, dann am Lyceum zu Kempten 
Professor; von dort zuriickgekehrt war er 20 Jahre Bibliothekar und 
vermehrte als solcher die Stittsbibliothek mit einer sehr grossen Zahl 
von kostbaren und seltenen Werken. Er war auch ein kluger Novizen- 
meister, Hausexhortator und durch 8 Jahre Pfarrer zu Unterkirchberg. 
Er starb als Subsenior am 21. Dec. 1776 im Kloster, in das er am 
18. Oct. desselben Jahres zuriickberufen worden war. Seine vielen 
theologischen und historischen Abhandlungen, welche sowohl ihrer 
Gediegenheit als des interessanten Inhaltes wegen des Druckes wohl werth 
gewesen waren, bildeten bis zur Aufhebung des Stiftes einen wahren 
Schatz von Handschriften. Leider scheinen (1806) viele verschleppt, und 
einige ganz verloren gegangen zu sein. Bischof Ziegler schreibt von 
ihm: ^Singulare sydus orbis litterarii plurimam opem contulit fratribus 
nostris Maurianis Galliae, Bollandistis et San-Blasianis * etc. 

^Praeterea idem Honthemii acerrimus impugnator totum illius 
partum: ^Febronii J. C. de Hierarchia eccles/ partum infaustum ita 



*) P. Ulrich Hampp, geb. zu Babenhausen 17. Nov. 1 706, studierte zu 
Mindelheim und Diilingen, Prof. 1 1. Nov. 1727; nachdera er zu Dillingen die 
Theologie gehort, wurde er 19. Mai 1 731 Priester. Er war Custos, Pfarrer zu 
Gogglingen, 1732 Professor der Humaniora am Lyceum zu Kempten. Nach seiner 
Riickkehr von dort wurde ihm die Verwaltung der Oekonomie iibertragen, die 
er 20 Jahre mit grossem Nutzen besorgte und vorziiglich als Bauverstandiger 
bei den Bauten des Conventgebaudes, der Pfarrhauser zu Billafingen, Bronnen, 
Staig, Donaustetten, Unterkirchberg, sowie der Hofe zu Ulm und Kischbach seine 
Einsicht und Geschicklichkeit bewies. Kurze Zeit war er auch Administrator des 
Hofes Fischbach und starb im Kloster 13. Mai 1768. 



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zed by G00gle 



- 101 — 

Martinus iste confodit, ut hominis sacra illotis manibus tangentis 
ignorantia et impudentia omnium in oculis bene videntibus appareret : 
— Vindicias Gregorii VII solide ac moderate conscripsit argenteo stilo 
latini idiomatis. Docuit et scripsit egregie, quamdiu vixit* (Ziegler, 
Testimonia monastica fol. 138.) *) 

Schrift: 1. Compendium historiae et donationum monasterii 
Reichenbacensis O. S. B. in confinibus sylvae Hercyniae et modo 
ducatus Wurtembergici ex chartulario Wiblingano erutae. (In Kuen's, 
Collec. Script, rer. hist. - monast. - ecclesiasticarum Tom. II. pars II. 
pag. 27—71.) 

Noch vorhandene Manuscript e. 
A) In der Pfarrbibliothek zu Unterkirchberg: 

1. Scientia Sanctorum et illustria aliquot virtutum exempla ex 
gestis abbatum et monachorum Ord. S. Ben. Wiblingae. Jussn superiorum 
conscripta. 1751. 1 Bd. 253 S. Fol. 2 ) 

2. Dubium (Dubia?) post agitatam diu controversiam super praesump- 
tivo parente seu authore librorum quatuor de imitatione Christi, V. Thoma 
a Kempis, C. Reg. hactenus partim nunquam visa, partim a patronis 
Kempisii nunquam satis soluta; qualia cumprimis clariss. viro Euscbio 
Amort turn reliquis Kempenistis pro notitae nunc demum sero conv 
municat a Gersene aeque ac. a Kempisiis adhuc alienus P. Mart. Mack. 
1763 1 Bd. Fol. 281. 

3. Ueberzeugendc Griinde fur die Immunitaet der geistlichen Giiter. 
1776. 1 Bd. 692 S. 4. 

f ) Dicse Bemcrkungen hat Ziegler in den Codex des P. Storr »Testimonia 
monastic** hineingescbrieben. Siehe die handschriftliche Literatur sub Nr. VIII. 
Der Ktirze wegen citire ich bios immer: Ziegler, Testim. mon. 

*) Der una die Wissenschaften und das gelehrte Streben seiner Religiosen 
hochverdiente Abt Philipp Jakob Steyrer von St. Peter auf dem Schwarzwald 
hatte mebrere Benedictiner-Aebte zur Samm'ung von Lebensbeschreibungen der 
nm Wissenschaft, Kunst und Frommigkeit verdienten Religiosen ihrer Stifte auf- 
gefordert; auch den Abt Meinrad von Wiblingen hatte er dazu ermuntert. Dieser 
beauftragte daher seinen Bibliothekar, den P. Mack, mit der Abfassung einer 
solchen Schrift. Mack bezeugt dies selbst in der Vorrede und setzt bei, dass auch 
die Stifte St. Gallen und Einsiedeln dieser Auffbrderung Folge geleistet hfttten. 
So viel rair bekannt, wurde auch in St. Blasien und St. Peter eine solche Schrift 
ausgearbeitet. 

P. Edmund Herzinger, geb. zu Rieden im Allgau 7. Nov. 1721, Prof. 
11. Nov. 1742, Priester 24. Sept. 174O, Professor der Philosophic und Theologie, 
wirkte in drei Seelsorgs-Stationen un<l starb im Kloster 13. Juli 1778. «Homo 
praestans et literatus.» (Ziegler, Testim. f. 164) 

P. Coelestin We;ber, geb. zu Villingcn, 24. Nov. 1743, studierte dort 
und in Elchingen, Prof. 11. Nov. 1 761, Priester 9. Nov. 1766. Er war Professor 
dea Kirchenrechtes, Kanzleiassessor und Venvalter der Waisenkasse. Er starb an 
einem Leberleiden 10. Mai 1779.* Vir cultissimus litteris et rnoribus.» (Ziegler, 
Testimon., fol. 164.) 



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— 102 — 



H 



B) In der fiirstl. Fiirstenberg'schen Bibliothek zu 
Donaueschingen. 

4. Leben beati Salomonis des hi. Benedictiner-Ordens dieses 
Namens des III. Bischoflfen zu Constanz. I. Bitch. 1749 Fol. (Das 
II. Buch scheint verloren.) 

Von alien ubrigen Handschriften konnte der Verfasser nichts 
erfragen. In Stuttgart besitzt man von Mack Nichts. Ebenso scheinen 
die von Bischof Ziegler erwahnten 2Schriften: ^ Contra Febrononium* 
et ^Vindiciae Gregorii VII. * zu Grunde gegangen zu sein. 

P. Gregor Kolb, geb. zu Deggingen in Schwaben 9. Janner 
1734, studierte zu Elchingen und Wiblingen, Profess 11. Nov. 1751, 
Priester 11. Marz 1758. Er lehrte im Kloster Philosophic und 
Theologie, war Cellerarius und Granarius, Exhortator domesticus, 
setzte die von P. M. Heuchlinger begonnenen Wiblinger-Annalen fort, 
und starb 22. Oct. 1783. ^Historicus fide integerrimus. Eten! dum 
mane quendam nostratium ex hemiplexia defunctum historiae suae 
inseruit, ipse sub vesperum apoplexia tactus post longiorem luctam 
sacro ceromate munitus inter vivos esse desiit. 4 (Rotula.) .Latini 
idiomatis casti elegantisque peritissimus ; annales Wiblingenses erudito 
calamo continuavit auxitque/ (Ziegler, Testim. Fol. 157.) Sein Ms. 
s. unter der Handschriftl. Literatur sub Nr. II. — 

P. Franciscus Wagner, geb. zu Schwabisch Gmiind 19. Jan. 
1746, Prof. 11. Nov. 1764, Priester 10. Miirz 1770*7- 20. Nov. 
1789. ^Diuturnus et zelosus animarum pastor, vicarius ceu pa- 
rochus Wiblingensis. Hilaris et facetus, ubique primus in choro et 
refectorio, in exercitiis monasticis et in recreationibus. Musices peritus 
juvenes docuit, rem di vinam adornavit et org an a exercuit multo 
amoenissime.* (Ziegler, Testim. Fol. 172.) 1 ) 

P. Ildephons Schlichting, Dr. theol. et phil., geb. zu Boos 
8. Jan. 1743, studierte zu Ottobeuren, Profess n. Nov. 1761, Priester 
23. Marz 1765. Er war Professor am Klostergymnasium und lehrte 
Philosophic und Theologie. Vom Jahre 1779 bis 1785 lehrte er zu 

') P. ModsstusWilli, geb. zu Oepfingen 11. Jan. 1749, Prof. 11. Nov. 1769, 
Priester 19. Mar/. 1774, starb als Opfer der Nachstcnliebe am Tyi^hus 29. Jan. 
1794. «Ad docendum, <i i sse rendu m et ad s crib en dum ap t issimus.» 
Cum vero stimulo careret, parum fecit in arena litteraria, plurimum vero in cura 
animarum, pro quibus febre contracta an imam suam posuit. (Ziegler, Te.stim. 
fol. 173.) 



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— 103 — 

Salzburg Philosophic und von 1785 — 90 Theologie. In das Kloster 
zuriickberufen lehrte er wieder Theologie und war nebenbei unermiidet 
in der Seelsorge thatig. Er starb als Opfer der Nachstenliebe am 
Typhus 23. Febr. 1794. ^Victina charitatis, contracta lue contagiosa 
cecidit Philos. et AA. LL. doctor, s. theologiae professor p. o., 
consiliarius ecclesiasticus Salisburgensis, domum vocatus fratres suos 
docuit doctrinam sanam, irreprehensibilem. Dominus dederit, quae 
dare mortales nequeunt, ldborum tantorum mercedem aeternam! Audivi, 
didici et amavi plurimum magistrum tantum atque talem.* (Ziegler, 
Testim. fol. 166.) 

Schriften: 1. Positiones ex prolegomenis philosophiae et 
logica. Salisburgi 1780. 4. 

2. Positiones ex ontologia, cosmologia, psychologia et theologia 
naturali. Ibid. 1780. 4. 

3. Conspectus philosophiae universae. Ibid. 1781. 8. 

4. Positiones ex logica, ontologia, cosmologia, psychologia et 
theologia naturali. Ibid. 1782. 4. l ) 

Conv. Martin Dreyer, geb. zu Eichenberg (vielleicht Aichenberg 
unweit Ochsenhausen) 31. Oct. 1748, erlernte die Malerkunst und trat 
nach seiner Riickkehr aus der Fremde noch ganz unverdorben 1776 in 
den Orden. Am 11. Nov. 1777 legte er die (ielubde ab. Wahrend der 
19 Jahre, die er als Religios verlebte, hatte er mit vielen Krankheiten 
zu kampfen, die ihn mehr als einmal an den Rand des Grabes brachten. 
Dem ungeachtet arbeitete er in seiner Kunst fleissig und unverdrossen fort 
und pflegte nebenbei mit grosser Liebe seine kranken Mitbriider, indem 
er au> Erfahrung wusste, was die sen auf dem Schmerzenlager am 
angenehmst^n sei. Die in der Stiftskirche zu Wiblingen angebrachten 
Vergoldungen, sowie die Altarblatter, der h). Schutzengel, der hi. 
Wendelin, der hi. Fidelis und hi. Antonius, die Passionsgeschichte der 

') P. Felician Dble, geb. zu Ichenhausen 2. Juli 1756, Prof. 3. Juli 1777 
Priester 29. Mai 1779, seit 20. Nov. 1 789 Pfarrer von Wiblingen, starb als 
Opfer seines Berufes on geerbtem Nervenfiebcr 9. April 1794. Er war ein vor- 
zuglicher Organ is t. «Musicus multo dexterrimus organa exercuit mirum in modum, 
vir procerae staturae, vocis tainen puerilis; in choro et mensa, dum legeret, non 
delectabat aures. Religiosissimus sacerdos fratrtim exhortator domesticus designatus 
plurimum ad pietatera excitavit. Moribundis non tot quani plurimis adsistens 
mortis et charitatis victima cecidit » (Ziegler, Testim. fol 181.) 

P. Herculan Vcth (Vett), geb. zu Weissenhorn 6. Marz 1746, Prof. 
II. Nov. 1764, Priester 10. Marz 1770, starb in der Seelsorge zu Unterkirchberg 
13. Miirz 1795. «Sacerdos vere sanetus. Videbar mihi vidisse Hicronymum morti- 
ficatum. Paulum vel Antonium piissimos eremitas, zelosissimum Ambrosium, 
Benedictum suavem et doctum, Carolum ardentem. Diu in scholis domi forisque 
docuit, ubique sal terrae, lux lucens.» (Ziegler, Testim. fol. 171.) 



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— 104 — 

iibrigen Altare, die Ruckblatter des Frauen- und Benedictus-Altars 
sind von ihm. Fernere Beweise seines unermiideten Fleisses sind die 
Zeichnungen der im Chore befindlichen en bas relief, die Fresko 
malereien in der Gottesacker-Capelle, in den Kirchen zu Unterkirch- 
berg, Billafingen, Biihl und Unterweiler. Auch auswartig, (z. B. in 
den Klostern Roggenburg und Roth) gebrauchte man ihn theils zum 
Malen, theils zum Vorzeichnen und Vergolden. Er bildete mehrere 
Zoglinge in der Zeichen-, Maler- und Fasskunst aus und besorgte bei 
all' dem die damais bedeutende Bienenzucht des Klosters. Er starb 
an der Wassersucht 21. Oct. 1795. (Braig, Gesch. S. 344,) *) 

P. Roman Fehr, vorletzter Abt, geb. zu Laupheim 15. Juli 1728, 
studierte zu Ehingen und Innsbruck, Profess 11. Nov. 1746, Priester 
23. Sept. 1752. Er arbeitete in der Seelsorge zu Billafingen, Steinberg und 
Bronnen, und war Kuchenmeister, Moderator, Professor der Philosophic 
und Theologie und Hausoconom, in welchen Stellungen er sich die 
Achtung seiner Mitbriider im vollsten Masse erwarb. Am 5. Juli 1768 
wurde er zum Abt erwahlt 2 ) Von dem Tage seinei Regierungs- 
Antrittes ging sein rastioses Bemuhen dahin, alien seinen geistlichen 
Sohnen sowie seinen Unterthanen ein wahrer Vater zu sein. Desshalb 
war auch das Sti*t, so lange er das Ruder fiihrte, eine wahre 
Schule der Tugend und der Wissenschaften, wo freuden- 
voil das Lob Gottes erschallte, wo eintrachtige Liebe 
und Gemeinsinn unter den Briidern herrschte und 
auch jeder Unterthan Hilfe, Trost und Brod fand. Nur 
schade, dass mit dem zunehmenden Alter seine Gesundheit durch 
epileptische Anfalle zerriittet wurde und er fur den Mbnchsstand 
keine so giinstigen Zeiten erlebte, wie sein Vorfahrer. Dessen ungeachtet 
traf er gleich Anfangs Vorbereitungen zum Baue der neuen Stiftskirche, 
zu der er am 14. Mai 1772 den Grundstein legte. Mehrere hundert 

J ) P. Joseph Burnhauser, geb. zu Violau 21. Oct. 1725, Profess 11. Nov. 
1746, Priester 18. Sept. 1 751. Er war als guter Musiker (besonders Celist) 
eine wahre Zicrde des Stiftes und gab durch 50 Jahre im Gesang und auf der 
Violine Unterricht. Durch 23 Jahre war er auch Kuchenmeister und wegen 
seiner Frommigkeit und seines liebevollen Herzens der Gewissensrath von fast 
alien Conventualen. Man fand ihn am 6. Jan. 1797, als man zur Mette weckte, 
todt im Bette. «Vir, quo non mitior et religiosior alter extitit, artis musicae 
longe peritissimus . . . vivum fratribus suis pietatis exemplum relinquens » (Ziegler, 
Testim., fol. 152.) 

f ) »Er war von mittlerer Statur, von ernsthaftem aber dabei lieblichera 
Gesichte und schien mehr zu einem Pralaten geboren als erwahlt zu sein,» sagt 
Braig in der Geschichte von Wiblingen S. 311. 



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— 105 — 

Hande arbeiteten taglich an diesem Baue und erhielten bei der gerade 
damals herrschenden Theuerung zur Geniige Brod und Lohn. Aber auch 
lndere Unterthanen sammt ihren Familien wurden von dem Hunger- 
tode errettct, indem der Abt taglich Brod und andere Nahrungs- 
mittel unentgeltlich austheilea, oder fiir einen geringen Preis ab- 
geben Hess. Daher zu jener Zeit die Backofen und Braustatte des 
Stiftes selten zu rauchen authorten. In der neuen Kirche wurde nach 
der vom Abte vorgenommenen Benediction am n. Nov. 1781 zum 
ersten Mai Gottesdienst gehalten. Die Einweihung erfolgte am 28. Sept. 
1783. Die Kirche erhielt unter Anderm schdne Gemalde von dem 
Trierischen Hofmaler Januar Zick. *) — Die studierende Jugend wurde 
am Kloster-Gymnasium, das mit tiichtigen Kraften besetzt war, theils 
ganz unentgeltlich theils um ein geringes Kostgeld unterrichtet. Den 
Lyceen zu Freiburg und Constanz, sowie der Universitat Salzburg gab 
er aus den Seinen Professoren. Ueberdies wurden von ihm Religiosen 
nach Freiburg geschickt, wo sie sich durch strenge Priifungen oder 
Erwerbung des Doctorates als Hausprofessoren qualifiziren mussten. 
Die traurigen Ereigntsse des Krieges machten auf den Abt einen so 
nachtheiligen Eindruck, dass seine ohnehin durch Alter, Gicht und 
andere kbrperliche Leiden geschwachte Gesundheitnurnochmehrzerriittet 
wurde und er daher in def Meinung, er kbnne seinem Stifte nicht 
mehrkraftiggenugvorstehen, ganz freiwillig am 19. Dec. 1797 die abtliche 
Wtirde niederlegte. Er that dies ohne den mindesten Vorbehalt 
einer Pension, und wiinschte bios als armer Religiose die noch 
nbrigen Lebenstage in stiller Zuruckgezogenheit zuzubringen. Nach 
«iner Resignation verlor Abt Roman immer mehr und mehr von seiner 
hcllen und durchdringenden Stimme und den korperlichen Kraften, so 
dass er zuletzt nicht mehr allein gehen konnte. Am 4. Nov. 1798 
wurde er zu Bette geworfen, das er nicht mehr verliess bis zu seiner 
am 21. November erfolgten Auflosung. Er wurde in der Stiftskirche 
beim Eingange zwischen dem grossen Portal und dem holzemen 
Gitter zur Erde bestattet. Seine Grabschrift lautet: ^Heic in templo, 
quod aedificavit, posuere Romanum abbatem Wiblingani 1798.* 
v Braig, S. 310 sq.) t Romanus, Wiblingensium Abbas meritissimus, 
augusti templi aedificator, regularis discipltnae observator, exulceratis 
licet temporibus sua virtute monasticam observantiam non modo non 



! ) Die Beschreibung der Kirche s. Braig, S. 323 — ^^^. 



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— 106 — 

imminui passus est, sed et pluriraum auxit. Obiit, postquam 30 annis 
coenobium quam saluberrime rexisset. Hujus in praesulis sinum pro- 
fession is suae schedulam deposuere inter alios plures Romanus Zaengerle, 
Ep. et princeps Seccoviensis, et Gregorius Ziegler, ep. Tynecensis.* 
(Ziegler, Testim. fol. 149.) 

P. Werner Zaengerle, J j geb. zu Oberkirchberg 20. Aug. 1769, 
Profess 26. April 1 791, Priester 25. Mai 1793. Er wirkte mehrere 
Jahre als Professor der Theologie war zuletzt Cooperator zu 
Wiblingen, und starb 13. October 1801. Die Rotel schreibt iiber 
ihn : ^Theological praelectiones, quibus plures per annos operam 
navavit, veterum aeque ac recentiorum auctorum eruditione condiebat. 
Id vero praeprimis cavebat, ne, quod a piis orthodoxisque opinionibus 
vel paulisper absonum appareret, tradendum sumejet, non ignarus, sua 
ipsius verba sunt, »quam ingentem ejusmodi ausus cladem et decenti 
discipulorum modestiae et conscientiae teneritudini et tranquillitati 
congregationum inferant/ Und Ziegler ertheilt ihm in den Testimon. 
monast. das Lob: ^Flos juventutis floruit et exaruit nimio ardore 
pietatis et studii. Praedicator eximius, professor dissertus, confessarius 
diligens et discretus. (Fol. 188.) 

P. Joh. Nep. Hold 2 ) (Held), geb. zu Roth 11. April 1744, 
Prof. 11. Nov. 1764, Priester 17. April 1768. Er war zuerst Professor 
und Moderator am Stifts-Gymnasium und beforderte als solcher bei 
seinen Schulern sehr die Reinheit sowohl der deutschen als 
lateinischen Sprache. 1779 wurde er Archivar und Kanzleiassessor. 
Er starb, nachdem er mehrere Jahre unsagliche Fussschmerzen 
gelitten, an Entkraftung 7. April 1806 und fand als der letzte von 
Wiblingens Religiosen seine Ruhestiitte in der Klostergruft. ^Plurima 
sunt, quae praedicari de viro tanto atque tali possunt. Eminuit 
moribus, observantia, conversatione, eminuit litterarum amore et notitia 
usque adeo, ut cultiorem, eloquentiorem el aptiorem ad componendos 
instituendosque tyrones hucusque neminem cognoverim. In pervolvendis 
libris assiduus, in scribendo sermone latino aut theodisco assiduus, 
non raro Heliconis nitidissimos legit ediditque rlores, orator factus, 
poeta natus. Qui, etsi suos facile superasset, atque ubique terrarum 
multo clarius splenduisset, intra monasterii sui tacita septa tranquillo 

*) Er war ein Brudcr des P. Roman und des P. Mcinrad, beide Professen 
in Wiblingen. Let/,rcrer starb 1804, war aber nicht litcrarisch thatig. 
*) In der Profess Schedula schre'.bt er sich selbst Hold. 



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— 107 — 

se tamen cum animo continuity gratia desuper inspirante, ut eos erudiret, 
<]ui ad publicum pulvinar sacraium litterarum vocarentur. Plus profuit 
domi, quam si forjs celebratus fuisset, uti meruisset ah ingenio et 
scientia. Animam tarn candidam, tarn devotam ante fratrum suorum 
dispersionem ad superos vocavit Deus 1806. - Docuit in gymnasio 
Wiblingensi decern annis, rei postea diplomaticae praefectus omni 
coenobii utilitati studuit et patriae decori. Ultimas is est, quern 
majoribus in crypta Wiblingana sub altari majori et choro 
adposuimus, ultimus inquam et praestantissimu>. (Ziegler, Testimonia. 
fol. 167.) 

Manuscript: Novae spes mortalium, sive Minerva, Ceres et 
Themis denuo cum Marte in amicitia. 4 . Melodrama. Zum Namens- 
feste des Abtes Ulrich 4. Juli 1803 aufgefiihrt von den Studenten 
Wiblingen's. (In der Pfarrbibliothek zu Unterkirchbe-g.) 

P. Hartmann Alber, geb. zu Wehingen 8. Aug. 1753, Prof. 
11. Nov. 1774, Priester 29. Mai 1779. Kr war zuerst Moderator 
und Professor am Stiftsgymnasium, von 1795 ^ )ls ! 3- J un x 79& 
Kastner, von dort an bis 26. Oct. 1798 Pfarrer in Unterkirchberg 
und bis 23. Oct. 1801 Prior. Der Abt versetzte ihn dann auf die 
Pfarrei Billafingen. wo er zwolf Tage nach der Auihebung des Klosters, 
am 12. April 1806, starb. ^Latinae linguae et poeseos germanicae 
gnarus sermones pulchros edidit et carmina.' (Ziegler, 
Testim. fol. 179.) — Ich kann keine seiner Schriften mit Namen 
aufflihren. 

P. Benignus Kurz, geb. zu Ottobeuren 21. Fel>r. 1750, Prof. 
11. Nov. 1769, Priester 19. Marz 1774. Kr war anfanglich Professor 
der Philosophic im Kloster, 1783 Pfarrer zu Billafingen, wo er die 
dortige Kirche erbaute, kam bei abnehmendem Augenlichte am 6. 
Sept. 1793 als Vicar nach Unterkirchberg und wegen eintretender 
Blindheit am 7. Marz 1794 als Vicar nach Billafingen, endlich 
9. Sept. 1801 in das Kloster zuriick, das er nach erfolgter Aufhebung 
am 12. Oct. 1807 verlassen musste. Er zog anfanglich nach Bergareuthe, 
dann nach Baienfurth, wo er 24. Oct. 1809 an der Wassersucht 
starb. Er wurde zu Altdorf begraben. 9 Vir magni ingenii/ (^Ziegler, 
Testim. fol. 174) 

Schrift: Positiones ex univ. philosophia theorlca ac mathesi, 
quas in coenobio benedictino Wiblingano def. suscepere Fr. Fr. Petrus 



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— 108 — 

Wilier et Paulus Erhard. Cum adprobatione regia. Ulmae (Wagner) 
1780. 92. S. 8. ») 

P. Ulrich (IV.) Keck, letzter Abt, Sr. k. k. Majestat von 
Oesterreich gebomer Erbcaplan, Prases der Universitat Salzburg und 
Director des Gymnasiums und Lyceums zu Ehingen. Er war geboren 
zu Jettingen unweit Burgau 26. Oct. 1754. Die Gymnasialstudien 
machte er zu Wettenhausen, die Philosophic und Theologie horte er 
zu Wiblingen. Profess 11. Nov. 1775, Priesler 29. Mai 1779. Er 
arbeitete einige Jahre mit grossem Beifalle in der Seelsorge und bewies 
sich sowohl im Beichtstuhl als auf der Kanzel unermiidet thatig. 
Mehrere Jahre verwaltete er das Amt eines Chorregenten, von 1787 
an das eines Novizenmeisters 2 ) und Professors der Philosophic Seit 
6. September 1793 war er auch zugleich Subprior und Hausexhortator, 
und musste sich zu Freiburg in den Monaten April u. Mai 1796 als 
kiinftiger Proiessor der Theologie den von der Regierung vorge- 
schriebenen Priifungen unterziehen. Nach der Resignation des Abtes 
Roman wurde er 17. April 1798 zum Abt erwahlt. Bald nach seinem 
Regierungsantritte gab er dem Stifte Mehrerau in der Person des 
P. Roman Zangerle einen Professor der Theologie und Novizen- 
meister, den er 1801 wieder zuruckberief. Im October 1798 sandte 
er seinen Conventsprior in Sachen des Studienwesens nach Freiburg r 
wo festgestellt wurde, dass von nun an die Besetzung der Studien- 
anstalt dem furstl. Stifte St. Blasien zu Constanz allein uberlassen 
werde. Die ubrigen Benedictinerstifte des Breisgaues sollten mit 
Wiblingen das Lyceum zu Freiburg mit Professoren besetzen. Am 
10. Mai 1800 fliichtete sich Abt Ulrich wegen fortwahrender Kriegs- 



P. Fortunat Vock, geb. zu Giinzburg 24. April 1755, Profess 28. April 
1776, Priester 29 Mai 1 7 79. Er war ProfessoT der Gyranasialclassen im Stifte 
und dann zu Freiburg im Breisgau. «Domum vocatus rei granariae praeest usque 
ad illaetabile coenobii nostri tarn pulchri et pii excidium. Obiit Giinzburgi apo- 
plexia tactus 3. Jan. i8i2.» (Ziegler, Testim. fol. 180.) 

P. Petrus Wilier, geb. zu Reuthen 16. Mai 1755, Prof. 11. Nov. 1778, 
Priester 25. Mai 1782. Er war Custos, Musik-Instructor der Studenten des Kloster- 
Gymnasiums, Kiichenmeister, zweimal Pfarrer (excurrens) von Gogglingen, letzter 
Subprior. Von 1805 — 8 Pfarrer von Wiblingen. Er war der einzige Wiblinger, 
der nach erfolgter Aufhebung im Kloster sein Leben beschliessen konnte) f 19. 
Juni 1814. «Si quis candidus, mansuetus, promptus ad obsequia, ad stud i a 
litteraria laboriosus fuit, is certe Petrus noster erat. Alexius ut alter sul> 
scala in domo nostra olim propria delitescens, ut ne penitus avelleretur a coenobii 
sui dilectis moenibus, quovis angulo contentus aedificii ampli.» (Ziegler, Testim. 
fol. 184.) 

8 ) «B!andus olim juniorum fratrum magister et moderator omnium sibk 
amorem conciliavit meruitque.» (Ziegler, Testim. fol. 177 ) 



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- 100 — 

unruhen mit zweien seiner Conventualen, P. Joh. Nep. Held und 
P. Franz Ganther, welcbe das Archiv nebst den Kloster- und Kirchen- 
schatzen mit sich nahmen, und hielt sich durch ein Jahr theils zu 
Admont theils zu Graz auf. Schon am 12. Mai erschienen im 
Kloster die franzosischen Generate Tarreau und Vandamme sammt 
Gefolge, die den Conventsvorstanden einen recht sauern Abend und 
eine noch schlimmere Nacht bereiteten, indem sie bis auf die dritte 
Morgenstunde 1200 Louisdor Requisition verlangten uberdies 
mehrere Ochsen geliefert und die Schliissel zu den Fruchtkasten 
iibergeben werden mussten Auch liessen die Generale die Bibliothek 
erbrechen, die kostbarsten Biicher wegnehmen und auf mehreren 
Wagen mit den noch vorhandenen Klosterpferden und Maulthieren 
nach Frankreich abfiihren . . . Durch die fortw£hrenden Einquartierungen 
von Freund und Feind war beinahe Alle* aufgesehrt, aller Vorrath 
durch bestandige Lieferungen hinweggekommen, die Barschaft auf 
Steuern und Contributionen ausgegeben, die Stalle geleert. Dennoch 
hatte das Kloster taglich mehrere feindliche Gaste, die sich um Ulm 
herum aufhielten, zu verpflegen, wesshalb sich die Conventualen einen 
namhaften Abbruch an Speise und Trank gefallen liessen. Der von der 
traurigen Lage des Stiftes benachrichtigte Abt verkaufte daher fast alles 
Silbergerathe nebst den Pretiosen, um aus dem Erlose seine Reisekosten 
bestreiten und die Pferde, die er bei sich hatte, retten zu konnen, und 
kehfte am 2 1. April 1801 wieder nach Wiblingen zurlick. Sogleich machte 
der Abt Ahstalt, dem beinahe ganz erschopften Stifte wieder aufzuhelfen. 
Zur Bestellung des Feldbaues musste um theures Geld Vieh angekauft 
werden, unter dem aber bald eine todtliche Seuche einriss und abermals 
die Stalle rein ausleerte. Sobald der Abt erfahren, dass Wiblingen in 
Folge des Luneviller-Friedens dem deutschen Orden als Entschadigung 
zugedacht sei, so saumte er nicht, am 17. December 1802 seinen 
Conventsprior, P. Gregor Ziegler, nach Wien abzusenden, wo derselbe 
<km Monarchen eine Memoriale iiber das Interesse, das Oesterreich 
an Schwabisch-Oesterreich habe, vorlegte,. und es glucklich dahin 
brachte, dass Wiblingen als ein vorderosterreichisches Stift vom Kaiser 
Franz II forthin in seiner Existenz erhalten wurde. Im Jahre 1804 
ubemahm der Abt auf Wunsch des Kaisers Franz IL die Besetzung 
des Lyceums zu Ehingen, wo bis November 1803 sechs Religiosen 
aus Zwiefalten den Unterricht ertheilt hatten. Im Jahre 1804 sendete 
Abt Ulrich 3 und spater 6 seiner Religiosen als Professoren dahin 



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— no — 

ab. Dessen ungeachtet wurde am Klostergymnasium der Unterricht vvie 
ehedem ertheilt. Er ftihrte auch literarische Conferenzen ein, die 
fast wochentlich abgehalten wurden. Abt und Convent raachten sich 
die besten Hoffnungen fernerer Existenz und wirkten unverdrossen 
im Lehrfache und in der Seelsorge fort, als in Folge des Pressburger- 
friedens Churbaden, und bald darauf Baiern und Wiirttemberg vom 
Kloster Besitz nahmen. Am 3. Janner 1806 kam es sogar zu einer 
blutigen militarischen Attaque, da sich die WUrttemberger und 
Bayern um den Besitz des Klosters stritten. x ) Da die Baiern als 
Sieger hervorgingen, so glaubte man Baiern werde den Besitz de> 
Klosters behaupten. Der Abt reiste daher am 22. Mai 1806 in 
Begleitung des Priors nach Munchen,- um das Stift dem Konige zu 
empfehlen. Allein wahrend sie von demselben die Zusicherung der 
ferneren Existenz erhielten, erschien am 27. Mai der k. bair. Landes- 
Directionsrath von Schilcher aus Ulm, der Kraft des VII. Art. des Press- 
burgerfriedens von Wiblingen Besitz nahm die Aufhebung insinuirte, 
und die bayerischen Wappen an den Thoren und andern Orten 
authangeri Hess. Gleich darauf wurden sowohl im Stifte als auf dem 
Maierhofe Fischbach und in den zum Kloster gehorigen Pfarrhausem 
Unterkirchberg und Billafingen alle Fahrnisse versteigert. Am 1. April 
fing der provisorische Pensionsgehalt der Religiosen an. Nach wenigen 
Wochen vvaren sowohl die beweglichen als unbeweglichen Giiter durch 
die k. baier. Commission v:rkauft, und man sah im ganzen Kloster 
nichts mehr als leere Wande. Wahrend dieses geschah, 'reiste Abt 
Ulrich abermals nach Munchen, um auf das gegebene Wort des 
Kdnigs, v> d a s s Wiblingen ferner zu existiren hatte,* 
Hilfe zu suchen ; bald aber fand er, dass das Ministerium gegen den 
allgemeinen Sacularisationsplan keine Ausnahme machen wollte. Ende 
August verbreitete sich das GerUcht, dass Wiblingen mit seinen 
Appertinenzen an Wiirttemberg komme. Abt Ulrich begab sich daher 
nach Stuttgart, um dem Konige sich und die Seinen zu empfehlen ; allein 
eben in seiner Abwesenheit geschah am 10. Sept. 1806 die Besitznahme 
des Stiftes von Seite der wiirttembergischen Regierung kraft der Pariser 
Convention vom 1 2. Juli 1806. Abt Ulrich kam am 13. Sept. nach 
Wiblingenzuriick und hielt am folgenden Tage (Kreuzerhohung) zum 
letzten Male das Amt in pontificalibus. Die wurttembergische Commission 

') Es gab 17 Todtc und 40 Verwundete. 



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Ill - 



liess noch alle> das, was Baiern iibrig gelassen hatte, sorgfaltig 
zusammensuchen unci an die Meistbietenden veraussern. Die Huldigung 
fand am 12. October statt. In dieser traurigen Lage erhielten Abt 
und Convent vom Kaiser Franz II die Einladung die' ehemalige 
Benedictinerabtei Tiniez in Polen zu beziehen, die er ihnen unter 
der Bedingung schenkte, dass sich die Religiosen am Gymnasium und 
an der Universitat zu Krakau als Frofessoren gebrauchen liessen. J ) 
Vom 1. April 1806 bis 25. Marz 1807 lebten die in Wiblingen 
zuriickgebliebenen Religiosen vom provisorischen Pensionsgehalte. Am 
letztgenannten Tage wurden die Pensionen defmitiv festgestellt. Abt 
Ulrich genoss jedoch seine Pension nur kurze Zeit, da er schon 
am 10. April 1807 zu seinen Mitbriidern nach Tiniez auswanderte. 
Bald nach seiner Abreise ging die Rede, dass die Klostergebaude in 
ein Residenzschloss fur den Bruder des Konigs umgewandelt werden 
soil ten. Deshalb kam Konig Friedrich I. selbst am 5. Sept. 1807 
nach Wiblingen und besichtigte das Kloster, das ihm vvie die Kirche 
vorzuglich getiel. Nach seiner Abreise wurde .den noch zuriick- 
gebliebenen Religiosen am 1 2 . September eroflfnet, dass sie ehestens 
das Kloster zu raumen und ihre Wohnung im zweiten Beamtenhause 
zu suchen hatten. Hierauf arbeitete man den ganzen Winter iiber 
mit grosser Ruhrigkeit, das Kloster als Residenz herzurichten, so dass 
Herzog Heinrich (der Bruder des Konigs) dasselbe schon am 15. 
Mai 1808 beziehen konnte. Derselbe brachte zugleich eine Eskadron 
Chevaux-Legers von 120 Mann seines Regimentes mit sich. Von dieser 
Zeit an musste 9 bei Strafe von Jedermann das ehemalige Kloster 
W r iblingen Schloss Wiblingen* genannt werden. 

Nach und nach such ten audi die wenigen iibrigen Religiosen 
anderswo ihr Unterkommen. Nur der einzige P. Petrus Wilier blieb dort 
zuriick. Ihm allein war es gegonnt in seinem Protesskloster seine Tage 
zu beschliessen, indem ihm die herzogliche Familie in der untersten 
Etage nachst der Stiege zu wohnen gewahrte. — 

Auch dan nach Tiniez ausgewanderten Wiblinger-Religlo^eu 
waren noch leidensvolle Tage beschieden. Ihr ruhiges Wirken daselbst 



*) P. Bernard Ganther, Stiftsokonom, war der erste, der schon Ende 
August 1806 nach Tiniez reiste, um daselbst die Einrichtung, auf die der Kaiser 
mehrerc tausend Gulden verwendete. zu besorgen. Im folgten bald die PP. Heinrich 
Enderle, Columban Daigele, Prior Cregor Ziegler, Ulrich Maisterle, Roman 
Zaengerle, Pius Rieger und die Cleriker Martin Altegger, Conrad Luttinger, 
Colestin Keppler und zuletzt P. Benedict Hummel. 



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— 112 — 

wurde bald gestort Am 14. Mai 1809 ne l Krakau durch Capitulation 
in die Hande Napoleons. Bald darauf kam die Stadt Krakau mit 
dem dazu gehorigen Rayon — folglich auch das nahe Tiniez — - 
als Entschadigung an den neuen Konig von Sachsen. In Folge dessen 
wurden die Wiblinger sowohl von den Polen als auch von den 
Sachsen und Franzosen mit harten Untersuchungen, militarischen Ver- 
wahrungen u. s. f. sehr iibel behandelt, indem diese durch auswartige 
Einfliisse irregeleitet sich dem Wahne hingaben die Wiblinger Monche 
hatten aus Schwaben ungeheuere Summen Geldes nach Tiniez gebracht 
Sie rissen daher alle Boden und Behaltnisse sowohl im Kloster 
Tiniez als im sogenannten Collegium minus zu Krakau (wo die 
Professoren wohnten) auf, erbrachen alle Kasten und Schranke, durch- 
suchten alle Betten und gruben sogar in den Kellern nach, um die 
vermeimlichen Geldmassen aufzuiinden ! 

Abt Ulrich, der sich schon friiher vor den anriickenden Franzosen 
auf die zu seinem Kloster gehorige Propstei Tuchow gefliichtet hatte, 
gerieth daselbst in eine noch grossere Gefahr, indem der dortige 
Propst ' ) Anstalten traf den Abt den ihn zum Tode aufsuchenden 
Patrioten auszuliefern ; aber dieser schwarze Anschlag wurde noch gliicklich 
durch einen zu Tuchow in Quartier liegenden russischen Officier 
vereitelt, der sich nicht nur des verlassenen Pralaten annahm, 
sondern ihm auch seine Errettung verschaffte. Dem P. Roman Zaengerle 
gelang es nach einem monatlangen Arreste aus Krakau zu entfliehen 
und nach Wien zu kommen, um dort nach der Weisung seines 
Abtes und Priors fur seine Mitbriider ein neues Unterkommen 
und /war womoglich in klosterlicher Gemeinschaft, 
edocli nicht mehr in Polen oder Ungarn, sondern in einer oster- 
reichischen Provinz deutscher Zunge zu erbitten. Da jedoch kein 
geeigneter PlaU ausfindig gemacht werden konnte, gab der Kaiser 
Franz grossmuthig jedem nach Oesterreich ausgewanderten Wiblinger 
Religiosen eine jahrliche Pension von 6 — 700 fl. — Des Abtes Ulrich 
Gesundheit war in Folge der niederschlagenden Ereignisse gebrochen. 
Er erhielt ein Canonicat an der Kathedrale zu Grosswardein 
(20. December 181 2), wo er am Nervenfieber 3. Janner 181 5 starb. 
Es gab in ganz Schwaben — wenn man etwa Ottobeuren und St. 
Ulrich in Augsburg ausnimmt — kein Benedict! nerkloster, dessen Abt 

! ; Ks war dieser kein Wiblinger Religios. 



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113 - 



und Conventualen mit so bewunderungswiirdiger Liebe ihrem Orden 
nitd Professkloster zugethan waren wie Wiblingen. Obschon es denselbeii 
in Folge ungunstiger Zeitverhaltnisse nicht gelang, ein Neu-Wiblingen 
zu griinden, so schieden die doch mit dem beruhigenden 
Bewusstsein von dieser Erde, Alles versucht zu haben, was iramer 
sie zur Erhaltung und Fortpflanzung ihres Institutes thun konnten. 
Ein unverwelklicher Kranz auf dem Grabe dieses so schonen und 
gutdisciplinirten Stiftes (wie Bischof Ziegler sagte) ist die grosse 
Zahl der durch Tugend und Wissenschaft ausgezeichneten Mitglieder, 
seiche von jeher und besonders zur Zeit der Auflosung demserben 
angehorten. *) 

P. Amand Storr, geb. zu Ulm 16. October 1743, erhielt 
seinen ersten Unterricht bei den regulirten Chorherrn zu den Wengen 
in Ulm, worauf er zur Fortsetzung der Studien nach Mergentheim 
ging; Profess 11. November 1761, Priester 20. Sept. 1766. Als 
Priester studierte er noch zu Dillingen und Ingolstadt die Rechts- 
wissenschaften ihrem ganzen Umfange nach, und horte privatim 
Mathese. In das Kloster zuriickgekehrt war er vom October 1768 
bis October 1776 moderator clericorum, zweimal Novizenmeister und 
zugleich Professor der Mathematik, der Philosophic und Theologie. 
Am Schluss eines jeden Schuljahres wurden unter seinem Vorsitze 
von seinen Schulern gedruckte Thesen aus den genannten Fachern 
vertheidigt, nachdem dieselben von der Studien-Commission zu Wien 
iund Freiburg approbirt worden waren. Vom 18. October 1776 bis 
26. Nov. 1799 war er Prior. Als solcher lehrte er Kirchenrecht, 
Kirchengeschichte und Hermeneutik. Vom 5. November 1799 bis zu 

l ) Es zahlte im J. 1806 32 Priester; von diesen wirkten theils friiher theils 
-spater 15 an Universitiiten oder Gymnasien als Professoren. Hiebei sind jene, 
■die an der theologischen Lehranstalt des Stiftes und am Klostergymnasium thatig 
waren, gar nicht gerechnet. — Den Oesterreichern besonders deshalb muss Wiblingen 
theuer sein, weil sie aus seinem Schoosse zwei ausgezeichnete Bischofe erhielten, 
welche vermoge ihres apostolischcn Wirkens und der Institute, die sic ins Leben 
riefen, noch immer in gesegnetem Andenken fortleben. — 

P. Ulrich Maisterle (Meisterle), geb. zu Scheuring I. Mai 1781, Prof. 
15. Nov. 1805, Priester 20. Sept. 1806, zog nach Tiniez und von dort in das 
Schottenstift nach Wien, wo er stabilitas gelobte. Er wirkte segensrcich als 
Cooperator der Pfarrei Schottenfeld und zuletzt als Religionsprofessor am k. k. 
^chotten-Gymnasium zu Wien. Er starb in dieser Eigenschaft am 1. Dec. 18 1 5. 
P. Robert Kolb, geb. zu Grosskdtz 2$. Febr. 1772, Prof. 2. April 1793, 
Priester 12. Miirz 1797. — Er war Professor am Kloster- Gymnasium und 
Tom 7. April 1804 bis 1812 Professor der Rhetorik und Poesie zu Ehingen. 
18 1 2 bezog er die Caplanei Unterstadion, wo er 9. Sept. 181 7 starb. tDoctus, 
anodestus, nonoihil tamen subtristis.» (Ziegler, Testimon. fol. 195) 

8 



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— 114 — 

seinem Tode, der am 8. Marz 1818 1 ) erfolgte, war er Pfarrer zu 
I • nterkirchberg bei Wiblingen. (Als soldier wurde er durch General 
St. Cyr im Mai 1 800 ganzlich ausgeraubt und von den Franzosen nacht- 
licher Weile grausam raisshandelt.) Seine Ruhest£tte erhielt er vor 
dem Eingange der Pfarrkirche, wo audi sein Grabstein zu sehen ist. 
Er besass eine bedeutende Wappen- und Munzensaramlung ; ihm 
verdankte die Stifts-Bibliothek eine grosse Zahl von schatzbaren 
Werken. Er war audi Kalligraph. (Felder, I>ex. II. 42 7. 2 ) 

Schriften: 1. Dritte Predigt auf das marianische Jubelfest 
der Wallfahrt zu Schiessen im Roggenburgischen am 8. August 1781. 
(In der Festschrift, ^Entwurf der im Jahre 1781 vollbrachten Jubel- 
feier zu Schiessen. Gunzburg/) 

2. Trauerrede auf Gilbert, Reichspralaten von Roggenburg. 
Ulm bei Ulrich Wagner (Senior) 1789. 

3. Trauerrede auf Robert, Reichspralaten von Elchingen. Ulm 
(Wagner) 1793. 

4. Katholische Feyertagsfeyer in das deutsche iibersetzt mit 
Erklarungen und Melodien. Ulm 1808. 

5. Ueber die Grundsatze der Liturgie. (Abhandlung im Constanzer 
Archiv. II. Bd. 2. Hft.) 

6. Mehrere theologische Thesen. 

Manuscripte: 1. Analecta Wiblingensia ; collegit et scripsit 
P. Am. Storr. 2 Tom. Fol. 1785. Tom. I. Vom J. 1700 — 1704 
incl. Tom. II. Von 1705 — 1709. (Kapitelbibliothek zu Wiblingen.) 

2. Das k. k. Militarspital in der vorderosterreichischen Benedictiner- 
abtei Wiblingen vom 5. Mai 1797 bus 12. Nov. desselben Jahres 
1797 1 Bd. Fol. (daselbst.) 

3. Catalogus parochorum in U nterkirchberg al. a 1444- -1799. 
mit biograph. Notizen. 

4. Diarium P. Amandi Storr, p. t. parochi in Unterkirchberg. 
4 Tomi Fol. (nebst vielen sowohl handschriftlichen als gedruckten 
Beilagen, welche aber nicht paginirt sind. Tom. I. Vom 26. Oct. 
1799 bis 31. Dec. 1800, 135 S. Tom. II. 1801. 134 S. Tom. III. 
1802 159 S. Tom. IV. 1803. 100 S. (In der Pfarrbibliothek zu 
Unterkirchberg. Siehe die handschriftliche Literatur sub Nr. IV. 



*) Bei Braig ist aus Versehen 1 81 3 als Todesjahr angegeben. 

*) Ziegler spendet ihm folgendes Lob : « Vir prorsus incomparabilis, disciplinae 
rcgularis vivum oraculum. eruditionis vastissimae, laboris infract! ; aniator fratrum 
ct scriptor, ultra quam credi potest, copiosus. Prions munere Amandus iste XXV 
annis fu ictus chorum diu noctuque frcquentavit diligentissime. Artis architectoiucae 
j*atis peritus plurimum contulit ad augustam tempi i Wiblingensis reccns erecti 
struem, nee non ad augendam fratrum culturam. (Testim. Fol. 163.) 



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— 115 — 

5- Testimonia monastica sive schedae professionis Fratrum 
Wiblingensium adjunctis scholiis 1796. 1 Bd. 201 131. Fol. (Bibliothek 
des Stiftes Raygern. Siehe die handschriftliche Literatursub Nr. VIII, 
wo der Codex beschrieben ist.) 

(Fortsetzung folgt im nachsten Hefte.) 



Uebersichtliche Geschichte des aufgehobenen 
Cistercienserstiftes Engelszell in Oberosterreich. 

«;Von Dr. Otto Schmid, k. k. Univcrs.-Prof. d. Theol. in Gra/.) 

Erster Artikel. 
Die Geschichte eines jeden Klosters bietet mehr oder minder 
Abwechslung von Gliick und Bedrangnis, von guter Zucht 
und gelockerter Disciplin ; das Stift Engelszell jedoch sah wahrend 
seines fast soojahrigen Bestandes weit mehr dustere als gluckliche 
Tage; unter seinen ungefahr 35 Aebten resignirten nicht weniger 
als 9, und wenn auch unter diesen einige mehr des Alters oder 
ascetischer Griinde halber der Regierung entsagten, so resignirto 
doch die Mehrzahl derselben wegen ungliicklicher Leitung des 
Stiftes, etwa 4 wurden zur Resignation fdrmlich gezwungen oder 
abgesetzt; haufig herrschte Sittenlosigkeit, besonders aber oft 
grosse Uneinigkeit unter den Mcinchen, nicht selten war diess 
Kloster gerade nicht das, was sein Name besagt, eine Engelszelle. 
Dennoch weist das Bild dieses Stiftes auch manche Lichtseiten 
auf; es ware hochst ungerecht, bloss das Tadelnswerte zu be- 
richten oder einseitig hervorzuheben ; Pflicht der Geschichte ist 
es, unparteiisch die Thatsachen darzustellen ; sie sprechen meisc 
fur sich selbst klar genug und jedes kiinstliche Deuteln und 
Drehen an ihnen sowie die einseitige Betonung derselben nach 
der jeweiligen, vorgefassten Tendenz ist entschieden abzuweisen. 
Auch Engelszell hatte mehrere vorzugliche Aebte, es sah auch 
gliicklicbe Zeiten, in denen gute Disciplin und materieller Wohl- 
staod herrschten; ja gerade als das Stift unter seinem letzten 
Abte Leopold II. (Reichl), der ein ausgezeichneter Vorstand seines 
Hauses war, in ganz geordnetem Zustande sich befand, traf das- 
selbe wie so viele das Los der Aufhebung unter Kaiser 
Joseph II. Wir wollen nun im Folgenden eine Uebersicht der 
Geschichte dieses, nicht so umfangreichen, aber durch den 
Wechsel seiner Geschichte interessanten Stiftes entwerfen; es 
liegt aber der Absicht dieser Arbeit feme sowie es der derselben 
vorgezeichnete Raum nicht gestatten wurde, chronologisch fort- 
laufende Regesten zu bieten, sondern wir versuchen es, in einem 
einheitlichen Bilde die Schicksale dieses Stiftes zu beschreiben 
und bemerken, dass wir hiebei dasjenige, was bereits durch 

8* 



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— 116 — 

Druck veroffentlicht ist, kurz beruhren, jenes aber, was noch 
ungedruckt ist, ausfuhrlich mittheilen und demgemass auch ein 
Scharflein urkundlichen Materiales beitragen wollen, sind ja doch 
die Quellen *) und Hilfsmittel zur Geschichte dieses Stiftes theils 
nicht mehr so viel erhalten, theils sehr zerstreut und war demnach 
diese Arbeit mit grossen Schwierigkeiten verbunden. 

Die Geschichte des Stiftes Engelszell zerfallt naturgemass 
in 3 Hauptepochen, deren I. die Griindung, das allmalige Wachs- 
thum desselben und seine ferneren Geschicke bis zu dessen 
Untergange zur Zeit des Protestantismus, die II. die Schicksale 
des seiner Bewohner entausserten Klosters unter wechselnder 
Administration, die III. endlich die Wiederaufrichtung desselben 
bis zur Aufhebung unter Kaiser Joseph II. schildern soil. 

I. Griindung and allmalige Entwicklung des Stiftes; weitere Schicksale 
desselben bis zu dessen ganzlicher Yerodang zur Zeit des Lntherthnms. 

1293 — c. 1577. 

Bevor wir die Griindung und damit die weitere Geschichte 
des Stiftes Engelszeli vorfuhren, ist es durchaus nothig, einiges 
Geschichtliche iiber den Ort Engelhartszell, der kaum eine Viertel- 
stunde von Engelszell, wo eigentlich das Kloster Engelszell sich 
befand, stromaufwarts an der Donau liegt, voraus zu schicken. 
Ueber das Alter von Engelhartszell herrschen verschiedene An- 
sichten : wahrend manche das im Itinerarium erwahnte Stanacum 
der Romer fiir identisch mit Engelh. annehmen, ja dasselbe 
geradezu in dem Hiigelchen, auf dem die Marktkirche erbaut 



*) Schon Abt Leopold I. von Engelszell, der die Synopsis Annalium 
Monasterii ad Cellas Angelorum schrieb (anno I7I9)> klagt tiber die cinopia 
<locumentorum.» — Zu unserer Arbeit wurden als Quellen beniitzt: I. Das 
Compendium chronolog. de ortu et progressu Monast. de Cella Angel, (in der 
1c. k. Hofbibliothek) von P. Colestin Weinberger (nicht Weinberg, wie' es im 
Cataloge des Hofarchives und bei Janauschek Orig. Cisterc. p. 266 heisst), einem 
Engelszeller Professen, der Archivar war und anno 1784 start) ; die Schrift cnthalt 
fast nur Urkunden. 2. Die Synopsis Annalium von Abt Leopold Heiland (1707— 20), 
handschriftlich im Archive des Stiftes Withering; fur die gutigst gewahrte Bemitzung 
<lerselbcn sowie anderer Archivalien sei dem hochw. Herrn Archivar v. Withering, 
der selbst viele Regesten iiber Engelszell gesaramelt, hiermit der schuldigste 
Dank dargebracht. 3. Ebenfalls im Archive zu Wilh. das Necrologium von 
Engelszell, welches in seiner ersten vorhandencn Gestait von Krater Nicolaus, 
cinem Engelszeller Monche anno 1419 verfasst wurde; es enrhalt dasselbe viele 
Namen von Wohlthiitern, namentlich den Oedern, Schaunbergern, den Herren 
von Wesen, vielen Hurgern von PaAsau, Geistlichen verschiedener Orte. 4. Die 
Archive des bischdfl. Consist^riums und der k. k. Statthalterei in Linz, welchc 
manches neue Nfateriale boten; ebenso 5. Das Klosterrathsarchiv in Wien. 0. Die 
Archive verschiedener anderer Kloster, in denen einiges zerstreut sich findet. 
7. Das obderens. Urkundenbuch, namentl. Band 6, bringt meistens Urkunden aus 
der Chronik des P. Colestin u. a. 8. Einige noch vorhandene Grabsteine u. a. 



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117 



ist, erblicken, cinige gestiitzt auf das im Worte vorkommende 
Zell, auf den hi. Severin (Engelhartszell, Obernzell. die beiden 
Zellen in Passau) oder doeh auf den auf hi. Rupertus die Einfuhrung 
des Christenthums in diesem Orte zuruckfuhren, schreiben andere 
dem Orte Engelhartszell a ) einen viel spateren Ursprung zu. 
Dies scheint sicher zu sein, dass Stanacum in nachster Nahe von 
Engelhartszell zu suchen ist, wahrscheinlich identisch mit dem 
Orte Steinedt in der jetzigen Pfarre St. Aegidi (ehemals Pfarre 
Engelhartszell), welcher Ort Steinedt im Mittelalter auch Stanach 
hiess. 2 ) Sicher existirte schon langere Zeit vor der Griindung 
des Klosters Engelszell eine Pfarre zu Engelhartszell; dies geht 
hervor aus einer Urkunde 8 ) des Bischofs Manegold von Passau 
ddo. Pataviae apud s. Nicolaum in Pomerio (St. Nikola vor der 
Stadt) v. J. 1 2 14, in welcher Wernerus plebanus von Engel- 
hartszell erwahnt wird; anno 1227 widmet Gebhart, Bischofvon 
Passau, zum Altare des hi. Rupert und Martin im Chore zu 
Passau 2 Huben, von denen e«ne in der Engelhartszeller Pfarre 
sich befindet;*) anno 1259 den 29. April (III. Kal. Maji) be 
statigt Bischof Otto von Passau (1254—65) einen Vergleich 
uber bestimmte Zehente meist in der jetzigen Pfarre St. Aegidi 
zwischen Albertus Cellarius, plebanus in Engelhartszelle und den 
Edlen v. Waldekke Otto, Ortolf u. s. w. 8 ) - -- Eine kleine Strecke 
unterhalb dieses Marktes also, sehr nahe bei der Donau entstand 
gegen Ende des I3.jahrh. eine der spatesten Niederlassungen des 
so fruchtbaren Ordens von Citeaux; Dr. Janauschek in seinem 
grossartigen Werke Originum Cisterc. Tom. I. fiihrt Engelszell 
unter den von ihm aufgezahlten 742 mannlichen Klostern des 
Cisterci^nser-Ordens der Zeit der Griindung nach als das 691. 
auf. Um diese Zeit war eben die erste Bliite dieses Ordens 
bereits voruber und wurden nur mehr wenigere Manns-Klcister 



! ) Die ehemalige Klofiterkirche in Engelszell ist, wie die meibten Cistercienser- 
kirchen, Maria Himmelfahrt geweiht ; aber audi die vor dem Kloster sehon 
in Engelhaft^ell bestehende Pfarr- (jetzt Markt-)kirche ist demselben Geheimnisse 
geweiht, fast imtner ein Zeichen hohen Alters. Manche wollen den Namen 
Engelhartszell vom Passauer Bischofe Engelmar (874 — 98) oder von Engelbert 
(1045 — 65) herleiten; allein da miisste der Name etwas anders lauten, ausser es 
ware Engelmar = Engelhart. Nach anderen ist Engelhartszell = Enge Zelle. 
Uebrigens war in Engelhartszell seit alten Zeiten eine herzogiiche Maut. 

*) Fur Steinedt spricht aueb dies, dass die rom. Heerstrassc wahrscheinlich 
aufderfreien Hobe, von wo aus das Muhlland beobachtet werden konnte und nicht 
im engen Donauthale dahingefuhrt haben dtirfte. Vgl. ubrigens J)r. Kenner «Die 
Romerorte zwischen Traun und Inn», S. 70. 

*) Vidimirt im Cons. Archive L ; nz. 

4 ) Im Urkundenbuch d. Landes ob der Enns, Bd. 2. S. 669 f. aus den 
Monum. boic. 28, 2, 323. 

^) V r idimirte Abschrift im Cons. Archive Linz ; auch Mon. boic. 29, 2, 
139. Im Urkdb. d. Landes ob der Enns nichts davon. 



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— 118 — 

dieses Ordens neu gestiftet. Engelszell verdankt seinert Ursprung 
dem Bischofe von Passau, Bernhard v. Prombach, Prambach *) 
(1285 — 1 3 r3), welcher einer der vortrefflicheren Bischofe Passau's 
war. Er war iiSerhaupt ein Gonner des Cistercienser-Ordens 2 ) 
und da er an sich den Gedanken gehabt zu haben scheint, m 
der Nahe voii Engelhartszell, in welcher Gegend haufig Fehden 
unter den Rittern stattfanden, oft auch die Reisenden auf der 
Donau oder auf der Uferstrasse beraubt wurden, zudem die 
Gegend dort bergig, waldig, einsam und unsicher war, ein Kloster 
zu stiffen, entschied er sich fur den Orden von Citeaux. Der 
Stiftbrief wurde von ihm ausgefertigt am 12. Marz 1293; aus 
demselbefi, dessen Wortlaut ubrigens in den verschiedenen iibfer- 
lieferten, beglaubigten Abschriften nicht ganz gleich ist, geht 
hervor, dass der Bischof eine mehrfache Absicht bei Stiftung 
von Engelszell hatte : fur die Bischofe von Passau und die vielen 
zwischen Passau und Oesterreich hin- und herreisenden, s ) auch 
fur blosse Wanderer ein Asyl in jener unwirtlichen Gegend zu 
grtinden, insbesondere eine geistliche Haltstelle in der beilaufigen 
Mitte des Weges zwischen Passau und Eferding zu errichten, 
und seinen Canonici einen Ort geistiger und leibiichef Erhohmg 
zu verschafifen. Vermoge des Stiftbriefes 4 ) iitoergab Bernhard den 
zu berufenden Cisterciensern den Markt und die Pfarre Engel- 
hartszell mit alien Zehenten und Rechten, mit den dazu geho- 
rigen Filialen St. Aegidi und St. Pankraz und sprach die Absicht 
aus, fiir seine Stiftung aus seinen Patrimonialgutern weiters zu 
sorgen. Am gleichen Tage, 12. Marz 1293, ertheilte auch das 
Domcapitel zu Passau durch eine eigene Urkunde 6 ) seinen Consens. 
Nach dem Willen des Stifters sollte das Cistercienserstift Wil- 
hering, welches fast anderthalb Jahrhurtderte bereits bluhte, das 



1 ) Er scheint der letztc seines Stammes gewesen zu sein; das S tarn mh aus, 
und die mei9ten Besitzungen der Herren von Prambach waren in der Nahe des 
heutigen Prambachkirchen. 

2 ) Er hielt sich haufig in osterr. Clairvaux, d. i. Zwettl auf; s. Bernh. 
TJnk Annal. Claravall. I, 448, 478 u. s. w. 

8 ) Die Reisen nach Passau waren haufig wegen Ordinationen, Prasenz bei 
hohen Festen; von der Unsicherheit dieser Wege s. Belege bei Alb. Czercy: Aus 
d. geistl. Geschaftsleben in Oberostr. im I5. Jahrh. S. 18. Vgl. auch Urkdbch. 
3, 545, wo Wernhart v. Schaunberg am 31. Marz 1282 den Schutz der Land- 
und Wasserstrasse zwischen Passau und Efferding bis nachsten WeihnachtstEg 
iibernimmt! Nicht selten brachen auch die Ritter mit ihren Knappen aus ihren 
Burgen in jener Gegend hervor und beraubten die Reisenden. 

4 ) Der Stiftbrief findet sich in etwas verSnderter Form bei Weinberger, 
in der Synopsis, im Cons. Archive Linz in einer beglaubigten Abschrift, auch 
bei Petrus de Hallis, Processus judic. in Fontes rer. A. VI. 65. In der an 3. 
Stelle genannten Form sind auch die Capellen von Si. Aegidi und St. Pankraz 
erwahnt, wodurch die Streitfrage, ob St. Aegidi damals Pfarrer war und nur dem 
neuen Stifte E. einverleibt wurde, negativ entschieden wiirde. 

3 ) Auch im Cons. Archive Linz in beglaub. Abschrift. 



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- 119 — 

Oberaufsichtsrecht, die Paternitat uber Engelszell erhalten, welches 
aach wohl nur zum Nutzen Engelszell 's von dem altehrwurdigen 
Stifte Wilhering bis zur Aufhebung Engdszell's ausgeubt wurde. 
Nachdem der Stiftbrief gefertigt war, gieng man an den Bau 
der Kirche und des Convent es; B. Bernhard selbst soli die neue 
Kirche eingeweiht haben. Die ersten Monche, wahrscheinlich 
12 an der Zahl, wie aus dem Stiftbriefe hervorzugehen scheint, 
kamen mit dem ersten Abte, Bertholdus, aus Wilhering. In- 
zwischen hatte Bernhard seiner neuen Stiftung einen Hof (Leissauer- 
hof) bei Radendorf in Niederosterreich gegeben (24. Apr. 1293); 
auch andere Wohlthater l ) fanden sich : einer der fruhesten scheint 
Heinricus de Inne, Vicedom und Canon, in Passau, gewesen zu 
sein, »qui dedit largam eleemosinam huic ecclesie«, wie das 
Necrolog sagt ; die benachbarten Herren von Wesen, 2 ) Hadmar 
and Erchanger, verliehen «den erbarn hern grauen ordens» die 
Befreiung der in ihrem Genchtsgebiete liegenden Klosterguter 
von ihrer Gerichtsbarkeit (24. Aug. 1294). Bald darauf (8. Sept. 
1294) schenkt B. Bernhard dem neuen Kloster mehrere Wein- 
garten bei Krems und Klosterneuburg, ein halbes Haus bei den 
Schotten, ein Haus in Klosterneuburg und eines in Passau. — 
Nicht lange darauf erfolgte die Bestatigung der hochsten kirchl. 
Auctoritat, ohne welche fast keine klosterl. Niederlassung im 
Mittelalter denkbar war, durch P. Bonif. VIII. ddo. Rom 13. Jan. 
1295. Im selbenjahre wahrscheinlichst wurde auf dem General- 
capitel der Cistercienser die Stiftung Wilherings angenommen 
and die Aebte Hermann v. Ebrach (einst eine beriihmte Abtei 
in Franken, Dioc. Wiirzburg) und Hugo von Fiirstenzell iiber- 
nahmen am Tage des hi. Julian 8 ) die neue Stiftung im Namen 
ond Auftrag des Generalcapitels ; aus dieser Urkunde, deren 
Originale noch im Archive Wilhering vorhanden ist, erhalten 
wir Angaben iiber den Stand des neuen Klosters; die beiden 
Aebte, welche den Platz, die Kirche, die Gebaude, Griinde, 
Fundations-Einkiinfte u. s. w. inspicirten, ausserten sich : die Lage 
des Stiftes sei sehr angenehm, die Gegend bewassert ; die Kirche 
theils aus Stfein, theils aus Holz; die Gebaude fur die Monche 
hinreichend gross; Aecker fiir 2 Pfluge, Weide, Wiesgrund und 
Wald hinreichend; jahrl. Einkiinfte 100 Pfd. Pass. Pfen. theils 



') Wir erlauben uns die Bemcrkung, dass wir unmoglich alle Stiftungen 
und alle Wohlthater, wie sie namentlich das Necrolog von E. meist mit ihren 
Gaben erwahnt, ausfiihrlich anftihren konnen; es wilrde dies weit die Grenzen 
des zugemessenen Raumes liberschreiten, indess bringen wir alle Wohlthater 
wenigstens dem Namen nach. 

*) Dieses Geschlecht sass auf dem Schlosse Inn zwischen Offenhausen und 
Meggenhofen. 

*) Die Herren von Wesen besassen zwei Burgen, Oberwesen und 
Unterwesen. 



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— 120 — 

in Getreide, theils in barem Gelde ; 6 Weinberge ; fur den Ausbau 
des Klosters 800 Pf. Pass. Pfen. Ausserdem seien 5 silberne 
Kelche, 2 Pferde, 4 Ochsen, 20 Kuhe und 100 Stuck Schafe 
vorhanden; auch sei der Stitter eifrigst bedacht. seine Stittung- 
zu vermehren und weiter zu helfen; das ganze Kloster Engelszell 
wird als Tochter Wilherings erklart, der Abt und der neue 
Convent (wahrscheinlich 12 Monche) von dorther genommen in 
das neue Kloster feierlich eingefuhrt nach dem Beschlusse des 
Generalcapitels. Vielleicht war Berthold mit seinen Monchen 
schon 1293 °der 1294 * n Engelszell anwesend, um etwa der* 
Bau u. d. gl. zu leiten ; 2 ) aber die feierliche Einfuhrung desselbea 
als Abt geschah erst 1295. Urkundlich wird er als Abt zuerst 
erwahnt 21. Juli 1295, an welchem Tage B. Bernhard bezeugt, 
dass er sein Haus zu Passau in der Judenstrasse dem Kloster 
Engelszell geschenkt und damit dessen Abt Berthold, investirt 
babe. Durch Urkunde vom selben Tage schenkte Bernhard 
s^in vaterl. Erbtheil am Stammgute Prambach seiner Stiftung. 
Der erste Abt, Berthold, resignirte bald, 1 ) schon am 1 1. Nov. 1 296 
ist bereits der zweite Abt, Christian, beurkundet. Dieser scheint 
ein vorzuglicher Klostervorstand gewesen zu sein; unter ihm 
und durch sein Zuthun vermehrten sich die Besitzungen des 
Stiftes sehr bedeutend ; er schloss mehrere Kaufe zu Gunsten 
des Klosters ab ; Abt Christian tritt als Schiedsrichter in einem 
Streite zwischen Kloster Zwettl und Alhard v. Hofdorf auf ; 2 ) 
er wird von Bischof Bernhard nebst den Propsten Ekhard von 
St. Pcilten und Ainwik von St. Florian sowie Gerlach, Pfarrer 
von Traiskirchen als Visitator der Benedictiner- und Augustiner- 
Chorherren-Kloster Niederosterreichs bestellt. Inzwischen fiihrte 
der Stifter seinen Vorsatz, das von ihm gegriindete Stift mehr 
zu dotiren, successive aus; anno 1296 kaufte er fur Engelszell 
einen Weinberg um 44 Talente, dann das Dorf Eppenberg (In 
Niederosterreich) mit alien Rechten und Diensten und wieder 2 
Weingarten, dann 7 Joch Aecker im Schwechaterfelde, welche 
indess schon zur Zeit Abts Leop. I. (1719) von den Fluthen der 
Donau weggespiilt waren; 1299 erlaubte Bernhard dem Abte 
Christian, dass er die bischdfl. Getreide-Zehente zu Lebrorn am 



! ) Janauschek, 1. c. meint, dass die Einftihrung des Abtes und des neuen 
Conventes am 9. December 1295, an welchem Tage auch wie am 27. Janner das 
Fest des hi. Julian in manchen Gegenden gefeiert wurde, vor sich gegangen 
sei ; jedenfalls sei die Einfuhrung nach dem Generalcapitel ; dies sei aber gewdhnlich 
im September gewesen, auch diirfe die Anwesenheit Hugos v. Fttrstenzell bei 
der Einfuhrung in Engelszell nicht ins Jahr 129O verlegt werden, da derselbe 
schon anno 1295 resign irt habe. 

2 ) Allerdings wird er in der Schenkungs-Urkunde ddo. 8. September 1294 
noch nicht genannt, sondern die Schenkung vom Abte Wilherings im Namen von 
Engelszell iibernommen. 



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— 12t — 

Tullnerfelde (Niederosterreich) um ioo Wiener Pf. einlose, ferners 
dass das Kloster Ueberstande und Windbriiche aus den Wal- 
dungen der passauischen Herrschaft Viechtenstein (oberhalb 
Engelszell) wegbringen und dass es 2 Pfund Salz grosseren Bandes 
sowie andere Lebensmittel mautfrei durch Obernberg *) (war eine 
passauische Herrschaft) und Passau fuhren diirfe ; ebenso bestiitigte 
Bernhard noch anno 1 299 die Schenkung eines Weingartens bei 
Konigstetten in Niederosterreich von Conrad Achselhard, plebanus 
ad s. Paulum zu Passau an das Kloster Engelszelle; kaufte fiir 
dasselbe eine Hube an dem Lehen in der Kessla (in der Nahe 
von E.) und schenkte ein Haus zu Eferding an's Kloster Engelszell. 
Das Jahr 1 303 brachte zwei grossere Begabungen von Seite 
Bemhard's: am 18. Febr. schenkte cr 600 Pfd. Wiener Pf. auf 
der Maut in Mautern (Niederosterreich) und 2 Tage darauf, 
am 20. Febr., legirte er dem Kloster E. 200 Mark Silbers auf 
dem Hause Gundaker's, eines Wiener Burgers, -welches in der Nahe 
des Friedhofes bei St. Stephan lag. Anno 1304 ertheilt er dem 
Kloster E. die Vollmacht, die von den Hagern ungebuhrlich 
innegehabten Passauischen Lehen zu Neundorf (Niederosterreich) 
um 90 Mark Silber zu kaufen. Anno 1309 schenkt er wieder 
einen Weingarten in Niederosterreich. Noch das Jahr vor seinem 
Tode bezeichnete der Stifter durch mehrere Wohlthaten gegen 
seine Griindung: anno 1312 namlich gibt er wiederum Maut- 
freiheit bei Obernberg und Passau, und die Befugnis, in Passau 
24 Fuder Wein in seinem (des Stiftes) Hause ausschenken zu 
diirfen, ohne dafur der Stadt eine Steuer zu zahlen; dann schenkte 
er dem Kloster E. 5 Hauser in Passau auf der Insel gegen die 
Donauseite, kaufte fur dasselbe den Hof in Wakerspach (jetzt 
Gemeinde Hinzenbach 2 ) bei Eferding) und schenkte ihm 6 Pfd. 
Gilten auf mehreren Giitern in Oberosterreich. B. Bernhard, in 
dessen Testamente als erster Zeuge Abt Christian von E. erscheint, 
starb den 28. Juli 131 3; das Stift Engelszell hielt fiir ihn, fur 
seine Venvandtschaft und das Domcapitel von Passau alljahrlich 
am 27. Juli einen feierlichen Jahrtag in Pontificalibus mit Vigil 
und Seelenamt. 

(Fortselzung folgt im njichsten Hefte.) 



x ) Das Nccrol. Engelscell. setzt seinen Sterbetag auf den 7. Juli; er kommt 
noch vor in der Urkunde vom 27. Janner 1299 unter den Zeugen als : 
quondam abbas. 

f ) Link Annal. Charavall. I, 523. 



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— 122 - 



Die Hauptvertreter der theologisch-philosophischen 

Wissenschaft an der Benedictiner-Universitat 

Salzburg. 

(Von P. Rupert Mitterm filler.) 

Erster Artikel. 

Die Begrlinder der philosophisch-theologischen Schule des 
hi. Thomas an der Salzburger Universitat waren zwe* Andechser 
Monche, P. Mathaus Weiss und P. Karl Jacob. Der Erstere wird 
vom Tagebuche der theologischen Facultat selbst als Griinder 
bezeichnet, der Andere gibt sich durch seine Schriften als Mit- 
begriinder namentHch der thomistischen Theologie kund. x ) 

L 

P. Mathaus Weiss war in Elchingen geboren anno 1599, 
legte in Andechs (1607) Profess ab, studirr.e dann in Dilingen 
bei den Jesuiten, ward Professor der Philosophic und dann der 
Theologie in Salzburg, wo er fast 20 Jahre (von 16 19 — 1638) 
im Lehramte und von 1626 — 1638 audi als Rector magnificus 
thatig war, und starb nur 49 Jahre alt armo 1638. Von ihm 
pflegte man zu sagen: Amat omnes, amatus ab omnibus. Das 
Tagebuch der theologischen Facultat zeigt seinen Tod mit den 
Worten an: Weiss fratrum et patrum dulcissimus amator, sub- 
tilis et elevati ingenii vir, obiit sancte exhaustus studiis et cura- 
rum magnitudrne. Auf seinem Grabstein in Salzburg liest man : 
»Sub hoc lapide lapillus jacet, sed pretiosus. Optimo Patri 
lugentes filii PP. Academici. Der Verfasser der Geschichte der 
Universitat Salzburg bedient sich da, wo er von P. Weiss zu 
reden beginnen muss, des Ausrufes: »Deum bonum! Quantus 
hie vir? Si mores spectemus, nitidissimus, si sermonem, elo- 
quentissimus, si ingenium, doctissimus.« 



*) Vielleicht konnte man auch den P. Thomas Ringmayr von Wessobmnn 
und den l\ Marian Schwab von Scheyern einigermassen den Grtindern beizahlen. 
Ringmayr schrieb iiber ein Dutzend Werke, namentlich de principiis et causis 
1628, de praecipuis difficultatibus philosophicis 1628, de meritis bonorum operum 
1634, de gratia et peccato primi hominis etc. Von 8chwab sind vorhanden : 
Theoremata antiquo-nova ex philosophia peripatetica 1644, quaestiones theologicae 
ex Summa S. Thomae 1653, theoromata ex universa philosophia natural i 1 638 
und andere. 



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— 123 — 

Weiss trat als Schriftsteller zuerst ao. 1621 mit seinen 
»Pronuntiata logicat und 1622 mit den »Pronuntiata philosophica 
ex uni versa philosophiac hervor. In demselben Jahre erschien 
seme »Introductio in logicam,€ welche bis 1635 mehrere Auflagen 
erlebte und bald so sehr geschatzt wurde, dass der Prases der 
Universitat , Abt Andreas von Ottobeuern, ao. 1630 die Be- 
stimmung traf, es sollte den Studierenden vor dem Organum 
des Aristoteles nichts vorgetragen werden, als diese Introductio. 
Das Biichlein ist in der That ausserst praktisch und wie eine 
Grammatik der Logik eingerichtet; es konnte den Studirenden 
der Logik noch heute niitzlich sein. Zu gleicher Zeit (1622) ver- 
offentlichte Weiss Tractate de anima, de coelesti substantia et 
nonmrilis affectionibus, so wie vierzig »Pronuntiata philosophica 
de principiis, causis, motu aliisque passionibus physicis, d. h. iiber 
die acht Biicher der Aristotelischen Physik. Im 15. und 40. 
Pronuntiatum ist der Grund zur thomistischen Anschauung von 
der menschlichen Willensthatigkeit gelegt (» Causa instrumentalis 
est, quae mota ab alio et alterius virtute operatur;* und » Quid- 
quid mbvetur ab alio movetur.«) Andere physikalische Ab- 
handlungen folgten 1624 de natura, de coelis oder »coelum 
pronuntiatis physicis explicatum, « und »degeneratione etmistione,« 
welch letztere die ersten vier Biicher der aristotelischen Physik 
in ihren einzelnen Hauptpuncten auseinandersetzt. In dem ao. 
1627 herausgegebenen > Organum Aristotelis novis commentariis 
ex mente peripatetica illustratum,c welches das Lehrbuch fiir 
die gesammte Logik bildet, wird Aristoteles beleuchtet, ver- 
theidiget und manchmal durch den hi. Thomas erganzt. Sehr 
instructiv und praktisch ist die Dialektik (ars de quavis re 
disserendi peripatetice 1628). Als Erganzung besorgte Weiss 
1629 eine neue Ausgabe der Dialectica Alcuini. In dem Werke 
>Acroamata physica« seu libri physicorum octo commentariis 
peripateticis illustrati (1632) verfahrt er zwar nach eigener 
Methode, folgt aber der Sache nach bestandig den Fussstapfen 
des Stagiriten und Aquinaten, weil, wie er sich ausdriickt, 
Aristoteles stets fiir den scharfsinnigsten Interpreten der Natur 
gait, und weil von der scholastischen und controversistischen 
Theologie die Philosophic des hi. Thomas vorausgesetzt wird. 
Nebenbei widerlegt er die altesten Philosophen in scharfsinniger 



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— 124 — 

Weise und weist z. B. dem Parmeindes nach, wie viele Fehler 
er gegen die Loglk macht. . 

Im vorletzten Jahre seines Lebens (1637) erschien noch 
einmal eine physikalische Arbeit unter der Aufschrift: »Coelum 
commentationibus peripateticis illustratum.* 

An der Theologie betheiligte sich Weiss, wenn wir die 
">Exerdtia spiritualia per tres vias« und die Ausziige aus Garzias 
Cisneros und Ludovicus Barbus abrechnen, insbesondere durch 
die Abhandlung de Verbo incarnato 1626 und durch die Schrift 
>Panis divinus* 1635. Die Hauptgedanken riicksichtlich der 
Incarnation, lehnen sich ganz an den hi. Thomas an, dessen 
Aufstellungen sie vertheidigen. Es wird gezeigt, in welchem 
Sinne es convenient war, dass Gott Mensch wurde. Es wird die 
Incarnation als bonum occasionatum dargestellt, welches zu be- 
schliessen Gott audi nicht durch vorhergesehene Verdienste 
Christi veranlasst und bewogen werden konnte. Die Mensch- 
werdung ist eine einzige Actio quoad rem, aber duae actiones 
ratione, so lautet der sechste Ausspruch. Die geschaffene 
Seele Christi kann, wie in der 13. Thesis dargethan wird, un- 
moglich durch einen actus increatus, durch den gottlichen intel- 
lectus erkennen, also muss sie einen eigenen geschaffenen 
intellectus haben. Wenn aber schliessJich behauptet wird (thesis 1 8), 
die Unsundlichkeit Christi sei nicht von der hypostatischea 
Union an sich, sondern von der ihm mitgetheilten Gnadenfiille 
abzuleiten, so kann man dem nicht wohl beipflichten ; denn die 
Gnadenfiille mag wohl eine faktische Sundenlosigkeit verleihen, 
wie sie auch der Mutter Gottes eigen war, nicht aber ems 
absolute Unfahigkeit und Unmoglichkeit, irgend eine Siinde zu 
begehen, was man unter Unsundlichkeit versteht. 

In der Schrift >Panis divinus* seu de arcano s. eucharistiae. 
Sacramento wird in Uebereinstimmung mit dem hi. Thomas 
(Summa III. p. 77. art. 5. ad 2 et 3) die Verwandlung des 
Bfodes und Weines dahin bestimmt, dass den Accidentien durch 
die Consecrationsworte wunderbarer Weise die Eigenschaft \ind 
Kraft einer Substanz mitgetheilt werde. 

Zu erwahnen ist noch das Biichlein >Lyceum Benedictinumc 
(von Benedictinerschulen und Benedictiner-Professoren), von Weiss 
ao. 1630 herausgegeben. 



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— 12o — 
II. 

P. Karl Jacob war geboren in Eismerszell (Oberbayern 
bei Fiirstenfeld), legte 1610 in Andechs die Profess ab, studirte 
bei denjesuiten in Dilingen, vvurde 1627 Professor der Theologie 
in Salzburg und 1648 Professor der Polemik daselbst. Acht und 
zwanzig Jahre lang verwaltete er das Lehramt, 19 Jahre, von 
1637 — 1656 war er Prokanzler der Universitat und starb im 
Jahre 1661. 

Seine schriftstellerische Thatigkeit begann mit der Ab- 
handlung de gratia (1630), von der die von P. Matth. Weiss 
ertheilte Approbation betheuert, St. Augustin und Thomas seien 
die Antesignanen (Standartenwache) dieser Arbeit. Obwohl der 
Verfasser bei den Jesuiten in der Wissenschaft ausgebildet 
nvorden war, zeigte er sich doch schon in seinem ersten Werke 
als ausgepragten Thomisten. Die zuvorkommende Gnade, sagt 
er, setze nicht schon eine eigene Thatigkeit des menschlichen 
Willens voraus, sondern sei eine Bewegung, die des Menschen 
Thatigkeit (actus vitalis) zur Folge habe. Ebenso konne man 
die mitwirkende Gnade (gratia cooperans) nicht in den habitus 
gratiae sanctificantis verlegen, sondern nur in einen actuellen 
Beistand, da kein Habitus das wirkliche Handeln verleihe, sondern 
nur die Fahigkeit und Moglichkeit zu handeln. — Die Ab- 
hangigkeit der Wirksamkeit der Gnade von der gottlichen 
Scientia media sei ganzlich zu verwerfen und miisse vielmehr 
an dem Satze festgehalten werden, dass Gott durch Scientia 
media nichts wisse, daher es auch unmoglich sei, dass Gott 
etwas bedingt Zukunftiges (posita quacumque conditione) unab- 
hangig von seinem Willen und Beschlusse wisse und vorhersehe, 
d. h. ohne dass er zuvor wolle und beschliesse, dass es geschehe. 
Von der Praemotio physica sucht Jacob zu beweisen, dass sie 
weder die Freiheit beeintrachtige, noch Gott zum Urheber 
der Siinde mache, noch viel weniger der Verzweiflung Vor- 
schub leiste. 

Das zweite Werk, die (34) Theoremata ex universa Doctoris 
angelici Summa (ao. 1630), Jegt nur die Hauptgedanken der 
Summa theologica des hi. Thomas biindig und einfach dar. 

Die dritte Schrift (ao. 1635) handelt von der Anschauung 
Gottes. Jacob bekennt sich mit St. Thomas zu der Ansicht, 



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— 126 — 

dass die naturliche Vernunft die Moglichkeit der iiber- 
natiirlichen Anschauung zu beweisen vermoge, wie denn der 
Mensch audi von Natur aus nach der Auferstehung des Leibes 
begehre, obschon diese nur auf iibernatiirliche Weise vor sich 
gehen konne. Die naturliche Vernunft wisse doch auch, dass 
Gott den Bosen und Guten vergelten werde, obschon sie die 
Art und Weise, wie dieses geschehe, nicht aus sich erkenne, da 
es sich um einen ubernatiirlichen Act handle. 

Im Jahre 1642 erschienen zwei Schriften Jacobs, die eine 
de verbo Dei incarnato, die andere de Deo (in se et extra se), 
de Deo ut ultimo fine et ut Salvatore. Beide bewegen sich im 
Geleise der Ideen des hi. Thomas und im Kampfe gegen die 
Skotistischen Ansichten. In der erstern bekennt sich der Ver- 
fasser zu einer relativen und bedingten Nothu encflgkeit der 
Menschwerdung. 

Ueber den Actus humanus in seiner ethischen Bedeutung 
verbreitet sich eine Veroffentlichung des Jahres 1643. ^ e 
14. Thesis pracisirt so recht eigentlich den thomistischen Stand- 
punct, denn sie lautet : » Voluntas non vult nisi mota J ) ab intellectu 
secundum speciem, et mota 2 ) a Deo secundum exercitium actus. « 

Seine letzten Werke sind das »Convivium eucbaristicumc 
(anno 1644), in dessen Einleitung versprochen ist: >Conabor 
pronuntiare ex S. Thomae mentes,« und die >Triga virtutum 
theologicarum* (1648), worin alle Beweise ebenfalls dem hi. 
Thomas entlehnt sind. Gegen einige excessiv supranaturalistische 
Theologen (z. B. Tanner u. A.) halt er an der Behauptung fest, 
dass die Thatsache der geschehenen Offenbarung und die 
persona revelans evident sein kann und darf, wenn nur die 
geoffenbarten Wahrheiten an sich dunkel, d. h. nicht demon- 
strirbar seien. Die Thatsache der Offenbarung werde daher 
nicht per assensum fidei geglaubt, sondern gewusst. 8 ) 

Schliesslich wird das Recht, Glaubensdefinitionen zu machen, 
dem Papste zuerkannt. 

*) moral iter mota. 

*) physice mota* 

*) Creditur propter ipsain revelationem factam et cognitam, no» 
pro'pter moiivum, quo cognoscitur revelatio facta. P. Gregor Wimperger 
psricht in seiner Schrift de fide, spe et caritate diesen Gedanken beinahe mit 
tien namlichen Worten aus. 



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— 127 — 

Den Griindern der Salzburger Schule reihen sich als Fort- 
setzer P. Augustin Reding und P. Gregor Wibmperger an. 

III. 
P. Augustin Reding von Biberegg, worde in Schwyz 
geboren, kam 1641 nach Einsiedeln und promovirte als Doctor 
in Freiburg. Ein Panegyriker *) schreibt von ihm: Jurasses, in 
ejus cerebro Hipponensium antistem revixisse. Als er 1655 a ' s 
Professor nach Salzburg kam, schaarten sich Alle um ihn, wie 
um ein Orakel ; selbst die Gelehrtesten holten in Schwierigkeiten 
dessen Entscheidung ein. Bereits ao. 1658 war Reding wieder 
m der Schweiz und stand vom Jahre 1660 bis zu seinem Tode 
1692 seinem Kloster als Abt vor. Anno 1675 hatte er das von 
den Jesuiten verlassene Gymnasium in Betlinzona tibernommen, 
Noch wahrend seines Aufenthaltes in Salzburg Hess er 
daselbst 1656 und 1657 drei Schriften drucken, die erste de 
dominis clericorum et religiosorum, die zweite de injuriis et 
restitutione pro iis debita, die dritte de controversiis scholasticis 
ex universa theologia. Die scholastischen Streitfragen waren aus 
den 3 Theilen der Summa des hi. Thomas ausgewahlt. Im 
Wesentlichen huldigt er dem thomistischen Systeme und nimmt 
namentlich fur jeden auch freien Act die praemotio physica und 
die decreta divinae voluntatis actus nostros praefinientia an" 
obschon er bisweilen eine Mittelstellung einnimmt und selbst 
von Eigenheiten und sonderbaren Ansichten nicht ganz frei ist. 
So z. B. meint er, die hi. Schutzengel wurden fur die im Mutter- 
schosse sterbenden Kinder und deren Heil Sorge tragen. 

Diese Controversen waren die Grundlinien zu der Theologia 
scholastica in Summam theologicam S. Thomae ad normam 
theologorum Salisburgensium, deren funfter Theil im Jahre 1672 
vollendet wurde und die dann bis zur neuen Ausgabe anno 
1687 s ' c h au ^ *3 Theile erweiterte. Die Vorrede zum 3. Theile 
(atrao 1668) unterwirft alles ganzlich der Censur des hi. apo- 
stoliscben Stuhtes und will, es solle fiir nicht gesagt gelten, 
was etwa, sei es auch nur ein Pitnctchen, der hi. romischen 
Kirche oder der orthodoxen Lehre und den geheiligten Decreten 



«) P. Felix Eggcr. 



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— 128 — 

irgend wie entgegen ware. Redings Methode ist eine von Andern 
abweichende, indem er von einem ganzen System immer nur 
einige Linien heraushebt, nach einer gewissen Richtung hin ver- 
arbeitet und nicht selten ein die Gegensatze vermittelndes 
Resultat erfindet. Gegen Molina vertheidigt er (III. 16.) die 
Meinung, dass der aus einer Wiederholung iibernaturlicher Acte 
hervorgehende habitus acquisitus auch der Substanz nach iiber- 
natiirlich ist. Strenger als andere Anhanger der thomistischen 
Schule halt er (III. 44) an dem Satze fest, dass eine praktische 
Erkenntnis der natiirlichen Wahrheiten auf dem ethischen Gebiete 
wenn sie zum Guten bewegt, auf die Gnade Christi zuriickzuflihren 
ist. Er ist iiberzeugt (III. 67), dass der hi. Augustin unter der 
Gnade, welche das zuvor Unangenehme lieblich und suss macht, 
nicht nur irgend welche Hinneigung und Annehmlichkeit ex 
parte actus primi seu potentiae, sondern die siegreichste Lieb- 
lichkeit, kraft deren der Wille indeclinabiliter gezogen wird, 
verstehe. 

Die schwierige Frage von der Vereinbarkeit des freien 
Willens Christi gegeniiber den Befehlen des himmlischen Vaters 
mit der absoluten Unsiindlichkeit Christi beantwortet Reding 
(IV. 199.) dahin, dass die menschliche Willensfreiheit nicht die 
Mciglichkeit zu siindigen erfordere, sondern nur die active 
Indifferenz zum Contradictorium (nicht die libertas contrarietatis, 
sondern nur die libertas contradictionis). Nun war zwar in 
Christi Menschheit nicht die Moglichkeit, dem gottlichen Gebote 
zuwiderzuhandeln , nicht die Indifferenz ad non faciendum 
actum qua formal iter praeceptum, wohl aber die In- 
differenz ad non faciendum quantitative in sua substantia 
spectatum. Es liegt hier wieder der thomistische Gedanke zu 
Grunde, dass die entitas actus und die moralitas actus trennbar 
und von einander verschieden seien. 

Bemerkenswerth ist Redings Ansicht (IV. 221), dass 
Christus der Herr auch als Mensch iiber alle Reiche de Welt 
das dominium jurisdictionis et proprietatis eminentiale, nicht 
aber das dominium formale hatte. 

Eine Schutzschrift zu Gunsten der ersten Centurie der 
kirchlichen Annalen des Cardinals Baronius ward anno 1680 
von Reding gegen J. H. Ott herausgegeben. Schon ao. 1670 



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— 12p — 

hatte er gegen Heidegger und Vidrpsius dissertationes contro- 
vcrsisticae erscheinen lassen, die dann 1684 in dem grossen 
Werke » Veritas i next met a Concilii Tridentini* verwendet wurden. 
Die Vertheidigung des Coocils geschieht bei einschlagigen 
dogmatischen Bestimmungen vom Standpunkte der thomistiachen 
Schule aas. So z. B. wird im ersten Theile (S. 389.) die vom 
Concil statuirte Motio Dei, die den menschlichen Willen aufweckt, 
als die physische Predetermination erklart, welche die causalitas 
Dei in actum secundum operationis creatae liberae in sich befasse. 
Der Sinn der Tridentinischen Entscheidung sei daher, dass unge- 
achtet der den actus secundus oder die operatio der Creatur 
verursachenden und bewirkenden Mojtio divina dennoch die 
Fahigkeit zum Unterlassen der operatio fortbestehe. 1 ) 

Die Vorrede des 4. Theiles enthalt die Beleuchtung und 
Widerlegung der vier Artikel der Declaration des gallikanischen 
Cleras von 1682. In Bezug auf den ersten Artikel wendet der 
Verfasser das Verhakniss des Natiirlichen zum Uebernaturlichen 
auf Staat und Kirche an. Beide verhalten sich zu einander, wie 
die natiirliche Ordnung zu der ubernattirlichen, wie die Vernunft 
zum Glauben, wie die Philosophic zur Theologie. Staat und 
Kirche sind von Gott, sind selbstandig, widersprechen einander 
nicht, aber das Niedere unterliegt der Oberleitung des Hciheren. 

Naiv wird gefragt: Wertn die flirstliche und konigliche 
Gewalt absolut unantastbar sei, wie die gallikanische Declaration 
besage, warum haben dann mehrere franzosische Konige besiegte 
Fiirsten abgesetzt, also deren unantastbare Gewalt angetastet 
und sich selbst angeeignet? Konnten auch alle vier Artikel, so 
lautet der Schluss, eine etwas mildere Auffassung ertragen, so 
sei die ganze Declaration doch unpassend und nicht oportun, 
weil sie der Haresie Nahrung gebe. Ohne Verwegenheit konne 
auch die Unfehlbarkeit des allein entscheidenden und definirenden 
Papstes nicht gelaugnet werden. 

Den Schluss der Werke Redings bildet die »Oecumenica 
cathedrae apostolicae auctoritas* (a. 1689), gleichsam eine Er- 
ganzung und Vervollstandigung der Veritas concilii Trid. Der 
Verfasser stiitzt sich dabei hauptsachlich auf das von Sfondrati 

') Causalitas causae primae in causa secunda ejus virtutem (actum primum) 
non destruit, sed perficit earn efficiendo actum secundum. 

9 



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— 130 — 

1684 herausgegebene »RegaIe sacerdotiunu, welches gleichfalls 
die papstliche Unfehlbarkeit und Auctoritat vertheidiget. Den 
vier gallikanischen Artikeln werden vier andere Artikel folgender 
Fassung entgegengesetzt : I. Romani, pontificis erga reges et 
principes saeculares authoritas; 2. Superioritas papae supra 
concilium vel contra; 3. Pontificiae potestatis plenitudo ac uni- 
versalitas; 4. Infallibilitas romani pontificis in decidendis fidei et 
morum quaestionibus. Wer den christlichen Kdnig, heisst es 
S. 8, aller Abhangigkeit vom Stellvertreter Christ i entlediget, 
der versetzt ihn wieder in die Stellung eines heidnischen Fiirsten. 
Und S. 1 28 ist gesagt : Wer im Glauben die Worte annimmt : 
»Pasce oves meast und: »Tibi dabo claves* . . ., der wird die 
fndirecte Gewalt des Papstes uber christliche Staaten und Kdnige 
nicht zuriickweisen konnen. Was das Decret des Constanzer 
Concils uber die Superioritat eines okumenischen Concils anbe- 
langt, so spricht sich Reding hier wie anderwarts dahin aus, 
dass es niemals von der Kirche in dem Sinne angenommen und 
approbirt worden sei, als beziehe es sich auf einen unzweifelhaften, 
allgemein anerkannten Papst. 

Der Eifer fur die Vertheidigung der Hoheit des papstlichen 
Stuhles macht es erklarlich, dass Reding der Liebling der Papste, 
seiner Zeit war. 

IV. 

P. Gregor Wibmperger war a. 1640 geboren, legte 
die Gelubde a. 1658 in Kremsmunster ab, studierte dann 6 Jahre 
in Salzburg*, ward daselbst a. 1669 Professor der Philosophic, 
1672 der Theologie, verwaltete das Rectorat der Universitat von 
1702 — 1705 und starb am 20. Juli 1705. Im J. 1683 hatte er 
die Anwesenheit des beriihmten Mauriners Mabillon in Salzburg 
durch eine akademische Rede gefeiert. Die Historia Univer- 
sitatis Salisburg. schreibt (p. 143. 144.) : »In der theologischen 
Fakultat bliithen damals (c. a. 1680) P. Joseph u. Paul Metzger 
u. P. Gregor Wimperger, deren hochstes Gesetz der Nutzen 
der studierenden Jugend war. . . . Darum wurden von diesen 
beiden Fakultaten (der theologischen und juridischen, an welch 
letzteren audi Sfondrati lehrte) Entscheidungen erbeten aus fa*t 
ganz Europa, und werden noch (a. 172S) erbeten, u. zwar nicht 
nur a vulgo litigantium, sondern auch von Fiirsten und Grossen. c 



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— 131 — 

Als Professor der Philosophic gab Wimperger eincn 
Traktat de corpore naturali und eine Abhandlung>unter dem 
Titel »Philosophus naturalis, rationalis et transnaturalisc nebst 
vielen philosophischen Thesen in den Druck. 

Bedeutender sind seine theologischen Schriften, namentlich 
de gratia divina, justificatione et meritis 1675, de fide, spe et 
caritate 1676, und de incarnatione Verbi divini 1678. Auch 
iiber die Eucharistie, das Messopfer, das Sacrament der Busse 
und Weihe schrieb er (1678, 1681). 

Was die Schrift de gratia anbelangt, so bemerkt der die 
Approbation ertheilende P. Joseph Mezger, sie sei fest (solid), 
weil sie auf dem Fundamente des englischen Lehrers erbaut, 
und sie sei grata und gratiosa, weil sie in der dem hi. Thomas 
eigenen Methode verfasst sei. In der That lehnen sich Gedanken, 
Methode und Beweise in dieser, wie in den andern theologischen 
Schriften Wibmpergers vollstandig an den englischen Lehrer und 
namentlich an dessen Summa theologica an. In der Sache 
selbst wird die Nothwendigkeit, VVesenheit, Eintheilung, Ursach- 
lichkeit, rechtfertigende und meritorische Kraft der Gnade er- 
ortert. Unter Anderm heisst es (S. 85 — 90): Wie die Liebe des 
Gerechten eine formelle Theilnahme an der gottlichen Liebe 
ist, so muss die heiligmachende Gnade eine Theilnahme an der 
gottlichen Natur und als solche etwas physisch-reales sein. 
Und S. 148: Dass und wie die vorhergehende wirksame An- 
regung und Bewegung der gottlichen Gnade die Freiheit des 
Geschopfes beeintrachtigen sollte, leuchtet durchaus nicht ein. 
Endlich S. 221 : Es ist nicht zu begreifen, wie die Rechtfertigung 
des Sunders durch blosse Verzeihung ohne Eingiessung der 
heiligmachenden Gnade geschehen konnte, da kein Verlust, keine 
Beraubung (privatio) gehoben und ersetzt werden kann ohne 
eine entgegengesetzte Form. 

In dem Werke von den drei gottlichen Tugenden ist die 
Lehre vom Glauben viel ausfiihrlicher 1 ) behandelt als die der beiden 
andern Tugenden. Die Vertheidigung der papstlichen Unfehlbarkeit 
fehlt naturlich nicht, dass sie mit dem Glauben innig verbunden 
ist. Diese Lehre gait damals in Salzburg fast schon als Dogma. 

f ) De fidei objecto, ccrtitmline, evirientia, actu, habitu et subjccto. 

9* 



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— 132 — 

Riicksichtlich der Hoffnung wird voh Wibmperger wie von 
andern Salzburgern Theologen, z. B. von P. Placidus Renz sen., 
auf die Frage, ob derjenige noch eine christliche Hoftnung haben 
konne, diirfe und musse, dem von Gott die Gewissheit seiner 
Verdammung geoffenbart ware, mit Berufung auf den hi. Thomas 
eine verneinende Ant wort gegeben. 

Der Tractat von der Incarnation befasst sich mit der An- 
gemessenheit, Nothwendigkeit und Natur der Menschwerdung, 
mit der Person, welche die Menschheit annimmt, und der Natur. 
welche angenommen wird, und iiberhaupt mit der ganzen 
Christologie. Gegen Suarez beweist er die absolute Unmogi'ch- 
keit, dass Christus die hypostatische Union verdiente, sei es 
durch vorhergehende, sei es durch nachfolgende Werke. 1 ) Mit 
dem englischen Lehrer vertheidigt er den Satz, dass die zweite 
gottliche Person ausser derjenigen menschlichen Natur, die sie 
wirklich angenommen hat, auch noch eine andere zweite mertsch- 
liche Natur annehmen konnte, worin ihm P. Placidus Renz sen. 
abermals beistimmt. Was aber die Art und Weise betrifft, wie 
die Freiheit Christi mit seiner Unsundlichkeit, die Macht und 
Freiheit Christi, nicht zu sterben, mit der Erfullung des Gfcbotes, 
zu sterben, zu vereinbaren sei, so nifnmt er die scholastische 
Unterscheidung des sensus compositus vom sensus divisus zu 
Hilfe. Dieser Ausweg will freilich nicht alien Theologen gefallen. 

V. 
P. Colestin Sfondrati wurde a. 1644 zu Mailand aus 
sehr vornehmer Familie, der auch Papst Gregor XIV. angehorte, 
geboren, studierte in der Schweiz &n einer Set. Gallischen Schule 
und trat als Benedictiner in Set. Gallen ein. Schon im J. 1666 
docirte er in Kempten und von 1679 — 1682 in Salzburg kano- 
nisches Recht. Papst Innocenz XI. machte ihn 1686 zum 
Bischofe von Novara, welches Bisthum er aber im folgenden 
Jahre 1687 wieder resignirte, als er zum Abte von Set. Gallen 
erwahlt worden war. Im J. 1695 nahm ihn Innocenz XI. in 
die Zahl der Cardinale auf und zog ihn nach Rom, wo er schon 
1696 im Alter von 52 Jahren starb. Sein Herz kam nach 



J ) Paul Mezger sagt genau dassclbe. (Theol. scholast. IV. $3. 54) 



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_ 133 — 

Set. Gallen zuriick. Als Professor in Salzburg zog er so viele 
Schiiler herbei, dass kein Horsaal mehr geraumig genug war. 
Von ihm gait das Wort: Idea professoris optimi atque disci- 
pulorum anima erat. 

Seine schriftstellerische Laufbahn eroffnete Sfondratus 1681 
mit eiaer Abhandlung de lege in praesumtione fundata, auf welchc 
1684 sein grosses Werk » Regale sacerdotium, romano pontifici 
assertum et quatuor propositionibus explicatumf unter dem Namen 
des Eugenius Lombardus erschien. Nachdem namlich Ludwig XIV. 
die gallikanischen Artikel ciffentlich zu lehren befohlen hatte, 
wurden selbe alsbald von katholischer Seite der Universitat in 
Salzburg zur Beurtheilung und Entscheidung vorgelegt. Die ju- 
ridische Fakultat bediente sich des Sfondrati, urn den Galli- 
kanismus zu vviderlegen. Dadurch wurde nicht bloss Sfondrati 
selbst beruhmt, sondern es stieg auch der Ruhm der ganzen 
Universitat Salzburg in hohem Grade. Ein Completivum des 
Regale s^cercjotium ist die Gallia vindicata (I688), 1 ) in der haupt- 
sachlich gegen Maimbourg gekampft und Alles das widerlegt 
wird, was der Exjesuit fiir die gallikanischen Artikel und das 
Regalienrecht vorgebracht hatte. 

Sfondratus beweist abermals, dass auch die franzosische 
Kircbe die indirecte Gewalt des Papstes uber Fiirsten und Reiche 
immer anerkannt und vertheidiget habe. Dasselbe sei der Fall 
riicksichtlich der papstlichen Unfehlbarkeit, fiir deren Wahrheit 
viele Zeugnisse von Vatern, Doctoren und Universitaten des 
alten (xallien und des spatern Frankreich vorgefiihrt werden. 

Im naiplichen Jahre (1688) erschien eine Schrift Sfondrati's 
unter ilem Titel >Legatio marchionis Lavardini,« worin Lavardini 
riicksichtlich seines Streites mit dem Papste wegen der an- 
gemassten Quartierfreiheit und des Asylrechtes widerlegt wird. 

Fin Jahr vor seinem Tode widmete unser Canonist eine 
theologische Abhandlung tlnnocentiae vindicatae compendium 
1695 c der unbefleckten Empfangniss Maria, welche er mit 
Beweisstellen aus S. Thomas unterstiitzte. 2 ) Endlich in seinem 
Todesjahre erschien sein >Cursus philosophic us monasterii 



l ) Nach dem Todc des Verfassers erschien anno 1702 eine vermehrte 
Auflage. — 

51 ) Eine neue Auflage kam 1698 heraus. 



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— 134 — 

S, Galli 1696,* worin er die Principien der Logik, Physik und 
Metaphysik auseinandersetzt. Am oftesten und liebsten bedient 
er sich zu seiner Beweisfuhrung des hi. Thomas, obwohl er 
bisweilen in Formfragen und Nebensachen von den sogenannten 
Thomisten abweicht, mit denen er im Wesentlichen und nament- 
lich im Kampfe gegen den Skotismus iibereinstimmt. Mit 
St. Thomas und alien Anhangern desselben lehrt er, eine und 
dieselbe Materie konne auf natiirliche Weise nicht mehrere 
substanzielle Formen an- und aufnehmen (II. 77), die Accidentien 
seien so wesentlich und nothwendig die prima operandi prin- 
cipia, dass ein unmittelbares Thatigsein der Substanz einen 
metaphischen Widerspruch in sich enthalte (II. 243). 

Wie das Vorherwissen Gottes, lehrt er weiter, die 
Freiheit der menschlichen Willensacte nicht authebe, ebensowenig 
hebe das Vorherbewegen Gottes die menschliche Freiheit auf; 
denn die causa secunda werde von Gott als der causa prima 
nur so zum Handel n vorherbewegt, dass Gott nicht bios die 
Substanz des Actes, sondern auch den Modus derselben ver- 
ursache (causat enim totam perfectionem et realitatem actus et 
consequenter etiam ejus libertatem). 

Daher konne man allerdings im gewissen Sinne sagen : 
> Causa secunda a Deo mota necessario operatur,* namlich in 
sensu hypothetico et composite, nicht aber in sensu absoluto 
et diviso (II. 266.) Mit alien Thomisten halt er an der Ansicht 
fest, dass bei jeder neuen Zeugung eine Auflosung der vorigen 
Substanz bis zur materica prima erfolge (II. 358), und dass die 
Qualitat nicht per additionem gradus, sondern per majorem 
radicationem erhoht und vermehrt werde. Uebereinstimmend mit 
alien andern lehrt er, die Seele sei derartig die Form des Leibes, 
dass sie zugleich das Leben des Leibes sei und diesen selbst 
erhalte und trage, ohne von ihm getragen oder gestiitzt zu 
werden (III. 247), und dass kein Uebel (weder malum culpae, 
noch malum naturae) als solches und an sich von Gott sein 
konne; denn da das malum kein ens sei, hange es auch nicht 
von Gott, dem ens primum, in seinem Bestande ab, und erfolge 
daher nicht aus dem, was die causa secunda proxima von Gott 
empfangt, sondern aus dem, was sie aus sich selbst hat, namlich 
aus dem Mangel an absoluter Vollkommenheit (causa proxima 



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— 135 — 

indiget Dei concursu, quatenus agit, non vero quatenus nihil 
agit ; sed malum nihil est, ergo ut sic non est a Deo. III. 306.) 
Erst nach Sfondrati's Tod wurde unter seinem Namen das 
Biichlein »Nodus praedestinationis dissolutus» (1697 un d 1698) 
veroffentlicht. Der Verstorbene scheint einen beilaufigen Grund- 
riss dazu hinterlassen zu haben, aber Urn- und Ausarbeitung 
geschah mit vielen Veranderungen und Zusatzen durch Andere, 
so dass man sagen muss, es athme nicht mehr den Geist des 
grossen Cardinals, sondern den der Herausgeber, obschon es 
«ine Ubertreibung war, dasselbe der Haresie zu beschuldigen. *) 
Es schwankt eben zwischen Molina und dem hi. Augustin- 
Thomas hin und her, befindet sich meistens auf der Grenze des 
Zulassigen und iiberschreitet sie nur bisweilen, z. B. wenn es 
der praedestinatio ex praevisis mentis das Wort redet oder die 
personliche Unschuld der verstorbenen ungetauften Kinder so 
sehr urgirt, dass man meinen mochte, die Erbschuld derselben 
sei gar keine Todsiinde; wenn es das Gebet und die Einstimmung 
des Willens in die Gnade nicht fur die Wirkung einer wirk- 
samen gottlichen Gnade zu halten, sondern dem Menschen allein 
zuzuschreiben scheint u. dgl. Wer in dieser Schrift durch den 
Titel getauscht eine Auflosung des Knotens der Vorherbestimmung 
suchen wollte, wiirde eine vergebliche Miihe auf sich nehmen. 
Sicher dagegen ist ein anderes Werk von Sfondrati, das aber 
nie gedruckt wurde, namlich drei Theile eines Commentars zum 
canonischen Rechte, welche Papst Clemens XI. im Jahre 1720 
von Rom nach St. Gallen zuriicksandte. 

VI. 
P. Paul Mezger erblickte das Tageslicht anno 1637 * n 
Eichstadt, machte bei St. Peter in Salzburg Profess anno 1653, 
wurde 1664 Professor der Rhetorik, 1668 der Philosophic und 
1673 der Theologie, war Prokanzler der Universitat von 1683 
bis 1702 und starb im Jahre 1702. Mabillon schloss 1683 mit 
ihm und seinen 2 Brudern Joseph (f 1683) un d Franz (f 1701) 
welche ebenfalls dem Kloster St. Peter und der Universitat an- 
gehorten, besondere Freundschaft. 



1) Cf, Ziegdbauers hist, rei liter. IV. 116. 



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- 136 



P. Paul Mezger bereicherte die philosophische Literatur 
durch die drei Werke »Somnia philosophorum de possibilibus et 
impossibilibus* (1670), denn durch tContemplationes philosophicae 
magnae urbis coelestis et elementarisc (1670) und durch den 
»Mercurius logicus« (1671), die homiletische und rhetorische 
Literatur durch seine t Allocutiones de mediis pietatis Marianaec 
(oder specula Marianae devotionis 1677) und durch seine 
lOrationes partheniae, miscellaneae sacroprofanae, problemata 
inauguralia (seu orationes academiae und durch das Auctarium 
problematum (1700), die historische Literatur durch die Fort- 
setzung und Vollendung der von seinen Brudern begonnenen 
historia Salisburgensist (1692) und der > Sacra historia gentis 
hebricae« (1700), die theologische Literatur durch seine Schrift 
de gratia Dei (1675) un< 3 vorziiglich durch seine beriihmt ge- 
vvordene »Theologia scholastica Salisburgensis secundum viam 
et doctrinam D. Thomaec (1695). 

Die sacra historia gentis hebraicae reicht von Abraham 
bis zur babylonischen Gefangenschaft. Von ihr schreibt Ziegel- 
bauer (hist, rei lit. IV, 348) : Hoc opus cum ob insignem doctrinam 
et eruditionem summopere mihi arrideret, adhuc juvenis totum 
perlegi. Sed etiam aliis me longe doctioribus laudatur. 

Die Schrift de gratia Dei behandelt die Nothwendigkeit 
der Gnade uberhaupt, die heiligmachende Gnade, die actuelle, 
hinreichende und wirksame Gnade und das ubernaturliche Ver- 
dienst. Des reinen Naturzustandes unbedingte Moglichkeit ist 
zugestanden (p. 3.). Die heiligmachende Gnade wird als eine 
physische und formelle Theilnahme an der gottlichen Natur, 
ut natura, nicht ut infinita est, aufgefasst, daher sie auch zunachst 
der Substanz der Seele, nicht deren Vermogen und Kraften 
eingegossen wird (p. 36, 39). — Die Rechtfertigung und Kind- 
schaft Gottes (adoptio) erfolgt nicht durch den habitus der Liebe, 
nicht durch die Gottheit des hi. Geistcs, die sich mit dem 
Menschen einige, sondern lediglich, vollstandig und formell durch 
die heiligmachende Gnade (p. 46, 50). Weder die habituelle Gnade 
selbst, noch die eingegossenen Tugenden (habitus virtutum} 
konnen als das angesehen werden, was man unter hinreichender 
Gnade zu verstehen pflegt; vielmehr wird ausser diesem habitus 
noch erfordert eine virtuosa Dei motio, quae respectu actus, ad 



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— 137 — 

quam principaiiter ordinatur, Untum dat posse operari seu 
potentiam operandi proximam. Es hraucht dann nichts weiter 
mehr hinzu zu kommen, als das actu velle et actu operari 
(P- 75- 7®)- D* e Ursache der Wirksamkeit der Gnade liegt in 
dem Umstande, dass die Gnade eine physische ubernaturliche 
Bewegung (motio real is, von moralis tantum) ist, wodurch Gott 
den freien Willen zum guten Werke unfehlbar vorausbewegt. 
p. 105). 

Die Theologia scholastica richtet sich nach der Summa 
theologica des hi. Thomas, so dass die vier Tomi genau den 
vier Theilen der Summa entsprechen. Obschon der Verfasser 
ganz im Geleise der Thomistischen Schule sich bewegt, ist doch 
alles originell und selbstandig durchgearbeitet und geformt. 
Bisweilen ist bei Gegensatzen ein Mittelweg erzielt. So z. B. wenn 
es sich um den vollstandigen Begriff und die ganze metaphisische 
Constitution der gottlichen Natur handelt. P. Mezger begniigt 
sich weder mit der Aseitas allein, noch mit der Intellectio allein, 
sondern bezeichnet als das Adaquate nur das >Intelligere actua- 
lissimum per se et a se subsistens* (I. 33. l ) Mit P. Schmier 
Benedict (II. 40) lasst auch Mezger alles Vergangene und 
Zukunftige physisch vor Gott gegenwartig sein (I. 60.) Was 
die Reprobatio negativa anbelangt, so erklart sich, wie unser 
Autor sagt, die Berechtigung dazu auf Seite Gottes wohl schon 
daraus, dass die Predestination ein beneficium indebitum sei, 
darum auch in der That riicksichtlich der Reprobatio negativa 
der bosen Geister ein anderer Rechtstitel und eine andere Ursache 
nicht bestehen konne. Gleichwohl miisse und diirfe man riick- 
sichtlich der Menschen annehmen, dass factisch und im 
Allgemeinen die Erbstinde die Ursache der negativen 
Reprobation war, d. h. dass die Erbsiinde die Ursache war, 
warum Gott uberhaupt eine Anzahl Menschen nicht auserwahlte. 
Die Frage aber nach der Ursache, warum dieses oder jenes 
bestimmte Individuum unter die Zahl der Auserwahlten oder 
Nichtauserwahlten gestellt wurde, konne wieder nur durch den 
Hinweis auf das beneficium indebitum beantwortet werden. 
(I. 193). — Die unbedingte und wesentliche Nothwendigkeit 



J ) Damit harmonirt die theologia des P. Plac. Renz sen. (I. 135). 



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— 138 — 

einer physica praedeterminatio zu jedem freien Acte des Menschen 
v ird in dieser Theologia Salisburgensis fast gediegener behandelt 
und dargethan, als m den meisten andern thomistischen Lehr- 
biichern. Dagegen ist der Verfasser ein beinahe enthusiastischer 
Anhanger des Probabilismus (II. 154) und sucht sich weit- 
laufiger vor dem Vorwurfe zu vertheidigen, als widerspreche 
er hierin dem hi. Thomas (II. 163). Die Lehre von dem Ver- 
haltnisse der Kirche zur Oflfenbarung und zum Glauben (der 
bekannte sogenannte circulus vitiosus) ist sehr einleuchtend dar- 
gestellt (III. 125). 1 ) Was von der unbefleckten Empfangniss 
Maria und der lehramtlichen Unfehlbarkeit des Papstes gesagt 
1st, sieht aus, als ob die darauf beziiglichen kirchlichen 
Definitionen von 1854 und 1870 formlich anticipirt und prar 
formirt waren (III. 145 — 162 und IV. 133). Suarez. Ysambert 
und Andere werden bestritten in ihrer Behauptung, dass es 
auch im Unschuldsstande des Paradieses vi praesentis decreti 
wiirde Sacramente gegeben haben (IV. 161). Ueber die Schwierig- 
keiten hinsichtlich der sacramentalen Elemente der Ehe gibt 
Mezger kurzen und biindigen Bescheid dahin, dass das Triden- 
tinum die Materie des Ehesacramentes (den rechtmassigen 
Vertrag) nicht geandert, sondern nur festgesetzt habe, welcher 
Vertrag in Zukunft ein rechtmassiger sein solle (IV. 156), 
und dass die Worte oder Zeichen des Ehevertrags zugleich 
Materie und Form des Sacramentes » bilden, und zwar Materie, 
insoferne der Vertrag als Uebergabe (traditio) aufgefasst werde, 
Form aber, insoferne er die Annahme (acceptatio) in sich ent- 
halte und ausdriicke (IV. 484). 

VII. 
P. Ludwig Babenstuber trat ao. 1660 in diese Welt 
ein, ward 1682 Monch in Ettal, 1690 Professor der Philosophic 
in Salzburg, und 1695 Professor der Moraltheologie, lehrte von 
1 703 — 1 7 1 6 scholaftische Theologie und Bibelkunde und verwaltete 
von 1709 — 1 716 das Amt des Vicekanzlers. Sein Tod fallt in 
das J. 1 726. Die Geschichte der Universitat bezeichnet ihn (nach 
dem Vorgange von Eggers Idea Ord. hierarch. Bened.) als cVir 
consummatae in omni genere doctrinae et probitatis.* 

l ) P. Placid. Renz sen. spricht sich in seiner theologia schol. in ahnlicher 
Art aus. 



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■■ ■ tf. 



— 189 — 

Schriften Babenstuber's, die in 'das Gebiet der Philosophic 
einschlagen, sind seine cquaestiones philosophicae» 1692, besonder9 
seine cPhilosophia thomistica Salisburgensis» (1706, 1724, 1738), 
so wie die cVindiciae praedeterminationis physicae* (1707) nebst 
den dazu gehorigen Tractaten cVindiciae vindiciarum praede- 
terminationis physicae* und « Vindiciae vindicis» (17 12). Zum 
Theil gehciren auch die «Prolusiones academicae» (1724), die er 
bei Promotionen zu akademischen Graden vortrug, in das 
philosophische Gebiet. 

Die Philosophia thomistica Salisburgensis zerfallt in die 
4Theile: 1. Logica parva et magna, 2. libri physici octo, 3. de 
mundo et coelo, de meteoris, generatione et corruptione et de 
anima, 4. metaphysica (de ente reali, de ente increato et creato). 

Im ersten Theile wird riicksichtlich der Universalien x ) der 
realistische Standpunkt scharf hervorgehoben (Dantur a parte rei 
universales naturae, non separatae a singularibus, sed exi- 
stentes in illis .... Universalia non tantum in significando et 
repraesentando, sed et in essendo dantur a parte rei) (Tom. 
I. 88—89.). Inhaltlich des zweiten Theiles muss Gott als Causa 
prima naturnothwendig mit den geschopflichen Ursachen bei 
alien Handlungen und Wirkungen unmittelbar mitwirken. Darauf 
griindet sich die Nothwendigkeit und Wahrheit der praemotio 
physica, welcher Babenstuber einen einlasslichen und originellen 
Excurs widmet (II. 150—176). Uebrigens ist dieser Excurs in 
den spateren Ausgaben nur ein Wiederabdruck der Argumente, 
welche bereits in der gegen einen Ingolstadter Professor gerich- 
teten Schrift : cVindiciae praedeterminationis physicae» anno 1707 
veroffentlicht , worden waren. An die Vindiciae schlossen sich an 
die Vindiciae vindiciarum, welche einen Professor von Dilingen 
bekampften, und die Vindicae vindicis, die denselben Gegenstand 
behandeln. Urn Missverstandnissen zu begegnen, meint der Ver- 
fasser, sollte man dem Satze: Causa secunda non potest operari, 
nisi moveatur a Deo, lieber folgende Fassung geben : Nulla 
causa actu operabitur, nisi moveatur (praemoveatur) a Deo. 

Der dritte Theil bezeichnet das Gute so ausschliesslich 
und naturnothwendig als das eigentliche und adaquate Objekt 



*) Universale est Unum apte inesse multis. 



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— X40 — 

des freien Willens, dass selbst jener Akt, wodurch der Wille 
das Bose hasst, in Wirklichkeit und formaliter nur ein Akt des 
Verlangens und Strebens nach dem entgegengesetzten Gute ist 
(HI. 174). Aus dem vierten Theile mag der Satz hervorgehoben 
vverden, dass, wie sehr auch in geschaffenen Dingen die Existent 
von der Essenz verschieden und unterschieden sei, doch in substa,n- 
ziellen Naturen dieSubsistenz nicht von der Existenz getrennt 
gedacht werden konne (IV. 37 — 41/). 

Die schriftstellerische Thatigkeit Bahenstuhers auf den> 
theologischen Gebiete gab sich kund zuerst durch kleinere Werke. 
Dahin zahlt die Regula morum seu dictamen conscientiae(i697), 
die Abhandlungen de jure et justitia (1699) und de Deo abscan- 
dito in sacramento altaris (1700); ferner die cDeliciae sacrae 
Marianae» seu allocutiones historicae de B. V. M. ad sodales 
parthenios (1701), der Traktat de statu parvulorum sine baptismo 
morientium (1705), die Schrift «Principia, bonitas et malitia. 
actuum humanorum* (1706), die Abhandlungen de Deo uno (1 706), 
de gratia divina (1706), de peccato originali (1708); de Verba 
incarnato (1709) und de SS. missae sacrificio (17 10), endlich die 
quaestiones de matre Dei (171 2) und die dissertationes contra 
Quesnelii propositiones. Letztere Abhandlung legt den wesent- 
lichen Unterschied zwischen den Grundsatzen der Schule des 
hi. Thomas und denen des Jansenius und Quesnel dar. *) 

Am meisten aber machte er sich um die Theologie verdient 
durch seine cEthica supernatnralis Salisburgensis* (17 18 und 
l 735)- Das Werk ist geweiht «Dei Matri V. sine macula con- 
ceptae, Universitatis Salisburgensis Protrectrici ac Praesidi per- 
petuae> und zerfallt in acht Traktate (de conscientia, actibus- 
humanis, legibus, censuris et irregularitatibus, praeceptis decalogi 
et ecclesiae, jure et justitia, sacramentis). Durch die Menge der 
eingestreuten Casus und Dubia ist der praktische Werth sehr 
erhoht. Wie Mezger Paul, huldigt auch Babenstuber dem Pro- 
babilismus und vertheidigt (p. 50) die Anstcht, dass ein einziger 
Autor, wenn er omni exceptione major ist, durch sein alleiniges 



*) Auch eine Vita S. Magni schrieb er und liess zwei Schriftchen unter 
dem Titel drucken: a) Fundatrix Ettalensis seu Imago B. V. Mariae a Ludovico IV. 
Imp. in Eital publico cultui exposita 1694; b) Miracula et beneficia B. V. Mariae 
Ettalensis. 1725. 



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— 141 — 

Ansehen eine Meinung probabel machen konne contra communem 
seiitentiam. In Bezug atif Glaubenssfcchen verwirft er aber den 
Gebrauch einer blossen sententia probabilis durchaus, weil jeder 
Glaubige in der Kirche sich voile Gewissheit verschaffen konne 
(p. 65). — Mit dem hi. Thomas huldigt er der mildern Meinung, 
dass es namlich keine Verpflichtung gebe, in der sacramentalen 
Beicht die Umstande, welche die Siinde innerhalb der namlichen 
Art erschweren, anzugeben (p. 1063). 

Von der kirchlichen Treue, von der Gewissenhaftigkeit und 
Folgsamkeit Babenstubers gibt der Umstand Zeugniss, dass er 
in dieser Ethik nachtraglich widerruft, was er an einer fruhern 
Stellen behauptet hatte, dass namlich am Griindonnerstage und 
Charsamstage Privatmessen erlanbt seien. Er hatte vor Be- 
endigung des Druckes erfahren, dass die romischen Tribunale 
dieses verbieten. 

vin. 

P. Benedikt Schmier, in Gronenbach 1682 geboren, 
legte in Ottobeuern anno 1 700 Profess ab und war in Salzburg 
Professor der Philosophic, des kanonischen Rechtes und der 
Theologie von 1 71 3 — 1735. Sein Tod erfolgte imj. 1744. Der 
beruhmte Salzburger Canonist Franz Schmier (f 1728) war sein 
leiblicher Bruder. 

P. Benedikt Schmier gab von 1716 bis 1727 eine Menge 
philosophischer, kanonistischer und theologischer Schriften und 
Abhandlungen heraus. Wir nennen hier nur seine Philosophia 
quadripartita (primatus finis ultimi — dialectica controversa — 
physica — metaphysica controversa — ), seine Traktate de 
fundamento et vert ice universi juris canonici, de sacrosanctis 
ecclesiis, de SS. Ordine Episcoporum, de potestate clavium in 
distribuendis ex thesauro ecclesiae indulgent iis, seine »libri V 
decretaliumi und die liturgia sacrificii et sacramenti eucharistici 
Weil jedoch die allermeisten dieser Ausarbeitungen sich wieder 
in dem Sammelwerke finden, das er nach seinem Abgange von 
Salzburg unter dem Titel « Sacra theologia scholastico — polemico 
practicat 1737 herausgab, so ist es uberfliissig, sie einzeln zu 
besprechen. Die Sacra Theologia ist in drei Tomi und in 29 
selbststandig paginirte Traktate getheilt. Placidus Renz jun., 



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— 142 — 

der als Dekan der theologischen Fakultat in Salzburg die Appro- 
bation ertheilte, nennt das Werk eine Summa Summae S. Thomae. 
Dogmatik mit Polemik, Moraltheologie mit Liturgik und Pastoral, 
kanonisches Recht sind fast in gleicher Anzahl von Traktaten 
vertreten. 

Gleich der erste Traktat de locis theologicis enthalt (p. 61.) 
eine ausfiihrliche Vertheidigung der Auktoritat des hi. Thomas, 
ahnlich derjenigen, die sich in neuester Zeit (1882) in der «Intro- 
ductio in s. theologium dogma ticam* des Constantin von Schazler 
(p. 222) findet. Im 2. Traktate (de Deo uno) ist ausgesprochen 
(P« S7)i dass Molina und Fonseca nicht die Erfinder der Gott 
angeblich zukommenden Scientia media seien, vveil ja, wie Goudin 
sage, die Semipelagianer es flir ein Dogma hielten, quod prae- 
destinatio nil decernat, nisi praescientia exploraverit. Gegen 
dieses vermeintliche Dogma habe der hi. Augustin gekampft. 

Wenn eine flache Theologie der Neuzeit die heiligmachende 
Gnade und die darin liegende Theilnahme an der gottlichen 
Natur bloss darin setzte, dass der Mensch ein Prinzip der Neigung* 
und Fahigkeit zu moralischen Handlungen erhalte, so fiihrt 
Schmiers achter Traktat (p. 17.) bereits aus, dass auser dieser 
moralischen Theilnahme auch noch eine physische Theilnahme 
an der gottlichen Natur als solcher erforderlich sei; denn wie 
die moralische Giite (rectitudo) in Gott die gottliche Natur als 
virtuelle Wurzel voraussetze, so habe die moralische Giite, welche 
die verniinftige Kreatur durch Theilnahme an Gottes Giite besitze, 
eine mitgetheilte gottliche Natur als Wurzel der moralischen Giite 
zur Voraussetzung. — Nach dem eilften Traktat (p. 85) besteht 
die habituelle Siinde weit mehr in der Fortdauer der Schuld, 
durch welche die privatio gratiae sanctificantis verursacht und 
bedingt ist, als in der Beraubung oder dem Verluste oder Mangel 
selbst ; denn im reinen Naturzustande hatte auch die Gnade der 
Heiligung gefehlt und ware der Mangel derselben doch keine 
Makel und keine Siinde gewesen. — Von den iibrigen Traktaten 
mag noch besonders erwahnt werden der sechszehnte de piis 
causis, der siebenundzwanzigste de jubilaeis und der achtund- 
zwanzigste de potestate clavium fori externi. 



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— 143 — 

IX. 

P. Placidus Renz junior war geboren 1692 in Steten, 
gehorte dem Kloster Weingarten als Conventual an scit 1710, 
und studierte in Salzburg, wo er 17 16 die Thesen des P. Alan 
Pfeiffer de Verbo incarnato vertheidigte. Im namlichen Jahre 
ward er Priester und feierte die Primiz, als sein greiser Oheim 
P. Placidus Renz Senior sein Jubilaum (Ordens- oder Priester- 
jubilaum ?) feierte. Von 1730 bis 1738 war Renz junior Professor 
der Philosophic und Theologie in Salzburg und i734Dekander 
theologischen Fakultat. Im J. 1738 ward er zum Abte erwahlt. 
Die Schuldenlast des Klosters und Kranklichkeit nothigte ihn 
1745 zur Resignation. 1 ) Er starb 1748. 

Sein Hauptwerk ist die cPhilosophia aristotelico-thomistica 
ac (quantum in schola D. Thomae licet) problematical (Aug. 
Vied. 1 741), welche in 4 Theile zerfallt, deren erster die Ein- 
leitung und Prolegomena zur Logik in sich fasst, der zwe te 
die Lehre von Universalien und Categorien, der 3. und 4. die 
Physik (libri octo physicorum). In den letztern ist auch die 
Psychologie und Metaphysik eingeflochten. Die Beweisstellen 
sind in der Regel nur aus Aristoteles und S. Thomas genommen. 2 ) 
Bei den Fragen, in denen die Meinungen selbst der thomistischen 
Schule getheilt sind, enthalt er sich meistens einer Entscheidung, 
z. B. bei den Fragen, was das Object der Logik sei, ob der 
Intellectus Dei auch Entia rationis machen konne, ob eine pro- 
positi semel vera semper vera bleibe, inwieweit eine scientia 
mit einer opinio in Bezug auf denselben Gegenstand vereinbar 
sei, ob die Welt ewig sein konnte u. dgl. 

Dagegen ist er ganz entschieden in Sachen, welche 
wesentlich zur Schule des hi. Thomas gehoren. Die Krafte, 
Vermogen und Vollkommenheiten des menschlichen Geistes 
sind ihm nicht bios formaliter, sondern virtualiter und in sich 
(cum fundamento in re) vielfaltig und verschieden (distinctio 
virtualis intrinsecaj; denn wo eine virtualis multiplicitas, da sei 



J ) Nimio physicarum ct chymicarum expcrimentationum amore abreptus plus 
justo alchymistis corumque vanis artibus sese dedit. 

*) Es ist kaum ein Zweifel, dass dem Verfasser das Werk seines Oheims, 
des P. Placidus Renz sen., namlich die «Philosophia ad mertem angelici Doctoris» 
(ed. 1697, 1 717 und 1723) als Vorbild diente. 



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— 144 — 

audi eine virtualis distinctio (II. 51.). Nur ein thomistisches 
Universale sei anzuerkennen, kein platonisches, kein skotistisches 
(II. 89-123). 

Von zwei contradictorischen Satzen oder Behauptungen, die sich 
anffatura contingentiabeziehen, konne keinerwederbestimmt wahr, 
noch bestimmt falsch sein vor dem Decretum Dei und ohne Rucksicht 
auf dasselbe (II. 504). — Was die Streitfrage betreffe, ob ein 
Mensch die Existenz Gottes zugleich wissen und glauben konne, 
so sei das Object nicht das gleiche, da sich das Wissen auf 
Gott ate Urheber der Natur, der Glaube auf Gott als Urheber 
der Uebernatur beziehe. Bei solcher Unterscheidung konne 
freilich Beides beisamrnen bestehen (II. S49). 1 ) — Jede Ursache 
miisse als solche beim wirklichen Handein (in actu secundo) 
ihrer Wirknng vorhergehen (saltern natura) (III. 302). Darauf 
stutzt sich der weitere Satz : Datur praemotio physica. Gott 
bringt, so fahrt der Verfasser fort, den ganzen Effect der 
■Handlung (totalitate causae primae et universalissimae) hervor; 
die Creatur und namentlich der menschliche Wille bringt den- 
selben Effect auch ganz hervor (aber totalitate causae secundae) 
Die Creatur gibt defn Effecte dasselbe, was ihm Gott gibt, aber 
sub alia ratione formali; das bringt die wesentliche Abhangig- 
keit des Geschopfes vom Schopfer mit sich (IV. 297. 309.). 
Unstatthaft ist's, im Menschen neben der vernunftigen Seele 
irgend eine andere Wesensform oder gar mehrere Theilformen 
flir die einzelnen Korpertheile anzunehmen und den Theilen em 
eigenes substanzielles Sein zuzuschreiben. Solche Theil- und 
Nebenformen seien rein uberflussig, da die eine wesentliche Form, 
die vernunftige Seele, den ganzen Leib informiren konne, und der 
niedere metaphysische Grad im hohern Grade, die niedere Kraft in 
<ler hoheren enthalten sei. Wenn also die Seele dem Korper die Leben- 
■digkeit (das Lebendigsein) verieihe, so verleihe sie ihm und alien 
seinen Gliedern auch das korperliche Sein, (das Korpersein) allerdings 
mag die Materie schon irgend einen Grad korperlichen Seins 
und irgend eine Form haben, bevor sie die vernunftige Seele 
an- und aufnimmt, und bevor diese ihr die Lebendigkeit verleiht; 
aber sie hat nicht denjenigen Grad korperlichen Seins und nicht 

! ) Den niimlichen Ausweg wahlte fiabenstuber, Kenz sen. u. A. 



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— 145 — 

jcne Form, wclcbe sie durch die Seele erhalt, sondern einen 
anderen und zwar verschiedenen Grad und eine andere ver- 
schiedene Form, welche durch die Seele verdrangt werden (IV. 
285 bis 590). So trefflich iibrigens dieses philosophische Werk 
ist, so hat es doch nicht jene Klarheit, Einfachheit und Verstandlich- 
keit, die den meisten Salzburgischen Erzeugnissen eigen ist. 

Ausser diesem philosophischen Lehrbuche verdankt die lite- 
rarische Welt dem jungeren Placidus Renz auch noch ein 
grosses theologisches Werk, das er zwar nicht selbst ausgear- 
beitet, dessen VerofTentlichung aber er allein moglich gemacht 
und besorgt hat, namlich die cTheologia ad mentem angelici 
Doctoris» (Aug. Vind. I741), welche sein Oheim und Namens- 
vetter verfasste, aber nicht herausgab. Sie erschien erst nach 
dessen Tode und besteht aus zwolf Theilen. War der Oheim 
auch kein Salzburger Professor, so schrieb er doch im Geiste 
der Salzburger Schule, wie den auch sein Werk die Approbation 
der Salzburger theologischen Fakultat hat. Was man' den 
meisten Salzburger Theologen und Philosophen nachruhmen 
kann, dass sie selbstandig arbeiteten, Alles neu untersuchten 
und das Alte auf neue f eigene Art darstellten und begriindeten, 
gilt auch von Renz senior. 

Als eigenthiimliche und hervorragende Gedanken und Satze 
mogen folgende ausgewahlt werden: Das Medium, wodurch die 
Seligen Gott schauen, besteht darin, dass die i^ottliche Wcsen- 
heit sich durch sich selbst mit dem Geiste der Seligen in ratione 
specifici intelligibilis vereinigt (I. 312.) — Die Scientia media ist 
in Riicksicht auf Gott ganzlich unmoglich und ein innerer Wider- 
spruch (I. 476). — Dadurch, dass Gott durch sein wirksames 
Decret unsere freien Acte vorherbestimmt (pradefinirt), hebt er 
die Freiheit nicht nur nicht auf, sondern verursacht, bewirkt 
und vollendet sie (I. 570). — Es gehort unbedingt zur Existenz 
der formellen Siinde, dass sie gegen ein Gesetz verstosse; denn 
ohne Riicksicht auf ein Gesetz ware selbst das in sich Bose nur 
malum naturae oder peccatum materiale, nicht aber form ale. 
Eben weil Etwas in sich Bose ist, d. h. mit der natiirlichen 
Vernunft oder den Eigenschaften und Vollkommenheiten Gottes 
im Widerspruche steht, darum muss es Gott durch das ewige 
und natiirliche Gesetz verbieten, und nur durch Uebertretung 

10 



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— 146 — 

dieses Gesetzes entsteht die formelle Sunde. Jede Luge ist 
z. B. an sich und in sich bose, selbst wenn kein aus- 
druckliches Gebot sie verbote, kennt ab er Jemand dieses ver- 
bietende Gesetz ex ignorantia invincibili nicht und halt eine 
Nothliige fur erlaubt, so begeht er zwar ein peccatum und 
malum materiale, abeiv nicht ein formale, weiler nicht wiss entlich 
und freiwilUg ein Gesetz ubertritt (IV. 22). — Durch den mit 
der heiligmachenden Gnade eingegossenen habitus (virtu tes et 
perfectiones) vvird zwar der freie Wille geniigend in acta primo 
erhoben, d. h. er hat die Fahigkeit, gute Acte zu erwecken ; 
dazu aber, dass er in Wirklichkeit die Acte erwecke, wirkt ein 
neuer GnadenbeistanJ mit, der den Uebergang aus der Fahig- 
keit (de potentia) zum Acte vermtttelt (IV. 104). — Wie der 
habitus caritatis durch eine lassliche Siinde nicht direct, sondern nur 
indirect vermindert wird, so wird auch derselbe habitus caritatis 
durch unsere guten Werke nicht effective, sondern nur meritorie 
et dispositive vermehrt, d. h. die Mehrung wird von Gott selbst 
unmittelbar dann eingegossen, wann die Zubereitung vorhanden 
ist (VII. 212, 219). — Die Eucharistie besteht, auch in so feme 
sie Sacrament ist, wesentlich aus einem Elemente und aus Worten ; 
denn die Gestalten haben die Eigenschaft, ein sichtbares Zeichen 
des Leibes Christi und der geistlichen Ernahrung zu sein, nur 
durch die Consecrationsw r orte, welche zwar physisch und dem 
Laute nach vorubergehen, der Kraft und Beziehuug nach aber 
in den Gestalten fortdauern ; denn so lange die Gestalten dauern, 
bleibt rucksichtlich ihrer das Wort bestehen: Hoc est corpus 
meum. l ) — Die Nachlassung lasslicher Sunden kann nur der 
gute Act eines in der heiligmachenden Gnade lebenden Menschen 
bewirken; denn ohne den Gnadenstand gibt es keinen Gott 
unbedingt wohlgefalligen Act (XII. 133). 

Als Curiosum sei bemerkt, dass Renz sen. die Ansicht 
ausspricht, die Darreichung des Kelches sei in der lateinischen 
Kirche die wesentliche Materie der Priesterweihe, die Hand- 
auflegung dagegen nur eine Materia integralis; anders verhalte 
es sich in der griechischen Kirche (XII. 551). 



l ) Aehnlich driickt sich Reding (thcol. schol. V. id.) aus. 



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— 147 — 

X. 

P.Hermann Scholliner war geboren zu Freising 1722, 
wo er auch studierte, wurde Benedictiner in Oberaltach a. 1738 
und Priester a. 1745. Die weitere wissenschaftliche Ausbildung 
-erhielt er in Salzburg und Erfurt. Von 1760 — 1766 lehrte er in 
Salzburg, und von 1773 bis 1780 in Ingolstadt die Dogmatik. 
Sein Tod erfolgte anno 1795 in Welchenberg. 

Herr Lindner August zahlt in seiner Festgabe (Schrift- 
steller des Benedictinerordens in Bayern etc. 1880) auf 
Seite 118 und 309 *) nicht weniger als 52 Druckschriften 
Scholliners auf, von denen die allermeisten dem Gebiete der 
Geschichte und Kirchengeschichte, namentlich Bayerns, an- 
gehoren. Hier konnen nur die theologischen in Betracht kommen, 
namlich 1. Axioma theologorum : Facienti, quod est in se, Deus 
oon denegat gratiam anno 1754, 2. Meritum vitae aeternae 
anno 1754, 3. Transsubstantiatio anno 1756, 4. Praelectiones 
theologicae anno 1765 — 1769. Da die ersterendrei Werke ohnehin 
im vierten wieder verwendet wurden, so beschaftigt uns eigentlich 
nur das vierte. 

Allerdings ist Scholliner strenge genommen und an sich 
nicht mehr der alten Salzburger Schule beizuzahlen, weil er von 
ihr in einigen Hauptpuncten geflissentlich abweicht, was er im 
Eingange seiner Praelectiones theol. selbst gesteht (in materiis 
adiaphoris (?) non a Thomistis solum, sed ab ipsis etiam signi- 
feris cum bona eorum venia aliquando recedere nullo mihi 
piaculo duxi eclecticum sentiendi genus sectatus). Da er aber 
in den meisten Punkten sich wieder der alten Schule (namentlich 
<iem hi. Augustin und der Schule der sogenannten Augustinianer) 
anschloss, deshalb auch selbst in Salzburg die Approbation 
seiner Praelectiones erhielt, so ware es kaum billig, ihn bei 
Feststellung der Reihe der Hauptvertreter der Salzburger 
Wissenschaft ganz zu ubergehen, zumal er unbestritten als 
Gelehrter einen bedeutenden Namen hat und sechs Jahre dem 
Lehrergremium der Salzburger Universitat angehorte, auch 
wahrend dieser 6 Jahre sein theologisches Hauptwerk aus- 
arbeitete. 



ij Nach Westenrieders Beitragen 7. Bd. 397 S. 

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— 148 — 

Die Praelectiones theologicae zerfallen in zwolf Theile. 
Dem ersten Theile, in welchem die sogenannte Scientia Dei 
media und die Molinistische Auffassung der Begriffe von 
> Voluntas Dei antecedens et consequenst zuriickgewiesen wird, 
ist eine Dissertatio de praedestinatiana haeresi beigefiigt. In 
Bezug auf die Moglichkeit des status naturae purae nahert sich 
der Verfasser im 2. Theile der mildesten Auffassung; doch 
scheinen einige Argumente (z. B. II. 485) ziemlich schwach zu 
sein. Der Probabiliorismus wird im 3. Theile als die richtigere 
Meinung vertheidigt. — Die aus sich selbst wirksame actuelle 
Gnade stellt den 5. Theil nach dem Systeme der Augustinianer 
dar (gratia efficax nihil aliud esse videtur, quam delectatio 
victrix seu dilectio a Deo inspirata, vincens concupiscentiam 
oppositam). — Die Ansichten, welche im eilften Theile (XL 157) 
iiber die Contritio perfecta extra sacramentum justificans vor- 
getragen warden, diirften wegen ihres Rigorismus jetzt wohi 
allgemein missbilliget werden. Ein ahnliches Urtheil ist zu fallen 
iiber eine seltsame Lehre vom Ablasse, die damals bei vielen 
Theologen einheimisch gewesen zu sein scheint. Sie forderten 
niimlich zur Giltigkeit und Gewinnbarkeit des Ablasses 
von Seite des Verlcihers eine legitime Ursachc, und von 
Seite der vorgeschriebenen Busswerke ein gewisses entsprechendes 
Vcrhiiltniss zur nachzulassenden Bussstrafe (XL 317). Im letzten 
Theile spricht Scholliner die Meinung aus, dass es unter Christen 
giltige Ehen geben konne, die nicht Sacramente seien. Wahr- 
scheinlich wiirde er sich heutzutage anders und vorsichtiger 
ausdriicken. 

Hiemit schliesst der Kreis der Hauptvertreter der philo- 
sophisch-theologischen Wissenschafc an der Universitat zu Salz- 
burg. Die Professoren der folgenden 4 Jahrzehnte kcinnen nicht 
mehr beigezogen werden, weil sie sich um die alte Salzburg- 
schulc nicht mchr kiimmerten. 

(Ein zweitcr Artikel fulgt.) 



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- 140 



Das Benedictinerinnenstift Gandersheim und 
Hrotsuitha, die >Zierde des Bettedictinerordens. < 

(Von Otto Grathof, Prietter der Dioees* Hildttheim.) 

1st das zehnte Jahrhundert rundweg, wie cs oft geschehen, 
als das eiserne, das bleierne zu bezeichnen, oder ist ihm diese 
Bezeichnung, wcil seinem Charakter nicht ganz entsprechcnd, 
mit Unrecht geworden? 

Die damaligen Zeiten waren triibe. Der innige Bund, der mit 
des grossen Karl Kaiserkronung, mit der Emeuerung des abend- 
landischen Kaiserthums, mit der Constituirung des «heiligen 
romischen Reiches* zwischen den zwei von Gott gesetzten 
Gewalten, der geistlichen und weltlichen, zrnn Segen Beider wie 
der gesammten Christenheit gescblossen war, er bestand nicht 
mehr, er war gelost. Und von dem Zeitpunkte an, da dieses 
Fundament, auf dem das Gliick und Wohlergehen der Volker 
beruhte, ins Wanken gerieth, drohte alles aus den Fugen zu 
gehen. Rom, die ewige Stadt, die Stadt der Papste, der Stell- 
Vertreter Jesu Christi, und als solche der Mittelpunkt der christ- 
lichen Welt, war degradirt zur Haupt- und Residenzstadt eines 
kleinen Fiirsten; der Papst selbst r das geistliche Oberhaupt der 
Christenheit, glich unter der Gewaltherrschaft eines neuen 
romischen Patriciates, wie ihn die Marozia, die Alberiche 
etablirten, einem Gefessdten. Die Dynastie der Carolinger lag 
gestiirzt und auf ihren Trummern bauten zahlreiche kleinere 
Machthaber ihre Gewaltherrschaft auf, deren Treiben nur das 
Beispiel abgab fiir noch kleinere und noch zahlreichere Poten- 
taten bis hinab zum : Raubritterthum ; eine endlose Kette 
von Kriegen, Fehden, Raub- und Racheziigen. Bei dieser totalen 
Zersplitterung aller jeglicher Wehrkraft im Innern des Reiches 
und fast aller christlichen Lander, bei diesem ununterbrochenen 
innern Hader und Zank — was Wunder, wenn allenthalben 
das chrisdiche Gebiet als eine Ieichte und willkommene Beute 
in den Augen der wilden Horden der Slaven und Ungarn, 
der Normanen und Saracenen gait? Bei Zustanden allgemeiner 
Rechts- und Gesetzlosigkeit ist das Eigenthum der Kirche, sind 
Kirchenguter , Kloster und geistliche Stiftungen zuerst und 
zumeist gefahrdet; denn die Kirche besitzt zur Abwehr feindlicher 



Digits 



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— 150 — 

Angriffe keine materielle Wehr und Waffe. Zur Zeit der Herr- 
schaft Karls des Grossen und Ludwigs des Frommen hatte im 
Abendlande das Klosterleben sich zu herrlicher Bliithe entfaltet ; 
nun, in der ersten Halfte des zehnten Jahrhunderts wurde sie 
einerseits durch die Usurpationen weltlicher Grossen, die Abteien 
und ganze Bisthiimer willkiirlich oft an die unwiirdigsten Sub- 
jecte unJ selbst an Kinder vergaben, anderseits durch die 
Pliinderungszuge und den Barbarismus einbrechender Saracenen. 
und Heiden zerknickt und zertreten. Zahlreiche Kloster, bisher 
Statten der Frommigkeit, der Wissenschaft, der Gewerbe und 
Kiinste, gingen damals zu Grunde oder standen verodet. Sie 
boten ihren Bewohnern keinen Unterhalt mehr, so dass Schaaren 
von Ordensleuten genothigt waren, urn das tagliche Brod zu 
erhalten, ihre Zellen zu verlassen und weltliche Geschaftc zu 
treiben. Waren schon ohnehin die heilsamen Verordnungen 
der romischen Synode vomJahreS26 unter PapstEugen II., gemass 
welchen nur Priester zur abteilichen Wurde gelangen und die 
Ordensleute nicht ausserhalb des Klosters umherschweifen 
sollten, nicht uberall und ganz zur Durchfuhrung gelangt, so 
erreichte das Uebel jetzt den hochsten Grad. Haufiges Brechen 
der klosterlichert Geliibde, ein argerliches, ausschweifendes Leben 
aus den Klostern theils freivvillig gegangener, theils gewaltsam 
ausgetriebener gottgeweihter Personen war die traurige aber 
natiirliche Folge der Vervveltlichung oder der Verwustung der 
Kloster und Stifte. Wohin sollten nun Kiinste und Wissenschaftert 
fliichten, wo ihre Pflege finden, wenn diejenigen Statten gerade 
verodet oder zerstort lagen, in denen sie gross geworden und 
ainzig und allein eigentlich heimisch waren r 

In der That, das gesammte herrliche Culturleben im 
christlichen Abendlande, an dessen Aufbau und Ausbau 
Jahrhunderte !ang eine lange Reihe der edelsten chrtetlichen 
Geister die ganze Kraft gesetzt und mit staunenswerthen 
Erfolgen gearbeitet hatte, es drohte an der Wende des neunten 
und zehnten Jahrhunderts zu erloschen; ein Zeitalter schien 
anzubrechen, das, baar aller gelehrten Bildung, baar fast aller 
Gesittung und Tugend, bleiern, eisern konnte genannt werden. 
Und dochl Leuchtet nicht oft am Firmamente, auch wenn 
finsteres, schwarzes Gewolk in schweren Massen am Himmel 



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— 151 — 

jagt, hie und da ein goldenes Sternlein auf? Bliihet nicht, auch 
wenn gewaltige Felsstiirze und wiistes Gerolle die grunen 
Matten am Berg und im Thai uberschiitten , zwischendurch 
doch manch' Bliimcheh weiter? Es ist doch nicht alles finster 
und dunkel, nicht alles Leben erstorben. Das Licht wird erstarken, 
neue Keime entwickeln sich, neues Leben erwachst und erbluhet. 
So auch im Anfange des zehnten Jahrhunderts. Nicht uberall 
war alles geistige Licht erloschcn, nicht uberall eine Wuste, 
in der alles Leben erstorben ware. Ein Keim, ob auch klein 
und vielleicht unscheinbar, wenn nur kraftig, vermag zum 
fruchtbaren Baume zu werden mit machtigen, weit ausragenden 
Aesten und Zweigen. Und an solchen Keimen echt religiosen, 
echt wissenschaftlichen Lebens fehlte es am Ende des neunten 
und im Anfange des zehnten Jahrhunderts nicht, sie sprossten 
frisch und machtig auf. 

Gerade aus stillen Klosterzellen ging das neue Leben aus, 
drang ein in weitere Kreise, machte sich siegreich geltend im 
offentlichen Leben und brachte einen Umschwung, zu Wege, 
so allgemein, so grossartig, so segensreich, dass die gliicklichen 
Zeiten der ersten Karolinger zuruckgekehrt, ja theilweise bessere 
noch als diese angebrochen schienen. Wer denkt hier nicht an 
Clugny und seine Congregation unter der Regel des h. Benedict, 
von wo aus die geistige Wiedergeburt des Abendlandes ausging, 
die Neubelebung des klosterlichen Geistes fur die gesammte 
Kirche sich verbreitete? Gluckliche politische Ereignisse traten 
hinzu, dass gerade das zehnte Jahrhundert sich schliesslich noch 
zu einer Glanzperiode auswachsen konnte. In Otto dem Grossen 
ward das abendlandische Kaiserthum abermals hergestellt, durch 
ihn wurde die machtige deutsche Nation, in der erst jetzt 
eigentlich das nationale Bewusstsein sich zu entwickeln begann, 
wieder in die nachsten und unmittelbarsten Beziehungen zu Italien 
und Rom speciell gebracht. In Rom war trotz aller durch die 
Adelsherrschaft bedingten traurigen Verhaltnisse noch immer 
der Mittelpunkt der alten Cultur, das Herz der christlichen 
Welt : hier stand die cathedra Petri, der Sitz des Inhabers der 
hochsten geistlichen Gewalt. Was konnte werden, wenn der 
deutsche Furst, unter dessen Konigsherrschaft sich bereits die 
verschiedenen deutschen Stamme beugten, sich aufs Neue zum 



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— 152 — 

engen Bunde mit dem Papste zusammenschloss, was ist aus 
diesem Zusammenschluss geworden! Freilich blieb in dem gegen- 
seitigen Verhaltnisse , dass gerade seit der Wiederherstellung 
des abendlandischen Kaiserthums sich zwischen Papst und 
Kaiser anbahnte, keineswegs jegliche Spaimung aus; ailein wer 
konnte laugnen, dass seit dem Jahre 962, in der rweiten Halfte 
des zehnten Jahrhunderts in deutschen Gauen ein reiches herr- 
liches Culturleben aufbliihte? 'Von nun an konnte die Kirche 
mit ihren manigfacben segensreichen Institutlonen nicht ailein 
wieder festen Bodea gewinnen in dem Territorium, wo sie friiher 
schon beimisch gewesen, sie konnte sich und ihren Segen auch 
weit hinaus iibfer die bisherigen Grenzen verbreiten. Gerade da, 
wo die geistige Bildung den Todesstoss empfangen hatte, in 
der Verweltlichung und Zerstorung der Stifter und Kloster, da 
lebte sie wieder auf und drang von da weiter und immer weiter 
vor. Die sachsischen Kaiser leisteten Hervorragendes fur die 
Wiederbelebung wissenschaftlicher Bestrebungen, und in der 
Erkenntniss, dass dieselben gerade in den Klostern am ehesten 
und meisten zu Hause sein wurden, suchten sie dtese zu heben, 
und zu mehren. Noch heute gibt es in zahlreichen deutschen 
Archiven genug der schonen Pergament-Urkunden, durch welche 
die sachsischen Kaiser, namentlich die Ottonen, Schenkungen 
von Weilern und Landstrichen an Kloster machten, die das 
kaiserliche Geschenk in der gemeinniitzigsten Weise verwendeten. 
Denn die bis dahin meist verodeten Weiler und Dorfer wurden von nun 
an neu belebt, jawuchsen nicht seltcn zu volkreichen Stadten an, die 
wiisten Feldmarken wurden durch die fleissigen Hande der 
Monche zu iruchtbaren Landschaften umgeschaffen. Und nun 
gewannen in dicsen umgewandelten deutschen Gauen auch 
Kiinste und Wissenschaften wieder eine bleibende Statte. Von 
jetzt datirt eigentlich die Geschichte der deutschen Baukunst, 
von jetzt erbluhet eine beachtenswerthe Literatur, die eine wie 
die andere gepflegt und immer weiter ausgebildet in den Klostern. 
Im zehnten Jahrhundert war also keineswegs allesBarbarismus, 
Verkommenheit und geistige Finsterniss. Am wenigsten war 
das der Fall in dem oft genug als rauh und wild versc^rieenen 
Lande der Sachsen, d. h. jenem Landstriche, der, an den Fuss 
des Harzgebirges gelehnt, umsaumt wird von den Wassern der 



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— 1&3 — 

Elbe und Weser und den Bergen des Thuringer Landes. Wer 
dieses Gebiet, das sich jetzt auf die Diocesen Hildesheim und 
Paderborn vertheilt, heute durchwandert und aufmerksam 
betrachtet, dem werden zahlreiche Baudenkmale entgegentreten, 
die jenen Stil aufweisen, den wir den romanischen zu nennen 
pflegen; Kirchen mit wetterfesten Thiirmen, wenn auch sonst 
das Mauerwerk des Schiflfes durch den Zahn der Zeit gelitten 
hat und zum guten und grossten Theil spater verwendet werden 
mnsste; Kloster tmd Stifte, frcilich langst threm urspriinglichen 
heiligen Zwecke entfremdet, oft jetzt inmitten volkreicher 
Stadte gelegen, restaurirt und modernisirt, so dass bis auf die 
Grundmauern sogar zuweilen vollig neue Baulichkeiten aufgefuhrt 
skid. Aber wo immer noch einer dieser ehrwiirdigen Tbtirme 
aufragt oder epheuumranktes altes Mauerwerk sich hinzieht, da 
erscheinen sie dem Wanderer wie sprechende Zeugen der Vor- 
zeit, und forscht er naher nach, so wird er nicht selfen gewahr, 
dass das Ende des neunten und der Anfang des zehnten Jahr- 
hunderts, des sogenannten eisernen, des barbarischen Zeitalters, 
der Zeitpunkt der Gnindung oder der eigentlichen Bliithe jener 
ehemals gottgeweihten Statten und Gebaude gewesen ist. 

So ist es auch mit dem weitberiihmten Benedictinerinnen- 
stift Gandersheim gewesen. Langst profanirt, dem Vanda- 
lisms, der sich an die Fersen des sogenannten Reformations- 
werkes des sechszehnten fahrhunderts heftete, zum Opfer gefalfen, 
mochte man heute die Steine zahlen konnen, die von der 
herrlichen Stiftung der Vorzeit noch ubrig geblieben sind. Aber 
mag auch das heutige Gandersheim, ein braunschweigisches 
Stadtchen mit protestantischer Bevolkerung, so bedeutungslos 
wie moglich sein; mag die jetzige Gandersheimer Kirche, wie 
unsere Kunsthistoriker wollen, auch von Grund aus als em 
Neubau aus viel spaterer Zeit datiren, der vielleicht auch nicht 
einmal einen Theil des alten Mauerwerkes in sich schliesst; 
mag an Stelle des bluhenden Stiftes, in dem ein zahlreicher 
Chor von Ordensfrauen Jahrhunderte lang nach der Regel des 
heiligen Benedict Gott die irdischen Lebenstage weihte, in unsern 
Tagen auch nur ein knapp sein Dasein fristendes Feierabend- 
haus fur Lehrcrinnen evangelischer Confession sich erheben: 
Gandersheim hat seine Geschichte und es hat gerade im zehnten 



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— 154 — 

Jahrhundert in kirchlicher, in ascetischer, in politischer und 
namentlich durch seine grosse Nonne Hrotsuitha in literar* 
historischer Beziehung eine solche Bedeutung, dass es als der 
Miihe werth erscheint, auf den folgenden Blattern des Stiftes 
im Allgemeinen sowie der dortigen Benedictiner-Ordensfrau 
Hrotsuitha im Besondern etwas eingehender zu gedenken. 

I. 

Die Grfindnng und die ersten Zeiten des Stiftes Gandersheim. 

Ecce meae supplex humilis devotis mentis 
Sliscit, felicis primordia Gandeshemensis 
Pandere coenobii . . . 

Also beginnt Hrotsuitha, die gefeierte Nonne von Ganders- 
heim, das eine ihrer historischen Gedichte, 1 ) in welchem sie 
uns Nachrichten iiber die Griindung und die ersten Zeiten des 
Stiftes Gandersheim gibt. Auf das Gedicht als solches, auf 
seinen Werth als historische Quelle, komirfen wir spater aus- 
fuhrlich zuriick, wenn wir von der grossen Benedictinerin selbst 
und ihren Schriften sprechen werden; aber schon jetzt sehen 
wir, wie das Interesse an dem ehrwiirdigen tausendjahrigen 
Gandersheimer Stifte sich eng mit Hrotsuitha zusammenflicht, 
da wir die anfangliche Geschichte des ersteren, wenn auch 
nicht ausschliesslich so doch vorwiegend durch letztere kennen 
lernen. 

Im Sachsenlande bliihte im 9. Jahrhunderte das Liudul- 
fingische Geschlecht. So unsicher immerhin im allgemeinen die 
Genealogie*) dieses Geschlechtes sein mag, so scheint doch so 
viel festzustehen, dass Liudulf der Sohn Brunos war, auf dessen 
Besitzthum Brunetheshusen wir den ersten Anfanger des spater 
weltberiihmten Stiftes Gandersheim begegnen. Everhart, Presbyter 
am Gandersheimer Stifte, sagt in seiner in niederdeutscher 
Sprache um das Jahr 12 16 verfassten Rheimchronik 3 ) in welcher 
er eine Uebersicht der Geschichte des Stiftes Gandersheim von 
der Griindung derselben bis auf seine Zeit geben will : 



') «Hrotsuitha, decus ordinis Benedictini,» bei Harenberg, Historia Ecclesiae 
Gandershemensis Cathedral is ac Collegiatae Diplomatica p. 1073. 
8 ) Car. de primo d. coenob. Gand. v. 6 flf. 
») Ibid. v. 53 ff. r 



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— 166 — 

Von eynen grosen Heren, de was Brun genannt, 
Wart eyn Hartoghe geborn . . . 
Ludolf was ock desiilve Here genannt, 

Sein Herschop ging over alle Sassen-Land (Cap. II. v. 4 ff.) 

Dasselbe weiss auch der Benedictihermonch Heinrich 

Bodo aus dem Closter Clus, der zwischen 1520 und 1540 schrieb 

und die ihm zu Gebote stehenden alteren Berichte schon 

einigermassen kritisch sichtete, zu berichten. 1 ) Derjenige, der 

es am besteir wissen konnte, der eigene Grosssohn,*) verschweigt 

den Namen seines Grossvaters und beschrankt sich darauf, 

von seinem Vater Liudulf zu sagen, er sei tex illustrissimo 

Saxonum genere* und «dux Orientalium Saxonum* 8 ) gewesen, und 

Summus erat, quia nempe sui generis simul omnes 

Vicit virtute, vicit honore quoque. 4 ) 

Aehnlich, aber noch eingehender schildert uns Hrotsuitha 
den Stifter von Gandersheim, seine Abkunft aus edlem Geschlechte, 
seinen herrlichen Character, sowie sein fruheres Leben: 
Hie praenobilium natus de stirpe parentum. 
Ortus quique sui respondens nobilitati, 
Moribus egregiis usuque suae probitatis 
Inter Saxones crevit laudabilis omnes. 
Namque fuit strenuus, iorma nimiumque decorus 
Prudens in verbis, in cunctis cautus agendis, 
Atqud sui generis solus spes et decus omnis. 6 ) 
Unter dem Frankenkonige Ludwig dem Frommen that 
Liudulf seine ersten Kriegsdienste, erhielt dann einen Comitat 

») Agii vita Hathum. cap. 4; obitus Hathumodae v. 552 bci Pertz, 1. c. 
pag. 186. Wir erfahren hier auch, dass zuerst in diescr Stiftung Luidolf 
•quinque sororcs illic divino dedidit obsequio.» (v. 553 f.) 

*) Thangmari vita Beruwardi Episcopi cap. 12 bei Pcrtz, 1. c. p. 763. 
Pertr best Brunesteshusen, wahrend Everhart in seiner Reimchronik IV. v. 3 von 
Brunteshusen spricht. 

8 ) Prim. v. 103 ff. 

*) Dieses « arm en de primordiis Gandesheraensis coenobii ist zuerst abgedruckt 
bei Leuckfeld, Antiquitat. Gandersheim. (Wolfenbiittel 1709) p. 410— 426; ferner 
bei Leibnitz, Scriptt. rerum Brunswicens. Tom. II. p. 319 — 330; bei Harenberg, 
Histor. eccles. Gandershem. cathedr. ac colleg. diplomat, p. 469 — 476; bei Peru, 
Monum. Germ. hist. Script. Tom. IV. p. 306—317; bei Barack, Die Werke der 
Hrotsuitha. p. 34°— 359- 

*) Das Stemma Ludolffinum bei Harenberg. I. c. p. 6; vrgl. ausserdem 
pag. 9—32; Leuckfeld, 1. c. p. 10 ff. und die neueren Untersuchungen bei 
Waitz, Heinrich I. p. 186, 188, 192; bei Diimmler, Gesch. des ostfrank. Reiches 
II. p. 561; Kopke, Hrotsuit von Gandersheim p. 122. 



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WF 



— 15$ — 

im Lande der Sachsen und spater den Ducat uber Ostfalen zur 
Zeit Ludwig des Deutschen. 

Liudulfs Gemahlin war aus frankischem Geschlechte, etne 
Tochter Billungs und der Aeda, mit Namen Oda. Praenobtlis, 
edita Francorum clara de stirpe potentum, sagt Hrotsuitha von 
ihr; aber edler noch als das Blut dieses Frankengeschlechtes 
war der Geist, der in ihm waltete. Aeda, die Mutter, war 
gewohnt, vor einem dem h. Johannes dem Taufer geweihten 
Altare ibre Morgenandacht zu verrichten. Da erscheint eines 
Tages ihr dieser grosse Heilige und verkiindet ihr, dass ihr 
Geschlecht zu hohem Glanze sich entwickeln und durch ihre 
Nachkommenschaft ein Kloster fur Jungfrauen werde gestiftet 
werden. Hier haben wir den ersten Anstoss zur Stiftung 
Gandersheim ; er kommt vom Heiligthum, vom Himmel, wie 
die Statte selbst, die errichtet werden soil, heilig, himmlisch 
sein soil. Doch horen wir, wie nach der Ueberlieferung des 
Liudulfingischen Geschlechtes, die Hrotsuitha uns bewahrt hat, 
dieses denkwurdige Ereigniss, diese doppelte wundervolle 
Ankiindigung vom Himmel her, sich vollzieht. Die himmlische 
Erscheinung spricht zu der frommen aber nunmehr erschrockenen 
Beterin Aeda: 

. . . Ne trepides, nee perturbata pavescas; 
Sed cognosce, gravis pulso terrore timoris, 
Quis sim! Magna tibt portans solamina vent. 
Nam sum Johannes, liquidis qui tinguere lymphis 
Christum promerui. Quia nos crebro coluisti, 
Nuntio: Virginibus sacris tua clara propago 
Instituet claustrum, pacem regnique triumphum, 
Dum sua religio studio steterit bene regum. 
Hinc tua progenies seclis quandoque futuris 
Culmine pollentis tanto clarescet honoris, 
Ut terrenorum nullus tunc tempore regium 
lure potentatus illi valeat similari. *) 

*) Diese Reiinschronik ist zuerst herausgegeben von Leuckfeld, 1. c. 
p. 353 — 408; spater auch abgedruckt bei Leibnitz, 1. c. Tom. III. p. 149 — 171 ; 
bei Harenberg, I. c. p. 476 — 497. Der Verfasser der Reirachronik nennt sich 
selbst mit Namen und die Zeit der Abfassung seiner Arbeit: 

Achte hundert Jar, veftich unde sesse darto, 

Waren von Christi Ghebort uns dat Jar erganghen, 

Do dat Closter so stichtende wat befanghen, 

An der siilven Stad, dar 6t nach hiede steit, 



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— 157 — 

Die letztere Prophezeiung deutete hin auf Aedas Enkel, 
Konig Heinrich, und dessen grossen Sohn Otto, der Germaniens 
Konigsscepter mit dcm Glanze des Kaiserthumcs spater verband; 
die erstere aber. den Bau des Klosters, ubernahm von der 
Mutter Aeda ais heiliges Vermachtniss deren Tochter Oda und 
diese ist es, die unablassig ihren Gemahl Liudulf mahnt, die 
Stiftung ins Leben zu rufen. Und Liudulf zogerte nicht, er 
suchte eine wiirdige Statte fur seine und Odas Stiftung; aber 
auch schon, bis eine solche gefunden, sollten an einem vorlaufig 
erwahlten und eingerichteten Orte gottgeweihte Jungfrauen 
gemeinschaftlich dem Herrn dienen konnen. Dieser Ort war 
Liudulfs ererbtes Besitzthum, propria hereditas, pars de proprio 
jure, wie des Stifters eigener Sohn Agius 1 ) uns erzahlt. Von 
Thangmar, 2 ) dem Biographen Berwards, welch' letzterer in der 
Gandersheimer Geschichte eine bedeutende Rolle spielte, horen 
wir, dass jener Punkt kein anderer als das schon obengenannte 
Brunetheshusen. Von Hrotsuitha 3 ) erfahren wir, dass daselbst 
sich bereits eine kleine Kirche bezhw. kirchliches Grundstiick 
befand, von Berg und Wasser umgeben: 



Unde ok en wil eck twar des vorhelcn neit, 
Von den Jaren warcn vorgangen, dat is war, 
Verdehalf hundert unde darover theyn Jar, 
Do diit B (ike J in to diide (zu deutsch) wart ghekart 
Von eignem Papen, de heit Everhart (Cap. XVI. v. 6 flf.). 
(856 + 360 = 1216.) 
Everhart selbst hat seine Nachrichten geschopft aus «enem Boke, dat hat 
Chronica* (Prolog v. 87), welches er oft citirt ; auch spricht er von tBoken» 
in der Mehrzahl und von «Liiden» (Leuten), von denen er seine Kunde iiber- 
kommen (cap. XVIII. v. 3). In cap. X. v. 8 f. nennt er sich den Uebersetzer 
jenes «bokes» : 

. . . Ganderham, dat viel eddeln Stichte, 
Unde so meek dat latinische Bok berichtc, 
Davon eck dit Bok to dud esc hen habe ghekart . . . 
Das «Bok» ist indessen nicht identisch mit dem oben genannten carmen 
de prim. Gandesh. Hrotsuithas. Vergl. Kopke, 1. c. p. 4 f. 229 flf. 

! ) In seinem « Syntagma de constructione coenobii Gandesiani, perfectione 
quoque et defectione ejusdem.* Dasselbe findet sich zur ersten Halfte abgedruekt 
bei Meibom. jun. rerum Germanic, Tom. II. 479 (T. Leibnitz hat es ganz, und 
zwar die erste Halfte 1. c Tom. III. 701 ff., die zweite Halfte 1. c. Tom. II. 
33° ff* gebracht. 

*) Es ist Agius, der als Monch in einem Gandersheim benachbartem 
Kloster, wahrscheinich dun Bencdictinerkloster Lamspringe, lebte. Pert/., 1. c. 
p. 165. und ebenda not. 5. Agius schrieb «vita et obitus Hathumodae,» eine 
Quelle, auf die wir im Folgenden mchrfach zuriickkommen miissen, abgedruekt 
bei Pertz, 1. c. p. 166 — 189. 

*) Vita Hathum. cap. 2. Ueberhaupt sagt er de promajoribus, sic seinen 
omnes et ex paterno genere et ex materno ^clarissimi. 



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— 158 — 

. . . Fuit ecclesiae possessio denique parvae 
Trans ripas Gandae supra montana locatae, 
Undc locum celebrem vocitabant Gandcshamensen 
Illic, obsequio Domini digne celebrando 
Dum locus investigare posset magis aptus, 
Communi multas, vita junxere puellas. 
Das urspriingliche Kloster lag also oberhalb der Berge 
und jenseits der Ganda, einem von Nordsn kommenden Gewasser, 
das sich mit einem andern von Osten herfliessenden, Etter 
genannten Bache vereinigt. Wir bemerlcen hier, dass Hrotsuitha 
die ortlichen Verhaltnisse von dem t locus magis aptus,* dem 
spateren grosseren Kloster Gandersheim aus, das am Zusammen- 
flusse jener beiden Gewasser gelegen war, schilderte. 

Liudulf und Oda begniigten sich nicht damit, dem Herrn 
-ein Opfer an Grund und Boden, an todten Steinen und Baulich- 
keiten zu machen; ein theuereres und kostbareres Opfer brachten 
sie Gott in ihrer Tochter Hathumod. Verweilen wir einen 
Augenblick bei dieser gottseligen Familie, da fast alle Glieder 
derselben zum Gandersheimer Stifte in den engsten und innigsten 
Beziehungen standen. Oda schenkte ihrem Gemahl vierzehn 
Kinder, sechs Sohne und acht Tochter. Drei von den ersteren 
und eine der letzteren starben jedoch schon im zarten Alter ; l ) 
fiinf von den Tochtern 2 ) nahmen den Schleier und wurden die 
Zierde von Gandersheim, wahrend zugleich der eine der Sohne, 
Agius (wie wir bereits horten), das Monchsgewand fur sich 
erwahlte. 8 ) Von einer andern Tochter mit Namtn Enda wissen 
wir, dass sie spater im Witwenstande lebte, und Liudgard treffen 
wir wieder auf dem Throne als Gemahlin des deutschen Konigs 
Ludwig, der gerade ihretwillen ein besonderer Freund und 
Wohlthater Gandersheim's wurde, wie sich aus der Reihe von 
Schenkungen ergibt, die er dem Kloster vermachte. *) Endlich 
bleiben noch zu erwahnen Liudolfs und Odas Sohne Bruno und 
Otto. Herzog Bruno, der den Grund legte zur Stadt Braunschweig, 
Brunonis vicus 5 ) fiel im J. 880 im Kampfe gegen die in 

*) Obit Hathum. v. 617 f. 

*) Ueber cliese Pilgerfahrt berichtet Agius, Vit. Hath. cap. 4; obit. Hath, 
v. 548 ff; ausfiihrlicher Hrotsuitha, prim. v. 118 fi*. 
s ) Primord. I. c. v. 149 fl. »68 f. 178 ff. 
*) Vergl. Kopke, 1. c. p. 28. 
*) Agii Obit. Harthum. v. 539. 



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— 169 — 

Niedersachsen eingefallenen Normannen und Danen, vrorauf Otto 
ihm in der Regierung folgte, und mit Eifer dem Bcispiele seines 
Vaters Liudulf im Interesse fur Gandersheim nachkam. 

Kehren wir nunmehr zu Herzog Liudulf und Oda selbst 
zuriick. Dieses gottselige Ehepaar sandte seine im J. 841 geborene 
Tochter Hathumod, die als Kind schon von Gott als Himmels- 
braut ausgewahlt und ausgestattet erschien, zur Ausbildung im 
geistlichen Leben in das Kloster Herford, quod eo tempore in 
sanctimonlalium nomine famosissimum erat. l ) Welch ein 
begnadigtes Kind Hathumod war, wie sie sich bestrebte, es dem 
gottlichen Kinde nachzuthun, an Weisheit und Gnade wie an 
Alter zuzunehmen, 2 ) das moge uns ihr eigener Bruder Agius 
«rzahlen. Er sagt von ihr: «Ex bono bonarum arborum semine 
flos primum jucundissimus, suavissimus postmodum fructus 
excrevit. Siquidum natalium, ut diximus, dignitate nobilissima, 
mentis sanctitate nobilior fuit. Nam ab ipsa statim pueritia 
quandam futurae indolis speciem praetendens, puerilem lasciviam 
Christiana gravitate mutayit; jocos et innoxios licet lusus, 
hujuscemodi aetate familiares. in tenero quamvis corpore maturiore 
animo, ut vanos irrisit, ut ad nihil utiles contempsit. Aurum et 
apparaturam pretiosam, quae infantes utpote pulchra, quamquam 
innocenter concupiscunt, neque concupivit neque habere voluit. 
Nam vestes auro paratas, mitras, vittas, discriminalia, inaures, 
lunulas, monilia, armillas, dextraliola, strophia et olfactoriola, 
ad quae vel habenda vel portanda plurimarum feminarum inardescit 
ambitio, et ultro secundum parentum facultatem er dignitatem 
oblata suscipere recusavit, et contra voluntatem sibi imposita 
anxie ingemuit, vehementer flevit. Ecclesiis Christi, quia quod 
voluit, jugiter non licuit, vel frequentius interesse et ibi aliquid 
suae utilitatis audire et orationi incumbere gaudebat. Litteras 
vero, ad quas alii discendas et verberibus coguntur, ipsa ultroneo 
studio appetiit, infatigabunda meditatione addidicit. s ) 

Bei solch glucklichen Naturanlagen, bei solch befruchtendem 
Gnadenthau, was konnte unter weiser und treuer Leitung im 

') Verglciche Agii vita H:ithum. cap. 2. und dazu Pcrtz, 1. c. pag. 
167 not. 7. 

a ) Obit. Hatlium. v. 555. 

s ) Vergleichc Leuckfeld, 1. c. p. 19 und 91 ff. Hrotsuitha spricht Primord 
v 449 von cpraedia multa, die der Konig Ludwig an Gandersheim geschenkt 
habe. Vergl. auch v. 314, 465 ff. 



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— 1«0 — 

Klostcr Herford aus einem solchem Kinde nicht vverden, und 
was 1st aus einer Hathumod nicht geworden! Wahrend sie in 
der besten Schule sich befand, riisteten sich ihre Eltern zu 
einer Pilgerfahrt nach Rom, ausgestattet mit Empfehlungs* 
schreiben des Konigs Ludwlg. *) Auf dem Stuhle Petri sass 
derzeit Papst Sergius II. (844—847), der die Pilger ausserst 
Hebevoll empfing. Dieselben theilten dem Statthalter Christi 
ihren Plan eiir Kloster zu griinden mit, und baten ihn um Rath 
und Hiilfe zur Ausfuhrung ihres Vorhabens; sie schlossen mit 
den Worten, die wir, sowie der correspondirende Passus aus 
der Antwort' des Papstes, ihrer Wichtigkeit wegen wortlich 
so wiedergeben, wie sie tins von Hrotsuitha 3 ) iiberliefert sind: 
Praesta sanctorum nobis sacra pignora, quorum 
Omnis coenobii constructio possit honori 
Apte signari, sacris meritisque tueri. 
Utque sit absque jugo regum per secla potentum, 
Nee terrenorum patiatur vim dominorum, 
Hoc rectoris apostolici solum ditioni 
Tradimus, ad defendendum pariterque regendum. 
Sergius schenkte ihnen darauf die Leiber der hi. Martyrer 
Anastasius und Innocenz, deren Reliquien der hi. Stuhl so treu 
behiitet habe, 

Ut nee particulam quisquam subtraxerit unquam, 
Pleno membrorum numero remanenta sacrorum. 
Und nachdem er dem iiber das koStbare Geschenk hpch- 
erfreuten Paare noch das Versprechen abgenommen, dass iiber 
den Grabern der Heiligen in dem neuen Kloster Tag und Nacht 
der Hymnengesang nicht verstummen und das Licht am Grabmahl 
nicht erloschen solle, schloss er mit den Worten : 
Hoc et apostolici juris, sicut et petiistis, 
Coenobium nostri designamus ditioni, 
Ut terrenorum sit securum dominorum. 
Die letzten Worte in der Anrede des PiJgerpaares und in 
der Antwort des Papstes werden eine Rolle spielen in dem 

J ) Bei Leuckfeld, 1. c. p. 10. 

3 j Agii vita Hathum. cap. 3. Aebtissin im Kloster Herford war derzeit 
bis zum Jahre 853 Addila, eine Schwester des Abtes Warin im beriihmten 
Kloster Korvei. Wie sehr das geistliche wie wissenschaftliche Leben im Kloster 
Herford bliilite, ersieht man u. a. auch aus der Vita Mathildis Reg. bei Pertz, 
1. c. pag. 284 f. 295 n. f. 



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1G1 



spateren Gandersheimer Streite, der wegen seiner langen Daucr 
und Heftigkeit in der Geschichte bekannt genug ist. Liudulf 
und Oda verliessen mit ihrem Gefolge — cum non modico 
comitatu bemerkt die Verfasserin der Primordien v, 120 — 
Rom, aber gewiss nicht, ohne r abgesehen von dem kostbarsten 
Schatze der Reliquien jener heiligen Martyrer, auch noch andere 
Schatze wissenschaftlicher Art fur ihre so lernbegierige Hathumod 
und die iibrigen spateren Bewohnerinnen des zu griindenden 
Klosters aus dem Mittel- und Brennpunkte der gesammten Cultur 
mit heimzunehmen. Die ltterarische Streaming, wdche das Leben 
der Angelsachsen und Franken derzeit durchdrungen hatte, 
begann auch die deutschen Sachsen zu ergreifen. l ) Obwohl 
ohne diese Romfahrt und obne die von derselben mitgebrachten 
Schatze fur Kirche und Scbule Gandersheim so scbnell aufgebliiht, 
ob dieses Stift wohl so bald, wie es geschehen, eine Hrotsuitha 
und in ihr eine tzehnte Muse,» eine «christliehe Sapho,» den 
c clamor validus Gandeshemensis,* hervorgebracht haben wiirde?. 
(Fortsetiung folgt im n&ehsten Hefte.) 



Aus dem Soncttcnkranze : „St. Benedict und sein 

Orden" 

von P. Franz Sales Tomanik, O. S. B. aus Stift Martinsberg in Ungarn. 

(Fortsetzung — vcrgl. Heft IV. d. J. S. 354—35°-) 
(20.) Die Erzieher und Erxieherinnen deutscher Nation. 
In Wynfrid's Geiste wirken seine Briider fort, 
Die er zu fernerem Bekehrungswerk gcwonnen, 
Auch heil'ge Ordenssch western, jener Chor von Nonnen, 
Die England ihre Heimat liessen auf sein Wort. 

Liobas und Walburgas Kloster ward der Ort, 
Wo Deutschlands Tochter sich an ihrem Vorbild sonnen: 
Der Glutherd heil'ger Liebe und des Glaubens Bronnen, 
Der Zucht und Sittsamkeit, des Friedens stiller Hort. 

Wie sprossten da die Bliithen inm'ger Bekchmng! 
Wie flossen iiberallhin Ililfe, Trost, Belehrung; 
Wie kehrtcn Freud* und Friede in die Htitten ein, 

») In : Vita Hathum. cap. 3 wcndet ihr Biograph die Worte der heil. Schrift 
auf «e an : tCura aetatis processu sapientia et gratia apud Deum et apud homines 
proficicns.s 

11 



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— 1C2 — 

FUrwahr ein Segensquell musst' soldi ein Kloster sein! 
Walburg, Lioba, fleht, dass in dem Heim der Nonnen 
Bald wieder rauschen mog' des ew'gen Lobes Brounen! 



(21.) Reichenau. Sanct Gallen. 

O Edelstein im See, des Inselgartens Blume, 

Stift Reichenau; hier weilten Strabo Walafrid 

Und Hermann f), hochberiihmt durch Chronikon und Lied 

Und Meister in Theologie und Alterthume. 

Ein Kranz, der nie verweikt, ein Kranz von ew'gem Ruhme 
Schmiickt Gallen dich, ein Lichtstrahl, welcher nie entflieht; 
Hier tont zuerst vom Notkers Lippen jenes Lied,*) 
Das in die Welt hinausklang aus dem Heiiigthume. 

Hier war des Volkslieds Wiege, die der Melodieen 

Des Hymnus, des erhabensten Chorals Capelle; 

Hier bliiht' die Schreibekunst in Farben licht und helle. 

Als wiirde nun die Hand die Arabesken ziehcn. 

Die Chronik und das Worterbuch schrieb diese Zelle: 

Das Heim der Notk^r-Ekkeharde-Dynastieen. 






t 



f) Contractus. 

*) « Media vita in morte sumus.» « Mitten im Leben sind wir vom T[ode 
umgeben» u. s. w. Dieses Lied nachmals in ganz Europa verbreitet, ward in den 
Krcuzziigen von den christlichen Heeren vor den Schlachten gesungen. 



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II. Abtheilung : Mittheilungen. 

Ein Fragment aus dern „jiingeren Titurel." 

Der gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts von Albrecht 
v. Scharfenberg verfasste «jiingere Titurel* ist vvegen seiner 
prachtigen Schilderung des Graltempels auch in vveiteren Kreisen 
bekannt. Das folgende Bruchstiick dieses umfangreichen Epos 
entdeckte ich auf dem Pergamenteinbande einer im Jahre 1584 
gedruckten lateinischen Heiligenlegende. Das Blatt, 32 cm. hoch 
und 22 breit, ist am Riicken und an den Ecken stellenweise bis 
zur Unleserlichkeit abgegriffen. Beide Seiten sind doppelspaltig 
mit gothischer Minuskelschrift ausgefiillt, welche dem Beginne 
des vierzehnten Jahrhunderts angehciren diirfte. Jede Columne 
umfasst dreizehn oder vierzehn Strophen mit abwechselnd 
schwarzen und rothen Initialen. 

Der Inhalt, einige Episoden aus den Kampfen Tschio- 
natulanders behandelnd, entspricht den Strophen 3035 — 3087 
der Ausgabe von Hahn (Quedlinburg und Leipzig 1842), weicht 
jedoch von dem dort reproducirten Texte der Heidelberger 
Handschrift Nr. 383 vielfach ab. Orthographie und sprachlicher 
Charakter scheinen unserem Fragmente das hohere Alter zu- 
zuweisen. 

P. Leo Fischer, in Gries. 



11" 



Digits 



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— 164 — 

303 5- gar verliesen. 

werdiv wip ir minnichlichez grvzzen. » 

wan swer daz niht verdienet. 

der soltz den goten vnde der minne bvzzen. 

3036. Div vrteil wart gesprochen. 
vber al die wilden kriechen. 
sin der waer gebrochen. 

vnd er mvst an hohen ern siechen. 

so daz in werdiv wip niht grvzzen solden. 

alle die von tioste vallen. 

hie gen marroch eisen dolden. 

3037. Vnd swer ir einen valde. 
der solt dez immer mere, 
an prise der hoh gezalde. 

sin swa man den werden bieten ere. 
sol di mvz er haben zwiSgebilde. 
dez gedingen riche vreut sich. 
maniger dem er wart vil wilde. 
3038 a) Die soldan vbermvte. 

an dem dritten morgen. 

mit herschaft vber flvte. 

zogten daran vil gar in verborgen. 

waz truren und zagelichiv vorhte. 

hernider baz ein ellen. 

man ir hohen mvtes keiner worhte. 



3035. Das Manuscript beginnt in der vierten Zcile der Strophe. 
Hahn Z. 5. werde wip. 

Z. 6. wan wer daz vnverdienet treit. 
Z. 7. gotten st. goten. 

3036. Zeile I. Hahn: daz vrteil. — Z. 3. Im Msc. fehlt das Subject; es is. 
zu erganzen: sin pris, der u. s. w. Statt waer hat H. wer. — Z. 4t 
H.: er wolt. — Z. 5. H. : werde wip. Statt niht bei H. : iht, stat 
solden: solten. — Z. 6. H.: mit tioste. — Z. 7. H. : hie von marreisen 
fliesen dolten. 

3037. Z. 1. H. : Vnd wer. — Z. 3. II.: an lobs der bezalde. — Z. 4. H. 
sein wo man u. s. w. — Z. 5. II.: zwispilde. 

3038.3)/. I. If. : die recken. Die vicr letzten Zeilen lauten bei H.: 
sie zogten her ez was an in verdorben. 
trovren und ouch zagcliche vorhte. 
ir pris sie wolten vben. 
der viel also ie vnrechi hohvart worhte. 



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— 1*6 — 

3038 b) Wan vndoch gedinge. 

vnd traeume kvnnen triegen. 

di soldan wagen ringe. 

swez der paroc gen in wolte kriegen. 

ir hohen pris wolten si hohcr rvchen. 

do fvndens vf dem plane. 

di pris wol kvnden hohen vnd nider drvchen. 

3039. Die brvder zwen enpfiengen, 
den paroc dar mit rehte. 

vil schon si gen im gingen. 

wir brechen dvrch phrvmbe niht der flehte. 

ir tot vns krvmb daz ir vns heime svchet. 

ob wir iuch niht enpfiengen. 

damit wer vnser slihte niht bervchet. 

3040. Der paroc sprach vil schone. 
nv lat mich niht engelten. 
daz ich ze babylone, 

ivch beide han gesehen also selten. 
als ir mich ze bald ac vnverdrozzen. 
vil werdiehlich gesahet. 
dez wir ze beider seiten haben genozzen. 

3041. Sekvreiz wol kvnde. 

hie beidenthalp gebrechen. 

di rede von ir mvnde. 

der svzze begvnde svzziclichen sprechen. 

wir svln hie besehen wer nach minne. 

ritterlichen werbe. 

ze beider sit an flvst vnd an gewinne. 



3<>38.b)Diese Strophe fehlt bei Hahn ganzlich. 

3039. Z. 2. Statt paroc hat H. f hier und so oft er spiter vorkoramt, immer: 
barvch. — Z. 3. H. : gcin st. gen. — Z. 4. und 5. bei H. : 

herrc wir sveln dvrch krvemme niht der slehte. 
enberen rehtes daz ir vns hehn svchet. 
Z. 6. H. : evch st. ivch. 

3040. Z. 3. und 5. H.: zv st. ze, und so constant auch im folgenden. Z. 6. 
und 7. bei H. : vil ritterlichen sahet. 

des wir zv beider seit niht haben genozzen. 

3041. Hahn: Z. 2. beidenthalb. Z. 3, die rede* Z. 4. der klare begvnde. 
Z. 5. svllen. 



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— 166 — 

3042. Nv liezzen si di ringen. 
dez ersten an einander. 
idoch kvnden si bringen. 

tiost daz man di trvnzvne sam kalander. 

in den lvften sah di hohe fliegen. 

vz walap in rabine. 

wart beidenthalp geriten sunder triegen. 

3043. Zwein dingen richin cleider. 
gaben hi di tioste. 

erde vnd lvft ir beider. 

pflagen sie ze cleiden richer koste. 

di drvnzen in den lvft die hohe waeten. 

von ellenthaften handen. 

vnd ritter wert zer erde si da saeten. 

3044. Do si ze beiden siten. 
gespilten dirre tschantze. 
do sah man drunder riten. 

den dem man der minne gab ze chrantze. 
der svnne di abentstrazze het ergriffen. 
vnd solten morgen striten. 
daz wart mit rate et aver vndersliffen. 

3045. Dvrch pris der aventivre. * 
der vride wart gelenget. 
ze werder minne stivre. 

wurden si dez morgens dar gepfrenget. 

3042. H. : Z. I. sie die Z. 2. des ersten. Z. 3. iedoch sie kvnden. Z. 4. 
tioste daz man drvntzen sam die glander. Z. 5. sach st. sah. Die 
beiden letzten Zz. sind ganz abweichend gefasst : 

geberde ritterlichen. 

kvnden sie einander wenic triegen. 

3043. H. gar zvveier hande kleide. 
gaben hie ir tioste. 

lvft vnd erden beide. 

wurden da bekleit mit . . etc. 

Z. 5. die drvntzen in den lveften wet en. 

Z. 7. die ritter in die blumen sie da seten. 

3044. H. Z 1. seiten. Z. 3. rciten. Beidemal da st. do. 

Z. 4. den man gap der minne zv eincm crantze. 

Z. 5. die svnne ir abentrcise etc. 

Z. 6. man solt des morgens etc. Z. 7. mit rat aber etc. 

3045. II. Z. 1. dvrch lop der aventvre. Z. 2. fride. Z. 3. stevre st. stivre 

Z. 5. die besten st. di hohsten. 



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- 107 — 

di hohsten vberal in hern beiden. 

di solten lvft vnd erde. 

mit ritterlicher fvre alreste cleiden. 

3046. Daz wart niht vnderstanden. 
man sach da von den frechen. 
mit ellenthaften handen. 

sper vnde schilt so hvrticlichen zerbrechen. 
daz sin der lvft an cleiden must enpfinden. 
vil hovpte kronebaere. 
mvst man vf der erde in blvmen vinden. 

3047. Swaz da ze beiden. 

der hohen kvnige waere. 

di sah man kvrlich riten. 

daz der meige nie so wunnebaere. 

brahte blvmen varwe di der zimiere. 

gelihten an der clare. 

von steinen vnd von golde maniger ziere. 

3048. Dem keiser akrine. 
enboten si mit hvlden. 
ob er dvrch wirde sine. 

ein tioste vnd rabine wolt verdvlten. 

die wolde ritterlich gern enpfangen. 

pompeivs der werde. 

daz liezz im niht dvrch werdiv wip versmahen. 



Z. 6. 7. da sach man lvft vnd erden. 

mit ritters fvre werdiclichen kleiden. 

3046. Z. 2. man sach die edlen frechen. 

Z. 4. schilt vnd sper so hvrticlichen brechen. 

Z. 5. mvz st. mvst. 

Z. 6. 7. vnd hovbet kronebere. 

moht man in den blvmen dicke vinden. 

3047. Z. 1. Im Mscpt. ist «siten» vergessen. 

H. Z. 1. seiten. Z. 2. 3. kvnige fvrsten were. 

die sach man also reiten. 

Z. 4. meye st. meige. 

Z. 5. blicke varwe brahte die der etc. 

Z. 0. 7. an clarneit moht gelichen. 
^ von steinen gold vnd seideii maniger ziere. 

3048. H. Z. 1. dem vogt ackerine. 

Z. 4. ein tioste hvrticlichen wolde dvlden. 
Z. 7. dvrch hohe zvht st. dvrch werdiv wip 



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— 168 — 

3049- Wer ich im daz versagende, 
wer mohte mir daz geraten. 
ich pin von schvlten clagende. 
daz si mich ie so selten iht gebaten. 
die herren min, daz ban ich sere engolten. 
ich wil ir bete leisten. 
oder ich pin an eren der bescholten. 

3050. Si sint in zvhten gernde. 
dvrch ir grvzz der erre. 
ivch hie sol wesen wernde. 

so enbivt der ander ypomidon min herre. 

gamvret ob er icht tioste rvche. 

si er von im geletzet. 

daz er nv anderweide sin heil versvche. 

3051. Man ist si beide wernde. 
der tioste svnder vare. 
vnd sint si begernde. 

di da machent ie galandebare. 

so lazens beide gelvke vnd ellen scheiden. 

daz sol beliben wendic 

sprach aver sekvreiz der werde heiden. 

3052. Pompeivs vnd akrine. 
an zageheit di klibene. 
ein tiost von rabine. 

div wart so hvrticlich div dar getribene. 
daz div sper ze demen stvken sprvngen. 
die spriezzen mit den trynzen. 
verworren in der hoehe die lenge rvngen. 



i 



3049. H. Z. I. fehlt «daz.» Z. 3. sch video. 

Z. 4. daz sie mich so selden ie gebaten. 
Z. 7. oder ich si an werdikeit bescholten. 

3050. H. Z. 1. 2. Sic sint der zuht begernde, 

dvrch daz ir grvzz etc. 
Z. 3. euch st. iuch. Z. 4. enbevt st. enbivt. 
Z. 6. sei er von im 4 geletzet. 
Z. 7. fehlt «nv.> 

3051. H. Z. 1. sie st. si. Z. 3. vnd sint sie des etc. 

Z. 4. daz da machet hie geladen bare. 

Z. 5. hie st. beide. Z. 6. schol st. sol. Z. 7. aber st. aver. 

3052. H. Z. 1. Pompeie vnd ackerine. Z. 2. vor st. an. Z. 3. fehlt «von.» 

Z. 4. Das erste «div» fehlt, st* des zweiten «da.» Z. 5. daz die 
sper alsam ein glas zvsprvngen. 



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— 169 — 

305 3- Fvenf stvnt sah man si tiosten. 
so daz si nie vervalten. 
man sah div spcr zerbrosten. 
clein in dem lvft wi sie da wedel walten. 
vnd doch von beiden ritterlich gesezzen. 
wer den pris da tfvge. 
vnpris dem kvnd man tumen da gemezzen. 

3054. Mit ern do gescheiden. 
wurden hie die werden. 
den lvft si kvnden cleiden. 
nakent vnd bloz vil gar der erden. 
ane cleit si vnder danc vergazzen. 
in strenge widerstrenge. 

si beide ritterlich vnd eben sazzen. 

3055. Nv sah man aver triben. 
zwene dar ze niden. 
swer hochgemvten wiben. 

liebe trage der wunache daz hi miden. 
vngelvke mvzze baz den einen. 
der ern krantz vnd krone, 
vor alien valsche kvnde er sich wol reinen. 
3056. . Ich mein den aventivre. 
vz maniger not gewiset. 
hat mit saelden stivre. 



3053. H. Z. 1. Fvnf stvnde sach nun are etc. 

Z. 2. fchlt: so. — gevalten st. vervalten. 
Z. 3. 4. die sper also zvrbrosten. 

von den die ritterlichen pris bezalten. 
Z. 6. 7. sie wurben beide nach prise. 

entwederhalp ez niemand kvnd gemezzen. 

3054. II. Z. 1. 2. Nv wurden sie gescheiden. 

capitan die werden. 
Z. 4. nacket st. nakent. 

Z. 5. si svnder kleit gar svnder danc vergazzen. 
Z. 6. fehlt: in. Z. 7. waz hie da mit sie lobelich gesazzen. 

3055. Vor dieser Strophe steht bei H. die Gesangsilberschrift : «hte stach 
tschionatniander ypomidonen nider dez landez wirt» Das Mscpt. 
fahrt ohne jede Unterbrechung fort. 

H. Z. 2. zwen da her mit aide. Z. 3. wer hoch gelobten wiben 
Z. 6. ir st. der, Z. 7. vor all em valsche kvnd er wip ie reinen. 

3056. H. Z. 1. und 3. aventvere, stevre. Z. 2. fehlt «not.» Z. 5. got vnd sin 

reht sol in nach fvrbaz leiten. Z. 6. werden st. claren. Z. 7. quam 
st. kom. — zv st. ze. 



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170 



daz er ie von dannen schiet gepriset 
gel vice saelde sol in fvrbaz lei ten. 
in siner claren ivgend. 
kom er doch ze frv ze arbeiten. 

3057. Da wart gesezzen vaste. 
ze valle wider strebende. 
der wirt gen sinem gaste. 

al sin gote fvert er hoch swebende. 
sonnen manen vnd di sterne in schine. 
so wolt er selb sin ein got, 
davon so mvst der gast nv doln peine. 

3058. Vil hvrticlich er sprenget. 
hie wurden uf dem plane, 
mit sporn dar getwenget. . 

zwei orsse vil drate vnd al lazheit ane. 
deke vnd wapenrok gap dort mit lvfte. 
von den wit en sprvngen. 
der orsse alsob si flvgen dar mit gvfte. 

3059. In ovgenmez nv brahte. 
div sper ze rehter merke. 
als in der mvt gedahte. 

man vnd orsse vnd sper div pflagen sterke. 
sper vnd schilt gaben dvz mit krake. 
ypomidon der werde. 
in den blvmen lac mit vngemache. 

3060. Gezvchet wart er gaehe. 

den kvnigen rich den plvmen. 
fvr keinen slaht smaehe. 



3°57- 


H. Z. 3. 
Z. 4. 

z. 5. 

Z. b. 


3058. 
3<>59- 


Z. 7. 
H. Z..4. 

Z. 5. 
H. Z. 1. 




Z. 4. 

z- 5. 

Z. 6. 



gein disem st. gen sinem. 
alle sin st. al sin. — vil hoch st. hoch. 
svnne mane vnd die stern etc. 
er wolt ovch selben sin ein got. 

dvrch daz st. davon. — dvlderi st. doln. — pine st. peine, 
zwei orss . . . aller zageheit ane. 
gab doz st. gap dort. Z. 7. der 01 ss st. orsse. 
2. Ir ovgen dar nv brahte. 
die sper in rehter merke. 
die st. div. 

sper vf schilten gaben doz etc. 
der riche st. der werde. 
3060. H. Z. 1. gezveket st. gezvchet. — gche st. gaehe. 



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- 171 — 

sol ez nimen haben wan ze rvmen. 
min gote svnder ze einer wirde. 
bin ich hi williclichen. 
gevallen wan ez waz ir groz begirde. 

3061. Den Ion ist vngemezzen. 
den si mir wellent fvgen. 
vnd ob ich wer gesezzen. 

daz si al min gelvke gar vnderslvgen. 
ez sol di vinde gen strite machen kvne. 
daz si di flvht vermiden. 
so wird vberal von in bedaht div grvne. 

3062. Mit dirre valschen ere. 
gewan er zweier hande. 

er schamt sich dester mere. 

daz er zeinem got sich selben nande. 

vnd gab in trost daz si niht gar verzagten. 

vnd hiezz vberal gebieten. 

daz si den got en lop dar vmbe sagten. 

3063. Idoch div kvrtz wile. 

hie mit nv wart vnderscheiden. 

vnd ich hielte niht an der zile. 

daz ich gesagen kvnne waz der heiden. 

von den kristen wart mit tiost gevellet. 

di gamvret gelich warn. 

mit den helmen da gesellet. 



Z. 2. von kvnigen rich den blvmen. 

Z. 3. slahtc smehe. 

Z. 4. nieman. Z. 5. rainen gotten etc. 

3061. H. Z. 1. die ere ist etc. 

Z. 4 dar vmb sie mir ez gar vnderslvgen. 

Z. 5. die veinde in strite etc. 

Z. 7. so wird mit in bedact der anger grvne. 

3062. H. Z. 4. 5. wan er zv einem gotte sich benande. 

vnd trost die sinen daz sie der iht verzagten. 

3063. H. Z. I. Jedoch die kvrtze wile. Z. 2. gescheiden st. vndersch. Z. 3. 

fehlt «vnd.» Z. 4. kvnde was st. kvnne waz. 
Die drei letzten Zz. lauten: 

Ovz den kriechen wart gevellet mit tioste. 

von den cristen zwelfen. 

die gamvret gelihten an wappen koste. 



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— 172 — 

3064. Von tabrvnit der werde. 
ir ettlichen valte. 

swer siner tiost begerde. 

niman waz der pris an im bezalte. 

wan dem so wol gelanc daz er beliben. 

im einer tioste kvnde. 

daz solt man immer fvr ein wunder schreiben. 

3065. An dem dritten morgen. 
so solt man die Kaldden. 
vzkiesen vnverborgen. 

wer zageheit oder ellen kvnde helen. 
also daz im di arme da niht slieffen. 
in stvrm vnd in gedraenge. 
da schar gen schar mit svnder krieen rieffen. 

Aventiur wie sich der paroc schart 

^jen siner grozzen wider wart. 

3066. Der paroc sich movierte. 
mit zehen roten svnder. 
der iegliche zierte. 

ein stvrm vane, da ritteriichen vnder. 

riten kvnige zehen vz witen landen. 

der zehende van sin selber waz. 

kvnige vier vnd zweinzic darvnder man erkande. 



3064. H. Z. I. der dare st. der werde. Z. 2. etslichen st. ettlichen. Z. 3. 
4. swer sin mit tioste vare. 

het an dem zv hant er pris bezalte. 
Z. 5. an st. wan. — sie st. er. — beleiben st. beliben. 
Z. 6. kvnden st kvnde. — Z. 7. schreiben st. schriben. 

306$. H. Z. 2. so scholt man die kecken. 
Z. 3. ovz kiesen st. vzkiesen. 
Z. 4. welich da menlich ellen kvnden wecken. 
Z. 5. in st im. — «da» fehlt. — «entsliefen» st. slieffen. 
Z. 6. in gedrange in stvrm herte. 
Z. 7. gein st. gen. — ir st. mit. — krie st. kreien. 

Die Ueberschrift lautet bei Hahn: Hie schart sich der baruch 
gein den babilone mit zehen grozzen scharn. 

3066. H. Z. 2. rotten. 

Z. 4. 5. ein stvrm van da riten zehen vnder. 

kvnige wert mit kron vz manigen iande. 
Z. 6. sin selbs was st. sin selber waz. 
Z. 7. wol drizzic kvnige man darvnder erkande. 



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— 178 — 

3067- Vnd fvrsten vngezaMe. 
die kvnigen wol genozten. 
an kraft vnd an gewalde. 

vnd etliche di kvnige vbergrozten. 
mit der manheit vnd mit hers flvte. . 
dez wart di lihte heide. 
geliche wunne gar dez meien plvete. 

3068- Wie di kvnige sol ten. 
mit schar da sin gesellet. 
daz het der vnbescholten. 
akrin vil langer gestellet. 

mit zal mit scrift div waz er hie nv lesende. 

daz ie nvne den zehenden. 

gehoric in dem stvrme wern wesende. 

3069. Gloramatis nv hore. 
von perssia der ivnge. 
behvt daz icht betore. 

dine ivgendeo deheines zagen stvnge. 
ob er dich lere wichen an der herte. 
Jeress gar fvr eigen. 
si din ob er belibet der vnernerte. 

3070. Ich mein den der dir gebende. 
si keiner zagheit wise. v \ % 
ob der von dir lebende. 



3067. IL Z. 2. sich st. wol. — Z. 3. craft. — Z. 4. etzlich st. etliche. 

Z. 5. mit manheit vnd mit der heres flvte. 
Z. t>. 7. des wart gevar die heide. 

wimneclich vod richer zimir blvte. 

3068. H. Z. I. dise st. die. — Z. 2. hie riten gar gesellet. 

Z. 4. 5. ackerin vil lange vorgestcllet. 

mit der schrift die was er selbe lesende. 
Z. 6. neven st nvne. 

3069. H. Z. 2. persia. — Z. 3. behuette daz iht toere. 

Z. 4* ivgent st. ivgenden. — keines zagen zvnge st. deheines etc. 

Z. 5. vnd ob dich lere etc. 

Z. 6. herre ieresse fvr eigen. 

Z. 7. min hovbt er belibet st. ob er etc. 

3070. H. Z. I. 2. Ich mein die rat sint gebende. 

vf keine zegelich wise. 
Z. 3. . . von dir da lebende. 



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— 174 — 

kvmt dv wirst von kvnchlichem prise, 
gescheiden vnd gar vz der gote hvlden. 
vnd alle kapitane. • 

di sin gesehen in den selben schvlden. 
3°7 l - Ich bin gar ane vorhte. 

der manheit din vor wanke. 

manlichiv dine ie worhte. 

der vater glorion der mvtes kranke. 

der den man in stvrme tvt verzagende. 

dem waz von siner ivgende. 

vntz in sin alter niman von im sagende. 

3072. Kvnige vnd fvrsten alle. 
sit disem worte gehoric. 
swem so der sig enpfalle. 

daz er flvhticlichen werde enporic. 

swer dem git den tot dem wird ze solde. 

der got vnd och der vvibe lone. 

vnd dar zv hordez vngezalt von golde. 

3073. Vns sint da hie begegent. 
die kriechen stark vnd wilde. 
vnd ist ir kraft gemegent. 

also daz ez ze sagen ist vnbilde. 

ich bin dvrch daz der manheit ivch hie . 

in scharpfer herte. 

noch in der stille . . . , sit sparende. 



Z. 4. kvmpt st. kvmt. — kvniclichem st. kvnchlichem. 
Z. 5. gescheiden gar vnd vz der gotte etc. 
Z. 6. alle die capitane. 
3071. H. Z. I. svnder vorhten. — Z. 2. fehlt cdin.» 
Z. 3. menlich die dinen ie worhten. 
Z. 4. din vater st. der vater. — glorian st. glorion. 
Z. t). was st. waz. Z. 7. . . nieman wol behagende. 
H. Z. 2. seit zv reht wol hoeric. — Z. 3. pris st. sig. 
Z. 4. wirt st. werde. 
Z. 5. wer st. swer. — gibt st. git. 
Z. -6. gotte st. got. — ovch st, och. — Ion st. lone: 
Z. 7. hordes st. hordez. 
H. Z. I. fehlt «da.* — Z. 3. . . craft gemeniget. — Z. 4. zv prvfen 
st. ze sagen. 

Die iibrigen Zz. sind im Mscpt. zum Theile unleserlich, lassen 
abcr einige Abweichungen von H's Texte erkennen, der folgender- 
massen lautet : 

vnd bin dvrch daz der wahrheit euch hie warende. 

daz in der starken herte. 

sich gein veinden ieman sei sparende. 



3072. 



3073- 



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— 175 — 

3074- Vil ofte ist man ez lesende. 
in israhelischen bvchcn. 
daz mit sige wesende. 
wart der minder teil von den vnrvchen. 
daz di mereren keiner flvste vorhten. 
di misse triwe ir elien. 
slaffen hiez biz daz si iene entworhten. 

3075. Hie vor den machabeien. 
daz selbe waz geschehende. 
ir ahtzic gen zweien. 

waz man antiochvn gen in iehende. 
Jvdas mit tvsent mannen waz gesigende. 
antiochvn wart man sehende. 
mit vierzic tvsent sigelos geligende. 

3076. Nv waz tet alexatider. 
philipp mazedone. 

mit here clein vberwand er. 

daz im vndertaenic alle krone. 

wvrden al der werlte wol daz merre. 

teil gen oriente. 

dez wart alexander allez herre. 

3077. Dez vindet man ein wunder. 
dez habet ir wol kvnde. 
der wibi Ion besvnder. 

habet iv dar zv fvr alle svnde. 
gib ichz iv von mahmetz gewalte. 



3074. H. Z. 2. an den alten bvchcn. Z. 3. selden st. 8ige. 

Z. 4. minner st. minder. — dem st. den. 

Z. 5. da von der mere keiner flvst het vorhten. 

Z. o. sicherheit st. misse triwe. — Z. 7. sie slafen hiez vntz daz etc. 

3075. H. Z. I. Vor bi at. hie vor. — Z. 2. daz selb was etc. — Z. 3. gegen 

st. gen. Z. 4. was man anticho gein in etc. 
Z. 5. Machabevs st. Jvdas. 
Z. b. 7. Vnd antiochvs vierzic tvsent het. 

mit den da wart er sigelos geligende. 

3076. H. Z. 1. fehlt «waz.» — Z. 2. der philipp. 

Z. 3. mit cleiner diet vberwant er. 

Z. 4. . . vndcrtenic alle crone. — Z. 5. waren in alle der werlde. 

Z. (>. gein st. gen. 

3077. H. Z. 2. als ir nv wol hat kvnde. 

Z. 3. 4. der wibe lop svnder. 

habt ir vor darzv fvr alle ewer svnde. 
Z. 5. ichs cv st. ichz iv. — mahmetes st. mahmetz. 



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— 176 — 

vnd ander gote here. 

der heilikeit si smaeheat manic valte. 

3078. Nv seht welh vngelovben. 
si offenlichen fvrent. 

die tvmbea vnd die tovben. - 

die niht fvrbaz greifent noh enrvrent. 
danne ander livte waz mugen si geliegen. 
di soldan mit ir heilicheit. 
mohten si niht clafterhoh gefliegen. 

3079. Vnd och ze goten minnent. 
svnnen. sternen. manen. 

di nimmer rvve gewinnent. 

aller senfte mvzzen si sich anen. 

wan nie boltz von senewe swanke so draete. 

gefvr der mohte erlovfen. 

ob er in einer snelleheit fvr sich waete. 

3080. Wie mohtens danne gewalten. 
deheiner helfe ieman ander. 
die niht sich selben halten. 
mvgen biz daz ein br . . zv . . , 

sich wol gah der zvdcet. 

gehelfen. 

div aller . . . genaden selber sint . . . 



Z. 6. gottc st gote. — Z. 7. smchent. 

3078. H. Z. 1. sehent. — Z. 3. tvmmcn. — Z. 4. grifent vnd rvrcnt. 

Z. 5. levt st. livtc. 

Z. 6. Mit alle ir heilikeite. (« soldan* fehlt). 

Z. 7. niht ell en hoch. 

3079. H. Z. 1. 2. Ir gotte hoch sie minnent. svnnen stern vnd manen. 

Z. 5. 6. wan ez wart boltz von seinbe nie sodrete. 

der sie erlovfen mohte. 
Z. 7. snelheit st. snelleheit. — wete st. waete. 

3080. Da sich diese Str. in Folge der Heftung auf dein Buchriicken 
in iiblem Zustande befindet, setzen wir den Wortlaut der H.'scher* 
Recension ganz her: 

Wie mohten sie gowalten. 

keiner helfe ie man ander. 

die sich niht enthalten. 

mvgen zvr werlde biz ein bra zvr ander 

sich wol gahes vf vnd nider zvcket. 

wem weren sie helfe geben.le. 

die aller genaden selb sint verdrvcket. 



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— 177 — 

3081. Nie kvnde halz den krvmben. 
straffen vmbe sin hinken. 
swa tore lert den tvmben. 

vnd der blinde wil dem blinden winken. 
lit ir gewin daran daz stet enheile. 
dez ist gewonheit riche. 
div betoret vil der heiden an dem teile. 

3082. Akrin der tvgende. 
het so vil besezzen, 
ob im in der ivgende. 

kristen gelovbe ze rehte waer gemezzen. 
appollo vnd mahmet warn ver wazzen. 
von sinen gvten vvitzen. 
di sich missewende kvnden mazzen. 

3083. Ob heidenschaft geliche. 
vberal haet ie gelovbet. 
si sint so krefteriche. 

daz div kristenheit von in berovbet. 
nv lange wer so hat si got in hvte. 
damit svnderliche. 
daz ir gelovbe stet in manigem mvte. 

3084. Aller gabe svnder. 

ist got ze lobene grozz. 
wir kristen soln mvnder. 



3081. H. Z. 1. Wie wolte haltz den krvmmen. — Z. 2. ge9trafen vmb. 

Z. 3. Vnd zvehet tor den tvmmen* — Z. 4. vnd wo der blinde etc. 

Z. 5. leit . ... in hcile. 

Z. 7. die betoert der werlde vil an disem teile. 

3082. H. Z. 4. were st. waer. 

Z. 5. machmet vnd appollo weren etc. 
Z. 6. 7. von sincm hohen sinne. 

der aller missewende kvnd sich mazzen. 

3083. H. Z. 2. aber ai ie het etc. — Z. 3. creftenriche. 

Z. 4. die cristenheit. — Z. 5. wer nv lange svst hat etc. 

Z. 6. ich mein cuch werden cristen. 

Z. 7. der heiden gelovbe stet in manigem mvete. 

3084. H. Z. 2 — 4. ist gar zv loben grozze. 

wir cristen got lobes mvnder. 
sollen sin daz wir im sin genozze. 
Z. 6. 7. Er selich immer lebende. 

der in darVmbe lobet vnd erkennet. — Offenbar ist hier 
die Fassung dcs Mscpt. die bessere. 

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178 



im sin ze lobe daz wir im sin genozz.. 

Wir kint er vater er Wrist wir kristen genennet 

der selic swer in lobende ist. 

darvmbe vnd in ze reht erkennet. 
3085. Der kristen al geliche. 

ist ditz lop wol zemende. 

gelopt si ewichlichen. 

got daz er mich so wol waz vz nemende. 

vor vngelovben ketzer ivden heiden. 

sit dv mich dir gelichet hast. 

so lazz och mich mit niht herre von dir scheiden. 
30S6. Nv hort ein ander maere. 

daz ninder dem gelichet. 

doch ist vil saeldenbaere. 

ein iegliche stvnde swa got wirt gerichct. 

mit werdem lobe dir stat gebenediet. 

ist vil heiliclihen. 

swa man got anrveffet oder schriet. 
3087. In ernst noch in schimpfe. 

sol nimen gotz vergezzen. 

(Knde des Blattes\ 



3085. H. Z. 4. got das er mich was so wol etc. 

Z. 5. vor allem vngelovben ivden heiden. 
Z. o. 7. seit dv mich cristen gelichet hast. 

zv dir crist la mich von dir niht scheiden. 

3086. II. Z. I. mere. — Z. 2. nindert. — Z. 3. seldenbere. 

Z. 4. da st. swa. 

Z. 5. sinem st. werdem. — die st. div. 

Z. 7. da st. swa. 

3087. II. Z. 2. sol gotes nieman vergezzen. 



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— 179 



Einige Bliithen und Friichte der Reformation. 

(Beit rag *ur Fcicr des 4<x>jahr. Geburtsjubiliiunift Luthers, von P. Km roe ram Heindl O. S. R. 

in Andechs.) 

Vor einigen Jahren hat dcr Benedict inerorden, vor 
Jahrestrist der Franciskanerorden und mit ihnen die ganze 
kathol. Christenheit unter allgemeinem Jubel und Niemandens 
Widerspruch das 1400 resp. 7<X)jahr. Jubilaum der Geburt 
der grossen Ordensstifter St. Benedictus ur.d St. Franciscus 
gefeiert. Im heurigen Jabre feiert die Welt das 400jahrige 
Geburtsjubilaum eines anderen beruhmten Mannes, namlich 
Luthers. Doch findet dieses Jubilaum begreiflicher Weise zahl- 
reichen Widerspruch, insbesondere seitens der Katholiken; 
denn in neuerer Zeit bricht sich in immer weiteren Kreisen 
die Etnsicht Bahn, dass dieser Mann nicht Segen sondern viel- 
mehr Fluch uber die Menschheit und insbesondere uber das 
deutsche Vaterland gebracht hat. Dass diese Ansicht auch der 
Benedictinerorden theilen muss, dafiir sollen in Folgendem einige 
Belege gebracht werden. Wir haben aus den uns zu Gebote 
stehenden Quellen zusammengesucht, was die Benedictinerkloster 
in den Wirren der Reformation und im 30jahrigen Kriege namentlich 
seitens der Schweden zu erdulden hattpn. War ja der grosse 
30jahr. Krieg auch eine Frucht der Reformation und die schwe- 
dischen Soldaten haben als getreue Sohne Luthers nur in seinem 
Sinne und nach seiner Mahnung gehandelt, wenn sie Kirchen 
und Kloster niederbrannten, ihre Bewohner mordeten oder 
verjagten. Dass Luther zu solchen Grauelthaten gegen die 
»gotzendienerischen Papisten* wirklich aufgefordert, dafiir finden 
sich in seinen Schriften hinlangliche Beweise (vgl. hieruber das 
Werk von Janssen etc). Vielleicht sind diese Zeilen auch fur 
einige der geehrten HH. Mitbruder, denen noch andere Quellen zur 
Verfugung stehen, ein Anstcss, um durch Auffuhrung ahnlicher 
Beispiele diese Berichte zu vervollstandigen. 

1. Andechs. 

Dem Tagebuche des Abtes Maurus Friesenegger (abgedruckt in P. Sattlers 
Chronik von Andechs) entnehmen wir Folgendes: 

Als die Nachri;ht vom Einfalle der Schweden in Bayern sich verbreitet 
hatte, wurden die Kostbarkeiten, insbesondere der hi. Schatz, rechtzeitig 
an sicheren Orten untergebracht ; auch die meisten Klosterbewohner fliichteten 
sich. Um gar nicht zu reden von dem, was das Kloster von den Ubrigen 
Feinden, ja se!bst von Freunden, zu leiden hatte, soil nur berichtet werden, 
wie die Schweden in demselben hausten. Anno 1632 den 18. Mai frah Morgens 
kamen 16 schwedische Reiter vor das Thor des Klosters hi. Berg, und da sie 
nicht gleich eingelassen wyrden, hieben sie das Thor mit Hacken und Gewalt 
ein und nur mit Miihc retteten sich die zwei Herren, Hausmeister und Pfarrer 
mit den Bedienten, die noch da waren, durch den Garten in das Kienthal, und 
nahmen die Flucht weiter iiber den Ammersee nach Diessen. Die Reiter raubten 
26 Pferde und das Bessere, was sie im Kloster fanden. Es kamen aber bald 
mehrere feindliche Soldaten nach. Was sich in der Zeit von 3 Wochen und 

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— 180 — 



dariiber bei Anwesenheit des Feindes am hi. Berg zugetragen, hat sich nach der 
Hand, nach dem Abzug der Schweden und der Zuriickkunft einiger Domestiken 
und Geistlichen gezeigt. Das Gotteshaus war voll Gestank und Pferdemist, auf 
den Altaren Ueberbleibsel von Futter, die Opfcrstocke alle zerbrochen und die 
Grabstatte des Stifters geoffnet. Jedoch waren die Altare und die Bildnisse der- 
selben alle unverletzt, ausgenommen das Bildniss des hi. Rasso, das, verstummelt 
und init Koth befleckt, ausser dem Gotteshause gefunden wurde. Den beiden 
Gnadenbildern der Muttergottes konnten die Feinde nichts anhaben ; auch 
suchten sie mehrmals vergeblich Feuer an die Gebaulichkeiten zu legen. Auch 
im ganzen Kloster war eine abscheuliche Verwiistung: keine ganze Thtir, kein 
Schloss, kein Kasten, kein Schrank, kein Fenster, das nicht zerbrochen war; 
alle G&nge, alle Zimmcr, das Refectorium, Dormitorium und Collegium waren 
mit Stroh zerschlagenen Fenster-, Thiir- und Kastensplittern, mit Pferd- und 
Menschenunrath, mit Gestank und Grausen so angefullt, dass 5 Mann 10 Tage 
genug zu thun hatten, das Kloster nur vom grossten Unrath zu reinigen. Vom 
ganzen Hausrath, von Ktichen- und Tischgerathe war nichts mehr da, oder 
zerbrochen. Von der Menge der Betten fand man kaum eines oder da-; andere, 
und diese ohne Leinenzeuge, ohne Kissen uud Polster; von anderen lagen die 
Federn in den Gangen und Zimmern mit anderm Unrath zerstreut. 

Auch in der foJgenden Zeit schwebten die Klosterbewohner bestandig 
zwischen Furcht und Hoffnung und mussten mehrmals sich zur Fiucht bereit 
halten. Am 17. April 1633 Helen wieder einige schwedische Freibeuter ins 
Kloster am hi. Berge ein, zu denen immcr mehrere nachkamen und sich bei 
13 Tage aufhielten. Sie zerbrachen Thiiren und Kasten, Fenster und Tabulaten, und 
raubten Geschirre, Kleidungen, Getreide und Hafer, so wie das was sie vom Kloster 
und den Dorfleuten darin fanden. Den 1. April 1634 wurde auch das benachbarte 
Kloster Wessobrunn von den Schweden uberfallen und zwei Religiosen gefangen 
nach Kautbeucrn gefiihrt. In ganz ahnlicher Weise wie in Andechs machten es 
die Schweden auch in den meisten iibrigen von ihncn heiragesuchten Kldstern. 

2. Benedictbeuern. 

P. Carl Meichelbek crzahlt in seinem Chronicon Benedictoburanum 
(herausgegeben 1703 von P. Alfons Haidenfeld) folgenderweise den Martertod 
des P. iSimon Speer: 

P. Simon Speer der sich im Jahre 159I unserem Kloster durch die 
feierlichen Gcliibde einverleibte, wurde am 19. Mai 1632 von den Schweden 
aufs grausamste ermordet. Diesem Manne lag die Erhaltung des Kloster? mehr 
am Herzen als das eigene Leben. Als daher wegen des Einfalles der Schweden 
in diese Gegend alle unsere Briider zugleich mit dem Abte auf den benachbarten 
Bergen sich versteckt und auch die besseren Gerathschaften, sowohl heilige als 
profane, an sicheren Orten untergebracht hatten, entwich P. Simon allein nicbt 
aus dem Kloster, sondern wollte bei unsern Sachen bleiben, solangc es moglich 
ware. Die Anzahl der eingefallenen Schweden war bei weitem geringer als der 
Ruf davon, der sich durch furchtsame Leute verbreitet hatte; und wenn man 
den Berichten h'lterer Landleute und Diener unscres Hauses, die ich selbst vor 
etwa 50 Jahren noch ganz gut gekannt habe, glauben darf, so waren ihrer 
nicht mehr als zwanzig. Dieser unbedeutende Trupp schwedischer Reiter hattc 
von den Unsrigen ohne MUhe in die Flucht geschlagen oder iiberwaltigt werden 
konnon; indessen die Furcht, welche bei weitem grosser war als die Zahl der 
Feinde, trieb die Unsrigen in die Flucht und auf die Berge. 

Uebrigens erschienen diese wenigen feindlichen Reiter so raseh in unserem 
Kloster, dass P. Simon weder Ort noch Zeit fand, sich ihrer Wuth zu entziehen. 
Ausser P. Simon selbst befand sich in dem Kloster Niemand als einige Knaben 
und Madchen, welche aus Furcht vor den Feindon aus der Nachbarschaft zu uns 
geflohen waren. Die Schweden drangen nun eiligst in unser Kloster ein und da 
sie Niemanden fanden, der ihnen Widerstand leistete, stiessen sie endlich auf 
P. Simon als willkommenes Opfer ihrer Wuth. Auf diesen stttrmten sie also los 



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181 — 



und begehrten wuthend von ihm, dass er ihnen die werthvolien Sachen des 
Kloster* sogleich verrathen sbllte. P. Simon sagfe ihnen, es sei nichts von 
besonderem Werthe mehr im Kloster vorhanden. Der Abt und die Briider hatten 
sich sammt den beweglichen Sachen in den Bergen versteckt ; indess sei ihm 
ganz unbekannt, in welchcn Theilen des Gebirges sie gegcnwartig verweilten. 
Da die Schweden dies durchaus nicht glauben wollten, so misshandelten sie 
den goten Mann alsbald mit schauderhaften Schlagen, urn etwas von ihm zu 
erpressen. Da sie aber nichts ausrichteten, beraubten sie ihn sammtlicher 
Kleider und hangten ihn ganz nackt im Speisezimmer der Klosterdienerschaft 
beim Ofen an einer eisernen Stange auf; hierauf ziindeten sie um seinen ganzen 
Leib herum Stroh an und marterten ihn so, bis der gute Mann dem Tode nahe 
war. Die Schweden wiinschten aber, dass er noch eine zeit'ang leben sollte, 
weil sie hofften, ihm endlich durch die. Gewalt der Martcr irgend ein Gestandniss 
zu entlocken. Daher verschafften sie ihm in seiner hangenden Lage einige 
Erlcichterung und suchten einige Zeit im Kloster herum nach Beute. Als sie 
Einiges gefunden, viel verwiistet und zerbrochen hatten, kehrten sie in erwahntes 
Hpeisezimmer zuriick, liessen den P. Simon von der Stange- herab und schlepptcn 
ihn mit sich zum Kloster hinaus gegen die Alpen zu. Da sie aber mit grosster 
Habgier in den umliegenden Dorfern nach Beute suchten, liessen sic ihn endlich 
halbtod liegen. Inzwischen kamen einige unserer Bauern und erblickten den 
P. Simon nackt, auf alien Seiten versengt und mit Wundcn bedeckt. Von 
innigstem Mitleid geriihrt fragten sie ihn, womit sie ihm dienlich sein kiinnten. 
Er verlangte mit schwacher Stimme etwas, womit er seine Blosse bedecken 
kcinnte. Als man es ihm gebracht, bat er, man moge ihn in eines der nahen 
Gebusche tragen, damit er nicht dem Anblicke Aller ausgesetzt ware. Unsere 
Baacrn willfahrten seiner Bitte. Aber schon am niichsten Tage hauchte P. Simon 
seine Seele aus, nachdem er sie unaufhorlich und voll Andacht Gott empfohlen hatte. 
Als die Nachricht von seinem Tode den Unsrigen, die auf den Bergen 
versteckt waren, hinterbracht worden war, wurde der Leichnam des guten 
Mannes nicht in unserm Kloster (wo man vor den Feinden nicht sicher war), 
sondern in unserer Pfarrkirche zu Kochel beim Hochaltar beigesetzt. Der Grab- 
stein enthalt die Inschrift : Adm. R. P. Simon Speer Ord. S. B. a Suecis 
occisus 1632. So bildete P. Simon einen gliickseligen Zuwachs zur Anzahl derer 
von den Unsrigen, die nicht von den Hunnen und anderen gottlosen Menschen 
ahnliche Martern um ihres Glaubens oder ihrer Treue willen erlitten haben. 
Und wir zweifeln nicht, dass er auch jetzt im Himmel noch unser Kloster 
liebe, dem er einst auf Erden mit solcher Anhanglichkeit zugethan war. 

3. St. Emmeram (in Regensburg.) 

(Aus Ratisbona monastica 1. Theil, Regensburg 1752; vom Fitrstabt J. B. Kraus 
von St. Emmeram.) 
Die BUrger der Stadt fielen grosstentheils der neuen Lehre zu scit 1535; 
diese Lehre wurde in Regensburg 1542 offentlich anerkannt. Als die Stadt am 
5. Nov. 1633 sich dem schwedischen Feldhcrrn Bernhard von Weimar iibcrgcben 
hatte, wurden die Monche und Nonnen aus ihren Kldstern vertrieben, die 
meisten Geistlichen aus der Stadt verjagt, das Stift St. Emmeram kam in 
weldichen Besitz und die herrliche Bibliothek mit den kostbaren Werken und 
Handschriften wurde elend verschleudert. 

4. Ettal. 

P. Ludwig Babenstuber, Conventuale v. Ettal, erzahlt in seinem Werke 
•Fundatrix Ettalensis« (Miinchen 1694 bei J. L. Straub) Folgendes : 

Unter Abt Othmar Goppelzrieder fiel der Schwedenkcinig Gustav Adolf 
in das rom. Kaiserreich deutscher Nation ein, und zuletzt auch in Bayern. Man 
sah sich darum bei Zeiten durch die Fiucht vor, und alles Werthvollere wurde 
an sicheren Orten verborgen. Abt Othmar selbst und alle Monche suchten 
Schlnpfwinkel auf. Der einzige P. Josef Hess aus Augsburg weigerte sich, das 



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182 — 



Kloster zu verlasscn und gab aus eigencm Antriebe das handschrifsliche 
Versprechen, er wiirde das Hauswesen bewachen und besorgen, solange vom 
Kloster noch eine Mauer ubrig ware. Man nahm seine hochherzige Grossmuth 
an und die Uebrigen begaben sich in ihre verschiedenen Zufluchtsstatten, wo 
ihnen solche geboten wurden; dass war am 4. Juni 1032. Bald darauf erschien 
eine Schaar feindlicher Reiter, nachdem Solche, welche sogar mit Gefahr ihres 
Lebens es hatten verheimlichen sollen, ihnen den Weg durch die Alpcn gewiesen 
hatten. Bei ihrer Ankunft begehrten sie mit echter Soldatenroheit Einlass, und 
P. Josef empfing sie aufs freundlichste. Hierauf bewirthete er sie wie liebe 
Gaste reichlich mit Speise und 'Frank. Man hatte nun sicher glauben sollen, die 
Gaste hatten ihm wegen einer so ausnehmenden Freundlichkeit wenn nicht das 
Geld, doch wenigstens das Leben gelassen, allein die Sache kam ganz anders. 
Plotzlich geriethen sie namlich in Wuth. und schlugen ihren Gastwirth, der sie 
bei Allem, was heilig ist, vergeblich um Schonung anflehte, zuerst unmenschlich 
mit Knitteln, verwundeten ihn dann todtlich mit ihren Sabeln und durchbohrten 
ihn mit Spiessen. Er fiel an der Klosterpforte in die Kniee, indem er ununter- 
brochen bis zum letzten Athemzuge Gott und die seligste Jungfrau, die Griinderin 
unseres Klosters, anrief. Es war damals ein gewisser Joh. Zieglmair, ein sehr 
braver junger Mensch, im Kloster Organist. Dieser Avar mit P. Josef, wahrend 
die ganze iibrige Dienerschaft sich durch die Flucht zerstreut hatte, zuriick- 
geblieben. Als cr nun den P. Josef in seinem Blute liegen sah und erkanntc, 
dass auch er sterben miisse, fiel er auf seine Knie nieder und erhielt von dem 
nemlichen Meuchelmdrder den Todesstoss. Im Fallen umfasste er noch den 
P. Josef und gab aJscgleicb den Geist auf. Nach diesem Doppelmorde stiirzten 
die Feiude, von eincm geheimnissvollcn panischen Schrecken ergriffen, in eiliger 
Flucht aus den Bergen und liesscn das Kloster im Uebrigen unverletzt. Jener 
gottesrauberische Morder aber wurde bald darauf von Landleuten erschlagen 
und empfing so die wohlverdiente Strafe fiir seine Unthat. Die unschuldigen 
Opfer dicser barbarischen Grausamkeit, welche die gleiche Ursache und Art 
des Todes getroffen hatte, nahm dann auch in der Kirche das gleiche Grab auf. 
Das war die blutige Einkchr der Schweden zu Ettal. 

5. Metten. 

In P. Rupert Mittcrmiillers » Kloster Metten und seine Aebte* lescn wir 
S. 163 f.: 

Im Jahre 1633 und 1641 wurde das Kloster theils durch die Feinde, 
theils durch die Freimde rein ausgepliindert. Im Jahre 1033 war der Andrang 
des schwedischen Feindes fiir Metten und die Umgegend am verhangnissvollsten. 
Die Monche erhielten am 14. Nov. 1633 ihre Empfehlungsbriefe, um anderwarts 
Schutz und Unterkunft zu suchen ; Einige derselben geriethen jedoch in Gefangen- 
schaft und wurden sehr iibel behandelt. Der Abt selbst (Johann Christoph 
Gurtknecht) fliichtete sich einige Tage spator nach Oesterreich. Die Piiinderung 
des Klosters war vollstandig; als der Abt zuruckkam, fand er im Stalle, im 
Wohnhause, auf dem Getreidekastcn alles leer. 

6. Ottobeuren. 

(Nach P. Maurus Feycrabend : des ehema!i^en Rcichsstiftes Ottenbeuren 
sammtliche Jahrbiicher; Ottobeuren 18 15 bei Ganser; 3. Band.) 

Das Stift Ottobeuren wurde i. J. 1034 gewaltsam verweltlicht, als Besitzthum 
dem schwedischen Oberst Wurmbrand angewiesen und cine weltliche Verwaltung 
darilber bestellt. Der Abt und die Convcntualen flohen nach Fiissen und von 
da in das Stift St. Peter zu Salzburg. Dann heisst es wortlich- *Der einzige, 
welcher (von Fiissen) wieder nach Hause zuriickkehrte, war der in unserer Hau>- 
geschichte unvergessliche P. Jeremias Mayr, ein geborner Mindelheimer fgeb. 
1588, Profess zu Ottobeuren 1O02), ein Mann, der alien Gefahren und Schrecken 
der Zeit trotzte, der Wachter und einzig sichtbare Schut/geist ties Hauses, der 
als ein in der Nahe umherwandernder Kngel des Friedens und Trostes unter 



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— 183 — 



handert Lcbensgefahren alle Unternehmungen der Feinde genauest beobachtete, 
schriftlich bcmerkte, der leidenden Menschheit Oel in die Wunden goss, die 
Pflichten eines allgemeinen Seelenhirten erfiillte, minchesmal in verschiedenen 
Pfarrkirchen in einem Tage bei dem Mangel der theils ermordeten, theils flUchtig 
gewordenen Pfarrpriester 2- bis 3mal das Wort Gottes predigte und das hi. Mess- 
opfer eatrichtete, und velcher bei seinem ausserst miihsamen und gefahrvollen 
Hirtenleben weder eines bestimmten Tisehes noch einsr bestimmten Herberge genoss. 
EritjeUtgingeszu(so sagte man 2oJahre spaterbisjetzt) wieimschwedischen Kriege 
Das hiesige Stift stand leer und war, von alien Klostergeistlichsn verlassen, mehr 
nicht alscine schweiisehe Burg, und des Raubens sih man kein Ende » Dieser genannte 
P. Jeremias Mayr selbst schildert in einem Berichte an seinen (in Salzburg 
weilendcn) Abt Maurus vom 2. August folgendnrmassen die Lage der Dinger 
•Man besetzt unser Kloster ringsumaer mit Schranken und Paliisaden, in die 
Klosterraauern werden Schiesslbcher gebrochen, das Klostergebaude selbst ist mit 
einem Unterofficier und 40 bewaffneten Schweden besetzt, die nach ihrem Vor- 
geben stark genug sind, es wieder mit 5 — 600 Kaiserlichen aufzunehmen. Noch zur 
Zeit ist an den Klostergebauden nichts zerstrort worden. Noch toi.en die Orgel, 
die Glocken; noch hat weder das kupferne Dac'i noch die Buchersammlung 
gelitten und noch haben die Feinde von den veruorgenen Schiitzen nichts aus- 
gespaht. Uebrigens leben die Pfarrer unseres Gebietes verschiedener Nach- 
stellungen wegen sehr unsicher und haben sie an Sonn- und Festtagen den Pfarr- 
gottesdienst geendigt, so eilen sie alle nach Ottenbeuren , wo sie sich sicherer 
glauben.» In einem andern urn einige Tage spateren Berichte schreibt er: «Ober 
der Orgel haben die Feinde Alles gefunden und mitgenommen, auch die von 
mir schon einmal gerettete Buchersammlung haben sie grosstentbeils weggefiihrt. 
In der geschlossenen Stiftskirche fallt aus Mangel der durchstreichenden Luft das 
Cypswerk herunter.» In einem Schreiben vom 21. December des nemlichen Jahres 
1034 sagt er: «Den lb. d. M. schlich ich mich Nachts in mein Kloster ein und 
schlief auf dem hartcn Boden meiner Zelle ; am folgenden Tage las ich in der 
Stiftskirche die Messe; alle Diener wcinten vor Freude und griissten mich bei 
der Hand. Die Zimraer fand ich so ziemlich ganz, nur wo man etwas V'er- 
borgenes ahnte, sind die Boden aufgehoben. und alle Schranke, Bchaltnis.se und 
Thiiren zerhauen und zerschlagen; die Kirche und die Apotheke sind sehr 
schonend behandelt. , Die Biichersammlung litt Vieles .... die Hausdienerschaft 
ist water einander spaltig und zwietrachtig, und kommt nirgendwo fleissiger und 
einmuthiger als beim Tische zusammen.* Hierauf erzahlt der Chronist (P. Feyer- 
abend) weiter : «Nichts aber iibertraf die unraenschliche VVeise, womit die Schweden 
von den gemeinen Leuten die verheimlichten Gelder erpressten. Einigen stiessen 
sk in dieser Absicht Ahlen und Pfriemcn durch die Waden, Anderen schossen 
sie, am Schrecken zu verbreiren, entweder zwischen den Fiissen durch oder jagten 
ihnen Rugeln durch den hohlen Leib ; wieder Andere fiillten sie unter Bedrohung, 
mit Fiissen auf ihre aufgedunsenen Leiber zu springen, mit einer Menge Wassers 
so vol! an, dass sie bioss zwischen dem Zerplatzen und dem Entdecken ihres 
verheimlichten Nothpfennigs zu wahlen hatten ; noch Andere sperrten sie in die 
Baclofen und heizten die^elben so langc, bis es die Hitze ebenso weit als der 
Wasserzwang brachte. Im J. 1635 erreichte das Elend in diesen Gegenden einen 
Crad, welcher bis zu den unmenschlichsten und verzweifeltsten Unternehmen 
verieitete. Der erwahnte P. Jeremias Mayr schildert in einem Berichtschreiben 
aa seinen Abt Maurus vom 20. Janner d. J. das Elend folgendermassen : .... »die 
Ffarrcr zu Ottenbeuren, Ottenhausen, Giinz und Erisried haben ihre Posten ver- 
jb>en. In unserm Gebiete sind die meisten Miihlen zerstort und in einen un- 
branchbaren 8tand versetzt. Mit dem Hunger ist es auf der aussersten Stufe ; 
Pferdefleisch, ausgebalgte Katzen und geschundene Hunde sind jetzt die gewohn- 
lichen Delikatessen der biossen Btirger, die Noth zwingt sie auch, nicht nur alle 
Gattuog der Mause, sondern auch das Moos alter Baume, Brennesseln, und gleich 
den Thieren Gras und andere theils unverdaulichc, theils aussers eckclhafte Dingo 
m speisen. Als dieser Tage dem Ilerrn Obersten von Wolkenstcin ein schabiger 



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— 184 — 



und kratziger Esel fiel, stiirzte man sich uber das Aas her und frass dassclbe 
begierig auf. Zu Loos zehrte eine Mutter ihr eigen Kind auf und eine andere 
stand eben im Begriffe, init ihrer doppelten I.eibesfrucht ihren Hunger zu stillen, 
als der Ortspfarrer dazu kam und die Unmenschlichkeit hinderte. Von Augsburg 
und dessen Gegenden meldet der Oberste von Biberach, dass man auch dort 
Menschenfleisch speise.* Erst im Jahre 1636 nach dem Abzuge der Schweden, 
dieser grausamen Unmenschen, traten wieder gelindere und menschlichere Tage 
fiir Schwaben ein. Aber erst im Jahre 1640 kehrten die gefliichteten Monche 
unter ihrem Abte wieder in ihr Kloster zuriick und damit kehrte die friihere 
Ordnung wieder in das Stift ein. 

7. Weihenstephan. 
Nach Gentner's Geschichte von Weihenstephan (Miinchen 1854 bei Hiibsch- 
mannj pliinderten die Schweden bei ihrem ersten Einfalle in Bayern 1632 das 
Kloster von innen und von aussen und benahmen sich besonders roh gegen jene 
vorhandenen Schatze, welche nicht mehr ersetzt werden konnten, nemlich gegen 
die Documente und wissenschaftlichen Alterthumer, an welchen Weihenstephan 
so reich war. Im Jahre 1634 nahten die Schweden wieder und ermordeten viele 
Leute in Votting und Bachern, scheinen aber diesmal das Kloster verschont zu haben. 

9. Weingarten. 

Ueber die Schicksale des Klosters Weingarten in dieser Periode entnehmen 
wir dem Catalogus Abbatum Imperialis Monasterit Weingartensis von P. Gerhard 
Hess (Augsburg 1 781) folgcnde Notizen: 

Im April des Jahrcs 1632 drangen die zu Ulm sich aufhaltenden schwe- 
dischen Soldaten in die umliegenden Kloster ein und pliinderten sie; sie jagten 
eine solche Furcht ein, dass alle Klosterbewohner die Flucht ergriffen und an 
andern Orten ein sicheres Unterkommen suchten. In das Kloster Weingarten 
flohen sehr Viele von verschiedenen Orten her. Am 20. April floben aber auch 
16 Monche von Weingarten wegen dringender Gefahr, die seitens der Schweden 
drohte, nach Feldkirch. Am 16. Juli sahen sich auch die tibrigen zur Flucht 
gezwungen. Bald darauf erschien ein schwedisches Heer, das die Biirger und 
Landleute, die es antraf, ohnc alles Mitleid verjagte oder todtete. Von der Grau- 
samkeit Uer Schweden blieb weder das Kloster noch seine Bewohner und Be- 
diensteten verschont. Denn zwei derselben, welche eben krank lagen und desshalb 
nicht hatten mitgenommen werden konnen, wurden grausam ermordet, P. Rupert 
Khuen und der Schreiber Joh. Maier. P. Rupert lag auf einem mit trockenen 
Blattern gefiillten Sacke krank am Boden. Da kam ein lutherischer Fleischer 
aus der Nachbarschaft und zerschmetterte ihm mit einer Doppelaxt das Haupt. 
Als nach 11 Tagen die Feindc abgezogen waren, fand man ihn so, mit zer- 
triimmertem Schadel todt auf dem Sacke liegen. Sein Bild war bis uber die 
Halfte des Leibes auf dem genannten Sacke durch sein eigenes Blut so vollkomraen 
ausgepragt, dass man alle seine Glieder bis zu den Knocheln deutlich unterscheiden 
konnte. Von den Fersen weg war ihm die Haut wie ein Stiefel abgezogen und 
wurde besonders gefunden. 

Den barbarischen Soldaten war es noch nicht genug, so grausam gegen 
die unschuldigen Bewohner gewiithet zu haben; auch das Kloster selbst sollte 
jammerlich verwilstet werden. Der Hochaltar und einige andere Altare in der 
Kirche wurden entweiht und zerstort, die Heiligenbilder zerschlagen und mit 
Schmach iiberhauft. Sogar der allerheiligste Name Jesu, der oben am Tabernakel 
mit goldenen Strahlen umgeben angebracht war, wurde nicht verschont. Alle 
Kostbarkeiten des Tempels wurden geraubt ; die 3 Orgeln wurden so zerschlagen 
und verdorben, dass man sie nachher nicht mehr gebrauchen konnte. Den Biidern, 
welche ausserst kiinstlich in die Chorstilhie geschnitzt waren, wurden muthwilliger 
Weise die Nasen abgeschlagen. Alle Thttren des Tempels wurden zerschlagen; 
die Zimmer und Sale des Klosters fand man voll Unrath, Federn, Blattern u. dgl. 
Die Fenster des ganzen Convents, namentlich des Speisesaales, waren alle zer- 



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— 185 — 



schlagen. Die Klostergange und der Recreationssaal wurden als Pferdestaile 
verwendet. Alle Nahrungsvorrathe wurden nicht bloss von den Feinden, sondern 
nbch mehr von den Freunden und Hausgenossen des Klosters entfiihrt. Es wird 
auch berichtet, dass die Schweden mit den hi. Kirchengew&ndern angethan in 
cinem Obstgarten Tanze auffiihrten und Niemanden zu denselben zuliessen, der 
nicht mit einer ahnlichen Larve verkleidet war. Am 5. Jiinner 1633 kehrten endlich 
wieder einige Patres von der Flucht in; Kloster zurttck. Am io.Juli predigte ein 
lutherischer Pradikant auf der Kanzel der Klosterkirche, und das Kloster wurde 
wieder von einigen Tausend Soldaten besetzt. Am 27. Jiinner 1 634 besetzten 
einige Schwadronen schwedischer Reiter die Klosterpforte, um den Ausgang abzu- 
sperren. Unterdessen aber entkamen die Meisten sammt dem Abte iiber eine an 
die Gartenmauer gelehnte Leiter. Der Klosterokonom P. Peter Molitor, der mit 
den iibrigen nicht entflohen war, musste 52 Stunden unter den Miihlradern ver- 
borgen bis an die Lenden im Wasser stehen und wurde erst am folgenden 
Sonntag den 29. Jiinner von einein Klosterbacker, welcher sein dort verstecktes 
Geld zu suchen gekommen war, zufallig entdeckt, mit Speise und Trank erquickt 
und in ein warmes Zimmer gebracht, nachdem er vom Donnerstag bis zum Sonntag 
ganz nuchtern und vor Kalte beinahe erstarrt war. In der folgenden Nacht 
gelang es ihm mit den Uebrigen, in weltlichen Kleidern mit einer Hacke iiber 
der Achsel, als ob's zum Eishauen ginge, nach Bregenz zu entfliehen. Es ist 
wahrhaft wunderbar. dass er bei der gerade damals herrschenden sehr strengen 
Kalte nicht ganz erfror. Einige blieben in Bregenz bei ihren Freunden und 
Bekannten, andere reisten nach Feldkirch weiter. ' Erst im Ju!i des Jahres 1637 
konnte man wieder an die Riickkehr in's Kloster denken. 

Die folgenden Berichte entnehmen wir sammtlich der Hierarchia Augustana, 
Pars III. regularis von P. Corbinian Kharam O. S. B., Augsburg I715, 

9. St. Ulrich und Afra (in Augsburg). 
Im Schwedenkriege, unter dem Administrator und nachmaligen Abte 
Bernhard Herdtfelder, wurde am 19. Mai 1033 der gesammte Clerus, mit Aus- 
nahmc der Monche von St. Ulrich, aus Augsburg vertrieben; 5 Stadtpfarreien 
waren ihrer Hirten beraubt. Zur geistlichen Verlassenheit kam noch eine schreck- 
liche Pest; die Monche von St. Ulrich standen in dieser Noth allein noch den 
Leuten bei, der Prior des Klosters wurde von der Pest hinweggerafiV Dazu 
gesellte sich eine so schreckliche Hungersnoth, dass man mit Hunden und Katzen, 
dem Aas und der Haut gefallener Thiere den Hunger stillte. Kleingcschnittenes 
Stroh vermischle man mit ein wenig Mehl und buck Brod daraus; ja sogar vor 
Menschenfleisch schreckte man nicht mehr zuriick. Abt Bernhard war unter all' 
diesem Ungliicke der einzige kirchliche Priilat in der Stadt, und vom bischoflichen 
Generalvikar mit alien geistlichen Vollmachten ausgeriiatet. Die 6 Stadtpfarreien 
redncierte er auf 4: 1. Die Dompfarrei; 2. St. Ulrich und St. Mori/; 3. hi. Kreuz 
* und St. Georg; 4. St. Stephan mit der Vorstadt St. Jakob. Einer jeden dieser 
Pfarreien setzte er einen aus seinen Monchen a!s Pfarrer vnr. Mit diesen 
versah er die gesammte Seelsorge der Stadt und der 3 Frauenkloster, und wider- 
stand nach Kraften den wilden Stiirraen der Haresie*, von welchen Augsburg 
heimgesucht ward. Damit der katholische Glaube in der Stadt nicht ganz zu 
Grunde gehe, predigte er seibst an Sonn- und Festtagen dem zusammensrromcnden 
Volke, errounterte e.s zum Gehorsam gegen den Papst und waffnete es mit den 
heilsamcn Lehren des alten Glaubens. Dazu veranstaltete er noch in der Kirche 
St. Ulrich dflTentliche Gebete und Andachten. 

Am Frohnleichnamsfeste (26. Mai) 1633 und dessen < )ctav veranstaltete er 
die feierlichen Processionen in herkommlicher Weise unter Theilnahme aller 
GUnbigen, so dass sogar die zuschauenden Schweden sieh wunderten, dass es 
noch so viele Katholiken in der Stadt gebe. Am 11. April 1634 wurde der Abt 
sammt dem Convente aus ihrem Kloster vertrieben und sie mussten in das Jesuiten- 
collegium ubersiedeln, wo sie wie bisher allein fiir die ganze Stadt die Seelsorge 
versahen; sie bildeten noch den einztgen Damm gegen <lie Haresie und zur 



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186 — 



Bewabrung des katholischen Glaubens. Unter alien Stiirmen und Verfolgungen, 
■die ihm mitunter sogar von der katholischen Geistlichkeit wegen eines der schwe- 
<iischen Krone nothgedrungen geleisteten Eides von rein politischer Bedeutung 
bereitet wurden, stand Bernhard unbeweglich wie ein Fels. A Is endlich am 
6. April 1636 durch die siegreiche Hand des Kaisers dem Clenis der 8tadt seine 
Kirchen und Kloster wieder zuriickgegeben worden waren, wurde Bernhard alsbald 
zum Abte gewahlt. 

10. Heil. Kreuz (in DonauwOrth). 

1553 wurde die Stadt von Albrecht von Brandenburg erobert und das 
Kloster von evangelischen PrSdikanten besetzi. Da man aber diesen kein bestimmtes 
■Gehalt ausgeworfen, so zerbrachen oder verzehrten sie Alles, was sie fanden und 
zogen dann wieder ab. Hierauf ergriffen der Abt und die Briider wieder Besitz 
von ihrem Kloster. Im Schwedenkriege musste sich der Abt nach Molk in 
Niederosterreich flttchten. 

11. Elchingen (bei Ulm). 
Wahrend des schmalkaldischen Krieges, 16. Oct. 1546, wurde das Kloster 
die Kirche und die Bibliothek sammt den werthvollsten, unersetzlichen Docu, 
menten verbrannt, aber bald wieder hergcstellt. 

12. Nere8heim. 
1525 erhoben sich die dem Kloster untergebenen Bauern gegcn den 
Abt und zwangen ihn zur Flucht. Im schmalkaldischen Kriege wurde das Kloster 
mehrmals geplundert und hatte viel von den Hessen und Sachsen zu leidcn. 
Nicht besser erging es ihm wahrend des 30jahrigea Krieges, wo der Abt nach 
Lambach in Oesterreich floh. 

13. Thierhaupten 
wurde 1546 im schmalkaldischen Kriege zweimal gepliindcrt. 

14. Irrses 

wurde 1525 von aufatiindischen Bauern geplundert unci eingeaschert, aber nach 
dem Bauernaufstand wieder aufgebaut. 1546 wurde es von den Schmalkaldner 
Verbiindeten wieder geplundert. Im Schwedenkriege wurde es iomal geplundert 
und allc Kostbarkeitcn und wichtigen Documente gingen zu Grundc. Die Rcli- 
giosen flohen und starben meist in der Verbannung: der Abt allein hielt unter 
alien Drangsalen im Kloster aus. 



Der Benedictiner- und der Cistercienserorden in ihrer 
Vertretung bei der culturhistorischen Ausstcllung 

zu Graz. 

Von P. J. Wichner. 

Fuser Jabrhundert wird man einst mit Fug und Heobt das 
der Ausstellunjjen nennen durfen. Ausstellungen haben ihre Lie-lit- 
und Sehattenseiten. Da aber eine absolute Vollkommenbeit in 
unserem Erdenleben sich nieht erzielen lasst. mussen wir uns mil 
dem relativ (Juten unci Schonen begnugen und daher jeden Fort- 
sohritl zum Besseren und Seboneren mil dankbarem Hinblick auf 
den Frquell aller Vollkommenbeit ireudig begriissen. Die Lieht- 
seite dor Ausstellungen ist eine umlangreicbe : Volker und Nationon 
lemon neb kennen und achten: ein edler Wettstroit regt an zu 
Thaten der Hande und des (ieistos; Wissensobaft und Kunst 



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— 187 — 

cntfaltcn sich bliihender und ihre Triiger dienen. sei es bewusst 
oder unbewusst, mil oder ohnc Absieht und Willen, der Elire 
(iottes. dem Sehmucke der Kirche und den Forderungcn der 
echlen Humanitut. 

Das Jakr 1883 war in den cisleithanisehen Liindern Oester- 
reichs fruchtbar an solchen Expositionen. In Wien gab es eine 
elektrische, eine graphische, eine historische Ausstellung. In Oraz 
wurdeeine > Ausstellung culturhistoriseher Oegenstiinde* geschaflen. 
Den Anlass bot die Landesfeier der GOOjahrigen llegierung des 
Hauses Habsburg und der Kaiser selbst eroffnete dureh seine 
(iegenwart die Ausstellung. Diese sollte ein Bild dessen zeigen. 
was ira Laufe der Jabrbunderte auf dem Oebietc des Cultnrlebens 
in der Steiermark geleistet worden war. 

Indem wir nun die (Jrazer Ausstellung auf (irundlage des 
uns vorliegenden Cataloges besprechen, werden wir uns nur auf 
die Aufzahlung jener Objeete beschriinken, welche theils von den 
Abteien St. Lambrecht, Admont und Bein eingesendet warden, 
theils im Besitze nicht mehr bestehender Kloster des Benedictiner- 
nnddesGistcrcienserordens einst gewesen sind. Die Namhaftmachung 
dieser (Jegenstande mag ein Beitrag sein zur Thatsache. dass in 
den Klostern uberhaupt und besonders in denen unseres Ordens. 
Wisseaschaft und Kunst Fflege fanden und dass die Besultate 
jener mit l > ietiit der Nachwelt uberliefert worden sind. Wenn 
audi manche der in folgenden Hlattern aufgefiihrten < legenstande 
.«ich nicht direct auf den Orden oder ein Kloster desselben be- 
ziehen. werden wir doch versuoben eine mittelbaro Bezichung 
zu linden. 

Die Ausstellung gliederte sich in acbt Seetionen: I. Pritlu- 
slorische und romische Allerthumer. II. Ilauseinrichtung der 
gothischen, Boccoco- und modernen Zeit. III. Froducte der Land- 
und Forstwirthschaft, des Bergbaucs, der Gewerbe. IV. Malerei, 
Sculptur. Arcbitektur. V. Schrift, Buchdruck, Bechtsdenkmiiler, 
Miinzen und Siegel. VI. WafTen. VII. Kirchlicbe (iegenstande. 
VIII. (iosdiichtliche Hilder. Portraits. 

In der ersten Section waren natiirlich unsere Orden nicbt 
vertreten. Aucb die zweite Section enthielt nur wenige als aus 
KItetern stannnend genannte Objeete. obwohl gewiss manche 
Alb'ire, Holzschnitzcreien, (Jemalde. Betschemel und Schreine 
seiner Zeit die Kaume unserer Abteitengeschmuckt haben mogen. 
Wir finden in dieser Abtheilung: zwei Holzschnitzwerke (Erzengel 
Michael und hi. Barbara. 18. .lahrh.) aus dem Stifle Kein ; 
Pergament-Minialuren (Darstelhmgen aus dem Leb:»n Christi), 
aus Kein. - Bild: Die Einwcihuug des Kreuzes auf dem Erz- 
Wrge bei Eisenerz. J ) Das Wappen eines Beiner Abtes als 
Meienn. st'indischen VerordivHen. Wachsreliefbild aus dem 

Franenkloster ( loess. 



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— 188 — 

In der dritten Section: Die Portraite der (iriinder der steierm. 
Landwirthsohafts-Gesellschaft. darunter die Bildnisse des AbtesGott- 
hard Kuglmayr von Admont, des Abtes Abund Kuntschack von 
Rein, des Admonter Capitularen Maurus Hla.sehier und des St. Lamb- 
rechter Stiftsgeistlichen HieronymusSchinkowitz. — Modell des Holz- 
rechens in der Enns bei Reilling aus Admont. 3 ) — Drei alte 
Mappen des Silberbergbaues zn Zeiring. s ) — Sehmiedeiserner 
Thiirbeschlag in (Jestalt eines Ritters oder Landsknecbtes aus 
der Admonter Pfarrkirehe St. Gallen. — Vorhiingscbloss aus Rein. 
(17. Jahrh.) — Eiserner Halter fur Lichtspane in Gestalt des 
Doppeladlers (1690) aus Admont. — Deckelkrug aus Majolika 
mit der Abbildung von Mariazell. — Zwei vergoldete Vasen aus 
getriebenem Kupfer aus St. Lambreeht. — Goldcrucifix mit Email- 
verzierung aus der Karthause Seitz. — (iravirte Kupferplatte 
das Gnadenbild Mariazell darstellend. - - Trinkglas mit dem 
Wappen des Stiftes Kremsmtinster. (17. Jahrh.) - Glaspokal 
mit dem Admonter Wappen. — Glasdeckel der Taufschussel. 
deren sich die Frotestanten im Eggenberger Stifte zu Graz' be- 
dienten (1585), aus Rein. — Schale aus Majolika mit dem Bilde 
Mariazell — Wachsbild aus der Kirche St. Jakob zu Leoben aus 
dem 17. Jahrh.*) — Vier Holzschnittbilder, die Heiligen Maria. 
Ursula und (zweimal) Georg darstellend, aus Rein. — Leder-Gassette 
mit Monogramm. aus Rein. — Tarokkarten mit Portraits furst- 
licher Personen (16. Jahrh.), aus Rein. — Geldtasche aus gruner 
Seide mit dem Stifts- und Pralatenwappen von Rein (1718). — 
Standuhr in Form eines Reliquiars (17. Jahrh.), aus Rein. — - 
Reiseuhr (17. Jahrh.) aus Reiu. — Kalendarium auf einer Kehl- 
heimer Tischplatte geatzt und gemalt (1607), aus Rein. — Kalen- 
darium auf vergoldetem Kreuz von M. Joh. Ronius, 1591 dem 
Rise-hole von Bamberg gevvidmct. aus Rein. -- Tabella gubernamenti 
planetarum . . . (1577) mit Sonnenuhr und Compass, aus Rein. 
— Sonnenuhr in Recherform (1594), aus Rein. -- Elfenbein- 
Diptychon mit Glasmalerei und Sonnenuhr (1594). aus Rein. — 
Horizontal-Sonnenuhr (Elfenbein-Diptychon) mit Kalender und 



*) Erzherzog Johann liess 1823 dieses Krouz errichten und der Admonter 
Stiftspriester Aegid Schcrer hielt auf den Wunsch des hochsinnigeu Prinzen 
die Festrede. 

3 ) Dieser Rechen wurde nra 1676 von Han9 Gasteigen erbaut und das 
Modell diirfte von seiner Hand gefertigt sein. Das Admonter Archiv besitzt 
Originalbriefe dieses beruhmten WasserbaukUnstlers und an der Kircbe zu Land! 
ateht noch sein Epitaph. 

•) Admont betrieb urknndlich schon 1294 daselbst den Bergbau und 
besitzt dort noch ein Gut, Propstei Zeiring genannt. 

4 ) Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts iibte das Stift Admont das Patronat 
tiber diese Kirche aus, Bonifaz IX. incorporirte selbe 1399 diesem Kloster 
und erst 1699 wurde sie gegen die Kirche Grobming vertauscht. 



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— 189 — 

('.ompass (16. Jahrli.). aus Rein. Sonnenuhr mit gleichzcitigem 
Leder-P]tui (16. Jahrh.), aus Hein. -- Sonnenuhr (18. Jahrh.), 
aus Hein. — Sammtliche regulitren Sonncnuhren auf einem 
prismatischen Korper zusammengestellt. mit dem Wappen des 
Stiftes Pollau und von einem dortigen Chorherrn 1691 gefertigt, 
aus Admont. -- Mathematisch-astronomisches Instnmient (1589). 
aus Rein. Neigungsmesser hei (ieschutzen vcrwendet (16. Jahrh.), 
aus Hein. -- Universalzirkel (16. .lahrh.), aus Hein. - -- Reductions- 
und Tebertragungszirkel (16. .lahrh.), aus Rein. - - Astrolabium 
verferligt 1543 von (Jeorg Hartmann in Ni'irnberg, aus Hein -- 
Elfenbeinhorn (Rlasinstrument). aus St. Lambrecht. - Alpenhom 
aus dem Ennsthale (1760). ausgestellt von dem Admonter Gapi- 
tularen Anselm Schmidt. Antiphonar des 15. .lahrh. auf 

Rergament mit Minialuren. in Hein geschrieben. - Sammlung 
polyphoner Messen (1(5. .lahrh ); aus Hein. Musiknoten fur die 
Laute eomponirt von Mouton. aus St. Lambrecht. 

In der vierten Section, (i em a I d e : Reatrix. Tochter des Herzogs 
Marquard von Karntlien, zweite Stifterin von Mariahof(15. Jahrli.). l ) 

— Madonna mit den hi. Ronedict unci Scholastika (17. .lahrh.), 
aus St. Lambrecht. — Die Stiftung von Hein, von Ign. Kollmann. 

— Madonna mit dem hi. Rernhard, von Jos. Tunner. aus Rein. 

— Die hi. Hemma weiht der Madonna die Stifle (lurk und 
Admont, von Heinr. Aug. Schwach. — Portrait des Admonter 
Capitularen Richard Peinlich, von Caroline Frast-Schwaeh. 
OJiristus am Kreuze und die Krouztragung. Miniaturen auf (lold- 
grund aus St. Lambrecht stammend. — Das Innere der Sacristei 
zu St. Lambrecht. Aquarell von Heinrich Rank. 

Aus dem Gebiete der Architektur: Peterskirche zu 
St. Lambrecht. — Portal der Kirche in Mariazell. — Rlasien- 
miinster in Admont. 

An plastischen Darstel lungen : Ersturmung einer 
Minneburg. Elfenbein (13. Jahrli), aus Rein. — Diptychon aus 
Elfenbein (15. .lahrh.), von Rein. -- Triptychon aus gleichem 
StofTe (16. .lahrh.), von Rein. — Zwei Schlachtscenen. Wachs- 
bossirung von .lak. Achaz Reuehel (1670), aus Rein. — Die vier 
letzten Dinge. a ) Portrait Statuette eines Zwerges, von Stammel 
aus Admont. - - Holzschnitt-Hautrelief von Stammel, die Aul- 
erstehung Christi darstellend, aus Admont. -- Kirche Mariazell, 
in zwei Ansichten. Kupferstiche des Sebastian Jenet (urn 1648). 

Die am reichsten aus unsern Archiven und Ribliotheken be- 
schickte Section ist die funfte. Wir nennen : Urkunde vom Jahre 



*) Mariahof, Pfarre des Stiftes St. Lambrecht. 

*) In photographischen Aufnahmen nach den im Admonter Bibliotbeks- 
saale aafgestellten Gnippen des Thndd&us Stammel. Der Klinstler ist 1765 zu 
Admont geatorbcn. 



Digits 



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- 191 - 

Kaiser Ferdinand's If. fur Joli. Ulrich, Fiirsten von Eggenberg, 
betreflfend VerhandJungen mit Wallenstein, ans Admont. — Brief 
des steierm. Historikers und Admonter Capitularen Albeit von 
Muehar. 

A r c h i v s t e e h n i k : Register des Archives von St. Lambrech t , 
1'ergament, 16. Jhrh. — Register desselben Archives. (17. Jhrh.) — 
LIrkundenregister desselben Stiftes 1863 angelegt. - Zettel- 
repertorium der Herrschaft (iallenstein, aus Admont. — Uebersicht 
des Urkunden- und Aktenbestandes des gegenwTirtigen StifLs- 
archives zu Admont. 1 ) — Carton (Schuber) fur Unterbringung- 
von Archivalien zu Admont. 

Ortsbildcr: Ansicht des Klosters Admont. Kupferstich 
von (f. M. Vischer 1674. 2 ) — Metallrelief mit Darstellung 
des Stifles (loess. — Modell (aus (lartonpapier) des Schlosses 
(Pnilatur) von St. Lambrecht (<;. 1 70f)>. — Ansicht von Mariazell 
(c. 1625). — Zeichnung des Klosters Xeuberg nach einer Vorlage 
von 1569. — Ansicht des Schlosses Strechau bei llottenmann 
c 1630.-) 

Portraits: Ludwig Oophius von Kaiserssieg. Abt zu 
Rein. — Albert von Muchar. — Anselm Luerzer von ZechenthaK 
Abt zu Admont. 

Hieran relhen sieh Abbildungen historischer S<*enen: (lastrum 
doloris des Erzherzogs Carl von Steiermark. — Leichenzug desselben 
Fiirsten. Beide aus Rein. 

Dr uckwerke: 4 ) Laschiz. Breves aliquot elegiac . . . 
Sigismundo Herberstein dicatae. J 562. Aus Rein. — Aequatorium 
omnis generis horarum . .. . 1563, aus Rein. — Chelhrs, Kpithalaminm 
in honorem . . . Wenceslai Sponrib. . . . 1569, aus Rein. — 
Scriptum ... in funere . . . Jaeobi Turmanni. 1575, aus Rein. — 
Bonstingl, (Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten des Carl von 
Harrach mit Maria von Schrattenbach) 1592, aus Rein. — 
Saxenrhetor, Carmen in nuptias Caroli archiducis ... 1571, aus 
Rein. — Bolizciordnung, 1572, aus Admont. — Steierm. Miiller- 



») Durch den Brand von 1865 wurden dio Archive des Stiftes fast vSllig^ 
vernichtet; seit 1870 war der Einsender dieses Referates bemttht, das noch zu 
Kettende zu bergen, zu sichten und zu ordnen. 

2 ) Das Stiftsarchiv zu Admont ist noch im Besitze sammtlieher Kupfer- 
platteu zu den von Vischer gemachten Aufnahmen admontischer Kirchen 
und Schlosser. 

3 ) Abt Urban von Admont erwarb 1629 die Herrschaft Strechau. Die 
bauliche Erhaltung des Schlosses, ernes der umfangreichsten in Steiermark, ist 
eine schwierige Aufgabe in unserer Zeit. 

4 ) Der Bttcherdruck wurde in Steiermark ziemlich sp&t eingeftlhrt. Nach 
sicheren Quellen besass Bischof Peter Persicus von Seckau (1560 — 1572) eine 
Buchdruckerpresse, allein es ist kein Erzeugniss derselbeu bekannt Der erate 
(•razerdruck aus der Officin des Alexander Leopold 1559 ist das steierm. 
„Perkrechts-Buechl. u Der alteste Grazer Druck der Admonter Bibliothek ist da* 
Wappcnbuch von Zacharias Bartsch 1567. 



Digits 



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— 100 — 

1000. ( iiitcrselienkung (lurch Kaiser Otto III. an den Mark^rafcn 
Atlalbero, ans St. Lambrecht. 1 ) - I'rkundc mit goldener Rulle 
vom .lahrc 1020, worn i I Kaiser lleinrich II. das NnnnenklosLrr 
(ioess seines Sehutzes versichert. Document von 1025, womit 
Konig Conrad II. der Fran Beatrix (iuter im Aflenzcr 'I'hale 
spendet. Aus St. Lambrecht. Urkunde vom .lahre 1080, be- 
trefTenl die Kirche St. Lorenzen bei Knittelfeld, aus St. Lambrecht. 
Ilcrzog lleinrich II. von Kiirnthen dotirt seine Stiftung 
St. Lambrecht 110.3 mit Kirchen \md (Jutern. — Stiftungsnrkunde 
tier Karthause Seitz 11 (>5. ~ Document von 1191, betrelfend 
die Voglei iiber das Frauenkloster Traunkirchen. — Herzog 
Leopold VI. bestatigt den (iuterbcsitz des Klosters Seitz, 1207. 
Rcstatigungsbrief Kaiser Friedrich II. 1230 fur (ioess mit 
(Joldbulle. — Konig Rudolf I. bestiitigl die Rechte des Stiftes 
(ioess 1279. Ilcrzog xMbrecht I. weiset 1285 den Kartlmusern 
zu Seitz einen Theil (\q^ Honigerlrages zn Tiifler zu. (iraf 

Hermann von Cilli uhergibt 1309 dem Kloster Obcrburg die 
Ffarre Sknlis.-) — Papst Honifaz IX. incorporirt 1399 die IMarre 
Weisskirchen dem Stifte St. Lambrecht. 

An Handschriften: Die dem Stifter Erzbisehof (iebhard 
von Salzburg zugeschriebene Hibel des Stifles Admont. 
Todtenrotel vom .lahrc 1484, 28 Fuss lang aus Admont. 3 ) - 
Zwei Todtenroteln vom .lahre 1501 und 1521 aus St. Lambrecht. 
Kegel des hi. Benedict (14. Jahrh.), aus Admont. — Kruder 
Philipps Maricnleben (1351), aus Admont. — C.atalogus bibliothecae 
Admontensis, verfasst 1370 von Peter von Arbon. Reimchronik 
des Ottocar von Steier (1425), aus Admont. — Kegel des hi. 
Itenelict (1503), aus Admont. -- Annales Admontenses (12. bis 
13. Jahrh.). — SteiermRrkische Chronik im Kloster Neuberg an- 
gelegt. Peter Weixlers C.hronicon Sanlambertinum aus dem 

17. Jahrh. 4 ) Necrologium Admontense (12. bis 14. Jahrh.) 

— Frbar des Stiftes Admont, 14. Jahrh. r >) 

Autographe: Namensfertigung des Ilerzogs Rudolf IV. 
auf einer 1360 fur (ioess ausgestellten llrkunle. — Instruction 

! ) Dlewe G titer gelangten dann bei der Fundation von St. Lambrecht an- 
dieses Stift. 

s ) Das Benedictinerstift Oberburg wurdc 1461 von dem Kaiser Friedrich III. 
mit Zustimmung des rttmischen Stuhles zu Gunsten des neuftindirten Bisthume* 
Laibach aufgehoben. 

3 ) Diesel be wird in den „Studien u dieses Jahrgangs, Heft I und folg. 
naher besprochen werden. 

4 ) Ein Curiosum, weil der Schroiber Geschick und Geduld besass, im 
ganzen Texte sieh der Schriftform der Grttndungsurkunde vom Jahre 1103 zu 
accommodiren. 

4 ) Ein Urbar desselben Stiftes vom J. 1434 im Riesenformat, im blauen- 
Leder gebunden, durchaus anf Pergament, mit dem damals ttblichen Buchbeutel 
wurde wold nach Graz gesendct, aber gelangte niclit zur Exposition. 



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- iys — 

oninung, 1576. aus Admont. — Khcgler, Regiment wider die 
Pestilenlz, 1577, aus Admont. — Artikel zur karnthn. Polizei- 
ordnung, 1578, aus Admont. — Der evangelisehe Wetlerhahn, 
1587, aus Admont. — Richard I'einlich (Admonter Capitular) 
CJironistisehe Uehersicht der . . . Culturmomentc der Steier mark. — 
Albert von Muehar, (iesehichte des Herzogthums Steiermark. — 
Riehard Pcinlich. Gesohichte (\?v Pest in Steiermark. 

War in den oben angefuhrten Werken der steiermiirkische 
Buchdruck altera* und nenerer /eit reprasentirt, so macht uns 
die folgendo (iruppe mit den (amelien der Landesbibliotheken 
bekannt. Hier zeigten uns die Sehaukfisten: 

Jacobus de Theramo, De eonsolatione peccatorum. Augustae 
1472. aus Admont. 1 ) Isidorus Hispalensis, Ethymologiae, Augustae 
1472. aus Admont. 2 ) Terentius. (loimadiao, Venetiis 1479, aus 
Admont. — Tlantus, Comoediae. Mediolani 1490 (Admont). — 
(laleni opera. Venetiis 1490, 3 ) aus Admont. — Sehatzbebalter 
oder Schrein dor wahren Reiclithi'imer. Xurnberg 1491. Mit Holz- 
schnitlen von Mich. . Wohlgemuth, aus Admont. — Gratiani 
dtv-relum, Venetiis 1490. aus Rein. — Rergomensis (Forestus) 
de claris sceletis (sic!) mulieribus. Ferrariae 1497, mit Holz- 
schnilten. aus Admont. — Dinus de Florentia, ExpositiO Avicennae, 
Vonotiis 1499. aus Admont. 4 ) — Rauernkalender (15. Jhrh.) 
aus Admont — Rabanus Maurus de laudibus s. cruris, Pforzhdm 
1503 aus Admont. r> ) — (Jregorius Nazianzenus, Carmina (graeee), 
Venetiis 1504 Aldus, aus Admont. u ) — Rassio Domini, Argentinae 
1507. mit Ifolzschnilten von F. iiomberlein. aus Admont. — 
IVmtzing «Te\verdanckh mit Glnvis. Augsburg 1517, Rergament- 
druck, mit Rildern von Scheulelein und Negker, aus Admont. — 
Der Teutsch Cicero. Augsburg 1540, mit Holzschnitten von Hans 
Rurgkmair. aus Admont. — Aemilius I'aulus Veronensis de rebus 
gestis Francorum. Paris (1500?). aus Admont. 7 ) Megiser, Eteo- 
slidia. IVrgamenttafeL aus Rein. — (Criminal-Process des (irafen 
.loh. Erasmus Taltenbach.) Wien lf>72. aus Admont. — 

! ) Krste Ausgabe. Jobann Sehosslers letzter Druck. 

*) Erstes mit romiscber Scbrift in Deutsehland gedrucktes ttucb. 

a ) Mit scboneu Miniaturen und don Wappen des Stifles und des Abtes 
Anton 1. 

4 ) Das Ibich ist dureb Hellebardcnsticbe verlet/.t und bat auf dem ersten 
Jllatte die Notiss: Das Buck ist im Bauernkbricg Revest. 

*) Durch den kiinstKcben Druek, der die Kreuzesgestalt zeigt, 
interessant. 

c ) Dadurcb merkwilrdig, weil bier das Evangelium des Johannes (die 
ersten seeks Capitelt zuin ersten Male in grieekiseber Sprache gedruckt 
sick tindet. 

7 ) Wahrscbeinlich erste Ausgabe. Originalcinband nut dem Wappen 
Carl V. und der Jabr/akl 154H. Eingeklebt das Wappen Sigmunds von 
Herberstein. 



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zed by G00gle 



— 193 — 

Durch den Einband sich auszeichnend: Anti- 
phonarium aus Millstadt. — Vincentius Bellovacensis (15. Jhrh.) 
aus Rein. — Psalmi et cantica breviarii, Pergamenthandschrift 
des 13. Jhrh., aus Rein. 1 ) — Deutsche Bibel, 1571, (iolrischnitt 
rnit farbigen Figuren, aus Rein. — Ein Bucheinband mit emailirtem 
Melallecken, aus Rein. — Schonleben, Carniolia, aus Rein. — 
Cromer, Polonia. 1589, aus Rein. 2 ) — Marchi, della architettura 
militare, Brescia 1003, aus Rein. *) — Laubich. Historia von 
dem hi. Stanislao. (iraz, 1595. I'ergamentband mit Goldpressung, 
aus Rein. — (ierardus de Roo, Annales rerum . . . ab austriacis . . . 
principibus . . . gestarum. Oeniponti 1592, aus Rein. 4 ) — Wex, 
Ariadne Carolino-canonica, Augustae 1708, aus Rein. 6 ) — 
Gregorius de Valencia und Zara, Anatomia, Venetiis 1015. Beide 
Werke aus der Bibliothek Ferdinand II. stammend, aus Rein. — 
Ein nicht naher beschriebener Manuscripteinband, aus Rein. — 

In der (iruppe fur Rechts- und Verwaltungs- 
leben: Leges Bavariorum et edictum s. Stephani. Handschrift 
(12. Jhrh.) aus Admont. — JJerg- und (irundzinsbuch des Klosters 
Goess 1460. — Grundzinsregister desselben Klosters (15. Jhrh.) — 
Urkunde von c. 1216, wojnit Wulfrng von Stubenberg dem Stifle 
Goess gewisse Lehen venpfiindet. — Documente von e. 1235, 
womit Gebhard von Lengenburg dem Kloster Oberburg Vogtei- 
rechte abtritt. — Urkunde vom J. 1243, womit Friedrich, genannt 
der MOnch, der Karthause Seitz drei Weingiirten vermachte. — 
Diplom von 1293, worin Abt Heinrich II. von Admont liber die 
Verleihung eines Burgrechtes zu Eisenerz durch die Aebtissin 
OfTemia von Goess reversirt. — Urkunde von 1421 enthaltend den 
Schiedsspruch in einer Lehenssache der Aebtissin Ursula von 
Goess gegen Reinbrecht von (iradeneck. — Fusseisen aus 
Gallenstein. 6 ) 

Gruppe des Mimzwesens: (Jussmedaille auf Abt 
Anton 1. von Admont. 7 ) Medaille auf Abt Johann IV. von 



*) Einband vom J. 150*! mit dem Wappen des Antes Wolfgang ScbrfHtl. 

f ) Aus der Bibliothek Ferdinand II. 

*) Rotbledernor Einband mit getriebenen Hcbliesseu, reicber Goldpressung 
und gemaltem osterr. Wappenscbild. 

*) Einband in rotbem Leder mit Wnppenpressiing in Gold. Gemaltcs 
Bild Kaiser Ferdinand I. Dedicationsexemplar an Ferdinand II. 

>) Lederband mit reicber Goldpressung und dem Wappen des Herzogs 
Carl ron Lothringen, Biscbofs von Osnabriick und Olmutz. 

•) Um 1278 wurde diese Veste von dem Admonter Abte Heinricb II. erbaut. 

7 ) Abt Anton, genannt Gratia Dei, regierte 1483—91. Die Medaille 
stammt aus etwas friibcrer Zeit. Sie zeigt im Kevers die BUste mit der Insebrift: 
Antonins Gratia Dei Cesarius Orator. Im Revers ein Triuinpbwagen von Ltiwen 
gezogen. Aufscbrift: Mortalium Cnra. Volentem ducunt, nollentern trabunt. 
(Bronze.) 

13 



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194 



Adtnoni. 1 ) — Drei Medaillen mit Eteziehung auf Mariazell. — 
Medaille auf Abt Mathias Gilger von Rein. 2 ! , — Marke der 
admontischen Weissblechfabrik Zu Trieben 1880. — Wallfahrts- 
Medaille fur die Kirche am Frauenberge (Maria Kulin) bei Admont. 
(Silber.) — Ovale silberne Anhftngemedaille mit <len Heiligen 
Benedict und Blasius. 8 ) — Herzformiger silberner Gnadenpfennig 
mit S. Maria Cellensis. — Messingstempel zur 1858 gepragten 
Jubilaums-Medaille der Kirche Srassengel. *) 

Sphragistische (iruppe: Frauenkloster zu Admont 
mit dem Osterlamme und der Inschrift: Agnus Dei qv tollisp. 6 ) 
-— Siegel der Meisterin desselben Klosters mit dem Bilde der 
(iottesmutter und der Legende: Fia Regina, miserere mei 
Katharina. — Siegel des Conventes zu Oberburg (14. Jhrh.) — 
Siegel des Stifles (ioess (1489). — Siegel der Abtei St. Lambrecht 
(1489). — Siegel des Abtes Wolfgang Schrotl von Rein. — 
Siegel der Uoesser Aebtissin Margaretha von Mindorf (1514 — 23). 
— Siegel der Aebtissin Benedicta von Schrattenbach zu Goess 
(1657 — 95). — Doppelsiegel des Abtes Rudolf H. von Admont 
und Herrands von Wildon. c ) — Typar des Admonter Conventes 
(1587). — Typar desselben von 1020. — Typar des Abtes Urban 
Weber von Admont (1628 — 59). — Typar des Admonterabtes 
Anselm Luerzer von Zechenthal (1707 — 18). — Typar der St. 
Lambrechter Pfarre zu Weisskirchen. — Typar des Abtes Gotthard 
Kugelmayr von Admont (1788 — 1818). — Typar des Abtes Abund 
Kuntschack von Rein (1795 — 1822). — Tasche zur Aufbewahrung 
des Siegelstempels des Abtes Flacidus Mailly von Rein (1718). — 

6. Section. Heraldische (Iruppe: Wappen des Reiner 
Abtes Bartholomiius von (lrudenegg(1563). — Tabula genealogica. 
Handzeichnung von 1600. aus Rein. — Mathias Freiherr von 
Kainach (Beschreibung adeliger (leschlechter). Handschrift aus 
Rein. — Steirisches Wappenbueh, handschriftlich aus Rein. — 
Wappenbuch aus Admont. 7 ) 



») Abt Johann Hofmann (1681 — 1614) war oiner der Fuhrer der Uegen- 
reformation in Steiermark. Im Revers allegorische Darstellung der Kirche mit 
der Legende: Laesa semper regnat. 

*) Im Av. Stifts- und Faroilienschild. Mathias D. O. Abbas Rhynens. 
Unten (1) 610. Im Rev. Pantherschild und Aufschrift: Verordneter in Steyr. (SUber.) 

3 ) Im Revers die Legende: S. Blasius Ep. M. Patron. Admontensis. Ks 
existiren noch andere Wallfahrtsjetons mit Bezug auf die Kirchen Franenberg 
und Wildalpen. 

4 ) Propstei dem Stifte Rein gehtfrig. 

*) Das Nonnenkloster ist c. 1120 von dem Abte Wolfliold gegriindet 
worden und ltfste sich im 16. Jalirliundert auf. Dieses Siegel wie jenes der 
Meisterin Katharina hKngen an einer Urkunde voin J. 1327 und sind die 
einzig noch vorhandenen. 

6 ) Von c 1195. HOchst seltenes Siegelcuriosum. Aettestes Beispiel oines 
von Miuisterialen gefiihrten Wappensiegcls. 

") Der schone E in band mit einem erzherzoglichen und dem Landes- 
wappen geschmUckt Vom Jahre 1596. 



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— 196 — 

7. S e c t i o n. K i r c k 1 i c k e G e g e n s t a n d e : Kelck 
vom Jakre 1360 aus Admont. *) — Ciborium des 16. .lalirk. au« 
der admontiscken Pfarrkircke St. Oswald in Freiland. — Monstranze 
aus derselben Zeit aus der admonliscken Scklosskircke zu St. 
Martin beiGraz. — TaufHckiissel aus der admont iscken Pfarrkircke 
zu Oeblarn. — Pastorale des Erzbisckofes (iebkard von Salzburg, 
des Stifters von Admont (11. Jakrk.). — Missale (15. Jakrk.), 
aus Rein. — Die Namenspatrone aus der Familie des Kaisers 
Max I. Holzscknitte von Hans Burgkmair. aus Rein. — Ornat 
aus dem Stifle (jJoess (13. Jakrk.) — Casula. Gesckenk des 
Matkias Corvinus, aus Mariazell. — Pluviale des Abtes Mathias 
Preininger von Admont, 1618. — Casula vom Jakre 1612, aus 
St. Gallcn. — Casula von 1657, aus Admont. — Casula von 
1680, aus Admont. 2 ) Casula (17. Jakrk.) aus St. Lambreckt. - 
Casula (Gesckenk Kaiser Carl VI.), aus Mariazell. - Casula 
(17. Jakrk.), von der Familie Tattenback, aus Rein. 5 ) — Amictus- 
verzierung, aus Goess. — Die dem Erzb. (iebkard von Salzburg 
traditionell zugesckriebene Mitra, aus Admont. 4 ) — Gremiale 
(17. Jakrk.), aus St. Lambreckt. — Antipendium (13. Jakrk.), 
aus Goess. — Wandtapete von c. 1700. Arbeit des Benno Haan, 
aus Admont. -- Betstukl (15. Jakrk.), aus dem Stifle Neuberg. 
— Zwei Reliquiarien, rinst in der Sckatzkammer der Erzkerzogin 
Maria befindlick, aus Rein. — Weikbrunnkessel (17. Jakrk.), aus 
St Gallen. 

Wakre Pcrlen der Ausstellung, was Materiale, kiinstleriscke 
Darstellung und die Donatoren betriflt, waren die Votivgaben 
aus d er Schalzkammer zu Mariazell: Ciborium (16. Jakrh.), 
aus Cocosnuss, mit Silberfassung und Edelsteinen. — Ciborium 
(17. Jakrk.). — Becker von Cocosnuss mit Silberornament. 
Monstranze mit Krystallstraklen ; Gesckenk des Kaisers Leopold 
nack der Scklackt von St. Gotlkard. — Reliquiarium (16. Jakrh.), 
aus Ebenholz mit Silber. — Zwei Leuckter mit Email von Edel- 
steinen bedeckt, von Kaiser Leopold 1. geopfert. -- Opferkanne 
und Tasse. Silber mit Emailgemiilden und Edelsteinen. — Kreuz- 
partikel in Silber gefasst mit Rubinen und Smaragden; Weihe- 



*) Mit der Auftchrift Dominus Engelbertug Drickoph hunc calicem 
coroparavit Die Drikopf waren eine adelige Familie dos Ennsthale* und fUhrten 
drei Becher (Kopfe, Cnppae) im Schilde. 

•) Zeigt neben den hi. Benedict und Blasius auch eine AbHldung des 
Stifles. Die Stickerei ist * ein Werk des Laienbruders Benno Haan, gebUrtig 
aus Kopenhagen und 1719 ale Jubelprofess im 90. Lebensjahre gestorben. 

•) Einziger Sobn des zu Graz 1671 als Verschwtfrer hingerichteten 
Johami Erasmus Grafen von Tattenhach wurde Profess und Priester su Kein. 
Der Tradition nach trug Anton Tattenbach, bis zu seiner Profess, eine rothe 
Sehnur urn den Hals. 

4 ) Von neneren Kunstliteraten als Werk des 14. Jahrb. erkliirt. 

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— 196 — ^ 

gabe der Kaiserin Eleonora (18. Jalirh.) — Reliquiar in Form 
eines Altares. Silber mit Email. — Altiirchen (16. Jahrh.). aus 
Ebenholz mil Edelsteinen. — Elf'enbeinrelief (17. Jahrh.), vor- 
stellend die Verkiindigung. — Christus an der Saule. Statuette 
aus Elfenbein und Ebenholz. — Elfenbeinrelief, Maria und zwei 
Engel, 14. Jahrh. — Ohrgehange von Silber mit Perlen und Email 
(15. Jahrh.). — Kalpakverzierung. Geschenk des Mathias Corvinus 
Die achte Section enthielt historische Bilder und 
(jegenstande. Hier verzeichnen wir: Markgraf Leopold der 
Starke und dessen (iemahlin Sophia, die (minder der Abtei Rein 
(mit den iiltesten Abbildungen des Stifles). — Portrait des 
Admonters Albert von Muchar. — Votivbild, die Traungauer 
Markgrafen und Herzoge darstellend. aus Rein. — Portrait des 
Reiner Abies (Icorg Freyseissen (f 1605). — Portrait des 
Historikers Joh. B. von Winklern, aus Admont. — Portrait des 
Grafen Engel, Rischofes von Leoben, aus St. Lambrecht. — 
Portrait des Abtes Ludwig Crophius, von Rein. — Portrait des 
Architecten Domenico Sciassia, des Erbauers des Stillsgebaudes 
zu St. Lambrecht. — Ein Tiseh aus dem Stifle Goess, auf welchem 
Napoleon den Frieden von Leoben unterzeichnet haben soil. — 
Eilf Bilder mit Scenen aus dem Leben Jesu. Geschenk der 
Kaiserin Maria Theresia an das Stift Rein. 



Denkwiirdigkeiten aus der Ordensgeschichte. *) 

Von Q. Maior O. S. B. 

I. Zur Pflege der Musik im Benedictineror den. 

Nachfolgende Abhandlung beabsichtigt nicht wesentlich Neues 
auf dem Gebiete der Musikforschung zu Tage zu fbrdern, sondern 
nur auf die beiden neuesten Erscheinungen auf diesem Gebiete 
aufmerksam zu machen. Es sind dies: 

Br am bach W. Die Reichenauer Siingerschule. I. Die 
Musikliteralur des Mittelalters bis zur Bliithe der Reichenauer 
Siingerschule. 500—1050 n. Chr. Karlsruhe 1883. gr. 8, 27 S. 
mit 1 Tfl. (Leipz. Commission v. Teubner). 

Mliller Hans. Die Musik Wilhelms v. Hirschau. Wieder- 
herstellung, Uebersetzung und Erklarung seines musik-theoretischen 



! ) Unter diesem Titel gedeuken wir eine Reihe von zusammenfassenden 
Darstellungcn aus der Geschichte, haupts&chlich des Benedictinerordens zu bringen. 
Zun.Hchst wird Rich eine Schilderung* der Lehrthatigkeit anschliessen, sp&ter 
etwa Genchichtliches ttber die Reel u sen und das Ordenskleid. Aeussere Grilnde 
sind es allein, die den Verfasser bestimmten, den Anfang mit einem ihm 
fremden Oegenstand, der Musik, zu machen. 



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— 197 — 

Werkes. Frankfurt aM. 1883. gr. 8, XXIV und 85 S., 4 T!ln. 
(Leipz. Commission v. Teubner.) 

Beide vorgenannten Abliandlungen stehen in naher auch 
itusserlicher Beziehung zu einander. Einige Freunde musik- 
geschichtlicher Forschungen haben sich vereinigt, um der Geschichte 
der mittelalterliehen Musik in den Quellen nachzugehen und in 
einer Reiho von Abliandlungen darzustellen. Die erste der beiden 
eben erwiihnten Schriften ?oll gleichsam als Einleitung und An- 
kundigung des Unternehmens dienen. Dasselbe wird dann seine 
Forschung zuniichst den Texten der mittelallerlichen Theoretiker 
zuzuwenden haben, welche mehrfach nur in ungenugenden Aus- 
gaben vorliegen. Vieles ist da durch die verdienstliche Sammlung 
des allbekannten Benedictinerabtes, Martin (Herbert von St. Blasien, 
vorgearbeitet, aber seine Scriptores ecclesiastici de musica sacra 
in 3 Quartbanden sind heutzutage selten geworden und auch 
um hohen Preis nur schwer zu erlangen. Zudem genugt das 
Werk nicht mehr alien Anforderungen, vvelche heute nach mehr 
als 100 Jahren an eine gute Textausgabe gestellt werden, zumal 
jetzt bessere und zahlreichere Hilfsmittel vorhanden sind. als in 
jener Zeit. 

Zun&chst soil nun, wie wir erfahren. eine neue auf (irund 
zahlreieher Handschriften veranstaltete Ausgabe des vielgebrauchten 
inusikalischen Handbuches Musica enchiriadis erscheinen, welches 
dem Benedictiner Hucbald von St. Amand zugeschrieben 
win!. 1 ) Weitere Textausgaben und Erlauterungsschriften werden 
«ich in zwangloser Folgc daran anschliessen. Die Aufgabe ist 
keine leichte. Es halt schon schwierig das weit zerstreute Material 
aus versehiedenen Lfmdern und zahlreichen Bibliotheken zusammen- 
zubringen. Die Erforschung und Bcarbeitung erfordert sodann 
eine grosse Menge von Kenntnissen aus versehiedenen Zweigen 
der Wissenschaft und besonders auch einen geiibten kritischen 
Scharfblick. Nach den beiden vorliegenden Abhandlungen aber 
durfen wir vertrauen, dass die Sache in die rechten Hiinde ge- 
kommen ist. Doch der Kecensent will als Laie auf diesem (lebiete 
des Urtheils sich enthalten und nur Liber den Inhalt der vor- 
liegenden Publieationen kurz berichten. 

') Vergleiche hierllber P. Utto Kormnilllcr , Pflege der Musik im 
Benedictiiierorden. Heft 1. dieser Zoitschrift, Jahrg. 1880. S. 87. 



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— 198 — 

B ram bach in der «Reichenauer Sitngerschule* geht auf 
die romische Musikliteratur zuriick, deren Zustand bei Beginn des 
Mittelalters er uns vorfuhrt. Boethius, bekanntlich «der letzte 
Romer* genannt, schrieb ein Lehrbuch der Musik, welches den 
folgenden (ienerationen nahezu wHhrend eines Jahrtausends als 
Textbuch gedient hat. Leider aber wurde er missverstanden and 
es hat Jahrhunderte gedauert bis die Theorie von seinen Fesseln 
sich losmachen konnte. Im Vergleiche mit ihm haben Cassiodor 
und Isidor von Sevilla wenig Bedeutung gehabt. Alcuin hat in 
einer wenig beachteten Schrift, deren Aechtheit ubrigens nicht 
unangefochten ist, x ) die iilteste Nachricht iiber die Kirchentone im 
Abendlande aufbewahrt. Bedeutender als die Notkern von St. 
Gallen und Regino von Priim ist der bereits erwahnte Priester 
und Monch Hucbald, weil sich bei ihm die ersten Versuche von 
mehrstimmigem (Jesang finden. Das von einem Oddo herruhrende 
musikalische Unterrichtsbuch hat nicht den heiligen Cluniacenser 
Abt dieses Namens zum Verfasser. Hierauf folgen nun mehrere 
mathematisch-musikalische Schriften, die dem Ausgange des 10. 
Jahrhunderts augehoren. An sie schliessen sich die Reichenauer 
Abt Berno und Hermannus Contraktus an, auf die ein zweites 
Heft noch naher einzugehen haben wird. Das ist in kurzer 
Uebersicht der Inhalt von Brambach's Schrift. 

Hans Muller behandelt in der Einleitung seines Werkes 
in Kiirze die Personlichkeit des Verfassers, Abt Wilhelm v. Hirschau 
f 1091, fruherMiinch inSLEmmeram zu Regensburg. Hiebei schliesst 
er sich fast durchgehends der grundtegenden Arbeit von Helm s- 
dorfer (Eorschungen zur (leschichte des Abts Wilhelm v. Hirschau, 
Gotlingen 1874) an. Eingehend wurdigt er dessen Musica, ein 
fur die Schule bestimmtes Lehrbuch, aber nach der im Mittelalter 
ublichen Weise eben nicht Originalarbeit, sondern eine Compi- 
lation aus (Juido von Arezzo, Berno und Hermann. Dennoch 
hat das Werk Einfluss und Verbreitung hauptsfichlich in den 
Klostern der Benedictiner gefunden, wie sich aus den einst vor- 
handenen Handschriften ergibt. Heute sind davon nur noch zwei 
aufzufinden gewesen, in Wien und Munchen und nach diesen 
gibt nun Hans Muller seinen vorliegenden, in wesentlichen Stiicken 

*) Hier mcige bemerkt werden, dass Alcuin'a Biograph diesem ausdrUcklich 
ein Buch iiber die Musik znscbreibt. Jaflfc, Bibliotbek VI. 28. 



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— 199 — 

berichtigten TexL Beigegeben ist eine deutsche Uebersetzung, 
die namentlich Anfiingern das schwierige Studium der mittelalter- 
lichen Musiktheorie erleichtem diirfte. Ein naheres Eingehen auf 
den Inhalt erlaubt mir iibrigens weder der Raum dieser Zeitschrift, 
noch meine beschrankte Kenntnis des Gegenstandes selbst. Meine 
Absicht war nur auf diese Publication vorlaufig aufmerksam zu 
machen und sie als einen Beitrag auch zur (Jeschichte dea Bene- 
dictinerordens willkommen zu heissen. 

(Wird fortgenetzt). 



Correspondenzen des Konigs und Kaisers Ferdinand I 
in Urchlichen Angelegenheiten aus der Zelt yon 1546— 1999. 

Mitgetheilt von Sebastian Bninner. 

Es folgen hier Aktenstiicke bezuglich der Kirchenregierung, 
welche der Herausgeber im k. k. Ha us-, Hof- und Staats- 
Ar chive vorgefunden hat. 

Fur die Kirchen- sowie fur die Weltgeschichte werden sich 
darin manclie Begebenheiten vorfinden, welche auf die Ereignisse 
damaliger Zeit von nicht geringem Einflusse gewesen sind. Vor- 
liegende Aktenstiicke hat der Herausgeber vor 12 Jahren ge- 
funden, als er iiber die kirchlichen Ereignisse wahrend der 
Zeit des Concils in Trient — vorziiglich bezuglich Oesterreichs 
eine Schrift abfassen wollte. Er wurde aber in seinem Vorhaben 
verhindert, weil ihm gerathen worden war die Augen zu schonen, 
ein Rath, dem eben durch das Nachsuchen in Archiven am ent- 
schiedensten entgegen gehandelt worden ware. So mogen nun diese 
Fragmente der Oeffentlichkeit iibergeben werden. 

Die Gegenst&nde, welche diese Correspondenzen behandeln, 
sind als Inhalt iiber jedem dieser Aktenstiicke zur Orientirung 
fur den Leser ersichtlich. 



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— 200 — 

I. Konig Ferdinand I ersucht den Cardinal Madniz von Trient, deu Papst urn 
die Ausrilstung einer Donau-Flotille gegen die Tttrken anzusuchen, da 
seine eigenen Mitt el dazu nicht ausreichen. 

Cardinal! Tridentino. 

Ferdinandus etc. Reverendissimo etc.! 

Cognovimus ex litteris Reverendissimae Dominationis Vestrae, 
quas proxime ad nos dedit, se ad Urbem a Sanctitate Summi 
Pontificis sub festum Trium Regum perbenigne aeccrsitam esse, 
atque impense cupere, se quibuscumque in rebus ipsa posset nobis 
utilem et promptam operam isthic navare, quorum alterum nimirum 
(juod ad Sanctitatem suam profectura sit, sane perlubenti animo 
audimus, alterum in eaih plane partem accipimus, ([uae optima 
et gratissimae voluntatis nostrae propria sibique debita est, et 
licet Reverend issi ma Dominatio Vestra (quod tamen pro singulari 
in nos studio benevolentiaque sua facere nequaquam potuit) 
distulisset nos de hac ipsa profectione certiores reddere nosque 
voluntatis istius suae commonefacere, nihilominus quae nostra in 
illam vicissim voluntas est et iam olim confirmata certaque 
fiducia, cum primum nobis etiam aliunde innotuisset Reveren- 
dissimam Dominationem Vestram se ad earn profectionem accingere, 
ultro ipsam appellare et operam suam in re tarn ardua de qua 
iam dicemus eflflagitare haudqnaquam obmisissemus : res autem 
eiusmodi est, intellexit sine dubio Reverendissima Dominatio Vestra, 
id quod nos non tarn pro explorato, quam pro certissime cognito 
et comperto habemus, Tnrcarilm Tyrannum, in hunc ineuntem 
annum, ut validissimam expeditionem adversus Regna et provintias 
nostras faciat, in continuis maximisque apparatibus versari, quam- 
obrem facile iudicat earn nobis necessitatem et id oneris incum- 
bere, si una cum Regnis Provintiisque nostris quae ceu propugnacula 
et extrema munimenta sunt Cbristianarum partium salvi esse 
fcupimus, ut ad sustinendam totam belli molem, et tarn atrocem 
vim omnium potentissimi hostis reprimendam dies noctcsque nos 
instructos reddamus et undecumque auxilia atque suppetias com- 
parare nitamur, quandoquidem propter diutissimos plurimos maxi- 
mosque bellorum sumptus nos, Regna provintiaeque nostrae ita 
exhausti iam sumus, nt privatae vires et opes sine Sanctissimi 
Domini nostri, sine Caesareae Maiestatis et aliorum Christianorum 
Regum et Principum magnis praesidiis longe imbecilliores sint 
futurae, quam ut i lias fid ere, easque tanto hosti opponere quoquo 
modo audeamus, tanta itaque imminentis periculi magnitudine et 
virium nostrarum infirmitate pressi cum incredibili nobis studio 
et curae sit, ut negotium oblati subsidii et apud praefatam Caesaream 
Maiestatem et Principes statusque Imperii ad optatum finem efTec- 
tumque perducamus sicuti certe nihil ambigimus. imo in certissimam 
spem venimus negotium illud per Maiestatem suam Caesaream 



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— 201 — 

siraul et Status Imperii minime staturum, equidem nobis firmiter 
persuasimus itidem et Summi Pontificis opes et auxilia si petierimus 
huic adeo salutari operi prosequendo explicandoque cum pro sua 
erga nos paterna charitate, turn totius Reipublieae Chnstianae cui 
praesidet summo bono non esse defutura. sed ita potius ipsum et mu- 
neris sui longe amplissimi ac maximi, et pietatis suae erga nos de 
summa renun nostrarum omnium et Christiani orbis solieiti rationem 
habiturum, ut in extremis hisce malis impendentibus nos praecipuam 
spein in Sanctitatis suae praesidium et opem collocare posse 
reipsa sentiamus, sicut et antea aliquoeies experli sumus, eoque 
nomine Sanctitati suae quovis obligationis genere nos obstrictos 
agnoseimus et profitemur. Caeterum quia neminem praeter Reve- 
rendissimam Dominationem Vestram seimus praesertimque iam 
profectionis istius suae occasione, qui magis in hanc curam impe- 
trandi a Sanctitate sua subsidy aut velit ineumbere, aut efllcacius 
rem possit conficere, Eandem Heverendissimam Dominationem 
Vestram enixe ac maio. em in modum rogandam duximus, ut hanc 
provinciam nostra Regnorumque et provinciarum nostrarum imo 
universae Reipublicae Christianae causa suscipiat nostrumque apud 
Sanctitatem suam ad litteras nostras credentias quae cum his 
enmt sollicitatorem et procuratorem agat et expositis apto diligen- 
tique sennone quae supra attigimus; quaeque inter agendum 
congrua et idonea sibi videbuntur, oret, moneat, instet, urgeat, ut 
quam amplissimum obtinei i potest subsidium iuvandae expeditionis 
nostrae a Sanctitate sua consequatur, quo quidem nullum aeque 
neccssarium ad frangendos conatus hostiles atque impetus praestari 
posset, quam si classe valida sumptibus Sanctitatis suae instructa 
Danubius hosti intercluderetur, etenim neque in viribus neque in 
opibus nostris est, praeter tot latissimorum confiniorum defensionem, 
flassem insuper alere, hostemque terra pariter ac tlumine pro- 
hibere, quare contendat Reverendissiina Dominatio Vestra omnibus 
praecibus, ut Sanctitas sua alendae conservandaeque classis partes 
subeat, sumptiisqne quos ad summura impetrare Reverendissima 
Dominatio Vestra studebit suppeditet, sicque extreme nobis labo- 
rantibus succurrat, ne oneri cui soli ferendo non sumus, pares cum 
totius orbis Christiani ruina succumbamus. Ac ut classis eiusmodi 
f-ommodius ali queat, neve Sanctitas sua opinetur earn pecuniam 
eosve sumptus aliorsum forte nos velle impendere. poterit Sanctitas 
sua homines suos erogandae pecuniae praeficere, qui coram inspi- 
eiant quibus stipendia dentur, et in quos usus ilia convertatur. 
Nos vero palam omnibus faciemus cum praeclara Sanctitatis suae 
laude et eximiae liberalitatis testificatione, hanc classem eiusdem 
Sanctitatis suae impendio ali et conversari, atque ita etiam 
splendide ornatam, et omnibus armamentis instructam reddi cura- 
bimus, ut inde ingens decus et honor Sanctitati suae sit accessurus. 
Ad haec hand paulo minore sumptu quam si in partibus illis 



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- 202 — ^0 

remotioribus a Sanctitale sua militos conscriberentur nobisque 
subsidio mitterentur si conscribendi miltendique tempus aestimetur, 
classis armari instruique poterit hominibus praesertim ad rem 
nauticam idoneis, hie in propinquis locis existentibus quos ob id 
serius magno et sumptu.s et temporis lucro conducere licebit, 
quae quidem omnia Sanctitati suae opportuna persuasione Reve- 
rendissimam Dominationem Vestram explicare, et omni conatu 
industriaque efficere cupimus, ut quanto fieri potest maximum 
subsidium. pro aienda classe impetretur atque illud ipsum sub 
primum diem proximi mensis Maij ad summum praestetur. Et si 
semel atque iterum res quantumvis diligenter tentata non suc- 
cesserit neque certus consensus elici posset, pergat nihilo secius 
Reverendissima Dominatio Vestra urgere et replicatione accurata 
insistere, donee ad id quod volumus Sanctitatem suam induxerit 
in quo sane ipsa Sanctitas sua factura est rem se augustissimaque 
Celsitudine sua dignam, omnium bonorum votis approbandam 
et perpetuo extollendam, nosque ipsos una cum llegnis provincijs 
et fortunis nostris omnibus alioqui devinctissimos longe multoque 
devinctiores reddet, turn vero a Deo immortali maxima praemia 
€onsequetur. Caeterum Reverendissima Dominatio Vestra nullum in 
nos et Rempublicam Christianam luculentius et illustrius beneficium 
conferre hac re poterit, quae bene valeat et de nostro reciproco 
bene de se merendi studio nihil non sibi polliceatur. 

II. Ferdinand tragi dem Cardinal Madruz auf, die Uebersendung der vom Papste 
versprochenen Hilfsgelder gegen die TUrken zu urgiren, die Einsetzung 
eines Bischofs fur die btfhmUclion Katholikcn and Utraquisten zu Prag 
zu betreiben, den er selbst reichlich zu dotiren verapricht; Madruz m&ge 
den Cardinal Farnese um seine Vcrwendung beim heiligen Stable bitten 
und ihm (Ferdinand) bald von seinen Erfolgeu Nachricht gebeu. 

Ferdinandus Divina favente dementia Romanorum, Hungariae, 
Bohemiae etc. Rex semper Augustus etc. 

Instmctio de iis rebus, quas Reverendissimus in ChrLsto 
pater Dominus Christophorus tituli Sancti Caesarei in Palatio 
Presbyter Sanctae Romanac Ecclesiae Cardinalis, Episcopus Tri- 
dentinus, et Administrator Brixinensis, Princeps Gonsiliarius et 
Amicus noster charissimus apul Sanctissimum Dominum Nostrum 
nomine et vice nostra summa qua potest diligentia debitaque reve- 
rentia agere et tractare debet. 

Inprimis Reverendissimus Dominus Cardinalis Tridentinus 
post exosculatos pedes Sanctitatis suae, et redditis ea qua decet 
et novit reverentia, Litteris nostris Credentitijs, summa qua fieri 
potest diligentia Sanctitati suae filialis observantiae nostrae con- 
tinuum incrementum humiliter commendare studebit. 

Deinde ea omnia quae a Caesarea et Catholica regia Maje- 
state fratre et Domino nostro charissimo apud Sanctitatem suam 



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— 203 — 

agenda et sollicitanda habet in mandatis, nostro quoque nomine 
agat, sollicitet et promoveat. 

Porro autem Sanctitati suae significet nos non dubitare, 
quin Sanctitas sua in raemoria habeat, quae nos apud eandem 
ratione necessarij subsidij alicuius pro muniendis et fortificandts 
aliquot locis finitimis adversus potentissimi et immanissimi hostis 
Turcae impetum et irruptionem in regna et provintias nostras 
tarn nuntijs turn litteris diligenter et saepe egerimus, quaeque ab 
eadem Sanctitate sua nobis responsa fuerint, ac licet quidem 
Sanctitas sua pro sua paterna erga nos benevolentia et in rem 
Christianam pietate eiusque conservandae studio superiore anno 
nobis promtserit. se vel per Nuntium suum ad Curiam nostram 
mittendum, vel aliam ad. id deputandam personam aliquam nota- 
bilem summam pecuniarum (ad viginti millia coronatorum ad 
minus aestimatam), pro subsidio (ortificationis Civitatis nostrae 
Viennensis aliorumque finitimonnn iocorum brevi transmittenda 
et ad nos perferenda eurare velle, nos tamen haiusmodi subsidium 
peconiarium in hodiernum usque diem non acceperimus, quaravis 
ranltoties apud Sanetitatem suam pro eo institerimus. Cum autem 
nedum regnorum Dominiorum et provintiarum nostrarum, verum- 
etiam totius Christianitatis defendenda urgentissima inevitabilisque 
necessitas postulet, ut dicta nostra Civitas Viennensis, Comaromum, 
Jaurinum, aliaque ioca ijs quae a Turcis occupantur finitima, 
priino quoque tempore, inceptis iam necessarijs propugnaculis et 
structuris communiantur ; nos vero plurimis gravissimisque impensis, 
quas iam multos annos sustinuimus, et adhuc pro defensione 
eomndem regnorum, dominiorum et provintiarum nostrarum adeoque 
pro benefitio totius reipublicae christianae sustinere cogimur, nee 
non maximis inopinatisque illis sumptibus, (juos ad reprimendam 
Joannis Friderici quondam Saxoniae Dueis et Sacri lmperij Electoris 
suonimque complicum rebellionem superiore anno fecimus, regium 
nostrum aerarium regnaque et provintias nostras ita exhauserimus, 
nt nobis impossibile sit memoratas fortificationes et munitiones 
sine aliorum potentatuum praesertim autem Sanctitatis suae 
tanquam supremi Christianitatis capitis subsidio et contributione 
perficere. Neminem autem dubitare debere ad coercendos repri- 
mendosque communis Christianitatis perpetuj hostis Turcae conatus, 
nihil aptius commodiusque esse Civitatibus et locis finitimis bene 
fortificatis et munitis; intelligens enim callidissimus inimicus se 
quantumvis nnmeroso suo exercitu per hujusmodi fortificata loca, 
aut omnino impeditum iri, aut eadem loca multo suorum sanguine, 
gravissimisque impensis ac longo tempore obsideri oportere, et 
vix demum expugnari posse, ab eorundem invasione et oppugnatione 
co magis deterrebitur, Et in casu necessitatis minore militum 
numero magnoqne christianitatis commodo loca bene munita 
defendi conservarique poterunt, Donee paratis maioribus Christia- 



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— 204 — 

norum copijs, ipse Turea aut prelio vincatur, ant hieme super 
veniente turpiter retroeedere cogatur. ldcirco cum Sanctitas sua 
aperte intelligat, quantum commodi et ntilitatis structurae ct com- 
munitiones locorum finitimorum adversus potentissimum istum 
bostem in se habeant, Nos Sanctitatem suam summo quo pos- 
sumus studio orare et obsecrare, ut Sanctitas sua attenlis prae- 
dictis urgentissimis necessarijsque causis dictum auxilium pecu- 
niarium a se dudum pie et paterne promissum, et pro paterno 
suo amore, quern erga nos regna et provintias nostras, totamque 
Christianitatem cui divina providentia praesidet, indesinenter 
gerit, citra omnem ulteriorem moram praestare et transmittere 
dignetur, ut illud praesente aliquo Sanctitatis suae homine in 
dictorum locorum fortificationem converti possit, Cupere enim nos 
aliquem a Sanctitate sua deputari, qui opus quod Sanctitatis suae 
pecunia constituetur. videat, suaeque Sanctitatis armorum insignia 
eidera operi in memoriam pietatis et liberalitatis suae afligi faciat, 
adeoquc certo renunciare possit decretum Sanctitatis suae sub- 
sidium. non in alium ((uam praedictum pium et necessarium visum 
expositum et conversum esse. 

His et alijs validis rationibus, (juae inter agendum com- 
modae et idoneae esse videbuntur, Reverendissimus Dominus 
C.ardinalis Tridentinus apud Sanctitatem suam agere tractare 
instare et pro ea coniidentia quam in Dominatione sua Heveren- 
dissima et illius erga nos amore et benevolentia permagnam sane 
habemus, summo quo potent studio efficere velit. ut Sanctitas 
sua iustissimae petitioni nostrae benignum assensum praebeat, 
vol potius pijssimam Sanctitatis suae promissionem iam tandem 
ad efTectum deducere dignetur. 

Tertio Reverendissimus Dominus Cardinalis Sanctitatem 
suam nostro nomine reverenter et diligenter infbrmet. ab aliquot 
iam annis, quibus Bohemi Episcopum nullum in regno habuerunt, 
et ij qui sub utraque specie Venerabili altaris sacramento com- 
municant, suos ad suscipiendum sacros ordines Venetias mittere 
coacti fuerunt, usu et experientia compertum esse, (|uod paucissimi 
eorum per tot viarum discrimina ad tarn longinquas regiones 
suscipiendorum sacrorum ordinum causa prolieisei voluerunt. 
I'nde consequutum sit, quod deficientibus rite ordinatis sacer- 
dotibus, populus audiendi verbi Dei eupidus, alijs quibusdam 
laicis docendi verbi Divini munus sibi (licet indigne) sumentibus 
aures praebuerit. cecustjue cecos suos duces alium le quam per 
ostium in ovile Christi se ingerentes, sequendo. abominabiles 
multas et varias baereses amplexus sit, fierique non posse ut 
eiectis bujusmodi erroribus ad cor redeat, nisi eidein de Episcopo 
aut Arcbiepiscopo provideatur, qui a Sancta Sede Apostolica non 
solum catbolicis, sed iis quoque qui sub utraque specie commu- 



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— 205 — 

nicant suos sacerdotes, de Sanctitati.s suae et Sedis apostolicae 
benignitate et dispensatione canonice ordinet; proinde ipsosmet 
status et ordines regni nostri Bohemiae a- nobis humiliter postu- 
lasse, ut a Sanctitate sua obtinere dignaremur, aliquem in dicto 
regno creari et esse Episcopum qui lam ijs qui sub altera quam 
alijs qui sub utraque spetie venerabiie altaris sacramentum per- 
cipiunt, suos sacerdotes ordinet, ea ratione futurum sperantes, 
ut multi qui ordinum suseipiendorum gratia extra regnum pro- 
ficisci gravantur, ab Episcopo in ipso regno existente humiliter 
ordines suscepturi sint adeoque crescente clericorum numero 
facilius et commodius nos aliarum sectarum et errorum doctores 
una cum erroribus et haeresibus eorundem exterminare posse. 
Quemadmodum bonae memoriae Wladislai regis soceri et ante- 
oessoris nostri constitute nuper a nobis renovata nullos in regno 
tolerandos esse dt:cernit, qui non sub Sanctae Homanae Eecle- 
siae obedientia vel eorum qui saeramento altaris sub utraque 
spetie communicant statutis vivat. Nos itaque nostras tanquam 
christiani et catholici Principis partes esse existimantes cum 
subditorum paci el tranquillitati, turn etiam (quatenus id per nos 
fieri potest) eorundem animarum saluti consulere, eonsyderantes 
etiam eos qui sub utraque spetie communicant Bohemos a Sanc- 
titate sua et eiusdem antecessoribus et ista Sancta sede aposto- 
lica multos iam annos toleratos, certosque Episcopos Venetiis et 
alibi constitutos fuisse, qui de Sanctae Sedis apostolicae benigni- 
tate et dispensatione dictorum Bohemorum sub utraque commu- 
nicantium ordinandos susceperunt, et eos ad sacros etiam prcs- 
byteratus ordines admiserunt, bonam in spem venimus, dictorum 
subditorum nostrorum petitioni animarumque saluti ita valde con- 
suli posse, si de Sanctitatis suae paterno consensu Nos Archi- 
episcopalem Ecclesiam nostram Pragensem tot et tantis annuis 
reditibus dotaremus, ut Archiepiscopus pro tempore f'uturus con- 
gruam el competentem suam sustentationem inde habere posset, 
et sua Sanctitas eandem sedem Archiepiscopalem rursus erigeret, 
eidemque ad nominationem et praesentationem nostram et haeredum 
ac successorum nostrorum pro tempore existentium regum Bohemiae 
per Sedem apostolicam de pastore et Archiepiscopo provideretur, 
qui q^idem pro tempore existens Archiepiscopus de Sedis apo- 
stolicae benignitate et dispensatione, non solum eos, qui sub 
omnimoda sanctae Romanae Eeelesiae obedientia essent, verum 
etiam eos regni nostri Bohemiae aliarumque eidem subiectarum 
provintiarum subditos, qui sub utraque spetie Venerabili altaris 
saeramento participant alias habiles et idoneos, ante omnia autem 
compactatorum regni observatores ad sacros ordines admittere 
eosdemque ordinare valeat. Quae quidem res cum ad extirpandas 
alias varias abominabiles sectas in dicto regno nostro valde 
commoda et necessaria videatur, et per hanc viam eorum quoque 



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— 206 — 



qui sub utraque spetie communicant sacerdotes ad compactatoram 
regni observationem reducerentur, qui alias aut ad Lutheri errores 
aut etiam ad Zuinglij ipsorumve anabaptistarum abominabiles 
haercses propius quam ad Sanctae Romanae Ecclesiae doctrinam 
ipsaque regni nostri Bohemiae compaclata accedunt. Ideo nos 
Sanctitatem suam omni quo possumus studio plurimum orare et 
obsecrare, ut dictorum subditorum nostrorum animarum paterne 
misereatur, et cum non videatur ulla alia commodior via esse, 
qua quam proxime ad usum et consuetudinem Sanctae Romanae 
Ecclesiae primum reducantur, indeque aliquando se eidem in 
plenissima obedientia humiliter subijciant, de dicto oportuaissimo 
subventions remedio clementer et paterne provideat, nobisque 
ut praedictum est benigne concedat et permittat, ut ad Archi- 
episcopalem Sedem per nos ut pra'mittitur prius <*>mpetenter 
dotatam personam idoneam in Archiepiscopum . promovendam 
nominare et praesentare possimus, qui deinde tarn eorum qui 
sub una quam illorum qui sub ulraque spetie altaris sacramento 
participant ordinandos admittat, et idoneos canonice ordinet, aliaque 
quae archiepiscopalis sunt offitij, faciat et exequatur, in quo 
quidem Sanctitas sua rem pastorali suo oftitio dignam, nobis 
gratissimam et subditis nostri regni Bohemiae salutarem sit 
fiictura, a nobis erga Sanctitatem suam omni filiali nostra obser- 
vantia reverenter promerendam. 

Pari modo velit Reverendissima Dominatio sua apud Reve- 
rendissimum Dominum Cardinalem de Farnesio post redditas ei 
litteras nostras credentitias, saluteque verbis nostris dicta, osten- 
saque benevolentia et amore nostro erga eum. pro sui ingenij 
l>onitate ? convenientibus verbis, dictas nostras petitiones exponere 
et declarare, nos magnam spem et fidutiam in illius erga nos 
singulari affectu animique propensione collocasse nee dubitare quin 
Reverendissima Dominatio sua pro sua authoritate, qua apud 
Sanctissimum Dominum nostrum merito maxima pollet diligenter 
laboraturam effecturamque, ut iuxta supradictas nostras iustissimas 
petitiones optata consequamur responsa, Praecipue autem dictum 
peimniarinm subsidium in tanta rerum nostrarum et Christiani- 
tatis necessitate citra moram ulteriorem obtineamus, Idque ut 
faciat nos Reverendissimam Dominationem suam maiori quo 
possimus studio et affectu rogemus. 

Demum quidquid Reverendissimus Dominus Cardinalis Tri- 
dentinus apud Sanctissimum Dominum Nostrum et Reverendis- 
siiiuun Dominum Cardinalem Farnesium egerit tractarit et perfecerit, 
de eo nos quamprimum fieri poterit, certiores reddat, in ijs rem 
nobis gratissimam facturns, omni benevolentia et amicitia nostra 
regia erga Reverendissimam Dominationem suam compensandam. 
Datum in nostra et Imperiali Civitate Augustana Die iij Mensis 



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— 207 — 

Novembris, Anno Domini (1547) Millesimo (Juingentesimo Quadra- 
gesimo septimo. Regnorum nostrorum Romani XVII. aliorum 
vero XXI. 

Instructio ad Summum Pontificem data Cardinali Tridentino, 
in negotio subsidy contra Thurcas, nee non Archiepiscoputu* 
Pragensis instaurandi, 

Expedita Augustae die 111. Mensis Novembris Anno 1547. 

III. Ferdinand bittet den Cardinal Madruz, beim Conclave filr die Wahl einefr 
eifrigen Papste* zu sorgen. 

Fragae, 24. Novembris 1549. 

Cardinali Tridentino ad Conclave proficiscenti ut operam 
<let, quo in Ecclesiae caput communium Christianitatis rommo- 
donim studiosus Pater eligatur. 

Ferdinandus etc. Reverendissimo etc. 
Redditae sunt nobis Litterae Dominations Vestrae Reveren- 
clissimae, ex quibus libenter admodum intelleximus, Dominationem 
Vestram Reverendissimam per dispositos equos sese Romam ad 
electionem novi Pontificis contulisse, id quod benigno animo 
magnopere approbamus. Caeterum cum in praesentiaruin nihil nobis 
occurrat, de quo Dominatio Vestra Reverendissima admonenda 
esse videatur, — existimamus enim sacram Caesaream et Catho- 
licam Regiam Maiestatem fratrem et Dominum nostrum charissimum, 
de rebus omnibus huiusmodi electionem novi Pontificis concer- 
nentibus satis aliunde providisse — illud tamen Dominationem 
Vestram Reverendissimam confidenter ac benigne horlari voluimus, 
et sponte quodammodo currentem incitare, quod velit scilicet pro 
summa sua prudentia rerumque gerendarum dexteritate sedulo 
laborare, iuvarc, eniti, omnesque intenderc nervos, ut pro bono 
et concordia sanctae Catholicae Ecclesiae et universae Reipublicae 
Christianae eiusmodi caput et Pontifex per Reverendissimum istud 
Cardinalium Collegium eligatur et sufliciatur, qui vineam Domini 
(boni fungens agricolae munere) summa fide et vigilantia, atque 
adeo ex praescripto eius, cuius debet in terris vicem gerere, ex- 
colendam suscipiat, et unde Respublica Christiana in liac renun 
omnium et temporum perturbatione solatium et auxilium petere 
atque etiam sentire possit, sicuti Dominationem Vestram Reveren- 
dissimam pro ofTicij sui ratione sponte facturam confidimus, quam 
nimirum ad promovendum ea, quae ex usu Reipublicae Christianae 
esse videntur, maxime semper propensam fuisse cognovimus, quam 
recte foeliciterque valere optamus. 

Datum Pragae 24. Novembris 1549. 



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— 208 — 

IV. Ferdinand moldut sein Bedauern ttber die schwere Krankheit des» Papate* 
und trSgt dem Cardinal auf, im Falle des Todes desselben sich so bald 
als nioglich nach Rom zur Neuwahl zu begeben. 

Cardinali Tridentino. 

Ferdinandus etc. Reverendissimo etc. 

Accepimus Litteras Dominations Vestrae Reverendissimae 
ad manus nostras proprias datas, in quibus nos de gravissima 
Sanctissimi Domini Nostri infirmitate quam Sanctitas ejus incidit 
certiores iacit. Earn sane rem uti debuimus non sine magno 
dolore et molestia intelleximus, turn quod Sanctitas sua hoc 
supremo suo muneri pastorali magna cum laude dignitate ac 
sacrae Catholicae Religionis nostrae utilitate praefuerit. turn quod 
et nos ipsos una cum universis nostris negocijs quae coram 
Sanctitate sua et sancta sede Apostolica tractanda habuimus 
singulari semper favore ac benignitate complecti consueverit. 
Quare Deum optimum maximum oranms, ut Sanctitatem Suam 
pristinae rectaeque valetudini restituere, et longa vita ac foelici 
gubernio donare dignetur. Quod si autem Divina Maiestate in 
<mius voluntate et nutu omnia consistunt ita disponente Sanctitas 
sua vi morbi confecta ex hac vita migraret, nobis sane valde 
utile ac necessarium videretur, quod eo casu Dominatio Veslra 
Reverendissima caeterique Reverendissimi Domini Cardinales primo 
quoque tempore sese in almam urbem ad electionem novi Ponti- 
licis conferrent, magni namque refert universae Christianitatis ad 
conservandam restituendamque in Ciermania nostrum Catholicam 
et Orthodoxam religionem plurimumque habet momenti, ut ne 
sedes Apostolica in tanta rerum ac lemporum perturbatione et 
religionis Christianae dissidio debito supremi pastoris solatio 
diutius destituta maneat. Hortamur autem benevole Dominationem 
Vestram Reverendissimam, ut nos in posterum etiam quicquid dc 
Sanctitatis eius valetudine ad se perlatum fuerit, omni mora 
postposita certiores facere velit, et interim etiam sese parare, 
quo Deo sic volente quam celerrime iter ingredi queat, quoniam 
hoc ipsum cum hoc quoque Reverendissimo Cardinale Augustense 
sedulo agemus. Et Dominationem Vestram Reverendissimam cum 
hijs recte valere optamus. 

Datum Augustae Vindelicorum 28. Martij 15&5. 



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— 209 



Excidium vere horribile 

Abbatiae Sti Maximini prope Treviros, 

conscriptum ab oculari teste Alexandro Henn. 

ejusdem coenobii Religioso et postae Abbate. 

(Continuatio. Cfr. An. IV. torn. 4. pg. 374 — 382.) 

Religiosi interea monasterii patres, ignari omnium ac 
Vignorianarum induciarum spe seeuri, decantando primae canonicae 
officio more consueto insistebant, cum exoriri reponte circa 
templi penetralia dissonus clamor, evulsorum a cardinibus 
ostiorum perstrepere sonitus, impulsorum denique cadentinmque 
tectorum fragore coenobium omnc personare : mirantur, obstupescunt 
pavore ac strepitu pariler dofixi expletoque ofTicio tumultus auctores 
exploraturi egrediuntur. Et eccc lugubre spectaculum! Vident 
pertusas amotis cardinihus claustrales officinas, aversum instru- 
mcntum omne regulare, confusa omnia ; accedunt, ruinae autorem 
interrogans induciarum a Vignorio concessarum commonefaciunt, 
sed ad eundem Vignorium, ex cujus mandato hacc faciant, cum 
sibilo remittuntur. Pergunt interim rem suam agere; alii, inspcc- 
tantibus deprecantibusque religiosis. in moenia, queis monasterii 
ambitus cingebatur. praecipites involant, tegulas confringunt, trabium 
eompages laxant, tectum omne in terram prosternunt; alii per 
vicinas claustri officinas sine ullo Coenobitarum respectu praeJa- 
bundi diseurrunt, singulos monasterii angulos, quo aditus patcbat, 
pervestigant raptaque hine inde spolia comportant, arietes applicant 
ac muros horrendo impetu proturbant . . . Cornutis, quas capras 
(ialli appellabant. maehinis ad decimum usque Aprilis in coenobii 
moenia desaevitum est; dum enim nefandi open's moderator 
Morongh, exercita in cives tyrannidc urbi notissimus homo, ut 
(ialli ipsimet dictitabant, atheus adcoque ad Vignorii genium 
compOsitus, recenti aliqua praeda suorum solaturus laborem 
diruendis moenibus in claustro adhuc detentum militem a coepto 
opere repente abstrahit, ac nil praemonitis ad conservandam 
supellectilem religiosis ad amplissimum in area extra clausuram 
aedificium (cancellaria vocabatur) turbinis in morem ducit, ac 
cum universis in eo reperlis praedae militumque furori concedit, 
quos dein, exhausto penitusque attlicto non intra multas horas 
magnifico isthoc domicilio, ad priores moenium ruinas intra 
claustrum reducit. 

Visebatur e regione monasterii, extra tamen ejusdem septa, 
oelebre apud Treviros pia superiorum Abbatum liberalitate ex 
<*oenobii Maximiniani reditibus sub titulo S. Elisabeth. Thuringorum 

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— 210 



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Landtgraviae, pauperibus aegrotisque suscipiendis curandisque 
anno 1240 fundatum xenodochium 2 ) pariter et nosocomium, in 
quo aegrotantes egenlesque colligebantur de plateis et consumpta 
Janguoribus atque inedia miserorum membra refovebantur. Equidem 
jam a triennio Gallorum non paucos fame, frigore contagioque 
ferme enectos religiosi patres quotidie pene susceperunt, foverunt 
benigne, quia et plurilms ex eadem natione in dicto nosocoinio 
defunctis non sepulturae duntaxat honorem sed pia insuper 
suffragia Christiana prorsus charitate impenderunt; sed eorundem 
popularcs memoratum hospitale una cum adjuncto elegantis 
operis sacello hoc codeni tempore in aeervum lapidum redegerunt. 
ingemiscente ac palam vindictam a Deo expostulate miserorum 
ejectorum turba. 

Tenuit insanus hie in momoralis aedifteiis moeiiibusque 
diruendis labor ad Jdus Aprilis usque; ab his enim in ipsa 
claustri aedificia adeoque in ipsum monasterii cor furorem 
omnem vertere Vignorio placuit, cum tamen de ejusdem conser- 
vatione patres spe vana maximinianos identidem lactaret. Quod 
inexspectatum Vignorii decretum ubi ex apportatis arietibus 
suspicati primum impetum ab amoenissima valetudinarii fabrica 
acceptum iri erederent, mox supellectilem inde exportare ac 
ante predonum sub meridiem ad urbem digressorum reditum pro 
temporis angustia evacuare aggrediuntur, sed labore prorsus 
irrito. Revrersi enim latrunculi nostri ubi ea t quae jam spe devo- 
raverant, evolasse magna ex parte conspiciunt, arietes minaces 
totius claustri aedificio admovent ac quatuordecim simul ad 
singulos arietes sibi invicem succedentibus eo impetu in 
splendidum potius quam fenestris identidem murum intersec? * ; hus 
firmum domicilium librant. ut magna ejusdem pal's i* 
lacrymantibus sub vesperam procumberet. Horum tamen p' 
Iacrymis preces tantum abest, ut vel ad tantillam 
ferocem Vignorii animum flecterent, ut etiam ceu 
rapidum incendium oleo potentius inflammarent. Ab . 
die naturae isthoc monstrum, quo piceatas latrunculorum sUv- 
manus efTugeret nihil turpique eosdem allectos praeda in 
sacrilego opere haberet promptiores, edictum impium dictator 



*) Die Griindung des Elisabethen-Hospitals geschah 1240 durch 
Abt Heinrich von Bruch (1230—1247) gemiiss Urkunde vora Jahre 1256. (Siehe 
Mittelrhcinisches Urkundenbuch 111, 991.) Dicse Urkunde tragt an der Spitxe 
die Worte: „Anuo dom. MCCXL. constructum est hoc hospitale a venerabili 
riro dom. Heinrico nato de castro Bruch, abbate S. Maximini Trev. u Aber 
schon frliher bestand beim Klostcr St. Maximin ein Hospital, wie aus der 
Urknnde vom Erzbischof Theodorich II. vom Jahre 1217 zu erseben ist. Durch 
diese Urkunde (Mittelrhein. Urkundenbuch III. 75) wird die St. Michaelskirche 
dem Hospital (infirmatorium, domus infirmorum) incorporirt. St. Michaelskircho 
und Elisabethenhospital bestehen heute noch, jene als Magazin, dieses aU 
Privatwolmung. 



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— 211 - 

iniquussimus promulgavit ; Posthac militi quocunque arietem circum- 
ferre liberum esto ; ariete admoto jus nullum in idem aedificium 
monache praetendito! nihil exportato, miles universa diripitoN 
Vah! dirum, infame, sacrilegum decretum! cujus vel nudam 
commemorationem nieritoperhorrescantchristi'inae aures, aversetur 
con&ientia. vel ipsa disciplina militaris execretur! 

llli per omne claustri peristylium minaces circumportare 
arietes, modo in hoc, modo in illud aedificium incurrere, turn 
ad aliud properare eademque rapacitate per universum c laustrum 
debacehari. Religiosi contra veluti pavidae lupos inter oviculae 
discurerre, res ablatas repetere. nil obtinere. exportarc quaedam, 
sed niilitari ferocia e manibus extorta mox eadem ammittere, 
implacatum rogare militem, sed sannis excipi; denique ubique 
ades.se, ubique trepidare, nihilum proficere, im:no cum confusione 
nbique vel turpem repulsam, vel foedos gaennitus reportare. 

Atque barbaro isthoc procedendi modo pauculos infra dies 
effectum est, ut non tarn prostrato quam foede ubique mutilato, 
.foedius expilato, foedissimc profanato omni claustro, ni sub Jove 
frigido quietem capere mallemus, religiosae solitudinis us(]ue adeo 
amatam atque ex volorum formula non nisi cum vita deserendam 
stationem derelinquere et ad residua extra clausuram aedificia 
comniigrarc cogeremur. Ubi dum inter has loci angustias T inter 
in?anos militum undique obstrepentium clamored, ad decimum 
usque Maji in nudam abjecti humum commoramur, officio divino 
nocturnis aequc ac diurnis horis more consueto insistere nunquam 
omittimus. Si, quae ab irato milite damnorum ac contumeliarum 
genera Deo conscientiaque teste toleravimus, enumerare aut luberet 
aut per religiosam modestiam licerei, sicuti ob inusitatam faci- 
noris atrocitatem apud lectorem Udem difTiculter invenirem, ita 
occupations animum ingrata prolixitate ad taedium provocarem. 
Itaque ea universa oculo illi, sub quo nee latere abdita nee fucata 
fallere potuerunt, dijudicanda transcribimus atque ad institutum 
funestae tragoediae ordinem nos postliminio revocamus. 

Hubinde (Jubernator, dum funesti operis adest spectator ac 
improbo voto tardius ob molem, numerum firmitatemque acdifi- 
conim rem procedere videt, qua ariete, qua cuniculis agendum 
ratus, hos aceitis undequaque ex vicina Trevirorum urbe lapicidis 
machinatorem bellicum moliri jubet, quorum non multos intra 
dies cunieularia arte perfectis octodecim pulverequc tormentario 
oneratis. dum igncm applicari praecipit, amoenissimum illud 
valetudinarii domicilium cum adjuncto sacello binis cuniculis con- 
rossum XV. Aprilis penitus procubuit ac subsecutis dein singulis 
diebus sol sen ortivus seu occiduus singulas aedificiorum strages 
vidit, donee XX1JJ. Aprilis, dum parochialem S. Michaelis infra 
monasterii- ambitum ecclesiam quattuor ingentium cuniculorum 

14* 



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— 212 — 

fulmine postridie dedicationis ejusdem in aerem jactari videre 
cogitur, radios ille quidem turn suos ob nefandi criminis sacri- 
legium oceumbens retraxit. 

Adjacebat jam dictae eeclesiae coemeterium, aggesta humo 
muroque praestrueto altius illud aliquantulum atque ideo Vignorii 
in mortuorum etiam loculis insidias suspicantis opinione urbi 
metendum. Hujus igitur statuitar demolitio; nee mora, ad- 
vocantur milites, disturbatur munis, teiTa certatim elToditur, donee 
ad ipsa cadaverum loculamenta perventum est, quorum putres- 
centium adhue foetore (tumulati non ita pridem aliqui fuerant) 
ubi miles absterritus plus quam ferinum hujuscemodi laborem exe- 
cratur, turn quidem ab opere nefario aliquamdiu cessatum est. 
Verum isthaec defunctis requies non diuturna fuit; Vignorius 
enim, velut ipse inquietis illis cadaverum vermibus urgeretur, 
morae omnis impatiens militum loco agricolarum ex proximis 
pagis citat manum ac miserando operi insudare cogit ... Bis 
terque miseri agricolae, utpote e vicinis pagis acciti, avorum, 
parentum, liliorum. conjugum, fratrum atque propinquorum 
suorum in Christo defunetorum ossa et plura nondum resoluta 
corpora, urgentibus (iallis effodere ac ipsa exborrescente natura 
in subjectam fossam praecipitare aggestaque rursus humo tumu- 
lare compelluntur. Adeo non in vivorum duntaxat corpora ac 
fortunas, sed in ipsa etiam fidelium ossa, quibus vel ipsae gene- 
rosiores ferae naturali instinctu parcunt, ignominiosa barbarie a 
gallicis hisce lupis vespertinis depugnatum est. 

EfTluxerat tot inter aedilieiorum strages ac vivorum mortuo- 
rumque injurias jam mensis Aprilis, quern dum subsequens except 
Majus. majus quoque religiosam nostram jam paene collaps 
domum stantemque adhuc ecclesiam excepit malum . . . 

Ipsa festiva SS. Apostolorum Philippi et .lacobi luce 
culariorum cum instrumentis in ecclesiam Vignorius ; 
turbam, ac altum ingemiscentibus ac datam (idem nequic*, 
implorantibus religiosis capacissimos loco a se designato cuniculo. 
snbtus ingentes illas elegantissimasquc ecclesiae Maximinianae 
turres quantocius moliri imperat. Dum infame hoc opus non 
intermisso labore cuniculorum magistri urgent, eos in ecclesia 
scurrilem in modum lasciviendo lasciveque cantillando divinum 
infra ofTicium exercuere insolentias, ut ipsa Ascensionis dominicae 
solemnitate, quae in HI. Maji inciderat, has inter insolentissimas 
turbas, non sine diflicultate cantato ultimo sacro solemni, ad 
(Iryptas templi subterraneas officii divini persolvendi ergo recipere 
sese imposterum cogerentur patres i*eligiosi; sed nee diu sub- 
sistere hie per militum improbitatem operariorumque tumultum 
licuit. Quinta namque Maji lapicidas Treviricos sufTodiendis in 
peristylio columnis intentos repente avocat Vignorius ac sub 



Digits 



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- 213 — 

meridiem in tempi urn trahit, propo.sitoque premio quatuordccim 
illas Octogenae formae amplissimas secto ex lapide columnar, 
quibus universi • templi incumbebat moles ac fabrica, ferreis in- 
strumentis oblongis quadro foramine ad diametrum usque per- 
tundere jubet, quas dein sulphureo pulvere oneratas subterra- 
nearuni cuniculorum in morem admoto igne disturbaret, prout 
infra narrabimus . . . 

Aderat jam nona mensis Maji, monasterii rebus cladem, 
religiosis afflictionem, praesentibus horrorem, posteris stuporem, 
(iallis probrum sempiternum, nulli laetitiam pariiura dies, cum 
sub meridiem ab urbe et prandio redeunt ingrati nostri opcrarii, 
numero quam alias auctiore, ultra sexcentos fuisse post patuit. 
Quibus in amplissima monasterii area congregatis capitaneus, 
neseio quis, gubernatoris e scripto legerat mandatum, cum illi 
veluti signo ad praedandum dato undique percurrunt atque instar 
rabidorum canum in abbatiale domicilium impetum faciunt. Com- 
portarant hue Vignorii ipsius monitu suam religiosi supellectilem 
jamque hoc tempore sui Gallorumque securi pariter citra omnem 
periculi suspicionem frugali hie mensa vires reficiebant, cum 
insano impetu irrumpunt Galli, primum in culinam, ubi esculent is 
poculentisque in anticoenium praepropere assumptis mox alior- 
sum conglomerati scse proripiunt, obstantia irrupturis ostia con- 
vellunt nulloque religiosorum consternatorum rcspectu in ipsum 
coenaculum irrumpunt, in obvia quaeque involant. subdncunt, 
subtrahunt. rapiunt quaelibet. no religiosorum quidem intactis 
vestibus. Turn ad domum materialia, ferrum, plumbum, ligna 
diripienda rapacissimi hi Mercurii nepotes convertuntur; alii 
fenestrarum clathros violente excutiunt, ostiorum alii postes con- 
vellunt, aliique ferri aut plumbi quantavis particula potirentur, 
non contemnendi pretii marmora saxaque porphyretica insane 
pertundunt. alii convestitas dolatis asseribus parietinas revellunt, 
omnes deni(jue rapido cursu tecta non hujusmodf modo aedificii, 
sed ipsius ctiam ecclesiac conscendunt, plumbum, diripiunt, eon- 
timdunt tegulas. trabes dejiciunt, singula velut periti convellunt 
comminuunt, ad terram proturbant. Quid? vel ipsos Francorum, 
ofTiciatos de foeno paleisque modieis, quibus misere hactenus 
religiosi indormierant, rivari ac decertare atque hinc et inde 
abjecta ferramenta comportare conspeximus . . . 

Exhauserant jam intra horae non integrae spatium vulturii 
nostri abbatiale domicilium, cum veluti re praeclare gesta trium- 
phabundi in priorem areae campum conveniunt. ac uno omnes 
agmine augustissimum illud, tot martyrum confessorumque sacratis 
exuviis nobile atque Christi Domini sub venerabili sacramento 
etiamnum praesentis majestate venerandum S. Maximini templum 
in extremam amentiam praecipitati invadunt; rumpuntur caeca 



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—214 — 

temeritate claustra, pcrfringuntur fores, ipsius Dei sacrarium 
densato ordine inundatur. Hie vero inaudilo apud christianos 
exemplo videre erat homines perditissimos phrenetieo, immo 
haeretieo spiritu per domum Dei horrisono ululatu discurrere, 
fanda infandaque commitlerc, in Divorum statuas, reliquiarum 
tumbas Deoque positas aras involare, ac niodo obstantinra religio- 
sorum preces aspernari, modo obnitentes per vim repellere sacri- 
legaque ubique rapacitate de domo Dei facere speluncam Ia- 
tronum . . . Ita plus quam calvino-iconoclastica impietate piures 
truncatae in elegantissimis hypogaeis angelorum coelitumque 
effigies, ipsa etiam voti valetudinisque prodigiose recuperatae 
eansa piis a fidelilms appensa ad sanctorum tumbas anathemata 
avulsa( has inter furias sanctissimorum Trevirensium Pontificum, 
Maximini. Agritii et Nicetii ornamentis suis spoliatus ac ferro 
tentatus est loculus), tumbae vero, in quibus trecentorum 
e S. Mauritii societate Thebaeornm martyrum sacra pignora 
venerabamur, non ferreis modo clathris nudalae, verum etiam 
confractae, sacra inde ossa non pauca manu sacrilega subtracta, 
plura hinc injuriose disjecta, omnia irreligiossime sunt tractata; 
ad aram S. Apolloniae virginis depositae per tres lapideas tumbas 
Sanctorum Trevirensum reliquiae sunt violatae, ac cisternae. in 
qua S. Athanasius, l ) Alexandrinae Ecclesiae episcopus, sive per- 
secutionis declinandae sive reliquiarum venerandarum ergo sub 
S. Maximino delituit, symbolum quoque ltdei composuit, altius 
a terra prominens labrum ad fundum usque decussum, nil de- 
ni(jue in amplissima Basilica intactum permausit . . . Kxcisum 
erat in muro, arae majori ad cornu evangelii obverso, liierothocae 
oucharisticae cum s. s. altaris sacramento recipiendae loculament 
amplum illudque magnifice ostiolis, qua ligneis affabre elabor 
qua ferreis polite clathratis decenter ornatum, probe obfirmatv 
quo veluti in coelesti throno ipse Dei filius, tor sanctum nun.. . 

! ) Uebcr den dreimaligen Aufenthalt des hi. Athanasius in Trier 
siehe: Der hi. Maximinus mid der hi. Paulinus von Ph. Diel, Trier, Groppe 
1875. Die Cisterne (puteus), in weleher sieh Athanasius wahrend seiner Ver- 
bannung in Trier vom Febraar 336 bis znm 17. Juni 338 aufgehalten haben 
soil, war ein Gegenstand der Vcrehrung in 8t. Maximin, indem die Monche 
jedes Jahr dioselbe mit Blumen und Lichtern umgaben. Aber schon der 
trierische Annalist Brower (lib. I. n. 44) schrcibt, es sei ihm ungewiss, 
ob diese Verehrung deshalb geschehe, weil Athanasius an diesem Ortc geweilt, 
oder weil, alten Berichten gemiiss, die Geboine der trierischen Martyrer dort 
verborgen gewesen seien. Hieronymus schreibt in seincn Chroniken, AUianasius 
pei in Trier von Maximinns ehrenvoll aufgenommen worden. Kaiser Constantin 
der Jlingerc erklart in seineni Begleitsehrciben, welches er Athanasius naeh 
Alexandrien mitgab: „Quo autem honoris studio et observantia hominem in bac 
civitate complexus fuerim, ab eo ipso, siinul utquo in vestrum conspectum 
venerit, facile intelligetis." Die trierische Legende, welcho das, was dem Atha- 
nasius in seiner Verbanuung in Oberegypten geschohen, aufgenommen liat, ist 
zu lesen bei Trithemius, Catalog, illustr. scriptor., in Athanasium. 



Digits 



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— 215 — 

cum tola coeli pompa tot jam lustris sub nivea panis forma 
dignissime commemoratus, paraverat in conspectu nostro mensam 
adversus omnes, c|ui tribulant nos. Vorum ebeu! cecidit corona 
capitis nostri, translata est gloria Domini, area novi testamenti, 
non jam ab incircumcisis Philistaedis capta, sed a christianissimi 
regis militibus atrocissima contumelia intolerabilique injuria hae 
falali est afTecta. . . . Venerabilis sacraraenti sanetuarium per- 
ditissimi mortales adoriuntur nulloque praesentis Dei respectu 
vectibus impetunt, instrumentis pertundunt, efTringunt, ostiolaque 
ex ferro clathrata una (mm ligneis impie detracta auferunt et 
levissimi lucelli expectatione in urbem deportant . . . Ne quid 
tamen atrocius per caecam avaritiae rabiem in ipsum s. s. altaris 
sacramentum a perfidis his nebulonibus slatueretur, S. Maxiniini 
I'atres, de Dei sui honore magis quam fortunarum eonservatione 
solliciti. religiosas primum excubias ante venerabile sacramentum 
constituunt. ac sub vesperum demum Eucharisticam hicrotheoam 
cum augustissimo Christi corpore magna veneratione nee minori 
luetu s«*cum in urbem deportant . . . 

A templo profanato ad intactas quadamtenus ecllas vinarias 
densatis ordinibus scse proripiunt portisque primo impetu elTraetis 
alter super alterum in easdem sese involvunt, tubulos abjiciunt, 
siphones, epistomia extrahunt, quibus eum voto tardius vinum 
llueret, vasa pertundunt vinumque jam exundans poeulis, urceis, 
pileis, manibus, ore, quin et (foedum visu) detractis sibi calceis 
excipiunt ac tantum vini immanibus illis faueibus hauriunt, ut, 
dimota a se mente, eas in Deum coelitcs((ue tartareo ore blas- 
phemias, eas in religiosos homines contumelias, jam obseoena in 
se rnutuo jurgia veluti tri fauces quidam cerberi cvomuerint, ut 
non modo auditu fuerit horreudum, sed etiam lectu intolerabile. 
Natabant hie verius. quam in Antoniano illo apud Tulliam con- 
vivio, pavimeuta vino, madebant parietes, diris ebriorum hlas- 
phemorumque vocibus omnia personabant. Constat in his Bacehi 
orgiis plura vini plaustra in terrain restagnantemque aquam esse 
effusa. damnunKjue pomeridiano duntaxat hoe tempore aceeptum 
aestimari vix posse. Usque adeo sane universa aedificia diurno 
hoc furore deformata fuerunt ut, cum ingruentibus noctis tenebris 
Curiae hae in urbem, nos in abbatiale domieilium coneederemus 
exhaustaque labore paritcr ac pavore membra refocillationem 
quietemque deposcerent, neque tamen cibus, quo reficcremur, 
nee locus, ubi honeste decumheremus, ullibi repcriretur. avulsis 
veteribus parietinis capitique cervicalis loco suppositis vel crassi- 
oribus saxis ant lignis inter ruderum sordes ac aedificiorum 
strages indormire afriictissimi religiosi cogerentur. 

(Coiitinuatur.) 



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— 21G - 

Roger W. Beda Vaughan, Erzbischof von Sidney. 

(Nach dem Tablet.) 

In der NacrnVvom 16. zum 17. August dieses Jahres starb bei 
Liverpool in England Roger W. Beda Vaughan, Erzbischof von Sidney 
in Australien. Mit ihm schied ein grosser Kirchenftirst, ein gewaltiger 
Vorkampfer der katholischen Sache in Australien, ein treuer Sohn des 
hi. Benedictus und eine Zierde der englischen Benedictiner-Congregation. 
Ein kurzer Lebensabriss dieses hervorragenden Mannes dtirfte darum 
den Lesern der ^Mittheilungen* nicht unwillkommen sein. 

Roger Wilhelm Vaughan erblickte am 9. Januar 1834 zu Court- 
field, in England das Licht der Welt im Schoosse einer angesehenen 
katholischen Familie, welche nicht bloss zeitliche Giiter, sondern auch 
das kostbare Erbe lebendigen Glaubens und echter Frommigkeit von 
ihren Vorfahren uberkommen hatte. Die Mutter namentlich war eine 
heilige Frau. Der Vater, Colonel Vaughan, pflegte am Sonntag Nach- 
mittag seine Kinder um sich zu versammeln und, nachdem er sie iiber 
das Evangelium des Tages gefragt hatte, mit ihnen zur Hauskapelle 
zu gehen ; indem er auf die Mutter hinwies, welche im Gebet versomken 
vor dem Allerheiligsten kniete, sprach er dann wohl mahnend zu den 
Kindern: >Sehet und betrachtet eure Mutter und lernet so beten, wie 
sie betet* Der Liebling dieser Mutter war Roger; kein Wunder, dass 
die Gottseligkeit von Kindheit an mit ihm aufwuchs Da er korperlich 
sehr schwach war, so wurde er nicht, gleich seinen Brudern, in ein 
Colleg geschickt, sondern erhielt den nothigen Unterricht zu Hause 
von Gouvernanten und den Hausgeistlichen. Ein zartfuhlendes Herz, 
ein heitrer Sinn voll launiger Einfalle und grosse Geschicklichkeit in 
allem, was er anfasste, zeichneten den Knaben aus. 

Das erste Zeichen eines Ordensberufes gab Roger in sein 
vierzehnten Lebensjahre, als er mit seinen Eltern den Winter 1848 
auf der Insel Jersey zubrachte. Die Jesuiten waren gerade auf die 
brutalste Weise aus verschiedenen Landern vertrieben worden. Das 
Schicksal dieser verbannten Ordensleute machte auf das edle, glaubige 
Gemiith des Knaben einen solchen Eindruck, dass er seiner Mutter 
voll Begeisterung erklarte, er wolle Jesuit werden. Doch dies war nicht 
sein Beruf. Nach einigen Jahren, in denen er noch die sorgsame Pflege 
des elterlichen Hauses genoss, wurde er dem Colleg der Benedictiner 
in Downside bei Bath iibergeben. Bei seinen vortrefflichen Anlagen 
machte er reissende Fortschritte im Lernen und hatte das Versaumte 



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— 217 — 

bald nachgeholt. Nach dem Tode seiner innigst geliebten Mutter er- 
wachte in seiner Seele der Gedanke, den er schon fruher gehegt, dem 
Priesterthum sich zu weihen, mit erneuerter Starke und, da ihm das 
monastische Leben in Downside so wohlgefiel, so schloss er sich hier 
der Famine des hi. Benedictus an. Er erhielt im J. 1854 das heilige 
Gewand und den Ordensnamen Beda und legte am Feste des heiligen 
Placidus, am 5. October des folgenden Jahres, die feierlichen Gelubde 
ab. Wahrend seines Aufenthaltes in Downside hatte Vaughan eine 
merkwiirdige Vorahnung seiner Zukunft. Es war ihm, so erzahlte er 
damals und in seinem spateren Alter noch oft, als werde er in ge- 
reifteren Jahren zu einem grossen Werke nach Australien geschickt. 
Auch war es eine merkwiirdige Fiigung, dass dem jungen Ordensmanne 
dieselbe Zelle zur Wohnung diente. welche vor ihm zwei andere hervor- 
ragende Benedictiner, ebenfalls um Australien hochverdiente Pralaten, 
der erste Erzbischof von Sidney, Polding, und der Bischof von Birmin- 
gham, Ullathorne, nacheinander bewohnt hatten. Nach Beendigung seines 
Noviciates sandten ihn seine Obern nach Rom, wo er von 1855 — 60 
in der Benedictiner- Abtei St. Paul extra muros theologischen und philo- 
sophischen Studien oblag und am 9. April 1859 von Cardinal Patrizzi 
zum Priester geweiht wurde. 

Nach England in sein Kloster zuriickgekehrt, wurde er zuerst 
mit der Seelsorge der kleinen Gemeinde, spater auch mit dem Lehr- 
amte der Philosophic in der Klosterschule betraut. Im Jahre 1862 
wahlte den 2 8jahrigen Monch, das General -Capitel der englischen 
Benedictiner-Congregation zu der hochst wichtigen Stelle eines Cathedral- 
Priors fiir das kiirzlich gegriindete Priorat St Michael zu Belmont bei 
ford, wo sich zugleich das gemeinsame Noviciat und Studienhaus 
Jongregation befindet. Eine schwierige, verantwortungsvolle Aufgabe 
auf des jugendlichen Priors Schulter gelegt; aber er erwies sich 
derselben vollkommen gewachsen und rechtfertigte glanzend das in 
ihn gesetzte Vertrauen. Wurdevoll und mannlich war seine ganze 
Erscheinung, und wie er durch sein feines Benehmen Achtung ein- 
flbsste, so gewann er die Liebe und Zuneigung durch seine Sanftmuth 
und Giite. Mit wunderbarem Takte und besonderer Klugheit leitete 
er das Kloster zehn Jahre lang und lehrte nebenbei in der Schule 
Philosophic Seine VVirksamkeit beschrankte sich indess nicht auf das 
Kloster allein; er wurde als ein glanzender Redner haufig zu Gast- 
predigten eingeladen, und er ging, wohin man ihn rief; auch gab er 



Digits 



zed by GoOgk 



— 218 — 

in manchen Ordenshausern die geistlichen Uebungen. Sein brennender 
Seeleneifer trieb ihn an, und seine Willensstarke und Talente setzten 
ihn in Stand, alien diesen Anforderungen zu entsprechen. In den 
wochentlichen Conferenzen fiir seine Mitbriider, diesen unmittelbaren 
Ergtissen seines Herzens, verweilte er geme bei dem stissen Frieden 
und Gliick des monastischen Lebens in St. Michael, das er als Vor- 
bereitung fur die spatere Zeit des Wirkens betrachtete; da brach er, 
von seinen Gefuhlen uberwaltigt, mehr als einmal in Thranen aus, 
wenn er von dem ernsten, heldenmiithigen Opferleben der W listen vater 
sprach. Die Beforderung der Studien lag ihm nicht weniger am Herzen 
als die Erhaltung der Ordenszucht In Belmont verfasste Vaughan auch 
das zweibandige Werk: ^Leben und Arbeiten des hi. Thomas von 
Aquin* (Life and Labours of S. Thomas of Aquinas), ein Werk, das 
stets ein Denkmal des Fleisses, des Wissens und der Beredsamkeit 
seines Verfassers bleiben wird. 

Der greise Erzbischof Polding von Sidney hatte sich mit der Bitte 
an den apostolischen Stuhl gewandt, ihm einen geeigneten Coadjutor 
an die Seite zu stellen. Im Jahre 187 1 willfahrte Papst Pius IX. der 
Bitte und ernannte unsern Pater Prior Vaughan zum Titular-Erzbischof 
von Nazianz und zum Coadjutor Poldings mit dem Rechte der Nach- 
folge. Vaughan empfing, zugleich mit dem jetzigen Bischof von Liver- 
pool in Ietzterer Stadt vom Erzbischof, jetzt Cardinal Manning am 
19. Marz 1872 die bischofliche Consecration. Polding schenkte seinem 
eifrigen Coadjutor das unbedingteste Vertrauen und dieser leitete nun 
fiinf Jahre lang fast ganz allein die au>gedehnte Erzdio^ese, bis er 
mit dem Tode des ehrwiirdigen Pralaten (16. Marz 1877) in den 
vollen Besitz der erzbischoflichen Rechte kam. 

Erzbischof Vaughan begriff die hohe Wichtigkeit der ihm in 
Australien gestellten Aufgabe und setzte alle seine Krafte zu ihrer 
Losung ein. Vor allem schien es ihm nothwendig, die christliche Er- 
ziehung der Jugend zu sichern. Es war ein gewal tiger Kampf, welchen 
er fur christliche Schulen gegen den glaubensfeindlichen Liberalismus * 
und die verschiedenen protestantischen Sekten fiihrte. Getrieben vom 
Hass gegen die katholische Kirche, wollten diese lieber glaubenslose 
Schulen als eine solche staatliche Schulgesetzgebung, welche auch die 
Rechte der Katholiken benicksichtigte. Vaughan hielt darum nicht 
bloss die bestehenden katholischen Elementarschulen aufrecht, sondern 
griindete auch zahlreiche neue, welche meist von Ordensleuten geleitet 



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— 219 — 

und vom Staate ganz unabhangig sind. Als er 1873 nach Sidney kara 
gab es nur 34 solcher Schulen; als er es verliess, waren es deren 102, 
die von 149 17 Kindern besucht waren; und die katholische Bevol- 
kerung des Landes, von der Nothwendigkeit und der hohen Bedeutung 
rein katholischer Schulen iiberzeugt, ist entschlossen, im Geiste und 
nach dem Plane ihres leider zu friih verschiedenen Oberhirten das 
Werk der christlichen Erziehung fortzufiihren, so grosse Geldopfer es 
sie auch kosten mag. 

Ein anderes, grossartiges und segensreiches Werk seines uner- 
miidlichen Eifers ist die Griindung vieler neuer Missionen (Ffarreien) 
und die Vollendung der herrlichen, prachtig gelegenen Marienkathedrale 
in Sidney, wozu im Jahre 1866 der Grundstein gelegt worden war. 
Letztere ist 350 engl. Fuss lang und 74 breit, das Querschiff misst 
144 Fuss in der Lange; die Hohe der Westthiirme soil 260 Fuss 
betragen. Sie kann sich an Grossartigkeit mit den meisten alten 
Kathedralkirchen Englands messen. Die Diozese Sidney besass im 
Jahre 1873 im Ganzen 53 Kapellen, von denen nur 11 auf dem 
Lande waren; jetzt zahlt sie 120 Kirchen und Kapellen, mit 81 Kirchen 
auf dem l^ande. Die Stadt Sidney selbst hat in dieser kurzen Zeit 
10 neue Gotteshauser erhalten. 

Welche Sorgen und Arbeiten die Errichtung so vieler Gottes- 
hauser dem Erzbischof bereitet, lasst sich nicht sagen; nur um die 
Mittel zur Vollendung der Kathedrale (102.763 Pf. St. nach osterr. 
Gelde 1,027.630 fl.) herbeizuschaffen, hat er, nach seiner eigenen 
Erklarung, mehr als 3000 Briefe geschrieben. 

Nicht geringer waren seine Anstrengungen, den geistlichen 
Tempel Gottes in den Seelen der ihm anvertrauten Glaubigen zu 
/bauen und die Lehren der katholischen Kirche gegen die Vor- 
mtheiJe und Verleumdungen der Irrglaubigen, sowie gegen die Angriffe 
des Unglaubens zu vertheidigen. Er that dies in tief durchdachten 
beredten Predigten und Vortragen in der Kathedrale vor einer 
Zuhorerschaft, welche nach Tausenden zahlte. Solche Vortrage 
steigerten sein Kopfweh und Herzklopfen, woran er von Kindheit auf 
Htt, auf den hochsten Grad und hatten jedesmal eine g&nzliche 
korperliche Erschopfung zur Folge. Er wusste es, dass er dadurch 
sein Leben verklirzte; aber er betrachtete die Verkiindigung des 
Wortes Gottes als eine seiner vornehmsten Hirtenpflichten. Ich muss, 
sagte er, die Arbeit thun, die mir obliegt. Das Ende meines Lebens 



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— 220 — 

stelle ich dem Herrn anheim ; ich bin bereit zu sterben, wann und 
wie er es bestimmt. Ausser diesen glanzenden Reden hielt er auch 
haufig in Kapellen und Kirchen einfache, erbauliche Ansprachen 
iiber das Evangelium, die Collecte oder Epistel des Tages, durch 
die er Geistlichkeit und Volk entziickte. Einige seiner Predigten un4 
Conferenzen sind im Druck erschienen , sowie seine Andachts- 
Vortrage vom Jahre 1875; Fastenpredigten vom Jahre 1876, u. a. 

Trotz seiner grossen Erfolge besass Vaughan eine wahre Demuth. 
Er war aufs tiefste vom Gefiihle und Bewusstsein seiner Unwiirdigkeit 
und Ohnmacht durchdrungen und suchte, frei von aller Seibst- 
gefalligkeit, in all seinen Arbeiten fur die Kirche nur Gottes Ehre. 
Losgeschalt von der Anhanglichkeit an irdische Giiter und Freuden, 
lebte er, soweit sein bischofliches Amt es erlaubte, wahrend seines 
iojahrigen Aufenthaltes in Sidney, wie ein anderer Monch, ein 
Liebhaber seiner Zelle, des Gebetes und Studiums. Abgesehen von 
den Festmahlen des Statthallers, speiste er im Ganzen nur vier- bis 
flinfmal ausser dem Hause. Auf weltlichen Besitz hielt er personlich 
gar nichts ; Geld zu bekommen und zu haben war fur ihn eine Freude, 
weil er, wie er sagte, sich damit die grosste reine Freude des 
Gebens bereiten konnte. Nichtsdestoweniger war er ein ausgezeichneter 
Verwalter. Er brachte die verwickelten Angelegenheiten der Erzdiozese 
in Ordnung und hinterliess nicht nur keinen Pfennig Schulden, 
sondern hat, obschon er sein bischofliches Pankommen stets flir 
Schulen und Kirchen verwendete, auch hinlangliche Mittel zur 
Dotation des Erzbischoflichen Stuhles gesammelt. Seine Zuriickgezogenheit 
ward manchmal als Kalte und Gleichgiltigkeit gegen Clerus und 
Volk angesehen, doch dies war durchaus grundlos. Denn er liebte 
seine geistliche Heerde mit der innigsten Liebe, und wirklich ruhrend 
war die Liebe, Theilnahme und Sorgfalt, mit der er sich der Aermr.ten 
und Niedrigsten seiner Schaflein annahm. 

Dass die Feinde der Kirche einen solchen Mann hassten und 
befeindeten, liegt in der Natur der Sache. Die Katholiken dagegen 
fassten eine grosse Liebe und Verehrung gegen ihren Oberhirten, 
welche in demselben Maasse wuchs, als sie seine Hochherzigkeit und 
selbstlose Hingebung kennen lemten. 

In wenigen Jahren hatte Vaughan's Energie das grosse Werk 
in Australien, das die Vorsehung flir ihn bestimmt, vollbracht. Irn 
April dieses Jahres verliess er Sidney, urn die Vereinigten Staaten 



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221 



Nord-Amerika's, dann seine Angehorigen in England und den 
hi. Vater in Rom zu besuchen, und von da zu seiner Heerde zu 
neuer Arbeit zuriickzukehren. Sein Abschied von Sidney gestaltete 
sich zu einer grossartigen Kundgebung, welche zeigte, wie tiefe 
WuTzeln die Hochachtung und Liebe der Bevolkerung zu ihrem 
Erzbischofe geschlagen. Die Reise durch die Vereinigten Staaten und 
nach Canada machte er in der Absicht, die katholischen 
Schulverhaltnisse dieser Lander kennen zu lernen. Am 15. August 
landete er, von New- York kommend, in Liverpool, besuchte sofort 
den in der NaMie wohnenden Prasidenten der englischen Benedictiner- 
Congregation und begab sich am folgenden Tage zu seinem Oheim, 
in Ince-Blundell Hall, um, wie er sagte, nach zehnjahriger ununter- 
brochener harter Arbeit einmal recht auszuruhen. Ks war eine lange 
Ruhe, zu welcher er sich niederlegte. Als am andern Morgen sein 
Oheim und sein Bruder, der Bischof von Salford nach ihm schauten, 
fanden sie ihn todt im Bette. Der Tod hatte ihn offenbar im Schlafe 
uberrascht; keine Spur des Schmerzes lag auf des Dahingeschiedenen- 
Angesicht. Die feierliche Beisetzung der Leiche in der Gruft der 
Kirche von Ince-Blundell Hall, ihrer vorlaufigen Ruhestatte bis zur 
spatern Ueberfuhrung in die Kathedrale von Sidney, erfolgte am 
Donnerstag den 23. Aug., in Gegenwart von Cunf Bischofen, des 
General-Prftsidenten, der Provinzialen und Prioren der englischen 
Benedictiner und mehrerer I>omherren und Weltgeistlichen. Drei 
Bruder des sel. Erzbischofs hielten das Requiem, namlich der hochw. 
Prior der Abtei Fort- Augustus, P. Hieronymus Vaughan O. S. B. war 
Celebrans; P. Bernhard Vaughan, S. J. und F. Johann Vaughan 
waren Diakon und Subdiakon. Der Chorgesang wurde von einer 
jssen Anzahl Benedictinerpatres ausgeflihrt, welche aus den Pfarreien 
and Klbstern herbeigeeilt waren, um ihrem hochwiirdigsten, tiefbetrauerten 
Mitbruder die letzte Ehre zu erweisen. Nach dem Amte hielt P. Morris 
S. J. eine ergreifende Leichenrede, in der er manche erbauliche 
Zuge aus dem Leben des Verstorbenen mittheilte. 

Der friihe, plotzliche Hingang des hochverdienten Oberhirten, 
der vor wenigen Monaten so hoffnungsvoll und, wie es schien, so lebens- 
frisch seine Heerde verlassen hatte, wurde in England und namentlich 
in Sidney als schwerer Verlust fur die katholische Sache betrachtet 
und schmerzlich empfunden. >Unser Vater ist todt!* schrieb eine 
Sidneyer Zeitung, nachdem der Telegraph die Trauerbotschaft gemeldet. 



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— 222 — 

*Wie ein Blitzstrahl zuckte diese furchtbare Nachricht durch das 
Land, und das Herz des katholischen Volkes fuhlte schmerzlich den 
Schlag, der dera Lande einen seiner grossten Manner geraubt. Sein 
Tod ist ein Verlust, nicht allein fiir die Kirche, sondern flir ganz 
Australien.* Was er fur die Erzdiozese gewesen, hatten die Vertreter 
der Geistlichkeit und des Volkes in begeisterten W'orten bei der 
Abschiedsfeier im April ausgesprochen. Unter Anderem hiess es in 
der Adresse des Clerus an den Erzbischof: »Die hoch gespannten 
Envartungen, welche die Katholiken von ihm bei seiner Ankunft 
gehegt, seien durch sein Leben und Wirken weit ubertroffen; es 
sei deshalb eine Pflicht der Gerechtigkeit, ihm vor seinem Scheiden 
von diesen Kiisten einen schriftlichen Ausdruck ihrer Bewunderung 
und Hochachtung zu geben wegen seines Eifers und seiner Hingebung, 
seiner wurdigen, standhaften und furchtlosen Vertheidigung der 
katholischen Grundsatze und Rechte, wegen der Hochherzigkeit, 
mit welcher er seine glanzenden Talente dem Dienste Gottes, der 
Verbreitung Seiner VVahrheit und der Heiligung der Seelen gewidmet 
habe.* Mit ahnlichen beredten VVorten gaben die Adressen des 
Volkes und der kirchlichen Vereine Zeugniss ftir das ausserordentliche, 
verdienstliche Wirken des Erzbischofs. 

Er hat nach der Lehre seiner Kirche stets das Kreuz hoch- 
gehalten; und hatten ihn seine aussergewohnlichen Talente nicht auf 
eine so hervorragende Stelle erhoben, so wiirde er es vorgezogen 
haben, sich im Schatten desselben demuthig zu verbergen.* 

Auch seine nichtkatholischen Mitbiirger und seine grossten 
pohtischen Gegner fiihlten sich gedrangt, dem Verstorbenen den 
gerechten Tribut der Anerkennung und Hochachtung zu zollen. Das 
Hauptblatt von Sidney, der protestantische > Morning Herald c nennt 
ihn in einem Leitartikel vom 20. September ^eine Macht in unserm 
Staatswesen, eine politische wie kirchliche Macht. . . Wir anerkennen 
seine Kraft und Gewandtheit im Kampfe und haben ihn stets als 
einen echten Edelmann, vollendeten Gelehrten, ernsten Politiker, den 
Prediger einer erhabenen, reinen Sittenlehre und grossen Diener der 
Kirche anerkannt* Eine andere prctestantische Zeitung, welche ihm 
stets freiheits r eindliche Bestrebungen und religiose Unduldsamkeit 
vorwarf, ruft aus: ^ Erzbischof Vaughan ist todt! Wisst ihr nicht, 
dass ein Fiirst und ein grosser Mann an diesem Tage in Israel 
.gefallen?*. . Ja, er war im vollen Sinne des Wortes ein Fiirst seiner 



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— 223 — 

Kirche und in jeder Hinsicht ein Mann. KUhn erhob er sich und 
unerschrocken stand er da auf dem Schlachtfelde, fiir seinen Glauben 
zu kampfen. 

Eine andere protestantische Zeitung endlich spendet ihm folgendes 
Lob: , Seine Achtung gebietende Erscheinung, seine Bildung und Be- 
redsamkeit, seine iibermenschlichen Anstrengungen, seine Hingebung 
an die Kirche, seine unermudliche Energie und nie wankende Ent- 
schiedenheit; die feste Sttitze, welche er in der Liebe des katholischen 
Volkes besass; die Achtung und Bewunderung, welche er den ausser 
der Kirche Stehenden abnothigte; die weise Beniitzung aller Umstande, 
.seine besondere Pahigkeit, des Volkes Wollen nach seinem eigenen 
Willen zu stimmen; sein heldenmiithiger Verzicht auf alie weltliche 
Ehre und Auszeichnung, die Reinheit seines Privatlebens, sein weit- 
reichender P^influss; kurz all die Vorgange eines wahrhaft grossen 
Dieners der Kirche verschaflften ihm eine Stellung in Australien, wie 
sie kein Mitglied der katholischen Kirche je vorher eingenommen hat, 
und bewirkten, dass er seine Mitbruder, die iibrigen katholischen 
Pr&laten des Landes um Kopf und Schulter uberragte,* und, fiigen 
wir bei, dass die englische Regierung bei der letzten Ernennung eines 
anglikanischen Bischofs fur Australien einen der tiichtigsten und ge- 
lehrtesten Geistlichen Englands dazu erwahlte, um durch ihn das 
Ansehen des katholischen Erzbischofs, wenn moglich, zu verdunkeln 
und dessen Einfluss zu mindern. 

Wenn die katholische Kirche auf der Insel im stillen Ocean 
eine giosse fruchtbare Zukunft hat, so darf man Erzbischof Vaughan 
als ein vorziigliches Werkzeug betrachten, durch welches der Hen* 
der Kirche den Boden vorbereiten und die Saat ausstreuen liess. 
Sein Name, fiir immer mit der herrlichen Marienkathedrale von 
Sidney verknupft, wird in der Kirchengeschichte des Landes in 
unverganglichem Glanze strahlen und sein Andenken wird stets in 
Segen sein. 

Kloster Seckau Ord. S. Benedicti. 

Am Feste Maria (lebnrt wurde das seit 1782 aufgehobene 
Domstift Seckau den Henedictinern der Beuroner 
Congregation iibergeben. Ueber dieses fiir denganzenhl. Orden 
tind alle seine (Jonner freudige Ereigniss wurden nns folgende 
Mittheilungen zur Verfiignng gestellt. 



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— 224 — 

Das ehrwiirdige Domstift Seckau (in Obersteiermark. nachste 
Station Knittelfeld, an der Bahn von Wien tiber Villach nach 
Italien) ist eine Griindung des frommen Grafen Adalram von 
Waldeck aus dem Jahre 1143. Wie die Legende erzUhlt, wurSe 
der edle Graf durch die Mahnung einer Stimme: «hic seea!> 
aufgefordert, ein Bild der Mutter Gottes, welches in einem Baum- 
stamme verborgen lag, an's Licht zu Ziehen und zu Ehren der 
Himmelskonigin ein Heiligthum zu erbauen. Chorherren vom hi. 
Augustin wurden zu Hiitern des hi. Bildes eingesetzt. Im Jahre 1211> 
aber verlegte Erzbischof Eberhard IT. von Salzburg den Sitz des 
neuen Bischofes in die Probstei Seckau. Doch hatte das Stift 
stets seine eigene Probste und der Bischof residirte meistens in 
Graz, wohin nach der durch Joseph II. erfolgten Aufhebung des 
Stifles die Residenz der Fttrstbischofe definitiv verlegt wunle. 

In dem einsamen Hochthale, gegen zwei Stunden seitwiirts 
von der Mur. bei dem kleinen Marktflecken Seckau. erheben sich 
die noch gut erhaltenen Stiftsgebliude ; der Haupttheil derselben, 
der westliche oder PrRlatenflugel bietet mit seiner 470 Fuss 
langen, von 2 Thurmen auf den Ecken begrenzten Fronte einen 
imposanten Anblick. Wer bei dem Eintritt in den grossen Kloster- 
hof die weissen Thiirme der Stiftskirche mit ihren schwarzen, 
bienenkorbartigen Kuppeln erblickt, ahnt nicht, vor welchem 
Juwel der romanischen Baukunst er steht. Doch schon beim 
Eintritte in die Vorhalle wird der Besucher angenehm iiberrascht. 
Das scheme Portal und die Vorhalle zeigen noch rein und 
unbeschadigt die Formen einer edlen romanischen Architectur. 
Nur ein kleiner Theil eines Frieses ist weggemeisselt, um einem 
alten grossen Krucifix Fiaum zu bieten. Ueber demselben siehl 
man an der Wand eine Kreuzgruppe und das Bild des grossen 
Christophorus gemalt. Ueber 9 Stufen steigt man vom Hofraunv 
in die Vorhalle hinab. Durch ein grosses Thor treten wir aus der 
Vorhalle in die dreischiffige Kirche. 

Urspriinglich waren die drei SchifTe flach gedeckt ; erst gegen 
P^nde des 15. Jahrhunderts wurde die ganze Kirche gothisch 
eingew(')lbt. Leider ist das Gewolbe des Mittelschiffes etwas 
zu tief eingesetzt, so dass die gothischen Bogen der Gewolbe 
auf den romanischen der Fenster aufsitzen und dieselben theil- 
weise verdecken. Dadurch hat der Vorbau des Mittelschiffes viel 
verloren ; die Sfiulen und die Seheidungsbogen der Schiffe sind 
unveriindert geblieben. Mit grosser Kunst sind die Capitille gemacht, 
reich an Abwechslung in der Verzierung. Die ganze Kirche mit 
Ausnahme der Chor-Apside ist weiss gettincht; letztere wurde 
erst vor 40 Jahren etwas decorirt, als man den jetzigen gothischen 
Hochaltar aufstellte. Der obere Theil dieses Hochaltars ist aus 
dem 15. Jahrhundert, der untere Theil mit dem Tabernackel modern. 



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— 226 — 

Die schonste, leider beinaho verschwindende Zicr des Hochaltars 
ist das uber dem Tabernackel angebrachte (inadenhild dor Himmels- 
konigin, das sogenannte Ursprungsbild. Ks ist ein kleines, in 
Stein gebauenes Madonnenbild, etwa 1' hoch, 4 1 /V I breil, byzan- 
tinischen Ursprungs ; das Jesuskind ruht sitzend auf dem Schoosse 
der Mutter; die leichte Bemalung stammt aus viel spiiterer Zeit. 
An dem Pfeiler zwischen dem Chore und der rechten Seiten- 
Apside steht ein Altar mit sp&t-gothischem Sehnitzwerk, die 
Kreuzigung des Herrn darstcllcnd, die ubrigen AltHre sind siimmtlieh 
aus dem vorigen Jahrhundert. kunst- und goschmaeklos. Sehr 
interessant ist das in der linken Seiten-Apside gelegene Mausoleum 
des Erzherzogs Carl H. von Steiermark. des Vaters Kaiser 
Kerdinands II.. welcher hier mit seinen Kindern begraben liegt. 
Ks nimmt zwei (Jewolbe des SeitensebifTes ein; in der Apsis steht 
der Altar, aus weissem, sehwarzeingelegtem Marmor, mit einem 
(Jennilde der Verhliirung Christi und den Darstellungen der vier 
Kvangelisten geschmuckt. Der Sarkophag an der Wand zur linken 
vor dem Altare tragt in liegender Stellung die in weissen Marmor , 
gemeisselten Figuren Carl's II. und seiner Cemahlin Isabella, 
einer bairischen Prinzessin. Der Eingang in die (Iruft befmdet 
sich unter dem dritten (Jewolbe. Die Abtrennung dieser (Jrab- 
capelle von dem Chor der Kirche wird durch eine aus ver- 
scbiedenen Marmorarten und vergoldeten Metallsilulen zusammen- 
gefilgte hohe Balustrade gebildet. Das ganze Werk, sehr einheitlich 
in seiner Durchfuhrung, ist eine geschatzte Arbeit der Renaissance 
aus dem Ende des 16. Jahrhundcrts, von ilalienischen Kunstlcrn 
ausgefuhrt. Das Wandgemalde uber dem Sarkophage, Christum 
darstcllend wie er die Kinder segnet, enthalt die Portraits des 
Herzogs und seiner Kinder, sowie de^ Kunstlers. Besonders 
ehrwi'irdig erscheint die Kirche durch die vielen Bischofsgraber, 
denen man uberall begegnet. Wir sind ja im urspiiinglichen Dome 
der Diocese von Seckau. 

Ein beaehtenswerthes Heiligthum, die sogenannte «Bischofs- 
Capelle,* ist an das linke SeitenschifT der Kirche angebaut. Dieser 
ganz gothische Bau zeigt sehr schone Verhiiltnisse. Ein Fries von 
Gemiilden zielit sich ringsum, die Portraits aller Bischofe von 
Seckau bis in's 17. Jahrhundert darstellcnd. Unter jedem Bilde 
liess der Restaurator der Capelle, Martin Premier, genannt « malleus 
haereticorum, » der eifrige Vorkiimpfer gegen den Protestantismus, 
je eine Inschrift aus den hi. Viitern, besonders aus Augustinus, 
anbringen, welehe sich auf die ununterbrochene Succession der 
Xachfolger Petri bezieht, um dadurch ein Zeugniss seiner Recht- 
glaubigkeit und Treue gegen den apostolischen Stuhl an den Tag 
zu legen. Das Bild dieses Oberhirten, in Marmor gehauen, ziert, 
gerade dem Altar gegenuber. den Hintergrund der Capelle. Mehrere 
Bischofe liaben hier ihre Ietzte Ruhestattc gefunden. 

15 



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- 226 — 

Dieses ehrwtirdige Gotteshaus nun. an welches die denk- 
wiirdigsten Erinnerungcn der Diocese Seckau sich kniipfen, 
wiinschte der hochwurdigste Herr Fiirstbischof Dr. Johann Zwerger 
seiner lOOjii driven Vereinsamung zu entreissen und wieder mil 
Ordensleuten zu besetzen. Se. Majestat der Kaiser gab bei seiner 
Anwesenheit in (iraz am 2. Juli 1883 dem hochwi'irdigsten Fi'irst- 
bischofe seine huldvollste Zustimmung zu dem Plane. Seckau 
durch die Monche der Beuroner Congregation zu besetzen. Die 
Verhandlungen dauerten nieht lange: bald reisten vier der Con- 
ventualen von Em ma us naeh Seckau. um die nothigen Adaptirungs- 
Arbciten zu beginnen. Sic wurden von dem gegenwarligen Pfarrer 
und seiner Gcmeinde feierlieh am Eingang {\q^ Dories empfangen 
und in Procession zur Kirche gcleiter. 

Der 8. September, das Fest der Geburt Maria, war zur 

feierlichen ErolTnung des Gottesdienstes und des klr>sterlichen 

Lebens in Sekkau bestimmt. Der hochwurdigste Herr Fiirstbischof 

wollle in seiner oberhirtlichen Huld und Sorgfalt selber die Sohne 

'des hi. Benedict in ihr neues Heim feierlichst einfuhren. 

Der Hauptstamm der neuen Sekkauer Communitat, 4 Pries ter 
mit i> Clerikern waren am Schutzengelfeste, den 2. September, 
von Prag abgereist und am daraufTolgenden Abend in Sekkau 
eingetroflen. fleber die n'ihrcnde Abschiedsfeier, welche sich bei 
dieser (ielegenheit in Emmaus abspielte, diirfen wir der privaten 
Kloslerchronik, welche in den Hausern der Beuroner Congregation 
circulirt, Folgendes entnehmen: 

«Noch einmal, zum lelzten Mai. war heute der Chor zahlreich 
besetzt und so voil und i'reudig erscholl das hi. Officium! Auf 
der Kanzei war es verkundigt worden und an der Kirchenthure 
angeschlagen, dass heute Abend die fur die Neugrundung in 
Sekkau bestimmten Mitglieder der Communitat abreisen wurden. 
Halb sieben Uhr war die Kirche hell erieuchtet: viele Besucher, 
treue. anhiingliche Freunde batten sich trotz des hei'tigen Gewitter- 
sturmes eingefunden; am Altar flammten zahlreiche Lichter. 
11. P. Prior mit zwei Assistenten hielt die Function ; der hoch- 
wurdigste Vater Abt war auf dem Throne. Die Antiphon: 
«Sanctissime Confessor* und das Canticum: «Benedictus» er- 
klangen im Chore. «Ad dirigendos pedes nostros in viam pads* 
tonte es aus. Auf das Zeichen des Ceremoniars ofTneten sich 
die Reihen und siehe! da trat Finer vor und dort Finer. Bechts 
und links, hiiben und driiben entstanden Li'icken in den Chor- 
reihen. Es war, wie wenn Einem ein Stuck vom Herzen weg- 
gerissen wiirde. So lange batten wir ja einmuthig mit einander 
gelebt und das Lob Gottes gesungen. Ja, iiebe Mitbruder, die Ihr 
in die Feme zieht! Das Zeugniss erhalten wir von Eueh und 
das Zeugniss nehmet Ihr von uns mit, dass wir Alle nur Ein 



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PTS— ^ 



— 227 — 

Herz waren und eine Seele. Dem liebcn Gott sei tausend Dank, 
dass nieht Kin Schatten t\en stillen Frieden und das heitere Gliiek 
dieser Emmautinischen Familie getriibt hat. — -- Als sie Alle mil 
ihrem ncuen Oberhaupte, Herrn 1*. Prior Willibrod im Chore 
knieten und den Reisesegen vom hochwurdigsten Vater empfmgen. 
da hat Mancher sieh vergebens bemuht eine Tbrane zuriickzu- 
halten, und wie wir horen, seien dieselben auch i inter den 
Glitubigen geflossen: denn das gute Volk hat die Benediotiner 
gern und wir haben es auch gerne. 

Zum Schlusse ward dor sakramentale Segen gegeben; die 
Abreisenden maehten nooli der lieben Mutter Gottes an ihrem 
Altare einen Absehiedsbesuch und braehten endlich den ausgestellten 
hi. Heliquien in der kaiserliehen Capelle ihre letzte Iluldigung. 
An der Pforte beteten Alie das Ave am llausaltiirohen. Xoehmals 
der vaterliche Segen des hochwurdigsten Vater Abtes, briidcrliche 
Umarmung. gute Wunsehe zur tlcise. Verspreeiien des gegenseitigen 
Gebetes und guten Andenkens — und fort gings. Die Leute ant 
dem grossen Kirehplatze schauten theilnehmend naeh. Im 
Refectorium sitzen die Novizen da, wo fruher alte Paters waren ; 
die Bri'ider nalnnen <lie Pllitze der Cleriker cin.* 

Die kleine CommuniUU von Sekkau war in der Woche vor 
Maria Ceburt in der neuen Heimaih vollziihlig versammelt. Am 
7. September gegen 5 Uhr Nachmiltags langte der hochwi'irdigste 
Herr Furstbischof von Graz an, in seiner Hegleitung das Oberhaupt 
der Beuroner Congregation, der Abt von Heuron — Emmaus, 
Dr. Maurus Wolter und der Canonicus des (irazer Domeapitels 
Alois Karlon, einerder ersten und thatkraftigstenGonnerdcr Sekkauer 
Grundung, dessen unverdrossenon Bcmiihungen die neue Xieder- 
lassung zum grossen Theile ihr so rasehes Zustandekommen 
verdankt. 

Die brave (iemeinde mit dem edlen Pfarrer hatte wiederum 
alles aufgeboten, den Empfang der Priilaten sovvie das gauze 
folgende Fest zu einem moglichst gUinzenden zu maehen; Triumpi- 
pforten waren errichtct , Fahnen und Laubguirlanden zierten 
die Kirehe im innern und am Portale. Die Kliinge der grossen 
Glocke (sie hat 130 Centner) untermischt mit dem Kraehen der 
Boiler verkiindete die Ankunft der liohen Priilaten. Lautlos 
harrte die zahlreiche Menge auf dem grossen Platze vor 
dem Stiftsgebiiude. Die Burgermusik begann zu spielen. Der 
Bischof, von den 2 Priilaten begleitet, trat unter den dort bereit 
gehaltenen Baldachin, wo der greise Pfarrer im Pluviale ihn 
bewillkommte und an ihn sowie an den Abt und die neue 
CommunitUt einige Worte der Begriissung richtete ; weissgekleidete 
Schulkinder sagten ihr Spriichlein auf und iiberreichten Blumen. 
Nachdem die Priilaten die hi. Gewander angelegt, zog man in 

15* 



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— 228 — 

Procession durch den Klosterhof in die Kirche znm rituellen 
Empfange. «Vos estis cives Sanctorum et domestici Dei, superae- 
dificati super fundamentum Apostolorum et Prophetarum* sang 
die Schola der Cantoren den hohen Wiirdetragern zum (Jrusse. 
Nacli dem Canticum « Benedictus* sang der Pfarrer die Oration 
supra Praelatos ; der Furstbischof, die Oration der Mutter (tottes, 
als der Kirchenpatronin. Te deum und sacramentaler Segen 
kronten den feierlichen Einzug. Im Kloster selbst stelite der hoch- 
wiirdigste Herr Abt die Seckauer Communitiit vor und dankte 
Sr. Furstbischoflichen (inaden fur das unverdiente Wohlwollen 
mit welchem Hochderselbe die unwurdigen Sohne des hi. Benedictus 
in seine Diocese gerufen, sowie fur die viiterliche Huld und 
Herablassung, seiber die Sohne des hi. Benedict in das ehrwurdige 
Heiligthum einzufuhren und durch die morgige Feierlichkeit zu 
betenden und apostolisch wirkenden Hutern desselben zu bestellen. 
fm Namen des Conventes legte der Abt dem hochwst. Oberhirten 
das (lelobniss steter dankbarer Ergebenheit und treuen Festhaltens 
an der klosterlichen Observanz zu Ftissen. Der hochwttrdigste 
Herr Furstbischof wollte indes keinen Dank annehmen, sondern 
sich und die Diocese als dankschuldig hinstellen und ermahnte, 
einmttthig mitzuwirken und zu arbeiten zum Heile des noch 
glaubensstarken steierischen Volkes. 

Abends brachte die Biirgerschaft von Sekkau dem hoch- 
wurdigsten Herrn cine Serenade mit Fackelzug; die Communitiit. 
des Klosters fuhrte einige mehrstimmige Lieder auf. Am 8. Sept., 
dem eigentlichen Festtage. vereinigte die Stunde der Terz alle 
Festgenossen in der oben beschriebenen Bischofskapelle ; der hoch- 
wiirdigste Herr Furstbischof nahm Platz auf einem Throne gegen- 
iiber dem Altare. So hatte er die Bilder all seiner Vorfahren 
vor sich, von Erzbischof Eberhard. der das Bisthum gegrttndet, 
bis in's 17. Jahrhundert. Er selbst stand am Grabmal eines der 
grossten derselben, des Martin Prenner, der in lebensgrosser 
Marmorfignr von seinem Denkmal niederschaute und Zcuge dessen 
war, was sein jtingster Nachfolger fur seine ehrwurdige Cathedrale 
that. Der liochw. Abt von Emmaus wurde mit dm Pontifical- 
gewiindern bekleidet. Nach gesungener Terz zog man processio- 
naliter aus der Kapelle durch die Kirche in den Chor; der hoch- 
wttrdigste Oberhirte geleitete auf diese Weise den Vater der neuen 
Communitiit an den Altar, wo dieser das Pontificalamt feierte; 
der hochwst. Herr Bischof assistirte in Mozetta. Nach dem Hoch- 
amte bestieg Se. fttrstbischoll. (Jnaden die Kanzel und erklitrte in 
cinstiindiger Rede den (Iliiubigen die Bedeutung des Tages, der 
Doppelfeier der (leburt Mariens und der Wiedergeburt des alten 
Domsliftes. In seiner anspruchslosen, aber eben deshalb so an- 
sprechenden herzlichen Art ftthi'te der hochwttrdigste Redner die 
Sohne des hi. Benedictus bei dem Volke ein, alien an's Herz 



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— 229 — 

legend, dieselben wie eine Gabe aufzunehmen, welche die 
Mutter Gottes an diesem ihrem hohen Geburtstage ihren Sekkauern 
Pfarrkindern und der ganzen Diocese zum Heil und Segen geschenkt 
habe. Aueh belobte der rurstliche Oberhirte die Gemeinde, dass 
sie von vornherein den neuen Vatern und Arbeitern im Weinberge 
des Herrn mit so viel Wohlwollen und Vertrauen entgegengekommen 
sei und verklindete zur Freude AUer, dass der hi. Vater Leo XIII. 
eigens seinen apostolischen Segen zu der Wiedereroflhung 
des Klosters gesandt habe. 

Bei Tisch wurde die gewOhnliche Lesung durch eine lateinische 
Anrede und einen deutschen Vortrag ersetzt. In ersterem begriisste 
der P. Prior *) die hochwiirdigsten und geehrten Gilste, worauf er 
in kurzen Zugen die Aufgabe entwickeltc, welche der neuen 
Griindung bevorstehe; dass sie nttmlich mit (iottes gnUdiger Bei- 
hilfe werden solle eine schola Dominici servitii (Schule 
derTugend und Heiligkeit), ein focus ardens divinae laudis 
in der Pflege des opus Dei, der hi. Liturgie, und ein fons 
uberrimus benedictionum, Quelle der Heilsgnaden und 
Segnungen fttr das gute steierische Volk und fur Alle, welche 
kommen werden, an dieser Quelle zu schopfen. Einer der Kleriker 
wies sodann noch in deutscher Rede auf Maria den Ursprung und 
Mittelpunkt all 1 unserer Freude, sowie besonders der Freude dieses 
Tages hin. 

Um 2 Uhr veriiess bereits der hochwurdigste Herr Furst- 
bischof mit seinen Begleitern das neue Kloster. 

Die Pontificalvesper, welche der Abt von Emmaus celebrirte, 
beschloss um 3 Uhr die Feier des Tages. 

Unter den Begrussungen, welche von Auswiirts zum schonen 
Feste eintrafen, wollen wir ausser der hohen erwahnten Segens- 
spendung des hi. Vaters Leo XIII. nur die Schreiben der Aebte 
der beiden NaehbarklOster des hi. Ordens in Steiermark erwilhnen, 
der hochwiirdigsten Herren von Admont und von St. Lam- 
brecht. Beide hochwiirdigsten Priilaten entboten in herzlichster 
Weise den neuen Ankommlingen ihr ermunterndes Willkommen. 
Von dem zuniichstgelegenen S. Lambrecht waren zwei Conven- 
tualen erschienen, um persOnlich die Festfreude der Sekkauer 
Mitbruder zu theilen. 

So ist ein neues Heis vom grossen Baum des Benedictiner- 
ordens gepflanzt. Die Erde die es aufgenommen. ist fruchtbar 
und seit alter Zeit dem Orden freund und ergiebig. Der Ort, an 
dem es eingesenkt, ist durch altehrwiirdige Traditionen geweiht, 



*) Leider miissen wir es uns wegen Raummangel versagen, diese herrliche 
nns gleichfalls zugekommene Rede, hier wiederzugeben. Die Redaction. 



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— 230 — 

eine der bedeutsamsten Statten fur die kirchlichc Vergangenheit 
Steiermarks. Moge es wachsen, gedeihen im rechten Geist und 
in der rechten Zucht, in der Schonheit und Erhabenheit (\e* 
Jiturgischen Dienstes wie an Soliditat und Heife des innern kloster- 
lichen Lebens. 



Literarischer Findling. 

Im Lilienfelder Stiftsarchive befinden sieh Aufzeichnungen 
aus den Jahren 1555—1557, welcbe den (irafen Christoph Jorger, 
Herrn zu lolled und Kreisbach etc. zum Verfasser haben und 
sich auf den Turkenlcrieg und die damals herrsehen !e Religions- 
spaltung beziehen. Jorger war Mitglied jener (iesandtschaft, welcbe 
von den fiinf Erblanden Unter- und Oberostcrreich, Steiermark. 
Karnthen und Krain in oberwahnter Angelegenheil an die Reichs- 
stiinde zu Regensburg gcschiekt worden war. 

Mitten unter den Anfschreibnngen. welcbe der l>cruhmte 
Staatsmann gemacht, lindet sich ein Rlatt, auf dem oben an- 
gemerkt stelil : 

>Diese History hab ich ChristofT Jorger selbst aus einer 
TafTel, so die von Regenspurkh haben, mit allem Vleiss meinen 
Schreiber abschreiben lassen, im 1557 Jahr:« (und nun folgt 
nach einer langeren Aufziihlung der Kiimpfe Heinrich des Voglers. 
folgende nicht uninteressante Schilderung eines zu Regensburg im 
Jahre 930 abgehaltenen Turnieres!) 

Als man zalt nach Christi (Jeburth 924 Jar, da ist Hainricus 
von Saclisen an dass Reich khomen und zum Kaiser erwelet 
worden: den hat man auceps oder Vogler ^genendt. — der hatte 
hernach als man zelct 930 Jar, das Stechen oder Kempfren zu 
Regenspurgkh mit dem Dollinger und dem Turggen gehalten: 

1. Es ritt ein Turgg aus Turggenlandt 
Er ritt gen Regnspurgh in die Statt, 

Da Stechen ward, 
Von Stechen war Im wolbekhandt. 

2. Da ritt er fur des Kaisers Thi'ir: 

Ist Niemand hie, der Khumb herfur, 

Der stechen well 
l T mb leib und sel, umb guet und ehr 
Und das dem Teufel die seel wacr. 

3. Da waren die Stccher alio verschwigen 
Kainer wolt dem Turggen nit obligen. 

Dem laidigen Man, 
Der so trcflich stechen kan. 



Digits 



zed by GoOgk 



231 



4. Da sprach der Kayser zorniglidi: 
Wie stet mein HofT so lesterlich. 
Hab kth kain Man, der stocrhon kan 
Umb Loib und Set, umb duet und ehr 
Und dass unserem Herrn die Sel wer. 

5. Da sprang der Dollinger herfur: 

wol umb, wol umb, ieh nuiess hinfur 

an den laidigen man, 
der ho treflieh stechen kan. 

6. Das erste reitten, das sie da tbetten 

sie furten gegen einander zway sebarpfe Speer, 
das ain gieng hin, das ander gieng her, 
da stach der Turgkh den Dollinger ab, 
dass er an dem rueken lag. 

7. ,Iesu Christ stee mir ietz bey, 
stekk (?) mir entzway sindt Irer drey, 
bin ieh allain, — und fuhrt mein sel 
in das ewig Himelreieh. 

8. Da reitt der Kayser zum Dollinger so behendt 
er fiirt ein Kreutz in seiner Hend, 

er striehs dem Dollinger uber sein mundt 

der Dollinger sprang auf, war friseh und gesundt. 

iK Das ander reitten das sie da tbetten 
Da stach der Dollinger den Turggen ab, 
Dass er an dem Hucken lag. 

10. Du verheudter Teull nun stee Im bei, 
sindt Irer J)rej, bin ieh allain, 
und fi'ihr sein sel in dj bitter hellenpein. 

P. Paul. 

Kleinere Mittheilungen. 

I. Aus Stift Gottweig. 

Was der hochwurdigste Herr Abt von /wettel im zweiten 
Hefte des vorigen Jahrganges, S. 403 der »Studien« angedeutet hat, 
niirnlk'h, dass die Sterblichkeit der Professen in seinem Stifte 
aus den jiingeren Jahren in fruherer Zeit auflallend sei, habe ieh 
audi schon lange in meinem Mutterhause (Jottweig beobaehtet. 
Meine Heobaehtungen sind folgende: 

Voni .lahre 1600 — 1800 starben aus dem Stifte (lottweig 
166 Capitularen und zwar 8 im Alter von 20 — 27 Jahren, 17 im 
Alter von 30 — 40 Jahren, 44 im Alter von 40 — 50 Jahren, 



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— 232 — 

33 im Alter von 50 — 60 Jahren, 43 im Alter von 60 — 70 Jahren, 
von welchen aber vom Jahre 1690—1790 nur 25 starben, 18 im 
Alter von 70 — 80 Jahren und nur 3 mit 80 Jahren und zwar 
P. Sigismundus Synecius mit 84 Jahren anno 1762, P. Othmarus 
Wescher mit 83 Jahren anno 1787 und P. Robert Held mit 
82 Jahren anno 1795. Darunter starben die meisten Zwanziger 
und Dreissiger in den ersten funfzig Jahren dieses Zeitraumes. 

Vom Jahre 1800—1882 starben 152 Mitbruder und zvvar 
7 im Alter von 20 — 30 Jahren. 14 im Alter von 30 — 40 Jahren, 
9 im Alter von 40 — 50 Jahren. 30 im Alter von 50 — 60 Jahren, 
35 im Alter von 60—70 Jahren, 35 im Alter von 70 — 80 Jahren, 
21 im Alter von 80—90 Jahren und 1 mit 90 Jahren, namlich 
P. Ambros Sollner anno 1857. Es ist also auftallend, dass frtiher 
in einem Zeitraume von 110 Jahren unter 166 Verstorbenen 
nur 18 das Alter iiber 80 Jahre und nur 3 die Achtziger er- 
reicht haben, withrend im letzten Zeitraume von 82 Jahren 35 die 
Siebziger Jahre uberschritten und 21 das hohe Alter der Achtziger 
errreicht haben, ja sogar daruber. 

Von alien 318 Capitularen also, die seit 1690 entschlafen 
sind. erreiehten 15 nur das Alter von 20 — 30 Jahren 5%, 
31 nur die Jahre 30 — 40, 10%, 54 den Zeitraum zwischen 
40-50 Jahren 18%, 63 das Alter von 50—60 Jahren 
20%, 80 das Alter von 60—70 Jahren 25 1 / 2 %, 41 das hohe 
Alter von 70—80 Jahren 15 1 / a % und 23 das Greisenalter der 
Achtziger 6%% und nur einer di6 Neunziger. 

Soli vvarz en bach a.'d. Golsen. 

P. Paulua Schwillinsky. 
prof. Gottwic. 

II. Aus Einsiedeln. 

Bekanntlich ist dem Breviarium monasticum fast aller Aus- 
gaben eine Formula Absolutionis (Jeneralis pro articuio mortis 
beigedruckt. Us diirfte aber nicht so allgemein bekannt sein, dass 
diese Formula jetzt ausser Kraft gesetzt ist, Als namlich wegen 
der Formula absolutionis generalis des 3. Ordens des hi. Franz 
von Assisi verschiedene Fragen an die S. Congr. Indulg. kamen, 
uberwies Papst Leo XIII. diese Fragen an die S. Congr. Rit. 
Diese beschloss eine Untersuchung aller Absolutionsformeln, und 
zwar nicht bloss des dritten Ordens des hi. Franz, sondern auch 
aller andern Orden und erliess cine Mahnung an alle Orden: 
omnes, quorum intersit, monendos putavit, >ut si quid in usu 
notatu dignum judicassent, intra congruum tempus eidem Congre- 
gationi subjicerent,« 

Drei Jahre spitter erfolgte das Decret. dass alle Orden die 
Formel gebrauchen miissten. die Papst Benedict XIV. fur alle 



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— 233 — 

Glaubigen vorgeschrieben. »Quum autem triennio jam elapso 
nihil ex parte alicujus Ordinis objectum fuerit, Sacra eadem 
Rituum Congregatio, omnibus in re mature libratis suspensisque, 
haec decernere rata est : 

Fro absolutione in articulo mortis retineatur in omnibus 
formula praescripta a Constitutione s. m. Benedicti XIV. «Pia 
Mater* addito tantum ad Confiteor nomine sancti proprii 
Fundatoris. 

Es ist also die Formula Absolutionis Generalis, wie sie dem 
Ordensbrevier beigedruckt ist, ungiltig oder unwirksam geworden 
in Bezug auf den Ablass fur den Augenblick des Todes 

Das Decret wurde vom hi. Vater bestiitigt den 7. Juli 1882. 

Die Formula absol. (ien. welche von Papst Benedict XIV. 
gegeben wurde, ist dieselbe, welche wohl in alien neuen Hitualien 
abgedruekt und den Seelsorgern wohl bekannt ist. 

Die Benedictiner- und Cistercienser-Ordensgymnasien in 

Ungarn. 

In Ungarn steht noch ein grosser Theil dor Mittelschulen 
unter der Leitung der Professoren aus dem katholischen Ordens- 
stand. Piaristen. Benedictiner, ( 'istercienser, Pramonstratenser, 
Jesuiten. Minoriten und Franziskaner, also beinahe alle in 
Ungarn vertretenen Ordensgenossenschaften betheiligen sich an 
dem grossen Werke der Jugenderziehung. Den grossten Antheil 
nehmen die Piaristen, Benedictiner, Cistercienser und Priimon- 
stratenscr. Was speciell die Benedictiner und Cistercienser 
anbelangt so versehen sie ausser ihren Haus-Lehranstalten im 
Ganzen zehn Gymnasien. Unter Leitung und vollstandiger 
Besorgung der Erzabtei Martinsberg stehen I. folgende Lehranstalten : 

1. In Martinsberg selbst unterhiilt der Orden zur Heran- 
bildung seiner eigenen Alumnen eine theologischc Lehranstalt mit 
fiinf Professoren, ausserdem die zwei obersten Classen des Gym- 
nasiums mit acht Professoren. Sicher ist, dass Martinsberg ebenso 
wie alle grosseren Benedictinerkloster schon bei seiner ersten 
Griindung, also zu Zeiten des h. Stephan, im Besitze einer Lehr- 
anstalt war. So erwahnt der heil. Maurns. zweiter Abt von 
Martinsberg und spiiter Bischof von Funfkirchen, in seiner Bio- 
graphie der hi. Andreas und Benedict, dass er wiihrend seiner 
Jugendzeit in Martinsberg wissenschaftliche Studien betrieb. Wenn 
auch beziiglich der spjiteren Zeiten genauere Nachrichten dari'iber 
fehlen, dass Martinsberg in dieser Bichtung eine bedeutendere 
Thatigkeit entfaltet habc, so kann doch angenommen werden, 
dass die Monche auch in dieser Beziehung nicht mussig waren: 
denn sonst durfte ihnen schvverlich das schone Lob geworden 
sein, welches Thuroczy, ungarischer Chronist aus dem funfzehnten 



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— 234 — 

Jahrhundert, dem Stifle spendel: »Haec ilia donius est. in qua 
primum in Hungaria aperta litlerariim palaestra auditae sunt 
musae patriae latinum loqui: ex qua veluti e seminario quodam 
diviniore ad gubernandum Ecdesiarum clavum trans ferebantur 
praesules, in qua formabantur apostoli, crescebant martyrcs, 
exercebantur doctores, vivebant Sanctis Nachdem die am Ende 
des 16. Jahrhunderts durch die Tllrken zerstreuten Monche im 
Jahre 1639 wieder einen Convent eonstituirt hatten, (inden sich 
uberdas Studienwesen haufigere Nachrichten. Vom Jahre 1657-1706 
beendigten die Ordensmitglieder ihre theologischen Studien grossten- 
theils an der von den Jesuiten geleiteten Univcrsitat zu Tyrnau. 
Aber schon nach Anfang des 18. .Tahrhimderts hatte Martinsberg 
seine eigene philosophisch-theologisehe Lehranstall . Begabtere 
Ordenszoglinge absolvirten ihre Studien in Rom. an der Bene- 
dictiner-Universitat zu Salzburg oder aid der Universital zu 
Tyrnau. Beweis, dass die theologi.se.ben Studien in Martinsberg 
nicht vernachliissigt wurden. ist aucli, dass die Erzabtei dem 
Baaber Seminar um diese Zeit zu wiederholten Malen Theologie- 
Professoren gegeben hat (Ziegelbauer, Hist, rei litt. Ord. S. Ben.), 
und dass sich der Martinsberger Benedietiner P. Dionys Kuty 
als Theolog grosse Bertihmtheit envarb, so dass man ihn 
allgemein >theologorum oraculum« nannte. Als nach der Besti- 
tuirung des von Kaiser Josef 11. im Jahre 1786 aufgehobenen 
Ordens die im Jahre 1806 herausgegebene neue Studienordnung 
die theologisehen Hausanstalten der Ordensgemeinschal'ten inhibirte, 
gelang es nichts destoweniger mit kon. Erlaubniss die Martins- 
berger theologische Lehranstalt zu erhalten; das philosophische 
Lyceum wurde in Baal) errichtet, wo es bis 1850 verblieb. 
In diesem Jahre wurde es dem neuen Lehrplane entsprechend 
in die beiden obersten Classen des Gymnasiums umgewandelt 
und nach Martinsberg verlegt. Neuester Zeit wurde audi ein 
Padagogium errichtet. das sich an das (Jymrtasium anscbliesst 
und die Aufgabe hat, die Ordenszoglinge ftir das Gymnasial- 
Lehramt heranzubilden. Die Zahl der Professoreu ist neun, zum 
grosstentheil sind dieselben audi Professoreu des Gymnasiums. 

2. Das Obergymnasium zu Raab. Der Grunder dieses 
Gymnasiums ist Georg Szechenyi, damals Bisehof von Baab; 
als Grtindnngsjahr kann 1667 bezeichnet werden, obwohl schon 
Konig Ferdinand 11. viel fri'ihcr, namlich im Jahre 1630 die 
verlassene Benedictinerabtei Lebeny, welche bis dahin vom 
Martinsberger Erzabte verliehen wurde, den Jesuiten zu Raab zu 
Studienzwecken ttbergab, denen dann Szechenyi in geuanntem 
Jahre (1667) ein prachtiges Collegium baute. Audi Georg 
Draskovics, Bisehof von Baab und der Baaber Domherr Franz 
Gorup haben zur Hebung der Anstalt wcsentlich beigetragen. 



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235 



Nach Aufhebung tier Gesellschaft Jesu 1 ) versahen das (iymnasium 
Raaber Dioeesanpriester, auf die spiiter weltliche Lchrkritfte 
folgten. Nachdem Konig Franz I. auf Verlangen des nngarischen 
Landtages die Martinsberger Erzabtei im Jahre 1802 wieder 
restituirt hatte, wnrde dcrselben unter andern audi das Haaber 
(iymnasium tibergeben; dazu kam noeh im Jahre 1810 die 
philosophise Akademie. 2 ) Im Jahre 1850 wnrde das (iymnasium 
sammt Akademie in ein aehtklassiges (Jymnasium umgewandelt. 
(iegenwftrtig wirken dort im Lehrfach 14 Professoren (sammt 
Director). Die Zahl der Schiller betragt 454. 

3. Das Obergymnasium zu Oedenbnrg. Schon unter der 
Hegiernng Konig Ferdinand II. hatten die Jesuiten in Oedenbnrg 
ein Gymnasium; aber der eigentliehe (Irtinder des Gymnasiums 
ist (ieorg Draskovics, Bischof von Raab. der im .lahre 1630 i\en 
Jesuiten ein grossartiges Gollegium und damit in Verbindung ein 
(iymnasialgehaude errichtete. Auf Grund des Hestitutionsdiploms 
iibernahm Martinsberg im Jahre 1802 die giinzliche Krhaltung 
und Leitung des Gymnasiums, das im Jahre 1850 ein vollstfmdiges 
Obergymnasium wnrde. Gegenwiirtig dociren dort sammt Director 
14 Professoren, die Schulerzahl ist 350. 

4. Das Obergymnasium zu Gran. Der Gi Under des (iraner 
( )bergymnasiums ist Georg Szechenyi. Erzbisehof von (iran. der 
dasselbe im Jahre 1687 den Jesuiten ubergab. Nach Aufhebung 
der Jesuiten wnrde dasselbe von Weltlichen verselien. Auf 
Grund des Hestitutionsdiploms iibernahm die Erzabtei die ganzliche 
Leitung und Besorgung des Gymnasiums im Jahre 1800, welches 
dann 1852 in ein aehtklassiges Gymnasium umgewandelt wurde. 
nachdem der Orden das Tyrnauer Untergymnasium dem Erzbischof 
von (iran ubergeben hatte. Die Zahl der an dieser Anstalt wirkenden 
Professoren sammt Director betragt 14, die Schulerzahl 280. 

5. Das Untergymnasium zu Komorn. Der (Jri'inder dieses 
Gymnasiums ist Georg Jakusith von Orbova, Veszprimer und 
spater Krlauer Hisehof; im Jahre 1633 setzte er es natnlich 
durch. dass die Jesuiten in Komorn sich niederlasseu und das 
Gymnasium eroflfnen konnten. Nach Aufhebung <les Jesuitenordens 
iibernahm Martinsberg das Gymnasium sammt der katholischen 
Seelsorge der Stadt Komorn. Nachdem im Jahre 1786 auch 
Martinsberg aufgehoben wurde. versahen bis 1812 das Lchrnmt 
theils Klostergeislliehe, theils Weltliche. Im letztgenannten Jahre 



f ) Wie nnderuiirts war audi in Ungarn der griisste Theil der (JymnnHJen 
mid wissenschaftliehen katholischen Lehranstalten in den Hiinden der (Jesellschaft 
Jesa; dieselben versahen vor ihrer Auflosung in Ungarn 30 Gyinnasien und 
12 Priesterseminarien mit Lehrkraftcn. 

») Da« oben ertv&hnte pbilosophische Lyceum fur die Ordenszog.inge 
war v«>n dieser Akademie ganz getrennt und hatte seine eigenen Professoren. 



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23G 



iibernahmen wieder Martinsberger Henedictiner das Gymnasium 
Die Zahl der Frofessoren sammt Director beliiuft sich auf sieben. 
die der Studierenden Jugend auf 163. Mit diesem Gymnasium ist 
auch eine grossartige Stiflung verbunden. Josef Kirdly, Bischof 
von Funfkirchen, hat namlich im Jahre 1814 ein Capital 
von 62.000 Gulden hinterlegt, das er spater zu 207.000 erhohte. 
zu dem Zwecke dass aus den Zinsen jahrlich studiorende 
Jiinglinge Stipendien erhalten. Die Verwaltung hat der gross- 
muthige Stifter dem jeweiligen Krzabt von Martinsberg anvertraut. 
Gegenwitrtig belauft sich das Capital dieser Stiflung auf beinahe 
300.000 fl.; von den Interessen erhalten 40 Stipendisten die 
jahrliche Summe von 200 fl. 

6. Das Untergymnasium zu Giin s. Gegrundet wurde dasselbe 
von dem oben erwahnten Georg Sz6chenyi. Die Jesuiten eroflheten 
das Gymnasium im Jahre 1676. wo sie ihre Wirksamkeit bis 
zu ihrer Aufhebung fortsetzten. Nach Aufhebung des Jesuiten- 
Ordens wollte man die Anstalt den Benedictinern ubergeben: 
aber der damalige Erzabt Daniel Somogyi konnte aus Mangel an 
Religiosen dieselbe nicht annehmen. So gelangte das Gymnasium 
unter die Leitung der Piaristen, die in Guns von 1777 — 1815 
docirten. Im Jahre 1815 wurde es dann von den Martinsberger 
Benedictinern tibernommen. Die Zahl der Professoren betr&gt 
sammt dem Director 6, die der Studierenden Jugend 141. 

7. Das Untergymnasium zu P & p a. Die Grttndung dieses 
Gymnasiums ftillt in jene Zeit, wo Graf Ladislaus Csaky, Festungs- 
Commandant, im Jahre 1683 zur Verbreitung des Katholicismus 
die Pauliner nach P&pa berief. Im Jahre 1761 wurden den 
Gymnasialklassen noch die beiden oberen Classen des damaligen 
Gymnasiums angeschlossen, ja in einer alten Handschrift der 
Pauliner geschieht auch des Unterrichtes in der Philosophic 
Erwahnung. Nach der im Jahre 1786 erfolgten Aufhebung des 
Paulinerordens docirten noch einzelne Mitglieder dieses Ordens. 
bis im Jahre 1806 Martinsberg die Besorgung und Leitung des 
Gymnasiums tibernahm. Gegenwttrtig versehen dort 6 Professoren 
(sammt Director) das Lehramt, die Zahl der studierenden Jugend 
ist 147. *) — 

II. Die von den vereinigten Cistercienser-AbteienZircz, 
Pilis, P&szto und St. Gotthard. versehenen Lehranstalten. 



l ) Vor dem Jahre 1850 versah Martinsberg ausser den erwahnten 
•Gymnasien noch die Gymnasieu zu Pre 8 8 burg und Tyrnau, dazu kamen noch 
•die philosopluschen Akademien zu Ran b und Press burg. Da aber die Gymnasien 
neueren Systems bedeutend mehr Kosten und Lehrkrafte in Anspruch nahmen, 
als die der friiheren „ Ratio Educationis" entsprechenden Mittelschul-Institute, 
war es erforderlich die Zahl der Gymnasien zu verringern. 



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- "237 — 

In der Abtei Zircz wurde unter der Hegierung des Abtes 
Anton Kezutsek(1858 — 187D) oine theologische Lehranstalt erriehtet. 
An derselben wirken fllnf I'rofessoren. Die Cistercienser versehen: 

8. Das Obergymnasium zu Krlau. Die Anfange dieses 
Gymnasiums fallen in das .lahr 1688, die eigentliehen Griinder 
sind die Jesuiten, die mit Beihilfe wohlthiitiger Kirchenfursten 
das Gymnasium nach und nach vervollstitndigten. Die Jesuiten 
unterriehteten im Erlauer Gymnasium bis 1776 (3 .lahre als 
Weltpriester). Im letztgenannten Jalire (ll)ernahm Method Beitler, 
Prior der vereinigten Cistercienser -Abteien IMIis-P&szto, die 
Erhaltung des (iymnasiums von Erlau. Xach Aufhebung der 
Abteien Pilis-Paszto. welche im .lahre 1786 erfolgte, setzten die 
Cistercienser die Ertheilung des Gymnasial-Unterriehtes fort, bis 
dann im .lahre 1802 Pilis-P&szlo wieder restituirt wurde. Im 
Jahre 1812 fand die Vereinigung der Abteien Pilis-P&szt6 mit 
Zircz statt, infolge dessen audi die Erhaltung und Leitung des 
Erlauer Gymnasiums auf die vereinigten Abteien uberging. Im 
.lahre 1852 wurde dasselbe auf Veranlassnng des Erzbischofs, 
Adalbert Bartakovies nach Aullosung des hiesigen bischoilichen 
Lyceums mit Genehmigung der Regierung in ein achtklassiges 
Gymnasium verwandelt. Die Zahl der Gymnasialprofessoren ist 
sammt Director 13, die Schi'ilerzahl 620. 

9. Das Obergymnasium zu Ftlnf kirchen. Die GrUnder des 
Ftinfkirchner (iymnasiums sind die Jesuiten, welche unterstiitzt 
von Georg Szechenyi damaligem Primas von Ungarn, 1 ) sowie 
von Konig Leopold I. gegen Ende des 17. Jahrliunderts das 
Gymnasium erolTneten. Im Jahre 1813 wurde dasselbe den 
vereinigten Cislercienserabteien Zircz, Pilis und Paszto iibergeben ; 
im Jahre 1850 wurde es in ein Untergymnasium umgewandelt. 
Seit dem Jahre 1831 bestand in Funfkirchen audi cine philo- 
sophisch-juridische Akademio, welche Bischof Ignatius Szepessy 
mit grossen Kosten erriehtet hatte. Im Jahre 1850 wurden aus 
der philosophischen Akademie der neuen Schulreform gemHss die 
beiden obersten Classen des Gymnasiums, so dass also das voll- 
standige Gymnasium und dieses theils von Cistercicnsern, theils 
von Weltpriestern der Diocese Ftinfkirchen versehen wurde, bis im 
Jahre 1863 der Abt von Zircz das ganze Gymnasium iibernahm 



*) Georg SzeVhenyi, geboren im Jahre 1592, widmete sich dem geistlichen 
Stande und empting 1631 die heiligen Weihcn. Seiner vieleu Verdienste wegen 
worde er der Keilie nach auf die hervorragendsten bischofiichen StUhle erhoben ; 
1644 wurde er namlich Filnfkirchner, 1653 Veszprimer, 1658 Raaber Bischof; 
1668 wurde er Erzbischof von Kalocsa und 1685 in seinem 92. Lebensjahre 
Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn. Er starb im hohen Alter 
von 103 Jahren (18. Februar 1695), indem er noch durch ein Decennium 
hindurch den Primatialstuhl inne hatte. Durch seine vielen und reichen kirch- 
lichen Stiftungen liat er sich urn die katholische Kircho Ungarns unsterbliche 
Verdienste erworben. Ein ungarischer Geschichtschreiber beehrt ihn mit den 
Priidieaten: „Sanctus, dives et doctus." 



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— 238 — 

unter cler Bedingung, dass er ans der Szepessy-Stiftung jHhrlieh 
die Summe von 1600 (iulden orhalte. Die Zahl der gcgenwartig 
dort wirkenden Frofessoren betragt 12 sammt Director, die 
Sehiilerzahl 604. 

10. Das Obergymnasium zu Stuhweissenburg. Stulweissen- 
burg war vom Jahre 1543 bis 1688 unter tiirkischer Herrschaft. 
In der zuriickeroberten Stadt erofTneten die .lesuiten ein Gymnasium 
im .lalire 1727. Nach Auf'hobung der Jesuiten wurde das Gymnasium 
1777 den Faulinern iibergeben; als aucb diesen specieil ungarisehen 
Ordcn 1786 dasselbe Sehicksal erreichte. durften die aufgelosten 
Paulinermonche das Lebramt bis 1788 fortsetzen. im Jabre 1813 
wurde dann das Gymnasium den Cisterciensern iibergeben. 
welclie es 1852 anf Bilte der Stadtgemeinde mit Genehmigung der 
Begierung in ein aebtklassiges Gymnasium verwandelten. Gegen- 
wilrtig dociren in Stublweissenburg sammt Director 13 Frofessoren. 
die Sehiilerzahl ist 430. 

11. Das' Obergymnasium zu Baja. Die AnfUnge dieses 
Gymnasiums fallen in das Jahr 1761. in welcbem namlich 
Franziskaner-Ordensgeistliche aus den damaligen Gymnasialgegcn- 
stftnden Unterricht zu ertbeilen begonnen haben, obne jedoeh 
eine olYentliche Lebranstalt zu griinden. Der eigentlidie Stiller 
des Gymnasiums von Baja als oflfentlicher Lebranstalt ist die 
Stadtgemeinde, weldie nitmlich mit den Franziskanern einen 
dabin lautenden Vertrag abschloss, dass letztere das Gymnasium 
mit geniigenden Lebrkriiften zu versehen haben gegen eine 
jiihrliche Bemuneration von 1000 Silbergulden. So wurde das 
Gymnasium im Jahre 1815 erofihet und verblieb bis 1851 in 
den llitnden.der Franziskaner. im Jahre 1851 verwandelte die 
Stadt Baja ihr Gymnasium mit Genehmigung der Begierung in 
ein vollstandiges Obergymnasium und besetzte dasselbe mit 
weltlichen Lebrkriiften. 1868 wurde die Erhaltung des Gymnasiums 
auf Grund eines koniglichen Entscheidcs von dem katholischen 
Stndieneollegium iibernommen. Als dann mit koniglichem Besehluss 
vom 30. .Iiili 1878 die Cisteroienser-Abtei St. Gotthard mit den 
Abteien Zircz und Filis-Faszto vereinigt wurde, geschah dies 
unter der Bedingung, dass die vereinigten Abteien die Leitung 
und Erhaltung des Obergymnasiums von Baja tibernehmen. Die 
Zahl der dort im Lehramte thiitigen Cistereienser-Frofessoren 
betragt sammt Director 12, die Sehiilerzahl 453. V. R. 



• : .f • 
V 



1 



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III. Abtheilung: Literatur. 

Literatur-Verzeichnis. 

Von I\ Willi 1>ald Hau thaler zu St. Peter in Salzburg, nebst Er^aiuungen 

von Dr. L. Janauschek (L. J.) in Zwettl, von R. Boner in Paris (It. B.) 

und cler Ked aeti on (R ) 

XVII. Literatur fremder Autoren die den Orden betrifft. 

( Fortsetzung- zu Jahrgnng" 4. I left IV. S. 411 — 417.) 
i 
(Admont.) 1. Die- Stiftsbibliothek zu Admont. (Mittlj. d. Vereins d. Deutsehen 
in Bohmen 21. 373 — 370) 

— 2. Ad montes. Bilder aus den Alpenlandern. I. (Hi.st.-pol. Blatter 92, 712 
bis 729 unci 781—797.) 

(Allsrheiligen in SchafFhausen O. S. B.) Quellen zur Schweizer (iescbicbte. 
III. Bd. 2. Abtb. Basel 1883, Schneider. Inhalt: Die altesten Urkunden 
von Allerheiligcu in SchafFhausen, Kheiiiau und Mitri. Ilerausgegcben von 
F. L. Baumaun, (». Meyer von Knonau und P. Mt. Kiem. — L. J. 

(Altaich, Nieder-) P. Kebr: Hermann von Altaieh und sein Fortsetzer. <?ot- 
tiiigcn, Vandenboeck (1883) 87 S. Mk. 2 — 

(Altenberg O. Cist.) J. B. J). Jost: Zur literatur Altenborgs. (Niederrhein. 
Geschiehtsfreund V. 1883. p. 86. 111.) — L. J. 

(Anselm v. Canterbury.) 1. Ra vmond-Bark er: 1. The vouth of St. Anselm. 
(Cath. World 1883 lune.) 

— 2. San Anselmo autoro de Mariale. (Scienza e la Fede. 1883. 771—772.) 

— 3. Ragey: S. Anselmi Mariale. porrae de Saint Ansebne stir la sainte 
Vierge. Paris, impr. Leve. in 8°. p. 01. 1^83. (Extr. des Annales de philos. 
cbretienne.) — L. .J. 

— 4. S. Anselme arcfieveque de Cantorbery, bistoire de sa vie et de son temps; 
par l'Abb£ G. Croset-Mouchet, cbanoine et professeurde theologie aPignorel, 
chevalier de Saint-Maurice, membre corresp. de V academic des siences de 
Turin, celle de Chambery, d' Aoste et de la Deputation d' histoire nationale 
des Etats Sardes. Gr. in 8vo p. 528. Vve H. Castermannn, 60 rue Bona 
parte, Paris, fr. 3.50. — R. B. 

(Bee O. S. B.) F. Malbranche: Rapport presents le 3 juin 188:», a la Societe 
libre d'Eure, section de V arrondissement de Beroay, sur la notice do M. 
rabbe" Pore"e, intitulee: L' Abbaye de Bee au XVIII. siccle. S", p. i<). 
Bernay, impr. Vo. Lefevre 1883. — L. J. 



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— 240 — 



(Benedictines.) Hervin et Marie Dour lens: Vie abregee de la tres re've'- 
rende mere Mech tilde du Saint- Sacrement, fondatrice de l'lnstitut 
des Benedictines de l'Adoration perpetnelle du treVSaint-Sacrament Paris, 
Bray et Retaux. 1883. In 8°, p. XXVIII— 432 et portrait. 5 fr. 

(Bergs O. 8. B.) Hoi stein: Die Bibliothek des Klosters Berge (bei Magdeburg ; 
Geschichtablatter des Harz . .* . Magdeburg 1883. 1. Heft.) 

(Bemhard, St) 1. Morison: St Bernard. (Revue occid. Juill. 1883.) 

— 2. La Vie de saint Bernard, abbe de Clairvaux. 12°, p. 120. Limoges, 
imp. et lib. Barbon 1883. (Bibliotheque morale.) 

— 3. Bemhard Kugler: Neun Analecten zur Geschichte des zweiten Krouz- 
zuges. I. Bernhard von Clairvaux. (1883. TUbinger Promotionsschrift.) 

— 4. Hist oi re de saint Bernard et de son siecle; par le U. P. 
Theodore Rati 8 bonne, supe'rieur des pretres missionnaircs e f des religieuses 
de Notre-Dame-de-Sion. 9. edit. 2vol. 18° jeaus. T. 1. p. XV— 384; t 2, 
p. 419. Le Mans, impr. Monnoyer; Paris, lib. Palme. 1883. — L. J. 

(Blasien, St) A. Buisson: St. Blasien in to]K)graphischer und geschichtlicher 
Beziehung, sowie als Luftcurort Mit 2 Illustrationen und 3 Kartell. 126 S. 
Freiburg i/Br., Wagner 1883, geb. Mk. 2. — 

(Bonifatius, St.) 1. K. E. Pilz. Bonifatius, der Apostel der Deutsclien. Dichtung. 
Melodramatisch in Musik gesetzt von F. M. Gast. Textbuch. 32. Plauen, 
Kell (1883). 40 Pf. 

— 2. H. Halin: Bonifaz und Lul. Ihre angelsHchsischen Correspondenzen, 
Erzbischof Lul's Leben. Leipzig, Veit 1883. XII, 351 8. Mk. 10.— 

— 3. W. v. Born: Bonifatius. Paderborn, fct. Bonif-Druekerei 1883. Ill, 
289 S. 120, Mk. 2.40. 

— 4. Fa Ik: Bonifatiusfest-Reliquien und -Hymnen. Geschichtsblatter fdr 
mittelrheinischc Bisthiimer. I. Jg. 

— 5. Diekamp: Die Wiener Hnndsclirift der Bonifatiusbriefe. (X. Arch. f. 
R. d. GK. 9, 9—28.) 

(Bonmont O. Cist.) Alex. Daguet : L' abbe de Boiimont Aymon ou Ame de 
Gingins, candidat des Fribourgeois, a V uveche" de Geneve (1513; Anzeiger 
f. sehweiz. Gesch. N. S. XIV. Nr. 2), — L. J. 

(Boulaur ord ?) Le couvent de Boulaur par Jos. Mothe cure-doyen de Saramon. 
In 8vo p. 31. Auch 1881. impr. Cocharaux freres. 

(Breteuil.) Wuyart F. B. : Abre'ge de V histoire de V abbaye de Breteuille. 
Kcrite 1670, completee par un autre religieux de 1670 a 1710. Amiens, 
Delattre-Lenoel 1883. 178 p., 2 pi. 

(Brogne.) Obituaire de Pabbaye de Brogne ou de S. Gerard O. S. B. Publie 
et annote* par .J. Barbier. ap. anal, pour servir a Thist eccles. Belg. 2e 
serie torn. II. p. 289— 3M6. (Tom. XVIII de toute le collection.) 

(Calvaire O. S. B.) Maxime du Camp: La charity privee a Paris. II. Les 
Dames du Calvaire. (Revue des deux mondes 1883. LIII. annee. 3, 
pe'riode. Tom. 57. 2. livr.) — L. J. 

(Cassino.) Frede: Monte Casino. (Aus alien Zeiten und Landen 1883. Aug.) 

(Champs (). Cist.) Bonnardot H. : L'abbaye royale de St. Antoine-de-Champs 
de I' ordre de Citeaux. Paris, Fe*choz 1883. VIII, 93 p. 5 pi. et 3 
facsim. 

(Cheminon O. Cist.) Barthe'lemy: Reeueil des chartes de V abbaye N; D. 
de Cheminon. Paris, X. Champion 1883. 8°. fr. 4. — L. J. 

(Cistercienser-Orden.) H. Ve'rite*: Citeaux, la Trappe et Bellefontaine. Paris, 
Ha ton 1883. 12° 464 p. et grav. Mk. 2.— 



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— 241 



(Cluny.) 1. Herm. Hal f man n: Cardinal Humbert, sein Leben and seine 
Werke mit besonderer Berttcksichtigung seines Tractates: Libri tres adversus 
Simoniacos. — Gdttingen 1883, Dieterich. S. 83. 8®. M. 2. 

— 2. Rapport adresse* a 1' abbe et au convent de Cluny par Jim ens, ex- 
prieur de Notre-Dame de Najera (Espagne), sur sa gestion. (Premieres 
ann^es du XIU. siecle.) 8«, p, 10. Nogent-le-Rotrou, imp. Daupeley- 
Gouverneur 1883. (Extrait de la Bibliotheque de 1' Ecole des chartes, 
t. 44, 1883.) 

— 3. Walther Schulze: Forschungen zur Geschicbte der Klosterreform im 
10. Jahrh. I. Cluniacensische und lothringische Klosterreform. (Halle- 
Wittenberg. Inaug. dissert.) 1883. S. 79, 8°. — L. J. 

(Corbie.) 1. Ledouble: Notice sur Corbeny, son prieure ct le p&erinage 
a St. Marcoul. Soissons, V Auteur. 1883. 261 8 Mk. 4.— 

— 2. Dtirre: Die Ortsnamen der Traditiones Corbeienses erlftutert. (Zeit- 
schrift f. Geschichte und Alterthum Westfalens. 1883. Paderborn. 41, 8. 3.) 

(Dissentis.) Der Lukmanierpasa und das Kloster Dissentis. Eino topographisch- 

historische Studie von J. Dob lh off. (Mitth. der k. k. geogr. Gesellschait 

in Wien 1882, 8. 210—228. 343—355.) 
(Doberan in Meklenburg.) Die Heiligen-Bluts-Capelle der Cistorcienser-Abtei 

Doberan. Von L. Dollberg. (Anzeiger f. Kunde deutscher Vorzeit 1883.' 

8. 259—263. 281—286.) 
(Eberbach O. Cist.) L M. E, Stoff: Die Seligen (Heiligen) des Kloster- 

Eberbach im Rheingau. (Gesch. Blatter filr d. mittelrhein. Bisthilmer 

1883, Nr. 1.) - L. J. 
(Enfourchure.) Essai bistorique sur le prieure* de V Enfourcbure (ordre de 

Grandmont) d* apres des docnments ineMits. 8°, p. 70. Sens, impr. Due li em in 

(Bullet, de la 8oc. archeol. de 8ens. extr.) 
(Einsiedeln O. S. B.) 1. P. A. Kuhn O. 8. B.: Der jetzige Stiftsbau Maria- 

Einsiedeln. Mit 8 phototyp. Beilagen. 1883. Einsiedeln, Benziger. 

Mk. 6. — L. J. 

— 2. Die Schirm- und Kastenvogtei liber das Gotteshaus Einsiedeln. Von 
J oh. B. Kalin. II. Abth. (II. Heft der Mitth. d. hist. Vereius des Cantons 
Schwyz. Einsiedeln, Benziger 1883, vide Jahrg. IV. Heft I, S. 164.) 

(Earom O. Cist.) O. Nielsen: Codex Esromensis. Esrom Klosters Brevbog 

udgivet 2 Hefte. Kopenhagen, Klein 1881. XXXIV, 334 S. 
(Farfa.) Georg Schepssi Funde und Studien zu Appollonius Tyrius, Char- 

tarinm Farfense etc. (Neues Archiv der Ges. ftlr flit, deutsche Ge- 

schirhtskunde. IX. 1. 1883.) — L. J. 
(Fontevrault.) Memorial des abbesses de Fontevranlt issues de la maison 

royale de France accompagne" de notes historiques et archeologiques. 

Angers, impr. Laehese & Dolbeau 1881. 8°, p. 193. — R. B. 

(Fulda.) Cardinal Bernhard Gustav von Baden, Markgraf von Baden, FUrstabt 
von Fulda und Kempten. Von I. G. Mayer. (Studien 1883,11, 368—374.) 

(Gallen, St.) 1. Berthold von Falkenstein, Abt von St. Gallen 1244—1272 
und seine nachweislichen VerwandHchaftsbeziehungen. (Wlirtembergische 
Vierteljahreshefte ftlr Landesgeschichte. 6, 1.) 

— 2. Schrifton Notkers und seine Schule. Herausg. von Paul Piper. 
II. B. Psalmen und katechetische Denkmaler nach der St. Galler Hand- 
schriftengruppe. 1. Lief. Freiburg und Tubingen 1883. J. C. B. Mohr. 
(Paul Siebeck.) 

— 3. G. Meyer von Knonau: Papst Gregor IX. und der Wahlstreit in 
St. Gallen nach dem Tode des Abtes Conrad von Bussnang (1240). 
(Anzeiger f. schweiz. Gesch. N. F. XIV. Nr. 2.) 

16 



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— 242 — 



(Gertrude, St.) Prieres de . . ., ou vrai esprit des prieres que J^sus Christ a 
reV&<tas, pour la plupart, a Sainte Gertrude et a Sainte Mechtilde, vierges 
de 1' ordre de Saint- Benoit, traduites par le T. A. Denis de la Compagnie 
de Jesus. Nouv. edition, beau vol. 18°, p. 552; Edition de luxe sur pap. 
velin, caract elzeViriens, tres lisibles, titre rouge et noir. Fr. 1.80; 2.40; 
3.15; 4.50; 5.50 et 6.50. Vve. H. Castermann, 66 r. Bonaparte, Paris. — R. B. 

(Helfta O. Cist) Strauch : Kleine Beitrage zur Geschichte der deutschen Mystik. 
2. Die jUngere Gertrud. 3. Mechtild von Hackeborn (Zeitschrift fUr deutsch. 
Alterthura u. d. Lit. Ed. Steinmeyer 1883. N. F. XV. 4.) — L. J. 

(S. Hildegardis O. S. B.) Acta inquisition is de virtutibus et miraculis S. 
Hildegardis, niagistrae sororum ord. S. Benedicti in Monte S. Buperti juxta 
Bingium ad Rhenum. Ex originali arcbetypo transscripsit notisque il lustra vit 
Dr. Petrus B ruder, capellanus Bingii ad Rhenum. (Analecta Bollan- 
diana II. fasc. I. 116—129). 

(Hude O. Cist.) La si us: Die Ruinen des Klosters Hude. Mit 2 Tafeln. 
(Bericht d. Oldenburger Landes-Vereines I. Alterthumskunde II, 22 — 31.) 

(Igny O. Cist. hod. Congreg. Trapp.) P. L. Pechenard: Histoire de V abbaye 
d* Igny, de V ordre de Citeaux, an diocese de Reims, avee pieces juatifi- 
catives incites. 8°, p. 435. Reims, inipr. Monce. — L. J. 

(St. Jean-au Mont-lez-The'ronanne O. S. B.) Histoire de V abbaye des 
be'n^dictins de Saint-Jean-au Mont-lez-Theronanne, son trans fert a Ypres, 
ses phases diverses sous la domination de la France et de V Autriche; 
par V abbS Robert, cure* de Grigny. 8°, p. 220. Saint-Omer, impr. 
d* Homont 1883. (Extrait du t. 18 des MtSmoires de la Society des anti- 
quaires de la Morinie.) — L. J. 

(Joannes Gualbertua.) A. Ferrante: Vita di San Giovanni Oualberto. Vol. I. 
Monza, Paolini di L. Annoni 1883. 32°. 158 S. 

(Johannisberg.) F. W. E. Roth: Conrad von Rodenberg, Abt zu Joliannisberg 
im Rheingau. (Studien 1884, 3, 168—175.) 

(Jumieges S. Pierre de . . O. S. B.) Histoire de V abbaye royale de Saint- 
Pierre de Jumieges; par un religieux b^neMictin de la Congregat. de 
Saint-Maur. Publiee pour la premiere fois par V aBbe Julien Loth. 
Tom. I. in 8°, p. XXII— 385. Rouen, imp. Cagniard, libr. M4te>ie. Pap. 
verge*. Publiee par la Soc. de V histoire de Normandie. — R. B. 

(Kempten) Vgl. unter Fulda. 

(Lambert v. Hersfeld.) Die JahrbQcher des Lambert von Hersfeld, iibersetzt 
von L. F. Hesse. 2. Auflage. Neu bearbeitet von W. Wattenbach. XXXII, 
326. Leipzig, Duncker etc. 1883. (Geschichtsschreiber der Vorzeit. 24 Lfg.) 
Mk. 4.40. 

(Laval-B£nite de Bressieux O. Cist.) Lagier: Abbaye de N. D. de Laval - 
Benite de Bressieux. (Bulletin d' hist. eccl. de Valence etc. 1883. III. 
233—245; 270—284). — L. J. 

(Lehnin O. Cist) Zobl: Zum Vaticinium dzs Hermann von Lehnin. (Linzev 
theol. pract. Quartalschrift 1883. III. 507). — L. J. 

(Llrins O. S. B.) — jetzt Congreg. Sinanq. O. Cist.) 1. Cartulaire de 
Lerins, annote par M. de Flamare, archiviste It Nevers. Fasc. I. Nice, 
Cauvin.-Empereur 1883. 8°, p. 164. (Public* par la Societe nicoise des 
sciences naturelles et historiques). 

(Lobbes.) Theoph. Lejeune: Monographic archeo-historique de 1' ancienne 
abbaye de Saint Pierre a Lobbes (654—1794). T. IV. Mons, impr. Hector 
Manceaux et chez V auteur a Estinnes - an - Val. 1883. 8<>, p. 360 et 
<» pi. fr. 6. 



Digits 



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243 



(Lbnd 0. Cist) M. Perlbach: Die Cistercienser-Abtei Loud im stadtkfil- 
nischen Archiv. Regeston. (Mittheil. aus dera Stadtarchiv vou Koln, 1L 
71—118). 

(Lul, St) Vgl. Bonifatius, No. 2. 

(Luxcuil.) Otto See bass, Ueber Coluiuba von LuxeniTs Klosterregel und 

Bussbuch. 66 S. (Leipziger Dissertation.) 
(Mabillon O. 6. B.) E. de BartheMemy: D. Mabilion et ses correspond an U. 

(Le cabinet bistorique 1883, Mars-Avril). — L. J. 
(Mainz, St. Stephan.) Falk: Zum Rotulus aus dem Liber vitae ecclesiae 

s. Stephani Moguntiae. (Studien 1883 4, 489-393). 
(Maulbroan.) Ed. Paul us: Das Cistercienser-Kloster Maulbronn. (Vom Fels 

Zum Meer' 1883, 9 Heft.) 
(Mauriner.) Zur Literaturgeschicbte der Benedictiner- Congregation von 8t. 

Maur. Von A. Goldmann. (Studien 1883 3, 204—209.) 
(Medicin.) Robert Ofner: Die Pflege der Medici n im BenedictinerOrden. 

(Studien 1883 3, 89—102.) 

(S. Millan O. 8. B.T) 1. P. Toribio Ming u ell a de la Merced (Augustino- 

Recoleto de las Misiones de Filipinas). San Millan delaCogolla. 

Estndios historico religiosos acerca de la patria, estado y vida do S. Millan. 

Madrid Olamendi y Aguado 1883. 8°, p. 280. fr. 3. 
— 2. Vicente de la Fuente: San Millan, presbitero secular. Reepuesta 

al libro del P. Fr, Toribio Minguella, titulado: San Millan de la Cogolla. 

Madrid, impr. de A. Pe*rez Dubrull 1883. 8°, VII. 80 p. fr. 1. — L. J. 
(Milstadt.) Abbildung und Beschreibung des dortigen Freskogemaldes „Das 

jttngste Gericht u (Mitth. d. k. k. Cent-Comm. f. hist Denkmale, N. F. 

9, S. LXXIV No. 41). 
(Mondsee). Beitrage zur Geschichte des ehemaligen Benedictiner - Stiftes 

Mondsee in Oberosterreich. Von Otto Schmidt. Fortsetzung nnd 

Schluss. (Studien 1883 I. 98—106. II. 324—333. III. 102—108. IV. 

319 — 330.) 
(Monte-Cassino). Th. Frede: Das Benedictinerkloster Monte-Cassino nach 

seiner cultur-historischen Bedeutung. (Aus alien Zeiten und Landen, 

L 11. Heft). — L. J. 
(Montmartre.) E. de Barthelemy: Recueil des chartes de abbaye royale 

de Montmartre. Paris, H. Champion 1883. 8°, fr. 12. — L. J. 
(Muri.) vid. AUerheiligen. 
(Necrologien.) Todtenbiicher der BisthUmer Chur und Constanz. Von L. B a u- 

mann. (N. Archiv VIII., 3, 425—447.) 
(Neuss.) Die altere St Quirinuskirche in Neuss. Von Aldenkirchen. 

(Jahrb. d. V. von Alterthumsfreunden im Rheinlande 1882. — Vgl. Studien 

1883 IV. 435. 
(Nonnberg in Salzburg.) Bericht ttber die Reataurationsarbciten. Von V. 

Berger. (Mitth. d. k. k. Cent-Comm. f. hist. Denkmale, N. F. IX, 

S. LXXXIII— LXXXIV No. 40.) 
(Otto v. Freising O. Cist.) Die Thaten Friderich's. Uebersetzt von H. Kohl. 

206 S. (Geschichtschreiber d. Vorzeit 69. Lfg.) Leipzig, Duncker etc. 

Mk. 4.—. 
(Paul, St) Die nachweisbaren Besitzungen des Klosters St. Paul in Karnten 

und Steiermark in den Jaliren 1091 — 1269. Von Karl Neubauer. 

(Programm der k. k. Oberrealsehule zu Marburg a/D 1883. 48 S.) 
(Richard Peinlich f) Ilwolf „Gedenkbuch." (Mitth. d. hist. V. f. Steiermark 

1883. 31, 91—108.) 

16* 



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244 



(St. Peter, Salzburg.) Bronce-Leuchter aus der Stiftskirche zu St. Peter in 

Salzburg. Anfang des 17. Jahrhunderts. (Zeitschn d. bayer. Gewerbe- 

museums zu Niirnberg 17. Jg.) 
(Pforta O. Cist) P. Biihme Nachrichten tiber die Bibliothek der k. 

Landesschule Pforta. II. Handschrif te n einschliesslich Urkunden. (Pro- 

gramm 1883. S. 40. 4°). 
(Polding.) P. T. Johann Beda Polding O. S. B.. erster Erzbischof von 

Sydney. Biographische Skizze nach Downside Review. Von J. B. Naeff. 

(Studien, 1883, 4, 393—400). 
(Reform.) Walther Schultze: Forschungen zur Geschichte der Kloster- 

reform im 10. Jh. 1. Cluniacensische und lothringische Klosterreform. 

79 S. (Dissertation von Halle-Wittenberg.) 
(Rheinau.) vid. Allerheiligan. 
(Rheinhardsbrunn O. S. B.) Alb. Naude: Die Falschung der altesten 

ReinbardBbrunner Urkunden. Berlin 1883, Weber. H% p. 128. Mit 12 

Facsimile Lichtdr. M. 3. — L. J. 
(Rupertsberg.) Br u der: Die Zersttfrung des Klosters Rupcrtsberg bei Bingen 

i. J. 1632. (Zeitsch. d. V. zur Erf. der rhein. Geschichte und Alterthttmer 

in Mainz. III. Bd. 2. u. 3. Heft.) 
(Salmansweiler O. Cist) Codex diploinaticus Salemitanus, Urkunden- 

buch der Cistercienserabtei Salem, herausg. von Fr. von Weech, Geh. 

Archivrath. I. Karlsruhe 1883. Braun. VI, 548 S. M. 11. — L. J. 

(Savigny.) Chronique de Benoit Maillard, grand-prieur do Y abbaye de Savigni 
en Lyonnais 1460 — 1606, publ. p. G. Guigne. Lyon, Perrin XXXIII., 
207 S. 120. 

(Seebach.) Kloster Seebach bei Dftrkheiin in der Rheinpfalz. Von P. C. D. 
(Snlzbach.-Kalender 1884, 44. Jg. S. 56-63 mit Abbildung.) 

(Soreze.) Si card: Les Bentdictins de Soreze e la reforme des eludes au 
XVIII. siecie. (Contemporain 1883. 8.) — L. J. 

(L. Tanow): Histoire des justices des anciennes e'glises et communaute's mo- 
nastiques de Paris, suivie de registres ine*dits de Saint-Maur- des Fosses, 
Ste-Gcnvieve, Saint-Germain-des-Pres, et du registre de Saint-Martin -des- 
Champs. Paris, Larosse et Forcel .1882. 8°, p. 572, fr. 12. 

(Theuley O. Cist.) Jules Gauthier, archiviste du Doubs: Les Tombes et 
les Inscriptions de V e'glise abbatiale de Theuley (Haute- 
Sa5ne). 8°, p. 50 et 6 planches. Vesoul, impr. Suchaux 1883. (Extrait 
du Bulletin de la Societe* d' agriculture, sciences et arts de la Haute- 
Saone, ann^e 1882). — L. J. 

(La Trappe O. Cist.) 1. A. Lancon: Les Trappistes. 10 dessins graves a Y 
eau forte. Paris, A. Quantin 1883. L. J. 

— 2. Hippolyte Ve'rite': Citeaux, La Trappe et Bellefontaine, au diocese d' 
Angers. 12°, 464 p. et grav. Le Mans, impr. Leguicheux-Gallienne. 
Gallienne. Paris, libr. Haton 1883. fr. 2,50. — L. J. 

(Trefontan.) 1. Gabriel: L' abbaye des Trois-Fontaines, situee aux Eaux 
Salviennes, pres de Rom. 3. e*d. Landerneau, Desmoulins. IV., 164 p. 12°. 

— 2. Th. Trede: Das Kloster Tre Fontane (bei Rom). Eine Vereuchs- 
station im Kampf gegen das Sumpffieber. (Daheim, 19. Jahrg. 1883. 
No. 34). 

— 3. Tre Fontane. (Allgem. Zeitung 1883, Beilage 185). — L. J. 

— 4. A. Valine et E. Meaume: Culture d' eucalyptus a Saint-Paul-Trois-Fon- 
taines (pres Rome), rapport. 3. edition. 12°, p. 100 Landerneau, impr. 
Desmoulins 1883. (Extrait de la Revue des eaux et forets). — L. J. 



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— 245 — 

(Trier.) Ph. Diel: Excidium verc horribile abbatiae s. Maximini prope Treviros, 
conscriptnm ab occulari teste Alexandre) Henn, eiusdem t-oenobii Religioso 
et postea Abbate. (Studien 1883. ILL 138—149. IV. 374—382.) 

(Trithemius.) A. Goldmann: Zwei unedirte Briefe des Abtes Johannes 
Trithemius. (Studien 1883. III. 187—195.) 

(Urban II. O. S. B.) Riant: Le dernier triomphe d* Urbain II. (Revue des 
quest hist 1883, Juillet). 

— 2. Rossi, Comte de: Image du pape Urbain II. (Revue de 1' art chretien 
1883, Avril). 

— 3. Dr. Martin Franz Stern: Zur Biographic des Papstes Urban II. Bei- 
tr&ge aus der Zeit des Investiturstreites. Berlin, Weber 1883. S. 100. 
gr. 8<> 2 Mark. — L. J. 

(St Urban O. Cist) Th. von Liebenau: Zur Geschichte des Klosterbaues von 
St Urban. (Anzeiger fttr schweiz. Alterthumkunde 1883. No. 3). — L. J. 

(Waltram.) Wnltrami ut videtur liber de unitate ecclesiae conservanda. 
Herausg. v. W. Schwenkenbecher. Hanover. Hahn. 

(Waterier O. Cist.) Urkundenbuch der Deutschordens-Commende Langeln und 
der Klbster Hiinmelpforten (Aug. Erem.) und Waterier in der Grafschaft 
Wernigerode. Bearb. etc. von Dr. Ed. Jacobs. Mit 4 Urkundenanlagen 
in Lichtdruck und 15 Siegeltafeln. Halle 1882, Hendel. S. XX. 731, 
gr. 8°. M. 22. (16 Band der Gesch. Quell, d. Provinz. Sachsen). — L. J. 

(Waul8ort.) Toussaint: Histoire de V abbaye de AVaulsort et de prieure" 
& % HastieVe O. S. B. Namur, Doux-fills. 176 p. 12°. 

(Weingarten.) Traditionscodex und Verzeichnisse der Gefalle und Gerechtig- 

keiten des Klosters Weingarten. (Anhang zum 4. Bd. des Wilrtemberg. 

Urkundenbuches, hg. v. G. Stalin.) 
(Weisenburg.) Socin: Nachtrag zu den Ortsbestimmungen in den AVeissen- 

burger Urkunden. (Strassburger Studien I. 4.) 
(Werden.) Diekamp: Das angebliche Privileg des hi. hi. Liudger ftir das 

Kloster Werden. (Zeitsch. f. Gesch. u. Alt. Westfalens 41. Abth. MUnster 

S. 148.) 

(Wilbrord, St.) Thiofridi Epternac. vita Willibrordi metrica, ed. K. Rossberg. 

Leipzig, Teubner. XXVII, 128 8. Mk. 1.80. 
(Wongrowitz O. Cist.) H. Hockenbeck: Beitriige zur Geschichte de Klosters 

und der Stadt Wongrowitz. (Gymn.-Progranira v. Wongrowitz 1883. 4°). 
(Wttrttemberg. ) A, Lindner: Die Schriftsteller und die um die Wissenschaft 

und Kuust verdienten Mitglieder des Ben.-Ordens im heutigen Ktinigreich 

Wiirttemberg von 1750 bis zu ihrem Aussterl»en. Forts. (Studien 1883. 

III. 47—52. IV. 309—318). 



Literarische Referate. 



Mahrens Allgemeine Geschichte 

(von Dr. Beda Dudik, X. Band. Mahrens Culturzustande vom J. 1 197 — 1306). 
Seitdem Dr. Dudfk den IX. Band seiner ^ Geschichte Mahrens* 
herausgab, in welchem die Culturzustande des Markgrafthumes, insoweit 
sie sich auf Staat und Volksthum beziehen, behandelt wurden, verflossen 
kaum zwei Jahre und schon wieder bescheert uns der unermudliche 
Fleiss und die unverwustliche Arbeitskraft des gelehrten Raigerner 
Benedictiners mit einem neuen, dem zehnten Bande, welcher als 



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— 246 — 

Fortsetzung der Schilderung von Mahrens Culturzustandeh zu gelten 
hat. Diesmal sind es die vielverzweigten Verhaltnisse der Kirche 
hauptsachlich, die Dr. Dudfk seiner Betrachtung und Durchforschung 
unterzieht Allerdings waren die kirchlichen Verhaltnisse Mahrens im 
Ganzen und Grossen von den allgemeinen Normen der katholischen 
Kirche, wie es auch anders nicht sein konnte, nicht verschieden; 
aber es waren doch gewisse Eigenthiimlichkeiten, durch welche sich 
die kirchlichen Verhaltnisse Mahrens von denen anderer Lander 
hervorhoben. Hieher gehort vor allem anderen die hervorragende 
Stellung des princeps episcopus der Olmutzer Kirche, sein Verhaltniss 
zum bohmischen Konige und d«n Metropoliten zu Mainz, seine 
Stellung als Vasall der bohmischen Krone und zugleich als Lehensfurst 
zahlreicher Mannen, die in weiterer Ausbildung im 14. Jahrhunderte 
aus dem Olmutzer Furstbisthume einen Staat im Staate machte. 
Das sind specifisch mahrisch-kirchliche Verhaltnisse; aber auch die 
Anwendung des Concordates von 1221, welches zwar fur Bohmen 
geschlossen doch auch Geltung in Mahren fand, dann die Bulle 
Clericis laicos vom Jahre 1296, zeigt uns so manche Seiten des 
kirchlichen und hierarchischen Lebens, wodurch Mahren von anderen 
Landern sich unterschied*. Das alles, sowie die Verhaltnisse des 
Domcapitels zum Bischofe, die Pflichten der einzelnen Dignitare, die 
Domicellare, die zur F.rlangung einer Domherrnstelle nothige Qualifi- 
cation, die Stellung, Pflichten und Einnahmen des Seelsorgcclerus, 
die Ausnahmsrechte mancher Pfarrer, die sich auf Ausfertigung von 
Notariatsacten und Gcrichtshandlungen beziehen, die Zehente der 
Pfarreien, die papstlichen Zehente, das jus spolii der Patrone — 
dies alles wird des breiten, auf Grund sorgfaltigsten Studiums der 
Urkunden in klarer, lichtvoller Darstellung auseinandergesetzt. — 
Gleichfalls eine Eigenthumlichkeit der kirchlichen Zustande Mahrens 
bilden die allerdings schwachen Anklange an jene erste Zeit der 
mahrischen Kirche, in welcher sie sich der slavischen Liturgie bediente. 
Wahrend in Bohmen diese Reminiscenzen, wie es die Prager glago- 
lit'schen Fragmente beweisen, viel lebhafter waren, so dass sie die 
Griindung des slavischen Klosters in Sazava bewirken konnten, be- 
schrankten sie sich in Mahren auf die Erhaltung einiger Ceremonien, 
wie z. B. den Gebrauch der Wasserweihe am Dreikdnigsfeste, welche 
der griechischen Kirche bis auf den heutigen Tag eigenthiimlich sind. 
Nur mochten wir bezuglich der Ansicht Dr. Dudfks (pag. 219): ^Da 
die Kinder zwei Namen fiihrten, den Tauf- und den Familiennamen, c 
welche er durch den Umstand, dass z. B. der heil. Adalbert in seiner 
Familie den Namen Vojtech fiihrte, erhartet, eine gewisse Einschrankung 
aussprechen, da namlich die Fiihrung zweier Namen in unserer alteren 
Geschichte nicht mit dem zusammenzustellen ist, was man gewohnlich 
unter Tauf- und Familiennamen versteht. Der Vulgarname wurde 
namentlich von kirchlichen Personen mit einem anderen vertauscht; 
so heisst es vom Bischcfe Zdik, dass er bei seiner Consecration ablato 



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— 247 — 

nomine barbarico den Namen Henricus annahm und so hiess der 
Abkommling der Slavnikovci Vojtech (der also kein Familienname 
war) als Priester Adalbert, von dem es noch im Breviere heisst: 
vulgari nomine Vujtecus. Neben Heiligennamen erhielten sich 
die uralten Personennamen Vok, Zdvise, Pfemyl, Volimir, Blud, Slavibor, 
Unka, Libusa u. s. w. bis tief ins 16. Jahrhundert. — Mit besonderer 
Genauigkeit behandelt der gelehrte Verfasser die Verhaltnisse des 
Hegularclerus, den Einfluss der Benedictiner und Cistercienser auf die 
Cultur des Bodens und Geistes, iiber Klosterexemtionen und gibt eine 
detaillirte Uebersicht aller bis zum J. 1306 in Mahren bestehenden 
Kloster und geistlichen Corpora tionen. — In naturlichem Zusammert- 
hange mit der Kirche stehen im Mittelalter die Wohlthatigkeits-Anstalten 
und Schulen. Was die ersteren anbelangt, werden die Spitaler und 
Leprosenhauser in Briinn und Olmiitz, Iglau, Tischnowitz und Saar 
angefiihrt und auch der Aerzte im Lande wird gedacht. Die Einrichtung 
der kirchlichen Schulen wird bei der Olmiitzer Domschule 
auseinandergesetzt ; als Grundsatz gait, dass die Schule mit der Kirche 
verbunden sei. In dieser Beziehung glauben wir, dass das, was Dr. Dudfk 
pag. 421 iiber die Miiglitzer Schule sagt, der dortige Pfarrer habe 
namlich das Recht gehabt die Schule daselbst zu regieren, so ziemlich 
auf alle sogenannten Stadt- (Pfarr-) Schulen auszudehnen sei ; wenn auch 
die Stadt den rector scholae ernannte und dotirte, so war er doch, 
wie z. B. fur Znaim, Olmiitz und Briinn urkundliche Daten allerdings 
aus spaterer Zeit vorliegen, zu gewissen kirchlichen Dienstleistungen 
und eben dadurch zur Obedienz dem Pfarrer gegeniiber verpflichtet. 
Aber aus diesen spateren urkundlichen Daten ist ersichtlich, dass sie 
Verhaltnisse beruhren und beleuchten, deren Anfang und Grund in 
eine friihere Zeit hinaufreicht. — Wenn der Verfasser iiber alle diese 
Culturverhaltnisse alles zusammengetragen hat, was iiberhaupt bei der 
Sparlichkeit der Quellen zu finden war, so hat er sich im letzten 
Capitel: Kunst und Wissenschaft wohl selbst ubertroffen. Das 
unscheinbarste Datum einer Urkunde oder Chronik entging nicht 
seinem Adlerblicke und so erfahren wir dann die interessantesten Details 
iiber scholastische und dogmatische Studien, iiber Unterrichtsbiicher 
wie z. B. die Dicta Rudberti episcopi Olomucensis, iiber Bucher- 
sammlungen, iiber weltliche und geistliche Lieder (wobei wir erwahnen, 
dass des Liedes Gospodi pomiluj ny als des Hauptkirchengesanges noch 
am Schlusse des 14. Jahrhundertes durch den LeitomySler Bischof 
Albert von Sternberg urkundlich Erwahnung geschieht), iiber Gesangs- 
vortrag, iiber Musikinstrumente, iiber nationale Kunst, welche kirchlichen 
Zwecken diente, iiber Kunststickerei, iiber Goldschmiedkunst, . byzan- 
tinische Kleinkunst und vor alien iiber Baukunst, deren zum Theile 
grandiose Ueberreste an der Kirche in Trebitsch, Tischnowitz, der 
Rundkapelle in Znaim, der Herzogsburg in Olmiitz u. s. w. geschildert 
werden. — Aus dieser kurzen Anzeige ist wohl ersichtlich genug, 
welch reiches Materiale unser gelehrte Historiograph in die^em Bande 



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— 248 — 



verarbeitete und welch anziehende Belehrung jeder daraus schopfen 
kann, der sich liber die Cultur unserer Vorfahren genau belehren will. 
Uns bleibt nur noch ubrig den Wunsch zu aussern, dass dem fleissigen 
^Benedictiner* Kraft und Lust bleibe, sein Werk weiter zu fiihren 
und wo moglich zu vollenden. B. 



Thiofridi Epternacensis, vita Willibrordi metrica. 

(Ex cod. Gothano edidit recensuit prolegomenis commentario indicibus instruxit 
Konradus Rossberg. Lipsiae in aedib. B. G. Teubncri MDCCCLXXXIII; XXVIl T 

128 pp. M. 1.80.) 

Obwohl Wilhelm Wattcnbach, ohne Zweifel einer unserer 
competentesten Kenner mittellateinischer Literatur uber Thiofrids 
V. S. Willibrordi ein ziemlich ungi'instiges Urtheil gefallt hat (Bibl. 
Rer. Germ. VI. 38), sind dennoch innerhalb drei Jahren zwei 
Ausgaben derselben geliefert worden. Dieser scheinbare Wider- 
spruch liisst sich einfach dadurch erklaren, dass Wattenbach vor- 
nemlich den historischen Wert der V. im Auge hatte, welche in 
dieser Hinsicht niehts anderes als eine Versification der Vita S. 
Willibrordi prosaica desselben Autors repraesentirt, also niehts 
neues zu bieten im Stande ist. Die Biographie des h. Willibrord 
batten schon vor Thiofrid (f 1110) ein irischer Monch im Kloster 
Epternach (Thiofr. V. Will pros. e. 24 Mon. Germ. SS. 23, 11 
N. 1 quidam linguae ac gentis Scotticae aggressus tanti viri gesta 
describere = V. Will. metr. Ill 21) und dann Alcuin .magni Karoli 
yperasspistes 1 bearbeitet, letzterer sogar in zweifacher Gestalt. 
(Duos digessi libellos, unum prosaico sermone gradientem, qui 
puplice fratribus in ecclesia, si dignum tuae videatur sapientiae, 
legi potuisset; alterum Pierio pede currentem, qui in secreto 
cubili inter scolasticos tuos tantummodo ruminari debuisset. Alcuin. 
Pmefat de V. S.Will, archiep. libri primi. BR(J VI 39.). Thiofrid 
hat nun Alcuins Verfahren nicht bios in stilistischer Hinsicht naoh- 
geahmt; er ist auch inhaltlich der ohnehin mangelhaften Dar- 
stellung seines Vorgiingers gefolgt, so dass Wattenbachs Urtheil 
vollkommen gerechtfertigt erscheint. 

Anders die beiden Herausgeber Decker (Programm des k. 
Gymnas. zu Trier 1881) und neuerdings Rossberg. Sie legen den 
Schwerpunkt der V. metrica haupts&chlich in das Material, welches 
dieselbe fur die Geschichte der classischen Philologie im Mittelalter 
gevviihrt. Rossberg betont vor allem z^vei Momente, welche ihm 
eine neue, kritische Ausgabe zu rechtfertigen scheinen: erstens 
die grosse Zahl der vorkommenden Citate, welche den classischen 
Autoren entlehnl sind und zweitens den nicht unbetriichtlichen 
aus dem Griechischen stammenden WortvoiTath. Wir konnen uns 
hierin mit R. vollkommen einverstanden erkliiren. da uns uner- 
findlich ist, woher anders als aus kritischen Ausgaben der Quellen 



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— 249 — 

eine exacie Geschichte der classischen Philologie iin M. A. zir 
schopfen ist. (Vgl. Prolegg. p. HI : Interest autem eorum, qui in 
philologiae historia perscrutanda operam et laborem collocent, v«l 
maxime inquircre, qualia fuerint scriptorum medii aevi antiquitatis 
stadia, unde, quomodo memoria veterum scriptorum servata sit 
et ad nostram usque aetatem pervenerit, clarius perspiciatur.) 
Demgemiiss ist auch die vorliegende Ausgabc vorziiglich ftir 
Philologen und LiterarhistoHker bestimmt und in erster Linie wirci 
ein lesbarer Text angestrebt. (Prolegg. p. XXVI.) Wie sich R. zur 
Decker'schen Ausgabe verhalt, hat er bereits in der philologischen 
Rundschau 1882 p. 1112—1119 ausgesprochen und wiederholt 
dies kurz Prolegg. p. XIII. sq. ; seine hs. Grundlage bildet der 
coil. Gothanus 70 saec. XII., welchen Ludwig Weiland Mon. Germ. 
SS. XXIII, 19 sq. ausfuhrlich besehrieben hat, und daneben stellt 
er die Varianten des Cod. Trevirens. Fol. 98' des cod. Gothan. 
zeigt das Bildnis Thiofrids mit einem Korb voll Blumen vor einem 
Pulte stehend. auf welchem ein Buch liegt, mit der Aufschrift: 
Extruo pyramidas, cyboria, colligo flores .... cetera iam legi 
nequiverunt. Ohne Zweifel beziehen sich die Blumen in der Hand 
Thiofrids auf dessen Werk Flores epitaphii Sanctorum (dasselbe 
folgt in der Hs. fol. 99' — 149) und jene Verse, die Weiland nicht 
entzifTern konnte, sind identisch mit den einleitenden Zeilen der 
Flores. welche bei Migne, Patrol, lat. vol CLVH Sp. 313—814 
abgedruckt sind : Thiofridi Versus de suis floribus : 

Extruo pyramidas, ciboria, colligo FLORES 

Spargo super tumulos sanctorum carne sacratos etc. 

Seinem Plane gem&ss hat R. dem Abdrucke der Vila pag. 
1 — 65 einen ausfuhrlichen Commentar pag. 66 — 110 folgen lassen, 
welcher wohl alles enthalt, was sich an Citaten, Reminiscenzen 
und Ankliingen aus der hi. Schrift und den Classikern im 
Texte vorfindet. In dieser Hinsicht ist die Untersuchung als 
abgeschlossen zu betrachten. Dankenswert sind auch die jedem 
Capitel vorausgeschickten Argumente, welche der V. Willibr. pros, 
unseres Autors entlehnt sind; sie erleichtern den Ueberblick und 
zeigen recht anschaulich den Parallelismus der beiden Redactionen. 
Darauf folgt p. Ill — 116 ein Index scriptorum laudatorum, welchef 
deutlicher als alles andere die ausgebreitete Lecture Thiofrids 
bezeugt. Seine Absicht, die der V. zu Grunde liegende Lecture 
festzustellen und zu analysiren hat also R. vollkommen erreicht. 
Allerdings liesse sich noch an manchen Stellen dariiber streiten 
ob wirklich dies oder jenes (litat dem Dichter vorgeschwebt hat 
und bisweilen geht R. in seinen Nachweisen sicherlich zu weit. 
So vermuthet er (Prolegg. XVI11): Aliorurn etiam scriptorum, ut 
Ciceronis, Silii Italici. Ausonii. loci interdum animo eius 
observati esse videntnr und gibt im Index script, laud. p. 115 



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— 250 - 

unter Silius Italicus 6 Stellen an, welche Reminiscenzen aus dessen 
Punica en thai ten sollen. Allein bei I 64 und 294, II 545 fuhrt 
R. selbst die Nachweise aus Silius erst in zweiter Linie an: viel 
wahrscheinlicher sind die Entlehnungen aus Sedulius, Virgilius 
und Horatius, als deren genauer Kenner sich Thiofrid erweist. 
Die folgenden drei Belege sind nun aber viel zu unbedeutend, urn 
dem Dichter eine Kenntnis der Punica zu vindiciren, zumal wir 
sonst auch nicht das geringste von dem Fortleben des Sil. 
Ital. im Mittelalter wissen. (Vgl. TeufTel-Schwabe 722: Im Mittel- 
alter waren die Punica verschollen. Erst Bartol. da Monte- 
pulciano fand sie 1416 zu Constanz; vgl. Voigt, Wiederherstellung 
d. class. Alterthums I 2 243). Qui nimium probat, nihil probat. 

Eine Frage, welche gerade in letzter Zeit mit Vorliebe ven- 
tilirt wird, oh nemlich die Citate auf eine eingehende Lecture der 
Autoren selbst oder auf Benutzung von Florilegien zurtiekzufuhren 
sind. liisst R. ganz unberiicksichtigt. Zu einem sicheren Resultat 
diirfte man iibrigens hierin iiberhaupt nicht gelangen, am wenigsten, 
wenn wie hier nur ein Werk des Schriftstellers in Betracht gezogen 
wird. Wir gelangen da zu einer irrigen Anschauung IVs, welche 
darin besteht, dass er die aus der V. Willibr. allein gewonnenen 
Resultate als das Gesammtergebniss aus der ganzen schrift- 
stellerischen ThHtigkeit Thiofrids darstellt was nun keineswegs 
der Fall ist. Wenn R. (Prolegg. p. XV) sich anschickt: iam . . . 
revertentes ad Thiofridum de fontibus, ex quibus hausit, de eius 
ge nere di c endi, antiquitatis studiis, re metrica verba 
faciemus, so beeintrHchtigt eben diese Allgemeinheit wesentlich 
die Ergebnisse, welche er in den Prolcgg. mittheilt, da dieselben 
lediglich auf der V. Willibr. metr. aufgebaut sind. Er hat offenbar 
tibersehen. dass man hier vor der Alternative steht. entweder 
alles, was uns von Thiofrid erhalten ist, in den Kreis der Be- 
trachtung zu Ziehen oder das aus der V. Willibr. metr. allein 
gewonnene Resultat eben nur als Theil-Resultat zu betrachten. 
Dass im entgegengesetzten Falle die Schli'isse unrichtig sein miissen. 
ist einleuchtend. So behauptet R. : Multo autem maiorem quam 
in patrum ecclesiasticorum opcribus operam collocassc videtur in 
poetarum aliorumque scriptorum latinorum libris; id quod non 
solum frequenti imilatione eonim aut nihil aut paululum mutatis 
in textum Vitae metr. receptis proditur (Prolegg. p. XVII— XVIII.) 
allein dies gilt wohl ftlr die V. Willibr., nicht aber fUr Thiofrids 
literarische Thtttigkeit iiberhaupt, da gerade die Flores epit. SS. 
seine grtindliche Belesenheit in der patristischen Litcratur ausser 
alien Zweifel stellen. Unter alien Umstiinden batten da die Flores 
herangezogen werden miissen. da dieselben eine sehr erwtinschte 
Erganzung zur V. Willibr. darbieten. Wir sind ohnehin oft genug 
in der misslichen Lage, einen Mann aus einer einzigen literarischen 
That beurtheilen z\\ miissen; wesshalb also hier ein treffliches 



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251 



Hilfsmittel von sich weisen, zunial dasselbe nahe genug lag? 
(handschriftlieh sind, wie erwilhnt, die Flores im selben Cod. 
Gothan. enthalten, au.s welchem R. die V. Willibr. edirt.) 

Dennoch hat dieses Werk Thiofrids nur geringes Interesse 
bei dem Herausgeber zu erwecken vermocht. Dass Joannes Roberti 
S. J. dasselbe 1611) (Luxemburgi; 4°) edirt hat, weiss derselbe 
erst aus dritter Hand (Prolegg. p. IX: Flores epit. SS. publici 
iuris fecisse . . . .loa. Robertum S. J. testantur, ut Weilandus 
I. 1. pag. 20 dicit, Mabillonius, Perierius. Marxius) und der Abdruek 
dieser Ausgabe in Mignes Patrol, lat. vol. CLVH Sp. 298—404 
ist ihm ganz unbekannt geblieben, obwohl ihn Weiland ebenfalls 
darauf hHtte aufmerksam machen konnen (Mon. Germ. SS. XXIII 
pag. VII. Zeile 4.) *) Wir sind augenblicklich nicht in der Lage, 
a 1 1 e s was diese Schrift fur die Zwecke des Herausgebers enthfllt. 
als ErgUnzung zu dessen Prolegg. hier anzuftthren; einiges sei 
uns aber gestattet mitzutheilen,daseben nur dieNothwendigkeit einer 
genanen Durchsicht illustriren soil. 2 ) Im ganzen ist es sehr auf- 
ftillig, dass die Citate aus den profanen Schriftstellern in den 
Flores, einem vorwiegend theologisehen Werke, hinter den An- 
fuhrungen aus der h. Schrift und den Vatern zurticktreten, mag 
nun Thiofrid hierin seinem eigenen (leftthle odor einem allgemeinen 
Zuge der Zeit gefolgt sein. 

Unter den classischen Citaten sind auch in den Flores die 
aus Virgili us die hUufigsten. So IV c. 7 Sp. 399 sed quia pro 
colligendis odoriferis floribus . . . evagatus sum diutius, distichon 
Mantuani vatis : Qui legitis flores, et humi nascentia fraga, Frigidus, 
o pueri, fugite hinc, latet anguis in herba. (Eclog. HI. 92 — 93); 
II c. 5 Sp. 354 sed quid me Infandum jubes renovare dolorem, 
qui quod Animus meminisse horret, luctuque refugit retexere? 
(Aen. II 3 — 11); IV c. 7 Sp. 400 Maleae persecutricibus undis 
(Aen. V 193) ; III c. 1 Sp. 3G9 non mihi centum linguae, non 
centum suflicerent ora, non vox ferrea (Aen. VI 02ti) ; III a 4 Sp. 
377 ist die Beschreibung des Aetna aus Aen. Ill 571 sqq. excerpirt 
und mit einigen Veriindernngen hat sie Thiofrid auch in der V. 
Willibr. metr. II 190 wieder angewendet. Ferner II c. 2 Sp. 341 
des inter cineris naturam et auri auram magna distancia est 
(Aen. VI 204); ibid, (aurum) compede ligat sacrilegos ac fures, 
et cum praeda sua facit stare immobiles ut stat Marphesia cautes 
(Aen. VI 471): II c. 5 Sp. 355 ^ Aen. VI 569 u. a. — Auch 

*) Bei der Bibliographie von Theofrids Schriften Prolegg. p. IX hattc 
auch der Abdruek der Sermones duo (I de Sanctorum reliquiis ; II de veneratione 
Sanctorum) im selben Bande der Patrol. Sp. 405 — 410 erwahnt werden sollen. 

*)- Bei einigen Stellen hat schon Roberti auf ihre classischen Vorbilder 
aufmerksam gemacht, obwohl er sich dariiber iiussert: (Sp. 315) putidum et puerile 
quidvis e grammaticorum censu comportare. 



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- 252 



Hora tius wird citirt Proem Sp. 315 - (>d. I 1, 2 und ibid. 
Sp. 316 ne indigne tractarem et culpa ingenii detererem (Od. I 
<i, 12.) — Reminiscenzen aus Lucanus linden sich III c. 7 Sp. 
382 si profusiore quam Romani maximus auctor Tullius eloquii 
(tuiiis plerumque Addidit invalidae vobur faoundia causae redun- 
darem eloquentia, non digne exprimerem etc. (Phars. VII 62 — 67) 
und I c. 4 Sp. 326 (== Phars. V. 128). — II c. 5 Sp. 354 Deus 
qui mundum ratione gubernant perpetua stabilisque manens dat 
moveri omnia — z Roethius de philos. consol. Ill 9 (Roberti; iiber 
Boethius im Mittelalter vgl. R. Peiper Praefat. zur Ausg. d. Phil, 
consol. 11. V. Lips. 1871 p. LX. sqq.) Interessant ist das Citat 
aus Solinus II c. 4 Sp. 349 Nam . . . sicut, Solino physiologo 
teste, universi mortales qui sunt in oppido Carbilac sive Barbitae, 
(Mommsen pag. 226: fsive Babitae] cf. Martian. Cap. VI 700) 
quod a Susis opinatissima (Momms. oppidum eius nobilissimum) 
civitate Persidis CCCLXXXV millibus (Momms. centum triginta 
quinque) passuum distat, odio auri, coemunt hoc genus metalli 
et abjiciunt in terrarum profunda, ne polluti usu eius, corrumpant 
aequitatem per avaritiam (Momms. avaritia) ; fiber Solinus im Mittel- 
alter vgl. Mommsens Ausgabe Berlin 1864 p. XXX und 255 IT. 
Von ganz besonderem Interesse erscheint uns endlich cine Er- 
w&hnung des Calliopius (Proem Sp. 316). ttber welche wir an 
einem anderen Orte ausftihrlicher handeln werden. 

So glauben wir denn gezeigt zu haben, dass man kaum 
iiber die Lecture Thiofrids sprechen darf. wenn man sich dabei 
bios auf die V. Willibr. beschritnkt; die Flores mils sen heran- 
gezogen werden, da sie nicht bios neues Material gewUhren, 
sondern audi fur manche Stellen der V. Aufschluss gewahren. Ja 
selbst die V. prosaica darf nicht tibergangen werden. So enthalten 
die bisher edirten Fragmente (Mon. Germ. SS. XXIII, 15 Note 37) 
folgende Stelle (cap. 11 fol. 7): Noluit (Rabodo dux Frisionum) 
a quoquam deprehendi leges a se infringi, quas ipse primus 
primum ex gentilitate secutus Lacedemonium Ligurgum sulTecHum 
fratn suo Polibitae Spartanorum regi, invenit av, instituit Fre- 
sonum genti; dieselbe dient zum Verstandnisse von V. Willibr. 
metr. II 183 sqq., wo eine erklllrende Note wttnschenswert gewesen 
ware. (Vgl. auch I. c. Note 35, cap. 6 fol. 12: Glial cidi us erat 
Neoplatonicus.) 

Was nun die bei Thiofrid vorkommenden griechischen Worte 
anlangt, . so hat R. auch diesen Theil der Untersuchung mit 
Sorgfalt durchgefuhrt. Im Index III p. 121 — 125 sind mehr als 
200 Graecismen angegeben und dennoch kann R. sich zu keinem 
endgtiltigen Urtheil iiber Thiofrids Kenntnis des Griechischen ent- 
schliessen. Auch Roberti hat sich in dem vorliegenden Dilemma 
nicht zurechtfinden konnen(Sp. 312): LinguamGraecam et Hebraeam 



Digits 



zed by GoOgle 



253 



non ignoravit. etsi, quod usus deesset. non videtur eas perfecte 
assecutus, und obwolil R. jetzt auf weit soliderer Grundlage fusst. 
so muss er sich dennoch mit dem unentsehiedenen Endresultate 
begnugen: Graecos scriptores sua lectione ipsos cognitos habuerit 
necne . . . disceptare equidem non ausim (Prolegg. p. XVIII). 
wahrend er andererseits zugibt: his igitur vestigiis (d. i. aus dem 
Itacisrnus) quamvis tenuibus Thiofridum graecae linguae non 
omnino ignarum fuissc patet (p. XIX). Es ist eben ungemein 
sehwer bei dem schon oft beklagten Mangel an brauehbaren Vor- 
arbeiten ein endgiiltiges Urtheil zu fallen, zumal gerade das 
Prunken mit grieehischen Worten, «quia sonorius est.* wie der 
Geschichtschreiber Liutprand (saec. X) sich ausdrfickt, eine tiefere 
Kenntnis der Sprache nur fingiren soil. Vgl. Cramer de graec. 
med. aev. stud. Pars II (Sundiae 1853) p. 25: Gave credas, 
scriptores. si Graeea verba immiscent Latinis suls libris. Graecae 
quoque gnaros fuisse linguae, immo quo minus re vera habebant, 
eo magis jactabant ac mentiebanlur Graecam doctrinam; ebenso 
Weiland, 1. c. p. 15: At haec (Graecorum vocabulorum aft'ectatio 
etc.) non erant Thiofridi propria, nee ab eo inventa sed per hoc 
saeculum maxime apud Lotharingiae scriptores usitata et in scholis 
tamquam stili Latini elegantissimus flos docebatur. Allein, selbst 
wenn wir uber die Kenntnisse Thiofrids in dieser Hinsicht vor- 
laufig noeh im Unklaren bleiben, so muss doch andercrseits — 
und dies ist R. Verdienst — Thiofrid fortan unter jenen genannt 
werden, welche den mittellateinischen Wortschatz mit Hi'ilfe des 
Griechischen nicht unbedeutend vermehrt haben. Unser Alitor 
wenigstens zeigt sich in seinen Graecismen so (consequent dass 
er z. B. ygumenus fur das gewohnliche abbas nicht bios in der 
V. Willibr. juetr. Ill 234, IV 110, 234, 345, in der V. Willibr. 
pros. (vgl. Rossbergs Commentar pag. 108), in den Flores Proem. 
Sp. 313 (von sich selbst: oleaster aridus Efternacensis nullius mo- 
menti ygumenus Thiofridus) und IV c. 7 Sp. 400 sondern selbst 
auf dem von ihm geweihten Stabe des h. Willibrord gebraucht: 
Hoc tibiWillibrorde, decus Thiofrid fert Ygoumenus(vgl. Ad. Reiners, 
Studien III 2, 324). Die zweimalige ErwUhnung Homers in der 
V. metr. Ill 25 und IV 361 verdient beachtet zu werden, nur 
hutte R. auch auf die hierher gehorige Stelle der V. pros. cap. 
24: ut Homerus testatur de Nestore Pylio (I. c. p. 15 Zeile 30) 
verweisen mussen. Ilias et Odyssea Homeri bei Raban. Maur. 
Opp. 1 203; vgl. Cramer 1. c. 23—24.) 

Dass auch bei der Untersuchung der Graecismen die Durch- 
sicht der Flores von R. nicht hatte vernachlUssigt werden sollen, 
ist klar. Vgl. V, metr. II 221 Exiliunt comites laetum celeuma 
canentes mit Flores IV c. 7 Sp. 400 Ante tamen quam expectato 
potitus littore celeuma laeto decantem pectore (xsXsuqxa das 
SchifFerlied ; eine Note ware wohl sehr am Platze gewesen) ; V. 



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— 254 — 

metr. I 286 galumna — Fior. Ill c. 4 Sp. 377: V. raetr. I 153 
aplanes und II 383 hyle auch Flor. IV. a 6 Sp, 398 (cf. Macrob. 
somn. Scip. I 6 et 9); stauros als genitiv. V. metr. II 562 ebenso 
Flor. IV c. 2 Sp. 391 (in ara stauros) und IV c. 2 Sp. 392 
(stauros expressit signaculum); V. metr. II 188 clibanus auch 
Flor. I c. 2 Sp. 322; V. metr. I. 195 symmysta auch Flor. I c. 
2 Sp. 323; V. metr. 11 367—368 nullo velamine tecti Ni xeram- 
pelinis, conserto tegmine spinis = Flor. II c. 6 Sp. 357 o quam 
pretiosissimum consertum tegimen spinis, vetustissimae servorum 
Dei xerampeliae (sic); Thiofrid versteht also nicht, wie H. p. 87 
behauptet, unter xeramp. «veteres contritas vesles.» Ferner 
adelphi Flor. Ill c. 2 Sp. 376 ; polyandrum (— sepulcrum) III c. 
6 Sp. 381 ; ysterologia ibid ; lithostrotus II c. 5 Sp. 352 u. s. w. 

Fugen wir noch hinzu, dass R. seiner Ausgabe einen Index 
nominum p. 117 — 120 und einen Index grammaticus p. 126 — 128 
beigegeben hat. so hiitten wir vvohl alles erwiihnt, wodurch dieselbe 
zu einer brauchbaren und bandlichen sich gestaltet. 1m Uanzen 
muss zugestanden werden, dass die Untersuchungen R., was 
d i e V. W i 1 1 i b r. anbelangt, zu einem exacten Resultat geftlhrt haben, 
welches bei einer kiinftigen Darstellung der classischen Philologie 
im Mittelalter zu verwerten sein wird; andererseits glauben wir 
aber auch gezeigt zu haben, dass die Flores epit. SS. einen un- 
veriichtlichen l^olielf zum Verstandnis der V. Willibr. gewahren, 
welchen die Prolegomena des H. Rossbcrg stark vermissen lassen. 

Ueber Ausstattung und Druck zu sprechen ist wohl bei 
Verlagsartikeln Teubners iiberflussig. (Druckfehler : I 501 pignora, 
p. 67 Z. 16 beata, p. 108 Z. 4 v. unten fehlt : v. 256.). Der 
Heir Verleger hat sich durch die wiederholte Publication mittel- 
alterlicher Autoren im «classischen Cewande* ein Verdienst urn 
die mittellateinischc Literatur erworben, welches ihm die classischen 
Philologen hofTentlich nicht allzu sehr veriibeln werden. 

A. Goldman n in Wien. 



P. Johannes Tetzel, Monch aus dem Predigerorden. 

(Ein Lebensbild. Dero katholischen Volke gewidmct von Dr. E. Kolbe. Zum 

Besten des Missionshauses zum hi. Erzengel Michael im Steyl. Verlag der 

Missionsdruckerei das. 1882. 8°. 98 S. M. 0,60. 

Diese kleine Schrift, ein Wiederabdruck von (hier erweiterten) 
Aufsatzen, die fruher bereits in der Zeitschrift: ,Die heil. Stadt Gottes c 
erschienen waren, will die selbst vielen Katholiken noch wenig oder 
gar nicht bekannte Lebensgeschichte P. Joh. Tetzels diesen naher 
fiihren und zugleich zeigen, welch grosse Verdienste dieser Mann sich 
urn die Sache der hi. Kirche erworben und welch arge Verleumdung 
er bisher von gegnerischer Seite erfahren hat In Anbetracht, dass der 
Verf. zu vorliegender Arbeit veranlasst ist durch recht rohe Angriflfe 



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— 255 — 

von ^ evangel ischer c Seite auf Tetzel, muss der ruhige Ton, der sich 
durch die ganze Schrift hinzieht, riihmend hervorgehoben werden. 
1m erst en Abschnitte: Tetzels Jugend, Noviciat und erste Missions- 
thatigkeit, S. 8 — 42 schildert der Verf. ganz passend die Art und 
Weise der Aufnahme zum klosterlichen Leben, dieses letztere selbst, 
die Tagesordnung im Kloster. Aber zu dera langen Excurs iiber den 
Klosterbau und die al fresco-Gemalde im Kreuzgange (nimmt 1 2 Seiten 
von den 98 Seiten insgesammt in Anspruch!) mussen wir doch be- 
merken: non est hie locus! Von Interesse aber ist es zu vernehmen, 
mit welchem Eifer Tetzel sich die Verbreitung des Rosenkranzgebetes 
(S. 34 f. 62) und der Andacht zum Troste der armen Seelen (S. 41) 
friihzeitig angelegen sein Hess. Im zweiten Abschnitte: Tetzels fernere 
Missionsthatigkeit und mehrfache Reisen (S. 43 — 65) tritt uns neben 
dem Dominikanermonche und dessen furstlichem Freunde, dem jungen 
HerzogGeorg von Sachsen, namentlich das Bild des Bischofs Johannes VI. 
von Meissen entgegen, ein Kirchenfurst, von dem auch der protestantische 
Verf. des Chronicon Saxoniae gestehen muss: > Fuit praesulis Johannis 
sagacitas, prudentia, severitas, magnitudo animi et industria in officio 
eximia* (S. 44). Wo solch ein Bischof den Hirtenstab fiihrte, da konnte 
in der That kirchliche Verkommenheit und die Schlechtigkeit der 
damaJigen Geistlichkeit Sachsens n i c h t, wie protestantischer Seits oft 
genug behauptet ist und wird, der nachste Anlass zur > Reformation* 
sein. Die wahre Reformation war derzeit schon im besten Gange, 
wie das u. a. die F 1 u c h t der Catharina von Bora aus dem Kloster 
Nimpschen (S. 47) deutlich beweist. Das Capitel: Wahre und falsche 
Reformatoren ist tibrigens etwas mager und diirftig ausgefallen. Wie 
Tetzel auch in socialer Beziehuhg segensreich wirkte (S. 59, 63),. 
verdient alle Beachtung. Im d r i 1 1 e n Abschnitt treffen wir Tetzel als 
Ablassprediger (S. 66 — 89). Offenbar ist dieser Theil allzu gedrangt 
behandelt; denn gerade in seiner Eigenschaft als Ablassprediger ist 
Tetzel protestantischer Seits angegriffen und verleumdet, und verdient 
demgemass eingehender gerechtfertigt zu werden. Und da die vor- 
liegende Schrift doch ein Volksbuchlein sein soil, so waren einige 
orientierende Satze iiber den Ablass und speciell die Ablassbulle 
Leo X. recht gut am Platze gewesen. Auf eine schmahliche luther'sche 
Verleumdung Tetzels, als sei dieser letztere in Innsbruck des Ehebruches 
uberflihrt worden, geht der Verf. nicht ein. Inzwischen hat der bekannte 
Convertit Evers in seiner Schrift: ^ Martin Luther* Bd. I., S. 154 f. r 
255, neue Beweise fur die Liigenhaftigkeit dieser Ehebruchsgeschichte 
beigebracht. Zwei anderweitige wichtige Rechtfertigungs - Documente 
sowie einige Auszuge aus den 95 Thesen Luthers theilt der Verf. im 
Anhange mit; auch ein nicht iibles Portrait Tetzels ist beigegeben. 
Die Correctur ist nicht sorgfaltig genug gewesen. Uebrigens wiinschen 
wir dem Biichlein recht viele Leser katholische und — protestantische. 

Otto Grashof. 



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— 256 — 

Erklarung des Propheten Isaias. 

Von Josef Knabenbauer S. J. — Freiburg. Herder. 1881. (IX. und 718 

S.— M. 10.) 

Das ist der beste Commentar, den die Christen uberhaupt 
bis heute haben; cr steht durchaus auf der Hohc der wissen- 
schaftlichen Forschung und auf der Hochwarte des jetzt in der 
europiiischen Gesellschaft wieder etwas miichtiger pulsjerenden 
christlichen Lebensstromes. 

Die Belesenheit des Verfassers ist bewunderungswiirdig : 
kein irgend g liter Gedanke seit den Zeiten des Ori genes bis in 
die neuesten Tage herab zur Erklarung unseres Buches wird von 
ihm vernachlassigt, kein irgend falscher nicht abgewiesen: 
seine Objectivititt ist eine vollig tadellose; den hebriiischen 
Text kennt er so genau wie die Vulgata und die LXX. 

Der Ton ist wissenschaftlich vornehm gehalten, die Sprache 
ist durehsichtig klar und bietet die Lesung auch fur den g e b i I- 
deten Lai en kein Hinderniss. 

Dieser Commentar ist meines Erachtens eine wirkliche Be- 
reicherung der katholischen Literatur, ein exegetischesStand- 
werk erst en Ranges. 

Ich gehe nun zu einigen Einzelnheiten liber, auf welche ich 
strebende jungere und vielleicht auch sich «fertig> diinkende 
iiltere F a ch manner aufmerksam mache. 



Die Katholiken haben wahrlich keinen Grund, sich uber die 
Vernachlassigung der Erklarung des I. von Seiten ihrer Exegeten 
— wenigstens seit etwa vierzig Jahren her — zu beklagen: der 
sehr verdiente L. Heinke hat die Bahn gebrochen, auf die Com- 
mentare von S c h e g g, R o h 1 i n g, N e t e 1 e r, auf die mit « zutrefTenden 
und reichhaltigen Bemerkungen zu den Propheten* (S. 38) 
erschienene Bibeliibersetzung von Loch und Reischl durfen 
wir immerhin mit Genugthuung hinweisen : aber der Verfasser 
hat die genannten Werke sammtlich iiberholt. er bereitet 
den Katholiken noch die besondere Genugthuung, ihnen 
seinem Versprechen gemiiss (p. IV.) nachzuweisen, dass «viele 
trefTliche Erkliirungen, welche in den neueren protestantischen 
Commentaren nur unter protestantischen Namen aufgefuhrt worden, 
.sich schon bei (gar vielen filteren) katholischen Exegeten* 
vorfinden, und d i e s e r Nachweis bildet eine Glanzseite des Werkes 
und zugleich einen Beweis von der Belesenheit, von der Objecti- 
vitiit und von der Bescheidenheit des Verfassers; der Leser 
wird sicher mit gross em Vergnugen die mit vielen Anderen auf- 
gefuhrten alteren Interpret en : hi. C y r i 1 1 v. Alexandrien, Theoderet 
von Cyrus, die zwei Dominikaner Mai vend a und Forerius, 
den Jesuiten C. Sanchez nach ihrem exegetischen Scharfsinne 
mit mir bewundern diirfen. 



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— 257 — 

Dem Dr. Neteler gebuhrt naeh raeiner exegetischen Er- 
fahrung das grosse Verdienst zuerst ausdrficklich die Forderung 
gestellt zu* hahen, dass man die prophetischen Texte zuerst 
nach den Hauptzugen richtig gliedern solle, urn die Basis 
fur die Erklarung der Einzelnglieder zu gewinnen; hat er auch 
selbst bei semen eigenen «Gliederungen» manchmal recht stark 
fehlge griff en, so bleibt die stftrkere Betonung jenes herme- 
neutischen Kernpuoktes immer sein Verdienst, und das wird wohl 
auch unser Verfasser nicht leugnen, der aber uberall richtig 
« gliedert » und mit tiefer Einsicht in die Art der «prophetischen 
Darstellung* (S. 9 fT.) den idealen Standpunkt des Propheten 
llberall hervorkehrt, wie die Uebersichten iiber die Hauptabschnitte, 
Unterabtheilungen und einzelneCapitel darthun ; s ei neGliederungen 
und Wechselbeziehungen machen nirgends den Eindruck des 
Willkurlichen, Unvermittelten, Gewaltsamen ; der Buchstabe behitlt 
soviel, aber auch nur soviel Becht, als ihm innewohnt: die 
«judaisierenden» jilteren und neueren Exegeten werden von ihm 
uberall exegetisch biindig abgewiesen. 

Bedenkt man, dass die Prophezie nur mit Bildern ihrer 
Zeit Neues anktindigt, was theils als Durchbruch der mosaischen 
Schranken, theils als Vervollkommnung und Vollendung erscheint ; 
bedenkt man, dass beim Propheten gar haufig Zeitlichkeit und 
F^wigkeit in einander verfliessen, ohne dass die historischen Mittel- 
stufen manchmal auch nur angedeutet sind; bedenkt man, wie 
viel gedankenhafte Beziehungen z. B. in dem Namen Israel 
zusammen verschlungen sind, welche manchmal fur sich all e in, 
manchmal in mehrfacher Verschlingung ihr Becht auf erscho- 
pfendeDeutung geltend machen; und halt man sich noch gegen- 
wartig, dass I. auch ein Fiirst unter den Dichtern ist: so sieht 
man die grosse Schwierigkeit einer besonnenen Auslegung 
leicht ein. Dieses alles hat der Verfasser gut erkannt und an 
gar vielen Stellen seines Commentars mit vorzuglichem Takte 
betont. (vgl. z. B. SS. 59, 99 (Anm. 2), 199 (Anm.), 285, 5G3 
(Note), 612, 704.) Wie besonnen seine Auslegungsgrundsiitze 
sind, daruber vergleiche man z. B. SS. 113, 120, 121 (Note), 125 
(Anm.), 178, 423 (Anm. 2), 493 (Anm. 2.) 

Sehr interessant und instructiv sind seine Abwiigungen 
zwischen der vulgata und dem hebraischen Texte: man darf sagen, 
dass er das Verst&ndniss der vulgata wesentlich gefordert habe 
(vgl. z. B. SS. 143, 182, 219 (!), 271, 320, 561, 591 (!), 605). 

Da ein glaubiger Exeget des I. nothwendig in bei den 
Testamenten stehen und beim neuen vorzugsweise den hi. Paul us 
beriicksichtigen muss, so waren auch hier entweder ganz 
originelle oder wenigstens originell zusammenfassende Winke 
zu erwarten, und sie sind vorhanden: hinsichtlich der 

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— 25a — 

Seraphim (S. 105), hinsichtlich der s. g. < Apokatastasis tier 
unfreien Creatur* (S. 181), hinsichtlich des *marach Jehova» 
(S. 680) scheint mir der Verfasser den exegetisehen Abschluss 
gezogen zu haben. 

Der Verfasser ist nicht bloss ein griindlicher Theologe, 
sondern auch (was freilich sich nicht trennen lasst) ein griind- 
licher Denker und Psychologe (vgl. z. B. S. 108, 118 (Note), 
355, 523); doch kann ich mich nicht enthalten. zvvei seiner — 
ganz zur Sache gehorigen — Siitze hier wort 1 ich anzuffihren, 
nam! ich : 

«C. X. v. 7. (S. 158): Assurs Sunde ist sein Trachten. die 
Volker nicht bloss zu unterjochen, sondern zn vernichten: ein 
Volk ist vernichtct a's Volk. wenn an Stelle seiner nationalcn 
Einrichtungen und Eigentbumliehkeiten ihm fremde aufgezwungeu 
werden, noch mehr, wenn es, nachdem die Bliithe desselhen im 
Kriege gefallen, dem Heimatlande entrissen und unter fremde 
Stiimme abgefuhrt wird. Letzteres war hftufige Praxis bei den 
Assyrern. Diese Deportationen dienten als MitteL jeden Gedanken 
an Widerstand niederzuschlagen. So ging Assur in der That 
darauf aus Volker zu vernichten, alles selbstandige Volkerleben 
aufzusaugen, und sich als Herrschervolk, als bevorzugte Kaste, 
dem bunten Menschengewimmel aufzudriingen. Ware das gelungen, 
so ware die Corruption der Heidenwelt eine noch entsetzlichere 
geworden. Die verschiedenen Staatswesen und NationalitiUen 
bildeten ebenso vicle Damme und Schranken, um die allgemeine 
und tiefste Corruption einzuengen und ihr riesenhaites Anschwellen 
zu verhindern.» Hiezu vergleiche man noch den Satz (zu XLV. 
10). «Ein belehrendes Beispiel dafiir ist eben das Judenvolk, dessen 
immense Majoritat wegen des engherzigen Nationalismus das 
Messiasreich von sich wies.» 



Fiir eine zweite Auflage, welche bald erfolgen wird. weil 
es fur jede halbwegs anstandige katholische Bibliothek eine 
Ehr en sache ist, dieses Werk zu haben, mochte ich den Ver- 
fasser auf einige Nebensachen aufmerksam machen, u. z.: 
1. S. 147 ist die doch sehr wichtige Schiloh- Stelle (genes. 49.) 
ganz ubergangen. 2. S. 432 ist die Erklslning KnobeFs 
von den Stufen am « Sonnenzeiger des Achaz> vielleicht doch die 
bessere: die Frage, ob durch eine solche Einrichtung eine nur. 
etwas genaue Zeitrechnung erzielt werden konnte, ist sicher zu 
bejahen. -Die Berufung auf 4. Kon. 16, 10 beweist nichts: 
Hero dot's Zeugniss ist zu juug als Instanz dagegen. dass des 
A c h a z Sonnenzeiger nicht ziemlich « p r i m i t i v » war, wie vielleicht 
auch die «Sonnenuhr» der damaligen Babylonier: kann e ine 
so einfache Sache, wie ein Schattenzeiger nicht zugleich 



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Googk 



— 251) — 

in den Siidlandern erfunden worden sein? Das Einfachste ist 
doch, an einen senkrecht stehenden Slab mit umgebenden eon- 
^entrischen Kreisen zu denken: denkt man sieh nun statt des 
Stabes einen Obelisk und als dessen Fundament eifien breithin 
ausgedehnten Kegel mit cingearbeitetenRingen, so unterliegt 
die Arisicht Knobels gar keinem Redenken, zumal man Iragen 
darf, was denn eigentlich Herodot unter seiner «Sonnenuhr» 
verstehe? 

Auf diese scheinbare «Nergclei* fuhrt mich die Ueberzeugung, 
dass die Herstellung einer modernen «Sonnenuhr* an einer 
senkrechten Wand eine ziemlich schwierige Saehe ist; erst bis 
man aus den assyrischen, babylonischen und iigyptischen Alter- 
thumstrummern eine Sonnenuhr aufzeigt nach dem jetzigen 
Systeme, und die aucb beiliiufig in die Zeit (\v^ Aeliaz hiniiber- 
reicht, will ich glauben. dass man den Massstab unseres Zifler- 
blattes fur jene Zeit anwenden durfe. 

3. S. 559 (zu XLIX. 1 — 13) bitte ich urn eine ideelle 
Einbeziehung Johannes des Taufers. weil dieser Abschjiitt im 
missale Rom. (fur den 24. Juni) gelesen wird. 

4. 8. 605 (Mil. 9) ist die Bemerkung zu <in mortibus ejus< 
ganz richtig, allein es muss erwahnt werden, dass man das zur 
Deutung, der «Knecht (iottes > sei ein collectivum. mit vielem 
ISeheine beniitzt hat. 

5. S. 454 ist die Bemerkung iiber Se i nee ke's Werk («Der 
Evangelist des A. T.») eine ganz berechtigte; nur scheint der 
Verfasser hier die (protestantisehen) «Studien und Kritiken* be- 
rucksichtigt und das Werk selbst nicht gelesen zu haben; neben 
Hitzig und Knobel darf sieh Seinecke schon sehen lassen: 
allein nicht wegen dieses Rationalisten. der wie alle anderen an 
dem Mangel einer geschulten gesunden < ratio* leidet, machen 
wir auf diese Kleinigkeit aufmerksam, sondern wegen der sicher 
nicht unverdienstlichen Arbeit eines katholischen Exegeten, 
der sieh in der «Oesterr. Vierteljahrsschrift fur die kath. Theologie* 
1873 (XII. Jahrgang, 2. Heft) einlasslich mit Seinecke's Werk be- 
schjiftigt hat, und doch audi deswegen ein Platzehen in diesem 
Commentare verdienen wiirde? 

All 1 das sind Nebensachen, Kleinigkeiten: unser Haupt- 
urtheil halten wir aufrecht! S. 

Aus dem Leben S. Benedicts. 

Nach S. Gregor dem Gr. — Fresken der Beuroner Schule. — Freiburg i B. 

Herder 1883. — In Folio 5 Blatt Text und 22 photogr. Taf. Photograiie und 

[Verlag der Kunstschule von Beuron-Emmaus in Prag. Pr. 25 M. 

Zum .lubilaum unseres Ordens erschien 1880, von der 
Bened. Abtei zu Maredsous in Belgien (der Beuroner Congreg. 
angehorig) herausgegeben, ein photogr. Album mit 27 Aufnahmen 

17* 



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- 260 — 

jener Fresken* welchedifrKiinstler-Mdnche Beurons im Heiligthume 
Monte Casino's, der Torretta, zur Ausfiihrung brachten (vide Anzeige 
dess. Studio I. Jahrg. Hft. 1. S. 198). FUr die Reihenfolge in 
diesem Album war die Localitat, in welcher die Fresken angebracht 
sind; massgebend* wie dies die beigegebene Einleitung aueh aus- 
sprieht. Das vorliegende neue Album kann im Gegensatze zu 
jenemj wiewohl es denselben Stoff behandelt> ein historisches 
genannt werden, denn dessen Einleitung beruht auf der ebenso 
lebendigen wie einfaeh gehaltenen Biographie unseres beil. Vaters, 
entworfen von dessen erstem Biographen, dem hi. Papste Gregor I. 
Hieraus schon ist erkl&rlich, dass wir in diesem Album manche 
Reproduetionen des friiheren wiederfinden, andere dagegen wie 
z. B. S-. Benedict Patriarch der abendland. Monche (1) der Heiland 
am Kreuze (II) etc. vermissen. *) Ein Urtheil iiber die gebotenea 
Darstellungen ist zugleich ein Urtheil iiber die Beuroner Maler- 
schule selbst. Sie iliessen aus dem Gebete. vermeiden sorgfiiltig 
den crassen Naturalismus, schliessen sich an die Schopfungen 
glaubensvoller und von Frommigkeit durchhauchter friiheren Jahi>- 
hunderte an und stimmen und fiihren dadurch wieder zum Gebete. 
Dass unserer Zeit vielseitig fur diese herrlichen Schopfungen das 
Verstiindniss mangelt, liegt leider in ihrem Character, in ihrer 
Richtung. Wie sich ersteres Album als schone Erinnerung an 
das JubilHum im Allgemeinen, an die Wiege des Ordens und die 
dort zu M. Casino gefeierten Feste empfiehlt; so das vorliegende 
alien jenen, die begeistert durch S. Gregors lebendige Darstellung 
den grossen Patriarchen der Monche des Abendlandes im Leben 
verehren und nachahmen ; seinen Jiingern sowie alien Freunden 
und Gonnern des Benedictinerordens. Auf die aussere Form hat 
Herders Verlag wieder die herkommliche. bekannte, umfassende 
Sorgfalt verwendet. Die Enveloppe zeigt sich einfach und ge- 
schmackvoll zugleich, doch h&tten wir statt des lichtgrauen Papiers 
ein dunkleres gewlinscht. MOge diese neue Publication Herders 
an recht vielen Orten als willkommenes Geschenk den Weihnachts- 
tisch zieren. M. K. 

Lchrbuch der Patrologie und Patristik, 

von Dr. Jos. Nirschl, o~ 6. Professor der Theologie an der Universitat Wurzburg. 
II. B. 525 S. Preis M. 6.80. 
Langer als verheissen war und auch gewilnscht wurde, hat das Erscheinen 
des zweiten Bandes vorbezeichneten Lehrbuches auf sich warten lassen. Diese 
nnangenehrae Verzogerung musste als tadelnswerth bezeichnet werden, 
wenn sie nicht in dem lobiichen Bestreben des Herm Verfassers begritadet ware, 
*einem Werke materiel 1 und formell die moglichste Vollendung zu geben. Derselbe 
war anfanglich gesonnen, die den Schriften der einzelnen Kirchenvater und 
Kirchenschriftsteller entnommenen Textstellen zu kiirzen, beziehungsweise • zu ver- 



! ) Wesshalb Platte 5 «l)ie L!chtbahn» wegblieb, ist uns nicht fasslich. 



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— SGI — 



mrndern, wn das iLehrbudh mit awei umfitagltah gleichmassigen Banden abzu- 
schliessen; der Rath ctnsiehtsvoUer Fretmde babe ihn jedoch bewqgen, diese 
Absicbt aufzugeben imd die Textstellen ira gleicheu Umfange wie im -eraten 
Bande beizufugen. In Folge hie von hat sieh der Umfirog des Lehrbaehes ver- 
grossert, -die Arbeit vermehrt and das : £rscheinen verzogert, wohl aber aach der 
Werth desselben am ebensovtel zugenoflimen. 

Findet nan aach in diesem Umstande das spate Erscheinen das zweiten 
Bandes -wie seine Erklerung, so auch seine zureicbende Entschuldigung, so gibt 
dasselbe gleichwohl zu dem dringenden Wu*nsche Anlass, es mdchte der Drack 
ernes HterarisChen Erzeugnisses — groasere $ammelwerke abgerechnet — nieht 
feegonnen. werden, beror dieses volldtandig auspearbeitet vorltegt, so 
dass dcrselbe ohne langere Unterbrechung zu seineni Ende geftihrt werden kann. 
Bran abgesehen davon, dass die darch gressere Zeitreume unterbrochene *Heraas- 
gabe eines literarischen Werkes 'for den Abnehmer in vielfacber Seziefctmg sehr 
nnlieb sein mass, tst sie atets auch von der Berurchtung begleitet, der Verfasaer 
indChte darch langere Krankheit oder durCh Todesmll oder durch ein anderas 
unvoYhergesehenes Ereignias an der Vollendung desselben gehindert werden und 
dem KSafer start eines vollstttndigen Werkes bios einen mebr oder weniger 
werthlosen und unbrauchbaren Theil 'hinterlassen. 

Diese Bemerkung vorauegescliiekt, -sei es mir nun gestattet, ttber den 
In bait des vorbemerktcn awefcen Baades kurz to refer iren. Derselbe umfasst 
den zweiten Z-eitraum der Patrologte (von 3*5 — 461), in wetehem die 
patristisehe Literarur sieh vox schonsten BKWhe entfaltet und Erzeugnisse hervor- 
gebracht hat, welche cm Gegenstaad der Bewunderung aller folgenden Ze&ten 
waren und .sein werden. Diese GlansperieBe der patrlstischen Literatur th4ih der 
"Verfasser in drei Zeitabechnitte, deren *erster in drei'Gruppen die Viert'heidiger 
der Gottheit des Logos gegen die Arianer, der zweite in vier Gruppen 
die Verrbeidiger des Logos una dee hi. Geist/es gegen die Arianer und 
Macedonfaner, and der dritte in swti Gruppen die Bekampfer der Arianer, 
Donatisten und Pelagianer enthalt. 

Den innetbalb dieses Rahmens liegenden reietihaltigen tftoflf — es sind 
57 Jrircfhlicfce Schriftsteller — hat <kr Verfasser m der Weise verarbeitet, dass 
«r bei jedero Schriftsteller zuerst die eetreffenden Quell en angibt, hierauf eine 
ftiessend gesclmebene SehMderung des Bttdungsganges, der Lebensumstande und 
Wtrksamkeit desselben folgen laest, an diese eine moglichst erscbopfende Auf- 
zjthning seiner echten, verloren gegangeuen, zweifclhaften und unecbten Wcrke 
nebst kurzer Inhaltsangabe und Wttrdigung der ersteren reiht, hernaCh den 
aMralisdien und schriftstellerischen Oherakrer eines jeden emer zutreflfenden Be 
vrtiieiiang unterzteht, alsdanu mit ebenao grossemGescliicke, ah-feinem GesChmack 
aas dessen Schriften -gkinzende Zeugnisse ftlr die ktrehlicbe I^ehre und Disciplin 
anftihrt und endlich das -Ganze mit einer masshaltenden, aber imwerhtn zu* 
refchenden Angabe der -einsehlogigen Literanir und der vorzilglicheren Aus- 
gaben abscbliesst. 

Wie die Anlage, so tnusss auch die Art und Weise der nilhcrcn Aus- 
f<ihTung t^nd-Dsrstellung als eine wdblgekingene und ihres grossen Gegen- 
•etan de s wttrdige oercichnet werden. Die sebeaen EigenscbaCten, welche ich in 
Hteser Bezi e hu ag in meiaem Referate ttber den -ersten Band dieses Ijehrbuches 
(Siehe »SHidien< Jahrg. rt8a. -II. Heft. S. 400 — 405) namhaft gemacht habe, 
•aeichnen auch den sweiten aus. 'Hier wie dort seigt sieh die gleiche lebhafte 
Begeisterung, von welcher der Verfasser far die hi. r Vater und deren Werke 
•dorohdrungen ist ; Hier wie dort der nasnltehe rege Bifcr, mit dem er annoch 
T>urikl«s zu lichten und Zweifelhaftes moglicbst zur Gewissheit zu erheben sucht. 
Hier wie dort dieselbe gewissenbafte Akribie, mit der er bei der Angabe und 
■Citation der aasgewtfhlten Textstellen verf&hrt; hier wie dort die gleiche vor* 
urfbeilstreie Objectivitit uad liebenswurd ige Bescneidenheit, mit welcher er 
*eontroveree Fragen ufitersucht und beurtbeilt. Hat er auch die Vorarbeiten 
Anderer Beissig zu Rath gezogen und bentttzt, und keine der neuesten ein- 



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— 262 



schlagigen literarischen Leitungen unberucksichtigt gelasscn, so hat cr dabei 
doch durchweg die Selbstandi gkeit des Urtheils und der Darstellung sich 
gcwahrt. Wie im ersten Bande beaiiglich der Echtheit des Barnabasbriefes, der 
Person des Autors, des Pastor Hermae und des Todesjahres des hi. Ignatius von 
Antiochien u. dgl. Untersuchungen und Resultate sich niedergelcgt fin den, welche, 
selbst wenn sie nicht ganz richtig sein sollten, immerhin von dem durchdringenden 
Forschergeiste und dem kritischen Scharfsinne des V«rfassers ein riihmliches 
Zeugniss ablegen, so ist dieses auch im zweiten Bande, namentlich beztiglich der 
Autorschaft der mystischen Scuriften des Dionysius Areopagita, der Fall. Be- 
kanntlich bielt man bis in die Mitte. des 1 6. Jahrhunderts den apostolischen 
Dionysius, welcher Mitglied des Areopags war und erster Bischof von Athen 
wurde, unbedenklich fur den Autpr, der unter dessen Namen bekannten Schriften 
von der himmlischen und kirchlichen Hierarchic, von der. mystischen Theologie 
und von den gotttlichen Namen. Ha ben nun >auch Morinus, Sirmond und be- 
son<Jers der Benedictiner Nic. le Nourry durch die unantastbarsten Griinde nach- 
gewicsen, dass der apostolische Dionysius der Verfasser der genannten Schriften 
nicht sein konne, so blieb immer noch die Frage offen: Wer denn der wahre 
Autor derselben sei. Herr Prof. Dr. Nirschl hat diese Frage einer eingehenden 
Untersuchung unterzogen und wcnn auch nicht zur vollen Gewissheit, so doch 
zu einem hohen Grad der Wahrscheinlichkeit erhoben, dass der Verfasser der 
genannten mystischen Schriften ein am Anfange der zweiten Halfte* des vierten 
Jahrhunderts bliihender, beriihmter offentlicher Lehrer und Priester Egyptens, 
Namens Dionysius sei, welcher, wenn er nicht selbst Monch war, von einem 
angesehenen Monche seine mystische theologische Bildung erhalten und nach 
damaliger, in den Klostern des Pachomius herrschenden Sitte, den symbolischen 
Namen » Areopagita* angenomraen habe. Demgemass konne auch weder »Timo- 
theus,« auf dessen Bitten Dionysius seine Schriften verfasste, der SchUler des 
Apostel Paulus, noch auch »Johannes, uler Theologe auf Patmos,« an den er 
den zehnten Brief schrieb, der . Apostel Johannes sein. Unter letzterem diirfte 
Athanasius der Grosse von Alexandria zo verstehen sein, welcher wegen der 
Aehnlichkeit der Schicksale, die er mit dem auf Patmos verbannten Evangelisten 
Johannes hatte, in Freundeskreisen den f ftngirten symbolischen Namen »Johannes 
auf Patmos « trug. Ist auch dieses Resirhnt der Untersuchungen des Verfassers 
unseres Lehrbuches immerhin noch kein abachliessendes, so zeigt es doch von 
dem ernst priifeixden und forschenden Eifer, womit er der schwierigen Frage 
nahe gctreten ist und zu ihrer, wenn iiberhaupt moglichen Losung eine neue 
Bahn gebrochen und neue Gesichtspunkte aufgestellt hat. 

Neben diesen vortrefflichen Eigenschaften, mit denen der zweite Band 
unseres patrologischen Lehrbuches ausgestattet ist, habe ich nur verschwindend 
wenige, und zwar sehr unbedeutende MangeJ undFehler wahrgenommen. 
Wie mir im ersten Bande unter den lateinischen Kirchenschriftstellern des dritten 
Jahrhunderts der Abgang der romischen Bischdfe Cornelius, Stephinus und 
Dionysius aufgefallen ist, ebenso vermisse ich in dem zweiten Bande unter den 
gricchischen Zeitgenossen des hi. -Athanasius den hi. Erzbischof Pctms von 
Alcxandrien, unter denen des hi. Basilius den Bischof Diodor von Tarsus, und unter 
denjenigen des hi. Joh. Chrysostomus den Bischof Theodor von Mopsvestia und 
dessen Bruder Poly chromius, welche meines Erachtens in dem ausfuhrlichen Lehr- 
buche zum mindesten ebenso gut ein Platzchen verdienew, als wie ein Amphilochius t 
Nemesius, Asterius u A. — Auf Seite 256 heisst es: »Ephrem schloss sein 
verdienstreiches Leben am 9. Juni 373 oder 378.* -Da jedoch derselbe, wie zwci 
Zeilen zuvor richtig bemerkt ist, den grossen am 1. Januar 379 verstorbenen 
Bischof und Stifter des orientalischen Ordenswesens Basilius in einer glanzenden 
Lobrede verherrlichte, so kann er erst nach. 3 78 gestorben sein. (Cf. Ceillier, 
lhistoire g^nerale des auteurs sacrds. Tom. VIII. pag. 7. Paris 1758.) — $• 305 
ist als Sterbedatum des hi. Chrysostomus der 14. September 406 angegeben. 
Da aber derselbe im Jahre 347 geboren und voile no Jahre alt, ferner am 
26, Februar 398 consecrirt worden und 8 Jahre Bischof gewesen ist, kann er 



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— 263 — 



erst 407 seine Seele in die Hiinde des Herrn iibergeben haben, wie atich all 
gemein angenommen wird. Cf. Ceillier, 1. c. Tom. IX. pag. 21. — Der 
hi. Augustin hat gegen den Manichaer Faustus nicht schon urn 400, sondern erst 
urn 404 geschrieben, und seine Schrift de natura et gratia nicht urn 418, sondern 
urn 415 verfasst. — Dochdics sind Kleinigkeiten, die dem au«ge/,cii'hneten Buche 
nichts von seinem Werthe nehmen. 

Wie der Inhalt und die Darstellung, so verdient auch die '.ypographiscbe 
Ausst att ung des Werkes alle Anerkennung. Nur dieses habe ich auszustellen, 
dass die einzelnen Bogen des Buches nicht geheftet, sondern an den Rilcken 
nur lose aneinander geleimt sind, so dass »ie nach dem Aufschneiden leicht aus- 
einanderfallen. Es ware sehr zu wiinschen, dass die Kirchheim'sche Verlags 
handlung hierin dem liiblichen Beispiele der Herder'scl\en folgen mochte! 

Scheyern. P. Bernhard Schmid. 

Historia sacra antiqui testamenti auctore 

Dr. Herman no Zschokke, studii biblici in c. r. universitate Vindobonensi 

professore p. o., c. r. capellano aulico, c. r. regimirti, archiepiscopo Vindobonens 

nee non consistorio episcopali Litomericensi a consiliis. Editio altera 

cmendata. Vindobonae MDCCCLXXXIV. Guil. Braumiiller. IV. 464. 

Der Fiihrer zur Krippe, welchen der dieses Weges so wohl kundige 
Protessor Zschokke vor 12 Jahren in seiner Historia sacra den des 
Studiums der gottlichen Dinge Beflissenen an die Hand gegeben, 
hat sich in dieser Reihe von Jahren, da er sein Amt berufseifrig 
geubt, ungemein vervollkommt. Jedes Jahr hat dieser Fiihrer eine 
auserlesene Schaar vom Paradiese aus hingeleitet nach Bethlehem und 
jedesmal seinen Lehrgang als Lernschule geniitzt. Das lesen wir 
unserem Freunde, wie er sich nunmehr prasentirt, klar ab. Es ist 
der Totalhabitus geblieben, aber ausgebildet, vervollkommt ist alles. 
Irriges ist berichtigt, Verkehrtes ist recht gemacht, Unnothiges ist 
beseitigt, erfahrungssmassig Unentbehrliches neu beigestellt. So begriissen 
wir denn diesen Fiihrer zu Christus doppelt freundlich. Darin 
sehen wir namlich den grdssten Vorzug des Buches, welches uns 
vorliegt, dass es das, was das schonste Vorrecht der Disciplin ist, 
die Professor Zschokke vertritt, zu zeigen all die Veranstaltungen 
Gottes, um die Krippe zu Bethlehem und das Kreuz auf Golgotha 
aufzurichten, wirklich leistet. So oft sich auch der rothe Faden, vom 
Protoevangelium im Paradiese bis zu Krippe und Kreuz in Juda 
in den Wiisteneien und Siimpfen, in welche sich das Volk der heiligen 
Geschichte verirrt hat, sowie unter dem iippig wuchernden Gestriippe 
das menschliche Phantasie gepflanzt hat und unter dem Schutt und den 
Trummera, welche die Zeit angehauft hat, zu verlieren scheint, unser 
Fiihrer deckt ihn sorgfaltig wieder auf und verabsaumt nicht die 
Geschichte des rothen Fadens und die Geschichte all der storenden 
Zuthaten, denn auch diese haben eine solche, zu erzahlen. Die 
Verbcsserungen anlangend heben wir in formeller Beziehung hervor, 
dass der Ausdruck gefeilt, manche verrenkte Satze eingerichtet, lose 
Gedankenreihen fester gekniipft wurden. Wer wollte sich iiber die 
Nothwendigkeit solcher Correcturen bei einem heutzutage lateinisch 



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— QW — 

schreibenden Autor wundern, wer fUr gemachte Verbesserung nicht 
erkeontlich sein? Tadeln ist leicht. In materieller Beziehung wurde 
alles Wissenswerthe nachgetragen. Auch xiicksichtlich dessen wird 
kein Paragraph des fiuches leer ausgegangen sein ; selbst in theologischen 
Tagesfragen, man vergleiche S. 200 Feesis sacra. S. 70 Aegypten, 
S. 27., N. 2. De situ ^aradisi, werden die tandidaten liber den 
Stand der Dings, so zuaagen iris ixeute, unterrichtet Sehr jjura Vortheik 
•geretcht es <tem Buche, doss es rait der Karte Pjioenioe et Palastoa 
aus 'Kieperts Atlas antiquus imd 5 Hohsschmtten damellend -den 
Weg durch die Wuste, das Gebirge Sinai, das heilige GezeK iind die 
beiden Tempel ausgestattet wurde. Dass es auch bei der sorgfaltigsten 
Correctur nicht ohne Uebersehen abgeht, beweist Dychotomismus 
S. 25 und et *tatt tx S. 11. Z. 17. v. u. Wohl ist -die biblische 
Chronologic, teste Knabenbauer, corrupt, aber wenn darob von aller 
dieSbezuglichen Angdbe bis -nach Salomon ahgesehen -wird, schwebt 
das Material fur den Lernenden ohne stiitzeade Saulen, (das sind in 
dem Geschichtstempel die Jahreszahlen), in der Luft. JEs waxen in 
dem vorliegenden Lehrbuche dieSbezugliche Angaben moglich, da 
sich der Verfasser Uber die Geburtsstunde des V o Ik e s Israel mit dem 
Aegyptologen Brugsch S. 77, N. 5, friedlich vertragt Soltten wir 
Permit auch TJnthunliches gebeten haben, so wtirden wir uns dess 
Jioch freuen, wenn wir uns damit Erfuliung des anderen Wunsches 
erkampft Mtten, namlich Arilage eines Sachregisters, wie sdlches der 
vierten Auflage von Hanebergs Geschichte der biblischen Offeribarung 
so gar sehr zu statten Icommt. Wir schliessen mit dem Wuns£he des 
Yerfassers, dass das Buch xecht Viele mit Iiebe zu den hi. Blichern, 
dem Briefe Gottes an die Menschheit, erfulle. Wie furchtbar wahr 
ist das Wort des heiligen Chrysostomus: *Haec est omnium nialorum 
causa, ignorare Scripturas, absque armis imus in bellum.* 

P. CcUeatin Wdfegruber. 

Literarische Notiren. 



Ottms-cQeatflteohaft mr Pflege dear Wisaensehaft im kathtfiwcheti 
JVnfcJhknri Erote, zwette, drhte Vereinsschrift far 1883. Xoln, 1683. Brack 
.und Commissionsverlag Ton J. .P. Bachem. 8°. I. Dr. Joseph Pohle: P. Angelo 
Secchi. ^in Lebens- iind Oulturbild. 156 S. II. Dr. Carl'G r u b e : Gerhard Groot 
imd seine 8 1 if tun gen. 100 6. HI. 'Dr. Hermann Cardau-ns: Der Sture Maria 
Stuart's, jji S. — Wir witesten, so weit unsere Kenntniss in diesor $eatehuiig 
reicht, kein Stift und keine fitiftliche .LehransUlt, die nicht im Statnde waren, 
der G orre s - G eae Use hai t beizutreten und durch Erwerbung ihrer sammtlichen 
Schriften fttr die resp. "Bibliotheken den Mitgliedern und Zoglingen eine dben so 
gesunde als auch wechselvolle I.Heratur zu verschaflfcn, aus der Alt und Jung nur 
Autaeo Ziehen kann. Dies g\\X ^ieder von joder der drei oben angeaeigten Vereins- 
sc)iriften, nainentlich von PohVe's Angelo &ecchi t welches Bttchlein .nicht bios 
vor dtm Erscheinen von Eerrari's grossem Werke, sondern auch nach dem- 
selb.en seinen Werth behalten wird, weil dieses unstreitig ftir Gelehrtenkreise 
berechnet sein und griradliche Kennrnisse der Naturvvissenschaften erfordern wird, 



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— 2G* — 



vrShrend Pohle's Arbeit uns einen Blick in die Hdhen end Tiefen von Secchi's 
Ceist than lfisst, ohne dass ein umfassendes Fadiwissen biezu erforderlich ware. 
Es gebort zu den schonsten Erinnerungen des Referenten, diesen uattbertrefTlichen 
Mann, der die so seltene Gftbe der Verbindung wunderbarster Gelehrsarakeit mit 
ungesebsninkter Religtosftat besass, kennen jgelernt zu haben, und er gesteht mit 
-Kreuden, dass Pohle's Schrift den Eindruck jener Begegnung nach 25 seither 
irerflossenen Jahren lehhaft aufzufrischen verstand. — A us Grnbe's Bitch werden 
namentiich Ordcnsleute nicht weniger Interessantes schopfen wie am seinem 
Johannes Busch* ; dock htttte sich vielleicht tiber Groot's Stiftungen mehr 
-aagen lasaen; hmnerain Uegt nns tip sdhoner BeHrag znr Geschichte des 14. jahr- 
Aranderts vor und wir warden uns freuen, an* Grnbe's Feder cine IcrHtsche 
Geschichte der kirchlicnen Reformen im 15. Jahrhundert, aunachst in Deutsch- 
land, zo bekommen. — Die Scbrift von Card a uns ist bet der hochnnthenden 
MsaHa4kuart-Litetattir sehr wulkominen — sie orientirt und "fthrt behntsam welter; 
aber, so grease Fertsclmtte anch die Forecbung bier beretts gc niacbt bat, so 
braucben wir noch mehr Licht, welches zuversichtlich zu erwarten ist, da wenigstens 
die alten behaglich erztthlum Gescbicbtoben iiber Maria's Unsittlichkett nicht 
mehr verfangen. (Herr Dr. Capdauns fiihrt eine scharCe Klinge — aber ein Wort 
auf 8. 6. Z. 31 gefiel uns nicht.) Dr. Leopold Janauschek. 

Theoiogiache <^uartsdachrift. Herausgegeben von den Professoren der 
katbolkchen Theologie an der k. University Tttbingen. 1883, I.— IV. Heft, 
I. Abhandlungen. Abele: Zur Cbrenologie der Gefangenschaft Pauli. 
"S- 553 — S&*. — f unki Die Katechumenatsclassen des christltchen Alterthtrais, 
41 — 77- (Resuhat der Untenmcbung: »Die Annahme eines Clessen-Unterschiedes 
sua altohristlichen Katechmnenat ist unbegrtindet. Die Katecbnmenen bildeten mtr 
eine Classe und der Kate<4ramenat gmg zu Ende. sebald seme Mrtglieder m 
4en Stand der Teutfcandidaten eintraten.c) Ders.: Zur Cbrenologie Tat tans. 
249—233. Ders.: Der Canon XXXVI. von Elvira (tplacutt -pieturas in ecclesia 
esse nan debere, ne, quod colttur et adoratur, m <partetibus depingatur«) t 
378 — 271. Ders.: Zur Galrletfrage. 407 — 456. -- tt impel: Der geschicbtKche 
Afeecfenitt Jes. c. 36— 39. ErlKutewngen desselben durch essyrtscbe Keilmscbrtften, 
582—653. — Ho 11: Die Lehre von der Auferstehung des Fletsches (nach 
I. Cor. 15, 13 — 53), 234— 27«. — Kaltner: Fohnar (vierter Propst der 
AugostinenChorherven) von T-riefenstein und der Strert Gerhoh's (von Retcners- 
^erg) mit (Bischof) Eberhard von Haniberg (zwieehen 1147 und 115S). — 
Linsenraann: Scbriftstellerthum und lHerafisCbe Kritlk im Lichte der srttlichen 
Verantsvortlicbkeft. Ein vergessenes Capitel nus der Efhik, 3 — 40, 179 — 218, 
359 — 4°°- (Hauptsatzet »Die Literater ist Teligitisen XJrsprungs, sie beginnt mit 
desn Preis der Gottheit und der SchHderaag der gdttltchen Werke.« »THe Be- 
sch&fttgung mit der Literater ist ein Dfenst im Heiligtbain der Menschbett, und 
die sich for widssen, Haben eine priesterliche Aufgabe, und daeu gebort cm 
prieaterlicher Bemf und eine pries%er1Xdbe Gesinnung, erne lautere Hingabe an 
das Hebe und Heilige, ein Bewasstsein einer bdheren Sendung.c »Wer alien 
Sinnes fttr Scbdnheit der Rede, fUr Marmonie und Ebenmass, -flir Anpassnng des 
£to>ies an einen boben nnd strengen Zweok and fUr Ueberwindung des Rohen 
und Trivialen ledig wifre, der wo>e kem berufener Sdhriftsteller.* ♦Schriftstelleret 
Ist uns nicht Saobe der Zunft und des Handworks;* ^rielVetcbt gibt es jetzt 
acbon em boheres Interesse der menscblioben GeselUdbaft, sich gegen eine Herr- 
achaft des zunftmiissigen Literatentbams Oder Journalismus vorzusenen und zu 
acbtitzen and die Reonte und das Anseben der ubrigen Stfinde nicht preiszugeben ;« 
xkaui, vwer die falschen Babnen gent und andere auf Sie ftnrt, kann keiner 
gdttlichen Sendung theilhaftig sein.« »Es sind ethiscbe Eigenscbaften, die wir 
4ixr den Beruf zur Scbriftstellerei fopdem muasen. Unter ibnen nennen wir als 
crste den Sinn -fiir Wabrheit; als zweite eine recbte Mannbaftigkeit, derni das 
Apostolat der Wabrheit bat sein Martyrium; wetter die Ftfhigkeit sich an das 
Ganze htnzngeben, und nach eine gate und edle Formgebung ist eine Forderung 
der HumanitSt.c »Ueber dem subjecttven und zerfabvenen Meiaen, Neginen und 



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— 266 



Zerstoreu sei ein Feststehendes, Unantastbares und Heiliges, woruber eine 
Auctoritat zu wachen und zu walten bcrufen ist • *Es ist keine Opium- 
vergiftung, gegen die man Gesetze micht, so verderblich fur Leib und Seele, als 
die Vergiftung des Volkslebens durch eine ziigellose Pressc und eine unsittliche 
Literatur.t Aber »das Schriftstellerthura trSgt (auch) eine Corrcktur seiner selbst 
in sich ; wir meincn die literarische Kritik « >Ohne Kritik verfehlt die schrift- 
stellerische Arbeit ihres ersten Zieles, der Oeffentlichkeit;* doch »so!le Keiner 
sich iiber den Andern zum ^Censor aufwerfen, der sich nicht dariiber 'ausweisen 
kann, dass er aus sich selbst etwas zu leisten vermag, was sich der offentlichen 
Beurtheilung preisgibt.« — Durchwegs goldene Satze, deren Ausfiihrung, be- 
sonders jene der Rechte und Pflichten der literarischen Kritik, einen 'weiteren 
Leserkreis verdient, der durch einen Separatabdruck gewonnen werden konnte. 
— Wilh. Martens: Ueber die Geschichtsschreibung Bonitho's von Sutri, 
457 — 483. — Schanz: Die franzosiscbe Theologie der Gegenwart, 78 — 121. 
Kritik von Standpunkt und Leistung einiger franzosischen Zeitschriften. — 
II. Kecensionen. Dr. Leopold Janauschek. 

Westdeutsche Zeitschrift fUr Geschichte und Kunst. Herau 8 g. von Dr. 
F. Hettner und Dr. K. Lampreeht. Jnhrgang II., Heft 1—4. Trier? Fr. Lintz, 
1883. 8«. — Felix Hettner: Zur Cultur von Germanien und Gallia taelglca, 
S- 1 — 26. Ders. : Zu romischen Inschriften aus Roennond, Aachen, Main/, und 
Worms, 427 — 433. — F. So Id an: Dan romisclie Graberfeld von Maria-Miinster 
bei Worms, 27 — 40. — Friedrich Zurhonsen: Zur Geschichte des 
rheinischen Landfriedcns von 1254, 40 — 52. — H. von Eicken: Zur 
Geschichte des Zinsfusses iu den niederrhcinlseh • westfiUischen Territorieu, 
52 — 56. — Hcinr ich Hcidenheimer: Mitteilungen Uber den Rastatter Gesand- 
tenmord. Nuch bisher unbekannten Aeten des Gros>»herzogl. Hessischen Staats- 
archivs, 131 — 162. — Hermann Hiiffor: Hes«en - Darmstadt auf dem 
Rastatter Congress. Bericbt der kiirmainzischcn Gesnndtschaft iiber das Attentat 
vom 28. April 1799, 162—184. - Robert Hoeniger: Der Ursprung der 
Koluer Stadtverfassung. 227 — 248. — Fritz M oiler: Ein Nyinphauin in 
8ablon bei Metz, nebst Plfinen von P. Tornow, 249—287. — R. Goecke: 
Soult in Bonn 1795, 285—299. — L. Quidde: Der Rheinische StUdtebund 
von 1381, 323—392. — E. Httbner: Zu den Quellen der rheinischen Alter- 
thumskunde. 393 — 407. — Friedrich Kofler: Die alten befestigten Wege 
des Hoch-Taunus und ihr Zusammenhang mit den dort befindlichen Ringwallen, 
407 — 420. — Georg Wolff: Romtsche Totenfelder in der Umgebung von 
Hanau. — Kecensionen. — Bibliographie: I. (Inhaltsnngabe von 62 histo- 
rischen etc.) Zeitschriften mit 635 Nummern; II. Biicherschau mit 544 
Nummern: 1. ROmische Zeit, 2. Mittelalter, 3. Neuzeit, 4. Localhistorisches,. 
5. Rechts- und W'irtschaftsgeschichte, 6. Kunstgeschichtc, 7. Zur Cultur- und 
Literaturgeschichte (8. 83 — 1 80). — Westdeutsche Muscographie fiir 
das Jahr 1882, berichtend iiber 100 Sammlungen (8. 198—226). — Arc hi v: 
1. H. Detmer: Beitr&ge zur Bibliographie des Hermann Buschini (von 
dem Busche), S. 308—319. 2. Nassauer Archive. Zu Wiesbaden: Staatsr 
archiv; Landesbibliothek (ohne Archivalien, aber mit wertvollen Ilandschriften, 
z. B. die Visionen der h. Hildegard und der h. Elisabeth von Schtinau; 
Codices aus Sehtinau (O. S. B.), Eberbach (O. Cist) etc. ; Archiv des Vereines 
fur NassAuische Alterthumskunde und Geschichtsforschung; Stadtarchiv. 
Idstein: Stadtarchiv. Li m burg an der Lahn: Stadtarchiv; Archiv des ehema- 
ligen Wilhelmitenklosters daselbst. Lorch: Stadtarchiv. Montabaur: Stadtarchiv. 
Privatarchive : auf den Schlossem : Schaumburg, Westerburg, Molsberg, Volraths ; 
zu Kiedrichj S. 319-322. — 

Das „Correspondenzblatt dor Westdeutsche n Zeit- 
schrift fiir Geschichte und Kunst, 1883, 1— 1C — bringt kurze 
Berichte iiber Funde, Ausgrabungen (z. B. in dem alten Lorsch (Laurissa), 
Grabsteine, Inschriften, Bibliotheken, Archive, einzelne Urkunden, neue histor. 
Werke, Vereine, historische Commissionen, Fiilschungen von Alterthttmem etc. 



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— 267 — 



Der Gcfertigte kann nach Vorfdhrung des teichen Inhaltes dieser aus- 
gezcichneten Zeitschrife nicht umbin, einen durch sie angerogten (redan ken 
freimilthig auBzii-prechon. Bei den vielfachen Beziehungen, in denen . Klttster 
desselben Ordens, desselben Landes, derselben Diocese zn einnnder standon, 
tinden sich unstreitig in jedem derselben ausser den d'.e engere Hausgeschichte 
bernhrendcn Documenten anch Urkunden und sonstige Aufzelchnungen, we!che 
andere Ordens hKuser betreffen und deren Vorban dense in meist nur den 
wenigen Eingeweihten bekannt ist. Wie le'eht ware es wobl den VorBtehern 
der a re hi valise h gcordneten und archivalisch vorwalteten Archive in 
den an den ^Studien" sich betheiligenden Benedictiner und Cistercienser-Abteien r 
kiirze aber den Forschern immerhin genugenden Anzeigen ttber die von ihuen 
verwahrten anf fremdc K leister sich beziehendeu Urkunden u. 8. w. in 
diesen ^Studien" zu verBftentlichen, welche gewiss auch von den nicht zn 
unseren Orden gehorenden Freunden und Mitarbeitern derselben durch die Aus- 
beute ihrer cinschlKgigen Lecture, durch aufReisen gemachte Entdeckungen etc. 
vermehrt und unter der Rubrik w Archive" nu'zbar gernacht werden konnten f . 
Ja selbst die Bekanntrnachung des Fundortes seltener anf die Geschichto und 
die lnstitutioncn der zwei Orden be/.liglioher Druckwerke wttrde manchem 
Lescr der „Studicn - sehr willkommeu sein. — 

Dr. Leopold Janauschek. 

Bulletin d'histoire eccllsiastique et d'archlologie religieuse des Dio- 
ceses di Valsnte, Digne, Gap, Grenobls et Viviers. Hie anne"e, $c, 6e, iivr., 
IVe. annee, le livr. (17. 18. 19. Iivr), Mai — Octobre 1883. Jules Chevalier: 
Memoires des freYes Gay pour servir a l'histoire des guerres religicuses en 
Dauphine" au Xlle, siecle (suite, III. 205 — 220, 253 — 270). Ulysse Chevalier: 
Notice historique sur le Mont — Calvaire de Romans (suite, III. 221 — 233). A. 
Z a g i e r : Abbaye de Notre — Dame de Laval — Benite de Bres- 
sieux (III. 233 — 245, 270—284. Abbe" Lagier, Pfarrer zu Treminis, war in 
der Lage, ein friiher deiu Bischof Paulinier von Grenoble gehoriges Manuscript 
von 70 fol. in 4 — einsehen zu konnen. welches den Titel fiihrt: Livre 
historial du Monastere des Dames religleuses de Laval-Bre^sieux, de l'Ordre 
de Citeaux, a commence a 1'ann^e ibiS. Liste des novices et professes et 
Eloges des Dames religieuses de'cede'es et le temps de leur deces, avec un 
Memorial des choses plus particulieres arrive*es au dit MonasteVe. Dieses in der 
Diocese Vienne und in der Pfarre St. Pierre-de-Bressieux gelegene Cistercicnser- 
Nonnen-Kloster war vor dem Jahre 1 164, in welchem es von Alexander III. in 
papstlichen Schutz genommen wurde, gegriindet, im 1 6. Jahrhunderte aber so 
zerstort worden, dass an eine Wiederherstellung desselben an seinem friiheren 
Orte nicht zu denken war; daher verlegte es die im Jahre 16 17 crnannte Aebtissin 
Francoise de Bocsozel, eine iiberaus energische Dame, mit Kinwilligung des 
General-Abtes von Citeaux in das unfeme Cote-Saint-Andrc — in eineui, leider 
auch aus obigem sehr detailreichen Manuscript nicht bestimmbaren Jahre, 
wahrscheinlich 1620. In diese Zeit bi* zur Revolution fallen die dort erzahlten 
Ereignisse, welche sowobl tiber das innere Leben des Klnsicrs ein vortreffliches 
Zeugniss ablegen, als sie die z. B. in der Gallia Christiana nur sparlich erwahnten 
Aebtissinnen erganzen; wir danken Herrn Lagier fur diescn Nachtrag zu Pilots 
Geschichte der Abtei (Grenoble 1873). Cruvellier: Notice sur l'eglise de N. 
D. du Bourg. ancienne cathe"dra!e de Digne (Suite, III. 245—248, 291—295). 
Eug, Chaper: Mgr. Le Camus, cardinal. e"veque de Gronoble de 1671 a 1707. 
Notes pour servir a sa biographie, Icrites par lui meme (III. 285—290). J. A. 
Bel Ion: Catalogue historique des curds de St-Vincent-lez Charpey (IV. 1— 21). 
H. C. To u pin: Notice sur le serviteur de Dieu Jean SeVane, profe? de la 
Compagnie de Je.»us, ancien vicaire de Suze-la-Rousse, mort a Toulouse en odeur. 
de saintete" (9 avril 1712 — 17 avril 1784; IV. 22—29). A Blain: Memoire 
de M. Antoine.Amable de Chantemerle, vicaire ge*ne*ral sur l'episcopat de Mgr. 
De Messeyi eVfque de Valence (IV. 30-43). — Melanges. — Publications rela- 



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— 408 — 



rives a I'histoire . . . des dioceaes; dc Valencs, Digue etc. — Bibliographic — 
Chronique du dioc. de Valence. Dr. Leopold Janauschek. 

Analecta BoHanriiana. Tomus II, fasc. I. II. 1883. Mar tyro Ionium 
Hierojiy mianum e codice Trevirensi nunc primum editum (p. I — 34) — 
au« dem einst der Abtei S. Martin, spacer dem Dr. Hermes und jetzt der Stadt- 
Jbibliothek von Trier gehorigen Codex Nr. 1245, VQn welchcm wenigstens ohiges 
M&rryrologium in das 8. oder 9. Jahrhundert zu aetzen ist ; demselben geht voran 
»Breviariuai apostolorum ex nomine vel locis ubi praed i caver an t, orti vel obiti 
sunt.* — Tirechaoii collectanea de Sancto Patricio ex li-bro Ar- 
machano (odente E. Hqgan, S. J., 3$ — 68). »Tirechan episcopus haec scripsit 
ex ore vel libre Ultani episcopi cujns ipse aiumpnus vel disci pulus fuit;c nach 
Note c p. 50 nannte man den Liber Armachanus auch »Canones S. PatriciU 
und bediente sich desselben bei Eidesabnahmen, wo von besonders zwei Blatter 
atarke §puren aiuVeiaen. — Translatio & Gcrmani Parisiensis anno 
£46 secundum primaevam narrationem e codice Namurcensi (69 — 98) — eine 
der zwei Qnellen, aus welchen Aimo von St. Germain im 9. Jahrbundert die 
auf die erste im J. 846 .geschehane tranalatio S. German i sich beziehende, von 
einem gleichzeitigen und bei der Feier gegenwartigen Monch vesfasste Erzahlung 
schopfte, welche als ein besonders wichtiges Document mit grosseren Lettern 
hier gedruckt erscheint. — Die griechischen Acta S. Agathonici raartyris 
et-Sociorum nunc primum edita e codice JLeidensi (99—115) — nicht ganz 
unbedehklich, aber in die Analecta aufgenommen, «reil die alten Holland isten 
nur ean breve quoddam actorum compendium .gegehen hatten. — Actainqui- 
sitionis de virtutibus et miraculis S. Hildegardis, nutgtstrae sororum 
o r d. S. B e n e d i c t i in Monte S. Ruperti juxta Bingium ad Rhenum. Ex originali 
archetypo transcripsit notisque tftusJtravit Dr. Petrus Bruder, capellanus Bingii 
ad Rhenum (146—429) — Original vom 16. December 1233, von drei Mainzer 
Domherrn im Auftrage Gregor IX. zum Zwecke der Canonisation der Aebtissin 
Hildegard von Rupertsberg aufgenommen, gegenwnrtig im Staats«Archiv zu Cdblenz, 
vollstandig und hesser edirt als bei den alten Bollandisten. — Appendix ad 
Catalogum codd. hagiog. civit. Namurcensis editum Analectorum torn. I. 
485 seqq. (130 — 160, 278 — 320). Inhalt: Ex vita S.Benigni martyris; de S. Eugenio 
(passio, epitaphium) ; de <S. Aniano ; de S. Patro Alexandrino ; de S. Saturnino ; 
de S. Nicblao Myrensi; de S. Nicasio Remensi; de S. Victoria; de S. Silvestro; 
- ad vham S. Mauri abbatis; ex vita S. Brendani abhatis; de S. Sigismundo rege; 
de Invent ione S. Crucis; de S. Floriano; de S. Faltono et sociis; de S. Pancratio; 
de SS. Victore et Corona ; de S. Vincentio Aginnensi ; de S. Barnaba ^postolo ; 
de SS. Nazario et Celso; de SS. Rufroo et Valerio; de S. Salvio martyre; de 
SS. Hermagora et Fortunato; de S. Victore Massiliensi. — Vita S< Brioci 
episcopi et confessoris ab anonymo suppari conscrjpta, edita studio et opera R. 
P. Dom.,Fr(ancisci Bedaej Plaine, O. S. B. (162 — 190) — von einem Benedictiner 
verfesst und von einem Benedictiner aus einem Codex von Rouen herausgegeben ; 
die bisher unbekannte Haupt quelle der Geschichte des heiligen -r- mlt dem Anhang: 
Relatio sacrarum reliquiarutn S. Brioci (aus Angers nach seinem Bischofasitz St. 
Brieve, im J. 1210). — Ex vita S. Pauli Leonensis edita a Carolo Cutssard 
ex cod. Floriacensi - ad - Ligerim vaxiaptes lectiones (190 — 194). — 
Vita S. Euphrosynae secundumt extum graacum primaevum nunc primum -edita 
opera et studio (f) Anatolii Boucherie, nuper in facultate litterarum Mons- 
pessulana lectoris (495 — 205) — bisher unedirter, urspriinglicher, griechischer Text 
aus einem Codex des 10. Jahrh. der Bibiiotheque nationale in Paris. — Passio 
S. The o gen is ex cod. Brux. 207 saec. XIII (206—210). — Pro log us alter 
ad vitam S. Adelheidis (211— 212) — bisher unbekannt, aus einem Briiseeler 
Codex des 13. Jahrhunderts. — Excerptorum ex libro Armachano pars 
terti* (Additaraenta ad Collectanea Tkechani (213 — 238), edente E. Hog an, 
8. J. — MiTaculum 8. Praejecti, episcopi Arverno.rum, ex cod. Brux. 
9 11 9, saec. XII (239 — 242) — gleichfalls unbekannt. — Ep is tola Herma-nnii 
abbatis S. Martini Tornacensis, de corpore S. Vincentii d i a c o n , 



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3f9 



Valentine quiescente et de coenobio ejusdera nomine ibidem con, 
secr*to (243—246) — aus dem o1>en citierten. Brtttseler Codex. — Passio 
S. Cyriaci et Socio rum, ex cod. Brux. 104—105, saec. XII (247 — 25$) — » 
verl&sslicher als die Acta S. Marcelli, aus denen die frtther von den Bollandistev 
herausgcgebene Vita 88. Cyriaci, Largi, Smaragdi et sociorum martyrum geschopft 
war. — Vita metrica 8. Friderici, episcopi LeodientU, ex cod. 
Londiniensi (saec. XII, Musei Britaonici, Addit. mss. 24914) nunc primum edita 
opera et studio Godefridi Kurth, in academia Leodiensi historiae professor is 
(256 — 269) — der Codex gehorte frtther der belgischen Abtei St. Trond, nennt 
aber (in der aus dem 16. jahrhundert stammenden Ueberschrift des Carmen) den 
he41. Fridericus irrthiimlich »Traject ensis episcopus.« Es isr, wie Kurth in 
der gediegenen Einleitnng zeigt, um die Mitte des 12. Jahrhunderts, also bald 
nach dem Tode des — wie man meinte — an Gift gestorbenen Bischofs, 
entstanden; die ersten 14 Verse sind desselben epitaphium und haben vielleicht 
den in ahnlichen poetischen Ergtissen versirten Abt Giselbert von Laach zum 
Verfasser, wsihrend das eigentliche Carmen hochst wahracheinlich auf einen Monch 
von St. Trond zuriickzuftihren ist. — Vita S. Anselmi Mae on ensis, 
episcopi Polymartii in Etruria, nunc primum edita (270 — 278), descripta 
ex veteri membrana bibliothecae Urbiventanae Fratrum Eremitarum Augustinalium 
— ein von Joannes Petrus Siccius 8. J. herruhrendes »pretiosum docu men turn « 
des Museum Bollandianum, aus dem man zum erstenmale naheres uber den heiligen, 
in Totilas Zeit lebenden Bischof erffthrt und das die Herausgeber durch grossere 
Typen herrorhoben. — Sehr viel Neucs und Interessantes, den Besitzern der 
•Acta Sanctorum* abermals empfohlen! — Dr. Leopold Janauschek. 

Geschichtablltter tur die mittelrheiniachen BisthUmer. Redigirt von 
Dr. Franz Fa Ik, Pfarrer zu Mombach bei Mainz, Nick, Pfarrer zu Snlzig 
bei Boppart, Zaun, Pfarrer zu Kiederich im Khcingau. Druek, Verlag und 
Expedition von Job. Falk III in Mainz. I. Jalirgang, Nr. 1, 1. October 1883. 
Wer sein klostcrgeschichtliches Material aits unzfthligen BUcheni, Zeitschriften, 
Brie/en 11. «. w. mUhsam zusammentragen muss, wird jede literarische Erscheiming- 
freudig begrUssen, wenn ihre Unternehmer die BUrgschaft fur die Er- 
schliessung neuer, verlasslicher Quellen liefern und somit dem Forscher ergiebige 
Ausbeute zu hoffen erlnuben. Die Namen,, welche oben gelesen werden, sind 
den Kennern der rheinischen Geschichte nicht unbekannt und die von ihnen 
begrlindcten Geschich tab latter „ wollcn alles, was zur kirchengeschichtlichen 
Vergangenheit der Bisthlimer Limburg, Mainz und Trier nebst an- 
grenzenden Gebieten gehOrt, in ihre Darstellung Ziehen**; erinnern wir una 
nun, welche grosse Zahl vou K lft stern in jener berubmten „Gasse - ' gelegen, 
so steht zu erwarten, dass auch die in unsern „8tudien - vertretenen Orden den 
ffGeschichtsb&ttern" manchen Fund verdanken werden und die Zeit einer 
„entsprechenden VeVmehrung der Blatter, 44 von denen zuniichst bei Beginn 
eines jeden Quartals ein Doppelbogen in Grossquart uni den Preis vonjahrlichen 
2 Mk. erscheinen soil, bald kommen dttrfte. Scliou die uns vorliegende Nummer 1 
entspricht diesen Erwartungen. Dr. Falk schreibt Uber „Bonifatiusfest t 
•Reliquien und -Hymnen**; F. E. W. Roth bringt aus dem „ Syntagma 
monumentorum des** (1632 verstorbenen Mainzer) „Domviears Georg Helwig 44 
Inschriften aus dem eheinaligen Benedictiner-, spater Cistercienser-Kloster 
Drsibodenberg; in der von Canonicus de Lorenzi mitgetheilten „Relatio 
super statu archidioecesis Trevirensis . . . Romam novissime (c. 1694) missa 4 * 
werden viele Kloster erwiihnt; Caplan L. M. E. St off in Kiederich referirt 
nach Bildern und deren Inschriften, welche sich in dem herrHchen (dem 
Unterzeichneten anno 1857 leider verschlossen gebliebenen) Refectorium des 
Cistercienser-Klosters Eberbach im Kheingau befinden, Uber die dortigen 
nSeligen (Heiligen),** wozu wir bemerken, dass in dem Verse „Exemplum r dum 
Sch umari cum (?) contra Frldericum** sicher Schismaticum zu lesen ist, 
was des Kaisers damalige Stellung zum Papat richtig prBcisirt Ausserdem 
nnden wir eine Mitthcilung Uber einen „verlorenen Hymn us auf den hi. Bischof 



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— 270 — 



Martinns": drei (kc!neswegs fehlerfroie) Hymnen aus des vor wenigen Jaliren 
gestorbenen Minoriten, F. Jos. M. Masetti von Fano ^Oflficium et missa ad 
honorcm D. Elisabeth, filiae Hungariae regis; 44 Beitrage zu den Regesten des 
Erzbischofs Hoitirich I. von Mainz (1142— 1163)" von Dr. Franz Wolff nnd 
zu dem „Leben einiger Dompfarrer zu Mainz wa'hrend des Mittelalters" — 
neb<t etlichen Ltickenbiissern. Moge die neue Quartalschrift — wie wir 
iiochmals wiinschen — recht bald eine Monatsschrift werden! 

Dr. Leop. Janauschek. 

Stimmen aus Maria-Laach. Katholische Blatter. Jahrg. 1883, 1 — 9 Heft 
(XXIV. 1—5; XXV. 1—4). Abhandlungen Augustin Lehmkubl: Der 
Eid und die Grundfesten der gesellschaftlichen OrJnung, 1 — 14; 5, 511 — 529. 
Jd.: Zur Atbeiterfrago, 8, 825—249. J d. : Ein weiteres Wort iiber die 
Mischehen, 9, 346—362. — L. Dressel: Nene Fundo alter Hidden (unter 
Bezielmng auf die Schriften des Bonedicti ne rs von Gtittweig, P. Lambert 
Karner: r Kiinstliche Hidden in Niedertfsterreieh," Wien 1880 nnd 1882), 
1, 15—27; 3, 257—269; 5, 464—486. Philipp Ltfffler: Zur Encyklika 
Papst Leo XIII. auf das siebente Centenarium der Geburt des lil. Fran/, von 
Assisi, 1,27 — 41; 2,143 — 157. Alexander Baum ga rtner: Nicdcrlandischc 
Skizzen. 1, 42—60; 3, 288-301; 4, 382-401; 6, 45—54. 7, 186—195. 
Jd : Paul von Descbwanden, 2, 195 — 204. Jd. : Erinnorungen an Dr. Karl 
Johann Gretth, Biscbof von St. Gallen, 5, 486 — 510. W. Kreiten: Weihnacbten 
in der Provence, 1, 61 — 74. Jd. : Annette von Driiste-HttlshoflFs liforarischer 
Eiitwicklungsgaug, 3, 270-288; 4, 40t— 415; 6, 54-74. 7, 169—185; 
9, 423-438. Jd. : Louis Veuillot, 5, 530—551. J d. : Eugene Sue oder 
Professor der Kirehengeschichte (gegen Adolpb Hausrath's Roman „Klytia"), 
S f 299—316. Ken ward Bauer: Das Jahr 1683 und der grosse Turkcnkrieg 
(init Beziehuug auf Onno Klopp's bekanutes Buch), 2, 114 — 126; 4, 357 — 367. 
Joseph Kolberg: Die Anwendungen der Elektricitiit in der Technik, 
2, 126 — 142. H. Beissol: Die shmbildlicho Bedeutung des Lowcn, 2. 157—179. 
Gerhard Schneemann: Die Aerzto und die Uebcrbiirdung dor Schul- 
jugend 2, 179 — 195. Jd. : Die preussische Kirchenpolitik in Klcve-Mark, 
6, 29-44; 7, 125—147; Jd.: (G. IS.): P. Renward Bauer, S. J. (Nekrolog). 
Jd. : Kirchliche Sorge fur entlasscno Straflinge und Vagabunden, 9, 403—422. 
Aug. Langbor.st: D!e verglciehende Religiouswissenschaft und die Offen- 
barung, 3, 225—237; 4, 368—382. Jd.: Aus dem Jugendleben dej P. Joseph 
Kleutgon, 7, 105 — 124; 9,393, 403. Joseph $p Ml man n: Die Justizmorde der 
Titus - Ontes Verschworung, 3, 237—257; 5, 447—464; 7, 147—169; 
8, 278- 21«9; 9, 362—379. L. v. Hammer stein: Protestantische Polemik. 
Ein Wort in eigener Sache, 3, 302 — 306. Hermann Jtirgcns: Aussichtcn 
des Darwinisnms, 4, 337 — 356. B: Die Mlumenfarben und der Darwinisnms 
S, 267 — 277. Ozanam (Dichtnng). Znm fUufcigjuhrigeii Griindnngsfest der 
Viiieen/.-Vereine. 5, 545 — 446. Theodor Schmid: Das Kunstwerk der 
Zukunft und seine Meister (in Bezielmng auf Richard \V r agner), 1 — 14; 
8, 249—267; 9, 379—392. Franz Ehrle: Die neue Schule des hi. Bona- 
ventura, 6, 15 — 28. Ein Traum, (28. .September. 10. November 1883. 
Dichtung), 341—345. — f Florian Riess, MitbegrHnder der Stimmen aus 
Maria Laach," 2, 113. — Reccnsionen. — Empfehlenswerlhe Schriften. 
Miseellen (daruuter: Mehr Licht iiber Darwin, 1, 111 — 112. Ein danischer 
Protestant fiber die „ Reformation,** 3, 333—336. „Affennienschen und Menschen- 
affen,* 8, 338 — 340). Die „Stiminen aus Maria-Laach" verdienen inimer 
erneuerte Empfehlnng. Sie bedionen sich audi in den gclehrten Abhandlungen 
oincr Jedennann verstandlichen Sprache und vermitteln vielfach die heute so 
m'Uhige Klarung der Begriffo, indem sie zu gleicher Zeit traditionellen Liigen 
die Larvo herunterziehen, wie dies z. B. die Darstcllung der Titus-Oates 
Verschworung in hervorragender Weise leistet. Was sind die immerhin 
schrecklichen, aber doch im Taumel des Blutdurstes rasch vollzogenen 



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— 271 



Guillotine- AlKchlachtun^on gjgon jene en^liacheu, na/li Linger Kerkcrschaft 
und entsot/.liehen Qualeu ihrer Opfer rait kaltetn Blute verlibten „Justizmorde,* 
Dank denen, die audi hioi iiber „mehr Lieht* aufglessen. 

Dr. Leopold Janauschek. 

Zeitschrift fQr katholisch- Theologie. Redigirt von Dr. J. Wieser. S. J 
und Dr. H. Grisar, S. J., Professoren der Theologie an der k. k. Universitat 
Innsbruck. VII. Jahrgang, 1—4. Heft. 1883. Abliandlungen. Dr. Wilh. Bender: 
Cardinal Wolsey, der intellectuelle Urheber des Ehestreites Heinrichs VIII. 
von England (401 — 423). — J. Biederlack, 8. J.: Ueber das sogenannte 
Paulinische Privilegium. Moraltheologische Untersuchung zu I Kor. 7. 12—15 
(3°4— 322). — J. Bodewig, S. J. : Die Nothwendigkeit der Gaben des heil. 
Geistes zum Heilc, nach der theologischen Summa des heil. Thomas (124 — 146, 
230 — 249). — P. Heinrich Deniflc, O. P. : Kritische Bemerkungen zur Gersen- 
Kempisfrage (Forts. 692 — 743); »das Resultat des ersten Artikels war: Gersen 
kann der Autor der Imitatio nicht sein; ja »Gersen, Abt von Vercelli,« ist 
htichst wahrscheinlich ein Phantom. Es eriibrigt nun die Untersuchung der 
Frage : Wenn Ger»en nicht der Autor ist, muss dann Thomas a Kempis derselbe 
sein?« (692—743). — P. Franz Ehrle, S. J.: Das Studium der Ilandschriftcn 
der mittelalterlichen Scholastik mit besondercr Beriieksichtigang der Schule des 
heil. Bonaventura (i — 51); Ders.: Zur Quellenkun le der alteren Franciskaner- 
geschichte. Der Catalogus inini^trorum generalium ordinis fratrum minorum 
des Bernhard von Bessa, mifgetheilt nach der Turiner Handschrift und erlautert 
(323 — 352); Ders.: Kritische Mittheilungen iiber die altesten Lebcnsbeschreibun- 
gen des heil. Franciscus (389 — 397); Ders.: Neuere Qucllen- Publicationen zur 
alteren Franciskaner-Geschichte (767 — 774). — Theodor Grande rath, S. J.- 
Zur Controverse iiber den Formilgrund der GDtteskindschafc (492—540, 593 — 038). 
— Joseph Kleutgen (f), S. J.: Ueber den Ursprung der msnschlichen Seele 
(197 — 229). — Christian Pesch, S. J.: Ueber die Person des Kephas, Gall. II, 
11 (456 — 491). — Dr. Probst: Die antiochenische Messe nach den Schriften 
des hi. Johannes Chrysostomus dargestellt (250 — 303). — Theodor Schmude, 
S. J.: Studien iiber den hi. Johannes von Xep-unuk, bei Gelegenheit des fiinften 
Ccntenariums seines Martyrertodes (52 — 123); »von dem alten Benedicti ner- 
Kloster Pomuk im Olmiitzer Bisthumt(?) ist durchaus nichts beknnnt und 
Zedlers Universal -Lexicon ist doch keine Quelle? Diese Fabel entstand wahr- 
scheinlich daraus, dass der (15.) Bischof Robert von Olmiitz ein Cistercienser 
aus Nepomuk in Bohmcn war, welches in den altesten Quellen der resp. 
Ordensgeschichte auch Pomuk heisst. Wir bedauern, dass Bischof Frind den 
Artikel nicht erlebte !) — F. A. Stentrup, S. J.: Vom absoluten Leben 
(424—455). — J. Wieser, S. J.: Martin Luther und Ignatius von Loyola 
gegenuber der kirchlichen Krise des 16. Jahrhunderts (639 — 691). — Bemerkungen 
und Nachrichten; darunter: Grisar, S. J.: Die (von Guerrino Amelli in Mailand 
in einem Codex zu Novara) neu aufgefundene Appellation Flavians an Papst 
Leo I. (191 — 190): »Incipit libellus appel'.ationis Flaviani episcopi Constantino- 
politani ad papam Leonem«); Matthias Flunk, S. J.: Nochmals das Geburtsjahr 
Jesu Christi. — Recensionen. — Literarischer Anzeiger. — 

Dr. Leopold Janauschek. 

Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von K61n, herausgegeben von 
Dr. Constants Hohlbaum. Koln 1882—1883. 1.— 4. Heft. Verlag der M. Du 
Mont-Schauberg'schen Buchhand'urg. 8°. — „Die Stadt Koln besitzt ein 
Archiv von seltenem Umfang und Gehalt. Kaum eine andcre im Reich kann 
sich mit ihr darin messen. Fur die Geschichte der Stadt, der Provinz und des 
alten Kaiserthums ist hier ein unerschopflicher Stoff zur Erkundigung aller 
Bcziehungen des offentlichen Lebens aufgeschiihtet worden, an deuen Koln 
kraft seiner weltgeschichtlichen Stellung jemals theilgenonnnen hat. u (Mittheil. 
I. 13). Vollbcwusst der „Aufgabe, tt welche „zunachst die voile wisscnschaftlicher 
Sichtungdes it ber re ic hen Stoffes und eine me t hod ische ttepe- 



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— 272 — 



tori Strang ia sich begreift," worauf „«ur Ver&ffentlicbung eines genaaen 
InvenUrs" vorgeschritten werden und ffZusammeahSlngeude Publicationen 
grftsserer Stoffcoraplexe nebenein hergebea solieo" (ib. 14), bietet der 
Stadt -Arehivar tod Ktfln, Dr. Constantin Htthlbaum, w der gelehrten Welt 
in diesen Blattern eine Vorarbeit dar, a welche — von alien Frennden der 
Geschichte mit hOchstem Beifall begrttsst — in der That geeignet ist, „die Blicke 
der 'Wissenschaft anf die reiehe, kaum angebrocbene Fnndgrnbe zu lenken und 
dem fArchiv wfedernm die Belebnng zu verscbaffen, welche allein aus far 
unnnte rb ro cfae nen Bertthrung mit der aHgemeinen Wissenschaft gewonnen werden 
kann." (ib. lb.) — Die „Mittheilungen, u welche in zwanglosen H often — 
etwa 20 Draekbogen im Jahr umfassend — ansgegeben werden, enthalten 
bisher die folgenden Stttcke : U e be r A r c b i v e. Zur Orientirnag. Von Constantirt 
Hfthlbanm (I. 1-15). Da* Hanse — Kontor zu BrUgge — Antwerpen. Ver- 
zeichniss der Urkunden, von A. Hagedorn und Htfhlbaum (I. 17 — 34.) 
Der a 1 teste Aktenbestand der st&dtischen Verwaltung KHlns, 
von Robert Hoeniger (1.35 — 53;. Der Ktilner Schiedspruch von 1169, 
von Richard Tanner t (I. 55 — 59). Die atadtkolniscben Kopienbttch er. 
Regesten von Kaspar Keller (I. 61—98; IV. 51— III.). Das Recht der 
Dienstmannen dee Erzbischofs von Koln, von F. Frensdorff 
(II. 1 — 69). Die Cistercienser- Abtei Lond im st adtkolnischen 
Archiv. Regesten von M. Perlbach (IL 71 — 118). Das Urkunden- Archiv 
der Stadt Koln bis 1396. Regesten von Leonard Korth (III. 1—69; 
IV. I — 49). *) Jedem Hefte ist ein Verzeichniss der Orts- und Personennamen 
beigegeben ; die Ausstattung ist sauber, der Druck correct und die Bemerkungen 
zu den einzelnen Partien vollstandig orientirend. 

Indem wir von einer den Zwecken der „Studien u fernliegenden Analyse 
des Gesammtinhaltes der angefiihrten Stttcke absehen, bemorken wir mit Rttcksicht 
auf den Benedictiner-Orden, dass in denselben nur einzelne seiner Kloster 
und minder wichtige Diploma erwahnt werdeu; dagegen bringen die von 
Dr. Perlbach in Greifswald (jetzt in Halle) veroffentlicbten Regesten der 
Cistercienser- Abtei Lond (an* der Warthe, in der Diocese Gnesen) einen 
urn so wicbtigeren Beitrag zur Geschichte derselben, als von ihren Documenten 
eben nicht allznviele existiren und nor etwas ttber 100 Schriftstitcke bisher 
veroffentlicht waren, von denen mebrere nicht unbedenklich sind. Und doch 
ist Lond's Geschichte von hohem Interesse, da es — aus Altenberg (bei K8ln) 
stammend, spater aber der Abtei Lekno unterworfen — gleicb dieser stiftungs- 
gem&ss nur Kolner Bilrgerssohne aufnehmen sollte, also ein Sttttzpunkt 
deutscher Culturbestrebungen in Polen war und dieselben trotz heftiger 
Ankiimpfungen der nationalen Partie mit grossen Erfolgen auf seinen zahl- 
reichen Besitzungen (von denen im Warthe thai allein 30 DBrfer lagen) realisirte, 
bis es endlich sammt Lekno und dessen Tochterabtei Obra, welche ebenfalls 
mit Kolnern besetzt war und somit gleiche Tendenzen verfolgte, den Conse* 
quenzen des neunten Artikels vom Reichstage des Jahres 1537 unterlag und 
trotz der energischesten Gegenwebr polnische Commandatar - Aebte 
erbielt, was dann zur gauzlichen Polonisirung der genannten drei Kloster 
fUhrte. Da der Rath von K8ln seit dem J. 1553 fttr seine aus Lekno und 
Lond geflttchteten Mitbttrger am papstlichen und am kaiserlichen Hofe eingetreten 
war, was einen zwOlfjahrigen Process nach sich zog: so ist es erkl&rlich, dass 
manche der damals geretteten Urkunden nach K8ln kamen, indess ander- 
weitige Anfzeichnnngen bei den intimen Beziehungen zwischen dieser Stadt 
und den Kloster sich vielleicht schon frtther dort befanden. 



*) Regeste 473 fiel uns der Ausdruek „ Pro visor" auf, der dem Verhaltnisse 
des Abtes von Clairvaux als Oberhauptes der linea Clarac-Vallij zu dem Abte 
von Heisterbach nicht entspricht 



Digits 



zed by G00gle 



— 273 — 



n Dfo in Kfiln wiederaufgotauchten Archivalien von Lond bestehen 
ans 17 Pergamenturkund^n, einem j lings t (1882) aufgefundeuen Copial- 
buch auf Pergament aus dem 15. Jahrhundert und gegen 100 Brief en auf 
Papier. Die Originalo reichen von 1146 — 1552, da* Copialbuch zllhlt auf 47 
Bl&ttern 100 Urkunden von 1145 bis 1537, dio Briefe gehtfren mit wenigen 
Ausnahmen dem 16. Jahrhundert an.* „Der neue Zuwachs aus Koln bringt 
(neben vielen noch niebt bekannten Akten) fUr die ftltcstc Geschichte des 
Klosters einen wichtigen Beitrag, nlimlicb die Grilndungsurkunde von 1145 
ira Original.** Diese an der Spitze und eingerechnet gibt Dr. Perlbach 
211 Regesten, von denen 4 dem 12. Jahrhundert, 23 dem 13., 45 dem 14., 
38 dem 16., 101 dem 16. angehoren, und 5 aus letzterem Jahrhundert h&ngt 
der Herausgeber aus anderen Quellen seines Archivs an, mit der Bemerkung: 
„Jst einmal die Ordnung, dio ich einznfUhren beginne, weiter vorgerlickt, so wird 
sich der Stoff vermohren lassen; aber auch scbon das hier vorliegende Material ist 
eine schwcrwiegendo Boreicherung unserer Kenntnisse Uber dio Bositzbeweguug 
Lond's, Uber dessen spatere Geschichte, Uber seine, wie Uber viele Aebte anderer 
polnischen und schlosiscben CistercienserklOster, z. B. von Paradyz, Heinricliau 
etc., so dass wir alien Grund baben, llerrn Dr. Perlbach flir dessen Mittheilung 
und seine instructive Einleitung dazu unsere Anerkennung auszusprechen, wie 
wir auch diese Gelegenheit beniitzen, ihm fUr die freundliche Zusendung seiner 
Arbeit (Sffentlich zu danken. u *) 

Ganv, dasselbe gilt Dr. Heinrich Hockenbeck, Oberlehrer am 
Gymnasium zu Wongrowitz, fur seine uns zugeschickten drei „Beitrage zur 
Geschichte des Klosters und der Stadt Wongro \vi tz, u mit welchein 
Nam en das obgenannte Lekno nach seiner Transferirung bezeichnet wnrde. 
(Druck von B. G. Teubner in Leipzig, 1879, 1880, 1883, 8<* ; nebst einor Karte, 
Lekno mit Umgebung mn die Mitte des 15. Jahrhundert darstellend). Nach 
einer kurzen Einleitung Uber die Verdienste des Cistercienser-Ordens (in weleher 
dessen wissenschaftliche Thatigkeit in seiner alteren Zeit nicbt richtig 
gewttrdigt wird) crzahlt Hockenbeck dio Geschichte des gleich Lond aus Alten- 
berg stamuieuden, aber um 3 Jahre ») Slteren, ebcnfalls in der Diocese Gnesen 
gelegenen Klosters im Anschlusse an die Reihenfolge der Aebte, von denen 
aber in den ersten 60 Jahren keiner urkundlich genannt ist; was wir indess 
Uber den Besitzstand Lekno erfahren, beweist, dass os scbon damals eine be- 
dentende Abtei war, die sich auch spiiter torritoriell gedeihlich entwickelte, wie 
der Vorfasser ans archivalisehen Quellen anschaulich macht. Mit Gottfried, 
weleher im J. 1207 in Begleitung seines (,'oufraters Philippus im Culmerlaude 
daa Evangelium predigte und die spiiter durch Christian von Oliva berUhmt 
gewordcne Cistercienser-Mission in Preussen einleitete, beginnt die festgostellte 
series abbatum. Unter Heinrich I. wird im J. 1233 die iilteste Niederlassung 
von Deutschen auf dem Klostergebiete begriindet und 1237 Obra mit 
Monchen ans Lekno besetzt; im J. 1381 bekam der 1319 sUdwc.«tlich vom 
Kloster angelegtc Ort Wagrowiek (= Wongrowitz) JStadtrechte und 15 Jahre 
spiiter Ubersiedelte der Convont unter Abt Tilman dahin. Von da an, namentlich 
von den Zeiten seines Nachfolgcrs, Christian II, datirt die httchste BlUthe der 
Abtei, deren Geschichte der Verfasser bis in die Zeit des letzteu deutschen 
Abtes, Johann III. (f 1553) fortfUhrt Welches Goschick dann das Kloster traf, 
baben wir oben bei Lond erwShnt; NHhcres erwarten wir aus Dr. Hockenbeck's 
Peder. — Dr. Leopold Janausch ok. 



! ) „Dominico die infra ovt. ascens. domini videlicet IIII non. junii bei 
Regeste 88 passt nicht auf das Jahr 1427, in wclchem jener Sonntag auf den 
1. Juni fiel, indess der viertc Tag vor den Nonen dem 2. Juni entspricbt, wohl 
aber auf das Jahr 1527. 

*) Seite 12 lescn wir: „Janauschek, Origin. Cisterc. I. 72, setzt die 
GrUndung nach dem 27. Octob. 1143 ; u aber dort heisst es :„V1 Cal. Maj.f 

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Der Geschichtsfreund. Eine katholische Monatsschrift fiir Wahrheit und 
Recht, redigirt von P. Oswald Moosmiiller, O. S. B. Savannah, Ga, 1883, 
II. Jahrg. Nr. 1 — 9. Untersuchung iiber die Abstammung der Indianer. Vergleiche 
zwischen den Indianern und einigen Volkern Asiens. Traditionen der Indianer. 
Vergleich mit Japan. — Das Christenthum in Deutschland vor der Ankunft des 
heil. Bonifaz. Der heil. Bonifaz und seine Gefahrten. — Hat ein Deutscher 
Californien entdeckt? — Mexico. Tlaskala. Cholula. Mexikanische Alterthtimer. 
Der bertihmte Kalenderstein. — Die Chinesen in Amerika vor 1400 Jahren. — 
Die bosen Geister. Zauberei. Wahrsagerei. Tischriicken. Geister citiren. — 
Karl der Grosse und Alkuin. Die karolingischen Schulen. — Menschenopfer und 
Menschenfleischesser. — Der heil. Pirmin. — Die Ackerbauschule der 
Neger auf der Insel Skidaway (auf einem Landgute von 717 Acker, 
ungefahr 12 Meilen von Savannah, von den Benedictinern ira J. 1877 errichtet). 

L. J. 

Prices historiques, 1883. NN. 6 — 11. V. Baesten: Une inscription 
latine a Siville et la priere „Anima Christi 4 * dans les livres d'heures du 
moyen age. J. Banckaert: Mission beige du Bengale. Morapai et les 
Sunderbunds. P. Claessens: La Compagnie de J^sus en Belgique. Emm. 
Cosquin: Le livre de Judith et les documents assy r ions; id.: Le Saint-Siege 
et la liussie en XVI. siecle. De Kinder: Mission de Mangalore dans l'Jnde 
anglaise. A. Delattre: Salomon, Assurbanipal, Balthasar. Ad. Delvigne: 
Dernieres recherches sur 1' auteur de V Imitation. H. Depelchin: Expedition 
chez les Barotse's du Zambese. Sejour a LarOe\ L. D. : L 1 ancien College des 
J&uites a Gand, 1693 — 1773. Pieraerts: Oraison runebre de son Eminence 
le Cardinal Dechamps. I. Thirion: L' histoire de Pftrithm&ique. Les Romains. 
Bocce. V. B. : Varies. Le Culte du Saint-Sang a Bruges. Le comte de 
Chambord etc. J. Van denGheyn: Cerbere. Etude de mythologie comparte. — 
Bibliographic. — Chronique du mois. — Encyclique et lettre de N. 8. P. 
Leon XIII. — Necrologie. L. J. 

Niederrheinischer Geschichtsfreund. V. Jahrgang, 1883. Nr. 1 — 20. 
Freud enh am mer: Die Propste an der St. Victorskirche zu Xanten. — 
J.J. Iluyter: Die rheinische Familie de Claer. — L. Henrichs: Zur Ge- 
schichtc der Stadt Rees; id.: Die Huldigung des Abtes von Si eg burg (O. S. B.) 
zu Straelen im J. 1663; id.: Tagebuch des Canonikers Winter vom J. 1587. — 
Fr. Verres: Beitriige zur Geschichte des Amtes Oedt. — J. B. D. Jost: Die 
Kunibertskirche zu Koln. — L. Henrichs: Die Cabanescapelle zu Wachtendonk. 
— J. J. Sluyter: Die Geldersche Kaaj und der wcise Thurm zu Rees. — 
Fuss: Die Zunft der »Roissen« zu Andernach. — Glocken zu Rheydt. — 
J. Koppen: Die Stadt Uerdingen. — Ad. Tibus: Joh. Nic. Claessens, Weih- 
bischof von Miinster. — Familie Spee in Hinsbeck. — J. J. Sluyter: Das 
verschwundenc Rhenen bei Rees. — J. Koppen: Pfarrer von Uerdingen. — 
L. Henrichs: Beitrage zur niederrheinischen Kirchengeschichte. — Richard 
Pick: Aus Rhcinberger Rathsprotokollen. — H. : Das Land Straelen und seine 
Ausdehnung, — Teufel in der Procession. — J. Koppen: Zwei alte in Rahmen 
cingefasste*schwarze Tafeln enthaltend Inschriften in deutscher Schrift mit gelben 
Buchstaben. — Meersebuirt. — Rich. Pick: Hat es in Blatzheim cine 
Deutschordens kommende Junsen - Biesen gegeben? — J. Koppen: Die 
Franziscaner in Uerdingen. — Moriz Schmitz: Zur Geschichte des »Deutsch- 
Ordenshauses* zu Rheinberg. — Schiefbahner Broich. — J. J. Sluyter: Der 
heil. Dentlinus zu Rees. — Ad. Tibus: Johann von Sternenberg-Dusseldorf, 
Weihbischof von Miinster. — Moriz Schmitz: Verzeichniss der Scheffen der 
Stadt Rheinberg vom J. 1337 — 15 14. — Das Andernacher Judenbad. — 
L. Henrichs: Das Tertiarierinnenkloster Thai Josaphat zu Wachtendonk. — 
Dr. Scholten: Zur Geschichte des »Deutsch-Ordenshauses« in Rheinberg. — 
J. B. I). Jost: Kommende Junsen-Biesen in Blatzheim. — L. Henrichs: Zur 
Familie v. Spee in Hinsbeck. — Rich. Pick: Die Deutschordens-Kommende zu 



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Rheinberg. — J. 13. I). Jost: Zur Literatur Alt enb ergs (Ord. Cist.) — 
Angenesch. — L. Henrichs: General Johann von Werth in der Schlacht bei 
Freiburg 1647. — J. B. D. Jost: Die Pastoren der Gemeinden St. Gereon und 
St. Christoph der Brigida- und der Apostelngemeinde zu Koln. — Ein bestrafter 
Dieb zu Viersen 1692. — H. : Der Herrenhof Straelen und seine frilhesten 
Besitzer. — Schuldenverzeichniss der Gemeinden im preussischen Gelderland im 
J. 1686 und der Gemeinden im Amte Geldern im J. 1703. — Dr. Scheen: 
Familie von Agris. — Die Bailey Alten-Biesen. — Moriz Schmitz: Das ehe- 
malige Kapuzinerkloster in Rheinberg. — J. J. Sluyter: Rheinliiufe, Spycke, 
Uferhofe, Furthe, Warde und Horste. — Freud en hammer. Das sogenannte 
Bastunum beim Capitel zu Xanten. — I,. Henrichs: Grenzstreitiglceit zwischen 
Duysburg und dem Herrn von, Broich im J 1581. — Dr. Terwelp. Miscellen. 
— Knechtsteden. — Dr. Rob. Scholten: Regesten aus den Xantener Copial- 
buche. die Gtiter des Capitels in Niftrich und Wichen betreffend. — 
L. Henrichs: Aelteste Nachrichten Uber Leuth und Umgegend. — Henrichs: 
Leuth unter der Geldern'schen und spanischen Herrschaft. — J. B. D. Jost: 
Die Oberinnen des Agathaklosters zu Koln. — X. Z. : Woher in Xeuss und 
Umgegend der Xame Baggerdsbruder entstanden. — Gedichte. Fragen. Antworten. 

L. J. 

Gli Studi in Italia. 1883. Anno VI, vol. I. fasc. V. VI.; vol II. fasc. 
I. — III. Zur Ordensgeschichte: Chronicon Sublacense ineditum 
P. Cherubini Mirtii Trevirensis, Contin. vol. I. 742 — 765, 850—870; vol. II. 
29 — 65, 185 — 216,348 — 358. Sonstige Abhandlungen : A. Angel ini. Sommaria 
confutazione degli errori contenuti nella »Psicologia come scienza posit iva« di 
Roberto Ardigo; id. Iserizioni ; id. Sulla Psicometria. Prima lettera ad un amico 
filosofo; id. Esame delle obbiezioni istanze ed accuse dei modemi filosofi 
contro l'ideologia della scuola tomistica. C. Aurelj: Scene storiche d'artisti. 
Generosita die un ricco del secu'.o XIII. A. Aroli: Appendice all' Autobiografia 
inedita del conte Monaldo Leopardi compiuta e corredata di document! nuo- 
vissimi. G. Bertocci: Dissertazione intorno a due quadri di Raffaelo Sanzio 
che si credevano erroneamente perduti. C. Cantii: Sul progresso della critica 
artistica letteraria. F. Ciconetti: Salvatore Betti. G. Cozza Luzi: Delia 
Geografia die Strabone. Frammenti scoperti in membrane palimpseste. De 
Brognoli: Studi storici sul regno di Pio V. S. Di Pietro: Sistema delle 
conoscenze umane. S. Ferrari: La Riforma Gregoriana del Calendario. 
F. Ferri Mancini: La Mostra die Belle Arti in Roma. A. Guidi: II genio 
poetico e la celebrita di Giacomo Leopardi. O. Ma nice hi:] Di una pregevole 
ed inedita iscrizione cristiana. A. Statuti: Nuove osservazioni sulle sorgenti 
dell' acqua antilitiaca di Anticoli (Campagna) denominata di Fiuggi. — Accademie. 
Annunzi di recenti pubblicazioni. Concorsi a premio. Xotizie. Rivista bibliografica. 
Sommari de' Periodici italiani. Sommari de' Periodici stranieri. 

Revue des sciences eccle*siastiques publie'e par des professeurs du 
college tbe*ologique de Lille. 1883. Mai— Scptembre, X. 282—286. P. Bourday: 
Ceremonial de la promotion du doctorat en the'ologie dans Tancienne university 
d'Angers. J. Didiot: Xotes d'un professeur. Ad. Henault: Le Pour et le 
Contre dans la question des origines chre*tiennes de l'occident. Lettre de 
Le"on XIII. sur les etudes historiques. Xotes sur le de*cret relatif au chant 
liturgique. Philosophic Thomiste, par un Thomiste. Portmans: Les 
affirmations de Je*sus - Christ sont les affirmations d'un Homme-Dieu. P. R. : 
Liturgie; Questions liturgiques. Rambouillet: La consubstantialit^ et la 
Trinite" A. Tachy: Etude canonique et liturgique sur le binage; id.: Les 
tribuuaux eccl^siastiques ; id.: Le pouvoir pontifical au moyen-age. Theophilus? 
Harmonie historique des eVangiles. — Actes du Saint-Siege. Bibliographic 

1- j. 

Revue Catholique publi^e par des professeurs de TUniversit^ de Lou vain. 
Tome 54. 1883, 6 — ioe livr. Zur allgemeinen Ordensgeschichte. P. Portraanns 

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276 — 



(O. Praed.): Les ordres religieux et M. Kenan. — Andere Artikel. A. C: Le 
site du paradis terrestre. A. Charaux: Vie de Montesquieu d'apres ses lettres 
et diver autres documents. P. Claessens: Le Cardinal Dechamps. De la Croix: 
Le fouilles de Sanxay (Vienne). Jean d'Estienne: L'Egypte dea Pharaons. 
A. Duponfc; L'ide'e de l'lnfini. G. de Fronville: La situation de 1'Irlande; 
id.: l'Australie. De Haerne: Coup d'oeil historico — linguistique sur le flamand. 
C. Houze: La nation et la nationality par M. Antonio Canovas del Castillo. 
T.J. La my: Le christian isme en Roumanie. A. Mercier: Le de'terminisme 
me'canique et le libre arbitre. Mot a is: L*e*tat de la matiere primordiale d'apres 
la tradition ; id. : L'apologie de M. Renan par lui-meme ; id. : L'e"cole altegorique 
et l'e*cole iitteVale sur rhexanie*ron mosa'ique. A. J. Nameche: Inauguration du 
prime Philippe d'Espagne comme futur souverain des Pays-Bas. A. Nyssens: 
La representation proportionelle des partis. A. Theunis: La falsification des 
denies alimentaires. — Acta Romana. Bref de SS. Le*on XIII. Le Cinquentenaire 
de la Socie*te* de St.-Vinccnt de Paul a Louvain. Lettre de N. T. S. P. le Papc 
relative aux e*tudcs historiques. — Bibliographic. Bulletin de the*ologie. L. J. 

Weihnachts Blotter. Altc und neue Welt Doppelheft 5 — 6. Unter diesem 
Titel erstrebt die Redaction mit Aufgebot alter Mittel eine recht augenscheinliche 
Weihnachtsfreude zu bereiten. Und fur wahr so gliicklich der Gedanke war zunachst 
durch diese Gabe auf die hehre Bedeutung der Weihnachtsfeier im Festkreise 
der Kirche aufmerksam zu machen und femer ihren eigenen guten Willen gegen- 
tiber ihren zahlreichen Lesern bethatigend das bestmoglichste Weihnachtsgeschenk 
zu bieten — ebenso vortrefflich ist auch dieses doppelten Planes vor uns lie- 
gende Ausfiihrung. Verschiedene Weihnachtsgeschichten, Lieder und Bilder 
Schilderung von Weihnachtsgebrauchen und Sagen, denen sich herrliche warm 
empfundene, gerade zeitgemasse Schilderungen aus Spanien, kleine Unterhaltungen 
in der dunkeln Rammer unserer Zauberkiinstler und ein allerliebstes Allerlei 
anschliessen, bilden den Inhalt dieses Festheftes, das mit einer Sorgfalt und 
Vollendung redigirt und illustrirt ist, wie wir bisher nichts ahnlichcs Seitens 
katholischer Journale zu Gesichte bekamen. So moge denn diese herrliche Weih- 
nachtsgabe ihren doppelten Zweck erreichen der unternehmenden strebsamen 
und mit vielen Opfern arbeitenden Redaction von »Alte und neue Weltt 
recht viele neue Freunde und Gonner erwerben, so viele als es leider noch 
immer bedarf um nicht stets mit grossem Verluste zu arbeiten — und als 
schonste Gluckwunschskarte jeden kath. Farailientisch zu Weihnachten zieren. 
Wir warnen bei dieser Gelegenheit zugleich vor einem plumpen Machwerke 
ahnlich klingenden Titels, das vergiftend durch seinen Inhalt eine unebenbiirtige 
Concurrenz mit Benziger's Journal anstrebt und in Dresden erscheint. M. K. 

Schonbach Anton: „Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. 4 * 
Viertes Stuck. Benedictincrregeln. Wien 1881. Carl Gerold'8 Sohn. S. 70, 8°. 
Diese Schrift bietet uns die Interlinear-Version der Benedictinerregel, wie 
dieselbe ira Codex gennanicus Nr. 90 dor k. Hof- und Staatsbibliothek in 
MUnchen sich tindet. Die interessante Lautbezeichnung derselben hat der Hen* 
Verfasser genau dargestellt und der Kegel vorausgeschickt. Die Kegel selbst 
ist mit kleinen Anmerkungen versehen und am Schlusso ein beru-htigendea 
Worterverzeichnis angefiigt. Die gauze Schrift ist hochst intcressant und 
gewahrt tiefen Einblick sowohl in die Sprachentwicklung als insbesondere in 
das Wesen des Beuedictinerordens im 13. Jahrhunderte. A. D. 

Mackey H. B. Rev. O. S. B.: Four Esftays on the life and writings 
of S. Francis de Sales Doctor of the Church. Reprinted from the Dublin Review. 
London. Burns and Oates. 1883. P. 128. 8 tf . — Diese Schrift fUhrt uns den 
liebfreundlichen Bischof von Genf, den hi. Franz von Sales als Kirchenlehrer 
vor: seinen Character, seine Werke, seine Sittenlehre und seinen Lehrbegriff 
tiberhaupt. Das allein schon dlirfto dieselbe flir jeden des englischen kundigen 
Katholiken, ja fur jeden solchen Christen tiberhaupt als interessant erscheinen 



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— 277 — 



lassen. Dies wird sie aber urn so mehr als sie in dieser Form neu ist, aus den 
bestcn und sichersten Qnellen fliesst und in nicht ermUdender Satzfoim hiichst 
ansprechend, oft sehwungvoll geschrieben ist. Mogc sie dem grosscn Bischof 
von Genf zu Ehren nnch in anderen Sprachen erschcinen und zur Freude nnd 
Belehrung ihres Herrn Verfassors rccht weite Verbreitung linden. A. O. 

Koglgruber Kajetan, Capitular des Stiftes Schlagel. 1. Die Schwestern 
des Missionars. Kleines Drama in drei Acton fur reifere Schulmfcdchen mit 
durchgehends weiblichen Rollen. Salzburg 1882, Mittermtiller. 8. 20. 8«. 
Mit wenigert Ansnahmen z. B. WirthschUfterin, sich einen grossen Fleck 
auf etwas einbilden etc. — ist dieses Drama gut und zweckgerecht gescbrieben 
und darf nachgerade niedlich, nett genannt werden. In Titel und Fassung im 
all gem e in en, ist es neu, und emptieblt sicb alletn hi seinem ganzen Inbalte. 
Wiirdig und erbaben verbcrrlicht der dritte Act cine gelungene Hymne, die 
Mutter Gottes als die Scbiitzerin jedes Alters. — 2 KCchin Regina oder: Die 
versalzene Suppe. Lnstspiel in drei Acten ffir weiblicbe Vereihe mit durchgehends 
weiblichen Rollen. Salzburg 1882. Mittermnllcr. S. 33. 8°. Wenngleich das 
Zwiegesprach zwischen der angekommenen Kochin und der Dienstgeberin, 
vorab zu An fang, formell nicbt so ganz natilrlicb erscheinen dttrfte, so wird 
diese Schwache reicliKch ersetzt durcb wirklieh zweckgerecbtc und aus dem 
Leben gegriffene Scenen. Der Aufflihrung werth, empfichlt sicb diese Humoreske 
aucb als erbeiternde Lectttre anf das Beste. A. O. 

Mackay Henry Benedict, O. S. B.: Library of St. Francis dc Sales. 
Works of this Doctor of tbe Church translated into English. By the Rev . . . 
under the Direction and Patronage of His Lordship the Right Rev. John 
Cntbbert Hedley, O. S. B. Bishop of Newport and Menevia, I. Letters to 
Persons in the World. With Preface by Bishop Hedley. London: Bums and 
Gates. 1883. P. XXXI— 463 + 8, 8° Pr! Dieses nacb Inbalt und Form wirklieh 
schflne, hochst lehrreicbe Wcrk ist alien des Englischcn Kundigen gar sehr zu 
empfehlen. In sieben Btichern enthalt es die Briefo des hi. Franz von Sales 
an: Junge Danien, Ebefrauen, Witwen, MKnner in der Welt; verschieden© 
Briefe, Briefe des Heiligen fiber aich selbst. Zum Original bat sicb der 
bw. H. Verfasser die Ausgabe Eugeno Veuillot's auserkoren: Lcttres de 
8. Francois de Sales a des Gens du Monde. — Paris Palme* 1865. Eine derartige 
Uebersetzung ins Engliscbe ist etwas ganz neues, eignet sicb gar sehr als Fest- 
gabe nnd bildet einen berrlichen Bestandtheil der, wie Bischof Hedley sagt, 
bewunderungswUrdigen BUcberei des hi. Franz von Sales. A. O. 

Wiedemann Theodor Dr. Chef-Redakteur der „Salzburger Zeitnng:* 
(iescbichte der Frauenkloster St LaUrenz und Maria Magdalena in Wieh. 
Salzburg 1883. M. Mittermttller. 8. 117, 8°. Dieser Beitrag zur Special- 
Geschicbte Wiens kommt im gelungcnen Augenblicke in den Tagen, wo der 
Tapferkeit der Stadt Wicn und ihrem mnthigen Ausbarren zur Zeit der Tllrkcnnoth 
und des Ungemacbs allnm gehuldigt wird. Die fechrift ist eine Frucht sorg- 
faltigen und gnten Quellenstndiums, die Darstellung wie der Druck deutlich 
und wird das Versrandniss allseits mit knrzen Anmerkungen erleichtert. Dem 
Ganzen ist ein ziemlich reicbbaltiges Personen- und Ortsregistcr beigegeben. 
Nicht nur vom historischen 8tandpunkte aus, sondern audi als ansprechende 
Lectlire tiberhaupt, denken wir, dUrfte sie namentlich in Wien und Umgebnn£ 
willkommcn sein. A. O. 

KSlbe E. Dr.: P. Bruns, aus dem Orden des hi. Dominicus. Lebensbild 
eines Seelsorgers und Missionars. Zum Besten des Missionshauses in Steyl. 
.Steyl. Missionsdruckerei. Steyl, postl. Kaldenkirchen (Rbeinprcussen). 1882. 
0. 65. 8° pr. Wenn auch in diesem Lebensbilde nicht eben Hochfrappantes zu 
Tage tritt und dasselbe, wie der Verfasser im Vorworte selbst sagt, duTchaus 
nicht den Anspruch darauf macbt als mustergiltige Biographie nngeschen zu 
werden, so dttrfte dasselbe doch vorab solcben Seelen sich empfehlen, die der 



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Herr zum Ordensleben und auf das Fold der Missionen berufen hat, dann abcr 
audi alien tiberhaupt. Wer Zeit und Muhe darauf verwendet, heuto wo so- 
zusagen die ganze Welt in dem sicher nicht zum Gllicke fiilirenden Stroiue 
der Lesesucht und Lesegier treibt, solche Lecture zu bieten, darf seines Lolines 
hier wie dort sicher sein, weit sicherer, dann all diejenigen, die nur init 
periodischen Blattern, wenn gleich religiosen zu unterhalten suchen. A. O. 

Toussaint J. P. Friester der Diocese Luxemburg: Leben des beiligen 
Johannes Franciscus Regis aus der Gesellschaft Jesu. Mit Genehmigung 
der kirchlicben Obrigkeit. Mit dem Bildnisse des Heiligen. Mainz. Kirchheim 
1882. S. IV. 208. 8°. Dieses in jeder Hinsicht hflchst empfehlenswerthe Buch konnen 
wir nicht besser eiufuhren als mit den Worten des H. Verfassers im Vorworte 
selbst : Eine nutzlichere LectQre als die der Heiligeuleben gibt es im Allgemeiuen 
nicht. . . Bewegen uns heilsame Lehren zum Guten, so reissen uns, wie ein 
bewahrtes Sprichwort der Alton versichert, die Beispiele der Heiligen geradezu 
zu ihrer Nachfolge^hin. — Speciell ist dieses Buch ein am so kostbarerer Schatz, 
als es namentlich die Gottes- und Nachstenliebe und den in unsern Tagen so 
nothwendigen fteeleneifer ans Herz legt A. O. 

, Au88erer P. Peter Paul O. S. Fr. : Der heilige Franciscus yon Asaisi, 
Christi Nachbild und des Christen Vorbild. Eine Festgabe fur alle Kinder und 
Verehrer des seraphischen Vaters zu seinem siebenhundertsten Geburtsfeste. 
Mit Slahlstich. Innsbruck. Fel. Ranch 1882. VII-296. 8° Pr. — Wenn es auch 
an Bttchern und Schriften tiber den hi. Franciscus von Assisi nicht eben fehlt, 
so durfte doch die vorliegende nicht ttbel stilisirte und hubsch gedruckte Fest- 
gabe, als solche neu, alien Kindern und Verehrern des seraphischen Vaters 
sehr willkommen sein. Sie zerfallt in 82 Abschnitte, deren jedem praktische 
Nutzanwendungen beigegeben sind, Lehren flir den Weg zur Vollkommenheit, 
beziiglich deren der Verfasser so schon als richtig im Schlussworte seine 
Apostrophe an den Lefler mit folgenden Worten schliesst: ..... und geht 
es auch nicht mit Riesenschritten vorwKrts, bemtihe dich dennoch vorwarts zu 
kommeu, wenn auch langsam, so doch beharrlich, ohne still zu stehen odcr 
umzusehen: auch das langsame und beharrliche Geheu fUhrt weiter und bringt 
dich endlich ans erwtinschte Ziel. Glttckliche Reise! A. O. 

Seebtfck Philibert P. O. S. Fr.: Bttchlein von der Gegenwart Gottes. 
Ein leichter Weg der Seelen zum innerlichen Leben. Nach den Lehren und 
Beispielen der Heiligen dargestellt. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. 
Innsbnick. Vereinsbuchhandlung. 8. 152. 8°. Pr. Dieses BUchleiu ist inhaltlich 
weit mehr denn Gold und Diamant; himmlisches BUchlein sollte man es 
nennen. In hftchst lieblich popularer Weise weist es die Seele in die Gegenwart 
Gottes und zeigt ihr Weg und Mittel standig in demelben zu beharren. Von 
unberechenbarem Belang ist namentlich der Abschnitt: Von den Geschopfen 
zum SchOpfer, denn dieser Weg, einmal betreten und regelrecht befolgt, fUhrt 
in der That zum ^Himmel auf Erden" womit sinnig und richtig der Herr 
Verfasser sein liebes BUchlein zum Abschlusse bringt. Der Styl ist m'essend, 
anHprechend und keiueswegs ermttdend. M(ige das Werklein allum u illkomm'ne 
Aufnahme tinden. A. O. 

P. v. F. : Neuntagige Andacht zur Vorbereitung auf das Fest der sieben 
Schmerzen Maria. Von weiland Mons. Jakob Freinadimelz, Capitular-Erzdiacon 
und Generalvikar dor Diftcese Trient. Aus dem Italienischen tibersetzt. Mit 
Approbation des hochw. fUrBtbischtffl. Ordinariates zu Brixen. Innsbruck. Vereins- 
Buchhandlung und Buchdruckerei 1883. S. 92. 8°. Pr. Dieses fromme Werklein 
mit seinen riihrenden Betrachtungen ilber die Schmerzen der Mutter Gottes 
dtirfte hOchst geeignet sein, reichc Gnade und reichen Trost in die betrachtende 
Seele auszugiessen. 8chon die den einzelnen Betrachtungen vorausgeheiiden 
Gebete kOnnen, recht verrichtet, dafiir biirgen. Wenn auch die Form dem hehren 
Inhalte nicht gerade allum enUpricht und bei der Uebersetzung vielleicht zu 



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gewissenhaft der Construction des Original nachgegangen ward, bo verliert 
gleichwohl das Oanze an Frnchtbarkeit durchaua nicht und wird wesentlieh 
die Andacbt zur Schmerzens mutter immer mehr verbreiten helfen. A. O. 

Bellesheim Alphons Dr.: Der heilige Johannes Baptist a de Rossi Canonicus 
zu 8. Maria in Cosmedin in Rom. Nach den Processacten der heiligen Ritus- 
congregalion dargestellt. Mainz. 8. Kirchheim. 1872. 8. 79. 8°. Pr. In passender, 
ansprechender Redeform und mit genauer Quellenangabe halt der H. Verfasser 
in dieser Biographie alien Priestern ohne Unterschied, zumal aber denen, die an 
Donv und Stiftskirchen durch Persolvirung der canonischen Tagzeiten den Herrn 
zu loben und zu preisen haben, ein helleucbtendes Beispiel vor, ein Beispiel der 
Tugend und der Wissenscbaft, ein Ideal im vollsten Sinne des Wortes. Moge 
darum, urn mit dem H. Verfasser zu sprecben, dieses Biichlein in die Hande 
recht vieler Amtsbriider gelangen und zur Nacheiferung der Tugenden des heil. 
de Rossi anregen. A. O. 

Hoffmann M : Heiligenbilder. Von W. H. Anderdon, 8. J. frei aus dem 
Englischen ubersetzt. Mit einem Stahlstiche. Freiburg. Herder I882. 8. 611. 12° 
Pr. M. 3. Dieses Buch bietel 24 der schonsten Heiligengemaide in der Weise, 
dass wer immer mit glaubiger Seele sie betrachtet, fur diese unendlich gewinnen 
muss. Der hehre Inhalt scheint uns in so entsprecbender Form gebracht, dass es 
nicht eben leicht sein diirfte Aussetzungen ernster Art zu machen. Das rhetorische 
Element ist nacbgerade alliiberall hochst vortheilhaft vertreten und bringen 
namentlich die haufig wiederkehrenden Dialoge jugendfrisches Leben in die 
Darstellung. Die Sprache ist nicht die der gewohnlichen erzahlenden Legende ; 
sie ist schwunghaft auf dem Gebiete des Allgemeingeschichtlichen wie insbe- 
sondere auf dem geheiligten Bodcn des Specialhistorischen liber Ascese, Bekenner- 
schaft und Martyrium. Das Titelbild selbst: Benedicta sit sancta Trinitas, die 
Symbol ik aller Symbolik, erschliesst in vollberechtigter und herrlicher Weise den 
Ein gang in diese ebenso berrlicbe, weit iiber die Erde hinausreichende Bilder- 
galerie. Moge sie in Familie und Ilerz willkomm'ncn Einlass fin den, moge aber 
auch der Gemalde Zahl nocb wachsen. A. O. 

Ott Georg Decan und Stadtpfarrer zu Abensberg: Die vierzehn heil. 
Nothhelfer. Ein Trostbiichlein ftir alle Kreuztrager. Zum Besten des Missionshauses 
Steyl. Mit Stablstich. Steyl, Missionsdruckerei, postl. Kaldenkirchen (Rheinpr.) 
1882. 8. 56. M. O. 40. In Noth und Bedrangniss, die beide unserer Zeit gewiss 
nicht fehlen, sucht man Hilfe, Rettung da, wo mann sie zu finden hofft und 
auch finden kann. Von den 14 hi. Nothhelfern, wie dies schon taurend und 
aber tausend Mai erprobt und nicht selten durch Wunder bewahrt und bekraftigt 
ist, darf und kann man beides crhoffen. Darum ist diese Schrift, in der That 
hochst zeitgemass, allseitigcr Begriissung und Bewillkomm'nung werth, die sich auch 
durch ihre leicht verstandliche populare Sprache, biindige Kiirze, deutlichen 
Druck zweifellos empflehlen wird. A. O. 

Academic des inscriptions et belles-lettres. Comptes rendus des stances 
de l'ann^e 1883. IVe Se*r. Tome XL Bull, de Janv. — Juin. Eug. Bernard: 
D^couverte, a Paris, d'une statue de Bacchus. Bre*al: De la force du m^canisme 
grammatical; id.: Des mots designant le droit et la loi en latin. A. Cast an: 
La roche Tarpe"ienne du capitol de Vesontio. Del isle: Les tres anciens manuscrits 
du fonds Libri dans les collections d'Asburnham Place. Deloche: Question de 
conservation des arenes de la rue Monge. Desjardins: Zama. Si Amor Djedidi; 
id.: De*couverte du Municipium rapidense; id.: Sur l'inscription de Coptos relative 
a la route du Nil a la mer Rouge (envoi de M. Maapero). A. Dumont: Details 
comple*m. a la note lue par M. Geflfroy . . . relat. a la ddcouverte d'un poisson 
en or etc. J. Halevy: Les principes cosmogoniques phe*niciens 1108021 et MQT. 
He*ron de Villefosse: Inscriptions en mosaique trouve*es a Monastir (Tunisie); 
id.: Inscription d'un sacerdos provinciae Africae, trouve"e a GhardimAou (Tunisie). 
d'Hervey de Saint-Denys: Rapport sur un memo\re . . relatif aux Koua de 



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— 280 — 



Fou -Hi. Maspero: Nouvelle copie du de*cret de Canopc. G. Masqueray: 
Fixation de la date d'un premier voyage de l'empereur Hadrien en Afrique. 
Op pert: Deux tres anciens textes de la Chalde*e; id.: Deux cylindres pheniciens 
Merits en caracteres cun el formes. Riant: Invention de la se*pulture des patriarches 
Abraham, Isaac et Jacob, a He*bron, ie 25 juin 11 19. Sen art: Inscription sanscrite 
de Srey Santhor. Ch. Tissot: L'inscription de Sidi Amor Djedidi (colonia 
Zamensis). Fdlix Voulot: Note sur une basilique romaine de*couverte a Grand 
(Vosges) en 1883. — Appendice. Livres offerts. Stances. — L J. 



Verzeichnis der bei der Redaction vom Anfang October bis 

Ende 1883 zur Besprechung, bez. Anzeige abgegebenen 

Druckschriften. 

(Man bittet die Note auf S. 237 des 111. Heftes v. J. zu beachtcn.) 

Almanaque de los Amigos del Papa para 1^84, publicado con apro- 
bacion eclesiastica por la Revista Popular de Barcelona. Barcelona, Libr. y 
Typogr. catol. Pino 5, 1883. P. 174, 8°. 

Amberger Joseph, Dr., Domcapitular zu Regensburg: Pastoraltheologie. 
I. Bd. Vierte abermals verb. Aufl. Regensbg. Pustet 1883. S. 678, 8°. M. 5.40. 

Anleitung zum Ministriren bei dem hi. Messopfer und anderen gottes- 
dienstlichen Handlungen. 2. Aufl. Innsbruck, F. Rauch 1883. S. VIII. + 117, 8°- 

B art he E. Der kathol. Glaubc vor dem Richterstuhle der Vernunft. 
Mainz, Kirchheim 1882. XII— 316, 8°. 

* Bautz Joseph, Dr.: Das Fegfeuer. Mainz, Kirchheim 1883. XVI. —250, 8°. 
Beck P., Amtsrichter in Ulra: Zum siebenhundertjahrigen Jubilaum des 

Pramonstratenser-Reichsstiftes Schussenried. Separat Abdruck aus dem »DeuUchen 
Volksblatt.. Stuttgart, 1883 S. 84, 8°. 

Bellesheim Alphons, Dr.: Geschichte der katholischen Kirche in 
Schottland, von der Einfiihrung des Christenthums bis auf die Gegenwart. Bd. I. 
von 400—1560. XXIII.— 496, Bd. II. von 1560— 1878. XV.— 582. 8». Mainz, 
Kirchheim 1 883. 

Berenger: Statutum Monasticum Benedictinum a Magistro ... St. Lazari 
apud Venetias 1880. IX. — 123 8°. 

Biirgel Friedr. Willi.: Die biblischen Bilder und ihre Verwerthung beim 
Religionsunterrichte in der Volksschule. Freiburg i.'B. Herder 1883. IV. — 70. 
80. 60 Pf. 

Caloiin R. P. dom. Gerard van. O. S. B. de l'abbaye de Maredsous: 
La Communion des fideles pendant la Messe Me*moire pre'sente' au Congres 
Eucharistique de Liege. Lille, J. Lefort rue Charles de Muyssart 24. 1883. P. 29. 1 6°. 

Chevalier Ulysse: St. Thomas d* Aquin Bio-Bibliographie. Montbeliard. 
P. Hoffmann. 1883. P. 16. 80. 

* Eichler Joseph und Jordan Eduard: Schule und Haus . . . 1884. 
Wien. III. Reisnerstr. 2. S. 20, 8°. I. Heft. 

Engels Johann Nep. : Der heilige Gerhard. Festpredigt bei der 8oojahrig. 
Jubelfeier der Heiligsprechung des hi. Gerhard. Hatzfeld, 1883, F. Kaufmann. 8°. 

* Evers Georg G., friiher lutherischer Pastor: Martin Luther. Lebens- 
und Charakterbild von ihm selbst gezelchnet in seinen eigenen Schriften und 
Correspondenzen : 

I. Die Herausforderung. S. VIII. — 232. 
II. Der erste Zusammenstoss. IV. + 233—473 + VIII. 



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— 281 — 

HI. Die Augsburger »Tragodie« und ihre Nachspiele. Mit A. Durer's Portrait 

von Kaiser Maximilian I. S. XV. — 216. 
IV. Die Altenburger Komodie und das Schauspiel in Leipzig. S. 217—456. 
Mainz, Kirchheim [883. 8°. 

Fischer, Dr., Kngelbert Lorenz: Das Problem des Uebels und die 
Theodicee. Mainz, Kirchheim 1883. XII.— 221. 8°. 

* FUhrich Joseph v.: Briefe aus Italien an seine Eitern (1827— 1829). 
Freiburg, Herder 1883. VIII— 164. 12°, M. 2. 

Gemminger Ludwig: Ein Freund in der Xoth der heil. Johannes von 
Nepomuk. Regensburg . . . Pustet 1883. V. + 316. 8°. 80 Pf. 

* Gumpoltsberger Romuald, Prof.: Melk in der Tiirkennoth des 
Jahres 1683. Wien. L. Mayer 1883. S. 78, 8©. 

Haffner Paul, Dr.: Grundlinien der Geschichte der Philosophic III. Abth. 
(Bog. 40—71. Schiuss). Mainz, Kirchheim 1883. S. (125— 1 136, 8°. 

Heinrich J. B., Dr.: Die Zeit nach Pfingsten, von Dom Prosper 
GueVanger, Abt von Solesmes. Fortgesetzt von Fr. L. F M O. S. B. Autorisirte 
Uebersetzung. II. Abth. Mainz, Kirchheim 1883. S. 524, 8°. 

Heinrich J. B. Dr.: Dogmatische Theologie. V. Bd. II. Abth. Mainz, 
Kirchheini 1883. S. 257—512, 8«. 

Herbold Eduard: Beilage zum Katechismus oder Kirchengeschichte, 
Kirchenjahr, Messianische Weissagungen, Vorbilder und nothwendigste Gebete . . 
4. Aufl. Freiburg. Herder 1883. S. 72, 12°. 30 Pf. 

* Hinterlechner Fulgentius P. O. Cap.: Der seraphische Weltorden 
in seinen Verpflichtungen und Segnungen. Auszug aui dem approbirten Seraphischrn 
Handbuche . . Salzburg 1884. Mittermiiller. S. 30, 8°. 

J a n n e r Ferdinand, Dr. : Geschichte der Bischofe von Regensburg. 
3. Heft (Band I. S. 417 bis Schiuss des I. Bd. — 8. O55). 8«. Regensburg. 
Pustet 1883. XI. 2. 

* Jans sen Johannes : Geschichte des deutschen Volkes seit dem Aus- 
gang des Mittdalters. Neunte bis zwdlfte unveranderte Aufl. Licferungsausgabe 
8, 9, 10, 11. Freiburg, Herder 1883. 8°. 

J o s t J. B. D. : Die Pastoren der Stadt Ktiin. 

* Jungmann Joseph S. J.: Theorie der geistlichcn Beredtnamkeit. 
Academische Vorlesungen. Zweite und verbesserte Aufl. I. Bd. Freiburg, Herder 
I883. S. IX. + 620, 8°. M. 6. 

Kelemen Halasz Sandor: A. Nevele*s Methodikaja az dnkepze*s fejlesztlse 
koriil. Bolcse'szettudori Ertekezls. Sopron. K. Kcnyvnyomdajriban 1883. P. 72. 8°. 

* K ire he oder Protestantismus ? Dem deutschen Volke zum vierhundert- 
jahrigen Lutherjubiliium gewidmet von einem deutschen Theologcn. Vierte 
revidirte Aufl. der neu durchgearbeiteten und vielfach vermehrtcn Schrift: Da* 
Luthermonument im Lichte der Wahrheit. Mainz, Kirchheim 1883. VIII. — 377. 8°. 

Koneberg Hermann P.: Loretto und Rom. Ftir die Kinder geschrieben. 
Kempten, Kosel 1883. 8. 86, 8°. 

Kuhn Caspar P., Benedictiner in Ottobeuren: Blicke in die Natur. 
1. Heft. Kempten, Kosel 1883. S. 78, 8<>. 

Lamey Mayeul Fr., O. S. B. : Note sur le passage de Ve*nus sur le soleil 
observe a Grignon (Cote-d'or) le 6. d^cembre 1882 par . . . Bruxelles. Impr. 
de 1'Acad. royale (Haijez). P. 8. 4 . 

*Lehmkuhl Aug. S. J. sacerd. : Theologia Moralis. V. I. Friburgi. Herder 
1883. XIX.— 783, 80. M. 9. 

Lierheimer, Dr., Bernard Maria P. O. S. B.: Die Pfarrkirche in 
Jenesien und ihre Frescogemalde. Bozen 1883. & 36, 8°. 



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— 282 — 

Lindner Gustav, Dr.: Das Feuer. Eine culturhistor. Studie. Briinn, 
Rohrer 1881. S. V.— 231, 8°. 

Lindner Aug.: Catalogus possessionum monasterii Rhenaugiensis. Nach 
dem Manuscript des* P. Fridolin Waltenspui, des letzten Archivars und Priors 
von Rheinau. Separatabdruck des Freiburger Diocesan- Archivs 1883. XVI. Bd. 
S. 219—238, 6°. 

* Mac key H. B. Rev. O. 8: B.: a) Four Essays of the Life and Writings 
of S. Francis de Sales Doctor of the Church. London. Burns and Oates 1883. 
P. 128, 8°.; 

* b) Library of St. Francis de Sales ... I. letters to persons in the 
world, ibid. P. XXI. + 463 + 8, 8°. 

Mayer J. G.: Beitrfige zur Geschichte des Klosters Gengenbach . . . 
4. Die Aebte von Gengenbach. S. 160 — 195, 8°. 

Mueller Carolus: De nonnullis Doctrinae Gnosticae Uestigiis quae in 
quarto Eu angel io inesse feruntur Dissertatio . - . Friburgi, Herder 1883. 
P. 47. 8°. 80 Pf. 

* Nirschi Joseph, Dr.: Lehrbuch der Patrologie und Patristik. II. Bd. 
Mainz, Kirchheim 1883. VIII.— 525, 8°. 

* Octavarium Romanum sive Octavae Festorum etc. A Sacra 
Rituum Congreg. ad usum totius orbis ecclesiarum adprobatae. Accedit supple- 
mentum in quo Octavae novisSimae inveniuntur cum textu ab eadem S. Congreg. 
adprobato. Ratisbonae etc. Pustet. MDCCCLXXXIII. P. XX + 508, 8». M. 4. 

Patiss Georg P.: Fiinfzig kleine Homilien iiber die grossen Erbarmungen 
des gottlichen Herzens Jesu. Innsbruck. Rauch 1884. S. IV + 671, 8°. 

Paulinus der heilige und seine Reliquien. Mit einem Anhange von 
Gebeten. Zur Feier der Beisetzung der Reliquien des hi. Paulinus im Jahre 1883. 
Trier. S. 35, 8°. 25 Pf. 

* f Pax: Aus dem Leben S. Benedicts nach S. Gregor d. Gr. Fresken 
der Bevroner Schule. Freiburg, Herder 1883. 

Pellegrini Federico: J. Benedettini a Venezia . . . Cenni Storici . . . 
pubbiicati in occasione del XIV centenario dalla nascita di S. Benedetto. Con 
un saggio bibliographico. Venezia Tipogr. dell' Immaculata 1 880. 8°, P. 76. 

Pesch Tilmann 8. J.: Die grossen VVeltrSthsel. I. Bd. Philosophische 
Naturerklarung. S. XXIL— 872, 8°. M. 12. 

*Pruner Joh. Ev., Dr. : Lehrbuch der katholischen Moraltheologie. Zweite 
revidirte und theilweise umgearbeitete Aufl. Freiburg, Herder 1883. S. XX 
+ 799, 8°. M. 10. 

Reiners Ad.: Die Tropen-, Prosen- und Prafationsgesange des feierlichen 
Hochamtes im Mittelalter. Aus drei Handschriften der Abteien Prilm und 
Echternach, aufbewahrt in der Nationalbibliothek zu Paris. Luxemburg, J. Hary 
1884. S. III.— 122 + II, 8°. 

Rene* Desboys du Chastelet. Mamers. Typ. G. Fleurv et A. Dangin. 
1882. P. 67, 80. 

Rock P. Franz Jos., O, S. B. Capitular des Stiftes St. Bonifaz in 
Miinchen : Leben und Wirken der gottseligen Mutter Maria Anna Josepha a Jesu 
Lindmayr unbeschuhte Carmelitin im Dreifaltigkeitskloster zu Miinchen. Regens- 
burg, Pustet 1882. S. XVI + 492, 8°. 

Roth F. W. E.: Geschichte und historische Topographic der Stadt 
Wiesbaden im Mittelalter und der Neuzeit. Wiesbaden, Limbarth 1883. 
XVI.— 674, 80. 

Schepers Gerhard P.: I-eben des heil. Bischofs und Kirchenlehrers 
Alfons M. von Liguori und Griindung der Congregation des allcrheiligsten 



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— 283 — 

Erldsers. Nach dem Franzosischen des l\ Saintrain C. Ss. R. Regensburg, Fustet 
1884. S. VIII.— 408, 80. M. 3. 

Schmoger E. E. P. C Ss. R. : Himmlisches Manna fiir hcilsbcgierige 
Seelen etc. aus dem Latein. iibersetzt. Regensburg, Pustet 1883. XVI. — 416, 8°. M. 2. 

Seeber Joseph: St. Elisabeth von Thiiringen. Ein episches Gedicht. 
Steyl. Missionsdruckerei, postl. Kaldenkirchen. S. 175, 8°. 

Seeburg Franz: Die Hexenrichter von Wilrzburg. Historische Novelle. 
In neubearb. Ausgabe. Rejensburg, Pustet 1883. IV.— 298, 8°. M. 1.80. 

* Snow T. B. Rev. M. A.: Necrologij of the English Congregation of 
the Order of Saint Benedict from 1600 to 1883. London, Burns and Oates 
1883. P. 331, 80. 

S tec her Christian S. J.: Deutsche Dichtung fiir die christliche Familie 
und Schule. 32. bis 33. Heft. Leben und Tod der hi. Cienofeva. Von Ludwig 
Tiek. Gntz 1883. Stijria. S. 251, 80. 

Stockl Albert Dr.: Geschichte der neueren Philosophie von Baco und 
Cartesius bis zur Gegenwart: Bd. I. Von Baco und Cartesius bis Kant. VIII. — 502, 
Bd. II. Die neueste Philosophie seit Kant. VII.— 643. 8°. Mainz, Kirchheim 1883. 

Thalhofer Valentin, Dr.: Hmndbuch der kathol. Liturgik. I. Bandes, 
I. Abtheil. XII.— 330, 80. Freiburg, Herder 1883. 

* Theatre des Cruaute*s des IIe*re*tiques au Seizieme Siecle. 
Imprimerie 8t. Augustin, Descl^e, De Brouwer Comp. Imprimeurs des Faculty 
Catholiques de' Lille. Lille, rue Royale. Bruges (Belgique). XVIII. — 96. 4 . 

Vidmar Constantin J. O. 8. B.: Grosser Katechismus fur kathol. Volks- 
schulen. Wien 1883. Im k. k. SchulbticUerVerlage. S. VI.— 186, 80. 

Weninger F. X. S. J. SS. Theol. Doctor: Exercitia Spiritualia S. Ignatii 
de Loyola. Moguntiae, Kirchheim 1883. VIII. — 319. 8°. 

* Zschokke Herm., Dr.: Historia Sacra Antiqui Testamenti. Editio 
altera. Vindobonae 1884, Braumiiller. IV. — 464, 8°. 



Kalenderschau fur I884. 

11. 

Als Nachtrag und Abschluss unserer im letzten IV. Hefte des 
vor. Jahrg. 5. 447 — 448 gebrachten Anzeige fuhren wir von den 
uns seither zugekommenen Kalendern noch folgende an: 

1. Illustrirter Bozner Hauskalender (Bozen J. Wohlgemuth) 
S. 88 f 24, 4 . Ntitzliches und angenehmes im richtigen Masse 
verbindend ist er Volks- und Bureau-Kalender zugleich. 

Im Verlage von L. Auer in Donauworth erschien: 
2. Reimar N. Taschenkalender fur die studierende Jugend. 
Zweckmassig zusammengestellt denselben fmdend, erachten wir als 
dessen besonderen Vorzug seine: s Leseiibungen im Buche der 
Natur. 3. Kinder-Kalender. Dem sonderbaren Titel sucht er durch 
die flir das Kindesalter ganz passenden lehrreichen und unterhaltenden 
Lesestiicke gerecht zu werden. 4. Kleiner Dienstboten-Kalender. 
Der Fassungskraft derjenigen, fiir die er bestimmt ist, inhaltlich ent- 
sprechend zusammengestellt, wird er zweifelsohne viel Segen wirken. 
5. Katholischer Lehrer-Kalender. Das katholische Paedagogium 



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284 



als Herausgeber desselben wird sich durch die zu jeder Tagesrubrik 
beigefligten warm gefiihlten Belehrungen und Unterweisungen zweifels- 
ohne den Dank aller der Kirche vom Herzcn ergebenen Lehrer 
erwerben. Auch die Ausstattung ist mustergiltig. 6. Monika-Kalender. 
Dessen Ziel: »aus dem Leben und fur das Leben zu schreiben* 
vor Augen konnen \vir diesen fiir christliche Familien wohl empfehlen, 
hatten aber bei Behandlung der Sakramente, namentlich S. 84, eine 
ruhigere Auffassung und biindigere Darlegung fur zweckdienlicher erachtet. 
Aus der Herder'schen Verlagshandlung zu Freiburg i/Br. 
stammen: 7. Hauler's Sendboten-Kalender. Durch populare Dar- 
stellung, eirie besondere Gabe des Herausgebers, gepaart rait Zutraulichkeit 
und Herzlichkeit bei Belehrungen und Ermahnungen sich auszeichnend 
verbunden mit schoner Ausstattung, wird derselbe auch dieses Jahr 
allseitig zweckdienlich fur Verbreitung und Erhaltung der lieben 
Herz-Jesu-Andacht wirken. 8. Alban Stolz : Kalender fiir Zeit und 
Ewigkeit enth&lt den Schwanengesang des Seligen, die Belehrimg iiber 
die acht Seligkeiten. Referent dieses erinnert sich noch schmerzlich, mit 
welch' inniger Freude Prof. Stolz ihm gegeniiber sich iiber den 
endlichen Abschluss dieses seines Werkes ausserte. Hieflir wie fiir 
all' sein Wirken einzig Gott dankend, erbat er sich nur die fromme 
Fiirbitte aller Jener, die freudig diesen seinen Kalender begriissen 
wurden. Moge dieser fromme Wunsch seiner edlen Seele sich allseitig 
erfiillen. 9. Sonntags-Kalender. Belehrt sehr gut, ist geschmackvoll 
ausgestattet, zweckdienlich illustrirt und bietet eine angenehme Lecture 
zumal in den Betrachtungen eines altmodischen Waldbruders. Die 
Palme unter den uns zugekommenen Kalendern gebiihrt, was Aus- 
stattung anbelangt, auch heuer wieder : 1 o. dem Almanach Catholique 
de France. (Society S. Augustin Desclee cc. Lille.) In gleicher 
Weise wie der vorjahrige im spat-gothischen Style gehalten, mit herr- 
lichen Farbendruckbildern geziert, unter denen uns S. Benedict Labre 
und S. Placid besonders gefallen, bringt er nebst alien kirchlich- 
statistischen Daten die gelungenen Biographien der ff Graf Chambord 
und Louis Veuillot, die mustergiltige Schilderung Carthago zur 
Zeit St. Augustin's sowie den hochst interessanten Artikel : des Pilatus 
Ende. 11. Der Pustet'sche Caecilien-Kalender macht auch heuer 
wieder seiner Redaction alle Ehre. Er beleuchtet zunachst die Stellung 
der Musikschule in Regensburg zum Caecilien-Verein gegeniiber 
gehassigen diversen Ausfallen und bringt durchwegs edel und wissen- 
schaftlich gehaltene Aufssltze iiber Kirchenmusik, unter denen wir 
P. Kornmullers ^um Vortrag des Chorales* besonders angenehm 
bemerken. Den Kalender zieren eilf wirklich schone Abbildungen. 
1 2. Aus der Druckerei des Missionshauses zu Steyl (Holland) erschien : 
K o 1 b e's Michaels-Kalender. Zum Besten des Missionshauses selbst 
bestimmt, wird derselbe mit seinen gehaltvollen Belehrungen, Er- 
mahnungen und Warnungen sowie seinen interessanten Nachrichten aus 
den auswartigen Missionen (China) dieser Anstalt zweifelsohne recht 



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— 285 — 

viele Gonner zufuhren, was wir vom Hsrzen wiinschen. 13. Im Verlage 
von L. Woerl erschien: Oesterr. Liebfrauen-Kalender, mit rechi 
netten Lesestiicken, — worunter besonders die Riickkehr eines Trappisten 
aus Palastina interessiren diirfte, — und nicht iiblen Illustrationen. — Die 
gleiche Verlagshandlung zu Wiirzburg (Ktlinger's B.ichhandlung) sandte 
uns : 1 4. Illustr. deutscher Vaterlands-Kalender. Meist historische 
Skizzen und andenveitig ganz zeitgemassige Fragen und Belehrungen 
versinnbildlicht derselbe mit gelungenen Holzschnitten. 15. Der Illustr. 
kath. Haus-Kalender von einem Vereine von Geistlichen heraus- 
gegeben, ist seiner echt kirchlich-religiosen Haltung wegen bestens 
zu empfehlen. Gar lieblich ist das Titelbild : Die hi. Elisabeth von 
Thiiringen in ihrer Kindheit. 1 6. Der Jahresbote — ein Volkskalender 
bemiiht sich durch Inhalt und Form ehrlich seiner Aufgabe gerecht 
zu werden. S^ine Illiutrationen werden auch zur Besserung des 
Kunstsinnes in den niederen Classen bestens beitragen. — Hiemit 
nehmen wir als ^Kalendermann* von unseren Lesern mit dem Wunsche 
Abschied, es mOchten uns diese alle durch ihr tiichtiges Mitthun 
auch bald in die angenehme Lage versetzen, im kommenden Jahre, 
so Gott will, einen eigenen Benedictiner-Studien-Kalender 
in der gleichen Rubrik anftihren und empfehlen zu konnen. 

M. K. 

Erzeugnisse der Benedictiner-Buchdruckerei 
in Briinn. 

Im Verlaufe des Jahres 1883 sind aus der Raigerner Bene- 
dictiner-Buchdruckerei, in der auch die ^Studien' gedruckt werden, 
nachfolgende Drucke hervorgegangen : 

1. Vaterlandischer Kalender. IV. Jahrg. 1884. 

2. Moravan. Kaiendaf na rok 1884, vydavi P. Placidus J. 
Mathon, O. S. B. — (Kalender fur Mahren und Schlesien, fur das 
Jahr 1884. Herausg. von P. PI. J. Mathon., O. S. B.) 

3. Panna Maria Lurdska, sepsal Henri Lasserre, z franc, pfelozil 
P. Petr Hlobil, O. S. B. — 2 dfly, 465 str. — (Heilige Maria von 
Lourdes. Aus dem Franz, iibersetzt von P. Peter Hloubil, (). S. B. 

— 2 Bande, 465 Seiten.) 

4. Z dejin kfestanstvf mezi Slovany, pise J. Jezek. I. dfla 3 sv. 

— (Geschichte der Christenheit der Slaven, von J. Jezek, 1. Th. 
3 Hefte.) 

5. Kvfti z luhu slovanskych. Od J. Jezka. Zab. bibl. c. 76. — 
(Gedichte. Von J. Jezek.) 

6. Bludnou cestou. Od F. Andolika. Zab. bibl. 6. 77. — (Auf 
Irrwegen. Von F. Andolik.) 

7. Hermenegild, syn Leovigilda krdle Visigothuv, pro svou vfru 
mucenfk. Od A. Rejzka. Zab. bibl. c. 78. — (Hermengild, der Martyrer. 
Von A. Rejzek.) 



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— 28(5 — 

8. Psanci. Od B. Tfebfzsk*ho. Zab. bibl. c. 79. 2 dfly. — 
(Die Verachteten. Von 13. Tfebfzsky 2 Theile.) 

9. Sebrang spisy Vacslava Kosmafca. Dfl I. Drobng povfdky. 
5 ses. Zab. bibl. dflo 81. — (Gesammelte Schriften von W. Kosmak. 

I. Theil. Kleine Erzahlungen. 5 Hefte.) 

10. Pestr6 kvftf. Basn£ V. Ambrose. Zab. bibl. dflo 82. — 
(Gedichte. Von W. Ambro2.) 

11. Sebrang spisy Vacslava Kosmaka. Dfl II. Kukatka. 3 sesity. 
Zab. bibl. dflo 83. — (Gesammelte Schriften von W. Kosmak. 

II. Theil. Skaleidoskop-Bilder. 3 Hefte.) 

12. Sedmero hlavnfch hffchu. Od A. H. — (Die sieben Haupt- 
siinden. Von A. H.) 

13. *Zvony a veze kostelnf v cfrkvi katolicke\ Sestavil Jakub 
Prochazka, knez diec. Broenskg. — (Kirchenglocken und Thurme. 
Von Jacob Prochazka.) 

14. 1683 Vaterlandisches Schauspiel, von Dr. Anton Stara. 

15. Kv£ty marianskg. Od P. PI. J. Mathona. Roc. I. 2 ses. — 
(Marienbluthen. 2 Hefte.) 

16. Mesfc mariansky. Sepsal P. J. Becka, S. J., pfelozil Ign. 
Becak. Ascet. bibl. serie III. ses. 3. — (Marienmonat. Von P. J. 
Beck. — 3 Hefte.) 

17. Cvicba v dokonalosti kfestansk^. I. a II. dfl. Ascet, bibl. 
c. 13. od Ign. Becaka. — (Die Uebung in christlicher Vollkommen- 
heit. — I. und II. Theil. Von Ign. Becak.) 

1 8. Ranni kazani na nedele doby vanocnf. Napsal J. B., knez diec. 
Brn^nsk^. 1883. — (Fruhpredigten an Sonntagen in der Weihnachts- 
octave. Von J. B.) 

19. Kazani na nedele a svatky Pane, napsand a konana mezi 
roky 1843 — 1882. Od A. Suchanka. — (Predigten an Sonn- und 
Feiertagen. Von A. Suchanek.) 

20. And£l strazny. Od. P. PL J. Mathona. Roc. II. 12 ses. — (Der 
Schutzengel. Von P. PI. J. Mathon. 12 Hefte.) 

21. Skola Bozskelio Srdce Pane. 12 ses. Od P. PI. J. Mathona. 
— (Schule des gottl .Herzens Jesu. 1 2 Hefte.) Von P. PI. J. Mathon. 

22. 2ivot nejbl. Bohorodi£ky Panny Marie a jejf panick6ho chotS 
sv. Josefa. Od P. J. Mathon. 16 ses. — (Das Leben der sel. Jungfrau 
Maria und des heil. Joseph. Von P. J. Mathon. — 16 Hefte.) 

23. Nebesky vudce. Basne Vilema Ambroze. — (Gedichte. Von 
W. Ambroz. Mit 17 Illustrationen.) 

24. Uplny katolicky kancional. Od P. PI. J. Mathona- 

Gewiss ein schones Bild reger Thatigkeit. Die genannte Buch - 
druckerei, alien Erfordernissen der Neuzeit gemass auf das zweck- 
massigste ausgestattet, sei bei dieser Gelegenheit alien Interessirenden, 
insbesonders unseren Ordensbriidern bei prompter Bedienung und 
billigsten Preisen auf das Nachhaltigste empfohlen. M. K. 



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— 287 — 

Corrigenda. 

8. 133, Bd. 2 des vor. Jahr., soil es (nach einer giitigen Mittlieilung des 
H. A. L.) bei Abt Ansel in Godin heissen: aus Rettenberg oder wohl richtiger 
aus Ampezzo in Tirol. — S. 140 Heft 3. Z. 12 v. o. lies: in Trier n 1253; 
ibid. Z. 14 v. u.: Stadtbibliothek und der bei Wyttenbach; 8. 145, Z. 11 v. u.: 
spectabant; 8. 149 Z. 9. v. ob st. sic scilicet lies: ne scilicet; Heft 4. 8. 379 
lies Wolfelum statt Wolfetum; 8. 381. Z. 5. v. u. lies coin i tat us. 8ollte una 
bei aller nur erdenklichen Sorgfalt, die der Corrector zugewendet wird, (die 
grosseren Artikel der 1. Abt besorgen die Herren Autoren selbst) der Druck- 
kobold, dennoch irgend wo scblecht mitspielen, so bitten wir urn giitige 
Bekanntmachung. FUr die mitunter nach der Schlusscorrectnr noch bei Ver- 
schiebung des Satzes neu auftauchenden Fehler kann uns begreiflicher Weise 
Niemand verantwortlicb machen. 

Die Redaction. 



Correspondenz der Redaction. 

Pf. Oberm. in H. Zugesagtes noch nicht eingetroffen. — Seer. d. 8. 
Pajilus V. in Fr. Bisher verg. erw. — Ph. BiJh. in M. Konnen wir ttber 
weit Erf. ber. ? — Dr. L. in Gr. Aus R. von C. H. noch i miner keine 
Antwort. Verwenden 8ie sich in fragl. Angel. — Dr. H. Redact d. Rott. 
Past. Wollten Sie auch die angek. Beil. v. Neuj. an schicken? — Pfarr. 
Aign. in B. Bitte urn L8s. d. mir unv. Riithsels; warte s. Oct. auf Antw. 
— Def. Diel. in R. Fur Rh. w. noch immer kein PI. zu gew. — PI. H. 
in Delle. Alles erhalten, w. gut aufbew. u. benlltzt, an Lind. borichtet. — 
P. Hager in Norwood. Expr. nicht angek. Bitte urn nochmal. Vermittl. in 
Neu Mursia — auch timb. post. — O. G rash, in D. Wfthlen Sie aus R. 
Verz. rechtzeitig. — Dr. Sams. Wie steht es rait d. an H. gericht Ges. w. 
Rec. Er. — haben wir Hoff.? — A. Sch. in S. Vincent. Liturg. Art. allzu 
schwach bef. ; darf ich Festber. erwarten? uns. Grat. leider versp., flir Einl. 
dankend. — Bernh. Sch. in Sch. Ihr. W. entsprochen, beehren S. u. afters 
m. Beitr. — Red. d. Corr. Bl. in Kl. Durch heut. ihr. Int. wohl am best, 
cntsp. Zum angez. Br. konnte. ich n. im. nicht kommen. — M. Gander in 
Disentis. Ms. erhalten. Ansicht spater nach Durchsicht -- L. W. in 
Mehrerau. Gedulden Sie sich noch bez. Trith. ein wenig; Schr. daritber 
demnachst. -— Dr. Braig. Wir rechnen auf ihre Zusage. B. M. in 8. 

Meinrad. Alles erhalten u. best vorwerthet f. komm. Heft. Ihr. Wunsche 
entsprochen. — Pflugb. in Stub. Erkl. erhalten. Mittheilung nachstens. — 
A. D. in Gottw. Sji Platz in H. II. reserv. bleib.? — H. in Afligh. 
Im tolg. H. sicher. •- Ver. Vedder in Daila. Durch gleichzeitig erhaltene 
Broschiire Uberholt, brieflich nnberes - Staeff in Buk. Karte erh., wohl 
anch E. H., weitere Verst. brieflich. — A. in Te gel en. Karte eingelangt, Brief 
in ftffentl. Form erwtlnscht falls Ihre luteressen gef<)rdert werden sollen. — 
Piolin Solesmes. Traduites deja en latin toutes les notices, pre'par^es 
pour numero II. Merci! - Plaino, S. Domingo. Si adviene hasta al tin de 
Febrero, pubricacion en numero II., promeaa. Otime salut. — Montserrat. 
Inviamo el numero de ahora a buena aventura, pidamos de comandar (hacer 
venir) y nueva de D. Ramiro dal cual la nuestra Corresp. italiana no sabe 
nada. — Rainers in P. Recn la brochure, merci; S 1 annoncer pour le pro- 
chain nume'ro au plus long jusque vers la fin de feVrier. — L. a Grignon. 
La chose desire'e Vous Tavez bien recue? Qu 1 en est il de la Ruche point 
d' espoir pour echange? — M. delT Oro. Per disgrazia, dimenticato di scri- 



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288 



vere a Subiaco, per dir meglio, di fieri to, fincho dopo aver ricevuto i di Lei 
due quaderni fu troppo tardo. Par lettera piu a Geoova. — G. Dolan Bath. 
Necrology arrived now from other sid«. Pray to send Down. R. also for 84 
and literary notice* coao. book* of "English tongue. — P. T. M. Rev. Confr. 
and Readers in America With the next year we shall open a particular 
rubric for all reports belonging our order in A.; and beg 1 therefore a good 
support of our Brethren by communications. As a printed source we have for 
that, by the kindness of the Right R* Archabbot of S. Vine, the „ Baltimore 
Zettung* at our disposition. — 

Allen unseren Correspondenten, Mitarbeitern und Gdnnern wiinscht vom 
Herzen an : eln Wahrhaft segensrelChes gnaDenVoLLes VnD gLVCk brlngen- 
Des neVes Iahr. Die Redaction. 



Eingesendet. 

Der Bibliothekar der 8. Meinrads-Abtei in Nord-Amerika orsucht alle 
hochw. Rectoren der Stndienanstalten, die von Benedictinern geleitet werden, 
um gutige Mittheilnng der Programme, resp. Jahresborichte der bez. Studien- 
austalten. Der Catalog des S. Meinrads-Colleg steht rait Vergnligen zum 
Austausche bereit. J. Bed a, Bibliothekar. 



Correspondenz der Administration. 

Wir bitten zu beachten, dass die Nr. der Adressschleifen vielfach geaudert 
werden mussten. Dies vorausschickend quittiren wir den Empfang dor Praeu.- 
Gebilhr fur den V. Jahrgang 1884 nachfolgenden P. T. Abonnenten : 

Nr.: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 
22, 26, 29, 30, 33, 34, 37, 41, 43, 45, 46, 47, 49, 52, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 
61, 62, 63, 64, 65, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 87, 88, 96, 97, 100, 101, 102, 
104, 106, 107, 1Q8, 109, 110, 111, 112, 115, 117, 118, 120, 137, 139, 143, 
147, 149, 150, 151, 152, 153, 159, 168, 171, 173, 174 (V 3 Jahr), 175, 176, 
177, 178, 180, 183, 204, 205, 206, 208, 223, 229, 241, 262, 263, 278, 284, 
290, 295, 300, 305, 314, 319, 322, 331, 333, 341, 346, 357, 378, 385, 393, 
411, 428, 439, 440, 453, 463, 485, 140, 369, 427, 442, 455, 458, 490, 492. 

Unsere vielen Forderungen flir friihere Jahrgfinge mttssen wir fortan 
mit alien gesetzltehen Mitteln beheben. Wo diese vergeblich geworden, haben 
wir die weitere Zusendung eingestellt und werden dies in kiinftiger Nummer 
zur offentlichen Kenntniss briugen. 

Die Administration der „Studien. tt 
Sthluss am 31. December 1883. 

I. O. G. D. 



^^- 'smY ~j>m 






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STUDIEN 



UND 



MITTHEILUNGEN 

AUS DEM 

BEHBDICTDIER- UND DEI CISTERCIERSER-ORDEH 

MIT BESONDERER BEROCKSICHTIGUNG DER 

ORDENSGESCHICHTE UND STATISTIC 



ZUR BLEIBENDEN ERINNERUNG 

AN DAS ORDENS-JUB1LAUM BEGRttNDET UND HERAUSGEGEBEN 

VON 

MITGUEDERN, FREUNDEN UND GONNERN. 



HAUPT-REDACTEUR 



P. MAURUS KINTER, 

O. S. B. 

8TI*T8-ARCHIVAR ZV RAIGERN. 



*+% V. Jahrgang. — I. Band. 2. 



WORZBURG 1884. WIEN 

LEO WOERL ,8CHKR BUCH- UND AGENTUR VON LEO WOERL, 

KJRCHL. KUNSTVERLAG. I., SPIEGELGASSE ia. 

Droekd. R*2g«r««r B«n«HctInM--Bocfednscl(«r«i ta Brflnn. - In 8«lb«tY«rliiff«d. ItanttUctintr- u. CI«t«rrt«t»*«ronl*y-. 




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BENEDICTS ATQVE CISTERCIENSES 
YNAMMES VIRIBYS SVIS LABORANT. 



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I. Abtheilung : Studien. 



Der heilige Abt Odilo von Cluny in seinem Leben 

und Wirken. 

Von P. Odilo llingholx, O. S. B., Capitular des Stlftes MarU-Kinsiedeln (Schweiz). 
(Fortaetzung aus Jahrg. V., Heft 1, S. 1—36.) 

Im Eingange spricht Benedict VIII. davon, dass- der Stifter 
Oluny's mit dem apostolischen Stuhle, dem romischen Kaiser, den 
Konigen von Frankreich und Burgtind bezuglioh der Exemtion 
der jungen Stiftung unterhandelt babe und dass diese Niemanden 
unterworfen sei und ausser Gott, dem hi. Petrus und dem Papste 
Niemanden Etwas schulde. Diese Freiheit sei von alien seinen 
Vorgangern, von der Griindung Cluny's an bis auf ibn und von 
alien betreffenden Fiirsten fur Gluny und dessen Eigenthum in 
Burgund, Aquitanien und der Provence, fur dessen Kloster, Zellen, 
bebautes und unbebautes Land schriftlich bestiitigt und bekriiftigt 
worden, und zvvar mit dem Wunsche, dadurch den Monchen den 
Dienst Gottes und die Uebung der Niichstenliebe zu ermoglichen. 
Dies hatten sie auch mit der Gnade Gottes, mit Hilfe des 
apostolischen Stuhles und der umwohnenden Leute bis jetzt 
getreulich gethan. Nun habe er aber in Gegenwart des Konigs 
Robert von Frankreich und seiner Grossen 40 ) und auf die Klage 
einer Gesandtschaft des Abtes Odilo vernommen, dass habgierige, 
bose Menschen wiithend die Besitzungen Cluny's angegriffen, dessen 
Vermogen und das anvertraute Gut der Armen geraubt haben, 
so dass die Monche vielfach geiingstigt und gequi'tlt den (iottes- 
dienst, die Armenpflege und die Gastfreundschaft gar nicht mehr 
gehorig, wie friiher, besorgen kimnten. Weil aber in diesem 
Kloster immerwiihrend das Gebet, die Feier der hi. Messe und 
Almosen fur den Bestand der Kirche und fur das Hejl und die 

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— 290 — 

Ruhe aller lebenden und abgestorbenen Glaubigen stattfinden, so 
gereiche seine Schiidigung zum gemeinsamen Nachtheile Aller. 
Obwohl also alle Glaubigen mit den geangstigten und gequiilten 
]\I6nchen Mitleid haben und ihnen helfen miissen, so habe doch 
vorzliglich er, dem ja nach Gott und dem hi. Petrus die Sorge 
fur das Kloster obliegt, die Pflicht diesem Hilfe und apostolischen 
Trost zu spenden. 

Nach dieser Begrundung, warum gerade der apostolische 
Stuhl fur Cluny einstehen musse, fiihrt Benedict die Hauptschiidiger 
Cluny's mit Namen auf. Obenan steht ein gewisser lldinus. ein 
grundsclilechter Mensch, der nicht allein die Guter des Klosters 
und seiner Angehorigen an sich reisst, sondern in seiner heuchleri- 
schen Schlechtigkeit iminer Genugthuung verspricht und selbst vor 
Gericht das Kloster immer tiiuscht und sein Gespotte mit ihm 
treibt. Die anderen sind folgende: Wichard von Beaujeu,* 1 ) welcher 
die Kirche zu Trade bei Monsol sammt Zugehor an sich gerissen 
hatte. Bernard von Riotier, Hugo von Montpont und seine Frau 
Arilina, welche die Herrschaft von Laize widerrechtlich an sich 
gebracht liatten, wie sie zuerst Graf Leotald von Mstaon und 
dann der fromme Ritter Milo dem Kloster geschenkt hatte. Falco, 
der Nefle des Clerikers lterius und sein Bruder nebst ihren 
Gesellen, welche die Herrschaft Oudelles in der Diocese Autun 
mit allem was dazu gehort fur sich genommen batten. Warulf 
von Brancion (ein Nachbar Cluny's) und sein Bruder der Propst 
Walter von St. Vincenz zu M&con, die dem Kloster feindlich waren 
wegen eines Gutes, das Bischof Leobald von Macon, ihr Oheim, von 
dem Kloster zu Lehen hatte und wegen eines andern, das er vor 
seinem Tode zuriickgab. Durand und Aimin von Ghandieu, Girard 
von Centarben (in der Dauphin^), die mit Cluny stritten wegen 
des Besitzes von Villefontaine. Robert von Jle, der die Schankung 
eines gewissen Bernard wegnahm. Dann erwiihnt Benedict noch 
andere (obne ab(T sie mit Namen zu nennen), die dem Kloster 
feindlich waren wegen der Herrschaft Sarrians, und solche die 
Anspruch machten auf die Einkiinfte der Herrschaften V r alensolle^ 
Tullette, Piolenc und anderer. 

Am Ende dieses Sundenregisters bemerkt er, es wiirden noch 
andere unziihlige Schadiger des Klosters zu nennen sein, wenn 
ihre Aufzahlung nicht allzuweitlaufig ware. 

Diese ungerechten Verletzer des Klostergutes ermahnt nun 
Benedict, sie sollen doch Verstand annehmen, mit ungerechter 
Bedriickung einhalten und das Genommene zuri'ickerstatten. Er 
fordert sie auf, diese Genugthuung in dem Zeitraume von Erlass 
der Bulle (1. Sept.) bis zum Feste des hi. Michael (29. Sept.) 
zu leisten, dann wiirden sie von Gott, dem hi. Petrus und ihm 
Verzeihung erlangen. Verweigerten aber sie die Genugthuung und 



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y r m ^ ■ 



291 



verharrten sie in ihrem Ungehorsame, dann wiirde sie die Strafe 
der Ausschliessung aas der Kirche und alle Fliiche treflen, die im 
alten und neuen Testamente enthalten sind. 

Den Bischofen, an welche er die Bulle richtete, befiehlt er 
kraft seiner apostolischen Autoritat, sie sollten, seinem Spruche 
gehorsam, gleichfalls alle Verletzer der Klostergiiter exeommuniciren 
und auch ihren Priestern und Klerikern solches l)efehlen. Sollte 
aber wider Erwarten Jemand von ihnen sich nicht gehorsam cr- 
weisen, so droht er einem solchen mit dem gottlichen Gcrichte. 
/.urn Sehlusse wendet sich der Papst an alle Grafen und 
Miichtigen Burgund's, Aquitanien's und der Provence, besonders 
an Otto Wilhelm und dessen Sohn Rainald von Burgund, an Graf 
Hugo von Ch&lon, Graf Otto von M&con, an die GrUfin Adelheid 
(Blanche) Witwe des Herzogs Wilhelm 1. von der Provence, an 
Gr&Iin Gerbega die Tochter Otto-Wilhelm's und Gemahlin Herzog 
Wilhelm's II. von der Provence, an den Vicecomes Wigo und 
dessen Bruder Wilhelm, ferner an Odulrich und Ansold. Diese 
fordert er auf Cluny zu vertheidigen und zu schutzen, wofiir er 
ihnen seinen apostolischen Segen und Verzeihung ihrer Sunden 
verspricht. Wtirden sie es vernaehliissigen, so wtlrden sie nicht 
nur einer so grossen Wohllhat beraubt werden, sondern mlissten 
dazu noch iiber ihre Macht, die sie von Gott zur Vertheidigung 
der Glaubigen empfangen haben, beim letzten Gerichte ohne 
Zweifel Rechenschaft ablegen. 41a ) 

Ob diese Bulle einen guten Erfolg hatte, melden die Quellen 
nicht; sicher ist aber, dass von jetzt an die Angrifle auf das 
Eigenthum Cluny's nicht mehr so haufig erfolgten, sondern mehr 
vereinzelt. Es existirt noch eine Bulle Benedict's VIII., worin er 
den Bischof Stephan von Clermont sehr energisch zum Schutze 
Cluny's mahnt. Er schreibt diesem : »Es ist euch bekannt, dass 
das Kloster Cluny von seinem Stifter der hi. romischen Kirche 
libergeben worden ist, urn es gegen die unersiittliche Gier der 
Weltleute zu schutzen. Deshalb mi'issen wir nach der Regel der 
Herechtigkeit den Schild unserer Vertheidigung erheben, so oft 
dieses Kloster von schlechten Menschen Bedrttckung erleidet. Wir 
wollen, dass Euere Heiligkeit hierin uns behilflich sei die Starr- 
halsigkeit jener zu brechen, welche die dem Kloster geschenkten 
Outer rauben wollen, und wir bitten Euch nicht ein leichtes 
Steinchen, sondern den starksten Bannstrahl gegen jene zu 
schleudern, die mit Ilintansetzung der Furcht des Herrn in frevel- 
liaftem Beginnen sich nicht scheuen die Diener Gottes zu , ; irgern 
und zu betriiben, indem sie deren Eigenthum wegnehmen. Besonders 
aber sollen jetzt die Sohne des Stephan, Tetard und Girbert 
durch dieses Schwert (des Tiannes) getroffen werden, welche das 
Alod an sich gerissen haben, das Erzbischof Amblard von 



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— 292 — 

Lyon Cluny iiberlassen hatte. Bis diese das Alod zuruckgegeben 
haben, sollen sie von Unserer und Euerer Seite durch die Aus- 
schliessung bestraft werden.« 4a ) 

Die ferneren Guterstreitigkeiten wurden meist vor dem ein- 
heimischen Richter oder in gutlicher Uebereinkunft beigelegt. 
So erschien im October 1019 Propst Humbert von Cluny 
mit 4 oder 5 Monchen im Auftrage Odilo's auf einem Gerichts- 
tage in Macon vor Graf Otto und Bischof Gauslin um gegen 
einen gewissen Raculf und eine ungenannte Frau zu klagen, 
welche sich in den Besitz einiger Klosterguter gesetzt hatten. 48 ) 
Vor dem Jahre 1026 bestiitigten ebenfalls Konig Robert und 
sein Sohn Hugo von Frankreich die Schankungen, welche 
das Kloster zu verschiedenen Zeiten erhalten hatte. 44 ) Am 
11. August 1031 kam Graf Otto von Macon, gebeten vom Prior 
Robert nach Cluny in's Capitel und bestatigte die in der Graf- 
schaft Macon gelegenen Giiter Cluny's. Es unterschrieben Graf 
Otto, sein Sohn Gaufred, Wido Sohn des Grafen Gaufred u. a. 45 ) 
Eine gutliche Beilegung fand die Zwistigkeit um ein bei dem 
Hofgute Givriacum gelegenes Landgutchen. Die Parteien, n&mlich 
Abt Odilo einerseits und Aebtissin Elisabeth von Baume les Nonnes 
andererseits kamen im Jahre 1034 auf dem strittigen Gute 
zusammen und verglichen sich in Anwesenheit dreier Aebte, 
des Propstes Rotbert und des Propstes und Decans Girard I. von 
der bischoflichen Kirche zu Langres. 46 ) 

Odilo hatte in seinen Bemuhungen den Besitzstand Cluny's 
zu erhalten und zu heben einen entschiedenen Erfolg. Was sogar 
der heilige Maiolus nicht erreicht hatte, gelang ihm. Im Anfange 
des 11. Jahrhunderts gab Graf Otto-Wilhelm die zwei Cluniacenser 
Besitzungen Amb£rieux und Jully heraus, >nachdem er lange 
Zeit tauben Ohres den Ruf des hi. Maiolus und des Herrn Odilo* 
tlberhort hatte. 47 ) 

Im Jahre 1012, am 20. Mlirz gab Konig Rudolf III. von 
Burgund dem zu Cluny gehorigen Kloster Romainmotier die wider- 
rechtlich entrissenen Giiter zurtick. * 8 ) Vor dem Jahre 1026 
restituirte Graf Otto von Macon die Villa Aniscum und fiigte noch 
Schankungen bei. 49 ) Ebenfalls gaben im Jahre 1036 Graf Wilhelm UK 
von der Provence und seine Gemahlin Lucia die ErbgiUer des 
hi. Maiolus im Bisthum Rez wieder an Cluny heraus. 60 ) Ferner 
machten einige Ritter von Venaissin u. a. das dem Kloster 
zugefugte Unrecht wieder gut. 51 ) 

Aber nicht allein durch die pflichtmilssige Riickgabe wider- 
rechtlich entrissener Besitzthiimer wurde der iiussere Bestand 
Cluny's unter der Regierung des hi. Odilo gesichert, sondern 
unser Abt hatle auch die Freude den Besitz Cluny's gemehrt 
zu sehen, und zvvar durch freiwillige Gaben. 



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— 293 — 

Unter die besonderen WohltMter Cluny's zur Zeit Odilo's 
gehoreu in erster Reihe die hi. Kaiserin Adalheid, 63 ) die Ottonen 
und Kaiser Heinrich II., der Cluny schone Landgtiter im Elsass 
schenkte. 63 ) Nach diesen ist der bedeutendste Gutthttter der 
Herzog Wilhelm V. von Aquitanien. Dieser vergabte im Jahre 
1011 dem Kloster einen Hof mit Kirche, 54 ) im Jahre 1017 be- 
dachte er auf der Riickreise von Rom begrififen bei seinem Auf- 
enthalt in Pavia Cluny ebenfalls mit einer Schankung. 65 ) Das 
bedeutendste Geschenk, das er den Cluniacensern machte, war 
wohl die Munze zu Niort. 6e ) Nach seinem Tode schenkte seine 
Gemahlin Agnes die ganze Mi'mze zu St. .lean d'Angely nebst 
den Einkunften der Villa Molgong. Als Gegenleistung verlangte 
Agnes, dass ihr Name in das Messbuch eingeschrieben und fur 
sie gebetet werde. Die Schankung beider Munzen bestatigte spilter 
Herzog Wilhelm VI. 67 ) Sogar der arme Konig Rudolf HI. von 
Burgund schenkte um das Jahr 1019 die Kirche St. Rlaise aux 
Liens in der Grafschaft Genf 6 *) und nach dessen Tode vergabte 
seine Witwe Ermengard zwei Mansen. 69 ) Unter den Bischofen 
nennen wir als Wohlthilter Cluny's hier einstweilen die Bischofe 
Ledbald II. von Macon, 60 ) den Graf-Bischof Hugo von Auxerre, 61 ) 
Bischof Bernard von Cahors. 02 ) Unter den Grafen nennen wir Hugo 
von Dommartin, 6S ) Landricus und seinen Sohn Rainald. 64 ) Amedeus fl6 ) 
und den Vicecomes Archimbald, der vor seiner Reise nach 
Jerusalem Cluny mit Vergabungen bedachte. 66 ) 

Als Schankungs-Gegenstiinde begegnen uns in den Urkunden : 
Kirchen mit ihren Zehnden, Schlosser, Liindereien, Walder, 
Fischerei-Gerechtigkeiten, auch Leibeigene. 

In den thatsachlichen Besitz wurden die Monche oft durch 
Uebergabe eines Zeichens gesetzt, so kamen z. B. im Jahre 1039 
eine Marienkirche sammt dem dazugehorigen Zehnden, Liindereien, 
Walder etc. in der Villa Silviago in der Grafschaft Genf durch 
Schenkung an Cluny. Die Besitzergreifung erfolgte durch Empfang 
des Glockenseiles der betreffenden Kirche. 67 ) 

An die Schankungen waren aber in vielen Fallen gewisse 
Bedingungen geknupfl. So z. B. die Aufnahme in die Gebets- 
gemeinschafl der Briider, 68 ) die Aufnahme in das Kloster als 
Mitglied, das Begrabniss in der Klosterkirche oder in sonst einer 
zu Cluny gehorigen Kirche. 69 ) Die Uebergabe von Landgutern 
geschah auch oft unter der Bedingung, darauf ein Priorat oder 
eine Zelle zu grunden. In manchen Fallen wurden gewisse Rechte, 
z. B. Nutzniessung fur Lebenszeit oder das Patronat uber die 
Kirchen fur die Geber und deren Nachkommen vorbehalten. 

Um die Besitztitel der G liter zu sichern und um ferneren 
Streitigkeiten dadurch moglichst vorzubeugen, gab Odilo gegen 
Ende seines Lebens den Befehl die vorhandenen Urkunden, die 



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— 294 — 

ja einzeln leieht verloren gehen konnen, in ein Buch zusammen- 
zuschreiben. 69a ) Mehrere Schreiber nahmen zu gleicher Zeit die 
Arbeit in AngrifT, indem der erste die Urkunden des Abtes Berno, 
der andere die des Abtes Odo, der dritte die des Abtes Aymard, 
der vierte die des Abtes Maiolus abzuschreiben begann. Diese 
vier Bestandtheile, die erst lange nach Odilo's Tod. niimlich ia 
den ersten Jabrcn des 12. Jahrbunderts vollendet wurden, bilden 
das Cartularium A oder Nr. 2 der jetzigen Stadtbibliothek zu 
Cluny und entbalten 1300 Urkuodenabsehriften und auch eine 
jiusserst kurze aber werthvolle Cesehichte der Aebte von Cluny, 
deren erster bis zum .lahre 1049 reichender Theil von einem 
Zeitgenossen des hi. Odilo geschrieben ist. 70a ) Die Abschrift der 
Urkunden Odilo's (an Zahl 804) und die seiner zwei Nachfolger 
wurde am Ende des 11. Jahrhunderts begonnen und bildet das 
Cartularium B oder Nr. 3 der Stadtbibliothek zu Cluny. 70 ) 

Withrend der Feindseligkeiten gegen den Besitzstand Cluny's 
geschah ein literarischer AngrifT gegen das Ansehen, welches 
Odilo und sein Kloster genoss. 

Der Bisehof Adalbero von Laon, ein Mann zweideutigen 
Charakters, schrieb niimlich gegen Ende des 10. oder Anfang des 
11. .lahrhunderts fur den Konig Bobert von Frankreich ein Gedicht 
in 430 schlechten Hexametern, urn ihm auf allegorische und 
ironische Weise auseinanderzusetzen. was nach seiner Ansicht 
in Frankreich und den anstossenden (lebietcn libel stande, wobei 
er diese (lelegenheit bentitzte solchen, denen er nicht giinstig 
gesinnt war, cinen Hieb zu versetzen. 71 ) Hauptsjichlich von Vers 
110 — 165 spricht er von Odilo und dessen Monchen, weiss aber 
an ihnen nichts anderes zu riigen als lmufigc Beisen und sucht 
sie liicherlieh zu machen, indem er ihnen vorwirft. sie trjiten 
ihre Beisen in kriegerischer Btlstung an, die sie aber auf ganz 
verkehrte Weise anwendeten. Aus der ganzen Schilderung luhlt 
man den verbissenen Aerger des Adalbero fiber Odilo und dessen 
Monche leieht heraus. Hiitte er auch nur das geringste wirklich 
Nachtheilige uber unsern Abt und dessen Monche aussagen konnen, 
gewiss hiitte er es getban. 

Eines aber konnte Adalbero nicht verwinden, dass niimlich 
sogar Bischr>fe und Cirafen und sonst hochgestellte Bersonlichkeiten 
die Welt verliessen und den Tienedictiner-Habit in Cluny und den 
Cluniacenser Jilostern nahmen und als einfache Monche lebten. 7a ) 
Es ist wahrscheinlich, dass der Pamphletist seinen literarischen 
Angriff noch durch Feindseligkeiten gegen Cluny verstarkte, indem 
er die Monche dieses Klosters excommunicirte. 73 ) 

Auch gegen diesen AngrifT ubernahm ein Papst die Ver- 
theidigung, namlich Johannes XVIII., und zwar auf Verwenden 



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— 295 — 

des deutschen Kaisers Heinrich II. Johannes richtete im Jahre 1005 
an Odilo eine Bulle, worin er auf dessen Bitten alle Guter Cluny's 
sowie die vollsUindigste Unabhfmgigkeit des Klosters von den 
Bischofen erklllrt und bestimmt, dass kein Bischof die Cluniacenser 
exeommuniciren diirfe. Ausdrucklich sagt alsdann der Fapst : 
Cluny soil der Schooss der Barmherzigkcit, der I la fen der From- 
migkeit und des Heiles sein fur alle diejenigen, welche sich 
dorthin wegen ihres Seelenheiles zuruckziehen. Es soil dort 
einen Platz haben der Gerechte, ohne dass der Ungereehte, der 
Basse thun will, zuruckgestossen werde. Es soil den Unschuldigen 
die gegenseitige briiderliehe Liebe gewuhrt werden. ohne den 
Bosen heilsame HofTnung und Verzeihung vorzuenthalten. Wenn 
ein mit dem Kirehenbann Belasteter nach Cluny koinme urn sieh 
ein christliehes Begriibniss auszuwirken, oder seines Heiles oder 
sonst eines Nutzens wegen, so soil er durchaus ni<tht von der 
Verzeihung und ersehnten Barmherzigkcit ausgeschlossen. soudern 
wohlwollend behandelt werden, dass es zu seinem Heile gereieht ; 
denn es sei gereeht, dass in dem Hause der Frommigkeit sowohl 
dem Gerechten die heilige, briiderliehe Liebe geboten als auch 
dem zur Busse kommenden Sunder das Heilmittel der Verzeihung 
und seines Seelenheiles nicht versagt werde. 

Nach dieser Zurllckweisung der Angrifle AdalbenVs. dessen 
Namen aber in der Bulle nicht genannt wird, bestiitigt Johannes 
noch die freie Abtwahl. 7 *) 

Trotz der Bemuhungen der Papste Cluny zu sehi'itzen, trotz 
der wiederholt klar und deutlich ausgesprochenen und bestiitigten 
Freiheiten des Klosters wurde doeh im Jahre 1025 ein Schlag 
gegen dasselbe gcwagt, der, weil nicht gegen einzelne Besitzungen 
oder Bechte sondern gegen dessen Unabhfmgigkeit und Frei- 
heiten gefuhrt, geeignet war die Wirksamkeit Cluny's zu l&hmen, 
ja dieses selbst ganz brach zu legen und mit der Zeit allmlilig 
zu Tode zu quiUen. Dieser Schlag musste Odilo um so mehr im 
tiefsten Gefiihle verletzen, weil er von einem Bischofe ausging, 
dem nebst den vielen andern Benedict VIII. den Schutz Cluny\s 
dringend anempfohlen liatte und der selbst fruher dem Kloster 
sich wenigstens Uusserlich wohlwollend gczeigt hatle. 7 * a ) 

Im Jahre 1025 hielten drei Metropoliten, niimlich die Erz- 
bischofe Burchard von Lyon, Burchard von Vienne und Amiro 
von Tarentaise, ferner die Bischofe Helminus von Autun, Gauslen 
von Mftcon, Gaufrid von Chalon, der Graf-Bischof Hugo von 
Auxerre, Guigo von Valence, Humbert von Grenoble, Azibald von 
Uz&s, Anselm von Aosta und Urardus von Maurienne in der 
Kirche des hi. Bomanus zu Anse bei Lyon eine Synode. Hier 
beklagte sich Bischof Gauslen von Macon, in dessen Diocese 
Cluny lag, iiber den Erzbischof Burchard von Vienne, dass dieser 



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— 296 — 

ohne seine, als des Diocesanbischofes, Erlaubniss und Zustimmung 
gegen die Bestimmung der Canones in Cluny Monche geweiht 
habe. Der Erzbischof von Vienne berief sich auf Odilo, der bei 
dieser Synode anwesend war, dieser hiitte ihn zu Ertheilung der 
Weihen veranlasst und sei deshalb auch jetzt verpflichtet seine 
Vertheidigung zu tlbernehmen. Odilo und seine Monche ver- 
theidigten sich mit Berufung auf die ihnen vom apostolischen 
Stuhle ertheilten Freiheiten und Privilegien, dass sie keinem 
Bischofe unterworfen und das Becht haben die Weihen von 
jedem beliebigen Bischofe vornehmen zu lassen, und wiesen zum 
Beweise dessen ihre zahlreichen papstlichen Exemtionsbullen vor. 
Diesen Urkunden stellten aber die anwesenden Bischofe die 
Canones des Concils von Chalcedon im Jahre 451 75 ) und andere 
Bestimmungen entgegen des Inhaltes: Die Aebte und Monche 
sollen den Bischofen ihrer Diocese untergeben sein und kein 
Bischof solle in (ier Diocese eines anderen ohne dessen Erlaubniss 
die Weihen ertheilen oder sonstige Amtshandlungen vornehmen. 
Hierauf erkliirten die Bischofe die piipstlichen Privilegien Cluny's 
ftir ungiltig, weil sie nicht allein mit den kanonischen Bestimmungen 
nicht iibereinstimmten, sondern sogar ihnen entgegengesetzt seien, 
und sagten, es konne Odilo vom beklagten Erzbischofe von Vienne 
nicht als Vertheidiger angerufen werden. Burchard von Vienne 
fugte sich dem Synodalspruche und versprach als Genugthuung 
seinem Ankliiger dem Bischofe Gauslen von Macon jahrlich, 
solange beide am Leben blieben, zur Zeit der vierzigtagigen 
Fasten eine hinltingliche Quantitiit Oel zur Bereitung des hi. 
Chrisma zu liefern. 76 ) 

Hiemit war Odilo und seinem Kloster der erste bedeutende 
Schlag versetzt, der zwar dem Anscheine nach nur gegen Burchard 
von Vienne gerichtet, doch mit einemmale auf widerrechtliche 
Weise die papstlichen Briefe zu Gunsten Cluny's als ungttltig 
erkl&rte. 

Was that der damalige Papst. Johannes XIX.? DasVerfahren 
genannter Bischofe war nicht bios widerrechtlich, sondern schloss 
auch ein ganz aufTallendes Missachten des papstlichen Ansehens 
in sich und war geradezu schismatisch. 

Der Papst erliess in dieser Angelegenheit mehrere Bullen 
und zwar die erste an den Konig Bobert von Frankreich. Er 
beklagt sich, dass in dieser Zeit, wo die Liebe Vieler erkalte 
die Ungerechtigkeit aber zunehme, vielerorts nicht allein von 
solchen die der Kirche feme stehen, sondern sogar auch von 
jenen, welche bisher ftir Sohne der Kirche galten, die Kirche 
verwirrt, der Ordensstand verachtet, Frommigkeit und Gerechtigkeit 
entehrt, die apostolischen Privilegien und auch die koniglichen 



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— 297 — 

Verfiigungen der Hauptsache nach ehrfurchtslos vernichtet 
werden. 

Es sei deshalb Pflicht des Konigs zu wachen, dass in seinem 
ihm von Gott anvertrauten Reiche der katholische Glaube er- 
halten bleibe, der hi. Ordenssland gegen die Feinde der Wahrheit 
den Sieg erringe imd der heilige Brauch der friiheren Vater 
unverletzlich bleibe, damit dadurch die Treue des Konigs belohnt 
werde und die Ergebenheit seiner Unterthanen zum Wachsthume 
der Tugenden immer mehr Fortschritte mache. Hiefur mttsse 
nicht bios der Papst sorgen, dem das Hirtenamt anvertraut ist, 
sondern auch der Konig, dem der iiussere Glanz und die konig- 
liehe Macht ilbergeben ist. 

Der Papst fahrt weiter, er konne es nicht ohne grossen 
Schmerz sagen: einige von des Konigs Bisehofen seien durch 
Simonie zu ihrer Wiirde gelangt, diesen gentlge es nicht das 
ungerecht Erworbene mit Hintansetzung des Ordensstandes in 
weltlieher Ueppigkeit zu verschwenden, sondern sie wagen es 
auch diejenigen Kloster, welche von den Stiftern testamentarisch 
allein der Gewalt der romischen Kirche iibergeben sind, zu 
ihrer eigenen Verdammniss zu schiidigen und deren Giiter zu 
eigenera schlechten Gebrauche anzuwenden. Diese Menschen 
wollten das Haupt zerstoren, wiihrend sie die Glieder davon zu 
trennen versuchen und diejenigen, die der Papst wie Haus- 
genossen haltet, 77 ) unaufhorlich durch Ungerechtigkeiten und 
Schmach ermuden, indem sie in ihrer ganzen Erbarmlichkeit 
nicht verstehen wollen. dass die Erlasse des heiligen Stuhles mit 
kindlicher Treue von den S5hnen der Mutter, der Kirche, so auf- 
zunehraen und zu verehren sind, dass sie als Richtschnur der 
Canones von ihnen ohne jegliches Bedenken anerkannt werden. 
Niemand diirfe die Erlasse desjenigen bemakeln, noch tiber das 
Urtheil desjenigen richten, der das Recht hat liber die ganze 
Kirche zu richten. 

Nachdem der Papst noch bemerkt hat, dass das Urtheil des 
Kirchenoberhauptes durch den hi. Petrus Kraft und Ansehen 
bek6mmt und dass nach dem Ausspruche des hi. Papstes und 
Kirchenlehrers Leo der hi. Petrus die Ungehorsamen bestraft, 
schliesst er seine energische Bulle mit folgenden Worten: »Wir 
wollen die Wuth und den Uebermuth soldier Menschen von 
unseren Klostern und hauptsachlich vom Kloster Cluny, das in 
ganz besonderer Weise unser eigen ist, entfernen, auch wollen 
wir durch apostolische Gewalt unserm liebsten Sohne Odilo und 
seinen Nachfolgern dieses Privilegium ausstellen, das wir euch 
desshalb mit diesem Schreiben zusenden, damit es vor euch, 
euern Bisehofen und Grossen vorgelesen, durch koniglichen Befehl 
nnd Ansehen bestarkt und bekriiftigt werde, so dass kein Bischof 



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/ 



— 298 — 

oder Furst gegen diese apostolische Bestimmung je seine Stimme 
zu erheben oder zu murren wagt, damit er niclit vom apostolischen 
Banne getroffen die Strafe strenger Vergeltung biissen muss und 
als Uebertreter des koniglichen Gebotes mit den Strafen der Holle 
zugleich auch der zeitlicben Gtiter verlustig gehe.« 78 ) 

Mit dieser Bulle an den Konig Robert schickte der Papst 
auch eine an Odilo, worin er den Besitz und die Rechte Cluny's 
neuerdings bestatigt. 

Die dritte Bulle gait dem Bischofe Gauslen von M&con. 
Diese hat ungefa.hr folgenden Wortlaut: 

>Das Haupt der ubrigen Kirchen, niimlich die hi. romische 
Kirche, der wir mit Gottes Hiilfe vorstehen, ertftigt die Schmach, 
die ihr zugefiigt wird urn so schwerer, je naher der ihrer Einheit 
zu sein scheint, von dem ihr diese zugefiigt worden ist. Seitdem 
du zur bischollichen Ehre gelangt bist, schienst du ein Sohn und 
Schtiler der romischen Kirche zu sein und wurdest von uns und 
unsern Vorfahren in hohem Grade fur einen solchen gehalten. 
Jetzt aber bist du, wir wissen nicht durch welche ungewohnte 
Keckheit verleitet, von unausloschlicher Begierde entbrannt, 
widersetzest dich deiner Mutter und erhebest gegen uns, die wir 
durch die Verdienste des Apostels Petrus dein Lehrer sind, die 
Ferse, indem du das Kloster Gluny beunruhigst, das doeh fast 
sammtlichen Nationen an Heiligkeit vorleuchtet. das durch 
apostolische Privilegien gestiUzt, jeder Gewalt entzogen und einzig 
dem Gerichte der Apostelfursten und seiner Stellvertreter vor- 
behalten ist. Auch den sogar den Unglaubigen verehrungswurdigen 
Vater und Herrn, den Abt Odilo greifst du ohne Ehrfurcht an, die 
in Cluny weilenden Briider, welche die zeitliche Buhe wiinschen 
um die ewige zu erlangen, beunruhigest du und strebst darnach 
die apostolischen Privilegien zu vernichten. Dies nehmen wir so 
auf, als wenn du sogar unsere Glieder zu zerstreuen suchtest, 
was ohne dein Verderben nicht sein kann. Du bist nun gewarnt, 
hab' Sorge fur deine Seele. Lass uns unser einziges Kloster, damit 
du nicht durch unsere apostolische Gewalt unserer Gemeinschaft 
verlustig gehest, wenn du an Cluny gegen unsern Willen Theil 
haben willst. Wenn du aber aus gent'igender Ursache gegen dasselbe 
aufgebracht bist, so rufe unser (iericht an, unter welchem allein 
es zuversichtlich bleibt, wir gestehen namlich Niemanden ein 
voreiliges (iericht zu und werden es sowohl gegen dich als auch 
gegen alle schutzen.» 79 ) 

Um den Biscliof (iauslen noch weiter zu bewegen 
seine ungerechten Anspri'iche auf Cluny aufzugeben, erliess 
Johannes XIX. auch eine Rulle an dessen Metropoliten Erzbischof 
Burchard von Lyon. Diese Bulle, die vierte in dieser Ange- 
legenheit lautet: 



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ncrr 



— 299 — 

>Um euern Suffragan-Bischof Gauslen von Mftcon, der gegen 
die apostolisehen Privilegien die Vornahme der Weihen in Cluny 
an sich zu reisaen sucht, ist es uns sehr leid, um so melir desshalb, 
weil er schon durch sein Verlangen darnaeh der Excommuni- 
cationen so vieler Piipste schuldig geworden ist. Da wir erfahren 
haben, dass ihr aus Liebe zum hi. Petrus, (lessen besonderes 
Kloster Clufty ist, dieses begiinstigt habet und es noch thuet, 
sagen wir euch unsern Dank, il'igen den apostolisehen Segen 
hinzu und bitten euch es ohne Unterlass zu thun. Wir ersuchen 
euch auch dem Bischofe zu untersagen, wie wir es bereits durch 
unser Schreiben gethan haben, die Vornahme der Weihen oder 
irgend ein Recht in unserm Kloster zu begehren, er konnte sonst, 
\vahr.end er dieses auf ungerechte Weise anstrebt, auf die wieder- 
holte Klage solcher Vater 80 ) der apostolisehen Gewalt beraubt 
w r erden, was fUr ihn wegen seines Ungehorsams recht und 
billig ware.* 81 ) 

Was Gauslen auf die energische Vermahnungen hin that, 
ist unbekannt. Jedenfalls vvaren die Cluniacenser noch nicht 
beruhigt. Auch der Bischof Helmuin von Autun excommunicirte 
im Jahre 1027 in einem wegen des Klosters Vezelay entstandenen 
Zwiste die dort weilenden Monche. 82 ) Als Odilo im Mfirz 1027 
zugleich mit dem eben zum Kaiser gekronten Konrad II. mit 
Konig Kanut von Dilnemark, mit K(')iiig Rudolf 111. von Burgund 
und vielen andern geistlichen und weltlichen Fiirsten in Rom 
war, erwirkte er von Papst Johannes XIX. eine Bulle zu (iunsten 
seines Klosters, durch welche dieses >in Anwesenheit des eben 
zum romischen Kaiser erwahlten und gekronten Kimigs Konrad* 
ausdrucklich aller (lewalt der Bisch(')fe entzogen, seine alten 
Freiheiten bestatigt und den Bischofen 4 verboten wurde die 
Cluniacenser zu excommuniciren. 83 ) 

(iegen das Ende seines Lebens hat der Bischof Gauslen 
sein Betragen vollstjindig geandert. Er soil selbst in Cluny als 
Monch eingetreten sein: 8 *) soviel aber ist sicher, dass er nach 
seinem am 8. Juli 1030 erfolgten Tode in Cluny begraben wurde. 
Die demuthigen Monche, welche ihm seine fruheren Feindselig- 
keiten gerne verziehen hatten, schrieben auf seinen Grabstein : 
> Bischof Gauslenus, gehoben von gottlicher Gnade, 
>Schied am achten des Juli von diesem storblichen Leben.* 85 ) 

Aber auch jetzt sollte Odilo und sein Kloster vor den 
Bischofen von M&con noch keine Ruhe bekommen; denn diesen 
Bischofsstuhl l>estieg Walter, ein Mitglied der machtigen Dynasten- 
Familie von Beaujeu. Die Qualereien gingen von Neuem an und 
dieser Bischof suchte sogar unbedeutende Anlasse das Kloster 
zu plagen. So kam unter seiner Regierung (das Jalir ist unbekannt, 
war aber hochst wahrsclieinlich im oder nach dem Jahre 1033) 



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-_ 300 — 

der Bischof von le Puy nach Cluny und weihte dort einen 
Altar. Dariiber heftig erziirnt, schickte Walter einige seiner 
Domgeistlichen zu Odilo, welche diesem die Klage des Bischofs 
wegen des angeblich widerrechtlich geweihten Altares vorbringen 
sollten zugleich mit der Meldung, er werde sich, falls ihm nicht 
Genugthuung hiefur geleistet wiirde, auf jede mogliche Art rachen. 
Hierauf gab Odilo zuerst die Antwort, er habe bei der Altarweilie 
gefehlt, nachher bedeutete er den Abgesandten, sie konnten den 
Altar abdecken, 86 ) oder wenn sie wollten, bis auf den Boden hinab 
zerstoren, 87 ) dann liessen Odilo und seine Monche durch die namlichen 
Gesandten dem Bischof den Tag und Ort, wo sie sich besprechen 
konnten, anzeigen. Als sie dort zusammengekommen waren, gab 
Odilo dem Bischofe, nachdem die Klage vorgebracht und die 
Vergleichung bewerkstelligt war, als Zeiehen der (ienugthuung 
ein zu zehn Pfund gesch&tztes Pferd und zugleich ein prachtiges 
Silbergefass. Nachher luden Odilo und seine Monche den Bischof 
ein das nachstemal in Cluny Monche zu weihen, was sie auch in 
der Folgezeit thaten und was auch der Bischof schon friiher in 
Cluny gethan hatte . . , 88 ) 

Liingere Zeit nach diesem Yorfalle trat Odilo die Reise nach 
M^con an. Nachdem er zuvor in dem Cluniacenser-Kloster zu 
St. Martin 89 ) ubernachtet hatte, ging er am Morgen mit seiner 
Begleitung zu Fuss zur Mutterkirche St. Vincepz. er wollte nfimlich 
mit dem Bischofe und den Domherren im Capitel sprechen. Ein- 
getreten beugte er in ihrer Mitte die Kniee und bat um Ver- 
zeihung, wenn er Etwas gegen dpn Ort und die Bruder begangen 
hiitte. Das ganze Capitel stand aber vor dem so bedeutenden 
Manne auf und horte ihn stehend an. Odilo sammt seinen Monchen 
erklarte sich als Busser, weil er der Kirche (namlich der von 
Macon) als seiner Mutter nicht gehorcht hatte und versprach, 
so lange er noch am Leben sei, sich gegen diese Kirche und ihre 
Vorsteher geziemend verhalten zu wollen. In aller Giite erliielten 
sie Verzeihung, die sie mit Danksagung annahmen. Odilo ging 
in Frieden und Eintracht hinweg der Kirche St. Vincenz und 
den Domherren viele Wohlthaten spendend; denn unter anderm 
uberschickte er dieser Kirche zwei prachtige Teppiche und hundert 
Solidi Casininischer Mtlnze. 90 ) 

So war nun trotz aller Privilegien, trotz dem ausgesprochenen 
Willen des hi. apostolischen Stuhles die UnabhUngigkeit und voll- 
st&ndige Freiheit Cluny's vernichtet. 

VVarum rief Odilo die Hilfe Rom's nicht an? 

Papst Johannes XIX. war bereits gestorben, von dessen 
unwiirdigem Nachfolger Benedict IX. war wohl keine Hilfe zu 
hoffen. Aller Hilfe beraubt wird Odilo gedacht haben, es sei 



Digits 



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— 301 — 

besser in Dehmuth ein Zugestiindniss zu machen als sein Kloster 
dem ganzlichen Untergange preiszugeben. 

Aber einen moralischen Erfolg hatte Odilo doch errungen. 
Bischof Walter begab sich bei herannahendem Alter, um der 
Sorgenlast weltlicher Gesch&fte zu entgehen und sicher innerlich 
•geruhrt von der grossen Demuth Odilo's selbst nach Cluny und 
nahm das Monchsgewand. Er iiberlebte unsem Abt und starb 
naeh dem Jahre 1062. Sein Grab fand er an der Ruckwand der 
St. Stephanscapelle in der grossen Kirche. Im Nekrolog von St. 
Benignus zu Dijon ist der 28. Juli als Tag seines Todes auf- 
gezeichnet. 91 ) 

Nach diesem letzten und erfolgreichen Angrifle auf die 
Selbst&ndigkeit Cluny's erfahren wir von keinem weiteren 
AngrifTe mehr. Noch eine papstliche Bulle ist zu verzeichnen, 
in welcher Clemens II. (1046 — 1047) alien Bischofen, Fursten und 
Grossen Gallieas und Aquitanien's das Kloster und dessen Be- 
sitzungen anempliehlt. 92 ) 

Was wir in diesem Capitel erzahlt haben, davon schweigt 
der Biograph Jotsald. Er gibt aber deutlich zu verstehen, dass 
der hi. Abt viel gelitten hat. Er sagt: »Vielfache Leiden ertrug 
er fur den Frieden der Kirchen, fur den Bestand seiner 
Kloster. fur das Wohl der Niichsten, und unter personlichen 
Gefahren suchte er die Ruhe aller.« ^Und: >0 wie grosse Feind- 
seligkeiten und wie schwere Nachstellungen erduldete seine heilige 
Seele von eigenen und fremden Menschen !« 9S ) 

Die voile Freiheit und urspriingliche Exemtion der Abtei 
wurde erst unter Odilo's Nachfolger im Jahre 1063 wieder 
hergestellt, obwohl kleine Zwistigkeiten noch fortdauerten. 94 ) 
Bischof Drogo von M&con hatte nftmlich Jurisdictionsrechte 
uber Cluny beansprucht. Da bat nun Abt Hugo den Papst 
Alexander II. um Hilfe, welcher seinen Cardinallegaten Petrus 
Damiani nach Frankreich schickte. Zu Ch&lon hielt dieser eine 
Synode, die Urkunden Cluny's, das Testament des Stifters Wilhelm 
von Aquitanien und die Exemtionsbullen wurden verlesen, dann 
schwur Bischof Drogo, er habe die Privilegien Cluny's nicht 
gehorig gekannt, bat fussfHllig um Verzeihung und wurde zu 
einer Busse von siebentUgigem Fasten bei Wasser und Brot 
verurtheilt. 95 ) 



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- 302 — 



Drittes Capitel. 

Die Gestaltung der ..Congregation yon Cluny" unter Odilo. — Ibr Einfluss auf 
Italien — Lothringen — Deutschland und Spanien. 

Im Vorhergehenden war schon einige Male von »Clunia- 
censer-Klostern* die Rede. Das Kloster Cluny war niimlich nicht 
fur sich allein, sondern hatte noch andere Kloster unter sich, 
aus welchen nach und nach die sogenannte Congregation von 
Cluny entstand. Congregation nennt man eine durch gewisse 
Bestimmungen geregelte Vereinigung von Klostern desselben Ordens 
und derselben Regel zum Zwecke der Aufrechthaltung der kloster- 
lichen Ordnung. 

Es gab und gibt Congregationen doppelter Art im Behedictiner- 
Orden ; niimlich Congregationen, in welchen alien congregirten 
Klostern nur ein einziger Abt vorstand, w&hrend die einzelnen 
Kloster von cinem Stellvertreter des Oberabtes geleitet wurden. 
Solcher Art war die eigentliche Congregation von Cluny. 

Zweitens gab und gibt es Congregationen, bei denen jedes 
Kloster seinen eigenen Abt hat, wie z. B. die bursfelder Congre- 
gation, die schwabische, schweizerische etc. Jedoch fuhrt ein 
Abt die Oberaufsicht. 

Beziiglich der Congregationen hat der hi. Ordensstifter 
Benedictus keine Bestimmungen getrofFen, w r ohl aber kann man 
eine, freilich schwache Spur davon in dem Leben und der hi. 
Regel des hi. Benedictus antrefTen. 

Der hi. Papst Gregor erzahlt niimlich im Leben des grossen 
Ordensstifters, dass dieser 12 Kloster mit je 12 Monchen und 
einem »Vater« (Abte) ernchtete, x ) uber welche Kloster der hi. 
Benedictus die Oberaufsicht fuhrte. 2 ) 

Dieses Verhaltniss dieser Kloster war aber zu dem hi. 
Benedictus ein rein personliches und man wiirde ohne hinreichenden 
Or und es als eine Congregation bezeichnen. 

Ferner riiumt der hi. Benedictus im 64. Capitel seiner Regel 
den Aebten die Befugniss ein. wenn in einem benachbarten 
Kloster eine schlechte Abtwahl stattgefunden habe, zum Besten 
dieses Klosters einzuschreiten. 3 ) 

Aber diese Bestimmung gilt nur fur den Nothfall und kann 
also auch nicht fur die Congregation geltend gemacht werden. 

Erst als im Laufe der Zeit viele Kloster von der ursprung- 
lichen Zucht abgelassen hatten, fuhlten die besseren das Bediirfniss 
einer Vereinigung verschiedener Kloster zum Zwecke der Besserung. 
Der hi. Benedict von Aniane war der erste, der im Franken- 
reiche dies zur Ausfuhrung brachte. 4 ) Aber kaum ein Jahrhundert 



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— 303 — 

spater waren in Frankreich, Dcutschland und Italien wieder viele 
Kloster herabgekommen. Besonders im fr&nkischen Beiche hatten 
die alten Benedictinerstifte durch die heftigen K&mpfe der ver- 
schiedenen politischen Parteien und durch die verheerenden Ein- 
briiche der Normannen ungemein viel gelitten, sie wurden oft 
gepliindert un». die Monche vertrieben. So kam es, dass die Synode 
zu Trosle in der Diocese Soissons im Juni 909 von den Klostern 
eine traurige Schilderung rnachen konnte. >Viele von ihnen sind 
zerstort, und in denen, die noch bestehen, herrscht keine Ordnung. 
Kloster der Monche, Canoniker und Nonnen haben vielfach keine 
eigenen Obern mehr. sondern stchen unter fremden Priilaten. 
Ueber viele Kloster herrschen Laien als Aebte, und hausen darin 
mit Weibern und Kindern, Soldaten und Hunden. Die Sitten sind 
verschlechtert, keine Clausur mehr vorhanden und viele Kloster- 
bewohner durch Mangel gezwungen, weltliche Geschlifte zu 
betreiben. 5 ) Es muss besser werden, und dazu sind vor Allem 
wieder rechte Aebte und Aebtissinnen noting, denn durch die 
Canones und die ihnen folgenden Capitularien der Konige vvird 
den Laien alle (iewalt in kirchlichen Dingen abgesprochen. Die 
neuen Aebte miissen die Ordnung wieder einfuhren und festhalten, 
und namentlich zwei MissslUnden steuern, der Prunk- und Putz- 
sucht, die vielfach eingerissen, und dem Umherschweifen der 
Monche ausserhalb der Kloster.* e ) 

Die Besserung nicht bios fur die Kloster Frankreieh's, sondern 
auch bald Italiens und der tibrigen Lander ging von Cluny aus, 
das unniittelbar nach obiger Synode gegrundet wurde. In Cluny 
fanden sich die Vorbedingungen fur eine solche Besserung, niimlich 
die stiftungsgemiisse UnabhUngigkeit von weltlichen und geistlichen 
Fursten, eine grosse Schaar regelrechter Monche mit heiligen und 
heiligmiissigen Aebten an der Spitze, denen gewohnlich eine 
lange Begierungszeit vergonnt war und die Unterstutzung der 
weltlichen Gewalt und des glUubigen Volkes. 

Obwohl man aus dem Testamente Berno's vor dem Jahre 
926 7 ) und der Bulle des Papstes Johannes XI. vom Jahre 932 8 ) 
schliessen konnte, dass schon damals die Griindung einer Congre- 
gation beabsichtigt war, so ist doch dieses trotz der Behauptungen 
vom Gegentheil nicht eben der Fall. 

Der erste Abt von Cluny, Berno, hatte nicht die Absicht 
eine Congregation zu grunden; denn als Graf Ebbo von Bourges 
das Kloster Deols, audi Bourgdieu genannt, stiftete, iibergab er 
es diesem Abte unter der Bedingung, dass die Monche dieses 
Klosters, so lange Berno lebe, unter dessen Leitung seien ; nach 
(lessen Tode sollten sie aber der hi. Begel gemiiss voile Wahl- 
freiheit haben. Berno ubernahm Deols, was er nicht hatte thun 
konnen, wenn er eine eigentliche Congregation hatte errichten wollen. 9 ) 



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304 



Freilich konnte man eine Einwendung machen. Berno hat 
namlich in seinem Testamente Deols seinem Schuler Odo iiber- 
geben gegen die Bestimmung Ebbo's und somit sei dies ein Zeichen, 
dass er doch eine Congregation errichten wollte. Der Grund warum 
Berno das genannte Kloster trotz obiger Bedingung dem Odo 
uberliess, ist uns unbekannt ; jedenfalls ist es mit Zustimmung 
des Stifters, der in Cluny Monch geworden war, geschehen. 10 ) 

Doch ist gerade das Testament Berno's ein Hauptzeuge fur 
unsere Auflassung. In diesem traf Berno die Anordnung, dass 
nach seinem Tode die Kloster Gigny, Baume, die Zelle des hi. 
Lautenus im Gebiete von Autun und noch ein anderes uns 
unbekanntes Kloster 11 *) sein Schuler und Blutsverwandter Wido 
iibernehmen sollte, wahrend er seinem Schtiler Odo Cluny, Massay 
und Deols iibertrug. Diese Vertheilung hatte er sicherlich nicht 
vorgenommen, wenn eine Congregation unter der Ftthrung Cluny's 
schon bestanden hatte, oder die Errichtung einer solchen im Plane 
gelegen wfire. Ware dies der Fall gewesen, so h&tte er entweder 
diese Kloster nur ein em gegeben, oder doch wenigstens den 
einen Abt dem andern untergeordnet. .la so wenig war Cluny zum 
Haupt einer Congregation ausersehen, dass gerade Berno in seinem 
Testamente bestimmte, Cluny solle dem Kloster Gigny flir uber- 
lassene Giiter jahrlich 12 Solidi zahlen, also zinspflichtig sein. 11 ) 

Uebrigens wollte Berno auch nicht alle und jede Verbindung 
unter den Klostern, denen er vorgestanden hatte, gelost wissen; 
denn er bittet die Monche einander beizustehen; sollte Baume 
oder Cluny von der hi. Regel abweichen, so seien beide Aebte 
verpflichtet um jeden Preis die Zucht in dem betreflenden Kloster 
wieder herzustellen. Diese Mahnung deutet aber auf keine Con- 
gregation, so wenig wie die im 64. Capitel der hi. Regel. 

Auch unter Abt Odo wurde die Congregation nicht gegriindet : 
denn nach seinem Tode machten sich die Kloster, die unter seiner 
Leitung gestanden hatten, wieder frei, obwohl sie die Lebensweise 
der Cluniacenser beibehielten. Ja, Papst Leo VII. gab durch ein 
Privilegium vom 9. Januar 938 dem Kloster Fleury (St. Benolt 
sur Loire), das von Odo reformirt worden war, seine voile Freiheit 
zuriick. * 2 ) Aehnlich gesqhah es unter Maiolus, denn die kurze 
Regierung des Abtes Aymard kommt hier wenig in Betracht, 
ebensowenig kann unter Odilo von einer eigentlichen Cluniacenser- 
Congregation die Rede sein. 15 ) Dies ergibt sich auch aus einem 
Schreiben der Monche zu Monte-Casino. 

Gegen Ende des X. Jahrhunderts fragten namlich deutsche 
und franzosische Benedictiner im Mutterkloster Monte-Casino an, 
welche Gebniuche dort beobachtet werden, und baten speciell 
um Auskunft iiber die Tonsur und Kleidung der Cluniacenser. 
Die Antvvort von Monte-Casino liess sich nicht niiher auf die 




Digits 



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805 



erste Frage ein. deren schriftliche Beantwortung mehr als einen 
Monat beanspruche. Es ware das beste, riethen die Casinesen, 
einen verstandigen Mtinch nach Monte Casino zu schicken, der 
dort ein Jahr olei* lilnger verweile und ihre Gewohnheiten aus 
der Erfahrnng lernen konnte. Beziiglich der Tonsur und Kleidung 
der Cluniacenser kOnnten sie kurz antworten ; sie gefalle weder 
ihnen, noch konnten sie sonst Jemand, der regelrecht leben 
wolle, mit Recht gefallen. »Sie sind nftmlich offenbar durchaus 
gegen die Regel.« u ) 

Ans diesem Urtheile schliesst P. Marquard Herrgott, 18 ) dass 
im X. Jahrhundert die Gewohnheiten Cluny's weder in Italien 16 ) 
und Deutschland, noch auch in den meisten franzosischen 
Klostern angenommen waren. also von einer Congregation nicht 
die Rede sein kann. Aber sogleich beim Anfange des XI. Jahr- 
hunderts habe die Disciplin der Cluniacenser angefangen sich 
schnell auszubreiten. 

Und in der That, wenn wir wUhrend der Zeit Odilo's auch 
nicht von einer eigentlichen Congregation reden konnen, so ist 
doch sicher, dass Odilo die Fundamente zur Con- 
gregation iegte, wiihrend Abt Hugo letztere vollstiindig errichtete. 
Was Odilo ftlr die Grtindung der Cluniacenser-Congregation that, 
wollen wir im Folgenden darlegen. 

Als unser Abt die Regierung Cluny's antrat, gehorten bereits 
zu diesem Kloster 37 Zellen und Kloster. 17 ) 

Vor alien ist unter diesen Souvigny, bei der Stadt 
Moulins gelegen, zu nennen. Dieses Kloster kam im Mttrz 920 
an Cluny. Seit dem Tode des hi. Maiolus, der dort beigesetzt 
und dessen Grab durch zahlreiche Wunder verherrlichet wurde, 
bliihte es schnell auf. In kurzer Zeit bildete sich die Wallfahrt 
zur Ruhestiitte des Heiligen. Der franzosische K5nig Hugo Capet 
machte mit seinem Sohne Robert und andern Begleitern im 
Jahre 995 auch eine Wallfahrt dorthin um Linderung fttr seine 
Leiden zu suchen, die er auch fand. Auf Bitten der dortigen 
Mflnche und seiner Regleiter verlieh er dankbaren Gemtithes diesem 
Kloster das Miinzrecht; Odilo und dessen Nachfolger sollten die 
Befugniss haben, »Mailles« schlagen zu konnen mit dem Namen 
und dem Bildnisse des Bekenners Maiolus. Diese Mttnzen sollten 
Geltung haben in dem Gebiete des Grafen Archimbald neben 
den Mailles des Ktfnigs. Dieses Recht haben in Folge Odilo und 
seine Nachfolger ausgetibt und es sind wirfclich noch solche Mttnzen 
vorhanden. Dem immer sich vergrOssernden Filgerandrange 
geniigte die alte Kircbe nicht mehr, es musste eine grossere erbaut 
werden. Die Mittel zu diesem Neubau flossen aus der Freigebigkeit 
des glaubigen Volkes, insbesondere des Grafen Archimbald von 

2 



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— .306 — 

Bourbon. Die Monche erstellten selbst den Ban, anfangs unter 
der Leitung des Monches Malguin, wahrend Odilo das Ganze 
leitete. Die Kirche war romanisch und bestand nach der gewohn- 
lichen Annahme aus dem Haupt- und zwei Saitensehiflen, die in 
Capelbn endigten, wel M letztere jetzt noch bestehen. Noch einen 
hohen Besuch erhielt Souvigny zur Lebzeit Odilo's. In der Fastenzeit 
des Jahres 1031 kam namlich Konig Robert dorthin, kurz vor 
seinem Tode. — Odilo war gerne und oft in Souvigny am Grabe 
seines hi. Vorgiingers; man sollte fast glauben er hatte eine 
Ahnung gehabt, dass auch er dort einmal seine RuhesUUte finden 
sollte. 18 ) 

Zu Souvigny gehorte u. A. auch die Zelle de la Ferte am 
Flusse Allier. Diese kleine Zelle wurde von Odilo mehr in die 
Nahe Souvigny's verlegt und neu erbaut. 19 ) 

Ein bedeutendes Kloster Cluny's war auch Sauxillangesin 
der Diocese Clermont. Der Herzog Acfred von Aquitanien iibergab 
dieses Kloster am 11. October 927 dem Abte von Cluny. Es 
wurde sehr oft mit Schankungen bedacht, so z. B. von Bischof 
Stephan von Clermont um das Jahr 950; viele wunschten dort 
begraben zu werden und erwiesen sieh desshalb wohlthatig. Der 
Zudrang zum Kloster war gross, es traten Glieder edler Familien 
ein, so Gerald de Turre und auch ein Odilo, der unter unserm Abte 
Propst war. 20 ) Sauxillanges hatte viele Dependenzen, wir nennen 
hier nur eine, namlich St. Fl our. Die Kirche und das Kloster des hi. 
Florus auf dem Berge Indiciacus in der Auvergne gehorten schon 
vor dem Jahre 998 zu Cluny und Sauxillanges. St. Flour wurde 
von Odilo neu erbaut, ebenso eine Brucke iiber den FIuss Dauzan. 
Merkwurdig wurde dieses kleine Kloster dadurch, dass es im 
Jahre 1317 zum Bisthum erhoben w T urde. 21 ) 

Das Priorat Riz in der DiOcese Clermont gehorte unter 
die vier grossen Dependenzen Cluny's in der Auvergne und wurde 
von Odilo vollstandig neu erbaut. 22 ) 

Ambierle in der Diocese Lyon, das im Jahre 938 an 
Cluny kam, wird von Jotsald »eine sehr bertthmte Kirche* 
genannt. Odilo restaurirte die Klostergebaude und Hess die Kirche 
ausschmucken. 28 ) 

Das Priorat Charlieu in der Diocese M&con kam unter 
Abt Odo and Cluny und wurde spater von feindseligen Dynasten 
sehr bedriingt und geschadigt. Nach Beilegung der Feindselig- 
keiten restaurirte es Odilo ganzlich. Zur Zeit Odilo's war Robert 
Prior. 2 *) 

Die uralte Basilika und das Kloster St. Marcellus zu 
Chftlon sur Saone, gestiftet um das Jahr 577 oder 584 von 



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— 307 — 

Guntram, einem Sohne des Konigs Chlotar I. wurde nach wechsel- 
vollen Sehieksalen von (iraf Gaufrid von Chftlon dem hi. Odilo 
noch zu Lebzeiten des Abtes Maiolus libergeben. 1m Jahre 999 
besUltigte Bischof Hugo v. Auxerre dieses Priorat als Eigenthum 
Cluny's. Dieses gut bsv5!kerte Priorat war streng kltisterlich 
eingerichtet und spendete viele Almosen. Als Prior stand ihm in 
unserer Zeit Siefrid vor. Hier starb im Jahre 1142 der beka.inte 
Aboard. ") 

Das Priorat St. Saturn in du Pont an der Rhone (DiOcese 
Uz&s) wurde *von Erzbischof Gerald von Narbonne, Grafzu Uz6s 
um 939 oder 949 gegrtindet und kam, als dieser in Gluny MOnch 
geworden war, an dieses Kloster. Diesem Priorate, dem spiiter 
eine ganze Reihe anderer Priorate untergeben wurden, stand 
l 1 /, Jahre, von 987—989 der Freund Odilo's vor, nUmlich 
Wilhelm der spiitere Abt von St. Benignus in Dijon. Auch 
St. Saturnin, das durch Wilhelm reformirt worden war, hatte 
Odilo sehr viel zu verdanken; er vollendete nitmlich die Gebaude 
dieses Klosters und schmuckte sie ans. ae ) 

Enge mit dem Andenken des hi. Maiolus ist das St. 
Maiolus-Kloster bei Pavia verbunden. Ein gewisser Gaidulf 
schenkte dem erwUhnten Ileiligen eine Marien-Capelle bei Pavia 
um da ein Benedictiner-KIoster zu errichten. Diese Uebergabe 
nebst den bereits gemachten Schankungen bestiitigte Kaiser 
Otto I. am 16. Juli 967, bei scinem Aufenthalte in Italien. 
Odilo vergrosserte dieses Priorat, schmuckte es aus und erwirkte 
von Kaiser Otto III. bei seiner Anwesenheit in Rom am 13. April 
999 eine neue Best&tigung. In St. Maiolus nahm Odilo auf seinen 
italienischen Reisen sein Absteigequartier, der dortige Prior Petrus 
(kommt um das Jahr 1025 vor) war ihm sehr lieb und auch 
dfters sein Reisebegleiter. 27 ) 

(Forteetzung folgt im nachsten Hefte.) 



2* 



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— 308 



An user Imogen sum swelton Capltel. 

40 ) Z. B. des Grafen Angel rannus. Bouquet X. p. 194. cf. Bouquet X. 
p. 1G6. Annal. IV. p. 247 fiber die Reise Robert'.-* nach Rom. 

41 ) Dieser ist jeden falls ein Verwandter desjenigeu Wichard, der die Urkunde 
des Grafen Lfotald von M&con d. d. 4. Jan. 958 imrerschneb, in welcher 
Urkunde Leotald auf Befebl seines Neflfen EJumbert eine Schankung an Cluny 
macht. Bernard & Bruel II. Nr. 1044. 

Im Febr. 967 macbte ein Wicbard von Beaujeu (dorselbe wie oben im 
Texte?) an Cluny eine Schankung: „divina tactile miseratione, simnlque 
reminiscens peccatorum meornm enormitatem* 1. c. Nr. 1223. 

Die Dynast en von Beaujeu, besonders Humbert, waren schou unter Abt 
Maiolus Cluny sebr fe'ndlicb 1. c. Nr. 889 nnd Acta V. p. 772; suchten aber 
dann ilir Unreeht wieder gut zu niacben. Bernard & Bruel II. Nr. 1218 
und 1376. 

Ueber dieses Gescblecbt bat Bernard geschrieben in der Revue de la 
noblesse, torn. III. 

41 •) cf. Pignot I. p. 389 pqq. 

«*) Jaffe Nr. 3083. Aucb bei Migne torn. 139, col. 1629. 

4 ») Acta VI. 1. p. 564. 

«) Acta VI. 1. p. 565 Nr. 44. 

*>) Acta VI. 1. p. 566. 

**) Acta VI. 1. p. 589. und Gall. cbr. IV. col. 644. 
NB. Es ist nocb eine Missbelligkeit wegen einer Landschenkung einea 
gew!ssen Antelmus im Gebiete von Autun zu erwahnen. Adelheid, die Sehwester 
des Gebers, focbt die Schanknng an. Acta VI. 1. p. 569 Nr. 68. 

47 ) Acta VI. 1. p. 566 Nr. 65. Die Scbanknng des in der Diocese Auxerre 

gelegenen Priorates Jully, die K&mpfe um dasselbe sowie die endliebe Wieder- 

gewinnung desselben werden ansfUhrlich in einer Urkunde des Herzogs Robert I. 

▼on Burgund erzJthlt. Bouquet XI. p. 612 sq. Acta 1. c. p. 574. Annal. IV. p. 443. 

Bibl. Clun. col. 1719. Gall. cbr. I. instr. col. 94. 

<») Hidber Nr. 1242. 

**) Acta VI. 1. p. 565 Nr. 45. Annal. IV. p. 334. 

w) Nftmlich Diliada & Septem Fontes. Acta VI. 1. p. 566 sq. 

*i) Pignot I. p. 418. 

5t ) Vita S. Adalbeidis von Odilo besonders cp. 17. Bibl. clun. col. 359. 
Mon. Germ. Scr. IV. p. 643. 

*») Vita Heinrici imp. c. 28. Mon. Germ. Scr. IV. p. 809. Vita Meinwerci 
c. 28. Mon. Germ. Scr. Xl. p. 118. 

**) Gall. chr. II. Instrum. col. 330. 

«) Acta VI. 1. p. 563. Nr. 31. Aucb im Jahre 1018. 1. c. Nr. 32. 

Wilhelm macbte jedes Jabr eine Wallfahrt nacb Rom oder St. Jago di 
Compostella. Ademar. Hist. III. c. 41. Mon. Germ. Scr. IV. p. 134. 

w ) Die betreffende Urkunde bei D'Acliery, Spicilegium, torn. III. p. 413. 

57 ) Annal. IV. 183 zum Jabre 1005. Die Schankung der Agnes geschah 
wahrscheinlich im Jahre 1033. 

NB. Cluny hatte schon frilher das Munzrecht, und zwar von Kooig 
Rudolf von Frankreich, gestorben am 15. Januar 936. Papst Johannes XL 
beatiitigte im Jabre 931 dasselbo (Jaffe 2744). 

Die Cluntacenser Mtinzen waren von besserem Gehalte als die des Konigs 
von Frankreich. Das Geprage ist einfach. Auf Avers in der Mitte ein dem 
Benedictuskreuze Hhnliches Kreuz, dieses von erbabenen Punkten fast kreis- 



r 

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— 309 — 



formig eingefasst. Zwischen dteser Einfassung und dem Rande stent die 
Legende: f CLVNlACO CENOBIO. Auf Revers in der Mitte ein Sehlttssel mit 
sehr grossem Barte in rundlicher Einfassung. Die Legende zwischen dieser 
Einfassung und dem Rande lautet: PETRVS ET PAVLVS. Die Mtlnze Cluiiy's 
wird auch in der Bolle des Papstes Eugen HI. vom 25. August 1147 erw&hnt. 
(Jaffe* Nr. 6351.) 

Cucherat, Cluny au onzieme siecle. L ed. p. 9, wo aucb die Abbildung 
des Gepragos sich befindet. 

Ueber die Cluniacenser Milnze zu 8ouvigny siehe unten Cap. HI. 

*) Acta VI. 1. p. 563 Nr. 36. Bibl. Clun. col. 411. Hidber 1295. 

») Acta VI. 1. p. 666 Nr. 56. 

w) i. J. 1007. Acta VI. 1. p. 562 Nr. 27. 

Auch i. J. 1019. Gall. chr. IV. col. 1058. 

«») Urn das Jabr 1019. Acta VI. 1. p. 564 Xr. 36. cf. Rod. Gnber. hist. 
III. 2 bei Bouquet X. p. 27. Und i. J. 1038. Gall. chr. XII. col. 285. 

•*) Gall. chr. I. cM. 126. u. 1. c. Instrum. eccl. Cadurc. p. 30. 

M ) Pignot I. "p. 415. 

•*) Acta VI. 1. p. 569. Nr. 68. 

") Acta VI. 1. p. 565. Nr. 47. 

M ) Scltenkte i. J. 1087 die St Lanrentiuskirche ira Gebiete von Macon. 
„Dedit quoque in piguus -ilvnm Planacassaneam et mansum in villa Vigoseto, 
donee reversus fuerit ex Jerusalem - etc. Acta VI. 1. p. 567 Nr. 58. 

67 ) „per functn signi ecclesiae. - Acta VI. 1. p. 567. Nr. 61. 

6b ) Ausser dem schnn oben vorgekommenen Beispiele wollen wir hier 
eine* aus frUherer Zeit anfUhren. Im April 966 machte ein gewisser Wido eine 
Schankung nnter der Bedingung „ut me in suam Fratres recipere 
dignentur societatom et cum supprema dies mortis debitum solvere 
coegerit, corpus menm sliium terrae reddentes, animam coetibus adsignent 
angelicis; et post menm disces<«iiiii, -ad jam dictum locum perveniat." 
Bernard & Bniel II. Nr. 1199. 

• 9 ) Ein eclatante-* Baispiel fllr die zwei letzten Bediiigungen ist e. 
Urkunde fllr das Chiutacouser - Kloster Sauxillanges unter Abt Odilo. Acta VI. 
1. p. 569 Nr. 69. 

Wa ) In der Vorrede dieses Cartular's (A) Fol. 7 und 8 hoisst es: 
„ Si quid em ad hoc opus aggrediendum provocavit nos patris Odilonis venerabilis 
instancia." Bernard & Bruel I. Preface. 

"«) Bernard & Bruel I. Preface p. XIV. sqq. 

Mabillon, Iter Burgundicum 1. c. pag. 21 sq. 

7 «*) Gedruckt in Bibl. Clun. col. 1617 sqq. 

7! ) Gedruckt bei Bouquet X. p. 65 sq. Abgedruckt bei Migne, 141 
col. 771 sqq. 

7 *) Juris custodes cogunt portare cucullas : 
Orent, inclinent, taceant vultusque reponant. 
Nudi Pontifices aratrum sine fine sequantur, 
Carmina cum stimulo primi cantando Parentis. Vers 39 —43. 

7S ) Das kann man aus folgender Bulle scbliesson. 

7 <) Bei Migne torn. 141 col. 1135. cf. Acta VI. 1. pag. 579. Nicht bei Jaffe\ 

Wird als eine Bulle Johannes XIX. aufgefUhrt, kann es aber nicht *ein 
wegen „ob interventum domui invictissimi et pii Heiirici imperatoris augusti" 
obwohl das Wort imperator i. J. 1005 nicht passt. 

Diese Bulle hat dor Monch Alberich vom Kloster Trois - Fontaines 
Departement Marne in seiner Chronik im Ange gehabt, wenn er schreibt: 



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— 310 — 



1005 „Item ad petitionem imperatoris Henrici suminus pontifex Johannes XIX. 
privilegium mirabile dedit sancto abbati Cluniacensi Odiloni. tt Mon. Germ. Scr. 
XXIII. p. 779. Der Chronist schreibt Johannes XIX. anstatt XVIII. 

74 *) Im Jahre 1023 machte Bischof Gauslen an Cluny eine Schankung 
bei Gelegenheit eines Landereientausches. Acta VI. 1. p. 564. Nr. 40. 

u ) Besonders canon IV. Bei Hefele Cone. Gesch. II. p. 489 sq. ist der 
griech. Text. Die Uebersetzung 1. c. p. 490 lautet folgendermassen : „Diejenigen, 
welche ein w ah res und echtes Mttnchsleben fiihren, sollen die gebtthrende Ehre 
geniessen. Da aber Einige, den Mcmchsstand nur zum Vorwande nebmend, die 
kirchlichen und bilrgerlichen Angelegenheiten verwirren und ohne Unterschied 
in den Stadten umherlaufeu und zugleich fUr sich eigene Klftster griinden wollen, so 
beschloss die Synode, dass Niemand irgend wo ein Kloster oder Bethaus bauen 
oder errichten dlirfe ohne Zustimmung des Bischofs der Stadt; (ferner) dass 
auch die Monche jeder Gegend und Stadt dem Bischofe unterw orfen seien, dass 
sie die Ruhe lieben und nur dem Fasten und Gebete obliegen sollen, an den 
Orten, wohin sie gewiesen sind, verharrend; dass sie sich nicht init kirchlichen und 
weltlichen Geschiiften beschweren oder daran nicht betheiligen sollen, ihre 
Kloster verlassend, ausser wenn „ sie vom Bischof der Stadt in einem Nothfalle 
dan) it beauftragt wiiren; dass in ihren Klosteru kein Sclave aufgenommen 
werden diirfe, um Munch zu werden,- ohne Erlaubnis seines Herrn. Derjenige 
aber, der diese unsere Verordnung iibertritt, soil excommunicirt sein, damit 
der Name Gotten nicht gelastert werde. Der Bischof der Stadt aber muss eine 
sorgfaltige Aufsicht ttber die Kloster fuhren." 

Dieser canon, wohl gegen Sarabaiten und Gyrovagi gerichtet. welche 
vom hi. Benedictus im I. cap. seiner Kegel kurz beschrieben werden, hatte 
keine Geltung fUr Cluny. Die Stellung Cluny 's war von den gemeinrechtlichen 
Bestimmungen ausgenommen und dm ch besondere p£pstliche Eriasse, wie wir 
bereits gesehen ha ben, geregelt. 

™) Labbo, Sacrosancta Concilia IX. col. 859 Mansi XIX. p. 423. 

77 ) „et eos quos ut vernaculos hnbet" gemeint sind die Cluniacenser. 

»•) JafTe' Nr. 3110. 

™) Jafre* Nr. 3111. 

*°) Gemeint ist Abt Odilo und seine Monche. 

«) Jaffe Nr. 3112. 

bt ) Brief des Abtes Wilhelm von Dijon an Odilo. Bouquet X. p. 505. 
Annal. IV. p. 333. Diese Excommunication geschah wahrscheinlich nach der 
Bullo vom 28. Marz 1027. 

Der Zwist hatte jedenfalls keine weiteren Folgen und wurde giltlich 
beigelegt. Im Jahre 1034 uiiterHchrieb Odilo in Autun eine Urkunde des 
Bischofs Helmuin. Annal. IV. p. 730 (append.) Gall. chr. IV. col. 78 sq. 

8S ) Jafft? Nr. 3101. 

M ) So behauptet wenigstens der Cluniaccnser Wilhelm Buirin, siehe 
folgendes Citat. 

") Gall. chr. IV. col. 1059. 

bfi ) d. h. die bei der Feier der hi. Messe vorgeschriebenen Altardecken 
entfernen , zum Zeichen dass Niemand auf ihm celebriren diirfe , bis die 
Erlaubnis des Bischofs eingetroffen ware. 

b7 ) d. h. den Altar ganz entfernen, und zwar durch Treiinung der ein- 
zelnen Theile, so dans damit die Weihe aufhort. 

tb ) Hier ist in dem Berichte cine Lticke. 

*»*) Das hatte Konig Ludwig Uebenneer Cluny gegeben am 1. Juli 946. 
Bernard & Bruel I. Nr. 690. Bibl. Clun. col. 277. 



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311 — 



9 «>) G ill. chr. IV. col. 1060. Die Nachricht von diesem Vorgange in Macon 
i.st uns nnr larch eine ungenannte Quelle ilberliefert. ( n Rem sic narrat Severtius 
ex ,irt'lie f \ !•••■* sagt Gall. chr. 1. c.) Das Benehmen Odilo's scheint hier unerkliirlich 
zh sein, da or ja doch im vollen Rechte war. 

Wenn wir nicht obige Nachricht ana eben genanntem Grunde fur 
unecht erklaren wollen, was wir jedoch nicht fUr gerechtfertigt halten, kann 
man Odilo's Benehmen am besten aus seiner tiefen Demuth erklaren und zwar 
nach einem ahnlichen Vorfalle im Leben der hi. Theresa von Jesus. Sie hatte 
*uf Befehi des Herrn das St. Josephskloster zu Avila gestiftet. Die GrUndung 
war vom Papste und dem Diocesanbischof bestiitigt, und doch wurde sie von 
ihren Obern des Ungehorsams beschuldigt. Uud was that die Heilige? „Schuld- 
bewusst klagte ich mciner Schuld inicli an/ schreibt sie selbst, „uud erschien 
denjenigen schuldig, die meine Grilnde nicht kannten. Der Provincial gab mir 
einen scharfen Verweis, doch nicht mit der Strenge, wie mein Vergehen es 
verdient zn haben schien und wie ich es erwartete nach Allem, was man ihm Uber 
mich hinterbracht hatte. Da ich entschlossen war, jeden Vorwurf hinzuneh*uen, 
so entschuldigte ich mich nicht; ich bat nnr den Provincial urn Vergebung, 
inn Strafe und urn sein friiheres Wohhvollen." 

Leben der hi. Theresa von Jesus von ihr selbst geschrieben. Uebersetzt 
von Ida GrSfin Halm-Halm. Mainz, 1867. S. 388. 

»') Gall. chr. IV. col. 1061. Acta VI. 1. p. 588. 

«) Jaffe Nr. 3144. 

") L 12. 

w ) Wie z. B. i. J. 1078 wieder wegen den Welhen entstanden. Gall, 
chr. XVI. col. 72. 

»-) Hefele, Cone. Gesch. IV. p. 792. 



Anmerkungen lorn dritten Capitel. 

ca P- 3 - 

*) cap. 4. 

s ) Siehe oben I. Cap* 

*) Siehe oben I. Cap. 

5 ) Der Mangel an dem Nothwendigon war von jeher ein grosserer 
Fe:nd des regelrechten Ordenslebens als der Reichthum; deshalb betiehlt der 
hi. Vater Den ed ictus, dass der Cellerar fur die BedQrfnisse der Brilder sorge 
S. Reg. cp. 31, dass einem Jeden das Nothige gegeben werde 1. c. cp. 34, dass 
auf Greise und Kinder liebevolle RUcksicht statttinde 1. c. cp. 37, dass alles 
Nothwendige, als: Brunnen, Milhle, Garten, Backerei und die verschiedenen 
Werkstatten sich innerhalb der Klosterraume befinden, damit die Monche keinen 
Anlass haben, draussen herumzupchweifen 1. c. cp. 66. 

Die Chronistcn sagen ofters „ propter divitias - wegen des Reichthums 
seien Kldster in Verfall gerathen, B was aber keineswegs den Sinn hat, welchen 
Einfalt oder boser Wille unterschiebt, diss na nil ich die reich- gewordenen 
Mftnche einem Uppigen Leben frtthnten und die Bande der Zucht abwarfeu, 
und dass, als ihneu ihre vielen Gilter entrissen worden waren, die zuriick- 
kehrende heilige Armuth auch wieder den rechten Klostergeist init sich brachte ; 
nein! Gerade in den beglltertsten Klostem herrschte die schonste Zucht und 
Ordnang, von einem Uppigen Leben keine Spur, der einzelne Munch besass 
nichta und durfte nichts besitzen, mochte das Kloster selbst noch so reich sein. 
Diese Institute geriethen propter divitias in Verfall, weil sie dadurch ein 
Gegenstand der Raubsucht wurden, hart bedriickende Schirmvogte oder selbst 
Laiendbte bekamen, sich also nicht ^vie vordem frei bewegen und die Zwecke, 
zu denen sie waren gestiftet worden, nur kummerlich mehr erfUUen konnten. 



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— 812 — 



So gejocht und beraubt, dans nicht einmal raehr ein geistlicher Vorstand 
gewahlt werden durfte und der kleine Best des vormals zahlreichen Conventes 
kaum noch satt zu essen hatte, gingeu manche herrliche Abteien v8llig unter 
oder warden Pfrundehauser etniger Canoniker, die sich an keine Kegel bandon. u 

Damberger, Synchroniqtische Geschichte der Kirche und Welt im 
Mittelalter. Band 4. p. 542. 

•) Hefele, Cone, Gesch. IV. p. 647 sq. 

7 ) Bibl. Chin. col. 9 eqq. Acta V. p. 86 sq. Cf. Annal. III. p. 387 sq. 

*) Jaffe Nr. 2747. 

e ) Acta V. p. 83 sq. Die Stiftungs-Urkunde Gall. chr. II. instrum. col. 
43. cf. Ademar hist lib. III. 21 in Mon. Germ. SS. IV. p. 124. 

lfl ) Richard von Cluny bei Muratori, antiq. ital. med. aevi IV. col. 1084. 

n ) Die Grtlndej welche Berno bewogen dem Kloster Cluny die betreffenden 
Gttter zu/.uweisen, waren folgende: 1. Hatte Berno sich dort sein Begrabnis 
bestimmt, 2. war Cluny noch nicht ausgebaut, 3. war es Srmer an Besitz und 
zahlreicher bevfllkert als Gigny. Testam. Bern. 

Dass Cluny dem Kloster Gigny ziuspflichtig war, bezeugt audi Sigebert 
Gembl. Mon. Germ. SS. VI. p. 345. 

,, a) Monasterium Aethicense. cf. Annal. III. p. 387. 

") Jaffe Nr. 2760. 

'»; So ausdrUcklich Mabillon, Acta V. Praefat. Nr. 52. 

,4 ) Gedruckt bei Mabillon, Vetera Analecta, nov. edit. p. 154. 

13 ) Vetus discipl. p. 133 sq. 

16 ) Das Benedictinerkloster St. Paul bei Rom hatte Odo zu reformiren 
gesucht um das Jahr 936. Aber ungefiihr 10 Jahre sp&ter rief Papst Agapet II. 
Mttnche von Gorze in der Diocese Mete dorthin. Jaffe Nr. 2801. 

17 ) Solche Dependenzen hatte dainals jedes grtfssere Kloster. Acta V. 
praef. Nr. 53. 

Die „Zellen," sagt Mabillon 1. c, sind aus einera vierfachen BedUrfniss 
hervorgegangen : 

1. Wegen Ueberfilllung des M utter klosters war von Zeit zu Zeit eino 
Aussenduug von Colonien nothig geworden, die dann an verschiedenen Or ten 
unter ihren, dem Abte des Hauptklosters unterworfenen Vorgesetzten lebten. 

2. Als allmfilig gauze Landereien und Landguter, die nicht in nilchster 
Nahe des Mutterklosters lagen, zu dessen Besitz hinzugekommen waren, wurde 
es n&thig, die Bewirthschaftung der betreffenden GrundstQcke und die Seelsorge 
der Ansiedler durch KlosterangehSrige besorgen zu las sen, um dadurch eineu 
ergiebigeren Anbau des Bodens und georduete Verhaltnisse zu ermoglichen. 

3. Haufig vergabten die Glaubigen ihre Besitzungen nur unter der 
Bedingung dem Kloster, dass dieses auf die geschenkten GrundstUcke einige 
Monche hinsetzte. 

4. Oefters wurden den ausserhalb eines befestigten Ortes gelegenen Abteien 
Kirchen in befestigten Or ten als Zufluchtsstatten fur Kriegszeiten eingeraumt, 
aus denen sich dann im Laufe der Zeit Priorate gestalteten. 

Dies en Zellen standen Frtfpste oder Decane vor, die dem Abte des 
Mutterklosters vollstandig untergeben waren. Manchmal hiessen dieso Vorstande 
auch Aebte, waren aber dann nur mit Kinstimmung des Oberabtes gew&hlt 
und beduiften seiner Best&tigung. Die Zellen hatten kein eigenes Noviziat 
und mussten dem Hauptkloster eine bestiinmte Abgabe leisten. Die Bewohner 



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— 313 



solcber Zellcn waren ttberdics verpflichtet sich an bestimmten Tagen im Mutter- 
kloster einzufinden. 

Die Namen dieser Zellen nnd der anderen Kloster Cluny's aus der 
Bulle Gregor V. (siehe oben II. Cap.) gibt auch Mabillou in Annal. IV. p. 103 sq. 

»*) Bernard & Bruel I. Nr. 217. Liber I. Miracul. S. Maioli cp. 3, liber 
II. cp. 3. Den liber dem Grnbe des hi. Maiolus errichteten Altar, weihte Bischof 
Beggo II. von Clermont (von ca. 980 — 1010) in Gegenwart emer sehr grossen 
Volksmenge ein. lib. I. cap. 9. Bibl. Clun. col. 1790, 1801, 1792. Annal. IV. 
p. 87. Bouquet X. 665. 

Ogerdias, His to ire de S. Mayol Abbe* de Cluny. Moul ins & Paris 1877. 
pg. 290. sqq. 300 sq. 389 sq. Piguot, 1. c. I. p. 311 sqq. 419. Helgald bei 
Bouquet X. p. 114. • 

Mai He (von metallum) ist eine sehr kleiue Milnze von geringem Werthe. 
Diese Munze ist abgebildet in Bibl. Clun. notae col. 65. Auf Avers ist ein Brust- 
bild des hi. Maiolus mit Infill und Hirtenstab. Die Legende heisst: SCS: MAIOLVS. 
Auf Revers eiu St Benedictuskrenz, zwlschcn den Kreuzbalken abwechselnd 
zwei heraldischc Lilieu und die Buchstaben B und N, die Legende ist: f DE: 
SILVINIACO. 

»•) Jotsald I. c. 13. 

Zwei Monche waren gewflhnlich dort Bibl. Clun. col. 1737. 

«•) Bernard & Bruel I. Nr. 286, und Nr. 792. Gall. chr. II. col. 374. 
Acta VI. 1. p. 669. 

Nach der Bestimmung von 1324 soil en hier 40 Monche scin. Bibl. Clun. 
col. 1737. 

*') Annal. IV. p. 196, 697 sq. Gall. chr. II. col. 420. iustr. col. 127 sq. 
cf. Pignut I. 403 sq 

Hier waren 4 Monche, sp&ter mindestens 2. Bibl. Clun. co!. 1710. 

") Jotsald I. c. 13. Bibl. Clun. notae col. 74. 

Nach der Bedtimmung von 1333 sollen hier 20 Monche sein. Bibl. Clun. 
col. 1737. 

") Jotsald I. c. 13. Gall. chr. IV. col. 220. Bibl. Clun. col. 1429 und 
notae col. 74. 

Mit 20, spXter 18 Mftnclten. Bibl. Clun. col. 1707. 

*) Bernard & Kruel I. Nr. 401. Jaffe Nr. 2747. Jotsald I. c. 13. Gall, 
chr- IV. col. 1112. r Bibl. Clun. notae col. 73 sq. 

Mit 30, spiiter 26 Monchen. Bibl. Clun. col. 1705. 

Carus locus sic nuncupatus a loco minus gin to. Gall. chr. 1. c. 

**) Acta V. p. 772. 

Mit 25 Monchen. Bibl. Clun. col. 1706. 

Gall. chr. IV. col. 958. 

Ueber Abftlard's Tod: Petri Venerab. Ep. lib. IV. 21. in Bibl. Clun. 
col. 680 sqq. 

*«) Jotsald 1. c. Gall. chr. VI. col. 659 sq. Bibl. Clun. col. 1730 sq. 1820. 

MU 30 Monchen I. c. col. 1727. 

*') Stnmpf Nr. 428. 1179. cf. Kopke und Dttmmler, Kaiser Otto d. Gr. 
Leipzig, 1876 pag. 422. Anmerk. 4. Acta V. p. 769. Jotsald I. 13. Acta VI 
1. p. 673. Bibl. Clun. col. 409. 

Mit dem Prior waren dort 13 Monche I. c. col. 1744. 



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— 314 — 

Eine Admonter Todtenrotel des 15. Jahrhunderts. 

Von P. Jacob Wichner. 
(FortseUung von Jabrg. V, Heft I. Seite 6 1 — 82.) 

59. 

(20. Dec.) . 
Ostensor pres. sese pariter apud nos in Brentzahusen . . . 
ord. s. B. Augustens. dyoc. exhibuit 1484 . . . obierunt 
Vlricus Ligkerlin quondam abbas, Thomas Stainmair 
presb. Hainricus laycus famulus noster fidelis. 

Anhausen an der Brenz. Gedrundet n 25 zuerst zu Langenau 
bei Ulm von Mangold Grafen von Tubingen und dann von dessen 
Sohnen in das Brenzthal ubefsetzt. Aufgehoben 1636 durch Herzog 
Ulrich von Wiirttemberg. Abt Ulrich II. war 1474 gewahlt worden; 
sein Nachfolger Jacob Pfeflfer regierte 1478 — 1501. (Stengelius ^Mona- 
steriologia* apud Kuen II. 1. 25. — Geschichte des Klosters Anhausen 
in Schwaben. Ulm 1775. S. 10. — Grote, 18.) 

60. 
(21. Dec.) 

Ostensor pres. sese pariter apud nos in m. Fontisregii O. 
Cist. Aug. dyoc. exhibuit . . . 1484 . . . obiit dominus 
Johannes Oesselin abbas . . . 

Kbnigsbrunn bei Nordlingen gegriindet 1303 von Kaiser Albrecht I. 
und von Salem aus bevblkert 1648 unterdriickt. Nach Stengelius 
> Mantissa* ist Abt Johann III. Offelin 1475 gestorben. Nachfolger 
Johann IV. Sporer. (Franc. Petr. ,Suevia c 471. — Pregizerus 5 Suevia 
sacra.* 89. — Janauschek 268.) 

61. 
22. Dec. 

L. p. n. in cenobio coram nobis c. Neresheym Aug. dioc. 
O. S. B. in crastino Thome . . . 1484, in quo venerabiles 
patres Georius de Nenningen, Conradus Gerli, Marcus 
Schwinckreyss, Georius Bechem carnis debitum exoluerunt. 

Neresheim bei Nordlingen. Zuerst Chorherren. Von Hartmann, 
Grafen von Kyburg und Dillingen, wurden 1095 Sonne des h. Benedict 
aus Zwifalten eingefiihrt. 1802 wurde das Kloster dem Fiirsten Thurn 
und Taxis als Entschadigung zugewiesen. Georg von Nenningen war 



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— 315 — 

Abt 1465 — 1476; ihm folgte 1476 — 94 Eberhard von Emmershofen. 
(Stengelius > Monasteriologia^ apud Kuen I. 1. 55. — Franc. Petr. 
3 Suevia* 634. — Pregizerus 54. — Khamm P. III. 323.) 

62. 
2^. Dec. 

Ostensor p. s. p. apud nos in Orto Christi O. Carthus. 
exhibuit . . . 1484 quinta feria ante vigiliam natiuitatis. 
J. . . . obierunt Oswaldus sacerdos, fidelis prebendarius 
Vlricus . . . 

Christgart (Hortus Christi) bei Nordlingen gegrtindet 1384 von 
einem Grafen von Oettingen, 1525 von den Bauern zerstort. ( Aubertus 
Miraeus ,Orig. Carth. monast.* apud Kuen II. 237. — Grote 79.) 

63. 
23. Dec. 

Gerulus pres. sese monstrauit in m. Teggernseensi O. S. B. 

August, dyoc. die Jouis ante natiuitatem Chr . . . 1484 . . . 

obierunt Johannes Hieber presb . . . Johannes Keller . . . 
Tegernsee (Tegrinsee, Tegurinum) siidlich von Munchen an der 
Tyroler Grenze. Patron St. Quirinus. Gegriindet um 746 von den 
Brudern Adalbert und Otgar. (Agilolfinger ?) Colonie wahrscheinlich 
aus St. Gallen. 1461 — 92 Abt Conrad V. Airinschmalz , Bibliothecam 
instructissimam erexit . . . nam praeter volumina vel a fratribus scripta 
vel a piis personis oblata circiter quadringentos et quinquaginta libros 
emit pro mille et centum libris denariorum. * (Anonymi monachi 
Tegurini historia s. Quirini . . . apud Oefel ,SS. rerum Boicarum* 
II. 77.) Das Stift, dessen Pralaten den Titel »Primas Bavariae^ fuhrten 
und in welchem 1573 eine Buchdruckerei errichtet wurde, fiel 1803 
der Aufhebung anheim. (Kirchenlexicon X. 698. — Lindner I. 157.) 
Es ist auffallend, wie der Rotelbote in einem Tage aus der 
Gegend von Nordlingen nach Tegernsee gelangen konnte. Wahrscheinlich 
liegt die Losung dieser Schwierigkeit in der Jahreszahl, welche 1485 
zu lauten hatte. Am 22. Dec. 1485 befand sich der Bote zu Salzburg 
und am 25. zu Mondsee. Von Salzburg nach Tegernsee konnte er 
wohl in zwei Tagen kommen. 



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— 816 — 

6 4 . 

24. Dec. 

Pres. 1. c. in m. alme Crucis in Werd O. D. Bened. August, 
dioc. in vigilia natali domini . . . 1484 . . . Obiit antiquus 
noster abbas Johannes Sulzer anno preterito vltima die 
Februarii. Qui, si in regimine permansisset, annis sexa- 
ginta vno minus rexisset. 

H. Kreuz in Donauwerth 1101 (nach Andern schon 1030 oder 
1049) a ^ s Nonnenkloster gegrtindet zu Mangoldstein ; dann nach 
Donauwerth ubertragen und Mdnchen aus St. Blasien eingeraumt Der 
Urstifter soil- Mangold Graf von Kyburg und Dillingen, gewesen sein. 
Aufgehoben 1802 und an den Ftirsten Oettingen-Wallerstein vergabt. 
Seit 1876 besteht hier das Cassianeum. — Abt Johann II. Sulzer 
gewahlt 1425 hatte schon 1439 resignirt und erlebte drei Nachfolger, 
die Aebte Heinrich IV. Schmidlin 1439 — 55> Conrad IV. Wegenwarth 
1455 — 66 und Johann III. Strehle. (Stengelius ^Monasteriologia* I. 
1. 45. — Khamm P. III. 257. — Lindner, II. 134. — Grote no.) 

6 5- 

25. Dec. 

L. p. c. n. in m. Cesariensi O. Cist. Aug. dioc. ipso die 

natali Christi anno 1484. Obierunt abbas Georius, fratres 

Albanus, Thomas, Balthasar, Johannes Stawdentrischer . . . 

Kaisersheim bei Donauwerth gegrtindet um 1 1 3 2 von Heinrich 

und Luikarda von Lechsgemund. Abt Georg I. 1458 — 79. Sein 

Epitaph in der Stiftskirche lautete: Anno domini MCCCCLXXIX in 

die conceptionis B. V. M. obiit . . . Georgius abbas hujus monasterii 

Caesariensis feliciter hie requiescens. Sein Nachfolger war Johann V. 

1479 — 9°- (Stengelius , Mantissa* I. 2. 49. — Khamm P. III. 223. 

— Janauschek, »Orig. Cist/ 32.) 

66. 
28. Dec. 

Exibitor pr. exibuit se n. in m. Kirchaim O. Cist. Aug. dyoc. 
ipso die ss. Innocentium anno 1484. 

Kirchheim, im Ries im Jaxtkreise, Nonnenkloster gegrtindet um 
1260 von Adelheid GraTin von Oettingen. 145 1 — 1502 Aebtissin 
Magdalena Grafin von Oettingen. Aufgehoben 1802. Auch zu Kirch- 



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— 317 — 

heim unter Teck war ein 1235 von Herzog ^Conrad II. von Teck 
gestiftetes Frauenkloster. (Franc Petr. >Suevia c 461. — Binder, »Rea,l- 
Encyclopadie*- XII. 334. — Grote, 274.) 

67. 

29. Dec. 

L. p. c. n. in m. Wernisahausen O. S. B. Eystet. dyoc. in die s. 
Thome. Obierunt Georius abbas, Johannes conuersus . . . 
Anhausen (Anhusen, Auhausen) am Flusse Wornitz, gegriindet 
958 von Ernst Grafen von Hohentruhendingen. Abt Georg von 
Schechingen (1443 — 81) war fruher Abt zu St. Veit in Ellwangen. 
(Falckenstein, , Antiquitates Nordgavienses* II. 318. — Grote, 27.) 

68. 

30. Dec. 

In n. m. Heydenheym s. Wunnebaldi paruit 1. rotule O. S. B. 
Eychstetensis dyoc. quinta feria natiuitatis domini . . . Obi- 
erunt. . . Eberharhardus (sic!) abbas ceterique sacerdotes 
et fratres felicis memorie. Igitur rogamus, dignemini pro 
hiis orare, pro vestris similiter faciemus . . . 1484. 
Heidenheim in Mittelfranken, gegriindet um 748 von den Heiligen 

Willibald und Wunibald. Zwischen 787 und 801 fiihrte Bischof Geroch 

Chorherren ein, welche 1148 — 1152 abermals den Benedictinern 

weichen mussten. 1537 aufgehoben. (Grote, 218.) 

69. 
1485. 1. Janner. 

L. p. c. n. in m. Wiltzburg O. S. B. Eystet. dyoc. die 
circumcisionis domini 1485. Obierunt Johannes abbas, 
Stephanus, Craf to, Andreas, Georius presby teri, Johannes 
nouitius, Conradus conuersus . . . 

Wildsburg (Wultzburg, Mons Ferarum), gegriindet 792 von Carl 

dem Grossen. 1449 — 75 Abt Johannes Castner; ihm folgte Wilhelm 

Warnhoner. (Falckenstein II. 403.) 

70. 
2. Janner. 

C. in m. Rebdorff O. S. Aug. Eystet. dyoc. 1. pres. rotule 
in octaua Johannis ewangeliste 1485. 



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— 318 — 

Rebdorf bei Eichstadt, zur Windsheimer Congregation gehorig, 
gegriindet 1159 durch Friedrich den Rothbart und dessen Gemahlin 
Beatrix. 1484 — 96 war Prior Johannes de Moguntia. Sein Vorganger 
Johannes Herden hatte 1458 mit einer Colonie aus Kirschgarten das 
herabgekommene Kloster reformirt. (Franc. Petr. ^Germ. can. Aug.* 
V. 2. 16. — Falckenstein, II. 380. — Zunggo. II. 682.) 



7i- 
2. Janner. 

L. p. f. n. in n. m. s. Walpurgis ciuitatis Eystetensis O. 
S. B. in octaua s. Johannis . . . obierunt Elisabeth et 
Sophia, ambe abbatisse, Vrsulade Absperg, Dorothea 
de Leonrod, Anna de Eich, Margareta Grewlichin, Brigida 
Erlacherin, Katharina de Rawen, Elisabeth de Secken- 
dorff, Anna Leutenbekin, Clara de Colonia, omnes 
moniales professe. Anna Fuerin, Barbara Schmidin, 
Barbara Nawerin, Anna Vettermairin, Walpurga Korn- 
messerin, Agatha Miintzerin, Anna Pirckmairin, Barbara 
Sailerin, omnes donate . . . Obiit Wolfgangus plebanus 
nostre ecclesie . . . 

Gegriindet (nach Grote 126) im Jahre 740; nach Falckenstein I. 
72. war Bischof Otker um 871 (richtiger 771) der Stifter. Aufgehoben 
1803. Nach Lindner II. 228. Note 1. hat Konig Ludwig I. von 
Bayern das Kloster wiederhergestellt. Die Aebtissin Elisabeth von 
Seckendorf ist 1456 gestorben. Sophia regierte 1456 — 75. Im Jahre 
1485 stand dem Kloster vor Ursula von Reichenau. Ueber die 
Donaten siehe Kirchenlexikon, II. 866. 



72. 
3. Janner. 

L. p. nostro illuxit in m. Planchstetten O. S. B. Eystet. 
dyoc. in octaua ss. Innocentium 1 485. Obierunt Reynoldus, 
Petrus, Willibaldus, Stephanus presbyteri, Vdalricus 
dyaconus, Johannes monachus, Oswaldus conuersus, 
omnes professi . . . 

Plankstetten zwischen Eichstadt und Nurnberg gegriindet 11 29 

von Ernst Grafen von Hirschberg. Aufgehoben 1806. (Lindner, II. 228.) 



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— 319 — 

73- 

6. Janner. 

Anno . . . 1485 1. p. c. n. n. in m. s. Petri in Castell 
O. S. B. Eystet. dyoc. in die sancto epiphanie. Obierunt 
ex conuentu . . . annis 1483 et 1484 fratres Vrbanus, 
Conradus, Sebaldus, Johannes presbyteri et professi . . . 

Kastel in cler Oberpfalz an der Lauter, gegrundet 1098 von 
Friedrich II. Grafen von Kastel (nach Anderen von Berenger I. von 
Sulzbach, Luitgarde von Kastelberg und Friedrich von Habsberg). 
1556 sacularisirt; 1636 Ubergab Churfurst Max von Bay em das 
Kloster den Jesuiten in Amberg; nach deren Aufhebung gelangte es 
an den Malteserorden und 1808 in Staatsbesitz. (Falckenstein II. 327. 
— Binder, ,Real-Encyclopadie c VI. 74 — Grote, 269.) 

74- 

7. Janner. 

L. p. c. n. in m. Ensstorff O. S. B. Ratisp. dyoc. feria 
sexta post festum epiphanie . . . 1485. 

Ensdorf bei Amberg, Patron St. Jacob, gegrundet 1121 vom 
h. Otto Bischof von Bamberg und Otto IV. von Wittelsbach. Monche 
aus St. Blasien. Zur Zeit der Reformation aufgelost, 1669 vom Chur- 
fursten Ferdinand Maria wieder mit Benedictinern aus Priefling besetzt 
1802 sacularisirt. 1481 erscheint urkundlich Abt Heinrich. ^Excerpta 
diplomatica Ensdorffensia* apud Oefel ^Scriptores* 595. — Lindner, 
I. 274. — Grote, 135.) 

75- 
9. Janner. 

Huius carte lator funeste c. in m. Spainshart Prem. O. 
Ratisp. dyoc. die solis nona mensis Jannarii anno ut supra. 

Speinshardt, zwischen Kemnat und Eschenbach in der Oberpfalz 
1 145 von den Grafen von Reifenberg gestiftet. 1457 — 1503 war 
Georg Ochs von Gunzendorf Vorsteher des Klosters, welches 1555 
sacularisirt, 1669 wieder erhoben und 1803 abermals unterdriickt 
worden ist. (^Ecclesia Spainsartensis alias Spanchardensis, filia Wilti- 
nensis/ Bei Le Paige. — Eder, ^Gesch. d. Klosters Speinshardt,*- 
in den Verhandl. d. histor Ver. f. Oberpfalz . . . XXV 32.) 



Digits 



zed by GoOgle 



"1 



— 320 — 

7 6. 

ii. Janner. 

Hujus 1. c. n. in m. Michelfelt O. S. B. Bamberg, dyoc. 
feria tertia post epiphaniam . . . 

Michelfeld bei A-uerbach in der Oberpfalz, gegnindet 1 1 1 9 vom 
h. Otto und von dem Grafen Beringer von Sulzbach. Patron St. Johann Ev. 
Aufgehoben 1556 vom Pfalzgrafen Otto Heinrich; 1669 durch Chur- 
furst Ferdinand Maria dem Orden restituirt und von Oberaltach 
colonisirt. Opfer des Klostersturmes 1802. (Lindner, I. 267.) 

77. 

12. Janner. 

L. p. f. n. in n. m. Weyssenoch Bamb. dyoc. O. S. B. 
feria quarta ante octauam epiphanie . . . 1485. 

Weissenau (Weissenohe, Wizenoe, Alba Augia Nariscorum aut 
Norici), nicht zu verwechseln mit dem Pramonstratenserstifte Weissenau 
(Minderau, Alba Augia Sueviae, Minor Augia) (bei Ravensburg), ge- 
gnindet 1053 von Victor Grafen von Calw, Bischof zu Eichstadt 
und nachmaligem Papst Victor II. (nach Andern vom Pfalzgrafen 
Aribo IV. und seiner Gemahlin Willa). Zur Zeit der Reformation 
1554 aufgehoben, 1661 renovirt (Monche aus Priefling), 1803 sacula- 
risirt. (Aubertus Miraeus apud Kuen I. 3. 86. — Lindner, I. 211.) 

78. 

13. Janner. 

Gerulus pr. vivus extitit nobiscum ... In Newnkirchen 
Bamb. dyoc. O. S. Aug. canonic, reg. in octaua 
epiphanie . . . obierunt . . . dominus Johannes propositus, 
domini Johannes Scasaw, Johannes Vogler, Johannes 
Rauchut, Hermannus Tromer sacerdotes, frater Johannes 
Zigler dyaconus . . . 

Neukirchen (Neuenkirchen) bei Nurnberg, um 1302 gegnindet 
von Leopold, Bischof von Bamberg. (Pennottus, ^Generalis totius 
sacri ordinis clericorum canonicorum historia* 409.) 

79- 
13. Janner. 

Gerulus pres. c. in n. m. O. Carthusianorum in Nurinberga 

tertiodecima die . . . Januarii 1485. 



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— 321 — 

Die Karthause Cella B. M. (Mariazell), gegriindet 1380 von 
dem Niirnberger Kaufmanne Marquard Mendel. 1525 sacularisirt 
^Coenobium quondam opulentum ac praeclarum fuit, nunc vero (1609) 
praedicantium uxorcularum ignobile domicilium.* (Aubert. Miraeus 
II. 237.) Die Kirche diente spater als Heumagazin und ist jetzt der 
Grundstock der Baulichkeiten des germanischen Museums. (Sammlungen 
d. germ. M. 1872 S. 4.) 

80. 
13. Janner. 

C. in m. s. Egidii opidi Nurembergensis O. Almi Bened. 
Bamb. dyoc. 1. p. in octaua epiphanie 1485. 

Gestiftet vom Konig Conrad III. 11 40 und Schottenmbnchen 
anvertraut. >Bei der evangel ischen Reformation wurde in dieses 
Abtey-Kloster anno 1525 ein Gymnasium gelegt und Joachimus 
Camerarius und Eobanus Hessus von Melanchton zu erstern Professoren 
eingefuhrt und hat die itzige (17 13) Universitat zu Altorff ihren 
Ursprung diesem Kloster zu verdanken.* (Leuckfeld, 9 Antiquitates 
Bursfeldenses* 119. — Kirchenlexikon XII. 848.) Abt Johann 
Rottenecker 1477 — 1504 baute eine Bibliothek. (Colmannus monachus 
^De ortu monasterii s. Aegidii . . / apud Oefel 341.) 

81. 
16. Janner. 

Pres. exhibitor c. n. in m. Fontis Salutis Cyst. O. Eystet. 
dyoc ... 1485 in vigilia s. Anthonii . . . obierunt 
Jodocus Kunig bursarius, Jacobus Schlebitzer, Johannes 
Fuchs, Conradus Karl cantor, sacerdotes et monachi, 
. Einwoldus, Fridericus, Johannes conuersi et dominus 
Johannes Polrawss sacerdos, legum licentiatus et con- 
frater noster. 

Heilsbronn zwischen Niirnberg und Onoldsbach. gegriindet um 
1 132 vom h. Otto. Monche aus Ebrach. Zur Reformationszeit auf- 
gelost und 1581 vom Markgrafen Georg Friedrich in eine Fiirsten- 
schule verwandelt Um 1485 war Abt entweder Petrus Wegelius oder 
Conrad ^Haunold. (Falckenstein ,Antiquit. Nordgav.* II. 351. — 
Janauschek 28. — Grote 222.) 

3 



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— 322 — 

82. 

19. Janner. 
Anno 1485 in profesto ss. Fab. et Seb. ... p. 1. c. n. 
in m. s. Michahelis . . . Montis Monachorum prope 
Bambergam O. S. B. 

Monchsberg (Michelsberg), gegrundet urn 1007 von Kaiser 
Heinrich dem Heiligen und von Amorbach besiedelt. Anfgehoben 1802. 
Ein Abt Ulrich . erscheint 1482 beim Provinzialcapitel zu Blaubeuren. 
(Trithemius > Annales Hirsaug ... * I. 151. II. 514. — Lindner, II. 186.) 

*3- 

19. Janner. 

Anno ... 1485 in profesto ss. Fabiani et Seb. p. 1. c. 
n. in m. s. Theodati (Theodori?) prope Bambergam 
O. S. B. . . . obierunt Cristina Madschidlerin, Elisabeth 
Graffin, Cunegund Eschepin . . . 

Wahrscheinlich das Nonnenkloster St. Maria und St. Theodor (?), 

gegrundet 1157 durch Bischof Eberhard II., Herzog von Bay em, 

aufgehoben 1803. (Grote, 32.) 

84. 

20. Janner. 

Gerulus pres. n. in m. Munchenroth O. S. B. Herbip. 
dyoc. c. . . . 1485. III. feria post Antonii . . . obierunt 
dominus Albertus olim abbas, Conradus accolitus, 
Nicolaus conuersus . . . 

Munchroth (Monchroden) bei Koburg. 1149 hat Markgraf 
Hermann vonMeissen das von ihm gestiftete Kloster dem Bischofe 
Sigfried von Wurzburg iibergeben, welcher es den Benedictinern ein- 
raumte. 1485 trat das Kloster der Bursfelder Congregation bei. 1525 
von den Bauern zerstort. (Friess, ^Historie deren Bischoffen zu Wirtz- 
burg* apud Ludewig, , Geschichtschreiber von dem Bischofthum Wurz- 
burg,* I. 510. — Archival. Zeitschrifl VIII. 42.) 

85. 

21. Janner. 

Anno . . . 1485 in die Agnetis p. 1. c. n. in m. s. Marie 
V. in Rothm (?) prope Pollingen (?) O. S. B. Herbip. 



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— 323 — 

dyoc. . . . obierunt . . . Anthonius prior, Nicolaus, 
Paulus sacerdotes, Conradus conuersus . . . 

Wie heisst dieses Kloster und wo liegt es ? Ein Rottenbach liegt 
ndrdlich von Koburg. 

86. 
24. Janner. 

Anno ... 1485 in profesto conuersionis s. Pauli p. 1. c. 
in m. s. Dyonisii in Bantz O. S. B. Herbip. dyoc. 
Obiit Tristanus abbas . . . 

Banz ober Bamberg, gegrtindet 1069 — 71 von Alberada Erb- 
grafin von Banth, neu erhoben 11 14 durch den h. Otto, Colonie aus 
Fulda, sacularisirt 1803. Aebte Tristan Zuffra und Heinrich Gross. 
, Quern (abbatem Erasmurn) mox gente satus clara Tristanus equestri 
j Ejusdem et consors Henricus originis, ambo J Abbates celebres 
patriis virtutibus ambo | Excepere . . . f (Dinner, »Bantho sive 
catalogi . . . monasterii Banthensis . . . libri duo* Wirceburgi 1589, 
p. in. — Heeringen, ,Wanderungen durch Franken* 66. — 
Lindner, II. 203. — Grote, 32.) 

87. 
25. Janner. 

Anno ... 1485 in festo conuersionis s. Pauli 1. p. c. in n. 
m. Lanckheim O. S. Bernhardt', Babenberg. dyoc. . . . 
obierunt Conradus Stublinger, Conradus Koch sacer- 
dotes, Heinricus conuersus . . . 

Langheim (Lankenheim, Lancheymium, Lavacensis abbatia) ober 

Bamberg, gegrtindet 1 1 3 2 vom Pfalzgrafen Hermann und von dem 

h. Otto. Colonie aus Ebrach. 1803 sacularisirt. (Binder, ^Real-Ency- 

clopadie* XI. 888. — Janauschek, 28.) 



88. 
27. Janner. 

Anno ... 1485 baiulus et exhibitor rotule pres. in n. 
m. Campi Solis O. Cist, personaliter apparuit quinta 
feria conuersionis s. Pauli . . . obiit domina Anna de 
Willensteyn nobilis prebendiaria . . . 



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— 324 — 

Campus solis (Sonnenkamp, Sonnenfeld), im Herzogthume 
Sachsen-Coburg, 1260 durch Heinrich v. Sonnenberg gegrtindet und 
1528 aufgehoben. (Archiv. Zeitschrift. VIII. 52.) 

89. 
30. Janner. 

Anno ... 1485 dominica LXX— p. 1. c. n. in m. s. 
Michaelis prope Veielstorff O. S. B. . . . 

Veilsdorf bei Hildburghausen. Schon um 1 1 5 3 war hier eine 
Nonnenzelle O. S. B. n 89 griindete Heinrich II. von Osterberg, 
Bischof von Wurzburg, das Frauenkloster auf dem Michaelsberge bei 
Veilsdorf. 1446 verwandelten Bischof Gottfried von Wurzburg und 
Herzog Wilhelm von Sachsen das Nonnenstift in eine Monchsabtei. 
Colonie wahrscheinlich aus Castel. 1469 — 94 Abt Erasmus Reusch 
aus dem Stifte Banz, welcher der Bursfelder Congregation beitrat. 
Unter dem funften und letzten Abte Johann Zollner wurde 1525 das 
Kloster von den Bauern zerstort. Seit 1765 Porzellanfabrik. (Human, 
^Chronik von Kloster Veilsdorf/ Hildburghausen, 1882.) 

90. 
1485 — - 
Gerulus pres. c. in m. n. Tristadt Prem. O. . . . obierunt 
Margareta Stotten magistra et Barbara Hallerin nostre 
congregationis ... 

Trosestatt (Trostatt) im Werragrund, Sachsen-Meiningen, gegrtindet 
1 1 76 durch Bertha, Grafin von Henneberg, 1525 zerstort. (Schamelius, 
Klosterlexikon. — Archival. Zeitschrift VIII. 57.) Le Paige nennt em 
Treustach, filia Vesserarensis, Herbip. dioc. 

91. 
31. Janner. 

Gerens leta nomina nostris sfcse obtulit aspectibus in m. 

Voezzerensi O. Prem. Herbip. dyoc. 1485 die lune . . . 

post conuersionis s. Pauli. 

Vessra, , Cellula Vezzera in eodem episcopio (Herbipolensi) ordinis 
Norbertinorum . . . Vezzeram autem Gotbaldus comes aedificare in- 
choaverat . . .* (Ladislai Sunthemii ^ Monasteriologia Franconiae* 
apud Oefel II. 609). Das Kloster wurde im Bauernkriege zerstort und 



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— 325 — 

1677 v °m Herzog Moritz von Sachsen in ein Gestiit venvandelt. 
(Bechstein, jWanderungen durch Thtiringen.* 89.) 

92. 
3. Febr. 

C. 1. p. in m. n. sanctimonialium in Ror (?) ... obierunt 
Susanna, Katherina, Barbara . . . sorores et Johannes 
vicarius ibidem . . . 1485 Blasii . . . 

Ein Kloster Rora (Rohra) im Hennebergischen, eine Stunde von 

Kiihndorf, findet sich bei Uhse t Universal, geogr. histor. Lexikon.* 

Leipzig, 1 7 10, S. 227. 



93- 
6. Febr. 

Anno ... 1485 dominica LX— p. 1. c. n. in m. Breitingen 

O. S. B. Mogunt. dyoc. . . . obierunt Johannes abbas . . . 

fratres Johannes, Jacobus, Ignatius professi et monachi . . , 

Auch Brettingen, Herrenbreitungen und Burgbreitungen, erscheint 

urkundlich schon 989, soil von Fulda aus gegrtindet sein und wurde 

1559 aufgehoben. (Grote, 229.) 



94. 
9. Febr. 

L. p. n. f. in m. Swallendorff (?) Herwip. dyoc. O. Fr. 
Heremitarum S. Aug. in die s. Appollonie 1485. 
Wohl in Thuringen bei Reinhardsbrunn zu suchen. 



95- 
9. Febr. 

L. p. c. in m. Reinhartsborn Mogunt. dyoc. O. S. B. anno 
1485 in vigilia s. Scolastice . . . obierunt Johannes, 
Nicolaus, Hermannus, Georgius Kruss, Conradus sacer- 
dotes, Johannes dyaconus, Johannes subdyaconus, 
Hermannus nouitius . . . Obierunt inclita ac nobilis 
matrona domina Margaretha de Sebach vidua virtute ac 
morum constantia pene incomparabilis, Margaretha de 
Wugeleuben, Kunegund, Dorothea et alii familiares . . 



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— 326 — 

Reinhardsbrun, gegrundet 1085 — 89 von dem Grafen Ludwig 
dem Springer von Thuringen, Colonie aus Hirschau, 1493 zur Burs- 
felder Union getreten u%d zur Reformationszeit eingegangen. 1485 
erscheint Abt Nicolaus. Die Klosterurkunden nennen 1470 Hermann 
cantor und 1470 — 85 Johannes infirmarius. (Thuringia sacra, Franco- 
furti 1737, pag. 186. — Leuckhard, > Antiquitates Bursfeldenses* 127.) 

96. 

10. Febr. 

Pres. gerulus rotularum n. c. n. in m. Vallis s. Georgii O. 
Cyst. Mogunt. dyoc. in die s. Soteris vg . . . obierunt 
anno preterito Johannes, Erhardus, Paulus, Ciriacus, 
Bertoldus, Andreas . . . sacerdotes et professi, item 
Matthias, Johannes, Conradus, familiares . . . 

Georgenthal (friiher Georgenberg) bei Ohrdruf, gegrundet 11 43 
(11 52?) von Sizo Grafen von, Kaferburg, 1525 im Bauernkriege 
zerstort. Die Monche wurden ini Augustinerkloster zu Gotha auf- 
genommen, ^ubi amictu saeculari induti regulis Bernhardi incedere 
tenebantur/ 1487 war Abt Ludwig. (Thuringia sacra 518. — 
Falckenstein, ^Thiiringische Chronicka,* II. 2. 1303. — Janauschek, 
67. — Grote, 172.) 

97. 

1 1 . Febr. 

L. p. c. n. n. in m. Ordorf Mogunt. dyoc. O. B. Marie V. de monte 

Carmeli sexta feria post diem b. Apollonie ... 1485 .. . 

Ohrdruf, siidlich von Gotha. Nach ^Thuring. sacra* 1 — 40 

hatte hier um 727 der h. Bonifaz ein Benedictinerkloster errichtet, 

welch es von den Ungarn zerstort worden ist. 

98. 

13. Febr. 
In m. s. Petri in Erffordia O. S. B. p. 1. c. dominica, qua in 
ecclesia dei esto mihi cantatur, anno ... 1485, in quo 
monasterio anno precedenti defuncti sunt . . . dominus 
Theodoricus abbas in Werdena, qui nobiscum conuentualis 
et prior, Bernhardus de Bremis, Johannes, Sebastianus, 
Cristianus, Georgius, omnes sacerdotes et monachi. 



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— 327 — 

Item Johannes Diczel, Cristan Diczel et Margaretha 

de familia nostra layci. 

Petersberg (Peterskloster) zu Erfurt, angeblich 707 vom Franken- 
konig Dagobert gegrundet, und zwar fiir Chorherren. 1059 fiihrte 
Erzbischof Sigfrid von Mainz Benedictiner ein. Aufgehoben 1803. 
Abt Giinther von Nordhausen, erwahlt 1458, resignirt 1501, f 1503. 
— >Theodoricus abbas in Werdena, quondam hujus coenobii prior* 
sepultus circa altare s. Bonifacii, qui procuravit ecclesiae nostrae 
pretiosas reliquias anno 1490 (?) (,Excerpta ex necrologio monasterii 
s. Petri * apud Schannat, > Vindemiae literariae* II. 20). Nach unserer 
Rotel ist Abt Theodorich schon 1484 gestorben. (Stengelius ,Mona- 
steriologia, * II. 1. 19. — Falckenstein, ,Thtir. Chron.,* II. 2. 1010. 
Grote, 138.) 

99. 
14. Febr. 

In n. m. O. Carthus. s. Saluatoris Erfordie c. p. gerulus . . . 

1485 in die s. Valentini . . . obierunt infra annum . . . 

Henricus Molhusen sacerdos. fratres Thomas conuersus 

et Henricus cocus professi . . . 

Karthause vor dem Loberthor, gegrundet 1372 durch die 
Testamentsvollstrecker Johann(e)s von Hagen, Herbord von Spangen- 
berg Propst zu St. Severus in Erfurt und Johann Orthonis Propst 
zu Dorla. Colonie aus Griinau. Aufgehoben 1803. Im Jahre 1477 
fungirte als Prior Jodocus Christen (Aubertus Miraus ^Origines 
Carthus. * apud Kuen. II. 237. — Falckenstein 1. c. II. 2. 1083. — 
Grote, 139.) 

100. 
14. Febr. 

In n. m. monialium s. Ciriaci ... in Erfforda O. S. B. p. 1. c. 

feria secunda post dominicam esto michi in die s. Valentini 

m ... 1485 .. . obierunt annis preteritis Katherina 

Steynhowerin et Margaretha Mullerin ambe professe . . . 

Soil eine Fundation des h. Bonifaz sein und gehorte zur Burs- 

felder Congregation. Aufgehoben 1803. (Grote, 140.) Nach Leuckfeld 

>Antiquit Bursfeld.* 264 ware schon 1479 das Kloster in eine Festung 

umgebaut und waren die Nonnen in das Andreaskloster tibersetzt 

worden. Dieses dtirfte erst nach 1485 geschehen sein. 



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— 328 — 

IOI. 

14. Febr. 

In m. s. Martini in Erfordia extra muros O. Cist. p. 1. c. . . . 
in die s. Valentini ... 1485 .. . anno precedenti defuncte 
sunt Margaretha layca, Agatha professa. 

Mariengarten (Martinikloster) vor dem Krampferthore, gegriindet 

1288 — 90 von Heinrich Bauso, 1303 zur Martinskirche im Bruhl 

ubersetzt. Aufgehoben 1803. (Grote, 140.) 

102. 
15 Febr. 

In m. Nouioperis O. S. Aug. in Erfifordia c. p. 1. feria 
tertia post dominicam esto michi. Obierunt annis pre- 
teritis . . . Katherina von der Sachsen, Anna Kesselnborn . . . 
Anna de Magdeborga . . . Vrsula Kelnar . . . 

Neuwerkskloster (zum h. Geist) gegriindet um 1198 von Conrad 
von Wittelsbach Erzbischof von Mainz; 1239 abgebrannt; 1288 
durch Erzbischof Heinrich von Mainz neu erhoben; daher wohl der 
Name > Novum opus,* Aufgelost 1802. (Franc. Petr. >Germ. canon. 
Augustiniana* apud Kuen IV. 94. — Grote, 140.) 

103. 

15. Febr. 

In m. albarum dominarum in Erfifordia ... p. 1. comparuit 
feria III. post dominicam esto mihi ... 1485 .. . anno 
precedenti defuncte sunt Katherina Heynemans . . . 
Cloessin famula nostra laica . . . 

St. Ursula (Weissfrauenkloster, St. Magdalena auf dem Anger) 
1235 fur Nonnen nach der Regel des h. Benedict gegriindet; 1256 
Augustinerinnen ; von 1667 bis zum Ausbruche des modernen Cultur- 
kampfes Ursulinen. (Grote, 140.) Nach Falckenstein. „Thuring. 
Chron.* II. 2. 1133 gehorten die ersten Bewohnerinnen dem Orden 
B. M. de Poenitentia an. 



104. 
16. Febr. 

In m. fratrum minorum in Erfifordia 1. p. c. feria quarta 
cinerum ... 1485 .. . obierunt . . . Christianus Boixloiben, 



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- 329 — 

sacre theologie doctor, etatis LXXXIIII, frater Johannes 
Kolten sacerdos cum aliis quatuor tempore pestilentie . . . 
Barfiisserkloster (St. Johann Baptist). Zuerst 1204 au ** dem 
Cyriaksberge gegriindet, 1225 an das Krampferthor verlegt, 1594 
sacularisirt. 1629 — 36 ist der Orden wieder im Besitze des Klosters. 
Mit diesen Daten (bei Grote 138) steht im Widerspruche eine Stelle 
in ^Anonymi chronicon Erfordiense* bei Schannat, I. 91, welche 
lautet: ^MCCXXIII. ... in festo Martini minores fratres Erphordiam 
Yenerunt.* 

105. 
16. Febr. 

In m. fratrum predicatorum in Erffordia feria quarta 

cinerum ... 1485 .. . obierunt magister Conradus 

Wallenselcher . . . Johannes cellerarius et Jodocus 

Wypacher sacerdotes cum aliis duobus iuuenibus. 

Paulerkloster (St. Johann Ev.), gegrundet 1228 — 29 vom Grafen 

Elger von Hohenstein, 1590 aufgehoben. (Chron. Erfordiense, I. 92, 

— Archiv der Gesellsch. f. altere deutsche Geschichtekunde, II. 80. 

Note. — Grote, 138.) 

106. 
18. Febr. 

In m. s. Jacobi Scotorum in Erffordia O. S. B. p. 1. c. 
sexta feria post esto michi ... 1485 .. . anno precedenti 
defunctus dominus Cornelius abbas . . . 

Gegriindet 1036 durch Walter von Glisberg, aufgehoben 1803. 

Abt Cornelius starb als Profess des Schottenklosters in Regensburg. 

(Falckenstein, ^Civitatis Erffurtensis historia critica et diplomatica* 

Erfurt, 1739, I. 49. — Grote, 139.) 

107. 
18. Febr. 

In m. B. Marie ... in Arnstat O. S. B. c. 1. feria sexta post 
dominicamestomichi. . . 1485 . . .defuncte Anna, Sophy a. . . 
Arnstadt, siidwestlich von Erfurt, urspriinglich 925 von einem Grafen 
von Keferburg bei Wachsenburg gegrundet, dann auf den Walpersberg 
(Walpurgisberg) versetzt, 1309 nach Arnstadt verlegt, 1533 sacularisirt. 
Die letzte Nonne, Magdalena von Hessberg, ist 1566 gestorben. 1485 
war Priorin Anna von Witzleben. (Falckenstein, ^Thuring. Chron/ 
II. 2. 1 1 84. — Grote, 21.) 



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— 330 — 

io8. 

19. Febr. 

Anno ... 1485 .. . sabatho ante dominicam inuocauitp. 1. c. 

n. in m. Ylmene s. Nicolayi et B. M. V. O. S. B. 

Obierunt Catherina monialis, Catherina de Loubels 

nouitia, Margaretha ancilla . . . Johannes sacerdos et 

capellanus, Johannes vicarius, Guntherus comes de 

Swarzburg, Guntherus filius ejus, Wilhelmus comes de 

Werthheym, Theodoricus, Albertus, Margaretha . . . 

Ilm (Stadtilm, Ilmena) Cistercienserkloster siidostlich von Arnstadt, 

von einem Grafen Gunther von Schwarzburg 1267 zu Saalfeld gegriindet, 

1275 nach Stadtilm iibertragen, 1533 aufgehoben. 1474 — 94 Aebtissin 

Catharina, Grafin von Werthheim. (Falckenstein, jThiiring. Chron/ 

II. 2. 1192. — Jaeck, ^Gallerie d. vorztigl. Kloster Deutschlands. c 

Niirnberg, 1833. I. 2. 87. — Grote, 256.) 

109. 

20. Febr. 

In m. Celle S. Pauline O. S. B. p. 1. c. dominica inuocauit 
... 1485 .. . defuncti sunt Hermannus abbas . . . 
fratres Conradus, Johannes, Petrus presbiteri, Johannes 
dyaconus, Baltazar, Henricus, Theodoricus subdyaconi, 
Casparus, Sebastianus, Georius nouitii . . . 

Paulinzell im Thtiringerwalde, gegriindet von Paulina, der 
Tochter eines Ritters Moricho, zur Reformationszeit zerstort. Abt 
Hermann erscheint in Documenten 1476 — 77; Abt Caspar Lohart 
regierte 1483 — 87. (Falckenstein, ^Thiiring. Chron.* II. 2. 1216. 
— ' Bechstein, > Wanderungen durch Thuringen* 121. — Binder 
^Real-Encyclopadie,* XI. 1034.) 

1 10. 
22. Febr. 

L. rotule pres. n. c. in m . . . Petri et Pauli O. S. B. 
Mogunt. dyoc. Salueld extra muros situato. In quo 
monasterio regali obierunt Christophorus Schetzel, 
Cristanus, Otto Schmet, Georius Lantz presbyteri . . . 
quorum animas vestris . . . commendamus orationibus 
ea deuotione et humilitate, qua vos vestris . . . defunctis 
fieri desideratis. In die Kathedre s. Petri ... 1485 .. . 



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— 331 — 

Salfeld bei Rudolstadt urspriinglich ein von Carl dem Grossen 
810 errichtetes Chorherrenstift, 107 1 vom Erzb. Anno von Koln in 
ein Benedictinerkloster verwandelt und mit Monchen aus St. Pantaleon 
und Sigburg besetzt. Es gehorte zur Bursfelder Congregation und 
wurde zur Reformationszeit aufgelost. 1472 — 85 Abt Gregor. (Thuringia 
sacra 696. — Falckenstein, ^Thtiring. Chron.* II. 2. 1198.) 

1 11. 

(22. Febr.) 

In m. fratrum minorum in Salueldia p. 1. c. feria secunda 
post dominicam invocabit (sic!) ... 1485 .. . obiit frater 
Conradus Starchmann cum aliis tribus iuuenibus tempore 
pestilentiae . . . 

Barftisser- oder Munzkirche. (Bechstein, 113.) 

112. 

27. Febr. 

Item anno ... 1485 penultima die mensis Februarii c. 1. 
pres. rotule ... in monasterio sanctimonialium ibidem et 
nulla monialium illarum obiit isto anno, antea defuncte 
requiescant . . . 

Salfeld (?) Vielleicht ist die Pest Ursache, dass die Tage vom 

2 1. bis 26. Februar nicht vertreten sind? 

28. Febr. 

Cartigerulus p. c. n. n. in m. s. Georgii e>tra muros 
Numburg . . . O. S. B. anno ... 1 485 priedie Kal. Martii . . . 
obierunt Bartholomeus abbas, Nicolaus, Johannes, 
. Bertholdus, Conradus, Oswaldus, Heinricus, Thomas, 
Petrus sacerdotes, Teodoricus, Hermannus diaconi, 
Nicolaus subdiaconus, Thomas conuersus, Nicolaus, 
Augustinus, Bartholomeus layci. Elizabet, Margaretha, 
Adelheidis et Cristina layce. 

Gegriindet vor 1002 von Ekhard und Swanhilde, Markgrafen 
von Meissen. Das Kloster erlosch 1542 mit dem letzten Abte Thomas 
Hebenslreit. (Falckenstein, & Thiiring. Chron.* II. 2. 133 1.) Abt 
Bartholomaus fehlt im Aebte-Verzeichnisse der Thuringia sacra 689. 



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— 332 — 



H4. 
i. Marz. 



Anno ... 1485 .. . Kal. Martii 1. p. c. n. in m. s. Martini (?) 
extra muros Nunburg . . . O. S. A. canonic, regul . . . 
obierunt Nicolaus. Bottinger, Andreas Volckmann . . . 
Theodoricus Korner, Nicolaus Leisemann, Vitus Stegener, 
Henricus Scoler . . . Cristina, Magdalena layce . . . 
Bei Falckenstein, ^Thiiring. Chron.* II. 2. 1328, findet sich 

ein Chorherrenstift St. Moritz bei Naumburg. 

"5- 
1. Marz. 

In m. ad superiorem Wymoriam O. S. B. p. 1. c. feria 
HI. post dominicam reminiscere anno ... 1485 .. . 
obierunt Elisabeth, Margaretha, Catherina . . . 

Oberweimar. Von diesem Kloster scheint wenig bekannt zu sein. 

Eine Urkunde von 1441 nennt die Aebtissin Anna Schwellengrobels. 

(Falckenstein, ^Thiiring. Chron.* II. 2. 1187.) 

116. 
(2. Marz.) 

In m. Ginelendorf (?) O. S. B. 1. p. c. . . . post dominicam 

reminiscere . . . defuncte sunt Margaretha Kollerin . . . 

Bischoff . . . Gerdrud. . .Johannes sacerdos et capellanus . . . 

Wahrscheinlich Capellendorf (Cappendorf) zwischen Weimar und 

Jena, gegriindet 1200 durch den Bur^grafen Dietrich von Kirchberg 

und 1 52 1 sacularisirt. 1490 — 91 war Aebtissin Margaretha von 

Obernitz. (Falckenstein, ^Thiiring. Chron.* II. 2. 1240. — Grote, 74.) 

117. 
4. Marz. 

Anno ... 1485 post dominicam reminiscere feria quinta 
pres. baiulus nostro Portensi in monasterio Numburg. 
dioc. Cist. O. nobis coram perquam honeste comparuit 
. . . obierunt Petrus Poley prior, Johannes Bremer, Johannes 
Honsneider . . . Insuper vir admodum egregius sacre 
theologie baccalaureus Bartholomeus Viczhammer alme 
vniuersitatis studii Lipczensis rector, nostri monasterii 



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— 333 — 

monachus atque professus. Quorum animas ut vestris 
orationibus recommendare velitis, vehementer exoptamus. 
Pforta (Schulpfbrta, jnonasterium de Porta) 1 1 2 7 von Bruno, 
Grafen von Pleissen, als Frauenkloster errichtet, spater von Benedictinern 
besetzt, aber schon 1 1 3 2 den Cisterciensern von Walkenroda iiber- 
geben. 1539 sacularisirt und 1543 in eine Fiirstenschule verwandelt. 
(Chronicon Portense in ^Thuringia sacra* 825. — Janauschek 25.) 

118. 
6. Marz. 

Anno . . . 1485 dominica oculi c. in n. m. Gessnig O. 

5. B. Halberstat. dioc . . . obierunt Frtdericus, Casparus, 
Henricus abbates, Nicolaus, Mathias priores, Erhardus, 
Petrus, Conradus, Paulus fratres et monachi, Georgius 
laicus, Elisabet, Adelheidis laice . . . 

Gositz (Goseck, Gottseck) zwischen Naumburg und Weissenfels. 
Patron St. Maria und St. Michael. Gegrtindet 1041 — 53 vom Grafen 
Friedrich von Gosseck. Einige nennen den Stifter Dedo. Sacularisirt 
um 1544. Abt Heinrich II. erscheint urkundlich 1480. Die ersten 
Monche kamen aus Corvei. (Schamelius, f Histor. Beschreib. d. Klosters 
Gosegh . . , € Naumburg, 1732. — Grote, 183.) 

119. 

6. Marz. 

Anno ... 1485 dominica die oculi presens rotula c. n. 
in m. Buticz O. Gist. Numburg. dioc . . . obierunt 
Elizabeth, Katherina, Margaretha . . . Sophya abbatissa 
Scolastica abbatissa . . . Prisca, Anna . . . 

Beutitz (Beutwitz), Patron St. Maria und Matthaus, bei Weissen- 
fels, gegrtindet um 1 2 1 8 von Mechtild, Tochter eines Grafen Meinher, 
aufgehoben 1544. (Schamelius, ^Klosterlexikon.* — Grote, 44.) 

120. 

7. Marz. 

In m. B. M. V. in Langendorff O Cist. p. 1. c. . . . anno 
... 1485 in die s. Thome conf . . . Anno precedenti 
defuncte sunt Katherina abbatissa, Margaretha professa, 
Elizabeth laica . . . 



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— 334 — 

Langendorf bei Weissenfels Patron St Anna. Gegrtindet 1220 — 30 
durch Heinrich den Erlauchten von Vettin. Sacularisirt 1540. (Grote, 292). 

121. 
7. Marz. 

Anno ... 1485 .. . feria prima post dominicam oculi in 
m. fratrum minorum c. p. 1 . . . obierunt Johannes 
Leycon, Johannes Maurer, Johannes Hyrsberger . . . 
in Weyssenfels. 

122. 
9. Marz. 

In m. b. Jacobi . . . Pegauiensi presentis carthe gerulus 
c. quarta feria post dominicam oculi, que fuit nona 
Martii ... 1485 .. . obierunt dominus Georgius abbas, 
frater Johannes de Kranach . . . 

Pegau an der Elster, zwischen Leipzig und Zeitz, Benedictiner- 
abtei, gegrtindet 1092 durch Wiprecht von Groitsch, Burggrafen zu 
Magdeburg; 1485 zur Bursfelder Congregation beigetreten. Die Aebte 
iibten Miinzrecht. Abt Georg f 1484. (Paul Lang, > Chronica Num- 
burgensia* apud Mencken, , Script, rerumgerm.* II. 51. — Leuckfeld, 
,Antiquitates Bursfeldenses* 123. — Leitzmann, >Wegweiser auf d. 
Gebiete d. deutsch. Munzkunde* 222.) 

123. 
9. Marz. 

In m. B. M. V. in Pegaw prope Zeicz Numburg. dioc. 

pres. exhibitor c. quarta feria post oculi, quae fuit nona 

Marcii ... 1485 .. . obierunt Johannes, Jacobus sacerdotes, 

Reinhardus. Johannes laici . . . Katherina laica . . . 

Welchem Orden gehftrte dieses Kloster an? 

124. 
11. Marz. 

In m. b. Georgii Pleissenburgensi presentis carte gerulus 
c. sexta feria ante letare . . . obierunt nomine Katharina, 
Margaretha et Sophia in m. s. Georgii monialium extra 
muros Libczigk . . . 

Ord. s. Ben. 1230 gegriindet. (Grote, 298). 



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— 336 - 



I2 5- 
1 1 . Marz. 



L. rotule pres. n. c. in n. m. s. Pauli . . . O. fratrum 
Predicatoriim in Leypcz . . . 1485 feria sexta post 
dominicam oculi. In quo monasterio anno precedenti 

1484 obierunt . . . Bartholomeus de Kanstat sacre 
theologie professor, Jacobus de Guben, Mathias de 
Gorlicz, Petrus de Wunsidel sacerdotes, Johannes de 
Altdorff accolitus, Andreas Roemer conuersus . . . 

Gegriindet um 1229. Aufgehoben in Folge der Reformation 

(Kolb, f Series Misnensium episcoporum* 168. — Kirchenlexikon, VII. 

23. — Grote, 298.) 

126. 
(11. Marz.) 

Anno ... 1485 c. pres. gerulus in m. fratrum minorum 

in Lipck . . . anno precedenti obierunt Lucas Uigilator, 

quondam gwardianus eiusdem loci, Johannes Leinbergk 

vicegwardianus, Jacobus de Staplaw, Andreas Hueter, 

Jacobus Kuene . . . 

Gegriindet im 13. Jhrhdt. Aufgehoben 1543. (Grote, 298.) 

127. 
(11. Marz.) 

Huius rotule 1. n. in m. b. Thome in Liptzgk Mersenburg. 
dioc ... 1485 apparuit . . . obierunt Nicolaus, Johannes, 
Hartungus sacerdotes, Johannes accolitus, Gregorius 
egregius iuris pontificii doctor . . . 

Von dem Markgrafen Dietrich von Meissen 1193 (oder 12 13) 

fiir Chorherren gestiftet, war das Kloster reich an gelehrten M&nnern. 

Aufgehoben zur Reformationszeit. (Franc. Petr. ^Germ. can. Aug.* 

apud Kuen, V. 1. 31. — Grote, 298.) 

128. 
14. M&rz. 

In m. B. Marie extra et prope muros Aldenburgk Numburg. 
dyoc. presentis carte 1. c. secunda feria post letare . . . 

1485 ... obierunt Burkardus, Gregorius, Blasius, 
Fabianus, Mathias, Petrus, Clemens, Milletus, Nicolaus 
sacerdotes, Martinus, Melchior accoliti . . . 



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— 336 — 

Chorherrenstift unserer lieben Frau auf dem Berge (Bergerkloster) 
zu Altenburg, gegriindet 1172 vom Kaiser Friedrich I., aufgehoben 
1543. (Franc. Petr. ,Germ. can. Aug.* III. 97. — Vulpius ^Alten- 
burgi Altitudo* Altenburg, 1699, S. 11. — Grote, 10.) 

129. 

15. Marz. 

L. rotule pres. n. c. in cenobio B. M. V. O. Cist . . . 
1485 .. . obierunt Elisabeth, Margaretha, Catherina . . . 
Am Rande steht Werhusen oder Warthusen; wohl der Name 
des Klosters. 

130. 

16. Marz. 

In n. m. O. Carthus. configurationis Christi in valle s„ 
Martini c. p. gerulus ... 1485 in vigilia s. Gerdrudis 
obierunt Gerlacus prior, Lucas de Wittenburkh, Johannes 
de Velsperk sacerdotes . . . 

Karthause zu Reinschau bei Zwickau gegriindet um 1477 von 
einem Herzog von Sachsen und von Erfurt aus colonisirt. (Aubertus 
Miraeus, ^Origines Carthus. monast.* apud Kuen, II. 238.) 

(18. Marz.) 

Huius rotule 1. n. in m. Grunenhayn Cist. O. Numburg. 
dyoc . . . 1485 apparuit . . . obierunt Johannes abbas 
. . . Gregorius, Engilhardus, Jacobus, Nicolaus, Sigis- 
mundus, Michahel sacerdotes, Philippus dyaconus, 
Johannes conuersus. 

GrUnhain (Grunhemium) bei Zwickau, gegriindet 1236 von 

Meinhard (Meinher) II., Burggrafen zu Meissen. Monche aus Sichenu 

Aufgelost 1553. (Janauschek, 238. — Grote, 195.) 

*3 2 - 
19. Marz. 

L. rotule p. n. c. in n. commendali m. Lempnicz (?) 
Missnensis dyoc. O. S. B. . . . 1484 sabatho post 
dominicam letare . . . obierunt dominus Johannes de 
Sleynicz, abbas et archidyaconus, Casparus de Mekau, 



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— 337 — 

abbas et archid., Johannes prior, Oswaldus, Bartholo- 
mew, Andreas, Heynricus sacerdotes, Jacobus plebanus, 
Cristoferus laicus . . . 

Die Jahreszahl 1484 ist oflfenbar ein Schreibfehler. Vielleicht 
ist anstatt Lempnicz Chemnitz zu lesen. Hier befand sich (nach 
<.irote, 78) ein unter dem Namen Bergkloster bekanntes Benedictiner 
Mannsstift, welches ursprtinglich als Chorherrenstift 11 25 — 36 von 
Kaiser Lothar II. gegriindet wurde und 1548 sacularisirt worden ist. 

133. 
21. Marz. 

Pres. exhibitor c. n. in m. Veteriscelle s. Marie Cist. O. 
Misnensis dioc. ... 1485 in die s. Benedicti abb. 
Isti obierunt Johannes Schroter prior, Michahel Kemp 
liberalium artium determinator, Jacobus Reye cellerarius, 
Nicolaus Currificis, Symon Affalter, Mathias Czedeler, 
Johannes Wassermann ; Nicolaus Rudel, Johannes Eytter, 
Stephanus Bessermeyster sacerdotes, Lazarus diaconus, 
Georgius de Milticz nouitius, Hans Lenaw aduocatus, 
Hans aduocatus in castro Nossen, Nickel Bedermann, 
Laurencius doctor medicine, Peter Kynast conuersi, 
Barthel Hylner, Cristoforus Schelss, Hans Sneider, Hans 
Koch familiares, Thomas Smid, Peter Kleynhans, Anna 
uxoreius, Casper Rost, Mattis Roesigl, dominus Johannes 
Carpentarii et Valentinus Fabri sacerdotes, Jeristows de 
Magnalipna, Hennigk, Osanna uxor eius, Thomas Koller 
confratres. Item Peter Smid, Margaretha uxor eius 
et Lucia filia. 

Altenzell (Vetus Cella, Antiqua Cella, Cella Major) bei Freiberg, 
gegrundet um 1145 a ^ s Benedicti nerkloster durch Tammo von Strehla, 
1 1 7 5 von dem Markgrafen Otto dem Reichen von Meissen einer 
Colonie aus Pforta ubergeben, aufgehoben 1540. ^MCCCCLXXX 
missi fuerunt de nostro Monasterio ad Vngariam . . . Nicolaus Rudel 
. . . Michael Kemp . . .* (Chronicon Veterocellense minus bei 
Mencken SS. II. 446.) 1470 — 74 erscheint urkundlich: jHans 
Lenaw voyt zur Czellen. 4 1470 — 88 regierte Abt Antonius de 
Mitweidis. (Kolb ? ^ Series Misnens. episcop.* 138. — Slevogt »De 
sepulturis imperatorum ... in monasteriis . . .* Jenae 1722, S. 351. 

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— 338 — 

— Knauth, t Altenzella* Dresden 1721 II. pg. 6. 127. 170. 219, 

— Mitth. d. Freiberger Alterthums-Vereines I, 17. — Janauschek r 
171. — Grote, 11.) 

134. 
22. Marz. 

Pres. exhibitor c. n. in m. s. Affre O. canonic, reg. in 
Misna ... 1485 feria 3- post iudica . . . obierunt 
domini Laurentius, Nicolaus . . . 

Gegriindet um 1030 (wahrscheinlicher um 1050) von Reinher r 

Bischofvon Meissen; um 1544 in eine lutherische Schule umgewandelt. 

(Aub. Miraeus apud Kuen, V. 59.) 

135- 
22. Marz. 

Pres. rotule ostensor n. in m. s. Francisci Ordinis c. in 
Missna. ... 1485 3- feria post iudica. Obiit frater 
Michael certus cum fratribus, quorum nomina nobis 
sunt ignota. (!) 

i3 6 « 
28. Marz. 

Pres. exhibitor c. n. in m. Buchalstal s. Egidii Cist. CX 
Misnens. dioc. ... 1485 feria secunda post palmarum 
. . . obierunt . . . Martinus abbas, Nicolaus Molitoris 
prior, Georgius Swyruff artium liberalium magister, 
Johannes Spangenbergk, Casparus Kottener, Mathias 
Leysniker, Wenzeslaus Glazer, Martinus Tolcz, Georg- 
Segenanth, Jacobus Hirschbergker, Johannes Francko,. 
Johannes Reger, Oswaldus Schon, Georg Schumppel,. 
Paul Oschatz, Paul Rossenfelt, Thomas Slipchen, Andreas 
Kempniczer, Balthazar Golaz, Paul Klessingk omnes 
sacerdotes, dyaconi, subdyaconi, monachi monasterii 
nostri. Heinricus, Burchardus conuersi. Affamiliares 
Mattes et Michel Becher, Tytze Hindener, Hans Mose, 
Brigitta, Anna ... 

Buch (Ilgenthal, Valis s. Egidii) am Zusammenflusse der Zschoppa 

und Mulde, gegriindet um 1192 von Heinrich III., Burggrafen von 

Leisnig, Colonie aus Sichem (nach Anderen Sittichenbach), aufgehoben 

1526. (Janauschek, 195. — Grote, 65.) 



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— 339 — 



U7. 
28. Marz. 



Pres. exhibitor c. n. in m. Sornicz O. S. B. Misn. dioc. . . . 
1485 feria secunda post palmarum . . . obierunt dominus 
Johannes decanus in Wurczen, Jacobus Leysnigker pre- 
positus, Johannes Zeffraw prepositus. Elizabet Militicz 
abbatissa, Elizabeth Heynicz abbatissa, Nicolaus Heynitz, 
Felicitas Heynicz, Gebhart Heynicz . . . Dorothea prio- 
rissa, Cristophorus Halbitz, Hans Plawssigk . . . Anna 
priorissa . . . 

Sornitz bei Mtigeln. 



138. 
30. Marz. 

Pres. exhibitor c. n. in m. . . . Margareten (?) O. S. B. Misn. 
dyoc. feria quarta post palmarum . . . obierunt fundatores 
monasterii Bathe (?) von Isenborgk . . . Margaretha 
Rosenegk klosteriungfraw, Barbara Heinicz . . . Johannes 
Forcheim prepositus noster, Dyterich confessarius noster, 
Benedictus noster Cammerarius . . . 

In diesem Kloster oder in dessen Gegend scheint unser Rotel- 

bote die Osterfeiertage verlebt zu haben. 



J 39- 
7. April. 

Pres. exhibitor c. n. in m. D.obraluck Cist. O. Misn. dyoc. 
... 1485 feria quinta post dies pasche proxime ante 
dominicam quasimodogeniti . . . obierunt Heinricus, 
Paulus, Mateus, Baltasar abbates, Benedictus Paulus 
Erhardus, Fredericus, Marcus, Johannes, Lucas, Nicolaus 
Valentinus, Petrus, Borckardus, Ambrosius, Symon sacer- 
dotes, Baltasar et Baltasar dyaconi, Jacobus et Paulus 
conuersi . . . 

Dobrilug (Dobralucka) in der Lausitz, Patron St. Maria, gegriindet 

1 165 vom Markgrafen Dietrich III. von Meissen; Colonie aus Volkeroda. 

Aufgehoben 1540. (Grote, no.) Janaus:hek, 153 fiihrt 66 Namens- 

verstummelungen dieser Oertlichkeit an. 

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— 340 — 

140. 
13. April. 
Baiulus huius rotule mortuorum sese nostris obtulit aspec- 
tibus in m. Czenne s. Marie Cist. O. Brandenburg, dyoc. 
... 1485 in vigilia ss. Tiburcii et Valeriani mm . . . 
debitum carnis persolverunt Thomas, Johannes, Mathias 
Andreas, Martinus, Theodoricus sacerdotes, Vdalricus 
dyaconus, Jacobus, Dyonisius, Johannes conuersi . . . 
Zinna (Cenna, Coena s. Mariae) bei Jiiterbog, gegrundet 1171 
durch Wichmann, Erzbischof von Magdeburg. Das Kloster besass im 
15. Jahrhundert eine Buchdruckerei. (Janauschek, 163.*) 

(Continuatur.) 



Ueber den Ursprung zweier Citate in der Regel 
des heiligen Benedict. 

Von 1\ K d m u n t\ Schmi rl t. 

Im 7. Cap. der Kegel d.cs h. Henedict werden zwei Citate 
mit Worten eingefuhrt, mit denen man Stellen der h. Schrift 
einzufuhren pflegt, namlieh (gr. 11.): »Item (licit scriptura: 
Voluptas habet poenam, et necessitas parit coronam,* und (gr. XI.) 
>. . . non sit clamosus in voce, si cut scrip turn est: Sapiens 
verbis innotescit paucis.« Dieselben stehen aber bekanntlich nicht 
in der h. Schrift. Es darf uns nicht befremden, dass der heilige 
Verfasser auch Citate aus anderen Schriften in solcher Weise 
anflihrt, da za seiner Zeit der Gebrauch dieser und iihnlicher 
Ausdriicke nicht in dem Grade wie spiiter auf die h. Schriften 
ausschliesslich beschriinkt war, wie Menard (Concordia Regul. 
s. liened. Anian. pag. 267) und Haeften (Disq. Mon. pag. 63;">) 



*) Richtigstellung zum 1. Heft S. 69.: Das sub Nr. 15 genannte Kloster 
ss. Thebeorum ist Niederaltach. Gegrundet 734 unter Herzog Hugibert, aber erst 
741 durch Herzog Utilo mit Mdnchen aus Reichcnau besetzt. 

Das sub Nr. 16 erwiihnte Kloster s. Michaelis ist Metten bei Deggendorf 
auf Anregung des Priesters Utto von Carl dem Grossen 794 — 800 wahrscheinlich 
fur irische Benedictincr gestiftet. 1 1 29 — 1 150 hausten hier Chorherren; hierauf 
wieder Sohne des h. Benedict. Nachdem das Stift 1803 sacularisirt worden war, 
wurde es 1830 als Priorat und 1840 als Abtei wieder ins Leben gerufen. 
1479 — 95 war A^ 1 Pancratius Kammerer. (Mittermiiller «Das Kloster Metten 
und seine Aebte.» — Benedictinerbuch.) 



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— 341 — 

an mehreren Beispielen zeigen. 1 ) So konnte denn der h. Benedict, 
was im Officium divinum oder auch bei der gemeinschaftlichen 
Lesung bei Tiseh und anderwiirts vorkam, in der angegebenen 
Weise citieren, ohne eigentlieh gegen den damaligen Sprachgebrauch 
zu vorstossen. 

Aus welchen Biichern hat aber der h. (iesetzgeber jene 
Stellen geschopft? Hinsichtlich der zweiten: ^Sapiens verbis 
innotescit paucis,« ist die Antwort leicht und einfach. Schon 
Menard sagt (1. c. pag. 308), dieselbe sei dem » Enchiridion Sexti< 
(SLxti oder Xysti) entnommen, eines stoischen oder pythagoraischen 
Philosophen aus der ersten Kaiserzeit. Rufin von Aquileja hat es 
aus dem Griechisohen ins Lateinische tibersetzt. mit einigen Sen- 
tenzen vermehrt und dem h. Papst Xystus II. zugeschrieben, wie 
aus seiner Epistola dedicatoria hervorgeht: ». . . . Sixtum in 
latinum verti, quern Sixtum ipsum esse tradunt, qui apud vos 
idem in urbe Romana Sixtus vocatur, episcopi et martyris gloria 

decoratus Addidi et electa quaedam religiosi parentis ad 

filium, sed breve totum, ut merito omnc opusculum vel enchiridion 
si Graece, vel Latino annulus appelletur.« 

Es gibt zwei, in einigen Stricken von einander abweichcnde 
Ausgaben dieses Buches. Xach der besten, von Orelli hcraus- 
gegebenen, cnthftlt es 427 Sentenzen. deren 134. genau so lautet, 
wie das Citat in unserer Regula. Xach der anderen, vc n Erasmus 
von Rotterdam und zulctzt von Urb. (Jottfr. Siber (Leipzig 1725) 
verofTentlichten, die 465 Sentenzen zahlt, ist sie die 145. und 
lautet: »Sapiens innotescet verbis paucis.* 2 ) So viel iiber dieses Citat. 

X T icht ebenso iiber alien Zweifel erhaben ist der Ursprung der 
anderen Stelle. Dieselbe findet sich verbotenus in den Martyreracten 



*) Fiibren wir drei derselben an: Der hi. Augustin schreibt (ep. 100): 
„Scnptum est: Abominatio est Domino defigens oculum; 44 der h. Gregor 
der Grosse (in cap. 7. Cant): „Nemo enira, si cut scriptum est, repente fit 
summus;" der h. Valerius von Astorga (fee. a. 675): „Scriptura testatur, 
quod omne peccatum quod remissus indisciplinatusque admiserit frater, ad 
negligentem protinus revertatur seniorem." Keines dieser Citate steht in der 
hi. Schrift. 

3 ) Es ist gewiss, dass diese Schrift nicht vom hi. Papst Xystus II. (f 257) 
herriihrt. Die Griinde dafiir findet man bei Migne, Patr. gr. torn. 5. eol. 78, 
und bei Orelli: Opuscula Giaecorum veterum sententiosa et moralia, Lipsiae 1819, 
in der Vorrede und in den Anmerkungen des 1. Bandes. — Im Decretum Gelasii 
wird das Enchiridion fiir apogryph erklart unter dem Titel „Liber Proverbiorum 
qui ab haereticis conscriptus et sancti Sixti nomine praenotatus est." 



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— 342 — 

der hh. Jungfrauen Agape, Chionia und Irene, welche in diejenigen 
der hh. Chrysogonus und Anastasia eingeflochten sind; und zwar 
sollen es Worte der h. Irene sein. Nach diesen Acten drohte der 
Richter Sisinnius der Jungfrau, sie in das Lupanar zu schicken. 
Dieselbe entgegnet ihm aber, dass die Befleckung, in welche die 
Seele nicht einwillige, ihr nicht zur Schuld angerechnet werde. 
Auf die weitere Frage, ob dena der (erzwungene) Genuss von 
Opferblut die Martyrer nicht befleckt habe, antwortet Irene wieder : 
>Non solum non sunt inquinati, sed etiam coronati sunt; voluptas 
enim habet poenam, et necessitas parat coronam.* 
Liesse sich beweisen, dass diese Acten echt sind, oder doch 
wenigstens vor dem h. Benedict verfasst und fur echt gehalten 
worden sind, so h&tten wir keinen Grund zu zweifeln, dass er 
den Satz, der uns beschafligt, daraus genommen hat; denn die 
Martyreracten wurden immer sowohl oflfentlich beim Officium 
divinum als privatim sehr eifrig gelesen (conf. Ruinart, Praef. 
gener. in Acta sine. Mart. § 1. n. 5. u. 6.) Allein den genannten 
Acten wird fast allgemein die Authentic abgesprochen ; und wir 
finden auch erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts die erste Er- 
wahnung derselben, namlich beim h. Aldhelm, Bischof von Sherburn, 
der in seiner Schrift »de laudibus virginitatis* n. 50 die Tugend 
der drei hh. Schwestern und ihre Standhaftigkeit unter Anfuhrung 
einzelner Ziige aus ihren Acten preist. Von dieser Zeit an finden 
sie sich in alien Martyrologien, auch des 8. und 9. Jahrhunderts 
am 5. April, am 24. November und am 25. December. Allein 
alle diese Zeugnisse reichen nicht weit genug hinauf, um an und 
fur sich zu unserem Zweck verwerthet werden zu konnen. 1 ) 

Nichtsdestoweniger glauben wir als wahrscheinlich darthun 
zu konnen, dass die genannte Passio diejenige Schrift ist, welcher 
der h. Benedict das Citat entnommen hat. 

Wie wir gesehen, waren die Acten der hh. Chrysogonus 
und Anastasia im 7. Jahrhundert bekannt und besassen ein 
gewisses Ansehen — freilich neben anderen Martyreracten, die 
wohl fur unecht gehalten werden, aber doch unzweifelhaft sehr 






l ) Die friiheste Spur der hh. Jungfrauen findet sich im Martyrologium 
Hieronymi (saec. VI.) und im Vetus Martyrologium Romanum des hi. Ado am 
5. April. 



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— 343 — 

alt sili I Da es nun keine anderen Acten unserer Heiligen gibt, 1 ) 
so ist tfpwiss die Frage am Platz: ist wohl anzunehmen, dass 
urspriinglieh von so bertihmten Martyrern 2 ) und ihren Gefiihrten 
gar nichts aufgezeichnet worden? Und wenn dies vielleicht nicht 
sogleich geschehen konnte, oder die Acten in den Stiirmen und 
Leiden jener Zeit verloren gegangen, ist es wahrscheinlich, dass 
nach Aufhoren der Verfolgung, als man die wahrend derselben 
vernichteten Martyreracten aus der mttndlichen Ueberlieferung 
sammelte, gar nichts von diesen beiden Heiligen nachtr&glich 
aufgezeichnet worden, die doch in Rom selbst in so hoher Ver- 
■ehrung standen? Kaum. Aber noch viel weniger ist es glaublich, 
dass spater andere, vollst&ndig erdichtete Acten jene urspriinglichen 
oder nachtraglichen Aufzeichnungen verdrftngten, denen, wenn auch 
nicht unanfechtbare Authentizitiit, so doch das hohere Alter und 
die Ehrwiirdigkeit der frommen Ueberlieferung zur Seite stand. 
Und dies ist um so unglaublicher, weil letztere in diesem Fall 
so vollstiindig verdrangt worden waren, dass uns nicht einmal 
eine Spur von ihnen erhalten geblieben ware, und weil es ganz 
unmoglich ist, die Zeit des Auftauchens der neuen Acten zu 
bestimmen. 8 ) 



*) Das Freiburger Kirchenlexicon (A. Anastasia) sagt, es gebe zweierlei 
Acten der hh. Anastasia und Chrysogonus; dies ist nicht richtig: dieselben 
Acten, von welchen hier die Rede ist, scheinen ein wenig frei ins Griechische 
ubersetzt und von Simeon dem Metaphrasten aufgenommen worden zu sein 
(Migne, Patr. gr. torn. 116, col. 574 seq.). Sirlet hat sie im 16. Jahrhundert ins 
Lateinische zuriick Ubersetzt. (conf. Surius, 25. Dec.) Von den hh. Schwestern 
Agape, Chionia und Irene jedoch gibt es noch andere, ursprilnglich griechische 
Acten, welchen Ruinart und vor ihm schon Baronius den Vorzug geben. Im 
Abendland waren aber im allgemeinen nur die in die Passio der h. Anastasia 
eingefUgten bekannt; denn alle Martyrologien stimmen nur mit letzterer 
in den Umstiinden Uberein und bezeichnen zugleich mit alien Kalendarien 
den 5. April als den Todestag der h. Irene, wKhrend jene griechischen Acten 
in den Umstanden abweichen und den 1. April als ihren Todestag angeben. 

') Nicht bloss sind die Namen beider Heiligen in den Canon der heil. 
Messe aufgenommen, ihre Kirchen in Rom waren auch von Alters her im 
Missale romanura als Stationen bezeichnet und sind heute noch Cardinatatitel- 
kirchen (conf. S. Leo M. serm. 97.) — Auf der rttmischen 8ynode, welche unter 
Papst Sjmmachus a. 502 gchalten wurde, unterzeichnete sich auch Petrus, 
presbyt tituli Chrysogoni. — Schwerlich wttrden die Namen der h. Agape 
und ihrer beiden Schwestern, von denen man ausser ihrem Martyrium gar nichts 
wei^s, in die ausfUhrlichen Martyrologien und in die Kalendarien des Abend- 
Ian des aufgenommen worden sein, wenn nicht ihre Leidensgeschichte in die 
Acten so allgemein verehrter Heiligen eingeflochten gewesen wfire. 

s ) Wenn man auch zugeHtehen muss, dass es zur Zeit des h. Aldhelm 
ofters an schfirferer Kritik gefehlt hat, so wtlrde man jenen Mannern doch 
unrecht thun, wenn man ihnen mit Ruinart (Admonitio in Acta ss. Agapes 



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— 344 — 

Den ausseren Griinden nacb ist es also zum mindesten 
m o g 1 i c h und a u e h n i c h t u n w a h r s e h e i n 1 i c h, dass unsre 
Acten schon vor dem hi. Benedict geschrieben sind. Allein erst 
die inneren Griinde verleihen dieser Annahme einen hohen 
Grad von Wahrscheinlichkeit, so dass nur sehr triftige 
Gegengriinde sie zu erschuttern vermochten. 

Damit aber der verehrte Leser in der Lage sei, selbst zu 
priifen und ein Urtheil zu fallen, moge hier die betreflende Stelle 
in extenso folgen (Bolland. April, torn. J. pag. 248.) 

Nachdem der Comes Sisinnius die b. Irene unter Drohungen 
aufgeforriert hat, den Gotlcrn zu opfern. und nachdem die Martyrin 
als Antwort hierauf ihrem Verlangen Ausdruck gegeben, durch 
den Tod zum Leben, durehs Feuer zur Seligkeit zu gelangen wie 
ihre beiden Sehwestern, Jasst die Pussio den Richter fortfahren: 
»Putas te sic pati, sicut sorores tuae passae sunt? Ego te iubeo 
nudam tradi meretricantibus, ut ibidem ad turpes usus posita 
moriaris. Irene respondit: Caro mea et feris et ignibus et plagis 
omnibusque poenis tradatur, non sacrificabo, quidquid passa fuerit. 
Caro autem mea sic patitur fornicatorem sicut canem, sicut ursum, 
sicut serpentem : et melius mihi est, ut tradatur caro mea quibus 
cxcogitaveris poenis, quam anima mea polluatur in idolis. Inqui- 
namenta enim quibus anima non consentit. non suscipit reatus. 
Nunquam sancti Dei. qui ante in coniessionc nominis Dei per- 
severantes de sanguine sacrificii vestri inviti acceperunt in ore, 
inde polluti sunt. Sisinnius dixit: Ergo non sunt inquinati, qui 
de sacrificiorum sanguine gustaverunt? Irene respondit: Non solum 
non sunt inquinati, sed etiam coronati sunt: voluptas enim 
ha bet poenam, et necessitas par at coronam. Vos illos 
resupinari iussistts, et mixtum aqua sanguinem sacrificiorum inviti 
sorbere; et aperto ore eorum sicut equis cornu ingessistis. Illi 
autem sanguinem ilium si consentiendo glutissent, animam suam 

etc. 3.) nachsagte, class sic in ihre Schriften Uberhaupt und spcciell in ihre 
Marty rologien ersichtlich unechte Nachrichten aufgenommen hatten. Sie 
besassen ganz gewiss neben dem guten Willen auch Verstand geaug, urn 
of fen bar unechte Berichte von moglicherweise edit en zu unter- 
scheiden, und es standen ihnen noch gar manche Quellen zu (iebote, die 
inzwischen verloren gegangen sind. Wenigstens mussten sich doch ihre Materialien 
durch Alter oder allgemeines Ansehen empfehlen. Uebcrdie-? lesen >vir bei Beda, 
der h. Aldhelm sei gewesen „vir indecumquo doctissimus u und „scrip- 
turarum tarn liberalium quam ecclesiastic arun. eruditione mirandus." 



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— 345 — 

perderent: at vero non consentiendo ilium sed vim patiendo 
gustantes non solum polluti non sunt, verum etiam emundati sunt. 
Ita et ego, quae earnem meam Christo tradidi, sive sordibus, sive 
plagis, sive ignibus earn tradas, ego non eonsentiam, et omnia 
quae passa fuero pro confessione nominis Dei mei. non verebor: 
potens est autem Deus, qui te non permittat faeere, quod 
cogitaveris.* 

Und nun beachtc man, dass in dieser Passio jedes einzelne 
Wort des Satzes, um den es sich handelt, so sehr in seiner 
naturlichen Bedeutung genommen, und dieser ganze Satz der Art 
mit dem Vorausgehenden und dem Folgenden verfloehten ist, 
dass der Passus den unwillkurlichen Eindruck des Originales 
maelit. In der Regula im Gegentheil ist derselbe Satz in einem 
ungewohnlichen, nicht auf dm ersten Blick ersichtlichen Sinn 
genommen, namlich: >Die fans der Ungebundenheit ent- 
springendej Lust tragt Leid und Schmerz in sich; 
aber das fwillig getragene| .loch des (iehorsams 
verschafft die Krone.< Ein Uebergang des Satzes aus der 
Regula in die Martyreracten ist darum ausgeschlossen. 

Nimmt man nun noch hinzu, einmal, dass der h. Benedict 
ausdrticklicli sagt, er habe die Stelle einer Schrift entlehnt, sodann, 
dass dieselbe weder ein Sprichwort war, noch auch in irgend 
einer anderen uns bekannten vor (oder audi nach) dem h. Benedict 
verfassten Schrift des christlichen Alterthums 'vorkommt, und 
endlich, dass. wie oben gezeigt worden, aussere (Iriinde die 
fruhere Abfassung dieser Acten als moglich und selbst als wahr- 
scheinlich hinstellen, so sind gewiss Anhaltspunkte genug vorhanden, 
welche es in h o h e m ( J r a d e \v a h r s c h e i n 1 i c h m a c h e n, 
dass der h. Benedict den Satz: »Voluptas habet poenam, 
etc.« aus der in die Acten der hh. Cllirysogonus und 
Ana stasia eingeflocht enen Passio der hi. Irene ent- 
nommen hat. 



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- 346 — 



Ueber ambrosianische Liturgie und ambrosianischen 

Gesang. 

Von P. Ambrosias Kienle O. 8. B., in Emaus. 
I. 

Unter den abendliindischen Liturgien nimmt die ambrosianische 
eine hervorragende Stelle ein. Sie ist hochst bedeutsam sowohl 
durch ihr Officium, als durch ihren Gesang. Gleichwohl ist sie 
nur selten und kurz in liturgischen Werken behandelt; in der 
deutschen theologigfchen Literatur ist die ambrosianische 
Messe besprochen, das Brevier gar nicht. Unsere Kenntnisse 
vom ambrosianischen Gesange sind gleichfalls gering. Gerbert 
bringt in seiner Musikgeschichte *) einige Nachrichten, aber nicht 
solche, die uber die Eigenthumlichkeit des ambrosianischen 
Gesanges Aufschluss geben, und besonders hatte man keine 
Melodien mehr. Der fleissige Sammler Forkel 2 ) spricht mancherlei 
Vermuthungen aus, so dass man ihm ansieht, er wiirde gerne 
etwas berichten, wenn etwas zu finden ware. Der ambrosianische 
Gesang gehorte also zu den literarisch Verschollenen. Ambros 
endlich, dem doch eifriges Forschen und umfassende Kenntnisse 
nicht abgehen, setzt dem Todten das Cenotaph. Im zweiten Band 
seiner Musikgeschichte (p. 45) schreibt er: »Heutzutage hat 
sich die letzte nachweisbare Spur ambrosianischer 
Singweise l&ngst verloren, auch in Mailand, obwohl 
sie dort noch an dem ambrosianischen Ritus festhalten.« Im nach- 
folgenden brihgen wir einige Nachrichten von dem Todtgeglaubten 
aus ganz zuverlilssiger Quelle. Dieselbe ist eine Pergament- 
handschrift des eilften Jahrhunderts. 8 ) 

Zuerst gedachten wir uns nur mit den Ges&ngen zu befassen ; 
der Codex enthalt aber auch uber die Liturgie so wichtige Nach- 
richten, dass wir sie dem Leser nicht vorenthalten konnen. Es 
folgt nun zunUchst eine kurze Beschreibung der Hand- 



*) De cantu et musica sacra, s. Blasii, 1774, an verschiedenen Stellen. 

a ) Allgemeine Geschichte der Musik. Leipzig 1801. Band 2, p. 130. 155. 

*) Dieselbe befindet sich im Besitze des Herrn Antiquar Rosenthal in 
MUnchen. Der Eigenthllnier hatte die Gttte, uns dasselbe zur Etnsichtnahme 
und Priifung der Melodien auf langere Zeit zu Uberlassen mit der Erlaubniss, 
einige Melodien als Beispiele zu dieser Besprechung zu veriiffentlichen. Wir 
bentttzen diese Gelegenheit, Herrn Rosenthal dafdr offentlich den Dank aus- 
zusprecheu. 



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— 347 — 

schrift, da dieselbe einiges fur das mittelalterliche musikalische 
Schriftwesen Wichtige aufweist, dann die Besprechung des 
liturgischen und endlich des musikalischen Jnhaltes. 
Eine kurze Uebersicht iiber die Geschichte der ambrosi- 
-anischen Liturgie 1 ) diirfte unsern Lesern willkommen sein. 
Den Ursprung derselben schreiben die Mailander dem hi. Barnabas 
zu, den sie als Apostel ihrer Stadt verehren. Gewiss ist, dass der 
erste Bischof die apostolische Liturgie nach Mailand gebracht 
hat. Der siebente Bischof, der hi. Mirocles, soil sie weiter aus- 
gebildet haben. dem hi. Ambrosius verdanke sie die endgtiltige 
Ordnung. Von diesem hi. Kirchenlehrer erzahlt sein Lebens- 
beschreiber Paulinus Diak(onus), 2 ) dass er den Gesang der 
Antiphonen und Hymnen sowie die (nilchtlichen) Vigilien 
eingefiihrt. Dasselbe berichtet der hi. Augustinus. 8 ) Die neue Ein- 
richfung verbreitete sich nach den gleichen Berichterstattern rasch 
im ganzen Abendlande. Zweifelsohne waren damit noch and ere 
umfangreiche Arbeiten aufdem Gebiete der Liturgie 
verbunden. Walafried Strabo*) sagt, dass der hi. Ambrosius die 
Messe und die Disposition aller andern Officien geordnet habe. 
Der schone Gesang der ambrosianischen Kirche 
ruhrte den hi. Augustin zu Thr&nen. Da die Zusiitze spaterer 
Zeiten in der ambrosianischen Liturgie nicht unterscheidbar sind, 
so kann man iiber die Einrichtungen des hi. Ambrosius nicht 
sicher urtheilen. Mabillon halt dafur, dass die mailiind ische Liturgie 
stets gleich blieb. (Mus. ital. Bnd II: Ritus ambr. semper mansit 
uniformis.) Muratori besehrankt das; doch scheint er die Dispo- 
sition und die Mehrzahl der liturgischen Texte als vom hi. Ambrosius 
herruhrend zu betrachten (antiq. IV p. 837). Bei den verschiedenen 
Redactionen des romischen Ritus (gelasian. und gregorian. Sacra- 
mentarium) wurde die ambrosianische Liturgie stark benutzt. 
Zur Zeit Carls d. Gr. hatte sie, wie es scheint, eine grosse Gefahr 
zu bestehen. Ein mailftndischer Chronist des 12. Jahrh., Landulf 
der Aeltere 6 ) (urn 1100) berichtet, dass Carl d. Gr. die maiUindische 



*) nAmbrosianisch" ist im Anschluss an den allgemeinen Sprachgebrauch 
genommen in der Bedeutung von „im maillindischen und nach dem hi. Ambrosius 
benannten Ritus gebrauchlich". 

*) Gue'ranger, Institutions liturg. I p. 185. 

*) vita n. 13. 

*) Confess, lib. 9 t c. 4. 

*) De ritibus eccl. 22. 



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— 348 — 

Liturgie vernichten und durch die romische ersetzen wollte. Ein 
transalpinischer Bischof, Namens Eugenius, habe auf einem 
romischen Concil unter Hadrian I. durch seine muthige Verlheidigung 
die beinahe verlorene ambrosianiselie Liturgie gcrettet. Man legte 
das romische und das ambrosianische Sacramentarium versiegelt 
auf den Altar, veranstaltete Gebete und Fasten ; endlich oflheten 
sich beide Bucher wunderbar zu gleicher Zeit, als Zeichen der 
Bestiitigung und Berechtigung des ambrosianischen. Aus der 
fabulosen, an gescliichtlichen Unmoglichkeiten leidenden Erzilhlung 
glauben Historiker, wie Mabillon und Muratori, soviel entnehmen 
zu durfen, dass Carl d. Gr. die mailandische Kirche in grosse 
Bedrftngniss brachte. Einige Jahrhunderte spiiter, im Jahre 1060, 
Hess Papst Nicolaus II. durch den hi. Peter Damian einen Versuch 
machen, die Mailander zur Aufgebung ihrer Sonderliturgic zu 
bewegen. Dies schien desshalb nothig, weil sie beitrug, dass 
Mailand eine Sonderstellung und beinahe eine schismatische 
Haltung gegenuber Bom einnahm. Die ganze Bevolkerung kam 
in Aufruhr; der Versuch misslang. Nicht bessern Erfolg erzielte 
der Cardinallegat Branda von Castiglione (1440), der, nachdem 
das Zureden seines Vorgangers nichts gefruchtet, versuchte, durch 
Ueberrumpelung zu siegen und am Weihnachtsfeste die Messe 
romisch hallen Hess. Wieder gab es eine gewaltige (lahrung im 
Volke; tags darauf verliess dev Cardinal die Stadt. 1497 bestatigte 
Alexander VI. durch eine Bulle die ambrosianische Liturgie. Der 
111. Carl Borromaus, der sie reformirte, wusste sie mit grosser 
Energie gegenuber dem spanischen Statthalter zu vertheidigen ; 
auch dem Drangen seiner frommen Umgebung setzte er entgegen, 
die ambrosianische Liturgie sei romisch, weil von den Papsten 
oftmals besUitigt. Die niichsten Nachfolger iinderten mehrmals am 
Missale mit mehr oder weniger Gltick, indem einer von den alten 
Gebrliuchen wegliess, was sein Nachfolger wieder gern restituirt 
hatte. l ) Das 17. und 18. .lahrhundert brachte manche gelehrten 
Arbeiten iiber den ambrosianischen Bitus. 2 ) 

*) Cardinal Friedrich Borromaus stellte in seiner Missalausgabe 1600 
Einiges wieder her. Die Ausgabe 1669 hat die meisten Aenderungen. 

2 ) Casola, Rationale ceremon. 1499, Pa melius, Liturgicon 1571, 
Visconti, Observationes ccclesiasticae 16*26, Andreucei (s. Zncharia, bibl. 
ritualis II 418), Mabillon, Museum ital., Martcne, de ritibus eecl., Muratori 
in verschiedenen Werken, Sonmani origine apostolica della chiesa milan. 
1755, Puricelli, basil. S. Ambr. 1645, Antichita lomb.-niilanese 1793,. 
Gi ul ini, memorie storiche di Milano 1760. 



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— 349 — 

Kommen wir nun auf unsre Handschrift zuruck. Auf 135 
Pergamentblattern klein und sehr sorgfaltig geschrieben. priiscntiren 
■sich uns die Gesange des ambrosianischen *) Ritus vom ersten 
Adventssonntag bis Charsamstag einschliesslich. also das Winter- 
halbjahr der Kirchenzeit. 

Mit den Gesiingen des Offieiums (Chorgebet) sind die der 
heiligen Messe verbunden: unter das Proprium de Tempore sind 
die Heiligenfeste eingereiht, so dass beinahe die Ha 1 ft e der 
Gesange des ambrosi anise hen Ritus in d^m Codex 
enthalten sind. Gleich auf dem ersten Blatte begegnet dem 
liturgischen Forscher ein Riithsel, das an sich leicht losbar bei 
der Unbekanntheit der mailiindisehen Riten seine Schwierigkeit 
hatte. Der Codex triigt auf dem ersten Blatte den Titel: >Domi- 
nica II. Adventus.* Es fehlt also ein Blatt, ja bei genauerer 
Ziihlung der Lagen der Bogen zeigt es sich, dass filnf Blatter 
fehlen; indessen kommen spUter ohne Titel die (iesiinge. welclie 
jetzt im Missale als erste Adventsmesse bezeichnet sind. Nach 
manclierlei Vermuthungen ergab sich, dass ein Buchbinder die 
Unordnung in der mailiindisehen Liturgie angerichtct und dem 
ersten Adventsonntag eine so verwirrende Stelle angewiesen hatte. 
Dessungeachtet fehlen zu Anfang einige Blatter, auf denen vielleicht 
das Calendarium, wie im Mittelalter Brauch war, und das Nacht- 
officium des ersten Adventssonntags standen. Eine weitere kleine 
Liicke ist vor Weihnachten, wodurch das Vigilofficium verloren 
gegangen ist. Von diesen Stellen abgesehen ist der Codex voll- 
standig und vortrefflich erhalten. Wer weiss, welche Lucken und 
iveitere Stigmata derlei Ilandschriften oft haben, der dankt dem 
gniidigen CJeschick, das so glimpllich mit diesem kostbaren Zeugniss 
alter liturgischer Herrlichkeit umgegangen ist. 

Die Schrift des Textes und der Noten ist gleich- 
massig und schon. Die sechs und zwanzig Initialen romanischen 
Stiles haben geringe Bedeutung. Die GesUnge sind in guido- 
nischer Schrift notirt, d. h. es sind Neumen der alteren 
Periode, klein, zart und noch ganz in der Form, die vor der 
Einfuhrung des Liniensystemes gebrUuchlich war. Diese Notenform 
wiihrte nicht lange, sondern ging in rascher Entwicklung der 



J ) Pertz, Monum. VIII. X. und Muratori Script. Hoi. IV. 49. 



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— 350 — 

quadratischen und gothischen Notenschrift zu. Daher sind solche 
Codices nicht gerade h&ufig und fttr die Choralgeschichte als die 
ersten Zeugen aus der Zeit der genau fixirten Melodie von grosser 
Wichtigkeit. Interessant ist die A nw en dung der Linien. Der 
Schreiber zog eine Anzahl enger paralleler Linien; je nachdem 
die Melodie umfangreich ist, benutzte er drei oder vier ; zuweilen 
auch nur eine oder zwei fttr die Noten und die darunterstehende 
fur den Text. Wenn nun zuweilen ein tieferer Ton vorkommt, 
wird die Textlinie auch zur Notenlinie, wenn nicht die Note gar 
noch tiefer stehen muss. Ebenso versteigt sich die Melodie auch 
in die obere Textzeile. Diese Eigenthumlichkeit ist der ersten Zeit 
der Anwendung von Notenlinien eigenthtimlich, in der eine stabile 
Linienreihe fur die Noten, wie unser » System « noch nicht Brauch 
war. Man findet sie beispielshalber auch in den liturgischen 
Handschriften von Monte Cassino, die aus der Zeit des Abtes 
Desiderius (gestorben im Jahre 1087 als Papst Victor III.) stammen. 
Die Linien sind mit einem Eisenstift eingerissen, die C-Linie ist 
gelb (verblasst), die -F-Linie roth. Der Schlussel ist h&ufig, 
auch ohne Noth, gewechselt, oder um es richtiger zu sagen, man 
hatte keine Schlussel, sondern etwas Natiirlicheres, die Buchstaben, 
die man zu Anfang der Linie stellte, um den darauf stehenden 
Ton zu bezeichnen. In dieser Art sind beinahe alle Buchstaben 
der Octav als Schlussel gebraucht, D f a c e g, in dieser Weise : 

gelb c (T)- 



roth 

a c- 

roth(^) c 

(^) 



Ausser den beiden farbigen Linien findet sich noch eine 
dritte, grune, die durch den Zwischenraum gezogen ist, wenn 
h zu b vertieft werden soil. Diese Angabe des b ist sehr merk- 
wl'irdig und auch in guidonischen Handschriften eine Seltenheit 

Als Zeit der Abfassung ist nach dem Urtheile des auf 
diesem Gebiet competentesten Kenners, geistl. Rath Schlecht, das 
eilfte Jahrhundert anzusetzen. Textschrift, Noten und Linien weisen 
unzweifelhaft darauf hin. Wir haben also den ambrosianischen 
Gesang, wie er zur Zeit Gregors VII. ausgesehen haben mag. 
Wenn man bisher glaubte, »es habe sich jede Spur des ambrosi- 
anischen Gesanges verloren,« so ist das also ein Irrthum. In 



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— 351 — 

Mailand, besonders in der Stefanskirche, finden sich noch mehrere 
Handschriften vor, aber aus spaterer Zeit; sie gehOren ins drei- 
zehnte. vielleicht vierzehnte Jahrhundert. In Paris ist ein Manuscript 
in der Arsenal -Bibliothek, ein weiteres, aus dem funfzehnten 
Jahrhundert, das ebenfalls den Wintertheil enth&lt, befmdet sich 
in Deutschland^ und stimmt nach dem Zeugnisse eines sach- 
kundigen Gelehrten mit unserer ttlteren Quelle uberein. Sie alle 
werden an Alter und Werth iibertrofTen von der Handschrift 
Rosenthals. Dass ein zweites Manuscript von diesem Alter gefunden 
wird, ist kaum zu erwarten. Somit ist das unsrige bis jetzt ein 
Unicum und fttr die Geschichte der Liturgie wie des Chorals 
von hochster Wichtigkeit. 

Besprechen wir nun den liturgiachen Inhalt. In den Winter- 
theil der Kirchenzeit (de tempore) sir\d einige Heiligenofficien 
eingefugt, namlich nach Weihnachten St. Stephan, Johannes, 
Unschuldige Kinder, Jakobus, und nach Epiphanie St. Sebastian, 
Agnes, Vincentius, Babylas, Julius, Severus, Maria Lichtmess und 
Agatha. St. Jacob, oder vielmehr Ordinatio S. Jacobi ist ein 
altes, dem mailandischen Ritus an dieser Stelle eigenes Fest. 
St. Julius ist ein heiliger Priester der mailandischen Kirche (In 
provincia mediolanensi. Martyrol. Rom.) aus der Zeit des Kaisers 
Theodosius des Aelteren, Severus ein Erzbischof von Ravenna. 
Diese zwei sind die einzigen Heiligen, die nicht Martyrer sind ; 
die heiligen Bischofe Mailands (Martinian, Datius etc.), deren 
Ged&chtniss sp&ter zu dieser Zeit des Kirchenjahres gefeiert wurde, 
fehlen noch. In diesen Heiligenofficien finden wir wenig Ges&nge 
und leider ist gerade bei den Messgesangen, die fur uns besonders 
interessant waren, meist auf das Commune verwiesen. Dieser 
letztere Umstand verdient bemerkt zu werden, da sonst in dieser 
Zeit die liturgischen Biicher nur ein Proprium mit vielen Ver- 
weisungen an andere Stellen haben, und ein Commune zur 
Bequemlichkeit erst spater aufkam. Die Messe der hi. Agatha 
hat zwei Gesange, die auch im romischen Offtcium vorkommen, 
den Introitus Letemur (gregorianisch Gaudeamus), und das Graduate 
Adjuvabit. Ebenso findet sich in der Messe der heiligen Agnes 
das auch im romischen Antiphonar stehende Graduale Afferentur 
und als Communio die Antiphon Beati eritis, die mit entsprechender 
Melodie im Mittelalter auch im romischen Officium angetroffen 



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— 352 — 

wird. Sie steht noch im Benedictiner-Offioium Omnium SS. Mona- 
chorum. und wird im monastischen Ritus auch sonst noch gesungen, 
z. B. bei Novizeneinkleidungen (Caerem. Solesm. und Beuron.). 
Das Proprium de tempore ist vollstandiger als das der 
Heiligen und lasst die Einrichtung der mailandischen Liturgie 
besser erkennen. Die Reihenfolge der Officien ist: 

Vesper, die oft, aber nicht immer erwahnt wird, 
>in vigil ia,« woriiber spilter N&heres. 
Matutinum, welchem sich ohne irgend einen weiteren 
Titel die Laudes anschliessen, 

ein Ofiicium »mane< (Prim), 
Messe und zweite Vesper. 

Dass Matutin und Laudes noch als ein einziges zusammen- 
h&ngendes Officium erscheinen, hangt mit der griechischen Liturgie 
zusammen, in der dies der Fall ist. Die mailandische Liturgie 
unterscheidet jetzt beide als zwei getrennte Officien. 

Urn auf dem kiirzesten Wege eine Vorstellung der Angaben 
des Codex und der mailandischen Oificien zu geben, lassen wir 
das Fruhofficinm fur den dritten Adventssonntag 
folgen : 

ad mat(utinum) ft. post hymnum: Veni Domine mit zwei 
Versikeln. 
a(ntiphona): Veniat . . . Canticum: De nocte vigilat. 
a » Parate viam . . . Canticum: Confirmatum est. 

a » Deus noster a Libano. Canticum: Audivi. 

ad lec(tionem) ft. Haec dicit Dns, 
ft. Audi Israel, 
a Exspectetur . . . Canticum: Attende coelum. 
Dafur ausserhalb der Adventszeit und Weihnachtszeit 
b(e)n(edic)tus, auch genannt: in cantico majore. 
ad crucem: Ecce jam, 
in cant(emus) : Vox de Libano, 
in be(nedicite) : Gaudete, 
in la(udate): Ecce mitto, 
cap(itulum): Laudate, 
ps(allenda): Audi Israel, 

ft, cum infantibus (oder cum pueris) Sperent, mit sehr um- 
fangreichen Jubilationen. 



Digits 



zed by GoOgk 



— 353 — 

a Ostende, 

ps. Qui regis. 

Diese Angaben konnen wir ergiinzen aus einem ziemlich 
seltenen Werke: Antichita lombardico-milanense, von mailandischen 
Cisterciensern 1793, und dem mailandischen Brevier, welches 
nach der Revision des hi. Carl Borromaus vom Cardinal Gaisruck 
im J. 1830 neu edirt wurde. Diese Ausgabe, in vier Biinden, 
scheint in Deulschland unbekannt zu sein. 

Das Matutin beginnt mit Pater noster, Ave, und dem 
1f. Deus in adjutorium. Hierauf folgt der eigentliche alte Anfang 
mit dem Hymnus »Aeterne rerum conditor* ; ihm schliesst sich 
ein reich melodirtes Responsorium an. Dann wird das »Benedictus 
es« (canticum trium puerorum) mit seiner Antiphon und drei 
Kyrie eleison gesungen, an das sich der Hf. Bened ictus es Deus. 
$L Amen, anschliesst. Nun beginnt die Psalmodie. An den 
ersten 5 Wochentagen wird die erste Halfte des Psalteriums, 
Psalm 1. — 108. gebetet; die zweite Halfte gehort ins Tages- 
officium. Die 108 Matutinpsalmen sind in zehn Gruppen (Decuriae) 
vertheilt, von denen an jedem Ferialtage eine gebetet, das Ganze 
also in zwei Wochen absolvirt wird; die Decuria ist in drei 
ungleiche Nocturnen mit drei Antiphonen getheilt; der Montag 
hat sechszehn, Dienstag vierzehn Psalmen etc. Am Sonntage 
werden an Stelle der Psalmen drei Cantica gebetet; auch der 
Samstag hat eine Ausnahmestellung mit einem Canticum (Exod. 15.) 
und vier Abschnitten des 118. Psalmes. Einige Feste haben in 
unserem Codex eine grossere Zahl von Antiphonen, funf bis 
sechs, w r as auf ein grosseres Pensum von Psalmen oder auf eine 
andere Einrichtung schliessen liesse. Nach der Psalmodie folgen 
drei Lesungen mit zwei Responsorien und dem Te Deum nach 
der dritten Lesung. Am Sonntag liest man eine Homilie zum 
Evangelium, an Ferialtagen die hi. Schrift, an Heiligenfcsten die 
vita in alien oder nur in der dritten Lection. Die Laudes 
beginnen (nach dem jetzt iiblichen >Deus in adjutorium «) mit 
dem Canticum Benedictus, wofiir in der Weihnachtszeit das Can- 
ticum Altende (Deuter 32.) gesungen wird. Es folgt nun an Sonn- 
und Feiertagen die feierliche Antiphon ad crucem. Sie 
ist immer mit reicher Melodie ausgestattet, wird funf-, zuweilen 
selbst siebenmal widerholt und prasentirt sich als ein festlicher. 

5 



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— 354 — 

pomposer Gesang. Das nachfolgende Canticum Cantemus (Exod. 
15.) ist ebenso ein Fe.stgesang, der an geringeren Tagen unterbleibt. 
Ihm voraus geht eine stille Oration, die vom Hebdomadar mit 
folgender Doxologie laut geschlossen wird: »^. Una cum sancto 
Spiritu in saecula saeculorum. J$. Amen.« Das nachfolgende 
Benedicite (canticum trium puerorum) hat ebenso seine constante 
stille Oration vor sich. Nun folgt die laut zu singende Tages- 
oration, dann die Laudatepsalmen (ps. 148, 149, 150 und 116). 
Nach dem Gloria der letzteren vor der Antiphon wird das 
Capitulum eingeschoben. Daran reiht sich ein Psalmus directus 
(Sonntags ps. 92), der Hymnus und zwolf Kyrie eleison. Vor der 
Redaction des Breviers durch den hi. Carl Borromiius wurde vor 
diesem ein langes Gebet >laus angelorum magna*, 3 ) eingeschaltet, 
den die Verfasser der Antiohita einen Cento (Zusammensetzung 
aus verschiedenen Citaten) nennen, der mit dem Gloria in excelsis 
beginne, und Theile des Te Deum und Psalmverse enthalte ; 
damit ist der grosse Hymnus gemeint, den die Griechen noch in 
ihren Laudes beten, der auch Anlass zu unserem jetzigen Te 
Deum gegeben. Unser Codex hat im Appendix das Gloria in 
excelsis mit gewohnlichem Texte unter obigem Titel. An Feiertagen 
werden nach den Kyrie zvvei Psallenden (Antiphon) gebetet, jede 
mit zwei Completorien (Vers) und einer Oration begleitet. An 
Stelle der zweiten Psallende tritt an geringeren Tagen ein Re- 
sponsorium in baptisterio und vier Psalmverse. Unter dem Gesange 
der Psallenda zog ehemals die Prozession des Cathedralclerus 
aus, um in anderen Kirchen der Stadt ein hohes Fest mitzufeiern. 
Die Laudes schliessen mit folgenden Versikeln: 

$. Dominus vobiscum. 

|J. Et cum Spiritu tuo. 

Kyrie eleison, Kyrie eleison, Kyrie eleison. 

If. Benedicat et exaudiat nos Deus. 

B. Amen. 

3^. Procedamus cum pace. 

#. In nomine Christi. 

If. Benedicamus Domino. 

JL Deo gratias. Pater noster. 



*) Bei Thomasi opera omnia, Rom bei Palearini, Bd. Ill p. 613. vgl. 
apostol. Constitutionen, VII, 47. 



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— 355 -- 

¥. Sancta Trinitas nos semper salvet et benedicat. 

#. Amen. 

¥. Fidelium animae per Dei misericordiam requiescant in pace. 

B. Amen. 

Zu diesem Rcrichte sind noch verschiedene Erlauterungen 
nothig. Nur im Fruhofficiuni und in der Vesper werden die Psalmen 
und Cantica mit Antiphonen gesagt, in den kleineren Horen ohne 
dieselben. Die Antiphonen werden vor dem Psalm nur 
angestimmt und hernach ganz gesagt (antiph. simpla); nur an 
bestimmten Festen, z. B. dreimal in der Epiphanievigil, wird die 
Antiphon zweimal gesagt; sie ist dann eine antiph. dupla (oder 
duplex) auch in einem weiteren Sinne. indem sie aus einer 
Antiphon und einem Verse besteht. Jeder Antiphon wird ein 
dreimaliges Kyrie eleison angehiingt. Daraus wurde vielleicht 
auch erkllirlith, warum unsere iiltesten Volkslieder, die den Anti- 
phonen nachgebildet sind, mit Kyrieleis schliessen. Man hat uber 
die auch im romischen Officium vorkommende Art, die Antiphonen 
an Semiduplexfesten nur anzustimmen, verschiedene Ansichten 
ausgesprochen, die durch diesen uralten ambrosianischen Ritus 
wohl unhaltbar werden. Sehr oft w T ird das Dominus vobiscum 
zwischen den Gestagen der Laudes, vor und nach den Orationen 
gesagt. Zum psalmus directus gehort die Rubrik, dass er von 
beiden Choren zusammen, nicht alternirend, und stehend zu 
beten sei. Der so verschieden erklarte psalmus directaneus 
unserer hi. Regel, wird wohl in gleichem Sinne erkl&rt werden 
miissen, wie es auch schon Muratori gegeniiber den anderen 
Ansichten mit Nachdruck gethan. Der Gesang der drei Junglinge 
kommt zweimal vor, aber mit einem bedeutenden Unterschiede ; 
das erstemal ist es der Text, den wir im romischen Missale zum 
Quatembersamstag haben und der durch seinen Schaltvers: Et 
laudabilis, auch durch seine Modulation, die Aufmerksamkeit 
erregt; das zweitemal ist es so ziemlich das Benedicite in den 
romischen Laudes mit dem Unterschiede, dass der Vers aus einem 
benedicite allein ohne Asterisk besteht, nicht aus zwei verbundenen, 
was eine andere Singweise anzeigt. Die ganz eigenthiimliche 
antiphona ad crucem erklart folgendes Beispiel (Dominica 
Septuag.) : 

5* 



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- 356 — 

I. In voluntate tua, Domiue, universa sunt posita, et non 
est, qui possit resistere voluntati tuae. Tu enim fecisti omnia, 
coelum et terram et universa, qua coeli ambitu continentur : 
Dominus universorum tu es. Kyrie eleison, Kyrie eleison, Kyrie 
eleison. 

II. In voluntate tua etc. Kyr., Kyr., Kyr. 

III. In voluntate tua etc. Gloria Patri. Kyr., Kyr., Kyr. 

IV. In voluntate tua etc. Sicut erat. Kyr., Kyr., Kyr. 

V. In voluntate tua etc. Kyr., Kyr., Kyr. 

Das Capitulu m ist ein versmiissiger, recitirender Abschnitt 

c d f 

mit wechselnder Schlusscadenz, z. B. (Nativitas): Cujus initium 
factum est super humerum ejus et vocabitur nomen ejus magni 

f f cl 

consilii angelus. Er entspricht vielleicht dem Capitellum des 
gallikanischen Ritus. Die Ps all en da ist eine Antiphon, welche 
mit Gloria verbunden und nach demselben widerholt wird. Das 
Completorium gleicht unserem Versikel. Beispiel (Septuag.): 
Psallenda I. Domine, Deus salutis meae, in die clamavi et nocte 
coram te. Gloria Patri. Domine Deus etc. Complet. I. Dominus 
in coelo &' paravit sedem suam et regnum ejus omnibus domina- 
bitur. Kyrie eleison, Kyrie eleison, Kyrie eleison. 

Die eingeschalteten Orationen der Laudes erinnern 
an einen alten Gebrauch, den einzelnen Psalm mit einer Oration 
zu begleiten. Cassian erzahlt, dass die orientalischen Monche nach 
vollendetem Psalme sich zur Erde niederwarfen, urn einige 
Augenblicke anzubeten, dann sich aufricliteten zu dem vom 
Vorsteher gesprochenen Gebete. Diese Orationen waren nach 
Thomasi zum Tlieile audi in Rom gebrauchlich, scheinen aber 
fruh abgekommen zu sein. Im gallikanischen Ritus waren sie 
und wurden von da audi in die seit Pipin allgemein bestehende 
romische Liturgie eingeschmuggelt, wesshalb man in frankischen 
Manuscripten orationes ad matutinum, ad benedicite, ad laudes 
fmdet. Den Text der Psalmodie bezeichnet die antichitA als 
den der Hal a, Cardinal Gaisruck aber sagt in der admonitio, 
die er dem Brevier vorsetzt: Psalmodiam, non interprete Italo 
aut Romano aut Veneto vulgatam, sed a majoribus vestris apud 
vos latine redditam et per antistites vestros propositam, rite 
tuemur. Holsten und Thomasi benutzen das Psalterium des 



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— 357 — 

amhrosianischen Ritus unbedenklich als Hilfsmittel zur Ilerstellung 
(Jos Italaloxtes. 1 ) 

Aus dem (iesagten ist ersichtlieh. dass das ambrosianische 
Officium weder in seinem (irundplan noch in den Einzelnheiten 
mit dem romischen Zusammenhang hat. Weit mehr Verwand- 
schaft zeigt es mit dem gallikanischen. Dasselbe halte 
im Matutin achtzehn Psalmen, zwei Lectionen, Hymnus, Capitellum 
(Versikel), wozu im Winter eine ahnlich eingerichtete, zvveite 
Nokturn kam. Zu den Laudes gehorten ps. 144 (direetaneus), 
woftir auch ein Canticum eintrat, Psalm 42, 62 (117), Cantemus 
an Sonn- und Feiertagen, die Psalmen 141 bis 147, Benedicite, 
Laudate, Te Deum, Gloria in exeelsis, Hymnus, Capitellum, zwolf 
Kyrie, Schlussegen. 

Dass diese Matutin und die nachfolgende Vesper alter ist 
in seiner Einrichtung als das romische, und das Benedictiner- 
officium, wird wohl nicht zweifelhaft sein. Das letztere mussen wir 
ungefahr in die Zeit von 520 setzen. 

Anders geordnet und viel reicher ist das ambrosianische 
Matutin an Weihnachten und Epiphanie. Das letztere 
ist das eigentliche Weihnachtsfest der iilteren Liturgie und gab 
diese seine Bedeutung erst allmahlig an das in Bom am 25. 
December gefeierte festum nativitatis ab. In Mailand ist immer 
noch Epiphanie das hohere Fest; ihre Vigil ist die festlichste und 
wird ganz in der Art unserer Weihnachtsmette gefeiert. 

Das Matutin von Weilinachten wird dem filteren nachgebildet 
sein. Diese Matutinen haben drei Nocturnen, die in unserem 
Codex als prima, secunda, tertia turma bezeichnet sind ; sie haben 

l ) Der von Thomasi gegebcne Text des Psalterium Romanum (die vom 
hi. Hieronyirtus zum ersten Male und nur an den wicbtigsten Stellen verbesserte 
Itala, zum Unterschied von der zweiten Correctur, dem jetzt in der romischen 
Psalmodie gebrauchten Psalterium Gallicanum) weicht betracbtlich vom mailan- 
disehen Texte ab. Die mailandischen Varianten stimmen mit einem Cod. Vatic, 
32, unbekannter Herkunft; ein Beispiel mag den Unteracbied verdeutlicben. 
Cantic. Is. 26, 9. : De mane vigilabo. 

Psalterium Romanum. Psalterium Ambrosianum. 

. . . et videat claritntem Dei. . . . ne videat majestatem Domini. 

. . . dum autem cognoverint, coufuu- . . . dum autem adveneris, scientes 

dentur. confundentur. 

. . . alienum non novimus, nomen . . . alium nescimus, nomen tuum 

tuum invocabimus. nominamus. 

Bei Kaulen, Gescbichte der Vulgata, ist das Mozarabische Brevier als 
fur die Itala wicbtig genannt, das ambrosianisclie nicbt. 



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— 358 — 

sieben, sieben und ftinf Antiphonen mit ebensoviel Psalmen und je 
drei Lectionen, deren beiden ersten zwei ResponsOrien sich an- 
schliessen. Eine weitere Ausnahme in der liturgischen Ordnung 
macht die letzte (secliste) Woche vor Weihnachten, das fficium 
de exceptato. Der ersten Vesper geht der Titel voran: De 
annuntiatione B. V. M. Dieses ganz anormal gebaute Officium 
hiingt wiederum mit dem gallikanischen und mozarabischen Ritus 
zusammen. Auf der zweiten toletanischen Synode (Vorsitz des 
hi. Ildephons) beschloss man, um der Fastenzeit keinen Eintrag 
zu thun, das Fest Maria Verkt'indigung nicht mehr am 25. Miirz 
zu feiern, sondern im Advent ein entsprechendes Fest feierlich 
zu begehen (Exspeetatio partus jetzt). Unter diesem Einflusse 
scheint das unregelmiissige Marien-Officium in der sechsten 
ambrosianischen Adventwoche entstanden zu sein. Tinser Codex 
hat nichts davon, als die zwei Messen. Der Titel de exceptato 
wird von Einigen als schlechtes, vulgilres Latein = de exspectato 
(sc. Christo), von den mailandischen Liturgikern = exceptum, alienum 
a regula, irregularis Officium erklart. Diese Cnregelmassigkeit 
eines doch alten Officiums legt den Gedanken nahe, dass das 
gewohnliche Officium doch bedeutend alter sei. 

Eine sehr aufTallende Erscheinung ist das Officium, dass 
in unserem Codex die kurze Aufschrift »inane« trftgt. Das 
jetzige ambrosianische Brevier hat nichts entsprechendes. Es steht 
zvvischen Laudes und Messe am sechsten Adventsonntag und an 
den Festen des hi. Stephan. Johannes, Sebastian, Agnes, Babylas, 
Agatha; es besteht aus einer verschiedenen Anzahl numerirter 
Antiphonen. Die erste triigt die Rubrik ps(allenda) und hat als 
If. den ersten Vers eines Psalmes; auf die letzte folgt regelmassig 
die Angabe p(o)st K(yri)e cu(m) gl(ori)a, eine Oration und eine 
Antiphon. Die Zahl der Antiphonen schwankt zwischen sechs und 
sechszehn, der Adventsonntag hat zweiunddreissig, darunter acht 
sogenannte O-Antiphonen (0 radix, clavis, oriens, rex 
gentium, Emmanuel, sapientia, Adonai, virgo) die 
sitmmtlich im mailandischen Brevier nicht mehr zu finden sind. 
Da auch das ganze Officium verschwunden ist, ist man auf Muth- 
massungen angewiesen. Wahrscheinlich ist es die Prim, die bei 
ihrem Entstehen im vierlen Jirhrhundert noch unsicher und 
schwankend in der Form war. Au.'-elian Uisst in seinem gallischen 



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— 359 — 

Kloster zwolf Psalmen zur Prim beten. Die jctzige mailandische 
Prim 1st der romischen fast gleich. unci schcint ihr nachgebildet 
zu sein. Das (ileiche ist mit den anderen Horen der Fall, daher 
wir sie iibergehen. 

Anders verhiilt es sieh mit der Vesper. Sie beginnt mit 
Dominus vobiseum und dem Lueernarium, einern Responsorium, 
das immer eine Anspielung auf das *Lioht machcn* cnthiilt. 
Darauf folgt die Antiphona in choro, ein Ilymnus, das Respon- 
sorium in choro, und die Psalmodie, welehe an Sonn- und Ferial- 
tagen aus fiinf Psalmen, vom 109. an, mit cbensoviel Antiphonen 
besteht. An Heiligenfesten betet man nur zvvei Psalmen in merk- 
wiirdiger Ordnung: Erster Psalm mit angehlingtem Ecee nunc und 
Laudate Dominum omnes gentes unter einem Gloria, Anliphon 
mit drei Kyrie, Dominus vobiscnm und erste Oration, dann zweiter 
Psalm mit antiph. etc. und zweiter Oration. Auf die Psalmodie folgt 
das Magnificat mit Oration. Xach dem Gloria Patri vor der 
Antiphon wird der erste Vers Magnificat anima mea Dominum 
eingeschaltet wie das Capitulum in den Laudes. Diese Eigen- 
thumlichkeit liisst sich vielleicht so erklaren. Schon ehe man anting 
das jetzige (iloria Patri am Psalmschlusse zu singen, wurde der 
erste Vers als antiphonaler oder responsorialer Schaltvers gebraucht, 
und daher am Schlusse noch einmal gesagt, was dann blieb. als 
das (iloria Patri hinzukam. Doch haben die alten Liturgien auch 
sonst derlei Eigenthiimlichkeiten, die uns kiinstlich erscheinen, 
wahrend sie ehemals zum Schmuck und Reichthum der Liturgie 
gehorten. Nun folgen die z\vei Psallenden mit je zw r ei Comple- 
torien und einer Oration wie zu den Laudes, wobei fiir die zweite 
Psallenda oft ein Respons. in baptisterio mit vier Psalmversen 
und oratio recta (nicht gesungen) eintritt. Zum Vergleich ver- 
weisen wir auf die gallikanische und mozarabische Vesper, in 
welcher das Lueernarium zu einem kleinen, fast selbstiindigen 
Officium vor der Vesper (Duodecima) geworden ist. Der Name ist 
alt. Gregor von Nyssa nennt die Vesper lucernalis gratiarum 
actio; gallikanische Schriftsteller nennen die ganze Vesper Lueer- 
narium. Das Rereiten des Lichtes fur die Vesper geschah wegen 
der typischen Redeutung mit Feierlichkeit. Die (Jriechen haben 
noch jetzt einen feierlichen Lichthymnus in ihrer Vesper. Prudentius 
hat einen schonen Hymnus auf die tiigliche Lichtweihe inventor 



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— 360 — 

rutili, dux bone, luminis, *) der in der romischen Liturgie vielerorts 
zur charsamstiiglichen Lichtweihe gesungen wurde. Den Ritus 
der abendlichen Lichtweihe haben wir in der romischen Liturgie 
in der Feuerweihe des Charsamstages, die freilich jetzt in der 
Morgenfriihe vorgenommen wird. Die Griechen verbinden an 
einigen Festen mit der ersten Vesper eine Vigil und beten gleich 
darauf das mesonyction (nocturnum). Das Gleiche besagt folgende 
Rubrik des ambrosianischen Breviers: Sunt etiam Vesperae de 
s. patronis et titularibus, quae cum vigiliis mixtae sunt. Diese 
bestehen in einem Psalm, einer Lesung vom Leben des Heiligen 
mit Responsorium, einen zweiten Psalm mit Oration, Lesung 
und Responsorium. Zwischen der Psallenda und den Completorien 
wird dann noch eine Heiligenlitanei gebetet. 

Wir erwiihnen diese Vigil noch aus einem anderen Grunde. 
Es hat namlich unser Codex ein Officium »in vigil ia« 
zwischen Vesper und Matutin am sechsten Adventsonntag, an 
St. Stephan, Agnes, Vincentius, Agatha und Maria Lichtmess. 
Fur dieses Officium sind angemerkt: Hymnus und dreimal auf 
einander folgendem Responsorium mit antiph. dupla, dann Lesung, 
p(ost) lec(tioncm) Ky(rie) cu(m) gl(ori)a und eine kurze Antiphon. 
Von all dem findet sicli nichts mehr im ambrosianischen 
Brevier; mit erstgenannter Vigil kann diese nicht identisch sein, 
w r eil sie anderer Einrichtung und nicht am Feste von Patronen 
ist. Da es an den altesten Heiligenfesten steht, konnte man es 
fur die Vigil halten, die an Martyrerfesten schon in den altesten 
Zeiten gefeiert wurde. Mit der Zeit wurde dieses Officium 
abolirt. 

Aus dem Gesagten konnen wir den Schluss Ziehen, dass 
im mailandischen Brevier manche Anklange an das 
griechische Officium sich finden und eine nochgrossere 
Verwandtschaft mit dem gallikanischen; wir konnten 
der KUrze wegen nur die wichtigsten Parallelstellen anmerken. 
Zusammenhang mit der romischen Liturgie zeigt sich nur in den 
kleinen Horen. Die Zusatze in choro, in baptisterio, wozu in 
unserem Codex nach den Laudes zur Psallenda noch die Rubrik 
»in alio* sc. loco oilers sich findet, zeigen an, dass ehemals grosse 
Bewegungen und Processionen stattfanden, wie sie in einzigen 

*) Cathemerinon V. Migne 59. Vg-1. daselbst die Ansiclit des Arevalo 
und Thomasi, opera, im Ilymnarium. 



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— 361 — 

wenigen Notizen auch vom romischen Officium berichtet werden *) 
und noch im griechischen Officium sind. 

Die ambrosianische Messliturgie wird ofter in liturgisehen 
Werken beriihrt und ist dalrer bekannter. Sie stimmt im ganzen 
Aufbau mit der romischen iiberein, besonders ist der Canon, das 
Herz der Liturgie, romisch, zwar nicht immer dem Buchstaben 
nach. da er manche Zusittze. besonders aus dem griechischen 
hat. wohl aber dem Sinne nach. 2 ) Durch die Reform, die der 
hi. Carl Borromaus und Spatere vornahmen, ist viel an der alten 
Messliturgie zu Gunsten der Uebereinstimmung mit Rom geandert. 3 ) 
Daher sind die spiitern Missalien (von 1594 an) keine zuverlRssigen 
Fiihrer. Im Folgenden geben wir die Ordnung des ambrosianischen 
Hochamtes in seinen hauptsilchlichen Theilen und soweit es auf 
den Gesang Bezug hat. 

(Fortsetzung folgt im n&chsten Hefte.) 



Die Benedictiner-Universitat Salzburg und der 
hi. Thomas von Aquin. 

(Von P. Rupert Mittermtiller.) 
(Vergleiche Heft I d. J., S. 122—148.) 

H. [resp. I.J*) 
Papst Leo XIII. hat durch seine Encyclica »Aeterni Patrisc 
vom 4. Aug. 1879 die Lehre des hi. Thomas von Aquin als 
Grundlage der Studien, insbesondere der philosophischen und 
theologischen empfohlen und gewissermassen vorgeschrieben. 
Die Benedictiner-Universitat Salzburg kam schon vor dritthalb- 
hundert Jahren diesem papstlichen Wunsche nach, vielmehr 
zuvor, und blieb anderthalb hundert Jahre ihrem anfangltchen 
Vorsatze treu. 



1 ) Thomasi, opera II. pg. 438. Natale S. Joan, prima statio in lateninis, — 
secunda statio ad fontes (Taufcapelle); ebenso pag. 501. 

2 ) Vrgl. Binterim, Denkwilrdigkeiten Bd. 4, 3. und Probst im Katholik 
1882, K«"»ssing, hi. Messe. 

8 ) Nach einer von Canonicus Amelli aus Mailand uns zugeg.angenen 
brieflichen Mittheilung ist man dort mit Ennachtigung der hi. Ri ten-Congregation 
beschaftiget, sowohl den Text des Missale als auch den Gesang nach den 
alteston Handschriften neu zn ediren. 

4 ) Durch ein unliebsames Versehen wurde der in Heft I abgedruckte 
Artikel an die Spitze dieser ganzen Abhandlung gesetzt, wahrend folgerichtig 
als solcher der obigc zu stehen kommt und jener in Heft 1 veroffentlichte 
in der Reihenfolge erst den zweiten bildet. Der Artikel in Heft I. hat somit die 
Bezeichnung II. zu bekommen, was wir hiemit berichtigen. Die Red. 



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- 362 — 

Als der erste Rector dcr Salzburger Academie, P. Albert 
Keuslin von Ottobeuern, 1 ) im J. 1622 die Gesetze und Statuten 
der neuen Universitat vorlas, erklarte er zugleich, dass der 
Prases der Universitat, Abt Gregor von Ottobeuern, nach dem 
Willen des erzbischoflichen Stifters die Lehre des hi. Thomas 
als Norm fur die academischen Vater ausgewahlt habe und vor- 
schreibe. Darum wurde auch der hi. Thomas als Hauptpatron 
der theologischen Facultat erklart und sein Festtag am 7. Marz. 
alle Jahre mit einer kirchlichen Feier, meistens mit einem 
Pontificalamte, und durch eine academische Rede verherrlichet. 
Aehnliches geschah am Feste der hi. Katharina (25. Nov.), der 
Patronin der philosophischen Facultat, am Feste des hi. Ivo 
(15. Juli), des Patrons der juridisqhen Facultat und am Feste 
des hi. Carl von Borrom., des Hauptpatrons der ganzen Uni- 
versitat. In einer dieser Reden am 7. Marz 1726 erorterte der 
Dekan der theologischen Facultat die Frage, ob S. Thomas 
mehr dem hi. Augustin schulde (debeat), oder Augustin dem 
Thomas. Am 7. Marz des zweitfolgenden Jahres (a. 1728) ver- 
theidigte der Redner die Facultat gegen den Vorwurf, als sei 
es unruhmlich, dass sie nicht einen hi. Benedictiner Doctor zum. 
Patron erwahlt habe, sondern einen Dominikaner. 

Wurde ein Licentiat zum theologischen Doctorat befordert, 
so reichte ihm der Promotor nebst der hi. Schrift auch die 
Schriften des englischen Lehrers als des Fursten der Theologen, 
zum Anfassen dar. In die Promotionsformel, deren sich der 
Promotor bediente, war auch der Name des hi. Thomas auf- 
genommen (Deo ter optimo auspice, Virgine Deipara sine labe 
concepta, divis Carolo, Benedicto et Thoma Aq. patrocinantibus 
ego te creo etc) 

Um ihren Facultatspatron zu ehren, luden die theologischen 
Professoren im J. 1658 die Studierenden ein, dem Vereine bei- 
zutreten, welcher einige Jahre vorher von den Dominikanern zu 
Lovven unter Anrufung des hi. Thomas und unter dem Namen 
>Englische Miliz* gestiftet worden war. Der Verein hatte die 



') Die Geschichte der kath. Theologie von Carl Werner fuhrt (S. 178 — 180) 
aus Versehen den P. Martin Steinegger aus St. Blasien als ersten Rector an. 
Steinegger war aber nur der erste Regent oder Vorstand des Convictes 
(Seminars), in welchem die studierenden Ordensleutc wohnten. Der hi. Martyrer 
Bonifaz gait als Patron dieses Convictes. 



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— 363 — 

Bewahrung der vollkommenen Keuschheit zum Zwecke und 
verpflichtete die Glieder zur Tragung des sogenannten Thomas- 
Giirtel. Spater (1697) beschwor die ganze Universitiit den Glauben 
an die unbefleckte Empfangnis Maria und gelobte deren Ver- 
theidigung hauptsachlich aus dem Grunde, weil sie sich iiberzeugt 
hielt, ihr ehemaliges Mitglied Cardinal Sfondrati Colestin habe 
erwiesen, dass auch der hi. Thomas dieser Lehre zugethan war. 
Alljahrlich geschah die Erneuerung dieses Geliibdes am 8. Dec. 

Die allermeisten Benedictiner Schriftsteller von Salzburg 
machten den ergiebigsten Gebrauch von den Werken des hi. 
Thomas, stiitzten darauf ihre literarischen Erzeugnisse und ver- 
schafften sich dadurch Sicherheit vor Verirrungen. Vorzuglich 
ist dieses der Fall bei denen, welche die grossten und meisten 
Werke herausgegeben haben, deren Namen und Beurtheilung 
wir einer spatern Abhandlung vorbehalten. 1 ) Fast alien ist der 
englische Lehrer die alleinige, oder doch die hauptsachlichste 
Quelle und die Eine kaum anfechtbare Auctoritat. 

P. Matthaus Weiss von Andechs begriindet seine Thesen 
de arcano s. eucharistiae Sacramento (a. 1635) deshalb durch 
S. Thomas allein, weil dieser der princeps theologorum ist. 
Aehnlich verfahrt P. Thomas Ringmayr von Wessobrunn mit 
seiner disputatio de praecipuis difficultatibus philosophicis (a. 1628); 
nur fugt er dem hi. Thomas meistens auch den Aristoteles bei. 
P. Marian Schwab von Scheyern bekennt im proloquium zu seinen 
octo tragematibus theologicis ex convivio eucharistico selectis 
(a. 1650), dass Alles, was an der ganzen Abhandlung gut sein 
moge, nur demjenigen angehore, zu welchem Christus selbst 
gesprochen habe: »Bene de me scripsisti.« In einem andern 
proloquium zu seinen theorematibus antiquo-novis ex philo- 
sophia peripatetica (a. 1644) rechtfertigt derselbe Autor die 
Aufschrift durch die Bemerkung, dass die Neuheit, welche sich 
nicht auf das Alterthum stutze, kein Zeichen der Wahrheit sei. 
Er halte es daher nicht nur fur sicherer, den beiden Lehrmeistern 
der Philosophic, dem Aristoteles und dem engtischen Lehrer 
zu folgen, sondern auch fur ein zuverlassiges Anzeichen der 
Wahrheit. In Uebereinstimmung hiemit gab der Censor P. Roman 

l ) Dieselbe erschien bereits in Heft I. d. J. Vide Anmerkung am Kopfe 
des Artikels. 



4^ 



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_ 364 — 

Miiller den von dem namlichen Gelehrten (P. Marian Schwab) 
a. 1638 herausgegebenen theorematibus ex universa philosophia 
selectis im Approbations-Instrument das Zeugniss, dass sie, u m 
nicht zu irren, strenge den Weg des hi. Thomas einhalten. 
Eine ahnliche Approbation ertheilt P. Carl Jacob von Andechs 
der disputatio philosophica von der Seele (de anima), welche 
P. Ulrich Freyberger von Salzburg a. 1645 drucken Hess, indem 
er von ihr ruhmt, sie sei wohl beseelt (animata) von der 
Lehre des hi. Thomas, dem principium omnis veritatis. 

Im J. 1 641 war P. Maurus Tantucci aus Florenz in Italien 
ein trefflicher Professor der Philosophic in Salzburg. 1 ) Er wiinschte 
in die theologische Facultat aufgenommen zu werden, fand aber 
aus dem einzigen Grunde kein Gehor, weil er sich in seinen 
philosophischen Vortragen nicht an die Principien des hi. Thomas 
gehalten hatte. Im Gegensatze zu Tantucci erklart P. Dominicus 
Casar von Oberaltach am Ende seiner t Ariadne logicac (a. 1653), 
er wiinsche alles zu verbessern, was etwa mit der Lehre des 
englischen Lehrers nicht ubereinstimmen sollte. Casars t Ariadne 
logica« richtet sich selbst der aussern Form, Methode und An- 
ordnung nach ganz nach der Summa theologica des hi. Thomas 
Auch P. Gregor Wibmperger von Kremsmiinster beobachtet 
dasselbe Verfahren, indem er in seinen Tractaten de divina gratia, 
de virtutibus und de incarnatione (a. 1675 bis 1678) Form und 
Methode der Summa des hi. Thomas beibehielt, gleichwie er 
Alles und Jedes durch den englischen Lehrer zu begriinden sucht. 

In einer Abhandlung de visione beatifica (a. 1656) gesteht 
P. Christophorus Rassler von Zwifalten, er suche seiner Meinung 
nur durch die englische Lehre des hi. Thomas Gewicht und Starke 
zu verschaffen, und P. Carl Jacob bezeichnet in seinen >pronuntiatis 
de actu humano« (a. 1643) die Lehre und Methode des englischen 
Lehrers als seinen Leitstern (cynosura). P. Gregor Dietl von 
Prufening raumt in seiner disputatio de mysterio SS. Trinitatis 
(a. 1673) der Auctoritat des Doctor angelicus stets die erste 
Stelle ein, weil das, was S. Thomas sage, als wahr prasumirt 
werden musse. 



*) Unter seinen Werken erregten besondere Aufmerksamkeit : a) Trinitas 
naturalis ab Aristotele denuntiata, b) Templum deorum et hominum ab Aristotele 
constructum, c) Templum Aristotelis. 164 1. 



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— 365 — 

Die Benedictiner-Aebte, welche im J. 1690 die Universitat 
zu visitieren hatten, scharften den Professoren der philosophischen 
Facultat wiederholt ein sich zu bemiihen, nur solche Lehr- 
meinungen vorzutragen, welche als Grundlage der kiinftigen 
Theologie dienen konnen und welche der an dieser Universitat 
recipirten Lehre des hi. Thomas entsprechen. Spatere Visitatoren 
erweiterten (a. 1701) diese Anordnung dahin, dass Satze, welche 
gegen die bis jetzt an der Universitat recipirte Lehre des hi. 
Thomas verstossen, in Zukunft nicht einmal in problematischer 
Form vertheidigt, viel weniger approbirt oder gedruckt werden 
diirfen; und die Visitation vom J. 1740 hatte ein Decret zur 
Folge, worin es heisst: »Peripatetico-thomistica philo- 
sophia integra more scholastico ut hactcnus tradetur 
per biennium absolvenda.c 

P. Colestin Sfondratus Professor des Kirchenrechts in 
Salzburg, dann Abt von St. Gallen und Cardinal, steht nicht an 
in seinem Cursus philosophicus (I. 331) (a. 1696) zu behaupten, 
dass die Auctoritat des hi. Thomas auch in der Philosophic 
als vollgiltiger Beweis gelte, weil niemand den Aristoteles besser 
verstanden und erklart habe, als er. Sich selbst besseres Ver- 
standnis der aristotelischen Philosophic als dem hi. Thomas 
zutrauen wollen, sei eine Thorheit und nehme sich aus, wie 
wenn eine Nachteule mit dem Adler iiber das Licht und die 
Natur der Sonne stritte. II. 56. fugt Sfondrati noch bei, es gebe 
keinen besseren und zuverlassigeren Fuhrer als Thomas; niemand 
sollte sich selbst so hoch schatzen, dass er denen, welche auf 
zweifelhaften Wegen wandeln, lieber sich selbst statt eines Angelus 
(Thomas) zum Fuhrer anbote. 

P. Ludwig Babenstuber von Ettal ertheilte a. 1700 dem 
von P. Carl Schrenckh aus Salzburg verfassten Tractatus de 
vitiis et peccatis um so lieber die Approbation, weil er ihn als 
allenthalben mit den Grundsatzen (scitis) des hi. Thomas iiber- 
einstimmend erfunden habe. Ein anderer Monch aus Ettal, 
P. Bernhard Oberhauser, fallt iiber seine eigene Arbeit (philo- 
sophus peripatetico-thomistice discurrens. a. 1723) folgendes 
Urtheil: tLapides alieni sunt, structura mea est, quamvis non 
ita mea etiam, ut nihil, quin omnia melioribus doctrinae 
peripatetico-thomisticae (juratam cui fidem quoad licebit con- 



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— 360 — 

stanter servabo) antesignanis sincera gratitudine in acceptis 
referam, praeprimis autem angelico ejusdem magistro et authori, 
sexcenties, imo saepius hie a me citato ...... quern sub 

antonomastico Sancti Doctoris titulo non quoad vitae tantum 
sanctimoniam venerari . . ., sed et quoad doctrinae SS. pontificum 
oraculis tantopere commendatae tenorem sequi, adamantina 
mini lege sancitum est. 

Viele Salzburgische Schriftsteller bieten in ihren Werken 
und Abhandlungen lediglich eine Wiedergabe der Gedanken 
und Argumente des englischen Lehrers oder stellen geradezu 
nur Satze auf, denen sie Belegstellen aus S. Thomas beifugen. 
Dahin gehoren z. B. P. Simon Fyrbas von Scheyern (pronuntiata 
philosophica de natura coelesti et generabili a. 1630 und 
tragemata peripatetica a. 1632), P. Honorat Kolb von Seon 
(theoremata philosophica de coelo, generatione etc. a. 1633), 
P.Willibald Lendlin von Oxenhausen (theses philosophicae a. 1643), 
P. Ulrich Freyberger (disputatio de ortu et interitu a. 1645), 
P. Simpert Vischer von Augsburg (orbita philosophiae naturalis 
a. 1647), P. Amand Pachler von Salzburg (resolutiones philo- 
sophicae et physicae a. 1653), P. Desiderius Schapperger von 
Seon (poenitentia theologicis illustrata controversiis a. 1672), 
P. Gregor Wibmperger (de incarnatione Verbi divini a. 1678), 
P. Anton Stroz von St. Lambert (quaestiones speculativo-morales 
a. 1696), P. Alan Pfeiffer von Admont (tractatus de Verbo 
incarnato a. 1716), P. Berthold Vogl von Kremsmtinster (pro- 
legomena theologiae a. 1743) und andere. 

Die Vorliebe fur S. Thomas und die Anhanglichkeit an 
seine Lehrauctoritat gibt sich nicht selten schon durch die 
Titel und Aufschriften der Werke und Abhandlungen kund. Als 
Belege konnen dienen: 1. Orationes panegyricae de S. Thoma 
{P. Roman Miiller aus Seon 1627) 2. theoremata ex universa 
Doctoris angelici Summa (P. Carl Jacob a. 1630) 3. quae- 
stiones theologicae exSummaS. Thomae (P. Marian Schwab 
a. 1653) 4. tractatus physicae aristotelico - 1 h o mi s t i ca e 
(P. Heinrich Heinlin von Theres a. 1677) 5. Janus bifrons 
philosophicus aristotelico -thomisticus (P. Benedict Widel 
von Regensburg a. 1684) 6. philosophia thomistica (P. Pontian 
Schiitz von Ottobeuern a. 1686) 7. logica et physica aristotelico- 



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thomistica (P. Colestin Play von Seittenstetten a. 1693) 
8. theologia scholastica secundum viam et doctrinam 
S. Thorn ae (P. Paul Mezger von Salzburg a. 1695) 9. com- 
pendium super universam physicam ad mentem angelici 
Doctoris (P. Anton Stroz a. 1696) 10. partus philosophicus 
aristotelico-thomisticus (P. Odilo Neumann von Oxenhausen 
a. 1698) 11. philosophia ex mente Doctoris angelici 
(P. Placidus Renz sen. aus Weingarten a. 1697) I2 - logicae 
aristotelico-thomisticae quaestiones potiores (P. Augustin 
Magg von Weingarten a. 1701) 13. Integra philosophia thomi- 
stica (P. Ambros Freyenbichl von Garsten a. 1708) 14. erothe- 
mata theologiae benedictino- thorn is ticae (P. Colestin Play 
a. 171 1) 15. quodlibetum theologico- thorn is ti cum (P. Alan 
Pfeiffer a. 1717) 16. philosophia thomistica Salisburgensis 
(P. Ludwig Babenstuber a. 1724) 17. biennium philosophiae 
thomisticae (P. Bernhard Oberhauser a. 1725) 18. creatura 
juxta angelicam mentem mota (P. Roman Weixer von 
Weichenstephan a. 1725) 19. primae et secundae intentiones 
thomisticae vindicatae und philosophiae peripatetico- thorn i- 
stiae partes quinque seu Salisburgensis thomista philosophus 
(P. Eberhard Rundorffer a. 1 731, 1732) 20. theologia ex mente 
Doctoris angelici (P. Placidus Renz sen. a. 1741) 21. philo- 
sophia aristotelico - 1 h o m i s t i c a (P. Placidus Renz jun. von 
Weingarten a. 1741.) 

Wurden philosophische und theologische Manuscripte aus 
der Feme zur Approbation eingesandt, was haufig geschah, 
so unterlag deren Gutheissung nicht selten grossen Schwierig- 
keiten namentlich dann, wenn sie mit den Principien des hi. Thomas 
oder mit dem Geiste der Salzburger Universitat nicht recht zu 
harmonieren schienen (cum in via S. Thomae et usu Universi- 
tatis Salisburg. non bene sonarent). Sie mussten in der Regel 
corrigiert werden. So erging es a. 1683 einem Andechser 
Benedictiner, der im Kloster Aspach lector philosophiae war. 
Das Gleiche widerfuhr dem Prior Caspar Erhard von St. Emmeram 
in Regensburg. Er hatte a. 1727 ein Schriftchen iiber die Motiva 
credibilitatis, durch welche der preussische Gesandte am deutschen 
Reichstage Graf von Metternich bekehrt worden war, zur Appro- 
bation an die theologische Facultat gesandt. Allein das Schriftchen 



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— 368 — 

wurde zuriickgewiesen, weil es im gallikanischen Geiste gehalten 
war und namentlich die auch von S. Thomas vertheidigte lehr- 
amtliche Unfehlbarkeit des Papstes leugnete. 

P. Rupert Gutrath von Salzburg weist zwar in seinen 
academischen Reden (1761 — 1770) noch ofter darauf hin, dass 
der Stifter der Universitat die englische Lehre des Aquinaten 
als Norm der Heiligkeit und Weisheit seinen Professoren vor- 
geschrieben und dass namentlich die theologische Facultat sich 
dadurch ihren Ruhm verdient, sich vor jeder kirchlichen Censur 
bewahrt und wegen der Reinheit der Lehre allgemeines Ansehen 
erworben habe, weil sie sich aufs engste an den englischen 
Lehrer anschloss. Die Weisheit des hi. Thomas, sagt Gutrath, 
sei nie besiegt worden und konne niemals besiegt werden. Die 
Lehre des Aquinaten sei die Lehre der hi. Vater, sei bis nun 
die Lehre der Salzburger Universitat gewesen und werde es 
immer bleiben. 

Allein diese Weissagung war doch etwas zu kuhn; denn 
fast nnvermerkt war der philosophische Neologismus eingezogen 
und breitete sich in der Folgezeit mehr und mehr aus. 

Bereits im Jahre 1738 hatte der Dekan der theologischen 
Facultat P. Oddo Gutrath von St. Peter bei den Visitatoren 
daruber Klage zu fuhren, dass Biicher ohne Approbation 
erscheinen, welche die peripatetisch-thomistische Lehre lacherlich 
machen und verachtlich behandeln; das sei, meinte er, eine 
offentliche Prostitution der Universitat, an welcher diese Lehre 
vom Anfange an vorgeschrieben worden und bis jetzt die Kraft 
eines Fundamentalgesetzes habe. In der That trafen die Visitatoren 
Vorkehrung gegen solche Ausschreitung, ob mit grossem 
Erfolge (?), steht dahin. Fast zu gleicher Zeit sprach sich der 
Dekan der theologischen Facultat P. Eberhard Ruedorffer in 
seiner academischen Festrede am 7. Marz 1740 wenigstens im 
Allgemeinen uber gewisse Pseudokritiker, die den hi. Thomas 
hassen, tadelnd aus und entziindete durch diesen Funken einen 
Brand zwischen den scholastischen Theologen und Philosophen 
einerseits und einer neuen kritischen Schule anderseits. Darauf 
bezieht sich wohl die disputatio ex logica, welche a. 1758 uber 
das Thema stattfand: Tentamen concordiae duarum vehementer 
dissidentium opinionum, quarum una auctoritatem in philosophia, 



Digits 



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dFS— 7- 



369 



altera (Scholliner Hermann?) eclecticam libertatem retinendam 
esse propugnat. Ein gleiches Thema wurde im namlichen Jahre 
von P. Opportunus .Diinckl, Professor der Logik, zur Discussion 
in der Frage vorgelegt: an philosophia eclectica sit in fide 
periculosa? P. Rupert Gutrath selbst, der sich noch 1770 so 
entschieden fur die alte Schule erklarte. hatte sich schon fruher 
scharf gegen das Eindringen der Wolfischen Philosophic und 
Methode geaussert, was ihn indess nicht hinderte, den »prae- 
lectiones theologicaet des P. Hermann Scholliner von Oberaltach, 
der principiell und in Hauptpunkten den thomistischen Standpunkt 
preisgab und einem Eclekticismus huldigte, 1 767 die Approbation 
zu ertheilen. Bereits P. Anselm Hintler von St. Peter scheint 
in seiner Abhandlung de idearum natura et origine (1757) nicht 
mehr auf dem Boden des hi. Thomas zu stehen. Weiter hegt 
P. Michael Lory von Tegernsee. Er greift in seinen t Institutions 
theologiae dogmatico-theoreticae* (1784), fur die er nur in Bonn 
am Rhein eine Approbation finden konnte, direct einen Funda- 
mentalsatz des hi. Thomas und der Thomisten, namlich die praemotio 
physica an. Ueberhaupt nahmen die philosophischen Professoren 
der Salzburger Universitat seit 1760 und namentlich seit 1770 auf 
S. Thomas und seine Schule keine Riicksicht mehr, sondern 
schwiegen davon. In diese Reihe stellten sich P. Tiberius Sartori 
von Zwifalten (hermeneutica harmonia 1783), P. Dominicus Beck- 
yon Oxenhausen (institutiones logicae et metaphysicae 1780 und 
praxis logicae 1 763), P. Bernhard Stoger von Oberaltach (synopsis 
institutionum philosophicarum 1785 und Skizze einer allgemeinen 
Logik 1792), P. Augustin Schelle von Tegernsee (praktische 
Philosophic 1 780 und epitoma thelematologica 1 794) x ) und 
Andere. Zwar machte die theologische Facultat im Jahre 1772 
noch einmal einen schiichternen Versuch, dem hi. Thomas die 
Ehre zu geben; denn als Erzbischof Hieronymus bald nach 
seinem Amtsantritte ein Decret an den Rector der Universitat 
erliess, worin befohlen wurde, dass aller Schulschlendrian fort- 
geschafft und die neue Lehrmethode, welche in alien benachbarten 
Landern recipirt sei, eingefuhrt werde, erwiederte die theologische 



') P. Schelle nennt Kant den grossen Philosophen und ist von ihm sowie 
von Wolf in der That sehr abhiingig. 





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— 370 — 

Facultat, dieses Decret beriihre sie nicht ; denn sie habe vor 
neueh Dogmen stets einen Abscheu gehabt und habe ihn noch; 
sie hange den in der Schrift und Tradition enthaltenen und 
von der Kirche definirten Dogmen unerschutterlich an und folge 
in Dingen, die nicht zum Glauben gehoren, der Lehre des 
hi. Augustin und des hi. Thomas. Unterzeichnet war diese 
Erklarung vom Decan P. Anselm Rittler von Weingarten. 
Allein diese Betheuerung ausserte sich wenig in der Praxis. Im 
Jahre 1782 haben die Facultaten selbst dem Erzbischofe bei- 
gestimmt, dass am 8. December das bisherige luramentum in 
Betreff der unbefleckten Empfangniss Maria und an den Festen 
der Facultatspatrone die oratio panegyrica und die grossern 
Feierlichkeiten unterbleiben. Man that sich seit Jahren mit der 
Oratio panegyrica am Thomasfeste schwer, weil man geistesarm 
geworden war. Zudem hatten die Regenten in Wien eine dies- 
beziigliche kaiserliche Insinuation und Belehrung geschickt. Ja 
im Jahre 1791 beschloss die theologische und philosophische 
Facultat, die Feier des Thomasfestes ganz zu unterlassen, indem 
sie vorschiitzten, die Feier entspreche nicht mehr dem Zeitgeiste 
(genio saeculi nostri) und niitze den Studierenden nichts. Im 
nachsten Jahre hob der Erzbischof alle Facultats- und Monchs- 
feste ganzlich auf, daftir ward von der Universitat selbst fest- 
gesetzt, dass jahrlich am Wahltage des Erzbischofes eine 
Festlichkeit mit Gottesdienst und lateinischer Rede statt- 
finden soil. 

Unter solchen Umstanden ist es nicht zu verwundern, dass 
nicht wenige Professoren der philosophischen und theologischen 
Facultat sich in die Arme des Neologismus (und der sogenannten 
Aufklarung) warfen. P. Ulrich Peutinger von Irrsee, der von 
1793 an sogar Dogmatik lehrte, obschon er fur den unsterb- 
lichen Stifter der kantischen Philosophic, fur Fichte, Reinhold etc. 
schwarmte, sucht die Religion, Ofifenbarung und Kirche in der 
reinen Vernunft auf, gnindet alles Demonstriren*und Wissen 
auf Glauben, erklart die Trinitat fur eine logische Noth- 
wendigkeit, stellt das Gebiet der Tdeen als ein hoheres, vom 
niedern Gebiete der Begriffe wesentlich verschiedenes dar, halt 
Gott nicht fur einen Gegenstand des Wissens (der Philosophic), 
sondern nur des Glaubens (der Theologie), leugnet im Grande 



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— 871 — 

die Beweiskraft der YVunder, halt Incarnation, Kreuzestod Jesu fur 
Vernunft-Postulate u. s. w. l ) 

P. Simpert Schwarzhueber von Wessobrunn ist zwar in 
seiner Ethica (a. 1768) noch gemassigt und weicht wenig von 
der alten Schule ab, obschon er von S. Thomas schweigt und 
bios einmal seiner aus dem Grunde erwahnt, weil er ein dem 
heiligen Lehrer difformes oberstes Moralprincip aufstellt. Aber 
in seinem praktisch-katholischen Religionshandbuche fur nach- 
denkende Christen (1784 — 1796) verlasst er den hi. Thomas 
sehr und lasst den guten Geist der Salzburger Universitat ver- 
missen. Die Lehrentscheidungen des Papstes nennt er feierliche 
M a c h t spriiche, deren Untriiglichkeit durch die Verheissungen 
Christi keineswegs bewiesen werden konne. (I. Thl. S. 1 14.) In 
dieser Beziehung liebaugelt er sogar mit den Ausspriichen des 
gaUikanischen Clerus vom J. 1682, gegen welchen die Salzburger 
Theologen ehedem so energisch gekampft hatten. Schwarzhueber 
meint (II. 573), Christus habe der Kirche den Vorzug der Untriig- 
lichkeit nur unter der Bedingung verheissen, dass sie den 
inoralisch menschenmoglichsten Fleiss in der Priifung der Streit- 
fragen anwende. Sogar die facta dogmatica will er aus dem 
Gebiete der Unfehlbarkeit der Kirche verweisen (I. 121), und 
wenn seine Vorfahrer im Lehramte bisweilen etwas strictere 
Meinungen vortrugen, welche die Aufklarungsperiode nicht mehr 
ertragen konnte, so nennt er das ein unbesonnenes Vorgehen 
blinden Eifers. Schwarzhueber nimmt keinen Anstand, den 
nachdenkenden Katholiken die Andachtsubungen und Gebete 
des reformirten Zollikofer zu empfehlen, was auch P. Augustin 
Schelle that. 

Weit bedenklicher stand es mit P. Jacob Danzer von 
Isny, der seine Anleitung zur christlichen Moral in Frankfurt 
und Leipzig 1787 und 1789 drucken Hess, nur der dritte Band 
ist 1 79 1 in Salzburg gedruckt. Er hatte die fixe Idee, dass nur 
durch die neuere Philosophic die Theologie aus der Finsterniss 
erlost werde. Von Anwandlungen des Inciifferentismus, Rationa- 
lismus und Semipelagianismus ist seine Schrift nicht freizu- 



») Religion, Offenbarung unci Kirche (S. 115, 378, 130, 131, 47, 144, 
158, 138, 222, 226, 227, 378, 382, 389, 396). Salzburg 1795. 

6* 



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— 372 — 

sprechen. Die Terminologie der alten Schule bespottelt er, die 
Differenz von Natur und Uebernatur verwischt er. Es fehlt ihm 
gediegene scholastische Bildung, daher er nicht selten grosse 
Ignoranz in der traditionellen Theologie an den Tag legt. 
Glaube, Hoflhung und Liebe sind ihm blosse Empfindungen und 
natiirliche Seelenacte! Die von der Kirche sanctionirten 
Termini (z. B. opus operatum, virtutes infusae u. dgl.) werden 
von ihm formlich verworfen. Den herrlichen Affect des hL 
Franziscus Xav. : O Deus ego amo te, nee amo te, ut salves 
me, nennt er eine Traumerei in Knittelversen, welche beweisen. 
dass auch Heilige schwarmen konnen. Die schrecklichen Ver- 
suchungen des Teufels am Todbette erklart er fur Chimaren 
der Dummheit, des Aberglaubens, des Eigennutzes, des Betruges. 
Im dritten Bande (S. 429) findet sich eine wirklich scandalose, 
pietatslose Anmerkung ans Werkmeister iiber die Heiligen 
Gottes. Der freisinnige Erzbischof Hieronymus sah sich denn 
doch am Ende genothigt auf Antrag der Visitationsabte zu 
befehlen, dass Professor Danzer die Stadt Salzburg verlasse 
(1792). Man kann sich nicht genug wundern, dass ein Benedictiner- 
FiirstaDt (der von Kempten) die Widmung dieses so ganz und 
gar unkirchlichen Danzer schen Machwerkes annahm. 

P Aemilian Miller von Rott hielt beim Beginne seiner 
Vorlesungen a. 1796 eine Rede zu Gunsten des Kantianischen 
Sittlichkeitsprincips, und etliche Tage nachher suchte P. Leonhard 
Neumayr von Augsburg in einer andern Rede darzuthun, dass 
das Princip der praktischen Vernunft mit der christlichen Moral 
besser harmonire, als das (von Danzer, Schelle etc. aufgestellte) 
Princip der Gliickseligkeit. Aehnlich verbreitete sich P. Beda 
Walcher von Benediktbeuern a. 1802 iiber die Vortheile der 
kritischen Philosophic Solch magere Kost gaben Benedictiner 
den Studierenden statt der gesunden, kraftvollen Lehre des 
hi. Thomas. 

Zwar schien eine bessere Zeit erhofft werden zu konnen, 
als Hortig von Andechs, Meilinger von Benediktbeuern, Jais 
von Benediktbeuern, Azenberger von Oberaltach, Wagner von 
Benediktbeuern, Zangerle aus Wiblingen ihr Lehramt in Salzburg 
begannen; allein einerseits waren diese Manner selbst nicht 
mehr ganz im Geiste des heil. Thomas gebildet und 



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373 



anderseits gestatteten die stiirmischen politischen Verhaltnisse 
kein Wiederaufbliihen mehr, nichts da von zu sagen, dass die 
Wirksamkeit der meisten obigen Manner nur wenige Jahre 
dauerte. l ) Die letzte Notiz in den Tagebiichern der philosophischen 
und theologischen Facultat (man nannte diese Tagebiicher 
Protokolle) ist die von der Aufhebung der Universitat (24. Dec. 
181 1 ) und der Umwandlung derselben in ein bayerisches Lyzeum. 
Als das betreffende Document in der akademischen Aula ver- 
lesen war, forderte cer konigl. bayer. Commissar die Versammlung 
auf, dem Konige Maximilian I. ein Vivat zu bringen; allein 
Studenten und Professoren blieben stumm. 

So rachte sich an der Benedictiner-Universitat die Untreue 
gegen den hi. Thomas durch den Untergang der ganzen 
Stiftung. Das scheint ein Bevveis fiir die Behauptung zu sein, 
dass eine wahrhaft christliche Philosophic und eine solide 
spekulative Theologie ohne die Grundlagen des hi. Thomas kaum 
bestehen konne. 

Das Benedictinerinnenstift Gandersheim und 
Hrotsuitha, die >Zierde des Benedictinerordens.* 

(Von Otto G rash of, Priester der Diocese Hildeshcim.) 
(FortseUung von Heft I, Jahrg. V, Scite 149 — 1 01.) 

In die Heimath zuriickgekehrt gedachten Liudulf und Oda 
eifrig an die Ausfiihrung ihres heiligen Vorhabens zu gehen. 
Es gait bekanntlich vor Allcm, eine vviirdige Statte fiir das neue, 
grossere Kloster zu finden. Hierin kam der Himmel selbst zu 
Hilfe. Es war am Abende des zweiten Tages vor dem Feste 
Allerheiligen. 1 ) Damals befand sich, etwa eine halbe Stunde von 
Brunshausen entfernt, inmitten einer von baumreichen Hiigeln 
umgebenen waldigen Trift, eine Anzahl armlichen Hiitten, bevvohnt 
von Hirten, welche die Heerden des Herzogs huteten. In jener 
Nacht nun sahen die Hirten ein eigenthiimliches Leuchten, als 
wenn das Dunkel des Waldes durch vicle Lichter erhellt wiirde. 
Erstaunt theilten sie die Erscheinung zunachst dem herzoglichen 
Vervvalter mit, der in der folgenden Nacht wachen bleibt und 
dieselbe Erscheinung wahrnimmt. Nun gelangte die wunderbare 

f ) Hortig verweiltc nur ein ciuziges Jahr in Sal/burg, }ixh etwns iiber 
2 Jahre. 



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— 374 — 

nachtliche Beleuchtung auch zu den Ohren des Herzogs, der 
jetzt selbst mit den Hirten wacht und Zeuge ist, wie die glan- 
zenden Lichter Nachts durch die dunkeln Baumgruppen strahlen. 
Liudulf erkannte in dieser wiederholten wunderbaren Erscheinung 
einen Wink des Himmels, und bestimmte in Uebereinstimmung 
mit seiner Gemahlin jene von den Lichtern erhellten Stellen als 
Bauplatz fiir die beabsichtigte fromme Stiftung. Sofort liess er 
das Gebiisch und Gestriippe lichten, die Baume des Waldes 
fallen und den Bau, zunachst den der Kirche, beginnen. Nun ent- 
stand das eigentliche Stift Gandersheim. 2 ) 

Inzwischen war auch Hathumod aus dem Kloster Herford 
zu ihren Eltern zuruckgekehrt. Sie war erst zwolf Jahre alt, 
als sie nun von ihren Eltern mit Bewilligung des Papstes und 
mit bischoflicher Benediction im Jahre 852 dem Kloster zu 
Brunshausen, in dem bald die Anzahl der Nonnen sich mehrte, 
als Aebtissin vorgesetzt wurde. 3 ) Es ist fraglich, ob in Bruns- 
hausen schon vor der Romfahrt des herzoglichen Paares oder 
erst nach Beendigung derselben sich Nonnen befanden; nach 
Hrotsuithas Bericht*) darf man das erstere, nach den Worten 
des Agius 5 ) musste man das letztere annehmen. Gleichviel aber ; 
erst mit dem Einzuge der Hathumod und mit Uebernahme der 
abteilichen Wiirde durch dieselbe beginnt das wahre klosterliche 
Leben, im Jahre 852. In dieses Jahr setzen die Quedlinburger 
Annalen sowie Thangmar den Anfang des Klosters Brunshausen ; 
von letzterem erfahren wir auch, welche Stellung der Hildesheimer 
Bischof Altfried zu der neuen Stiftung einnahm. °) Es wird 
spater ausfuhrlich davon die Rede sein niiissen. 

Im J. 856 wurde mit dem Bau der eigentlichen Kloster- 
raumlichkeiren, mit der >fabrica monasterii majori ambitu* 7 ) 
begonnen und es scheint, dass man in Gandersheim spater erst 
mit diesem Jahre in den Annalen zu rechnen begann ; wenigstens 
deutet auf diese Praxis die Reimchronik Everhart's 8 ) hin. Beim 
Bau von Kirche und Stift stellte sich bald Mangel an Baumaterial 
ein, namentlich an Steinen; doch ward das fromme Vertrauen, 
das die junge Aebtissin Hathumod auf die Hilfe des Himmels 
in dieser Noth setzte, nicht zu Schanden. Wahrend sie mit ihren 
Nonnen sich unter Gebet und Fasten wiederholt an Gott wendet, 
hort sie eines Tages eine Stimme von Oben, die ihr den Auftrag 



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— 375 — 

gibt, einer Taube zu folgen, die sie auf einem Felsen sich nieder- 
lassen sahe. So geschah es, und wo die Taube mit dem Schnabel 
das Erdreich beriihrte, fand man einen Steinbruch mit einem 
solchen Reichthum an Steinen, dass davon sowohl die Abteikirche 
wie die gesammten anderen abteilichen Gebaude aufgefuhrt 
werden konnten. Und zwar ward die Arbeit jetzt ununterhrochen 
Tag und Nacht fortgeftihrt, instabant open mox nocte dieque 
recenti. 9 ) 

Liudulf sollte die Vollendung seiner Stiftung nicht erleben ; 
er starb an einem Fieber, das ihn rasch, fast plotzlich, hinraflfte, 10 ) 
nach einem iiberaus thatigen, rastlosen Leben; thatig und rastlos, 
aber nicht allein »innummeris mundi curis,« weil »mundano 
praeditus officio,* 11 ) sondern auch fiir das Heil seiner Seele. 
Agius, der eigene Sohn, hebt hervor, wie Liudulf die Fehler 
seines Lebens durch Almosen gesuhnt, wie er vor seinem Tode 
seine Siinden gebeichtet und als Biisser, in cinere, gestorben sei. 12 ) 
Wahrhaft ergreifend und erbauend ist der ebenso kindliche wie 
heldenmuthige Glaube, den Liudulf vor seinem Tode bethatigte. 
Kurz namlich vor seinem Hinscheiden hatte er, wie Agius mit 
grosser und sicherlich beabsichtigter Ausfuhrlichkeit berichtet, 18 ) 
manch' merkwiirdigen Traum. So z. B. traumte ihm, er stiirze 
in einen tiefen Abgrund, wahrend zugleich eine Stimme neben 
ihm rief: 

Vae misero, jam, inquit, ruituro, jam perituro, 
Nee spes ulla sibi jam poterit fieri! 

Aber selbst im Traum konnte sein kindlich und fest 
glaubiges Gemuth nicht verwirrt werden : 

Ad haec ille fide plena: Non sic erit, inquit, 
Sed spes prorsus erit, si Deus ipse velit. 

Liudulfs entseelte Hulle wurde in der Brunshauser Kirche 
beigesetzt, spater jedoch, nach Vollendung und Einweihung des 
neuen grosseren Gandersheimer Stiftes in dieses ubertragen im 
Jahre 88i. u ) Vor dem Altare des heil. Stephanus fanden die 
Ueberreste des Stifters ihren Platz. 15 ) Ehe wir von dem Gr under 
des Stiftes Gandersheim Abschied nehmen, ist es nothig, einiger 
Urkunden aus dieser Zeit zu gedenken, namlich zweier, angeblich 
vom Herzog Liudulf selbst herruhrend, und dreier des Konigs 
Ludwig III. 



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— 376 — 

Die Liudulfschen Urkunden sind Stiftungsurkunden fur 
Brunshausen^Gandersheim , die Bodo in seinem Syntagma 
mittheilt. 16 ) Leuckfeld 17 ) bemerkt wenigstens in Betreff der zweiten 
Urkunde, dieselbe sei von Bodo sehr falsch angefiihrt, und er 
selbst wolle sie aus dem Original correcter mittheilen. Harenberg 1 *) 
bringt nebst dem Wortlaute der Urkunden eine lange Unter- 
suchung liber die Echtheit oder Unechtheit derselben. Leibnitz 
bezweifelte schon die Echtheit, und nach den neueren Unter- 
suchungen von Jaffe\ Dummler u, A. muss man in der That 
die Urkunden, wenigstens in der Fassung, wie sie uns heute 
vorliegen, fur Producte spaterer Zeit halten. 19 ) Uebrigens gab es 
eine echte Schenkungsurkunde Liudulfs, wie wir das aus einer 
spateren Kaiserurkunde vom Jahre 946 erfahren. Danach stattete 
Herzog Liudulf seine Stiftung aus in confinio villarum Gandesheim, 
Riudiun, Alvungun, Dancthi, Lahtnathorpe. 20 ) Von den drei 
Urkunden Ludwigs III. sind zwei, wie allseitig zugegeben, echt. 
Sie sind von ein und demselben Tage datirt, VII. Kal. Febr. 
$j 7. Die erste derselben ist namentlich deshalb wichtig, weil 
sie die Nachfolge in der abteilichen Wiirde regeln hilft und 
wichtige Immunitaten verleiht; die zweite bestatigt gemachte 
Schenkungen. 21 ) Eine dritte Urkunde, iibrigens wortlich bis auf 
einen Passus mit der ersten ubereinstimmend, ist unecht, 22 ) 
obschon Harenberg fiir ihre Echtheit eintritt. - 3 ) Everhart scheint 
diese koniglichen Urkunden selbst nicht gesehen zu haben. 
wahrend Leuckfeld versichert, dass im Stifte Gandersheim selbst, 
zu seiner Zeit »von diesem koniglichen Privilegio (namlich in 
der ersten Urkunde) zwei Exemplaria mit vollem Siegel und 
Zeichen noch vorhanden* gewesen seien. Aber wohl kennt 
Everhart die »hantfesten< des Konigs Ludwig, also im allgemeinen 
die dem Stifte verliehenen Vorrechte. Er erzahlt in seiner 
Reimchronic, Pag. VII. : 

Ok will zu berichten, als eck schall und kan. 

So Hertoghe Ludolf, der vil gude Mann. 

All sienen Vlit an dat Stichte hadde ghewant, 

Unde des vor dem Rike noch wern unbekand, 

He voer so Konigs Lode wigs Hove 

Mit twen sienen Sonen dat he mit Erem-Love 



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— 377 — 

Vast unde stede mochte ghemaken, 

Dat se mit sienen eigen hadde geschagen . . . 

Gandersem leten se dar an dat Rike. 

To neynen hatten Denste mere, 

Wenn dat ed an des Rikes Beschermnisse were, 

So men noch an den Handfesten mag sein, 

De neyne Loghene darinnen de Warheit gein. 

Segt alsus is Gandersem an dat Rike komen, 

Dat oine darna to Eren quam un to Vromen . . . 

Wahrend nun Liudulfs Sonne Bruno und Otto den Bau 
von Neu-Gandersheim fordern, wollen wir uns umsehen, wie 
inzwischen in Alt-Gandersheim, d. i. im Kloster Brunshausen. das 
geistliche und geistige Leben unter Leitung der ersten Aebtissin 
Hathumod beschaffen war. Nichts ist erbaulicher, als zu horen, 
welch' ein wahrhaft klosterlicher, ascetischer Geist in diesem 
jungen Stifte herrschte; nichts zeigt uns besscr, wie falsch die 
Meinung ist, als sei urn diese Zeit alles geistige, alles wissen- 
schaftliche Leben selbst in den Klostern, den eigen t lichen Heim- 
statten aller Bildung, im Erloschen begriffen gewesen, als ein 
Blick auf die anfan^s kleine. aber stetig wachsende Schaar der 
Brunshauser Ordensfrauen. Agius, der selbst Ordensmann und 
wissenschaftlich hochgebildet war, vermochte als Zeitgenosse 
jedenfalls am besten zu beurtheilen, ob es gut oder schlecht im 
neuen Benedictinerinnenstifte stand sowohl urn das eigentlich 
klosterlich-ascetische wie wissenschaftliche Leben. Er findet nun 
kaum Worte, urn geniigend den bliihenden Stand in der einen 
wie anderen Beziehung im jungen Kloster schildern zu konnen. 
>Cum consororibus suis quanta corporis castitatc, quanta mentis 
vixerit sanctitate, non est nostrae facultatis evolvere« sagt er 
von Hathumod und ihren Mitsch western. Gemeinsam war ihre 
ganze Lebensweise, Nahrung und Kleidung. Keine von ihnen 
speiste mit ihren Eltern oder andern Fremden oder sprach nur 
mit ihnen, ausser mit besonderer Erlaubniss. Keine verliess das 
Kloster, in welchem die ptinktlichste Ordnung gehalten wurde. 
Alles, die Zeit des Gebetes, - 4 ) des Essens, der Recreation war 
genau geregelt. Besondere Zimmer oder Bedienung wurden fur 
keine aus ihnen gehalten, und so strenge war die Clausur, dass 



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- 378 — 

nicht einmal ein Priester, ausser in dringlichen Fallen von 
Krankheit u. dergl., in das Kloster eingelassen wurde. * 5 ) 

Hathumod war als Aebtissin ihren Mitschwestern in alien 
Tugenden ein leuchtendes Vorbild. Keine kam ihr gleich in 
der Abtodtung; keine fastete so strenge, wie sie, keine war so 
armlich gekleidet, keine iibte das Stillschweigen in solchem 
Grade, wie sie. Wo es das Gebet gait, da war sie die erste, 
die kam, die letzte, die aufstand, wie sie auch am spatesten zur 
Ruhe sich begab, aber Morgens am fruhesten aufstand. Studebat 
namque, sagt ihr Biograph, 2(i ) sancta et a Deo dilecta femina, 
sicut loco excellebat, ita et vita praestare ; studebat sicut nomine 
ita et mentis excellere ; et idcirco nocturnales cantus praevenire, 
post matutinales ymnos vigilare et plura hujusmodi alia agere, 
quae ceteris ardua, ipsi propter consuetudinem et nimium in 
Deum amorem joconda admodum et prorsus facilia videbantur. 
Meminebat, quod erat, meminebat quod dicebatur; cogitabat se 
matrem vocatam, cogitabat se abbatissae nomine censeri et ideo 
prodesse magis quam praeesse gaudebat et amari potius quam 
timeri cupiebat. Proinde cogitans, se non tarn honorem quam 
onus suscepisse nulli aliquando aliquid interdixit, quod ipsa 
fecisset, nulli aliquid praecepit. quod ipsa prius non adimplesset; 
ita subjectas ad bene agendum factis potius suis et exemplis 
incitans, quam disciplina cogens. 

Aber auch fur das zeitliche VVohl ihrer Untergebenen und 
ihres Klosters war Hathumod besorgt. Als mehrere der Schwestern 
schwer erkrankten, 27 ) gonnte sie selbst sich keine Ruhe, nur um 
den Erkrankten aufzuwarten, bis sie selbst der Krankheit erlag. 
Noch kurz zuvor beklagte sie den statum tenerrimum monasterii 
sui, sowie namentlich, dass das Stift Gandersheim noch nicht, 
wie andere benachbarte Kloster, 28 ) unter koniglichem Schutze 
stehe, quod necdum regiae tuitioni commendatus esset. 29 ) 

Grosses Gewicht legte Hathumod auf die Pflege der heil. 
Wissenschaft im Kloster. Die im Stifte Gandersheim befolgte 
Regel war die des heiligen Benedictus. 80 ) Treu und gewissenhaft 
bis ins Kleinste hinein wurde die Regel des heiligen Stifters 
nachgelebt. Und so versichert denn Agius von der ersten 
Aebtissin: Scripturarum lectioni et ipsa sedula insistebat et 
insistentes summopere diligebat, negligentiores, quas tamen 



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— 379 — 

aliquid proficere posse videbat, minori potius familiaritate quam 
disciplina ad has discendas cogebat. In his audiendis, legendis 
et intelligendis majorem cautelam, vivaciorem sensum, saniorem 
intellectum habere nullus fere hoc tempore quivit. 31 ) Also 
Hathumod, die schon als Kind im Kloster Herford sich iiberaus 
lernbegierig gezeigt, forscht, selbst an die Spitze eines Klosters 
gestellt, eifrig in der hi. Schrift; denn diese haben wir unter 
den > script urar urn « zunachst zu verstehen, aber sicherlich wohl 
nicht ausschliesslich ; schnell und leicht fasst sie auf und dringt 
ein in das tiefere Verstandniss. Auch ihre Mitschwestern halt 
und leitet sie an zu gleich eifrigem ernsten Studium. Und hierbei 
entwickelt die junge Aebtissin ein vorziigliches padagogisches 
Talent : Si qua, ut moris est, interrogare debebat, tarn plane et 
discusse cuncta attingebat, ut ipsa interrogatione sua docere 
potius quam interrogare videretur. Die Liebe zu den Wissen- 
schaften und zur Lecture war in Hathumod noch lebendig, als 
sie selbst schon auf dem Krankenbette lag, und wir vernehmen 
bei dieser Gelegenheit, dass auch Hathumods Mutter, die gott- 
selige Oda, viel Freude am Lesen und an der Wissenschaft hatte. 
Als Oda namlich merkte, wie schlecht es urn Hathumods Ge- 
sundheit stehe und dieserhalb sich grossem Kummer hingab, da 
wusste Hathumod ein gutes Mittel, ihre Mutter aufzuheitern : 
sie unterhielt sich mit ihr uber Biicher und Lecture. 3 -) 

Mit ihrem Bruder Agius stand Hathumod in regem Verkehr, 
und wenn man liest, was Agius selbst uber sein Verhaltniss zu 
seiner Schwester berichtet, so wird man unwillkurlich an den 
heiligen Verkehr erinnert, den der heilige Ordensstifter Benedictu? 
mit seiner heiligen Schwester Scholastica unterhielt. Als es bereits 
mit Hathumod zu Ende zu gehen drohte, und Agius desshalb 
langer als gewohnlich und als die Regel es erlaubte, bei ihr 
verweilte, wollte sie nicht, dass ihretwegen Agius seinen Briidern 
Anstoss gebe und gegen die Ordensregel sich verfehle ; sie drangte 
selbst ihn zum Aufbruch. in der Sterbestunde noch mit heiliger 
Treue und zarter Gewissenhaftigkeit die heilige Regel hochhaltend. 
Der Bischof Marcwardus von Hildesheim versah sie mit den 
heil. Sterbesacramenten, und wahrend ihre Umgebung die Worte 
des 40. Psalmes betete: Me autem propter innocentiam suscepisti, 
et confirmasti me in conspectu tuo in aeternum, gab sie ihre 



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— 380 



reine'unschuldige Seele in die Hande ihres Schopfers zuriick. 33 ) 
Sie starb am Montage, den 29. November 874, erst 34 Jahre alt. 3 *) 

(Fortsetzung folgt im nachsten Hefte.) 



Aumerkungen zu Artikel Gandershelm. 

*) Primord. v. 185 ff. 

*) Protinus ecclesiae construxit moenia pulchrae, 

Quae splendor lucis designavit rutilantis, 
Hac igitur causa fuerat jam coepta secundo 

Coenobii sub honore Dei constructio nostri. Ibid. v. 234 iV. 

In der Vita Godehardi bei Pertz, 1. c. XI, 180 wird die Lage des Stiftes 
folgenderniassen geschildert: Locum quendam aquis irriguum, pratis amoenum, 
silvarum montiumque amphiseptione munitum et omnimoda speciositate politum. 
qui ab alluente quodam alveo Ganda nomine Gandesheim nominatur. Vergl. auch 
in der vita Berwardi cap. 12 bei Pert/,, J. c. IV. p. 763. 

a ) Dcnuo revocata (scil. Hathumoda) in monasterio, quod in propria 
hereditate fundatum Domino et eisdem Sanctis tradiderunt, cum apostolica auctoritate 
et episcopi sui benedictione primo paucioribus, deinde pluribus sororibus est 
mater spiritalis et electa et constituta. Agii vit. Hathum. cap. 4. Dass Hathumod 
damals erst zwolf Jahre zahlte, ergibt sich ans folgender Berechnung: Wir wissen 
bestimmt, dass sie am 29. November 874 starb, im Alter von 34 Jahren. 
nachdem sie 22 Jahre ihr Amt als Aebtissin bekleidet hatte. Mithin war sie im 
Jahre 852 im zwolften Jahre, was iibrigens auch die vita Bernwardi Episc. 
cap. 12 bei Pert/., 1. c. IV. pag. 703 bestatigt. Vergl. vita Hathum. cap. 29. 

4 ) Primord. v. 108 ff. 

'') Vita Hathum. cap. 4. 

rt ) Thangmar sagt in seiner vita Bernwardi Episc. cap. 12: »Consili<> 
domni Altfridi coenobium virginum Dei primo Brunestcshusen adunaverunt 
(namlich Liudult und Oda), filiam quoque suam domnam Hathumodam, duodecim 
annos habentem, praefato episcopo in regimen intromittendara assignaverunt, anno 
dominicae incarnationis 852, Rabono Magonicac praesidente, omneni autem 
provisionem prnedicti loci -t congregationis domno Altfrido commiserunt.« Pertz, 
1. c. pag. 763. 

") Ebendas. 

h ) ( ap. X\'II. v. i). bei Leuckfeld, 1. c. p. 377. 

l ') Die gan/-e Episode in den Primord. v. 238 — 279. Man vergleiche auch 
den ausfuhrliehen Bcricht Budos in seinem Syntagma bei Leibnitz, 1. c. III. 
pag. 703 f. Leuckfeld, dem protestantischen Pastor primus in dem vormaligen 
Benedictiner-Kloster Gruningen, behagen diese und ahnliche Wunderberichte 
natiirlich nicht; er bcglcitet seinen eigenen Bericht deshalb mit allerhand Aus- 
fallen auf die katholische Kirche, die er des Abcrglaubens, der Abgiitterei u. s. w. 
zeihet, ganz in der Manier des 10. und 19. Jahrhunderts. Man lese bei Leuckfeld 
nach z. B. pag. 31 f., 37 I'., 4b IT, 50 ff. u. s. w. Moderne Culturpauker finden 
dort vorziigliches Material zu Schimpfereien, Vcrlaumdungen und zur Hctze gegen 
die katholische Kirche und den katholischen Clerus. 

,0 ) Primord. v. 297. 

n ) Agii obit. Hathum. v. 544 u. 547. 

<-') Ibid. v. 557 f. 

") Ibid. v. 507 ff. 



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— 381 — 



p. 19, 



") 


Primord. v. 292 
















1i) 


Bodo Syntagn. 


bei Leibnitz, 1 


c. 


p. 700. 


Vergl. 


Letickfeld, 


50 


f. Harenberg 1. 


c. p. 


65 f. 












• 8 ) 


Bei Leibnitz, 1. 


c. II. 


37L 


III. 


702 


f. 






") 


L. c. pag. 22. 


Die 


erstc 


Urkunde 


fimlet si< 


rh abgt 


?druckt pug. 



28 f. 



not. b., die zweite pag. 22 f, not. b. 

»*) L. c. pag. 46—50, 60 — 72. 

"') Vergleiche Kopke, 1. c. pag. 253 ft*., dor »die Unachtheit der altesten 
Urkunden fur Gandersheim« im Zusammenhangc behandelt. 

-°) Bei Leuckfeld, 1. c. p. 98 n. h. 

21 ) Wir lassen aus beiden Urkunden die wicluigsten Stellen folgen : In 
nomine sanctae et individuae Trinitatis. Hludovicus divina favente gratia Rex . . . 
Xoverit omnium fidelium nostrorum, tarn praesentium, quam futurorum industria 
qualiter Brun et Otto nostri fideles Comites in procerum nostrorum praesentia 
tradiderunt nobis quoddani monasterium, quod dicitur Gandesheim, quod Liudulf, 
genitor eorum inprimis aedificare coepit et reliquias Sanctorum Chri^ri confessorum 
Jnnocentii et Anastacii ob honorcm Christi illuc venire fecit, quod est conslructum 
in honore Sancti Stephani protomartyris Christi et omnia, quae ad idem monasterium 
jure ac legitime pertinere videntur, et cui Gerbirg (sie war die Nachfolgerin der 
Hathumod) soror eorundem (omitum sanctimonialibus feminis praeesse videtur, 
eo videlicet ration is tenore ut praefatum monasterium regio sublevaretur munimine 
et sanctimoniales feminae ibidem Deo famulantes in nostro consisterent patrocinio, 
et quam diu in illorum progenie aliqua sancti monialis femina, 
quam vitae religio et sanctarum scripturarum instructis et 
omnium bonorum morn m coinmendet co mposi t i s. absque ullius personac 
contradictione sanctimonialibus feminis esset praelata. Et si aliter (quod absit) 
eveniret, quod talis in ilia progenie inventa non esset, quae praefatis scilicet 
virtutibus non ornata videretur, celerare sancti moniales feminae dignacm Dei 
servitio. quamcunque vellent. eligere inter illas potestatera haberent. Unde per 
hoc nostrae auctoritatis praeccptum decernimus atque jubemus, ut praefati monasterii 
sanctimoniales feminae desideratam a nobis mullo inquietante electionem obtineant 
atque imperialem in cunctis rebus decimis atque possession ibus, quas nunc quolibet 
jure acquisitionis possident vel in futurum Deo opitulante habere debent per 
cuncta saeculorum curricula firmam ac invioiabilem tenean immunitatem. 
Kt nullus princeps vel alius quilibet exactor judiciariam potestatem vel freda 
oxigenda seu mansiones vel paratas faciendas in eodem monasterio nisi ex 
consensu et petitione ejusdem monasterii Abbatissae habere praesumat. Et 
homines illius Abbatissae sive liberi sint sive servi nulla judiciaria coerceantur 
potestate sed in praesentis ejusdem Abbatissae advocati et corum rectitudinem 
acquirant et ceterorum perficiant. 

. . . Nos pro remedio animarum piissimorum antecessorum augustorum et 
ob n ostrae mercedis augentum nee non pro dilecta conjuge Lutgarda ac 
carissima prole nostra quaedam res proprietatis nostrae ad monasterium, quod 
dicitur Gandesheim, concessimus, quod est constructum in honore S. Stephani 
protomartyris et in nostro constat patrocinio, hoc est in villa, quae dicitur 
Tennisteti et in villa, quae dicitur Heiriki, in pago, qui vocatur Suttithuringia 
in Comitatu Ottonis cum domibus, aedificiis, campis, agris, patris, pascuis, silvis 
cultis et incultis, aquis aquarumque decursibus, viis et inviis, accessibus et 
adjacentiis, finibus, exitibus et regressibus et quidquid ad praefatas villas jure ac 
legitime pertinere videtur, ita ut quidquid ab hodierna die deinceps Abbatissa 
et Sancti moniales feminae praefati monaterii inde facere voluerint, liberam in 
omnibus perpetualiter habeant potestatem faciendi ; si vero persona quaelibet 
posterorum nostrorum, quod minime credimus, hoc nostrae concessionis praeccptum 
inrumpere tentaverit, et quod immunitatis et electionis a nobis concessae scriptae 
continetur, violandum decreverit, Dii omnipotent is iram incurrere se nullo modo 



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— 382 



dubitet . . . Vorstehende Urkunden hnden sich abgedruckt u. a. bei Leuckfeld, 
1. c. pag. 93 f. n. c. pag. 95 n. d. ; bei Leibnitz, 1. c. II. p. 372 ff; bei 
Harenberg, I. c. p. 583 ff. 

M ) Vergl. Kopke, 1. c. p. 255. 

") L. c. p. 63 f. 

*•) 8imul ad canonicos cursus orandi hora conveniebant, siinul egredientes, 
quod operandum erat, operabantur. Vit. Hathum. cap. 5. 

a5 ) A viris tanta separatio erat, ut nee presbyteri quidem, nisi inhrmitatis 
necessitas poposcisset, claustrum earum ingrederentur, aut aliqua rationabilis 
secundum officii eorum rainisterium causa postulaverit. Ibid. 

ae ) L. c. cap. 6 in fine. 

27 ) Damals wiithete, wie wir aus den Fuldaer Annalen a. 874 wissen, in 
Deutschland und Frankreich eine verheerende Pest, durch die der dritte Theil der 
Bewohner jener L&nder weggerafft wurde. Pertz, 1. c. p. 170 not. 12. Vergl. auch 
Vit. Hathum. cap. 13. 

3b ) So z. B. das Kloster Lamspringe, das seit dem Jahre 873 sich des 
koniglichen Schutzes erfreute. Bei Pertz, I. c. ibid. not. 13. Mit Gandersheim 
geschah das erst, wie wir oben gesehen, im Jahre 877. 

w ) Agius, I. c. cap. 11. 

80 ) Der Benedictinermonch Agius redet Hathumod's Nachfolgerin, 
Gerberga, u. a. mit den Worten an : 

Hoc enim protendere regula nostra videtur, 
Quam modo tu retines, ipsa (scil. Hathumod) prius tenuit. 
Agii Obit. Hath. v. 679 f. bei Pertz, 1. c. pag. 188. Vergl. Harenberg, 
1. c. pag. 1070 ff. 

81 ) Vit. Hathum. cap. 9. 
**) Ibid. cap. 18. 

ss ) Ibid. cap. 24. 
M ) Ibid. cap. 29. 



Dichotomie oder Trichotomie ? 

(Von Dr. P. Thomas Bauer.) 

Erster Artikel. 

Kirchenlehre. 

Die Frage nach den Bestandtheilen des Menschen ist in 
der katholischen Kirche schon langst definitiv entschieden im 
Sinne der Dichotomie, mit Verwerfung der Trichotomie. 
Hatten zwar vor Apollinaris einzelne kirchliche Schriftsteller 
sich mehr oder weniger bestimmt zu Gunsten der Trichotomie 
Vausgesprochen, so verstummten doch nach dem Hervortreten 
desNApollinarismus alle dahin lautenden Stimmen, nachdem man 
geseh&n hatte, bis zu welchen Ungeheuerlichkeiten eine solche 
Auffassung^JA der Christologie ausgebeutet werden konne. 

Gleichwohl iassen sich auch nach der so entschieden 
lautenden Verurtheiiung der diesbezuglichen guntherianischen 



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— 883 — 

Aufstellung noch hie und da Stimmen vernehmen, welche es 
deutlich genug insinuiren, dass der sogenannte giintherianische 
»Dualismus« viel fiir sich habe, indem ja friiher auch die 
angesehensten Theologen mehr oder weniger deutlich sich dafiir 
ausgesprochen hatten. So lesen wir in einem neuesten Handbuch 
der Geschichte der Philosophic wortlich Folgendes 1 ): »Ueber- 
haupt spricht Thomas (von Aquin) uber das Verhaltniss von 
Geistigem und Sinnlichem im Menschen sich sehr reservirt aus, 
da einerseits die Lehre de imitate formae substantiate (d. h. die 
Dichotomie) mehrfach Anstoss erregte (?) und auf Synoden wieder- 
holt verdammt worden war (??), andererseits aber durch die 
Betonung eines principiellen Doppellebens im Menschen 
die Gefahr der Trichotomie nahegeriickt schien.* 

In diesem einen Satze sind Gedanken von ungeheuerer 
Tragweite zusammengedrangt. Hiemit ist die kirchliche Ver- 
werfung sowohl der Dichotomie als auch der Trichotomie aus- 
gesprochen ; Rettung durch diese Doppelklippe gewahre nur der 
giintherianische Dualismus ; der hi. Thomas habe die Richtigkeit 
dieses Gedankens wohl gefuhlt, habe aber nur schiichtern dem- 
selben Ausdruck zu geben gewagt. Auf den Versuch des Be- 
weises hinsichtlich der Gesinnung des hi. Thomas konnen wir 
erst spater eingehen; hier in diesem Artikel wollen wir nur die 
Frage naher erortern, wie die Kirchenlehre der Dichotomie und 
Trichotomie gegenuber sich gestellt habe. 

I. 
Wurde die Lehre de unitate formae substantialin in homine 
d. i. die Dichotomie je von einer kirchlichen Synode verworfen ? 
Hier muss man fiiglich nach den Beweisen fur eine so 
unglaublich klingende Behauptung fragen; in dem erwahnten 
Buche sieht man sich vergeblich nach einem Beweise urn, der 
Satz wird unbedenklich als von Andern bewiesen vorausgesetzt, 
wir mussen uns demnach schon anderwarts um eine nahere 
Begriindung umsehen. Wer in den guntherianischen Schriften 
ein wenig bewandert ist, weiss zur Geniige, dass von den 



f ) Geschichte der Philosophic mit besonderer Beriicksichtigung der Neuzeit 
von Dr. Vincenz Knaner, sweite verbesserte Auflage. Wien, 1882. Braumttller. S. 96. 



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384 



Giintherianern gerne diese Behauptung aufgestellt und in ganz 
eigenthiimlicher Weise zu erharten versucht wurde. So hat 
z. B. Dr. Mayer, gewesener Professor der Dogmatik in Bamberg, 
eine eigene Schrift fur das vaticanische Concil erscheinen lassen, 1 ) 
in vvelcher er die giintherianische Trinitatslehre und Anthro- 
pologic zu vertheidigen sucht. In der zweiten These sucht er 
umstandlich durchzufuhren, dass die Anschauung: im Menschen 
sei nur ein einziges Lebensprincip, als kirchlich ver- 
worfene Lehre anzusehen sei. -) Zum Beweise fiir diese These 
wird angefuhrt 

a) die Erklarung des ersten allgemeinen Conciliums von 
Nicaa (325): »(Von dem Logos) ist das Fleisch angenommen 
worden, welches naturgemass das Lebengebende bei sich hat; 
denn kein Fleisch ist ohne das es Belebende, welches Letztere 
von der Schrift mit dem eigenen, bezeichnenden Ausdruck 
»Seele« belegt wird.* 3 ) Hiemit soil das Dasein einer eigenen 
Leibseele im Menschen zum Unterschiede von Geist und 
damit die Verwerfung eines einzigen Lebensprincipes im 
Menschen durch die Autoritat des ersten allgemeinen Concils 
feststehen. Allein die ganze Argumentation ist eine durch und 
durch verfehlte; denn 

1. in der a. St. liegt kein Ausspruch des ersten Concils 
von Nicaa vor. Man lese die echten Acten des Concils vom 
Anfang bis zum Ende: weder in dem vom Concil aufgestellten 
Symbolum, noch in den 20 Canones, noch auch in dem Synodal- 
Decrete, ist eine Silbe von der a. St. zu ersehen. Sie stammt 
vielmehr aus unechten Protokollen, welche der Bischof Gelasius 
von Cyzikus in der Propontis (5. Jhdt.) im 2. Buche seiner 
Geschichte des Concils von Nicaa eingefligt hat. In einem dieser 
Protokolle wird von einer Conferenz zwischen Concilsvatern und 
heidnischen Philosophen erzahlt, wobei der Bischof Macarius 
den fraglichen Ausspruch gethan haben soil. Nach dem Urtheile 
aller Kritiker aber sind die erwahnten Protokolle unecht. *) 

') Zwei Thesen fiir das allgemeine Concil, Bamberg, 1868. 

*) Zweite These: Zwei Lebensprincipe im Menschen, S. 25 ff. 

a ) Hard. Tom. I., pag. 417: aap5 8k rpotetXij^To (sc. 6^0 tou A6you) to 
xaxa ^oatv e^ouaa ^eoTtxdv ou8€{x(a f*p ff *p? ***** T0 ^ ^wtixou, xal <J»U"/^v lMw$ r\ 
Ypa^ xaXil. 

4 ) Vgl. Tillemont, Memoires pour servir a Tistoire eccles. torn. 6. art. 18 
pag. 290—91 Brux 1732; — Hefele, Concil. Gesch. I. 250. 



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— 385 — 

2. Nebmen wir aber die Stelle, wie sie liegt, ob echt oder 
unecht, was folgt daraus fur die Behauptung von zwei Lebens- 
principien im Menschen? Davon sagt die Stelle auch nicht ein 
Wort; im Gegentheile, es ist ausdriicklich nur von ein em 
Lebensprincipe : t& xaxa cpatv £<imxov die Rede, wofur sogleich 
der biblische Ausdruck: tyuy?i gesetzt wird. Die Giintherianer 
verstehen freilich unter tyuxh ihre sog. Leibseele, welche 
den Leib beleben und organisiren soil, was durch den Ausdruck : 
zb xaxa cpuaiv ^umx6v deutlich genug ausgesprochen werde. Ware 
dem also, so hatte der Bischof Macarius echt apoilinaristisch 
gesprochen, indem von der Annahme des TTVEOjia durch Christus 
kein Wort gesagt ist. Wird aber dem Bischofe Macarius 
apollinaristische Anschauung ganz ohne irgend einen Grund bei- 
gelegt, so bleibt nichts Anderes ubrig, als den Ausdruck '^u//, 
im gewohnlichen Sinne als Bezeichnung geistigen Wesens (anima 
rationalis sive intellectiva) zu nehmen, welches in Bezug auf den 
Leib als dessen belebendes und organisirendes Princip sich er- 
weist. Priift man also die Stelle mit wissenschaftlichem Ernste, 
so enthalt sie vielmehr einen Beweis gegen den guntherianischen 
Dualismus, nicht fur denselben. l ) 

b) Einen weiteren Beweis fur ihre Behauptung als Kirchen- 
lehre und darum auch fur die Verwerfung eines einzigen Lebens- 
principes im Menschen finden die Giintherianer im Symbolum 
Athanasianum, namlich in dem Satze: Sicut anima rationalis 
et caro unus est homo, ita Deus et homo unus est Christus. 
Der gewohnliche Menschenverstand erblickt hierin das gerade 
Gegentheil der guntherianischen Auffassung; um diese nur 
einigermassen zu insinuiren, muss eine ganz eigenthumliche 
Argumentation zur Anwendung kommen, welche nach den von 
Dr. Mayer gegebenen Daten 2 ) in regelrechte syllogistische Form 
gebracht, ungefahr also lauten miisste .- 

In dem angezogenen Passus des Athanasianums wird die 
Personlichkeit Christi mit der des Menschen verglichen ; jeder 

») Vgl. Tiibinger Gschr. Jhg. 1854, S. 61—62, wo Repetent Dr. Hitzfelder 
den Gegenstand gehorig erlautert. 

•) Zweite These S. 28: »Christus ist eine Personlichkeit, in der zwei 
Lebensprincipe sind. Weil aber Christus mit dem Menschen verglichen wird, in 
wejchem Geist und Fleisch zu einer Personlichkeit verbunden sind, so milssen 
auch diese: Geist und Fleisch Lebensprincipe, miissen auch im Menschen 
hiemit zwei'Lebensprincipe sein: denn sonst ware der Vergl eich geradezu falsch.« 

7 



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— 386 — 

Vergleich fordert aber ein tertium comparationis; dieses kann 
aber im vorliegenden Falie nur das Lebensprincip sein; 
sowie demnach in Christus offenbar zwei Lebensprincipe sind, 
so miissen auch im Menschen zwei Lebensprincipe: ein lei fa- 
lie hes und ein geistiges, eine Leib- und eine Geistseele, 
^u)(Tj und TweOjia anerkannt werden. 

1. Eine mehr misslungene Beweisfuhrung wird es nicht 
leicht geben : prufen wir sie nur ein wenig. Der erste und zweite 
Satz sind natiirlich nicht zu beanstanden, um so mehr aber die 
drei folgenden. Es ist ganz und gar unrichtig, dass im vor- 
liegenden Falle das tertium comparationis das Lebensprincip 
sei. Worauf es dem Verfasser des Symbolums einzig und allein 
ankommt, ist nicht das Lebensprincip, sondern dieEinheit 
der Person, und zwar geht der Schluss vom Menschen auf 
Christus, nicht umgekehrt auf die menschlichen Constitutive. 
Der mit nam eingefuhrte, hier in Rede stehende Satz soil 
namlich zur Erlauterung des vorhergehenden dienen: Qui licet 
Deus sit et homo, non duo tamen, sed unus est Christus; 
unus autem non conversione Divinitatis in carnem, sed 
assumptione humanitatis in Deum ; unus omnino non confusione 
substantiae, sed unitate personae (ausdriicklich gesagt). Um diese 
personliche Einheit in Christus als das schwer Be- 
greifliche einigermassen anschaulich zu machen, wird auf eine 
ahn liche, nicht gleiche, uns aber doch bekanntere p e r s 6 n- 
liche Einigung zwischen den zwei wesentlich verschiedenen 
Substanzen im Menschen: Leib und Seele verwiesen: nam sicut 
anima rationalis et caro unus est homo, ita Deus et homo 
unus est Christus d. h. gleichwie im Menschen die verniinftige 
Seele und das Fleisch = der Korper (naher: der durch die 
ebengenannte verniinftige Seele belebte und organisirte 
Korper) zur einzigen menschlichen Person sich zusammenfugen, 
so vereinigen sich in Christus die menschliche und gottliche 
Natur zu einer einzigen (naher: gottlichen) Person. Dies der 
einfache, natiirliche, durch die Gedankenfolge von selbst gegebene 
Sinn der a. St. 

2. Der von den Guntherianern angestrebte Schluss von 
Christus auf den Menschen ist ganz und gar gegen die 
Tendenz des athanasianischen Symbolums, es sind iiberhaupt 



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— 887 — 

nicht die Lebensprincipe in's Augc gefasst , und darum 
daraus auch nicht herzuleiten. Ergabc sich aus dem angestellten 
Vergleiche ein Riickschluss auf zwci Lebensprincipe im 
Menschen, so waren in folgerichtiger Durchfuhrung der unleug- 
baren Pramissen, da Christus ein vollkommener, ja der voll- 
kommenste Mensch ist, sonach in ihm als Menschen 
ebenfalls zwei Lebensprincipe anzuerkennen waren, in 
Christus offenbar drei Lebensprincipien anzunehmen: zwei 
menschiiche und ein gottliches: was die ganze Argumentation 
auf den Kopf stellen, ja auf eine petitio principii reduciren 
wiirde. 

c) Der letzte Beweis fur die kirchliche Verwerfung eines 
einzigen Lebensprincipes im Menschen zu Gunsten des gunthe- 
rianischen Dualismus wird aus dem Cap. Firmiter des IV. Lateran- 
concils (1215) entnommen, indem dort gesagt wird, dass ein 
Princip aller Dinge sei, der Schopfer der sichtbaren und unsicht- 
baren, der geistigen und korperlichen, welcher durch seine 
allmachtige Kraft zugleich vom Anfang der Zeit beiderlei 
Creaturen aus Nichts geschaffen, die geistige und korperliche, 
die englische namlich und die irdische, und hernach die mensch- 
iiche gleichsam als gemeinsame, aus Geist und Korper 
bestehende. a ) 

Wie hiemit ein einziges Lebensprincip im Menschen 
ausgeschlossen sein soil, vermag der gewohnliche Menschen- 
verstand nicht einzusehen; um dieses einigermassen nahe zu 
legen, dazu bedarf es wieder einer ganz kunstlichen Argumentation. 
In streng syllogistische Form gebracht, wiirde sie ungefahr also 
lauten: Nach dem Cap. Firmiter besteht der Mensch aus zwei 
Naturen: aus geistiger und korperlicher; Natur ist aber 
nichts Anderes als ein lebendes Wesen mit eigenem 
Lebensprincip: demnach ist es Kirchenlehre, dass im 
Menschen nicht ein einziges Lebensprincip, sondern deren 
zwei vorhanden seien. Es ist dies um so mehr fest zu halten, 
als unter korperlicher Natur im Menschen (im Sinne des 



*) Denzinger Enchirid. n. 355 : Firmiter credimus . . . quod . . . unum 
principium, univcrsorum creator omnium invisibilium et visibilium, spiritual ium 
et corporal ium, qui sua omnipotenti virtute simul ab initio temporis utramque 
de nihilo condidit creaturam, spiritualem et corporalem, angelicam videlicet et 
mundanam ; ac deinde humanam quasi communem ex spiritu et corpore constitutam. 

7* 



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— 388 — 

Conciliums) doch unmoglich die todte, unorganische Natur der 
Mineralien verstanden werden kann. 2 ) 

i. Der zweite Satz dieser Argumentation kann nicht so 
ohne Weiteres zugestanden, sondern es muss gehorig daran 
unterschieden werden. Die Erklarung des Concils ist eine kurze 
Zusammenfassung der beiden ersten Capitel der Genesis, schliesst 
also in sich die creatio prima et secunda, d. h. die urspriingliche 
Erschaffung der beiden grossen Gegensatze der unsichtbaren 
und sichtbaren, der Engel- und Korperwelt (creatio prima) und 
die weitere Entwicklung der Korperwelt, die Einfiihrung des 
Lebens in die verschiedenen organischen Wesen (creatio 
secunda). Von naherer Erorterung des Sechstagwerkes Umgang 
nehmend, geht das Concil auf das wichtigste und edelste Gebilde 
der irdischen Schopfung: den Menschen uber und bezeichnet 
denselben gleichsam als die Syn these der beiden urspriinglichen 
Gegensatze von Geister- und Korperwelt: ac deinde humanam 
quasi communem ex spiritu et corpore constitutam. Jenes 
quasi steht nicht umsonst dabei; damit soil namlich angedeutet 
sein, dass in jenem Satze: quasi communem etc. wohl ein 
grosser allgemeiner Gedanke ausgesprochen sei, welcher aber in 
seiner naheren Ausfiihrung noch der Hinzunahme des einen oder 
andern specificirenden Momentes bediirfe, worauf aber das 
Concil nicht naher eingeht. 

2. Will man aber die beiden Bestandtheile des Menschen 
naher bestimmen, so ist weder unter Geist die vorausgehende 
Engelnatur als solche, 2 ) noch unter K 6 r p e r die unorganische 
Korpersubstanz zu verstehen, sondern beide so, wie sie sich 
mit ihren specifischen Unterschieden thatsachlich im Menschen 
vorfinden. Was das leibliche Leben des Menschen insbesondere 
anbelangt, so ist vom Concil auf das Princip desselben nicht 
naher eingegangen, jedoch der Gedanke nahegelegt, dass der 
Geist (spiritus) als dieses leibliche Lebensprincip anzu- 
sehen sei, da ausser Geist und Leib etwas Weiteres nicht 
mehr angegeben wird, hiemit also der ganze Mensch, auch seinem 
leiblichen Leben nach, absolvirt und abgeschlossen erscheint. 



% 



Dr. Mayer, zweite These, S. 26, 29. 

Vgl. Thomas von Aquin S. th. I. qu. 75 a. 7. c. — S. contra Gent. II. 
94, — 2. Dist. 3. qu. I. a. 6. £. 



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— 389 — 

Von einer eigenen Leibseele, oder wohl gar von einer Ver- 
werfung eines einzigen Lebensprincipes im Menschen ist im 
ganzen Contexte weder explicite noch auch implicite das Geringste 
zu ersehen : dies wird rein willkiirlich nur hineingetragen. *) 

Aus der ganzen Darlegung der guntherianischen Begriindung 
— Besseres wurde nie beigebracht — geht zur Geniige hervor, 
dass die Dichotomie von der kirchlichen Lehrautoritat nie ver- 
worfen, im Gegentheil immer festgehalten wurde Es wird dies 
urn so mehr erhellen, wenn wir im Nachfolgenden des Naheren 
darlegen, was die Kirche iiber die Trichotomie geurtheilt hat. 

II. 
Was hat die kirchliche Lehrauctoritat uber die Trichotomie 

geurtheilt ? 
Zwar gestehen alle Nachziigler des Gimtherianismus die 
Verurtheilung der Trichotomie offen zu, jedoch geben sie den 
kirchlichen Actenstiicken gewohnlich eine solche kiinstliche 
Deutung, dass ihre eigenthumlich aufgeputzte, mit dem Namen: 
»Dualismus« belegte Trichotomie in ihren Augen sich daneben 
noch immer halten zu lassen scheint. Es lohnt sich darum der 
Miihe zur Erzielung klarer, durchsichtiger Begriffe auf die vor- 
wiirfige Frage genauer einzugehen; denn die kirchliche Lehr- 
auctoritat hat die Trichotomie in einer Weise verworfen, dass 
bei ernstlicher, wahrheitsliebender Beurtheilung der Thatsachen 
auch an dem guntherianischen Dualismus unmoglich sich mehr 
fest halten lasst. Die kirchlichen Entscheidungen sind theils 
indirect, theils direct gegen die Trichotomie gerichtet; wir 
wollen beide Classen ins Auge fassen, sie sind streng beweisend. 

A) Indirecte Entscheidungen. 
Um mit den indirecten Entscheidungen zu beginnen, weil 
sie der Zeit nach fruher fallen, so begegnen uns mehrere Aus- 
spriiche allgemeiner Concilien, welche gegenuber der 
Irrlehre de* Appollinaris direct als die menschlichen Be- 
standtheile in Christus Leib und Seele, und zwar naher den 



*) Vgl. Zwci Thesen fiir das allgemeine Concil von Dr. G. C. Mayer, 
Professor der Dogmatik in Bamburg, beleuchtet von Dr. Johann Katschthaler, 
Professor der theologischen Facultat (jetzt I )omcapitular) in Salzburg. Rgsbg. 
Manz 1868, S. 221 ff. 



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— 390 — 

Leib belebt durch die veriiunftige Seele bezeichnen, womit 
indirect das Gleiche fur jeden Menschen ausgesprochen 
ist, weil dufch jene beiden Bestaridtheile der Mensch als in 
seiner Ganzheit. als in seinem Wesen vollendet dat-gestellt wird. 

a) Auf dem Coricil zu Ephesus (431) wufde in der 
I. Sitzung aus dem 2. Briefe des hi. Cyrilius an Nestorius 
folgende Stelle votgdesert und approbirt: »Wir sagen nicht, 
dass di^ Natur des Logos durch Verwandlung Fleisch geworden 
sei, aber auch nicht, dass sie in den ganaen dus Seele und 
Leib bestehenden Menschen umgewandelt worden sei, 
sondern vielmehr, dass der Logos ein durch eine vemunftige 
Seele beseeltes Fleisch personlich mit sich vereinigt habe, und 
darauf auf eine unaussprechbare und unbegreifliche Welse 
Mensch geworden sei.* 1 ) Der Ausdruck: ganzer Mensch 
bestehend aus Seale und Leib (5Xo; d&vfrpwnos, 6 £x 4* U X^ xaL 
owjiaxoc), durch eine verniinftige Seele beseeltes Fleisch (aap£ 
4|i'|uxoi)|iev7j <]wxfi ^°Y tx ?*) schliesst jede Nuancirung, auch den 
guntherianischen Dualismus aus. 

b) Im Glaubensdectete des Concils von Chalcedon (45*) 
heisst es u. A.: >Folgend den hi. Vatern lehren wir AHe ein- 
stimmig, dass der Namliche (Jesus Christus) vollkommen in der 
Gottheit und der Namliche vollkommen in der Menschheit sei, 
in Wahrheit Gott, und als der Namliche in Wahrheit Mensch, 
bestehend aus einer vferniinftigen Seele und einem Leibe.c 2 ) 
Der vollkommene Mensch besteht also aus Leib und Seele, aus 
nicht mehr und nicht weniger. 

c) Das 5. allgemeine Concil zu Constantinopel (553) spricht 
im 4. Canon Folgendes aus: »Wenn Jemand nicht bekennt, dass 
die Vereinigung des Gottes Logos mit dem von einer ver- 
niinftigenund denkenden Seele belebten Fleische 
der Zusammensetzung oder aber der Person nach erfolgt sei, 



*) Ofyxp ?a{x£v, oTi fj too Xoyou ©uat; txeTaTioi^^eiaa f^fovs aocp5, «XX* ouSe, 
ott iU <&ov avftpto7:ov {i£Te^XTj(hj, xov iy. tyxr/jfi xal aiofia-o?* £«tvo dk jj^XXov, 
8ti aipxa ty^uycojiivqv ^/>i Xofix7J Ivaxjac 6 \6fOi Sau~r7> xatV orcdcrTastv aopafrrto; 
-U xa\ abr£pivorJTto5 feyovev «v0-pw^o$. \fansi torn. 4 pap. 888, Hefele Cone Gesch. 
II. 144 ff. 

*) 'E^|xevot T0I5 affei? rcaTpaai . . . aup^tovtos a^avce; £xo*t8affxo[*ev, xAetov 
tov auTov (I. Xp.) £v 6t<5TT)-:t, xa\ tAciov tov auVov £v avdptorctf-ETjTt, Oeov iXirjOto; xal 
avfrpwrcov aATjfKo; tov auxov h '{a/rfc Xoyixfj? xa\ *w[i.«tos. Mansi torn. 7. pag. 1 r6, 
Denzinger Enchirid. n. 134. 



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— 391 — 

wie die hi. Vater gelehrt haben . . , oin Solcher sei im Banner *) 
In Christus war demnach das Fleisch = der Leib belebt durch 
die verniinftige und denkende Seele; da ef aber ein vollkommener 
Mensch war, so findet bei alien Menschen das Gleiche statt. 

d) In dem Glaubensdecrete des 6. allgemeinen Concils (680) 
ist Folgendes ausgesprochen : »Im Anschlusse an die fiinf heiligen 
und allgemeinen Synoden sowie an die heiligen und bewahrten Vater 
bestimmt die gegenwartige heilige und allgemeine Synode unsern 
Hefrn Jesus Christus zu bekennen als ulisern wahren Gott . . . 
vollkommen in der Gottheit und zugleich vollkommen in cter 
Menschheit, wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch, als letzterer 
bestehefid aus einer verniinftigen Seele und einem Leibe: 
wesensgleich dem Vater der Gottheit nach, und wesensgleich 
uns der Menschheit nach, uns in Alkm ahnlich nur die 
Siinde ausgenommen. « a ) 

In alien diesen vrer Concilien-Beschliissen ist unverkennbar 
gegen Apollinarts Stellung genommen, welcher bekanntlich als 
platonischer Trichotomist, in Christus nur die Naturpsyche an- 
nahm, den menschlichen Geist (7ive0|ia) aber durch die Person 
des gottlkhen Logos vertreten sein liess, um dadurch die Ver- 
einigung zwischen der Gottheit und Menschheit in Christus 
um so enger zu schliessen und der Moglichkeit der Siinde ja 
jeden Zugang zu versperren, ohne zu bedenken, dass er mit 
Beseitigung der verniinftigen Seele in Christus auch dessen 
menschliche Freiheit und damit die Grundvoraussetzung eines 
jeden Verdienstes aufhob und die Erlosung unmoglich machte. 3 ) 
Zur Beseitigung eines so grundverderblichen Irrthumes dringen 
darum die angezogenen Concilien so nachdrucksam auf An- 
erkennung der verniinftigen und denkenden Seele in 



! ) KT Tt; qj'/ ojx&XofEi tIjV iVoatv ~ou Heou X4yoj 7rpb; aipxa Ipluyjopivrp 
'Y^t'/fi Xoytxfj xa\ voepa, xxca auvtHatv rjyoov xoctoc u^^araatv ysysv^afrat, xaftus 01 xytot 
rraTEpes &io«£av • • • 4 ToioiiTo^ xvaftejia skrtv. Mansi torn. 9. pag. 377, Denzinger, n. 175. 

*) 'II Trapousat ayta xal oJxoujaevix^ auvoSo? . . . InoexsvT) te to?; ts aytai; xai 
otxoufxsvixai; rcevre auv^Sot? xa\ -col; ayfoi? xa\ iyxphois jrarcpafft, xa\ <ju|xyti>vci>s 6p££ouaa 
ofxoXoy^v tov xuptov fjfxwv 'bjtfouv Xpcrcov, tov aXr^Otvov tHov ^(xtov . . . tAeiov iv 
fetvyzi xa\ 7&«ov tov oqtov 2v ivd-pcoTKiTTjTi, tebv iX7)0^Jj? TLsd avfl-pfoTiov oXtjO^S;, 
avrbv ix 'hv'/Tfi Xoyimf^ xal aa>(iaTo?' 6{ioouatov 7cj> narpl xacca t)jv ftetfrrjTa, xa\ 
ofxoo'Jatov f^v ?bv auTOv xaTa t^v avdpwn^'njTa, xa-ca 7;av?a O|xotov Tjfiiv /wpfc; ajxap^a;. 
Denzinger, n. 237. 

a ) Vgl. Art. Apollinaris im K. L. von Wetzer nnd Welte in 1. u. 2. Aufl. 
von Riess und Schwane. 



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— 392 — 

Christus, und zwar in der Weise, dass die 4* u X*i ^°t^i xa ^ voepi 
als das den menschlichen Leib belebende und organisirende 
Princip anerkannt werde. 

Daraus ist auch schon zu ersehen, wie unbegriindet die 
von den Guntherianern stereotyp vorgebrachte Einrede sei, wenn 
sie sagen, der von den Concilien Christo zugeschriebene Leib 
sei doch gewiss kein todter, sondern ein lebendiger Leib 
gewesen, belebt aber durch die Naturpsyche als nachstes 
und unmittelbares Princip des leiblichen Lebens, so dass 
die vernunftige Seele zwar auch als Lebensprincip bezeichnet 
werden konne, aber nur als entferntes und mittelbares. 
Denn wer die oben aufgefuhrten Concilien- Ausspriiche vor- 
urtheilsfrei ansieht, wird von der ebenerwahnten Unterscheidung 
von unmittelbar und mittelbar, entfernt und zunachst Nichts 
entdecken konnen ; der ephesinische Ausdruck : aapxa £|i^uyw|i^vryv 
'l u X?i ^oy tx ?/ schreibt sicher der verniinftigen Seele keine nur 
mittelbare, sondern eine unmittelbare Belebung des Leibes Christi 
zu; die nachfolgenden Concilien berufen sich immer wieder aut 
die fruhern und documentiren ihre Uebereinstimmung durch noch 
deutlichere und bestimmtere Erklarungen. Damit ist auch schon 
gesagt, dass auch ohne Annahme einer Naturpsyche der Leib 
Christi kein todter war, weil belebt durch die vernunftige Seele. 

Damit sind aber indirect auch schon die Bestandtheile 
eines jeden Menschen gegeben, weil nach den Ausspriichen der 
Concilien Christus ein vollkommener Mensch, uns Menschen 
in Allem wesensgleich war, die Siinde ausgenommen. 

B) Directe Entscheidungen. 
a) Hier begegnet uns zunachst das 8. allgemeine Concil 
act. 10 can. 10 (nach der Uebersetzung des Bibliothekars 
Anastasius can. n.): »Obgleich das alte und neue Testament 
lehren, dass der Mensch nur eine einzige, die vernunftige 
und denkende Seele habe, und alle im Geiste Gottes 
sprechenden Vater und Lehrer der Kirche dieselbe Lehre fest- 
halten, so gibt es doch Einige, welche dafur halten, dass er 
zwei Seelen habe, und mit gewissen unvernunftigen Be- 
strebungen ihre eigene Irr lehre festhalten. Diese heilige und 
allgemeine Synode verurtheilt darum feierlich die Urheber und 



J 



— 393 — * 

Anhanger einer solchen Gottlosigkeit. Sollte aber Jemand 
fur die Zukunft das Gegentheil zu behaupten wagen, der soil 
aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen sein.* 1 ) 

Der einfache, gesunde, naturliche Sirln erblickt in diesem 
Canon die Verurtheilung zweierSeelenim Menschen, dagegen 
aber die Forderung einer e i n z i g e n : der verniinftigen und 
denkenden Seele, welcher gegeniiber eine weitere Seele, sei sie 
welche nur immer, also auch eine sogenannte L e i b s e e 1 e f 
Naturpsyche OJ^X^ Camx^) keinen Platz mehr findet. Die 
Function der Belebung und • Organisirung des Leibes ist unter 
dieser Voraussetzung offenbar der verniinftigen Seele zugethetlt, 
wenn auch ihre Thatigkeitssphare damit noch lange nicht ab- 
geschlossen ist. 

Gegen diese einfache und so naturliche Auffassung er- 
eiferten sich seiner Zeit gewaltig Dr. Baltzer und Dr. Knoodt 
zu Gunsteu Giinthers, indem sie gegen Dr. Clemens geltend 
machten : der Wortlaut, wie er liege, verlange nur die Verwerfung 
zweier verniinftiger Seelen, indem der Canon gegen die 
manichaische Annahme einer guten und einer bosen Seele 
im Menschen, oder gegen die formliche Trichotomie, 
nicht aber gegen den gun therianischen Dualismus ge- 
richtet sei. Unterziehen wir diese Aufstellung einer genauen 
wissenschaftlichen Prufung. 

I . Die von den Guntherianern empfohlene Auffassung muss 
schon vom rein philologischen Standpunkte aus als unan- 
nehmbar erklart werden; denn der Philologe, welcher den vor- 
liegenden Canon ohne Voreingenommenheit betrachtet, wird 
sich sagen miissen: Das 8. allgemeine Concil nimmt nur eine 
einzige Seele (|i£av ^YV') und zwar die verniinftige und 
denkende (Xoytx^v is xac voepav) an ; es verwirft aber dem gegen- 
iiber zwei Seelen (wieder 'J>ir/a;); es verwirft demnach zwei 



*) Trfi TzaXzixz it xa\ xatvrj; Siat^x^; [xtav *}uyjjv Xoytxrjv te xa\ voeoav otSaaxoosr,; 
e/etv tov avftpforcov, xa\ TCavTfov 7<7>v itarjytfpfov rocTEprov xa\ otoaaxacXrov zr t v au"njv $4£av 
xaTSjxraoo'Jv"»v, tlai ":tvg$, o't ouo '}uy a? e/stv aOtov oo$ja£ovTe; xafotatv aTuXAoyvrroi; ^\- 
yupTJuaat t^v teucv xparrJvooatv aTpsaiv. 'If toivuv ayta xa\ ofxoujxfivtxf, auT7j tJvoSo; toi; 
Ttj; Toiautrj? aasj&ia; YEtv>J?opoc$ xa\ tou; 6uo<ppovo5v:a$ afcoi; avafHuaTt^Et txsyaXosojvo); • 
el M T15 t« SvavTia toS XotnoG ToXu7J3Et Xs'yetv, ivatHjxa eVrco. Denzinger, n. 274. 
Die Uebersetzung des Bibliothekars Anastasius driickt sich hie und da noch voller 
aus, jedoch im Wesentlichen besteht kein Unterschied. Vgl. Mansi torn. 16, 
pag. 166, Harduin torn. 5, pag. 1102. 



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• __ 394 — 

verniinftige Seelen ebenso gut, als wie eine gutc und danebefn 
eine bose (= 2) eine Geist- und eine Leibseele oder Natuf- 
spyche (= 2); denn auf diese Weise wiirden immer tvieder 
zwei Seelen (8uo 'j^X^O statuirt werden, welche das Concil 
ganz einfach und schlechthin, ohne irgend welche Unterscheidung, 
ausgeschlossen habeti will. Wer neben der verftiinftigen noch 
irgend eine andet-e, wie immer benannte Seele hereinnimmt, 
(iihrt irgend einen Factor ein, zu dessen Annahme der Text 
des Concils keinerlei Berechtigung gibt. Er schiebt somit dem- 
selben irgend etwas unter, wovon. dasselbe Nichts wissen will. 
So wird man schon vom rein philologischen Standpunkte 
aus uftheilen miissen. Man wird aber bei diesef Auffassung 
um so mehr stehen bleiben rfiiissen, wenn man 

2. den geschichtlichen Hergang und Zusammenhang 
genauer ins Auge fasst. 

Nach dem ausdriicklichen Zeugnis9e des Abtes und 
Bibliothekars Anastasius, welcher dem Concil personlich bei- 
gewohnt und die Acten desselben verbotertus iibersetzt hat, 
war der Canon gegen Photius gerichtet, welcher, um seinem 
Gegner, dem Patriarchen Ignatius, Verlegenheiten zu bereiten, 
zwei Seelen im Menschen behauptete und dieser Anschauung 
Anhanger zu gewinnen suchte. In der Vorrede namlich zu 
seiner Uebersetzung der Concilsacten berichtet Anastasius: 
Ante annos aliquot idem Photius duarum unumquemque hominem 
animarum consistere praedicabat. Qui quum a Constantino phi- 
losopho, magnae sanctitatis viro, fortissimo ejus amico, increpatus 
iuisset dicente: Cur tantum errorem in populum spargens tot 
animas interfecisti ? respondit: Non studio quemquam iaedendi 
talia, inquit, dicta proposui, sed probandi, quid patriarcha 
Ignatius ageret, si suo tempore quaelibet haeresis per syilo- 
gismos philosophorum (vgl. damit den Ausdruck des 
Concils: ual aauXXoyiaxo^ eTzv/Eipi^aai) exorta patesceret, qui 
scilicet viros exterioris sapientiae repulisset ; verum ignoravi me 
sub hujus fomite propositionis tot animas fore laesurum. 

3. Wie fasste nun aber Photius die von ihm behauptete 
Zweiheit der Seelen naher? im manichaiscben oder im 
apollinaristischen Sinne? Baltzer und Knoodt behaupten: 
im manichaischen Sinne. 1st dies glaublich ? Der Manichaismus 



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— 396 — 

scheidet sich bekanntlich in einen a 1 1 e r n und einen 
jungern. 

«) Der & It ere Manichaismus nahm neben einer gut en 
Seele im Mensdien auch noch eine b5se an, welche aus dem 
Reiche der Finsterniss. aus dem ewig bosen Principe, au6 der 
OXt] ausgeflossen sei ; ob Bie geistig Oder materiell gefasst wurde, 
bleibt sehr zweifelhaft Jedenfalls war aber diesef Dualismus 
zur Zeit des 8. allgemeinen Concillums cin langst iiberwundener 
Standpunkt; es ist darum auch von dem sonst allenthalben so 
schlailen Photius nicht anzunehmen, dass er sich dem Wahne 
hingeben konnte mit einer solchen veralterten Albernheit dem 
Patriarchen Ignatius Verlegenheiten berciten zu konnen. 

fi) Aber vielleicht unterstiitzte er den neuen Manichaismus*, 
welcher eben damals im byzantinischen Reiche unter den sog. 
Paulicianern spuckte und manche Unruhen veranlasste? 
Allein diese Neumanichaer nahmen nicht zwei Seelen : eine 
gute und eine bose, sondern nur eine: die gute an, wogegen 
ihnen der Leib ein Ausfluss aus dem Reiche des Bosen war. 
Soldies wissen wir aus Photius selbst, welcher eine eigene 
Widerlegung gegen sie hatte erscheinen lassen. Es ist doch 
wohl nicht anzunehmen, dass er durch Widerspruch gegen seine 
eigene friihere Lehre dem Patriarchen Ignatius Verlegenheiten 
zu bereiten wahnen konnte. Unter dieser Voraussetzung ware 
der vom Concil ausgesprochene Tadel wegen Annahme zweier 
Seelen ganz und gar unmotivirt und undenkbar. 

Hatte das Concil uberhaupt Manichaismus im Auge 
gehabt. so hatte sich doch von der auf alien Concilien so sehr 
beobachteten Akribie im Ausdrucke erwarten lassen, dass in 
Bezug auf die bose Seele des Ursprunges aus dem bosen 
Principe in irgend einer Weise gedacht und damit der genau 
gekennzrichnete Irrthum auctoritativ abgewiesen worden ware ; 
es ist aber im ganzen Canon auch nicht die leiseste Hindeutung 
auf ein boses Princip zu efkcnnen. 

4. Es bleibt also nur die apollinariste Auffassung als 
Gegenstand der Verurtheilung iibrig. Ob nun Apollinaris und 
dessen Schiiler die glatte Trichotomie: Leib, Seele, Geist 
(awjia, tt r u5rt, 7rve0(ia) im Sinne von drei wesentlich von einander 
verschiedenen Substanzen gelehrt, oder wohl ein eigenes Lebens- 



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— 396 — 

princip des Leibes, wenn auch wesentlich ungeistig, mit dem 
Korper der Wesenheit nach verwandt oder wohl gar identisch 
angenommen haben, ist unter den Gelehrten controvers und 
lasst sich bei dem Mangel an Documenten vielleicht auch nie 
zur Gewissheit erheben. So viel aber kann man mit Bestimmtheit 
sagen, dass durch den in Rede stehenden Canon die Tricho- 
tomie in der erstern Form ebenso gut wie in der zweiten 
(guntherianischen), verurtheilt sei, weil die Einzigkeit der 
Seele so nachdrucksam hervorgehoben wird. l ) 

b) Noch bestimmter ist neben der geistigen und ver- 
niinftigen Seele im Menschen jede zweite Seele oder wie sonst 
nur immer benannte, von der verniinftigen Seele verschiedene 
Kraft als Lebensprincip des menschlichen Leibes ausgeschlossen 
durch die Bestimmungen des 15. allg. Concils zu Vienne (131 1) 
unter Clemens V. f in dessen Glaubensdecrete es also heisst: 
»Ftdei catholicae fundamento . . . firmiter inhaerentes, aperte 
cum sancta matre Ecclesia confitemur, unigenitum Dei Filium . . . 
partes nostrae naturae simul unitas (ex quibus in se verus 
Deus existens fieret verus homo): humanum videlicet 
corpus passibile, et animam intellectivam seu ratio- 
nalem, ipsum corpus vere per se et essentialiter informant em 
assumpsisse . . . Porro doctrinam omnem seu positionem 
temere asserentem aut vertentem in dubium, quod substantia 
animae rationalis seu intellectivae vere ac per se 
humani corporis non sit forma, velut erroneam, ac veritati 
catholicae inimicam fidei, praedicto sacro approbante con- 
cilio reprobamus, definientes, ut cunctis nota sit fidei sin- 
cerae Veritas ac praecludatur universis erroribus aditus, ne 
subintrent ; quod quisquis deinceps asserere, defendere seu tenere 
pertinaciter praesumpserit, quod anima rationalis seu intel- 
1 e c t i v a non sit forma corporis humani per se et 
essentialiter : tanquam haereticus sit censendus. 2 ) 

Dem miissen vvir sogleich beifugen, was Leo X. in der 
Bulle: Apostolici regiminis vom 19. December 1513 mit Zu- 



») Vgl. Dr. Hitzf elder's Abhandlung in der TUb. Gschrft. Jhg. 1854 
S. 45—02, Dr. Kutsch thaler a. a. O. S. 171 — 182, Hefele, Cone. Gescb. 
Bd. 4. S. 320, 404. 

a ) Clement. I. 1. cap. unico, Harduin torn. 7 pag. 1359, Denzinger nn. 408, 409. 



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' H P 11 — 



— 397 — 

stimmung des 5. Lateranconcils iiber unsern Gegenstand erlauternd 
ausspricht: Hoc sacro approbante concilio damnamus et repro- 
bamus omnes asserentes, animam intellectivam mortalem 
esse, aut unicam in cunctis hominibus, et haec in dubium ver- 
tentes; cum iila non solum vere per se et essentialiter human i 
corporis forma existat, sicut in canone fel. rec. Clementis 
Papae V. praedecessoris nostri in generali Viennensi concilio 
edito continetur, verum efiam immortalis et pro corporum, 
quibus infunditur, multitudine singulariter multiplicabilis et multi- 
plicata et multiplicanda sit. *) Zu beiden Actenstiicken ist 
Folgendes zu bemerken: 

VVie man sieht, gibt das 5. Lateranconcil neben andern 
psychologischen Wahrheiten auch der grossen Wahrheit Aus- 
druck, dass die verniinftige Seele in Wahrheit durch sick selbst 
und ihrer, Wesenheit nach (vere per se et essentialiter) die forma 
corporis humani sei, und zwar mit ausdriicklicher Beziehung 
auf das Concil von Vienne unter Clemens V., wodurch authentisch 
bestatigt wird, dass die gleichlautende Bestimmung (I. 1 cap. 
unico in Clement.) wirklich auf dem Concil erlassen worden sei, 
wie es selbst von sich bezeugt: sacro approbante concilio. Es 
ist dies deswegen von einiger Wichtigkeit, weil die Concilien- 
acten verloren gegangen sind, und in den Clementinen jedes 
erste Capitel eines jeden Titels aller 5 Bucher sich mit der 
Ueberschrift einfuhrt : Clemens V. in Concilio Viennensi anno 
1311, wobei es zweifelhaft bleibt, ob die betreffende Decretale 
von Clemens V. auf eigene Auctoritat vor, wahrend oder nach 
dem Concil erlassen wurde, oder ob sie auch die Bestatigung 
des Concils erhielt: approbante sacro Concilio. So heisst es 
aber in der Decretale selbst und wird durch das 5. Lateran- 
concil bestatigt. 2 ) 

Das Wichtigste im ganzen Canon des Vienner Concils 
ist begreiflicher Weise der Ausdruck: forma corporis humani. 
Was wollte das Concil damit sagen ? Die Giintherianer 
haben darin die formale E i n h e i t zwischen Leib- und Geist- 
seele im Bewusstsein ausgesprochen finden zu konnen ge- 
glaubt. »Die Formeinheit (formale Einheit) des Bewusstseins 



*) Denzinger n. 621, Harduin torn. 9, pag. 1 719. 
*) Vgl. Hefele, Conciliengesch. VI. 473 — 475. 



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— 398 — 

jm Menschen, sagt Giinther (weil er — der Mensch — die reale 
Synthese von der Antithese im creaturliehen All ist), setzt 
sich zusammen aus dem Bewusstsein der Psyche und aus 
dem Bewusstsein des Geistes . . . Unter der formal en 
Einheit stebt also das Denkleben der Seele wie des 
Geistes, und wenn auch mit abwechselnder Vorherrschaft des 
e i n e n oder andern Lebensprincipes, so doch ohne 
Nachtheil fur die eine Personlichkeit des Menschen. t 1 ) Ob dies 
richtig sei, soil die nahere Untersuchung zeigen. Diese soli in 
sich begreifen den Sprachgebrauch, die E n t s t e h u ng s- 
geschichte und die vom Pius IX. gegebene authentische 
Interpretation. 

i. Was nun den Sprachgebrauch zunachst anbelangt, 
so hat forma zu seinem Correlat die materia; beide spielen in 
der Anthropologic eine wichtige Rolle. Was sind also nach 
damaligem Sprachgebrauche materia und forma? Sicherlich hat 
das Vienner Concil mit jenen beiden Ausdriicken keinen andern 
Sinn verbunden, als man damals in den gelehrten Schulen allent- 
halben ihnen unterlegte, sonst ware es ja gar nicht verstanden 
worden, oder es hatten den mit den hergebrachten Bezeichnungen 
neu verbundenen Sinn deutlich und unumwunden erklaren miissen, 
— was bekanntlich nie geschehen ist. — Machen wir uns also 
den damals herrschenden aristotelisch-scholast is c h e n 
Sprachgebrauch in Bezug auf materia und forma klar. 

%) Materia = 6Xry im allerweitesten Sinne ist nach Ari- 
stoteles das noch ganz Unbestimmte, dasjenige, was weder nach 
Grosae noch sonst irgendwie etwas Bestimmtes, in sich Ab- 
gegrenztes ist, aber durch den Hinzutritt von specificirenden 
Merkmalen Verschiedenes werden kann. 2 ) Auf das Gebiet der 



*) Vorschule zur speculativen Theologie II. 392; — vgl. Zukrigl, 
wissenschaftliche Rechtfertigung der christlicnen Trinitatslehre, 8. 26. Anm. u. 
S. 35. Anm.; — Baltzer in der katholischen Vierteljahrschrift filr Wissenschaft 
und Kunst 2. Jhg. I. Hft. S. 1 58; — Clemens, die speculative Theologie 
Anton Gttnthers und die katholische Kirchenlehre S. 45 ff. ; — (Denzinger) 
die speculative Theologie Dr. A. Gilnthers u. s. Schule, S. 35 ff.; — Vrfitz, 
speculative Begriindung der Lehre d. hath. Kirche tiber d. Wesen der menschlichen 
Seele und ihr Verhaltniss zum Korper, S. 99 ff. 

«) Metaph. Vf. 3. pag. 539,45 ff. edit. Firmin. Didot, Paris 1874: Afyu 
o"' CXtjv, ^ xai^ auT^v MuJte t\, jaiJte ^oabv, {jujxe aXXo (jltjSev Xiytzai, 0T5 uSptar/i to 
6v can fip Tt, xaft' ou xaTTjfopcTc/t xou'-tuv Ixaarov, <o to cfvat STEpov xal TaW xaT7)- 
yopiwv CX&JTT). 



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— 899 — 

uns umgebenden Natur angewendet ist nach Aristoteles die 
Materie das Erste, welches einem jeden Naturdinge zu Grunde 
liegt, dasjenige, aus welchem irgend etwas real Existirendes 
(z. B. eine Mauer), nicht eine blos6 zufallige Eigenschaft (z. B. 
die Farbe der Mauer) entsteht, sondern die Sache selbst in ihrem 
9pecifischen Unterschiede von alien andern Dingen. l ) — Damit 
ist sonach der Urstoff ausgedriickt, welcher zwar nicht a Is 
solcher fur sich cxistirt, aber alien einzelnen Korpern zu 
Grunde liegt, wesshalb bei Aristoteles der Ausdruck 5Xr^ haufig 
wechselt mit uTzoxefjxevov. 2 ) 

Die Heroen der Scholastik fanden diesen aristotelischen 
Begriff von Materie in der Sache selbst begriindet und zur 
Erklarung der christlichen Glaubenswahrheiten ganz geeignet, 
sie nahmen ihn daher unverandert in ihre Lehrsysteme heriiber : 
horen wir die vorziiglicheren. Der hi. Thomas behandelt ex 
professo 3 ) unsere Frage: Utrum substantia spiritualis sit com- 
posita ex materia et forma. In der Losung gibt der hi. 
Lehrer folgende Begriffsbestimmung: Ne in ambiguo pro- 
cedamus, considerandum est, quid nomine materiae significetur. 
Manifestum est enim, quod, cum potentia (das mogliche Sein, 
das ouvajie: ecvat bei Aristoteles) et actus (das wirkliche Sein, 
evipyecoj bei Aristoteles) dividant ens (logische Eintheilung), et cum 
quodlibet genus per actum et potentiam dividatur, id commu- 
niter materia prima nominatur, quod est in genere sub- 
stantiae ut potentia quaedam intellecta (also logisch 
gefasst) praeter omnem speciemet (=) formam etetiam 



x ) Physic. I. 9 pag. 260, 23 flf: \iytn OXtjv to 7ipcoTov 6kgx£i;xevgv £xaT7o>, 
15 00 y(v6Tou xt ivurcapyovTO* p} xara auej.(kpT)xo$. Vgl. ibid. I. 7. 

■) Physic. I. 7 — 9 sehr haufig. — N&her aber unterscheidet Aristoteles die 
erste Materie in eine absolut und eine relativ erste, insofern sie namlich 
ganz einfach ohne alle Bestimmtheit, oder insofern sie wohl schon mit einer 
gewissen Bestimmtheit begabt, aber gegeniiber einer hohern substanzialen Ab- 
grenzung als noch unbestimmt gefasst wird. So Metaph. IV. 4 p. 517, 38 ff. : 
<fofotC & -SJte Tipoter, uX»), xa\ «5tt) fay jot* t) rrpb? au to rcpwTir) ¥, fj 0X05 ^poj-rj, 
olov xtov yaXx/ov ejpycuv 7upo ; au:a [iiv rcptoTO* 6 yaXxos, §X<o$ 8' Taw? &5wp, e? 
Kocrz toc T7jxwa (Geschmolzenes) uSwp; ahnlich Metaph. V1L 4 p. 561, 25 ff. In 
gleichem Sinne spricht sich auch der hi. Thomas aus Metaph. V. lect. 5 und 
VBI lect. 4. Vgl. Pesch S. J. Institutiones philosophiae naturalis. Friburgi 
Brisgov. 1880 n. 213. 

8 ) Quaest. unica de spiritualibus creaturis art. I. Edit. Parm. 1856 torn. 
8 pag. 425—430. 



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— 400 — 

praeter privationem, *) quae tamen est susceptiva et for- 
marum et privationum. Dass dieses aber bloss ein abstrakter 
Begriff sei, und der Stoff in Wirklichkeit in dieser Abstraktheit 
nicht vorkomme, setzt der hi. Lehrer sogleich hinzu : Nunquam 
tamen invenitur in rerum natura potentia, quae non sit perfecta 
per aliquem actum ; et propter hoc semper in materia 
prima est aliqua forma. — Es ist auch auf den ersten Blick fur 
Jederman klar, dass es nicht einen Stoff geben konne, welcher 
nur Stoff und nicht ein ganz besttmmter Stoff oder Korper 
ware, z. B. Sauerstoff, Gold, Silber, Kohle u. s. w. ; ebenso gibt 
es auch kein Thier, welches nur Thier, aber sonst weiter kein 
bestimmtes Thier ware, sondern wohl Thier, aber ein Thier einer 
ganz bestimmten Gattung oder Art, z. B. Fisch, Pferd, Adler. 

In demgleichen Sinne spricht sich der andere scholastische 
Kirchenlehrer, der hi. Bonaventura aus 2 ): Respondeo . . . 
quod dupliciter est loqui de materia: aut secundum quod 
existit in natura, aut secundum quod consideratur ab 
anima. Si secundum quod consideratur ab anima, sic potest 
considerari in formis sive per privationem formae di- 
stinctae, sive per privationem etiam omnis formae, et sic 
dicit Augustinus 12. confess, essentia m materiae intelligi. 
Nam materia secundum sui essentiam est informis per possi- 
bilitatem omnimodam, et dum sic consideratur, formarum 
ipsa capacitas sive possibilitas est sibi pro forma (d. h. 
die Empfanglichkeit fur alle Formen ist das Wesen der materia). 
Est iterum loqui de materia secundum quod habet in natura 



! ) Privatio (Tziprpu; bei Aristoteles Physic. I. 9) bezeichnet nach aristo- 
teli sch-scholastischem Sprachgebrauche in der Lebre vom korperlichen Sein 
ein Doppeltes: a) dasjenige, was beim Entstehen einer Sache vorhanden 
war, aber zu sein aufhorte, urn ein Anderes zu werden (corruptio); — 
b) dasjenige, was noch nicht war, aber beim Aufhoren des Andern zum 
Zuriickbleibenden hinzutritt, um ein Wesen eigener Art zu bilden, z. B. 
Umwandlung der Raupe in einen Schmetterling : das der Raupe Wesentliche 
(forma) vergeht (corrumpitur), das Wesentliche des Schmetterlings tritt hinzu, 
bildet sich aus der Raupe heraus ; das Stoffliche der Raupe aber bleibt, erleidet 
jedoch eine vielfache Umbildung, wodurch schliesslich das Wesen des Schmetter- 
lings zum Vorschein kommt. Vgl. Kleutgen, Philosophic der Vorzeit, Bd. 2 
nn. 680 — 681, Pesch a. a. O. n. 222. 

a J 2. Dist. 12 a. 1. qu. I. in c. 



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401 



(in der Wirklichkeit), et sic impossible est materiam informem 
existere per privationem omnis formae. l ) 

r p) Worauf es in unserer Frage ganz vorziiglich ankommt, 
diess ist der Ausdruck forma; auch iiber die Bedeutung dieses 
Wortes sollen uns die gleichzeitigen Theologen Auskunft geben. 

Forschen wir zunachst nach der Quelle, nach dem 
Ursprunge dieser Benennung, so weisen alle Daten wieder auf 
Aristoteles hin. Die bei ihm dafiir gebrauchlichen Ausdriicke 
sind : (xop^ = forma ; - ec£o{ — species = specificirende, Art ge- 
bende Eigenschaft ; — X6yo; — ratio — Wesensbegriff, mit Be- 
tonung der specificirenden Eigenthiimlichkeit ; — oOata = essentia 
= Wesenheit ; — ivepyeta = Gegensatz von Suvafisc stvat — actus — 
actu esse = das zur eigenthiimlichen Thatigkeit befahigende und 
geeignet machende Moment ; — sv-ceXeyeca, ein von Aristoteles 
neugeschaffener Ausdruck, in dessen etymologischen Erklarung 
die Gelehrten nicht ganz ubereinstimmen ; die richtigste mochte 
wohl jene sein, welche den Ausdruck aus ev, ziXoq und v/ew — 
intransitiv: sich verhalten entstanden sein lasst, also t6 h xeXe: 
IX£'v, und daraus das Subst. ZYzeXvAyeioL, verkiirzt i^eliyeia = das 
schliessliche Sichbefinden = das Abgeschlossensein. 2 ) Endlich 
gebraucht Aristoteles fur forma auch xb zi tt^v stvxt = jenes 
Moment, welches das in der Idee vorausgegangene Sein zur 
Verwirklichung bringt. 3 ) 

1 ) Vgl. Alexander von Hales 2. p. qu. 12 membr. 2. art. 1 ; — Scotus 
2. Dist 12 qu. 1; — Aegidius Rom. 2. Dist. 12 qu. 3. art. 2; — Heinrich von 
Gent Quodlib. I. qu. 10 ; — Richard von St. Victor 2. Dist. 12. qu. I und 4; 
— Thomas von Strassburg 2. Dist. 12. qu. 1. art. 2; — Gregor von Rimini 
2. Dist. 12. qu. 1. und 2; — Gabriel Biel 2. Dist. 12. qu. I. — 

2 ) Cicero's Erklarung (Tusc. I. 10) ivzzki/iia. = continuata agitatio et 
perennis ist ohne Zweifel falsch, er scheint hozkiyzuz gelesen zu haben. Johannes 
Philoponus (ad 1. de an. II. 1) gibt es mit 7:apa zo h xa\ rOistov xa\ xo 
avvi'/ttv wieder; Hermolaus Barbarus iibersetzt barbarisch : perfectihabia ; 
die neuern Philologen leiteu es gewohnlich von ^vtsXtj; = vollkommen ab 
und geben ihm die Bedeutung: das die schliessliche Vollendung Gebende. Vgl. 
Pesch a. a. O. n. 193 (1). 

3 ) Ueber diesen kurzen aristotelischen Ausdruck werden drei Erklarungen 
gegeben : 1) eine mctaph'ysi sche, wornach "d fy auf die Frage Antwort gabe, 
was das Ding vor der Verwirklichung in der geistigen Auffassung war, wie der 
ideale Enlwurf eines Kunstwerkes, welchem der Kiinstler durch den Meissel oder 
Pinsel Ausdruck gab; 2) eine brachylogische, so sagt Aristoteles manchmal : 
rfcov -rpgi? ap/ai statt eta\v, bjorcsp Seostxxat Tpei; ap/af; war nach unsern Formel 
bedeuten wtlrde: Jenes Sein, welches sich dem Denken alswahr gezeigt hat; 
3) eine syntaktische, wornach das Imperfekt Dauer andeutet, wie auch 
ira Deutschen »Wesen« init »geweseiu zusammenhangt ; dem zufolge i s t ein Ding 
das, was es dauernd, fortwahrend, we send war. Vgl. Dr. Schramm, Programm 
zum Bamberger Katalog 1877 S. 62—63. g 



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40*2 



Seine Metaphysik ist voll von sokhen Erklarungen; so 
sagt er z. B. von den sinnlichen Dingen : »Die sinnlichen Dinge 
haben alte etwas Stoffliches an sich; das Wesen aber ist das 
zu Grunde Liegende, in anderer Weise aber das Stoffliche (Stoff- 
liches nenne ich aber das, was nicht der Wirklichkeit, wold aber 
der Moglichkeit nach dieses da d. h. das Einzelnding ist) und 
wieder in anderer Weise das Art- und Formgebende, welches 
als dem Artbegriffe nach irgend ein Einzelnding seiend davon 
zu unterschetden ist; ein Drittes aber ist das aus diesen Ent- 
stehende, wekhem allein das Entstehen und Vergehen zukommt, 
und welches allein fur sich besteht; denn von den begrifflich 
gefassten Wesen existiren einige, einige aber nicht. *) 

Diesen aristotelischen Begriff von [lop^i] = forma finden wir 
von alien Theologen des 13. und 14. Jahrhunderts adoptirt 
und weiter ausgefiihrt; so vom hi. Thomas, 2 ) von hi. Bona- 
ventura 3 ) an den schon oben angefuhrten Stellen, aber auch 
allenthalben in ihren sonstigen Werken. Naher unterscheiden sie 
eine aussere (ideale, exemplare) und eine innere (inharirende) 
Form. So der hi. Thomas*): »Forma semper notat habitudinem 
causae ; est enim forma quodam modo causa ejus, quod secundum 
ipsam formatur, sive formatio fiat per modum inhaerentiae, 
sicut in formis i n t r i n s e c i s, sive per modum imitationis, ut 
in formis e x e m p 1 a r i b u s.« 6 ) 

Fur unsern Zweck ist von Wichtigkeit die innere Form, 
welche sich nach den scholastischen Theologen naher in eine 
substantiale und accidentale zerlegt. Die erstere durch- 
dringt die ganze Wesenheit einer Sache und begriindet sie in 
ihrem specifischen Unterschiede von alien andern Wesen ; 1 e t z t e r e 
begriindet nur einen unwesentlichen Unterschied. Ebenso einfach 



l ) Metaph. VIL I pag. 558, 25 flf. : Ai 8' atafrrjml otatai wa t GXjjv eyoumv. 
w K<m 8' ooafa to utcox^hevov, aXXto; ulv f) oXtj (SXtjv 8k X^fo>, 9^ (j^j to'Se xi qZgol 
svepytk, ouv«{jlsi eVA xo'Ss ti), aXX««* 8 b Xty* xal rj (xop^pri, f<58e xi ov tco X6ytj 
y/opiarov iaxi' Tpfxov 81 to Ik toutwv, ou f&eat? (xovou xal ^fropi e\jrt, xa\ /wpiarbv 
eatkto^' tc5v yap xaxa tov X<fyov ouai&v al piv, ai 8' ou. Ganz ahnlich Metaph. VI, 
3- pag. 539i 27 ff. 

*) Quaestio unica de spirit, creat. a. 1. (3). 

8 ) 2. Dist. 12 a. 1. qu. I. 

4 ) De verit. Qu. 3. a. 3 in c; ebenso 3. Dist. 10. qu. 2. a. 1. quaesti- 
uncula 3 in c. 

*) Gaaz ahnlich der hi. Bonaventura 1. Dist. 19 p. 2. a. 1. qu. 3 ad 2. 



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— 408 — 

wie klar legt diesen grossen Unterschied zwischen forma sub- 
stantialis und accident alis dar der hi. Thomas von Aquin; *) 
Forma substantial in hoc differt ab accidentals: quia 
forma substantialis facit esse hoc aliquid simpliciter; 
forma autem accidentalis advenit ei, quod jam est hoc 
aliquid, et facit ipsum esse quale vel quantum vel qualiter 
se habens. 2 ) Ganz ahnlich driickt sich auch der hi. Bona- 
ventura aus 3 ); ja sogar der bestandige Widerpart des hi. 
Thomas, Dnus Scotus, driickt sich in demselben Sinn aus: 
Omnis forma substantial is dat esse simpliciter, et 
accidentalis non simpliciter, sed secundum quid.*) In der 
Anwendung auf den Menschen wird die Sache erst vollends klar. 
Die geistige Seele (anima rationalis) ist fur den Menschen 
die VVesensform (forma substantialis), sie gibt ihm einfach und 
schlechtweg das menschliche Sein und Wesen, namlich 
dasjenige, wodurch der Mensch von alien andern Dingen sich 
wesentlich unterscheidet. Was sonst zu dem so in seinem 
Wesen constituirten Menschen noch hinzukommt: ob er gross 
oder klein, schon oder unschon, sittlich oder unsittlich ist, dieses 
sind unwesentliche, zufallige Formen und Eigenschaften, 
welche zwar von grosser Bedeutung und Tragweite sein konnen, 
in Bezug auf das Wesen des Menschen aber keinen Unterschied 
machen; denn ein Mensch ist auch der unsittliche. 

Wie denken sich nun die mittelalterlichen Philosophen und 
Theologen, die Zeitgenossen des Vienner Concils, das Verhaltniss 
zwischen Leib und Seele des Menschen? Auch hierin machen 
sie von der Unterscheidung zwischen materia und forma sub- 
stantialis Anwendung; der Leib ist ihnen das an sich noch 
Unbestimmte (materia) und wird erst zum Menschenleibe durch 
die wesenhafte Verbindung mit der vernunftigen Seele als 
forma substantialis corporis humani, womit sie naher den Sinn 
verbinden: die Seele sei dasjenige, was den Menschen wesent- 
lich zum Menschen mache, ihn von alien andern Wesen unter- 



*) Compendium theol. cap. 90 ed. Parm. torn. 16, p. 22. col. 1. 
*) Ebenso de anima qu. unica a. 9. in c. torn. 8. pag. 492 col. I ; S. th. 
I. qu. 76. 4. a. in c. und qu. 77 a. 6. in c. ibid. 
8 ) 1. Dist 31. p. 2. Dub. 4. 
*) 4. Dist. II. qu. 3. n. 50 vgl. de anima qu. 15. n. 12. 

8* 



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404 



scheide; aber anch den Leib zu einem menschlichen mache, 
ihn als Lebensprincip durchdringe und durch ihre substanzielle 
Verbindung im Leben erhalte, wesshalb der leibliche Tod des 
Menschen durch die Trennung der Seele vom Leibe bewirkt 
werde. Diess ist der Kern und Stern der ganzen Frage und ist 
darum durch Zeugnisse der scholastischen Auctoritaten gehorig 
zu belegen. 

Der hi. T h o mas behandelt vorliegende Frage zu wiederholten 
Malen in seinen philosophischen und theologischen Schriften, *) 
besonders kurz und biindig aber in der Summa theologia I. qu. 
j6 in 8 Artikeln, woraus wir nur den einen oder andern Haupt- 
gedanken ausheben wollen. — Im i . Artikel erortert der englische 
Lehrer die Frage : Utrum intellectivum principium uniatur corpori 
ut forma? Die Antv, ort auf diese Frage lautetalso: Respondeo 
dicendum, quod necesse est dicere, quod intellectus, qui est 
intellectualis operationis principium, sit humani 
corporis forma. Zum Beweise fur diese These werden zwei 
Griinde geltend gemacht ; der erste, hergeleitet aus dem Akte 
des menschlichen Erkennens, ist zwar ganz stringent, aber etwas 
schwieriger, der zweite, viel kiirzer und patenter, lautet also : 
>Natura uniuscujusque rei ex ejus operatione ostenditur; propria, 
autem operatio hominis in quantum est homo, est intelligere; 
per hanc enim omnia alia animalia transscendit. Oportet ergo, 
quod homo secundum illud speciem sortiatur, quod est hujus 
operationis principium. Sortitur autem unumquodque speciem 
per propriam for mam; relinqnitur ergo, quod intellec- 
tivum principium sit propria hominis forma.* 

Im 3. Artikel wird die Frage erortert: Utrum praeter 
animam intellectualem sint in homine aliae animae per essen- 
tiam dirTerentes? Diese Frage beantwortet der hi. Lehrer ent- 
schieden mit N.ein, und zwar desswegen, weil mit Annahme 
noch einer oder mehrerer Seelen die Einheit des menschlichen 
Wesens aufgehoben wurde. »Si homo ab alia forma haberet, 
quod sit vivum, scilicet ab anima vegetabili; et ab alia forma, 
quod sit animal, scilicet ab anima sensibili; et ab alia, quod 



*) Contra Gent. II. 58; de anima. Qu. unica art. 11 ; Quodlibet 1. Qu. 4. 
a. 6; Quodlib. 11. Qu. 5. art. 5; compend. theol. cap. 90 — 92. 



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— 406 — 

sit homo, scilicet ab anima ratio nali: sequeretur, quod homo 
non esset unum simpliciter .... Sic ergo dicendum, quod 
eadem numero est anima in homine sensitiva et intel- 
lectiva et nutritiva .... Anima intellectiva continet 
in sua virtute, quidquid habet anima sensitiva brutorum, 
et nutritiva plantarum.c — 

Ganz besonders wichtig aber gegenuber dem g ii n t h e- 
rianischen >Dualismusc ist der 4. Artikel, wo der 
Aquinate die Frage aufwirft: Utrum in homine sit alia forma 
(nach dem ganzen Tenor des Art. Leibseele) praeter animam 
intellectivam ? Der hi. Doctor gibt darauf folgende Antwort: 
» Si anima intellects va unitur corpori ut forma substantialis, 
sicut supra (art. 1. et 3.) jam diximus, impossibile est, quod 
aliqua forma substantialis praeter earn inveniatur in ho- 
mine. Ad cujus evidentiam considerandum est, quod forma sub- 
stantialis in hoc a forma accidentali differt, quia forma 
accidentalis non dat esse simpliciter, sed esse tale, sicut 
calor facit suum subjectum non simpliciter esse, sed esse calidum. 
Et ideo cum advenit forma accidentalis, non dicitur aliquid fieri 
vel generari simpliciter, sed fieri tale aut aliquo modo 
se habens; et similiter cum recedit forma accidentalis, non dicitur 
aliquid corrumpi simpliciter, sed secundum quid. Forma autem 
substantialis dat esse simpliciter; et ideo per ejus ad- 
ventum dicitur aliquid simpliciter generari, et per ejus recessum 
simpliciter corrumpi .... Si igitur . . . praeter animam intel- 
lectivam praeexisteret quaeennque alia forma substantialis 
in materia, per quam subjectum animae esset ens actu (wie 
z. B. durch die giintherianische Leibseele), sequeretur, quod anima 
non daret esse simpliciter, et per consequens quod non 
esset forma substantialis, et quod per adventum animae non esset 
generatio simpliciter, neque per ejus recessum corruptio 
simpliciter, sed solum secundum quid: quae sunt man if est e 
falsa. Unde dicendum est, quod nulla forma substantialis 
est in homine, nisi sola anima intel lecti va; et quod ipsa, 
sicut virtute continet animam sensitivam et nutritivam, 
ita virtute continet omnes inferiores formas, et facit ipsa sola, 
quidquid imperfectiores formae in aliis faciunt.c Mehr braucht 
es nicht, um die Auffassung des Aquinaten klar und bestimmt 
vor sich zu haben. 



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— 406 — 

Der andere scholastische Kirchenlehrer, der h L 
Bonaventura, behandelt zwar die vorliegende Frage nicht 
so einlassig und schulgerecht wie der hi. Thomas; gleichwohl 
enthalten seinfe auf den Schulunterricht berechneten Schriften 
Ausspriiche genug, welche ganz unzweideutig seine Ueberem- 
stimmung mit dem Aquinaten und mit alien damaligen Pariser 
Doctoren ersehen lassen. So wirft er die Frage auf, *) ob Christus 
wahrend jenes Triduums von seinem Tode bis zur Auferstehung 
ein wahrer Mensch gewesen sei, weil <iie menschliche Seele 
vom Leibe geschieden war, wemi auch der gottliche Logos mit 
beiden unzertrennlich v^rbunden blieb. In der Losung dieser 
Frage bemerkt nun der hi. Bonaventura, dass zwar Hugo von 
St. Victor und Petrus Lombardus die Frage glaubten bej ahead 
beantworten zu sollen, die communis opinio Doctorum Parisi- 
ensium verneine sie aber, und als einleuchtenden Grand fuhrt 
er folgende Erwagung an : Si loquamur de praedicatione s i m- 
pliciter actual i, nee de Christo nee de alio ho- 
mine est verum dicere, quod sit homo, quamdiu anima 
est separata a carne. Nihil enim facit hominem esse actu, nisi 
actualis conjunctio animae cum carne. In seinem Breviloquium 
sagt er ganz kurz und biindig, dass die verniinftige Seele 
dem Menschen nicht bloss das Sein, sondern auch das Leben, 
Em p linden und Erkennen verleihe. 8 ) Er schloss demnach 
eine von der Geistseele unterschiedene Leibseele als Princip 
des korperlichen Lebens gerade so unbedingt wie der hi. 
Thomas aus. 

Darin ist sogar Dnus Scot us ungeachtet seiner forma 
corporeitatis mit alien ubrigen Scholastikern einverstanden, auch 
ihm ist die Geistseele das den menschlichen Leib belebende 
Princip, die forma substantialis corporis. In seiner Schrift: de 
anima qu. 15 n. 13 schreibt er: >Isto modo anitna est primus 
actus corporis, quia est actus essentialis ejusc ; und in der 
Schrift: de rerum principHs qu. 9. a. 2. 5. 3. sagt er : >Quamvis 
diversae sint formae in homine, dantes diversa esse, anima intel- 
lectiva non solum dat esse intellectui, sed perficit actus aliarum 



! ) 3. Dist. 22. art. I. qu. I. 

') Breviloquium p. 2. c. 9 : Ipsa non tantum dat esse, verum etiam vivere 
et sentire et intelligere. 



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— 467 — 

formarum. Quod patet, quia ipsa recedente incipit materia cor- 
rumpi quoad actus aliarum formarum ; ergo si secundum Boethium 
forma dat esse, ista forma dans esse consummatum et 
per fee turn, quale creaturae corruptibiH potest communicari, est 
perfectior omni forma, ac per hoc unitiori et intimiori 
forma intimat et unum facit, tamquam forma, in qua 
terminatur tota ratio essendi.t Dazu bemerkt mit Recht 
Dr. M. Schneid 1 ): >Weil Scotus die Einheit des Korpers in 
gleicher Weise aufgefasst wissen will, wie der Doctor angelicus, 
darum kommen beide in der Hauptsache uberein. Die Frage, 
wie sich die beiden Componenten im Compositum zu einander 
verhalten, ist eine unterordnete. Es haben somk Jene vollkommen 
Recht, welche behaupten, dass die Scotisten wie die Thomisten 
uber den unorganischen und organischen Korper im We sen 
dasselbe lehren, und dass hierin zwischen den mittelalterlichen 
Schulen kein Zwiespalt bestehe.c Der Hauptsache nach dasselbe 
Urtheil fallt auch der jetzige Cardinal Zigliara. 2 ) 

Die Lehre von der verniinftigen Seele ak Wesensform des 
menschlichen Leibes finden wir schon von den Lehrern der beiden 
hi. Kirchenlehrer Thomas von Aquin und Bonaventura, von 
Albert Gr. 3 ) und Alexander von Hales 4 ) vorgetragen; — 
ja hierin sind mit der gesammten Scholastik im Einldange sogar 
Heinrich von Gent 6 ) und Durandus a Portiano, 6 ) 
welche doch sonst so gern von der allgemeinen Anschauung 
abweichen und in Sonderbarkeiten sich gefallen. 7 ) 

Wenn wir demnach die Erklarung des Concils von Vi- 
enne: quod substantia animae rationalis seu intellectivae vere 
ac per se humani corporis sit forma nach dem damals in den phi- 
losophischen und theologischen Schulen allgemein herrschenden 
Sprachgebrauche auffassen, so ist damit nichts Anderes 
gesagt als : die Substanz der verniinftigen Seele ist in Wabrheit 



*) Die Korperlehre des Johannes Dnus Scotus und ifir Verhaltniss 
Thomismus und Atomiomus, Mainz, Kirchheim 1879. S. 24. 

*) De meste Concilii Viennensis, Romae 1878 p. 140. 

8 ) Summa de creat. p. 2. tr. 1. qu. 4. a. I — 5. 

4 ) Summa theol. II. qu. 63 m. 1. et 4. 

s) Quodlibet IV. qu. 13. 

*) 2. Dist. 17. qu. I. n. 3. und 3. Dist. 22. qu. I. n. 5. 

') Vgl. Dr. M. Schneid a. a. O. S. 24—56. 



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— 408 — 

und durch sich selbst, — also mit Ausschluss einer jcden 
Leibseele, — das den menschlichen Leib belebende und 
organisirende Princip. 

2. Zu demselben Resultate gelangen wir, wenn wir die 
Entstehungs-Geschichte, die Veranlassung zu dem betreffenden 
Canon genauer in's Auge fassen. Laut der Geschichte hat zur 
Entstehung jenes Canons Veranlassung gegeben der Franziskaner- 
monch Peter Johannes von Oliva, geboren zu Serignan 
in Languedoc, seit 1259 Franziskaner zu Beziers, ausgezeichnet 
durch Talent und Eifer fur strengste Ordensdisciplin. Er verfasste 
mehrere von Wadding, dem beruhmten Ordenshistoriographen, 
namentlich aufgezahlte Schriften, von welchen die Postille 
zur Apokalypse und die Quodlibeta das meiste Aufsehen 
und auch Aergerniss erregten, weil darin Lehren vorgetragen 
waren, welche mit dem kirchlichen Glaubensbewusstsein mehr 
oder weniger in Widerspruch zu stehen schienen. 

Auf Befehl des Ordensgenerales Bonagrazia wurden aus den 
zwei genannten Schriften von Ordenstheologen 60 Satze aus- 
gezogen, wovon fur unsern Gegenstand zwei von Wichtigkeit 
sind, namlich 

a) Die Behauptung, dass Christus beim Lanzenstich 
noch gelebt habe; diese Behauptung war aber nur die natur- 
liche Folge seiner allgemeinen Lehre, dass 

j3) die vernunftige Seele des Menschen zwar die Form 
des menschlichen Leibes, aber nicht unmittelbar 
und durch sich selbst, sondern erst durch die Sinnlichkeit, 
durch die empfindende Seele (anima sensitiva) sei, womit er 
aber nicht eine zweite Seele in den Menschen einfuhren, sondern 
an der Substanz der menschlichen Seele nur verschiedene Krafte 
und Fahigkeiten unterscheiden wollte; eine von diesen Fahig- 
keiten sei die Kraft der Empfindung und sinnlichen Wahrnehmung, 
und gerade sie sei es, welche den menschlichen Leib belebe 
und organisire. 

Dass dieses die Lehre des Peter Johann von Oliva sei, 
demnach vom Vienner Concil diese Lehre, nicht aber etwa 
eine Zweiheit der Seelen zuriickgewiesen wurde, hat Zigliara 
aus der Postilla zur Apokalypse, besonders aber aus den 
zwar gedruckten, aber auch in grossen Bibliotheken ausserst 



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— 409 - 

selten vorhandenen, endlich von dem fleissigen Forscher, dem 
Franziskaner Fidelis da Fanna in der Bibliothek des Fursten 
Borghese in Rom aufgefundenen Quodlibeta bis zur Evidenz 
nachgewiesen. l ) 

3. Fiigen wir scliliesslich zur Vervollstandigung des Beweises 
auch noch die authentischen Erklarungen des hi. Stuhles durch 
den Mund Pius IX. an. Unter dem 15. Juni 1857 erliess 
Pius IX. an den Cardinal-Erzbischof von Geissel das Breve : Exi- 
miarn, 2 ) in welchem die Irrthumer Giinther's, deren wegen sammt- 
liche Schriften desselben auf den Index gesetzt worden waren, 
namentlich aufgefuhrt werden. Als vierter Irrthum vvird folgender 
namhaft gemacht: »Scimus, iisdem libris laedi catho- 
licam sententiam ac doctrinam de homine, qui corpore et 
anima ita absolvatur, ut anima eaque rationalis sit vera 
per se atque immediata corporis forma. c — Als aber 
Professor Dr. Baltzer auch gegen diese so bestimmt ausge- 
sprochene Erklarung des hi. Stuhles noch offentlich hervorzu- 
treten, ja sogar als haretisch sie zu bezeichnen sich erlaubte, 
trat Pius IX. in einem eigenen Breve : Dolore haud medioeri 6 ) 
an den damaligen Fiirstbischof Forster von Breslau mit aller 
Entschiedenheit dagegen auf, hob die schon oben im Breve: 
Eximiam an den Cardinal-Erzbischof von Geissel ausgesprochene 
anthropologische Lehre von Neuem ausdruckiich hervor, fiigte 
aber sehr bemerkenswerth auch noch Folgendes bei: >Notatum 
praeterea est, Baltzerum in illo suo libello, cum omnem contro- 
versiam ad hoc revocasset, sitne corpori vitae principium 
proprium, ab anima rational i re ipsa discretum, eo te- 
meritatis progressum esse, ut oppositam sententiam appellaret 
et haereticam, et pro tali habendam esse multis verbis 
argueret. Quod quidem non possumus non vehementer improbare, 
considerantes, hanc sententiam, quae unum in homine ponit 
vitae principium, animam scilicet rationale m, a qua 
corpus quoque et motum et vitam omnem et sensum 
accipiat, in Dei. Ecclesia esse communissimam atque Docto- 
ribus plerisque et probatissimis quidem maxime, cum Ecclesiae 



! ) a. a. O. pag. 96—135; vgl. Hefele, Concil. Gesch. Bd. 6. S. 475-479. 

2 ) Tub. Gscheft. Jhg. 1858. 8. 179—182. 

8 ) Mainzer Katholik Jhg. 1800 II. S. 759—761. 



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— 410 — 



dogmate ita videri conjimctam, ut hujus sit legitima solaque 

vera interpretatio, nee proinde sine err ore in fide possit negari.* 

Nach einer so bestimmten und entschiedenen Erklarung 

des hi. Stuhles wird jedes weitere Wort unserer Seits iiberflussig. 



Die Schriftsteller 

und die um die Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglitier 

des Benedictiner-Ordens im heutigen K6nigreich Wurttemberg 

vom Jahre 1750 bis zu ihrem Aussterben. 

Von August Lindner. 
(Fortsetzung v. Heft 1. J. V. S. 98—115.) 

Wiblingen. (Schluss.) 
P. Modestus Haufele, Dr. philos., geb. zu Wiblingen 24. Nov. 
1773, Profess 26. Nov. 1794, Priester 12. Marz 1797. Er lehrte 
zuerst Philosophic und war von 1798 — 1800 zugleich Moderator 
der Cleriker. Er kam dann als Professor der rudimenta an das 
Gymnasium nach Freiburg, wo er sich dem Concursexamen aus der 
Philosophic unterzog, welche er im Kloster vom 9. Sept. 1802 als 
approbierter Professor lehrte und nebstdem die Pfarrei Wiblingen 
versah. 1 ) Am 4. Nov. 1804 kam er als Prefect und Professor der 
Physik an das Gymnasium nach Ehingen, wo er auch am 8. Nov. 
182 1 starb. Er ruht auf dem St. Martinsgottesacker. ,Homo hilaris, 
facetus, fratrum et omnium amator, amatus vicissim ab omnibus.* 
(Ziegler, Testim. fol. 193.) 

Manuscripte: 1. Compendium physices juxta systema Joh. 
Christ. Polycarp Erxleben ad usum religios. Fratrum Wiblingensium. 
Mit vielen geometrischen Zeichnungen etc. 1800. 4. 

2. Positiones ex philosophiae prolegomenis et logica. 28. Jan. 
1803. 4- 

3. Positiones ex mathesi pura. 3. Aug. 1803. 4. 

4. Positiones metaphysicae. 23. Nov. 1803. 4- 

5. Positiones ex physica, quas in monasterio Wiblingano defen- 
dendas suscipiunt. relig. Fr. Fr. Henricus Enderle, Columban Daigele, 
Ignatius Altegger, Ludovicus Auerbacher, 2 ) Magnus Akermann, Antonius 
Luttinger, Wernerus Keppler et Ernestus Steidle . . . mense Septembr. 



l ) Vergl. Hist. pol. Blatter 8^ Bd. S. 896. 

8 ) Ehemals Cleriker des Stiftes Ottobeuren. Dessen Schriften s. im Werke 
Lindner » Schriftsteller O. S. B. in Bayern* II. Bi. S. 112 sq. 



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— 411 — 

1804- i BdL 4. (Saramtliche Ms. in der Bibliothek zu Unterkirch- 
berg.) 1 ) 

P. Michael Braig, geb. zu Altbierlingen 1. Febr. 1774, Profess 
28. Oct. 1795, Priester 20. Dec. 1800, Katechet in Wiblingen und 
Inspector der Eleraentarschulen des Klosters, von 1802 — 3 Professor 
der rudimenta und Custos, vofn 4. Nov. 1804 — l & l 3 Hilfspriester 
in Unterkirchberg, 7. April 18 18 Pfarrer zu Illerrieden, starb als 
solcher 15. Marz 1832. 

Schrift: 1. Kurze Geschichte . . . der ehemaligen vorder- 
osterreichischen Benedictiner-Abtey Wiblingen in Schwaben. Mit einer 
lithographischen Ansicht dieses Klosters. Isny (Rauch) 1834. 416 S. 8. 
(Opus posthum.) 2 ) 

2. Ansicht des Klosters Wiblingen zur Zeit der Aufhebung 
in Aquarell und Braig angefertigt. (Befindet sich im Pfarrhause zu 
Wiblingen.) Auch scheinen einige von jenen Zeichnungen, die ich 
bei der Literatur sub III., Nr. 10 au%efuhrt, von Braig verfertigt 
zu sein. — 

P. Paul Erhard, geb. zu Achstetten 28. Febr. 1759, Prof. 
5. Marz 1780. Priester 25. Mai 1782. Kr war von 1788 — 98 
Professor und Moderator der Studenten, dann Kellermeister und 
zugleich ein Jahr Professor des Kirchenrechtes, seit 9. Marz 1802 8 ) 



«) P. Martin Altegger, geb. zu Ottobeuren 9. Marz 1 784, Profess 8. Sept. 
1805, wanderte nach Tiniez, und wurde 7. Marz 1807 Priester; von Tiniez ver- 
trieben wurde er Professor der Exegese zu Olmiitz. Von einem Schlagflusse beriihrt 
zog er nach Wien und starb in einem Privathause 29. Febr. 1828. 

P. Pius Rieger, Dr. theol., geb. zu Risstissen 27. Januar 1780, Prof. 
5. Juli 1801, Priester 4. Juni 1803, Professor der Grammatik an der Klosterschule, 
1804 — 5 Professor am Lyzeum zu Ehingen, 1805 — 6 Professor zu Salzburg, 
wurde 15. Juli 1807 Kaplan in Waldsee, resignierte diese Stelle und zog im 
Oct. 1807 nach Tiniez ; wurde Professor der Kirchengeschichte zu Krakau, 
1809 — 15 Hilfspriester in Tuchow. Am 15. Febr. 1815 erhielt er die Stadtpfarre 
Bochnia und starb dort als Pfarrer und Dekan 6. April 1830. Zu Bocbnia 
errichtete er eine Gymnasialschule. 

a ) Der Schluss des Werkes stammt aus der Feder des Bischofes Ziegler, 
welcher auch die Ilerausgabe besorgte. 

P. Sebastian Henle, geb. zu Risstissen 7. Febr. 1774, Prof. 5. Juli 1795, 
Priester 12. Marz 1797, Hilfspriester von Unterkirchberg, zweimal Pfarrer zu 
Wiblingen, zweimal Pfarrer excurrens von Gogglingen, Custos an der Stiftskirche und 
vom 4. Nov. 1803 bis zur Aufhebung Novizenmeister. Von 1818 — 1830 Pfarrer zu 
Altdorf(Weingarten), resignierte wegen Kranklichkeit und starb als Pensioner 2. Nov. 
1835. Er sammelte: Litterae mortuales Monast. Ottoburani ab a. 1650 — 1802. 
I Bd. Fol. Biblioth. zu Ottobeuren. (Viele Roteln sind handschriftlich.) 

s ) P. Paul trat unter den schwierigsten Verhaltnissen seine Stelle als 
Beichtvater (der auch jederzeit den Ehrentitel Prior fuhrte) an. Schon im J. 180 1 
hatte sich unter den Mitgliedern dieses Frauenklosters eine Zwist erhoben und 
den Convent in zwei Parteien getheilt, wovon die eine ihrer rechtmassig erwahlten 
Aebtissin Abundantia von Barill anhieng und ihrer klosterlichen Verfassurg treu 
bleiben wollte, die andere aber der Priorin Gertrud von Besserer beistimmte, 
welche das Kloster in ein weltliches Damenstift umgeuandelt wiinschte und deshalb 



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— 412 — 

V) Prior *, Beichtvater und P fairer im adelichen Frauenklostes Urspringen. 
Nach der Aufhebung der Pfarrei (1833) dort Pensionar. Er starb 
7. Aug. 1836 ^Magister studiosae juventutis dexterrimus, confratrum 
placidissimus amator et moderator, scientias oranes ob stupen- 
dam ingenii capacitatem prehendens vir consilii dicebatur. * 
(Ziegler, Testim. fol. 185.) 1) 

P. Placidus Ay, geb. zu Wiblingen 21. Juli 1778, Prof. 
27. Oct. 1799, Priester 19. Sept. 1801, Professor im Kloster, vom 
30. Oct. 1804 — 1807 lehrte er am Lyceum zu Ehingen Logik und 
Metaphysik, von 18 12 — 14. Syntax, 2. Juli 18 14 erhielt er die Pfarre 
VVachendorf, 23. Jan. 1830 die Pfarre Bierlingen, wo er 9. Nov. 
1847 starb. 

Schrieb: Worin unterscheidet sich die analytische (homiletische) 
Art zu predigen von der synthetischen r Welche von beiden ist 
zweckmassiger fiir das Landvolk, und wartimr (Archiv fiir Pastoral- 
Conferenzen im Bisth. Constanz [Auszug] Bd. V. S. 14 — 23.) 



den damaligen Beichtvater, P. Joseph Straub v. St. Georgen in Yillingen, 
schmahlich behandelte. Da P. Joseph unter solchen Umstanden nicht mehr bleiben 
und der Abt keinen andern Beichtvater senden wollte, wurde Abt Ulrich von 
Wiblingen angegangen die Beichtvaterstelle provisorisch zu besetzen. Er ersah 
hiezu, wie der Erfolg zeigte, den rechten Mann aus. Durch seinen Eifer, seine 
Klugheit und Frommigkeit verstand er den obwaltenden Misshelligkeiten vor- 
z.ubeugen, die entzweiten Gemiither zu vereinigen und die Disciplin wieder 
herzustellen, so zwar, dass selbst nach erfolgter Aufhebung des Klosters die 
Frauen freiwillig in demselben bis zu Tode ihren Geliibden und ihrer Ordensregel 
treu blieben. Aber auch P. Paul verliess die Nonnen in ihrer traurigen Lage 
nicht. Im J. 1834 lebten sie noch in Gemeinschaft beisammen. Ob man sie im 
Kloster aussterben Hess, oder ob die Gebaude noch vorher zu profanen Zwecken 
umgewandelt wurde, ist mir nicht bekannt. Gegenwartig ist in demselben eine 
mechanische Spinnerei (S. Braig, S. 364). Das adeliche Nonnenkloster Urspringen 
soil von den Eltern des hi. Ulrich, Hupald (Hubald) und Thetpirga gestiftct 
worden sein. 1 127 haben die Herrn von Schelkingen dasselbe neu dotirt. Ueber 
dieses Kloster (vergl. Wiirttembergische O. Amtsbeschreibungen, O. Amt Blaubeuern 
(1830.) S. 204 — 210 und Zeitsch. f. Gesch. des Oberrheins Bd. XXIII S. 39—67. 
enthalt Urkunden und Regesten.) 

! ) P Columban Daigele, geb. zu Altletshausen (in Burgen) 8. Mai 1782, 
Prof. 21. Aug. 1803, Priester 2. Dec. 1805. Er ertheilte im Kloster der studierenden 
Jugend griindlichen Unterricht in der Musik, zog nach Tiniez, wo er als Professor der 
Religionslehre am Gymnasium zu Krakau, Kiichenmeister und Prafect des adelichen 
Convictes wirkte. Von dort 1809 vertrieben gelobte er 181 1 im Schottenstifte 
zu Wien Stabilitat. Er kam als Cooperator nach Gumpendorf, wurde Administrator 
der Abtei Telky und seit 1821 zugleich Pfarrer von Jeno, Er starb dort als solcher 
27. April 1 84 1. 

P. Antonius Ganther, geb. zu Neukirch 23. Nov. 1773, Prof. 26. Xov. 
1794, Priester 12. Mans 1797. Er war im Kloster Chorregent und Professor, 
dann Professor zu Freiburg im Breisgau, zuletzt 1804 — 6 am Lyceum zu Ehingen. 
1810 erhielt er die Kaplanei Wurmlingen; 2. Mai 1823 die Pfarrei Epfendorf, 
f 10. Oct. 1845. 



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— 413 — 

Roman (Sebast.) Zaengerle, 1 ) Dr. theol. et philos., Fiirstbischof 
von Seckau, geb. zu Oberkirchberg bei Ulm 20. Jan. 177 1, studirte 
am Gymnasium zu VViblingen und vollendete dort auch die philoso- 
phischen Studien. Am 19. Sept. 1788 erhielt er das Ordenskleid 
und legte am 5. Febr. 1792 Profess ab. Am 21. Sept. 1793 wurde 
er vom Constanzischen Weihbischofe Leopold Freiherrn von Baden 
zum Priester geweiht. Von seinen Obern zum Lehrfache bestimmt, 
lehrte er anfanglich im Kloster Philosophic, dann Exegese des alten 
und neuen Bundes und unterzog sich 1797 an der Universitat Freiburg 
aus den genannten Fachern der Concursprufung. Im J. 1799 kam er 
auf Wunsch des Abtes Franz Hund nach Mehrerau, wo er die Bibel- 
facher lehrle und bis 7. April 1801 Novizenmeister war. 1801 
kehrte er nach VViblingen zurtick, war wieder Professor und Novizen- 
meister und 1802 zugleich Pfarrer bis 4. Nov. 1803. . . Zu Salzburg 
wurde er zum Doctor der Theologie und Philosophie promovirt, und 
dort 6. Nov. 1803 Professor der Exegese und Hermeneutik, im J. 
1804 Dekan der theologischen Facultat und akademischer Prediger 
Am 2. Nov. 1807 verliess er Salzburg, um sich seinen Mitbriidern 
anzuschliessen, die nach der Aufhebung von Wiblingen sich im ehem. 
Stifte Tiniez bei Krakau niederliessen. Am 21. Nov. d. J. ubernahm 
Zangerle an der Krakauer Universitat die Professur des neuen Bundes 
und der griechischen Sprache. Am 31. Dec. 1807 wurde er Consistorial- 
rath des Bischofes von Krakau und im J. 1809 Dekan der theol. 
Facultat. Da aber im J. 1809 Krakau durch den VVienerfrieden fur 
Oesterreich verloren ging, wurden die Wiblinger Benedictiner aus Tiniez 
wieder vertrieben und wandten sich abermals an Oesterreich, diesem 
Staate ihre Dienste anbietend. Zangerle wurde im Oct. 18 10 Professor 
des neuen Bundes an der Universitat zu Prag angestellt und erhielt 
am 20. Marz 181 2 in gleicher Eigenschaft den ehrenvollen Ruf an 
die Wiener Hochschule. Hier wurde er im J. 181 5 zum Dekan der 
theologischen Facultat ernannt, verwaltete auch vom J. 181 7 — 24 
provisorisch das Amt eines Vicedirectors der theologischen Studien 
und wurde im J. 1822 zum Domherrn an der St. Stephanskirche in 
Wien und zum fiirsterzbischoflichen Consistorialrath befbrdert. Doch 
ihm war von der Vorsehung ein noch hoherer VVirkungskreis bestimmt. 
Der Bischofsitz von Seckau war seit dem im J. 181 2 erfolgten Tode 



! ) Sein Vater, Joh. Xep Zangerle (Zangerle), ein Handelsmann, war aus 
Ischgl in Tirol geburtig, f 30. Juni 1 806. 



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— 414 — 

des Furstbischofes Friedrich Grafen von Waldstein erledigt und es war 
so lange an eine Wiederbesetzung desselben nicht zu denken, bis nicht 
das Erzbisthum Salzburg, das 1802 durch die Secularisation eine 
ganzliche Umwalzung erfahren hatte, kirchlich organisirt war. Dies 
geschah im J. 1823, indem der bisherige Bischof von Laibach, 
Augustin Gruber, zum Erzbischofe von Salzburg ernannt wurde. 
Dieser war nun vermoge des ihm zustehenden Rechtes sogleich darauf 
bedacht der lange verwaisten Diocese einen Hirten zu geben. Dazu 
ersah er sich einen Mann aus, der durch seine umfassenden theologischen 
Kenntnisse, durch seinen entschiedenen kirchlichen Geist und durch 
seine treue Anhanglichkeit an das osterreichische Kaiserhaus sich die 
allseitige Anerkennung und Achtung erworben und sich der Huld 
des Kaisers Franz I. zu erfreuen hatte — namlich Roman Zangerle. Am 
24. April 1824 ernannte er ihn zum Fiirstbischof von Seckau; am. 
10. September 1824 wurde er conurmirt, am 12. d. M. consecrirt; 
am 31. October d. J. hielt er seinen Einzug in die Domkirche 
und ubernahm nebst der Leitung der Diocese Seckau auch die Ver- 
waltung des schon seit 1808 von Seckau administrirten Bisthums Leoben. 
Rasdos war nun sein Streben das religiose Element der Glaubigen seines 
anvertrauten Sprengels neu zu beleben und zu kraftigen, und uberall 
den acht kirchlichen Geist einzupflanzen. Zu diesem Ende bereiste 
er zu verschiedenen Malen, nicht scheuend die grossten Muhen und 
Strapatzen, die einzelnen Pfarreien beider Diocesen, spendete uberall 
das Sacrament der Firmung, predigte fast an jeder Station, hielt 
Conferenzen mit Priestern, Beamten und Schullehrern, suchte uberall 
aufzumuntern, eingerissene Gebrechen zu heilen, Missbrauche zu entfernen 
und den Glauben in aller Herzen lebendig zu machen. Von nah und 
ferae stromten Priester und Laien herbei um dem Oberhirten ihre 
Verehrung zu bezeigen und sich an seinen Belehrungen zu erbauen. 
Bischof Zangerle hatte aber auch das Wort in seiner vollen Gewalt; 
schon als Professor in Wien war er als ausgezeichneter Kanzelredner 
beruhmt, und bei dem unerschopflichen Reichthume seiner Gedanken 
war es ihm leicht bei jeder Gelegenheit das Wort Gottes zu verkiinden. 
Er redete gern in Gleichnissen und Bildern, die ihm in grosser Fiille 
zu Gebote standen und die er mit ungewohnlicher Fertigkeit anzuwenden 
wusste. Durch eine Reihe von Jahren hielt er in der Domkirche die 
Fastenpredigten. Da er wohl wusste, dass nur durch gute und berufs- 
eifrige Priester das Seelenheil der Glaubigen am besten gefordert werde 



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— 415 — 

so war sein Bestreben gleich anfangs darauf gerichtet in dem Clerus 
den acht kirchlichen Geist wieder zu erneuern. Zu diesem Ende 
suchte er durchlangere Unterredungen, durch vaterliche Briefe und ober 
hirtliche Erlasse den geistigen Bedtirfhissen Einzelner und Aller zu genligen. 
Zangerle war unter den bsterreichischen Bischofen der erste, welcher im 
J. 1838 ftir die Priester geistliche Exercitien einfiihrte, an denen nicht 
bios einheimische, sondern auch sehr viele fremde Priester theilnahmen. 
Dieselben bestehen seither noch in der Seckauer Diocese. Nach dem 
Beispiel von Seckau wurden dieselben auch in andern Bisthiimem 
eingefiihrt. Eine besondere Sorgfalt widmete er der Erziehung 
des jungen Clerus; er gab seinem Clericalseminar treffliche Statuten, 
in welchen er zwar vor allem auf Glauben und kirchliches Leben 
drang, aber auch eifriges Studium zur Pflicht machte; ja er erschien 
durch mehrere Jahre wochentlich im Seminar und hielt geistreiche 
Vortrage, denen er die Pastoralregci des hi. Gregor d. Gr. zu Grunde 
legte. Um aber auch fur acn Nachwuchs des Clerus zu sorgen, 
griindete er nach Vorschrift des Concils von Trient ein Knaben- 
Seminar unter dem Namen > Augustinaeum. 4 Er war es, der an 
mehreren Orten seines Bisthums Volksmissionen abhalten liess. 
Dem kirchlichen Sinne Zangerles verdanken viele Kloster und religiose 
Congregationen ihr Dasein. Er fiihrte die Redemptoristen zu Mautern 
(1829) zu Marburg (1832) und zu Leoben, die Carmeliter, Carmeli- 
terinnen, Barmherzigen Schwestern, die Schulschwestern vom III. Orden 
des hi. Franziscus und die Frauen vom Herzen Jesu zu Graz ein. 
Vor allem war sein Hauptaugenmerk auf den Orden der Gesellschaft 
Jesu gerichtet Durch die Munificenz des Kaisers war derselbe in 
Galizien wieder eingefiihrt worden. Zangerle erfasste mit Freuden die 
Idee denselben auch in eine deutsche Provinz der Erblande zu ver- 
pflanzen und legte dem Kaiser Franz im December 1827 die Bitte 
v6r, dass in Graz ein Noviziat flir Jesuiten errichtet werden durfe. 
Er erhielt die Bewilligung, und schon 1829 kamen drei Priester dieser 
Gesellschaft nach Graz, wo ihnen 1832 das ehem. Augustinerkloster 
am Miinzgraben angewiesen wurde. Hier bildeten sie deutsche hoffnungs- 
volle Jiinglinge ftir eine entstehende deutsche Ordensprovinz und wirkten 
mit edler Anspruchslosigkeit segensreich in Predigten, Katechesen un 
im Beichtstuhl. *) Die Verdienste Zangerles fanden aber auch ihre 

! ) Zu Innsbruck, wo den Jesuiten im J. 1839 das Gymnasium und die 
Leitung des adeligen Convictes anvertraut wurde, wirkten bald mehrere deutsche 
Jesuiten als Professoren und Erzieher, welche im Grazer Ordenshause ftir ihren 
honen Beruf gebildet worden, und deren Leistungen als ausgezeichnet anerkannt wurden. 



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— 416 — 

gerechte Anerkennung sowohl von Seite des Oberhauptes der 
Christenheit, als auch des bsterreichischen Kaiserhauses ; alien 
seinen an den hi. Stuhl gerichteten Bitten wurde mit der grossten 
Bereitwilligkeit entsprochen, und Papst Gregor XVI. ernannte ihn 
zurn papstlichen Hauspralaten, Thronassistenten und Comes Romanus. 
Wie sehr selbst die allerhochsten Personen des Kaiserhauses ihn 
schatzten, zeigt der Umstand, dass ihn bei der im J. 1847 m Graz 
utattgefundenen Anwesenheit des Kaisers Ferdinand I., nachdem er 
durch Krankheit gehindert war dem Monarch en seine Ehrfurcht zu 
bezeigen, die Kaiserin Maria Anna persbnlich mit einem Besuche 
beehrte. Am 14. April 1844 hielt Zangerle sein Priesterjubilaum, 
welches durch die Anwesenheit des Cardinals Schwarzenberg, Erz- 
bischofes von Salzburg, verherrlichet wurde. 

Ebenso ausgezeichnet, wie die dffentliche Wirksamkeit, war auch 
das hausliche Leben des Bischofes. Er stand taglich sehr friih, wenigstens 
um 4 Uhr auf, las die hi. Messe in der nachst gelegenen Pfarrkirche 
wohnte noch zwei andern Messen bei, und war auch an alien Sonn- 
und Feiertagen in der Domkirche beim Gottesdienste anwesend. Wahrend 
des Tages war er Allen zuganglich, die in geistlichen und leiblichen 
Angelegenheiten seine Hilfe in Anspruch nehmen wollten. Besonders 
freigebig war er gegen die Armen. Ausser der kurzen nachtlichen 
Ruhe und der frugalen Mahlzeit gestattete er sich gewbhnlich keine 
leibliche Erholung; er beobachtete das kirchliche Fastengebot seiner 
ganzen Strenge nach, indem er wahrend der 40tagigen Fasten sich 
der Fleischspeisen ganz enthielt. Jahrlich zog er sich zu den geistlichen 
Exercitien auf 8 Tage in ein Kloster zuriick bis auf die Zeit, in der 
er selbe mit seinem Clerus gemeinschaftlich halten konnte. Im 
J. 1845 fmgen seine Krafte an abzunehmen; er verfiel in eine schwere 
Krankheit, von der er sich zwar wieder erholte, deren Folgen aber 
im J. 1848 seinen Tod herbeifuhrten. Die im genannten Jahre sich 
vorbereitende politische Bewegung gab ihm Veranlassung abermals, 
und zwar zurn letztenmale, seine Hirtenstimme zu erheben. In seinem 
letzten Hirtenschreiben zeigt er worin die wahre Freiheit bestehe, 
warnt im vaterlichen Tone von der alles uberstiirzenden Zugellosigkeit, 
schildert mit lebhaften Farben in welch' tiefen Abgrund Gesetzlosigkeit 
fuhre, ermuntert zurn Gehorsame gegen die rechtmassige Obrigkeit 
und spricht am Schlusse desselben die Hoffnung aus, dass die Kirche 
aus dieser Bewegung freier und glorreicher hervorgehen werde. Der 



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'Fortgang der Revolution beschleunigte ohne Zweifel sein Lebensende. 
Am Charfreitag den 21. April 1848 nahm er noch die bischoflichen 
Functionen vor; die letzte war die sog. Grablegung. Er musste sich 
hierauf zu Bett begeben, das er nicht mehr verliess. Er starb am 
27. April und wurde am 1. Mai in der Domkirche beigesetzt. Zangerle 
war ein von seinem hohen Berufe innigst durchdrungener, mit rastloser 
Thatigkeit wirkender Oberhirt, und ein die christliche Ascese aus 
eigener Uebung kennender Geistesmann. A lie seine Reden, seine Schriften 
und seine amtlichen Erlasse beurkunden die Tiefe und Starke seines 
Geistes. Im Umgange mit Priestern und Laien, und bei seiner geist- 
lichen Seelenleitung wirkte er stets auf Oflfenheit des Herzens bin, 
wobei er mit seltener Menschenkenntniss den innern Zustand derjenigen, 
welche ihm nan ten, durchblickte. In seinem bischoflichen Amte war die 
Ehre Gottes und das Heil der anvertrauten Seelen sein einziges Ziel; 
daher auch das Bestreben den Kirchengesetz,en uberall, ohne die 
Schwierigkeit der Zeitverhaltnisse zu achten, voile Geltung zu verschaffen 
und das kirchliche Leben von ungiinstigen Einwirkungen zu befreien, 
welche Freiheit spater durch die kaiserlichen Verordnungen Sr. Maj. 
Franz Joseph's I. vom 18. und 23. April 1850 ihre gesetzliche Aner- 
kennung gefunden hat. Sein Andenken wird in tier Diocese Seckau 
gesegnet bleiben. (Vergl. Freiburger Kirchenlex. XI 1239 — 42, Braig, 
Gesch. v. Wiblingen S. 401 ; Felder, Lex. II. 529; Gedenk- und Festbuch 
der Diocesen Seckau und Leoben an den 14. April 1844, den Jubeltag 
des 50jahr. priesterlichen Wirkens. . . . Sr. furstbischofl. Gnaden des 
H. Roman S. Zangerle. Graz, Dirnbock 1844, 70 S. 8. Mit Portrat. 
Verfasser dieser anonymen Schrift ist Dr. Jos. Biichinger, Dompropst 
und Priesterhaus-Director. — Kehrein, Gesch. der Kanzelberedsamkeit 
I. 415; Senior, Roman Zangerle, VVien 1849. 8. [Zauner Th.], Ver- 
zeichniss der akad. Professoren zu Salzburg S. 106.) 

Schriften: 1. Rede uber die Grosse und W oh 1 thatigkeit des 
neutestamentischen Priesterthums bei der Primizfeier des regularen 
Priesters des hi. Paulus in der St. Michaelshofpfarre zu Wien 13. Sept. 

1818. Wien. 1818. 

2. Predigt bei dem jahrlichen Dankfeste des Handlungskranken- 
Institutes in der Kapelle des hi. Joseph am 31. Mai 181 9. Wien. 

1819. 39 S. 8. 

3. Sechs . Fastenpredigten iiber das hi. Buss- und Altarssacrament. 
Graz. 1825. 

4. Das Bild des Christen. Fastenpredigten. Graz 1826. 



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— 418 - 

5. Der leidende Christ. 7 Fastenpredigten. Wien 1828. 

6. Sechs Fastenpredigten iiber die vier letzten Dinge. Graz. 1829. 

7. Der Christ im Kampfe zum Siege. Graz. 1829. 

8. Predigten (4) bei der Cholerazeit Graz. 1831. 

9. Fest- und Neujahrspredigten gehalten zu Graz. I. Aufl. 
Augsburg (Kollmann). 1836. II. Aufl. Graz. 1837. 

10. Einleitungs- und Schlussrede bei den viertagigen hi. Exercitien 
im Seminar zu Graz vom 22 — 26. Marz 1839. (* n Senior's Geistes- 
Uebungen des hi. Ignatius. Graz. 1840. 1 — 8. und 254 — 265.) 

11. Predigt iiber das Opfer des Glaubens mit. einer besondern 
Anwendung auf den Leopoldinen-Verein. Graz. 18 . . 

12. Epistola pastoralis ad clerum. Graz. 1825. 

13. Hirtenworte und Allocutionen. In der Schrift: Gedenk- und 
Festbuch der Diozese Seckau und Leoben an den 14. April 1844. 
Graz (Dirnbdck). S. 41 — 50. 

14. Hirtenbrief fur die hi. Fastenzeit 1848. 
Manuscripte: a) Posi tiones ethicae christianae. 1 4 . Feb. 1803. 

4. (Bibliothek zu Unterkirchberg bei Wiblingen.) 

b) Positiones ex ethica Christiana. 20. Juli 1803. 4- (Daselbst.) 
P. Heinrich Enderle, 1 ) geb. zu Donaurieden 14. Oct. 1782, 
trat 1. Sept. 1800 in den Orden, Profess 11. Nov. 1804, Priester 
21. Dez. 1805, zog nach der Aufldsung seines Stiftes nach Tiniez ; 
als auch diese klosterliche Niederlassung wieder aufgehoben worden, 
gelobte er im Schottenstifte zu Wien 181 1 Stabilitas loci. Er wurde 
Cooperator der Vorstadtpfarre St. Ulrich, Subprior, Novizenmeister, 
Pfarrer zu Waitzendorf, Hobersbrunn und St. Ulrich in Wien. Wegen 
Schwerhorigkeit wurde er 1832 in das Stift zuriickgerufen und starb dort 
28. Nov. 1 85 1. Handschrifdich hinterliess er: Chronicon celeberrimi 
monasterii canonic, regul. ord. Praemonstratensis Ursberg in Suevia 
a R. D. Conrado de Lichtenau abb. Ursbergens (saec. XIII.) inceptum 
et postmodum a R. P. Priore Grimone Kormann (1803) continuatum, 
in quo historia fundationis illius monasterii ejusque fata ex actis 
archivi ordine chronologico congesta occurrunt. 2. Bde. 4 (Biblioth. 
des Schottenstiftes in Wien.) 

Gregorius (Thorn. Aq.) Ziegler, Dr. theolog., Bischof von 
Linz, geb. zu Kirchheim bei Augsburg 7. Marz 1770; seine Gymnasial- 



J ) Im Nekrolog Wiblingens von Gams heisst er aus Versehen des Setzers 
Euderle. jUbmg Quartsh. 1879 S. 631.) 



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-,v '*■*■ 



- 419 — 

studien l>egann er zu Ottobeuren, die Philosophic horte er im Pra- 
manstratenserstrfte Roth. Profess 26. April 1791; zum Priester geweiht 
zu Constanz 25. Mai 1793. Die theologischen Studien machte er in 
seinem Kloster und war hierauf 1 Jahr Professor am Gymnasium des 
Klosters. Von 1794 bis August 1798 Professor der griechischen 
Sprache am Lyzeum zu Constanz. Von 1798 — 1800 Professor der 
Humaniora zu Freiburg. Dort musste er sich zugleich auf die Professur 
der theologischen Facher vorbereiten und unterzog sich vier rigo- 
rosen Priifungen vor den Professoren Klilpfel. Schwarzl, Wanker und 
Hug und kehrte als Doktor der Theologie in sein Kloster zuruck. 
Dort wurde er Professor der Theologie fur die Kleriker, Novizenmeister 
und (seit 23. Oct. 1801) Prior, was er bis zur Aufhebung des 
Klosters verblieb. Im J. 1802 reiste er nach Wien um die Erhaltung 
des Klosters, dem gleich den iibrigen die Aufhebung drohte, zu erbitten. 
Am 20. Nov. 1805 nahm Churbaden vom Kloster Besitz. Allein schon 
nach zwei Tagen wurde der badische Commissar mit seiner Begleitung 
von den Bayern, die mit eigener Mannschaft im Kloster einriicken, 
abgetrieben. Aber auch die Bayern blieben nicht lange im ruhigen 
Besitze, indem am 31. Dez. 1805 eine Schwadron wiirttembergischer 
Reiter in Wiblingen einzog und die Bayern zum Abzuge bewegen 
woilte. Weil aber letztefe aus Ulm Verstarkung erhalten, so blieben 
sie mit den Wiirttembergern in Wiblingen. Dies veranlasste am 3. Jan. 
1806 Abends 8 Uhr im Klosterhofe eine militarische Attaque mit 
kleinem Gewebre, wobei es beiderseits Todte und Verwundete gab. l ) 
Ziegler trat, um das Blutvergiessen zu enden, muthig unter die 
Kampfenden und gebot mit starker Stimme Stillstand; man gehorchte 
ihm, worauf ein Waffenstillstand vorgeschlagen wurde, den man annahm. 
Er selbst brachte die beiderseitigen Bedingungen zu Papier. Bei diesem 
Gefechte wurde dem vermittelnden Ziegler durch seine Kapuze ge- 



J ) Ziegler schreibt hieruber in der Selbstbiographie : »De Wiblingensibu< 
moenibus et agris gladio plumboque pugnatum est 3. Jan. 1806 post meridiem 
usque ad vesperas horae nonae Bavaros inter et Wiirtembergiae railites. Necati 
sunt circiter 17 homines, vulnerati 40 magis minusve. Proelio tarn- inglorio finem 
fecit imperterritus prior monasterii, abbate absenti ; morientium et vulneratorum 
curam egerunt presbyteri religiosi, commiseratione provocati, quae tanta de aliena 
possessione, nostra nimirum Wiblingensium, crudelis vix unquam audita invasio 
fnit, Gallis posthac ridicula, nobis vero acerba nirais. Istudjnostrarum partium 
pietas et charitatis christianae oflicium tantopere adfecit milites moriturientes ct 
vulneribus laborantes, ut plures recipi ad sacra catholica postulaverint, relicta 
Lutheri secta; succubuere enim Wiirtembergici, nudius tertius armati, exercitati 
minime.« (Vita Or. Ziegler, in der »Athanasia« 1837, XXII Bd. I. Hft. S. 34. sq.) 

9* 



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tftffei 



— 420 — 

schossen. Nach Abzug der Wiirttemberger wurde 27. Marz 1806 das 
Kloster von Bayern (vermoge Artikel VIII. des Pressburger Friedens) 
in Besitz genommen und als aufgehoben erklart. Spater kam es an 
Wiirttemberg (s. die Biographie des Abtes Ulrich Keck). Ziegler war unter 
jenen Wiblinger Religiosen, welche nach Tiniez auswanderten. Am 
31. Oct. 1806 1 ) verliess er Wiblingen. Er stand der Communitat zu 
Tiniez als Prior vor und lehrte zugleich an der Universitat zu Krakau 
Dogmatik. Nachdem die Wiblinger von Tiniez vertrieben worden, 
erhielt Ziegler die Lehrkanzel der Kirchengeschichte an der theol. 
Lehranstalt zu Linz 1 8 1 o — 15; von dort kam er 1 8 1 5 als Professor der 
Dogmatik an die Universitat nach Wien und verblieb in dieser Eigen- 
schaft, bis ihn Kaiser Franz 2. Febr. 1822 zum Bischof von Tiniez 
(ehem. Tarnow) ernannte. Seit 1 8 1 8 war Ziegler auch Domprediger. — 
Am 13. April 1827 erhielt er das Bisthum Linz. Er wirkte als 
Bischof segensreich, voll Eifer, Liebe und Milde. Mit Ehrfurcht und 
Hochachtung waren ihm Clerus und Laien aufrichtig zugethan. Seit 
dem J. 1847 begann sein Augenlicht abzunehmen, bis es 1848 ganzlich 
erlosch. Dem ungeachtet iibte er, von seinem Secretar unterstutzt, die 
bischoflichen Functionen aus. Er starb am 15. April 1852 am 
Schlagflusse, nachdem er kurze Zeit vorher noch munter mit seinem 
Cap Ian zu Abend gespeist hatte. (Athanasia, Bd. XXII. S. 32 sq. und 
Mittheilung des Bischofes Franz Joseph Rudigier von Linz Vergl. 
Brunner, Blem. Hoffbauer u. s. Zeit, S. 144— 148. 3 ) 

') »Migrandum itaque (schreibt er in d. Selbstbiographie) de suis sedibus 
fuit fratribus Wiblingensibus, quorum pars potior ita vitam religiosam adamavit, 
ut remotissima ora petere mallet, quam a suo instituto avelli.* 

*) Konig Ludwig von Bayern verlieh ihm 1838 das lomthurkreuz des 
Civilverdienstordens der bayer. Krone, mit welchem der personelle Adel verbunden 
ist. — Mit Liebe hieng Ziegler an seiner Geburtsstatte Kirchheim an der Mindel. 
Er besuchte dieselbe 1828 und 1838 und war des Ortes edelster und uncrmudeter 
Wohlthater. — Das im Jahre 1850 auf dem Pfarrkirchthurme Kirchheiras er- 
richtete vergoldete Kreuz — wozu er den ersten Gedanken schon in friihestcr 
Jugend — als Student in den Ferien heimkommend gefasst hatte, — wird den 
spatesten Nachkommen seinen Namen verkiinden und in gesegnetem Andenken 
erhalten. — Sein Tod erfolgte durch Lungenlahmung. Seit langerer Zeit unwohl, 
glaubte er dennoch der Genesung entgegen zu gehen. Noch am 13. April — 
zwei Tage vor seinem Tode — liess er nach Kirchheim schreiben: »Der ver- 
flossene Winter hat mich iiber zwei Monate ans Bett geheftet; es war ein starker 
Katarrh, der mich auf einmal heftig angefallen hat. Ich liess mich mit alien hi. 
Sakramenten versehen und war gefasst in meinem 83. Jahre stehend die irdische 
Laufbahn zu beschliessen. Allein Gott hat es anders gefallen, ich bin seit 3 
Wochen auf dem Wege der Genesung. Die Aerzte geben mir grosse Hoflfnung 
sogar noch lange zu leben. Dies wie der Himmel will . . . .« (S. Neuer Ne- 
krolog der Deutschen XXX. Jahrg. 1. Thl. S. 254 — 255.) 



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421 



A) Schriften: i. Positiones et compendium theologiae mo- 
rails. Constantiae 1805. 

2. Die gute Sache der deutschen Hierarchie bei Deutschlands 
Wiedergeburt. Augsburg. 181 5. (An den Wiener Congress gerichtet.) 

3. Die Feier der hi. Firmung in der kath. Kirche, Wien (Doll) 
1817. 235 S. 8. 

4. Institutiones theologiae dogmaticae Engelberti Klypfel 2 partes. 
Quartis curis recognitae. Viennae. (J. G. Brinz.) 181 9 — 21. 

5. Principium theologiae christiano-catholicae. Viennae. Auch 
deutsch: Das kath. Glaubensprinzip nachgewiesen in der lat. Ab- 
handlung. ,Von der Kirche als Grundlage der Dogmatik* von zwei 
Freunden der theol. Literatur frei tibersetzt mit Vorrede von Ziegler. 
Wien. (Ant. Schmid) 1823. 293 S. 8. 

6. S. Petrus primus christianorum sacerdos lapsus et velociter 
surgens pia meditatione, quales esse debeant ministri, verbis docuit et 
actibus. Tarnoviae 1825. 43 S. 8. 

7. Weg zum allein selig machenden Glauben. Linz. 1828. 

8. Vorrede zur Ausgabe der deutschen Bibeliibersetzung. A. und 
N. Testamentes von Dr. Fr. Allioli. 25 S. gr. B. (1830.) Recensirt 
in Felder's Lit. Ztg. 1821. IV. Bd. S. 236-251.) i)j 

9. Gedanken liber die Schriften der Kirchenvater, Kempten 
(Kbsel) 1830. 42 S. 8. 

10. Vollstandiger Unterricht iiber den Ursprung und die Be- 
schaffenheit des Ablasses und des Jubilaumsablasses insbesonders. Linz. 
(J. Humer.) 1833. 9 2 & 8 « (^ s Hirtenbrief herausgegeben.) 

1 1 . Ziige und Schilderungen aus dem Leben des sel. Sebastian, 
Fr. Job., k. k. Hofkaplans und Beichtvaters I. Majestat der Kaiserin 
Caroline Augusta von Oesterreich. Linz. (Humer.) 1835. l8 4 $• 8 - 

12. Sechzehn Thesen, welche der Hochw. Erzbischof von Coin 
Clemens August seinem Clerus zu unterzeichnen vorgelegt hat mit den 
Einwendungen gegen dieselben und mit der kath. Dogmatik verglichen 
Linz. (Humer.) 1838. 102 S. 8. 

13. Betrachtungen iiber religiose Gesellschaften in Verbindung 
mit den weltlichen Staaten, oder iiber Religion, Kirche und Staat in 
freundlicher Verbindung. Linz. (Humer.) 1849. 

14. Der Glaube an CLottes Wort bahnt den einzig sichern Weg 
zum Himmel. Linz. (Humer.) 1850. 50 S. 12. 

1 5. Katechismus der den ersten Menschen bis auf Christi Gebuft 
gegebenen Offenbarungen Gottes. Linz. 2 Thle. 1850. 8. 



') liekanntlich war clem Bischofe Ziegler nebst andern liischofen vom 
Papste Pius VIII. die Priifung der deutschen Bibeliibersetzung Alliolis iiber- 
tragen worden. 



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— 422 — 

B)Reden: 16. Rede iiber die EinfUhrung der erblichen Kaiser- 
wiirde Oesterreichs. Giinzburg. 1804. 

17. Oratio funebris in exequiis illustrissimi et excel lentissimi I). 
1). Philippi comkis de Swarts-Spork, suprerai appell. tribunalis praeskhs. 
Cracoviae (Trassler). 1809. 

18. Oratio academica de rationalismo theologico catholicae, 
evangelicae et reformatae ecclesiae pariter adversante, nonnisi una 
divinitus coastituta credendi regula eliminando. (In Print's theoL Ztschft. 
181 7. VI. Jahrg. 1. Heft S. 243 — 290. Separat. 1818. Ed III. Viennae 
apud Mechitarist 1822 und 1827. Nachgedruckt zu Speyer, London 
und Philadelphia. Wurde auch in fremde Sprachen iibersetzt. Steht 
auch in Felders Lit Ztg. 1822. I. 17 — 53.) 

19. Predigt iiber den Werth des Alters im Christen thurae. 
Gehalten beim Priesterjubilaum des Propstes von Klosterneuburg, Gau- 
dentius Dunkler, Wien. 182 1 20. S. 

20. Rede, gehalten zu Olmutz am 12. Juni 1831, bei der VII. 
Sacularfeier der Metropolitankirche zu Olmutz. Briinn. (Gall.) 1831. 
26 S. 8. 

2i. Predigt bei den feierlichen Exequien weil. Sr. Maj. des. 
Kaisers Franz I. Linz. 1835. 3 1 $. 8. 

22. Oratio habita ad capitulum Cremifanense die 22. Sept. 1840. 
Lincii. 1840. 8. 

C) Hirtenbriefe: 23. Litterae pastorales editae ab Andrea Rava 
— Gawronski, episcopo Cracoviensi ad universum clerum praemisso 
decreto caes. reg. die 29. april. 1802. Cracoviae. 1808. 

24. Litterae quaedam pastorales jussu Andr. Gawronski, ep. 
Cracov. elaboratae, quas ille ad clerum et populum direxit. 1806 — 18 10. 

25. R. R. D. D. Presbyteris confratribus suis Wiblingensibus ; 
Augustino Braunmuhl, Jo„ Xav. Sibich, Paulo Erhard, Antonio Ganther, 
Sebast. Henle, Michaeli Braig, Placido Ay, Anselmo Hundio, Josepho 
Keller, Godefrido Ackermann in Wiirttembergiae et Helvetiae oris 
commorantibus litterae encyclicae. Viennae. 1822. (Steht auch in 
Felders Lit. Ztg. 1822. III. Intelligbl. S. 128) 

26. Litterae pastorales Gregorii Thom., episc. Tynecensis ad 
clerum Tynecensem (postea Tarnowensem) et ad suos olim auditores 
Vindobonae. Viennae (Mechitar.) 1824. 44 S. 8. (Vergl. Felder, Lit. 
Ztg. 1825, III. S. 184 — 200; erschien auch deutsch von Silbert, 
Wien. 1824.) 

27. Hirtenbrief an die Glaubigen der Diozese Tarnow anlasslich 
des Jubilaums des Papstes Leo XII. 1826. 

28. Hirtenbrief an die Glaubigen der Diozese Linz aus Anlass 
seines Regierungsantrittes. 1827. 8. 



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— 423 — 

29. Pastoralschreiben an seinen Clerus betreflfend die Vorbe- 
reitung auf die hi. Messe. 1828. (Abgedr. in Besnards Lit. Ztg. 1829. 
I. Intelligbl. Nr. 1.) 

30. Hirtenbrief in Betreff des Leopoldinischen Vereines im 
J. 1829. Linz. 

31. Warming und Belehrung in Betreff der verschiedenen Zeit- 
raeinungen (^Fastenmandat pro 1839. — Audi in der Ztschft. Atha- 
nasia. 1839. Bd. XXVI. Hft. 1. S. 80—98.) 

32. Verba salutis scripta ad venerabilem clerum suum in gratam 
memoriam peracti a se quinquagesimi anni in adepto arae ministerio. 
Die 25. Maji 1843. 

^^. Hirtenbrief, veranlasst durch das vom Papste Pius IX. aus- 
geschriebene allgemeine Jubilaum Linz. 1847. 48 S. 8. 

D) In Zeitschriften: 34. Ueber den gottlichen Ursprung 
des Bussacramentes in der kath. Kirche. (Frint, Theolog. Ztschr. I. Jahrg. 
1. Hft. S. 191—248; II. Jabrg. 2. Hft. S. 376—382; IV. Jahrg. 
i Hft. S. 271 — 309.) 

35. Brevis antobiographia (,Athanasia* Bd. XXII. (1837.) N. 
Folge VI. B. S. 32-43) 

36. Ziegler befbrderte auch die von seinem Mitbruder P. Mich. 
Braig verfasste Geschichte des Stifles Wiblingen zum Druck und fligte 
derselben die Nachrichten iiber das Ende dieses Stifites hinzu. 

37. Empfmdungen Zie^glers, als er Wiblingen verliess und sich 
anschickte nach Tiniez zu reisen. 1 Nov. 1806 (Verdffentlicht in 
den ,Studien O. S. B. ft 1882. I. Hft. S. 208. Das Original befindet 
sich im Kloster Ottobeuren.) 

Manuscripte : 
A) In der Bibliothek zu Unterkirchberg bei Wiblingen. 

1. Positiones ex ss. theologiaeinitiis. 8. Maj. 1801. 34 S. 4. 
und 11. Sept. 1801. 15 S. 4. 

2. Positiones ex theologia dogmatica de deo redemptore et 
sanctificatore. 24. Maj. 1802. 4. 

3. Positiones ex jure ecclesiastico. 24. Sept. 1802. 4. 

4. Philosophia moral is conscripta a Fr. Ernesto Steidle, dictante 
P. Greg. Ziegler Priore. 1803. 2 Bd. 109 S. 4. 

B) In der Kapitelbibliothek zu Wiblingen : 

5. Kurze Geschichte von dem aufgehobenen Benedictinerstifte 
Wiblingen nachst Ulm in Schwaben, verfasst von dem letzten Prior 
dieses Stiftes P. Gr. Ziegler im Monat October 1806. 23. Bl. 4.^ 

*) Nach den Script. O. S. B. Austri ago.- Hung. pag. 530, soil Ziegler auch 
Acta et scripta Engelberti KlypfeHi 1820 edirt haben. Ich verrmtthe aber, dass 
diese Schrift mit den sub Nr. 4. angegebenen Institutiones identisch sei. — Aus 
der Zeit der Lehrthatigkeit Ziegler's zu Constanz stammen : Institutiones artispoeticae 
und Gesch. des Hauses Habsburg. Sie kamen nicht in den Druck, sondem waren 
nor aJs Collegicnhefte verbreitet. 



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- 424 — 

P. Coelestin Keppler, Dr. theolog., Besitzer der grossen 
goldenen Verdienst-Medaille, geb. zu Munderkingen 8. Sept. 1784, Profess 
8. Sept. 1805, wanderte nach der Aufhebung des Stiftes nach Tiniez, 
wo er 19. Sept. 1807 zum Priester geweiht und mit dem Amte eines 
Novizenmeisters betraut wurde. Als die VViblinger Religiosen auch Tiniez 
raumen mussten, zog Keppler mit dreien seiner Novizen nach Admont 
und gelobte dort 18 17 Stabilitat. Er wirkte als Professor der Philosophic, 
des Kirchenrechtes und der Dogmatik, kam dann als Professor an das 
Lyzeum nach Graz und hierauf als Professor der Religionslehre fur 
die zwei philosophischen Curse an die Universitat nach Wien. Er 
starb als Jubilar der Profess und des Priesterthums zu Wien 
1 1. Marz 1858. 

Sch ri ften : 
A) In der theologischen Zeitschrift von Print veroffentlichte er folgende 

Abhandlungen : 

1. Zergliederung des tridentinischen Dekrets von der Recht- 
fertigung (VIII. Jahrg. I. Hft. 94 -161 und II. Hft. 18—52.) 

2. Geschichtlich dogmatische Abhandlung iiber den Glauben der 
Kirche an die gottliche Dreieinigkeit. (VIII. Jahrg. II. Hft. 193 — 326 
und IX. Jahr. I. Hft. 3—81.) 

3 VVie offenbart die Kirche ihren Glauben? IX. Jahrg. 
I. Hft. 342 — 361. 

H) In der theolog. Ztschft. v. Pletz. 

4. Ueber Einigung der christkatholischen Kirche mit der Kirche 
zu Rom. (1831. I. 123 — 162.) 

C) In einer dem Verfasser unbekannten Zeitschrift : 

5. Einiges iiber die zwei ersten Hauptstucke des Apostel Matthaus. 

Anonymus Wiblingensis. (Vielleicht P. Joh. Nep. Hold.) 
Orthelo otler der Hofnarr. Original-Lustspiel in 3 Aufziigen. Kleines 
Musikspiel aufgefiihrt von der studierenden Jugend zu Wiblingen am 

25. Febr. 1802 (sowie am 1. und 7. Marz.) 4. (In der Bibliothek 
zu Unterkirchberg.) 

P. Conrad Luttinger, geb. zu Aschau bci Reutte in Tirol 23. April 1784, 
Prof. 8. Sept. 1805, wanderte nach Tiniez, wo er 23. Mai 1807 Priester wurde, 
und als Professor am akademischen Gymnasium zu Krakau wirkte. Von Tiniez 
vertrieben gelobte er 181 1 im Schottenstifte zu Wien Stabilitat. Er wirkte dort 
als Professor und Direktor des k. k. Schottengymnasiums, war Subprior und 
Bibliothekar, starb 10. Juli 1857 als Jubilar der Profess und des Priesterthums. 
Er war mit dem goldenen Verdienstkreuze ausgezeichnet. 

*) P. Ulrich Schiele war zur Zeit der Aufhebung Novize und gehort streng 
genommen nicht mehr hieher. Er war geb. zu Bollstadt, 25. Dez. 1786 trat nach 
der Auflosung v. Wiblingen in das Stift Gottweig, wo er 24. Nov. 181 1 Profess 
machte. Er starb im Kloster als Jubilar der Profess und des Priesterthums 

26. Nov. 1864. S. Schrift. s. Scriptores O. S. B. imp. Austriaci S. 406. 



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425 



Uebersichtliche Geschichte des aufgehobenen 
Cistercienserstiftes Engelszell in Oberosterreich. 

(Von Dr. Otto Schraid, k. k. Uoivcrs.-Prof. d. Theol. in Graz.) 
(Fortsetzung aus Jahrg. V., Heft 1, S. 115—121.) 

Sowie Bischof Bernhard seine Stiftung nach Moglichkeit 
bedachte, so wendeten auch andere geistliche und weltliche 
Grosse derselben ihre Gunst zu. Da Engelszell stets als Stiftung 
von Passau *) gait, so kam es, dass vorzuglich passauische 
Bischofe, Canonici und andere Geistliche, Burger und Biirgers- 
frauen von Passau diesem Kloster zahlreiche Wohlthaten er- 
wiesen; aber auch vom Lande Oberosterreich, vom nachst 
angrenzenden Bayern (stand ja das Innviertel so lange unter 
bayerischer Herrschaft), ja im fernen Unterosterreich fanden sich 
zahlreiche Gonner ; selbst die osterreichischen Landesfursten, 
deren Gebiet nach Westen Engelszell gegen Passau und Bayern 
abgranzte, nahmen sich des Stiftes lebhaft an ; auch geistliche 
Wohlthaten, Ablasse wurden dem Kloster oder den die Kirche 
desselben besuchenden und zum Ausbaue des Klosters oder der 
Kirche oder zur Anschaffung von Kirchengerathschaften bei- 
steuernden 2 ) verliehen. Wir wollen nun, hauptsachlich nach dem 
Necrologium Cellae Angelor., aber auch nach anderen ganz 
sicheren Quellen die Wohlthater des Stiftes Engelszell und ihre 
Begabungen an dasselbe in chronologischer Reihenfolge vor- 
fiihren und in diese Darstellung die Leiter jenes Klosters, nach 
ihrer Aufeinanderfolge, soweit es moglich ist, 3 ) einschalten, 
wodurch wir, da sonst wenige Anhaltspunkte sich finden, ein 
beilaufiges Bild des materiellen und zum Theile auch des geistigen 
Zustandes jenes Stiftes erhalten. 

Ausser den schon genannten Heinrich von Inn und den 
Herren von Wesen sind unter die fruhesten Wohlthater von 
Engelszell zu rechnen die machtigen Herren von Schaunberg, 
deren Gebiet sich ja in die nachste Nahe von Engelszell er- 

1 ) Das Stift Engelszell war aber auch dem Hochstifte Passau sehr zugethan 
in Dankbarkeit; noch kurz vor der Aufhebung desselben ausserte sich Regierungs- 
rath Eybel, dass Engelszell zu grosse Vorliebe fur Passau und wenig Anhanglichkeit 
an den eigenen Landesfursten habe; Statth. Acten in Linz. 

a ) In den so zahlreich noch vorhandenen Ablassbriefen kommt fast standig 
der Ausdruck vor: qui manus adjutrices porrexerint ad structuram ecclesiae et in 
caliciubus, luminaribus aliisque divino cultui necessariis de suis eidem provi- 
derint u. 8. w. 

s ) Es ist fast nicht moglich, eine ganz genaue, chronologisch richtige 
Series abbatum von Engelszell zu geben, da wenige Urkunden aus dem 14. und 
15. Jahrh. sich erhalten haben, ja noch im 16. Jahrh. viele Widerspruche iiber 
die Regierungszeit einiger Aebte sich finden. Abt Nivardus Oeden (1654 — 83) 
verfasste eine Series abbatum Cellae Ang. handschriftlich in der Wiener Hofbibl., 
die auch, wie der Verfasser selbst sagt, nicht ganz sicher ist. 



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— 426 — 



streckte; schon anno 1296 gaben sie dem Kloster Engetezell 
Mauthfreiheit auf ihrer ansehnlichen Mauth zu Aschach 1 ) ; ebenso 
ertheilte Herzog Albrecht von Oesterreich durch Urkunde vom 
10. Februar I297dd. Passau dem Stifte voile Mauthfreiheit fur Wein 
und Getreide an alien seinen Mauthen und erklarte zugleich, 
dass er die Stiftung Engeiszell vom Stifter als wahrer Fundator 
in seinen besonderen Schutz nehme. 3 ) Im gleichen Jahre 1297, 
22. Nov., stifte t Nicolaus, Pfarrer in Stadelau (jetzt Wiener Erz- 
diocese) einen Altar zu Ehren der hh. Thomas und Nicolaus, 
stattet ihn mit Paramenten, Biichern, Kelch u. s. w. aus und 
dotirt ihn mit seinem Hause in Wien. 8 ) Diese Stiftung eines 
Altars scheint anzudeuten, dass die Kirche in Engeiszell erst 
nach und nach ganz vollendet wurde. Dies wird bestatigt dadurch, 
dass bald darauf, 1298, 13. Dec, Antonius, Episcopus Chena- 
diensis*) alien, die zum Baue der Klosterkirche in Engeiszell 
beitragen, Ablasse ertheilt. 1298 1. Sept., stiften sich mehrere 
Briider von Oed h ) mit ihrem Eigen zu Horzing (Pfarre Nattern- 
bach) einen Jahrtag zu Engeiszell. Abt Christian von Engeiszell 
war selbst in Ankaufung von Giitern fur das Kloster sehr thatig ; 
so kaufte er von Ruger, dem Richter zu Krems dessen Hof zu 
Neudorf um 28 Pfd., von Conrad dem Durst ein Gut zu 
Tiemdorf um 310 Pfd., von Heinrich dem Pocksruck einen Hof 
zu Aich um 27 V a Pfd-» vom Kloster Minnebach bei Krems 
mehrere Gilten (in d. J. 1299, 1300) von Gottfried, Burger zu 
Stein einen VVeingarten am Kamp (1307), von Hartneid von 
Lichtenwinkel das Gut zu Lichtenwinkel um 10 Pfd. (L2I2); 
wahrscheinlich gaben die Schaunberger schon ao. 1301 den 
Horzinger Wald sammt Wiesen zum 6 ) Kloster Engeiszell. 
Bemerkenswerth ist noch die Begabung des Stiftes mit 2 Giitern 
auf dem Schefberg in der Pfarre Engeiszell selbst. 1301 den 
9. Oct., versichert Abt Christian von Engeiszell, dass Abt 
Conrad von Wilhering ihm zugesagt, die Gewehrschaft des Hofes 
zu Gumpolting, den Wilhering von Heinrich dem Alhartingen 
erkauft und an Engeiszell abgetreten hat, zu iibernehmen, doch 

') Urkundenbnch des Landes o. d. £. VI., 5S6. 

*) Filr Herzog Albrecht wurde alljahrlich im Monat Marz die non impedita 
ein solenner Jahrtag in Pontificalibus gehalten. 

a ) Urkundenbuch VI., 588. 

4 ) Auf Originalurkunden schreibt er sich Ep. Chanadiensis : er war Minorit 
und Kanzler des Konigs von Ungarn; er kronte anno 1305 Otto Herzog von 
Bayern zum Konig von Ungarn und war Bischof von Csanad 1290 — 1 306; wo 
er resignirte und starb 1307. Er war, wie Xystus Schier sagt, ofters im Augustiner- 
kloster Marchegg. 

b ) Fttr die Herren von Oed wurde der Jahrtag stets am 8. Marz gehalten. 
Der Stammsitz der Oeder, Schloss Oed, lag in der Pfarre Waldkirchen am 
Wesen; sie hatten auch spater Gotzendorf, Lichtenau (im Miihlkreise) u. s. w. 

r ) Nach Andeutungen im Statth. Archive Linz. 




Digits 



zed by G00gle 



427 



ofane alien Schaden. J ) 1302, 6. Janner, stiftet Caspar von Hag 
sich rait mehrcren Giitcrn zu Kloster Engclszell einen Jahrtag, 
der spater, wahrscheinlich durch Verlust der dazu gestifteten 
Giiter einging. Am 9. JuK gedenkt das Necrolog des Dietrich, 
Pfarrers zu Sitzendorf (jetzt Wiener Erzdtocese), der dem Kloster 
Engclszell 150 Pfd. schenkte. Anno 1303, 8. April ddo. Wien, 
bestatigt H. Rudolf von Oesterreich die Mauthbefreiung vom 
Herzog Albrecht, mit Inscrirung der Urkunde des letzteren und 
erweitert zugleich die von diesem gewahrte Mauthbefreiung, 
nachdem er schon am 3. Marz desselben Jahres durch semen 
Hofinarscball, Dietrich von Pilichsdorf, dem Kloster Engclszell 
seine bisherigen Besitzungen bestatigen hatte lassen. Um diese 
Zeit verkauft Ulrich. filius oder nepos decani de Chrems. einen 
Hof in Krems an Abt Christian mit der Bedingung. dass 
Engelszell jahrlich 5 Eimer Wein zur Infirmarie des Klosters 
Zwettl dienen sollten. a ) 1304 verkauft Heinrich der Oeder dem 
Kloster Engelszeli mehrere Zehente in der Engelhartszeller 
Pfarre, zu Hakendorf, Feuchten 8 ) und nach der Synopsis von 
Abt Heiland schenkte in diesem Jahre 1304 Wilhering seinem 
Tochterstift 3 Schilling Wien. Pfd. Dienst, den dieses von 
seinem Hause in Krems an Wilhering jahrlich zu reichen hatte. 
1304, 25. Febr., verkauft Abt Ebro von Zwetd an Abt Christian 
einen Weingarten zu Leubs auf dem Berge Haslach und einen 
zu Krems, genannt Gerl, dann 5 Pfd. Einkiinfte um 150 Wien. 
Pfd. 4 ) Um diese Zeit verleiht Antonius Genec. episc. dem Kloster 
Engelszell Ablass von 40 Tagen (Synops. S. 23). In diesem 
Jahre (1306 — 1309), vielleicht 1308. ist der im Necrolog als am 
7. Dec. verstorben angemerkte Dominus Meinhalmus, miles in 
Waczmanstorff (Niederosterreich) verschieden. der dem Stifte 
Engelszell einen Weinberg bei Klosterneuburg und einen Kelch 
schenkte. Sehr giinstig er eigte sich auch Herzog Friedrich von 
Oesterreich, der Schone (spater d. Kaiser), da er in Passau bei 
dem Congresse "•) nach dem greulichen Kriege zwischen den 
bayrischen und den osterreichischen Herzogen wegen Neuburg 
am Inn und verschiedener gegenseitiger Beleidigungen dem 
St. Engelszell, ddo. 29. Marz, die von seinen Vorfahren ertheilten 
Privilegien bestatigte und bald darauf, am 16. April, das Kloster 

*) S. Archiv Wilhering Codex B. 440. Diese Regeste ist nicht gedruckt. 
Gumpolting ist in der jetzigen Pfarre Kirchberg (Dec. Wels.) 

*) S. Frast, Stiftungsbuch von Zwettl in Fontes rer. Austr. Ill, 530. 

s ) Nach der Chronik P. Colestin's entsagen spater die Briider von Waldek, 
Ortolf und Hadraar sowie Erchanger von Wesen ihren Rechten auf diese Zehente. 

4 ) Chronik Colestin's und Heiland's Synopsis, p. 53. 

*) Dauerte vom 25. Marz bis Georgitag (23. oder 24. April) und war von 
vielen Filrstcn, Bischofen und Ministerialen besucht. 



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— 428 — 

von der Mauth zu Neuburg am Inn (war damals osterreichisch, 
liegt am linken Innufer, jetzt bayerisch) fur jahrlich 2 Pfd. 
Salzes grosseren Bandes und 8 Pfd. kleineren Bandes frei er- 
klarte und auch spater dem Kloster Engelszell 100 Pfd. schenkte. 1 ) 
Wahrend desselben Congresses erzeigte sich auch Herzog Otto 
von Bayern, der von einem Theile des ungarischen Adels als 
Konig envahlt und 1305 von dem obgenannten Antonius Ep. 
Chanad. gekront worden war, aber bald darauf in Gefangenschaft 
gesetzt und durch die Flucht sich gerettet hatte, dem Kloster 
Engelszell gnadig; auch er gestattete dem Kloster Engelszell 
jahrlich die gleiche Anzahl Pfd. Salzes, wie H. Friedrich erlaubt 
hatte, mauthfrei durch Burghausen und Scharding (damals 
bayerisch) durchzufuhren. Anno 13 13, 2. Febr. ddo Kloster- 
neuburg, schenkt die romische Konigin Elisabeth (es war dies 
die Witwe des ermordeten Konigs Albrecht I.) dem Kloster 
Engelszell 30 Fuder diirren Salzes, ^auf Beweisung und rat 
unsers geistl. vaters pischoven VVernharts von Passau,« wie sie 
in der Urkunde sagt, aus den Salinen zu Hallstatt. 2 ) Anno 131 2, 
in festo s. Georg. M., vermacht Frau Gertrud, des Leutold von 
Kreuzbach Witwe, 1 Weingarten und das Necrol. gedenkt beider 
am 5. Febr. 

Wahrend dem das Stift solche Schenkungen erhielt, war 
Abt Christian die ganze Zeit seiner Leitung hindurch, besonders 
aber in den letzteren Jahren bedacht, seinem Stifte neue Griinde 
und Guter anzukaufen: so kaufte er 13 10 urn 104 Mark Silber 
von Laurenz de Urvar, Burger zu Stein 2 Weingarten, einen 
auf dem Weinzierlberg und einen bei der Stadt Krems, ausser- 
dem ein Haus in Eselstein, dann 131 1 von Abt Wisento von 
Wilhering die Neugereute in Haichenbach, 3 ) 13 13, festo s. Georg. 
von Conrad von Vorbach und Wernhard von Hartkirchen *) das 
Gut auf der Grueb in Prombach urn 15 Pfd., 1313, 28. Dec. 
von Laurenz Forster in Leubs 1 1 Pfd. Einkiinfte, von dessen 
Weingarten und Aecker an das Stift am 29. Sept. 

1 ) Das Necrolog sagt, dass Kaiser Friedrich in seinera Testamente diese 
100 Pfd. vermacht habe; ein Stiftbrief findet sich hieriiber weder in copia noch 
weniger im Originale vor; indess wurde in Engelszell alljahrlich am 12. Janner 
ein Jahrtag in Pontifical, ftir Friedrich d. Sch. gehalten. 

2 ) Es wurde fur Kaiser Albrecht I., seine Frau Elisabeth und die Ahnen 
jahrlich ein Jahrtag in pontifical, am 2. Mai gehalten. 

3 ) Wahrscheinlich ist Haibach, damals zur Hartkirchen gehorig zu ver- 
stehen; es kommt dies auf einem Peststeine im Friedhofe zu Hartkirchen als 
Haichenpach vor; schwerlich ist Haichenpach (das jetzige Kerschbaumerschlossl 
im Volksmunde), Schlossruine jenseits der Donau gemeint. 

4 ) Auch in Hartkirchen scheint ein freilich minderes Geschlecht gehaust 
zu haben; 1 189 erscheint ein Wernherus de Hartchirichen, canon, patav. Urkunden- 
buch II, 416. 



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— 429 — 

jahrlich zu reichen, von Wernhard von Wickering dessen Haus 
in Eferding 1 ) urn 3 Pfd., 13 14 von Abt Otto von Fiirstenzell 
(in Niederbayern) zwei Hofe zu Puch und Au, 2 ) von Pab von 
Hacholing 1 3 1 5 , 6. Dec. zwei Drittel seines Gutes in Chalchoven 
um 30 Pfd., von Otakar Furter das Gut in Andresberg urn 
12 Pfd., von Peter, dem Sohne des Pilgrim von Krems ein 
Gut in der Au, 3 ) Hofstatt, Baumgarten und Zugehor um 60 Pfd., 
von Propst Leopold von Hogelwerth *) mehrere Aecker zu 
Krems um 6 Pfd. (13 16, 2. Sept.), von Seibot von Ascha ein 
Gut Ekkersperg genannt um 14 Pfd. (1317, 2. Febr.). Das 
Urbar und Dienstbuch des Stiftes Mejk von 13 14 (Keiblinger, 
Gesch. v. Melk II., 20) erwahnt, dass das Kloster Engelszell 
an Melk von Weingarten im Tailant, von einem Baumgarten zu 
Radendorf und von einem Baumgarten im Wolfgraben zu zahlen 
habe. Abt Christian loste ferner um 2 1 2 Pfd. von den Brudern 
Ulrich, Heinrich und Carl von Prambach ein Lehen zu Prambach 
ein (13 16), und im gleichen Jahre, ii. Juni, versetzt Abt Stephan 
von Wilhering mehrere Giiter, Rechte und Dienste um 72 Mark 
Silber an Engelszell, dessen Abt Christian er seinen Co-Abbas 
nennt. In seine Regierungszeit fallen wohl auch die Schenkungen 
des Wernhardus, Canon, patav., eines Bruders des Stifters, der 
sich in Engelszell seine Grabstatte erwahlt hatte und zur rechten 
Seite des Hochaltars begraben war, gest. 12. Dec; des Conrad, 
genannt der Bischof. am Porz, eines Passauer Burgers (1 Pfd. ; 
nach dem Necrol. gest. 26. Aug.) und des Burchard, Burgers 
von Falkenstein und seiner Familie (Gedenktag im Necrolog 
7. Aug.) die dem Kloster Engelszell ihr Gut zu Schedlsperg (in der 
jetzigen Pfarre Prambachkirchen) vermachten. Abt Christian, 
dessen Thatigkeit eine unermudliche war und dessen Ansehen gross 
gewesen zu sein scheint, er tritt als Vermittler auf in dem 
Streite zwischen Bischof Bernhard von Passau und den Domini- 
kanerinnen zu Imbach (Minnebach) bei Krems wegen der Pfarre 
Minister, 5 ) resignirte, wahrscheinlich gebeugt durch Alter und 

*) Nach der Synops. S 29 lag dieses Haus auf der Engelszeller Hofstatt, 
tier Kirche gegenitber. 

2 ) Au in der Pfarre Feldkirchen im MuhJkreis, Puch in der Umgebung. 

a ) Dieses Au wohl in der Nahe von Krems. 

4 ) Hogelwerth, jetzt in der Krzdioce.se Miinchen, gehdrte frtiher nach 
Salzburg und war ein Stift regul. Augustiner Chorherren. 

h ) Ks ist die Pfarre Altmtinster bei Gmunden gemeint; diese war von den 
Siiftern Imbachs. da die Gemahlin des Stifters, Gisela, eine Griifin von Ort die 
Vogtei iiber jene Pfarre hatte, diesem Kloster iibergeben word en ; Abt Christian 
ermittelte bei dem Bischofe Bernhard, dass die Nonnen in ihrem Rechte iiber 
Altmtinster unbehelligt blieben; es blieb auch Imbach im Patronatsrechte iiber 
Altmiinster bis 1768, wo Bischof Thun um 6000 fl. dasseibe den Nonnen abloste. 



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— 480 — 

Arbeiten, auf seine Abtwurde. da in einer Urkunde vom 
25. Marz 1 31 7 schon Wisento als Abt von Engelszell erscheint 
und das Necrol. E. t sowie das Todtenbuch von Ltlienfeld den 
Sterbetag Christians auf den 15. Juli ansetzen. l ) 

(Fortsetzung foigt) 

Aus dem Sonettenkranze : „St. Benedict und sein 

Orden" 

von P. Franz Sales Toraanik, O. S. B. aus Stift Marti nsberg in Ungarn. 
(Fortsetzung — vergl. Heft I. d. J. S. 161 — 162.) 
(22.) Sonet Blasien. Einsiedeln. 
Wo dunkelgriin die Berge in dem Schwarzwald stehn, 
Das Wiesenthal, das liebliche, die Alb durchfliesst, 
Der Sonne Strahl Licht Leben in das Laub ergiesst 
Und Waldesdiifte rings so voll, so wiirzig wehn, 
Wo einst die Zelle — da sollt Blasien erstehn. 
O Waldesveilchen, wie du auch die Menge fliehst, 
Der Wohlduft ist's, womit du deine Kenner ziehst; 
Denn bier blilht reicbes Wissen, tiefster Andacbt Flebn. 
Und fernhin in dem dunklen, in dem finstern Wald 
Hebt sicb als Schule und als Kloster Meinrads Zelle, 
Und Engelstimmen klingen liebliche und helle 
Zur Engelweih — ins Heiligthum wallt Jung und Alt; 
Und wo Sanct Meinrad kniete vor der Gnadenvollen, 
Sollt Ihr den Preis Jahrhundert um Jahrhundert zollen. 

(23.) Andere Klttster nah und fern. 
Erklingt im Liede nur der Stifter kleinste Zahl, 
Die nun in Deutschiand, in Europa auferbliiht, 
Wer zahlt wohl jede Blume, die auf Erden gliiht, 
Wer jeden Stern, der ieuchtend hangt am Himmelssaal? 
Des Liedes enger Rabmen scbon bedingt die Wahl — 
Dann gibts ja andre Sanger noch in Nord und Slid; 
Wie immer doch ein Lied zu klingen sich bemiiht, 
Fur so viel Sterne kiingt es doch zu wenig Mai. 
Wer nennt die Kloster hoch am Berg, in Waldesgriinden 
Und die an grossern Orten Christi Heil verkiinden, 
Wer all' die Munster, wie Sanct Peter, Sanct Denys — 
Europas reiche Klosterwelt wer zahlet sie? 
Sie bliihten all': ein grosser reicher Blumenflor, 
Der Welt zum Heil, im Lob des Herrn ein ew'ger Chor. 




Von Dr. Zeisberg in Fontes rer. Austr. XLI. Bd. 1. Halfte. 8. 113. 



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II. AbMlimg: Mittheilungen. 



Ave Maria — Salve Bernarde! 

Notion liber das Gnadenbild Unserer Lieben Fran von Afflighem. 
Von Gottbard M. Joseph Heiffl, O. S. B. in AffliKhtmi. 

»Edessa ist gefallen! Jerusalem ist in (iefahr !« so erscholl 
es im Jahre 1145 dureh ganz Europa; und dieser Schall erfiillte 
die Herzen der Christen mit Schrecken und drang zu den Ohren 
des Oberhauptes der Kirche, Eugenius III. Bestiirzt, doch nicht 
entmuthigt durch diese Trauerkunde, richtete dor heilige Vater 
einen hilfesuchenden Blick auf das Kreuz und der Heiland sehien 
ihn auf das Beispiel seiner Vorgitnger zu verweisen und zu sagen : 
» Verkiindige einen Kreuzzug!* (iehorsam dieser heiligen Einsprache. 
wandte sich der Papst an seinen nunmehrigen Sohn, den er friiher 
als Monch von Clairvaux als seinen Vater verehrt, an den Abt 
Bernhardus und befahl ihm einen Kreuzzug gegcn die Tiirken 
zu predigen. So fugte es die gottliche Vorsehung. dass audi der 
zweite Kreuzzug sowie der erste durch Sohne des heil. Benedictus 
angeregt und gefordert wurde. 

Schon Papst Sylvester II. (999—1003) friiher Monch von 
Aurillac und dann Abt von Bobbio, hatte (999) im Namen des 
verwiisteten Jerusalem^ die allgemeine Kirche urn Hilfe angerufen. 
Auch (Jregorius VII. (1073 — 1085), friiher Monch von Cluny, 
hatte in dieser Angelegenheit Briefe an alle Christen wie auch an 
einzelne Edle erlassen, ja er sah sich bei der Beunruhigung der 
Pilger im (Jeiste (1074) schon als Fiihrer eines Ueeres zur Befreiung 
des heiligen (irabes: und sein Nachfolger Papst Victor III. 
(1086—1087). friiher Abt von Monte-Cassino, hatte in Italien ein 
Heer von Christen versammelt, mit der Fahne des heiligen Apostcl 
Petrus beschenkt und gegen die Sarazenen in Afrika geschickt. 
Endlich war es dem seligen Urbanus II. (1088 -1099). friiher 
Monch von Cluny vorbehalten den ersten Kreuzzug in Bewegung 



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— 432 — 

zu setzen. Im November 1095 berief dieser Papst eine grossartige 
Kirchenversammlung nach Clermont und ermahnte die Gl&ubigen 
mit ergreifenden Worten zur Annahme des Kreuzes. Wie aus 
einem Munde ertonte jetzt der tausendstimmige Ruf: Gott will 
es! Gott will es! — »Dieser Ruf,< sprach der heilige Vater, »sei 
euer Feldgeschrei in jeder Gefahr, das Kreuz euer Zeichen zur 
Kraft und zur Demuth, und die gnadenreiche Mutter des Herrn 
>eure PatroninU In der That, am Feste dieser Patronin, auf 
Maria Himmelfahrt (1096) setzten sich die Fiirsten mit ihren 
Heeresschaaren in Bewegung und eroberten am 25. Juli 1099 
nach unsiiglichen Miihen und Leiden Jerusalem. 

Urban II. sollte diese Freudenbotschaft nicht mehr erleben, 
aber seine Nachfolger Paschalis II. (1099—1118), fruher Moneh 
von Cluny. Gelasius II. 1118—1119. ehemals Monch von 
Monte-Cassino. und Kallixt II. 1119 — 1124, wahrscheinlich fruher 
Cluniacensermonch von Fallen in Hurgund, sollten nicht allein 
dieses trostvolle Ereigniss sehen. sondern auch durch ihr Ansehen zur 
Bewahrung der heiligen Stadt beitragen. Wie der erste Kreuzzug 
durch Benedictiner-Piipste eingeleitet und angeordnet. so wurde 
auch der zweite Kreuzzug von einem Sohne des hi. Benedictus, 
dem Papste Fugenius ausgeschrieben und von einem anderen 
Benedictiner, welcher die Hegel des Frzvaters der Monche des 
Abendlandes nach der Reform von Citeaux beobachtete und ver- 
breitete — dem heil. Bernhard gepredigt. Wie Urban II. im 
Cieiste des hi. Benedictus, den ersten Kreuzfahrern das Kreuz 
zum Abzeichen und Maria zur Patronin gegeben, so wahlte 
Eugenius III. zum Herolde des zweiten Kreuzzuges in Bernhard 
den warmsten Liebhaber des Kreuzes und den innigsten Verehrer 
Mariens, welcher uberall auf dem Wege seiner Mission Spuren 
seiner Liebe zur Himmelskonigin hinterliess. 

Bernhard begeisterte auf der Versammlung zu \ r ezelai, (Ostern 
1146, 31. Milrz) auf welcher der K<*')nig Ludwig VII. von 
Frankreich mit dem ihm vom Papste geschickten Kreuze auf der 
Brust erschien, die Barone und (irossen des Reiches zur Annahme 
des Kreuzes, lehnte aber die Ehre und Last General-Chef des 
Kreuzzuges zu sein, welche das Concil von Chartres ihm (am dritten 
Sonntag nach Ostern 1146) einstimmig ubertragen hatte, ab. Bernhard 
kehrte wieder nach seinem Kloster Clairvaux zmiick und richtete 
von dort aus seine Blicke und Schritte nach jenem Lande, welches 
in Gottfried von Bouillon den Anfuhrer des ersten Kreuzzuges, 
und bereits auf dem Concil von Chartres- in Theodorich von 
Flandern einen ta|)feren Helden zum zweiten Kreuzzuge geliefert 
hatte. Zu Reisegefahrten wtlhlte er sich zwei seiner Mrmche, 
Gerhard und Gualfridus: dieser letzte sollte ihm (an Stelle des 
spater untreu gewordenen Nicolaus von Clairvaux) als Secretitr 



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— 433 — 

dienen. sein Siegel tragen und Rerieht fiber seine Reise erstatten. 
Ralduin von Chatillon. in Flandern geboren aus dem Blute der 
ersten Kreuzfahrer, vvollte ihn als Wegweiser begleiten. Von 
C.lairvanx begab er sich naeh Atrecht (Arras), wo er einer Vcr- 
sammlung von Rischnfen und Aebten der Rrovinz Rbeims bei- 
wohnte*. nnd von da naeh Brugge, wo er (1146) eine Schenkungs- 
Urkunde des Castellans Radulph als Zeuge bestiitigte. 

Wie die Chronik von St. Rertinus zum Jahre 1146 uns 
erz&hlt, grimdete oder restaurirte dieser ei frige Reformator mehrere 
Kloster in Flandern und Rrabant oder suehte sie durch Reforderung 
der Ordenszucht zu verbessern. 

Schon lange drangte es ihn das aufbluhende, beriihrnte 
Kloster von AfTlighem zu besuehen : der Ruf der Heiligkeit seiner 
Rewohner war zu seinen Ohren gekommen und hatte in ihm die 
Regierde erweckt sieh an ihrem Wandel zu erbauen ; uberdies 
war diese Lieblingsstiftung der (Jrafen von Flandern, Boulogne und 
Lowen um mit Dom Ritra zu spreehen, zur Abtei der 
Kreuzfahrer geworden. Gottfried von Rouillon mit seinem Gefolge 
hatte an dieser Stiitte, wo sein fruherer WafTengefahrte, Gerhard 
der Schwarze (1075), mit fi'mf anderen Rittern ein Russerleben 
begonnen, zu den Fiissen der Apostelfursten I'etrus und Paulus, 
welchen die Kirehe geweiht war, ihre Opfergaben vor ihrem 
Zuge naeh dem heiligen Lande niedergelegt um ihr hoehherziges, 
so gefahrvolles Unternehmen zu empfehlen. Viele andere Kreuz- 
fahrer aus Rrabant und Flandern waren diesem Reispiele gefolgt 
und der heilige Rernhard vvollte in ihre Spnren treten und in 
AfTlighem von dem hi. Retrus. der gleich seinem Meister am 
Kreuze gestorben, und vom hi. Raulus. ' der von Niehts als von 
Jesu dem (iekreuzigten wissen wollte, sieh Regeisterung und Segen 
fur die Verkundigung des Kreuzzuges erllehen. 

Abt von AfTlighem war zu jener Zeit Retrus (f l447). 
Dieser ausgezeiehnete Priilat hatte bereits versehiedene wichtige 
Gesandtschaften bei den Grossen dieser Welt verrichtet und die 
machtigen Bischofe der Nachbarschaft bedienten sieh seines Rathe-. 
Adelheid, Tochter des Herzogs von Rrabant Gottfried's mit 
dem Barte, des yornehmsten Stifters von AfTlighem, und Gemahlin 
des Konigs von England Heinrich I. rief ihn ofters zu sich, und 
der ebenso demiithige als weise Abt folgte dieser Stimme. 
fuhr versehiedene Male iiber das Meer und ersehien ofters am 
Hofe der Konigin von England. Vor noch nicht vier Jahi'eu 
hatte er einen Resuch vom Kaiser Conrad mit einem zahlreiehen 
Gefolge von Rittern in AfTlighem erhalten. Rernhard nun, weleher 
bereits ein Schreiben an die Barone Englands erlassen hatte um 
sie zum Kreuzzuge zu bewegen, wollte, auf dem Wege naeh 
Deutschland um Kaiser nnd Reich zur Theilnahme an diesem 

10 



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— 434 — 

cliristlichen Unternehmen anzuspornen, sich gleichfalls de.s Rathes 
und Einflusses des Abtes von Afflighem versichern, der England 
und dessen Ritter so gut kannte and eines so grossen Ansehens 
beim Kaiser genoss. 

Wahrend der Ruf des heiligon Wandels der Monche von 
Afflighem und die Sorge fur den Kreuzzug unsern heiligen Abt 
Bernhard schon nach diesem Kloster rief, trat eine Privat- 
angelegenheit ein, welche ihn vollends zur Ausfuhrung seines 
Entschlusses bestimmte. Zwischen den Priimonstratensern von 
Ninove und Dilighem war ein Streit entstanden liber den Besitz 
einer Kirche von Liedekerk. Die beiden Parteien wiihlten den 
hi. Bernhard zum Schiedsrichter. Der Gegenstand des Streites, 
Liedekerk, liegt fiinf Viertel Stunden von Afflighem, welches 
zwischen der Gemeinde Jette, worin Dillighem sich befand, und 
Ninove liegt. Afflighem war also der geeignetste Punkt zur Ver- 
sammlung der streitenden Parteien. Dorthin beschied sie darum 
auch der kundige Schiedsmann. Gegen Mitte October 1146 
wanderte dieser Gottesmann » seine schwachen Glieder auf seinen 
iibtlichen Stab stiitzend< auf der Heerstrasse, welche von Gent 
nach Briissel, von Flandern nach Brabant am Kloster Afflighem 
vorbeifuhrt. Die Pramonstratenserabte Goswin von Drongen 
(Tronchiennes) Gerhard von Ninove, Walther von Dilighem waren 
ihm bereits dorthin vorangeeilt: andere Aebte begleiteten ihn. 

Das Schiedsgericht beginnt im Capitelsaal: nie wird sich 
mehr in demselben eine hehrere Versammlung einfinden. Sieben 
Aebte sind auf ihren Sitzen, oder sogar acht, wenn man den 
alten freiresignirten Abt Albert dazu rechnet. Der hi. Bernhard 
fi'ihrt (\m Vorsitz: Petrus von Afflighem und Robertus von den 
Diinen sind ihm zur Seite. In der Mitte des Saales, am Pulte 
des Scriptorium's ist Gualfrid: er hat ein Pergament vor sich, in 
zwei Theile gefaltet und zur Aufnahme der Handschrift bereitet, 
er schreibt auf jede Falte, also zweimal, was der Heilige dictirt. 
f In Nomine j see E individuae j Trinitatis 

Ego Bernardus, Dei gratia, Clarevallensis abbas vocatus 
omnibus sancte ecclesiae iiliis perpetuam in Domino Jhesu Chrislo 
salutem : Notum esse volumus etc. — 

Hierauf dictirt er die Bedingungen des Vertrages, namlich : 
Liedekerk ist dem Kloster von Ninove zugewiesen. Dilighem 
nimmt zum Tausche dafur Denderleeuw nebst einem Zehent auf 
die Kirche von Erembodeghem. Der Denderlluss bildet die Scheide- 
grenze. In (iegenvvart der ganzen Versammlung brechen zwei 
Mcmche, als Stellvertreter der beiden im Streite liegenden Klftster, 
den Strohhalm, zum Zeichen des endgiltigen Abstandes von beiden 
Seiten, nach dem alten Gebrauche der Exfestucatio. 



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— 485 — 

Die Urkunde selbst, welehe gegenwartig noch zu (lent im 
Regierungsgebaude aufbewahrt wirci, ist von vier Aebten und von 
vier Monchen als Zeugen folgenderweise bestatigt : Signum Domini 
Petri abbatis Affligensis. Signum Roberti. abbatis de Dunis. Signum 
Balduini abbatis de Castellione (Ch&tillon). Signum Gosuini de 
Truncinis. Signum Everardi monachi. Gerardi monachi. Geraldi 
monachi. Gualfridi monachi. 

Von dieser Urkunde wurde jeder Partei, dem Abte von 
Ninove und dem Abte von Dilighem ein Exemplar eingehandigt, 
urn in den Archiven ihrer Kloster aufbewahrt zu werden. Dieser 
Vergleich wurde im folgenden .lahre 1147 durch eine Bulle von 
Eugenius III. bestatigt. 

So benutzte dieser thatige Heilige jeden Augenblick seines 
gottgeweihten Lebens zur Ehre Gottes, zum Heile der Seelen und 
zur eigenen Vervollkommnung. Hier hatte er die gewiinschte 
Gelegenheit gefunden, mit Aebten aus verschiedenen Orden iiber 
die Hebung und Forderung der Hegelzucht in den Klostern zu 
verhandeln und besonders mit dem erfahrenen Abte von AfTlighem 
iiber das Gelingen des Kreuzzuges sich zu berathen. 

Wahrend dieser seiner ausseren Thatigkeit und zwischen den 
Mtihen und Sorgen seines Apostolates fur den Kreuzzug suchte 
dieser Heilige einige Ruhe im Herrn und Erbauung fur seine 
Seele, und diese Erbauung fand er zu seiner grossten Freude in 
AfTlighem. Hier batten vor siebenzig Jahren (1075) sechs Ritter 
ein Einsiedlerleben begonnen und dann nach einigen Jahren die 
Regel des hi. Benedictus zur Richtschnur ihres Lebens genommen. 
Y r iele gesellten sich zu ihnen und es erwuchs aus den Klausen 
innerhalb kurzer Frist ein stattliches Kloster unter einem Abte. 
Die Regel des hi. Benedict \\urde mit derselben Genauigkeit be- 
obachtet, wie in Citeaux und spiiter in Clairvaux, und weithin 
verbreitete sich der Ruf von der gottgefalligen Lebensweise dieser 
wahren Kinder des hi. Benedict. Viele, melir weltlich gesinnt, 
nannten wegen dieser Strenge AfTlighem den Kerker der 
Monche: career monachorum. Doch der gotterleuchtete Bernhard 
verglich dieses Kloster eher mit einem Paradiese, indem er voll 
Bewunderung iiber die engelreinen Sitten seiner Bewohner aus- 
lief: »Ubique inveni homines, hie vero angelos — Ueberall 
Iiabe ich Menschen gefunden, hier aber finde ich EngeU — und 
auf den Namen Afilighem anspielend und ihm eine moralische 
Deutung gebend, fiigte er bei : »verum Affligenium ubi genius affligitur 
— ein wahres Affligenium, ein Abtodtungsort, wo der Sinn abgetodtet 
wird.< Solehe Engel im Fleische, welehe der ill. Bernhard in 
AfTlighem fand, waren der ehrwurdige Albert, welcher in seiner 
Demuth der iibtlichen Wiirde freiwillig entsagt hatte; der an- 
dachtige Prior von Wavre Walter, welcher bald darauf das Fest 

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— 436 — 

Unserer Lieben Frau vom Frieden einsetzte; dor gliickselige Franko 
ei-ster Abt von Vlierbeck. Radulph der Stillschweiger welcher 
seinen Korper mit einem hiirenen Busskleid. mit Geisseln and 
eisernen Ketten kasteite und sechzehn Jahre lang ein ununter- 
brochenes Stillschweigen beobaehtete, bis er es zu einem Wundor 
brach, indem er beim Entstehen eines Brandes ausrief: Flanime. 
halt ein! worauf das Feuer von selbst erloschte. Als Anfuhrev 
dieser zahlreicben Schaar Engel, oder als Erzengel konnte er 
ihn betrachten diesen Abt. den ehrwiirdigen Petrus, welcher kurz 
nach der Abreise unseres Heiligen die abteiliche Wurde nieder- 
legte. Als Konigin dieser Engel aber gait ein steinern Hill 
Unserer Lieben Frau, welches bald ihre Liebe zu ihren Verehrern 
durch ein Wunder zu erkennen geben wollte. Der hi. Bernhard. 
selbst tin Engel in Menschengestalt. fimd sicli heimisoh unter 
dieser heiligen (iemeinde und wohnte mit diesen Dienern Gottes 
dem Chore und alien klost£rlichen Uebungen bei. Er fiihlte sich 
selig in ihrer (iesellschaft, so zwar, dass in ihm das Verlangen 
entstand mit ihnen in eine dauerhafte Vereinigung zu treten. 
Er wollte namlieh diese Engel seiuem Orden einverleiben, und daniiii 
hielt er zweimal an die Monehe eine Ansprache, in welcher er 
den Wunseh ausserte. sie mi'x'hten ihr sehwarzes Kleid in das 
weisse der Cistereienser mit Beibehaltung des schwarzen Scapuliers 
vertauschen. 

Die M(mche beriethen sich iiber diesen Vorschlag : mit Frei- 
muthigkeit war ihnen derselbe gemacht, mit Freimiithigkeit wiesen 
sie denselben ab. Doch nicht im Mindesten war dadurch die 
gegenseitige Freundschaft und Achtung gescliwacht und beein- 
trachtigt, denn diese beruhten auf hoheren (Jriinden. Unter Kleidern 
von verschiedenen Farben wurde die Einheit der Herzen bewahrt. 
welche dieselbe Liebe zu Einem vereinigte. Es war nicht nur eine 
und dieselbe Liebe zu einem und demselben (Jott, nicht nur die 
Beobachtung von einer und derselben Regel des hi. Benedict: es 
war besonders auch die Andacht zu einer und derselben Mutter, 
es war die Andacht zu Maria, welche in dem hi. Bernhard und 
in den Bewohnern von AfTlighem eine gegenseitige Anhanglichkeit 
erweckte und niihrte. 

Das Kloster von AfTlighem war von seinem Entstehen an 
ein Heiligthum, ein Lieblingsort Mariens. Der erste Abt Fulgentius 
(1088 — 1122). geburtig aus dem franzosischen Brabant, war zuvor 
Monch (12 Jahre lang) im Kloster des hi. Agerich in Verden 
gewesen. Von dort mit seinen Ordensbrudern durch den Bischof 
der Stadt Theodorich (1047 — 1089), welcher vom t'apste 
Gregor VII. fur seine blinde Anhanglichkeit an Kaiser Heinrich IV. 
mit dem Bannfluche belegt war und mit dem sie darum keine 
Gemeinschaft pflegen wollten. verbannt und auf den giiten 



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*j^V • 



— 437 — 

Ruf cles vor sechs Jahrcn in AIYIighem, gebildeten Ordensvereines 
liin kam er hieher und brachte eine Statue Unserer Lieben Krau 
mit sich. l ) 

Dieses Bild stellte die allerseligste Jungfrau Maria mit dem 
.fesuskinde auf dem Arme dar und war aus ziemlieh weiehem 
und weissliehem Steine, in den etwas sehwarzer Sand ein- 
gesprengt war, welchen nach Phalesius (d. Pitra, pag. 33) 
die Deutsehen Avenestein, die Brabanter Lavenderstein heissen, 
gehauen, von mittelmassiger Menschengrosse, d. h. etwas iiber 
ttinf Fuss lioch. der Arbeit und Haltung (opere et habitu prorsus 
antiquo) nach ganz alterthumlich, mit einem vom Kopfe auf die 
Schulter herablliessenden Schleier . . . Der Ort aber wohin sie 
vom Beginne an gesetzt wurde und verblieb und wo sie dann 
einige Jahrhunderte verehrt wurde, ist im Kloster oder im Kreuz- 
gange des Klosters auf einem Fussgestelle, welches aus der Mauer 
der Kirche vorsprang, an der Thttre des Dormitoriums, nahe bei 
der Thiire zur Kirche. Dieses Bild wurde taglich Morgens von 
einem jeden Monche mit drei Ave Maria gegrusst. 

Die Andacht zu Maria. welehe der Abt Fulgentius mit so 
grossem Eifer iibte und lehrte und seine Monche mit inniger 
Herzensfreude unablitssig ptlegten, wurde von dessen Xaehfolger, 
dem Abte Franko 1122 — 1135 mit liebegliihenden Worten seinen 
Mnnehen ans Herz gepritgt und anch schriftlich verkiindet in 
seinem Werke (De gratia Dei t. VI. siehe Mignc Patrol, lat. CLXVI.) 
Er ist darin unerschopflich im Lobe der Mutter (Jottes ; er spricht 
iiber die Reinheit Marions, iiber die Kraft und die Herrlichkeit ihres 
Xamens mit einer Fi'ille und Wiirme. mit einem Schwunge und einer 
Anmuth, welehe an den honiglliessenden Bernhard erinnert, wenn 
er in seiner begeisterten Sprache (Patrologie Migne torn. CLXVI., 
col. 743 et sequ.) das * Missus est* erklart. Unter Anderm 
ruft unser Franko aus: .lure igitur Mariam omnis conditio, 
oinnis aetas, omnis gradus. Angelica Salutatione adorat. Jure 
Mariae omnis vox. omnis lingua, omnisque conscientia cum angelo 
proclamat: Ave Maria!* Und in der That suchten sowohl der 
Abt als aueh seine Sohne durch die tagliche Erinnerung und 
Imulige Wiederholung ihres slissesten Xamens als durch einen 
gottlichen Thau den Brand ihres frommen Verlangons zu kuhlen, 
und wetteiferten im andachtigen und oftmaligen (Irusse: 
Ave Maria. 

Diese beiden Vorgfinger bestrebte sich der dvitte Abt Albertua 
in der Liebe und im Eifer fur die Verehrung Marion* nach- 



l ) Er erbaute alle Briider so, das* sie ihn zu ihreni erslen Abte wahlten, 
woku er jedoch nur j^ezwung-en seine Einwilligunjj gab. Es sammelten sich 
bald ttber 200 Oidensbriider inn ihn, die er sannnt den Nounen, die in einem 
abgesonderten Oebaude wohnten, zu alien Tugenden fiihrte. (Lechner.) 



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— 438 — 

zuahmen, ja womoglich zu iibertreffen, und wurde darum nur 
schlechthin Abbas Marianus genannt. Wer sollte sich wundern, 
wenn man behauptet, dass unter einem solchen Vater die Monche 
in ihrer Liebe mehr und mehr ergluhten, dass man auch sie 
monachi Mariani und ihr Kloster Abbatia Mariana nennen diirfe? 
Und in der That wurde diese Abtei von AfTlighem wiewohl den 
Apostelfursten geweiht, nicht selten das »Unserer Lie ben 
Frauen Kloster* genannt. 1 ) Und wahrlich, Maria hatte dieses 
Kloster nicht nur unter ihren besonderen Schutz genommen, seinen 
Bewohnern den wahren Geist ihres Erzvaters und Stifters. des heil. 
Benedict, erfleht sondern denselben auch eine ausserordentliche 
Gunst vorbehalten. 

Der heilige Bernhard hatte seine Aufgabe in AlFlighem 
gelost, seine Pflicht rief ihn nach Deutschland urn auch dort 
das Kreuz zu predigen: der Augenblick des Scheidens war ge- 
kommen. Es war der 18. October 1146. am Donnerstage der 
dritten Woche des October. Zum letzten Male wollte er im 
Vereine mit seinen gastfreundlichen Monchen Maria verehren und 
Gottes Segen in der Kirche sich erflehen. Bernhard mit seinen 
beiden Monchen von Clairvaux. Gerhard und Gualfridus. gefuhrt 
von den beiden Benedictiner-Aebten. dem gegenwartigen Abte 
Petrus und dem greisen Abte Albertus. schreitet voran gefolgt 
von den Pramonstratenser-Aebten Gerhard von Ninove und Walter 
von Dilighem. nebst ihren Ordensmitbrtidern Everardus und 
Geraldus, gehullt in das weisse Kleid, das Maria selbst die 
Himmelskonigin ihrem Stiller dem hi. Norbertus vorgesehricben 
und gegeben. Ihnen nach der heilige Cistercienserabt Robert 
von den Di'men. Abt Goswin von Drongen. ein anderer 
Sohn des heiligen Norbertus und der Abt Balduin von 
Chatillon. Den Schluss bildet die zahlreiche Schaar der Bcnedictiner- 
monche von AfTlighem, in ihre schwarzen Floccen gehullt. Der 
ganze Zug bevvegt sich durch den Gang des Klosters. welcher 
zur Kirche tuhrt. Angelangt am Ende desselben bei dem viel- 
verehrten Bilde der Mutter Gottes, bleibt der hi. Bernhard stehen, 
verneigt sich vor der allerseligsten .lungfrau und richtot seiner 
Gewohnheit gemiiss an sie den ihm so gebnuichlichen und der 
ganzen ihn begleitenden Menge so gewohnten Gruss. sprechend : 
Ave Maria! und siehe! das steinerne Bild bewegt sich. nickt den 
Kopf und — antvvortet. so dass die ganze Versammlung seine 



l ) Dieses benierkt auch der gelehrte Wig-hmans*) in seiner Brabantia 
Mariana lib. 3, cap. 4. : Quamvls autem Atflighenium Apostolorum Prineipi 
B. Petro dedicatum sit, optimo tamen iure Marian is venit adnumerandum. 
magnos enim semper pro religiosa benedictinae pietatis observantia honores et 
obsequia Virgo mater a dilectis suis hisce filiis reportavit." 

* Wiffluuans war Praenumstratenserabt von Tangerloo in BolgR-a nn«i Mtarb lt»til. 



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m* 



— 439 — 

Sttmme vernimmt: Salve Bernarde! Durch diese wunderbare 
Antwort belohnte Maria Ihren Diener Bernhard nnd die ihn 
begleitende Schaar der Monche fur ihre Treue in andiichtiger 
Wiederholung des englischen Grasses »Ave Maria.* 

Der heilige Bernhard, voll Dankbarkeit uber diesen himni- 
lischen Gnadengruss nimmt die oberste Halfte seines abtlichen 
Hirtenstabes. und legt inn zu den Fiissen Unserer Lieben Fran, 
zum ewigen Andenken an den wunderbaren Grass, der ihm von 
der Himmelskonigin am 18. October 1146 zu Theil ward. Dieser 
goldene Stab, den er zugleich als Ffand seiner Zuneigung zu den 
Monchen hinterliess (Phalesius, pag. 32.). wird noch heutzutage auf- 
bewahrt nebst dem kostbaren und ktinstlichen Kelch aus ver- 
goldetem Silber, dessen dieser Heilige bei der Feier der heiligen 
Messe sich bedient hatte. 

Von Afflighem richtete der Heilige seine Schritte zuerst naeh 
dem Benedietinerkloster Gembloux. wo er den Monchen sein 
Messgewand hinterliess (pag. 17); am Ende des Monats ist er zu 
Luttieh, dainach in Mainz und am ersten Sonntag des Advents 
(1146) desselben Jahres zu Constanz und zu Weihnachten in 
Speier, wo er dem Kaiser Conrad das Kreuz und zugleich die 
Standarte fur den heiligen Krieg iiberreichte und seiner himmlischen 
Konigin einen neuen Zoll seiner Verehrung und Liebe darbrachte 
durch den feierlichen. freudetrunkenen und ekstatischen Ausruf: 
>0 clemens, o pi a. o dulcis Virgo Maria!* 

Diesem Wunder von Afflighem hat das Kloster von Villers. 
welches vom hi. Bernhard selbst ini .lahre 1146 gegri'mdet worden. 
ein immerwiihrendes Denkmal in seinem Martyrologium gesetzt: 

Ex Martyrologio Villariensi XV r . Kalendas Novembris. In 
Belgio, commemoratio Beatae Virginis Marine quando per os 
imaginis AfTligemiensis. praesente monachorum coetu et oopiosa 
multidudine, sanctum Patrem Bernardum salutavit. clara voce 
dicens: Salve Bernardo! Quae imago in tanti miraculi testimonium 
magno servatur lionore. 

Bemerkungen. 

') Diese Kotizeii sntd grossentheils einem Werkchen entnommen, dessen 
Titel ist: Notre Dame d' Aftlighem par Dom Pitra de V Abbaye de Snlesmea. 
l/ouvain, 1848. Dieser gelehrte Ordens-Mitbruder, dessen Verdienste von 
§r. Heiligkeit Pins IX. 1863 mit dem Purpur belohnt wurden, hatte with ret d 
seines Aufenthaltes in unserem Kloster zn Termonde einige Artikel Uber Unsere 
Liebe Frau von Afflighem geschrieben und in die Revue catholique (Louvain), 
t. III. p. 400 — 457 einriiQken und darnacli in einer Hroehure mit mehrercn 
Belegen (pieces justificative*) unter obigem Titel abdrucken lassen. 

Willi rend verschiedene Kirehengeschichten und Hagiogrflphien das Wunder 
zu Afflighem mit Stillschweigen ilbergingen und Godeseard desselben nur mit 
verllchtlichem Ton erwahnt, haben die Bollandisten sich gegen dasselbe erkliirt 
oder wenigstens ihre Anerkennung verachoben, bis desseu Echtheit durch ein 
gleichzeitiges Zeugniss oder wenigstens durch eine ununterbrochene Tradition 



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— 440 — 



bewiesen ware. Doui Pitra liefert Beides. Er geht vora Jabre 1848 von Jahr- 
hundert zu Jahrhundert bis zur Zeit des hi. Bernhard zuriick und findet in 
jedem Jahrhunderte authentische Beweise von dem Glauben an das Wunder 
und von der besonderen Verehrung Unserer Lieben Frau von AnTighem. Doin 
Pitra bringt ferner ein gleichzeitiges Zeugniss bei. Das Wunder land statt 
gelegentlich der voni hi. Bernhard bewirkten Schlichtung des Streites zwischen 
den Klostern von Dilighem und Ninove. Diese Sehlichtung geschah im J ah re 
1140. Denn der Streit entstand erst im Jahre 1146, in welchem der 
Bischof Nicolaus von Cambray die bestrittene Kirehe von Liedekerk durch 
eine Urkunde vom Jahre 1140, welche heutzutage nocli in Gent aufbewahit 
wird, dern Abte von Ninove ubergab, wogegen der Abt von Dilighem protestirte. 
Der Schiedspruch aber des heil. Bernhard wurde von demselben Bischofe 
Nicolaus von Cambray durch eine vom Jahre 1146 datirte Urkunde, welche 
nocli existirt, .md im Jahre 1147 durch eine Bulle des Papstes Eugenius III. 
bestatigt. Von dem Original des Schiedsspruches betindet sich der dem Abte 
von Ninove eingehandigte Theil gegenw&rtig im Archiv von Ost - Flandern,. 
im Regierungsgebaude zu Gent. Derselbe ist in voller, sehoner Kan^leischrift 
des zwolfteu Jahrhunderts auRgefertigt und mit dem ersten Siegel des heiligen 
Bernhard versehen. Das Duplicatum des Urtheils, welches von derselben Original- 
Urkunde abgeschnitten und dem Abte von Dilighem oder Jette Ubergebeu 
worden war, betindet sich in Abschrift in den Annalen von Aflflighem, des 
letzten Probstes Beda Regaus, der dieselbe aus dem Originate von Dilighem 
copirt hatte. Die Anwesenheit also des hi. Bernhard zu Afflighem im Jahre 
1140 ist Uber alien Zweifel erhoben. 

Da die Bollandisten die Reise des hi. Bernhard von Clairvanx an den 
Rhein, und dann von Deutschland zuriick nach Clairvanx beschreiben, ihm so 
zu sagen Schritt auf Sehritt folgeu und keineu Plata fur seine Erscheinung 
in Flandern tinden und so das alibi des Heiligen zu beweisen suchen, *<> 
sieht sich Dom Pitra genothigt, die g&nze Reise des hi. Bernhard einer Untcr- 
suehung zu unterwerfen und nach authentiseheifTOuinden zu beriehtigen ; was 
ihm auch gelingt. Urn dieser Note keine ungeblihrliche Ausdehnung zu gebcn, 
sei nur bemerkt, dass der hi. Bernhard im Jahre 1146 einem Concil zu Arras, 
oder Atrecht, welches zu jener Zeit zu Flandern gehnrte, beigewohnt und eiue 
I'rkunde, dereu Original noch existirt und vom Jahre 1146 datirt ist, unter- 
zeichnet hat. 

Die Beweisfuhrung des gelehrten Dom Pitra ist iibrigens so klar und 
schlagend, dass Graf Montalembert, welcher in den „Monehen des Abendlandes u 
eine grossartige Vorhalle zum Leben des hi. Bernhard errichtet hat, ihm sehrieb, 
dass er hieriiber mit ihm dieselbe Meinung theile und dass die neuen 
Bollandisten ihm dasselbe versicherten. 

2. Falschlich wird hie und da das Jahr 1083 als Grilndungsjahr von 
Afflighem angegeben. Diese Grundung fallt in das Jahr 1075 wie das hervor- 
geht aus dem Todesjahre des heiligen Hanno Erzbischofes von K«»ln, (f 1075} 
welcher die Stifter von Afflighem seguete und aus dem gelauterten und besser 
verstandenen Texte einer gleichzeitigen Chronik der Abtei selbst. In der That 
setzt auch der Annalist D. Beda Regaus, letzter Propst von Afflighem, f 1807, 
und Dom Pitra den Anfang des Klosters in das Jahr 1075. 

3. Die Volkssage, welche sich auch in einige popularc Schriften verirrt 
hat, erzahlt dieses Wunder auf folgende Weise: In dem Klostergange, welcher 
nach dem Chore tTthrte, stand ein steinernes Bild Unserer Lieben Frau, welches 
Bernhard taglich mit den Worten „ \ve Maria 1 * griisste. Eines Morgens, in 
tiefe Betrachtung versunken, vergass er diesen Gruss, und siehe, das Bild 
spricht nun selbst und sagt: „Ave Bernarde!" Diese Sage, dem Wunder von 
Afflighem zugepasst, diirfte als falsch bezeichnet werden, da sie der Tradition 
des Klosters und den Urkunden des Klosters iormlieh widerspricht; hiemit soil 
jedpch iiicht geleugnet werden, dass dem hi. Bernhard vielleicht in einem anderen 
Orte Aehnliches vorgekommen sei. 



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441 



Einige Bemerkungen iiber die Echtheit der Bulle 

Innocenz VIII. 

»Exposcit tuae devotionis sinceritasc vom Jahre 1489. 

Von Fr. Philibert PanhOlsl, Ord. Ciat. 

Als Anerkennung fiir die vielen unrl grossen Verdienste, 
die sich der Cistereienser-Orden um Kirche und Staat erworben 
hatte, wurden ihm auch von P&psten und Flirsten die umfassendsten 
Privilegien zu Theil, so dass man sich daran gewohnte, von 
einem »ingens mare privilegiorum Cisterciensium* zu reden. 
Unter den vielen hochwichtigen Privilegien, die unser Orden auf 
diese Weise erhielt, scheint mir das wichtigste jenes zu sein, 
das Papst Innocenz VIH. am 9. April 1489 dem Abte.Iohann IX. 
de Cireio von Cisteaux und den Aebten der vier ersten Toehter- 
abteien von Cisteaux, la Ferte, Pontigny, Clairvaux und Morimond, 
wie auch ihren Nachfolgern verlieh, n&mlich, dass sie nebst 
anderen wichtigen Vorrechten die (iewalt haben sollten, das 
Subdiaeonat und Diaconat zu ertheilen, unci zwar jener den 
Religiosen des ganzen Ordens, diese aber den Monchen ihrer 
Kloster. worunter im weiteren Sinne aueb alle K leister der 
betreffenden Linien zu verstehen sind, iiber die jene Aebte eine 
ausserordentliche Jurisdiction hatten, damit die Monche derselben 
nicht gezwungen wiiren, zur Erlangung dieser Weihen ihre Kloster 
zu verlassen. Aber gerade diese so unerbiirte Vollmacht war 
die Ursache, dass dieses Privilegium von vielen Seiten heftig an- 
gefocbten wurde. Ich will nun in den nacbfolgenden Zeilen ver- 
suchen. die Echtheit dieser Bulle darzuthun und zu diesem Zwecke 
sie selbst ihrem Wortlaule nach anfuhren, dann die Einwurfe 
der (iegner und schliesslich diese einzeln zu widerlegen versuchen. 
Die.Kulle lautet folgendermassen : 

Innocentius Episcopus, servus servorum Dei, dilecto filio 
.loanni Abbati Monasterii Cistertii. Cabilonensis dioeeesis, salutem 
et Apostolicam benedictionein. Exposcit tuae devotionis sinceritas 
et religionis promeretur honestas, ut tarn te, quern speciali dilectione 
prosequimur, quam tuum et alia quatuor principalia tui Cisterci- 
ensis Ordinis Monasteria post et per dictum Monasterium tuum 
immediate fundata, primas quatuor illius filias nuncupata, condignis 
honoribus attolamus ac specialibus favoribus et gratiis prosequamur. 

1. Cum itaque, sicut exhibita Nobis nuper pro parte tua 



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— 442 — 

petitio continebat, ex privileges et indultis Apostolicis tibi et aliorum 
quatuor Monasteriorum praedictorum Abbatibus pro tempore 
existentibus, ut omnes Ordines minores personis Ordinis ejusdem 
intra Monasteria praedicta conferre ac pallas altaris et omnia 
ornamenta Ecolesiastica benedicere ac mitra et annulo et aliis 
Pontificalibus insigniis uti, nee non in ipsis et aliis Monasteriis 
et Prioratibus illis subjectis ac Parochialibus et aliis Ecclesiis ad 
eos communiter vel divisim pertinentibus, quamvis eis plenojure 
non subessent, benedictionem post Missarum, Vesperarum et 
Matutinarum solemnia (dummodo in benedictione hujusmodi 
aliquis Antistes vel Apostolicae Sedis Legatus praesens non 
foret) elargiri; 

2. ac Ecclesias et Monasteria dicti Ordinis. quoties foret 
opportunum, dummodo ex homicidio ilia polluta non forent, 
reconciliare, aqua prius per aliquem Catholicum Antistitem, ut 
moris est, benedicta obtenta, valerent : diversis vicibus ac partibus. 
quandoque singillatim, quandoque simul, prouti ipsa privilegia 
edocent, concessum fuerit; 

3. et ab aliquibus haesitetur, an tu et dicti Abbates pallas 
et alia ornamenta hujusmodi extra ipsius Ordinis Monasteria et 
etiam ilia, quae ad Monasteria et loca dicti Ordinis spectarent; 
et an possint in quibuslibet aliis Monasteriis et locis dicti Ordinis 
utriusque sexus benedicere, licet Abbates Praedecessores a tanto 
tempore citra, cujus contrarii homines memoria non exstitit. 
praemissa omnia, seu majorem partem, facere consveverint. Nos. 
qui Ordinem ipsum prae ceteris in visceribus gerimus charitatis 
et ilium intendimus non minoribus gratiis et privilegiis, quam 
Praedecessores nostri fecerint. decorare, tuis hac in parte suppli- 
cationibus inclinari, tibi et successoribus tuis ac dictis Abbatibus 
aliorum quatuor Monasteriorum praedictorum nunc et pro tempore 
existentibus. ut de cetero perpetuis futuris temporibus praedicta 
et quaecumque alia vestimenta ac ornamenta Ecclesiastica. 
corporalibus vasculisque ad reponendam sacram Eucharistiam ac 
imaginibus quibuslibet comprehensis, in locis et Domibus dicti 
Ordinis benedicere et calices eonsecrare. tarn de dicto Ordine. 
quam si ad vos aliunde nonnumquam deferantur: 

4. ac altaria de novo constructa seu translata. restaurata 



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— 443 — 

aut mulata in quibuslibet locis dicti Ordinis. Chrismate sacro 
prius ab aliquo Catholico Antistite recepto, consecrare: 

5. et etiambenedictionemsolemnempostMissarum. Vesperarum 
et Matutinarum solemnia in quibuslibet Monasteriis, Domibus atque 
locis dicti Ordinis utriusque sexus, servatis gradibus superioritatis 
inter vos, elargiri. 

6. Ac ne dicti Ordinis Monachi pro suscipiendis 
Subdiaconatus et Diaconatus Ordinibus extra 
claustrum hinc inde discurere cogantur; tibi et 
successoribus tuis, ut quibuscumque dicti Ordinis 
monachis: aliis vero quatuor Abbatibus praefatis 
ac eorum successoribus. ut suorum Monasteriorum 
praedictorum Religiosis, quos ad id idoneos repere- 
ritis. Subdiaconatus et Diaconatus Ordines hu jus- 
modi alias rite conferre: 

7. ac cum negotiorum qualitas pro tempore ingruentium id 
exegerit. antequam illucescat dies, circa tamen diurnam lucem, 
ita quod id nee vobis nee sacerdoti taliter in praesentia vestra 
celebranti ad eulpam valeat imputari, Missam in vestra, in cujus- 
libet vestrum ac familiarum vestrorum vobiscum praesentia per 
vosmetipsos celebrare et per alium Sacerdotem idoneum facere 
celebrari. 

8. Et quia interdum propter munus benedictionis, quod per 
Episcopos Abbatibus et Abbatissis dicti Ordinis impenditur, con- 
tentiones ac privilegiortim Ordinis vestri laesiones oriuntur sub 
eo praetextu, quod Episcopi praefati ex impensione muneris 
bujusmodi praetendunt aliquam postmodum in eos et eorum 
Monasteria jurisdictionem et superioritatem contra dicti Ordinis 
vestri privilegia habere, tibi et successoribus tuis praedictis dum- 
taxat, ut munus benedictionis hujnsmodi quibuscunKjue dicti 
Ordinis Abbatibus et Abbatissis impendere et Abbatibus et 
Abbatissis praedictis, ut dictum munus a te et successoribus tuis 
praefatis recipere libere ac licite possitis et possint, auctoritate 
Apostolica et ex certa scientia tenore praesentium de speciali 
dono gratiae indulgemus. Non obstantibus constitutionibus et 
ordinationibus Apostolicis, nee non omnibus ilNs. quae in litteris 
privilegiorum et indultorum hujusmodi concessum est, non obstare 
ceterisque contrariis quibuscumque. Provisio, quod hujusmodi 



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— 444 — 

concessione ante diem celebrandi sen celebrari faeiendi parce 
utamini: quia, cum in altaris officio imraoletur Dominus noster 
Dei Filius Jesus Christus, qui candor est lucis aeternae, congruit 
hoc non noctis tenebris fieri sed in luce. 

9. Verum quia difficile foret praesentes litteras ad singula 
quaeque loca, in quibus expediens fuerit. deferre; volumus et 
praefata auctoritate decernimus, quod illarum transsumptis manu 
publici Notarii inde rogati subscriptis et sigillo tuo aut alicujus 
curiae Ecelesiasticae sen personae in Ecclesiastica dignitate 
constitutae munitis, ea prorsus fides indubia adhibeatur. quae 
praesentibus adhiberetur, si essent exhibitae vel ostensae. Nulli 
ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostrae concessions, 
voluntatis et constitutions infringere, vel ei ausu temerario 
contraire. Si quis autem hoc attentare praesumpserit, indigna- 
tioneni omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli Apostolorum 
ejus se noverit incursurum. 

Datum Romae apud sanctum Petrum anno incarnationis 
Dominicae millesimo quadringentesiino octuagesimo nono. V. 
fdus Aprilis, Pontilieatus nostri anno quinto. 

Das ist also der Wortlaut des Privilegiums, das Papst 
lnnocenz VHF. dem Cistercienser-Orden, wie er selbst sagt, 
wegen seiner besonderen Vorliebe fur denselben verliehen hat. 
Es spricht, wie jedermann sieht. mit klaren, deutlichen und 
nicht misszuverstehcnden Worten aus. was der Papst dem Orden 
verleihen wollto, und trotzdem wurde es besonders wegen des 
(\. Punktes von vielen heftig angefochten. Die hauptsitchlichsten 
Einwendungen der (Jegner sind folgonde: 

1. Sylvius in supplem. S. Thorn, qu. 38, a. 1., Haller de 
ministro Ord. a. 2. sect. 3. u. a. sagen. dass dieses Privilegium 
unterschoben oder wenigstens zweifelhafter Auctoritiit sei ; 

2. Navarrus lib. II. Consilior. n. 12. nennt es ein iiberspanntes 
(exorbitans) : 

3. ferner sagen die (icgner, dass es in dem zu Rom heraus- 
gegehonen Rnllarium oder in anderen ofYentlichen Monumenten, 
in denen die piipstlichen Constitutionen enthalten sind. nicht 
vorkomme: 

4. dass sich niemand erinnern konnc. dass die Cistercienser 
jemals (Jebrauch davon gemacht hatten; 



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— 445 — 

5. der Aht von Gisterz habe diese Cewalt nicht verlangt 
und es erseheine undenkbar. dass der Papst nicht Verlangtes 
zugestanden habe; 

6. es widerspreche dem Tridentiner Concile. das sess. 23 
de Reform, c. 10 verbietet, dass die Aebte ihren Untorgebenen 
andere als die niederen Weilien ertheilen, und lasse sich audi 
nicht in Uebereinstimmung bringen rnit den 7. Canon de sacr. 
Ord. derselben Sitzung: 

7. diese Bulle sei. wenn sie echt ist. mit Bensonius de 
Anno Jub. 1. 2. c. 23. dahin zu erklaren, dass die Cistereienser- 
Aebte die Gewalt hatten ihren Monchen Dimissorialbriefe zu 
geben. mit denen sie von jedem katholischen Bisehofe ohne 
Riicksicht auf die Provinz ordinirt werden konnten. wie die 
Congreg. Cone. Trid. und Clemens VIII im J. 1592 in einer 
Bulle an die Cistercienser sagt. 

Auf diese Einvvendungen ist nun Folgendes zu antworten: 
Ad 1. Diese Einvvendungen widerstreiten sich selbst und 
tragen daher sogar zur Bekrftftigung der Echtheit des Privilegiurns 
bei. Sie widerstreiten sich wirklich. denn bald nennen sie die 
Bulle Innocenz VIN. unterschoben. bald zweifelhaft, bald iiber- 
trieben, bald wahr und echt aber in einem anderen Sinne zu 
nehmen. Das Privilegium kann also nicht erdichtet sein, sondern 
muss wirklich existiren. Fur echt halt es vor alien der beruhmteste 
und tiichtigste Historiograph, den unser Orden gegenwjirtig besitzt. 
der beste Kenner der Ceschichte unseres Ordens, der manche 
andere Ueberlieferung als falsch nachgewiesen hat, Dr. Leopold 
Jananschek, der in seinem grossen Werke Origines Cisterc. 
(Vindob. 1877) torn. I. pag. X. sagt: » . . . Innocentius VIII. 
autem V. Idus Aprilis 1489 (Exposcit tuae devotionis sinceritas) 
Joanni Cisterciensi et successoribus ejus concessit, ut quibus- 
cumque dicti (i. e. Cisterciensis) Ordinis monachis, et aliis quatuor 
abbatibus praefatis (i. e. Firmitatis, Pontigniaci, Claraevallis, 
Morimundi) ut suorum monasteriorum praedictorum religiosis, 
quos ad id idoneos repererint, subdiaconatus et diaconatus ordines 
rite conferre possent.* — D. Joannes Caramuel Lobkowitz 
(Dunens. Relig. S. 0. Cist. S. Theol. Dr. Lovan. et Melrosens. 
Abbas, postea Eppus-Misiens. et Mogunt. SufTrag.), der in seinem 
Werke: In D. Benedicti Regulam Commentarius (Brugis 1640) 



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— 446 — 

pag. 771 disput. 129. n. 1626. sagt: »Notabo hie aliqua, quae 
forte non omnibus nota. Asserunt communiter theologi neminem 
praeter Episcopos posse conferre ordines sacros, illos inquam, 
quos majores dicimus: contrarium tamen probabilius est legitima 
praxi confirmante; nam Abbati Cistercii et quatuor primis Co- 
abbatibus conceditur ab Innocentio VIII. anno 1489, ut Sub- 
diaconatus et Diaconatus Ordines conferant; ille nimirum quibus- 
cumque totius Ordinis, isti suorum Monasteriorum Religiosis. 
Hoc privilegium est in praxi et hodie supersunt, 
qui ad majores ordines ab his A bbatibus fuerunt 
p r o m o t i. Cumque Coabbatibus conceditur, monasteriorum 
suorum Religiosos posse se ad illos ordines promovere: nomine 
>Monasteriorum suorum* omnes Filiationes veniunt intel- 
ligendae; sunt enim Coabbatum monasteria, quibus praesunt 
auctoritate extraordinaria* — Angelus Manrique in seinem Werke 
»Cisterciensium annales* (Lugduni 1642) torn. I. pag. 487 : 
♦Joannes IX. dictus de Cireio, patria Divionensis, ex Abbate 
Baternae et Himberti in Romana Curia socio, invitus ad Cistercii 
clavem assumptus anno 1476 . . . Inter alia privilegium illud 
obtinuit, hactenus in Ecclesia sine exemplo, ut Abbas Cistercii 
cunctis de Ordine, quatuor primi suarum linearum Monachis 
Ordines Diaconatus et Subdiaconatus conferre possent: quod 
hodie etiamaccipiousu vigere.* — Henriquez Menologium 
Cist. (Antverp. 1630) pag. 1. in adnot. ad Kal. Jan. : » Inter vero 
praecipua (scil. privilegia) illud judico, quod Innocentius VIII. 
Abbati Cisterciensi concessit, ut scil. ipse et quatuor Abbates, 
primi ejusdem Domus filii, Ordinis sui Monachis Subdiaconatus et 
Diaconatus Ord ines conferre valeant, sicutetusqueinhodiernam 
diem actualiter eos conferunt . . . Quod privilegium 
a variis Pontificibus approbatum, etiam hodie in suo vigore 
perseverat; variosque egomet vidi Monachos per 
praefatos Abbates ad Subdiaconatus et Diaconatus 
Ordines promotos.« — » Gallia Christiana, « opera et studio 
Monach. Congreg. S. Mauri 0. S. B. (Paris. 1728) torn. IV. col. 
983 C: >Vi Bulla Innocentii VIII. datae IX. April, anno 1489 
jus ill i (scil. Abbati Cist.) et quatuor primis patribus assertum 
est pontificali pompa rem divinam faciendi, sacrandi calices in 
suis monasteriis etiam aliunde allatos, et aras similiter in singulis 



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totius ordinis coenobiis : sacros itidem subdiaconatus et diaconatus 
ordines conferendi cum eo tamen discrimine, quod primi quatuor 
abbates jure hoc uti non possint praeterquam in alumnos pro- 
priorum monasteriorum ; abbas autem Cistereii in omnes omnino 
totius ordinis valeat exercere, eique soli jus competat omnes turn 
abbates turn abbalissas ordinis benedicendi, ad quod munus obeundum 
brevi pontificio Clementis VIII. dato 24. Julii 1595 delegare potest 
quemcumque voluerit ex suis vicariis generalibus abbatibus.« — 
Ferner wttren noch anzufuhren: idem opus col. 1006 C. — P. 
Marc. Maria Struggl, 0. Serv. B. M. V. Theol. Univ. (Vienn. 
Austr. 1745) torn. II. pag. 647, de sacr. ord. Art. I. 5. Nota. — 
Morinus de Sacris Ordinib. Pars III. Exercit. IV. c. 3. n. 2. 
(Antverp. 1695). — Fr. Henno Ord. S. Fr. Min. Recoil. Theol. 
dogm. mor. et schol. torn. II. pag. 554, tract. VII. de Sacr. Ord. 
disp. I. qu. 6. Art. 3. concl. 3. (Col. Agripp. 1718). — Philipp. 
Gammachaeus p. 3. c. 7 de Ordine. — Meratorius disp. 8. de 
Ord. sect. 2. — Vanray L. 0. Erem. S. Aug. Theol. Mor. de 
Sacram. torn. II. de sacr. Ord. c. 4. qu. 1. (Antverp. 1735.) — 
Major in 4. dist. 7. — Navarrus 1. cit — Rodriguez de Regul. 
torn. I. qu. 10. art. 3 und 4. — Philibert. Marchinus Novariensis 
tract. 1. de sacr. Ord. part. 2. c. 13. n. 9. — Henriquez in 
Summa Addit. ad lib. 10. de Ord. — Sartorius Verdeutschtes 
Cistercium bistertium pag. 369 fT. (Prag 1708). — Vasquez aber 
behauptet disp. 243 p. 3. c. 4., dass dieses Privilegium im 
Collegium von Alcala aufbewahrt werde, wo er es selbst gelesen 
habe. Wir haben diese Bulle nicht bios bei Chrys. Henriquez in 
( lessen Werke: Regula, Constitutiones et Privilegia Ord. Cist, 
pag. 109 (Antverp. 1630) und in dessen Menolog. Cist pag. 1. 
in der Anmerkung, sondern auch in dem Werke: Privileges de 
T Ordre de Citeaux (A Paris 1713) pag. 135 und in der Sammlung 
fles Emmanuel Roderich 0. Min. pag. 254 (edit. Tournoni) 
gefunden. Damit glauben wir die erste Einw T endung zur Geniige 
widerlegt zu haben. 

Ad 2. Gegen die 2. Einwendung geniigt zu sagen, dass 
Navarrus deshalb dieses Privilegium ubertrieben (exorbitans) 
nennt, weil es die gewohnlichen Rechte der Aebte so weit 
uberschreitet. 

Ad 3. Gegenuber der 3. Einwendung haben wir schon 



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oben gezeigt. wo man das fragliche Privilegium linden und nach- 
lesen konne. 

Ad 4. Was den 4. Kinwurf betrifft, so sagen wir, dass die 
Aebte von Cisterz dieses Privilegium wirklich bentttzt haben. 
Denn die Gallia ehristiana. ein gewiss sehr glaubwlirdiges Werk 
sagt col. 1017 E. ausdrucklieh: Joannes XII. Petit patria Cabilon- 
ensis. asceta Cistereiensis, et juris canonici doctor, die 20. Juni 
1670 suftragiis 69 in abbatem electus, sabbato quatuor temportim 
post Pentecosten anno 1672 sacros subdiaconatus et diaconatus 
ordines in suo coenobio contulit iique monachi, qui hisce ordinibus 
initiati sunt, ad presbyteratum postea admissi sunt ab arehi- 
episcopo Vesontion. vi bullae Innocentii VIII. datae anno 1489 « 
Ferner bezeugt auch Morinus loc. cit. : immo Generalis Cister- 
ciensium anno 1662 ordinavit monachos suos diaconos et sub- 
diaconos Romae sciente et consentiente Alexandro VII. 
P. M. et anno 1663 fecit consimiles ordinationes Gandavi.* Dass 
dieses Privilegium wirklich ausgeubt wurde, bezeugen auch J. 
Caramuel Lobkowitz in Comment, in Reg. S. Bened. Disp. 129 
n. 1626. (Hoc privilegium est in praxi et hodie supersunt, qui 
ad majores ordines ab his Abbatibus fuerunt promoti) und 
Henriquez im Menolog. Cist, in annot. ad Kal. .Ian., wo er aus- 
drucklich sagt, dass er selbst solche Cistercienser gesehen habe, 
die durch die erwjlhnten Aebte das Subdiaconat und Diaconat 
erhalten haben (variosque ego met vidi Monachos per praefatos 
Abbates ad Subdiaconatus et Diaconatus Ordines promotes). 
A Is weiterer Beweis fur die wirkliche Austibung dieses Privilegiums 
dient auch das Rituale Cisterciense (Paris 1721), das im 17. und 
18. Capitel des VIII. Buches: De ritibus propriis Abbatum pag. 
591 — 605 den vollstandigen Ritus enthalt, wie von den besagten 
Aebten das Subdiaconat und Diaconat ertheilt werden solle. Es 
wiire jedoch gewiss sehr thoricht anzunehmen, dass dieser Ritus 
aufgenommen worden wiire, ohne dass man seiner bedurft und 
ohne dass man das Recht zur Ertheilung dieser Weihen gehabt 
hatte. Dass aber diese Aebte fur gewohnlich diese Weihen ihren 
Monchen nicht. wie sie wohl gekonnt hfttten, ertheilten T sondern 
sie lieber von den Bischofen ordiniren liessen, kann das Privilegium 
nicht entkriiften: wahrscheinlich unterliessen sie die Ertheilung 
dieser Weihen nur aus Friedensliebe, um eben hiedurch die sonst 



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- 449 — 

leicht vorkommenden Streitigkeiten mit den Bischofen zu ver- 
meiden. 

Ad 5. Auf den 5. Einwurf ist zu antworten, dass Innocenz VIII. 
dem Abte Johann von Cisterc grosserc Privilegien verliehen habe, 
als dieser erbeten. Der Papst sagt ja selbst, dass er in diesem 
Punkte nicht Iiinter seinen Vorg&ngern zuriickbleiben wolle und 
diese haben bekanntlieh den Cisterc iensern grossere Privilegien 
ertheilt, als diese erbeten haben. Auch wurde Innocenz jedenfalls 
das Recht die vier niederen Weihen zu ertheilen nicht auf Cisterc 
iind die vier alteren Kloster beschrankt haben, da ja bekannter- 
massen dieses Recht durch fruhere prtpstliche Indulte auch anderen 
Aebten verliehen worden war. 

Ad 6. Das Decret des Concils von Trient sess. 23 de 
Reform, c. 10 ist universell und werden in ihm jene nicht in- 
begriffen, denen der Papst ein specielles Privilegium ertheilt hat : 
sonst konnten solche, die niclit Bischofe sind, auch nicht mit 
Zulassung und AuctoritiLt des apostolischen Stuhles das Subdiaconat 
ertheilen, was doch nach der Uebereinstimmung aller grundfalsch 
ist. Also diesem Decrete widerstreitet unsere Bulle nicht : sie l&sst 
sich auch ganz gut mit dem 7. Canon de sacr. ord. ders. Sitzg. 
vereinbaren. Es heisst dort: Si quis dixerit episcopos non esse 
presbyteris superiores vel non habere potestatem contirmandi et 
ordinandi vel earn, quam habent, illis esst; cum presbyteris com- 
muneni a. s. Nun steht aber durch die allgemeine Uebereinstimmung 
und Praxis fest, dass mit Delegation des apostolischen Stuhles 
auch ein einfacher Priester firmen konne und doch ist das hier 
den Bischofen allein reservirt. Warum sollten wir da nicht per 
analogiam schliessen konnen, dass dies auch ,bei der Ertheilung 
des Diaconats moglich sei, besonders da im vorhergehenden 6. 
Canon unter den Gliedern der Hierarchic die Diaconen nicht 
ausdrucklich genannt sind, weshalb es auch nicht dogma def. 
ist, dass das Diaconat ein Sacrament sei. Dann zeigen diese 
beiden Canones eine so eigenthumlich unsichere Fassung, die 
mail sich nur erkliiren kann, wenn man annimmt, dass die 
Vater des Concils unsere Bulle gekannt und beri'icksichtigt haben. 
Und gesetzt dass durch diese Aussprtiche des Concils dieses 
Privilegium abgeschalU worden ware, so wtirden jedenfalls der 
auf dem Concil anwesende Abt Ilieronymus von Clairvaux und 

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der ebenfalls anwesende (leneralprocurator Nicolaus Boucherat 
dagegen Protest eingelegt haben. woriiber man jedoch nirgends 
etwas liest. Man kann also annehmen, dass diese Beschliissc 
des Tridentiner Concils unser Privilegium gar nicht tangiren. 

Ad 7. Die Auslegung des Bensonius widerspricht direct 
dem klaren Wortlaute des Privilegiums, das Innocenz VIII. den 
Cisterciensern nur deshalb verliehen hat, damit sie nicht gezwungen 
w&ren, so oft ihre Kloster zu verlassen. Die Constitution Clemens VIII. 
aber, die den Cisterciensern am 10. M&rz 1592 verliehen worden 
ist und mit den Worten: Ut ea, quae pro Ecclesiasticanim 
personarum beginnt und in der enthalten ist und bekriiftigt 
wird die Declaration der Congreg. Trid., erw&hnt die Bulle 
Innocenz VIII. nicht, sondern erklftrt. dass alle benedicirten 
Aebte und die anderen exempten, die derselben Privilegien sich 
erfreuen, bios ihren Untergebenen die Tonsur und die niederen 
Weihen ertheilen, wie auch den Monchen, die der Jurisdiction 
der Ordinarien nicht unterliegen, litteras testimonials geben 
kojinen, auf dass sie von jedem Bischofe alle hi. Weihen, auch 
das Presbyterat erhalten konnen. Dieses Privilegium bezieht 
sich also auf alle einzelnen Aebte und approbirt vveder noch 
wideriuift es jenes andere specielle, das Innocenz VIII. dem Abte 
von Cisterc und denen der vier alteren Kloster ertheilt hat. 
(Vide Chr. Henriquez. Begula, Constitut. et Privileg. 0. Cist. 
fAntverp. 1630] Privileg. 52. pag. 363.) 

Es ist also, wie wir im Vorhergehenden dargethan zu haben 
glauben, nicht der geringste Anhaltspunkt vorhanden, dass uns 
Cisterciensern dieses Privilegium abgesprochen werden kann. 
Heute hat es wohlkeine praktische Bedeutung, da die betreffenden 
Kloster langst schon zu Grunde gegangen sind, wohl aber hat 
es eine historische und besonders eine dogmatische Bedeutung 
u. zw. in Betreff der Frage, wer der Ausspender des Sacramentes 
der Weihe ist, da nach dieser Bulle auch ein einfacher Priester 
die Gewalt zur Ertheilung des Diaconats vom hi. Stuhle er- 
langen kann. 



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Personal - Nachrichten aus dem Benedictiner- und 
dem Cistercienser-Orden. 

Zusammengestellt v. P. F 1 o r i a n K i n na s t aus Adroont abgeschl. Ende Febr. 1884. 

Vorbemerkung. 
Die letzten derartigen Nachrichten, die iteterr.-ung. Benedictiner Kloster 
und das Jahr 1881 betreffend, brachten wir in Jahrgang IV. 1883, H. 4. S. 361 
bis 366. Wir ha ben seit dieser Zeit uns alle erdenkliche Miihe gegeben, urn 
uns statistische Daten directe aus den einzelnen Ordensh&usern zu verschatfen. 
Leider blieben unsere wiederholten Bitten in gar vielen Fallen unerhort. Dies 
mftge etwaige Liicken entschuldigen sowie Unrichtigkeiten in Fallen, wo wir 
bereits gedruchte Berichte benfttzen mussten. 

A. Benedictiner. 

Admont. Ausgetreten: Fr. Gregor Draxler, Theol. des 4. Jahr. 
16. Nov. 1883, Fr. Dominik Buchberger, Theol. de« 3. Jalir. 28. Dec. 1883, 

Ernannt: F. Jacob Wichner zum Correspondenten der k. k. Central- 
Commission zur Erforschung und Erhaltung von Kunst- und Baudenkm&lern in 
Wien, 15. Dec. 1883. P. Benedict Props t und nicht P. Ferdinand Glaser 
zum Studiendirector der Siingerknaben 1883. 

Altenburg. E i n g e k 1. : 20. Aug. 1 883. Fr. Placidns H i 1 s c h e r, geh. 
zu Deutsch-Jasnik in Mahren. 

Primiz: 24. Juli 1883 P. Fridrich Endl. 

Veranderungen: P. Benedict Schweda als Caplan nach Horn, 
P. Fridrich End! als Aushilfspr. nach Alt-Polla, P. Lambert Graef als Pfarr- 
Vicar nach Dreieichen. 

Gestorben: 29. Jul. 1883. P. Victorin Frfthlich, Pfarrvicar in 
Dreieichen. 

Beuroner Congr. a) Emaus. Prof. : 13. Mai 1883. Fr. Alban Schach- 
leitner und Fr. couvers. Timotheus Vonier. 8. Dec. 1883. P. Roinuald 
Munz, Fr. Cyrill Paschta, Fr. Remaclus Foerster. 

Eingekl. : 6 Cleriker-Novizen, 1 7 Laienbriider-Novizen. 

b) Maredsous. Prof.: 8. Juli 1883. Fr. Heinrich Bayot und die 
Conversen Fr. Eligius Biot und Franz Hoehn. 9. Sept. 1883. P. Bernhard 
Gil let, Fr. Augustin Gautier und der Fr. convers. Christoph Chisogne. 

Einkl. : 3 Kleriker-Novizen, 9 Laienbr.-Novizen. 

c) Erdington. Einkl.: 2 Kleriker-Novizen. 

d) Seeckau. Einkl.: 7 Kleriker-Novizen. 

Primiz: 26. Febr. 1884 P. Wenzl Wittke in Neutitschein. 
Gestorben: 18. Juni 1883 Fr. Pius de Drais, Kleriker, 86 J. alt. 
26. Nov. 1883 Fr. convers. Dominik Irslinger, 39 J. alt. 

St. Bonifaz in MUnchen. Eingekl.: 5. Febr. 1883. Fr. Adalbert 
Auracher, geb. zu Freising, 26. Febr. 1883 Fr. conv. Dionys Hchacher- 
bauer, geb. zu Babing. 7. Febr. 1884. P. Joannes Eisen und Fr. laic. 
Georg Nickl. 

Ausgetr.: 7. Febr. 1884 Fr. Adalbert Auracher. 

Feierl. Prof.: 28. Dec. 1883 die Fr. convers. Nicolaus Seiler und 
Fridolin Gaab. 

Ernannt: P. Leander Ortler zum Prafect im konigl. Erziehungs- 
Institute. 

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— 452 — 



Resignirt: P. Thadd&us B runner, Prior von Schaflarn 16. Jan. 1884, 
an (lessen Stelle am 12. Febr. 1884 gewahlt P. Gregor Lindemann, seit 
1880 Pfarrprediger. 

Gestorben: 7. Juli 1883 P. Daniel 01 kers, 22. August Fr. Alto 
Nagler, convers. 25. Dec. zu New-Orleans P. Aegidius Hennemann, geb. 
zu Mftnchen 1838, Prof. 1859, Priester 1860 dure h einige Jahre Generalvicar 
des Biscbofs von Littlerock. 

Braunau. Eingekl. : 23. Sept 1883. Fr. Gunther K a b 1 e r aus Braunau, 
Fr. Leo Mo2is aus Bobm. Skalic, Fr. Lorenz Winter a aus Nachod, Fr. 
Fulgenz Kbunt aus Wildenschwert. 

Einf. Prof.: 4. Oct. 1883. Fr. Alfons Pohl, Fr. Vincenz Maiwald, 
Fr. Meinrad Rotter. 

Ausgetreten: Dr. Eusebius fcebak. Priester-Noviz, Fr. Prokop 
Svoboda, Kleriker. 

Ernannt: P. Bonaventura Petr zum Subprior in Braunau, P. Stanislaus 
Cbaloupka wieder zum Gymnasial-Professor in Braunau, P. Thimotheus 
Matousek zum bischofl. Bezirksvicar in Braunau, P. Victor Mun i cek, Prior 
und P. Benedict Hloucek, Forstinspector zu bischfifl. Consistorialratben von 
Koniggratz, P. Bonaventura Petr, Subprior, P. Jacob Lenk, Pfarrv. von 
Rupersdorf und P. Gregor Wagner, Kiicheninspector zu bischofl. Notaren. 

Gestorben: 16. Febr. 1883 P. Thomas Kopp, Subprior in Braunau 
im 76. Lebensjahre. 29. Janner 1884 P. Roman Fuxa, Coop, zu Bfewnov im 
27. Lebensjahre. 

Disentis. Eingekl.: 16. December 1883 Fr. Jacob Martin Berther 
absolv. Theolug. 

Primiz: 26. Dec. 1883 P. Bernard Baumgartner, 30. Dec. 1883 P. 
Adalbert Meier. 

Gestorben: 27. Juni 1883 P. Augustin Schiller im 67. Lebensjahre. 

Engelberg. Eingekl.: 9. Oct. 1883 drei Novizen und zwei Laienbriider. 

Einf. Prof.: 15. Sept. 1883 Fr. Ambros Schny der, Thomas Steine r, 
Leu H ii b s c h e r. 

Feierl. Prof.: 15. Mai 1883. Fr. Bonifaz Regli. 

Primiz: 5. Aug. P. Arnold Braendli, 15. Aug. P. Bonifaz Regli. 

Ernannt: P. Gregor Jacober zum Subprior 21. Juni, zum Novizen- 
meister und Instructor der Laienbriider 5. Oct., P. Emanuel Wagner zum 
Prases der Sodalitat von der unbefl. Empf. Mariens 12. Oct., P. Leodegar 
Scherer zum Katecheten am Stiftsgymnasium 12. Oct., P. Gallus Wettach 
zum Snbpraf. am Gymnasium 12. (October. 

Gestorben: 19. Juni 1883. P. Ignaz Oder matt, Subprior, Senior und 
Jubelpriester. 

Einsiedeln. Eingekleidct: 3. April 1883. Fr: Johannes Z u r c h e r, 
Matthaus Gehweiler, Fridrieh Hirt, Alphons Luthy, Prosper Wagner, 
Matthias Hansen. 21. Sept. 1883 die Laienbriider: Albert Luthi, Franz 
Salesius Bauer, Johaun Bapt. Boos. 

Einfache Profess: 16. Sept. 1883 die Laienbriider: Fr. Maurus 
Goepfert, Norbert Loessner, Moriz Haas, Fidelius Hagenbiichle. 

Feierl. Profess: 8. Sept. 1883. Fr. Caspar Fltihler, Bruno Thum, 
Kleriker, Fr. Michael Naef, Othmar Benz und Ceroid Dobler, Laienbriider. 

Primiz: 26. August 1*83 p. Jacobus Jenny, 2. Sept. 1883 P. Fridolin 
Segmiiller, 23. Sept. 1*83 P. Matthaus Saettele*. 

Auszeichnung: P. Gabriel Meier bearbeitote die von der historischen 
Commission in Munchen gestellte Preisaufgabe : „Die Geschichte des Unterrichts- 
wesens in Deutsehland von den altesten Zeiten bis zur Mitte des 13. Jahr- 
hunderts u und erhielt als riihmliche Anerkeunung das Accessit von 1000 Mark. 



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— 453 — 



Veranderungen: P. Joachim Bachmann von St. Gerold in Vorarlborg 
kehrte ins Stift zuriick ; P. Aegid Liner wurde Beichtvater der Benedjctiner- 
innen in der Au bei Einsiedeln; P. Wilhelm 6 idler ging aus Gesundheits- 
riicksichten nach St. Gerold, P. Columban B rugger wurde Professor der 
Physik am Lyceum, P. Beda Oser kam nach Frankreieb zur Ausbildung in 
der franzosischen Sprache, P. Beat Rohner kam aus Gesundheitsrttcksicbten 
nach Fahr, P. Paul Schindler wurde Pfarrer in Einsiedeln, P. Odilo 
R i n g h o 1 z wurde Stiftsarchi var. 

Gestorben: 10. Jnji 1883 P. Ambros Rnslin, Jubelpriester im 80. 
Lebensjahre (f im Cist.-Stifte Mehrerau), 8. Aug. 1883 Fr. con v. Paul von 
Aarbnrg im 88. Lebensjahre, 21. Aug. 1883 P. Petrus Da in i an i im 63. 
Lebensjahre, 15. Nov. 1883 P. Johannes M tiller im 42. und P. Justus 
Landolt im 69. Lebensjahre. 

Fiecht. Eingekl.: 1883. Fr. Benno Winckler, Laienbruder-Noviz 
4. Janner 1884. Fr. Romuald Kerbler. 

Einf. Profess: 19. April 1883 Fr. Bernhard Saxalber, Fr. Hugo 
Matzl, 2. Juni. Fr. Meinrad Oelz, convers., 14. Oct. Fr. Gottfried Colo gn a, 
convers., 26. Nov. Fr. Matthias Psenner, convers. 

Feierl. Profess: 1883. P. Augustin Geiger. 

Ordinirt: 1883. P. Gallus Mader. 

Gttttweig. Einf. Profess: 3. Sept. 1883. Fr. Willibald Leeb und 
Robert Johandl. 

Ernannt. P. Alexander v. Fugger zum Prov. der Pf. Gusing. P. 
Lambert Karner als Pfarrverweser nach Gosing. P. Anselm Handlsberger 
als solcher nach Roggendorf. 

Gestorben: 21. Oct. 1883 zu Wien P. Benno Naderer, Pfarrverw 
in Gosing. 

KremsmUnster. Eingekl.: 22. Aug. 1883. Fr. Heinrich Schachncr, 
Am and Polz, Isidor Achleitner, Columban Schiesslings trass er, 
Meinrad Pro ha ska. 

Ausgetreten: Die Novizen: Fr. Heinrich Seeliger 26. Febr. 1883, 
Fr. Bonifaz Rock 14. Aug. 

Einf. Profess: 28. August 1883 Fr. Leonhard Angerer und 
Beda Lehner. 

Feierl. Profess: 22. Aug. Fr. Ildefons Schwentner. 

Primiz: 5. Aug. P. Pius Spreitzer. 

Ernannt: P. Piu* Spreitzer zum Aushilfspriester in Wartberg (6. 
Oct.), P. Doininik Roiter zum Provisor in Kematen, P. Max Schwediauer 
zum Provisor in Ried, P. Thomas Kuhl zum Aushilfspr. daselbst, P. Pius 
Spreitzer als Aushilfspr. nach Kematen (20. Nov.), P. Julian Hauer zum 
wirkl. Gymnasial-Professor und Prfifect im Convicte, P. Alois Kerschis ch nigg 
zum Hofmeister in Linz (1. Febr.), P. Alexander Oberneder zum Pfarrv. in 
Bad Hall (30. Mai), P. Augustin Rauch zum Pfarrv. in Robr (30. Mai), 
P. Franz Schwab zum suppl. Prof, am Gymnasium, P. Carlmann Seybold 
als Caplan nach Weisskirchen (1. Juni), P. Aemilian Mayer zum Caplan in 
Viechtwang (28. Aug.), P. Josef Sammer als Aushilfspr. nach Sippbach-Zell 
(28. Aug.), P. Bernhard Sc hitch zum Pfarrv. in Kematen, P. Egid Hayd- 
vogl nach Ried, P. Dominik Roiter nach Griinau, P. Carl Soinmer nach 
Magdalenaberg. Als Caplane: P. Norbert Metz nach Kematen, P. Thomas 
K n hi nach Steinhaus und P. Pius Spreitzer noch Buchkirchen (Febr. 1884). 
P. Paul Proschko trat als Conv.-Praf. ab. 

Gestorben: 11. Nov. 1883. P. Martin Mayerhofer, Pfarrv. in 
Ried und P. Basilius W i e s i n g e r, Pfarrv. in Kematen. 

Lambach. Primiz: 27. Marz 1883 P. Adalbert Angerer. 



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St. Lambrecht. E i n g e k 1. : 20. Aug. 1883. Fr. Gregor Waxen- 
e g g e r axis Aflenz und Manrus Weyer aus Obdach. 

E i n f . Profess: Fr. Georg 8 p a r y , Gabriel Schmidbauer, 
Leo S e e I i g. 

Feierl. Profess: 21. Nov. 1883. P. Richard Seleusek. 

E r na n n t: P. Anselm Baumgartnerals Caplan nach St. Lambrecht, 
P. Ottokar Mohr nach Lind, P. Severiii K a 1 c li e r nach Aflenz. P. Bern hard 
Bauer nach Mariazell. P. Max K tt s c h a 1 1 als Oeconom und Hofmeister 
in's Stift. P. Benedict Rlempa als Curat nach Scheiben. 

Marienberg. Feierl. Profess: 30. Sept. 1883. Fr. Franz Sales, v. 
X i g n e r, Fr. Adalgott $ c h a t z und Fr. Augustin G u t w e n i g e r. 

Ordinirt: 23. Dec. 1883. Die 3 Neu-Professen. 

P r i m i z : 27. Dec. 1883. F. Franz v. A i g n e r in Absam, P Adalgott 
8 c h a t z in Tarenz, P. Augustin Gutweniger in Meran. 

Ernannt: P. Valentin Thoeni zum Prafecten, P. Alois Pi r c h e r 
zum Prof, am Gymn. zu Meran. 

St. Meinrad. (Amerika.) Personalstand mit Allerheiligen 1883 32 Priester, 
2 Kleriker, 5 Kleriker-Novizen, 2 Candidaten, 14 Scholastiker, 28 Briider, 3 Briider- 
Novizen, 2 Candidaten. 

E i n g e k 1. seit 1882 : Fr. Placidus S c h w a b von Hofstatten in Badeu. 
16. Janner 1883 Fr. Franz Go e be Is von New-Albany, Indiana und Fr. Carl 
Meier von Oberregli, Schweiz, 18. Juli 1883 Fr. Johaun B e c h t h o 1 d von 
Ebringen in Baden, Fr. Bernhard Hoppenjans von Ferdinand, Indiana und 
Fr. Benedict Wiederkehr von Dietikon, Schweiz. 20. Janner 1884. Fr. 
Josef S c h m i 1 1, Fr. Alexander W e i k e r t. 

E i n f . Profess: 6. Janner 1883. Fr. Leo S c h w a b. 14. Janner 1 884 
Fr. Franz G oei> e 1 s und Fr. Carl Meier. 

Feierl. Profess: 8. Sept. 1882. P. Basilius Heusler, P. Lucas 
G r u w e, Fr. Simon Barber. 

Ordinirt: 12. Febr. 1882. P. Nazarius W erner und P. Lucas 
Gruwe 20. Mai 1883. P. Laurenz IT u t h, Basilius Heusler und 15. Mai 
1883 zum Subdiacon Fr. Simon Barber. 

Ausgetreten: Fr. Marcus Turner, Eugenius Me. F a d d e n und 
Julius S u i st e. 

Personalveranderungen: P. Benedict B r u n e t ist jetzt in 
St. Benedict, Logan Co, Arkansas, P. Sigbert Zarn auf dem Stifte Maria 
Einsiedeln wurde Novizenmeister, Director der Cleriker und Laienbruder, 
P. Wolfgang S c h u m p f Rector der St. Scbolasticagemeinde in Arcansas, P. 
Chrysostomus Foffa, Superior der Indianer-Mission seit Janner 18^2 Prof, 
der Theologie im Stifte, P. Meinrad Mc. Carthy kehrte August 1882 von 
Colorado zuriick und ging Sept. 1883 nach Argenta, Arcansas, P. Alfons Leute 
seit Ende Aug. 1883 Superior des Hauses Belleville, Illinois, P. Placidus 
Zarn Rector von Huntingburg, Dubois Co., P. Maurus H e 1 f r i c h Prof, im 
Kloster, P. Benno Gerber, Prior auch Oeconom des Klosters, P. Hieronymus 
Hnnd ist im Fort Totten bei der Indianer-Mission B. M. V. VII. dol., 
P. Moriz Wagner wurde Rector in Mariahilf, P. Claudius Ebner Missionar 
in der Indianer-Agentur Standing Rock (S. Petri Fort Yates), P. Josef 
V i 1 1 i n g e r Rector von Schnellville, Dubois Co., P. Augustin F a 1 1 e y 
Rector von Fulda, P. Stephan S t e n g e r wurde Assistent in Belleville (St. 
Peter), P. Silvan Buscher in Charlestown, Arcansas, P. Felix R u m p f 
pastorirt die Katholiken von Perry Co. und residirt in Little Rock, P. Alexander 
Burkard wurde Assistent in Ferdinand, P. Cyrinus Thomas Rector von 
St. Anthony, P. Nazarius Werner und Laurenz H u t h wurden Professoren 
am Collegium. P. Basilius Heusler wurde Prafect des Collegiums, P. Lucas 
Gruve Rector der St. Peterskirche in Belleville (Illinois). 

In Arcansas versehen die Patres noch Argenta, Perry Co. und Charlestown, 
in Dacota nur Fort Yates und Fort Totten. 



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— 455 -— 



Den Convent vou St. Benedicts Priory in Arcansas bilden heute P. 
Bonaventura Binzegger, P. Ludwig S t u t z e r, P. Benedict Brunet 
(Prior), P. Vincenz W e h r 1 i, alle mit Ausnahiue P. Benedict Brunets 
Capitularen von Maria-Einsiedeln. 

Melk. Eingekl. : Fr. Benedict Hager aus Kollerpichl in Ober- 
Oesterreich, Fr. Marian E i 8 s c h i e 1 aus Obernberg in Ober-Oesterreich, Fr. 
Gabriel K o z e 1 1 aus Ried in Ober-Oesterreich, Fr. Victor S e 1 i g in a n n aus 
Liebhausen in Bohmen, Fr. Cajetan Brnnner aus Wien, Fr. Thomas 
Nenmaier aus Hirchenschlag in Oesterreich, Fr. Gerhard Seyfrieds- 
b e r g e r aus Kied in Ober-Oesterreich, Fr. Anton Schlosser aus Oerst- 
siegharts in Oesterreich, Fr. Ignaz K a t h r e i n aus Prhtz in Tirol. 

Veranderung: P. Ernst M a n h a r t, Adjnnct in Margitta wurde 
zur Leitung der Oeconomie in's Stift berufen. 

Metten. Feierl. Profes: 7. December 1883. P. Leo Merge 1, 
jur. can. Dr. 

Gestorben: 25. Febr. 1884. JSe. Gnaden hochwdgst. Herr Otto Lang 
im 79. Lebensjahre, 46. d. Ordensprof. 28. der Abtswttrde. 

Michaelbeuern. . A u s g e t r. : Fr. Anselm K i e w e g, Noviz. 

Muri Gries. Einf. Profess: 7. Dec. 1883. Fr. Pirmin Aster, 
Fr. Beatus Kemp und Fr. Maurus G e n t i n e t a. 

F e i. e r 1. P r o f e s s : 12. Nov. 1883 P. Placidns R i g e r t und Laien- 
bruder Fr. Joachim Steinacher. 

Sekundiz: 9. Sept. 1883 P. Sal emus P e r w a n g e r 

Erwiihlt: P. Leon tins M a i e r, Instructor der Novizen, von der 
Pf.-Gemeinde Boswil (Canton Aargau) zu ihrem Seelsorger. 

Gestorben: 12. April 1883. Fr. Urban Hofer, Laienbruder, 17. Mai 
P. Pirmin Gruber, Curat in Ating. 2. Sept. P. Maurus Kttpflin, Jubelpriester, 
Seelsorger in Boswil, 10. Nov. P. Beda Schuster, Lector der Thcologie. 

Veranderungen: P. Bonifaz V n t e r h o 1 z n e r, wurde Curat in 
Ating, P. Meinrad O h r w a 1 d e r Caplan in Mahrling, P. Vincenz G a s s o r 
Lector im Stifte, P. Aegid G a s s n e r I. und P. Fintan K e s s 1 e r 11. Caplan 
in Jenesien, P. Albert Bergmayer Caplan in Senale, P. Clemens F i scher 
Prof, in Sarnen, P. Willielm Krummenacher Caplan in Afing. 

Newark N. J. (Amerika) Benedictinerinnen-Kloster St. Scholastica. 
Gestorben. 4. Febr. ehrw. M. Philomena, Priorin. 

St. Paul. (Karnten) Eingekl.: 21. Sept. 1883 Fr. Job. Kunimer, 13. 
October Fr. Franz R o z m a u n, 31. Dec. Fr. Ferdinand J e 1 1 i n e g g. 

Ausgetreten: 1 . Juli 1 883. Fr. Bruno P a z d e r a. 

Einfache Profess: 24. Sept, 1X83 Fr. Raimund K u c h a r z, 
27. October 1883 Fr. Leopold Pizigas, 20. November 1883 Fr. Othmar 
Sortsch. 

Primiz: 29. Juli 1883. P. Clemens K r a u t h a u f , seit 1. Oct. 1883 
als Doctorand an der Universitat Innsbruck. 

St. Peter, Salzburg. Eingekl.: 22. Jul: 1 883. Fr. Josef W i u d h o f e r. 

Einf. Profess: 30. Aug. P. Benedict E gge r. 

Feierl. Profess: 5. Oct. die Conversen Fr. Maximus, Joannes Ev\, 
Jacob und Conrad. 11 Nov. P. Meinrad Buchner und P. Leo E m p 1. 
15. Nov. Fr. Paul G r a f . 

Ernannt: P. Rupert G r a s s 1 wurde Provisor in Krems, P. Leo 
E m p 1 Adjunct des Bibliothekars, P. Benedict K g g e r Sacrista, P. Anselm 
E b n e r Custos des Naturalieucabinets. 

Raygern. Eingekl.: 2. Sept. 1 K83. Fr. Jo« e f Saiver, geb. zu 
Planan in Bohmen, 14. Oct. 1883 Fr. Victor B a b i c e k, geb. zu Watzenovitz 
in Mahren. 



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456 



E i n f. G e 1 tt b d e : 29. Sept. Fr. Christian Lux. 

Ordinirt: 16. Juli P. Carl 8 t a s t n f. 

Ernennungen: Dr. Beda D u d i k vora Papst Leo XIII. zura Abbas 
honorarius von Trebitsch.*) P. Hugo Heyszl wurde Prior, P. Sarcander 
Navratil Subprior, P. Methodius H a 1 a b a 1 a Custos des physiol. Museums, 
P. Adalbert S 1 o u k, Pfarr- Administrator in Raygern, P. Marian Z b r o I e k, 
Pfarrverweser in Schwarzkirchen, P. Benno Schaffra, Caplan in Raygern, 
P. Cyrill Kramer Ceremoniar, P. Gunther Schoessler Rentmeister 
und Refectorarius, P. Carl S t a s t n j Adjunct der p&pstl. Buchdruckerei in 
Briinn. — Dr. Beda Dadik erhielt vora russischen Kaiser fur seine besonderen 
Verdienste urn das Zustandekommen der erfolgten Vereinbarung zwischen 
Russland und dem romischen Stuhle den S. Stanislaus-Orden II. Classe mit dem 
Sterne. — Die beiden PP. Sarcander Navratil und Carl § t a s t n i wurden 
mittelst Zuschrift des Cardinals Parocchi vom 15. Febtuar 1884 vom hi. Vater 
nach Rom berufen, um an den dortigen historischen Publicationen initzu- 
arbeiten. — 

Schattlarn. Ordinirt: 20. Oct. 1 883. P. Placidus A u r a c h e r, 
nunmehr 2. Caplan daselbst 

Scheyem. Eingekl.: 21. Juni 1883 Fr. Michael Fischer, Laien- 
bruder, 13. August 1883 Fr. Johannes Vordermayer. 

Ernannt: P. Paul S i x t zum Subprior. P. Corbiniam Keller kam 
zur Seelsorgsaushilfe nach St. Bonifaz in Miinchen. 

Gestorben: 7. Juli 1883. P. Heinrich E i s e n s c h e n k, Subprior. 
1. Dec. 1883 Fr. Luitpold I 8 i n g, Laienbruder. 

Schotten. Eingekl.: Fr. Benedict L o s e r t von Altwasser, Fr. Otto 
M i n a r z von Briinn, Fr. Mainrad S a d i 1 von Nebes. 

A u s z e i c h n u n g : P. Hieronymus Hol'bauer, Stiftspfarrverweser 
erhielt das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens. 

Veranderungen: P. Bonifaz Stein er wurde Pfarrv. in Pulkau, 
P. Leopold R o 8 t Pfarrv. in Hoebesbrunn, P. Lambert H e r z, Curat an der 
Stiftspfarre, P. Robert Tursky Caplan am Schottenfelde, P. Beda P e i t 1 
Caplan in Pulkau. 

Ernennung: Abt Ernest H a u s w i r t It zum lebenslftnglichen 
Mitgliede des osterr. Herrenhauses. 

Seitenstetten. Eingekl.: Fr. Cajetan Vogl aus Haselbach. 



*) Das beziigliche Breve, ein hochst seltenes Schriftstiick dieser Art, 
lautet wie folgt : „Leo PP. XIII. Dileote Fili Salutem et Apostolicam Benedictionem. 
Plura, et egregia, quae in bonum Ecclesiae, tuique ordinis, singulari tua 
a'acritate, prudentia, consilio, et industria praestitisti, Nos quodammodo impellunt, 
ut amplissima te honestemus dignitate, quae praeclaris tuis meritis praemio 
sit et ad maiora pro re Catholica praestanda, et capessenda incitamento. Hac 
mente peculiari te benevolentia complecti volentes, et a quibusvis excomunica- 
tionis, et interdict*!, aliisque ecclesiasticis censuris, sententiis, et poenis, quovis 
modo, vel qua vis de causa latis, si quas forte incurristi, hujus tan turn rei gratia 
absolventes, et absolutem fore censentes, Apostolica Auctoritate Nostra, harum 
Litterarum vi, te, Abbatem ornamentarium, seu ad honorem facimus, instituimus, 
renuntiamus, tibique aboliti Monasterii Mariani Abbatiae Trebicensis, in Moraviae 
Provincia, titutum ad honorem pariter tibi assignamus. Tibi praeterea conce- 
dimus, ut omnibus, et singulis privileges, quibus ex instituto ceteri Abbate.s 
Ordinarii Bencdictini utuntur, fruuntur, uti, ac frui libere, liciteque, servatis 
servandis, possis, et valeas. In contrarium facientibus licet speciali, atque 
individua mentione, ac derogatione dignis non obstantibus quibuscumque. Datum 
Romae apud Sanctum Petrum sub xVnnulo Piscatoris die IV. Oetobris 
MDCCCLXXXIII. Pontifieatus Nostri Anno Sexto Th. Card. Mertel." 



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457 — 



O r d i n i r t : P. Leo H a m b 5 c k und P. Roman H 5 p f 1 e r. 

Veranderungen: P. Wolfgang D a n i e k und P. Ignaz Berndl 
kehrten ins Stift zurttck, P. Fridrich Steininger wurde Pfarrv. in Allharts- 
berg, P. Sigmund Fachsloch wurde Pfarrverweser zu St. Georgen, P. Severin 
Krohe Caplan in Ybbsitz, P. Alfons Nestle liner Caplan in Wolfsbach. 

Auszeichnung: P. Robert Weissenhofer, Gymn.-Prof., erhielt in 
Anerkennnng seines verdienstlichen Wirkens im Lehrfache das goldene Verdienst- 
krenz mit der Krone. 29. Febrnar 1884. 

St. Stephan. (Augsburg) O r d i n i r t : 27. April 1883, P. Wilhelra 
Obermayr und P. Adolf S c h e c k. 

E r n a n n t : P. Hugo S c b in o 1 z e r zum I. P. Wilhelra Obermayr 
aura II. Seminarprafecten. P. Theobald Labhardt kehrte in den Convent zurttck. 

Gestorben: 29. Janner 1884. P. Pius R e i n 1 e i n, Gymnasial- 
Professor, 62 J. alt. 

St. Vincenz. (Amerika) Auf Ersuchen des hochw. Bischofes Becker von 
Wilmington Del. haben die Benedictiner daselbst ein Collegium erftffnet, welchem 
P. Dominik Block als Priisident vorsteht. 

Gestorben: 8. Dec. 1883. P. Daniel H e f t i in der St. Benedicts- 
Mission zu Skidaway bei Savannah; er wollte mit seinem Gewehrkolben einen 
Hund vertreiben, der Schuss ging los und verwundete P. Daniel schwer, so 
dass er nach 36 Stunden starb. P. Daniel war 1853 in der Schweiz geboren 
und Convertit. 

NB. Die goldene Profess- Jubelfeier des hochw. Erzabtes Bonifaz Wimraer 
und die hochdemselben bei dieser Gelegenheit verlithenen Auszeichnungen 
betreffend. vrgl. man den bez. Artikel in diesem Hefte. 

Wcltenburg. E i n g e k 1. : Conversbruder Simon S t e 1 z e r aus Ober- 
maischbach. 

F e i e r 1. Profess: 26. Nov. 1883. Fr. convers. Rupert S e d 1 in a y r, 
Gehilfe des Oeconomen. 

B. Cistercienser. 

Hohenfurth. Eingekl. : Fr. Franz Schmidt, Fr. Ludwig Leder, 
Fr. Gustav Kraus. 

Einf. Profess: 10. Juli 1883. Fr. Rudolph Webinger und Fr. 
Franz Plaschko. 

Feierl. Profess: 12. August 1883. P. Othmar Wohl. 

Auszeichnung: P. Eberhard Wagner, Personaldechant zu Rosen- 
berg und Stiftssenior erhielt das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens und 
wurde zum bischttflichen Consitorial rathe von Budweis ernannt. 

HI. Kreuz — Neukloster. Ei ngekleidet: Fr. Hermann Betzwar von 
Wien, Fr. Hugo Presch von Wiener-Neustadt, Fr. Chrysostomus Pokorny 
von Oedenburg in Ungani, Fr. Alois Rei singer von Kroisbach in Ungarn. 

Ernannt: P. Ignaz Kommenda zum Pfarrv. in Trumau 

Auszeichnung: P. Florian Erritz Pfarrverweser in Alland erhielt 
das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. 

Lilienfeld. Eingekl.: 20. Sept. 1883, Fr. Lambert Studeny aus 
Ranac in Mahren. 

Einf. Prof. : 8. Sept. Fr. Marian Lackinger, Dominik Weinpolt 
und Maurns Ofenbaeck. 

Ausgetreten: 19. Juli Fr. Wilhelm Sedlaczek, Theolog. 1. Jahrg. 

Ordinirt: 22. Juli. Fr. Heinrich Innreiter, Nivard Lechner und 
Ladislaus Ritter von Z a 1 u z n y. 

Primiz: 22. Juli. P. Heinrich Innreiter in der Pfarkirche zu Melk, 
P. Ladislaus R. v. Zaluzny in der Stiftskirche Lilienfeld, 24. Juli P. Nivard 
Lechner in der Pfarrkirche zu Gerersdorf bei St. Polten. 



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— 458 



Auszeichnung: Das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens erhielten: 
P. Alois Lintner £rior und P. Gerard Schirnhofer, Stiftshofmeister zu Wien. 

Gestorben: 5. MUrz. P. Stephan Wannisch, Pfarrv. in Unter- 
Kezbach. 20. August. P. Franz Schmid, Caplan in Unter-Rezbacb, f zu Znaim. 
28. Oct. P. Leopold Schrittwieser, Hofmeister • zu Hohenstein bei Krems. 

Ernanut: P. Malachias Heimel zum Curaten der Filiate Traisen 6. 
.Janner, zum Pfarrv. in Joeefsberg 11. Sept., P. Berthold Hromadnik als 
Caplan nach Meisling 16. Jann., nach Wilbelmsburg 24. Oct., P. Wenzl 
Kordik als Caplan ins Stift 17. Janner, al« Pfarrv. nach Radelbrunn 26. 
Mlirz, P. Gregor Czennak als Pfarrv. nach Unterrezbach 27. Mar/, P. Nivard 
Lechner als Caplan nacb Unterrezbach 28. Aug., P. Ladislaus Kitter von 
Zaluzny als Caplan nach Meisling 28. Oct., P. Gundisalv Winckler als 
(/apian ins Stift 25. Oct., P. Adalbert Kwech als Hofmeister nach Krems — 
Hohenstein 7. Nov., P. Heinrich Innreiter als Caplan nach Tiirnitz 21. Nov., 
P. Rudolf Buss als prov. Pfarrv. nach Eschenau 22. Nov., P. Edmund 
Witzmanu zum Schaffner und Curaten der Filiale Traisen 22. Nov., P. Paul 
Tobner, Waldmeister und Bauleiter zugleich zum Kammerer 23. Nov. 

Anmerkung. Die Stiftscleriker studiren seit 1. Oct. 1883 wieder an 
der stift. theol. Lehranstalt zu Heiligen-Kreuz. 

Mehrerau— Wettingen. E i n f . Profess: Fr. Alberich Fischer, 
Fr. Nivard G a 1 1 i k e r. 

Feierl. Profess: 7. Oct. 1883. Fr. Gerhard M a i e r. 

Ordinirt: 21. Oct. Prim. 28. Oct. P. Gerhard M a i e r. 

Veranderungen. P. Wilhelm Gmeinder bisher Docent der 
Exegese ging am 27. Febr. 1883 nach Ottobeuren um vorlaufig auf 5 J ah re 
dort Aushilfe zu leisteu. 

Gestorben: 6. Sept. 1883 P. Franz Keller, Jubelprofess und Senior, 
83 J. alt. 26. Oct. 1883 P. Bernard Ho chstrasser, Novizenmeister der 
Laienbriider, der Erste welcher in Mehrerau Profess ablegte, 69 J. alt und 3 
Laienbriider. 

Ossegg. E i n g e k 1. : 2. Sept. 1883. Fr. Adolf N e u m a n n, Fr. Franz 
Hey ne, 9. Sept. 1883 Fr. Josef F r a n z e. 

Ausgetreten: 7. Nov. 1883. Fr. Vincenz B 1 a s s. 

Gestorben: 12. Jann. 1883. Fr. Ferdinand P e s t n e r, Theol. des 
4. Jahres. 12. Juni P. Petrus Thttrfelder, Prediger, 14. Sept. P. Carl 
F e i 1 e r, biscli. Notar, Kesitzer des gold. Verdienstkreuzes mit der Krone, 
Senior, Jubelpriester, em. k. k. Gymuasial-Professor. 

Veranderungen: P. Thomas S e c k 1, Pfarrv. zu Maria Ratschitz 
und P. Richard S c h tt t k y, Abteisecretar und Archivar traten in den Ruhe- 
stand, P. Engelbert R i c h t e r wurde Pfarrv. in Maria Ratschitz, P. Lorenz 
Entzmann wurde Caplan in Klostergrab, P. Benedict Chejnowsky 
wurde Abteisecretiir und Archivar, P. Gregor Fischer wurde an der Prager 
Universitat fur das Gymnasial-Lehramt approbirt. 

Reun. Einf. Geltibde: Fr. Alberich Giger und Gerhard Kogler. 

Ernannt: P. Cajetan Baumhakl als Caplan nach St. Stephan am 
Gratkorn, P. Maximilian Urlep nach St. Bartholoma a/d. Licboch, P. Edmund 
Stro miner nach Semriach, P. Raimund Forstner nach Uebelbach, P. 
Heinrich Schopper zum Provisor in Maria-Rojach, Dific. Gurck. P. Gabriel 
Mai is, Dr. theol. kehrte ins Stift zuriick. 

Schlierbach. Eingekl.: Fr. Stephan Stottinger, Fr. Wilhelm Pickl, 
und Fr. Alfons O b e r in a y r. 

Veranderung: P. Heinrich Kirchler, Caplan in Schlierbach als 
Aushilfspriester nach Wartberg, De« Spital. 

Stams. Einf. Profess: 1883. Fr. Augustin Kofler, Fr. Ambros 
Abarth, Fr. Stephan Mariacher, Fr. Thomas Haindl, Fr. Eugen Strigl, 
Fr. Alfons Ladurner. 



Digits 



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._ 469 — 



Ordinirt: 1883 P. Amadeus Hasselwanter. 

Veranderungen: P. Valentin Dorfuer wurde Pfarrv. in Seefeld, 
P. Wilhelm Scbmid Curat und P. Johann Hoe fie r als Caplan nach Pfelders, 
P. Peter Bertagnol'i als Caplan nach St. Peter bei Tirol. P. Leopold 
Warger kehrte ins Stift zurttck. 

Gestorben: P. Anton Wilhelm, Localcaplan von Huben am 23. 
Febr. 1884 71 Jahre alt. 

Wilhering. E i n g e k 1. Fr. Ant. B e rg ra an n und Fr. Robert K e p 1 i u g e r. 

Gestorben: 14. Jauner 1884. P. Paul Niedermayr, Stiftskatechet, 
geb. 1858, ord. 1882. 

fl^C* Die iibrigen noch ausstandigen Personalnachrichten, wie audi die aus 
Ungarn hoffen wir im n&chsten Hefte erg&nzen zu konnen. Die Red. 

Kleine Mittheilungen aus dcm Benedictinerorden in Amcrika. *) 

St. Cloud. Minn . . . Auf der White-Eart-Reservation liess sich am 
hi. Weihnachtsfeste (1883) der bin dabin protestantische Indianer-Hauptling 
Sang-we-wi mit seiner ganzeu Familie vom bocliw. P. Alois Hermanuz 
O. S. B. in die katholische Kirche aufuehmen; aueh deasen hoehbetagte Matte.' 
wird niichstens die hi. Taufe empfangen. Im Ganzen warden 9 Personen 
getauft, saramtlich Vollblut-Indianer, von deucu 7 t'ruher Protestanten und einer 
Heide waren. Gedachter Hauptling erfreut sich eines guten Rates und bedeutendeu 
Einflusses bei den indianern nnd war vorher eifriger Protestant. Seine Bekehrung 
ist eine aufrichtige und seinem Betspiele werden bald Andere tolgeu. 

Jamestown. Dakota. Der hochw. Herr Bischof Martin Marty O. S. B. 
hat seine Residenz vou Yankton hieher verlegt. Unser Stadtchen liegt an der 
Northern- Pacific-Bahn und 1st die Hauptstadt von Statsmann-County. 

Covington. Im St. Josefspriorate war der hier in hiesiger Stadt geb. 
P. Bonaventura Ostendarp O. S. B. von St. Vincent in Pennsylvanien auf 
Benuch Er kam erst vor Kurzem von Europa zuriick, und studirte in Miinchen 
unter beriihmten Meistern die Malerkunst; er wird mit Erlaubniss des hochw. 
Herrn Erzabtes Bonitaz VVimmer in St. Viuceuz eine Schulc fur Kunshnalerei 
errichten. 

Anmerkuug. Die Ordensrnndschau mussten wir abermals wegen Raum- 
mangel zurlicklegen. Die Red. 

Series Chronologica Scriptorum O. S. Benedicti 
Hispanorum, 

qui ab anno 1750 ad nostros usque dies claruerunt. 

Scripsit D. Plaine O S. B. raon. 8. Domingo de Silos. 
I. 

Exordium. 
Quamvis Ordo S. Benedicti jam a tribus circiter saeculis non 
eadem ac olim scientiae fama prae caeteris familiis religiosis gaudeat, 
verumtamen multi ex ejus alumni*, majorum vestigiis sedulo insistentes, 
litterarum ac bonarum artium stadium alacriter percurrere non omiserunt, 
sicque res praesertim theologicas et historicas apprime tractare et 
illustrare non cessarunt. Quorum ideo monachorum doctorum turn 



*) Nach der n Kath. Volkszeitung* 24. Jahrg. 19. Jiuiner 1884 Nr. 41 
mitgetheilt. P. F. K. 



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— 460 — 

nomina recensere, turn elucubrationum seriem texere, operae pretium est. 
Qua de causa hanc provinciam tentare cupimus post R. P. Ziegelbauer 
et plures alios, sed pro parte tantum ne tanto labori ingenii nostri 
succumbat mediocritas: scilicet non de tota familia S. Benedicti (non 
inclusis tamen Cisterciensibus) hie tractabitur, sed de solis Benedictinis, 
qui Hispaniam incoluerunt, et a diebus P. Ziegelbauer vixerunt, 
vel ad tempora anteriora spectantes ab eo oscitantia, aliisve de causis 
omissi sunt. Hujus tractationis magna utilitas patit ex eo quod nihil 
usque huic simile tentatum fuerit pro monachis Hispanis a duobus 
fere saeculis dum Galli, Hungari et alii variis conatibus historicis 
litterariis locum dederint. 

Verum proh dolor! imperfectus exstabit ex multiplici parte 
praesens catalogus; deficientibus libris et documentis, quorum auxilio 
ad unguem aliqualiter adduci potuisset. Si quis vero consideret quod 
noster decessor de penuria notitiarum relate ad res monasticas hispa- 
nicas acriter pluribus vicibus conquestus sit, 1 ) quamvis id temporis 
monachi in statu rerum prospero versarentur, nosmet eamdem ac multo 
graviorem penuriam passuros esse post incendia et vastationes ineuntis 
hujus saeculi et praesertim post duplicem exclaustrationem 
annorum 1820 et 1835, facile intelliget et excusabit. 

Caeterum quam multi hiatus non locum habuissent, si lilii 
S. Benedicti a pace solitudinis abstracti ad turbulentias hujus saeculi, 
quod dereliquerant, non de novo vi et violentia adacti fuissent, 
ex hoc conjici potest quod unicum ex sexaginta et uno 2 ) hodiedum 
superstes Asceterium Montis Serrati nobis ultra tertiam partem nominum 
subministraverit. Hoc dictum sit non solum in testimonium veritatis 
sed et in pignus gratitudinis et commendationis pro R. P. Domno 
Ramiro Rodamilaus Monacho Monserratensi, cujus eruditioni et industriae 
debentur omnes notitiae ad hoc insigne monasterium spectantes. 

Rebus sic se habentibus, ne in oblivionem recidant cum detrimento 
litterarum, ista pauca nomina, quae a tenebris eruimus, praesentem 
Catalogum, qnamvis valde imperfectum, talem qualem publici juris 
faciendum esse existimavimus. 

In eo condendo unica nobis erit norma ratio temporis seu 
epocha mortis: scilicet non successive agetur de theologis, de canonistis 
et aliis, ne sub distinctionis specie vera confusio emergat, ut pluries 
in opere R. P. Ziegelbauer, sed de unoquoque scriptore singillatim 
tractabitur secundum annum mortis. 

Aliqua tamen praemittemus de scriptoribus a nostro Praedecessore 
omissis, et quorum nomina ad nostram notitiam devenerunt, quin 

! ) Ziegelbauer: Historia litter. O. S. Benedicti, t. 3, p. 535 et alibi. 

2 ) Ante sacrilegam exclaustrationem, de qua agitur, Congregatio Benedictina 
Vallisoletana ex quadraginta et quatuor coenobiis cum mille quingentis et decern 
monachis coalescebat; Congregatio vero Tarraconensis sexdecim asceteriis cum 
centum et quadraginta sex coenobitis. 



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— 461 — 

tamen ea ex magna industria et firmo proposito nullum omittendi, 
inquisierimus. 

Domnus Franciscus Beda Plaine, Monachus Congregation is Gallicae O. S. 
Benedicti et Bibliothecarius S. Dominici Silensis. 



§ i. Auctores omissi vel- insufficienter enunciati. 
/. Anonymus Silensis (circa annum 1 1 oo). 

Huic anonymo, qui certe monachus fuit S. Dominici Silensis 
in Castella Veteri, et postea ut putant aliqui, sedem episcopalem 
Legionensem tenuit sub nomine Petri, debetur Chronicon Regum 
Legionensium a Pelagio usque ad Ferdinandum primum (710 — 1062). 
Sed valde mutilum ad nos pervenisse videtur istud scriptum, siquidem, 
auctore fatente, pro objecto habebat rerum ab Alfonso VI. Castellae 
rege, praeclare gestarum narrationem, dum pars servata nihil aliud est 
quam tali narrationi mere praeambula et praeparatoria : quod valde 
dolendum est. Editum est hoc Chronicon Silense pro prima vice 
anno 1 7 1 9 a nostro Berganze l ) et pro secunda a doctissimo Patre 
Florezio 2 ) 

//. Berceo (Gondisalvus de) circa ann. 1200. 

Erat iste monachus S. JE Miliani de Cuculla, apprimeque versatus 
in litteris turn sacris turn profanis. Multa scripsit et luculenter metrice, 
in lingua tamen materna: qua de causa numeratur jure merito inter 
antiquiores et aestimatiores poetas Castellanos. Ejus praecipua opera 
seu carmina collectim edita sunt Matriti a Thoma Sanchez vergente 
ad finem saeculo ultimo. 3 ) 

Haec sunt: 1. Vida de Santo Domingo de Silos. 

2. Vida de San Millan de la Cogolla. 

3. Del Sacrificio de la Misa. 

4. Martyrio de San Lorenzo. 

5. Loores de Nuestra Senora. 

6. De los signos que apareceran ante del Judicio. 

7. Milagros de Nuestra Senora. 

8. Duelo de la Virgen Maria. 

9. Vida de Santa Oria, reclusa. 

10. Epitafio de la misma. 

11. Hymnos. 

1 2. Loor don Gonzalo de Berceo. 



*) Antiguedades de Espana, t. 2, j>. 521. 
,J ) Espana Sagrada, t. 17, p. 297 et seq. 
^ Collectio Poetarum Castellanorum Saeculo XV. antiquiorum, t. 2, 

1787- 



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— 462 — 

De novo sub praelo cusa sunt eadem carmina in Collectione 
Auctorum Castellanorum (torn. 56) cujus curam suscepit Emmanuel 
Ribadaneyra anno 1846, et ad finem percluxit 1881 71 in 4 . 

/// Martin (Petrus) circa ann. 1300. 
Monachus erat iste S. Dominici Silensis, scriptoque mandavit, 
post Grimaldum et forsan alios ignotos, miracula ab eodem S. Dominico 
hujus asceterii instauratore patrata ab anno 1232 usque ad annum 1293. 
Nihil amplius de hoc scriptore scitur, cujus lucubratio a Patre Sebastiano 
de Vergara in lucem edita fuit. 1 ) 

IV. Boil (Bernardus) Saeculo XVI. ineunte. 

Isti monacho praecipuum decus et gloria ex eo quod 
Evangelium primus praedicaverit apud Indias Occidentals primusque 
archiepiscopi et patriarchal hujus vastissimae regionis titulo insignitus 
fuerit, oritur. Attamen nee ei scientiae et litterar^m laurea denegari 
potest. Scripsit enim et edidit ante suam profectionem remotissimas 
versus insulas opus cui titulus: Collationes spirituales pro con- 
solatione Patrum anachoretarum Montis Serrati (1489). 

Ipse, qui natus erat Tarraconae in Catalaunia, amplexus est 
(1459) Ordinem S. Benedicti in eodem sacro Monte ubi postea finem 
vitae sortitus est anno 1520. 

V. Garcias de Cisneros 1510. 

Natus Torrdelagrenae in regno Toledano (1455) Regulae Bene- 
dictinae nomen dedit adhuc adolescens (1476) in domo Pinciana, 
quae erat Congregationis Vallis Oletanae caput et magistra. Inde missus 
ad Montem Serratum a Rege Catholico Ferdinando, ut ibi collapsam 
restitueret monasticam disciplinam Abbas institutus est (1493) et m 
eodem loco vitam finiit temporalem anno 1 5 1 o cum fama Sanctitatis. 

De eo egit P. Ziegelbauer (t. 2 p. 216, t. 4. p. 145) sed in- 
complete. 

Inter ejus scripta, sola sequentia nota sunt : 

1. Exercitatorium vitae spiritualis, editum anno 1499 
liber aureus, qui multum profuit S. Ignatio novam vitam in Solitudine 
Manresae inchoanti. 

2. Directorium Horarum Canonicarum. 

3. Reglas y Estatutos para los Ninos (pueris) Escolanes de 
Montserrat. 

4. Reglas y constitutiones de los Padres Ermitanos de Montserrat : 
Quae Regulae et statuta ab Alexandro VI. approbata fuerunt per Breve 
anni 1495. 

') Vergara: Vida y milagros do Santo Domingo de Silos. 



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— 463 — 

VI. Balez (Ildefonsu.s). 

Pauca scimus de isto scriptore, qui Castellanus origine, monasticam 
regulam professus est anno 1498 apud Montem Serratum, et ibidem 
mortuus est octo annis postea. 

Theologicum aliquod opus ad unguem deduxit cui titulus: El 
matrimonio espiritual quod sub praelo cusum est anno 1508 
jam defuncto auctore. 

VII. Petrus Burgaisis (1535). 

Petrus, cui ex loco originis Burgensis nomen datum est, 
amplexus est Regulam S. Benedicti in eodem monte Serrato anno 
1 48 1 ante adventum Patris Garciae de Cisneros. Eidem mortuo Abbas 
suffectus est (15 12). Tandem decessit in eodem loco anno 1535. Ei 
debetur prima historia tarn pii et tarn Celebris Sanctuarii, quae historia 
in lucem prodiit (15 14) sub hoc titulo : 

Historia del santuario de Nuestra Senora de Montserrat y 
Milagros, que ha obrado en el la Santisima Virgen. 

VIII. Michael de Sobr arias (1550). 
Alter iste monachus Montis Serrati natus est apud Cardasnos 
viculum Aragoniae regni, vestem S. Benedicti induit anno 15 13, 
vitam finiturus 1537. In rebus theologicis apprime versatus 
sed simul modestia insignis, humile abbreviatoris et compilatoris sibi 
munus ambivit. Inde prodiit 1. Compilatio ex omnibus scriptis 
S. Augustini extracta (1 torn, in folio) 2. Compilatio omnium operum 
St. Thomae Aquinatis. 

IX. Brenach (Antonius) 1545. 

Insignis poeta latihus fuit iste, qui simili modo Montis Serrati 
solitudinem incoluit, et ibi obiit plenus mentis anno 1545 post 
decern et septem annos professionis. 

Inter ejus carmina praecipua computantur: 

1. Historia Kegii Monasterii Montis Serrati, quae 
1699 versibus alexandrinis constat. 

2. Novem Musae seu Novem Vitae Sanctorum. 

3. EpithalamiumSalomonis versu phaleutico decantatum. 

X. Petrus Alfonsus Burgensis. 
Multum et sat luculenter scripsit iste Petrus, qui natus in 
provincia Zelandiae Hollandicae sed ex parentibus Hispanis et 
nobiliter educatus in aula Caroli quinti, mundi gloriam et divitias 
sprevit ut Christi suave jugum subiret in Asceterio Montis Serrati 
anno 1534, ubi deinceps vitam finivit cum magna fama virtutum et 



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— 464 — 

Sanctitatis (1572). De eo egit Ziegelbauer (t. h. p. 165 et alibi) sed 
nimis jejune. 

Haec sunt scripta, quae reliquit iste doctus et pius monachus: 

1. De los beneficios de Dios, 1 torn. 

2. De la Vida solitaria, s 

3. De la Inmortalidad del alma, ^ 

4. Del Santisimo Sacramento del altar, > 

5. De las alabanzas a Maria Santisima ^ 

6. De la preparacion para la muerte, ,> 

7. De las tres virtudes theologales, ^ 
7. De las religiones, x) 

XI Juan de Medina (1580?) 
Istius scriptoris nudum nomen invenitur apud Ziegelbauer 

(t. 3> P. 594.) 

Erat Abbas S. Vincentii Salmanticensis circa medium decimum 
sextum saeculum et concionatoris munus cum tanta fama exercebat, 
quod adveniente Vallisoletum primogenito Caroli V, qui fuit Philippus 
secundus, Rex omni memoria dignus, nostro Joanni cura demand ata 
fuit concionandi coram tali Principe. Qui Princeps admirans oratoris 
ingenium et eloquentiam, ut circa eamdem materiam tractatum ederet, 
ab eo enixe pustulavit. 

Inde opusculum cui titulus : J) e la O r d e n que en algunos 
pueblos de Espana debria ser puesto por el remedio de los verdaderos 
pobres. Salmanticae prodiit anno 1545 pro prima vice. 

De novo cusum est sub praelo in annis 1757 et 1766 sub 
titulo: De la Caridad discreta etc. Nihil amplius scitur de isto 
Joanne de Medina. 

XII. Encinaz (Sebastianus) .1 590? 
Hispali natus iste Sebastianus habitum S. Benedicti et apud 
Montem Serratum induit in anno 1 55 1, ignotus vero remanet annus 
mortis ejusdem Scripsit opusculum cui titulus : Instrucciones 
de como se han de criar los hijos de los Principes y grandes 
Senores. 1 torn. 

XIII. Caste// (Antonius) 1640? 
Catalanus origine, Castell ingressus est Montis Serrati Monasterium 
anno 1572, ubi sanctissime vixit usque ad aetatem centum quatuor 
annorum. Quamvis ad humilem Conversorum ordinem pertinuerit, 
scientia tamen et eruditione clarus fuit. In testimonium adduci 
possunt duae tractationes sequentes, quas ad unguem perduxit scilicet. 

1. Teoria y practica de Farmaceuticos. Prodiit Barcelonae, 
1592 1 in 4 . 

2. Francilogium sacrum. 1 in folio. 



Digits 



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— 465 — 



XIV Marques (Joannes) 1658. 
Natus erat Marques Arbecae (dioecesis Tarraconensis) intravitque 
monasterium Montis Serrati in anno 1576, moriturus in eodem octo- 
ginta annis et amplius elapsis seu in anno 1658. Musicae studuit cum 
max i mo proventu, brevique factus est peritissimus turn in arte organa 
pulsandi turn in compositione cantuum, et omnium quae pertinent 
ad musicam sacram. Inter ejus scripta castellana computantur: 

1. Lectiones et exercitia ad Gregorianum cantum addiscendum. 
Sex Missarum cum vocibus cantandi rationes. 
Duo officia Tertiae et Vesperarum pro quinque vocibus. 
Psalmodia, offertoria, et alii cantus super organum. 
Hymni et cantica ad Sanctissimae Virginis laudem super 



2. 

3- 
4- 

5- 
organum 



XII. Sancluz (Franciscus) 1604. 

Lusitanus genere Sanchez vitam monasticam amplexus est apud 
Montem Serratum anno 1577 ibique obiit plenus meritis in anno 
1604. De eo meminit Ziegelbauer (t. 4, p. 38) sed nimis jejune. 
Versatissimus erat in sacra scriptura ut probant doctae Commen- 
tationes in Genesim et plurimos alios, quorum seriem hie exhibemus, 
nee etiam linguae hebraicae ignarus erat. 

Haec sunt scripta ejus, quae hactenus omnia inedita jacent, 
excepto unico ultimo, teste doctissimo Nicolao Antonio. *) 



1 
2 
3 
4 

5 
6 

7 
8 

9 
10 
1 1 
12 

l 3 
M 
15 



Concordia in Genesim 
^ 7 Exodum 

t ^ Numeros 

^ /} Deuteronomium 

^ ^ Librum Josue 

.> y) libros Judicum 

» » Ruth 

, ^ quatuor Libros Regum 

^ j. Proverbia Salomonis 

f , Canticum Canticorum 

^ ,j librum Job 

5 9 Psalterium David 

Dictionarium Hebraicum 

De Nominibus Dei 

Commentarium in Ecclesiasten cum 

Vulgatae editionis et Hebraici textus 



1 col. in fol. 



Concordia 



XVI. Sancho (Petrus) 1627. 
Sancho natus in vico dicto Pons, in dioecesi Gerundensi. 
Regulam S. Benedicti amplexus est apud Montem Serratum (1586) 



*) Biblioth. Hisp. nov. T. I, p. 495. 



12 



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— 466 — 

Duodecim post annis (1598) missus est ad Indias Occidentals ut 
ibi Benedictini ordinis novum conderet asceterium. Regressus deinde 
ad Monteai Serratum Historiam ordinis S. Benedicti apud 
Indos composuit, quam Philippo secundo Hispaniarum Regi dedi- 
cavit sed nondum sub prelo cusum fuit hoc scriptum, ni fallamur. 
Tandem promotus adgradumabbatialem apud Rivipullenses 
monachos ibi vitae finem sortitus est in anno 1627. 

XVII. Solsona (Michael) 1629. 
Iste Catalanus genere vestivit habitum S. Benedicti in monasterio 
Montis Serrati, ibique post vitam studiis et piis exercitationibus 
deditam mortuus est in anno 1629. Sequentia scripta reliquit, quae 
adhuc jacent inedita: 

1. Noticias historicas para la de Montserrat, 1 t. 

2. Notas para la historia de la Orden Benedictina y de sus 
Monasterios en Espafia. 

3. Historia del monasterio del Estany (de los Canonigos 
de S. Agustin). 

4. Fundacion del Monasterio dels Arguels. 

5. El obispo Gothmaro que vivia en el ano 888 y se 
llamaba obispo de Vich y de Manresa con otras varias noticias 
muy curiosas. 

6. Antiguedades de Montserrat etc. 

Ibi multa documenta offert circa jurisdictionis litem inter 
Montisserrati et Rivipulli Abbatias. 

XVIH. Oliver (Matthaeus) 1620. 
Gallus genere Oliver factus est tamen monachus S. Benedicti 
apud Montem Serratum in anno 1597, ibique pie vitam finivit circa 
ann. 1620. Scripsit Gallico sermone hujus asceterii historiam 
quam Reginae Christianissimae dedicavit (Lyon 161 7). 

XIX. Muhoz (Anselmus) 1640? 
Huic, qui Benedictinus erat, sed cujus locus natalis et res 
gestae ignorantur, debetur Relacion de las fiestas que 
D. Antonio Vaneges de Figueroa, obispo de Pampelona, hizo 
celebrat al honor del Santisimo Sagramento. Pampelona, 1609. l ) 

XX. Perez (Cyriacus) 1637. 
Castellanus ortu Perez habitum S. Benedicti induit apud eandem 
Montem Serratum (1598), et obiit in eodem loco in anno 1637. Duo 
reliquit scripta, scilicet 



l ) Biografia ecclesiastica t XIV. p. 730. 



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— 467 — 

i. Ejercicios espirituales. Sub praelo cusi sunt in 
anno 1616. 

2. Tratado de la Oracion mental (Ineditura). 

XXI. Trujillo (Alfonsus). 

Castellanus item genere, et Monserratensis professione monastica, 
quam emisit in anno 1610 Trujillo rara versus componendi faci- 
litate enit uit. Poema ejus praecipuum habet pro objecto: La Vida y 
martyrio de San Zoilo. Continet 16.000 versus sed adhuc 
ineditus est. Auctor hujus poematis mortuus est in anno 1641 apud 
S. Felicem Guiccolensem, cujus erat abbas a quinque annis. 

XXII. Figueroa (Joannes). 

Alter Monserratensis similiter et Castellanus genere, et poeta 
ingenio. Vivebat circa initium decimi septimi saeculi, redegitque: 

Conciones reales a la gloriosisima Virgen Maria de Mont- 
serrat . . . et alia sed omnia jacent inedita. 

XXIII Palagius h S. Benedicto. 

Iste scripsit: Sumario de Oracion etc.: Burgis, 1626 
ubi multa et utilissima documenta continentur turn de officio divino 
turn de Sanctissimo Rosario et aliis precum formulis. 

Natus erat Jadracae in dioecesi Seguntina (Siguenza) vitam vero 
monasticam professus est apud S. Petrum de Arlonza, cujus monasterii 
postea factus est Abbas, et deinde S. Martini Matritensis etc. Non 
solum Theologiae scientia clarus fuit, sed etiam in Musicae et Calli- 
graphiae artibus; et sua manu descripsit turn Antiphonaria turn alios 
libros chorales S. Petri de Arlonza. Ignoratur annus mortis. 

XXIV. Guarin (Joannes) 1642. 

Gallus genere, ad instar plurium aliorum jam nominatorum 
Guarin sese ad Montem Serratum recepit ut Regulam S. Benedicti 
profiteretur. Ibi etiam mortuus est circa annum 1642. 

Haec sunt ejus scripta numero et varietate multa sed proh 
dolor! adhuc omnia inedita 

1. Vida y milagros del gran Patriarco S. Benito. 

2. Catalogo de las religiones, que hay en la Iglesia Catolica. 

3. Casos selectis de conscientia con suo decisiones. 

4. O rig en, descendencia y nombres de los sumos Pontefices, 
Emperadores, Reyes y otros Principes soberanos, que ha habido desde 
Adan hasta el ano 1627. 

5. De las jurisdicciones del real monasterio de Montserrat 

6. De los Memoriales en derecho. 

12* 



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— 468 — 

7. Vidas de Muchos Monjes, Ermitanos, y Legos de Montserrat. 

8. Historia General, 8 torn. 

9. Sobre diferentes materias, 2 torn. 

Insuper de hispanica in latinam linguam convertit opera Senecae 
(2 vol.) et «imiliter de Gallico in Hispanicum idioma Octo 
tomos diarii, quod Vocatur: Mercurius Franciae (Le Mercure 
de France). 

XXV Pobes de San Jose (Didacus). 

Iste, quern obiter tantum indicat Ziegelbauer (t. 3, p. 563) erat 
Catelanus genere et professione Monserratensis monachus. Obiit in 
anno 1649. 

Sequentia reliquit tria scripta inedita excepto uno 

1. Manuale Ecclesiasticum seu tractatus de Ceremoniis 
Missae tam privatae quam soleranis et etiam pontificalis. 

2. Dominicale, seu Ritualis parvi species. 

3. Ordo perpetuus in dies divini officii recitandi Missamque 
celebrandi juxta Breviarium et Missale Romanum denuo a SS. Domino 
nostro Urbano VIII. recognitum et auctum. Gerundae, 1640, 1 in 8°. 

XXVI. Gomes (Ambrosius). 
Monachus erat S. Martini Matritensis, et concionator egregius. 
Scripsit Moysen Segundo, la Vida de Santo Domingo de 
Silos, quae prodiit Matriti anno 1653. Nihil amplius scitur de isto 
scriptore. 

XXVH. Crespo (Franciscus). 

Iste, cujus nudum nomen offertur a nostro decessore (Hist 
litter, t. 3, p. 559), natus Calataynda in regno Aragonia (1594) sese 
recepit ad Montem Serratum ut vitam profiteretur monasticam (1625). 
Electus hujus asceterii Abbas (1649) ibidem diem obiit supremum 
(1664). Non solum ut theologus enituit, sed etiam ut poeta turn latinus 
turn Castellanus. Item Confessarii docti et sapientis munus magna 
cum laude explevit. 

Haec sunt ejus scripta partim edita, partim inedita: 

1 . Tribunal T h o m i s t i c u m de immaculato Deiparae Con- 
ceptu: Candidum jus ore Angelico dicens, 

Doctrinam Angelicam cum Virginis albescente origine, pulchra 
pace concilians, Ad orationem pro ipsius causa inferens 

Pias preces Regi Catholico pro ejusdem definibilitate . . . 
concludens. Prodiit Barcinonae, 1657, 1 torn. 

2. Memorial jus to y piadosa al Rey Nuestro Senor D. Felipe 
el Grande, IV. en el nombre . . . por la Inmaculada Concepcion de 
la Madre de Dios Barcinonae, 1657, 1 in 4 . 



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- 469 — 

Hoc scriptum nihil aliud est, ni fallamur, quam praecedens a 
latino in hispanicum idioma conversum. 

3. Vida del Venerable e Ilustrisimo Senor D. Luis Crespi de 
Borja, obispo de Plasencia, Embajador de Espafta en Roma. 1. torn. 
(Iaeditum.) 

4. Historia. Cronica del Monasterio de Nuestra Senora de 
Montserrat 

5. Tratados teologicos, 1 in fol. 

XXVIIL Vila (Benedictus). 

Catalanus ortu, Monserratensisque monachus professione, quam 
emisit anno 1 642, Vila ad unguem perduxit Commentarium 
super Psalmos David, quod ineditum remansit. Ignoratur annus 
mortis. 

XXIX. March (Joannes). 
Eadem dici debent de isto scriptore quoad regionem natalem, 
locum professionis, et annum mortis. Scripta vero, quae reliquit inedita, 
sunt sequential 

1. Epitome de la Cronica general de la Orden de San Benito. 
1 torn, in folio. 

2. Declaracion de los siete pecados mortales, y de las siete 
virtudes opuestas, 1 torn. 

3. Los Cinco libros de Consolatione de Boecio 
Severino traducidos del latin al Espanol. 

XXX. Fore a da (Anselmus). 
Natus Podii Cerdae in dioecesi Urgellitana, Forcada ingressus 
est Monasterium Montis Serrati (1644) ibique pia vita functus est in 
mense Augusto anni 1675. ^ n poesi Castellano peritus erat, ut probant: 

1. Historia del Monasterio de Montserrat y milagros de 
Nuestra Senora, quae scripta est in versibus, sed nondum sub prelo cusa. 

2. Obras Varias, quae similiter in versus redactae et Mariae 
Theresiae de Austria, Reginae Gallorum dedicatae, prodierunt Parisiis 
in anno 1665. 

XXX L Marti y Marva. 

Natus Dalmanae in Catalaunia, Marti Regulam S. Benedicti 
amplexus est (1620) apud Montem Serratum, cujus etiam factus est 
Abbas (1645) ibique pie decessit in anno 1678. 

Auctor est opusculi cui titulus : T r a t a d o en favor de los 
Escolanes y Seminario de Nuestra Senora de Montserrat. Tolosa, 
1650, in 4 . 



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— 470 — 

XXXII. Royo (Ignatius). 

Natus Calatayndae in Regno Aragoniae sed Regulam S. Benedict! 
professus apud Montem Serratum (1625) tantae scientiae et sapientiae 
famam adeptus est ut successive abbatiali dignitate pluribus viciius 
auctus fuerit et deinde promotus turn ad sedem archiepiscopalem 
Dacer in Sardiniae insula turn ad sedes episcopales Albarocinensem 
et Barbastrensem in Hispania. Obiit in anno 1680 annos natus 
septuaginta. 

De Mandato ejus prodierunt: Constituciones Sinodales 
del Obispado de Barbastro, 1675. 

XXXII Cererols Joannes). 
Catalanus genere, Monserratensisque monachus professione Cererols 
rausica scientia apprime pollebat, multasque compositiones musicas, 
scilicat Missas, Vesper as, Salve partim cum pluribus vocibus 
et cum organo composuit. Quae collecta sex tomos in folio aquiparant 
Mortuus est in anno 1680. 

XXXHI. Castro (Joannes de). 
Pauca de isto scimus, qui cum esset Prior asceterii Silensis 
in Castello Veteri novam et eruditione plenam edidit S. Dominici 
hujus monasterii abbatis et instauratoris vitam. Prodiit Matrite, 1688. 
Tribus vicibus Abbas fuit institutus pro quatuor annis ejusdem coenobii 
nempe anno 1681, 1689, 1694. Rexit item tanquam abbas monasterium 
S. Martini Matritensis. Insuper novam vitam S. Benedicti scripserat, 
quae servabatur inedita in archivo Silensi ante exclaustrationem anni 1835. 

XXXIV. Capelladas (Josephus). 

Natus apud Mart oral 1, dioeceseos Barcinonensis, Capelladas 
sese recepit ad Montem Serratum, ubi obiit in anno 1688 post 
quadraginta et tres annos professionis monasticae. 

Haec sunt numerosa sed proh dolor! adhuc inedita ejus scripta. 

1. Additiones pro complemento Sylvae allegoriarum 
Laureti. 4 in fol. 

2. Scrip to res Benedictini. 1 in fol. 

3. Dicta SS. Pat rum de Misterio Sanctissimae et individuae 
Trinitatis. 1 in fol. 

4. Onomatologia B. Mariae, seu nomina, epitheta et encomia 
quibus Beata Dei Genitrix Maria, sine peccato originali concepta, a 
SS. Patribus et Ecclesiae Doctoribus benedicitur et honoratur. 4 in fol. 
Ibi tractat auctor de 7,600 nominibus B. Virgini attributis. 

5. Apis Virginea e floribus SS. Patrum et aliorum Doctorum 
collecta. 1 in fol. 



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— 471 — 

XXXV. Torrh (Andreas). 

Natus Jacae in anno 1672 Regulam S. Benedicti professus est 
apud S. Joannem Pinnatensem (San Juan de la Pen a) sed ignoratur 
annus mortis. 

Inter ejus scripla numerantur adhuc inedita, ut apparet: 

1. Origen y succesion de los Reyes de Aragon y de Navarra 
desde VIII. al XII. siglo 

2. Epistolas et miscellanea. 

XX XVI. Vega (Emmanuel). 
Hujus scriptoris turn locus natalis turn annus mortis ignoratur 
sed monachus erat Rivipullensis in Catalaunia, et scripto mandavit : 

1. Constitutiones provinciales o capitulares de la Congregation 
Tarraconense. 

2. Poema de translatione S. Olegarii, Barcinonensis Episcopi. 
Barcinonae, 1702. 

3. El ambitioso politico infelix (de italico in hispanum 
idioma versum). 

XXXVII. Chia (Emmanuel). 
Monachus erat S. V i c t o r i a n i, et egregii Concionatoris partes 
cum maximo zelo implevit circa annos 1720 — 1730. Nihil amplius 
scimus de isto monacho. 

XXXVIII. Josephus a S. Benedicto, alias a lampadibus. 

Natus in Flandria et litterarum omnino expers venit peregrinus 
ad Montem Serratum pietatis causa, et ibi supplex et omnium mona- 
chorum prostratus pedibus ut in eorum numero tanquam conversus 
admitteretur, vix obtinuit. Insuper nullum aliud officium habuit quam 
cura accendendi et concinnandi lucernas. Sed nihilominus a Deo illumi- 
natus, et scientia infusa donatus varios tractatus turn latino turn 
hispanico sermone conscripsit. Obiit cum maxima fama Sanctitatis in 
anno 1723. Inter ejus scripta recensentur: 

1. Fratris Josephi a S. Benedicto, opera omnia. Prodierunt 
Matriti, 1738, in fol. 

2. Vida interior de Fray Jose de San Benito, religioso lago 
del monasterio de Montserrat, escrita de su propio mano. Adduntur 
aliquae ejusdem cartae spirituales Madrid, 1746, 1 in folio. 

XXXIX. Argerich (Benedictus). 
Iste non a praecedenti separari convenit, siquidem scripsit: la 
Vida exterior del venerable lago Fray Jose da San Benito. Matriti, 
1746, 1 in 4°- 



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— 472 — 

Edidit similiter varia opera ascetica. Aliunde natus erat Bioscae 
in Catalaunia, religionemque S. Benedicti amplexus est apud Montem 
Serratum (17 19) cujus etiam factus est abbas (1753) ibique finem 
vitae sortitus est (1754). 

XL. Lopez (Michagl). 
Natus Villarogae in Aragonia, et monachus Montserratensis 
ab anno 1685 in eodem sacro monte obiit Michael in anno 1723. 
Egregius psaltes sequentia scripta reliquit partim latina, partira hispanica : 

1. Exagoga ad musicam, 2 in fol. 

2. Miscellanea musica 1 in fol. 

XLL Presiach (Vincentius). 
Musicus et ipse Vincentius natus est Morellae in dioecesi 
Dertusensi, Regulam S. Benedicti amplexus est apud Montem Serratum, 
et ibi mortuus est in anno 1726. Scripsit multa de Musica sacra 
turn latino turn hispanico sermone, quae digna sunt laude, sed omnia 
jacent inedita, ut videtur. 

ALU. Martinez de Cisneros (Didacus). 

Martinez, cujus ignoratur locus natalis et annus mortis fuit 
Abbas S. Petri de Arlanza, et Visitator Congregationis Vallis Oletanae, 
et scripsit contra plures Assertiones historici Joannis Ferrerae, unde 
titulus : Ante-Ferreres . . . seu Vindicatio Ferdinandi Gonzales 
comitis supremi Castellae et primi fundatoris S. Petri de Arlanza. 

Prodiit iste liber Matriti in 4 . anno 1724 sed tacito nomine 
auctoris. 

XLIIL Afartinez (Petrus). 

Quamvis pertinuerit ad ordinem conversorum apud S. P e t r u ra 
Cardignensem (Garden a prope Burgos) iste monachus in 
arte architectonica nihilominus excelluit, tantamque famam adeptus est 
ut multa aedificia in toto Gastello erexerit, quorum aliqua adhuc 
supersunt, inter quae numerari debet Gapella nova S. Dominici Silensis. 
Plura etiam scripsit de eadem arte scilicet: librum de Perspective : 
alium de Geometria; tertium de architectura hydraulica item fragmenta 
de scientiis raathematicis in quibus vindicat constructores de calumniis, 
quae continebantur in libro cui titulus: El curioso arquitecto. 

Insuper cum magna industria novum instrumentum adinvenerat 
ad facile metiendas turn longitudines turn latitudines: cui instrumento 
nomen dedit: Arquimetro. Qua de causa peritissimos inter artium 
inventores jure merito numeratur noster Benedictinus. 

Vita functus est in anno 1733. 



Digits 



zed by G00gle 



47.'! 



XLIV. Reventes (Adelelmus). 
Natus Vilafrancae de Panadas in dioecesi Barcinonensi anno 
1654 Reventes Regulam S. Benedicti professus est in anno 1681 apud 
Montem Serratum, ibique diem obiit supremum in anno quinquagesimo 
septimo suae professionis. Annalibus sui Monasterii apprime studuit, 
ut probant scripta, quae reliquit nerape : 

1. Breve historia de la montana y Santuario de Nuestra Senora 
de Montserrat, 1 in 8°. 

2. Historia de los antiguos Priores y Abades que ha tenido 
el monasterio de Montserrat, 1 in 4 . 

3. De los Bichhechores del real monasterio de Montserrat. 
His dictis de aliquot e Benedictina familia alumnis a R. P. Ziegel- 

bauer oscitantia aliisve de causis praetermissis, nunc de iis, qui post 
dies ejusdem Bibliographi vixerunt, agetur scriptoribus. Quorum in 
nuraero computari debere putamus non solum Benedictinos, qui vere 
scriptis suis nomen suum illustrarunt, ac litteris turn sacris turn 
profanis plus minusve profuerunt, sed etiam eos qui ad episcopaiem 
gradum sunt evecti. Et jure merito siquidem ad talem ac tantam 
dignitatem promoveri non potuerunt, quin sapientiae et scientiae laude 
prius claruerint, et aliunde post hanc evectionem pluries epistolas ad 
clerum et populum direxerunt, typiscjue mandarunt. 

(Continuatur.) 



Correspondenzen des Konigs und Kaisers Ferdinand I 
in kircblicben Angelegenbeiten aus der Zeit von 1546— 1559. 

Mitgetheilt von Sebastian Brunner. 
(Fortsetzung zu Jahrg. V. Heft 1, 8. 199— 208 ) 

V. Ferdinand tra'gt dein Cardinal auf, im Verein mit dem stiindigen Gesandten 
in Rom den Papst um Hilfeleistung fllr den nahe bevorstehenden Tiirken- 
krieg zu bitten. 

Instruetio pro Cardinale Tridentino 

ad Pontificem in causa subsidij do 
2. Octobris 1551. 

Fen I ina in lus etc.! 

Inslructio earum rerum. quns Keverendissimus in Christo 
pater, Dominus Cliristopliorus Sanclae Komanae Ecclcsiae tituli 
Sancti Caesarei in Palatio Presbijler Ganbnalis Episeopus Trident inus 
et Administrator Rrixiniensis, Amicus Princeps et Consiliarius 
poster cbarissimus apud Sandissimum in Christo pat rem et 
Dominum Dominum Julium III. Divina providentia Sacro-Sanctae 
Homanae et Universalis Ecclesiae Summiim Pontificem Dominum 
nostrum reverend issinumi nomine nostro reverenter diligenterque 
proponere agere tractare ac petere et requirere debet. 



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— 474 — 

lnprinils Sanetitati ejus debitain obedientiam lilialemqiie 
observantiam nostram ostendat. et subsequenter presentatis litteris 
nostris credentitijs exponat, nos minime dubitare ad Sanctitatis 
suae indubiam notitiam ex aliorum turn sermone turn litteris 
iampridem pervenisse, Quomodo Princeps Turcarum Christiani 
nominis, iidei, et religionis hostis, varijs practicis et astutijs, sub 
induciarum tempore, quas novissime nobiscum susceperat, illam 
nobilem Christianitatis Provintiam Transsijlvaniam potestati suae 
subijcere conatus sit, Et quod ob earn causam anno ab hinc tertio 
Bassam suum Budensem cum certo gentium et eopiarurn numero 
hoc praetextu in ipsam usque Transsijlvaniam miserat. ac si 
Serenissimae Dominae Beginae Isabellae Serenissimi quondam 
Begis Joannis relictae Viduae opem ferre vellet, Quamvis autem 
illud suum institutum minime ex voto ei successisset, sed ipse 
Bassa Budensis etiam damno aecepto pedem ref'erre et retrocedere 
opera et industria Episeopi Waradiensis coactus fuisset, Cum 
tamen postea non destitisset, alijs vijs et modis se in dictam 
Provintiam intrudere. Quare (memoratus) quondam Episcopus 
Waradiensis a nobis humiliter petierat, ut Prineipem Turcarum 
in eo praeveniremus et cum Begina eiusque illustri filio Duce 
.lohanne et Petro Petrowijth Comite Themesiensi amicabilem trans- 
actionem et eoncordiam susciperemus. Cum igitur perpendissemus, 
si impeditis huiusmodi Principis Turcarum conatibus et institutis 
tarn insignem et loeorum natura munitam Christianitatis Provintiam 
penes Cliristianitatem retineremus et conservaremus, quod id 
magnam sceuritatem magnaque commoda et beneiieia. e converso, 
si idipsum omitteremus. non nisi gravissima irreparabiliaque damna 
iacturas et incommoda non solum nostris. et alijs circumvicinis 
Begnis et dominijs. sed universae etiam Christianae Beipublicae 
allaturum esset, missis praeterea el expeditis in ipsam Transsijl- 
vanensem Provintiam nonnullis eopijs nostris in bono numero 
tarn equoslribus quam pedestribus amicabilis compositions et 
concordiae cum Begina eiusque filio et Petro Petrowijth ineundae 
traclationem a nobis susceptam. et tandem divina propiciante 
gratia rem eo deductam esse, quod tota Transsijlvania una cum 
inferioribus Begni partibus sine hello et shie sanguinis efYusione 
sese ultro bcnevoleque nobis nostroque imperio subdiderit. Qua 
de re Domino Deo optimo maximo summas agimus gratias, Prin- 
eipem vero 'I'urcarnm non solum per illos suos milites quos in 
coniinibus habet, excurrendo. predando, comburendo et Christianos 
in caplivitatem abducendo Inducias violari fecisse venun etiam 
Beglerbegum . . . non parvo (Mini Exercitu ad partes dicli Begni in- 
feriores versus Transsijlvaniam misisse qui nonnullas Arccs nobis 
extorserit ulterius quoque prorumpere conetur. Licet autem nos 
quoque possibiles ei resistendi provisioned et apparatus (ece- 
rimus, et ingentes ob id sumptus subierimus, et nunc quoque 



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.-— : 



— 475 — 

sustinere cogamur, ut lam nobilis et insignis Provintia tanquam 
Regni nostri Hungariae membrum, in benefieium etiam tocius 
Christianitatis defendi et conservari a majoribusque periculis 
liberari possit. Cum tamem ex omnibus explorationibus quae ad 
nos multipliciter perferuntur intelligatur, ipsum Principem Turcarum 
cum dicto suo contra Transsijlvaniam misso Exercitu, et reliquis 
suis in his confinijs existentibus copijs non solum hoc Anno 
Regnum nostrum Hungariae et Provintiam Transsijlvaniarn oppugna- 
lurum, quemadmodum iam, sicuti superius diximus. omne hostili- 
tatis genus in omnibus Confiniorum nostrorum partibus exercendo, 
magna damna intulerit. Verum etiam anno futuro adhuc maioribus 
viribus exercitibusque tarn contra praedictum quam alia Regna 
et dominia nostra in propria persona in expeditionem exiturum, 
et pro sua tyrannica libidine acrius quam unquam antea ipsa 
Regna et Dominia nostra invasurum esse; nobis vero (sicuti 
Sanctitas sua et quivis alius facile consyderare queat) ac Regnis 
et Dominijs nostris solis, utpote diuturnis superioribus bellis 
admodum iam exhaustis et attritis, huic immanissimo poten- 
tissimoque hosti resistere nequaquam possibile sit, sed summa 
urgentissima et inevitabilis necessitas, quae iam prae oculis ver- 
setur, exposcat, ut non solum Principes Status et ordines Sacri 
Romani Imperij qui (piidem nobis in Comitijs praeteritis Augustae 
Vindelicorum celebratis ad imminentem necessitatem subsidium 
communis nummi (^ontributione iam decrevissent sed et praesertim 
Sanctitas sua aliique Christiani Principes et Potentatus nobis 
validas suppetias ferant, unanimiterque nobis praesto sint. Quemad- 
modum nos omnium maxime de Sanctitate sua, tanquam communi 
Christianitatis patre f>lane indubitanterque speremus et confidamus. 
Nam licet quidem (*onsideravissemus Sanctitatem suam a sui 
Pontifrcatus initio magnos sumptus fecisse, et non parva etiam 
nunc belli onera sustinere. et propterea libenter suam Sanctitatem 
interpellare praetermisissemus, tamen periculorum et necessitatis 
magnitudine, nos impulsos fuisse, ut Sanctitatem ejus inprimis et 
ante omnia implorandam esse duxerimus. Et proinde nos ab eius 
Sanctitatis maiori quo possumus studio petere et Sanctitas sua 
etiam hac in parte nostrum et Reipublicae Christianae benefieium 
salutem et conservationem benigne paterneque perpendere et con- 
syderare, et tanquam Supremum Christiani orbis caput nobis tale 
tamque validum et etficax subsidium contra dictum immanissimum 
et potentissimum Christianae fidei et religionis perpetuum et 
haereditarium hostem, decernere atque prestare dignetur, ut etiam 
alij Christiani Principes et Potentatus, quos similiter pro ferendo 
nobis subsidio requirere necessario statuissemus ad conferenda 
et ipsi eo validiora firmioraque subsidia exernplo Sanctitatis suae 
alliciantiu* et excitentur atque adeo nos ferendo sustinendoque 
hoc praesenti gravissimorum immensorumque sumptuum oneri eo 



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476 



melius sufficere et ad proxime futurum annum tan to instruc- 
tions nos reddere, et divino auxilio mediante huic potentissimo 
hosti resistere valeamus. Qua quidem in re Eius Sanctitas suum 
proprium et peculiare, id est laudatissimum et sanctissimum, et 
non solum nobis ac Regnis et Dominijs nostris. verum etiam 
toti Reipublicae Christianae salutiferum opus faciet. Quod quidem 
nos una cum ipsis Regius et Dominijs nostris cum summa grati- 
tudine. summis studijs et eonatibus promereri operam daturi simus. 

Quidquid igitur praefatus Reverendissimus Dominus 
Cardinalis 1 ) Amicus et Princeps noster charissimus. in 
lioc nostro imo totius Cliristianitatis negotio apud praefatum 
Sanctissimum Dominum Nostrum hortando instando monendo et 
urgendo se in beneiicium Regnorum Dominiorum et Provintiarum 
nostrarum efFicere posse existimaverit. non dubitamus Dominati- 
onem suam Reverend issimam 2 ) in eo nulli studio curae 
labori aut diligentiae parsuram 3 ; sed tarn praemissis quam alijs 
causis et ration i bus mias tanquam aptas et convenientes pro rebus 
natis et occurentibus proponendas censuerit ita prudenter dextre et 
fructuose buiusmodi negotium tractaturam esse, ut non tantum singu- 
larem de Dominatione sua Reverendissimasatisfactionem 
habituri, sed id quoque nobis plurimum profuisse 
sensuri simus, quod per Domi nation em suam Reveren- 
dissimam apud praefatum Sanctissimum Dominum 
Nostrum banc proposi tionem et petitionem nostram 
fecerimus. 4 ) 

Cum autem babeamus continuum apud Sanctam istam Sedem 
apostolicam Nuncium llonorabilem videlicet ac nobilem iidelem 
nobis diletum Don Didacum Lasso de Castiglia Consiliarium nostrum 
a praefato Reverendissimo Domino Cardinale, amice et benevole 
requirimus ut ipsum Nuncium nostrum in praemissis proponendis 
sibi adiungere velit. quo postea eo melius, quae per Dominationem 
suam Reverendissimam ohtenta fuerint solicitare sciat et valeat. 

In quibus omnibus Dominatio sua Reverendissima rem nobis 
gratissimam faciet quam regia nostra erga eandein gratia et bene- 
volentia recognoscere et compensare nunquam immcmorcs eriinus. 
Datum Viennae die Secunda Mensis Oclobris 1551. 

(Continuabitur.) 



! ) In margine: Consiliarij Coinmissarij et Oratores nostri. 

2 ) I. m.: illos. 

3 ) I. m. : parsuros. 

4 ) in margine: ipsis Commissarij* et Oratoribus nostris satisfactionem 
habituri simus, id quoque erga illos sing-ulari gratia recognoscereraus. 



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"VT/^ 3 " 



— 477 — 



Excidium vere horribile 

Abbatiae Sti Maximini prope Treviros, 

conscriptum ab oculari teste Alexandro Henn. 

ejusdem coenobii Religioso et postae Abbate. 

(Continuatio. Cfr. An. V. torn. I. pg. 209 — 215.) 

Nec tamen qualemcunque quietem regressus vix orto sole 
miles interturbavit. Dum enim ad decimum Maji, octavae Ascensionis 
dominicae sacrum diem, templum ingressi scissis quidem non 
vestibus, sed cordibus inter lacrymas et singultus sancta emundare 
aggrederentur RR. Patres, quo allatis ex urbe paramentis suis 
ecelesiae patron is ultimum vale peracto missae sacrificio dicerent: 
ecce denuo adest pridianus ex urbe miles cursuque rapido notam 
caveam repetit : cujus clamoroso acciti strepitu cum impetum qua 
precibus qua promissis sistere niterentur religiosi patres, plerique 
obscoenis exsibilati dicteriis, non pauci sclopetis aliisque instru- 
mentis per gradus deturbati, aliis dilaceratae vestes, unus etiam 
aliquis sacerdos verberibus indignissime est tractatus; omnes 
tandem ebriosis furiis cedendum rati ad templum, unde digressi, 
se recipiunt, Deo sacrificium missae litaturi. Reliquis ad coeleste 
boc Domini sacrificium rite decenterque obeundum ex urbe allatis, 
praeter aquam et vinum. haec enim etiamnum in monasterio 
liaberi posse existimabatur. mittuntur ex religiosis patribus, qui 
et illam ex puteis hauriant et istud ex cavea. ubi aliqua adhuc 
j>laustra asservabantur, apportent. Sed puteos jam omnes saxis, 
trabibus sordibusque oppletos reperiunt: ad cellam vero. cyclopeis 
istis bibonibus insessarn, ubi ventum est vinumque pro sacrificio 
postulatum. cachinnari primo mero bibuli hi Torquati: cum in- 
staretur, etiam indignari : cum nec sic abiretur. intentatis sclopetis 
ab ingressa arcere proculque repellere ac vinum propria e cavea 
penitus denegare: qua elVronte (lallorum impudentia effectum est, 
ut pro tremendo sacrificio vinum et aquam aliunde accersere fuerit 
necessum. . . . 

Non aegre feres, candide lector, si amicam hoc loco tibi vim 
faciam, ac non ingrato, ut sperare nos jubet tua humanitas. diver- 
ticulo a coepto paulisper narrationis filo ad contemplandam 
ecelesiae quondam celeberrimae fabricam inspiciendamque quasi 
per transennam loci sanctitatem veluti de via suaviter abducam; 
ne vero longiori ambage circumducam, illud de monasterio hie 
universim dixisse sufficiat, earn Maximiniani hujus vetustate ac 
religione eximii coenobii fuisse magnificentiam, qua veteres palatii 
(xmstantiniani substructiones non obscure argueret et quae facile 
persuaderet, non rudi illo FYancorum et degenere, ut loquitur 
Trevirornm Annalium conditor Browerus, sed ad Romani nominis 
splendorem florentissimo saeculo aedificatum ; earn vero ampli- 



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— 478 — 

tudinem ut ter mille et quadringentos circiter in orbiculato cir- 
cuitu (qui totus restagnante altius fossa cingebatur) geometricos 
colligerei pedes ; euni denique ingentium aedificiorum turn numerum 
turn splendorem, ut mole sua vastitateque longius porrecta non 
unhis asceterii. sed oppidi integri speciem contemplantibus ob- 
jiceret. tlfigalis basilica , attollebat se geminis ad templi propyleum 
exquisitissimo artificio elaborates pariqne sublimitate in altum 
eductis turribus. ex quibu^ grandius aes campanum solemnioribus 
festis populum barmoniaco concentu ad divina invitabat. minoribus 
campanis per dies minus celebres ex turricula ad latus ehori 
sinistriim versus claustrum adjecta concrepantibus. Ubi vestibulum 
subieras, porrigebatur ilia in longitudinem perJJSUr in latitudinem 
tendebatur geminis ad latera explicatis alis per J$8> assurgebat 
in altitudinem ad fornices usque per 64, ab his ad summitatem 
tecti per 52 pedes geometricos augescebat. Haec vero tanta moles 
intra laterales muros 14 iimnensis, navim Tiller et templi alas 
aeternaturo opere utrimque erectis, octogona forma columnis ea 
elegantia architectonicaque partium symmetria snceollabatur7quae 
septuaginta annorum (tot vasto operi eondendo perpoliendoque 
impensi sunt anni) non dedeceret tempus. immo usque adeo ex- 
penses commendaret, ut ad nobilissimae hujus, peregrinorum quot- 
annis undique voti religionisque causa affluentium concursu 
celeberrimae. strueturae casnm non orbis modo Trevirico-germanus 
ingemuerit. verum etiam ipsi Gallorum primores hujus architecto- 
nices miraculi excidinm praeter gentis indolem lamentarentur. 1 ) 
.lam vero loci sanctitatem religionemque pronissimo,afTectu 
venerari, quam impolito calamo adumbrare proclivius. lis certe 
Maximiniana basilica, dum staret. incedebat sanctitatis ornamentis. 
iis efferebatur religionis titulis. ut nulla cis Alpes ecclesia ei 
posset ex jure anteferri ; nam sive laureatorum martyrum in- 
numeros coetus sive praestantium pontificum confessione vitaeque 
innocentia clarum agmen. sive prodigiorum et miraculorum fre- 
quentiam, quibus grjodecim ilia templi altariaj parietes, cryptae, 
humus ipsa exaggerata consurgebat. inspicias: harum reimm 
omnium tanta hie dignitas. magnificentia tanta elucescebat, ut ferme 
nescias, quo jam ultra possit progredi. Et vel ad primum templi in- 
gressum ultro se adventantium oculis insinuabant ss. duo ecclesiae 
Treviricae praesules, Basinus et Weomadus. 2 ) Uterque spretis 

*) Kirche und Kloster St. Maximin waren imch der durch Markgraf 
Albrecht von Brandenburg-Kulmbach erlittenen Zerntorung im J. 1522 neu 
erbaut worden. Abt Reiner Bierer aus Trier (1581—1610) vollendete die Kirche, 
welche als die prachtvollste und schonste im ganzen Erzstifte geschildert wird. 
Unter Abt Peter von Freudenburg (1619 — 1623) wurde dieselbe am 29. August 
1621 in Gegenwart des pkpst lichen Legaten Albergati conseorirt. 

*) Basinus und Weomadus waren beide Aebte in St. Maximin und 
nahmen sp&ter den bischQflichen Stuhl von Trier ein, Basinus in den J. 671 bis 
691 und Weomadus in den J. 763—795. 



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— 479 — 

hujus vitae illecebris religiosum ad S. Maximini cuciillum induit, 
uterque morum innocentia ac insigni animi demissione illustravit, 
uterque abbatiale munus sanctissime administravit. utrumqiie Deas 
Apt. Max., ne tanta virtus unius monasterii quantumvis augnsti 
clauderetur angustiis, ad Trevirici Archiepiscopatus ciilmen evo- 
cavit; utrique demum ad summam vitae integritateni ac illibatae 
sanctimoniae laudem divi dignitate, certissimo ecclesiae judicio. 
post mortem cohonestati; sacra pignora, magnificis duabus pur- 
piireo holoserico obductis argentoque vermiculatis capsulis inclusa, 
sub odaeo majori ad dextram quidem iJasjni, ad laevam S. \fcouiitdi 
in Basilica Maximiniana erant deposita. 

Ab his sanctorum Pontificum typsanis ubi ad dexterum chori 
latus passus aliquot promovisset reclusa laterali versus S. Martini 
aram porta, offerebat sese amplissimus e secto lapidej^arcophagus, 
reliquiarum S. ^juiriac i presbyteri tumulus. J ) Ctijus ego innocen- 
tissimi viri nostraeque patriae Thaumaturgi celeberrimi laudes hie 
nequaquam praeterirem, nisi quotidiana ad huncusque diem in per- 
sanandis praesertim epilepticis miracula angelici viri apud Deum 
merita clarissime quaqueversum eloquerentur. . . Venerare mecum. 
amice lector, magnum hunc S. Maximini quondam sacellanum 
atque adversus epilepsiae vitium patronum (^uiriacum. alTeetuque 
ad pietatem composito die animo, die ore: ProDlglosVs epILoptl- 
CorVM patronVs honoratVr. / 

Turn flexo reverenter poplite spatiosum ilium Maximinianum 
chorum post inspectas ad dextrum latus SS. Pauli et Martini 
ar&s mecum subintra, ubi. lustratis cursim elegantissimis illis arte 
sculptoria elaboratis centum ferme psallentium religiosorum exedris 
insolitum hac tempestate celsissimae humilitatis monumentum in 
regia imperatoriaque virgine attentius cum stupore perlege: Est 
ea insignis pudicitiae religionisque lama perquam nobilis Ada, 2 ) 
Pipini regis filia, soror Caroli Magni, quae, regnatricis augustissi- 
maeque domus opulentiam inclarescentesque majorum imagines 
prae virginitatis studio Christique pauperis amore aspernata, qnem- 
admodum viva D. Maximini fortunas datis assignatisque circa 
Vangionum, Nemetum, Moguntiacensiumque urbes fundis majorem 
in modum auxit, ita moriens in perpetuam castissimi affectum 



*) Ueber den hi. Quiriakus siehe der hi. Maxmiinus und der hi. 
Panlinus von Ph. Diel, S. 47 und folg. Der Maximiner Mftnch Joh. Scheckmann 
in der Schrift: De Ecclesia imperialis monasterii S. Maximini p. 64 schreibt 
Uber ihn : ad dexterum chori latus cernitur tumba, in qua sepultus fuit sanctus 
Quiriacus, 8. Maximini Sacellanus et discipulus, abhinc Tabenam (Taben an 
der Saar) translatus aliquibus reliquiis in eadem tumba reliotis. Diese Ueber 
tragnng uach Taben, welches eine der Abtei incorporirte Pfarrei war, geschah 
unter Abt Wigger (958 — 966). Das Grab den Heiligen daselbst ist ein bis heute 
sehr besuchter Wallfahrtsort. 

a ) Vergleiche Marx, Gesch. des Erzstiftes Trier III. 55. 



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480 



tesseram virgineum simm corpuseulum monasterio huic perquam 
gratiose legavit, idque non Angusto regum mausoleo recondi, sed 
angusti tumuli sinu elaudi voluit, perbrevi hac candido marmori 
insculptaepigraphe: »Ada, ancilla Christi, soror Caroli Magni* — 
humile in speciem, sed revera excellentissimum regiae filiae im- 
peratoriaeque sororis elogium . . . Tu, si sapis lector, humilia 
cum regia hac virgine sectare, ac ubi positam in edito loco aram 
majorem sanetique Andreae altare ad latus chori sinistrum in- 
spexeris, per plusculos gradus in hypogea mecum descende atque 
in iis ceu coeli atriis longam coelitum cohortem aethereosque 
proceres non jam singulatim sed turmatim obvios pio devotionis 
affectu venerare. In laureata hac sanctorum legione chorum ducit 
Arianorum ille terror Trevirorumque amor, ille Maximinus, a quo 
nomen patrociniumque accepit de quo loquimur monasterium, ille 
inquam acerrimus elientum suorum vindex Maximinus, cujus 
nemo nunquam familiam sine praesenti exitio persecutus est, 
cujus ad utrumque latus in eodem S. Maximini crypta accumbunt 
duo sanctissimi praesules, Agritins et Nicetius. *) Hos veluti quidam 
centuriones ac primipilares subsequuntur ductore S. Bonifacio 2 ) 
treceQti ;/ e Thebaea legione fortissimi pugiles, invictissimi Christi 
martyres, quos uti idem supplicii genus communi martyrii laurea 
decoravit, ita et veneranda eorundem ossa communem in hypogfetf 
S. Mauritii, ad quod per intermediam Salvatoris nostri amplissimam 
cryptam per plures gradus deseenditur, adepta sunt sepulturam, 
capita vero in Athanasionas immissa latebras, minim, quantum 
inferioribus K V. Mariae hypogaei religionem majestatemque 
adaugent. Manipulares hujus gloriosissimae victrieisque legionis ne 
requiras; hos enim sine numero suppeditant turn ipsi cryptarum 
parietes ac sacro etiamnum sanguine calens terra, turn tres ill i 
ad S. Apolloniae aram grandiores sarcophagi, qui triumphabundo 
Treviricorum martyrum in sanguinaria Rictiovari laniena per im- 
mensam barbariem trucidatorum agmine foeti ac beati Treviorum 
pro Christiana religione constantiam praecone quovis potentius 
eloqiumtur. . . . 

Quid ego jam post hanc sanctorum victricem legionem hie 
memorem multiplicem illam sacri instrumenti ac beatorum pig- 
norum gazam et synthesin, aliunde a S. Helena aliisque orbis 



') Der hi. Agritius war Bischof von Trier von 313 bis 332, der hi. 
Nice tiu s von 527 bis 566. 

») lm J. 286 wurden unter Kaiser Maximilianus Herkuleanus zwei 
Cohorten der thebaischen Legion in Trier urn des christi ichen Glaubens willen 
hingerichtet. Bonifacius mit seiner Cohorte fand seine Grabstatte in St. Maximin 
iind Thyrsus mit den Seinigen in der St. Paulinus-Kirche. 



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— 481 — 

christiani Monarchis importatam? Cultellum 1 ) Christi Jesu divinis . 
manibus consecratum atque in ultima coena dividendo agno illi * 
typico adhibilum? quid grandiculas s. crucis, lanceae, purpurei et 
albi vestimenti, spongiae, columnae, sudarii dominici particulas! 
quid de gloriosissimae virginis4ieplo, pectine, capillis ? quid denique 
de omnium fere apostolorum, normhatissimorum confessorum, 
martyrum et vii'ginum sacratis lypsanis spectabilibusque omnino 
reliquiis eloquar? . . . 

(Continuatur.) 



Eine Neugriindung des Benedictinerordens in 
Oregon, Amerika. 

Engelberg (Roy), Marion Co. 8. Dec. 1883. 

Glauben Sie ja nicht', Hochw. Herr Redacteur , es sei 
nur Gleichgiltigkeit und Nachlassigkeit, wenn ich mein Ver- 
sprechen trotz wiederholter Mahnungen noch nicht eingelost. 
Gewiss wissen Sie die Schwierigkeiten, mit denen eine Neu- 
griindung zu kampfen hat, zu wiirdigen und ebenso werden Sie 
auch wohl begreifen, wie es mit der Musse bei denen beschaffen 
sein muss, die unter all' den Schwierigkeiten die Neugriindung 
durchkampfen mus?en. Es war mir absoJut unmoglich, den 
Bericht friiher fertig zu bringen, wenn schon ich immerfort jeden 
freien Augenblick fiir die Abfassung desselben beniitzte; und 
auch jetzt noch diirfen Sie nur auf etwas Mageres, Unvoll- 
standiges rechnen. Hoffe aber spater das Versaumte nachzuholen 
und den ausfuhrlichen Bericht iiber Land und Leute nachsenden 
zu konnen. 

Was uns vor Allem hieher nach Oregon und nicht nach 
andern Theilen Nordamerikas flihrte, das war in erster Linie 
das Klima und die Beschaffenheit des Bodens ; dann aber auch 
der Umstand, dass an der ganzen, grossen und so gesegneten 
Kuste des stillen Oceans sich noch keine Niederlassung unseres 



') Das Messer, welches der gottliche Heiland beira letzton Abendmahle 
in seinen hi. HUnden trug und gebrauchte, wie auch der Schleier uud der 
Kamm der allerseligsten Jungfrau, waren zu aller Zeit Gegenstand hoher Ver- 
ehrung in der Kirche zu St Maximin. Das Messer, vom welchem schon Er- 
wahnung geschieht in der vita setae Helenae von Alemannus im 9. Jahrh., ist 
seit 1802 in der Pfarrkirche zu Pfalzel \>ei Trier; Schleier und Kamm sind in 
Privathanden. Auch das Haupt des hi. Maxlminus wird in der Pfarrkirche zu 
Pfalzel aufbewahrt und verehrt. 

13 



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— 482 — 

Ordens befunden. Mit Uebergehung eines Berichtes uber Land 
und Leute, wollen vvir uns diesmal nur mit der Geschichte der 
Neugriindung befassen. 

Nachdem die erste Tochter Engelbergs, das Kloster Neu- 
Engelberg in Conception, Missouri, im Jahre 1881 vom heil. 
Vater zur selbstandigen Abtei erhoben und damit auf eigene 
feste Fusse gestellt worden, wendeten sich mehrere Bischofe 
Nordamerikas und unter diesen besonders der Bischof von 
Colorado, der personlich sich in Engelberg in der Schweiz ein- 
gefunden hatte, an das Mutterkloster mit der Bitte, auch in 
ihren Diocesen ahnliche Neugriindungen vorzunehmen. P. Adelhelm 
Odermatt und P. Nicolaus Frei, beide Professen von Engelberg 
in der Schweiz, die dazumal in Maryville, einer zu Neu-Engelberg 
gehorigen Pfarrei in Missouri pastorirten, erhielten von ihrem 
hochwiirdigsten Abt Anselm Villiger den Auftrag, hinzureisen 
an die verschiedenen Orte und dem Mutterkloster Bericht zu 
erstatten. Die Beiden thaten wie befohlen. Sie durchreisten die 
verschiedenen Staaten : Colorado vvurde besucht, Utah, Nevada 
und Californien, Washington territory und auch Oregon. In 
letzterm Staate endlich machten sie Halt. Erzbischof Seghers 
von Portland bot ihnen die Pfarrei Gervais mit mehreren 
Filialen an. Sie wurden angenommen und uber das Gefundene 
und Erforschte nun zuriick nach Engelberg referirt. Dem schrift- 
lichen Referat sollte aber das lebendige Wort nachhelfen, 
wesshalb P. Adelhelm Odermatt nach Europa zuriickreiste, urn 
die nothigen Praliminarien zu einer Neugriindung einzuleiten. 

Im Juli 1882 wurde Capitel gehalten und beschlossen, in 
Oregon eine Neugriindung zu wagen. Das Kloster lieferte das 
Personal : 5 Patres und 1 Laienbruder, das Reisegeld und die noth- 
wendigen Effecten. Dazu gesellten sich noch mehrere Studenten 
und Candidaten, auch Klosterfrauen von Sarnen und Rikenbach 
fur die Schulen. Wohlthater, insbesonders der Hochwurdigste 
Fursterzbischof von Wien, Coles tin Ganglbauer, O. S, B. 
der lobl. Lu dwigs-Missions verein in Munchen, ein Legat 
des sel. Paul Deschwanden und andere lieferten die nothigen 
Reisemittel fur die mitreisenden Studenten und Candidaten, und 
so wurde denn in Gottes Namen am 26. September 1882 von 
Engelberg aufgebrochen und am 1. November hielten wir den 



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— 483 — 

ersten feierlichen Dankgottesdienst in Gervais, Oregon. Es ist 
dies Gervais ein fur die hiesigen Verhaltnisse ziemlich bedeutender 
Ort an der Eisenbahn gelegen, welche das 50 Meilen lange und 
20 — 30 Meilen breite Willametthal durchzieht und in Portland, 
dem Hauptort von Oregon, in die nordliche Pacific-Eisenbahn 
einmundet. — Gervais ist nummerisch eine def grossten Pfarreien 
der ganzen Diocese und ungefahr zu gleichen Theilen aus 
Deutschen, Franzosen und Englischen, meist Irlandern, zusammen- 
gesetzt. Dieser Umstand erschwert die Pastoration und Seelsorge 
nicht wenig. Joden Sonntag haben wir in drei Sprachen zu 
predigen und im Privatverkehr und Beichtstuhle kommen noch 
zwei weitere Sprachen : Bohmisch (Slovakisch) und Italienisch dazu. 

Eine wahre Sprachenverwirrung ! Fiinf Sprachen in der 
Pfarrei und dazu noch die Sprache der Indianer auf unserer 
Indianer-Reservation und das Chinesische bei zeitweiligen Arbeitern 
— es ist des Guten fast zu viel, fur Anfanger hart und nichts 
weniger als angenehm und einladend. Die Zeit bringt aber auch 
da Hilfe, Gewohnung und Leichtigkeit. 

In diesem Gervais also (siehe Einsiedler-Kalender, Jahrg. 1884) 
erhielten wir eine Holzkirche mit darangebautem Pfarrhaus und 
die mitgebrachten Schwestern ein neues, geraumiges Schulhaus. 
Am Feste aller hi. Mdnche 1882 begannen wir in der Kirche 
unser gemeinschaftliches Chorgebet, das seither nicht mehr ver- 
stummte, so wenige wir zeitweilig waren, und so Gott will, nie 
mehr verstummen soil. 

Der Personalstand war an diesem Tage: 5 Patres, I Laien- 
bruder, 4 Frater-Novizen und 2 Laienbruder-Novizen. Wir hielten 
und halten das Chor so feierlich als moglich und singen in der 
gut akustischen Kirche die Vespern, Complet und alle Aemter, 
als waren wir schon ein altes Kloster und nicht erst von gestern. 
Die Klosterordnung war bald eingefiihrt. Wir hatten nur eine 
einzige Regel und die hiess : Alles genau wie zu Hause im lieben 
Mutterkloster, und so wussten wir gleich im Anfange alles 
genau — wir hatten eine Soojahrige Tradition hinter uns und 
flihlten uns gleich anfangs wohl und heimisch dabei. Freilich, 
das schone Kloster, die schonen Zellen, die herrliche Kirche 
mit der Prachtorgel, den schonen Chor u. s. w., das alles fehlte 
nebst noch manch* Anderm, — da horte die Tradition auf; das 

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— 484 — 

Wasser war aber ganz gut; zu Essen brachten uns die guten 
Farmer und unsere lieben Pfarrkinder und etwas Geld dazu und 
wenn's im Zimmer zu kalt war, so sassen wir zusammen an dem 
gemeinschaftlichen Ofen im Gange, und wenn's in die Zimmer 
hineinregnete, so setzten wir Kubel unter, oder spannten den 
Regenschirm auf wahrend des Schreibens und Studierens, was 
bei dem Schreiber dies mehrmals vorkam — kurz, wir wussten 
uns immer zu helfen, der gute Humor ging uns nie aus, zum 
bosen Spiel machten wir eine gute Miene und halfen uns, so 
gut es ging und — Gott sei Dank! es ist gegangen, und zwar 
besser als wir erwartet. 

Gervais war iii rigens nie unser Ziel. Die Gegend ist zu 
eben und nicht ganz gee-gnet fur ein Kloster. Wir hatten es 
von Anfang an auf einen andern Ort abgesehen und die nothigen 
Vorbereitungen zur Erwerbung dieses Ortes hatten einige 
wackere deutsche Farmer schon vor unserer Ankunft getroffen. 

Fillmore (Roy) so heisst eine 2 Stunden von Gervais 
gcgen die Berge hin gelegene Filiale unserer Pfarrei. Etwa 30 
deutsche Familien hatten hier zusammen ein kleines Kirchlein 
in wunderliebiicher Gegend gebaut. Nicht weit von diesem 
Kirchlein erhebt sich mitten im Thale ein Hiigel mit pracht- 
volkr Fernsicht auf die umliegenden Gebirge und iiber das 
weite, waldbedeckte Thai. Mutandis mutatis, dachte ich beim 
erst en Bestdgen dieses Hiigels, ein zweiter Monchsberg in 
Salzburg — so gross ungefahr oder etwas grosser und fast 
gleich gdegen ist der Hiigel; das herrliche Salzburg freilich 
noch nicht zu seinen Fiissen und die vielen Kirchen und Dorfer 
auch n»ch nicht ringsum, fast alles noch Wald und unbebaut, 
n»cht weit davon aber eine zweite Salzach nnd statt der Salz- 
bergwcrke tiefe Kohlenlager in den nahen Bergen. 

Die malerischen Schnee- und Eisberge ringsum, die fernen 
zackigen Gebirgsketten, die silberklaren Quellen und Bachlein 
rings un» den Hiigel, das liebliche Fillmore mit seinen Farmen, 
Obstgarten und Waizenfeldern und dazu die bestandig milde 
Luft, das herrliche Klima und dann die lieben guten Leute 
ringsum und das heimelige Herdengelaute und dazu noch die 
am Fusse des Hiigels hinfahrende, die Erwerbsquellen des 
Landes eroffnende Eisenbahn — das alles musste uns bestriken 



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485 



und bezaubern und wir knieten auf der Spitze des Hiigels nieder 
und baten unsern hi. Vater Benedict, er solle uns zu demselben 
verhelfen und sich hier eine Statte auserwahlen als Ersatz fur 
die vieleri hi. Statten, die ihm in Europa geraubt vvorden. Und 
es scheint fast, der hi. Benedict hat uns erhort. Der hochste 
Theil des Hiigels, etwa 1 5 Acker, wurden uns gleich geschenkt, 
andere Theile des Hiigels mit umliegenden Farmen hatten einige 
wackere Fillmorer bereits fur uns kauflich erworben, ein Theil 
nach dem andern kam hinzu — Dank den grossen Wohlthatern 
und Helfern mit Rath und That, die wir gefunden, und so ge- 
langten wir nach und nach in den Besitz des ganzen Hiigels 
und aller Farmen ringsum — im Ganzen ein schones, rundes 
Stuck von etwa 2000 Jucharten mit Farmhausern, Stallungen, 
Obstgarten, Wald, Weide, Waizenfeldern u. s. w. Freilich mussten 
wir zur Bezahlung dieses grossen Gutercomplexes unsere Zuflucht 
zu Geldanleihen bei hiesigen Banken nehmen, aber wir hoffen, 
wenn Gott Segen und Gedeihen gibt, dieselben bald wieder 
befriedigen zu konnen. Mit den Farmen kam auch das eigene 
Brod, das eigene Vieh und all die Maschinen und Gerathschaften, 
damit freilich auch wieder neue Auslagen, neue Arbeiten, neue 
Sorgen und Zersplitterung der Krafte und so Muhen ohne Zahl. 
Ein Pater als Procurator oder Oeconom der zugleich Pfarrer 
von Fillmore, musste von Gervais ausgesandt werden ; mit ihm 
die Laienbriider, Novizen und Candidaten, die alle nun auf der 
Farm arbeiten als regelrechte Farmer und Handwerker und da 
nun alles fur den kiinftigen Klosterbau vorbereiten und selbst 
ein Kloster fur sich bilden mit regelmassigem Chor und gemein- 
schaftlichen geistlichen Uebungen. Und heute, nach einem Jahre 
der Niederlassung, zahlen beide Orte Gervais und Fillmore, oder 
wie letzteres jetzt heisst Engelberg: 5 Patres, 1 Frater, 
3 Frater-Novizen, 1 Laienbruder und 15 Laicnbruder-Novizen, 
letztere alle aus Europa. Und dazu den oben angefiihrten 
Besitzstand, eine Dampfsage von 50 Pferdekraften mit Top-saw, 
Edger, Planer, Slap-saw, lath-saw, band-saw und turner, die 
taglich etwa 15,000 Fuss Holz schneidet und verarbeitet ; eine 
Dampfdreschmaschinevon 8 Pferdekraften, Selbstbinder, Maschinen 
zum Saen, Mahen, Rechen, Kartoffeln; 16 Pferde, 20 Kuhe, 
20 Kalber, 250 Schafe, 60 Schweine, 100 Hiihner u. s. w. Und 



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— 486 — 

dazu droben In den Bergen eine Alp und schweren, grossen 
Wald, etwa 2000 fernere Jucharten, alles Heimstatten- und 
Eisenbahnland, das wir um einen billigen Preis ankauften. Jeder 
Profess lasst sich das amerikanische Burgerrecht ertheilen und 
nimmt etwa 200 Jucharten solches Heimstattenland fiir eine 
bestimmte Ausfertigungstaxe auf. Freilich hat er dabei gewisse 
Bedingungen zu erfullen, welche aber mit unserm hi. Orden und 
dessen Thatigkeit durchaus nicht im Widerspruch stehen. Ein 
Gliick fur uns Einwanderer, dass es noch Heimstatten gegeben 
und gibt. Was vor alter Zeit Fiirsten, Grafen und Edle dem 
Benedictinerorden in Europa gewesen, das sind die Heimstatten 
fiir uns hier. Freilich sieht es auf diesen Heimstatten noch 
primitiv genug aus und Baren, Hirsche, Rehe und anderes Wild 
tummelt sich da noch wie vor 1000 Jahren in manchen Gegenden 
Europas, und Urwalder finden sich da 1 000 und 1000 Acker, 
die noch kein menschlicher Fuss betreten. Wir haben also 
reichliche Gelegenheit unsere Vorvater nachzuahmen und so 
ein paar echt benedictinische Culturproben abzulegen. An gutem 
Willen wenigstens soil es nicht fehlen. 

Von grosser Wichtigkeit fiir unsere Niederlassung in Fill- 
more (Engelberg) ist auch. dass nach langem Reisen uud Forschen 
in Amerika Herr Baron Freiherr Otto von Boselager aus 
Westphalen sich in der Stadt Fillmore niedergelassen und dass 
derselbe dort alle noch freien Stadtplatze mit mehreren Ge- 
bauden nebst einer grtissern Farm kauflich an sich gebracht und 
also bei uns seine Residetiz aufgeschlagen hat. Irrthumlich 
dagegen wurde in osterreichischen Zeitungen gemeldet, Herr 
Baron v. Boselager habe fiir die Benedictiner-Niederlassung in 
Fillmore Farmen angekauft; vielmehr war der ganze, oben an- 
gegebene Gutercomplex durch eigenen Ankauf schon in unserm 
Besitze, bevor Herr Boselager sich in Fillmore niederliess. 
Uebrigens nimmt seit Eroffnung der nordlichen Pacific-Eisenbahn 
die Einwanderung gewaltig zu und fast kein Tag vergeht, an 
dem nicht frische Landkaufer oder doch Anfragen von ver- 
schiedenen Seiten Amerikas anlangen. 

So hatte ich denn Ihnen, hochw. Herr Redacteur, endlich 
den langst versprochenen Bericht iiber unser Beginnen mitgetheilt. 
Er ist freilich mager und trocken genug ausgefallen. Bitte mich 




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— 487 — 

tausendmal zu entschuld ; gen. Bei dem ewigen Rennen undjagen von 
Morgen friih bis Abend spat ist es schwierig etwas Verniinftiges 
zu rapier zu bringen. Also Geduld und Nachsichtl 

Senden Sie uns viele Candidaten fur Cleriker und Bruder, 
gute, brave, willige Leute, die Beruf haben und nicht zuruck- 
schrecken vor Arbeit und hartem Anfange. Senden Sie uns 
funfzig, senden Sie uns hundert — je mehr je besser, fur alle 
ist hier Arbeit mehr als genug. 

Unsere Pastoration in Gervais und den Filialen umfasst 
allein ein Gebiet von der Grosse der Erzdiocese Salzburg und 
-dann erst der Chor und die Schule, die wir eroffnen sollten! 
Nun Gott wird weiter helfen. Wenn der Fortgang dem gliick- 
lichen Anfang entspricht, so wird wohl bald auf der Spitze des 
Hiigels ein stattliches Benedictinerkloster in das Thai hinab- 
schauen, Segen spendend und Frieden und Bildung verbreitend 
allenthalben, und — wer weiss — vielleicht bald auch iiber die 
Kiisten und das nahe stille Meer hinaus, hinuber nach den asiatischen 
Gestaden, die so einladend heruberwinken. Letzteres ist zvvar 
nur so ein Privatgedanke eines vielleicht allzu feurigen Eifers, 
aber immerhin disputirbar. 1 ) 

Alles jedoch nur U. I. O. G. D. 

P. Barnabas Held, O. S. B., in Engclbcrg (Roy). 



Die goldene Jubelfeier in Amerika. 

Ein statistisches Bureau in Berlin hat vor einigen Jahren auf Grund amt- 
licher Erhebungen die Beobachtung constatirt, dass jenes Stiickchen Erde, welches 
sich aus dem sttdostlichen Ohio, dem nordwestlichen West-Virginien und dem 
nordostlichen Kentucky zusammensetzt, einer der gesundesten Punkte unseres 
Planeten sei. Dieses beneidenswerthe Pradicat dilrfte wohl auch, freilich mit einem 
gewissen Vorbehalte, dem westl.ch vom blauen Alleghanygebirge gelegencn Theile 
von Pennsylvanien zuerkannt wcrden, dessen Klima, trotz des hauiigen, besonders 
fur rheumatische Leiden schlimmen Wetterwechsels, im Allgemeinen ein der Lang 
Jebigkeit ziemlich giinstiges zu nennen ist. 

Diesem Umstande nun, aber zweifelsohne in ungleich hoherem Grade einer 
giitigen Vorsehung, die auch bei Eisenbahn-Katastrophen und sonstigen kritischen 
Vorkommnisse.n schiitzend waltete, verdanken wir eine Eeier, welche, wie sie in 
ihrer Veranlassung in einem nahezu phanomenalcn Charakter erscheint, so auch in 
ihrem Verlaufe als der seltensten eine sich erwies — ein Freudenfest der 
cchtesten Art. 



*) Adres.se: Benedictine Fathers, Engelberg (Mount Angel) Marion C. 
Oregon U. St of Amerika. 



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- 488 — 



Ein Tag freudigen Hocbgefuhles war er in der That — der 29. Dec. 1883 
— der uns das goldene Ordensjubilaum des ehrwiirdigen Gottesmannes Boni- 
facius Wimmer, Erzabtes von St. Vincent, brachte; und wenn inmitten des 
allgemeinen Jubels dem Gefilhle des Bedauerns unbedingt eine Stelle vorbehalten 
sein musste, so war der einzige Grand dafiir nur der, dass ein noch hoherer Grad 
der Freude schlechthin unmoglich war. 

Bereits am 27. December tiaf eine Anzahl Gfiste von Nah und Fern ein 
und der folgende Tag vereinigte ganze Schaaren derselben in den gastlichen 
Raumen der Alma Mater*) zum frohen Wiedersehen, bei Manchen nach mehr 
als zwanzigjahriger Trennung. Einige der Festtheilnehmer hatten die ganz artige 
Entfernung von 1200 Meilen (engl.) zuriickgelegt, einzig und allein um dem Feste 
beizuwohnen. 

Obschon der Jubeltag das gMche Interesse fiir alle Theilnehmer besass, 
so glaubten dennoch des HH. Jubilares ehemalige Zoglinge aus dem Sacular- 
Clerus das Fest vorzugsweise nls das ihrige beanspruchen zu dilrfen, besonders 
desshalb, weil die Bescheidenheit des HH. Jubilares ihrer corporativen Theil- 
nahme an seiner im Jahre 1880 stattgehabten Secundiz hinderlich im Wege ge- 
standen. Es gait somit, Versaumtes einzuholen und zu diesem Behufe musste 
dieses Mai von alien aus der Demuth des Jubilares entspringenden Bedenken 
kurzweg abgesehen werden. Ein anderer, tieferer Grand, der das Bediirfniss der 
Theilnahme am Ordens-Jubilaum fUr sie noch starker machte, findet sich in 
ihrer sinnigen und gemiithvollen Adresse an den Gefeierten ausgesprochen.**) 

Das geistliche Gastregister weist folgende Namen auf : Die Hochwiirdigsten 
Herren: Dr. Rupert Seidenbusch, O. S. B., Bischof von Halia und apostolischer 
Vicar von Nord-Minnesota ; Dr. James O'Connor, Bischof von Dibona und apostol. 
Vicar von Nebraska; Dr. Johannes A. Watterson, Bischof von Columbus, Ohio; 
Dr. Joseph Rademacher, Bischof van Nashville, Tennessee; Alexius Edelbrock, 
Abt von St. John, Minnesota; Dr. Innocenz Wolf, Abt von St. Benedict in 
Atchison, Kansas; Fintan Mundwiler, Abt von St. Meinrad, Indiana; Frowin 
Conrad, Abt von New-Engelberg, Missouri. Ferner die Hochw. HH. : Anton 
Scheideler, Generalvicar von Vincennes, Indiana; R. Phelan, Generalvicar von 
Pittsburgh- Allegheny; P. Lucas Gottbehoede, aus Cincinnati, Provincial der ameri- 
kanischen Franciskaner; P. Mauritius, Guardian der Kapuziner in Pittsburgh; 
P. Petri, Rector der Redemptoristen ebendaselbst ; P. Anastasius Kreith, Karmelit ; 
Michael Joseph Decker, Beisitzer des Dioccsan-Gerichtshofes von Erin, und 
Secretar der Alumnen-Association ; Fr. Winter von Meadville, Pcnnsylvanien. ; 
M. Scanlon, Stadtpfarrer in Cleveland, Ohio ; Joseph Gobbels, von Covington, 
Ky. ; Joseph Brack, von Grand Rapids, Michigan; Anton Arnold, von Brooklyn; 



*) Alma Ma tor bezeichnet nach engl. und a men lean. Auflassung jede hohere Bildungs- 
anstalt den SchUlcrn gegeniiber, welch' letztere zu derselben in einem meist leb.nslanglichen Ver- 
haltnisse als Alumni stehen — daher die sogenannten oft sehr einflussreichen und respectabeln 
Alumni-Associations. 

Scholastiker sind in der amerikan. Ordens-Congregation solche studierende Jiinglinge, 
die nach Vollendung der humtnistischen oder Gymnasial-Studien in's Noviciat zu treten beab- 
sichtigen. 

**) Wir heben aus derselben nachfolgende bezeichnende Stelle hervor: . . . cum millics 
Tibi plaudunt caeteri atque mirantur opus fortitudinis a Te peractum, nos decies millies et amplius 
Tibi plaudimus, quippe qui longc clarius habeamus perspectum, quam magnifica adaequaveris 
veritate nominis omen. Viderunt Te alii foris indomiti studii Paulum : nos vidimus domi mfinitae 
caritatis et misericordiae loannem, induccntem egenos, et frangentem esurienti panem suum. In- 
duxiHti et nos domum Tuam, o vir tcr nobis dilecte, et longe meliore ac praestahiliore nos pro« 
secutus es munere, utpote qui omnem amorem Tuura vereque patemam nobis dederis pi eta tern. 
Tu sollicitus nobis fuisti magister fidusque ad sancta Dei dux: Tu illuc nos provexisti, quo fortasse 
haud paucis nostrum praeclusus aditus fuisset, nisi a Deo missus fuisset Boni Fad homo, qui 
nobis foret Bonifacius. 

Quern cum memorabili huic debeamus diei, quid tam aequum tamque consentaneum, quam 
ut nog alumni Tui, magne Archi-Abba et dulce decus nostrum, praecipuo quodam jure haec nobis 
festa vindicemus f Sit aliis carior Sacerdos : nobis certe propior est Benedicti Films, qui Almi 
Patriarchae in nos propagavit beneficia, quibus devinctissiruos nos habct semperque habebit! . . . 



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489 — 



J. Link, von East-Brady, Pennsylvanien ; L. Spitzlberger, aus Wisconsin ; 
J. Lynch, aus Michigan; Wolfl, aus Wisconsin; A. Brown, von Latrobe; Louis 
A. Lambert, aus Rochester, New-York (der scharfsinnige Verfasser der » Notes on 
IngersolU, in denen er den seichten und hohlen Unglauben dieses schwatzhaften 
Nachbeters von Voltaire und T. Payne dem Fluche der Lacherlichkeit ilber- 
antwortet); Fr. M. Court, von New-Jersey, — sammt fast alien Prioren und 
Oberen der Amerikanisch-Casinensischen Congregation, und einer Anzahl von 
auswartigen Patres. 

Die Vorfeier 

fand am Nachmittage des 28. December, im grossen Siale des Collegiums 
(Sludien-Anstalt) statt. Urn 4 Uhr war jeder verfiigbare Kaum von den GSsten und 
Hausbewohnern besetzt, die voll freudiger Erwartung der Ankunft des Hoch- 
wiirdigsten Jubilares harrten, der auch bald darauf erschien, umgeben von den 
Hochwttrdigsten HH. Bischofen, sammtlich ehemalige Zdglinge von St. Vincent, 
und den oben genannten HH. Aebten, von denen zwei, Edelbrock und Dr. Wolf, 
ebenfalls Zoglinge des Jubilars gewesen. 

Die begeisternden Klange ernes- Marsches vom St. Benedicts-Orchester und 
jubelnde, stiirmisrhe Hochrufe begriisstcn den ehrwvirdigen Jubelgrein, als er in- 
mitten seiner hohen Begleitung sich zum Ehrensitze auf einer Estrade im Vorder- 
grunde des Saales begab. Zu beiden Seiten nahmen die HH. Bischofe und Aebte 
Platz, wahrend die iibrigen geistlichen Giiste die Vordersitze des Auditoriums 
einnahmen. 

Die Reihe der Gratulanten eroffnete kein Geringerer als Se. Heiligkeit 
Papst Leo XIII., durch den Hochwiirdigsten H. Bischof Dr. Rndemacher vertreten. 
Nachdem letzterer in wenigen Wort en seine hohe Befriedigung iiber die ihm 
gewordene Ehre ausgesprochen, Ueberbringer eines ausgezeichneten Beweises 
papstlicher Huld und Anerkennung fiir den Jubilar zu sein, verlas er das Decret 
der hi. Congregation der Riten vom 15. Nov. 1 883, wodurch der Jubilar auf 
Ansuchen seiner ehemaligen Zdglinge aus dem Sacular-Clerus zum Range und 
zur Wiirde eines Erzabtcs erhoben wurde.*) Ein Freudensturm seitens der Ver- 
sammlung folgten dieser Kundgebung apostolischer Gnade. 

Durch den HH. Abt Dr. Wolf gelangte sodann ein zweites Decret derselben 
hi. Congregation, vom 14, August 1883**] zur Verlesung, welches den Jubilar auf 
Bitten seiner Prioren und Capitulare mit der Cappa magna auszeichnct. 

An letzter Stelle uberreichte der Abt von St. John dem Jubilar ein vom 
25. November 1883 datirtes Decret der raehrgenannten hi. Congregation, wodurch 



*) Das beziigliche Decret lautet : Reverendissimi Patris D. Bonifacii Wimmer, Abbatis 
St. Vincentii etc. in America pra<-clarissimi Fundatoris, jubilaei* festis appropinquantibus, quibus 
dimidii saeculi in religiosa vita feliciter ab e cxacti rccolctur memoria etc. Sanctttas porro Sua, 
hulusmodi supplicia vota, ab infra scripto sacrorum Rituura Congrcgationis Secretario re lata, pera- 
manter excipiens, praefatum perinsignom virum nomine et dignitate Archi-Abbatis conde- 
corare dignata est. Contrariis non obstantilm-i quibuscumque. Die 15. Noverabris 1883. 

D. CardinalU Rartolinius, • Laurentius Salvati, 

S. R. C. Praefectus. S. R. C. .Seceius. 

**) Ordinis Sancti Benedict!, Congregationis Casinensis. 

Vota et preccs hodierni Rmi. Prions Claustralis Monasterii Sancti Vincentii a Paulo in 
Statu Pcnnsylvaniae Amrricae Septentrionalis, ntcnon ceterorum Priorura una cum Alumnis 
Monasteriorum ac Prioratuum C ngregutionis Henedictino - Americanae, Casinensi unitae, quibus 
expetebatur, ut Rmus Pater Dnus Konifacius Wimmer meritissimus Moderator ac veluti parens 
universae praefata? Congrcgationis aliquo eondecora»-etur ecclesiasticorum insignium honore, 
Sanctissimus Dominus Noster Leo Papa XIII., referente subscripto Sacrorum Riiuum Congre- 
gations Secretario peramanter excipiens, attento etiam sufTragio Emi et Remi Dni Cardinatis 
Ordinis ipsiu* Protectoris, pra-fato Viro ob praeclara ejus merita multiplici rationi commendabili, 
usum CappaeMagnac elargiri dignalu-t est, quam in Pontificalibtis et quotiescumque canonicae 
leges earn permittunt, induere a': gestare juro possit et valeat. Valituro praesenti privilegio 
absque Apostolici Brevis expeditione. Contrariis non obstantibus quibusctinquc. 

Die 14 Augusti 188.3. 

Pro Emo et Rmo Dno Card. D. Kartolini S. R. C. Praefccto : 

C. Card, di Pietro Episc. Ostien & Viterb. 

Lauren tiiis Salvati, S. R. C. Secretarius. 



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— 490 — 



letzterer zur Ertheihmg des papstlichen Segens an seinem Jubeltage ermachtigt 
wurde. Im Anschlusse hieran theilte er im besonderen Auftrage des hi. Vaters 
mit, dass Hochstderselbe dem HH. Jubilare alle crwahnten apostolischen Hulder- 
weise recht vom Herzen gerne und mit besten Wiinschen fur denselben verliehen 
habe. (Anhaltender Applaus.) 

Zunachst trat der Secretar der »Alumni-Association,c der Hochw. H. 
Michael J. Decker, vor den Jubilar und verlas Namens der ehemaligen Zdglinge 
aus dem S&cularclerus eine lateinische Adresse, die durch Inhalt und Form, sowie 
durch gefuhlvollen und tadellosen Vortrag sich dermassen empfahl, dass wieder- 
holter Beifall den Vorleser unterbrach. Dieses Document, ein calligraphisches 
Prachtwerk, war von zwei Bischofen und an hundert Weltpriestern, mehrere 
derselben in hohen kirchlichen Stellungen, unterzeichnet. Herr Erzabt nahm 
dasselbe sichtlich geriihci aus den Handen des Secretars entgegen. Unmittelbar 
darauf brachte Herr Generalvicar Scheideler die Geschenke derselben Alumnen 
dar, bestehend aus einem prachtvollen goldenen, mit fiinf Amethysten und zwolf 
Brillanten vom reinsten Wasser besetzten Brustkreuze, sammt schwerer goldener 
Kette, sowie einem goldenen, mit einem grossen Amethyst und zwolf Diamanten 
besetzten Ringe — Gaben, die ihrem materieilen und kiinstlerischen Werthe nach, 
des Empfangers wie der Gebenden in gleichera Masse wiirdig erschienen. 
Monseigneur von Columbus hing dem Jubilar das Pectorale urn, wahrend der 
liebenswiirdige Bischof von Nachville ihm den Ring an den Finger steckte, 
unter dem betaubenden Applause der Festversammlung. 

Ganz iiberwaltigt von seinen Gefuhlen, erhob sich Herr Erzabt unter 
erneuerten Hochrufen seiner von ihren Gefiihlen hingerissenen Verehrer zur 
Beantwortung der Adresse. Wie er dem hochsel. Papste Pius IX. in Statur und 
Gang viel ahnelt, so hat er mit demselben audi die seltene Gabe der gliick- 
lichsten Extemporisirung gemein. Ein neuer Beweis hiefiir war seine Entgegnung 
auf die erwahnte Anrede der Alumnen. Es ist in der That zu bedauern, dass 
die anwesenden Kenner der englischen Stenographic ihre Kunst nicht 
am Lateinischen zu iiben vermochten. Er sprach herrliche, der Aufbewahrung 
iiberaus wiirdige Worte. »Nescio, quid dicam, nescio, quid faciamc — diesen 
Einleitungssatz aber widerlegte er selbst, ohne es zu wollen, durch den glanzenden 
Verfolg seiner Rede. Unter aller Anerkennung guten Willens glaubte er jedoch 
an das »Ne quid nimis* mahnen zu mtissen ; man iiberschatze ihn und sein Werk 
viel zu viel. Die gegen ihn gerichtete Verschworung (grosse Heiterkeit) konne 
unmoglich zum Guten fiihren, — man moge doch auch Riicksicht auf den 
Umstand nehmen, dass er der Versuchung zur Selbstiiberhebung eben so gut aus- 
gesetzt sei wie andere Sterbliche, und man habe sich, wie er klar sehe, nur zu 
viel Miihe gegeben, ihm diese Versuchung moglichst nahe zu riicken. Das Alles 
moge sehr gut gemeint sein, aber gut sei es desshalb noch lange nicht. 
Sodann Bezug nehmend auf die ihm eben dargebrachten, sowie die iibrigen vor 
ihm ausgestellten Geschenke, glaubte er in einer ganz ahnlichen Lage sich zu 
befinden wie einstens David, den man zum Kampfe gegen Goliath in die schwere 
Kriegsrustung Sauls steckte, in welcher der jugendliche Held schliesslich kaum 
sich zu bewegen, geschweige denn zu kampfen vermochte. Erst nachdem er sich 
des schwerfalligen und hinderlichen Streitapparates entledigt und seinen Stab 
und die ihm wohl gelaufige Schleuder zur Hand genommen, sei er dem ge- 
waltigen Riesen entgegengetreten und desselben auch ohne viele Umstande Herr 
geworden. Ihm (Redner) sei es ganz ahnlich zu Muthe, wie es dem David im 
Saul'schen Waffenanzug gewesen sein mochte: er fiihle sich durch die reiche 
und vornehme Ausriistung, mit der man ihn bedacht, gehindert und beengt — 
das Einfache, Schlichte stehe ihm viel besser, wie denn auch dem David der 
Stab und die Schleuder viel besser passten und erspriesslichere Dienste leisteten, 
als die prunkvolle Riistung Saul's. Jedoch konne er nicht ubersehen, dass aus 
den dargebrachten reichen Geschenken eine ebenso reiche Liebe spreche, und 
diese erwidere er denn auch in vollstem Masse, sowie mit seinem ganzeu 



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— 491 — 



Herzensdanke ftir alle ihm gewordenen Beweise freundlicher und wohlwollender 
Gesinnung. 

Eine tiefe Bewegung ging durch die Versammlung, und erst nach einigen 
Augcnblicken brach sich dieselbe Babn nacb aussen durch eine Hochfluth 
jubelnder Gliicksrufe. 

Nachdem die hochgehendei Wogen stiirmischer Erregung sich einiger- 
massea gelegt, brachte der Convent-Prior von St. Vincent, P. Michael Hofmayr, 
in eleganter Sprache die Gltickswiinsche des dortigen Capitels dar. In einer 
gelungenen Anspielung auf den Vergleich, welchen der Jubilar zwischen sich 
und David gezogen, sprach Redner die Hoffnung aus, H. Erzabt werde wohl 
kein Bedenken tragen, g^eich David wenigstens einen Stab zu fiihren, und — 
hier sei derselbe; und mit diesen Worten iiberreichte er dem Jubilar einen 
Hirtenstab, solid von Silber und goldplatirt, ein exquisites Meisterwerk der 
vollendctsten Gothik. In der Kriimmung befindet sich eine Figur der Beata mit 
dem Kinde, welchem ein Engel in anbetender Stellung das abtliche Wappen von 
St. Vincent zum Segnen entgegenhalt. Die Kriimmung tragt auf der einen Seite 
die Inschrift: 1883. Bonifacius. 1883; auf der andern Seite : Timor Domini 
apponet dies. Der Knauf des Stabes besteht aus vier in durchbrochener Arbeit 
zusammenhangenden Nischen, mit den Figuren der Heiligen Benedict, Scholastika, 
Bonifacius und Sebastian (Taufpatron des Jubilars). Dieses war, nebst einem mit 
hen-lichen Emaiibildchen geschmiichten Brustkreuze, ebenfalls Gescheuk der 
Capitularen, die einzige aus Deutschiand importirte Festgabe. — Die Worte des 
Priors riefen lebhatten Beifall hervor. 

In ordnungsgemasser Aufeinanderfolge gaben alsdann die Profcsscleriker, 
die Novizen, die Scholastiker (studirenden Ordenscandidaten), die Studirenden 
des Collegiums, sowie das Capitel der Abtei von St. John in Minnesota ihren 
freudigen Gefiihlen und besten Wunschen fur den Gefeierten beredten Ausdruck. 
Professor Johnson legte in schwunghafter Rede dem Jubilare die Segenswiinsche 
der treuergebenen Pfarrgemeinde von St. Vincent zu Fiissen, zugleich mit einer 
kostbaren goldgestickten Mitra und einer werthvollen Repetir-Taschenuhr. 

Zuletzt betrat der Senior und Reprasentant der Laienbriider, Fr. Andreas 
Binder, Einer von »den ur.spriinglichen FUnfzehn,* das Rostrum. Es mochte ihm 
wohl noch nie in seinem langen und arbeitsvollen Leben begegnet sein, vor so 
hohen Herren eine »Rede,« ein veritables > Speech* halten zu miissen, und wenn 
er in diesem Anbetrachte die Atmosphare etwas schwttl und druckend fand, so 
soilte man darin eigentlich nur eine Selbstverstandlichkeit erblicken. Aber ein 
richtiger Baier fiirchtet sich nicht, weder vor Turcas, noch vor einem Wagnisse 
wie das erwahnte ; und so iiberraschte denn der schlichte Bruder die Ver- 
sammlung mit eintr urgemuthlichen, auch mit der deutschen Grammatik auf 
ziemlich freundschaftlichem Fusse stehehden Ansprache an den Jubilar, die durch 
einen interessanten Anflug seines heimathlichen Dialectes an Original itat und 
Naivetat noch bedeutend gewann. Reichlicher Beifall lohnte diesen oratorischen 
Erstlingsversuch des greisen Bruders, der ilbrigens auch recht froh zu sein schien, 
das Dixi erreicht zu haben und den schliipfrigen Boden des Rostrums verlassen 
zu diirfen. 

Die Vorfeier soilte, allerdings nicht programmgemass, mit einem 
Complotte schliessen — zur Ehre der Versammlung aber sei gleich zum 
voraus bemerkt, dass es keinen staats- oder reichsgefahrlichen Charakter trug. 
Der HH. Jubilar war, wie erwahnt, durch bischdfliche Hand mit den ihm vom 
SScularclerus verehrten Pontificalinsignien, Ring und Brustkreuz, geschmiickt 
worden, und man war der gewiss nicht unrichtigen Ansicht, es sei hdchst 
statthaft, dass er beim gegenwartigen Anlasse auch mit dem ihm vom heiligen 
Vater verliehenen Ehrengewande, der C'appa magna, bekleidet erscheine. Aber 
alle Versuche, ihn hiezu zu vermogen, scheiterten an seinem demuthigen und 
aiiem Geprange griincllich abholden Sinne. In dieser Verlegenheit liess sich ein 
findiger Odysseus — die Verehrer des Herrn Erzabtes wcrden es ihm kaum 
verargen — das Dichterwort in Erinnerung kommen: »Und gehst du nicht 



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— 492 



willig, so brauch' ich Gewalt,* und glaubte er in diesem praktischen Dictum den 
rettenden Apollo erkennen zu miissen. Und sofort machte er das Dictum zam 
Factum. Durch den erzabtlichen Ceremonienmeister und Festordner, P. Augustin 
Schneider, verwickelte er stracks die anwesenden IIH. Bischofe und Aebte in 
eine pia conspiratio gegen den Jubilar, und sammtliche Pralaten umringten 
alsbald unter dem Vortritt des Bischofs von Halia den nichts Schlimmes ahnenden 
zur Vollfiihrung des Attentates. H. Erzabt that freilich ganz anders als es im 
Liede heisst, woraus obiges Dichterwort geborgt ist; er wehrte sich mit Ernst 
und entschiedenem Nachdruck; allein es half kein Wehren und kein Wider 
streben, und schliesslich gelangte er zu dem sehr correcten Schlusse, dass Klugheit 
wirklich der beste Theil der Tapferkeit ist. In kurzester Frist stand er mit der 
Cappa bekleidet da und recht gut stand sie ihm und bewegte er sich darin 
unendlich viel leichter als weiland David in der Saul'schen Rtistung ! — Ein 
passenderes Finale hatte die Vorfeier in der That nicht haben konnen. 

Hatten die bisherigen Beifallssttirme diesen Namen redlich verdient, so 
nahm der nunmehr losbrechende einen geradezu orkanartigen Charakter an. 
Ware Homer zur Stelle gewesen, er hatte dehmiithig bekennen miissen, dass sein 
aTEvor/t^ETo •f 7a gut und kraftig genug war, fiir jene einfachen alten Zeiten, dass 
Amerika aber drastischere Bezeichnungen nothig mache. Amerika ist dafiir eben 
auch — Amerika, und es verleugnet sich nicht, in keiner Beziehung. Und fort 
tobte der Orkan, bis er sich schliesslich in ein regelrechtes Taktklatschen zum 
Abzugsmarsche des Orchesters aufloste. Inzwischen zogen sich die hohen Herren 
und die Mehrzahl der Gaste in die abteilichen Raume zurtick. 

Ausser den genannten Festgeschenken sind noch folgende zu erwahnen : 
sechs hohe Altarleuchter, im gothischen Style, kunstvolle Holzschnitzerei in reicher 
Vergoldung, vom Alrmeister kirchlicher Kunst, Fr. Cosmas, O. S. B., das lebens- 
grosse Bild des Jubilars, angethan mit der Cappa — Oelgemalde von P. Bona- 
ventura Ostendorp, Capitular von St. Vincent; eine kostbare gestickte Albe, 
Handarbeit und Geschenk der ehrw. barmherzigen Sch western in Pittsburgh ; 
ein Professkranz von wunderschoner Handarbeit, mit 50 weissen Perlenrosen r 
aus deren Innerem je ein Golddollar hervorleuchtete, und einem allerliebsten 
Jesukind in der Mitte des Kranzes, Geschenk der ehrw. Schwestern von Notre 
Dame in Allegheny; eine auf Atlas in Gold gestickte Erinnerungstafel, die durch 
ihre kunstvolle Ausfuhrung allgemeine Bewunderung erregte, Geschenk der ehrw. 
Benedictinerschwestern in Chicago; eine feine Mozzetta, von den ehrwiirdigen 
Benedictinerschwestern in Carrolltown, Pennsylvanien; ein Paar in Gold und 
Seide gestickte Pontificalschuhe, Arbeit und Festgabe der ehrw. Benedictiner- 
schwestern in Erie; und zwei Rochetten von prachtvoller Stickerei, von den 
Schwestern O. S. B. in Newark ; endlich eine kunstvoll gestickte Palla und 
Stabvelum, von den Bencdictinerinnen in Allegheny. 

Am Abende versammelte eine Festvorstellung die G&ste und Hausgenossen 
aufs Neue. Die Scholastiker brachten unter der Leitung ihres Directors, 
P. Augustin Schneider, die Hauptmomenle aus dem Leben des hi. Bonifacius in 
Tableaux zur Auffuhrung, die sammt den begleitenden Choren und Declamationen 
als eine gelungene zu bezeichnen ist. Darstellung der Tableaux war nach 
Photographien der Frescogemalde in der Miinchener Basilika, Text der 
Declamationen von Schurmann, Musik von Koenen in Koln. Das St. Benedicts- 
Orchester steigerte den gebotenen Genuss durch einige gut vorgetragene Piecen. 

Die Hauptfeier 

ging am 29. December vor sich. Morgens neun Uhr bewegte sich der Festzug 
von der Pralatur unter dem feierlichen Gelaute sammtlicher Glocken nach der 
Kirche. Die Procession bot einen imposanten Anblick. Dieselbe ward eroffnet 
von 80 Laienbriidern im Ordenskleide, unter Vortritt des Kreuztragers und zweier 
Acolythen mit brennenden Kerzen ; ihnen folgten die Scholastiker, die Novizen, 
die Ordenscleriker, die Capitularen und die geistlichen Gaste; den Glanzpunkt 



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493 — 



des Zuges bildeten die acht Pralaten in reichem Pontificalornate (Mitra und 
Pluviale), und der Hochwiirdigste Jubilar, in cappa magna, umgeben von seincn 
Assistenten: H. Generalvicar Scheideler, Erzpriester ; PP. Colestin Englbrecht 
und Lucas Wimmer, O. S. B., Ehren-Diacone ; und M.J. Decker und A. Arnold, 
Diacon und Subdiacon. Ein brillanter Triuinphmarsch erupting die Procession 
beiin Eintritte in das Gotteshaus. 

Die feierliche Pontificalmesse nahm den gewohnten Verlauf bis zum 
Offertorium. Der musikalische Theil bestand aus Mozarts 12. Messe. mit 
eingelegten Compositionen von Schwab. Nach dem Evangelium vollzog sich 
das grosse Ereigniss des Tages, die Jubelprofess, nach dem vor einigen 
Jahren in St. Vincent veroffentlichten Caeremoniale Monasticum. Ein interessanter, 
filr den Jubilar sicherlich uberraschender Umstand war es, dass er die Professformel 
von derselben Handschrift ablas, die er vor funfzig Jahren in Metten geschrieben 
und auf den Altar gelegt hatte und die vom HH. Abte von Metten, ganz ohne 
Wissen des Jubilar.s, fur die Jubelfeier gutigst zur Verfugung gestellt worden war. 
H. Bischof Seidenbusch sang die Gebete iiber den Jubilar. Der erhabene und 
crgreifende Act schioss mit einem feierlichen, aus voller Brust gesungenen Te Deum. 

Nachdem H. Erzabt sich zum Throne zuriickbegeben, folgte die Festp*Vedigt. 
P. Mauritius, Guardian der Kapuciner zu Pittsburgh, der die ehren voile Berufung 
hiezu erhalten, war in der That sowohl durch sein giuckliches Organ und oratorische 
Begabung als durch seine ganze aussere Erscheinung fur den Redner des Tages 
wie geschaffen, und war ihm von vornherein das syrapathische Interesse der Zuhorer 
gesichert. Er rechtfertigte vlenn auch dasselbe durch seine ganze Rede,*} welche 
unter strengem Ausschluss sentimentaler Ueberschwanglichkeit und keeker Gefuhls- 
sturmerei der edlen, gehobenen Feststimmung den richtigen Ausdruck verlieh. 
Bei der Schilderung der segensreichen Thatigkeit des Jubilars wies er auf den 
bedeutungsvollen Umstand hin, dass ein beriihmtes Heiligthum der gnadenvollen 
Himmelskonigin, der Wallfahrtsort Al totting, der erste Zeuge des seelsorger- 
lichen Wirkens des Gefeierten gewesen sei, und es sei kaum moglich, die gluckliche 
V r arbedeutung dieses Umstandes zu verkennen. Nachdem Redner sodann die 
Geschichte des Klosters St. Vincent und der amerikanisch-casinensischen Benedictiner- 
Congregation in einem lichtvollen Abrisse gezeichnet, fiihrce er die gesammte 
Lebensbahn des Jubilars in einem gianz- und farbenvollen Bilde vor, wobei er 
auch den grossen Verdiensten des edlen Baiernkonigs Ludwig I. urn das VVerk 
des Jubilars die dankbarste Anerkennung zollte. 

Die beredten, von innerster Ueberzeugung und holier Begeisterung ge- 
tragenen Worte des Festredners fanden denn auch ganz naturgemflss den lautesten 
Wiederhall in den Herzen der Zuhorer. 

Unmittelbar nach der Predigt ertheilte der Jubilar vom Throne aus den 
papstlichen Segen in der vorgeschriebenen feierlichen Weise. 

Nach Beendigung des Festgottesdienstes begab sich die Procession in der 
bereits erwahnten Ordnung zur Pralatur zuriick, wo sie sich nach Eintritt des 
H. Erzabtes aufloste. 

Das Festmahl. 

Die erste Nachmittagsstunde vereinigte sammtliche Festgenossen zum 
Convivium jubilare im grossen festlich geschmiickten Speisesaale des Collegiums. 

Es lasst sich schlechterdings nicht leugnen: die Koche spielen zu Zeiten 
eine grosse Rolle, sogar in der Weltgeschichte. Mag nun auch der Collegiuros- 
koch von St. Vincent in seiner Anspruchslosigkeit Verzicht leisten auf welt- 
historische Bedeutsamkeit — das hat er jedenfalls bewiesen, dass er den Ernst 
der Lage begriff und die hohe Bedeutung des Tages in ihrem ganzen Umfange 
crfasste. Der wiirdige Mann zeigte sich der irdischen Seite des Festes gewachsen 
in des Wortes erhabenster Bedeutung, und der Bruder Kellermeister stand ihm 



+) Leider mtissen wir augcnblicklich diese herrltche Rede, die una im Texte vorliegt, 
wcgra Raummangel fur spatere gelegencre Zeitverhiltnisse bei Seite legen. Die Redaction. 



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ebenburtig zur Seite. Ohne Zweifel erschienen beide nicht nur den. Gasten, sondern 
auch, und zwar vorab, den Studentcn, diesen competenten Beurtheilern cuiinarischen 
und cauponischen Verdienstes, als »hochst achtungswerthe Manner*, wenigstens 
am 29. December 1883. 

Von den dem Mahle folgenden Toasten (meist in englischer Sprache) gait 
der erste selbstvcrstandlich Sr. Heiligkeit dem Papste; Redner war der Bischof 
von Halia. An nachster Stelle sprach Bischof O'Connor, der langjahrige Freund 
H. Erzabtes. In klassischer, aber eb.en so herzlicher Rede begluckwiinschte er 
den Jubilar und riss alle Anwesenden zu begeisterten Hochrufen auf denselben hin. 
Sodann gedachte der Bischof von Nashville der huldvollen Giite und stets hiilf- 
bereiten Gewogenheit des Protectors des Benedictinerordens, Sr. Eminenz Cardinal 
Bartolini. Es folgte darauf der Festgruss der wackeren Franziskanervater 
von Cincinnati. Wie cinst der grosse Heiiige von Assisi durch seinen 
Segen den denkwurdigen Dornstrauch in Subiaco mit nie mehr fehlenden Rosen 
schmuckte, so brachten seine Sohne in Amerika dem ihnen seit langen Jahren 
befreundeten Patriarchen der amerikanischen Monche als Festhuldigung einen 
lieblich duftenden Rosenstrauss dar in Gestalt eines sinnigen Gedichtes, vorgetragen 
vom ProviDciale derselben, P. Lucas Gottbehoede. Im Anschlusse daran erhob 
II. Generalvicar Scheideler die unerschopfliche Herzensgiite des Jubilars in 
preisenden Wort en und erwahnte in riihmender Weise des brttderlichen, segens- 
vollen Zusammenwirkens der amerikanischen Sohne der beiden hi. Ordensstifter. — 
Abt Frowin toastirte mit viel Gefilhl auf die Alumnen von St. Vincent, und 
Abt Fintan, dessen schlichte personliche Erscheinung ihn vor allem Verdachte 
humoristiscber Tendenzen zu bewahren geeignet ist, erregte die prononcirteste 
Heiterkeit der Versammelten durch einen von kostlichem Humor sprudelnden 
Toast auf die Gaste. 

Die Schlussrede war dem Jubilare zugedacht, obwohl man aus Grunden 
fur gut befunden, diesen Theil des Programmes seiner Kenntniss vorzuenthalten. 
War daher dem Toaste auf die anwesenden Bischdfe und den amerikanischen 
Episcopat im Allgemeinen die letzte Stelle zugewiesen, so lag dieser anscheinenden 
Verletzung der Etiquette eine durch die Umstande gerechtfertigte Absichtlichkeit 
zu Grunde. Besprochenermassen wurde der Secretar der Alumnen, H. Michael 
Joseph Decker, zur Ausbringung des Toastes aufgerufen. Der Einladung Folge 
leistend, brachte er den verabredeten Plan in meisterhafter Weise zur Ausfiihrung, 
indem er nach einigen geistreichen Bemerkungen gewandt in's eigcntliche Fahr- 
wasser einlenkte und durch eine geschickte, von diplomatischer Anlage zeugende 
Wendung die Toastrede zum allgemeinen Ergotzen dem iiberraschtcn Jubilar 
zuschob. Der entschiedene Beifall, den dieses feine Manover fand, und fortwahrende 
Namensrufe uberzeugten letzteren alsbald, dass er am besten daran thue, sich 
als das hiilflose Opfer einer argen List zu betrachten, und so erhob er sich denn 
unter den Jubelrufen der Versammlung zu einer »That der GerechtigkeiU (wie 
er es nannte) gegeniiber dem amerikanischen Episcopate, speciell dem fruheren, 
nunmehr in Gott ruhenden Bischof von Pittsburgh, Michael O'Connor, Bruder 
des anwesenden Bischofs von Dibona — einem Manne, mit dem er sein Verdienst 
theilen miisse und auch ehrlich theilen wolle. Zu diesem Zwecke warf er einen 
kurzen Riickblick auf die Entstehung und Entwicklung seines Unternehmens, in 
markirten Ziigen den eben so innigen wie thatigen Antheil hervorhebend, den 
jener wahrhaft grosse Pralat vom ersten Anfange an, ja sogar schon vorher, an 
der Effectuirung und erfolgreichen Durchfiihrung des Projectcs genommen. Zweimal 
habe ihra der sel. Bischof nach Miinchen geschrieben, ihn ersuchend, nach 
Amerika, speciell in die Diocese Pittsburgh, zu kommen. Und als im Jahre 1846 
die kleine Ordenscolonie angekommen war, Mandfremd und von gewissen Seiten 
in nicht gerade schr ermuthigender Weise empfangen ; da sei der hochherzige, 
edelsinnige Bischof Michael O'Connor es gewesen, der den raths- und hiilfs- 
bedurftigen Ankommlingen als liebevoller Freund und Beschiitzer entgegenkam 
und fortan in alien Verhiiltnissen ein solcher blieb. Sein Verdienst sei es ganz 
vorzugs weise, dass er (Redner) aus den schrecklichen » stumps* (Baumstumpfen) 



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von Carrolltown, wo die Colonic zuerst sich niedergelassen, heraus und nach 
St. Vincent gekommen sei, welches der Bischof in einer durch den Erfolg gross- 
artig gerechtfertigten Voraussicht als die fur den ganzen Plan geeignetsten Statte 
bezeichnete. Auf nachdriicklicbes Zureden des Bischofs sei er mit den Seinen 
von Carrolltown nach St. Vincent iibergesiedelt, wo ihm der wohlwollende 
Pralat die Kirche samrot den vorhandcnen Gebaulichkeiten und der dazu gehorigen 
Farm (300 Morgen des besten Landcs) rechtsgiiltig Ubertragen habc. Der Name 
des ersten Bischofs von Pittsburgh sei sonach mit der Griindung von St. Vincent 
enge verknupft — sei der Triiger desselben ja doeh Mitstifter und des Klosters 
erster und vornehmster Wohlthater in Amerika. gewesen und habe sich so ein 
nie verjahrendes Anrecht auf die Dankbarkcit von St. Vincent erworben. 
Schliesslich forderte der Jubilar die Anwesenden auf, das Andenken dieses grossen 
Mannes und ausgezeichneten Wohlthaters durch Erhebung von den Sitzen zu 
ehren. Sichtlich ergriffen und in ehrfurchtsvoller Stille leisteten dieselben Folge. 

HH. Bischof James O'Connor dankte dem Jubilar und der Versammlung 
aus geriihrtcm Herzen und mit riihrenden Worten fiir das seinem sei. Bruder 
gewidmete Ehrenandenken und fiigte bei, er sei durch langjahrigen bruderlichcn 
Umgang mit dem Verblichenen zu der Versicherung berechtigt, dass dcrselbe nie 
andere Gefiihle als die der aufrichtigsten Hochschiitzung und Freundschaft gcgen 
den Jubilar gehegt und selben auch bei jedem Anlasse Ausdruck gegeben habe. 
Sei der sei. Freund des Jubilars auch nicht korperlich zugegen, ihm (Redner) 
sei es gewiss, dass derselbe vom Himmel segnend auf die Versammlung herabblicke. 
(Herzlicher Beifall.) 

Zwischen den Toasten gelangten die eingelaufenen Telegramme und 
Schreiben zur Vorlesung. Der krankheitshalber nioht erschienene Diocesanbischof, 
sowie die HH. Bischbfe von Erie, Fort Wayne und Richmond, ingleichen der 
Erzabt und Convent von Monte Casino, die Capitel von St. John in Minnesota 
und St Benedict in Kansas, viele Priester (ehemalige Zoglinge) und andere 
Verehrer des Jubilars sandten herzliche Gliickwiinsche. Die am Vormittage von 
Monte Casino abgegangene Kabel-Depesche des dortigen Erzabtes und Capitels 
lautete: »Excelsa dignitate merito decorato plaudentes in festa professionis 
religiosae memorid recoleudae laetissimi gratulantur Archi-Abbati Sancti Vincentii 
Archi - Abbas Conventusque Casinensis « 

HH. Bischof Rademacher richtete im Laufe des Nachmittages eine tele- 
graphische Depesche an Cardinal Bartolini, Protector des Ordens, worin er 
_Se. Eminenz bat, dem hi. Vater den ehrfurchtsvollsten Dank der Alumnen aus 
dem Sacularclerus zu Fiissen zu legen fiir die huld voile Gewahrung ihrer Bitte 
um Erhebung des Jubilars zur erziibtiichen Wiirde. Se. Heiligkeit antwortete 
seither auf diesen Act des Dankes mit Ertheilung des papstlichen Segens an 
alle Alumnen.*) 

Abschluss des Festes. 

Die Sonnenstrahlen fielen bereits sehr schrage auf die winterliche Erde 
und die Schatten befanden sich im Stadium phantastischer Verlangerung, als der 
materielle Theil des Festes in's Bereich des Dagewesenen trat und hiemit das Fest 
selbst seinen Abschluss fand. 

Leider war dieses fiir einen Theil der Festgenossen auch das Signal zu 
neuer Trennung, vielieicht auf lange, lange Jahre, wenn nicht gar fiir's ganze 
Leben. WehmUthige Gefiihle mochten schlecht im Einklange stehen mit dem 

♦) His Eminence Cardinal Bartolini informs the Rt. Rev. Monstgnor the Bishop of 
Nashville and the other Bishops and priests, Alumni of St. Vicent's College, that the Holy 
Father has through him received with gte.u pleasure the telegram sent by them on the Feast-Day 
of my Jubilee, and in acknowledgment of their message He sends through him, the Protector 
of the Order of St. Benedict, to the Rt. Rev. Archabbot. to the Rt. Rev. Bishop of Nashville 
and the other Bishops, as well as to all the Alumni and the whole College of St. Vincent, His 
Apostolic Benediction. 

I joyfully take this opportunity of thanking you, Rev. and dear Father, most cordially 
for the great interest you have so kindly taken in my behalf, on the occasion of my Golden 
Monastic Jubilee, and, believe me, I shall ever be etc. 



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freudigen Character des Tages — aber bei manchem mogen sie doch zum 
Durch- und Ausbruche gekommen sein, trotz aller kiihlen und praktischen 
Lebensanschauung. Nun, wo Licht ist, da ist nach der bestehenden Weltordn ng 
auch Schatten — das war von jeher so, und wird es auch immer so blciben, 
und schliesslich hat auch diese irdische Eigenthiimlichkeit ihr Gutes, und somit 
ihre Berechtigung. 

Und fort ging cs, theils noch durch die dunkle Nacht, theils am folgenden 
Tage, hinaus in die weiten Regionen der glorreichen Union. Auf den Fliigeln 
des Dampfes zogen sie dahin, die wackeren Festgenossen, nach alien Himmels- 
gegenden zur fernen Heimath — die Einen hinaus in die Ebenen des unermess- 
lichen Westens, die Anderen iiber die blauen Alleghanies nach den atlantischen 
Gestaden, die Einen hinaaf zu den nordlichen Seen, die Anderen hinab -in den 
sonnigen Siiden. 

' Aber wohin auch iminer sie entellten, sie nahmen alle das nie vergehende 
Andenken eines herrlichen Tages mit sich, und wahrend sie im stiirmischen 
Eillaufe entfiihrt wurden in die entlegenstcn Statten, waren sie doch alle vereint 

— und werden es bleiben — in den innigsten Segenswiinschen fur den in der 
That »goldenen« Jubilar, zu wekhem noch gar manchmal aus immer grosserer 
Feme seelenvolle Nachklange jener Schiussworte des Jubelgrusses herubertonen 
mochten : Vive diu, vive felix — weit iiber das d iaman ten e Jubilaum hinaus 

— et in perpetuas fulge aeternitates ! Dr. E. H. 



Necrologe. 
I. Rmus. D. Wilhelmus de Cesare, 

Abbas ordinarius abbatiae dictae Nullius de Monte Vergine (f Romae 17. Jan. 1884). 
Nece tragica et sacrilega abreptus Rmus. D. Abbas natus est in vico 
Campobasso die 28. Mart, anno 18 12 a parent ibus honestissimis, quibus orbatus 
exstitit orbus adhuc tenel lulus. Duodecim annos natus exceptus est in coenobium 
Montevergine ab avunculo suo paterno R. P. Raphaele de Cesare, qui postea 
Abbas generalis et Ordinarius ejusdem coenobii constitutus est. Indutus habitu 
Benedictino, evigilato ingenio optimaque indole praeditus, omnium animos sibi 
conciliavit atque cum laude non communi scholasticam viam percurrit ; praestitit 
in litteris et artibus bonis, praesertim mathematicis, philosophicis disciplinis et 
theologicis in Angel ici Doctoris schola acquisitis. Postea lector est nominatus ad 
imbuendos iisdera litterarum partibus dioeceseos alumnos. Anno 1833 solemnia 
emisit vota et sacerdos ordinatus munera sibi oblata vidit compluria, praesertim 
caussas ac juria abbatialia defendendi munus. Mentis et animi virtutes Praesuli 
laudato generalis et ordinarii in dioecesim Abbatis dignitatem attulere. Animi 
firm it as atque constantia, qua providere est solitus morali materialique coenobii 
prosperitati, horrendi et cruenti facinoris victimam eum reddiderunt: glandes 
certe septem eum feriebant prope sanctuarium vere anni i860, quarum nonnullae 
una cum eo in tumulum descenderunt. Concitis paullo post modo dictum parri- 
cidium seditionibus politicis D. de Cesare exsulare coactus est. Quo facto ex 
Roma gubernare ac dirigere Abbatiam et Dioecesim nunquam desiit. Fuit 
acceptissimus Sanctissimo Patri Pio P. IX. piae memoriae, qui pluries est usus 
ejus prudentia pro monialium quibusdam monasteriis. A regali familia Bourb« »norum 
Neapolitana collatum ei erat honorabile officium Postulatoris in causa Beatifi- 
cationis et Canonisati«nis Ven. D. Mariae Christinae de Sabaudia, utriusque 
Siciliae reginae; indefessus eo adduxit dictam causam, ut sub brevi ultima 
Congregatio sperari potuerit apud Sanctissimum Patrem Nostrum Leonem XIII. 
ad comprubandas Venerabilis Keginae virtutes. Atque ad hunc eundem finem 
Romam profectus est, ubi ferrum famuli ejus cubicularis vitam ejus morte crudeli 
■exhtinxit 17. Jan. 1884 tempore serotino. R. I. P. P. F. K. 



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II. f P. Justus Landolt. 

Der 15- November 1883 war fur das Kloster Einsiedeln ein Trauertag. 
Kaum sind die Todtenglocken verklungen, welche den Hinscheid des P. Joh. 
Bapt. Miiller verkiindeten, so ertont aufs Neue die Sterbeglocke und wahrend 
der Vesper am gleichen Tage holte der Tod sich ein zweitcs Opfer, den hochw. 
Priester P. Justus Landolt, der n.ich langem Leiden sanft ira Ilerrn verschicd. 
Der Verewigte verdient um so mehr einen Nachruf an dieser Stelle, als er 
wahrend seines Lebens auch fiir die *Studien« gearbeitet und namentlich auch 
fur mehrere verstorbene Ordensbriider mehrere Necrologe eingeliefert hat. Geboren in 
Nafels, Canton Glarus, am 9. April 18 1 5 erhielt er in der Taufe die Namen 
Johann Joseph. Seinen ersten Unterricht erhielt er bei einem geistlichen Onkel 
in Morschwyl, Canton St. Gallen und kara hierauf mit 14 Jahren in die Kloster- 
sehule von Einsiedeln, die damals kaum 40 Schiller ziihlte. Landolt zeichnete 
sich durch gute Begabung, Fleiss und Sittsamkeit vor seinen Mitschtitern aus. 
Einige Zeit widmete er sich dann in Freiburg in der Schweiz der Theologie 
und eignete sich nebenbei die franzbsische Sprache an. Doeh zog es ihn wieder 
nach der liebgewordenen Zellc zuriick und 1830 erhielt er die Aufnahme ins 
Noviziat. Am 3. September 1837 legte er dann die feierlichen Ordensgeliibde 
ab und erhielt den Namen Justus 2 Jahre spater ward er Priester und hielt am 
29. September 1839 seine Primic. Zunachst fand der junge Priester in der 
Seelsorge bei der Pfarrei Einsiedeln Verweudung, wahrend er gleichzeitig seine 
gelehrten Studien fortsetzte. Er war der holi'nungsvolle Schiller von P. Gall 
Morel, namentlich auf dem Eelde der Geschichtsforschung, wozu ihm seine 
Stellung als Unterarchivar die beste Gelegenheit bot. Ein Jahr (1S42 — 43) war 
er auch Professor der Philosophic und wiederholt der Theologie. Im Jahre 1 847 
ernannte ihn der neuerwahlte Abt lleinrich IV. zum Pfarrer in Eschenz, Canton 
Thurgau, und nachdem er von da zuriickgekehrt war, bethatigte er sich wieder 
im Lehrf.iche und in der Seelsorge. 10 Jahre war er Katechet im Gross bei 
Einsiedeln, einige Zeit auch Caplan in Freienbach am Ziirichsee. Von letzterem 
Orte ging er im Jahre 1807 als Beichtiger nach Notkersegg bei St. Gallen. 
187 1 kehrte er ins Kloster zuriick und lebte von da an hauptsachlich seinen 
Studien, daneben auch als lleissiger und beliebter Beichtvater thatig. Als er im 
Friihling dieses Jahres einige Woehcn die Stelle eines Beichtigers im Kloster 
Fahr versah. scheint das nebelige und unfreundliehe Klima den Keim zu seiner 
Krankheit gelegt zu haben. Schon ziemlich angegriffen kehrte er von da zuriick 
und war bald genothigt sich auf das Krankcnlager zu begeben, von welchem 
nun der Tod ihn erlost hat. So weit der au».sere Lebensgang des Verewigten. 
Es eriibrigt noch Einiges von seinem Wirken als Schriftsteller und seiner 
Personlichkeit beizufiigen. Die erste selbstandige Sehrift, die von ihm erschienen, 
ist sein »U r s p r u n g und e r s t e G c s t a 1 1 u n g d e s S t i f t e s M a r i a-E i n s i e d e 1 n. « 
Einsiedeln 1845. Es ist eine fleissige un<l griindlichc Arbeit, die vorher von dem 
beriihmten Geschichtschrciber Fricdrich Ilurter durchgeschen und belobt worden 
war. Ein ahnliches Werk ist die »Geschichte des J ungf ra u en k 1 os t er s 
O. S. P. zu A Her he i li gen in der Au.« Einsiedeln 1878. Das Buchlcin 
sollte zugleich dein edlen Zwecke dienen, den Neubau der Klosterkirche durch 
milde Beitrage zu fordern, was auch in dankenswerther Weise erreicht wurde. In 
2 Schriften beliandelte er das Leben frommer Klosterfrauen, namlich »Die 
hi. Wiborada und die Filiale St. Georgen bei St. Gallen.* Eine 
Festschrift bei Anlass der Kirchen-Erneuerung daselbst. St. Gallen 1808. »Die 
gottselige Joseph a K ii m i KlosteiTrau zu Wesen im Gaster, Canton 
St. Gallen. Eine Biographic nach den (^ucllen bearbeitet.* St. Gallen 1808. 
Um die Heimathkunde des Cantons Schwyz, hat P. Justus sich verdient gemacht 
durch seine Geschichten der Pfarreien W oil era u und Lac hen zuerst im 
>Geschichtsfreund« der V Orte, IM. 29 und 31 und auch scparat. Der Stoff fiir 
diese bciden Werke ist mit grossem Fleisse aus alten Urkunden und Kirchen- 
biichern geschopft und in lesbarer Darstellung geboten. )»Die Christianisirung 

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des Linth- unci Limniatgebietes. Nach urkundlichen Quellen bearbeitet,* 
erschien zuerst (1865 — 67) in den katholischen Schweizerbliittern und als Separat- 
abdruck und bespricht die Anfange der schweizerischen Kirchengeschichte. Dieses 
Werk gab P. Justus die meiste Arbeit, diirfte ihm aber am wenigsten Lohn 
eingetragen haben, da manche seiner Ansichten, namentlich bei den Protestanten 
auf Widerspruch stossen missten. »Liturgische Wanderungen durch einige 
katholische Schweizergegenden, namentlich durch die innere Schweiz.* (Kath. 
Schweizerblatter 1864.) Endlich ist aueh der »Schematismu s der Welt- und 
Ordensgeistlichkeit der kath. Schweiz,* Einsiedeln 1859; zweite 
Auflage i860 mit grossem Fleisse von ihm zusammengetragen. Sein letztes Werk 
war die Predigt: Auf die erste Centenariumsfeier der Einweihung 
der jetzigen Pfarrkirche inNafels, gehalten Sonntags den 11. Sept. 1881 
mit historischen Notizen iiber glarnerische Kirchengeschichte. « Einsiedeln, 
Benziger. Ausser den hier genannten Biiehern schrieb P. Justus noch eine Menge 
von kilrzern und langern Artikeln in verschiedene politische Zeitungen. Er schrieb 
namentlich viel in die Schweizerische Kirchenzeitung, das Luzerner »Vaterland,« 
den tEinsiedler-Anzeiger* u. a.) und gelehrte Zeitschriften. Von grossem Aufsatzen 
verdienen hier Erwahnung Kloster Engelberg und seine Geschichte 
in der »kathol ischen Bewegung* von Rody.* Bd. XV. Der sel. Bruder 
Klaus in seinen Beziehungen zu Deutschland. Das. Bd. XIX.; die 
Hagiographie oder Beschreibung der Heiligenleben im Mainzer 
tKatholik* 1881. I. Sehr bedeutend ist die Menge der handschriftlich hinter- 
lassenen Arbeiten, die aber noch nicht vollendet sind. Es nnden sich darin 
Beitrage zur (jeschichte vieler katholischer Pfarreien der Schweiz, eine Geschichte 
des Cantons Glarus u. A. m. Fleissig machte er auch Aufzeichnungen in sein 
Tagebuch, das er seit vielen Jahren lateinisch fiihrte. Dadurch gewann er in dieser 
Sprache eine grosse Fertigkeit, wie er denn auch mit grosser Leichtigkeit 
lateinische Hymnen schrieb. Ein Carmen in S. Franciscum Salesium (Exulta iam 
Sabaudia) auctore P. Justo Landolt, ist abgedruckt im »Leben und Wirken d. h. 
Franz von Sales. « Luzern 1858. Kechnct man hiezu noch den Briefwechsel, den 
er mit verschiedenen Gelehrten des In- und Auslandes fiihrte, so muss man den 
Bienenfleiss anerkennen, wie wir ihn sonst nur bei den Benedictinern der alten 
Schu'.e zu bewundern pflegen. Lebte er nun zwar, wie es der Kreis seiner 
Studien mit sich brachtc, hauptsachlich der Vergangenheit, so war er deswegen 
keineswegs ohne Interesse fiir die Gegenwart. An den Schicksalen der Kirche 
nahm er den regsten Antheil, an seinem Orden und seinera Kloster hing er mit 
ganzer Seele und hegte die warmsten Sympathien fiir seinen Ileimathscanton 
sowohl, wie fiir das gemeinsame schweizerische Vaterlaud. Er gehorte mehreren 
gelehrten Vereinen als Mitglied an und so viel ihm moglich war wohnte er den 
jahrlichen Versammlungen derselben bei. Fiir seinen frommen glaubigen Sinn 
sprechen seine oben angefiihrten Schriften. Moge er sich nun der Gesellschaft 
der Heiligen erfreuen, zu deren Ehre er auf Erdcn so eifrig und thatig ge- 
wesen ist. P. G. M. 

III. f P. Johann Baptist Miiller. 

Mittwoch, den 14. November i883bewegte sich nach dem Salve ein ernster 
Zug durch die Gange des Klosters Einsiedeln. Den Psalm » Miserere* betend, 
begleitete fast der ganze Convent das Hochwiirdigste Gut in die Zelle des 
hochw. P. Johann Baptist, es gait diesen Herrn mit den hi. Sterbesacramenten 
zu vervvahren. Schneller als man gefiirchtet hatte, trat der Tod dieses lieben 
Mitbruders ein, letzten Donnerstag, den 15. November in der Friihe um 3 / 4 6 Uhr. 
P. Johann Baptist Miiller, der Sohn geachteter Eltern von Gersau im Canton 
Schwyz an den Ufern des Vierwaldstadter Sees, war geboren am 23. Januar 1842 
und erhielt in der hi. Taufe den Namen Andreas. Nachdem er zuerst die Schule 
seines Heimathortes besucht hatte, trat er im Jahre 1854 in die Stifts- 
schule zu Einsiedeln ein, wo sich der kleine Student schnell die Liebe und 
Achtung seiner Lehrer und Mitschiiler erwarb. Im Jahre 1859 bat er um Auf- 



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nahme in das Stift. Mit Freude wurde ihm diese gewahrt; cr besass namlich 
nicht bios die erforderlichen religidsen Eigenschaften, sondem war auch durch 
ein ganz ungewohnliches Talent ausgezeichnet. Am 8. September 18O0 legte er 
die einfachen Getubde ab; am 23. April 1865 erhielt er die hi. Priesterweihe. 
Schon seit dem Jahre 1862 war er Professor der franzosischen Sprache gewesen, 
die er vom Jahre i860 — 61 im kleinen Seminar zu Orleans erlernt hatte und 
fertig sprach und schrieb, wie seine Muttersprache ; von jetzt ab bekleidete er 
verscbiedene Aemter als Schul inspector, Erziehungsrath, Katechet im Gross, bei 
Einsiedeln, Professor an den Stiftsschulen, Kiichenmeister, und war auch neben 
und nach dem hochw. P. Adalrich sel. wahrend II Jahren Archivar des Stiftes. 
In alien diesen Stellungen arbeitete er stets mit unverdrossenem Eifer und wirkte 
ganz besonders segensreich in den Schulen und auf der Kanzel, wo er durch 
eine meisterhafte Beredsamkeit seine Zuhorer zu fesseln verstand. Doch allmfihlig 
bildete sich in ihm die Krankheit aus, an der er so viele Jahre leiden und der 
er endiich auch erliegen sollte. Seit dem Jahre 1873 litt er an Magenschmerzen, 
die im Jahre 1875 einen sehr ernstlichen Charakter annahmen. Nun begann fur 
ihn cine lange, bange Lcidenszeit. So oft er sich erholt glaubte und wieder 
einige Zeit wacker in seinem Arote gearbcitet hatte, warf ihn die tiickische 
Krankheit neuerdings aufs Krankenlager. Trotzdem blieb seine Arbeitslust 
ungebrochen. Er verfasste einige Abhandlungen, welche die Geschichte des 
Stiftes betreflfen, wovon zwei bis jetzt gedruckt wurden; namlich, die Biographie 
des Einsiedlischen Capitularen P. Martin du Fay de Lavallaz, in dieser Zeit- 
schrift und »l)ie Geschichte der Hofe Wollemu und Pfaffikon, von den altesten 
Zeiten bis zum Jahre 1531,* in den Mittheilungen des hist. Vereines des Cantons 
Schwyz. 1883. P. Johann Baptist verband mit seiner guten Begabung einen 
eisernen Fleiss, so dass cr, ware er gesund geblieben, dem Stifte die grossten 
Dienste hatte leisten konnen; aber Gott wollte es anders. Seine langwierigcn 
Leiden ertrug P. Johann Baptist mit Gcduld; er hatte die Gnade eines un- 
erschiitterlichen Glaubens und riickhaltloser Ergebung in den heiiigsten Willen 
Gottes erlangt. Nun ruht der von Allen geliebte Mitbruder in der Gruft der 
Stiftskirche und zwar unmittelbar neben P. Martin du Fay, dessen Leben er beschrieb. 

R. I. P. P. O. R. 

IV. Der letzte Capitular von Rheinau. 

Donnerstag, den 21. Februar 1884, standen wir an einem frischen Grab- 
biigel, der kunftighin einen historischen Denkstein bilden wird : an dem Grab- 
hiigel des 1 e t z t e n Benedictiners des altberiihmten und hochverdienten Klosters 
Rheinau. Durch dieses Grab findet die mehr als tausendjahrige Geschichte des 
stillen Heiligthums einen personlichen und zeitlichen Abschluss. Der fromme 
Ordensmann, der auf den rauhen Pfaden der Verbannung hier seine Ruhe ge- 
funden hat, ist der Hochw. P. Ambrosius Widmer, Burger von Schnei- 
singen und Kaiserstuhl. Die Lebensschicksale dises frommen Priestergreises sind 
so recht ein treues Abbild seines vergewaltigten Klosters und seines eigenen 
stillen, gerauschlosen Waltens und Wirkens in dessen ehemaligen ehrwiirdigen 
Raumen. Geboren den 8. August 1807 zu Kaiserstuhl, trat er im Herbste 1823 
als frommer, hochbegabter, namentlich mit einem ausgezeichneten musikalischen 
Talente ansgeriisteter Jiingling in die kleine Stiftsschule von Rheinau em. Rheinau 
hatte seit Jahrhunderten einen bedeutenden Ruf in der muMkalischen Welt 
und zahlte manchen beruhmten Tonkunstler unter seinen Capitularen. Auch noch in 
den letzten Jahrzehnten seines Bestandes war es der Sammelplatz und 
Einigungspunkt zahlreicher Musikkenner und Musikfreunde von Zurich, Winterthur, 
Schatfhausen und der fiirstlichen Capelle von Donaueschingen. Nebst tiefreligioser 
Gesinnung mag besonders dieses rege Lebcn im Reiche der Tone unsern jungen 
Musikus angelockt haben, in der Voraussicht hier Musse und Gelegenheit genug 
zu finden, seine Fahigkeiten auszubilden und verwerthen zu konnen. Er hat 
dort in's Noviziat und legte den 15. November 1829 die hi. Ordensgeliibde ab. 

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Diesem ernsten Acte folgten drei ruhige Jahre theologischen Studiums. Am 2. 
October 183 1 wurdcn ihm durch die bischoflichen Hiinde die Wurde und die 
Biirde des katholischen Priesterthums auferlegt. Nebst dem gemeinsamen Tagewerk 
im Chor und Gottesdienst wurde dem jungen Ordensmanne seine geliebte Musika 
a;s Arbeitsfeld zugewiesen. Er wurde zum Organisten und Capellmeister ernannt 
und blieb dies bis zur Secularisation des Sliftes. Den Taktstock in der Hand, am 
Pult des Directors, da war er an seinem Plutze, da wurde Allcs in ihm Feuer 
und Leben, da verfiigte er iiber eine Art AUgegenwart, und wenn mitten in 
dem raschesten Allegro einige Trompetenstosse ein fallen sollten, so sprang, nein, 
flog gewiss der Director an das Pult der Posaune. P. Ambros liebte es, klassische 
Meisterwerke ersten Ranges aufzufiihren und zog hiezu nothigen Falles auch 
Krafte von Aussen herbei. Mit mehreren beriihraten zeitgencissischen Meistern 
stand er in freundschaftlichem Verkehr, so mit Kalliwoda und Kreuzer^ Mendelssohn 
besuchte ihn wiederholt in seiner stillen Zelle. Da pfift* plotzlich ein heulender, 
greller Misston mitten durch dieses harmonische Leben aufder schonen Rheininsel : 
am 22. April 1862 wurde das herrliche Stift durch Beschluss des Grossen 
Rathes des Cantons Zurich gewaltthatig aufgehoben, nachdem die edelsten 
Geister fiir dessen Fortexistenz ritterlich gekampft. — Abt und Convent legten 
gegen diesen Gewaltact cine wurdige und crgreifende Protestation ein und 
appeliirten von dem zeitlichen an den ewigen Richter. Den 22. August verliessen 
Abt Leodcgar und seine ehnviirdigen Mitbiirder das stille Ileiligthum, an das sie 
ein hi. Eidschwur und des Herzens innigste Liebe fesseltc. P. Ambros lag am 
Typhus schwer krank darnieder und verliess d?shiib a's der Letzte das Kloster, 
wie er nun auch als der Letzte das Zeitliche verlasst. Von Krankheit und 
Schmerzen tief gebeugt, fuhr er dann mit zwei Kahnen, die seine Ilabc trugen, 
den Rhein hinab, um in seiner Vater>tadt zu landen, die er vor 39 Jahren als 
hoffnungsvoller Jungling verlassen. Es ward ihm ein ehrenvoller und freudiger 
Empfang bereitet. Hier richtete er sich hiiuslich ein und hoffte in tiefster 
Zuriickgezogenheit seine Lebciistage beschliessen zu konnen. Doth am 2. August 
1865 traf ihn ein neuer Sehlag : durch Unvorsichtigkeit zweier Knaben ward 
sein Wohnhans ein Raub der Flammen und dem guten Pater blieb nichtsiibrig, 
als der alte I Libit, den er am Leibc trug. Einj sehr werthvolle Sammlung von 
Musikalien, namentlich aber eine bedeutende An/ahl uralter, unersetzlicher 
Musikinstrumente, besonders VioHnen, blieben in den Flammen. Welch' ein herber 
Verlust ftir <\e\\ begeisterten Musikfrcund ! Nun zog er zu seinem Mitburger 
und Orden^bruder Pater Basilius Mayenfisch, der gleichfalls nach Aufhebung des 
Klosters Rheinau in seiner Heimath Kaiserstuhl ein freundliches Asyl gefunden hatte. 
Der ehrwiirdige Pricstcrgreis vcrlor in den lctztcn Jahren allmahlich das Augenlicht 
fast vollstandig. Wie viele Thranen vergoss der fromme Ordensmann nicht, 
wcil er das hi. Opfer nicht mehr darbringen, die Kirche nicht mchr besuchen 
in der Pastoration nicht mehr aushelfen konnte ! Vor zwei Jahren feicrte er noch 
in aller Stille seine Secundiz. Er erlag den Gebrechcn des Alters am iS. Febr. 
und wurde auf clem Kirchhofe von Kaiserstuhl becrdigt an der Seite des ihm 
bereits vorangegangenen Freundes und Mitbruders Pater Basilius Mayenfisch. 
Clerus und Volk bezeugten durch ihre zahlreiche Theilnahme sowohl dem per- 
sonlichen Character des Verstorbenen als auch dem hochvcrdienten Stifte 
Rheinau, dessen letzter Reprasentant er war, ihre vollsten Sympathien. Und 
nun muge der dahingeschiedene edle Ordensmann der himmlischen Melodien 
sich erfreuen ! Damit ist der Aufhebungxact vom 22. April 1S02 zu Ende 
gefuhrt. Ob wohl heute die noch lcbenden Mitglieder desdamaligen gesetzgebendeu 
Korpers des h. Standes Zurich, welche durch ihre Stimmezur Aufhebung beigetragen, 
dieses ihres Werkes froh werden und mit Stolz darauf zuriickblicken diirfen } 
Merkwiirdiges Verhangniss ! Der sonst imincr noble Canton Ziirich hat 
diesen intoleranten Akt mit dem Vorgehen des Nachbarstaates Aargau ent- 
schuldigt und bemantelt. Xun waren gerade, wahrend das Grab des letzten 
Monches von Rheinau sich oflfnete, die Grossen Rathe dieser Kantone ver- 
sammelt um die grossen und schweren Sch uldcnlas t en, welche durch die 



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Nationalbahn herbeigefuhrt warden, auf die Staatskassen und den Geldbeutel 
der Burger zu haufen. Und wo ist das reiche Klostergut, womit man diese 
Schwindellasten hatte deckcn konnen? Wie die Wasserfluten an den Felsen der 
schonen Rheinau voriiberflicscn um nie wiederzukehren, so geht das sparsaui 
und miihsara durch geniigsame Monche zusauimengetragene Gut voriibcr ohne 
fiir den Staat und den Burger einen Yortheil zu bringen. — Aber hoch iiber 
diesen materiellen Interessen steht der Adel des Characters und das ideale 
Streben, wie es in einzelnen bevorzugten Geistern niedergelegt ist, zu welchenwir 
auch den letzten Conventualen von Rheinau rechnen. R. I. P. 

Einsiedeln. P. Beat Rohncr. 



• ♦ • 



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S! 




'm^^^m^ 



III. Abtheilung: Literatur. 

Literatur-Verzeichnis. 

Von P. Willi bald Hau thaler zu St. Peter in Salzburg, nebst Erganzungen 

von Dr. L. Janauschek (L. J.) in Zwettl, von R. Boner in Paris (R. B.) 

und der Redaction (R.) 

XVIII. Literatur der Ordensmitglieder. 

(Vrgl. Jahrg. IV. 1883, H. 4. S. 411—417.) 

(Fortsetzung zu Jahrgang 5. Heft I. S. 239—245.) 

Abeele, Ainandns van den (Maredsous): Die Hemina und Libra der Benodictiner- 

regel. (Studien 1883, IV. 249—267, 1884, I. 37-60.) 
Almond Leo D. (Downside): a) Round the Shrubberies. Downside Review 

II. N. I. 1883. p. 42. — Red. 

— b) The Downside Picture Gallery. Downside Review II. N. 2. 1883. p. 162. 
(Beuron— Emaus.) 1. Regula s. Patris Benedict! abbatis et monachorum patri- 

archae cum constitutionibus congregationis Beuronensis ad usuin monachorum 
eiusdem congregationis typis mandata. Brunae 1883. 132 p. 

— 2. Aus dem Leben St. Benedicts, nach Gregor d. Gr. Fresken der Beuroner 
Schule. Freiburg i./Br. 1883 qu. 4°. 12 S. Text sammt Titelblatt 22 Taf. 
Photographien. Mk. 25. 

Breen, Dunst. D.: (Downside) Old Downside Men. — Downside Review. 

II. 1883. Nr. 2. pag. 44. — Red 
Braunmuller Benedict (Metten): 1. Beitnige zur Geschichte von Prilfening. 

[St. Andreaskirche — Batzenhaus — Paradies.] Verhandiungen d. hist. Vereines 

f. Oberpfalz n. Regensburg, Bd. 36 (28), 273—279.) 

— 2. Wichrammi monachi s. Galii opusculum de computo hucusque ineditum. 
[Aus der Miinchner Hs. Clm. 14221.] (Studien 1883 IV. 357—361.) 

Buckfast Abbey O. Cist: Scripsit A. Hamilton O. S. B. — The Month. 

Nr. 233. Nov. 1883 sq. 
Caloen, Gerardus van (Maredsous) : La Communion des fideles, pendant la 

messe. Lille, Leforr, 1883. 29 p. 
Ceberg Alphons (M.-Einsiedeln): St. Meinrads-BUchlein. Mit 15 Illust. Einsiedeln, 

Benziger, 1883. 24<>. 128 p. 
Chamard Francois (Ligugt') L'Aquitaine sous les derniers Mt'rovingien9 aux 

VII. et VIII. siecles. Revue des questions historiques, recueil trimestriel 

1 janv. 1884. St. Gl. de libr. cathol. 76 rue des Saint-Peres. Paris. — R. B. 



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(Cist 2tzi 2ns -zr.) Officium parvum BMV. et officium Defunctorum ad usum 

s. ordims Cisterciensis. Graz, Moser 1883. 16°. 195 pg. Mk. 1.80. 
Clark i Onions (Downside.) New Stonyhurst. Downside Rev. II. Nr. 2. 1883. 

p. HG. — Red. 
(Congreg. Gallica): Notice snr le R. P. Dom Francois Le Bannier, avec un 

choix de ses poesies francaises, par nn moine de la nieme congregation, 

in 12°, 51 p. Arras, impr. Laroche. — R. B. 

Czihasz Willibald (Martinsberg). A nfivi'nyek szarreszlete alakes elettani 
tekintebben. (Die morphologischen und physiologischen Eigenschaften der 
Pflanzen bei der Stengelbildung.) Programm-Abhandlung des Komorner 
Gymnasiums 1883. — Red. 

Dannerbauer Wolfgang (Kremsmilnster) : 1. Kurzer Leitfaden in Ehe-Angelegen- 
heiten. (Fromme'a Kalender f. d. kath. Clems Oest-Ungarns. Wien, 1884. 
S. 168-217.) 
— 2. Praktisehes Vorgeben bei gemiscbten Ehesehliessungen. (Linzer theol.- 
prakt. Quartal-Schrift 1883 IV. 839.) 

Dolan D. G. (Downside): a) The Transept and Altar in the New Church. 

b) Round about Downside. 

c) Amongst the Archives. Downside Rev. II. 1883. pag. 166, 169, 173. 

d) Succisa Virescit. ibid. Nr. 1. pg. 12, II. pg. 121. 
ej Underground Mendip. ibid. I. pg. 2 4. — Red. 

Doyle I). Cuthbertus (prof, in Mon. S, Edmund! Douai in Gallia) : a) Principles 

of Religious life 1 vol. pg. 652 London, Washboume. New- York, 

Benziger brothers. 

b) Principles of Religious Perfection, ibid. 1883. Besprochen in „The 

Month- Nov. 1883. Nr. 233. p. 451. — Red. 
Dudflc Beda (Raigern): Auszilge aus detn Rathsprotokolle des k. k. Tribunals in 

Mahren v. J. 1683. (Archiv f. ost. Gesch. Bd. 65, 1 — 18.) 
Dungel Adalbert (Gftttweig): Die osterreichische Benedictiner-Congregation. 

(Studien 1883 IV, 300—309.) 
Fabiani Severin (Kremsmilnster): In der freiwilligen nSchston Gelegenheit 

(Linzer theol.-prakt. Quartalschrift 1883 S. 892.) 
Fassel Stephan (Martinsberg): Sopron madarai (Die Vogelfauna um Oedenburg). 

Programm-Abhandlung des Oedenburger Obergymnasiums 1883. — Red. 
FelWcker Sigmund (Kremsmilnster) : Kripplgsangl und Kripplspiel in obertfst. 

Mundart etc. Linz, Haslinger. 5, Bdeh. 128 S. 45 kr. 
Fischer Felician (Metten): Flora Mettenensis. I. Programm der Studienanstalt 

in Metten 1883. S. 86, 8°. — L. J. 
Fischer Leo (Mmi-Gries): Ein Fragment aus dem jllngeren Titurel. [Ein 

Schmutzblatt «uf dem Perg.-Einbande einer 1684 gedmckten lat. Heiligen- 

legende, tnit Schrift aus dem Beginne des 14. Jahrh. Der Inhalt entspricht 

den Strophen 3035 — 3087 der Hahn'schen Ausgabe v. 1842.] (Studien 

1884 I. 163 -178.) 

Ford Edm. D. (Downside): Plain-Song. Downside Rev. II. 1883 Nr. 2. p. 135. 
— Red. 

Freh Alfons (Martinsberg): Ktfszeg t's vidckc'nek viranya (Die Pflanzenfauna 
der Stadt und Uingebung von GUns). Programm-Abhandlung des GUnser 
Gymnasiums 1883. 

Gams Pius (St. Bonifaz in MUnchen): Die in den standigen Klostern des 
Kreises Schwaben und Neuburg und ein paar anderen bei ihrer Aufhebung 
(1803 und 1806) vorhandenen Mifnehe. Von Gams und Rieder. (Collectaneen- 
blatt des hist. Filial-Vereines zu Neuburg a./D. 46. Jg.) 



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504 — 



Gasquet Aidanus (Downside): Memoirs of Distinguished Gregorians. Xr. IV. 

The Right Rev. Abbot Sweenv D. Downside Rev. II, Xr. 2. 1883. p. 101. 

— Red. 
Growe Lucas O. S. B. : Statement showing Mean Pressure, Maximum, Minimum 

and Mean Temperature, Rain and Snow and Number of Rain}' Days for 

the Meteorological Seasons for the nine years from 1874 to 1882, at 

St. Meinrad, Sp. C. (and two other Statements) p. 512 — 515: 3. Annual. 

Report of the Dopartement of Statistics 1882 (State of Indiana). Iudiano- 

polis 1883. — Red. 
f GueVang^r Prosper (Solesmes): 1. Das Kirchenjahr. Uebersetzt von Heinrich. 

Mainz, Kirchheim. XI. Die Zeit nach PHngsien. II. Abth. 524 S. 

— 2. Les Illustrations et les celebrity's du XIX. siecle, 3. serie par Dom 
Pioliu; in 3°. 487 p. Bar-le-Duc. Impr. Philipona C. Paris, libr. Bloud & 
Barral frs. 4. R. B. 

— 3. L'annee liturgique par le R. P. . . . abbe de Solesmes. Le temps de 
la Septuage'sime, 7. edit, in 12°. 485 p. Poitiers et Paris — Quidin C. R. B. 

Hager Edmund (St. Peter in Salzburg): 1. Ueber die Erfolge in den aus- 
wlirtigen kath. Missioncn. (Lin/.er theol.-prakt. Quartalschrift 1884. L 
209—213.) 

— 2. Jahrbiicher des Werkes der hi. Kindheit. Salzburg, VI. Jg. 4 Hefie, 222 S. 

— 3. Jahrbiicher der Verbreitung des Glaubcns. Salzburg, Jg. 1883. 6 Hefte. 
Halasz Clemens (Martinsberg) : A neveles methodikaja az onkcpzes fejlesztcse 

Kftriil. (Die Methodik der Erziehung mit Bezug auf die Entwicklung der 
Selbstbildung.) Sopron 1883. 72. — Red. 
Heindl Emmeram (Andechs — Miinchou): Einige Bluthen und Friichte der 
Reformation. [Aus Andechs. Benedictbeuern, St. Emmeram, Ettal, Metten,. 
Ottobeuern. Weihenstephan, Weingarten, St. Ulrich und Afra in Augsburg^ 
HI. Kreuz in Donauworth. Elchingen, Xereshcim, Thierhaupten, Irrsee.] 
(Studien, 1884 I. 179 — 186.) 

Hoffmann Cajetan (Admont): Xccrolog des verstorbenen Directors, Reg. -Rath 
Dr. Richard Peinlich. Graz, 1883. 14 S. (Programm des I. k. k. Gymnas.) 

Hohenegger Anselin (Lambach): 1. St. Benedict's Stimmen. VII. Jahrg. 1883. 
12 Hefte. 

— 2. Tabernakel und Fegfener. Handbuch etc. Xeue unveranderte Aufl. 
Karner Lambert (Gottweig): Ein Grabfeld zu Roggendorf, Bezirksh. Oberholla- 

brunn, in Niederosterreich. (Mitth. der anthropol. Gesellschaft in Wieu, 
13. (NF. 3) Bd., S. 221—223. 

Kendal D. Xicolaus (Downside): An Old Gregorian. Downside Rev. II. 1. 
1883. p. 22. — Red. 

Kick Clemens (Schotten in Wien) : Predigten auf alle Sonntage eines Kirehen- 

jahres. Wien, Kirsch 1883. 250 S. 
Kinnast Florian (Admont): 1. Veranderungen ini Personalstande des Benedictiner- 

und Cistercienserordens 18823. (Studien 1883. IV. 361—366.) 

— 2. Ein Besuch auf dem hi. Berge Pannoniens. 1883. 

Koltai Virgilius (Martinsberg): Stilisztika I. rt'sz. Iralytan (Stylistik I. Thl. 
Die Lehre vom Styl.) Budapest, Rob. Lampel 1883. — Red. 

Koneberg Hermann (Ottobeuern — Augsburg): Loretto und Rom. Fttr die Kinder 
geschrieben. Kempten, Kosel 1883. 86 S. 

Kommiiller Utto (Metten): Zum Vortrag des Chorales. (Cacilienkalender 
1884.) — L. J. 

Kuhn Kaspar (Ottobeuern— Augsburg): Blicke in die Xatur. 1. Heft. Kempten, 
Kosel 1883. 78 S. 



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— 505 — 



Kuncze Leo (Martinsberg): a) Dipterak Eikeszite*se (L'eber das PriCpariren der 

Zweifltigler). Mitgetheilt im 6. Hefte der Rovaraszati Lapok. 1883. — 

b) A Kegyermek gjiijtemenye (Weihmunzen-Sammlungen). 3. And. Komorn, 

K. Ziegler 1883. — Red. 
Lamay Mayeul Fr. (Grignon): Notice sur le passage de Venus sur le soleil 

observe a Grignon (Cote d'or) le 6. dec. 18H-J. Bruxelles 1883. 4°. 8 p. 
f Lcchner Petrus (Scheyern) : Die bl. Schrift des Alten Testamcntes etc. II. 

Bd. Konige. Holies Lied. St Vincent 1883. 833 S. 
Lierheimer Bernhard (Mnri — Gries): Die Pfarrkirche in Jenesien und Hire 

Freseogemalde. Bozen 1883. 3G 8. 
Lucbbermann Bonifacius P. (8. Vincent) sehrieb mebrere Aufsatze iiber 

gemisehte Ehen etc. in den Adresskalender der Dreifaltigkeitsgemeinde zu 

Evansville, Jndiana (I)ruck der St. Meinrads-Abtei 1883 ) — lied. 
Mackey Henry (prof. Douai-Gallia.) 1. Four Essays on the life and writings of 

S. Francis de Sales Doctor of the Church. Reprinted from the Dublin 

Review. London, Burns and Oates 1883. 128 p. 

— 2. Library ot St. Francis de Sales. Works of this Doctor of the Church 
translated into English. Vol. I. Letters to persons in the world. London, 
1883. ibid. XXI. 403—8 p. 

Meier Gabriel (M.-Einsiedeln): 1. Denkwilrdigkeiten aus der Orden«geschichte. 
I. Znr Pflege der Musik im Benedictinerorden. (Studien 1884, I, 196 — 199.) 

— 2. Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den Hltesren Zeiten 
bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. (Von der hist. Commission in Miinchen 
mit 1000 Mk. honorirte Prcisschrift.) 

Mittermiiller Rupert (Metten): Die Hauptvertreter der theol.-philos. Wissenschaft 
an der Benedictiner-Universitat in Salzburg. I. [Matthiuis W eiss und Karl 
Jacob aus Andechs. — Augustin Reding a. Einsiedeln. — Gregor 
Wibmperger a. Kremsmiinster. — Coelestin Sfondrati a. St. Gallen. 
— Paul Mezger a. St. Peter in Salzburg. — Ludwig Babenstuber 
a. Ettal. — Benedict Schmier a. Ottobeuem. — Placidus Renz a. 
Weingarten. — Hermann Schol liner a. Oberaltaich.] (Stndien 1884, I, 
122-148.) 

Nestlehner P. Alphons, O. S. B. (Soitenstetten): Das Seitenstettner Evangeliarium 
des 12. Jahrh. Mit 8 lithogr. Tat*, u. 2 Taf. in Gold- und Farbendruck. 
Berlin 1882. Prilfer (2 S. Text, gr. ful. M. 5.) — L. J. 

O'Connor Denis: (Downside?) The Court of St. Gregory's. By an Ex-King. 
Downside Rev. II. 2. 1883. p. 111. — Red. 

Pitra Card. (Solesmes): An ale eta Sacra spicilegio Solesmensi parata, T. IV. 
Patres antenicacni orientales. XXXIV, 524 p. gr. 8°. Paris, Roger et Cher- 
noviz 1883. — L. J. 

Plain Franz (L : guge): Un sacramentaire romain du XHIe si eel e. (Polybiblion, 
Dec. 1883.) 

Pothier Josef (Solesmes): 1. Liber Gradualis a S. G.egorio M. oliin ordinatus, 
postea ss. Pontificnm auctoiitate recognitus ac plurimum auctus cum notis, 
musicis ad maiorum tramites et codicum fidem figuratis ac restitutis in 
usum Congregationis Benedictinae Galliarum, praesidis eiusdem iussu editus. 
IX, 929 p. (Freiburg i. B., Herder 1883). Frcs. 8 — . — L. J. 

— 2. La Tradition dans la notation du p 1 a i n - c h a n t, observations 
prt'sentees au eongrc-* d'Arez/.o. Abbaye de Solesmes (Sarthe), iinpr. Saint- 
Pierre. In 8« carrc, 32 p. 1883. — L. J. 

— 3. De la Virga dans 1 es neumes, e*tude presentee au congres d'Arezzo. 
ibid. In 80 cam* 48 p. 1883. — L. J. 



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— 506 — 

— 4. Une petite question de gramma ire a propos du plain- 
chant, etude presentee au congres d'Arezzo. ibid. In 8° carre, 24 p. avec 
musique 1883. — L. J. 

Ringholz Odilo (M.-Einsiedeln): Der hi. Abt Odilo von Oluny in seinem Leben 
und Wirken. (Studien 1884, 1, 1—36.) 

RSssler Stephan (Zwettl): Das Tiirkenjahr 1683 und das Stift Zwettl. (Studien 
1883, III, 383—388.) 

Saint-Brieuc, Vie inedite de Saint -Brieuc, eveque et confesseur (420 — 516) 
texte latin avec prole*gomene en francais (tire* des Analecta Bolland.) 
St. Brieuc-Conor-Grenier, in 8<> de XX— 32 p. 2. — R. B. 

St. Paul de Laon, Vie inedite de St. Paul de Laon e\6que et coufesseur 
(490—600?) texte latin avec prolegomenes en francais (tire des Analecta 
Bolland.) Rennes, Philion, in 8° de XIV— 52 p. 2. — R. B. 

Salzer Anselm (Seitenstettcn) : Ueber die Entwickluug der christlich-romtschen 
Hymnenpoesie etc. Forts, u. Schluss. (Studien 1883, II, 267—276, 111, 35—46, 
IV, 289—299.) 

Sanfelice O. S. B. : Primo sinodo diocesano celebrato dalP Illustrissimo © 
Revercndisaimo D. Guglielmo Sanfelice dell 1 ordine di S. Bene- 
detto, Arcivescovo e patrizio napoletano, nel di 4, 5, 6, e 7 giugno 1882, 
recato in volgaro dal Sac. Luigi Fabiani. Napoli, tip. deir accad. r. delle 
science 1883. In 10<> di p. XXXI— 336 L. 2,50 (confer Jahrg. 1V M Heft 4, 
S. 415) abgedruckt auch in Vering's Archiv fiir kathol. Kirchenrecht, 1883. 
N. F. 44 Band, 381—427; I. Halfte. — L. J. 

Scarella Romualdus (Praglia-Daila, : Adumbrationes biographicae virorum sum me 
insignium qiji ultimis duobus seculis monasterium Praglia illnstrarunt. 
(Studien 1883, IV, 267—278.) 

Szentimrei Martin (Martinsberg) : Taine e*s a franczia forradalom (Taine und 
die franzttsische Revolution). Mitgetheilt im Maihcfte des Uj- Magyar — 
Sion. 1883. — Red. 

Schenzl Guido (Admont): Utmutatas fOldmagness^gi helymeghatarozasokra a 
kir. magyar termeszettudom&nyi tarsulat megbizasabol. 113 abraval. Buda- 
pest 1884. VII, 321 S. (Anleltung zu erdmagnetischen Ortsbestimmungeu. 
Im Auftrage der ktfn. ungar. naturwissenschaftl. Gesellschaft verfasst.) 

Schmid Bernhard (Scheyern): Der kleine praktische Teichwirt oder kurze Au- 
leitung zur Karpfeuzucht. 

Schmieder Pius (Lambach): Zur Geschichte der Durchfuhrung der Benedictina 
in Deutscbland im 14. Jahrh. [Ueber eine handschriftliche Sammlung von 
beztigl. Actenstucken im Pap. Msc. 500 zu Lambach] (Studien 1883, IV, 
278—289.) 

Schwab Franz (Kremsmunster): Floristische Verhaltnisse von St. Florian in 
Oberonterreich. (13. Jahresbericht des Vereins f. Naturkunde in Oesterreich 
o. d. Enns.) 

Snow Bened. D.: (Downside, mon. S. Gregorii in Anglia) a) The Gregorian 
Martyrs. Nr. IV. Brother Thomas Pickering. Downside Rev. V. II. Nr. I. 83. 
b) (Downside) Necrology of the English Benedictines 1600 — 1883. 1 vol. 
p. 323. London: Burns. and Oates 1883. — Red. 

Soeder Ambros (Metten): Die erste Kirchenversammlung auf deutschem Boden 
etc. Forts, u. Schluss. (Studien 1883, IV, 344—354, 1884, I, 83—98.) 

(Solesmes.) Scripiores hodierni Congregationis Gallicae O. S. B. (Studien 1883 
IV, 400—405.) 

Strobl Gabriel (Admont): Die Flora der Nebroden. Forts. („Flora u Ig. 66.) 



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— 507 — 

Sweeney Norbertus (Downside): Some Account of the Monastery and College 

of St. Gregory the Great, Chapter VI. Downside Kev. II. I. 83. p. 6. — Red. 
Tobner Paul (Lilienfeld) : Leben und Wirken des Abtes Matthaus III. Kohl- 

weiss von Lilienfeld. Beschricben aus Anlass des 200jiihr. Jubilaums der 

i. J. 1683 glttcklich durchgefiihrten Vertheidigung Lilienfelds gegen die 

Tttrken. Brttnn, 1883. 125 S. 
Tomanik Franz Sales (St. Martinsberg): St. Benedict und sein Orden. Sonetten- 

kranz. Forts. (Studien 1883, IV. 354—356, 1884, I. 101 -162.) 
Vaszary Claudius ( Martins berg) : Adatok az 1825 — iki orszaggyiiles tbrtenetehez 

(Beitr&ge zur Geschichte des Landtages v. J. 1825.) Programm-Abhandlung 

des Raaber Obergymnasiums, 1883. — Red. 
Vidmar Constantin (Schotten in Wien): Grosser Katechismus fiir katholische 

Volksschulen. Wien, 1883. VI., 186 S. (K. k. Schulbiicher-Verlag.) 
Villanyi Stanislaus (Martinsberg): NeMiany lap Esztergom zivataros sz&zadaibol 

(Einige Blatter aus den stlinnischen Jahrhunderten der Stadt Gran.) Mit- 

getheilt in der 44. Nummer des „E*ztergoim KcJzlony 1883. — Red. 
Vojnits Demeter (Martinsberg): Az eraberi lelek a physiologiai Kutatasok 

alapjam (Die nienschlirhe Seele auf Gruud der phyBiologischeu Forschungen). 

Programui-Abhandlung des Graner Obergymnasiums 1883. — Red. 
Wichner Jacob (Admont): 1. Eine Admonter Todtenrotel des 16. Jabrh. 

(Studien 1884, I. 61—82.) 

— 2. Der Benedictiner- und Cistercieusororden in ibrer Vertretung bei der 
culturhistoriscben Ausstellung zu Graz 1883. (Studien 1884, I. 186—196.) 

WoHsgruber Coelestin (Schotten in Wien): 1. De Imitatione Christi libri 
quatuor. Ad ed. opt. Maurinorum. Unacum Indice librorum et capitum et 
indice rerum et appendice orationum. Augsburg, Huttler 1883. 12". 

— 2. Hortulus animae. Precationes iu usuni omnium eruditorum, praesertim 
studiosae inventutis. Ibid. 1883. 

Literarische Referate. 



Das neue Benedictiner-Brcvier. 

Breviarium Monasticum Pauli V jussu editum, Urbani VIII et Leonis XIII 

auctoritate recognitum, pro omnibus sub Regula SS. P. Benedicti militantibus, 

additis Officii* Sanctorum novissime praeceptis V. concessis, juxta sancttas 

leges emendatuni, a S. Ritmini Congregatione revisum et approbatum. 

4 Vol. in 8 min. Tornaci Nerviorurn. Sumptibus et Typis Societatis 

S. Joan 1 1 is Evang. Desclee, Lefebvre et Soc. Pontif. Editor. 

MDCCCLXXXIV. 

Als im J ;ili re 1868 eine Anzahl deutscher und ftsterreichischer Aebte in 

Salzburg- versammelt waren, wurde unter Anderem auch die Herausgabe eines 

sowobl seiner iiusseren Ausstattung als seiner inneren Einrichtung nach, besonders 

-was Genauigkeit und Vollstiindigkeit betriift, inustergiiltigen und alien An- 

aprilchen geoilgenden Breviarium Romano-monasticuin angeregt. Die damals laut- 

gewordenea Wunsche und VorschlSge haben indes ein unaiittelbares Resultat 

nicht gehabt und der Orden bat sich iuimer noch nut den zum Theil mangel- 

naften oder willkiirlich zugestutzten Hervorbringungen der bekannten italienischen 

und belgischen Firnien begniigen mtissen, abgesehen von den hie und da noch 

-vorhaiwlenen Exemplarcn der alten Einsiedler- und Kemptener-Breviere,*) 



*) In den osterr. Klostern ist bis zur Stunde noch meist das 1843 in der 
Mecbitaristen-Druckerei zu Wien erschienene, loider aber sehr unhandsame, 
xchwere und fehlerbafte Brevier in Gross-Octav im Gebrauche. Die Red. 



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508 — 



welehe allerdings fiir ihre Zeit ganz brauchbaro Leistungen geweseii sind. Und 
vielleicht war es auch kein Schaden um diese lange Vei\tbgerung; denn gerade 
in den allerletzten Jahrzehnten hat die liturgische Typographic und die kunst- 
gemasse Ausstattung der beziiglichen Biicher, Dank insbesondere den grossartigen 
Anstrengungen der Finnen Pus tot in Kegensburg und Desclee in Toiirnay, hat 
ferner auch die liturgische Wissetischaft und der lnhalt sowie das Itubrikenwesen 
des Breviers, zumal unter Papst Leo XIII., solche Wandlungen erfahren, solche 
Fortschritte gemacht, dass jetzt ein monastisches Brevier, welches vor 15 Jahren 
oder selbst noch viel spiiter ersehienen wiire, in manehen Punkten bereits ver- 
altet und liingst nieht mehr auf der Hohe der Zeit erscheinen wiirde. Sind doch 
gerade die einschneidendsten Xeuordnungen des regierenden hi. Vaters erst in 
allerletzter Frist erflosseu, so zwar dass sie selbst in dem Breviere, desseu 
Erscheinen wir eben anzeigeu, zum Theil nur nachtriiglich und mit schweren 
Opfern seitens der Verlagshandlung haben beriicksichtigt werden konnen. 

Bereits vor mehreren Jahren haben wir an dieser Stelle angekilndigt, 
dass die hervorragendo liturgische Druckerei der Herren Desclee in Tournay 
die Xeuherausgabe des Breviarium Romano-mouasticum in Aussicht genommen 
habe und dass die beziiglichen Vorarbeiten bereits in der Abtei Maredsous 
begonnen seien. Ueber die Verdienste der Firma Desclee, die skh duich 
ihre prachtigen Publicatiouen in wenigen Jahren eine der ersten .Stellen in dem 
betreffenden Geschattszweige errungen und neben der einen oder andern viel 
iilteren Firma so zu sagen den Markt beherrscht, ware es wohl Ubertlussig, 
hier ein Uebriges zu sagen. Dennoch diirfen wir die Gelegenheit nicht vor- 
Ubergehen lassen, unsere Ordenshriider in Nah und Fern daran zu erinnern, 
dass eben die Besitzer dieser Druckerei und Verlagshandlung „de S. Jean 
Evangeliste" eine in un'seren Tagen und vielleicht auch vorher niemals iiber- 
trofYeneu Grossmuth und walnhafc konigliche Freigebigkeit gegenuber dem 
Orden des heiligen Vaters Benedictus bewiesen haben. Was AUes diese 
Herren unternehmen, ini Grossen wio im Eiuzeluen, gcschieht durebaus und 
immer zuerst im Interesse der h. Kirche und ihrer Institntii.nen, und nur 
insofern im eigenen Intevesse, als sie ihre gesteigerte Leistungs- und Opfer- 
fahigkeit alsbald wieder der Kirche zu Dieusten zu stellen verlangen. Was 
sie daher auf alien Gebieten der geistlichen und leibliclien Barmherzigkeit, 
durch Gnindung und Unterhaltung von .Sihulen, KU'isrern und kirchlichen 
Instituten, durch die Tagespresse wie durcli den Buchhandel (lmprimerie de 
8. Augustin, Brugge und Lille) und sonst in jeder Weise zur Ehre Gottes und 
fiir das Heil der Seelen thun, erscheint den Fernstehenden geradezu unbe- 
greiflich und findet seine Erkliirung allein in der Tharsache ihres heroischen 
und von Gott bereis in dieser Welt reich belohnten Glaubenslebens, das ihnen 
auch die ubernatuiliche Schouheit unscres heiligen Ordens so Uberaus 
theuer inacht. 

Um die Redaction und Correctur des geplanten Breviers zu leiten und 
zu uberwachen, wurde Dom Suitbert Baeumer eigens aus England iiach Maredsouft 
zUrttekberufen und ihm eine Commission von competenten Mitbriidern zur Seite 
gestellt, an deren Berathungen auch Dom Pothier gelegentlich theilnahm, indes 
zahlreiche Ordensgenossen in Rom und den anderen Landern ihre Vorschlage 
und Bedenkeu schriftlich formulirten. Dem unermudlichen Eifer, der Sach- 
kenntniss und Umsicht Dom Suitberfs ist es vor Allem zu danken, dass auf 
diese Weise ein endgiiltg abgeschlossenes und alle bisherigen Leistungen 
ubertreffendes Wcrk zu Stande kam, so zwar dass nicht nur alle denkbaren 
Verbesserungen angebracht und alle Entscheidungen der hochsten Autoritiit 
bis in die allerletzte Zeit gehorigen Orts verwerthet wurden, sondem dass auch 
das Gauze speciell und bis in's Einzeluste in Rom selbst revidirt und approbirt 
worden ist und so das neue Brevier zum ersten Mai den ofTciellen Titelzusatz : 
Leonis XIII. anctoritate recognitnm an der Stiino tragt. Angesichts dieses 
bedeutsamen Erfolges kann es nicht autfallen, dass die Vorbereitung des Brevieres 
langere Zeit in Anspruch genommen, zumal da, wie bereits angedeutet worden, 



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— 509 — 



A. 1i. n.letzt ermmircnen r."....i*chen Entsehcidungcn Often uncrwartete 
C^rung ve.lnT nnd *,,gar mehrfach den Xachdnu-k pn.' «og« 
nothwendisr eemacht haben. 

Mi um *o grosserer Genngthnnng .ehen wir daher end .ch d,e 4 ,U - 

Typ'ire iCr eiBenthnmlichen Charaktor nnd k.„,*t.en*cb e Anssta.tnng 
wieder z„ gewimien.*) . 

IJnd do,!, al* er dann selbst, gan/. isolirt wie or war, e.ne ueue A„.«gabe 

. , > 'J r8 tr,r die franz^i,, he Congregation drucken he**, veniu.ehte 

dcsmonast.sehenLrex.e.s lnr -elr wu . ,.„,„.;£„"„. s . w . all ,„wen,le», nnd es 

er "ielY' 1 -' 1 ™.^'' ttel bed..,ft, ehe nnser Ordcn ein Brevier 

ha heh 'dn S " ! 'd « - ' de lesie .^nnk, der K,,n«t, ..er ivha.tlichcn Wenanigkeit 

V ,lt,"indh I . d endlich der BeqnemlUhkeit ...it den herrlkhen L»r ,cken 

:1«S „ .-■, -mal denen' der rK.nischen, parisernnd an.werpener 

Kusefde 10 nnd 17. Jahrhnnderts messen kann. Nnn ,st den., and, den, 

eWainm re nan" n.onasrie,,,,,. das nehen den, Brevier der W«lt,.r,,..er, »e lehea 

We-st ,n i I- 1-1. -.hen «ir ,,„* mnael,. in, E ,,,e.n,n v„n den 
VorXJn d" 9 nenen Brevier* Koehensehaf, ,.„ geben, n.n dann noeh e.nn.al 

- f ^ivErrieir «■■»>"■ - - 

UUeren^iedlerAn^b^ 

ar*ir 5isr«s t,/= r i^f^^atn,. 1 :;f 

^e A *gahe *ieh im.'ner noeh le.ch. tragen nnd n.i.fnhren l.i**t "»J?^u 

in der That, da*s sie aneh in die*er llin.s.el.t e.nem v,e tad, getnh ten Bed,, in m 

.IUVo,,,,,, nnd *ieh allgemeiner Billigm.g ertrenen «,rd ., thente 

^'hreU., w,r ein Sehreiben eine* in Bom ,d ; en e,,, *ehr l-or™^.^.^ 

IS, ru'I^wttden^e, 'ntn dr'ingend e.ne g,,,*ere, aher ..gleieU 

1,aDd,, t, J'.e: l, ^.d;^.'::u , :1;nr ,, n;an na.hr.ieh aneh g.,*,,. nnd 
selbst fiir Bcll^Xe Angeu leicht le*hare Le.tern in Anwendnng br.nget, 

*)^laT. lese die fiir i.n.ner lehrreiel.en Anafdhrungen in, dritten Bande 
) wan .e.e uc „ ro<so Re*tanrator der roimschei, Litnrgie 

ihre eigene Litnrgie nenesten Datum*, al*o aneh e.gene Bucl.or besa**, 
Ausstattung man natiulieh niclit viol at.Bvenden konnte. 



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510 — 



Anziuhender unci dem Auge wohlthueuder lasst sich in der That nkdits denken, 
als diese vornehmen Typen, deren stattliche Reihen sich auf dem licht-gelblichen 
englischen Papier*) in so geschmackvoller Anordnung zusammenfiigen, dass 
jedo Scite wie ein Kunstwerk erscheint. Der Rothdruck ist in massvoller 
Weise und in seltener Scharfe verwendet und triigt zugleich mit dem reichen 
Wechsel dor Initialen und Kopfleisten nicht wenig zti der charakteristischen 
SchOnheit des Ganzen hei ; eine feine rothe Linio rahmt jedo Seite vollstandig- 
ein. Die prachtigen Initialen sind turn Theil iilteren Mustern, bcsonders den 
beruhmten longobardischen Handschriften des Erzklosters Monte-Cassino nach- 
gezeichnet und zeugen alle von eeht kiinstlerischer Auffassung. Eine gliickliche 
Neuerung oder doch Abweichung von der vielfacli geUbten Sitte ist, dass die 
Namen der einzelnen Festheiligen sowie die Seitenttberschriften jeweil in kraftigem 
Schwarzdruek erscheinen und so ganz anders in's Auge fallen, als bei manchen 
anderen Brevieren. Gothische Charaktere sind nur in wenigen Ueberschriften, 
um niimtich die hochsten Feste besonders hervorzuheben, angewandt. 

Bilder oder eigentlich grtfssere Vignetten, in energischer Holzschnittmanier 
nach den bekannteu Bildern der Beuroner Sehule oder auch nach Ulteren 
Mustern hergestellt, finden sich an den Festen des Heilandes und der aller- 
seligsten Jungfran, des h. Joseph, der h., Apostel Petrus mid Paulus und der 
vomehmsten Ordensheiligen; diese bildlichen Darstellnngen sind aber nicht, wie 
es jetzt Uberall geschieht, nur wie in den Text hineingeklebt oder wie von 
nngcfahr hinzugekommen, sondern sie erscheinen so zu sagen als integrirende 
Bestandtheile der betreffenden Blattseiten und bilden mit dem gleichmassig 
stylisirten Text eine ausserst befriedigende Einheit. Eben diese krat'rigen, alter- 
thftmlichen lllustrationen tragen so recht dazu bei, der gan/.eu Publication 
den anheimelnden, naiven Charakter der alten Meisterwerke der Typographic 
zu wahren, der gerade liturgischen Biicheru so wohl ansteht. 

Iin Einzelnen bemerken wir noch diehUbsche Darstellung der Verkilndigung 
(nach H. Commans in Diisseldorf) vor dem erston Adventsonntag, indess in den 
3 librigen Jjiande^n das reich umrahmte Bild des Lanimes das Psalterium 
einfuhrt. Zu Anfang des Proprium Breviarii stehen in gothischen Nischen neben- 
einander, wie in einem geschuitzten Altaischrciue, der heilige Vater Benedictus, 
die 111. Gregor, Placidus, Scholastika und Gertrud. Eine ahnliche Verzierung 
zeigt das Fest Allermonche. wo in eben solcher Umrahmung die Figiirchen der 
vornehmsten Apostel des Ordens zugleich mit dem hi. Maurus als Apostel der 
hi. Regel stehen. Das Titelbild, dem geschmackvollen Titel gegenUber, ist in 
alien vier Biiuden das gleiche, die Darstellung des heiligen Vaters nach Dom 
Andreas Amrhein. Sonst haben wir eine die gauze Seite einuehmende Illustration 
nur noch einmal, am Schluss des Kirchenjahres namlich, gefunden, wo das 
himmlische Jerusalem in auch sonst schon bekannter Wcise vorsinnbildet wird. 
Soviel Uber die kiiustlerische Ausstattung, welche einerseits das Werk nicht 
oder nur wenig vertheuern diirfte, anderseits aber doch dem Rufe der Firma 
und der Wiirde des Gegnnstandes gerecht werden mus9te. Uns scheint, dass 
dabei genau die rechte Linie eingehalten ist. 

FUr die Rubriken u. s. w. wurde, wie in den alten Eiusiedler-Brevieren,. 
kleinere Schrift verwendet. Wichtiger ist, dass in alien Rubriken, sowohl des 
Proprium de tempore als auch des Proprium Sanctorum die erst im Ietzten 
Winter in Rom festgestellten Weisungen beriicksichtigt sind und dass dem 
entsprechend auch die Antiphonen und Versikel fiir die Commemoration der 
ofter simpliticirten Feste eigens beigedruckt erscheinen. Ebenso sind die General- 
Rubriken an den Stellen, wo es nothig war, bereits umgearbeitet und nach den 



*) Das fiir einige Tournayer Drncke im Anfang benutzte Papier war 
leider etwas durchscheinend und dazu briichig; letzterer Ue bei stand kam, wie 
man sp&ter erkannte, lediglich von einer falschen Behandlung des Papieres und 
der Presse. Beide Mangel sind jetzt natilrlich langst gehoben. 



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— 511 — 



Vorschliigen Dom Suitbert's in Rom npprobirt und fiir authenHsch erklart. 
Dabei ist selbstverstlindlich, dass die neuesten Officien (boide Cyrillus, Josaphat, 
Justinus) sich bereits im Corpus des Breviers an den gehorigen Stellen befinden, 
sowie dhss die Veranderungen im Texte einiger Festofficien (bis auf eine 
unbedeutende Variante) libera 1 1 berilckskhtigt wurden. 

So baben die Feste der hi. Thomas, Marcellus, Cletus und Marzellinus, 
Sylvester und Silverius die neuen be/Jehungsweise verbesserten Lectioncn der 
2. Nokturn; der Hymnus am Feste des h. Gabriel, Howie die 3. Nokturn am 
Octavtage des h. Johann Baptist und am Octavtage der Kirehweihe wurden 
ebenfalls den neuesten Decreten entsprechend aufgenommen. Ueber die den 
neuen Votivofficien anzuweisende Stelle war man anfangs im Zweifel, zumal 
dieselben bei uns wohl kaum viel in Aufnahme kommen dilrften, index scheint 
man in Rom dnrauf bestehen zu wollen, dass dieselben an bevorzugter Stelle 
im Brevier nicht fehlen. 

Das Commune Confessorum non Pontificum hat ebenso wie dasjenige der 
Bischofe sammtliche Psalmen der Matutin volistiindig abgedruckt, was sehr 
anzuerkennen ist.*) Auch sind die Vesperpsalmen uberall dort, wo sie von 
denen der Sonntagsvesper abweichen, vollstandig eingereiht. Fcnier wurden an 
sehr vielon Stellen die an zwolfter Stelle zur Verwendung konimendeu besonderen 
Responsorion, sowie die Antipbonen und Versikel fill* die Commemoraiiouen 
beigefdgt, wodurch das zeitraubende und storende Unibla^tern wahrend des 
Officiums selbst moglichst beschriinkt wird. So sind auch die Orationen der 
einzelnen Sonntage nach Pfingsten, wo es irgend wiinschenswerth erschteu, zu 
den Laudes wieder abgedruckt. Ebenso wurde bei Arrangement der Officien infra 
Octavam fur moglichste Bcquemliehkeit Sorge getroffen, so viel dies mit den 
ziemlich conservativen beziiglichen Anschauungen der roiuischeu Beholden 
vereinbar erschieu. — Bemerken wir endlich noch, dass die Lesungen der 
hi. Schrift auf s Gewissenhafteste nach dor Vatikanischen Ausgabe revidirt und 
ebenso die Texte von den Ueberschriften mit den besten Ausgaben aufs Neue 
verg.ichen woiden sind. In Bezug auf die lateinische Orthographie hat man 
deni heutigen Stande der Philologie durchweg Rechnung getragen. 

Wie aus diesen Bemerkungen, die wir leieht urn weitere vermehren 
konnteu, zur Genilge erhellt, bedeutet das Erscheinen des neuen Breviers in 
jeglicher Bezieliung eiuen Fortschritt gegeniiber alien andern Ausgaben. Wir 
befinden uns in der That auch in den verschiedenen Gebieten der liturgischcn 
Wissenschaft und Praxis in einer Periode des Aufschwungs, iiber dcreu Anfange 
und Ziele sich vielleieht einmal lehrreiche Betrnchtungen dilrften anstellen 
lassen. Jedenfalls ist unser h. Orden bei dicser Bewegung in erster Linie 
betheiligt und interessirt; ja wir dilrfen sagen, dass wir den Fortschritt 
und das voile Gedeihen der ljturgischen Bewegung in der Kirche, wie in 
friiherer Zeit, so auch jetzt wieder durch die Wiedergeburt des Monchthums 
bedingt glauben, wie wir umgekehrt das Heil fiir unsern Orden vor Allem in 
der RUekkehr zu den grossen Traditionon der Uebung und Werthschatzung 
des liturgischen Gebetslebens sehen. Und man glaube ja nicht, dass wir irgendwo 
auf diesem reichen und mannigfachen Gebiete bereits bei einer Periode der 
Stagnation, der starren abgeschlossenen Einheit angelangt seien, dass der ehemals 
in alien Landern, Kirchen und Klostem so herrlich pulsirende Trieb liturgischer 
Production eiuer einseitigen Nivellirung und Centraliairung fiir immer zum 
Opfer fallen musste. D. Gueranger, der unvergleichliche VorkSrapfer der 
romischen Liturgie, hat in einer seiner geschatztesten Schriften eiu eigcnes 
Capitel mit der Ueberschrift : „L'unite que se propose V Eglise dans la liturgie 
n'est pas Punke* materielle et judaique; mais Tunite vivante, anim^e par un 



*) Dem Vorgange Slterer Ausgaben gem&ss sind dieselben Psalmen am 
Feste des 21. Miirz nochmal ganz aufgenommen. 



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— 512 



progres legitime et sans peril"*) ein Satz, der in seiner besonnenen und wohl 
durchdaehten Formulirung eine ganze Abhandlung aufwiegt. Auch sonst hat 
der grosse Gottesmann schriftlich sowohl wie miindlich, in Praxis und Theorie, 
die Anschauung vertreten, dass gerade atif Grund der wold verstandenen 
romischen Liturgie eine grosse Mannigfaltigkeit der nationalen und localen 
Tradition moglich und durehaus ira Sinne der Kirche sei und dass eine Weiter- 
bildung der Liturgie, nicht inf Sinne haltbser Neuerung, so. idem vielmehr in 
demjenigen weisen Conservatismus und sclbst massvoller RUekbildung menials 
ausgesehlossen sei. Mochten diese libera us? wahren und tiefen Ansebauungen 
wieder iiberall, zunachst in unserem fur dieselben so eminent befiihigten Orden, 
Verstiindniss finden ! Als ein bedeutsames Zeieben der Zeit in diesem Sinne 
mochten wir die Einfiigung ins Brevier der neuerdings fur den ganzen Orden 
approbirten ofYicia propria fiir eine Reihe von Ordensheiligen bezeiehnen, insofern 
diese OhVien, wahrhaft Meisterwerke der liturgischen Oomposi ion und vortheilhaft 
absteehend von so Manehein, was in neuester Zeit in Rum zur Bestatigung vor- 
gelegt worden, gan/. geeignet erscheinen, die Gebetskraft unserer Kloster- 
gemeinden, wenn wir so sagen diirfen, zu erhohen und das Verstandniss fur 
die Sehittze der alten Liturgie zu weeken. Auch diese Otficien waren bekanntlich 
nicht zunachst in Rom entstanden, obwohl Vieles davon aus uralten italieniscben 
Chorbuchern entnommen worden. Wir baben oben nicht erwahnt, dass sicb 
diese OfYIcien bereits iiberall iiu Corpus des neuen Breviers beflnden, da sich 
Solches ja jetzt von selbst vorsteht; doeb diirfen wir bier audeuten, dass das 
reiehe supplementum noeb mancbe ahnlicho altere und neuere Prachtstiicke 
der liturgischen Tradition aufweist, die ebenfalls in nicht zu langer Frist 
allgemeinc Aufnahme im Orden finden diirften. 

Abt GueVanger spracb oft mit wanner Anerkennung von dem Brevier und 
der gesammten Liturgie des Dominikaner-Ordens, welcher seine diesbe/Jigliche 
Ueberliefernng am relnsten bewahrt und am reichsten ansgebiklet babe, so dass 
sein Besit/.stand zur Zeit uniibertroffen in der Kirche sei. (Uebrigens haben in 
neuerer Zeit auch competente Dnminikaner iiber ein/elne Ner.erungen Bedenken 
erhoben.) Aehnliehes Lob wiinschto der selige Abt auch unserem heiligen Orden, 
beziehungsweiso den einzelnen Congregatiouen und Klostern spenden zu konnen, 
und er selber ging in der Wiederherstellung und verstandni^svollen Weiter- 
bildung der alten Traditionen mit herrlichem Beispiel voraus. Von den durch Abt 
Gueranger vorgelegteu Proprien erklarto die Riten-Congregatiou im April 1856: 
„Praeclarum quidem corpus illud Officiorum judicatuin est, et auctoris in antiquis 
perscrutandis liturgicis monumentis versatissimi eruditione apprime dignuin, 14 
und eine Anzahl derselbcn hat sie seither fiir den gan/.en Orden approbirt 
Mochte sein Vorgang iiberall Verstandniss und Xachahmung linden! und mochte 
unscr Orden auf diese Weise die Wiedergewinnung seines ehemals bestimmenden 
Eintlusses auf das gesamrnte Jiturgische Leben in der Kirche anbahnen! Auch 
das schonc Brevier von Tournay soil ein bescheidener Beitrag in diesem 
»Sinne sein. 

Noch einige Worto seien uns gestattet iiber den bereits angedeuteten 
Gedanken, dass das monastische Brevier ebenso wie das des Sacularelerus als 
ro mi sch im vollsten Sinne (romano-monasticum) betrachtet werden muss. 
Im Gebiete von Rom entstanden und entwickelt, zu alien Zeiten in Rom 
selbst und in den vornebmsten Basiliken der Stadt in Uebung, inbaltlich dem 
gewohnlich so genanuten romischen Brevier zum Mindesten gleich, und end'ich 
durch die Papste immer wieder als das Officium der Monche pronmlgirt und 
bestatigt, erscheint miser Brevier keineswegs als berechtigter oder geduldeter 
Theil einer Sonderliturgie, sondem als das romische Officium in seiner 
fiir die Monche authe n tischen Form. Fiir die Messe haben wir keinen 

*) Lettre a Mgr. l'Archeveque de Reims: »Sur le droit de ia Liturgie 
(1843) § 8; ed. 1888, p. 492. — Cardinal Pie zfihlt (III. 4G ff.) im Geiste und 
nach dem Vorgange Abt Gueranger's, die Feste und Riten auf, welche Rom 
allein den altfranzbsischen Liturgieen entlebnt hat. 



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— 513 — 



besonderen Ritus, eben weil wir una beim hi. Opfer nicht von andern Priestern 
unterscheiden; als MOnchen dagegen eignet uns, nach dera Willen unseres 
hi. Gesetzgebers nod der Kirche, eine selbstandige Form des romiachen Breviers, 
der besonderen Gebetsf unction des Mttncbthumes in der christlichen Gemeinde 
entsprechend. Das rttmische Brevier liegt also in zwei ebenbttrtigen und gleich 
authentischen Ansgestaltungen historisch vor, von denen die eine dem Weltelerus, 
die andere dem vor Zeiten nicht minder zahlreichen Regularclerus der Monche 
vorgeschrieben ist. Diese Thatsache hier des Weiteren auszufiihren, ist zuniichst 
kein Anlass; doch haben wir geglaubt, auf dieselbe mit wenigen Worten hin- 
deuten zu sollen. 

Indem wir somit unsere Anzeige des ersehnten Tournaier B re vie res 
abschliessen, bemerken wir noch, dass dasselbe in jedem Bande vier alpha- 
betische Indices enthalt, welche die Psahnen (Nummer und Seitonzahl), die 
Cantica, Hymn en und endlich die Feste leicht aufzufinden ermtiglichen. 

So moge denn das herrliche Denkmal klOsterlichen Fleisses, typographi- 
scher Kunst, und was mehr ist, frommsinniger Liebe zu unserem Orden und 
seinem hohen Gebetsberuf hinausgehen in alle Lftnder und in den altbewfihrten 
Abteien wie in den neu aufstrebenden Klostern Begeisterung, Zuversicht und 
heiliges Streben wecken. M3ge es dazu beitragen, die geringere Werthschfitzung 
des hi. Officiums, wie sie leider auch in einzelnen H&usern unseres eminent 
liturgischen Ordens eingedrungen zu sein scheint, durch eine bessere Erkenntniss 
zu verdrangen und an die Stelle der bios pflichtmassigen GesetzeserfUUung oder 
gar der Lassigkeit Uberall wiederum jene herzerfreuende und trostreiche Uebung 
der Psalmodie zu setzen, wie sie das „Psallite sapienter" an hundert Stellen 
ergreifend schildert. Die Zukunft des Monchthumes in der Kirche hKngt davon ab, 
ob es sich wieder ganz auf seine alt bevorzugte Gebetsstellung besinnen und 
von da aus an seiner Wiedergeburt und Neugestaltung arbeiten will. „8acrificiuin 
laudiB honorificabit me, et iliac iter quo ostendam illi sal u tare meum." *) 
Abtei Maredsous. Dom. B. W. 

Leben und Wirken des Abtes Matthaeus III. Kolweiss 
von Lilienfeld, 

beschrieben von P. Paul Tobner, Prof, dieses Stiftes. (JubilSums-Festschrift. 

Reinertrag fur den Fond zur Erbauung einer St. Josefs-Kirche auf der Tiirken- 

schanze in Wien.) Briinn 1883. Druck der papstl. Raigerner Benedictiner- 

Buchdruckerei. 8°. 125 Seiten. 

Im Jahre 1883 feierten Wien, Oesterreich und mit ihm das 
ganze civilisirte Abendland die Befreiung aus dem Joche dei Tiirken- 
herrschaft vor 200 Jahren. Aus diesem Anlasse erschienen ausser 
dem epochemachenden Werke Onno Klopp's noch viele andere dies- 
bezugliche Festschriften, deren Aufgabe es war die Ereignisse jener 
denkwiirdigen Zeit zu sammeln und im Bilde anschaulich zu machen; 
es gait die Lebensgeschichte hervorragender Manner der Nachwelt 
zu erhalten, welche im Bereiche ihres Wirkungskreises wacker mithalfen 
zur Befreiung des Christenthumes aus dem theilweise selbstverschuldeten 
Joche des Halbmondes ; diese Monographien sind eben so viele werth- 
volle Bausteine fiir ein kiinftiges grosseres Geschichtswerk liber die 
Zeiten der Turkennoth. Ein solcher Baustein ist das vorliegende 
Buch, dessen Verfasser der Dank gebuhrt, das segensreiche Wirken 



*) Fflr die foterr.-ung. Ben.-Klfatcr gedenken wir eu dioser Brevier-Ausgabe ein bci. 
Proprium in unserer Druckerei herstellen xu lassen und werden dicsbezttglich an die etna- 
p. t. HH. Ordens-Vorst&nde una schriftlich wenden. Die Red. 

16 



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514 



eines um Kirche und Staat gleich hochverdienten Kirchenfiirsten in 
das rechte Licht gestellt zu haben. Die muthvolle und erfolgreiche 
Vertheidigung Lilienfelds war zugleich ein kraftiger Schutz flir die 
steirischen Alpenlander. 

Abt Matthaus war zu Judenburg in Steiermark am 25 Dec. 1620 
geboren als der Sohn des » Rathsburgers und Huetterers Leopoldus 
Khollweiss und dessen Ehegattin Anna/ wurde am 16. Juli 1639 
im Cistercienserstifte Lilienfeld eingekleidet, legte am 22. Juli 1640 
die hi. Ordensprofess ab und feierte am 2. Juli 1647 seine Primiz; 
noch nicht 30 Jab re alt wurde er zum 49. Abte seines Stiftes 
erwahlt und nun begann seine verdienstvolle Thatigkeit. Abt 
Matthaus half den bohmischen und mahrischen Cistercienserstiftern in 
ihrer finanziellen Bedrangniss auf, hob das Collegium Bernardinum in 
Prag zu grosser Bluthe, leitete durch 1 2 Jahre eine Reform-Commission 
mit entschiedenem Erfolge, errichtete die nachmals beriihmte St. Josefs- 
Bruderschaft in Lilienfeld und leistete zur Hebung seines Stiftes in jeder 
Richtung wahrhaft Erstaunliches ; er brachte die Cistercienserstifte in 
Ungarn sammt ihren Gtitern wieder an den Orden zuriick, zeigte sich 
im J. 1679, als die Pest in Lilienfeld wtithete, als unerschrockener 
Retter in der Noth und vertheidigte, bereits 63 Jahre alt, im J. 1683 
sein geliebtes Stift gegen die Uebermacht der Tiirken wie ein erprobter 
Feldherr. Am 5. Aug. 1683 hatten sich 7000 Tiirken in der Nahe 
Lilienfelds niedergelassen und 2000 Tiirken sturmten gegen das Stift; da 
war es Abt Matthaus, welcher wahrend einer neunwochentlichen Belagerung 
durch wohlberechnete Vertheidigungsanstalten das Stift rettete und 
durch sein eigenes muthiges Beispiel die schon zagende Besatzung 
Lilienfelds zu neuem Muthe begeisterte, wodurch allein Rettung moglich 
war. Am 22. Juli 1690 legte der hochverdiente Abt seine Jubel- 
profess in die Hande des Abtes Clemens von HI. Kreuz ab und 
starb an der Wassersucht am 9. Febr. 1695, seine Seele dem hi. Josef 
empfehlend. 

Abt Matthaus war ein grosser Mann seiner Zeit, treu seinem 
Orden und eifrig bedacht auf dessen Bluthe, ein treuer Katholik ; 
selbst wissenschaftlich thatig, beforderte er die Studien, sendete seine 
Cleriker zur hoheren Ausbildung nach Rom, Wien, Prag und Graz, 
war ein treuer Diener seines Kaisers, der Fuhrer der standischen 
Verordneten, das Orakel fur alle anderen Aebte, der Restaurator des 
Stiftsgebaudes, ein gewissenhafter Verwalter der ihm anvertrauten 
Stiftsgiiter und ein wahrer Vater der Armen. 

Unter seiner Regierung wirkten hochverdiente Mitglieder des 
Stiftes Lilienfeld, von denen wir folgende erwahnen wollen: Dr. 
Wilhelm Klocker. durch viele Jahre Prior, auch Secretar der osterr.- 
ung. Ordensprovinz f 1674, — Dr. Edmund Prim, f als Senior 1675, 
— Dr. Malachias Rosenthal, Subprior, Theol. Prof., dann Missionar 
f 1667 zu Rom als Procurator des Ordens; stand beim papstlichen 



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— 615 — 

Hofe in grossem Ansehen; — Dr. Hilger Burghof, Prof, der Phil, 
u. Theol. und Superior am Bernardinum zu Prag, als Abt postulirt 
nach Sedletz, Saar und Skalitz, General des Cisterc. Ordens in Bohmen, 
Mahren und der Lausitz f 1666 zu Saar — Candidus Jacobs, 
Pfarrer in Wilhelmsburg f 1707, — Guido Schorer, Superior des 
Bernardinum in Prag, gest. zu Eschenau als Pfarrer 1676, ein Opfer 
seines Berufes, an einer ansteckenden Krankheit, — Franz Ticin, 
f als Verwalter des Gutes Bergau 1683, — Vftal Majeritsch aus 
einer altadeligen Familie Krains stammend, Magister der Philosophic 
an der Lehranstalt des Stiftes, spater Professor im Benedictinerstifte 
Altenburg, zuletzt ira Cistercienserstifte Landstrass seines Heimatlandes, 
wo er 1677 starb, — ■ Martin Ujfalusy, Prof, der Philos. im Stifte 
Neukloster und Lilienfeld, darni zu Griessau in Schlesien, spater 
Filialabt von Zircz in Ungarn, wo er bei der Inspection der Wein- 
garten von den Ttirken im J. 1678 getodtet wurde, — Dr. Tecelin 
Scharinger, Prof, der Theol. und Philosophic, Subprior, Hofmeister in 
Wien und Pfaffstatten, Secretar des Abtes, f als Senior des Stiftes 
1 7 18, — Robert Atzger, der letzte Lilienfelder, welcher in Rom 
studirte, Prof, der Theol. und Philos., Novizenmeister, Cantor und 
Bibliothekar, Pfarrer in Unterrezbach, welche Gemeinde er zur katho- 
lischen Lehre zur tick fiihrte, Prior und nach dem Tode des Abtes 
Matthaus wieder Pfarrer in Unterrezbach, wo er 1708 starb. Die von 
ihm geschriebenen Annalen des Stiftes, sowie ein grosser Biicherkatalog 
gingen verloren, — Anton Krennmayer, Novizenmeister, Subprior, 
Pfarrer in Wilhelmsburg, dann I. Superior zu Marienberg, f 1681 
zu Wien, — Dionys Brever, durch 30 Jahre Superior in Marienberg 
f als Senior 17 10, — Wilhelm Hessel, wahrend der Belagerung 
Lilienfelds Ktichenmeister, spater Hofmeister in Pfaffstatten f 1691 ; 
von ihm stammt die Beschreibung der neunwochentlichen Belagerung 
Lilienfelds durch die Ttirken. — 

Das vorliegende Buch ist mit einem Personal- und Realiegister 
versehen, die Ausstattung eine nette zu nennen; wir haben diesen 
Beitrag zur Geschichte des Stiftes Lilienfeld sowie sonderheitlich des 
Jahres 1683 m ** grossem Interesse gelesen und konnen selben jedera 
Freunde der vaterlandischen Geschichte bestens empfehlen, sowie 
uberhaupt eine grosse Verbreitung dieses Buches im Interesse des 
wohlthatigen Zweckes hochst wiinschenswerth ist. 

P. F. K. (Admont.) 

La Communion des fid&les pendant la Messe. 

Me'moire pre'sente' au Congrcs Eucharistique de Liege, par le R. P. Dom 

Gerard Van Caloen O. S. 13. de l'abbaye de Maredsous. Seconde edition, in 

12°, 45 pp. Bruges et Lille, Socidte' de St. Augustin. Prix o, 30. 

En opusculum inter spectatissima animosque summopere 
capessentia ponendum! Facili, atque eleganti debetur pennae R. P. 
Dom Gerard Van Caloen. 

15* 



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— 516 — 

Auctor ipse in haec verba opens sui coarctat sententiam: >Com- 
munio fidelium, ex spiritu institutionis suae, ex manifesto 
Ecclesiae desiderio, ex universa traditione distribui debet 
in Sancto sacrificio, non extra illud; attamen, rationes si habentur 
legitimae, potest distribui et de facto distributa est quovis tempore 
aliis quoque momentis.* — 

R. P. Dom G. van Coloen ad fulciendam stabiliendamque 
doctrinam hanc argumenta producit numero copiosissima, hausta ex 
liturgia catholica, ex formali testimonio perhibito ab auctoribus eccle- 
siasticis maxime laudatis, ex theologis denique contemporaneis summo- 
pere distinctis. Tarn multa numero argumenta Benedictini huius 
indefessi maxima cum circumspectione electa sunt atque quod fas est 
dicere, modo completo, quidquid hanc materiem necessarie spectat, 
continent. 

In Belgio magis quam in aliis Europae terris mos distribuendae 
Communionis durante Missae Sacrificio in exceptionem abiit, non 
satis dolendam. Etenim optima profecto praeparatio ad recipiendum 
Eucharistiae Sacramentum est: in ipsa Ecclesiae cogitatione cum Sacer- 
dote coniungi, quemadmodum id excellens ille usus supponit, heu! in 
nostro populo catholico abolescens. 

Cleri esl, ut patet, facere emendationes atque in melius restitu- 
tiones, quae opportunae temporumque conditionibus consentaneae 
videri poterunt. Praeclarum augurium pro doctrina, tam lucide expo- 
ita a R. P. van Coloen, adprobationes constituunt, quibus omnes 
Belgii episcopi pluresque praesules externi auctoris honorarunt opus- 
culum. Utinam perpaucae hae pagellae quoquoversus ferantur, pro- 
pagentur atque in vitara reducant consuetudinem hanc solatii plenis- 
simam, pietati christianae usitatissimam 1 



1 



Fasciculus Manualis e Breviario Romano. 

Tornaci Ncrviorum, Societ. S. Joannis Evang. Decide, Lefebvre et Soc. 1884. 
P. 28, 166, 128, in 12°. Frcs. 3.50 brocbe*. 

Sub titulo : Fasciculus Manualis e Breviario Romano collectus . . 
editores pontificales S. Joann. Evang. Tornacenses in lucem emittunt opus- 
culum liturgicum, quod peraptum apparet ut comiter acceptetur ac 
suaviter consalutetur a clero cuiusvis regni ac regionis. 

Epitome haec Breviarii, typis descripta rubris et nigris, iisque 
perpulchris Elzeviriensibus praesentis Prospectus et formae eiusdem, 
in paginis tercentum adiectis nonnullis, omnes dat partes Breviarii 
usitatissimas quae sunt: Commune Sanctorum in omnia anni tempora, 
unacum Laudum et Horarum parvarum P salmis festivis, aeque ac 
Commemorationes communes et quidquid usum dictae epitomes com- 
modum facere valet. Votiva sex Officia, nuper concessa, addita 
habentur Completorio in omnia anni tempora. Sequitur deinde supple- 
mentum paginas quinquaginta circiter comprehendens, quod calendarii 



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517 



ex ordine integram dat seriem Officiorum ad universam Ecclesiam 
extensorum inde a tri^inta annis amplius, aeque ac additiones ad 
VPj* lectiones de postremis Ecclesiae latinae Sanctis Doctoribus, nee 
non omnes lectiones historicas, quas S. Congregatio Rituum annis 
postrerao elapsis aut additionibus auxit aut correctionibus emendavit. 
Quod supplementum excidit in indicem omnium modificationum eodem 
temporis lapsu factarum in ritu officiorum numero multorum. Quae 
omnia desiderant sacerdotes qui carent recentissimis Breviariis, aegre 
ferentes, nonnisi in foliis separatis atque dispersis per partes Breviarii 
diversas ea usui sibi esse. De ceteris, dispositio appendicis huius 
eiusmodi est, ut faciliter assumere possit augmenta analoga, quae post- 
modum superveniant. 

Itaque, iuvante exiguo hoc volumine recitari potest votivorum 
unumquodque Officium, aeque ac omnia nova Officia, si excipias 
lectiones Script, occur r. et quasdam Commemorationes, quae prae- 
videri non poterant intra limites hos necessario restrictos : ineptia vix 
consideranda atque faciliter superanxla a quovis paulisper industrio. 
Ceterum, in multis circumstantiis commodissime eo utaris pro nota- 
bilibus Officii divini partibus. Hoc opusculum est etiam complementum 
naturale cuiuscunque Proprii particularis. Coniuncta efficient volumen 
non valde compactum ac pretio minime elevato, verum vade mecum 
pro sacerdote sacri ministerii officiis ad saepe exeundum coacto. 
Editiones factae in chartae forma i2 a pro Toto, et eo ipso notabiliter 
reductae facillime iunguntur libello : Fasciculus Manualis, cuius 
utilitas duplo maior erit, quin pondus et amplitudo eius multo crescat. 

Etiam, si desideratur in specie, iungi posset cum Communi 
Sanctorum stricte dicto Officium defunctorum etc. . . preces Prae- 
parationis ad S. Missam et gratiarum actionis. 

Cum Propria omnia particularia pro certis Officiis ad Brevi- 
ariorum reiiciant Supplementa, confecta est, quatenus usui subveniatur 
simultaneo Fasciculi Manualis et dioeceseon Propriorum, nova 
editio plurium Officiorum recentium, quibusdam regionibus concessorum; 
iungentur ea, prout opus est, cum utroque opusculo quod in unum 
coniunctum volueris habere. Restat, ut dicamus libellum : Fasciculus 
Manualis, literis et modo Breviarii in charta 12 imprimendum 
moxque e prelo prodeuntem, fortunatum esse specimen, plene satis- 
faciens desiderio eorum, qui bene ac venuste impressa adamant opera. 



Die Offenbarung des hi. Johannes im Lichte des Evangeliums 

nach Johannes. 

Eine Skizze der koniglichen Herrschaft Jesu Christi von Gh. Krementz, 

Bischof von Ermland. Freiburg im Breisgau. Herder'schc Verlagshandlung 1883. 

S. 196. 80. Pr. 2 M. 40 Pf. 

Ein neuer, geistreicher Versuch, das vielgedeutete prophetische 

Buch aufzuklaren. Der Verfasser bezweckt, »eine kurze, auf dem 

typischen Charakter des Lebens Jesu sich aufbauende Erklarung der 



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— 518 — 

Offenbarung des hi. Johannes zu geben* (Vorrede). Der Hauptinhalt 
des Buches ist die konigliche Herrschaft Jesu Christi, welcher als das 
verherrlichte Haupt seiner Kirche vom Himmel aus iiber dieselbe 
wacht, sie leitet, schiitzt und durch leidensvollen Kampf siegreich zu 
der ihr von Gott bereiteten Verherrlichung hinfuhrt (S. 4.). Der 
Verfasser hofft, von dieser Idee des Konigthums Jesu Christi aus 
mehr Licht in das Dunkel des Buches zu bringen, und namentlich 
durch eine genaue Gliederung desselben seinen geschichdichen Inhalt 
ann&hernd zu bestimraen, um dann durch Gegeniiberstellung des 
Evangeliums tiefer in das Verstandniss einzudringen (ebend.). 

Geschichtlich hat der Herr in doppelter Beziehung seine 
Thatigkeit als Konig seiner Kirche gezeigt : einmal als der sein Reich 
vorbereitende, sodann als der seine Herrschaft ver- 
wirklichende Konig. Die Geschichte jener Vorbereitung ist 
enthalten im Evangelium. Die Grundlegung des Reiches ist erzahlt 
in der Apostelgeschichte. Die voile Ausiibung seiner koniglichen 
Herrschaft geht von der Zerstorung Jerusalem's bis zum Ende der 
Welt und ist prophetisch vorherverkundet in der Apocalypse (S. 9.). 
Die Apocalypse ist die kurz zusammengefasste prophetische Fortsetzung 
der Apostelgeschichte, ein prophetisches Compendium der Kirchen- 
geschichte, namentlich der Letztzeit (S. 10). 

In welchem Verhaltniss steht nun das vorbereitende Konigthum 
Jesu Christi zum vollfiihrenden? Die Antwort ist: wie das Urbild zum 
Abbild, wie die Ursache zur Wirkung; desshalb muss das vollfiihrende 
Konigthum in dem vorbereitenden zu erkennen sein, und die Apo- 
calypse vom Evangelium Licht erhalten (S. 20). 

Das vollfiihrende Konigthum Jesu Christi besteht nun wesentlich 
darin, dass der Herr als verherrlichtes Haupt vom Himmel her seine 
Kirche dieselben VVege fiihrt, welche er in seinem Erdenleben ihr 
vorgezeichnet hat. Er pragt sein Leben von der Geburt bis zur 
Himmelfahrt ihrem Leben, ihrer Geschichte ein, so dass letztere auch 
in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge ein getreues Abbild des ersteren 
wird. Dadurch verlauft das grundlegende und herrschende Konigthum 
mit dem vorbereitenden geschichtlich parallel und sind in dem 
Evangelium die urbildlichen Grundziige der Apostelgeschichte und 
Apocalypse erhalten (ebend.). 

Die in der Apostelgeschichte dargelegte Geschichte der Kirche 
— von ihrer Griindung bis zur Verwerfung des jiidischen Volkes — 
fmdet ihr Urbild in der Geburt des Herrn, in der Anbetung der 
Hirten, in der Anerkenntniss des Messias durch den Seherblick 
Simeon's und schliesslich in der Anbetung der heidnischen Weisen 
(S. 2 1 .). Fur den naheren Nachweis verweist der Verfasser auf seine 
frtiher erschienenen Schriften: >das Leben Jesu die Prophetie der 
Geschichte seiner Kirche,* und » Geschichtstypik der hi. Schrift.* 

Kniipft nun die Apocalypse an die Apostelgeschichte an, so 
muss auch zwischen ihr und dem Leben des Herrn von seiner Epiphanie 



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— 619 — 

vor den Juden und Heiden bis zur Sendung des heiligen Geistes eine 
gleiche Analogie sich kundthun. Sie wird jeden falls in den Haupt- 
zugen, dort aber, wo die Schilderungen der Apocalypse etwas aus- 
flihrlicher auf die Geschicke der Kirche hinweisen, auch im Einzelnen 
erkennbar sein (S. 21.). 

Die Deutung nun, welche der Verfassef der Apocalypse gibt, 
ist wesentlich eine endgeschichtliche, die in der neueren Zeit 
mehrere Vertreter, darunter auch den geschatzten katholischen Exegeten 
f Bisping (Exegetisches Handbuch zum Neuen Testamente, 9. B. 
Miinster 1876.), gefunden hat. Nur die sieben Briefe (Apoc. 1, 
19 — 3, 22) stellen die verschiedenen kirchenge schichtlichen 
Zeiten dar, die apostolische, die Zeit der Martyrer, der Glaubens- 
kampfe, der herrschenden Kirche (Mittelalter), der durch den reli- 
giosen Abfall gespaltenen, ferner der jetzigen durch den politischen 
Abfall bedrangten und der kiinftigen durch den socialen Abfall 
innerlich gefahrdeten Kirche. (S. 40.) In diesem ersten Theil entfaltet 
der verherrlichte kdnigliche Lehrer seine Thatigkeit. 

Zwei Beispiele seien erwahnt. Ephesus reprasentirt die Zeit der 
Apostel. Zu der Mahnung des Herrn (2, 5 f.): ^Gedenke denn, wovon 
du gefallen bist, und bekehre dich, und thue die ersten Werke. Wenn 
aber nicht* u. s. w., fiigt der Verfasser bei (S. 41 f.): Die Drohung 
ist in Erflillung gegangen. Die durch Partei-Interessen, Eifersucht 
und religiosen Zwist, durch Mangel an demiithiger, friedfertiger Liebe 
vielfach gespaltenen apostolischcn Kirchen des Orients (Jerusalem, 
Antiochien, Alexandrien) sind, wiewohl sie die ernsten sittlichen An- 
forderungen des Christen th urns der Ungebundenheit sektirerischer 
Freidenker gegentiber mit Ent ;chiedenheit festhielten, untergegangen, 
der Leuchter ward von der Stelle geriickt — nach Westen und 
Norden. — Ferner Smyrna (Zeit der Martyrer) 2, 9: >Du wirst 
gelastert von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sie sind 
es nicht.* Es sind unter den Lasterern gemass der Ausdrucksweise 
des hi. Johannes, der auf dem Standpunkte des alten im Christenthum 
erflillten Testamentes steht, und unter Juden Christen, unter Jerusalem 
und dem Tempel die Kirche Christi begreift, christliche Sekten der 
ersten Jahrhunderte zu verstehen, schwarmerische, rigorose Eiferer, 
wie die Montanisten und Novatianer, welche die an Liebe reiche 
Kirche wegen ihrer Milde gegen die Sunder und Abgefallenen schmahten 
(S. 43-)- 

Mit 4, 1 beginnt der zweite Theil der Apocalypse, welcher das 
konigliche Hohepriesterthum Jesu Christi enthalt. Die Prophetie 
wendet sich auf die letzte Zeit der Kirche (S. 57.). Das Lamm 
Gottes, das in der Herrlichkeit des Vaters erscheint (Ap. 5.) fuhrt 
seine Kirche in der letzten grossen V e r f o 1 g u n g. Die bevorstehenden 
Priifungen werden den Glaubigen nach Eroffnung der vier ersten 
Siegel durch vier grosse und verhangnissvolle Ereignisse (6, 1 — 8) 



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— 520 — 

vor Augen gefuhrt. Die wachsamen erkennen, was der Kirche droht 
und ergeben sich in Gottes Fiigung; die schlafrigen, unbehutsaraen 
und lauen aber verstehen die Zeichen der Zeit nicht, bis die Ver- 
folgung selbst plotzlich hereinbricht (S. 71.). — Die drei letzten 
Siegel (6, 9 — 17) en thai ten die geduldige Ergebung der Kirche in 
den wirklichen Losbruch der Verfolgung, in die boshaften Beschul- 
digungen und Anklagen seitens ihrer Feinde (S. 76.). 

Nach der Eroffnung des siebenten Siegels (8, 1) beschliessen die 
Feinde den Untergang der Kirche und zwar ihre gesetzliche Aus- 
rottung durch den heidnisch gewordenen Staat zu veranlassen. 
Hiedurch beginnt eine neue Reihe von Leiden fur die Kirche (S. 87.). 
Indes die gottlichen Strafgerichte bleiben nicht aus. Die vier ersten 
Posaunen sinnbilden die Strafgerichte liber die Schritte zur Herbei- 
fiihrung der gesetzlicher Ausrottung der Kirche (8, 7 — 12). Die drei 
letzten Posaunen enthalten die Strafgerichte iiber die Ausfuhrung der 
gesetzlichen Ausrottung der Kirche (9, 1 — 21). Johannes zeigt die 
grosse, schmerzliche Lauterung der Kirche an durch das Messen des 
Tempels ( 1 1 . 1 — 2). ^ Bei der begonnenen aussersten Verfolgung durch den 
Antichrist werden nur die treuen und heiligen Glieder (das Tempelhaus 
mit dem Altar und die in diesem Heiligthum Anbetenden) bei der 
Kirche bleiben, die lauen, verweltlichten und schwankenden aber, 
welche sich bis dahin nicht bekehrt haben (der Vorhof ausserhalb 
des Tempels) abfallen, und die ganze sichtbare Kirche (die heilige 
Stadt) wird der Verfolgung und Verwustung durch ihre Feinde auf 
zweiundvierzig Monate lang preisgegeben. Die gewaltige Schutzmauer 
der Kirche, die Wirksamkeit der beiden Propheten namlich (Henoch 
und Elias) ist ja durch deren gewaltsamen Tod hinweggeraumt (S. 107 f.). 

Nachdem der Staat seine Macht zum Umstufz der Beschutzerin 
des gottlichen Rechtes hergegeben hat, ist der Zeitpunkt gekommen, 
wo Satan, der sich schon (Apoc. 9, 1 — 19) Heereskrafte organisirt 
hat, hoffen darf das Reich des Sohnes Gottes zu ubenvinden, an 
dessen Stelle sein hollisches Regiment auf Erden aufzurichten (S. 115), 
Er bedroht die Kirche mit ganzlicher Ausrottung, wenn sie vom 
Glauben an den Herrn nicht ablasse. Der schmerzliche Kampf und 
die unerschiitterliche Standhaftigkeit der Kirche in dieser furchtbaren 
Priifung ist dargestellt in der Geburtsnoth des Weibes, der Geburt 
-und der Entriickung ihres Heldensohnes (der Gesammtheit der in 
dieser Verfolgung getddteten Martyrer S. 119) zum Throne Gottes 
und ihrer Flucht in die Wuste (12, 1 — 18). 

Nachdem dieser Angrifif misslungen, sucht Satan die Kirche in 
ihrem Haupte zu uberwinden, indem er Christo in dem aus dem 
Meere aufsteigenden Thiere 13, 1 f. den Antichrist gegenuberstellt, 
der durch falsche Lehre, durch trugerische Wunder und durch An- 
wendung der aussersten liber die ganze Erde sich erstreckenden 
Gewalt und Verfolgung der Kirche die Herrschaft Christi zu vernichten 



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— 521 - 

und eine damonische Gegenkirche zu grtinden sucht (S. 115. 124 f.). 
In der Zahl 666 (13, 18) findet der Verfasser (mit Bickell) nach dem 
Zahlenwerth der hebraischen Buchstaben den Namen Soter ^fi^O 
ausgedriickt. Das doppelsinnige Wort bedeutet im Hebraischen gerade 
das Gegentheil von dem, was es im Griechischen ausdriickt, namlich 
Zerstorer (S. 129 f.). Im Antichrist ist der gesammte vor- und nach- 
christliche Abfall von Gott zusammengefasst (S. 148). 

Als die Noth der treuer Diener Gottes die hochste Stufe erreicht, 
als Tausende als Opfer der Verfolgung gefallen sind, tritt der 
Wendepunkt im Kampfe zum Siege ein. Die Engel Gottes riisten sich, das 
Gericht Gottes auszufiihren (14, 14 — 19, 10) iiber die Erdenbewohner 
(die Heiden), iiber Babylon, die grosse vom Christenthum abgefallene 
Weltstadt, die mit dem Pesthauch ihres Unglaubens und ihrer Sitten- 
losigkeit Fiirsten und Volker erflillt (S. 146). 

Im dritten Theil (19, 11 — 20, 6) erscheint der siegreiche 
Friedensfiirst (S. 159.), besiegt und bestrafl das Thier, fesselt 
den Satan, erweckt die hi. Marty rer und jene Bekenner, welche in 
den Trubsalen der antichristlicher Verfolgung aus der Welt geschieden 
sind, zu einem glorreichen unsterblichen Leben. Die andere Gerechten 
werden am jungsten Tage bei der allgemeinen Auferstehung sich 
erheben (S. 165 ). 

Nun fol^t die Friedensherrschaft des tausendjahrigen 
Reich es (20, 4), wahrend welcher die nach der antichristlicher 
Verfolgung neu aufbluhende und sich mehrende Kirche von alien 
Feinden befreit ihre Wirksamkeit ungehindert entfaltet, Heiligkeit und 
Gerechtigkeit in den Herzen der Ihrigen begriindet, Trost und Licht 
aus dem bfteren Verkehr mit den auferstandenen Gerechten empfangt, 
und bei dem Zusammenhange der uberirdischen und irdischen Giiter 
auch in zeidicher Beziehung ein gesegneter Zustand fur die christlichen 
Volker herbeigefuhrt wird (S. 166.). 

Nach Verlauf des Zeitraumes von tausend Jahren bricht der 
grosse Tag der Ewigkeit, der Auferstehung der Menschheit und der 
Neuschaffung aller Dinge an. Gott bereitet auf der neuen Erde ein 
neues Paradies (21, 3. 4), eine Statte, von der alles Uebel ausge- 
schlossen ist, und wo er selbst mitten in der bewahrten Menschheit 
fur immer wohnen will (S. 174 f.). In dem Herabsteigen der hi. Stadt 
Jerusalem (21, 18) sieht der Seher den Him ra el zur Erde 
niedersteigen. Die Einigung von Erde und Himmel, die Ver- 
klarung des Irdischen durch das Ueberirdische, die voile Herrschaft 
Gottes in der Creatur ist das ewige Ziel der Schopfung, der voile 
Friede, die ungetrubte Seligkeit (S. 176). 

Hinsichtlich der Analogien zwischen Evangelium und Apo- 
calypse bemerken wir, dass der Verfasser, abgesehen vom Prolog 
Apoc. 1, 1 — 9 parall. Joh. 1, 1 — 34, nur die Reden und Thaten 
Jesu Christi, die in den letzten zwei Tagen seines irdischen Lebens 



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— 522 — 

(Joh. 13,1 f.) vorgefallen sind, ferner seine Auferstehung, Himraelfahrt 
und Herrschaft zur Rechten des Vaters verwerthet. Die Erscheinung 
des verklarten Menschensohnes Apoc 1, 9 — 18 bildet das Gegenbild 
zu der P>scheinung des Meisters in Knechtsgestalt Ev. 13, 1 — 33. 
Die sieben Sendschreiben entsprechen dem Abschnitt Ev. 13, 
34 — 16, ^^- Apoc. 4 und 5 ist analog dem hohenpriesterlichen 
Gebet, die vier apokalyptischen Reiter dem Gang zum Oelberg 
und den drei Gebetsarten daselbst, die Losung der drei letzten Siegel 
der ausseren Hingabe des Herrn in die Gewalt seiner Feinde. Die 
sechs Posaunen entsprechen der Forderung der Kreuzigung, der 
Geisselung, der Dornenkronung, der Verurtheilung, der Hinausfuhrung 
zur Richtstatte, dem Beginn der Kreuzigung, indem sie jedesmal die 
Strafe fur die parallele Misshandlung der Kirche darstellen. Der Tod 
der beiden Propheten entspricht der Kreuzigung Christi, die Ver- 
hohnung ihrer Leichnahnie seiner Verhohnung, die Bekehrung der 
Majoritat der Bewohner der grossen Stadt (Ap. 11, 13) der Bekehrung 
des Schachers. Apoc. 1 2 hat ihr Vorbild in Maria unter dem Kreuze, 
wo sie die hochste Pruning erduldet, den Sohn im vollsten Gehorsam 
zum Opfer hingibt und der Schlange den Kopf zertritt. Apoc 13 
und 14 entsprechen im gegensatzlichen Parallelismus den einzelnen 
Stadien der Leiden Christi am Kreuze u. s. w. 

Die Griindung des ewigen Gottesreiches (Apoc. 20, 9 f.) findet 
hingegen ihr Analogon in der Griindung der Kirche durch die 
Herabkunft des hi. Geistes, Scheidung des wahren Israel vom falschen, 
Verwerfung des abtriinnigen Israel (Zerstorung Jerusalem's und des 
Tempels), endlich im vollen Ausbau der Kirche aus der gesammten 
Men.schheit. 

Bekanntlic 1 ! hat kein neutestamentliches Buch eine so vielfache, 
abweichende Deutung gefunden, als die Apocalypse. Gegenwartig 
wird dijselbe nach vier Gruppen unterschieden als kirchengeschichtliche, 
zeitgeschichtliche, reichsgeschichtliche und endgeschichtliche (vergl. 
Bisping 1. c. S. if f.). Wenn man von der zeitgeschichtlichen 
Erklarung absieht, die ob ihres offenbarungsfeindlichen Ausgangs- und 
Zielpunktes entschieden verworfen wird, so muss man wohl gestehen, 
dass den drei ubrigen Erklarungsweisen im Ganzen betrachtet ein 
gleicher Werth zukomme. Jede besitzt Vorziige, die bei der Deutung 
einzelner Stellen hervortreten, aber ebenso hat auch jede ihre Mangel 
in erzwungenen Erklarungsversuchen anderer Stellen. Desshalb wird 
auch vorliegender, neuer Versuch einen allgemeinen Anklang nicht 
finden. Zu bedauern ist es, dass der Verfasser sich nirgends auf die 
Erklarungen der hi. Vater bezieht. Wenn auch dieselben in diesem 
Gegenstande nicht ubereinstimmen, so kann man doch nicht behaupten, 
dass jedes Verstandniss des prophetischen Buches schon der alten 
Kirche abhanden gekommen sei. 

Nichtsdestoweniger ist das Buch aller Empfehlung werth. 
Niemand wird es aus der Hand legen, ohne sich im Glauben 



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— 623 — 

und Vertrauen gehoben und gestarkt zu flihlen. Der Stil ist sorgfaltig 
geglattet, die Sprache von einer erfrischenden Warme durchdrungen, 
die Begeisterung fiir den gottlichen Heiland und seine Kirche aus 
jedem Blatte zu lesen. Der Verfasser bewegt sich in der hi. Schrift 
wie auf einem ganz heimischen Gebiete, eroffnet geislvolle Lichtblicke 
in den Zusammenhang der geoffenbarten Lehre, und fiihrt dem Leser 
uberraschende Analogien vor. VVenn auch die sittlichen und religiosen 
Scbaden, deren muthmassliche Wirkungen mit grauenvollen Bangen 
erfullen, beriihrt werden, so darf dies Niemanden auflfallen, der die 
Heilung nur von demselben erwartet, dessen konigliche Herrschaft die 
Apocalypse darstellt. 

Brunn. Ernest Gfiwnacky. 

Explication des prieres et des ceremonies de la Messe 

d'apres des notes recueillies aux Conferences de Dom Prosper Oue'ranger, abbe* 

cie Solesmes; Solesmes, imprimerie de Saint- Pierre 1884. In lb carre", 

de III — 274 p. 

Quamvis invitati, quin etiam pressi ab cardinali Pie, filii 
D. Gu£ranger longam fecerunt moram, priusquam palam publicasque 
fecerunt certas parte* notarum, quas quidam collegerant tempore 
dissertationura religiosarum, factarum quotidie hora serotina in religio- 
sorum communitate. Abbas Solesmensis pias has dissertationes ex 
rauneris sui officio faciebat ad edocendos atque in pietate exercendos 
discipulos suos, sed nullo orationis vel scientiae adhibito adparatu; 
religiosi aliquot raptira, imo furtim aliquas scribebant notas, quas 
postea in ordinem redigebant, saepe elapso quodam temporis intervallo. 
Itaque, quae non correcta et non exacta habentur, imputari non 
poterunt nisi scribis magis minusve fidis. Quamvis imperfectum neces- 
sario opusculum hoc, offeret fidelibus instrumentum coniungendi seme- 
tipsos cum sacerdote modo intellegente, atque adsistendi cum fructu 
Missae sacrificio. Qui effectus sufficit ad iustificandam praesentem 
publicationem. D. P. P. 

Citeaux, La Trappe et Bellefontaine au diocese d' Angers, 

par Hippolyte V^rite; Paris, Haton 1883, in 12, de 463 p. 

Auctori huius operis visum non est palam facere nomen suum; 
attamen opus non est, ire usque ad extremum librum, ut intelligatur, 
eum, qui scripsit, esse familiarissimum Cisterciensium monachorum 
vitae et Trappistarum Congregationis. Non tarn eo nititur, ut cognoscatur 
vita monastica in genere, etiam Cisterciensis ordinis, quam ut ponatur 
sub lectoris oculis fida disciplinae descriptio atque consuetudinum in 
coenobio Bellofontanensi observatarum. 

Raptim considerato Sancti Benedicti ordine, considerata Cistercii, 
Ranc£, atque D. Augustini L'estrange reformatione, succincte sed 
eleganter narrat historiam Bellofontani coenobii, ante annum 1108 



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— 524 — 

fundatiet longo intervallo habitati a monachis nigris. Clausum anno 1790 
iterum est occupatum inde ab anno 18 16 per monachos Cistercienses. 
Vicissitudines permultae id commoverunt atque concusserunt, ast 
incolis ipsius pacificis, qui modo coloniam emiserunt adolescentulam 
in Canada collocandam, animum demere non valuerunt. Lector ad 
virtutem suscitabitur legenda m hoc libro tanta coenobitarum illorum 
fide, tanta constantia sinceritate, austeritate, iucunditate. Multa et 
singula discet de vita intinia monachi trappistae et de ordinis Cister- 
ciensis in Gallia statu hodierno. D. Paul Piolin. 



1. Handbuch der Allgemeinen Kirchengeschichte 

von Dr. Johannes Alzog, weil. Geistl. Rath und Professor der Theologie an der 
Universitat Freiburg. X. Aufl., neu bearbeitet von Dr. Franz Xaver K rans, 
o. 6. Professor der Theologie an der Universitat Freiburg. 2. Bde. XVI, 859 
und VII, 892 S. Mit zwei chronologischen Tabellen und drei kirchlich-geographischen 
Karten. Mainz. Kupferberg, 1882. (Preis M. 16). 

2. Lehrbuch der Kirchengeschichte fur Studierende. 

Von Franz Xaver Kraus, Doctor der Theologie und der Philosophic, 

o. 6. Professor der Kirchengeschichte an der Universitat Freiburg. 

Zweite Auflage. Trier, Lintz. 1882. XVI, 890. 

i. Alzog's , Universalgeschichte der christlichen Kirche* — 
so hiess das Buch von der ersten bii zur siebenten Auflage (184 1 — 1860) 
— hat bekanntlich von den neuern kirchengeschichtlichen Handbtichern 
Deutschlands den allgemeinsten Eingang gefunden. Der Verfasser 
(f 1. Marz 1878) konnte im J. 1872 die neunte, umgearbeitete 
und verbesserte Auflage noch selbst herausgeben. Auf Wunsch der 
Verlagshandlung ubernahm Professor Dr. F. X Kraus, der Freund 
des Verewigten und sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Kirchen- 
geschichte in Freiburg, die Bearbeitung der neuen, zehnten Auflage. 
Diese muhevolle Aufopferung ist um so hoher anzuschlagen, als Prof. 
Kraus, dessen Zeit und Kraft vor allem durch seine grossartigen 
archaologischen Studien in Anspruch genommen wird, gleichzeitig 
sein eigenes ^ Lehrbuch der Kirchengeschichte 4 in zweiter Auflage 
herausgab. 

Da im Wesentlichen der alte Alzog bleiben sollte, so beschrankte 
sich die Thatigkeit des Herausgebers ,auf eine formale Ueberarbeitung, 
auf die Nachtragung der ubersehenen oder seit zehn Jahren hinzu- 
gekommenen Literatur, auf Verwerthung der neuesten Forschungen, 
auf die Ausmerzung offenbarer Fehler und Irrthumer.* Doch wurden 
ganze Abschnitte durch neue ersetzt, andere zur Fortfiihrung der 
Geschichte bis auf die Gegenwart, hinzugefiigt; ^iiberhaupt aber ist 
kaum ein Paragraph ohne zahlreiche Zusatze und Emendationen 
geblieben. * 

Wie leicht vorauszusehen war, ist dieser neuen Auflage ganz 
besonders die umfassende Gelehrsamkeit zu gute gekommen, liber 



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— 525 — 

welche der Herausgeber auf dem Gebiete der chrisdichen Archaologie 
und Kunstgeschichte verfligt. Die §§ 93. (Heilige Zeiten; Osterzeit; 
kirchliche Versammlungsorte), 132 (Die Kirchen und ihre Aus- 
schmiickung), ferner 201 (Cultus und Kunst wahrend der ganzen 
Periode) und 294 (die Bliithe der kirchlichen Kunst) geben davon 
ein glanzendes Zeugniss. Mil eingehender Sachkenntniss ist auch der 
Abschnitt iiber die Mystik und die Gottesfreunde (II, in— -122) 
umgearbeitet. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass der S. 122 
erwahnte Artikel (von Kraus) iiber Kemp en, Th. v., erst unter 
Thomas von Kempis in der >Allgem. Deutschen Biographie* 
erscheinen wird — eine Verschiebung, die bei dem gegenwartigen 
Stand der Kempisfrage kaum unwillkomen ist. In den Abschnitten 
iiber das Monchswesen nahm der Herausgeber selbstverstandlich 
Riicksicht auf die neuesten Forschungen und Hypothesen W e i n - 
g a r t e n s und A., liess aber A 1 z o gs Ausfuhrungen iiber das 
Leben des hi. Antonius und des hi. Hilarion (I, 457 flf.) absichtlich 
unverandert. Dergleichen Unebenheiten sind bei Herausgabe eines 
fremden Werkes wohl nicht ganz zu vermeiden. 

Das auflfallende Missverstandniss einer Vorschrift des hi. Bene- 
dictus, welches sich von der 7, (6?) bis zur 10. Auflage (I, 486) 
hindurchgeschleppt, 1 ) ist vom Herausgeber in den >Nachtragen (I, 861) 
berichtigt worden. Dagegen hat sich in dieselben Nachtrage ein 
Versehen eingeschlichen, welches ich gern ein fur aliemal beseitigt 
wunschte. Die hier, wie S. 514 (zu § 165) angeflihrte Abhandlung: 
Die welthistorische Bedeutung der Griindung des Kirchenstaats * von 
Brandes, ist weder in der Theolog. Quartalschrift (Aizog, sowie Gams 
in Mohler's Kirchengeschichte II, 145, citiren Jahrg. 1848, 2. Heft), 
noch sonstwo erschienen. Richtig ist nur, dass P. Carl Brandes in 
der Th. Qu. Schr. 185 1, S. 1 — 40 die Studie veroflfentlichte : ,Der 
Benedictiner-Orden nach seiner weltgeschichtlichen Bedeutung. * Als 
bequemes und in mancher Hinsicht unentbehrliches Handbuch wird 
die Kirchengeschichte von Alzog voraussichtlich noch lange die besten 
Dienste thun, und dies um so sicherer, als sie durch die neueste 
Bearbeitung in vielen Stucken sehr gewonnen hat. Dass 
mit dem oft iibergrossen Reichthum der Literaturangaben in dem 
Alzog'schen Werke die unbedingte Zuverlassigkeit und die Genauigkeit 
im Einzelnen nicht immer gleichen Schritt halt, wissen Viele mit dem 
Herausgeber aus eigener Erfahrung. Alzog's Kirchengeschichte, sowie 
seine Patrologie, laden in doppeltem Sinne dazu ein, >fleissig nach- 
zuschlagen. * Die den fruheren Auflagen beigegebenen Karten sind 
durch neue, bessere ersetzt und um eine vermehrt worden. — 

2. Die erste Auflage des , Lehrbuchs der Kirchengeschichte fur 
Studierende* von Dr. F. X. Kraus erschien in den Jahren 1872 bis 



*) Alzog ist offenbar durch Henrion-Fehr, Allgemeine Geschichte der 
Monchsorden (1845), S. 41 irregefuhrt worden. 



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— 526 — 

1875 * n drei Abtheilungen; dazu kamen 4 , Synchro nistische Tabellen 
zur Kirchengeschichte, * 1876, und 5 » Charakterbilder aus der 
christhchen Kirche. Eine Auswahl classischer Darstellungen aus der 
kirchengeschichtlichen Literatur alterer und neuerer Zeit,* 1877 bis 
1879. Die zweite Auflage ^erscheint zun&chst dutch die Liberalitat 
der Verlagshandlung in einer schdnern und bequemeren ausseren Aus- 
stattung; ich vertraue aber, dass sie nicht nur in dieser Hinsicht, 
sondern auch nach ihrem Inhalte als wesentlich verbessert erfunden 
werde* (Vorwort). 

Ueber die formellen Vorziige des Kraus'schen Lehrbuches, 
d. i. Schdnheit der Sprache, iibersichtliche Gruppirung und lichtvolle 
Darlegung des endlosen, schmierigen StofTes der Kirchengeschichte 
herrscht meines Wissens nur eine Stimme. Dass in Bezug auf den 
Inhalt die Urtheile weit auseinandergehen, kann um so weniger 
befremden, als der Verfasser, der sich offen zur » historischen Schule* 
bekennt, auch noch die allerneueste Zeit in den Kreis seiner Erorte- 
rungen hineingezogen hat. Andererseits ware es wunderbar, wenn ein 
noch so ausgezeichnetes Lehrbuch von mehr als 800 meist eng- 
gedruckten Seiten nicht in vielen Einzelheiten einer Berichtigung fahig 
und bediirftig ware Es kann nicht meine Aufgabe sein, alles, was 
an diesem Buche mir vortrefflich oder mangelhaft erscheint, anzudeuten. 
Nicht unterlassen kann ich aber, an die gelungenen Darstellung zu 
erinnern, welche das so oft missverstandene » System des hi. Augustinus * 
bei Kraus (165 ff.) gefunden hat. Der Verfasser gibt sich nicht, wie 
so viele altere und neuere Theologen, die vergebliche Miihe, die 
Schroffheit der spateren augustinischen Gnaden- und Pradesti- 
nationslehre durch Berufung auf die einer friiheren Periode ange- 
hdrenden Aeusserungen des grossen Kirchenvaters uber die VVillens- 
freiheit abzuschwachen und kiinstlich eine Harmonie zu schaffen, die 
nun einmal thatsachlich nicht vorhanden ist Jedenfalls ist der von 
Kraus eingeschlagene historisch-genetische Weg der allein zum Ziele 
fuhrende, wenn auch manche Punkte sich noch mehr pracisiren lassen. 

Im Uebrigen beschranke ich mich, dem Charakter dieser ^Studien* 
entsprechend, auf solche Bemerkungen und Berichtigungen, welche 
mit der Geschichte des Benedictinerordens zusammenhangen. 

S. 294 und 742 treten die ^Studien* als » Zeit^chrift fiir Ge- 
schichte des Benedictinerordens* auf; ich bin ganz zufrieden, wenn 
der Verf. materiell das Richtige getroffen hat Aus Versehen 
steht S. 742 die Jahreszahl 1878 (statt 1880) und >das iooojahrige 
(statt 1400J.) Anniversarium des Ordens* (richtiger: der Geburt des 
Ordensstifters). Ob der Einfluss des hi. Maurus auf die wissen- 
schaftliche Beschaftigung der Mdnche (221 und 294) sich urkundhch 
nachweisen lasst, mdchte ich bezweifeln; Mabillon hatte dies sicher 
hervorgehoben. Anders steht es mit Cassiodorus oder Cassiodorius, 
>fiir den man mit vollem Recht das Verdienst, zuerst die Prlege der 



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— 527 — 

(eigentlichen) Wissenschaften in den Bereich des klosterlichen Leben* 
aufgenommen zu haben, in Anspruch nehraen kann.* (Franz, M. 
Aurelius Cassiodorius Senator. Breslau 1872. S. 42). Gegeniiber 
manchen Anachronismen, welchen die Panegyriken des Jubeljahres 1880 
wieder aufgefrischt, kann ich nicht warm genug die classischen 
Abhandlungen : »The Mission of St. Benedict* und ,The Benedictine 
Schools* empfehlen, welche Newman in der Zeitschrift >Atl:ntis* 
(Jan. 1858 un4 Jan. 1859) veroffentlicht hat; sie stehen in den 
Historical Sketches, London 1876, If, 362 — 487. — 

Die S. 614 unvollstandig citirte Abhandlung von Herbs t: 
,Die Verdienste der Mauriner um die Wissenschaft * ist in vier Ab- 
theilungen erschienen (Theol. Qu. Schr. 1833, 1 ff.; 183 flf. ; 391 tf. 
und 1834, 1 ff.). Sie ist bis zur Stunde noch nicht uberholt und 
bietet fur jede Arbeit liber einzelne oder sammtliche Mauriner unent- 
behrliche Anhaltspunkte. — Das 5Jahrige Noviciat im Benedictmer- 
orden (S. 294; 1. Aufl. 241) weiss ich nirgends unterzubringen. 
Soil hier keine Verwechslung vorliegen? Der Umstand, dass Greg )r 
der Grosse fur bestimrnte Klbster das Noviciat auf zwei Jahre aus- 
gedehnt, ist einer von den Gninden, warum er von Vielen nicht als 
Benedictiner betrachtet wird (S. Gregor. Opera Ed. Bened. IV, 208.) 

Schliesslich noch einige Erganzungen zu § 4. und 5. (Hilfs- 
mittel der Kirchengeschichte ; Geschichte und Literatur der Kirchen- 
geschichtschreibung). Von Pitra, Juris eccl. Graecor. Hist, et Monum. 
ist 1868 ein zweiter Band erschienen. Als Anhang zu seinem Spici- 
legium Solesmense gibt der gelehrte Cardinal Analecta Sacra heraus; 
bis jetzt I. (1876), IV. (1883) und VIII. (1882). — Die fatrum 
Nova Bibliotheca des f Cardinals A. Mai hat 8, nicht 6 Bde., 
1844 — 187 1. Der Basilianer Jos. Cozza, der den 8. Band besorgte, 
gab zugleich einen » Appendix ad opera edita ab Angelo Maio,* 
Romae 187 1 (nicht 1879, w * e m Herzog's Realencyklopadie [2] 
steht), heraus. — Bei Migne sollte auch seine Patrologia graeca, 
161 Bde., 1857 — 1866, erwahnt sein. — Die Monumenta boica 
zahlten 1876 bereits 43 Bande; 1883 kam der 44. hinzu. — Von 
Florez, Espana Sagrada ist 1879 der 5 1 - Band erschienen; Bd. 47 
und 48 sind von Baranda, 49 — 5 1 von Vicente de la Fuente edirt 
worden. Die Bibliotheca Rerum Germanicarum von Jaffe* hat 6, 
Boehmer, Fontes Rer Germ., 4 Bde. — 

Moge der Hochverehrte Verfasser, der auf dem Gebiete der 
kirchlichen Wissenschaft eine staunenswerthe Thatigkeit entfaltet, sich 
recht bald in der Lage sehen, eine dritte giiindlich verbesserte und 
alien berechtigten Anspriichen gerecht werdende Auflage seines ver- 
dienstvollen Lehrbuches zu veranstalten. 

Miinchen. P. Odilo Rottmanner 

O. S. B. 



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— 528 — 



Vie de St. Franijois-Xavier, 

apotre des Indes et du Japon, par le R. P. Bouhours. — Nouvelle Edition 

revue, augmente*e d' appendices, de la Neuvaine de la Grace, et orne*e 
d' une carte de tous les voyages du saint. — Deux beaux volumes in 8vo 
de XI-}- 383 et 400 pp. — Prix 8 fr. — Imprimerie Saint Augustin, Bruges. 
Res mirae a Franco-Gallo Jules Verne enarratae suramopere 
arridebant magnumque sunt nactae successum. Agedum, at meliora 
sunt facienda. Curiositas lectorum cum feratur ad mira, cur non ei 
offerantur unacum miris literarum ac scientiae etiam fidei atque cari- 
tatis facta admiranda operaque stupenda et proinde multo magis 
extraordinaria ? Quantumvis foecunda sit ilia opulenta et locupletissima 
imaginatio, quantumvis, quaecunque aetas detexit recentiora et recen- 
tissima investigavit atque investigat, excogitat et.fingit communem in 
usum ac fructuni afferre collectaque offerre pro viribus satagat ; caritas 
apostoli (idem spargentis in dominio se exercet finite longe ampliori 
totiusque patenti. Ubique terrarum fidei nuncius, religionis Catholicae 
missionarius, anteibat nunciis, rerum publicarum institutiones aut lite- 
rarum instituta ac scientiae systemata adferentibus, atque sub omnibus 
coeli plagis prima ^colonia europaea non tabularium mercatoris, sed 
ara sacra, sed altare fuit. — Quot libri curiosa offerentes animosque 
capessentes atque perfringentes typis possent describi ex ilia copia 
historiarum, quas primi Asiae et Africae apostoli scriptas nobis reliquerunt ! 
En cogitata quae evigilavere in mente nostra in percurrendo 
magnificum opus: Saint Franc, ois Xavier de Bouhours — iam in 
librariam mercaturam traditum a Societate Saint-Augustin vocata, quae 
iamiam in lucem dicitur editura opus, quod inscribitur: Voyages du 
Pere de Rhodes au Tonkin. 

Ne plura dicam hodie de ilia Vita Sancti Francisci Xaverii 
quid? non est ea iter extraordinarium (un voyage extraordinaire), 
centies sexcentiesque magis extraordinarium quam omnes deambula- 
tiones vectationesque factae a D. Verne in imo mari, media in terra, 
per aerem nubesque usque ad lunam? Fortunae pericuia resque 
adversae non desunt homini audacius praesumenti, ictus spectaculi 
nequaquam expectati ac minus etiam praevisi desperatissimum statuunt 
ambulantis vectique situm et habitum. Xaverius domat naturam, do- 
minatur in earn imperatque dementis. — Quae omnia enarrantur 
nobili sermone XVIImi seculi a scriptore inter optimos posito per 
La Bruyere, virum rei gnarissimum atque peritissimum. 

Quodsi heros splendidi huius cursus Odysseae simillimi, medias 
per insulas et Sinenses et Japonenses suscepti, sanctus est vir canonice 
promulgatus, numquid ideo minus est dignus memoratu, an minus 
admirandus ? 

Efferamus igitur laudibus permagnis tentamen editorum, qui 
opus praeclarum: Vie de Saint Francois Xavier modo inscripserunt 
in considerata ilia bibliotheca, quae alias vocatur: Bibliotheque des. 
Families. 



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— 529 — 



Theatre des cruaut^s des h6r6tiques au seizieme sifecle, 

contenant les cruaute*s des schismatiques d' Angleterrc, les cruaute*s des Huguenot* 

en France et les barbaries des Calvinistes gueux aux Pays-Bas 

(Reproduction du texte et des gravures de 1' Edition francaise de 1588). 

Lille, impr. Saint Augustin 1883, in 4 carre* de XVIII -f 96 p. 

rouge et noir, 29 grav. — Prix: 2 fr. 50 et luxe, 4 fr. 

Collectio tabularum, in quibus scriptor Antverpiensis seculi 
sextidecimi, Richardus Versteganus, ante oculos lectoris ponebat scenas 
aliquot atrocissimas persecutions religiosae sibi contemporaneae, inve- 
niri non poterat, quamvis auctoris editio triplici comparuisset sermone: 
latino, gallico atque flandrico. Editores novi sibi visi sunt bonura 
vel bene fecisse trahendo ex oblivione eiusmodi testimonium actuum 
horrendorum, quos nostrum seculum culturae civilioris reproductos 
vidit deplorandis diebus consortii illius, quod gallico sermone vocatur 
Commune. Novit Deus, ad quae nefanda forsan ferantur aliquando 
ii, qui alte gradientes traditionibus innituntur hominum scelestorum 
sexti decimi seculi atque saevientium illorum, qui sanguine imbuerunt 
seculi duodevicesimi partem extremam ! Liber, qui inscribitur: Theatre des 
cruautgs des h6r£tiques — unacum sinistris illis nunciis historicis 
admirandas ofFert doctrinas atque testimonia de fidelitate et de forti- 
tudine animi fidem confitentis catholicam. Utinam eiusmodi lectiones 
animos corroborent in vehementi illo luctatu nostrae hodiernae aetatis ! 

Introductione operis facta, in qua tyrannica crudelitas sextidecimi 
seculi novatorum insignibus depicta est lineis, ante oculos ponit 
auctor, simplicissimis figuris aheneis breviter conciseque explicatis, 
atrocitatum aliquas commissas in personis, impavido animo atque ad- 
miranda constantia catholicae doctrinae adhaerescentibus : episcopis, 
sacerdotibus, primoribus, civibus, aeque ac in monumentis divino cultui 
consacratis. Quae horrenda tragoedia divisa est in tres partes seu 
actus, qui scenarum serie sibi insequentium dant in conspectum atro- 
citates patratas sub Henrico VIII in Anglia, per Hugenotos in Gallia 
nee non per asseclas Wilhelmi Arausicani in Belgio foederato. Expe- 
diamus, ut ita dicam, nodum implicatum dicendo : novum evolvitur atque 
absolvitur coram oculis nostris, capitulum immortalis illius apologiae cuius 
auctor Lactantius. Non est, cur premamus opportune reproductas esse 
tabulas istas his nostris turbulentis temporibus. Exempla trahunt. Grande 
spectaculum invictae constantiae, quae fortissimos illos ac generosos 
viros sexti decimi seculi collustratos corona martyrii ornat, aptissimum 
est ad instruendos atque corroborandos animos. Pro log us ipse, 
quern Franco-Gallus quidam iunxit operi scriptoris Antverpiensis, ser- 
mone elevato, interdum vehementi compositus, dignus est, qui conside- 
retur. Prompte igitur, laete ac data opera laudibus efferimus novam 
hanc editionem Islensem, quae inscribitur: Theatre des cruaut^s des 
h£r£tiques. — Pars typographica, praeprimis reproductio antiquarum 
imaginum iustis digna est laudibus. Attamen addere nobis liceat, 
speciem earum vix concinere neque cum riorum tabulis neque cum 

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530 — 



picturis laquearibus et parietum murorumque procursibus, quorum 
omnium typos officina Saint Augustin medii aevi artificibus desumpsit, 
et quorum elegantia ipsa iam constituit anachronism um cum opere 
typographi primaevi. Premamus denique mendas quasdam typogra- 
phic^, praesertim in millesimis: 1558 loco 1588 (in titulo), 1571 
loco 1 56 1 (p. 12), 1585 22L (loco 2 61.) regni Elisabethici (p. 14)- 



1. Balan Petrus: Monumenta rcfbrmationis Lutheranac, 
ex tabulariis 

s. sedis secretis 1521 — 1525. Ratisbonae, Pustet 1883— 1884. 8° XXIV u. 589 S. 

10 Mark. 

2. Kirche oder Protestantismus. 

Mainz, Kirchheim 1883. 8° u. 377 S. 

3. Germanus: ReformatorenbUder. 

Freiburg, Herder 1883, XI u. 327 S. 8«. 4 Mark. 

4. Even Georg: Martin Luther. Lebens- und Characterbild. 

4 Hefte in 2 Banden. Mainz, Kirchheim 1883. 8°. Ill, 473, u. V. 453 S. 

Wenn wir im Nachfolgenden unsern Lesern .eine kurze Besprechung 
einzelner katholischer Novitaten, die da zum Luther - Jubilaum des 
Vorjahrs erschienen sind, erst heute bieten, so hat dies seine voile 
Berechtigung. Denn nun sind die Gemuther in beiden Heerlagern 
wieder ruhig, die Jubelfeier selbst gehort als abgeschlossen nurmehr 
der Geschichte an, die bei dieser Gelegenheit erschienenen Gelegenheits- 
schriften sind vollstandig. Wir beabsichtigen keineswegs eine Uebersicht 
der gesammten Luther-Literatur, wie sie das Vorjahr brachte, voraus- 
zuschicken, dafiir hat die protestantische Literaturgeschichte schon 
vorgesorgt und es wird Niemand wundernehmen, wenn er in einem 
oder dem andern der zahllosen deutschen Literaturblatter, die leider 
der Mehrzahl nach protestantischer Farbung sind, eine nach Hunderten 
zahlende Zusammenstellung von Luther -Schriften bereits finden sollte. 

Eine andere Frage ist es allerdings, ob in einer derartigen 
Zusammenstellung auch die beziiglichen katholischen Gelegenheits- 
schriften aufgenommen und sich nach Verdienst gewurdigt finden 
werden. Im Nachfolgenden wollen wir unsere Leser nur mit jenen 
hervorragendsten katholischen Gelegenheitsschriften bekannt machen r 
die uns durch die Giite der beziiglichen Verlagshandlungen zu- 
gekommen sind. 

Die Art und Weise wie das Luther- Jubilaum im Vorjahr begangen 
wurde, ja die Begriindung dieser Feier selbst hat in alien katholisch 
denkenden und fuhlenden Herzen ein doppeltes Gefiihl, das sich 
diametral entgegensteht : das des Schmerzes und der Freude wach- 
gerufen. Wir kennzeichnen beide kurz damit, wenn wir sagen: 
Schmerzlich beriihren uns Katholiken all die unsaglichen traurigen 
Folgen, welche Luthers Auflehnung und Abfall von der Kirche mit 
sich brachte; Freude bewegt jedoch unser Herz bei dem Gedanken, 



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— 531 — 

dass die katholische Kirche aus alien diesen Kampfen siegreich, ja 
verklart hervorgegangen ist Dem entsprechend gruppiren wir auch 
die uns vorliegenden katholischen Luther -Schriften in diese zwei 
Abtheilungen : 

In die erste rechnen wir , Balan's Monumenta,* und das Werk 
, Kirche oder Protestantismus,* in die zweite ,Germanus Reformatoren- 
bilder* und ,Evers Martin Luther.* Es liesse sich auch mit Zugrunde- 
legung des Inhaltes dieser vier angezogenen Werke eine Eintheilung 
in Quellenschriften und Gelegenheitsschriften ganz gut beftirworten. 
Zu erstereri haben wir dann einzig die Monumenta zu rechnen. Sie 
bieten uns vom Jahre 1520, also voin Augenblicke der Excommuni- 
cation Luthers an, eine Reihe von 266 aus dem Vaticanischen Archiv 
geschopfter Original-Documente, welche die Geschichte der fiinf Jahre 
von 1520 — 1525 in einer Weise illustriren, wie sie bislang vielseitig 
ganz unbekannt waren. Das Hauptgewicht in dieser Sammlung ist mit 
Recht auf den Brief Leo's X. an den Herzog Friedrich von Sachsen 
vom 8. Juni 1520 zu legen. Dieser Brief, der sich auch in Luthers 
gesammelten Werken vorfindet, liefert den Beweis, wie man von 
protestantischer Seite gleich bei Beginn der Reformation mit ganz 
triigerischen Waflfen, mit Verstellung und Heuchelei das durchwegs 
gerechtfertigte Vorgehen der Kirche auszubeuten wusste. Was hiertiber 
Balan selbst im Vorworte mit einem Apparat von grosser Gelehrsamkeit 
auseinandersetzt, lauft kurz dahin aus, dass Luthers Anhanger in dem 
Herzoge Friedrich von Sachsen thatsachlich den machtigsten Gonner 
fanden, wahrend sie ihn selbst der Kirche gegeniiber als einen treu- 
ergebenen Sohn hinstellen. Mit einem Worte, Leo's X. Brief an 
Herzog Friedrich war bisher stets von den Protestanten zu Gunsten 
der Reformation gefalscht. Den eigentlichen Wortlaut erhalten wir 
zum erstenmal in Balan's Sammlung. Er ist ein Document von der 
grossten Bedeutung, durch dessen authentische VerofFentlichung das 
ganze Lugengewebe der historischen Entwicklung des Protestantismus 
ins klarste Licht gestellt ist In den ubrigen Urkunden, die uns 
Balan's Werk bietet, findet der unbefangene Historiker den Beleg, 
dass die Kirche ihre, von Christus uberkommene Lehre, stets rein 
bewahrt und ihrer Aufgabe gemass mit den ihr von Gott gegebenen 
Waffen Lug und Trug, Irrthum und Verstellung, auf welchen sich 
der Protestantismus aufgebaut, ruhig bekampft hat bis zum Augenblicke, 
wo sie ihre Gegner entweder selbst als raudige Schafe aus dem Schafstall 
der Kinder Gottes hinausweisen musste, oder aber diese ihr aus eigenem 
Antrieb fiir immer den Rlicken kehrten. Dass sich dies thatsachlich 
in den Jahren 1520 — 1525 vollzog, ist jedermann bekannt, der sich 
mit der Geschichte des Protestantismus eingehend beschaftigt hat. 
Durch Veroffentlichung dieser Documente nun hat Rom indirecte 
das letzte entscheidende Wort in der neuaufgebrachten Frage iiber 
Bedeutung, Werth und Entwicklung des Protestantismus gesprochen. 
Ein eingehendes unbefangenes Studium der einzelnen Schriftstucke 

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— 532 — 

wird zweifelsohne noch manche der Kirche bisher entfremdete Kinder 
glaubig in ihre Mitte wieder zuriickfiihren. 

Das zweite der vorliegenden Werke ist dem Wesen nach nur 
eine Ueberarbeitung einer schon fruher unter dem Titel >das Luther- 
monument im Lichte der Wahrhejt* erschienenen Schrift. Die neue 
Umarbeitung derselben begriindete eben das Reformationsjubilaum. 
Der Verfasser gliedert sein Werk in zwei Abtheilungen. Er gibt in der 
ersten an der beschreibenden Hand des Luthermonuments zu Worm? 
die geschichtliche Charakteristik zunachst der sogenannten Stiitzen der 
Reformation, weiter die der Vorreformatoren in ihren Beziehungen 
zu Luther, klart ferner Savonarola's Stellung zum Protestantismus auf 
und geht dann zur Beleuchtung der iibrigen am Luthermonument 
angebrachten allegorischen Figuren iiber. In der zweiten Abtheilung 
>die Kirche und Luthers Glaubensabfall * uberschrieben, fmden wir 
eine genau nach den Quellenschriften gearbeitete vortreffliche Schilde- 
rung der religios sittlichen Zustande vom Ausgange des 15. und vom 
Anfange des 16. Jahrhunderts. 

An sie schliesst sich als zweiter Abschnitt ein vorzuglich 
gelungenes Bild des Lebens, der Lehre, des Charakters und Wirkens 
Luthers selbst an. Dieses ganze Bild ist mit solcher Ruhe und so 
psychologisch entworfen, wie kein zweites in der Neuzeit von katho- 
lischer Feder erschienenes; das bange Ringen zwischen Wahrheit und 
Irrthum im Innern des Reformators, der unverkennbare damonische 
Einfluss bei gar vielen seiner Ausspruche und Handlungen, seine 
innere Zerworfenheit mit Gott und Gewissen, Umstande das, die ihn 
in seinem Thun und Lassen nothwendig zu den grossten Wider- 
spriichen tiihren — alles dies ist in diesem Abschnitt in formvoll- 
endeter Weise wiedergegeben. Dabei ist zu bemerken, dass auch die 
Lichtseiten in Luthers Charakter nicht ohne gebiihrende Wtirdigung 
blieben und dass eben durch diese Gegeniiberstellung von Licht und 
Schatten das Bild an allseitig willkommener Abrundung gewonnen 
hat. Im 3. Abschnitte, der sich mit der Einflihrung und Weiter- 
verbreitung der neuen Lehre in den deutschen Landern sowie im 
Norden Europas beschaftigt, wird klar dargelegt, welch unedele und 
niedrige Beweggriinde einzig und allein in weiten Landen im Allge- 
meinen wie in den einzelnen Herzen insbesondere einer Lehre Zutritt 
und Eingang verschaffen konnten, die als wahrer Coloss in ihrer 
ungeheuerlichen Willkiihr und Freiheit auf so schwachen Fiissen stand, 
wie sie in den friihern Abschnitten bei der Charakteristik ihres Herrn 
und Meisters entworfen wird. 

Der letzte Abschnitt endlich hat insofern Interessantes fur den 
Leser als er darthut, wie im Verlaufe der Zeit die reine Lehre 
immer mehr entartete und nun auf einem Standpunkt angelangt ist, 
von welchem aus sie zum Zerrbild und zur Fratze wird und die 
Riickkehr gar vieler denkender und noch glaubiger Prbtestanten 
vollkommen erklart. 



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— ~ 533 -*~ 

Sind die ersten 2 Werke, wie wir sie kurz besprochen, ganz 
darnach angethan, urn den Katholiken mit Wehmuth zu erfiillen iiber 
die so vielgepriesene Schopfung des Protestantismus als eines Werkes, 
das von geistig Blinden oder Verblendeten geschaffen, so unsaglich 
viel Unheil angerichtet und so zahllose Seelen dem Untergange zu- 
geflihrt hat, so finden wir hingegen in den nachfolgenden 2 Werken 
Beweggriinde genug zur Freude fur ein echt katholisches Herz. Das 
erste derselben ^Die Reformatorenbilder 4 bietet uns in einer Reihe 
von 8 Vortragen zunachst die gelungensten erfreulichsten Bilder jener 
kathol. Reformatoren, wie sie aus dem Schoosse der kathol. Kirche 
hervorgegangen sind, urn zu ordnen, zu sichten, zu heilen, was bei 
diesem Institute, weil ja fur die Welt und die Menschenkirche ge- 
schaffen sich Krankhaftes und Schadliches im Verlaufe der Zeiten 
eingeschlichen hatte. An ihrer Spitze steht der grosse Papst Gregor I. 
Er heilt und verbessert die Schaden, die die grossen Wirren der 
Vdlkerwanderung, das Ringen der Rohheit mit der Cultur noth- 
wendig zur Folge hatte. Ihm in seiner gottlichen Berufung steht im 
2. und 3. Vortrage Luther entgegen, als ein Mann dargestellt, dem 
als Reformator die 2 wichtigsten Eigenschaften, die B e r u f u n g and 
die vollkommen genaue Auffassung der Thatsachen fehlte. Im 
Leben und im Sterben wird er als derjenige hingestellt, der ohne 
gegebene Aufgabe den Zweck verfehlte, den ihm bios Selbstliebe und 
Hochmuth dictirt hatte. Diesen seinen hervorragenden Charakter- 
schwachen tritt im 4. Vortrage in der Person des h. Petrus Canisius 
ein wahrer Reformator gegentiber, der die wahre von der falschen 
Freiheit so vollkommen zu unterscheiden wusste und erstere mit 
Recht nur im aufopfernden Gehorsam der Liebe, in den evangelischen 
Rathen und in den Gelubden als in ihren vollkommensten Bluthen 
hinstellte. Bei clem (Jmstande als Canisius die entsetzliche Entartung 
des Protestantismus in seiner ersten Entwicklung aus eigener An- 
schauung kennen lernte und fur die Heilung der daraus entwachsenen 
Schaden sein ganzes Leben opferte, ist die Wahl seiner Personlichkeit 
als eines Reformators der tief gesunkenen christl. Liebe als eine 
besonders gelungene zu bezeichnen. Im 5. und 6. Vortrage sind 
2 Heilige der Kirche zum Gegenstande erwahlt, von denen der erste, 
der hi. Carl Borromaus in formvollendster Weise, die entvveder ab- 
sichtlich missverstandene oder aber zum Zerrbild umgeschaffene Idee 
der Kirche in schonster Weise wiedergibt, wahrend der 2. dieser 
beiden Heiligen, der h. Vincenz v. Paul in seinem Leben und Wirken 
die vom Protestantismus so verabscheute Lehre von den guten Werken 
vertritt. Der 7. und 8. Vortrag schliesslich zeigt uns in einzelnen 
vorziiglich gewahlten Heiligen jene schonen Friichte und Bluthen der 
Selbstentausserung, Aufopferung fur den Nachsten, des Gebetes, der 
Busse u. s. w., wie sie einzig und allein am Lebensbaume der kath. 
Kirche gedeihen konnen. Wenn wir etwas bei diesen Reformatoren- 
bildern auszustellen hatten, so ist es der Umstand, dass denselben 



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634 — 



ein enghistorischer Anschluss fehlt, namentlich eine Ueberbriickung 
der Zeit von Gregor bis Luther, wozu sich ja gar leicht vorziigliches 
Material hatte fmden lassen. Auch glauben wir, dass in den ein- 
zelnen Vortragen die Gegensatze naher aneinander gebracht das 
Ganze um so mehr hatten beleuchten und klar machen konnen. 

Die letzte der angezogenen Schriften, von der wir uns im Vor- 
hinein die Bemerkung erlauben, dass sie allzubreit angelegt ist, 
beschaftigt sich mit Luther, mit seiner Charakteristik, seinem VVesen, 
wie er sich in Wort und Schrift, im Denken und Handeln selbst 
gekennzeichnet hat. Von derselben liegen in 4 Abtheilungen erst 2 
Bande vor, die beilaufig dort abschliessen, wo Balan's histor. Quellen- 
werk beginnt. Es charakterisirt dieses Werk zunachst die grtindlichste 
Kenntniss aller Schriften Luthers und der ganzen einschlagigen 
Literatur, und dadurch eben ist der Verfasser auch so vollkommen 
befehigt alle Angriffe protest. Geschichtsforschung in dem Rahmen 
seines Werkes vollkommen widerlegen zu konnen. Die 4 uns vor- 
liegenden Abtheilungen schildern uns die vermeintliche Herausforderung 
des Reformators zum Kampfe mit der Kirche und ihren Institutionen. 
Im 2. Hefte ist der erste Zusammenstoss beginnend mit dem Ablass- 
handel bis zu Luthers volligem Bruch mit der Kirche in der Ver- 
offentlichung seiner bekannten Thesen zu Wittenberg geschildert, im 
3. die vergeblichen Versuche von Papst und Kaiser dem immer 
drohenderem Zerfalle vorzubeugen, und im 4. die weitern Vofgange 
von K. Maximilians Tod bis zum Schlusse der misslungenen Leipziger 
Disputationen wiedergegeben. Nach dem, was uns diese 4 Hefte 
bieten, zu schliessen, wird auch die weitere Geschichte Luthers und 
seines Werkes genau nach alien Quellen des protest. Heerlagers von 
Evers in wiirdiger Weise in den folgenden Abtheilungen des Buches vor 
uns entrollt werden. Jenen Lehrern, denen die Harte der Sprache 
der damaligen Zeit nicht widerstrebt und welche dem Grundsatze: 
>Wie der Mann sich gibt, so ist er* — zugethan sind, wird Evers 
Werk in vollkommener Weise entsprechen. Wir begriissen in dem- 
selben Uberdies noch eine formvollendete Arbeit eines Convertiten, 
den allein das Streben nach Wahrheit und unvoreingenommenes 
Studium zum Schriftsteller berufen hat M. K. 



Verzeichnis der bei der Redaction vom Ende Janner bis 
Ende Marz d. J. zur Besprechung, bez. Anzeige abgegebenen 

Druckschriften. 

(Man bittet die Note auf S. 237 des III. Heftes v. J. zu beachten.) 

Abendgebetszettel. 2 Blattch. Missionsdruck. Steyl. 
Aufnahmebuchlein des Gebets-Apostolates. S. 23. 12°. Steyl. 
* Balan P.: Monumenta Reformationis Lutberanae. 1521 — 1525. Fasc. L 
p. 320 80. M. 10, Fasc. II. p. XXIV. -f 321—589 8°. M. 10. 

Bo gen des lebend. Rosenkranzes. 1884. N. 2. II Jgg. Steyl. 



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— 635 — 



* BouhoursR. P. D.: Vie de S. Francois Xav. S. J. Apotre des Indes 
ct du Japon. 

T. I. p. XI + 383 8°. Socie'te* de S. Augustin, Lille. 

T. II. p. 408 » » ^ » » » 

Bourquard L. C. : L'Encyclique Aeterni Patris. Strasbourg, Le Roux. 
Paris, Berche & Tralin 1884; p. 136, 8«. 

Boxberger R. von: Bonifacius d. Apostel d. Deutschen (Ep. Gedicht). 
Steyl 1881, p 23^ 8«. 

Catalogus Monast. Muri— Gries. Bulsani, Wohlgemuth 1 884; p. 7, 4 . 

Deissmann A.: Gesch. d. Benedict. Klosters Walsdorf. Wiesbaden, 
Roth, 1863. IV.— 193. 

Directorium Einsidlens. 1884. Einsidlae, Benziger 1884; SS, 8°. 

E in Tag in d. Einsamkeit. . . Innsbruck, Vereinsbuchh. 1884. 128, 8°. 

Eremita V. X.: RUtger Eding. Steyl 1883. 503, 8°. 

Fasciculus Manualis e Breviario Romano. Tornaci Nerv. Societ. 
S. Joh. Evang. 1884; p. 28, 166, 128, 12 . Frs. 3, 50 broche*. 

Gebetszettel des Apostolates. 2 Blattch. Steyl. 

Gihr Dr. N.: Das hi. Messopfer. 3. Aufl. Freibg., Herder 1884. XIII. 
7*>7 + 32, 8*. Mk. 7,50. 

Hat tier F. P. S. J.: Handbttchl. d. Gebetsapostolates. Innsbruck, Rauch 

1883. IV.+236, 80. 

Jungmann J. S J.: Theorie d. geistl. Beredsamkt. 2. Aufl. II. Bd. 
Freibg., Herder 1884. 572* 8<>. M. o. 

Kaulen Dr. F. : Einleitg. in d. h. Schrift A. u. N. Test. I. Thl. 2. Aufl. 
Freibg. Herder, 1884. \1 4-152, 8°. M. 2. 

KiefferJ. : D. IJcrr iclikeiten U. L. Frau v. d. immerwahrend. Hilfe. 
Innsbruck, Vereinsb. 1884. IX +415, 8°. 

Kinnast Fl. P O. S. It.: Ein Besuch auf d. hi. Berge Pannoniens. 
Stift Admont 1883. 20, $». 

Konigin d. hi. Roscnkr<n/.c*. 2 Blattch. Steyl. 

Mayer J. G.: Beitrage zur Geschichte des Klosters Gengenbach. 
i6o-(-i95, 8°. 

Melchers Dr. P. Erzb. : D.is Lcben der allersel. Jungfrau Maria. Koln, 
Bachem 1884. VII.+ 188, 8». 

Morgengebetszettel. 2 Blattch. Steyl. 

Nebe: Die h. Elisabeth u. Egbert v. Schonau. Wiesbaden, Stein, 
1865. 136, 80. 

Nellessen L. Dr.: Die hi. Mission wahrend d. Fastenzeit. 2. Aufl. 
Regensbg., Pustet. VIII.+335. 8°. M. 2. 

No Id in X.: D Andacht z. hh. Herzen Jesu. 2. Aufl. Innsbruck, Rauch, 

1884. 270, 8°. M. 1, 30. 

Ordo persolvendi opus Dei . . S. Vincentii, Pa. 1884. Ill, 12°. 

Ordo divin Off. recitandi . . pro Abbat. August. . . August. Vind. 
Pfeiffer 18S4. 28, 8. 

Ordo . . Abbat. Lambacens. O. S. B. Lambaci 1884. Typ. Mona- 
st erii. 68, So. 

Rami ere E. S. J.: Manual del Apostolado de la Oracion. Bilbao, 
Administrac. del Mensajero del Corazon de Jesus. 141. 8°. 

Rechenschaftsbericht des St. Joseph Kirchenbauvereines in Weinhaus 
b. Wien, 1883. Wien 1883. Verein. 31, 8°. 



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— 536 — 

Scheicher Dr. J.: Der Clerus u. d. sociale Frage. Innsbruck, Rauch 
1884. 150, 8°. 

Schmitt J.: Manna Quotidian. Sacerdotum. T. II. Ed. 2. Friburg. 
Herder 1884. XII.— 574 + LV, I2«. M. 3. 

Scheyring Seb. P.: Der h. Wundersmann Antonius v. Padua . » 
2. Aufl. Innsbruck, Rauch 1884. 250, 8°. 

Seeber J.: St. Elisabeth v. Thuringen (Ep. Gedicht) SteyL 175, 8°. 

St. Josephs-Biichlein, 2. Aufl. Steyl. 24, 12 . 

8tolz Alban: Steyl 1884. 73, 8<>. 

* Theatre des Cruaute*s des He>e'tiques au Seizieme Siecle. Impr~ 
St. Augustin. Lille, Bruges (Belgique) XVIII. 4- 9b, 4 . 

Verzeichniss des Messbundes zu Ingolstadt v. 1882 — 1883. Ingolstadt, 
Ganghofer XXX.+896, 8°. 

Corrigenda. 

In Heft I. S. 92 d. J. kommt eine unliebsame Verwechslung der An- 
merkungen vor, die wir in nachfolgender Weise zu verbessern bitten: Als 
Not a 1. ist weggefallen: Mon. Germ. 4. 40. Fiir Nota 2. gilt 1. unter dem 
Texte, desgl. fur 3. Nota 2., Nota 4. im Texte ist zu streichen, fur 5. im 
Texte ist 4. zu lesen und bekftmnit demnachst Nota 3. unten die Bez. 4. Fur 

6. und 7. im Texte ist 5. und 6. zu lesen, uud dem entsprecliend erhalten die 
unteren Noten: 4. die Bez. 5. und 6. die Bez. 6. Die weiteren Noten 6. und 

7. auf S. 92 unten gehoren als 1. und 2. auf S. 93, und zwar zu: „Jahr- 
hundert" Z. 2. v. ob. und zu „enthalte tt Z. 5. v. ob. Bei n Clavorum a Ende 
d. erst. Abs. v. ob. hat Ziffer 3. zu steh. entspr. ist nun die Nota unt. 1. mit 3. 
zu bez. Zu „opinio sit" kommt Nota 4. resp. unt. 4. st. 2., zu ^Cleveland" im 
Texte Z. 14. v. u. Ziff. N. 5. u. unt als 5. : Cam den iDescriptio Britannia c. ; 
zu „er\vjihnt u Z. 3. v. u. 6. entspr. unten 6. st. 4.; zu ^xeXtoi - Z. 2. v. u. 
Nota 7. resp. unten 7. st. 5. und zum Schluss S. 93, ist Nota 8. st. 6. unten. 
zu setzen. 



Correspondenz der Redaction. 

Hillenbr. in F. Ueber Horas im flgd. H. — Barn. Held. Weit. 
Bericht bis Mitte Mai erw. — Dr. Gs. Wien Orel. C. Weit. Verb, wohl nur 
gestort nicht abgebr. ? — Heksch. Notiz ftir diesm. w. Kaumm. nicht moglich. 

— Dr. Sch mic der in N. Karte w. erhalten? erbitte Antw. — P. Rom. in 
Bfev. S. Meinr. dankt f. d. Zugesch. — Tom. in Marti 11 sb. Kommt f. H. III. 
e. Beitr. nach schriftl. gemaeht. Auseinanders. V — Ambr. K., Prag: Ein- 
verstanden? — Vedder, Praglia. Accep. litteras; de ceteris, quae restant 
scriptotenus qum. prim. — Dr. Braig. Bitte a. Lit. Verz. dies. Hft. zu w&hl. 

— Dr. Korth, Koln. Seit Ende Jan. auf. m. Schr. noch kein. Antw. eingel. 

— Jost in K. Erhalten. Brieflich mehr. — Hipelius Dr. Amer. War nur 
in d. Fassung moglich. — W o c h e r L. in M. Trith. Art. bei neuer. Durchs. — 
Erl. schriftl. — Beck in Kav. Zu Ostern erf. schriftl. Aeuss. mit Beleg. — 
B. Maler in S. Meinr. Ihr. Eif. alle Anerk. hoffentl. bald w. etwas. — 
Prof. Bour Monti g 11 y. Accepi, gratias int. impr. sep. ^aetera scriptotenus. 

— Dell' Oro: Ob spatii angust. breve necrol. sol. lat. possibile. — Gabr. 
M. in Einsied. FUr Heft III. Erf. d. Zus. bis Mitte Mai erw. — Tiefenth. 
in Eins. Konnen s. gl. Termin einh.'? — Jaekel H. in Breslau. D. Zuges. 



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— 537 



1st noch nicht eingetr. — Plaine S. Domingo. Contin. ad Cal. Maii expect. 
— Dr. Sam s son. Filr H. III. zurtickgel. w. best. verw. — Maurer, Wien. 
Werde bald zur Durchs. komm. u. antw. — Rod. Montserrat Respons. iam 
expedivi. — L. K. in Martinsb. Muss umgearb. w., wird v. mir bes. — 
P. Eder, Burgh. Berichtig. v. Autor eingel. Best. Dank. — Stillbauer, 
Mainz. D. Zuges. fttr H III. nur, wenn b. Ende Apr. eingesch. — Ei c li- 
sts dt, S. Walb. Herzl. Dank, w. bald schreib. — Silbereisen. Hat mich 
schmerzl. berilhrt. Bericht in Vaterl. demnftchst — Dr. Lierh. in Gr. Erhalten. 
fur Hft III. Adresse v. Dach. enviinscht. — Naeff in Buk. Hoffe S. bald 
vollig zu verstfhnen. — Cloquet, Revue de Tart chretien. Appreciation 
arrivee de l'annee 1383, remise pour le cahier prochaine faute d'espace. 



Correspondenz der Administration. 

Wir ersucben um Begleichung des noch rttckstandigen Pra'numerations- 
Betrages ftir den laufenden V. Jahrg. die nachfolgenden p. t. H.H. Abonnenten: 

1 (Rest f. Jahrg. 4. — 050 kr.), 19, 24, 27, 31, 32, 35, 38, 40, 42, 
48, 50, 51, 53, 90, 91, 92, 93, 94, 98, 99 (3 Ex.], 109, 113, 114, 121, 122 
bis 136 (Seitenst), 138, 141, 146, 157, 164, 172, 179 (3 Ex.), 185, 186, 187, 
188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 212 
bis 216 (S. Vine), 217, 223 (2 Ex.), 224, 225, 226, 227, 228, 230, 233 (2 Ex.), 
235, 236 (30 Ex.), 237, 238, 239, 240, L41, 248, 254, 259, 26*, 269, 271, 
272, 273, 274, 277, 279, 280, 281, 282, 283, 286, 296, 297, 298, 302, 303, 
306, 308, 309, 316, 323 (3 Ex.), 330 (2 Ex.) 332, 334, 335, 336, 337, 338, 
339, 343, 344, 345, 347, 349, 350, 355, 358, 360, 361, 362, 363, 365, 366, 
371. 374, 376, 379, 381, 386, 387, 388 (2 Ex), 392, 394, 397 398, 399, 401, 
402, 403, 404, 40G, 421, 422, 424, 425, 426, 432, 433, 434, 435, 436, 441, 
443, 447, 448, 452, 456, 467, 458, 459, 467, 472. 473, 474, 476, 479, 480, 
481, 484, 503. 

Fur Jahrg IV. 1883 sind den Pran.-Betrag noch ausstilndig: 

24, 114, 146, 157, 269, 279, 334, 335, 336, 337, 338, 355, 365, 371, 
381, 422, 424, 432, 436, 443, 448, 452, 456, 457, 459, 481. 

Desgleichen fur die friiheren Jahrgange I— III., 1880— 1882: 

77, (Jahrg. III.), 169 (II. und III.), 210 (II. und III.), 295 (filr J. II. 
1 fl. 75 kr. und Jahrg. III.), 323 (II. und III.), 329 (III.), 200, 221, 353 (II. 
und III.), 354 (1., II., III.). 

Im Hinblicke auf diese vielen Rttckstande ist unsere Bitte gewiss wohl 
begrUndet durch baldige Anerkennung und Begleichung unserer Forderuagen 
UDserer gedrttckten tinanzicllen Lage kr&ftigst auf/uhelfen. 

H. Blair Received Bank Draft, all ruled. Best thanks. 

Geschlossen am 31. Marz 1884. 

I. 0. G. D. 






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"~1 



(Eme ntnt 3ri)rift mm (txjbltyof Jtdrfjerg I 

2>a§ fiebeit bet aHetfeltaften ^ungfrau mtb @otte3mtttter SHarta* 

Son ©rgbifc^of Dr. $ouTu3 3Kefd)era. 20#©eiten 1 20 mit Xitelbilb in ©to$l* 

ftidj. 3n elegonten, farbig gebrucften Umfdjlog geljeftet. v $rei3 60 $fg. 10 (£$. 

3tt. 5-40, 20 <£j. 10 m. t 50 (£j. 23 9)1. fcfibfd) gcbunben 75 $fg. SJerlag 

Don 3. $. SBodjem in ft'oln. 

S)er fjod)tt>firbigfte #err SBerfoffer gibt in biefer ©thrift eine $orftetfong be3 
£eben3 unb bet Sugenben ber otterfeligften gungfrau unb ©otteSmutter Sttorto unb 
jeigt borin ifyren grofjen unb ertyobenen SBeruf unb ibre unoergleidjlidje $oll!ommenf}eit, 
burdj toelcfje fie fiber olle anbern ©efcf)o>fe ertyoben, bie $5nigin oiler (£ngel unb 
$eiligen unb bo§ SSorbilb otter ©Iftubigen genwben ift. 

$ie ©intfjeilung unb Slnorbnung ber ©djrift ift fo getroffen, bof$ fie aud& jtoed* 
mft&ig ol$ fieirfoben jur 93erracf)tung bienen fonn; befonberS nrirb fie toa^renb bed 
SftonoteS 9Koi ^rieftern unb fioien reidjen ©toff $ur ©rbouung bieten. 2Beil ber 
fotfjolifdje ©tjrift mit bent Scoter unfer ben @nglifct)en (JJrufe ju oerbinben pflegt, fo 
fdjlie&t fid) oorliegenbe ©thrift ber im borigen S^^re erfdnenenen beSfelben Ijodjttriirbtgften 
#errn SBerfafferS fiber boS ®tbtt be3 ^>erm fefyr poffenb on. 

Urn eine red&t gro&e Serbreitung gu errndglicfyen, f)at ber Serfeger ou&er bem 
niebrigen fiabcnpreife nod) fefjr ermdfeigte^ortie^reife feftgefefct. 

Jjgt* Bejr paffrnb a\$ <5cfd)cnk fur ben Mai'Monat unb fur <grfl-<Eominunlccnttn. ^ftt 

Das Correspondenzblatt filr den katholischen Clerus Oester- 

Yeich* redi & rt von BERTH OLD A. EGGER, Chorkerr von Klosttmeuburg, empfekltn zoir 
> abermals auf Grund sorgfaltiger Einsicht in jtdt tinzelne Mummer. Im Verlaufe der 
xwei ersten Jahre seines Hestandes hat sich dasselbe in einer IVeise vervollkommnet, dass es alien 
Anspruchen in formvollendetster IVeise nun vollkommen gerecht wird. Die allseitigt Theilnahme ist 
hiefiir der beste Beleg. Dock bleibt immerhin nock fur dessen Verbreitung vie! xu wiinscken 
iibrig. Als Organ des kath Clerus Oesierreicks hat es gerechte Ampriiche uberall dort Eingang xu 
linden, wo ein emstes Streben in alien den geistl. Stand betreffenden kirchl. u. liter. Fragen sich 
eingehends Rath zu erholen, von materiellen unwiirdigen Interessen noch nicht ganzlich verdrangt 
ist. Kein Priester mdge daher die geringe Auslage von t ft. jo kr. jdhrlich scheuen, fur die er in 
*eder neuen Nummer des Corr.-Blattes immer reichlicher entschadigt wird. — Fur den kath. Clerus 

Dtu £X%l?wJ**&?* Anzeiger fur die katholischc Geistlichkeit 

{Frankfurt am Main) der mit 1884 seinen 4. Jahrg. beginnt und durch den hockw. H. Pfarrcurat 
WASSERMANN in allseitig entsprecfundster IVeise redigirt wird. Fret's / Mark jdhrl. incl. Post- 
aufschlag. Die Red. der ..STUDIEN." 




3nf(Ttionipr»it: 
£ic 5jpaltifleSolonelinic id$f. 
SI nf la. ii* : i . 



ftdtgio8-j)oliHfd)C9, flrcng hatljolifdjcs ttlodjcnblott. 

%\t „$i(b8felber ©oIf«-©iattcr" fiitb toon ben fjcrttorrageubfien fatfjol. Hutoritdtcn al* 
eine* ber am beften rcbt0trten ©odjcnblfltter belobt unb $ur SRaffentoerbreitung «n»foWen 
tuorben unb paffen fur Jebe $idccfe. 3n aan^ populdrcr, umfaffenber ©eife bringen fie in jeber 
Summer eine Itrdjl.-poht. ©odjen-Slunbfqau unb unierljaltcnbe 9lrtifel, in roeiten ftteifen 
beltcbt fleroorbene rcligiW erbaulidje, babei pan* iutereffantc @cf(^i(^tcn, Idnflere (JrAi^Iunaen, bie 
fittlidj^rein unb in c^rtftltc^rm ©eifte gefd)rirben finb, fdjfine ftnnige ®ebi(^tc, ben lin$I. gfeften unb 
datpredjeiten angepaftl, Cermif^te* unb ^umorifttf^e* oc. — Sin 

UutevfiaUun&matt, 

toeldje* jebrr 9hintraet bcigegeben rtirb, bringt grafeere unb Iletnerc intereffante Crja^Iuugen auS 
befannten fatftoltfc^en gfeberu, unb liegt alien bicfen bcaerrtftifa^en ©eitrdgrnein fitilidjer fternpunft 
in ©runbe. 

Offlr ben bifligen WbonnementdpreU bieten fie rae^r aid d^nlicbe SBo^enbldrter unb Ibrtnen 
aid belebrenbe, erbauli^e unb intereffante fiectflre mit $ug unb 5«cdjt beften* 
empfo^len merben. 



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STUDIEN 



UND 



MITTHEILUNGEN 

AUS DEM 

BEREDICTHER- DID DEI CISTERCIEKSEil-ORDHI 

MIT BESONDERER BERtiCRSICHTIGUNG DER 

ORDENSGESCHICHTE UND STATISTIC 



;2U* imiElBENDEN BRlKWlEfitUNfi 

AN toXS 4 Cter«NS.JfBIL5lOM ^BEaiLOWDCT UND :j»RAtttefeDGBEN 

VON 

MITGLIEDERN, FREUNDEN UND GONNERN. 



HAUPTREDACTEUR : 

P. MAURUS KINTER, 

O. S. B. 

8TIFT8-ABCH1VAB ZU RAIGBRN. 



V.Jahrgang. — II. Band. 3. 4^« 



WORZBURG 1884. WIEN 

LEO WOERL ,SCHte BUCH- UND AGENTUR VON LEO WOERL, 

KJRCHL. KUftSTVERLAG. I., SPIEGELGASSE ia. 

Onwk d. Ba|g«Mr B«X*ktiMr-Baehdr»«k«rtI to Brttna. - Im 8«lt*tTftrl*f« d. BoudlctlMf n. CItMrctaMrwdau. 




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BENEDICTS ATQVE CISTERCIENSES 
VNANIMES VIRIBVS SVIS LABORANT. 



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^iaagle^i^ Q^j 



Inhalts-Verzeichnis zum zweiten Baode 

des funften Jahrganges der Studien. 
Heft III. u. IV. 

(Alphabetiscb geordnet nach deu Autoren.) tteite Seite 

III. Heft. IV. Heft. 
I. Abtheilung: Studien. 

Grathof O.: Das Bened.-Stift Gandersheim und Hrotsuitha . 92-99 u. 383-391. 
Jungtvirth Th.: Ueber die Bedeutung des Unterrichtes in den 

classischen Sprachen 117-135 

Kienle Ambr.: Ueber ambrosianische Liturgie u. arabr. Gesang 56-73 u. 340-367. 
MUHrmiiller E.: Die Bened.-Universitftt Salzburg und der bl. 

Thomas von Aquin 73-91 u. 358-382. 

Rmgholz Od.: Der hi. Odilo von Clnny 1-27 u. 279-312. 

Schmidt 0.: Geschichte des aufgehobenen Cistercienserstiftes 

Engelszell 135-147 u. 412-420. 

Schmieder P. : Zur Geschichte der Durchfiihrung der Benedictina 

in Dentschland 100-110 

SVder Ambr.: Zum Bucbe Daniel 399-411. 

Tomanik Fr. : Aus dem Sonettenkranze : „St. Benedict und 

sein Orden" 148 u. 420-421. 

f Weber B.: An den bl. Beda 421-422. 

Wichner J.: Eine Admonter Todterirotel des 15. Jahrhunderts 28-56 u. 313-339. 
Wolff B.: Psdmodie, Lesung und Gebet 1 1 1-11 7 u. 392-399. 

II. Abtheilung: Mittheilungen. 

Braig C. : Welchen Werth hat fur uns das Studium der neuereu 

Philosophie? 149-162 

Braunmuller B.: Ein hochbetagter Abt 436-441. 

Brunner S. : Correspondenzen des Kttnigs etc. Ferdinand I. . 457-463. 

Cuissard €.: De reliquiis innignibus S. P. Benedicti .... 423-435. 

Derret. Ein neues . . . das Brev. mon. betreffend .... 163-166 

Diel Ph.: Excidium vere borr. Abb. S. Maximini .... 463-472. 

Dolan G.: Catalogue Congr. Anglo-Benedictinae *, Necrologium 
et: Status reg. in Anglia 166-176 

MUtermiUUr R.: Zum Ordens-Pastoralfall 190-194 

Plaine B.: Series chronologic* Script. O. S. B. Hispanorum 177-190 u. 449-467. 

Soder A.: Don Gabriel Garcia Moreno 204-208 

TUfenthal Fr. : Corona Benedictina saeculi 19 197-204 u. 441-448. 

Zirwiek M.: Kunstbildhauer Piger in Salzburg 194-197 

III. Abtheilung: Literatur. 

Hauthaler: Literatur- Verzeichnis XIX und XX 209-2 14 u. 473-478. 

Literarische Referate: 

BeUesheim: Geschichte der katholischen Kirche in Schottland 508-513. 

Braeco: Vita del la B. G. M. Bonomo . 480-481. 



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i^^T" 



Seite .Seite 

III. Heft IV. Heft 
JJaeheux: Geiler's von Kaysersberg alteste Schriften . . . 234-238 

Dippel: Der neuere Pessimismus 517-522. 

Frequentatitm. La . . des Sacraments 495 

Gasener: Pastoral • 226-232 

Heiner: Die kirchlichen Censuren 246-247 

Herein : Vie de la m. M. du S. Sacrement 484-486. 

Hoffnass: Jenseits des Brenners 249-251 

Jvbilemus Deo 242 

Jungmann: Aesthetik (I.) ... 486-493. 

Katden: Einleitung in d. hi. Schrift 232-2:; 4 

Kirchengesang, der in Frankreich 224-225 

Leonard: Die klSsterliche Tagesordnung 478-480. 

Lindner: Das Feuer 248-249 

Mach: Die Nothwendigkeit der Offenbarung Gottes .... 494-495. 

Martin: Kanzelvortr&ge 522 

Monumenta Germauiae Paedagogica 513-517. 

Nock: Leben und Wirken des M. A. Lindmayr 243-246 

Ratmngeri Die Volkswirthschaft 496-507. 

Sanguinotti: La Compagnie de Jesus 493-494. 

Schuler: Pantheismus . 219-224 

Strode;*: Hebr. Grammatik 239-240 

Strack etc.: Lehrbuch der neuhebr. Spraclie 238-239 

Thalhofer: Liturgik . . - 218-219 

Thomas: La Theorie de la devotion au S. Coeur 513 

Weiss: Apologie des Christenthuras 522-580. 

Weiss: Lehrbuch der Weltgeschichte 240-242 

Zeibert: Compendium hist, eccl * . . 481-484. 

Zoltvdny: Gunnies Isidor 214-218 

NaehtrUge zu: Lindner, Die Schriftsteller etc. im heutigen 

Kftnigreiche Bayern (I. und U. Band) 530-531. 

Literarische Notizen 252-273 u. 531-537. 

Verzeichnis der z. Recension eing. Druckschriften .... 274-276 u. 539-543. 

Kalenderschau fur 1885 537-639. 

Oorrespondenz der Redaction und Administration 277-278 a. 544-545. 

Corrigenda 544 



I. O. G. D. 



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:i-^ 



I. Abtheilung : Stndien. 



Der heilige Abt Odilo von Cluny in seinem Leben 

und Wirken. 

Von P. Odilo Ringholz, O. 8. B., Capitular des Stiftes Maria-Kinsiedeln (Schweiz). 
(Fortsetzung- zu Jahrg. V. Heft 2, S. 289—313.) 

Auch im heutigen Gebiete der Schweiz besass Cluny einige 
Priorate. 

Das St. Peter- und Pauls-Kloster Romainmoti er im Canton 
Waadt, Bisthum Lausanne, unweit der alten klein-burgundischen 
Kesidenzstadt Orbe entstand aus einer Einsiedelei, die urn das 
Jahr J146- von Ramelenus, Herzog des transjuranischen Burgund's A 
zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria begabt und vom Frankenkonig 
Chlodwig II. bestiitigt wurde. Zuerst wurde hier die Regel des hi. 
Columban befolgt, wie sie auch in St. Gallen und im Stitte Disentis 
(Canton Graubiinden) eingefuhrt worden war. Papst Stephan II. 
weihte auf der Durchreise nacli Paris im J. 753 die Kirche zu 
Ehren der hi. Apostelfursten und nannte sie »das romische Kloster.* 
Im Jahre 888 am 10. Juni schenkte Konig Rudolf I. von Klein-Burgund 
dieses Stift seiner Schwester Adelheid, derGemahlin Richard's Grafen 
von Autun und Markgrafen vonBurgund; diese iibergab es am 
14. Juni 929 dem Abte Odo von Cluny, der die Benedictinerregel 
dort einfiihrte. Bis zur Zeit Odilo's war Romainrnotier nicht 
bedeutend. Die Schankungs-Urkunden beginnen zwar schon mit 
dem Jahre 966, aber noch wenig zahlreich. Dann aber, etwa 
seit dem Jahre 1005, mehren sich die Nachrichten mit einem 
Male ; die Zahl der Vergabungen, die Jahr auf Jahr die Urkunden 
fiillen, ist eine ganz erstaunliche, man hort von Edellcuten, die 
nach jahrelangen Streitigkeiten mit dem Kloster endlieh sich ver- 
gleichen. Die Resitzungen mehren sich, das Kloster wird zum 
Lehensherr der Aveithin bis in's Elsass und bis Burgund fiber ein 

l 



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— 2 — 

Heer von Vasallen und Clienten gebietet. Diesen Umschwung 
hatte das Kloster der iiberaus thatkraftigen und umsichtigen 
Regierung Odilo' s zu danken. was aber auch die Monche von 
Romainmotier anerkannten. 28 ) Odilo war gerne und oft in diesem 
Kloster, er war es, der das Kloster und die Kirche (die noch 
jetzt steht) von Grand auf neu erbaute. Bereits im Jahre 1026 
war der Bau in der Hauptsache fertig. Auf Odilo's Verwenden 
erhielt as Bullen von den Piipsten Johannes XIX. urn das Jahr 
1025 und Clemens II. urn 1047. Ebenfallsbedachten Konig Rudolflll. 
von Burgund im Jahre 1011 und Conrad II. bei seiner An- 
wesenheit im Jahre 1038 das Stift mit Schirmbriefen. 29 ) 

Unter Odilo's Regierung standen folgende Propste dem Stifte 
vor: Pontius (urn das Jahr 1001 und 1007), Warnerius (um 1027), 
Roclenus oder Acelinus (ca. 1040 — 1049). 

Nebst Romainmotier war im Canton Waadt Pay erne (Pater- 
lingen) das bedeutendste Stift. Us entstand wahrscheinlieh aus einer 
kleinen Zelle, wurde von der Kmrigin Bertha, Witwe des Konigs 
Rudolf III. von Burgund, am 1. April 902 gestiftet und dem Abie 
Maiolus ubergeben. Hier begrub die hi. Adelheid ihre Mutter, 
die ebengenannte Konigin Bertha; hier liess sich Kaiser Conrad II. 
am 2. Februar 1033 zum Konig von Burgund wUhlen und krtfnen. 

Fiir Pay erne hatte Odilo eine besondere Zuneigung, weil es 
der allerseligsten Jungfrau Maria, die Odilo kindlich verehrte, 
geweiht war. Er sorgte auch viiterlieh fiir dieses Stift, indem er 
so viele Kaiser - Urkunden dafur auswirkte, so von Otto HI. 
Ravenna 6. Februar 998, von Heinrich II. St. Bilt (zwischen 
Strassburg und Kolmar) 21. October 1003, von Conrad II. Mainz, 
9. September 1024 (Conrad's erste Urkunde als Konig) und von 
demselben Rom, 24. April 1027. Vielleicht hat Odilo die Kirche 
zu Payerne zu bauen angefangen, jedenfalls aber hat er den 
Neubau vorbereitet. Noch kurz vor seinem Tode war Odilo fur 
Payerne thatig. Als Kaiser Heinrich HI. diesem Stifte seine Gnade 
entzogen hatte, schickte Ohio seinen Prior Hugo (den sp&tern 
Abt) zu dem Kaiser, um dessen Gnade dem Stifte zu sichern, 
und zwar mit Erfolg. (November 1048.) 80 ) 

Odilo und die Cluniacenser begniigten sich aber nicht mit der 
Hebung und Verbesserung der bereits vorhandenen Kloster, sondern 
sie errichteten noch neue dazu. 

So griindete Odilo um das Jahr 1000 mit Zustimmung des 
Bischofs Almerad von Riez, das Decanat Valensolle in der 
Provence. 31 ) Um das Jahr 1030 liess der Cluniacenser-Monch 
Leodegar auf dem schon friiher von andern geschenkten Grundstucke 
Sarrians ein Pnorat erbauen, dessen Kirche der Erzbischof 
Ragimbald einweihte. 32 ) Im Jahre 1039 griindete Odilo auf 



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3 — 



einem Weinberge bei M&con, der Cluny geschenkt worden war, 
die Zelle des hi. Laurentius. 8S ) In demselben Jahre erhielt 
Cluny von Leuto ein Landgut bei Genf, auf dem Odilo das 
Priorat Fillinge erbaute. 3 *) 

Die bedeutendste Neugriindung Odilo's war das Priorat la 
Voulte in der Diocese St. Flour. Die Brtider Odilo's: Herald, 
Bertrann, Stephan und Ebo hatten namlich beschlossen gemeinsam 
ein Kloster zu grunden, waren aber durch widriges Geschick und 
den Tod daran verhindert worden. Nach ihrem Tode kamen ihre 
Sohne nebst andern Blutsverwandten und sehr vielen ihrer 
Untergebenen zu Odilo und fragten, wie sie das Geliibde ihrer 
Vater erfullen konnten. Man fand nun keinen besseren Ausweg 
als das gelobte Kloster zu stiften. Odilo, seine Verwandten und 
deren Freunde und Nachbarn fingen desshalb an auf dem kleinen 
Berge la Voulte, der vom Flusse Allier von drei Seiten bespult 
wird und ihr Eigentlium war, das Kloster zu bauen. Als ein 
Theil des Baues erstellt war, richteten sie ein Oratorium ein und 
liessen dieses am Feste Kreuzerhohung, 14. Sept. 1025 von Bischof 
Stephan IV. von Clermont zu Ehren des heiligen Kreuzes einweihen. 
Nach der Weihe machten Odilo, dann seine NefTen Stephan, Propst 
von le Puy, dessen Bruder Berald, Hildegar, Canonicus von le Puy, 
Berald, Sohn des Ebo, Wilhelm. Sohn des Wilhelm und seine 
Sohne, Gerald, Rotbert, Berald, Odilo und Hicter mit Beistimmung 
der Schwestern Odilo's, n&mlich der Aebtissin Blismodis und der 
Matrone Aldegardis der neuen Stiftung reiche Schankungen fur 
das Seelenheil ihrer Vorfahren und Verwandten. La Voulte wurde 
dem Kloster Cluny als Eigenthum zugewiesen und bestimmt, 
dass es, wie die tibrigen Cluniacenser-Kloster, die Regel des hi. 
Benedictus beobachten solle. Auch den Bau dieses Klosters leitete 
Odilo personlich. Jotsald erziihlt, dass bei einer Anwesenheit 
Odilo's in la Voulte das Gerust, worauf die Bauleute an einer 
Mauer der Kirche arbeiteten, brach, weil die Stricke, mit denen 
es befestigt war, alt und morsch geworden waren und dass die 
Arbeiter von der Hohe herab zur Erde fielen. — La Voulte 
wuchs und wurde bald eines der 4 grossen Priorate Cluny's in 
der Auvergne und diente in der Folge den Herren von Mercoeur 
zur Begrabnisstatte. 36 ) 

Das Wachsthum der beginnenden Congregation beschrankte 
sich aber nicht auf die eben namhaft gemachten Kloster, sondern 
es kamen wahrend der Regierung Odilo's noch mehrere andere 
Kloster an Cluny, die von ihren Vorgesetzten oder Stiftern dem 
hi. Odilo zur Reformation iibergeben wurden und welche wir jetzt 
der Zeitfolge nach aufz&hlen wollen. 

Um das Jahr 995 ubergab Bischof Walter von Autun das 
Priorat Mesvres, das ganz heruntergekommen war, wiederum 

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_ 4 — 

unserm Abte, aber mit dem ausdriicklichen Vorbehalte, die 
Cluniacenser-Aebte sollen dieses Kloster mit dem Rath der Bischofe 
und des Capitels von Autun leiten. 36 ) 

Im Jahre 998 griindete Rudolf, der wahrscheinlich mit 
dem koniglich-burgundischen Hause verwandt war, das Kloster 
Bevaix an der Strasse von Boudry nach St. Aubin zwischen 
dem Jura und dem Neuenburger See im Bisthum Lausanne. 
Der Griinder iibergab diese Stiftung dem hi. Odilo als Priorat, 
der sie mit Monchen aus Payerne besetzte. Die Kirche wurde 
noch im namlichen Jahre von Bischof Heinrich I. von Lausanne 
eingeweiht. 37 ) 

Ein Jahr spater unterwarf Bischof Hugo von Auxerre das 
Kloster Parais le Monial in der Diocese Autun g&nzlich dem 
hi. Odilo. Die beziigliche Urkunde wurde im St. Marcellus-Kloster 
zu Chftlon in Gegenwart des Konigs Robert ausgestellt. Unter der 
Oberleitung Odilo's, dessen Stelle die Prioren Andrald, Gunther, 
Siguald und Gerbert vertraten, gewann dieses Decanat einen sehr 
gutcn Ruf, besonders durch den heiligen Wandel seiner Monche. 
Unser Abt kam afters dahin : Jotsald erz&hlt, dass er -einmal an 
einem Aschermittwoch dort wunderbar Wasser in Wein verwandelt 
habe. Parais le Monial wurde auch mit Vergabungen bedacht, 
so urn das Jahr 1015 oder 1016 von Bischof Hugo von Nevers, 
besonders aber von Bischof Hugo von Auxerre. Zu diesem Kloster 
gehorte u. a. auch die Kirche zu Taulonis, welcher der Mtach 
Adrald vorstand und wo Odilo ebenfalls ein Wunder verrichtete. 38 ) 

In demselben Jahre 999 kam durch die edle Frau Blismodis 
die Zelle Taluy bei Lyon an Cluny. ") 

Urn dieselbe Zeit erhielt Odilo das Priorat St. Victor bei 
Genf. Dieses Kloster war im An fang des VI. Jahrhunderts von der 
Prinzessin Sedeleuba, Tochter Chilperich's, Konigs von Burgund, 
erbaut und zu Ehren des hi. Martyrers Victor von der thebaischen 
Legion, dessen Leib sie von Solothurn kommen liess, geweiht 
worden. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts wurde es aber einer 
Besserung bediirftig. Da kam im Jahre 999 die hi. Kaiserin 
Adelheid nach (ienf, bemerkte den traurigen Zustand des St. 
Victor-Klosters und bat den Bischof Hugo II. fur eine Reformation 
zu sorgen. Weil das Kloster nicht genug Mittel hatte selbstiindig 
zu sein, Iibergab es Bischof Hugo auf Ansinnen der hi. Adelheid, 
mit Zustimmung des Konigs Rudolf, des Erzbischofs Burhard von 
Lyon und der iibrigen Gi'ossen des Reiclies. dem hi. Odilo. In 
derselben Zeit wunle auch der Leib des hi. Victor aufgefunden 
und von Neuem feierlich beigesetzt. Odilo hob das Priorat, und 
baute es vollstjindig neu, die alte Kirche ausgenommen. 4u ) 

Der Herzog Wilhelm von Aquitanien, der die Thatigkeit 
Odilo's fiir die Congregation sehr forderte, 41 ) iibergab diesem das 



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- 6 — 

Kloster S. Jean d'Angely (Charente inferieure) im Jahre 1010 
zur Verbesserung. Odilo setzte seinen Schiller Rainald als Abt 
ein, nach dessen baldigem Tod den Monch Aimericus. Kurz vor 
dieser Uebergabe will man auch hier das Haupt des hi. Johannes 
des T&ufers gefunden haben. Zu der Feierlichkeit kamen Konig 
Robert und seine Gemahlin, Konig Sancho von Navarra, iiberhaupt 
wie der Chronist sagi, ganz Gallien, ltalien und Spanien herbei. 
Aber Odilo war nicht anwesend. 42 ) Auch in diesem Kloster wurde 
neu gebaut; es wird mimlich berichtet, dass im Jahre 1048 der 
obere Theil der Kirche auf hochst feierliche Weise eingeweiht 
wurde. 4S ) 

Im Jahre 1011 unterwarf Wido das Kloster Thiern in 
der Diocese Clermont zum Zwecke einer Reformation mit Zu- 
stimmung des dortigen Abtes Fetrus dem hi. Odilo unter der 
Bedingung, dass dem bisherigen Abte die Rechte und Vortheile 
eines solchen vorbehalten werden. Nach dem Tode des Petrus 
wurden Monche aus Cluny als Aebte gesetzt. 44 ) 

Im Jahre 1017 bestiitigte Konig Robert von Frankreich und 
sein Sohn Hugo dent hi. Odilo die kleine Abtei St. Cos mas 
und Damiani. welche Graf Hugo und Rischof Lambert von 
Ch&lon Cluny ubergeben batten. 46 ) x 

Der Graf Humbert von Savoyen grundtte im Jalue 1024 
das Priorat St. Mauritius in Bourget (Bisthum Grenoble) 
und schenkte es Odilo. 46 ) 

Um das Jahr 1025 erhielt Cluny von dem Vicomte Kadolen 
und dessen Sohn Wilhelm das Priorat St. Johannes Baptista 
von Molgon in der Diocese Poitiers. 47 ) 

Im Gebiete von Lyon wurde im Jahre 1028 oder 1029 
Cluny eine Marien-Capelle geschenkt, sammt Zehnden und 
Land, um ein Gebiiude und einen Garten fur die Monche herzu- 
richten. 4 ») 

Im Jahre 1029 wurde eine St. Andreas- Kirche in der 
Diocese (Jap vergabt, woraus ein kleines Priorat entstand. 49 ) 

Die Zelle des hi. Dionysius zu Nogent le Rotrou 
schenkte im Jahre 1029 Beatrix. Gemahlin des Grafen Gaufred 
von le Perche (in der Niihe der Normandie) dem hi. Odilo. Diese 
Zelle wurde spater zum Decanat erhoben und hatte 8 andere 
Decanate und Priorate unter sich. 60 ) 

In demselben Jahre 1029 iibergab Konig Rudolf von Burgund 
auf Fursprache des (irafen Rainald das Priorat Vaux St. Maria 
bei der Burg Poligny. Bisthum Besancjon. Dieses Priorat hatte 
Otto- Wilhelm. der Vater des (irafen Rainald, ganz gebaut. B1 ) 

In den zwanziger Jahren des XL Jahrhunderts griindete 
Bischof Stephan IV. von Clermont das Kloster Chauriacus, 



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— 6 — 

stattete es aus und iibergab es dem Cluniacenser-Stifte Sauxil- 
langes. 68 ) 

Ungefahr urn das Jahr 1030 iibergab Rischof Petrus Roger 
von Toulouse die Kirche der hi. Columba. Odilo schickte von 
seinen Monchen dahin. Uebrigens scheint dieses Priorat nicht 
fiir immer bei Cluny geblieben zu sein. 63 ) 

Im Jahre 1037 gab Graf Ayrnar von Valentinois die im 
Bisthum Valence gelegene kleine Abtei des hi. Marcel 1 us zu 
Felines, damit Cluny es besitze, leite und nach Wohlgefallen 
damit verfahre. 64 ) Im Jahre 1039 fuhrte der Vicomte Archimbald 
die Cluniacenser in eine St. L au re nti us- Kirche ein. 66 ) 

In den dreissiger Oder vierziger .lahren des XI. Jahrhunderts 
fand die Kirchweihe des unter Odilo stehenden Priorates D omen a 
im Bisthum Grenoble statt, in Anwesenheit der Erzbischofe und 
Bischofe von Embrun, Vienne, Tarentaise und Grenoble. Dieses 
Priorat ist wahrscheinlich unter Odilo an Cluny gekommen, jedenfalls 
aber hat er die Kirche gebaut. 66 ) Bischof Bernhard III. von 
Cahors und sein Bruder Robert iibergaben im Jahre 1040 St. 
Saturnin de Carennaco zur Reformation. B6 *) 

Auf der Synode zu Nevers 6. November 1045 iibergab 
Bischof Hugo II. von Nevers das in dieser Stadt gelegene, der 
Verbesserung sehr bedttrftige Kloster St. Salvator dem 
hi. Odilo vollstiindig. 67 ) Das Cluny widerrechtlich entrissene 
Priorat Jully, Diocese Auxerre, erhielt Odilo wieder zuruck. 67 *) 

Graf Gislebert von Bnrgund iiberliess das Kloster Nantua 
in der Erzdiocese Lyon (Depart. Ain) dem Abte Odilo zur 
Reformation, der es auch ofters besuchte. 58 ) 

Der edle Herr Hugo de Mercuriolo grundete in der Stadt 
Billom in der Auvergne das St. Lupus-Kloster und iibergab 
es feierlich dem hi. Odilo fur die Monche von Sauxillanges, die 
es vollstandig ausbauten. 69 ) Viel wirkten noch die Cluniacenser 
Teuto, Heldrich und Amadeus fur die Congregation. 69 *) 

Endlich lesen wir in der Geschichte der Bischofe von Liittich, 
dass Odilo und dessen Nachfolger mehrere Priorate in der Diocese 
Liittich erhalten haben. Da wir aber nicht nachweisen konnen, 
welche von den fiinf an angegebener Stelle aufgefuhrten Priorate 
unter Odilo an Cluny kamen, so moge es geni'igen hierauf auf- 
merksam gemacht zu haben. 60 ) 

Diese durre Aufzahlung der Kl(")ster, welche unter Abt Odilo 
zu Cluny kamen, beweist mehr als a ( le Lobspriiche die Thatig- 
keit Odilo's zur Grundlegung der Congregation. 37 Kloster, Prio- 
rate und Zellen hatte Odilo mit Cluny angetreten, wenigstens 
5 grundete er und seine Monche, mehr als 23 G1 ) wurden ihm 
von andern fur immer ubergeben, so dass hpi seinem Tode 



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7 — 



mehr als 65 Kloster etc. zu Cluny gehorten. Und doch war 
damit die eigentliche Congregation nicht vollendet, sondern nur 
der Anfang zu ihr gemacht. Ihre Vollendung erhielt sie erst 
unter Abt Hugo (1049 — 1109) Odilos unmittelbarem Nachfolger, 
der zur Erreichung seines Zweckes folgende Mittel planmassig 
anwandte : 

1. Haufige Visitationen in den congregirten Klostern. 

2. Festsetzung und schriftliche Abfassung der »(Jewohn- 
heiten* und »Statuten Cluny's*, die aberjenach Lage der betref- 
fenden Kloster, nach den Landesgewohnheiten und Beschaftigungen 
abgeandert werden konnten. 

3. Generalcapitel, d. h. regelmassig stattfindende Versamm- 
lungen und Berathungen der Vorsteher der einzelnen Kloster 
in Cluny. Auf diesen (Jeneralcapiteln, die fur die Congregation 
das werden sollten, was die allgemeinen Concilien fur die ganze 
Kirche sind, wurden zwci Visitatoren ernannt, welche die Aus- 
fuhrung der gefassten Beschliisse iiberwachen sollten. 

4. Die allmalige Verwandlung der congregirten Abteien in 
Priorate. Man traf diese Massregel urn eine einheitliche Leitung 
moglich zu machen und zu verhindern, dass diese Kloster nicht 
mehr in Verfall gerathen sollten. 61 *) 

Das eine und andere dieser Mittel wurde bereits vom 
hi. Odilo angewandt, so z. B. hiiufige Visitationen und wenigstens 
einraal das Generalcapitel. 02 ) 

In der Folge wuchs die Congregation so rasch, dass allein 
Abt Hugo wahrend seiner sechszigjiihrigen Regierung mehr als 
10.000 Novizen aufnahm 63 ) und bei einem Generalcapitel des 
Abtes Petrus des Ehrwurdigen (regierte von 1122 bis 1143) 
1212 Vorsteher der congregirten Kloster zugegen waren. 04 ) 

Odilo war noch keine hundert Jahre todt, da (im Jahre 1131) 
zahlte die Congregation von Cluny mehr als 2000 Kloster und 
Kirchen und umspannte die ganze damals bekanntc Welt bis in 
den Orient hinein. 6R ) 



Auch andere Kloster wurden dem hi. Odilo zur Durchfuhrung 
der Reformation anvertraut, die in keinerlei Abhangigkeits- 
verhaltniss zu Cluny traten und nach glucklich ausgefuhrter Re- 
formation ihre voile Freiheit erhielten, oder anderen Aebten unter- 
stellt wurden. 

In erster Reihe ist hier das Stift St. Denis zu nennen. 
Dieses war gegen Ende des X. Jahrhunderts ganz verweltlicht und 
die Guter verschleudert worden. Da hid Konig Hugo Cupel den 
Abt Maiolus ein, das Kloster auf einen bessei-en Stand zu bringen. 



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Auf der Rei.se nach St. Denis begriffen starb der hi. Abt und nun 
bat Hugo den hi. Odilo St. Denis fur einige Zeit zu ubernehmen. 
Odilo begann die Reformation im Jahre 994, und bereits 3 Jahre 
nachher war das Kloster schon so gehoben, dass er den fruheren 
Propst von Cluny Vivianus den Monchen von St. Denis als Abt 
vorsetzen konnte. 

St. Denis wurde von Odilo otters besticht. Einmal hatte dieser 
die vierzigtagige Fastenzeit und die Charwochedort zugebracht. Alles 
freute sich auf das frohe Osterfest. nur der gute, alte Propst Ivo war 
bekiimmert; er wollte gerne dem Abte Odilo und den Briidern am 
Ostertag bei Tiseh mit Fischen aufwarten. und man hatte doch 
keine fangen konnen. Vertrauend auf die Hilfe Christi und das 
Verdienst des hi. Abtes ging er in der Morgenfri'ihe des Festes mit 
den Knechten an die Seine und liess vertrauensvoll das Netz aus- 
werfen. Und in der That fingen sie einen gewaltigen Stor. Alle 
waren voll Verwunderung, weil diese Art Fische noch nie in der 
Seine gefangen wurden. Auch Odilo erstaunte dariiber und liess 
sogar die Schulkinder herbeikommen um den ihnen unbekannten 
Fisch sehen zu konnen. 66 ) 

Im .lahre 1022 wurde das beriihmte Inselkloster L6rins 
voriibergehend der Jurisdiction Odilo's unterstellt. Bereits im 
Jahre 978 war es von Papst Benedict VII. dem hi. Maiolus 
sammt dem Kloster Arluco zum Eigenthum ubergeben worden. 
Ob es nun von dieser Zeit an immer bei Cluny gewesen war. 
oder was wahrend dieser Zeit mit L6rins geschah. konnen wir 
nicht bestimmt sagen. Odilo war aber thatsiichlich von 1022 bi^ 
1028 Abt von L6rins. In dem letztern Jahre setzte er Amalrich 
zum Abte ein und Lerins ward wieder selbstandig. Die Monche 
von L6rins bewahrten dem Abte Odilo ein dankbares Andenken und 
schrieben nach seiem Tode seinen Namen in ihr Necrologinm ein. tt7 ) 

Noch zwei Kloster reformirte Odilo. Namlich St. Faron 
in der Diocese Meaux, das im Jahre 1001 Graf Otto von Cham- 
pagne dem Abte Wilhelm von Dijon ubergab. u8 ) und St. Cyprian 
in Poitiers, das Odilo von Herzog Wilhelm von Aquitanien er- 
halten hatte und das wenigstens im Jahre 1004 zu Cluny gehorte. 6 **) 

Auch verlangten Kloster Cluniacenser zu ihren Aebten, so 
wurden z. B. im Jahre 997 der Monch Theobald aus 
Cluny zum Abte von St. Paul in Cormery, 70 ) nach dem Jahre 
1010 Amadeus als Abt nach Flavigny, im Jahre 1018 oder 1020 
der Cluniacenser Icter zum Abte von Savigny in der Krzdiocese 
Lyon postulirt. 71 ) Ebenfalls holte man bei manchen Abt- 
wahlen den Rath Odilo's ein, so im Jahre 1007 bei der Wahl 
Durand's zum Abte von Savigny. 72 ) 

Odilo entfaltete seine reformatorische Thiitigkeit nicht bios 
in Frankreich, Burgund und den benachbarten Gebieten, sondern 



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- 9 — 

er iibte einen durchaus bestimmenden Einfluss aus auf den Bene- 
dictiner-Orden in Italien, Lothringen, Deutschland und Spanien. 

i. In Italien. 

Hugo, der Abt des Klosters Far fa im Sabinerlande, hatte 
im Anfang des Jahres 997 diese Abtei erhalten. aber, wie er selbst 
sagt, auf unrechte Weise, niimlich durch Geld. Trotzdem suchte 
er aufrichtig das Kloster in jeder Beziehung zu heben. Das Leben 
der meisten Monehe an diesem Orte war nicht erbaulich, sie assen 
Fleisch im Refeetorium und trugen halbwoltliche Kleidung. Urn 
eine bessere Ordnung einzufiihren, liess er zuerst Monehe von 
Subiaeo, dann von Monte Casino, hierauf aus dem Kloster Classe 
in Ravenna kommen, aber ungeachtet seiner eigenen grossen 
Selbstverleugnung erreichte Hugo seinen Zweck nicht. Da karnen 
im Jahre 998 der hi. Odilo und Abt Wilhelm von Dijon nach 
Farfa und waren sehr erbaut iiber den Eifer Hugo's und gaben 
ihm gute Rathsehliige. Hierdurch geriihrt wollte dieser den beiden 
Aebten seine Abtei abtreten und sicb von ihnen eine Busse fur 
den begangenen Fehler auflegen lassen. Die gaben ihm zur Busse 
auf, die Abtei nieht zu verlassen, sondern die »Gewohnheiten 
Cluny\s« und damit die Besserung einzufiihren. 

In Gegenwart des Papstes, einiger Bisehofe, des hi. Odilo und 
des Abtes Wilhelm verspraehen Hugo und seine versammelten 
Monehe die (iewohnheiten Cluny's nach der Moglichkeit des Ortes 
einzufiihren und fur immer getreulich zu halten. Ueber diese 
Vorgange erliess Hugo eine Constitution, welche die beiden Aebte 
im Verein mit dem Papste Gregor V. guthiessen und welche 
spater Papst Sylvester II. bestiitigte, nachdem er dem Abte von 
Farfa die canonische Busse fur die unrechtmilssige Erwerbung der 
Abtei auferlegt hatte. 

Um diese Constitution Hugo's ins Werk zu setzen, wurde 
ein durch den hi. Romuald gebildeter Monch Namens Johannes, 
der in einem Kloster der heiligsten Jungfran in Apulien unter 
dem Abte Johannes lebte, liber die Alpen nach Cluny und in 
verschiedene andere Cluniaeenser-Kloster geschickt. und zwar in Be- 
gleitung eines Gefahrten. Hier zeichnete Johannes die (iewohnheiten 
Cluny's in zwei Buchern unter demTitel »Buch des (rechten) Pfades« 
auf, welch > Abt Hugo und nach dessen Abdankung im Jahre 1009 
sein NefTe und Nachfolger Guido dem Kloster Farfa anpassten, sie 
theils vermehrten. theils einschrankten. Daraus entstand das Werk, 
das unter dem Titel »Disciplina Farfensis* oder >Ordo Farfensis* 
bekannt ist. In der jetzt vorliegenden Form, wurde es wahr- 
scheinlich zwischen den Jahren 1039 und 1048, und zwar von 
einem gewissen Guido geschrieben. Ob aber dieser der Abt Guido 



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10 - 



oder ein anderer Monch dieses Namens ist, liisst sich nicht 
genau sagen. 

Seit Anfang des Jahres 1014 hatte Hugo die Verwaltung 
und damit audi die Reform Farfa's wieder aufgenommen, im 
.lahre 1027 aber wieder niedergelegt, worauf abermals Guido Abt 
wurde. Im .lahre 1036 trat Hugo wieder die Leitung an und 
starb im Jahre 1039. 

Hugo hatte in geistlicher und weltlicher Beziehung wacker 
fur sein Kloster gearbeitet, hatte sein Vergehen bitter bereut; es 
gelang ihm mit der Hilfe Gottes und der Furbitte der aller- 
seligsten Jungfrau, die er innig verehrte, das Kloster nach den 
Gewohnheiten von Cluny zu verbessern und er erwarb sich dadurch 
die Liebe und Anhiinglichkeit seiner Monche in sehr hohem Grade. 
Die Reform war nachhaltig; denn als der Monch Oddo im 
Jahre 1099 zum Abte gewahlt wurde, musste er die Constitution 
Hugo's beschworen. 

Odilo aber war sein ganzes Leben lang fur Farfa und be- 
sonders fur Abt Hugo thatig. 7S ) 

Unterdessen griindete ein Schtiler Odilo's ein anderes Kloster, 
namlich Cava bei der Stadt Salerno. Das kam so. 

Alferius, ein in dem Jahre 931 geborener Sprossling der 
edeln Familie der Pappacarboni in Salerno hatte sich durch seine 
Kenntnisse, besonders im Rechte, so ausgezeichnet, dass die 
Ftirsten Johannes II. und Guaimar HI. von Salerno ihn oft zur 
Besorgung wichtiger Gesch&fte beniitzten. So schickten diese ihn 
einmal als Gesandten nach Frankreich und zu Kaiser Otto III. 
Auf dieser Reise erkrankte Alferius gefiihrlich und Hess sich im 
Kloster des hi. Michael von Clusa (San Michele delle Chiusa in 
den Cottischen Alpen bei Turin) verpflegen. Hier machte er das 
Versprechen Monch zu werden und er genass. Zu derselben Zeit 
befand sich in diesem Kloster auch der hi. Odilo, dem sich Alferius 
anvertraute und sein Geliibde offenbarte. Odilo nahm ihn mit nach 
Cluny und gab ihm da den Habit im Jahre 995. Der Novize machte 
Fortschritte im geistlichen Leben und wurde seinem Abte sehr lieb. 
Alferius sollte aber nicht fur immer in Cluny bleiben. 

Seit dem Jahre 988 ungefahr lebte n&mlich an der Stelle, 
wo spater Cava entstand. ein Casineser-Monch, Namens Liutins, 
der den Fiirsten von Salerno nahe gestanden hatte, er zog aber 
im Jahre 1009 wieder nach Monte Casino, und nun wollte Furst 
Guaimar den Alferius in seiner Nahe haben. Der Furst steUte 
dieses Ansinnen an Odilo, der endlich nachgeben und Alferius 
nach Salerno Ziehen lassen musste (im Jahre 1010). Guaimar 
unterstellte dann dem Alferius beinahe alle Kloster Salerno's und 
der Umgebung, darunter auch St. Maximin und St. Benedict, um 
sie nach den Gewohnheiten von Cluny zu refonniren. Alferius 



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fuhlte sich aber zu einem einsamen Leben hingezogen, entfloh 
eines Tages aus Salerno und zog sich in die tiefste Hohle von 
La Cava zuriick. Das gesehah im Jahre 1011. Bald sammelten 
sich Schuler um ihn, z. B. Leo von Lucca, lm Jahre 1012 
wurde mit dem Bane einer Kirche begonnen, die im Jahre 1019 
feierlich eingeweiht wurde. Alferius stellte Kirche und Kloster 
unter den Schutz (ier allerheiligsten Dreieinigkeit. Allmalig er- 
folgten viele Vergabungen. Im Marz 1025 schenkten Guaimar 111. 
und sein Sohn (Juaimar IV. das Landgebiet, worauf Cava steht, 
weitere Schankungen geschahen in den Jahren 1027, 1035, 1044, 
1049, 1050 etc. 

Im Jahre 1047 irat wohl einer der bedeutendsten Manner 
jener Xeit in Cava als Novize ein. Es war Dauferius, geboren 
um das Jahr 1027 in Benevent, ein Abkommling der dortigen 
Fursten. Kr hatte sich die Erlaubniss von seinen Verwandten 
so zu sagen erkiimpfen miissen und hatte selbst in Cava keine 
Ruhe. Doch musste er dem Drangen seiner Mutter nachgeben und ging 
in das Kloster der hi. Sophia in Benevent. Hier wurde er vom 
Abte Gregor aufgenommen, erhielt den Xamen Desiderins, wurde 
spiiter Abt von Monte Casino und endlich Papst unter dem 
Namen Victor IN. 

Durch die treue Beobachtung der Regel des hi. Benedictus 
und der Gewohnheiten Cluny's nahm Cava einen grossen Auf- 
schwung und bildete allmalig in Italien eine eigene Congregation. 
Im 12. und 13. Jahrhundert standen 340 Kirchen. mehr als 90 
Priorate und wenigstens 29 Abteien unter Cava. 

Alferius starb im Jahre 1050, in dem ungewohnlich liohen 
Alter von 120 Jahren. 74 ) 

Odilo blieb auch dem Mutterklostcr unseres Ordens Monte- 
Casino nicht feme; es ist sogar sehr w T ahrscheinlich, dass er 
auch dieses Kloster reformirte. Im Jahre 1023 kam niimlieh miser 
Abt wieder nach Italien. Aus Verehrung gegen (\en hi. Vater Benedictus 
und dessen Kloster erstieg er, trotz seines Alters von 61 Jahren, den 
Berg zu Fuss. Oben angelangt wurde er hochst ehrenvoll empfangen 
und nach alter Sitte zur Begriissung in den Versammlungs-Saal 
gefiihrt. Hier bat er den Abt Theobald angelegentlich um die Erlaubniss 
alien Brudern die Fusse kiissen zu durfen. Nur ungerne gab 
dieser zu einer solchen VerdemiHhigung seine Zustimmung, ver- 
langte aber seinerseits von dem hi. Abte am folgenden Festtage 
des hi. Benedictus die feierliche Messe zu halten. Odilo konnte 
aber durchaus nicht dazu gel>racht werden in des Abtes 
Gegenwart das Amt zu halten. Als die Briider zum feierlichen 
Aufzuge schon bereit standen und Theobald ihm seinen Hirten- 
stab ehrerbietig dai'gereicht hatte, weigerte sich Odilo in 
seiner Demuth lange mit den Worten, es gezieme sich durch- 



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— 12 



aus nicht in der Gegenwart des Abtes von Casino einen 
solchen Hirtenstab zu tragen, es sei unziemlich und gegen alles 
Recht, dass er oder irgend ein anderer Abt da den Hirtenstab 
zur Hand nehme, wo der Stellvertreter des hi. Benedictus, des 
Abtes aller Aebte zugegen sei. 

Als Odilo den hi. Berg verliess, begleitete ihn der Abt 
Theobald mit vielen Briidern bis zur Klosterpforte und baten ihn 
um einen Theil der Reliquien des hi. Maurus. Gerne versprach 
das Odilo. 

Nach Hause zuruckgekehrt erlangte er von den Monchen zu 
St. Maur des Fosses ein vollstiindiges Armbein des hi. Maurus. 
Dieses liess Odilo in ein schon gearbeitetes silbernes Behaltniss, 
das die (iestalt eines Thurmes hatte, einschliessen und sieben 
Jahre nach seinem Besuche auf Monte-Casino durch sechs Clunia- 
censer dorthin verbringen. Die Monche und das Volk der Um- 
gebung gingen in festlichem Zuge den hi. Reliquien entgegen und 
geleiteten sie unter Hymnen- und Psalmengesang feierlich ins 
Kloster, wo sie auf den Altar des hi. Benedictus gestellt wurden. 

In diesem Berichte des Chronisten konimt freilich kein Wort 
von eincr Reformation vor, die durch Odilo ware begonnen 
worden. Wenn wir aber bedenken, dass unter der nachgiebigen 
Regierung des Abtes Atenulfs, der durch seinen Bruder, den 
Fursten Fandulf von Capua in viele weltliche Handel war ver- 
wickelt worden und am 30. Miirz 1022 auf der Flucht vor dem 
lletTC des Kaisers Heinrich 11. umgekommen war, die klosterliche 
Zucht in Casino sehr gelitten hatte, und wenn wir ferner be- 
denken, dass Odilo friiher bereits schon sechsmal in Italien und Rom 
und jedenfalls auch in Monte-Casino war, ohne dass davon der 
Chronist Hieses Klosters etwas in seinem Buche meldet, dass dieser 
aber don Besuch im Jahre 1023 genau erzahlt. so diirfen wir wohl 
annehmen, der Besuch Odilo's sei >gewiss weniger geschehen, um 
dort den Briidern seine Verehrung an den Tag zu legen, als um 
die nothwendigen Beformen im Kloster durchzufuhren.* 75 ) 

Vier Jahre nach dem Besuche Odilo's in Monte-Casino wurde 
die Reform des piemontesischen Klosters Breme versucht, die 
zwar anfangs misslang, spater jedoch durchgehlhrt wurde. 

Am 15. oder 16. Jannar 1027 war namlich (iotefred. der 
Abt des Klosters Breme (Novalese) in Fiemont, gestorben. Kaiscu* 
Konrad 11. ubergab bei seinem Aufenthalt in Rom wahrcnd der 
Monate Miirz und April desselben Jahres die Abtei, wahrscheinlich 
auf Verwenden des hi. Odilo, der sich damals auch in Rom be- 
fand, dessen NefTen, welcher ebenfalls Odilo hiess und bis jetzt in 
Cluny gelebt hatte. Dieser Odilo war noch ziemlich jung, ging in 
seinem Eifer zu scharf gegen die iilteren Monche vor, suchte durch 
zahlreiche Vergabungen von Klostergut an weltliclie Vasallen diese 



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— 13 — 

fur sich zu gewinnen und scheint auch, wohl im Vertrauen auf 
den Einfluss seines Oheims, unter dessen Oberleitung jedenfalls 
die Abtei stand, die nnthige Riicksichtnahme auf den Kaiser 
ausser Acht gelassen zu haben. Seine Stellung wurde bald 
unhaltbar. Der Kaiser nahm ihm desshalb um das Jahr 1031 
die Abtei und gab sie dem Bischof Alberich von Como, aber nur 
gegen bedeutende Leistungen an Geld. Das war aber auch den 
Monchen von Breme nicht angenehm, sie sollten dem Bischof Treue 
schworen, einige flohen. Alberich verband sich aber mit dem 
Markgrafen Maginfred II. von Turin und dessen Bruder. dem 
Bischofe Adalrich von Asti, nahm mit deren Ililfe den jiingern 
Odilo gefangen, Hess ihn aber bald wieder, da dieser ihm den 
Schwur der Treue geleistet hatte, frei. Bischof Alberich starb bald 
und Litjker, ein DeuLscher, wurde Bischof von Como. Dieser gab 
mit Uebergehung Odilo's, die Abtei dem Aldraldus II. Breme hatte 
aber noch Manches zu leiden. In den 50ger und GOger Jahren war 
aber Aldrald III. Abt dieses Klosters. Dieser Abt, ein Schuler des 
hi. Odilo, war bei dessen Tode zugegen, unterschrieb im 
.lahre 1059 bei der grossen Synode zu Rom, wurde im Jahre 10fi9 
Bischof von Chartres und starb im Jahre 1075. Aldrald III. war 
ein Freund des hi. Petrus Damiani, sehr fur die Reform des 
Klosterlebens thiitig und stand allgemein in hohem Ansehen. 70 ) 

2. Lothringen und Deutschland. 

In Lothringen bildete sich unter dem directen Einflusse des 
hi. Odilo die Congregation von St. Vannes in Verdun. Der Be- 
gri'inder dieser Congregation, Richard, war von vornehmen Eltern 
in der Niihe von Montfaucon (Depart. Meuse) in der Diocese 
Rheims geboren, wurde an der Kirche zu Rheims erzogen und 
nach erhaltenen Weihen Archidiacon. Aber in dieser Stellung 
fuhlte er sich nicht zufrieden, er bemerkte in sich einen grossen 
Drang zum Ordensstande. Im Anfange des XI. Jahrhunderts kam 
Graf Friedrich von Verdun, aus dem Hause der Ardennergrafen, nach 
einer Wallfahrt in\s gelobte Land nach Rheims, lernte dort den 
Richard kennen und wurde enge mit ihm befreundet. Die beiden 
Manner beschlossen nun miteinander in das Kloster St. Vannes 
zu Verdun einzutreten. Dort lebte damals der heiligmiissige Abt 
Fingen mit 7 Schottenmonchen ; das Kloster wird von cluniacen- 
sischer Seite als zuruckgekommen, das (ieb;iude als eng, baufiillig, 
der Besitz als vermindert, das Leben der M(>nche als nicht nach 
der hi. Regel eingerichtet, geschildert, wahrend jedoch Hugo von 
Flavigny die Monche als gute Religiosen lobt. Ric;hard und 
Friedrich konnten sich nicht entschliessen hier zu bleiben 
und wandten sich zu Odilo nach Cluny. Diese beiden edeln, 
vom besten Geiste beseelten Ordenscandidaten wiiren gewiss 



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fur jeden andern Abt eine willkommene Erscheinung gewesen. 
Odilo bedachte aber, das.s sie in Cluny eben nur zwei Monche 
mehr gewesen waren. dass sie aber an einem andern Orte 
mehr Gutes leisten konnten und sagte zu ihnen, sie sollten 
nicht in Cluny das Ordenskleid nehmen, wo es Nichts gebe, 
das sie durch ihr gutes Beispiel verbessern konnten, sie sollten 
vielmehr nach St. Vannes zuriickkehren, urn jenes Kloster zu 
verbessern und auf den Pfad der hi. Regel zu lei ten. Dieser 
eines fur das Wohl der Kirche begeisterten Beiligen wiirdige 
Bescheid wurde von den Chronisten ungemein belobt und desshalb 
sogar dem hi. Odilo die Gabe der Prophezeiung zugeschrieben. 
Richard und Friedrich gingen also nach St. Vannes zuriick. 
Am 11. Juli 1004 legten sie die Geliibde ab, am 8. October desselben 
Jahres starb Abt Fingen. Richard wurde zum Abte gesetzt und 
empfing am 28. October durch Bischof Heimo die Benediction. 
Mit Hilfe des Papstes, des hi. Odilo, des Kaisers Heinrich II. 
und der Ardennergrafen begann Richard die Reform seines Klosters 
nach den Grundsatzen der Cluniacenser. Junge Leute, auch aus den 
hochsten Standen, baten um Aufnahme, ungemein rasch hob sich 
St. Vannes, so dass es auch andere Kloster verbessern konnte, 
z. B. St. Vaast in Arras, St. Bertin, St. Amand bei Tournay, 
St. Peter bei Gent, St Johannes zu Florennes in dem Bisthum 
Luttieh, St. Peter und Paul zu Hautmont bei Maubeuge, St. Peter 
in Ch&lons, St. Mauritius zu Vaslogis im Ardennenwald, Lobes 
u. s. w. Der Biograph Richard's sagt, dass dieser zuletzt 
21 Abteien geleitet habe. Richard baute sehr viel, hielt Zucht 
und Ordnung in seinen Klostem. Bevor er im Jahre 1027 
die Reise nach Jerusalem antrat. vertraute er St. Vannes und 
wahrscheinlich auch die andern Kloster der Obsorge Odilo's an. 
Wegen seiner Verdienste sollte Richard auf den Bischofssitz von 
Verdun erhoben werden, er schlug aber die Ehre aus und wollte 
lieber ein armer, demuthiger Monch bleiben. Er starb am 
14. Juni 1046, wahrend sein Freund Friedrich bereits am 
6. Januar 1022 gestorben war. 77 ) 

Richard war besonders thatig in Frankreich und Deutschland. 
Sein befahigtester Schiller, Abt Poppo von Stablo, setzte die 
Reformation deutscher Kloster fort. Weiter zu verfolgen, wie 
dieser in den Diocesen Koln, Trier, Metz, Mainz, Constanz 
(St Gallen) reformirte, liegt nicht in unserer Aufgabe, wir wollen 
jetzt sehen, welchen Einfluss Odilo direct auf deutsche Kloster 
ausiibte. 78 ) 

Zuerst trat Odilo mit dem Stifte Murbach, siidwestlich von 
Colnw, in Beziehung. Welcher Art aber diese war, konnen wir 
nicht sagen. Soweit ist gewiss, dass der Cluniacenser Monch 
Warnerius nach Murbach geschickt wurde, dort wahrscheinlich 



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starb und dass nach dessen Tode Odilo seibst eine Reise nach 
Murbach machte. Dies geschah hochst wahrscheinlich um das 
Jahr 995. 79 ) 

Mehr wissen wir liber die Grundung des Klosters Abdinghof 
in Paderborn. 

Der bekannte Bischof Meinwerk von Paderborn erbat sich 
vom Abte Odilo 13 Bruder um ein Kloster zu griinden. Diese 
nahmen das Mass fur Speise und Trank, ein Exemplar der hi. 
Regel, ein Antiphonarium und ein Hymnarium mit sich. In 
Paderborn erbaute ihnen Meinwerk, nachdem der Unwille 
Einiger uber diese Ansiedelung beschwichtigt war, im westlichen 
Theile der Stadt eine Capelle des hi. Benedictus, die er dotirte 
und am 14. Februar 1016 einweihte. Den Monchen setzle 
Meinwerk einen aus ihrer Mitte als Abt vor, er hiess Sigehard. 
Der Bischof war mit den Cluniacensern sehr zufrieden und 
lorderte sie auf jede Weise. Sohne seiner Ministerialen und 
Burger begehrten die Aufnahme. Unterdessen baute man rustig 
an dem Kloster und der Kirche. Meinwerk wollte seibst am 
Ende des Jahres 1022 oder Anfang des niichsten Jahres die 
Weihe vornehmen. Da stiirzte der bereits eingewolbte Chor 
plotzlich ein, so dass die Weihe verschoben werden musste. 
Am Weinachtsfeste 1022 feierte der Bischof doch die Fruhmesse 
in Abdinghof in Gegenwart des Kaisers Heinrich 11. und weihte dann 
am 2. Januar die Crypta zu Ehren des hi. Stephanus; der Stein 
des Altares in der Crypta war vom hi. Papste Leo consecrirt 
und von Detmold hergebracht worden. 

Im .Jahre 1031 war der Bau der Kirche und des Klosters 
vollendet. Der Patriarch Poppo von Aquileja, ein geborener 
Baier und Verwandter Meinwerk's, schickte fur die neue Kloster- 
Kirche den Leib des hi. Felix. Um von der Echtheit dieser 
Reliquie sich zu uberzeugen, unterwarf Meinwerk den heiligen 
Leib zuerst der Feuerprobe; als diese befriedigend ausgefallen 
war, wurde er in festlichem Zuge in's Kloster gebracht, am 
3. October 1031. 

Am Allerseelentag, 2. November desselben Jahres. weihte 
Meinwerk die Kirche und das Kloster feierlich ein zu Ehren der 
111. Jungfrau, der hi. Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen, 
und beschenkte seine Stiftung auFs reichlichste. Der Erzbischof 
Hunfrid von Magdeburg, die Bischofe (iodehard von Hildesheim, 
Sigibert von Minden, Sigfrid von Minister und vier andere waren 
anwesend. Auch die deutschen Kaiser bedachten das Kloster mit 
Schankungen und weitgehenden Freiheiten, so Heinrich II. bereits 
am 10. Juli 1017, dann bei seiner Anwesenheit in Paderborn 
14. Januar 1023, Conrad II. Paderborn 16. Januar 1032, Heinrich 111. 
Aachen 26. Mai 1046. 



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16 - 



Der Abt Sigehard von Abdinghof erlebte noch die Ein- 
weihung, nach ihm kam Wolfgang an die Regierung; dieser starb 
im Jahre 1052 oder 1053. 8 °) 

Von einer weiteren directen Einwirkung des hi. Odilo auf 
deutsche Kloster haben \vir keine Nachricht; wir wenden uns 
desshalb zu dem Lande, auf dessen Kloster der hi. Odilo nach den 
franzosischen wohl den meisten Einfluss ausiibte, namlich 

3. Spanien. 

Viele Kloster dieses Landes waren zerfallen oder ausgeartet, 
und zwar wegen zwei Ursachen; denn erstens bemachtigten sieh 
Laien und Weltgeistliche oft der Kloster und ihres Besitzes und 
beuteten sie dann aus. Zweitens wurden die Kloster ebenfalls oft 
von den feindlichen Mauren verwiistet und entvolkert. 

Da beschloss Konig Sancho der Grosse von Navarra (vom 
Juni 970 bis Februar 1035) nach seinen erfolgreichen Kriegen 
gegen die Ungliiubigen, die Kloster wieder herzustellen und berieth 
sich zu diesem Zwecke mit religiosen und verstandigen Miinnern. 
Das Ergebniss dieser Berathung war; Niemand sei geeigneter fur 
die Durchfuhrung dieser Anfgabe, als die Monche des Klosters 
Cluny, welche mit der Ililfe (lottos und Dank den Bemiihungen 
des ehrwiirdigen Abtes Odilo die Regel des hi. Benedictus am 
besten beobachten. 

Auf den Rath der Bischofe und Grossen seines Reiches 
schickte Sancho den frommen Paternus mit seinen Gefahrten, 
die bisher auf dem Gebirge Arragonien's als Einsiedler gelebt 
hatten, zu Abt Odilo nach Cluny, um dort das wahre Monchsleben 
kennen zu lernen, und dann dasselbe auch nach Spanien zu 
verpflanzen. In Cluny wurden sie von Odilo gut aufgenommen, 
sorgfUltig unterrichtet und erwarben sich trotz ihrer eigenthiim- 
lich( i n kirchlichen Gebriiuche die Achtung aller Mimche. Nach 
langerem Aufenthalte wurden sie von Sancho durch eine eigene 
Gesandtschaft, die mit Geschenken nach Cluny gekommen war, 
zurijckberufen. Der Konig wies den Ankommlingen verschiedene 
Kloster zur Verbesserung an, so wurde Paternus Abt von San 
Juan de la Pefia in Aragon, bald darauf auch von Leyre, ein 
anderer wurde Abt von St. Maria de Yracha. Die Ruckkehr 
der Colonie muss vor dem 21. October 1022 geschehen sein ; 
denn in diesem Jahre unterschrieb Paternus als Abt von San 
Juan de la Pena die Schankungsurkunde des Konigs fur den 
Bischof Sancho el Major. 

Die Cluniacenser losten ihre Anfgabe so gut, dass bereits 
im Jahre 1023 auf dem Concil von Pamplona bestimmt wurde. 



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17 — 



die Bischofe Irun's sollen kiinftig nur aus dem Kloster Leyre 
genommen werden, jedoch mit Beriicksichtigung des Wahlrechtes 
der Bischofe derselben Provinz. 

In der Folge nahmen immer nielu* Kloster die Lebensweise 
von Cluny an. So liess Konig Sancho im Jahre 1025 das alt- 
beruhmte Kloster St. Victorian, das ganzlich zerstort war, wieder 
aufbauen, dotirte und besetzte es mit Cluniacensern. Der Konig 
sollte aber die Wiederherstellung dieses Stiftes nicht mehr erleben. 
Erst im Jahre 1043 war mit Hilfe seines Sohnes, des Konigs 
Ramiro I. von Aragon die Kirche fertig, und wurde am 22. Mai 
desselben Jahres im Beisein aller Priilaten und Grossen des 
Reiches feierlich eingeweiht. — Anfangs der 30er Jahre des 
XI. Jahrhunderts ungefahr liess Konig Sancho das St. Petrus- 
kloster zu Cerdagna von den Cluniacensern reformiren, mit dem 
dann nach dem Jahre 1042 das Kloster St. Maria von Rezmund 
vereinigt wurde. Auf die Bitten der Bischofe und seiner Grossen 
ubergab Konig Sancho im Jahre 1033 auch das Kloster Ofia 
in der Provinz Burgos dem Abte Paternus. Es war dies ein 
sogenanntes Doppelkloster, in welchem unter den Nonnen die strenge 
Zucht nachgelassen hatte. Paternus kam nach Ofia, entfernte 
die Nonnen, liess nur die Monche daselbst, die von ihm und 
einigen Cluniacensern m den Gewohnheiten von Cluny unterwiesen 
wurden. Abt von Ofia wurde der Monch Garcia, unter welchem 
dem Kloster die Exemtion ertheilt und andere Kloster unterstellt 
wurden. mit welchen Ofia eine eigene Congregation bildcte. 

Garcia stand aber Ofia nicht lange vor. Er starb bald, 
oder wurde, wie andere berichten, Bischof. Zu seinem Nachfolger 
hatte Konig Sancho den lnigo (Eneco, Henneco) ausersehen, der 
bisher in der Gebirgseinr>de von Aragon das strengste Eremiten- 
leben gefuhrt hatte und sich erst auf das personliche Verwenden 
des Konigs bestimmen liess, die ihm zugedachte Wurde anzu- 
nehmen. was vor Februar 1035 geschah. lnigo wurde Abt von 
Ona, das der Konig reichlich mit Freiheiten und Schankungen 
ausstattete. Der neue Abt stand seinem Amte sehr gut vor, war 
gegen Arme und Kranke ungemein wohlthatig (ein charactertstisches 
Kennzeichen der Cluniacenser!) und leuchtete durch Wunder. 
Viele Leiden musste er erdulden, und zwar erwuchsen ihm nicht 
die geringsten aus seiner Anhiinglichkeit an das konigliche Haus. 
Als im Jahre 1054 der Bruderkrieg zwischen Konig Garcias HI. 
von Navarra und dessen Bruder Konig Ferdinand 1. von Leon 
und Castilien drohte, suchte er in Gcmeinschaft mit dem hi. 
Dominicus, Abt des Klosters Silos, zu vermitteln, aber vergebens. 
Zwischen Atapuerca und Ages, in der Nahe von Burgos, kam es 
zur Schlacht. Ki'mig (Jart'ia wurde hier t<)dtlich verwundet und 

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- 18 — 

starb, nachdem liiigo ihn mit den hi. Sacramenten versehen 
halte, in dessen Armen, am 1. September 1054. 

Inigo erkrankte spater auf einer Reise, liess sich in sein 
Kloster zurlickbringen und starb da am 1. Juni (ca. 1057 bis 1068). 
Ein Jahrhundert spater erhob Bischof Petrus Perez von Burgos 
seine Gebeine und iibertrug sie in die Kirche, wo ihm zu Ehren 
ein Altar errichtet wurde. 

Die Konige von Spanien und die Cluniacenser-Ktoster dieses 
Landes unterhielten einen regen Verkehr mit Chiny. Wir kennen 
von dieser Correspondenz leider nur noch zwei Briefe des 
hi. Odilo. Der eine ist an Konig Garcias III. von Navarra 
(1035 — 1054) gerichtet. Da dieser Brief an einer andern Stelle 
nochmals zur Sprache kommt, bemerken wir hier nur, dass 
Odilo darin seine Freude fiber das Wohlergehen Garcias' ausspricht, 
dass er mit seinem verstorbenen Vater, dem Konig Sancho, 
befreundet war, und dass er fur Garcias bete, damit dieser glueklich 
gegen die Ungliiubigen kiimpfe. 

Aus dem andern an Paternus gerichteten Briefe (nach 
Februar 1035 geschrieben, wie der an Konig Garcias). der leider 
nicht vollstiindig auf uns gekommen ist, entnehrnen wir hier, 
dass Odilo und seine Monche dankbar fur Spanien und die Sohne 
des f Konigs Sancho beten, damit der Friede unter den koniglichen 
Briidern wieder hergestellt werde, besonders beten sie fur Ramiro 1.. 
von Aragon, und zwar jeden Tag, indemsiederMatutinden3. Psalm, 
und alien andern Tagzeiten den 120.resp. 121. Psalm beifugen. Ferner 
geht aus diesem Briefe hervor, dass Bischof Sancho II. von Pam- 
plona sich in Gluny niedergelassen habe und, was auch von 
andern bestatigt wird, M6nch geworden sei, und dass Odilo Monche 
nach Spanien schickte. die Paternus bis San Juan de la Pena 
geleiten lassen solle. 

Wahrscheinlich waren diese Monche dazu bestimmt, die 
spanischen Cluniacenser Priorate zu bewohnen. Pena, Ofia 
und Leyre, obwohl von Gluny aus reformirt, gehorten doch 
nicht zum engern Gongregations-Verbande von Cluny, sondern 
bildeten eigene Zweige der Congregation, gerade wie in Frankreich 
St. Benignus zu Dijon unter Abt Wilhelm, wie in Lothringen 
St. Vannes und in Italien La Cava. Es entstanden aber neben 
Pena, Ona und Leyre andere Kloster, die enge in die Congregation 
von Cluny eingegliedert waren. So wurde im Jahre 1047 das 
Kloster des hi. Zoylus von Carrion in der Diocese Palencia ein 
Priorat, zu dessen erstem Prior Abt Odilo den Monch Arnulf bestellte. 
Es war von 24 Monchen bewohnt und hatte viele andere Kloster 
und Zellen unter sich, z. B. St. Romanus de Rupibus, St. Martinus 
de Fromesta etc. Nach dem Tode des hi. Odilo stiftete Konig 
Garcias im Jahre 1052 das Priorat St. Maria von Najera in der 



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Diocese Calahorra dotinte und besetzte es mit Cluniaeensern. 
In diesem angesehenen Kloster hatten die Konige von Navarra 
ihre Grabstatten. Dreissig Monche bewohnten gewohnlich das 
Priorat. 

So wuchs auch nach dem Tode des hi. Odilo seine 
Congregration in Spanien heran. Wie wir sahen, hatten die 
christlichen Herrscher in Spanien daran sehr grossen Antheil, 
bescnders Konig Sancho der Grosse. Dessen Sohne wandten 
ebenfalls der Congregation ihre voile Gunst zu, so liess z. B. 
Konig Ferdinand das Kloster des hi. Facundus und Primitivus 
zu Sahagun durch Cluniacenser reformiren und iiberschickte als 
Beweis seiner Dankbarkeit dem Kloster Cluny jiihrlich 1000 Gold- 
stiicke, welche regelmassige Leistung sein Sohn Alfons VI. ver- 
doppelte. Cluny war aber auch erkenntlich und liess, als Ferdinand 
am 27. December 1065 gestorben war. jedes .lahr an seinem 
Todestage fur das Heil seiner Seele Almosen reichen. 

Die Cluniacenser hatten so sehr das Vertrauen und die 
Achtung gewonnen, dass, wie bis jetzt angenommen wurde, auf 
dem Concil von Pena (25. Juni 1062) beschlossen worden sei die 
Bischofe fur ganz Aragonien ebenfalls nur aus dem Kloster Leyre zu 
nehmen, nachdem schon fruher im Jahre 1042 der Abt dieses 
Klosters Paternus zum Bischof von Saragossa ernannt wurde, 
und zwar auf Betreiben des Konigs Bamiro. Wann Paternus 
starb, ist nicht bekannt, nur soviel ist sicher, dass er im 
Jahre 1063 noch lebte. 81 ) 



Einen andern Zweig der Congregation von Cluny hatte Abt 
Wilhelm von St. Benignus zu Dijon gegriindet. Dieser zuerst 
Monch in Locedium (S. Michele oder S. Gennuario di Lucedio in 
Oberitalien), dann eine Zeit lang Einsiedler auf dem Berge Picheriano, 
war nach vielen Leiden von Abt Maiolus in Cluny aufgenommen 
worden. Nach einem einjiihrigen Aufenthalte bier wurde er in 
das Kloster St. Saturnin bei Avignon geschickt um zu reformiren. 
Wahrend nur einem und einem halben Jahre hatte er dieses 
Kloster in sehr guten Stand gebracht und sein hervorragendes 
Organisationstalent erprobt, desshalb wurde ihm im Jahre 989 
St. Benignus anvertraut, dessen Abt er schon im folgenden Jahre 
wurde. Hier entfaltete er seine Hauptthatigkeit, nach und nach 
vereinigte er 40 Kloster unter seiner Oberleitung, darunter auch 
das neu gegriindete Stift Fruttuaria in Ober-Italien und die von 
ihm wiederhergestellte Abtei Fecamp in der Normandie. Die von 
St. Benignus nach Fruttuaria verpflanzten »Gewohnheiten Cluny's« 
fanden spater auch in der Schweiz, Oesterreich und einem Theile 
Deutschlands ihre Verbreitung. 8l *) Es gehort nicht zu unserer 
Aufgabe die Wirksamkeit Wilhelm's weiter zu verfolgen, nur das 

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— 20 — 

wollen wir noeh bemerken, dass Odilo seinen Freund in jeder 
Weise unterstiitzte, so schenkte er zum Baue der neuen Kirche 
in St. Benignus eine grosse Anzahl gemeiselter Capitelle, Saulen- 
schafte and grosse, polirte Marmorplatten, — Ueberreste der ehemals 
prachtigen, aber im Jahre 937 von barbarischen Horden zer- 
storten Abteigebaude von St. Marcellus in CMlon sur Saone. 
Auch nach dem Tode seines Freundes Wilhelm's im Jahre 1031 
blieb Odilo St. Benignus gewogen und besuehte es. 82 ) 

Nicht bios fur die unter Cluny's Leitung stehenden Kloster 
war Odilo besorgt: er liess seinen Schutz auch andern Klostern 
angedeihen. So eilte er nach der Ermordung des Abtes Abbo 
in dessen Kloster Fleury, urn da mit seinem Rathe und seiner 
Hilfe beizustehen (December 1004) 83 ), so reiste er selbst um den 
Bedrangnissen anderer Kloster abzuhelfen, nach Rom 84 ), so ver- 
wendete er sich bei Erzbischof Leodegar von Vienne fur den Abt 
Ysarn von St. Victor in Marseille, dass ersterer auf der Synode 
zu Vienne 1036 letzterm das Kloster des hi. Ferreolus auf ewige 
Zeiten ubergab. * 5 ) 

Durch diese Bemuhungen fur die Besserung und Ausbreitung 
des Ordens des hi. Bened ictus in so vielen Liindern hat sich Odilo 
das I 'radical verdient, mit welchem ihn Fulbert von Chartres, 
sein Herzensfreund, in Briefen anredete, namlich : »Erzengel der 
Monche.« 

(Fortsetzung folgt im nachsten Hefto.) 



Aiiiiierkuiigen zum dritlen CapUel. 

2b ) „Cui [scl. Oddoni abbati cluniensi] succedens Odilo vir beatissimus, 
virtute et pieta*e refulgens in huius loci desudavit utilitatibus, tarn apud romanam 
sedem transigendo de antiqui privilegii conservatione quam apud seculares 
principes de possessionum donatione et restitutione. u So in der Vorrede des 
alten cartulariums von Romainmotier, in „Der Schweizerische Geschichtsforscher." 
Dritter Band. Bern, 1820 p. 14.) 

se ) Dr. J. R. Rahn, „Grandson und zwei Cluniacenserbauten in der 
Westschweiz. u ZUricb, 1870. (In den „Mittheilungen der an'iquar. Gesellschaft 
in ZUricb." Band XVII. 2. Heft). 

E. F. v. MUlinen, Helvetia sacra, Bern, 1858. I. p. 141 sq. Dr. E. 
T. Gelpke, Kirchenge«chichte der Schweiz. II. p. 154 sqq. Bernard & Br lie I 
I. Nr. 379. Jaffe, Nr. 3096. Jotsald 1. c. Hidber n. 821. 1000. 

Es befanden sich hier in spaterer Zeit mit dem Prior und dem Schul- 
meister 24 Monche, zur Zeit Odilo's waren mehr dort. Bibl. clun. col. 1741. 
Unter den Schankungs-Urkunden ist Hidber Nr. 1278 auffallend. Da» 
Kloster erhielt (4. Mans 1026) u. and. auch einen Helm und Panzer. 

so ) Rahn, 1. c. Muliuen, 1. c. p. 136 sq. Gelpke, 1. c. p. 201 sqq. 
Bernard & Bruel, II. Nr. 1126. Bouquet IX. p. 667. Gall. chr. XV. instnim. 
col. 130. Stumpf, Nr. 1139, 1367, 1852, 1941. Jotsald, 1. cp. 13. Jahrbiicher 
d D. R. unter Conrad II. II. Baud. p. 69 sq. 



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Ueber St. Adalheid als angebliche Stifterin, St. Odilo in 8. vita Adalb. ep. 9. 
Mon. Germ. 88. IV. p. 641. Bibl. Clun. col. 357, audi die Bulle Gregor V. — 

Die Stiftungs- und Uebergabsurkunde der Konigin Bertha betr. siehe 
Hidbert n. 1062. 

Die Zabl der MOnche in Payerne war nicht genau bestimmt, nach der 
epatern Anordnung voni Jahre 1326, sollen gewohnlich 30 Monehe dort sein. 

In diesem Kloster heilte Odilo einen SKngerknaben, dessen Stimme durch 
eine ^Btrunia 1 * ganz zu Grande gegangen war. Jotsald, II. 15. Der Biograph 
nennt die struma „illa satis horrenda infirm itas, quae in illis regionibus multis 
accidere solet in gutture." 

8I ) Acta VI. 1. p. 573. Gall. chr. I. col. 397, instram. p. 81. 

Mit 5 Monehen und einem presbyter commensalis. Bibl. Clun. col. 1728. 
M ) Acta VI. 1. p. 674 sq. 

Mit 3 M5nchen. Bibl. Clun. col. 1731. 
sa ) Acta VI. 1. p. 576. 

S4 ) Hist Mon. Patr. I. chart, col. 524 sq. Leuto war wahrscheinlich aus 
der Familie der Konigin Hermengard. 

86 ) Stiftungsurkunde in Acta VI. 1. p. 556 sq. Annal. IV. p. 312. Gall, 
chr. II. col. 258. .Jotsald, II. 20. Dieses Capitel erzahlt u. a. auch oben er- 
w&hnten Unfall, ist aber leider nur ein Fragment. Wahrscheinlich hat Odilo 
die Verungliickten geheilt. L. c. I. 13. 

Es waren 25 Monehe da. Bibl. Clun. col. 1737. 

Im Anfange des 17. Jahrhunderts war noch liber der Kirchenthure auf 
der gegen die Klostergebaude zugekehrten Seite zu lesen: 

n Hoc tibi Rex Regum . . . condidit Odilo templum." 

Bibl. Clun. not col. 74 & Acta VI. 1. p. 574. 

»*) Acta VI. 1. p. 570. Gall. chr. IV. col. 377, 442 sq. cf. Annal. IV. 
p. 333. 

S7 ) MUlinen, 1. c. p. 131. Gelpke, 1. c. p. 208 sq. Zeerleder, Urkunden 
ftir die Geschichte der Stadt Bern etc. I. Nr. 11. Acta VI. 1. p. 571. Annal. 
IV. p. 125. 

>*) Acta VI. 1. p. 572. Annal. IV. p. 133. Gall. chr. IV col. 444. XII. 
instr. 322. Jotsald II., 3. Bouquet X. p. 27. not. 

In diesem Kloster, das auch den Namen le val d'or hatte, waren 25 
Monehe. Bibl. Clun. col. 1706. 

Ueber Taulonis s. Jotsald II. 23. 
*») Annal. IV. p. 133, 695. 

Mit eincm Prior u. 3 Mfinchen. Bibl. Clun. col. 1707. 
<°) MUlinen, 1. c. p. 132 sq. cf. Gelpke, 1. c. p. 69 sq. Jotsald I. 13. 
Die richtige Zeit der Uebergabe ergibt sich aus Hidber Nr. 1347 u. aus 
St. Odilo. vita S. Adalheid. cp. 17. Mon. Germ. SS. IV. p. 643. 
Annal. IV. p 125 & Acta VI. 1. p. 571 sq. stimmen bei. 
Die Uebergab8-Urkunde betr. Gall. chr. XVI. col. 390, instr. col. 144 sq. 
Mit 10 Monchen. Bibl. Clun. col. 1727. 

41 ) Ademar Cab. sehreibt von Herzog Wilhelm: „Ampleetebatur maximo 
affectu honoris regulares monaehos et abbates et eorum consiliis nitebatur in 
administratione regni. Unde et domuum Odilonem Cluniaci abbatem copiosis 
muneribus sibi attraxit, contemplatus in eo tern plum Spiritus sancti, seque ei 
in manibus commendatum tradidit, et coenobia suae ditionis nonnulla eiusdem 
Monasterio tradidit." 

Bibl. Clun. col. 335. 
Bouquet, X. p. 150. 
Mon. Germ. SS. IV. pag. 135. 

4 *) Dies geht hervor aus Jotsald I, 7 der sagt, dass Kiinig Saneho den 
hi. Odilo niemals persSnlich gesehen habe. Ebenfalls sagt Ademar (Bouquet X. 



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— 22 — 

157) bei der Erzablung der angeblichen Entdeckung dea hi. Hauptes, nichts 
von einer Anwesenheit Odilo's damals. 

43 ) Annal. IV. p. 214, 497. Bibl. Clun. col. 335. Ademar, 1. c. Gall. chr. 
II. col. 1098. 

Dieses Kloster blieb Ubrigens Abtei. Bibl. Clun. col. 1735. 
") Acta VI. 1. p. 573. Annal. IV. p. 212 sq. 

Mit einem Abte und 14 Monchen, von 1324 an mit einem Abte und 20 
Monchen. Bibl. Clun. col. 1736. 

**) Annal. IV. p. 252. Gall. chr. IV. col. 882 a. 956. 

46 ) Mon. Hist. Patr. I. chart, p. 490. Bibl. Clun. col. 412. Annal. IV. 
p. 312. Acta VI. 1. p. 571. 

Mit Prior u. 5 Monchen. Bibl. Clun. col. 1729. 

«') Acta VI. 1. p. 574 Gall. chr. II. instr. col. 330 sq. 
Mit Prior u. 7 Monchen. Bibl. Clun. col. 1734. 

**) Acta VI. 1. p. 565. Nr. 49. 

*») Gall. chr. I. col. 460. 
Mit 2 Monchen. Bibl. Clun. col. 1728. 

««) Annal. IV. p. 353. 
Mit 20 Monchen. Bibl. Clun. col. 1713 u. 1726.' 

«) Acta VI. 1. p. 575. 

Die Urkunde bei Martene & Durand, Thesaurus novus anecdot. etc. 
torn. I. col. 147 sq. Bei dieser Gelegenheit erhielt Cluny u. and. 4 eiserne 
Salzpfannen in der Saline bei Vaux geschenkt. Das Regest dieser Urkunde 
fehlt bei Hidber. 

Nach der Bestimmung vom Jahre 1322 sollen in diesem Priorate mit 
dem Prior 16 Monche sein. Bibl. Clun. col. 1741 sq. 

m) Acta VI. 1. p. 575. Gall. chr. II. instrum. col. 75. 
Mit 4 MOnchen. Bibl. Clun. col. 1738. 

w) Acta VI. 1. p. 576. 
Findet sich nicht in dem Catalog der Bibl. Clun. 

") Acta VI. 1. p. 575 sq. Annal. IV. p. 418. 
Mit 7 Monchen. Bibl. Clun. col. 1727. 

") Acta VI. 1. p. 567, Nr. 58. 

Nach dem Tode des Archimbald gab seine Gemahlin Beatrix Cluny 
einen mansus. 

*•) Gall. chr. III. col. 1069 1. c. XII. col. 704. 
Mit 13 Monchen. Bibl. Clun. col. 1727. 

w a. Acta VI. 1. p. 568 Nr. 62. 
1st nicht im Catalog der Bibl. Clun. 

6") Acta VI. 1. p. 576. Annal. IV. p. 468. Gall. chr. XII, col. 634, 66G; 
instrum. col. 324 sq. 

Mit 5 Monchen. Bibl. Clun. col. 1717. 

67 a ) Siehe oben II. Capitel, Anmerkung 47. 

w) Jotsald, II. 16, 17, 18. 
Mit 25 Monchen. Bibl. Clun. col. 1706. 

Gegen Acta V. p. 768 und Gall, christ. IV. col. 215 vergl. Jotsald, 
1. c. und Pignot I. p. 412, Note 1. 

*») Annal. V. p. 336. 



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g» rr «" 



— 23 -- 



f9a ) Ueber Teuto cf. oben I. Capitel, Anm. 49*. Ueber Heldrich cf. unten 
VI. Capitel. Ueber Amadeus, Hugon. chron. in Mon. Germ. SS. VIII. p. 368. An rial. 
IV. p. 238, 652 & 659 u. Labbe, Concil. I. p. 270. 

*°) Aegidii Aureae-vallensis, Gesta Episcoporum Leodiensium in Mon. 
Germ. SS. XXV. p. 60. 

^Pred ictus abbas Cluniacensis [scl. Odilo], tain ipse quam eius succes- 
sores, plures ecclesias in parochia Leodiensi aquisivit, in quibus religiosi 
monachi ab ipsis sub nomine prioratus sunt statuti, qui nocte et die pro statu 
ecclesie aures divme misericordie non cessant perpulsare. Prima est prioratus 
sancti Sinphoriani in Busco; secunda prioratus sancte Marie de Vertroia; tertia 
sancti Stephani in Nameka, in qua p rid em fuerunt canonici; quarta prioratus 
sanctimonialium in Hoio, qui dicitur sancti Victoris; quinta prioratus sancti 
Petri in Aqualia." 

61 ) Ueber das spanische Priorat St. Zoylus siehe unten. 

61 *) Cucherat 1. c. p. 19 sqq. 

Nur 11 Klontern warden wegen ihres alten Rubmes Aebte gestattet, die 
aber der Abt von Cluny setzte. L. c. p. 25. 

M ) Wenn die Synode Odilo's zwiscben 1036 u. 1048 so zu nennen ist. 
Actus Pontificum Coenom. cp. XXXI. bei Mabiilon. Vetera Analecta. Nova ed. 
Paris 1723. p. 307. cf. Aunal. IV. p. 482. 

« a ) Orderici Vitalis hist eccl. lib. XI. cp. 20 bei Migne, torn. 188. 
col. 843. 

64 ) Orderici Vitalis 1. c. lib. XIII. cp. IV. Migne 1. c. col. 935: „Haec 
idcirco securus edo, quia gaudens interfui et tarn gloriosum agmen in Christi 
Jean nomine congregatum vidi." 

«*) Petri Venerab. Epist. lib. II. ep. 44 in Bibl. Clun. col. 782 sq. cf. 
Acta VI. 1. praef. p. V. Nr. 11. 

Sehr oft wird die Clun. Congregation „Orden von Cluny - genannt. 
Dieser Ausdruck ist nicht so zu verstehen, als ob Cluny einen eigenen vom 
Orden des hi. Beuedictus verschiedenen Ordon gegriindet hatte. „Ordo Clunia- 
censis 44 war eben nnr der fttr die ^Gewohnheiten 1 * gebrauchliche Namen. cf. 
Mabiilon, Praefationes Actis Sanctorum praefixae, Rouen 1732 p. 392 sq. 
(Praef. in V. Saec.) 

« 6 ) Annal. IV. p. 86 sq. 

St Odilo, vita Sti. Maioli in Bibl. Clun. col. 288. 

Ad e mar Cab. chron. bei Bouquet X. p. 145 cf. p. 297, 591 sqq. XI. 
p. 377. ii. Bibl. Clun. col. 334. N 

Gall, christ VII. col. 362 sq. Jotsald II. c. 8. Bei Bouquet XI. p. 378 
iat das uudatirte Fragment einer Urkunde des Kttnigs Robert von Frankreich 
abgedruckt, nach welcher Abt Odilo wegen Alter und Krankheit die Leitung 
der Abtei St. Denis niedergelegt und der Konig Robert tnit dem Rathe und 
der Bestimmung Odilo's und Anderer, den Mttnch Albert von St. Denis zum 
Abte setzt. 

Da die Nachrichten Uber die Zeit des Todes des Abtes Vivianus sehr 
schwanken (di Difterenz betriigt 40 Jahre), so kaun man annehmen, dass nach 
dem Tode des Vivianus wieder Odilo selbst die Abtei leitete, aber vor dem 
Jahre 1031 die Leitung wieder niederlegte und dann der Monch Albert zum 
Abte gesetzt wurde. 

* 7 ) Jaffe* Nr. 2906. Histor. Patr. Mon. 8cr. II. 301. Gall. chr. III. instr. 

col. 191. Acta VI. 1. p. 573 sq. Bibl. Clun. col. 333 sq. Annal. IV. p. 553. 

Barrali, Chronologia sanctorum et aliorum virorum Illustrium ac Abbatum 

Sacrae Insulae Lerinensis. Lyon 1613. p. 39 sqq. Die IrrthUmer Barrali's sind 

in obigen Citaten berichtigt. 



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24 



Id einem Manuscript des Lerinesen Gabriel de Roux (a. 1 680) heisst es : 
„S. Odilo Cluniaci monacbus anno 1022. Roma redieus Lirinum ad- 

venit et eiusdem coenobii abbas efficitur." r Konia rediens" 1st falsch, siehe 

unten Anna. 75. 

Gall. cbr. III. col. 1195 sq. 

w ) Gall. cbr. VU1. col. 1692. Annal. IV. p. 153. 

89 ) Bouquet X. p. 81. Vita Abbonis bei Bouquet X. p. 336 sq. Abbo's 
Brief an Odilo bei Bouq. 1. c. p. 442. Gall. chr. II. col. 1230. 

70 ) Annal. IV. p. 111. 692 sq. 

71 ) Acta VI. 1. p. 577. Cartulaire de Savigny 1. Nr. 032. Annal. IV. 
p. 271 & 314. Gall. cbr. IV. col. 79 & 262 sq. 

") Cartulaire de Savigny I. Nr. 581. Annal. IV. p. 196. 
Glaber hist III. 5 (Bouq. X. p. 32) sagt ebenfalls, dass unter Odilo viele 
Cluniacenser als Aebte in andere Klftster postulirt wurden. „Ex quo videlicet 
Coenobjo per diversas provincial Fratres saepius petiti, atque Monaehorurn 
patres ordinati, plurimum Domino acquisivere lucrum." 

78 ) Destructio Farf. u. Diminutio Farf. in Mon. Germ. SS. XI. p. 539 sq. 
& 541 sq. Annal. IV. p. 119 sqq. Muratori Script. II. b. col. 492, 547 sq. 
549. Note 26. 630. 

Annal. Farf. Mon. Germ. 1. c. p. 589. cf. Jahrblicher des deutscben 
Keichs unter Heinrich til. I. p. 130. Jahrb. etc. unter Conrad II. Band I. 
p. 166 sq. Gfrorer, Gregor VII. Band V. p. 653. 

Die Disc. Tarf. gedruckt in: Herrgott, Vetus discipl. mon. p. 36 sq., 
daraus abgedruckt Migne torn. 150. 

Die Abfassungszeit der Discipl. Farf. in der jetzigen Form erhellt aus 
dem Werke selbst. Im letzten Capitel werden n&mlich Kaiser Conrad und Abt 
Hugo bereits als todt bezeichnet, wahrend Odilo im Prologe zum I. Buche 
nocb als lebend erwabnt wird. 

Wollte man eine spatere BeifUgung des letzten Capitels annelunon, so 
wiirde uns nichts hindern, die Abfassungszeit friiher, etwa in das Jahr 1009 
anzusetzen. cf. Mab. Annal. IV. p. 207 sqq. 

Odilo unterstiitzte auch in materieller Beziehung Farfa, so schenkte er 
z. B. Kelche, auf welche der Vers eingravirt wurde: „Vodilo nomen habens 
haec vasa patraverat Abbas." Ebenfalls Kaiser Heinrich II., auf dessen ge- 
schenkte Kelche der Vers geschrieben wurde: „Henrici Regis et muneve con- 
tuht aris. u Disc. Farf. II. cp. 49. 

74 ) Vita 8. Alferii abbatis Cavensis primi in Acta VI. 1. p. 638 sqq. 
Codex diplom. Cavensis torn. I. p. VIII. sq. torn. V. p. 93 sq. Chron. Cavense 
bei Muratori SS. VII. col. 921. 

Paul Guillaume, E«sai historique sur FAbbaye de Cava d'apres des 
documents ine'dits. Cava dei Tirreni Abbaye des RR. peres Benddictins 1877. 
besonders p. 18. Anm. 1. 

cf. Annal. IV. p. 316 sq., 523. 

Mit dem Kloster des hi. Michael in Clusa stand auch Herzog Wilhelm 
von Aquitanien in freundschaftlicben Beziehungen. Ademar, Mon. Germ. SS. 
IV. p. 135. 

™) Leo Marsic. Chron. Casin. lib. II. cp. 54 in Mon. Germ. SS. 
VII. p. 662 sq. 

W. Giesebrecbt, Gescbichte der deutscben Kaiserzeit (II. Aufl.) 
Band II. p. 183. 

Gewohnlich wird angenommen, dass der hi. Odilo zugleicb mit dem 
Papst Benedict VIU. u. Kaiser Heinrich II. in Monte Casino war, bei der 
Wahl Theobalds zum Abte, 28. und 29. Juni 1022. 



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25 — 



Aber dagegen lasst sich folgendes einwenden: 

1. Sagt der Chronist „per idem tempus 4 * habe der Hesuch Odilo's statt- 
gefunden, nicht eo tempore. 

2. Macbt die ganze Erzahlung den Eindruck, daas Odilo allein und 
nicht im Gefolge des Papstes und Kaisers den Kesucli machte, auch erwiihnt 
der Chronist in seiuem Wahlberichte den hi. Odilo nicht. 

3. Sagt Leo, sieben Jahre nach dem Besuche habe Odilo den Arm des 
hi. Maurus geschickt. Als die hi. Reliquien ankamen, aei aber Abt Theobald 
bereits in die Mark in das Kloster S. Liberatore geflohen, dort sei er uugefahr 
5 Jahre lang, bis zu seinem Tode gewesen. Da Theobald am 3. Juni 1036 
starb, f&Ut seine Fluent von Capua in das Jahr 1030, die Ankunft Odilo's auf 
Monte-Casino in dad Jahr 1023, und zwar auf den 20 Marz, da am folgenden 
Tage seiner Ankunft das Fest des hi. Benedictus war. cf. Jahrb. d. D. R. 
unter Conrad II. Band IL p. 298. 

Dass Odilo bald nach der Wabl Theobald's zum Abte nach Monte- 
Casino kara, sagt auch Giesebrecht 1. c. Auf eine Anfrage in Monte Casino nach 
event, schriftlichen Aufzeichnungen iiber eine Reform durch Odilo und nach 
den Reliquien des hi. Maurus erhielt der Verf. von s. hochw. Herrn Confrater 
P. Heinrich v. Rickenbach folgende Antwort: „1. v on einer Reformation in 
Monte Casino durch Odilo ist hier keine Spur. 2. Die Franzosen nahmen 
das Silber vom Reliquiarium S. Mauri und vermengten diese Reliquien mit 
den tibrigen.'* 

76 ) Appendix Chron. Noval. in Mon. Germ. SS. VII. p. 124 sq. Jahr- 
biicher d. D. R. unter Conrad II. Band I. p. 164. und Band II. p. 179 sq. 

Am 17. Februar 1031 war Odilo (wieder oder noch?) Abt von Breme 
nach seiner Urknnde in Hist. Patriae Monum. Chart. I. col. 492 sqq. Mit Odilo 
unterschrieb noch sein Prior Gausmar. 

Ueber Aldrald III. siehe Vita S. Benedict! abb. Clus. in Acta VI. 
2 p. 698. 

Petru s Damiani vita S. Odilonis in Bibl. Clun. col. 317; opuscul. 
XVIII. (epiRt. ad Adelaid.) oper. omn. torn. III. p. 184 opuscul. XXXIV. oper. 
omn. torn III. p. 259. 

Annal. IV. p. 578 & 593. 

Gall. chr. VIII, col. 1121. 

Damberger, Synchronist. Gesch. VI. a. p. 576. 

77 ) Vita Richardi abb. in Mon. Germ. SS. XI. p. 280 sqq. u. Acta 
VI. 1. p. 453 sqq. 

Gesta Episeoporum Virdun. in Mon. Germ. SS. IV. p. 38 sqq. 

Hugo Flav. Chron. Vird. in Acta VI. 1. p. 473. 

Annales 8. Vitoni in Mon. Germ. SS. X. p. 526. 

Jahrbttcher d. D. R. unter Heinrich II. Band III. p. 235 sqq. cf. W. 
Schultze, Forschungen zur Gesch. der Klosterreforin im 10. Jahrhundert. I. 
p. 57 & 78. 

Wattenbacb, Deutschlands Geschichtsquellen (4. Aufl ) II p. 104. 

cf. Vita Theodorici Abb. Andaginensis (St. Hubert en Ardenne*) in Mon. 
Germ. SS. XII. p. 41. 

Annal. IV. p. 153, 154, 170, 329. 

Petrus Damiani Uber den Baueifer Richard's Acta VI. 1. p. 455. 

Ueber Abt Fingen s. Acta VI. 1. p. 23 sqq. 
7B ) P. Lade wig, Poppo von Stablo, Berlin, 1883. p. 53 sqq. 
™) Acta V. p. 786 sq. cf. 1. c. p. 760 sq. Annal. IV. p 80. cf. W. 
Schultze, Forschungen zur Gesch. der Klosterreform im 10. Jahrhundert. I. 
p. 23 sqq. 

Am 21. October 1003 war Odilo mit vielen Monchen im Elsass und 
zwar in St. Bilt, zwischen Strassburg und Kolmar, wo Heinrich II. dem Kloster 
Payerne die elsassischen Gliter bestatigte. 



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— 26 



Jahrb. d. D. R. unter Heinrich II. Band I. p. 271 sq. Hidber Nr 1198. 
Stumpf Nr. 1367. 

b0 j Vita Meinwerci von cp. 28 an. Mon. Germ. SS. XI. p. 118 8qq. Acta 
VI. t. p. 341 sqq. 

Der Patriarch von Aquileja wird in der vita Meinwerci cp. 199 und. 
209 Wolfgang genannt, es ist aber Poppo, s. Jahrbiicher etc. Heinrich II. 
Band III. p. 142. 

Die kais. Pracepte bei Stiunpf Nr. 1687, 1802, 2026, 2294. 

Ueber Reliqnienprobeu mit Feuer cf. Acta VI. 1. praef. Nr. 45. 

Von Er/.bischof Gauzlin von Bourges wird ein gleiches Verfahren be- 
richtet, siehe vita Gauzlini I. cp. 20 in „Neues Archiv" etc. Band III. p. 359. 

Was die Griindungszeit Abdinghof s betrifft, ist folgendes zu bemerken : 
Adalbert schreibt in der vita Heinrici imp. cp 28, Mon. Germ. SS. IV. pg. 809, 
dass Heinrich II. nach seiner Kaiserkr8nnng in Rom, 14. Febr. 1014 auf der 
Rttekreise Cluny besucht, es beschenkt und sich in die Gemeinschaft der 
Brttder habe aufnehmen lassen, und zwar am Feste Petri Stuhlfeier. (Ob die 
Stuhlfeier von Rom 18. Januar oder von Antiochia 22. Februar gemeint ist, 
sagt Adalbert nicht, kann aber jedenfalls nur die letztere ini Auge liaben.) 

Diese Meldung schrieb der Verf. der vita Meinwerci cp. 28, Mon. Germ. 
SS. XI. p. 118 nach mit der Bemerkung, Meinwerk sei dabei gewesen u. habe 
aut* Fiirsprache des Kaisers von Odilo und den BrUdern die 13 Mimche zur 
Grtindung Abdinghofs erhalten. 

Dieser Besuch des Kaisers kann aber im Jahre 1014 nicht stattgefunden 
haben, wie Mabillon, Annal. IV. p. 242, Mon. Germ. SS. IV. p. 809 Note 26 
und besonders Giesebrecht, Gescli. der D. Kaisenteit, Band II. p. 593 sq. 
beweisen. 

Bamberger 1. c. VI. b. p. 257 Kritik meint nach Annal. 1. c. Heinrich 
konne gar wohl am 18. Januar 1015 zu Cluny gewesen sein. Wohl kaum; 
denn am 15. Januar 1015 urkundet Heinrich in Miihlhausen (Sachsen) und am 
25. Februar zu Bonn. Stumpf, 1640 und 1647. 

Gforer, K. Gesch. VI. p. 183 verlegt den Besuch in's Jahr 1022, aber 
ohne Beweis, cf. Giesebrecht 1. c. 

Mabillon Acta VI. 1. p. 342. setzt ihn in das Jahr 1024, aber auch 
ohne Beweis. 

Die Quellen Cluny's melden nichts Uber einen solchen Besuch. 

Desshalb aber, und weil der Einfiihrung der Cluniacenser in Abdinghof 
in den Urkunden fllr dieses nicht ausdrilcklich gedacht ist, die Uebersiedlung 
dieser Cluniacenser nach Paderborn leugnen zu wollen, ware hyperkritisch, so- 
lange keine Beweise vom Gegentheil vorliegen. Bis diese geleistet werden, 
halten wir an der EinfUhrung der Cluniacenser in Abdinghof fest und dies urn 
so mehr, da ja auch Annal ista Saxo, Mon. Germ. SS. VI. p. 678 sq. aus- 
drilcklich sagt: „. . . in quo et monachicnm ordinem Cluuiacensem iustituif* 
und Wattenbach, (ieschichtsquellen II. p. 31 sq. u. 384, und X. Bresslau,. 
Jahrb. d. D. R. unter Conrad II. Band. II. p. 166 sq., ebenfalls dieser Au- 
sicht sind. 

tol ) Acta VI. 1. p. 577 sq. Acta VI. 2. p. 106 sq. Annal. VI. p. 226, 295, 
sqq. 387 sq. 490, 537, 671, Jotsald I. 7. 

Ferrer as, Allgemeine Historie von Spanien, deutsch herausgeg. von 
S. J. Baumgarten, Halle 1755. p. 221, 222, 225, 237, 238, 247, 265, 251. 

P. P. B. Gams, O. S. B. Kirchengeschichte von Spanien II. 2 f 
p. 418 sqq. 

Bibl. Clun. col. 1746. cf. Gfnirer, Gregor VII. Band VI. p. 429 sqq. 

Ueber die Leistungen Ferdinand's Si Alfon's an Cluny. D'Achery, Spicileg. 
VI. p. 407. cf. Udalr. Consuet. Clun. VI. 24. 

Bezuglieh der Synode zu San Juan de la Pena sagt Gams 1. c. p. 420: 
„Form und Inhalt der angeblichen Acten der Synode machen die Echtheit ver- 



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27 - 



dachtig, welche das Datum des 25. Juni der Aera 1062 triigt. Aber im Jahre 
1024 war Raniniir noch nicht Herrscher von Aragon; die hier genannten Bischttfe 
Pontius von Oviedo und Julianus von Castilien aber lebten vor der Zeit des 
K 5 nigs Raniniir. Es scheint, dasc hier eine ungeschickte Copie des Beschlusses 
der Synode von Pamplona vom Jahre 1023 vorliege, dass die Kisehftfe Pamplona's 
nur aus dem Klo9ter Leyre gewahlt werden sollen. 4 * 

Die beiden Briefe Odilo's sind gedruckt: D'Achery, Spicileg. 111. p. 381 
& Migne, 142, col. 941 sq. 

Ueber den Aufenthalt der spanischen Mmiche in Cluuy sagt Rod. Glaber 
III., 3. : „couvenerunt illuc ab Hispaniis quamplures honestae conversations 
iamdudum more viventes propriae rcgionis Monachi." Vergl. oben I. Capitel. 

B1 ») Kerker, Wilhelm der Selige, Abt von Hirschau. pag. Ill sqq. 

M ) Chevallier, Le v^ne*rable Guillauine etc. 

Studien und Mittheilungen aus dem Bened. Orden 1882 p. 363 sqq. 
Brief des Abtes Halinard in Spicileg. III. p. 382. cf. Hist, literaire de 
la Frauce VII. p. 450. 

M ) Vita s. Abbonis bei Bouq. X. p. 340. 

w ) Adalberonis carm. V. 130 bei Bouq. X. p. 40 u. 41. 

8i ) Martene & Durand, Vet. Scr. & Monumentorum Collectio torn. I. 
col. 402 sq. 

Man hat friiher und theilweise noch in neuester Zeit angenommen, (lass 
unter Odilo audi in Polen Cluniacense.klrtster errichtet worden seieu. Diese 
Annahme hangt enge mit der Erzalilung Uber das angebliche Mnnchthum 
Kasimir's zusammen. Nach dem im Jahre 1034 erfolgten Tode des Konigs 
Mieczyslaw's II. von Polen hatte seine Witwe Richeza, eine deutsche Ftlrsten- 
tochter, fUr ihren noch jungen Sohn Kazimierz (Knsimir) die vormundMchaftliche 
Regierung Ubernommen. Aber zuerst wurde Richeza, dann anch Kazimierz 
vertrieben, der zuuaVhst nach Ungarn tloh, sparer aber nach Deutschland zu 
seiner Mutter ging. Seit dem Jahre 1039 eroberte er sich sein Reich wieder 
und starb im Jahre 1058. 

Aus dor Thatsache, dass Kazimierz in einem Kloster erzogen worden 
war und nach Wiedererlangung seiner Herrschaft die Benedictinerstifte forderte, 
bildete sich die Sago, er sei nach seiner Vertreibung nach Cluny geflohen, 
dort MUnch und Diacon gewesen und mit papstlicher Dispense, auf Ansuchen 
einer polnischen Gesandtschaft, von seinen GelUbden entbunden worden. Schon 
Mabillon traute dieser Erzahlnng, die in ihrer Ausschmtickung, den sonderbaren 
Dispensbedingungou und dem Mangel eines jeden urkundlichen Beweises ihren 
sagenhaften Character deutlich zu erkennen gibt, nicht ganz (Acta VI. 1. p. 
588 sq. Annal. IV. p. 397 sq. 430 sq,); in ihrer ganzen Haltlosigkeit wurde 
«ie bereits vor hundert Jahren von Adam Narus/.ewicz und im Jahre 1840 von 
Dr. Richard Roepell, Geschichte Polens I. p. 180, 185, 642 sqq. nachgewiesen. 
Auch Pignot I. p. 535 sqq. verwirft entschieden diese Sage. Vergleiche noch : 
Jahrb. d. D. R. unter Conrad II. Band 1. p. 246. Band II. p. 119 und 
494 sq. sq. 

Trotzdem figurirt diese Sage sogar in besseren Geschichtswerken bis in 
die neueste Zeit. 



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— 28 



Eine Admonter Todtenrotel des 15. Jahrhunderts. 

Von P. Jacob Wichner. 
(Fortsetzung von Jahrg. V, Heft 2. Seite 314 — 340.) 

141. 
(16. April.) 

Pres. exhibitor c. in n. m. Illemiensi Cist. O. Brandenburg, 
dyoc . . . 1485 sabbato ante dominicam misericordie 
domini . . . obierunt dominus Gallus abbas, Jacobus 
quondam prior, Bartholomeus cellerarius, Nicolaus 
Meyenrib, Nicolaus Winckelman, Mathias Schulte senior, 
Johannes Valko, Laurencius cantor, Johannes quondam 
prior ,Nicolaus Bernstorp, Mathias Schulte iunior, Petrus 
Cantor, Bernhardus Witte . . . sacerdotes, Martinus 
dyaconus, Martinus subdyaconus, Michael, Ambrosius 
nouitii, Theodoricus, Gerardus, Dyonisius conuersi, 
Johannes, Petrus, Cristianus donati . . . 

Lehnin (Leninum, Inlemmin) em durch seinen Seher Hermann 

bekanntes Kloster bei Brandenburg, gegrtindet um 11 80 von Otto I., 

Markgrafen von Brandenburg; Monche aus Sichem; saecularisirt 1542. 

Tochterkloster: Paradiz, Chorin, Himmelp forte. (Janauschek 182. — 

Kirchenlexikon V. no.) [Grote 297.] 

142. 

18. April. 

Cedule huius mortuorum exhibitor presentiam suam 
demonstrat n. in m. ss. Petri et Pauli . . . O. Prem. 
Brandenburg, dyoc. . . . 1485 feria secunda post 
dominicam mis. dom . . . Obierunt Nicolaus, Georgius, 
Benedictus, Petrus sacerdotes, Laurencius nouitius et 
accolitus, Nicolaus conuersus . . . 

Gegriindet von VVigger Bischof von Brandenburg 1139 * n 
Leitzkau, um 1450 zur St. Gotthardskirche in der Altstadt Brandenburg, 
spater 1 1 65 zur St. Peterskirche auf der Burg verlegt, 1506 in ein weltliches 
Domstift verwandelt. (Grote 55. Chorherrenbuch 724.) 

J 43- 

19. April. 

Pres. rotule portitor feria tertia post dominicam mis. 
dom. in nostro conuentu O. S. Francisci in ciuitate 



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29 



Brandenburgensi ... 1485 se presentem exhibuit et 
licet de domo dei nullus hoc anno defunctus 
conuentualis, obierunt plures tamen in aliis locis . . . 
quos vestris orationibus commendamus . . . 

Johanniskloster (graues Kloster) gegriindet vor 1237 von einem 
Pfarrer Elias, 1541 aufgehoben. 

144. 
19. April. 

Caritatis affectu presentis exhibitor em rotule . . . deuote 
recepimus ... 1485 feria tercia post dominicam mis. 
dom. in conuentu Brandenburgensi O. Pred . . . anno 
preterito et hoc ipso debitum vniuerse carnis soluerunt 
Valentinus sacerdos, Caspar nouitius, Wilhelmus 
conuersus. 

St. Paul in der Neustadt, gegriindet 1286 von dem Markgrafen 
Otto dem Langen, bald nach 1541 aufgehoben. (Grote 56.) 



145- 
(21. April.) 

In conuentu altero Berolinensi ordinis memorati in dyocesi 
et dominio Brandenburgensi obierunt Petrus Wegener, 
Mauricius Martini sacerdotes, Mathias dyaconus, 
Theobaldus, Georgius, Mateus subdyaconi, Balthazar, 
Jacobus nouitii . . . 

St. Paul oder das schwarze Kloster zu Coin an der Spree, 
gegriindet vor 1249, aufgehoben 1536. (Grote 40.) 

146. 
24. April. 

Anno ... 1485 ... die Georgii baiulus presentis 
rotule n. in m. in . . . s. Nicolai beateque semper 
virginis Marie O. Prem. Hauelberg. dyoc. comparuit 
et licet . . . nullus obierit . . . 

Wahrscheinlich Domstift zu Havelberg, gegriindet 946 vom Kaiser 
Otto I. Ein Premonstr. Stift bestand seit 1144 (Grote 215, Chor- 
herrenbuch 731 und 742.) 



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— 30 



147- 
25. April. 



Rotule pres. exhibitor in m. s. Johannis Bapt. prope et 
e>tra muros Magdeburch O. S. B. presentiam suam 
demonstrauit ... 1485 ipso die s. Marci ewangeliste . . . 
obierunt . . . Tristandus prior, Albertus, Paulus, Thomas, 
Fredericus, Johannes de Brunswick, Theodoricus sacer- 
dotes, Johannes de Kemnicz, Gisebertus dyaconi, Petrus 
hospes de Pegauia, Laurencius nouitius, Johannes 
donatus et professus, Jodocus et Hermannus laid donati 
et professi. 

Urn 936 hatte Otto der Grosse den Grund zu einem Benedic- 
tinerkloster in Magdeburg gelegt und Monche aus St. Maximin bei 
Trier hieher berufen. (Falckenstein , Antiquitates et memorabilia Marchiae 
Brandenburgicae* Bayreuth 1751I. 241. — Wattenbach » DeuLschlands 
Geschichtsquellen* 3. Aufl. I. 258.) Es war aber dem hi. Moritz 
geweiht. 

148. 
(25. April). 

Anno ... 1485 in m. s. Laurentii Noue Ciuitatis 
Magdeburgensis . . . obierunt Bertha quondam 
abbatissa, Juliana, Anna, Cordula, Katherina, Adelheidis, 
Cunigundis professe, Gerthrudis, Anna nouitie, Elizabeth 
clerica . . . Petrus quondam prepositus noster . . . 
Erscheint urkundlich 12 12 und wurde 1223 dem Cist. Orden 

libergeben. (Cistercienserbuch 533.) 

149. 
27. April. 

Pres. cartigerulus c. n. n. in m. s. Marie virg. sanctique 
Cipriani ... in Monichennenborg Magdeburg, dyoc. 
O. S. B. . . . 1485 quinto kal. Maji . . . obierunt 
Hinricus, Vitus, Arnoldus sacerdotes, Gotfridus prior, 
Bertramus donatus, Valentinus prebendarius, Vdalricus 
scriptor, Bertoldus puer . . . 

Mbncheninenburg an der Saale gegrundet 972 vom Erzbischof 

Gero von Coin; 1456 der Bursfelder Congregation einverleibt. 

(Trithemius > Annales Hirsaug. * I. 1 1 4.) 



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— 31 — 

i5°. 

28. April. 

Pres. exhibitor c. n. in m. s. Georgii de Hegklingen 

0. S. B. . . . 1485 quarto kal. Maji . . . obierunt 
Anna priorissa, Katherina subpriorissa, Odilia, Gertrudis, 
Elizabeth, Engelheydis moniales, Jutta, Sophia nouitie . . . 

Hecklingen (Gecklingen) in Anhalt-Bernburg gegriindet im 11. 
Jahrhd. vom Grafen Bernhard von Plotzkau, um 1560 aufgehoben. 
(Grote 216.) 

151. 

29. April. 

Rotule pres. exhibitor in n. m. b. Marie Huysborgensi 

Halberstat. dyoc. ... 1485 feria sexta post iubilate 

c . . . obierunt Theodoricus abbas, Theodoricus prior, 

Arnoldus, Albertus, Heinricus, Conradus, Bernhardus 

sacerdotes, Mathias conuersus, Hermannus donatus . . . 

Huisburg O. S. B. bei Oschersleben gegriindet 1084, Colonie 

aus Ilsenburg im Harze, 1444 der Bursfelder Einigung beigetreten. 

Dietrich Brandt aus Bursfeld wurde 1448 Abt zu Huisburg. Das 

Kloster wurde 1525 im Bauernkrieg zerstort und 1804 (?) ganzlich 

unterdriickt. (Leuckfeld N) Antiquitates Bursfeld.* 30. — Grote 251.) 

30. April. 

Pres. rotule exhibitor in m. beatorum Petri et Pauli in 
Wineborch Halberstat. dyoc. O. S. B. . . . 1485 
pridie kal. Maji c . . . obierunt Hinricus quondam 
abbas, Rodolfus, Tyemo sacerdotes, Richardus, Her- 
mannus, Johannes diaconi, Radibertus donatus . . . 
Wimmelburg (Winnodesburg, monast. Winboldburgense) bei Eis- 

leben, zur Bursfelder Congregation gehorig; im Bauernkriege zerstort, 

um 1554 saecularisirt. 1492 regierte Abt Nicolaus. (Frank ^Historie 

der Grafschaft Mannsfeld.* Leipzig 1723, S. 98.) 

153. 

1. Mai. 

Rotule pres. exhibitor in n. m. s. Viti in Drubeck 
Halberstat. dyoc ... 1485 dominica quarta cantate 



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— 32 



c . . . obierunt venerabilis abbatissa Kunegundis . . . 
Jutteidis, Margaretha, Sophia, Methildis moniales, Anna 
nouitia, Gertrudis conuersa, Cristina donata . . . 

Driibeck (Triibticke) bei Wernigerode ira Harz O. S. B. 
gegrundet 877 und nach der Reformation in ein noch bestehendes 
(lutherisches) Frauleinstift verwandelt. (Grote 115.) 



154. 
1. Mai. 

Anno ... 1485 mensis Mail die prima pres. rotule 
baiulus apud nos in m. Lapidis s. Michaelis O. Cist. 
Halberstad. dyoc. propria in persona c, quem quidem 
deuote, prout decet, excipientes animas patrum, 
fratrum ac sororum, quorum nomina nobis in hac 
rotula presentauit, deo per orationes congruas, 
commendauimus, vice uersa nostrorum fratrum animas e 
corpore recenter eductas deutioni vestre attentius 
recommandamus. Sunt autem hii: Johannes quondam 
abbas, Theodoricus, Johannes sacerdotes . . . Conradus 
conuersus ... 

Michelstein bei Blankenburg, urspriinglich von Eremiten bewohnt 
und Mons Volkmari genannt, 1 1 3 9 von der Aebtissin Beatrix von 
Quedlinburg Cisterciensern aus Camp (Vetus Campus) ubergeben 
(Janauschek 89.) 

3. Mai. 

Pres. exhibitor c. in n. m. Walkenredensi Cist. O. 
Magunt. dioc ... 1485 ipso die inuentionis s. 
Crucis . . . obierunt . . . Johannes abbas, Alradus 
cellerarius . . . Conradus de Sangershusen sacerdotes, 
Johannes Chrich, Hermannus Guoster diaconi . . . 

Walkenreda (Walkenried) nicht weit von Elrich und Nord- 
hausen um 1 1 2 8 von der Grafin Adelheid von Klettenberg gegrundet ; 
Monche aus Camp ; im Bauernkriege zerstbrt. (Blumenhagen 
^Wanderungen durch den Harz* 185. — Janauschek 15.) 



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■^ ijr" 



— 33 — 

156. 
5- Mai. 

Pres. exhibitor c. in n. m. Volcolderode Cist. O. Magunt. 

dioc ... 1485 quarta feria post festum s. Crucis. 

Obierunt . . . Johannes quondam abbas in Volcolderode, 

Wintherus abbas, Fredericus Moguntinus, Johannes 

Frackenhusen, Johannes Moyrke, Hermannus Hesse, 

Johannes Gerspech, Adelricus Snabel, Tillemanus 

Lyndenholcz, Bertoldus Edelnigk, Johannes Harlnikh, 

Johannes Tanbergk sacerdotes, Johannes Falhen 

conuersus, Heinricus Staglicz, Elizabeth vxor eius, 

Conradus, Nicolaus, Heinricus filii eius, Heinricus 

Hammerstogl, Margaretha vxor eius cum filiis et 

filiabus, Heinricus Ryn, Johannes Gotschalgk familiares 

nostri. 

Volkeroda (Volkenrode), haung mit Walkenreda verwechselt, 

im Herzogthurae Sachsen — Gotha 1 1 2 8 von der Grafin Helinburg 

von Gleichen flir Benedictiner gestiftet, da aber ^illi prae nimia 

paupertate ibi permanere non possent,* iibertrug die Stifterin schon 

1 131 ihre Fundation an Monche aus Camp. (Falckenstein ^Thiiring. 

Chron.* II. 2. 1324. — Janauschek 21.) 

157. 

5. Mai. 

Pres. exhibitor c. in n. m. Ryffenstein Cist. O. Mogunt. 
dioc ... 1485 quinta feria ante Johannis ante portam 
latinam . . . obierunt Johannes quondam abbas, 
Henricus abbas, Bertoldus Gottinger, Johannes Molitor, 
Johannes Pfosser sacerdotes, Matheus, Hermannus 
conuersi, Henricus Bercka, Nicolaus Spigel familiares . . . 
Riffenstein (Reifenstein) im Eichsfelde gegriindet 1162 von 

Ernest Grafen von Dohna; Colonie aus Volkeroda. (Janauschek 146, 

Cistercienserbuch 32.) 

158. 

6. Mai. 

Pres. exhibitor c. in n. cenobio Gernroda O. S. Bernhardt 
Magunt. dioc ... 1485 in die s. Johannis ante 

3 



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— 34 — 

port am . . . obierunt Pronylt priorissa, Elizabeth 
abbatissa, Stoneda abbatissa . . . Jutte, Margaretha, 
Dorothea, Katherina sorores . . . 

Gernrode am Harz. Nach Zunggo II. 420 sollen hier Augustiner- 
chorfrauen u. nach Grote 174 Benedictinerinnen gewesen sein. Gegrundet 
960 von einem Grafen Gero. 1521 trat die Aebtissin Elisabeth Grafin 
von Wied zur Lehre Luther's liber. Die vollige Saecularisation erfolgte 
16 10. (Calvor ^Saxonia inferior antiqua gentilis et Christiana* 504.) 



159- 
(11. Mai.) 

Illator pres. c. in m. n. beatorum . . . Petri et Pauli 
apucl Fuldam O. S. B. . . . anno LXXXV. Orate 
pro nostris et orabimus pro vestris. 

jMonasterium s. Petri prope Fuldam, qui mons priscis 

Ugelsperge vel Hugelsberg, beati Sturmii exordiis . . . Rhabani 

Mauri perfectis demum operibus . . . venerandum . .* (Brower 

Antiquitates Fuldenses* 140.) 



160. 
12. Mai. 

Portitor pres. rotule se . . . obtulit aspectibus in Fuldensi 
monasterio s. Bonifacii . . . anno . . . MCCCCLXXXVjL 
in die ascensionis domini . . . 

Fulda gefurstete freie Reichsabtei gegrundet 742 von Sturm 

aus Veranlassung des h. Bonifaz, saecularisirt 1803. — 147 7 — 15 13 

Abt Johann II. Graf von Henneberg. (Brower 9 u. 330. — 

Grote 165.) 

161. 
(13. Mai.) 

L. p. c. in m. beati Andree apud Fuldam O. S. B. . . . 
anno LXXV . . . 

Andreasberg, Nonnenkloster. » Monasterium s. Andreae ap. Novi 
Montis prope Fuldam fluvium, quod Richardus abbas saeculo decimo 
excurrente ab se affabre constructum . . . fundis et opibus auxit. € 
(Brower 140 — Grote 17 u. 166.) 



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— 36 



162. 
(14. Mai.) 

Aimio . . . MCCCCLXXXV gerulus pres. c. n . . . in 
m. Montis B. M. V. prope Fuldam O. S. B. Obierunt 
ex nostris Hermannus, Johannes presbiteri . . . et alii 
quam plures familiares . . . 

Bischofberg gegriindet 809, zerstort 1525 und 1626 den 
Franziskanem eingeraunit. (Grote 47.) , Monasterium Montis s. Mariae 
olim Biscovesberg . . . opus s. Bonifacii et Ratgatii . . c. (Brower 139.) 

163. 

(15. Mai.) 

Illator p. c. in m. b. deigenitricis Marie in Blangkenawe 
O. Cist. . . . anno MCCCCLXXXV. 

Blankenau, Nonnenkloster bei Fulda, gegriindet 1265 durch 
Abt Berthous II. von Fulda; aufgehoben zur Reformat ionszeit 
(Grote 48, Cistercienserbuch 622.) 

164. 

(16. Mai.) 

Pres. cartigerulus attulit sese ad nostrum monasterium 
Sluchternense anno . . . 1485. Sunt modo nostrorum 
hec nomina en defunctorum : Willehelmus abbas prior 
atque Hartmannus, Johannes, Henricus, Petrus atque 
Conradus, Hermannus Kana, Johannes atque Bertoldus. 
Sluchter(?) siidwestlich von Fulda. > Schluchternense seu 

Solitariense (monasterium), quod ei nomen dedisse video recentiores . . . 

in Hanovensium comitum ditione situm.* (Brower 145.) Bened. Abtei 

vox 817 gegriindet, 1543 saecularisirt. 

165. 
(17. Mai.) 

Illator p. c. in m. Selbolt(?) Mogunt. dioc. O. Prem. 
anno ... 1485. In quo anno obierunt Johannes de 
Breydenbach abbas, Johannes Hanawer, Ludovicus 
Budigen, Johannes Assenheymer sacerdotes . . . 

Selbod* ^ecclesia Cerbodenensis, Tochter von Pr6monstre. € 
{Le Paige.) Nach Chorherrenbuch 757 eine Stiftung der Grafen 
Hardeck und 1543 von den Grafen von Isenburg eingezogen. 

3* 



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— 36 



i66. 
(18. Mai.) 

L. p. c. in m. Hersfeldensi ... in quo in virginis filio 
feliciter sunt defuncti venerabiles domini abbates 
Ludovicus Vitstin(f) dominusque Thomas Knoblech, 
Johannes Kime custos. Item in subiecto monasterio 
Menlebensi Rowinus prepositus. 

Hersfeld (Hirschfeld, Herocampia) in Niederhessen , reichs- 
unmittelbare Abtei, gegrundet um 736, nach 15 13 dem Stifte Fulda 
incorporirt, 1648 saecularisirt. (Kirchenlexicon V. 216. — Grote 230.) 
Memleben bei Merseburg von Mathilde, Gemahlin des Kaisers 
Heinrich I., fur Nonnen gegrundet, von Otto II. den Benedictiner- 
monchen eingeraumt. (Binder ^Realencyclopadie* XI. 947.) 

167. 
19. Mai. 

Anno 1485 quinta feria post ascensionem domini in m. 

Mirhuld O. Prem. c. p. 1. . . . obierunt Margaretha 

priorissa, Alheydis soror ... 

j Miroldosensis ecclesia filia Cerbodenensis/ (Le Paige.) 

168. 
2 1 Mai. 

L. p. c. in m. Seligenstat O. S. B. dyoc. Mogunt. in 
vigilia pentecostes ... 1485. Obiit dominus Reyn- 
hardus abbas. 

Seligenstadt am Main gegrundet von Eginhard, Carl des Grossen 

Geheimschreiber. 1802 saecularisirt. Reinhards Nachfolger als Abt 

war Johann de Colenhausen 1482 — 91 friiher Pralat zu Sponheim. 

(Trithemius f Annal. Hirsaug.* II. 51 7.) 

169. 
23. Mai. 

L. pres. rotule c. n. in m. Amorbach . . . anno quo 
supra feria II. pentecostes, in quo . . . obierunt dominus 
Johannes abbas, Fridericus, Johannes Zigler presbiteri . . . 
Petrus conuersus . . . 



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— 37 — 

St. Maria zu Amorbach ira Odenwalde O. S. B. gegrtindet um 
714 von dem H. Pirmin unter Mitwirkung Carl Martells und des 
Grafen Ruthard, Sufgehoben 1803. unc ^ den Fursten Leiningen zu- 
getheilt. Abt Johann I. Blenckener de Babenhausen 1466 — 84 Johann 
II. Schwab 1484 — 1503. (Gropp ,Aetas mille annorum . . . 
monasterii B. M. V. in Amorbach. * Francofurti 1736 S. 6 u. 102. — 
Lindner II. 176. — Grote 16.) 

170. 
23. Mai. 

L. pres. rotule c. n. in m. Briinbach Cist. O. Herbip. 
dyoc. anno quo supra feria II. pentecostes. Obierunt 
Jacobus Diirn, Johannes Kremer, Johannes Glock, 
Georgius Achschenfenberg(P) . . . presbiteri, Fridericus 
Meynberg conuersus . . . 

Brumbach (Brimbach, Bronnbach, Brunbacum) bei Werthheim 
an der Tauber. Zeit der Stiftung unsicher; vielleicht um n 57. 
Monche aus Waldsassen oder Maulbronn. Nach Maulbronns Saecula- 
risirung 1573 dem Stifte Ebrach untergeordnet, 1802 aufgehoben. 
1461 — 1491 Abt Conrad IV. Vogel. (Gropp ^Monumenta sepulchralia 
ecclesiae Ebracensis* 6. — Jaeck ^Gallerie der vorzuglichsten 
Kloster Deutschlands. * I. 2. 107. — Janauschek 128. — Grote 64.) 

171. 

28. Mai. 

L. pres. rotule c. n. in m. n. Domus Nouecelle in 
Grunawe O. Carthus. Herbip. dyoc. . . . anno . . . 
1485 in vigilia ss. Trinitatis. In quo*. . . obierunt 
Erasmus, Nycolaus, Petrus, Caspar, Marcellus, Henricus, 
Conradus, Petrus nouitius et alii quam plures . . . 
Neuenzelle in Grtinau bei Werthheim gegrtindet 1328 von 

Elisabeth Grafin von Werthheim, 1548 zerstort, 1638 — 1803 wieder 

besetzt. (Aubertus Miraeus ^Origines Carthus. monast.* II. 236. — 

Grote 194.) 

172. 

29. Mai. 

Funifer pres. viuus extitit n. in cenobio s. Petri . . . dicto 
Lapidis Stillantis prope Wertheym . . . Herbip. 



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— 88 — 

dioc . . . O. S. Augustint canonic, regul., in quo 

quidem ex nobis dies suos clauserunt . . . Johannes 

Vach prepositus, Johannes Reynhelt prepositus, Vitus 

Seyboth prepositus . . . anno 1485 ipso die ss. 

Trinitatis. 

Triefenstein (Stillans Petra) 1088 zwischen Werthheim und 

Wiirzburg gegrtindet von dem Wtirzburger Domherrn Gerung, 

saecularisirt 1803 zu Gunsten der Fiirsten Lowenstein— Werthheim. 

Propst Johann II. de Vach 1471-^-76, Johann III. Reynhelt 1476 

bis 1478, Vitus Seyboth 1478 — 83; dessen Nachfolger Friedrich II. 

Burckard hat 1489 resignirt. (Aub. Miraeus V. 2. 137. — 

Jaeck I. 2. 114.) 

i73. 
39. Mai. 

L. pres. rotule c. in m. Holtzkirchensi s. Sixti . . . 
Herbip. dioc. . . . anno ... 1485 in octaua penthe- 
costes, in quo . . . obierunt Conradus de Lawberbach 
prepositus, Johannes Meder, Bertoldus Bokh . . . 

Holzkirch ara Aalbache in Unterftanken, Benedictiner-Propstei 
zu Fulda gehdrig, gegrilndet 760 von dem frankischen Edlen 
Trandanus, 776 der Abtei Fulda incorporirt, aufgehoben 1803. 
(Grote 247.) 

i74. 
(30. Mai.) 

L. p. c. . . . in m. Neuenstad Herbip. dyoc. O. S. B. 
in quo . . . cenobio dies . . . clauserunt extremos 
fr. Fridericys de Hederdorff, dominus Johannes abbas, 
Johannes nouitius . . . anno 85 

Neustadt am Main gegrtindet um 741 vom h. Burkard, dem 

Apostel der Franken; aufgehoben 1803. (Lindner II. 179.) 

X 7S- 

(31. Mai.) 

Pres. 1. c. in m. Schonrein Herbip. dioc. O. S. B. 

Obierunt Eberhardus olim prior, Henricus prior, fr. 

Georgius et alii familiares . . . 

Priorat am Main unweit Gmiinden 1093 gegrundet von Wilhelm> 
Abt zu Hirschau (Archival. Zehschrift VIII 49.) 



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— 39 — 

176. 
i. Juni 

P. L apparuit ... in monasterio monialium Schonawe 
O. Cist. Herbip. dyoc. . . . 1485 in vigilia Corporis 
Domini . . . obierunt domina Kunegunda de Wisen- 
tawe abbatissa, Katherina de Vischbrunne custrix, 
Brigida de Rideren monialis, Anna de Haberen 
nouitia . . . 

Schonau (Schonaugia) bei Heidelberg gegriindet 1 1 4 2 von dem 

Bischofe Burchard (Buggo) II. von Worms. (Bucelin >Germ. 

sacra* II. 80. — Kirchenlexicon, XI, 1150.) Nach Schannat ,Histor. 

episcop. Wormat* I. 154 war hier auch ein Mannskloster desselben 

Ordens. Auch bei Bingen war ein Schonau. 

177. 
2. Juni. 

Gerulus pres. c. in m. s. Stephani . . . O. S. B. infra 
muros Herbipolenses anno ... 1485 .. . die vene- 
rabilts sacramenti. 

Zuerst Chorherrenstift, 1057 von dem Bischofe Adalbero von 
Wttrzburg den Benedictinern ubergeben, 1459 zur Bursfelder 
Congregation getreten. 1482 erscheint Abt Georg beim Provinzialcapitel 
zu Blaubeuren. (Trithemius ,Annal. Hirsaug.* I. 199 u. II. 514. — 
Schannat ,Vindemiae.* I. 174. — Friess bei Ludewig. I. 473.) 

178. 
3- Jum. 
In sacro cenobio Cellensi O. Prem. Herbip. dyoc. c. 
gestor presens proxima die post festum Corporis 
Christi. Obierunt fratres Adam, Georius de Albensbergk, 
Nicolaus Velt . . . 

Oberzell bei Wtirzburg gegriindet 11 28 von dem H. Norbert 
,Cella superior (ilia Praemonstratensis. * (Le Paige. Zungo II. 677. — 
Kirchenlexicon XI. 1188.) 

179. 
5. Juni. 

Anno . . . 1484(1) cartiger pres. nostros sua presentia 
occupavit aspectus, conuentus scilicet s. Felicitatis . . . 
in Swartzaha O. S. B. Herbip. dyoc. ipso die Bonifacii . . . 



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— 40 — 

Schwarzach (Miinsterschwarzach) zwischen Wiirzburg und 
Bamberg. Als Griinder werden Theodora, Tochter Carl des Grossen, 
auch Megingaud, • Imma und Juliana von Rottenburg, als Stiftungs- 
jahre 815 und 877 genannt 1480 zur Bursfelder Congregation 
getreten. 1466 bis 1494 regierte Abt Martin. Erste Monche aus 
Megingaudhausen. (Chronicon Schwarzacense apud Ludewig II. 33. — 
Dinner ,Catalogus et descriptio abbatum monasetrii Munster- 
schwartzach* Wirceburgi 1589 pag. 31. — Lindner II. 183.) 



180. 
6. Juni. 

Gerulus pres . . . hac die se nostris obtulit voltibus (!)... 
in m. Ebrach O. Cist. Herbip. dioc. anno 1485 II. 
feria post dominicam Corporis Christi tempore vespe- 
rarum . . . Obierunt sacerdotes Adam, Mathias; Paulus 
Schrot, Petrus Kar, Johann Sawer, Johannes Keylholcz 
cantor, Petrus Puntz conuersus . . 

Ebrach (Ebern, Hebra, Ebracum) bei Schweinfurt gegriindet 
1 127 von Berno, Richwin und Bertrada (Berthilde) von Eberau; 
Monche aus Morimund, aufgehoben 1803. Abt Johann 1. regierte 
1474 — 89. (Gropp jMonumenta sepulchralia eccl. Ebrac* 108. — 
Heeringen , Wanderungen durch Franken* 85. — Janauschek 13. — 
Grote 122.) 

181. 
6. Juni. 

L. p. c. in m. sanctimonialium s. Petri (?) O. Cist. Herbip. 
dyoc. feria II. post. Corp. Chr . . . obierunt domina 
abbatissa Anna Helphen ... Elizabet de Dingfelt . . . 



182. 
(6. Juni.) 

Funifer pres. visus extitit in cenobio s. Viti prope murosf?) 
oppidi Hasfurdensis sito dyoc. Herbip. O. S. B., in 
quo . . . dies clauserunt eutremos Rudigerus Lamperti, 
Johannes Znick, Sigismundus Cesaris, Conradus Burkardi 
abbates, Johannes plebanus, Kilianus Gewder sacerdotes, 



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— 41 



Sixtus et Hermannus seculares presbiteri, Conradus 
Fogel, Sebastianus nouitii . . . 
Hassfurt am Main. 

183. 
6. Juni. 

Pres. portitor funebria innotescens et colligens . . . c. 

in m. sanctimonialium s. Marie Marchpurghawsen O. 

Cist. Herbip. dioc. 2. feria post . . . Corporis Chr. 

hora quarta ... 1485. Migrarunt ex hac luce 

Margaretha von Sechendorf, Katherina Dewffeleyn, 

Katherina von Dunfelt moniales, Henricus Dawbe 

prebendarius et confrater ordinis . . . 

Marienburghausen (Malpurghausen, Vallis s. Crucis) bei Hassfurt 

gegriindet 1200, im Bauernkriege zerstort; einen Theil der Klostergiiter 

verwendete Bischof Julius Echter von Mespelbrunn zur Dotirung der 

Wiirzburger Universitat. (Friess apud Ludewig I. 536. — Binder 

,Real-Encyclopadie* XI. 931. — Janauschek LVIII.) 



184. 
9. Juni. 

P. 1. c. in m. Bilhilthusen alme genitricis Cyst. O. Herbip. 
dioc. ... 1485 ipso die Primi et Feliciani, in quo . . , 
carnis debitum exoluerunt . . . Nicolaus Capitis. 
Johannes Keller, Johannes Bruneysen, Nicolaus Lends, 
Heinricus Schade, Heinricus Irnberger sacerdotes . . . 
Bildhausen (Bilthusa) bei Neustadt an der Saale gegriindet 

um 1 1 5 7 von Hermann und Biltrudis von Staleck ; Colonie aus 

Ebrach; aufgehoben 1803. (Binder XII. 227. — Janauschek 140. — 

Grote 45.) 

185. 
11. Juni. 

P. 1. c. in m. Frawenrod alme genitricis Cyst. O. Herbip. 
dyoc. . . . 1485 ipso die Barnabe. Obierunt sorores 
Elisabeth de Halacht, Margaretha de Habelstat, 
Ursula ... 



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— 4a — 

Frauenroth bei Kissingen gegriindet 1231 von dem Grafen 
Otto von Bodenlauben und seiner Gemahlin Beatrix; 1557 aufgetost. 
(Grote 156.) 

186. 
12. Juni. 

Anno ... 1485 XII. die mensis Junii p. 1. c. n. in m. 

s. Laurencii . . . Vrap(?) Herbip. dyoc. . . . obierunt 

Bertholdus abbas . . . Georgius, Johannes sacerdotes . . . 

Aura (Auracum, Uracum, Herrenaurach) Beuedictinerkloster in 

Unterfranken gegrtindet 11 08 vom Ernst von Trimberg und Otto 

dem Heihgen von Bamberg. Zur Zeit des Bauernkrieges (1525?) 

untergegangen. (Grote 27.) 

187. 
14. Juni. 

P. 1. c. in m. KIosterdaI(?) O. S. B. Herbip. dyoc. . . . 
ipso die Basilii . . . 

188. 
(Juni?) 

Pres. exhibitor c. in n. cenobio Veteris Celle O. S, 
Bernhardi Magunt. dyoc. ... 1485 in die ... 
Marcelli et Marcelliani . . . obierunt . . . Brigida 
de Swenden, Margaretha de Windeck, Anna de 
Schounberck . . . Obiit frater Nicolaus de RuendaL 
Das Fest eines h. Marcellianus fallt auf den 18. Juni. 

189. 
(Juni?) 
Anno . . . 1485 in die . . . Marcelli et Marcelliani pres. 
exhibitor c. in n. cenobio sacre vallis B. Marie extra 
muros Moguntinenses O. Cist., in quo obierunt fetfciter 
de hac luce praecordialissima domina nostra Lieba 
abbatissa, Margaretha et Elisabeth moniales, Johannes 
laicus . . . 

190. 
(Juni.) 

L. pres. rotule nobiscum c. in m. Eberbach . . . obierunt 
tratres Georgius de Bopardia et Johannes . . . 
anno 1485. 



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— 43 — 

Eberbach (Eberbacum) bei Eltwil gegnindet 1131 vom h. 
Bernhard, nachdem hier fhiher Chorherren gewesen, aufgehoben 1803. 
(Janauschek 20. — Grote 121.) 

191. 
17. Juni. 

Anno . . . 1485 XVII. die . . . Junii c. p. 1. in domo 
nostra Maguntina O. Carthus. . . . obierunt Johannes 
prior, Heinricus, Wilhelmus sacerdotes . . . 

St. Michael bei Mainz gegriindet 1308 von dem Erzb. Peter 
Aichspalt von Mainz. (Aub. Miraeus II. 238, — Latonius , Catalog 
archiepisc. Moguntinensium* apud Mencken III. 526.) 

192. 
(17. Juni.) 

Anno . . . 1485 1. p. fuit nobiscum in n. m. s. Agnetis 
in foro gentili Maguntie O. S. Bernhardi . . . 
obierunt Demudis abbatissa, Cristina monialis, Anna 
confersa (sic!) . . . 

Wurde 1605 vom Erzb. Johann Swikard in ein Canonissenstift 
verwandelt. ,In foro, quod in manuscriptis gentile, hodie vulgo 
Diebmarck vocatur . . . licet aliqui potius Viehmarck vocandum 
putent. f (Serarius f Moguntiacarum rerum . . . libri V. f pg. 117. — > 
Zunggo II. 524. — Janaaschek LVII.) » 

(17. Juni.) 
Anno ... 1485 1. p. f. n. in nouo m. s. Marie 

Magdalene in foro gentili Maguntie O. S. Bernhardi . . . 

obierunt Katerina confersa (sic!), Katerina famula 

nostra . . . 

,Hoc est (monasterium), quod albarum dominarum dicitur vulgo 
zun Weissenfrawen.* (Serarius 117. — ^Kurzgefasste Lebens- 
beschreibung aller Bisch- und Erzbischofen . . . zu Mainz* von 
C. S. T. v. H. ohne Jahr.) 

194. 

(17. Juni.) 

Anno . . . 1485 1. p. f. n. in m. Vlenhusen(r) in foro 
gentili Moguntie O. S. Bernhardi (?) . . . obiit fr. 
Johannes Layen . . . 



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— 44 — 



I 9S- 

(19. Juni.) 



L. p. c. in m. Montis s. Jacobi prope et extra muros 
Moguntinenses O. S. B. . . . tertio decimo kal. Julii 
anno 1485, in quo obierunt Johannes, Henricus, 
Nicolaus sacerdotes, Balduinus, Gerhardus, Petrus 
dyaconi, Hermannus, Waltherus, Conradus, Petrus 
donati . . . 

Schonberg (Monasterium in monte specioso) gegrundet 105 1 

vom Erzb. Luitpold. (Trithemius » Annates Hirsaug.* I. 191.) 

196. 
(20. Juni.) 

Anno ... 1485 c. p. 1. in m. Gronawe O. S. B. . . . 

Gronau bei Langenschwalbach, zur Bursfelder Congregation 
gehbrig, gegrundet 11 30 von einem Grafen von Laufenburg, 
aufgehoben 1535 von dem Landgrafen Philipp dem Grossmiithigen 
von Hessen und in ein Hospital verwandelr. (Grote 192.) 

197. 
(20. Juni.) 

Anno ... 1485 pres. exhibitor c. n. in m., quod 
vocatur Vallis s. Elyzabeth in vulgari Dieffental 
O. Cist. Magunt. dioc, in quo obiit soror Katherina 
conuersa ... 

Tiefenthal (Elisabethenthal), drei Meilen von Mainz (Schamelius 

,Klosterlexicon. f — Grote 131.) 

198. 
21. Juni. 

Anno . . . 1485 die s. Albani ... p. 1. c. in m. 

Montis ... in Rinkhauia . . . obiit frater Jacobus 

donatus . . . 

Johannisberg (Mons s. Johannis) O. S. B. im Rheingaue 
gegrundet 1106 vom Erzb. Rudhart und dem Rheingrafen Richolf, 
gelangte 17 16 an'Fulda und ist seit 1816 Eigenthum der Fiirsten 
Metternich. i486 f Abt Conrad v. Rottenberg. ^Sua aetate omni 
literatura nobilissimus , philosophus, orator ac poeta Celebris.* 



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— 45 — 

(Anonymus >De origine et abbatibus coenobii s. Johannis in 
Rheingavia* apud Schannat ^Vindiciae* I. 156. — Trithemius 
jAnnal. Hirsaug.* II. 525. — Binder , Real-Encyclopadie. * V. 893.). 

199. 
(22. Juni.) 

Baiulus carte pres. c. in m. Sconaco O. S. B. Treuir. 
dioc. de obseruantia Bursfeldensi, in quo obierunt 
Adamus olim abbas, Wolfo donatus . . . die decern 
millium martyrum anno 1485. 

Schonau vier Meilen von Bingen. Hier war auch ein durch 

seine Aebtissin Elisabeth (f 1165) weit bekanntes Nonnenkloster 

desselben Ordens. — Zehntausend Rittertag =22. Juni siehe Helwig 

5 Zeitrechnung* 59. (^Kirchenlexicon* III. 530.) 

200. 
(23. Juni.) 

L. p. c. in in. Romerstorff O. Prem. Treuir. dyoc. . . . 

1485. Obierunt dominus Hupertus episcopus Azotensis, 

necnon abbas huius monasterii, Hermannus Kethe, 

Conradus Mangolt, Johannes Kreyendrecher, Jodocus 

Pistor, Johannes Plankhenburger, Gerardus Hackenberg, 

Sifridus Husbach, Mathias Hademar sacerdotes, 

Arnoldus, Heinricus conuersi . . . 

Rommersdorf bei Neuwied gegrtindet von den Isenburgern. 

Abt Hubert (f 1483) schrieb 5 Tractatum elegantem in libros 

decretalium.* (Georgius 5 Spiritus literarius Norbertinus . . .* Aug. 

Vind. 1 771 pg. 286. — Simrock >Das malerische und romantische 

Rheinland* 313.) » Rommestorp alias Rommersdorpiensis ecclesia, 

filia Floreffiensis. f (Le Paige.) 

201. 
25. Juni. 

Pres. 1. c. in m. Seynensi O. Prem. Treu. dyoc. . . . 
1485 altera die b. Johannis Bapt., in quo . . . debitum 
carnis exoluerunt Johannes Stail, Johannes Huyfger, 
Wilhelmus sacerdotes et canonici, Gerardus, Heynricus 
Weytrischer donati . . . 



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— 46 — 

Sain bei Coblenz. f Ecclesia Seynensis apud confluentiam (ilia 
Steinfeldensis.* (Le Paige.) 

202. 
25. Juni. 

L. p. c. in m. Wolfersberch O. Prem. Treu. dioc. . • . 
1485 sabbato post Johannis B. . . . obierunt sorores 
Margaretha de Hasbach, Anna de Hadebar, Agnes 
von Heymbach, Margaretha Meckel, Nesa (?) de 
Langenawe ... 

,Ulfeberc filia Rommersdorpiensis. * (L« Paige.) 

203. 
(27. Juni.) 

L. p. c. in m. s. Marie ad Ortum O. Cist. Colon. 

dioc. ... 1485. Obierunt sorores Sophia de Lant- 

kronne, Aleyd Selbadorp . . . 

Kirschgarten (Hortus B. M. V., Hortus cerasorum, Mariengarten) 
bei Worms gegnindet 1233 vom Bischof Heinrich von Worms 
Wenn Trithemius, Schannat (^Episcopatus Wormatiensis*) und Zunggo 
behaupten, Bischof Friedrich von Worms habe 1443 Regularcanoniker 
der Windsheiraer Congregation hier eingefiihrt, so beweiset unsere 
Rotel die Existenz von Cistercienserinnen. (Janauschek LIX.) 

204. 
2 9 Juni. 

In m. ss. Machabeorum ... O. S. B. in Colonia p. 1. 
c. . ., . 1485 ipsa die ss. Petri et Pauli . . . 
obierunt magister Laurencius de Remerswaele, sacre 
theologie licentiatus, confessor noster, soror Elisabeth 
Schurvelsch, Gerdrudis donatista Cristina, scholaris . . . 
Zu den Machabaern auf dem Ursula- oder Blutacker in der 

Blutgasse, jetzt Machabaerstrasse gegrlindet um 1134, aufgehoben 1802. 

(Gelenius f De admiranda . . . magnitudine Coloniae Agrippinensis. € 

Coloniae 1645 Pg- 537- — Grote 88.) 

205. 
(1. Juli.) 

In m. b. Marie Magdalene de Penitencia O. S. Aug. in 
Aquisgrano Leodic. dyoc. . . . obierunt Judith, 
Gertrudis, Margaretha van der Hagen ... 1485 .. . 



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— 47 — 

Uiber diesen Orden sehe man ^Kirchenlexicon* VI. 729 und 
Aubertus Miraeus apud Kuen III. 12. Das oben genannte Kloster ist 
wahrscheinlich identisch mit dem Weissfrauenkloster in der 
Jacobstrasse gegriindet im 14. Jhrh. von einem Grafen von Lahn. 
(Gwrte 3). 

206. 
3. Juli. 

In crastino visitationis V. Marie ... 1485 in rn. s. 
Johannis B. Colon, dyoc. fuii rotulus iste. Obiit Eua 
de Harua monialis . . . 

Vielleicht Kloster Machern bei Boppard. 



207. 
4. Juli. 

Anno ... 1485 quarta die Julii c. p. 1. in m. s. Conradi(?) 
O. S. B. Colon, dyoc. . . . obierunt venerabilis 
dominus abbas Heribertus de Rudstorp(?) anno 
812 • . . Arnoldus cammerarius ... Johannes 
de Gruessfelt . . . 

208. 
8. Juli. 

Anno ... 1485 in octaua die Julii 1. p. c. in m. n. s. 
Saluadoris in . . . O. S. B. . . . 

Priim nordlich von Trier gegriindet 720 von Bertrada erweitert 
763 durch Konig Pipin, 1574 dem Hochstifte Trier als Priorat 
einverleibt, 1803 saecularisirt. (Kirchenlexicon VIII. 839.) 



209. 
(10. Juli.) 

Obierunt ... 1485 Mathias abbas, Nicolaus, Conradus, 
sacerdotes . . . in m. s. Martini in Treuiri. 

St. Martin zu Trier O. S. B. gegriindet 526(F) vom Bischof 
Magnericus; gehorte seit 1468 zur Bursfelder Congregation. Abt 
Mathias erscheint urkundlich 1465. (Aub. Miraeus apud Kuen I. 10. 
— Hontheim ,Historia Trevirensis* II. 450.) 



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— 48 — 
2IO. 

ii. Juli. 
Pres. baiulus c. in m. s. Mathie . . . extra muros 

Treuirenses O. S. B. ... 1485 ipso die commemo- 

rationis s. Benedicti, in quo obiit Johannes Dure(?) 

abbas cum aliis pluribus . . . 

Urspriinglich Cella s. Eucharii genannt, urn 455 Kloster mit 
der Regel des h. Basilius, 1 148(F) sollen Benedictiner gekommen 
sein. Ein Abt Johann fmdet sich in Diplomen von 1465 u. 1477. 
(Aub. Miraeus 1. c. I. 4. — Hontheim II. 449 u. 462.) 

211. 

(11. Juli.) 

Obierunt ad s. Mariam ad Martires extra muros Treui- 
renses O. S. B. . . . 1485 Henricus de Blench abbas, 
Nicolaus prior, Johannes conuersus . . . 

Gegriindet um 694 von dem h. Willibrord. Abt Heinrich 
erscheint urkundlich 1465. (Aub. Miraeus 1. c. I. 44. — Hontheim II. 
449)- 

212. 
12. Juli. 

Gerulus pres. uiuus extitit ... in m. ss. Johannis ewang., 
Maximini, Agritii, Nycetii episcoporum extra et 
prope muros Treuirenses O. S. B., quod . . . domino 
apostolico inmediate subiectum . . ., altera die trans- 
lations s. B. . . . 1485 .. . obierunt reuerendi domini 
Anthonius et Theodoricus abbates, nee non Gerardus, 
Johannes et Matheus sacerdotes et Jodocus donatus . . . 
Die Griindung wird in die Zeit Constantins des Grossen(!!) 

versetzt; zuerst Regel des h. Basilius; um 764 fiihrte Erzb. Hidulph 

die Benedictiner ein. Abt Anton fmden wir urkundlich 1465. (Aub. 

Miraeus 1. c. I. 14. — Hontheim II. 449.) 

213- 
(12. Juli.) 

Anno ... 1485 c. p. 1. in m. s. Marie extra muros 

Treuirenses O. S. B. et licet hoc anno nulla de prefato 

conuentu obierit . . . 



Digits 



zed by GoOgk 



49 — 



S. Maria in horreo Trevirensi. f Nos Johannes d. g. Trevirensis 
ecclesiae archiep . . . monasterium in Orreo, quod initio ad regulam 
s. Benedicti institutum . . viguit, postquam ad regulam s. Augustini 
translatum, novissimis temporibus canonissarum secularium collegium 
extitit, ad suam originem et primam s. B. regulam . . . reducimus 
et reformamus ... 1495 .. / (Hontheim II. 497.) Nach unserer 
Rotel bestanden aber hier schon 1485 wieder Benedictinernonnen. 

214. 

(15. JulL) 
Anno . . . 1485 c. p. 1. in ciuitate Epternacensi in m. 

s. (Willibrordi?) O. S. B. dioc. Treuir . . . 

Echternach, Stiftung des h. Willibrord um 720, beim Andrange 
der Franzosen 1794 von den Monchen verlassen. Beriihmt durch 
seinen Reliquienschatz. Zur Verehrung derselben fuhrte Abt Reginbert 
1059 em eigenes Fest ein, welches spater vom ganzen Orden adoptirt 
worden ist. (Reiners in ,Studien . . . aus dem Bened.-Orden. c III. 
321 u. 386.) 

215- 
16. Juli. 

P. 1. n. c. in m. alme genitricis O. S. B. Treuirensis 
dyoc. prope Luczenburg XVII. kal. Aug. ... 1485... 
obiit dominus Bernardus de Orley abbas . . . 

Bernard's Nach folger Jacobus de Novocastro ist 1490 gestorben. 

(Hontheim II. 484.) 

216. 
20. Juli. 

P. 1. n. c. in m. s. Crucis O. Prem. iuxta Metensem 
(urbem) . . . XX. mensis Julii . . . obiit . . . Gerardus 
abbas . . . 

^Ecclesia s. crucis olim, nunc (1633) s - Eligii in urbe Mettensi 
filia Bellaevallis. c (Le Paige.) 

217. 
20. Juli. 
L. p. c. in m. s. Vincentii O. S. B. infra muros 
Mettenses XIII. kal. Aug. ... 1485 . . . obierunt 
Guilielmus prepositus in Offenbach, Johannes de Vinario 



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60 — 



prior prioratus in Thalheym (?), Johannes de Ponte 

eleemosynarius . . . 

Gegrundet 968 von Theodorich, Bischof von Metz. — 
(Trithemius ^Annal. Hirsaug.* I. m. — ^Chronicon episcop. 
Metensium* apud Achery ^Spicilegiura* II. 228.) 

218. 
21. Juli. 

L. p. n. c. in m. s. Arnulphi O. S. B. extra muros 
Metenses XII. kal. Aug. ... 1485 ... obierunt 
Desiderius Foullet abbas, Dominicus, Humbertus custos, 
Nicholaus, Jacobus . . . 

Zur Zeit des Bischofes Theodorich hat ein Abt Guerinus die 

Kirche erbaut. (Achery 1. c. II. 229.) 

219. 

21. Juli. 

L. p. n. c. in m. s. Clementis . . . O. S. B. extra muros 
Metenses XII. kal Aug. anno 1485 ... obierunt 
Desiderius Foullet commendatarius, Ludovicus prior, 
Jacobus, Mathias . . . 

Das Stift St. Clemens stand also unter dem Abte von St. 

Arnulph. Die Incorporation geschah schon 1049. (Franc. Petr. 

t Germ. can. Augustian.* V. 22.) 

220. 

22. Juli. 

. . . Ad aures venerabilium paternitatum . . . vestrarum 
perveniat, nos anno 1485 die XXII. mensis Julii 
circa horam vesperarum presentem hunc vestrum 
rotulum, ut moris est, benigne recepisse et in ipso 
clausulam in hunc modum scripsisse, nostro in 
monasterio s. Symphoriani . . . O. S. B. obierunt 
Petrus de Campello abbas, Matheus de Harnpor(?) 
prior, Johannes, Arnulphus, Nicolaus, Stephan, Michael 
de s. Juliano sacerdotes, Hugo, Philippus, Heinricus, 
Pontius nouitii . . . 

Adalbero, Bischof von Metz, erneuerte den Klosterbau. (Achery 

1. c. II. 229.) Es war ein Schottenkloster. 



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- 51 — 



23. Juli. 

L. p. n. c. in m. s. Martini extra muros Metenses X. 
kal. Aug. ... 1485 .. . obierunt Anthonius Neisse (?) 
abbas et prior s. Georgii, Johannes Duvral, Desiderius 
custos . . . Yzabella conuersa . . . 



25. Juli. 
L. p. in n. c. m. gloriosissime virginis O. S. B. infra 
muros Mettenses non. kal. Aug. 1485 .. . obierunt 
. . . Ysabella Dex (?) abbatissa, Katherina de Helmstat, 
Barbara de Helmstat moniales et professe, Johanna 
de monte s. Leodegari scolaris et Agneta de Stirrum 
puella . . . 

223. 

25- J uli - 
L. p. n. c. in m. s. Marie V. O. S. B. infra Muros 
Metenses IX. kal. Aug. 1485 .. . obierunt Yzabella 
de Juitguyo(?) abbatissa, Odeta et Claudia eius soror 
ambe de monte s. Eligii(?) moniales, Georgina de 
Juitguyo(?) scolaris ... 

224. 
25. Juli. 
Nono kal. Aug. hora magne misse p. 1. c. in choro 
nostro fratrum Augustinorum Mettensium . . . obierunt 
Stephanus de Torcellis, Dominicus, Waltherus, Jacobus 
de Girueto . . . 



225. 
25. Juli. 
L. p. n. c. in m. s. Petri (?) monialium O. S. B. infra 
muros Metenses IX. kaL Aug. 1485 .. . obierunt . . . 
Catherina . . . 

Meist urdesbare franzosische Namen. 

4* 



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52 — 



226. 

2 5- Juli. 
P. 1. c. in m. n. O. Predic . . . nono kal. Aug. 1485, 
in quo obiit Chilianus Baseler . . . 

227. 
27. Juli. 

Pres. rotule gerulus c. n. in m. Villericensi O. Cist. 

Mettens. dyoc. altera die Anne ... 1485 ... obiit 

Michael donatus . . . 

Viller — Betnach Weiler Betnach, Villerium) bei Theonville 
gegrundet n 33 von Heinrich v. Morimund, dem Sohne des 
Karntner Herzogs Engelbert. Tochter dieses Klosters war Viktring. 
(Janauschek 26.) 

228. 
27. Juli. 
Pres. rotule exhibitor n. in m. Villericensi c. altera die 
Anne matris Marie ... 1485 .. . obiit Johannes 
donatus . . . 

Zwei verschiedene Hande haben auf zwei Seiten des Rotelstreifens 
ihr Kloster aber jedesmal mit Angabe eines andern Todten 
eingetragen. 

229. 
30. Juli. 
Anno ... 1485 III. kal. Aug. 1. p. c. n. in m. s. 
Martini Glandarensi Mettensis dyoc. O. S. B. . . . 
obierunt Albertus abbas, Nicolaus prior, Johannes 
Kamprat, Nicolaus Currificis, Johannes Menger, Johannes 
subdyaconus, Michael accolitus, Johannes Menger iunior, 
Nicolaus Harperch . . . 

230. 
30. Juli. 
L. p. c. in n. conuentu Treffendal wulgariter dicendo 
O. S. Wilhelmi Metens. dyoc. tertio kal. Aug. 
1485 . . . obierunt Conradus prior . . ., Anthonius 



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— 53 — 

prior, Johannes prior, Nicolaus prior, Jacobus, 
Conradus . . . 

(Uiber den Orden der Wilhelmiten siehe Kirchenlexicon XL 1096.) 

231. 
1. August. 

Anno 1485 kal. Augusti 1. p. c. in n. m. s. Naboris 

Mettens. dyoc. O. S. B. . . . obierunt Vlricus abbas, 

Waltherus, Theobaldus, Johannes, Nicolaus, Adam . . . 

jFundatum est . . . a Sigisboldo Mediomatricum urbis episcopo 

dedicatumque in honorem diui Pauli . . . anno 714. Donatum est 

corpore s. Naboris anno 765 a Chrodegango, Metensis ecclesie 

antistite.* (Aubertus Miraeus apud Kuen I. 3. 25.) 

232. 
(2. August.) 

Anno . . . 1485 1. pres. rotule c. n. n. in m. Vallis s. 

Marie alias Sturzelborn Cist. O. Mettens. dyoc. . . . 

obierunt Hermannus, Petrus de Niuenfelt, dominus 

Jacobus senior abbas . . . Erhardus confrater noster . . . 

Sturzeibronn gegriindet 11 43 durch eine Schenkung des Herzogs 

Simon I. von Lothringen; Tochter der Abtei Mazieres in Burgund. 

0anauschek 72.) 

233. 
4. August. 

Anno . . . 1485 quarta die Augusti 1. p. c. in n. m. 
Wernerivillericensi O. Cist. Mettens. dyoc. Licet de 
nostris hoc anno nullus mortuus sit, annis preteritis 
(obierunt) Johannes, Georgius sacerdotes, Jacobus 
subdyaconus, Johannes Brender donatus, pro quibus 
petimus suffragia orationum consueta. 

Werschweiler zwischen Zweibriicken und Homburg 1130 von 

Friedrich I., Grafen von Saarwerder, fur Benedictiner aus Hornbach 

gestiftet, spater den Cisterciensern von Weiler — Betnach ubergeben. 

(Janauschek 162.) 



234. 



8. August. 



L. p. n. c. in m. Vtriniuallensi Cyst. O. dyoc. Spirens. 
in die Cyriaci . . . 1485. Obierunt anno 1484 Johannes 



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54 — 



de Altzeia, Nicolaus de Spira dyaconi, Nicolaus de 
Altzeia sacerdos . . . omnes premuniti ecclesiasticis 
sacramentis . . . 

Eusserthal (Usserthal, Outreval, Uterina Vallis) bei Landau 
gegnindet 1142 — 50 von dem Ritter Stephan von Mbrlheim und 
seiner Gemahlin Zepa. Colonie aus Weiler-Betnach ; 1560 saecularisirt. 
(Janauschek 114. — Grote 146.) 

235- 
9. August. 

L. p. p. n. n. in m. Elingenmiinster O. S. B. Spirens. 

dyoc. in vigilia s. Laurencii . . . 1485 . . . obiit 

venerabilis dominus Srpfo(?) abbas . . . 

Ebersmiinster (Eberheimmtinster, Aprimonasteriuni) an der 111 bei 
Schelstadt gegrtindet um 700 vom Herzog Etico; aufgehoben 1790. 
(Grote 122.) 

236. 

12. August. 
Gerulus pres. in n. c. m. s. Walpurgis . . . O. S. B. 

Argent, dyoc. pridie ydus Aug. ... 1485 .. . 

obierunt Burchardus de Miilnheim abbas, Heinricus 

Brechter . . . 

Mons s. Walpurgis in sacra silva bei Worth gegrtindet 1074 
durch Thierry Grafen von Mompelgard, zerstort 1525 und- 1546 als 
Eigenthura der Stadt Weissenburg erklart. (>Studien ... aus dem 
Bened. Orden* 1880. 2. 161.) 



237. 
12. August. 
Pres. literarum baiulus c. in n. m. Nouocastro O. C. 
Argent, dyoc. sexta feria ante festum assumptionis 
Marie, ex quo . . . oramus memorari fratris Theobaldi 
secularisque cuiusdam preprimis nostre benefactricis 
Helene . . . 

Neuburg bei Hagenau gegrtindet 1 1 3 1 von dem Grafen Reinold 
von Luxemburg. (Janauschek 18.) 



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— 66 — 

13. August. 
L. p. c. n. n. in m. Augustinensium Argent, dyoc. in 
ciuitate Hagenavensi sabbato ante festum assumptionis 
1485 . . . 

Nach Grote 202 ist dieses Kloster, welches er den Pramonstra- 
tensern zutheilt, 1189 gegriindet worden. 

239. 
13. August. 

Pres. literarum baiulus c. n. in m. fratrum Predicatorum 

Argent, dyoc. in opido Hagenove sabbato ante . . . 

assumptionis ... 1485 .. . 

Gegriindet im 13. Jhrhdt. (Grote 202.) 



240. 
13. August. 

Gerulus pres. c. in conuentu Hagenovensi O. S. 
Wilhelmi sub regula s. Benedicti . . . 
Gegriindet 1394. (Grote 202.) 



241. 

15. August. 

Anno ... 1485 1. pres. rotule c. in n. m. Mariatal 
Argent, dyoc. in festo assumptionis Marie. Obierunt 
anno preterito . . . magister Johannes Wassman 
prouincialis in Alemania O. S. Wilhelmi, Johannes 
Raffenstein sacerdos . . . 

Vielleicht in Strassburg selbst, wo eine Wilhelmiterkirche 

existirt 

242. 

16. August 

Gerulus pres* in n. c. m. s. Bernhardi O. Cist, in 
ciuitate Argentinensi eiusdem dioc. tertia feria post 
festum assumptionis . . . 1485 . . . obierunt Johannes 
quondam abbas in Wingarten, Johannes de Monte > 



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— 56 — 

Berchtoldus, Johannes Koch, Bernhardus sacerdos, 
Gabriel subdyaconus . . . 



243- 
1 6. August 

Gerulus pres. c. in conuentu Argentinensi O. Pred. in 

crastino assumptionis B. V. . . . obierunt Johannes 

Reder, Johannes Gerbort, orate pro animabus 

eorundem . . . 

Heinrich II. von Veringen, Bischof von Strassburg (f 1223), 

fiihrte die Dominikaner ein. (Kirchenlexicon X. 402.) 

(Schluss folgt im nachsten Hefte.) 



Ueber ambrosianische Liturgie und ambrosianischen 

Gesang. 

Von P. Ambrosiua Kieule O. 8. B., in Emauc. 
(Fortsetzung aus Heft II. d. J., S. 346 — 361.) 

Die Messe beginnt mit der vom Chor zu singenden Tngressa 
(rom. Introitus), wahrend welcher der Priester das Staffelgebet 
spricht. Diese Antiphon hat nicht Psalm und Gloria wie im 
romischen Officium. Ein Kyrie nach romischer Art, als feierlichen 
Gesang in heiliger Neunzahl, haben die Mailander nicht. Sie 
sprechen das dreimalige Kyrie eleison wiederholt wie im Officium, 
so auch in der Messe, doch ohne Modulation (nach dem Gloria, 
Evangelium und vor dem Schlussegen). Der Ingressa folgt das 
Gloria in excelsis, und die oratio super populum (rom. 
Collecta). 

Lesungen sind zwei nach altestem liturgischem Brauch, der 
durch die apostolischen Constitutionen bezeugt ist. Diese zwei 
Lesungen waren in der romischen Liturgie an Weihnachten und 
Stefanstag bis in's zehnte Jahrhundert beibehalten. Auf die erste 
Lesung aus dem alten Runde (daher der Name prophetia) iolgt 
der p sal melius (rom. Gra^aale), auf die aus dem neuen Bunde 
(apostolus) das Alleluja. Dem Evangelium schliesst sich immer 
die antiphona post evangelium an; an hohen Festen 
(Weihnachten, Epiphanie) geht ihm auch eine Antiphon voraus. 



Digits 



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— 57 



Nach dem Grusse des Priesters: Pacem habete, — vielleicht eine 
Reminiscenz an den ehemals an dieser Stelle zu gebenden 
Friedenskuss, wird die oratio super sindonem laut gebetet, die 
in der oratio veli der orientalischer Liturgien ihr Analogon hat, 
und beginnt der Ritas des Offertorium. Er ist vom Gesange der 
OfTertori urns antiphon begleitet. Hierauf folgt das Credo und 
die laut gesprochene oratio super oblata (rom. Secreta). Der 
Text der Praefation ist oft wechselnd, fast jedes Fest hat seinen 
eigenen. Vor der Consecration ist noch eine Handewaschung. 
Auf das Per ipsum folgt die Brechung der hi. Hostie, wahrend 
der Chor die confractio singt, eine Antiphon, die kein Analogon 
in der romischen Liturgie hat. Daran schliesst sieh das Pater 
noster und das gleiehfalls gesungene Libera. Wahrend der Com- 
munion wird eine Antiphon gesungen, die unserer antiphona ad 
communionem entspricht. Sie heisst transitorium, Uebergang 
zur Collecta. 

Eine Vergleichung der Texte des Codex mit denen des 
mailandischen Missale zeigt, dass dieselben seit 800 Jahren 
keine Veranderung erlitten haben. Sie stimmen mit 
einander, abgesehen von einigen Stellen in den Messen zu Ehren 
der Heiligen, wo im Missale andere Stiicke zitirt sind als im 
Manuscript. Eine ahnliche Erscheinung zeigt sich auch in der 
romischen Liturgie, in der ungeffthr seit dem Jahre 800, d. h. 
so weit unsere Quellen reichen, die Texte ziemlich feststehen, 
von kleineren Aenderungen in Folge der Tridentinischen Reform 
abgesehen, wahrend in den Heiligenofficien dieselben Texte in 
variirender Ordnung auf die einzelnen Feste vertheilt sind. 

Das ambrosianische Graduale hat mehr, nftmlich 
acht Gesange, wo das romische nur funf hat. Das Ordinarium 
missae aber ist einfacher; es besteht aus Gloria, Credo und 
Sanctus; ein Angnus Dei, spfitere romische Einrichtung, kennt 
die mailandische Liturgie nicht; nur fur die Todtenmesse hat sie 
es aufgenommen. 

Wenn wir den Textinhalt betrachten, so mochten wir 
das mailandische Officium einem reichen, iippig bluhenden Garten 
vergleichen, dessen farbenprachtige Blumen den vollen Duft litur- 
gischer Poesie und Devotion aushauchen. Besonders in der 
Adventszeit ist die Liturgie reich. Die Propheten haben ihre 



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— 58 — 

schonsten Gedanken beigebracht. Die Anwendung ist iramer 
originell und reich an tiefsinnigen Beziehungen Die Gedanken 
sind unmittelbar und lebhaft, die Sprache frisch. Dem romischen 
Officium scheint nns das mailandische an Reichthum und Schonheit 
des liturgisehen Textes nicht nachzustehen, wohl aber an der 
Disposition der einzelnen Ofiicien und Zweckmassigkeit fur unsere 
Zeiten. Es zeigt sich aber zwischen beiden ein raerklieher 
Unterschied. — Im romischen Officium, besonders in den 
Messtexten, herrscht die strenge, ruhige liturgische Wurde. 
Der romische Pontifex, der Naohfolger des Apostelftirsten, der 
Erbe aller romischen Grosse, spricht hier. Im mailandischen 
Ritus vernimmt man auch in der Messliturgie liebliche, herzliche 
Worte, die an das naiv oder kindlich Fromme an- 
klingen. So beginnt die Griindonnerstagsmesse mit der Ingressa: 
Coenae tuae mirabili hodie, Filius Dei, socium me accipis; non 
enim inimicis tuis hoc mysterium dicam, non tibi dabo osculum 
sicuti et Jude(as?), sed sicut latro confitendo te: memento mei, 
domine. in regno tuo. Das ist gewiss ein andachtsvolles Gebet, 
das zugleich ganz in das Geheimniss des Tages einfuhrt. In der 
romischen Liturgie singen wir dafur: Nos autem gloriari oportet 
in cruce. Die Ingressa des sechsten Adventsonntages (die mai- 
landische Liturgie hat sechs, die romische vielleicht seit Gregor 
d. Gr. nui* mehr vier Sonntage der Vorbereitung vor Weih- 
nachten) lautet: Videsne Elisabeth cum Dei genitrice Maria dispu- 
tantem: Quid ad me venisti, mater Domini mei? Si enim scirem, 
in tuum venirem occursum: tu enim regnatorem portas et ego 
prophetam : tu legem dantem et ego legem accipientem : tu verbum 
et ego vocem proclamantis adventum salvatoris. Solche Texte 
gestattet sich die romische Messliturgie nicht. Jn ihr sind mit 
ausserst wenig Ausnahmen die Texte der hi. Schrift entnommen. 
Im transitorium von Epiphanie finden wir einen sehr lieblichen 
Text: er ist auch in die romische Liturgie iibergegangen, aber 
nicht in die Messe, sondern steht als Antiphon zum Benedictus 
in den Laudes. Diese Antiphon vereinigt in riihrender Einfalt die 
drei Tagesmysterien nach ihrem inneren, mystischen Zusammenhang 
in ein Bild: das Brautfest Christi mit der Kirche mittelst der 
Taufe im Jordan, wozu die drei heil. Konige mit Geschenken 
herbeieilen, und die Hochzeitsgaste das armliche Wasser der 



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— 59 — 

menschlichen Natur in gottlichen Wein verwandelt sehen. Der 
ganze Text lautet: Hodie coelesti sponso juncta est ecelesia, 
quoniam in Jordane lavit Christus ejus crimina: currunt cum 
munere magi ad regales nuptias et ex aqua facto vino Jaetantur 
convivae: baptizat miles regem, servus dominum suum, Joannes 
salvatorem: aqua Jordanis stupuit, columba protestatur. paterna 
vox audita est: Films meus hie est, in quo bene complacui, 
ipsum audite. Als Beispiel grossartiger, lyrischer Bewegung kann 
die lngressa von Epiphanie gelten: Civitas non eget sole, neque 
luna, ut luceant ei; quoniam claritas Dei illuminat earn: et 
ambulabunt gentes in lumine ejus et reges terrae offerent claritatem 
suam in ea. Diese Antiphon ist vorgregorianisch. Der Gedanke 
scheint den liturgischen Ideen der Orientalen und Griechen ent- 
nonunen zu sein. Er ist zugleich voll zarter Poesie und tiefem, 
reichem Gehalt 

Fur die Fastenzeit hat die ambrosianische Messe noch 
zwei interessante Eigenthumlichkeiten aus der alteren 
liturgischen Zeit, die wir aus unserem Codex anfuhren. Die erste 
besteht in einer Bittl itanei, die an den Fastensonntagen zu 
sprechen ist. Sie ist in der alten Hesponsorialform gehalten. 
Der Diacon spricht die einzelnen Bitten und der Chor antwortet. 
Am ersten Fastensonntag beginnen diese preces mit 1f\ Divinae 
pacis et indulgentiae munere supplicantes ex toto corde et ex 
tota mente precamur te. (i. Domine miserere. Am zweiten 
Fastensonntage sind andere, inhaltlich aber identische Bitten; sie 
beginnen mit f. Dicamus omnes. ft. Kyrie eleison. Am Ende 
werden drei Kyrie angefugt. Beide Litaneien werden abwechselnd 
an den folgenden Fastensonntagen gebetet. Im ambrosianischen 
Missale sind die Melodien zu diesen preces zwar sorglos gedruckt 
und mit chromatischen Halbtonen ad libitum versehen, stimmen 
aber so ziemlich mit denen unserer Handschrift. Ganz ahnliche 
preces mit der Einschaltung B. Domine miserere i. e. Kyrie eleison 
— kommen auch in alien alteren Liturgien vor; der Anfang hat 
sich sogar wortlich erhalten. Sie haben ihr Vorbild in der Bitt- 
litanei, die nach den apostolischen Constitutionen der Diacon in 
Fruh- und Abendofficium und in der Messliturgie nach Entlassung 
der Catechumenen vorbetete. Als Zeichen des Alters moge die 
neunte Bitte am ersten Fastensonntag gelten. If. : Pro navigantibus, 



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— 60 



iter agentibus, in carceribus, in vinculis, in mettalis, in exiliis 
con.stitutis precamur te, — J$. Domine miserere. 

Nach der zweiten Vesper des ersten Fastensonntages (in 
capite quadragesimae) findet sich in der Handsehrift eine Rubrik, 1 ) 
die den Leser urn 14 Jahrhunderte der kirchlichen Zeitrechnung 
zuruckversetzt in jene Periode, da noch die Arcandisciplin bestand 
und die in der ersten Prufungszeit stehenden Heiden (catechumeni) 
wie die der Taufgnade schon nachstehenden (competentes) an den 
hi. Mysterien nicht Theil nehmen durften; sie erhielten eingehen- 
deren Unterricht wahrend der Fastenzeit und empfingen in der 
hi. Osternacht das Bad der Wiedergeburt. Was unsere Rubrik 
andeutet. das mag der beruhmte Rhetor, der spatere hi. Kirchen- 
lehrer Augustin. erlebt haben. Die Catechumenen wurden 
in der Mess lit urgie nach dem Evangelium und der Homilie 
entlassen: das Gleiche fand im Officium zu den Laudes und der 
Vesper statt. Diese Geremonie begann, wie aus der Rubrik 
hervorgeht, in Mailand am ersten Montag der Fastenzeit; denn 
nur an Werktagen wird der 50. Psalm (statt des Cantemus und 
Benedicite) gebetet. Die Competenten waren wie die Rubrik 
andeutet, nur mehr Kinder. Sie mussten also an diesem Tage 
zur Kirche gebracht werden. Nach dem 50. Psalm und dem 
Dominus vobiscum, ehe die folgende Oratio gesagt wird, singt 
der Diacon »in sanfter Weise* : Procedant competentes — einmal, 



*) Piima ebdomada de quad rages irna post cantatum psalmum 50. ad 
matutinum dicat presbyter: Dns vobscm. Item dicat diaconus leni voce: 
Procedant competentes, simplum. In alia ebdomada duplum. Item bostiarius 
ad regias: Ne quis catecbumenus. Ad vespenim vero similiter. 

Dominica de Samaritana post evangelium lectnm dicat diaconus excelsa 
voce: Qui vult nomina sua dare, jam offerat. Sabbato II. post scrutinium dicat 
presbyter ad altare: Dns vobscm. Dicit diaconus excelsa voce ad cornu altaris: 
Superius nos fideles. Orate competentes. Cervicem flectite. Tunc infantes 
admoniti ab accolytbo ut caput iucliuent. Rursus dicat diaconus excelsa voce: 
Humiliate vos ad bonedictionem. Data benedictiono rursus dicat diaconus excelsa 
voce: Procedant competentes. Et respondeaut accolytbi similiter. Tunc egre- 
dientur foras. Ita co ordine faciendum est per singula scrutinia. Et domiuicis 
diebus post Evangelium lectum usque dominica in ramis palmarum. Item 
in tertia ebdomada per singulas ferias ad matutinum vel ad vesperum dicat 
diaconus leni voce: Procedant catecbumeni, simplum; in alia bebdomada duplum: 
Procedant catecbumeni, catecb. proced. Et respondeant accolytbi a. foris caucell is 
similiter. Item sexta feria per singulas lectiones et domiuicis diebus per singulas 
boras vociferantur bostiarii ter vicibus: Ne quis catecb. per singulas regias. 
Transacta media quadragesima addunt praedicti bostiarii : Nee quos catecb. ne 
quis, usque in ramis olivarum. 



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61 



in der nachsten Woche wird er es zweimal sagen: Procedant 
competentes, competentes precedant! Ein Ostiar ruft an den 
Chorschranken (ad regias): Ne, quis catechumenus (sc. re- 
maneat)! Nach Berold, einem Autor, der spater noch besprochen 
werden soil, wiederholt der Ostiar seinen Ruf vor jeder Oration. 
Dasselbe geschieht zur Vesper. Regiae (sc. portae) sind die 
Thiiren in der Marmorbrtistung ? welche den Chor umgab. Die 
mittlere, am Haupteingang, war kostbar gearbeitet mit Gold und 
Silberplatten und edlen Steinen belegt und hiess mit Vorzug die 
regia. In der griechischen Liturgie haben diese Thiiren noch 
grosse Bedeutung und tragen den Namen »kaiserliche«. 

Am zweiten Fastensonntage ergeht an die Catechumenen 
die Aufforderung, sich in die Liste derer eintragen 
zu Lassen, welche um die hi. Taufe in der Osternacht 
bitten. Darum ruft der Diacon nach dem Evangelium der 
Messe : Qui vult nomina sua dare, jam ofTerat. Am Samstag dor 
gleichen Woche findet ein Scrutinium statt. Dasselbe ist eine 
feierliche Versammlung zur Unterweisung und Prufung der Tauf- 
linge in Bezug auf Wtirdigkeit und genugende Vorbereitung. 
Solcher Scrutinien gab es in der Fastenzeit mehrere, etwa 5—7. 
In der romisehen Liturgie ist das bedeutendste das vom Mittwoch 
der vierten Fastenwoche, das sich auch deutlieh in der Liturgie 
des Tages abpragt. In Mailand war das wichtigste am Samstag 
vor Psalmsonntag (sabb. in traditione symboli). Nach dem 
Scrutinium ging die Entlassung in folgender Weise vor sich. 
Der Diacon ruft vom Altare aus mit erhobener Stimme: Steht 
aufrecht, ihr Gliiubigen. Betet Competenten. Neiget das Haupt. 
Auf die Ermahnung der Akoluthen neigt man den Kindern das 
Haupt. Abermals ruft der Diacon : Verbeugt Euch zum Segen. 
Der Diacon ruft: Entfernt Euch, Competenten, was die Accolythen 
wiederholen. So verlassen die Catechumenen die Basilica. Also 
ist es bei alien Scrutinien zu halten. An alien Ferien zur Matutin 
und Laudes ruft der Diacon: Procedant! und wiederholen die 
Accolythen vor den Schranken bei jeder Thur: Ne quis! Am 
Freitag wird es nach jeder Lesung des Matutin und am Sonntag 
zu jeder Hore gesagt, aber so, dass in der zweiten Hiilfte der 
Fastenzeit der Ruf verdoppelt wird. Die zugehorigen Melodien 
finden sich in unserem Codex in zwei etwas von einander 



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— 62 — 

abweichenden Fassungen, nach denen sie vielleicht in verschiedenen 
Officien oder Wochen gesungen werden. 

Merkwiirdig ist die Salbung der Catechumenen mit Chrisma 
in der Fastenzeit, was Landulf eine Prerogative der Mailandischen 
Kirche nennt und ebenso wie Beroldus ausfuhrlich beschreibt. 

Der ambrosianische Scrutinienritus zeigt, wie zahe Mailand 
an seinen alten Gebrauchen fest hielt. In der romischen Liturgie 
hat er sieh schon drei Jahrhunderte fruher bis auf einige Titel 
verloren, wie eine Tanne im steligen Wachsthum die alteren 
untern Zweige abwirft. Das ist begreiflich; aber auch die Bei- 
behaltung hat ekiem schonen practischen Sinn, indem sie die 
Glaubigen an die Grosse der Taufgnade und die Wurde der hi. 
Mysterien erinnert. Da die Ankundigungen im Morgenofficium 
statt fanden, so sehen wir, dass die Glaubigen an den Werktagen 
der Fastenzeit daran Theil nahmen. 

Wenn unser Codex fur die Geschichte des ambrosianischen 
Officiums interessante Beitrage liefert, so ist er doch weitaus 
wichtiger fiir die Geschichte der Musik und des kirchlichen Gesanges. 
Unsere Musikhistoriker geben zwar keine Melodien, berichten 
aber doch Einiges vom ambrosianischen Gesang: Der heilige 
Ambrosius habe aus den antiken griechischen Tonarten 
vier, die man jetzt die authentischen nennt, als fur den kirch- 
lichen Gesang tauglich ausgewahlt ; diese vier habe der hi. Gregor 
spiiter auf acht erweitert, indem er die obere Quart der authen- 
tischen Tonleitern unten anfugte, und so neue Tonleitern oder 
Octavreihen gewann, z. B. neben authentisch defgahcd auch 

plagal ahcdefga. Ferner wird berichtet, dass die ambrosia- 
_ 

nischen Melodien noch ganz in der Art der griechischen gehalten, 

dass sie an den Textrythmus gebunden, und mit diesem 

in den Fesseln antiker Metrik ge fan gen gewesen seien. 

Weiterhin wird zuweilen auch das grosse boethianische Magazin 

musikalischer Fremdworter geplundert, um die Theorie der 

ambrosianischen Musik damit auszustatten. Ein moderner Autor, 

Fetis, weiss sogar, dass die Eigenthiimlichkeit der ambrosianischen 

Melodien in gewissen der modernen Musik angehorenden chro- 

matischen Verzierungen bestand. Da fiir diese letztere 

Angabe nicht die geringste geschichtliche Quelle oder Wahrschein- 



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63 



lichkeit spricht, ist ihr Fundort leicht zu errathen. Die Erklarung 
der musikalischen Schrift des Boethius ist gut, wenn es sich um 
die alte griechische Musiktheorie handelt; doch hat man aus ihr 
bis heute noch keine Vorstellung gewinnen konnen, wie eine 
griechische Melodie ausgesehen haben mag, viel weniger wie eine 
ambrosianische beschaffen war. Auch die anderen beiden Angaben 
sind a priori unwahrscheinlich, erblassen aber vollends vor der 
geschichtlichen Wahrheit. Sie sind auch erst in den letzten Jahr- 
hunderten entstanden. Was die Lehre von den vier Tonarten 
betrifft, so zeugt sie von einer Auffassung, die der Thatigkeit 
eines grossen Sangers und Liturgen nicht recht wiirdig zu sein 
scheint. Ein schopferischer, innerlich begnadeter Sanger und 
Dichter fuhlt doch nicht die Aufgabe in sich, irgend ein System 
zu begrtinden, oder zu erweitern. So wurde es ein Professor 
angreifen. Vom Sanger erhalten wir Lieder; in ihnen liegt latent 
das System, aber lieblich vom Leben umschlossen. Man riihmt 
von unseren grossen Componisten auch nicht als ihr Haupt- 
verdienst, nach welcher Seite hin sie unser modernes Musikwesen 
ausgebaut haben. Die geschichtliche Grundlage dieser 
Angaben ist folgende: In den alteren Zeiten gruppirte man die 
Choralmelodien in vier Classen. Diese Zahlweise erhielt sich bei 
den Theoretikern bis in's eilfte Jahrhundert und weiter. Man 
rechnete unseren jetzigen ersten und zweiten Ton als einen, den 
Protos, unseren dritten und vierten als Deuteros, die folgenden 
Paare als Tritos und Tetartos, jedesmal mit den beiden Unter- 
abtheilungen : authentisch und plagal, wie noch heute bei den 
Griechen. Doch scheint es, als ob einige der plagalen Tonarten 
im ambrosianischen Gesange nicht jene voile, klare melodische 
Ausbildung erlangt hatten, wie wir sie im gregorianischen Gesang 
sehen. Ebensowenig kann der ambrosianische Gesang 
met rise h gewesen sein. Nach einem metrischen Gesange des 
hi. Ambrosius ware der gregorianische in der Vollendung, in 
der er uns gegentiber tritt, eine unerhorte und unbegreifliche 
Erscheinung. Es ware ein Riss, eine Kluft zwischen beiden, die 
sich in Jahrhunderten nicht ttberbriicken liesse. Und doch muss 
ein historischer Zusammenhang existiren. Eine so riesenhafte 
Erscheinung im Reiche des Geistes, wie der gregorianische Gesang, 
ist das Resultat einer langen Entwickelung, zu dem der ambro- 



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64 — 



sianische eine Vorstufe bildet. Der Irrthum wird aber deutlicher 
als soldier erkennbar, wenn wir nachsehen, wie unsere Musik- 
historiker aus missverstandenen Stellen ihrer mittelalter- 
lichen Vorganger zur Annahme eilies metrischen ambrosianischen 
Gesanges kamen. Guido von Arezzo und Andere sprechen vom 
regelm&ssigen Bau der Choralmelodie aus gleichmassigen kleinen 
Gruppen, die sich wie Verse einer Strophe verhalten, wobei 
Guido die Bemerkung einstreut »sicut apud Ambrosium curiosus 
lector invenire poterit* und >more praedulcis Ambrosii< (Microlog. 
c. 15.) Ahnlich spricht Cotto von cantus accurati, gut gesetzten 
Gesangen, die man auch metrische nennen konne, >hos metricos 
per similitudinem appellant, quod more metrorum certis legibus 
dimetiantur, ut sunt Ambrosiani.* An dieser Stelle sind jedoch 
eher ambrosiani hymni als cantus zu denken (Musica bei Migne, 
Patrol. 150. p. 1420). Diese Stellen konnte man leicht von 
wirklich metrischen Gesangen verstehen, wahrend sie nur von 
quasi-metrischen handeln, die durch ihren symmetrischen Aufbau 
einer vierzeiligen Strophe gleichen. So verstand man das Pnidicat 
metricus irrthumlich, und aus dem grossten Lob wurde ein 
testimonium paupertatis. Gegen die Annahme von rein metrischen 
Gesangen durch den hi. Ambrosius spricht auch der Umstand, 
dass die Gesangstexte in freier, rucht gebundener Sprache 
abgefasst sind, sowie die Wahrnehmung, dass der Heilige in 
seinen Gesangen, die wirklich metrisch sind, namlich in deii 
Hymn en, ganz neue Bahnen einschlagt, indem er die antike 
quantitirende Prosodie verlasst und das volksthiimlichere 
Prinzip der Accentuirung im Verse aufnimmt. 

In ganz anderer Weise als die Theoretiker unserer Zeit 
ausseren sich die mittelalterlichen Autoren tiber den 
ambrosianischen Gesang. Bekannt ist der Ausspruch des Odo (von 
Cluny?): Sanctus vero Ambrosius in sola dulcedine mirabiliter 
laborat. Ahnlich lauten die oben zitirten Worte des Guido von 
Arezzo. Aus ihnen geht hervor, dass er die mailandischen 
Melodien kannte und sie schiitzte als kunstvoll gesetzte, 
rhythmisch vollendete Gesange, da er sie in seiner Abhandlung 
uber den Rhythmus als Muster bezeichnet; ebenso geht daraus 
hervor, dass sie auf ihn einen iiberaus wohlthuenden Eindimck 
machten (more praedulcis Ambrosii). Diese beiden Urtheile, be- 



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— 65 



sonders das Odo\s scheinen im Wiederspruch zu stehen mit dem 
unten folgenden des Radulf, der den gregorianischen Gesang im 
Gegensatz zum ambrosianischen (durus, fortis) mehr dulcoratus 
nennt. Wahrend bei Radulf der Sinn durch die Gegensatze klar 
ist, ist das nicht der Fall bei den Beiden. Ein »susser Gesang* 
ist ohne niihere Bestimmung — und das besonders bei den 
mittelalterlichen Schriftstellern, ein Ausdruck iiberhaupt fiir 
bervorragende musikalische Schonheit, durchaus nicht 
mit dem Nebenbegriff des Weichen, Innigeij, der uns dabei nahe 
liegt. Ueberdiess ist nicht selten, dass ein mittelalterlicher Theo- 
rotiker Etwas ganz allgemein ausdri'ickt, was nur fur einzeln^e 
Theile Geltung hat. So konnte Odo sehr wohl einige bestimmte 
Melodiearten im Sinne haben, die ihm ganz besonders »suss« 
schienen, und wir mochten vermuthen, dass er an die reichen 
Melodien auf einer Textsilbe, die Jubilationen, dachte, die 
im ambrosianischen Gesange weit ausgedehnter sind, als im 
gregorianischen. Diese Jubili erschienen ja den Schriftstellern 
des Mittelalters und nicht mit Unrecht als ein Tropflein slisser 
Freude aus des Himmels Hohen (cf. Rupert. Tuit. de offic. I. c. 35). 
Eingehender spricht sich iiber den mailandischen Gesang 
der schon genannte Radulf, Decan von lunger n (gestorben 
1430) x ) aus. Durch sein ungewohnlich reiches Wissen, sein klares 
Urtheil, seinen Scharfblick und liturgischen Takt ist er einer der 
vorzuglichsten liturgischen Schriftsteller des Mittelalters. Er hat 
den mailandischen Gesang und Ritus gehort, gesehen und studirt. 
Sein Bericht ist daher wichtig. Nach ihm ist der Psalmengesang 
in der mailandischen Kirche dadurch vom rc')mischen unterschieden, 
dass der Vers nur am Schlusse, nicht auch in der Mitte eine 
Modulation hat (psalmi cantantm* in fine versuum per sonos, in 
medio plane). Die Hymnen haben eine ganz einfache Melodie 
(omnes hymni facilem habent notam). Das Todtenofficium stimmt 
meist mit dem romischen iiberein. Das Kyrie eleison wird oft 
gesagt, aber ohne Modulation (crebrius dicitur, sed unicA, notA). 
Das romische Oflicium hat aus dem ambrosianischen entlehnt. 
Wer beide Liturgien kennt, sieht klar, dass Messgesange, Episteln 
und Evangelien, viele Orationen, Responsorien und Antiphonen, 



! J bei Hittorp, de eccl. cathol. ofiiciis, Coloniae 1558. 



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66 — 



sowie andere Theile vom ambrosianischen in's romische Officium 
hiniibergenommen sind; Zeuge dafiir ist, dass die zusammen- 
trefTenden Gesange beidesmal in der gleichen Tonart stehen, z. B. 
der Introitus »Gaudeamus< vom ersten Ton. Doch ist die 
ambrosianische Melodie kraftvoller, strenger und 
ausgedehnter (qui videt ambrosianum. aperte cognoscit, quod 
cantus . . . recepti sunt ab illo . . . sed nota ambrosiana fortior, 
durior et magis extensa). Das ambrosianische Officium hat zum 
Nocturnum und Matutinum, zu Vesper und Laudes, sowie zur 
Messe einen feierlichen und kraftigen, vom romischen 
sehr verscliiedenen Gesang. Ihn singen noch heute mit 
voller, starker Stimme die Cleriker von Stadt und Diocese 
Mailand. Mit der Zeit entwickelte sich bei den Romern dtirch 
die Papste Gregor und Vitalian der romische Gesang .. . 
Er ist mehr lieblich und geordnet (Officium ambrosianum 
habet solemnem et fortem cantum, omnino alium a romano, 
quern hodierno die sonor& et forti voce servant clerici . . . cantus 
romanus . . . magis plane dulcoratus et ornatus). Der ambrosia- 
nische Choral ist also solemnis, fortior, durior, vom romischen 
verschieden, und dieser mehr durch Lieblichkeit und scheme 
Ordnung ausgezeichnet. Es verdient hervorgehoben zu werden. 
dass der mailundische Gesang als ausgedehnter bezeichnet wird. 
Damit stimmt auch Johannes von Muris x ) iiberein. 

Weitere Nachrichten erhalten wir von Beroldus, 2 ) 
dem mailandischen Sacristan und Cicindelarius (a. 1127) in seiner 
Beschreibung der mailandischen Riten. Da ersehen wir, dass 
alle hierarchischen Ordnungen sich am Chorgesang betheiligen, 
niimlich der Erzbischof, der Archidiac?on, der Chor der Priester. 
der Diacone, Subdiacone, Lectoren, Notare und die vier magistri 
scolarum mit ihren Knaben. Wahrend an gewohnlichen Tagen 
einer aus den unteren Ordnungen die Responsorien singt, treten 
an hoheren Festen auch die hoheren Rangstufen ein, so dass 
selbst der Archidiacon mehrmals ein Responsorium singt und 
am Charfreitag selbst der Erzbischof. Fur gewohnlich singt ein 
Knabe in Albe (indutus camisiolo, kleine Tunicella ?) das Respon- 



! ) Prolixum eum non fecit, quern ad uiodum S. Ambrosius dictus est 
cantum suum modulasse. Bei Gerbert Script, b. III. Huiniua musicae cap. 3. 
a ) bei Muratori, Antiquitates IV. 832. 



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— 67 — 

sorium und den Versikel. Die Gesange sollen oftmals leni voce, 
mit ruhiger Stimme, in tieferer Tonlage. dann wieder excelsa 
voce, laut und hoch gesungen werden, oft im Gegensatz, dass 
man leni voce beginnt und excelsa voce, besonders die Wieder- 
holungen, schliesst. Kurze Versikel sind bald simplum, bald 
duplum zu singen, d. h. einmal oder zweimal wie das Beispiel 
von den Scrutinien lehrt. Es wircl mehrmals bei einzelnen 
Gesiingen bemerkt in tono majori oder feriali, in tono aestivali. 
Das Evangelium hat einen tonus quotidianus, einen quadragesi- 
malis, und einen tonus major, der nur an hoheren Festen 
gesungen wird. Das reiche liturgische Material bei Beroldus 
hoffen wir spater zu einigen vollstiindigen liturgischen Bildern 
zu verwenden. 

Nach diesem kurzen Umblick in der Geschichte des ambrosia- 
nischen Gesanges haben wir zu sehen, von welcher Beachafenheit 
die Melodien nach Ausweis des Codex sind, welches vermuthlich 
ihr Ursprung und Geschichte ist, und trie sie sich zu dem gregoria- 
ni8chen Gesange verhalten. 

Ein genaueres Eingehen auf den ersten Punkt mussen wir 
uns in Rueksicht auf die Mehrzahl unserer Leser versagen ; wir 
werden uns also darauf beschranken, was auch dem im Choral 
weniger Bewanderten noch verstandlich ist. Das Wesen der 
Melodie zeigt sich in den Tonarten, im Rhythmus, in den 
Melodieformen, und im inneren Geiste, der in der Melodie 
zum Ausdruck kommt. Was nun die Tonarten betrifTt, so weist 
der Codex alle acht Tonarten auf, ja er hat viele Transposi- 
tionen. so dass, wer will auch zwolf und vierzehn Tonarten findet. 
Es kommen auch plagale Melodien in ziemlicher Anzahl vor. 
Das Eigenthiimliche der plagalen Form besteht darin, 
dass die Melodie vom Schlusston aus in gewissen Grenzen in die 
Tiefe untertaucht und dann zum Ausgangspunkt zuriickkehrt. 
Solche Tiefbewegung finden wir in unserem Codex auch. Es ist 
aber ein bedeutender Unterschied von der romischen plagalen 
Weise zu bemerken. Die ambrosianische Tiefbewegung ist selte- 
ner, einfacher und selbst einformiger. In der achten (plagalen) 
Tonart findet man nur wenige in die Tiefe greifende, nicht eben 
klangreiche Formeln, wiihrend der romische Choral gerade hier 
sehr schr>ne, abgerundete, liebliche Melodiesatze in ziemlicher 

5* 



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68 



Zahl aufweist. Es scheint also nach dieser Seite hin eine Aus- 
bildung der alten Melodie stattgefunden zu haben zu einer Zeit 
wo die ambrosianische Melodie schon in sich abgeschlossen und 
consolidirt war. Wichtig und von durchgreifender Tragweite ist 
dieser Unterschied jedoch nicht. 

Noch weniger findet sich eine DifTerenz im Rhythm us. Die 
Melodie ist gebaut wie die gregorianische. Wir finden alle auch 
aus dem romischen Gesang bekannten Notenzeichen und Ton- 
bilder, Podatus. Clivis, Torculus etc. Die Melodie ist frei- 
rhythmisch. Die Bewegung beruht auf den kleinen Tongruppen, 
die durch ihr Ebenmass in Zahl der Tone und Klang der Inter- 
valle einen festen. klaren Rhythmus bewirken. Der Rhythmus 
ergibt sich mit dem Verstandniss der Melodie, ist in ihr Wesen 
verwachsen. Darum durfte auch der ambrosianische Melodie- 
rhythmus noch schwerer zu empfinden sein als der gregorianische, 
weil die ambrosianische Melodie an sich fur uns fremder, und 
weniger verstiindlich ist. Die Torculi, die unserer modernen Me- 
lodie so feme stehen und der alten ganz eigenthumlich und un- 
entbehrlich sind, finden sich uberall und oft an Stellen, wo wir 
eine andere Melodiebehandlung gewohnt sind ; bei uns drangt die 
Melodie auf das c, den Grundton, zu; in diesen alten Melodien 
ruht sie oft h und a in einer uns seltsam anmuthenden Weise. 
Im Wesentlichen, in Tonart und Rhythmus stimmen also der 
ambrosianische und gregorianische Gesang uberein. Sie beruhen 
auf den gleichen Fundamenten: es sind diatonische, tonai'tlich in 
aehtfach verschiedener Weise und in freiem oratorischen Rhythmus 
sich bewegende Melodien. 

Der ambrosianische Gesang ist wie der gregorianische in 
vielfacher Abstufung bald einfach, bald reich melo- 
disch gehalten, wie das die liturgische Aufgabe, der er dient 
erheischt. Die einfachsten Gesiinge. die Recitative, sind aus 
Fothier's Buch l ) bekannt. Ihre Sch(">nheit ist unverkennbar. Sie 
sind aus den gleichen Motiven wie die romischen. 
aber in verschiedener Weise aufgebaut. Die Psalmschltisse bei 
Fothier finden sich auch im Codex und neben ihnen weitere, die 
uns theil weise jungeren Ursprungs sc^heinen. Die einfachsten 



*) l'othier: Der gregorianische Choral, Tournay 1881. 



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— G9 — \ 

Antiphonen sind im Nachtofficium, in der Fastenzeit und Char- 
woche; sie gleichen den von Pothier edirten an schlichter Art. 
Die aus dem romischen Offieiuixi wohlhekannten Tongange sucht 
man umsonst. Es sind fremde, neue Klange. Die Respon- 
sorien im ambrosianischen Officium sind wie im romischen ge- 
wohnlich sehr reich. Unter den Messgesangen sind einfacher 
gehalten das Confractorium und Transitorium. Die Ingressa ist 
etwas reicher, hat aber zum Unterschied vom romischen Introitus 
keinen Vers nnd wird nicht wiederholt. Das Alleluja steht 
nirgends in unserem Codex ausgeschrieben, sondern nur an drei 
Stellen der zugehorige Vers im ersten Ton, der immer in der- 
selben Melodie schliesst, also auf eine Modulation des Alleluje 
berechnet zu sein scheint. An Stelle des Alleluja tritt in der 
Fastenzeit und in Messen mit Busscharakter der »cant(us)«. Er 
entspricht dem romischen Tractus, wobei zu bemerken ist, dass 
dieser auch im iiltesten romischen Ordo (Mabill. Museum. Jtal.) 
nicht Tractus, sondern Cantus genannt wird. Die Bezeichnung 
trac (tus) findet sich auch im ambrosianischen Choral mehrmals, 
aber in anderer Bedeutung, nemlich bei sehr reich ausgestatteten 
Jubilationen im Matutin von Weihnaehten, Epiphanie und sechsten 
Adventssonntag. Diese »Cantus« stehen sammtlich im achten 1'one, 
und sind melodisch dem romischem Tractus verwandt. Das Offer- 
torium ist oft textlich, noch ofter melodisch sehr aus- 
gedehnt. Doch finden sich auch verhaltnissmassig einfache 
Compositionen. Zu jeder Offertoriumantiphon gehort ein Vers, 
der in die Hohe der authentischen Tonart aufsteigt, wenn die 
Antiphon plagal ist; auch er ist reich ornamentirt; die zweite 
Halfte der Antiphon wird nach ihm wiederholt, wozu immer das 
Stichwort angegeben ist. Ebenso reich sind die Melodien der 
Graduale. Die gregorianischen Jubilationen erscheinen dagegen 
oft als kurz. und selbst als knapp. Diesen Eindruck machen die 
romischen .lubilationen auch aus sich auf den Sanger; so fuhlt 
man bei dem herrlichen Graduale von Grundonnerstag »Christus 
factus est, « wie sich der Sanger auf die knappeste, romische Kurze 
im Reichthum seiner melodischen Empfindung beschriinkt hat. 
Im Allgemeinen sind die mailandischen Messgesange 
alle etwas umfangreicher als die romischen (Radulf: 
ambrosiana nota magis extensa). 



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- 70 — 

Eine Eigenthiimlichkeit bilden die melodiae, 1 ) dass heisst ausr 
gedehnteJubilationenin bestimmten Gesangen bei feierlichen 
Anlassen. Sie fmden sich je einmal in einem Respon.sorium am 
dritten, vierten, fiinften und sechsten Adventsonntag, zweimal 
im Matutin von Weihnachten und Epiphanie. Die Responsorien 
tragen die Aufschrift: R cum pueris; die Domknaben hatten sie 
also zu singen. Fttr gewohnlich sind sie eine bis zwei Zeilen 
lang; eine Ausnahme macht das erste dieser feierlichen Advents- 
responsorien »Aspiciens,« und die von Weihnachten, die bedeutend 
lftnger sind. Vom er^teren folgt ein Rruchstiick als Probe in der 
Musikbeilage. Erst wird das Responsorium durchgesungen, dann 
der Vers, und darauf der Schluss des ersteren wiederholt: nuntia 
nobis, si tu es, qui regnaturus es in populo (Israel): das letzte 
Wort (oder der ganze Vers?) fallt aus, und dafur werden die 
Jubilationen gesungen. Es sind vier Zeilen, in zwei Abtheilungen 
mit den Ueberschriften : melodiae primae de in populo — melodiae 
secundae. Jede Abtheilung hat zahlreiche, numerirte, kleinere 
Melodiegruppen. Die Nummern folgen sich in der ersten 
Abtheilung in dieser Weise, die eingeklammerten Ziffern be- 
zeichnen die Zahl der Tone: I (14), II (17), III (33), IIII (22), 
V (15), III, IlIJ, V. Auch die melodiae in der Weihnacht sind 
numerirt; andere kurzere haben die Rezeichnung mel\ iterum, 
iterum, alia, iterum unter den einzelnen Gruppen. Die Redeutung 
der Nummern lasst sich nur muthmassen. Wenn sie einen 
weiteren Zweck haben, als die Gruppen zu unterscheiden und die 
Wiederholung derselben anzudeuten, so deuten sie vielleicht an, 
wie die einzelnen Abschnitte von den liturgischen Choren ab- 
wechselnd zu singen sind. 

Ueber den Geist der Melodien unseres Codex oder 
liber den Eindruck, den sie machen, mochten wir lieber 
einem Anderen das Wort lassen, der sich sicherer Tuhlte. Es er- 
forderte eine grosse Vertrautheit mit diesen Gesiingen und die 
Fahigkeit, in diese ganz eigene Tonwelt einzudringen. Wir ver- 
muthen, dass nicht viele iiber den Geist und die eigenthumliehe 
Schonheit der kleinen ambrosianischen Antiphonen bei Fothier 



') Auch im ersten rBmisehen Ordo heissen die Jubilatiouen zum Alleluja 
melodiae (Migne, Patrol, lat. 78 p. 965 : incipit alleluja cum melodiis infantiunO. 



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— 71 



sich klar geworden sind. Sicher ist, dass der ambrosianische 
Gesang, wie er vorliegt, nicht so inferiorer Art sei, wie man nach 
manchen Berichten glauben mochte. Er ist ein wahrhaft 
kunstvoller Gesang. Die Melodien haben eine klare Struktur, 
einen schonen Ban; sie haben Schwung und Begeisterung, 
eine ganz ungeahnte Melodiefiille. Man hielt Josquin fur 
einen kontrapunktischen Rechenmeister und Pierluigi fur ein ur- 
plotzlich aufleuchtendes Genie, bis man bei naheren Stadium die 
Tiefe und den Reichthum der Schopfungen des ersteren erkannte. 
Vielleicht geht es uns ebenso, wenn wir die ambrosianischen 
Melodien studiren. Sie haben tiefe Empfindung und 
inneres Leben; das jubilirt Einem so freudig und hell in die 
Seele hinein. Nur eines muss hervorgehoben werden: Fremd 
sind uns die Melodien. Die gregorianischen Gesiinge stehen uns 
im neunzehnten .fahrhundert auch fern. Man muss sie studieren; 
nach einigem musikalischen Meditiren und Singen oder Ruminiren, 
geht aber das Geheimniss auf. Man sieht eine musikalische Pracht 
aufgeschlossen, die entzi'ickt. Es ist eine bekannte Thatsache, 
dass der gregorianische Choral der Harmonisation Schwierigkeiten 
in den Weg legt. Und doch ist bei ihm, so wenig es auch scheinen 
mag, wenn man ihn allein betrachtet, das harmonische Element 
weit starker betont, liegt weit mehr im Gefuhl, als beim ambro- 
sianischen Gesang, wo es noch mehr im Hintergrund bleibt, ja 
gar nicht vorhanden ist. Der ambrosianische Gesang ist in diesfcr 
Beziehung v('*)llig orientalisch, oft eine Melodie ohne die M(")glich- 
keit der Harmonisirung. Diese Melodie schaut uns nicht mit be- 
freundeten Zugen und verstitndlichem Grusse an. Wir sehen in 
ein fremdes Gesicht, das fern herkommt aus entlegenen Litndern 
und Zeiten. Dass diese Melodie lebensvoll ist, sieht man an ein- 
zelnen Gesiingen unverkennbar, aber sie ist es nicht im modernen 
Stile, mit Detailmalerei und subjektivirenden Ausfiihrungen, sondern 
einfach und gross im Stile der alten Malerei. Wer lange Zeit 
sich an Rafaerschen Bildern erfreut hat und plotzlich vor Giotto's 
strenge grosse Schopfungen gestellt wird, dem mag es auch 
iihnlich ergehen. Doch genau und im Einzelnen die Eigenthumlich- 
keit der Form und des ihnen zu Grunde liegenden Geistes zu 
umschreiben, diirfen wir nicht wag^n. Wartcn wir also, bis ein 
Meistcr kommt, der die Bilder deutet. 



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— 72 — 

Es ware nun die Frage zu erortern, ob der Codex selber 
glaubwurdig ist, seine Melodien gut, unverdorben er- 
halten, vielleicht auch sehr alt sind. Zunachst ist sicher, dass 
wir in ihnen ambrosianische Melodien aus dem elften Jahrhundert. 
also doch immerhin von respectabelm Alter besitzen. Dadurch ist 
der Codex wichtig und bedeutungsvoll. Man bedauerte den Verlust 
der ambrosianischen Melodien (vgl. Ambros. a. a. o., Kornmiiller 
Lexicon p. 28). Diese Handschrift hilft dem ab. Doch aus welcher 
Zeit mogen ihre Melodien stammen ? Welche Schicksale mag der 
Anfang der mailandischen Liturgie gehabt haben ? Sind ambrosia- 
nische Bestandtheile in der Handschrift? 1st sein Inhalt vor- 
gregorianisch ? 

Die Frage ist sowohl an den Musiker als an den liturgischen 
Forscher zu richten. Sie fallt zusammen mit der Frage uber die 
Erhaltung der gregorianischen Choralmelodie im Mittelalter und 
besonders bis in die Zeit Guido's von Arezzo. Wir beschriinkenuns auf 
die kiirzeste Skizzirung der Antwort. Die konstante mittelalterliche 
Tradition sagt, dass die Choralmelodie aus alterer 
Zeit iiberliefert sei. Dem gegeniiber wirft der moderne 
Musiker ein: Vor Guido konnte man die Melodien eigentlich 
nicht schreiben; die Neumen waren eine ganz unzuverlassige. 
ungenugende Notirung. Wie konnten so zahlreiche, umfangreiche 
und schwierige Melodien auswendig gesungen. und auf diesem Wege 
vor Alteration bewahrt werden? Berichten die Theoretiker nicht 
genugsam von einer schrecklichen Unordnung, die wahrend des 
MiUelalters im Gesange herrschte? Man muss vielmehr annehmen. 
dass die Melodien sich spater bildeteu, dass urspriinglich nur 
gewisse melodische Grundtypen bestanden, an welche sich die 
Jubilationen, das melismatische Figurenwerk, durch Improvisation 
der Cantoren oder auf andere Weise. allmahlig ansetzte. Das 
geschah vom elften bis zum dreizehnten Jahrhundert. Nach An- 
deutungen Anderer konnte man das Werk auch einem hervor- 
ragenden unbekannten Komponisten zuschreiben. Diese und iihn- 
liche Vorstellungen leiden an dem Fehler, dass sie vag unl 
allgemein sind. Man denkt nicht, wie etwa der Gesang und Chor 
und Officium nach diesen Anschauungen ausgesehen haben mochten. 
Man abstrahirt von den historischen Verhaltnissen und ignorirt 
oder verneint theilweise ganz einfach das dokumentarisch Ge- 



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73 — 



sicherte. Die Klagen der Theoretiker, die Varianten der Hand- 
.schriften, die Unmoglichkeit des Auswendiglemens und Auswendig- 
behaltens sind die Stiitzpunkte. 

(Schluss folgt im nftchnten Hefte.) 

Die Benedictiner-Universitat Salzburg und der 
hi. Thomas von Aquin. 

(Von P. Rupert Mittermuller.) 

(Vergleiche Heft II. d. J., S. 3O1 — 373.) 

III. 

Die Professoren der Benedictiner-Universitat zu Salzburg 
haben sich anderthalb Jahrhunderte lang an den hi. Thomas und 
dessen Schule gehalten. Die Folge da von war, dass sie den 
Ansichten des Duns Scotus und seiner Anhanger sowohl in der 
Philosophic, als in der Theologie gegenuber treten mussten. Das 
Hauptsachliche dieses Widerstreites darzulegen, durfte nicht ganz 
zwecklos sein. 

A) Philosophic 
I. Logik. 

Auf dem Gebiete der Philosophic, und zwar inder Logik, 
war der erste Diflerenzpunkt die logisch-metaphysische Lehre 
von der Distinction (Unterscheidung) und den Universalien 
(allgemeinen Ideen und abstrakten Begriffen). 

1. Die Scotisten begnugten sich nicht mit der gewohnlich 
angenommenen Eintheilung der Distinctio in eine realis entitativa 
(sive stricte talis, sive virtualis, sive modalis) und in eine logica 
(Distinctio rationis), sondern erfanden auch eine Distinctio for- 
malis actualis ex natura rei, welche a) in der namlichen Sache 
zwei a c t u e 11 distincte und getrennte Formalitaten unterscheidet, 
wovon die eine nicht nothwendig die andere in sich schliesst, 
und welche daher b) auch in den metaphysischen Seinsstufen 
(Graden) einen actuellen, in der Sache selbst liegenden Unterschied 
statuirt, und c) in Folge davon behauptet, die Natur sei an 
sich und so wie sie sich in den Dingen befindet, formaliter eine 
allgemeine (universelle) ohne Rucksicht auf eine Verstandes- 
thatigkeit. 

Dieser Ansicht traten die Salzburger Philosophen allent- 
halben entgegen. a) Was diese Unterscheidung uberhaupt anbe- 



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— 74 — 

langt, so schreibt P. Plac'dus Renz sen. von Weingarten (philos. 
I. 1 1 6. 119), es gebe keine Distinctio Scotistica, i. e. Formalis 
ex natura rei, weil sich zwischen einer Distinctio realis und einer 
Distinctio rationis (logica) kein Mittelding denken lasse. — P. Bern- 
hard Oberhauser von Ettal (philos. aristot. thorn. I. 186 — 189) zeiht 
eine solche Distinctio formalis actualis ex natura rei geradezu eines 
innern Widerspruchs [omne enim ens est vel in ratione vei in re ; 
atqui omnis Distinctio formalis seu positiva cujuslibet rei est ens 
(entitas), ergo omnis distinctio vel est in re (realis), vel in ratione 
(logica)]. 

b) In Betreff der metaphysischen Grade sagt Sfondrati von 
Set. Gallen (cursus philosoph. III. 286), die Seinsstufen vverden 
nicht unterschieden Distinctione Scotistica formali ex natura rei; 
denn die namliche Seele, welche das principium sentiendi ist. 
gelte auch als das principium ratiocinandi. Und P. Oberhauser 
fugt bei, die Seins- oder Wesens^tufen seien Predicate unius 
ejusdemque realiter entis ; daher konnen sie de illo uno eodemque 
ente per identitatem realem ausgesagt vverden ; es gebe also 
keine Distinctio formalis, sondern nur eine virtualis. 

c) Rucksichtlich der Universalien, bemerkt P. Matthaus 
Weiss von Andechs (Logica p. 224), die Dinge seien nicht 
prout sunt extra nostrum intellectum universell, sondern prout 
sunt in intellectu. — Da es keine scotistische Distinctio formalis 
ex natura rei gebe, schreibt P. Oberhauser (1. c. I. 123. 125), 
so konne es auch keine Natur geben, welche formaliter und 
actualiter e parte rei universell ware. — Dasselbe behauptet 
Sfondrati (curs. phil. I. 227) und sagt, man diirfe nicht annehmen r 
dass es e parte rei eine Natur gebe, welche die Fahigkeit und 
Tauglichkeit habe, esse in multis cumunitateformali positiva : 
denn das Fundament dieser vorgeblichen Einheit sei nur die 
falsche Distinctio formalis Scotistica. — Das Gleiche findet sich 
bei P. Anton Stroz von S. Lambert (quaest. speculativo — 
moral, p. 57); auch er glaubt ein scotistisches Universale aus 
dem Grunde verwerfen zu miissen, weil eben die scotistische 
Distinctio formalis ex natura rei nicht existire; denn die unitas 
universalis werde bewirkt per solum intellectum humanum prae- 
scindentem naturam realiter multiplicatam ab ejusdem singulari- 
tatibus seu ratione plurium individual!*. — Alle diese Autoren 



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i i J- f H ' Ji ' 



- 75 — 

stiitzen sich auf den hi. Thomas, der den Sat v z aufstelle, Univer- 
sale solum esse in anima (intellectu). — Die beiden PP. Placidus 
Renz, senior et junior, geben keine andere Entscheidung. Der 
Aeltere schreibt (philos. I. 155), die Natur konne nicht als das 
Materiale des Universale gelten, weil sie von dem Singularen, 
in welchem sie sich befindet, nicht ex natura rei formaliter ver- 
schieden sei, und fiigt (philos. I. 181) hinzu, die Natur habe a 
parte rei und unabhangig vom Intellectus keine Tauglichkeit 
(aptitudo) ad essendum in multis, was doch zum Formale 
eines Universale vor Allem nothig ware. — Der jiingere Renz 
spricht sich (philos. II. 89 — 123) noch weitl^ufiger, als der 
Aeltere, gegen das scotistische Universale aus. 

2. Ihre Distinctio formalis actualis ex natura rei wen- 
deten die Scotisten selbst auf Gott, auf dessen Natur, Attribute 
und Relationen an, weshalb ihnen P. Benedict Schmier von 
Ottobeuern (theol. schol. II. 69) vorwirft, dass sie dadurch in 
Gott eine compositio formalis statuiren, wahrend der hi. Thomas 
sage: iQuod dicitur: Deltas vel vita vel aliquid hujusmodi est 
in Deo, hoc est referendum ad diversitatem, quae est in accep- 
tione intellectus nostri.* 

3. Je mehr iibrigens die Scotisten ihre Distinctio formalis 
actualis ex natura rei hervorhoben, desto mehr betonten und 
vertheidigten die Thomisten und die Salzburger Philosophen die 
Wahrheit der Distinctio virtualis intrinseca, wonach wir in einer 
und derselben Sache allerdings ex parte intellectus verschiedene 
Krafte (virtutes), die in sich nicht getrennt sind, unterscheiden 
konnen und mussen, obschon nur Eine simplex formalitas vor- 
handen sei, nicht zwei, wie die Scotisten wollen. Es muss eine 
Distinctio virtualis intrinseca geben. lesen wir bei Renz sen. 
(II. 51); denn wo eine virtualis multiplicitas, da auch eine vir- 
tualis distinctio. Und P. Ludwig Babenstuber von Ettal (Philos. 
Salisburg. I. 100) schreibt: In geschaflenen Dingen gibt es eine 
innere virtuelle Distinction und die metaphysischen Seinsstufen 
(z. B. animalitas und rationalitas) unterscheiden sich distinctione 
virtuali intrinseca. *) 



*) Ganz ira namlichen Sinne sprechen sich aus Sfondrati (HI. 286) und 
P. Sebast. Mayrlechner von Kremsmiinster (apparat. philosoph. p. 57 — 59.). 



'fc. 



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t^' 



- 76 - 

II. Physik. 

1 . Nach der Anschauung der Scotisten ware eine sogenannte 
Replicatio corporis wenigstens von Seite, Gottes moglich. so 
dass der namliche Leib simul et semel circumscriptive an zwei 
Orten sein konnte; allein die Salzburger Thomisten, namentlich 
Renz jun. (IV. 117), P. Rudolf Wiser von S. Lambert (theses 
de physico auditu n. 19.), P. Carl Grueber von Kremsmunster 
(theatrum naturale p. 48) und Andere verwerfen diese Ansicht 
und behaupten, dass dieses nicht einmal auf ubernaturliche Weise 
geschehen konne, weil es einen innern Widerspruch in sich ent- 
halte (corpus enim replicatum esset idem numero corpus, et 
non esset). 

2. Aehnlich den Giintherianern der Neuzeit setzten die Sco- 
tisten der vernunftigen Seele des Menschen eine sogenannte 
Leibseele (forma corporeitatis) an die Seite, wogegen sich die 
Salzburger Philosophen stetsheftig ereiferten und an dem Satze 
festhielten, dass die vernunftige Seele alle andern Formen des 
Leibes ersetze und dass uberhaupt mehrere substanzielle Formen 
die namliche Materie nicht informiren oder beseelen konnen. 
mithin auch nicht eine Leibseele neben der Geistseele. P. Jacob 
Molitor von Ottobeuern stellte schon a. 1629 den Satz auf 
(Pronunciatum VI. de generatione) : » Forma corporeitatis Sco- 
tistica philosopho debet esse exotica.* Wozu. meint P. Marian 
Schwab von Scheiern (theoremata antiquo-nova ex philos. pe- 
ripat. p. 25. a. 1644), eine eigene Form fur die Korperlichkeit, 
da die vernunftige Seele ebendadurch, dass sie Seele ist, die. 
vollkommenste Form ist ? Ist sie auch ihrem Sein nach geistig, 
so ist sie doch ihrer Kraft und Fahigkeit nach korperlich, 
d. h. sie kann die Materie beseelen. l ) Gott selbst vermag nicht, 
wie P. Sebast. Mayrlechner (apparat. philos. p. 179) auseinander- 
setzt, durch seine Allmacht zu bewirken, das mehrere substan- 
zielle Formen, welche nicht einander untergeordnet waren, die 
namliche Materie beseelen, und P. Plac. Renz jun. fugt hinzu 
(philos. III. 203), die scotistische Behauptung enthalte nicht nur 
einen inneren Widerspruch, sondern verde auch durch die tagliche 



') Aehnlich P. Ulrich Freyberger von Salzburg (disput. philos. de anima 
p. 4.) und P. Sebast. Rhor von Ottobeuern (de generatione thesi VI 11.) und P. 
Plac. Renz sen. (philos. 111. 284.). 



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— 77 — 

Erfahrung widergelegt. Erst dann, wenn die Seele, die Wesens- 
form des Leibes, entwichen ist. tritt die Forma cadaverica an 
ihre Stelle, bemerkt P. Rudolf Wiser (de anima thes. i.). 

3. Verwandt mit dem Differenzpunkte von der Leibseele 
und zwei oder mehreren gleichzeitigen Formen ist die scotistische 
Ansicht von einem besondern Vinculum mo dale, das die Eini- 
gung der Materie mit der Form vermitteln und bewirken soli. 
Dem gegenuber behaupten alle Salzburger Philosophen, dass 
Materie und Form durch und aus sich selbst vereinigt werden 
(non unione modali superaddita) 1 ), und dass sie, um Eins zu 
sein, nichts als die causa efficiens brauchen. Was konnte auch, 
fragt P. Amand Pachler von Set. Peter in Salzburg, das fur 
ein Band sein, das die vernunftige Seele an den Leib kniipft 
(rationes philos. n. V.)? Miisste es ein materie lies sein, so 
wird ja eben die Materie selbst als solche unmittelbar die 
Form anfassen und beruhren konnen, da sie deren connaturliche 
Potenz ist und zu ihr ein innigeres Verhaltniss hat, als das neue 
materielle Band haben konnte. Miisste es ein geistiges Band 
sein, wie kann dieses die Materie unmittelbar beruhren und an- 
fassen, wenn ex hypothesi die viel volikommenere und ebenfalls 
geistige Form der vernunftigen Seele dieses nicht unmittelbar 
zu leisten vermochte, da sie doch der connaturale Akt der 
Materie ist und als soldier ein innigeres Verhaltniss zur Materie 
hat, als das neue geistige Band? Cardinal Sfondrati (II. 86) 
spricht sich dahin aus, dass die Scotisten, wenn sie eine von 
Materie und Form verschiedene Entitas modalis behufs der 
formellen und substanziellen Vereinigung beider vbraussetzen, 
auch das Ungereimte einer unio unionis und in Folge dessen 
eines processus in infinitum zugeben miissen. 

4. Die Scotisten dehnen ihr vinculum modale (unio mo- 
dalis) sogar auf die hypostatische Vereinigung der Menschheit 
Christi mit der Gottheit aus und werden daher auch in dieser 
Beziehung von den Salzburger Thomisten bekampft, namentlich 
von P. Alanus Pfeiffer aus Admont (de Verbo incarnato p. 136) 2 ) 

1 ) Vergl. P. Odilo Neumann von Oxenhausen (partus philos.), P. Simon 
Fyrbas von Scheiern (syntagm. phys. n. VI), P. Carl Grueber (theatrum naturale), 
P. Bernhard Oberhauser (philos II. 69), P. Rudolf Wiser (dc phys. auditu n. VII). 

s ) In unione humanae naturae ad divinam nihil potest cadere medium 
formaliter unionem causans. 1. c. 



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— 78 



und von P. Placid. Renz jun. (philos. III. 231), welch' lQtzterer 
von dem nattirlichen Verhaltnisse der Materie zur Form den 
Schluss auf die ubernaturliche hypostatische Vereinigung Christi 
macht. Wie dort, meint er, so konne auch hier kein modus 
superadfitus und kein medium superadditum Platz greifen. 1 ) 

5. Das Verhaltniss von Materie und Form erzeugt noch 
einen weitern Difterenzpunkt. Die Scotisten sagen, es sei eine 
Trennung von Materie und Form nicht absolut unmoglich, nicht 
undenkbar. Die Salzburger mit den Thomisten lehren das 
Gegentheil. Sfondrati (II. 56) schreibt: Wie die Materie nicht 
vermdge einer eigenen Existenz existirt, sondern nur vermoge 
der Existenz der Form, so kann sie auch nicht einmal durch 
gottliche Macht von jeder substanzielien Form getrennt sein oder 
bestehen. P . Bernhard Oberhauser (II. 42) driickt sich also aus : 
Behaupten, dass die Materie ohne Form vorausgehe, hiesse 
soviel, als von einem Ens actu reden, das ohne actus sei, hiesse 
einen Widerspruch behaupten. Dasselbe sagen P. Anton Stroz 
(compend. super univers. phys. p. 18.), P. Odilo Neumann 
(partus philos. p. 66) und eine Menge Anderer. 

III. Metaphysik. 
1. Die Scotisten wollen auch in erschaffenen Dingen 
keinen realen Unterschied zwischen Essentia und Existentia 
anerkennen und stossen dadurch auf den Widerspruch der Salz- 
burger Professoren. P. Odilo Neumann (p. 47.) stiitzt diesen 
Unterschied darauf, dass die Essenz an sich und abgesehen von 
der Existenz geringer und unvollkommener sei, als wenn sie mit 
der Existenz verbunden gedacht wird; denn erst in Verbindung 
mit ihr sei sie eine actualitas oder ein verus actus. — Aehnlich 
driickt sich P. Renz sen. (philos. III. 474) aus. Die Existenz 
gehore nicht nothwendig zum Begriffe der Essenz geschaffener 
Dinge, da die Essenz an sich nur eine Potenz sei, die nach 
der Existenz verlange und sie aufnehme. 2 ) Ware der Engel nicht 



*) P. Benedict Schnuer (theol. IV. 10): Thomistae, quibus omnia entia 
modalia exosa sunt, illam unionera formalem a partibu9 simul et in recto sumtis 
minime distinguunt et dicunt: unio formalis seu passiva nihil importat realiter 
distinctum ab extremis unitis. 

a ) cf. P. Alanus Ritter von Wessobrunn (discurs. mataphys.), P. Baben- 
stuber (IV. 37.), P. Bernhard Ruedorffer von Seon (de anima p. 1 10). 



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— 79 — 

zusammengesetzt aus Essenz und Exist enz, so wiirde er realiter 
ein actus purus et simplicissimus sein, was er doch nicht ist 
und was Gott allein sein kann. 

2. Gemeiniglich erklaren die Scotisten die grossere Inten- 
sitat der Qualitat eines Dinges durch Hinzufugung einer neuen 
Qualitat, beziehungsweise einer neuen und hohern Stufe dieser 
Qualitat. Die Vertreter der Salzburger Schule bestreiten allgemein 
diese Erklarungsweise. P. Carl Jakob von Andechs schreibt 
schon a. 1648 (triga virtutum), die dem Menschen inwohnende 
gottliche Liebe werde nicht vermehrt durch Beigabe eines 
neuen Grades, sondern durch Vertiefung, d. h. tiefere Ein- 
wurzelung in das Subject oder durch Vermehrung der Hitze 
und Heftigkeit. Auch nach Placid. Renz sen. (III. 188) wird die 
Intensitat der Qualitat nicht durch Hinzufugung neuer Qualitat, 
sondern per majorem ejusdem qualitatis in subjecto radicationem 
vermehrt, indem ja die Qualitat nur ein Accidens sei. *) 

3. Ein grosser wissenschaftlicher Zwiespalt besteht uber 
das Thatigkeitsprinzip, indem die Scotisten es auf die Substanzen 
seibst, die Thomisten nur auf die Accidentien zuriick fuhren. 
Der Leitstern ist fur die letzteren der Ausspruch des hi. Thomas, 
dass die essentia animae nicht zugleich ihre potentia ope- 
rativa sein konne, sondern diese von jener unterschieden werden 
musse. Demgemass behauptet Sfondrati (II. 243), die Accidentien 
seien so nothwendig als die prima operandi principia anzusehen, 
dass es einen innern Widerspruch enthaite, zu sagen, die Sub- 
stanz wirke unmittelbar und zunachst oder bringe etwas hervor. 
Die Substanz als Ens per se existens, fugt P. Placid. Renz jun. 
(III. 357) hinzu, habe unmittelbar nur einen respectus ad exi- 
stent i am, also konne sie nicht zunachst einen respectus ad ope- 
rationem haben. Der altere Renz aber erklart sich dahin (II. 1 76), 
dass in Geschopfen das Sein und Handeln durchaus verschiedene 
Akte seien, darum musse auch das Prinzip des Haudelns von 
dem Prinzip des Seins verschieden sein und konne die Substanz 
nicht zugleich die potentia operativa sein.-) 



*) cf. Sfondrati (curs, philos. II. 358.) 

') cf. P. Anton Siroz (compend. phys. p. 64) und P. Bernhard Ober- 
hauser (II. 106.) 



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— 80 



IV. Ethik. 

Die Ethik oder Moralphilosophie spaltet die Scotisten von 
den Thomisten hauptsachlich in fiinf Punkten. 

I . Behaupten die Thomisten mit St. Thomas gegen Scotus 
und dessen Anhanger, der Eine, letzte formale Zweck alles 
menschlichen Wollens konne nur das Gute und die Seligkeit 
sein. Dafiir streiten insbesondere P. Carl Schrenckh von Set. 
Peter (tractat. theol. in primam secundae p. 45) und P. Paul 
Mezger von Set. Peter (theol. II. 16). 

2. Verfechten die Scotisten die Meinung, dass es reipsa 
et in individuo uberlegte und doch zugleich moralisch i n d i f- 
ferente Akte des Menschen gebe. Dem widersprechen die 
thomistischen Salzburger, namentlich P. Carl Jakob (theoremat. 
ex Summa angel. Doct.) und P. Paul Mezger (II. 95) und 
laugnen die Moglichkeit eines actus humanus indifferens in 
individuo. 

3. Bezweifeln die Scotisten, ob der menschliche Wille 
wirklich das Bose nur sub ratione boni, nicht aber auch sub 
ratione mali wollen konne. P. Carl Jakob (de actu humano 
n. VIII) wundert sich, wie der feine und scharfsinnige Geist 
eines Scotus nicht bemerkt habe, dass sein Zweifel dem Lichte 
der naturlichen Vernunft widerstrebe, da doch schon Aristoteles 
erkannt habe, neminem in vitia mere, nisi inescatum aliqua 
specie boni. P. Ludwig Babenstuber stimmt seinem Vorganger 
bei und sagt, weil das Bose als solches (qua malum) nichts an- 
strebenswerthes an sich habe, so konne es der Wille, dessen 
Object nur das Gute sei, auch nicht sub ratione mali lieben. 

4. Wollen die Scotisten den spezifischen oder Art-Unter- 
schied der Sunden von dem Verstosse gegen entgegengesetzte 
Tugenden 1 ) herleiten, so dass sie dort, wo ein Gegensatz zu 
verschiedenen Tugenden ersichtlich ist, auch verschiedene spezi- 
fische Sunden voraussetzen. Die Thomisten sind damit nicht 
einverstanden und sagen (z. B. P. Paul Mezger II. 200 und P. 
Renz sen. theol. IV. 60), es gebe auch innerhalb des Umfanges 
einer jeden einzelnen Tugend verschiedene Art-Stinden; darum 
musse man mit dem hi. Thomas die wesentliche und spezifische 



*) ex privatione debitae rectitudinis et virtutis oppositae. 



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— 81 — 

Verschiedenheit der Siinden ex objecto in genere moris formaliter 
spectato (ab object is specie distinctis) ableiten. 

5. Es ist die Ansicht der Scotisten, dass ein und derselbe 
siindhafte Akt in gleicher Weise von Gott und dem Menschen 
herkomme; er sei jedoch formaliter nur eine Siinde, insoferne 
und insoweit er vom Menschen, nicht aber, insoferne er 
yon Gott komme, denn nur der Mehsch, nicht aber Gott sei 
verpflichtet, den Akt nicht zu set7en. Wider diese Auffassung 
wenden die thomistischen Gegner, namentlich P. Paul Mezger 
(II. 233, 234.) und Placid. Renz sen. (theol. IV. 284—295) ein, 
es sei dabei ubersehen, dass es auch actus ex se et intrinsece 
mali gebe, die auch Gott nicht setzen konne und diirfe, wenn 
er sich nicht zur Ursache der Siinde machen m wolle. Darum 
sei es nothwendig, mit St. Thomas zu sagen, das Physische (die 
Entitas) des Aktes der Siinde sei nicht bose, keine Siinde, weil 
es von einer causa efficiens (Gott und dem Menschen) her- 
starhme. Dass aber dieser physisch gute Akt moralisch, 
d. h. in Rucksicht auf die ethische Ordnung und im Zusammen- 
hange mit dieser nicht gut sei, das komme nur von einer 
causa deficiens, vom Einflusse des bosen Willens des 
Menschen her. 

B) T h e 1 g i e. 
I. Glaube. 

Auf dem Gebiete der Theologie waren die Differenzpunkte 
noch zahlreicher. 

Die Scotisten sagen: Da der katholische Glaubensakt zu- 
gleich vom Verstande ausgeht, so ist er nicht rein ubernaturlich, 
namentlich nicht in Bezug auf seine ganze Wesenheit (entitas) 
ausschliesslich ubernaturlich, sondern die naturliche Wesenheit 
des Aktes empfangt nur von den ubernaturlichen Prinzipien und 
Ursachen, die auf dessen Erzeugung Einfluss ausuben, einen 
gewissen modus supernaturalis, mit andern Worten: Die motio 
und affectio des Willens sei beim Glauben nicht entitative und 
quoad substantiam, sondern nur quoad modum operandi uber- 
naturlich. 1 ) P. Gregor Wibmperger von Kremsmunster (de virtu- 



*) Aehnlich dachte auch Molina und seine alteren Anhanger in Betreff der 
ubernatUrlichen Akte. 

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— 82 — 

tibus theolog. p. 107), P. Romuald Dreyer von Ettal (de fide 
divina p. 16, 23. 60) und P. Paul Mezger (HI. 125) suchen dem 
gegeniiber mit Eifer zu beweisen, dass der ganze Glaubensakt, 
also aucb die pia motio et affectio des Willens in sich und 
seiner ganzen Wesenheit nach wegen des ubernaturlichen Objects 
und Motivs iibernaturlich sei und sein miisse; denn der modus 
konne unmoglich iibernaturlich sein, wenn nicht auch die ganze 
Substanz iibernaturlich sei, da die Art (species) des Aktes enti- 
tative und quoad substantiam vom Objecte und von seinem 
formalen Motive, welche beim kathol. Glauben iibernaturlich 
seien, abhange. 

II. Gott. 

1. Der Scotismus laugnet, dass es Wahrheiten und Satze 
gebe, welche per se et secundum se (d. h. a priori) bekannt 
seien, nicht aber auch quoad nos, vvie dieses z. B. bei der 
Wahrheit vom Dasein Gottes der Fall ist. Indess Sfondrati (curs, 
phil. I. 529), Paul Mezger (I. 16) und viele andere Benedictiner 
Salzburgs stiitzen ihren Widerspruch auf den hi. Thomas, der 
ausdriicklich die entgegengesetzte Thesis vertheidiget, und lassen 
das Dasein Gottes nur fur die Himmelsbewohner per se (a 
priori) bekannt sein, leiten dagegen rucksichtlich der Menschen 
auf Erden die Kenntniss vom Dasein Gottes von einem Beweise 
a posteriori ab. 

2. Die beim philosophischen Gebiete bereits erorterte 
scotistische Distinctio formalis actualis ex natura rei ubt ihren 
Einfluss auch auf die Lehre von Gott aus. Die Scotisten nehmen 
nicht eine vollstandige Identitat in Gott an, sondern statuiren 
eine for male a parte rei stammende Vielfachheit zwischen der 
gottlichen Natur und den gottlichen Personen und den Attri- 
buten Gottes, d. h. sie halten in Bezug auf Gott an ihrer 
Distinctio formalis actualis ex natura rei fest. 1 ) Sie lehren dem- 
nach, dass die gottliche Substanz formaliter ex natura rei von 
der gottlichen Vaterschaft verschieden sei, der Vater formaliter 
verschieden sei von seiner Vaterschaft, Gott formaliter verschieden 



*) Ante omne opus intellectus actu distinquuntur formaliter ex natura 
rei, lautet die scotistische Forrael. 



?l€ ^ _ t- fa 



83 



sei von seiner Weisheit, Giite u. s. w., auch seine Weisheit 
formaliter verschieden sei von seiner Giite etc. 

Die Salzburger" Thomisten sind mit dieser Auffassung sehr 
unzufrieden und betonen ihre Distinctio virtualis, indem sie be- 
haupten, dass die gottliche Natur, die Personen und Eigenschaften 
in Gott sola ratione et intelh'gentia seu actu intelligendi 
unterschieden werden. Schon ein Concil von Rheims unter 
Eugen III. a. 1148., schreibt P. Thomas Ringmayr von Wesso- 
brunn (de mysterio SS. Trinitat. p. 24), habe erklart, dass die 
Abstracta vere de Deo et de se invicem ausgesagt werden 
konnen. Und das Concilium Lateranense IV. hat, wie P. Paul 
Mezger (I. 36—39) weitlaufiger auseinandersetzt, om nimodam 
identitatem et simplicitatem a parte rei inter divinam essentiam 
et personas (idem est judicium de attributis) definirt. In Gott 
konne nicht aliud et aliud gefunden werden, sagt der hi. Bern- 
hard (serm. 80 in cant.), und der hi. Isidor (de summo bono 
seu libro 1. sentent. c. 1. num. 6.) schreibe: »Non est aliud ipse 
(Deus), aliud, quod in ipso est.« 

3. Eine weitere Differenz besteht in Bezug auf die Drei- 
personlichkeit, indem die Scotisten den Satz aufstellen, die Akte 
des Zeugens und Hauchens (generandi et spirandi) seien von 
den Akten des Erkennens und Wollens in Gott adaequate ver- 
schieden, so dass der Intellectus divinus zwei verschiedene Akte 
habe, den actus intelligendi et dicendi, und der Wille Gottes 
gleichfalls zwei Akte, den actus volendi et spirandi, von denen 
der eine den andern formaliter nicht in sich einschliesse. 

Die Salzburger thomistische Schule verwirft diese Unter- 
scheidung namentlich durch ihren Vertreter P. Placid. Renz sen. 
(theol. I. 623), welcher lehrt, dass die processiones divinae 
(actus notionales) nicht adaquat verschieden seien von den 
wesentlichen Erkenntniss- und Willensakten in Gott, sondern 
dass die aktive Zeugung des Sohnes (generatio seu dictio) for- 
maliter im Erkenntnissacte selbst bestehe und ihm lediglich die 
relatio Patris beifuge, die active Hauchung des hi. Geistes aber 
formaliter im Wollen oder Lieben Gottes bestehe und ihm nur 
die relatio Spiratoris hinzufuge. 

4. Da Gott der Gegenstand der ewigen Seligkeit ist, so 
fragt es sich, worin das VVesen der Seligkeit der vernunftigen 

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84 - 



Geschopfe bestehe, ob in einem Akte der Erkenntniss, beziehungs- 
weise des Schauens, oder aber des Wollens, beziehungsweise 
der Liebe und beiliger Lust. Die letztere Ansicht wird von den 
Scotisten festgehalten, die erstere von den Thomisten, also auch 
von den Salzburgern vertheidiget. Da Gott penitus intelligibilis 
ist, so kann er nicht anders, als durch den intellectus (Erkenntniss- 
kraft) (Schauen) erfasst werden. Das ist die Doctrin des P. Carl 
Jakob (de actu humano n. IV). Weil ferner der hochste Grad 
der Liebe in dieser Welt nicht die Beseligung mit sich bringt, 
dagegen der geringste Grad der Anschauung (visio) Gottes in 
der andern Welt ganz und wahrhaft selig macht, so ist das dem 
P. Benedict Schmier (theol. III. 27.) ein Beweis, dass das For- 
melle, Wesentliche und Primare der Seligkeit nur im Akte der 
Erkenntniss bestehe, womit auch P. Paul Mezger (II. 24), P. 
Carl Schrenckh (tract, theol. p. 55) und P. Hermann Scholliner 
von Oberaltach (praelect. III. 53) ubereinstimmen, obschon der 
letztere gleich P. Carl Jakob zugibt, dass die Anschauung 
nothwendig einen Akt des Willens, der Liebe und heiliger Lust 
zur Folge habe, der als secundarer Bestandtheil der Seligkeit 
angesehen werden konne. 

III. Engel. 

1 . Die Scotisten halten dafur, dass die Engel solo numero in 
ihrer Art (species) konntenvervielfaltigt werden, dass also nicht jeder 
Engel fur sich eine eigene Art (species) bilde. Aber ihre thomi- 
stischen Gegner ziehen die Lehre des hi. Thomas vor, der es 
fur eine unbedingte, selbst auf Gott sich ausdehnende Unmoglich- 
keit erklart, dass es mehrere Engel der namlichen Art gebe. 
Vertreter dieser Lehre sind P. Placid. Renz sen. (theol. II. 39), 
P. Paul Mezger (I. 252), P. Benedict Schmier (de angelis q. II.) 
und Andere. Sie beziehen sich auch auf Aristoteles, der den 
Satz aufstellt : »quaecumque numero multa sunt, materiam habent.c 

2. Den Scotisten erscheint die Annahme moglich, dass 
die Engel von den aussern Objecten Species (Bilder, Gestalten) 
empfangen und dass sie durch ihre naturlichen Geisteskrafte 
mit Gewissheit ubernaturliche Wahrheiten und Geheimnisse 
erkennen. Allein P. Benedict Schmier (theol. V. 22, 48.) erwidert 
im Namen der Thomisten darauf, dass die Scotisten in 



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— 85 — 

ersterer Hinsicht den Unterschied zwischen Engeln und Menschen 
aufheben, die rein intellectuellen Wesen von sinnlichen Ein- 
driicken abhangig machen und dadurch gegen deren Natur 
verstossen, in letzterer Beziehung aber die Worte des Apostels 
vergessen: iQuae Dei sunt, nemo cognovit, nisi Spiritus Dei.c 
(I. Cor. II. ii.) 

IV. Adam und Sundenfall. 

1. Was den Urzustand des ersten Menschen betrifft, so 
nehmen die Scotisten an, der Mensch hatte im Unschuldszustande 
lassliche Sunden begehen konnen. Das laugnen die Salzburger 
Thomisten. An ihrer Spitze fiihrt P. Placid. Renz sen. (theol. 
IV. 371) als Gegengrund an, dass auch die lassliche Siinde eine 
Unordnung, Betrubniss, Aufregung etc. zur Folge habe, was 
Alles nicht mit dem Stande der Unversehrtheit vereinbar ge- 
wesen ware. 

2. Die Makel der Siinde oder die habituelle Siinde, welche 
Adam und in ihm alle Menschen incurrirt haben und die auch 
noch jetzt jeder Christ durch eine schwere Gesetzesubertretung 
incurrirt, wird von den Scotisten hauptsachlich und formaliter 
in die Verpflichtung zur Strafe, der man unterworfen wird (in 
passiva ordinatione et relatione ad poenam) gesetzt, wahrend 
die benedictinischen Gegner, z. B. Placid. Renz sen. (theol. IV. 
387) und Paul Mezger (II. 236) sie in den schuldbaren Verlust 
der heiligmachenden Gnade, beziehungsweise in den reatus culpae, 
durch welchen der Verlust der Gnade herbeigeflihrt wird, verlegen. 
Ueberdiess bemerkt P. Benedict Schmier (XI. 85), im Stande 
der reinen Natur ware der Mangel der heiligmachenden Gnade 
keine Schuld und Makel gewesen, darum musse das Wesen der 
habituellen Siinde mehr in das, was den Mangel der heiligen 
Gnade verursacht, d. h. in die Schuld, als in den Mangel selbst 
gesetzt werden. 

V. Gnadenlehre. 

1. In der Gnadenlehre zeigt sich der Widerstreit beider 

Schulen in der Auffassung des Wesens, der Wirkungen und 

Beziehungen der heiligmachenden Gnade. Die Scotisten wollen 

keine reale Verschiedenheit der habituellen Liebe von der habitu- 



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— 86 



ellen Gnade anerkennen. Die Salzburger Professoren halten mit 
den Thomisten an der realen und essentiellen Verschiedenheit 
beider fest. So P. Augustin Reding von Einsiedeln (theol. schol 
HI. 81) und P. Gregor Wibmperger (de divina gratia p. 106) 
und Andere. Der Habitus als Vermogen und Kraft, bemerktP. 
Placid. Renz sen. (theol. VI. 144), ist nur Vervollkommnung und 
Erfiillung (complementum) einer Essenz ; also setzt die habituelle 
Liebe als Vermogen und Kraft die heiligmachende Gnade als 
eine zu vervollkommneode und zu vollendende Essenz voraus. 
Aehnliche Folgerungen macht P. Paul Mezger (de gratia p. 59. 
und theol. III. 79.) und sagt, wenn die habituelle Liebe als 
Potenz und Vermogen eine Theilnahme an der gottlichen Liebe 
und dem gottlichen Wollen sei, so miisse die heiligmachende 
Gnade als Theilnahme an der gottlichen Natur eine physisqhe 
Essenz und als solche von der Liebe als einer Potenz realiter 
verschieden sein. 

2. Die Scotisten halten ferner dafiir, dass 1 zur Recht- 
fertigung des Sunders ausser der inneren heiligmachenden Gnade 
auch erforderlich sei eine besondere aussere Wohlgewogenheit 
und Gunst Gottes, welche die Siinden verzeiht und den Sunder 
wieder zum Freunde annimmt; dass 2. durch die ausserordent- 
liche absolute Macht Gottes die Siindan durch bloss aussere 
Vergebung, also ohne innere Gnade und ohne innere Reinigung 
und Umwandlung nachgelassen werden konntea; und dass 3. 
durch die absolute Macht Gottes die heiligmachende Gnade 
zugleich mit der Todsiinde im namlichen Subjecte zusammen 
bestehen konnte. Alle diese Aufstellungen verwerfen die Salzburger 
Gegner und sagen mit P. Paul Mezger (III. 92. und de gratia 
P- 50. S3.)» dass die heiligmachende Gnade die eine und einzige 
formale Ursache der Rechtfertigung sei sowohl der Wirklichkeit. 
als der Moglichkeit nach, und dass im namlichen Subjecte nicht 
einmal Gottes absolute Macht die Siinde und Gnade beisammen 
erhalten konnte, weil zwischen dem Gnadenstande und dem 
Siindenstande ein innerer wesentlicher Gegensatz, eine unbedingte 
Unvereinbarkeit bestehe. Aus diesem Grunde behauptet auch 
P. Gregor Wimperger (de divina gratia p. 1 01. 221.), durch blossen 
Vergleich (pactum), durch bloss aussere Zuwendung der Gunst, 
konne selbst Gott keinen Sunder zu seinem Adopt ivkinde machen 



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— 87 — 

und ihn rechtfertigen ; denn keine privatio kdnne ohne eirte 
entgegengesetzte Form gehoben und entfernt werden. — Nur 
der hdligmachenden Gnade, schreibt P. Reding (theol. III. 81.), 
kommt es physisch und ex natura rei zu, den Sunder formaliter 
der gottlichen Natur theilhaft zu machen, ihn an Kindesstatt 
anzunehmen und dessen Sunden zu tilgen. — Dass es nicht 
moglich sei, durch einen nur ausserlich erklarten Willensakt 
Gottes die Sunden zu tilgen, beweist P. Placid Renz sen. (theol. 
V. 361. 371.) durch Hinweis auf den philosophischen Satz, dass 
keine Sache de contradictorio in contradictorium iibergehen 
konne ohne eine reale Umwandlung oder Veranderung. 

3. Die Nachlassung der Todsimde, welche nur durch die 
heiligmachencte Gnade geschehen kann, flihrt auf die Frage von 
der Tilgung der lasHiehen Sunden. In diesem Betreffe lehrt der 
Scotismus, dass die Schuld der lasslichen Siinde durch jedes 
verdienstltehe, d. h. im Gnadenstaride vollbrachte gute Werk 
getilgt werde, ohne dass thatsachlich eine formelle, oder doch 
virtuelle Reue vorhergehen oder vorhanden tfein miisste. Gegen 
diese Meinung tritt die Salzburger Schule auf und behauptet die 
Nothwendigkeit eines eigentlichen Reueaktes, indem sie z. B. in 
den Schriften des P. Desiderius Schapperger (poenitentia p. 210), 
d^s P. Placid. Renz sen. (theol. XII. 120) und Anderer darzuthun 
sucht, diass keine Schuld aufhoren konne, wenn nicht zuvor der 
WiUe durch einen dem siindhaften Akte entgegengesetzten 
Reueakt umgewandelt und verbessert ist. Anders, sagt, sie ver- 
halte es sich mit der Tilgung der Strafe, anders mit der Tilgung 
der Schuld; jetfe konne geschehen durch blosse Genugthuung, 
diese nur durch formelle oder wenigstens virtuelle Retractation 
oder Abkehr des Willens. 

VI. Menschwerdung. 
1. Es ist ein Lieblingsgedanke aller Scotisten, dass die 
Mertschwerdung Gottes auch ohne Riicksicht auf die Sihlde des 
Menschen von Ewigkeit her von Gott bestfmmt und beschlosseri 
gewesen sei. Die Thomisten dagegen vertheidigen mit S. Thomas 
ebenso einmiithig den Satz: Peccato non existente incarnatio 
non fuisset. P. Carl Jakob (de Verbo Dei incarnato) spricht sich 
bereits a. 1642 in diesem Sinne aus; desgleichen P. Alan 



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88 — 



Pfeiffer von Admont (de Verbo incarn. p. no), auch P. Gregor 
Wimperger (de incarn. p. 68) und P. Paul Mezger (IV. 42.) 
Namentlich behauptet P. Augustin Reding (theol. schoi. IV. 64), 
in Gott sei ein einziges, auch virtuell untheilbares Decret, wodurch 
die Incarnation efficaciter vorherbestimmt und verordnet wurde, 
und dieses sei auf das Vorherwissen der Siinde Adams basirt. 

2. Der Scotismus stosst sich an der Lehre des hi. Thomas, 
dass Christi Person eine zusamme ngesetzte sei. Die Salzburger 
Theologen beharrten nichts, desto minder bei der Meinung, dass 
Christi Person wahrhaft und im eigentlichen Sinne des Wortes 
aus der Menschheit und gottlichen Perscinlichkeit zusammengesetzt 
sei, x ) und da Er nur Eine Person ist, so muss eben diese 
wahrhaft eine zusammengesetzte sein nach dem logischen Grund- 
satze : ubi est distinctorum unio, ibi compositio. Das zu beweisen 
bemiihen sich P. Carl Jakob (de Verbo Dei incarn. n. VII.). 
P. Gregor Wimperger (1. c. p. 124), P. Alan Pfeiffer (1. c. p. 
134), P. Benedict Schmier (theol. VI. 7.) und die Uebrigen. 

3. In zwei weitern auf die Menschwerdung sich bezie- 
henden Fragen gehen die beiden Schulen auseinander. Die 
Scotisten antworten auf die Frage, ob zwei oder auch alle drei 
gottlichen Personen die namliche erschaffene Natur an- und 
aufzunehmen vermochten, und ob Christus auch eine selbst- 
^rworbene menschliche Wissenschaft hatte und sie vermehrte, 
unbedingt vermeinend; die Thomisten aber bejahen beide Fragen, 
namentlich geschieht das von P. Alan Pfeiffer (de Verbo incarn. 
p. 163. 257.), von p. Benedict Schmier (VI. p. 21 — 36 und 
125 — 129), von P. Paul Mezger (IV. 66.). Was den ersten 
Punkt betrifft, so sagen sie, es gehe aus der Wahrheit, dass die 
drei gottlichen Personen in Einer gottlichen Natur subsistiren, 
die Gewissheit hervor, dass sie auch in Einer menschlichen und 
geschaflenen Natur subsistiren konnten. Und was den zweiten 
Punkt anbelangt, so erscheint es ihnen als unglaublich, dass 
eines der Vermogen und eine der Krafte der Seele Christi, 
namlich der Verstand, 2 ) unvollkommen geblieben und nicht in 
actum verse tzt worden sei. 

*) Natiirlich leugncn sie dadurch nicht, dass Christus secundum quod est 
Ens als simplicissimus bezeichnet werden miisse (zu vergl. die Zeitschrift 
>Divus Thomas* commentarium academiis et lycaeis scholasticam spectantibus 
inserviens. Fascicul. Junii Placentiae 1 883). 

2 ) intellectus agens. 



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— 89 



4- Scotus und seine Schuler bezweifeln die schlechtsinnige 
und innere Unendlichkeit der Verdienste Christi und des Werthes 
seiner Erlosung und Genugthuung. Die Salzburger Thomisten 
aber treten alle fiir die Wahrheit ein, dass Christi Genugthuung 
und der verdienstliche und satisfactorische Werth seiner Werke 
an und fur sich, einfach und intrinsece in genere moris 
unendlich sei, ohne dass dieser Werth von einer vorhergehenden 
Annahme des himmlischen Vaters abhangig gedacht werden 
miisste. In diesem Sinne sprechen sich besonders P. Augustin 
Reding (controvers. schol. n. 36) und P. Benedict Schmier (VI. 67) 
aus. P. Alan Pfeiffer gibt zwar zu (Verbum incarn.), dass die 
Handlungen Christi, insoferne sie eben physische und moralische 
Acte seien, eine endliche Entitat haben; aber er bleibt dabei, 
dass sie, insoferne sie vom Gottmenschen kommen) unendlichen 
Werth haben. Dies erlautert P. Placid. Renz sen. (theol. IX. 49) 
durch das Axiom: >Der Werth der Genugthuung ist um so 
grosser, je hoher die Wiirdigkeit der genugthuenden Person ist; 
ist diese unendlich, so auch der Werth des Werkes.* 

VII. Sacrament e. 
I. Die Sacramente geben als Mysterien oder Geheimnisse 
gemass ihrer Natur und ihrem Namen Gelegenheit zu Meinungs- 
verschiedenheiten. Die Scotisten wollen den Sacramenten nur 
eine moralische Wirksamkeit zuerkennen, wahrend ihre Gegner, 
zumal die Salzburger Benedictiner, sie allgemein als physisch- 
reale Werkzeuge bezeichnen. Die Gnade ist in den Sacramenten, 
schreibt P. Augustin Reding (Veritas Trid. II. 42.), wie die 
Wirkung in ihrer causa instrumentalis et effectrix. Warum auch, 
fragt derselbe Autor (controvers. n. 43.)/ sollte Gott ein 
natiirliches W r esen, der gleichenjMaterie und Form des, Sacramentes 
ist, nicht als physisches Werkzeug gebrauchen und befahigen 
konnen, auf dass es die heiligmachende Gnade verursache? 
Christus selbst, fiigt P. Placid. Renz sen. (theol. X. 128.) bei, 
bezeichnet das Wasser als vermittelnde Ursache und als physisches 
Instrument der Taufgnade (renasci ex aqua). Dem P. Paul Mezger 
(IV. 176. 177.) will es scheinen, dass eben die Verbindung der 
Ausdriicke »ex aqua et Spiritu S.< hinlariglich andeute.es sei 
das W r asser nicht weniger eine physische, freilich nur instrumentale 



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- 90 — 

Ursache der Wiedergeburt, als der heil. Geist eine physisch- 
reale, aber auch principale Ursache ist. 

2. Den Scotisten gefallt die Ansicht nicht, dass die 
Eucharistie als Sacrament gleich den andern Sacramenten aus 
Elementen und Worten bestehe. Sie bestreiten dieses aus dem 
Grunde, weil das Sacrament, d. h. die Gegenwart Christi, fort- 
dauere, wahrend die Consecrationsworte (die Form) voriibergehen. 
Allein die Salzburger Theologen beharren auf ihrer Meinung, 
dass das Sacrament der Eucharistie keineswegs eine Ausnahme 
von der Regel mache. Die Consecrationsworte, schreibt P. Reding* 
(theol. V. 1 6.), sind, wenn man sie formaliter quoad significationem 
auffasst, allerdings auch fortdauernd wenigstens virtualiter (in 
verbo fidei). Und P. Placid. Renz sen. (theol. X. 50.) .erklart 
sich die Sache so, dass die Consecrationsworte der Kraft nach 
(virtualiter) in den Gestalten fortdauern, insoferne diese immer- 
fort von den einmal gesprochenen Worten formaliter die 
Bestimmung und Eigenschaft haben und behalten, sichtbare 
Zeichen Christi und der geistlichen Nahrung zu sein. 

3. In Bezug auf die Art, wie Christus in der Eucharistie 
gegenwartig wird, ziehen die Scotisten die sogenannte adductio 
(actio adductiva) vor, wodurch der Leib und das Blut Christ! 
eine neue Art, gegenwartig zu sein, erlangte. Allein die gegne- 
rischen Benedictiner, z. B. P. Marian Schwab (tragemata theol. 
ex convivio euchar.), P. Paul Renz sen. (theol. XL 225.) und 
Andere suchen darzuthun, dass die scotistische Anschauungsweise 
eine unzulassige locale Bewegung des Leibes Christi voraussetze 
und gegen den strengen Begriff der wirklichen Transsubstanziation 
verstosse, wenigstens das Aufhoren der Substanz des Brodes 
und Weines nicht als absolut nothwendig und von selbst ge- 
geben erscheinen lasse. 

4. Eine besondere Eigenheit des Scotismus besteht darin r 
dass er das Wesen des Messopfers in die Communion des 
Priesters setzt. Alle Thomisten widersprechen ihm und betonen 
die Consecration der beiden absolut unzertrennlichen Gestalten *) 



*) P. Aug. Reding (controvers. 45.) meint, ein Priester wtlrde ungiltig- 
das Brod consecriren, wenn im Voraus den Willen hatte, den Wein nicht 
zu consecriren, d. h. nicht zu opfern. 



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— 91 — 

als das Essenzielle des eucharistischen Opfers. Fur diese Lehre 
treten ein: P. Placid. Renz sen. (theol. XL 301.), P. Paul 
Mezger (IV. 317), P. Ludwig Babenstuber (Ethica supernat. 
p. 901.) etc. 

5. Auch rucksichtlich des Busssacramentes gibt es eine 
Differenz, namlich in Betreff der Form und Materie dieses 
Sacramentes. Der Scotismus halt an der singularen Meinung 
fest, dass die ganze Wesenheit des Busssacramentes in der allei 
nigen Absolution bestehe, weil durch diese ausschliesslich die 
die Siinden tilgende Gnade verursacht werde. Zudem habe das 
Busssacrament die Form eines Gerichtes; bei diesem sei aber 
die Sentenz des Richters das Wesentliche, Ganze und Alleinige. 
Die Salzburger sagen dem gegeniiber durch die Werke des P. 
Desiderius Schapperger (poenitent. theol. p. u.), des P. Paul 
Mezger (IV. 378.)- und Anderer, dass die Acte des Ponitenten 
in Folge der tridentinischen Entscheidung als Materie zum Wesen 
des Busssacramentes gehoren. Die Sentenz des Richters sei zwar 
die pars formalis et determinativa des Gerichtes, aber zum Wesen 
des Gerichtes sei auch Anklage, Zeugschaft, Bekenntniss, Be- 
weise etc. zu rechnen. Aehnlich spende der Priester das Buss- 
sacrament in dem Sinne, dass er in der Absolution den vor- 
zuglichsteo Theil, die Form, gebe, nicht aber in dem Sinne, 
dass alle Theile des Sacramentes von ihm allein komtnen. 

Die meisten Differenzpunkte diirften biemit erschftpft sein ; 
nur einer erubrigt noch, der aber, weil er zu wichtig und zu 
uuifassend ist, einer eigenen, folgenden Abhandlung 
vorbehalten und iiberwiesen werden muss, namlich derEinfluss 
des Schopfers auf die Thatigkeit der Geschopfe. 



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— 92 



Das Benedictinerinnenstift Gandersheim und 
Hrotsuitha, die >Zierde des Benedictinerordens. « 

(Von Otto Grashof, Priester der Diocese Hildesheim.) 
(Fortsetzung vonjHeft 2, Jahrg. V, Seite 149 — 161.) 

Ueberaus gross war die Trauer iiber der ersten Aebtissin 
Tod nicht bios im Kloster, sondern in der ganzen Umgegend. 
Von iiberall her stromte das Volk herbei, ununterbrochen bei 
Tage und Nacht, um bei ihrem Begrabnisse zugegen zu sein. 
Tiefen Schmerz empfand namentlich Oda, ah sie an der Leiche 
ihrer geliebten Tochter kniete; aber gerade diese heldenmuthige 
Frau gebot ihrem Schmerze am ersten, um die ubrigen Trauernden 
zu trosten. Oda hatte sich nach dem Tode ihres Gemahls zu 
ihren drei Tochtern ins Kloster Brunshausen zuruckgezogen und 
brachte dort ihre Lebenstage zu, hochgeehrt nicht bios von 
ihren Kindern, sondern von alien Ordensschwestern, denen alien 
sie sich als eine treu sorgende Mutter erwies. Ja keine andere, 
als sie, leitete eigentlich das Kloster, und das that sie mit 
grosser Umsicht und Energie. Fortissima feminarum nennt sie 
denn auch Agius, tantae fortitudinis in publico, mater pia, mater 
gloriosissima, cujus in omnibus ipsa (Hathumoda) usa fuit jugi 
jugiter auxilio. Und dann trostet Agius selbst die trauernden 
Nonnen mit dem Hinweis auf Oda, die auch ferner ihnen in 
alien Dingen treu zur Seite stehen werde : 

In cunctis aderit semper quoque sedula vobis 
Quae vel tractatis, dicitis aut facitis. 
Wie sollte nicht das Andenken an eine Frau vvie Oda, die 
Gemahlin des Stifters von Gandersheim, die selbst als vidua 
velata, in sanctimoniali habitu constituta, Jahrzehnte lang im 
Kloster zubrachte, sich lebendig erhalten haben! So hat denn 
beilaufig fiinfzig Jahre spater Hrotsuitha sicherlich oft Ausfuhr- 
liches von alteren Ordenfrauen iiber Oda erzahlen horen, iiber 
ihr gesegnetes Wtrken im Stifte und zum Besten der Nonnen. 
Lassen wir Hrotsuitha selbst dariiber berichten: 
.... Venerabilis Oda 
Intra claustra monasterii cura vigilanti 
Scrutatur conjunctarum persaepe sororum 
Actus et studium, mores vitae quoque cursum, 



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— 93 — 

Ne vel, contempta majorum lege sequenda, 
Vivere lege sua reprobe praesumeret ulla, 
Vel locus illiciti foret ullius peragendi, 
Exemploque suo praemonstravit facienda. 1 ) 
* Also Lebenswandel, Sitten, Studium, kurz das gesammte 
Thun und Lassen der Nonnen iiberwacht Oda, durch eigenes 
herrliches Beispiel leuchtet sie alien vor. Und wie eine wahrhaft 
treue, kluge Mutter geht sie zu Werke, um iiberall die heilige 
Regel im Kloster aufrecht zu erhalten, jetzt strenge, jetzt milde: 
Et ceu prudentis dulcis dilectio matris 
Nunc terrore suas prohibet derelinquere natas, 
Nunc etiam monitis bona velle suadet amicis, 
Sic haec sancta suas caras instruxit alumnas, 
Nunc dominatricis mandando jure potentis, 
Nunc etiarn matris mulcendo mpre suavis, 
Quo vita simili cunctae communiter uni, 
Servirent regi, jubilant cui sidera coeli.*) 
Dabei war aber Oda derart demiithig, dass sie, die Aeltere 
nnd Hochgeborene, die geistige und leibliche Wohlthaterin der 
Nonnen, diese als Herrinnen betrachtete und sie oft ausdriicklich 
als solche nannte. Bekam Oda von ihren Kindern und Gross- 
kindern, die in der Welt hohen Rang einnahmen, Besuch, so 
nahm sie selbst von den Gaben und Geschenken, welche jene 
in edlem, kindlich frommem Wetteifer ihr brachten, nichts, 
sondern sprach die schonen Worte: 

Exortans moneo vos, o mea pignora cara, 
Ut maturetis condignis primulae vestris 
Muneribus nostras large ditescere domnas, 
Hie servire piis debent quae sedulo nostris 
Patronis, quorum mentis, precibus quoque sacris 
Successus nobis optatae prosperitatis 
Necnon regalis decus accedebat honoris. 3 ) 
Wir werden in der Folge noch vernehmen, wie eifrig die 
Kinder und Enkel Odas der Mahnung der Mutter und Ahnfrau 
folgten und das Stift Gandersheim reich ausstatteten mit zeitlichen 
Giitern, um auf das Gebet der Nonnen hin dafur mit Giitern 
und Gaben vom Himmel gesegnet zu werden. Uiberhaupt war, 



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— 94 — 

was wir im Auge behalten miissen, das Interesse des sachsischen 
Fiirstenhauses eng mit Gandersheim verkniipft, und innig war 
der Antheil, den jcnes an den Geschicken dieses Klosters nahm 
wie auch umgekehrt die Nonnen des Stiftes, zum Theil An- 
gehorige des spateren koniglich sachsischen Hauses und fast aus- 
nahmslos nahe Verwandten derjenigen Manner, welche die sach- 
sischen Fursten und spateren Kaiser umgaben, ganz abgesehen 
da von, dass die Pflicht der Dankbarkeit sie trieb, aus den aller- 
personlichsten und natiirlichsten Motiven ihre Gebete fur das 
Gedeihen des sachsischen Fiirstenhauses zum Himmel empor- 
schickten. 

Nach Hathumod's Tode, die 22 Jahre dem Kloster vor. 
gestanden hatte, ward deren Schwester Gerberga Aebtissin. War 
erstere, so zu sagen, von Kindheit auf bereits eine Braut des 
Himmels, der kaum irgend ein Hinderniss zu erwachsen schien 
bei Erwahlung ihres heiligen Berufes, so sollte Gerberga an 
sich erfahren das Wort des Heilandes: »Glaubet ja nicht, dass 
ich gekommen sei, Friede auf die Erde zu bringen ; ich bin nicht 
gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.**) Ger- 
berga war einem irdischen Brautigam verlobt, einem erlauchten 
Manne, mit Namen Bernhard 6 ), wahrscheinlich einem frankischen 
Fursten. Aber nun klopfte derjenige inzwischen an Gerbergas 
Herz, der da gesagt hat: »Wer Vater und Mutter, Sohn und 
Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht werth.« Und Ger- 
bergas Herz offnete sich der himmlischen Liebe, in der Stille 
weiht sie sich dem himmlischen Brautigam und entsagt dem 
irdischen, dem sie von der Welt verlobt ist. Bernhard, im 
Begriffe, in den Krieg zu ziehen, vernimmt Gerbergas Entschluss 
und stellt ihr ohne Weiteres in Aussicht und zwar mit einem 
Schwure bei seinem Schwerte : 

Si redeam certe sospes, comitante salute, 
Scito procul dubio. quod te mihimet sociabo 
Atque tui votum penitus pessum dabo vanum. 6 ) 

Ruhig vertraute Gerberga die Entscheidung Gott anheim; 
sie entgegnete ganz gelassen und demuthig: 

Christo me totam committo meam quoque vitam, 
Utque fiat de me juxta Domini, rogo, vclle. 



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96 



Bernhard fiel in dem Kriege, und so konnte Gerberga 
ihrem von Gott gekommenen Berufe folgen. Dass sie sofort zur 
abteilichen Wurde aufstieg, gibt uns den Beweis, dass sie, wie 
das der Immunitatsbrief Ludwigs III. vom Jahre 877 forderte, 
die »vitae religio et sanctarum scripturarum instructio et omnium 
bonarum morum compositioc besass. 7 ) Urn jene Zeit starb, wie 
wir bereits oben erwahnten, Herzog Bruno, Liudulfs Sqhn. Er 
fiel in einer morderischen Schlacht gegen die Normannen, mit 
ihm auch zwei Bischofe, unter denen der Hildesheimer Bischof 
Marcward. 8 ) So lag es nun dem jungern Sohne Liudulfs, dem 
Herzog Otto allein ob f das fromme Werk, das sein Vater be- 
gonnen, weiter und zu Ende zu fuhren, den Bau des neuen 
Klosters, des eigentlichen Gandersheim zu vollenden. Gegen 
Ende des Jahres 881, 25 Jahre, nachdem der Grundstein gelegt, 
und vierzig Jahre spater, nachdem Liudulf und Oda den ersten 
Plan gefasst, war das neue Stift nebst Gotteshaus fertig gestellt. 
Die Einweihung desselben sollte Oda noch erleben, und sie selbst 
wares, die den Tag dazu erwahite: den 1. November des Jahres 881, 
jenen Tag des Allerheiiigenfestes, an welchem derzeit wunderbarer 
Liehterglanz Anlass geworden war, dass man gerade jene Stelle 
fur die gottgeweihten neuen Raume bestimmte. Am friihen 
Morgen des 1. November begaben sich in Procession die ge- 
sammten Chorschwestern aus dem Kloster Brunshausen, ihrem 
bisherigen Aufenthaltsorte, hinuber in das neue Stift Ganders- 
heim ; mit sich trugen sie unter Hymnengesang die Reliquien 
der heiligen Innocenz und Anastasius. Unterdessen war auf 
Bitten der Aebtissin Gerberga der Bischof Wigbert von Hildes- 
heim herubergekommen, der in Gegenwart einer zahlreichen von 
alien Seiten herbeigeeilten Menge von Glaubigen die Einweihung 
des neuen Tempels und Stiftes vornahm: 

Tunc coepere locis primum silvestribus illis 
Carmina divinae laudis clare resonare. 
Exin et illius nostri collectio coetus 
Illic permansit Domino jugiter famulando. 9 ) 

Unser Interesse wendet sich begreiflich jetzt dem neuen 
Stifte zu ; denn hier war es, in dem Hrotsuitha, die Zierde des 
Benedictinerordens, erbluhen sollte. Indessen scheinen die Raume 



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96 — 



von Brunshausen keineswegs verodet zu sein, . vielmehr blieb auch 
dort em Kloster bestehen, wie denn z. B. noch Papst Innocenz 
III. in einer Bulle vom Jahre 1 206 Brunshausen namhaft macht, 
»ubi sunt moniafes inclusae et praepositus regularise Bruns- 
hausen blieb ein Benedictinerinenkloster. Im 30jahrigen Kriege, 
genauer im Jahre 1627, wurde es niedergebrannt bis auf die 
Kirche und die Kreuzgange. Im Jahre 1694 vviederaufgebaut 
wurde das altehrwurdige Kloster von der protestantischen Abtissin 
von Gandersheim, Henriette Christine, Herzogin zu Braunschweig- 
Liineburg mit einer domina und vier Nonnen evangelischer 
Confession besetzt, dietaglichdreimal Chor halten und evangelische 
Lieder singen und die heilige Schrift lesen mussten. Dafiir 
bekamen sie ihre tguten salaria.* 10 ) 

Doch zuriick zu den heiligen Raumen Gandersheim's und 
zu gliicklicheren Zeiten! Zweiundzwanztg Jahre lang, gleich ihrer 
Schwester Hathumod, stand Gerberga an der Spitze des Stiftes, 
dessen Oberleitung nach wie vor in den Handen Odas ruhte. 
Und mit der Bliithe im Innern erwuchs gerade um diese Zeit 
Gandersheim ein betrachtlicher materiellerGewinn, Dank besonders 
der Fursorge Odas und ihrer Tochter Liudgard, der Gemahlin 
des Konigs Ludwig. Je mehr Urkunden iiber Schenkungen 
Odas u. s. w. aus dieser Zeit verloren gegangen sind, n ) desto 
werthvoller ist uns der Bericht Hrotsuithas in dieser Schenkungs- 
angelegenheit. Sie erzahlt zunachst, wie Oda dem Stifte Be- 
sitzungen zubrachte : ia ) 

Et loca, quae generi dono regis Hludowici 
Possessura quidem proprium suscepit in usum, 
Permittente sua pariter pietate benigna, 
Ecclesiae tradi faciebat Gandeshemensi. 

Sodann preist sie Ludwig und Liudgarda als Wohlthater 
des Klosters: 13 ) 

Nee rex ipse locum sublimavit minus ilium, 
Liudgardis pia reginae bonitate precante; 
Sed tradens illi largitur praedia multa 
In jus Gerbergae nostrae rectricis amandae, 
Ipsius illustris reginae namque sororis. 



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— 97 — 

Auch Gerberga's Bruder, Herzog Otto, steht nicht zuriick 
im Wohlthun an Gandersheim : 14 ) 

Oddonisque ducis clari devotio grandis 
Concordando suae votis carae genitricis 
Auxilio regum, quibus exhibuit famulatum 
Ipsum virgineum coetum Christi famulatum, 
Fovit clemcn ter, nee non provexit amanter. 

Jene Schenknngen bestatigte Konig Arnulf nicht nur, 
sondern vermehrte sie selbst noch : 16 ) 

Quern (scil. locum Gandeshemensem) rex Arnulfus, 

sucessor scilicet hujus, (scil. Hludowici) 
Posthac per scrip turn regali jure statutum 16 ) 
Firmat, vinetis ejus dono superauctis; 
Ac sic coenobio succedunt prospera plura .... 

Aber auch die Todtengruft des neuen Stiftes sollte 
bald besetzt werden. Wir erwahnten schon, dass die irdische 
Hiille des Stifters Liudulf von der Gruft in Brunshausen spater 
in das neue Stift iibertragen wurde ; ebenso geschah es mit den 
Ueberresten der ersten Aebtissin Hathumod. Imjahre885 starb 
auch Liudgard, die grosse Wohlthaterin von Gandersheim, die 
langer als drei Jahre ihren koniglichen Gemahl Ludwig (f 20. Ja- 
nuar 882) iiberlebte. 17 ) Oda sollte noch an einem andern 
Sterbelager knieen. Am 14. November 897 schied zu ihr«n 
und des ganzen Stiftes grossen Schmerze auch die zweite 
Aebtissin, Gerberga, aus der Zeitlichkeit ab. 18 ) An der Sette 
ihrer Schwester Hathumod ward sie begraben. Gerberga ist 
in spateren Jahren geradezu als Heilige gefeiert worden. Schon 
Everhart in seiner Reimchronic cap. 6. v. 50 if, wo er von 
Gerberga und der folgenden Aebtissin Christina spricht, sagt: 

Dat se vor andere Closter-Juncvrowen luchten, 
so de Sunne vor den klenen Sternen dot. 

Besonders hat ihr Lob verkiindet die gelehrte franzosische 
Priorin Jacqueline Bonette de Blemir in dem L'ann^e Benedictine 
(Paris 1670), worin es u. a. heisst: Dieu honora sa vertu de 
plusieurs miracles devant et apres sa mort . . . Sa memoire est 
venerable dans notre ordre, et son nom marque dans le 

7 



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— 98 — 

Martyrologe Benedictin. Nicht weniger der Jesuit Bucelius. 
der in seinem Menealogium Benedictinum sie preist, sie habe 
dem Kloster Gandersheim vorgestanden tanto cum coenobio 
et subditarum sibi virginum fructu, ut toto paulo post orbe 
Gandersheimii felicitas celebraretur. Effulsit abbatissa sanctissima 
insigni cum in vita tarn post mortem miraculorum gloria, 
tantumque eximio vitae exemplo in audientium et intuentium 
pectoribus fervorem succendit, ut totas quasi reginarum et 
principum feminarum cohortes eo pellectas coelo lucrata post 
se traheret, quibus deinceps coenobium illud frequentissimum semper 
uti admirationem apud universos concitavit, sic Prindpum 
sanctorum Promptuarium, verum Regis Regum Sponsi Virginum 
Gynaeceum appellari meruit. 19 ) 

(Fortsetzung folgt im nachsten Hefte ) 



Anmerkungen eo Artikel Gandersheim. 

*) Primord. v. 409 ff. 

•) Ibid. v. 417 ff. Ganz ahnlich auch v. 490 ff. 
«) Ibid. v. 434 ff. 
4 ) Math. 10, 34. 
*) Primord. 319 ff. 
«) Ibid. v. 345 ff. 

') Agius redet in dem Dialogus obitus Hathumodae v. 693 ff. Gerberga 
folgendermassen an: 

Ut siquidem carnis tibi jure propinqua fuisti, 
Sic itidem meritia proxima tu fueras. 
Denique te nunc nos ejus gaudemus bonore 
Dudum condignam, tunc sibi discipulam, 
Sed modo heredem dignam nihilominis ejus, 
Sive ministerii sive pii meriti. 
8 ) Ibid. v. 361 ff. Hrotsuitha nennt als Feinde, welche fiber die Sachsen 
obsiegten, die Ungarn, ein leicht begreiflicher Irrthum, wenn wir bedenken, 
dass sie die Verwiistungen, welche die Ungarn bis nach Sachsen in der ersten 
Halfte des 10. Jahrhdts. hineintrugen, selbst erlebt und geschaut hatte. Vergl. 
Harenberg, 1. c. p. 76 f. Catalog. Episcop. Hildesheim. bei Leibnitz, 1. c. I. 
pag. 772. 

e ) Ibid. v. 401. Vergl. vita Bernwardi Cap. 12. 
»«) Leuckfeld, 1. c. pag. 26. 

") Naheres dariiber bei Harenberg, 1. c. p. 256; Leuckfeld, 1. c. p. 91 ff. 
la ) Primord. v. 443. Man vergleiche hiezu v. 504 ff.: 
Semper maternae solito pietatis amore 
Ejus adoptivis studuit conquirere natis, 

Quidquid nonnarum deposcere sciverat usum. Siehe auch Bodo Syntagnx. 
bei Leibn. 1. c. p. 705. 



Digiti 



zed by G00gle 



— 99 



15 ) Primord. v. 447 ff. 
") Ibid. v. 507 ff. 

**) Ibid. v. 452 ff. 

16 ) Diese Urkunde Arnulfs ist nicht mehr erhalten. Ueber dieSe, sowie 
ttber eine andere unechte Amulfsche Urkunde vergl. Kopke 1. c. p. 269 f. Die 
von Arnulf dem Stifte Gandersheim iiberwiesenen Giiter waren Crucht, Calcheira 
und Bliderstorp, villae jacentes cis Rhenum, magnis divitiis abundantes. Bodo 
Syntagm. b. Leibnitz, 1. c. III. 707. Vergl. Leibnitz, 1. c. II. 374. Everhart, 
Reimchronic c. XV. v. 34 ff. kennt gleichfalls jene Giiter: 

To Godes unde sienes hilghen Bludes Love 

gaf he dar syns eghen tween Wynhous, 

unde ok to Kome unde to Zolte hebben se Land, 

Crucht is dat eine, dat andere Blidersdorff genannt, 

noch gaf de Konig to Gandersem 

einen riken Hof, de is gfeheten Kalckhem, 

unde sie by deme Ryne beleghen. 
Leuckfeld, 1. c. p. 97 versichert: »Es kommen auch bis itzo noch von 
diesen Gtitern alljahrlich etliche Rheinische GoldgUlden ein, obgleich der grosste 
Theil davon entwendet. Vormals soil alle Jahr ein Fuder Wein mit Geschirre 
und Pferden von solchen Giithern der Abtei gelieffert worden sein, so aber mit 
der Zeit-Verwechselnng in vorbesagtes Geld verwandelt worden. « 

1T ) Hrotsuitha widmet Primord. v. 464 ff. dem koniglichen Paare folgenden 
Nachruf: 

Ergo rege pio jam defuncto Hludowico, 
Qui regum primus nostros tradebat in usus 
Regali prius obsequio loca debita multa, 
Necnon chyrographis ejus sub nomine scriptis 
Jura monasterii firmaverat omnia nostri; 
Ejus post annos discessus denique paucos 
Lindgardis regina, sui dignissima regni 
Consors, tantorum quae nobis causa bonorum 
Exstitit, e mundo discessit proh dolor! isto 
Non sine nostrarum magno rerum detrimento. 

18 ) Ueber die verschiedenen Zeitangaben in Betreff des Absterbens 
Gerbergas s. Kopke, 1. c. p. 137. not. 2. 

*•) Vergleiche bei Leuckfeld, 1. c p. 214; bei Harenberg, 1. c. p. 582; 
letzterer bemerkt zu den Worten der beiden obengenannten Verfasser : Undenam 
hoc hauserit uterque, mihi non constat. 



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— 100 — 



Zur Geschichte der Durchfuhrung der Benedictina 
in Deutschland im 14. Jahrhundert *) 

(Von Dr. Pius Schmieder aus Laaibach.^ 
(Schluss aus Jahrg. EV*. Heft 4. S. 278—289.) 

Item ordinamus (st. & d.) quod tunc in proximo capitulo 
presidere debent reuerendi patres et domini dominus abbas de 
sancto Lamberto. dominus abbas de Chotwico Fatauiensis 
dioec, dominus abbas de Meten Ratisponensis dioec., x ) quibus 
plenam dedimus potestatem faciendi, ordinandi (st. & d.), pro- 
cedendi pensantes communem profectum animarum et personarum 
et ecclesiarum monasteriorum aliorumque locorum ipsius ordinis 
prouenientem nedum ex ordinacionibus et statutis salubribus per 
sanctissimum patrem et dominum nostrum Benedictum papam 
Xli mura in ordine seu religione nostra nouiter editis sed ex pie- 
risque aliis ipsius domini nostri pape factis et gestis maioremque 
sperantes uerisimiliter in antea prouenturum et nichilominus dill— 
gencius attendentes ad ambicionem dampnosam ad animarum 
pericula et locorum dicti ordinis dispendia que ex eneruacione 
obediencie et regularis discipline nimis relaxacione locorumque 
ipsius ordinis et prouentuum eorundem extenuacione et depaupe- 
racione et ex diuersis aliis, que silencio dari expedit, nouissimis 
temporibus proueniunt et propter que eciam de lapsu maximo 
ordinis et discipline regularis in eo ac de desolacione totali 
locorum religionis eiusdem uerisimiliter timebatur. nisi super- 
ueniens diuina gracia meritis et intercessionibus almi patris patro- 
nique religionis eiusdem sanctissimi Benedicti sufTragantibus sub- 
uenisset et de ipso domino Benedicto papa XII mo eidem religioni 
diuinitus eoque special his prouidisset, qui huiusmodi prouisione 
ampliUs indigebat ex hiis nempe merito agnoscentes nos ac omnes 
religiosos eiusdem religionis presentes et futuros fore perpetuo 
obligatos ad intercedendum ad Deum Omnipotentem pro eodem 
domino Benedicto sibique, ne ingrati uideamur eidem donis spiri- 
tualibus, que quanto plus precellunt temporalibus tanto maiora 
et meliora existunt temporalibus totis nostris desideriis afTectantes, 
vt Deus Omnipotens ipsum diu et feliciter nostre religioni et toti 
ecclesie sue sancte incolumem custodiat et conseruet fidesque 
catholica et obseruancia religionis diuinique cultus exhibicio et 
reuerencia ac morum honestas et alia dona spirituaMa et tempo- 
ralia sub eius felici regimine increments continuis augmententur 



*) Ernes unliebsamen Versehens wegen bringen wir den Abschluss dieses 
bedeutsamen Artikels erst an dieser S telle. „Die Redaction. tf 

l ) In St. Lambrecht regierte damals Abt Ortolf, in G(5ttweig Abt 
Wolfgang I., in Metten Abt Albert II. Von letzterem wird ansdrilcklich 
bezeugt, dass er ein sehr tiichtiger Pralat war. 



Digits 



zed by G00gle 



— 101 — 

et spiritus sanctus, qui eum prout ueraciter creditur in summum 
elegit pontificem det ei in eodem spiritu recta sapere eiusdem 
actus ac statutorum suorum predictorum in effectum dirigat, 
illustret et perficiat ipsiusque bonum ac sanctum propositum ac 
eorundem statutorum per eundem desideratum intentum sui roris 
intima aspersione fecundet. 

Deinde petiuimus, ut constituciones provinciates Salzpurgensis 
nostre prouincie de quoiibet monasterio coram nobis ipsi abbates, 
priores et procurators presentarent, quas notorie et publice legi 
fecimus et diligenter auscultari et per uiros industres(!) 
examinari. 1 ) 

Expeditis itaque premissis nos commissarij prefati uolentes 
exequi ministerium nobis a sede apostolica et per sanctissimum 
patrem dominum nostrum papam ac suos prosecutores supra- 
dictos iniunctum ac firmiter ac discrete commissum, ut coniunctim 
uel diuisim de monasteriorum dicti ordinis seu religionis in 
Salzpurgensi tantum prouincia existencium nee non monasteriorum 
ipsorum facultatibus ac quot monachi esse consueuerunt in eisdem 
uellemus inquirere ac diligenter ac personaliter ad eorum singula 
accederemus ipsum dominum nostrum papam per diligentem et 
fidelem relacionem de premissis plenarie informare, ut consideratis 
facultatibus et oneribus supradictis certum in eis monachorum 
numerum statuere ualeat, secundum quod plenius in litteris et 
statutis apostolicis continetur, promptos, pronos et paratos primo, 
2°, tercio peremptorie canonica monicione premissa nos exhi- 
buimus non obstante quorumcunque abscencia uel quouis alio im- 
pedimento siue obstaculo. Vnde accedentes sepe dicti domini 
abbates, priores et procuratores et causas legitimas proponentes 
ac defectum et onera grauiora eorum circumstancias quas suf- 
ferunt in rebus temporalibus per corrosiones et gwerras precipue 
principum et potestatum, uicedominorum, iudicum, baronum, 
scarandorum vniuersarumque specierum extenuancium, opprimen- 
cium et depauperancium bona monasteriorum huius singulariter 
prouincie, in quam non clericus secularis neque religiosus quin 
pocius vt uerius uocetur secundum quosdam coquus, coquinarius, 



l ) Betreff der frttheren durch die Ordenscapitel beschlossenen Statnten, 
sagt der Processus II. (S. 181) ausdrttcklich : „Debent executores et cum eis 
presidentes inquirere atatuta in provincialibus . . capitulis olim facta et debent 
de consilio capituli aliquos deputare, qui diligenter ea exarainent, si inventa 
fuerint constitucionibus papalibus non esse contraria omnia, sed ut eorum plura, 
que ex eis seruari debeant in sequenti proximo provincial i capitulo ordinentur. tf 
Ueber altere Salzburgerstatuten vergleiche 8chmieder, die Benedictiner-Ordens- 
reform des 13. und 14. Jahrhunderts. Linz, 1367, S. 47 und 53. 



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— 102 — 

quam censeatur prior, plebanus, prepositus. x ) Ob quam rem dicti 
abbates et procurators abbatum dictis nobis commissariis digesta 
deliberacione in hunc modum prehabita responderunt, quod nos 
ista uice propter diuersas perplexiones incumbencium non possent 
recipere nee de expensis et procuratoribus de quibus fit mencio 
in litteris apqstolicis ad presens prouidere nee certos redditus in- 
dicere presertim cum certos redditus, prouentus et obuenciones 
secundum quod allegatum superius est, minime haberent obmissa 
creberrima eciam ymbrium tempestate et deuastacione , que 
pascua nostra in partibus frigidis sepius ledunt in tantum quod 
sepe annus steriiizatur vnus quod non sufficiunt fructus collecti 
pro reficiendis et enutriendis, nisi prouideatur ex accommodato 
et vtinam non sub vsura. Quam allegacionem uenerabilis pater 
dominus Otto commissarius supradictus minime aduertit sed econ- 
trario dicit: Cum intencio sanctissirni patris nostri pape circa 
perticiendum in nobis sanctum et pie religionis efTectum maxime 
uersetur et sollicitetur, non restat aliud nisi ut huiusmodi mini- 
sterium nobis in lrnc parte commissum iugiter et strenue labo- 
remils ut prout possibile est culpam omnem deuitando et merita 
cumulando, quod docet consilium sapientis, qui dicit: »Quod- 
cunque potest man us tua instanter operare.* Et sic secundario se 
offerens vna cum collega suo coniunctim uel diuisim sed man- 
datum apostolicum exequendi prout possit et de huiusmodi pra- 



*) In der Berichterstattung an den Papst namens des Capitols (Nr. XV. 
S. 128 ff.) werden dieselben Uebelstande mit eben denselbeu Worten geschildert 
und weiter noch folgendermassen ausgeftlbrt: „Preponunt (abbates) adeo distur- 
batus sit status omnium monasteriorum dicte provincie per quoslibet violentos 
ipsa cottidie infestantes artgariis et pre angariis infinifis quod nihil certi reputent 
se habere, sed vix de culturis agrorum et vinearum et e nutrimentis animalium 
et aliis sollicitudinibus multis misere se suitentant. Verbi gracia mandant prin- 
cipes seu aduocati quicunque alicui monasterio, ut soluat pro eis CCC uel CCCC 
m areas et hoc oportet, quod fiat, si volunt effugere rerum discrimina et peri- 
cula personarum nee ibi appellaeio nee supplicacio locum habeut. Item pro- 
nonunt, quod principes seu ba rones quicunque hospitantur sepius aput mona- 
8 ten a sua cum CC uel pluribus equitaturis duobus aut tribus diebus, quorum 
officiates omnium promptuariorum claues ad se recipiunt et quantum et cui 
volunt, distribuunt et expendunt. Vnde sepe accidit, quod breue dierum tempus 
mul to rum mensium res consumunt. Illis quoque recedentibus non suffieit, quod 
bene pasti et pro uoluntate propria procurati, quin oporteat cum ipsis speciale 
fieri pactum de certa pecunia eis danda, ne in recessu suo lucent se ad villas 
et predia monasteriorum illas que des truant ac deuastent. Raro eciam invenitur 
istius ordinis aliquis prelatorum huius prouincie Salzpurgunsis, quin plus teneatur 
debitis quam habeat in redditibus uel in eensu. u Die zahlreichen fHrstlichen 
Verbote der Gastfreiheit an die Kltfster bieten einen lautsprechenden Beleg 
hiefur. Matthaus, Abt von Altenburg, sagt in seinem Visitationsbefund im 
Scbottenkloster zu Wien ausdrilcklich : ^Sufficients habent redditus . . . quia 
ibi nulla hospitalitate grauantur. u (S. 155.) Siehe auch den Schutzbrief Kaiser 
Ludwigs des Baier vom Jahre 1329 zu Gunsten der KiSster in Meichelbeok 
chronicon Benedictoburanum S. 147. 



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- 103 — 

nitate seu pronitudine pronotauit testimonium sibi fieri in forma 
debita et consveta. 

Quo facto dicti domini abbates, priores et procuratores 
quandam interposuerunt supplicacionem domino nostro summo 
pontifici domino Benedicto pape XIl mo super quibusdam articulis 
dirigendam rogantes attente, quatenus suum processum difTerrent, 
quousque clemencia et sanctitas sanctissimi patris sepe dicti super 
eo fuerit consultata. Cujus eoiam appellacionis tenor et relacionis 
et rescripcionis series presenti registro de uerbo ad uerbum de- 
scribitur. *) Hijs auditis destiterunt proficisci usque ad secundam 
domini nostri pape jussionem. 2 ) 



! ) Dieser Protest findet sich im Summarium Nr. XII. — Die Aebte geben 
auch, wie aus ihrem Bericht an den Papst (Nr. XV. S. 129 ff.) «rsichtlich ist, 
an: „quod nullo mo do principes admitterent, quod taxacio facultatum mona- 
steriorum, Huarum fundacionum ad vestram sanctam curiam 8criberetur, su- 
8 pec turn habentes negocium, ut asserunt, v eh em enter. In cuius rei 
argumentum sciat sanctitas uestra, quod cum innotesceret ipsi person e, que se 
dicit imperatorem (Ludovico Bauaro), quod tarn salubria edidistis statuta pro 
reformacione ordinis reformati, multum sibi complacuit et quondam sibi famili- 
arem abbatem eiusdem ordinis transmisit ad vnum de executoribus nostris 
virum laudabilem et valentem dominum videlicet Althahensem abbatem instans 
et exhortans eum valde, ut in isto negocio se ex hi beret sollicitum et in ten turn, 
spondens, se cum velle circa hoc factum in omnibus conducere et promouere. 
Post hec in breui ad noticiam ipsius peruenit, quod vos mandaueritis omnium 
monasteriorum facultates rimari et uestre sanctitati rescribi. Hoc ita suspeetum, 
quod mux omnibus prelatis istius ordinis sue dicioni subiectis raandauit sub 
obtentu gracie sue ac sub pena priuacionis omnium bonorum tam mobilium 
quam iramobilium suarum ecclesiarum, ne ad capitulum celebrandum in propria 
persona audeant conuenire seu procuratores inibi destinare ac statuta eiusdem 
quoraodolibet in se assume! e asserens, nos per huiusmodi mandatum monasteria 
nelle grauare, non reformare. Ex bac causa aliqui prelati sub graui periculo 
aduenerunt, quidam venerabiles sub eodem periculo per procuratores legitimos 
se excusauerunt et aliqui similiter remanserunt non mittentes procuratores nee 
nuncios nee literas excusantes. Verum eorum absencia apud eminentem celsi- 
tudinis uestre clementiam benignam debet interpretacionem recipere, quia timor 
earn effecit ammissionis rerum et personam m, qui non inmerito cadere potest 
in constantem." 

FUr das Verbot Kaiser Ludwigs spricht auch folgende Chroniknotiz : ad 
a. 1338. „Justiciarius imperatoris Ludovici Bavari dictus de Eppenstein im- 
peratoris iussu capitulum primum provinciale monachorum O. 8. B.. celebrandum 
in Fulda sub periculo rerum et corporum fieri vetuit, ad quos quam plure* 
abbates convenerant secundum formam constitutionum de ordine 8. Benedicti 
per papam Benedictum XII. nuper editarum tractaturi. S8. Pistorius-Struve I. 
439 add. ad Lambert. — Unter dem December 1336 hatte Papst Benedict XII. 
den Aebten „Fuldensi, Montis monachorum et de Seligenstat, Herbipolensis, 
Bambergensis et Moguntine diocesis ac Sancti Albani iuxta Mogunciam" die 
Publication der Reformbulle fiir die Mainzerprovinz aufgetragen. Papierhdschft. 
266 des Stiftes Lambach s. XV. 

3 ) Nach dem notariellen Zeugniss Nr. XI. (8. 135) „venerabili8 vir 
dominus Otto . . tam quam zelator fenientissimus monastice discipline, vir 
vtique religiosus, sacrarum litterarum et eloquencie purpurate redimitus et ador- 
natus nolens tanti preconis iussa transgredi nee mandate huiusmodi apostolica, 
quantum in eo esset, neglectui committere, quamuis plurimum ipse et alii 



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— 104 — 

Item ordinauimus (st. & d.) ibidem, quod interim uisitare 
debent singula et omnia monasteria ordinis nigri iacencia per 
districtus infra scriptos reuerendi patres et domini 

dominus abbas de Altenbur g 1 ) Patauiensis dioec. per 
totam Austriam descendendo, a Lambach incipiendo — 

dominus abbas sci. Pauli in Lauental Salzpurgensis 
dioec. per totam Karinthiam et Styriam et Scm. Petrum 
Salzpurge et Peyern et Mansee — 

dominus uero abbas in Malherstorff 2 ) Ratisbonensis 
dioec. visitabit Vormbach, Nidernaltach, Meten, Obern- 
altach, Aspach, ad scm.Vitumcis Rotham, — quibus dedimus 
plenam potestatem uisitandi iuxta tradicionem litterarum nostra- 
rum sigillis nostris munitarum iuxta formam debitam et consvetam 
confectarum. 8 ) 

Postremo ordinauimus et statuimus impositores expen- 
sarum per nos habitarum ueniendo, stando, morando in dicto 
capitulo ac lxx florenorum aureorum remittendorum supra- 
dictis prosecutoribus ad curiam Romanam ac expen- 
sarum nunciorum transmittendorum cum supratacta et infra 
scripta supplicacione ad dominum nostrum papam uidelicet Uene- 



quidam eiusdem ordinis et prouincie abbates a domino Ludwico de Bauaria in- 
hibiciones sub penis in litteris suis contends, ne ad dictum capitulum venirent 
per se uel per procuratores suos et minas recepissent, . . banc presagam in- 
tulit vocem dicens: Scitote, quod parati sumus ire coniunctim uel diuisim non 
obstante quocunque obstaculo siue impedimento et ad omnia et singula per- 
ficere, que habemus in mandatis . . Verumtamen (subiunxit) cum huiusmodi 
supplicacio propter diuersas causarum perplexiones et necessitudines coram 
sanctissimo patre nostro proponendas rite et canonice sit interposita, nostrum 
igitur differamus processum usque ad secundariam ipsius domini nostri iussionem. 
Quid nobis tunc dignum iudicet ad iniungendum, ad hoc to turn restringimus nos 
deuocionibus nostris perpetue conseruandum et fideliter adimplendum." Aber 
nicht allein wegen der contribucio legten die Aebte Protest ein, sondeni selbst 
wegen der zu begleichenden erwachsenen Auslagen. Da sprach Abt Otto, wie 
die protestacio (Nr. 12 S. 143) bezeugt: „Si tamen de expensis, quas idem 
(papa) nos taxauit curauerint prouidere! Quod si hoc facere non potestis, qua- 
cunque causa id agente implere non possumus, quod enim nos portare non 
potestis pro parte singulariter quemlibet contingente, hoc nos to turn nequaquam 
possemus absque graui ecclesiarum nostrarum dispendio sustinere per nos. Ergo 
non stat, quin eamus si expensas ministraueritis nobis deputatas. u 

l ) Burger' Gescliichte von Altenburg weiss nichts naheres liber den 
Charakter dieses Abtes. Mindestens hat er es ernstlich mit der Visitation tind 
Reform gemeint, wie sein Bericht hinlanglich beweist Sein Schreiben, worin 
er die Visitation den Kl cistern ankttndigt, ist im Archiv f. K. Oe. G. II. SOS 
voll standi g abgedruckt Auf seine Visitationsrecesse bezieht sich auch Abt 
Dietmar von Seitenstetten in seinem Recesse fur Melk 1341. Siehe Keiblinger 
a. a. O. 1. 1149, wo ausdrlicklich nebst der „modernarum papalium constituci- 
onum seriem" das n mandatum venerabilis in Christo patris domini Mathei 
abbatis Altenburgensis monasterii tunc visitatoris deputati u erwahnt wird. 

») Stuck XIX. 

») Stuck XI. 



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— 105 — 

rabilem patrem dominum abbatem inChremsmunster, dominum 
abbatem de Chotwico, dominum abbatem de Vormbach. do- 
minum abbatem de Me tern tali condicione ut iuxta suppetenciam 
facultatum vnicuique cenobiorum existenti in prouincia Salzpurgensi 
nostori ordinis imponerent, quod sustinere possent. Recipientes 
ergo se ad partem dicti impositores diuidentes inter se et ceteros 
dictos Ixx florenorum aureorum et lx, qui debentur domino 
Ottoni uenerabili abbati Althe inferioris commissario 
supradicto, quos idem dominus expendit in recipiendis litteris 
apostolicis, et libro statutorum nee non mittendis nunciis, confici- 
endis litteris et libris, dando eciam 11 li fratri Procopio, nuncio 
sedis apostolice et portitori litterarum apostolicarum et libri 
statutorum nouellorum, pro quo specialiter reuerendi patres domini 
prosecutores supradicti ceterique domini uidelicet uice cancellarius 
domini nostri pape ac dominus Neapoleon dyaconus cardinalis 
seriosius nobis scripserunt, vt paterne et benigne eum tractaremus 
sibique de expensis congruis et de conductu securo prouidemus, 
quod et fecimus reuera cum eundem fratrem Procopium XX diebus 
nobiscum teneremus sub procuracione lauciori, deinde sibi de ruflino 
siue equitatura valente XII florenos aureos et XXXII de- 
narios prouidimus, vt probari hoc potest per instrumentum 
publicum et testimonium bonum inde confectum. Item centum 
florenos aureos et XXXI pro (con)ficiendis litteris supplicatoriis 
scribendis et mittendis ad curiam Romanam. Item IIII or pro notario. 

Erat autem contribucio talis: Domino Admontensi XVI 
florenos aureos, domino abbati sci. Lamberti XV, domino sci. 
Petri Salzpurge XII, domino de Peyrn V, domini de 
Sewn VIII, domino de sco. Vito V, domino de Aspach 1111, 
riomino de Vormbach VIII, domino de Me tern 1111, domino 
Obernaltach V, domino sci. Emerami XI, domino Scotorum 
ibidem VII, domino de Prull V. domino de P ruffling VII, 
domino de Weltenburg HI, domino de Pi burg I1II. domino 
de Schawern VII, domino de Rott VIII, domino de Aetel IIII, 
domino de Ebersperg X, domino de CI a wench IIII, domino 
de Chotwico XV, domino de Chremsmunster IX, domino 
Medlicensi XV, domino celle beate uirginis V, domino 
de Lambach V, domino de Mansee IX, domino de Garsten X, 
domino de Molherstorf IIII. domino de Altenburg X, domino 
de Seitensteten IX, domino de Reichenbach V, domino 
de Munster II, domino de Weichensteten VIII. . . 

Hier bricht die Handschrift ab und schliesst sich sofort 
nachfolgendes Notariatsinstrument an: 

Acta capituli 
(in formam authenticam redacta.) 
In Christi nomine. Amen. Anno natiuitatis eiusdem M° CCC° 
XXXVIII , XVII. kal. Julij, pontificatus sanctissimi in XPO patris 



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— 106 — 

et domini domini Benedicti pape XII ml anno tercio, in ciuitate 
Metropolitana Salzpurge aput monasterium sci Petri ibidem ordinis 
sci. Benedicti nigrorum monaehorum hora prima conuenientibns 
honorabilibus patribus et dominis fratre Ottone sci Mauricij Althe 
inferioris et fratre Heinrici see Marie Scotorum Wienne Mona- 
steriorum abbatibus et executoribus statutorum eiusdem sanc- 
tissimi patris nostri domini Benedicti editorum super reformacione 
et correccione eiusdem ordinis per dictam Salzpurgensem pro- 
uinciam deputatis presentibuseciam pluribus aliis eiusdem ordinis 
et prouincie abbatibus, prioribus ceterisque monasteria tenentibus 
et quorundam absencium procuratoribus aliis quoque quorum 
intererat et quibus licuit interesse, celebratum est capitulum 
nigrorum monaehorum iuxta mandatum apostolicum cum conti- 
nuacione dierum sequencium in hunc modum. 

Missa enim de sco. Rpiritu solempniter celebrata factoque 
sermone per vnum de executoribus antedictis uidelioet dominum 
abbatem Althahensem, lectis quoque litteris sanctissimi patris 
nostri et prosecutorum istius sancti negocij, qnos ipse in sua 
sancta curia deputauit. et citacionibus ad capitulum citatorum 
signatis eciam absentibus aliqnorum excusaciones racionabiles 
per procurators ipsorum legitime destinatos prcpositas cum iura- 
mentis prestitis et caucionibus ydoneis de parendis mandatis 
atque statutis capituli executores predicti vna cum presidentibus 
receperunt, contumaces uero de penis in statutis contentis per 
suam sententiam mulctauerunt indulgentes nichil(ominus) eisdem 
de benignitate canonica certas inducias, infra quas, si possent, 
coram eligendis presidentibus uel eorum parte maiore suas pur- 
garent contumacias et cauerent, quod mandatis apostolicis in- 
tenderent cum effectu pocius in ipsorum obediencia salutari quam 
rebellione maleuola delectari, attendentes eciam quod apostolice 
sedis solita clemencia benigna interpretation absentie eorundem 
extenuare possit ipsorum contumaciam et digna uenia iudicare 
ex eo, quod illius, qui imperatorem se nominat, cir- 
cumquaque dominio coarctati timore personarum et 
amissionis rerum tarn immobilium quam mobilium 
non uenerunt, qui utique timor non poterit inmerito cadere 
in constantem. 

Deinde per idem capitulum prouinciale electi sunt presi- 
dentes prelati eiusdem ordinis uiri ydonei et discreti, quorum 
unus est abbas Althe inferioris, qui fuit eciam executor 
istius sancti negocij a sede Apostolica deputatus, 2 U8 uero abbas 
de Chremsmunster, 3 US abbas de Vormbach Fatauiensis 
dioec. qui presidentes rite ut premittitur electi librum statutorum 
predictorum legi distincte fecerunt et attencius auscultari, quo 
perlecto executores predicti multos libros statutorum 



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T»VJ".i 1*H 



— 107 — 

domi conscriptos et fideliter ex originali carrectos 
secumque allatos multis distribuerunt prelatis man- 
dantes ceteris non habentibus in uirtute sancte obediencie et sub 
pena excommunicacionis, ut infra sex menses continuos a dato 
presencium computandos de libro statutorum eorundem sub 
autentica manu sibi prouidere deberent eaque in suis monasteriis 
legi facerent coram suo (!) bis in anno. 

Exhibita eciam erant ibidem statuta prouincialia et episco- 
palia predicte Salzpurgensis prouincie per dictos executores et 
alios prelatos eiusdem ordinis apportata, quorum examinacio per 
ipsos executores committebatur quibusdam prelatis ydoneis et 
discretis, vt ea diligenter examinarent et in vnum uolumen re- 
dacta ad proximum prouinciale capitulum reportarent, ut ibidem 
ipsa ab istis statutis non discrepancia nee eis obuiancia pari 
federe vna cum istis perpetuo seruarentur. 

Deinde prefati presidentes plures statuerunt uisitatores, 
quibus singulis certa deputauerunt monasteria usque ad futurum 
capitulum uisitanda non semel, sed multociens, ymo 
quociens ipsis a presidentibus iniungeretur (et quidem 
statuerunt) ad uisitacionis officium processuros uiros utique ydo- 
neos et discretos. speciali zelo feruentes statum illius ordinis 
reformandi. 

Deinde predicti presidentes consederunt et audierunt coram 
ipsis prepositas necessitudines singulorum monasteriorum et prela- 
torum in genere et in specie cum ea mansvetudine, qua decebat, 
respondentes plerisque pro tenore statutorum, que tociens repli- 
cari et eorum mentibus inculcari fecerunt, prout hoc audiencium 
vtilitati et credite sibi sollicitudini congrue uidebatur. 

His peractis ipsi executores publice proposuerunt mox a 
loco capituli se uelle procedere iuxta mandatum apostolicum ad 
singula monasteria eiusdem ordinis atque loca et ipsorum certas 
exquirere facultates et exquisitas patri nostro sanctissimo fideliter 
referre ; ucllent eciam pro magistris docturis monachis in scienciis 
primitiuis et pro transmittendis monachis ydoneis ad studia gene- 
ralia certos et perpetuos monasteriorum redditus deputare ; uellent 
quoque amministraciones seu ofTicia monachorum in necessariis 
deficiencia adiunctis eis certis nunciis pensionibus reformare et 
cuncta alia propicio Deo perficere, que ipsis specialiter circa 
huiusmodi a sancta sede apostolica sunt iniuncta. Et hoc se 
facturos ac expleturos ipsi executores, quantum in eis esset, 
fuerunt solempniter protestati rogantes me notarium infrascriptum, 
quod de hac protestacione publicum conficerem instrumentum. 
Quibus auditis omnes prelati presentes nee non procuratores 
quorundam absencium se ad partem recipientes deliberacione 
prehabita ipsis executoribus breuiter responderunt , quod (ad) 



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— 108 — 

exequenda predicta ipsos ad presens non possent recipere propter 
causas legitimas et racionabiles, quas et quedam alia negocio 
reformacionis huiusmodi oportuna apostolice vellent scribere sancti- 
tati, ut eadem sanctitas de condicionibus monasteriorum et statu 
terrarum aliisque circumstanciis eorundem plenius informata tarn 
pio negocio posset commodius et efficacius providere ipsis exe- 
cutoribus humiliter supplicantes, ut ad presens suum differrent 
processum, donee consultatus pater sanctissimus a sacro suo 
oraculo, quid faciendum super hoc, decerneret ipsis, secundaria 
iussione intimaret, pollicentes se hoc secundarium mandatum 
velle suscipere et alacriter adimplere. 

His auditis predicti executores ipsis taliter responderunt : 
»Si non vultis nee potestis nos ad presens recipere nee procu- 
racionem nobis a sede apostolica deputatam assignare quacunque 
causa id agente, tunc poterimus proficisci. Sed patri nostro sanc- 
tissimo rescribemus, quod per nos, quominus proficiscimur, im- 
pedimur, ne nobis negligentiam aliquam habeat imputare et de 
hac iterata protestacione iterum me notarium infrascriptum 
attencius rogauerunt conficere publicum instrumentum. Quod quidem 
instrumentum l ) vna cum littera tocius 2 ) capituli allegaciones et 
impedimenta continenti, quare ad presens ipsos executores ad 
perficienda predicta processuros non receperint sub publica manu 
per presencium portitorem direxerunt apostolice sanctitati. 

Deinde in ipso capitulo procedentes commiserunt viris in- 
dustribus (!) et discretis, ut de dandis Ixx florenis aureis prose- 
cutoribus huius negocii per patrem nostrum sanctissimum in sua 
curia deputatis, ad quorum solucionem florenorum ipsam pro- 
uinciam taxauerunt taxarent capitulum et quoslibet prelatorum 
tarn absencium quam presencium equo moderamine pro facul- 
tatibus singulorum prosoluenda ista prestacione, prosecutis jam 
dictis et pro nuncio mittendo et pro expensis et impensis iam 
factis reficiendis cuilibet imponerent prelatorum, quod eis impo- 
nendis videtur ex bona conscientia et fide pura secundum mona- 
ster^ seu ecclesie cuiuslibet nee non membrorum suorum facultates. 

Hac imposita et publice et notorie recitata 8 ) predicti exe- 
cutores librum statutorum novellorum bullatum in presencia 



! ) Stttck XV. des Summarium. 

9 ) Die Einzahlung verlief jedoch keineswegs so glatt. Im Bericht an 
die Prosecutores heisst es (S. 133) wQrtlich: „Scire eciam vos uolumus, q lod 
quidam abbates ex ipsis contribneionem racione prosecucionis huius negocii 
CLXX florenorum uobis debitorum adhuc non soluerunt, quidam uero soluerunt 
post terminum por uos eis prefixum et sentencias a uobis latas inciderunt, 
super quibua nobis dignemini impendere consilium salutare. u 

*) Ueber die vorzunehmende Visitation schweigt das Notariatsinstrument 
Nr. IX. vtfllig. Dass aber die Visitation dem Abt von Mallerstorf mindestens 
aufgetragen und dieselbe vom Abt von Altenburg zweimal vorgenommen worden 
sei, bezeugen (wie bereits bemerkt) die Stiicke Nr. XIX. und XX. 



Digits 



zed by G00gle 



— 109 — 

mea notarii omniumque prelatorum in capitulo presencium ex- 
presseque consenciencium ac testiura inftuscriptorum venerabili 
patri domino N. abbati monasterii sancti Petri nigri ordinis in 
ciuitate predicta Salzpurgensi. ut ipsum mox ad aliquod firmum 
conclaue in archivo sui monasterii reponeret et caute seruaret 
perpetuus temporibus in futurum. l ) 

Insuper circa finem capituli benedictione et licencia rece- 
dendi a presidentibus petitis executores sepe nominati vna cum 
presidentibus per capitulum electis sibi reseruauerunt, quod pro 
salute et incolumitate sanctissimi patris nostri supradicti tarn 
presenti quam futura omnibus monasteriis istius ordinis in Salz- 
purgensi provincia predicta existentibus vellent iniungere non 
solum ipsi invento in corpore ad eciam rebus humanis exempto 
futuris temporibus impendendis, considerantes se et alios omnes 
eiusdem ordinis professores presentes et futuros ad intercedendum 
per XFum oracionibus suis apud Deum omnipotentem fore per- 
petuo obligatos. Pensantes igitur animarum et personarum ac 
ecclesiarum, monasteriorum aliorumque locorum ipsius ordinis 
seu religionis profectum ex ordinacionibus et statutis salubribus 
per ipsum sanctissimum patrem predictum in ordine seu religione 
huiusmodi nouiter editis prouenientem maioremque sperantes 
verisimiliter prouenturum. ne ingrati tantis eius beneficiis videntur, 
matura et exquisita deliberacione prehabita decreuerunt, quod 
pro ipsius salute et in columitate perpetua et presenti debent a 
quolibet sacerdote cuiusvis monasterii predicte Salzpurgensis pro- 
vincie tres misse vna de sancta trinitate, secunda de beata virgine 
gloriosa, tertia de beatis apostolis Petro et Paulo, a quolibet 
autem inferioris ordinis vnum psalterium, a conuersis vero et 
illiteratis dici debent, CL pater noster, aue maria totidem vicibus 
adiungendo. 



*) Die Vornahme der Visitation scheint jedoch erst in Folge des neuen 
papstlichen Auftrages vom 11. Janner 1339 erfolgt zu sein. Siehe Nr. XXIII. 
Denn im Bericht an die Prosecutoren (S. 133 Nr. XVI.) liest man: „Valde 
ranim et inconsvetum est in provincia nostra, vt vnus abbas per alium corri- 
gatur, quia unusquisque vult sibi esse lex et regula sue vite." Gewiss 
offenherzig ! 

Im Bericht der Executoren an den Papst (StUck XIV. S. 197) findet 
sich auch folgende Bemerkung fiber die in der Benedictina c. 3 befohlenen 
Jahrescapitel : n Insuper de habendo capituli annuali hac vice nihil disponere 
poteramus, quia sic se habent monaster!* nostra istius provincie, quod nullum 
eorum habeat aliquid sub se, ouiue prelatum ad visitandum annuo recipere 
teneatur sicut in Cisterciensi et Premonstratensi ordinibus inuenitur , qui a 
sit is patribus abbatibus annuo visitentur. Vnde necessaria erit uestra sancta 
instruccio, ut detis modum, quern visitacio, si tamen earn haberi volueritis, 
instauretur." 



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— 110 — 

Postremo ipsi presidentes pronunciauerunt capitulum pro- 
xime celebrandum videlicet in anno M° CCO XL ad diem Inne 
proxima dominica, qua cantatur »Misericordia Domini.* Consen- 
cientibus ceteris prelatis tunc presentibus posuerunt in oppidum 
dictum Chremsa Patauiensis diocesis statuentes et nominantes, 
qui in eodem capitulo debeant presidere. quis missam cantare, 
quis sermonem facerc et alia domino coneedente periicere, que 
incumbent. 1 ) Acta Salzpurgen. etc. 



*) Nach dem Processus (Stttck VI. S. 185) wird das Capitel folgender- 
massen beschlossen: „Die ultima rite et decenter omnibus expeditis qui raaior 
et dignior fuerit inter presideutes benediccionem porrigat in hunc moduni: „Sit 
nomen domini benedictum. Adiutorium nostrum in nomine Domini. Henedictio 
p atria omnipotentis et filii et spiritus sancti maneat super nos etc. ; finito capi- 
tulo vnusquisque ad propria reuertatur. 41 Nach derselben Anweisung obliegt 
nun den Executoren der Bulle folgendes „coniunctim uel diuisim prout inter 
se conuenerint peraonaliter accedant ad monasteria et loca quelibet ordiuis, ubi 
ad minus octo monachorum conuentus fuerit singillatim" . . „Primum . . debent 
de facultatibus inouasteriorum et membrorum eorumdem diligenter inquirere et 
quot monachi esse consueuerint in eisdem. Secundo debent inuestigare curiose, 
quod monachi de dictis facultatibus commode valeant sustentari incumbentibus 
eis oneribus supportatis. Tercio debent certos et perpetuos redditus pro mona- 
chorum instructoribus et monachis ipsis mittendis ad studia deputare . . Quarto 
debent assignare pro supplecione officiorum siue amministracionum insuffici- 
enciura redditns similiter perpetuos atque certos . . Quinto debent, ne expensis 
propriis pregrauentur pro singulis diebus LXX (den?) Turonenses cuilibet 
eorum dandos omnibus monasteriorum prelatis imponere . . . Sexto habent 
executores prefati contradictors in premissis omnibus per censuram ecclesi- 
asticam cohercere . . . Execucio autem statu tor um ad eos non pertinet, sed 
pocius ad presidentes et ad visitatores . . in provinciali capitulo deputatis." 

Diese Vorvisitation scheint jedoch in der Salzburger Ordensprovinz gar 
nicht statt gehabt zu haben, sondern wie aus den Acten des Capitels erhellt, 
vollzogen sofort die bestellten Visitatoren ihr Amt. Uebrigens unterliegt es 
nach dem Bericht des Abtes von Altenburg keinem Zweifel, dass die wieder- 
holte Visitation ziemlich fruchtlos blieb. Die Aebte waren theils zu unbeugsam, 
hin und wieder auch zu schwach und so blieben die p&pstlichen Reformstatuten 
ebenso unbeachtet wie die Recesse der Visitatoren. Der Eifer fur EinfUhrung 
regelmassiger Studien war ausserst gering und doch hatte Benedict XII. 
gerade diesbeziiglich die Bestimmungen Clemens V. (,Ne in agro 4 ) lebens- 
kraftig zu machen und durchzuftlhren versucht. „Item statuta papalia," schreibt 
Abt Matthaus, n et nostre diffiniciones, quantum ad ieiunium quarte ferie et ad 
omnia alia in nullo loco sunt conseruate neque de studentibus mittendis ad 
studia aliquid a quoquam cogfitatur." Daneben aber findet sich fast in alien Klftstern 
das Ordensbewusstsein und von mehr als einem Kloster gilt die Bemerkung 
des Visitators: w Coram conuentu nullam facit (abbas) racionem nee de perceptis, 
cum laicis tractat omnia secreta et omnia a conuentu occultat et omnia oflFicia 
reguntur per laicos, cum valde inuenerimus habites et idoneas personas ad 
temporalia et spiritualia regenda." Der Einfluss der Weltleute, Aufnahme von 
Weltprie8tern zur Besorgung der Gottesdienste, regelwidrige Selbstandigkeit 
der Aebte waren die Hauptschaclen der Kloster. An tttchtigen Ordensleuten 
hat es gleichwohl nicht ermangelt. 



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— Ill — 



Psalmodie, Lesung und Gebet nach der heiligen 

Regel. 

Von P. Bonihicius Wolff in Maredsous. 

I. 

Wenn wir zuweilen nach der Vesper oder einem andern feierlichen Officium 
in das Schiff der Kirche hinabsreigen, so bemerken wir wohl, dass die Glaubigen 
wie gefesselt durch den Eindruck der eben vernommenen Melodien regungslos 
in dec Banken bleiben, und es oft eines Susseren Anstosses bedarf, ehe es nur 
einer wagt, den wohlthuenden Zauber zu brechen. Und wer aus uns weiss nicht 
von sich selbst, wie voll das Herz ist nach solchen gnadenreichen Stunden des 
Gotteslobes, wie gerne man im Chor mdchte knieen bleiben oder wie man alsbald zum 
heiligsten Sakrament oder sonst an ein trautes Gebetspla'tzlein fliichtet, um den 
Jubel der Seele ausklingen zu lassen und vielleicht gar siisse Thranen der Freude 
zu verbergen? Unsere heilige Regel kennt sie wohl, diese weihevollen Augen- 
blicke der Sammlung nach dem Chorgebet : Zeuge die Bestimmung im 20. Capitel, 
dass die gemeinsame oratio kurz sein miisse und dass Alle auf das Zeichen des 
Oberen den Chor verlassen sollen. Denn wie wir aus dem I. eben des hi. Vaters 
(cap. 4) wissen, pflegten seine Monche regelmassig nach den kirchlichen Tag- 
zeiten eine kurze Frist im Chore zu verharren und zwar in gebeugter Stellung, 
ad studium oration is, wie der hi. Gregor bezeichnend sagt. Ganz dasselbe finden 
wir ja auch bereits bei den orientalischen Altvatern und ilberhaupt in der gesammten 
alten Tradition des Monchthumes. 

Hier haben wir also, so scheint es, eine der jetzt sogenannten Betrachtung 
(franzosisch oraison) entsprechende gemeinsame Uebung und zwar in unmittelbarem 
Zusammenhang mit dem opus divinum. Halten wir diesen Punkt zuna'chst im 
Gedachtniss fest. 

Ein nicht unbetra'chtlicher Theil der taglichen Zeit ist ferner von dem 
hi. Gesetzgeber dem gewidmet, was er lectio (auch lectio divina) nennt; zumal 
am Sonntag, wo die gewohnliche Handarbeit ausfallen musste, sollten die Brtider 
ihre freie Zeit auf diese Uebung verwenden. Dass es sich hier nicht um Studium 
im gemeinen Sinne handelt, ist ja unzweifelhaft, da die Bticherei der Kloster 
zunachst hi. Schrift und Kirchenvater enthielt und mehr profane Lecttlre nur zu 
bestimmten Zwecken und gewissermassen ausnahmsweise gestattet werden konnte. 
Der hi. Vater hat vielmehr das im Auge, was wir jetzt geistliche Lesung nennen 
wtirden, das Studium der hi. Schrift, der Heiligenleben und Vater im Geiste des 
betrachtenden Gebetes, und zwar so sehr, dass das eigentliche Gebet, auch im 
Oratorium, die fur die Lesung bestimmte Zeit ganz oder theilweise ausfullen 
durfte. Das beweist, abgesehen von Cap. 52 und anderen Stellen, der Geist 
der hi. Regel selbst und die gesammte alte Ueberlieferung. 

Dennoch konnte es auffallen, dass der hi. Vater nicht eine entsprechende 
Zeit taglich far die regelroSssige » Betrachtung* ausbehalt und dass er tiberhaupt, 
ausser in dem kurzen Capitel 20, von dem Geiste des innerlichen Gebets und 
seiner Uebung gar nicht ex professo handelt. Der modern geschulte Geist, der / ' ) ' 
selbst in die Asceten der Wttste und in die Schriftwerke der Vater seine * ' i 



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— 112 — 

Methoden und Regeln hineinzutragen versucht hat, steht rathlos vor dem 
schweigsamen Meister, der nach Gregor dem Grossen von dem Geiste aller 
Gerechten erfiillt war und dessen •schola Dominici servitii« die grosste Sumrae 
contemplativen Gebetslebens in der Kirche des Mittelalters hervorgebracht hat. 
Wir mttssen selbst lacheln, wenn wir so auf Umwegen zu suchen scheinen, 
was ja iiberaus nahe liegt. Und doch sind viele der frominsten Zeitgenossen 
dahin gekommen, dass sie mit geschlossenen Augen an dem voriiberzugehen 
scheinen, was die hi. Kirche jetzt wie in alien JahrhundeYten als das vornehmste 
Mittel des Gottesdienstes wie der p«rsonlichen Heiligung b«*rachtet wissen will 
und Allen zur Pflicht macht, das offentliche Gotteslob. 

II. 

Es ist ein Accent, der die aitkirchliche Gebetsweise allezeit unverkennbar 
auszeichnet, der Accent des Gotteslobes. »Die Kirche ist die Gesellschaft vom 
Lobe Gottes«, schrieb einmal D. GueVanger; Gott preisen ist ihr Beruf, der 
Grund ihres Daseins, das Geheimniss ihrer Organisation, ihre erhabenste und 
umfassendste Thatigkeit. 

»Omnis ilia Deo sacra Et dilecta civitas 

• Plena modulis in laude Et canore jubilo 

»Trinum Deum unicumque Cum fervore praedicat.* . 

Von den lichten Reihen der Engel und Seligen bis hinab in die Griinde 
des Fegfeuers, durch alle Stufen des Gnaden- und Glorienreiches in Christo klingt 
der gleiche Wonneruf in tausendstimmigem Echo, dessen erhabenster sinnlich 
wahrnehmbarer Ausdruck das liturgische Gebet der streitenden Kirche ist. 

Diesen Jubelton des Gottespreises, dieses jauchzende Alleluja der anbetenden, 
lobsingenden Weltkirche, wie haben ihn die alten Heiligen so innig erfasst, so 
begeistert mitgefuhlt und wiedergegeben ! Wir konnten hier Seiten fallen mit den 
mannigfaltigsten Citaten, eines ergreifender, iiberzeugender als das andere, von den 
Schriften der altesten Vater an bis zu den mystischen Heiligen des Mittelalters, 
und dariiber hinaus bis zu dem einsamen Ludwig Blosiifc, der als der letzte 
Benedictinerascet die alte Schule abzuschliessen bestimmt schien — ehe namlich 
der Geist cui beatus Pater N. Benedictus servivit, in unseren Tagen die Manner 
erweckte, deren Namen auf den Lippen aller Monche sind. Doch wir kennen sie 
ja Alle selbst, die Stimme unserer heiligen Mutter der Kirche, ihre unnachahm- 
bare Sprache in Schrift und Liturgie, in Brevier und Missale *) wie nicht minder 
im Pontificale und Rituale — denn in all diesen zusammengenommen seh*n wir 
das opus Dei in seiner Ganzheit. »Et super excelsa mea deducet me victor 
in psalmis canentem«, scheint sie mit dem Propheten (Hab. III. 19) auszu- 
rufen, indem sie heraufsteigt aus der Wuste, auf ihren Geliebten gelehnt und 
iiberstromt von Wonne (Hohel. 8, 5). 

Hingegen die modernen Asceten, wie wenig haben sie in der Mehrzahl zu 
schopfen gewusst aus diesen ewigen Quellen der Liturgie, ja aus der hi. Schrift 
selbst, die im offentlichen Cultleben so zu sagen ihre Beglaubigung und authentische 



l ) Graduale und Antiphonar mit eingeschlossen, ebenso die Ubrigen 
liturgischen Bticher. 



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— 113 — 

Deutung findet ! Und wie wenig haben manche von ihnen diesen Ton des Jubels 
und lauten DankeS crlauscht, der doch alle LebensSusserungen der hehren Gottes- 
braut durchzittert ! Da vvird gepriift und gemessen, vorsichtig wird von ferae die 
Bahn nbgesteckt, und das Wehen des Geistes soil sich, so scheint es, im voraus 
berechnen lassen; da tritt das Individuum oft so in den Vordergrund, dass seine 
Vervollkommnung und Sicherung am Ende als die Hauptsache erscheint und nicbt 
Gottes Ebre und ewige Glorie allein. Man vergleiche damit Origenes und die 
Psalmen des hi. Augustinus, den geheimnissvollen Areopagiten und unsere einzige 
hi. Gertrud, alle Chroniken und Heiligenleben des mittelalterlichen Monchthumes — 
bis herab zu dem zeitgenossischen Psalmcommentar, dessen Doctrin die edelsten 
Ueberlieferungen des Ordens machtvoll vor Augen stellt. l ) Wir wissen, dass Viele 
ahnlich denken, und dass insbesondere die Franziskaner uns Dominikaner eifrig 
bemiibt sind, die verschiitteten Quellen ihrer tiefmystischen Ascetik wieder zu- 
ganglich zu machen. Manches ist ja auch bereits anders und besser geworden 
seit den Tagen, da Hirscher z. B. in richtiger Consequenz vielverbreiteter An- 
schauungen, an die Stelle des Breviergebetes eine pflichtmassige Meditation zu 
setzen vorschlug, — von Anderen zugeschwiegen. Frommsinnige Manner des 
Gebetes und der Lehre, wie Amberger und Thalhofer in Deutschland, (die 
freilich auch, mehr als sie selber ahnen mogen, unter dem Einflusse Abt GueVangers 
stehen) haben iiberaus Tiefes und Schemes zum V erst and niss des opus divinum 
vorgetragen und zum Gemeingut gemacht, und der mystische Zug, der geistes- 
raachtig durch die verjiingte Scholastik geht, kiindet genugsam an, dass auch fur 
das innere, contemplative Leben in der Kirche ein neuer Friihling herannaht. — 

Man wolle uns nicht raissverstehen. Wir wissen ja wohl, dass alle wesent- 
lichen Elemente der Ascese nach Theorie und Praxis sich auch bei den neueren 
Lehrern des geistlichen Lebens finden und dass sehr viele aus ihnen, die Heiligen 
alien voran, nach dem ihnen gewordenen Berufe iiberaus Verdienstliches und 
Heilsames; ja geradezu Unschatzbares geleistet. Aber die Thatsache, dass sich 
gewisse Formeln und Regeln, trotz aller aufgewandten Muhe, weder bei Cassian 
und Bonaventura noch sonst bei den Alten wollen finden lassen und dass die 
Pflege des innerlichen Lebens seit Jahrhunderten, bei aller Systematik und Methodik 
und trotz der uberschwenglichen Fruchtbarkeit der Au^oren, eher ab- als zuzu- 
nehmen scheint, dieser Umstand diirfte doch einige Aufmerksamkeit verdienen; 
"wenigstens sollte sich der monastische Orden nicht ohne zwingenden Grund dazu 
herbeilassen, im feierliehen Momente seiner Wiedergeburt tausendjahrige Ideale 
zu verleugnen nnd einfach bei dem Neuern und Neuesten in die Schule zu gehen. 

»Non circumferamur omni vento doctrinae«, mahnte uns einmal ernst eine 
erleuchtete Aebtissin unseres hi. Ordens. 



*) Hatte man diese charakteristischen Unterschiede mehr im Auge behalten, 
so wiirde man vielleicht nie auf den Gedanken gekommen sein, die allerdings 
goldene Nachfolge Christi ftir ein Werk der Benedictinerschule aT»zusehen. — 
Noch viei weniger freilich tragt die Kennzeichen dieser von P. Faber so schon 
geschilderten Schult das dem englischen Asceten D Augustin Baker zugeschriebene 
Werk Sancta Sophia, das im Gegentheil unsere beglaubigsten Ueberlieferungen 
verkennt. Dasselbe liesse sich von manchem anderen Buche sagen, auf dessen 
Titel die Buchstaben O. S. B. prangen. 

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— 114 — 

III. 

Wir kommen nun auf die oben an der Hand der hi. Regel constatirte 
dreifache Thatsache zuriick, fassen aber zuerst das liturgische Gebet in's 
Auge. Operi Dei nihil praeponatur. ! ) 

Dass das sogenannte innerliche oder betrachtende Gebet vora offentlicheu 
lind gemeinsamen Gottesdienst ausgehen muss und zu demselben zuriickfuhrt, 
sollte nicht in Frage gestellt werden. Wir Alle haben auf dem Schooss der 
Mutter mit dem milndlichen Gebet begonnen, und die hi. Kirche, die Lehr- 
meisterin der Beschaulichkeit, hat uns nie ein anderes zur Pflicht gemacht. Die 
klassischen Texte der paulinischen Briefe (Eph. 5, 19; Col. 3, 16), um nur auf 
diese aus der Ueberfulle der Schriftstellen hinzuweisen, sind bekannt genug. 
Der hi. Vater Benedictus spricht von Monchen, die nicht betrachten konnen oder 
wollen ; aber der Eifer fiir's hi. - Officium ist ihm das erste Erforderniss des 
Berufes. Die hi. Theresia hat hochberufene und begnadete Seelen gekannt. 
welche nur im mttnd lichen Gebete gpistigen Fortgang fanden. Der hi. Ignatius 
sieht in der Liebe zu den kirchlichen Gesangen, Psalmen und langandauernden 
offentlichen Gebetsilbungen, besonders zu den kanonischen Horen, ein vorzugliches 
Mittel, um mit dem Geiste der Kirche vereint zu bleiben. Gorres erwahnt eine 
ganze Reihe von Heiligen, welche bis in die hochsten Ekstasen hinein zu singen 
pflegten, und vora hi. Philipp Neri lesen wir, dass er in seiner letzten hi. Messe, 
am Tage seines seligen Todes, das Gloria von Anfang bis zu Ende jubelnd 
modulirte. Der Heiland selbst hat am Kreuze noch, bald laut, bald leise, Psalmen 
gebetet. Und dass wir im Himmel mit lauter Stimme Gottes Lob singen werden, 
wer diirfte es bezweifeln? Endlich die wiederholte Empfehlung des Rosenkranz- 
gebetes durch den regierenden hi. Vater, was anders beweist sie, als die Noth- 
wendigkeit und eminente Wichtigkeit des mundlichen Gebetes, auf dem sich das 
betrachtende in seinen zahlreichen Stufen aufbaut? 

Im milndlichen liturgischen Gebet sieht unser hi. Gesetzgeber, und sehen 
wir mit ihm, die regelmassige Schule und, voriibergehende Ausnahmen abgerechnet, 
die vollkommenste Bethatigung des beschaulichen Lebens, »Mens nostra concordet 
voci nostra e.« Natiirlich haben wir hier nicht bios das sogenannte Breviergebet 
im Auge, sondern zuerst und vor Allem das hochheilige Messopfer, zumal das 
Hochamt, und zugleich die hi. Sacranaente und Sacramentaiien, Spendung und 
Empfang, tiberhaupt den ganzen Cult und Gottesdienst der christlichen Gemeinde. 
Wer je AnlasS gehabt hat, die Geisteslehre der alten Kirche, hier besonders 
Origenes und Dionysius einzusehen, wird bald erkannt haben, dass in ihren Augen 
gerade die liturgischen Functionen bis zu den einfachsten Riten herab als Akte 
der Beschauung und als der adaquate Ausdruck tiefinnerster Erkenntniss und 
Gebetsubung erscheinen. Von diesem Standpunkte aus fallt helles Licht auf die 
Lehre der Theologen von dem »vollendeten« Beruf des selbst »vollkommenen« 
Bischofs ; jetzt versteht man, wie die h. Kirche gerade den als erleuchtet und 
erleuchtend gedachten Hohenpriester mit so langen und ermudenden Ceremonien 
belasten konnte. Oder glaubt man, das Alles sei nur propter rudes, wie uns 



*) Dieselbe Reihenfolge — psallere, legere, orare — auch bei den Alten ; 
z. B. Bernh, 3, 54 in Cant. n. 8. p. 1453. 



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— 115 — 

erst neulich ein hochgebildeter und frommer Ordensmann cinwarf, und die ganze 
Fiille des kirchlicben Kitus sei nur zur Unterhaltung und etwaigen Anregung des 
einfaltigen Volkes, die Hauptsache aber sei die Predigt und, fur die Gebildeten 
die Betrachtung? Wir wissen freilich, dasa solche dtirftige Anschauungen noch 
hin und wieder Anklang finden, aber dem hohen Ernst der Sache, der kirchlicben 
Praxis und Lehre entsprechen sie wahrlicli nicht. — 

Wir schilderten einmal einem sonst erleuchteten Tkeologen die feierliche 
Communionaustheilung im Pontificalamt und erzahlten, wie in Beuron das fromme 
Volk bis 1 1 Uhr und langer niichtern zu bleiben pflegte, nm den Herrn im vollen 
Glanze seines Hofstaates zu den Einzelneu herabsteigen zu sehen. »Aber das 
missfallt mir durchaus,« lautete die Antwort; der fromme Priester konnte nicht 
begreifen, wie man im Augenblick der hi. Communion noch Sinn und Emphndung 
haben konne ftir den ausseren Ritus, fur die mehr oder minder prunkvolle 
geschaffene Umgebung des Schopfers und Erlosers selber. Wir wiesen dagegen 
auf die Schilderung des himmlischen Hofes bei Isaias und in der geheimen 
Otfenbarung hin und erinnerten an die beziehungsreiche Bilderfulle in den Offen- 
barungen unserer hi. Gertrud und Mechthild, sowie in dem lichtvollen Scivias 
der hi. Hildegard. In der That entspricht nichts weniger dem Geiste der 
Liturgie und der wahren Beschaulichkeit, als die Tendenz, so den Heiland zu 
isoliren von seiner Kirche und die einzelne Seele loszulosen von dem vollen 
Bewusstsein der communio sanctorum, wo dann die hi. Communion selbst zum 
Akt der Privatandacht wird. *) 

IV. 

• Dans les a^es de la foi,« schrieb D. GueVanger kurz vor seinem seligen 
Tode, »c'est toujours par les psaumes que Dieu s* est communique* aux &mes.« 
»Im Anne"e liturgique,* sagte er uns einmal vor vielen Jahren, »bin ich sicher, 
die ganze Lehre von der Heiligung und vom Gebet nach und nach zu behandeln, 
weil ich mich einfach an den Gedanken der Kirche halte und ihre Aeusserungen 
interpretire, die nicht anders als allumfassend sein kdnnen.« An zahlreichen 
Stellen seiner Werke hat der grosse Abt diese und ahnliche Ideen niedergeiegt, 
besonders in der Preface *ge*De>ale und fast auf jeder Seite seines mit ekstatischer 
Gluth erftillten Anne*e liturgique; wir verweisen noch speciell auf den merk- 
wiirdigen Abschnitt iiber den hi. Paul vom Kreuze. (28. April.) 

Die ganze Tradition ist dieser Gedanken voll. »Meditatio praesentis 
vitae nostrae in 1 a u d e Dei esse debet : quia exsultatio sempiterna futurae 
nostrae vitae, laus Dei erit; et nemo potest idoneus fieri futurae 
vitae, qui non se ad illam mo do exercuerat.* >Nolite putare, quia 
deficitis in laudando. Laudatio vestra quasi modulatio erit: quantum 
laudatis, tantum vires acquiritis, et tantum dulcescit, quem laudatis.« a ) Viele 



*) Vgl. iiberen letzteren Punkt: D. Gerard von Caloen »La communion 
pendant la Messe 1884. Die 2. Auflage ist mit der zustimmenden Approbation 
einer ganzen Reihe von Erzbischofen und Bischofen versehen. 

2 ) Aug. in ps. 148, 1; in ps. 99, 17. Letzterer Passus beruhrt sich mit 
einem von D. GueVanger besonders oft betonten Gedanken, auf den wir noch 



zuruckkommen werden. 



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1 



— 116 — 

solche Beweisstellen finden sich gesammelt in den Elementa, wo iiberhaupt diese 
ganze Doctrin in klassischer Diction und dennoch mit ergreifender Innigkeit 
dargestellt ist. Auf das »Psallite sapienter* brauchen wir nach dem Gesagten 
nicht mehr hinzuweisen ; es ist, wie uns dieser Tage ein frommsinniger Kapuziner 
schrieb, »das ebenburtige Gegenstiick des Anne'e liturgique und sollte sich in 
den Handen eines jeden Asceten finden. « 

Dennoch begegnet man nicht selten der Anschauung, als ob die personliche 
Heiligkeit des Geistlichen viel mehr von der Uebung der taglichen Betrachtung, 
als von seinem Breviergebet abhinge, gerade wie man die Vorbereitung und 
Danksagung oft fiir wichtiger zu halten scheint, als (subjectiv genommen) die 
hi. Messe selbst! Dass auch die Spendung der Sacramente und die Vollziehung 
der Sacramental ien Gebet ist, darauf haben die Meisten geradezu vergessen. 

Aber ist es denn nicht von selbst klar, dass der Gottesdienst der hi. 
Kirche als soldier das vornehmste und vollstandigste Gebet fiir Alle, besonders 
aber fiir den Priester und Monch sein muss? Wenn sie in der That als der 
mystische Leib des Heilandes dessen iiberaus vollkommenes Lob- und Dankopfer 
in Zeit und Raum fortfuhrt und ausgestaltet, was kann es da Hoheres geben 
fiir die vemiinftige Creatur, als dass sie mit moglichstem Verstandniss -und mit 
innigster Begeisterung einstimmt in das Concert von Himmel und Erde, von 
Gott und Mensch? Was kann mehr die Seelen heiligen und sie unmittelbarer 
auf ihren ewigen Beruf vorbereiten, als dass sie die Tonwellen, die Zeit und 
Ewigkeit wonnevoll durchzittern, in sich aufnimmt und wiedergibt, wie die 
rein gestimmte Glocke den in ihrer Niihe angeschlagehen Ton nachklingt? Oder 
um ein anderes Bild zu gebrauchen, dass sie die Licht- und Glutbstrome, die 
aus den Regionen der hochsten Engel in tausendfacher Abstufung durch die 
Schopfung gleiten, moglichst voll und unversehrt in sich aufnimmt und wiederum 
ausstrahlt? Und eben das bewirkt im vollsten Maasse und mit untriiglicher 
Sicherheit nur die Theilnahme am Opfer und Gebet der Kirche. 

Stellen wir uns solch ein Kloster vor, wie deren das friihe Mittelalter in 
alien Landern zu Hunderten und vielleicht zu Tausenden erstehen sah. Siehst 
du sic dort auf waldiger Hohe, die imposanie Basilika in ihrer jungfraulichen 
Schonheit, ein Loblied in Stein, civitas Regis magni? Jubelnd rufen die Glocken 
zum Gebet, und der Landmann auf dem Felde, der Fahrmann auf dem Fluss, 
der einsame Reisende, Alle die nicht selbst in diesem Augenblick der hehren 
Pflicht des Gotteslobes sich widmen diirfen, griissen betend und dankend hinauf. 
Hoc signum magni Regis est, eamus et i nqui ramus Eum ! (Vgl. Elementa p. 115.) 

Da stehen sie im Chore, die bevorzugten, begnadigten Sanger, und 
machtig klingt ihr wundersusses Lied, das hohe Lied von der Liebe und Herr- 
lichkeit Gottes, des Briiutigams der Seelen. Tiefe Verbeugungen, weihevolle 
Ceremonien begleiten und unterstiltzen das Gebet, das sich wie Weihrauchduft 
um den Altar erhebt. Besonders beim eucharistischen Opfer ist Alles feierlieh, 
von heiliger Gluth entziindet, aber auch die Horen und selbst das Nachtofficium 
erscheinen nicht losgelost vom Altare, vielmehr sind sie wie gebrochene Strahlen, 
Lichtreflexe des einen hochsten Opfers und erfiillen Tag und Nacht mit dem 
Wiederschein seiner Herrlichkeit. Da ist nichts nachlassig, nichts weltlich ; der 



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— 117 — 

Gesang ist kein weichliches Musiciren, das Rituale kein selbstgefalliges Prunken : 
ernste Abtodtung und Entsagung spiegeln sich in Haltung und Miene und zeigen 
genugsam an, dass die Monche nicht nuda verbonim officia reddunt (cf. Migne 
P. L. 137, 203; 4, 558). 

Ja, ob diese Monche wohl beten, ob sie Betrachtung und Beschauung 
uben ? Wer wollte es bezweifeln ? Und ob sie im geheimnissvollen Kreislauf 
des liturgischen Tages vom Abend zum Morgen, vom Morgen zum Abend, im j 
Wechsel seiner Officien, Riten, Melodien, ob sie im kirchlichen Jahre besonders, 
das seine Jahreszeiten so gut hat wie draussen die Natur, wachsen Jund gedeihen 
und Fruchte bringen? Und die heiligen Wahrheiten unseres Glaubens, die 
• instrumental der Sittenlehre, der Ascetik und Mystik, ob sie sich wohl einsenken 
in das gebetsfreudige, dankbare Herz des gliicklichen Monches, wenn so die 
Psalmen mit ihrer weihevollen Melodic und nach und nach in lebendiger Aus- 
gestaltung alle Bticher der hi. Schrift, wenn die schonsten Schriften der Vater 
und die Legenden der lieben Heiligen, prachtige Hymuen und kunstreiche 
Antiphonen vor dem Geiste voriibergehen in der wundersamen Beleuchtung des 
hi. Opfers und Gebetes? Wir halten ein, obwohl wir noch mehr solcher Fragen 
stellen und mehr noch verrathen konnten, dass das Ideal, wie wir's aus alten 
Zeiten uberkommen, auch in unseren Tagen Wirklichkeit ist. — / 

Und all das sollte weniger contemplativ sein, als eine selbstgemachte 
Betrachtung nach bestimmter Methode und Vorschrift? — 
(Schluss folgt im nachsten Hefte.) 



Ueber die Bedeutung des Unterrichtes in den 
classischen Sprachen an den Gymnasien. 

(Von Theodor Jungwirth.) 

In einer Zeit, die es sich zur Aufgabe gestellt zu haben 
scheint, das Strahlende zu schwarzen und das Erhabne in den 
Staub zu ziehn, in einer Zeit, die sich im Destruieren des Beste- 
henden gefallt, ohne etwas Positives an dessen Stelle zu setzen, 
in einer Zeit, in der namentlich in Unterrichtsfragen mit Grazie 
in infinitum fortexperimentiert wird, wird von berufenen, noch 
mehr aber von unberufenen Stimmen lebhaft Klage gefuhrt iiber 
die Ueberbiirdung der gegenwiirtigen Gymnasialjugend, und zwar 
ganz speciell durch das Studium der beiden classischen Sprachen. 
Da kommt es dann gar nicht selten vor (ja, es ist geradezu Modeton 
geworden), dass man die »verrottete Kaste der Philologen* mit 
allem nur erdenklichen Unflat begeifert und sie als die Parias 
unter den Professoren aus den Mittelschulen Oesterreichs (in 
Deutschland hat man daruber eine andere Ansicht) hinauswirft. 
Abgesehen davon, dass solche Wiitheriche darauf vergessen, dass 
mit dem Geheralisieren specieller Falle nichts bewiesen wird; 



/ 



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— 118 — 

abgesehen davon, dass sie sich nicht gegenwartig halten des 
Dichters Wort: »Iliacos intra muros peccatur et extra*; 
abgesehen davon, dass an ihnen wahr wird das Wort : »Freund, 
du hast Unrecht, denn du bist grob«, und dass sie in diesem 
feindlichen Gebaren weit uber das Ziel hinausschiessen : so darf 
doch nicht gel^ugnet werden, dass das alte Wort noch immer 
seine Geltung hat : »Calumniare audapter, semper aliquid 
haeret*. Nicht als wiirde der Verfasser seiner schwachen Feder 
die Kraft zutrauen, unter solchen enragierten Gegnern Proselyten 
fur seine Sache zu gewinnen, sondern urn unbefangen Urtheilenden 
die padagogische Bedeutung der classischen Philologie ini 
Gymnasialunterrichte darzulegen, hat er mit dem lebhaftesten 
Interesse fur seine Sache nachstehenden Aufsatz der Oeflfentlichkeit 
ubergeben, weit davon entfernt, die tibrigen Disciplinen auf Kosten 
seines Faches herabdriicken zu wollen. Nach einer kleinen Ein- 
leitung iiber erziehenden Unterricht an Gymnasien im allgemeinen, 
dessen Wichtigkeit und Bedeutung, soil 1. die padagogische 
Bedeutung des Gymnasialunterrichtes in classiseher Philologie und 
2. dessen Unerlasslichkeit fur hohere allgemeine 
Bildung zur Sprache kommen. — 

Der Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen 
in Oesterreich. dieses Meisterwerk deutscher Genauigkeit und 
Griindlichkeit, von dem man nur allzu gern sich zu entfernen 
geneigt ist und zu dem man, wie die Erfahrung lehrt, immer 
wieder zuriickkehren muss, bemerkt sehr richtig 1 ): »Die schwierigste 
paedagogische Forderung, welche man an den Unterricht stellen 
kann, aber auch stellen muss, ist ein solches Zusammenwirken 
alter Theile desselben bei jeder Mannigfaltigkeit der Lehrgegen- 
stande, dass er die % eine Frucht zur Reife bringt, welche das 
letzte Ziel aller Jugendbildung ist. ein gebildeter, edler Charakter.* 
Das also ist das Ziel des Gymnasiums, welches das Gymnasium an- 
zustreben hat, gute Menschen zu bilden; denn »die Pildagogik 
ist«, wie Hegel trefllich sagt, 2 ) »die Kunst den Menschen sittlich 
zu machen.« Ein erhabener furwahr, ja ein begliickender Beruf 
ist der des Paedagogen; denn nach dem Ausspruche Platons ist 
unter allem das Heiligste ein guter Mensch und das Verworfenste 
ein schlechter. s ) Die moralische Bildung also soil das Haupt- 
ergebnis der Gymnasialstudien sein; sie wurde daher auch von 
jeher angestrebt und haufig erzielt, und deshalb erhielten diese 
Studien mit allem Rechte den Namen >studia humaniora«, 
weil sie dem Menschen erst die wahre Bildung, das Geprage der 
hoheren Menschen wiirde und des wahren Menschenadels so sichtbar 



*) Wien, 1875; unverftnderter Abdruck des Textes v. J. 1849, Seite 7. 
a ) Ges. Schriften, VU. 212. 

8 ) Minos p. 319, A: iz&vzw .... UpwTaxdv iaxtv av0*pci)7coc 6 aY«db? xx\ 
jx pa>T tov b 7:ov7jp4?. 



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— 119 — 

aufdriicken, dass es sich nie verwischt, sondern den auf diesem 
Wege Gebildeten von jedem sonst noch so AbgeschlifTenen zu 
seinem Vortheil kenntlich unterscheidet. Es darf sich daher das 
Gymnasium nicht daran geniigen lassen, seine Schiiler mit Kennt- 
nissen auszustatten, sie zu drillen; es soil mehr leisten, es soil 
sie bilden und diese Bildung soil fur den Charakter fruchtbar sein. 
Es hat daher der Unterricht nicht bloss die Erreichung eines ge- 
diegeneren Wissens, sondern auch die Erzielung wahrer Bildung 
anzustreben. 

Die wahre .lug^ndbildung aber besteht in der allseitigen und 
harmonischen Entwickelung der in der Seele des Junglings 
schlummernden Kriifte und Anlagen; Lehre wie Lehrer miissen 
wirksam sein zur Weckung und Veredlung des jugendlichen 
Geisteslebens. Der Verstand richtet sich auf die Erkenntnis des 
Wahren und strebt der Erwerbung der Einsicht zu ; die Ein- 
bildungskraft verfolgt die Anschauung des Schonen und bezweckt 
'lie Ausbildung des Geschmackes ; das Gemiith befahigt zur Ver- 
wirklichung des Guten und hat die Sittlichkeit zum Ergebnisse 
seiner Thatigkeit. Sowie nun der Unterricht auf das Erkennen 
des Menschen gerichtet ist, so die Erziehung auf das Wollen. Es 
darf aber nicht der Verstand oder der Wille des Menschen allein 
gebildet werden. Die traurigston Beispiele liessen sich dafur bei- 
bringen, wohin einseitige Entwickelung gefuhrt hat. Welches das 
richtige Verhiiltnis sei, in dem Unterricht und Erziehung zu ein- 
ander stehen sollen, wird aus der Betrachtung des hochsten Zieles 
klar. das sich der Lehrer und Erzieher gestellt hat. Der Mensch 
soil aus selbstgetroffener freier Wahl stets das Gute von dem 
Bosen, das Wahre von dem Falschen scheiden, soil die Mensch- 
heit lieben und fordern nach Kraften. Um charakterfeste Thatig- 
keit also handelt es sich, die den Willen zum Vater, die Einsicht 
zur Mutter hat. Der gut erzogene Wille zeugt die That, die ge- 
diehene Einsicht gibt ihr Wachsthum und Gedeihen. Die klare 
Einsicht ist die milde Lenkerin des Willens. iibt auf ihn eine 
unwiderstehliche Gewalt aus, macht ihm manches Opfer, manche 
Entbehrung, manche Selbstverlaugnung suss. Der Wille aber kann 
sich dieser sanften Leitung nicht unterwerfen, wenn er nicht gut 
erzogen worden ist: er wird sich ihr widersetzen, sie sogar 
missbrauchen und dadurch endloses Unheil stiften. Da der moralische 
Wert des Menschen nicht im Wissen, sondern im Wollen liegt, 
da nicht seine Kenntnisse, sondern sein Handeln als Ausfluss 
seiner Gesinnung ihm als Menschen Wiirde verleiht, so haben 
Erziehung und Unterricht dafur zu sorgen, dass auch die Willens- 
richtung, die Thatkraft, nicht bloss die intellectuelle Seite des 
Knaben und Junglings gebildet werden. Es darf also die Bildung 
der Einsicht nicht vernachlassigt, aber auch die des Willens nicht 



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— 120 — 

ubersehen werden. Wie der Mensch bei jeder Vorstellung, die 
er gewinnt, auch ein Wollen hat, so muss beim Unterrichte stets 
auch der Wille gerichtet, erzogen werden. Dies gilt unbedingt 
von den Volks- und Mittelschulen, wo der Knabe und Jungling 
den richtigen Zusammenhang zwischen Erkennen und Wollen gar 
zu leicht verfehlt. Nicht zu dressierten, einseitig beschrankten. 
selbstsiichtig befangenen, sondern zu wahrhaft gebildeten Menschen 
sollen unsere Junglinge erzogen werden. Sowie der Korper nicht 
durch die blosse Ernahrung schon, stark und ausgebildet wird. 
so wird es in gleicher Weise auch der Geist nicht durch blosse 
Zufuhrung von Kenntnissen; und sowie der Unterricht darauf 
abzielen muss, das Anschauungs- und Begriflsvermogen anzuregen 
und durch Uebung zu stiirken, das Denken zu regeln und zu 
scharfen, so sollen auch in dem Gemuthe Gesinnungen genahrt 
werden, die einen intellectuell und sittlich erhohten Menschen vom 
Gemeinen und Schlechten ab, — dem Edlen und Guten zu- 
wenden. Es lasst sich also der Zweck der Thatigkeit an den 
Gymnasienin die zwei Worte fassen: Erziehung durch Unterricht. 
Nicht Wissenschaft allein ist dem Junglinge einzuflossen. sondern 
der Unterricht soil zugleich und wesentlich ein Mittel der sittlichen 
Unterweisung sein; die gewonnene Erkenntnis soil den Willen 
zum Guten bestimmen. Dieser Weg des erziehenden Unterrichtes 
ist der einzig richtige, der einzig nutzliche. Jeder Lehrer muss 
die Nothwendigkeit desselben einsehen und sich klar zu machen 
suchen, wie er in seinem Wirkungskreise Lehrer und Erzieher 
zugleich sein kann ; diese beiden Aemter muss er bekleiden ; »denn«, 
sagt Herbart 1 ), >Unverblendete werden hoffentlich leicht erkennen, 
dass das Problem der sittlichen Erziehung nicht ein abtrennbares 
Stuck ist von dem der ganzen Erziehung, sondern dass es mit 
den ubrigen Erziehungssorgen in einem nothwendigen, weit umher 
greifenden Zusammenhange steht* 

Die scientifische Bildung ist als das Fundament der morali- 
schen zu betrachten und nimmt in dieser Beziehung, doch nur 
scheinbar, die erste, fast ausschliessliche Stelle in der Organisation 
der Gymnasien ein; doch ist sie mehr Mittel als Endzweck und 
unbestreitbar behauptet den wichtigsten Platz am Baume der 
Cultur die eigentliche Frucht d. i. ein moralischer Charakter, der 
den Jungling erst zum Menschen, zum Mann, zum braven Burger 
macht. »Die Bestimmung der wissenschaftlichen Bildungstufe ist«, 
nach dem AussprucheSchleiermachers, 2 ) >die, dass aus ihr diejenigen 



*) Joh. Friedr. Herbarte Schriften zur Paedagogik (herausgegeben von 
G. Hartenstein, Leipzig, 1851) III. Theil, VI. Cap. §§. 277—285, Seite 33. — 

a ) Friedr. Schleiermachers Erziehungslehre, herausgegeben von Platz, 
Berlin, 1849, Seite 487. 



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121 



hervorgehen sollen, die dazu geeignet und bestimmt sind, in der 
Generation, der sie angehoren, als leitende aufzutreten und zwar 
in den verschiedensten Lebensbeziehungen, im biirgerlichen Leben, 
in der Wissenschaft und Tradition der Kenntnisse und in der 
Kirche.« Es tragt zwar das innere Wesen der Gymnasialstudien 
selbst alle Elemente der Bildung in sich und pflanzt dieselben 
schon von selbst in die Seelen der Jiinglinge; doch darf ein 
eifriger und grundlicher Unterricht nicht nur auf den Erwerb des 
Wissens allein bedacht sein, er muss auch beachten, welchen 
Beitrag dasselbe der sittlichen Bildung geben kann. Erst in der 
Vereinigung dieser beiden Richtungen ist die ganze Aufgabe des 
Gymnasiums erfullt. 

Hinsichtlich der Frage, wie die Bildung des Charakters durch 
Unterricht vorzunehmen sei und was dieser vermoge, hat es zwar 
den Anschein, dass er nur Kenntnis schaflen konne. So scheint 
es aber nur; der Unterricht kann nicht bloss auf Kenntnis eines 
Gegenstandes abzielen, sondern auch ein Interesse an demselben 
begriinden, an ihm selbst, ein unmittel bares, wenn man will: 
Liebe zu ihm; und zwar ein aus angemessener Beschiiftigung des 
Geistes mit dern Gegenstande quellendes Interesse. ein gegenstiind- 
liches also. Das Streben des Lehrers. solches (objectives) Interesse 
im Schiiler zu erzeugen, lenkt ihn keineswegs von den Wegen ab, 
die das Object dem Verstandnisse zugiinglich machen. Dieses 
Interesse ist Warme und Licht zugleich. Kann nun durch Unterricht 
ausser dem Wissen auch lebendiges Interesse begrundet werden, 
so ist damit der Schritt in das Gebiet der Motive, der Sinnes- 
weise geschehen: die Interessen, die im Menschen pulsieren und 
seine Thiitigkeit bestimmen, gehr>ren gewiss mit zu seiner Person- 
lichkeit und sind also von Bedeutung fur seinen Charakter. Die 
verschiedenen Zweige der Wissenschaften sind nun. jeder nach 
seiner Weise. geeignet in dem Jiinglinge Interesse zu erwccken. 
Wenn es nicht gelaugnet werden kann, dass jede Wissenschaft 
ihre eigenen, dem Jiinglinge entsprechenden Bildungselemente in 
sich birgt, und wenn es feststeht, dass die Schule neben der 
didaktischen auch eine paedagogische Aufgabe zu losen hat, und 
dass diese beiden Aufgaben sich nicht von einander abl(')sen, 
sondern nur in ihrer Vereinigung sich verwirklichen lassen; so 
wird man leicht einsehen, dass der Lehrer vor allem in seinen 
Schiilern ein lebhaftes Interesse fur sein Lehrobject erregen muss. 
Auf dieses Interesse eben griindet sich die paedagogische Bedeutung 
des Unterrichtes in den einzelnen Lehrgegenstiinden. Von der 
padagogischen Bedeutung des Unterrichtes in der classischen 
Philologie an den Gymnasien w r ird der folgende erste Theil dieses 
Aufsatzes handeln. 



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— 122 



* I. 

Nicht selten kann man in unseren Tagen die Fragen horen : 
AVozu Latein, wozu Griechisch? Was soil namentlich das letztere 
den jungen Leuten niitzen? 1st nicht jeder Augenblick, der fur 
diese beiden todten Sprachen verwendet wird, nutzlos verwendet ? 
Fordert denn dies Studium Gewerbe und Industrie, gedeiht denn 
durch dasselbe Handel und Geschaft? Welch andern Nutzen aber 
hat es ?« Und da man sich diese letztere Frage nicht zu beant- 
worten weiss, so folgert man: »Hinwegmit dem Studium der alten 
Classiker von unseren Gymnasien ! Hinweg mit dieser pedantischen 
Silbenstecherei!* — 

Diese Beurtheilung erfahrt heutzutage nicht selten der Unter- 
richt in der classischen Philologie an den Gymnasien von Leuten, 
deren einziger Masstab bei allem und jedem der Vortheil, das 
Geschaft ist. Diese Gattung von Leuten hat schon Horaz trefllich 
gezeichnet, indem er ihnen den Spiegel der Satire vor das verbluffte 
Antlitz hielt. Nachdem er nilmlich (epp. I. 1, 52) die B^- 
hauptung aufgestellt hat: >Vilius argentum est auro, virtu- 
tibus aurum,« fahrt er fort: 

cives, cives, quaerenda pecunia primum, 
Virtus post nummos! haec Janus summus ab imo 
Prodocet, haec recinunt iuvenes dictata senesque, 
Laevo suspensi loculos tabulamque lacerto. 

Von diesen mochte ich mit Modification einer Stelle aus Horaz 
(epp. II. I, 241 seq) sagen: Quodsi iudicium eorum 
Ad libros et ad haec Musarum dona vocares, 
Boeotum in crasso iurares aere natos. 

Was hat Attika mit Boeotien zu schaffen ? — 

Eine andere Beurtheilung wird den classischen Studien von 
einer anderen Seite zutheil. Die Jiinglinge, behauptet man, werden 
unterwiesen uber das Gottliche unrichtig und niedrig zu denken; 
die Gymnasien seien Pflanzstatten der Demoralisierung und Ent- 
christlichung ; Verminderung der christlichen Gesinnung, Verleitung 
zum Unglauben oder Verfuhrung zur Unsittlichkeit und zu einer 
leichtfertigen, frivolen Lebensanschauung seien die Frtichte dieser 
so sehr gepriesenen Studien. Daher gab man statt des Platon und 
des Demosthenes den Junglingen die Kirchenvater Chrysostomus 
und Basilius, statt des Cicero den Augustinus, statt des Horaz den 
Jesuiten Balde in die Hand. Diesen beiden Ansichten gegeniiber, 
von der Nutzlosigkeit der classischen Studien einerseits und von 
ihrer Verderblichkeit anderseits, werden wir wohl mit Recht fragen, 
ob und wie diese Studien geeignet sind, aus den Jungern der 
Wissenschaft gute Menschen und brave Burger zu schaffen. Diese 



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— 123 — 

Frage werden wir uns beantworten, wenn wir zuerst dem Vor- 
wurfe der Verderblichkeit, dann dem der Nutzlosigkeit begegnen. 

Man kann die gute Absicht jener nicht verkennen, welche 
in der Belebung des christlichen Sinnes das einzige Heilmittel fur 
die unleugbaren Schaden der Zeit finden, und jeder Gutdenkende 
wird ihnen hierin beistimmen. Aber anderseits mogen sie be- 
denken, dass die genannten christlichen Schriftsteller ihre mit Recht 
gepriesene Bildung auch nur den Alten, welchen sie selbst alle 
Anerkennung zollen, zu verdanken haben, und dass man doch 
lieber aus der (Quelle selbst schopft, als aus einer Seitenrinne. 
Dadurch schon, dass die erleuchtetsten Manner der ersten christ- 
lichen Jahrhunderte, ein B&silius und Gregor von Nazianz, der 
grosse Augustinus und Ambrosius kein Bedenken trugen die 
Meisterwerke der alten Griechen und Homer zu studieren, ja geradezu 
nachzuahmen (wie Augustinus in seiner ci vitas Dei den Cicero), 
dadurch ist in der That der Beweiss indirect geliefert, dass sie 
diese Studien nicht fur destructiv hielten. Ueberdies haben sie 
sich auch in ihren Schriften deutlich hieriiber ausgesprochen ; ihr 
Urtheil in dieser Frage durfen wir fur massgebend, sie selbst aber 
auf Grund ihrer wissenschaftlichen Bildung und des Charakters 
ihrer Schriften fur befiihigt und berechtigt halten, ein solches 
Urtheil abzugeben. Um nicht zu weitlaufig zu werden, verweise 
ich auf den treff lichen Aufsatz von Prof. Robert Riepl : »Des heil. 
Gregor von Nazianz Urtheil uber die classischen Studien und 
seine Berechtigung dazu.« 2 ) Sowie am Anfange unseres Jahr- 
hunderts Napoleon I. die Lecture des Tacitus aus den Gymnasien 
Frankreichs mit gutem Grund e verbannte, weil der gallische Caesar 
es nicht dulden konnte, dass die Jugend republicanische Ideen in 
sich aufnehme und mit dem Systeme der Selbstregierung sich 
befreunde. so hat im 4. Jahrhunderte Constantin des Grossen 
Bruder, Kaiser Julian der Apostat, selbst durch griechische Lehrer 
sorgfiiltigst gebildet, den Christen untersagt classische Studien 
zu treiben, weil es ihm ein Greuel war, dass die ihm verhassten 
Anhanger der Christus-Religion die Culturelemente der classischen 
Bildung in sich aufnahmen. Wie sich Gregor von Nazianz diesem 
Verbote gegeniiber verhielt, dariiber ist die eben genannte Schrift 
(Seite 13) zu vergleichen. 

Die Betreibung der altclassischen Studien wirkt, obgleich 
sie die Sittlichkeit nicht unmittelbar erzeugen kann, dennoch auf 
ihre Belebung und Veredlung anregend ein. Ich muss hier furchten, 
nicht allseitige Beistimmung zu fmden der schliipfrigen Stellen 
wegen, die besonders in den Dichtern hin und wieder vorkommen. 
Was diesen Uebelstand anlangt, so wird ihn der umsichtige 
Lehrer durch Auslassung alles Anstossigen leicht zu umgehen 



! ) Erschienen im Programme des k. k. Gymnasiums zu Linz, 1869. 



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— 124 — 



"^ 



wissen. Und angenommen den Fall, der Jiingling gerathe von 
selbst darauf, so ist doch kein Grand zu Besorgnissen vorhanden, 
weil das Schlupfrige daselbst (Ovid allein ausgenommen) nicht, 
wie in so vielen Schmutz- und Wollustromanen unserer Zeit 
(a la Zola), zu denen der Zutritt fur den Jiingling muheloser ist, 
in uppiger Bilderfiille und reizender Sinnlichkeit, sondern nackt, 
reizlos und fast abstossend gegeben wird. Bei der vollstandigen 
Abgeschlossenheit der altclassischen Literatur aber hat man sich 
die genaue Bekanntschaft der auf uns gekommenen Werke der- 
selben verschafft und kam hiebei allm&hlich in die angenehme 
Lage, von dem Guten das Beste, von dem Vortrefflichen das 
Vortrefflichste fur die Jugend auszumitteln und jedem Alter 
derselben nach Massgabe der entwickeiten Krafte und mit Bezug- 
nahme auf die iibrigen Lehrgegenstande die zweckdienlichsten 
und angemessensten Werke in die Hand geben zu konnen. So 
lasst es sich dann begreifen, dass die Lecture der beiden Sprachen 
der Jugend einen ausgewahlten vortrefHichen BildungsstofT darbietet. 
welcher die Anlagen derselben auf das wohlthatigste anregt und 
veredelt. 

Werfen wir einen Blick auf die gesammte Literatur der 
Griechen und Romer, so muss zur Steuer der Wahrheit zugestanden 
werden, dass edle Sittsamkeit und strenge Zucht ihre Werke 
durchzieht, dass sich in ihnen sittliche Bliiten in Hiille und Fiille 
entfalten. Die leicht entziindbare, zu Ausschweifungen geneigte 
Phantasie des Junglings wird durch die Lecture der classischen 
Schriftwerke des Alterthums streng geregelt und in Schranken 
gehalten; insbesondere aber wirken, wie der Magnet auf das Eisen, 
die sittlich erhabenen Manner des Alterthums durch ihr Streben und 
Handeln anziehend auf das menschliche Gemiith. Welch schone, 
welch erhabene Charaktere tret en dem fiir das Edle so emp fang- 
lichen Junglinge in Miinnern entgegen, deren Lebensgeschichten 
uns unter dem Namen des Cornelius Nepos iiberliefert sind \ 
Welch tiefen Eindruck machen auf das jugendliche Gemiith die 
edlen Gestalten eines Miltiades, Themistokles, Aristidc's, eines 
Kegulus, eines Fabricius! Bei einem verstandigen Unterrichte 
schwindet alle Gefahr, dass die Junglinge etwa in missverstan- 
dener Bewunderung des Alterthums falsche Ideale ins praktische 
Leben mitnehmen >Auch wird,« wie Herbart 2 ) sagt, »das 
religiose Gefuhl als schon langst zuvor him % eichend geweckt 
vorausgesetzt. Alsdann schadet das Mythische keineswegs; denn 
es wirkt, inwieferne es dem religiosen Gefuhle widerstrebt. 
entschieden zuriickstossend und macht alle zu starken Ulusionen 
unmoglich.« 



») a. a. O. Seite 316. 



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— 125 — 

Wenn also einerseits die Schattenseite der homerischen 
Gotterlehre nur dazu dienen kann, die fromme Begeisterung des 
Jiinglings ftir seinen Glauben zu mehren, so sind anderseits die 
dichterischen Schilderungen von dem politischen Leben jener 
Zeit ganz besonders geeignet, seiner patriotischen Gesinnung eine 
ermuthigende Starkung zu verleihen. Oder sollte ein Jungling uber 
den herrlichen Biirgertugenden eines Demosthenes, iiber dem 
Heldenmuthe eines Mutius Scaevola oder eines Decius Mus seiner 
Heimat vergessen konnen! Gerade von solchen Beispielen kann 
er Vaterlandsliebe lernen und inne werden, was die Worte 
bedeuten, die ihm der grosse Dichter zuruft: 

- Ans Vaterland, ans theure, schliess dich an. 
Das halte fest mit deinem ganzcn Herzen; 
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft. 

Besonders hervorleuchtend ist bei den Hellenen das Streben 
nach einer ideal-schonen und harmonischen Ausbildung des Men- 
sehen in all seinen korperlichen und geistigen Anlagen, bei den Ro- 
mern die bewundernswerte virtus Roraana der ersten Zeit 
derRepublikJene thatkraftige und moralisch lest gegriindete Tuchtig- 
keit, jene wunder voile Mannlichkeit des j u s t i e t t e n a c i.s 
propositi viri. Die Schriften beider Nationen sind voll 
der kernigsten Lehren der Weisheit, der Vaterlandsliebe. der 
Pietat und jeder grossherzigen Gesinnung. Unnothig ist es fast 
Beispicle dafur anzufuhren; doch ni(>gen einige wenige hier Platz 
finden. Solon, Sophokles, Euripides, Xenophon und andere stellen 
die aw^poouvT}, das besonnene Masshalten, stets als das beste 
Besitzthum eines Menschen dar. In gleicher Weise spricht sich 
in den kunstvollen Werken eines Cicero, Vergil, Horaz, Tacitus 
uberall der sehr wurdevolle Rr>mersinn aus. und mit Recht 
bemerkt Herbart 1 ): » Besonders Horaz bietet kurze Denkspriiche 
dar, deren spatere Nachwirkung der Erzieher durchaus nicht 
geringschatzen darf.« Wie uberraschend, wie erhebend ist es fur 
den Jungling, bei dem heidnischen Philosophen Platon schon so 
veredelte Vorstellungen von Gott, von der Unsterblichkeit der 
Seele nach dem Tode, von der Belohnung der Guten und der 
Bestrafung der Bosen zu finden, bei ihm zu lesen, dass ohne 
strenge gesetzliche Ordnung kein Staat bestehen konne, dass 
jeder Ungehorsam gegen die Gesetze, jede Emporung gegen die 
bestehende Ordnung verdammlich und der weltlichen Obrigkeit 
in alien Fallen und unabweislich von den Unterthanen Folge zu 
leisten sei ! Er folgt dem grossen Heiligen des hellenischen Alterthums, 
dem Philosophen Sokrates, mit erhohtem Interesse, wie derselbe 
nach immer reinerer Erkenntnis und nach Wahrheit forscht und 



») a. a. O. Seite 318. 



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— 126 — 

wie er am Ende trotz aller Forschung zu dem Gestiindnisse sich 
genothigt sieht, nichts zu wissen und nur darin weise zu sein, 
dass er sich uber diese Unwissenheit keiner Tiiuschung hingebe. 

Welch reiche Fundgrube der erhabensten Wahrheiten bildeu 
die classischen Schriften der Alten! Es kommt eben nur auf den 
Lehrer an. wie er diese reichen Schachte der Bildung ausbeutet: 
geschieht dies auf die richtige Weise, dann, glaube ich, konnen 
die classischen Studien die gewissenhafte Erziehung, welche der 
Jungling schon im Vaterhause genossen hat, nicht verkehren, 
nicht destructiv auf dieselbe einwirken , und die etwaige 
Befurchtung der Eltern, welche mit den triibsten Blicken der 
Zukunft ihres Sohnes entgegensehen, wird sich nicht rechtfertigen. 
Nicht nur die herrlichste Entfaltung seiner geistigen Fahigkeiten, 
(iie Erweiterung des Kreises seines Wissens wird der Erfolg des 
antiken Studiums am Gymnasium sein, auch sein Herz, sein 
(iemuth wird begeistert werden fur alles, was schon und edel 
ist. Er wird dann nach Vollendung dieser Studien hinaustreten 
ins feindliche Leben, die Principien der Moralitiit zur steten 
Richtschnur seines Lebens machen und wird jene Humanitat, 
welche das Ziel seiner classischen Bildung war, ihre heilsamen 
Fruchte tragen lassen; denn zur wahren Humanitat werden wir 
veredelt durch die grossen Manner des Alterthums und eben 
deshalb sind die classischen Studien mit Recht .lahrhunderte lang 
die Basis alles gelehrten Studiums gewesen. Was von jeher als 
unverganglicher Hort der wahren, schonen und guten Ideen 
iiberliefert worden, das bewahrt gewiss den Kern echter Huma- 
nitat in sich und bleibt fur den Unterricht der wiirdigste, in 
jeglicher Rucksicht wertvollste Gegenstand, wenn man von jener 
hocherhabenen Disciplin absieht, die die Religiositiit und Moralitiit 
direct bezweckt. 

W 7 enn es mir bisher vorziiglich darum zu thun war, dem 
Vorwurfe der Verderblichkeit der classischen Studien entgegenzu- 
treten und darzuthun, dass sie nicht nur nicht destructiv sind, 
sondern im Gegentheile einen ausserst wohlthatigen Einfluss iiben 
auf die moralische Bildung des jugendlichen Gemiithes, so wird 
es im Folgenden Aufgabe dieses Aufsatzes sein, den Vorwurf der 
Nutzlosigkeit dieser Studien abzuweisen. Dieser ist zum Theil 
schon indirect durch das Vorhergehende widerlegt; denn wie 
sollte man Studien nutzlos nennen durfen, die auf das jugendliche 
(Jemiith einen so heilsamen Einfluss zu iiben im Stande sind? 
Die Nutzlosigkeit derselben haben iibrigens nur die verknochert- 
sten Realisten zu behaupten gewagt, und diese zu bekehren 
durfte wohl kaum gelingen. Wenn von dem Nutzender classischen 
Studien die Rede ist, so gehen die Ansichten uber die BeschafTen- 
lieit desselben bedeutend auseinander: es behaupten die einen, 



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— 127 — 

dass der Unterricht darin unerliisslich sei fur hohere allgemeine 
Bildung; andere laugnen dies und geben nur zu, dass er unent- 
behrlich sei fur die Bildung der Candidaten der gelehrten 
Berufstande. Diese letztere Behauptung wird wohl jedem auf den 
ersten Hlick einleuchten: dass aber die classischen Studien fur 
eine hohere allgemeine Bildung nothwendig sind. daruber diirften 
die Meinungen getheilt sein. Diese Behauptung ins gehorige Licht 
zu setzen und in ihrer evidenten Biehtigkeit darzustellen soil den 
Inhalt des zweiten Theiles bilden. — 

II. 

Die lateinisehe Sprache ist zuniichst Sprache der Wissen- 
schaft; die Entvviekelung aller Wissenschaften seit der Ausbreitung 
des Christenthums ist in dieser Sprache und durch sie gegeben. 
Der Theolog wie der Jurist, der Mediciner wie der Philosoph 
und Mathematiker findet die Werke seiner Vorganger und Meister 
in dieser und in der griechischen Sprache niedergelegt. Wer weiss 
nicht, von welch grosser Bedeutung fur die neuere Philosophic 
der aufmerksame Verfolg der tiefen Speculationen und der auf- 
und auseinander folgenden Systeme der Alten war? Ebenso steht 
die Theologie in einer unlosbaren Verbindung mit dem Alter- 
thume und dessen Sprachen. Unsere Jurisprudenz beruht auf 
dem romischen Bechte. und was der praktisch tuehtige Bomergeist 
darin leistete, ist unubertrefifbar. Auch die Natur- und Heilkunde 
hat in den Werken der Alten eine ergiebige Fundgrube. Wer 
diese Sprachen nicht versteht, dem sind die Quellen seiner Wissen- 
schaft verschlossen, und er kann nicht zu genauer und selb- 
standiger Erkenntnis dessen gelangen, was seit mehr als zwei- 
tausend Jahren hindurch vor ihm von grossen und gelehrten 
Mannern uber sein Fach gedacht und geschrieben worden ist. 
Man wird es mir also wohl gerne zugestehen, dass der Unterricht 
in den classischen Sprachen unentbehrlich ist fur jeden Candidaten 
der gelehrten Berufstande. Nun zu jener anderen Behauptung! 

Der erste Paragraph des Entwurfes der Organisation der 
(Jymnasien in Oesterreich lautet: 1 ) >Zweck der Gymnasien ist: 
1. eine hohere allgemeine Bildung unter wesentlicher Benutzung 
der alten classischen Sprachen und ihrer literatur zu gewahren 
und 2. hiedurch auf das Universitatsstudium vorzubereiten.« Und 
in dem Anhange zu diesem Entwurfe lesen wir 2 ) unter Nr. II., 
welcher Abschnitt die Aufschrift fiihrt: »Zur Instruction fiir den 
Unterricht in der lateinischen Sprache«, folgende wichtige Stelle: 
>In dreierlei Hinsicht hat der Unterricht in der lateinischen 



*) a. a. O. Seite 14. 
*) a. a. O. Seite 102. 



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— 128 — 

Sprache einen wesentlichen und dauernden Wert fur hohere 
Bildung. Erstlich ist fur alle auf wissenschaftlicher Bildung beru- 
henden Berufswege die Kenntnis der lateinischen Sprache insoferne 
erforderlich, als durch sie entweder die leichtere Aneignung 
(Medicin) oder die grundliehe Betreibung der speciellen Berufs- 
wissenschaft (Theologie. Jurisprudent) ermoglicht vvird. Zweitens 
ist die Erlernung der lateinischen Sprache durch die strenge 
Gesetzmassigkeit einerseits. wie durch die merkliche Entfernung 
von moderner Denk- und Sprachweise andernseits vorzuglich 
geeignet, das Spraehbewusstscin zu entwickeln. eine Entwicklung. 
die selbst abgesehen von der darin liegenden Erleichterung beim 
Erlernen der meisten neueren Sprachen als ein wesentliches 
Bildungsmittel wird anerkannt werden. Endlich drittens ist die 
Lecture der besten Classiker der lateinischen Sprache fahig. den 
J tingling in das Leben eines Volkes und eines Staates zu ver- 
setzen, der durch einfachere Verhaltnisse ihm verstiindlicher, 
durch seine Grossartigkeit erhebend ist, und sie kann hiedurch. 
bei der innigen Vereinigung des Gedankeninhalts mit der Kunstfonn 
einen tieferen. selbst sittlich bildenden Einfluss gewinnen, den in 
solchem Masse die blosse Erziihlung oder Uebersetzung zu erreichen 
nicht vermag.« Was diese Instruction von der Bedeutung dos 
Unterrichtes in der lateinischen Sprache sagt, gilt auch von dein 
in der griechischen, wie wir in demselben Anhange unter Nr. III. 
(»Zur Instruction fur den Unterricht in der griechischen Sprache*) 
lesen: x ) »Fiir den Unterricht in der griechischen Sprache sind 
ausfuhrliche Bemerkungen zur Method ik nicht noting, da die fur 
den lateinischen Unterricht ausgesprochenen mit unbedeutenden 
Modificationen auch hier Geltung haben.« Soweit der Organisations- 
Entwurf. 

Nach drei (jesichtspnnkten wollen wir die Bedeutung der 
classischen Studien betrachten und dadurch deren Unerlasslichkeit 
fur hohere allgemeine Bildung zu begrunden versuchen. 

Dieselben tragen erstens dazu bei, ein wohlthatiges 
Gegengewicht zu bilden gegen die einseitige Bichtung auf das 
bloss Materielle im Leben und in der Wissenschaft, sie befordern 
zweitens das Verstandnis und die Kenntnis der Zeit und 
bilden drittens die Grundlage der geistigen Bildung unter den 
verschiedenen europaischen Volkern. — 

Die altclassischen Studien versetzen die Jugend von dem 
larmenden und zerstreuenden Markte der Gegenwart auf Stunden 
hin in eine weit entlegene Vergangenheit, in der ihr geboten und 
vorgehalten wird, was mit der Gegenwart ganz und gar nichts 
zu schafTen hat. Es fuhlt sich die Jugend hingezogen zu Schrift- 



a. a. O. Seite 116. 



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— 129 — 

werken und Schopfungen, aus denen der Geist riistiger Kraft, 
Lebendigkeit und Frische, der Geist einfacher, schlichter und 
kindlicher Natiirlichkeit ilir entgegenweht. Dort ist ihr zu Muthe, 
wie dem Wanderer, der zwischen den ausgegrabenen Gassen von 
Pompeji in eine ganz andere Welt eintritt, unter seltsam fremder 
Umgebung seiner und seines Jahrhunderts auf Stunden vergisst. 
Dort begegnet sie Gebrauchen und geselligen Einrichtungen, von 
denen kaum Aehnliches bei neueren Volkern vorkommt. Dort 
betheiligt sie sich an Lebensansichten, Denkformen, Darstellungs- 
arten und Sprachgesetzen, die ihr als neuer Fund, als bare 
Bereicherung gelten mussen, ihren Gesichtskreis auf das wohl- 
thatigste erweitern und dem Geistesblicke eine freie allseitige 
Richtung gewahren. So helfen die classischen Studien ein heil- 
sames Gegengewicht gegen die materielle Zeitrichtung ausiiben, 
einmal schon dadurch, weil sie ideeller Art sind und dadurch 
beitragen zu zeigen, dass der menschliche Geist auch noch 
andere Bediirfnisse des Wissens und Geniessens hat, als . die 
aussere Welt bietet. Vornehmlich aber werden diese Studien in 
dieser Beziehung dadurch wichtig, dass sie tins Volker und 
menschliche Zustande zeigen, welche auch ohne jene oben 
bezeichnete materielle Richtung im Leben und Wissen gross und 
interessant geworden sind. Dadurch erheben diese Studien die 
Jugend auf eine ideale Hohe und erhalten sie auf derselben, auf 
einem Standpunkte, den jeder einnehmen soil, der auf hohere 
allgemeine Bildung Anspruch macht. Wenngleich die classischen 
Sprachen aus der Reihe der lebenden geschieden sind, so lebt 
doch ihr Geist fort in den Werken der Griechen und Romer; er 
belebt und befruchtet mit seiner Kraft das geistige SchafTen der 
Jugend, schtitzt sie im tollen Treiben der Gegenwart, dessen 
ausschliessliches Ziel fast nur schnoder Erwerb und eitler Glanz 
ist, vor geistigem Tode. Ja gewiss, die Fruchte dieses Studiums 
werden sich stets desto reicher entfalten, je mehr wir durch die 
realen Wissenschaften auch in der Erkenntnis der Aussenwelt 
fortschreiten. Das ist eben das Grosse an diesen alten Sprachen, 
dass sie bei den verschiedenen Richtungen der Zeiten dennoch 
sich geeignet erwiesen haben, jedesmal in die Zwecke der all- 
gemeinen Bildung einzugehen und ihnen dienstbar zu sein, 
zugleich aber ganz unabhangig von derselben die Jugend auf eine 
ideale Hohe zu erheben und auf derselben zu erhalten. Ver- 
moge ihres idealen und geistigen Gehaltes also stellen die humani- 
stischen Studien das heilsame Gegengewicht dar gegen das Ueber- 
wuchern des materiellen Strebens, durch welches der Adel der 
menschlichen Natur erniedrigt und verunehrt wird. 

Wie der sprachliche Atisdruck des Einzelnen seinem Cha- 
rakter entspricht (le style c'est 1' horn me, hat BufTon gesagt), 

9 



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— 130 — 

so ist die Sprache einer Nation der getreue Spiegel ihres geistigen 
Lebens und ihrer Bildungsstufe. Sprache und deist sind correlativ : 
sie wird sich immer nur in dem Grade nach Inhalt und Form 
ausbilden, in welchem der Vorstellungskreis eines Volkes an 
Umfang gewinnt und dasselbe die Form seiner Vorstellungen 
deutlicher und detaillierter auszupragen bemiiht ist. Die Bliite oder 
der Zerfall der Geistesbildung eines Volkes hat sich jederzeit in 
den Schicksalen seiner Sprache unverkennbar ausgepragt; in dieser 
gibt sich die Nationalist und Physiognomie eines Volkes am 
unzweideutigsten zu erkennen, indem in den Formen derselben 
nicht nur seine Erkenntnisfahigkeit, sondern audi sein Gemuth 
und seine Thatkraft ausgedrlickt erscheint und indem in der 
grosseren oder geringeren Reichhaltigkeit oder I'roductivitat der 
der Worter, in dem mehr oder minder vollendeten Baue ihrer 
Zusammenfugung, in der weicheren oder harteren Articulation, ja 
selbst in einzelnen Redeformen und Ausdrucksweisen sich die 
Eigenthumlichkeiten des Volkes offenbaren. Ueber diese Erscheinung, 
dass die Sprache den Geist eines Volkes widerspiegelt, sagt 
Wilhelm von Humboldt in seiner Schrift uber die Kawi-Sprache : 2 ) 
>Die Geisteseigenthumlichkeit und die Sprachgestaltung eines 
Volkes stehen in einer solchen Innigkeit der Verschmelzung 
ineinander, dass, wenn die eine gegeben ware, die andere miisste 
vollstandig aus ihr abgeleitet werden konnen Denn die Intellec- 
tuality und die Sprache gestalten und befordern nur einander 
gegenseitig zusagende Formen. Die Sprache ist gleichsam die 
ausserliche Erscheinung des Geistes der Volker; ihre Sprache ist 
ihr Geist und ihr Geist ist ihre Sprache; man kann sie beide 
nicht identisch genug denken.< Aus dem Gesagten geht zur 
.Geniige hervor, wie verkehrt, unuberlegt und schadlich die Ansicht 
jener ist, die den Geist einer Sprache aus irgend einer Ueber- 
setzung kennen lernen zu konnen vermeinen. 2 ) 

Mit Recht sieht die Gymnasialbildung im Gegensatze zu 
anderen Mittelschulen die Sprachwissenschaft als die ihr eigen- 
thumliche Grundlage des humanen Wissens an und zwar nebst 
dem Studium der Muttersprache das der Sprachen der gebildetsten 
Volker der Welt. »Die Praxis aber haU, wie Schleiermacher 
sagt, s ) »die Erw^eiterung der Sprachkunde auf die alten classichen 
Sprachen beschrankt, und zwar, weil diese das historische Fundament 
unserer Bildung sind.« 



x ) „Ueber die Kawi-Sprache auf der Insel Java/ Abhandlungen der 
k. Akademie der Wissenschaften 1832, Berlin, 1836, Einleitung, Seite 53. 

a ) Vgl. Dr. Franz Hettinger in den historisch-polit. BlSttern, B. 93, 
Ste. 425 sqq. 

8 ) a, a. O. Seite 497. 



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— 131 — 

Schon die Art und Weise der Entstehung der Schriftwerke 
des classischen Alterthums zengt fur ihre wiclUige Bedeutung. 
Nicht Hunger und Nahrungssorgen lenkten den GrifTel der 
Griechen und Romer. nicht geschmacklose Schreibscligkeit ver- 
leitete sie zur Erschaifung von matten Eintagswerken ; nicht de • 
Studiertisch , nicht die enge Zelle, sondern der geritusch voile 
Markt mit seiner Ebbe und Flut. die Fiihrung schwieriger und 
miihsamer Geschafte. die Leitung des Staates im Kriege und im 
Frieden, das ganze bewegte politische Leben und Treiben vvaren 
die Mittel, wodurch sich die alten Schriftsteller Kenntnisse und 
Erfahrungen sammelten und instandgesetzt wurden, ihre Werke 
rait inhaltsschwerer, gedankenvoller und vielbewahrter Leben? - 
weisheit zu durchdringen. Das ist das scharf ausgepragte Merkmnl 
ihrer Schriften, dass nie ihre Individualist vorwaltet, sondern 
dass in denselben die ganze Lebensanschauung ihrer Zeit sich 
spiegelt. Le style c'est le peuple, kann man mit Recht von 
ihnen sagen. — 

Durch die Kenntnis des classischen Alterthums nun wird 
das Verstandnis des Geistes unserer eigenen Zeit nahegelegt 
und befordert. Man erkennt namlich das, was ist, nur dann 
vollstandig, wenn man weiss, wie es geworden ist. Auf diesem 
heuristischen Wege kommen wir bei Forschungen, wenn wir bis 
zu den Quellen zuruckgehen. immer auf das classische Alterthum; 
daher. wenn man die Sache von einem allgemeineren und 
h6heren Standpunkt betrachtet, die Nothwendigkeit des Elementes 
der historiscfren Studien uberhaupt und der classischen Sprachen 
insbesondere nicht bloss fur den Kreis der Wissenschaft, sondern 
auch fur voiles Verstandnis der Vergangenheit und Gegenwart 
sich ergibt. 

Ein anderer, nicht unerheblicher Vorzug der altclassischen 
Sprachen ist der, dass in ihnen seit langem jeder Fortbildungs- 
trieb erloschen ist und dass sie in volliger Abgeschlossenheit der 
wissenschaftlichen Forschung zur Betrachtung vorliegen, wjihrend 
die lebenden Sprachen bei ihren steten Wandelungen keine all- 
umfassenden, endgiltigen Gesetze, kein nach alien Richtungen 
scharf umgrenztes Literaturgebiet des Classischen aufweisen und 
daher auch kein durchgangig befriedigendes Bildungsmittel der 
Jugend abgeben konnen. Ja, starr und todt, ohne Zuwachs und 
Aenderung. ohne Umgestaltung und Wechsel sind diese beiden 
Sprachen ein stillstehender Gegenstand der Betrachtung, einem 
todten Korper vergleichbar, den der Anatom zum Gegenstand 
seiner Forschung macht. Wie viele Menschenalter haben an den 
ehrwurdigen Denkmalern der altclassischen Literatur mit Aufbietung 
alles Scharfsinns wichtige Entdeckungen gemacht! Wie viele 
Geister erster Grosse sind bis zu den Geheimnissen ihres Grund- 



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— 132 — 

banes und bis zu clem innersten Gefuge ihres AVesens einge- 
drungen. wie das scharfe Messer des Anatomen bis zu den 
innersten Fasern des Menschenleibes dringt! Doch was wurde 
es frommen. dass die altclassischen Sprachen einer weit entlegenen 
Vergangenheit angehoren, dass sie todte, in sich abgeschlossene 
Sprachen sind, wenn sie arm, mangelhaft und unausgebildet 
waren, wie z. B. die hebraische? Dem ist aber nieht so; sie 
sind, das kann man ohne Uebertreibung und rait Zuversicht 
behaupten, Mustersprachen der Welt; sie tragen den Stempel 
einer Vollkommenheit an sich, welche die Feuerprobe so vieler 
Jahrhunderte mit glanzender Bewahrung bestanden hat. In ihnen 
begegnen wir einem Reichthume von Worten und Gedanken, 
einem Aeusserungsdrange zu neuen Sprachgestaltungen durch 
Ableitung. Zusammensetzung und Neubildung, wodurch sie im 
Stande waren, alles aus dem weiten Bereiche menschlichen 
Wissens wiederzugeben, die Ereignisse der Sinnenwelt treu dar- 
zustellen, BegrifTe der allgemeinsten Art mit naturfrlscher Anschau- 
lichkeit auszustatten. die bunten Schopfungen der Phantasie in 
eben so bunten und wohlgetroffenen Bildern abzuspiegeln und 
die iibersinnlichen Vorstellungen der Vernunft in entsprechender 
Weise zur irdischen Erscheinung zu bringen. Durch diesen ihren 
Reichthum vermochten sie es als echte Seelenmalerinnen, was jn 
dem Innersten des Menschen sich regt. der Welt zu verkunden, 
jede Regung sanfter Gefuhle mit zarter Schattierung des Aus- 
druckes, jeden Sturm gliihender Leidenschaft niit Nachdruck und 
Wahrheit zu sohildern. 

Es gibt nicht wenige, welche die Werke des classischen 
Alterthums nicht besser empfehlen zu konnen glauben, als wenn 
sie Schriften der neueren Literaturgebiete verkleinernd darstellen 
und sie mit Hervorkehrung wahrer und erdichteter Schwachen in 
ihrem Urtheile herabdrlicken. Ich fur meinen Theil wiirde mich 
solch eines schnoden Mittels nicht bedienen, selbst wenn die alt- 
classischen Studien, was aber keineswegs der Fall ist, darauf 
anstehen wiirden. Wahr bleibt es indes doch, dass die hoch- 
gehende Biicherflut, welche alljahrlich unsern Welttheil uber- 
schwemmt, vieles uns entgegentragt, was lieber ungeboren hatte 
bleiben sollen ; aber eben so wahr ist es, und wir diirfen es mit 
Freude und Stolz bekennen, dass die gebildeten Volker Europas 
in alien Zweigen des Wissens classische und mustergiltige Kunst- 
werke, welche ihnen stets zur Ehre und Zierde gereichen werden, 
aufzuweisen haben; ja in manchen Gebieten, so namentlich in 
den Naturwissenschaften, hat die moderne Bildung eine Hohe 
erreicht und Friichte gezeitigt, von denen die Alten nicht im 
entferntesten eine Ahnutig hatten. Will man aber etwa deshalb 
die geistige Hinterlassenschaft des Alterthums verachten und unter 



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— 133 — 

die entbehiiichen und unbrauchbaren Dinge rechnen? Ein nur 
oberflaehlicherVergleich dieser Sehriften mit denen unserer Mutter- 
sprache, deren Literatur doch unstreitig den ersten Platz unter 
den lebenden Sprachen Europas behauptet, wird uns eines bessern 
belehren. »Wenn wir die Sadie unpartheiisch betrachten*, sagt 
Schleierrnacher, 1 ) »so ist nicht zu verkennen, dass in Beziehung 
auf das gegenwartige oflentliche Leben die alte Literatur unseres 
Volkes viel weniger von Hedeutung ist als die romische und 
griechische.« Unerreicht und unubertroften steht Homer da mit 
seinem nationalen Epos der Griechen. Oder ist etvva der Schwan 
aus Mantuas Gefilden durch neuere Epiker in den Hintergrund 
gedningt worden und der Vergessenheit anbeimgef alien ? Mit 
Stolz und mit wahrer Befriedigung sehen wir auf unsere Dichter- 
fursten Gothe und Schiller, in denen das deutsche Drama seinen 
Hohepunkt erreichte. und laben unsere Seele an den erhnbenen 
Gedanken, sowie an den lebendigen und treffenden Gestalten, die 
in (]ev Pracht und in dem Zauber kiinstlerischer Vollendung liber 
die liiihne schreiten; aber dennoch konnen die Heroen der 
griechischen Traginlie, ein Aeschylus, Sophokles, Euripides ohne 
Bedenken mit diesen grossen Geistern in die Schranken treten 
und die Palme des Vorzugs fur sich in Anspruch nehmen. Hat 
die Welt je einen bedeutenderen Redner geb(')rt als den sittlich 
starken, den tragiseb erhabenen Demosthenes, dessen Wort der 
iMacedonier Philipp melir turchtetc. als alle Heeresmacht dur 
Athener? .la. steht nicht audi der Demosthenes der Romer, der 
Vater des Vaterlandes, M. Tullius Cicero, dessen Wort Schulz 
und Schirm der Unschuld, aber audi der Schrecken ruchloser 
Verbrecher war, bis zum heutigen Tage unubertroffen da? Miissen 
nicht die Heroen der alten Philosophic, der tiefe Denker Plato, 
der in seinen dichterisch erhabenen Dialogen sich in ubcrsinnliche 
Regionen aufschwingt, und der verstandesscharfe Aristoteles, dessen 
Geist alle Gebiete des menschlichen Wissens bewiiltigt. sie ver- 
kniipft und unter allgemeine Gesetze gebracht hat, miissen nicht 
gerade diese Philosophen den Scliliissel zum richtigen Verstiindnisse 
der neueren Philosophic bieten ? Kam je ein spaterer Historiker 
dem kernhaften, praktisch abwiigenden Thukydides oder dem 
sprachgewandten Xenophon. dem sorgfiiltigen Sallust oder dem 
gedankenreichen, aber wortkargen Tacitus audi nur annaherungs- 
weise nahe? Und soil endlich auch die Grossenlehre nicht mit 
Stillscliweigen iibergangen werden. so ist man in der Lage zum 
Zeugnisse fur die Vortrefflichkeit der altclassischen Literatur auf 
ein Werk hinzuweisen, dem Jahrhunderte kein ebenbiirtiges an 
die Seite setzen konnten; Euklids Elemente, worin die Haupt- 



l ) a. a. O: Seite 498. 



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— 134 — 

lehren der Mathematik abgehandelt werden, sind das Muster 
echter Grundlichkeit, bewunderungswiirdigen Scharfsinnes, zweck- 
massiger Methode und geschickter Zusammenstellimg. So leachten 
denn, wie aus dem Gesagten ersichtlich ist, die ehrwlirdigen 
Grossen des Alterthuras trotz der bedeutenden Hohe, zu welcher 
besonders unsere neuere Literatur sich aufgeschwungen hat, in 
unverganglicher Schonheit und bleiben die Riehtschnur des Wahren, 
Schonen und Guten fur alle Zeiten und fur alle Volker; auf ihnen 
basiert als auf ihrem Fundamente unsere gesammte Cultur und 
Bildung. Und mit Hecht konnen wir behaupten, dass wir Grund 
und Boden unserer Cultur verlieren wiirden, wenn jeder geistige 
Zusammenhang rait dem Alterthume und seiner Geschiehte auf- 
gehoben wiirde, ja dass wir bald gar kein Verstiindnis mehr von 
unserer heutigen Bildung haben wiirden, wenn wir den Unterricht 
in der classischen Philologie an den Gymnasien iiber Bord werfen 
wiirden. — 

Es herrscht daher aueh iiber die Wiehtigkeit der classischen 
Studien unter den gebildeten Volkern bei denkenden und vor- 
urtheilsfreien Menschen nur eine Stimme: selbst die Englander. 
deren Sinn doch vor allem auf das Praktische gerichtet ist, sehen 
dieselben als das bleibende Element menschhcher 
Bildung an 1 ), und die gewiss fiir das Nationale begeisterten 
Briider Grimm jiussern sich, wie folgt: »Die classischen Studien 
sind die Grundlage unserer Bildung; sie zeigen uns immer das 
einfach Menschliche ; zu ihnen kehren wir immer wieder, wenn 
wir uns an dem reinen Schonen erfreuen wollen. Die classischen 
Studien konnen nie verdrangt,ihrWerth soil nie verringert werden. < 

Fassen wir nun zum Schlusse noch einmal all das Gesagte 
im Geiste zusammen, erwiigen wir erstlich die grosse padagogische 
Bedeutung des Unterrichtes in der classischen Philologie, sodann 
welchen Einfluss diese Studien uben als Gegengewicht gegen die 
realistische Hichtung der Zeit. als Mittel zum besseren Verstand- 
nisse der Zeit und als Grundlage unserer gesammten Cultur und 
Bildung und stellen wir jetzt die Frage an uns : Ist denn der 
Unterricht in der classischen Philologie unerliisslich fiir hohere 
allgemeine Bildung?: so werden wir. glaube ich, darauf nicht 
anders als mit einem entschiedenen .la antworten kcmnen. Es sei 
mir gestattet, mit den herrlichen Worten des grossen Arpinaten zu 
schliessen. mit denen er in der bertihmten Rede fur den Dichter Archias 
(7, 16) diese Studien preist: »Qui (summi viri) profecto. 
si nihil ad percipiendam colendamque virtntem Uteris 
adiuvarentur, nunquam se ad earnm studium contu- 



*) Dr. L. Wiese, deutsche Briefe liber englische Erziehung nebst einem 
Auhang ttber belgische Schulen, II. Aufl., Berlin, 1855, Seite 128. 



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— 135 — 

lissent. Quod si non hie tantus fructus ostenderetur, 
et si ex his studiis delectatio sola peteretur, tamen, 
ut opinor, hanc animi adversionem humanissimam 
ac liber alissimam iudicaretis. Nam caeterae neque 
temporum sunt, neque aetatum omnium neque locorum; 
haec studia adolescentiam agunt, senectutem oble- 
etant, secundas res ornant, adversis perfugium ac 
solatium praebent; delectant domi, non impediunt 
foris, pernoctant nobiscum, peregrinantur, rusti- 
cantur.« — 

Melk. 

Uebersichtliche Geschichte des aufgehobenen 
Cistercienserstiftes Engelszell in Oberosterreich. 

(Von Dr. Otto Schmid, k. k. Univers.-Prof. d. Theol. in Graz.) 
(Fortsetzung aus Jahrg. V., Heft II., S. 425 — 430.J 

Der Nachfolger des Abtes Christian I., Wisento regierte 
nur 2 Jahre (131 7 — 19); doch auch in dieser kurzen Zeit erhielt 
Engelszell neue geistliche Gnaden und zeitliche Giiter; so nahm 
gleich im 1 Jahre Wisento's P. Johann XXII. das Kloster in 
seinen Schutz ; *) Frater Joannes, Episcopus Damasci 2 ) und der 
Passauische Weihbischof Hermann, Ep. Prisinensis, 8 ) ertheilen bei 
ihrer Anwesenheit in E. den Besuchern und Wohlthatern der 
Stiftskirche Ablasse. Im selben Jahre 25. Marz gibt Ortolf von 
Muring, 4 ) Canon. Patav. und Dechant von Krems, 8 Pf. Gilte 
auf seinem Hause in Passau als Seelgerath nach Engelszell und 
Wisento kauft von Leutold, Caplan auf Schauenberg 5 ) und von 



*) Im Urkundb. VI. S. 620, Nr. LXI ist im Rubrum statt 22. April zu lesen : 
22. Marz. 

*) Erscheint auch bei Friess, Geschichte der osterr. Minoritenprovinz, 
S. 129. Da aber Damaskus ein Erzbisthum war und ist, Joannes dagegen Episcopus 
genannt wird, so dilrfte sein Titelsitz etwa Domokos, Doraocbi in Thessalien, 
das alte Thaumacus gewesen sein; s. Weydenbach Calendar. Hist. — christ. 
Nr. XIX. : Die kath. Kirche nach ihren Provinzen und Diocesen etc. Nr. 996, 
auch Freibg. Kirchenlex. 2. Aufl. II., 891 ; dann ware statt Damasci zu lesen 
und zu schreiben gewesen Domoci. 

a ) Erscheint auch als Prifinensis, Prisiriensis, Prinnensis u. dgl. Nach P. 
Rattinger's S. J. vortreffl. Abhandlung im hist. Jahrbuch d. Gorresgesellsch. 
I. und II. : Der Patriarchalsprengel v. Konstantinopel und die bulgar. Kirche ist 
Prischtina auf der Heerstrasse zwischen Nisch und Scopia gemeint. Hermann 
war friiher Weihbisch. von Prag, dann von Passau (Hansiz I., Coroll. VI.), war 
ex ord. Praed., starb 27. Oct. 1322, und war in Goldenkron begraben, s. Font. rer. 
Austr. 37, 58 not. l ) Die Ablassbriefe von Johannes und Hermann waren einst 
als Orig. im Archive von E. vorhanden. Des Herm. Pris. erwahnt das Necrolog. 
von Eng. unt. dem 27. Oct. als Herm. Prisiriensis. Urkdb. v. Kremsm. S. 19b 
hat: Prisinensis. 

4 ) Dies Geschlecht stammt von dem bei Eberschwang einstens liegenden 
Edelsitze Muring ab. 

b ) Bei der Schlosscapelle auf der Schauenburg, die den App. Petrus und 
Paulus geweiht war, bestanden bis ,Ende des 18. Jahfh. Schlosscaplane. 



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- 136 — 

Marquard von Eferding urn 18 Pf. zwei Pradien in Worth bei 
Eferding, das eine diesseits, das andere jenseits der Donau, vom 
Domcapitel Passau aber den Hof in der Kossla *) um 28 Pfd. 
gegen Wiederkauf; ein Wohlthater aus der Zeit bald nach der 
Stiftung, Nicolaus Pfarrer in Stadelau, schenkte jetzt 13 18, 15. 
Nov. nach Engelszell sein Haus zu Wien in der Beckenstrasse 
gegeniiber dem (Passauischen) Bischofshofe mit der Verpflichtung 
zu einer ewigen Messe fur ihn und seine Ahnen. Noch am 
I. Februar 13 19 erscheint Wisento in jener Urkunde, in der 
der genannte Ortolf ihm und seinem Convente fur ein kleines 
Haus, das an den Dechantshof anstiess, litteras exemtionis ertheilt, 
als Abt, 2 ) am 7. Aug. 3 ) 13 19 tritt dagegen schon Friedrich, 
Wisento's Nachfolger auf ( — 1335). Von ihm sagt die Series 
abbat. kurz und wahr: multa bona monasterio acquisivit, wirklich 
kamen auch unter ihm viele und grosse Schenkungen zum 
Kloster Engelszell und iiber den geistigen Zustand des Stiftes 
unter diesem Abte sagt der Diocesanbischof von Passau, Albert II. 
in der Urkunde, in der er dem Kloster Engelszell die Pfarre 
Schonering*) incorporirt: . . . reguiaris disciplinae observancia, 
quam ibidem rigorose fervere cognovimus. Friedrich assistirte 
dem Abte von Wilhering bei der Visitation von Hohenfurt am 
7. Juli 1320 (Font. XXni., 68), ebenso dem Abte von Ebrach 
bei der Visitation Wilhering's am 18. Nov., 1321. 6 ) Er sah 
seinem Kloster folgende Stiftungen und Wohlthaten zuwachsen, 
von denen manche ziemlich bedeutend waren: a. 1321, 23. April 
vermacht 6 ) Heinrich, Mauthner in Aschach mit seiner Frau Ein- 
hildis 3 Pfd. von einem Gute in Andresperg (jetzt Andrichsberg, 
Weiler in der Pf. Prambachkirchen) und von 2 Gutern in 



*) 1st das Maiergut in Hof nachst Schauern in der Pf. Aegidi. Vgl. iiber 
die genannten Stiftungen Urkundb. VI., 619, 020 u. s. w. 

*) Orig.-Urkunde im Museum Fr. — Carolin. in Linz. Das Necrol. E. 
erwahnt des Abtes Wisento zu III. Id. Sept. = 11. Sept. (ebenso das Kalendarium 
des Pf. Albert von Waldkirchen), also wird dieser Abt friiher noch resignirt 
haben. Von diesem Wisento ist ubrigens Wisento, Abt von Wilhg. (1309 — 13), 
der ein Engelszeller Monch gewesen zu scheint. wohl zu unterscheiden ; nach 
dem Necrolog v. Wilhg. starb dieser ubrigens II. Id. Sept. = 10. Sept. vgl. 
Stulz Gesch. v. Wilhg. S. 40. 442. 

8 ) In die s. Afrae heisst es in der Urkunde, deshalb ist im Rubrum des 
Urkundb. VI., 622 zu lesen : 7. Aug., statt 17. Gemass dies. Urkd. verkauft 
Wemhart von Inne dem Kloster E. 2 Giiter in der Kessla zu Muhlbach, eihem 
Weiler in der Pf. Engelhartszell ; in ders. Urkunde werden erwahnt Heinrich der 
Prior und Wemhart der Chelner in E. 

4 ) Urkunde v. 9. Mai 1326; diese sehr alte Pfarre blieb beim Stifte bis 
zu dessen Aufhebung. 

6 ) Stulz 1. c. S. 42, not. 2. 

fl ) Sie wollen dafiir in die Bruderschaft der Monche aufgenommen und 
vor dem Johannesaltar, wo sie zu einem ewigen Lichte 10 Schill. Pfg. stiften, 
begraben sein; das Necrolog. E. erwahnt derselben am 20. Nov. 



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— 137 — 

Ekhardsberg (Ecketsberg ebendaselbst), 1 321, 29. Juni schenkt 
Hadmar von Waldeck x ) das Gut Stegbach (das heutige Stebacker- 
Gut in der Pf. Aegidi), 2. September der Priester in Krems 
und Caplan in Langenfeld, Bartholomaus, einen Weingarten ; 
6. Dezember aber vermacht der letzte mannliche Sprosse der 
Herren von Wesen, Erchengerus alle seine Mannschaften (unter- 
thanigen Dienstleute) an seinen Schwager Hadmar von Waldeck 
unter der Bedingung, dass er ihn nach seinem Tode im Kl. 
Engelszell ehrbar bestatten lasse. Dieser Hadmar von Waldeck 
wurde nach dem Tode des genannten Erchenger (1. Febr. 1322), 
von dem er so viel erbte, ein noch grosserer Gutthater von 
Engelszell; am 8. Sept. 1323 gibt er nach Engelszell 2 Giiter 
zu Reuting (Rauting) und Traunolting sowie von einem Gute 
zu An (alle 3 in der Pf. Natternbach) 30 Pfd. zu einem Jahrtag ; 
die Falkensteiner 2 ) stiften um 1323 Zehente in Ranna (Oberranna) 
undKronschlag(beidein der Pf. Engelhartszell) zum Kl. Engelszell, 
ein gewisser Ulrich Sperl entsagt alien seinen Anspruchen auf 
das Gut Speching 3 ) zu Gunsten von Engelszell (1325, 8. Sept.) 
Ortolf von Marsbach auf Sprinzenstein und sein Sohn Friedrich, sowie 
Ortolf von Marsbach auf Rotting geben dem Kloster Engelszell 
die Eigenschaft auf dem Gute zu Weinzierl in Nieder-Kessla. 
Andere grossere und kleinere Begabungen dieser Zeit erwahnt 
das Necrol. 4 ) Engelszell. : so von Reicholf Kraft ( 1. Pf. Dienst von 
seinem Hause auf dem Fischmarkte*) in Passau) und Christian 
Haller (18. August), beide Burger in Passau, mag. Henricus 
(18. Juli), plebanus von Steinakirchen (wohl nicht jenes amlnnbach), 
Leutoldus Ritter von Kirchberg (bei Schonering) (3. Juni) 133 1 



1 ) Die Waldecke stammen aus Oberbayern, kamen dann in das untere 
Inviertel, erbauten sich bei Diersbach eine neue Stammburg und batten lange 
das Schloss Ein burg bei Rab inne; eine Stammtafel derselben s. in Lamprecht's 
Beschreibung des Ortes Rab, zwiscben 8. 46 — 47. Hadmar v. W liess in E. 
eine Capelle in Hon. B. M. B. et s. Katbarinae erricbten; nach der Chronik 
Weinberger's kaufte Hadmar schon 132 1 von Hartwik von Strahen um 40 Pf. 
2 Gtiter in Sonnleutben (entweder die in der jetz. Pf. Wesenurfahr liegende Einode 
Sonnleiten oder der Weiler S. in der Pf. St. Agatha), die er dann zum Kl. E. 
gestiftet; erst. 1337, 20. Juli; das Necrolog sagt : qui (naml. Hadmar und seine 
Frau Elisabeth) dedemnt CCC tal. denar. ; item 3 libr redd it.; Der Jahrtag fur 
die Waldecke wurde bis zur Aufhebung dieses Klosters stets gehalten um 
Katharina, 25. Nov. 

2 ) Es sind dies die bekannten Herren der Feste Falkenstein an der Ranna. 
8 ) Es gibt ein Ober - Spaching in der Pf. Peuerbach, Unter - Spaching 

in der Pf. Waizenkirchen. 

4 ) Das Necrolog. gedenkt derselben am 22. Janner. In der Urkunde vom 
21. Dec. 1334 verpflichtet sich Abt Friedrich fiir die obige Schenkung jeden 
Montag eine hi. Messe bei dem Altar des hi. Stefan (oder nach der Chronik 
Weinbergers: Sebastian) lesen zu lassen. 

b ) War dort, wo heute die Dampfschiffe landen. 



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schenkt Herzog Otto 1 ) von Oesterreich (gest. 1338) dem Kloster 
Engelszell 60 Pf., im selben Jahre vermacht Wernhard von 
Chalheim, Can. Patav. und Dechant in Pillichsdorf (jetzt Erzdioc. 
Wicn) dem Bruder Paul von Engelszell 5 Pfd. und dem Stifte 
einen Weingarten in Nussdorf bei Wien (9. Aug. 1331); seiner 
gedenkt das Necrol. Engelszell. unter dem 13. Aug.; einer be- 
deutenden Schenkung wird im Necrol. zum 22. Dez., erwahnt, 
naml. von Dietrich von Pillichsdorf, gewesenen Marschall' von 
Niederosterreich, der 50 Pfd. zum Kl. gab ; auch von den Oedern 
fand sich in dieser Periode ein Wohlthater, Conrad von Oed 
stiftet 23. April 1334 fur sich und seine verstorbene Frau Mar- 
gareth ein Gut zu Ekholfheim (jetzt Eggersheim in der Pf. 
Maria Brunnenthal bei Scharding) im Schard. Landgerichte und 
um diese Zeit verschaffte Heinrich der Lauterbrunner -) den 
Hof Kirchbach in der Pf. Taiskirchen (im Inkreis, noch jetzt 
so). Die Visitation des Klosters Engelszell durch den Vaterabt 
von Wilhering Conrad, am Aschermittwoch 1332 fand folgenden 
Zustand des Klosters im zeitlichen : Empfange seit der letzteu 
Visitation 177V2 Pfd. ioPfg., Ausgaben gleich den Einnahmen ; 
Schulden ohne Obligationen und Precarien 3 ) 363 Pfd., Besitzungen, 
die das Kloster auslosen konnte und sollte. waren versetzt um 
314 Pfd., Baargeld 60 Pfd. zur Bewirtschaftung der Weingarten. 
Bladum 4 ) bis zur Ernte geniigend ; an Getrank weder Wein 
noch Bier in Vorrath. 5 ) Abt Friedrich, wahrend dessen ein (Episc.) 
Noribergensis(P) Bruno a. 1328 dem Kloster Engelszell Ablasse 
ertheilt hatte, scheint in der Zeit von 1335 — 37 resignirt zu 
haben; seinen Todestag setzt das Necrol. Engelszell auf den 



l ) Nach dem Reverse des Abtes Heinrich und seines Conventes vom 
21. Oct. 1341 (Original im k. k. geh. Hof- und Hausarchive, s. Urkdb. VI, 394 f.) 
sollte der Jahrtag am Freitag nach Invocavit, d. i. 1. Sonntag in den Fasten 
gehalten werden, fand aber in der Folge stets am 14. Febr. statt (in pontificalib.) 
— Auffallend ist, dass in dem Testamente der Konigin Elisabeth, der Geraahlin 
Friedrichs des SchOnen, in dem doch fast alle damals existirenden Kloster Oester- 
reichs bedacht werden (Urkdb. V, 505), Engelszell's nicht erwahnt wird, vielleicht 
war in der grossen Begabung ihres Gemahls an E ihre Mitbegabung mit einge- 
schlossen. 

a ) Diese hatten ihr Stammhaus wahrscheinlich zu Lauterbrunn in der 
Pf. Andorf (Inkreis). Diese Stiftung, die spater in Verlust kam, tindet sich 
Urkdb. VI, 208. In Weinberger's Chronik S. 102 ist ein Schiedbrief vom 
15. Juni 1336 verzeichnet, mit dem das oben genannte Gut Kirchbach dem Kl. E. 
als Eigcnthum rechtiich zugesprochen wird. 

s ) Precaria, Precarium, wovon haufig die Capitularien der frank. Kdnige 
sprechen, ist ein Vertrag, demgemass Jemand von einer Kirche oder einem 
Kloster gewisse Giiter gegen Zins zum Fruchtgenusse fur sich oder seine Erben 
hatte; es konnte aber das Wort oben auch einen anderen Sinn haben. 

4 ) Bladum ist Getreide im Allgemeinen, s. Du Cange Glossar. med. et i. 
lat. u. d. W. 

5) Cod. 58 der Stiftsbibl. Wilhg. 



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2. Aug. (IV. Non. Aug.) 1 ) an. Auf ihn folgte zunachst Pili- 
grim (1335 — 39), von dem die series abb. sagt : sua fecit, dann : 
Heinrich (13 39 ? —64), von dem sie bemerkt : laudabiliter regnavit, 
monasterium bonis et privilegiis auxit, jacet sepultus in capitulo 
und dann Andreas (c. 1364 — 66), welcher im Mutterstifte 
Wilhering Abt wurde. Die Geschichte des Stiftes unter diesen 
Aebten beschrankt sich wie uberhaupt in derZeit biszum 15. Jahr- 
hundert meist auf die Erwahnung von Schenkungen u. d. gl. Ueber 
sonstige Schicksale des Klosters fmden wir aus disser Zeit sehr 
wenige Nachrichten. Der erste der genannten Aebte, Piligrim 
assistirt dem Vaterabte Hermann von Wilhering bei der Visitation -) 
des nach Wilhering unterstehenden Tochterstiftes Sausenstein 
in Niederosterreich. Zu seiner Zeit oder noch vor ihm schenkt 
Friedrich, der Gnamhartel, 8 ) Burger von Wien, einen Weingarten 
in Nussdorf, ein gewisser Gottfried Lauterbeck 4 ) scheint auch dem 
Kloster Engelszell viel Gutes erwiesen zu haben. Unter Abt 
Piligrim vertauschte Friedrich der Mautter 6 ) dem Kloster Engelszell 
3 Giiter zu Traunolting, Rittberg und Reiting (alle 3 in der 
(Pf. Natternbach) gegen die 5 Giiter zu Kirchbach, Krottendorf(viel- 
leicht das Kronoder Krotenoder-Gut in der Pf. Diersbach), Sundorf 
(etwa das Sondorfergut in derselben Pf.), Eckholfsheim und 
Slatteberg mit Einwilligung des Grafen Jans von Hals, ) von 
dem er die erstgenannten 3 Giiter zu Lehen hatte. Piligrim 
kaufte ausserdem von Wernhard von Oed eine Muhle zu 
Stegbach, (die sogenannte Stegermuhle nahe dem Stebackergute 
in der Pf. Xatternbach) mit dem Walde Viechtl um 20 Pfd. 
(Weinb. Chron. 100), ebenso von Conrad von Neideck um 
36 Pfd. eine Muhle in Reinprechts an der Krems (in Nieder- 
Oesterreich) ; auch wurde unter Piligrim der Besitz Engelszells 
gegen feindliche Angriflfe gesichert und Streite zu Gunsten 
Engelszell entschieden: so erliess GrafWernhart von Schauenberg 
einen Schiedbrief (8. Mai 1338), worin er ein Gut in Traunolting 
gegenuber den Umtrieben seines Dienstmannen Conrad von 

') Das Necrolog von Lilienfeld erwahnt ihn am 1. Aug. 
i ) Cod. MS. 58 in der Bibliothek von Wilhg., in welchem Codex manches 
uber Engelsz sich findet. 

3 ) Das Necrolog. erwahnt ihn und seine Frau Margaretha am 21. Marz. 
Ueber diese BUrgerfamilie Wiens s. die Mittheilungen der Centralcommission II, 15. 
Fried. Gnamhartel war uberhaupt ein Freundder Cistcrcienser s: Coll. R. I, 2. 147 1. 

4 ) Der noch erhaltene Grabstein sagt: A°. Di. MCCCXXXVII Nonas Maji 
o\ Gotfried Lauterwech. XVII. Kl\ Januar. O. Alhaidis Mat. ejus. 

5 ) Friedrich der Mautter von Burghausen scheint von 1329 — 42 Pfleger, 
Burggraf in Scharding gewesen zu sein. 

,v ) Der Markt Hals mit der Schlossruine Hals ist eine Stunde nordlich 
von Passau. Der oben genannte Jans v. H. starb 1348 ; mit seinem Sohne Leopold 
starben die Halser c. 1375 aus. Beide Urkunden im Urkdb. VI, 347 und 348 
gehdren zusammen. 



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i 



Rittberg dem Kloster Engelszell zuspricht; um diese Zeit wurde 
Ulrich der Prueschink mit seinen Anspriichen auf die ein- 
getauschten Giiter zu Traunolting, Rittberg und Reiting rechtlich 
abgewiesen. Piligrim, unter welchen P. Benedict XII. der Kloster- 
kirche zu Engelszell Ablasse a. 1338 ertheilte, starb 19. Mai 1339 l ) 
(auch das Necrol. Hilar, bei Stulz 1. c. S. 437 gibt XIV. Kal. 
Jun. an). 

Das grosse Lob, das die Ser. abbat. dem Nachfolger 
Piligrim 's, dem Abte Heinrich (c. 1340 — 64) ertheilt, ist ganz 
gerechtfertigt ; seine lange Regierung ist mit vielen Begabungen 
von Hoch und Nieder ausgefullt. Die Wittwe Leukardis stiftet 
einen Weingarten zu Krems. Herzog Albrecht von Oesterr. befreit 
17. Mai 1345 dd. Neuburg a. In das Kl. E. auf 10 Jahre von aller 
Gastung.*) DurchUrkundevom 8. September 1345 vermacht Heinr. 
von Falkenstein zu einem Jahrtage in E. 2 Giiter in Kallenheim 
(Mairgut zu Gallheim in d. Pf. Prambachkirchen) und zu Perbind 
(viell .Winter zu Gallhaim ?), welche Stiftung 1348 von den Brudern 
des genannten Heinrich uurch die Zustiftung zweier Giiter zu 
Habichtswald (Habetswoh 1 in der Pf. Dorf bei Riedau?) ver- 
bessert wurde. ;i ) A. 1352, 12. Juli bewilligte Bisch. Gottfried 
von Passau, dass von den Giitern der Pfarre Schonering, die 
schon unter Bisch. Albert zum Theile dem KL E. incorporirt 
wordenwar, die 2 Giiter in Kirchberg (damals Filialezu Schonering) 
und Strassheim (in d. Pf. Alkoven) einverleibt vverden dutften; 
der Pfarrer von Sch. habe jahrlich am Feste Maria Geburt an 
das Kl. E. 9 Pf. (als Absentgeld) zu zahlen Die Synopsis des 
Abtes Heiland berichtet, dass a. 1352, 14. April, P. Innocenz 
VI. die Giiter und Rechte Eng. bestatigt habe; zugleich habe 
er dem Domdekan von Passau, da er gehort, dass das Kloster 
verschiedene Giiter und Einkunfte an Geistliche und Laien theils 



*) Noch sieht man in einem Gewolbe zu E. (jetzt Wagenremise, an einer 
Wand ein Gemalde, das einen betenden Pralaten vorstellt mit der Umschrift : 
Anno Domini 1339 XIV. Kin. Junii obiit dominus Pilgrimus Abbas hujus monaster!'.. 
Es ist also 1339, "icht 1341 oder 1342 das Todesjahr dieses Abtes. Die Ser. abb. 
sagt, Piligrim sei 1342 gest , allein 1341, 21 Oct. ist schon in dem Reverse uber 
den Jahrtag fur Hg. Otto Abt Heinrich beglaubigt; Piligrim erscheint urkundlich 
zum letztenmale 1338, 8. Mai. In den Urkunden vom 28. Aug. 1340 (Urkdb. VI, 
347 f.) erscheint gar kein Abt, es ist nur die Rede vom Gotteshaus E. und vot 
den Herren daselbst. Die Synops. v. Heiland sagt zwar, 1 34 1 habe Piligrim einen 
Streit mit den Marsbachern gehabt, stiitzt sich aber auf keine Urkunde. Vielleicht 
war zwischen Piligrim und Heinrich langere Zeit kein Abt. 

-) Er loste auch durch Zahlung von 16 Pf. an Wilhelm bei dem Brume, 
Iiiirger in Wien, 2 Pfd. Burgrecht, die auf dem Hause Engelszell's in der Becken- 
strasse lagen, ab. Chronik v. Weinb. 1 14. 

3 ) Das Necrolog. erwahnt am 9.Juni: Ao. D'. 1347 f Dominus Henricus 
miles de Valchenstain, doraina Anna uxor ejus, qui dederunt nobis IX libr. reddit. 
Fiir die Falkensteine wurde jahrlich stets ein Jahrtag am 9. Sept. gehalten. 



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auf Lebenszeit oder auf kiirzere Frist odef auf I jahrl. Zins 
hintangegeben habe, aufgetragen. fiir die Ruckstellung der dem 
Kloster auf diese Weise entfremdeten Giiter zu sorgen, und zwar 
ungeachtet aller papstl. Bestatigungen, Privilegien u. d. gl. t 
die jene GeistHchen und Laien etvva inne hatten. So richtig der 
Inhalt der Urkunde sein mag, da bekannt ist, dass die Aebte 
Piligrim und Heinrich wegen der Besitzungen des Kloster's viele 
Streitigkeiten zu bestehen hatten, so stmimt doch das Datum 
der Urkunde: XVIII. Kal. Maji = 14. April und das: anno 
decimo Pontificatus n. mit dem Nam.n Innocenz VI. nicht 
iiberein. da dieser erst am 18. December 1352 erwahlt wurde, 
wohl aber wurdealles auf P. Clemens VI. (1342 — 52, 6. December) 
passen. Wir haben diese Urkunde nachdrucklich hier erwahnt, 
weil Abt Heinrich eben viel zu kampfen hatte gegen Laien und auch 
Kleriker, die nach den Gutern des Kl. lustern strebten; so ist 
wohl der Streit mit den Herren von Marsbach x ) wegen des 
Gutes Stebach, den die Synops. dem Piligrim noch zuschreibt, 
wohl unter Heinrich gewesen; er wurde zu Gunsten des Kl. 
entschieden; a. 1347, 25. Mai, entsagt Ortolf der Lauterbrunner 
mit seinen Sohnen Heinrich, Ulrich, Conrad und Bernhard 
alien Anspriichen auf 2 Giiter des Kl. E. in Pasching (der in 
der Pf. Waldkirchen a. Wesen liegende Weiler Basching), 1348 
entscheiden Otto. Dompropst von Passau und mg. Petrus, Canon. 
Patav. als die im Streite zwischen Abt Heinrich. und dem 
Pfarrer Wulfing von Gunskirchen (bei Wels) von beiden Partheien 
erwahlten Spruchleute, dass das Kloster E. das streitige Gut 
Hoffmannisperg (ungewiss wo?) mit den dabei befindlichen 
Aeckern wie bis jetzt besitze, aber an den jeweil. Pfarrer von 
Gunskirchen jahrlich zahle . . . (der Schluss fehlt,) 2 ) und a. 1356 
entsagte ein gewisser Joh. Heindl seinen vermeintHchen An- 
spriichen auf die Halfte des Gutes Traunolting, nachdem der Abt 
ihm die Grundlosigkeit derselben nachgewiesen. Heinrich be- 
muhte sich aber nicht bios, die entfremdeten Giiter zum Kl. 
zuriickzubringen, angefochtene demselben zu erhalten, sondern er 
kaufte auch neuen Besitz hinzu: so a. 1343, 11. November 
um 2 Pfd. von Leo in Zetsselberg V2 ^. Einkiinfte, von 
Berthold Teuffenbach 3 ) a. 135 1 um 24 Pfd. mit Consens des 
Bischofes Gottfried von Passau als Lehensherren das Gut Panholz 



! ) Um diese Zeit gehdrte die Burg Marsbach (im oberen MUhlviertel) 
bereits nach Passau, vielleicht sind unter den obigen Herren von Marsbach die 
Abkommlinge dieses Geschlechtes im Inviertel gemeint. 

8 ) Mit dem J. 1348 schliesst die Chronik des P. Colestin Weinberger ; 
sie ist in der k. k. Hofbibl. in Wien bezeichnet mit Cod. Nr. ibi ; eine Abschrift 
auch in Wilhg. 

8 ) Dieses Geschlecht sass bis c. 1375 auf dem in d. Pf. St Florian a. In 
bei Scharding liegenden Schlosse Teuffenbach. 



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(in d. Pf. Aegidi), 1353 von Friedrich Pogner, Burger zu Krems 
urn i$ l ! 2 Pfd. einen Weingarten zu Sufringen (Sievering), 1356 
einen Hof mit einem Weingarten und einem Hausgartchen zu 
Heiligenstadt urn 48 Pfd., 1357 das Gut Strass mit einer Miihle 
(in d. Pf. Natternbach) urn 14 Pfd. von den Grafen Bernhard 
und Friedr. von Schauenberg; *) 1362 kauft fr. Michael. Hof- 
meister im Engelszellerhof zu Wein^ierl bei Krems und fr. Paulus 
sein Genosse, im Auttrage Heinrich s um 24 Pfd. 8 Joch Aecker 
zu Neudorf (Nondorf) ; 1357 verpfandete Bisch. Gottfr. 2 ) von 
Passau an Kl. E. seine Zehente bei dern Kamp um Zeisselberg 
und Gobelsburg (Niederosterreich), bis die 300 Pfd., die der 
Stifter Bischof Bernhard dem Kloster vermacht hatte, von den 
Bischofen Passau's bezahlt waren; auch die Oeder versetzten 
a. 1 361 ihr Gut zu G.Nchwendt (Pf. Aegidi) an E. um 34 Pfd. 
Unter Heinrich kamen von E. dagegen hinweg : a. 1347, 29. Sept. 
verkauft er das Haus des Kl. E. jenseits des In an Ulrich von 
Leoprechting mit Vorbehalt eines jahrl. Dienstes von dreimal 
80 Pass. Pfen., 1363 zwar auf Erbrecht 2V2 J°ch Weingarten 
gegen jahrl. Dienst von 6 Urnen Wein. Von Herz. Rudolf IV., 
v. Oestr. erhalt Heinrich 1362, 27. Juli dd. Passau die Besta- 
tigung der Stiftsprivilegien und die Erlaubniss, I Pfd. Salz 
grosseren und 4 Pfd. kleineren Bandes mauthfrei von Linz wegzu- 
tuhren und durch Revers von darauffolgenden Tage (28. Juli) 
verpflichtet sich Heinrich und sein KL, Friedrich Prior, 
Andra der Kellner, fur Herz. Rudolf am Abend des Aller- 
heilfestes die Messe, die man singt nach seinem Tode aber 
ein Seelenamt u. s. w. zu begehen (es geschah dies am 23. Juli); 
auch versprechen sie jahrl. am Allerheil. Abend dem Propste 
und dem Capitel, das Rudolf in St. Stefan in Wien stiften 
will, auf Kloster 's Unkosten die besten Fische, die sie haben, im 
Werthe von 2 fl. zu senden, wovon die Halfte dem Propste 
gehdren soil; so lange aber zu St Stefan das Domstift nicht 
aufgerichtet sei, sei der Dienst dem Pfarrer und den Chorpriestern 
zu St. Stefan zu reichen. 3 ) Von den Grafen Ulrich und Heinrich 
von Schauenberg erhielt Abt Heinr. die Bestatigung der Mauth- 
freiheit zu Aschach fur I Pfd. Salz weiten Bandes, Eigenbau an 
Wein, Getreide und andere Hausbediirfnisse 1363. 6. Janner,*) 
nachdem fruher schon 1357 Bernhard und Friedr. Grafen von 
Schauenberg das Gatterlehen zu Strassheim dem Kl. E. zuge- 

x ) Die Synops. sagt, auch der Wald Viechtl sei damals gekauft worden, 
dies geschah aber schon a. 1338. 

gT 2 ) Das Necrol. sagt 16. Sept. f Gottfried . . . qui dedit nobis 2 bona inGrueb; 
es scheint aber, dass Bisch. Albert III. dies gethan habe. 

») Vg. Urkdb. VIII., 94, f. 

4 ) S. die Copie im Schaunberg'schen Urbar von 137 1. Strnadt: Peuerbach, 
ein rechts-histor. Versuch (eine ausgezeichnete Arbeit). Musealbericht 1868. 



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wendet- hatten. Abt Heinr. erscheint auch als erbetener Notar 
in der Urkunde vom 10. August 1342, in der Abt Hermann von 
Wilhg. den Generalabt Johann IV. Citeaux und die Defini- 
toren des demnachst abzuhaltenclen Generalcapitels urn Erlaubniss 
bitten, entferntere Giiter verkaufen, bessere kaufen. andere auf 
Leibgeding verpachten zu durfen, das Geschaft mochte, so 
bittet Hermann, den Aebten von Hohenfurt und Engelszell 
ubertragen werden. l ) Im selbenjahre (30. Oct.) assistirt Heinr. 
seinem Vaterabte bei der Visitation von Sausenstein, 20. April 
1352 ist er bei der Visitation Hohenfurt 's durch Abt 
Wernhart(?) v. Wilhg. Auch Engelszell wurdeunter ihm haufig von 
seinem pater immediatus. dem Abte von Wilhg. visitirt und 
haben sich mehrere Cartae visitationis erhalten. a ) Abt Heinrich 
starb am 18. November 1364. 3 ) 

Nach Abt Heinrich setzt die Ser. abb. und die Synops. 
Petrus als Abt, jedenfalls durfte dieser aber, wenn nicht uber- 
haupt ein Irrthum vorliegt, nur ganz kurz regiert haben, da in 
diese Zeit noch Abt Andreas zu verlegen ist, der nach kurzer 
Leitung Engelszell's als Abt nach Withering berufen wurde und 
als solcher schon am 7. Janner 1367 aufscheint.*) Nach dem 
Weggange des Abtes Andreas wurde wieder ein Petrus 
(eventuell II.) erwahlt, der fur das Wohl des Klosters ziemlich 
thatig gewesen zu sein scheint (1366 — 79). Er erhielt a. 1366 
von den Grafen von Schauenberg die Bestatigung der Mauthfreiheit 



l ) Orig. Perg. im Cod. M. S. 105 der Biblioth. zu Wilhg. 

a ) So von 1343, 26. Juni; 1348, 3. Aug.; 1349, 14. Juni; 1350, 6. Juli 
Befund bei der Visitation von 1350; Empfange seit der letzten Visit, bis jetzt : 
377 Pfd. weniger 30 Pfg. Ausgaben 380 Pfd. weniger 70 Pfg. Schulden, wo von 
Zinsen zu zahlen, 446 Pfd. 6 Sch. lebenslangl. Precarien fiir einige Personen 
20 Pfd.; Weizen 6 modii, 16 Ochsen, 50 Schafe, 3 Pferde. 

8 ) In der schon erwahnten Wagenremise findet sich auch ein Gemalde, 
wieder einen betenden Abt vorstellend, mit der Inschrift: Anno D. 1364 XIV. 
Kal. Dec, das tibrige ist unlesbar, offenbar bezieht sich aber das ganze auf 
Abt Heinr. — Einige unter ihm gemachte Stiftungen seine noch erwahnt: Albert, 
Pleban von Gmunden, schenkt den Hugucio de copia verborum, 1348 die Wittwe 
Hadmar's von Waldeck 3 Pfd., 1355 werden 8 Pfd. zur Stefanskapelle ge- 
stiftet ; ebenso erwahnt das Necrol. des Ruger, judex von Peuerbach 27. Juli, 
Ludwig Stein von Passau 23. December, El is. Flusshart von Wien, Ulrich von 
Falkenstein 27. September. 

4 ) Das Necrolog. von Wilhg. erwahnt ihn VIII. Id. Dec, das von E. am: 
VII. Id. Dominus Andreas abbas in Wilhering et quondam VII. abbas et filius 
ecclesie hujus in Christo devotus; vgl. auch Stiilz 1. c. S. 444. — Die Synops. 
lasst den Andreas schon 1366 sterben, erwahnt seine Berufg. nach Wilhg. gar 
nicht, die Series theilt dem A. Petrus (nach Heinrich) 2 Jahre, die Synops. bloss 
I Jahr zu ; die Ser. sagt von Andreas : ad sesqui annos regnavit, dein vocatus est in 
Willering. 



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zu Aschach, der Stiftung des Horzinger Waldes sammt WieSen ; l ) 
1373 stiftet Weickard Lewzenrieder.-) Pfarrer zu St. Paul in 
Passau 1 Haus vor der Briicke am Inn und noch 2 andere 
Hauser, 1376 Heinrich Pfarrer von Natternbach das von ihm 
erkaufte Gut Her meting (in der Gemeinde Neukirchen a. Wald 
Pfarre Natternbach), 8 ) Joh. Chrispelstatter gibt a. 1378 eine 
Muhle zu Niedrist bei Freiung (ein Markt, 5 Std. nordl. von 
Passau) und das Gut Oberschaid (Obergschaidergut auf der 
Inleiten) in St. Severini pfarre am Schartenberg (Pf. Schartenberg) 
gelegen und im selben Jahre 1378 macht Bischof Albert HI. 
von Passau diese Giiter, da sie Lehen von Passau waren, ledig 
und frei:*) noch a. 1378 werden 2 Giiter in Hueb (in der Pf. 
Esternberg nachst Schergeneck) von Friedrich Kraft,*) Consul 
und Mauthner in Passau, gestiftet. Abt Peter kaufte das von den 
Oedern a. 1361 dem Kloster Engelszell werpfandete Gut zu 
Gschwendt a. 1366 (?) um 31 Pfd. von Heinrich dem Oeder 
sammt den Lehen, das Gottfried B. v. Passau darauf hatte, 
der auch den Kauf bestatigt haben soil; 6 ) 1370 kauft P. den 
Hof zu Hugendorf (Hundorf in d. Pf. Waldkirchen a. Wesen), 
a. 1376 kauft das Kl. E. einen Weingarten zu Nussdorf 7 ) um 



') Vielleicht dass noch Zustiftungen erfolgten, es wurde ausser der missa 
quotid. noch am 27. Mai ein feierl. Jahrtag fur die Schauenberger gehalten : an 
diesera Tage sollte I Schaf Korn verbacken und unter die Armen vertheilt 
werden. 

*) Das Necrol. erwShnt ihn am 18. Oct. und auch der Wentla, uxor Ulrici 
Lewzenrieder, qui dederunt XX. tal. den. item calicem, ut cum dicto anniversario 
habeant unam missam septimanalem ad altare s. Annae. 

3 j Das Necrol. 9. Dec. Heinr. .. qui legavit nobis bona valoris plusquam 
300 tal. perpet. annivers. — Spater wurde der Jahrtag in der missa quotid. mit 
einbegriffen 

4 ) Das Necrol. 20. April Joan. Chr. confrater noster item Frid. Schenk, 
cooperator praedictorum beneficiorum. 

6 ) Das Necrol. 10. Mai und 10. Februar: Chunegundis, uxor d. Frid. dicti 
Kraft. Ein Nicol. Kraft, Burger zu Passau stiftet sich a. 1370 einen Jahrtag mit 
einera Weingarten zu Klosterneuburg. 

•) Aber B. Gottfried war bereits a. 1362 gestorben. Im Statth. Archive 
Linz ist die Copie der Stiftung eines Jahrtages fiir B. Gottfried von Passau auf 
den 9. Marz der fur Kl. E. a. 1369 die 2 Giiter zu Grueb gestiftet habe; das 
Necrol. Eng. hatzum 16. Sept. f Gottfried de Weizzeneck, ep. pat., qui dedit nobis 
2 bona in Grub ex altera parte Danubii pro annjvers. perpetuo. Es scheint also 
kein Zweifel zu sein, dass B. Gottfried II. gemeint ist, es ist aber jene Jahres- 
zahl 1369 unrichtig, aber ebenso unrichtig die Angabe der Synops. p. 46, dass 
B. Gottfried obigen Kauf unter Abt Peter (1365 oder 1366) bestatigt habe, 
auffallend ist aber, dass die Synops. p. 46 ad an. 1369 sagt: Anno (1369) 
Al be rtus Ep. P. donavit 2 praedia in Grueb; vielleicht hat B. Albert die Schenkung 
seines Vorgangers Gottfried bestatigt oder vollzogen. 

7 ) Genannt das Briickl (Nussbachl), diente 2 Urnen Wein, a. 1376 soil das 
Kl. E. 2 GUter zu Hueb bei Esternberg gekauft haben (Synops. p. 47), allein 
das Necrol. sagt 10. Mai, dass Fried. Kraft 2 Giiter in (Tann) Hueb bei Est. gestiftet 
habe; vielleicht waren es doch andere. 



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— 145 — 

60 Pfd., a. 1377 das Gut Pimmeslehen (Pimmeslehnergut in d. 
Pf. Waldkirchen a. Wesen) um 20 Pfd. und a. 1379 kaufte der 
Abt ein halbes Gut zu Sundorf (Sonndorf bei Schorgeneck Pf. 
Esternberg), 1 ) nachdem das Kl. E. dessen andere Halfte schon 
fruher erlangt hatte. Von Bischof Albert III. v. Passau erlangte 
Peter die Bestatigung der von den friiheren Pass. Bischofen ertheilten 
Privilegien, Mauthfreiheiten und a. 1372 und Bischof Albert 
erteilte dem Kloster E. Schutzbriefe gegen die Uebergriffe und 
Bedriickungen der Pfleger der benachbarten Passauischen Herr- 
schaft Viechtenstein ; Herz. Albrecht (III.) bestatigte a. 1379 
alle Giitererwerbungen des Kl. Ein noch vorhandener Grabstein, 
der die Jahreszahl 1377 weist, erwahnt eines Stephan von 
Pram, 2 ) der dem Necrolog. zufolge 60 Pfd. dem Kl. schenkte. 
In diese Zeit beilaufig diirften auch die Schenkungen zu versetzen 
sein, die das Necrol. erwahnt: 27. Oct., mag. Heinrich, decanus in 
Anaso (Ens) can. Pat. (Heinrich Sachs 1347— 66), qui dedit XIII. 
lib. ; Planckl capellan. ccclesiae cathedr. Patav. der c. 1 368 dem 
Kl. E. einen Weingarten in Klosternenburg vermachte, 8 ) dann 
3. Juni Syboto (Seibot) Weniger, Burger v. Passau, der den 
Altar zu Ehren des hi. Geistes errichten liess ; 4 ) Ulrich Weiden 
hoiz und seine Frau Katharina (31. Aug.), die 100 Pfd. fur 
eine ewige Messe in der hi. Dreifaltigkeitskapelle stifteten; am 
30. Juli Joh. de Truna (Traun), der 23 Pfd. schenkte und im 
Necrol. promotor et fautor noster praecipuus heisst. 6 ) Hie und 
da mag jedoch A. Peter auch in augenbiickiicher Bedrangniss 



i) A. D. MCCCLXXVII. IX. Kin. Septeb , o. dnus. Stph.'s. d. pram, (also 
ganz gleich rait dem Necrol., das sagt: 24. Aug. St. de pram, dedit 60 tal. den. 
Diese Edlen von Pram scheinen auf dem bei Andorf gelegenen Mayrgute Hebets- 
pram (Eberhardspram) gesessen zu sein u. kcinnen ofter in den M. B. vor. 

J ) Necrol. 5. August: Ulricus, dictus Planchel, civ. patav. Elisabet uxor 
ejus, dom. Waltherus sacerdos filius coning qui dederunt nobis vineam medii 
jugeris Newnburge sitam etc. 

3 ) Vielleicht beziebt sich hierauf ein noch vorhandenes, theilweise iiber- 
tiinchtes Gemalde, welches einst schon gewesen sein muss, mit der nur in Bruchstuclcen 
lesbaren lnschrift : O Adonai, salves animam nicolai . . . qui velut hie Syboto 
lapide contegit. . . . 

4 ) Das Necrol. erwahnt auch seiner Frau: Dorothea uxor ejus, que dedit 
nobis ornatum, missale de sameto sufficienter decoratum, nacione de Valchenstain. 
Dieser Graf von Traun ist Johann Graf von Traun und Dorothea seine zweite Frau, 
eine Grafin von Falkenstein. Er erscheint a. 1362 als Hauptmann Ob der Ens, 
dann als Hauptmann zu Freistadt und a. 1376 im Stiftbriefe fur das Beneficium 
Traun bei Linz (Consist. - Archiv Linz und Pfarrarchiv Traun) erscheinen er und 
seine Frau Dorothea als Stifter jenes Benefic. Demzufolge ware es nicht richtig, 
dass er 1369 gestorben sei, wie bei Hoheneck II., 691 zu lesen. 

6 ) Schade, dass so wenig Grabsteine mehr vorhanden sind, aus diesen 
waren doch Todesjahr und Tag mehrerer Aebte zu entnehmen ; vielleicht fanden 
sich in manchen herrschaftl. Archiven Urkunden, die liber diese so dunkle Periode 
Engelszell's ein Licht verbreiten konnten. 

10 



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— 146 — 

gewesen sein, da er z. B. a. 1372 das Gut zu Stainzing (viell. 
Stenzen in der jetzigen Pf. Aegidi oder in der Pf. St. Agatha) 
verpfandete (um 14 Pfd.); hingegen wurde dem Kl. E. a. 1376 
das Gut Braitenau (Pf. Aegidi) um 15 Pfd. und a. 1377 das Gut 
zu Vierling um 12 Pfd. verpfandet. — Ob Abt Peter, der a. 
1373, 2. Febr., dem Abte Johann v. Wilhering bei der Visitation 
Hohenfurt's und bei der Wahl des neuen Abtes Otto assistirte 
(Fontes 23, 156 und Stulz I. c. 53, 1), etwa nach 1379 resignirte 
oder als Abt starb, lasst sich aus Mangel an Urkunden und 
sonstigen Belegen nicht ermitteln; 1 ) ja uberhaupt ist uber die 
Regierungsdauer und die Thatigkeit insbesondere der nach- 
folgendenAebte Nicola us I. (1380-84?), Petrus 11.(1386—96), 
Marquard (1396—97), Leutold (1397 — 1406?) und Ulrich 
(1406? — 1415) wenig sicheres bekannt. 

Unter Nicolaus I. stiftet a. 1380 Leop. Tummayr, Propst 
von d. Inbriicke zu Passau ein Gut zu Niedergschaidt (auf der 
Inleiten in der Pf. Schardenberg) und a. 1384 erlangte dieser 
Abt von Bisch. Johannes -) von Passau die Bestatigung der 
vom Pf. Heinr. von Nat tern bach gemachten Schenkung des Gutes 
Hermeting. Die Ser. abb. lasst den A. Nicol. I. a. 1386 sterben, 
das Necrol. gibt den 30. Sept. als Sterbetagan, vielleicht resignirte 
er fruher. 3 ) Nach ihm erscheint ein Abt Petrus (II.), von dem 




1 ) Auch das Necrol. erwahnt seiner: Non. Febr. rever. pater et dom.Joan. 
ep. Pat. eccles., a quo habemus prediura in Hermeting; die Stiftung scheint erst 
a. 1384 in's Leben getreten zu sein, daher im Archive der k. k. Statth. einfach 
1384 als Stiftungsjahr angegeben ist. 

2 ) Im Museum Fr. Carolin. in Linz ist ein schdnes Siegel von einem Abte 
Nicolaus v. E., wahrscheinl. von dem oben angefuhrten; es ist ein Spitzsiegel, das 
Materiale ist rote Siegelcrde; die Schrift sind gothische Uncialschrift, ziemlich gut 
erhalten. In der Mitte ist die ganze Figur eines Abtes stehend, mit unbedecktem 
Haupte, den Abtstab in der rechten, das (Regel) Buch in der linken. Die In- 
schrift lautet: S. (welcher Buchstabe aber fast ganz beschadigt ist) Nicolai Abb' is. 
Cella Angelor. Zwischen den einzelnen Worten sind Sternchen; auf der Ruckseite 
des Siegels ist die Jahreszahl 1382 angebracht, wohl von einem der Custoden des 
Museums. — Dass Nicol. resignirt habe, scheint daraus hervorzugehen, dass er 
im Necrolog einfach venerabilis senior genannt wird, was allerdings von Aebten, 
die in ihrer Wiirde activ stehend gestorben sind, gebraucht wird, aber auch mit 
Vorliebe bei resignirten Aebten vorkommt; auch aus der VVeise der Eintragung 
des Namens Nicol. im Necrol. scheint hervorzugehen, dass er erst nach 14 19, 
dem Abfassungsjahre des Necrol., gestorben sei. 

8 ) So verleiht er a. 1378 einem Burger zu Krems I Joch Weingarten auf 
dem Wartberg zu Erbrecht gegen jahrl. Dienst von 4 Pfg. zu Michaeli und 
3 1 2 Sch. zuKolomanni; ebenso verpachtet er einen Weingarten in Thymdorf an 
Jacob Leubser um jahrl. */, Pfd. zu Martini; a. 1395 vergibt er den Weingarten 
in Krottenbach zu Leibgeding gegen 12 Sch. Dienst zu Michaeli in den Ekigels- 
zeller Hof in Heiligenstadt; verleiht den Weingarten Schreiber in Gedersdorf 
(zwischen Krems und Gobelsburg) zu Leibgeding und ein Gut in der Lengau zu 
Erbrecht, verkauft a. 139 1 einen Weingarten in Krems auf Leibgeding und 
gewinnt einen Streit gegen Heinr. Preiss wegen des Gutes Grueb; 1393 
wird an ihn das fi. Gut zu Gschwendt um 34 Pf. verpfandet und 3 Weingarten 
zu Nussdorf. 



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— 147 — 

doch einiges urkundlich beglaubigte angefiihrt werden kann, im 
ubrigen sind wir meist auf die zum Theile unsicheren, sonst allerdings 
auf zur Zeit der Abfassung noch vorhandene Originalien und 
Copien des Archives sich stutzenden Angaben der Synopsis 
von Abt Heiland angewiesen. Das, was diese Synops. iiber 
.Petrus (II.) berichtet, bezieht sich meist auf Kaufe, Verpachtungen x ) 
u. d. gl. Zwei mehr erwahenswerte Stiftungen unter diesem Abte 
geschahen a. 1392 von Joh. Geiselberger 3 ) mit den 2 Giitern 
Monchsode (Miinichsodergut in der Pf. St. Agatha) und Aigen 
{solche gibt es in der Pf. Stroheim, Eferding, Freinberg bei 
Passau u. s. w.) auf 2 Jahrtage und am 21. Sept. 1365 nimmt 
Abt Peter und Convent von E. den Pfarrer Friedrich Schnabel 
von Wels fur ein Geschenk von 20 Pfd. und eine Postille in die 
Confraternitat auf. Eines durch seine kirchl. Stellung sowie durch 
seine Schicksale bemerkenswerthen Wohlthater's, der um 
diese Zeit gestorben sein diirfte, erwahnt das Necrolog zum 
14. April: Hermannus Digni Decanus et electus ecclesie 
Patav. hie in choro nostro sepultus. 3 ) Abt Petrus starb 
nach dem Necrol. a. 1396 XI. Kal. Mart. 19. Febmar. Nach 
Hoheneck's Geneal. I. 86 war der Grabstein dieses Abtes zu 
dieser Zeit (1727) noch vorhanden (jacet in capitulo sagt die 
Series). Nach ihm fuhrt das Necrol. einen Abt Marquardus als 
an Idib. Maji 1397 verstorben und als 9. Abt auf, den weder 
die Series abb. noch die Synops. als Abt gelten lassen. Auf 
diesen folgt dann Leutold. 

(Fortsetzung folgt im n&chsten Hefte.) 



mC* Die fur diese Abtheilung fallige Fortsetzung von: » Lindner: Die 
Schriftsteller O. S. B. im heut. Konigr. Wiirttemberg,« folgt mit nachstem 
Hefte. Die Red. 



*) Das Necrol. erwahnt seiner und seiner Frau Agnes am 5. Febr. und 
sagt noch: dedit nobis unam casulam et calicem decenter deauratum et 2 tal. 
reddit. in molendino dicto am Strewsen. — Die Geiselberger stammen aus der 
Pf. Engertsheim in Niederbayern. Ausserdem fallen in diese Zeit noch folgende 
Wohlthater im Necrolog: 28. Juli Andreas von Heiligenstadt (Pertha, dein 
Oisla nxores), Gerung filius, qui dederunt nobis vineam et domum in sancto loco ; 
item Otto dictus Caseator, Margarita uxor ejus, Elisabeth filia eorura, qui dederunt 
nobis domum et vineam in loco sancto (Heiligenst.), 12. November Petrus Hager 
miles (war Pfleger in Viechtenstein). 

a ) H. Digni erscheint nach Hansiz I. Corll. VIII. schon a. 1374 als 
Domdechant; er wurde a. 1387 (Hans. I., 484) zum Bischof gewahlt, der Papst 
hatte aber Rupert Herzog von Berg das Bisthum zugedacht. endlich resignirte 
Digni, der die papstl. Confirmation nicht erhieit, Rupert (1388 — 1 390 Bisch. von 
Passau) kam dann 1 390 als Bisch. nach Paderborn. 

8 ) Daher erscheint Marquard auch bei Hoheneck I. 86 nicht, da er die 
Reihe der Aebte von Abt L. Heiland, dem Verf. der Synops., mitgetheilt erhieit. 

10* 



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— 148 — 



Aus dem Sonettenkranze : „St. Benedict und sein 

Orden" 

yon P. Franz Sales Toman ik, O. S. B. aus Stift Martinsberg in Ungarn. 
(Fortsetzung aus Heft II, Seite 430.) 

(24.) Dom der Christenheit 
nach Leo's und Carl's Entwurf. 
Das Blut des Martyrs*) hat das Fundament geweiht, 
Auf dem des Reiches tausendjahr'ger Bau entsteht : 
Des heil'gen Ordenssohnes, Papst Leo's Gebet, 
Carl's Krdnung legt den Grund zum Dom der Christenheit. 

Ein Weltdom soil es werden, wie der Erdball weit, 
Wo jedes Volk dem Herrn und Heiland huld'gen geht, 
Sein Geist in Leben Kunst und Wissenschaften weht, 
Und heil'ger Frieden eint, was Leidenschaft entzweit. 

Ob alien Kronen sollte diese Krone schweben, 

Und der nur tragi sie, welchem sie der Fapst gegeben ; 

Des Kaisers Macht sollt die des Papstes unterstiitzen, 

Das Wohl, der Christenheit Verbreitung fordern, schtitzen, 
, Bis die Verheissung unsers Herrn erfiillt auf Erden: 
Es wird einst nur ein Hirt und eine Heerde werden. 



(25.) »Unser Carl.* 

War' bis zur Kreuzesblurae dieser Bau geschossen, 
Und hatt' der beiden Spitzen Einheit stets gewahrt : 
Die Welt war' christlich und der Glaube unversehrt, 
Und Kampf und Spaltung waren nie hervorgesprossen. 

Voll Segen war' die Zeit, voll Harmonie verflos'sen. 

Und holde Bltithen waren jedem Reich bescheert, 

Wenn jeder Ftirst die heil'ge Kirche so verehrt 

Wie Carl, von hehrem Lichtglanz ew'gen Ruhms umschlossen. 

Er nahm die Priester in den Rath und mit in Krieg 
Der Hilfe des Gebets, des Seelenheiles willen ; 
Bekehrung seiner Feinde war sein schon'rer Sieg. 

Aus Klosterstiftungen erbltihte Heil im Stillen. 

Den Sohnen Benedicts war er voll Liebe zugewandt, 

Von ihnen ward er dankbar »unser Carl* genannt. 



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*) Wynfrid — Bonifacius. 



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II. Abtheilung : Mittheilungeo. 



Welchen Werth hat fur uns das Studium der 
neueren Philosophic? 

Mit Bezug auf A. Stockl's Geschichte der neueren 

Philosophic 

(Von Dr. Carl Braig, Stadtpfarrer in Wild bad, WUrttemberg.) 

In Nord und Slid klagt man, dass die neueste Wissenschaft 
mit idealer Unfruchtbarkeit geschlagen sei ; die Lehrer wissen 
kerne nachhaltige Begeisterung bei den Lernenden zu wecken. 
Auf vielen Seiten und an massgebenden Orten wird der Grund 
hiefur in dem Umstande gefunden, dass die Untersuchungen viel 
zu ausschliesslich an der Oberflache des Formellen verlaufen. 
Statt dass ein geschlossener Gedankencomplex dem Sch tiler zur 
Aneignung geboten wird, qualt man ihn ab mit Einzelheiten und 
Aeusserlichkeiten. Beim Aufkommen des »Kriticismus« durch Kant 
waren noch Ideen der Gegenstand des Zweifelns und Fovschens. 
Heute legt die Kritik den Nachdruck auf die Genauigkeit, deren 
Bild in den sauber ausgefuhrten Linienfiguren und dem Zahlen- 
netze des Kalkiils dargestellt ist: die linienhafte Beschreibung des 
Aeusseren muss oftmals die Erklarung des Wesens ersetzen; die 
H&ufung von Nominaldefinitionen soil den Mangel der Real- 
definitionen verhiillen. Seitdem sind die Kometensehweife der 
Meinungen, welche die grossen Licht- und Mittelpunkte des 
wissenschaftliehen Gedankens umkreisen, das vorziiglichste Beob- 
achtungsgebiet. Der ziinftige Gelehrte muss seine Ansehauungen 
in die Ansichten der Vor- und Mitwelt einspinnen, und er 
thut dies oft um so lieber, je leichter er dadurch verbergen 
kann, dass er es zu einer eigenen begrundbaren Anschauung 
nicht zu bringen vermag. Wenn eine tiefere Frage zur Sprache 



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— 150 — 

kommt, wird kaum mehr gewagt als eine Gegeneinanderstellung 
der hierauf beziiglichen Ausspriiche grosser und kleiner Geister. 
Je genauer die einem Problem zugehorigen Antworten aus den 
Schriften der Gewahrsmanner ausgeschieden, je fasslicher sie zu 
einem eigenen Buche mit neuer Form und altem Inhalt verwoben 
werden, desto »wissenschaftlicher« ist das Verfahren. Man nennt es 
das historiseh-kritische Beweisverfahren. Dasselbe erblickt 
die Forderung des Wissens nicht so fast in der Geltendmachung 
neuer Gesichtspunkbe, als vielmehr in der Verwerthung und 
Verallgemeinerung der vorgefundenen I/>sungen und Losungs- 
versuche. Es ist in der That richtig, dass, wer etwas Brauchbares 
schaffen will, sich auf den soliden Bolen der Geschichte stellen 
muss, indem er von ihren Errungensehaften und Irrungen lernt. 
Ohne die Geschichte der betreffenden Wissenschaft gibt es keine 
Wissenschaft mehr: die Geschichte speciell der Theologie und 
Philosophic genauer die Geschichte jedes einzelnen Zweiges 
derselben. ist zu einem unentbehrlichen Theil des philosophischen 
und theologischen Systems geworden. 

Gleichfalls aber ist es ohne Beweis richtig, dass der 
WissensstofT unter der historisch-exakten Behandlung ins Un- 
geheure anschwillt, und dass hierin, wenn kein Gegengewicht 
geschafien wird, eine verderbenbringende Gefahr liegt. Der Druck 
des Rohmaterials muss den auffassenden Geist schadigen. Zumal 
unter padagogischem Gesichtspunkte muss die Ueberlastung des 
noch unselbstiindigen Denkens wirken wie verheerendes Gilt 
Wenn nicht die im Wesen der Erkenntnisskraft gelegenen Gesetze 
und Normen, durch welche Licht und Ordnung in das Chaos von 
Eindriicken und Vorstellungen gebracht wird, als die unverruck- 
baren Sterne des Erkennens dem Lernenden in's klare Bewusstsein 
erhoben werden, dann mussen die Gesetze lahm oder abnorm 
werden in ihrer Wirksamkeit. Denn sie sind lebendige, wachsende, 
nicht blinde, durchaus fertige Krafte. Ohne deren Disciplinirung 
bleibt es dunkel im Geist, oder es geistert das Irrlicht der Viel- 
wisserei zugellos diu*ch die aufgehauften Massen. Zwar liebt man 
es. auf den »gesunden Menschenverstand* zu verweisen. Nicht 
bloss im Lager der alten Aufklarung. nicht bloss in jenem des 
seichten Materialismus, sondern uberhaupt dort, wo man den 
Unterschied von Multum und Multa nicht mehr fasst, traut man 
dem »gesunden Sinn< zu, dass er ohne Dressur sich zurechtfinden 
werde. Solches aber kann nur der Mangel an philosophischer 
Selbsterkenntniss thun. Diese psychologische Oberflachlichkeit ist 
gleichwerthig mit jener moralischen Leichtfertigkeit, welche die 
»gesunde Sinnlichkeit« sich selbst uberlassen will, bauend auf 
den »guten« Menschen, der in seinem dunklen Drange des rechten 
Zieles sich wohl bewusst sei. Der gesunde Menschenverstand ist 



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— 151 — 

eines der Hauptargumente, mit welchen die nackte Kritik ihre 
Blosse. das Fehlen sachlicher, philosophisch fassbarer und pada- 
gogisch verwendbarer Griinde zu verhiillen strebt: die gesunde 
Sinnlichkeit wird, nach Gothe's Vorgang, durch das bekannte 
Zwitterding in der Literatur. durch die romanliafte Sehonrednerei 
des popularen Vortrags gepflegt, welche weder Kritik noch Philo- 
sophic, sondern hochstens die Schnitzeleien akademiseher Stil- 
ubungen zu bieten weiss. 

Indessen, nieht bloss in padagogischer, sondern auch in 
prineipieller Hinsicht ist die historisch-kritische Methode fur sich 
allein unzulanglich. Einer ihrer Vertreter erorterte einmal die 
Frage von der unwiderstehlich wirksamen Gnade (gratia irre- 
sistibilis, physice determinans), welche der hi. Augustin in seinen 
spateren Schriften vortragen soil. Der Herr Professor verlangte 
nun, dass von den verschiedenen Ansichten iiber die Wirkungs- 
weise der gottlichen Gnade (Thomismus, Molinismus) vollig 
abgesehen werde. Er erklarte. ganz vorurtheilslos, wie er sei, 
bekummere er sich dariiber gar nicht, wie die Sache selbst, die 
Freiheit in den geschattenen Wesen (causae liberae secundae) 
gedacht werden miisse. Er sondere, kritisch genau, Augustin's 
Ausspruche iiber die (rnade, gruppire sie reinlich und weise 
dann jedermann darauf hin. wie der BegrifT der unwiderstchlichen 
Gnade als augustinischer (inadenbegriff herausspringe. und wie 
alF dies fur den gesunden Menschenverstand, wenn er folge, ganz 
unwidersprechlich sei. — Solch' ein Vorgehen bekundet einen 
auffallenden Mangel an logischer Durchbildung des Geistes. Oder 
kann es fur jemand zweifelhaft sein. dass die Entscheidung, ob 
Augustin spiiter dem freiheitsfeindlichen GnadenbegrifT das Worl 
rede, unmoglich, ist ohne das Eingehen auf die augustinische 
Freiheitslebre in ihrer theologischen Gestaltung? Und ist es 
nicht ausgemacht, dass die theologische Auseinandersetzung 
liber die Freiheit nicht gewiirdigt werden kann, ohne dass die 
philosophischen Elemente des FreiheitsbegrifTes uberhaupt erfasst 
sind und beigezogen werden? Ueberhebt sich der vFachmann* 
der Miihe. ein griindliches Verstiindniss der Stamm- und Leit- 
begriffe des menschlichen Denkens zu gewinnen. diese Aufgabe 
dem hiefur bestellten Fachmanne zuschiebend, dann ist es nicht 
anders als naturlich, wenn er als Kritiker, unter dem Eindruck 
einer vorgefassten, logisch unbegrtindbaren Lieblingsmeinung, aus 
den >historisch gewiirdigten< Ausspriichen eines Schriftstellers ganz 
verkehrte Dinge herausliest. Das Pochen auf den »klaren< 
Wortlaut ist nicht minder blod und eitel als die Berufung auf 
den gesunden Verstand. Die gott- und geistfeindliche Denk- 
richtung hat von letzterem soviel eingenommen, dass sie darob 
die gesunde Besinnung verlor. Sehen wir ab von dem Damon 



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— 1B2 — 



des bosen Willens, der allerdings weite Kreise der wissenschafl 
lichen Welt beherrscht, so mtissen.wir sagen: es ist der Mangel 
einer philosophischen Schulung des Geistes, was die heutige 
Wissenschaft, zumal die Geschichts- und Naturkunde, sehr oft 
und in den wesentlichen Dingen das Gegentheil von dem That- 
sachlichen »erweisen« lasst. Darwinismus und Materialismus und 
andere Ausgeburten einer gnostischen Phantasie wiiren unmoglich, 
die Redlichkeit des Willens vorausgesetzt, wenn die Strenge eines 
philosophisch geiibten Denkens die logischen, metaphysischen, 
religios-sittlichen Ideen vor Entwerthung uberall geschiitzt hatte. 
wenn Werth oder Unwerth der asthetischen und moralischen 
Meale und zumeist der geschichtlich vorliegenden Gottesvorstel- 
lungen nicht launenhaft abgeschatzt wiirden. — Man ereifere sich 
nicht allzusehr diesbezuglich, sagt ein Professor: Das Herz hat 
oft seine Griinde, welche die Vernunft nicht kennt. In witzlosem 
Deutsch wollte auf die franzosische Raison angespielt werden. 
Aber soil, weil das bose Herz seine Praxis nicht andert, auch 
noch einer denkscheuen Praxis des Kopfes das Wort geredet 
werden ? 

Man begreift leicht, dass der gerugte philosophische Mangel 
des ausschliesslichen Kritisirens sich noch einmal in padagogischer 
Ifinsicht fiihlbar machen muss. Wer vor dem Lernenden nicht 
mehr gibt als Kritik nebst zahlen- und buchstabenmassiger Kritik 
der Kritik, der erweckt nur zu leicht den Schein, als ob ihm 
ein giltiger Massstab der Beurtheilung iiberhaupt fehle. Entweder 
geht nun die Achtung — von dem wissenschaftlichen Interesse 
gar nicht zu reden — vor einem solchen Lehrer verloren bei 
den Jungeren, oder der AutoritatsbegrifT wird ganz dem Skepti- 
cismus geopfert. Wenn der WissensstofT dem Schiiler und 
besonders dem akademischen Burger in der inneren Hilflosigkeit 
des roh Thatsachlichen geboten wird; wenn die Mittel und 
Methoden, wie der aufgezwungene Besitz in geistiges Eigenthum 
umzusetzen, welche Bedeutung dem Thatsachlichen thatsachlich 
(und nicht willkurlich) zu unterlegen ist, nicht genannt werden 
oder von der Unsicherheit des Kritikers nicht genannt werden 
konnen: wodurch ist da der Ge<1anke noch abzuwehren in dem 
gahrenden Geiste des Lernenden, dass eine sichere Erkenntniss, 
eine unbezweifelbare Li>sung der wissenschaftlichen Grundfragen 
am Ende wohl unmoglich sei ? Es ist aber durchaus verhiingnissvoll, 
den Stachel des Zweifels in ein hoheres Studium, wie Dogmatik 
oder Moral, mithinubernehmen zu lassen. Gar auf die Glanbens- 
pflicht sich berufen, wo nach apostolischer Vorschrift begriindetes 
Wissen zu vermitteln ist, heisst, von dem »gesunden Menschen- 
verstand* zum Fanatismus weiter gehen. Er aber ist immer 
geistige Knechtung, und deren Gefahren fur den einzelnen Charakter 



n 



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— 153 — 

wie fur das wissenschaftliche Gesammtbewusstsein lassen sich am 
allerwenigsten durch die gewaltthiitige Kritik heben, die wiihnt. 
es sei uber eine Schwierigkeit nichts mehr zu sagen, wenn sie 
nichts mehr zu sagen weiss. Einer der ersten Apologetiker 
in der Gegenwart (Hettinger) verlangt gegen die charakterlose 
Verflachung, gegen die Seuche der Zweifelsucbt und gegen den 
rechthaberischen Hochmuth der Wissenschaftlichkeit, dass die 
Jugend nicht mit dem Sandregen der Kritik uberschiittet werde. 
In der guten Zeit wurden vollendete Gebilde aus den Marmor- 
quadern gehauen; Staub und Budera blieben in der Werkstatte. 
Heute bemiiht man sich, die kritisch-exegetischen Sandabfalle 
wohlsortirt um theueres Geld anzubringen; zur harmonischen, 
reinen Gestaltung des wissenschaftliehen Gedankens will Zeit und 
Kraft nicht mehr ausreichen. Das Hochste aber zu erstreben. 
verlangt nicht bloss der Geschmack, sondern ist in gleicher Weise 
gebuten von der Biieksicht auf den Werth der Wissenschaft und 
auf die Gesundheit ihrer Entwicklung. Das Hochste zu erringen. 
gelingt nur dann, wenn wieder von unten herauf mit einer 
tuchtigen Schulung des Geistes begonnen wird, wenn die ersten 
BegrifFe des Denkens klar erkannt und iiber all als das Werth- 
und Normgebende anerkannt werden. 

Ist die bisherige Ausfuhrung zutreffend, dann hat sie die 
principielle Nothwendigkeit und den padagogischen Werth des 
philosophise hen Studiums uberhaupt, sowie dessen I'flicht- 
massigkeit, erwiesen. Es sei noch ein Excurs gestattet. 

Was keinen idealen Sinn hat, sagt einer der sinnigsten 
modernen Philosophen (Hermann Lotze), das existirt nicht ; denn kein 
Ding ist nur dazu vorhanden, Beispiel eines starren, ideenlosen 
Gesetzes zu sein. Dessgleichen, was im Gebiete der Erkenntniss 
keine ideale Bedeutung hat. das ist nicht werth zu existiren und 
gelernt zu werden. Den idealen Gehalt nun alles naturlichen 
Wissens herauszustellen, ihn dem Geiste zu verdeutlichen und 
gegenwartig zu crhalten, in dieser Art Bearbeitung und Heraus- 
ai-beitung der BegrifTe zu sein, das ist die Aufgabe der Philosophic 
Dieselbe ist in ihrem leMen Grunde mehr sittlicher als scientifischer 
Natur. Das Ziel, auf welches sie ausgeht, lasst sich aus 
den Worten verstehen: »Ex uno verbo omnia et unum loquuntur 
omnia: cui omnia unum sunt, et qui omnia ad unum trahit 
et omnia in uno videt, potest stabilis esse et in Deo pacificus 
permanere.« 2 ) Es ist ersichtlich, <iass die Philosophic dieser ihrer 

*) Imit. Christi I., 3. Vf. weiss recht ^ut, dass viele „Fachleute u lUcheln, 
wenn sie das g-oldene Buch als philosophische Auctoritat angerufen sehen. 
Weit n wis8enschaftlicher u erscbeiut es heute, ttber Verfasser und Entstehungszeit 
eines Werkes zu kritisiren, als das Werk selber zu lesen. Aber wir scheuen 
nns keineswegs zu sagen, dass ganze Bande von ^Kritik" werthlos sind im 
Vergleich zn dera einzigen Satze: „Non qnaeras, qui 8 hoc dixerit; Bed quid 
dicatur, attende." Imitatio I. V. 



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— 154 



Aufgabe nicht gerecht werclen kann, wenn sie zur Brodwissenschaft 
herabgesetzt wird. Sie ist in dieser Hinsicht nicht minder 
empfindlich als die Theologie, welche Selbst- und Seelenmonl 
begeht, wenn Gelderwerb ihr Ziel geworden. 

Schreiber dieser Zeilen hatte Gelegenheit, den dermaligea 
Stand der philosophischen und apologetischen Forschung in Oester- 
reich und Deutschland so ziemlieh kennen zu lernen. Die neudeutsche 
Denkrichtung. vornehmlich jene von der Farbe des Hegelianismus, 
hat oie Schuld, dass die Philosophie fast um alien Credit gekoinmen 
ist. dass das Denken im 19. .lahrhunderte sich beinahe todtmud ge- 
arbeHet hat. Die Philosophen von heute uben so gut wie keinen 
Einflu^ auf die Gestaltung des wissenscha ft lichen Lebens in weiteren 
Kreisen, gleichwie die *reine« Wissensehaft iiberhaupt von ver- 
schwindender Bedeutung fur die Praxis ist. Doch ist dies nicht 
so zu verstehen. als ob gegenwartig das Axiom : der philosophische 
Gedanke gibt den Grundton der Zeitentwicklung — alle Bedeutung 
eingebiisst hiitte. Audi dort, wo die Speculationen liber die 
»ewigen Wahrheitcn* als kindische Versuche dem Kindheitsalter 
des Geistes iiberwieson werden, ist es immer noch eine gewisse 
L e b e n s p h i 1 o s o p h i e. welche den Charakter des Zeitbewusstseins 
bestimmt. Man spottet Tiber die graue Theorie entweder nach 
epikuraischer oder nach stoischer Lebensart. oder man huldigt 
der neuen Mode des Pessimismus : man klagt liber das Elend 
des Daseins und man ubt Selbstverleugnung, indem man das 
Dasein durch die feinste Berechnung auszubeuten sich bemiiht. 

Einigermassen tiberraschend ist es dem gegeniiber, im Norden 
eine Bichtung zu linden, welcher Ernst und Charakter nicht abgeht. 
Im deutschen Norden hat die Hegelei die theoretischen und 
praktischen Begrifle am meisten verwiistet. Nach dem Bankrott 
des absoluten Wissens hat hier jegliche Art von Kritik die breiteste 
Ausdehnung gewonnen. Es begann ein Heisshunger nach >ob- 
jectiver,* historischer, exacter. naturlicher Erkenntniss sich zu 
regen. Wo ehedem die Philosophie Alleinherrscherin gewesen 
durch die Macht ihres Gedankens, verlor man sich in unphiloso- 
phisches Aufstapeln roher Wissensdaten. Das ideale Streben trat 
zuriick : Naturwissenschaft und Technik sangen das Grablied dc 
»unpraktischen« Philosophie: der Materialismus wuchs heran. 
Als seine Philosophie aus den Salons in die niederen Schichten 
drang, begann hier unter alien Ideen zuerst der BegrifT der 
Auctoritat leer und nichtig zu werden, und die neue, nicht mehr 
auf philosophischem, sondern auf *exactem«, »kritischem< Wissen 
ruhende Weltanschauung ist zuletzt in die Gefahr des Social ismus 
ausgewadisen. Gerade wohl desswegen hat im Norden, im Bereich 
<ler grossten modernen Maehtfiille, die Empfehlung des philoso- 
phischen Studiums durch den Papst ihre Wirkung geausserU 



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GooqI( 



— 155 — 

Um der thomistischen Philosophie gegeniiber voraus zu sein. 
wird von Norden her Aristoteles wieder als der Philosoph x. e. 
gepriesen, und auch die Scholastik mehr beriicksichtigt. Sogar 
noeh grossere Zugestiindnisse kann man horen. (.inade und 
Wahrheit sind von uns gewichen, iiusserte sich ein Professor; 
denn eine gottlose Philosophie hat die natiirlichen Grundlagen 
derselben zerstort und den Gedanken der freien Forschung zur 
Leugnung jeglieher idealen, moralischen Auctoritat fortgetrieben. 
Nun soil Kant dem theoretischen Nihilismus steuern. Aber die 
WafTen aus der kant'schen Rustkammer sind alle zweischneidig. 
Heil und Rettung ist nur mehr zu erwarten von einer Allianz 
zweier Geisteshelden, Thomas von Aquin und — Luther. Mit 
diesem Resultate wird der deutsche Culturkampf endigen. Soweit 
der Herr Professor, der sich als »durch und durch protectant ische 
Natur* vorstellte. 

Verfasser dessen hat irgendwo hingewiesen auf die Anna- 
herung (\er katholischen und protestantisehen AufTassungsweisen 
in Retrcflf der philosophischen Studien. Namentlich hielt und halt 
er fur nothig, zu betonen. dass die hohere Wissenschaft. soweit 
sie von alexandrinischen Liebhabereien behcrrscht erscheint, 
unfahig ist. das Christenthum gegen den Ansturm der falschen 
Philosophie zu decken. Fur dieselbe, welche, nach der 
Versicherung von Ernst Renan, David Strauss und Eduard von 
Ilartmann. bestimmtsei, (lemeingut des gemeinen Volkes zu werden. 
ist z. R. die kritisch erzeugte Textesreinheit unser hi. Schriften, 
nebst alien ahnlichen Formfragen. eine unendlich gleiehgiltige 
Sache. Solch' offene Aussprache seiner Gedanken trug dem 
Verfasser eine Denunciation auf Pan- oder Semirationalismus ein. 
Man konnte glauben, heisst es irgendwo gegen ihn, das Christenthum 
ware auf die Philosophie und nicht auf die Lebre des gottlichen 
Heilandes und der Apostel und auf die Scliriften der Apostel 
gegrundet. — Solche Wendungen haben eine wissenschaftliche 
Redeutung ebenso wenig, als sie von wissenschaftlichem Streben 
eingegeben sein k("mnen. Ihnen gegenuber fruchtet auch eine 
principielle Auseinandersetzung wenig. Es gentigt. Auctoritaten 
wider sie zeugen zu lassen. »A philosophia.* sagt Leo XIII., 
» magna ex parte pendet ceterarum seientiarum recta ratio. 
Prava de divinis humanisque rebus scita e scholis philosophorum 
iampridem profe(Jta in omnes civitatis ordines irrepserunt. com- 
muni plurimorum sufTragio recepta. Cum insitum homini natura 
sit, ut in agendo rationem ducem sequatur, siquid intelligentia 
peccat, in id et voluntas facile labitur.* 

1m Risherigen haben wir den ersten Theil unserer vorge- 
nommenen Aufgabe gelost, namlich gezeigt. dass auch fur uns. 
die wir vollkommen auf dem Rorten des Glaubens uns bewegen, 



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— 156 - 

das Studium der Philosophie unerlitsslich ist. Es sei noch angefiigt, 
was Papst Leo von dem Verhaltniss der Naturwissenschaften zur 
Philosophie sagt. Denn die naturwissenschaftlichen »Fachleute« 
machen gegenwartig mit ebensoviel Anmassung als Ungeschick 
geltend. ihre Wissenschaft habe eigentlich das alleinige Recht, 
den wissenschaftlichen Charakter der Gegenwart zu zeichnen. 
Die angezogene Encyklika Aeterni Patris fuhrt aus, dass die 
Naturkunde die Aufgabe habe, durch Beobachtung und Experiment 
Facta festzustellen. Aber dabei konne man nicht stehen bleiben: 
rs miissen die Gesetze der Naturdinge, ihre Wesenheiten und 
namentlich die Principien untersucht werden, auf welchen die 
ganze Naturordnung und ihre Harmonie beruht. Das heisst: 
das letzte Ziel des Naturerkennens ist, zu wissen, oh die Allheit 
der Natur die Gottheit sei, oder ob kein Geibt dem Universum 
vorstehe, oder ob, im Gegensatze zu der pantheistischen unci 
materialistischen Naturerkl&rung, der personliche Gott Urheber, 
Lenker, Endziel der Welt ist. Gewiss hat Augustinus Recht. 
wenn er alle kosmologisehen, d. i. naturphilosophischen Fragen 
fur werthlos halt, verglichen mit der physico-thoologischen Grund- 
frage. Sie aber wird nicht gelost durch blosse Naturkunde, wie 
die grenzenlose Verworrenheit bezeugt, in welche die Natur- 
forscher gerathen, wenn sie uber Transcendentes belehren wollen. 
Hie kann so nicht gelost werden, da demjenigen, worauf hier 
alles ankommt, namlich der Fuhrung der Gottesbeweise und der 
Fassung des Gottesbegriffes, nur dialectische Mittel zu geniigen 
im Stande sind. In der wichtigsten Frage des natiirlichen Wissens 
ist also (he Philosophie allein und ausschliesslich competent. Was die 
Natur- und Geschichtskunde diesbezl'iglich beibringt, sind Hand- 
reichungen im Dienste der Philosophie. Die philosophische Dialectik 
kann die empirische Wissenscliaft in der obersten Aufgabe des 
Denkens ersetzen, aber selbsl durch keine Leistuhg des exact- 
kritischen Wissens ersetzt werden. 

Nunmehr erhebt sich die unter dem pildagogischen Gesiehts- 
punkt wichtigste Frage: welchen Werth hat fur uns das Studiura 
der neueren Philosophie? Ftihren wir uns zunachst ein 
(lesammtbild derselben vor Augen. 

Albert Stock] hat seinen zahlreichen Schriften eine 
Geschichte der neueren Philosophie folgen lassen. 2 ) Auch wenn 
man mit der Behandlungsweise Stockl's nicht einverstanden sein 
kann, darf man doch den Werth einer Arbeit nicht verkennen, 
welche zum erstenmal auf unserer Seite eine (lesammtdarstellung 



"i 



*) Geschichte der neueren Philosophie von Baco und Cartesius bis zur 
Gegenwart. Von Dr. Albert Stockl. Zwei Bande (I. Von Baco und Cartesius 
bis Kant; II. Die neueste Philosophie seit Kant. Mainz, Kirchheim 1883.) 



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157 



der philosophischen Entwicklung von Franz BaQO bis zur Gegenwart 
versucht hat. Urn so dankbarer ist soldi' ein Werk entgegen- 
zunehmen, je geringsch&tziger sicth heute weite Kreise verbal ten 
gerade gegeniiber der scbwierig.sten Geistesarbeit. In drei Haupt- 
absehnitten fiihrt Stockl die neuere Philosophie vor. Die erste 
Period e zeigt die Begriindung und urspriingliche Gestaltung des 
philosophisclien Gedankens, welche demselben im Unterschied und 
meistens im feindlichen Gegensatz zu den scholastischen Principien 
und der scholastischen Metbode gegeben wurden. In England ist 
es zunachst der Empirismus und Deismus (Baco, Herbert von 
Cherbury und Thomas Hobbes), welcher in Betreff der sinnlichen 
Dinge griindliches und in BetrefY des Uebersinnlichen gentigendes 
Wissen verspricht Das Mittel hiezu ist die reine Erfahrung, 
welche, nach der Zerstorung aller Wissensidole, durch Induction 
wahre S&tze aufstellt; denn die syllogistische Demonstration 
vermag reale Wahrheiten nicht zu bieten. Abgesehen von diesem 
methodisch richtigen, sachlich aber keineswegs neuen (irundsatze, 
hat die von Baco eingeleitete Neuorganisation der Wissenschaft 
ein brauchbares Besultat nicht geliefert. In Frankreich wurde die 
Sache grundlicher angefasst. Fussend auf der ersten und uner- 
schiitterlichen (lewissheit des Selbstbewusstseins, lehrt Cartesius 
den Inhalt der Vernunftideen (Ich, (Jott, Welt) auf geometrischem 
Weg erschliessen Der Bationalismus fand nun aber aus den 
blossen Ideen heraus keinen Uebergang zu dem materiellen Sein. 
Nachdem sich der Occasionalismus (Geulincs, Malebranche) ver- 
geblich mit der Frage nach dem Verhaltniss von Geist und 
Materie abgemuht hatte, versteifte sich das Philosophiren in 
pantheistischem Dogmatismus. Nach Spinoza ist Denken und 
Ausdehnung Eins und Dasselbe, wie Innen und Aussen einer 
Kreislinie. Nun fehlen zwar gegeniiber diesen Verirrungen, 
welche sich theilweis in's Albernen verloren, besonnenere Stimmen 
nicht. Heinrich Moore u. a. suchten platonische Elemente zur 
Geltung zu bringen; Pascal und Huetius bestrebten sich, die 
christlichen Glaubensprincipien gegen die hochmlithigen Anspruche 
der Philosophie zu vertheidigen, welche alien Wissensinhalt ma- 
thematisch zu cdnstruiren versprach; Angelus Silesius rang nach 
Vertiefung und Beinigung des Gemiithes durch mystische Contem- 
plation. Aber die inneren und wesentlichen Schaden des von der 
Scholastik losgetrennten Denkens wollten nicht heilen. Die ver- 
schiedenen Heilungsversuche stellt die zweite Periode der 
neueren Philosophie dar. Locke will den Empirismus intellectuell 
begriinden gegen die angeborenen Ideen des Cartesius; Shaftes- 
bury sucht in der unabh&ngigen Moral des autonomen Willens 
das Heil; bei Chubb und Bolingbrokc bildet sich der Deismus 
in die seichteste Naturreligion fort, deren Beligiositat sich sehr 
wohl vertragt mit der Leugnung der gottlichen Vorsehung, der 



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— 158 — 

Geistigkeit und Unsterblichkeit der Seele. Berkeley verkehrt 
Locke's Princip der (inneren) Erfahrung in einen akosmistischen 
Idealismus. Endlich in David Hume lassen die .so vielfach sich 
widersprechenden Versuche als Niederschlag den Scepticismus 
zuriick, dessen Erkenntnissresultat die Bezweifelung aller Gewissheit 
1st. Was wir wahrnehmen, meint Hume, ist die nie stillestehende 
Aufeinanderfolge von Erscheinungen ; ob ihnen eine reale Substanz 
zu Grunde liege, und ob eine eausale Verbindung der Phanomene 
mehr sei als eine Zudiehtung unserer Einbildung, muss ganzlich 
dahingestellt bleiben- Hiegegen wehrt sich nun zwar die »schot- 
tisehe Schule*, deren Haupt Thomas Reid ist. Allein Reid's an 
sich richtige Verweisung auf die Allgemeins&tze des Verstandes 
(common sense), dessen Naturinstinct die ersten Principien erfasst 
und bewahrt, bleibt bei dem wissenschaftlich ungeniigenden Be- 
grifYe der blinden Denknothwendigkeit stehen. — In Frankreich 
ward wahrend der zweiien Periode der tiefere Rationalismus von 
Gartesius vergessen und das englische Denken durch Rousseau, 
Voltaire und Diderot zum nackten Naturalismus, durch Condillac 
zum Sensualismus, durch Helvetius, de la Mettrie und Hollbach 
zum rohen Materialismus herabentwickelt. In Deutschland ver- 
theidigt der grosse Leibniz die ideale Erkenntniss und die idealen 
Giiter der Menschheit. Er wendet sich vorzugsweise gegen Locke 
und aufs scharfste gegen Spinoza's Philosophic der »Gottlosigkeit.< 
Doch ward die grossartig angelegte Monadologie von Leibniz 
durch Wolff und seine Schule in eine banale Aeusserlichkeit 
verflacht. Abgelost wurde dieselbe durch die deutsche Aufkliirung. 
deren vornehmlichste Vertreter Reimarus, Lessing und Herder sind. 

Als dritte Periode bezeichnet Stockl's zweiter Band die 
Philosophic von Kant bis zur Gegenwart. Kant, der »Restaurator 
der Philosophie< und der »Reformator der Ethik. * stellt Hume's 
Zweitelsucht seinen Kriticismus entgegen. Derselbe ist aber im 
eigenen Princip skeptisch, da die >synthetischen Urtheile a priori.* 
welche die nattirliche Gewissheit tragen sollen, selber eine unhalt- 
bare Fiction sind. Doch ist mit dem Transcendentalidealismus 
der theistische GottesbegriiT, wenigstens als »Postulat der prak- 
tischen Vernunft% noch vertraglich. Im Fortgange freilich kam 
man von den kantischen Positionen aus nach verschiedenen 
Richtungen hin zum Pantheismus (Fichte, Schelling, Hegel, 
Schleiermacher). Herbart, Beneke, Trendelenburg, Lotze, Ulrici 
bemiihen sich die Philosophic zu retten, indem sie ihr die einzig 
haltbare realistische, naturwissenschaftliche Grundlage bereiten 
wollen. Dagegen lassen sie Schopenhauer und Hartmann in 
pessimistischem, Darwin und Hackel'in materialistischem Nihilismus 
untergehen. Einige Manner (Baader, Giinther, Rosenkranz, Froh- 
schammer) lebten der triigerischen Hoffnung, die modeme Denk- 



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— 159 — 

richtung lasse sich doch irgendwie mit dem Christenthum »ver- 
sohnen.« Aehnliohe Fehlversuche stellt der Traditionalismus und 
Ontologismus dar. Bemerkenswerth ist noch der Positivismus 
in Frankreich und England, vvelcher nach exakter und historisch- 
kritischer Methode das Erfahrbare feststellen und in einen Orga- 
nismus sammeln will, der aber. mit mannigfachen skeptischen 
Elementen vergiftet, als Leugnung alles Uebersinnlichen und 
Uebernaturlichen endigt. Eine eigentliohe Wiederherstellung der 
Philosophie ist nur moglich durch ein Zuruckgehen auf das vor- 
reformatorische Deqken. Erfreuliche Ansatze dazu sind in Italien, 
Deutschland, Frankreich und namentlich in Spanien schon 
gemaeht. 

Die skizzirte Uebersicht iiber die Geschichte der neueren 
Philosophie zeigt schon den ubergrossen Heichthum des Materials, 
und es ist nicht zu verwundern, wenn Stockl das Ideal einer 
solehen Geschichte nicht mit dem ersten Wurf erreicht hat. 
Solches liegt uberhaupt nicht in der Kraft eines Mannes. Einer vier- 
fachen Forderung muss das Ideal genugen. Einmal soil gegeben werden 
das historisch getreue Bild der philosophischen Sehriftsteller und 
Schriftwerke. Sodann soil die sachlich getreue Analyse die philo- 
sophischen Lehrmeinungen quellenmiissig darlegen. Weiter hat 
die gerechte Charakterisirung jedes einzelne System in seinem 
Unterschied von und in seinem Zusammenhang mit den ubrigen 
philosophischen Weltbildern hinzustellen. Endlich muss die solide 
Kritik, vvelche diesmal alles historisch und moralisch Zufallige bei 
Seite liisst auf den Kern der Gedanken eingehen und jeglichen 
Losungsversuch der obersten Denkaufgaben auf seine innere Fol- 
gerichtigkeit und seinen systematischen Abschluss priifen. Letzteres 
ist das schwierigste Stuck ArBeit. Aber nur indem die geschichtlich 
vorliegende Gedankenentfaltung nachgezeichnet, hier auf eine Kriim- 
mung und dort auf einen Sprung, hier auf einen Lichtpunkt und 
dort auf einen Abgrund aufmerksam gemaeht wird, kann das letzte 
Ziel der Philosophiegeschiehte erreicht werden. Das ist die Darlegung 
des Entwicklungsganges, welchen das (nicht empirische, sondern) 
transcendente Wissen oder Meinen der Menschheit genommen. 

Die Erkenntniss dessen ist der erste positive Gewinn, 
welchen uns das Studium der neueren Philosophie bringt. Es ist 
fur den Gebildeten unentbehrlich, sofern ohne dasselbe ein Ver- 
standniss des wissenschaftlichen Strebens in alien seinen Verzwei- 
gungen und namenllich ein Verstandniss der socialen und 
politischen Ziele der Gegenwart unmoglich isl. In piidagogischer 
Hinsicht, was Schulung des Denkens. Ausreifung des selbstiindigen 
Urtheils betrifft, ist ein hoher Werth diesem Studium nur 
cum grano salis zuzugestehen. Wenn das Denken schon eine 
gewisse Selbstiindigkeit besitzt, wird es aus der Lecture der 



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— 160 



^ 



neueren Philosophen sehone Friichtc ziohen; denn jede Irrung 
kann belehren, und die Irrthumer grosser (leister sind oft eine 
tiichtigere Schule als die matten Wiederholungen von Wahrheits- 
satzen. wie sie beschrankte Kopfe liefern. Indessen, als Meister 
fur die Einfuhrung in das philosophische Forschen mochte unter 
den Neueren — ausser Leibniz — kaum ein anderer zu em- 
pfehlen sein. Aber auch Leibniz hat gefelilt, und naraentlich wird er 
gerade von uns noch viel zu sehr durch die Brille der WofFschen 
Flachheit und des aufklarerischen Rationalismus angeschaut. 

Der Hauptgewinn, welchen uns das Studium der neueren 
Philosophie vermittelt, ist der apologetische, wie schon 
angedeutet. 

Stockl sagt mit Recht, die Darlegung der philosophischen 
Doctrinen von Raco bis heute werde von selber zu einer gross- 
artigen indirecten Apologie des Christenthums. Damit ist noch 
nicht einmal genug gesagt. Es gibt eine praktische Apologie des 
Christenthums, welche mehr auf dem Wege der geschichtlichen 
Vergleichung die absolute Vollkonimenheit unserer Religion 
darthut* Aber die wissenschaftliche Apologetik kann sich damit 
nicht geniigen. Sie muss aufzeigen, was die »Weltweisheit< 
ausserhalb des Christenthums geleistet und gefehlt, und inwiefern 
das Christenthum in der Weltweisheit auch das naturliche Denken 
vorwarts bewegt hat. Nur jene Apologie ist fur eine hinlangliche 
zu halten, welche den R e g r i fF des Uebernaturliehen als Forde- 
rung der Vernunft selber nachweist, welche darlegt, wie das 
Dass der Offenbarung philosophise!) zu begriinden ist, so sehr 
auch verzichtet werden muss auf eine Construction des Was 
derselben, ihres uberbegrifflichen Inhaltes. Das ist das Ende von 
unseren Schliissen. zu wis sen, dass wir glauben mussen. Da- 
gegen ist jene eine schlechte Apologie, welche von den Gegnern 
des Christenthums durch Metakritik ihrer Kritiken das auf diesem 
Weg doch nie zu erlangende Gestandniss erzwingen will, dass 
unser Glaube, trotz moderner Geschichte und Naturwissenschaft, 
immer noch und auch noch Raum in der Welt habe. Man liest 
irgendwo das matte Wort: der Materialismus sei weit entfernt, 
auch nur Einen seiner Satze wissenschaftlich beweisen zu konnen : 
wolle man aber doch. wie es die »Wissenschaft« nicht anders 
konne, mit Hypothesen rechnen, dann erfiille die Voraussetzung 
eines mit hochster Intel ligenz und Macht begabten Gottes als 
Kchopfer der Welt gewiss die Haupterfordernisse einer solchen 
am besten. So mag reden. wer einige Rekanntschaft mit den 
literarischen Manieren und dem Hypothesenspiel der heutigen Natui*- 
forschung an den Tag legen will. Wurde aber eine christliche 
Apologetik mit dem Resultate schliessen, dass der theistischo 
Gottesgedanke die bestbegrundete und die am meisten erklarende 



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— 161 — 

*Hypothese« und class die Lucke, welche zwischen der Hypothese 
und -den B ewe i sen sich fmdet, durch den Glauben auszufullen 
sei — wahrlich, diese Apologetik ware gerichtet, und die 
erdriiekendste Fulle von Details wiirde den principiellen Mangel 
nicht beseitigen. Es ist. nicht so fast ein dogmatischer als vielmehr 
ein philosophischer Canon, wenn das Vatikanum sagt: S. q. d., 
Deum unum et verum, creatorem et dominum nostrum, per ea 
(juae facta sunt naturali rationis lumine certo cognosci non 
posse, a. s. Nicht also die Berechtigung, sondern die Allein- 
berechtigung der christlich-theistischen Weltanschauung ist 
zu beweisen. Hiezu reicht aber die Abwagung der naturwissen- 
schaftlichen Hypothesen schlechterdings nicht aus. Vielmehr sind 
alle Instanzen, welche vom philosophischen Standpunkt aus gegendas 
Christenthum vorgebracht sind und geltend gemacht werden konnen, 
durchzugehen und zuriickzuweisen. Daher ist kein anderer Ausweg : 
gerade die neuere Philosophic muss im apologetischen Interesse 
eingehend studirt werden, weil sie sich zur Universalleugnung 
des Christenthums ausgestaltet hat. Wer vornehm tiber die Philo- 
sophennieinungen hinwegschreitet und emsig das einseitige Material 
seiner Vertheidigung zusammentr&gt, wird dem Schicksal nicht 
entgehen, dem so zahlreiche protestantische Apologien verfallen 
sind. Sie sind gutgemeinte, auf die »christliche Erfahrung* und 
das >innere Bewusstsein* gebaute Kartenhauser. Ein Geist mit 
uberlegenem Scharfsinn, wie z. B. gegenwartig E. v. Hartmann 
unstreitig einer ist, blast solche Spielzeuge nach alien Winden. 
Es ist sogar ergetzlich zu sehen, wie Hartmann die positive und 
die negative sammt der naturwissenschaftlichen Kritik des Christen- 
thums in ihrer philosophischen Armseligkeit blossstellt. Aber die 
Sache wird bectenklich ernsthaft. wenn die christliche ,WissenschafV 
dem ubermuthigen Feinde gegeniiber sich auf ihren Glaubens- 
standpunkt zuriickziehen muss. Ein diabolisches Hohngelachter 
ist dann ihr nicht unverdienter Lohn. 

Wir schliessen unsere Ausfiihrungen mit einer allgemeinen 
Bemerkung. Man bewundert die klassische Ruhe des antiken 
Denkens, den erhabenen Gedankenrhytmus eines Plato, der »auf 
Marmor schrieb mit einem Diamanten.« Man preist mit Recht 
die siegreiche Klarheit, mit der Sanct Thomas die Genauigkeit 
des aristotelischen Denkens beniitzt und alle seine Probleme 
gliedert. Ganz anders in der neueren Philosophic! Vor allem 
wird die scholastisch stereotypic Losung der wesentlichsten 
Fragen angezweifelt: der dogmatische Bann soil gebrochen werden. 
Das Mittel hiezu ist die Discussion des noetischen Problems, die 
Beantwortung der Frage nach der Zuverlassigkeit und der Tragweite 
der menschlichen Erkenntnissmittel. Dies zieht sich wie ein rother 
Faden durch das kritisch gewordene Philosophiren. Dess hiedurch 

11 



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_ 162 — 

die Untersuchungen mehr auf das psychologische Gebiet hiniiber- 
geleitet werden, ist ein Vorzug gegeniiber der spateren Scholastifc. 
Stockl nennt als deren Fehler die Nachlassigkeit des Stils und 
die Verzwicktheit der spitzfindig gewordenen Methode. Aber der 
Hauptfehler der Sp&tscholastiker liegt darin, dass sic viel zu 
vertrauensselig und oberfliichlich die Seelen- und Erkenntniss- 
vermogen classificirt haben, ohne die Wirkungsweisen des einzelnen 
Vermogens, des Gelstes durch seine Vermogen, genauer zu ana- 
lysiren. Diesbeziiglich hat die absterbende Seholastik eine auf- 
fallende Aehnlichkeit mit der modernen NaturwissenschafL Letztere 
wagt, im Vertrauen auf die Unfehlbarkeit der historisch-kritischen 
Methode, die ungeheuerlichsten Behauptungen. Vf. horte Sommer 
83 in einem Publicum iiber Darwin, welches ein Professor der 
Botanik zu Berlin hielt, das Zugestandniss und die Anklage: in 
Darwins Hauptwerken seien derartige »methodische< Fehler. 
bekunde sich ein solches Unvermogen, aus Thatsachen Schliisse 
zu bauen, dass ein deutscher Doktorand, wenn seine Arbeiten 
ahnliche Vorziage aufwiesen, unbedingt durchfallen miisste. — 
Die versuchten Besserungen der sptttscholastischen Fehler hatten 
indessen alle ihre Kehrseite: vor lauter Priifen und Fragen, wie 
erkannt werden musse, wusste man keinen sicheren Bescheid 
mehr dariiber, was erkannt werden solle. Die Fragestellung 
wird unsicher gemacht durch die unaufhorlichen >Kritiken< der 
Urtheilskraft, der reinen Vernunft, der praktischen Vernunft. Und 
weil der jeweils zu beweisende Satz nicht scharf gefasst wird, 
daher miissen audi die Beweisgriinde das Aussehen eines 
unruhigen Vielerlei annehmen. In jedem erhjlilenden Satze 
steckt wieder eine neue Aufgabe, und die neueren philoso- 
phischen Systeme verhalten sich wie eine Reihe von Riithseln, zu 
deren Ltisung ein Wort gesucht wird und das passende Wort 
sich nicht will finden lassen. 

Es bleibt dem Menschengeiste stets ein R&thsel, wozu die 
Rathselgange des Irrthums von dem Gotte der Wahrheit zugelassen 
werden. Die Pflicht hurt aber darum nicht auf fur uns, dea 
labyi*inthischen Verschlingungen uberall nachzugehen, urn das 
eine Wort der Wahrheit uns sicher zu bewaliren und zweifellos 
zu bewiihren. Pflicht und Werth des Studiums der neuesten 
Philosophic liegen fur uns ungefahr so. wie fur Iren^us die Auf- 
gaben gegeniiber seiner zeitgenossischen »Wissenschaft« (yvcboic) 
lagen. Der Heilige konnte eine brauchbare Apologie seines Glau- 
bens nur liefern, indem er Zug fur Zug den Fuchsenkopf des 
Irrthums studirte und Schritt fur Schritt dessen Schleichwegen 
nachsptirte (adv. haeres. I., sub Fin.). 



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L. 


1870. 


G. 


1873. 


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1847. 


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1860. 


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1850. 


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1837. 


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1851. 


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1840. 


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L.(A.I.)1881. 


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1843. 


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1838. 


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1839. 


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1870. 


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1875. 


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1873. 


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1869. 


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1872. 


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1874. 


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186o. 


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1878. 


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1844. 


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1863. 


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1824. 


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1871. 


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1870. 


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1875. 


L. 


1872. 


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1866. 


G. 


1868. 


G. 


1870. 



Almond, Cuthbertus 

*Almond, Leo 
Anderson, Maurus 
Barnett, Wolstanus 
Barry, Franciscus 

♦Beauvoisin, Adrianus 
Breen, Dunstanus 
Brierley, Gregorius 
Brindle, Ambrosius 
Brown, Ildephonsus 
Brown, Wilfridus 

•Browne, Gregorius 
Bulbeck, Antonius 
Bulbeok, Bernardus 
Burchall, Oswaldus 
Burchall, Placid., 8. T.D. 
Burge, Anselmus 
Burge, Laurentius 

• Bury, Augustinus 
Caldwell, Bernardus 
Caldwell, Edmundus 

*Carew, Maurus 
Chambers, Dunstanus 
Clarke, Clemens 
Clifton, Vincentius 
Cody, Sigebertus 

♦Colgan, Josephus 

*Corlett, Placidus 
Corney, Wilfridus 

*Cox, Beda 

♦Craven, Isidorus 
Cummins, Ildephonsus 

*Darby, Wilfridus 
Davey, Augustinus 
Davey, Bernardus 
Davies, .Josephus 
Davis, Franciscus 
Davis, Josephus 
Dewhurst, Ignatius 
Dillon, Placidus 

*Dolan, Gilbertus 
Dolman, Vincentius 
Doyle, Cuthbertus 
Dromgoole, Wilfridus 

♦Eager, Alexius 
Farrant, Laurentius 
Fazakerley, Bernardus 
Feeney, Basilius 

*Finch, Benedictus 

♦Firth, Dionysius 

♦Fishwick, Athanasius 

♦Flanagan, Dunstanus 
Fleming, Franciscus 
Ford, Edmundus 

♦Fowler, Clemens 



E. 


1867. 


G. 


1866. 


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1856. 


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1869. 


E. 


1852. 


E. 


1867. 


E. 


1854. 



Furniss, Oswaldus 
Gasquet, Aidanus 
Giles, Stanislaus 
Gillett, Anselmus, 8. T. 9. 

*Grady, Stephanus 
Green, Isidorus 
Guy, Ephrem 
Hal!, Placidus 
Hickey, Aidanus 
1864. Hickey, Paulinus 

Holahan, Stanislaus 

♦Howlett, Aidanus 
Hutchison, Bernardus 
Hurworth, Basilius 

*Kengelbaoher Bruno 
Kerin, Franciscus 

♦Kershaw, Augustinus 

♦Kershaw, Edmundus 
Leavy, Aloysius 
Mackey, Benedictus 

♦Mackinlay, Bonifacius 
Margison, Maurus 
McCabe, Paulus 
Moore, Edmundus 
Morgan, Romualdus 
Morrall, Alphon. Maria 
Morris, Osmundus 
Murphy, Bernardus 
Murphy, Cuthbertus 

Murphy, Gregorius 

♦Murphy, Vincentius 
O'Brien, Placidus 
O'Gorman, Ans., 8. T. 9. 
O'Hare, Julianus 
O'Hare, Ricardus 
O'Neill, Augustinus 
O'Neill, Oswaldus 
Pearson, Hieronymus 
Pereira, Ambrosius 
Perkins, Wolstanus 
Phillipson, Wilfridus 
Pippet, Cuthbertus 
Pozzi, Bernardus 
Prest, Beda 
Proctor, Cuthbertus 
Purton, Benedictus 
Raynal, Wilfridus 
Rea, Placidus 
Richards, Wolstanus 
Ridgway, Aloysius 
Rigby, Beda 
Riley, Romualdus 
Roche, Edmundus 
Ross, Dunstanus 
Rowley, Benedictus 



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— 168 - 



E. 
L. 
E. 
G. 
L. 
L. 
G. 
E. 
G. 
L. 
G. 
L. 
E. 
G. 
L. 
E. 
E. 
G. 
E. 
L. 
L. 



R. 
R. 
R. 
R. 
R. 
R. 
R. 
R. 



1866, 
I860, 
1868, 
1819. 
1869, 
1870. 
1870 
1870. 
1845. 
1872. 
1872. 
1873. 
1875. 
1876. 
1876. 
1877, 
1877. 
1877. 
1878. 
1879. 
1879. 



1860. Sanders, BernarduB 

1843. Shepherd, Laurentius 

1836. Shepherd, Maurus 

1836. Sinnott, Placidus 

1858. Smith, Gregorius 

1872. *Smith, Oswaldus 

1856. Snow, Benedictus 

1846. Stuart, Ignatius 

I860. Stutter, Joannes 

1862. Sumner, WiHridus 

1872. *Suter, Maurus 
1831. ' Sutton, Ignatius 
1826. Swale, Beda 

1868. Sweeney, Dunstanus 

1862. Talbot, Benedictus 

1869. Thomas, Paulinus 

1871. Thomas, Rom ami a 
1835. Tidmarsh, Benedictus 

1863. Tunny, Edraundus 

1873. *Turner, Ambrosius 

1872. *Turner, Egbertus 



E. 


1856. 


L. 


1872. 


G. 


1875. 


L. 


1866. 


L. 


1837. 


E. 


1862. 


L. 


1865 


L. 


1856. 


L. 


1858. 


E. 


1856. 


L. 


1873. 


E. 


1863. 


L. 


1851. 


G. 


1819. 


L. 


1871. 


L. 


1851. 


L. 


1867. 


L. 


1831. 


L. 


1869. 



Turner, Romualdus 
♦Turner, Theodoras 
♦Van Volckxom, Wille- 
brordus 

Wade, Stephanus 
Walker, Anselmus 
Ward, Norbertus 
Watmore, Augustinus 
Watmough,Hieronym 
Whittle, Placidus 
Wilkinson, Aloysius 
♦Wilson, Anselmus 
Wilson, Maurus 
Wilson, Paulinus 
Wilson, Petrus 
♦Wilson, Vincentius 
Woods, Romualdus 
Worden, Aelredus 
Worsloy, Clemens 
Wray, Augustinus 



Religiosi conventuales monasteriorum. 

1. Priorattu Cathedralis SS. MxchaMlu et Angelorumj prope Hereford. 
Canonici Ecclesiae Cathedralis. 

D. Wilfridus Raynal. Prior Cathedralis. 

D. Paulinus Wilson. Poeniten tiarius. Non - reside ns. 

D. Romualdus Woods. Theologus. 

D. Wolstanus Richards. Non re side us. 

D. Isidorus Green. Non residens. 

D. Vicentius Dolman. N'on-residens. 

D. Augustinns O'Neill. 

D. Cuthbertus Doyle. 

2. S. Qregorii Magni de Downside. 

R. D. Aidanus Gasquet. Prior. 

R. D. Bernardus Murphy. Prior Cath. Glocestrensis. 

R. D. Edmundns Ford. Sub- Prior. 

R. D. Petrus Wilson. 

R. D. Wilfridus Corney. Cellerarius. 

R. D. Clemens Fowler. 1. Praefectus in Collegio^ 

R. D. Gilbert us Dolan. Biblioth. et Hospitarius. 

R. D. Benedictus Finch. 2. Praefectus. 

Fr. Anselmus Maria Barnewall. 

R. D. Beda Cox. Chori m agister. 

R. D. Maurus Suter. Oeconomus assistens. 

R. D, Leo Almond. Professor. 

fR. D. Aidanus Howlett Professor. 

fFr. Udephonsus Campbell. Diaconus. Infirmarius. 

fFr. Cuthbertus Butler. Diaconus. Professor. 

fFr. Osmundus Knight. Sub diaconus. 

fFr. Wilfridus New. Subdiaconus. 

fFr. Meinradus Fulton. Subdiaconus. 

fFr. Gabriel Geary. Subdiaconus. 

fFr. Conradus Bankaerdt. Subdiaconus. 

fFr. Aelredus Kindersley. Subdiaconus. 



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— 169 - 



Edmundus Kendal. Subdiaconus. 

Placidur Tunnicliffe. Postulans. 

Edwardus Payne. n 

Wolstanus Graty. „ J pro choro. 

Raphael Withington. „ 

Gregorius Beck. „ 

3. S. Laurentii de Ampleforth. 
Basilius Hurworth. Prior. 
Anselmus Gillet. Sub-Prior. 
Ignatius Sutton. 
Benedictus Talbot. 
Romualdus Riley. 
Vincentius Wilaon. 
08vvaldus Smith. 
EgbertUB Turner. 
Gregorius Browne. 
Anselmus Wilson. 
Wilfridus Darby. 
Athanasius Fishwick. 
Hilarius Wilaon. Di aeon us. 
Maurus Lucan. Di aeon us. 
Basilius Clarkson. Subdiaconus. 
Elphegus Duggan. Subdiaconus. 
Beda Polding. Subdiaconus. 
Hildebrandus Bradley. Subdiaconus. 
Hieronymu8 Mirley. 
Benedictus McEntee. Laicus. 
Joannes Hall. Obi at us. 
Andreas Slater. Laicus. 
Robertus Dawbakin. Laicus. 
Thomas Bamber. Laicus. 
Gulielmus Conolly. Laicus. 
Petrus Woolley. Oblatus. 
Philippus Webber. Laicus Postulans. 

4. S. Edmundi, Duaci. 
Oswaldus O'Neill. Prior. 
Norbertus Ward. Sub-Prior. 
Aloysius Leavy. 
Dunstanus Chambers. 
Osmundus Morris. 
Romanus Thomas. 
Stephanus Grady. 
Bonifacius Mickinlay. 
Edmundus Kershaw. 
Anselmus Kershaw. 
Gregorius Rathe. Diaconus. 
Placidus O'Hear. Diaconus. 
David Hurley. Diaconus. 
Benedictus Scannell. Diaconus. 
Gilbertus Atherton. Subdiaconus. 
Josephus McConnell. 
Raphael White. 
Alphonsus Thomas. 
Laurentius Larkin. 
1880. fFr. Cuthbertus Gilmore. 



1879. 


fFr. 
Fr. 
Fr. 
Fr. 
Fr. 
Fr. 




1856. 


R. 


D. 


1845. 


R. 


D. 


1831. 


R. 


D. 


1862. 


R. 


D. 


1869. 


R. 


D. 


1871. 


R. 


D. 


1872. 


R. 


D. 


1872. 


R. 


D. 


1872. 


R. 


D. 


1873. 


R. 


D. 


1873. 


R. 


D. 


1873. 


R. 


D. 


1876. 


Fr. 




1876. 


Fr. 




1877. 


fFr. 




1877. 


fFr. 




1877. 


fFr. 




18771 


fFr. 




1879. 


fFr. 




1831. 


Fr. 




1855. 


Fr. 




1876. 


Fr. 




1876. 


Fr. 




1877. 


fFr. 




1880. 


fFr. 




1882. 


fFr. 




1883. 


fFr. 




1862. 


R. 


D. 


1862. 


R. 


D. 


1845. 


R. 


D. 


1864. 


R. 


D. 


1867. 


R. 


D. 


1871. 


R. 


D. 


1872. 


R. 


D. 


1874. 


R. 


D. 


1875. 


R. 


D. 


1851. 


Fr. 




1877. 


fFr. 




1877. 


fFr. 




1877. 


fFr. 




1877. 


fFr. 




1878. 


fFr. 




1879. 


fFr. 




1879. 


fFr. 




1879. 


fFr. 




1879. 


fFr. 





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170 — 



1836. Fr. Josephus Binnell. Laic us. 
1838. Fr. Benedictus White. Laic us. 
1846. Fr. Didacus Six. Laic us. 
1877. fFr. Petrus Kearns. Laicus. 

5. SS. Miehaelis et Angelorum, prope Hereford. 

1848. R. D. Wilfridus Raynal. (G.) Prior. 

1851. R. D. Romualdus Woods. (L.) Sub- Prior. 

1860. R. D. Augnstinus O'Neill. (E.) 

1861. R. D. Cuthbertus Doyle. (E.) 
1871. R. D. Alexius Eager. (L.) 
1876. R. D. Josephus Colgan. (G.) 
1880. fFr. Norbertus Birt (G.) 
1880. fFr. Aldhelmus Burton. (G.) 
1880. fFr. Odo Langdale. (G.) 
1880. fFr. Hugo Turner. (L.) 
1880. fFr. Clemens Standish. (L.) 
1880. fFr. Ambrosius Bamford. (E.) 
1880. fFr. Paulus O'Hear. (E ) 

1880. fFr. Ethelbertus Home. (G.) 

1881. fFr. Philippus Whiteside. (G.) 
1881. fFr. Wilfridus Baines. (L.) 
1881. fFr. Anselmus Turner. (L.) 
1881. fFr. Bernardus Gibbons. (L.) 
1881. fFr. Wolstanus Fossato. (E.) 

1881. fFr. Stanislaus Taylor. (E.) 

1882. fFr. Leo Baines. (E.) 
1882. fFr. Beda Ryan. (E.) 

1882. fFr. Aloysius O'Leary. (E.) 

1882. fFr. Cyril In s Corr. (L.) 

1882. Fr. Vincentius Corney. (G.) No vi tins. 

1882. Fr. Ceolfridus Treherne. (E.) Novitius. 

1883. Fr. Romanus Bilsborrow. (E.) Novitius. 
1883. Fr. Augustinus O'Conor. (G.) Novitius. 
1883. Fr. Elphegus Ware. (G.) Novitius. 
1883. Fr. Martinus Campbell. (G.) Novitius. 
1883. Fr. Placidus Wray. (L ) Novit us. 
1883. Fr. Edmundus Kelly. (E.) Novitius. 
1883. Fr. Maurus Kelly. (E.) Novitius. 
1883. Fr. Michael Kelly. (E.) Novitius. 
1866. Fr. Robertus Adams. Laicus. 

1874. Fr. Thomas Blythe. Oblatus. 

1881. Fr. Patricius McCarthy. Oblatus. 



Moniales abbatiae B. V. M. de Consolatione de Stanbrook. 

Gertrudis Dubois. Abbatissa. 
Placida Jackson. Priori ss a. 
Justina Day. 
Aloysia Kiernan. 
Ignatia Power. 
Bernards Tidmarsh. 
Augustina Tidmarsh. 
Francisca Xaveria Hodges. 
Ursula Winkfield. 
Placida Duggan. 



1865. 


Mater 


Mari; 


1863. 


Domna 


M. 


1835. 


D. 


M. 


1836. 


D. 


M. 


1836. 


D. 


M. 


1836. 


D. 


M. 


1839. 


D. 


M. 


1842. 


D. 


M. 


1842. 


D. 


M. 


1844. 


D. 


M. 



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— 171 



1849. 


D. 


M. 


Magdalena Bick. 


1852. 


D. 


M. 


Angela Houl grave. 


1852. 


D. 


M. 


Juliana Murphy. 


1853. 


D. 


M. 


Fulgentia Withnell. 


1855. 


D. 


M. 


Paula Kearney. 


1863. 


D. 


M. 


Scholastic* Berton. 


1863. 


D. 


M. 


Clementina Freeman. 


1863. 


D. 


M. 


Maura Chambers. 


1867. 


D. 


M. 


Benedicta Josepha Anstey. 


1870. 


D. 


M. 


Mechtildis Knight. 


1870. 


D. 


M. 


Agnes St. Leger Clarke. 


1872. 


D. 


M. 


Agatha Thomas. 


1876. 


D. 


M. 


Caecilia Heywood. 


1877. 


D. 


M. 


Rosa Reynolds. 


1879. 


D. 


M. 


Hildegardis Jansen. 


1879. 


D. 


M. 


Walburga Haigh. 


1881. 


Soror 


Maria 


Lucia Dawes. 


1881. 


S. 


M. 


Theresia Bradley. 


1882. 


8. 


M. 


Editha Jackson. 


1882. 


8. 


M. 


Flavia Sanders. 

Sorores Laicae. 


1823. 


8oror 


Maria 


Anna McArdle. 


1839. 


S. 


M. 


Margarita Swarbrick. 


1840. 


S. 


M. 


Lucia Bennett. 


1844. 


8. 


M 


Caecilia Swarbrick. 


1848. 


S. 


M. 


Veronica Morgan. 


1850. 


8. 


M. 


Benedicta Glover. 


1865. 


S. 


M. 


Catharina Prosser. 


1866. 


S. 


M. 


Elizabetha Talbot. 


1667. 


s. 


M. 


Joanna Baptist* Birchall. 


1878. 


8. 


M. 


Martina Hoi torn. 


1878. 


8. 


M. 


Columba Connor. 


1873. 


8. 


M. 


Francisca Green. Donata. 


1880. 


8. 


M. 


Martha Hardman. Donata. 


1880. 


8. 


M. 


Veronica McClellan. Donata, 



Examinatores candidatorum ad habitum et ad professionem. 

(Juxta DecreU S. Sedis, A. D. 1848.) 
1. Examinatores Qmerale*. 
R. Dom. Romualdus Woods, Def. 
Bernardus Murphy, Def. 
Augustinus O'Neill, Def. 
Josephus Davis. 
Clemens Clarke. 
Aloysius Wilkinson. 
Aidanus Gasquet. 

2. Examvnatore* ProvinciaUs. 
Cuthbertus Doyle. 
Basilius Hurworth. 
Vincentius Dolman. 
Isidorus Green. 
Benedictus Mackey. 
Benedictus Tidmarsh. 
Bernardus Bulbeck. 



R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 


R. 


Dom. 



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— 172 — 



Electiones in Capitulo generali anni 1878, factae vel confirmatae. 









Definitores Mectores. 


1*« 

4ua 
6"» 


R. 
R. 
R. 
R. 
R. 


Dom. 
Dom. 
Dom. 
Dom. 
Dom. 


Beda Prest. 
Edmundus Moore. 
Wilfridus Raynal. 
Alphonsus Morrall. 
Augustinus Bury. 


R. 
R. 


Dom. 
Dom. 


Deputati pro Justitia. 
Beda Prest. 
Maurus Anderson. 








Deputati pro Gratia. 


R. 
R. 


Dom. 
Dom. 


Placidus Hall. 
Alphonsus Morrall. 








Dep. ad Status Examinandos. 


R. 
R. 
R. 


Dom. 
Dom. 
Dom. 


Bened ictus Tidmarsh. 
Benedictus Snow. 
Beda Prest. 








Dtp. pro Partitionibus. 


R. 
R. 
R. 


Dom. 
Dom. 
Dom. 


Benedictus Tidmarsh. 
Benedictus Snow. 
Aidanus Gasquet. 



Secretarius CapUuli. 
R. Dom. Benedictus Snow. 

Ostiarius. 
Fr. Gabriel Geary. 

Officia Capitularia. 
Praeses Generali s, R. R mus D.D. Anselmus O'Gorman. 
Abbatei. 
S. Albani, Rnma D. Praeses General is. 
Westmonasteriensis, Rnms d. Placidus Burchall. (1854.) 
Glastoniensis. Vacat. 

S. Mariae Eboraci, R mn8 D. Vincentius Clifton. 
S. Edmundi in Buria, Rdiuk D. Edmundus Moore. 
Eveshamensis, Rmua j), Aidanus Hickey. 
Abbas sine titulo, R m «8 D. Augustinus Bury. 

Definitores Regiminis. 
Romualdus Woods. 
Bernardus Murphy. 
Augustinus O'Neill. 

Provinciates. 
Cantuariensis, R. Dom. Edmundus Moore. 
Eboracensis, R. Dom. Aidanus Hickey. 

Priores Cathedrales. 
Cantuariensis, R. Dom. Augustinus Bury. 
Wintoniensis, R. Dom. Beda Prest. 
Dunelmensis, R. Dom. Placidus Hall. 
Petroburgensis, R. Dom. Maurus Margison (1878). 
Conventriensis, R. Dom. Benedictus Tidmarsh. 



1U8 


R. 


Dom. 


2*w 


R. 


Dom. 


3™ 


R. 


Dom. 



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^ 



— 173 — 



Eliensis, R. Dom. Stanislaus Holohan. 

Cestrensis, R. Dom. Alphonsus Morrall. 

Wigorniensis, R. Dom. Augustimis Davey. 

Roffensis, R. Dom. Maurus Anderson. 

Neoportensis^ et Meneviensis, R. Dom. Wilfridus Raynal. 

Nordoviceneis, R. Dom. Benedictus Snow. 

Glocestrensis, R. Dora. Bernardus Murphy. 

Bathoniensis, R. Dom. Augustinus O'Neill. 

Priorea Conventualea. 
S. Gregorii Magni, R. Dom. Aidanus Gasquet (1878). 
S. Laurentii, R. D. Basil ius Hurworth. 
8. Edmundi, R. Dom. Oswaldus O'Neill. 
S.S. Michaelis et Angelorum. R. Dom. Wilfridus Raynal (1873). 



Praeses 2° Electua. 



R. 



Dom. 



Cantuar. 



Eborac. 



R. 



D. 



Cantuar. 
Eborac. 





Beda 


Prest. 

Definitores Angliae. 


R. 


D. 


Alphonsus Morrall. 


R. 


D. 


Aloysius Wilkinson. 


R. 


D. 


Maurus Margison (1866), 


R. 


D. 


Beda Prest. 



Secretariat R mi D. Praesidis. 
Placidus Hall. 

Procurators Angliae. 
R. D. Benedictus Tidmarsh (1870). 

R. D. Benedictus Snow. (1873). 



Officia non Capitularia. 
Provinciales 2° et 3° electi. 
Cantuar. 2° R. D. Paulinus Wilson. 

— 3° R. D. Alphonsus Morrall. 
Eborac. 2° R. D. Augustinus Bury. 

— 3° R. D. Beda Prest. 

Praepositi Provinciales, 
1. Prov. Cantuar, 
District. Cantab et Wigorn, R. D. Bernardus Caldwell. 

— Cantii et Oxon, R. D. Clemens Worsley (1862). 

— Walliae, R. D. Paulinus Wilson (1863). 

2. Eborac 
District. Lancast. R. D. Maurus Anderson. 

— Eborac. R. D. Beda Swale. 

— Cumbr. R. D. Benedictus Rowley. 

— Northumbr. R. D. Augustinus Davey (1870). 

Magistri Generale*. 
D. Placidus Hall (1858). 
D. Anselmus O'Gorman (1874). 

Praedicatorea Generates* 
D. Beda Swale (1862). 
D. Stanislaus Holohan (1862). 



R. 
R. 



R. 
R. 



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— 174 



R. D. 
R. D. 
R. D. 




Maurus Anderson (1866). 
Anselmus Walker (1878). 
Aloysius Wilkinson (1878). 

Vicariua MonicUium* 


R. D. 




Laurentius Shepherd. 

ScrtUatores Provinciate*. 


Cantuar. 
Eborac. 


R. 
R. 
R. 
R. 
R. 
R. 


D. Wolstanus Richards. 

D. Vincentius Dolman. 

D. Ambrosius Pereira. 

D. Gregorius Brierley (1874). 

D. Wilfridus Brown. 

D. Oswaldus Burchall. 



Secretarii Cap. Prov. 
Cantuar. R. D. Bernardus Caldwell. 
Eborac. R. D. Beda Prest. 



Pro. Provinciis 
Pro. Monafteriis 



Censorc* Librorum. 
R. D. Wilfridus Brown. 
R. D. Benedictus Snow. 
R. D. Augustinus Bury. 
R. D. Romualdus Woods. 



Censores Securitatum, 
R. D. Augustinus Bury. 
R. D. Benedictus Snow. 
R. D. Aidanus Gasquet. 

Annalium Scriptor et Gustos. 
R. D. Beda Prest 
Monialium Abbatissa, M. Maria Gertrudis Dubois. 

Necrologium a Capitulo generali a. D. 1878. 

1880. Hl mn » et Rmu* 0. D. Tho-mas Josephus Brown, (G.) Episcopus 

Neoportensis et Meneviensis, Obiit apud Bullinghara, Apr. 12, 1880. 

Aet. 84, Rel. 67, Sao. 57, Ep. 43. 
1883. Illmus et RmM D. D. Rogerius Beda Vaughan, (G.) Archiepiscopus 

Sydneiensis. Obiit apud Ince prope Liverpool, Aug. 19, 1883. Aet. 49, 

Rel. 30, Sac. 24, Ep. 10. 

1879. R. D. Vincentius Din more (L.) Obiit apud Goosnargb, Julii 21, 

1879. Aet. 74, Rel. 64, Sac. 49. 

— R. D. Gregorius Kendal (G.) Obiit in Mon. S. Gregorii Magni, 

apud Downside, Aug. 22, 1879. Aet 31, Rel. 13, Sac. 6. 

— R. D. Gerardus Tiernan (E.) Obiit in Mon. S. Edmundi, Duaci, 

Sep. 6, 1879. Aet. 26, Rel. 8, Sac. 1. 

1880. R. D. Carolus Fairclough (L.) Obiit in Mon. S. Edmundi, Duaci, 

Apr. 4, 1880. Aet. 92, Rel. 63, Sac. 60. 

— R. D. Placidus McAnliffe (L.) Obiit in Mon. S. Laurentii, apud 

Ampleforth, Sep. 20, 1880. Aet. 31, Rel. 15, Sac. 7. 

— R. D. Oswaldus Davis (G.) Obiit in Mon. S. Gregorii Magni, apud 

Downside, Sep. 25, 1880. Aet. 61, Rel. 42, Sac. 32. 

— R. D. Hieronymus Lynch (L.) Obiit apud Liverpool, Dec. 26, 

1880. Aet. 31, Rel. 13, Sac. 6. 



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— 175 — 



1881. R. D. Bernardus Jackson (L.) Obiit apud Leyland, Feb. 22, 1881. 

Aet. 66, Rel. 46, Sac. 42. 

— R. D. Joannes Carroll (E.) Obiit in Mon. S. Edmundi, Duaci, 

Oct. 15, 1881. Aet. 53, Rel. 30, Sac. 22. 

1882. R. D. Maurus Potter (L.) Obiit apud Ormskirk, Aug. 30, 1882. 

Aet. 34, Rel. 15, Sac. 8. 

1883. R. D. Benedictua Lynass (L.) Obiit apud Knaresboro' Jan 7, 1883. 

Aet. 60, Rel, 40, Sac. 33. 

— R. D. Norbertus Sweeney (G.) 8. T. D. Abb. S. Albani, Provin- 

cialis Cantuarensis, Prior. Cath., Glocestrensis , Magister Generalis, 
Obiit apud Bath, Apr. 16, 1883. Aet. 62, Rel. 45, Sac. 35, 

— R. D. Ambro8ius Cothain (E.) Praedicator Generalis, Obiit in Mon. 

SS. Michaelis et Angelorum, apud Belmont, Maii 1, 1883. Aet. 73, 
Rel. 54, Sac. 49. 

— R. D. Anselmus Glassbrook (E.) Obiit apud Preston, Aet. 77, 

Rel. 60, Sac. 54. 

— R. D. Nicolaus Kendal (G.) Obiit in Mon. S. Gregorii Magni, apud 

Downside, Dec. 4, 1883. Aet. 78, Rel. 58, Sac. 53. 

1884. R. D. Cuthbertus Smith (G.) Abbas Glastoniensis, Obiit in Mon. 

8. Gregorii Magni, apud Downside, Jan. 15, 1884, Aet 68, Rel. 48, 
Sac. 39. 

1879. Fr. Bernardus Bell (E.) Novitius, Obiit in Mon. S. Edmundi, Duaci, 

Oct. 6, 1879. Aet. 19, Rel. 1. 
1882. Fr. Celestinus Froes (L.) Obiit apud Wellington, Maii 1, 1882. 
Aet 22, Rel. 4. 

1881. Fr. Josephus Laws on (L.) Laicus, Obiit in Mon. S. Laurentii, apud 

Ampleforth, Julii 24, 1881. Aet 66, Rel. 41. 
1878. Soror M. Martha Chew, Laica. Obiit in Abbatia B. V. M. de Con- 
solatione apud Stanbrook, Oct. 14, 1878. Aet. 68, Rel. 46. 

— D. M. Monica Mordle, Obiit in eadem Abbatia, Dec. 6, 1878. 

Aet 65, Rel. 46. 

— S. M. Agnes Lacy, Laica. Obiit in eadem Abbatia, Dec. 20, 1878. 

Aet. 72, Rel. 53. 

1880. S. M. Ana stasia Richardson, Donata. Obiit in eadem Abbatia, 

Nov. 11, 1880. Aet. 59, Rel. 8. 

1882. D. M. Evangelista Weetman, Obiit in eadem Abbatia, Julii 17, 

1882. Aet. 76, Rel. 43. 

1883. D. M. Mar cell a Plowden, Obiit in eadem Abbatia, Nov. 16, 1883. 

Aet. 84, Rel. 7. 

Quorum animabus propitietur Dene. Amen. 

Status Regularium in Anglia 
A. D. 1884. 
Ordines Monastici. 
1. Ord. 8. Benedicti. 

Congregatio Anglicana 

Cong. Cass, a Prim. Obs. (Provincia Anglicana) .... 
„ „ „ „ „ (Provincia Gallicana) .... 

Congregatio Beuronensis 

Abbatia Pontificalis S. Bened. apud Fort Augustus in Scotia 

(Totius Ord. monachorum Nigrorum) .... 

2. Ord. Cisterciensis a priinaeva Observantia, de Trappa . 



Bcclesiae. 


Sacerdotes, 


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— 176 — 



3. Ord. Cartbusiani, sou S. Bruuonis 

Ordines Canonicorum Begtdarium. 

1. Cong. Can. Reg. S. Salvatoris a Laterano .... 

2. Can. Beg. Premonstvatenses, seu S. Norberti . . . 

3. Ord. Can. Reg. Sanctae Cruris 



Ordines Fratrum. 

1. Ordo Praedicatorum, seu S. Dominici, . . 

2. Ord. FF. Eremitarum S. Augustini . . ; 

3. Ord. FF. Carmelitarum Discalceatorum . . 

4. Ord. FF. Servorum B. V. Mariae .... 

5. Ord. S. Francisci. a) FF. Minores . . . 

b) FF. Min. Recollect. . 

c) FF. Capuceinorum 
(Totius Ord. S. Francisci) 



Ordines Clericorum Regularium etc. etc, 

Cler. Reg. a Societate .Jesu 

„ „ de Passione, seu S. Pauli a Cruce .... 

Cong. SS. Redemptoris 

Instituturn Charitatis, a P. Rosraini fundatum 

Oblati Mariae Immaculatae 

Societas B. Mariae V. (Maristorum) 

Cong. Missionis, seu S. Vincentii a Paulo 

Societas pia Missionum 

Cong. S. Francisci Salesii . 

Instituturn a S. Andrea Ap. nominatum 

FF. S. Josephi (Josephitae) 

FF. Hospitalitatis, seu S. Joannis a Deo ..... 
Societas S. Basilii 

Congregationes prcsbyterorum Saecularium. 

Congregatio Oratorii 8. Philippi Nerii 

Oblati 8. Caroli 

Patres pro missionibus inter etbnicos 

Aliae Congregctfiones. 

Fratres S. Alexii habent domos 

FF. Scholarum Christianarum 

FF. Maristi 

Fratres a Misericordia nuncupati 

FF. a Presentatione B. M. V 

Fratres Xaveriani 

P. Gilbertus Dolan; Downside, O. 8. B. 





8 

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— IT7 — 



Series Chronologica Scriptorum iO. S. Benedict! 
Hispanorum, 

qui ab anno 1750 ad nostros usque dies claruerunt. 

Scripsit D. Plaine O. S. B. mon. 8. Dominici de Silos. 



2. Scriptores O. S. Benedicti Hispani qui ab anno 1750 
ad nostros usque dies floruere. 



/ Sarmiento de Sotomajor (Antonius). 

Gallecus genere, utpote natus Redondelae in anno 1683, mo- 
nachus vero S. Juliani Samensis, Antonius talibus sapientiae, scientiae 
et religionis dotibus enituit ut successive promotus fuerit ad Praesulatum 
totius Congregationis Vallisoletanae (1725 — 1728) et ad infulas 
episcopates turn Jacenses (1728) turn Mondonienses (Mondonedo). 
Obiit plenus mentis in anno 1752. 

IL Lupia y de Roger (Josephus). 

Natus Barcinone ex Marchionibus de Lupia Josephus mundum et 
ejus gloriam ex toto corde contempsit ad subeundum Christi suave jugum, 
cucullamque induit in coenobio S. Cucuphatis (S. Cugat de Valles), 
Abbatialique in eodem dignitate gaudebat, quando renitens (1736) 
ascendit Cathedram Leonensem. Earn tenuit usque ad annum 1752, 
quo diem obiit supremum cum magnae sapientiae et caritatis laude, 
nee non etiam sanctitatis fama. 

III. Vergara (Sebastianus de). 

Ignorantur turn anni sive natalis sive emortualis, turn patria hujus 
scriptoris, qui aliunde vitam monasticam amplexus apud S. Dominicum 

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— 178 — 

Silensem egregii concionatoris famam meruit, munusque Abbatis pastor 
vigilans implevit turn apud Silenses, turn apud Matritenses. Fuit etiam 
pluries Defmitor seu Visitator Congregations Vallisoletanae, Bonis 
insuper artibus fovit: nam ex ejus expensis depictae fuerunt tabulae, 
quae ornant novam capellam S. Dominici Silensis in hujus nominis 
asceterio, vitamque ac praecipua miracula inclyti Thaumaturgi ad vivum 
sub oculis ponunt. 

Auctor est Pater Vergara alicujus eximii operis, cui titulus: 
Vida y milagros de Santo Domingo de Silos, in 8°. Prodiit 
Matriti in anno 1736. In appendice eduntur ex Codicibus 
Silensibus turn duplex vita Sancti Dominici a Grimaldo et Berceo 
conscripta, turn aliquot miraculorum ejusdem a Pedro Martin suscepta 
relatio, turn antiquum ejusdem Sancti officium: quae varia documenta 
antea inedita majoris pretii esse videntur. 



IV. Feijoo (Hieronymus Benedictus). 

De isto celeberrimo scriptore jam egit R. P. Ziegelbauer x ) sed 
ante mortem eius et nimis jejune. Magnum nempe decus turn Hispaniae 
turn toti Ordini Benedictino attulit iste secundus Hieronymus primo 
fere aequalis pro immensa eruditione, et judicii acuitate. 

Maxima fama vivens fruitus est Feijoo, ejusque scripta non 
solum pluries sub praelo cusa sunt paucorum annorum intervallo, 
verum etiam ex hispanico idiomate in gallicum, italicum, anglicumque 
versa fuere. Insuper defunctus adhuc loquitur, siquidem de novo 
nostris diebus eadem scripta eduntur, 2 ) et recurrente in mense Octobris 
anni 1876 secundo centesimo natalitio clarissimi scriptoris, cum 
apparatu festivo et concursu populi celebratum fuit hoc anniversarium 
apud Aurienses (Orense), qui Patrem Feijoo concivem habuisse sese 
gloriantur. 

Etenim in lucem editus est Feijoo odie octava octobris 
anni 1676 Casdemiri, viculo dioecesis Auriensis, Regulam vero 
S. Benedicti adolescens professus est in monasterio S. Juliani Samensis. 
Turn libros sacros et profanos diurna nocturnaque manu diligenter 



*) Hist, litteraria O. S. B. t. 4, p. 712. 

3 ) Nempe in Collectione Auctorum Castellanorum ab Emmanuele Ribada- 
neyra recenter in lucem data. 



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— 179 — 

perlegens brevi tempore ad doctrinae apicem pervenit, ita ut docendi 
munus breve post tempus exercuerit turn in Collegio S. Vincentii 
Ovetensis, turn alibi et etiam Matriti, simulque in publicum edere, 
laborum suorum foetus incoeperit. Decessit e vita Oveti die vigesima 
sept, anni 1764 octogenario major cum magno tamen luctu fratrum 
suorum et etiam iitteratorum totius fere Europae. Duo oratores ex 
ordine S. Benedicti funebres ejus extulerunt laudes, nempe Benedictus 
Milan, lector theologiae apud S. Vincentium Ovetensem, et Helladius 
N o v o a, qui idem munus exercebat apud S. Julianum Samensem. 
Sequitur enumeratio brevis scriptorum Doctissimi Patris Feijoo. 

1. Teatro critico universal, 8 in 8°. Prodiit Matriti 
annis 1726 — 1739. 

Praecipuum opus est nostri scriptoris, et pro objecto habet 
secernere verum a falsis in opinionibus sparsim vuigatis praesertim 
apud ruricolas, erroresque docte et vi argumentorum rationis confutare. 

2. Supplementum Theatri critici, 5 in 8°. Prodierunt 
annis 1740 — 1746. 

3. Cartas eruditas y curiosas, 8 in 8°. 1742 — 1760. 

4. Ilustracion apologetic a. Oviedo, 1729, 7 in 8°. 
Vindicatio est primorum tomorum Theatri critici. 

5. Sermones aliquot, distinctim et non coilectim editi. 

Ab aliquot detractoribus vivens et mortuus noster Benedictinus 
impugnatus est, vindices vero et fautores magni nominis simul et 
auctoritatis habere meruit, e quorum numero sunt Doctissimus ejus 
discipulus Sarmiento, de quo infra et R. P. Josephus de Isla Societatis 
Jesu, cui ultimo debetur utilissima Coieccion de papeles critico 
apologeticas contra Pedro de Aguanzo, y Diego de Torres 
y en defensa del R. P. Geronimo Feijoo. 1 ) 

V. Marin (Benedictus). 

Natus Calahorrae, ordinem S. Benedicti ingressus est quo ne- 
scimus monasterio, tantaque vero doctrina effulsit, ut ei munus docendi 
theologiam Salmanticae demandatum merit. Postea factus est turn 



*) Madrid, 1763, 2 in 8°. 

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— tm — 

tPraeses Generalis congregations Vallisoletanae turn abbas S. Martini 
Matritensis. Quibus muneribus cum magna laude adimpletis, ad 
raajora vocatus, Cathedram Barbastrensem ascendit (1748) et dupbus 
annis postea Giennensem sedem, quam ultimam usque ad obitum 
tenuit (1769). 

VI. Sarmiento (Martinus). 

Natus Pontevedrae in Gallecia circa annum 1695 habitum 
S. Benedicti induit Sarmiento apud S. Martinum Matritensem, ibique 
Theologiae lectorem habuit ipsum P. Feijoo, cui magistro unitus 
remansit insolubili gratitudinis et caritatis vinculo, ejusque scripta 
contra Zoilos filiali calamo vindicavit. 

Noster Sarmiento familiari etiam araicitia R. P. Henricum Florez 
scriptorem aeternae memoriae dignum amplexus est, ei que multum 
adjumenti praestitit pro condendo suo celebratissimo opere, cui titulus: 
La Espana Sagrada. Testis est ipse Florezius, qui immensam 
Patris Sarmiento pluris faciebat eum nuncupans mare eruditionis. 1 ) 
Patris Sarmiento obitus contigit Matriti in anno 1772. 

Multa scripsit et luculente iste doctus Benedictinus, ut probat 
catalogus, quem sua manu descripsit, 2 ) verum, quod certe dolendum 
est, prae nimia humilitate fere nihil prelo commisit, et plura ex his 
jacent inedita maximo litterarum et historiae hispanicae detrimento. 
Sola inter ea, quae luce publica donata fuerunt, sequentia sunt 

1. Demonstracion critico-apologetica del Teatro 
ritico- universal. Madrid, 1732, 2 in 8°. Nihil aliud est quam 
vindicatio Patris Feijoo, et confutatio eorum, qui ipsum impugnabant 

2. Memorias para la historia de la poesia y de los poetas 
espanoles. Prodierunt Matriti in anno 1775 quatuor annis post auctoris 
mortem. 

3. Dissertatio circa locum natalem Sancti Ferdinandi III, 
Regis Castellae. Prodiit Auriae in anno 1849 curante D. Bedoya. 



! ) Mendez: Vita del P. Maestro Henrique Florez, p. 25 etc. 

a ) Catalogo de los pliegos que io fray Martin Sarmiento benedictins y 
professo en San Martin de Madrid hi escrito io mi mano (Bibl. National de Madrid.) 



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— 181' — 

VII. Mkcolacia (Didacus). 

Sarmienti ad instar Mecolaeta monachus S. iEmiliani de Cucuila 
amicitia devinctus fuit cum Florezio, eique in multis adjuvit, sed 1 quoad 
locum ejus natalem, annumque mortis nihil prorsus scitur. Inter vero 
ejus scripta computantur 

i. Desagravios de la verdad en la historia de San Millan 
de la Cogolla, primer abad de la Orden de San Benito en Espafia- 
Madrid, 1726 in 8°. 

2. Defensorio de las facultades de la Congregation de 
Valladolid para anadir y reformar oficios nuevos de su Breviario- 
Madrid, 1746, 8S p. 

VIII. La Serna (Chrysostomus). 
De isto scriptore, qui successive abbatis munus exercuit, et 
praesulatu generali totius Congregationis Vallisoletanae auctus fuit, 
nihil scimus nisi quod Chronistae ejusdem Congregationis partes 
impleverit, unamque epistolam scripto mandaverit ad commendationem 
Defensorii a P. Macolaeta compositi, de quo supra. 

IX. Bayo (Placidus). 

Monachus erat S. ^Emiliani de Cogolla, ac eruditione commen- 
dabilis siquidem multa communicaverit Florezio pro trigesimo volumine 
de la Espana Sagrada, 1 ) verum de eo nihil ultra ad nostram 
notitiam devenit. 

X. Rodriguez (Paulus). 

Iste monachus erat, ni fallimur, S. Martini Matritenus multumque 
auxilii praestitit Florezio jam laudato, ejusque primis continuatoribus a ) 
Caeterum de eo nihil ultra scimus. 

XL Ibarreta (Dominicus). 

Sodalis praecedentis in asceterio Matritensi, ejusque cooperator 
assiduus in promovenda continuatione Operis Floresiani, Ibarreta fuit 



J ) Vita Florezii jam citata, p. 70. 

*) Vida del P. Florez, p. 20: Espafta sagrada t. 36 Prolog, et alibi. 



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— 182 — 

insuper insignitus dignitate abbatiali turn apud S. Dominicum Silensem 
(i 753 — 1757) turn apud S. Martinum Matritensem. Adde quod socius 
fuerit nuncupatus Academiae regiae Historiae Hispanicae, et quod 
aliqua documenta sua manu descripta hodiedum asservat Archivum 
nostrum Silense. 

XII. Fernandez - Henriquez (Marcus). 

Huic docto monacho, de cujus actis nihil scimus, debemus 
inter plura opusculum cui titulus: Noticias del real monasterio de 
Santa Maria la real de Najera. Madrid, 1786. In hoc anno Pater 
Fernande zerat Abbatis et monachorum dicti asceterii Procurator. 

Inde eruitur scriptorem ad idem monasteriura pertinere. Nihil 
vero scimus sive de loco natali, sive de anno emortuali. 

XIII. Escalona (Romualdus). 

Monachus erat Saguntensis seu S. Facundi et apprime 
versatus litteris turn sacris turn profanis iste scriptor, cujus alioquia 
locus natalis et annus emortualis ignorantur. Inter ejus elucubrationes 
computantur. 

1. Historia del real monasterio de Sahagun: Madrid, 1782, 
1 in fol. 

2. Disertacion critica en que se prueba contra el P. Risco, 
continuador de la Espana S a g r a d a que San Alvito, obispo de Leon, 
no fue primero monge y abad de San Julian de Samos, sino de Sahaguri. 
Salamanca, 1787, in 8° de 36 hojas (pa gin as). 

XIV. Julia (Benedictus). 

Oriundus e viculo Tornellae in dioecesi Gerundensi, Julia sese 
monachum apud montem Serratum recepit in anno 1766, eodemque 
loco pie fmem vitae sortitus est in anno 1787. Insignis musicus fuit 
peritissimusque compositor, ut probat cantuum et cantilenarum congeriem, 
quam reliquit sua manu descriptam, sua industria elaboratam, e quibus 
speciatim notabimus. 

1. Duas missas de Requiem cum vocibus 



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— 183 — 

2. Primum Nocturnum et Vesperas Defunctorum cum 
quatuor vocibus cantanda 

3. Responsoria Hebdomadae Sanctae cum tribus vocibus et 
etiam instrumentis cantanda. 



XV. Azara y Percira (Eustachius). 

Nobili genere ortus in Viculo Barbunales regni Aragoniae 
Eustachius ordini S. Benedicti nomen dedit in monasterio S. Victoriani 
(1728), et postea turn munere abbatiali, turn praesulatu Generali 
totius Congregationis Tarraconensis functus est. Tandem propter 
eminentes Scientiae et Sapientiae dotes ad cathedram episcopalem 
Ibicensem evectus anno 1788, earn tenuit sex annis et deinde ad 
Barcinonensem sedem promotus (1794) ibidem diem obiit supremum 
in anno 1797 cum eximia doctrinae, pietatis, omniumque virtutum 
pastoralium opinione. 

XVI. Rodriguez (Anselmus). 

Iste cujus ignoratur annus natalitius, ortum sumpsit apud viculum 
de Castrelo in episcopatu Auriensi, monachum vero sese recepit apud 
S. Julianum Samensem, ni fallimur. In anno 1773 praesulatu gene- 
rali totius Congregationis Vallisoletanae auctus fuit. Tandem ad infulas 
Almarienses promotus (1780) ibidem obiit post duodeviginti annos 
episcopatus (1798). Nihil de ejus scriptis speciatim scitur. 



XVH. Casanovas (Narcissus). 

Natus Sabadelae (1737) dioeceseos Barcinonensis professionem 
emisit apud Montem Serratum (1764) in eodemque sacro mone 
diem obiit supremum (1 799). Apprime in rebus musicis versatus, nulli 
sui temporis fuit secundus turn arte pulsandi organa, turn peritia 
componendi novos cantus. Hujus generis compositiones sua manu 
descriptas multas et eximias dereliquit, inter quas tanquam majoris, 
momenti reputantur 1. Responsoria Hebdomadae sanctae cantanda 
cum quatuor aut quinque vocibus 2. unum canticum Benedictus 
3. Antiphonam Salve Regina simili modo canendam. 



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— 184 — 

XVIII. Abad y la Sierra (Emmanuel). 

Natus Estadillae Ilerdensis dioecesis (1729) Iitteris studuit 
accuratissime in universitate Oscenci, nee etiam ignarus rait paleo- 
graphicae scientiae, sed deinde monachum se recepit apud S. Joannem 
Pinnatensem (S. Juan de la Pefta) Postea factus abbas Medianensis 
(Meya) ibidem sua industria codicem magni pretii et antea ignotum 
adinvenit Qui codex in lucem editus ab eodem sub nomine Codicis 
Medianensis, multum ad illustrandam historiam regionum Pyre- 
narum inserviit. 

In anno TJ83 noster monachus primus episcopus institutes 
est Ibicensis sedis recenter fundatae; quam sedem cum Asturicensi 
quatuor annis postea commutavit. Deinde ad munus Inquisitoris 
Generalis primus ex online S. Benedicti, ni fallamur, vocatus in anno 
1790 munia episcopalia dimisit sed vix tribus annis elapsis suo novo 
munere privatur et ad vitam monasticam reducitur. Tunc sese recepit in 
monasterio de Sopetran prope Brihuega in provincia Guadalajarae. 
Tandem obiit Caesaraugaustae in anno 1806, haerede instituta omnium 
codicum historicorum sat numerosorum, quos collegerat, Academic 
regia Historiae hispanicae, cujus erat socius. Varia scripsit tactati- 
unculas circa diversas materias praesertim de Paleographid, bibliographic, 
historic ecclesiastica etc. 

XIX. Gitnene's Perez (Emmanuel). 

Ignoratur turn annus natalis vel emortualis turn locus natalitius 
Emmanuelis Per£z, qui aliunde monachus erat Irachensis in Navarra 
quando circa annum 1770 promotus est ad sedem episcopalem 
Portoricensem in Provincia Hispanica America (Gall ice les An- 
tilles) ubi habuit capellanum Augustinum Abad y La Sierra, de 
quo paulo infra. Nihil ultra scimus de isto episcopo Portoricensi. 

XX. Cardellaeh y Gali (Michael), 

Natus Tarasae in Barcinonensi dioecesi (1740) Michael sese 
Deo consecravit in Coenobio Montis Serrati (1758) in eodemque loco 
diem obiit supremum (1809) post vitam sanctissime gestam. Scripsit 
hispanico sermone, 1. de modo assistendi et inserviendi sacrificio 
Missae, 2. de consuetudinibus sacrae domus Montis Serrati. 



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— 185 — 

XXI: Font (Joannes et Josephus). 

Hi duo sanguine germani, religione quoque fratres fuerunt: nam 
regulam S. Benedicti professi sunt in eodem monasterio S. Felicis 
Guixolensis dioecesis Gerundensis. Pietate insignes scripserunt viribus 
unitis opus tripartitum de reformatione Congregationis Vallisoletanae 
S. P. Benedicti, quod usque nunc jacet ineditum. Biograf. eclesiastica 
t. 7 p. 290. Ignoratur annus emortualis duorum fratrum sed intra 
annos 1800 — 18 12 debet concludi. 



XXII. Saez (Licinianus). 

Iste, cujus ignorantur turn locus natalitius, turn annus natalis 
simul ac emortualis, monasticam vitam agebat apud S. Dominicum 
Silensem ineunte saeculo praesenti apprime'que in rebus historicis et 
archaeologicis excultus erat ut probant scripta, quae sub praelo com- 
misit, nempe: 

1. Tratado de las monedas del Rey Enrique tercero Madrid, 
1796, in fol. 

2. Tratado de las Monodas del Rey Enrique quarto y su 
correspondentia con las del Rey Carlos V. Madrid, 1805, in fol 2. 
edicion 1875? 

3. Apendice a la Cronica del Rey Juan segunda 



XXIII. Abad y la Sierra (Augustinus Ignatius). 

Germanus Emmanuelis, de quo supra, Augustinus natus est 
Estadillae, viculo proximo Ilerdensis oppidi (1745) philosophiae 
studuit Caesaraugustae. Deinde monachum se recepit apud S. Mariam 
Najarensem, omnibusque studiis cum maxima laude emensis turn 
magistri in artibus, turn doctoris in theologia et jure canonico preme- 
ruit lauream. Invitatus ab episcopo Portoricensi (Puerto rico) 
Emmanuele Ximen£s Perez, monacho sui ordinis et sui monasterii ad 
Hispanicam Americae provinciam se contulit, multumque adjumenti 
praestitit huic praesuli pro procuranda salute animarum. Ibi etiam 
plura collegit documenta historica et geographica de his regionibus 
tractantia ; unde redux in Europam undecim post annos, scripsit: 



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- 186 — 

hispanica lingua et de regio mandato Historiam geogra- 
ficam, civilem et politicam insulae nuncupatae San 
Juan de Puerto Rico, quae prodiit Matriti anno 1788. Circa 
idem tempus procurators regii totius Congregationis Tarraconensis 
munus ei demandatum fuit, et una titulo abbatiali S. Petri de Besalu 
in Catalaunia insignitus est. Tandem anno 1790 ad sedem episco- 
palem Barbastrensem evectus vigilantis pastoris partes strenue et 
caritative implevit usque ad diem mortis suae, qui fuit dies 21. octobris 
anni 1813, eo tempore, quo proponebatur pro sede archiepiscopali 
Valentina. 

XXIV. Vicente (Placidus). 

Vicissim Abbatis munus implevit apud S. Martinum Matritensem, 
S. Dominicum Silensem et alia monasteria iste Placidus, cujus aliunde 
ignorantur annus et locus natalitius. Tandem institutus Abbas Obonae 
in anno 18 14 ibidem diem obiit supremum in mense aprilis anni 18 16. 
Pietate flagrans et litterarum non ignarus edidit separatim in uno 
volumine distincto Confessionum S. Augustini novem libros, 
item Regulam S. Benedicti in suo textu latino cum versione hispanica 
e contra (1 in 8°). 

Precum novenam in honorem S. Gertrudis ordinavit (I. in 8°) 
tandem Canticum Canticorum in hispanicum idioma vertit, 
commentariisque illustravit (2 in 8°). 

XXV Moxo y de Francoli (Benedictus). 

Natus Cervarae in dioecesi Dertusensi (Tortosa) in anno 1763 
Benedictus vitam monasticam agebat apud S. Cucuphatem (S. Cugat 
de Valles) quando (circa annum 1797) ob virtutes et doctrinae laudem 
promotus fuit ad gradum episcopalem tanquam a d j u t o r Episcopi 
Mechoacanensis (Mechoacan in regno mexicano) et cum titulo Praesulis 
Assurensis (Assur in Nubia). Postea (18 16) factus est Arcbi- 
episcopus Charcanensis (Charcas in regno Brasiliano) ubi mortuus 
est in anno 18 16. 

Scripserat adhuc monachus Memorias historicas del real 
monasterio de San Cugat de Valles. Scripsit episcopus de rebus 
Mexicanis etPeruanis sub forma epistolari. Quae duplex tractatio 
remanet inedita usque adhuc. 



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*^ 



187 - 



XXVI. Dehaxo y alicis Ajo (de) (Attilanus). 
Iste raonachus, de quo pauca scimus, oriundus erat e montibus 
provinciae cantabricae (nunc Santander) Abbatialeque pedum 
gerebat in anno 1 8 1 6 apud Nostram Dominam del Espino de Sancta 
Gadea (in Castella veteri). Scripsit librum cui tilulus: El hombre 
en su estado natural, ubi solide et docte pantheistico systemate 
a pseudo-philosophis Hobbes, Rousseau et aliis ficta confutat Valla- 
dolid, 1819 1 in 8°. 

XXVII. Blasco (Emmanuel). 
Monserratensis monachus et professus ab anno 1768 Blasco, qui 
oriundus erat e vico Cuevas-Labradas in Aragonia, abbatiale 
munus apud Bages implevit (18 13 — 1822), ubi etiam diem obiit 
supremum (1822). Apprime versatus erat in rebus agriculturae, 
composuitque librum valde utilem sub titulo: El amante de los 
labradores, ubi expresse tractat de lucris, quae comparari possunt 
ex armentis bourn, vaccarum etc. 

XXVIII. Arias Tcixeiro (Veremundus). 
Natus (1742) apud Cavanelas (Dibecesis Auriensis) Veri- 
mundus adhuc juvenis cucullam S. Benedicti induit in monasterio 
S. Joannis de Corias, dioecesis Ovetensis, cursuque studiorum maxima 
cum laude peracto plura et gravia munia successive ac laudabiliter 
gessit. Tanta erat, exeunte ultimo saeculo, ejus scientiae ac sapientiae 
fama, ut non solum a suis sodalibus unus cum quatuor aliis electus 
fuerit ad restauranda in Congregatione Vallisoletana litterarum ac 
bonarum artium studia, verum etiam locum tenuerit inter deputatos 
in Congressibus civilibus publicis (les Cortes). Qua ultima occasione 
multa optime scripsit ac peroravit ad vindicationem jurium Ecclesiae, 
et confutationem opinionum rectis ordinis subversivarum. Qud de 
causa bene" meritus promotus fuit primo ad sedem episcopalem 
Pampilonensem (1806), et deinde (181 5) ad sedem metropolitanam 
Valentinam. Obiit plenus meritis (1824) noster Praesul, qui inter 
praecipuos hujus saeculi episcopos Hispanos jure merito computatur. 

XXIX. Casaus y Torres (Andreas). 
Iacae (Iaca) in Aragonia natus (1772) Andreas Regulam S. Be- 
nedicti amplexus est in monasterio S. Ioannis Pinnatensis (San Juan 



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— 188 — 

de la Penna): in quo etiam post assecuturor baccalaurei turn in 
philosophic, turn in theologia gradum, et post diversa munia 
adimpleta Abbas instututus est successive Revipulli (1807), et & 
Cucuphatis Vallensis (r826 et 1829). Tandem mortuus est (1832)^ 
vix ad annos maturos provectus, sed cum maxima eruditionis et 
scientiae fama. Socius erat AcademiaeRegiae, quae circa Historiam 
hispanicam versatur, et plurium aliarum. Inter ejus scripta enitent 

1. Duae litterae in quibus contra Patrem Masdeu ostenditur non 
omnia ad Regnum Aragoniae spectantia diplomata deperdita esse 
ac destructa in Arabum invasione. Prodierunt in annis 1800 et 1806. 

2. Origen y succesion de los reyes de Aragon y Navarra y 
estados de estos reinos hasta et siglo XII. — 1816? 3. Nuevas 
observationes para la historia de Aragon, Cataluna y Navarra. 
Barcelona 1829. 

XXX. Cohntnares (Paulus). 
Natus erat Autoli in dioecesi Calaguritana anno 1766, sese 
vero monachum subduxit in monasterio S. Juliani Samensis ad cujus 
etiam multos post annos cathedram abbatialem promotus est suadente 
Sanctitatis et scientiae opinione. Deinde fuit successive Abbas Montis 
Serrati Matritensis et Praeses Generalis (1824) totius Congregationis 
Vallis Oletanae: quo munere fungebatur quando ad altiora vocatus 
(1824) sedem Ilerdensem (Lerida) conscendit. Hanc vero usque ad 
diem mortis suae in anno 1832 cum magno fidei et salutis animanim 
zelo tenuit Tria raonita de rebus ecclesiasticis sapientiae et fortitudinis 
plena in anno 1820 ad Regem direxerat Hispaniarum Ferdinandum VH 
et ad Caetus publicos. Prodierunt in Collectione Ecclesiastica 
hispanica. Insuper Chronistae suae Congregationis per multos annos 
functus est titulo: sed proh dolor! omnia, quae collegerat, documenta 
et relationes, perierunt et ad nos non pervenerunt. 

XXXL Amattler (Maurus). 

Catalanus genere utpote natus Palafrugellae in dioecesi Genm- 
densi sese recepit juvenis Maurus ad B. Virginem Montis Serrati, 
ibique cuculla indutus anno 1786 totam fere vitam egit ibidem 
usque ad diem mortis suae in anno 1833. 

Pulcherrimis dotibus instructus, simul ut optimus musicus, peritis- 
simus physicus et novarum curiosus machinarum inventor claruit 



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— 189 — 

Nec etiam ei defuit scriptoris ascetici gloria. Et primo, ut musicus 
praeclaros sui ingenii foetus reliquit, e quibus elucent: 

i. Cantus cum quatuor vocibus hymnorum Pangue lingua 
et Vexilla Regis. 

2. Item cantus super organo pro adoratione S. Crucis in Feria 
Sexta Parasceves. 

3. Item cantum novum pro Salve Regina; qui cantus cele- 
berrimus factus est tanquam peculiaris Sanctuario Montis Serrati . . . 
Alias huius generis compositiones brevitatis gratia omittimus. 

Quoad scientiam exquisitara naturae, animalium et plantarum, 
qua ornatus erat Maurus noster, testem irrefragabilem habemus ipsum 
Museum, seu collectionem insectorum, florum et plantarum monti 
Serrato peculiarium, quam ipse formaverat cum tanta industria quod 
omnes et praesertim extranei ad admirationem provocarentur. Rex ipse 
Hispaniarum Carolus IV ipsam ad invisendam Montem Serratum 
petiit, et in testimonium existimationis et gratitudinis censu diurno 
in perpetuum auctorem donavit. Veruntamen, quod nunquam satis 
dolendum, haec tarn pretiosa collectio dispersa est, seu incendio 
tradita in bello contra Napoleonem Francorum imperatorem. 

Ut machinator Pater Amettler adinvenit vi sui ingenii. 
1. novum organum, quod vulgo vocatur piano, quam construxit in 
forma navis, et cui nomen dedit Vela-cordis unam Ma- 
chinam hydraulicam. Qua perfectione gaudebat ista machina, 
nescimus: sed, quidquid sit, sine exemplari constructa fuerat, intelli- 
gentiaeque acuitatis in inventore evidens argumentum erat. 

Tandem sese pium et mysticum scrip torem exhibuit idem mo- 
nachus in vertendo ex italico in suam vernaculam linguam librum de 
Laudibus Mariae a S. Alfonso de Ligorio compositum. 

XXXII. Olzintllas (Rochus de). 
Monachus erat Congregationis Tarraconensis et monasterii S. 
Marie Rivipullensis (Ripoll) Olzinellas, qui natus Igualadae in 
dioecesi Vicensi, litterisque turn sacris turn profanis apprime excultus 
Bibliothecarii et Archivistae munere diligenter functus est in dicto 
monasterio. Studiose investigavit antiquitates praesertim ecclesiasticas 
Hispaniae et Catalauniae, multumque adjuraenti Patri La Canal pro 
Continuatione opens eximii cuius titulu? >la Espana Sagrada*. 1 ) 



*) V. hujus operis t. 45 prolog, et passim. 



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— 190 — 

Insuper multa collegerat documenta circa Catalauniae historiam 
in proximo edenda, quando supervenerunt infausti eventus anni 1835. 
Flagrante Bello civili coenobium Rivipullense obsidetur, capitur, et 
incendio traditur; Plures monachi impie trucidantur a militibus, alii, 
e quorum numero noster Olzinellos, vix fuga elapsi sunt. Insuper 
quando ipse Olzinellos audivit dici quod Bibliotheca et Arcbivum 
Rivipullensia cum suis propriis scriptis et documentis igne consumpta 
fuissent, tanta maestitudine repletus est ut e vivis excesserit tribus post 
mensibus (oct. 1835). 

Rebus sic stantibus omnia fere scripta eruditissimi istius monachi 
deperdita sunt. Verumtamen aliqua ante tarn infaustos exitus sub 
praelo commiserat, scilicet: 

1. Aliquae Contestationes adversus Antonium Llorente, 1830. 

2. Constitucion del Clero espanol. 

3. El Cristian pacifico. 

Insuper edita est Barcinonae in anno 1842 et lingua castellana 
Dissertatio super divisionem Episcopatuum in qua ad liquidum 
ostenduntur errores turn historici turn theologici in quos turn Llorente 
jam citatus, turn Congregatio ecclesiastica a gubernio civili anno 1823 
firmata devenerunt. Quae Confutatio tam docta quam acris et bene 
compta sub prelo tempore opportuno cusa fuisset nisi, proterve pro- 
hibuissent impii magistratus. 



] 



Zum Ordens-Pastoralfall. 

(Von P. Rupert-MitterniUller.) 

Im zweiten Bande des Jahrganges 1883 dieser Ordenszeit- 
schrift ist auf Seite 184 von mir ein Ordenspastoralfall behandelt, 
dessen Losung inzwischen durch eine Entscheidung der compe- 
tenten rornischen Congregation jedem Zweifel entriickt wurde. 
Jch hatte behauptet, dass die feierlichen Geliibde eines Religiosen 
durch den Uebertritt in einen ganz andern Orden nicht im 
mindesten beruhrt, also weder suspendirt noch viel weniger auf- 
gel(>st, aber auch nicht aus feierlichen in einfache verwandelt 
werden und dass also der Uebertretende nach deni Probejahr 
in seinem neuen Orden keine einfachen (leliibde drei Jahre lang 
haben konne. 

Auch Rom hat nun am 25. Janner heurigen Jahres ent- 
schieden und ausgesprochen, dass der ubertretende feierliche 
Professus kein Triennium von einfachen (ielubden durchzumachen 



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— 191 — 

brauche, sondern gleich nach Vollendung des Probejahres die 
feierliche Profess im neu gewahlten Orden ablegen konne. 

Der Hr. Einsender der Linzer theolog. prakt. Quartalschrift, 
gegen den meine fruhere Abhandlung gerichtet war, ist, wie das 
neuste Heft der genannten Quartalschrift (a 1884 S. 366) aus- 
weist, nunmehr durch die romische Entscheidung zufrieden ge- 
stellt, wtinscht aber dennoch von mir eine Erklarung dariiber, 
vvie ich zu dem falschen Urtheile gekommen sei, dass Er und 
seine Meinungsgenossen in dem beregten Falle angenommen und 
vorausgesetzt hatten, die feierlichen Geliibde des iibertretenden 
Professus haben aufgehort. 

Um eine Antwort geben zu konnen, muss mir gestattet sein 
etwas weiter auszuholen. 

Man versteht unter Ordensprofess jenen Act. durch welchen 
Jemand durch die drei wesentlichen Ordensgeliibde der Armut. 
der Keuschheit und des Gehorsams sich selbst Gott und dem 
Orden weiht und opfert, wiihrend der Orden im Namen Gottes 
und der Kirehe diese Weihung und Opferung annimt und 
approbirt. Das ist die Substanz jeder Profess, das ist das wesent- 
liche Moment, welches alien Orden gemeinsam und in alien 
Orden gleich ist. In den verschiedenen Orden und Klostern 
werden zwar bei der Profess auch noch andere specielle Ver- 
pflichtungen. die jedem Orden eigenthiimlich sind\ z. B. eine 
besondere Ordensregel, eigene Statuten, besondere Uebungen 
auferlegt und bisweilen selbst durch specielle Gelubde erhoht und 
geschiitzt; es bestehen namentlich in Bezug auf die drei wesent- 
lichen Ordensgeliibde, z. B. der Armuth. verschiedene, nicht selten 
durch ein spezielles (relubde geheiligte (Irade der Strenge, 
verschiedene Weisen der Ertullung u. s. w. Allein All dies 
gehort nicht zur Substanz der Profess, nicht zum Inhalte der 
allgemeinen und wesentlichen drei Ordensgeliibde, hat also mit 
dem Unterschiede der Feierlichkeit der l^rofess und der Gelubde 
von der Einfachheit derselben nichts zu schalfen, weil dieser 
Unterschied sich nur auf das Wesen der drei Grand- und Haupt- 
geliibde des Ordensstandes, auf das alien Orden Gemeinsame 
sich erstreckt, nicht aber auf das Accessorische, Eigenthiimliche 
und Specielle, welches in den verschiedenen Orden den drei 
wesentlichen Ordensgeliibden und dem Wesen der Profess beigefugt 
wird. Dieser Punkt ist vor Allem im Auge zu behalten. 

Sind die drei wesentlichen Ordensgeliibde der Keuschheit, 
der Armuth und des Gehorsams feierliche, so haben sie fur alle 
Orden die kirchenrechtliche Folge und Wirkung, dass sie eine 
absolute Unfithigkeit zu gewissen Acten (Erwerb eines zeitlichen 
Eigenthums, Ehe. eigenmiichtige rechtsverl)indliche Willensakte 
herbeifiihren, und dass auch der Orden oder das Kloster keinc 



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Macht mehr hat, sie je wieder zu losen. Sind sie aber nur ein- 
fache Geliibde, so Ziehen sie in jedem Orden nur eine Unerlaubt- 
heit der genannten Acte nach sich und konnen in gewissen, 
kirchlich festgestellten Fallen vom Orden oder Kloster wieder 
gelost werden. Die Gesellschaft Jesu hat ausnahmsweise das Pri- 
vilegium, dass die einfachen Geliibde ihrer Mitglieder zwar 
auflosbar sind, aber dennoch die kirehenreohtlichen Folgen von 
feierliohen Geliibden haben. Der Unterschied von Einfachheit und 
Feierlichkeit ist so sehr einzig auf die drei allgemeinen Ordens- 
geliibde des Gehorsams, der Armuth und Keuscbheit besehrankt, 
dass er sich auf alle andern Obliegenheiten und selbst auf die 
speciellen Gellibde der einzelnen Orden gar nicht an wenden lasst ; 
denn es gibt in Bezug auf diese speciellen Geliibde und Ver- 
pflichtungen keine verschiedenen kirchenreehtlichen Wirkungen, 
mag der Gelobende und Verpflichtete ein einfacher oder ein 
feierlicher Professus sein. In Bezug auf die innere Giite und 
Wiirde und in Bezug auf die verpflichtende Kraft stehen die ein- 
fachen drei Hauptgeliibde ohnehin den feierlichen vollig gleich. 

Denken wir nun z. B. an einen Religiosen, der im Benedic- 
tiner-Orden feicrliche Profess gemacht hat und in den Capuziner- 
Orden iibertritt. Er bringt die drei Hauptgeliibde als feier- 
liche sammt ihren bedeutenden kirchenreehtlichen Wirkungen, 
namentlich auch der Unaufloslichkeit mit sich und sie bleiben 
vollstandig bestehen. Wie konnten und sollten denn nun diese 
feierlichen Geliibde wieder einfache werden, d. h. jene Wirkungen 
verlieren? Oder wie konnten neben ihnen gleichzeitig andere 
neue und einfache Geliibde des Gehorsams, der Armuth und 
Keuschheit entstehen, welche jene bedeutenden Wirkungen nicht 
haben und selbst auflosbar waren? Das ist nicht einzusehen, ja 
unmoglich. Moglich ware, dass der apostolische Stuhl ein Decret 
erliesse, wonach die Geliibde des feierlichen Professus, der in 
einen fremden Orden iibertritt, wahrend des Probejahres und 
eines darauf folgenden Trienniums nurmehr einfache sein sollen. 
Allein ein solches Decret gab es bisher nicht und gabe es eines, 
so wiirden eben die feierlichen Geliibde suspendirt und dadurch 
wiirde dem gleichzeitigen Zusammenbestehen beider Arten der 
Hauptgeliibde vorgebeugt. Darum kann und muss man sagen, es 
sei nicht moglich, dass die drei wesentlichen Ordensgeiiibde der 
Keuschheit und Armuth und des Gehorsams als einfache neben 
den feierlichen in einem und demselben Subjecte zu gleicher Zeit 
zusammenbestehen. 

Man mag vielleicht einwenden : der apostolische Stuhl konnte 
bestimmen, dass ein iibertretender feierlicher Professus ungeachtet 
seiner feierlichen unaufloslichen Geliibde und Profess auch nach 
dem Probejahre noch eine dreijahrige Priifungszeit durchmache 



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— 193 — 



unci nach Umst&nden wieder entlassen werde. Der apostol. Stuhl 
hatte allerdings im Sinne dieser Einwendung entscheiden 
konnen, obwohl er faktisch das Gegentheil bestimmt hat. Allein 
ware auch eine solche piipstliche Bestimmung getroffen, so 
waren dadurch doch zu den feierlichen Hauptgeliibden des 
Uebergetretenen keine einfachen hinzugekommen, noch auch die 
feierlichen zu einfachen gemacht worden; denn diese p&pstliche 
Bestimmung hatte die drei wesentlichen Ordensgeliibde der 
Armuth, der Keuschheit und des Gehorsams gar nicht beruhrt, 
also auch nicht die lediglich nur an diesen drei Hauptgeliibden 
haftende Einfachheit oder Feierliclikeit. Die Existenz jener 
mogliehen papstlichen Bestimmung vorausgesetzt, hatte, um bei 
unserem obigen Beispiele zu bleiben, der Capuziner-Orden dann 
nur das Recht und die Macht gehabt, den ubergetretenen feier- 
lichen Professus des Benedictiner-Ordens ungeachtet seiner feier- 
lichen drei Haupt-Ordensgelubde wieder zu entlassen und dessen 
ubernommene speciellen Capuziner-Gelubde und Verpflichtungen 
wieder aufzuheben, nicht aber an den feierlichen Haupt-Ordens- 
gelubden desselben etwas zu andern. Einfache Geltibde des 
Gehorsams, der Armuth und Keuschheit hatte in diesem Falle der 
Capuziner-Orden nicht aufzulosen, weil keine vorhanden waren. 

1st es, wie gezeigt wurde, nicht m^glich, dass neben den 
drei feierlichen Haupt-Ordensgeliibden zu gleicher Zeit in demselben 
Subjecte die namlichen drei Hauptgeliibde als einfache existiren, 
und hat der Herr Einsender in der Linzer Quartalschrift doch 
immer von dreijiihrigen einfachen Geliibden des ubergetretenen 
feierlichen Professus gesprochen, so konnte oder musste ich auf 
die Vermuthung gerathen, dass Er und seine Meinungsgenossen 
wahrscheinlich die feierlichen Geliibde des Uebergetretenen fur 
gelost oder doch fur suspendirt halten. Hiitte ich dieser Vermuthung 
keinen Raum gegeben, so musste ich annehmen oder voraussetzen, 
was ich nicht wollte, dass von diesen Herren die* speziellen Ver- 
pflichtungen und besonderen Geliibde der einzelnen Orden mit 
den drei wesentlichen und allgemeinen Ordensgeltlbden des 
Gehorsams, der Armuth und Keuschheit verwechselt oder identi- 
fizirt werden, oder dass diese Herren unter dem Ausdrucke 
» einfache (Jeliibde oder einfache Profess des ubergetretenen feier- 
lichen Professus* nur die neu iibernommenen speziellen Orderas- 
pflichten verstehen, was freilich nicht angeht. Vielleicht war 
mein Irrthum ein verzeihlicher. 

Der Herr Einsender erwartet schliesslich, ich wiirde in 
meinem und der Ordenszeitschrift Interesse Modificationen und 
Correcturen meiner friiheren Abhandlung vornehmen; ich sehe 
aber mein und der Ordenszeitschrift Interesse nicht gefiihrdet und 
finde keinen Grund zu Correcturen. Die zweite Profess eines 

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— 194 — 

ubertretenden feierlichen Professus erscheint mir noch immer als 
Erneuerung der ersten, verbunden jedoch mit der Uebernahme 
der speziellen Anforderungen und Verpflichtungen oder auch der 
besonderen Gelubde des neugewahlten Ordens. Dabei bleibt das 
Wesen der allgemeinen drei Haupt-Ordensgeliibde und deren 
Einfachheit oder Feierlichkeit ganz unberiihrt und eri&hrt die 
erste Profess nur Veranderungen, welche nicht aus dern Wesen 
der drei allgemeinen Hauptgeliibde, sondern nur aus den Eigen- 
thumlichkeiten der einzelnen Orden hervorgehen. 



Kunstbildhauer Johann Piger in Salzburg. 

Sehr oft geschieht es, dass treflfliche Talente verkummern, 
weil sie zu wenig Gelegenheit finden, ihren SchafTensdrang zu 
befriedigen. Und besonders in der Kunst wirken manigfache 
Factoren zusammen, um die Thatkraft zu hemmen. Hier wollen 
wir nur zwei nennen, niimlich die einseitige Parteirichtung, und 
das Kunsthandwerk. 

Soil ein Knnstwerk seinen Zweck erfullen, so muss es 
Schonheit der Gestalten mit echt seelischem Ausdrucke derselben 
eng verbinden. In einem schonen Leibe muss, wenigstens in den 
Kunstgebilden, eine schone Seele wohnen. Aber hier treten die 
Gegensatze grell zu Tage. Es gibt eine Richtung, die man die 
grobmaterielle, sinnliche nennen kann. Am mensehlichen Korper 
sucht diese Richtung so viel als moglich das Nackte zur Darstellung 
zu bringen, und oft in einer Weise, dass ein anstandiger Mensch 
mit Abscheu von solchen Gebilden sich abwendet. Ja es gab eine 
Zeit, wo derail derbsinnliche Sculpturen selbst in die Kirchen 
sich einschmuggelten. Dagegen gibt es eine andere Richtung (und. 
diese zahlt heutzutage viele Anhanger, und zwar sehr eclle und 
fromme Menschen), denen die Korperform selbst fast gar nichts, 
jedenfalls aber zu wenig gilt. Ja einige betrachten die Statuen 
nur als architektonisches Ornament. Daftir aber tritt besonders im 
Antlize ihrer Gestalten das Geistige, Uebersinnliche herrlich zu 
Tage. Miisste man nun einer dieser Parteien nothwendig sich 
anschliessen, so ist klar, dass besonders ein Ktinstler, welcher 
der kirchlichen Kunst seine Kraft widmet, der zweiten Richtung sich 
zuwenden miisste. Aber ist nicht audi der Leib des Menschen aus 



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— 196 — 

Gottes Schopferhand hervorgegangen? 1st nicht auch er ein Wunder- 
werkder unendlichen Giite Gottes? FreilichhatdieSundeder Stamm- 
eltern einen Widerstreit zwischen Geist und Leib geschaflen, 
und wenn der Leib nicht der Dienstbarkeit des Geistes unterworfen 
wird, wird der Anbliek eines solchen Menschen uns nicht bloss nicht 
liber die Allt&glichkeit erheben, sondern sogar oft bis zur Gemeinheit 
herab driicken. Soil aber der Kunstler ein religitfses Kunstwerk 
darstellen, ziemt es sich da, den Ktfnig der Schopfung mit steifen, 
verschobenen Korperformen unserm Auge zu bieten? 

Was nun Piger betrifft, so vereinigt er, soweit es eben moglich 
ist, Schonheit der Form mit echt iiberirdischem Ausdrucke. Horen 
wir, was ein Fachmann in der Augsburger Allgemeinen Zeitung 
21. Mai 1881, Nr. 325 iiber Piger sagt: »Der Kunstler Johann 
Piger ist ein Sohn des oberen Innthales, sein Werk, eine Himmel- 
fahrt Mariens, in Holz geschnitzt in einem Massstabe, dass 
die Wirkung die der Lebensgrosse sein wird. Ueber der Gruppe 
Maria's und der sie umsehwebenden Engel thront Gott Vater, 
zu beiden Seiten knien anbetende Engel und die Predelle nimmt 
die vier Evangelisten auf. Seel en voile Em p find ung, Ad el und 
Anmuth der Formen, hoherSchwung der Conception, 
Reichthum der Gruppierung und des Faltenwurfes sind 
Eigenschaflen dieses uberraschenden Werkes, die bei seinem ersten 
Anblicke in die Augen fallen, den Beschauer fesselnd und begluekend. 
IJfan mag sich von der Gestalt der verkl&rten Jungfrau nicht 
wieder losreissen, so schon und rein und hold ist dieses Frauenbild ; 
und der Gott Vater, eine machtige bedeutsame Erscheinung, ist 
wieder einmal der echte Tiroler Gott Vater, wie ihn die frommen, 
gesunden, derb wahr empfindenden Kunstler dieses Felsenlandes er- 
fassen, ein den Menschen nahender, Wohlwollen entgegenbringender, 
doch Ehrfurcht gebietender unsterblicher Greis. Die Engel scheinen 
zu ihrem heiligen lieblichen Treiben in Perugia vorgebildet zu 
sein. Die Evangelisten sind ernste, schlichte, in sich ruhende 
Bergsohne, durch das Wort Gottes angefeuert.* 

Jetzt ist in Radstadt nicht bloss der Hochaltar, dessen 
Figuren mit Ausnahme der beiden hi. Bischofe Rupert und Virgil 
oben vom Fachmanne geschildert sind, vollendet, sondern auch 
die beiden Seitenalt&re ; das Hauptbild des rechten Seitenaltares 
ist die Geburt Christi, gar lieblich dargestellt, das des linken die 

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— 196 — 

Kreuzigungsgruppe, so recht angethan, uns die Bedeutung des 
Kreuzestodes vor Augen zu fuhren. Das letzte Bild fur die gleiche 
Kirche, das der Kunstler einige Zeit im hiesigen Kunstvereine 
ausgestellt hatte, wo es viele Beschauer anzog, ist Christus 
im Grabe. Allgemeinen Gefallen findet auch die hi. Erentrudis, 
lebensgrosse Statue, in der herrlichen Klosterkirche am Nonnberg, 
und der hi. Franziscus von Assisi bei den Capuzinern hier. Eine 
halblebensgrosse Figur dieses hi. Franziscus fertigte Piger im 
Auftrage des Erzherzogs Ludvvig Victor und dieser widmete sie 
seinem erhabenen Bruder, dem Kaiser Franz Josef von Oesterreich. 
Ausserdem befinden sich Werke unsersKunstlers in der Klosterkirche 
St. Peter, in der Herz Jesu Kirche des Asyls in Riedenburg, 
in Nussdorf. Kostendorf im Salzburgischen. in Hatting bei Inns- 
bruck, in Schwaz in Tirol u. s. w. 

Wer Gelegenheit gehabt hat, wie Schreiber dieser Zeilen, 
alle obgenannten Kunstwerke aus den unformlichen Holzklossen 
hervorgehen und sie dann in ihrer Vollendung zu sehen, der 
wird nicht umhin konnen Piger einen wiirdigen Nacheiferer der 
sogenannten Nazarener zu nennen, unter denen unvergessliche 
Namen hervorleuchten wie: Overbeck, Cornelius, Fuhrich, Deger, 
Steinle, Ittenbach, auch Schnorr, H. Hess, Schraudolph, J. A. 
Fischer, Pfannenschmidt u. s. w. Bei alien diesen Kunstlern tritt 
der Hauptgrundsatz zu Tage, der schonen Form einen echt 
religiosen Ausdruck zu verleihen. Sollte man nun nicht meinen, 
dass ein nach dieser Richtung arbeitender Kunstler mit Auftriigen 
iiberhauft ware. Dem ist fur gewohnlich nicht so. Denn wir 
haben oben gesagt, dass als zweites Hemmniss der echten Kunst 
das Kunsthandwerk zu betrachten sei. Fabriksmassig werden 
da Kunstproducte nachgebildet und vervielf&ltigt und natur- 
gemass kann man dann auch billige Preise ansetzen. Da nun 
viele Kirchen arm und die Kunstkenntniss bei den Kirchen- 
verwaltungen oft eine minimale ist, so werden bei solchen Kunst- 
fabriken, die noch dazu in alle Welt ihre Reclamen zahlreich 
versenden, Bestellungen gemacht und ein echter Kunstler bleibt 
ohne Beschaftigung. Wenn er nun fiir eine Familie zu sorgen 
hat, so liegt fiir ihn die Lockung in eine Kunstfabrik einzutreten 
nur zu nahe. Aber dann wird er bald zum Handwerker herab- 
sinken. Es liegt also im Interesse der christlichen Kunst und der 



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— 197 — 

Wurde des Gottesdienstes, die scheinbar hohen Kiinstlerpreise 
nicht zu scheuen, da ja der Kunstler seine ganze Jugend, oft 
unter den bittersten Entbehrungen, hinopfern muss um zum 
Kunstler heranzureifen ; und sollte er nun, befahigt Grosses zu 
leisten, beschaftigungslos dasitzen und mit seiner Familie darben ? 

Zum Schlusse noch eine kurze Lebensskizze Pigers. Johann 
Piger ist der Sohn eines Arztes in Prutz, Oberinnthal. Er war 
zuerst Schiiler des Bildhauers Millen in Innsbruck, bekam dann 
seine weitere Ausbildung in Miinchen unter der liebevollen Leitung 
des verstorbenen Bildhauers Engelbert Kolb, aus Ilolzgau im 
Lechthale geburtig, bildete sich auch in Wien aus und siedelte 
sich endlich 187G in Salzburg an. Hier nahm sich der Abt des 
Stifles St. Peter, P. Romuald Horner, des aufbliihenden Talentes 
in wahrhaft vaterlicher Weise an, so dass der unermudlichen 
Theilnahme und Sorgfalt dieses warmfuhlenden Mannes die 
Erlangung der Reife Pigers zum grossen Theile zu verdanken ist. 
Mogen nur recht zahb-eiche Bestellungen dem SchafTenstriebe des 
riistigen Kunstlers recht weiten Spielraum bieten ; er wird sich 
bestreben alle Arbeiten in echt kirchlichem Sinne wurdig auszu- 
fiihren und die Preise moglichst niedrig stellen. 

Salzburg. P. M. Z. 



Corona Benedictina saeculi undevicesimi, 

id est: Summi Pontifices, S. R. E. Cardinales, Patriarchae, Primates, Archi- 

episcopi, Episcopi et S. R. Imperii Principes-Abbates, qui saeculo nostro ex. 

uni verso Ordine 8. Benedict i prodiere. 

(Auctore P. Fr. Sal. Ticfcnthal, O. S. B. Einsidlcnsi.) 

/ Summi Pontifices. 

1. Pius VII. Antea D. Gregorius Barnabas Chiaramouti a Caesena. — 
Natus Caesenae die 14. Augusti anno Dno. 1742. — Emisit solemnem professi- 
onem in monasterio s. Marine prope Caesenam, Ordinis s. Benedicti, Congre- 
gationis Casinensis, die 20. Augusti 1758. — Prior et s. Theologiae Lector iti 
Collegio s. Anselmi Romae ad s. Paulum ab anno 1775. — Abbas supra 
numerum ex Deer. Pii VI. a. 1781. Episcopus Tiburtinus 1782. — S. R. E. 
Presbyter Cardinalis et Ep. Foro-Corneliensis 1784. Ad sutmnum Pontificatuin 
EE. S. R. E. Cardinalibus in monasterio Casinensium Venetiis ad s. Georgium 
Majorem congregatis evectus die 14. Martii 1800. — Ibidem coronatur in festo 
ss. P. N. Benedicti. Anno 1817 Congregationem de Picpus approbavit eique 
praecipue regulam s. P. N. Benedicti imitandam proposuit. Cujus Congregationis 
sodales quamvis non sint Monachi, tamen sacro Ordini nostro praecipui aflTmes 
censendi sunt. Vide Moroni, Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica. — 
Mortuus Romae die 20. Augusti 1823. — De hoc Papa consul! possunt: „Con- 



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gregatio Casinensis," edita post Capitulum generate anni 1821. Parmae. — 
Histoire du Pape Pie VII. par M. le chevalier Artaud. Paris, 1886. 2 vol. — 
Quod opus etiam germ an ice prodiit Vindobonae 1837. — Bertolotti, Vita di 
Papa Pio Vn. Torino 1881. 

2. Gregorius XVI. Antea D. Maurus Cappellari. Natus Belluni in 
republica Veneta die 28. Sept. 1765. — Professionem emiait in monasterio 
s. Michaelis de Murano in insula quadam prope Venetias, Ord. Camaldulensis, 
anno Dni 1783. — Presbyter 1787. — Anno Dni 1799 edidit opus cui titulus : 
„11 trionfo della santa Sede e della Chiesa contro gli assalti dei novatori com- 
battuti e respinti colle stesse loro armi." — Quod etiam germanice prodiit. 
2. Auflage, Augsb. 1848. — Abbas Monasterii s. Oregon i M. Romae in monte 
Coelio 1807. — Consultor Congregationis Romanae et universalis Inquisitionis, 
Indicis, Ecclesiarum orientalium etc. 1815. — Cardinalis creatus a Leone XII. 
die 13. Marti i 1826. — Mox postea creatur Praefectus Congregationis de Propa- 
ganda Fide. — Hummus Pontifex eligitur die 2. Febrnarii 1831. — Moritur 
die 1. Junii 1846. — Vide: Kirchen-Lexicon v. Wetzer u. Welte. Freiburg 
im Breisgau 1850. — Morell, Allocution Gregor XVI. im gen. Consist, d. 
22. Juli 1842 etc. Einsiedeln, 1842. — Moroni, Dizionario di erudizione storico- 
ecclesiastica. In Venezia 1845. 

// S. R. E. Cardinales. 

Cardinalis Episcopus. 

Cardinalis Pitra, Joh. Baptista, O. S. B., Congreg., Gallicae. natus in 

Chamforgueil dioecesis Augustodun. die 31. Julii 1812, sacris initiatus die 

17. Dec. 1835, solemniter professus 10. Febr. 1843, Abbatiae s. Petri apud 

Solesmos in Gallia Prior. In sacrum Cardinalium collegium cooptatus die 

16. Martii 1863, Episcopus Tusculanus consecratur a Leone XIII. sacra Pente- 
costes die 1. Junii 1879. Opt. pro Portu et S. Rufina 24. Martii 1884. — 
Album Benedictinum s. Vincentii in Pennsylvania anni 1880. — Gautier, 
Portraits contemporaius et Questions actuelles. Paris, 1873. Page 91 — 125. 

Presbyteri Cardinales. 

1. Cardinalis Bianchi, Ambrosius, Camaldulensis, natus Cremonae 

17. Oct. 1771, Cardinalis in petto 6. April. 1835, publicatus 8. Julii 1839, sub 
titulo ss. Andreae et Gregorii in Monte Coelio, Praefectus Congregationis super 
disciplina Regularium. — Mortuus Romae 3. Martii 1856. — Chronologische 
Reihenfolge der rom. Papste etc. Wttrzburg, 1842. — 2. B. S. 320. — Privat- 
Mittheilung aus Rom. 

2. Cardinalis Cappellari. Ut supra I., 2. 

3. Cardinalis Crescini, Remigius, O. S. B. Episcopus Parmensis a. 
1828, Cardinalis 27. Julii 1829, Moritur 21. Julii 1830. — Gams, Series Epi- 
scoporum. Ratisbonae 1878. 

4. Cardinalis Falcinelli-Antoniacci, O. S. B. Congreg. Casin., 
natus Assisii 16. Nov. 1806, solemniter professus in monasterio s. Pauli de 
Urbe 18. Dec. 1825. — Abbas s. Pauli 1850—53. — Episcopus Foroliviensis 
7. Martii 1853, Designates archiep. titul. Atheniensis et apud Austriae Im- 
peratorem s. Sedis apostolicae nuntius 21. Dec. 1857, Cardinalis creatus a 
Pio IX. 22. Dec. 1873, mortuus Romae 29. Maii 1874. — Alb. Benedictin. nt 
supra. — La Civilta Cattolica. 

5. Cardinalis Luchi, Michael Angelus, a Brixia, natus 20. Aug. 1744, 
professus in mon. Casinensi, Cardinalis creatus a Pio VII. die 23. Febr. 1801, 
mortuus in mon. Sublacensi die 2. Oct. 1802. — Artaud ut supra. — Biographie 
universelle. Paris, Didot, 1852 et ss. 

6. Cardinalis Moreno, Joh. Ignatius, Americanus, O. S. B., natus 
a. 1817, episcopus de Oviedo 26. Sept. 1857, tr. Valladolid 1863, Cardinalis 



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creates 13. Martii 1868, archiep. Toletanus 6. Julii 1875. — Gams, Supplm. 
ad S. Ep. — Schneemann, das vatic. Concil. — Les Missions catholiques, 
Vendredi 18. Janvier 1878, p. 33. 

7. Cardinalis Pitra. Ut supra. 

8. Cardinalis Sanfelice, Guilelraus, educibus de Aquavella, O. S. B., 
Congreg. Casin., natus Aversae Neap. 14. April. 1834, sol. professus 16. Julii 
1855, sacerdos 1857, a Leone XIII. archiep. Neapolis designatus, confirmatus 
in consistorio habito die 15. Julii 1878. — Consecratus a Cardinale Franohi 
die 21. Julii. — Cardinalis creatus a Leone XIlI. in consistorio habito die 
14. Martii 1884. — Vide: Prima Synodus dioecesana ab illustrissimo et reve- 
rendissimo D. Guilelmo Sanfelice O. S. B. Archiepiscopo et Patritio. Neapolitano 
celebrata diebus IV., V., VI., V1L Junii 1882. Neapoli ex typographia 
archiepiscopali 1882. — 4°. pag. VIII. et 48. — P. 5 L. 

9. Cardinalis Soraiva da Ludovico, Franciscus, O. S. B., natus a. 
1766, confirmatus Patriarcha Lissabonensis 3. April. 1843, mortuus 7. Maii 
1845. — Kircheng. v. Joh. A. Mfthler. Herausgegeb. v. P. B. Gams, O. 8. B. 
Regensb. 1868. — in. B. S. 545 a. 46. — Gams, Series Ep. 

10. Cardinalis Zurla, Placidus, Camaldal., natus Legnani 2. April. 1769, 
Cardinalis creatus a Pio VII. die 16. Maii 1823 sub titulos. Crucis in Jerusalem, 
Vicarius Sanctitatis Suae. A Crema. Moritnr a. 1834. — Artand ut supra. 
Stiefelhagen, die Kircheng. in Lebensbild. 

HI Patriarchae. 
In Italia. 

1. D. Mutti, Petnis Aurelius, a Bergamo, natus a. 1775, professus in 
mon. B. M. V. Prataleae, O. S. B., episcopus Veronensis, 17. Julii 1840, 
Patriarcha Venetiarum 15. Martii 1852, mortuus 9. April 1857. — Alb. 
Benedictin. a. 1869. 

2. D. Pyrker a Felstf-EOr, Johannes Ladislaus, natus die 2. Nov. 
1772 in loco qui dicitur Langh in Hungaria Ordinem Cisterciensem ingressus 
est a. 1792, episcopus Zipsensis 1818, Patriarcha Venetiarum 10. Oct. 1820. — 
Archiepiscopus Agriensis (Erlau) in Hungaria 9. April. 1827, mortuus die 
3. Nov. 1847. — Celeber extitit poeta Germanicus. — Deutsche* Lesebuch v. 
Heinr. Bone. Zweiter Th. Koln, 1857. — S. 450. — Gams, S. E. 

In Lusitania. 

3. D. Soraiva da Ludovico, Card., Patriarcha Lissabonensis. Ut 
supra II. Nr. 9. 

IV. Primates. 
In Austria. 

1. D. Eder, Franciscus Albertus, O. S. B., Congreg. Austriacae, Archiep. 
Salisburg. et Primas Germaniao, ab Hallein Salisburgi, natus 30. Jan. 1818, 
solemniter professus in mon. s. Petri Salisburg. 3. April. 1842, sacris initiatus 
1. Aug. 1843, Abbas s. Petri electus 27. Jan. 1857, archiep. electus a Capitulo 
cathedrali 27. Maii 1876, praeconizatus a Pio IX. in consistorio 29. Sept., 
consecratus 22. Octobris , inthronizatus et pallio indutus 24. Oct. — Alb. 
Benedict. 1880. p. 8. 

In Brasilia. 

2. D. de Santa Escolastica, Josef, O. S. B., archiep. de Bahia et 
Primas Brasiliae 25. Oct. 1803. — t 3 - J*n. 1814. — Gams, Series Ep. 

3. D. de Seixas, Romuald. Antonius, O. S. B. archiep. de Bahia et 
Primas Brasiliae 21. Maii 1827, f 30. Dec. 1860. Gams, Supplem. ad Ser. Ep. 



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4. D. de So led a de, Vincentius, O. S. B., archiep. da Bahia et Prima* 
Brasiliae 13. Maii 1819. — f 1822. Gams, Series Ep. 

V. ArchiepiscopL 
In Austria absque Hungaria. 

1. D. A z aria, Aristazes, archiep. tit Caesareens., 1827, tertius Abbas- 
Generalis Prov. Vindobonensis Cong-. Mechitaristicae ab a. 1826. ad 6. Maii 
1855. — Natus erat Constantinopoli 28. Julii 1782. — Vide: Scriptores O. S. B., 
qui 1750 — 1880 fuerunt in Imperio Austriaco-Hungarico. Vindobonae 1881. 

2. D. Babigian (Babikian), Theodatus, archiep. 1800 tit. Estschmiaz. 
seeundus Abbas-Generalis Prov. Vindob. Congreg. Mechitar. ab a. 1802. — 
f 18. April. 1825. — Scriptores ut sub Nr. 1. 

3. D. Bo sag i, Jacobus, archiep. tit. Caesareens., quartus Abbas-Generalis 
Prov. Vindob. Congreg. Mechitar. Ab Ancyra Asiae Minoris. Natus 30. Nov. 
1808. Solemniter professus 15. Sept. 1828. Sacris initiatus 22. Dec. 1829. 
Dignitate Doctoris s. Theologiae insignitus 7. Julii 1839. Electus Abbas-Gene- 
ralis 16. Ang. 1855. Consecratus ep. 4. Nov. 1855. — La Gerarchia cattolica 
anni 1883. p. 415. 

4. D. Ganglbauer, Coelestinus, O. S. B. monasterii Creraifanensis, 
archiepiscopus Vindobonensis designatus die 22. Martii 1881, praeconizatus 
die 4. Aug., consecratus 28. Aug. in Basilica Cremifanensi. Natus erat. 20. Aug. 
1810. Solemniter professus 25. Aug. 1842. Sacerdos 22. Julii 1843. Abbas Cremi- 
fanensis electus 19. April. 1876. 

In Hungaria. 

5. D. Pyrker, Archiep. Agriensis. Vide supra III, 2. 

In Germania. 

6. D. Boll, Bernardus, Ord. Cist, ex mon. Salem, primus archiep. 
Friburgensis a. 21. Octobris 1827 ad mensem Martium 1836. — Natus 1756 
in Stuttgart, 1772 Societatem Jesu ingreditur: qua suppressa Monasterium 
Salem (Salmannsweiler) ingreditur: ibidem professor Theologiae 1789, dein 1792 
etiam Juris canonici. 1797 — 1801 Professor Fratrum Clericorum in Tennen- 
bach: 1805 Professor Theologiae Friburgi: 1809 primus Parochus (Mtinster- 
pfarrer) Friburgi et Pr&senzrector, ut vocant. 1810 Commissarins episcopalis 
Decanus Superioris Civitatis et Officii ruralis Friburgensis. — Allgemeine Real- 
Encyclopiidie. Regensb. Manz. 1866. 

7. D. deScherr, Gregorius, O. S. B. Congreg. Bavaricae, Archiep. 
Monacensis, Kegni Bavarici Senator etc., natus in Neunburg dioecesis Ratisbon. 
22. Junii 1804, solemniter professus in mon. Mettensi 29. Dec. 1833, electus 
Abbas Mettensis 5. Junii 1856. Consecratus Archiep. 3. Aug. 1856. Obiit 
24. Oct. 1877. 

In Gallia. 

8. D. Bonamie, Petrus, seeundus Superior generalis Congreg. de Piepu.s, 
ep. tit. Babylon, c. 1832, archiep. tit. Smyrn. c. 1835. — f 8. Julii 1874. — 
Perdereau, Les Martyas de Picpus. — De Congregatione de Picpus consular 
velim Moroni. Dizionario, ut supra I, 2. art. Picpus. 

In Italia absque insula Sicilia. 

9. D. Balgy, Alexander, O. S. B. Congreg. Mechitar. Prov. Vindobonae, 
archiep. tit. Acridae (in Macedonia), rit. armeni, designatus a Pio IX. 19. Febr. 
1877. — Natus Constantinopoli 16. Julii 1814. — Episcopus Armenus Ordinans 
Romae. — Annales catholiques du 31. Mars 1877. — La Gerarchia cattolica 
anni 1**3. 



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10. D. Caleffi, Adeodatus, O. S. B. Congreg. Casin., natus Carpis 
(Carpi) in statu Mutinensi 12. Julii 1767, ep. Carpensis 2. Oct. 1826, archiep. 
Mutinensis 5. Julii 1830. - f 6. Aug. 1837. — Reihenfolge der rbm. P. 
Wttrzbnrg, 1828. 

11. D. Chiavarotti, Columbanus, ex ordine Eremitarum Camaldul., natiiH 
Taurini 6. Jan. 1764, ep. Eporedi (Jvrea) 1817, archiep. Taurinensis 21. Dec. 
1818, f 6 - Aug. 1831. — Gams, Series Ep. 

12. D. Ghiureghian Ignatius, archiep. tit Traianopolitanus, Abbas- 
Generalis Benedictinorum Armenorum Congreg. Mechitaristicae Venetiarum, 
electus 2. Maii 1877. — La Gerarchia Cattolica anni 1883. — 

13. D. Hurmuz, Eduardus, O. S. B. Congreg. Mechitar., Superior 
in hospitio Romano, archiep. tit. Sirae., natus Constantinopoli 22. Jan. 1799, 
sacris initiatus 17. Jan. 1819, designatus archiep. 13. Sept. 1847. — f c. a. 
1878. Abb. Benedictin. a. 1869. — La Gerarchia cattolica a. 1883, p. 289., 
tit Sirace. 

14. Hurmuz, Georgius, ss. Theol. Doct, archiep. tit. Siuniens. 
Praeses honorar. Instituti Africani, Eques Ord. Gallici Legionis honorar., Ord. 
Austriaci Coronae ferreae, Ordin. Ottomanici Nischau-Iftikar, et Persici Solis 
et Leonis etc., natus Constantinopoli die 19. Oct. 1797, prof. 8. Oct. 1814, 
Sacris initiatus 17. Jan. 1819, electus quintus Abbas-Generalis Prev. Venetae 
Congreg. Mechitar. 2. Julii 1846, archiep. dignitate ornatus 23. Aug. 1846. — 
Obiit Venetiis die 12. April. 1876. —Alb. Benedictin. a. 1869. — Le Monde. — 

15. D. Kiiwer, Aconce, archiep. tit, tertius Abbas-Generalis Congreg. 
Mechitar. O. S. B. Prov. Venetae ab a. 1800 ad a. 1824. — Transylvanus. — 
Langlois, Victor, Notice sur le couvent Armenien de Tile s. Lazare de Venise, 
Venise 1869. — 

16. D. Sanfeiice, archiep. Neapolitanus, Vide II. N. 8. — 

17. D. Somal, Suchias, archiep. tit Siunien., quartus Abbas-Generalis 
Prov. Venetae Congreg. Mechitar. O. S. B. ab anno 1824 ad a. c. 1846. — 
P. Karl v. h. Aloys: Die Kathol. Kirche u. s. w. Regensb. 1847. — 

In Insula Sicilia. 

18. D. Balsa mo, Dominic. Benedict, O. S. B. Congreg. Casin., natus 
a. 1760, professus in mon. s. Placidi Messanae 1. Jan. 1776, designatus archiep. 
Monregalens. 23. Sept 1816. f 6. April 1844. — Reihenfolge der r. P. wie 
unter N. 10. 

19. D. Brunaccini, Francisc, a Messana, O. S. B. Congreg. Casin., 
professus in Mon. s. Placidi Messanensi, ep. de Piazza 1844, archiep. Montis 
Regalis 1845. — f 14. Junii 1850. — Gams, Series E. 

20. D. Celesia, Petrus Michael Angelus, O. 8. B., Congreg. Casin., 
natus Panormi 13. Jan. 1814, solemniter professus in mon. s. Martini de Scaldis 
Panormi 15. Jan. 1835, Creatus Abbas Archicoenobii Casinens. a. 1852, Pro- 
tector in Curia a. 1858, electus ep. Pactcnsis in Sicilia 23. Martii 1860, archiep. 
Panormitanus 25. Oct 1871. — Vide: Pel 14° Centenario del Patriarca s. 
Benedetto Ricordi storici di Mr. D. Michelangelo Celesia, gia Abate ordi- 
nario di Monte Cassino etc. Palermo. Tamburello, discesa Candelai, n. 11, 
1880, In 16, di pagg. 26. — La Civilta cattolica 7 giugno 1884. p. 616—617. 

21. D. Dusmet, Joseph Benedict, O. S. B. Congreg. Casin., archiep. 
Catanensis in Sicilia, natus Panormi 15. Aug. 1818, Abbas s. Nicolai de Arenis 
Catenae designatus archip. a. 1866, praeconizatus 22. Febr. 1867. Alb. Benedict, 
vet et nov. 



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22. D. G ravin a, Gabriel Maria, O. S. B. Cong. Casin., a Panormo, 
professus in mon. 8. Mariae Montis Regalis. — Arnhiep. Catanensis 1816. 
Resignavit 1818. — Archiep. Melitenens. tit. — Regius Major Cap el Ian as. 
Panormi valetudinarium pro Sacerdotibus ope destitutes constituit et dotavit 
a. 1840. — Alb. Benedictin. a. 1880. — 

23. D. Lancia de Brolo, Dominions Caspar, Panormitanus, natus 
Panormi d. 1. Oct. 1825, sol. prof. d. 7. Junii 1846 in Congreg. Casin.: prae- 
conizatus ep. Philadelph. et auxiliaris archiep. Panormitani in consistorio 
d. 28. Martii 1878: Archiep. Montis Regalis (Monreale) 24. Martii 1884. — 
Acta apud s. Sedem. — La Gerarchia cattolica a. 1883. — La Civilta 
cattolica 7 giugno 1884. 

In H i span i a. 

24. D. Moreno, archiep. Toletanus. Vide II. 6. 

25. D. Tejeiro, Veremund. Arias, O. S. B., archiep. Valentin. 19. Dec. 
1814. — Antea ep. Pampelunensis 26. Martii 1804. — f 15. Febr. 1824. — 
Gams, Series Ep. 

In Lusitania. 

26. D. a s. Bona ventura, Fortunatus, Ord. Cist., natns a. 1777, 
archiep. Evorens. (Evora) 24. Febr. 1832 ad 6. Dec. 1844. — Gams, 
Series Ep. 

27. D. a s. Clara Brandao, Joachim, O. S. B. archiep. Evorens. 
22. Julii 1816. — f 1818. — Gams, Series Ep. — 

D. de Sylva. Vide N, 27. — 

In India Orientali. 

28. D. de Sylva y Torres, Joseph, archiep. Goanus (Goa) 19. Junii 
1843. — Archiep. tit. Palmyr. et coadjutor archiep. Bragensis in Lusitania 
22. Dec. 1848. — f c. 1855. — Gams, Series Ep. 

In America meridional i. 

29. D. de Moxo y de Francoli, Benedictus, O. S. B., archiep. de 
La Plata 26. Junii 1805. in Salta 1816. — Gams, S. E. 

In Australia vel Oceania vel Polynesia, 

30. D. Polding, Joh. Beda, O. S. B. Congreg. Anglicae, natus in 
oppido Bath in Anglia, vota solemnia nuncupavit in mon. s. Gregorii prope 
Downside a. D. 1811, electus ep. Hierocaesariens. tit. et Vicarius ap. de Madras 
in India Orientali 3. Junii 1833, mox translatus ad Novam-Hollandiam, con- 
secratus Londini 29. Junii 1834, designatus archiep. Sydneyensis et Australiae 
Metropolita 15. Febr. 1842. — Eodem proponente, Pius IX. alteram provinciam 
Ecclesiasticam in Australia sub archiepiscopatu Melbourne erigit 31. Martii 
1874. f 15. Martii 1877. Le Monde du 16 et du 17. Mars 1877. — 

31. D. Vaughan, Beda, O. S. B. Congreg. Anglicae, archiep. Sydney- 
ensis et metropolita Australiae secundus a 16. Martii 1877 ad 17. Aug. 1883. 
Natus in loco Courtfield in Anglia 19. Jan. 1834, indutus in mon. s. Gregorii 
prope Downside 1853, prof. 5. Oct. 1854, sac. 9. April 1859, archiep. Nazian- 
zensis tit. et coadjutor archiep. Sydneyensis cum jure successionis ab a. 1873. 
Pallio donatur a Pio IX. in consistorio habito 22. Junii 1877. — t 17 « Augusti 
1883. — Vide „Studien tt Jahrgang 1883, S. 216—223. 

VI. Episcopi. 

In Austria absque Hungaria. 

1. D. ZSngerle, Roman. Sebastian., O. S. B., natus in loco Ober- 

kirchberg prope Ulm 20. Jan. 1771, solemniter professus in mon. Wieblingen 

3. Febr. 1792, sacris initiatus 21. Dec. 1793, professor s. scripturae in uni- 



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— 203 — 

versitate Salzburgensi 1803, item in universitate Cracoviensi 1807, item Pra- 
gensi 1810, item Vindobonensi 1812, episcopus princeps Secoviensis 24. April. 
1824. Obdormivit in Dmno 27. April 1848. — 

2. D. Ziegler, Gregorius, Suevus, natus in loco Kircbheim dioec. 
Augnstanae 7. Martii 1770, professus in mon. Wieblingen O. 8. B. in Suevia 
a. 1791, ep. Tiniciensis in Gallicia 1822, ep. Linciensis in Austria 1827, 
t 16. April. 1852. — 

In Hungaria. 

3. D. Pyrker, ep. Zipsensis. Vide III., 2. — 

In Germania. 

4. D. II an e berg, Daniel Bonifacius, O. S. B. Congreg. Bavaricae, 
natus in Tann 17. Junii 1816, sacerdos 29. Aug. 1839, soleroniter prof, in 
mon. 8. Bonifacii Monachii 28. Dec. 1851, Abbas ibidem secundus electus 
4. Oct. 1854, mitra decoratus 19. Martii 1855, electus ep. Spirensis, 16. Maii 
1872, consecratus 15. Aug. f31. Maii 1876. — Fuit hie vir Doctor Theologiae, 
Socius reg. Acad. Scientiarum, ordin. publ. Professor Exegeseos vet. testament! 
et linguarum hebraicae, chaldaicae, syriacae in universitate litterarum Mona- 
censi, Socius honor, facultatis theolog. in universitate Pragensi, Consultor 
sacrae Congregationis in rebus orientalibus, Socius Germanicae societatis de 
litteris orientalibus, eques ordinis mer s. Michaelis. — Fuit D. Haneberg 
ornamentum Ordinis Benedictini, totius Germaniae ac universae Ecclesiae. 
— Vide: Evangelium nach J oh annex v. Dr. Haneberg. Redigirt u. erganzt, 
mit dem Bildnisse und einem Lebensumrisse des Verfassers versehen und heraus- 
gegeben von Dr. Peter Schegg. MUnchen, Stahl. 1878. 

5. D. Mauermann, Bernard, Ignatius, O. Cist, monasterii Novae 
Cellae (Neuzelle, Kgr. Sachsen, aufgehoben 1810), Vicarius apostolic, pro 
Saxonia, residens Dresdae, anno 1818. — f 12. Sept. 1841. — De propagatione 
Ecclesiae catholicae in Saxonia optime meritus. — Vide: Historisch-politische 
Bl. Hft. v. 16. Oct. 1881. — S. 583—588. — 

6. D. Mauermann, Laurentius, frater praecedentis, natus Novae 
Cellae 1780, professus 1797, Capellanus in Marienstern, Parochus Lipsiae, 
Capelanus aulicus Dresdae, turn a. 1827 Praeses Consistorii ecclesiastici ibidem, 
item Monachu8 Cist Cellae Novae, ac successor fratris in Vicariatu apostolico 
pro Saxonia anno Dni 1841, ep. tit. de Rama 1845. H. P. Bl. ut supra, pag. 
588 et 589. Allgemeine Realencyclopaedie. Regensburg, Manz. 

In Helvetia. 

7. D. Willi, Casparus, O. 8. B. Congreg. Helvetica©, natus in Ems 
prope Curiam Rhaetorum 2. Febr. 1823, solemniter prof, in mon. B. M. V. 
Einsidlensi 1. Maii 1845, sacris initiatus 11. Junii 1848, professor gymnasii, 
praefectus alumnatus, Parochus Einsidlensis usque ad a. 1868, a Pio IX. 
designatus ep. tit. Antipatridis et auxiliaris episcopi Curiensis 21. Dec. 1868, 
consecratus in Basilica Einsidlensi 7. Martii 1869, electus ep. Curiensis a Ca- 
pitulo cathedrali 10. Jan. 1877, praeconizatus a Pio IX. 12. Martii in con- 
sistorio, inthronizatus Domiuica Resurrectionis Dni 1. April. — f 17. April 1879. — 

In Gallia. 

8. D. Bonamie, ep. tit. Babylon. Vide V. 8. 

9. D. Ch&bot, Joannes B., ep. s. Claudii 2. Aug. 1785, deinde 
Mimati (Mende) ab anno 1802. Hie anno 1805 episcopatum resignavit et inter 
primos socios D. Petri Coudrin , fundatoris Congregationis de Picpus fuit. 
Vota autem religionis non emisit. — f 28. April. 1819. — Perdereau, les 
Martyrs de Picpus p. 112 et 113. — 



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204 — 



10. D. Gueullette, Framiscus, Gallus, natus a. 1808, jam episcopus 
Valentinensis in Gallia ab anno 1865 ad a. 1875 (Gams, Suppl. ad S. E.): 
anno 1877, ut videtur (Les Sept <5toites de L^rins), monachus Lerinensis. — 
La Gerarchia cattolica a. 1883. — 

11. D. Nouvel de la Fleche, Ansel m us, O. S. B. Congreg. Casin. a 
priraaeva observantia, natus Corisopiti (Quimper) 26. Dec. 1814, solemniter 
prof, in mon. s. Mariae de Petra gyrante (Piere-qui-vire) in Galliae archi- 
dioecesi Senonsnsi 25. Aug. 1870. — Electus ep. Corisopitensis et Leoniensis 
16. Oct. 1871, Consecratus 4. Febr. 1872. — La France ecclesiastiqne. 



(Continuatur.) 



Don Gabriel Garcia Moreno. 

, Welches Gliick ist es fur mich, Heiliger Vater, verabscheut 
und verleumdet zu werden wegen unseres gbttlichen Erlosers, und 
welch' unendliches Gliick wiirde es ftir mich sein, wenn der Segen 
Eurer Heiligkeit mir vom Himmel die Gnade erlaugte, mein Blut fiir 
den zu vergiessen, der das seinige am Kreuze fiir uns vergossen hat! c 

Welch' heiligmassige Gesinnung eines wahren Nachfolgers des 
Gekreuzigten ! wird der Leser bei diesen erhabenen Worten ausrufen. 
Es waren die letzten Worte, welche Don Moreno, der grosste 
Regent seit Jahrhunderten, an den hochseligen Pius IX. schrieb, als 
er ihm seine Wiederwahl zum Prasidenten der Republik Ecuador in 
Sudamerika anzeigte. Nur zu bald sollte sein eines Blutzeugen Chrisri 
wiirdiger Wunsch in Erfullung gehen. Die Freimaurer hatten es trotz 
aller Anstrengung nicht verhindern konnen, dass dieser eifrigste Sohn 
der Kirche von seinem dankbaren Volke flir die mit September 1875 
beginnende sechsjahrige Regierungsperiode wieder gewahlt wnrde, 
nachdem er den Staat vom Sommer i860 — 65, und dann ununter- 
brochen seit 1868 mit ebenso grossartigem Erfolg als seltener 
Uneigennutzigkeit geleitet hatte. Eine Versammlung der Logen von 
Ecuador, Peru, Chili und Neugranada beschloss daher seine und 
wohl auch des kirchlich energischen Erzbischofs von Quito Don Checa 
Ermordung. Erstere erfolgte bekanntlich in grauenhaft blutiger Weise 
am 6. August 1875 vor ^ em Regierungspalast, letztere spater durch 
Vergiftung bei der hi. Messe. Pius IX. erkannte die Verdienste des 
ausserordentlichen Mannes wie beim Leben in vielen Sendschreiben 



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— 205 — 

so auch nach dem Tode an, indem er seine Marmorbiiste im ameri- 
kanischen Colleg zu Rom auf prachtigem Sockel aufstellte. Ein 
deutscher Ordensmann aus der urn Sudamerika seit Alters hoch- 
verdienten Gesellschaft. Jesu hat es nun auch unternommen, dem 
spanisch - amerikanischen Helden ein gar trautes literarisches Denkmal 
zu setzen, das wir hiemit aufs angelegentlichste empfehlen mochten. 

Schon die herrlichen Reisebilder des P. Kolberg (Nach Ecuador, 
Freiburg 1876), ein Aufsatz im > Hausfreund * 1879, un d die Beschrei- 
bung des von 3000 bis zu 6422 Meter (Chimborazo) iiber dem Meere 
sich erhebenden goldreichen Alpenlandes der Inka's durch P. Dressel 
(Laacher Stimmen 1880) hatten ahnen lassen, welches Muster eines 
katholischen Herrschers Gott seiner Kirche in diesen schweren Zeiten 
erweckt habe jeaseits des Aequators auf einem Boden, der in socialer 
und religioser Beziehung ebenso erschuttert war von den Feinden 
der Kirche, wie in physischer von dem ihn haufig heimsuchenden 
Erdbeben. Nun hat uns die gewandte Feder des P. A. v. Berli- 
chingen*) in zwar sparlichen aber klaren Ziigen das hocherbau- 
liche, ja begeisternde Bild , eines Lebens im Dienste des Vaterlandes 
und des Glaubens* entworfen, wie man es in unsrer von a*usserer 
Cultur bei innerer Faulniss tibertiinchter Zeit nicht mehr fur moglich 
gehalten hatte. ^Ein Genie, beseelt von zwei gottlichen Ideen, oder 
vielmehr entflammt von zwei gottlichen Leidenschaften, von der Liebe 
zur katholischen Kirche und von der Liebe zu seinem Vaterlande,* 
hat der ecuadorianische National-Congress das schmahlich gemeuchelte 
Staatsoberhaupt in seiner Proclamation vom 16. August 1875 genannt. 
Und er hat Recht mit seiner Hoffhung: > Wenn die Liebe zu seinem 
Vaterlande ihn den Ecuadorianern theuer machte, so muss ihm die 
Liebe zur Kirche die Bewunderung Ecuadors, Amerika's und der 
ganzen Welt erwerben. . . Mitburger, blicket hin auf euren Prasidenten, 
wie er aufrecht steht mitten in dem gegen die Kirche wiithenden 
Sturme! er allein, unter den Hauptern der Volker fest- 
geklammert an den unbeweglichen Felsen, er allein 



*) Von dem gleichen Verfasser iat g-leichzeitig* bei Benziger in Einsiedeln 
erschienen: „Garcia Moreno'n Tod." Historischea Trauerspiel in fUnf Acten. 204 S. 
8°. Mk. 2.40. Einen selir pUnstig aunfallenden Vergleich dieses in fiinflfiissigen 
Jamben geschriebenen schwungvollen Sttickes mit dem gleichnamigen Drama 
von Hiigeli siehe: lit. Handweiser, S. 305. d. J. 



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— 206 — 

gross, wahrend der Abfall vom Glauben die heilige Sache der 
wahren Civilisation verrath und auf seine Fahne eine moderne 
Civilisation schreibt, die doch nichts ist als die alte Slinde, das alte 
Verderben. Unerschrockener als selbst auf dem Schlachtfelde, wo sein 
unbeugsamer Muth im herrlichsten Glanze strahlte, stemmt er sich 
grossmiithig dem Strome der Gottlosigkeit, welcher die Erde zu iiber- 
fluthen droht, entgegen; mit kraftigem Arme halt er ihn auf, und 
unser Vaterland erscheint als der Regenbogen, der sich heiter und 
ruhig iiber der allgemeinen Siindfluth erhebt* 

Ein solches Lob konnen amerikanische Republikaner ihrera 
selbstgewahlten Oberhaupte spenden. Wer erkennt da nicht den 
Umschwung der Zeiten? Wird die Vorsehung auch der morschen 
Europa einen , Regenerator* bescheeren ? Don Moreno hat aufs 
Glanzendste ebenso die schnode Verleumdung, dass der >Ultra- 
montanismus* regierungsunfahig sei, wie die widerstandsscheue Furcht 
vieler Katholiken, dass die Uebel unserer Zeit nicht zu tiberwinden 
seien, widerlegt. Innerhalb zwolf Jahren hat er sein Land so umge- 
staltet, dass der Congress selbst dies nur mit dem Wunder der Grabes- 
erweckung des Lazarus zu vergleichen weiss. Ebenso bewundernswerth 
durch personlichen Heldenmuth, wie durch strategisches und friedlich 
organisatorisches Genie, wusste er mit aufreibender Thatigkeit fiir das 
Gliick seines Volkes in grossen Unternehmungen jeder Art, besonders 
durch Begrlindung kirchlicher Lehranstalten, die innigste Frdmmigkeit, 
harte Strenge gegen sich selbst und grundliche Demuth zu verbinden. 
Derselbe Mann, der die unter seinen liberalen Vorgangern unglaublich 
herabgekommenen Beamten in Justiz und Verwaltung vor seinen 
haufigen plotzlichen Visitationen zittern macht, der Rauberbanden in 
ein wohldisciplinirtes Heer umschafft, der allein einen grossen Aufstand 
auslbscht mit ubermenschlicher Thatkraft : der bedient selbst die Kranken 
des Spitals und den Priester bei der hi. Messe und betet mit den 
Indianern auf dem blossen Boden knieend den hi. Rosenkranz. Mit 
Strassen und Gewerbanstalten, Schulen und Kirchen bedeckte er das 
vorher verbdete Land, und hinterlasst doch statt eines Abgrundes 
von Schulden wie die Logenmanner, wohlgefiillte Staatskassen. Kurzum 
man weiss nicht, was man an Moreno mehr bewundern soil, sein an 
heroischen Tugenden reiches Privatleben, oder sein nur mit den grossten 
Fursten der christlichen Geschichte vergleichbares Wirken als Regent. 



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— 207 — 

Unsere Jugend braucht Ideale, um emporgerissen zu werden iiber die 
immer mehr sich verbreitende Gemeinheit der Selbstsucht. Wohlan, 
hore man doch auf, ihr die todten Schatten einer von noch weit 
tieferem Verderben durchfaulten Zeit aufzuwecken, oder ihr neue Gotzen 
vorzuhalten, fiir welche die Gegenwart nur deshalb schwarmt, weil sie 
den ^Gottern Griechenlands* wieder praktische Anbetung zu verschaffen 
suchten. 

Die Geschichte unserer hi. Kirche ist so reich an den gross- 
artigsten Gestalten jedes Standes, in Moreno aber slrahlt uns unverhoflft 
aus der Gegenwart ein makelloses Bild wahrer Geistesgrosse entgegen, 
die nicht mit schwachlichen Klagen die Hande in den Schooss legt, 
sondern an sich selbst beginnend dem Reiche Gottes wieder seine 
ewigen Rechte verschaflft und den Triumph Christi iiber die Siinde 
und all ihr Elend herbeifiihren hilft. Mochte das goldene Buchlein 
Berlichingens besonders in aller katholischen Studenten Hande gelangen, 
um sie mit jenem Geiste zu erfullen, welcher dem unter den Hieben 
und Schiissen seiner Morder erliegenden Prasidenten jenes letzte grosse 
Wort voll Zuversicht auf die Dauer seines Werkes eingab: Dios no 
muere — Gott stirbt nicht. Wir deutsche Benedictiner sind umsomehr 
veranlasst sein Andenken zu wahren, als er auch unserm hi. Orden 
wieder eine civilisatorische Thatigkeit in seinem Lande zugedacht und 
hiezu sich bereits mit einem Schweizer Kloster ins Benehmen gesetzt 
hatte. Vom Hiigel Canzocoto im einsamen Urwalde sollte sich fur die 
Indianer die Quelle christlicher Gesittung ergiessen, wie einst von 
Monte Casino fur die barbarischen Germanen. Die Weisheit der 
Vorsehung hat es zugelassen, dass dieser Plan Morenos wie so manche 
seiner gliicklich begonnenen Schopfungen durch seinen allzu friihen Tod 
aufgehalten wurde. 

Aber der Keim der christlichen Wiedergeburt des Landes, 
dessen katholische Eroberer sich einst so schwer an ihm 
versiindigt haben, hat doch schon zu machtige Wurzeln geschlagen 
durch die zahlreich aus Frankreich und Deutschland berufenen Ordens- 
leute, als dass man nicht hofifen diirfte, dass die Axt des Benedictiner- 
bruders von Nordamerika her auch durch den zwanzig Meilen langen 



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— 208 — 

Wald der Landenge von Panama bis an den Grossen Ocean sich 
Bahn brechen werde. 

Metten. P. Ambros. 



B^C* Die Fortsetzung der beiden Artikel: Brunner „Correspondenz Kaiser 
Ferdinand I u und Diel: „Excidium vere horribile abb. S. Maximini" aus Heft II. 
dieser Abtheilung bringen wir, Raummangels und durch anderweitige Umstande 
bedingter Eintheilung wegen, im nachsten vierten Hefte. Die Redaction. 




Ill Abtheilung: Literatur. 



Literatur-Verzeichnis. 

Von P. W i 11 i b a 1 d H a u th a 1 e r zu St. Peter in Salzburg-, nebst Erganzungen 

von Dr. L. Janauschek (L. J.) in Zwettl, von R. Honer in Paris (R. B.) 

unci dor Redaction (R.) 

XIX. Literatur fremder Autoren die den Orden betrifft. 

(Fortsetzung zu Heft I. S. 239—245 d. J.) 

(Aldegonae Sainte), Histoire de St. Aldegonde, patronne de Manbeuge; par 
Edouard Leroy, avocat in 8°. XLI. — 250 p. et chromolithographie. Valen- 
ciennes, impr. Giard et SeuKn. Paris, libr. Vic. f. 6. — R. B. 

(Altenberg, O. Cist.). Herchenbach: Die Abtei zu Altenberg. (Kurze Gesch. 
derselben von 1133—1847; Zeitschr. d. DUsseldorf. Gesch. Ver. 1883, 
99—111). — L. J. 

(Aadre* S. de Gap.) Notice historique et documents in&lits sur le Prieure 
deSaint-Andr<5 de Gap, par Paul G u i 1 1 a u m e in 8°. 12 p. 
Monbeliard, impr. Hoffmann. 

(Amelungsborn, O. Cist.) Die Klosterkirche zu • • . im Braunschweig'schen 

(Archiv fur kirchl. Kunst. her. v. Theod. PrUfer VIII. Nr. 2.) — L. J. 
(Anselm v. Canterbury.) M. Schmitz: Der englische Investiturstreit. Innsbruck, 

Wagner 1884. 116 S. Mk. 2-80. (Behandelt hauptsiichlich die Thatigkeit 

und Stellung des hi. Anselm.) 
(Bannier.) Notice sur le R. P. 'iom Frangois Le Bannier, beuddictin de la 

congregation de France, avec un choix de ses poesies francaises; par un 

moine de la m6me congregation. Arras, impr. Laroche, in 12, 51 p. 

1884. — L. J. 
(Beda, Ven.) 1. Interpolations in Bede's Ecclesiastical History, and other Ancient 

Annals affecting the Early History of Scotland and Ireland. London, 

Peebles, Watson; London, Simpkin. In 8°., 82 p. (1 Fr. 25). 1883. — L. J. 
— 2. Ave Maria. Vol. XIX. Nr. 13. 
(Bellevaux, O. Cist.) Faivre: Les Origines de Bellevaux. In 8°., 16 p. 

Besancon, impr. Dodivers, 1883. (Extrait du Bulletin de l'Academie de 

Besancon, 21. De*c. 1882). — L. J. 
(Bernard-Sainte.) Le Role de Saint-Bernard dans la divine come*die, discours de 

reception prononce a l'Academie de sciences, belles lettres et arts a Rouen, 

14 



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210 — 



le 22. Avril 1882 par l'Abbe Vaccandard, Dr. en th^ol. in 8°. 26 p., 
Rouen impr. Cagnard. — R. B. 
(Bonifatius St.) 1. A. Nttrnberger: Znr handschriftlichen Ueberlieferung der 
Werke des h. Bonifatius (Neues Arch. d. Ges. f. Hit. deut. Geschkde, VIII. 
1883, p. 229—325). — L. J. 

— 2. R. v. Boxberger: Bonifatius der Apostel der Deutschen. Episches Gedicht. 
Steyl, 1881. 33 S. 

(Bon — Repos, O. Cist.) V. Vattier: L'abbaye de Bon— Repos (Revue du 

Monde Catholique, 1884. Mars). — L. J. 
(Breteuil.) Description de seels, contre-scels et armoiries tir^s du manuscrit de^ 

l'abbaye de Breteuil (O. S. B.) pr. Fr. Robert Wyart, compte rendu par 

M. Combier, president du tribunal civil de Laon. in 8°. 15 pages et 

2 planches. Amiens, impr. Delattre-Lenoel. — R. B. 
(Braunschweig.) W. Tunica: Zur Geschichte dec Klosters S. Cruris zu 

Uraunschweig. (Zeitschrift d. Harzvereins f. G. u. A. K. 1883, S. 129—164; 

Fortsetzung folgt.) 
(Cassino.) J. v. Pflugk Harttung. Gefalschte Bullen in Monte Cassiuo, 

La Cava und Nonantola. (Neues Archiv 9, 473—493.) 
(Cava.) Vgh Cassino. 
(Chamonix, le Prieure* de,) (O. S. B. fonde Tan 1099) Documents relatifs au 

prieure et a la vallce de Chamonix, recueillis par Mr. J. A. Bonnefoy, 

Notaire a Sallanches. Publics et annot^s par M. A. Perrin. T. I & II. in 

8°. XXXII. — 472 p. Cbambery, impr. Chatelain. — R. B. 
(Chantelle,) Abbot O. S. B. Gallia. Scripsit M. P. Thompson. — Catholic World 

N. 223. p. 64—76. 
(Cluny). J. Roman: Visites faites dans les prieures de l'ordre de Cluny du 

Dauphine de 1280 a 1303 (Bulletin de Valence, IV. p. 45 — 54). — L. J. 
(Dunamunde, (X.Cist.) K. Hrthlbaum: Die Annalen von Diinamttnde (Neues 

Archiv d. Ges. f. alt. deut. Geschkde, 1883, VIII. 612—615). — L. J. 
(Echternach, (). S. B.) Van Werveke: Sphragistisches zu Echternacher 

Urkunden (Corresp. Bl. d. Westdeut. Zeitsch. 1883. N. 11). — L. J. 
(Einsiedeln) Einsiedeln in the dark woods. The Story of an Alpine Sanctuary. 

With numerous illustrations. Einsiedeln, Benziger Brothers 1883. — R. 
(Einsiedler-Kalender 1884.) a) Em Bericht fiber die Benedictiner - Colonie 

Engelberg in Oregon mit Abbildung (St. Gervais); 

— b) Biographien mit Portraits von Bischof Fink von Leawenworth, Kans. 
Seidenbusch Ap. Vik. von St. Cloud, und Abt Frowin von Conception. — R. 

(Engelszell.) Otto Schmid: Uebersichtliche Geschichte des aufgehobenen 
Cistercienserstiftes Engelszell in Oberftsterreich. (Studien, 1884, I. 115 — 121, 
II, 425—430.) 

(Erfurt.) Btfckner: Peterskloster zn Erfurt. (Mitth. d. Vereines f. Gesch. 
Erfurts 1883, 11.) 

(Esrom, O. Cist.) Die Verbindung des Klosters Esrom mit den wendischen 
Landem und deren architektonische Spuren. Von J. Kornerup. (Baltische 
Studien 1883, 33 Jg.) 

(Eugenius III. O. Cist.) v. Pflugk- Harttung: Ueber mittelalterliche Briefe, im 
Besonderem ttber zwei Kreuzzugsbreven Papst Eugenius III. (Forsch. zur 
deutsch. Gesch. XXIV. 1.) — L. J. 

(Fermete', le Prieure* de la,) (O. S. B. Cluny, Beatae Mariae de nrmitate) ; par 
Victor Gueneau, percepteur a Clamecy. In 8°. 55 p. Nevers, impr. Valliere. 
Extrait du Bulletin de la St. Nivernaise des sciences, lettres et arts. — R. B. 



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- 211 — 



(Fontains Abbey.) Catholic Almanac, New York, 1883. Cath. Publication Society, 

p. 80—81. — K. 
(Froidefontaine, O. S. B.). FnSderic Kurtz: Les droits et lea possessions de 

I'aucien prieure de* BeWdictins de Froidefontaine (Revue <T Alsace XII. 

1883. 404—425). — L. J. 

(Fiirstenfeld, O. Cist.) E. Graf v. Fugger: Kloster Fiirstenfeld, eine Wittels- 
bacher Stiftung tind deren Schicksale von 1258 — 1803. MUnchen, Kellerer, 

1884, 155 8. Mk. 2*60. 

(Gallen, St.) 1. Ildephons von Aix, der Geschichtsschreiber von Olten. Olten, 
1884. 4<>. 19 8. Mk. 1.— 

— 2. (O. S. B.) Meyer von Knonau: Zur Geschichte des Klosters St. Gallen 
in der Zeit des Abtes Walther von Trauehburg 1239 — 1244. (Anz. f. Schweiz. 
Gesch. XIV. 4.) — L. J. 

— 3. Mehrere Notizen iiber ... in St. Ulric. Vatican Library Nr. 4. J. 1883. pg. 60. 
(Gandersheim.) Das Benedictinerinnenstift Gandershoim und Hrotsuita, die 

„Zierde des Benedictinerordeus." Von Otto G rash of. (Studien, 1884, I. 
149 — 161, II. 373—382.) 
(Gengenbach.) 1. Beitrage zur Geschichte des Klosters Gengenbach. 4. Die Aebte 
von Gengenbach nach den „Monumenta a von P. Gallus Mezler. Herausg. 
eon J. G. Mayer. (Freiburg. Diocesanarchiv 16, 157 — 195.) 

— 2. Abt Friedrich von Keppeubach und der Versuch, das Kloster Gengenbach 
in die Hiinde des Grafen Anton von Salm zu bringen. Von Prof. Ph. 
Ruppert, (Ebd. 196—215.) 

(Gilbert of Sempringham.) Vaticans Library Nr. 4. Juni 1883. p. 48. — R. 
(Gorze.) Walther Schultze: War Johannes von Gorze historischer Schrift- 

steller? Eine quellenkritische Untersuchung. (Neues Archiv 9, 495 — 512.) 
(Gr^goire-le-Grand Saint.) Vic de St. Gregoire-le-Grand. Traduite du latin par 

frere Angior, religieux de Sainte-Fridesvvide, publico pour la premiere fois 

par Paul Meyer in 8°. 66 p. Nogent-le-Rotrou imp. Daupeley-Gouverneur. 

Extrait de la Romania t. 12. — R. B. 
(Gualbert St. John.) Vatican Library Nr. 4. J. 1883. pg. 48. — R. 
(Haute-Combe, <). Cist.). A. Coquet: Notice sur les marbres de Saillon ; 

l'Abbaye de Haute-Combe etc. In 8°, 29 p. 1883. Lyon, impr. Porrin. 

(Extrait du 7« vol. des Annales de la Sociote academique d'architecture,. — L. J. 
(Hlronval.) Cartulaire de Heron val, public par le Comite* arch^ologique de Noyou. 

In 4°. XI. 110 p. Noyon impr. Andrieux, Paris. Champion 8°. — R. B. 
(Hersfeld.) 1. R. Dewitz: VV r Urdigung von Bruno's Liber de bello Saxonico 

im Vergleich mit den Annalen Lamberts von Hersfeld. Offenburg, Trube 

1884. 43 S. 1 Mk. 
(Hirschau.) Hans Miiller: Die Musik Wilhelms von Hirschau. Wieder- 

herstellung, Uebersetzung und Erklarung seines rausik. - theoretischen 

Werkes. Frankfurt a./M. 1883, gr. 8". XXIV, 85 S. u. 4 Taf. (Teubner, 

Leipzig.) 

(Holstein.) Finke: Zur Geschichte der holstoinischen Kloster im 16. und 16. 
Jahrhundert. (Zeitschrift f. schleswig-holst.-lauenb. Gesch. 13. Bd.) . 

(Jean de Noyal,) Abbe* de Saint-Victor de Laon. Fragments in^dits de la 
chronique de Jean de Noyal, abbe* de St. Victor de Laon (XIV s.) par 
Auguste Molinier, sousbibliothccaire a la bibliotheque Mazarine, in 8°. 
30 p. Nogent-le-Rotrou, impr. Daupeley-Gouverneur. Papier verge^Extrait 
de l'annuaire Bulletin de la St. de I'histoire de france. — R. B. 

Kappel. O. Cist.) Rahn: Wandgemalde in der Klosterkirche zu Kappel (Anz. 
fur Schweiz. Alterthumskunde 1884. N. F.) — L. J. 

14* 



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— 212 — 



(Kinzweiler, O. Cist. Fem.) Zur Geschichte Kinzwoilers (Beitr. zur Gesch. von 
Eschweiler II. 47—66.) — L. J. 

(Landevenec, O. S. B.) Rapport sur le cartulaire de Landevenec: par Alfred 
Rame du comity des travaux historiques. In 8°. 32 p. Paris, Imprini. 
nationals (16. Sept. 1883.) Extrait du Bulletin des travaux historiques 
Nr. 4, 1882. — R. B. 

(Lemke.) Lambing A. A. Rev. Weltpriester: Memoir of the Rev. Henry LemkeO. S. B. 
(St. Vincentis, Penns.) Ave Maria, a catholic Journal devoted to the honor 
of the Mother of God. Notre Dame, lnd. Vol. XIX., 1883. Nr. 3—8. 

(Le*rins) 1. O. S. B., dann Congreg. S^nanque, O. Cist.) 1. Paul Guillau me : 
Note sur les dependances de l'abbaye de Lerins au diocese de Gap. Gap, 
Tonglard, 1883, 20 p. 8°. — L. J. 
— 2. Cartulaire de TAbbaye de Lerins par MM. Henri Moris, archiviste des 
Alpes maritime8, et Edmond Blanc, biblioth. de la ville de Nice. 1. parti e. 
Saint Honorat de LeVins, impr. du Monastere 1 vol. in 4° pap. verge* 
f. 20. — R. B. 

(Loccum, O. Cist.) C. F. Th. Schuster: Skizzen zur Verfassungsgeschichte 
des Klosters Loccum. Vortrag in der Gesellschaft fur Kirchenrechts- 
wissenschaft gehalten. (Zeitschrift fur Kirchenrecht, ed. Dove u. Friedberg, 
N. F. IV. 1.) — L. J. 

(Lorsch, O. S. B., Cist., Premonst.) Worner: Ausgrabungen auf der ersten 
Statte des Klosters Lorsch (Corr. Bl. d. Gesammtver. fur deut. Gesch. 
Vereine 1883, 2— 5). — L. J. 

(Lullus.) Holder-Egger: Ueber die Vita Lulli und ihren Verfasser. Mit 
1 Schrifttafel. (Neues Archiv 1884, II. 283—320. Verfasst von einem 
Hersfeldermbnch im XI. Jh. 1063 — 1074 u. zwar von Lambert.) 

(LUtzel, O. Cist.) P. E. Tuefferd : L'Alsace artistique, bespricht den Kalligraphen 
Helinand aus LUtzel (Revue d' Alsace XI. Oct. — Dec.) — L. J. 

(Mabillon.) Vatican Library Nr. 4. Juny 1883. pg. 74 seq. — R. 

(Majolus.) W. Schultze: Ueber die Biographien des Majolus. (Forschungen 
z. d. Gesch. 24, 153—172.) 

Maubuisson (Notre Dame la Royal e) St. Maria regalis Malodunum ord. 
cist, feminarum abbatiafundata anno 1241. — l'abbaye de Maubuisson, histoire 
et cartulaire, publie*s d'apres des documents entierement ineMits, par A. 
Dutilleux, Chef de division a la prefecture de Seine-et-Oise, et J. Depoin, 
secretaire general de la S 1 * historique du Vexin. 2. partie les Batiments, 
l'eglise et les tombeaux (1236—1789) in 4°. p. 81 a 146. Pontoise, imp. 
Paris. Titre rouge et noir. Papier verge*. Documents edited par la S< 6 histo- 
rique du Vexin. — R. B. 

(Marienkalender 1884. Regensb.): Eine Biographie von P. Heinrich Lemke, 
O. S. B. mit Portrait. (Vide: Lemke). — R. 

(S. Meinrad, Amerika.) Ueber dessen Seelsorgestationen in: History of the 
Catholic Church in the Diocese of Vincennes. Numb. 1 — 4. Indianopolis, 
Callon E. Hollenbeck. By the Rev. H. Alerding. cap. 23. pg. 304—332. — 
Ferner tiber den Process des P. Roman Weinzapfel dess. Conventes in 
cap. 31, p. 506—514; uber die Abtei selbst cap. 32, S. 640—559. — R. 

(Montierender.) Le Tre*sor de l'eglise Notre-Dame de Montierender in 18 J^sus 
80 p. Langres, impr. et libr. Dangien. — R. B. 

(Mont-Saint-Michel.) Les vandales au Mont-Saint-Michel, cri d'alarme par un 
architecte. in 8°. 16 p. Paris, imp. Lahure (1. Sept 1883). — R. B. 

(Montserrat.) A Legend of our Lady of . . .: Ave Maria. Vol. XIX. N. 33. — R. 

(Murbach, O. S. B.) 1. Formulae Murbacenses aus der 2. Halfte des 8. Jahrh. 
(K. Zeumer, N. Arch. f. alt. deut. Geschkde VIII. 473). — L. J. 



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— 213 — 

— 2. Th. von Liebenau: Murbacher Annalen. (Anz. f. Schweiz. Gesch. 
XIV. 4). — L. J. 

(Neuburg, O. S. B.) Meisterwerke des Stiftes Neuburg bei Heidelberg. Mit 

Illust. MUncben, Fr. Bruckmann. 1883. — L. J. 
(No nan to la.) Vgl. Cassino. 
(Notker.) Schriften Notkers und seiner Schule. Herausg. v. P. Piper. III. Bd. 

2. u. 3. Lf. 
(Notker Labeo) und die Antiphon „ Media in vita." Eine Abhandlung von A. 

J. Faust in „The Cath. World" Oct. 1883, pg. 13—18 unter dem Titel 

n A nintb century Antiphon and its Composer." — R. 
(Odilia S.) Vatican Library Nr. 4, Jun. 1883, p. 74. — R. 
(Pairis, O. Cist.) A. Bernouilli: Annales Parisienses (1335 — 1422; Neues 

Arch, f alt. deutsche Geschkde, VIII. 616—621). — L. J. 
{Paix-Ndtre-Dame, O. S. B. Pef.) V. Barbier: Histoire de l'abbaye de la 

Paix-N6tre-I)ame, h Namur. Namur, Doux fils, 1883. 8°. — L. J. 
(Peter St., O. S. B.) Epitaph aus St. Peter in Salzburg (Kunst und Gewerbe, 

1883. Heft 10). — L. J. 
(Pffiffers, % S. B.) Das Kloster Pfaffers (Neujahrsblatt des hist. Ver. in 

St. Gallon. 1883). — L. J. 
(Pralon.) Notire historique sur le village de Pralon et sur son ancienne abbaye 

de benedictines; par Tabbe' Golmard, ancien cure de Cheuge, in 12°. 75 p. 

Dijon, impr. de Punion typographique. — R. B. 
(PuypeVoux,) : Notice sur 1' Abbaye de par P. M. in 8°. lip. AngoulSme, impr. 

Roussaud, 60. cts. 
(Reetz, O. Cist.) Zur Geschiehte der Stadt Pasewalk und der Kltfster Groobe 

und Reetz. (Baltische Studien, XXXIII. 1883). — L. J. 

(Reichenau.) I. Schottle: Erste Begrlibnisstatte des bernhmten Chronisten 
nermannus Contractus. (Freiburg. Dioc.-Anhiv 16, 260 — 265.) 

— 2. Die Reichenauer Sangerschule. Von W. Brambach. I. Musikliteratur des 
Mittelalters bis zur Bliithe der Reichenauer Sangerschule. (500 — 1060). 
Karlsruhe 1S83. 

(Rheinau.) Catalogus possessionum monasterii RJienaugiensis. Nach dem Manu- 
script des P. Fridolin WaltenspUl . . . hg. v. Aug. Lindner. (Freiburg. 
Dioc.-Arch. 16, 217—238.) 

(Rieualle.) Horstmann: Informacio Alredi abbatis Monasterii ... ad sororem 
8uam ^inclusam : Translata de Latino in Anglicum per Thornam N., aus 
M. S. Vernon fol. A. (Englische Studien VII. 2.) — L. J. 

(Rupertsberg, O. S. B.) 1. Battandier: Sainte rlildegarde, sa vie et ses 
oeuvres (Revue des. quest, hist. 1883, avril). 

— 2. Neue Schriften der h. Hildegardis (Katholik 1883, Maerz). — L. J. 
(Schdnau.) Manrer: Der Elisabeth von Schffnau Visionen nach einer is Ian - 

dischen Quelle. (Sitz.-Berichte der k. k. Akadernie in Mttnchen, hist. CI. 
1883. 3. Heft 401 — 423, worin dargethan wird, dass besagte Visionen liber 
die Himmelfahrt Mariens von 1152—1156 schon in den Jahren 1226 bis 
1234 liber Norwegen nach Holar auf Island verbreitet wurden.) 
(Siegburg.) L. Henrichs: Die Huldignng des Abtes von Siegburg zu Straelen 
im J. 1663. (N.-Rhein. Geschichtsfreund 5. Jg.) 

(Th^odechilde) Sainte, vierge, fille de Clovis, fondatrice du Monastere de 
Saint-Pierre-le-Vif a Sens (SanctuB Petrus vivus Senonensis O. S. B. 
fonde'e pen avant Pan 507), et du pelerinage de Notre Dame des Miracles 
a Manriac (498 — 560) par P Abbe* J. B. Chabau, aumonier de la Visitation 
d 1 Aurillac. In 8° 238 p. et 5 planches. Aurillac, impr. Bonnet-Picut. — R. B 



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— 214 — 



(Tornac) le Monastic r de, etude archeologique et historique; par G. Charvet 
de la soci^te* archeologique de Montpellier. In 8° 38 p. Nimes, impr. Jouve 
Extrait du Bulletin de F art Chretien. — R. B. 

(Trappe La.) 1. A Legend of . . . Poetry. Ave Maria. Vol. XIX. N. 21. — R. 
2. New Me lie ray, Trappist Monastery, Jowa, U. St. of America: Rev. 
Bernard Mc. Caffery, Prior. Biographie in Ave Maria. Vol. XIX. N. 13. — R. 

(Urban II.) Le B. Urbain II. (Analecta juris pontificii. 1883. Sept.-Dec.). — L. J. 

(Val-Dieu). Histoire du Val-Dieu, par A. Racinet, instituteur public, in 8°. 30 p. 
Belle*rae, impr. Ginoux. — R. B. 

(Vaughan Bede,) Archbishop of Sidney. Ave Maria. Vol. XIX. N. 24. — R. 

(Vierzon.) Histoire de Vierzon, et de F Ahbaye de Saint Pierre de Vierzon 
(O. S. B.) avec pieces justificative*, plans, sceaux et monnaies seigueurales, 
par le Comte de Toulgouet-Treanna 1 beau vol. in 8° caract. olzev. titre 
rouge et noir 16 frcs. id sur papier japon 40 frcs. ; — R. B. 

Volx, Fabbaye (O. S. B. abbaye fondce en 812 par FcvSque de Sisteron' 
Jean II.) — Charte de fondation existe — et la chapelle romane de Notre 
Dame de Beaunis, discours pronoucc a Paris, en Sorbonne, a la reunion 
dea socie^s savantes, le 17 Avril 187 J, par Mr. Ohs. d Ille, detegue 
de la Ste. historique de Provence, in 8° 16 p. Digne. Impr. Barbaroux, 
Chaspone et Constans. — R. B. 

(Wagenhausen.) Staiger: Das ehemalige Kloster Wagenhausen. (Freiburg. 
Di5c.-Archiv 16, 270—272.) 

(Weingarten.) Buck: Bemerkungen zu den Orts- und Personennameu der 
codices traditionum Weingartensium im 4. Bde. des Wiirfcemberg. Urkunden- 
buches. (Wiirttemberg. Vierteljahrshefte 0. Jg. 3. u. 4. Heft.) 

(Weinzaepfel) Roman P. O. S. B. : Mittheilungen liber die Zeit seines Wirkens 
in Evansville und Uber die Missionen der Umgegend : Adresskalender 
p. 138 — 164. (Sehr wichtig fur die Geschichte der Diozese Vincennes). — R. 

(Wiirttemberg.) August Lindner: Die Schriftsteller und die um die Wissen- 
schaft und Kunst verdienten Mitglieder des Bened. Ordens im heutigen 
Kdnigreich Wiirttemberg vom J. 1750 bis /ax ilirem Aussterben. Fortss. 
(Studien 1884 I. 98—115, II. 410—424.) 

(Weissenburg, O. S. B.). F. Wolff: Erwerb und Verwaltung des Klosterver- 
mogens in den Traditiones Wizenburgenses. 43. S. Berlin 1883. 8°. — L. J. 

(White Earth Reservation), Minn. (Rt. Rev. Abbot Alexius). Ave Maria. 
Vol. XIX. N. 34. — R. 

(Abgeschlossen am 20. Juni 1884.) 



Literarische Referate. 



Gurmics Isidor 61etrajza. 
Irta Zoltvany L. Iren, pannohalmi bencres tanar. Budapest, 1884 (Isidor Gurmics 
Lebensbeschreibung von Irdn Zoltv4ny, Benedictiner-Professor in Martinsberg.) 

Das Leben des seligen Isidor Gurmics, ehemaligen Benedictiner- 
abtes des Stiftes Bakonybel, dessen Beschreibung im Rahmen der 
Zeitgeschichte den Gegenstand des angezeigten Weikes bildet, war 
fur Ungarn und die ungarischen Benedictiner von grosster Bedeutung 
und Beriihmtheit; trotzdem hat sich seit 1839, dem Todesjahr des 
beruhmten Abtes, abgesehen von kleineren Biographien, Niemand ge- 



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— 215 — 

funden, der mit einer ausfiihrlichen und psychologisch zusammen- 
hangenden Lebensbeschreibung das Leben und Wirken des genannten 
Abtes verewigt hatte. Wir sind daher dem Verfasser zum grossten 
Dank verpflichtet, umsomehr als er sein Werk trotz der mannig- 
fachen Schwierigkeiten des Gegenstandes mit Geschick und Erfolg 
bearbeitete. 

Abt Gurmics war geboren am 7. April 1786 zu Jdnosta im 
Oedenburger Comitat. Das Jahr seiner Geburt war verhangnissvoll fiir 
den Orden, dessen Mitglied er spater werden sollte, indem Kaiser 
Joseph II. in demselben Jahr die Martinsberger Erzabtei saramt 
ihren Filialabteien aufhob. Gurmics wurde im Jahre 1805 ein 
Mitglied der vor drei Jahren durch Kbnig Franz II. wieder 
restituirten Erzabtei. Nachdem er im Jahre 1808 die feierlichen 
Geliibde abgelegt und nach damaliger Gewohnheit durch zwei Jahre 
hindurch in Raab Gymnasial-Unterricht ertheilt hatte, wurde er zum 
theologischen Studium in das Pester Centralseminar gesendet, wo er 
vier Jahre hindurch verweilte. Nach Beendigung des theologischen 
Studiums und Erlangung der Doctorwurde empfing er im J. 181 5 die 
heiligen Weihen. Noch im selben Jahre wurde ihm von dem theolog. 
Lyceum der Erzabtei der Lehrstuhl fiir Dogmatik iibertragen. Mit 
unuberwindlichem Fleiss, Liebe und Begeisterung verwaltete er durch 
siebzehn Jahre hindurch das ihm iibertragene Lehramt. In Anerkennung 
seiner vielen Verdienste ernannte ihn Erzabt Kovacs von Martinsberg 
im J. 1832 zum Filialabt des mit Martinsberg vereinigten Benedictiner- 
stiftes Bakonybel. Diesem Stifte stand er durch sieben Jahre als 
tlichtiger und umsichtiger Pralat vor, bis der Tod im Jahre 1839 
seinem thatenreichen Leben ein Ende machte. 

Gurmics entfaltete eine ungemein rege und vielfache literarische 
Thatigkeit. Schon als Pester Theolog gfiindete er mit mehreren 
Gleichgesinnten einen > Magyar Tdrsasag* betitelten wissenschaftlichen 
Verein. aus dem sich spater (1832) die heute noch bliihende un- 
garische Schule des Pester Clericalseminars entwickelte. Als er dann 
in Martinsberg die Cathedern der Dogmatik bestieg, war es besonder^ 
die Theologie, der er sich mit voller Seele widmete. Sein ganzes Be- 
streben ging dahin, die theologischen Studien mehr zu vertiefen und 
lebensvoller zu gestalten; dabei ist sehr zu bedauern, dass er sich von 
der herrschenden Stromung der Zeitrichtung nicht ganz frei zu halten 
wusste ; besonders wirkten auf ihn die Werke Oberthiirs, des bekannten 
Wiirzburger Theologen, dem er auch bezliglich der Geistes- 
organisation glich; denn gleichwie Oberthur, war au:h G. mehr ein 
Mann des Herzens und Gemiithes als des scharfen Verstandes. Durch 
raehrere Jahre hindurch begeisterte und beschaftigte ihn die an sich 
sehr schone Idee von der Wiedervereinigung der getrennten christlichen 
Confessionen und war Ursache, dass er mit Protestanten in Verkehr 
trat und mehrere irenische Schriften herausgab. Der tolerante Zeitgeist, 



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- 21G — 

sein eigenes Innere, in dem Phantasie und Gemiith vorherrschend 
waren, liessen ihn die tiefe Spaltung libersehen, welche die protestan- 
tischen Confessionen von der Mutterkirche trennt und die nur durch 
aufrichtige Riickkehr in den Schooss der katholischen Kirche ausgefiillt 
werden kann. Unionsversuche auf dem Wege verschiedener Concessionen 
haben von Anfang an wenig Aussicht auf Erfolg; es ist daher leicht 
erklarlich, wenn die in der reinsten Absicht unternommenen Versuche 
zu seinera grossten Leidwesen Schiffbruch erlitten. Eine Frucht seiner 
theologischen Studien und Thatigkeit war die ^Theologia Christiana 
fundamentalist und die ^Theologia dogmatical in drei Banden. 
Wenn wir diese dogmatischen Lehrbiicher mit neueren Werken dieser 
Art vergleichen, so erscheinen sie jedenfalls mangelhaft, aber mit 
Riicksicht auf ihre Zeit waren sie ein bedeutender Fortschritt, wie 
allseitig anerkannt wurde. Gurmics war der erste, der die Apologetik 
unter dem Namen der Fundamental-Theologie in den Bereich der in 
Ungarn geschriebenen theologisch-dogmatischen Handbiicher aufnahm. 
Noch wollen wir seine theologische Zeitschrift erwahnen, die er unter 
dem Titel ^Egyhazi Tar* vom Jahre 1832 angefangen bis zu seinem 
Tode herausgab. Diese Zeitschrift war tibrigens kein streng theologisches, 
sondern ein kirchliches Blatt, dessen Hauptzweck war, Herz und 
Gemiith mittekt der Religion zu erheben und zu veredeln. Sein letztes 
theologisches VVerk hatte eine Geschichte der sittlichen Welt werden 
sollen, das Gurmics im J. 1840, also ein Jahr nach seinem Tode 
herausgeben wollte und zu dem er die Materialien durch viele Jahre 
hindurch sammelte; hundertzwei Bogen waren bereits rein geschrieben, 
als der Tod die Vollendung des Werkes verhinderte. In diesem grossen 
Werke beabsichtigte er alle geschichtlichen Erscheinungen der sittlichen 
Welt auf einen Urgrund zuriickzufiihren. 

Gurmics Thatigkeit und reger Eifer beschrankte sich nicht auf 
theologisches Gebiet, er war auch unermiidlich in literarischer Be- 
forderung der eben damals autbliihenden ungarischen National-Literatur 
und Linguistik, infolge dessen er mit alien Coryphaen der ungarischen 
Literatur in regem Verkehr stand, besonders aber mit Kasinczy, er war 
Mitglied jener Commission, welche die Statuten der ungarischen wissen- 
schaftlichen Akademie zu berathen hatte; zeitlebens blieb Gurmics ein 
eifriges und thatiges Mitglied der im J. 1830 errichteten Akademie. 
Als Abt von BakonybeU betrieb er auch hellenische Studien, so dass 
er einer der beruhmtesten Hellenisten des damaligen Ungarns wurde. 
Mit besonderer Vorliebe und Begeisterung war er dem griechischen 
Drama ergeben, ja er wiinschte sehnsiichtig, dass das griechische 
Schauspiel, aber erfiillt mit christlichen Ideen, zur Richtschnur des 
modernen Schauspiels werde. Mag auch Gurmics die griechische 
Dramaturgic uberschatzt haben, Recht • miissen wir ihm geben, 
wenn er in sittlicher Beziehung dem griechischen Drama vor dem 
modernen den Vorzug einraumt und besonders hervorhebt, dass die 



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217 



greichischen Dramatiker die Liebe nie zum Hauptmotiv machten, 
sondern nur nebenbei beriihrten und die Erregung der Sinnlichkeit 
immer meiden. Im Gegensatz sagt er von der neueren Zeit, dass die 
Liebe der Gbtze der Dichterwelt ist, und was einst das Fatum war, 
das jetzt die Liebe. sei. 

Neben dieser ausgebreiteten literarischen Thatigkeit war Gurmics 
ein begeisterter Lehrer und Erzieher der Jugend. Nicht bios theologische 
Kenntnisse wollte er seinen Schulern beibringen, sondern Herz und 
Geraiith erwarmen und religios veredeln; ausserdem war er bestrebt 
dieselben zur Selbstthatigkeit anzuspornen und auch mit der National- 
Literatur bekannt zu machen. Noch in grosserem Masstabe konnte er 
in Bakonybel auf diejenigen Ordensalumnen einwirken, welche dort das 
dritte Jahr der philosophischen Studien absolvirten. Mit wachsamer 
Aufmerksamkeit beobachtete er die Gesinnungen, Neigungen und 
Fahigkeiten seiner Schuler, denen er nicht nur Lehrer (die griechische 
Sprache docirte er selbst), sondern wirklicher Vater war. Noch wollen 
wir beziiglich seiner Charaktereigenschaften etliche Worte beifiigen. 
Wie wir schon oben andeuteten, war Gurmics ein Mann des Herzens 
und Gemuthes; schon in seiner Jugend ausserte sich uberwiegend 
Phantasie und Gefuhl. Unter seinen Charaktervorztigen glanzen besonders 
Bescheidenheit, zarte Liebe und Friedfertigkeit. Nie war er in seiner 
Kritik und Polemik verletzend; auch unter den Literaten suchte er 
den Frieden zu erhalten, oder insofern er gestort wurde, wieder herzu- 
stellen. Als Beispiel seiner Friedensliebe und Uneigenniitzigkeit wollen 
wir aus der Lebensbeschreibung nachstehenden Fall herausheben. Noch 
in den ersten Jahren seiner Professorenlaufbahn ubersetzte er Kohler's 
Buch: ^Der Seelsorger im Beichtstuhl;* da aber zur selben Zeit ein 
gewisser Pakrtfczy ein anderes Werk desselben Verfassers ubersetzte 
und herausgab, vemichtete Gurmics um dem Uebersetzer nicht hindernd 
in den Weg zu treten seine eigene Uebersetzung in der Meinung, 
Pakroczy werde auch das erwahnte Werk Kohler's herausgeben, was 
aber nicht geschah. Religion und wahrer Patriotismus waren in Gurmics 
innigst vereint und machtige Triebfedern seiner Thatigkeit. Von der 
Gottlichkeit der Kirche war er zwar fest und innigst uberzeugt, aber 
von dem eigentlichen VVesen ihrer gottgegebenen Verfassung hatte 
er keinen klaren Begriff; zur Entschuldigung mag dienen, dass sich 
auch das aufrichtigste Streben der herrschenden Zeitrichtung nicht 
immer ganz und vollstandig zu entziehen vermag. 

Wir wiederholen, dass der Herr Verfasser eine dankenswerthe 
Arbeit geliefert hat. Die Darstellung ist frisch und lebensvoll, so dass 
man sie bis zu Ende mit Interesse lesen kann. Auch der pragmatische 
Zusammenhang der Lebensbeschreibung ist im Allgemeinen gut ge- 
zeichnet, nur einige wenige Stellen sind nicht ganz harmonisch durch- 
gedacht ; dann will uns das Urtheil des Verfassers hie und da etwas 
zu scharf erscheinen. 



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— 218 — 

Wir konnen nicht schliessen, ohne unserer Freude Ausdruck 
zu geben, dass das Leben des verdienstvolten Abtes eine so gediegene 
Bearbeitung gefunden hat, die nicht nur fiir das Erzstift Martinsberg, 
dessen Mitglied Gurmics einst gewesen, sondern auch fiir die 
Geschichte der ungarischen National-Literatur vo» bemerkenswerther 
Bedeutung ist. 

Mar tins berg. P. Laurenz Wagner. 



Dr. Valentin Thalhofer : Handbuch der katholischen Liturgik. 

1. Bandes 1. Abtheilung. Freiburg im Breisgau, Herder. 188.3. 

Das vorliegede Werk bildet den 6. Hand der bereits durch 
Herausgabe der vorziiglichsten Arboiten auf alien Gebieten der 
theologischen Literatur riihmlichst bekannten theologischen Bibliothek. 
Es ist dies der erste Versuch die katholische Liturgie in ihrer 
Gesammtheit streng wissenschaftlich darzustellen und wir konnen 
sagen, dass es dem flerrn Verfasser in hohem Grade gelungen 
ist, seines StofTes Meister zu werden. Ein Bliek in die vorliegende 
erste Abtheilung des ersten Bandes wird das Gesagte sehon 
bestatigen. Zwar fuhrt auch dieses Werk wie die ubrigen der 
» theologischen Bibliothek* bloss den bescheidenen Namen eines 
Handbuches; indes. glauben wir, sind die Schranken, welche fiir 
ein Handbuch gezogen werden mussen, weit iiberschritten. Dies 
sei jedoch keineswegs zum Nachtheil des Werkes gesagt, sondern 
hiemit auf den reichen und interessanten Inhalt hingewiesen. Nach 
einer Einleifung pg. 1 — 147, in welcher der Begrilf und die 
Stellung der Liturgik im Gesainmtgebiet der theologischen 
Disciplinen, die Ouellen und besonders ausfuhrlich (pg. 57— 147) 
die Literatur init steter Beriicksichtigung der protestantischen 
Literatur behandelt werden, gibt unser Band nach der in §. 4 
angenommenen Eintheilung in allgemeine und specielle Liturgik 
zunachst als Grundlage des Cianzen eine Theorie des katholischen 
Cultus, wahrend die ubrigen Theile der allgemeinen Liturgik, das 
Wesen, die wesentlichsten Formen, Gultformen, die sich ofter 
wiederholen, und Cultrequisite, die zu den meisten liturgischen 
Handlungen erfordert werden, der zweiten Abtheilung des ersten 
Bandes vorbehalten sind. Diese Ausfuhrlichkeit der Gultustheorie 
darl bei ihrer principiellen Tragweite nicht Wunder nehmen. §. 11 
behandelt die naturgesetzlichen (irundlagen der Liturgie als 
Gottesdienst und wird schon hier wie noch ofter gegenilber 
protestantischen Anschauungen die Stellung des eucharistischen 
()pfers als Centrum, als »das pulsirende Herz« der gesammten 
katholischen Liturgie urgirt; der gemeinsame. tfffentliche Gottes- 
dienst, sowie die dadurch bedingten Cultusstatten und Gultuszeiten, 
die Eintheilung der Cultacte in Gebet und Opfer fmden hier 
gleichfalls eingehende Besprechung. 



Digits 



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— 219 — 

Die katholische Liturgie ist gottesdienstliche Thatigkeit des 
Hauptes fur die Glieder unci in Vereinigung mit den Gliedern 
u nd darum wird im weiteren der Cultus des gottmenschlichen 
Mittlers geschildert, .sein Cult in den Tagen seines Erdenlel)ens 
(§. 13). der Cult de.s verkl&rten Hohenpriesters im Himmel (§. 14), 
und in seiner Kirche auf Erden (§. 15). d. h. der katholische 
Cultus. Die weiteren §§. sind Ausfuhrungen des §. 15: der HegrifY 
des ofTentlichen und gemeinsamen (iottesdienstes nach katholischer 
Anschauung, die Stellung des Liturgen, Subjekt und Objekt des 
katholischen Cultus und gleiehsam als Resultat der ganzen 
Erorterung der fundamentale Untersehied zwischen dem katholischen 
und protestantisehen Cultus. Die dogmatisehe Grundlage findct 
uberall gehorige Berticksichtigung. Wir schliessen uns vollkornmen 
den Ansichten des Herrn Verfjissers an namentlich auch bei 
Besprechung der > Liturgie des Gottmonschen als Hohenpriesters 
im Ilimmel, so wie bei Behandlung der Frage, ob dieses fort- 
dauernde Opferdarbringen im Himmel als habituell dauernd oder 
als actuell anzunehmen sei. Uebrigens zeigt sieh liberal 1 die 
Liebe des Verfassers zu dem bebandelten StofTe und grosse 
Kenntniss der Vater, sowie der einschl&gigcn Literatim Zu leichterer 
Unterseheidung der summarischen Darlegungen von den weiteren 
Ausfuhrungen sind letztere mit kleineren Lettern gedruckt ; 
erwtinscht wilre es, wenn, wie es bei anderen Werken der 
theologisehen Bibliothek der Fall ist, der Mauptinbalt der einzelnen 
Punkte in wenigen Worten am Rande angegeben wurde. Wirseben 
mit Freude dem baldigen Ersebeinen der weiteren Bande 
entgegen. S. 



Der Pantheismus, 

gewurdigt durch Darlegung und Widerlegung von G. M. Schuler. 

Wilrzburg 1884. 136 S. Pr. 2 M. 

Von jeher hat die Frage liber Wesen und Dasein (Jottes 
und im Zusammenhange damit uber den Ursprung der Welt den 
mensohlichen (ieist besch&ftigt. Wiihrend die gottliche Offenbarung 
scbon auf detn ersten Blatte ihrer h. Urkunde hieruber die voll- 
befriedigendste Auskunft gibt und jedes Kind, das den Kateehismus 
gelernt hat, daruber Red' und Antwort geben kann, haben die 
Philosopben sowohl idterer als auch neuerer Zeit, welche von 
der gottlichen Offenbarung absehend diese Frage aprioristiseh aus 
sich selbst beantworten wolllen, die wahnwitzigsten Ansichten und 
Behauptungen zum Besten gegeben. so dass man beim Lesen 
derselben unwillkiihrlich mit einem der grossten christlichen 
Denker ausrufen muss: Magna magnorum deliramenta virorum! 

Dies gilt, um von fruheren dem vorchristlichen Alterthurne 
angehorenden Philosopben nichts zu sagen, ganz besonders von 



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— 220 



den modernen Pantheisten, welche auf der Basis des von Carteshw 
systematisch begrundeten Rationalismus fortbauend das Weltall 
nicht als eine freie Schopfung eines unendlich weisen und all- 
machtigen Wesens betrachten, sondern es fur Gott selbst und 
Gott fur nichts Anderes, als das Weltall, somit Gott und Welt 
wesenthch fur ein und dasselbe halten. Diese pantheistische, 
jille Religion und Sittlichkeit und damit die Grundlagen der 
menschhchen Gesellschaft zerstorende, Weltanschauung hat Hr. 
Schuler, so wie sie in ihren Hauptvertretern Spinoza. Fichte, 
Schelhng und Hegel unter verschiedenen Formen ausgebildet und 
unter dem Beifall einer grossen Zahl unglaubiger oder vielmehr 
allzuglaubiger Zuhorer vorgetragen und in zahllosen Volkssehriften 
selbst auch der nicht philosophirenden Welt zug-inglich und mundt 
gerecht gemacht wordon ist, in der oben verzeichneten Schrif- 
zura Gegenstand einer dankenswerthen Darlegung und Wider- 
legiing gemacht. Er hat dieses — sicherlich ein gliicklicher 
Gedanke! — in der Form von 14 akademischen Vorle sun gen 
gethan, deren Inhalt ich nun kurz angcben will, urn dem Leser 
em selbsteigenes Urtheil iiber den Worth des Buches zu er- 
moglichen. 

In den ersten drei Vorlesungen legt der Verfasser das 

Wesen des von Spinoza begriindeten >substanziellen Pantheismusc 

dar, pruft den FundamenUilsatz desselben. dass es nur eine 

einzige Substanz gebe und demnach alles Existirende, Geist wie 

Mateno, nur die wesensgleiche Erscheinung derselben und wie 

diese ewig sei, zeigt die Griinde, auf welchen das System auf- 

gebaut ist, in ihrer ganzlichen Haltlosigkeit und fiillt schiiesslich 

das Urtheil: »Falsche Definitionen und irrige Schlusse reichen 

sich die Hand. Wer da weiss, dass der BegrifT >Substanz* nicht 

mit »Absolutheit< verwechselt werden darf. indem eine Substanz 

nur an und fur sich. nicht aber auch durch sich bestehen muss • 

wer da die Distinction nicht mit der Difrerenz verwechselt und* 

zwischen geschiedenen und unterschiedencn Substanzen zu unter- 

scheiden vermag, der wird sich nicht verleiten lassen, S&tze 

nachzusprechen, welche auch die Flagge Spinozas nicht deckt. 

Es ist wohl nothwendig. dass eine absolute Substanz ist, aber 

kemeswegs, dass die Substanz absolut ist, indem neben der einen 

absoluten Substanz ungezahlte andere Substanzen existiren konnen.< 

S. 29. 30. — Die 4. und 5. Vorlesung haben .!. G. Fichte's 

Mdeahstischen Pantheismus< zum Gegenstand der Erorterung. 

Nach Fichte ist das eigene Ich die absolute Substanz oder das 

einzige Urwesen von Allem, was existirt. Die Welt ist ihm nichts 

Wirkhches, sondern eine an sich leere Erscheinungsform des 

Gedachten; sie ist das Ich in der Form des Nicht-rch, das Sein 

in der Form des Anderssein, das Ansichsein in der Form des 

Aussersichseins. Mit kostlichem, durch treffende Ausspriiche Gothes 



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— 221 — 

und anderer Dichter gewurztem Humor weist H. Sehuler auf die 
Widerspriiche hin, welehe Fichtes idealistischer Pantheismus — 
dieser contrarste Gegensatz des Material ism us! — in sich schliesst, 
und citirt mit Bezug auf die fur das Volk dor Denker nicht 
besonders ruhmliche Thatsacht-, dass es in Deutschland akadcmisch 
Gebildete gab, die auf Fichtes Wort und Autoritat hin zweifellos 
dafurhielten, die Welt sei weiter niehts. als eine Ausgeburt des 
Ioh, Grillparzers zutreffende Worte: 

»Lasst mieh mit eurem Publicum 

Unci euron gebildeten Lenten ! 

Sonst waren doch nur die Dummen dumm. 

Jetzt sind es aueh die Ges<*heidten.« 

fn der 6. Vorlesung behandelt der Verfasser den »realistisch- 
idealistisohcn* Pantheismus, wie ihn Sohelling in dor ersten Periode 
seiner philosophischen LehrthiUigkeit entwickelt hat. In dem 
Bestreben, den substanziellen Pantheismus Spinozas mit den 
idealistisehen Fichte's zu verbinden, das Concrete mit dem Ab- 
stracter das Reale mit dem Idealen zu versohnen, nahm Sehelhng 
eine Art objectiven Goltes. oinen dem Universum als einzigo 
Substanz zu Grunde liegenden Allgeist. eine universelle Wollsoele 
an, aus der Alios, was in ihr liegt, sieh herausgebiert. so dass 
die Welt als der Leib oder Organismus der absoluten Weltseele 
erscheint, die in den Gebilden der Natur sehl&ft und in den 
Menschenseelen zum Bewusstsein kommt, personlicher Geist. 
selbstbewusst und frei wird. Witzig spottet Gothe iiber diese, 
ubrigens nicht neue. sondern schon in der Philosophic der Hindu 
enthaltene Theorie: 

>Was soil mir euer Hohn 
Ueber das All und das Eine? 
Der Professor ist eine Person, 
Gott ist keine. « 

Der Schelling'sche Gott ist, wie keine selbstbewusste und 
freie Personlichkeit, so auch keine abgeschlossene, vollkommone 
nud unveriinderliche Wirklichkeit, sondern ein ewiges Werden, ein 
bestiindiger Uebergang vom Unondlichen ins Endliche, ein Unding, 
das immer wird und niemals ist. 

Mit dieser objectiven Darlegung des real -idealistisehen 
Pantheismus begnugt sich Hr. Schuler nicht, sondern unterzioht 
denselben in der 7. Vorlesung noch einer eingehendon Wiirdigung, 
indem er die falsche Grundlage und die absurden Consequenzen 
desselben in allgemein versUindlicher Weise und nicht ohne feine 
Ironie bloslegt. Merkwiirdig, voile zwanzig Jahre hat Schelling 
den Pantheismus in dieser Form mit deutscher Hartnackigkeit 
festgehalten, bis er endlich zur Erkenntniss seines colossalen 
IiTthums gekommen ist und denselben iiber Bord geworfen hat! 



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— 222 — 

In der 8. Vorlesung findet der »logische Pantheismus* 
Hegels seine Heleuchtung. Flegel stellte den logischen BegritT als 
Princip auf, von dem Alles ausgehe. Jhm ist nur das gewiss 
nnd wirklich, was er aus sich selber schaiTt. (iott und Natur 
existiren fur ihn nur insoferne, als er sie in die Formen seiner 
Denkkraft aufnimmt. Dieser logische Pantheismus verletzt in der 
flagrantesten Weise (lie drei logischen Grundsatze des Widerspruchs. 
des ausgeschlossenen Miltleren und des zureichenden Grundes. 

In der 9. Vorlesung werden die Widersinnigkeiten des 
Hegel'schen Pantheismus weiterhin auseinandergesetzt und am 
Schlusse in die folgenden Siitze zusammengestellt : » Hegel 
behauptet die Identitat des Seins und des Niehts, des Identischen 
und Nichtidentischen. des Lichtes und der Finsterniss, des Ver- 
schiedenen und Entgegengesetzten. des End'ichen und Unendlichen. 
Gottes und des Menschen, der Freiheit und Nothwendigkeil, des 
Guten und des Bosen, des Positiven und Negativen in der 
Mathematik, des Vermogens und der Schulden in der Tlaushaltung, 
des Irrthums und der Wahrheit, des Idealen und Realen. der 
Seele und des Leibes u. s. w. Sein >Beweis« ist folgender: Man 
denke sich zwei von einander verschiedene Objecte. Das zweite 
Object ist ofTenbar in Rucksicht auf das erste Object das And ere. 
Aber auch das erste Object ist in Rucksicht des zweiten Objectes 
das And ere. Beide Objecte sind mithin das, was man das 
And ere nennt. Demzufolge sind sie identisch selbst nach dem 
Princip der alien Logik. dass zwei Dinge, die mit einem Dritten 
identisch sind, auch unter sich identisch sind.« S. 82 — 83. Und 
eine solche Philosophic ward .lahrzehnte hindurch von einem 
grossen Theil der Gebildeten als der Ausbund aller Weisheit 
angestaunt und hat auch jetzt noch ihre Anbeter! Wer denkt 
hiebei nicht unwillkuhrlich an das, was der grosse Heidenlehrer 
Paulus Rom. 1, 22 sagt? — 

Die 10. Vorlesung fiihrt den Nachweis, dass Hegel in seiner 
Beweisart das Deductions- und Inductions-Verfahren ganzlich 
verwirft, ersteres indem er in alien Tonarten den Satz wiederholt : 
»Das Absolute ist die Identitat des Identischen und Nichtidentischen, « 
oder: »Sein und Niehts ist dasselbe;« letzteres dadurch, dass er 
nicht durch Abstraction, sondern durch Negation zum Absoluten 
und Universellen vorzudringen sucht. 

In der 11. Vorlesung beleuchtet der Verfasser die zwei 
Fundamental-Irrthumer des Hegel'schen Pantheismus, dass die 
Negation die Grundlage aller Bestimmtheit bilde und dass Sein 
und Denken identisch seien, und schliesst, den omnipotenten 
Gott des Theismus mit dem impotenten Gott des Pantheismus 
vergleichend, mit den wahren Worten: »Wahrend der absolute 
Geist der christlichen Philosophic ein wirklicher, personlicher 



Digits 



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1 ,.n* 

— 223 — 

und allvollkommener, ein Wesen ist, das unsern (ieist aufs 
Hochste und Edelste befriedigt, die Welt ausreichend erkl&rt, die 
grossen Fragen genttgend beantwortet. die wichtigsten Probleme 
kraftigst lost und den Menschen die lichtvollsten Aufschliisse 
ertheilt uber den Ursprung. wie uber den Zweck der geschaffenen 
Dinge: enthalt das Absolute des logischen Patheismus in seinen 
Fundamentalsiitzen, wie in seinen Beweisen und Folgerungen ein 
Nest von buntscheckigen Widerspruchen.* 8. 104. 

Die 12. Vorlesung zeigt, dass der aus den angezeigten Irr- 
thumern sich ergebende pantheistische (Haubensartikel von dem 
a b so lute u Wis sen des Menschen mit der Natur des Menschen 
und mit der thatsiichlichen Wirklichkeit im moglich grellsten 
Widerspruche steht. 

Die 13. Vorlesung widerlegt die behauptete Identitat wie 
des Realen und Idealen, so auch des Endlichen und Unendlichen 
und beleuchtet die Art und Weise, wie »der Pantheismus den 
(lOttesbegrilf vervollkommnet habe.« 

In der Schlussvorlesung fasst der Verfasser resumirend die 
Grund- und Folgesatzc. die Widerspruche und Unmoglichkeiten 
des Pantheismus zusamnien und zeigt in zwar kurzen, aber 
markigen Zugen. wie derselbe die Menschenwiirde zerstort, alle 
Religion vernichtet, die Willensfreiheit und mit ihr den Unterschied 
zwischen (xut und Bos aufhebt und consequent zum helium 
omnium contra omnes und zur Vernichtung der menschlichen 
Gesellschaft fuhrt. 

Dies in nuce der Inhalt der oben bezeichneten Schrift. 
Man kann ihrem Verfasser die Anerkennung nicht versagen, 
dass er den abstrusen und sproden Stoff mit viel (Jeschick 
und in einer leichtverstandlichen. oft packenden Sprache verarbeitet 
hat. Nur ware zu wiinschen. dass er den Inhalt einer jeden Vor- 
lesung bestimmter abgegrenzt und entweder als Paragraphliberschrift 
oder am Heginn jeder Vorlesung summarisch mit einigen Worten 
markirt h&tte. Hiedurch h&tte, wie jede einzelne Vorlesung, so 
auch das (fanze an Klarheit (lucidus ordo) und Hestimmtheit 
gewonnen und wiiren nnanche Wiederholnngen unterblieben. Auch 
einige allzu saloppe Ausdrucke z. B. Spinoza hat seinen » letzten Trumpf 
vergessen* ; die Philosophic »am Nagel< u. A., sowie Redeformen, 
wie »sich entwickelt habende* Substanzen, Folgerungen, welche 
einer gesunden Vernunft ebenso wenig »scheinen< (wohl ein- 
leuchten?) wollen, konnten durch correctere und einer philo- 
sophischen Abhandlung entsprechendere ersetzt, und Druckfehler 
wie »inh&rend, Sellung* u. dgl. vermieden worden sein. 

Der Herr Verfasser, welcher schon mehrere religionss-philo- 
sophische Werke durch den Druck veroffentlichte, hat dieses 
Buch speciell »den (iebildeten* gewidmet. Meines Erachtens 



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- 224 — 

hatte er besser gethan und diirfte er auf grosseren Erfolg rechnen, 
wenn er es so geschrieben hatte, riass es aueh den Niehtgebildeten 
zu Xutz und Frommen diente. Der Pantheismiis als theoretisches 
System bat in den angegebenen Formen bei den Gebildeten 
sehr an Zugkraft verloren. aber auf dem Wege volksthumlicher 
Schriften, in Novellen und Romanen und besonders durch die 
social-demokratische Tagespresse in den unteren Schichten der 
Gesellschaft vielfaeh Eingang und praktische Anwendung gefunden. 
Darum soil er audi ganz vorziiglich auf demselben Terrain, auf 
dem niimlichen Wege und auf die gleiche Weise in seiner Un- 
wahrheit und Gemeinschadliehkeit dargelegt und widerlegt werden. 
Ond hiezu hatte Herr Schuler — Zeuge hieflir ist seine Novelle 
»Landolin Schwabs Lehrerfreuden* — vvie wenig Andere eine 
ganz passende Feder. 

Seheyern. F. Bernhard Schmid, 0. S. B. 



Der Kirchengesang in Frankreich und das Buch: 

„D«5cadence et restauration" du chant liturgique par A. Super. Paris 1883. 

Dumoulin. 

Tn Frankreich gewinnt mit jedem Tage das Studium des 
gregorianischen Choraigesanges an Bedeutung und (jrfahrt l)esondere 
(Junstbezeigungen und Aufmunterungen. Wenn man zu Fan's 
in der Nationalbibliothek, in der Abtheilung der Handschriften 
arbeitet, sieht man regelmassig ein Dutzend, Laien wie Geistliche, 
die im Neumen - iibersetzen sich abmuhen. Bis jetzt glaubte man 
vielfaeh, die Neunien, diese wundersam gestaltelen Muckenfusschen 
»podatus, clivis, torculus* und wie sie immer heissen mogen, seien 
unentrathselbare Hieroglyphen. Indess hat abb6 Raillard, der 
seit 15 Monaten in der Nationalbibliothek an meiner Seite in den 
Troparien studiert, in seinen verschiedenen Werken »Chants de 
TEglise retablis.* »M6moire explieatif sur les chants* . . . > Expli- 
cation des neumes* .... durch sein Neumen - Studium von 
30 Jahren schlagend dargethan, dass man die Neumengesange 
leicht entziffern konnte, wie er denn auch wirklich mehrere 
solcher Neumengesange, in neuer Notirung ubersetzt, heraus- 
gegeben hat. 

In Paris aber hat der Choralgesang in den Kirchen einer 
Opern- oder Theatermusik Platz machen mussen. Vielfaeh werden 
gegen diesen Unfug der Concertmusik in den Kirchen Klagen laut 
und erhebt sich eine starke Opposition gegen diese Entweihung 
des Gotteshauses. Zu verschiedenen Malen konnte ich in Paris 
in der »Societe Saint- Jesus, in Gesellenvereinen, vor einem 
gemischten Publicum Conferenzen iiber die Schonheit des Grego- 
rianischen Choraigesanges mit Probegesangen, (von abb£ Jules 
Bonhomme am 11. Feb.) beiwohnen. Der Autor des obigen 



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— 225 — 

Buches, ein Laie, hat nun an die Vorsteher der grossen und der 
kleinen Seminarien dieses Werk gerichtet und ergeht sich in 
kraftiger, schwungvoller Sprache tadelnd gegen den Scandal; 
er ricbtet die Aufforderung an die Bischofe und die Pfarrer, doch 
dem Theater-Humbug in dem franzosischen Gottesdienste ein 
Ende zu machen. Der Verfasser ist ein kenntnissreicher Musiker, 
ein Kunstler von Geschmack, ein gelehrter Freund des Kirchen- 
gesanges, und wie es scheint, ein glaubiger Christ. In seinem 
Werke kommt Super nun auch auf die »Pustetische Ausgabe*, 
auf die papstliche Empfehlung und die nach dem Congress von 
Arezzo erneuerte Erkl&rung der Ritencongregation zu sprechen. 1 ) 
In dem letztern Schriftstucke sieht der Autpr nur das Document 
einiger subalterner Beamten, mehr oder weniger competenter 
Manner, und bekrittelt es in seiner derben Sprache. Weniger sagt 
mir der Angriff auf den » Hitter PusteU und den in Deutschland 
hochgeschatzten Haberlzu, dieer als Ausbeuter eines commerciellen 
Privilegs, und nicht als Eiferer des Kirchengesanges hinstellt. 
Ein Brief des Cardinals Bartolini zu Gunsten der italienischen 
Orchester in den Kirchen wird gleichfalls von A. Super hart 
mitgenommen und ihm der Doctor Seraphicus als cantor peritissimus, 
die Entscheidungen der Concilien und der Papste vorgehalten. 
Nach dem Capitel : Antwort an die Deutschen und an die Italiener, 
welche den gregorianischen Gesang verfalscht und verkiirzt haben, 
und nach den >Briefen« eines franzosischen Geistlichen und eines 
italienischen Cardinals bespricht der Verfasser, gleichsam als 
Anhang: Die Konige und die Liturgie; Liturgische Phantasien; 
Unseliges Thun der Geistlichen Leboeuf, Ledieu, Sauteul u. A. . . . 
Die Pastoren und Kirchenorganisten in Paris; aergernissvolle 
Concerte in den Kirchen von Paris und der Provinzen etc. 
Selbst Bischof Freppel wird arg mitgenommen; darum braucht 
man sich nicht zu verwundern, wenn abbe Liszt mit der 
Wagnerischen Ansteckung, Felix Clement und Ch. Gounod ihren 
Theil auch erhalten. Gerne wird man dieses Buch, das aus der 
Feder eines fur die Ehre Gottes und die Zierde seines Hauses 
eifernden Herzens voller Glaubenskraft geflossen, ' lesen und 
die Restauration des liturgischen Gesanges mit voller Sehnsucht 
herbei wunschen. A. Reiners. 



*) Die hier einschlSgigen 2 Briefe Leo XIII. an D. J. Pothier vom 
8. Marz und 8. Mai d. J. bringen wir im n&chsten Hefte. — Die Redaction. 

15 



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— 226 — 



Pastoral, 

oearbeltet fUr angehende und wirkliche Seelsorger von Dr. Andreas Gassner, 

Pastoral-Professor an der theologischen Facultat zu Salzburg. Salzburg 1881 

bei M. Mittermttller, Bucbbandlung und Antiquariat fur katholische Literatur; 

g. 8° I.— XXIV. und 1.— 1241, Preis M. 12,80. 

Der Verfasser gegenwartiger Pastoral ist dep literarischen 
Welt nicht mehr unbekannt; es ist von demselben bereits ein 
Handbuch der Pastoral in drei starken Banden nebst einem 
Supplementbande 1 868 — 1871 ebenfalls beiMittermuller in Salzburg, 
und 1875 die Schrift: >Das heilige Sacrament der Ehe« 
bei Manz in Regensburg erschienen. Gegenwartige Pastoral ftthrt 
sich nicht als ein blosser Auszug aus dem grossern Handbuch. 
sondern als eine wesentliche Umarbeitung mit mancherlei Berich- 
tigungen und Verbesserungen, ja auch ganz neuen Bemerkungen 
und Fingerzeigen ein, und will schon nach dem Titel angehenden 
und wirklichen Seelsorgern als willkommene Anleitung und als 
Nachschlagebuch in der seelsorglichen Praxis dienen. Fur die 
innere Gediegenheit und Brauchbarkeit zeugt schon ein furst- 
erzbischofliches Handschreiben, welches nach dem Titel an der 
Spitze des Werkes steht. 

Die Wohlverdientheit dieser anerkennenden Auszeichnung 
hat Referent beim Durchlesen des Buches allenthalben best&tigt 
gefunden. Es tritt dem Leser in alien Partieen katholisch glaubige 
Ueberzeugung, treue Anhftnglichkeit an die von Christus bestellten 
Organe der Kirche: an den hi. Stuhl und den damit zusammen- 
hangenden Episcopat entgegen; praktische Erfahrung in der 
Seelsorge und darum auch geeignete Riicksichtsnahme auf die 
praktischen Bediirfnisse der Gemeinden weisen dem Verfasser 
allenthalben die richtige Bahn der goldenen Mittelstrasse zwischen 
zur grossen Strenge und zu grosser Nachsicht. 

Um einige Partien, welche Referenten besonders wohlthuend 
beriihrt haben, besonders hervorzuheben, ver^eisen wir auf 
die vortrefflichen Bemerkungen, welche S. 54 — 61 gegen den 
Wirthshausbesuch Seitens des Seelsorgsclerus und die 
Scheingriinde zur Beschonigung desselben beigebracht werden. 
Ebenso wahr und wohlbegriindet sind die Ausfuhrungen iiber 
den personlichenVerkehr des Seelsorgers mit der Gemeinde, 
Pfarrer und Hilfspriestern, Beamten, Lehrern, Frauenspersonen 
insbesondere Haushalterin. Ganz aus der Seele gesprochen 
klangen dem Ref. die S. 82 — 83 niedergelegten Bemerkungen 
iiber Behandlung politischerGegenstandevon derKanzel 
aus, sie sind ebenso wahr als maassvoll. Ganz vortrefflich sind 
auch die S. 114 — 119 niedergelegten Trostworte fur Solche, 
welche wegen scheinbarer Erfolglosigkeit ihrer Predigten oder 
sonstiger pastoreller Bemiihungen Gefahr laufen den Muth zu 
verlieren. — Ebenso willkommen wird jedem Seelsorger, welcher 



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— 227 — 

je mit Conversion-Candidaten zu thun bekommt, das S. 145—157 
dargelegte Verfahren bei Conversionen sein. 

Im liturgischen Theile ist insbesondere des Verfassers 
gutes Gesehick anzuerkennen, womit er allenthalben die my- 
stischen Momente fur die liturgischen Handlungen und Vor- 
kommnisse hervorzukehren weiss, z. B. S. 497 fur die Kreuz- 
zeichen nach der Wandlung. — Auch iiber die Bedeutung von 
Karwoche (missbrauchlich Charwoche) und Griindonnerstag, 
woruber man sonst nicht leicht eine acceptable Erklarung findet, 
wird S. 525, 531 eine ganz einleuchtende Erklarung gegeben; 
Ref. mochte dem gothischen und althochdeutschen Kara nur noch 
das angel sachsische care an die Seite stellen. 

Ein besonderes Verdienst hat sich Dr. Gassner erworben durch 
Aufhcllung der bisherigen TJnklarheit iiber das Wortlein Deinde 
zu Anfang der Absolutionsformel. Bekanntlich verbinden jetzt 
a lie Diocesanrituale, wenigstens Deutschlands, dieses Deinde ganz 
einfach mit der Absolutionsformel, wahrend es friiher wenigstens 
durch Komma, noch friiher durch liegende Schrift davon unter- 
schieden, urspriinglich roth gedruckt oder geschrieben war. 
Dem gcgeniiber zeigt nun Dr. G., dass der Rothdruck das allein 
Richtige gebe, denn so stand es im romischen Rituale seit Paul V. 
und so steht es noch in der 1876 in der Propaganda gedruckten 
Ausgabe, und sind auch die Entscheidungen der S. R. C. vom 
11. Marz 1837 und 27. Febr. Is47 nicht anders zu verstehen, 
wie der Verf. einleuchtend darthut. Dafur *'st ihm die Pastoral- 
wissenschaft zu aufrichtigem Danke verpflichtet. 

In Bezug auf Verwaltung des Busssacramentes beurkundet 
sich der Verf. iiberhaupt als einen sehr erfahrenen und praktischen 
Mann. So z. B. befreien manche Theologen einen Ponitenten 
von der materiel len Vollstiindigkeit der Beicht, wofern der Beicht- 
vater aus den Umstanden leicht den Complex erkennen konnte; 
Ref. konnte wegen des dem Beichtvater auch hieriiber obliegenden 
Beichtsiegels die innere Berechtigung der fragl. Aufstellung nie 
einsehen, und freut sich vom Verf. dieselbe Anschauung vertreten 
zu sehen. (S. 726.) — Ebenso findet die voile Billigung des Ref., 
was der Verf. S. 826 n. 2. iiber die relative Verpflichtung eines 
Ponitenten sagt, iiber dasjenige zu schweigen, was zwischen ihm 
und dem Beichtwater verhandelt wurde. >Die Siinde der falschen 
Anklage und der Verleumdung des Beichtvaters in sich schon 
hochst verwerflich wird es noch weit mehr durch den Umstand, 
dass Niemand wehrloser ist, als ein Priester im 
Beichtstuhle.* 

Die Grundsjltze iiber die oftmalige, etwa gar tagliche 
Communion der Laien sind S. 1014 — 1035 an der Hand 
Jurchlicher Autoritaten und bewahrter Geistesmanner mit Bienen- 

15* 



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— 228 — 

fleiss zusammengetragen, und ist dabei die goldene Mittelstrasse 
eingehalten, weder zu streng, noch zu milde. Aehnlich verfahrt 
der Verf. auch hinsichtlich der wiederholten Absolution und 
Communion schwer Kranker; auch hieruber findet sich sehr 
gut und praktisch Alles zusammengestellt, was ein seeleneifriger 
Priester thun kann und soil (S. 1095 — 1180). Aus der pastorelen 
'Behandlung der Ehe wollen wir nur die beiden Anleitungen 
liber Religionspriifung (S. 1175 — 1177) und iiber Braut- 
unterricht (S. 1182 — 1190) hervorheben ; beide sind so 
maassvoll, so umsichtig, so praktisch gehalten, dass kaum mehr 
etwas hinzugefugt zu werden braucht. 

Bei aller^ Anerkennung des lehrreichen Buches kann es 
Ref. gleichwohl nicht unterlassen auch dasjenige hervorzukehren. 
was offenbar zu beanstanden und fur eine kunftige neue Auflage 
mehr oder weniger einer Verbesserung zu empfehlen ist. Zunfichst 
muss Ref. in dieser Beziehung auf das Gross e und Ganze 
ausgehen, woran einige Beanstandungen im Einzelnen sich 
anschliessen werden. 

Vor Allem kann Ref. in formaler Beziehung mit der 
ganzen Anlage des Buches nicht einverstanden sein. Dasselbe 
zerfallt namlich in zwei Haupttheile: 1. das zur Seelsorge 
vorzugsweise berufene Subject, 2. die dem Seelsorger object iv 
dargebotenen Mittel: a) Wort, b) Liturgie, c) Disciplin. 
Nun aber sollten die Haupttheile an Umfang einander doch 
einigermassen das Gleichgewicht halten; wo dieses nach 
der Lage der Verh&ltnisse nicht geschehen kann, da sollte fuglich 
eine andere Eintheilung gesucht werden. In unserm Buche stehen 
die beiden Haupttheile in gar keinem Verhaltnisse zu einander, 
indem der erste Haupttheil 54 Seiten, der zweite dagegen 1175 S. 
einnimmt. Diese Zweitheilung ist aber auch logisch nicht 
gerechtfertigt, weil sie sich schon unter den BegrifT >Pastoral,« 
wie er S. 11 vom Verf. selbst gegeben wird, nicht subsumiren 
lasst, wiewohl wir auch mit der BegrifTsbestimmung, namentlich 
mit der zweiten, nicht recht einverstanden sind. Referent stellt 
natiirlich nicht im Geringsten in Abrede, dass zu Anfang der 
pastorellen Vorlesungen die Behandlung der Person des Seel- 
sorgers; die an ihn zu stellenden Forderungen in seinem eigenen 
Interesse sowie in jenem des glaubigen Volkes von der allgrossten 
Wichtigkeit und Bedeutung sei. Da aber die Dreitheilung 
der Pastoral nach ihrem BegrifTe unabweislich ist, so folgt daraus 
von selbst, dass die den Seelsorger personlich betreffenden 
Fragen vor der eigentlichen Pastoral: etwa als Propadeutik 
oder als besondere Einleitung vorauszuschicken sei. 

Unsere nachste Beanstandung informeller Hinsicht richtet 
sich gegen die Hinweglassung der Katechetik, welche vom 



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— 229 — 

Vorf. selbst als Theil der Pastoral, naher des Lehramtes, 
bezeichnet wird. Wenn auch die Katechetik in Oesterreieh als 
eignes Fach behandelt wird, so geschieht dies im iibrigen 
Deutschland in der Regel nicht, worauf der Verf. doch auch 
hatte Riicksicht nehmen sollen, und durfte in einem Werke, 
welches sich einfach als Pastoral ankiindigt, nicht die Halfte 
eines Haupttheils fehlen; Schlich, auch ein Oesterreicher, kann 
hier gleich als Beispiel dienen. 

Auch die fortlaufende Reihenfolge von Capiteln 1 — 24 (die 
Hauptiibersicht kiindigt 25 an. die Ausfuhrung Jasst Capitel 21 : 
Sacrament der Weihe als uberflussig(H) hinweg) will dem Ref. 
nicht gefallen. Wo eine Haupteintheilung, wie hier der Ternar: 
Wort, Liturgie. seelsorgliche Disciplin, adoptirt wird, da sind 
Capitel und Artikel etwas Untergeordnetes, konnen darum nicht 
in fortlaufender Numerirung 1 — 42 fortgefuhrt, sondern muss bei 
jedem Haupttheile eine neue Numerirung der Capitel eroffnet 
werden. So verlangt es die streng logisch durchgefuhrte Systema- 
tisirung. Die Uebersichtlichkeit wiirde noch bedeutend gewonnen 
haben, wenn der Verf. neben derZerlegung der Capitel in Artikel 
auch noch die Unterabtheilung in Paragraphe mit eigener Ueber- 
schrift gewahlt hatte. Noch sei in formeller Hinsicht erwahnt, 
dass das Inhaltsverzeichniss an der Spitze des Buches mit Angabe 
aller Capitel und wichtigerer Unterabtheilungen die gleich darauf- 
folgende Hauptiibersicht S. 1—6 vollstiindig iiberflussig macht. 

Urn nun von den mehr formellen zu den materielen oder 
inhaltlichen Beanstandungen zu kommen, so mochten wir 
vor Allem auf einige theologische Unrichtigkeiten auf- 
merksam machen. S. 731 heisst es : »Die Forma essentialts (des 
Busssacramentes) sind die Worte: Ego te absolvo a peccatis 
tuis in nomine Pat r is etc.*, was durch Berufung auf Trid. 
sess. 14 cap. 3 bewiesen werden will, allein so viel sagt weder 
das Trid. noch das Florentinum (Decret pro Armen.). — S. 732 
b) heisst es: »Die vollstandige Absolutionsformel besteht 
aus vier Theilen, nilmlich 1 . misereatur tui ; 2. indulgentiam etc. ; 
3. Dominus noster etc.; 4. Passio Domini etc.« In dieser Gestalt 
ist die Aufstellung sicher unrichtig; denn die vollstandige Abso- 
lutionsformel besteht in den Worten: Ego te absolvo a peccatis 
tuis in nomine Patris et Filii et Spiritus sancti. Amen. Nimmt 
man aber Absolutionsformel im weitern Sinne als Absolutions- 
formula r, so ist vor 4 noch nothwendig hineinzusetzen : Ego 
te absolvo etc. 

Was S. 1083 von der Generalabsolut ion der Tertiari er im 
Beichtstuhl ohne besondere Formel gesagt ist, gilt gegenwartig 
nicht mehr, da seit 1882 von Leo XIII. ein eigenes zur Giltigkeit 
zu beobachtendes Formular vorgeschrieben ist. — S. 401 steht 



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— 230 — 

das Curiosum: CI eric i utriusque sex us! unmoglich! — S. 531: 
»Er betete zum Vater, dass AUe Eins seien, wie er und der 
Vater Eins ist* So klingt der Satz ganz sabellianisch gegea 
Joh. 10.20 — 17.22; dass es nicht so gemeint sei, davon sind 
wir vollkommen iiberzeugt. 

Hie und da wird der Verf. gegeniiber einer eingeburgerten r 
aber unberechtigten, von der Kirche wiederholt zurtick- 
gewiesenen Praxis etwas zu nachgiebig. So stellt er 
S. 631 — 636 hinsichtlich der bedingten Taufe nach voraus- 
gegangener Nothtaufe das allein richtige Verfahren fest; allein 
S. 671 n. 6, b) wird dasselbe wegen der entgegenstehenden 
(fehlerhaften) Praxis wieder umgestossen. — Auch in Bezug auf 
Theilnahme bei einem Taufmahle Seitens eines Priesters zeigt 
sich der Verf. aus lauter Klugheitsriicksichten, entgegen den ganz^ 
gemessenen Anweisungen der Kirche, viel zu geschmeidig und 
nachgiebig. — Manchmal ist auch die Strenge zu weit getrieben; 
so wird z. B. S. 340 Abs. 1 . die Herumlegung eines Purificatoriums 
um die Pyxis beim Abspeisen ganz allgemein beanstandet : dieses 
Verfahren werde von keinem Rubricisten gebilligt; — allein 
sicher wiirden alle Rubricisten damit einverstanden sein, wenn 
sie je in der Lage gewesen waren bei einer Kalte von 16 — 20 
Graden eine halbe Stunde lang abspeisen zu mussen. — Ebenso 
ist es zu weit gegangen, wenn S. 240 Spitz en als Saum der 
an der Seiten herabhangenden Theile des Altartuches oder an 
den Alben beanstandet werden. S. 353 Abs. 1. wird diese 
Aufstellung vom Verf. selbst umgestossen. Vgl. Schuch Pastoral- 
theologie S. 403—404. 

Manche Materien siud ausserdem nicht am rechten 
Orte, oder andern gegeniiber zu weitschweifig behandelt 
oder wiirden besser ganz in Wegfall kommen. So hat das 
8. Capitel zum Gegenstande die Liturgie im Allgemeinen, 
sollte demnach auch nur mit Dingen sich befassen. welche bei 
alien liturgischen Handlungen vorkommen, das Besondere oder 
ganz Einzelne sollte bei den einzelnen Partien der besondern 
Liturgie (Cap. 9 — 23) zurSprache kommen. So hiitten im 3. Art.: 
»Der Raum als Cultusmedium* Kirche- und Altarweihe, ebenso 
auch im 4. Art. >Sachen als Vollzugsmittel der Liturgie* das 
Wasser in seiner liturgischen Verwendung nur im Allgemeinen 
behandelt, das Besondere aber: Taufwasserweihe, Kirchweihwasser ? 
Weihwasser iiberhaupt und so vieles Andere in das 23 Cap. 
verwiesen werden sollen, wodurch diesem Cap. wesentlich auf- 
geholfen worden ware, in dem die Sacramentalien im Allgemeinen 
und Besondern hatten behandelt werden konnen, wahrend sie 
jetzt ganz unverhaltnissmassig kurz auf drei Blattern abgethan 
werden. Dadurch hatte das 8. Cap. eine wesentliche Kiirzung 
und Verhaltniss mit den tibrigen Capiteln erhalten. 



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— 231 — 

Ungefahr dasselbe gilt auch von dem 10. Cap:: >Die hi. 
Messe uberhaupt.« Es kiindigt S. 408 drei Artikel an, 
enthalt aber in Wirklichkeit vier; der 1. Artikel, liberschrieben : 
>Die zum Zustandekonunen des hi. Messopfers gehorenden Haupt- 
erfordernisse* nimmt unter A. Materia und Forma und (NB.) 
der Sacramente in genere, sowie unter D. Minister 
nn. 2 — 4 Vieles von Vornherein hinweg. was in die Lehre von 
den Sacramenten im Allgemeinen gehort, wovon doch 
das 12. Cap. ex professo handelt. 

Im 11. Cap.: »Verschiedene Arten von Messen* figurirt 
S. 546 n. 5. ein Ministerial-Erlass vom 29. Miirz 1870, wornach 
auch nach erfolgter Trennung des Schul- und Messnerdienstes 
die Wetterlautgebiihr dem Schuldienste verbleiben soil. Der 
minist. Erlass ist naturlich ganz ungerechtfertigt, wesshalb auch 
die Ordinariate von Wien und St. Polten dagegen protestirten ; 
allein was hat ein solcher rein weltlicher Erlass unter den ver- 
schiedenen Arten von Messen zu thun? Ueberhaupt ist eine 
Menge von Formularen zu Eingaben an geistliche und weltliche 
Behorden dem Buche einverleibt, z. B. S. 21—30, 680—700, 
1048 — 1153, bis der Verf. gegen Ende des Buches doch selbst 
findet, dass der Bequemlichkeit und dem Bureaukratismus zu 
sehr Bechnung getragen sei, wesshalb zu letzt auf die Kirchen- 
rechtsbiicher, die Diocesan-Verordnungsblittter und die Pfarrarchive 
verwiesen wird. Die dogmatische Begrtindung uber Verehrung 
der hi. Beliquien S. 203 — 206 konnte fuglich aus der Dogmatik, 
die umstandliche Behandlung der peccata luxuriae S. 867 — 903 
aus der Moral theologie vorausgesetzt werden; dagegen ware ein 
genaueres Eingehen auf die jetzt geltenden Reservefalle in Folge 
der Constitution: Apostolicae Sedis regimini vom 12. October 1869 
fur angehende Seelsorger sehr vom Nutzen gewesen. 

Kleinere Verstosse und Mangel begegnen dem auf- 
merksamen Leser noch manche in uberfliissigen oder ausge- 
bliebenen Ausdrucken, in manchen eigenthumliohen Schreib- 
oder Declinationsweisen, grammatikalisch oder sachlich 
unrichtigen Constructionen, in vielen halb deutsch, 
halb lateinischen Satzen und unzahligen Druckfehlern. 
Wir haben uns zu alien diesen Ausstellungen eine grosse Anzahl 
von Belegstellen notirt, miissen jedoch der Kurze halber von ihrer 
Wiedergabe abstehen ; hinsichtlich der Druckfehler wollen wir 
allein bemerken, dass das vom Verf. selbst gegebene Verzeichniss 
derselben noch um das dreifache leicht vermehrt werden konnte. 

Was die Ausstattung des Buches anbelangt, so ist dieselbe 
eine vorziigliche, ja fast eine furstliche zu nennen und macht 
dem Verleger alle Ehre; der Preis ist im Verhaltnisse zum 
Umfange und zur Austellung ein verhaltnissmassig sehr billiger, 



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— 232 — 

— werden Bei einer spater etwa nothwendig werdenden neuen 
Auflage die empfohlenen Kiirzungen und Verbesserungen vorge- 
nommen, so kann der Preis noch merklich vermindert werden, 
das Buch selbst aber bei seinem sonst gana gediegenem Inhalte 
und seinem echt katholischen Geiste ausser Oesterreich auch im 
iibrigen Deutschland sich einen ansehnlichen Leserkreis verschaffen. 
Metten. Dr. P. Thomas Bauer 0. S. B. 



Einleitung in die heilige Schrift Alten und Neuen Testaments 

von Dr. Franz Kaulen. Zweite verbesserte Auflage. 

Freiburg in Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung 1884. 8°, Pr. 2 M. 

„Ehe ich dieses Handbuch durch Herausgabe der Einleitung in das 
Neue Testament abscbliessen kann, ist eine neue Auflage des allgemeinen 
Theiles nothwendig geworden." (Vorrede VI.) Der Verfasser bietet nebst 
einigen Verbesserungen in dem Inhalte eine sorgfiiltige Angabe der seit der 
ersten VerBffentlichuug des We ikes erschienenen Literatur. Einer besonderen 
Erapfehlung bedarf auch diese neue Auflage nicht; die Vorziige der litera- 
rischen Arbeiten des Verfassers sind ja all gem em bekannt. Kaulen verfUgt 
Uber einen reichen Fond vielseitiger Gelehrsamkeit, die dem Leser mittelst 
einer klaren und Ubersichtlichen Darstellung dargereicht wird. Fur ganz 
zweckmassig halten wir die von dem Verfasser sich aufgelegte Beschrankung 
(Vor. V.): „Bei alien streitigen Punkten ist eine bestiminte Ansicht vorge- 
tragen und begriindet worden, ohne dass die abweichenden Meinungen registrirt 
wiiren. „Nehme der hochverehrte Verfasser auch fiir diese neue Gabe nnseren 
aufrichtigsten Dank entgegen. Filr eine weitere Auflage erlauben wir uns, 
einige Pnnkte von untergeordneter Bedeutung zu bertthreu. 

Mit Unrecht ist S. 11 tibergangen Gttntuer's Introductio in s. Novi 
Testamenti libros (Pragae 1863), welche von Theologie-Studierenden in einigen 
ftsterreichischeu DiScesen mit Nutzen gebraucht wird. 

In der Geschichte des Kanon wird sich wohl in der Folge an die aposto- 
lischen V&ter (S. 28) anschliessen mttssen die von Philoth. Bryennios zuerst 
edirte, ja gewissermassen entdeckte Atoor/tj twv SwSexa 'A^oTc<5Xfov (& Kov<jTavnvou-4Xet 
1883). Bryennios fuhrt in der giiindlichen Einleitung den von der Kritik bei- 
fallig aufgenommenen Beweis fur seine These : qti otuTT) eot\v fj uko xt5v apy atwv 
^xxXrjjtaanxfov <juyypa{p£.>v jiv7jtxoveu(xev7) twv a7corc<5X«ov Atoay7J (TrpoXeytffJLEva x .) Die 
Art und Weise, Schriftworte zu gebrauchen oder vielmehr zu verbinden, ist 
dieselbe wie bei den apostolischen Vatern. Es linden sich 20 Stellen entlehnt 
aus dem Mathfius-Evangelium, 6 aus dem Lucas-Evangelium, je 1 aus der 
Apostelgeschichte, dem Briefe an die Epheser, dem ersten an die Thessalo- 
nicenser, und dem ersten Briefe des hi. Petrus. Der verhaltnissmassig starke 
Gebrauch des MathHus-Evangelium in einer Schrift, die toi? eirvEotv bestimrat 
war, wird ebenso aus dem hauptsacblichsten Inhalt derselben (oSo\ Sub clot, 
(xta -% C<»7j? xa\ »x(a -oO oavarou x. a'), als aus dem Charakter des genannten 
Evangelium, schon von Papias als \6yux (xuptaxa) Euseb. hist. eccl. IlL, 40 
(ed. Laemmer) bezeichnet, erklarlich. Von den den spiiteren Vatern und Kirchen- 
scbriftstellern gelaufigen Citations-Formeln treffen wir in der diSa^ij keine an, 
nicht einmal das a>$ yeyp 7rratt des Barnabas -Briefes c. 4. mit dessen Inhalt sich 
die 5t8ayr[ Bfters beruhrt. Es werden aber die Leser einigemal auf die kano- 
nischen Evangelien mit dem Collectiv-Ausdruck to cuayyAtov too xupfou f^tov 
gewiesen : x. 7J. ox; e'x&euaEv 6 xupto? ev to> EuayysXtto «^~oS, ootid TCpo<jeuye<j§e (Math. 
6, 5 — 13, Luc. 11, 2 — 4), x. ti ;rep\ oi tgjv obiooroMov xal Ttpo^ijToiv xa-ca to $4y[ia 
toj euayyeXfo; (Math. 10, 5—12, 7, 15—23, L. 9, 1—6. 10, 4—21), x. tot &£y)r6?s 



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— 233 



ok &XX7fXov$ [xt[ fa opYij, oXX' fa elpifv?}) »•»« cyeis ev t<7> eu yYeXiw (Math. 5, 22. 18* 
15 — 17. 21 — 35), roc; oV euv a; upuov xaf 7a; IXer^oativ ; xal -aaa; ia; ^pa^et; oStco 
rotYJa te, <o; eye^e ev t<?> eu yyeX{o> -ou xupiou f^Gv (Mth. c. 6. 7. L. c. 11. 12). 

„Ob (im Muratorischen Fragment) vom Hebraerbrief ttberhaupt 
die Rede ist, kann nicht bestimmt werden; da zwei angebeblich paulinische 
Briefe, einer an die Laodicenser und einer an die Alexandriner, als Machwerke 
der Haretiker bezeichnet werden, so ware es moglich, dass uater dem letzteren 
Namen gerade der Hebraerbrief verworfen ware. 44 S. 30. Dagegen muss 
erinnert werden: Dieses uralte Verzeichniss erw^bnt mit den Worten: „Fertur 
etiam ad Laodicenses, alia ad Alexandrinos" zwei haretische Schriften, welche 
den Namen des hi. Paulus an der Stirne trugen. Der Hebraerbrief ist gewiss 
mit Stillschweigen tibergangen. S. Ad. Maier Commentar Uber den Brief an die 
Hebraer 8. 5, Hesse das Muratorische Fragment S. 202 f. 

Was der Verfasser Uber die Ausgaben des griecbischen Neuen Testa- 
mentes und die kritischen Versuche, den ursprtiuglichen Text herZustellen, 
8 62 sagt, geniigt nicht dem in der Vorrede (S. V.) ausgesprochenen treff- 
lichen Grundsatz: „dass die Studierenden bei den Bibelstudien mehr als sonst 
der Anregung bediirfen, und dass ihnen dazu das Feld ihrer wissenschaftlichen 
Bemtihung dem ganzen Umfang nach gezeigt werden muss." Znm mindesten 
sollte der in der Ausgabe von Westcott-Hort unleugbar hervortretende Fort- 
schritt, welcher in der vollkommenen durchgebildeten genealogischen 
Methode besteht, bezeichnet sein. Es lasst auch die Beurtheilung der 
Textes-Donkmale nach derselben Methode deren kritischen Werth Uber- 
sichtlicher erkennen. 

Ueber die Entstehung der alten lateinischen Bibelttbersetzung be- 
hauptet der Verfasser mehr, als sich historisch wahrscheinlich nachweisen 
lasst. „Die Abfassung einer lateinischen Bibeltibersetzung war mit der Ver- 
pflanzung des Christenthums auf italienischen Boden von selbst geboteu. Es ist 
daher innerlich wahrscheinlich, dass die hi. Schrift wenigstens theilweise schon 
im erstenJahrhundert ins Lateinische ubertragen wurde. Diese Uiberzeugung 
wird durch positive Nachrichteu aus fruherer Zeit unterstiltzt (S. Ill f.). 
Officiell fiihrt Papst Innocenz I. im J. 414 die rOmische lateinische Liturgie auf 
die Einrichtung des hi. Petnis zurtick. (S. 112.) Die Liturgie ward seit den 
apostolischen Zeiten in der Landessprnche gehalten (8. 75.). Aus inneren 
Grttnden kann dem nach die Hindeutung Rutins Apol. 2, 33, dass schon der hi. 
Petrus Urheber der Itala gewesen sei, nicht entkraftet werden" (S. 117.). Wie 
einpfiehlt sich dagegen die nttchterne Darstellung iiber den Thatbestand der 
kritischen Forschung bei Westcott-Hort (The New Testament Introduction p. 
78 s.), sowie das unumwundene Bekenntniss, dass auf manche Fragen flir jetzt 
keine bestimmte Antwort gegebeu werden kann. 

„Die slavische Uebersetzung entstand unter den Slovenen oder Bul- 
garen, 44 S. 150a. Genauer drilckt sich Ad. Maier (Einleitung S. 581) aus. 
„Die site slavische Uebersetzung ist bei den Miihrern oder Moravern ent- 
standeu. u In dem heutigen M&hren begannen die hi. 81avenapostel Cyrillus 
und Methodius ihre segensreiche Thatigkeit in einem grossartigen Masstabe 
zu eutfalten, und diess mit einem solchen Erfolge, dass, wie die Encyclica 
Leo XIII. „Grande munus 44 hervorhebt, „ut non longo intervallo Moravorum 
gens nomen Jesu Christo libentissime dederit. Ad earn rem non parum scientia 
valuit dictionis slavonicae, quam Cyrillus ante perceperat, multumque potuerunt 
sacrae utriusque Testamenti litterae, quas proprio populi sermone reddiderant." 
Hier geniigt es, aut die historisch wohl verbilrgte Thatsache hingewiesen zu 
haben. Die weite Verbreitung der altslavischen Uebersetzung uber die Grenzen 
ihrer ursprttnglichen Hestimmung hat ihren Grund in dem durch die erwahnten 
hi. Apostel selbst eingeleiteten Fortschritt des Christenthum* innerhalb der 
grossen slavischen VOlkerfamilie, welcher das Sprachidiom der Bibeliibersetzung, 
gegenwHrtig altslavische Kirchensprache genannt, im 9. Jahrhunderte und der 
nachst folgenden Zeit allgemein verstflndlich war. Nach dem Urtheil der Fach- 



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— 234 — 

gelehrten (Miklosich, Hattala u. a.) ist die altelaviacbe Kirchenaprache zuniicbst 
verwandt mit dem Dialekte der Sttdsteiermark, Krain und Istrien bewohnenden 
Slovenen. Andere Gelehrte ziehen den Vergleich mit der Sprache der Bulgaren 
vor. — Der kritinche Werth der slavischen Uebersetzung, welche als die letzte 
unter den alten IJebersetzung^D angeflihrt wird, ist allerdings kein erbeblicher, 
wie derselbe auch nacb den peiatfnlichen Verhaltnissen ihrer Verfasser nicht 
erwartet werden kann. (Vergl. Westcott-Hort Introduction p. 86. 143). 

Briinn. P. Ernest Gfiwnacky, Prof. 

Geilers von Kaysersberg alteste Schriften. 

Unter diesem Titel hat L. Dacheux, Priester der DiOcese 
Strassburg, bei Herder in Freiburg einen stattlichen Octavband 
veroffentlicht, worin er nach einer Einleitung und einem sorg- 
ftlltig angelegten und zugleich beschreibenden Verzeichnisse der 
GeilerVehen Schriften und ihrer Holzschnitte die filtesten Werke 
mit vielen kunstlichen Facsimile zum Abdrucke bringt. Liest man, 
was D. S. LXI. f. iiber den Namen Geilers im Index Trid. bemerkt, 
so versteht man, weshalb auf dem Titelblatte und wieder auf 
S. CXXVIII. steht: >Mit Erluiibniss der h. Congregation des 
Index herausgegeben, « und lobt diese Pietiit. Aber auch sonst ist 
die ganze Arbeit eine hochst lobenswferthe. D. musste gewiss 
viele Zeit. Miihe und Unkosten aufwenden. urn eine so griindliche 
Monographie herzustellen. Was uns jedoch hauptsachlich zur 
Besprechung des Ruches bestimmt, ist ein kleiner Nachtrag, den 
wir dazu liefern konnen. 

D. schreibt, und dies dient zugleich zur Charakterisirung 
seiner Arbeit, S. CXXVH : » Wenn nicht al/e, so glauben wir dock 
die meisten der wirklich existirenden (Ausgaben der Schriften Geilers) 
beschrieben zu haben, und zwar nicht nach Angabe friiherer Bibliographen: 
von 82 Ausgaben haben wir ja Moss J nicht zu sehen bckommen. 
Unser Verzeichniss der Schriften Geilers enthdlt alle Werke und Aus- 
gaben, die in der Universitats- und mehreren Privatbibliotheken Strass- 
burgs, ferner in den Landes- oder Universitatsbibliothckcn zu Augsburg, 
Basel, Berlin. Carlsruhe, Cassel, Colmar, Dresden, Frankfurt a* M., 
Freiburg i. B., Heidelberg, Mainz, Miinchen, Schlettstadt, Stuttgart, 
Trier, Wien, Wurzburg und Zurich aufgefunden werden konnten. 
Ausser diesen so reiche?i Sammlungen wird dock kaum noch etivas 
merkliches zu treffen sein ; bloss die altere Ausgabe des B e i C h t- 
blichleins und vielleicht einige andere Brochiiren, die den Namen 
Geiler wahrscheinlich gar nicht tragen, sind noch zu entdecken.* 

Ein alteres Beichtbuchlein und noch eine andere Brochure 
haben sich gefunden. Doch zuvor noch ein paar Bemerkungen. 
D. spricht nur von einem Todten- und Beichtbuchlein Geilers. 
Es scheinen jedoch zwei verschiedene Sterbbiichlein zu sein. 
S. VII. citirt D. Geilers Worte aus Sermones praestant. und de 
arbore hum. *Hic est libellus moriendi (dz todtenbuchlin) in quo 



Digits 



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— 235 — 

perfecte scripta reperiuntur que facienda sunt morienti.* Ferner: *Das 
ist das dottebiechlin daran man soil leren sterben.t Wir werden spftter 
sehen, wie es sich damit verhalt. 

Ein Todtenbuchlein bringt D. S. 115—127 zum Ab- 
drucke, und zwar nach einer Ausgabe von 1482 nebst den 
Varianten einer anderen ohne Jahr. Ebenso finden wir S. 133 — 158 
den Abdruck des gereimten Beichtspiegels nach einem 
Basler Druck von angeblich 1518, worauf wir noch zuriickkommen 
werden. Daran reiht sich S. 161 — 174 der Abdruck eines anderen 
Beichtbiichleins, welches dem 2. Theil des »Dreyeckeeht Spiegel* 
und dem Buche Geilers: »Das irrig Schaft entnommen ist. Die 
iibrigen Abdrucke, mit Ausnahme etwa der: »Heylsame Lehr und 
Predig* kommen hier nicht weiter in Betracht. 

In der Bibliothek des Benedictinerstifts Muri-Gries existirt 
nun mil anderen kleinen und noch alteren Buehlein zusammen- 
gebunden auch eine Brochure, die sich in 3 Abtheilungen zer- 
gliedert und am Ende einer jeden die Jahreszahl MCCCCXCVII. 
tragt, ohne Drucker und Druckort. Dieses ganze Werklein, resp. 
der erste Theil, ist D. unbekannt gewesen. Wir bieten vor Allem 
eine gedr&ngte Beschreibung desselben. 

Die Blatter mit Rand sind 14V a Cm. h. u. 10 br., sind 
nicht paginirt, aber mit Signatur versehen und haben 23 oder 
24 Zeilen mit deutschen Buchstaben. Das erste Blatt tragt den 
Titel: >Ein ABC, wie man sich \ s chic ken sol, zu einem kostli \ chen 
seligen tod.t Die Kehrseite ist leer. Bl. A 2 oben: *Wie man sich 
schicken sol zu einem seligen tod.< Darunter beginnt eine Einleitung. 
Nach gedrangter Unterscheidung zwischen bosem und gutem Tode 
und eingescharfter Nothwendigkeit der Vorbereitung zu letzterem 
heisst es: »Wer das erlagen wil, mag sich dor zfl schicken mit 
disen hie nach geschribne XXVII. reglen und stucke, die gezogen 
und zfi sammen gelesen sind mit grosse flyss uss vil grossen 
heilgen lereren, die do schryben vo der kunst des wolsterbens, 
und geprediget worden mit wyter usslegung uff ein iegliche regel 
einer besundre predig und aber hie allein zfi einer gedechtniss 
lift das aller ktirtzest begriffen, gesetzt sind in ein ordenug des 
a b c. das sij dester bass behalten moegen werden.* 

Die erst regel. 
>a nfohen mit einer gantzen bycht. Also dasey moensch* 
etc. — Folgt wie auch bei den iibrigen Regeln immer eine kurze 
Erklarung und Begrtindung. 
Bl. A 3: 

Die ander regel. 
»b ehuten sich vor hohe stete* etc. So geht es fort nach 
dem Alphabet bis 23. Regel. Die 24. und 25. beginnen mit e, 



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- 236 - 

die 26. mit c, die letzte mit t. Das 10. Bl. ist ganz leer. Auf 
Bl. 9 b. steht nach der letzten Regel: » Under den obgeschribne 
reglen die do diene zfl eine selige end, jst die erst. Anfohen mit 
einer gantzen bycht. Uff das nun ein moensch die selb dester 
bass moeg volbringen, volgt hernoch ein gedicht das nit libel dor 
zu dient eine der nit wyter gelert ist. « Damit ist die Verbindung 
mit der 2. Abtheilung hergestellt, welche mit Bl. B 1. und dem 
Titel beginnt: >£>iss buechlin ivyset wie sich \ ein jecklicher chrisU 
moensch \ sc hie ken soil z£ einer gantze \ volkomenen und gemeyner bycht.* 
Kehrseite leer. Bl. B 2 fangt an: » Wie man sich schicken sol zu 
der bycht. z U wissen syg* u. s. w. wie der Abdruck bei D., nur 
verschieden in der Schreibweise : Bl. B 3 das Register. Bl. 4 
beginnen Hie Reime wie bei D., nur in einzelnen Worten ab- 
weichend und richtiger, wie z. B. bei den >syben totsiind mit 
jre anhengen,< wo nicht verschmahen, sondern vschmohe steht und 
sich reimt auf hohe, oder XVIII. »die unniitze gftte werck zi\ 
ewigem leben.« 

Am Schlusse jedoch enthalt nnser Exemplar einen merK- 
wiirdigen Zusatz, der bei D. fehlt. Nach dem letzten Verse namlich: 
>In syner hymelischen eer,« heisst es weiter: 

Das hat Hanns foltz barbirer 

Zft Nuerenbergk gedichtet das ist war 

lm tusent vierhundert und dru und 
sybenzigsten jar 

Zu trost den die es hoeren und lesen 

Dardurch sy an der selen genesen 

In dem hymelischen vatter land 

Das verleieh uns got alien sand. . 
MCCCCXCVII. 
Beichtspiegel gab es damals verschiedene. Wir erinnern nur 
an die Confessio generalis optima et compendiosa que speculu 
confitentium dicitur und dem Andreas hispanus (de Escobar), 
penitentiarius romane curie, Ep. Megarensis, 0. S. B. beigelegt 
und urn 1490 gedruckt wurde. Ferner an den »Guldin Spigel des 
Stinders^ vom Karthauser Ludwig Moser, gedruckt zu Basel 1497. 
— Das zweite von D. zum Abdruck gebrachte Buchlein » Von 
der Beicht< ist nur eine Uebersetzung des 2. Theils des Opus 
tripertitum Gerson's, dessen 1. Th. de praeceptis decalogi, der 2. de 
con'essione und der 3. de arte moriendi handelt, den D. Geilers 
Todtenbuchlein nennt. 

Unser Exemplar bringt diesen 3. Thei! auf BL E 1 mit 
dem Titel : » Wie man sich halten sol by einem sterbende mocnsehen.* 
Auf der Kehrseite steht: Under den reglen die do diened zfi 
einem kostlichem selige tod, ist die XV. bestellen einen gflten 
frommen geselle der dir bijstendig sij an dijnen letzsten noeten, 



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— 237 — 

der dich erman und behijlfelich sijg. dor umb volgt her noch ein 
ler wie sich ein soellicher frund halten so! bij einem sterbenden 
moenschen. 

Es ist uns noch eine andere ausfuhrliche ars moriendi 
bekannt, welehe einem in ltalien in XV. Jahrh. geschriebenen 
Breviarium sec. consuetudinem monasterii Sublacensis et s. Specus 
als Anhang beigeftigt ist. Diese zerf&llt in 6 Absehnitte: De laude 
mortis — de temptationibus morientium — interrogationes 
infirmorum — instructiones quaedam — exhortationes ad B. V. 
M. et alios sanctos — orationes pro agonizantibus ab aliquo fideli 
dicendae. Was nun obiges Todtenbuchlein betrifft. so notiren 
wir hier bloss die wichtigeren Abweichungen von D. Abdruck. 
Die Einleitung besteht aus 4 Absatzen. Der letzte beginnt: »Ist 
dijse ler gezogen uss dem christelichen lerer. ewangelischen 
entschlossnen and trostlichen doctor Johannes von gerson. etwan 
Cantzler zfl Paryss der fttr das gemein volck diss in frantzosischem 
welsch gemacht hat ... . Darauf statt »Vier stucklin* heisstes:* 
»Und hab dise ler i funfT capitel geteijlt. Das erst, wie man den 
sichen vermanen sol .... das funfft vo etliche underwijsunge.« 
Bl. E 3. »Das erst capitel wie man de sieche vermanen sol. Die 
erst vermanung gern zfi sterben. Lieber frund « etc. Beim zweiten 
Capitel stehen die 6 Fragen nicht voraus wie bei D. S. 119, 
sondern nach der Ueberschrift: »Zftm ersten frog ju vom glouben. 
Aehnlich verhalt es sich mit dem 3. und 4. Capitel. Wahrend es 
dann bei D. S. 125 einfach heisst: »Merk witer,« tnigt hier jede 
underwijsung ihren besonderen Titel. Der Schluss endlich ist 
getrennt von den Unterweisungen, steht nach der Jahreszahl auf 
der Kehrseite des letzten Blattes und lautet hier so: »Die 
ungruntlich barmhertzikeit gots unsers hymmlischen vatters. Der 
kostlich verdienst des schmertzrijche lijdens unsers herren Jesu 
christi, Muss iich und mir erschijnen in unsern letzsten noete. 
Wer das begert von hertze, sprech Amen.« (Cf. D. S. IV.) 

Wir komen nach dieser Analyse nochmal auf die erste Abtheilung 
zuriick, das ABC oder » Wie man sich schicken soil zu einem seligen 
Tod.* Schon die Verbindung derselben mit zwei anderen aner- 
kannten Arbeiten Geilei^s Hess vermuthen, dass sie gleichfalls von 
ihm hernihre. Diese Vermuthung wurde zur vollen Ueberzeugung, 
als wir den von D. in der Bibliographie No. 62 beschriebenen 
Tractates de dispositione ad felicem mortem per modum Alphabeti pre- 
dicates, der selber nur einen Theildervon No. 60 — 63 besprochenen 
Sermones prestantissimi bildet, mit unseren Biichlein verglichen. 

Uns liegt die sub 63 verzeichnete Ausgabe der Sermones 
von 1515 vor, welehe von Bl. CXLIX an: Dispositioes ad mortem 
26 sec. ordinem alphabeti enth&lt. In der 7. Predigt Fer. III. p. Oculi 
zahlt Geiler 20, in Wirklichkeit sind es 27, fructus penitentiae 



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— 238 - 

ira Allgemeinen auf, liber die er dann von der 8. Predigt an 
einzeln handelt, genau so wie er in der Einleitung zum ABC 
gesagt; nur dass er sie hier Regeln. in den Predigten Frucht e 
nennt. Die erste Predigt beginnt: >Ab ineunte date generalis confession 
und dazu die Uebersetzung : *anf alien mit einer gantze beicht.< 
Geradeso beginnt die erst regel: *Anfoken mit einer gantzen by cht.< 
So wie die erste ebenso stimmen alle folgenden Regeln mit den 
fructus iiberein, venn nicht immer dem Wortlaute und der 
Schreibweise nach, so doch im Sinne. Nur bei 2 Thematen 
fmden wir eine bemerkenswerthe Verschiedenheit. Wahrend die 
8. Frucht lautet. : »Habitum religionis reformate assumere, Hab oder 
nijm an dich ein geistlichen reformierte orde, heisst es in der 8. Regel : 
Haben oder an sich nemen einen sijcheren geistlichen stat. Die 16. Frucht 
beginnt: *quickend erlabung der sacramet suctun un cntpfahe;*. die 
Regel hingegen: »quickemie erlabung der heilgen sacrament der bijcht 
des hijmmelbrots und des jiingsten touffes (st. Oelung) be zijten begeren. < 
Daraus ergibt sich handgreiflich, dass unser ABC oder 
Vorbereitung auf einen guten Tod eine jener Brochiiren ist. welche 
Geiler verfertigte und um geringen Preis unter das Volk bringen 
Hess, und dass mithin neben dem Todtenbtichlein, ai-s moriendi, 
auch noch ein Sterbbuchlein, dispositio ad mortem von ihm 
existirt. 

Wir scheiden von D. Monographie, zu der wir diesen kleinen 
Nachtrag geben. mit dem Wunsche, dass iihnlieher und ebenso 
sorgfjiltig durehgefuhrter Arbeiten iiber andere Werke am Ausgange 
des Mittelalters noch recht viele erscheinen mochten. 

Gries. P. Lierheimer. 

H. L. St rack und Carl Siegfried, Lehrbuch der neuhebraischen 

Sprache und Literatur. 

Karlsruhe und Leipzig. H. R»uther. 1884. 132 S-, M. 3. 

Zwei bedeutende Gelehrte haben sich zusammengethan, um 
das Studium der so reichhaltigen und interessanten nachbiblischen 
judischen Literatur namentlich christlichen Kreisen moglich zu 
machen. Strack verfasste einen Abriss der neuhebraischen Li- 
teratur, und S i e g f r i e d schrieb eine Grammatik der neuhebraischen 
Sprache. Es fehlte bis nun sowohl an einer gentigenden Sprach- 
lehre als auch an einem bibliographisch genauen Grundriss dieser 
Literatur. Beiden Mangeln ist nun abgeholfen und wir begrussen 
dieses Werk als eine wahrhaft verdienstliche Leistung von grossein 
Werthe. Wird doch dadurch ein Schlussel geboten, um die fur 
unzug&nglich gehaltenen Gebiete der talmudischen Literatur dem 
wissensdurstigen Theologen zu erschliessen und ein eigenartiges 
Geistesleben wahrhaft zu wiirdigen. Mancher Wahn, manches 
Vorurtheil schwindet ja, wenn man Sprache und Schriftthum 




WW* 



— 239 — 

eines Stammes griindlieh kennen lernt. Da der ausgesprochene 
Lehrzweck des Buches Knappheit in der Fassung bedingte, erklart 
es sich, weshalb der beriihmte Jenenser Professor Siegfried in 
der Grammatik es unterlassen, die Q u e 1 1 e n anzufuhren, woraus 
er seine Beispiele geschOpft. Dies ware aber bei der Neuheit des 
Unternehmens selbstgeschaffene Regeln aufzustellen, denn doch 
nicht so iiberflussig gewesen, zumal dem Lernenden es immer 
darauf ankOmmt, die beziigliche Literatur und nicht die von ihr 
kiinstlich abstrahierten Regeln kennen zu lernen. Aufgefallen ist 
dem Referenten, dass »beriah« (Schopfung) (p. 42), »g&luth< 
(Exil) (p. 51), u. a. m. zu neuhebriiischen Wortern gestempelt 
werden, wahrend sie doch gut biblischen Ursprungs sind. Man 
vergleiche zu ersterem Worte Numeri 16, 30 und zum zweiten 
obadia 1, 20. Der von Professor Strack, dem tiichtigen Kenner 
der hebraischen Literatur, gegebene Abriss der neuhebrftischen 
Literatur umfasst: I. Literaturgeschichte, II. Die Mischna. 
HI. Talmud, IV. Tosephta, V. Die Midraschim, VI. Spatere Halaeha- 
Werke. VII. Exegese und Sprachwissenschaft, VIII. Geschichte, 
IX. Poesie, X. Philosophic und Theologie, XI. und XII. varia. 
Man sieht, welch grossartiges Schriftthum, und doch nur theil- 
weise, hier dem fleissigen Theologen zur vergleichenden Sprach- 
und Religionswissenschaft geboten wird, und miissen wir es dem 
Autor Dank wissen, dass er mit einem so sch&tzenswerthen Bei- 
trage die allgemeine Literaturgeschichte bereichert hat. 

Dr. J. W. 

Lie. Dr. H. L. Strack's hebraische Grammatik mit Uebungs- 
stiicken, Literatur und Vocabular. 

Karlsruhe und Leipzig. H. Reuther. 1883. 8°, 163 8., M. 275. 

Diese »zum Selbststudium und fur den Unterricht 
mit besonderer Beriicksichtigung derer, die das Hebrftische erst 
auf der Universitat erlernen,* als »Resultat langjahriger Lehr- 
thatigkeit* ver5ffentlichte hebraische Grammatik bildet den ersten 
Theil des vor einer Reihe von Jahren von J. II. Petermann 
begonnenen Werkes: Porta linguarum orientalium, und kann, bei 
der bekannten Akribie des Verfassers, als sorgfaltig gearbeitete, 
knappe Zusammenfassung der Vortrttge iiber hebraische Laut- 
und Schriftlehre sowie tiber Formenlehre bezeichnet werden. 
Referent sieht in dieser Grammatik nureinen »gedruckten Leitfaden*, 
der eines erltaternden und erweiternden mundlichen Vortrages 
durch einen tiichtigen Lehrer gar sehr bediirftig ist und somit 
sich durchaus nicht zum Selbststudium eignet. Uebrigens 
soil dieses Lehrbuch, wie der Verfasser in der Vorrede sagt, bios 
»auf die Benutzung ausfiihrlicher Werke iiber die hebrftische 
Sprache vorbereiten.« Daraus folgt, dass diese hebraische 



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— 240 — 

Gramrnatik nicht liickenlos und erschopfend sein und auf einen 
wissenschaftlichen Werth keinen Anspruch erheben will. — In 
folgenden Punkten unterscheidet sich dieses Bueh von den son- 
stigen Lehrbuchern der hebr&ischen Sprache. Der Wortschatz 
ist zumeist der (Genesis und den Psalmen entnommen. AUe 
hebriiischen Wortformen in Gramatik und Uebungsbuch finden 
sich wirklich in der Bibel; keine Form ist, niit geringen unver- 
meidlichen Ausnahmen, vom Verfasser selbst gebildet. So 
sch&tzenswerth aueh diese Unterschiede sein mogen, kann denn 
doch Referent die »methodisch geordneten Leseiibungen* und 
die »Uebersetzungsaufgaben, welche fast nur aus einzelnen 
For men bestehen,« nicht als besonderen Vorzug des Buches 
betrachten. Man liest bekanntlich erst dann leicht, wenn man 
Satze liest, deren Verstandniss ja durch eine Interlineariiber- 
setzung vermittelt werden kann. Allein ein Gewirr unverstandener 
Formen dem AnfUnger als Lese- und Uebersetzungsstoflf bieten, 
wozu jeden Moment das Vocabular aufgeschlagen werden muss, 
das heisst eher Unlust, als Liebe zum Studium des Hebraischen 
erwecken. Nichtsdestoweniger kann diese, hebr&ische Gramrnatik 
als Leitfaden fur Docenten an hoheren Lehranstalten und als 
Repetitorium fur Studierende bestens empfohlen werden. Die 
Literaturangaben am Ende des Buches beziehen sich auf die 
neueren Schriften uber hebr&ische Sprachkunde, Worterbucher, 
Concordanzen etc. ; das Uebungsbuch und das Vocabular zeichnen 
sich durch Correctheit und deutlichen Druck aus. Dr. J. W. 



Lehrbuch der Weltgeschichte 

von Dr. J. L. W e i 8 s k. k. Regie rungs rath, o. Professor der Geschichte an der 
k. k. Universitat in Graz. VII. B., Einleitung. Wien bei W. Braumiiller 1884. 

1200 S. 

Der VII. Band dieses trefflichen Werkes wurde schon in einem 
friiheren Hefte der Studien (J. IV. H. 2. S. 443) eingehend besprochen. 
Der jetzt vorliegende Band hat wieder die grossen Vorziige der 
Darstellung, die in der erwahnten Recension hervorgehoben wurden. 
Derselbe schildert die rnerkwiirdige Zeit von 1763 bis 1789, die Zeit der 
aufgeklarten Selbstherrschaft — als Einleitung in die Geschichte des 
Zeitalters der Revolution. Sie ist reich an umfassenden Staatsveranderungen, 
die aber in der Regel von einem Manne, vom Flirsten oder seinem' 
gewalttragenden Minister durchgefiihrt werden. Der Wille des Einen 
ist Gesetz. Das Standeleben ist verkommen oder liegt in den letzten 
Zugen. Die Volker sind wie Teig, an dem man nach gewissen Systemen 
herumknetet. Die Losung ist das Volksrecht, in seinem Namen wird 
mit einem grossen Aufwande von Fleiss und Verstand auf alles 
historische Leben losgeschlagen. Manches Gute wird eingefiihrt, 
noch grosser ist jedoch die Zahl der Missgriffe. — Von besonderem 



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241 



Interesse und grosser Schonheit sind die Abschnitte jAufhebung und 
Wiederherstellung des Jesuitenordens,* ,der Orden der Illuminaten,* 
> Joseph II., seine Reformen, seine PoKtik.* Nordamerika macht sich 
unabhangig von England. Die 14 Halbbande, die jetzt (zum Theile 
sohon in neuer Auflage) von diesem grossten und trefflichsten kathol. 
deutschen Geschichtswerke vorliegen, kosten 67 fl. 50 kr. = 135 M. 
Der nachste Band, welcher die Fortsetzimg der Geschichte der frati- 
zosischen Revolution bringen wird, soil, wie wir aus sicherer Quelle 
erfahren, zu Ostern zur Ausgabe gelangen. Der Druck ist sauber und 
correct: einige Fehier S. 209, 320, 323, 941, 953, 1007, 1067 sind 
zu verbessern. Die grosse Brauchbarkeit dieses Geschichtswerkes wird 
iramer mehr in den weitesten Kreisen anerkannt; wir haben dasselbe 
» namentlich beim deutschen Clerus* in zahlreichen Privatbibliotheken 
gefunden. Die Gegnerschaft des Professors Mangold (in Sybel's Zeit- 
schrift 1 881) hat der Autor selbst in einer dem vorliegenden Bande 
beigefugten Antikritik mit leichter Miihe abgethan. Wir wollen zum 
Schlusse eine Stelle daraus mittheilen, um zu zeigen, wie oberflachlich 
diese Art von Angriffen eingerichtet ist: »Die Beraerkung Mangolds, 
class ich jeden grosseren Abschnitt ^ durch irgend eine Heiligen- 
Biographie einleite,* ist unrichtig. Band II und III, den doch Mangold 
kritisiren will, enthalten 48 grossere Abschnitte. Von diesen fangen 
drei mit der Biographie eines Heiligen an, also nicht jeder grossere 
Abschnitt, sondern ein Sechzehntel. Bei diesen drei Abschnitten war 
die Voranstellung der Gestalt eines Heiligen geboten : Bei 6. dem 
Abschnitte ,die Kirche und die Germanen* musste der hi. Benedict 
vorangestellt werden, denn seine edlen Sonne haben die schwere 
Arbeit gethan, den Urwald gelichtet, die Segnungen des Christenthums 
verbreitet, die Schatze des classischen Alterthums gerettet; ihr Ruhm 
ist, wie ihr Verdienst, unsterblich. Bei der Darstellung des zweiten 
Kreuzzuges ergab sich die Voranstellung des honigstissen und flammen- 
spriihenden Redners, der so viele Tausende zum Mitziehen anregte, 
des hi. Bernhard von selber, — er hat eine neue Glut seiner Zeit 
mitgetheilt. Bei der Schilderung der Schicksale, denen das Staufische 
Haus erlag, ergab sich die Umschau, ob nirgend eine Gestalt sich 
zeige, die in hervorragender Weise in dieser schrecklichen Zeit die 
milderen und versohnenden Ziige des menschlichen Herzens darstelle, 
von selber. Da bot sich unabweisbar das Bild des schonen und hoch- 
sinnigen Konigskindes von Ungarn, der hi. Elisabeth, die durch den 
Glanz ihrer Tugenden den Glauben an den Bestand des Guten in 
der Welt erhalten und die Verehrung ihrer Zeit und der Nachwelt 
errungen hat. Nach den unablassigen gehassigen Streitigkeiten, Ver- 
schworungen, Hinrichtungen, Schlachten ist demjenigen, welcher diese 
Zeit an seinem Geiste voriiberziehen iasst, bei ihrem Anblicke zu Muthe 
wie dem Wanderer durch die Wtiste, dessen Auge auf einmal das 
sanfte Griin einer Oase oder dessen Ohr das Murmeln einer Quelle 
erquickt. So fuhlten auch die Zeitgenossen, so flihlte die Nachwelt. — 

16 



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— 242 — 

Kaiser Friedrich II. trug vor H under ttausenden von Zuschauern ihre 
Gebeine auf seinen Schultern zu Grabe. Dichter haben sie in Liedern, 
Componisten in Tonen, Bildhauer in Marmor gefeiert. Neulich hat 
sich ein Verein deutscher Manner gebildet, um einen der herrlichen 
Frau wurdigen Tempel an jener Statte zu errichten. die durch ihre 
Tugenden weltbekannt wurde. Ein Geschichtsschreiber durfte also in 
der Sittengeschichte auch ihr Bild zeichnen. Schon die Gesetze der 
Composition geboten, nach den Scenen des Entsetzens ein reines Bild 
der Liebe und Demuth zu zeichnen. Der Schriftstelier bedarf also 
dafiir keiner Amnestie vom Recensenten. * D. S. 



Jubilemus Deo ! 

Katholisches Gebet- und Gesangbuch von Hermann Breitnng, Priester der 

Dittcese Fulda. Mit biBchfiflicher Approbation. Fulda. — Verlag der Actien- 

Druckerei 1884. 524 S. Preis 1,50 M. 

Der reiche und sorgfiiltig ausgewahlte StolT des vorliegenden 
Gebetbuches ist in folgende drei Abtheilungen gruppirt : »Gebete 
zum tiiglichen Gebrauche und in verschiedenen Anliegen,* »Gebete 
und Gesiinge fur die verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres,* 
»Beicht- und Communiongebete.* Auf den Mittelpunkt des kirch- 
lichen Lebens, den Cultus des heil. Altarsacranientes hat der 
Verfasser sein Hauptaugenmerk gerichtet, und deshalb bietet 
sein Buch eine treffliche Auswahl von Mess- und Communion- 
Andachten. Die Sammlung der kirchlichen Lieder ist eine recht 
vollstandige und es sind dieselben zum leichteren Gebrauche 
zweckmassig mit Notendruck versehen. In dem Gebetbuche haben 
bereits die neuesten Decrete der Riten-Congregation entsprechende 
Benicksichtigung gefunden. Der Verehrung des hi. Ronifazius 
und der anderen Schutzheiligen Fuldas ist gebuhrend Riicksicht 
getragen. Besonders erwahnenswerth erscheint die in einem 
Anhange beigefugte, aus griechischen Liturgien der hi. Jacobus, 
Warius, Basilius und Chrysostomus zusammengestellte Messandacht, 
welche sich durch Andacht, Innigkeit und Tiefe auszeichnet. In 
seiner Eigenschaft als Gymnasial-Religionslehrer hat der Verfasser 
vorzugsweise den Bediirfnissen der studirenden Jugend Rechnung 
getragen und sein Buch wird namentlich an den Unterrichts- 
anstalten gute Dienste thun, an welchen fur die Schulen ein 
gemeinschaftlicher Gottesdienst abgehalten wird. Den Directoren 
und Religionslehrern an Gymnasien, Seminarien und anderen 
Bildungsanstalten empfehlen wir dieses Werk zur Einsicht und 
Priifimg; auch werden weitere Kreise. namentlich jene. die eine 
sichere Ausbildung empfangen haben, gerne und mit Nutzen 
diese Gebete und Lieder gebrauchen, die den (Jeist der Andacht 
wecken und die Sprache der hi. Kirche reden. Dr. S. 



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— *243 — 

Leben und Wirken der gottseligen Mutter Maria Anna Josepha 
a Jesu Lindmayr, unbeschuhte Carmelitin im Dreifaltigkeits- 

kloster zu Miinchen. 

Nach authentischen Quellen bearbeitet von P. Franz Josef Nock O. S. B, 

Capitular des Stiftes St. Bonifaz in Miinchen. Mit Erlaubniss deB Ordens-Oberen. 

Kegensburg, Pustet. 1882. 8° XVI. und 492 S. M. 2, 40. 

Das vorliegende Werk ist eine Gabe, die der hochw. Verfasser 
zum 111. Centenarium der grossen heiligen Lehrerin Theresia a 
Jesu ihren Sohnen und Tochtern gewidmet hat. Gewiss konnte 
die heilige Ordensstifterin zum 4. October 1882, als demjenigen 
Tage, an welchem die katholische Welt den dreihundertjahrigen 
Geburtstag der hi. Theresia fur den Himmel feierte, nicht besser 
geehrt, nicht wiirdiger verherrlicht werden, als durch den Nach- 
weis, dass der Geist der hi. Theresia fortgelebt hat in ihren 
geistlichen Tochtern durch Jahrhunderte, in Tochtern, der Mutter 
ganz ahuelnd an Vollkommenheit, an Heiligkeit. 

Man hatte bisher die gottselige Maria Anna Josepha in weiteren 
katholischen Kreisen wohl kaum gekannt. Es war eben, abgesehen 
von einer biograpliischen Skizze derselben aus der Feder Sattlers 
und eines andern nur wenige Seiten umfassenden Lebensabrisses 
nichts von ihr im Drucke erschienen; auch schienen alle Quellen, 
aus denen Material zu einer umfangreicheren Biographie der 
Seligen hiitte geschopft werden konnen, in den Sturmen der 
Klosteraufhebung Anfangs dieses .lahrhunderts spurlos verschwunden. 
Und doch hat >die Vorsehung daruber gewacht, dass uns der 
Geist seiner ausgezeichneten Dienerin erhalten blieb, dass ihre 
Schriften nicht verloren gingen, in welchen sie im hi. Gehorsam 
alles niederlegte, was von ihrer Geburt an bis in ihre letzten 
Tage um sie, in und mit ihr vorging.« (Vorw. S. X.) Namentlich 
aus diesen Schriften*) der Seligen, sodann aus einer handschrift- 
lichen Biographie, aus einer Anzahl von Briefen der sel. Crescentia 
von Kaufbeuren und von Mitsch western der gottseligen Maria Anna, 
aus den Untersuchungsacten, die in den Jahren 1704 und 1705 
uber sie gefuhrt sind, aus Acten des k. allgem. Beichsarchivs, des 
k. Archivs von Oberbayern, des Coiner Archivs und andern Do- 
cumenten baute sich die gegenw&rtige Biographie der Seligen auf. 
Der Verf. liisst, was nur zu billigen, durchweg die Selige selbst 
reden, hat auch pietatvoll die »etwas veraltete Schreibweise* 
derselben beibehalten, jedoch nicht. ohne dort, wo es nothig 
schien, Kiirzungen und Aenderungen vorzunehmen. Heben wir nun 



*) Ein Theil dieser Schriften, die Zeit unitassend von der Geburt der 
Seligen d. i. vom J ah re 1657 bis zum Jahre 1702, befindet sich im Archiv des 
erzbischOfl. Ordinariats in Miinchen; der weitaus grtfssere Theil, der das gauze 
Leben der Seligen sowie den brieflichen Verkehr mit ihren Geschwistern — die 
Briefsammlung zShlt 262 Numraern — umfasst, ist aufbewahrt im Archiv der 
bayrischen Carmelitenprovinz zu Regeusburg. 



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— 244 — 

aus dem Leben der gottseligen Mutter Maria Anna einige Haupt- 
momente hervor, uan zu erkennen, was sie nicht nur ihrer Vaterstadt 
Miinchen, sondern dem ganzen Lande Bayern und der ganzen 
damaligen Zeit war. 

Schon die Kindheit der Seligen, die mit den reichsten 
Anlagen ausgestattet war, stand offenbar unter dem besonderen 
Schutze der Himmelskonigin (S. 7. 10 f.). Von ihrem zwolften 
Lebensjahre an konnte ihre Wohnung, urn mit der Regel S. Bene- 
dicts cap. 4 zu reden, »eine Werkstatte der guten Werke« genannt 
werden. Fast ungestiim war ihr Drang nach dem klosterlichen 
Leben, zu dem sie nach Gottes Willen jedoch erst sp&ter gelangen 
sollte. Dafur iibte sie in der Welt lebend die strengste Abtodtung, 
die ausserliehe am Korper und die schwierigere und wichtigere 
im Herzen. Ihr Fasten war geradezu • wunderbar (S. 48 ff. 94. 
150 f. u. s. w.), wahrend sie zu gleicher Zeit die Wahrheit des 
apostolischen Wortes an sich zu erfahren hatte : Omnes, qui 
pie volunt vivere in Christo Jesu, persecutionem patientur. Sehr 
lehrreich ist das von ihr S. 85 f. 88 ff. 156 ff. Gesagte fur 
fromme, aber schwer geprufte, weil ad tempus scheinbar von Gott 
verlassene Seelen. Maria Anna Josepha a Jesu konnte man einen 
lebendigen Commentar nennen zu dem, was der gottselige Thomas 
von Kempis in seiner Nachfolge Christi B. II. Cap. 12 von dem 
koniglichen Wege des Kreuzes sagt. Noch war die Selige keine 
Tochtc-T der grossen hi. Theresia, und doch war sie mit dieser 
Meisterin des geistlichen Lebens schon eins in der Wahl und 
Anwendung des Grundsatzes : Aut pati aut mori ! 

Die Frommigkeit der Heiligen hat nichts Triibes, Finsteres; 
so auch bei unserer Seligen nicht; denn rein war ihre Absicht 
(S. 67), tief ihre Demuth (S. 71 ff. 79. 449), punktlich ihr Ge- 
horsam (S. 137. 139. 228 f. 451). >Nach aussern Gnaden,* so 
schreibt sie, »trug ich kein Verlangen, und als ich solche ver- 
spiirte, bat ich Gott, er moge sie wieder von mir nehraen : denn 
ich erschrack vor einem ausserordentlichen Wege. 
Ich habe gebeten um Erkenntniss meiner selbst, um innerliche 
Tugend, um Abtodtungen und Leiden. So viel ich aber auf diese 
Weise betete, desto mehr fuhlte ich, Gott wolle Anderes von mir 
haben (S. 67). Maria Anna sollte ein auserlesenes WerKzeug 
der gottlichen Allmacht und Gnade werden; daher nahm der 
Heiland selbst sie in seine hohe Schule. Und in dieser Schule, 
in einem Noviziate. in welchem Jesus selbst ihr Novizenmeister 
(S. 301) war, lernte sie jene hohe Weisheit, von der der gottliche 
Heiland selbst gesagt: Conliteor tibi Pater, Domine coeli et terrae, 
quia abscondisti haec a sapientibus et prudentibus, et revehusti 
ea parvulis; in dieser Schule knupfte sie den regen, vertrauten 
Verkehr mit den armen Seelen an, der merkwurdig genug erscheint 



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— 245 — 

[vergl. z. B. S. Ill fT. 124 fT. 130 fT.], um fiir die Geschichte 
der christlichen Mystik hochinteressantes und tiberaus werthvolles 
Material *) abzugeben ; in dieser Schule wurde sie gewiirdigt, die 
stigmata des Herrn an ihrem Kftrper zu empfangen (S. 182 fT.). 

So gewissermassen von Gott selbst mit dem Siegel der 
Glaubwiirdigkeit bezeichnet griff die Selige auf ausdriicklichen, 
wiederholten. gottlichen Befehl nun auch in das offentliche Leben 
ein. Sie hielt nicht zuriick mit den Androhungen des gftttlichen 
Strafgerichts, die nur zu bald am Kurfurstenthum Bayern sich 
verwirklichen sollten; sie richtete Schreiben sowohl an den 
Kurfursten (S. 206), wie auch an den Fiirstbischof von Freising 
(S. 216 f. ; 220 fT.) ; sie brachte es zu Wege, dass, obschon zeit- 
weilig ein wilder Aufruhr des Volkes gegen sie als Unglticks- 
prophetin entstanden war. schliesslich in der Hauptstadt Miinchen 
alle drei Stande : Geistlichkeit, Adel und Biirgerschaft zu folgendem 
feierlichen Geltibde sich vereinigten, und zwar coram SS. Venerabili. 
>Wir Deputirte u. s. w. geloben .... Gott dem Allmiichtigen 
dureh einen freiwilligen Beitrag . . . zur unterth&nigst schuldigen, 
grosseren Verehrung der allerh. Dreifaltigkeit eine Kirche mit 
mehreren Alt&ren allhier in unserer Stadt auferbauen zu lassen 
. . . ., dabei Gott den Allerhochsten unterthftnigst und fussfUllig 
bittend . . . , derselbe wolle bei diesen gefdhrlich bevorstehenden 
Kriegslauften die wohlverdiente Strafe barmherzig aufheben 
und alle anscheinend feindliche Gefahren, Brennen, Noth und 
Drangsale sowie auch Krankheiten gnadiglich abwenden .... 
hauptsachlich auch unsern gnadigsten Chur-Landesfursten und 
Herren nebst dem ganzen durchlauchtigsten Chur-Haus mildreichst 
protegiren und conserviren . . . .« (S. 246 fT.). 

1m Jahre 1712 konnte die Selige endlich ihrem Herzens- 
wunsche folgen und als Novizin in das Carmelitinnenkloster in 
Miinchen eintreten. Bereits im Jahre 1716 wurde sie im Drei- 
faltigkeitskloster, dessen edle Gonnerin die Kaiserin Eleonora 
Magdalena war, zur Priorin erwahlt. Obschon nun von der Welt 
durch die strenge Clausur vollstandig abgeschnitten, fuhr sie fort 
durch ihr Gebet ein Segen zu sein fur das ganze Land Bayern 
(S. 381 f.), und es zeigt sich an unserer Seligen so recht deutlich, 
dass, was alle Weisen und Miichtigen mit alien Mitteln der Erde 
nicht erreichen konnen, eine arme demuthige Ordensfrau in ihrer 
Klosterzelle durch ihr gliihendes Gebet von Gott zu erlangen 
vermag (vergl. S. 98 fT.). Wie thoricht handeln deshalb Regierungen 
und Volker, wie tief schadigen sie ihre eigenen vitalsten Interessen, 
wie verstopfen sie sich selbst die Quelle himmlischen Segens, 
wenn sie in blinder Voreingenommenheit oder fanatischer Ge- 



*) Es »ei hier zugleich hingewiesen auf das, was die Selige auf Befehl 
ihres Beichtvaters Uber ihre Verzilckungen niederge9chrieben hat. S. 437 f. 



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246 



hiissigkeit jene Gebetsstatten zerstoren, an denen gottgeweihte 
Jiingfrauen, heiligmassige Braute des Himmels im Gebete zu Gott 
ura das Wohl des Landes und das Gliick des Volkes und seines 
Hauptes unablassig zu ringen pflegten! 

Die gottselige Mutter Maria Anna Josepha a Jesu starb am 
6. December 1726. Die wunderbaren Vorkommnisse an ihrem 
Leichnam priiften und bezeugten u. a. drei churfurstliche Leib- 
arzte und zwei Wundarzte. Und wie schon bei Lebzeiten der 
Seligen der Fiirstbischof Johann Franz von Freising ihren Geist 
streng hatte priifen lassen, so stellte auch jetzt eine furstbischof- 
liche C4ommission die genaueste Untersuchung uber Leben, Wandel 
und Tod Maria Anna's an. Die betrefTenden Gutachten theilt der 
Verfasser uns mit (S. 447 f . ; 474—486.). sowie aueh 30 eidliche 
Atteste betreflend »beneficia post obitum Venerabilis Main's Mariae 
Annae Josephae a Jesu Carmelitissae facta. « Der Seligkeitsprocess 
wurde im Jahre 1727 eingeleitet, jedoch unterbrochen. bis in 
neuerer Zeit, am 16. Marz 1873, der hochw. P. Provinzial der 
Carmeliten in Bayern sich an das erzbisch. Ordinariat Miinchen- 
Freising urn Ueberlassung der Acten der Seligen wandte, weil der 
Postulator causarum Beatiiicandorum et Canonizandorum des 
Ordens der unbeschuhten Carmeliten in Rom Aufschluss wiinsche 
iiber das fruhere Resultat des Processes der Seligen. Vielleicht 
wird mit dem wiederaufgenommenen Process gesuhnt, was bei 
der Secularisation im Jahre 1803 von Seiten der damaligen 
bayrischen Regierung an der Seligen gesundigt wurde. Denn jene 
Regierung liess bei Aufhebung des Dreifaltigkeitsklosters die sterb- 
lichen Ueberreste der gottseligen Maria Anna auf einem stAdtischen 
Diingerwagen in der Nacht auf den GoPesacker hinausfahren und 
dort in eine Grube verscharren (S. 463 f.). Moge der fromme 
Wunsch des verdienstvollen hochw. Verfassers vorliegender Bio- 
graphie bald sich erfullen, der Wunsch, dass die gottselige Maria 
Anna Josepha a Jesu einen hervorragenden Platz in der Bavaria 
sancta einnehmen mochte ! Otto G rash of. 

Die kirchlichen Censuren, 
von Franz Heiner, Dr. jur. can. Mit bischttflicher Approbation. Paderborn. 
Verlag der Bonifacius-Druckerei (J. W. Schrftder). gross 8°. 438 S. Preis Mk. 5.40. 

Der Verfasser hat schon durch zwei kleinere Schriften *die 
canonische Obedienz, eine kirchenrechtlich-ascetische Abhandlung* 
und eine von der Kritik mit vielem Beifall aufgenommene Schrift 
»iiber den herrschenden Priestermangel* sich in unserer neueren 
theologischen Literatur einen geachteten Namen erworben. Diese 
uns vorliegende umfangreiche und gelehrte Arbeit verdient wegen 
des Gegenstandes. den sie behandelt, und auch noch wegen der 
Griandlichkeit der Untersuchung eine grosse Beachtung. Sie 
enthalt eine praktische Erklarung aller noch zu Recht be- 



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247 — 



stehenden Excommunicationen, Suspensionen und Interdicte latao 
sent, der Bulle >Apostolicae Sedis,< des Concils von Trient und 
der Constitution »Romanus Pontifex.« Der erste Theil handelt 
iiber die Censuren im Allgemeinen, deren Wesen, Eintheilung und 
Quellen in einer klaren Darstellung auseinandergesetzt werden. 
Im zweiten Theile werden die Censuren im Besonderen einer 
wissenschaft lichen Untersuchung unterworfen und in dem Schluss- 
capitel wird die Absolution von den Censuren erklart. In einem 
Anhange werden die verurtheilten Satze mitgetheilt, deren Lehren 
oder Vertheidigen die dem Papste einfachhin reservirte Excom- 
munication nach sich Ziehen. Ein genaues alphabetisches Sach- 
register erhoht die Brauchbarkeit dieses trefTlichen Werkes, dessen 
hohe praktische Bedeutung fur alle Canonisten und die Curat- 
geistlichkeit schon durch die kurz " skizzirte Inhaltsangabe an- 
gedeutet ist. Wiederholt wurde seitens der Geistliehkeit der 
Wunsch ausgesprochen, dass die Lehre iiber die Censuren in 
einer besonderen Schrift bearbeitet wiirde, die das praktisch 
geltende Recht klar erkennen lasse. Das Werk Dr. Heiner's gibt 
diese gewunschte Orientirung und entspricht so einem wirklichen 
Bedurfnisse. War ja die Veranderung auf dem Gebiete der 
Censuren eine so grosse seit dem Erscheinen der Bulle Apostolicae 
Sedis Pius' IX., dass die Nothwendigkeit einer Orientirung auf 
diesem Gebiete fur die Praxis allgemein empfunden wurde. 
D. Heiner hat sich in alien zweifelhaften Punkten moglichst der 
milderen Ansicht angeschlossen und weiss sich in alien wesent- 
lichen Fragen in Uebereinstimmung mit den tiichtigen ri)mischen 
Canonisten Dr. Angelis und Santi, die er als seine Lehrer ver- 
ehrt. Ausser den alten Canonisten und Moralisten wurden beziig- 
lich der Interpretation der Bulle Apost. Sed. benutzt: Avanzinus, 
Constit. (in der Uebersetzung von Koemstedt; der auf Befehl des 
Bischofs von Reate herausgegebene Commentar in const. Apost. 
Sed. [3. Aufl.J: Const. Apost. Sed. Annot. erschienen zu Claramon- 
Ferrand; Comm. Pratico Delle Censure per Alessandro Ciotti 
(3. Aull.); Comment, sulla Const. Apost. Sed. per Giuseppe Formi- 
sano. Vescovo di Nola (8. Aufl.): »In Const. Apost. Sed. Quaesti- 
ones.^ herausgegeben auf Veranlassung des Bischofs von Padua, 
2. Aull. ; Del Vecchio in seiner Theolog. Mor. Univers. I. 
Nr. 494—650. Der Verfasser hat absichtlich alle niitzlichen ge- 
lehrten Disputationen zu vermeiden gesucht und auch eine Haufung 
von Citationen der Quellen vermieden. da er nur den praktischen 
Nutzen im Auge hatte. Dabei ist jedoch die neuere Literatur auf 
das Sorgfaltigste benutzt, die Untersuchung ist selbstftndig und 
griindlich, die Darstellung klar und genau, so dass wir das Buch 
als ein brauchbares und lehrreiches aus voller Ueberzeugung an- 
empfehlen konnen. Dr. S. 



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— 248 — 

Das Fewer. 

Eine culturhfatomche Studie- von Dr. Gustav Lindner, Brunn, Rudolf Rohrer 
1881. Gr. 80 V. + 231 Seiten. 

Unter dem Titel » Feuer, eine cult urhistorische Studie,* 
behandelt der Verfasser ein Thema, worin die hervorragende 
Bedeutung des Feuers nicht nur im grossen Haushalte der Natur, 
sondern auch fur das Culturleben entwickelt wird. Dieses Thema 
wurde in den manigfachsten Beziehungen, aber jede ftlr sich, 
schon bearbeitet; alle diese Verhaltnisse hat hier der Verfasser 
in seiner Monographie zusammengefugt in ein grosses Bild : das 
Material war manigfaltig, ttberreich ; aber ein schoner harmonischer 
Bau ist hier aufgefiihrt, indem die Bausteine nicht lose zusammen- 
gestellt sind ; der Bau wurde kunstvoll errichtet und gipfelte 
einerseits in dem sinnreichen Prometheus - Mythus und der 
weihevolJen Symbolik des Christenthums, anderseits in der 
segensvollen Institution der modernen Feuerwehren. Arch&ologie, 
Sagen- und Mythenkunde, Alchymie und Chemie, Natursysteme 
der hellenischen Philosopher^ das Bauwes,en, der Kampf gegen 
das Feuer im Feuerloschwesen, der Kampf des Christenthums 
gegen Aberglauben — eine grosse Literatur. lieferten das Material, 
aus dem der Verfasser alles auf das » Feuer* beziigliche auslas 
und in klarer oft schwungvoller Sprache in wahrhaft vollendeter 
Form sein »Culturbild« zeichnete und am Schluss der interessanten 
Abhandlung das » Feuer* selbst sprechen lasst, apostrophirend an 
die Menschheit: 

»Mit ewig weehselnden und doch unausloschlichen 
Flammenziigen hat meine Macht die durch Jahrtausende 
weithinleuchtende Wahrheit in das Buch der Geschichte 
eingetragen: »»0hne Feuer keine Culture « — 
Aus dem Inhalte ist manche Einzelheit insbesonders zu 
bemerken. Nachdem die kttnstliche Feuerbereitung besprochen 
und das alteste Feuerreibzeug beschrieben, kommt der Verfasser 
auf den Feuer- und Sonnendienst der verschiedenen amerikanischen 
Volker, der Indier, der Egypter, der Parsi, der Hellenen und 
Romer, behandelt dann die Feuermythen der Naturvolker, der 
Chinesen, der Germanen und entwickelt in der bekannten sinn- 
reichen Prometheus-Mythe die allgemeine Vorstellung, die der 
mythologischen Figur des Prometheus zu Grande liegt, und findet 
sie als die wesentliche Bedeutung des Feuers als Natur- und 
Culturkraft, als das »formenbildende, kunstlerische Feuer, als 
Grundbedingung aller menschlichen Civilisation ; und diese feurige 
Kraft ist zugleich in der Uebertragung gedacht als Intelligenz, aLs 
der durchdringende Verstand der Erfindung, der die Natur auch 
ohne hohere Macht auszubeuten vermag, ja nur zu leicht gegen 
diese sich aufzulehnen und ihre bedingenden Vorschriften zu 



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iiberschreiten bestimmt ist, und hier beginnt die titanische Natur 
des Prometheus sich zu zeigen.« 

Hierauf wird erortert der Kampf mit dem Feuer im Orient, 
das Bauwesen der Volker, indem sehr simiig der Verfasser aus 
dem Herdfeuer das Atrium der Romer und Griechen und die 
weitere Entwicklung des Hauses urn diesen religios-geselligen 
Mittelpunkt sich gestalten lasst. Ankniipfend an das Bauwesen 
wird die Feuerpolizei behandelt, dann werden die Ansicbten der 
hellenischen Philosophen tlber das Feuer, sowie der Verbrennungs- 
process nach der Chemie und Alchemie besprochen. — Nachdem 
noch der Kampf der christlichen Kirche mit den heidnischen 
Feuergebrauehen und dem daraus entspringenden Aberglauben 
abgehandelt wird, kommt der Verfasser auf das Feuerloschwesen 
der Neuzeit, der eine genaue Besprechung gewidmet ist. — 

Gleichsam zur feierlichen Beleuchtung des hier entwickelten 
grossartigen Gemaldes erscheint zum Schlusse das Feuer als 
sprechender Titane: 

»Versuchts einmal! Lflschet mich aus und der stolze 
Bau eurer vielgeriihmten Cultur geht in Trilmmer!* 

>Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Kunst ver- 
oden, hilf- und machtlos ohne die Schopferkraft des g8tt- 
lichen Funkens, der in mir wohnt!* 

»Das ist mein Stolz, dass ich an der Wiege eures 
Geschlechtes gestanden bin und einst dem letzten miiden 
Erdenwanderer zur Ruhe leuchten werde!« 

»Das ist meine Genugthuung, dass ihr mich jeden 
Augenblick furchten musst und doeh wieder mich lieben 
als Euren Wohlthater ! < 

»Das ist mein Triumph, dass Erde, Himmel und Holle 
mich kennen, dass selbst meine heftigsten Widersacher 
vor meiner unwiderstehlichen Macht sich beugen miissen 
und eingestehen: 

»Ohne Feuer keine Cultur !« 
A dm on t. Dr. A. Pr. 

Jenseits des Brenners. 

Ein Ferienausflug von Franziska von Hoffnaass. (Rheinberger.) Mit 9 U lustra - 

tionen. Wiirzburg und Wien. Verlag von Leo Woerl. 1883. 8°. 256 S. Brosch. 

M. 2.60 = fl. 1.50; geb. M. 3 = fl. 1.80. 

OfTen gestanden, hatten wir in diesem Buche, welches ein 
Bandchen von Leo WoerPs Reisebibliothek bildet, einen 
wenigstens theilweise anderen Inhalt erwartet, als wir ihm begegnet 
sind. Hiermit soil keineswegs gesagt sein, dass das thatsachlich 
Gebotene gering an Werth sei ; im Gegentheil hat das Durchlesen 



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— 250 — 

des Btichleins uns ein paar Stunden wirklichen Genusses bereitet. 
Urn diesen Genuss zu haben, will das Buch aber unseres Erachtens 
daheim in Ruhe, nicht auf der Reise mit ihrer hundertfaltigen 
Zerstreuung und Unruhe gelesen sein. Als Frucht des >Ferien- 
ausf luges* nach »jenseits des Brenners< bietet uns die Verfasserin 
in ihrer Arbeit zwar auch einige kleine Schilderungen landschaft- 
licher Scenerien, auch hie und da recht nette Bilder aus dem 
modernen »vollen Leben< Italiens (S. 10, 24 f., 49 f., 182, 185, 
205, 211, 216, 218, 228); allein dieser Momente sind doch gar 
zu wenige. Fiir dieVerf. namlich >ist es schwer, fast unmoglich, 
sich theilnahmsvoll in das moderne Leben zu finden, wenn man 
den ganzen Tag in ernster Ergriffenheit vor den Werken u. Grab- 
statten grosser Todten gestanden hat.* (S. 163.) In der That hat 
Franziska von Hoflhaass fast die ganze Zeit auf ihrem Ausfluge 
dazu beniitzt, die Werke und Grabstatten der grossen Manner und 
Kunstler zu betrachten, zu studiren, und diese Hire Studien, die dabei 
u. daruber angestellten Betrachtungen sind es, die uns auf den 
vorliegenden Blattern geboten werden. Es ist. wenn man will, eine 
Kunstgeschichte in nuce, in welcher kritisirt und gelegentlich auch 
philosophirt u. moralisirt wird, letzteres zwar manchmal in einer 
an sich recht trefTenden Weise, die aber vielen Lesern in einer 
Reisebibliothek, welche doch leichter, harmloser Unterhaltung 
dienen soil, als weniger am Platze seiend erscheinen diirfte. Recht 
schonen u. tiefen Gedanken sind wir sonst namentlich auf S. 223, 
236. 242, 251 begegnet. Ganz interessant sind manchmal die 
kleinen historischen Excurse u. biographischen Notizen, wie z. B. 
uber Carl Borrom&us S. 28 f M 41 f., Leonardo da Vinci S. 33. 
77, Ambrosius S. 62 IT., Raphael u. Leo X. S. 169 ff., Savonarola 
S. 187 ff., uber die Reliquien des hi. Marcus S. 212, uber San- 
sovino S. 229 ff., Canova S. 239 fT., uber die Erbauung der be- 
riihmten Kirche S. Maria Gloriosa dei Frari in Venedig S. 249 ff. 
Das an letztere Kirche stossende Archiv, eines der grossartigsten 
der Welt, mit seinen 300 Raumen u. 14 Millionen Urkunden. die 
zum guten Theile unschittzbar sind, scheint d : e Verfasserin nicht 
besucht zu haben. Hier mtfchten wir im Interesse derer, die jetzt 
oder spater einen Ausflug »jenseits des Brenners* planen sollten, 
einen Wink einflechten, fur den uns hinterher mancher Leser 
vielleicht dankbar sein wird. Die meisten Besucher Ober-ltaliens 
— hierauf beschrankt sich der *Ferienausflug« — begniigen sich 
damit, die grosseren Stadte wie Verona, Mailand, Genua, Bologna, 
Florenz u. Venedig zu besuchen; alles iibrige vird mit dem Dampf- 
ross durchflogen, als gebe es ausser den genannten Stadten und 
den dort befindlichen Kunstschatzen nicht^ zu sehen und zu 
kosten. Und doch, um nur an der Route zu bleiben, welche die 
Verf. sich gew T ahlt, aber auch allzu hastig durcheilt hat; welch 
kostliche Kunstgenusse erwarten den Kunstkenner nicht bios. 



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— 251 — 

sondern audi den Kunstfreund in Ferrara, Pistoja, Lucia u. s. w. ! 
Und gerade bier, wo der grosse Touristenstrom schnell voriiber- 
cilt, kann man so ganz ungestort seinen Studien u. Betrachtungen 
obliegen. Im vorigen Jahre noch verlebten wir selbst an den eben 
genannten u. andern kleineren oberitalienischen (Men herrliche 
u. lohnende Tage. Die Centralisation ist bis beute in Italien 
gliicklicherweise noch nicht bis dahin durchgefuhrt, dass nicht 
auch die kleineren Stadte noch ihre reichen, kostbaren Kunst- 
schatze bergen. Von der altberiihmten Geschichte vieler jener 
Orte gar nicht zu reden. Zu S. 221 mochten wir erwahnen, dass 
Titian's Meisterwerke, die jetzt in der Accademia delle Belle 
Arti in Venedig aufbewahrte Assunta. Maria Himmelfahrt, in einer 
wohl eben so miserablen Beleuchtung hangt, als es je der Fall 
war in der Kirche der Minoritenbriider, fur welche der Meister 
dieses wundervolle Kunstwerk schuf. Was die Verf. liber den 
Eindruck, den Fiesole's Arbeiten anf den Beschauer ausiiben, 
sagt (S. 136, 189 f.), ist uns u., wie wir wissen, vielen Kunst- 
freunden sehr aus der Seele gesprochen. Wenn wir im Einzelnen 
natiirlich auch nicht immer u. iiberall der Kritik des Verf. uns 
anschliessen, so soil doch nochmals ausdrticklich betont werden, 
dass wir jiicht geringe Anregung aus ihren Ansichten u. Urtheilen 
tiber Kunstler und Kunstwerke geschopft haben. Wir glauben 
deshalb das Biichlein alien Kunstfreunden warm empfehlen zu 
sollen. — Die eingeflochtenenGedichte,selbsteigene Compositionen,*) 
lassen uns in Franziska von HofTnaass eine Dichterin von nicht 
geringer poetischer Begabung erkennen. Wir furchten nur. dass 
die meisten auf einer Reise befindlichen Leser diese Gedichte 
kaum geniigend wiirdigen werden. falls man sie dann iiberhaupt 
liest. Von den beigegebenen Illustrationen hat uns am besten der 
Hof des Dogenpalastes in Venedig gefallen. Die lateinischen, ita- 
lienischen, franzr>sischen und englischen Citate sollten entweder 
immer, oder iiberall nicht, in deutscher Uebersetzung beigegeben 
werden. Fiir den Kenner jener Sprachen ist die Uebersetzung 
ganz tiberflussig, fur den Nichtkenner in jedem Falle erwunscht. 
Die Correctur konnte an einzelnen Stellen sorgfaltiger sein. 

Otto Grashof. 



*) Eine Sammlung von Gedichteu der Verfasserin unter dem Titel: 
^Dichtungeu voii Franziska von Hoffnaass" ist im Jahre 1882 bei Stahl in 
Miinchen erschienen. 



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— 262 — 



Literarische Notizen. 

Die im Nachfolgenden an erste Stelle gesetzten Berichte iiber verschiedene, 
unserer Redaction zukommende, meist ausl&ndische wissenschaftliche Zeitschriften, 
von Dr. Leopold Janauschek O. Cist. Prof. zusammeagestellt, werden 
zweifeleohne vielen unserer Leser als Wegweiser and fur weiteres Stadium 
bestens willkomraen sein. Deren Fortsetzung, das 1. J. 1884 abschliessend, 
bringen wir im I. Hefte des VI. Jahrganges. Die Redaction. 

I. Studi e document! di storia e diritto. Publicazione 
periodica dell' accademia di conferenze storicogiuridiche. Roma, 
dalla tipografia Della Face. Anno I.— IV, 1880—1883. —Studi. 
Ilario Alibrandi: Sopra alcuni frammenti di antichi giurecon- 
sulti romani. Art. 1°. Frammenti del libro V. dei Responsi di 
Papiniano (I. 39 — 61); Art. 2°. Frammenti di un libro »de iudiciis* 
d'ignoto autore (1. 169. — 183, II. 61. — 70); appendice all 1 articolo I. 
(1. 183. — 190). Di un frammento di legge romana sopra la giuris- 
dizione municipale, scoperto presso la citt& di Este nel maggio 
1880 (11. 3 — 30); Sopra alcuni frammenti greci di annotazioui 
fatto da un antico giureconsulto ai libri di Ulpiano ad Sabinum 
(HI. 33-48, 99—132); Sopra alcuni frammenti del libro IX. de 
Responsi di Papiniano con note di Ulpiano e di Paolo (IV. 
125 — 142). — U. De Nunzio: 11 giudicio di Scemiaca (III. 
181—187). — Ch. Descemet: Frammento d' aritica iscrizione 
romana (III. 236 — 242); Bassorelievi assiri nella Biblioteca Vati- 
cana (IV. 93—117). -- L. Fumi: .n governo di Stefano Porcari 
in Orvieto (IV. 33—92); L 1 impresa di Sforza Attendolo a favore 
della regina Giovanna, narrata da lui medesimo (IV. 149 — 152). 
— G. F. Gamurrini: Di un codice perduto delle orazioni di 
Plinio il giovine, e di una di Svetonio (IV. 143 — 147). — L. 
Nardoni: Di alcune sotterranee confessioni nelle antiche basiliche 
di Roma, sconosciute per vari secoli (II. 165 — 175). — Camillo 
Re: Di un nuovo ms. del commentario di Bulgaro al titolo delle 
pandette »de regulis juris* (I. 85 — 91). — Giovanni Hattisla de 
Rossi: L'elogio funebre di Turia, scritto dal marito Q. Lucrezio 
Vespillone console neir anno di Roma 735 (I. 11-37); — Gli 
statuti del Comune di Anticoli in Campagna, con un atto inedito 
di Stefano Porcari; Appendice. Della famiglia, del nome e della 
casa dei Porcari nel rione Pigna (II. 71 — 103); Note di topografia 
Romana raccolte dalla bocca di Pomponio Leto, e testo pom- 
poniano della »Notizia regionum urbis Romae* (III. 49 — 86): 
Appendice. Elogio funebre di Girolamo Altieri scritto da un 
discepolo di Pomponio Leto (III. 86.-87); Note di ruderi e 
monumenti antichi prese da G. B. Nolli nel delineare la pianta 
di Roma, conservate nell 1 archivio Vaticano (IV. 153 — 184). — 
Odoardo Ruggieri: Espozione della regola di diritto romano: 
»nemo pro parte testatus pro parte intestatus decedere potest* 
(I. 147 — 168, II. 31—51); Sugli uffici degli agrimensori e degli 



Digits 



zed by GoOgle 



— 268 — 

architetti, specialmente rapporto alle servitu prediali (HI. 3 -32, 
195 — 223); Sviluppo storico-giuridico delle servM sulle case in 
diritto romano (IV. 3—31). — N. Scagliosh Due sigilli deir 
arte dei sartori in Perugia (III. 225 — 235). — E. Stevenson: 
La basilica di S. Sinfcrosa sulla via Tiburlina, nel medio evo 
(I. 105 — 112). — Monsignore Salvatore Talamo: I^a teorica 
dell' evoluzione nella scienza del diritto (I. 117 — 146); La schi- 
avitu secondo Aristotele e i dottori seolastici (HI. 133-180). — 
G. Tomassetti: Una lettera di Clemente XI. al duca di Parma 
e Piacenza (31 Ag* 1717, I. 93—104); L' arte della seta sotto 
Sisto V. in Roma (II. 131 — 152); La chiesa di S. Tommaso a' Cenci 
(II. 153-163); Due manifesti del secolo XVI.: 1. Tavola de li 
prezzi del vivere per le strade di Roma nelle terre della santa 
Romana Chiesa; 2. Manifesto di Cencio Dolci contra Ascanio 
da Castello (III. 89 — 96). — Carlo Lodovico Visconti: II quini- 
pondio ed- il tresse del medagliere vaticano (I. 63 — 84); Di un 
simulacro del dio »Semo Sancus« acquistato da S. S. Leone XIII. 
pel museo Vaticano (II. 105 — 130). — Documenti (jede Samm- 
lung mit eigener Paginirung). Pietro Balan: La ribellione di 
Perugia nel 1368 e la sua sottomissione nel 1370, narrata secondo 
i documenti degli archivi vaticani (I. II.) — Luigi Bruzza: 
Regesto della chiesa di Tivoli (I. IL). — Giuseppe Gatti: Statuti 
dei mercanti di Roma (I. — IV.) — Camillo Re: Statuti della 
citt& di Roma (I. -IV.) — Cenni bibliografici di opere e di 
pubblicazioni periodiche. — Bibliografia. — Periodici ricevuti dalP 
Accademia. — Von dieser wirklich prachtvoll ausgestatteten, mit 
den schonsten litho- und chromolithographischen, helio- und photo- 
typischen Tafeln versehenen Zeitschrift erscheinen jahrlich vier 
Hefte 4°. Welche Schiitze sie aus der Rechts- Kirchen- und Profan- 
Geschichte erschliesst, zeigt der Inhalt der bisher veroffentlichen 
vier JahrgRnge,^ fiir dessen Gediegenheit die Namen der Verfasser 
hinreichend biirgen. Auf die Ordens-Geschichte beziehen sich 
mehrere Urkunden, z. B. uber Subiaco, in den von dem Barna- 
biten Bruzza edirten Regesten. 

n. Gorres-Gesellschaft. Historisches Jahrbuch. Redig. 
von Dr. Victor Gramich. IV. Band. Miinchen 1883. Gustav von 
B u c h w a 1 d : Briefe der Curfurstin Anna von Brandenburg 
(226—286.) — Wilhelm D i ek a m p : Die neuere Literatur zur papst- 
lichen Diplomatik (210— 261, 361-394, 681.)— Franz Dittrich: 
Die Nuntiaturberichte Giovanni Morone's vom Reichstage zu 
Regensburg 1541 (395—472, 618—673). — Funk: Zur Geschchte 
der altbritischen Kirche (5 — 44). — Hermann Grauert: Die 
Konstantinische Schenkung (45-95, 525-617, 674—680). — 
Paul Keppler: Zur Passionspredigt des Mittelalters (161 — 188). 
— F. R. von Krones; Die Literatur zur Geschichte Franz 



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— 254 — 

R&koczi II. im letzten Jahrzehnt (1872-1882, 96 — 124, 159—160). 

— A. Nurnberger: Fapst Paul V. und das venezianische 
Interdict (189— 209, 473— 515.) - A. von Reumont: Guglielmo 
Libri und die Asburnham'schen Handschriften (333-337). — 
Recensionen und Referate. — Nachrichten, — Zeitschriftenschau. — 

Goerres - Gesellschaft. Historisches Jahrbuch. V. 1884. 1. 2. 
Heft. Thomas Esser: Geschichte des englischen Grasses. — Victor 
Gramich: L. v. Ranke's Weltgeschichte. — Hermann Grauert: 
Zur Konstantinischen Schenkung, — J. Him: Ein verschollener 
Convertit des 16. Jahrhunderts (Herzog Ottheinrich von Braunschweig.) 

— Franz Maresch: Das Jahr 1683. — D. R a tt in ger: Dietrich's 
von Niem Schreiben de bono Romani Pontificis regimine. — 
J. S c h m i d : Zur Gregorianischen Kalenderreform. — Recensionen und 
Referate. — Notizen. — Nachrichten. — Zeitschriftenschau. 

III. La Ciencia Cristiana. 1883, Num. 9 — 21. Diaz Carmona: 
Observaciones al discurso leido por el Fr. D. Alejandro Pidal ante 
la academia Espanola, en el acto de su recepcion. E. Gil y Robles: 
Los estudios de la facultad de derecho. Guenot: Hanani el Esenio. 
Escenas de los tiempos aposttflicos. H. R.: Luis Veuillot. (Kleutgen): 
La libertad del Creador. Carlos Lasalde: La Bastitania. Estudios 
sobre los antiguos pueblos bastitanios. V. M. Minteguiaga: La 
Moral independente o Universal a la luz de la santa filosofia: 
Narciso (Martinez Izquierdo, Obispo de Salamanca): De la accion 
bienhechora del Romano Pontffice y de la necesitad de auxiliarle 
J. M. Orti y Lara: El escoces Hamilton y las especies intencionales ; 
id.: La enciclica >Cum multa* y la union de los cattflicos;- id: 
Filosofia del liberalismo cattilico - unionista ; id.: Filosofia de lo 
Absoluto. F. M. de las Rivas: Distincion entre la esencia y la 
existencia de los seres creados, segun Santo T6mas; id. : Los principios 
de la sociologfa, segun Heribei to Spencer. F, S (arda) y S(alvany): 
El liberalismo es pecado, 6 la gran cuestion del dia. — Boletin 
bibliografico. Carta del Sumo Pontffice £ los Cardenales de Luca, 
Pitra y Hergenroether. Cr6nica contemporanea. Documentos ecclesia- 
sticos, Examen de libros. Variedades. — Venancio Marfa de Minteguiaga, 
S. J. : La moral independiente 6 universal i. la luz de la sana filosofia 
(Contin. 449 — 458); 526 — 537; Joaquin, Torres Asensio: De 
instauranda in seminariis ratione studiorum (459 — 466). Narcfso. . . , 
Obispo de Salamanca: Dela accion bienhechora del romano 
pontffice y de la necesidad de auxiliarle (Cont. 46 7 — 479). — C. G u e n o t : 
Hanani el Esenio. Escenas delos tiempos apostolicos (Cont. 502 — 8). — 
Examen de libros. Cr6nica contemporanea Variedades. — Orti 
y Lara: Lutero y su descendencia politica. 5 1 3 — 5 25. — Enrique 
Gil y Robles: Los estudios de la facultad de derecho, 538 — 546; 

— Fr. Joaquin Fonseca: Oda i. la Vfrgen santfsima del rosario. 
565~576. 



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1 T^ J P-" 



255 



IV. Gli Studi in Italia. 1884. Anno VI. Vol. I. fasc. 1, 2, 3. 4. 
A. Angelini: Sommaria confutazione degli errori contenuti 
nella »Psicologia come scienza positiva* di Rob. Ardigo. — A. 
Angelini: Delia confutazione del Darwinismo fatta dal Ma- 
miani e dell' ipotesi ch'egli vi sostituisce. — A. Angelini: 
Esame delle obbiezioni istanze ed accuse dei moderni filosofi 
contro Tideologia della Scuola tomistica. — T. Armellini: 
Saggio di lezioni sopra la fisica del Cosmos. — C. Aurelj: 11 
soprannaturale, supremo ispiratore delle arti belle. — De Brog- 
noli: Storia della citta di Roma dall anno 1565 al 1572. — 
M. Caetani: 11 prof. Francesco Massi. — G. Catti: Eugene 
Muntz; le palais de Venise a Rome. — Chronicon Subla- 
cense ineditum P. Cherubini Mirtii Trevirensis. — G. Cozza 
Luzi: Della geografia di Strabone: frammenti scoperti in mem- 
brane palimpseste. — F. Ferri Mancini: L' Islamismo nella 
storia della civile — F. Franceschetti: Origine del Cristi- 
anesimo in Este e suoi progress! sino al finire del secolo decimo. 

— A. Lo Hi: Due amori e due tilosofie. — 0. Marucchi: Le 
nuove scoperte nella casa delle Vestali. — G. Pomp a: Studi 
sulla vita e suoi viaggi del!' Apostolo s. Paolo. — V. Prinzi- 
valli: II vecchio ed il nuovo neir arte drammatica. — Rivista 
bibliografica. — Accademie. — Sommari de' Periodici. — An- 
nunzi di recenti pubblicazioni. — Notizie. — 

V. Analecta Bollandiana. TomusIL, fasc. III. IV. Appendix 
ad Catalogum Godd. hagiographicorum civitatis Na- 
murcensis (321 — 354, finis); De S. Maria Magdalena: Passio 
S. Felicis Papae II.; Vita B. Yvonis, presbyteri Trecorensis: de 
S. Cordula; Translatio et Inventio S. Antonii abbatis. — Vita B. 
Ostiani, presbyteri et confessoris, ab auctore suppari conscripta 
(aus dem Codex 1791 — 4 der konigl. Bibliothek in Briissel; ein 
Nachtrag zum 30. Juni, aus dem ersichtlich wird, dass der hi. 
Ostianusein Blutsverwandterund Zeitgenosse des h. Bischofs Venan- 
tius von Viviers. eines Sohnes des heil. Konigs Sigismund von 
Burgund war und in der ersten Halfte des 6. Jahrhunderts lebte). 

— Acta graeca S. Theodori d u c i s, martyris, nunc primum 
edita (aus einem Codex der Leydner Akademischen Bibliothek; 
die lateinische Uebersetzung gaben die alten Bollandisten zum 
7. Februar heraus). — Translatio SS. Eusebii et Fori- 
tiani in Galliam (3(38 — 377, aus dem obengenannten Codex 
von Briissel; ein Nachtrag zum 25. August: die translatio der 
heiligen Leiber, welche Papst Nicolaus I. dem Grafen Gerard von 
Roussillon geschenkt hatte, geschah im J. 865.) — Ex act is 
SS. Tergeminorum, Speusippi, Eleusippi et Meleu- 
sippi (378 — 380, eine Ergiinzung zum 17. Janner.) — Septi- 
lilium B. Dorotheae Monto viensis, auctore Joanne Marien- 



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— 256 — - 

werder, nunc primum editum opera et studio D'fa. Francisci 
Hi pier, rectoris seminarii Brunsbergensis in Prussia-Orientali. 
Marienwerder, Decandes Capiteis von Pomesanien (381 — 472), •ex- 
plicit tractates deCaritate,« gestorben 1407, iiberschrieb seinBuch 
>Septitilium« zur Bezeichnung der »septem gratiae B. Dorotheae 
Montoviensi eminenter concessae* ; Dr. Hipler, der schon friiher 
iiber diese frorame Klausnerin von Montau (1347 + 1394) ge- 
schrieben, gibt es hier in seiner Ganze zum ersten Male heraus 
und wird noch zwei andere Schriften Marienwerder's : > Liber de 
Vita« und » Liber de Festis B. Dorotheae,* in den Analectis Boi- 
landianis folgen lassen. Ftir das >Septililium« bentttzte er vor- 
ziiglich den Codex 1265 der Wiener Hofbibliothek ; es war, wie 
die anderen hier erwahnten Handschriften beweisen, zietnlich 
stark verbreitet und es zeugt fur das Ansehen der Visionen 
Dorothea's, dass Vincentius, der Prior der Karthause Aggsbach 
bei Melk, sie in einem Briefe an den Melker Priester Johannes 
von Weylhaim der h. Birgitta von Schweden und der h. Catha- 
rina von Siena anreiht. — 

De S. Rigoberti, Remensis archiepiscopi, reliquiis (473 — 474, 
ein Nachtrag zum 4. Janner, aus dem Codex 9636 — 9637 der konigl. 
Bibliothek in Briissel). — Vitae B. Petri Abrincensis el B. Ha- 
monis, monachorum coenotyii Saviniacensis in Nor- 
raannia, nunc primum editae studio et opera E. P. Sauvage, 
parochi dioecesis Rotomagensis (475 — 560). Beide waren Monche von 
Savigny nach dessen Vereinigung mit dem Cistercienser-Orden. Fur 
die Vita B. Petri (f c. 24. Dec. 1172) beniitzte der Herausgeber die 
Pariser Codd. lat. 1005 1 und nouv. acq. 4122, aus welchen die 
Acta BB. Vitalis et Gaufridi edirt wurden [Anal. Bolland. I. 355]; 
fur B. Hamo [f 1173] lagen 7 Codices vor, deren wichtigster Cotton, 
Nero A XVI. im British Museum ist. Die erwahnte Handschrift 
1 005 1 der Bibliotheque nationale fiihrt den Titel: ^Neustria Sancta . . . 
authore R. P. Arturo Du Moustier* etc., wie der Verfasser auch sonst 
sehr haufig genannt wird, indess er auf dem Titelblatte seiner 1663 
gedruckten ^Nevstria Pia* deutlich Monstier heisst. — Vita graeca 
S. Pauli Thebaei, primi eremitae in Aegypto (561 — 563, ein Nach- 
trag zum 10. Janner der Acta SS. [I. Jan.], wo der griechische Text 
fehlt). — Im Anhange beginnt der ^Catalogus codicum hagio- 
graphicorum bibliothecae regiae Bruxellensis* (1 — 80), 
selbstandig paginirt zum Zwecke der spateren Vereinigung in einen 
besonderen Band. Die sehr zahlreichen Codices werden als membranei 
unci chartacei geschieden, die Provenienz derselben vorangestellt, ihr 
Inhalt kurz angegeben und die Abweichungen von oder 
Erganzungen zu den alten Bollandisten abgedruckt. Grossere Appen- 
dices sind bisher: ,De S. Nazario* (^Incipit passio Nazarii discipuli 
s. Petri apostoli/ 50 — 54); ^De s. Vito Martyre* (Incipit etc., 
54 — 56); jDe eodem s. Vito* (de translatione . . . 56 — 57); 5 De 



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- 257 — 

s. Avito abbate in Gallia* (incipit vita etc., 57 — 63); ,De s. Eugenio 
Carthaginensi* (, incipit passio . . . , 63 — 66); ,De S. Jacobo 
Apostolo, Hispaniae patrono* (incipit translatio . . , 66 — 69); ^De 
S. Stephano protomartyre* (» incipit translatio . . ad urbem Roraam*, 
70 — 74); >De eodem S. Stephano* (^incipit relatio de miraculis* . . , 
75 — 80); jDe s. Cornelio papa* (^passio . . . 80). — Corrigenda 
fanden sich nur sehr wenige. — 

Analecta Bollandiana. Tomus III. Fasc. I. 1884. Hist or ia 
SS. Ursulae et sociarum ejus hactenus editis antiquior ex 
codice Bruxellensi 831 — 34 collate cum cod. Brux. 891 (p. 5 — 20). 
Dieser »relatio de hisforia sanctarum Agrippinensium* geht ein 
»prologus< voraus, welcher dem P. Victor de Buck seiner Zeit 
unbekannt war (cfr. Act. SS. IX. Oct 21), insofern aber von 
hochster Wichtigkeit ist, als er beweist, dass Buck's Ansicht liber 
die passio »Regnante Domino* als die alleralteste irrig war, die 
hier edirte aber zur Zeit des Erzbischofs Gero von Koln (969 
bis 976) geschrieben wurde und zwar unabhangig von jener, 
welche vielmehr die vorliegende zur Unterlage habe. Einen An- 
fang bildet die »historia de translatione beatae vir- 
ginis et martyris Odiliae< (p. 20 — 28) aus dem im 15. 
Jahrhunderte geschriebenen Lutticher Codex 135. — Trans- 
latio S. Eu genii Toletani (archiepiscopi) ad monasterium 
Broniense (Braine le Comte) secundum relationem coaevam (p. 29 
bis 57) — ein bisher unbekanntes Stuck, dem aus dem 10. Jahr- 
hunderte stammenden Codex 1820 — 1827 der kon. Bibliothek 
in Brtissel entnommen; angehangt sind die Miracula S. Eu- 
genii (in villa) Diogili (Deuil, Seine-et-Oise) facta (58 — 64). 
Acta-graeea S. Eustathii martyris et sociorum ejus 
nunc primum edita ex codice Leidensi (mutila quidem sed ex 
Surio et Lipomano suppleta, p. 65 — 112). — Den Schluss des 
Heftes Widen drei weitere Bogen (6. 7. 8, p. 81 — 128) des Ca- 
talogus codd. hagiographicorum bibliothecae regiae Bruxellensis ; 
darin die grosseren Stiicke: De S. Cyprian o, episc. Carthag. 
(» passio S. Cypriani,« p. 85 — 90); De S. Catharina Alexan- 
dria (>de conversione s. Katherinae virginis,* p. 105 — 108); 
de S. Florino (»vita s. Florini confessoris,* p. 122— -127); de 
S. Simplicio Augustodunensi episcopo (»vita S. Simplicii . . .,« 
p. 127 sequ.) — 

VI. La Civile Cattolica. Anno XXXIV. SerieXIL, vol. II.— IV., 
quaderno 791—801. Abhandlungen. Dello scadimento letterario 
nelle scuole d' Italia, II. 513—528, 641—654; III. 5—19. — Gli 
epigoni di Nabucodonosor, II. 529—543. — Delle opere dram- 
matiche di Paolo Ferrari, II. 544 — 556. — La ceUula e la vita, 
11. 557—569; III. 34—47: IV. 157— 170. —Flora, fauna, awen- 
ture. Appunti di un viaggio nell' India e nella Cina, II. 570 — 587, 

17 



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— 268 — 

688—707; III. 48—65, 179—200, 310—325, 425—442, 552—570. 
(586—699; IV. 51—66, 171—188, 303—321. — Scienz<? naturali. 
II. 721—728; III. 462—471; 728—735. — Peiisieri sopra 1* en- 
ciclica di S. S. Leone XIII. diretta air episcopate) spagnuolo, U. 
655—671. — La critica moderna e il martirio di S. Giovanni 
Nepomuceno, II. 672 — 687. — L' ultimo re Babilonese. III. 
20—33. — S. D. N. Leonis XIII. Constitutio de lege Francisca- 
liam tertii ordinis saecularis III. 93—109. — Voei correnti d' un 
accordo tra il vaticano ed il quirinale, III. 129 — 146. — Del 
presente stato degli studii linguistici; III. 147—162, 397—411. 
659—674. — Un' aurea operetta dell' * eminentissimo Cardinale 
Uiuseppe Fecci, III. 163 — 178. — La vitalita del papato e la 
questione prussiana, III. 257 — 274. — II re Baltassar di Daniele. 
HI. 275 -29 1. — Delia decadenza del pensiero italiano. Peda- 
gogia. III. 292—309; della letteratura, III. 675— 685. ■— Delia 
questione papale. Preposte nuove di utopie vecchie. III. 385—396. 
- La creazione 111. 412 - 424. — La chiesa dei liberali. III. 
513 — 526. — II cilindro e la genealogia di Ciro. Ill, 526-536. 

— 11 modernismo ossia la rivoluzione. II. 537 — 551. — S. D. 
N. Leonis XIII. epistola ad Cardinales Antoninum de Luca, Joan- 
nem Bapt. Pitra, Josephum Hergenroether, III. 641 — 650. — Di 
Errico conte di Chambord, III. 651 658. — S. D. N. Leonis 
XIII. epistola encyclica >Supremi apostolatus officio,* ad patri- 
archas etc., dat. Bomae ap. S. Petrum I. Sept. 1883, IV. 5—11. 

— II fascio della democrazia a Bologna e 1' unione de' cattolici 
a Napoli, IV, 12 - 25. La lettera di Leone XIII., intorno agli 
studii storici, IV. 26 — 41. — II modernismo a rispetto della 
liberty, IV. 42—50. — Lettera di S. S Leone XIII. a Mons. 
Celestino Ganglbauer, arcivescovo di Vienna, IV. 93 — 95. — 
Alto e basso clero, IV. 129 — 140. — II Bonghi e la lettera di 
Leone XIIL sopra la storia, IV. 141 — 156, 272—290. — Archeo- 
logia, IV. 200—216. —Chi fosse Martin Lutero, IV. 
257 — 270. (Der Verfasser dieses Artikels stellt 2 Fragen. 
deren erste hier beantwortet wird: >Che uomo fu egli adunque 
Martin Lutero? Qual e propriamente il merito dell' opera sua 
nel cristianesimo?) — Begno e caduta di Nabonid, IV. 291—302. 
Bivista della stampa italiana. — Bibliografia. — Cronaca coutem- 
poranea. — 

La Civilte cattolica. Serie XII. Vol. IV. V. Quaderno 803. 
805 — 8. Perche si seguita a gridare Viva il Papa-Re, 513 — 525. 
La Cellula e la vita, 526 — 538. V. 142 — 154. II modernismo a 
rispetto della chiesa, 539 — 548. L'Obolo per le povere monache 
d' Italia, 549 — 567. Flora, Fauna, A v venture. Appunti di un viaggio 
neir India e nella Cina, 568 — 583. V. 46 — 64; 171 — 193; 
305 — 324; 453 — 474. Del tempo che va e del tempo che viene, 
X. 5 — 15. Della natura della chiesa in quanto societa, 16 — 31. 



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— 259 — 

Del presente stato degli studi linguistici, 32—45; 291 — 304. II 
giornalismo, 129 — 141; 257 — 273. Ciro e i profeti, 155 — 170. 
Archeologia. Origini dell' oro e dell' argento monetati in Etruria, 
207—216. Delle proprieta della chiesa, 274 — 90. II pelegrinaggio 
nazionale e la causa monarchica in Italia, 385 — 397. Fra le scienze 
non ci puo essere opposizione, 398 — 413. II Dario Medo di 
Daniele, 414 — 432. Della decadenza del pensiero Italiano, 433 — 452. 

— Re vista della statnpa Italiana. Bibliografia. Cronaca contemporanea. 
(Quaderno 804 raanca) 

VI. La Civilti cattolica. Serie XII. Vol. V. VI. Quad. 809—814. 
L'istruzione superiore a Montecitorio. — Del presente stato degli 
studii linguistici. — Flora, Fauna, awenture etc. — La liberta 
academica e la chiesa. — Dario Medo e la cattivita Babilonica. — 
Della construttura della chiesa quanto ai membri onde consta. — 
Delle idee divine rispetto alia essenza delle cose create. — La 
recente sentenza contro la Propaganda. — Della decadenza del 
pensiero italiano. — La Contessa internazionale. — L' avvenire 
della plebe. — Della construttura della chiesa quanto alia forma di 
reggimento. — 11 nuovo cilindro di Nabonid. — Di un alleanza 
monarchica in - Europa. — Del coraposto ontologico e della reale 
distinzione tra l'essenza e l'essere che v' e in ogni creatura. — La 
massoneria, ecco il nemico; cioe l'enciclica ^Humanum genus/ — 
Di alcuni documenti poco noti dimostranti ci6 che della setta 
massonica definisce la recente enciclica ^Humanum genus* del S. P. 
Leone XIII. — Delia potesta della chiesa. — Rivista della stampa 
italiana. — Archeologia. — Bibliografia. — Cronaca contemporanea. 

— Cose Romane, Italiane, Straniere. L. J. 

VII. Stimmen aus Maria-Laach. Katholische Blatter. 1884. 
Freiburg i. B. Herder. XXVI. Band. — A. Baumgartner, S. J.: 
Ein Besuch in Upsala. — Erinnerungen an Dr. Karl Joh. Greith, 
Bischof von St. Gallen. — St. Beissel, S. J.: Rom gegen Rom. — 
L. Dressel, S. J. Die moderne Forschung unter dem Joche der 
scholastischen Philosophic — G. Dreves, S. J. : Johannes Mauropus. 

— W. Kreiten, S. J.: Moliere. Biographisch kritische Studie. — 
A. Lehmkuhl: Die Handwerkerfrage und der staatliche Schutz. — 
M. Pachtler, S. J.: II. Schliemanns Ausgrabungen in Troja. — 

F. X. R u f, S. J. : Zur Geschichte des elektrischen Lichtes. — Theodor 
Schmid, S. J.: Das Kunstwerk der Zukunft und sein Meister. — 

G. Schneemann, S. J.: Noch einmal die Reform der Gymnasien. 

— Verfassungsmassige Garantien fur die Interessen einer confessio- 
nellen Minoritat. — Jos. Spillmann, S. J.: Die Beraubung der 
Propaganda. — E. Wasmann, S. J.: Die Schutzfarbungen der 
Insektenwelt. — Recensionen. — Empfehlenswerthe Schriften. — 
Miscellen (Ein Marty rer des Beichtssiegels : Der auf koniglichen Befehl 
am 30. Dec. 1757 zu Glatz gehenkte Caplan Andreas Faulhaber). 

L. S. 
17» 



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— 260 — 

VIII. Zeitschrift fur katholische Theologie. Innsbruck. VIII. 
Jahrgang. 1884. 1. u. 2. Heft. — Anton Berg el: Die Emendation 
des romischen Breviers unter Clemens VIII., nach handschriftlichen 
Quellen. (AufYallend ist die animadversio des Baronius zu S. 
Bernardus: »annis circiter 64 explelis.*) — G. Bickel: Die 
neuentdeckte »Lehre der Apostel* und dieLiturgie. — A. Kobler: 
Die Martyrer Englands im 16. und 17. Jahrhundert fdarunter eine 
stattliche Anzahl von Benedictinern). — Christian Pesch: Die 
Lehre des hi. Thomas uber den Glaubensakt. — Ferdinand 
Stentrup: Ein neues Christenthum (gegen J. Justus: Das 
Christenthum im Lichte der vergleichenden Sprach- und Religions- 
wissenschaf t und in seinem Gegensatze zur aristotelisch-scholastischen 
Speculation. Wien 1883.) — J. Wieser: Luther und Ignatius 
von Loyola gegenuber der kirchlichen Krise des 16. Jahrhunderts. 

— Recensionen. — Bemerkungen und Nachrichten (darunter: 
Grisar; vom vaticanischen Archiv; H. : St. Zeno von Verona 
als Zeuge der alten Kirchenlehre). — Literarischer Anzeiger. — 

IX. Bulletin d' histoire ecctesiastique et d' archeol. relig. des 
dioceses de Valence, Digne, Gap. Grenoble et Viviers. TV. ann£e, 
20 — 23 livr. — Blai'n: Memoire de M. Antoine-Amable de 
Chantemerle, vicaire-g£n6ral, sur V episcopat de Mgr. de Messey, 
eveque de Valence. — Jul. Chevalier: M6moires des fr&res 
Gay pour servir a Y histoire des guerres religieuses en Dauphin^ 
au XVI. si&cle. — Ulysse Chevalier: Notice hist, sur le 
Mont-Calvaire de Romans. — Ulysse Chevalier: Documents 
relatifs aux representations th^atrales en Dauphine de 1483 
a 1535. — Cruvellier: Notice sur Y Gglise de N. D. du Bourg, 
ancienne cath^drale de Digne. — Francus: Visite des £glises 
du Bas-Vivarais en 1675—1676 par M. Monge, d6l6gu6 de 
T 6v6que de Viviers. — Roman: Visites faites dans les 
prieurSs de 1' ordre deCluny du Dauphine de 1280 & 1303. 

— Toupin: Notice sur le serviteur de Dieu Jean Serane, profes 
de la Compagnie de Jesus, ancien vicaire de Suze-la-Rousse, 
mort a Toulouse en odeur de Saintete (9. avril 1712—17. avril 
1784). — 

X. Precis historiques. Bruxelles. Tome 33°. 1884. Nro 1—6. 
V. Baesten S. J : Le Centenaire de Luther. 1483—1883. — 
V. Baesten S. J.: Ute hymne inedine du XII . siecle en Y hon- 
neur du B. Charles le Bon, comte de Flandre. — V. Baesten 
S. J.: La premiere communion des enfants. — P. Claessens: 
Les chapitres s6culiers en Belgique. — E. D. Le jubile de Y Uni- 
versity cath. de Louvain. — Van deu Gheyn: FranQ. Lenormant. 

— Grosjean, S. J.: Mission Beige du Bengal occidental. — 
Monseigneur Goossens et Monseigneur Belin. — Mullen der, 
S. J.: Mission Beige du Bengale; chez les Koles. — Le Pape 
Leon XIII. et le culte de N. D. du Rosaire. — L' ordre de Pre- 



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— 261 — 

montrS en 1883. — Rembry: Le P. Marc d' Aviano et la 
delivrance de Vienne en 1683. — Van Spielbeeck: Un sup- 
plement aux »Annales Antverpienses* de Papebroch. — Thirion, 
S. J. : L' histoire de Y arithmetique ; les Indiens ; les Arabes. — 
Chronique. — Bibliographie. — Necrologie. 

Revista Popular. Barcelona. I. Num. 644 (12 de Abril de 1883) 

— 675. Diese hochst einfach ausgestattete aber umsichtig redigierte 
Wochenschrift enthalt an grosseren Aufsatzen: La propaganda cattflica. 
El h£roe de la caridad. Esos teatros. Luis Veuillot. Los muchachos 
callejeros. Pentecostes. El santo rosario. Cartas £ las damas. Orfgenes 
de la sociedad de San Vicente de Paul segun los recuerdos de sus 
primeros miembros. La vejez del incr£dulo. Misiones de Filipinas. 
No me hable V. del Papa! La horma municipal. El verdadero valor. 
Los Hermanos de las escuelas cristianas. Matrimonios consanguineos. 
Liigubre inventario (eine Aufzahlung der Kloster, Kirchen und Capellen, 
welche dem Liberalismus, ^el impfo ladron,* in Spanien zu Opfer 
fielen; davon z. B. in Madrid allein: 7 Pfarrkirchen, 35 Klosterkirchen, 
4 Capellen; in Valencia: 2 Pfarr-, 20 Klosterkirchen, 2 Capellen 
u. s. w.). La fe nacional. La matanza de los frailes. Ricos muy pobres. 
El culto de las imagenes. Al cielo. El centenario de Moya\ La calma 
en los juicios. El maldito Lutero. Que" nos pide el papa? A la fiesta 
del Rosario! Aniversario 312 de la batalla de Lepanto. El contra- 
centenario de Lutero. La calma en los afectos. La (in del mundo. 
Salmo LXXII (poesfa). Una victima de los frailes. Indicador cristiano. 
Crbnica general. Necrologfa. Poesias. Parabolas. Bibliografta. Suscricion 
popular hispano — americana en favor del Romano Pontffice pobro. 
Grabados. — Noticias y variedades. Fiestas. 

XL Revista Popular. B a r c e 1 n a. II. Num. 675—702. La bias- 
femia y los blasfemos. — Catolicos ! A defenderse. — Una sesion 
original. — Lugubre inventario (Forts, der aufgehobenen Kloster). 

— Imparcial testimonio. — La jornanda de la vida. — La 
entrega de la mano de oro en Avila. — Un milagro. — Guerra 
& la blasfemia. — El colmo de la iniquidad. — La muerte. — 
Contricion. Poesia. — Excelencias de la Confesion, segun las 
declaraciones de protestantes celebres. — La santa sede y los 
gobiernos. — La gloria del trabajo. — Espana; Soneto. — Por 
Montserrat. — Cosas sencillas. — El periodismo. — Casimiro 
Barello. — Ei viernes de dolores. •— A qu6 se va a la Romeria? 
Masonismo y Catolicismo. — Nuestra ultima campana. — El 
pod6r de Maria. — Del Natural. — La Piedad en familia. — El 
arma de la conversaeion. — Historia nihilista. — El Padre Santo 
en prision. — El blasfeno; Soneto. — La hija del cielo. — 
Catolicismo »sui generis* — Los jovenes del dia y sus lecturas. — 
Misiones de Filipinas. — Datos elocuentes. — Carnaval; Soneto. 

— Los siete dolores de Maria. — Ecos del Vaticano. — Seccion 
piadosa. Noticias y variedades. Bibliografia. — 



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— 262 — 

XII. Der Katholik. 1883. Janner — October. A b h a n d 1 u n g e n . 
Probst: Die Liturgie des Basilius, I. 1—27, 113—141. — Biirger- 
recht und Zunftgenossenschaft der katholischen Einwohner der 
freien Reichsstadt Bremen im 17. und 18. Jahrhundert; 28 — 59. 

— Galileistudien, 60— 84, 176—200. — Stacke's Deutsche Ge- 
schichte, 85— 98 r 201—216— Encyklika Leo's Xni. an die 
spanischen Bischofe vom 8. Dez. 1882, 98 — 105. — Der Auf- 
schwung der Poesie in dem katholischen Deutschland, 106 — 112. 

— Scheeben: Die Controverse iiber die Formalursache der 
Gotteskindschaft in dem Gerechten und das Tridentinum, 142 — 175. 

— Stockl: Die thomistische Lehre vom Weltanfange in ihrem 
geschiehtlichen Zusammenhange, 225 241, 337—361. — Die 
Erkennbarkeit Gottes nach der Lehre des hi. Thomas von Aquin 
(Referat iiber: Dr. Ceslaus Maria Schneider, »Natur. Vernunft, 
Gott«), 242 — 257. — Franz Hergenroether: Die Auflosung 
der Ehe der Unglaubigen bei der Bekehrung des einen Theils 
durch das privilegium Paulinum, 258 — 280. — Ein Commentar 
zu dem neuen Canon »de translatione festorum* vom 21. Juli 1882, 
281 — 292. — Bellesheim: Neue Schriften der heiligea 
Hildegardis (Referat iiber des Cardinals Pitra »Analecta 
Sacra Spicilegio Solismensi parata«), 293—304. ~ Der Auszug 
Israels aus Aegypten (Referat iiber E. Lecointre: »La campagne 
de Moise pour la Sortie d'Egypte*), 305 — 323. — Verein zur 
Untersttitzung diirftiger Aspiranten fiir den Priesterstand in 
Deutschland (Promemoria, Statu tea) 324—330. — Die Welt- 
anschauung des P. Angelo Secchi. Ein Beitrag zur Widerlegung 
des mechanischen Monismus, 362—384. 449-472, 561—585: 
II. 1-39, 113—141, 225—260. — J. Moser: Melchior Paul 
von Deschwanden (Referat iiber Dr. P. Albert Kuhn: »Melchior 
Paul von Deschwanden. Ein Leben im Dienste der Kunst und 
der Religion*), 385-413, 502—522. 640—652. — M.: Die 
Promulgation des tridentinischen Ehe-Decrets (Sess. XXIV. de 
reformatione matrimonii cap. 1.) in der Erzdiocese Mainz. 414 — 426. 

— J. Janssen's zweites Wort an seine Kritiker (Ref. iiber dieses 
Werk), 427 — 448. — Bellesheim: Universitatsbildung der 
Katholiken in England und Deutschland, 473- -401. — F. Reinhard: 
Heidenthum und OfTenbarung. Ankliinge und Contraste, 492 — 501. 

— Lie sen: P. Joseph Kleutgen S. J., 523—543. — Fa Ik: Die 
Einfiihrung des Festum lanceae et clavorum sive armorum Christi. 
544-546. — J oh. Nep. Seidl: Der Diaconat in der Apostel- 
geschichte und den paulinischen Briefen, 586 — 691, II. 40 — 56. 
Erganzungen zu Janssen's Geschichte des deutschen Volkes, 
602—616, II. 57-70: 397—412. — Das neueste Werk fiber die 
Bussbiicher (Ref. iiber H. Joseph Schmitz: Die Bussbiicher und 
die Bussdisciplin der Kirche), 617 — 639. — Heinrich Keiter: 
*Die Apostel des Herrn,< Dichtung von Edmund Behringer (Ref.) 



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— 263 — 

653 — 669. — Die Stellung cles Priesters zur Herz-Jesu Andacht 
(Ref. iiber II. Noldin: »Die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu), 
II. 71 — 82. — Vincenz Gasser, Fiirsterzbischof von Brbcen (Ref. 
tiber das Buch von Johann Zoblj, 83—96, 196—215. — 
S. D. N. Leonis XIII. constitutio de lege Franciscalium tertii 
ordinis saecularis, II. 97 — 105. — J. Ernst: Ueber die angeblich 
nestorianisehe Christologie des Pelagianismus, II. 142 — 167. — 
Joseph von Hohenzollern, Furstbischof von Ermland (Ref. iiber 
Franz Hipler: Briefe und Tagebucher des Fiirstbischofs etc.). 
II. 168—195, 261—281, 382-396; (er war zugleich der letzte 
Commendatar-Abt von Oliva Ord. Cist.). — Dr. A. Schill: 
Die officielle Relation des romischen OfTiciums ttber die Ver- 
urtheilung des Jansenismus, II. 282—299; 363-381. — Die 
Neuregelung des dritten Ordens des hi. Franciscus durch die 
Constitution Misericors vom 30. Mai d. .1., II. 300-311. — 
Schreiben Papst Leo XIII. vom 18. August 1883 an die Cardinal e 
Luca. Pitra und Hergenrother, 312—321. — Der Gebetsmonat 
des hi. Rosenkrauzes, 11.322 — 332. — Die VIII. Generalversammlung 
der Gorres-Gesellschaft, II. 333—336. — Aufruf zum Bane 
einer Kirche zu Ehren der heil. Elisabeth in Eisenach, II. 223 — 224. 
Die Weltanschauung des P. Angelo Secchi. Ein Beitrag zur 
Widerlegung des mechanischen Monismus; II. 338 — 363. Ueber- 
sichtliche Darstellung der kirchlichen Bestimmungen betreffs des 
heiligen Kreuzweges, II. 413 — 427. HeinrichDunzinger, Erinnerungen 
aus seinem Leben, gesammelt von seinem iilteren Bruder ; 
II. 428 — 444. — Literatur. (Bericht iiber November und Dezember 
folgt mit der Uebersicht von 1884.) 

XIII. Geschichtsblatter fur die mittelrheinischen Bisthiimer. 

1. Nr. 2. Aus dem Leben des rheinischen Clerus (1508 — 1523 ; 
S. 33 — 37.) — Bonifatius-Fest, -Reliquien und -Hymnen (Schluss ; 
37 — 40). — Das Syntagma monumentorum des Domvicars G. 
Helwich (41 — 44); J. Zaun: Da* Territorium des Bisthums 
Limburg (44—46). — Falck et Heckmann: Die karolingische 
Siiulenbasilika zu Hochst am Rhein (46 — 51). — Rady: Eine 
muthmassliche Missionsstatte des H. Bonifatius in dem ausgegan- 
genen Dorfe Selters bei Giessen (51 — 55). — Bericht an den 
apostol. Stuhl, betreffend Zustand des Erzbisthums Trier urn 1694 
(Forts. 55—60). — Aus dem Leben einiger Dompfarrer zu Mainz ; 
wahrend des Mittelalters (Schl. 60— 62). — Franz Wolff: Modus 
propinandi in Testis SS. Maximini videlicet et Agritii (62). — 
Zur Sprache und Sitte der Kirche im Mittelalter. 1. Not Gottes. 

2. St. Anna Mettertia. 3. Grisgramen. 4. Nebeling. (63 — 64.) 

L. J. 

XIV. Revue des sciences eccl£siastiques , publiee par des 
professeurs du college theol. de Lille, 1883, Oct.— Dec, N. 287-289. 



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— 264 — 

— Th. Bouquillon: Coup d'oeil sur Thistoire de la thSologie. 

— J. C h a r t i e r, S. J. : Demonstration de la religion et methode 
de retour h Dieu. — E. Hautcoeur: Une question liturgique. 
Les Patrons des lieux et les titulaires des Sglises. — Le Tallec, 
S. J.: Saint Thomas et le Thomisme. — Ridders:Le texte 
grec des £vangiles. — A. Tachy: Les honoraires des messes. 

— Actes du Saint-Stege. — Bibliographic — Liturgie. — 
Vartetes. — L. J. 

XV. Revue Catholique (de Louvain). 54 e tome : 1883, XI • livr. A.Charaux: 
Vie de Montesquieu d'apres ses lettres et divers autres documents (suite 729 — 736). 
Al. Mot a is: L'ecole allegorique et l'ecole litteVale sur 1'hexameVon mosaiqne 
(suite 737 — 766). Pedro N& da: Les fils de Dieu et les filles des hommes d' apres 
M. Lenormant (767 — 575). Reus ens: Cimetieres a fleur du sol pendant les 
trois premiers siecles de 1 ere chr&ienne (776- 783). B. Jungniann: Sainte 
Th^rese et ses revelations (784—789, Referat iiber G. Hahn, S. J.: Les 
phenomenes hysteViques et les revelations de sainte Therese. Bruxelles, 
A. Vromant, 1883. 8°. Bulletin de Theologie. Bibliographie. 

XVI. Anzeiger fur Kunde der deutschen Vorzeit. Neue Folge. Organ des 
Germanischen Museums. Dreissigster Band, 1883. NUrnberg. Wissensehaf t- 
liche Mittheilungen. Nro. 1. Trabantenwaffen des 16 — 18. Jahrhunderts, 

— Aus dem Egerer Archive. — Ein Bibarter Weisthum aus dem 15. Jahr- 
hundert. — Nr. 2. Verse zum Lobe von Teg em see. — Zur Geschichte der 
Universitatsstipendien. — Die reliefierten Feustersohlbiinke am Stadthause xu 
Breslau. — Bauten vom Jahre 1468. — Deutche Persouennamen in Italien. — 
Nr. 3. 4. EigenthUmliche Wagen, Schiffe und Schlitten vom 15. — 18. Jahrhundert. 

— Johannes Klenkok (Ketzerrichter in der Olmiitzer DiScese ao. 1870.) — 
Bischof Thietmars Grabstein im Dome zu Merseburg. — Verzeichniss der Ge- 
schiitze der Stadt Miinden. — Die Sage von der Schwurmesse (in Haslach, 
Mittelsteiennark). — Nr. 5. Femina perfida. — Ein Meisteratttck des Niirnberger 
Uhrmachers Nicolaus. MUnch. 1640. — Heraldische Notizen. — Zur frei- 
willigen Leibeigenschaft. — Zur Einhorn-Legende. — Nr. 6. 7. Ein Brief 
des Gabriel Holzschuher aus Indien vom Januar 1580. — Sphragistische Notizen. 

— Alte Geschutzinschriften in der Stadt Bremen. — Belagerung einer Stadt. 
Darstellung vom J. 1468. — Nachrichten Uber Balthasar Hacker aus Ntirnberg. 

— Schadigung eines Vertriebenen. — Zur welfischen Siegelkunde. — Ein Brief 
von Leibniz. — Nr. 8. Ueber Basler Goldschmiedezeichen. — Mittelalterlicher 
Hausrath und das Leben im deutschen Hause. — Brotverkauf- und Schau- 
Ordnung fUr die Stadt Chur vom 13. Juni 1408. — Malerurkunden aus L^wen- 
berg i. Schl. — Nr. 9. 10. Die heiligen Bluts-Capelle der Cister- 
cienser-Abtei Dob era n. — Ueber die Entstehung des neueren Reichsfursten- 
standes. — Ein schone concert vom levden Christi Nr. 11. 12. Ezechiel 
Paritius, Hofmaler der Herzoge von Brieg, und seine Kunstsammlung. — Fragment 
einer Palastina-Pilgerschrift des 15. Jahrhunderts. — Unsicherheit der Reichs- 
gesetze. — Instrumenten-Inventarium einer kleinen Hofkapelle. — Goldarbeiter- 
rechnung filr den Herzog Wilhelm IV. von Jttlich und Berg aus den J. 1480 
und 1481. — Urkunde und Chronik. — Ohronik des Germanischen Museums. 
Schriften der Akademieen u. s. \v. — Vermischte Nachrichten. — Literatur. 
Anzeigen. — 

XVII. Nuntius Romanus. Cura societatis catholicae instruc- 
tivae. Annus II. Romae typis soc. cath. instr. 1883. — Litterae S. D. 
N. Leonis XIII. ad Emin. archiepiscopum Dublinensera (quibus 
gaudet de curis adhibitis ab episcopis favore catholicae juventutis 
Hiberniae eisdemque commendat philosophiam Aquinatis pro 



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— 265 — 

seminariorum adolescentibus), dat. 1. Jan. 1883. — Ex S. Con- 
gregatione Concilii: Murana et Potentina, jurisdictionis. — Ex s. 
Congreg. de propaganda fide: Litterae Em. Praefecti ad vicarios 
apostolicos (quibus eisdem committitur, ut in regionibus suae 
jurisdictionis inquirant, quae ad sacram profanamque scientiam 
conferunt), dat. 20. Oct. 1882. — Ex s. Congreg. Rituum: 
Decretum. Approbatio scapularis in honorem S. Michaelis arch- 
angeli pro sodalitio de Urbe Romana. Die 20. Apr. 1882. — 
Ex consistorio habito 15. Mart. 1883. — Litterae in forma Brevis, 
quibus fundatur et constituilur Romae Collegium pro clericis 
Armeniis. Leo XIII., dat. 1. Mart. 1883. — Litt. in forma Brevis, 
quibus nonnullae conceduntur indulgentiae sodalitio ab adoratione 
reparatrice gentium catholicarum nuncupato. Leo XIII., dat. 
6. Mart. 1883. — Ex s. Congreg. Concilii: Salemitana, pensionis; 
Neapolitana, matrimonii. — Ex s. Congr. Rituum: Decretum. 
Calaritana canonizationis beati Salvatoris ab Horta, laici professi 
ordinis Minorum S. Francisci de Observantia; Decretum: Que- 
becensis. Beatif. et Canoniz. ven. servae Dei Sor. Mariae ab 
Incarnatione, fundatricis monasterii Ursulinarum in civitate Que- 
becensi. — Ex s. Congr. Indulg. Decretum, quo conceditur 
indulgentia centum dierum sacerdotibus, qui adnexam recitent 
orationem. — Litterae responsionis antistitum Hispanorum ad 
epistolam encyclicam S. P. Leonis XIII., datae in epiph. Dom. 
1883. — Ex s. Congr. Concilii: Augustae Praetoriae, legati 
quoad nominationem et usumfructum; Pinn. et Atriensis ac 
nullius Montis-Cassini, aperitionis oris et jurisdictionis. — 
Ex s. Congr. Indulg. : Vapincensis ; decretum, quo declarantur 
nullae indulgentiae patris Blanchard nuncupatae. — Ex s. poeni- 
tentiaria apost. : responsum, respiciens tempus medium quoad 
jejunium naturale servandum et officium divinum recitandum. — 
Ex s. Congr. Rit. : Novariensis. Ravennatensis. — S. D. N. 
Leonis XIII. Constitutio de lege Franciscalium tertii ordinis 
saecularis; dat. III. kal. .Jun. 1883. — Ex s. Congr. Cone: 
Caesaraugustana, indulti. — Ex s. Congr. Rit. Decretum, quo 
declarator, editionem librorum choralium, impressam typ. Trid. 
Pustet Ratisbon., continere cantum liturgicum proprium ecclesiae 
Romanae, simulque excitantur locorum Ordinarii, ut hanc editionem 
in propriis dioecesibus adoptent, et tandem reprobantur postulata 
Summo Pontifici proposita a conventu Aretino superiori anno 
habito. Decretum: Rotomag. beatif. et canoniz. ven. servi Dei 
Joannis Baptistae De la Salle, fundatoris congregationis fratrum 
scholarum christianarum. — Litterae ad praesidem catholicae 
societatis Hungarian Leo XIII., dat. 8. Mart. 1883. — Ex s. Congr. 
Cone. : Andriensis, proventuum parochialium ; Andriensis, jurium 
et privilegiorum. — Ex s. Congr. Rit. Decretum, quo festa SS. 
Benedicti abbatis, Dominici Gusmani et Francisci Asisiensis 



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— 266 - 

ad ritiim duplicem maiorem evehuntur. — Ex s. Congr. Cone. : 
Argentin. et Alger., ; excardinationis et suspensions. — Ex s. Congr. 
S. R. U. Inquis. : Dubia quoad interpretationem cons ti tut ionis 
»Apostolicae sedis moderations* — Ex s. Congr. Eccl. negot. 
extraord. praeposita: decretum. quo resolvuntur questiones ortae 
in Bosnia quoad paroeciarurn collationes. — Ex s. Congr. de 
prop, fide: litterae circulares ad Hiberniae episcopos, quibtn 
reprobatur pecuniae collecta fere vi ac metu acta. — Ex s. 
Congr. Indulg. : decretum, quo conceditur indulgentia CCC dierum 
recitantibus adnexam orationem. — S. D. N. Leonis XI11. epistola 
ad S. R. E. Cardinales: Antonium De Luca, Joan. Rapt. Pitra. 
Jos. Hergenroether, dat. 18. -Aug. 1883. — Ex s. Congr. Cone: 
Melivetana. — Ex s. Congr. Rit. : decretum urbis et orbis. — 
Ex Consistorio habito in aedibus Vaticanis 9. Aug. 1883. — 
S. D. N. Leonis XITI. epistola encyclica ad patriarchas etc. (de 
Rosario), dat. 1. Sep. 1883. — Ex s. Congr. Cone: Mediolan.. 
decretorum et appellationis. Herbipolensis, matrimonii. — S. D. 
N. Leonis XIII. epistola ad archiepiscopum Vindobonensem ob 
memoriam saecularem Vindobonae liberatae, dat. 30. Aug. 1883. 

— Ex s. Congr. Cone. : Apuana, sponsalium. — Ex s. Congr. 
Rit.: Officia votiva: pro feria II. off. de SS. Angelis semiduplex. 

— Ex s. Congr. Cone: Centumcellarum, aperitionis oris et 
suspensionis legati. — Ex s. Congr. Epp. et Regg. : Ripana, 
jurium parochialium. — Ex s. Congr. Rit: Officia votiva; pro 
fer. III. off. vot. de Sanctis Apostolis. Romae, pro fer. III. off. 
vot. De SS. App. Petro et Paulo. — Ex s. Congr, Cone. : Cra- 
covien., jurium canonicalium. — Ex s. Congr. Rit.: decretum 
quoad officiorum votivorum per annum recitationem loco ferialium ; 
Ostien. et Veliternen. : quoad officium votivum in octava alieujus 
festi etc. ; pro fer. IV. officium votivum de S. Joseph, sponso 
B. M. V. ; pro feria VI. officium votivum de Passione D. N. J. C 
semiduplex; pro sabbato officium votivum de Immalacuta Con- 
ceptione B. M. V. semiduplex; pro feria V. officium votivum de 
sanctissimo Eucharistiae sacramento, semiduplex. — Index. — Der 
liberaus incorrecte Druck entspricht nicht der Wichtigkeit des 
Inhaltes. — 

XX. „Divus Thomas." Commentarium Academiis et Lycaeis 
Scholasticam sectantibus inserviens. Piacentiae, typis Epise. 
Tedeschi. — Vinati Giovanni red. responsible. — Pretium 
annuum: Italiae: libell. Ital. 4.00; ceteris regionibus: 5,00. — 
Diese fur das Studium der scholastischen Philosophic wegen ihrer 
grossen Grundlichkeit und Klarheit in der Behandlung des 
Stoffes hoehst empfehlenswerthe Zeitschrift, herausgegeben von 
der Academie des hi. Thomas zu Piacenza in monatlichen 
Blattern zu je 16 Seiten Grossquart, beginnt mit Monat Marz 
dieses Jahres ihren V. Jahrgang. Es moge bei diesem Anlass 



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— 267 — 

gestattet sein, audi an dieser Stelle auf dieselbe aufmerksam zu 
machen. Sie enthalt in ihren vier bisher erschienenen Jahrg&ngen, 
abgesehen von mehreren auf das Studium der scholastischen 
Philosophie im Allgemeinen beziiglichen Aetenstucken und Ab- 
handlungen: 1. fortlaufende Commentare zu einzelnen Biichern, 
Artikeln und Quastionen der Schriften des hi. Thomas; z. B. in 
quaest. : XII. und qq. : LXXV— XC. — I. P. Summae Theol. — 
qq. : I.— XXVI. III. P. Summae Theol. OQuomodo Deus a nobis 
cognoscatur. — De homine quantum ad animam. — De incar- 
natione.) in opusculum D. Thomae: De unitate intellectus contra 
Averroistas. und Animadversio Exegetica in art. 10. I. P. S. 
Theol. — 2. Abhandlungen und Kritiken wie: De ente ge- 
neralissimo prout est aliquid psychologicum, logicum et onto- 
logicum — Positivismus ac nova methodus psychologica Pro- 
fessoris Siciliani — Animadversio in dissertationes De Hubeis 
(circa opusculum »De Humanitate J. Ch..< — circa opusculum 
scriptum super libros Magistri sententiamm ad Hannibaldum 
Hannibaldensem R E. C. — circa supplementum Art. II. q. IV. 
»de potentia.* — Index fontium opusculi >De Humanitate f). N. 
.1. Ch.« Doctori Angelico falso adscripti. — Hylloge nrgumentorum, 
quibus a scholae christianae doctoribus Veritas humanae cogni- 
tionis et scientiae certitudo comprobatur. — De rationis humanae 
habitudine ad veritates supernaturales per revelationem exhibitas 
juxta men tern Dcctoris Angelici. - De formarum eductione 
e potentia materiae — De libris incipientium institutioni inser- 
vientibus. — Animadversiones in > Cur so de philosophia elemental** 
ab Alvez de Sousa exaratum. — De mente S. Thomae circa 
immaculatam Conceptionem. — De modo. origine ac profectu 
humanae cognitionis investigationes. — Animadversiones in me- 
thodum qua recentiores tradunt tractatum »De Deo uno et 
trino« — Fragmenta quaedam historioa scholae Conimbricensis 
— und einige kleinere. — 3. Ribliographiae, Problemata et 
quaerenda in opera S. Thomae mit den eventuellen Solutionen, 
Acta et relationes Academiarum Thomisticarum. Varia. Als hervor- 
ragendste Mitarbeiter erscheinen: Der Redacteur Vinati, Nuntius 
Signorello. Dr. A. van Weddingen, \ T . Bonaldo Vic. den. Clod., 
Albertus Brirboris. Prof. Antonius M. Bonito, .1. B. Fornatore, 
Aloysius (ialea. Alb. Lepidi 0. P. Lovanii Prof., Cajc^tanus Tononi, 
Aloysius Rotelli episc. Faliscod . P. (i. (r. 

XXI. Die Tropen-Prosen- & Prafations-Gesange im Mittelalter. 

Aus drei Handschriften der Abteien PrQni & Ecliternach, aufbewahrt in der 

Nationalbibliothek zu Paris. Herausgegeben von Ad. Reiners, Pri ester der 

Di?'»ce8e Luxemburg'. Luxemburg, Preis 1 M. 40 Pf. 

In der That, eine willkommene Gabe fur jeden Freund und 
Forscher mittelalterlicher Kunst, Literatur und Geschichte. Kein 
Leser dieses interessanten Buchleins, das einzig in seiner Art 



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— 268 — 

da steht und mit vieler Liebe und grossem Fleisse geschrieben 
ist, diirfle dasselbe ohne Befriedigung bei Seite legen. Nachdem 
der hochwiirdige Herr Verfasser im ersten Capitel seines 
Werkehens den Kirchengesang bis zum Abschlusse des ersten 
Jahrtausends der christlichen Zeitrechnung, im Allgemeinen, 
in gedrangter Kiirze dem Leser vor Augen fuhrt. behandelter im 
zweiten Capitel, den Stand desselben im lOten Jahrhundert in 
den einst so beruhmten, leider schon langst untergegangenen 
Benedictiner-Abteien Priim und Echternach, erwahnt der in 
jenem Zeil alter Jebenden Schriftsteller und Scholasten der beiden 
Stifte, mit besonderer Beriicksichtigung der Schriften des beruhmten 
Abtes Regino von Priim iiber Musik und Kirchengesang, und 
schliesst dasselbe mit eingehender Beschreibung dreier Handschriften 
— zweier Troparien und eines Sacramentar's. Im dritten Capitel 
ergeht er sich iiber den Ursprung. das Wesen, die Verfasser der 
Tropen und Prosen und theilt viel Schones, Neues und Merk- 
wiirdiges iiber die bisher ganz unbekannten Tropengesiinge mit 
sich ebenfalls iiber die in letztei Zeit in Deutschland h&ufig 
gesammelten und besprochenen Prosen weiters auslassend. Es 
darf dem Herrn Autor das Zeugniss gegeben werden, dass er die 
einschlagige Literatur allseitig kennt und mit unverdrossenem 
Fleisse alle ihm in der hiesigen Nationalbibliothek zuganglichen 
Doeumente, sowie auch die in Frankreich und anderswo erchienenen 
neuern, den Gegenstand behandelnden Monographien. Abhandlungen 
und Controversen griindlich studirt und mit kritischer Sichtung 
zu seiner eigenen Arbeit verwerthet hat, Das eigentliche Werk 
beginnt (Seite 23) mit der dritten Weihnachtsmesse, nach der 
Echternacher Handschrift. Das Prttmer Manuscript wurde hier 
unberiicksichtiget gelassen. weil ihm »der eigentliche Anhang fehlt 
und die ersten Blatter des Weihnachtsfestes ordnungslos brueh- 
stiickartig eingebunden sind.« Hier begegnen wir Doppelchoren in 
Frage und Antwort. Dieselben wurden vor dem teierlichen 
Hochamte gesungen und leiteten die Festfeier ein — wohl die 
Anfiinge der sp&ter so beriihmt gewordenen Weihnachtsfestspiele. 
Die Tropen im Kyrie, Gloria u. s. w. sind mehr Erklarungen 
des litui'gischen Textes und sollen unter den neumirten 
Endreihen ohne Worte gestanden haben. Besonders her^or- 
zuheben ist die Eintheilung der Prosen. Weder Mone noch andere 
Autoren wussten diese ungefugen Poesien zu classifiziren. Unser 
Herr Verfasser hat nun dieselben nach den alten Neumen, deren 
•jiliederung die Worte entsprechen mussten, in Doppelverse 
eingetheilt von gleicherSilbenzahlmit Eingang und Schluss. 
So siehl man z. B. (S. 32) in der ersten Sequenz, welche (S. 33 j 
in gelungener deutscher Uebersetzung gegeben ist, sechs herrliche 
Doppelverse von 21. 18. 49. 23. 29. und 27. Silben. Der Mess- 
canon im Echternacher Sacramentar, aus dem lOten Jhrdt. 



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269 



bietet dem Liturgiker seiner vielen Abweichungen wegen 
reichlichen StofT zu gelehrten Erorterungen. Die Prafationen endlich, 
im ersten Jahrtausend so beliebt, dass jede Messe die ihrige, am 
oftesten sogar zwei hatte, tragen den Stempel hochpoetischen 
Schwunges und sind wahre Perlen. Man lese die von St. Johannes 
Evang. (fol. 54) oder die vom hi. Neujahrsfeste (fol. H2\ man 
vvird sich einer tiefen Biihrung nicht erwehren konnen. Erwjihnen 
wir noch. als Merkwiirdigkeit, der Gesange bei der General- 
Communion, am Weihnachts- und Osterfest, der Prose auf das 
Fest des hi. Willibrord (fol. 107) die aus (12) Doppelversen von 
gleicher Silbenzahl und aus zwei Hexametern gebildet ist und 
einzig in ihrer Art dasteht, und endlich der zehn bisher 
unbekannten Prosen, mit welchen das Werk abschliesst. — Wir 
schliessen dieses Referat mit dem Wunsche, der hochwiirdige 
Herr Verfasser moge auf dem betretenen Wege imentwegt fort- 
schreiten und seine interessanten Studien und Forschungcn 
fortsetzen. Seine Schrift ist ein neuer Beweis, »dass im zehnten 
.lahrhundert keineswegs alles Barbarismus, Verkommenheit und 
geistige Finsterniss war, und dass gerade in den stillen Kloster- 
zellen die Keime neuen Lebens, echt religioser und wissenschaftlicher 
Bestrebungen frisch und mftchiig sprossten.* Moge der Heir Ver- 
fasser endlich unsern besten Dank entgegennehmen, dass er 
in edler Uncigennutzigkeit durch Selbstverlag seine Arbeit zum 
Gemeingut gemacht hat. 

Paris. - Bod. Boner. 

XXII. Statistische Notiz iiber die tranzds. Nationalbibliothek 
in Paris. Wir entnehmen dem soeben vollendeten Inventarium 
der franzosischen Nationalbibliothek in Paris folgende interessante 
Angaben: Die eigentliche Bibliothek enthalt gegenwiirtig Zwei 
Millionen funfmal hunderttausend Bande (2,500.000) 
Die Manuscriptensammlung besitzt, theils eingebunden 
theils in Heften oder Cartons, Zweiundneunzigtausend Stiicke 
(92.000) und Einhundert vierund vierzigtausend franzi'v 
sische und fremde Munzen und Medaillen aller Epochen. (144.000). 
Die Kupferstichsammlung zahlt in 14.000 Biinden und 
4000 Mappen mehr als Zwei Millionen Exemplare (2,000 000). 
1 n der B e s e r v e-G a 1 1 e r i e werd^n beiAchtzigtausend (80 .000) 
der kostbarsten und seltensten B&nde aulTjewahrt. Die franzosische 
Nationalbibliothek, deren Schiitze sich j&hrlich durch Ankiiufe 
und grossmiithige Donationen mehren, ist wohl unter alien euro- 
piiischen Bibliotheken die reichhaltigste und jilteste. Ihre Ent- 
stehung kann bis ins Zcitalter Carl des Grossen zurtickgeflihrt 
und auch nachgewiesen werden. Die eigentliche Grundung aber 
fallt in die Begierungszeit Carl des Fiinften, des Weisen. Dieser 
Furst beauftragte seinen Kammerdiener Gilles Mallet, ein Gelehrter 



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— 270 — 

seiner Zeit, init der Aufnahme eines Inventars iiber die damals 
(1367) bestehende Bibliothek. Dieses lnventarium, das erste 
welches gemacht wurde, existirt heute noch und wird als kost- 
bare Reliquie in Rahmen eingeschlossen aufbewahrt. Es enthiilt 
nebst der Nomenklatur von 900 (neunhundert) Banden noch 
verschiedene andere zu gleicher Zeit inventarisirte Gegenstiinde. 
Der stetige Zuwachs des Materiales erfordert dringend Vergrftsserung 
des gegenwartigen Locales. Es ist unerlas^lich, dass der Staat 
seine jahrlichen Beitr&ge erhohe. Keine andere Ausgabe ist nutzlicher 
und besser gerechtfertiget. Um eine Idee von der fort und fort 
steigenden, intellektuellen Bewegungder letzten Jahre zu bekommen, 
beliebe man folgende Ziflern zu vergleichen. Der Arbeitssaal, der 
328 bequeme und wohleingerichtete Pl&tze enthiilt, nahrn im 
Jahre 1868 vierundzwanzigtausend (24.000) Leser und 
im Jahre 1883 Siebzigtausend (70.000) auf. 

Paris. R. Boner. 

Die katholische Bewegung in unseren Tagen Herausg. 
von Dr. H. Rody zu Frankfurt a/M. Wurzburg 1883, Leo Woerl. 
XXII. XXIII. 1—24. Heft. C. B.: Rundschau 1, 1—16. — Das 
kirchliche Vereinswesen 16 — 23. — N. : Federzeichnungen aus 
dem Culturkampfs-Heerlager; 1, 23—38; 15, 97—110. — P. 
J. L. : Verluste und Gewinnste der kath. Kirche in der Schweiz 
innerhalb der Jahre 1875 bis 1882; 1. 38-45, 65—73. — 
Ghristtag zu Clausthal im Harz; 2, 49 — 64. — Die liturgische 
Verlagshandlung St. Jean zu Tournay; 2, 73 — 77. — Warnungs- 
tafel: Deutsche Geschichte in Verbindung mit Anderen von L. 
Stacke; 2, 77 — 86. — Peter Necom: Welche Bedeutung hat 
der Sonntag fur den Christen? 3, 97 — 111 — Ceslaus Maria 
Schneider: Zeugnisse der Steine fur die kath. Wahrheit; 3. 
111—129; 7, 313—326; 10, 463—480; 11. 506—509; 14, 71 
bis 82; 15, 132—143. — J. Hoffmann: Zur Frauenfrage; 3. 
129 — 144. — B. : Zur Erinnerung an den verevvigten P. Florian 
Riess, S. J.; 4, 145 — 153. — Aus der Mappe eines ehemaligen 
Milit&rgeistlichen; 4, 153—162; 5, 193-205; 8, 337—351; 10, 
444—463; 16, 172—175. — Protestantischer Religionsunterricht 
im Lichte der Toleranz; 4, 162—167. — H.: Der moderne Un- 
glaube und sein Bankerott; 4, 167 — 173. — Frankreich und die 
Religion; 4, 174—178. — E. v. A.: Ein neues Weltepos (Beh- 
ringer: »Die Apostel des Herrn«); 4, 179 — 189. — Die Eides- 
frage und die allgemeine Lage in Frankreich; 5, 205 — 210. — 
Peter Necom: Kirchenhistorische Skizzen aus Scandinavien; 
5, 210—232; 6, 263—268. — Der neue katholisch-conservative 
Verein in England; 5, 232 — 234. — Die Aufgabe der Staats- 
gewalt und ihre Grenzen; 6, 241—259; 11, 481—502; 13, 12 
bis 35; 14, 62—71. — Der moderne Luxus und die heutigen 
Sitten; 6, 259—263. — Galilei; 6, 268—277. — Ueberpro- 



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— 271 — 

duction katholischer Zeitungen; 6, 277—283. — B. D.: Der 
Antheil tier Kirche an der Vertheidigung und der Befreiung Wiens 
im J. 1683; 7, 289—313. — Grunhof in Hinterpommern ; 7, 
326 — 333. Peter Necom: Reflexionen uber Arbeit undErwerb; 

8, 351 — 364. — Dr. Stalil: Warnungstafel (gegen K. Oppel: 
>Das alte Wunderland der Pyramiden*); 8, 364 — 376. — Neuere 
Literatur iiber die Hexenprocesse ; 8. 382 — 384 ; 9, 429 
bis 432. — Maria die Familienmutter; 9, 385—403. — Peter 
Necom: Die kath. Kirche in New- York; 9, 403—408. — P. 
J. L. : Ziige aus den Zeiten der schweizerischen Reformation; 

9, 408 — 14. — Vorausgeworfene Schatten der Lutherfeier; 
9, 414—423. — Der Culturkampf in Dynamitbeleuchtung ; 10, 
433 — 444. — Die Wiederbelebung des Gambetismus in Frank- 
reich; 11, 502 — 506. — He in rich Keiter: Die kath. Poesie im 
Zeitalter des »Culturkampfes« ; 1 1 , 509 — 518. — Ausflug nach Berlin; 
1 2, 529 — 542. — 1st die unglaubige Philosophic staatsgefahrlich ? 

12, 542—547. — Peter Necom: Recht und Gesetze; 12, 547 
bis 561. — Die neueste Kirchenpolitik der franzosischen Re- 
gierung; 12. 561—566. — Milde Stiftungen und deren Schicksal; 

13, 1-12; 14,49-62; 15, 110-132; 17, 193-204. — Die 
conservative Partie in Preussen; 13. 35—40. — Die Religion 
der Griechen und Inder; 14, 82 — 87. — Bernhard Lesker: 
Das Passionsspiel inBrixlegg; 16, 146 — 150. — Peter Necom: 
Gedanken iiber christliche Erholung; 16, 150 — 164. — Zur Re- 
construction des Schulwesens ; 16. 164 — 171. - M. : Die Spra- 
chenfrage in Bohmen; 16, 175 — 180. — Fr. Xav. Wetzel: 
Die Miirzdecrete in Frankreich; 16, 180—184; 17, 216—232; 
18. 277—286. — Peter Necom: Was ist Recht: 17, 204 
bis 212; 18, 261—277; 19, 316-324. — A. L.: Die unchrist- 
liche Schule und ihre Erfolge in Oesterreich; 17, 212 — 216. — 
Pischel: Napoleon I. und Fiirst Metternich; 17, 232-239. — 
Dr. E. W. M. Olfers: Moses und die Materialisten ; 18, 241 bis 
254; 19, 296—316. — A. P.: Philosophic des Lebens; 18. 
254—261. — Das kirchliche Biicherverbot ; 19, 289—296. — 
Warnungstafel : Die socialistische Literatur und Presse; 19, 324 
bis 332. — Die Vorurtheile gegen die kath. Kirche; 20. 337 bis 
344. -- J oh an n Hoffmann: Die Lutherfeier; 20, 344 — 356. 
— Frederik William Faber; 20, 356—366; 21, 399—412; 22, 
437—451; 23, 499—510. — Die kath. Herbstversammlungen ; 
20, 366—376. — Die Seelsorge in den grosseren Stiidten; 21. 
385—399. — Ein Lichtbild im Kirchenstreit ; 21, 413—419. — 
Bemerkungen zur socialen Frage; 21, 419 — 425. — Die kath. 
Kirche in England: 22, 434—437; 23, 490-499. — Pischel: 
Hermann von Mallinckrodt und die Missionsstation Custrin: 22, 
451 — 457. — Peter Necom: Was ist Freiheit? 22, 457 bis 
472; 23, 510—524; 24. 535—549. — Reformatorenbilder ; 23, 



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— 272 — 

481—489. — Albari Stolz f; 24, 529—535. — M.: Lutherfeier 
und Toleranz; 24, 549 — 565. — Miscellen. — Biicherschau. — 
Viele gut und schneidig geschriebene Artikel. — 

Revista Agustiniana, dedicada al santo obispo de Hipona. 
Valladolid, Colegio de Agustinos Filipinos. 1883. Voll. V. VI. 
Hauptartikel. Fr. Vicente Fernandez: La enciclica »Aeterni 
Patris« y el Tomismo. — Poesias atribuidas al maestro F. Luis 
de Leon, recogidas por el P. Francisco M6ndez. — Enciclica 
»Cum multa* de N. S. P. Leon XIII. k los RR. arzobispos y 
obispos de Espafia. — Vida de Santa Teresa por Fr. Luis 
d e L e 6 n (MS. in6dito). — Analogias entre San Agustin y Santa Teresa, 
estudio del P. Tom&s Rodriguez premiadoBanos, enelcertaraen 
con medalla de plata teresiano salmantino. — Libro segundo de la 
segunda parte de las Conquistas de las Islas Filipinas y 
Gronica de los religiosos de N. P. S. Agustin (MS. 
in&lito del P. Diaz). — Fr. Pedro Fernandez Miranda: De 
gratia et libero arbitrio. Dissertatio super libro, cui titulus: Con- 
troversiarum de divinae gratiae liberique arbitrii concordia initia 
et progressus (enarr. Gerardus Schneemann S. .1.). — Fr. Fran- 
cisco Blanco Garcia: Sor Juana In6s de la Cruz. — Fr. 
Conrado Muifios Saenz: Caridad. Cuento. — Arte de 
escribir. Tratado in^dito del P. M. Fr. Jos 6 de Jesus Mufioz 
Capilla. — P. Fr. Tirso L6pez: La ciudad ibSrica de Ur- 
bicua. — Carta de S. Santidad al Cardenal Mac-Cabe. — 
Fr. Conrado Muifios Saens: Un rival de D. Alonso de 
Ercilla. — Oda Sagrada, traduccion del salmo »Dominus regit 
me et nihil mihi deerit,« poesia inedita del P. Fr. Juan Fer- 
nandez Rojas (el c&ebre Liseno), Agustino. — Fr. F. U. : 
Del estudio de la lengua latina. — Fr. Vicente Fernandez: 
La ejecucion de la enciclica »Aeterni Patris* en los seminarios y 
dem&s colegios cat6licos de Espafia. — El patr6n Salman- 
tino, poema de Julian de Armendariz. — Las ruinas de Nu- 
mancia, poesia del P. Conrado Muifios Saenz, laureada en 
los Juegos florales de Burgos de 1882. — P. Conrado Muifios 
Saenz: El hijo de la levandera, relato historico. — Fr. Fran- 
cisco Blanca Garcia: La Violeta, poesia traducida del francos 
(deDubos). — Circular del Nuncio de Su Santidad en Madrid. 
— Fausto acontecimiento (betreffend die Ernennung des 
Augustiners und Professors zu Valladolid, Tom&s C&mara, zum 
Titular-Bischof von Tranopolis und Auxiliar des Card. Erzbischofs 
von Toledo; seine Biographie ib. von P. Conrado Muinos 
Saenz. — Los santos Agustinianos en Setiembre. — Fr. 
Francisco Blanco Garcia: La reforma particular de la 
Orden Carmelitana, llevada k cabo por Santa Teresa de Jesus; 
dissertacion historica, premiada en el certamen salmantino. — 



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— 273 — 

Martinez Parra: Un siervo de Dios (historia con visos de 
leyenda, biografia del Ven. P. Fr. Juan de Pineda. — Encielica 
de N. S. P. L£on XIII. recomendando los estudios historicos. 

— P. Conrado Muinos Saenz: Los Valientes, cuadro de 
costumbres de Castilla la Vieja, premiado con accesit en los 
Juegos florales de Burgos de 1882. — Fr. Marcelino Gu- 
tierez: Lutero y los Agustinos. — Epistola y fragmento de 
serm6n, M. S. inSditos de Sto. Tom&s de Villanueva. — 
A Maria Inmaculada Patrona de EspaAa, poesta del P. Conrado 
Muifios Saenz, laureada en el certamen portico celebrado por 
la Juventud cat6lica de Madrid en 1879. — Resoluciones de las 
Sag. Congregaciones de Roma. — Cronica Agustiniana. — Cr6- 
nica general. — Miscel&nea. — Bibliografia. — Revista cientifica. 

— Necrologia. — 

Ausser diesen Abhandlungen, welche beweisen, dass die 
spanischen Augustiner-Eremiten nicht bios auf dem Gebiete ihrer 
Ordensgeschichte heimisch sind, dass ihre literarische Th&tigkeit 
oftentlich anerkannt und ausgezeichnet wird und ein Gelehrter 
aus ihrer Mitte jungstens zur bischoflichen Wiirde befordert ward, 
Ziehen sich durch die erwahnten Hefte zwei Reihen von Mitthei- 
lungen, deren eine der wohl noch nicht geborene Verfasser des 
»Monasticon Universale,* die andere jeder Freund der Gelehrten- 
geschichte zu beach ten haben wird. In der ersten: Additamenta 
ad Crusenii Augustinianura Monasticon, P. Josepho 
Lanteri auctore, wird das von Nicolaus Crusenius im J. 1623 
zu Miinchen edirte Werk fortgesetzt ; die zweite zerfallt in 2 Ab- 
theilungen: Cat&logo de escritores Agustinos espanoles, portu- 
gneses y americanos, von P. F. B. M., und Scriptores Ord. Erem. 
S, Augustini Germani, Belgae, Bohemi, Poloni et Hungari, von 
P. Fr. C. Hutter (erscheint hier auch als Hurter). Dass die nicht 
spanischen Namen etc. etwas ttbel wegkamen, ist nicht zu verwun- 
dern, aber bei allem Fleisse, von welchem die Beitrage zum Monas- 
ticon Zeugniss geben, muss doch bedauert werden, dass zur Con- 
statirung der Namen, Situation etc. der Kloster die neueren 
Arbeiten iiber die Geschichte der Orden einzelner Lander gar nicht 
zu Rathe gezogen wurden. Das naher zu begrunden liegt nicht in 
der Intention dieser Zeilen und wiirde andere die >Studien« 
naher beruhrende Aufgaben beeintrachtigen. — 



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— 274 — 



Verzeichnis der bei unserer Redaction von Anfang April bis 
Ende Juni d. J. zur Besprechung, bez. Anzeige eingegangenen 

Druckschriften. 

* Bracco D. Leone: Vita della B. Qiov. Maria Bonomo Monaca 
Benedettina di. S. Gerolamo di Bassano. 
Vol. I. 387 



7o1 ' £ 3^2 } 8© Roma, Monaldi Co. 1883. 



Ch. H. : Duchovenstvo a socialni otazka. Podle nSm. spisu Dra. Scheichera 
na jazyk desk/ pfevedl ... V BrnS, tiskeni a nakladem pap. knihtisk. benedikt. 
rajhradsk/ch. 1884. 8°. Ill str. 

* Oloquet L.: Collection des Guides Beiges. Tournai et Touraaisis. 
Bruges (Belgique) Descle*e, De Brouwer C le 1884. VIII. — 493, 8°. 

* Dippel Dr., Jos.: Der neuere Pessimismus. Wtirzburg. Wien 1884, 
\V6rl. 140, 8°. M. 1, 80. 

Directorium Off. Divin. Benedictino-Mellicense ad annum Christi 
bissext. 1884. Viennae Rollinger etc. 

Dreier Albert: Flores Indiae. Steyl, Missionsdruckerei. 66—80 -}- 
17—175, 8° (verbunden). 

* Dudik Dr. O. S. B. Ueber Nekrologe der Olmiitzer Domkirche (Aus: 
Archiv fur <5st. Geschicbte LXV. Bd. 2. Halfte.) Wien 1884. Carl Gerold's 
Sohn 103 S. 8<>. 

* Ders: Tagebuch des feindlichen Einfalls der Schweden in das Mark- 
grafthum Mahren wHhrend ibres Aufentbaltes in der Stadt Olmiitz 1642 — 1660. 
Gefuhrt von dem Olmiitzer Stadtschreiber und Notar-Magister Friedrich Flade; 
herausgegeben von . . . (aus dem Arcbiv fiir 8st. Gesch. LXV. Bd. II. Hfilfte.) 
179 S. 80. 

E v e r s Georg G. : Martin Luther. V. Vollendung des innern Bruchs mit 
der Kirche. Mainz, Kirchheim 1884. IV. — 279, 8°. M. 2,70. 

Fischer Engelb: a) Gott lenkt 2. Aufl. II. Serie. 3 Bandch. Salzburg, 
MittermUller. 55, 8° a 40 kr. 

b) Lehrreiche Vorbilder. 7 Bandchen. ibid. 63, 8° a 10 kr. 

H a 1 1 1 e r P. Franz : Ehrenraub und Suhne. Innsbruck, Vereinsbuchhandl. 
1883. 30, 8«. 

Ders. Ueber die Andacht zum hochheil. Herzen unsers Herrn und 
Gottes Jesu Christi. Innsbruck, Rauch 1884. 394, 8°. M. 1,60 = 90 kr. 

Heksch A. F.: A FurdS <Ss uti Kalauzok szerkesztBsege 1884. VII. Filzet. 
Die Schwefelthermen etc. von Pistyan. Wien u. Pressburg (Lftwy & Alkalay). 

♦Hergenroether Jos. S. R. E. Card. : Leonis X. P. M. Regesta. Fasc. L 
Friburgi, Herder 1884. X. — 136, 40. M. 7,20. 

Hinterlec liner P. Fulg.: a) der seraph is che Weltorden. 3. Aufl. 
Salzburg, MittermUller 1884. 30, 16°, 6 kr. b) Der Christ im Sterbebette. 2. Aufl. 
ibid. 1884. 130, 80. 

Hoffmann Dr. Ernst: a) Das Altertum VHI. — 264] 

\>) Das Mittelalter 336 8°. 

c) Die Neuzeit 363 ) 

Mainz, Kirchheim 1884. M. 7,25 (zusamm.) 



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- 275 - 



H o 1 a i n Ludvik : Plesy duehovni. — Kostelni zpevnik pro 6tyf i smfsene 
hlasy ... V Brad, tiskem a nakladem knihtisk. benedikt. rajhradsk/ch. 1884. 
8<>. 476 S. 

Jaekel H.: Die friesisebe Wede. 190—201, 4°. 

J a n n e r Dr. Ferd. : Gesch. der BischSfe von Regensburg. IL Bd. Regens- 
burg, Pustet 1884. 224, 8«. M. 2. 

Jans sen Job.: Geschichte des deutscben Volkes seit dem Ausgang des 
Mittelalters. Liefernngsansgabe. Lief. XII. — XXI., pg. 401 — 763. 

Jungmann Bern: Dissertationes selectae in Historiam Ecclesiast 
T. IV. Ratisbonae, Pustet 1884. 404, 8°. M. 3,60. 

Jungmann J.: Aesthetik. Mit 9 Illustr. 2. Aufl. Freiburg, Herder 1884. 
XXV. — 960, 80. M. 12. 

Kadefavek Dr. Eugen: Rozjimani knefcska, anebo: Kndz konanim 
modlitby rozjiiuave posvecen/, od P. Cbaignona T. J. — Svazek drub/ [Asceticke* 
bibliot^ky c. 14.] V BrnS, tiskem a nakladem pap. knihtiskarny r. b. 1884. 
392 str. 8°. Cena 1 zl. 60 kr. 

■ * Kaulen Dr. Fr. : Vosen Dr. C. H. : Rudimenta linguae bebraicae. 
Sextum edid. Friburgi, Herder 1884. IV. — 130, 8°. 

Kinnast P. Flor. O. S. B. : Festpredigt am 25 j. Priesterjubilaum des 
hw. P. Gebb. Freyding O. S. B. Wien, Kirsch. 7, 4°. 

KOnig Arth. Dr.: Lehrbuch fUr den katb. Religionsunterricht. 
I. Curs: XH. — 120, 1883, ) Qft Q . a ™ .. „ , 

H. „ X. - 128! 1884, J 8 * 3 * AufL F ™ bur S> Herder - 

Koglgruber Kaj. : Der Kukuk als Prophet. Salzburg, Mittermuller 
1888. 22, 8». 

Koneberg P. Herm. : a) Ein ntitzliches Zwiegesprach fiir brave Kinder. 
Augsburg, Kranzfelder 1884. 16, 12°. 

b) Was ein Wort vermag. ibid. 35, 8°. 

c) Lourdes, ein Leucbtthurm fiir unsere Tage. Ottobeuern, Baur 1884. 
13, 80. 

K r 5 n e s Fr. Edm. : Normalien bez. des katbol. Religions-Unterrichtes etc. 
Wien, 1884. Pichler's Witwe. 31, 8°, 20 kr. 

Koudelka Alois: Kytka, kterou utrbl v zahradach Fernana Caballera 
. . . (Zabavna bibliote'ka dilo 85.) V Brne 1884. 144 str. 8°. 

L anger E. : Eine Centifolie der Konigin des Rosenkranzes. Prag 1884. 8°. 

* Le Glay Edw. : Histoire du bienbeureux Charles le Bon, Comte de 
Flandre. Lille 8"- S. Augustin 1884. HI — 83a, 8°. 

* Lindner Aug. : Die Schriftsteller und die um Wissenschaft u. Kunst 
verdienten Mitglieder des Benedictiner-Ordens in heutig. Kngr. Bayern vom 
J. 1750 bis zur Gegenwart. Nacbtrage zum I. und II. Bd. Regensburg, G. J. 
Manz 1884 (Scheuern und St. Bonifaz) *9, 8°, 60 kr. 

N a v r a t i 1 Sarkander : ftehola sv. Otce Benedikta, i eholnictva na zapade* 
patriarchy a z&konodarce. Z latinske'bo na desk/ jazyk prevedl ... V Brad, 
1884. Papefcska knibt. bened. rajhradsk/ch. 87 str. 8°. 

* Neuwirth Dr. Jos. : Die BauthKtigkeit der alamannischen Klo'ster 
St Gallon, Reichenau und Petershausen. Wien 1884, C. Gerold's Sohn. 114, 8°. 

Nos Religieux. IV. — 40, 8°. 

18* 



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276 — 



Orti y Lara Don J. Manuel: El Catecismo de los Textos vivos. Madrid, 
Biblioth. de „la Ciencia Christ." 5. Villanueva 1884. XXXVH. — 640, 8°. 

P i o 1 i n Dom Paul O. S. B. : Testament du cardinal Charles d'Angennes 
1587. Mamers etc. 1884. 14, 8°. 

Pitra Cardinalis: Epistola Pastoralis ad Clerum & Populum Dioeceseon 
Portuensis & 8. Rufinae. Tusculi 1884. 14, 4°. 

Plenkers Willi. S. J.: Der Dane Niels Stensen. Freiburg, Herder 1884. 
VH1. — 112, 8°. M. 1, 50. 

Pravidla a mesteni poboinost? bratrstva nejsvStejsfho Srdce Jeiisova 
... V Brn6, tisk a naklad bened. knihtiskarny. 1884. 8°. 16 str. 

Prucek Josef: Hora Kalvarie v Jaromencich u Jevidka na MoravS. 
V Brn6, tiskem a nakladem pap. knihtiskarny 1884. S. 117. 8°. 

fcezad Erail: O vychovavani lidu. V Praze, Vilimek 1884. 31, 8°. 

* Sadliers' Catholic Directory for 1884. New-York, Sadlier. P. 12 -+- 
VIII. + 584 -±- 96 + 472 + 120, 12°. 

Sasinek Fr. V.: Sv. Methoda a Uhorsko. Turd. Sv. Martin 1884. 19, 8°. 

* Sch ol ten Dr. Rob.: Clevische Chronik. Cleve, Boss 1884. XXX. — 278, 8*. 

Schrader Gerh. : Der tausendjahrige Rosenstock am Dom zu Hildes- 
heim. Hildesheim, Borgmeyer 1884. 45, 8°. 

SchrSrs Dr. H. : Hinkmar Erzbischof v. Reims. Freiburg, Herder 1884. 
XH. — 588, 8«. M. 10. 

* St rack Dr. H. L. : Hebraische Grammatik. Karlsruhe und Leipzig, 
Reuther. Paris, Maisonneuve. London, Dulau. New- York, Westermann 1883. 
XIV. — 163, 8«. 

* S track H. L. W. Siegfried C. : Lehrbuch der neuhebraisch. Spr. und 
Literatur 1884. ibid. XII. — 132, 8°. 

* Themistor Iren : Die Bildung und Erziehung der Geistlichen nach 
kathol. GruudsUtzen und nach den Maigesetzen. 2. Aufl. Kfiln, Bachem 1884. 
XX. — 259, 8<>. 

Thomas Jules : La TheWie de la Devotion au Sacre* Coeur de Jesus. 
Lille. Bruges (Belgique.) S td - S. Augustin. XV. — 536, 8°. 

Toussaint J. P.: Predigten auf alle Sonntage des Jahres. Mainz, 
Kirchheim 1884. IV. — 384. 8°. M. 4. 

V. J. M. P. de: Medios de Combatir la Blasfemia, la Profanacion de 
los dias festivos y la infraceion de los Preceptos de la Iglesia. Barcelona, 
Tipogr. Catol. 1884. 14, 8°. 

* Waller Ign. : Die Offenbarung der hi. Johannes. Freiburg, Herder. 
XVIII. — 584, 8°. M. 5. 

Weiss Fr. A. M. O. Pr. : 

a) Humanitiit u. Humanismus. Freiburg, Herder 1880. XIII. — 882 ] M. 6. 

b) Apologie des Christenthums. I. Bd. IX. — 464 (1878) 1 12°. M. 4. 

II. Bd. XIII. — 926 (1884) ibid, j M. 6. 



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— 277 — 



Correspondenz der Redaction. 

I. Auf die, dem zweiten Hefte beigelegte Entgegnung hat der p. t. 
Herr Autor uns neuerdings eine Antwort eingesendet, aber aus wichtigen 
unsererseits vorgebrachten Grttnden von ihrer Vertfffentlichung Umgang ge- 
nommen. Wir erklaren somit diese ganse Angelegenheit ein fur allemal als 
abgethan. 

II. In Angelegenheit des neuen Ben. Brevier's, To urn ay erAusgabe, 
sind wir von der Verlagshandlung Descle'e verstandigt worden, dass selbe bei 
alien direct an sie gerichteten Bestellungen einen Nachlass von 15°/ und bei 
gleichzeitigem Bezuge von zwftlf Exemplaren ein Gratis-Exemplar gewahrt. 
Bezttglich der niithigen Additamenta sind die Verhandlungen noch nicht ab- 
geschlossen. Ueber eine gleichzeitige neue Missal-Ausgabe hoffen wir nachstens 
berichten zn ktfnnen. 

III. Die Cataloge des grossartigen und umfassenden Antiquariatslagers 
von Rosenthal in Miinchen etnpfehlen wir Interessirenden als eine bestens 
verwerthbare Quelle zum Nachschlagen und zu Specialarbeiten. Auf Wunsch 
werden dieselben nach Fachern abgetheilt, gratis zugeschickt. Wir fanden unter 
andern einen hochst seltenen Druck : ein Breviarium Ben. (cca 1490 auf 
Pergament angebl. Daventriae apud Rich. Paffraet), von welchem Campbell 
p. 98 n. 306 als einem Unicum spricht, angeflihrt. Dasselbe stammt aus der 
Bibliothek des Senators Vergauwen zu Gent. Verkaufspreis 800 Mark! Ueber 
alte Brevierdrucke erbitten wir uns weitere Auskunft. 

P. M. in S. Peter: Zufrieden? Aehnliches stets bestens willkommen, 
wird wohl s. Zweck nicht verfehlen. — R. in Bf ev.: In vollendeter Form mit 
alien n8th. Quellenaugaben vers. erh. S. d. bez. Art. Mitte Juli zur nochm. 
Durchs. vorgelegt; dann Abdr. in Heft IV. — Dr. St. in Kallend. : Fiir 
IV. zuriickgelegt, Kurz. nothig. Wann ist pers. Riicksp. moglich? — Dr. Schm. 
in Neunk. : Nun wohl alle* in Ordnung? Forts, in gleich. Richt. erwiiuscht. — 
Dr. Br. in Wild b. Referat fiir H. W. sehon angez. Hoffentl. noch sonst 
Beitr. fur dass. — Troxl. in Dissent: Haben S. schrift. Erkl. in Handen? 
Bitte u in Ausk. n. stetiges Anged. — Her th ens in Viersen. Der Gegenst. 
bereits in einem Werke neuest. Zt. bearb. Ein flgd. Brief w. mehr bes. — 
Dr. Schm. in G r. . Best. Dank, alles eingelangt, Weit. erw. — Bernh. 
Schm. in Sch. Beitrage ahnlicher Art stets willkommen gegen Vorlage des 
bez. B. — Arch. Tellerbach. Im nachsten H. Wir betrachten sie fortan 
fiir diese Rubrik als unseren standigen Mitarbeiter. — A. L. in Thau r. 
Briefliche Erklarung wohl erhalten? Nichts fiir ungut. Im 1. Hft. selbst Best, 
d. Zusage. — Dr. Of. in K. : Bild iibergeb. u. in Empf. genommeu; nach 
Nachricht. v. bez. Orte wenig Hoff. — Dr. B. in Mett. Der frngl. 4. Art. 
^ nicht in uns. Mappe anffind. Briefl. mehr. — Dr. J. W. in Wien. Besten 
Dank fiir einschl. woll. Sie uns. stet. Referent bleiben. — De chant K. in 
Schatzl. Bez. ware auch geg. Int. zu haben. Ein ausgez. Werk das! — 
Stillbaum in M. Bitte den ges. Termin genau einzuhalten ; sonst fiir H. IV. 
zu spat. — Pf. Aign. in B. Der in Aussicht gest. lange Brief ist noch nicht 
eingel. Wo liegt die Urs. ? — Scholt. in CI eve. Die handsch. Bern, zum 
Ref. fiir H. IV. benutzt. Best. D. — Moser'sche Buchh. in Gr. Das 
gewlinschte in H. IV. — Barn. Held. Warum vergebens unser Hoffen? — 
Heksch. Ich muss Sie abermals fiir die nachste Zukunft vertrttsten. — 
Maurer W. Aufgeschoben ist nicht aufgeh. — G. Dol. (Bath.) Newest number 
of the Review, arrived. Best thanks. Answer to ademand by letter, not yet 
arrived; therefore not possible to have given a required explication in the 
known article. On Fort Augustus, no notice to be given? — We hope, in 
the time to come, for a constant alliance and union ad maj. Dei et S. P. 
Bened. gloriam. — Vedden Praglia. II paragone, non ancora terminate. 
Bentosto Ella e p. t. Sc. sarete soddisfatti. — Hager Austral. Your Rev. 



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— 278 — 



are perfectly in right; all ruled at the Administration, wholly accordingly to 
your letter, followed by the forwarded newspapers. Please but to 
remain us a friend and favorer. — PI. Heugl. Infiniment oblige* des renseigne- 
ments donnas sur B. — Compte-rendu au prochain fasc. — Don Plaine in 
S. Dom. A la termination de la Redact, la correcc. aun no revenida; por eso 
miedo para hoy. Lista de Corrigenda seguira al fin de Ja composicion. Bien 
recibido la carta. — Red. de Revue de 1' art. chre't. Lille. Adresse pour 
exempt, d' ^change notee a part. Compte-rendu a faire encore sur Votre 
Organe paraitra prochainement en rubrique 4 lui. — Fortuna 6. Triest 
Potr6 fare altro nella cosa conosciuta? Voglia scrivere phi spessaraente. — 
Erdington. Stipends still assigned to you, if not, 12, then, ad intent pet. 
Short Sketch on your monastery desired. — Imprimerie S. Jean E v. 
Tournay. Veuillez consulter les passages correspond, dece fascic. sur ce qu* il 
Vous faut. Compte-rendu d^taille sur Vos rdcentes Publications paraitra au 
prochain fasc. Le d^faut d' espace et une meilleure disposition nous y ont 
ne'cessite's. — Maredsous. Pour V arrived retardee et la partition ne^essaire 
du style il n' a pu se faire qu' au moyen de ces caracteres-ci. — Red. de 
L' Ecole cathoi. Voeux concernant une critique pr^pare*e de nous pour 
fascic. IV. de'sire's et demandes jusque fin de juillet. 



Correspondenz der Administration. 

Mit Berufung und Hinweis auf die gleiche Rubrik im vorigen Hefte 
best&tigen wir hi emit den Erapfang der Bezahlung dies. Jahrg. nachfolgenden 
p. t. H. H. Abonnenten: 

Nr. 27, 38, 40, 42, 48, 99 (3 Ex.), 122—186, 138, 146, 179 (3 Ex.), 
186, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 212—216 (S. Vine), 217, 236 (30 Ex.), 
238, 241, 271, 297, 298, 306, 323 (3 Ex.), 343, 366, 361, 362 (Rest 50 kr.) 
402, 403, 425, 434, 443, 457, 506, 507, 508, 510 (3 Ex.), 511. 

Ferner erhielten wir an Riickstanden fur 1) Jahrg. IV. von NY. 146, 
279, 855 und 2) fur Jahrg. III. von 329 den bez. Betrag. Im Uebrigen halten 
wir noch alle in Heft II. S. 537 angefiihrten Forderungen aufrecht, deren 
Begleichung nun, wo das praenumerando schon laugst zum postnumerando 
geworden, unser grosses Conto gar sehr erheitern wttrde. MOge daher unser 
erneuertes Ersuchen endlich Berttcksichtigung linden. 

Geschlossen am 30. Juni 1884. 

I. O. G. D. 




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STUDIEN 



UND 



MITTHEILUNGEN 

AUS DEM 

BENEDICTINER- UND DEM CISTERCIEHSER-ORDEN 

MIT BESONDERER BERUCKSICHTIGUNG DER 

ORDENSGESCHICHTE UND STATISTIC 



ZURBLEIBENDEN ERINNERUNG 

AN DAS ORDENS-JUBILAUM BEGRUNDET UND HERAUSGEGEBEN 

VON 

MITGLIEDERN, FREUNDEN UND GONNERN. 



HAUPT-REDACTEUR : 

P. MAURUS KINTER, 

O. S. B. 
8TIFTS-ARCHIVAK ZU RAIOKRN. 




V.Jahrgang. — II. Band. 4 . 5* € 



WURZBURG 18.84. WIEN 

LEO WOERL' SCHER BUCH- UND AGENTUR VON LEO WOERL, 

KIRCHL. KUNSTVERLAG. I., SPIEGELGASSE 12. 

Drnckd. Raigerner Bene<Iictiner-Buoh(lruckerei in Brtlnn. — Im 8«lbstr©rlag«d. Benedictiner- 11. Cbtarcieiu«rord«na. 



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I. Abtheilnng : Studien. 



Der heilige Abt Odilo von Cluny in seinem Leben 

und Wirken. 

Von P. Odilo Ringholz, O. S. B., Capitular des SMfu$8 Maria-Einaiedeln (Schweiz). 
(Fortsetzung zu Jahrg. V. Heft 3, S. 1—27.) 

Viertes Capitel. 

Odilo's weitere religiose und kirchliche Thatigkeit. — Einfuhrung des Allerseelentages. — 

Beziebungen zu dem Weltclerus. — Yerbindung mit den Papsten. — Versuch ihn 

zum Erzbischof von Lyon zu erheben. 

Durch die Verbesserung der klosterlichen Zucht und Aus- 
breitung der Congregation hatte Odilo den religiosen Eifer belebt 
und die Reformation des kirchlichen Lebens miichtig angeregt. 
Hatte er nur das geleistet, es wiirde hinreichend sein, seinem 
Namen die Unsterbliehkeit zu sichern. Er begniigte sich aber 
nieht damit, sondern entfaltete noch eine die weitesten Kreise 
ergreifende religiose und kirchliche Wirksamkeit, die mit ihren 
Folgen theilweise noch in unsere Zeit hereinragt. Solcher Art ist 
die Einfuhrung des Allerseelentages. Da wir diese bereits 
friiher in dieser Zeitschrift (Jahrgang II. 1881. II. p. 236 sqq.) 
ausftihrlich behandelt haben, sehen wir von einer nochmaligen 
Behandlung hier ab und bemerken bios, dass wohl in nicht langer 
Zeit die Feier des Allerseelentages erhohten Aufschwung nehmen 
werde. In Arragonien namlich genossen seit Jahrhunderten, in 
ganz Spanien und Portugal seit 1748 alle Priester das Vorrecht, 
am Allerseelentage drei hi. Messen, wie am hi. Weihnachtsfeste, 
lesen zu dtirfen. Nun hat in neuester Zeit, auf die Bitten vieler 
Erzbischofe, Bischofe und Ordensobern der hi. Vater Leo XIII. 
erklart, dieses Privilegium auch fur die Gesammtkirche bewilligen 
zu wollen. x ) Durch diese Gunst wird das Verdienst, das sich der 
heilige Odilo durch die Einfuhrung des Allerseelentages erworben, 

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— 280 — 

in ungeahnter Weise erhoht, unci es gilt von nun an in erhohtem 
Masse was P. Dr. Theodor Stabell 0. S. B. in seinen Lebens- 
bildern sagt : »Odil.o hat sich (lurch Einfuhrung dieses Festes der 
wehmiithigen Liebe einen unsterbliehen Ruhm erworben: alle 
[tinmen, die am Allerseelentage die Graber schmucken, winden 
sich urn Odilo's Namen zu einern Kran!< -) 

Die Oottes- und Nachstenliebe, welche dem heil. Odilo 
die Einfuhrung des Allerseelentages eingegeben hatte, trieb ilin 
auch an. dem religiosen Bediirfniss des Volkes abzuhelfen. Ueberall 
wo das Kloster begtitert war. erhoben sich Kirchen und Capellen, 
oder wurden die bereits vorhandenen neu hergestellt und mit 
(ieistlichen besefzt, welche den Umwohnenden den (iottesdienst 
hielten und den Weltpriestern die Seelsorge erleichtertcn. Diese 
Kirchen wurden oft zu Pfarrkirchen erhoben und von Odilo mit 
Paramenten und Buchern ausgestattet. 3 ) 

Dieselbe friedlioh-religiose Oesinnung bewRhrte Odilo in 
seinen BezLehungen zu den Bischofen. In erster Linie ist hier 
Bischof Fulbert von Chartres zu nennen. Derselbe, friihor Lehrer 
und Kanzler zu Chartres. wurde im Herbste 1007 von dem Erz 
bischof Leotherich von Sens zum Bischofe geweiht. Als soldier 
unterwarf er sich vollstandig der Leitung des heil. Odilo. 
Zwischen beideu bestand eine Oorrespondenz. von der wir 
leider nur noch spiirliehe Ueberreste haben. Fulbert hatte 
schon vor seiner Erhebung zum Bischofe unseru Abt nicht bios 
in einzelnen schwierigeu Angelegcnheiten berathen. sondern sich 
(lurch einen Cleriker, dessen Urtheil liber sein gauzes Thun und 
Lassen erbeten, worauf ihm Odilo sehr anerkennend autwortete. l ) 
Der Bischof besuchle Odilo sehr oft. aber manchmal. wie 
z. B. nach dem .lahre 1019. musste er die gewohnten Besuche 
unterlassen, weil der Yicegraf Oaufrid von Chateaudun ihn 
feindlich angefallen hatte. 6 ) ein anderesmal liessen ihn seine 
llausgenossen nicht reisen und wollteu ihn auch nicht begleiten. 
bis die Reise mil grosserer Sicherheit uuternommen vverden 
konnte. °) wieder ein anderesmal waren uin das .lahr 1027 in 
seinem Bisthume Streitigkeiten vorgefallen. welche seine Anwesenheit 
erheischten. 7 ) 

Odilo spendete ihm durch seine Briefe Trost, unterstutzte 
ihn mit Ralh und That, so dass Fulbert herzlich dafur dankte. 8 ) 

Durch ihn gewami unser Abt auch auf den Erzbischof 
Leotherich von Sens Einduss. Diescr missachtete namlith bei 
Besetzung der hischolliehen Sttihle ofters die kirehlichon Vor- 
schriften und suchle allmahlich in Alles hineinzuregieren. Fulbert 
tadelte ihn dessh;db s»-.harf in einem wohl uin das .lahr 101 7 
geschricbenen Bride, iudem er u. A. ihm schrieb : *Da Du ohne 
mich zu beralhen. also « lio Wurde der Kirche von Chartres ver- 



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— 281 — 

letzend, Bischofe ordinirst und hiebei sonst noch verschiedentlich die 
canonischen Vorschriften hintansetzest, beleidigst Du nicht bios mich, 
sondern zumal alle. weleho Hie Gereehtigkeit lieben . . . Uebrigens 
bitte ich Dich nocli sehliesslieh, dass Du nicht wieder meine Zu- 
sehrift veroffentlichst und mir dadureh Feinde erweckest. Sollfest Du 
aber Deine Weise nicht iindorn wollen, so werde ich dessungeachtet 
nimmermehr ablasscn. Dir die Wahrheit entweder mundlich oder 
schriftlich zu sagen.« 9 ) Spater schrieb er ihm wieder: »Hattest 
Du, wie es sich ziemte, bei Deinem Verfahren meinen Rath 
berueksichtigen wollen, so wiirde es um unsere Kirchenordnung 
und urn Deine Lage besser stehen. Doch ich schweige von dem, 
was geschehen ist. Wegen dessen. was geschehen wird, fasse ich 
darum gute Hoffnung, weil Du jetzt irn Einverstandniss mit 
weisen und heiligen Mannern handelst. Ich spreche von unserm 
Vater Odilo und seinen Freunden ; denn von ihnen hoffe ich, 
dass sie Dir rat hen konnen, wie es thunlich ist, damit Du nicht 
bios der Gefahr Deines ewigen Seelenheils entgehest, sondern 
auch wieder fur dieses Leben zu Wurden und Ehren gelangst.* 10 ) 

Die Dazwiseheukunft Odilo's hatte fur Leotherich gute 
Folgen, er fugle sich den Anordnungen des Papsles. 

Nach dem Tode Fulbert's, am 10. April 1028, mit welchem 
Bischofe, wie .lotsald sagl, auch das Studium der Philosophic in 
Frankreich und der Buhm der Bischofe beinahe ausstarb. wurde 
voi n franzosisehen Hole die von den Canonikern von Chartres 
getroffene Rischofswahl vernichtet und Theoderich zum Bischofe 
gesetzt. Die Canon iker schriel)en, eingedenk der alien Freundsehaft 
zwischen ihrem verstorbenen Bischofe und dem hi. Odilo, dem 
letztern, er moge den Eindringling nicht begunstigen, auch dem 
Grafen Odo von Chartres nicht zur Gemeinschaft mit ihm rathen. 11 ) 
Ob oder was unser Abt in dieser Angelegenheit that, wissen wir 
nicht, Theoderich blieb Rischof. 

Wurde bier Odilo gegen den franzosisehen Hof angerufen, 
so in fler Saehe des Erzbischofs Gauzlin von demselben llofe. 

Gauzlin, der natiirliche Sohn des Konigs Hugo Capet, wurde 
von seinem Bruder, dem Konig Robert, nach dem Tode des Abtes 
Abbo zum Vorsteher des Klosters Fleury ernannt. Anfangs 
straubten sich die Monche dagegen, 12 ) musslen aber es sich doch 
gefallen lassen, und dies um so mehr, als der Papst Johannes XVIII. 
ihn anerkannte und ihn gegen die Uebergriffe des Bischofs Fulco 
von Amiens vertheidigle, der die Privilegien Fleury's missachtete. 1 •) 
Als Gauzlin schon mehrere .lahrc seine Abtei gut verwaltet hatte, 
starbErzbischofDagobert von Bourges, und ersterer soil to Erzbischof 
werden. Aber der Vicegraf Gauzfred und die Burger von Bourges 
waren gegen Gauzlin. Papst Benedict VIII. suchte den Gauzfred 
zuerst zu beschwichtigen ; als dies nichts half, excommunicirte er 



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ihn. Nun vermittelte Odilo auf Wunsch des Konigs Robert: der 
Wille des Konigs siegte und Gauzlin konnte am 1. December 1012 
in Bourges einziehen, nachdem der Widerstand erlosehen war. 
Gauzlin starb am 8. Marz 1030. 14 ) 

In enger Beziehung mit Cluny stand der Bischof Walter 
von Autun. Dieser erneuerte im Jahre 995 nicht bios die Uebergabe 
des Klosters Mesvres. sondern auch die schon zur Zeit des 
hi. Maiolus eingegangene Verbindung Cluny's mit der bischoflichen 
Kirche zu Autun und wollte, dass dieses Bundniss sogar von 
Papst und Konig bestatiget werde. 16 ) Noch nach Walters Tod 
bestand dieses Band ; denn wir wissen, dass Odilo im Jahre 1034 
auf der Synode zu Autun anwesend war. 16 ) 

Auch zu grosseren Synoden wurde Odilo gerufen. Als bei 
Gelegenheit der Einweihung der Klosterkirche St. Anian und der 
Translation des genannten Heiligen in Orleans am 16. Juni 1029 
in Gegenwart des Konigs Robert die Erzbischofe Gauzlin v. Bourges, 
Leotherich v. Sens und Arnulf v. Tours, die Bischofe Odelrich 
v. Orleans, Theoderich v. Chartres, Bernerius v. Meaux, Guarin 
v. Beauvais und Rudolf v. Senlis eine Synode hielten, »da fehlte 
auch der verehrungswurdige Herr Odilo, Abt der Cluniacenser, 
nicht, und andere gute Manner, mit denen sich zu besprechen 
er (Robert) immer ein Verlangen trug.« 17 ) 

Dass Odilo selbst eine Synode oder ein Generalcapitel hielt, 
haben wir bereits bemerkt, es waren die Bischofe Gervasius von 
le Mans und Arnulf von Rheims dabei anwesend. 

Nicht wenige Bischofe begaben sich nach Cluny und erbaten 
die Aufnahme als Monche : so Letbald v. Brandon, 18 ) Bischof v. M&con. 
dann Walter und wahrscheinlieh Gauslen. beide ebenfalls Bischofe 
v. Mftcon ; auch, wie bereits erwahnt, Bischof Sancho v. Pamplona. 19 ) 

Es gingen auch aus Cluny Bischofe hervor: so wurde ein 
Monch OdikVs, Namens Richard, der in Cluny aufgewachsen und 
ein vertrauter Freund unseres Abtes war, Bischof eines unge- 
nannten Bisthums; 20 ) im Jahre 1069 wurde ebenfalls ein Monch 
Odilo's, Aldrald. Bischof v. Chartres; ob Aymo, der Erzbischof 
v. Bourges auch aus Cluny postulirt wurde. konnen wir nicht 
mit Sicherheit sagen. 21 ) 

Auf seinen Reisen und am kaiserlichen Hofe lernte imser 
Abt manche Cleriker kennen, die spitter Bischofe wurden ; so den 
Alberich, spaler Bischof v. Como, der trotz seines Streites mit 
dem jtingern Odilo urn die Abtei Breme-Novalese unserem Abte 
seine voile Hochachtung und Verelu'ung bewahrt hatte, und 
Landulf, den spatern Bischof von Turin. 22 ) Bei seinem letzten 
Aufenthalt in Rom verkehrte Odilo viel und gerne mit dem ver- 
triebenen Bischofe Laurentius v. Amalfi. 23 ) Dem herrlichen Bischofe 
Bruno v. Toul. der 1049 als Leo TX. den Stuhl Petri bestieg. 



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— 283 — 

stand Odilo nahe, wie aus der Biographie dieses Papstes her- 
vorgeht. 24 ) 

Gar enge war die Verbindung Odilo's mil den Papsten. 
Wenn er aueh zwar nicht wie ebengenannter Bischof von Toul 26 ) 
und Herzog Wilhelm von Aquitanien 26 ) jedes Jahr nach Rom 
ging, so war er doch mindestens neunmal in Rom beziehungsweise 
in Italien und stand bei den besten P&psten seiner Zeit in solcbem 
Ansehen, dass er wie ihr Bruder gait. 27 ) Hier wollen wir nur 
das hervorheben, was nicht schon gesagt wurde oder im Folgenden 
zur Sprache kommt. Im Februar 998 war er bei Papst und 
Kaiser in Ravenna und in Rom, 28 ) ebenfalls im April 999 in letzterer 
Stadt, 29 ) im April 1001 bei Silvester II. und Otto III. im Kloster 
Classe bei Ravenna zugleich mit dem hi. Romuald, so ) im Jahre 
1014 auf den Synoden zu Ravenna und Rom, 81 ) ebenfalls am 
6. April 1027 auf der Lateran-Synode. 82 ) Bei seinem letzten 
Aufenthalte in der ewigen Stadt verkehrte Odilo viel mit Papst 
Clemens II. Holler schreibt hieruber: »Unter den vielfachen 
Bekummernissen. mit welchen bei der Ruckkehr des Papstes 
nach Rom und d?r bereits erfolgten Entfernung des Kaisers und 
der deutschen Pralaten die. Stellung P. Clemens auf fremdem. 
unsicherem Boden verbunden war, war ihm die Ankunft Odilo's 
von Cluny in Rom wie der Aufgang eines lieblichen Gestirnes.* 
Nach der Abreise Abt Odilo's und als die italienischen Angelegen- 
heiten die Sorge des Papstes ganzlich auf sich zogen, trat die 
geistige Oede, welche def Pesthauch der Simonie geschaffen hatte, 
wieder recht fuhlbar hervor. 88 ) 

Sehr bezeichnend ist, dass Odilo unter der ziemlich langen 
Regierung des unwurdigen Benedict IX. nicht nach Rom kam uhd in 
keine personlichen Beziehungen zu ihm trat. »Die katholische Welt 
schwieg stille: wie das Volk war der Pries! er; Wehklagen erscholl 
iiber das Land, dessen Konig ein Knabe war.* 84 ) Als nach der 
Abdankung Benedict's Gregor VI. »ein gottseliger, durch reinen 
Wandel ausgezeichneter Mann, dessen guter Ruf alles wieder 
gut machte, was sein Vorganger verbrochen hatte* , Papst wurde, 
da wurden die Beziehungen zwischen Rom und Cluny wieder 
angekniipft. 36 ) 

Die Wbksamkeit Odilo's, um die Simonie auszurotten und 
das unenthaltsame Leben des Clerus zu verbessern, ist uns 
im Einzelnen nicht iiberliefert. 36 ) Die Geschichte zeichnet eben 
selten das im Rathe der Machtigen gesprochene Wort auf, und 
oft hat ein bescheidener Renedictinerabt die Anregung zu herr- 
lichen Entschliisscn gegeben, durch dcren Verwirklichung sich 
Piipste und Kaiser den Dank der Welt erwarben. 

Odilo bewies dem Oberhaupte der Kirche nicht bios seine 
Verehrung und lieh ihm nicht allein seine Hilfe, er verstand es 



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— 284 — 

audi den genauesten (xehorsam zu iihen, audi da, wo es sdiwer 
ankommen mochte. — Er liess n&mlieh einmal zur Zeit des 
Papstes Silvester II. durch einen Bischof. der Monch geworden 
war, die hi. Weihen in Cluny ertheilen. Es scheint nun. dass 
einige der (ieweihten die Erlaubtheit und (Jilligkeit der Weihen 
eines monchgewordenen Bischofes bestritten und die erhaltenen 
Weihen nidit anerkannten. Um sidi Sicherheit zu verschafTen, 
schickte Odilo den Monch Gerbald nach Rom, um bei Silvester 
anzufragen. Dessen fur Odilo sonst sehr ehrenvoll gehaltene 37 ) 
Antwort war: die Weihen seien giltig. diejenigen, welche sie 
nicht anerkennen wollten. seien von der empfangenen Weihe zu 
suspendiren. der B i s o h o f soil a b e r k ii n f t i g nicht 
A e h n I i e h e s w a g e n. 5H ) Odilo fugte sich, obgleich es fttr 
die Rube des Klosters besser gewesen ware, durch einen eigenen 
Monch ordiniren zu lassen, als andere Bisdiofe einzuladen. 
wodurch. wie wir bereits gesehen haben, nicht selten Sireit 
iiber die Freiheiten Cluny's entstand. 

Audi in einer andern Angelegenheit hatte Odilo seinen 
Gehorsam erprobt. Bischof Stephan IIJ. von Clermont war namlich 
um das Jahr 1013 aui* einer Beise hinterlistig getodtet worden. 
Da der MOrder sonst keine Zufluchtsstatte fand, iloh er nach Cluny, 
wo ihn Odilo. vermoge des ihm feieHich verbrieften Asylrechtes 
von Cluny, aufnahm. Der Fluchtling wurde Monch. lernte lesen 
und singen wie ein erfahrener Cleriker, und unser Abt dachte 
da ran ihm wirklich die Weihen ertheilen zu lassen. Doch wollte 
er zuvor beim Papste anfragen. Dieser verbot aber den Morder 
zum Cleriker weihen zu lassen und verordnete, dieser diirfe auch 
kein f)pfer zum Altare bringen und die hi. Communion nidit 
empfangen. ausser in der Sterbestunde. wo sie ihm aus Barin- 
lierzigkeit als Wegzehrung gereicht werden diirfte. 

Diese An f rage Odilo's nnd der Entscheid des Papstes lindet 
sich in den Acten der Synode zu Limoges. II. Sitzung vom 
19. Nov. 1031.39) 

Nicht bios die Ceschichte, sondern audi die Sage, die ja 
der Schatten der (ieschichte ist, meldet von dem Verhaltniss, 
in welchem Odilo zu den Papsten stand, nnd von dem hohen 
Ansehen unseres Abtes. 

.lotsald (II. 14) erzahlt, dass Benedict VIII., »ein kluger, 
hochst begabter Geist. der fur den Glanz des pjipst lichen Stuhles 
geboien zu sein schien, den hi. Odilo mit ungeheuchelter Hin- 
gebung liebte. ihm mit allem Eifer seine Verehrung erwies und 
bei seinem oftern Aufenthalte in Bom seine Bedurfnisse mit 
grossartiger Freigebung bestritt.* Langere Zeit nach seinem Tode 
(im Mai oder .luni 1024) 40 ) sei die Seele des abgeschiedenen 
Papstes dem Cardinal - Bisdiofe Johannes von Porto (Portus 



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— 281 — 

Romanus, ein suburbicarisches Bisthum) nnd noch zwei Andern 
erschierien und habe offenbart. sie sei noch nicht zur Seligkeit 
gelangt, sondern miisse noch bussen. Man solle seinen Bruder 
(den Papst Johannes XIX.) mahnen. dies dem hi. Odilo zu melden, 
da der Himmel besehlossen habe, auf dessen Furbitte sie von 
ihren Peinen zu erlosen. Am andern Tage seien dev Bischof 
Johannes und die zwei Andern zurn Papste gegangen, urn sieh ihres 
Auftrages zu entledigen, Der Papst habe den Bischof mit einem 
Briefe an Abt Odilo geschickt, miide aber von der Reise habe dev 
Bischof in Pavia dem Prior Petrus von der St. Maioluszelle den 
Brief zur weitern Besorgung iibergeben. Nach Empfang des Briefes 
habe nun Odilo seine Monehe versammelt und besondere Gebete 
und Almosen fur die Secle des Papstes vorgesehrieben, die in Cluny 
und den untergebenen Klostem verriehtet vverden sollten. Sohon 
sei die fur Darbringung der besonderen Gebete und Almosen 
bestimmte Frist dem Ende nahe gewesen, da habe ein alterer 
Monch namens Rdelbert. dev edel von Geburt, noch edler an Geist 
in Cluny das Amt des Almosenspenders versah, nachts eine 
Erscheinung gehabt, wie ein Mann in reiehem Schmucke, 
begleitet von einer grossen Schaar Weissgekleideter dureh die 
Kloslerpforte eintrat. zurn Kapitelsaal. wo Odilo mit seinen Monchen 
versammelt war, schritt und sein Haupt tief vor dem Abte beugte. 
Der Monch habe ebenfalls erfahren, diese Erscheinung sei der 
verstorbene Papst Benedict, der dem hi. Odilo und dessen Brudern 
fttr seine Erlosung aus der Unterwelt Dank sage. Am andern Tage 
habe Edelbert das Gesehene erzahlt. .lotsald sehlirsst mit den 
Worten: »Es frohloekt nun der ehrwiirdige Scnat. und mit dem 
gottseligen Vater bringen sie der ewigen Herrlichkeit das Opfer 
des Jubels. OfTen und klar ist nun Allen, wie Grosses durch 
die Huld der untheilbaren Dreieinigkeit der ehrwiirdige Odilo 
vermoge, da seinetwegen der Todesschlund die schon verschlungene 
Beute herausgeben musste.* 

Aelinlich wie die Erzahlung von der Veranlassung der Kin- 
fuhrung des Allerseelentages ging auch diese Sage in andere 
Schriften und Chroniken iiber. Sie findet sieh bei Petrus Damiani 
in seinem Leben OdiloX in der Geschichte des St. Laurentius- 
Klosters zu Luttieh - 1 ). bei Sigebert von Gemblours 12 ) und in der 
Chronik von Tours 43 ), Mabillon nahm sie in seine Annalen des 
Benedictiner-Ordens auf. 44 ) 

Eine andere Geslalt hat diese Sage hereits in einem Briefe 
des hi. Petrus Damiani an Papst Nicolaus II. In diesem Schreiben 
bittet ruimlieh Damiani den Papst ihm zu gestatten auf sein Bisthum 
Ostia zu verzichten. und fuhrt zur Bekraftigung dieser Bitte eine 
Menge Beispiele von Kirchenfurslen an. die ihre Aemter nieder- 
legten, um einzig ihrem Seelenheile zu leben. 1m 3. Capitel erzahlt 



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— 286 — 

er u. A. ein Bisehof (Damiani glaubt, er sei von Capri ge- 
wesen) habe Benedict VIII. naeh seinem Tode auf einem schwarzen 
Rosse reiten gesehen, der ihm auf seine Frage gesagt habe: 
>Von schweren Qualen werde ich gepeinigt, bin aber, wenn mir 
Hilfe zu Theil wird, der Hoflhung auf Erlosung nicht beraubt; 
aber gelie doch zu meinem Bruder Johannes, der jetzt den 
apostolischen Stuhl inne hat und melde ihm in meinem Auftrage, 
er mOge besonders jene Summe, die in dem imd dem Behaltniss 
verborgen ist, fur mein Heil den Armen austheilen; er moge 
erfahren, dass ich so befreit werden miisse, da einmal doch die 
gottliche Barmherzigkeit dieses beschlossen hat. DasUebrige namlich, 
das den Armen fur mich tibergeben ist, hat mir durchaus 
nichts geniitzt, weil es vom Raube ist und durch Ungerechtigkeiten 
erworben wurde. Als der Bisehof dieses gehort hatte. endigt 
Petrus Damiani diese Erzahlung, ging er schleunig nach Rom und 
erzahlte dem Papst Johannes die Worte des verstorbenen Bruders, 
warf bald die Last seiner Bischofswiirde ab, wurde Monch und 
sorgte auf diese Weise in Folge fremden Unglucks fur sein eigenes 
Seelenheil.* 46 ) 

Mag sich nun die Sache verhalten wie sie wolle, so viel 
steht fest, dass Odilo auch in den Sagen seiner Zeitgenossen als 
ein treuer Heifer und Mitarbeiter der Papste und »fast wie ein 
iibermenschliches Wesen* dastand! 16 ) 

Die religiose und kirchliche Wirksamkeit Odilo's wurde an 
massgebender Stelle anerkannt ; Odilo sollte Erzbischof 
von Lyon werden. 

Dieses Erzbisthum hatte Burchard II., ein naturlicher Sohn 
Konig Konrad's und Bruder des Konigs Rudolf III. von Burgund. 
von dem Jahre 979 bis zu seinem Tode am 10. Juni 1031, also 
uber ein halbes Jahrhundert innegehabt. Bei der Wichtigkeit dieses 
Erzbisthums und bei der eigenthiimlichen Stellung, die ihr je- 
weiliges Oberhaupt hatte (die 4 Suflraganbisthumer Lyon's : Langres, 
ChAlon sur Saone. MScon und Autun lagen aut westfrankischem 
Boden und gehorten politisch zu Frankreich, woraus sich auch 
das bedeutende Ansehen und die selbstiindige Stellung der betr. 
Erzbischofe in Burgund erklart) war uberaus viel daran gelegen 
einen tiachtigen, zuverlassigen Mann fur diese Wiirde zu bestimmen. 47 ) 
Die Wahl fiel auf Odilo. Als dieser nun das Erzbisthum aus- 
schlug, **) richtete Papst Johannes XIX. folgenden scharfen Brief 
an ihn. Er lautet: 

»Johannes, Knecht der Knechte CJottes dem Abte Odilo bestes 
Heil mit apostolischem Segen.« 

»Nach der Lehre des hi. Gregorius scheint Vieles gut zu sein 
und ist es doch nicht. Wenn du aber fragst, warum man (dir) 
dies sagt, so hore: Alles an dir, was gut zu sein schien. ist wie 



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— 287 — 

wir jetzt wissen, nicht gut. Was gibt es denn heiligeres am 
Monche als den Gehorsam ? Was an dera Christen angenehmeres ? 
1st nicht nach dem Ausspruche des Propheten Gehorsam besser 
als Opfer, und spricht nicht der Herr : Gehorsam will ich und 
nicht Opfer ? Es geziemt sich nicht hier beizufugen, wie sehr der 
heilige Benedictus mit Lobspriichen den Gehorsam erhebt, da 
dir es nicht verborgen ist.* 

>Wir haben namlich vernommen von der Schmach der hi. 
Kirche zu Lyon, die dich zur Ehe begehrte, weil es sich geziemte : 
du aber hast ihr sogar in's Angesicht gespieen. Wir ubergehen 
die Schmach des hi. Volkes, dessen Leitung du nicht iibernahmst 
ond es auch jetzt noch nicht thun wiilst, bios um dein Leben zu 
schonen. Wir schweigen davon, dass du das Ansehen so bedeu- 
tender BischSfe, die dich mahnten und baten zur bischoflichen 
Wiirde hinzuzuschreiten, hintangesetzt hast ; aber den Umstand, 
dass du der hi. Romischen Kirche und uns ungehorsam gewesen 
bist. durfen wir weder, noch konnen wir ungeahndet lassen. Es 
miisste denn nur der Gehorsam abwasehen, was der Ungehorsam 
bemackelt hat. Durch Genugthuung werde gereinigt, was durch 
Uebertretung beschmutzt ist. Das heisst: wenn du nicht die ver- 
langte Leitung der bereits genannten Kirche, die du irn Unge- 
horsam bis jetzt verschmaht hast, gehorsam iibernehmen wiilst. 
dann wirst du inne werden, was an Bitterkeit und Strenge die 
Romische Kirche gegen die Schuldigen anzuwenden weiss. Denn 
wie diese heilige Leitung von Keinem vermessentlich an sich 
gerissen werden darf, so darf sie auch Keiner deines Gieichen 
ausschlagen, wenn die Kirche bittet ; du wirst an dem Verderben 
so Vieler schuldig sein, welchen du durch dein Beispiel und deine 
Lehre zum Heile hattest gereichen konnen. Wir sprechen ttber 
Bekanntes und Solches, was du, wie ich zuversichtlich annehme. 
vollstandig weisst. Und deshalb moge jetzt der Brief schweigen 
und die Zunge reden, aber die des Bischofs Gaufried 49 ), dem 
ich sonnenklar meinen Willen geofYenbart habe, um ihn sowohl 
dir. als deinen Mitbrudern und der ganzen Kirche zu erofTnen.* 50 ) 

Odilo liess sich nicht bewegen, die ihm zugedachte Wiirde 
anzunehmen. Sei es dass er den Papst von seinen Grunden 
iiberzeugen konnte, sei es dass der undatirte Brief aus der Zeit 
unmittelbar vor dem Tode des Papstes (der nach den besten 
Quellen im Januar 1033 starb) 81 ) stammt und der Papst also 
seinen im Briefe ausgesprochenen Drohungen keinen Nachdruck 
geben konnte; sicher ist, dass unser Abt in der nachsten Zeit 
desshalb nicht weiter behelligt wurde. 

Mittlerweile war aber in Lyon Unordnung eingerissen. 
Burchard, der NefTe des verstorbenen Erzbischofs von Lyon, hatte 
sein bisherigos Bisthum Aosta (in der Erzdiocese Tarentaise) wider- 



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— 2K8 — 

rechtlieh verlassen und sich aufden Stuhl von Lyon gedningt. Dieser 
Burchard slammte aus dem Hause Savoyen. war zwar thatkraftig. 
aber stolz, gewaltthittig und lasterhaft. Kr konnte einige Zeit da? Erz- 
bisthum behaupten. da er, obwohl dor deutschen Erwerbung Hiirgnnds 
widerstrebend, imSommer 1034 sicb dem Kaiser Konrad unterworfen 
hatte. 62 ) Doch emporte sich Burchard spater gegen den Kaiser, 
indem er eine Fehde gegen den Grafen Udalrich begann. der wie 
sein Vater Seliger eine der Hauptstutzen der deutschen Partei 
war. Udalrich besiegte ihn im Kampfe, nahm ihn gefangen, 
lieferte ihn dem Kaiser aus, der ihn zu mehrjahriger, strenger 
Halt verurtheilte. " Das geschah im Jahre 103(>. r ' 3 ) Nach der 
Entfernung Burchard "s bem£chtigte sich ein Graf Girald des erz- 
bischof lichen Stuhles von Lyon und setzte seinen Sohn als Erz- 
bischof ein. Doch der Knabe hatte keine Lust den Erzbischof zu 
spielen und entlloh bald. 

Nun suchte man Hilfe bei dem apostolischen Stuhle. Vertraute 
Manner riethen dem Papste — es war Benedict IX. — vermoge 
eigener Machtvollkommenheit den Abt Odilo zum Erzbischof von 
Lyon zu ernennen und ihn weihen zu lassen. Der gesammte 
Clerus und das ganze Volk stimmle bei und wunschte sehnlichst 
Odilo als Oberhirten. Der I'apst sandte dem Abte sofort das 
Pallium und den Bing und befahl ihm die Wtirde anzunehmen. 
Odilo lehnte aber auch diese zweite Aufforderung ab. er wollte 
ciurchaus niclit Erzbischof von Lyon werden. Die ihm iiberschickten 
Abzeichen der ihm zugedachten Wiirde nahm er aber an mit dem 
Bedeuten sie fiir den kiinftigen, wurdigen Erzbischof aufzubewahren. 
Pallium und Bing befanden sich noch zni- Zeit des Chronisten 
Hugo von Flavigny d. h. im Anfange des XII. .lahrhunderts in 
Cluny. M ) 

Bis zum Jahre 1042 war Lyon ohne Erzbischof. Als Kaiser 
Heinricb III. im Anfange dieses .lahres nach Burgund kam, wollte 
er die Ordnung wieder herstellen. Er dachte daran das Erz- 
bisthum dem Abte Halinard von St. Benignus zu Dijon, einem 
Freunde OdiloV zu ubertragen. Halinard, der bei den franzosischen 
Kcmigen Robert unci Heinricb I., bei dem deutschen Kaiser Konrad II. 
und nicht minder bei Heinricb lib. der ihn personlich kannte, in 
holier Gunst stand, lehnte enlscliieden ab un 1 empfahl Odulrich. 
der bishcr Archidiacon des Bisthums Langres war. Dieser 
wnrde Erzbischof und Lyon hatte endlich einen tuehtigen, frommen 
Oberhirten. Diesem aber war keine lange Begierung beschieden, 
er starb bereits am 10. Juni 104r>. und zwar durch Gift. Nun 
musste Halinard das fruher ausgeschlagene Amt annehmen und 
erhielt not;h in demselben .lahre die Bischofsweihe, naiJidem ihm 
Heinricb III. die Leistung des Treueides, zu der sich der gewissen- 
hafte Abt nicht verstehen konnte, erlassen hatte So erhielt Lyon 



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- 289 — 

doch einen der hervorragendsten Verlreter und Forderer der 
Reform von Cluny. f5 ) 

Die (irunde, die Odilo bewogen habon, die Llebernahme des 
Erzbisthums aiiszuschlagen, sind leicht zu finden. Rudolf Glaber 
nennt seine Demuth als llauptgrund. Und in der That, das war 
sie audi. Ware Odilo nicht so ganz und gar demuthig gevvesen. 
mil Freuden hutte er die Gelegenheit beniitzt die ihm angebotene 
und aufgedrangte Stellung zum Vortbeile seines Klosters zu be- 
nutzen. Er hHtte ja gut, wie Halinard das Kloster St. Renignus. 
so aueh sein Kloster Cluny noch behaiten und alien Jurisdictions- 
streitigkeiten ein Knde machen konnen, da ja der R : schof von 
Mftcon sein Suffragan geworden ware. 

Andere (Ininde jedoch. die bei seiner Weigerung mitgewirkt 
baben mocbten, durfen wir aber audi nicht ubersehen. Es war 
(iewohnheit bei den Cluniacenser - Aebten moglichst wenig in 
eigener Person einzugreifen, sondern andere gceignete Manner die 
Reformideen vertreten und verwirklichen zu lassen; so unternahm 
Odilo, urn nur ein Reispiel anzufuhren. nicht selbst die Ver- 
besserung der lothringischen Kloster, sondern bediente sich dazu 
ries Richard und Friedrich, so vennuthen wir, dass Odilo bei der 
Erhebung seines Freundes Halinard nicht ganz unbetheiligt gewesen 
sein wird. Ferner durfen wir die damalige unerquickliche Lage 
Lyons nicht ausser Acht lassen, die unsern, rnit tiefster Seele 
dern Frie len des Klosters ergebenen Abt audi abg»>schrcckt haben 
mag. .ledenfalls war es nicht der Ungehorsam gegen den Apo- 
stolischen Stuhl. gegen den Odilo wiihrend seines ganzen Lebens 
tiefste Ehrfurcht und kindliche Ergebenheit bewiesen hat. 5U ) 



Funftes Ca pit e 1. 

Des hi. Odilo politische und sociale Wirksamkeit. — Sein Verbaltniss zu den weltlicheu 
Fiirsten. — Sorgc fur die Armen. — Hungersnoth. — Gottes-Frieden. 

Odilo's Thiitigkeit erschopfte sich in der Wirksamkeit fur 
seine Kloster, fur Religion und Kirche uberhaupt nicht, sie erstreckte 
sich audi auf das politische und sociale (Jebiet. 

Worin aber (ifrorer von ihm sagt, dass er Minfehlbar in alien 
wichtigen Fragen seiner Zeit eine hirvorragende Rolle spielfe,* ! ) 
wenn ein andorer Historiker schreibt, dass Cluny »nntor seinem 
gewaltigen Able Odilo sehr bedeutend in die Verhfdtnisse eingriu".* 2 ) 
so konnten diese Aeusserungen leicht in der Art aufgefasst wen Ion, 
dass Odilo eigene politische Ziele verfolgte. dass er rein politische 
Rewegungen hervorrief und leilete. Dem isf aber nicht so. Odik/s 
politische und sociale Thiitigkeit ist bios seine im politischen und 
socialen Oebiete verwirklichte christliche Oottes- und Niichstenliebe. 



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— 290 — 

Bewiesen wird diese Auffassung durch den berufensten Zeugen, 
durch Jotsald, der (I. 7) von Odilo sagt: » Allen Altersclassen. 
Personen und Standen erwies er Ehre, wie es die Pflicht der 
Gerechtigkeit ist, Allen bewies er sich so gefallig, dass er nicht 
anders als ein Engel, wenn man so sagen darf, jedenfalls aber 
alien lieb und theuer wurde. Den Fiirsten und christliehen Machten 
leistete er, gemass dem Ausspruche des Apostels, in keiner Be- 
ziehung Widerstand, sondern bezeugte sich so freundlioh und 
diensteifrig, dass er wie ein zweiter Joseph von Allen geliebt 
ausgezeichnet und verehrt wurde. « Dabei vergass Odilo aber nie- 
mals, dass man Gott mehr gehorchen musse als den Menschen 
und man soil ja nicht glauben, dass er durch Schmeichelei oder 
schuldbare Nachgiebigkeit sich um die Gunst der Grossen be- 
worben habe. 

Da Cluny im neustrischen Burgund, also auf franzosischem 
Boden lag,*') sind auch die Beziehungen zu den franzosischen 
Konigen Hugo Capet und besonders zu Robert haufig und enge 
gewesen. 

Als letzterer Konig nach dem Tode des Herzogs von Burgund, 
Heinrich 1., mit seinem angeblich 30.000 Mann starken Heere im 
Jahre 100") verwiistend in Burgund einbrach und gegen Auxerre 
zog, um das Castell des hi. Germanus einzunehmen, hatte Odilo 
den Muth ihm entgegenzutreten und ihn zu mahnen, er solle es nicht 
wagen, Germanus einen Heiligen Gottes zu betruben, dessen Beruf 
es einslens gewesen, den Krieg von der Erde zu verbannen und 
dem Frevelmuthe der Konige zu widerstehen. Robert grifT al>er 
doch das Castell an. die Belagerten hingegen schlugen ihn unter dem 
Schutze eines plotzlich entstandenen Nebels zuriick. Diese Nieder- 
lage des Konigs wurde als eine Strafe fur die Nichtbeachtung der 
Mahnung Odilo's angesehen. 4 ) 

Besseren Erfolg hatte eine zweite Dazwischenkunft Odilo's. 

(iegen Ende des burgundischen Feldzuges i. J. 1015 zog 
Robert gegen Dijon. Der Abt des Klosters St. Benignus. Wilhelm, 
schickte den grossten Theil seiner Monche in andere Kloster und 
liess in St. Benignus nur wenige zuriick, um den Gottesdienst zu 
besorgen. Wilhelm. der durch seine Verwandtschaft in den Partei- 
hader hineingerathen war, floh nach Cluny, an seiner Statt war 
auf seine Bitten Odilo nach Dijon geeilt, urn den Konig vor 
etwaigen Gewaltthaten gegen die Stadt und das Kloster zurtlck- 
zuhalten. In der That errang hier Odilo den Erfolg. dass der Konig 
abzog, ohne der Stadt oder dem Kloster Leid zuzufugen. 5 ) 

Robert war dem hi. Odilo ohne Zweifel sehr dankbar daliir. 
dass er ihn vor ubereilten Gewaltthaten zuruckhielt, und das gegen- 
seitige Verhaltniss gestaltete sich in spaterer Zeit immer besser. 
Odilo wurde. wie schon bemerkt ist, sein Rathgeber, und 



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— 291 — 

als am Pfingstfeste (14. Mai) 1027 Robert seinen Sohn Heinrich 
in Rheims zum Konig von Frankreich kronen Hess, war Odilo 
auch bei dieser Feierlichkeit anwesend. Er unterschrieb auch das 
Diplom fur das Kloster Moustier-en-Der (D6p. Haute-Marne) und 
zwar als der erste der Aebte. 6 ) Die Anwesenheit Odilo's bei der 
Kronung beweist klar, dass auch er. nebst den in ebenerwahnter 
Urkunde unterzeichneten Bischofen und Grafen, fur die Erhebung 
Heinrichs wirkte und damit ein grosses Unheil von Frankreich 
abwenden half. 7 ) 

Mit dem Konige von Burg und kam Odilo ebenfalls in 
haufigen Verkehr, und zwar besonders aus dem Grunde, weil 
Cluny allmiihlich zahlreiche Besitzungen in Burgund erworben hatte. 
Gerade auf diese burgundischen Besitzungen bezieht sich eine 
Urkunde Odilo's, wodurch er in seiner Eigenschaft als Abt von 
Romanmotier auf Befehl Konigs Rudolf III. von Burgund und 
seiner Grossen einige Grundstiicke mit dem Ritter Amalrich um- 
tauscht. 8 ) 

Ob Odilo personlich sich bei den Verhandlungen bezuglich 
der Erwerbung Rurgunds durch Kaiser Heinrich II. und Conrad II. 
betheiligt hat, lasst sich wohl kaum nachweisen: so viel steht 
jedenfalls fest, dass er dieser Erwerbung nicht entgegen war, 
was die stets freundlichen Beziehungen zu den deutschen Kaisern 
beweisen, und dass er bei diesem rein politischen Geschafte uber- 
haupt keine Rolle spielen wollte; denn sonst hatte er ja seine 
wiederholte und so dringende Berufung auf den Metropolitan-Stuhl 
zu Lyon nicht so entschieden abgelehnt. 8a ) 

Durch die Bemiihungen fur die Congregation kam Odilo in 
Beriihrung mit den christlichen Herrschern von Spanien. 
Auch da wandte er seinen Einfluss dazu an, um Frieden zwischen 
den feindlichen Sohnen Sancho's des Grossen zu stiften, was ihm 
aber auf die Dauer nicht gelang. 

Der Herzog Richard I. von der Normandie trat 
gegen Ende seines Lebens (f 996) mit dem hi. Maiolus in Ver- 
handlungen ein, um von ihm Monche fur F6camp zu erhalten. 
Maiolus konnte sich nicht dazu verstehen. Spater stellte Richard II. 
hochst wahrscheinlich durch Odilo bestimmt, dasselbe Ansuchen 
an Abt Wilhelm von Dijon, der dann auch nach einigem Zogern 
die Reformation F^camp's selbst unternahm. 9 ) 

Auch mit Konig Stephan I. von Ungarn verkehrte 
Odilo. Jotsald (I, 7) berichtet, dass Stephan, ahnlich wie Konig 
Sancho, den hi. Odilo zwar nicht persCmlich gesehen, aber doch 
ihm durch Gesandte, Briefe und reichliche Geschenke seine Ver- 
ehrung bezeugt hat. Odilo erwiederte die Schreiben Konig Stephans, 
doch ist uns von diesem Briefwechsel nur ein einziger Brief er- 
halten, den wir unten in den Anmerkungen zum erstenmale ab- 



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— 292 — 

drucken liessen und zwai* nach einer Handschrift der Pariscr 
Nationalbibliothek. Odilo schrieb in diesem Hriefe, er babe von 
Pilgern. die vom hi. Grabe zuriickgekehrt seien, viel Gutes von 
Stephan erfahren; er dankt flir die Gesandtschaft und Geschenke. 
die er vom Konig empfangen hatte, wiinseht ihm ewiges und 
zeitliches lleil und versprieht fur ihn zu beten. Aus diesem 
Schreiben geht ferner hervor. dass zwischen beiden eine Ver- 
briiderung geschlossen wurde, ein sebr lebbafier Verkehr zwischen 
ilinen stattfand und dass Odilo deni Konige auf sein Verlangen 
Reliquien vom Leibe des hi. Papstes Mareellus und von anderen 
Heiligen ubersandte. 9 *) 

Reichlicher fliessen die Nachrichten, die uns uber Odilos 
Beziehungen und Slellung zu den deutschen Kaisern unter- 
riehton. 

Bereits Abl Maiolus war durch Heldrich, einen ebemaligen 
llofmann, der in Cluriy Monoh und spater Abl von Auxerre wurde. 
mit Kaiser Otto 1. und dessen Gemahlin Adelheid bekannt ge- 
worden. Otto, heisst es in der Lebensbesohreibung des hi. Maiolus. 
zog diesen zu sich an seinen Hof (vielleieht sehon im .lahre 967), 
benutzle ihn zu wichtigen Geschaften, wollte ihm die Kloster in 
Deutsehland anvertrauen und folgte dessen Rath. Adelheide war 
aber von so grosser Verehrung gegen Maiolus erfullt. dass sie 
ihm wie die letzte der Uienerinnen diente 10 ) Diese Verehrung 
ubertrug die hi. Kaiserin aueh auf Odilo, der. wie er selbst be- 
zeugt, viel mit ihr verkehrte und von ihr viele Geschenke fur 
seine Kloster erhielt. Besonders bei der letzten Begegnung im 
September oder October des .lahres 999 n ) envies die hi. Adel- 
heid unserm Able die grosste Ergebenheit. In diesem .lahre rei*te 
sie namlich nach Paterlingen, St. Maurice. Genf. Lausanne und 
Orbe und suchte an letzterm Orte die streitenden Lehensmanner 
ihres Enkels. des Konigs Rudolf III., zu beschwichtigen. Hier in 
Orbe nahm sie den letzten Abschiod von Odilo, welchen dieser 
selbst erzahlt: »Es befand sich dort ein Monch in ihrer Gegen- 
wart, der. wenn auch nicht wiirdig Abt genannt zu werden, bei 
ihr doch in einigem Ansehen stand. Als sie sich gegenseitig er- 
blickt hatten, iingen beide an bitterlieh zu weinen. Ich mochte 
sagen, sie habe mehr gethan, als wenn ich sagen konnte, sie 
hatte viele Kranke geheilt. Denn demuthig fasste sie sein rauhes 
Gewand, das er trug, driickte es an ihre heiligen Augon und 
untcr Kiissen an ihr holdseliges Antlitz und sagte ihm demuthig 
undleise: Gedenke meiner. o Sohn. in deinen Gebeten und wisse. 
dass ich mil leiblichen Augen dich nicht mehr schauen werde. 
Denn wenn ich diese Well verlassen habe, empfehle ich meine 
Seele den Gebeten der Bruder. Auf demselben Wege. auf dem 
sie gckommcn war, begab sie sich von da zu dem Orte, wo sic 



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nach Anweisung GoLtes sich ein Grabmal errichten wollte. 12 ) Adel- 
heid starb noch in demselben Jahre 999. am 16. December, und 
wurde in dem von ihr gestifteten Kloster Selz am Rheine begraben. 

Der Enkel der hi. Adelheid, Kaiser Otto III, schenkte eben- 
falls Odiio seine voile (Junst. VVie Otto 111. unsern hi. Abt durch 
Hrivilegien auszeiehnetc, haben wir schon oben erwahnt. Es ist 
hier nur noch ein nicht unwiehtiger Cinstand zu erwahnen. So 
oft Otto nach Kom kam. wolmte er auf dem Aventin. von welcbem 
aus man eine herrliche Aussicht geniesst. 13 ) Auf demselben Aventiu 
besass Cluny das Kloster Sta. Maria Aventinese. Friiher hatle 
niimlich Alberich der Fiirst und Senator der Homer den Abt Odo 
von Cluny nach Kom kommen lassen und ihm um das Jahr 93t> 
sein eigenes Haus auf dem Aventin geschenkt um hier ein Kloster 
einzurichleu. 14 ) Hier wohnte. wie .lot said berichtet, ebenfalls Odilo 
bei scinem Aufenthalte in Kom. also ganz in der Nahe des 
Kaisers. 16 ) Aus dem haufigen Aufenthalte Odilo's bei Otto III., 
darf man aber nicht schliessen, dass er mit den Planen des Kaisers, 
Horn zur llauptsladt des Keiches zu" machen und die Ideen 
der alien romischen Weltherrschaft zu erneuern, einverstanden 
gewesen ware oder gar dazu gerathen hatte. Zum Keweise dafur 
fuhren wir folgendes an. Als die hi. Adelheid auf ihrer letzten 
Keise in St. Maurice den Tod des Kischofs Kranko von Worms 
(f 2X. August 999 in Italien), eines .Ingendfreundes ihres kaiser- 
lichen Enkels vernahm, *rief sie einen ihrer I lausgenossen, die zu- 
gegen waren, ersuchte ihn demuthig. er moge (iott fur ihn bitten 
und brach wie ausser sich in die Worte aus: ( iott, was soil ieh 
thunV oder was soil ich sagen von unserm lleirn. meinem Enkel? 
Ich glaube. viele werden in Italien mit ihm umkommen und nach 
ihnen, furehte ich. stirbt der hochgesinnte Otto und ich Ungliick- 
selige bleibe zuriiek, alles menschliehen Trostes beraubt. Herr 
und ewiger Konig! lass doch nicht geschehen, dass ich so ent- 
setzlichen Verlust erleben muss ! Und nun hatte man sehen konnen, 
wie die Kaiserin mit dem ganzen Korper auf dem Koden 
ausgcstreckt dalag, und nicht weniger glauben konnen, es strebe 
ihr Geist mit aller Anstrengung zum llimmel empor. und sic habe 
gleichsam die Fusstapfen des Martyrers Mauritius aufgefunden 
und benetze sie mit Thranen und Kttssen. Ha Id da ran f aber stand 
sie vom debet auf. gab den Marty rem Geschenke. den Armen 
Almosen. 10 ) 

Wir ersehen aus dieser ergreiienden Scene, dass Adelliefd 
die Absichten Otto's in betreff Horn's und Italiens nicht billigte, 
ebensowenig Odilo; denn sonst hatte er den Vorfall nicht so gcnau 
und ausfuhrliVh aufgezeirhnet. 17 ) 

Hestimmter als unter der Kegierung Otto's 111. konnen wir 
wiihrend der Zeit lleinrich's II. (Um Einfluss Odilo's wahrnehmen. 



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— 294 — 

Auf dem ersten Zuge Heinrich's gegen Arduin von Ivrea 
befand sich ebenfalls Odilo. Im Mai des Jahres 1004 zog Heinrich 
in Pavia ein und wurde Sonntag, den 14. Mai in der Kirche des 
hi. Michael zum Konige gewahlt und am folgenden Tage vom 
Erzbischoi' gekront. Aber noch am Abend des Kronungstages 
brach zwischen den Deutschen und den Italienern ein Tumult aus. 
Der Konig wurde in seinem Palaste belagert, bis die vor der 
Stadt befindlichen deutschen Truppen ihn befreiten ; dabei entspann 
sich ein fiirchterliches Gemetzel, die Italiener wurden zuriick- 
gedrtagt, aber der Palast und ein grosser Theil der Stadt ver- 
brannte. Heinrich begab sich in das nahe gelegene feste Clunia- 
censer-Kloster St. Pietro in cielo d'oro. Hierher kamen nun die 
besiegten Paveser voll Furcht und Angst, und baten urn Gnade 
und Verzeihung. Odilo, in dessen Kloster nun Heinrich war. legte 
Furbitte fur die Bewohner Pavia's ein und der Konig verzieh. 18 ) 

Drei Jahre nach diesem Vorfall treffen wir Odilo wieder 
bei Heinrich und zwar am Anfange der Charwoche (2. April) 1007 
auf einem Tage zu Neuburg an der Donau, wo der Konig glan- 
zenden Hof hielt. Anwesend waren Heinrich's Bruder Bruno, die 
Bischofe Werner von Strassburg, Lambert von Constanz, Olderich 
von Chur, Olderich von Trient, Ariald von Chiusi, nebst Abt Odilo 
audi Abt Hugo von Farfa und eine Menge italienischer Aebte 
imd weltlicher Grossen. Hier erliess Heinrich eine fur italienische 
Kloster giinstige Verordnung; >er verbot namlich dem Bischof 
Ariald von Chiusi. von den Abteien seiner Diocesen den Zehnten 
zu erheben, verpflichtete ihn dagegen, die Kirchen derselben un- 
entgeltlich zu weihen.c 19 ) 

Im Herbste 1013 trat Heinrich seine zweite Fahrt nach 
Italien an, diesmal urn sich in Rom zum Kaiser kronen zu lassen. 
Odilo befand sich audi diesesmal. wie Jotsald II. 4 ausdriicklich 
bemerkt. in dessen Begleitung, und feierte mit dem Konig das 
Weihnachtsfest in Pavia. Im Januar 1014 traf auch Abt Hugo 
von Farfa in Pavia ein 20 ) und beide Aebte begleiteten den Konig 
nach Ravenna zur Synode. Von da ging der Zug zur ewigen 
Stadt. Hier traf unsern Abt eine unerwartete Gunstbezeugung. >Als 
namlich Papst Benedict an den Stufen der Peterskirche den Konig 
empfing, uberreichte er ihm als Geschenk einen goldenen Reichs- 
apfel, ein Bild der beherrschten Welt, von kostbaren Edelsteinen 
in sich schneidenden Kreisen eingefasst und auf der oberen Seite 
mit einem strahlenden Kreuze geschmuckt. Heinrich verstand den 
Sinn des Kreuzes auf dem Reichsapfel, er verstand die Bedeutung 
der Edelsteine als Symbol der christlichen Tugenden. Nachdenkend 
betrachtete er das Geschenk und sagte dann zum Papst: >»Ein 
sinnreiches Werk! Heiliger Vater! Du hast mir damit unter der 
Hand eine Lehre geben wollen, wie ich zu regieren habe.«< 



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— 296 — 

Darauf aber, die Kugel mehrfach in der Hand wendend, fiigte er 
hinzu : »»Keinem ziemt es so sehr, diese Gabe zu besitzen, als 
denjenigen, welche fern vom Glanze der Welt allein dem Kreuze 
Christi nachzufolgen bemuht sind.«< 21 ) Diesen Reichsapfel, den 
goldenen Scepter, ein goldgewirktes kaiserliches Gewand, eine 
Krone und ein Crucifix - Bild von Gold, was alles ein Gewicht 
von hundert Pfund hatte nnd noch viele andere Geschenke tibergab 
Heinrich dem Abte Odilo fur dessen Kloster Cluny. 22 ) 

Wahrscheinlich in dieser Zeit gab Odilo dem Kaiser als Gegen- 
geschenk eine aus den Werken des hi. Augustinus zusammen- 
getragene Erklaruhg der Briefe des hi. Apostels Paulus. 23 ) 

Sonntag den 14. Februar wurde Heinrich und seine Gemahlin 
mit der Kaiserkrone gekront. Darauf folgte die Erledigung der 
Geschafte auf einer grossen Synode, „der auch Odilo und Abt 
Hugo v. Farfa beiwohnten. Wahrend seines Aufenthaltes in Rom 
hatte auch Heinrich seine Wohnung auf dem Aventin genommen 
und wieder wohnte Odilo in des Kaisers Nahe, in dem Marien- 
kloster auf dem Aventin. 

Ende Februar oder An fangs Marz trat der Kaiser seine 
Heimreise an. Er zog durch Tuscien iiber Piacenza nach Pavia, 
feierte hier das Osterfest (25. April), kam Mitte Mai nach Verona 
und soil Pfingsten (13. .luni) bereits wieder in Bamberg gefeiert 
haben. Odilo verliess wahrscheinlich mit dem Kaiser die ewige 
Stadt, machte die Reise in Begleitung des Kaisers bis Pavia, wo 
er sich westwarts wandte, nach Turin und iiber den grossen 
St. Bernhard nach Cluny zog. 24 ) 

Im Jahre 1022 unternahm Kaiser Heinrich seine dritte Fahrt 
nach Italien. Diesmal wird nichts von einer Betheiligung Odilo's 
gemeldet, wohl aber pilgert Odilo, als das Stammkloster unseres 
Ordens Monte Casino der deutschen Herrschaft wieder gewonnen 
war, dorthin »ohne Frage, um fur seine Zwecke und fur die 
grosse Sache der Reform die Friichte des Sieges der deutschen 
Waffen zu geniessen*. 25 ) 

Die enge Verbindung Odilo's und Heinrich's ist unzweifelhafl. 
Wie Jotsald (II, 12) erziihlt, iiusserte sich Bischof Alberich von 
Como, ehemals Kaplan des Kaisers, gegeniiber dem Bischof 
Richard, einem Zoglinge Odilo's, Heinrich habe den Abt Odilo 
iiber die Massen geliebt, seine Rathschlage willig befolgt und ihn, 
da er seine grossen Geistesgaben erkannte, mehr und mehr 
jeglicher Verehrung fur wiirdig gehalten. Heinrich zeichnete aber 
auch Odilo, so oft dieser an seinen Hof kam, vor andern kirch- 
lichen Wiirdentragern aus. Der Chronist Hugo meldet, dass Heinrich 
an den Aebten Odilo von Cluny und Wilhelm von Dijon seine 
besten Rathgeber hatte, die, obwohl nicht unter seiner Herrschaft 
stehend, ihm doch in Freundschaft verbunden waren und auf 

s 



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— 296 — 

deren Bitten er die Reichsgeschafte friedlich behandelte. 26 ) Der 
Chronist Ademar sagt, Heinrich habe hitufig mit Odilo vertrauliche 
Unterredung gepflogen und ihn mit den Ersten des Reiches in 
seinen Palast aufgenommen. 27 ) Odilo hinwiederum war dem 
Kaiser herzlich zugethan. In seinern Decrete liber die Feier des 
Allerseelentages bestimmteer ausdriicklich, dass mit dem Gediichtniss- 
tage der Brtider »auch das Gedachtniss unseres lieben Kaisers 
Heinrich begangen werde, wie wir es schuldig sind, da er uns 
reichlich beschenkt hat.« und in die Gewohnheiten Cluny's wurde 
die Verordnung aufgenommen, fur die Seelenruhe des Kaisers 
Almosen zu geben. 28 ) Wenn wir Alles. was iiber die Verbindung 
Odilo's und Heinrich's im Obigen beigebracht wurde, im Auge be- 
halten und die unzweifelhafte Thatsache der Verbriiderung des 
Konigs Stephan von Ungarn mit Cluny in Betracht Ziehen, erscheint 
uns die Nachricht des Biographen Heinrieh's, letzterer habe ura die 
Verbriiderung mit den Cluniaeensern nachgesucht und sie auch 
erhalten, als durchaus glaubwiirdig. 

Heinrich II. war am 13. .luli 1024 gestorben und in den 
ersten Tagen des September versammelten sich die deutschen 
Volker mit ihren Fiirsten zur Wahl eines neuen Herrschers. Der 
Franke Conrad II. war der Erkorene. Die meisten Fiirsten waren 
einig, aber Herzog Gozelo und Friedrich von Lothringen. der 
Erzbischof Pilgrim von Coin und viele lothringische Bischofe und 
Herren hatten sich aber vor der Wahl von Kamba entfernt, 
unzufrieden mit der voraussichtlichen Entscheidung. »Es konnte 
scheinen, dass ein Biirgerkrieg unvermeidlich sei, dass nur mit 
WafTengewalt die widerstrebenden Fiirsten Lothringens zur An- 
erkennung des Erwahlten von Kamba gezwungen werden konnten. 
Wenn es doch nicht dazu kam, wenn die verschiedenartigen 
Interessen der Fiirsten, die zu der lothringischen Coalition gegen 
Conrad zusammengetreten waren, nach viel kiirzerer Zeit als 
angenommen werden konnte, den Auseinanderfall derselben herbei- 
fuhrten, so diirfte das zu nicht geringem Theile der Haltung eines 
Mannes zugeschrieben werden, der als das anerkannte Haupt der 
geistlichen Reformpartei betrachtet werden konnte — des Abtes 
Odilo von Cluny. 

>Fiir ihn ist die erste Urkunde ausgestellt, die wir von 
Konig Conrad besitzen; sie bestatigt ihm die Besitzungen auf 
deutschem Grund und Boden, welche dem von ihm gleichfalls 
geleiteten, der cluniacensischen Congregation zugehorigen Kloster 
Payerne seit langer Zeit zustanden. " 29 ) Sie ist aus Mainz vom 
9. September, also vom Tage nach Conrad's Kronung datirt, und 
wir diirfen aus ihr folgern, dass der einflussreiche Abt auch den 
Verhandlungen zu Kamba beigewohnt hatte, wenn auch gewisslich 
seine deutschen Giiter ihm keineswegs, wie man angedeutet hat. 



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— 297 — 

ein Recht gaben, an der Wahl selbst Theil zu nehmen. Dass er 
sich nun entschloss, im Gegensatz zu den lothringischen Herren, 
die seinen kirchlichen Ansichten so nahe standen, den neuen 
Konig anzuerkennen, war von nicht geringer Wichtigkeit, und es 
ist keine zu kuhne Vermuthung, wenn wir annehmen. dass er 
sich bemuhl hat, mindestens zwischen den lothringischen Bischofen 
und dem Ki'mige eine Verstandigung herbeizufuhren. « 30 ) 

Auch in der spatern Zeit blieb Odilo dem deutschen Herrscher 
nahe. Als Conrad im Jahre 1027 nach Rom zog, um dort die Kaiser- 
krone zu empfangen, >erschien Abt Odilo, der. wie die Schwalben 
den Sommer melden, die Romfahrten unserer Kaiser zu verkunden 
pflegte. Er kam diesmal schweren Herzens; denn auch er hatte 
des Papstes Benedict und Kaiser Heinrichs Abscheiden bitter zu 
empfinden gehabt, da das Concil zu Anse im Jahre 1025 alien 
papstlichen Frivilegien zum Trotz Gkmy wieder unter die Juris- 
diction des Bischofs von M&con gestellt hatte. Mehr als je bedurfte 
er eines kraftigen Schutzes, den er nur bei Kaiser und Papst zu 
fipden vermochte.* 31 ) Odilo traf den Kaiser wahrscheinlich an 
der burgundischen Oenze und zog mit ihm nach Pavia. Auch 
bei seinem diesmaligen Aufenthalte in dieser Stadt verwandte er 
seinen Einfluss auf den Konig in der segensreichsten VVeise. 

Die Burger Pavia's hatten namlich nach dem Aufstande im 
Jahre 1004 die zerstorte Konigspfalz wieder herstellen mussen. 
Kaum war aber 20 Jahre spater die Nachricht vom Tode 
Heinrichs II. eingetroffen, so zerstorten sie den Palast wiederum 
und beschlossen, niemals diirfe wieder der Konig innerhalb 
der Mauern seine Pfalz haben. Diese That erregte sehr grosses 
Aufsehen, die Burger von Pavia bangten fur die Zukunft und 
schickten Abgeordnete zu Konig Conrad nach Constanz. um sich 
zu rechtfertigen. Das gelang nicht, die (Jesandtschaft wurde in 
Ungnaden entlassen. (Juni 1025.) 

Im Anfange des Jahres 1027 zog also Conrad vor Pavia, 
griff die Stadt an. um sie fur ihren Ungehorsam strengstens zu 
bestrafen. Wie bei Heinrich II. im Jahre 1004, so legte auch 
jetzt Odilo bei Conrad seine vielvermogende Furbitte fur Pavia 
ein, und dieses blieb von dem Schwerte und dem Brande 
verschont. 82 ) 

Von Pavia zogen Conrad und Odilo nach Rom, wo sie am 
Dienstage in der Charwoche (21. Marz) eintrafen. Dort belanden 
sich auch Konig Rudolf 111. von Burgund imd Konig Kanut von 
England und Danemark. Ostersonntag den 26. Marz wurden Conrad 
und seine Gemahlin Gisela gekront, umgeben von einem iiberaus 
gl&nzenden Kreise weltlicher und geistlicher Fursten und vieler 
Aebte. >Unter der KJostergeistlichkeit war Abt Odilo weitaus 
die bedeutendste Erscheinung.* 83 ) Am Osterdienstag, 28. Marz, 

2* 



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— 298 — 

erliess Papst Johannes XIX. in Gegenwart des Kaisers die SchuLz- 
bulle fur Cluny, wohl nicht ohne das personliche Verwenden des 
Kaisers und des Kflnigs von Burgund, am 6. April war Odilo 
auf der grossen Lateransynode zugegen, 34 ) noch in Rom iibertrug 
Kaiser Conrad die Abtei Breme-Novalese dem jiiiigem Odilo. 
Dann trennte sich unser Abt vom Kaiser und reiste direct nach 
Frankreich zur Konigskronung Heinrich I. in Rheims. 86 ) 

Nach dem Tode Conrad's 4. Juni 1039 folgte sein Sohn 
Heinrich III. Schon durch seine im November 1043 erfolgte 
Vermahlung mit Agnes von Poitiers, einer Tochter des Herzogs 
Wilhelm V. von Aquitanien, die wegen ihrer Verbindung rait 
Cluny wohl eine »geistige Pflegetochter Cluny's* 86 ) genannt werden 
darf, trat er den Cluniacensern nahe. Er ging scharf gegen die 
Simonievor, wirkte somit ganz im Sinne Cluny 's underwarb auf diese 
Weise nicht geringen Zuwachs seines Ansehens und seiner Macht. 
Von beiden letztern Herrschern Conrad -II. und Heinrich III. sagt 
Jotsald (I. 7), Odilo sei durch ihre Freundschaft, ihre Hilfe und 
kaiserlichen Geschenke so sehr geehrt worden, dass er ein Herz 
und eine Seele mit ihnen war. 

Wir haben gesehen, dass Odilo seinen Einfluss nicht bios 
fur seine Kloster und die Verbreitung der Congregation anwandte, 
er hatte auch grosses Verstandniss fiir die 
Leiden undBediirfnisse des Volkes. 

Schon an und fiir sich hat jedes Benedictinerstift auch eine 
sodale Aufgabe zu erfullen. Aus dem Geliibde bestandig an einem 
Orte zu leben, und aus dem Gebote der Handarbeit ging die 
hochst segensreiche Thatigkeit der Benedictiner fiir Urbarmachung 
des Bodens hervor; durch Almosen, Gebet, Aufnahme von Novizen, 
Seelsorge, Jugenderziehung arbeitet jedes Kloster mit am lleile 
des Volkes. In ganz besonderem Masse war auch das in Cluny 
der Fall. Um die Cluniacenser- Kloster (wir erinnern hier nur an 
Paray-le-Monial und Charlieu) entstanden Dorfer und Stadte ; 37 ) 
die Spendung von Almosen war dem Kloster Cluny bereits in 
der Stiftungs-Urkunde zur hi. Pflicht gemacht 88 ) und fand auch 
in der That regelmfissig und reichlich statt; 29 ) die Gastfreundschaft 
wurde im grossartigsten Massstabe geiibt, 40 ) zur Verpflegung der 
Pilger und der Armen bestanden eigene Stiftungen, il ) die Hand- 
arbeit wurde nicht ausser Acht gelassen. 42 ) Fur die Wohlt hater 
wurde eifrig gebetet und damit ilu^e Namen nicht vergessen 
werden mochten, zeichnete man sie auf; 43 ) ungliicklichen und oft 
auch verbrecherischen Menschen wurde Zuflucht gewiihrt, so dass 
sie mit Gott und der Menschheit wieder ausgesohnt, brauchbare 
Mitglieder der Klostergemeinde werden konnten. 

Odilo, »der barmherzigste Mensch seiner Zeit,« war ausser- 
ordentlich wohlthatig, oft hatte er seine Cassen geleert um den 



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— 299 — 

Nothleidenden beistehen zu konnen, so dass er nichts mehr fur 
seine Monche liatte und Verschwender geheissen wiirde. Er 
hoftte aber auf die Hilfe Gottes, die ihn nie verliess; unverhofft 
wurde ihm oft die nothige Hilfe. Gerade urn den Armen besser 
helfen zu konnen, nahm er gerne Gaben und Schankungen an. 44 ) 
So verwendete er die von den Genuesen und Pisanern geschenkte 
Beute, die letztere im Kriege gegen den Saracenenfursten Motget 
in Sardinien und Afrika erobert und Cluny gelobt hatten, grossen- 
theils fur die Bediirftigen. 4B ) 

Die Gelegenheit, die Mildthattgkeit zu iiben, hatte Odilo oft. 
Wir schweigen hier von den regelmlissigen Almosen und wollen 
nur die aussergewohnlichen Hilfeleislungen erzahlen. 

Gerade zur Lebenszeit Odilo's herrschte di# Hungersnoth sehr 
oft, allein in dem Zeitraume von 970 — 1040 etwa 48mal. 4(} ) 

In den .Jahren 1005 und 1006 war z. B. allgemein so grosse 
Noth und Sterblichkeit, dass man die an Hunger Verstorbenen 
kaum mehr bestatten konnte. 47 ) Wahrhaft Schreckliches vvird uns 
aber aus den Jahren 1028 bis 1033 berichtet. 

Drei .lahre hindurch dauerten ubermassige Regengiisse, so 
dass die Saat verfaulte und das wenige, das wuchs. wegen der 
Ueberschwemmung nicht eingeheimst werden konnte. Die Bestellung 
der Felder war unmoglich geworden. Zur Erntezeit bedeckte 
Unkraut und besonders Taubkorn die Erde, man erntete viel 
weniger als man ausges&et hatte. Diese Unfruchtbarkeit trat zuerst 
in den ostliclien Gegenden Europa's auf und suchte dann der Reihe 
nach (Triechenland, Italien, Frankreich und England heim. >Die 
Blasse des Elends entfarbte auch die Wangen der Reichen und 
die Raublust der M^chtigen fand ihr Ende an der allgemeinen 
Noth.« Der Preis des Gctreides war unerhort gestiegen, man 
niihrte sich mit wilden Thieren und Vogeln, dann sogar mit 
Wurzeln, Kriiutern, mit Aas und zuletzt mit Menschenfleisch. 
Nichtsahnende Wanderer wurden angegriffen, getodtet, ihr Fleiseh 
als Speise zubereitet. Viele Menschen, welche von Ort zu Ort 
wanderten, urn ihr Leben langer zu fristen, wurden nachts 
in den Herbergen getodtet und aufgegessen. Man lockte vielfach 
durch Vorzeigung eines Apfels oder Eies Kinder in einen Hinterhalt, 
wo sie getodtet und verspeist wurden. Der Genuss von Menschen- 
fleisch war so gewohnlich geworden, dass ein Mann gekochtes 
Menschenfleisch auf den Markt zu Tournus brachte und es wie 
das Fleiseh von Hausthieren zum Verkaufe anbot. Die Obrigkeit 
Hess ihn jedoch ergreifen und auf sein Gestandniss hin verbrennen. 
Den halbverbrannten Leichnam dieses Mannes grub aber ein 
andeivr aus, ass Nachts von dem Fleische, wurde aber ebenfalls 
zum Feuertode verurtheilt. 



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- 300 — 

Drei Meilen von der Stadt Macon entfernt stand im Walde 
Ch&tenay eine einsame dem hi. Johannes geweihte Kirche und 
nebenan eine Herberge, deren Inhaber seine Gaste todtete und 
aufass. Eines Tages kehrten auch ein Mann und seine Frau ein, 
erblickten aber bald in den Winkeln der Hutte abgeschnittene 
Kopfe von M&nnern, Weibern und Kindern. Nur mit Noth konnten 
die beiden entfliehen, eilten auf dem kiirzesten Wege nach MAcon 
und meldeten das Gesehene dem Grafen Otto und andern Biirgern 
von Macon. Nun wurde der Wirth verhaftet uud zut Strafe 
verbrannt. Bei der Durchsuchung der Herberge fand man 48 Kopfe 
von Menschen, die er getodtet und verzehrt hatte. Die Noth war 
auf das hOchste gestiegen. Da der Genuss von Men^chenfleisch 
mit dem Tode geahndet wurde, grub man eine weisse der TOpfer- 
erde ahnliche Erdart aus, vermischte sie mit ein wenig Mehl und 
Kleien, buck diese Mischung und ass sie anstatt des Brodes. 
Von diesem Genusse erkrankten aber die Menschen und starben 
sogar auf den Wegen massenhaft dahin. Durch die herumliegenden 
Leichname wurden die Wolfe angelockt und vermehrten noch 
das allgemeine Entsetzen, bis religiose Menschen die Gestorbenen 
in grossen allgemeinen Gruben, in die oft 500 und mehr Leichname 
geworfen wurden, beerdigten. Es herrschte solch' ein Elend, dass 
keine Feder im Stande ist es zu schildern. Die Bischofe und 
besonders die Ordensleute gaben von dem Jhrigen bis sie selbst 
nichts mehr hatten und die Kirchenschatze veraussern mussten. 
Aber manchen der Ausgehungerten war nicht mehr zu helfen. 
Viele starben beim gierigen Genuss der Nahrung, viele waren 
zu schwach um essen zu konnen.* 8 ) 

Wir kOnnen nun denken, wie unserm hi. Abte der Anblick 
dieser Noth in's Herz schnitt. Grosser Kummer und tiefe Traurigkeit 
erfasste ihn, er konnte nachts lange Zeit nicht mehr schlafen. 49 ) 
Er gab alles, was er hatte, zur Linderung der allgemeinen Noth, 
er Hess sehr viele Kirchengefasse und Kirchenzierden, auch die 
vom Kaiser Heinrich II. erhaltene Krone zerbrechen und ein- 
schmelzen und kaufte von dem Erlose Nahrung fur die Armen. 
Als er nichts mehr zu geben hatte und die Noth immer noch 
andauerte, ging er in die Ortschaften, Schlosser und Kloster, 
bettelte Almosen und munterte die andern auf zu helfen. 60 ) 
Nicht ohne Selbstiiberwindung schrieb er dem Konig Garcias III. 
von Navarra iiber seine Noth: >Wir sind jetzt bereits zwei Jahre 
lang und noch langer in bestiindiger Noth; denn die allgemeine 
Verarmung des ganzen Konigreiches und das Elend des Hungers 
und des Mangels driickt uns nieder, wie auch andere unserer 
Landsleute in euerer Nachbarschaft. Aufs hochste sind wir euerer 
getelligen Unterstiitzung bediirftig, um dieser Gefahr entrinnen zu 
konnen.« 



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— 301 — 

Odilo half wo er konnte. So kam es, dass er withrend dieser 
Hungersnoth allein durch seine Aufmunterung zur Barmherzigkeit 
und Milde viele tausend arrae Menschcn vom Hungertod 
errettet hat, die nicht gezahlt, welchen er selbst Nahrung ver- 
schafTte. 51 ' 1 ) 

Konnte er den Lebenden nicht mehr helfen, so bewies er 
wenigstens den Todten die letzte Ehre. Auf einer Reise nach 
St. Denis in Paris fand er auf offener Landstrasse zwei an Hunger 
und Kalte gestorbene Knaben liegen. Er stieg vom Pferde, hiillte 
die entblossten Leichen in seinen Mantel und sorgte fur ein 
christliches Begrabniss. r,lb ) 

Das grassliche Elend dieser Hungersnoth gab den Anstoss 
zur Aufrichtung eines Friedens. der spater zum Gottesfrieden 
(Treuga Dei) ausgebildet wurde. »Als nftmlich im Jahre 1034 
die Hungersnoth ein Ende nahm, glaubten die Bischofe und Aebte, 
zun&chst in Aquitanien. es sei jetzt die Zeit gekommen, auf 
Concilien eine griindliche Besserung der verwilderten Sitten herbei- 
zufuhren ; und die Masse des Volkes, durch die jiingste Vergangen- 
heit miirbe geworden, ging mit Freude auf ihre Absichten ein. 
Was in Aquitanien begonnen, wurde in den Provinzen von Aries 
und Lyon, in ganz Burgund und bis zu den aussersten Grenzen 
von Frankreich hin fortgesetzt und uberall Synoden veranstaltet. 
Auf diesen wurde genau verzeichnet, was Alle eidlich geloben 
miissten fortan zu thun oder zu meiden. Insbesondere sollten 
keine Watfen mehr getragen, Rauber und Verletzer fremden 
Eigenthums dem Gesetze gemiiss (mit Ausschluss der Selbsthilfe) 
durch Verlust ihrer Guter oder k(')rperliche Ziichtigung bestraft, 
alle heiligen Orte in Ehren gehalten und ihre Asylrechte allgemein 
anerkannt werden. (ieistliche, Mcmche und Nonnen sollten in 
besonderem Friedensschutze stehen ; am Freitage solle allgemein 
gefastet und kein Wein getrunken, am Samstage kein Fleisch 
genossen und nach Ablauf von 5 Jahren dieses Friedensgelobniss 
erneuert werden. Die Begeisterung aber, womit man diese Beschlusse 
aufnahm, war so gross, dass. als die Bischofe ihre Stabe gen Himmel 
emporhoben, ahnlich alles Volk die Hande zu Gott ausstreckend 
einstimmig dreimal das Wort »Friede« ausrief, zum Zeugniss 
des ewigen Biindnisses, das man geschlossen. « fia ) 

An diesen Verhandlungen nahm aber Abt Odilo keinen 
Antheil. 58 ) 

Warum wohl? Der Grand hievon mag wohl derselbe gewesen 
sein, der den Bischof Gerhard von Cambrai abhielt mit den sud- und 
nordfranz<")sischen Bischofen hierin einig zu gehen. Als namlich 
bereits um das Jahr 1023 die burgundischen Bischofe den gemein- 
samen Beschluss fassten sich sowohl als auch das Volk durch heiligen 
Eidschwur verpflichten zu wollen, in Zukunft Gerechtigkeit und 



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— 302 — 

Frieden zu beobachten und als die Bischofe des nordlichen GaJliens 
bereitwillig beistimmten. machte bios der Bischof Gerhard von 
Cambrai Einwendungen. Er behauptete n&mlich, die Bischofe 
hatten zu einem solchen Vorgehen gar kein Recht, das sei Sache 
der weltlichen Herrscher, Forderung des Schwures sei bedenklich, 
viele brechen den Schwur. 61 ) Dem Bischofe wurde dann freilich 
der Vorwurf gemacht, er sei kein Freund des Friedens. Wie aber 
der Chronist bemerkt, habe Gerhard nur zu richtig vorausgesehen, 
denn nur sehr wenige hielten diesen Schwur. 

Auch gegen die Friedensbestrebungen vom Jahre 1034 trat 
Bischof Gerhard auf. Er mahnte bei der auflallenden Begeisterung 
zur Ruhe und Vorsicht und machte darauf aufmerksam, dass man 
bei einem solchen unbeschrankten Frieden die Rauber nicht zur 
Herausgabe des Raubes zwingen und die Morder nicht bestrafen 
konne ; es sei hart Allen ein gleich strenges Fasten aufzulegen : 
der Eid werde in diesem Punkte gar zu leicht und zu haufig 
gebrochen. Trotzdem (Gerhard Beweise seiner aufrichtigen Friedens- 
liebe gegeben liatte. musste er doch, des Drangens iiberdrussig, 
genannten Frieden verkiinden. 

Der Erfolg zeigte auch diesmal, dass Gerhard's Zuruckhaltung 
ihren Grund in der richtigen Auftassung und Wiirdigung der 
damaligen Zustande hatte. 56 ) 

Das sind jedenfalls auch die Grunde gewesen, welche Odilo 
von der Betheiligung an diesem Frieden abhielten. 66 ) 

Als aber die Verwirrung iiberhand nahm und sogar zu 
solcher Hohe stieg, dass in einem ungliieklichen Gefechte, das 
Erzbischof Aymo von Boui'ges zur Bekampfung der Friedensbrecher 
lieferte, seine ganze Mannschaft vernichtet und 700 Cleriker auf 
dem Schlachtfelde blieben, da sah Odilo, dass die rechte Zeit 
gekommen war einen Frieden , der aber durch praktischere 
Bestimmungen ausfulirbar werden sollte, aufzuriehten. 57 ) 

Im Jahre 1041 erliessen der Erzbischof Raginbald von Aries, 
die Bischofe Benedict von Avignon, Nitard von Nizza, >der ehr- 
wiirdige Abt Odilo* und alle Bischofe, Aebte und die ganze Geistlich- 
keit Galliens, die wahrscheinlich im siid(")stlichen Theile Aquitaniens 
zu einer grosseren Synode versammelt waren, 68 ) an alle Erzbischofe, 
Bischofe. Pries ter und Cleriker Italiens ein Schreiben um sie zur 
Einfuhrung des Gottesfriedens, der »Treuga Dei« einzuladen. 
Dieser Friede , welchen die genannte franzosische Geistlichkeit 
als einen vom Himmel gesandten auf Eingebung Gottes bereits 
angenommen habe und treulich halte, bestehe darin, dass von 
Mittwoch Abend einer jeden Woche bis zum Montag Morgen 
unter alien Christen, sie mogen Freund oder Feind, Naclibam 
oder Fremde sein, Ruhe und vollkommene Sicherheit herrsche 
und jeder ungestort seinen Arbeiten nachgehen kimne. Den 



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- 303 — 

Beobachtern dieses Friedens wird der Lohn des Himmels ver- 
sprochen, den Verletzern mit den Strafen der Holle gedrohl. 
Wer an diesen Tagen einen Mord begeht, soil aus seinem Vater- 
lande verbannt und zu einer Wallfahrt nach Jerusalem verurtheilt 
werden. Bricht aber .Temand auf irgend eine andere Weise den 
Gottesfrieden, so soil er nach dem weltlichen Gesetze gerichtet 
und dazu noch mit der doppelten Kirchenstrafe bestraft werden. 
Weil nicht einmal der Sonntag gefeiert, sondern durch knechtliche 
Arbeiten entweiht wurde, seien jetzt vier Tage Gott geweiht, 
namlich der Donnerstag zu Ehren der Himmelfahrt Christi, der 
Freitag zum Gedachtnisse seines Leidens, der Samstag zur Er- 
innerung der Buhe Christi im Grabe, und der Sonntag als Tag 
der Auferstehung. An diesen Tagen solle nicbt auf dem Felde 
gearbeitet werden und alle Feindseligkeiten rulien. Wenn aber 
Uebertreter dieses Gesetzes von Andern gestrafl werden, so sollen 
die Letztern obne alle Sehuld sein. Wenn Etwas am Montag, 
Dienstag oder Mittwoch geraubt und es an den andern Tagen 
entdeckt wird, so soil es nicbt zuruckgefordert werden, urn dem 
Feinde keinen Anlass zum Brueh des Friedens zu geben. Das 
Schreiben schliesst mit der Bitte an den italieniscben Clerus die 
Treuga zu errichten, und mit der Ermahnung die Rauber auszu- 
rotten, die Zehnten und Erstlingsfiiiehte den Kirchen zu geben.* 9 ) 

Der Cluniacenser Rodulf Glaber (V. 1) bericbtet auf ahnliche 
Weise die Aufricbtung der Treuga im .iahre 1041, obne aber die 
Namen der dabei betheiligten Bischofe und Aebte zu nennen. Er 
gibt die Zeitdauer des Friedens genau an, wie obiges Seliriftstuck, 
begrlindet aueh ahnlich die Auswahl der r Vage, gibt aber beim 
Donnerstag als Grund des Friedens die Einsetzung des beiligen 
Abendmahles an. 

Der Abt Hugo von Flavigny meldet in seinem Zeitbuche 
ebenfalls die Aufri<;htung des Gottesfriedens im .Iahre 1041 und 
bezeiehnet Odilo als einen Haupturbeber desselben. 00 ) 

Der von Odilo so warm befurwortete Gottesfriede verbreitete 
sieh bald in Austrasien, in Neustrien wurde er von Abt Richard 
von Verdun lange vergebens geprcdigt. Heinrieh I. von Frankreich 
hatte namlich damals eine Fehde mit den Erben Odo\s von 
Champagne. Doch wnrden auch bier die Bemuhungen Richard's 
spater mit Erfolg gekn')nt. Bis zum .Iahre 1047 traten mehrere 
(irafschaften oder Herzogthumer des sudlichen und n(">rdlichen 
Franciens, namentlich die Fiirsten der Normandie, von Languedoc 
und der spanischen Mark der Treuga bei. G1 ) 

Die Wirkung der Treuga Dei war besonders fiir Frankreich 
sehr wohlthittig, sie leistete theilweise wenigstens den Schutz, 
welchen das Konigthum hatte gewiihren sollen und hielt den 
fehdelustigen Adel in Schranken. 02 ) 



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— 304 — 

Unsem hi. Abt ehrt aber sein Eifer fur den Gottesfrieden 
nicht minder, als die Einfuhrung des Allerseelentages. Wie er 
durch diesen der leidenden Kirche den Frieden Gottes vermitteln 
wollte, half er auch einem grossen Theile der streitenden Kirche 
ein grosses Gut erwerben, namlich den Gottesfrieden. 

(Schluss folgt im nachsten Heftc.) 



Anmerknngen sum vierten CapHel. 

») Pastornlblatt dea Biathuma Mttnater. 1884, Nr. 8. 

•) Band II. pag. 618. 

s) Jotaald I. op. 13 

*) Bibl. Clun. col. 349 aqq. 

Migne 142 col. 939 sqq 

Dass damals Fulbert noch nicht Bischof war, ergibt aich aus der Adrease 
dea Briefes, worin ihn Odilo „c o m presbyter 44 nennt. 

cf. Ceillier, Histoire g^neYale des auteurs sacres eteccu5siaatiquea, XX, 245 

») Bibl. Clnn. col. 361 sq. 

Bouquet X. pg. 456. 

Migne 141. col. 217. 

«) Bibl. Clun. col. 351. 

Migne 141. col. 253. 

?) Bibl. Clun. col. 350 sq. 

Migne 141 col. 252. 

») Bibl Clun. col. 351. 

Migue 141, col. 252 aq. 

In diesem Briefe nennt Fulbert, wie auch in den andern, den hi. Odilo 
wiederholt „Vater" und nennt sich „aervulum de te pendentem." 

°) Bouquet X. pg. 454 sq. 

Die Uebersetzung bei Damberger 1. c. V. pg. 787. 

10 ) Bouquet X. pg. 455. 

Die Uebersetzung ebenfalls bei Damberger 1. c. pg. 788. 

Fulbert sagt: „Patrem nostrum Odilonem loquor et asseclas ejus. 4 * Das 
hei8st nicht: „Ich will unsern Vater Odilo und aeine Freunde aprechen,** wie 
Damberger 1. c. ilbersetzt. 

u ) Bouquet X. pg. 510. 
la ) Adeiuar bei Bouquet X. pg. 148 sq. 

1S ) Vita Gauzlini von Paul Ewald neu herausgegeben in: Neuea Arehiv. 
der Gesellschaft fiir altere deutsche Geschichtskunde. Band III. (1878) pag. 
351 sqq. 

Jaffe* Nr. 3027. 

w ) Ademar 1. c. Vita Gauzlini 1. cp. 18 sq. ^ 

") Acta VI. 1. p. 570 sq. 

Mabillon, Itinerarium Burg. a. 1682 in Ouvrages posthumes etc. II. p. 23 

ta ) Gall. chr. IV. col. 78 sq. und col. 730. 

17 ) Helgald, vita Roberti regis bei Bouq. X. p. 111. 

Historia translations reliq. S. Enspicii abb. bei Bouq. X. p. 370. 

Annal. IV. p. 353. 



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— 305 - 

> 8 ) Acta VI. 1. p. 662 Nr. 27 und p. 588. 
Pignot I. p. 436. 

l9 ) Siehe oben III. Cap. und Jotsald I. cp. 7. 

««) Jotsald II. cp. 12. 

tl ) Damberger VI. p. 266 sagt: „ein eifriger Benedictiner von Clugny 
„Aymo," sei Nachfolger des Erzbischofs Gauzlin von Bourges geworden. 

Annal. IV. p. 354 et Gall. chr. II. col. 4i sq. sagen nicht, dass Ay mo 
ein Cluniacenser war. 

»*) Jotsald II. cp. 12. 

") Jotsald I. op. 14. 

So oft Odilo in Rom war verkehrte er viel mit den dortigen Clerikern 
und Monchen 1. c. I. cp. 7. 

**) Wibert, vita Leonis DC. lib. II. cp. 1. in Acta VI. 2. pg. 65. 

") Wibert, 1. c. 

ae ) Siehe oben II. Cap. Anm. 55. 

* 7 ) Jotsald I, cp. 7. „Non praeterundi sunt etiam illi Domini sacerdotes 
et apostolici viri: Silvester, Benedictus, Johannes et in ultimis piae memoriae 
Clemens, quorum gratiam ita promeruit; ut tamquam ex fratribus unus 
exstiterit." 

38 ) Stumpf Nr. 1139. 
Hidber Nr. 1176. 
Mon. Germ. SS. XI. p. 531. 
cf. Stumpf 1146. 

8 ») Bibl. Clun. col. 409 sq. 
Annal. IV. p. 133 sq. 
Stumpf Nr. 1179. 

ao ) Stumpf Nr. 1254. 
Jahrb. Otto III. p. 123. 

8I ) Siehe unten V. Capitel. 

88 ) Siehe unten V. Capitel. Bei diesem Aufenthalte in Rom beehrte der 
Papst Johannes XIX. das Kloster Cluny mit einer Landschenkung. Jahrb. d. 
deutschen Reichs uuter Conrad II. Band II. pag. 488 sq. 

88 ) 1. c. I. pg. 260 sq. 

Gfrttrer, Gregorius VII. Band VI. p. 568 sqq. hat durch geistreiche 
Verweodung des sparlicheu Quellenmaterials und durch scharfsinnige SchlUsse 
es h5chst wahrscheinlich gemacht, dass Odilo nicht allein Andachtshalber, wie 
Jotsald meldet, noch in seinem hohen Alter die weite Reise machte, sondern 
urn auf Papst Clemens II. einzuwirken, damit er abdanke und Gregor VI. als 
allein rechtraassiger Papst wieder eingesetzt werde. Clemens II. starb aber 
bald darauf. 

34 ) Hergenriither, K. Geschichte I. p 612 nach Glaber Rodulf. 

35 ) Glaber Rodulf hist. V. 6. bei Bouq. X. p. 63 et Mon. Gorm. 88. 
VII. p. 72. 

Die Annahme Gfrftrer's im VI. Band seines Werkes: „Pabst Gregorius VII. 
und sein Zeitalter" pag. 492 sq. dass Odilo den Papst Gregor VI. mit Geld- 
mitteln untersttitzt habe, lasst sich nicht beweisen. Uebrigens gehort die Bulle 
bei Jaffe Nr. 3137 auf welche Gfrftrer sich stiitzt, nicht dem Papste Gregor VI. 
sondern Gregor VII. an. Jahrb. Heinrich III. Band I. p. 492 sqq. 

Ueber die Anerkennung des Papstes Gregor VI. durch die Cluniacenser 
und K&nig Heinrich I. vergl. noch 1. c. p. 262. Dass Gregor VI. kein Schis- 
matiker war 1. c. pag. 484 sqq. 



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— 306 — 



38 ) Es moge genttgen hier darauf hinzuweisen, dass Glaber Kodulpb in 
seiner Geschichte, die ja unter den Augen Odilo's fortgefilhrt und beendig't 
wurde, genannte Laster eifrig bekampft. 

„Abt Odilo (und Bischof Fulbert von Chartres) hielten bei aller Selbst- 
standigkeit den Zusammenhang mit Rom und dem Papstthum planm&ssig fest" 
sagt Steindorff in seinen Jahrb. Heinrich's III. Band II. pag. 85. 

87 ) ,,Vestris nos sanctissimis omni tempore committimus orationibus, et ut 
accipere dignemini, fidelibus exoramus petitionibus; .quia in quocunque noster 
valuerit status, nullo modo vester defectum sentiet profectus." So sagt der Papst 
gleich am Anfange seines Antwortschreibens. 

88 ) Jaffe Nr. 3010. Auch bei Migne 139 col. 283. sq. 

Aehnlich entschied Innocenz III. Lib. I. Decret. t 9. c. 4. Anders 
Benedict VIII. der einem in St. Benignus in Dijon weilenden Bischofe, der 
Mftnch geworden war, erlaubte auf Befehl seines Abtes zu ordiniren. Annal. 
IV. pag. 223. Die ganze Frage hat Mabillon klar besprochen in Annal. IV. 
p. 134 sq. 

GfrBrer 1. c. V. p. 938 sq. folgert aus der Antwort Sylvester's II. und 
aus cp. 16 der vita Adalh. sein Verhaltniss zu den Cluniacensern sei nicht 
das beste gewesen. 

8e ) Labbe torn. IX. 
Bibl. Chin. col. 338. 
Annal. IV. p. 371. 
Acta VI. 1. p. 582, Nr. 105. 
Chron. Masciac. bei Bouquet X. p. 321. 
Gall, christ. II. col. 258. 

*o) Jahrb. Heinrich II. Band III pg. 291 sq. 

4l ) V, 7. bei Martene et Durand, Vet. Scr. et Mon. Coll. IV. col. 1062. 
«) Mon. Germ. SS. VI. p. 356. 
* 3 ) bei Martene et Durand 1. c. V. col. 999. 

44 ) IV, p. 312 sq. In der Darstellung folgt Mabillon dem Jotsald, in der 
Zeitbestimraung dem Sigebert (zum Jahre 1025). 

48 ) P. Damiani opera omnia ed. Const. Caietanus. Paris 1664. Tom. 
III. p. 186 

Baronius, Annal. eccl. ad annum 1024. 
4G ) Urn mit Gfrorer 1. c. ]>. 194 zu reden. 

47 ) O. Blilmcke, Burgnnd unter Rudolf III. und der Heimfall der 
burgundischen Krone an Kaiser Conrad II. Inaugural-Dissertation, Greifswald, 
1869. pg. 17 und 34. 

4b ) Das geht aus folgendem Briefe hervor. 

4e ) Mabillon, Annal. IV. p. 371 nennt ihu Bischof von Macon. Damals war 
aber Walter von Beaujeu Bischof v. Macon. Mit obigem Gaufrid ist wahrscheinlich 
der Bischof von Chalon sur Saone gemeint, der in der Bulle Benedicts VIII. 
v. J. 1016 genannt ist, der im Jahre 1025 bei der Synode zu Ansa und im 
Jahre 1027 zugleich mit Odilo bei der Kronung Heinrichs I. in Rheims zugegen 
war. Dieser Gaufrid scheint mit Odilo befreundet gewesen zu sein, was man aus 
einer Acta VI. 1. p. 562 sq. angefiihrten Urkunde schliessen darf. 

50 ) Dieses Actenstiick ist ohne Datum, es muss aber in die Zeit zwischen 
dem Tode Burchard's II. uud Johannes XIX, also zwischen 12. Juni 1031 und 
Januar 1033 fallen. Jaffe Nr. 3115. Glaber Rodulf kannte es nicht. 

**) Jaffe Reg. Pontif. pg. 359. 

M ) Glaber Rod. hist. lib. V, 4. Herimann. contract, ad aim. 1034 in 



Mon. Germ. SS. V. p. 121. 



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— 307 — 



M ) Glaber Rod. 1. c. Herimann. contract, ad annum 1036 in Mon. Germ. 
1. c. p, 122. 

**) Glaber Rod. 1. c. 

Hugo Flavian, bei Bouquet XL p. 144 und 145 und Mon. Germ. SS. 
VIII. p. 304 feh lerhaft nach Glabei 1. c. den er beniUzt hat; letztere Mcldung 
„quod usque hodie Cluniaci habetur" findet sich bios bei Hugo. 

Zum Ganzen cf. Annal. IV. p. 371. Acta VI, 1, p. 582. Gall, christ. IV. 
col. 82. sq. Jahrb. Heinrich III. Band I, p. 135 Anm. 2. 

Hauptquelle ist Glaber Rod. 1. c. der, wie Waitz in Mon. Germ. SS. VII. p. 49 
Note 21 sagt, in seinen Nachrichten iiber Odilo durchaus zuverlassig ist, 
ergfiuzt muss er werden durch das Schreiben Johannes XIX. und durch 
Herimann. contract , wodurch auch die Chronologie sicher wird. Gerade in Bezug 
auf die Chronologie nennt Mabillon in 8. Annalen 1. c. die Erzahlung eine 
„valde perplexa res." 

Das Verdienst auf die zweimalige Postulation Odilo's zum Erzbischof 
von Lyon hingewiesen zu haben, gehftrt einem schweizerischen Historiker, 
Dr. Gerold Meyer von Knonau. Anzeiger flir schweizerische Geschichte und 
Alterthumskunde. 14. Jahrg. 1868 Nr. 1 Eine andere Anordnung der ttber- 
lieferten Thatsachen gibt H. Bresslau, Jahrbiicher unter Conrad II. Bnd. II 
p. 56 sq. 

**) "Jahrbucher Heinrich III. Band I. p. 135 sq. 302 sq. 
Vita Halinardi, Acta VI. 2. p. 35 sq. 

66 ) Es ist bier der Ort die Auffassung deT versuchten Besetzung des Lyoner 
Stuhles durch Gfrfirer zu berttcksichtigen. Im VI. Bande seines Werkes „Papst 
Gregorius und sein Zeitalter" pag. 262 — 265 spricht Gfrtfrer weitlaufig iiber 
die Berufung Odilo's auf den Erzstuhl von Lyon und bringt sie mit der Politik 
des deutschen Kaisers Conrad II. in enge, ursachliche Verbinduug. 

Er stellt die Behauptung auf, Conrad habe mit dem Anerbieten des 
Lyoner Erzbisthums Odilo seinen Zwecken dienstbar zu machen gesucht, um 
namlich mit dessen Hilfe in Burgund den Widerstand gegen die deutsche 
Nachfolge zu brechen. Um nun Odilo zur Annahme des Erzbisthums zu 
bewegen, habe Johannes XIX. an diesen obigen Brief geschrieben und zwar 
nur desshalb, um Conrad gefallig zu sein. Dem Papste sei es aber mit seiner 
Drohung nicht Ernst gewesen, desshalb habe er Odilo nicht weiter getrieben 
und ihn auch nicht, wie er gedroht, excommunicirt, ja nicht einmal den jilngern 
Burchard, der den Lyoner Stuhl usurpirt hatte. Das habe Conrad gemerkt 
und gesucht sich auf seine Weise zu rachen, was er auch dadurch that, dass 
er den Bischof Warmann von Constanz drangte sich vom Abte Berno von 
Reichenau die von Johannes XIX. erhaltenen Begiinstigungen, namlich Gnaden- 
brief und Sandalen, ausliefern zu lassen, die dann der Bischof in der Oster- 
woche des Jahres 1033 Offentlich verbrannte. Gfrftrer ftigt bei: „Ich sehe in 
dieser Art von Osterfeier die kaiserliche Antwort auf die Vorgange zu Lyon." 
Weiter unten sagt er: „Denn kauiu glaube ich bemerken zu miissen, dass nicht 
Bischof Warmann, sondem der Salier Conrad eigentlicher Urheber der 
Constanzer Scene gewesen ist." Auf Seite 264 fahrt er fort: „Allerdings sagt 
weder der Cluniacenser Rudolf noch irgend ein anderer Chronist, dass Papst 
Johannes XIX. den an Odilo gerichteten Erlass aus Riicksicht auf den Kaiser 
Conrad II. ausgefertigt habe, noch meldet Herimann der Lahme, dass die an 
Berno von Reichenau gerichtete Bulle wegen des obigen Erlasses oder uberhaupt 
um burgundische Verhaltnisse willen zu Constanz verbrannt worden sei. 
Dennoch behaupte ich zuversichtlich : kraft innerer Nothwendigkeit muss die 
Sache so, wie eben entwickelt worden ist, zusammenhfingen." 

Gegen diese Auffassung erlauben wir uns nur zu erinnern, 1. dass 
GfrOrer ftir seine Behauptung eines inneren Zusammenhanges beider VorfKlle 
gar keinen Beweis beibringen kann ; 2. dass der betrefFende Brief an Odilo 



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nicht datirt ist uud wohl aus den letzten Tagen des Papstes Johannes XIX. 
stammen kann und dieser also auch nicht zeigen konnte, ob es ihm wirklich 
Ernst war oder nicht, und 3. dass die in der Osterwocbe in Cons tana auf- 
gefiihrte Scene keine Rache an Johannes XIX. gewesen sein kann, da ja di< 
damals schon todt war. 



Anmerkongen sum fftnften Capital. 

*) Papst Gregorius VII. hand VI. pag. 261. 

*) BHimcke 1. c. pag. 26. 

s ) Gfrorer 1. c. Band VI. pag. 443. 

Bliimcke 1. c. pag. 26. 

4 ) Rod. Glaber hist. II. 8. 

6 ) Chronic S. Benigni bei D' Achery Spicileg. II. und Bouquet X. 
pag. 174. 

cf. Jahrb. Heinrich's II. Band I, pag. 386 sq. 
fl ) Bouquet X. p. 614. 
Annal. IV. p. 333. 

7 ) Es lag Odilo viel daran dabei zugegen zu sein. Anfang April desselben 
Jahres befand er sich noch in Rom; er beschleunigte also ziemlich die Reise urn 
ja noch rechtzeitig eintreffen zu konnen. 

cf. Damb. VI. p. 66. 

«) Hidber Nr. 1298. 

8 a) Jahrb. Conrad II. Band II. p. 403. Wohl aber hatten die Aebte 
Richard, Poppo und Bischof Brun von Toul ihren Einfluss zur Schlichtung der 
Feindseligkeiten verwandt. 

O. Bliimcke, Burgund unter Rudolf III. pag. 61 sq. 

Giesebrecht Gesch. d. deutsch. Kaiserzeit II. p. 270 und 609. 

e ) Annal. IV. p. 152. 

Chevallier 1. c. pag. 106 sqq. 

*•) Brief des hi. Odilo an Konig Stephan von Ungarn. 

Domino meo et Dei servo pacifico. S. ac hfumillijmo 
regum, frater Ov. regem et regnum coelorum. 

Quantus erga cultum divine religionis affectus vestro redundet 
in animo cum pene omnis proclamet mundus : turn maxime hii 
qui a dominico tumulo redeuntes habundantissime notum testi- 
monium ferunt. Quidem et nos ipsi affluentissime experti sumus 
cum vestros nuntios accipere digni habiti sumus, refertos regalibus 
donis et muneribus; unde et pro vestra scientissima devotione 
omnipotent Domino laudes et gratias rependimus. et ut in vobis 
suam quam incepit gratiam perficiat, et vitam vestram pro tuitione 
fidelium suorum longo in tempore extendat, sicque in coelesti 
patria regnare vos concedat instantissima et continua prece ora- 
mus et petimus. quae circa nos et omnem nostri convenientiam : 
Satis habundeque in prioribus apicibus ; quos per fratrem nostrum 
M. et vestris referendariis misimus certain, ut nobis videtur vestram 
excellentiam reddidimus ; de Sanctorum vero corporibus de quibus 



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— 309 — 

vobis aliquod praecepistis mitti debere : pro cerlo teneat sublimitas 
maiestatis vestre in hac vita degentis nullius iussionibus nos liben- 
tius velle parere quam vestris si id valeret ullo pacto explere 
facultas aut possibilitas nostrae humilitatis. 

Sed ut scire potestis a scientibus noster locus inceptus ex 
paupertate cuiusdam Wilelmi comitis modernis temporibus; quo- 
circa ut sunt in anteriora loca nos nequaquam obtinere potuimus 
Sanctorum corpora excepto uno Sancti Marcelli Pape quern noster 
locus promeruit habere ipsius Wilelmi studio et labore. Ad quern 
quia a nostris prioribus diligenti cura et sagaci industria in quo- 
dam repositorio est inclusus multis firmissimisque cuneis et seris 
undecumque munitus nos manum mittere minime ausi sumus. 
tamen in abditissimo quodam loco ex ipsius corpore proprio reli- 
quias invenimus quas gratanti animo vestre dominationi direximus. 
Fuerunt et alii plerique potentissimi et nobilissimi viri qui spretis 
pompis huius saeculi et calcatis coenosis fluclibus mundi desiderio 
vite aeterne ducti confugerunt ad portum nostri monasterii. Hii 
quam plurima ad nos detulerunt sanctorum pignora ex quibus 
parte qua potuimus ad vos missa a vestra magnificentia oramus 
suscipi mente benigna. Porro de quantitate earum non aliquem 
moveri concensemus ulli pravis cogitationibus cum persepe multis 
experiments agnoverimus non solum per sacros artus reliquiarum 
veterum etiam et per suas semicincias plus solere in miraculis 
coruscare et virtutibus quam in locis faciant ubi degere videntur 
propriis corporibus. Sed et in gestis (iregorii pape legimus quod 
cum quidam ab ipso reliquias peterent Sanctorum pro reliquiis 
prandea susceperent quibus in fide dubitantibus seseque irrisos 
cumque renutibus iam dictus papa partem prandei ferro incidit 
et ut dicitur statim sanguis efflux it. 

Eremos nostros hos ad vos apices deferentes vestre comit- 
timus benignitati et clementie, et ut in omnibus vestrum habeant 
auxilium et consilium petimus supplici prece si qua vero nostra 
parvitas Domino conditori omnium offerre potuerit beneplacita 
vobis et vestris continuatim obtamus fore salutaria. Valete. 

Dieser hier zum ersten Male gedruckte Brief stent in dem Mac. Nr. 9376 
(frtther Nr. 165 4 cf. Pert*, Archiv etc. Band VIII. p. 306.) f. 60 der Pariser 
Nationalbibliothek. Der Verfasser wurde auf ihn aufmerksam gemacht durch eine 
Notiz der Zeitschrift „Neues Archiv 44 etc. 1881 pag. 479, die Abschrift besorgte 
mit grosser Freundlichkeit Herr Buchhandler R. Boner in Paris, wofiir ihm der 
Verfasser den warms ten Dank ausspricht. 

Obwohl die Eigennamen in dieaem Briefe nicht ausgeschrieben sind, so 
ist doch der Autor und der Empfanger leicht nachweisbar. 

Der Anfangsbuchstabe Ov. weist auf Odilo hin, anf Cluny die Bemerkung, 
dass ein gewisser Graf Wilhelm 8tifter sei, ebenfalls die Erwahnung der Reliquien 
des hi. Papstes Marcellus, und die Bemerkung, dass sehr viele machtige und 
edle Manner in das Kloster eingetreten seieu. Es darf nicht befreraden, dass 
hier Wilhelm comes und nicht dux genannt wird; es kommen eben beide 
Predicate fur Wilhelm vor. cf. Acta V. p. 77. 



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DcOss der Brief an Ktfnig Stephan von Ungarn gerichtet ist, beweist der 
Anfangsbuchstabe S. und die Aussage Odilo's, dass die vom hi. Grabe in 
Jerusalem zurilckkehrenden Pilger den Konig sehr riihmten. Da nun in jener 
Zeit die Pilger durch Ungarn reisten und der Eifer Ktfnigs Stephan fUr die 
Religion und die katholische Kirche genugsam sonst bezeugt ist, deutet dies 
klar auf Konig Stephan von Ungarn als Empfauger des Briefes hin. Zum Ueber- 
fluss bezeugt Jotsald I. 7 den durch Gesandte und Briefe vermittelten 
Verkehr beider. 

Der heilige Odilo schreibt oben prandei statt brandei. (Brandeum = 
Umhiillung der Reliquien.) 

io) Syrus, vita S. Maioli in Acta V. p. 799 und 800. 

cf. KOpke und Diimmler, Kaiser Otto der Gross e pag. 486. 

") Das Jahr ergibt sich aus Odilo, vita Adalh. cp. 13 : „Iam iamque 
ultimo aetatis suae anno" etc. 

Der Monat ergibt sich aus dem Empfang der Nachricht vom Tode des 
Bischofs Franko. Dieser starb 28. Aug. 999 in Italien (Damberger V. p. 533) 
die Nachricht da von, welche in 3 Wochen wohl nach Burgund gel an gen 
konnte, traf sie in St. Maurice (Ct. Wallis) an. 

13 ) Das Leben der Kaiserin Adalheid libers, v. Dr. Hermann Huffier, 
Berlin 1856. S. 16 sq. 

") Gesta epp. Cameracens. I. o. 114 in Mon. Germ. SS. VII. p. 451. cf. 
Stumpf Nr. 1242 & 1243. 

") Hugo, destructio Farf. 7. in Mon. Germ. SS. XI. p 636. cf. Reumont, 
Gesch. der Stadt Rom. II. p. 253. 

16 ) Jotsald tl. cp. 9. „Habebat autem (scl. Odilo) hospitium in monasterio 
sacrae puerperae Virginis, quod est situm in Aventino monte, qui prae caeteris 
illius urbis montibus aedes decoras habens, et suae positionis culmen in altum 
tollens, aestivos fervores aurarum algore tolerabiles reddit et habilem in se 
habitationem facit." 

ia ) Leben der Kaiserin Adalheid iibers. v. Huffer, S. 15. 

,7 ) Gfrtfrer 1. c. Bnd. V. pag. 866 u. 939. 

*») Jotsald I, 7. & II, 6. Jahrbucher Heinrich's U. Bnd I. p. 307 sq. Zu 
pag. 309. Anm. 2. cf. Bnd. HI. p. 222. Anm. 1. 

Giesebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit H. p. 41 sq. 

Hirsch in eben genannten Jahrbiichern bestreitet und Giesebrecht 1. c 
ignorirt die FUrbitte Odilo's. Da aber Jotsald mit klaren deutlichen Worten die 
Fiirbitte Odilo's erzahlt und da auch kein Zeugniss dagegen stent, so muss man 
die Nachricht Jotsald's in ihrer Geltung lassen. 

Odilo hatte auch wirklich ein Interesse an der Verschonung Pavia's. 
Er hatte zwei Kltfster in Pavia, war sehr oft in dieser Stadt anwesend, so 
dass nicht bios er, sondern auch was er im Gebrauche hatte, gut bekannt war. 
So wurde ihm einmal seiu gewOhnliches Reitpferd gestohlen, der Dieb wagte 
aber nicht es in Pavia zu verkaufen, weil man es gut kannte, sondern floh 
nach Lodi um es dort zum Verkaufe anzubieten. Diese Geschichte und wie 
der Dieb entdeckt wurde, erzahlt Jotsald II. cp. 5. 

Ein fernerer Umstand, der die Fiirbitte Odilo's gewiss macht, ist der, 
dass H ein rich in das Kloster St. Pietro in cielo d'oro sich zurttckzog, das ein 
cluniacenser Kloster war. Hier war Odilo zu Hause und konnte als Beherberger 
des Ktinigs diesen gar wohl um Gewahrung der Verzeihung bitten, um so 
mehr als das Verh£ltniss Odilo's zu Heinrich ein sehr freundschafHiches und 
sogar heraliches war. Ueber St. Pietro cf. Joh., vita Odonis I. 4 in Bibl. clun. 
col. 15. Acta V. p. 161 sq. & p. 137. Nalgod, vita S. Maioli H. 21 in Bolland. 
Acta SS. Mai. U. p. 663 & Mabillon, Acta V. p. 800 note a. Vergl. ferner: 
Mabillon, Acta HI. 1. p. 437 sq. & in. 2. p. 550. 



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— 311 



*•) Jahrb. Heinr. II. Bnd. II. p. 5 sq. und pg. 381 sq. 
Stumpf Nr. 1441. 
Annal. IV. 188. 

*o) Diminutio Farf. in Mon. Germ. SS. XI. p. 542. 

**) Giesebrecht 1. v. p. 123. Jahrb. Heinrich II. Bnd. 2. p. 424. Beide 
nach Glaber Rodulph hist. I. 6. 

") Aderaar III. 37. in Mon. Germ. SS. IV. pag. 133. 
Nach Ademar chron. S. Maxentii bei Bouquet X. p. 232. 
Ueber diese Geschenke cf. Adalbert vita Heinrici c. 28. in Mon. Germ. 
SS. IV. p. 809 und vita Meinwerci, ibid. XI. p. 118. 

") Ueber dieses Buch siehe unten VI. Capitel. 

") Wenn sich das von Jotsald II. 9, 10 und 11 ohne nahere Zeitangabe 
Erz&hlie auf diese Reise bezieht. 

Nach den Biographen Heinrich's & Bischofs Meinwerk h&tte der Kaiser 
auf seiner Heimreise Cluny besucht. Siehe oben III. Cap. Anm. 80. 

Dass Heinrich bereita am 13. Juni wieder in Bamberg gewesen sein soil, 
wie die Annalen v. Hildesheim berichten, ist nicht ausgemachte 8 ache, da ja 
diese Annalen in solchen Angaben ungenau sind. Jahrb. Heinr. II. Bnd. II. pag. 
206 note 2 cf. pag. 432. u. Giesebrecht 1. c. p. 592. 

Gegen die Kei.se Heinrichs nach Cluny darf man also die Annalen von 
Hildesheim nicht anflihren wie Giesebrecht 1. c. p. 593 thut. 

") Jahrb. Heinrich II. Bnd. III. p. 222. 

»") Mon. Germ. SS. VIH. p. 891. 

* 7 ) Ademar 1. c. 

M ) Ordo Clun. auct. Bernardo bei Herrgott pag. 158. 

»•) Stumpf Nr. 1852. 

Hidber Nr. 1238. 

ao) Jahrb. Konrad II. Bnd. I. p. 33 sq. 

") Giesebrecht 1. c. pag. 239. 

") Jotsald U. 7. 

Jahrb. Konrad II. Bnd. I. pag. 67 sq. 81, 136. 

Giesebrecht 1. c. pag. 239 sq. 

M ) Giesebrecht 1. c. pag. 241. 

M ) Damberger VI. pag. 47. 

•*) Jahrb. Konrad II. pag. 138 sq., 147 sq., 164 sq. 

s6 ) H. Greeven, die Wirksamkeit der Cluniacenser auf kirchlichem und 
politischem Gebiete im XI. Jahrh. (Iuauguraldissertation) I. pag. 23. Jahrb. 
Heinrich's HI. Bnd. II. pag 43. sq. 

Wie sehr Agnes die Cluniacenser achtete und sch&tzte ergibt sich aus 
ihrem Briefe an den Abt Hugo, October 1056. D' Achery, Spicilegium III. p. 
443 bei Giesebrecht II. p. 667 abgedruckt Cfr. 1. c. p. 522. 

»') Pignot I. p. 402. 

»*) Bibl. Clun. col. 3. 

") Mau moge nur den n Catalogus Abbatiarum, prioratuum et decauatuura 
etc. monasterio Cluniacensi subditorum" in Bibl. clun. col. 1705 — 1752 und die 
Consuet. durchlesen! cf. Udalr. cons. III. 24. 

«°) Petrus Venerab. Epist. lib. I. 28 in Bibl. Clun. col. 671 und 674. 

*«) z. B. Bernard & Bruel II. Nr. 1264. 

* a ) Udalr. cons. I. cp. 30. 

48 ) Itinerarium Burgundicum 1. c. p. 23. 

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— 312 — 

**) Jotsald I. cp. 8. 

«) Glaber Rod. hist. IV, 7. 
Pignot I, 400. 

«) Pignot I. pag. 381. 

*•) Sigebert in Mon. Germ. SS. VI. p. 354. 
Bouquet X. p. 218. 

♦») Rod. Glaber hist. IV, 4. bei Bouquet X. p. 47 sqq. und nach ihm 
Hugo Flav. chron. Vird. bei Bouq. X. p. 209. 

Die Aebte Richard und Wilhelm thaten ebenfalls sehr viel zur Linderung 
der Noth. 

*•) Vita S. Maioli, praef. in Bibl. Clun. col. 279. 

w) Jotsald 1, 9. 

"a) Jotsald 1. c. sagt; Odilo habe die grBsste werkthatige Nfichstenliebe 
gezeigt: „In thesauris Ecclesiae pauperibus datis, divinis et humanis oraculis 
Laurentius praedicatur mirabilis, cni licet istum aequiparare non andeamus; 
tamen cunctis quos vidimus moderni temporis hominibus (quod sine praeiudicio 
cuiusquam dixerim) in suo ordine in hac virtute praeferimus." 

«b) Jotsald 1. c. 

«) Hefele IV. p. 664 sq. nach Glaber Rod. hist. IV. 5. 
*») Gfrftrer 1. c. VI. pag. 261. 

w) Gesta epp. Camerac. lib. III. cp. 27 in Mon. Germ. SS. VII. p. 474. 
«) 1. c. cp. 52, 53, 54 pag. 485 sqq. 
&«) Gfrbrer 1. c. pag. 262. 

s?) Dr. August Kluckhohn. Gesch. des Gottesfriedens. Leipzig. 1857 pag. 37. 
m>) Kluckhohn I. c. p. 45. 

w) Dieses Schreiben ist schon mehrfach gedruckt. Martene & Durand, 
Thesaurus novus I. col. 161. sq. 

Bouquet XI. p. 516 sq. 

Mansi, collect, concil XIX. p. 593 sq. 

Migne torn. 151. 

Fehr, der Gottesfriede und die kathol. Kirche des Mittelalters. Augsburg 
1861 p. 19. und grOsstentheils iibersetzt. 

•o) Mon. Germ. SS. VIII. 403. 

«) Gfrttrer 1. c. 349. 
Ueber die Treuga Dei vergl. noch Jahrb. Heinrich III. Bnd. I. p. 137 Bq. 

«*) Giesebrecht II. p. 369. f. 



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— 313 — 



Eine Admonter Todtenrotel des 15. Jahrhunderts, 

Von P.Jacob Wichner. 
(Schluss von Jabrg. V, Heft 3. Seite 28—56.) 

244. 
17. August. 

Gerulus pres. c. in conuentu n. Argentinensi O. S. Aug. . . 
feria IV. post festum assumptions . . . obierunt vene- 
rabilis pater lector Johannes. Btirlin, Thomas Meiger, 
Burckardus Hun . . . sacerdotes, oremus inuicem, ut 
saluemini . . . 1485. 

Franc. Petrus, ,Germ. canonico-Augustiniana* III. 115 zahlt vier 
Manns- und ein Frauenkloster dieses Ordens in Strassburg. Gabriel 
Pennottus, ^Generalis totius . . . clericorum ordinis canonicorum 
historia* 404 kennt ein > monasterium dictum Scucheia.* Zunggo, II. 
535 fuhrt an : a) Argentoratensis cathedralis s. Mariae. b) Aula viridis. 
c) S. Bartholomaei alias monasterium ad Martyres. 

245- 

1 7 . August. 

Pres. literarum baiulus c. in conuentu n. Argentinensi 
O. Mynorum in octaua . . . s. Laurencii . . 1485. Obiit 
Wendelinus Gotten 

Bischof Berthold I. von Teck berief 1230 die Franziskaner. 

(Kirchenlexikon, X. 402). 

246. 

18. August. 

P. 1. apud nos c. in cenobio Gengenbach O. S. B. Argent, 
dyoc. mortuorum nomina fideliter inquirens. Obierunt 
Sigismundus abbas, Johannes, Otto, Jacobus, Andreas, 
Michael, Wernher . . . Wilhelmus de Schowenburg 
laycus ... 1485 quinta feria ante Bartholomei. 

An der Kinzig, Patron St. Maria u. St Martin ; gegrtindet 

724 — 726 vom h. Pirmin; aufgehoben 1807. (Franc. Petrus, ^Suevia* 

346. — Gerbert, ^Historia Nigrae Silvae* Sanct Blasien, 1783. 

pg. 61. — Grote, 171.) 

3* 



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— 314 — 

247- 
20. August. 

Anno . . . 1485 die s. Bernhardt 1. p. c. in n. m. s. 

Marie vulgo S . . . ter (f) Argent, dyoc. O. S. B. . . . 

obiit Paulus abbas . . . 

Kloster Schuttern (Schutteren) ? 

248. 

23. August. 
L. p. obtulit seipsum nostro m. Porta Celi alias Tenin- 

bach O. Cyst. Constant, dyoc. ... 1485 in vigilia 

Bartholomei . . . obierunt Nicolaus, Ludovicus sacer- 

dotes . . . 

Tennenbach bei Freiburg in Breisgau. Hesso, Abt von Aurora 
(Frienisberg bei Bern), grundete 1 1 5 8 auf dem von Cutno von 
Horwin gespendeten Grunde das Kloster, welches spater Tochter von 
Salem wurde. (Janauschek, Cistercienserbuch 32.) 

249. 

23. August. 

L. p. c. in m. monialium B. V. Marie Wunental in 
vigilia Bartholomei . . . 1485. 

Wunnenthal (Wonnenthal, Jucunda Vallis) bei Benzingen im 
Breisgau 1256 auf Ansuchen des Grafen Rudolf von Isenburg dem 
Cistercienserorden ubergeben. (Franc. Petrus >Suevia* 907. — Janauschek, 
LVIII. — Cistercienserbuch 644.) 

250. 

24. August. 

Anno ... 1485 non. Kal. Sept. cartigerulus p. c. n. in 
m. B. M. V. O. S. B. in Ettenheim nature tributum 
animas generaliter soluentes colligens . . . nullus de 
presenti carcere carnis est deductus . . . 

Ettenheimmilnster (Monchszell, Ettonis monasterium, Monachorum 

Cella) gegrundet vor 734, aufgehoben 1802. (Gerbert 56. — 

Grote, 145). 

25 1 - 

25. August. 

L. p. f. n. in n. m. Gunthervallis O. S. Bernhardi in die 
Ludouici ... 1485. Obierunt . . . Mechtildis de Falken- 



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— 815 — 

stein abbatissa, Vrsula de Balsenheim, Elisabet de 

Erzingen, Ayt de Balsenheim, Agnes de Stafenberg, 

Agnes de Sumerau, Veronica de Blumnek, Vrsel de 

Erzingen, Vrsel de Blumnek erat puer, Praxsed de 

Blumnek erat puer et soror Vrsula Lanperth laica. 

Giinthersthal bei Freiburg, gegrundet durch die Grafen von 

Freiburg, um 1224 und aufgehoben 1806. Um 1485 war Aebtissin 

Verena Tegelina. Als 1480 eine Wasserfluth das Kloster zerstbrte, 

flohen die Nonnen in ein Bauernhaus auf dem nahen Berge. Die 

Geflohenen waren Vrsula de Bolsenheim, Agnes de Sumerow, Agnes de 

Stoufenberg, Veronica de Blumeneck, Ursula de Elizingen, Ursula 

Lampertina. (Franc. Petrus, ,Suevia* 374. — Grote, 197. — 

Cisterciensenbuch 627.) — Ayt = Agatha, Puer = Puella. 

252. 
26. August. 

Baiulus pres. rotule c. in m. ss. Petri et Pauli . . ., quod 
situm est in Nigra Silua O. S. B. Constant, dyoc . . . 
1485 feria sexta post Bartholomei . . . Licet de nostris 
hoc anno nullus mortuus sit, tantum preteritis annis 
(obierunt) Johann Kiissenberg senior, Nicolaus sub- 
diaconus nostre congregationis, Cunradus Kecheller 
monachus et professus in Alperspach . . . 

Gegriindet 1093 von Berthold von Zahringen. (Franc. Petrus 

f Suevia € 660. — Bucelin, ^Constantia Rhenana* 224.) 

253. 
(26. August.) 

L. pres. literarum c. in conuentu nostro Friburgensi in 
Adelnhusen de annunciatione O. Pred . . . obierunt 
Vrsula de Hornberg, Adelheyt Suelzdorferin, Katherina 
de Monczingen, Elysabeth Oscherin, Barbara Druch- 
sessin, Elysabeth von Tuslingen, Vrsula Studerisen, 
Katharina Rebstechin, Adelheit Rebstech, Rosina 
Boleryn, Margareth Zornin, Elisabeth Stouffen, Vrsula 
Greftin, Margareth Felwuebin, Heydwig von Dengen, 
Susana von Stouffen, Anna Suewlin, Anna Gerlin, 
Margareth Zipoltin. Obiit presbyter Johannes Meyger 
confessor huius loci 1485. 



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- 316 — 

Adelhaus bei Freiburg (unsere Hebe Frau auf der Pflitz), ge- 
griindet 1134 (!) von Kunegunde, Schwester des Kaisers Rudolf I. — 
1694 vereinigten sich die Nonnen mit jenen des benachbarten Klosters 
St. Katharina. Aufgehoben unter Joseph II. (Grote 5). Nach Franc. 
Petrus, ^Suevia* 17 war Adelheid von Zahringen 1234 die Stifterin 
und Kunegunde von Habsburg einfache Nonne. 

254. 

26. August. 

L. pres. literarum c. in conuentu nostro Friburgensi O. 
Heremitarum s. Aug. feria sexta ante . . . Augustini . . . 
obiit Theobaldus sacre pagine lector nee non prior . . . 
Gegriindet 1278, aufgelbst urn 1784. (Grote 160.) 

2 55- 

27. August. 

Gerulus p. in n. m. c. Celle s. Marie O. S. Wilhelmi, 
quod situm est in ciuitate Friburgensi ... 1485 
sabbato post Bartholomei ... in hoc anno nullus 
mortuus fuit, in transactis uero annis . . . Balthasar 
Vogl prior, Adam, Henricus, Johannes, Casparus 
sacerdotes . . . 

Gegriindet am Ende des 13. Jahrhunderts. Colonie von Obernried. 

1677 Kloster zerstort. (Franc. Petrus, ,Suevia* ^^^. — Grote, 160.) 

256. 
(27. August.) 

L. p. c. in n. m. s. Georii in Nigra Silua Constant. 

dyoc . . . 1485. 

Gegriindet 1083 von Hezilo von Tegernau. (^Griindlicher Bericht 

von dem . . . Gotteshauss St. Georgen auff dem Schwartz Wald* 

1 7 14. Ohne Druckort. 

257. 
(28. August.) 

Harum 1. apud nos c. in cenobio s. Trudperti ... in 
Nigra Silua O. S. B . . . obierunt Nicolaus Zeller 
abbas, Georius de Niuuenfels prior, Conradus Bappen- 
heimer, Rudolfus Schmidlin presbyteri, Nicolaus Schaffer 
dyaconus . . . 




— 317 — 

Bei Freiburg. Gegriindet als Zelle im 7. Jahrh. von dem hi. 
Trudbert; 882 zum Range einer Abtei erhoben. (Bucelin, ^Constantia 
Rhenana,* Francofurti ad Monum 1667, P a g- x 5^. — Gerbert, 54.) 

258. 
(28. August.) 

P. 1. c. n. in m. s. Blasii in Nigra Silua O. S. B . . t 

obierunt Laurencius de Rischach, Cristoferus von Greut, 

abbates, Diepoldus, Thomas Muess, Thomas Wagner. 

Jacobus Buz, Stephanus de Fridingen, Jacobus Rapp 

sacerdotes . . . Georius Molitor, Johannes Morler, 

Ludovicus Scriptor, Erhardus Feilin, Mathias am Greutt 

dyaconi, Hadamarus, Thomas scolares . . . Clara am 

Turm, Anna am Stad moniales, Egg Dirischach fidelis 

noster . . . 

Das Kloster soil zuerst als Cella Alba (Albzell) im 6. Jahrh. 

gegriindet worden sein; im 8. Jahrh. zogen Benedictiner ein und das 

Kloster wurde Priorat von Rheinau. 1746 zur reichsfurstlichen Abtei 

erhoben; 1807 aufgeldst. Lorenz von Rischach, Abt zu Rheinau, 

1478 — 83; Christof von Greut 1462 — 82; Eberhard von Reischach, 

1482 — 91. (Pregizerus, ^Suevia . . . sacra* 40. — Kirchenlexikon 

II. 42. — Bader, »Das ehemalige Kloster St. Blasien . . . und seine 

Gelehrten-Academie,* Freiburg, 1874. — Grote, 48.) 

2 59- 
(30. August.) 

L. rotule pres. c. in m. n. Rynagensi O. S. B. Constant. 

dyoc . . . obierunt Nicolaus Riegger, Laurentius de 

Ryschach, Eberhardus Sch wager abbates, Nicolaus de 

Munchwil, Caspar zum Tor presbyteri, Johannes Morler 

dyaconus, Johannes Schwender subdyaconus, Erhardus 

Hoppler accolitus . . . 

Rheinau auf einer Rheininsel bei Schaffhausen, gegriindet 778 

von Wolfhard (Welf). Im Jahre 1485 war Visitation durch die Aebte 

Gregor von St. Stefan in Wurzburg und Conrad von Wiblingen. 

(Waltenspul, >; ,Disciplina monast. Rhenaugiensis.*) Eberhard II. 

Schwager, Profess von Hirschau, 1441 — 66; Nicolaus Rudger (Ruegger) 

1466 — 78; Lorenz von Rischach 1478 — 83; sein Nachfolger war 



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— 318 — 

Johann Conrad de Griessen 1483 — 98; ein Erhard Hoppler erscheint 
im Klostercataloge 1445 — 7 8 J »der Mdrler, der Miinchwiler 1472 
bis 1479. (»Catalogus religiosorum exempti monast. Rhenaugiensis. c 
Typis excudendum curavit Aug. Lindner, 1878 — 81.) 

260. 
(30. August.) 

P. gerulus c. in n. m. Omnium Sanctorum in Scaphhusen 
O. S. B. . . . obierunt Johannes prior, Rudolfus, Petrus 
presbyteri, Alexander nouitius . . . 

St. Salvator oder Allerheiligen zu Schaffhausen, gegrundet 1052 

vom Grafen Eberhard von Nellenburg und der Pfalzgrafin Itha von 

Tubingen. (Franc. Petrus, >Suevia* 738.) 

261. 
(30. August.) 

Pres. gerulus c. in n. m. s. Agnetis in Schafifhusen O. 
S. B . . . obierunt sorores Agnes, Margaretha, Adelhait . . . 
Gegrtindet um 1090 von Itha von Nellenburg, geborenen Pfalz- 
grafm von Tubingen. (Fr. Petrus. 1. c. 739. — Bucelin 1. c. 223.) 

262. 
(2. September.) 

Obiit in Salem O. Cist, frater Jodocus Rebstain ... 1485. 

Salem (Salmansweiler, Villa Salomonis) bei Ueberlingen, gegrundet 
1 136 von Guntram von Adelsreut; Colonie aus Lucella (Luzzel in 
Oberelsass); Tochter: Raitenhaslach, Wettingen und Konigsbrunn ; sacu- 
larisirt 1803. (Janauschek, 50. — Cistercienserbuch 27.) 

263. 

4. September. 

L. p. c. in a m. s. Georii in Stain O. S. B. Constant, 
dyoc . . . obierunt Cunradus Singer prior, Bernhardus 
Huser dyaconus ... 1485 dominica ante . . . nati- 
uitatis B. M. V. 

Von Kaiser Heinrich dem Heiligen 1005 von Hohentwiel nach 

Stein ubersetzt. Priorat von Petershausen. (Bucelin, 1. c. 197). 



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F ■ * ■■ » ' ' - — . ■ - - ■ - — 

— 319 — 

264. 
(4. September.) 

P. 1. c. n. in m. s. Georgii in Stain O. S. B . . . obierunt 
Johannes Sulger (Sidger?) olim abbas monasterii s. 
Crucis in Werdea, Augustensis dioc, Cunradus Singer 
prior, Bernhardus Buler dyaconus ... 
Wiederholte Eintragung. 

265. 
5. September. 
Collegimus presentem latorem in n. m. Augiae Maioris 
B. M. V. ac s. Marci ewangeliste O. S. B . . . 
rhomanae sedi inmediate subiecto nonis Sept . . . 
1485 .. . preteritis annis obierunt Johannes de Hinwil 
quondam abbas, Wilhelmus Dietrichinger de Salcz- 
purg cappelanus in hoc anno quinta die . . . Aprilis 
Hainricus Plant artium magister decanusque . . . 

Mehrerau (Augia Brigantina) bei Bregenz. Hier sollen schon 
412 Columban und Gallus mit ihren Schiilern eine Klause bewohnt 
haben. 1098 griindeten Ulrich IV. Graf von Bregenz und dessen 
Gemahlin Bertha mit einer Colonie aus Petershausen das Kloster. 
Aufgehoben 1806; als Priorat des Cistercienserklosters Wettingen 
185 1 wieder erstanden. (Pregizerus 55. — Lindner, II. 150. — 
Benedictinerbuch 10.) 

266. 

1 1 . September. 

Anno ... 1485 XI. die Sept. c. 1. p. in m. n. s. Galli 
O. S. B. Constant, dyoc. . . obierunt Gallus Kemly 
sacerdos, Michahel Rusch laycus, frater domini nostri 
abbatis. 

Als Zelle 614 von dem h. Gallus gegriindet, 1204 als gefurstete 
Reichsabtei erklart, 1805 aufgehoben. Abt Ulrich Rosen 1463 — 91. 
(Kirchenlexikon IV. 277.) 

267. 

12. September. 

In m. s. Vrbani O. Cist, obierunt Nicolaus Falbe, 
Johannes Walch, Johannes Aurifaber . . . 



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— 320 — 

Im Canton Luzern, gegriindet 1 1 9 1 von Leopold und Wernher 
von Langenstein, dotirt 1195 von Arnold von Kapfenberg; aufgelost 
nach dem Sonderbundskriege. (Bucelin, 1. c. 256. — Janauschek 200. 
Cistercienserbuch 50.) 

268. 

13. September. 

Gerulus pres. c. in m. n. b. Marie ... in Vischingen 
O. S. B. Constant, dyoc. feria 3. ante crucis exaltati- 
onem 1485. 

Fischingen bei Constanz. 

269. 

14. September. 

Extinctorum . . . sollicitans memoriam . . . limites mona- 
sterii Rutmensis (?) O. Prem. dyoc. Constant, adiit in 
festo s. crucis exaltationis, dum sol petebat occi- 
dentem . . . 1485. 

^Ecclesia Ruthinensis filia Augiae. * (Le Paige.) 

270. 

15. September. 

C. 1. p. in m. b. Marie virg. loci Heremital O. S. B . . . 
feria quinta post festum exaltationis s. crucis . . . 
obierunt Geroldus de Sax abbas, Richardus de Falcken- 
stain et Wilhelmus de Gundelfingen barones et capi- 
tulares fratres, Jodocus et Diepoldus cappellani regu- 
lares, nee non Rudolfus Buoler et Nicolaus presbyteri 
seculares . . . 

Maria Einsiedeln. Aus der im 7. Jahrh. errichteten Zelle des 
h. Meinrad entstand um 934 das Kloster. Unter Abt Gerold von 
Hohensaxen (f 1481) brannte das Stift ab, welches sein Nachfolger 
Conrad III. von Hohenrechberg wieder erhob. (Kirchenlexikon III. 
497. — Benedictinerbuch 483.) 

271. 
17. September. 
L. pres. obtulit se ipsum nostro in m. Cappela Cyst. O. 
Constant, dyoc ... 1485 ... in ipsa die s. Lampertt . . . 
obiit Henricus Seinpach . . . 



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— 321 — 

Cappel bei Knonau, r gegriindet 1 1 8 5 von den Briidern von 
Eschenbach, Conrad Abt zu Murbach, Ulrich Propst zu Luzern und 
Walter von Schnabelburg. Mutterkloster war Alta Rippa (Haute-Rive) 
bei Freiburg. (Janauschek, 184. — Cistercienserbuch 50.) 

272. 
22. September. 

In m. Ancoracensi (?) O. Cist, obiit Ludovicus abbas . . . 
Nicolaus conuersus ... 1485 in die Mauritti c. 1. p . . . 

Vielleicht zu lesen ^Aurorarensi.* Aurora (Frienisberg) bei Bern 
dioc. Constant., gegr. 1138. (Visch, » Bibliotheca . . . s. ordinis 
Cist.* 365. — Cistercienserbuch 50.) 

273- 
25. September. 

P. 1. c. in n. m. s. Johannis Erlacensi O. S. B. Lausan- 
nensis dyoc. die XXV. mensis Sept ... 1485 .. . 
obierunt Franciscus de Willarsel abbas, Petrus et 
Johannes priores, Johannes de Balapvan, Bertrandus, 
Andreas, Benedictus sacerdotes, Leonardus de Risen 
conuersus . . . 

St. Johann zu Erlach, Kanton Neuenburg, gestiftet 1091 — 1106 

durch Cuno von Vinelz, Bischof von Lausanne ; Colonie aus St. Blasien, 

zur Congregatio Fruttariensis gehorig; aufgehoben 1528. (Kirchen- 

lexikon, VI. 370.) 

274. 
25. September. 

Franciscus humilis abbas abbatie Fontisandree O. Prem. 
Lausann. dyoc . . . prior et fratres conuentuales reue- 
rendo . . . domino et patri Anthonio abbati Amon- 
tensi (sic!) priori et ceteris fratribus . . . salutem. Pres. 
gerulus nostra in abbatia dominica ante festum Michaelis 
anno quo supra c . . . obierunt Petrus de Grangus 
abbas, Jacobus, Johannes Fabri, Conradus Meyer, 
Nicolaus sacerdotes . . . 

Fontaine Andre" bei Neuenburg. ^Ecclesia Fontis Andreae filia 

Laci.* (Le Paige.) 



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— 322 — 

2 75- 

28. September. 

Nicolaus humilis abbas loci Gotstat . . . O. Prem. Lau- 
sann. dyoc. et eiusdem abbatie abbates, priores et 
fratres conuentuales reuerendo . . . Anthonio abbati 
Amontensi, priori ac ceteris fratribus . . . angelorum 
consortium consuequi gloriosum pro salute. Nouitur, 
quod . . . dbminus Johannes Moching, Johannes Hebstil, 
Nicolaus Wuneret, Rudolfus Widenposch, Jacobus 
Butly, Jacobus Halbmantel, Johannes Rich, Ursus Fabri, 
Paulus Roder, Nicolaus de Spiegelberg nobilista . . 
(obierint) 1485 in vigilia Michahelis. 

Gottstatt bei Biel an der Aar, 1247 von einem Grafen von 

Neuenburg dem Orden iibergeben. 1 530 vom Rathe zu Bern unterdriickt. 

, Locus Dei, ecclesia Laci alias Gottes.* (Le Paige.) Chorherrenbuch 729.) 

276. 

29. September. 

Anno ... 1485 detulit nobis pres. cartifer . . . ex- 

tinctorum memoriam . . . Datum ex nostro monasterio 

Bellelayensi O. Prem. Basil, dyoc . . . die s. Michahelis. 

Bellelay im Kanton Bern 1 1 3 6 von Siginand (friiher P ropst 

von Grandis Vallis) gestiftet. , Ecclesia Bellae-Lagiae, filia Laci.* (Le 

Paige. — Chorherrenbuch 724.) 

277. 

1. October. 

Baiulus huius rotule mortuorum sese nostris obtulit 
aspectibus in m. Lucella s. Marie vg. Cist. O. Basil, 
dyoc ... 1485 in die s. Remigii . . . debitum carnis 
persoluerunt Reinherus, Johannes Hoflin . . . 

Ltitzel (Lichtenzell) bei Pruntrut in Oberelsass, gegriindet 1124 

von den Briidern Hugo, Amadeus und Richard von Falkenberg. Aufge- 

hoben 1790 von den Franzosen. Tochter von Bella Vallis (Schonthal). 

(Janauschek, 12.) 

278. 

2. October. 

Baiulus pres. n. in m. b. vg. Marie in Feldpach O. S. 
B. Basil, dyoc . . . c. dominica post Michahelis. Obierunt 



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- 323 — 

Petrus prepositus, domina Benigna de Polselhouen 
monialis, Susanna, Elisabeth, Margaretha de Flax- 
schlang . . . 

Feldbach bei Sternborn, war 1252 Beghinenkloster und soil 

1259 an den Cist. Orden gelangt sein. Aufgehoben 1848. (Cistercienser- 

buch 646.) 

279. 

4. October. 

Harum 1. p. c. apud nos in regali n. m. s. Leodegarii O. 

5. B dyoc. Basil, domino apostolico inmediate subiecto 
in die s. Francisci . . . obierunt Bartholomeus abbas, 
Johannes prepositus, Waltherus Smit, Michael Sneider . . . 
Anthonius de Weittenheym, Henricus Schellinger laycus, 
Hensslin Halterer laycus. 

280. 
4. October. 

Gerulus p. apud nos c. in m. s. Valentini . . . O. S. B. 
in Ruffach situm (sic!) in dyoc. Basil, in die s. Fran- 
cisci . . . 1485. Obiit Wilhelmus Chrapolt . . . 

Gegrtindet 11 83 als Priorat der Abtei Saint Marie des Champs 

von Heinrich von Hasenburg, Bischof von Strassburg. 

281. 
7. October. 

P. 1. c. in n. m. Paris s. Marie O. Cist. Basil, dyoc. 
septimo die Octobris. Obierunt Fridericus de Walddorf, 
Conradus de Synsen, Erhardus de Germersen, Johannes 
Zofenhnsen, Erhardus de Lienberg, Theobaldus de 
Wyssenburg sacerdotes, Jodocus de Reidshein, Hein- 
ricus de Hagerloh, Dietherus de s. Deodato conuersi, 
Henricus de Eutensen cocus, Nycolaus de Amberg 
pistor, Nycolaus deKnutlingen omnes familiares. . . 1485. 
Paris (Parisium in valle Orbeana et territorio Colmariensi) 

gegrtindet 11 39 durch Ulrich (alias Hugo) Grafen von Egisheim. 

Colonie aus Lucella. War im 15. Jahrh. Priorat von Maulbronn. 

(Janauschek, 56. — Cistercienserbuch 27.) 



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— 324 — 

282. 
9. October. 

Anno ... 1485 1. p. c. n. in m. s. Fidis in Schletzstat 
O. S. B. Argentin. dyoc. in die s. Dyonisii. Obierunt 
Jacobus, Fortunius, Sebastianus et alii quam plurimi. 
Gegriindet urn 1094 durch Hildegard von Hohenstaufen. 

283. 

14. October. 

In m. b. Marie de Bongart Cist. O. in Argentin. dyoc. 
(lator) personaliter c. cum hac rotula pridie ydus 
Oct ... 1485 .. . obierunt Johannes de Nuue.nstein 
quondam abbas, Thomas de Pelplin prior, Jacobus 
Doleatoris . . . quos unacum parentibus et con- 
sauquineis . . . vestris precibus commendamus. 

Bomgart (Baumgarten, Pomarium, Monasterium s. Bernardi in 
Pomerio) bei Andlau in Niederelsass, gegriindet 1 1 2 5 von Cono, 
Bischof von Strassburg, und 1148 den Cisterciensern von Bellum 
Pratum (Beaupr£) bei Luneville ubergeben. (Janauschek, 1 12.) Grote 34, 
Cistercienserbuch 31.) 

284. 

15. October. 

Anno 1485 p. 1. c. in n. m. dicto Maurimonasterium 
O. S. B. Argent, dyoc . . . sabbato post Galixti . . . 
obierunt Heinricus de Digessheim prepositus s. Quirini, 
Christopherus Siglin sacerdotes ... 

Maursmtinster (Masmiinster, Marmontier, Leobardi monasterium) 
bei Zabern, gegriindet um 590 von dem h. Leobard, einem Schuler 
des h. Columban; aufgehoben 1790. (Aubertus Miraeus apud Kuen 
I. 3. 12. — Studien a. d. B. O. 1880. 2. Heft, 159.) 

285. 

16. October. 

Sanctorum Petri et Pauli in cenobio O. almi Bened 
Nouillarcensi Argentin. dyoc. presentium feredarius (?) 
die s. Galli presentem rotholam exhibuit . . . 1485. 
In eodem (obierunt) Sigilinus prior emeritus, Martinus 



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— 326 — 

de Wilsperg sacerdotes, nee non Anthonius de Segers- 

heim laycus . . . 

Neuwiller (Novumvillare, Neovilla) am Fusse der Vogesen, ge- 
griindet 723 von Sigebald, Er/b. von Metz und schon 1496 sacu- 
larisirt. (^Chronicon episcoporum Metens/ apud Ach<§ry II. 227.) 

286. 
18. October. 

Gerulus pres. rotuli ostendit se visibus n. in m. Mun- 
sterensi Vallis s. Gregorii, in quo ab hac luce deces- 
serunt Rudolfus de Lubgang abbas, Stephanus zum 
Rusten, Johannes de Honing capellanus . . . 

Gregorienmtinster (Miinster im Gregorienthale, Monasterium ad 

Confluentem), gegriindet 632 von Oswald, einem Schliler des h. Gregor; 

gehbrte zur lothringischen Congregation St. Vannes et Hydulph ; 1790 

aufgehoben. (Studien a. d. B. O. 1880. 2. 159.) 

287. 
20. October. 

L. p. c. in n. m. s. Petri O. S. B. Argentin. dyoc. tertio 
decimo. kal. Nouembris . . . 1485 . . . obierunt Theobaldus 
abbas, Johannes prior, Columbanus Ludwicus sacerdotes 
et alii quam plures confratres, consorores et fami- 
liares . . . 

Peter und Paul zu Weissenburg, gegriindet urn 623 von 

Dagobert II., bekannt durch den Monch Ottfrid (Evangelienharmonie) ; 

sacularisirt 1524. (Studien a. d. B. O. 1. c. 159.) 

288. 
20. October. 

Baiulus pres. affuit in n. m. Lucide Vallis O. Cist. Spirens. 

dyoc. anno ... 1485 in vigilia XI. millium virginum . . . 

eodem anno obierunt Elizabet monialis, Elizabet con- 

uersa . . . 

Lichtenthal bei Baden, gegriindet 1247 von einem Markgrafen 
von Baden oder vielmehr von seiner Gemahlin. >Piae memoriae 
Irmengardis marchionissa venerabilis fundatrix Lucidae Vallis. * (Necro- 
logium apud Schannat ^Vindemiae* I. 165. — Franc. Petrus 
^Suevia* 520. 



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— 826 — 1 

289. 
(2i. October.) 

L. p. c. in n. m. Alba Dominarum O. S. B. Spirens. 
dyoc . . . obierunt domina abbatissa Agnes de Gertring, 
Agnes Harderin, Vrsuia Roderin, Magdalena Pfaleria 
Barbara Gilerin, Katherina von Dormencz, Margareta 
Sizbergerin, Appolonia Hedel, swester Martha, Vdal- 
richus portarius et Fritzen Aberlin laicus . . . 

Frauenalb, gegriindet 1134 von Berthold II. Grafen von Eber- 

stein und seiner Gemahlin Uta, sacularisirt 1598; neu erhoben 1631 

von dem Markgrafen Wilhelm von Baden; aufgelost 1803. (^ r - P etrUi 

1. c. 17. — Grote 155.) 

290. 
(22. October.) 

Anno 1485 f. in n. m. Alba Dominorum 1. p. cum rottola 
presenti cum diversis utriusque sexus diuersorum ordinum 
personis defunctorum . . . Obierunt in prefato Albensi 
monasterio Bernhardus Lotter, Johannes Ferding, 
Stepfanus Bok, Bernhardus Job . . . 

Herrenalb (Albkloster, S. Maria in Alba) im Albthale bei Neuen- 
burg, gegriindet 1147 von Berthold Grafen von Eberstein; Mdnche 
aus Neuburg im Elsass; 1556 sacularisirt. 1485, 28. Juli starb Abt 
Nicolaus Wagenlaiter de Oberzrode. (^Rudera abbatiae Albae Domi- 
norum* apud Schannat 1. c. I. 152. — Franc. Petrus 1. c. 19. — 
Schwab und Kliipfel, > Wanderungen durch Schwaben.* 135. — 
Janauschek 92. — Grote 229. — Cistercienserbuch 31.) 

291. 
(23. October.) 

Cartigerulus pres. c. n. n. in m. Hyrsaugiensi O. S. B. 

Spirens. dyoc ... 1485 .. . obierunt dominus abbas 

Bernhardus, Michahel de Richenbach sacerdos . . . 

Hirschau bei Calw, gegriindet 830 — 38 von Erlafried, Grafen 

von Calw; Colonie aus Fulda. 1556 — 60 lutherisirt; 1630 wieder 

ein katholischer Abt ; nach dem westphalischen Frieden als katholisches 

Kloster unterdriickt. Abt Bernhard 1460 — 82, Georg 1482—84, Blasius 

1484 — 1503. (Trithemius, ,Annal. Hirsaug.* II. 441. — Pregizerus, 



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— 327 — 



^Suevia et Wirtenbergia sacra.* 32. — Kirchenlexikon V. 216. 

Grote, 240.) 

292. 
24. October. 

Anno ... 1485 nono kal. Nouembris 1. p. c. in n. m. 
Mulbronnensi O. Cist. Spirens. dyoc . . . obierunt 
Erhardus Leonberger, Theobaldus Wyssenburger 
ordinis sexagenarius, sacerdotes, Albertus de Otess- 
heim, Petrus de Vlma conuersi . . . 

Maulbronn (Mulbrunnum) am Ursprunge des Salzbaches 1139 zu 
Menweiler gegriindet von Walther von Lommersheim, 1147 vom Bischof 
Glinther von Speier nach Maulbronn tibertragen und von Neuburg aus 
bevolkert. 1558 vom Herzog Christof von Wtirttemberg in ein prote- 
stantisches Seminar verwandelt; 1630 wieder als katholisches Stift 
errichtet, aber schon 1648 wieder unterdnickt. 1488 regierte Abt 
Stephan. (Documenta rediviva monasteriorum ... in ducatu Wirten- 
bergico. 840. — Fr. Petrus 1. c. 568. — Janauschek 56. — 
Cistercienserbuch 27.) 

293- 
(26. October.) 

Anno ... 1485 1. p. c. in n. m. Kilchberg O. Pred. 
Constant, dyoc . . . obierunt Berta, Agnes, Margareta 
Krammerin . . . Adelhaid von Rosenfbls, Agatha von 
Owe, Eulalia von Werthingen . . . 

Kirchberg im Schwarzwaldkreise Wurttembergs, Patron St. Johann 

Bapt., gegriindet 1237 von Will iburg und Kunegunde von Hohenberg 

und von Elisabeth und Werntrud von Byrn. Aufgehoben 1806. (Franc. 

Petrus 1. c. 459. — Grote 273.) 

294. 
(28. October.) 

Cartigerulus pres. c. n. in n. m. Alpelspurgensi O. S. B. 
Constant, dyoc . . . 1485 . . . 

Alpirsbach im Kinzigthale, gegriindet 1095 durch Rutmann 
von Hussin, Adalbert von Zollern und Alvricus von Sulz. Aufgehoben 
1559, restaurirt 1630, und 1648 wieder aufgelost. 1488 erscheint 
urkundlich Abt Hieronvmus. Das Kloster iibte das sogenannte Hage- 

4 



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328 



n 



stolzenrecht d. i. die Befugniss, alle Horigen zu beerben, welche uber 
50 Jahre alt, unverheirathet gestorben waren. (Documenta 1. c. 277. 
— Franc. Petrus 1. c. 63. — Schwab und Klupfel 1. c. 164. — 
Grote 8.) 

295- 
(29. October.) 

L. p. c. in n. m. s. Vnbeonis (r) O. Cist. Constant, dyoc . . . 

obiit Lucia Heyggin . . . 

Vielleicht das Frauenkloster Wittichen bei Schiltach? 

296. 
(31. October.) 

L. p. c. in n. m. Hirstal O. Pred. Constant, dyoc . . . 
obierunt Margaretha Zindmannin, Agnes Wulftingerin... 
Hirschthal (Cervorum Vallis) bei Bregenz am Bodensee, ge- 
griindet 1422 (?) von Hugo und Stephan, Grafen von Montfort. 
1482 — 1532 war Priorin Katharina Vogl. (Franc. Petrus 1. c. 440) 
Nach Grote 200 heisst das Kloster Habsthal, liegt bei Sigmaringen; 
Stifter war 1259 Hugo IV. Graf von Tubingen; 1806 sacularisirL 

297. 
14. November. 

L. p. c. n. in m. Wingartinensi Constant, dyoc, in quo 
patroni sunt ss. Martinus et Oswaldus . . . feria prima 
post Martini ... 1485. 

Weingarten (Vinearum monasterium), Benedictinerstift bei Ravens- 
burg. Irmengard, Witwe Welf II., iibersiedelte um 985 die in der 
Zelle zu Altmiinster hausenden Benedictiner nach Altdorf; 1055 ver- 
wandelte Welf III. sein Schloss auf dem Martinsberge bei Altdorf in 
ein Kloster und iibergab es den Monchen des abgebrannten Ordens- 
hauses zu Altdorf. Die Lage zwischen Weinreben gab dem neuen 
Kloster den Namen. Aufgehoben 1802. Ein Johann quondam abbas 
in Wingarten erscheint in der Roteleintragung des Cistercienserklosters 
St. Bernhard in Strassburg ddo. 16. August 1485. Zu Weingarteo 
war 1455 — 77 rechtmassiger Abt Jodok Bentelin. Obenerwahnter 
Johannes (von Freyberg) war Gegenabt und soil auch die Infel von 
Georgenberg (? Johann II.?) getragen haben. (Franc. Petrus 1. c. 889. 



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— 329 — 

— Pregizerus 1. c. 28. — Hess, ^Prodromus monumentorum Guel- 
ficorum seu catalogus abbatura . . . monast. Weingartensis* Aug. 
Vind. 1 781, pg. 174. — Studien . . . a. d. B. O. III. 3. 119.) — 
Vom 24. October bis 14. November haben wir die Zeitangaben will- 
kiirlich angcsetzt. Es muss auffallen, dass unser Bote wahrend dieser 
Zeit in nur wenige Kloster gekomraen ist. Wir erklaren uns diesen 
Umstand durch eine Erkrankung des Roteltragers. 

298. 
14. November. 

Anno ... 1485 decima quarta Nouembris c. in n. m., 
quod vocatur Campidona, O. S. B. sedi apostolice in- 
mediate subiecto dyoc. Constant. 1. c. . . . 

Kerapten (Campidunum), gefurstete Abtei. Theodor, Schuler des 
hi. Gallus, baute an der Iller um 650 Zelle und Capelle. Andegar 
(Audogar) soil um 752 das Kloster gegnindet haben. > Audogarius, 
primus Campidonensis coenobii fundator et abbas locum ilium in- 
colere coepit.* (Chronicon Herraanni Contracti apud Perz, SS. V. 99.) 
^Campidonae monasterium construitur per Andegarium, qui etiam 
abbas effectus est ibi a. d. 752.* (, Chronicon Montis Sereni* Editio 
Maderi 282.) Nach Lindner, II. 114 ist 777 Hildegard, Gemahlin 
Carl des Grossen, die Stifterin. Deren Bild erscheint auch auf den 
Miinzen der Abtei. Hier bestand eine beriihmte Buchdruckerei. Auf- 
gehoben wurde das Stift 1802. — Johannes Birck, >Tractatus de 
monasterio Campidonensi* apud Kuen II. 195 preiset metrisch die 
Verdienste des Abtes Johann II. von Werdenau (um 1485). Nach 
Franc. Petrus, > Suevia f 231 regiert 1483 — 1507 Abt Rudolf von 
Riedheim. (Grote 270.) 

299. 
17. November. 

L. p. c. n. in m. s. Johannis Babt. in Staingaden O. Prem. 

Augustens. dyoc. feria quinta post Othmarum . . . 

anno quo supra . . . animam fratris Conradi pres- 

byteri vestris . . . orationibus commendamus . . . 

Gegrtindet 1147 von Welf IV. Colonie aus Roth. 1482 abge- 

brannt. 1456 — 91 Propst Caspar. (Khamm, jHierarchia* P. III. 475. 

Chorherrenbuch 760). 

4* 



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— 330 — 



300. 



17- November. 
Baiulus p. c. in n. m. s. Magni in Faucibus Alpium O. 

S. B. Aug. dyoc. XV. kal. Decembris . . . 1485, ubi 

obierunt fratres. 

Die Eintragung der Namen wurde unterlassen. Kloster Fiissea 
(St. Mang, ad Faucis Julias) am Lechflusse, gegriindet um 720 von 
dem h. Magnus. Aufgehoben 1803. Abt Benedict I. Furtenbach kommt 
vor 1485. (Grote 165.) 

301. 

19. November. 

P. 1. f. n. in n. m. Wesseprunnensi O. S. B. August. 
dyoc ... 1485 in die Elysabeth vidue. 

Wessenbrun (Ad fontes Wessonis, Monasterium Wessofontanum), 
gegriindet um 753 von Tassilo II., Colonie aus Niederaltach ; auf- 
gelost 1803. Abt Paul II. regierte 1460 — 86. (Leutner, >Histor. 
monast. Wessofontani. * — Lindner, I. 176.) 

302. 

20. November. 

P. 1. c. in n. m. Diessen canonic, regular. S. Aug . . . 
in crastino s. Elizabeth anno ut supra. 

Diessen (Damasia, Pontes Tessenii) am Ammersee, gegriindet 
um 1020 von Kunegund, Grafin von Diessen; erweitert 1130 durch 
die Grafen Berthold von Andechs-Diessen und Otto von Wolfrats- 
hausen; aufgehoben 1803. Von dem Propste Johann II. Zalinger 
(1474 — 96) sagen die Annalen: >Vultu quidem severus, sed in fratres 
pietate suavis.* (Anonymi ^Catalogus praepositorum Diessens,* apud 
Oefel SS. II. 653. — Zunggo, II. 694. — Grote 106.) 

303- 

21. November. 

Funesta nuntia gerens obtulit se in m. O. S. B. in Monte 
Sancto Andezz XI. kal. Decembris . . . 1485 ... 
Andechs (Andecium) zwischen dem Ammer- und Wiirmsee. Nach 
Stengelius, ^Monasteriologia* I. 1. 63, kamen Benedictiner aus einem 
Kloster >ad Ambionem in superiori Boica,* nachdem die Ungarn es 
zerstort hatten, nach Andechs. 11 20 soil Berthold von Andechs zwei 



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— 331 — 

Monche aus Seon ftir den Gottesdienst hier angestellt haben. Wie 
das , Benedictiner buch* 458 — 471 berichtet, hielten lange Zeit 
Benedictiner aus Ebersberg den Gottesdienst. Albrecht HI. fiihrte 1458 
eine Colonie aus Tegernsee hier ein. 1475 — 92 war Abt Andreas 
Oertl. Nachdem der Sacularisationssturm 1803 auch hier tabula rasa 
gemacht, kaufte 1846 Konig Ludwig I. das Gebaude und incorporirte 
1850 Andechs als Priorat an das Stift St Bonifaz in Mlinchen. 



3°4- 
22. November. 

Funeralium hie portitor die s. Cecilie . . . fuit in n. m. 

Campo Principum O. Cist. dyoc. Frising. anno ut supra. 

Fiirstenfeld bei Dachau, Patron St. Bernhard, gegnindet 1261 

von Ludwig dem Strengen. Monche aus Aldersbach. Aufgehoben 1803. 

(Janauschek 255. — Grote 164. — Cistercienserbuch 43.) 



305- 
24. November. 

Gerulus p. c. n. n. in m. ss. martirum Dionysij nee non 

Juliane vg. in Schefflaren Frising. dyoc. O. Prem. anno 

ut supra in vigilia s. Katherine. 

Scheftlarn (Sceftilare, Ascapha, Schaphularia, Ecclesia Sept- 

flerensis alias Scheflariensis filia Urspergensis) 762 — 772 von dem 

Priester Waltrich flir Benedictiner gestiftet; 11 40 von dem Bischofe 

Otto von Freising den Pramonstratensern eingeraumt. Aufgehoben 1803 

und 1866 von dem Kdnig Ludwig I. als Priorat den Benedictinern 

restituirt (^ Breve Chronicon Scheftlariense apud Oefel 1. c. 640. — 

Benedictinerbuch 535. — Lindner II. 275. — Chorherrenbuch 754.) 



306. 
25. November. 

L. p. c. in n. m. ss. Petri et Pauli in Pewrberg O. S. 

Aug. Frising. dyoc. in die Katherine anno . . . 85 t0 . 

Peilberg, gegrtindet um 1100 von Otto, Eberhard und Conrad 

von Iringspurg (Eirichsburg.) 1466 — 89 Propst Castulus Kail. (Franc. 

Petrus apud Kuen III. 164.) 



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- 332 — 

307- 

26. November. 

L. p. c. in n. m. s. Benedicti Pewrensi O. eiusdem August, 
dyoc. vigesima sexta Nouembris. 

Benedictbeuern (Burum, Burin, m. Benedictoburanum), gegrundet 
um 740 von den Briidern Landfried, Wab*am und Eliland; 955 vod 
den Ungarn zerstort, dann Weltpriestern iibergeben; 103 1 von Adalbert) 
von Sempt fur Benedictiner aus Tegernsee neu gegrundet ; aufgehoben 
1803; jetzt Invalideninstitut 1483 — 1504 Abt Narcissus Paumann. 
(Meichelbeck, , Chronicon Benedictoburanum. f — Oberbayrisches 
Archiv fur vaterland. Geschichte HI. 355. — Lindner I. 133 — 
Grote 37.) 

308. 

27. November. 

L. p. c. n. in m. s. Martini . . . O. S. Aug. canonic 
regular, in Diettramszell Frisigens. dyoc. in die s. 
Virgilii ... 1485. 

Als Zelle in der Einode Klingfurt, gegrundet von Otto, Berengar 
und dem Priester Dietram; von Otto Grafen von Diessen und dem 
Abte Adelschalk von Tegernsee reich dotirt, entstand 1107 das 
Kloster. (Aub. Miraeus apud Kuen III. 43. — Zunggo IL 696.) 

309- 

28. November. 

P. 1. c. in n. m. Tegernsee O. S. B. Frising. dyoc. 
feria II. ante . . . Andree 1485. 

Gegrtindet 746 von den Briidern Adalbert und Otkar aus dem 
Welfenstamme. Colonie aus St Gallen. Sacularisirt 1803. Abt 
Conrad V. Airinschmalz ist 1492 gestorben. (Kirchenlexikon X. 696.) 
Der Bote war schon am 23. December 1484 in diesem Stifte gewesen. 

310. 

29. November. 

L. p. c. in n. m. ss. Petri et Pauli in Weyarn 0. S. 
Aug. Frising. dyoc . . . tertia feria post . . . Virgilii . . . 
Gegrtindet 11 30 von Sigibot L, Grafen von Falkenstein. Una 
1485 regierte Propst Leonhard Laufner. (Zunggo II. 744.) 



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— 333 — 



3"- 
i. December. 



L. p. c. n. in m. s. Johannis Waptiste Peyhartting O. 

S. Aug . . . Frisingens. dyoc. proxima die post . . . 

Andree anno ut supra. 

Ursprunglich um 1130 als Nonnenkloster gegrundet von einer 
Matrone Judith und deren Bruder Megingoz. 1235 karaen Chorherren. 
Aufgehoben 1803. (Franc. Petrus apud Kuen 1H. 162. — Zunggo 
II. 693. — Grote 36.) 

3 12 - 

2. December. 

Pres. ostensor in n. m. Ebersperg O. S. B. Frising. 
dyoc. c ... 1485 quarto nonas Decembris. 

Ebersberg zwischen Mtinchen und Wasserburg. Eberhard von 
Sempt grundete 928 hier ein Augustinerkloster. Ulrich von Sempt 
berief 990 (nach Andern 1013) Benedictiner. 1595 kam das Kloster 
in die Hande der Jesuiten; 1773 gelangte es an den Malteserorden. 
Sacularisirt 1803. (Zunggo II. 696. — Hundt jCartular des Klosters 
Ebersberg* Mtinchen 1879. S. 7. — Grote 121.) 

3*3- 

3. December. 

Pres. portitor c. n. in m. Rott ss. Marini . . . et Aniani . . . 
Frising. dyoc. O. S. B. in vigilia s. Barbare 1485. 
Rot (Rotta) am Inn, gegrundet 1073 von dem Pfalzgrafen Kuno 
und seiner Gattin Elisabeth. Aufgehoben 1803. Noviziat der Bayer. 
Benedictiner-Congregation. (Lindner I. 216.) 

4. December. 

Cartulam funestam hanc gerens c. n. in m. s. Michaelis 
in Aetel O. S. B. Frising. dyoc ... 1485 in die 
Barbare. 

Attel (Afcila, Attula, m. Attilense) an der Miindung des gleich- 
namigen Flusschens in den Inn, gegrundet 1040 von dem Grafen 
Arnold V. von Andechs - Diessen und seiner Gemahlin Gisella. Auf- 
gehoben 1803. J etzt Expositur der barmherzigen Bruder. (Meichelbeck 
,Histor. Frising/ T. I. P. I. 281. — Lindner I. 205. — Grote 24.) 



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— 334 — 



3*5- 
6. December. 



Baiulus pres. c. n. n. in cenobio s. Felicitatis ... in Aw 
O. S. Aug. . . . Salczeburg. dyoc. in die s. Nicolai . . . 
1485. Obiit Waltherus dictus Gundersdorffec . . . 
Au am Inn gegriindet 1020 von dem Grafen Cuno von Meglingen. 

1466 — 1505 Propst Wilhelm. (Zunggo II. 585.) 



316. 
6. December. 

Portitor pres. c. n. in m. s. Marie vg. Garss O. S. Aug. 
. . . Salczeburg. dyoc. in die s. Nicolai . . . 1485. 
Gars bei Wasserburg nach der Tradition schon 768 von dem 
Cleriker Boso gegriindet. Andere verlegen die Fundation durch einen 
Grafen von Frontenhaufen in das Jahr 1050. Aufgehoben 1803. 
Propst Johann III. Stockhammer 1469 — 94. (Zunggo II. 701. — 
Grote 168.) 



3i7- 
7. December. 

Pres. exhibitor c. n. in m. s. Viti cis Rotham Salczeburg. 

dyoc. O. S. B. in vigilia conceptionis gloriose virginis 

anno ut supra. 

Gegriindet 1130 durch Dietmar von Leonberg zu Elsenbach 
am Rothflusse, 1171 auf den Veitsberg bei Neumarkt iibertragea 
Aufgehoben 1803. (Mezger > Historia Salisburg.* 386 und 1182. — 
Lindner II. 5.) 



318. 
13. December. 

Anno ut supra tertiodecima die Decembris cartifer 

pres. c. n. in m. Raittenhaslach Cist. O. Salczeburg. 

dyoc . . . 

Im Salzathale bei Burghausen gegriindet 11 43 von Wolfker 

(Wolfram) von Tegernwang. Monche aus Salem. Abt Georg H- 

Lindmayr 1483 — 95. (Janauschek 77. — Cistercienserbuch 29.) 



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G 




— 335 — 

319- 
14. December. 

Praes. ostensor c. n. in m. s. Margarethe in Pawmburg 
O. S. Aug. . . . Salczeburg. dyoc. quarta feria post 
Lucie . . . 1485. 

Baumburg bei Seon gegriindet vor 1144 durch Adelheid von 

xVIegling und vollendet 11 56 von dem Grafen Berengar von Sulzbach. 

1479 — 88 Propst Paul Pelchinger. (Zunggo II. 706. — Grote 34.) 

320. 
(15. December.) 

In n. m. s. Lamperti in Sewn O. S. B. c. 1. p. . . 

Seon (Seven, Sevum) gegriindet 994 von Arbo Grafen von 
Andechs - Diessen. 1480 — 89 Abt Erhard II. Aufgehoben 1803. 
(Stengelius ,Monasteriologia € I. 1. 44. — Aub. Miraeus apud Kuen 
I- 3- 93) 

321. 

16. December. 

Longa post itinera discursusque laboriosos et graues 
dudum domino largiente pres. executor meo se dignatus 
est presentare aspectui in ecclesia Chiemensi cathedrali 
ss. Sixti et Fabiani O. S. Aug. canonic, regular, sede- 
cima . . . Decembris 1485. 

Herrenchiemsee (Herrenworth) gegriindet (nach Grote 78) schon 
im J. 766 von einem Griechen Dobda; 789 erscheint das Mannskloster 
Kieminsee als Eigenthum der Kirche zu Metz(?); um 11 30 werden 
Chorherren eingeflihrt: >In Norico Conradus Juvaviae episcopus et 
Abenspergensi farailia oriundus Chiminum templum olim a Tessalone 
secundo duce Bavariae divo Benedicto conditum ab Ungaris ad 
egestatem redactum monachis Augustianis tradidit . , € (Annales 
Aventini.) 

322. 

17. December. 

L. p. f. n. in n. m. sanctimonialium B. M. V. in Chymbsee 

O. S. B. Salczeburg. dyoc. sabbato post Lucie ... 1485. 

Frauenchiemsee (Frauen worth) gegriindet (nach Grote 78) im 

J. 766; nach Mezger 1. c. war Herzog Thassilo im 8. Jahrhundert 



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— 336 — 

der Stifter; urkundlich erscheint das Kloster 894 ira Chronicon 
Reginonis und in den Annalen von Fulda. 1467 — 94 war Aebtissin 
Magdalena II. Auer von Winkel. Das Stifl wurde 1803 zum Aus- 
sterben verurtheilt und 1837 von dem Konig Ludwig I. restaurirt 
(Benedictinerbuch 559.) 

3 2 3- 
19. December. 

Fuit nobiscum in m. n. s. Zenonis extra muros oppidi 

Reichenhall Salczeburg. dioc. tabellarius vester decimo 

nono die Decembris et iuxta consuetudinem animas . . . 

annalibus nostris mortuorum, ut melius fieri potuit, 

commendauimus. 

Die' Urgriindung reicht bis zur Zeit des grossen Carl zuriick. 

Nach Franc. Petrus t Germania canonico-Augustiniana* V. 2. 273 

ftihrte Erzbischof Conrad I. von Salzburg hier die Chorherren ein. 

Der erste infulirte Propst Ludwig Ebner regierte 1482 — 95 und 

hatte von 1495 — 1 5° 2 den bischdflichen Stuhl von Chiemsee inne. 

(Zunggo II. 745.) 



3 2 4- 
21. December. 

Harum cartifer in m. s. Petri in Berchtolsgaden O. S. 

Aug. se presentem fecit in die s. Thome . . . 1485. 

Berchtesgaden gegriindet 1037 (nach Andern um 1108) durch 

Irmgard, Grafin von Harburg (nach Andern von Irmgard von Suizbach 

und ihren Sohnen Periger und Chuno). Colonie aus Raitenbuch. 

Patrone Johann Baptist und Petrus. Sacularisirt 1803. (Aub. Miraeus 

apud Kuen III. 44. — Schenz » Nucleus collegiorum regularium.* 5. 

— Zunggo II. 688. — Grote 38.) 

325. 
21. December. 

C. etiam harum baiulus ad s. Petrum Salczepurge in festo 

s. Thome ap. . . . 1485. 

Gegriindet vora hi. Rupert. 1466 — 95 Abt Rupert V. Keutzl. 

(Benedictinerbuch 331.) 



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— 337 — 



326. 
December. 



Baiulus p. c. nobiscum in ecclesia cathedrali et metro- 
politana Salzburgensi die vigesima secunda Decem- 
bris . . . 1485. 

1478 — 91 war Dompropst Christof Ebron. 



327. 
22. December. 

L. p. f. n. in n. m. sanctimonialium b. Erndrudis vg. 

in Nunburga O. S. B. in Salzburga feria quinta post 

Thome. 

Nonnberg gegriindet von dem hi. Rupert, dessen Schwester 
Erentrud erste Aebtissin gewesen ist. 1484 — 1505 Aebtissin Daria 
Panichner. (Esterl jChronik des . . . Stiftes Nonnberg.*) 

328. 
25. December. 

Lator presentium fuit nobiscum in monasterio nostro 

s. Michaelis in Mansee O. S. B. Patav. dyoc. VIII. 

Kal. Januarii . . . 1485. 

Mondsee (Monsee, monasterium Lunaelacense) gegriindet 739 

oder, wie Andere behaupten 748 von dem Herzoge Utilo II. von 

Bayern. Colonie aus Montecasino. Aufgehoben 1788. Von dem Abt 

Benedict Egkel (Eckius) ist zu bemerken, dass der Benedictustag 

der Tag seiner Geburt, Priesterweihe, Benediction und seines Todes 

gewesen ist. Er regierte 1463 — 1499. (^Chronicon Lunaelacense juxta 

seriem abbatum . . .* Pedeponti 1748. — Benedictinerbuch 18.) 

Am Schlusse erlauben wir uns noch eine tibersichtliche Darstellung 
einer zweiten Admonter-Rotel zu bringen. Selbe ist aus dem Jahre 1442 
und tragt Eintragungen von 299 Klostern. Der Roteltrager hiess 
Friedrich Leupolt. Am Kopfe hat diese Rotel folgende Notiz: Anno 
domini MCCCCXLII^. in monasterio Admontensi . . . obierunt Conradus 
prior, Wolfgangus magister curie in Kremsa, Vitus plebanus, Johannes 
custos, Conradus conuentualis. Barbara, Elizabeth moniales. Wir kbnnen 
nicht alle Kloster, in welche der Bote gekommen ist, hier aufzahlen, 
sondern heben nur einige hervor. 



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— 338 — 

Cathedralkirchen und Augustine r. 

St. Servaz zu Utrecht. Berchtesgaden. Domstift zu Salzburg. 
Domstift zu Trier. Frankenthal in der Rheinpfalz. Ranshofen. Suben. 
Reichersberg. Baumburg. Herrenchiemsee. Neuwerk zu Erfurt. Augustiner 
zu Erfurt. St. Maria bei Altenburg. Brandenburg Domstift. Pollingen. 
Beihartting. Waldhausen. (^ La tor pres. nobiscum fuit in monasterio 
combusto per infideles Hussitas Bohemie nee non consecrato s. Jo- 
hannis.*) Herzogenburg. St. Andra an der Traisen. St. Polten. Seckau. 
Oberndorf. St. Peter in Luttich. 

Praemonstratenser. 

Corona Coeli. St. Agnes. Neuzell bei Freising. Au. Rott. Stein- 
gaden. Selbolt. Sayn. Rommersdorf. 

Benedictine r. 

Milstatt. St Lambrecht. Ossiach. St. Peter zu Salzburg. Nonnberg. 
St. Mathias zu Trier. S. Maria ad Martyres bei Trier. Hornbach. 
Sponheim. Schonfeld. Limburg. Selbach. Odenheim. Michaelbeuern. 
Aspach. Forrnbach. Seon. Frauenchiemsee. Attel. Rott. Ebersberg. 
Scheyern. Geissenfeld. Biburg. Frauenalb. Monasterium Felsense s. Adel- 
heidis. VVeissenburg. St. Walburg (Strassburger Diozese). Neuwiller. 
Maursmiinster. Gregorienmiinster. Weltenburg. St Emmeram. Nieder- 
miinster. Mittelmunster. Obermiinster. St. Veit in Priill. Reichenbach. 
Ensdorf. Castel. St Egid zu Niirnberg. Mbnchsroth. Monchsberg bei 
Bamberg. Hirschau. St. Trudpert. Einsiedeln. Rheinau. Allerheihgen 
zu Schaffhausen. Stein. Mehrerau. St. Gallen. Petershausen. Weingarten. 
Ochsenhausen. Isny. Kempten. Ottobeuern. St Theodor bei Bamberg. 
Banz. St. Salvator. Paulinzell. St. Peter zu Erfurt. St. Cyriak bei Erfurt. 
St Veit (,in Oldisleyben*). Reinsdorf. Goseck. St. Georg bei Nauraburg. 
Pegau. St. Ludger in Helmstatt. Fiissen. Wessenbrunn. Tegernsee. Attel. 
Aspach. St. Blasien. Mondsee. Lambach. Kremsmunster. Gleink. Garsten. 
Seitenstetten. Erlachkloster. Melk. Gottweig. Kleinmariazell. Schotten 
in Wien. Goess. St. Michael in Hildesheim. St. Godehard bei Hildesheim. 
Corvei. Bursfeld. Hersfeld. Monasterium raajus in Fulda. Mons s. Mariae 
bei Fulda. St. Andreas, St Peter und Paul, und St. Johann Bapt bei 
Fulda. St. Jacob bei Mainz. Deuz. St. Jacob in Luttich. St. Lorenz 
bei Luttich. 



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— 339 — 

Cistercienser. 

St. Thomas (Dibz. Trier). Hirnraenrode in der Eifel. St. Maximin 
bei Trier. St. Leo bei Trier. Otterburg in der Pfalz. St. Disibod. 
Himmelgarten zu Alzei. St. Johann bei Alzei. Schonau. Maulbronn. 
Raitenhaslach. Fiirstenzell. Herrenalb. Eusserthal. Monasterium Novi 
Castri. Bongart. Paris bei Colmar. Waldersbach. Heilsbronn. Langheim. 
Marienstern. Gnadenthal bei Wiesbaden. Vallis s. Mariae. Feldbach. 
Salem. Bona Cella. Campus Solis. Ilm. St. Martin in Bruhl bei Erfurt. 
Walkenreda. Cappel. Pforta. Altenzell bei Freiberg. Molborg. Nyendorp. 
Vallis s. Mariae. (Halberstadter Diozese.) Fiirstenfeld. Baumgartenberg. 
(^Lator pres. fuit nobiscum in monasterio desolato nee non consecrato 
regine angelorum Pawragartenperg in die s. Brictii.*) H. Geist in Ybbs. 
Heiligenkreuz. St. Nicolai bei Wien. Neuberg. Reun. Victring. Riddags- 
hausen. Marienrode. Amelungsborn. Vallis Angelorum. Castrum Aquilae 
(Arnsburg.) Cella Vetus. Ebrach. Gottsthal. Heisterbach. 

Andern Orden gehoren an oder es ist die Zutheilung zweifelhaft. 
St. Agnes zu Strassburg. Sindelberg. St. Johann bei Zabern. St. Clara 
in Nurnberg. Cella Mariae (Karthause) in Niirnberg. St. Gertrud in 
Frauenroth (O. Praed.). Spitz. Tirnstein (O. S. Clarae.). St. Maria in 
Grifenthal. Nordhausen. Conventus novi monasterii Magdalenae in foro 
gentili Moguntiae. St. Maria zu Andernach. S. Maria Major in Coin. 
Karthause bei Luttich. Die Kloster St. Dionys und St. Paul in Liittich. 1 ) 



l ) Zu Nr. 12 St. Salvator zwischen Griesbach und Ortenburg in Nieder- 
bayern war 1289 ein Oratorium. Die Chorherren kamen 1309 aus Osterhofen. 
(Chorherrenbuch 753.) 

Zu Nr. 14. Osterhofen wurde 1 783 aufgehoben. Seit 1858 englische Fraulein. 
(Chorherrenbuch 748). 

Zu Nr. 23. Siehe: Braunmtlller »Reihe der Aebte von St. Emmeram 
in Regensburg,« in den »Studien« IV. 2. ti8. 

Zu Nr. 43. Schonenfeld (Campus speciosus superior), zuerst Beguinenkloster. 
Zwischen 1230 und 1251 adoptirten die Bewohnerinnen die Regel von Cisterz. 
1463 — 1492 war Aebtissin Dorothea von Laineberg. Saecularisirt 1803. (Cistercienser- 
buch 691.) 

Zu Nr. 52. Schussenried (Sorethum) wurde aus Weissenau bevolkert. 
Gelangte nach der Aufhebung in den Besitz der Grafen Sternberg-Mandarscheid. 
(Chorherrenbuch 756.) 

Zu Nr. 96. Georgenthal war eine Tochter von Morimund. (Cistercienser- 
buch 28.) 

Zu 115. Zu Oberweimar waren schon im J. 1244 Cisterciensernonnen. 

Zu 116. Capellendorf war ebenfalls ein Cistercienser-Frauenkloster. 

Zu 120. Langendorf erscheint auch unter dem Namen Greislau. (Cistercienser- 
buch 691.) 



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— 340 — 

Ueber ambrosianische Liturgie und ambrosianischen 

Gesang. 

Von P. Ambrosias Kienle O. S. B., in Emaus. 
(Schluss aus Heft III. d. J., S. 56—73.) 

Diese Anschauung von der Entstehung der Choralmelodie 
ist jetzt so ziemlich die verbreitetste, wohl auch die bequemste. 
Die Griinde stehen ernst und gewichtig da, und wenn man sie 
als gesicbert in Bausch und Bogen annimmt, begreift man kaum 
noch, wie Jemand eine entgegengesetzte Ansicht vertheidigen mag. 
Man kann auch wirklich dem einen oder anderen Argument, z. B. 
den Klagen der Theoretiker, das Aussehen historischer Be- 
rechtigung nicht bestreiten. Doch sind wir, nicht ohne Miihe und 
Arbeit im Sichten und Prufen, zur festen Ueberzeugung gekommen, 
dass keines von jenen Argumenten eine ernste Kritik besteht und 
es nicht unmoglich ist, ihre Unhaltbarkeit nachzuweisen. Wir 
halten diese Ansicht von der Genesis der Choralmelodien fur 
unhistorisch, fur das Product einer Periode, in der die wahre 
Geschichte des Chorales noch im Dunkel lag. Sie bedarf gegeniiber 
den Resultaten der Forschung der Correctur. Diese hier vorzunehmen 
ist nicht unsere Aufgabe. Wir beschranken uns auf einige Gedanken. 

Die Jubilation en existiren de facto im elften Jahrhundert 
und stehen neumirt in den Handschriften des neunten Jahrhunderts. 
Sie konnen darum nicht sp&ter entstanden sein. Diese Gesangs- 
weise ist iiberhaupt viel alter, da St. Augustin und Cassiodor 
von ihr sprechen. Aus dem zehnten Jahrhundert haben 
wir die Namen vieler Componisten und Angabe ihrer Werke. 
Die Zeit ist durchaus nicht so dunkel, dass man mythische 
Bildungenin ihr annehmen konnte. Man weiss, was die be- 
deutenden Musiker jener Zeit gesehaffen. Sie haben durchaus nicht 
das Graduate umgearbeitet; sie componirten nur Festofficien fur 
einzelne Kloster. Im zehnten Jahrhundert war man, wie die 
Compositionen beweisen, nicht mehr fahig, solche Melodien, wie 
die alten, zu componiren. Ueberhaupt verrath jene Ansicht eine 
geringsch&tzige Meinung von der alten Melodie. Dass Melodien 
von so hoher musikalischer Schonheit auf derartigem Wege ent- 
stehen, ist doch nicht glaublich. Das alte romische Graduate bildet 
eine klare, planvolle, feingegliederte Einheit, dass man seinen 
Ursprung so nicht erklaren kann ; ebenso konnte man annehmen, 



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— 341 - 

das Freiburger Munsler sei durch private Arbeit und Aus- 
schmiickung Einzelner ohne Gesammtplan entstanden. Das Aus- 
wendiglernen ist nicht eine Unmoglichkeit, sondern ein 
historisches Factum. Was die Varianten betriflft, so ist zu 
unterscheiden. Im siebzehnten Jahrhundert erhielt die (bis dahin 
noch einheitlich gebliebene) Choralmelodie in Folge der Redactionen, 
die man an den verschiedensten Orten vornahm, eine grosse Ver- 
schiedenheit. Diese ganz desperate Verwirrung wird irrthiimlich 
auf die Handschriften ubertragen. Diese haben allerdings ihre 
Varianten; es wfire ein Wunder, wenn es keine gabe; aber sie 
sind weder so zahlreich. noch so wichtig als man ausgibt und 
lassen sich durch Vergleich der Handschriften heben. Merkwiirdiger 
Weise stimmen die neumenreichsten (iradualien 
(flintier und sechster Ton), die am Schwersten zu behalten sein 
sollen, am Meisten uberein. Die theoretischen 
Traktate reden unzweifelhaft von einer iUteren, festen, be- 
stimmtenMelodie, die sie dem hi. Gregor zuschreiben, nicht von einer 
erst sich bildenden. Was einige Schriftsteller von hefliger Ge- 
miithsart liber das Verderbniss der Melodie berichten, ist theils 
iibertreibend, theils mit Bezug auf locale und wirklich bestehende 
Uebelstande gesagt. Diese Stellen sagen nicht mehr, als was auch 
das Studium der Handschriften lehrt. 

Ein Grund fur das Festhalten an jener Ansicht liegt in der 
Schwierigkeit, die ein moderner Musiker hat sich 
die Moglichkeit einer solchen Gesangspraxis auch nur vor- 
zu stellen, und sich in die mittelalterlichen Verh&ltnisse hin- 
einzudenken. Desswegen ist aber die Unmoglichkeit der Sache 
nicht erwiesen. Man darf unsere Zeit nicht ins zwolfte oder neunte 
Jahrhundert zuriick versetzen. Dass unser modernes Chorsanger- 
personal die ihm vorliegende Choralmelodie nicht auswendig lernt, 
es vielleicht auch nicht konnte oder wollte, braucht man nicht 
erst zu sagen: dass es die alten Melodien nicht wiirde singen 
konnen, (viel weniger auswendig lernen), sagen die Ghorregenten 
selbst ; und doch ist die mittelalterliche Melodie sangbarer. weil 
melodioser, organischer. Eine umfangreiche Melodie auswendig zu 
lernen, ist an sich nicht unmoglich, was unsere Operns&nger be- 
weisen ; es ist nur schwierig oder unmoglich, so lange die Melodie 
etwas Fremdes bleibt. Unsere meisten Sanger fiihlen sich zu 



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— 342 — 



Hause in der alten oder jiingeren Polyphonie. nicht im Choral. 
Ja. aus einem grundlichen Studium ergibt sich ein gewisses 
Auswendigkonnen von selbst. Eine grosse Anzahl Melodien 
pragt sich schon durch die periodische jahrliche Wiederkehr dem 
Gedachtnisse ein. So lang der Schreiber dieser Zeilen den Choral 
nur von Weitem kannte, schien er ihm wie ein uniibersteiglicher 
Bergriese; jetzt kennt er die tausendjahrigen Pfade; das Wagniss 
ist nicht mehr so gross. 

Die Alten hatten bei ihrem mehr concentrirten Geistes- 
leben auch eine gr6ssere Gedachtnisskraft als wir. Man 
sang iibrigens nicht so auswendig, dass man gar keine Notenschrift 
hatte ; der Vorsanger oder Cantor hatte das neumirte Graduate, 
und damit eine nicht zu verachtende Stutze. Es muss nicht so 
schwer oder unmoglich gewesen sein, den Gesang darnach zn 
regeln, da man zwei Jahrhunderte nach Erfindung der Linien 
noch unlinirte Codices schrieb und sie zum Theile erst im vier- 
zehnten Jahrhundert weglegte, nicht weil man darnach nicht 
singen konnte, sondern aus anderen Grunden. Wenn man die 
Melodien auswendig behalten konnte, so war wenigstens die 
MOglichkeit gegeben, sie vor Alteration zu schiitzen. Ware es aber 
so ungereimt zu denken, dass durch miindliche Tradition mil 
Hilfe der Neumen im Mittelalter die Melodie besser geschutet 
war, als sie es im sechzehnten Jahrhundert durch Erfindung des 
typographischen Notendruckes war? In unserer Zeit ist so etwas 
schwer denkbar; aber im Mittelalter war es doch anders. Der 
junge Cleriker oder Monch horte von Jugend auf die Melodien, 
lernte sie auswendig in jahrelanger Miihe; sie sind gleichsam 
in sein Herz gegraben, wie bei uns irgend ein altes Lied, das 
Jahrhunderte im Volksmunde lebt. Im Mittelalter liebte man diese 
Ges&nge, so gut oder mehr als heute irgend Jemand Mozart oder 
Beethoven: mehr noch — dieser Gesang war eine heilige PflichU 
ein Act religioser, schuldiger Gottesverehrung. Das Bepertorium 
war enger ; man war nicht durch hunderterlei Stylarten musikalisch 
zerstreut. Denken wir in soldier Stimmung und Gesinnung die 
dreihundert Monche von Beichenau zur Zeit des grossen Musikers 
Hermannus Contractus. Was es heisst, in einem liturgisch wohl 
geordneten Kloster einige Noten andern, muss man persdnlich 
erfahren haben, urn es zu wissen. Ein soldier Chor scheint uns 



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— 343 — 

fur die Erhaltung der Choralmelodie vvie eine Mauer. 
Die Melodie geht lebenclig von Mund zu Mund, vom 
Lehrer zum Schuler, nicht wie jetzt in Form von so and so viel 
Notenkopfen als todte Sprachc aus der Druckerpresse hervor. 

Mogen diese Worte doch wenigstens den Gedanken anregen, 
dass die Frage noch nicht entschieden ist unci dass Factoren in 
Reehnung gezogen vverden mussen.-an die man bisher nicht dachte. 

Der Liturgiker wi'irde, wenn die Unmoglichkeit der Melodie- 
tradition hewiesen ware, schvveigen mussen. Geschieht das nicht, 
so fallen seine Argumente gewichtig in die Wagschale. Die 
Liturgie des ganzen Mittelal ters zeigt ei ne staunens- 
werthe Ordnung und fortwfthrende stabile Ruhe, 
welche gegen unsere modernen Verhaltnisse wohlthuend abstechen. 
Die Kraft im Festhalten des Althergebrachten ist gross. Man 
nahm oft neue Einzelnheiten in die Liturgie auf, welche das 
Bestehende accidentell verschonerten, ohne das alte Gold wegzu- 
werfen oder irgendwie zu verkennen. Die Annahme jener Hypothese 
wi'irde eine umsttirzende Rewegung von furchtbarer Tragweite in 
einem Klosler voraussetzen. Denken wir uns die Hunderte von 
Domstiften und Abteien, bestehend aus ernsten, Gott mit Eifer 
dienenden Miinnern. Wie sah ihre Liturgie. ihr ganz gesungenes 
Chorgebet aus, wenn der Gesang Jahrhunderte lang dunkel und 
umrisslos war, in Metamorphosen sich emporarbeitete ? Was 
sagten sie. wenn Jemand mit dem Anerbieten auftrat, den Gesang 
neu, besser zu machen? Wie erging es Guido von Arezzo, der 
die alte Melodie nur in einer besseren Methode lehren wollte? 
Es miissten in den Klostern seltsame musikalische und liturgische 
Vorgftnge angenommen werden, und alles das gegen alle historischen 
Zeugnisse zu (iiinsten einer Hypothese! Wir stellen dem Leser 
anheim, ob er annehmen will, dass die reichen Melodien vom 
elften bis zum dreizehnten Jahrhundert entstanden sind, ob er 
den Angaben der Schriflsteller jener Zeit glauben will, dass die 
Choralmelodie viel alter sei : uns scheint nicht nur wahrscheinlich, 
sondern etwas mehr, dass die mundliche Tradition mit 
Hilfe der Neumen den Choral bewahren konnte. 
Der Leser mag sich sein Urtheil selbst bilden. Der Mangel an 
einer fur uns ausreichenden Notenschrift ist kein Grund, die im 
elften Jahrhundert geschriebenen Melodien in ihrem Alter zu 



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verkiirzen; hochstens k<5nnte man urtheilen, dass einzelne Fehler 
sich einschlichen, und das kann und wird man ja zugeben. 

Aus diesem Grunde wollen wir an dieser Stelle beifugen. 
was die Handschrift verdachtig machen kann und 
was auf eine jiingere Zuthat hinweist; es sind die 
Melodien der vier Hymnen, die der Codex enthalt und die nicht 
einfach genug erscheinen, sondern eher iiberladen sind ; sodann 
ist einmal eine ubermassig grosse Psalmmelodie angegeben, auch 
einige andere Psalmschliisse scheinen aus dem romischen heruber- 
genommen zu sein. Etwas Rathselhaftes ist die Anwendung 
des b (vertieftes h). Es steht oft da, wo man gar keinen Grand 
dafur einsiebt und wo es von der ubelsten Wirkung ist. indem 
der Charakter der Tonart alterirt wird, z. B. durch einen Schluss 
im achten Ton mit bag (!), oder indem ein harter Triton 
geschafTen wird, wo naturlicher Weise keiner ware. Andererseits 
bleibt es weg, wo man es nicht missen kann; es gibt zwar viele 
Stellen, die wirkliche Tritoni haben, die nur Anfangs hart klingen, 
bis man die rechte Form des Singens herausgefunden hat die 
dann dem Ganzen ein eigenes Colorit geben ; immer aber ist das 
nicht durchfuhrbar. Es gibt viele Stellen, wo Melodien mit h und 
b scharfkantig und herbe klingend aufeinander trefTen. Vielleicht 
hat gerade in der Einzeichnung des b die private Neigung des 
Schreibers gewaltet. Jedenfalls bedarf es in dieser Hinsicht der 
eingehenden Untersuchung eines Kundigen. Beim Vergleich mit 
einem spateren mailandischen Codex ergab sich abgesehen von 
tier Anwendung des b in einer Melodie nur sehr selten eine kleine 
Variante. 

Auch mit einem anderen Codex des funfzehnten Jahrhunderts, 
der sich in Deutschland befindet, stimmt der imsrige nach der 
Aussage des zuverlassigsten Zeugen und Sachkundigen R. 
Schlecht iiberein. 

Kommen wir nun zu unserer Frage zuriick: Was ist 
im mailandischen Gesang a m b r o s i a n i s c h, was vor- 
g r e g o r i a n i s c h ? Man kann auf das Analogon in der Liturgie 
recurriren. Die Autoren bemerken mit Recht, dass der hi. 
Ambrosius in seiner Cathedrale eine bestimmte, geordnete Liturgie 
vorfand, die er nicht zerstiirte, sondern mit Orationen, Priifationen, 



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— 345 — 

anderen Texten und Einrichtungen bereicherte, und durch seinen 
Gesang hob. Man nimmt an, dass die nach ihm benannte Liturgie 
im Wesentlichen bei seinem Tode schon bestand. Anklange an 
die griechische Liturgie finden sich viele. Daraus konnte man 
vielleicht auch auf den Zustand des Gesanges einen Schluss 
Ziehen. Die einfachen Melodien der Hymn en kann man dem 
Heiligen zuschreiben ;dieAntiphonendesPsalterium konnten 
wohl aus jener Zeit stammen. Sie passen in ihrer Einfachheit 
zum Volksgesang, der sicher zur Zeit des hi. Ambrosius war. 
Ob eine Schule fur liturgischen Kunstgesang, ob die kunst- 
vollen Melodien damals existirten, oder durch ihn eingefuhrt 
wurden, dafur fehlen uns die positiven Angaben. Es liegt der 
Annahme, dass der hi. Ambrosius solche componirte, nichts im 
Wege. Es ware wirklich dem Gefuhle der Pietlit mehr entsprechend, 
die oft grandiosen Melodien dem grossen Kirchenvater zuzuschreiben, 
den die Kirche und die Welt als den Vater der abend landischen 
Kirehenmusik verehrt, denn irgend einem unbekannten, spateren, 
mailandischen oder gallisehen Urheber. Das Princip der 
jubilirenden Modulation, das man im elften Jahrhundert 
entstehen lassen mochte, ist bei Cassiodor schon klar ausgesprochen, 
und ist, wie uns eine langjahrige Uebung und Bekanntschaft 
vermuthen lasst, ein Erbgut aus der antiken Kunstwelt. 
In der auf den hi. Ambrosius folgenden Zeit nahm die mailftn- 
dische Kirche Neues von Auswarts an, wohl weil ihre Entwickelung 
noch nicht vollendet, abgeschlossen war. Ein starker Einfluss 
der gallikanischen Liturgie ist nicht zu verkennen. 
Zwar wiirde die Aehnlichkeit der Officien nicht geniigen ; man 
konnte im Gegentheil einen Einfluss des Ambrosianischen auf das 
Gallikanische muthmassen ; doch sind auch starke Indicien fur 
das entgegengesetzte Verhaltniss da. Auf den Gesang konnten 
die gleichen Einwirkungen stattgefunden haben. Mil. der 
liturgischen Ausbildung kann die musikalische zu- 
sammengegangen sein, wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit 
fiir jene Zeit, wo Text und Melodie eine solche Einheit bildet, 
eine ganz andere, als sie es in unserer Zeit sein wiirde. Da das 
gallikanische Antiphonar verloren gegangen ist, so wird dieser 
Punkt dunkel bleiben. Der Schreiber dieser Zeilen sah in ltalien 
in einem ambrosianischen Codex als Responsorium den Text: 

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— 346 — 

Venite populi ad sacrum et immortale eonvivium, der aus der 

gallikanischen Liturgie sich bis in unsere Zeit erhalten hat und 

vom Diacon vor der Communio gesungen wurde. Ebenso steht am 

Feste der unschuldigen Kindlein das ft Splendet Aegy^ti campus. 

welcher Text auch als alte gallikanische Antiphon noch vorkommi. 

m n nun die mailandische Liturgie durch Aufnahme gallikanischer 

Bestandtheile bereichert wurde, so muss dies geschehen sein, ehe 

Pipin begann, die gallikanische Liturgie zu beseitigen, welche 

Arbeit sein Sohn. Carl c\ev Grosse, so vervollstiindigte, class nach 

seinem Tode kein Codex des gallikanischen Ritus im Frankenlande 

meltf aufzutreiben war. Am ehesten wird dieser Einfluss 

der gallikanischen Liturgie in die Bli'i the zeit dieser K ire he 

zu setzen sein. von 450—550 oder 600 unter Hilarius und 

Casaiuus von Aries, Gennadius und Musaus. Fiir die nachfolgende 

Zeit sincl besondere Einflusse imdEinwirkungennichtwahrscheinlich, 

Wir mochten folgenden Gedanken nahe legen. Die mailandische 

Kirche hatte ihre liturgische Besonderheiten. und ihre Gesangweise 

war unter dem Namen des hi. Ambrosius uber ganz Italien 

verbreilet. Als die romische Kirche durch den hi. Gregor ihre 

definitive liturgische Ordnung und ihren Gesang erhielt, wurde 

sich die mailandische s o f o r t des G e g e n s a t z e s b e w u s s t 

und hutete ihr altes Herkommen als ihren Schatz. 

Die ambrosianische Liturgie wurde gegenuber der iiberall geltendeu 

romischen specielles Gut und der besondere Ruhm der mailandischen 

Kirche. Es kommt oft vor in der Geschichte. dass durch solehe 

Ereignisse die GegensiUze und Eigenthiimlichkeiten klarer erkannt, 

deutlieher ausgepriigt werden, wie z. B. bei Entstehung neuer 

Ordensgenossenschaften. Dass es auch anderwarts nicht so leicht 

ging den ambrosianischen Gesang abzuschafTen, sehen wir noch 

im elften .lahrhundert aus einern Decret des Papstes Stephan X. 

der 1057 nach Leo Marsicanus den ambrosianischen Gesang in 

Monte-Casino verboL Da er vor seiner Erhebung dort Abt war. 

muss er die Gesangsverh&ltnisse in Monte-Casino gekannt haben. 

Auch in der Kirche von Capua wurde zu dieser Zeit noch 

ambrosianisch gesungen. Das Volk selbst wachte mit Eifersucht 

liber seine liturgischen Sonderrechte, so dass es in Mailand zu 

einer formlichen Bevolte kam, als im zwolften .fahrhundert ein 

Erzbischof das Pallium in Rom personlich holte. »Er gibt unsere 



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— 347 — 

Privilegien auf,< schrie man: >denn bisher hat der Papst Has 
Pallium gesendet.* 

So wenig als in friiherer Zeit scheint ein bedeutender 

Einfluss der romischen Liturgie auf die mailandische in der 

nachfolgenden Periode der Karolinger wahrscheinlich, als Pipin 

und Carl die particularen Riten verfolgten und ganz zu vernichten 

suchten. Der harte Kampf urn die Existenz machte vvohl, dass 

man seine eigene Liturgie mit eifersuchtigem Auge bewachte. 

Es werden also weder in den Text noeh in den Gesang romische 

Liturgietheile in grosserer Zahl, welch e die eigenthumliche Form 

der alten Liturgie hatten verwischen konnen, aufgenommen 

sein. Von be.sonderer Bedeutung sind in dieser H insicht 

die Gesiinge, welche nach Text und Melodie mit 

den en des romisehen Hit us stimmen. Die Tradition 

sagt, dass der hi. Oegor die Klteren Melodien heriibernahm und 

bearbeilete. Die romische Melodie lasst sich bis Ende des 8. 

JahrhundeWs audi mit moralischer Sicherheit nachweisen. Entweder 

sind nun die entsprec;henden Geslinge gleichzeitig und unabhangig 

von einander entstanden oder die romische ist nach der mai- 

landischen, oder umgekehrt die mailandische nach der romischen 

gebildet. Die Wahl unter diesen Moglichkeiten konnten wir dem 

Leser iiberlassen. Die correspond! renden Melodien haben einen 

kunstvollen Bau, sind wirkliche Kunstwerke, die von einem 

hervorragenden Kunstler herriihren miissen. Sie stimmen in den 

einzelnen Melodievvendungen, oft selbst in den kleinsten Kadenzen 

uberein, so dass unverkennbar die eine der andern zur Vorlage 

diente. Es wi rd wohl Niemand zweifeln. dass die romische aus 

der ambrosianischen herausgebildet ist. Das kann nicht nach 

dem Beginne des 9. .lahrhunderts geschehen sein. Es musste, als 

Carl der Grosse die romische Liturgie im Frankenlande einfuhrte, 

der romische Gesang schon existiren, und zwar in grosser Voll- 

kommenheit; sonst hatte sicth die Liturgie gegeniiber der alten, 

an welcher die Gallier so stark hielten, nicht behaupten konnen 

und wiire ein Kampf mit der ambrosianischen Liturgie nicht 

moglich gewesen. Wenn man aber die mit den romischen zusammen- 

fallenden Melodien als vorgregorianisch annimmt, so ist kein 

Grund die andern, welche einen ganz gleichen Charakter haben, 

zuruckzuweisen. Aus air dem mochten wir einen Schluss Ziehen, 



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— 348 — 

den wir hier proponiren, namlich dass die Annahme nicht 
so unwahrscheinlich ist, der Codex enthalte im Wesent- 
lichen Melodien, wie sie im 6. Jahrhundert waren 
und wie sie dem hi. Gregor bei seiner Arbeit vorlagen. 
Die Erhaltung der Melodie vor der Einftthrung der Notenlinien 
ist sehr wohl denkbar; die behauptete Unmoglichkeit durchaus 
nicht erwiesen; die geschichtlichen Verhaltnisse weisen darauf hin: 
die mittelalterliche Geschichtsschreibung behauptet es. 

Das ambrosianische Antiphonar wirft demnaeh auch ein 
bedeutsames Licht auf die Geschichte d*s gregorianischen Gesanges. 
Bisher konnte man die Grenzen der Thatigkeit des hi. Gregor 
nicht recht beurtheilen, weil ganzlich unbekannt war, wie der 
Gesang vor ihm beschaffen sein mochte. Freilich wird auch 
darauf hingewiesen, dass man die mittelalterlichen romischen 
Melodien nicht Melodien des hi. Gregor nennen durfe, da auch 
andere Fapste nach ihm fur den Gesang thittig waren. Fur das 
Antiphonale mag das in grosserem Umfange geschehen sein. fur 
das Graduale ist die Wahrscheinlichkeit geringer. lmmerhin <iarf 
man vorlaufig auch ohne weitere Erliiuterung ihm einen guten 
Theil der Gesange zuschreiben und fiir die spater etwa hinzu- 
gefugten seine Norm als massgebend annehmen, und so kann 
man, an den alten Sprachgebrauch sich anlehnend, die romischen 
Melodien gregorianisch nennen. Die ambrosianischen Melodien 
in Hiinden kann man den hi. Gregor oder wen immer 
man sich als Urheber der romischen Melodien denken 
mag, in seiner Arbeit gleichsam belauschen. Man sieht was 
ihm vorlag, was er aufnahm, was und wie er uuige- 
staltete, erkennt daraus seine Tendenz und ganze geistige 
Richtung. Das Resultat stimmt zu dem, was man allgemein als 
Eigenthlimlichkeit der romischen Liturgie bezeichnet : Kiirze, 
Priignanz, Schwung und Kraft. 

Da der romische Ritus weniger Messgesange hat als der 
ambrosianische, muss ten manche Gesange ausfallen. Aber auch 
in den librigen ist eine starke Auslese gehalten worden. 

Es gibt verhaltnissm&ssig wenig gemeinsame Gesange, 
d. h. solche, die im Texle stimmen und in der Melodie irgend 
eine Gemeinsamkeit aufweisen. Man vergleiche die Liste der 
Messgesange von zwei Adventsonntagen. Die in beiden Liturgien 




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— 349 — 

sich findenden Stucke sind gesperrt gedruckt. Ausserdem wurden 
auch einige Gesange des mailandischen Officiums ins romische 
Graduale aufgenommen. 

Ambrosianisch: 

1. Adventsonntag. 

lngressa: Ad te, Domine, levavi. 
Psalmelus: Deus manifeste. 
Alleluja mit t. Praeveniamus. 
Antiph. post Evang. : Parce Domine. 
Offertorium: Pronuntiabo. 
Confractorium : Dirige me. 
Transitorium : Sicut fulgur. 

2. Adventsonntag. 

Ingressa: Memento. 
Psalmelus: A summo coelo. 
Alleluja mit f. Venite. 
Antiph. p. Ev. Annuncietur. 
Offertorium : Sperent. 
Confractorium : Ex ultavit. 
Transitorium : Veniet. 

Gregorianisch: 

1. Adventsonntag. 

Introitus: Ad te levavi. 

Graduale: Universi. 

Alleluja mit If. Ostende. 

Offertorium: Ad te, Domine, levavi. 

Communio: Dominus dabit. 

2. Adventsonntag. 

Introitus: Populus Sion. 
Graduale: Ex Sion. 
Alleluja: If. Laetatus S(um)um. 
Offertorium: Deus, tu. 
Communio: Jerusalem. 1 ) 

*) Bei Larobillotte, Esthetique du chant Gr^gorien p. 25 finde ich nach- 
traglich folgende Anmerkung: 

Dans le sejour que j' ai fait a Milan, en 1862, j 1 ai pu appr^cier le chant 
Ambrosien. J' ai remarque qu'il ^tait base* sur la m&ne tonalite* que le chant 
Gre'gorien et que souvent celui-ci r en da it note pour note 1' Ambrosien. De plus,, 
la tonalite* des diflterents raorceaux est souvent la raeme dans les deux rites * 



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— 350 — 

Von der 1. mailandischen Adventmesse ist nur ein Stuck, 
von der 2. gar keines in die romische Liturgie iibergegangen. 
Die 1. romische Adventmesse hat zwei Stiicke (Universi, Ad te 
Domine), die folgende drei, die n&chste wieder zwei aus dem 
ambrosianischen Graduate. Im Ganzen hat die mailandisehe 
Adventliturgie 44, die romische 38 Messgesange, von welchen 
nur 11 Beziehung zu einander haben. Aehnlich verh&lt es sich 
im weitern Verlaufe des Kirchenjahres. Am Osterfeste stimmen 
textlich alle Gesiinge. Die Melodien konnten wir nicht vergleiehen. 
Der hi. Gregor oder die romische Kirche ist also recht selbst- 
stiindig vorgegangen. Das Gleiche zeigt sich in der Placirung 
der Gesange. Eine ambrosianische Ingressa wird Offertorium, eine 
andere wirdCommunio. Das Transitorium vom Feste deshl.Stefanus 
» Magnum hereditatis mysterium* wird romische Magnificatantiphon 
fur die Octav von Weihnachten. Vom Transitorium »Hodie coelesti 
sponso« wurde schon gesprochen. In den so hertibergenommenen 
Melodien hat man zwei Classen zu unterscheiden, sole he 
die in der melodischen Phrase sichtlich iiberein- 
stimmen, und solche bei denen diese Ueberein- 
stimmung sich auf die Tonart oder einige wenige 
Gedanken beschriinkt, so dass die rtfmisehe Melodie fast 
wie neu componiit betrachtet werden muss. 

Die M u s i k b e i 1 a g e n beleuchten dieses Verhitltniss. Die 
guidonischen Neumen sind, um das Lesen zu erleiclitern in 
qu^dratischen Noten umgesetzt, doch so dass die ursprungliche 
Form leicht erkennbar bleibt. Die Schrift des Codex ist iiber den 
ersten Zeilen angedeutet. Die romische Melodie wurde, so weit 
der Raum gestattete, zur Vergleichung zugesetzt, und zwar nach 
der Ausgabe von Pothier. welche die zuverliissigsle ist. 

Im ersten Beispiele zeigen die Melodien grosse lie her- 
ein s t i m m u n g. Die einzelnen Sittze ad te — Domine — levavi — 



ainsi par exemple, 1' introit Gaudeamus est sur le premier mode dans V un et 
I* autre, quoique different pour la melodie. La psalmodie se chante egalement 
sur nos huit modes, excepte que dans V Ambrosien la mediante se dit recto 
tono, et les tenninaisons sont plus simples. 

Ceci confirme ce que nous disent Radulph de Tongres et Gerbert, que 
le chant Romain a emprunte beaucoup de ses melodies au chant Ambrosien et 
que ces melodies remontent a la plus haute antiquity II est bon de faire cou- 
naitre que les livres de chant Ambrosien n' ont jamais etc* imprime's; \U se 
transmettent en manuscrits depuis V origine de ce rite. 



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— 351 — 

etc. haben gleiche melodische Gedanken und gleiche Schlusskliinge, 
wodurcb sie aufs Tnnigsie verwandt erscheinen. I m Detail j e d o c h 
ist a lies verscbiede n. Ein Hauptunterschied liegt darin, dass 
der ambrosianische Gesang seine Motive mit vieler melo- 
dise h e r r n a m e n t i k umwirkt, gleichsam mit s u d 1 i o h e m 
Reicbthum ausstattet, wahrend der romisehe das 
Gleicbe im kurzgefassten Ausdruck gibt. Der erste Satz 
Ad te hat zwei melodisehe Grnndgedanken : Bewegung von der 
Tiefe a c d aufwiirts, imd umgekehrt von oben abwarts (f d). Im 
Ambrosianischen sind beide Motive in reicher Melodie entfaltet. 
im Romischen kurz und doeh innig, zum Herzen spreehend. 
gegeben. AIs der Schreiber diese schone, gefuhlvolle romisehe 
Intonation vor .lahren stndirte, dachte er nieht daran, dass das 
eine kurze, vereinf'achte Melodie sei. Man muss aber wohl sein 
eigenes, privates und modernes Urtbeil naeh den Urkunden 
rectifieiren. Das sind naeh der AufTassung der Alten eben einfaehc 
Gesiinge; man begreift es eber, vvenn man die zugehorigon 2 — 3 
Verse des romischen Offertoriums mit ibren jubilirenden Melodien 
sieht. Die Alten waren bessere Sanger als wir. Eine iihnlicbe 
uction erfuhr die Melodie bei animam, das romisch durch die 
doppelte Tristrophe sehon und kurz (\cn Gedanken der umfang- 
reieheren ambrosianisehon Melodie gibt. Non erubescam. irrideant 
sind aueh imMailandisehensehr fliessende, schone Satze. Bezeiehnend 
fur ambrosianisebe Melodik ist das hervortretonde c in der zweilen 
Gruppe auf te, der Scbluss mit spitzaufsteigendor Melodie bei 
meam, confido. In spiiterer Zeit wurde man so nieht componirt 
haben; dagegen scheint die Schlussfigur von animam. die oft 
wiederkehrt, der romischen Melodie eigen zu sein. 

Am folgenden Stuck (Nr. 2) war eine ahnliche Kiirzung nieht 
noting, da der Text als mailandische antiphona in choro schon 
einfacher componirt war. Die Melodie ist friseh. hell und wohl- 
lautend und wird wohl an Worth der romischen nieht nachstehen. 
Dennoch ist sie stark umcomponirt. Der Anfang in c fmdet sich 
als Variante audi in romischen Manuscripten. Stellen, wie gentes, 
sue, vestri sind als speciell ambrosianisch, die sehwungvoll aufwarts 
gehenden Melodien bei populus, auditam. letitia, der Scbluss von 
dominus mit der Tongruppirung 1 : 4 als speciell romisch anzusehen. 
In Nr. 3. sind die Unterschiede grosser und der Grund der 



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— 352 — 

Aenderung einleuchtend. Ganz bezeidmend ist, dass das schlich te 
Anfangswort »Letemur« in das klangvolle, vocalreiche 
Gaudeamus umgeiindert wurde, dazu kommt der frische 
Quintenschritt, in dieser Form ein neues Element. Die so 
angeschlagene, schwungvolle Bevvegung wogt fort, bei Domino in 
hochgehender Oberquart, dann ruhiger ausklingend in der Unterquart. 
Die mailandische Melodie steht ohne diese grosse innere Rewegung 
ruhig da, fest, gedrungen, wie aus Quadern gebaut, so dass sie 
fur uns selbst hart werden konnte, z. B. bei Domino, Agathae. 
Doch ist die erstere Stelle nur anf&nglich befremdend, bis sich 
durch Studium die rechte Ausfuhrung ergibt, durch welche die 
Bewegung vom vorhergehenden F abgelost und frei behandelt 
wird. Die zweite Stelle ist ein byzantinisches Bildchen, streng 
und gebunden in den Linien : docb darf man es, ohne das Colorit 
zu zerstoren, kaum durch b temperiren, audi nicht bei tropheo. 
Die Modulation am Schluss athmet gleichfalls einen vom romischen 
verschiedenen Geist. Auf diese und viele andere Melodien wtirden 
wir die Worte des Radulf von Tungern beziehen : sed nota 
ambrosiana fortior, durior. . . . habet fortem cantum. Das Weih- 
naditsgraduale Viderunt (Nr. 5) hat ein ahnliches Verhaltnisa der 
Melodien. Der romischen Melodie mttehte wohl ein bedeutendes 
Uebergevvicht von Eleganz und melodischen Wohllaut zuzu- 
erkennen sein. Unerklarlich ist das b bei Dominus im Versikel, 
durch welches ein horrender Tritonus geschafTen wird. Der 
romische Versikel ist voll siisser Melodie, dabei klar architektonisch 
gebaut, was beim mailandischen nicht so hervortritt (cantus 
Romanus magis dulcoratus et ordinatus. Radulf). Als Beispiel fiir 
die Melodien, die nur in der Tonart und wenigen Wendungen 
ihre Zusammengehtfrigkeit documentiren, diene Nr. 5. Die 
gregorianische Intonation hat eine der typischen Formeln des dritten 
Tones, von denen noch nichts in der ambrosianischen Melodie 
zu finden ist. Die melodiae, von denen Nr. 7 ein Bruehstuck ist, 
sind schon erwahnt vvorden. Den Schluss bildet die ambrosianische 
Communio an Weihnachten, eine einfache und ganz originelle 
Melodie ; ahnliches erinnert sich der Verfasser nicht jemals gesehen 
zu haben. Wie einfach ist dagegen die romische Communio! Der 
Text hat in den parallelen Gliedern, in den Antithesen und der 
Schlussinvocation griechischen Charakter. Leider ist es nicht 




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— 353 — 

moglich, ein ganzes Graduate beizugeben, als ein Beispiel einer 
umfangreichen Composition. 

Es ware zu wunschen, dass irgend eine Sffentliche Bibliothek 
oder Macenas die Handschrift sich erwurbe und es so ermoglicht 
wurde, reichlicher aus der Quelle zu schopfen. Unsere Musik- 
geschichte wtirde dadurch bedeutend gewinnen und eine wichtige 
Periode neues Licht erhalten, das nach vorwarts und ruckwftrts, 
d. h. tief in die gregorianische Zeit hinein seine Strahlen wiirfe. 



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— 358 — 

Die Benedictiner-Universitat zu Salzburg und der 
hi. Thomas von Aquin. 

(Von P/Rupcrt Mittermtiller.) 
(Vergleiche Heft II. d. J., S. 361 — 373.) 

IV. 
Standen die Schriftsteller der Benedictiner - Universitat 
Salzburg als Anhanger des heil. Thomas in alien strittigen 
Punkten *) gegen den Scotismus, wie die vorhergehende Ab- 
handlung dieser Zeitschrift dargethan hat, so insbesondere und 
am meisten in der Frage iiber die physische Vorausbewegung 
(Motio physica praevia, meistens praemotio, oft auch praede- 
terminatio genannt). Johann Duns Scotus aussert sich hieriiber 
also 2 ): »Causam secundam, i. e. quae habet formam activam 
in Esse quieto, agere in virtute alterius, non est recipere 
tunc aliquid ab illo alter o, sed tantum habere or- 
dinem inferiorem ad illud alterum agens in suo 
ordine simul ... Ex hoc patet, quod causae primae in 
causam secundam proprie dictam, quando similiter agunt. non 
est influentia nova, quae sit creatio alicujus in- 
haerentis causae secundae, sed influentia ibi est 
determinatus ordo istarum causarum in agendo 
communem effectum.t In Folge dieses Grundsatzes tadelt 
Scotus auch stets jenen Vergleich, den der hi. Thomas riick- 
sichtlich der Motio divina so gerne macht, indem er das Ver- 
haltniss Gottes zur Thatigkeit der Geschopfe (Menschen) dar- 
stellt wie das Verhaltniss des Kunstlers zu seinem VVerkzeuge. 
Auch Panger, der Hauptvertreter des Scotismus im 18. Jahr- 
hundert, schreibt in seiner »Philosophia aristotelicat (II. 108): 
• Scotus et Scotistae communiter docent, concursum Causae 
primae esse omnino simultaneum concomitantem, nee priorem 
nee posteriorem. 3 ) 



*) Mit Ausnahme der unbefleckten Empfangniss Maria. 

3 ) In 4. sent dist. 1. q. I. p. 55 (ed. Lugdun. 1638). 

s ) Wie sehr die Principien des Scotismus zur Verwerfung der Motio Dei 
praevia hinneigen und hinziehen, gibt sich aucli neuestens kund in den VVerken 
des Philosophen P. Dom. Palmieri. Derselbe geht in den wichtigsten Punkten 
eintrachtig mit den Scotisten, und wohl darum auch in Bekampfung eines con- 
cursus Dei praevius (cf. institut. philos. ed. Rom. 1874. Anthropolog. p. 381. 
Pneumatolog. p. 11 und 42. Theolog. p. 240 — 252). Gleichwohl versichert 
Palmieri am Anfange, er habe Alles, was er schreibe, vom hi. Thomas und sei 
der reinste Thomist ! 



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— 359 — 

Dieser Auffassung widersprechen alle Salzburger Professoren 
vom Anfange an bis in die zweite Halfte des 18. Jahrhunderts. 
P. Ludwig Babenstuber von Ettal legt in dieser Beziehung in 
seiner »Philosophia thomisticac (II. 156) das Zeugniss ab: 

»Datur praemotio et praedeterminatio physica ; ita Thomi- 
stae, quos inter et nostri Salisburgenses cum theologi, turn 
philosophi, quotquot hactenus in ista Universitate 
cathedras tenuerunt, ad unum omnes in idem dogma 
conspirarunt hodieque (1706 und 1724) conspirant.t 

Hauptvertreter dieser Lehre des hi. Thomas sind indess 
in Salzburg die PP. Roman Weixer, der genannte Babenstuber, 
Paul Mezger, Benedict Schmier und die beiden Placidus Renz, 
senior et junior. Am ausfuhrlichsten und vollstandigsten hat 
wohl P. Roman Weixer von Weihenstephan daruber geschrieben. 1 ) 
Das hier in Betracht kommende Werk desselben ist betitelt: 
>Creatura juxta angelicam mentem rnota* (Ambergae 1725). 
Schon damals haben die Widersacher der Motio praevia physica 
die Behauptung aufgestellt, dass der hi. Thomas diese Doctrin 
gar nicht vorgetragen habe. Darum geht das Bestreben Weixers 
und seiner Ordensgenossen hauptsachlich dahin, aus S. Thomas 
das Gegentheil dieser Behauptung darzuthun. Um einem Miss- 
verstandnisse vorzubeugen, schickt Weixer einige Bemerkungen 
voraus (p. 6 — 45). Er erinnert daran, dass sich die Motio divina 
praevia nicht auf den sogenannten actus primus oder auf die 
potentia proxima et expedita, sondern nur auf den actus secundus, 
auf das wirkliche Handeln bezieht. Die Motio Dei praevia habe 
daher gar nicht den Zweck und die Bestimmung oder Wirkung, 
der Creatur die potentia proxime expedita zum Thatigsein zu 
verleihen, sondern setze diese als gegeben und vorhanden voraus 
und solle sie eben zum wirklichen Handeln befordern und fiihren, 
das Uebergehen der Potenz in den wirklichen Act (actus secundus) 
verursachen und vermitteln. Allerdings sei die Potenz vor der 
Motio praevia und ohne sie ein rein habituelles Prinzip; allein 
die Philosophic nenne jedes habituelle Princip, dem ex parte 
actus primi nichts mehr fehle und kein Hinderniss entgegen- 



*) Weixer hatte in Salzburg studirt und war spater daselbst Professor. 
Auch im Communstudentat der bayer. Benedictiner-Congregation musste er lehren. 

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— 360 — 

stehe, eine potentia proxima ad agendum expedita. Wie nun 
der freie Wille im Voraus und an sich die potentia proxime 
expedita ad agendum vel non agendum, ad amandum vel odi- 
endum hat, weil er eine cognitio indifferens hat, so bleibt diese 
auch bestehen, wenn die gottliche Motio praevia hinzutritt und 
ihre Wirkung aussert, da diese Motio, wie oben gesagt wurde, 
weder die Bestimmung, noch die Wirkung hat, diese Potenz zu 
zerstoren oder zu vergewaltigen oder uberhaupt auf sie anders 
einzuwirken, als dass sie ohne Verletzung der menschlichen 
Freiheit die Potenz mit dem wirklichen Acte verkniipft, 
das exercitium actus verursacht. 1st diese Vermittlung 
geschehen, der wirkliche Act erfolgt, so dauert nach wie vor 
im Willen die proxima facultas non agendi vel contrarium 
agendi fort, da das wirkliche Handeln jeden Augenblick auf- 
horen oder ins Gegentheil verwandelt werden kann. Wollte man 
dieses nicht annehmen, so miisste man sagen, der Mensch, 
welcher freiwillig und ungezwungen sitze, sei nicht proxime 
potens et expeditus zum Stehen und Gehen, der Gerechte nicht 
proxime potens zum Siindigen. 

Was nun die von den Salzburger Doctoren den Werken 
des hi. Thomas entlehnten Beweisstellen betrifft, so scheint es 
passend zu sein, sie auf gewisse Gesichtspunkte zuruckzufiihren. 

I. Der englische Lehrer nimmt seine Griinde fur die gott- 
liche Motio und Applicatio hauptsachlich aus der Natur und 
dem Wesen Gottes selbst, sowie aus der Natur und dem Wesen 
der Geschopfe. 

A) Gott ist das primum und summum Ens, das primum 
und summum Movens, die prima und summa Causa. Das 
Geschopf (auch der Mensch) ist nur ein Ens secundarium, ein 
Movens secundarium, eine Causa secundaria, und demnach ein 
von Gott in jeder Beziehung abhangiges und ihm untergeordnetes 
Wesen. 

Die Natur Gottes selbst bringt also auch die gottliche 
Motio und Applicatio mit sich. 

Fiir diesen Satz berufen sich die Salzburger auf folgende 
Stellen des hi. Thomas: 

— I. 2, q. 109. a. 1. in corp. »Alle Bewegungen, sowohl 
die korperlichen, als die geistigen, werden auf das, was schlechthin 



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— 361 — 

(simpliciter) das erste Bewegende ist, namlich auf Gott zuriick- 
gefuhrt. « 

2) — 1. q. 105. a. 5. in corp. et ad 1. >Gott ist die Ursache 
aller Handlungen der Wesen (agentium) . . . Gott wirkt suffi- 
cienter in den geschaffenen Dingen (in uns) als das primum Agens.t 

3) — De potentia q. 3. art. 7. m corp. >Weil jede niedere 
(untergeordnete) Natur nur thatig ist, wenn sie bewegt wird, 
so folgt nothwendig, dass Gott die Ursache derHandlung 
eines jeden naturlichen Dinges ist, insoferne er dasselbe, be- 
ziehungsweise dessen Vermogen und Krafte zum Handeln 
bewegt und applicirt. 1 ) 

P. Weixer macht darauf aufmerksam, wie bestimmt der 
hi. Lehrer hier die Kraft und deren Erhaltung von der Motio 
und Applicatio zum Handeln unterscheide und wie er die Motio 
als Ursache des Handelns, mithin als Etwas der Handlung 
Vorausgehendes bezeichne. 

4. de potentia q. 3. a. 7. in corp. >Gott ist in der Art 
die Ursache der Thatigkeit (Handlung) eines jeden Dinges, 
dass er 

a) das Vermogen zum Handeln gibt, 

b) dasselbe erhalt und 

c) es wirklich mit der Handlung in Verbindung setzt 
(applicirt oder das Handeln vermittelt).t 

Vorher appliciren, die Handlung herbeifuhren 
u. dgl., das, meint P. Weixer, deute auf eine re ale, nicht auf 
eine moralische Vorausbewegung hin. Und da diese Bewegung 
zugleich die Ursache der Handlung sei, so konne sie nicht als 
mit dem die Handlung begleitenden Concursus divinus simul- 
taneus identisch erachtet werden. 

B) Wie die Natur Gottes, so erfordert auch die Natur des 
Geschopfes die Motio und Applicatio divina. Die Salzburger 
Autoren citiren hiefur zahlreiche Stellen des hi. Thomas. 

1. de potentia q. 3. a. 7. in corp. >Da kein Ding aus 
sich selbst handelt oder (Etwas) bewegt, wenn nicht ein un- 
bewegtes Bewegendes (movens non motum) existirt, so sagt 

*) Was S. Thomas unter Movere (und Applicare) verstehe, gibt er selbst 
in seiner Summa theol. (1. 2. 9. 109. a. 9.) genau an: Oportet ut id, quod est 
in potentia, reducatur in actum per aliquid, quod est in actu, et hoc est movere. 

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362 



man (Drittens), ein Ding sei die Ursache der Handlung eines 
Andern, insoferne es dasselbe zum Handeln bewegt. 1 ) 

2. Expositio in librum Boethii de Trinitate q. I. a. i. 2 ) 
tObschon zur Erkenntniss desjenigen, was der natiirlichen Ver- 
nunft zuganglich ist, keine Zugabe eines neuen Lichtes erfordert 
wird, so ist doch die gottliche Einwirkung dazu nothig; denn 
ausser jener Thatigkeit, durch welche Gott die Naturen der 
Dinge gebildet und eingerichtet hat, jeder ihre eigenen 
Form en (Krafte und Vermogen) zutheilend, mittels deren 
sie ihre Thatigkeit entwickeln konnten, wirkt er in den Dingen 
auch die Werke der Vorsehung, d. h. er leitet und bewegt 
die Vermogen aller Dinge zu den ihnen zukommenden 
Ac ten; denn die gesammte Schopfung ist der gottlichen 
Fuhrung unterworfen, wie die Werkzeuge der Leitung 
des Kiins tiers. « 

P. Weixer urtheilt, man miisse die gottliche Bewegung 
fur eine reale halten, wenn die Application des Werkzeuges 
durch den Ktinstler eine reale sei, weil S. Thomas beide etn- 
ander gleichstelle. 

3. Compendium theologiae cap. 130 s ): Weil die Causae 
secundae nur in Kraft der Causa prima thatig sind, gleichwie 
die Werkzeuge durch die Leitung des Kiinstlers, so mussen 
auch die thatigen Wesen durch die Kraft Gottes handeln. 
Demnach wird das Handeln eines jeden Dinges von Gott 
verursacht, wie die Bewegung des Beweglichen von der 
Bewegung des Bewegenden. Das Bewegende und Bewegte mussen 
beisammen sein ; darum muss Gott i m Innern eines jeden 
thatigen Wesens sein und gleichsam in ihm wirken, indem 
er es zum Handeln bewegt.* 4 ) 

P. Paul Mezger (theol. schol. II. 57.) kann eine Ursache, 
die fur sich allein zuerst im Innern des Wesens Veranderungen 
hervorbringt, nicht mehr als eine moralische, aber auch nicht 



l ) Cf. cont. gent. III. 149: »Impossibile est, esse aliquera rectum motum 
in ipsa (anima), quern non praeveniat actio divina.* 

a ) Edit. Parmens. torn. XVII. p. 349. 

a ) Edit. Parmens. opusc. 1. 

4 ) Cf. 1. q. 105. a. 5. in corp. quia Deus . . . inter omnia est magis 
intimum rebus, sequitur, quod Dcus in omnibus intime operetur. 



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— 363 — 

als eine die Handlung* des Geschopfes bloss begleitende ansehen, 
sondern sie ist ihm eine physische und vorau.sgehende. 

4. de potentia q. 3. a. 7. ad 10. »Wie das Unvollkommene 
des Vollkomnienen bedarf, so bedarf das Verm 6 gen der Natur 
zum Handeln der gottlichen Wirksamkeit.t 

5) — 1. q. 103. a. 8. in corp. »Jede Hinwendung (Inclinatio) 
(Veranderung oder Beugung) eines, sei es natiirlichen, sei es 
mit einem Willen begabten Wesens, ist nichts Anderes, als ein 
gevvisser Druck (impressio) oder eine Einpragung vonSeite 
des ersten Bewegers, gleichwie die Hinwendung des Pfeiles 
zum bestimmten Ziele auch nichts Anderes ist, als ein gcwisser 
Druck von Seite des Schiitzen.* 

Der hi. Lehrer, aussert sich P. Weixer, spreche hier nicht 
von einer bloss habituellen und potenziellen Hinneigung 
der Wesen, auch der mit Willen begabten; denn diese bediirfe 
keines speziellen Einflusses und Eindruckes, weil sie immer, 
sogar im Schlafe, vorhanden sei und niemals als eine freie, 
sondern stets als eine nothwendige aufgefasst werden musse. 

6) — 1. 2. q. 109. a. 1. in corp. >Die Thatigkeit des 
Verstandes und jedes geschaffenen Wesens hangt in doppelter 
Hinsicht von Gott ab, einmal insoferne es von ihm seine Voll- 
kommenheit oder Form (Krafte und Eigenschaften) hat, womit 
es thatig ist, und dann insoferne es von ihm zum Handeln 
bewegt wird.« 

P. Mezger (1. c.) macht darauf aufmerksam, wie genau der 
englische Lehrer hier wieder die Bewegung und Application 
Gottes von der Verleihung (und Erhaltung) der activen Form 
und Kraft trenne und unterscheide. 

7 — 1. q. 105. a. 2. ad 1. >Gott beruhrt secundum vir- 
tualem contactum die Creature n, indem ersie bewegt.* 

Der Contakt Gottes, bemerkt P. Mezger, \\ ein Druck 
(impressio) und eine Umwandlung, und P. Weixer fugt hinzu, 
Beruhrung und Bewegung der Creatur sei ein physisch-realer, 
kein moralischer Act. x ) 



') P. Placidus Renz jun. (philos. IV. 300) fiihrt noch folgende Stelle des 
englischen Lehrers an (1. q. 105. a. 5. in corp.): »Si sint multa agentia ordinata, 
semper secundum agens agit in virtute primi agentis ; nam primum agensmovet 
secundum ad agendum, et secundum hoc omnia agunt in virtute ipsius Dei,* und 



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— 364 — 

II. Mit dem, was das Verhaltniss der Causa prima (Gottes) 
zu den Causis secundariis (Geschopfen) nothwendig mit sich 
bringt, hangt auch das Verhaltniss der Potenz und Indifferenz 
der Geschopfe zum wirklichen Acte innigst zusammen. In dieser 
Hinsicht werden von den Salzburger Autoren aus S. Thomas 
folgende Stellen angezogen: 

1. Summa cont. gent. lib. 3. c. 2. >Was die Wahl zu 
Verschiedenem hat, thut ebensowenig das Eine, als das 
Andere; daher erfolgt von Seite eines contingenten Wesens, 
das sich fur Entgegengesetztes (utrnmque) entscheiden kann, 
keine Wirkung, wenn es nicht durch Etwas zu Einem be- 
stimmt wird.c 

2. physic, lib. 2. lect 8. >Was zu Einem oder Anderm 
sich wenden kann, ist wie ein Ding ift der Potenz; die 
Potenz ist aber nicht ein principium agendi, sed solum actus. 
Darum erfolgt aus dem, was ad utrumlibet ist, nichts ausser 
durch ein Anderes, welches ad Unum determinirt.< x ) 

Eine Bemerkung des P. Benedict Schmier (theol. schol. 
tract. 10. p. 37) uber diese Stellen lautet: »Der Zu^tand der 
Indifferenz erscheint als Gegensatz des Zustandes des Deter- 
minirtseins, und beide verhalten sich zu einander, wie Kalte 
und Warme. So wenig aus der Kalte die Warme hervorgehen 
kann, ebensowenig kann aus der Indifferenz die Thatigkeit 
kommen; es bedarf dazu einer neuen Ursache.t 

3. de potentia q. 3. a. 7. ad 7. »Das naturliche Vermogen, 3 ) 
welches die natiirlichen Dinge bei ihrer Erschaffung bekommen, 
inharirt ihnen wie eine Form (forma habens esse ratum et 
firmum in natura). Das aber, was von Seite Gottes in dem 
natiirlichen Dinge geschieht, auf dass es in Wirklichkeit 
handle (ut actual iter agat), ist nur die Hinwendung (An- 
regung oder Bewegung), die ein unvollendetes Sein hat, ahnlich 



fiigt dann die Bemerkung hinzu: Omne agens secundum agit in virtute primi 
atque huic essentialiter subordinatur ab eoque dependet non tantura quoad 
esse ut ab ente primo, sed etiam quoad operari ut a causa prima; atqui haec 
subordinatio et dependentia non potest salvari sine praemotione physica; alias 
agens secundum in actu secundo esset primum agens. 

] ) Cf. I. 2. q. 9. a. 4. in corp. Omne, quod quandoque est agens actu, 
quandoque in potentia, indiget moveri ab aliquo movente, quod sit 
purus actus; sed voluntas est quandoque etc. Ergo . . . 

3 ) Fahigkeiten und Krafte. 



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-- 365 



wie die Handhabung des Werkzeuges durch den Kiinstler* (in- 
tentio habens esse quoddam incompletum per modum, quo . . . 
virtus artis in instrumento artificis). x ) >Wie also der Axt durch 
die Kunst die Scharfe als eine ihr bleibende Form gegeben 
werden konnte, nicht aber das Kunstvermogen (vis artis) als 
eine in ihr bleibende Form, ausser es hatte Vernunft, so konnte 
jedem naturlichen Dinge ein eigenes Vermogen als bleibende 
Form, nicht aber die Kraft, als VVerkzeug der Causa 
prima wirklich zu handeln (actualiter agere) in 
bleibender Form verliehen werden (non autem vis, quaagit 
ad esse ut instrumentum primae causae), ausser es wiirde ihm 
verliehen, ein principiuin essendi universale zu sein. Gleicher- 
massen konnte der naturlichen Kraft nicht die Eigenschaft 
verliehen werden, sich selbst zu bewegen oder sich 
selbst im Sein zu bewahren. Wie also offenbar dem Werkzeuge 
des Kunstlers nicht die Eigenschaft verliehen werden konnte, 
ohne die Bewegung des Kunstlers zu wirken, so nicht irgend 
einem naturlichen Dinge, ohne die gottliche Wirk- 
samkeit zu wirken (thatig zu sein).t a ) 

P. Ludwig Babenstuber (philos. thomist. II. 157) erinnert 
daran, dass diese Stelle des hi. Thomas selbst den scotistischen 
Gegnern als entscheidend fur die motio divina physica vorkam. 
In Ermanglung eines andern Ausweges hatten sie ihre Zuflucht 
zu der Behauptung genommen, als habe der englische Lehrer 
spater in den beiden Summen seine fruhere Ansicht stillschweigend 
zuruckgenommen und verbessert. 

4) — I. q. 19. a. 3. ad 5. >Eine aus sich contingente 
Ursache muss durch Etwas Aeusseres (ab aliquo exteriori) zur 
Wirksamkeit bestimmt (determinirt) werden. t 

An diesem Orte gebraucht der hi. Thomas den Ausdruck 
♦determinatiot statt Motio und Applicatio und wendet ihn auch 



*) Cf. Sumraa theol. 3. q. 62. a. 4. in corp. » Instrumentum non agit, nisi 
in quantum est motum a principali agente, quod per se operatur: et ideo virtus 
principalis agentis habet permanens et completum Esse in natura, virtus 
autem instrumentalis habet Esse transiens ex uno in aliud et incompletum, 
sicut et motus est actus imperfectus ab agente in patiens. — Cf. de Veritate 
q. 27. a. 4. ad 4. 

a ) Cf. I. 2. q. 109. a. 1. in corp. quantumcumque natura aliqua corporalis 
vel s p i r i t u a 1 i s ponatur perfecta, non potest in suum actum procedere % 
nisi moveatur a Deo. 



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— 366 — 

rucksichtlich contingenter Ursachen auf Gott an. Deswegen 
bemerkt P. Weixer, dass eine freie Ursache nicht von etwas 
Geschaffenem und Aeusserem konne determinirt werden, ohne 
dass die Freiheit verloren gehe, und dass also die das freie 
Wesen determinirende aussere Ursache nur etwas Ungeschaffenes, 
d. h. Gott sein konne, weil Er allein beim Determiniren oder 
Appliziren die Freiheit nicht nur nicht unterbinde, sondern sie 
vielmehr bewirke und vervollkommne. So stehe denn fest, dass 
auch Gott den geschopflichen freien Willen (causaliter et physice 
ratione entitatis actus et ratione boni) determinire, ungeachtet 
der Wille sich selbst (formaliter) determinire. l ) 

5) — I. 2. q. 79. a. 2. in corp. tVon jeder Handlung ist 
die Ursache in Etwas zu suchen, was sich in Thatigkeit (in 
actu) befindet, weft nichts handelt, ausser insoferne es in actu 
ist. Jedes Ding aber, das in actu ist, wird zuruckgefuhrt auf 
den ersten Act als seine Ursache, namlich auf Gott, der 
seiner Wesenheit nach Thatigkeit (actus) ist. Also ist Gott 
die Ursache jeder Actio, insoferne sie Actio ist.« 

P. Placidus Renz jun. (philosoph. IV. 303) begleitet diese 
Stelle mit der Erklarnng: -Wenn jede reale und physische 
Entitas, also jede Handlung eines Geschopfes von Gott ver- 
ursacht wird und alles wirkliche Handeln schon ein Effect 
Gottes ist, so muss Gottes bewegende Thatigkeit als voraus- 
gehend betrachtet werden; und wenn Er die erste Ursache 
jeder Handlung des Menschen ist, so muss die gottliche 
Ursachlichkeit sich schon wirksam erweisen, ehe die menschliche 
Ursachlichkeit, welche als zweite nachfolgt, sich zu bethatigen 
beginnt. Da nun der Concursus Dei simultaneus erst da eintritt, 
wo die menschliche Ursachlichkeit sich zu bethatigen anfangt, 
so kann er nicht mit der ursachlichen Motio Dei identisch sein.c 

III. Was von der Abhangigkeit, Indifferenz und Potenz 
des Geschopfes gesagt wurde, wird vom hi. Thomas noch ver- 
vollstandigt und klarer gemacht durch den Vergleich, den er so 
haufig zwischen der Thatigkeit der Geschopfe und dem Werk- 



') P. Mezger I. c. p. 61. determinatio voluntatis alia est causalis, i. e. 
motio divina a solo Deo procedens, tantum libera ut quo; alia formalis, i. e. 
ipse actus voluntatis, liber ut quod. 



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— 367 — 

zeuge des Arbeiters anstellt. Fur dieses Moment fuhren die 
Salzburger an: 

1. De potentia q. 3. a. 7. in corp. >Gott ist die Ursache 
jeder Handlung (Thatigkeit), weil jedes handelnde VVesen ein 
Werkzeug der gottlichen vvirkenden Kraft ist.« 

2. de potentia q. 3. a. 7. ad 3. »Bei der Wirksamkeit 
(Thatigkeit), in welcher Gott die Bewegung der Natur vor- 
nimmt (vollzieht), wirkt die Natur selbst nicht, sondern die 
Wirksamkeit der Natur erfolgt erst durch die Wirksamkeit der 
gottlichen Kraft, wie die Wirksamkeit des Werkzeuges 
durch die Kraft des Agens principale geschieht.* 

P. Mezger zieht hieraus den Schluss. dass die Motio divina 
vom hi. Thomas nicht im Sinne von Concursus simultaneus 
verstanden werde , weil bei diesem allerdings die Natur selbst 
mitwirkt, ja einen und denselben Act mit dem Concursus Dei 
wirkt. Mezger constatirt audi, dass die Bewegung, welche der 
Arbeiter und die causa principalis dem Werkzeuge eindriicke, 
eine vorhergehende und friiher sei, als die Thatigkeit der Natur. 

3) — 1. q. 105. a. 5. in corp. »Gott wirkt in jedem Operans. 
Er ist erstens als Endzweck die Ursache einer j eden Handlung . . . 
Er gibt zweitens den Dingen ihre Formen, Krafte und Vermogen 
(das principium actionis) und erhalt dieselben in ihrem Sinn. *) 
Er bewegt drittens die Dinge zum Handel n, indem 
er die Formen (Eigenschaften und Vermogen) derselben zur 
Wirksamkeit applicirt (hinuberfuhrt, in Thatigkeit ver- 
setzt), wie der Arbeiter die Axt zum Spalten appli- 
cirt, obgleich er ihr nicht immer die Form gibt.* 2 ) 

4. de potentia q. 3. a. 7. in corp. »Da kein Ding aus 
sich selbst handelt oder (Etwas) bewegt, wenn nicht ein un- 
bewegtes Bewegendes (movens non motum) existirt, so sagt 
man (drittens), ein Ding sei die Ursache der Handlung eines 
Andern, insoferne es dasselbe zum Handeln bewegt. 
Darunter wird nicht die Verleih ung oder Bewahr ung 
des einer Thatigkeit fahigen Vermogens (virtus activa), 



') Was hier sub num. 2 steht, findet sich bei S. Thomas sub num. 3. 

J ) Una actio non procedit a duobus agentibus unius ordinis, sed nihil 
prohibet, quin una et eadem actio procedat a primo et secundo agente. 1. q. 
105. a. 5. ad 2. 



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— 368 — 

sondern dieApplication 1 ) des Vermogens zurHandlung 
selbst verstanden, ahnlich wie derMensch die Ursache 
des Messerschnittes ist, weil er die Messerschneide 
bewegt und zum Schnitte applicirtt 

Dazu bemerkt P. Weixer Folgendes : Gelten dem tyl. Thomas 
alle Geschopfe als Werkzeuge Gottes, so miissen sie, ehe sie 
selbst wirksam sind und in andern Dingen eine Bewegung ver- 
ursachen, vorher eine Bewegung von Gott erfahren und in sich 
aufnehmen, um ihr eigenes Bewegungsvermogen in Wirklichkeit 
zu bethatigen und in Verbindung mit dem nachfolgenden Con- 
cursus Dei simultaneus zu wirken. Dieser Concursus Dei con- 
comitans kann aber umsoweniger fur die Motio und Applicatio 
Dei selbst angesehen werden, als durch ihn der Mensch nichts 
empfangt, nichts in sein Inneres aufnimmt, innerlich derselbe ist 
und bleibt, der er zuvor war und der er ohne diesen Concursus 
ist, wahrend doch ein vom hi. Thomas oft ausgesprochener 
Satz lautet, dass jede Motio von dem Ens motum in sich 
aufgenommen werde. So schreibt er z. B. de Veritate 
(q. 27. a. 4. in corp.) 2 ): >Etwas wirkt instrumentalit er zu 
irgend einem Effecte mit, wenn es nicht durch eine ihm in- 
wohnende Form zum Effecte beitragt, sondern nur weil es von 
einem Wesen, das durch sich handeit, bewegt ist; denndas 
ist die Natur eines Werkzeuges, dass es bewegt, weil 
es bewegt wurde (ut moveat motum). « 8 ) — Wenn zwei Pferde 
eine Last Ziehen, wird kein Mensch sa^en, das eine Pferd be- 
wege und applicire das Ziehvermogen des andern Pferdes und 
sei daher die Ursache des wirklichen Ziehens des andern. 

IV. Die allseitige Abhangigkeit jedes Geschopfes von Gott, 
namentlich in Bezug auf Hebung der Indifferenz und Completirung 
der Potenz, dehnt der hi. Thomas auch auf den freien Willen 
des Menschen aus, dem er das Bediirfniss, von Gott bewegt 
und determinirt zu werden, ausdriicklich zuschreibt. Die Salz- 
burger Schule flihrt in dieser Hinsicht folgende Stellen an: 



1 ) Ueberleitung, Uebertragung. 

2 ) Cf. ibid. a. 6. und Summa 3. q. 62. a. 4. in corp. 

8 ) Quid est enim movere, fragt P. Babenstuber (philos. II. 160), nisi per 
motum seu motionem intrinsece receptam tendere ad terminum? 



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— 369 - 

1. de Veritate q. 22. a. 8. in corp. »Jede Thatigkeit d:s 
Willens ist als solche nicht nur vom Willen, als dem unmittel- 
bar handelnden Factor, sondern auch von Gott als dem 
ersten handelnden Princip, welches starke rein flies st« J ) 
(vehementius imprimit). 

P. Paul Mezger (II. 57) halt dafiir, dass der hi. Thomas, hatte 
er nur die begleitende Mitwirkung Gottes beim Handeln selbst an- 
deuten wollen, gewiss nicht auf Gott als das primum Agens 
wiirde hingewiesen haben; denn als primum Agens wirke Gott 
causaliter und physice, nicht aber bloss moralisch und nicht als nur 
gleichgestellter Mithelfer der Creatur. 

2. de malo q. 3. a. 3. in corp. »Die Bewegung des 
Willens kommt direct vom Willen und von Gott, welcher 
die Ursache des Willens ist und der allein im Willen 3 )> 
wirkt, den Willen beugen und wenden kann, wohin 
er will.* 3 ) 

Wenn nur Gott allein, schreibt P. Weixer, im Innern des 
freien Willens wirken und dasseibe nach Belieben umwandeln 
kann, so folgt daraus, dass unter diesem Wirken Gottes im 
Innern des freien Willens nicht die blosse Mitwirkung Gottes 
zur Hervorbringung des Effectes verstanden werden konne, weil 
die Mitwirkung ausser und neben dem Menschen geschieht 
und erst ihren Anfang nimmt, nachdem der Wille vorher 
innerlich umgeandert, d. h. aus der Potenz in den Act versetzt ist. 

3. de malo q. 6. in corp. »Da der Wille nicht immer 
uberlegen (beschliessen) will, so muss er von anderswoher 
dazu bewegt werden, damit er uberlegen (beschliessen) will. 
Ginge das von ih n selbst aus, so inusste seiner Willens- 
bewegung wieder ein Willensact vorhergehen, und da dieses 
nicht in's Unendliche fortdauern kann, so muss man annehmen, 
dass der Wille eines Jed en, der nicht immer actu will, in 



*) Einen starkern Druck ausiibt. 

*) Im Innern des Willens. 

s ) Zur Erganzung mag beigefiigt werden a) I. q. 105. a. 4. in corp. 
tUtroque modo (moralisch und physisch) proprium ex Dei, movere voluntatem, 
sed maxime secundo modo (physisch) interius earn inclinando. b) I. q. 
106. a. 2. in corp. »Ex parte ipsius potentiae voluntas nullo modo 
potest mover i, nisi a Deo; operatio enim voluntatis est inclinatio quaedam 
volentis in volitum. Hanc autem inclin ationem solus ille immutare 
potest, qui virtutem volendi contulit.« 



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— 370 — 

Bezug auf die erste Willensregung von einem Aeussern 1 ) 
bewegt werde, durch dessen Antrieb (instinctu) der Wille 
zu wollen anfangt . . . Es bleibt also nur ubrig, zu sagen, 
dass dasjenige, was den Verstand und Willenzuerst bewegt, 
etwas sei, was iiber dem Willen und Verstande steht, namlich 
Gott, der aber, wie Er Alles gemass der Beschaflenheit der zu 
bewegenden Dinge bewegt, auch den Willen gemass der 
Natur desselben bewegt, d. h. nicht mit Nothigung, sondern 
wie Etwas, das unbestimmt ist und Verschiedenes wahlen kann 
(ut indeterminate se habentem ad multa).« 2 ) 

4. de Veritate q. 22. a. 9. in corp. >Der Wille wird auf 
doppelte Weise umgewandelt, einerseits von Seite seines Objectes, 
und anderseits von Seite eines Andern per modum causae 
efficientis . . . Nur Gott (aber keine Creatur) kann direct 
in den Willen hinein wirken, urn ihn unfehlbar urn- 
zuwandeln oder wie immer zu beugen . . . Nichts kann den 
Willensact andern, was nicht innerhalb des Willens wirkt; 
innerhalb des Willens wirkt aber nur der Wille selbst und das, 
was die Ursache des Willens ist, namlich Gott allein, wie der 
Glaube lehrt.c 

P. Mezger ist der Ansicht, dass hier offenbar Gott eine 
physisch-reale Vorausbewegung zuerkannt wird, da eine bloss 
moralische Bewegung des Willens auch den Engeln und Menschen 
moglich sei und kein ausschliessliches Vorrecht des allmachtigen 
Gottes genannt werden konne, wie S. Thomas sie nenne. 

5. de malo q. 6 ad 17. >Wenn der Wille von Neuem zu 
wahlen beginnt, geht in seinem fruhern Zustande eine Urn- 
wandlung vor sich, indem das, was vorher nur eligens in 
potentia war, darnach eligens in actu wird. Diese Um- 
wandlung kommt von einer bewegenden Ursache (ab aliquo 
movente) her, indem der Wille sich selbst zumHandeln 
bewegt, aber auch von einer von Aussen einwirkenden 
Ursache (ab aliquo exteriori agente), namlich von Gott, jedoch 
nicht mit Nothigung bewegt wird.* 



*) Einer aussern Ursache. 

* 2 ) Das Namliche. ist erortert in der Summa I. 2. q. 9. a. 4. in corp. 
und q. 109. art. 2. ad 1. 



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— 371 — 

6) — I. q. 105. a. 4. ad 2. »0b Gott den geschopflichen . 
Willen bewegen kann? Man muss sagen, dass das freiwillige 
Sichbewegen so viel heisst, als sich aus sich selbst bewegen, 
d. h. bewegt werden von einem innern Princip; aber dieses 
innere Princip kann von einem andern aussern Princip kommen, 
und in diesem Sinne steht das Bewegtwerden aus sich 
selbst keineswegs im Wider spruche mit dem von 
einem Andern Bewegt w e r d e n. « 

Die Frage des Aquinaten, ob Gott den erschaffenen Willen 
zu bewegen vermoge, bemerkt P. Weixer, konne nicht gleich 
sein der Frage, ob Gott den Willen hervorbringen und ihm ver- 
schiedene Vermogen und Formen mittheilen, und ob er den 
Willen in seinem Sein und seinem Vermogen und Formen er- 
halten kann? Denn eine solche Frage wird verntinftiger Weise 
iiberhaupt nicht gestellt, weil Niemand diese Macht Gott ab- 
spricht oder je abgesprochen hat. Die Frage des englischen 
Lehrers konne aber auch nicht gleich sein der Frage, ob Gott 
den handelnden Willen durch einen Concursus concomitans 
unterstiitzen, bei der Handlung mitthatig sein kann? Denn auch 
das laugnet Niemand. Also konne die Frage des hi. Thomas 
nur den Sinn haben: Kann Gott den Willen so bewegen, dass 
er ihn aus der Potenz in den Act versetzt, ihn dadurch zu dem 
actuellen Wollen und Handeln fuhrt und ihn in zwar sanfter 
und die Freiheit nicht verletzender, aber doch unfehlbarer Weise 
zieht? Der englische Lehrer gebe eine durchaus bejahende 
Antwort darauf. 

7) — 1. 2. q. 9. a. 4. in corp. >Da derWille vom Objecte 
bewegt wird, so geht daraus hervor, dass er von etwas Aeusserem 
bewegt werden kann. Nun eben in Bezug auf das Bewegt- 
v e r d e n des W i 1 1 e n s zur Vornahme (exercittum) des A c t e s 
muss man auch noch annehmen, dass er von irgend einem 
aussern Princip bewegt werde; denn jedes Ding, das 
bisweilen in Wirklichkeit thatig ist, und bisweilen wieder in der 
blossen Potenz ist, bedarf einer Bewegung von Seite eines 
Be we gen den. Es ist aber offenbar, dass der Wille anfangt, 
etwas zu wollen, wenn er dieses zuvor nicht wollte; mi thin 
muss er zu diesem Wollen von etwas Anderem bewegt 
werden . . . und man muss annehmen, dass der Wille 



Digits 



zed by GoOgk 



— 372 — 

durch den Antrieb einer aussern, ihn bewegendea 
Ursache zu seiner ersten Bewegung komme.c 1 ) 

8) — I. 2. q. g. a. 4. ad 1. »Obschon von der Bewegung 
des Willens das nachste Princip innerlich (im Will en seibst) 
ist, so ist doch das erste Princip ausserlich.t*) 

P. Weixer aussert sich uber dieses Zusammenwirken eines 
innern und aussern Princips bebufs der Deter minirung oder 
Bewegung des Willens also: Wollte Jemand einwenden, dass 
1. die Indifferenz des menscblicben Willens nicht durch eine 
eigene vorhergehende Bewegung Gottes aufgehoben zu werden 
brauche, weil sie durch das wirkliche Wollen undHandeln von seibst 
aufhore, und dass 2. die alleinige innere Bewegung des Willens 
geniige und ein anderes ausseres bewegendes Princip nicht ndthig 
sei, so musse in Bezug auf den ersten Einwand erklart werden, 
dass derselbe auf einer petttio principii beruhe, da es sich eben 
darum frage, wie das wirkliche Wollen und Handeln, durch 
welches die Indifferenz gehoben und die Potenz in den Act 
umgewandelt wird, zu Stande komme; denn sobald das wirkliche 
Wollen und Handeln beginne, sei ja der Wille schon ausserhalb 
der Indifferenz und Potenz. Was aber den zweiten Einwand be- 
treffe, so konne man sich zur Widerlegung desselben auf eine 
Stelle des hi. Thomas berufen, die geradezu entscheidend zu 
sein scheine. Sie lautet: >Der Wille bewegt (determinirt) aller- 
dings in gewisser Beziehung und in seiner Ordnung hinreichend 
sich seibst, namlich als nachstes thatiges Princip, 3 ) aber er 
kann sich nicht in jeder Beziehung seibst bewegen, 
sondern muss von einem andern Princip, namlich vom 
ersten Beweger (von Gott) bewegt (determinirt, zum 
Handeln applicirt) werden. t*) 

9. in 2. sentent. dist. 37. q. 2. a. 2. in corp. »Wenn der 
menschliche Wille eine Wirksamkeit entfalten konnte, deren 
Urheber Gott nicht ware, so hatte der menschliche Wille die 
Eigenschaft und das Verhaltniss eines ersten Princips . . . 

1 ) Cf. de malo q. 6. in corp. unci cont. gent. III. 89. 

2 ) Cf. 1. c. ad 3. » Voluntas quantum ad aliquid sufficienter se movet et in 
suo ordine, scil. sicut agens proximum, sed non potest se ipsam movcre 
quantum ad omnia . . . unde indiget moveri ab alio, sicut a primo 
movente. 

a ) Formale Bewegung (ut quod). 
4 ) Ursachliche Bewegung (ut quo). 



-Digi 




mm 



— 373 - 

AUein es scheint ungereimt zu sein, dass dasjenige, was 
Eigenschaft und das Verhaltniss eines ersten Princips . . . 
das Sein nicht von sich hat, das Handeln 1 ) von sich 
haben konne, da der modus operandi sich nach dem modus 
essendi richtet . . . Jedes Vermdgen geht aus dem Sein, jede 
Thatigkeit aus dem Vermogen hervor; also muss ein Ding, 
dessen Sein von einem Andern kommt, auch das Vermogen 
und Handeln von einem Andern haben . . . Es miisste 
also ein Ding, dessen Wirksamkeit nicht auf eine 
vorher einwirkende Ursache zuriickgefuhrt wurde, 
unvermeidlich ein primum Agens sein.« 

P. Placidus Renz jun. zieht (philos. IV. 301) aus dieser 
Stelle nachstehende Folgerung: » Dasjenige, worauf Etwas als 
auf ein Vorhergehendes und als auf eine Ursache zuriickgefuhrt 
wird, muss eben, weil es Ursache des Andern ist, friiher thatig 
sein, als das, was zuriickgefuhrt wird. Gott geht aber als die 
erste Ursache jedem agens secundarium vorher und auf ihn als 
die erste Ursache wird jede Thatigkeit eines agens secundarium 
zuriickgefuhrt, also kann seine vorausgehende (vorausbewegende) 
Thatigkeit nicht eine bloss moralische und auch nicht die bloss 
gleichzeitige und das Handeln begleitende Mitwirkung sein. Die 
bloss moralische Bewegung ware nur eine Einladung, welche 
allenfalls zuriickgewiesen wiirde, und die nur begleitende Mit- 
wirkung ware nicht die Ursache der geschopflichen H a n d 1 u n g 
(denn die Ursache muss ja naturgemass vorhergehen), sondern 
nur M it ursache des Erfolges. 

V. Den Fragepunkt, wie die physische Vorausbewegung 
des Willens durch Gott mit der Freiheit des Willens zu verein- 
baren sei, behandelt der englische Lehrer in vieliacher Weise. 
Die Salzburger Professoren heben folgende Steilen desselben 
hervor. 

1. cont. gent. III. 89. >Einige, welche nicht einsehen, wie 
Gott die Bewegung desWillens in uns verursachen 
konne ohne Storung (Verletzung) der Willensfreiheit, 
haben den Versuch geraacht, diese Griinde ubel auszulegen und 
zu sagen, Gott verursache in uns das Wollen und Vollbringen, 



l ) Also eine hohere Stufe des Seins. 



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— 374 - 

insoferne er uns die Kraft zu wollen gibt, nicht aber so, dass 
er das wirkliche Wollen dieser oder jener Sache in uns hervor- 
bringe . . . Allein wir haben nicht nur die Kraft zu 
wollen, sondern auch das Handeln von Got t, und 
Salomon (proverb. 21, 1.) zeigt, dass sich die gottliche 
Causalitat nicht nur auf die Potenz des Willens, 
sondern auch auf den Act desselben erstrecke. Gott 
gibt den Dingen nicht nur das Vermogen, sondern es kann 
auch keine Sache nach dem ihr mitgetheilten Vermogen handeln, 
wenn sie nicht durch die Motio (virtus) Dei handelt. x ) Mithin 
kann der Mensch das ihm verliehene Willensvermogen nicht 
gebrauchen, ausser durch die Bewegung (virtus) Gottes . . . 
Gott ist fur uns nicht nur die Ursache des Willens. 
sondern auch die Ursache des Wollens . . . Gott ist 
die Ursache der Regungen des Willens.* 

Diese Stelle betont insbesondere P. Bernhard Oberhauser 
von Ettal in seinem »Philosophus peripateticus* (II. 151) und 
weist darauf hin, dass in ihr durch den Beisatz: *facit nos 
velle hoc vel illud,« die physische Vorausbewegung aus- 
gesprochen sei als nothwendig ad actum sub ratione entis tarn 
generica quam specifica et individuali determinatum. 

2. de potentia q. 3. a. 7. ad 13. >Der Wille ist Heir 
seiner Handlungen nicht in dem Sinne, dass die erste Ursache 
(Gott) dabei ausgeschlossen wiirde, sondern nur, weil die erste 
Ursache im Willen nicht so wirkt, dass sie ihn mit Nothigung 
ad Unum bestimmt (bewegt und fuhrt), wie dieses bei der un- 
freien Natur der Fall ist, und desshalb bleibt die [formelle] 
Bestimmung (determinatio) des Actes in der Gewalt des Willens 
und der Vernunft.« 

Aus dieser Stelle, sagt P. Weixer, geht hervor, dass die 
Wirksamkeit Gottes sich nicht nur auf die Handlung und den 
Erfolg, sondern auch auf das Innere des Willens (in volun- 
tate agere) ausdehne. Dessenungeachtet sage der hi. Lehrer, 
die gottliche, den Willen bewegende Wirksamkeit beeintrachtige 
nicht die Determination der Vernunft und des Willens; denn 



l ) Cf. 1. 2. q. 109. a. 9. Nulla creata res potest prodire in quemcumque 
actum, nisi v i r t u t e d i v i n a c m o t i o n i s. Cf. 1. c. art. 4. 



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375 



durch Vernunft und Wille determinire sich der Mensch for- 
ma liter riicksichtlich der Wahl, wahrend Gotc ihn riicksichtlich 
des exercitium actus und ad entitatem actus causaliter 
et physice determinire und applicire. Beide Determinationen 
schliessen dnander nicht aus. Der hi. Thomas wolle nicht die 
gottliche Vorausbewegung laugnen, sondern nur den Modus 
der gottlichen Determination und Bewegung bezeichnen, dass 
sie namlich vor sich gehe, ohne den Willen zu nothigen oder 
zu zwingen. 1 ) 

3. cont. gentes I. 68. >Die Herrschaft, welche der Wille 
uber seine Handlungen hat und vermoge der das Wollen oder 
Nichtwollen in seiner Gewalt ist, schliesst allerdings die Deter- 
mination seines Vermogens ad Unum und den uberlegenen 
Einfluss einer ausserlichen thatigen Ursache aus, nicht aber 
den Einfluss und die Einwirkungjenerhohern Ursache, 
von der dem Willen das Sein und Wirken kommt. 
Darum bleibt die erste Ursache, namlich Gott, auch die 
Ursache der Bewegung des Willen s, 2 ) so dass Gott, 
indem er sich erkennt, auch diese Bewegung erkennt* 

4) — 1. 2. q. 83. a. 1. ad 3. »Der freie Wille ist die Ursache 
seiner eigenen Bewegungen, weil der Mensch durch die freie 
Wahl sich selbst zum Handeln bewegt (namlich formaliter). Es 
gehort aber nicht nothwendig zur Freiheit, dass das Freie die 
erste Ursache seiner selbst ist, wie denn auch dazu, dass 
Etwas die Ursache eines Andern sei, nicht erforderlich ist, dass 
es dessen erste Ursache sei. Gott ist also die erste Ursache, 



l ) Natura inferior agens non agit nisi mota; et motio Dei est causa 
(physica) motion is et determinate >nis, qua homo se libere et formaliter ad actum 
movet et determinat (cf. Weixer, p. 128). 

3 ) In Riicksicht auf bose Regungen des Willens, bose Gedanken und 
Urtheile des Verstandes. bose Acte, bezieht sich die Motio Dei nur auf die 
physischc Er. tit as der bdsen Regungen, Gedanken und Acte, nicht aber auf 
dcren moralische Seitc, d. h. nicht auf das Verhaltniss derselben zum Sitten- 
gebote, welches Verhaltniss nur in der Defectuositiit des Menschen seine 
Erklarung und Begriindung findet. — S. Thomas in 2. sent. dist. 37. q. 2. a. 2. 
in corp. Non potest dici absolute, quod peccatum sit a Deo, ut homicidium aut 
aliquid hujusmodi. nisi cum hac additione, in quantum est actus et in 
quantum est ens . . . Cum actio ehtis peccati sit ens quoddam, 
sequeretur, si actiones peccati a Deo non sunt, quod aliquod ens essentiam habens 
a Deo non esset, et ita Deus non esset universalis causa omnium entium, quod 
est contra perfectionem primi Entis. — Cf. I. 2. q. 79. a. 2. in corp. cf. de 
main q. 3. a. 2. in corp. (actio peccati est a Deo, sed peccatum non est a Deo.) 

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— 376 — 



welche sowohl die naturlichen, als die m i t einem W i 1 1 e n 
begabten Ursachen b e w e g t. J ) Gleichwie Er dadurch, dass er 
d : e naturlichen Ursachen bewegt, nicht die Natiirlichkeit ihrer 
Acte zerstort, so nimmt er den m i t einem W i 1 1 e n be- 
gabten Ursachen dadurch, dass er sie bewegt, nicht i h r e 
F r e i w i 1 1 i g k e '* t, sondern wirkt (Tacit) sie v i e 1- 
mehrinihnen, daerin jedemDinge nachdessen 
Eigenthiimlichkeit wirkt.< 

P. Weixer ist uberzeugt, dass der hi. Thomas hier nicht 
von einer gleichzeitigen Mitwirkung Gottes spreche, 
sondern von einer gottlichen Bewegung, durch welche der Wille 
erst zum Wollen und Handeln gebracht werden solle, die also 
ihrer Natur nach der blossen Mitwirkung Gottes vorausgehe. 
Nichts konne sub eadem ratione zugleich vorher und nachher 
sein; darum konne audi das, was dem Concursus Dei con- 
comitans als solchen vorausgehe, nicht zugleich dieser selbst 
sein. Dass die begleitende Mitwirkung Gottes die menschliche 
Freiheit storen konne, behauptet ohnehin Niemand; wenn also 
der englische Lehrer doch zu erklaren versucht, wie die gott- 
liche Bewegung nicht der Freiheit schade, so muss er die gott- 
liche Bewegung fiir etwas von der gleichzeitigen Mitwirkung 
Gottes Verschiedenes ansehen. 

5) — i. 2. q. g. a. 4. ad 2. »Damit Etwas unfrei (gewaltsam) 
sei, reicht es nicht hin, dass ein ausserliches Princip dabei thatig 
ist, sondern es muss hinzukommen, dass das Ding, welches 
Gewalt leidet, nichts dazu beitragt (nicht mitwirkt). 2 ) Das aber 
ist nicht der Fall, wenn der Wille von einem Aeussern bewegt 
(aus der Potenz und Indifferenz befreit) wird; denn da ist es ja 
der Wille selbst, welcher (formaliter) will, freilich von einem 
andern Princip (vorher) bewegt. Diese (Voraus-) Bewegung ware 
nur dann gewaltsam, wenn sie im Widerspruche mit der Selbst- 
bewegung des Willens stiinde.c 3 ) 

6) — 1. 2. q. 109. a. 2. ad 1. »Der Mensch ist Herr seiner 
Handlungen, seines Wollens und Nichtwollens, wegen der 
Ueberlegung der Vernunft, welche fur die eine oder 



l ) D. h. aus e'er Potenz in den Act versetzt nach 1. 2. q. 109. a. 9. 
-) Nihil conferat vim patiens. 
3 ) Cf. de Vcritate q. 22. a. 8. 



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377 



andere Seite sich entscheiden kann. Aber die Ueberlegung oder 
Nichtuberlegung, deren er allerdings auch Herr ist, setzt noth- 
wendig eine andere Ueberlegung voraus; 1 ) und da dieses nicht 
ins Unendliche fortgehen kann, so muss man zuletzt dahin- 
kommen, anzunehmen, dass der freie Wille des Menschen 
von einem aussern, uber dem menschlichen 
Geiste stehenden Princip, namlich von Gott 
bewegt werde, wie auch der Philosoph 2 ) darthut.* 

Die Salzburger hatten noch beifugen konnen die Stelle de 
potentia q. 3. a. 7. ad 14. » Nicht jedwede Ursache schliesst 
die Freiheit aus, sondern nur eine zwingende Ursache ; in 
zwingender Weise ist aber Gott nicht die Ursache unseres 
Handelns.* 

VI. Obschon die Natur und der Begriflf der Motio und 
Applicatio divina auf ein Vorausgehen hinweist, so bringen 
die Vertreter der Salzburger Schule doch auch Stelien des hi. 
Thomas bei, worin er buchstablich durch entsprechende Aus- 
driicke die Bewegung Gottes als eine der Thatigkeit des Menschen 
voraus gehende, mithin als p r a e motio darstellt. So z. B. 

1. de potentia q. 3. a. 7. in corp. »Die Kraft der ersten 
Ursache wirkt v o r h e r auf das von ihr in Bewegung Gesetzte 
(Causatum) und geht starker in selbes ein.« 

Von einem vorhergehenden Einwirken der Causa 
prima auf die Causa secundaria, meint P. Weixer, konne keine 
Rede sein, wenn nicht dieses Einwirken als eine ursachliche 
und r e a 1 e Vorausbewegung aufgefasst werde. 

2. de potentia q. 3. a. 7. ad 4. >Sowohl Gott, als die 
Natur wirken unmittelbar, obschon sie im Verhaltnisse von 
F r ii h e r und Spater stehen.* 

Wie Weixer erlauternd beifugt, kann das »Posterius« 
der Natur im Verhaltnisse zu dem »Prius« Gottes nur auf 
eine Ordnung der Ursachlichkeit bezogen werden. 

3. cont. gent. III. 149. »Die Bewegung des Bewegenden 
geht der Bewegung des zu Bewegenden sowohl dem G r u n d e 
als der Ursache nach vorher.< 



') De inalo q. 6. in corp. und I. 2. q. 9- a. 4. in corp. 
* 2 ) Lib. 7. Ethicor. c. 18. cf. cont. gent. III. 89. 

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— 378 — 

Zufolge dieses Axioms des hi. Thomas erscheint, wie 
P. Weixer bemerkt, die Bewegung Gottes als die Ursache der 
H a n d 1 u n g des Menschen, und diese als die Folge von jener. 1 ) 

VII. Auch die physisch-re&le Beschaffenheit der 
Motio und Applicatio Dei leuchtet zwar aus alien Werken des 
Aquinaten und aus alien bisher angefuhrten Stellen hervor und 
wird dadurch eine nur moralische Natur der gottlichen Vorher- 
bewegung ausgeschlossen ; aber die Anhanger der Saizburger 
Schule fuhren zu diesem Behufe noch besondere Stellen an. 
Dahin gehoren: 

I)— i. 2. q. IO. a. 4. ad 3. »Wenn Gott den Willen zu 
Etwas bewegt, so ist die Annahme, dass der Wille nicht wirk- 
lich dazu bewegt werde, eine unmogliche; doch ist sie nicht 
schlechthin (simpliciter) unmoglich.c 

2. de Veritate q. 22. a. 9. in corp. >Gott ailein kann die 
Hinneigung des Willens, die er ihm gegeben hat, von d e m 
Einen zum Andern u bertragen ^transferre), w i e 
er w i 1 1.« 

3) — 2. 2. q. 24. a. 11. in corp. »Die Kraft des heiligen 
Geistes wirkt unfehlbar das, was er will ; daher ist es u n- 
m 6 g 1 i c h, dass der hi. Geist Jemand zum Acte der Liebe 
bewegen will, und dass dieser die Liebe durch eine Sunde 
verliere. « 

P. Paul Mezger kann eine so absolut wirksame, unfehlbare, 
unausweichliche Bewegung Gottes, wie sie in obigen Stellen 
ausgesprochen ist, nur fur eine physisch-reale, nicht aber fur 
eine moralische halten, da letztere wenigstens metaphysisch fehl- 
bar sei und ihr Erfolg verhindert werden konne. 

4. de malo q. 3. a. 3. in corp. >Gott ailein kann den 
Willen beugen und we 11 den. wohin er will.* 

5. de malo q. 6. art. un. ad 3. »Gott bewegt zwar den Willen 
i m m u t a b i 1 i t e r vermoge der Starke und des 
Nachdruckes der bewegenden Kraft (propter 
efficaciam virtutis moventis), die nicht unwrrksam 



l ) Cf. S. Thorn, in 3. sent. dist. 23. q. 3. a. 1. »In agentibus subordinates 
actio prirai agent is est prior in movendo.* — In 2. sent. dist. 37. q. 2. a. 2. 
>Non potest vitari, quin voluntas huniana esset primum agens, si ejus actio in 
aliquid prius non reduceretur sicut in causam.« 



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— 379 — 

s e i n k a n n (deficere non potest) ; aber wegen der Natur des 
bewegten Willens, vvelcher sich fur Verschiedenes entscheiden 
kann (quae indifferenter se habet ad di versa), tritt keine 
Nethigung ein . . . Gott bewegt Alles verhaltnissmassig, d. h. 
Jedes nach seiner Beschaffenheit.* 

6. de malo q. 6. arl. un. ad 17. AVenn der Wille von Neuem 
auszuwahlen beginnt, geht in seinem fruhern Zustande eine 
Umwandlung vor sich (transmutatur a sua priori 
dispositione), indem das, was vorher nur eligens inpo- 
t e n t i a war, darnach eligens in actu wird.« 

Dem P. VVeixer scheinen die Ausdriicke der beiden Stellen 
(num. 5. u. 6.): Immutabiliter, propter efficaciam virtutis moventis, 
transmutari a priori dispositione, ex eligente in potentia fieri 
eligens in actu, allzu bestimmt zu sein, als dass sie mit einer 
nur moralischen Bewegung konnten verwechselt werden. *) 

Damit endet die Beweisfuhrung der Salzburger Autoren. 
insoweit sie sich auf die Auctoritat des englischen Lehrers stutzen 
und berufen. Ihre eigenen Gedanken sprechen sie in nachstehender 
Weise aus : 

1. P. Ludwig Babenstuber, den sein College P. Benedict 
Schmier (theol. tract. 10. p. 42. n. 167) als >magnum prae- 
determinationis physicae defensorem* bezeichnet, schreibt in 
seiner philosophia thomistica lib. 2. (phys. disp. 5. art. 2. § 2. 
num. 10. p. 156 — 162) also: Gott ist nicht nur das primum 



x ) Zur Erganzung konnen noch folgende Stellen angefuhrt werden: 

a) de potentia q. 3. a. 7. ad 15. »Weil die erste Ursaehe mehr (starker) 
den Erfolg (effectum) beeinflusst, als die zweite, deswegen wird alle Voll- 
kommenheit. die sich im Effect findet, vorzugsweise (principaliter 
in erster Linie) der erste n Ursaehe zugeschr ieben; was sich aber an 
Gebrecben und Unvollkommenheit daran findet, muss der zweiten Ursaehe zu- 
geeignet werden, weil diese nicht so wirksam handelt, wie die erste. < 

Ist der Einfluss Gottes auf den Eftect der menschlichen Handhing hoher 
und starker, als der des Menschen selbst, so muss er, wie es scheint, auch im 
hohern Grade, als der des Menschen, ein physisch-realer sein. 

b) 1. q 19. a. 8. in corp. »Nullus defectus causae secundae impedire 
potest, quin voluntas Dei effectum suum producat . . . et hoc contingit propter 
efficaciam divinae voluntatis . . . Cum enim voluntas divina sit efficacissima, 
non solum sequitur, quod fiant ea, quae Deus vult fieri, sed et quod eo modo 
fiant, quo Deus ea fieri vult . . . Non igitur propterea effect us voliti 
a Deo eveniunt con tingenter, quia causae proximae sunt con- 
tingentea, sed propterea, quia Deus voluit eos contingenter 
evenire contingentes causas ad eos praeparavit.« — Cf. 1. q. 22. 
a. 4. in corp. et ad 1. 



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— 380 — 

Ens, sondern auch die prima Causa per essentiam. Wie daher 
jede causa secunda (als secundares Sein) in Bezug auf ihr 
actuelles Sein dem ersten actuellen Sein wesentlich und un- 
mittelbar untergeordnet ist und von ihm actualiter abhangt, so 
muss sie auch als secundare Ursache in Bezug auf ihre actuelle 
Ursachlichkeit, d. h. in Bezug auf ihre Thatigkeit in derselben 
Unterordnung und Abhangigkeit stehen. Gewiss ist ferner, dass 
jedes erschaffene Wesen, welches die Ursache einer Bewegung 
ist, zuerst selbst von Gott bewegt werden muss. Die Causa 
secunda ist aber die Ursache einer Bewegung, also wird sie 
selbst von Gott bewegt. Und da die Bewegung, wodurch die 
Causa secunda eine Bewegung verursacht, eine physisch-reale 
ist, so muss auch die Bewegung, welche die causa prima in der 
Causa secundaria zuerst verursacht, eine physisch-reale sein. — 
Ein anderer Beweis Babenstubers fur die p h y s i s c h e Natur 
der Motio Dei praevia lautet also : Die Bewegung, des eine 
zweite Ursache bewegenden Gottes findet statt in jener Gattung 
des Seins, in welcher die secundare Ursache ihrer Natur nach 
eine Bewegung von Seite Gottes erfordert. Nun fordert aber 
die secundare Ursache ihrer Wesenheit nach eine Bewegung 
Gottes in genere physico, weil sie ihrer Natur gemass ein Movens 
in genere physico ist, mithin findet auch die die zweite Ursache 
bewegende Motio Dei in genere physico statt. 

Wollte man die physische Vorausbewegung der Causa 
prima laugnen, so wurde nach Babenstubers Dafurhalten folgen, 
dass die Causa secunda sich aus sich selbst physisch bewege, 
mithin das primum movens sei und als solches sich selbst 
zuerst zum Handeln bestimme, wahrend sie doch ihrer Natur 
nach nur ein movens secunda rium sei. Ferner ist das Geschopf 
nicht thatig, wenn es nicht zuvor versetzt wird in das Ver- 
haltniss und den Stand eines principii activi inactu secundo, 
denn der actus primus oder die potentia ad agendum als solche 
handelt nicht wirklich, eben weil die determinatio ad exer- 
citium actus fehlt ; mithin muss es etwas ausser dem actus 
primus Liegendes geben, wodurch das Geschopf in dieses Ver- 
haltniss, in diesen Stand gefuhrt, beziehungsweise ad exercitium 
actus determinirt und bewegt wird. Eine bloss inoralische 
aussere Einwirkung, sagt Babenstuber, kann das nicht bewirken, 



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— 381 — 

denn viele Wesen x ) sind einer solchen gar nicht zuganglich und 
fahig; auch wird durch einen moralischen Einfluss die Potenz 
nicht unfehlbar mit der Thatigkeit verbunden, und insbesondere 
bringt die moralische Bewegung im Innern der Creatur, selbst 
der intellectuellen, keine Veranderung hervor, da sie ja nicht 
intrinsece in die Potenz (in das principium activum) aufgenommen 
wird, 2 ) sondern nuf ausserlich anlockt. Wie konnte und sollte 
also durch sie der Uebergang von der Potenz in den Act un- 
ausweichlich herbeigefuhrt und vermittelt werden? 3 ) Auch der 
blosse Concursus Dei simultaneus kann nicht als Mittel zur 
Versetzung der Potenz in den Stand eines principium activum 
in actu secundo angesehen werden; denn er gibt der Potenz, 
dem principium activum in actu primo, nichts, sondern ubt nur 
einen Einfluss auf den Erfolg der Handlung aus; zudem geht er 
nicht voraus, da doch dasjenige, was die Potenz in den Act 
versetzen soil, prioritate naturae et causalitatis vorhergehen 
muss. Mithin muss man auf eine physische Vorausbewegung 
Gottes zuriickkommen, wenn das principium agendi zur actio 
ubergehen soil. 4 ) 

2. Mit P. Babenstuber ubereinstimmend schreibt P. Renz 
Placidus sen. (philos. II. 448): »Jede Ursache ist die Ursache 
(eines Andern) nicht durch Gleichzeitigkeit (simultas), sondern 
durch Prioritat . . . Jeder Act einer causa secunda ist ein ge- 
schaffenes Sein, mithin von Gott als der ersten Ursache, die 
durch Prioritat sich daran betheiliget, also nicht simultanee, 
sondern praevie.« Und (IV. 307): >Das Geschopf hangt von 
Gott nicht nur in Bezug auf die Potenz zu handeln, sondern 
auch in Bezug auf das actuelle Handeln und zwar in omni statu 
et linea operation^ physicae ab.« 

3. P. Paul Mezger gibt folgende Darstellung (theol. II. 58): 
Als Causa prima, Ens primum und Liberum primum muss Gott 
auf alle freien und unfreien Acte der Geschopfe eine physische 

l ) I), h. die lcblosen und unverniinftigen. 

3 ) Cf. S. Thom. de veritate q. 27. a. 6. Causa secundaria per prius 
recipit influentiam causae primae, quam effectus causae secundariae. 

3 ) Eine causa moral is bewegt nur objective, aber nicht effective. 

4 ) Babenstuber rath (vindiciae num. 1.), man solle, um einem Miss- 
verstandnisse vorzubeugen, dem Satze: » Nulla causa secunda potest operari, nisi 
praemoveatur a Deo« folgende Fassung geben: Nulla causa secunda actu ope- 
rabitur, nisi praemota a Deo. 




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— 382 — 

Causalitat ausiiben; denn auch der freie Act und die Bethatigung 
der Freiheit und jede Selbstbestimmung der freien Creatur sei 
eine geschaffene Wirkung, ein physischer Effect, also physisch 
abhangig von Gott der ersten Ursache. Der physische Einfluss 
Gottes konne sich nicht auf die Handlung selbst beschranken, 
sondern miisse sich ausdehnen auf alle ihre realen Differenzen, 
Eigenschaften und Vollkommenheiten. l ) Darunter gehore vor 
Allem die Eigenschaft der Freiheit der Willensacte. vvelche dem- 
nach ebenfalls von Gottes physischer Bevvegung beeinflusst ist. 
Die Ursache gehe aber naturgemass dem Effecte vorher. 

4. Endlich schreibt P. Benedict Schmier (tract. 10. p. 3/): 
»Ein Princip, welches in sich indifferent ist und handeln oder 
nicht handeln, mit Liebe oder mit Hass, in dieser oder in jener 
Art, mit Bezug auf diesen oder jenen Gegenstand, zu diesem 
oder jenem Zwecke, durch Wahl dieses oder eines andern Mittels 
handeln kann, ein solches Princip bedarf durchaus eines andern 
determinirenden Princips, durch dessen Vorausbewegung es viel- 
mehr zum Handeln, als zum Nichthandeln, zur Wahl dieses oder 
eines andern Actes effective gefuhrt werde. Der menschliche 
Wille ist aber ein solches indifferentes Princip, also hat er ein 
anderes, von Aussen kommendes, ihn determinirendes Princip 
nothig, damit er sich selbst formaliter determinire und bewege. 

An diese Griinde schliessen die Salzburger Autoren auch 
die Widerlegung jener Einwendungen an, durch welche dar- 
gethan werden will, dass die praemotio physica der ir.ensch- 
lichen Willensfreiheit entgegen sei und Gott zum Urheber der 
Sunde mache. Es ist nicht nothig, darauf einzugehen, weil 
unser Zweck nur der war, die Aufstellung und positive Begriindung 
der Praemotio physica von Seite der Salzburger Theologen und 
Philosophen vollstandig und getreu wiederzugeben und zur all- 
seitigen Kenntniss zu bringen. 



») Cf. P. Cholestin Sfondrati (cursus philos. II. 206). Der hi. Thomas selbst 
schreibt in dieser Beziehung (expos, in librum primum Perihermenias lect. 14.): 
♦ Voluntas divina est velut causa quaedam profundens totum ens et oranes ejus 
difFerentias. Sunt autein differentiae Entis possibile et necessarium; et ideo ex 
ipsa voluntate divina originantur necessitas et contingentia in rebus.* De Veritate 
q. 23. a. 5. Voluntas Dei e>t agens fortissimum; unde oportet, ejus effectum 
ei omnibus modis assimilari, ut non solum fiat id, quod Deus vult fieri, sed ut 
fiat eo modo, quo Deus vult illud fieri, i. e. necessario vel contingenter. 



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— 3*8 - 

Das Benedictinerinnenstift Gandersheim und 
Hrotsuitha, die >Zierde des Benedictinerordens. < 

(Von Otto Grashof, Printer der Diocese Hildesheim.) 
(Fortsetzung von Heft 3, Jahrg. V, Seite 92—99.) 

Ausgestattet mit denselben reichen Gaben des Geistes und 
Herzens, wie ihre beiden Schwestern Hathumod und Gerberga, 
trat nun die jtingste der Tochter Liudulfs und Odas, Christina. 1 ) 
an die Spitze des Klosters. Auch der Aebtissin Christina stand 
Oda in der Leitung der Nonnen treu zur Seite. Wenn wir 
bedenken, dass die beiden ersten Aebtissinnen jede 22 Jahre 
dem Stifte vorstanden, dass nun Oda auch noch das Wirken 
der dritten Aebtissin sieht und uberwacht, so diirfen wir sagen, 
dass die gottselige Matrone, die zwei Generationen zur Gruft 
geleiten sollte, gleichsam drei Generationen den Weg heiliger 
Wissenschaft, den Weg der Vollkommenheit gefuhrt hat. Oda 
kniete auch noch an der Bahre ihres Sohnes, des Herzogs 
Otto ; ein neuer Schmerz, eine neue Prufung. Er war ein treuer, 
liebevoller Sohn gewesen, beflissen , namentlich in Bezug auf 
das von ihm vollendete Gandersheimer Stift, zu erfiillen, quae 
mater digna juberet. 2 ) Und so gross erschienen der spateren 
Hrotsuitha die Verdienste dieses edlen Fiirsten urn das Stift 
Gandersheim, dass sie von ihm, der nicht Heir, sondern Schutzer 
und Vater der Nonnen gewesen, sagt : 3 ) 

Unde loco non immerito permansit in iilo 

Hactenus insignis laus illius pietatis. 

Nos quoque, permotae tantae dulcedine famae, 

Necdum maternis quae tunc erupimus alvis. 

Sed fuimus vere longo post tempore natae. 

Haud minus illius constanter amore flagramus, 

Quam qui praesentem contemplabantur eundem 

Atque suae donis ditabantur pietatis. 

Als Herzog Otto die Augen seniors, umstanden die Ganders- 
heimer Nonnen sein Sterbelager, gleich als konnten sie durch 
ihre Thranen und ihr Gebet das Leben in die entseelte Hulle 
zuriickrufen ; 4 ) er fand seine Ruhestatte in medio ecclesiae, quam 
struxerat ipse. Wer sollte dem jungen Stifte, wer den Schwestern 
den heimgegangenen Vater, Freund und Wohlthater ersetzen? 
So mochten sich besorgt die Gandersheimer Nonnen fragen. 



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— 384 — 

Aber schon war derjenige geboren, der ais anderer Otto seinem 
Grossvater wie im Namen, so in dem Wohlwollen und in der 
Liebe zu Gandersheim nachfolgte. Erinnern wir uns hier, dass 
nach dem Tode Ludwig des Kindes die Grossen des Reiches 
den Sachsenherzog Otto den Erlauchten, den Sohn Liudulfs zu 
ihrem Oberhaupte wahlten, Otto aber seines Alters wegen diese 
Wiirde ausschlug und auf den Frankenherzog Conrad hinwies, 5 ) 
der dann als Conrad I. die deutsche Krone trug. Conrad I. 
nun vvieder Hess vor seinem Tode die Reichsinsignien an den 
Sohn des Herzogs Otto, den Herzog Heinrich von Sachsen 
bringen und empfahl diesen den Reichsfursten als seinen Nach- 
folger, der als Heinrich I. die Regierung in Deutschland antrat. 
Diesem Herzog und spateren Konig Heinrich I. wurde nun 
gerade acht Tage, bevor Heinrichs Vater Otto starb, ein Sohn 
geboren, und dieser Sohn, der Grosssohn des Vollenders von 
Gandersheim, der Urenkel Liudulfs und Odas war kein anderer 
als Otto der Grosse, der deutsche Kaiser, dessen Glanzherrschaft 
Gandersheims grosse Nonne Hrotsuitha erlebte und dichterisch 
verherrlichte. Daher sie denn auch, nachdem sie in bewegten 
Wort en den Tod und die Bestattung des Herzogs Otto gemeldet, 
mit freudiger Stimme fortfahrt: 6 ) 

Scilicet ante dies octo totidem quoque noctes, 
Quam ducis occasus miserabilis accidit hujus, 
Ipsius nato, regi quandoque futuro, 
Nascitur Henrico famosus filius Oddo, 
Qui fuit electus regis pietate perennis 
Primus Saxonum rex post patrem strenuorum, 
Augustus Romanorum pariterque potentum. 
Gott liess Oda noch die Freude erleben, den Urenkel, der 
zu so Hohem und Grossem berufen werden sollte, zu sehen. 
Dann aber kam auch fur diese ehrwurdige Matrone, die in 
ihrem 107. Lebensjahre 7 ) stand, die Stunde den himmlischen 
Lohn entgegenzunehmen fiir ihr langes, gottseliges, opferretches 
irdisches Leben. Alle ihre Kinder hatte sie vor sich sterben 
sehen mit einziger Ausnahme der Aebtissin Christina; kein 
Wunder, wenn sie sich sehnte, mit ihren Kindern, die ihr in 
die ewige Heimath vorangegangen, vereint zu werden. Wenn 
von irgend einem Sterblichen gesagt werden kann, er habe 



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— 385 — 

voile Tage erlebt, so gilt das ganz gewiss von Gandersheims 
erster Wohlthaterin und Stifterin : voile Tage an Zahl, aber, 
was noch mehr ist, voile Tage an kostbarem himmlischen Ver- 
dienst. Wie thatig diese gottselige Frau bis in ihre hochsten Tage 
war, um die Gandersheimer Ordensfrauen im geistlichen Leben 
voranzubringen, schildert uns Bodo 8 ) aus der Zeit. da bereits 
Christina Aebtissin war: Mater autem Oda, laude omni dignis- 
sima, non filiam congregationi praelatam solum, sed etiam, 
quotquot divina electio illuc loci adduxerat. non secus atque 
communis omnium mater ad meliora suo studio provexit : Unde 
factum est. ut miratu omnium dignam illic conversationem 
institueret, ct honestate multa praeditas virgines totus pene 
mundus, Odae illustrissimae matris diligentia educatas clamaret. 

Nur sechs Jahre lang 9 ) (iberlebte Christina ihre Mutter 
Oda ; sie starb, nachdem auch sie als Aebtissin gerade 22 Jahre 
hindurch dem Stifte Gandersheim vorgestanden hatte, gleich 
ihren Schwestern, quarum pollebat honoris heres et sanctae 
sectatrix inclita vitae. 10 ) Unter der Regierung dieser dritten 
Aebtissin kam Gandersheim auch in den Besitz von Wanzleben, 
welches von Konig Ludwig an Oda ad dies vitae nebst der 
Bedingung geschenkt worden war, dass nach ihrem Ableben 
der Ort sollte an das Gandersheimer Stift fallen. u ) 

Bleiben wir nun hier einen Augenblick stehen, um einen 
Riickblick zu werfen auf das neue aufbluhende Benedictinerstift 
und auf das erlauchte Geschlecht des Stifters desselben. Kaum 
sind fiinf Jahrzehnte verflossen, seit es dem grossen Carl ge- 
lungen, das wilde trotzige Volk der Sachsen seinem Scepter zu 
unterwerfen. Zugleich leginnt die Kirche unter den verschiedenen 
sachsischen Stammen ihre civilisatorische Arbeit. Ein wilder 
Oelbaum ist es, der gepropft werden muss, aber die Kirche vermag 
ein edles Reis daraufzusetzen, vermag es zu pflegen und zum 
Gedeihen zu bringen. Nicht lange, und reiche kostliche Fruchte 
erwachsen dem veredelten Stamme. In des Volkes Bestem und 
Erlauchtestem schlagt das Christ ent hum feste Wurzel, und >ist 
die Wurzel geheiligt, dann sind es auch die Zweige.« (Rom. 1 1, 16.) 
Welch' ein wundervoller Baum : Liudulf und Oda mit ihren herr- 
lichen Kindern, Enkeln und Urenkeln, deren einer das heilige 
rdmische Reich deutscher Nation aufrichten und zu hochstem 



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— 386 — 

Glanze erheben wird ! Aber nicht irdischer Glanz, irdische Macht 
ist, die jenes edle Sachsengeschlecht zuerst und zumeist im 
Auge hat, sondern das Gottesreich auf Erden begriinden zu 
helfen, dahin steht sein hoher Sinn. Daher die Griindung jener 
gottgeweihten Statte, zu der vom Mittelpnnkte der Christenheit, 
von Rom gleichsam das Erdreich geholt wird, in dem dann 
heere christliche Tugenden reich und voll erbluhen. Und mit 
den Tugenden die Wissenschaften. Oda selbst hat den Keim 
zu den einen wie den andern von der ewigen Stadt mitgebracht. 
In ihrem Geiste erzieht sie drei Tochter, und sie mit ihnen 
waltete 6? Jahre lang im Gandersheimer Stifte. Sie alle leiten 
und regieren die junge Genossenschaft in einem Sinne. in einem 
Geiste, zu einem Ziele hin. So bildete sich in dem neuen Kloster 
eine feste Tradition, ausgehend von der ehrwiirdigen Oda, 
weitergepflanzt durch die drei verschwisterten Aebtissinnen 
Hathumod, Gerberga und Christina : eine Schule der Heiligkeit. 
eine Schule der Gelehrsamkeit. Das ist die Bedeutung der herr- 
lichen Liudulfingischen Stiftung, die Bedeutung Gandersheims 
fur das ganze weite Sachsenland, fur das ganze nordliche 
Deutschland. O Gandesia! Gandesial vide fundatorum tuorum 
busta: et quidem illorum victitas munificentia, laetaris funda- 
tortbus illis At subeat mentem tuam, quid voluerint tantis 
stipendiis ecclesiam donantes. Certo scias, illorum te accusati- 
onibus multandam, si dilapidaveris, si non Deo obsequia offerras. 
Jacet apud te pater, jacet apud te filius, jacet apud te mater 
cum filiabus tribus. Jacebis et tu, quisquis sacerdotiis ecclesiae 
gaudes. Resurgent illi, resurges et tu. Illi donaverunt in divini 
obsequii augmentum ; tu videris, qualiter utaris. 12 J 

II. 

Das Stift Gandersheim zur Zeit der Ottonen. 

Fruher, als vielleicht der hochherzige Gonner des Stiftes 
Gandersheim, Konig Ludwig III. geahnt, sollte sein uns bereits 
bekannter Immunitatsbrief vom Jahre 877 praktische Bedeutung 
erlangen. Als namlich im Jahre 919 die Aebtissin Christina 
gestorben war, fanden sich keine weibliche Nachkommen des 
Stifters, welche die laut dem koniglichen Immunitatsbriefe zur 



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— 387 — 

Leitung des Stiftes erforderlichen Eigenschaften besessen hatten ; 
sei es dass uberhaupt solche Nachkommen nicht vorhanden 
waren, da Herzog Otto, der Bruder der drei ersten Aebtissinnen, 
keine Tochter hinterlassen , die Tochter Heinrichs I. aber urn 
jene Zeit wohl noch nicht geboren waren, sei es jdass, wenn 
wirklich bereits eine derselben vorhanden war, ihr das nothige 
Alter und damit die erforderliche »vitae religio et sanctorum 
scripturarum instructio et omnium bonorum morum compositio« 
fehlte. Genug, die nachstfolgenden Aebtissinnen Gandersheims 
gehorten nicht dem Liudulfingischen Geschlechte, sondern anderen 
Familien an und gelangten zur abteilichen Wiirde durch die 
Wahl der Conventualinneh. 

Die drei herrlichen Schwestern, Hathumod, Gerberga und 
Christina hatten durch eine lange Reihe von Jahren hindurch 
in dem ihrer Leitung unterstehenden Kloster den Geist der 
Frommigkeit und Wissenschaft so fest begriindet, dass von 
vornherein zu erwarten stand, die Ordensfrauen wiirden, zum 
erstenmale zum Wahlakte berufen, den ersten drei heiligmassigen 
Aebtissinnen eine wiirdige Nachfolgerin geben. Die Wahl fiel 
auf Hrotsuitha, 13 ) von der wir nicht mit Sicherheit wissen, 
welchem Geschlechte sie entstammte; jedenfalls war aber auch 
sie einer erlauchten Familie entsprossen, ducali stemmate nata, 
wie Bruschius, Chronol. Monast. p. 233 mittheilt. Die Consecration 
ertheilte ihr der Bischof Walbert von Hildesheim. »Walbertus . . . 
episcopus Rotsuitham venerabilem feminam, de ipsa congregati- 
one electam, in regimen intromisit, consecrationes quoque in 
ecclesia praescripta et ancillarum Dei velattones et cetera ad 
ministeria ecclesiastica pertinentia fecit. u ) Ein festliches Er- 
eigniss war zur Zeit der Aebtissin Hrotsuitha die Vollendung 
und Einweihung des westlichen Thurmes der Stiftskirche durch 
Bischof Sehard, den Nachfolger Walberts, im Jahre 926. Einige 
Abbildungen bei Leuckfeld, 1. c. pag. 10 und 40; bei Harenberg, 
1. c. p. 6 zeigen uns das ehrwurdige Gotteshaus in seinem herr- 
lichen Bau, auf dessen nicht geringen Umfang wir aus der 
Anzahl der in demselben befindlichen Altare leicht schliessen 
konnen. Wenn mehrere derselben auch in spaterer Zeit erst 
hinzugekommen sind, so ist es doch von Interesse dieselben 
hier schon kurz und iibersichtlich in ihrer Gesammtheit zusammen- 



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— 388 — 

zustellen, zumal da nicht wenige von ihnen mit der altesten 
Geschichte von Gandersheim in engster Beziehung standen. 

1 . Der Hauptaltar auf dem grossen Chore war altesten 
Datums nnd zugleich mit der Stiftskirche selhst aufgebaut. 15 ) 

2. Unter dem hohen Chore in der Krypta stand der Altar 
des hi. Nicola us, der bei der Bevolkerung weit und breit in 
besonderer Verehrung stand. Auf demselben befand sich namlich 
eine Partikel vom heiligen Kreuze des Heilands, welche Kaiser 
Arnulf auf seinem Romerzuge am 22. Februar 896, als er vom 
Papste Formosus zum Kaiser gekront wurde, bei eben dieser 
Gelegenheit zum Geschenke erhalten hatte, welche er dann nach 
seiner Heimkehr der Gandersheimer Stiftskirche als kostbare 
Gabe ubermachte. 1G ) In dieser Krypta, am Fusse des St. Nicolaus- 
Altares, fand Herzog Otto, der Sohn des Stivers von Ganders- 
heim, seine letzte Ruhestatte. 17 ) Otto selbst hatte diesen Altar 
gestiftet und ; hm reiche Einkiinfte >praebenda Ducisc zugewiesen. 

3. Der Altar des hi. Stephanus in der Kapelle glcichen 
Namens. Derselbe stand an der Siidseite der Krypta und hiess 
allgemein auch Stifters-Kapelle, weil vor diesem Altare des hi. 
Stephanus die irdischen Ueberreste des Stifters Liudulf nach 
ihrer Uebertragung von Brunshausen in's Gandersheimer Stift 
beigesetzt wurden. Die Gebeine ruhten in einer ehernen Urne. 
iiber der Grabstatte befand sich ein Holzschnitzwerk den Stifter 
von Gandersheim darstellend. Der St. Stephanus- Altar war von 
Liudulfs Gemahlin Oda und deren Tochtern gestiftet, jedenfalls 
in der Absicht, damit auf ihm oftmals das hi. Messopfer fur 
das Seelenheil des verstorbenen Stifters dargebracht wurde. 

4. Der Altar des hi. Johannes des Taufers, von dem 
urkundlich nicht gewiss ist, wann er gestiftet worden. Wenn 
wir uns aber erinnern, wie die gottselige Oda und auch deren 
Mutter bereits eine grosse Verehrung zum hi. Johannes dem 
Taufer hegten, so diirften wir vermuthen, es sei auch dieser 
Altar nebst Kapelle bereits eine Stiftung Oda's. Noch zweifel- 
hafter 18 ) ist das Datum der Fundation 

5. des Altars des hi. Bartholomaus so wie 

6. des Altares in der Kapelle der hi. Apostel Petrus und 
Paulus. Nach und nach wurden noch errichtet: 

7. Der Altar in der Kapelle des hi. Johannes des Evangelist ; 



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— 389 — 

8. der Altar des hi. Sebastianus und des hi. Primitivus: 

9. der Altar des hi. Hieronymus ; 

10. der Altar der heiligen Anna; 

11. ein Altar der Mutter Gottes. 

Die letztgenannten vier Altare befanden sich im sogenannten 
Paradiese, > inter turres tern pi i in Paradise* 

12. Ein anderer Altar, welcher der seligsten Jungfrau ge- 
weiht war, fuhrte auch den Namen Breitenstein-Altar und stand 
in der Mutter Gottes-Kapelle ; 

13. der Altar der hi. Maria Magdalena; 

14. der dem hi. Antonius geweihte Altar in der gleich- 
namigen Kapelle; 

15. der St. Andreas-Altar in der Kapelle des hi. Andreas; 

16. der Altar zum heil. Kreuze, der spater der Mittelpunkt 
einer Bruderschaft vom hi. Kreuze wurde ; 

17. der Altar vom hi. Blute Christi, auch Fruhmessen- 
Altar genannt. Nach der ErzahlungBodos 19 ) soil KonigLudwig III. 
eine Partikel vom hhl. Blute Jesu besessen haben. Seine Gemahlin 
Liudgard, bekanntlich eine Tochter des Stifters von Gandersheim, 
habe die kostbare Reliquie ohne Vorwissen ihres Gemahls in das 
ihr theure Stift gebracht, dann aber, als Ludvvig den Verlust 
gemerkt und schmerzlich darob betrubt gewesen, ihm alles ge- 
offenbart und ihn gebeten, er moge die heilige Reliquie im 
Gandersheimer Stifte belassen und zu ihrer Verehrung eine 
Schenkung dem heiligen Orte machen. Konig Ludwig habe den 
Bitten seiner frommen Gemahlin nachgegeben, und so sei die 
Schenkungsurkunde Ludwigs III. zu Stande gekommen, der wir 
bereits mehrfach gedacht haben. Dem heiligsten Blute zu Ehren 
wurde spater dieser letztgenannte Altar errichtet. Leuckfeld 
bemerkt in seinen Antiquitat. Gandersheim. pag. 59 : »Diese 
Reliquiae sind noch vorhanden.« 

War, wie wir des Oefteren gesehen, schon die Karolingische 
Dynastie dem Gandersheimer Stifte und seinem herrlichen Gottes- 
hause wohlgeneigt, so noch mehr die sachsische, die mit 
Heinrich I. den deutschen Thron einnahm. Das Jahr der Schenkung 
Heinrichs I. steht nicht ganz fest, aber desto fester die That- 
sache der Schenkung, von der uns Bodo 20 ) berichtet: » Inter 
cetera, quae Serenissimus Rex Henricus ecclesiae Gandesianae 



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- 3110 — 

impertitus est bona, curtes suas largitus est Herrihusen et Fel- 
berge cum omnibus eo pertinentibus. Machtilda Regina praedium 
unum in Frisia ad idem coenobium dedit.c Das Interesse des 
deutschen Konigspaares wandte sich naturgemass urn so eher 
audi Gandersheim zu, als uberhaupt Heinrich wie Mathilde 
beide vom sehnlichsten Wunsche erfullt waren, die Kloster im 
Sachsenlande zu heben und zu vermehren. »Cum autem per- 
sisterent,« so heisst es in der vita Mathildis Reginae, 21 ) »magna 
prosperitate pads, omnipotentis Dei inspiratione desiderabant 
monasteria construere et adminiculum praebere illic commo- 
rantibus de regiis facultatibus, quatenus sui suorumque patrum 
vel nepotum memoria ibidem perpetim haberetur firmissima. c 

(Fortsetzung folgt im nachsten Hefte ) 



Aiimerkungeii zmu Arllttel Oanderalielin. 

x ) Quae praefatarum mores sectando sororum 

Atque sui vitam bene praemeditando gerendam, 

II lis fit similis mugnae forma probitatis, 

Quis fuit aequalis provectu nobilitatis. Prim, v 486 ff. Vergl. v. 586 f. 
*) Primord. v. 514. 

a ) Ibid. v. 521 ff. 
«) Ibid. v. 539 ff. 

h ) Bodo Syntagm. bei Leibnitz, 1. c. pag 707 f. 
*) Primord. v. 561 ff. 

7 ) Ibid. y. 575- Ueber die Daten des Todes Odas wie Herzogs Otto 
vergl. Kopke, 1. c. p. 28. 23- r 37i woselbst weitere Literatur angegeben ist. 

b ) Bei Leibnitz, 1. c. p. 707. 

*) Primord. v. 583. Vergl. Harenberg, 1. c. p. 81. 588. 

,0 ) Ibid. v. 586 f. Harenberg, 1. c. pag. 585 weiss zu erzahlen, welche 
Aufmerksamkeit unter Christinas Leitung die Gandcrsheimer Nonnen den ver- 
schiedenen Wissenschaften schenkten: Studium perscrutandae scripturae sacrae 
eo aevo heic florebat. Adjungebantur bonae litterae, artes et scientiae. Discebatur 
Musica, avide instillabatur Rhetorica, Dialectica et poesis. Non sord?bat institutio 
Canonicarum. 

n ) Everhart Reimchronik cap. 11, v. 6 f . ; Bodo Synt. b. Leibn., 1. c. Ill, 
705 ; Leuckfeld, 1. c. p. 90 ; Harenberg, 1. c. p. 586 ff. 

vi ) Bodo syntagm. bei Leibnitz, 1. c. p. 708. 

13 ) Diese Hrotsuitha, die vierte in der Reihe von Gandersheims Aebtissinnen, 
ist nicht zu verwechseln mit jener Hrotsuitha, die, als die »Zierde des Benedictiner- 
ordens,« uns spater in liervorragender Weise interessiren wird. Wegen der 
Identitat des Namens jedoch sei schon hier auf die Mannigfaltigkeit der Schxeib- 
weise aufmerksam gemacht. Fdrstemann fuhrt in seinem altdeutschen Namenbuche 
Bd. I, 741 im Ganzen nicht weniger als achtzehn Weisen an, ohne dieselben 
aber damit schon erschopfend zusammengestellt zu haben : Hruodsulnd, Hrosuind, 



— 391 — 



Hrosswind, Rodsuind, Rotsuinda, Rotswinda, Rotswith, Rothsuit, Hroadswind, 
Ruadswid, Ruadsuind, Ruaswind, Ruotsuind, Rutsuind, RuUuint, Rutswint, Roswida, 
Hrotsuitha. Die heute gewohnlich gewahlte Schreibweise ist Hroswitha, aber 
sicherlich mit Unrecht. Jedenfalls gibt der weiter unten zu besprechende Mttnchener 
Codex uns von alien die zuverlas&igste Schreibweise, namlich Hrotsuitha. Fur sie 
hat sich unter andern auch Pertz entschieden. (Vergl. Monum. G. H. 1. c. p. 302, 
Not. 1.) — Die Deutungsversuche des Namens Hrotsuitha sind sehr mannigfaltig 
und zura Theil geradezu ergotziich. Wir glauben ein naheres Eingehen auf diese 
Versuche uns schenken zu konnen und verweisen auf die Bolland. Act. Sanct. 
Jun. V., 203 ; Harenberg, 1. c. p. 589 ; Barack, 1. c. III. f. ; Kopke, I. c. p. 32 f. 
Wie die zweite, berahmtere Hrotsuitha selbst ihren Namen etymologisch deutet, 
werden wir spater sehen. 

M ) Thangmari vit Berw. cap. 12 bei Pertz, 1. c. p. 763. 

l6 ) Altare summum in templi choro interiori ad primordia fundationis 
referendum est. Harenberg, 1. c. p. 1634; Leuckfeld, 1. c. p. 55. 

lfl ) Bodon. Syntagra. bei Leibnitz, 1. c. III. p. 707. 

») Ebendas. pag. 708. 

18 ) Harenberg, 1. c. pag. 1632 f. nennt zwar bei diesen Altitren die 
Namen der [spateren] Stifter, aber ohne jede Quelle, wahrend Leuckfeld, 1. c. 
52 f. ausdriicklich bemerkt, urkundlich stehe nichts fest ttber das Alter und die 
Stifter jener Altare. Die betr. Notizen bei Harenberg sind vielleicht in dem 
Sinne richtig, als durch die von ihm genannten erlauchten Geschlechter die 
Kapellen, resp. Altare wiederhergestellt wurden, nachdem sie, wie wir horen 
werden, wiederholt durch Feuersbrunste beschadigt oder ganz zerstort waren. 

19 ) Syntagm. 1. c. pag. 705. 

ao ) Syntagm. 1. c. pag. 710. Harenberg, 1. c. p. 591; Leuckfeld, 1. c 
p. 97. Dass es mit Heinrichs I. Schenkungen seine Richtigkeit habe, siehe auch 
bei K*pke, 1. c. p. 258. 

ai ) Bei Pertz, 1. c. pag. 288. So entstand u. a. das beriihmte Kloster 
Quintilingoburc, Quedlinburg. Vergleiche Everhart's Chronic, cap. XXXL, wo 
es heisst: 

Von deme Konnig Hinrike schal eck saghen mere. 

. . . vergat he doch unses Heren neit, 

to Closterliiden saven hundert droh he vederlich Gemode, 

an Godeshusen dede he mennighede Gode, 

dat he ock leit an Gandersem wol werden schyn, 

wente alle dat eghen dat de Vader syn 

Gode daraf to denende darghegheven hedde, 

dat leit he alles blieven vast unde stede, 

he bekande dat 6t von seiner Doghet nicht en were, 

dat he hedde entghangen de Konigliken Ere, 

wen vor der vil groten hilghen Werdicheit 

den sine Vorheren to groter Werdicheit 

dat Closter so Gandersem had den ghestichtet, 

des was he sowol deme Klostere berichtet, 

dat ome neymand dorste beden owels neit, 

hir under ome ock de hilghe Geist reit, 

dat se stichte so men noch mol mach htide schauwen 

ein herlich Closter von Mitten unde von guden Vrauwen . . . 



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392 — 



Psalmodie, Lesung und Gebet nach der heiligen 

Regel. 

Von P. Bonifacius Wolff in Maredsous. 
(Schiuss von Heft III. J. V. S. m — 117.) 1 ) 

V. 

Neuere Schriftsteller haben mit einer gewissen Vorliebe ausgefiihrt, dass 
das offentliche gemeinsame Gebet, auch wenn nicht verstanden, dennoc\ ver- 
dienstlich sei, und Einzelne haben sich wohl bis zu der Behauptung verstiegen, 
es sei besser, wenn man sich nicht bemtihe, den Sinn der gesprochenen Worte 
zu fassen. Sie stiitzten sich dabei auf verschiedene Ausspriiche des hi. Augustin 
und anderer Vater, welche theils den geheimnissvollen Charakter der hi. Schrift 
und Liturgie betonten, theils dem geringeren Verstandniss der einfachen Glaubigen 
Rechnung trugen, und auf die Praxis einiger neuen Congregation en, welche 
allerdings einer derartigen Auffassung zu huldigen scheinen. Tndess ist die 
Anschauung und Uebung weitaus der meisten Geisteslehrer eine vollig entgegen- 
gesetzte gewesen, und das »Psallite sapienter* des Psalmisten hat zu alien 
Zeiten in den Kirchen, Kldstern und Schulen ein begeistertes Echo geftinden. 
Die reiche Tradition iiber diesen Punkt lasst sich in die Worte des hi. Augustin 
zusammen fassen : »Beatus populus qui intelligit jubilationem. Curramns ergo 
adhanc b eat i tudin em, intelligamus jubilationem, n on earn sine intcllectu 
fun dam us. Quid opus est jubilare et non intelligere jubilationem, ut vox 
nostra sola jubilet, et cor non jubilet? Sonus enim cordis in- 
tellectus est.* (Enarr. in p. 99, 3.) 

Wir denken nicht auf Widerspruch zu stossen, wenn wir die in der hL 
Regel gebotene lectio zunachst mit diesem Gedanken in Verbindung bringen ; 
iiber die grundsatzliche Auffassung unseres hi. Vaters kann ja keinerlei Zweifel 
bestehen. Die Lesung also, sagen wir, knvipft in der Regel an das Ofncium 
an und fiihrt auf dasselbe zuriick. 

Was die Monche lesen sollten, gibt der hi. Vater ausdnicklich an. Es 
sind im Wesentlichen dieselben Biicher, die auch im Chore und Refectorium 
gelesen wurden, hi. Schrift, Vater, Heiligenleben. Und in welcher Richtung 
diese Lesung geleitet werden sollte, dariiber spricht sich der hi. Gesetzgeber in 
dem herrlichen Schlusscapitel der Regel aus: »Sunt doctrinae sanctorum Patrum, 
quarum observatio perducit hominem ad celsitudinem perfectionis. — Quae 
enim pagina aut quis sermo . . . divinae auctoritatis . , . non est rectissiraa 
norma vitae humanae?« etc. Mit einem Worte, die Lesung fand statt im Interesse 
des inneren Lebens, »im Geiste des betrachtenden Gebetes« und fiigen wir 
gleich hinzu, »der Liturgie. « Wie auch konnte sie der hi. Vater sonst im 49. 
Capitel, um nur dieses anzufiihren, auf gleiche Stufe mit der oratio cum fletibus 
und der compunctio cordis stellen? 



*) In Heft 3 dieses Aufsatzes, S. 115, Z. 2 von unten, muss es heissen: 
quasi manducatio (statt modulatio) ; der Heilige will sagen: Das Gotteslob 
nahrt, siittigt gleichsam. 



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— 393 — 

In der That sehen wir sogar, dass die Monche nicht selten ihre privaten 
Lesungen mit den liturgischen Lectionen direct in Beziehung brachten, ebenso 
wie man die im Chore begonnenen Lesestticke im Refectorium (oder Capitel) 
zu vollenden pflegte. Naturlich darf solches nicht in ausschliesslichem Sinne 
verstanden werden, als ob irgend ein Zwang geherrscht habe; wer sich indess 
davon Rechenschaft gibt, wie sehr die Folge der kirchlichen Feste und Fest- 
zeiten far diese Manner des Gebetes zu so zu sagen fiihlbarer Wirklichkeit 
geworden und wie ihr ganzes Leben von dem Gedanken des Gotteslobes 
beherrscht ward, der wird in solchen Einzelheiten nichts als die Consequenz der 
von uns constatirten Anschauungen erkennen. 

Was schrieb doch vor nicht langer Zeit ein deutscher Gelehrter von dem 
» Heimweh nach der hi. Schrift,* das man bei der Beschaftigung mit gewissen 
neueren theologischen Werken empfinde? Wir haben doch so vie! kritisirt, 
edirt und commentirt — — ? »0 si semel paululum quid de adipe frumenti, 
unde satiatur Jerusalem, degustasses, quam libenter istas crustas rodendas littera- 
toribus Judaeis relinqueres,* schrieb der hi. Bernhard (ep. 106, 2) an einen 
Monch, der wohl gar die Verdienste der neuzeitlichen Exegese zu anticipiren 
im Begriffe stand. Nicht als ob die alten nicht auch in ihrer Weise Kritik 
geiibt und dem Literalsinn Rechnung getragen hatten — Alles zur rechten 
Zeit und am rechten Ort. Aber wie ist uns von lauter Einleitung und Er- 
liiuterung jenes palatum spiritale abhanden gekommen, das den siissen Kern der 
hi. Schriften so unmittelbar erfasste und die Seele mit Licht und Wonne labte! 
Damals waren die Moralia des hi. Gregor, die Tractatus und Enarrationes des 
hi. Augustin, spater die Glossa, die $ermones in Cantica des hi. Bernard und 
zahlreiche andere von mystischer Theologie durchtrankte Commentare Gemeingut 
der Klosterbewohner, aber mehr noch als all dieses waren die hi. Schriften 
selbst die tagliche Speise Aller, der Trost und die Arznei der Seelen (Habentes 
solatio sanctos libros, 1. Mach. 13, 9; medicamina Scripturarum, S. Reg. c. 28), 
Cassian u. A. hat ein lehrreiches Capitel (Inst. V, 34) iiber diesen Punkt. Neuere 
betonen dem gegeniiber, im Interesse der Orthodoxie, die Nothwendigkeit der 
Commentare, was aber unsere Frage gar nicht bertihrt. 

Der Psalter, in dem sich die Theologie und Geschichte beider Testamente 
spiegeln, bildete so zu sagen den Rahmen, den Hintergrund, auf dem sich die 
einzelnen Bucher der hi. Schrift, nach den liturgischen Zeiten vertheilt, lebensvoll 
abhoben. l ) Die Lesungen im Officium selbst karaen an ersler Stelle: »Et legerunt 1 
in libro legis Dei distincte et aperte ad intelligendum ; et intellexerunt cum L 
legeretur* (II. Esdr. 8, 8; vgl. die Verse vorher und nachher); da war's, wo 
ihr Herz in ihnen brannte bei der wonnigen Begegnung mit dem Allerhbchsten. 
An diese bevorzugten Lesungen schloss sich dann die Schriftlesung wahrend 
des Tages mehr oder minder an ; das Gehorte wurde wiederholt, auswendig 
gelernt, an der Hand der hi. Vater durchforscht, bis es in medullas animae 
Ubergegangen war. (Vgl. die vielbesprochene Stelle im 8. Capitel der h. Regel.) 
Andere Lesungen wurden durch die Anvveisung der Oberen und das persdnliche 



r ) Ein sehr hochstehender Protestant sagte uns einmal : »Die hi. Schrift, 1 
ist nirgends so schon als im rbmischen Brevier.* ^ 

8* 



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— 394 — 

Bedtirfhiss der Einzelnen bestimmt, denn wie gesagt, alle Engherzigkeit, allcr 
Schulzwang lag dem Geiste des Monchthums ferae; nicht einem System zu 
Hebe, sondern im Bewasstsein vo lister geistiger Freiheit und mit weiser Discretion 
volizog sich all das Herri iche, dessen innere Einheit uns s6 machtig imponirt. 

Immerhin halten wir fest, dass die alten Monche zunachst nicht fur 
Andere, sondern im eigenen geistigen Interesse lernten und lasen. Jetzt allerdmgs 
mlissen die meisten unendlich viel studieren, was eher zu allem Anderen, als 
zur Erbauung dient; sollen aber deshalb jene wesentlich klosterlichen Studien 
vers&umt werden, die zum wahrhaften Verstandniss des Opus Dei und zur ent- 
sprechenden Geistesbildung unentbehrlich sind? — 

Wir mdchten hier im Einzelnen noch Manches anfiihren in Betreflf der 

studia monastica, besonders tiber die Lecrttre der h. Vater und iiber die 

. Geschichte und Hagiographie unseres Ordens, welche d^niftit hfci d er B erliner 

,/ II AVfldimiie besser gekannt sind, als in den Klftstern selbst. Auch die heiligen Meister 

• ' der Scholastik mdchten wir wieder in wahrhaft benedictinischer Weise, d. h. im 

Geiste des Gebetes und der Beschaulichkeit studirt sehen, in dem sie ja selbst 

geschrieben haben, und was immer die h. Wissenschaft und Frommigkeit seither 

zum Heile der Seelen zu Tage gefordert, soil uns nicht fremd bleiben; im 

Gegentheil wird es im Rahmen unserer AufFassung und Uebung erst recht zu 

voller Geltung und Blilthe kommen. Nur einen Punkt gestatte man uns 

hervorzuheben, das Studium der Liturgie selbst. 

Ein hochbegabter Jesuit (nicht deutscher Zunge) entwickelte uns vor 
nicht langer Zeit den Gedanken, dass neben der systematischen und biblischen 
Theologie auch die liturgische wiederum zur Geltung kommen mtisste. Fur ihn 
waren D. Gue>angers Werke, die Institutions und das Anne*e liturgique, wie die 
zahlreichen kleineren Schriften, eine Offenbarung gewesen, und die liturgischen 
Summen des Mittelalters, besonders Rupert und Bruno von Segni bildeten, nachst 
den Monumenten der Liturgie selbst, den Gegenstand seines eingehendsten 
Studiums, fiir das er auch in seinem Orden Interesse zu wecken hoffte. Wir 
wissen nicht, ob so die Mitglieder der verehrungswtirdigen Gesellschaft Jesu, 
deren sich Gott seit 3 Jahrhunderten zu so grossen Dingen in seiner Kirche 
bedient hat, auch auf diesem Gebiete ersehen sind, Bahn zu brechen und die 
grundlegenden Ideen zu verbreiten, aber das diirfen wir kiihn behaupten, dass 
wir, wenn in irgend einem, dann in diesem Zweige der h. Wissenschaft mit 
ihnen zu wetteifern befahigt und berufen sind. Es handelt sich um ein grosses, 
unerschopftiches Gebiet, um das, was man neuerdings in Deutschland mit dem 
Namen »Monumentale Theologie c belegt hat, und um viel mehr noch, und die 
praktische Bedeutsamkeit dieser Studien diirfte alle Voraussicht iibertreffen. Wer 
aber wSre mehr zu deren eifriger Pflege berufen, als der Mdnch, dessen au&seres 
und inneres Leben so zu sagen in der Liturgie aufgeht, dem sie, nach dem 
Ausdruck eines tiefsinnigen Dominikaners, »a la fois la forme superficielle et 
T £le"ment le plus intime de la vie* 1 ) ist? 



! ) »Die aussere Form und der innerste Kern des taglichen Lebens.« 
Danzas Le bienheureux Jourdain. I. 143. 



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— 396 — 

VI. 
Wie wir bereits angedeutet haben, wurde die also fur die Lesung bestimmte 
Frist nicht selten ganz oder theilweise dem Gebet gewidmet. Dass die Monche 
auch ausser dem Chore beten und viel beten, setzt die hi. Regel iiberall voraus, 
ohne indess dafiir eine bestimmte Zeit anzugeben oder frei zu lassen. Dass aber 
die Lesung, wie sie oben geschildert, unmittelbar zum Gebet hinfUhrt und in 
dasselbe so zu sagen einmiindet, bedarf keiner weiteren Darlegung; lectio, 
meditatio, oratio gehorten fiir die Alten zusammen (Vgl. u. A. Guigo, Scala 
claustralis c. 2). 

Der hi. Vater hat hier wie iiberall seine Anordnungen mit hochsinniger 
Diskretion und Weisheit getroffen. Im Gegensatz zu vielen And ere n, Aelteren 
sowohl wie Neueren, will er ausser dem Officium zu keiner anderen Gebetsubung *- 
verpflichten, tiberzeugt, dass das Chorgebet als pensum servitutis (cap. 49. 50) 1 
ausreiche und eine weitere Belastung der Gemeinde oder der Einzelnen nicht ^ 
zu tragi ich sei. Wie so haufig, begniigt sich der grosse Gesetzgeber mit einem 
geringeren Maasse ausserer Verpflichtungen, um dem Ueberdruss und der ErmUdung 
vorznbeugen und der personlichen Initiative, wie der moderne Ausdruck lautet, 
moglichste Freiheit zu lassen. Das >oportet semper orare« des Apostels, der 
selber auch den offentlichen Gottesdienst in den Vordergrund stellt, bildet nicht 
minder im Geiste der hi. Regel das Gesetz der Vollkommenheit fur Alle, ohne 
dass sie es fiir nothig oder vortheilhaft halt, nahere Bestimmungen zu treffen. 
Der »afFectus inspirationis divinae gratiaec (cap. 20), das personliche Bediirfniss 
der Einzelnen und die kluge Leitung des Oberen sollen fiir das Weitere aliein 
massgebend sein. 

Und welches war das Resultat dieser weisen Beschrankung? Jedes Blatt 
unserer Geschichte, jede Legende unserer Heiligen, jedes Schriftwerk unserer 
Asceten gibt uns die erhebende Antwort. Horen wir, was einer der letzteren vom 
Gebetsgeist der Monche sagt: »Ich bin ein Mann des Gebetes, weil Monch. (yL^ y 
Gebet ist meine Standesarbeit, mein LebensgeschaTt, die glorreichste, wahrhaft ■ 
himmlische und englische Verpflichtung meines Berufes. Wahre Gottesliebe haucht 
des Gebetes Geist, wie die Blume den siissen Duft, aus. Gebet ist der Puis, 
der den Herzschlag des Erlosers in seines mystischen Leibes Glieder tragt, sie 
durchgeistigend, mit Licht bestrahlend. mit heil. Opferfeuer durchflammend. Ich 
bin lauter Gebet; — Gebet ist meines Lebens Grund, Form und Bedingung, 
die saugende Wurzel fiir mein inneres Gedeihen, das Fundament meines Gnaden- 
baues. Alles an und in mir ist Gebet, ist Fleheruf: Herr, mein Gott, schaflf 
Heil nach deiner Huld; Nur wer bittet, empfangt, wer anklopft, demwird aufgethan. 
Ohne Gebet kein Sieg tiber Versuchungen, keine Erwerbung der gottlichen Liebe, 
keine Gnade, keine Glorie. Das Gebet ist die Flamme in der brautlichen Lampe. 
Darum bete ich ohne Unterlass, allezeit, beharrlich, ringend gleich Jakob, bis 
der ewige Morgen anbricht, der den Segen vollendet. Da der Kampf ein 
ununterbrochener, soil die Waffc nie sinken, und da die Heilsgefahr eine bestandige, 
der Hiilferuf nie verklingen. Ich bin lauter Gebet; denn Gebet ist nicht nur 
Nothdurft — es ist auch das lichte, goldene Liebesband, so Schopfer und Geschopf 
vereinigt, und die Opfergluth, die unausgesetzt vom Altar des Herzens den Dank 



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— 396 — 

und Preis, die Anbetung und Verherrlichung himmelan tragt. »(Psalite sapienter 
IV. 2 1 7.) Wir kamen an kein Ende, wollten wir im Einzelnen anfuhren, wie und 
wann die alten Monche gebetet. 

Gewisse Schriftsteller des 15. Jahrhunderts haben zuerst angefangen, 
das offentliche Gebet in eine Art Gegensatz zur Beschaulichkeit zu bringen und 
das Gebet im stillen Kammerlein d. h. abgelost von dera Leben der christlichen 
Gemeinde, in den Vordergrund zu stellen. Indess die Alten in ihren zahlreichen 
Traktaten »de oratione« stets an das Gebet des Herrn, die Psalmen und die 
Liturgie ankniipfen 1 ) und orare und psallere in die innig*te Beziehung zu ein 
ander setzen (vgl. St. Gregor: In psalmodiae studio, in amore orationis valde 
Iaudatus,« den ehrwiirdigen Beda: »Post incomparabilem orandi psallendique 
solertiam, a ) fand man jetzt die Zerstreuung und Aufregung des offentlichen 
Chorgebetes bedenklich und vermisste in der reichen Mannigfaltigkeit und Be- 
weglichkeit der liturgischen Gebetsformeln das leicht erkennbare System. Die 
Folge dieser veranderten Anschauungen war zunachst eine geringere Schatzung 
und Pflege des gemeinsamen Gottesdienstes und darait iiberhaupt des socialen 
Gemeinlebens in der Kirclie. Doch davon an einem andern Orte. 

Als Ersatz fiir das so in seiner unmittelbaren Wirksamkeit mehr oder 
minder behinderte officielle und sociale Gebet wurde dann seither die methodische 
Betrachtung ausgebildet. Die hi. Kirche hat diese in gewissem Sinne neue Gebets- 
tibung mit Ablassen ausgezeichnet und viele Geisteslehrer haben sie den Priestern 
und frommen Glaubigen als ein machtiges Mittel der Heiligung angelegentlich 
empfohlen. Auch in unserem Orden, der sich keiner Geistesregung in der heil. 
Kirche verschliesst, fand gedachte Uebung Eingang» und wir konnen es nur mit 
innigem Danke anerkennen, dass uns so unsere Constitutionen wenigstens eine 
Zeit ungestorter Sammlung, gegentiber der oft recht storenden Arbeit des 
Tages, sichern. Welche Stellung indess unserer Betrachtung dem Officium gegen- 
tiber, sowohl ihrer inneren Werthschatzung als ihrer praktischen Gestaltung nach, 
zukommt, diirfte sich aus dem Gesagten ergeben: um es mit einem Worte zu 
sagen, wir sollen sie unserem liturgischen Gebetsleben unter- und einordnen und 
in ihr vor Allem ein Hiilfsmittel sehen, der Friichte der laus Dei um so mehr 
theilhaft zu werden. 

Sind wir namlich durch Erziehung und Umgebung weniger als unsere 
Vorfahren befahigt, mit vollen Zugen aus dem reichen Born des liturgischen 
Gebetslebens zu trinken, so hat letzteres doch im Grunde nichts von seiner Fiille 
und Energie eingebiisst. Wer es verstande. wie die Alten. sich an den Busen der 
hehren Gottesbraut, der Kirche, zu schmiegen und den Pulsschlag ihres Herzens 
ganz und ungetheilt zu belauschen, der wiirde wahrlich an geistiger Erquickung 
und Belehrung nicht leer ausgehen. Doch wesshalb sagen wir bedingungsweise : 



! ) Locum praecipuum orationis statuimus sanctorum esse conventum 
pie simul in ecclesiam convenientium. Origenes de orat. II. P. Gr. n, 555. 
So alle Andern. 

a ) P. L. 77, 1226; 94, 725. Man lese auch die Fortsetzung der oben 
angefiihrten Stelle aus »Psallite sapienter e und zahlreiche Anftihrungen in den 
>Elementa« und den Schriften Abt Gu^ranger's. 



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— 397 — 

»er wiirde,c da vvir ja die beseligende Wirklichkeit all dieser Dinge taglich vor 
Augen sehen ? Und wie konnte der Monch einer anderen Uebung und Auffassung 
huldigen? Ihm gilt sicher an erster Stelle, was der hi. Augustin so schon sagt : 
>Summum hominis opus non est nisi Deum laudare. Illius est specie sua placere 
tibi, ad te pertinet eum in gratiarum actione laudare. Opera tua si non fuerit 
laus Dei, incipis te ipsum laudare. — Opus ergo tuum est laus Dei (In ^ 
ps. 44, 9.) — Lauda ergo et benedic Dominum Deum tuum per singulos dies, ) 
ut cum finiti fuerint singuli dies, et venerit sine fine unus dies, easdelaudibus ; 
in laudem! (In ps. 144. 3). 

Der hi. Thomas hat (II. II. q. 91. a. 1. in corp.) drei herrlich gewahlte 
Bibelstellen angefiihrt, um zu beweisen, dass die laus Dei, indem sie Gott den 
schuldigen Tribut der Anbetung darbringt, zugleich auch den Weg des Heiles 
zeigt, vom Bosen abhalt und uns zum Vorbild der Glaubigen in der Kirche 
macht. 1 ) Was also wird dem Monch abgehen, wenn er das Opus Dei wiederum 
in principio laetitiae und an die Spitze all seiner Uebungen setzt? 

VII. 

Wie wir zu Beginn dieser Arbeit erwahnt, pflegten die alten Monche 
regelmassig nach dem Schluss der kanonischen Horen einige Augenblicke in 
stiller Sammlung im Chore zu verweilen. Aus diesem Gebrauch dtirfte das Pater 
Noster zu erklaren sein, das jetzt zu Ende jeder Hore still gebetet wird. Der 
alten Sitte tragen wir auch noch dadurch Rechnnng, dass wir jedesmal, ehe wir 
den Chor verlassen, mit leiser Stimme das Sacrosanctae recitiren. Unsere Tages- 
ordnung endlich gibt uns Anlass, fast nach jedem wichtigeren Officium langere 
oder ktirzere Zeit dem Gebete zu widmen. Nach den Laudes gehen wir zur hi. 
Messe oder halten privatim unsere Betrachtung; nach der Vesper beten die 
Meisten den Rosenkranz, und nach der Complet diirfen Alle noch einmal das 
hi. Sacrament und die Altare besuchen oder auch langer in Kirche und Zelle 
frommen Uebungen obliegen — 

y-^O noctis placidae dulcia tempora 
.(\tQuae coeli dapibus pectus inebriant!« 
An die Prim endlich schliessen sich die iiblichen Gebete im Capitel, an das Hochamt 
die Sext, welche von den freudigen Erregungen des hehren Opfers zu den regel- 
massigen Tagesbeschaftigungen hiniiberleitet. 

Vielleicht wiinscht der Eine oder Andere auch zu erfahren, wie wir uns 
nach all dem die Betrachtung die also in der klosterlichen Tagesordnung nicht 
fehlen darf, gehalten denken. Die Praxis allerdings ist verschieden. Von einem 
siiddeutschen Kloster wurde mit grossem Lobe berichtet, dass die dortigen Ordens- 
leute bis zur Aufhebung am Eingang dieses Jahrhunderts ihre tagliche Betrachtung 
gemeinsam gemacht, d. h. die Betrachtungspunkte vorgelesen und eine genau 



*) Ps. 49, 23 »Sacrificium laudis honorificabit me: et illic iter, quo ostendara 
illi salutare Dei.« — Is. 48, 9 » Propter nomen meum longe faciam furorem 
meum: et laude mea infrenabo te, ne intereas.« — Ps. 23i 3 »I n Domino 
laudabitur anima mea: audiant mansueti, et laetentur.t 



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abgemessene Zeit dtriiber meditirt hatten. Wir selber haben eine ahnliche Uebung 
in italienischen und englischen Klostem mitgemacht, und wir wissen, dass Manche 
daraus grossen geistigen Nutzen ziehen. In der That lasst es sich wohl ver- 
theidigen, wenn man neben den gemeinsamen Lesungen im Offlcinm, im Refec- 
torium und Capitel den Monchen auch noch den Stoff einer frommen Betrachtnng 
gemeinsam darbieten will Indess bleibt zu beaehten, dass die Jesuiten selbst, die 
Meister der method ischen Betrachtnng. eine solche Uebnng nicht haben, obwohl 
sie dieselbe fiir Seminarien und ahnliche Anstaiten, anch zuweilen fiir Kloster 
anderer Orden zu eropfehlen scheinen. Wir glauben dem entsprechend, dass eine 
gTossere Freiheit und Mannichfalligkeit, sowohl was die Wahl des Stoffes als 
die Dauer der einzelnen Abschnitte (wenn je solche angebracht sind) betrifft, 
dass eine grossere Mannichfaltigkeit und Freiheit, sagen wir, den Monchen wohl 
ansteht. Soil die Betrachtnng in der That den einzelnen Individuen das sein, 
was sie ihnen gemass personlicher Anlage und Bildung zu sein vermag, 
und soil sie insbesondere in der Hand der Oberen ein Hiilfsmittel bilden, einen 
Jeden speziell zum vollkommenen Verstandniss seines Berufes und seiner Aufgabe 
zu erziehen, so begreift roan, dass die gemeinsame Betrachtung, wie sie eben 
geschildert, wesentliche Nachtheile bietet. Consequenter Weise haben daher unsere 
Constitutionen selbst die Sitte, die Betrachtung wenigstens am gleichen Orte und 
zu gleicher Stunde zu halten, fallen lassen, um so einem Jeden Gelegenheit za 
geben, an dem ihm am Meisten zu sagen den Orte und selbst in beliebiger Gebets- 
stellung, ungestort und unbelauscht dieser frommen Uebung obzuliegen. Die 
Novizen allerdings machen die t&gliche Betrachtung, der Controle und Ersiehung 
wegen, in einem gemeinsamen Raume, wSbrend bei den Laienbriidern, welche 
sich zunachst mehr durch Handarbeit und miindliches Gebet als durch besondere 
geistliche Erkenntniss heiligen sollen, eine kurze Lesung mit entsprechenden 
Ruhepunkten zur frommen Beherzigung stattfmdet. 

Letzterer Punkt gemahnt uns mit einigen Worten auch der Consequenzen 
zu gedenken, welche sich aus den oben entwickelten Anschauungen fur die 
Laienbriider und iiberhaupt fur das weniger gebildete christliche Volk ergeben. 
Glilcklicherweise sind dieselben von ilberraschender Einfachheit. Eine »Klassen- 
abtheilungc der nach Heiligkeit Strebenden, als ob die Gebildeten aus ganz 
anderen Quellen der Heiligung zu schopfen hatten, als das frommglaubige Volk, 
kennt die Kirche nicht; sie weist alle gleichmassig zu den Quellen der heil. 
Liturgie, des dffentlichen und uberhaupt des mtindlichen Gebets. Aus diesen 
geheimnissvollen Wassern werden die Einen in anderer Weise als Andere schopfen 
(wir mochten an Richt. 7, 5 denken), aber im gemeinsamen Gottesdienst und 
im gleichen Gebet sollen alle ihre beste Erquickung und Kraftigung finden. Das 
Vater Unser und der Rosenkranz der Armen bildet zugleich die Wonne des 
Priesters und des Gelehrten, und die heilige Messe, das feierliche Chorgebet, 
anstatt exclusiv nur Einzelne zu erbauen, sind der Trost und der Stolz des 
einfaltigen Volkes. 

Von hier aus gewinnen wir auch den richtigen Gesichtspunkt, um die 
grossartige Stellung unserer Kloster zum christlichen Volke zu erkennen. Wie 
das liturgische Gebet, richtig verstaaden und gettbt, uns selber die edelsten Hilfs- 



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— 399 — 

roittel der Heiligung und Gottesverehrung voll und ganz anwendcn lasst, gibt 
es auch dem Kloster seine wahre sociale Stellung in ihrer gaazen Herrlichkeit 
xuriick. Die Abtei wird wiederum das Centrum, der Gebetsmittelpunkt fur ein 
ganzes Land, der heiligc Berg, auf dem die Opferflamme des Gotteslobes immerdar 
lodert und zu dem die Gliubigen vert rau end aufschauen bei Tag und Nacht. 
Ein, zwei Mai im Jabre werden Alle daher kommen, selbst aus den entlegensten 
Dorfern und den einsamen Weil era, urn, was sie in ibrer Pfarrkirche nicbt baben, 
den berrlicb entwickelten Gottesdienst und die feierlicben Ceremonien der Monche 
zu schauen, urn den Chorgesang wie das Echo der himmlichen Chore zu ver- 
nehmen und die Nahe des ewigen Konigs zu ahnen und zu empfinden. 

Unser Herz schlagt hoher bei der Erinnerung an die Ehrerbietung und 
Gebetsfreudigkeit, welche wir bei solchen Gelegenheiten bei unserem lieben 
armen Volke wahrgenommen haben, und an die Dankbarkeit, die sie dem Kloster 
entgegentrugen. Wenn tiberhaupt das wahrhaft religiose Leben im Volke auf die 
Dauer nicht bestehen kann ohne das Beispiel und den Rath der Ordensleute, 
so hat die Abtei mit der Fiille ihres eigenartigen Lebens und in der Einheit 
ihrer Thatkraft eine Mission, wie sie kaum ein Kloster eines anderen Ordens 
beanspruchen kann. 

Wir schliessen mit den Worten des Propheten: Populum istum formavi 
mihi: laudem meam narrabiu (Is. 43, 21). Mochten sich unsere Kloster wieder 
iiberall auf diesen ihren herrlichsten Beruf besinnen, und zwar bald! — 



Zum Buche Daniel. 

(Von P. Ambroaius in Metten ) 

Das Buch des grossen exilischen Propheten Daniel enthalt 
bekanntlich drei sogenannte deuterokanonische Bestandtheile d. h. 
solche, welche nicht in dem hebr&ischen Kanon oder Verzeichniss 
der beim Gottesdienste zu lesenden, weil Gottes Wort enthaltenden 
und als inspirirt anerkannten Schriften stehen, sondern nur in 
der griechischen Bibel und ihren Nachbildungen. Es sind das 
Gebet des Azarias und das Danklied der drei zu Babel aus dem 
Feuerofen erretteten Genossen Daniels, in der Vulgata 3, 24 — 90, 
die Rettung der falschlich wegen Ehebruch verurtheilten keuschen 
Susanna durch Daniel, cap. 13, die Zerstorung des Belsbildes und 
Todtung der Belsschlange durch ihn und seine Rettung aus der 
Lowengrube, c. 14. Ueber die vielgeschmahte »Geschichte der 
Susanna* hat der Hildesheimer Professor Wiederho It im Jahrgang 
1869 der Tubinger theologischen Quartalschrift, Seite 287—321, 
377 — 399, eine eingehende Apologie geliefert mit jenerscharfsinnigen 
Gelehrsamkeit, durch welche sich genannte Zeitschrift von jeher 
auszeichnet. 

Hiezu mochten wir nun einige Nachtrage liefern zum 
Beweise, dass die Geschichte von der Susanna das Schicksal der 



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— 400 — 

ubrigen nur noch in Uebersetzung vorhandenen Ribelbestandtheile 
hatte. Wir behaupten, dass sie von Anfang an in's alte Testament 
als zum Ruche Daniels gehorig aufgenommen war, aber durch 
das seit der volligen Trennung der Kirche von der Synagoge 
im jiidisehen Krieg Gott entfremdete Rabinerthum ausgeschieden 
wurde. 

Die hellenistischen Christen begannen sich erst seit dem Auf- 
bliihen der alexandrinischen Schule im dritten Jahrhundert urn deu 
biblischen Urtext zu kiimmern, als bereits das hebniisch-aramaische 
Original des Matthausevangeliums durch die judaistischen Haretiker. 
und die Deuterocanonica des alien Testaments durch thalmudische 
Marchen entstellt waren. Was z. R. das Ruch Tobias betrifft. so 
ist dessen aramaischer Text, nach welchem um 404 sowohl der 
hi. Hieronymus arbeitete (Praef. in Tob.), als der hebraische 
Uebersetzer des Sebastian Munster, jetzt wieder aufgefunden in 
einem Midrasch zu Genesis 28. 22, wo ein Reispiel gesetzeifriger 
Zehnt-Leistung gegeben wird mit der Einleitung: »Es ereignete 
sich eine Geschichte mit einem frommen Mann Namens Tobis* 
(The book of Tobit, - a Chaldee Text from a unique manuscript in 
the Rodleian Library with other rabbinical texts, englush translations 
and the Itala edited by Ad. Neubauer, Oxford at the Clarendon 
press 1878). Durch diese Entdeckung hat der vielgeschmahte 
spanische Dominikaner Raimund Martini (f 1286), welcher in 
seinem Pugio fidei ad versus Mauros et Judaeos noch manche 
jetzt beseitigte thalmudische Quelle bentitzte, eine glanzende Recht- 
fertigung erhalten, und hat es daher auch seine Richtigkeit mit dem 
von ihm uber Susanna (ed. Carpzov, Leipzig 1687, p. 128) 
angefuhrten pBHV 1BD 1 ) (Liber generationum (Jeschichtsbuch 
— wphl zu 'unterscheiden von dem gleichnamigen jedenfalls daraus 
geschopften. die jl'idische Geschichte von Adam bis 1500n. Chr. 
behandelnden Werke des Abraham ben Samuel Z a c h u t h von 
Salamanca). Die Mischna Pesach folio 62, col. 2, klagt also iiber 
den Verlust dieses Midrasch: >Seitdem verborgen ist das Ruch 
der Geschlechter, ist geschwacht die Kraft der Weisen und 
verdunkelt das Licht ihrer Augen.« Die rabinische Sage kntipfte 
an Jeremias 29, 22. 23, also an die .lugendzeit Daniels, als 
Konig Jechonias in Rabel gefangen sass, sein Nachfolger Sedekias 
aber noch in Jerusalem herrschte. Damals machten zwei falsche 
Propheten, Namens Ahab und Sedekias, den Exilirten die Hoffnung 



*) Das hebrSische Citat daraus lautet: Zur Zeit des Sedekja lebte auch 
Susanna, Tochter des Helekja, Weib des Jojakim. Diese wollten zwei Aelteste 
und Richter missbrauchen, wenn nicht, sie verklagen, dass ftie mit einem jungen 
Mann sich vergangen habe. Doch jene wollte nicht, und Daniel rettete sie 
durch seine Weisheit vermittels des Nachweises, dass ihre Zeugnisse nicht 
ilbereinstimmten. 



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— 401 — 

baldiger Ruckkehr und widersprachen so dem Worte Gotten, dass 
das babylonische Strafgericht siebzig Jahre dauern werde. Dahor 
richtete Jeremias ein Mahnschreiben zur Ergebung an die junge 
Gemeinde zu Babel, worin er den Genannten die gottliche Strafe 
weissagt: Sieh, ich gebe sie in die Hand Nabuchodonosors, des 
Konigs von Babel, und er wird sie schlagen. Und man wird 
von ihnen einen Fluch nehmen in der ganzen Gefangonschaft 
Juda's zu Babel, indem man spricht: »Es thue dir der Herr wie 
dem Sedekjau und wie Ahab, welche rostete der Konig von 
Babel am Feuer!< dafur, dass sie Nichtswiirdigkeit trieben in 
Israel und die Ehe brachen mit den Weibern ihrer Nachsten und 
redeten auf meinen Namen Luge, was ich ihnen nicht aufgetragen 
habe. Und ich weiss es und bin Zeuge, spricht der Herr. 

OfTenbar auf diese Weissagung bezieht sich Daniel, wenn er in 
den beiden Aeltesten der Susanna das dem Buchstaben nach in 
der hi. Schrift nicht vorfindliche Wort des Herrn erfullt sieht 
(v. 5): »Ausgegangen ist Gottlosigkeit von Babel, von den Aeltesten, 
den Richtern, welche der Volksregierung vorstanden.« Er wirft 
ihnen vor (v. 57): »Ja so thatet ihr den Tochtern Israels, und 
jene aus Furcht (vor falscher Anklage) willfahrten euch; doch 
nicht ertrug die Tochter Juda's eure Gottlosigkeit. « Trotz des ver- 
schiedenen Ausgangs der Ehebrecher bei Jeremias und Daniel — 
dort die weltlich-babylonische Strafe der Verbrennung. hier die 
judisch-religiose Strafe der Steinigung — glaubte daher, wie schon 
Origenes in seinem auf der zweiten Reise nach Griechenland 
um 240 zu Nikomedia geschriebenen Brief an Julius Africanus 
erziihlt (num. 7 — 8 Migne, P. Gr. XI, 63), wenigstens ein Theil 
der Juden, jener Ahab und Sedekias seien die beiden Volks- 
Aeltesten oder Richter der Susanna. Sie hatten die Weiber durch 
die Vorspiegelung sich zu Willen gemacht, es sei ihnen von Gott 
gegeben, den Messias zu erzeugen, der alsbald die Gefangenen 
erlosen werde. Auch die beiden rabinischen Mitrchen uber die 
Machabaische Verfolgung. namlich Caput 6 der Megilla Taanith 
(Warschau 1874, p. 23) und die noch aramaisch erhaltene Megillath 
Antiochus (Jellinek, Bethamidrasch 1, XX V), beniitzen die Geschichte 
der Susanna. Was dort die jiidischen Richter venibten, wird hier 
den antiochenischen flKI^JDDp ^- '• Quaestores aufgebiirdet, welche 
an den jiidischen Brauten das' jus primae noctis ausiiben, bis die 
keusche Maria, die Tochter des Hohepriesters Mathathias, den 
Untergang der Ehebrecher herbeifuhrt (Schmidt, Juspr. n., Freiburg 
1881, p. i63 — 176). Aehnliche deuterokanonische Reste finden sich 
in der Chronik der Samariter, welche Abulfatch Abulhassan's sohn 
im Auftrage des Hohepriesters Phinees 1355 nach 2 arabischen, 
4 hebraischen und einer samaritischen Chronik wortlich zusammen- 
stellte (Vilmar, Abulfathi Annales Samaritani, Gotha 1865). Wie 



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— 402 - 

in cap. 2 der Megilla Taanith, so wird hier 95, 17 der 8. Tebeth 
als Tag ftgyptischer Finsterniss bezeichnet, weil die samaritischen 
Schriflgelehrten fur den Konig Ptolemaus die >funf Funftel des 
Gesetzes* in's Jonische d. i. Griechische iibersetzten, was soviel war, ( 
wie die Anbetung des goldenen Kalbes. Die Tempelplunderung 
Heliodors wird unter dem Namen Orodos nach II. Math. 3 erz&hlt 
und dann in die Zeit des Hohepriesters Araram die Geschichte 
der Susanna nach Nablus ( = Flavia Neapolis = Sichem) verlegt. Sie 
wie die Richter erscheinen hier als Anachoreten, Daniel mit 
zweien seiner Freunde als Knaben, welche Gericht spielen und 
so den Hohepriester auf das falsche Zeugniss der Alten aufmerksam 
machen, worauf diese gesteinigt werden. 

In der griechischen Uebersetzung findet sich zwischen dem 
Alexandriner (Septuaginta = 0') und dem Jud&isten Theodotion 
von Ephesus, dessen urn 185 gefertigte Uebertragung schon vor 
Origenes von der Kirche recipirt wurde (die des Symmachus ist 
verloren), eine derartige Abweichung, dass sie sich nuraus der Vorlage 
eines semitischen Urtextes erklaren l&sst, welcher von dem ersteren 
sehr frei, von dem letzteren genau wiedergegeben wurde. Den Nach- 
weis hat vor wiederholt schon P. Simon de Magistris geliefert, der 
Entdecker und erste Herausgeber der einzigen Handschrift, in welcher 
uns die Uebersetzung der Septuaginta aus der Tetrapla des Origenes 
gerettet ist (Romae 1772, p. 221 — 305). Diese kostbare Hand- 
schrift der Bibliothek des Fiirsten Chigi hat 1877 der Basilianer 
Josef Cozza neu herausgegeben. Hah n hat in seiner Ausgabe des 
Aavir^ xaxa xoua £J3So|i7}xovTa (Leipzig 1845) die nach der Hexapla 
verbesserte syrische Uebersetzung auch zur >Verbesserung« des 
tetraplarischen Textes beniitzt. In Vers 35 ist so ein auch von 
Teschendorf aufgenommener Irrthum eingeschlichen. Es muss nach 
dem Codex Chisianus bleiben xai avaxu^aaa exXauaev und darf 
nicht xpta eingeschoben werden: denn fT^H H/D *131 heisst 
nicht >Und da schaute sie dreimal auf.« sondern »Und da erhob 
sie den Blick.« In Vers 56 sagt Daniel nach 0' zu dem Richter: 
>Warum ist verkehrt dein Same (Leute wie du) wie der Sidons 
und nicht wie Juda's?« wahrend Theodotion die einfache, aber 
viel scharfere Anrede hat: »Same (Sprossling) Chanaans und 
nicht Judas !« offenbar die urspriingliche, wie er auch 11, 30 
xfeoi behalt nach dem hebraischen D^f|3, wahrend 0' dafur 
Pcojiatot setzt. 

Auch Ezechiel 16, 3 spricht zu der ehebrecherischen 
Jerusalem: »Dein Geschlecht und deine Sippschaft ist vom Lande 
des Chananiters, dein Vater der Amoriter und deine Mutter eine 
Hethiterin.« Der Alexandriner nennt also statt Chanaan des Sohnes 
Hams und Vaters Sidons (Gen. 10, 6. 15), die auch bei den 
Hellenisten wegen ihrer Unzucht beriichtigte Hauptstadt der 



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— 403 — 

Syrophonizier. Ganz derselbe Fall findet sich in den hi. Evangelien : 
Math&us, der fur semitisch redende Morgenlander schreibt, nennt die 
Mutter der vom gottlichen Heiland im Gebiete von Tyrus und Sidon 
geheilten Besessenen ein ehananitisches Weib (15, 22), der fur 
Hellenisten sclireibende Marcus hingegen nennt sie eine syrophoni- 
zische Heidin (7, 26). 

Auf den Einwand, dass die Exilirten nicht das Recht zur 
Todesstrafe gehabt hatten, lasst Hieronymus die Juden antworten : 
Et magis hoc esse verum affirmant, quod scribit Jeremias (29, 
21, 22) convictos quidem esse presbyteros a Daniele, sed latam in 
eos sententiam a rege Babylonis, qui in captivos ut victor et do- 
minus habebat inperium (Migne 24, 863). Moglich an sich ware 
dies ; denn unser gottlicher Heiland wurde auch zwar vom jiidischen 
Rath auf Grund des Mosaischen Gesetzes des Todes schuldig 
erkannt (Joan. 19, 7), dies Urtheil konnte aber erst durch den 
kaiserlichen Procurator auf Grund des r5mischen Gesetzes zur 
Ausfuhrung gelangen (Jo. 18, 31). Allein schon die Uebersetzung 
des Theodotion lasst eine solche mittelbare Hinrichtung schwerlich 
zu; denn da heisst es Vers 61. 62: »Und sie standen auf wider 
die zwei Aldermanner, weil sie Daniel aus ihrem eigenen Mund 
uberwiesen hatte als falsche Zeugen, und sie thaten ihnen, gemass 
dem, was sie Boses gethan hatten gegen den Nachsten, nach dem 
Gesetze Moses und todteten sie.« Hier ist die wortliche Berufung 
auf Deut. 19, 18. 19, wonach den meineidigen Zeugen dieselbe 
Strafe treffen soil, welche auf das von ihm falschlich angezeigte 
Verbrechen gesetzt ist. Diese lautet aber bei alien Unzuchtsvergehen 
auf Steinigung durch die Gemeinde. Lev. 20 ; Deut. 22. Eine solche 
berichtet denn auch der Alexandriner nach der ublichen Weise, 
wonach der Verurtheilte erst von einer Anhohe herabgestiirzt und 
dann mit Steinen beworfen wurde, wie die Nazarener es auch 
bei ihrem gottlichen Landsmann versuchten. (Luc. 4, 29). Er 
sagt namlich: >Und wie das Gesetz befiehlt. so thaten sie ihnen, 
gemass dem, was sie Boses gethan gegen die Schwester (Volks- 
genossin). Und sie verstopften ihnen den Mund, fuhrten sie hinaus 
und sturzten sie in eine SchJucht hinab ; da schleuderte der Engel des 
Herrn Feuer mitten durch sie.* Hienach wiiren die beiden am 
Boden liegenden Sunder vom plotzlichen Blitzstrahl getroffen 
worden, genau nach den Worten Daniels, welcher beim Alexandriner 
zum zweiten Richter spricht: »Sunder, jetzt steht der Engel des 
Herrn mit dem Schwerte (wartend) da, bis das Volk euch tddte, 
damit er dich zerschneide* (v. 59). Vergleiche Psalm 103 (104), 
4, citirt Hebr. 1, 7: »Er macht seine Engel zu Sturmwinden, 
seine Diener zu verzehrendem Feuer. « 

Wir miissen also annehmen, dass Nabuchodonosor den 
Juden gestattete, Vergehen gegen ihr Gesetz unter sich zu 



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— 404 — 

bestrafen ; und das ist selbstverstandlich bei der von der modernen 
Allerweltsregiererei, die Freiheit auf den Lippen und Ketten in 
den Handen fuhrt, himmelweit entfernten StaaLsregierung der Alten. 
die sich auf die Erhebung von Steuern und Truppen beschrankte. 
Hat doch auch Alexander der Makedonier, nachdem ihm der 
Hohepriester Jadilu die Erfullung der Weissagung Daniels tiher 
den Untergang des Perserreichs durch ihn 332 gezeigt hatte, den 
Juden in seinem ganzen Reiche Gesetzesfreiheit und sogar Steuer- 
freiheit fur das Sabbatjahr gewiihrt (Joseph. Arch. XI, 8. 5). 
Aeussersten Falls liesse sich auch einer der bei den energischen Juden 
hauiigen Volksakte annehrnen, wo sie unbekummert um welttiche 
Gesetzgebung im Nu ausfuhrten, was sie nach ihrem Gesetze fur 
Recht und Pflicht erachteten. Beispiele derart bieten die Ehe- 
brecherin, welche vor den gottlichen Heiland geschleppt wird, die 
wiederholten Steinigungsversuche gegen ihn selbst, die Steinigung 
des hi. Stephanus und Jakobs des »Bruders« des Herrn. das 
Verfahren des Paulus gegen die Christen im Auftrage des Hohe- 
priesters, die Todtungsversuehe der Pharisaer gegen ihn selbst 
u. s. w. r i g e n e s schreibt hieruber (Ep. ad. Afr. n. 14, 
Migne Gr. 11, 81): Da es nichts Ungewohnliches ist, dass grossen 
Volkern, wenn sie unterworfen sind, vom Konig eingeraumt wird. 
nach ihren Gesetzen zu leben, so konnten die Gefangenen auch 
Gericht uben. Auch jetzt, wo die Juden unter der Herrschaft der 
Romer stehen und ihnen den Doppeldenar Steuer zahlen, wissen 
wir aus eigener Erfahrung, dass der Ethnarch bei ihnen rait Zu- 
gestiindniss des Kaisers soviel Macht hat, dass er sich kaum von 
einem Konig des Volkes unterscheidet. (cf. Joseph. Archaeol. Jud. 
19. 5 Euseb. Hist. eccl. 5, 16). Aber auch heimlich kouimt 
peinliches Verfahren nach dem (Mosaischen) Gesetze vor und werden 
manche zum Tode verurtheilt, nicht zwar mit oflfener Erlaubniss 
des Kaisers, doch auch nicht ohne sein Wissen. « 

Wir kommen nun zu dem Haupteinwande gegen die 
Danielische Abfassung unserer Geschichte. Derselbe wurde zuerst 
von Africanus, Pries ter zu Nikopolis-Emmaus erhoben, dann von 
dem Neuplatoniker Malchus Porphyrius von Tyrus, der im zwolften 
seiner 15 Riicher gegen das Christenthum das Ruch Daniel einem 
Zeitgenossen das Antiochus Epiphanes zuschrieb, wie jetzt noch 
die Protestanten. Gegen ihn erhoben sich der hi. Methodius, 
Rischof von Tyrus (f 311), Eusebius von Casarea und Apollinaris 
von Laodikea; Kaiser Theodosius II. Hess 435 das L&sterwerk 
offentlich verbrennen. Doch die getauften »Diener am lauteren 
Wort* verstehen die Ribelkritik noch besser als jener »Samen 
Chanaans. « Bertholdt (Einleitung IV, 1580) entdeckt als 
Verfasser der Susanna den Rabbi Habakuk Josua'sohn im ersten 
Theile des zweiten christlichen Jahrhunderts ; der »orthodoxe< 



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— 405 — 

K e i 1 gilt dem alexandrinischen Uebersetzer des Buches Daniel 
im .Tahrhundert vor Christus die Ehre (Einleitung S. 733) ; 
D e 1 i t z s c h ist so gnadig einzuraumen, dass Septuaginta und 
Theodotion verschiedene Recensionen eines hebraischen oder 
aramaischen Urtextes iibersetzt hiitten, sicut fit in eiusmodi 
mythistoriis (De Habacuei prophetae vita p. 30). Horen wir also, 
was Africanus vorbringt gegen das Wortspiel, worfrit Daniel den 
beiden falschen Zeugen auf Grund ihrer widersprechenden Angabe 
des Baumes, unter welchem Susanna die Ehe gebrochen habe, 
das gottliche Strafgericht fur ihre Scbandthaten ankiindigt. (Vulg. 
13, 54 — 59.) c Qa 6e 6 fiev Otto ?;p:vov epaaxev, dbtoxptvsxa: 7iptaeiv 
auxov xov arfyekw* X(|) Se xjtzo g^wov £:p7jxoxi ay taihjvai 7rapa7iX^aca)a 
aitetXsr. 'Ev [i£v oov e EXX?jvixaia cpa>va:a xaxotauxa ofjio^oDvecv 
ai)[ipa{v£t uapa xr^v Tipivov xi nplaou xa: a/taat :rapa xr,v aytvov 
SvSe xfj eppaiS: xtjj Tuavxc Steaxrjxev (Ep. ad Orig. n. 1, Mge. 11, 
44) — das heisst, das Wortspiel zwischen rcptvoa (ilex, Steineiche) 
und der Strafe des 7cpi£etv (durchsagen) einerseits und oyivoa 
(lentiscus, Mastixbaum) und der Strafe des ayiZew (durchspalten) 
andererseits sei nur im Griechischen moglich, wahrend die ent- 
sprechenden hebraischen Worter keine solche Lautahnlichkeit 
hiitten. 

Die von Origenes hieriiber befragten Juden wussten keinen 
Bescheid, weil diese Baumnamen iiberhaupt nicht in der hebraischen 
Bibel vorkamen und auch die Weisesten unter ihnen kein 
hebraisches Wort fur Manches wussten. (Ep. ad Afr. 6, Mge. 11, 
61.) Man darf hiebei nicht vergessen, dass das Hebriiische seit 
dem Exil der Juden eine todte Sprache wurde, so dass zur Zeit des 
Ezra (eaftpaa) das Gesetz nach seiner Verlesung im Urtexte versweise 
dem Volk in's Aramiiische iibersetzt wurde. (Neh. 8, 8. 9. 13.) 

Zuniichst ist nun hervorzuheben. dass zu den wesentlichen 
Schonheiten der hebraischen Sprache und des alten Testamentes 
der ausserordentliche Reichthum an Wortspielen gehort , die 
freilich in den Uebersetzungen meist verschwinden. Zwei dem 
unsrigen ganz ahnliche Wortspiele in Ankundigung des gottlichen 
Strafgerichtcs finden sich bei Jeremias, der ja von den exilischen 
Schriftstellern am stiirksten beniitzt wurde. Sein erstes prophetisches 
Gesicht berichtet er also 1, 11. 12: Und es erging das Wort des Herrn 
an mich also: »Was siehst du, Jeremiau?* Und ich sprach: 
»Einen Shaked-zweig sehe ich.« Da sprach der Herr zu mir: 
>Richtig hast du gesehen; denn shaked bin ich iiber meine 
Worte, siezu vollbringen.* *T*3tP d. i. Wachsam ist der Beiname 
des Mandelbaums, (^pxapua'Gen. 30, 37; 43, 10) weil er zuerst 
unter den Baumen im .liinner erbliiht (Plinius, Hist. nat. 16, 34.). 
Gott zcigt daher dem Seher einen solchen Zweig zum Zeichen, dass 
er wachsam, d. i. bereit sei, seine angedrohten Strafen iiber Israel 



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- 406 — 

bald auszufuhren. Jeremias weissagte nun haufig die Belagerung und 
Eroberung Jerusalems durch die Babylonier, unter anderm auch mit 
der vom Heilande Matth. 24, 18 nachgeahmten Warnung. 6, 25 : »Geh 
nicht hinaus auf's Feld, und auf die Strasse begib dich nicht, denn 
Schwert hat der Feind, der Fremdling (lagert) ringsum.* (0': 5ti 
^ofjt^ata Tcbv i-£$p&v Tiapotxei xuxX&tev). Wegen dieser das Volk 
einschiichternden Weissagungen liess der Tempel-Oberaufeeher 
Phasshur, dessen Name ^IHtWD (Euseb. naoytap sXeuOepoa, Migne 
L. 23, 1267) zufilllig uTtippaata Voriibergang d. i. gnadige Be- 
wahrung vor dem Verderben bedeutet (wie der Name HDD 
Phaseh, I. Esd. 2, 49; II, 3, 6; I. Par. 4, 12), den Propheten 
geisseln und in den Block legen, worauf dieser auf seinen 
Peiniger selbst die Weissagung anwendet. c. 20. » Nicht Phasshur 
nennt der Herr deinen Namen, sondern Magur-missabib« d. i. 
Fremdling oder Feind ringsum! (0' u. Theod. (litoixov, Aquila 
£evov), um anzudeuten, dass das unbussfertige Jerusalem nicht 
verschont bleibe von dem Untergange durch die Babylonier, wie 
Phasshur »trugerisch weissagte* (v. 6): Denn also spricht der 
Herr: »Sieh, ich iibergebe dich dem Fremdling (eta |i£xotxtav, 
zur Abfuhrung in die Fremde), dich und all' deine Freunde, und 
sie fallen durch das Schwert ihrer Feinde vor deinen Augen ; 
und ganz Juda gebe ich in die Hand des Konigs von Babel und 
er fiihrt sie gefangen nach Babel oder erschlagt sie mit dem 
Schwert* u. s. w. 

Wie hier Jeremias dem oberpriesterlichen Liigenpropheten 
sein und seiner Gesinnungsgenossen Schicksal ankundigt durch 
einen seinem Namen ahnlichen Schreckruf, so Daniel den gottlosen 
Richtern und Zeugen durch ein Zeitwort, welches dem von einem 
jeden genannten Baum ahnlich lautet. Und zwar ist es ein doppeltes 
Wortspiel. Da beide das gleiche Verbrechen begangen haben, sollen 
sie auch gleiches Schicksal theilen; der Nachdruck liegt also auf 
dem Gleichlaute beider Zeitworter und musste vor allem dieser 
bei Nachahmung des Wortspiels in fremder Sprache erzielt werden, 
wozu sich im Griechischen leicht das gleichbedeutende und gleich- 
lautende rc^eiv und oy^ etv darbot. Was die Baume betriflft, so 
musste deren Anssehen sehr verschieden sein, um sofort die Luge der 
Zeugen erkennen zu lassen, ihre Namen aber mussten sowohl 
dem doppelten Zeitwort als unter sich ahnlich gelautet haben. 
Wollte der Uebersetzer dies auch nachahmen, so durfte er offenbar 
auch andere als die im Urtexte genannten Baume und solche 
nehmen, deren Namen des doppelten Gleichlautes iahig waren, 
also hier solche, welche mit npi und ayi anlauteten; denn es 
kam ja nicht darauf an, was es fiir Baume waren, sondern nur t 
dass es verschiedene und doch ahnlich benannte Baume waren. 
Man muss daher zugestehen, dass die von katholischer Seite 



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— 407 — 

bisher gebotenen Losungsversuche des obigen Einwandes unbe- 
friedigend sind ; derm man weiss zwar einige Baume anzufuhren, 
denen je ein Zeitwort in der Bedeutung des Zerstorens entspricht ; 
da aber weder die Baumnamen noch die Zeitworter gegenseitig 
Lautahnlichkeit haben (Welte, Einleitung in die deuterokanonis<hen 
Biicher, S. 248), so sind sie ungeeignet, das Danielische Wortspiel 
auszudriicken. 

Unvermogend dieses nachzuahmen, hat die Vulgata (ebenso 
der Araber) die griechischen Worter schinus und prinus heruber- 
genommen; der lateinische Name der Steineiche kommt zwar 
einmal vor in der hi. Schrift, namlich Isaias 44. 14, wo nf)fl 
mit ilex gegeben wird, jsdoch unrichtig. Der Alexandriner hat 
an dieser Stelle die vier Baumnamen ganz ubergangen, die philo- 
logisch besten Uebersetzer Aquila und Theodotion geben HTID 
mit AyptopaXavoo = balanus, wilder Dattelbaum bei Plinius, Hist, 
nat. 13, 9. 17. Wir glauben aber, das hebraische Vorbild des 
griechischen Wortspiels gefunden zu haben, wenn man nur nicht 
die unverstandige Forderung stellt, dieselben Baume wiederzuiinden. 

Die einander ahnlich benannten, aber ihrem Aussehen nach 
von einander verschiedenen Baume der Richter waren HSDtJJ un( * ("Hp 

shetta und kedda, und dem entsprechen die beiden Ausspruche 
Daniels *|]VntP* un( * TTj9*» jasshetach und jakkedach, er (der 
Engel des Herrn) wird dich abhauen, wird dich durchschneiden. 
Der Baum fitD$ kommt im alten Testament am haufigsten vor, 
denn aus seinem ungemein harten, auch im Wasser unverweslichen 
Holze, setim, mussten nach gottlicher Vorschrift die Bundeslade 
und die nicht metallenen hi. Gerathe gefertigt werden. Die Ueber- 
setzer geben es daher meist mit £6Xa aar^xa, unverwesliches 
Holz. oder £6Xa dxavBiva, oder dfoavUoa, spina, welches aber den 
engeren Sinn von 'axaxta = Schotendorn hat; Isaias 41, 19 haben 
Aquila und Symmachus aerca beibehalten. Nach ihm waren benannt 
die Stadte nE5tP!TrV3 Brfiaaercoc im Gebiet Manasse (Judd. 7, 22) 
= Schotenhausen, und Q*BtPrH?SN AfkXaaaxxetv gegenuber 
Jericho = Schotenau (Furst Ryssel, Worterb. 12). Unser deutscher 
Schotendorn ist keine Akazie, wie man ihn nennt, sondern 
Robinie. Die achte Akazie des Morgenlandes arabisch sont = p^ 
genannt, welche uns das Gummi Arabicum liefert, beschreiben 
Plinius, Hist. nat. 13, 19 und der hi. Hieronymus in der Erklarung 
zu Isaias und zu Joel 3, 18 (Migne 24, 417 ; 25, 986). Das Zeitwort 
nntP> ursprunglich sheth gesprochen, flKtP Thren. 3, 47 oder 
fl{2? Num. 24, 17, wird im Iphil (Aphel) vom Umhauen der 
Baume gebraucht. Deut. 20, 19. 20. Indem Daniel den Engel des 
Herrn als Faller nennt, womit stets ein unerwarteter von Gott 
herbeigefuhrter Straftod bezeichnet ist, so erinnert er zugleich an 

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— 408 — 

Exodus 12, 13. 23, wo der die agyptische Erstgeburt todtende 
Engel JVpItPD masheth genannt wird. Vergleiche das deutsch- 
jiidische Schachter fur Metzger. 

Der zweite Richter bezeichnet als den Baum, unter welchem 
die Slinde geschehen sei, die mp- Dieser kommt zweimal in 
der hi. Schrift vor, Exodus 30, 24,' wo die Vulgata casia dafur 
hat, und Ezechiel 27, 19, wo sie den allgemeinen Ausdruek stacto 
d. i. Harz nach dem griechischen hat. Er gehorte namlich zu den 
Biiumen, dessen Rinde und Harz zu kostbarem Rauch- und Salben- 
werk verwendet wurde. Da auch der altere Aquila (DlSpiK 
= AxuAaa = Aquila, Adler) HlTStp * m Aramaischen 'hat, 
wahrend Jonathan fnp beibehalt, so 'gehort der Baum jedenfalls 
zur Classe der in Psalm '44 (45), 9 und Job 42, 14 neben Myrrhe 
und Aloe erwahnten xaaca. Dioskorides, der grosste Botaniker 
des Alterthums, nennt I, 12 auch eine palmenilhnliche xircw ; die 
casia beschreibt Plinius 12, 41 — 44. Das Zeitwort H*lp = *lp3 

= ^J3p = caeds, percutio (Fiirst-Ryssel II. 52. 296. 310 hat die 

Grundbedeutung von eindringen durch die Oberflache, daher 
stechen, schneiden, wie pungere mit seinen Ableitungen punctum, 
pugio, pugna; jedenfalls konnte das Tphil in Verbindung mit f)p|tP 
das Ein- und Abhauen eine Baumes bezeichnen. Wem iibrigens diese 
beiden Zeitworter nicht gefallen, der kann statt deren "T^I^^ und 
*rrjji, jeshaddech und jegaddech nehmen, von ^^ u. "]"]y Letzteres 

gebraucht Daniel selbst 4, 11. 20 von dem Engel, welcher gleich- 
falls durch Abhauen eines Baumes und seiner Zweige dem Nabu- 
chodonosor das gftttliche Strafgericht ankiindigt. Auchdortistv.il 
ein ganz ahnliches ararattisches Wortspiel in athai^ aphje ubadaru 
anbe — schlagt ab sein Laub und streut umher seine Frucht ! 

Zu der zweimaligen Entgegnung Daniels 'OpOwa e^euaat tin -njv 
aeauxou xecpaXr^v (v. 55. 59) richtig hast du derart gelogen, dass du 
dir dadurch selbst das Todesurtheil gesprochen — bietet auch 
der gottliche Heiland ein GegensUick in seinem » Richtig hast du 
geurtheilt« an den Pharisaer, Luc. 7, 43, der durch seine Antwort 
auf die Frage des Herrn selbst entschieden hat, dass die von ihm 
verachtete Biisserin des Sundennachlasses wtirdig sei, er aber 
nicht. Und wie Daniel die beiden Anklager »aus ihrem eigenen 
Munde iiberwies* (v. 61), so spricht der Herr »Aus deinem Munde 
richte ich dich« zum faulen Knechte, dessen vorgebrachte Ent- 
schuldigung gleichfalls seine Pflichtvergessenheit selbst verurtheilt. 
Luc. 19, 22. 

Nun konnen wir auch nicht voriiber an der Kritik des in 
der Vulgata zwischen der Geschichte von Susanna und der vom 
Belsbilde stehenden Satzes. >Und der Konig Astyages wurde bei- 
gesellt seinen Vtitern (d. i. er starb), und es empfing Kui'us der 



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— 409 — 

Perser seine Herrschaft.* Die jetzige oft recht ungeschickte Capitel- 
eintheilung hat den Satz an cap. 13 angefugt, so dass er dem 
Anscheine nach die Zeit angibt, in welcher Daniels Gotterleuchtung 
den Justizmord an Susanna verhinderte. Tischendorf stellt den 
Satz mit den meisten Gelehrten an den Anfang der dem 12. 
Hauptstuck angehangten Geschichte BtjX x<xl 5paxa)v, naehdem 
er unsere Geschichte mit Recht als Eingang des ganzen Ruches 
belassen hat; denn alle alten Handschriften haben sie hier. Erst 
der Codex Chisianus aus dem elften Jahrhundert hat dem Beispiele 
des Hieronymus folgend die Geschichte von dem Urtheile Daniels 
in den Anhang des protokanonischen Ruches verwiesen (Migne 
Gr. XVI, 3, 2901), was ja dieser allzusehr fur die Hebraica 
Veritas eingenommene Kirchenvater fast mit alien Stucken that, 
die er nicht in seiner judischen Ribel vorfand. Dass der ange- 
fuhrte Vers nicht hieher gehort, beweist der tetraplarische Text 
(nicht hexaplarische, wie Wiederholt S. 379 sagt) der Septua- 
ginta, welcher den Vers gar nicht hat (Migne p. 2836), sowie 
der verschiedene Schluss der Geschichte. Der Alexandriner 
kniipft namlich an den den beiden Uebersetzungen gemein- 
samen Schlusssatz: >Und so ward unschuldiges Rlut gerettet 
an jenem Tage« folgende midraschartige Mahnung an : »Darum 
sind die Jiinglinge in Jacob (= im Volk Israel) beliebt, wegen 
ihrer Einfalt (= wenn sie das Recht lieben gleich Daniel). 
Auch uns lasst Acht haben auf die jungeren starken SOhne; 
denn wenn die Jiinglinge gottesfurchtig sind, so wird sein in ihnen 
der Geist der Wissenschaft und der Einsicht (wie in Daniel) in 
alle Ewigkeit.* (Ezech. 28, 3.) Theodotion hingegen schliesst 
also : »Helkias aber und sein Weib lobten Gott wegen ihrer 
Tochter mit Joakim ihrem Mann und ihren Verwandten, dass 
kein Ehebruch (aa)(rj(iov Tcpayjia, etwas Schandliches = Xoyoa 
Tcopvefaa Matth. 5, 32 = Deut. 24, 1 *\y-[ fl^JJ) an ihr befunden 
worden. Und Daniel ward gross vor dem Volke von jenem Tage 
an und in der Folge.« 

Offenbar hat nun ein Spaterer den letzteren Satz verbunden 
mit dem Schluss der (ieschichte von der Errettung Daniels aus 
der Lowengrube, deren erste Recension im sechsten Hauptstuck 
unsers Ruches vorliegt, und welcher in der Septuaginta lautet : 
»Und der Konig Darius ward beigesellt seinem Geschlechte (fehlt 
im Hebraischen und bei Theodotion), und Daniel ward von da an 
gross (n /UtHj xaTY]68uvsv £v xtJ paaiXefa, xax£axa07) inl xfja 
PaatXsfaa) unter der Herrschaft des Darius und unter der Herrschaft 
Kurus des Persers.« So ist der fragliche Vers von Astyages ent- 
standen, indem »Darius, Sohn des Ahsurus (Aaaou7jpoa ^m^HK) 
aus dem Samen der Meder, welcher Konig ward iiber das Reich 
der Chaldaer* (CHEO 9, 1), von Vielen fur den Astyages der 

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— 410 — 

Classiker gehalten wurde. Ueber die Geschichte von der Lowen- 
grube hoffen wir aber uns ein andermal auszusprechen. Die (\e- 
schichte von der Susanna jedoch gehort zweifellos nicht in die 
Zeit nach Eroberung Habels durch die Medoperser, sondern stellt 
das erste gewaltige Aufleuchten der prophetischen Autorit&t Daniels 
dar, dieses nach Moses ausserordentlichsten Gottesmannes, — ein 
Auflreten des Jiinglings gegen Amtsmissbrauch, welches nur in der 
Tempelsauberung durch Christus am ersten Osterfeste sein Gegen- 
stiick fmdet (Joan. 2, 13). Dass Daniel noch im Jiinglingsalter 
stand, beweist seine Einfuhrung als TcaiSapiov vewxepov, Vers 45, 
womit nach hebraischen Sprachgebrauch das Alter zwischen 12 
und 20 Jahren gemeint ist. Am Anfang des babylonischen Exils 
(606) kam Daniel als Gefangener an den Hof des gewaltigen Na- 
buchodonosor ; und wie einst Moses am Hofe des Pharao als 
Adoptivsohn der Konigstochter >unterrichtet ward in aller Weis- 
heit der Aegypter* (Act. 7, 22), so wurde Daniel mit seinen 
drei gottesfurchtigen Freunden eingeweiht in die chaldaische Wissen- 
schaftund Sprache wahrend drei Jahren (1.4) und nach deren Ablanf 
in die Kaste der balylonischen Gelehrten (*fi^3n 2, 24) aufgenommen, 
was keinesfalls vor dem zwanzigstenJahre geschah. In dieses oder das 
folgende Jahr Daniels, das erste, seitdem er sich freier bewegen 
konnte, und vor welchem kein Prophet berufen ward, weil man 
erst von da an Mitglied des Priester- oder Kriegerstandes und so 
der Volksgemeinde wurde (Jer. 1, 6. 7. Num. 1, 3; 26, 2. Lev 27, 3. 
Num. 5) — gehort wohl uaser Ereigniss. Daniel stellte dasselbe an 
die Spitze seines Buches, weil es seine Berufung zum Prophetenarat 
enthielt, Vers 44, 45: >Und es erhorte der Herr ihre (der Su- 
sanna) Stimme ; und da sie zum Tode fortgefuhrt wurde, erweckte 
Gott den heiligen Geist in einem Jiinglinge Namens Daniel* — 
oder nach dem Alexandriner v. 42: »Und sieh der Engel des 
Herrn, da jene hinausgefuhrt ward zum Tode, da gab der Engel, 
wie es ihm (von Gott) aufgetragen war, den Geist der Einsicht 
einem Jungling, welcher Daniel war.« Erst nachdem er so be- 
richtet hat, wie seine Weisheit anfing, vom Herrn vor dem Volke 
wunderbar auf den Leuchter erhoben zu werden, gibt der Prophet 
Aufschluss uber seine naturliche Vorbereitung hiezu, u. besonders 
wie er nebst seinen Freunden durch strenges Fasten an dem iippigen 
Hof Unschuld und Gottesfurcht bewahrten und sich in jungen 
Jahren wiirdig machten, Werkzeuge fur die wunderbarsten Erweise 
der Alles leitenden Vorsehung zu werden. 

Wir konnen also unsere Ansicht nicht verhehlen, dass der 
hi. Hieronymus in seiner Abneigung gegen die griechische Bibel 
hier durch Versetzung des ersten Auftretens Daniels an das Ende 
des Buches denselben Fehler begangen habe, wie im Buch Esther 
durch Versetzung des Traumes Mardochai's vom Anfang an's 



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Ende (Est. 11, 2—12). Auch dort hatte Mardochai, der Oheim 
und Pflegevater der spateren Grosskonigin Esther, sicherlieh sein 
vorbildliches Traumgesieht von der gewaltigen Schlange, welehe 
»jedes Volk zum Kampfe aufrief gegen das Volk der Gerechten* 
(cf. Apoc, 12, 17), als selbstandige Erziihlung vorangesetzt, um 
sich beim Leser einzufuhr-en und zu zeigen, wie die gottliche 
Vorsehung durch seine rechtzeitige Berufung an den Hot als 
Palastbeamter dem Verderben seines Volkes vorbcugte. Und 
sieh. wie die Hchandung der Id. Tempelgefasse durch den baby- 
lonisehen Konig Ualasassar H^X't^bD ^ *• :>>,)1 1 * en Anlass gab, 
dass Daniel am An fang des medopersisehen Reiches infolge seiner 
himmlischen Weisheit gleich dem agyptischen Joseph zur hochsten 
Wiirde erhoben ward: so wusste es auch Gott zu lenken, dass 
der furehtbare Schlag, zu welchem Aman, dei* allmachtige Gross- 
vesir des >Ahsurus des Konigs von Indien bis Chush* (Aethiopien), 
gegen das Volk Gottes ausholte, ihm den Untergang, dem frommen 
Juden aber die Nachfolge in seine Wiirde bereiiet hat; denn wie 
von der frommen Susanna (Lilie), so gilt in alien gemeinsamen 
und privaten Nothen der Kinder Gottes des koniglichen Propheten 
Trostspruch : 

>Die Augen des Herrh (merken) auf die Gereehten, 

Und seine Oliren auf ihren Hiilferuf, 
Das Angesicht des Herrn auf die Uebelthater, 

Zu vertilgen von der Erde ihr Andenken. 
Sie sehreien und der Herr hort 

Und von all ihren Bedrangnissen erlost er sie. 
Nah ist der Herr denen zerschlagenen Herzens, 

Und die gebeugten Geistes rettet er.* 1 ) 

Psalm 33 (34) 16—19. 



l ) Das Bnch Bere'shitb rabba, eine jiidische Umscbreibung der Genesis 
fubrt als Erlauterung zu „Josef in der Grata" (Gen. 37, 24) eine Agada oder 
Erzahlung aus ^Daniel" an, welehe der chaldaische Urtext der Geschicbte 
von der Belsschlange ist und vvortlich mit der Uebersetzung Theodotions 
tibereinstimmt (Dan. 14, 27—41), abgedruckt bei Martin, Pug. fid. 966 — ein 
Bevveis, dass auch bei den Juden bis ins sechate Jahrhundert und dartiber das 
ganze jetzige Bueh Daniel kanonisches Ansehen genoss. (Vide S. 400 d. H.) 



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- 412 — 



Uebersichtliche Geschichte des aufgehobenen 
Cistercienserstiftes Engelszell in Oberosterreich. 

(Von Dr. Otto Schmid, k. k. Uni vers. -Prof. d. Theol. in Graz.) 
(Fortsetzung aus Jahrg. V., Heft III., S. 135—147.) 

Unter Abt Leutold stiftet 1399 Heinrich der Aistersheimer 
ein Gut an der Oed (Mayrgut auf der Oed) urn die Begrabnis 
und einen ewigen Jahrtag mit Vigil und Seelenamt (wurde jahrl. 
gehalten am 27. Sept.) *) Abt Leutold kaufte auch viele Guter 
fur sein Stift: so 1398 einen Weingarten am Weinzierlberg bei 
Krems um 42 Pfd. und 1 Gulden (von dem man in den Garstner- 
hof in Krems zu Michaeli 20 Pfg. diente), 1399 das Gut Vieriing 
in der Kossla um 16 Pfd., 1401 das dem Kloster anno 1393 
schon verpfandete zweite Gut zu Gschwendt, 1403 einen Grund 
am Worth zu Krems um 8 Pfd., welcher aber zur Zeit des 
A. Leop. T. (1707 — 19) nicht mehr vorhanden war, da er ent- 
weder von den Fluthen der Donau weggerissen oder sonst 
irgendwie vom Besitze des Klosters weggekommen war; im 
selben Jahre (1403) wurde ein Gut zu Holzing in der Pf. Weizen- 
kirchen erkauft; 1404 bestatigte Herz. Heinrich v. Bayern 
(Linie Bayern-Landshut, es ist Heinrich der Reiche 1397 — 1450) 
die von bayer. Herzogen dem Stifte E. ertheilten Privilegien. 
Sehr giinstig erwies sich dem Kl. E. der Bischof von Passau, 
Georg v. Hohenjohe, der durch Urkunde vom 24. April 1401, 
ddo. Passau gestattete, dass die Pf. Schonering nach dem Tode 
oder Weggange des jetzigen Vicars mit einem Monche aus dem 
Kloster E. besetzt werde, da die fruheren Vicare wie auch der 
jetzige in Zahlung des Absentgeldes ungenau waren; der zu 
exponirende Monch sollte dem Bischof prasentirt, und ihm auch 
vom Einkommen der Pfriinde soviel gelassen werden, dass er 
standesgemass leben und auch die der Pfarre auferlegten papstl. 
und bischofl. Abgaben leisten konne; P. Bonifaz DC. bestatigte 
auf Bitten des Abtes die vollige Incorporation Schonerings 



*) Die Synopse sagt, der Jahrtag sei um 2 Guter und einen Grund auf 
dem Altratn gestiftet worden; dies mag urspriinglich so gewesen sein; im 18. Jahrh- 
bestand die Stiftung in der oben angegebenen Form. Das Necrol. E. hat iibrigens 
auch den 27. Sept. als Sterbetag und sagt: Henr. Aystershaimer. hie dedit 2 
predia an der Oede etc. — So erwabnt die Synops. auch ad annum 1397, dass 
in diesem Jahre Graf Ulrich v. Schauenberg das Privileg der Mautfreiheit und 
andere Gnaden, sowie namentlich den Kauf des Horzinger Waldes, bestatigt 
hatte, doch mit der Bedingung, dass, da der Kaufpreis fur jenen Wald zu gering 
gewesen, jahrlich nach St. Anna ein Jahrtag gehalten und 15 Schaf Korn gebacken 
und unter die Armen vertheilt wurden, nach dem vidimirten Verzeichnisse der 
Stiftungen in d. k. k. Statth. ist dies anno 1366 geschehen, ist nur die Rede von 
1 Schaf Korn und wurde dieser Jahrtag am 27. Mai gehalten ; wahrscheinlich 
ist diese Stiftung nach Abt Leopold I. in BetrefT der Verpflichtung des Klosters 
und mit Rttcksicht auf den misslichen Zustand desselben reducirt worden. 



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— 413 — 

anno 1402, 15. April. 1 ) Bischof Georg hatte auch 1398 Ablasse 
fur die Kloster- und Pfarrkirche (letztere im Markte E.) und 
die Pfortencapelle im Stifte ertheilt, sowie er 1405 die dem Kl. 
E. vom Stifter verliehenen Privilegien bestatigte. Eine ergiebige 
Stiftung kam nach E. noch anno. 1404 durch die zwei Bruder 
Lewzenrieder (Leuttenrieder). 2 ) Diese beiden (Ulrich und Geb- 
hard?) vermachten ein Gut zu Praittenau (Breitenau jetzt in der 
Pf. Aegidi) und ein Gut in Stainzen (Pf. Natterbach; vielleicht 
Steinzen in der Pf. St. Agatha bei Waizenkirchen) zu einem 
Jahrtage. Ebenso schenkte Richer Zeller, 8 ) miles et familiaris 
episc. Patav. 100 Pfd. und Johannes v. Regen, 4 ) can. Patav. 
und Pfarrer zu Linz stiftete sich einen Jahrtag. Anno 1404 er- 
theilt Fr. Nicolaus, Ord. Praed, Episcopus Vornensis 6 ) und Weih- 



*) Copialbuch C. im Stiftsarchive Wilhering S. 508 — 16. Anno 1402 
erscheint Meinhard als Prior v. E. An der Incorporation der Pf. Schonering 
haben wir ein klares Beispiel, wie die meisten dieser Incorporationen nach und 
nach vor sich giengen; urspriinglich wurde zuerst die Incorporation nur quoad 
temporalia uud zwar erst oft nur bezuglich eines Theiles der EinkUnfte, dann 
beziiglich der ganzen temporalia, spater endlich erst quoad spiritualia, eine 
wirkliche uud vollige Incorp. vollzogen. — an. 1404 wurde zu Schonering ein 
Pfarrer eingesezt ; in der Urkunde hieriiber heisst es, dass damals die Pfarrkinder 
sich rebellisch gegen ihre Hirten gezeigt hatten. — Auch der Bruder des Bischofs 
Georg Hohenlohe, Gottfried ist ein Wohlthater von E. gewesen; das Necrolog 
sagt von ihm 13. Sept. (141. \) mort. est dom Gotfr. comes de Hohenloch, frater 
domini Georii tunc ep. patav; hie in choro sepultus (vgl. Hansiz I, 503). 
an. 141 1 bestimmte Bischof Georg v. H., dass das Absentgeld des Pf. v. Schon. 
jahrlich 28 Pfd. betrage, es war namlich deswegen zwischen dem Pfarrer und 
dem Kloster E. ein Streit entstanden. 

*) Das Necrol. sagt zum 31. Marz: Ulricus Leuttenrieder confrater n. 
fidelis, fundator altaris s. cruis in ambitu; dann zum 1 8. Oct.: Wentla, uxor 
Ulrici Leuttenr., qui dederunt XX tal. den., und zum 25. Oct. : Gebbard Leweczenr ; 
dedit XIV tal. den., integrum ornatutn cum calice et fundavit lumen perpet. 
Nach dem Archive der k. k. Statth. in Linz stiften 1404 Jak. Hundshoch und 
Georg Leizenrieder die 2 Giiter auf einen Jahrtag mit Vigil, Seelenamt und 6 
Messen (wurde stets gehalten am 13. Marz). Diese scheinbar sich widersprechenden 
Angaben gleichen sich aus, wenn wir die Notiz des Necrolog zum 1. August: 
Mort. Jacob. Hanthoch, qui confirmavit nobis 2 predia etc. zu Hilfe ziehen; 
vielleicht war J. Hanthoch Mitstifter, oder er hat die Giiter eingelost; die 
Hundshoch waren ein im Inviertel sesshaftes Adelsgeschlecht. 

s ) Necrol. 22. Febr. und 13. Dec. : Anna, uxor Rycheri Z. de Patavia, 
qui dederunt XXIV tal. den. et ornatum, missale. 

*) Im Scbiflfe des Domes zu Passau ist sein Gedenkstein: 1399 Joannes 
de Regen, can. et cancell. curie patav. Im Stadtpfarrhofe in Linz ist eine Series 
parochor. et decan. Linciens; die iibrigens manche Liicken hat; in dieser erscheint 
Joannes de R. 1390. und sein Nachfolger, Wenzel Thiem anno 14 10. — Das 
Necrol. E. erwahnt seiner zum 24. Febr., er erscheint schon 1374 als Pfarrer 
von Linz. 

6 ) War ein Weihbischof von Passau; s. fiber die Weihbischofe Passau's 
u. a. J. Keiblinger im Hippolytus 1864. — E. Vamensis wird von manchen 
einfach fur Varna, Stadt in Bulgarien an der Westktiste des schwarzen Meeres 
gehalten. Allein das Bistum des genannten Weihbischofs ist ein Titelbistum; 
bei Weydenbach 1. c. im Cod. Prov. ist Nr. 989 ein Episcopatus Veriensis, 



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— 414 — 

bischof in Passau bei seiner Anwesenheit, ebenso wie spater 
anno 1409 der Kloster- und der Pfarrkirche so wie der Pforten- 
capelle Ablasse von 40 Tagen. Unter Leutold wurde vom Stifts- 
besitze verkauft: 1398 ein Haus auf dem Worth zu Krems, 
1400 ein Haus zu Passau auf Erbrecht, anno 1401 die Halfte 
des Hofes zu Thiemdorf (Diendorf in der Pf. Hadersdorf in 
Niederosterr.) an Erhard v. Ritigendorf. Abt Leutold, dessen 
Tod die Series in das Jahr 1406 veil egt und als dessen Todestag 
das Necrol. den 28. August angibt, hatte Ulrich (141 5) zum 
Nachfolger; vielleicht resignirte Leutold noch vor seinem Tode 
auf die abteiliche Wiirde. Von Ulrich sagt die Series: regnavit 
satis bene und mit Recht, unter ihm gediehen wieder an E. 
viele Giiter durch Schenkung und Kauf: anno 1407 stiften 
Johann, Jacob uud Georg von Oed, Vettern, mit dem Gute in 
Stainedt (jetzt Pf. Aegidi) einen Jahrtag (wurde am 28. Juni 
gehalten, ausser dem wurde am 8. Marz fiir die erste Stiftung 
der Oeder ein Jahrtag gehalten). Anno 1409, 25. Mai reservirt 
A. Ulrich und sein Convent iiber die Abhaltung eines Jahrtages, 
den Gundacker v. Tannberg, 2 ) Pfleger zu Neuhaus (a. d. Donau) 
mit Zehenten auf 7 Hausern in der Pf. Kellberg (ostlich von 
Passau, in dieser Diocese) stiftete; (die Zehente kamen erst 
wirklich an E. nach dem Tode des Passauer Burgers Andreas 
Hochgemuth, der sie von Gundacker zu Leibgeding hatte). 
Anno 1410 reversirt A. Ulrich aber die Abhaltung eines Jahr- 
tages fiir Wolfhahrt den Sinzendorfer, 2 ) Pfleger zu Wiechtenstein 
und im selben Jahre stiftete Hanns Geiselberger s ) 2 Pfd auf der 
Stroisser Miihle (Stroiss an der Aschach unterhalb Waizen- 
kirchen). Ulrich kaufte ein Gut zu Hachelheim (Hachlham in 
der Pf. Hartkirchen) anno 14 10 und im nachsten Jahre von 
Joh. Strasdorfer, Pfleger in Daxberg (Schloss in der Pf. Prambach- 



Suffraganb. v. Thessalonich, vielleicht ist dies gemeint. Nach einer gutigen 
Mittheilung des hochw. H. J. Stinglhamer, Stadtpfarrers in Grafenau, findet sich 
in der Unterschrift fiir die Errichtung des Colleg. Stiftes Vilshofen anno 1376 die 
Unterschrift: Nicolaus, Ep. Mageciensis (Magensis) wenn es derselbe ist vrie 
anno 1407 Nicol. Varnens. — Uebrigens war der Ablassbrief des Nicol. fur E. 
einst im Orig. da. 

*) Das Necrol. sagt aber zum 15. Dec: Ulricus Oeder, Dyemudis uxor, 
qui assignaverunt nobis hereditat. suam cum beredibus in predio Staynat ; wahr- 
scheinlich haben diese beiden jenes Gut bestimrat und ist etwa nach Absterben 
jener Verwandten erst an E. gekommen ; Hoheneck II, 7 sagt, dass ein Jakob 
von Oed Conventual in E. gewesen und anno 1446 dort gestorben sei. 

2 ) S. iiber dies Geschlecht Fl. Wirmsbergers Beitr. zur Genealog. der 
Dynasten v. Tannberg 24. Band. d. Arch. f. ost. Geschforsch. — Der Jahrtag 
sollte Mittwoch und Donnerstag nach Martini gehalten werden; scheint aber ver- 
fallen zu sein. Gundacker erscheint in der Urkunde des Pfarrers Weydacher 
v. Altenfelden v. J. 1376 als als Zeuge (Consist. Arch. Linz). 

a ) Sinzendorf in der Pf. Nusbach im Traunviertel ; iiber den obigen 
Hoheneck II, 425. 



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415 



Kirchen) die Hube zu Wakersbach. Dagegen verkaufte er gleich 
im ersten Jahre seiner Leitung das Haus, genannt die Juden- 
schuel zu Passau mit Vorbehalt eines jahrlichen Dienstes von 

5 Sch., der auch noch anno 171 1 geleistet wurde; anno 1410 
eine halbe Hube in Hoffmannsberg an Peter von Au und dann 
ein Gut zu Obern-Schoffberg (Pf. Engelhartsz.) mit Vorbehalt 
eines jahrl. Dienstes, 1 ) der bis in die letzten Zeiten entrichtet 
wurde, endlich verkaufte Ulrich anno 141 2 ein Haus zu Passau, 
naml. das Eckhaus vorne am Worth. Noch ist aus der Zeit 
dieses Abtes ein eigenthumlicher Vorfall zu erwahnen, der zeigt, 
wie die dem Cistercienserorden in einem ganz horvorragenden 
Masse zukommende Exemtion vom Diocesanbischofe damals 
schon geschmalert zu werden begann : anno 1410 verlangte 
naml. der Bischof v. Passau (Georg (I.) v. Hohenlohe, der sonst 
dem Kl. E. gewogen war, als er horte, dass das Kl. Wilhering 
in seinem Tochterstifte visitiren wolle, dass die Visitation bis 
zu seiner Ruckkehr von Wien, wo er eben sich befand, ver- 
jschoben und ein Abgeordneter des Bischofs zur Visitation bei- 
gezogen werde; fur sein Begehren berief sich der Bischof auf 
ein fruheres Uebereinkommen. Auf Abt Ulrich, dessen Todestag 
nach dem Necrol. der 10. Janner ist, folgte zunachst Christian II. 
Hochgemut, ein Passauer (1415-29). Er scheint ein tuchtiger 
Vorstand seines Hauses gewesen zu sein, obwohl wir nicht viel 
Nachrichten uber ihn haben ; die Series sagt : non multis relatis 
iteris fortasse propter injuriam temporis. Ueber seine erstere 
Zeit haben wir 3 Daten derselben Art, die nur weniges auf E. 
bezugliches besagen, naml. 141 5, 19. Juli Constanz urkundet 
Generalabt v. Citeaux Johannes, dass er u. a. von Engelszell 
2 fl. Ordenssteuerquote erhalten habe ; mit Bezug aut die grossen 
Lasten, die die Kloster zu tragen hatten, reducirt er den noch 
ausstehenden Beitrag des Kl. E., sowie anderer Kloster dahin, 
dass sie bis Maria Geburt nur noch die gleiche Summe an den 
Abt v. Heiligenkreuz zahlen sollen (Orig. Perg. Rest des 
Hangesieg. Arch. v. Wilh.) ; ebenso bestatigt der Generalabt 
12. Sept. 141 5, durch F. Petrus, Cantor in Heiligenkreuz den 
Empfang der riickstandigen Quote per i 1 /^ fl. 2 ) und anno 141 8, 
17. Jann. ddo. Constanz sagt derselbe General, dass E. von der 
dem ganzen Orden auferlegten Contribution von 9000 fl. riick- 
standig sei 10 fl. und von der Contribution von 6000 fl. noch 

6 fl. zu zahlen habe. (Collect. Run. von Alanus Lehr torn II„ 
P. I, pg. 368 im Joanneums Archive in Graz.) Unter A. Christian 
verfasste der E. Monch Nicolaus anno 141 9 das Necrolog, eine 



x ) Es scheint auch diese Miihle selbst dazu gestiftet worden zu sein. 
s ) Von dieser Hube diente man bei der Anschiitt zu Eferding jahrlich 16 
Metzen Hafer, i 1 ^ M. Korn, Vi M. Weizen und 30 Pfg. So die Synops. 55. 



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— 416 — 

Hauptquelle fur die Geschichte dieses Klosters. *) Ein bedeutender 
Wohlthater erwuchs dem Kloster in dem Passauischen Weih- 
bischofe Andreas, Episc. Victricensis, 2 ) dieser stiftete dazu ein 
Haus in der Pfaffengasse (strata clericorum, eine alte, steil zur 
Donau abfallende Gasse) und 300 Rothgulden; er starb 1420 — 22 
und fand nach Hansiz I., 503 und Cor oil. VI. in Engelsz. auch 
seine Grabstatte. Anno 1427 verkaufte Christian ein Haus zu 
Dorf in der Kossla (Pf. Aegidi) auf Erbrecht, kaufte 1428 ein 



l ) Orig. im Arch. Wilhg. Diese Steuer war vom Generalcapitel an. 1414 
zur Bestreitung der Auslagen des Cist. Ordens beim Constanzer Concil dem 
ganzen Orden auferlegt worden. — Aus der Zeit 14 15 — 43 haben wir noch eine 
kleine Notiz ttber E. bei Keiblinger Gesch. v. Melk H. II. 2 1 ; da ist gesagt, 
dass das Kloster E. an die Abtei Ebersberg (Benedictinerabtei in Oberbayern, 
kam spacer an das Jesuitencolleg in Miinchen) jahrlich 20 Pfennige diene von 
der Schiitt. 

*) Es besteht aus 52 Pergam. Blattern mit Einband v. J. 1630. Explicit 
liber iste conscriptus per fr. nicol; sacerd. et monach. hujus eccl. tempore D. 
Christanni venerab. abb. 11. ml dicti Hochgemuet . . sub a. D. M°- CCCC°- decimo 
nono. Indictione XII. Das 4. Blatt, auf dem di~ Verstorbenen zum 15. bis 28. Jan. 
verzeichnet waren, fehlt. — So sehr wunschenswerth eine historisch-kritische 
Bearbeitung des Necrol. ware und so viel geschichtl. Materiale sich ergabe 
wenn die einzelnen Personennamen nach Lebenszeit, Stand, genealogischem Ver- 
haltnisse , manche Orte nach ihrer Lage genau bestimmt wiirden ; so erfordert 
dies doch eine eigene Abhandlung, liegt auch ausser dem der Arbeit gesteckten 
Zwecke und Raume. Doch mogen an dieser Stelle noch manche Namen des 
Necrol. erwahnt werden ; wir wollen bier jene, die vor 14 19 fallen, nach den 
Monaten chronologisch georJnet votfUhren. Vor 141 9: Janner 13. Frider. . Frey- 
singer pleban. in Naternpach dedit 10 flor. Mfirz 23. Nicolaus, pleb. de Waizen- 
kirchen dedit 100 libr. et clenodia diversa; sepultus hie in capitulo. 30. MSrz 
Chunradus, dictus Magenhaus dedit 10 tal. ; vielleicht halten diese ihre Heimat 
unweit Pfarrkirchen (Magerhausel) in Miihlkr. Chunrad Magenhaus diirfte ubrigens 
in die 1. Halfte des 14. Jahrh. zu setzen sein (ein Magenhaus ist Zeuge in der 
Urkunde v. 1308, 6. Mai vgl. Urkdb. 6, 610) April 4. mag Paulus can. Pat. 
dedit monstranciam et fecit vitrum fenestrate in ambitu (in den M. B. XXX, 
319 erscheint 1376 Paulus Chorherr in Pass.) 1 1. Otto d. Chrotendorf (Krondorf 
in der Pf. Sarleinsbach, pleb. in Pfarrkirchen dedit 40 tal. 23. Apr. Andreas 
sacerd. dedit 12 libr. Mai. 1. Jacobus miles de Turri ded. 20 marcas argent. 27. 
Ulric. mutar. de Aschach, Clara uxor ejus, Margarita filia, a quibus habemus 5 
libr. Juni. 1. Joan, vicar, in Gaspoltshofen ded. 10 tal. 22. Juni Henric. presb. 
de Ranachriegel ded. 10. tal. Juli 5 Ortolf de Schauerbach (Ortschaft in der 
Pf. Waldkirchen Dioc. Passau) Can. Patav. August. 16. Frider. pleb. in Hohenzell 
confrater n. ded. 32 fal. 26. Aug. Andr. Phutrar et Margar. ux. de Patav. 31. 
Sifrid pleb. in Pfarrkirchen confrater n. et promotor fidelis, qui redemit nobis 
Eppenberg Sept. 2. Berthold Hosmund cio. Patav ; Lucia ux. ded. 2 libr. Berthold 
Hosmund erscheint Urkdb. 6, 407 anno 1342; ein Joh. Hosmund, Biirgermeister 
in Passau erscheint 1369 schon als gestorben (Urkd. 8, 428) 28. Sept. Nicol. 
Romer capell. ad S. Spir. in Patav. ded. 9 flor. Henr. Oedenbiser confrater n., 
ux. Katerina dicta Hayczinger ded. 40 libr. Die Oedenwieser sassen auf dem 
Landgute Oedenwiesen in der Pf. Diersbach und auch in Scharding; sie starben 
1460 — 70 aus. October. 6. Chunrad. pleb. de Patavia ded. 30. libr. 29. Oct. 
Christ, de Rennach (Ranna in der Pf. Engelsz.) noster nauclerus; Stefan filius 
ded. 32 1. in nova serra aufm Almusenpach (jetzt der sausehde Bach genannt, 
treibt die Miihle und Sage in Saag bei Engelh.) u. a. 



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- 417 — 

Haus zu Krems. Zur Zeit Christians fand anno 1424 eine all- 
gemeine Visitation der Cistercienserkloster Ober- und Unter- 
osterreichs statt; Abt Angelus v. Rein, der sich schon friiher 
als Visitator der Benedictiner und der regul. Chorherren erprobt 
hatte und weit und breit den Ruhm eines tuchtigen Ordens- 
mannes genoss, war mit einer Visitation ailer Cist. Kloster in 
Oesterreich vom Generalcapitel beauftragt worden; er visitirte 
auch wirklich Zwettl, Lilienfeld und Heiligenkreuz, in welch 
letzterem Kloster er, da seine Krafte durch die uberaus vielen 
Anstrengungen gebrochen waren, die Visitation der ubrigen 
Kloster aufzugeben beschloss und dieselbe den Aebten Iohannes 
v. Heiligenkreuz und Jacob von Sausenstein fortzusetzen auftrug 
(ddo. 24. Juni 1424 s. Collect. Run. T. II. P. 1. pg. 456—67); 
ob Engelszell damals visitirt wurde und welches der Befund 
dieser Visitation war, lasst sich aus Mangel aller Daten nicht 
sagen. Ohne Zweifel litt aber unter Christian II. das Kl. E. 
manchen Schaden an seinen Einkunften und Gtitern, die es 
theils im oberen Muhlviertel theils in Niederosterreich um Zwettl 
und Krems hatte, durch die verheerenden Einfalle der Husiten. 2 ) 
Als Todesjahr Christ, bezeichnen die Series und die Synops. 
das Jahr 1429, allein das Necrol. sagt : 1. Dec. 1434 mort. 
Christianus, ven. senior hujus eccl., aus dieser Ausdrucksweise 
und noch mehr daraus, dass schon anno 143 1 Christians Nach- 
folger Nicolaus als Abt erscheint, ist zu schliessen, dass Christian 
ein paar Jahre vor seinem Tode resignirte. 

Einer der tuchtigsten Aebte von E. war Nicolaus II. 



*) Einige Weihbischofe von Passau fuhrten den Titel: Episc. Victricensis, 
so Mathias c. 1431, Joannes c. 1441. — Der hochw. P. Rattinger S. J., der auf 
dem dunklen Gebiete der Namen der Titularbisthumer die eingehendsten Studien 
gemacht und dessen gutiger Mittheilung der Verf. dieser Arbeit raanche Hinweisung 
auf die richtigen Namen jener Bisthilmer verdankt, halt dafiir, dass, da es ein 
Bisthum Victrica nicht gebe, ein diesem Namen am ehesten abnliches unter den 
Nordafrikanischen Bisthiimern zu finden ware, unter denen es ein Vesceritensis, 
Vicensis, Visitensia u. d. gl. gabe. Das Necrol. E. sagt von dem obigen Andreas 
V. : 25. Febr. mort. pater et d' Andreas ep. eccl. V. et cooperator Georii Patav. 
e. epi confrater n. Item Katherina mater supradicti domini Andr. Item Joannes 
Calici cum omnibus amicis et parentibus supra dicti Andreae. Dieser Weihbischof 
Andreas erscheint schon 1412; anno 1422 oder 23, 30. Dec. dd. Wien verleiht 
er der Capelle im Schauenberger Hofe in Wien Ablasse; noch anno 1429 
20. Mai erscheint ein Andr. Victr. Im Necrol. E. ist Andr. Victric. eingetragen 
von jener Hand, die anno 14 19 das Necrol. schrieb, fr. nicolaus, aber dann auch 
von einer andern spateren Hand; hieraus konnte man schliessen, dass es zwei 
Passauische Weihbischoie Andreas V. gegeben ; Hansiz 1. c. sagt : Ejus epitaphium 
visitur in Coenob. E in sacello S. Wolfgangi sic: Andr. Episcopus Georgii P. 
Epi Capellanus, qui obiit anno 1420 ; aber jetzt ist kein Grabstein von Andr. V. mehr 
zu sehen ; viele Grabsteine sind als Pflaster verwendet worden. 



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— 418 — 

Geislitzer 1 ) (1430 — 56). Den Lobspruch der Series: >bene et 
laudabiliter regnavitc verdient er umso mehr, wenn man die 
harten Zeiten, in denen er dem Kloster vorstand, envagt. Wir 
haben viele Nachrichten iiber seine Thatigkeit zum geistigen 
und zeitlichen VVohle seines Hauses. Anno 1431 schJiesst er mit 
dem nicht weit entfernten Bened. Stifte Formbach a. In eine 
Confederation. 2 ) anno 1441 ertheilt der in Seinem Stifte sich 
aufhaltende Passauische YVeihbischof Johannes, Ep Victric. der 
Klosterkirche Ablasse. Anno 1446 erlangt A. Nicolaus durch 
Intercession des Markgrafen v. Brandenburg (Friedr. II. d. Eiserne 
1440 — 70), dessen Hofgeistlicher ein Cistercienser von E. war, 
vom Herzog v. Jiilich die Reliquien des hi. Pankraz und im 
selben fahre verleiht der Passauische Weihbischof, Sigmund 5 ) 
Ep. Salonensis, Ord. Cisterc. der Pankrazcapelle (jetzt Kirchen- 
ruine in Mittelbach bei Aegidi) Ablasse, wahrscheinlich im 
Zusainmenhange mit der Ueberbringung der Reliquien des hi. 
Pankraz nach E., wo die Verehrung dieses Heiligen iiberhaupt 
sehr gepflegt wurde. Noch im selben Jahre endlich erlangte 
A. Nicolaus wie so viele andere Aebte vom Basler Concil das 
Recht, die Inful zu tragen. 4 ) Zahlreiche Jahrtage wurden unter 
ihm in E. gestiftet : so anno 1430 von Georg, Vicar in Rab s ) 



') Vergleiche die sehr lesenswerthe Schrift von Dr. G. Friess: Herzog 
Albrecht V. von Oesterr. und die Husiten. Programm des k. k. Gymnas. zu 
Seitenstetten, Wien 1883. L. Proll Gesch. des Pramonstratenser-Stiftes Schlagl. 
Linz 1877. besonders S. 76. 

a ) Die Geislitzer von Wittweng finden wir seit dem 15. Jahrh. als ein im 
Traunviertel wohnhaftes und bedienstetes Edelsgeschlecht. 

3 ) Kloster E. scheint nicht mit vielen anderen Klostern confederirt gewesen 
zu sein, vielleicht weil es ohnehin so viele Jahrtage fur seine Wohlthater zu 
begehen hatte; iibrigens sind die Nachriehten und Documente iiber E. sehr 
liickenhaft; sicher ist aber, dass der Rotelbote von Reichersberg (a. Jn) nach 
141 2 und ebenso der vom Benedictiner-Stifte Gries in Tirol wenigstens an. 15 1 7 
nach E. giengen; vgl. beziiglich Gries: Eine alte Rotula v. Dr. Lierheimer O. S. B. 
in Studien und Mittheil. 1881. 1. H. S. 114. 

4 ) Dieser soil Pirchan geheissen haben, Abt in Hohenlnrt gewesen und 
dann Weihbischof von Passau geworden sein; in Lorch bei Ens ist sein Grabstein: 
Anno 1472 obiit . . . Sigism. E. Salon., natione de Rosenberg hie sepultus 
(gest. 25. Mai) Nach P. Lackner's Memoriale s. Altachae Inferior. Memoria p. 
38. squ. ist Sigmund friiher Profess in Niederaltach gewesen und 1474 gestorben; 
von seiner Abtwiirde in Mohenfurt wird dort gar nichts erwahnt Sigmund hielt 
sich haufig in Ens auf, vielleicht hangt damit seine Bestattung in Lorch zusammen. 

b ) 1439 Metten, 144 1 Fiirstenfeld, 1443 Rein, 1444 Aldersbach, Neuberg, 
1446 Sittich u. s. w. Manche Stifter liessen sich aber, nicht zufrieden mit der 
Gnade des Basler Condi's, das sich gegen den Papst so sehr auflehnte, den usus 
Pontificalium von den Papsten bestatigen. Uebrigens ist beziiglich der Pont ificalien 
wohl zu unterscheiden : den Abtstab trugen die Aebte vor Verleihung des usus 
Pontif., er ist das Zeichen der abtlichen Jurisdiction, die Mitra, Sandalen etc. 
wurden dann ex gratia verliehen. Das Xecrol. E. merkt an: 14. Sept. mort 
generos. D. Chunrad de Weinsberg et Anna et Anna ejus uxores, qui impetra- 
verunt huic eccl. infulam — wahrscheinlich durch Zahlung der Kosten. 



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- 419 - 

(Innkreis), 1431 vom Kanzler in Passau, vom Richter in Aschach 
(bei Eferding), von Egid Petershaimer (gest. 2. Apr. 1434) mit 
210 Pfd. (am Dienstag nach der Osteroctave mit 3 Messen und 
Speisung dreier Armen), von Georg Crispelstetter (Necrol. 
28. Oct. 1439) mit seinem Gute in Niecierndorf, von Wilh. 
v. Layming (Necrol. 15. Apr. 1440), dem Bruder des Passauer 
Bischofs Leonh. v. Layming, anno 1440 von Ulrich Pichler zu 
Weitenegg 1 ) (Schloss am linken Donauufer ober Melk) mit dem 
Gute zu Gallenbrunn (Goldbrunnergut in d. Pf. Grieskirchen?), 
1 44 1 von Erasmus Wazmannsdorfer mit vier bei einander 
liegenden Giitern in Mitter-Oesternberg (Pf. Esternberg) zu 
Vigilien, einem Seelenamte und Messen zu den Quatembern, 
von Friedr. Tawfl 2 ) (Tempffel), Kastellan in Rannariedl zu einer 
Messe vor dem Altar des hi. Johannes B., vor dem er begraben 
wurde. Anno 1446 loste Stephan Raninger 3 ), Burger in Passau 
die zwei Giiter in Schedlperg und Hormating ein und schenkte 
sie dem Kl. ; auch Georg Oberhaymer 4 ) v. Grebming stiftete 
sich ein Anniversar mit 2 Pfd. Einkiinften vom Gute Hangheim. 
Abt Nicol. erhielt von osterr. und bayer. Fiirsten Bestatigungen 
der Kloster-Privilegien, so 1447 von Herz. Heinrich d. Reichen 
v. Bayern-Landshut die Bestatigung der vom H. Otto 131 1 ge- 
gebenen Salzprivilegien, 145 1 vom Nachfolger Heinrichs H. Ludw. 
dem Reichen dieselbe Confiscation; 1455 ddo. Wien, 22. Sept. 
gab Ladislaus, Kon. v. Bohmen und Ungarn, Erzherz. v. Oesterr. 
dem Kloster einen Freiheitsbrief. Sonst fanden unter Nicol. 
folgende Veranderungen im Besitzstande von E. statt: 1430 
kaufte er einen Weingarten im Wolfsgraben zu Radendorf 
(Niederosterr.), 1436 wird das Haus zu Niedernburg in Passau, 



') Die Pfarrer von Rab waren offers Domherrn von Passau und hielten 
deshalb in Rab Vicare. Ueber Rab s. die trefflichc »Beschreibung d. Ortes Rab* 
u. s. w. von Joh. Lamprecht 1877. — Das Necrol. sagt : 12. Juli Georius . , . 
hujus eccl. fautor praecipuus. 

a ) Das Necrol. nennt ihn armiger und sagt : ipso die aniversarii cuilibet 
sacerdoti io den. pro servicio. Sein Jahrtag wurde bis zum Ende des Stiftes stets 
am 15. Marz gehalten; auch ist sein Grabstein in E, noch vorhanden: Hye ist 
begraben der edl Ulrich pichler von Weitenekh Anno Dei 1443 . . . sein 
hawsfraw Mathild . . . 

a ) Das Necrol. erwahnt seiner am 25. Mai. Seine Stiftg. scheint abhanden 
gekommen zu sein, auch erwahnt die Synops. nichts von ihm, daftir aber Bndet 
sich noch sein Grabstein vor: Hie ist begraben Friedrich Tewpffel der gestorben 
ist den III. mitichs (?) vor mathei Anno D. 1446 dem got gnadig sey. Er 
stiftete ein Gut. 

4 ) Necrol. erwahnt noch 29. April mort. Magdal. Erher. Filia Stephani R. 
— Der Jahrtag des R., dessen das Necrol. am 6. Sept. gedenkt, erhielt sich 
bestandig und wurde mit Vigil, Amt und so vielen Messen, als Priester da waren, 
gehalten. 



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— 420 — 

1440 das Nomairgut zu Strassheim verkauft, anno 1443 ein 
wegen der Wiese in Rohrerau entstandener Streit wird vom 
Landrichter in Viechtenstein zu Gunsten E. entschieden, ebenso 
endete ein Streit zwischen E. und Thomas v. Standacht 
(Staudach) wegen der Monchswiese durch Entscheidung des 
Landrichters in Peuerbach (Joh. Frey) anno 1447; die Guter 
Ober- und Niedergscheidt wurden vererbrechtet, 1444 ein Haus 
in der Brunngasse (gegen die Donau von der Ludwigstrasse 
abzweigend) in Passau gekauft. Nicolaus starb am 9. Janner 
1456 und wurde Tags darauf beerdigt; 1 ) noch ist sein Grabstein 
vorhanden. 2 ) 

(Fortsetzung folgt im nachsten Jahrgange.) 



Aus dem Sonettenkranze : „St. Benedict und sein 

Orden" 

von P. Franz Sales Tomanik, O. S. B. aus Stift Martinsberg in Ungarn. 

(Fortsetzung aus Heft III, Seite 148.) 
(26.) Der Gelehrtenkranz. — Alcuin. — Die Schule von Tours. 

Ein Strauss, ein prachtiger, aus BlUthen aller Zonen 

Urngab den grossen Carl: der Gelehrtenkranz. 

Welch Zierde war ein Alcuin, mit welchem Glanz 

Umfloss der Stern von York die herrlichste der Kronen. 

Den Hofkreis, wo die Musen Roms und Hellas wohnen, 
Wo Geistesfunken spriihen: die des deutschen Lands, 
Des Skalden Harfe tftnt, umrauscht vom Siegeskranz, 
Und sich vereint das Herrlichste der Nationen. 

Von Ordenssdhnen s ) waren in den Kranz gewunden: 
Ein Warnefrid, ein Arno, Wala, Adelhard, 
Ein Benedict, ein Angilbert und Eginhard. 



J ) Die Oberhaimer stammen aus der Pf. Hohenzell ; das Schloss Grobming 
(in der Pf. Altenhof, Hausruckkreis) scheint dieser Georg Oberhaimer gekauft 
oder geerbt zu haben. Das Necrol. : 12. Mai u. a. Georg O. Afra uxor ejus, 
Michael et Pernhardus O. filii eorum ; ipso die (i. e. annivers.) cuilibet sacerdoti 
10 den. pro servicio, diese Stiftg. findet sich in der Synops. und in den Acten 
der h. Statthalterei in Linz nicht, wahrscheinlich im 16. Jahrh. in Verlust gekommen. 
Einige Wohlthater erwahnt noch das Necrol.: so 27. JEn. Henr. Cener, 9. Nov. 
Osanna ux. ejus; 28. Febr. Albertus de Walhern, Diemud ux. Petrus films 
(Wallern in d. Pf. Aegidi) ded. 7 libr. 22. Sept. Erasm. Wazmansdorfer, Barbara 
ux. et Sigismund. fil. 6. Jan. (1447) Ulric. Harder, civ. Patav., ux. Anna; 15. Mart 
Peter Galczperger civ. Pat. — ist nach Dr. Erhard Gesch. der Stadt Passau I, 
175 anno 1443 PAeger des Spitals zum hi. Geiste. 

a ) Nach dem Berichte des Priors Johannes und des Conventes von E. an 
den Abt (Ulrich, Wilhelm ?) v. Wilhg. Cod. M. S. 106. 92. Das Necrol. sagt: 
IV. Id. Jan. (10. Jan.), ebenso der Grabstein: A. D. 1456 quarto Idus Januarii 
obiit domnus nicolaus Abbas duodecimus huj., monasterii cujus Anima requiescat 
in pace. Amen. 

8 ) frtther oder spater. 



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— 421 



Die Ruhe doch sie ward bei Hofe nicht gefunden; 
D'rum sehnten sie und zogen sich zuriick zur Zelle. 
Durch Alcuin strahlt dann die Schule Tours so helle. 



(27.) Metten. — Benedict von Anian. — Die zwei Corvey. 
Bei Regensburg im Wald, wo Utto's Zelle steht, 
Trifft Carl auf der Jagd -- den froramen Siedler an; 
Die Zelle wachst zum 8tift, zum blUhenden heran 
Und wahrt die theuren Perlen: Wissenschaft, Gebet. 

Urn Heiligung der Seelen in den Klostern fleht 
Ein and'rer heil'ger Benedict, von Anian : 
Die Leuchte de< Jahrhunderts ward der Gottesmann, 
Durch welchen neues Leben in dem Orden weht. 

Seit Carl und Ludwig bltihen Alt- und Neu-Corbie 
Dort, wo Pascasius die Geister air entflammt 
Fur's Wunder htichster Liebe, die Eucharistie. — 

Vom anderen Corvey die zarte Sage stanimt: 
Hier naht der Todesengel keinem Mtfnch, bevor 
Er eine Lilie legt auf dessen Stuhl im Chor. 



(28.) Lilien und Rosen. 
ErblUht im Orden immerdar ein Lilienkreis, 
So duftet auch der purpurrothe Rosenflor: 
Des Slid- und Westens Martyrer, der lichte Chor, 
Der schon mit Kronen pranget und mit Palmenreis. 

Aus Feindes Hand ward ihnen dieser hohe Preis: 
Des Islam's SBhne dringen bis nach Frankreich vor, 
Und wo sie ziehn, steigt lohend Flamm' und Rauch empor, 
Auch aus dem Norden stiirrat ein Kampf gar gliihend heiss. 

Die Zeiten sind's von Europa's Feuertaufe, 

Wo Berthar, Abt Casinos, am A 1 tare fiel, 

Und Schutt und Glut und Mord von Tausenden das Ziel, 

Das sich der Feind gesetzt in seinem Siegeslaufe. 

Wo, wie durch Gallier in Rom die Senatoren, 

Die Mtfnche Croplands fielen unterm Klang der Horen. 



An den heiligen Beda. 
[Aus dem Nachlasse des f Beda Weber von Marienberg.]*) 
Beda, wenn ich Dein gedenke, 
Wird mir wohl urn's kranke Herz 
Und ich scbau 1 empor und lenke 
Meine Seele himmelwarts. 

Warst ein MBnch in enger Zelle, 
Lebtest in der Dunkelheit; 
Doch Dein Geist war sonnenhelle 
Und Dein Herz war gross und weit. 

*) Die Biographie Weber's vide: „Scriptorea O. S. B. u pag. 606. - 

Die Redaction. 



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422 — 



Heiss umgliiht vom Kftmpfen»chweis9e, 
Muthig wie ein junger Leu, 
Gingst Du auf des Lebens Reise 
Manches Abgrunds Nacht vorbei; 

Zogest hin zn lichten Fernen 
Nach der Wahrbeit 8onnenland, 
Spahtest nach den Heimatsternen 
Nach der Kttste gold'nem Strand. 

Fielest auf die Erde nieder, 
Wenn Dir Gottes Glanz ersehien; 
Weintest still und zogest wieder 
Zu den blauen Fernen hin; 

Bis Dich einst am dunkel'n Tage 
Gottes sanfte Mittlerband 
Aus des Thales Mtth' und Plage 
Fiihrte in das Sonnenland. — 

Beda! Wenn ich zweifelud wanke 
Und rair Kraft und Muth entsinkt; 
Wenn ich blind zum Abgrund schwanke 
Und kein Sternlein freundiich blinkt: 

Wolle Gott durch Deine Bitte 
Mir ein naher Heifer sein, 
Mich durch der Gefahren Mitte 
Leiten und mit Huld erfreu'n; 

Dass ich stark und kraftig werde, 
Fortzukiimpfen kurze Zeit, 
Dann gelautert von der Erde 
Walle hin zur Herrlichkeit ! 



(Mittheilung von P. Anselm Salzer O. 8. B.) 




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II. Abtheilung : Mittheilnngen. 



De reliquiis insignibus S. P. Benedicti 

turn in Gallia, turn in locis alienigenis cultissimis. 

a C. Cuissard in urbe Aurelianensi professore.*) 

>Si fuit unquam quod tempus, quo cultum Sanctorum 
optimus quisque magno specialique complecti debeat amore et 
studio, id profecto exstat nostrum ; quern enim fugiunt innumerae 
calamitates seu politioae, seu etiam religiosae, quibus abunde 
opprimitur nostra Gallia? Deo tamen misericordiarum patri grates 
agendae sunt immensae, quod magis in dies evanescit protestan- 
tism! simulque jansenismi error pessimus. et devotio peculiaris 
pro sacro et Salvatorem et Sanctam Virginem ducit. Sola vero 
Sanctorum religio, per quam stetit patrum inconcussa fides et 
immota non viget, tantae molis est, errorum saeculi proxime 
elapsi altitudinem eradicare.* 



*) Subiectus articulus de Reliquiis SS. P. N. Benedicti nititur prae- 
iudicio, quod ex tripode definit: Corpus eiusdem Almi Parentis ereptum fuisse 
Sacro Casini Archisterio et quadam Gallicana regions asservatum. Quoniam 
vero buic sententiae subscribendo ingratum facere videremur araantissimis 
Casinitibus nostris, et adversarios haberemus viros omnis exceptionis dignos, 
praesertim Benedictum XIV. 1 ) Angelum Quirinium 9 ) et novissime Dominicum 
Bartolinium 8 ) Cardinales; ut fama nostrae Epbemeridis sarta tectaque servatur, 
protestamur, nos ex mera indulgentia in scriptorem sequentis enarrationis 
animum induxisse ad earn publici iuris faciendam. Ceterum de omnibus quae 
dicuntur, deque minus latina locutione, nihil tamquam nostrum vindicamus; ita 
ut fidei ussor unicus C. Cuissard maneat. 

Ex Redactionis Nostrae Consultu 

P. Maurus Kinter, 
O. S. B. 
*) De Canonizatione SS. J. IV. 
a ) epist Decad. IX.) 
8 ) Comment, de S. Zacharia P.) 

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— 424 — 

Quae miranda sane verba proferebat doctissimus idemque 
pietate insignis D. Gueranger (Homilia in Restauratione disciplinae 
monasticae in abbatiam Logogiacensem habita). Jam ab eminenti 
S. R. E. cardinali Baronio edicta denuo reponebat alius praelatus. 
quern deflet ecclesia, nempe Pictaviensis Cardinalis Pius. (Inter 
opera t. II. p. 269. Oratio dicta in Coronatione S. Mariae Carrai- 
tensis.) At inter omnes sanctos, quorum cultus ab unoquoque 
sic habendus, eminet unus, quern supra dictus Card. Baronius 
et defensorem et patronum eximium declarat, sanctus Benedictus. 
Eius utique devotio feliciter augetur et crescit; auctioni autem 
inservire credimus, si tunc temporis, ubinam versentur huius 
inclyti protectoris sacrae reliquiae, exponamus. 

Unanimi omnium consensu constat et historia pervulgatum 
est, ossa sancti Benedicti ex Italia in Galliam medio saeculo VII, 
Clodovaco, tilio Dagoberti, regnante, fuisse asportata et conservata 
in monasterio Floriacensi, quod etiamnum floret in Aurelianensi 
diocesi, et haec solemnis Translatio, iam incipiente VIII. saeculo, 
in Anglicis monasteriis, V idus Jul. colebatur. (De qua Translatione 
videsis opera nuper in lucem edita. 1. Catena Floriacensis 
connexa a doct. Brettes et prof. Cuissard. Parisiis, apud Palm£; 
2. Les Reliques de S. Benoit a R. P. D. Chamard, ibid, ap. 
Lev6; 3. Date precise de la Translation du corps de S. Benoit 
par M. Grellet-Balguerie, Aureliae, apud Colas.) 

Vix quidem in sacello sanctae Mariae Mummolus et Aygulphus 
pretiosas S. Benedicti deposuere exuvias, quum utique cura summa 
studioque ardenti servatus est ingens ille idemque dives thesaurus. 
Dum enim nocte quieti indulgerent monachi, nunquam non 
derelinquebatur Tumulus ; frater singularis, genibus prostratus 
orationique incumbens, lampadem fovebat indesinenter accensam. 
Singulis insuper diebus monachis nihil habebatur antiquius, quam 
ut septenos poenitentiales psalmos cum letaniis majoribus voce 
supplici cantarent. 

Ceterum cuivis vel leviter obeunti ilia, quae magno non 
sine amore contexuerunt miracula Adrevaldus, Adelerius, Aymoinus, 
Rodulphus necnon et Hugo a Sancta Maria, perspicere est, quanta 
reverentia, quanta dilectione filiali de Sancto Benedicto eloquantur ; 
est etenim ^corpus sanctissimi, dignissimi Confessoris J. C.,« est 
festa dies » sanctissimi Patris Benedicti, Tumulus, Mors nostri 
Patris;* sunt »ossa sacrata nostri Patris, nostri gloriosi, glorio- 
sissimi Patris,* etc. Numquid monachis Floriacensibus non est 
nisi Pater Sanctus Benedictus? Singulis fere in paginis Miracn- 
lorum redolet ilia paterna vox. 

Quid mirum? instante quodam periculo, quum bona monastica 
in discrimen venirent, ut a domino proximo malae indolis diri- 
perentur, haud mora, tumulum adibant monachi supplices ibique, 



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— 425 — 

oculis ad coelum erectis, in supplicatione (quae ne periret, prae- 
cavit antiquitas, quaeque Clamor in malefactos vocitabatur), 
enixius rogabant »sanctissimum Benedictum* ut et domum suam 
et possessiones suas tueri protegereque dignaretur. 

Quid insuper opus est, ut in memoriam singulis revocemus 
illam inscriptionem cereo paschali superponendam ab armario, 
et dedicationes codicum manuscriptorum sancto Benedicto obla- 
torum, quorum unam tantummodo, exempli gratia, adducemus 
Smaragdi abbatis commentario in Regulam: »Hunc librum dedit 
frater Teut Herus miser et infelix domino suo ac patri sancto 
Benedicto. « (Codex mss. 156, X 1 . saec. bibliothecae Floriacensis apud 
Aureliam asservatae.) 

Postremo dicemus singulos lapides insignis basilicae Floria- 
censis quasi omnibus et unicuique sonare: Hie requiescunt ossa 
S. P. Benedicti. 

Quae filialis amoris haud indubitata testimonia permanserunt, 
donee Casinenses monachi, ilium, qui nunquam ab semetipsis 
derelinqui debuisset, thesaurum ablatum videntes, prae tristitia 
legatos miserint ad redintegrandum. At Deo aliter visum est : nam 
Itali, miraculo moti, monasterium repetiere, asportantes reliquias 
»quas ex eiusdem pretiosissirai Christi confessoris corpore benig- 
nissime contulit Medo,* inquit Adrevaldus. 

Et haec est prima sacrarum reliquiarum partitio: quaenam 
autem et quales fuerint, dignissimis fide testibus nixi evolvemus; 
sunt ex »Brachio.« Etenim, ex assertione R. D. Gu^ranger a 
D. Chamard relata, asservatur in crypta Casinensi quoddam 
vasculum unius cubiti longitudinem et palmae unius altitudinem 
habens et continens, secundum Inventarium anno 1475 editum, 
sequentia: Brachium sancti Benedicti in argento ad formam 
brachii. Ossa duo in serico ligata crocei coloris et azurrini et 
involuta etiam in panno lineo cum certis aliis fragmentis reliqui- 
arum in forma brachii ac manus, cui inscriptum in fundo : 
> Brachium Sancti Benedicti. « 

Quid de hac re tam gravis momenti sentiendum sit, dent et 
ipsi Casinenses monachi. 

Sed persequamur: magna deinceps calamitas in Gallias 
irruit ex parte Normannorum, qui, nedum monasterio parcerent 
Floriacensi, summis e contra nisi sunt opibus, ut penitus everterent 
omnesque detruderent ibi habitantes monachos. At aufugientes in 
silvam vicinam Floriacenses pro nihilo suam ipsi vitam duxere, 
nisi secum maxima pietate reliquias venerandi Patris e rabie 
furentium abriperent. Alias autem, eodem instante periculo, 
» corpus D. Benedicti a Floriacensi monasterio ad Aureliam usque 
apud sanctum Anianum transtulerunt, sicut constat ex Patriarchio 
Bituricensi et Diederico, et anno altero post in aedem a venerabili 

10* 



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— 426 — 

Medone intra moenia ejusdem urbis constructam se contulere; 
quo in loco tamdiu permanserunt reliquiae, quoad, domo resarcita 
largiente rege, coram non paucis praelatis plebeque innumera, in 
mausolaeo, ex quo duobus annis elapsis extractum fuerat, iterum 
reposiium sit insigne S. Benedicti corpus. (Adrevakli Miracula, 
C. XXXVI, p. 69. Diederici illatio. Cap. X, p. 229.) 

Ex illo tempore jam Ganzbertus, Floriacensis monachus cantabat ver£ : 
Gallia, plaude satis tanto donata patrono, 
Ejus et exemplis te super astra levet, 
et apud Floriacum manere debebant reliquiae, quarum universa 
monachorum religio erat cupidissima. ltaque locum hunc valde 
mirandum invisere gestiunt, quern, ut ait sanctus Odo, viderat 
quondam sanctus Benedictus. (Forte cum sancta mens eius adeo 
dilatata esset, ut omnem mundum simul conspiceret, hunc locum 
sibi quodam occulto consilio specialiter delegavit. Ms. Floriacensis 
no 274.) Ex omnibus undique Galliae partibus advolant fideles, 
qui solemnitates in festis Benedictinis agendas contemplentur : 
nam, » quasi parum esse desiderio devotorum Deus prospiceret, 
si semel tantum in anno solemnitatem eiusdem Patris fideles 
coluissent, existere causas praestitit, quibus et alias solemnitates 
gaudio Christianorum adaugeret; de sancta videlicet illius Trans- 
latione necnon et tumulatione (quae colitur 4. Decembre) quas 
divinitus esse dispositas multa signorum documenta produnt.< 
(Id. Ibid.) Unde liquet, ter in anno celebrari festa sancti Benedicti. 

Attamen miraculis apud tumulum patratis cognitum est, 
quanta polleret in coelis auctoritate S. Benedictus, multique. ea 
praesertim aetate qua reliquias studio diligenti requirebat pia 
devotio monasteriorum, particulas vel minimas ex Corpore Floriaci 
asservato sibi tradendas curaverunt. Quibus rebus factum est, 
ut anno 996 ad abbatem Sancti Bonifacii Romae scriberet Abbo 
Floriacensis: »Pretiosarum reliquiarum S. Patris insignia postu- 
lastis vobis dirigi, eo quod 1NDVBITATVM esset penitus, sane- 
tissimam ipsius corporis praesentiam a nobis retineri.* (Baluze, 
Miscell. t. I., p. 407.) Quis dubitet, quin ex illo fonte hauriantur 
eae sancti Benedicti reliquiae etiamnunc Romae piis fidelibus 
concessae ? 

Non nobis est in animo dicere, quot et quanta in honorem 
eiusdem sancti fecerint Abbo et Gauzlinus, qui auro et argento 
ita tumuliun exornarunt, ut merito » Basilica Floriacensis omni 
Galliae facta esset exemplum.« (Vita Gauzlini, no XXXV. Lib. I.) 
Anno autem 1066 Guillelmus abbas, devotionis benedictinae 
augendae cupidus, sacras reliquias ex loculo ligneo in aeneum 
solidiorem immisit : cuius lignei particulae multis fuere sanationibus. 
(De miraculis S. Benedicti, auctore Rodulpho Tortario, C. XXV. 
CF. D. Mabillon, Annates, ad annum 1080. t. V. p. 157.) 



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— 427 — 

Anno 1095 in monasterio Sancti Petri Vivi factus est con- 
ventus solemnis et >os de corpore sancti Fatris nostri Benedicti 
palam omnibus ostensum est** ut refert Clarius Floriacensis 
(Chronicon S. Petri Vivi in Bibliotheca historica Icaunae, t. 11. 
p. 513). At nemini veniat in dubium, quin ex monasterio Floriaco 
oriantur eaedem reliquiae, siquidem multae duo haec inter monasteria 
amoris et confraternitatis existerent coniunctiones. 

Ex iis ante adictis fit manifestius erga S. Benedicti exuvias 
sacras Floriaci studium; at Simon abbas etiam maiora statuit, 
quae ita narrat idem Clarius anno 1107. »Causa meliorandi 
basilicae capitii, relevatum est sanctissimum corpus communis 
patris Benedicti et in navi ecclesiae collocatum est. Hoc anno 
praescripto, perfecto capicio, abbas, qui intendebat, ut in priori 
loculo, qui honorabilior erat, ipsum corpus transferred mortuus 
est. Verum convocatio populi, quae per multa loca facta fuerat, 
plurima ad diem convenit. Quis enim deesse debuit? Credo 
nullus, quern pes portare potuit. Ad hunc conventum venit et 
interfuit Ludovicus rex designatus (In chronico Regali S. Pantaleonis 
quod edidit Eccardus apud Corpus historicum medii aevi. t. I, 
col. 931, dicitur, interfuisse Philippum regem, sed falso asseritur.) 
cum multis proceribus Franciae regni et communi laetitiae suam 
coniunxit. Adfuerunt quoque episcopi cum maxima cleri ac 
populi multitudine. Translatum est autem sanctissimum corpus, 
IN CONSPECTV OMNIVM, qui adfuerunt; illic vidi flentes prae 
gaudio regem et principes et omne vulgus praecipueque monachos 
et abbates. Levatum itaque tantum gazophilacium Deo auro, 
argento gemmisque omnibus carius, superpositum est feretrum 
auro gemmisque fabricatum, tanto patri congruum. Hoc totum 
factum est XIII. Kal. Aprilis.* (Ibid. p. 518.) 

Quae si quis prolixiora duxerit, in nos solos reiiciat culpam : 
quippe totam curam, qua S. Benedicti corpus prosequerentur 
patres nostri, voluimus evolutam. At, quotiescumque capsa preti- 
osa aperiebatur ; toties ex eadem particulae quaedam reliquiarum 
extrahebantur : nam, quum Burgundiae comes nomine Eccardus, 
qui multa Floriaco largitus erat beneficia, sacellum aedificandum 
suscepisset, monachi non nisi cum reliquiis possidendum acceperunt. 

Quod etiam factum est erga monasterium Bardunense in 
Anglia, ut testatur Gallia Christiana (t. VII. Col. 1561). 

Festum interea translationis non modo Floriaci celebrius 
habebatur, verum etiam per totam Galliam, ex verbis ipsis 
Rodulphi Tortarii (Miracul S. Benedict. Cap. XXXII. p. 195) ; nam 
secundum Chronicon San Dionysianum, anno 1240, in die Trans- 
lationis S. Benedicti nata est filia Ludovici regis primogenita, 
Blanca nomine. Quid mirum, si cresceret in S. Benedictum devotio 



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— 428 — 

fidelium ex summis Indulgentiis, quas Pontifices reverentiae causa, 
studio maximo concedere sategerunt. (CF. Catena Floriac. fol. 76.) 

Magna ergo pace fruebantur Floriacenses : at VII idus 
Januarii anno 1364 Summus Pontifex Urbanus V, qui monasterium 
apud Montem Pessulanum aedificandum susceperat, ad abbatem 
Floriacensem epistolam direxit, in qua haec imprimis: »Cumitaque 
nos ad beatum Benedictum praecipuam devotionem habeamus et 
de ipsius reliquiis pro praedicto novo monasterio habere velimus 
aliquam congruam portionem, discretionem vestram hortamur 
attente, vobis districte praecipiendo mandantes, quatenus quartara 
partem vel circa capitis, et unum os brachii dextri eiusdem sancti, 
cuius corpus in vestro monasterio requiescere dicitur, ac unum 
vel saltern duos palmos sindonis, in qua huiusmodi caput et 
brachium involuta fuisse noscuntur.* 

Quibus jussis licet inviti obtemperaverunt : sed quis nou 
statim intelligat apud Floriacum existere corpus S. Benedicti? 
Cur enim a Casinensibus eadem non impetret? At iam non 
dubius erat ipse Summus Pontifex, secundum Cistercienses 
monachos, qui in capitulo generali ubi recepta est Translatio 
corporis S. Benedicti inter praecipuas solemnitates, ita locuti 
sunt : Casinenses se confitentur veraciter habere corpus B. Benedicti, 
cum illi e contrario de Sancto Benedicto super Ligerim omnibus 
praesentibus nude et aperte demonstrant (D. Bouquet, t. XXI. 
p. 614). 

Sed in dies crescebant sacrarum reliquiarum partitiones, quas 
omnes enarrare non nobis in animo est. Sic ad regale congregati- 
onis Valisoletanae coenobium corporis S. Benedicti particula, 
Henrico III. Castellae et Legionis rege favente. devenit. Cui ingens 
accessio facta est integro femoris (potius cruris) eiusdem sancti 
osse, ex Montepessulano Galliae Narbonensis urbe in Hispaniam 
deportato ac solemni pompa recepto: quae quidem can tat brevi- 
arium Valisoletanum. 

Imo Colonia, civitas insignissima multas annumerabat reli- 
quias a Gelenio (De magnitudine Coloniae, 1647) indicatas, scilicet 
unum os ad S, Mariam in Capitolio (Ibid. p. 227), dentem unum 
ad Sanctum Mauricium (Ibid. p. 426), particulam costae ad S. 
Pantaleonem (Ibid, p. 372) ossis humeralis partem cum costae 
particula apud Carthusianos Cldid. p. 457), costam unam ad S. 
Quirinum (Ibid. p. 609) particulas aliquot ad S. Catharinam ordinis 
militum Teutoniorum (Ibid. p. 442) ad S. Martinum majorem 
(Ibid. p. 378) denique ad S. Mariam ad Gradus (Ibid. p. 310.) 

Harum ecclesiarum pleraeque, incipiente saeculo XIX, fere 
destructae sunt; inde diffieillimum evadit probare, quo ex fonte 
oriantur illae reliquiae. Duae sunt tamen, quarum una, maior, 
altera vero minima de ossibus sancti Benedicti, coluntur etiamnum 



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— 429 — 

in ecclesia parochiali Sancti Martini. (Haec scribebat ad nos 
16. novembre 1880 R. et D. Canonicus Coloniensis Heuser.) Ne 
autem quis dubitet, qum relatae supra reliquiae ex monasterio 
Floriacensi possint procedere, dicemus hoc idem monasterium 
bona quaedam vel in Germania possidere, largiente Henrico III. 
scilicet et uxore Agnete ecclesiam Hochfeldensem. (CF. Charta 
qua Dietmarus Floriacensis vendit pro CC libris argenti et V libris 
auri monasterio Novum Villay ecclesiam in Hochfeld. ex Chartu- 
lario Novovillaensi. Quae charta edita est a Schoepflin in Alsatia 
diplom. t, I. p. 173, et a Grandidier, in Historia Alsat. If. titulo 
470, no. 226.) 

Insuper si fidens exhibeatur Hierogazophilacio Belgico edito 
a Raisse eiusdem saucti Benedicti reliquiae colebantur in Vaulsors, 
in Winociberga ex Lixemburgo. Thori apud Massacum erat brachii 
ossis pars non minma. Bollandistae (Acta SS. t. III. Martii, 
p. 355, no 9) particular esse in Bavaria, apud S. Maximinum 
Trevirensem et apud Andechs affirmant. 

His in aliena regione reliquiis existentibus addendae sunt 
etiam eae, quas plures ecdesiae singulares possident. Abbatia 
San Dionysiaca duobus capitis nt brachii gaudebat fragmentis 
anno 1393 concessis. San Symphorianum monasterium Augusto- 
duni vertebram, quam hodie adhuc venerantur fideles. a monachis 
Floriacensibus, saeculo XI ad finem vergente, gratanter acceperat 
S. Benedicti mandibulae partem monasterium S. Petri Carnutensis, 
caenobium S. Theodorici prope Remos costam, Aynaycum prope 
Lugdunum particulas aliquot, saeculo elapso recens, ostendebant. 
Praetermittimus alias ecclesias, quae minutas penes se haberi 
gloriantur. 

Quamvis autem haec tanta concessa sunt variis temporibus, 
maxima tamen pars corporis S. B. in capsa splendidissima requies- 
cebat. quum venit illacrymanda dies et omnium lacrymis deplo- 
randa, qua Cardinalis nomine et re indignus, Odetus simulque 
Floriacensis abbas, sacramenta pro nihilo ducens, omnia vasa 
auri et argenti capsasque singulas auferri jussit. Tunc, ut ait 
testis quidam, >dejectis ad ignem et exustis sanctissimorum 
patrum membris et ossibus, quorum praesentia et praesidio ad- 
versus hostes et insultantium inimicorum conatus tota Gallia 
nitebatur ut anchora, tamen speciali providentia placuit divinae 
maiestati ut hocce nostrum celebre et regium monasterium in- 
tegrum servaretur, et quod est magis praedicandum nee minus 
gloriandum, sacrosanctum sanctissimi P. N. Benedicti corpus aurea 
theca ab impiis et sacrilegis spoliatum, infractum tamen et in- 
tegrum nobis ad hanc usque diem remanserit* Hoc autem 
advenit anno 1562. 



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> 



— 430 — 

Vix bellorum cecidit iniquus furor, quum idem, qui an tea 
melioribus annis, erga S. Benedictum a fidelibus habitus est 
cultus; quin etiam milites ipsi, quibus aurum et argentum praedari 
jussum erat, voce unanimi dicebant incolis urbis S. Benedicti: 
»Divitias volumus, reliquias relinquimus.* Itaque anno 1583, 
Claudius Sublet abbas corpus sanctum in capsa lignea repo- 
nendum curavit. 

Quis talem conservationem non miretur? Sancte Benedicte, 
quanta apud Deum auctoritate polles, qui, de tot ac tantis Galliae 
patronis et defensoribus, inviolatus permansisti solus! Hodie enim 
latent et aeternum latebunt, igne voratae, reliquiae Sanctorum 
Dionysii, Martini et multorum aliorum, quorum suffragio nostra 
Gallia gloriabatur. Itaque, quum anno 1599, Carolus Saussems. 
Aurelianensis decanus, ecclesias, sede vacante, visitavit, dicebat: 
•Reliquias sacras S. Benedicti, nos ipsi, qui scribimus, sumus 
venerati easdemque propriis manibus tetigimus.« (Annales ecclesiae 
Aurel. p. 207, no LXVHI.) 

Novem vero annis postea elapsis, in festo sanctae Faustinae, 
idem praesul, omnibus praesentibus, coram advocato monasterii, 
promotore episcopali, necnon et plurimis viris doctrina, prudentia 
et pietate praestantibus, canonice agnovit, veras esse Reliquias 
S. Benedicti, quibus militaris furor pepercerat. 

Quibus equidem rebus fiebat, ut devotio erga S. Benedictum 
evaserit major, et monachi summa cura thesaurum custodierint. 
Anno enim 1606, Aurelianensi episcopo quaedam ossa roganti 
epistolam, quam praetermittere nolumus, miserunt. » Nihil omnino 
de sacris reliquiis nobis restitit praeter ilia sanctissimi Patris et 
Legislatoris nostri ossa, quae ut divina Providentia in tutelam 
Floriacensi coenobio nostro commissa sunt, ita a nobis toto mentis 
aflectu summoque studio sunt conservanda, ut eorum ne minimam 
quidem partem a nobis evelli aut aliunde transferri permitti debeat, 
maiorum exemplo, qui sacrum sibi a Deo depositum pignus non 
solum in quiete, sed etiam turbatis temporibus vitae suae periculo 
et ambientium moliminibus vindicarunt, nobisque succedentibus 
illis fidei nostrae mandarunt. Quapropter, antistes dignissime, 
reverentiam vestram humiliter oramus et item observamus, ut 
patronum nostrum palladiumque tutelare loco, quo deferri et 
deponi voluit, quiescere sinatis ; illo namque temerato in tuto esse 
non possumus. Perpendat Reverentia vestra, nos ligatas manus 
habere* (ex autographo apud Codicem mss. D. Leroy asservato). 

Attamen hac iusta severitate non usi sunt semper Floria- 
censes: anno enim 1625, abbatissa Almenesch in Normannia, 
unum os dorsalis spinae ea conditione obtinuit, ut Illationis festuin 
haberet solemne. Eodem anno, parvulum os Dominae de Beau- 
villiers, Montismartyriun abbatissae concessum est. Tandem, 



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— 431 - 

postulante Maria Medicea, Cardinalis Richelieu capsam S. Benedicti 
iussit aperiri, ex qua os magnum satis fuit extractum eidem supra 
nominatae Reginae offerendum; quae quidem epistola sequente 
affirmavit ipsa Maria. 

>Aujourdhuy XII. Janvier mil six cent vingthuit, la Reyne 
mere du Roy estant k Paris, le P. Bernard Jerandac, religieux 
b£n£dictin prestre procureur de la Congregation de Saint Maur, 
s'estant pr£sent£ a Sa Majeste k lissue de sa messe et luy ayant 
dit avoir commission et mandement verbal du p&re Maur Dupont, 
superieur g6n6ral dicellle congregation, de mettre entre les mains 
de ladite dame Reyne un os de notable grandeur du bras de 
S. Benoit Ledit Jerandac a donn£ k Sa Majeste ledit os ensemble 
attestation sign6e de Chauveau endate du VII. octobre mil six 
cent vingt sept contenant que ledit os avait este pour ce sujet 
solennellement tir£ de la chasse ou repose le corps en labbaye 
de Saint Benoit sur Loyre au diocese d'OrlGans, lequel avec 
ladite attestation Sa Majeste a re<?u du dit Jerandac et luy a dit 
legr6 quelle scavait au dit superieur general du soin qu'il a eu 
de luy avoir une si bonne part de cette relique, Pour 
moignage de quoy Sa dite Majeste m' a commands d 1 exp&lier 
ce present acte quelle a voulu signer de sa main et a 6t£ contre- 
signe par moy son conseiller et secretaire de ses commandements.« 

(Sign6): Marie. 

(Signe): Bouthillier. (Ex Autographo.) 

Anno autem 1639, die Novembris 30, Sancti Mauri Capitulum 
generale sanxit, ut noctu diuque ante capsam S. P. Benedicti 
esset lampas ardens, quae sumptibus publicis et emenda et fovenda 
foret. At eadem capsa et S. Benedicto et Gallia prorsus erat 
indigna: itaque novae congregationis Benedictinis nihil habitum 
est antiquius, quam ut novam, tempore meliori favente, capsam 
exstruendam susciperent. Quadam etenim die quum ducis Aurelia- 
nensis, Gastonis filia, pio de more, Floriacum venisset sacras 
reliquias venerandi causa, prior Gregorius de Verthamont, prece 
supplicanti rogavit enixius principissam, ut qua polleret apud 
patrem suum auctoritate uteretur ad pecuniam ingentem obti- 
nendam quae novae pretiosiorique capsae comparandae im- 
penderetur. Quibus ita precantibus non modo benignissimam 
aurem accomodavit ille vir princeps, verum etiam omnibus enixus 
est opibus, ut ex aulicis et nobilibus non pauci mirandum opus 
studio ardenti amplecterentur eique faverent. Insuper totus fere 
monasticus Galliarum ordo gloriosum sibi esse duxit, impensas 
sumptu proprio solvendas. Die 16. Junii 1655, unoquoque abbate 
Benedictino convocato, facta est praeclarissima Solemnitas: et 
testimonium eius apud nos adhuc integrum manet, cuius haec 
tantum oculis subiicienda sunt.* Capsam, inquiebant Patres, 



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— 432 — 

ligneam picturis et auro ornatam, in qua quaedam diplomata 
authentica in pergameno descripta reperimus, quae fidem faciebant, 
in Floriacensi monasterio requiescere corpus S. P. N. Benedicti 
et arculam ligneam, qua aperta deprehendimus sacra B. Benedicti 
ossa linteo involuta, quae evoluta omnibus praesentibus ostendimus 
et cum venerati essemus, in ea reposuimus praeter maxillam in- 
feriorem et insignem cranii partem . . .« (Ex Autographo.) 

Hoc autem solemne festum carminibus heroicis est cele- 
bratum et D. Vaillantius merito cecinit plectro, a S. Benedicto 
patriarcha devictam esse haeresim. Anno 1663 rursus canonic6que 
revisae sunt reliquiae, et anno 1689 Toscaniae archidux directam 
ad Floriacenses monachos religioseque in archivis asservatam 
epistolam scribebat, qua supplex particulas S. Benedicti reliquiarum 
mittendas ad se rogabat. Haud mora, ut authenticum refert* 
Sacram capsam reseravimus atque in ea multa sacra ossa in 
mundissimo linteo et panno sericeo involuta simul cum plurimis 
authenticis reperimus. Sacra pignora ea qua par est reverentia 
et devotione venerati ex iis unum notabile selegimus et eduximus, 
quod consultus doctor medicus dorsi vertebram esse asseruit.* 
(Ex Autographo apud D. Chazal servato p. 937.) 

Ast eodem beneficio non gavisus est Poloniae rex Stanislaus. 
Qui quidem, quum precibus suae consobrinae, Comitissae Jablo- 
novska, ordinis S. Benedicti religiosae in Leopoldensi coenobio, 
non posset resistere, ad Floriacenses scripsit epistolam, qua reli- 
quiae peterentur; monachi vero tacuere. (Hujus epistolae auto- 
graphum penes archivia stat.) Era' anno 1736. D. Chazal, sancti 
Benedicti prior, adiit anno 1687 prioratum Salensem ibique, inter 
reliquias veneratus est eamdem, qua sanctus Aygulphus e Casi- 
nensi monte sacrum corpus detulerat sportellam. (Historia Floriac. 
Mss. ao. 1687.) Sex autem post elapsis annis Joannes de Saint- 
Leger. visitator abbas, in Patriciaco coenobio vidit sancti Benedicti 
ossa duo, quorum unum quidem ex brachio, alterum vero e tibia 
constabat. Jam anno 1657 homo quidam, nomine Andrenas. 
Parisiensis dono dederat abbatiae San Germani a Pratis unum 
os ex pede S. Benedicti, quod illi iure haereditario ex propinquo 
suo obvenerat: qui propinquus has reliquias a priore Francisco 
Rolle amicitiae ergo anno 1579 acceperat. 

Aureliae, quaedam ossa venerabantur ecclesiae Sancti Bene- 
dicti et Sancti Petri in Semita lata. Etiamnunc in modica capsa 
servantur ossium particulae ad Sanctum Marcellum. 

Tandem anno 1 725, Aurelianensis praesul. Heuriaci d' Ermenon- 
ville, favente roganteque D. Duce de Blacas, aliquot ossa Beccenses 
ad monachos misit, ex authentico in archivis Floriacensibus 
asservato. 



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433 



At thesaurum a quo abstinuerant Calvinistarum militurn 
rabies et furor, quern tot saecula custodierant incolumem, magna 
rerum apud Gallos perturbatio ipsa, Deo permittente, non spoliavit. 
Anno enim 1793, Sulliacensis parochus a D. de Jarente tunc 
temporis Aurelianensi episcopo mandatum accepit, ut, auro argento- 
que sublatis, ipsae reliquiae summa reverentia haberentur, quod 
factum est, ut authentico probatur; atque ita S. Benedictus ex 
omnibus Sanctis in Gallia cultis fere solus Vandalicam direptionem 
vitavit, et ex illo, quod vix apud, ante et post acta saecula visum 
fuerit horribilius, discrimine victor gloriosus evasit. 

Gallia vero pacata, D. Bernier, praesul Aurelianensis, 5. sep- 
tembre 1805 reliquias S. Benedicti miraculo patenti visibiliter 
praeservatas canonice recognovit, eaque occasione varia variis 
monasteriis ossa concessa fuere: quae inter annumerare liceat 
Calvariam Aurelianensem, cui magna pars unius costae fuit impertita 
et Benedictinas S. Sacramenti Parisiensis, quae cubiti partem 
gratanter exceperunt. 

Ex eo tempore fit reliquiarum quasi annualis distributio: 
sic, ut quasdam tantum notemus, anno 1835, jubente D. de 
Beauregard Aurel. praesule, partes notabiles numero sexdecim 
e capsa extractae sunt Cistersiensibus religiosis in Gallia degentibus 
concedendae, quamvis obsisteret et contra niteretur paroeciae 
Flonacensis director, ut authentico probatur. 

Anno 1838, Solesmenses monachi, eodem episcopo disponente, 
partem cranii posteriorem accipiebant. 

Anno 1852, partes non modicae plurimis canonicis virisque 
distributae sunt, necnon et utrique seminario, B. B. Patribus 
Misericordiae et multis religiosarum coenobiis. 

Anno 1856, una costa, favente D. Dupanloup, ad insigne 
monasterium Einsidlense missa est ibique veneranter asservatur. 

Tandem et ultimo, anno 1865, ejusdem praesulis jussu, 
tres partes praecipuas accepit coenobium Benedictinum apud La 
Pierre qui Vire. 

Liceat nobis harum partitionum testibus sperare, fore ut 
nulli deinceps vel minima earumdem sacrarum reliquiarum parti- 
cula sit concedenda. Ceterum D. Coullte, quo nunc sedes Aure- 
lianensis hodie gaudet episcopo, strenue obstitit, ne unquam, sub 
quacumque causa vel praetextu, capsa aperiretur, reliquias ex- 
trahendi gratia, dicens, se eodem versari animo, quo Benedictini 
Patres; timebat enim, ne minorem corporis S. Benedicti partem 
haberet ecclesia Floriacensis, quam ut sacrosanctum illud corpus 
ibidem requiescere liceret affirmare. »Quod si quidem, annis 
retroactis, nimio plures reliquiae, coenobiis postulantibus, fuerint 
impertitae, pietati iustisque rogationibus satisfaciendi causa, dein- 



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— 434 — 

ceps, quamdiu viveret, nihil isti piissimo praesuli carius et sanctius 
esse habendum, quam ut eo, quo nunc versantur, statu modoque 
tales sanctas reliquias custodiret et asservaret.« (CF. Opusculum 
de Nova Translatione et de Recognitione, 9, 10 et 11 Julio 1881, 
factis a RR. DD. Coulte, necnon et orationes ea oecasione habitae. 
Orleans. G. S6journe, 41, rue des Cannes.) 

Quae verba fortia edidit idem D. Coullie episcopus eo die 
quo, praesentibus RR. DD. Richard, coadjutore Parisiensis archi- 
episcopi RR. P. P. abbate Logogiacensi in Gallia, clero permaximo, 
doetissimis, in Facilitate Parisiensi medicis, canonice regulariterque 
Reliquiae recognitae sunt. Atqui ex authentico desuper scripto. 
cuius exemplar unum Romam ad Summum Pontificem missum 
est, et ante pedes Sanctitatis depositum, hae sunt reliquiae quas 
fidelis unusquisque potest videre venerarique in ecclesia abbatiali 
Floriacensi novem circiter ab Aurelia distante leucis. 

I. Dix-sept fragments de cotes. 

II. Deux femurs en tiers, le droit et le gauche. 

III. Le Sacrum et les deux os coxaux s'articulant exacte- 
ment entre eux. Le sacrum comprend les deux premieres verl&- 
bres sacrees et un fragment de la troisieme. 

IV. Neuf vertebres presque intactes parmi lesquelles on distin- 
gue T axis avec la troisieme et la quatrieme vertebre cervicale: 
cinq vertebres dorsales et une vertebre lombaire. 

V. Deux parties d'omoplate, dont 1' une est la partie supe- 
rieure et externe de 1' omoplate droite supportant repine de 
l'omoplate presque dans son entier avec l'acromion. ainsi que la 
cavite glenoide surmontee de V apophyse coracoi'de. 

VI. La seconde partie de Tos sternum. 

VII. Le metatarsien du gros orteil du pied gauche. 
VIII. L' astragale entier du pied droit. 

IX. Deux os euboides egaux entre eux, le droit et le gauche : 
le premier cun&forme du pied gauche s'articulant avec le 
metatarsien signals plus haut ; le deuxteme et le troisieme cunei- 
formes du pied droit. 

X. Un fragment diaphysaire du peronS. 

XI. Une portion du temporal oflrant sur sa face interne 
deux si lions de V art&re m6ning6e moyenne. 

XII. Un fragment de la partie posterteure du maxillaire 
sup^rieur gauche avec une grosse molaire. 

XIII. Un maxillaire inferieur depourvu de dents. 

XIV. Une portion de la votite du cr&ne pr^sentant une section 
faite par une scie. 



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435 



Ex ea minuta descriptione videre est, quanta pars corporis 
S. P. Benedicti superstes existat, quamvis, ut ita dicamus, multae 
aliae sparsae jaceant ubique terrarum. Sed utilissimam existima- 
vimus doctorum medicorum additionem ita constantem. 

»Les m^decins experts observant que les os du bassin 
s'articulent exactement entre eux et avec les deux femurs, aflirment 
que ces cinq os constituant une par tie importante du squelette 
appartiennent au meme sujet. De plus, considerant les proportions 
comparatives des autres os, leur etat de conservation, leur structure, 
ils pensent naturel d' admettre qu'ils appartiennent tous a ce m£me 
sujet, doue d'une taille au dessus de la moyenne, decede a un age 
ayant d^passe la moitie de la vie et ils ne trouvent aucune raison 
a faire valoir en faveur d'une opinion contraire.* 

Nunc autem si res ita sese habeant, quis dubitet, quin totum 
S. Benedicti corpus Floriacum allatum sit eodemque in loco, 
durantibus XIII. saeculis, permanserit. Numquid nobis Aurelianen- 
sibus non, est gloriandum eo, quod tanti pretii tantique ponderis 
has reliquias, quas per tot saecula possidere peroptarunt innumerae 
ecclesiaetum in Gallia turn in aliis Europae regionibus existentes, 
soli, sub auspiciis S. Benedicti, veneremur et colamus in ea ecclesia 
Floriacensi, quae tantam apud singulos obtinuit laudem et famam 
ut abbas inter abbates primus sit appellari dignatus Floriacensis. 

Illam vero reliquiarum disquisitionem sola mente suscepimus, 
scilicet ut, in nostra patria saepenumero dissensionibus, factionibus 
disturbata, maneat saltern intimis omnium pectoribus infixus amor 
erga S. Benedictum: non etenim sine causa Deus totius bonitatis 
auctor permisit has reliquias e variis discriminibus incolumes 
evasisse, quum cetera aliorum Sanctorum pignora penitus evanu- 
erint. Itaque perstat in nobis spes maxima S. Benedictum eodem 
studio, iisdem oculis benignis prosecuturum esse nostram Galliam, 
in qua tanta etiamnum viget et pietas et RELIGIO. 



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436 



Ein hochbetagter Abt. 

Von Abt Benedict Braunmuller in Metten. 

An einer Universitat trug in den vierziger Jahren dieses 
Jahrhunderts ein Professor der Fhilosophie auch liber die Pflicht 
der Selbsterhaltung vor. Dabei wies er warnend und abschreckend 
hin auf die selbstmorderischen Beispiele der alten Monche 
Aegyptens, welche einer so iibergrossen Entsagnng und Enthaltung 
von Geniissen sich hingegeben hatten, dass sie hinter dem Masse, 
welches die Natur zu ihrer Erhaltung verlange, weit zuruckgeblieben 
waren. Ich konnte mich freilich bei solcher, ernstlich gemeinter 
Warnung eines heimlichen Lachelns nicht enthalten ; denn wiewohl 
noch wenig bewandert in der Ordensgeschichte war mir doch 
bekannt, dass gar manche von jenen enthaltsamen, selbstmorderischen 
Monchen iiber die hundert .lahre hinaus gelebt haben. (Jener 
besorgte Prediger der Sebsterhaltung erreichte, nebenbei bemerkt, 
keine 50 Lebensjahre.) 

Und in der That, was konnte zur Erhaltung und Ver- 
langerungdesLebens geigneter sein, als dieregelmassige. leidenschafts- 
lose, enthaltsame Lebenswoise echter Monche ? Denn trotz manig- 
facher Sorgen, Arbeiten und Entbehrungen geniessen sie in der 
Kegel einer Gemtithsruhe, von der viele Weltleute keine Vorstellung 
haben und welche auf den leiblichen Organismus von dem 
wohlthatigsten Einflusse ist. So kommt es, dass in KlOstern, 
zumal in wohlgeordneten, hohe Altersstufen gar nicht selten sind. 
Ein beachtenswerthes Beispiel dieser Art soil in den folgenden 
Zeilen vorgefuhrt werden. Es ist Conrad von Zant, Abt von 
Priifening, in vorgertickten Jahren gewohnlich »deralteConrad« 
genannt. 

Als er am 2. Juli 1333 starb, zfihlte er 107 Jahre; demnach 
ward er 1226 geboren. Ueber seine Geburtsstatte, seine Herkunft l ) 



*) Der Name „Z a h n u (dens), im Volksmunde Zand, Zant, Zandt, ist ungemein 
verbreitet. Abgesehen von der reichen Bttrgerfamilie der Zand inRegens- 
burg, gab es in Bayern viele Rittersitze dieses Namens, besonders bei 
Cham, dann bei Riedenburg an der AltmUhl und bei Hohenkemnat unweit 
Ainberg ; diese dUrften hier in Betracht kommen. Unser Conrad heisst gewohnlich 
(M. Germ. XVII, 608. reg. boic. IV, 604 und sonst, bes. in ungedruckten 
Urkunden) „dictus de Zant, u einmal 1304 (ungedr. Urk.) ^Zantner," wahrend 
das „Zant" in M. B. XIII, 22 eine ganz unsichere Leseart ist und in einer 
alten mir vorliegenden Abschrift jener Urk. eher als „Zantner" gelesen werden 
kann. Die bezeichnete BQrgerfamilie nun nennt sich nie „de Zant 4 * ; ein Mitglied 
derselben, Heinrich Zand, stiftete 1296 auf der Sandgrube bei Regensburg ein 
Siechenhaus fur Leprosen; nie kommt eine Andeutung vor, der Priifeninger 
Zantner sei mit denen in Regensburg verwandt gewesen. Dagegen erscheint 
der Name Conrad ofter bei den Zantnern in der Oberpfalz um Ensdorf (bes. 
M. B. XXIV). Deshalb dlirfte der Schluss nicht unberechtigt sein, auch der 
„alte Conrad" habe von jenem Sitze bei Hohenkemnat gestammt, den die 
Zantner noch 1499 einnahmen. 



Digits 



zed by G00gle 



— 437 — 

und sein Leben in der Welt ist uns nichts uberliefert; doch 
muss er eine tuchtige Bildung und Uebung, namentlich in 
praktischer Geschaftsfuhrung erhalten haben, da er sich spater 
so erfahren und gewandt, so kenntnissreich und brauchbar zeigte. 
Er stand bereits hoch in den dreissigern, da er sich zu Prufening dem 
Ordensstande widmete und urn 12G3 Profess machte. Es erhellt 
dies aus einer zufiilligen Notiz. Als das Kloster St. Emmeram 
1323 fur seine Exemtion Process fiihrte, rief es zum Zeugen 
auch den vormaligen Abt Conrad von Prufening auf, der damals 
»schon 60 Jahre dem Orden angehorte.* l ) Bald nachdem er die 
Ordensgelubde abgelegt, trefTen wir ihn (1266) als Diacon und 
Cellerar 2 ) unter dem Abte Werner. Das gibt Zeugniss davon, 
dass er schon mit Geschaften wohl vertraut und gut gebildet in\s 
Kloster eintrat und rasch sich grosses Vertrauen gewann; denn 
ein so wichtiges Amt wurde damals weder einem Diakon noch 
iiberhaupt einem Ordensmanne iibergeben, welcher im Klosterleben 
ein Neuling war. 

Unter dem folgenden Abte Friedrich (1269-71) war der 
Zanter bereits zum Priest er ordinirt und hatte die Stelle eines 
Propstes, 3 ) d. h. er musste einen grossern Complex von Gutern 
auf eigene Rechnung und Verantwortung verwalten. Doch erhielt 
er bald eine noch wichtigere Aufgabe ; denn unter dem folgenden 
Abte Werner II. (1271-1279) wurde er am 6. Mai 1273 zum 
Abte von Priil (bei Regensburg) erwahlt, 4 ) also 10 Jahre nach 
seiner Profess. Ueber seine dortige Thatigkeit haben wir allerdings 
nur ausserst spiirliche Nachrichten, da die Akten und Urkunden 
jenes Klosters fast ganzlich vernichtet sind. Am 13 Juli 1275 nahm 
Abt Conrad von Priil als Mitsiegler 6 ) Antheil an dem Vertrage, 
den das Kloster St. Emmeram nothgedrungen mit dem Bischofe 
Leo von Regensburg abschloss. Am 17. November 1275 erlangte 
er durch das Domkapitel einen gunstigen Urtheilsspruch, indem 
der angestrittene Zehent zu Schonaich, Hart, Hofen, Haimbuch 
und Hagenbuch seinem Kloster gegen den Pfarrer von Schonaich 
zuerkannt wurde. 6 ) Endlich am 10. April 1276 ist er zu Re- 
gensburg Zeuge, als der Kammerer von Niedermiinster eine 
Cessions - Urkunde auf ein Leibgeding von Oberaltach ausstellt. 7 ) 



') De ortu et libert. S. Emm. pg. 306 f. Da werden noch andere alte 
Conventualen von Priifening genannt: Der Prior Ruger zfihlte gleichfalls 60 
Professjahre ; der ehemalige Siechmeister Ulrich und H ein rich v. 
dchdnhofen, beide Priester und jeder 50 Jahre Profess. 

■) M. B. XUI, 222. 

8 ) Handschr. Anhang zu Weixner's fontileg. Nr. 88. 

*) M. Germ. Scr. XVII, 608. 

6 ) Zirngibl, Exemptionsprocess, §. 36. Bayer. Akd. Abh. 1804, 8. 106. 

*) M. B. XV, 185. 

') lb. Xn, 142. 



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— 438 — 

Um 1280 scheint Conrad, gleich seinem Mitbruder Alhard, 
der einige Jahre Abt in Ensdorf gewesen, seine Abtei Priil 
resignirt zu haben; denn am 24. September 1281 unterzeichnet 
er wieder als einfacher Monch von Priifening eine Urkunde seines 
Abtes Ulrich. 1 ) Bald darauf versieht er zu Priifening die Stelle 
eines Siechmeisters (infirmarius), fuhrt aber doch den Ehren- 
titel Dfis wie andere gewesene Aebte. 2 ) 

Inzwischen war fur viele Kloster und namentlich aueh fur 
Priifening eine harte Zeit eingetreten. Die hohen kirchlichen 
Steuern, welche zum Zweck der Kreuzziige, der Mongolenkriege 
und fur andere Unternehmungen fortwahrend erhoben wurden ; so 
waren 1286 in Priifening 4 Dni beisammen: der wirkliche Abt 
Ulrich. dann der Prior Bruno, welcher zuvor Abt in Priifening 
gewesen, ferner Alhard und Conrad. Ausser diesen Aebten 
kommen in der beziiglichen (ungedruckten) Urkunde noch 14 
Priester und 3 Diakone von Priifening als Zeugen vor. Die Ver- 
pflegung vornehmer Gaste, welche mit einem zahlreichen 
(iefolge von Dienern, Pferden und Hunden fast standig in den 
Klostern lagen und iiberdies noch mit reichen Geschenken 
»geehrt« sein wollten; die Eingriffe der Vogte in die Giiter 
der Kirche, weniger noch die Gewaltthatigkeiten der Herzoge als 
vielmehr die unersattliche Habgier der Untervogte, an welche die 
Herzoge einzelne vogtbare Giiter verlehnten oder verpfandeten : 
die F revel der M&chtigen, welche entweder die Klostergiiter 
von kurzer Hand an sich rissen und aussaugten, oder bei 
ihren haufigen Fehden riicksichtslos verwiisteten und so die 
Ertragnisse schm&lerten; die vielen Processkosten, welche 
die Klagen auf Schadenersatz, auf Wiedergewinn, auf Abwehr 
der Gewalt, bei geistlichen und weltlichen Bichtern verursachten ; 
dazu manche Ungliicksfalle, Missjahre, hohe Zinsen fur contrahirte 
Schulden — alles das driickte um jene Zeit auf das Kloster 
Priifening in dem Grade, dass es an den Band des Verderbens 
gebracht wurde, trotz aller Klugheit und vorsichtigen Verwaltung 
der rasch sich folgenden Aebte. 

In dieser Nothlage, welche die vollige Auflosung des Klosters 
in sichere Aussicht stellte, traten Abt Ulrich und sein Convent 
zu einer Berathung zusammen, und nachdem sie alles reiflich 
erwogen hatten, legten sie durch eine Urkunde vom 9. Marz 1291 s ) 
ihr Schicksal vertrauensvoll in die Hand einer Commission nieder 
und verpflichteten sich eidlich Alles zu thun, was dieselbe 



*) ib. xin, 22. 

2 ) Reg. boic. IV, 482. Die ganze Urkunde liegt mir in AbBchrift vor, 
w&hrend dort nur ein Begest ohne geniigende Namen zn finden ist 

8 ) Cf. Pez. anecd. VI, II, 214 f. die zwei beziiglichen Briefe des Abtes 
Wernhard v. Niederaltach. 



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— 439 — 

beschliessen wurde. Die Commission, bestehend aus dem Bischofe 
Heinrich dem Rottenecker, dem Abte Wernher von St. Emmeram 
(der zuvor selbst Abt in Priifening gewesen), dem Dompropste 
Chunrad v. Luppurg. dem Domdechante Ulrich v. Dornberch und 
endlich aus den zwei Prufeninger Convenlualen — dem Si oc fa- 
me is ter Conrad v. Zant und Ludwig y. Maierhofen, beschloss 
nach ernstlicher Erwagung aller Umstande: der ganze Convent, 
sollte auf unbestimmte Zeit dislocirt, d. h. in verschiedene con- 
foderirte Kloster vertheilt und die Administration des 
Klosters einstweilen Conrad dem Zantner und Ludwig v. 
Maierhofen tibergeben werden. So ging nun der Convent aus- 
einander; Abt Ulrich begab sich nach Niederaltach, sein Caplan 
Perchtold nach Seitenstetten. die Andern anderswohin. 

Mit gewohnter Umsicht und Sachkenntniss fuhrten die beiden 
Administratoren ihre Aufgabe durch. Weise Sparsamkeit machte 
es moglich, dass in wenig Jahren viele Schulden zuriickbezahlt, 
die verpfandeten Outer ausgelost und fur das Kloster nutzbringend 
gemacht, und so die Einkunfte in steigender Progression vermehrt 
wurden. Als demnach die Hilanz wieder hergestellt war, rief 
der neue Bischof Chunrad v. Luppurg (der ehemalige Dompropst) 
den Abt Ulrich in der Fasten 1297 aus Altach zuriick 1 ) und 
vertraute ihm die Administration iiber sein Kloster auFs Neue an. 
Unterstiitzt von seinen erfahrenen Mitbrudern trug der fromme, 
wohlgesinnte und sorgliche Abt die Burde noch 9 Jahre. Endlich 
von Altersschwitche gebeugt, resignirte auch er im Juni 1306. 

Alsbald w&hlte der Convent den »alten Conrad* zum 
Abte. 2 ) Er zithlte zwar schon 80 .lahre : aber noch war er voll 

•) Seine erste bekannte (noch ungedr.) Urknnde ttber Verleihung eines 
Erbrechts zu Amersricht bei Amberg datirt vom 23. Juni 1306. 

a ) Manche Urkunden siud registrirt in Reg. boic. V, die raeisten Notizen 
iiber seine abteiliche Wirksamkeit noch ungedruckt. — Ein Legat von 2 Pfd. 
R. Pf. , das eine Burgerin von Regensburg 1308 nach Priifening vermachte, 
veranlasst mich, einen kleinen Auszug aus dem mehrere Seiten umfassenden 
Testament e (dd. 26. Juni 130*) der Frau Diemut Hi I pr ant in, Leutweins 
des Hilprants, Burgers zu Regensburg, Hausfrau, mitzutheilen. Sie vermacht 
nach Niedermiinster fiir einen Jahrtag 20 Pfd. R. Pf., der dortigen Pfarre 
zu einem Kelch 4 Pfd., dem Pfarrer 1 Pfd., dem Gesellen »/ 4 Pfd.; zum Dombau 
1 Pfd., dem (Katharinen-)Spitalzu einem jfihrlichen Mahl am Quatember 20 Pfd., 
zu einem Bett(= 1 Pfrttnde) 3 Pfd., an alle Kloster in Regensburg 4 Pfd., urn 
4 Wochen lang taglich 30 Heelmessen zu bekommen; den Franziskanern, 
Augustinern und Dominikanern noch bes. 18 Pfd.; den Siechen zu 
Ostern (St. Nikola) 10 Pfd., den Siechen zu St. Lazarus auf der Stein grub 
6 Pfd.; dem Convent der Parfiisser 3 Pfd. zum Theilen und ihren grttnen 
Mantel mit dem Zendal und die seidenen Sukkenie (langes Wamms mit Aermeln) ; 
den Augustinern 3 Pfd. zum Theilen und ihre neue scharlaches Sukkenie 
und Rok; den Predigern auch 3 Pfd. und ihre gemengte Sukkenie undRok; 
den Kloaterfrauen zu Piilenhofen 4 Pfd. und ihren gemengten Rok mit dem 
Vehen-Peltz und den prunen Mantel, und ihrer Schwester Tochter allda, der 
Lochin 2 Pfd.; denen vom hi. Kreuz und ihren scharlachen Mantel mit dem 




Digits 



— 440 — 

Energie und Ruhrigkeit, wie ein junger Mann; dazu.von hoher, 
wohlthuender Frommigkeit, von tiefer Einsieht und reifer Erfahrung. 
Das machte ihn i'lb^raus empfehlenswerth zur Wahl. sowie auch 
die Erinnerung an seine gesegnete Administration. Rustig ging er 
nun an's Werk, sorgte fur die Heranbildung eines tiichtigen 
Nachwuchses, erhielt die klosterliche Zucht im gnten Stande, 
brachte viele verlorene und entzogene Guter (wie zu Moosham, 
Ottring, Zigersbach) und Gefjtlle wieder an's Kloster zuruek und 
hob allentlialben das Einkommen des Stiftes. *) Bei alien Unter- 
nehmungen setzte er ein grosses Vertrauen auf die Furbitte des 
hi. Apostels Jacobus, dessen Verehrung er auch seinem Convente 
angelegentlich empfahl. 

Als er dann in dem Monche und Priester Albert v. 
Steinkirchen sich einen recht tiichtigen und verlassigen Nach- 
folger herangebildet hatte und die Last des Alters doch schon 
zu verspuren anling. stiftete er, nach der (iewohnheit jener Zeit, 
fiir sich und den Magister Heinrich v. Tegernheim ara 2. Februar 
131ti einen Jahrtag, sowie fur das Fest des hi. Apostels Jacob, 
seines Patrons, eine j&hrliche Pitanz. Hierauf legte er, etwa im 
Mai jenes Jahres, die Abtei nieder, im Alter von 90 Jahren. 
Sofort wurde Albert einstimmig gewahlt, wie es wahrscheinlich 
zuvor schon ausgemacht war. und regierte 20 Jahre mit Gluck 
und Klugheit. ganz in die Fussstapfen seines Vorfahren eintretend, 
der ihm fast wfihrend seiner ganzen Amtsfiihrung mit erspriess- 
lichem Rathe heistand. Denn >der alte Conrad* blieb noch lange 
in genugender Kraft. Er gab, wie oben erwahnl 1323 im Processe 



Vehen (feines Zobel- oder Hermelinpelzwerk) ; dem Convent zu St M. 
Magdalena 4 Pfd. und ihren scharlachen Mantel mit dem Zendal; dem Herrn- 
convent von Prul 2 Pfd. und den Frauen allda 2 Pfd.; Hintz Prufening dem 
Convent zum Thoilen 2 Pfd.; Hintz Pet ten do rf 3 Pfd. und ihren SunpergUr- 
Mantel mit dem Zendal (guter TafFet) und die altera scharlaches Sukkenie ; 
Hintz Virhbach 2 Pfd. und ihren fuchsenen Pellitz und den griinen Mantel; 
Hintz 8 ch On thai 1 Pfd., Seemanshausenl Pfd., St. Jakob der Sc hot ten 
1 Pfd.; St. Em me ram in die Kusterei zu dem Licht 2 Pfd., Obermiinster 
ebenso 1 Pfd., St. Paul ebenso 1 Pfd., alte Kapell ebenso 1 Pfd.; den 
Chloseniirn in und ausser der Stadt 5 Pfd. Hires Vettern Tochter Irmelin 
zu St. Paul 1 / 1 Pfd.; ihrer Muhmen Tochter der Rnntingerin zu Nieder- 
miinster y a Pfd. Zura Spital urn leinen Tuch den Siechen 10 Pfd., urn grabs 
(graues) Tuch und um Schuhe den armen Leuten 10 Pfd. — Die Summe der 
frommen Legate betragt 160 Pfd. ohne den Werth der Kleider. — Dann folgt 
das Vermaehtniss fiir ihre eigentlicben Erben, ihren Gemahl, ihren Sohn, ihre 
Tochter (deren altere, Katharina, Nonne im hi. Kreuz war), ihren Bruder 
Walter von Neunburg, ihre Mutter, ilire Vettern und Basen, wobei sich die 
Summe von 400 Pfd. entziffert, ungerechnet die vielen kostbaren Kleider, 
Kleinodien, Spitzen u. s. f. — Aus diesem Testamente ersieht man den Reich- 
thum an Vermogen und Frommigkeit, der in einem solcheu Biirgerhause 
steckte, wie auch die kli'mtei lichen Verhaltuisse in und um Regensburg. 

*) Der erste bekannte Act Alberts ist vom 24. Juni 1316 datirt. Reg. 
boic. V, 334. 



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— 441 — 

des Klosters St. Emmeram gegen den Bischof gute Auskunft 
fiber die friiheren Verhaltnisse, namentlich iiber die Vexationen 
von 1275. Selbst bei der Verwaltung scheint er noch thatig 
gewesen zu sein ; wenigstens wurde zu Priifening bis zur 
Secularisation ein Rechnungsbuch aufbewahrt, welches nach allem 
Anscheine Conrad im Jahre 1330 zusammengestellt hat. da er 
bereits 104 Jahre zahlte. Auch andere historische Notizen soil er 
hinterlassen haben. 

Docli bricht zuletzt die grosste irdische Kraft und so 
bezahlte auch »der alte Conrad* am 2. Juli 1333 der Natur 
seine Schuld, nachdem er fur das Kloster so viele Schulden 
bezahlt hatte. Sein Andenken blieb lange gesegnet. — 



Corona Benedictina saeculi undevicesimi, 

id est: Summi Pontifices, S. R. E. Cardinales, Patriarchae, Primates, Archi- 

episcopi, Episcopi et S. R. Imperii Principes-Abbates, qui saeculo nostro ex 

universo Ordine s. Benedicti prodiere. 

(Auctore P. Fr. Sal. Tie fen thai, O. S. B. Einsidlensi.) 

(Fortsetzung aus Heft III. Jahrg. V. Seite 197—204.) 

Episcopi in diversis It alia e regionibus. 
In Pedemonte. 

12. D. Chiavarotti, ep. Eporediensis (Ivrea). — Vide V. 11. 

In di tione Veneta. 

13. D. Liruti, Innocentius, a Villa frigida, natus 8. Oct. 1741, professus 
in Congreg. Casin. O. S. B., episcopus 18. Sept. 1807, translatus ad sedera 
Veronensem a. 1821. f 21. Aug. 1827. — Gams, Series Ep. 

14. D. Mutti, item ep. Veronensis. — Vide III. 1. 

15. D. Kavasi, Carolus Pius, O. S. B. Congreg. Casin., a Crema, natns 
10. Febr. 1766, episcopus Adriensis 8. Jan. 1821 ad 2. Oct. 1833. Die 11. Dec. 
1826 dedicavit novam Cathedralem. — Gams, Series Ep. 

In ditione Mutinensi. 

16. D. Caleffi, ep. Carpensis. — Vide V. 10. 

In ditione Parmensi. 

17. D. Crescini, ep. Parmensis. — Vide II. 3. 

18. D. Venturing Adeodatus, O. S. B Cong. Casin., ab Apua, natus 
Apuae (Pontremoli in dit. Parmensi) 18. Jan. 1777, professus in mon. s. Mariae 
Florentiae 5. Oct. 1797, ep. Apuanus a die 1. Juuii 1821 ad a. 1838. — Gams, 
Series Ep. 

In Tuscia vel Hetruria. 

19. D. Brandaglia, Marti nus, Camald., ep. Fesulanus 1815. f 7. Aug. 
1825. — Gams, Series Ep. 

20. D. Nicolai, Leo, Carthusianus, ep. Pistoriae et Prati 1849. f 14. Julii 
1857. — Gams, Series Ep. 

11* 



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— 442 



In Patrimonio a. Petri. 

21. D. Cipriani, Franc. Maria, Coelestinus, natus a. 1773, ep. Verulanus 
(Veroli) in statu Ecclesiae 26. Sept 1814, f 28. Dec. 1843. — Gams, Series Ep. 

22. D. Schiaffino, Placidus, O. S. B. Cong. Olivetanae, designates 
ep. tit de Nissa die 30. raensis AUgusti a. D. 1878. Romae degit Natus Genuae 
5. Sept. 1829. Praesidens Academiae Pontihciae Nobilium Ecclesiasticorum. 
— La Gerarcli. 

23. D. Zelli- Jacob uzzi, Gregorius, a Viterbio, natus 11. Nov. 1779, 
professus in moo. B. M. V. Farfensi O. 8. B. Cong. Casin., ep. tit Hipponensis 
24. Maii 1824, ep. Assisiensis, ep. Asculanus 2. Julii 1832. Ad Superos trans lit 
28. Febr. 1«55. — Gams, Series Ep. 

In ditione Neapolitans 

24. D. Bovio, Ludovicus, a Bitunto, O. S. B., Congreg. Casin., 
natus a. 1774, professus in Archicoenob. Casin., ep. Melfensis 18. Mail 1829, 
e vita cessit 6. Nov. 1847. — Gams, Series Ep. 

25. D. Denti, Benedictus, a Panormo, O. S. B. Cong. Casin., natus 
a. 1798, prof, in mon. s. Martini de Scalis Panormi, ep. Caltayeronensis 
(Caltagirone) in regno Neapolitano 5. April. 1833. Ad Superos migravit 2. Aug. 
1853. — Gams, Series Ep. 

26. D. D e n t i c e, Vincentius, O. S. B., ep. Cusentinus in regno Neapol. 
26. Junii 1805. Devixit 1. Nov. 1806. — Gams, Series Ep. 

27. D. Durini, Fr. Xav., e Cong. Coelestinorum, natus Theate (Chieti) 
3. Dec. 1759, ep. Marsornm 21. Dec. 1818, ep. Aversae 17. Nov. 1823. f ante 
19. Jan. 1844. — Gains, Series Ep. 

28. D. Gaetani d'Aragona, Bernardus, O. 8. B. Cong. Casin., ep. lit. 
praeconizatus a Leone XIII. die 9. Aug. 1883. — Natus Cajetae 1812, prof, 
in mon. ss. Trinitatis Cavae 8. Dec. 1836, sacerdos 27. Jan. 1837, Abbas 
s. Petri Perusiae ab anno 1874, Abbas ss. Severini et Sosii Neapoli ab anno 
1879. — Alb. Benedict, anni 1880. — Acta apud s. Sedem. 

29. D. Guarini, Fridericus, ab Aletio, O. S. B. Cong. Casin., ep. tit 
Nyssenus a. 1821, ep. Venusii (Venosa) 1828 Devixit Sept. 1837. — Gams, 
Series Ep. 

30. D. Guevara, Januarius, O. S. B., ep. Aversanus ab anno 1804 ad 
an. 1818. — Fuerat archiepiscopus Barii ab anno 1792. — Gams, Series Ep. 

31. D. Rogadei, Vincentius, O. S. B., ep. de Caserta in regno NeapoKt. 
26. Junii 1805 ad a. 1818. — Gams, Series Ep. 

32. D. de Riso, Bernard. Anton., O. S. B. Cong. Casin., ep. tit. prae- 
conizatus a Leone XIII. die 9. Aug. 1883. Natus Catacei in Calabria 1818, 
prof. 8. Dec. 1839. — Alb. Bened a. 1880. — Acta apud s. Sedem. 

33. D. Vaccari, Aloysius, O. S. B. Cong. Casin, natus Fuscaldi 
21. April. 1817, prof, in Archicoenobio Casinensi 18. Dec 1861, ep. tit 
Siuopiens. et coadjutor episcopi Nicoteriens. et Tropiens. 22. Dec. 1871, conse- 
cratus 31. Dec. — Edidit opus: De Beatae Virginis Mariae morte, resurrectione 
et in coelum gloriosa assumptione, disquisitio historico-eritico-theologica. — 
Editio altera auctior et emendatior. Ferrariae, ex typograpbeo Domini Taddet 
et filiorum, mense Aprili 1881. In 8°., di pagg. 498. Prezz. L. 4. — La Civil ta 
C'atfolica. 

In Insula Sicilia. 

34. D. ab Augustino, Petrus Maria, O. S. B. Cong. Casin., natus in 
loco Sciacca dicto, dioec. Agrigentin. (Girgenti) in Sicilia 7. April. 1755, ep. 
Agrigentinensis 17. Nov. 1823 ad c. 1837. — Gains, Series Ep. 




— 443 — 



35. D. Benso, Julius, a Panormo, O. 8. B. Cong. Casin., prof, in moo. 
Montis Regalis, ep. tit Constantinae. — f 18. Nov. 1856. — Alb. Benedict 
anni 1869. 

36. D. Blundo, Rogerius, O. S. B. Cong. Casin., natus Panormi 18. Junii 
1801, sol em niter prof, in mon. s. Martini de Scalis Panormi 24. Junii 1822, 
sacerdos 1823, electus ep. Cephaludensis 15. Martii, consecratus 21. Martii 1858. 

37. D. Brunaccini, ep. de Piazza 1844. —Vide V. 19. 

38. D. Celesia, ep. de Patti. — Vide V. 20. 

39. D. Lancia, vide V. 23. — Ed id it opus: Storia della Chiesa in 
Sicilia nei dieci primi secoli del Cristianesimo per Doraenico Gaspare Lancia di 
Brolo delPordine di 8. Benedetto etc. Palermo, stabilimento tipografico Lao, 1880. 

40. D. Visconte Pro to, Job. Maria, O. S. B. Cong. Casin., natus a. 
1781, prof, in mon. s. Placidi Messanensi, ep. Cephaludensis 18. Febr. 1839. 
t 13. Oct. 1854. — Gams, Series Ep. 

In Hispania. 

41. D. Casa-Rubios y Mel gar, Franciscus Garcias, Cist. ep. de 
Ceuta 27. Sept. 1824, translatus Tudem (Tuy) 19. Dec. 1825. Decanus Episco- 
porum. Ad coelum migravit 28. Dec. a. 1855. — Gams, Series Ep. 

42. D. Colmenares, Paulus, O. S. B., natus in loco Autol dioec. 
Calaguritauae (Calaborra) 21. Jan. 1766, ep. Illerdensis (Lerida) 20. Dec. 1824. 
f 20. Junii 1832. — Gams, Series Ep. 

43. D. Echevarria y Briones, Rodericus, O. S. B., natus ins. Milan 
de la Cogolla dioecesis Lucroniensis 17. April. 1790, electus ep. Segoviensis 
25. Sept 1857. f c. 1876. — Alb. Bened. 1880 p. 15. 

44. D. de Guardiola, Simon, O. S. B., natus a. 1773, Abbas Montis 
Serrati, ep. Urgellitanus 25. Junii 1827. Coelum ascendit 22. Aug. 1851. — 
Gams, Series Ep. 

45. D. Ho re os san Martin, Vincentius, O. S. B., ep. Oxomae (Osma) 
7. Febr. 1853. Obiit 13. Jan. 1861. — Gams, Series Ep. 

46. D. Moreno, Dominic us de Silos, O. S. B., natus h. 1770, ep. 
Gaditanus (Cadiz), translatus a sede Canariensi, 21. Martii 1825. E vita cessit 
1. Martii 1853. — Gams, Series Ep. 

47. D. Moreno, I oh. Ignatius, ep. de Oviedo, et de Valladolid. — 
Vide II. 6. 

48. D. Nunez Pernia, Petrus, O. S. B. ep. de Coria a 24. Sept. 1868. 
Natus 1. Aug. 1810. Monachus fit in regali monasterio s. Facundi Sahagunensi 
O. S. B. die 1. Nov. 1824. Obiit a. D. 1884. — Vide: Le Messager des Fideles. 
Petite Revue Benedictine, I. Anne*e, Nr. 5, P. 241. 

49. D. Tejeiro, Veremund. Arias, ep. Pampelunensis ab a. 1804 ad 
1824, O. S. B. — Vide V. 24. 

In Lusitania. 

50. D. Leitao de Carvalbo, Franc, O. S. B. ep. de Beja (Bejem) 
9. Aug. 1802 ad c. 1807. — Gams, Series Ep. 

51. D. Pereira-Ferraz, Joachim, O. S. B., natus in Barcellos archi- 
dioec. Brag. 27. Sept. 1788, electus ep. Braganz. et Mirand. 28. Sept. 1849, 
designntus ep. Leiriens. 10. Martii 1853. — f 27. Febr. 1878. — Alb. Benedict. 
1880. p. 15. — P. Karl v. H. Aloys, Statistisches Jahrb. der Kirche, 
Regensb. 1860. 

In Anglia. 

52. D. Baines, Petr. Aagustin., O. S. B., ep. tit. Sigensis et Vicar, 
apostol. districtus Western 1. Maii 1823. — f 6. Julii 1843. — Gams, Series Ep. 



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— 444 



2 M.ii i'lSi . i •; f J08e i >h ' °' S - B - Con ^ Anglicae, natus in Bath 

mE M™ ' o em ° ,te A Pr ° f :/- ,8U die 28 - 0ct •» Sacerd08 7 - April 1823, 
frt lif M T"' Dow ° 8,d,eU9i8 • to »» l ««" »•> episcopatu tit. Apolloniens 
aIk ^. P ° n8e " et Meneviens em 29. Sept. 1850. — f 12. April 1880 
— Alb. Ben. p. 8. Les Missions catholiques anni 1880. 

18*7 J!tA Hed .! Y' V'" t,lbert " 8 ' °- S - R Con P- e ?- Anglicae, natns 16. April 
1837, apud Morpeth Angl.ae, prof. 10. Nov. 1865, Saeerdos 19. Oct. 1862 en 
tit. Caesaropohtan. et coadjutor episcopi Neoportens. et Men. 29. Sept 1873 
ep. Neoport et Men. 18. Febr. 1881. y 10 '°- 

• t, , 5 , 6 - D - Ullatho ™e, Guilelra. Bernard., O. S. B. Con ff . Anelicae natns 
in Pockhugton, York, dioec. Beverlac. in Anglia die 7. Maif 1 806* i* 
w;,rr° ( -,\T" Downsidiensi 5. April 1826, Saeerdos 24. Sept. 1831, 
electus ep. t.t. Hetalome, translatus primus ep. Birmingham. 29. Sept. 1850 
Les Missions catholiques anni 1879. H 

In Madras Indiae Orientalis. 
56. D. Polding, Vicarius apostol. de Madras. Vide V. 29. 

In Insula Ceylon Indiae Orientalis. 

an de CnlomlJ!'—' *?*£ ^l™*' °" S " R « ^ tit de Ti P SM et P rim » 8 V ie»rius 
Series Ep "' S eyI "" "• Au * 1846 ' ~ + 16 " Au ^ 186 °- ~ <*«»"•. 

61. D. Pagnani, Clemens, O. 8. B. Cong. Sylvestrinoruro, ep tit Enhesf 
designate a Leone XIII. (Le Monde 18. Dec. 1879) et tern". Vicar ,p de 

£S? FXlT n? ' ? eyl ° n, ; ,bi oi an ; P<Sr Sede ° im — mi«i<«»ri»ifa«i?: - 
Nativitad, Dft H 9 Tn la™ £'T 1834 ' ~ Consecratus ep. in solemnity 
Nativtatis Dfi., d.e 25. Dec. 1879 Madurae in India (Le Monde 12. Febr. 1880) 

en tit rall^; P nl"r i ' H !, lari0 ": °' "• B - Con S- Sylvertriiior., natns a. 1812. 

WOT nw- o J f" ?^ V,W ""- a l'- <le Colombo in ! " s «'a Ceylon ". Sept. 
18b3. Obnt 27. Martn 1879. Annalen der V A r\ n:« fc_.ii «• - p 

Salzburger-Kirchenblatt. 01 ' D ' 6 kat1 ' 01 - M ' 8s ">»e«» 

In Bengalia Indiae Orientalis. 
63. D. Ballsieper, Jordanus, O. S. B. Cougreg. Casin. a nrimaeva 
observantia. Nom.natus est episcopus tit. Panaaiens. et Vicar, ap BenTae 

1878 Na; n a Tr 8t0r ° ha ^° 2 - 8 - MartM S - D 1878 > consecratusV l^i 
1878 Natus es ,n loco Pn.ssiae Rhenanae Elberfeld dicto 28. Nov 1835 

Monachum mduit Sublacu 28. Maii 1858. Monasticen professuT eft Sublacu' 

^hJ^P fl ' gl,e K: iD BeIgi ° ,5 ' Au ?" l869 D«*>r evasit in colle^o 
s. Ambrosi. Romae, ubi per decern annos sacras docuit scientias pSTr 
ordinatnr Sublacu a Caidinale Guidi 13 O.t iRfid will c ' enlm ?: Presbyter 
Hospital! 8 . Spiritus Romae fungTtur D^oratur a plo K T^T' """^ W 

In Insula Mauritius Africae 

16. Nov. 1824, Saeerdos ord natus 20 Maii 1R2R TW:„ v "wreno 

Mauritius et ep tit Drinii, 8 Maii i'Ja ", ■ 7 ■"* Vlcar - a P- ln i,,8ul * 
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— 445 



Ludovici iu insula Mauritiana 15. Sept. 1863. — f 21. Sept. 1870. — Alb. 
Bened. a. 1880 p. 15. 

66. D. Scarisbrick, Benedictus, O. S. B. Cong. Anglicae, natus apud 
Liverpool Augliae, prof. 9. Nov. 1845, Sacerdos 24. Jan. 1850, ep. tertius Portus 
Ludovici in insula Mauritiana consecratur 4. Febr. 1872. — Alb. Bened. 
a. 1880, p. 11. 

67. D. Slater, Eduard. Beda, O. S. B., Vicar ap. Portus Ludovici in 
insula Mauritiana primus 28. Junii 1818. — f lo - Julii 1832. — Gams, Series Ep. 

In Insulis Canariis Africae. 

68. D. Infante y Macias, Ildephou«us, Hispalensis, O. S. B., natus 
in Maguer Hispaniae 31. Maii IS 18, Praelatus domesticus Sanctitatis Suas, 
Administrator ap. de Ceuta et Dr. Theologiae, brevi de 17. Maii 1876 designatue 
ep. Claudiopolis (in Armenia) tit., ep. s. Christophori de Laguna seu Novarionsis 
in insula Teneriffa praeconizatus a Pio IX. in consistorio habito die 20. Martii 
1877. Abdicavit c. a. 1882. Annales catholiques 31. Mars 1877. — La Gerarchia 
cattolica anni 1883. 

D. Moreno, Dominicus. Vide Nr. 46. 

In Guinea Africae. 

69. D. Moreira Reis, Joachim, O. 8. B., natus in Guismara 1. Maii 
1812, ep. Angoleu. et Conghen. 28. Sept. 1849. Abdicavit, nescio quando: sed 
adhuc vivebat anno 1883, ut videre est in Gararchia cattolica hujus anni. 

In America sept en trionali. 

70. D. Fink, Ludovicus, O. S. B. Cong. Americano-Casinensis, a Trifters- 
berg in Bavaria, natus 12. Julii 1834, solomniter prof, in raon. s. Vincentii C. 
in Pennsylvania 6. Jan. 1854, Sacerdos ordinatus 28. Maii 1857, Prior conventus 
8. Joseph in Chicago Prov. Illinois, ep. tit. Eucarpiens. et Vicar, ap. de 
Arkansas 6. Martii 1871, consecr. 11. Junii, tran*l. ad nuper erectam dioecesin 
Leavenwortl.ensem 22. Maii 1877. — Alb B. a. 1880. p. 10. 

71. D. Marty, Martinus, O. S. B. Cong. Helveticae, natus 12. Jan. 1834 
Suitii (Schwyz), prof, solemniter in mon. Einsidlensi 20. Maii 1855, sacris 
initiatus 14. Sept. 1856, Missionarius in America 1859, primus Abbas monasterii 
s. Meinradi in Indiana, a Patribus Einsidlensibus conditi, designatus a Pio IX. 
30. Sept. 1870, benedictus 21. Maii 1871, iter ad convertendos barbaros Sioux 
in territorio Dakota aggreditur 13. Julii 1876. ep. tit. Tiberiadis et Vicar, ap. 
territorii Dakota designatus a Leone XIII. die 14. Julii 1879, praeconizatur 
die 22. Sept. ejusd. anni, consecratur 1. Febr. 1880. 

72. D. O'Gorman, Jacobus, Ord. Cist. Cong, de Trappa, natus iu 
Irlandia a. 1814, Prior Monasterii Trappistarum Novi Melleraye in Americae 
dioecesi Dubuque, ep. tit. Raphanens. et Vicar, ap. Nebraskensis 18. Jan. 1859. 
Obiit in urbe Cincinnati 5. Julii 1874. Die kathol. Missionen, Freibr. 1876. 

73. D. Seidenbusch, Rupertus, O. S. B. Cong. Americano-Casinensis, 
a Monachio in Germania, natus 13. Oct. 1830, solemniter professus in mou. 
s. Vincentii C. in Pennsylvania 6. Jan. 1852, sacris initiatus 22. Jun. 1853, 
electus primus Abbas mon. 8. Ludovici Sublacensis in Minnesota 12. Dec. 1866, 
ep. tit. Haliens. consecratus 30. Junii 1875 ut Vicarius ap. pro provincia 
Minnesota, septentrionali. — Alb. Bened. a. 1880 p. 11. 

74. D. Smyth, Clemens, Ord. Cist. Cong, de Trappa, secundus ep. 
Dubuquensis in Unione Americae septentrional is consecratus 3. Maii 1857. 
Devixit 22. Sept. 1865. — Der h. Benedict u. s. Orden v. e. Benedictiner 
v. St. Meinrad. New-York u. Cincinnati 1874. Sadlier's catholic Directory. 



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In Mexico. 

75. D. de Campos, Anton. Maria a Jesu, O. S. B., ep. tit. Rhesinensis, 
a Mexico, Abbas Guadalupensis in America, natus in archidioecesi Mexicana 
a. 1774, electus ep. 19. Dec. 1834. — Alb. B. anni 1869. 

In Brasilia. 

76. D. Saraiva, Ludovicus, O. S. B. Cong. Brasilianae, natus in 
S. Amaro archidioec. s. Salvatoris a. 1824, ep. s. Ludovici de Maragnano in 
Brasilia 22. Julii 1861. In pace quievit 26. Martii 1876. Alb. Bened. a. 1880 p. 15. 

In Neo-Hollandia Australiae. 

77. D. Davis, Carolus, O. S. B., prirans ep. de Maitland electus 

24. Sept. 1846. Obiit vel abdicavit a. 1854. — Gams, Series Ep. 

78. D. Murphy, Franciscus, O. S. B. Cong. Anglicae, primus ep. de 
Adelaide a. 1842. Obiit vel abdicavit a. 1859. Panella, il PeHegrinaggio 
Sublacense, Parma 1875. P. Carl v. hi. Al. — Gams. 

D. Polding. Vide Nr. 56 et V. 29. 

79. D. Sal v ado, Rudesindns, O. S. B. Cong. Casin., natus in Tuy 
Hispaniae 1. Martii 1814, solemniter professus in Congregatione Vallis-Oletana 

25. Julii 1830, translatus postea in Mon. Cavense Congreg. Casin. 1835, electus 
ep. Portus Victoriae in Neo-Hollandia 7. Aug., consecratiis 15. Aug. 1849, 
creatus Praefectus ap. monaster ii Novae Nursiae ditionisque adjunctae a. 1866. 
Alb. Bened. a. 1880 p. 9. D. Bereiigier, La nouvelle Nursie. Paris et Lyon, 
Lecoffre. 1879. — Salvado, Memorie storiche delP Australia particolarmente 
della Missione Benedettina di Nuova Norcia. Roma 1851. 

80. D. Serra, Joseph M. Benedict., O. S. B. Congreg. Casin., natus in 
Martaro Hispaniae 21. Martii 1811, solemniter professus in Congreg. Vallis- 
Oletana 21. Dec. 1828, translat. postea in Mon. Cavense Cong. Casin. 1835, 
electus ep. Portus Victoriae in Neo-Hollandia 11. Jun. 1847, translat et design, 
ep. tit. Danliens. 7. Aug. 1849. 

81. D. Sheehy, Samuel Augustinus, O. S. B., ep. tit. Bethsaidens. et 
coadjutor archiep. Sydneyens. 12. Dec. 1866. — Alb. Bened. a. 1869. 

82. D. Wilson, Joseph Robert Guilelm., O. 8. B., primus ep. de 
Hobart Town a. 1842. Resignavit 1865. Ad Superos migravit 30. Junii 1866. 
— Panella, il Pillegrinaggio Sublacense. — Gams. 

In Nova Zelanda (Neuseeland) Australiae vel Oceaniae. 

83. D. Luck, Edmundus, O. S. B. Cong. Casin. a primaeva observantia, 
episcopus de Auckland proclamatur a Leone XIII. in consistorio habito die 
25. Sept. 1882. — (Le Monde.) A Londino, nat 18. Mart. 1840, simpl. pro! 
17. Nov. 1861, sol. prof. 23. Dec. 1871, sac. 23. Sept. 1865. Alb. B. a. 1880. 

84. D. Pompallier, Joh. Baptista Fr., e Cong, de Picpus, Vicar, ap. 
de Auckland, consecratus ep. tit. de Maronea 30. Junii 1836, res. et transl. 
Amasiam 22. Nov. 1869. — f 21. Dec. 1871. — Gams, S. Ep. 

In Oceania orientali. 

85. D. Roue house, Stephanus, e Cong, de Picpus. ep. tit de Nicopoli 
et primus Vicar, ap. in Oceania orientali ab anno 1833 ad annum 1842, quo 
anno naufragio interiir. — Gams, Series Ep. 

In Insulis Marchesas Oceaniae. 

86. D. Dordillon, Ildephons. Henricus, e Cong, de Picpus, ep. tit. de 
Cambisopoli et Vicar, ap. praedictarum insnlarum 7. Dec. 1855. Adhuc inter 
vivos degit, ut videre est in Gerarchia cattolica anni 1883. 



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In Insulin Sandwich Oceaniae. 

87. D. Kfickemann, Hermanuus, ep. tit, de Olba in CiHcia, Vicar, 
ap. praedictarum insularura, 17. Maii a. 1881. — E Cong, de Picpus. Natus 
in Ostbeverenn in Westphalia Prussiae 10. Jan. 1828. Annalen der Verbr. des 
Glaubens, Nov. 1882. Stift M. Einsiedeln. Seite 367. La Gerarchia cattolica a. 1883. 

88. D. Maigret, Ludovicus, e Cong, de Picpus, ep. tit de Arata et 
Vicar, ap. praedictarum Insularura. 11. Aug. 1846. Cessit e vita die 11. Junii 
1882 in Honolulu. Natus erat in loco MaiHe* dioecesis Pictaviensis Galliae 
14. Sept. 1804. Les Missions catholiques anni 1882. 

In insulis Tahiti Oceaniae. 

89. D. Doume r, Antonius, e Cong, de Picpus, ep. tit. Juliopolis et 
anxiliaris D. Jaussen (n. 91) 9. Maii 1848. — Gerarchia cattolica nunc in 
in dice nominat, sed sub dioecesi Giuliopoli alium collocat. Ncscio propterea, 
quid de illo dicendum. 

90. D. Jaussen, Florentines Stephanas, e Cong, de Picpus, ep. tit. 
de Atieri et Vicar, ap. praedictarum Insularum electus 9. Maii 1848. — Adhuc 
vivit. — La Gerarchia cattolica anni 1883. 

91. D. Verdier, Joseph, e Cong, de Picpus, ep. tit. de Megara, coad- 
jutor praecedentis. — La G. c. Praeconizatus 15. Martii 1883. — Les Missions 
catholiques anni 1883. 

VII S. jR. Imperii 
Principes Abbates saeculo 19. electi. 

1. D. Huonder, Anselmus I, cognomento Magni, ultimas Princeps- 
Abbas Desertinensis in Rhaetia, natus 1. Febr. 1767, solemniter prof, in mou. 
Deserrinensi Cong. Helveticae 8. Dec. 1769, electus Abbas 13. Febr. 1804. 
E vita cessit 9. Maii 1826. v. Miilinen, Helvetia sacra. Bern, 1858. 

2. D. Rottler, Berchtoldus, ultimus Princeps-Abbas mon. et Cong, 
s. Blasii in silva nigra Germaniae Magni Ducatus Badensis, natus in loco 
Obereschach prope Villingen in ducatu Badensi 16. Oct. 1748, solemn, prof, 
in mon. s. Blasii 8. Nov. 1772, Presbyter 24. Sept. 1774. Abbas a. 1801. 
Monasterium s. Blasii sapprimitnr a gubernio Badensi a. 1807. Conventus 
s. Blasii apud s. Paulum in Valle Laventina Carinthiae, concedente Fancisco 1, 
Austriae Imperatore, iterum pedem figit a. 1809. Abbas Berchtoldus in Dno 
obdormivit 16. Oct. 1826. Bader, Das ehemal. Kloster St. Blasien. 

Obser vationes: 

1. D. Bernardus Ignatius Mauermann (Nr. 4. inter episcopos) 
non fuit Cisterciensis (quamvis id asserant folia historico-politica), sed presbyter 
saecularis. Constat ex litteris milii datis a RR. D. D. Fr. Beraert, Vicar, 
ap. Sax. — 

2. A tempore irapressionis primae partis huius coronae usque ad im* 
pressionem secundae partis folia publica nuntiaverunt, Ssm. D. N. Leonem XIII 
in proximo consistorio mense Septembri habendo inter alios creaturum esse 
Cardinales D. Ganglbauer, archiep. Vindobon. et D. Celesia, archiep. Panormitan. 
Quam ob rem in sequente Nr. VIII praedicti Domini iam Cardinales vocantur. — 



VIII Qui ex praemetnoratis viris adhuc inter vivos degant. 
Rom ae. 
Cardinalis Pitra. D. Balgy. D. Schiaffino. 



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— 448 — 

Neapoli in Italia. 
Cardinal is Sanfelice. D. Gaetani. D. de Riso. 

In ditione Neapolitana. 
Nieoteriae D. Vaccari. 

In insula Sicilia. 

Palermi Card. D. Celesia. Monte regali D. Lancia. Cataniae D. Dusmet. 
Cephalu D. Blundo. 

Venetiis in Italia. 
D. Giureghian. 

In Austria. 
Salisburgi D. Eder. Vindobonae Card. D. Ganglbauer. 

In Hispania. -.. 
Toleti Cardinalis Moreno. Alibi D. Infante et D. SeiTa. 

In Gallia. 
D. Gueullette in mon. Lirinensi. D. Nouvell Corisipoti (Quimper). 

In Anglia. 
Newport D. Hedley. Birmingham D Ullathorne. 

In Insnla Ceylan vel Ceylon Indiae Orientalis. 
Columbi (Colombo) D. Pagnani. 

In Bengalia orientali Indiae Orientalis. 
D. Ballsieper. 

In Insula Mauritius Africae. 
Portu Ludovici (Port- Louis) D. Scarisbrick. 

In Lusitania, 
ut videtur, D. Moreira. 

In America septentrionali. 
Leavenworth in Arkansas D. Fink. In territorio Dakota D. Marty. In 
statu Minnesota D. Seidenbusch. 

In Australia vel Oceania. 
Sidney D. Scheehy. Novae Nursiae D. Salvado. In Auckland D. Luck. 
In insulis Marchesas D. Dordillon. In insulis Sandwich D. Kockemann. In insulia 
Tahiti D. Doumer, D. Jaussen, D. Verdier. 



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— 449 — 

Series Chronologica Scriptorum O. S. Benedicti 
Hispanorum, 

qui ab anno 1750 ad nostras usque dies claruerunt. 

Scripsit D. Flainc O. S. B. mon. 8. Dominici de Silos. 

§ 2. Scriptores O. S. B. Hispani, qui ab anno 1750 ad nostras usque 

dies floruere. 
(Conclusio. — Vide fasc. II. pag. 459—473 et fasc. III. pag. 177—190 L. ai.) 

XXX1IL Puig (Gaudencius). 
Monachus et eleemosynarius abbatiae de Banolas (dioecesis 
Gerundensis) multa communicavit iste doctus Pater secundo Con- 
tinuatori Floresiano, nemp£ illustri P. La Canal. 1 ) Huic speciatim 
debetur series Abbatum S. Petri Campredonis. Verum nihil aliud 
scimus de isto scriptore. 

XXXIV. Sans (Josephus). 

Pauca dicere possumus de Padre Sans. Monachus erat et Capellanus 
S. Petri de Besalu, multa similiter communicavit eidem docto Augu- 
stiniano et spectatim seriem abbatum S. Petri de Besalu. 2 ) Verum 
nihil amplius scimus de isto doctissimo monacho. 

XXXV. Joana (Gerardus). 

Natus Tosae in dioecesi Gerundensi, habitnm S. Benedicti in 
anno 1786 induit Joana apud Montem Serratum, ibique mortuus est 
in anno 1841. Scientiis naturalibus praesertim deditus Doctoris in 
Pharmaceutica lauream meruit, scripsitque de eadem materia librum 
cui titulus: Estudios cientificos sobre la Montana de Montserrat. — 
Unum volumen efformant sed remansit ineditum. 

XXXVI. Garcia Ximenes (Ignatius). 
Oriundus (circa annum 1780.) e vico S. Bartholomei novi 
(Calaguritanae dioecesis), Ignatius vitam monasticam amplexus est 
(1798) apud S. Martinum Compostellanum. Breve post tempus docuit 
philosophiam in asceterio S. Joannis de Podio, Canones vera apud 
S. Mariara Irachensem, et tandem Salmanticae Theologiam sacram. 
Unus etiam e procuratoribus suae Congregationis Vallisoletanae erat 
circa annum 181 7. Post vera lugendam exclaustrationem (1835) 
Clero Archidioecesis Compostellanae incorporatus multum adjumenti 



*) Espafia Sagrada t. 45 prolog, et alibi. 
*) Ibid. p. 122. 



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— 460 — 

praestitit turn in sacro animarura ministerio, turn in diariis et periodicis 
publicationibus (La Estafetta del Santiago, et aliis), insuper 
edidit librum eruditum et sat magni ponderis cui titulus: Les tini- 
eblas del Siglo XIX seu de tenebris praesentis saeculi. 

XXX VIL Brell (Benedictus). 
Catalanus genere et Barcinone natus (1786) professione vero 
Monastica Monserratensis, Pater Brell in rebus musicis versa- 
tissiraus fuit ut plurimi ejusdem monasterii ascetae. Vita ejus scripto 
mandata fuit ubi de eo dicitur, quod nullus ejusdem temporis rausicus 
ilium sive arte pulsandi organa, sive cantus componendi industria 
praecellere potuisset. Innumera musica scripta reliquit, ut missae 
cum tribus vel quatuor vocibus, et organis pulsatis, item Vesperae 
aut etiani magnae compositiones pro organis. Obiit apud 
Montem Serratum (1850). 

XXX VM. Godos (Michael). 

Natus apud Sanctum Facundum honestis parentibus in anno 1778 
professus est Regulam S. Benedicti apud S. Joannem de Corias, et 
deinde peracto Studiorum cursu docuit successive magna cum laude 
philosophiam in coenobio S. Mariae de Obona, et theologiam Salmanticae. 
Postea pedum pastorale tenuit apud S. Salvatorem de Celia nova, 
Praesulatumque generalem totius Congregationis Vallisoletanae optimc 
gessit. Exurgente vero tempestate (1835) e monasterio trusus asylum 
invenit in oppido Ovetensi, ubi examinatoris synodalis strenue nnplevit 
munus, simulque sese doctum concionatorem sacrum magno cum fructu 
animarum exhibuit. 

Obiit plenus mentis et virtutibus in anno 1850, vitaque ejus 
ob praeclara merita litteris exarata est. 

XXXIX. Guardiola (Simon de). 
Natus Aleixarae (1773) in Provincia Tarraconensi et ex illustri 
familia Simon Cucullam induit apud Montem Serratum in anno 1792 
jam grammaticae et retoricae cursu maxima cum laude emenso. Postea 
philosophicis et theologicis studiis peragratis, ac etiam munere vicarii 
Sanctimonialium S. Placidi Matritensis adimpleto, ad altiora vocatus 
Guardiola Abbas Montis Serrati institutus est in anno 18 14 pro 
prima vice, et in anno 1826 pro secunda fuit nominatus sed pedum 



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— 451 — 

abbatiale resumere humiliter renuit. . . Venim tribus annis postea 
ad Sedem Urgellitanara vocatus contra suam voluntatem, non potuit 
simihter recusare et unctionem sacram accepit (novemb. 1828). Rege 
Hispaniarum mortua anno 1833 in exilium ab impiis pulsus est noster 
Ferdinando Guardiola apud civitatem Monpessulanam in Gallia. Regressus 
ad suam sedem (1848) plaudente populo, paulo post (augusto 
mense 185 1) defunctus est cum fama eximii et orthodoxi pastoris. 

XL. Moreno (Dominicus Silensis). 

Natus in vico de Cafias, dioecesis Calaguritanae (ann. 1770). 
Regulam S. Benedicti Moreno ampiexus est (1785) apud S. Dominicum 
Silensem. Deinde peracto cum maxima laude studiorum cursu fit suc- 
cessive Abbas S. Martini Matritensis, et S. Dominici Silensis pluribus 
vicibus (1808, 18 16), Episcopus Canatensis in partibus infidelium 
( 1 8 1 6), administrator Archiepiscopatus Caracensis (Caracas) in America 
Australi (18 18) et tandem Episcopus Gaditanus (1824). Hanc ultiraam 
sedem sapientia gubernavit usque in diem mortis suae. Obiit veru pastor 
optimus ab omnibus lugendus, nomenque ejus in benedictione in populo 
suo remansit ob ejus praeclara merita, eximiasque ejus virtu tes. Vita 
tam illustris episcopi a pluribus scriptoribus litteris exarata fuit. 

Multa vivens sua manu scripserat Dominicus Moreno, scilicet 
Sermones, memorialia sui temporis et alia, quae partim deperdita sunt. 
Pauca vero sub prelo cusa fuerant, scilicet litterae pastorales et aliquot 
elogia funebria. Quo non obstante, praeclara ob merita unum e prae- 
cipes ornamentis, una e fulgentissimis stellis cleri hispani in praesenti 
saeculo nuncupari meretur Dominicus Moreno. 

XL I. Ftlgueira (Dominicus). 

Gallecus genere utpote natus Cusi viculo dioecesis Compostellanae 
sese recepit Filgueira ad montem Serratum, ubi professionem emisit 
in anno 1790. Deinde insti tutus est abbas in anno 1805, et plura 
munia gessit in eodem asceterib usque ad obi turn suum in anno 1855. 

Reliquit ineditam Historiam compendiosam Sanctuarii et mona- 
sterii Montis Serrati ubi ruinas a Gallis in anno 1 8 1 1 multipliciter 
illatas item earumdem reaedificationem describit eleganter et veridice. 
1 vol. 800 pag. circiter sed ineditum remansit. 



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— 452 — 



1 



XLIL Horcos y Sanmartin (Vincentius). 
Natus (1807) m Viculo de Homos dioecesis Calaguritanae 
professus vero asceterii S. Petri de Arlanza Vincenrius factus est 
post exclaustrationem anni 1835 parochus S. Marci Matritensis, et 
deinde ad infulas Oxomenses promotus, boni et pii pastoris partes 
fideliter et fortiter adimplevit usque ad mortem, quae contigit in mense 
januarii anni 1861. 

XL HI. Echavarria y Briones (Rodericus). 
Alter episcopus non minus fortis et vigilans ac praecedens fuit 
Echavarria similiter ex Ordine Benedictino prodiens. Siquidem natus 
(1790) apud S. Emilianum de Cuculla, ibidem sese monachum sub- 
duxit. Inde brevi eductus est ad majora munia adimplenda. Erat Abbas 
S. Dominici Silensis, quando in anno 1835 exurgente procella, monachi 
manu militari e suis claustris sacrilege extrusi sunt. Remansit taraen 
tanquam parochus Rodericus apud Silenses sed separatus a suis fratribus 
et filiis donee promotus merit (1854) ad sedem Segoviensem. Quam 
sedem strenue et pie tenuit usque ad diem mortis suae (20. dec. 1876). 

XLIV. Corrons (Ignacius). 

Catalanus genere utpote Manresae natus prope Montem Serratum 
in eodem sacro monte religionem S. Benedicti professus est anno 1826, 
in eodem etiam diem obiit supremum in mense julio anni- 1874. 

Litteris sacris et profanis apprime versatus poesi etiam studuit 
Catalanae ut probat ab eo compositum poema, cui titulus. 

Joan Gari, l'ermita de Montserrat (Joannes Guarinus) 
eremita montis Serrati. 

Inedita remansit haec scriptio. 

XL V. Ballver (Laurentius). 
Alter poeta Catalanus ortu et genere scriptionis, simul et Mon- 
serratensis professione monastica, Laurentius iste natus erat Barcinone 
circa annum 18 10, naturae vero debitum solvit in anno 1881. Scriptas 
reliquit decern et octo odas seu hymnos sobre los atributos 
de Dios y otros asuntos religiosos, quae partim editae sunt 
in diariis seu periodicis Barcinonensibus. 



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— 453 — 

XL VI Nuhes- Pernio (Petrus). 

Ortus ex illustribus marchionibus de Salados in anno 1810 apud 
Benavente (provinciae Zamorensis) mundum in suo flore reliquit et 
despexit Petrus dum vix adolescens habitum S. Benedicti induit (1824) 
in monasterio S. Facundi. Sed proh dolor! paucos post annos e mona- 
sterio per vim expulsus cum suis sodalibus, saeculum repetere debuit 
et di versa munia canonicalia Toleti et alibi adimplere debuit donee 
ad sedem Cauriensem (Coria) evectus (1868), ibidem usque ad diem 
mortis suae seu vigesimum secundum mensis martii praesentis anni, 
quo die efllavit animam, fidelis servus Christi partes boni pastoris et 
sapientissimi doctoris strenue ac feliciter explere non cessavit. 

Edidit in anno 1870 doctus Praesul Cauriensis sub titulo: 
Catecismo filoso fi co-moral-pratico unum librum doctrinae 
et sapientiae merito multum laudabilem et laudatum. 

Insuper varias litteras pastorales sub prelo cusit, quarum plures, 
scilicet de falsa libertate cultuum, de vita religiosa et aliis rebus 
similibus eruditione, vi argumentative et aliis dotibus optime clarescunt. 

Quae supersunt nomina, ad vivos feliciter spectant, ac proinde 
a laude prolixa abstinere debemus dicente Scriptura: ,Ante mortem 
Be laudes hominem quemquam.* l ) 

Ab iis, qui caractere episcopali insigniti sunt, ut decet, incipiemus. 
Tres sunt, scilicet D. D. Josephus Serra Episcopus Dauliensis, Rosendus 
Salvado Episcopus Portus Victoriae, Ildefonsus Joachim Infante, Episcopus 
Canariensis. 

XL VII Serra (Josephus Maria Benedictus). 
Catalanus genere utpote natus apud Mat aro prope Barcinonem 
in anno 18 10 Josephus, post studiorum primum cursum laudabiliter 
adimpletum, Cucullam S. Benedicti in Monasterio S. Martini Com- 
postellani induit circa annum 1825, tantoque ardore pro vita claustrali 
flagrabat, ut exurgente tempestate anni 1835, maluit a patria exsul 
fieri quam a claustro abduci. Idcirco solus cum uno ex sodalibus 
ejusdem monasterii S. Martini, scilicet R. P. Rudesido Salvado, de 
quo infra, ad Cavense Sanctissimae Trinitatis asceterium prope Salernum 
aufugit, ibique per plures annos vitam egit exemplarem. Deinde vero 
apostolatus apud gentes, quae ignorant Deum, desiderio coelitus 
accensus cum suo sodali ad Australes Oceani plagas transiit, unitisque 



i) Eccli. XI, 30. 



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— 454 — 

viribus fundaverunt inter gentes eflferas monasterium Novae Nursiae 
nuncupatura in episcopatu Perthensi noviter fundato. Paulis post 
mensibus ipse Pater Serra promotus est ad mimus coadjutoris 
cum titulo Episcopi Dauliensis in partibus infideiium, unotinemque 
sacram accepit in festo Assuraptionis B. Mariae anni 1848. Mutatam 
vero ob valetudinem sese abdicavit in anno 1851 a munere Coad- 
jutoris, regressusque est in Europam non ad insulas Oceanicas rediturus. 
Ex quo tempore Hispaniam de novo habitat Reverendissimus Praesul 
et viculum Valdemoro prope Matritum incolit. Nihil scripsit ni 
fallamur, idem praesul aliunde eruditus nisi aliquot litteras in diariis 
et aliis publicationibus periodicis. 

XLVIH. Salvado (Rudesindus). 
Gallecus genere et professione monastica Reverendissimus Salvado, 
siquidem natus est in civitate Tudensi (18 14) regulamque S. Benedicti 
amplexusest(i83o)in monasterio S. Martini Compostellani, domum refugii 
exsul apud Cavenses invenit (1835) et deinde Apostolatui inter gentes 
se devovit ut jam dictum est superius. Maximam partem habuit idem 
Rudesindus in fundatione Monasterii Novae Nursiae, de quo item 
supra, et sic optime meritus miles Christi caractere episcopali in. 
signitus est in anno 1849 sub titulo Episcopi Portus Victoriae, 
et duobus annis postea sese abdicante D. D. Serra, in ejus locum 
suffectus est Rudesindus noster tanquam Coadjutor Pertensis. Vivit 
adhuc feliciter, laboresque apostolicos strenue prosequitur. Insuper in 
anno 1851 sub prelo commisit Romae Relatio historica erectionis 
Novae Nursiae et praecipuorum eventuum quorum testis et pars magna 
fuerat. Prodiit haec relatio lingua italica sub titulo: Memorie Storiche 
dell' Australia et brevi tempore in linguas turn anglicam turn gallicam 
conversa est. 

XLIX. Infante y Marias (Joachim Ildefonsus). 
Natus (18 13) in oppido Moguer prope Hispalim Ildefonsus 
Infante adolescens Cucullam S. Benedicti induit apud S. Dominicum 
Hispalensem, ni fallamur. Post vero lugendam exclaustrationem an n 
J ^35» J am theologiae laurea cinctus ipse primo inter familiares 
piissimi Moreno Episcopi Cadicensis, de quo supra, annumerari meruit. 
Eo vero mortuo, Reverendissimo Echevarria Episcopo Segoviensi, de 
quo etiam supra, adhaesit examinatorque synodalis institutus est ac 



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Gi 



- 456 — 

aliis muneribus functus est. Episcopo vero Segoviensi item mortuo ipse 
I>. Infante nominates est vicarius apostolicus ecclesiae Septensis (Ceuta 
sub titulo Episcopi Claudiopolitani, et duobus annis postea episcopus 
Canariensis (T6n£rifFe). 

Obstante veto valetudine mutata sese. abdicavit ab episcopatu 
noster Benedictinus et in Hispaniam regressus est ubi privatam nunc 
vitam agit. 

Varias lucubrationes, asceticas praesertim, in publicum emisit 
Pater Infante, quae ad nostros manus non devenerunt, nisi elogium 
funebre illustrissimi Domini Moreno Episcopi Gaditani, de quo supra. 

L. Muntadas (Michael). 
Iste, qui summa cum laude sub titulo Abbatiali nunc et jam 
ab anno 1862 feliciter Conventui Sacri Montis Serrati praeest, Cata- 
lanus est turn genere, turn professione monastica est, siquidem natus 
{1808) in viculo Capelladas dioecesis Barcinonensis, vitam vero 
monasticam amplexus est in eodem sacro monte (1826) Multa lucu- 
lenter scripsit historica, pia vel ascetica, omnia in lingua castellana, 
seu catalana, scilicet 

1. Montserrat, su pasado, su presente, y su porvenir 
Historia composita secundum tenorem documentorum adhuc existentium 
in Archivo hujus asceterii 1 in 4 , 450 p. 

2. Elamigero del viagero en Montserrat. 1 in 12. Opusculum 
ad usum piorum fidelium, qui peregrinantur ad sacram B. Virginis 
imaginem et cujus assidua lectione discere possunt quidquid ad eorum 
aedificationem in tali re convenit. 

3. Un Triduo o Devocionario. 1 in 12. Parva collectio 
precum et piarum meditationum in usum peregrinorum Montis Serrati. 

4. Tardes asceticas seu Collationes circa motiva et media 
perveniendi ad perfectionum vitae christianae 1 in 8°. 

5. Tardes Monasticas seu liber media praecipua ad adi- 
piscendam perfectionem vitae monasticae indicans 1 in 8°. 

LI. Palou (Raphael). 
Natus in Castro Mataro, dioecesis Barcinonensis, amplexus est 
{1824) Regulam S. Benedicti in eodem sacro Monte Serratensi. 

Musicae apprime deditus organorumque peritus pulsator multos 
-etiam cant us composuit diversi generis, veluti Missas etVesperas 

12 



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r 



— 456 — 

cum pluribus vocibus, item symphonias et alia. Nee etiam Asceticae 
theologiae ignarus idem monachus ex gallico in hispanicum idioma 
transtulit librum P. Grou Societatis Jesu, cui titulus: les Caraeteres 
de la vraie devotion (Signa verae devotionis. Prodtit haec versio 
in anno 185 1. 

LIL Sala (Bernardus). 
Alter Catalanus genere, et Monserratensis monachus professione, 
Sala, qui natus (18 10) apud S. Martinum de Sescors, dioecesis Auso- 
nensis, cucullam induit in anno 1828, multos suae scientiae praesertim 
asceticae foetus cum magno animarum fructu in publicum produxit, 
nempe : 

1 . R e f I e x i o n e s sobre la Sagrada C o m u n i o n. 

2. El Sacerdote instruido en las Rubricas de la Misa 
rezada y cantada. Qui liber sex editiones habuit. 

3. Filosofia de la Confesion. 

4. Compendio de Gramatica Castellana. 

5. His tori a del Instituto de las Hermanas Carmelitas de la 
Caridad. 

6. Consejos a las mismas. 

7. Manual de erudicion sagrada y mystica. 

8. Compendio de theologia moral en 90 Conferencias. 

9. Explicacion de la Constitucion : Apostolicae Sedis 
Oct. 1869 contra detentores bonorum seu jurium ecclesiasticorum. 

10. La Vocacion considerada bajo todos suos aspectos. 

11. Prontuario del Confesor de las personas piadosas. 

12. Exposicion apologetica del Syllabus y de la Encyclica: 
Quanta cura 18. dec. 1864 contra liberalismum Catholicum. 

13. Explicacion del Santo Rosario y del Escapulario del 
Carmen. 

14. Memorandum Liturgico-teologico. 

15. Vida del Nuestro Senor Jesu Christo (ex anglico in 
Castellanum idioma versa). 

16. El Confessionario (ex Germanico?) 

17. Exposicion de la Letania Lauretana (ex Italico?) 

17. Vida domestica de la Venerable Sierva de Dios 
Auna Maria Taigi. (Ex itaiico.) 



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— 457 — 

Nostro parvulo bio-bibliografico conamine ad finem perducto 
illud concludere nequimus, quin, cum ejus venia nomen Reverendi 
Patris Rarairi Rodamilans ultimo loco inscribamus. 

LHL Rodamilans (Ramirus). 
Iste, quern grato animo eruditum et caritativum praesentis 
tractatiunculae fautorem et coadjutorem salutamus, natus est (i848) 
in viculo S a b e 1 1 dioecesis Barcinonensis, sese vero recepit anno 
1865 ad sacrum montem Serratum, ibique professionem emisit 
anno 1867. In litter is sacris et profanis sat versatus, laborique in- 
defesse incumbens, jam licet adulta vix aetate, aliquot suorum 
studiorum proventus in publicum edidit scilicet Conamina ad- 
H i s t o r i a m Montis Serrati vel ad S o d a 1 i t a t e m nostrae 
D o m i n a e spectantia, alios vero libros et majoris momenti luce publica 
breve post tempus donandos, si Deo placuerit, praeparet nempe 
Ephemerides Monserratinas seu historica-relatio . inventi- 
onis sacrae imaginis B. Mariae Montis Serrate in anno 800, et omnium 
eventuum qui exinde provenerunt ad nostros usque dies. 2. Los Varones 
ilustres en Santidad, dignidades, y letras, que ha tenido el real Mona- 
sterio de Montserrat, etc. 



Correspondenzen des Konigs und Kaisers Ferdinand I 
in kirchlicben Angelegenhelten aus der Zett yon 1546 — 1559. 

MitgetheUt von Sebastian Brunner. 
(Fortsetziiug zu Jahrg. V. Heft 2, S. 473—476.) 
VI. Matlrnz meldet dem Konig die Wahl des Papstes Marcellus II. 

Serenissime et Potentissime Rex Domine mi clementissime. 
Quemadmodum ante meum Tridento discessum Maiestati 
Vestrae me facturum esse significaveram , statim ac mihi summi 
Pontifuas obitus nunciatus est, quantis itineribas fieri potuit in 
hanc almam Urbem accurri: eo quidem animo, ut quoad opera 
et industria mea fieri posset, Dei Optimi Maximi primum, Maje- 
statum deinde Vestrarum obsequiis consuleretur. Cum itaque in 
conclave deligendi ex more novf pontifieis gratia sese Cardinales 
recepissent: etsi primo ingressu angelus tenebrarum, cum angelo 
lucis acerrime conflictatus, omnia confundere atque evertere nite- 
retur; eatenus tamen Ecclesiae suae Divina bonitas auxiliata est, 
ut bonorum animos contra aliorum impetum in pio et christiano 
proposito continuerit. Ego quidem cum omnem lapidem moverem, 
quo ex Reverendissimis Polo, Morono, aut Fauense Cardinalibus, 

12* 



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468 - 



niissimis viris, unus in pontificem assumeretur, Et contra Reve- 
SSSnu Ferrariensis multis suffrages potens summo ambdu 
nonUucatuni ad quern palam aspirabat, ammo invas.sset; sub- 
SlTatTnibus Tecum' reputansquot ^^"SSX 
dilates manerent, siquidem praesenti rerum m stata Petri navicuia 
forte in Ferrariense scopulum impegisset; ubi neque consilys, 
neL precibus meis locum esse, imo nostrarum partmm multos 
aSdSssem in Reverendissimum Cardinalem Sanctae Crncis 
S^onnuUs e cum Maiestatis Caesareae obsequiis conmnctis raU- 
onTbus motus, antea totis conatibus obstiteram) mchnare, eoque 
de™ ssTutnullis persuasionibus Oecti posse -^e = -— ™ 
fore existimans, si me eorum instituti non modo participem sed 
Sem qtrconstituerem, quam si temere et obstinate unpoten* 
Pontificis simultatem aut mdignationem , mcu ^^ nc ^S 
insum ageressus, ita confeci, ut Reverendissnno Sanctoe l-roraa 
CardTnalf pontifumtum in manus dedisse, eumque m P*i "A 
nostrae factionis ductu collocaverimus. Hen ergo sub^ «*** * 
summum pontificem electus, hodie vero Pontific.o D'ademate m- 
signitus est MarcellusSecundus Pontifex Maximus: quem 
XumrergfMaiestatem Vestram vohmtate esse video ita eUam 
(nisi me ex primis eius actionibus comectura fal M) bom et Chn 
stiani pontiffs munere fnnctnrum esse spero et confido. Quod 
eum inter caetera Maiestati Vestrae intellectu ^»» «J™ 
esse sciam, ei perscribere volui. Turn etiam, ut si quid forte ent, 
quod hfCnea 'opera in suis obsequijs confici posse » oogawrt, 
mihi qui Romae aliquanto tempore moraturus sum, ""Perare 
dignetuV. Certus namquesum. nihil fere esse, quod 4"SucM£ 
non libentissime concessura sit Maiestati Vestrae. Cui me huraillime 
ex animo commendo. 

Romae X. Aprilis MDLV. 

K C. Card. E. Tndentinus. 

a t ergo. Sacrae Romanorum, Hungariae, Rohemiae etc. Regiae 
Maiestati, Domino meo clementissimo. 

VU Ferdinand tragi dem Cardinal auf, fur die Befestigung der Greme geg«n 
Venedig zu sorgen. ^ ^^^ y ^ 

Wir Ferdinand von Gottes genaden Romischer Khunig zu 
alien Zeiten Merer des Reichs in Germanien zu Hungern Rehaim 
Dalmatien Croatien vund Sclauonien etc. Khumg-Infannt m Hi- 
spanien. ErtzHertzog zu Osterreich, Hertzog zu Rurgund Steyr, 
Khiirnnten, Crain vund Wiertenberg etc. Graue zu Tyrol etc. — 
Embieten dem Hochwierdigen in Got Vater, Herrn Cnstoffen, der 
heiUigen Romischen Khirchen, des Tittls Sancti Cesarei m PalaUo 
Rriester Cardinal RischofTen zu Trienndt. Administratom des btittls 



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— 459 — 

Brichsen, vund Gubernatorn General, des Hertzogthumbs Mailarmdt, 
vunserm lieben Freundt Fiirsten vund Rath. Vunser Heb unnt, 
alles guets. Hochwierdiger in Got Vater Lieber Freundt vund Fiirsd 
Vuns lanngt glaublich an, Wasmassen die Herrschafft zu Venedig 
sich nit allain in der B&bstlichen Heilligkhait, vund des Khunigs 
zu Frannckreich liga einzelassen, vund derselben Pundtnuss thail- 
hafftig zemachen wilenns war, sonnder auch numehr in stutter 
Russtung sey. Vund all Ir Khriegs Volckh zu Ross unnd Fuess 
musstern habe lassen, Vund dieweil dann niemanndts wissen khan. 
Wohin sich dise yetzigen Practickhen vund verpundtuns wennd 
onnd ausprechen mochten, Vund derhalben woll ain notturfft 
9ein will, das wir unsere Confinen, gegen den Wehlischen Lannden, 
insouil I'esserer achtung viuid Warnung halten. Auch gleichsfals 
Eur Lieb nit weniger sorg zutragen vund zuezesehen sein Wirdet. 
Das dieselb Ir stifft Grannitzfleckhen dermassen fursehe vund 
bewaren lasse, Damit solche vor vnuersehnem ein vund vberfall 
verhuet vund versichert werden. Vund dann auch an der Stat 
ReifT (wie Eur Lieb selbs zuerwegen haben) vuns vunsern Lannden 
vund getreuen vunderthannen, nit wenig gelegen. Vund wir auch 
der Vrsachen, zu Pesserer vund sicherer erhaltunngs desselben 
Granitz Fleckhen, auch erpawung ainer Palisicada, Eur Lieb ain 
ansehenlichen Zoll zuegelassen vund vergiinstigt. Vund Wir aber 
glaubwierdig Bericht Emphanngen, das nit mer als funfifundsibentzig 
stuckh Puechenpfoll. noch vor zwayen Jaren, daran gestossen 
worden seyen, So sey auch zu mererm gepew khain annder 
holtzwerch, im Vorrat verhannden. Dem allem nach, so gesinnen 
Wir an Eur Lieb freundtlich vund genedigelich, dieselb welle in 
ansehen der Yetzt vor Augen steennden Besorglichen leiiflf vund 
Practigchen, auf obangeregten Fleckhen ReifT Ir sonnder guet 
auffsehen, vund achtnng haben. Auch denselben mit furderlicher 
vund volliger erhebung Berurter Palisicada, vnnd sonnst mit anndern 
notturfften, dermassen fursehen vund verwachten lassen. Auf das 
nit durch ainiche verwarlosung, den anndern vunsern Zunechst 
anrainennden Granitz Heusern vund etwan vunser Furstlichen 
Grafschafft Tyrol selbs gefar vund nachtail eruolge, Dann Wo es 
ye zu solchem (des wir nit gern sehen, vund Got der Almechtig 
verhuetten welle) khomen, vund daraus vuns, oder vunserer 
LanndtschafTt, schaden vund verderben entsteen solte, Haben Eur 
Liebzubedenngkhen. Was allerhanndt Beschwerung mit sich bringen. 
Vund wir auch solches aliain bey Eur Lieb zuersuechen vund 
zuerhollen Befuegt. Vund verursacht sein wurden, Des haben wir 
Eur Lieb freundtlicher vund genediger gueter Maiming onangetzaigt 
nit lassen miigen, Des freundtlichen vund Enntlichen versehens, 
Eur Lieb werde hier fnnen dermassen zeitliche, vund genuegsame 
fursehung vund ordnung fur hanndt nemen, Das nit allain Ir selbs 
Stifft Granitz flegkhen verhuet* vund bewart werden sonnder 



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460 



auch vunsere anrainennde Lanndt, und getreuen vunderthannen 

souil sicherer vund vnbeschwerdt Beleiben miigen. 

Geben in vunser vund des Reichs Stat Regenspurg den 

Zwelfften Tag Decembris. Anno etc. im Sechsundfunfftzigisten. 

Vunserer Reiche des Romischen im SechsundZwaintzigisten vund 

der anndern im dreissigisten. 

Ferdinand 
Ad mandatum domini Regis propriura 

J. Jonas. D. V. Gailel: 

vicecantzler. 

a tergo: Dem Hochwirdigen in Gott vatter Herrn Cristoffen der 
Heiligen Romischen Khirchen des Tittls Sanncti Cesarey in 
Palatio, Briester, Cardinal Bischouen zu Triennt, Admini- 
stratorn des StifTts Brichsen, vund Gubematorn General des 
Hertzogthumbs Maillandt, vnserm liebn Freundt Fiirsten vnd Rat. 

VIII. Sechs Briefe von Ferdinand I. wahrend der Zeit des Reichstags in Augsburg 
an Christof Madruz. 

1. Ferdinand verlangt Nachricht iiber die Vorgange bei der papstlichen Curie. 

Cardinali Tridentino. 

Ferdinandus etc. etc. Reverendissimo etc. etc. 

Gratissimum sane accidit nobis, quod nobis Paternitas Vestra 
Reverendissima pro suo in nos sincero studio cum per litteras 
suas die octava presentis mensis Tridenti datas. turn etiam per 
nepotem suum Venerabilem Electum Tridentinum communicaverit. 
quae ex Italia de valetudine summi Pontificis, et consilijs atque 
conatibus nonnullorum ad dignitatem illam Pontificiam aspirantium. 
tunc allaUi fuerant. Gum enim rerum Romanarum iure merito 
non levem curam habeamus, cupimus etiam de earum statu cre- 
berrime certiores fieri. Itaque Paternitati Vestrae Reverendissimae 
hanc ejus operam oblata occasione lubentissime compensabimus. 
Quae recte et foeliciter valeat. 

Datum Augustae Vindelicorum die 14. Aprilis 1559. 

2. Ferdinand tragt dem Neflfen des Cardinals Madruz auf, im Falle der Abreise 

seines Oheims an seinem Platze zu bleiben. 

Electo Tridentino. 

Ferdinandus etc. 

Venerabilis devote nobis dilecte. Redditae fuerunt nobis 
litterae tuae quas sexta presentis ex Oeniponte ad nos dedisti, 
una cum his quae a patruo tuo Reverendissimo Cardinali Triden- 
tino Consiliario Principe et amico nostro charissimo accepta ad 
nos transmittenda censuisti, eamque tuam praeclaram erga nos 
studij et observantiae significationem grato ac benigno animo 



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_ 461 — 

accepimus, et quamquam postea ad nos perlatum sit summum 
Pontificem se ab aegritudine nonnihil recollegisse, tamen si dicto 
Reverendissimo Cardinali adhuc omnino Romam eundum foret, 
non aegre feremus etiam si in absentia dicti Reverendissimi 
Cardinalis aliquandiu te in Ecclesia tibi commissa continueris, 
id quod tibi ad memoratas tuas litteras benigne voluimus respondere. 
Datum Augustae Vindelicorum, 14. Aprilis 1559. 



3. Ferdinand envartet, dass Madruz ihm ergeben bleibeu werde und versichert 
ihn seines Wohlwollens. 

Cardinali Tridentino. 

Ferdinandus etc. Reverendissimo etc. 

Quas ad nos litteras Paternitas Vestra Reverendissima die 
26. superioris mensis Aprilis dedit adiectis etiam Reverendissimi 
Cardinalis Mantuani amici nostri oharissimi litteris, in quibus de 
Pontificis Maximi valetudine scriptum erat eae nobis plane gratis- 
simae fuerunt, atque hoc Paternitatis Vestrae Reverendissimae 
studium ac singularem propensionem animi erga nos, multis in 
rebus quotidie nobis cognitam perspectamque, grato sane ac 
benevolo animo accepimus : nobisque pollicemur hanc Paternitatis 
Vestrae Reverendissimae diligentiam atque operam posthac quoque 
rebus nostris non defuturam. Nos vicissim in omnibus iis rebus, 
quae ad Paternitatis Vestrae Reverendissimae usum ac commodum 
pertinere videbuntur, daturi sumus operam, ut et nostros favores 
ac benevolentiam re ipsa experiatur. Id quod ad litteras Paternitatis 
Vestrae Reverendissimae amice respondendum duximus. Quam 
bene valere cupimus. 

Augustae Vindelicorum die 9. Mai 1559. 



4. Ferdinand versichert den Neffen des Cardinals Madruz seiner dauemden 

Gewogenheit. 

.Electo Tridentino. 
f Ferdinandus etc. 

Venerabilis Devote nobis dilecte. Litteras quas septimo Idus 
Maij una cum iniecta scheda diversa nova Thurcica continente, 
ad nos dedisti, benigne accepimus: et eiusmodi singularis suae 
erga nos observantiae officia grato ac benigno animo laudamus 
et probamus, quibus etiam nostram in te gratiosam voluntatem 
ac propensionem in futurum etiam non solum confirmare et fovere, 
sed in dies etiam magis ac magis augere facilime poteris. Id quod 
te scire clementer volumus. 

Datum Augustae Vindelicorum, 24. Maij 1559. 



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— 462 — 

5. Ferdinand befragt den Cardinal, welche Instructionen er eeinem Gesandten 
nach Rom fUr den Fall einer Vacanz des p&pstlichen Stuhles geben solle. 

Cardinali Tridentino. 

Ferdinandus etc. Reverendissimo etc. 

Allatum iam est ad nos saepius multorum Uteris et nuncijs 
beatissimum in Christo patrem Dominum Paulum IIII. etc. a certo 
tempore adversa valetudine ita gravari et opprimi, ut Sanctitate 
eius in dies magis magisque viribus deficiente verendum sit, earn 
iam aetate confectam et imbecillem non diu evasuram, <|uin 
debitum naturae persolvat. Cum vero nobis pro Caesarei nostri 
muneris ratione iucumbat in eum eventum in tempore providere, 
ne quid eorum intermittatur aut negligatur, quae Romae per 
Oratores Caesareos vacante sede, et donee Reverendissimi Cardi- 
nales in Conclavi electioni operam dederint, antiquitus in custodia 
Conclavis aut alias de iure vel consuetudine fieri et curari con- 
sueverunt, pro ea sane benevolentia, qua Paternitatem Vestram 
Reverendissimam complectimur et pro eiusdem praeclaro in nos 
studio non potuimus praetermittere quin Paternitatem Vestram 
Reverendissimam benevole consuleremus, quid nobis in hac parte 
agendum sit, et quae mandata ad hanc rem pertinentia debeamus 
injungere Oratori nostro, quem jam deputavimus, ut accepto cerlo 
nuncio de morte ipsius Sanctissimi Domini Nostri mox in almam 
urbem adcurrat, degit enim in loco, ubi rem paucissimorum 
dierum spacio comperiet, et unde brevi cursu Romam perveniet, 
Reverendissima namque Paternitas Vestra que tenet magnum 
rerum istarum usum et experientiam, prae caeteris nobis exactam 
eius rei informationem dare poterit. Quapropter eandem Reveren- 
dissimam Paternitatem Vestram amice hortamur et requirimus 
velit nobis haud gravatim animum suum, quid de hoc toto 
instituto nostro sentiat patefacere. et sigillatim quam primum 
perscribere, quae cura illis temporibus quibus Sedes Apostolica 
vacabit et Reverendissimi Cardinales in Conclavi erunt congregati, 
ad Oratorem Caesareum circa custodiam Conclavis et urbis, ac 
praesidij tenendi rationem aut alias spectet, et cum quibus demque 
mandatis idem Orator noster instruendus videatur. In eo quidem 
faciet nobis Paternitas Vestra Reverendissima rem gratissimam 
eidem mutuis benevolentiae studijs per occasionem cumulate 
rependendam. Quae bene foeliciterque valeat. 

Datum Augustae Vindelicorum die XI Julij 1559. 

6. Ferdinand dankt dem Cardinal fur die Angabe der im vorigen Briefe verlangten 
Instructionen fUr den Gesandten in Rom und emicht ihn, demselben mit Rath 

und That beizustehen. 

Cardinali Tridentino. 

Ferdinandus etc. Reverendissimo etc. 
Litteras quas Paternitas Vestra Reverendissima ad novissimas 
nostras die XV presentis rescripsit, accepimus et ex ijs quae 



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463 



poteramus a Patemitate Vestra Reverendissima cognoscere, quid 
scilicet Legatus noster Romae agere debebit, in eventum quo 
summum Pontificem mod contigerit, benevole sane intelleximus, 
adeoque Paternitati Vestrae Reverendissimae quod nusquam nobis 
patiatur deesse operam et consilia sua, quae nos profecto plurimi 
semper facimus, magnas gratias agimus, nee quicquam addubitamus, 
quando res eo loci redacta fuerit, ut sit ad electionem novi Pontificis 
procedendum, Paternitatem Vestram ReverendissimamOratori nostro 
lubenter consilio et auxilio praesto futuram, ac in ferendo suffragio 
omnes conatus suos omnesque cogitationes ad utilitatem afflictae 
reipublicae Christianae procurandam, quae eius est pietas con- 
versuram esse. Id quod Deus optimus maximus haud dubie 
Paternitati Vestrae Reverendissimae cumulatissime rependet, nos 
quoque Caesarea nostra benevolentia omni loco et tempore Pater- 
nitati Vestrae Reverendissimae lubenter rependemus. Quae recte 
ac foeliciter valeat. 

Datum Augustae Vindelicorum 22 Julij 1559. 

(Fortselzung folgt im nachsten Jahrgange.) 



Excidium vere horribile 

Abbatiae Sti Maximini prope Treviros, 

conscriptum ab oculari teste Alexandro Henn, 

ejusdem coenobii Religioso et postea Abbate. 

(Continuatio. Cfr. An. V. torn. 2. pg. 477 — 481.) 

Nilcerte tarn sanctum fuit, quod obstinatum in Maximinianae 
basilicae stragem Vignorii animum aut sacro quodam horrore 
percellere, aut Christiana commiseratione emollire potuerit. Aderat 
ille sacrilegi operis spectator ac simul importunus exactor, moraeque 
omnis impatiens cuniculorum in ecclesia architectos ad strenue 
laborandum per singulos dies urgebat, alium promissis. alium 
muneribus impellebat, negligentiores vero liberali fustiario perquam 
ferociter impellebat. Circumvolitabat hunc in finem interdiu 
sublimis in equo, draconum suorum secum manipulum trahens, 
non intermisso circuitu jam in Chartusia ad S. Albanum, *) urgebat 
operas, jam ad S. Paulinum disponebat exitu ordinem, plerumque 
ad D. Maximinum frequentius aderat, haerebat diutius ac per- 
ficiendorum cuniculorum extremam manum furore extremo anhelus 
operiebatur. . . . 



l ) Das Karthftuserkloster St. Alban vor dem Neuthor auf der Stidseite 
der Stadt wurde wie St. Maximin uud St. Paulin ganzlich zerstSrt und nicht 
wieder an dieser Btelle aufgebaut. 



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- 464 - 



Jam ferme ultimam cunicularii manum imposuerant designate 
in ecclesia cuniculis, cum religiosi patres de vicino templi excidio 
anxn Vignonum adeunt, obsecrant, obtestantur, ut conservaret 
tot regum lmperatorumcpie monumentum ac tot martyrum 
sanctorumque domicilium, Ille contra regis sui reiterata mandata 
praetendere, praeterea necessitatem urgere, omnem demum culpam 
a se in regem aulaeque ministros derivare; spondere etiam, se 
regu echcti execulionem dilaturum ad conspectum hostium usque 
kn adultennae clementiae larvam! . . . Non alias in templo detonare 
voces assuetus Vignorius quam execrabiles ob tardiorem operis 
progressum blaspbemias, aut atroces ob minus felicem successum 
commmationes : tandem tamen, ubi ultimum ecclesiae flagitium 
jamjam exeqm statuit, ipse velut alter sacerdotalis eversor. Sane 
inter prophetas videri voluit; nam proxime ante excidium altero 
poplite flexo ahquoties in ecclesia S. Maximini preces fundere et 
semel etiam postulate ex nostris sacei-dote, qui ad aram faceret, 
tremendo missae sacrificio interesse praeter usitatum morem visus 
est. ... 

Simulate autem isthac sua de differendo in adventum hostium 
usque ecclesiae excidio promissione religiosos S. Maximini patres 
non tantum in fraudem sed etiam irreparabilem cladem induxit 
Dum enim eflictis eos blanditiis quotidie lectat et illi christianissimi 
regis vicario fidendum rati nil interea ex templo supellectilis aut 
statuarum exportant, tandem, ubi ad exequendum meditatum diu 
lacmus quasi ex insidiis impostor hie provolat. non tantum reliqua 
ecclesiae supellex militibus in praedam cessit. sed etiam Integra 
ex gypso, alabastro alioque polite lapide allaria grandioraque 
coelitum simulacra incumbentium ruder-urn strage involnta gravi 
monasterii damno perierunt. ... 

Ipsa octava Ascensionis rite, cum in quatuordecim ecclesiae 
columms cuniculi perfecti jam essent, Vignorius. dum matutino 
tempore m Basihcam venissel, ex improviso duos posteriori bus 
versus urbem in navi ecclesiae columnis incisos cuniculus recta 
hnea sibi oppositos tormentario onerari pulvere primum dein 
flanimae accipienrlae relicto spiramento eorundem "cuniculorum 
onficio adactis fortiter cuneis obturari jubet. qui, ne irrito successu 
accensi violentia pulveris excutereniur objecta inter utramque 
columnani ad nnpactos cuneos oblonga trabe ita obstructi sunt 
ut, dum inflammatis cuniculis simul et cunei utrimque eluctarentur 
ae per interjectam a diametro trabem simul fortius reprimerentur 
pulvis interea nitrates per mutuam hanc cuneorum trabisque 
pugnam exitum alibi cum certissima columnarum pernicie quaerere 
cogeretur. Et eerte funestum per immanem difTractarum columnarum 
luatum repent exitum et simul incumbentis elegantissimi, variis 
emblematum in se recurrentium meandris ornatissimi. fornicis 



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zed by G00gle 



— 465 — 

non levem edidit stragem. Lamentabili hoc successu tumidus 
novas in tempus pomeridianum indixit et inflixit plagas, cum sub 
horam tertiam grandior altera ad dextrum chori latus subversa 
cuniculo colu mna non fornicis modo partem in terram destituit, 
sed politissimas etiam illas centum psallentium religiosorum exedras 
ab uno choro evertit, ab altero penitus deformavit. 

Ne collabentis fornicis strage celeberrimi illius Trevirici 
Thaumaturgi, S, Qukiaci, altius e terra proeminens sarcophagus 
acciperet cladem, in tempore a patribus prospectum est, dum 
pauculis ante cuniculi inflammationem horis Rmus Hieropolitanus 
Episcopus ac SufTraganeus, Joannes Henricus Anethanus, in id 
religiosi officii humiliter rogatus, aperto reverenter sarcophago 
sancti viri reliquias suis ipse manibus tumulo exemptas religiose 
veneratus Maximinianis patribus deportandas in urbem tradidit, 
ingemiscente Trevirico populo illacrymantibusque religiosis. quod 
hie patriae Thaumaturgus, qui tot inter barbarorum haereticorumque 
furentium persecutiones per mille trecentos jam annos celebri 
peregrinorumconcursu honoratus in Basilica Maximiniana requieverat, 
et in hunc usque diem miraculorum gloria coruscarat, nunc demnm 
irreligioso christianissimi regis edicto per nefarios ejusdem ministros 
ab adamata tot saeculis statione ejectus, peregrinari ipse atque 
exulare cogeretur. 

Eminebat ad introitum chori in ecclesiae maximinianae medi^ 
tullio illud vivum sculptoriae artis miraculum, j)deJJUXL JB&ius^ 1 ) 
quod, marmoreis triginta duabus jonico doricoque opere gravissimis 
impensis qua superne ornatum, qua interne succollatum columnis 
et ab praestantissimis magistris afTabre elaboratum spectantium 
detinebat oculos ac praeter Dei Divorumque per certa intervalla 
dispositas inter marmora statuas universam dominicae passionis 
historiam praegrandibus exsculptam lapideis tabulis eo artificio 
repraesentabat, vivere ut sacras has effigies spirareque diceres. 
Verum vixit eheu! vixit! exspiravit ingens hoc artis prodigium, 
cum 1 l n " Maji circa horam etiam undecimam tres ordine eo- 
lumnae, eodem omnes impetu eodemque ferali cuniculorum artificio 
quassatae, universam ecclesiae fabricam a turribus ad gradus 
usque summi altaris una cum tecto laquearibusque conjunctis im- 
mani fragore in funestissimam ruinam pariter traxere ac fulmineo 
tonitru ad terram prostravere. Manserant luctuosissimo huic exitio 
praeter chori posteriorem hemicyclum superstites praegrandes illae 
ad introitum templi turres cum duabus aliis minoribus turriculis 
ad latera adjectis, quas tamen postera die ipsa s. s. Pentecostes 
vigilia tertiam inter et quartam pomeridianam sulphureis octin- 
gentarum librarum cuniculis in auras concussis fundamentis evi- 



') Lettner. 



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— 466 — 



bratas ac dein in crucis formam veluti in mutmim complexum 
collapsas inspectante applaudenteque Vignorio nil proiuturis la- 
crymis deploravimus. Neronem, hominis monstrum ex sanguine et 
caedibus concretum, brevi hoc lemmate commendat Tacitus, gra- 
vissimus auctor. »Nero, ait, subtraxit oculos jussaque seelera non 
spectavit* Etsi voluptatis causa urbem, aliquando urbium pnn- 
cipem, inflammavit, honestatis tamen specie earn obtexit Non 
subtraxit oculos a miserando proruentis ecclesiae spectaculo Vigno- 
rius; idem jussit, idem semper spectavit funesta sacrorum eccidia, 
cuniculorum magistris gravissime interminatus, si cuniculis parati* 
absente te flammas admovere praesumpsissent, ventus scmcei. 
ne dira crudelique hac voluptate barbarus animus per absentiam 
privaretur; in hoc Nerone truculentior Domitianoque similior de 
quo laudatus Tacitus: .Hie, inquit, libenter spectabat eaedes 
damnatorum pascebatque oculos sanguine nobilitatis. « Verte dum 
templi turres sulphurea violentia in sublime excuterentur, aderat 
ipse sublimis in equo feralisque catastrophes eventum eminus con- 
templabatur, nee contentus tetro spectaculo pavisse oculos post 
lamentabilem casum mox advolat, arrogantissime circumspicit, de 
successu applaudit. incessuque gradario hue illucque de ambulando 
de eccidio quasi triumphum ducit Ne vero impn artifices pro 
navata feliciter, ul ille putabat opera indonati abirent, omne coi- 
lapsarum turrium plumbum, ferrum, lignum ac aha id genus 
materialia (unis ecceptis pinnaculorum crucibus, quas ceu ingens 
Vignorianae liberalitatis momunentum patnbus reliquerat) sacniega 
eisdem munificentia elargitur; ea quidem praedantium cuniculan- 
orum saevitia, ut cum circumfusum pedamento crucis plumbum 
pater aliquis una cum pinnaculi cruce abstrahere vellet, mox tenx) 
saxisque armati accurrerent intentatisque non tantum atrocibus 
verbis sed verberibus quoque eripere conarentur, adeo ut si rerum 
suarum quippiam conservatum imposterum vellent, rehgiosi patre* 
prompta idipsum moneta redimere cogerentur, ne sic quidem de 
rei vendicatae possessione securi, cum non ran perditissimi alii 
nebulones supervenientes praedabundi advolarent, dinperent ac 
per vim extorquerent. 

Et vero infami hac praeda inescati cunicularii nee ipsa s. s. 
Pentecostes solemnitate a templi violatione cessandum judicarunt. 
Hac eniin amabilissima s. Spiritus festivitate Galli mihtes a mahgno 
spiritu succensi, tonare in ecclesia maximiniano iterum pridianaqne 
fulmina revocare et ad inexorabilis Rhadamanthi impenum po- 
steriores duas aram majorem versus minoresque alias in gradibus 
columnas styges pulvere onerare, inflammare fulmineoque tonitru 
prosternere, quarum proruentium impetu non tecti modo forni- 
cisque etiamnum pars reliqua ad summum usque altare procubuit 
sed etiam cryptae S. Maximini ex ligno elaboratum propylaeura 



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— 467 — 

penitus abrasum est ad ipsum usque fornicem, qui et ipse prola- 
bentium immani pondere pressus procul dubio super SS. Maximini, 
Agritii et Nicetii tumulis subsedisset, nisi vigilanti patrum sollici- 
tudine ruentia ex alto rudera transversarum objectu trabium in 
tempore fuissent excepta . . . Nee ipsi venerabilis saeramenti 
loeulamento infelicissimi pepercere; illud namque Dei viventis tot 
jam lustris sacrarium effossis binis introrsum cuniculis funestare 
perditissimi homines non dubitarunt, quam creatoris sui immanem 
injuriam vel brutus hie pulvis execrari est visus, dum ingenti 
Gallorum consternatione, illaesa saeramenti loeulamento fulminis 
in morem est eluctatus . . . 

At dum haec sacrilegia committuntur, Vignorius, cujus impfis 
consiliis omnia geruntur, bruto pulvere magis brutus, dum decima 
quinta Maji quinque circa summum altare cuniculi nullo eventu 
dissiliissent, sacrilegium prius graviore sacrilegio cumulavit. Frustra 
desudarat jam aliquamdiu machinator bellicus in diruendo illo 
firmissimo quadris ex lapidibus circa majorem aram templi muro; 
explicatis universis cuniculariae artis inventis subvertere necquic- 
quam conabatur atque ob id ceu parum industrius quotidianis 
Gubernatoris convitiis proscindebatur. Ergo una acti in furiam 
insani homines, dum junctis horridis ingeniis fodiendis cuniculis 
commodiorem locum inquirunt, tandem in saxeas ilias virilis magni- 
tudinis Christi Domini, B. V. Mariae, SS. Joannis Evangelistae ac 
Maximini circa summum altare locatas quattuor statuas oculos 
inflectunt tacitique aliquamdiu contemplantur. Turn ab harum con- 
spectu veluti tartarus furore correptus alter prae immani rabie 
pallere, intumescere ac spumare; et blasphemo ait ore: Quattuor 
isti nebulones nostros toties frustrati sunt conatus; excutiantur, 
imperat, loculamentis fodiendisque loculamentis locum faciant, et 
cum dicto ab alto in subjectam altaris mensam praecipitantur, 
quo iconoclastico furore ipsae non tantum statuae foedissime sunt 
mutilatae. sed etiam arae majoris mensa penitus confracta est . . . 
Galli profecto de Dei Divorumque potentis triumphare sibi visi 
sunt, cum in dejectarum statuarum loculamentis effossi imflamma- 
tique quattuor cuniculi universum tandem Maximinianae ecelesiae 
aedificium subverterunt ac miserando prorsus spectaculo pro am- 
plissimae Basilicae structura laceros tandem artus ac tristes ruderum 
acervos contemplantium oculis objecerunt. 

Unicae restabant illae per totam Germaniam ob elegantiam 
open's, sacrorum pignorum gazam lucisque undique incidentis 
copiam ambitiosis peregrinorum vocibus passim decantatae 
Maximiniani templi ad solis ortum appendices cryptae subterraneae, 
quarum prior subtus aram majorem divo Maximino sacra, altera 
Christo Domino Salvatori dicata, praeter aram Salvatoris, expli- 
catis per lateral es columnas alis, SS. Benedicti ac Laurentii altaria 



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— 468 — 

complectebatur ; tertia eaque per plures gradus priore depressior 
protentis vaste lateribus non solum gloriosae Virginis ad praesepe 
Bethlemiticum provolutae ex gypso et marmore hypogaeum osten- 
debat, sed etiam SS. Magdalenae, Mauritii, Apolloniae Ursulaequc 
minores ad latera adjunctas cryptulas cum venerandis variorum 
sanctorum lypsanis includebat. Erant haec hypogaea ultima spei 
nostrae meta, ultimum in tarn acerbo excidio solatium, ilia scilicet 
tot martyrum cruore dedicata sacraria dilectorumque tutelarium 
suorum tumbas adhuc illaesa videre ac solito clientelaris pietatis 
afiectu posse adire, venerari ac in necessitatibus patrociniuin 
deposcere. Resumpto igitur animo Vignorium adeunt patres ac per 
quidquid est sacrum humillime obtestantur, cryptas saltern ha^ 
auctoritate sua conservatas velit ac jubeat. Quibus patrum suppli- 
cationibus cum et suas prolixe adjungeret Rmus Episcopus Hiera- 
politanus supra bene memoratus. annuit turn quidem liberaliter 
in magna procerum Gallicorum corona Vignorius, sed non multo 
post tarn religiosi contra genii sui morem dati promissi poenitens 
centuriam integram militum ex urbe submittit, qui contra datam 
fidem cryptarum tectum dejicerent, fornices pertunderent, muros 
deturbarent. Adeo vel in ipsis terrae visceribus nil tarn sanctum, 
tarn inviolatum, tarn religiosum inveniri potuit, quod Vignoriana 
haec immanitas non laederet, cupiditas violaret, audacia perrum- 
peret. Abusus est certe per hanc pseudopolitici principii lenitatem 
religiosorum hominum patientia Vignorius, dum contra praestilam 
fidem illas cryptas penitus deformavit ; abusus est, dum non extantia 
duntaxat aedificiorum rudera, ceu vasti corporis laceros artus, 
complanari ac terrae coaequari, verum etiam cubica quaeque 
immani pondere saxa in militarium propugnatorum usum. frustra 
reclamantibus ac canonum auctoritatem nequicquam obtendentibus 
per libellum supplicem religiosis, avehi cm % avit. Abusus est denique 
Dei hominumque patientia, cum erectis in ipsis diruptorum mona- 
steriorum templorumque areis pluribus calcariis fornacibus con- 
quisitos ex ruderibus spissiores fustulosque lapides in calcem pro 
fundandis propugnaculis deservituram decoxit, quo ita suo saltern 
voto restaurandarum basilicarum monasteriorumque spem omnem 
praecluderet ac non relinquendo lapidem supra lapidem ad instar 
illius perditioriis filii compleret abominationem desolationis, quam 
veluti immoilale chrislianissimi gallici regis monumentum, dum 
r JYevirorum stabit metropolis, quot saxis tot vocibus eloquentur 
rniscranda Maximiniani coenobii rudera, lugubri in aeternum 
clamore ad viatores vocil'eratura : 

En Viator DesoLatlonls ab Insanls gaLIJIs nefarle perpetrata 
atrox aboMlnatlo. 
Inciderat eo anno veneranda s. s. sacramenti solemnitas in 
vigesimum quartum mensis Maii diem jamque pro antiqua con- 



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— 469 — 

suetudine solemnes passim per singula collegia, monasteria ac 
paroecias adornantuf supplicationes. Verum Austriaca haec Tre- 
virorum in s. s. Altaris sacramentum devotio si non displicuit, 
suspicionem movit Vignorio, atque ob id inhibiti primum publici 
supplicantiuni ritus. dein nee citra gravem dilficultatem collegiatis 
regulari basque ecelesiis permissi distributique ad augendam pompam, 
dicam, an ob Gallorum securitatem, per certos urbis vieos aliquot 
cum silopetis militum manipuli ; mandatum etiam muratium tor- 
mentorum. magistris, ut ad festivum Eucharisticae pompae tran- 
situm machinis aliquot curulibus e propugnaculis detonarent. Sed. 
gallica haec in speciem veneratio sacrilegio suo non caruit; 
quotquot enim e munimentis eo die roborarunt tormenta, totidem a 
balistariis in suburbana templa obversa, in aedes Deo saeratas, 
funestis globis fulminarunt. Adeo nee ipsa in speciem pietas apud 
gallicam gentem sine impietate consistere solet. Verissime de Gallis 
pronuntiasse comprobatur magnus eloquentiae parens Cicero. 
Gallos nimirum ne religionem quidem colere posse, nisi earn ipsani 
prius scelere violarint. 

Et dupliei certe scelere s. sanctam hanc sacramenti festi- 
vitatem in suhurbano Trevirorum agro violarunt, dum sub horam 
sextain pomeridianam inter crepitantium bomhardarum strepitum" 
Suevici regis legatum. comitem Todium, l ) haereticum hominem, 
magnificentiori profecto quam Eucharisticum ferculum triumpho 
in urbem inducerent. Quae pomposa deduct io acatholico hoinini 
quo gratior accideret, non tantuin tormenta iterum in objectas 
ecclesias collinearunt, sed etiam illud ante urbem divi Paulini 
templum, dum illud legatus suevicus praeterveheretur. accensis 
inter fulminantium balistarum strepitum repente cuniculis sulphurei 
pulveris violentia in auras excussum in ruinam praecipitarunt. 
Nee his romanae fidei probris contentus Vignorius. cum postridie 
ad contemplanda Francorum monimenta oratorem hunc circum 
urbem deduceret, quo haeretici hominis oblectaret animum, injectis 
per commissarios suos facibus PP. Carthusianorum ac Societatis 
.lesu ad S. Barbaram ecclesias conflagrantes diro spectaculo objecit. 

Sacellnm 2 ) erat ad Paulinianae ecclesiae latus in pro- 
ximo coemeterio. augustum illud quidem, sed sacrorum pignorum 
gaza perquam augustum. In eo coelitum reliquiae per ingentes 



») Der schwedische Gesandte, Graf To ode, kam auf seiner Reise nach 
Frankreich durch Trier. 

'') Es war die /urn Stift St. Paulin gehorende St. Mauritiuskapelle, in 
welcher die hi. Reliqnien von trierischen Martyrem aufbewahrt wurde. Abt 
Hener schreibt hierilber in seinem Excidium S. Paulini: Aedicula erat aute 
fere sex saccula ab Egilberto, Treverorum Archiepiscopo, sub annum Chris. i 
1090 excitata, mole quidem ac structurae elegantia parum visenda, quae tamen 
«>b incredibilem sacrorum ossium copiam vastissimis facile elegantissimisque 
Germaniae totius Galliaeque basilicis foret anteponenda. Non enim hie, ut in 



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— 470 — 

ad dextram laevamque acervos innumerabilium Trevirensium 
Martyrum ossa veneranda congerie assurgebant, unica eaque exiiis 
inter eoelicum hunc thesaurum ad aram ducebat semita, cetera 
gloriosa haec phalanx occupabat. Hoe coeleste sacrarium Guber- 
natoris imperio exscindere aggressi, qaara horrenda in has 
reliquias spurcissimi mortales designarint, pudor est eiTari ; attrec- 
tarunt profane, disjeeerunt impie, seelerate ac prorsus athee con- 
spurcarunt. Et quid ultra dicam? Expavesco, dum in mentem 
revoco. inventos ex impurissimis his scurris satanaeque mancipiis 
aliquot, qui selectis oblongioribus SS. Martyrum ossibus iisdem 
seu gladiis inter se disgladiari ac mutuis sese ictibus ferire sunt 
conspeeti? Cumque circumstantium nonnemo Martyrum haec ossa 
esse impiis hisce scurris ingereret, illi ore effreni: »Et nos, 
inquiunt, martyres sumus, cum duriora istis toleremus!* .... 

Interea monasteriorum eversionibus urgebant eeclesiarum 
reliquarum excidia, subruebant aras, coelitum profanabant reliquias. 
sacra omnia polluebant, donee tandem sex illae amplissimae 
circum Augustam Trevirorum basilicae una cum adjunctis quattuor 
monasteriis solotenus rasae miserandum luctuosumque contem- 
plantibus spectanulum urbemque Treviricam suburbano isthoc 
ornamento nudatam exhiberent. Atque ita completa est Vignorianae 
seu potius antichristianae desolationis abominatio! 

Quod si dolor ac lamenta caeteraeque moerentis animi 
passiones in beatas illas coeli mentes cadere ullo modo possent, 
minime dubitarem, quin inaudita haec atrox Gallorum in res 
longe divinissimas desolationis abominatio integrum lacrymarum 
diluvium tutelaribus harum basilicarum patronis excussisset ; immo 
prodigiosas illas plurimorum accursu per templi Pauliniani cryptas 
ante gallicuin hunc papenisuum restagnantes praeter morem aquas 
horrida mansionum suarum excidia effuse deplorantium mar- 
tyrum lacrymas fuisse, liberrime contestarer. 

In cruentis illis romanorum gladiatorum depugnantium areais 
non semper illud ferale: »Ictum repete, ferrum recipe* audiebatur, 
sed missio quandoque dabatur jacenti illaque populi vox toto 
amphitheatro personabat: »Parce prostrato.« Ardentiura Syracu- 
sanorum flammas illacrvmantium oculorum imbre restinguere 



aliis eccleaii8 fieri assolet, singuli per loculamenta singula Coelites requiescebant, 
sed integri sacrorum pignorum cumulatira a dextris et sinistris aggestorum 
acervi in sublime assurgebant, strue usque adeo densa ac alta, ut praeter teouem 
inter clathratos utrimque obices semitam ac rei divinae faciendae non raagnam 
aram nil nisi venerandam sacrorum ossium congeriem ab ima humo ad superiorem 
usque fornicem in toto saceilo conspiceres. Coelum quoddam, non sacellum ingredi 
te diceros, ita non alia tibi hie spectacula, non alia templorum oruamenta, quavm 
laureata sanctorum Martyrum trophaea sacroque etiamnum cruore tincta membra 
occurrebant. Quis tantillam aediculam vix a sum mis urbU moenibus ob inter- 
jacentium ruderum molem visendam excisum iri putaret! 



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— 471 — 



cupiebat Romanorum Imperator Marcellus. Ad prostrata Jaclaeorum 
cadavera Titus coelum intuens ingemuisse scribitur. Apud ipsas 
etiam generosiores feras 

Corpora magnanimo satis est prostrasse Leoni, 

Pugna suum finem, dum jacet hostis, habet (Ovid.). 

Ecquid igitur facere oportebat christianissimum regem, jam 
non hoste, sed tot congregationibus religiosis sine ullo demerito 
occisis, subversis, prostratis, toties supplicibus? jam jacentibus 
insultare? debacchari in supplices? an usque ad extrema desaevire 
in prostratos? . . Multa sunt bumanae imbecillitati condonanda, 
ignorantiae multa, affectui poenitentiae omnia. Quid igitur non 
condonandum innocentiae? Innoxii sane erant, vel ipso Galliae 
testimonio, exules S. Maximini patres et interea tamen per summam 
violentiam ejecti e monasterio, indignissimis modis tractati, despoliati 
omnibus, intra unius non magnae domus angustiis conclusi, terni, 
quaterni, seni, septeni per singula cubicula stabulati potius quam 
hospitati, sine templo, sine coenobio, sine proventibus, sine spe, 
sine re. in plums jam menses eodem et triclinio et oratorio 
utebantur, et cum ipsi in his locorum angustiis spiritum aegre 
traherenl, Cinos nihilominus Ciallorum eommissarios cum syrmate 
consueto hospitio excipere alereque compellebantur, qui diurnis 
commessati onibus nocturnisque pergraecationibus eas consueverant 
excitare turbas. ut nee interdiu solitis religionis exercitiis vacare 
neque noctu quieti indulgere liceret. Nihil certe aliud solatii in 
urbano hoc carcere alTlictissimis patribus restabat, quam quod 
cum illis Macckabaeis excurrere interdum ad diruti coenobii laceros 
artus insepultos([ue altis ruderibus tutelares suos revisere amorique 
simul ac dolori suo laxare fraenos illis liceret. Et vero vidisses 
hie varios amantium dolentiumque affectus, cum illic confractas 
coelitum tumbas prono in terram corpore amplexarentur solitamque 
tutelam non tarn per voces, quam singultus deposcerent; istic 
dispersa sanctorum ossa inter rudera perquirerent pieque recolli- 
gerent ac tenerrimo afTectu deoscularentur: alibi in pavimentum 
prostrati aspersos cniore martyrum pulveres venerarentur ac 
terram piis toties vestigiis tritam inter lapidum acervos requi- 
rerent calentibusque lacrymis irrigarent denique religiosi hi turtures 
in hac ruderum solitudine constituti ad singula gemere, ad singula 
suspirare, ad singula lamentari, amissa nullibi reperire atque ideo 
vel inviti ad urbem regredi ; sed cum anima magis sit, ubi amat, 
quam ubi animat, vix ingressis iterum redire placet et, cum cor- 
pore non liceat, mente saltern aftectuque habitare apud patronos 
suos juvat, adeoque ex confusione hac gallica veluti altera Babylone 
oculos lacrymis manantes gravidosque suspiriis animos ad loca 
sancta cum Daniele Propheta convertunt, tutelaresque suos vel 

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— 472 — 

absentes per diem saepius venerantur, saepius cum devoto illo 
Hispaniarum rege Wamba inclamantes : 

Vos Domini sancti. quorum hie praesentia fulget, 

Hanc urbem ac plebem solito servate favore! 

Certe si quis sensus christiani nominis, si quae miseratio 
humanitatis, si quis religionis respectus: movere deberet animos 
ainictissima haec congregations religiosae conditio, flebile exilium, 
calamitas extrema. Nihil in tot cladibus laetum, nihil incolume. 
Omne caput languidum et omne cor moerens. A planta pedis 
usque ad verticem non erat sanitas. Migravit propter afflictionem 
et multitudinem servitutis, habitavit inter gentes nee invenit 
requiem, omnes persecutores ejus apprehenderunt earn inter 
angustias. 

(Continuatio anno sequenti.) 




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III. Abtbeilnng: Literatur. 



Liter atur-Verzeichnis. 

Von P. W i 1 1 i b a 1 d H a u t h a 1 e r zu St. Peter in Salzburg, nebst Erggnzungen 

von Dr. L. Janauschek (L. J.) in Zwettl, von R. Boner in Paris (R. B.) 

und der Redaction (R.) 

XX. Literatur der Ordensmitglieder. 

(Fortsetzung zu Heft 2, S. 602—507 d. Jahrg.) 

Bannier. (?) 1. LaNativite et l'Enfance de Notre-Seigneur J^sus-Christ, meditations 
de saint Bonaventure traduites par le R. P. dom Le Bannier be'nedictin. 
In 12, 120 p. avec vignette. Arras, impr. Laroche, Pr. 50 centimes. 

— 2. La Passion de Notre-Seigneur. Je\sus-Christ. meditations de Saint Bona- 
venture, traduites par le R. P. dora Le Bannier, ben^dictin, In 12, 119 p. 
avec Portrait. Arras, impr. Laroche, Pr. 50 centimes. 

— 3. La Resurrection et V Ascension de Notre-Seigneur Je'sus-Christ. me'dita- 
tions de saint Bonaventure, traduites par le R. P. dom Le Bannier, 
be'nedictin. Notice s. le R. P. dom Le Bannier. In 12°, 119 p. avec vignette. 
Arras, impr. Laroche Pr. 60 centimes. 

— 4. Vie publique de Notre-Seigneur J&sus Christ, meditations de saint 
Bonaventure, traduites par le R. P. dom. Le Bannier, benddictin. In 12, 
120 p. avec vignette. Arras imp. Laroche Pr. 60 centimes. — R. B. 

Bauer Thomas (Metten) : Dichotomic oder Trichotoraie. I. Studien 1884, II, 
382—410. 

Benedictini. Glossarium mediae et infimae latinitatis, conditum a Carolo Dufresne, 
Dominico Du Cange, anctum a monachis ordinis S. Benedicti, cum 
supplements integris D. P. Carpenterii, Adelcingia, aliorum suisque digessit 
G. A. L. Henschel, sequuntur glossarium gallicnm, fabulae, indices auctorum 
et rerum, dissertationes. Editio nova, an eta pluribus verbis aliorum 
scriptorum a Leopold Favre, de la Societe de V histoire de France. T. I. 
Fascicules 4 a 10 in 4° a 3 col. LXXV p. et p. 193 a 802. Niort impr. 
et libr. Favre ; Clouzot, Paris, libr. Borrani ; Champion ; Picar etc. — 
NB. L' ouvrage formera 10 vol. publics en 100 fascicules a 3 fr. chacun, 
sur papier carre mecanique, a 4 fr. sur papier carre* a bras, et a 6 fr. sur 
papier grand-raisin a bras. II paraitra 2 vol. par an. Le Glossarium ne 

13* 



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sera tir« : qu. a uu petit uombre d' exemplaires. — Du Cange C. D. — 
Glossarium etc. etc. T. II. p. 1 — 416. Niort etc. ut supra. — R. B. 

Benoit S. R cliques (les) insignes de Saint Benoft veneres en France et 4 
1' Etranger. In 8vo 16 p. Orleans, impr. Colas. — R. B. 

Berliere Ursmer (Maredsous) : Vie de Sainte Julienne de Mont Cornillon. Namur, 
Paul Godenue 1884. 110 S. 8°. — R. 

(Beuroner.) Le Messager des Fideles. Petite (vide Lit Xotiz d. H.) Fevue 
Benedictine. Soci^td de St. Augusiin Lille et Bruges. 1884. Monatshefte 
a 48 S. in 8°. Preis in Beigien 6 Frcs. 

Braunmiiller Benedict (Metten) : 1. VVorte bei den Exequien fur den hwst. Herro 
Abt Utto II. zu Metten. Laodshut 1884. 14 S. 

— 2. Monumenta Windbergeusia. I. Theil : Traditiones. Verhandlungen des 
hist. Vereins f. NB. 23 B. 1. H. 

Monte Casino — F. Lucii Ferraris prompta bibliotheca, moralis, theologica, 
nee mm ascetica, polemica, rubricistica, historica. Editio novissima, 
mendis expurgata, opera et studio monachorum ordinis Sancti Benedicti 
abbatiae Montis Casini, accuraute rursum et innumeris notis nee non sextu- 
plici indice generali materiarum, auctorum, constitutionum summoram 
pontificuni, decretorum conciliorum et sac rani in congregationum tum rituum 
turn concilii locupletaute .1. P. Migne. Bibliothecae cleri universae to in us 
secundus. C. Grand in 8°. a 2 col. 894 p. Paris, impr. P. Dupont; libr. 
Gamier freres, 189, avenue du Maine (10 Avris) V ouvrage complet en 
8 vol. 90 Frcs. — R. B. 

Chaloupka Stanislaus (Braunau) : De meter und Persephone. Ein Beitrag zur 
griechischen Mythologie. 57 £. (Programm - Abhandlung des Stifts- Gym- 
nasiums 1884.) 

Dannerbauer Wolfgang (Kremsmttnster) : Repertorium pfarramtlicher, pastoraler, 
liturgiseher, kirchen- und besonders eherechtlicher Angelegenheiten mit 
RUcksicht auf die neuesten kirchlichen und staatlichen Geset/e und Ver- 
orduungen. 4. Auflage. Fromme's Clerus-Kalender 1885. S. 115 — 184. 

Debreyne. (Congr. Trapp.). La Theologie morale et les sciencens medtcales, 
par le P. Debreyne, docteur en mddecine, pr£tre et religieux de la 
Grande Trappe. 6. eMit., entierement refondue, par le docteur A. Ferrand. 
In 18 jesus, X — 400 p. Paris, impr. Leve\ lib. Poussielgue freres. 1884. 
(Ouvrage exelusivement destine au clerge.) — L. J. 

Dolan Gilbert Johannes (Downside): Catalogus Congregationis Anglo- Benedicti nae 
Post Capitulum generale a. d. 1883. Necrologium a cap. gen. a. d. 1878. 
Status Regularium in Anglia a. d. 1884. Studien 1884, III, 166—176. 

Dudflc Beda (Raigern) : 1. Ueber Nekrologe der Olmtttzer Domkircbe. Wien, 
C. Gerold 1884. 8°. 103 S. Preis Mk. 160 = 1 fl. 

— 2. Flade, Tagebuch des Einfalls der Schweden in das Markgrafenthum 

Mahren 1642—1650. Herausgegeb. v Wien, C. Gerold 1884. 8* 

S. 179. Preis Mk. 2*60 = 1 fl. 80 kr. — R. 

Fischer Felician (Metten): Flora Mettenensis. II. Theil. Beilage zum Jahrea- 
berichte der konigl. Studien-Anstalt Metten 1883 84. 8. 87—145. 

Gabely Emerich (Schotten in Wien) : Das Polarlicht. 38 S. und 2 Abbildungen. 
(Programm-Abhandlung des k. k. Schotten-Gymnasiums 1884.) 

Gams Pius (S. Bonifaz, Miinchen): Die in den standi gen Klostern des Kreises 
Schwa ben und Neuburg und ein paar anderen bei ihrer Aufhebung (in 
den Jahren 1803 und 1806) vorhandenen Monche. Mitgetheilt von P. Pius 
Gams O. S B zu St. Honifaz in Miinchen. Mit archivalischen Beitragen 
von Otto Rieder, k. Archivseeretar zu Neuburg a. D. — R. 



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Gasquet Aidan (Downside): Adrian IV and Ireland. Dublin-Review 18S3. 

Gsell Benedict (Heiligenkreuz O. Cist.) Das Stift Heiligenkreuz and seine Be- 
sitzungen im Jahre 1683. Studien 1883, IV, 330—343 (Schluss). 

Hager Edmund (St. Peter in Salzburg): Beantwortung von Wahlfragen. Wien 
1884. 32 S. 

Hamilton (?) (England) : Studien zur Geschichte der Abtei Buckfast in Devonshire. 
Month, Nov.-Heft 1883. 

Harf Blasius (St Lambrecht) : Die Vftgel des Purtteiches und seiner Umgebung. 
II. Theil. Mittheilungen des natur-historischen Vereins Air Steiermark 1883, 
20. Heft, S. 3—90. 

Hauthaler VVillibald (St. Peter in Salzburg) : Ein oconomischer Rechenschafts- 
berieht aus HogelwoYth (von c. 1175). Ein Beitrag zur altesten Geschichte 
des ehemaligen Augustiner Chorherrenstiftes HtfgelwBrth. Mittheilungen d. 
Ges. f. Salzb. Landeskunde, 24. Bd. S. 47 — 54. 

Heigl Gotthard M. Joseph (Afflighem) : Notizen Uber das Gnadenbild U. L. F. 
in Afflighem. Studien 1884, II, 431—440. 

Held Barnabas (Engel berg- Roy) : Bericht tiber eine NeugHindung des Benedictiner- 
Ordens in Oregon, Amerika. (Studien 1884, II, 481—487.) 

Janauschek Dr. Leopold (Zwettl): Der Cistercienser-Orden. Historische Skizze. 
Briinn, Benedictiner-Biuhdruckerei. Selbstverlag. 1884. 8°. 39 S. — R. 

Jungwirth Theodor (Melk): Ueber die Bedeutung des Unterrichtes in den 
classischen Sprachen an den Gymnasien. Studien 1884, III. 117 — 135. 

Karner Lambert (GiUtweig): 1. Ein Tumulus auf dem Kogelberge bei Ruppers- 
thal. Mitth. d. anthropol. Gesellschaft in Wien. 14. Bd. (N. F. IV) S. 80, 
Nr. 6. 

— 2. Der Tumulus bei Nj.ppersdorf. Ebd. Nr. 7. 

Kienle Ambros (Emaus) : Ueber ambrosianische Liturgie und ambrosianischen 
Gesang. Studien !884, II 346—361, III 56—73. 

Kinnast Florian (Admont) : 1. Personal-Nachriehten aus dem Benedictiner- und 
Cistercienserorden. Studien 1884, II 451 — 459. 

— 2. Festpredigt am 25jahrigen Priesterjubilstum des hochw. P. Gebhard 
Freyding O. S. B. Wien, Kirsch 1884. 4°. 7 p. 

Koltai Virgil (Martinsberg) : Magyar irodalmi irasbeli dolgozatok a gymnasiumban 
(Schriftliche Arbeiten aus der ungarischen Litefatur im Gymnasium). Mit- 
getheilt im 6 und 7. Hefte des „Ktizoktatas, u 1884. — R. 

Kluge Benedict (Neustadt b. W., O. Cist) : Gedenkbuch des Stiftes Neukloster. 
Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 1883, 22. Bd. 
56—62 S. 

Koneberg Hermann (Ottobeuern) : 1. Ein nutzliohes Zwiegespraeh fiir brave 
Kinder. 15 S. 12°. Augsburg, Kranzfelder 1884. 

— 2. Was ein Wort vermag. 35 S. 8°. Ebd. 

— 3. Lourdes, ein Leuchtthurm fur unsere Tage. 13 S 8°. Ottobeuern, 
Baur 1884. 

— 4. St Willebold, ein Liebling Gottes. Predig^t gehalten in Berkheim am 
27. Juli 1884. Ottobeuern. Ganser 13 S. 8°. 

— 5. Schutzengel brief Nr. 72: In der Kaserne. DonauwSrth. L. Auer, 16*. 
15 S. — R. 

Lamey F. M. (Grignon): Me'moire sur le regime de circulation de la maase 
fluide du soleil ; par le P. Fr. Mayeul Lamey, O. S. B., prieure' de 



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476 — 



Saint Jean de Grignon (C6te d" Or). In 8vo, 50 pages et planche. ChambeVy, 
impr. Chatelain. — Ex trait des Me^noires de V Acade'mie de Savoie, 3me 
se'rie t. 10. — R. B. 

Lexch Matthaus (Osseg O. Cist.) : Das Traumleben and seine Bedeutung. II. Th. 
S. (Programm des Gymnasiums zu Komotau 1884.) 

MittermUller Rupert (Metten) : 1. Die Benedictiner-Universitat Salzburg and 
der hi. Thomas von Aquin. I. Einleitender Artikel. Stadien 1884. II, 
361—373. IL Die Hauptvertreter der theol.-philos. Wissenschaft. Ebd. I 
122 — 148. III. Widerstreit gegen die Ansichten des Duns Scotus und seiner 
Anhanger in Philosophic and Theologie. Bd. III. 73 — 91. 

— 2. Zum Ordens-Pastoralfall (bzl. der Profess bei Uebertritt in einen andera 
Orden.) Ebd. Ill 190—194. (Vgl. Schiich 2.) 

Morin Germain (Maredsous): De la vie et des miracles de Saint Wandrille, 

abbe* de Fonteuelle. Paris Bray et Retaux 1884. 8°. 83 S. — R. 
Neumann Wilhelm, (aus Heiligenkreuz, O. Cist.) : Erinnerung an Palastina. 

(Oesterr. Monatsschrift fur den Orient. X. Nr 1.) — L. J. 
Ortwein Magnus (Marienberg) : Der Sprachgesang. Zngleich eine Beleuchtung- 

des Weber'schen Artikels im Cacilien-Kalender pro 1883. S. 66 — 74. 

Regensburg, Soiling 1884. 
PanhSlzl Philibert (O. Cist.) Einige Bemerkungen liber die Echtheit der Bulle 

Innocenz VIII „Exposcit tuae devotionis sinceritas" v. J. 1489 (bzl. der 

Ertheilung des Subdiaconats und Diaconats durch Cistercienser-AebteV. 

Studien 1884 II 441—460. 
Piolin Paul (Solesmes): 1. Testament du cardinal Charles d' Angennes 1587. 

Mamers etc. 1884. 14 p. 8«. 

— 2. Compte rendu analytique de 1' ouvrage de R. P. dom Paul Piolin, 
be'nedietin de la Congregation de France, intitule* 1' Eglise du Mans durant 
la Revolution, m^moires sur la persecution religieuse a la tin du XYlUe 
siecle; par F. Legeay, de la Societe d' agriculture, sciences et arts de la 
Sarthe. In 8vo, 48 p. Le Mans; impr. et libr. Leguicheux-Gallienne. — R. B. 

Plaine Franz (Liguge'-Silos) : 1. Series chronologica scriptorum O. S. B. Hispa- 
norum, qui a. a. 1750 ad nostros usque dies claruerunt. Studien 1884 II 
459— 47 .. in. 177—190. 

— 2. Vie incite de S. Meen, Abbe* (520?— 640) composes an VIII. siecle 
par un Anonyme. — Analecta Bollandiana, seconde livraison de 1884. — 
Le tirage a part (Rennes, Plihou) est enrichi de prolegom^nes. — R. 

— 3. Vie latine inedite de S. Malo (510? — 527) Ev4que e*crite au IX. siecle 
par le diacre Bili et publie'e avec notes et Prolegomenes. Rennes, Plihoa 
1884. 8«. — R. 

Rabory (?) (J.) — Vie de sainte Francoise Komaine, fondatrice des Oblates de 
Tor de Specchi; par le R. P. dom J. Rabory, moine b^nedictin, in 18 
J^sus VIII — 658 p. Bar le Due, impr. Philipona et Co., libr. cathoL internat. 
de T oemi-e de St. Paul. — R. B. 

Rickenbach Heinrich (Einsiedeln) : 1. Monte Casino von seiner Grundung and 
Gestaltung bis zu seiner hftebsten Blilthe unter Abt Desiderius. Programm 
zum Jahresbericht tt. d. Lehr- u. Erziehungs-Anstalt Maria-Einsiedeln 1884. 
40. S. 3—32 (doppelspaltig.) 

— 2. Descrizione del monastero a del pellegrinaggio di Einsiedeln, Benziger, 
1883, S. 142. 8«. — R 

Ringholz Odilo (Einsiedeln) : Der hi. Abt Odilo von Cluny in seinem Leben 
und Wirken. Forts. Studien 1884 II 289-313. Ill 1—27. 

f Schcrer Augustin (Fiecht): Bibliothek der Prediger. Neue Folge, 3 Bd. 
7. Lieferung. 



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Schmidt Edmund (Metten) : Ueber den Ursprung zweier Citate in der Kegel 

des hi. Benedict. Studien 1884 II 840—345. 
Schmieder Pins (Lambach): Zur Geschichte der Durchfuhrung der Benedictina 

etc. Schluss. Studien 1884 III 100—110. 
Schott Anselm (Beur. Congr.): Das Messbuch der hi. Kirche (Missale Romanum) 

lat. u. deutsch mit liturg. Erklarungen. FUr die Laien bearbeitet. Freiburg 

L Br. 1884. XII, 492 u. 186 S. 8*. — R. 
Schlich Ignaz (Kremsmttnster) : 1. Die gregorianischen Messen. Linzer theol- 

prakt. Quartalschrift 1884 II 368. 

— 2. Die neueste Entscheidung des hi. Stuhles betr. Uebertritt in einen andern 
Orden. Ebd. 364. (Vgl. Mitterm filler b.) 

— 8. Handbuch der Pastoral-Theologie. 7. Aufl. Innsbruck, F. Rauch 1884. 
6 Lieferungen a Mk. 1.80. 

Solesmes. Ordo divini officii celebrandi sacrique peragendi juxta rrtuni romano- 
monasticum in ecclesia abbatiali S. Petri de Solesmis pro anno 1884 In 12, 
XX — 112 p. Le Mans, impr. Monnoyer. — R. B. # 

Steindlberger Ulrich (KremsmUnster) : 1. Beichtandacht flir Kinder wie auch 
fllr Erwachsene. Salzburg, Mittermtiller 1884 a 4 kr. 

— 2. Mein Gott und mein Alles. Gebet und Erbauungsbuch fllr fromme und 
heilsbegierige Seelen. Salzburg, M. Mittermiiller. 8°. 526 und VI. — R. 

Strasser Pius (Seitenstetten) : Das Kreuz als Strafwerkzeug der alten Volker 
mit besonderer Rticksichtnahme auf das Kreuz Christi. Eine historisch- 
archaologische Studie. 76 S. Programm des k. k. Gymnasiums von Seiten- 
stetten 1884. 

Szentimrei Martin (Martinsberg) : 1. A katholika egybaz allapotai Oroszorszagban 
(Die Zustande der katholischen Kirche in Russland). Erschienen im 12. 
Hefte des vorjahrigen „Uj Magyar-Sion u 2. — Adatok a „vallaserkolcsi 
alap" n&kUli oktatas — neveles ttfrtenst^hez (Beitra^e zur Geschichte des 
sittlich-religitfsen Grund entbehrenden, Unterrichtes und der Erziehung). 
Mitgetheilt im 2. Hefte des „Tajekoz6* 1884. — R. 

Tiefenthal Franz Sales (Einsiedeln) : Corona Benedictina saeculi undevicesimi, 
i. e. Summi pontifices, S. R. E. Cardinales, Patriarchae, Primates, Archi- 
episcopi, Episcopi et S. R. Imperii Principes-Abbates, qui saeculo nostro 
ex uni verso ordine s. Benedicti prodiere. Studien 1884 III 197 — 204. 

Tomanik Sales (Martinsberg) : 1 . Rosonknospen in die Krone des ersten Coni- 
muniontages Ihrer k. k. Hoheit der Erzherzogin Margaretbe Clementine zu 
Alcsuth. Gespendet aus dem Blumengarten der Erzabtei Martinsberg, 1883. 

— 2. Aus dem Sonettenkranze: „St. Benedict und sein Orden. - (Fortsetzung.j 
Mitgetheilt in den Studien, Heft I. und II., 1884. — R. 

(Tosti Liugi, von Monte Cassino) : Roma eterna (La Palestra del Clero, 1884. 

4 seqq.) — L. J. 
Vychodil Pavel Fr. (Raigern) : Aristotelova kniha o basnictvi; pfelozil a vy- 

svStlivkami opatHl. V Brn6 1884, nakl. p. kniht. rajhradsk^ch bened. S. 55. 

8«. Preis 30 kr. — R. 
Vincents S. College (Amerika) : Catalogue of the Officers and Students of 

Westmoreland, County Pa. 1883 — 1884. Baltimore, John Murphy E. Co. 

1884. 8<>. S. 76. — R. 
Wagner Laurenz (Martinsberg): 1. Egy figyelemremelto pont a lelkipasitori 

kotelm^k kore'bttl (Ein bemerkenswerther Punkt aus dem Bereich der 

seelsorglichen Pflichten.) Mitgetheilt im 12. Hefte des vorjahrigen „Havi 

KOzlftny.** 

— 2. Kiket nem szabad egyhazi temesben r^szcsiteni (Wen darf man nicht 
kirchlich beerdigen?) Mitgetheilt im 3. Hefte des „Havi Krtzlony" 1884. 

— 3. A probabilismusrol (Vom Probabilismus). Erschienen im ersten Hefte der 
„Katholikus theologiai foly6irat, tt 1884. 



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— 478 — 



Wichner Jacob (Admont): Eine Admonter Todtenrotel des 15. Jahrhunderts. 

Forts. Studien 1884 II, 314—340. III. 28—56. 
Wolf! Bonifaz (Maredsoii9) : Psalmodie, Lesung und Gebet nach der hi. Kegel. 

Studien 1884 III. 111 — 117. 
Ziegler Adalbert (Kremsmunster) : Die Regierung des Kaisers Claudius I, mit 

Kritik der Quellen und Hilfsmittel. II. Theil, Fortsetzung. (Programm des 

k. k. Ober-Gymnasiums in Kremsmiinster 1884.) 53 S. 
Zirwik Michael (St. Peter in Salzburg) : Kunstbildhauer Johann Piger in Salzburg. 

Studien 1884 III, 194—197. 
Zoltvdny Iren (Martinsberg), Guzmics Izidor eletrajza (Isidor Guzmics. Lebenft- 

beschreibung). Budapest 1884, 400 S. — R. 



Literarische Referate. 



Die klosterliche Tagesordnung. 

Anleitung fiir Laienbriider und Laienschwestern, die t&glichen Uebungen ihres 
hi. Standes im rechten Geiste zu verrichten. Mit einer Auswahl von Gebeten. 
Von P. Ludger Leonard, Benedictiner der Beuroner Congregation Im Auftrage 
des hochw. Hrn. Erzabtes Dr. Maurus Wolter. Regensburg, Pustet. 1884. kl. 
80. VI u. 312 S. Pr. M. 1,20. 

Laienbriider und Laienschwestern uber das Wesen und die 
Wiirde ihres Standes zu belehren, sodann ihnen den rechten Geist 
ihrer taglichen Verrichtungen wie in einem Spiegel vorzuhalten, ist 
der Zweck dieses Biichleins. Bei der Sammlung der Gebete waltete 
so strenge Riicksicht auf die entsprechenden Bedtirfnisse vor, dass 
sie ein passenderes geistliches Hilfsmittel als andere Gebetbiicher 
darstellen dlirfte. Die Sprache vereint mit Einfachheit geniigende Kraft, 
um in dem betrachtenden Leser die so nothwendige Liebe zu seinera 
erhabenen Stande und Anhanglichkeit an die klosterliche Heimat zu 
nahren, deren Bedeutung ja der hi. Bernhard so schon ausdriickte: 
>Ubi amor, ibi non labor, sed sapor.* 

Der erste Abschnitt der Einleitung handelt uber die geschichtliche 
Entwicklung und die gegenwartige Stellung des Laienbruderstandes 
im monastischen Orden. Heben wir einige Gedanken hervor. Als die 
vom hi. Patriarchen Benedictus begriindete Hochschule der hochsten 
Wissenschaft, des Gottesdienstes, priesterlichen Charakter annahra, 
befanden sich die Monche fur die Besorgung der ausseren materiellen 
Bediirfnisse in einer ahnlichen Lage, wie die Apostel vor der Einsetzung 
der Diacone. Es trat die Nothwendigkeit ein, fortan neben den eigentlichen 
^Monchen/ Priestern und Clerikern, s. g. » Laienbriider* aufzunehmen, 
welche nicht Priester wurden, nicht das grosse kirchliche Officium 
beteten und statt dessen die schwereren Handarbeiten zu verrichten 
hatten. Diese Einrichtung entspricht, heisst es weiter, so recht den 
miitterlichen liebevollen Wiinschen der hi. Kirche. Denn sie will den 
Stand zur Erstrebung der christl. Vollkommenheit auch Laien zuganglich 
wissen, welche sich nicht zum Priesterthum oder hoherer Geistesarbeit 
iiberhaupt eignen, oder ^die Last fiir Engelsschultern* nicht auf sich 



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nehraen wollen. Eine Verdrangung solcher aus dem Kloster und 
Ersetzung durch welt lie he Diener und Arbeiter ware daher gegen 
ihre Anschauungen und es mangelte der monastischen Familie 
gleichsam die Vollstandigkeit, wenn diese dienenden Bruder fehlten. — 
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die Laienbriider eine durch die 
Art ihrer Verpflichtung wie durch die Natur ihrer Arbeiten von den 
Clerikern und P riestern unterschiedene, besondere Classevon 
Klosterbewohnern sind. Sie sind nicht ^Monche* in dem vollen 
Sinne der Ordenspriester, weil diese Bezeichnung nur jener Classe 
von Religiosen zukommt, die das kirchliche Officium pflichtmassig 
verrichten. Als eigener Stand von Ordensleuten haben sie nun aber 
auch ihre besondere Tagesordnung und Regel. Ihr Geliibde verpflichtet 
sie vor Allem zum Dienen, zur Besorgung der im Hause Gottes 
unentbehrlichen Dienste und Handarbeiten, und es liegt darin eine 
Schranke gegen das Aufsteigen zum Priesterthum. Die Priestermonche 
hingegen ieisten ihren Laienbriidern Beistand in alien geistlichen 
Anliegen und ihre ganze iibrige Thatigkeit kommt auch Letztern zu 
Gute. — Gehort der Laienbruder nun zwar nicht zu den eigentlichen 
^Mbnchen,* so ist er doch ein Ordensmann und ein wahrer Sohn 
seines Ordensvaters, wenn er dessen Kegel, gemass seinem Stande, 
getreu befolgt. Trotz der vorherrschenden korperlichen Berufs- 
arbeit hat doch der Laienbruder genugend freie Zeit fur geistliche 
I 'ebungen. — Der zweite Abschnitt der Einleitung wiirdigt den Laienbruder- 
stand als eine Stufe des Ordensstandes liberhaupt und weist auf seine 
besondere Vorziiglichkeit hin, da ja nach einem alten Ausspruche 
die Laienbruder wie iiber feste Brucken das Meer des Lebens iiber- 
schreiten, wahrend andere Adamskinder nur in gebrechlichen, oder 
in hohen und festen, aber heftig besturmten Barken einhersegeln. 

Der Einleitung folgt der Haupttheil des Buchleins, welcher die 
klosterliche Tagesordnung bespricht. Er handelt in 16 Capiteln tiber: 
die Erstlinge des Tages, die gute Meinung, Betrachtung, Gebet, Arbeit, 
hi. Messe, Stillschweigen, klosterl. Mahlzeit, Recreation, geistliche 
Lesung, Conferenz, Schuldcapitel, hi. Beicht, hi. Communion, nachtliche 
Ruhe, klosterliche Gebrauche. Jedes Capitel zerfallt wieder in zwei 
Abschnitte, von denen der erstere kleinere die Angabe der einzelnen 
Uebungen und nahere Bestimmungen darliber enthalt, der zweite aber 
auf den Geist hinweist, in welchem die Verrichtungen auszufuhren 
sind. Wahrend jene in einzelnen Kiostern verschieden sein kbnnen, 
ist letzterer der eine gleiche unseres hi. Vaters Benedictus. Daher 
empfiehlt sich das VVerkchen fur verschiedene klosterliche Gotteshauser. 

An die Besprechung der Tagesordnung reiht sich als weiterer 
Theil die zweckmassige Auswahl von Gebeten, und den Abschluss 
bildet ein Anhang iiber das Messdienen nebst einer Reihe ascetischer 
Lehrspriiche. 

Der Gesammt-Inhaltdes Buchleins bietet recht heilsame Belehrungen 



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- 480 — 

unci Anregungen, zunachst Laienbriidern und Laienschwestern. Aber 
auch andere Christen konnen viel Brauchbares daraus entnehmen, 
insbesondere haben Weltleute, welche sich einem hi. Orden als Laien 
anschliessen mochten, da einen zuverlassigen Rathgeber. Mochte daher 
das Werkchen wohlwollende Aufnahme finden und unter dem Segen 
Gottes Vielen ein Sporn werden zur Befolgung jener Mahnworte 
unseres hi. Vaters Benedictus: ,Lasset uns unter Fiihrung des 
Evangeliums die Wege des Herrn wandeln.* (S. Reg. Prol.) 

Dr. R. F. 



Vita della B. Giovanna Maria Bonomo 
monaca benedettina di S. Gerolamo di Bassano per D. Leone Bracco Lettore 

Cassinese. 
Roma, Monaldi Co. 1883. 2 volumi. 1 : 3S7, 2 : 372 p 

Vita, cuius hisce adferimus nuncium, accepta haud dubie grataque 
erit lectoribus, atque perutilis reputabitur ad Venetam historiam lucidius 
cognoscendam. Narratio initium ducit ab Asiago, metropoli VII 
oppidorum agri Vicentini atque regionis iis iunctae, quae eo tempore 
foederationem illam constituebant, cuius summa potestas erat Venetiis. 
Equidem in exiguam hanc gentem eiusque regimen prim ores egit 
partes familia Bonomo, unde oriunda fuit B. Joanna. Quae ab 
incunabulis Dei beneficiis atque charismatibus praeventa domi a 
Virginia Ceschi matre, piissima femina genere nobili oriunda, Tridenti 
a monialibus Clarissis egregie exculta atque Benedictinarum ingressa 
coenobium apud Bassanum, eos in via Domini mirandos fecit pro- 
gressus, ut a spiritualis vitae magistris non minoris aestimaretur 
Theresia a Jesu aut Catharina Senensi. Eius frequentes exstases, in 
dissitis locis apparitiones, aliaque portenta ab ipsa patrata diuturnae 
controversiae causa fuerunt, insuper precautionum praetextus, materies 
ad pericula facienda, et subiectUm contradictionum. Attamen haec 
omnia minime potuerunt, ne Veritas se patefaceret, triumpharet, et 
lilia S. Benedicti, quamvis se occultandi studiosa, non appareret 
stygmatibus Salvatoris insignita. Quapropter spectatissimi viri religiosi 
omnium fere Ordinum: Franciscani, Capuccini, Theatini, Canonici 
Lateranenses, Augustiniani, Dominicani, Jesuitae, nee non illustres quoque 
saecularis cleri sacerdotes epistolarum inierunt commercium cum 
moniali Bassanensi ; nobilissimae mulieres Venetae, Patavinae, Vicentinae 
familiarissimae ei se praestiterunt ; duces Veneti et senatores influxu^ 
eius salutares sensere; principes utriusque sexus familiarum regalium 
ad ipsam visendi causa diverterunt. In ipsis quae claustrum inter 
et propinquos intercessere relationes, magnopere debuit eminere pater 
eius Joannes, vir ad iram proclivis et sanguinem, mitis et suavis ita 
per filiam eflfectus, ut videretur agnus. Vixit ipsa ab anno 1606 usque 
ad annum 1670, neque aliena fuit a negotiis maioris momenti, quae 
fere sub eius oculis turbuienta ilia aetate sunt gesta. Tunc enim bis 



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fuit abbatissa, ter tenuit Prioratum coenobii ; at nequaquam desiit 
exercere caritatis apostolatum, qui ad quodvis se extendit genus 
personarum, earn reddidit sollicitam de tuenda causa religionis, ad 
labores exantlandos pro felici exitu belli Candiensis, ad afliciendos 
denique proximos omni beneficiorum genere. 

His omnibus, quae magnam operis partem constituunt, accedit 
nostrae quoque Caelitis descriptio, uti piissimae matris familias, et 
monialium quae ipsi adiumento fuerunt. 

Prae ceteris dona caelestia, quibus supra modura tam large 
cumulata fuit, digna erant, quibus diligens auctor studeret, unde 
patefieret nobis vitae interioris ratio, quae se prodit aliunde ex 
perelegantibus epistolis et permultis operibus, editis et ineditis, Joannae 
superstitibus. 

Opus in duo dividitur volumina, typis, charta, forma praesenti 
similia, quorum prius 387, posterius 372 comprehendit paginas. Unum- 
quodque exemplar Libellis IV. italicis venit. M. K. 



Compendium Historiac ecclesiasticae. 

In usum Clericorum Seminarii Brunensis concinnavit 

Dr. Franc. Zeibert, 

Canon. Eccl. Cathed. Brunens., prof. hist. eccl. ot juris can. em. ; Brunae, 1884. 

Typis et sumptibns pontific. typographiae O. S. B. Raihrad. XV. u. 704 Seiten. 

Gr. 8°. Preis 5 fl. oder 10 Mk. oder 12 Frcs. 

Dieses Compendium wendet in der Vertheilung des kirchen- 
geschichtlichen Stoffes in herkommlicher Weise den ordo temporis und 
ordo materiae gleichmfissig an. In ersterer Hinsicht werden 3 grosse 
ZeitrSume unterschieden, deren 1. von der Grundung der Kirche bis 
Karl d. Grossen ; 2. von da bis zur sogenannten Reformation und 
3. von dieser bis auf die neueste Zeit gefiihrr wird. Jeder der 
3 Zeitraume wird in 2 Perioden zerlegt, nfimlich I. Zeitraum, 1. Periode 
von Christus bis Konstantin d. Grossen; 2. Periode bis Karl d. 
Grossen. II. Zeitraum, 1. Periode von Karl d. Grossen bis Gregor VII.; 

2. Periode bis zur Reformation. III. Zeitraum, 1. Periode von Luther 
bis zur franzosischen Revolution; 2. Periode von da bis auf unsere 
Tage. Diese Eintheilungsweise findet sich, etwa mit Ausnahme des 

3. Zeitraumes, welchen manche in 2 oder 3 Perioden (von der Reform, 
bis zum westph&lischen Frieden, von da bis zur franzosischen Revolution 
und neuesten Zeit) zerlegen, naturgemass in den meifiten Werken, die 
die Kirchengeschichte ausfuhrlich oder compendios behaiideln, vor. Bei 
der DurchfUhrung des ordo materiae legt der Verfasser unseres Com- 
pendiums in sehr sinniger Weise die 4 Merkmale der Kirche, um deren 
Geschichte sich es eben handelt, zu Grunde und stellt demgemftss 
unter der Ecclesia catholica die Grttndung, Verbreitung, ausseren Schick- 
sale der Kirche dar ; in der Rubrik : Ecclesia apostolica wird die 



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Hierarchie, ibre Entwicklung u. s. w , unter der Ecclesia una die Lelire 
der Kirche (Haresien, Kirchenvater und Kirchenschrifteteller) u. s. w. ; 
endlich unter der Ecclesia sancta das Leben der Kirche, ibre Liturgie, 
Disci pi in (Fasten, Basse, Excommunication), Religions-Orden, kirchliche 
Kunst in den einzelnen Zeitperioden geschildert. Mit vollem Rechte hat 
aber der Vcrfasser nicht fur jede Zeitperiode die genannten Merkmale 
der Kirche in ganz gleicher Reihenfolge als leitende Gesichtspunkte 
angefuhrt, sondern bei dem 3. Zeitraume in der 1. Periode zuerst die 
Lehre der Kirche (Einheit), dann die Hierarchie und darauf erst die 
Ausbreitung (Ecclesia catholica) besprochen; in der 2. Periode aber 
vorerst die Hierarchie (Ecclesia apostolica), die Lehre u. s. w., behandelt, 
je nachdem nftmlich in dieser oder jener Zeitperiode das eine oder 
andere Merkmal der Kirche mehr zum Ausdrucke gekommen und so zu 
sagen der betreffenden Periode eine eigene Characteristik aufgepr&gt 
hat. Was die Reichhaltigkeit des in unserem Compendium niedergelegten 
kirchenhistorischen Stoffes anbelangt, so ist vor allem zu erwfigen, daas 
das Buch kein ausfuhrliches Werk, sondern eben nur ein Compendium 
scin will und von diesem Gesichtspunkte aus ist das Mass des hier 
dargebotenen Stoffes vollstfindig ausreichend: dazu kommt ja ohnebin 
noch manche Ergftnzung und Erlauterung im miindlichen Vortrage. 
Besondere Aufmerksamkeit hat der Herr Verfasser nach Moglichkeit 
der bohmischen Kirchengeschichte geschenkt, auch vielfach iiberhaupt 
die Ge8chichte der Kirche speciell in Osterreich-Ungara (Christianisirung, 
Klostergriindungen, Reformation) berttcksichtigt, was besonders ruhraend 
hervorzuheben ist, indem die jungen Theologie-Studierenden einerseits ein 
besonderes Interesse fur die kirchengeschichtlichen Thatsachen ihres engeren 
Vaterlandes tragen, anderseits eine eingehendere Kenntniss der vater- 
landischen Kirchengeschichte vielfach sehr niitzlich, ja nothwendig ist; 
wird ja auch auf unseren Universitaten nebst allgemeiner Weltgeschichte 
auch noch speciell osterreichische Geschichte als eigenes Facb gelehrt. 
Meist sehr genan und interessant ist das, was der Verfasser ftber oster- 
reichische Kirchengeschichte bietet (z. B. Kreuzherren, Reformation u. s. w.) 
und kann manchem zur Anregung zu weiteren Studien dienen. 1m all- 
gemeinen ist der kirchenhistorische Stoff bis auf unsere jiingsten Tage 
verfolgt (so ist u. a. der neueste Wahlsieg in Belgien aufgenommen). 
Die Darstellung ist klar und biindig, manchmal mit schQnen und grilnd- 
lichen Reflexionen gemischt ; auch der historische Pragmatismus, soweit 
es in einem Compendium m5glich, ist beriicksichtigt. Was die Richtigkeit 
und Genauigkeit, eine Haupteigenschaft eines jeden historischen Werkes 
(prima historiae lex est, ne quid falsi dicere audeat) belangt, so ist unser 
Buch im Grossen und Ganzen sehr genau ; einiges mag durch die knappe 
Darstellung undeutlich sein. Wir wollen im Folgenden einige Punkte 
besprechen, in denen bei einer 2. Anflage vielleicht die Darstellung 
etwas klarer sein konnte ; iibrigens erklfiren wir, dass wir mit Anfuhrung 
der nachfolgenden Bemerkungen keineswegs fbrmliche Unrichtigkeiten 
oder wcsentliche Mfingel dem Buche imputiren wollen. 



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In der Einleitung hatte bei der Geschiehte der Kirchengeschichte das 
grosse Werk von Rohrbacher, vielleicht auch Wouters und Vascotti erwahnt 
werden kimnen. — S. 12 wird einer der heil. drei KSnige „Melichar u genannt, 
die gewohnliche Form i.it Melchior. — S. 13 heis9t es, erst Petrus Comestor 
erwahne die besagten Namen der Magier, dieselben diirften doch alter sein, 
wenn aucb Beda Veu. nicht, wie gew5hnlich angenommen, schon dieselben an- 
flihrt. — S. 17 wird gesagt: Jakobus der Altere-habe die Kiiche zu Jerusalem 
regiert; es raag dies nicbt unrichtig sein, da es auffallend ist, da«s Herodes 
Agrippa zuerst anf diesen seineu Angriff ricbtete; aber etwas bestimmtes lasst 
sich nicht sagen, sicber ist aber, das Jakob der Jttugere Bischof von Jerusalem 
war. — S. 23. scheint sich der Verfasser gegen die Anwesenheit Pauli in 
Spanien auszusprechen, es streiten aber doch viele Griinde dafur. Bei den 
Gnostikern batten die Aqnarii (Hydroparastatae) angefiihrt werden mttgen und 
der Chiliasmus sollte deutlicher in den milderen, dem auch manche heil. Vater 
anhiengen, und in den grob-sinnlicheu (hiiretischen) unterschieden sein. — Zu 
S. 70. die dem Dionys. Areopag. zugeschriebenen Werke erklart der Verfasser 
kurzweg fur Spuria; in jungster Zeit (1884) unternahm Dr. Schneider eine 
nicht unbegrUndete Vertheidigung der Echtheit derselben; vielleicht hiitte 
weuigstens diese Ansicht Platz finden konnen, dass die Werke recht sein ruftgen, 
aber spater interpolirt vorden seien. — S. 76. heisst es, dass vermtige der 
Hexapla die Leser der hi. Schrift den verus sensus zu erforschen in den Stand 
gesetzt werden sollten; dies ist a'lerdings zuletzt auch richtig, allein der nachste 
Zweck des Orig'nals war mehr ein textkritischer, als ein exegetischer. S. 82. bei 
Besprechung der Agapen sollte die so wichtige Stelle 1. Cor. 11, 18 ff. an- 
gefuhrt sein. — S. 105. Das heutige Abessynien uud das alte Athiopien sind 
dem Umfange nach nicht gleich; letzteres umfasste ausser Abessynien noch 
audere lukn<ier. — S. 347. Die spanische Inquisition gefasst als bios politisches 
Institut; es scheint diese Ansicht die richtigere zu sein, obwohl noch eine andere 
und eine mehr vermittelnde Meiimug hieruber geiiussert wird (vgl. Hefele, 
Gams u. A.) — S. 358 Mit „Lollharden u wurden sicher auch die haretischen 
Wicleffiten bezeichnet ; aber der Ausdruck dUrfte auch noch eine andere un- 
schuldige Bedeutung gehabt haben. — S. 385. Hugo a S. Caru veifasste die 
erste Verbalconcordanz, Kealcoucordanz ist frliher. — S. 39o. Ob der heil. 
Kasimir der Verfasser von „Omni die" u. s. w. sei, ist sehr bestritten; B. Pez 
meinte, der Karthauser-Prior Konrad von Gamming im 14. Jahrh. babe jenen 
schonen Hymnus gedichtet. — S. 400. In Krumau scheinen nicht Paulaner, 
sondern Panliner gewesen zu sein. Dberhaupt ist der letztere Orden, der 
in Osterreich (Hernals bei Wien, Rana, Mariatrost bei Graz, Ulirain), ganz' be- 
sonders aber in Ungaru zahlreich war, aber jetzt in diesen Landern ausgestorben 
ist, nicht erwahnt. — S. 505. heisst es: Gregor XIII. habe das Collegium 
Germanico-Hungaricum gegriindet. Als Collegium Germanicum ist es friiher ent- 
standen, Gregor XIII. hat das Hungaricum neu gestiftet und mit dem Ger- 
manicum vereinigt und die Einkiinfte vermehrt. — S. 516. Boos war nicht bios 
in Deutschland, sondern auch in Osterreich (Gallneukirchen bei Linz). — S. 561. 
heisst es: Hradecii in Styria, es ist wohl Gras (Graecium) gemeint, wie der 
Verfasser auch ananderen Stellen es benennt. Das Bisthum Leoben ist nicht anno 1800 
mit Seckau uuirt worden, sondern wurde nach dem Tode des ersten und einzigen 
Bischofes von den SeckauerFttrstbischbfen administrirt uud erst dnrch die Bulle Papst 
Pius IX. vom 26. November 1857 einverleibt. — S. 572. heisst es: Die englischen 
Fraulein stammen von Maria Ward; allein die Constitution Papst Benedict XIV. 
„Quamvis justo" sagt, dass die englischen Fraulein nicht berechtigt seien, Maria 
Ward als ihre Stifterin anzuerkennen, vergl Schels, die neueren Frauen- 
Genossenschaften anno 1858. — S. 598. Victor Emanuel starb 1878, nicht 1876. 

— S. 617. Das hohere Priesterbildungs-Institut in Wien wurde 1816 errichtet. 

— S. 618. Die Di5cesen Spalato, Sebenico etc. wurden damals nicht vollig neu 
errichtet, sondern nur neu organisirt. — 

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selbst durch den Zusammenhang. Die Ausstattung durch die papstlicbe 
Buchdruckerei der Raigerner Benedictiner in Briinn ist schon; Papier 
gut und namentlich die Lettern sehr gut gewfihlt fur ein Buch, das zum 
ofteren Studium dient. Die Series Romanor. Pontine, et Imperatorum, 
sowie der sehr fleissig gearbeitete Index nominum et rerum erhfihen die 
Branch barkeit des Werkes, das sieh, indem es seinem Zwecke vollkommen 
entspricht, in hohem Grade zu einem Vorlesebuche empfiehlt. 

Dr. Sch. 

Vie de la tr&s r£v£rende mfcre Mechtilde du Saint Sacrement, 

fondatrice de V Institut des Benedictines de l'Adoration perpe*tuelle dn tres 
Saint Sacrement, par M. Hervin, cbanoine. aumonier du Saint Sacrement d'Arras 
et M. Marie Dourlens, cure* d'Haravesnes. Paris, Bray et Retaux 1883, in 8 J 
de XXXII — 746 pages avec portrait et facsimile* d'une lettre entiere. Prix 8 fr. 

Seculum XVII in Franco-Gallia, praesertim in priore parte sua 
dimidia, magna fuit aetas renovationis religiosae, in qua clerus secularis 
et ordines monastici partem habuerunt largissimam. Ordo S. Benedicti, 
quern solum attigisse nobis suflficiat, habuit, quod laetaretur de originum, 
successuum ac progressuum prosperitate, qua turn proficiebat duplex 
congregatio S. Mauri et S. Vanni pro viris et duplex institutum Dominae 
Nostrae de monte Caivario et de Adoratione perpetua Sanctissimi 
Sacramenti pro sexu femineo. 

Institutum modo memoratum loco posteriore inprimis opportune 
adparebat; etenim directa et exoptota erat protestatio contra 
errores et blasphemias protestantismi, iactas respectu adorandi Sacramenti 
in aris nostris abditi. Erat ea protestatio non minus formalis, non 
minus diserta, quamvis forte nescia, i. e. sibi non conscia, contra 
opiniones, contra vitae morumque praecepta tam perniciosa, nedum 
impia, quae ab eo tempore Jansenismus surde perfideque in animamra 
perniciem serere est exorsus. 

Atqui deerant usque ad id tempus literae ac documenta ali- 
quantulum prolixius disserentia de venerabili fundatrice congregationis 
Benedictinae, quae inde a duobus seculis tot insignia ecciesiae prae- 
stitit officia. 

Ediderat quidem in lucem sacerdos Duquesne anno 1775 idque 
celato nomine, primus vitam huius sanctae feminae; sed frigidum 
rigidumque eius opus consulto maximam praeteriit partem gratiarum 
supefnaturalium, quibus bonitas divina honoraverat ancillam suam. 
Unde opus hoc prompte fidem amiserat paene omnem, et venerabilis 
matris Mechtiidis filiae centena tentamina erant expertae ad conv 
j)arandos matri alterius vitae describendae honores, et amplioris et 
piis lectoribus dignioris. Quae molimina, laudibus efferenda, tandem 
prospero successu coronata sunt. Duo sacerdotes dioecesis Atrebatensis, 
vinculis afifectionis peculiaribus coniuncti, cum monialibus Benedictinis 
Sancti Sacramenti, in urbe episcopali collocatis, intellectus lumina et 



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ingenii acumina in unum coniunxerunt ad perlustrandas piae Mech- 
tildis de Sancto Sacramento literas, commercio literario scriptas et 
acta chronica tabulasque Congregationis, ut colligerent, quidquid 
attingeret vitam feminae illius devotae invictaeque, heroinae suae. 
Quibus studiis atque laboribus fortiter intelligenterque susceptis atque 
perfectis originem debet volumen speciosissimum, oculis nostris subiectum. 
Hie minutissime descriptae habentur res omni fide dignae et quoad 
priores annos (1614 — 1631) matris Mechtildis et quoad posterius 
temporis spatium, quod degit in Annunciatarum ordine. Etenim vota 
emiserat venerabilis haec monialis in ordine praefato, (1633) antequam 
S. Benedicti ordinem ingressa est. Diversi generis opus erat proba- 
tionibus et divinae providentiae manifesto interventu, ut propius addu- 
ceretur ad S. Benedicti moniales Rambervillerienses in Lotharingia, 
atqiie moveretur ad sollicitandum receptionis honorem, quatenus illarum 
ordines augerentur arctiusque iungerentur (Julio. 1660). Inde ab hoc 
temporis momento cumulare earn gratiis supernaturalibus Deus sibi 
complacuit; attamen novae benedictam exspectabant probationer. 
Lotharingia quum eo tempore triginta annorum belli esset sedes, 
moniales Rambervillerienses in exilium migrare erant coactae, et mater 
Mechtildis venit usque ad Lutetiam Parisiorum, refugium quaesitura. 
Tunc temporis fere statim relationes sibi vidit nexas cum S. Vincentio 
a Paulo, cum Joanne Chrysostomo, domino de Bernie>es, pluribus- 
que aliis pietate praestantibus, id est, cum omnibus iis, qui postea 
earn sustinere atque dirigere debebant in erigendo institute Neque 
vero interea cogitabat tale vel simile quid sibi proponendum et 
modeste se continuit plures per annos in reficienda restaurandaque 
disciplina monasterii Benedictini Cadomensis B. M. V. de bono 
succursu. Anno 1650 moniales Rambervillerienses in claustrum suum 
desolatum regressae earn priorissam elegerunt, id quod electam reduxit 
in Lotharingiam. Sed paulo post bellum atrox iterum sanguine irrigavit 
earn terrain, et priorissa Rambervilleriensis iterum exsulare coacta est, 
atque iterum earn Lutetiae mense Martio anni 165 1 invenimus. Hie 
Deus exspectabat servam suam, ut ei revelaret missionem ipsi adiu- 
dicatam. Hie profecto spretis diversi generis impedimentis instituti 
jecit fundamenta, instituti monialium S. Benedicti de adoratione per- 
petua Sanctissimi Sacramenti. Hie eiusdem religiosi instituti primam 
erexit domum mense Martio 1654. Secundum monasterium conditum 
est Tulli anno 1665. Monasterium Rambervilleriense et moniales 
B. M. V. de consolatione Nanceii collocatae, ut eius instituti Familiae 
adscriberentur, paucis post annis 1666 et 1669 petierunt. Monasterium 
B. M. V. de bono succursu, Cadomi (Caen) stabilitum, exemplum hoc 
secutum est anno 1685. Monasteria fundata deinceps Rhotomagi 
(Rouen) 1678, Varsoviae 1688, Castellione ad Lupium (Chatillon sur 
Loing) 1689, Droci (Dreux) 1696, altero Parisiensi novo monasterio 
adnumerato, ad septem auxerunt numerum religiosorum domorum per 
fundatricem novi instituti conditorum. Ast hoc eodem tempore vires 



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eius tot tantisque laboribus et arduis negotiis exhaustae erant, iamque 
nihil erat morae, quin mors coniungeret electam cum divino eius 
sponso. Venit mors ilia 6. mensis Aprilis anno 1698. 

En substantia speciosi voluminis, quod D. D. Hervin et Dourlens 
consecrarunt describendo vitam et virtutes, labores et favores super- 
naturales venerabilis matris Mechtildis de sanctissimo Sacramento. 
Scriptus est hie liber simpliciter et eleganter, Suculente et pie. Quid- 
quid his paginis continetur, profundam respirat et inspirat humilitatem, 
magnam divinae bonitatis fiduciam, maxime autem teneram devotionem 
erga adorandum Sacramentum in altaribus expositum. Speciosa imago 
sanctae monialis et integra descriptio imagoque unius ex eius epistolis 
(P a g- 472) venustum hoc opus eo speciosius atque gratiosius reddunt. 
His dictis adiungimus: »Vita venerabilis matris Mechtildis de sanc- 
tissimo Sacramento* destinata nobis videtur, ut annales ecclesiae 
Gallicae et ordinis S. Benedicti ex seculo XVJI. novo lumine 
collustret. Don P. P. 



Aesthetik. 



Von Joseph Jungmann, Priester der Gesellschaft Jesu, Doctor der Theologie 
und ord. Professor derselben an der Universitat Innsbruck. Freiburg ira Breisgau, 
Herder'sche Verlagshandlung. 1884. Lex. Oct. XXXVI und 950 S. Preis 12 M. 

I. Artikel. 

Im Jahre 1866 hatte Heir Dr. J. Jungmann im Verlageder 
Wagner'schen Universitats - Buchhandlung in Innsbruck ein Werk 
erscheinen lassen unter dem Titel : >Die Schbnheit und die schone 
Kunst.* Das Buch hat verdientes Aufsehen gemacht und vielseitige 
Anerkennung gefunden. Auch wir haben damals ein beifalliges Referat 
in der Beilage zur >;> Augsburger Postzeitung* veroffentlicht. 

Dieses Buch, in's Spanische ubersetzt und in Spanien sowohl 
als auch in Mexico und in ande.en spanisch-amerikanischen Staaten 
als Lehrbuch vielfach verbreitet, ist seit zwolf Jahren vergriffen. Zu 
einer unveranderten Herausgabe konnte sich der Verfasser nicht ent- 
schliessen, eine Umarbeitung vorzunehmen hinderte ihn die Beschafti- 
gung mit einer anderen Arbeit, und so erschien erst Anfangs dieses 
Jahres die zweite Auflage unter dem Titel, den wir an die Spitze 
dieser Zeilen gestellt haben. 

Hatte schon die erste Auflage die freundlichste Aufnahme 
gefunden, so wird eine solche der zvveiten Auflage noch in hoherem 
Masse zu Theil werden, da dieselbe eine vdllig umgearbeitete, urn 
das Doppelte erweiterte und durch die Resultate eines funfjahrigen 
erneuerten Studiums des Gegenstandes wirklich verbessert ist. Ein 
Autor, der in der wissenschaftlichen Welt durch seine ^Theorie der 
geistlichen Beredsamkeit, * die bereits in zweiter Auflage erschien, 
sowie durch andere tiichtige Arbeiten allgemeine Achtung geniesst, 



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— 487 — 

bedarf fur diese neueste Publication der Anempfehlung in Zeitschriften 
nicht. Es geniigt, die Leser derselben auf das Erscheinen des Werkes 
aufmerksam zu machen und sie an den reichen Inhalt desselben zu 
erinnern, urn sie zur Lecture und zum Studium desselben selbst zu 
veraniassen. 

Der Inhalt unseres Werkes zerfallt in zwei Haupttheile oder 
Biicher, deren erstes ,die asthetischen Grundbegriffe oder das Wesen 
der Schonheit und der iibrigen Vorziige, durch vvelche sich die 
Leistungen der schonen Kiinste als solche zu charakterisiren pflegen, c 
erortert, wahrend das zweite »die schonen Kiinste, ihre Aufgabe, ihre 
obersten Gesetze und ihre Mittel* behandelt. 

Das erste Buch beschaftigt sich somit mit dem allgemeinen 
Theile der >Aesthetik* und zerfallt in sechs Abschnitte, deren jeder 
wieder in mehrere Capitel abgetheilt ist. Schon der bedeutende 
Umfang von 320 Seiten lasst erkennen, dass wohl keine wichtige 
Frage unerdrtert blieb, dass die Behandlung des Gegenstandes eine 
sehr eingehende und griindliche ist. Ich meinestheils kann nur die 
Versicherung geben, dass mir die Lesung dieses Buches herrlichen 
Genuss bereitete und dass die scharfe Dialectik, rait welcher die 
verschiedensten Definitionen verschiedener Aesthetiker analysirt und 
als unhaltbar nachgewiesen werden, jeden an ernstes Denken Gewdhnten 
gewiss erfreuen wird. Und wenn ich bemerke, dass trotz des tiefen 
Eindringens in das Wesen und in den Grund der Gegenstande, dass 
trotz des streng wissenschaftlichen Geistes, der sich uberall kundgibt, 
die Darstellung keineswegs eine trockene, uns ermtidende, vielmehr 
eine sehr lebendige, eine frische und fesselnde ist in Folge der Ein- 
fiigung zahlreicher Stellen und Erdrterungen aus den Schriften der 
alten Philosophen und der Kirchenlehrer, so hoffe ich damit ein 
Bedenken beseitigt zu haben, auf Grund dessen Manche sich von 
der Beschaftigung mit wissenschaftlichen Werken abhalten lassen. 

Wollten wir dem gelehrten Verfasser bei seinen Ausfiihrungen 
in's Detail nachfolgen, so miissten wir den Raum, der in dieser 
Zeitschrift den Referaten einger&umt werden kann, weit uberschreiten. 
Wir miissen uns darum auf das Wesentlichste beschranken und uns damit 
begniigen, die von Jungmann aufgestellte Definition der ^Schonheit* 
dem Leser vorzuflihren und durch Hervorkehrung der in demselben 
eingeschlossenen Momente begreiflich zu machen. Dabei bemerken 
wir zuerst, dass Jungmann, und zwar mit vollem Rechte, stets die 
» Schonheit* setzt, wo die neueren Aesthetiker die Bezeichnung ^das 
Schone* gebrauchen. Es ist in der That ein Unterschied zwischen 
diesen beiden Ausdrticken. Denn die Schonheit (t6 xaX6v) ist 
eine Beschaffenheit, der Ausdruck fiir einen abstracten Begriff; 
das Schone (xa xaXa) ist die Gattung, in welche aile jene Dinge 
gehdren, denen die genannte Beschaffenheit eignet. Das Schone 
begreift in sich die schonen Dinge, die Schonheit aber bezeichnet 

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— 488 — 

dasjenige, was die Dinge besitzen miissen, um als schbne Dinge gelten 
zu konnen. 

Die Schonheit — heisst es im ersten Abschnitt unsers Buches 
— ist eine ubersinnliche Beschaffenheit der Dinge, welche nur durch 
die Vernunft erkannt wird, obgleich sie ein gemeinsamer Vorzug der 
korperlichen und der unkbrperlichen Dinge ist. Das bedarf keines 
ausflihrlichen Beweises, da es allgemein zugegeben wird, dass einzig 
und allein die Vernunft abstracte Beschaffenheiten aufzufassen vermag. 
Auch das ist nicht schwer zu begreifen, dass die Schonheit in den 
unkbrperlichen Dingen in hbherer Vollendung erscheint, als in der 
korperlichen, und dass gerade die ethische Seite die eigentliche 
Sphare der Schonheit ist. Die eigentliche Schonheit besteht nach 
Basilius in der wahren Vollendung der verniinftigen Creatur, das ist 
in der voilen Harmonie ihres Sinnes und ihres Strebens mit der 
Weisheit und Liebe Gottss. 

Dass die schbnen Dinge uns gefallen und uns Genuss ver- 
schaffen, indem es uns Freude bereitet, unseren Geist in ihrer An- 
schauung verweilen zu lassen, ist eine allgemein zugestandene und 
anerkannte Thatsache. Man kbnnte es fur uberflussig halten, solche 
Wahrheiten durch historische Zeugnisse, durch philosophische und 
philologische Erbrterungen zu beweisen. Allein es gilt ja, die von dem 
gesunden Menschenverstande zugestandenen Thatsachen als mit den 
Forderungen des wissenschaftlichen Denkens in Einklang stehend 
aufzuzeigen und so deren allgemeine Geltung zur Erkenntniss zu 
bringen. 

Was ist aber der Grund hievon, dass die schbnen Dinge uns 
gefallen, dass deren Anschauen uns Genuss bereitet? Die Antwort 
auf diese Frage gibt uns Jungmann in sehr eingehenden, weit umfas- 
senden Erbrterungen iiber die Gutheit, die Liebe und den 
Genuss. 

Er unterscheidet eine innere und aussere Gutheit der Dinge 
und sagt: >Die innere Gutheit der Dinge ist jene ihre Beschaffenheit, 
vermbge deren sie sich eignen, selbst und fur sich, und nicht einer 
durch sie zu vermittelnden Wirkung wegen, fur den verniinftigen 
Geist das Object des Strebens zu sein,* wahrend die aussere Guthei v 
darin erblickt wird, dass sie , durch ihre potentielle Uebereinstimmung 
mit einem anderen Wesen sich eignen, fur dasselbe das Object des 
Strebens zu sein.* Die aussere Gutheit besteht also zumeist in der 
Annehmlichkeit und Nutzlichkeit der Dinge fur ein anderes Wesen 
oder darin, dass sie geeignet sind, irgend ein Gutes hervorzubringen, 
zu erhalten und zu vervollkommnen, oder als Mittel zur Erreichung 
eines hbheren Zweckes zu dienen. 

Die Gutheit der Dinge nun, die innere wie die aussere, ist der 
Gegenstand unserer Liebe, die entweder eine eigentliche ist, wenn 
sie den Gegenstand liebt oder ihm Gutes wiinscht, einzig dazu, dass 



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— 489 — 

ihm selber wohl sei, das ist, dass ihm selber Vortheil, Ehre und 
Genuss zu Theil werde, oder eine uneigentliche, wenn sie die 
Forderung des geliebten Gegenstandes wiinscht, um durch diese 
Forderung das Wohl und den Vortheil des Liebenden selbst zu 
erzielen. Oder mit anderen Worten : Richtet sich die Liebe auf ein 
>>an sich Gutes,* auf die innere Gutheit, so ist sie eigentliche Liebe, 
uneigentliche Liebe aber ist sie dann, wenn sie auf die aussere 
Gutheit sich bezieht. An die eigentliche, wie an die uneigentliche 
Liebe schliesst sich der ihrer Natur entsprechende Genuss, d. i. Jener 
Act des Strebevermogens, welcher sich erzeugt, wenn das strebende 
Wesen den Gegenstand seiner Liebe erreicht hat und ihn umfasst,* 
wenn also das Streben zum ruhigen Besitze dessen, was es liebt, 
gekommen ist. Das psychologische Moment, durch welches die Liebe 
des >an sich Guten* zum Genusse wird, ist die klare Erkenntniss 
der inneren Gutheit ihres Gegenstandes. 

Als der Gegenstand und Grund der eigentlichen Liebe gait der 
sokratischen wie der christlichen Wissenschaft von Alters her die 
Schonheit. Aus dieser Thatsache ergibt sich, dass die Schonheit 
der Dinge in deren Gutheit besteht, insoferne sie durch diese dem 
vernunftigen Geiste auf Grund klarer Erkenntniss derselben Gegenstand 
des Genusses zu sein sich eignen. Demgemass ist die Gutheit 
und die Schonheit objectiv und der Sache nach Eins 
und Dasselbe, wenn sie auch dem Begriffe nach sich unterscheiden, 
indem Gutheit einem Dinge zugesprochen wird, insoferne in demselben 
selbst das Strebevermogen Genuss findet, wahrend es als schon 
bezeichnet wird, wenn die blosse Erkenntniss des Dinges dem Strebe- 
vermogen angenehm ist. In dem Begriffe > Schonheit* tritt zu jenem 
der t Gutheit * ein Merkmal hinzu: die Beziehung (des Dinges) zu 
einem Vermogen, welches die Gutheit, als solche zu erkennen im 
Stande ist. Das heisst nach weiteren Ausfiihrungen Jungmann's so 
viel als: ,Das psychologische Moment, durch welches die Liebe des 
^an sich Guten** zum Genusse wird, ist die klare Erkenntniss der 
inneren Gutheit des Dinges, auf welches sich die Liebe richtet. c — 
Der kalleologische Genuss erscheint also gebunden an die klare 
Erkenntniss des Gegenstandes und seiner Gutheit. 

Ich muss gestehen, dass ich nicht Scharfsinn genug besitze, um 
den nach diesen Ausfiihrungen zwischen Gutheit und Schonheit 
obwaltenden Unterschied erfassen zu konnen, da mir die Liebe und 
das Streben nach einem Dinge so wenig ohne klare Erkenntniss der 
Gutheit des Dinges moglich zu sein scheint, als der Genuss, welcher 
mit Nothwendigkeit an die Liebe sich anschliesst. Ich erlaube mir 
darum, einem tieferen Denker und grdsseren Gelehrten das Wort zu 
geben, namlich dem Herrn Domcapitular und Professor Dr. Haffner, 
welcher mit Bezug auf diesen Punkt in der > Literarischen Rundschau* 
(Nr. 14. S. 429) schreibt: » Diese Bestimmung des Wesens der 

14* 



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400 — 



Schonheit in ihrem Verhaltnisse zur Gutheit wurde schon in der 
ersten Auflage beanstandet und wird wohl nicht allgemein angenommen 
werden. Dass die Dinge, sofern sie als schon Gegenstand unserer 
Liebe sind, uns einen Genuss bereiten, ist ganz gewiss. Aber gewahren 
sie nicht auch, sofern sie gut sind, uns einen Genuss? Wir erfreuen 
uns der Gute wie der Schonheit eines Menschen, und diese Freude 
bezieht sich in beiden Fallen auf verschiedene Momente. Das sogenannte 
asthetische Wohlgefallen hat nicht die Vollkommenheit der Sache an 
sich, sondern die Vollkommenheit ihrer harmonischen Ordnung zura 
Gegenstand. Das ist der specifische Grund des Genusses der 
Schonheit. * 

Nachdem Jungmann ausgeftihrt hat, dass die Schonheit ebenso 
wie die Gutheit zu den Transcendental begriffen gehort, kommt er 
auf die Elemente der Schonheit zu sprechen, die unzahlige 
sind. Alle Vorzlige, welche einem Dinge immer Gutheit verleihen, 
sind offenbar auch als Elemente der Schonheit zu betrachten. Die 
vorziiglichsten darunter aber sind: Ordnung, Symmetric und Be- 
stimmtheit. 

Die Schonheit, heisst es weiter, ist wesentlich ein > relatives* 
Attribut der Dinge, aber darum keineswegs etwas Subjectives, sondern 
etwas Objectives, da ja die gesammte Schonheit der korperlichen 
Welt ihren Bestand und ihre voile objective Wirklichkeit habe, 
unabhangig von jeder einzelnen Vernunft, unabhangig von der Ge- 
sammtheit aller endlichen Geister. s Denn die Normen und die Gesetze, 
nach denen wir die Schonheit beurtheilen und anerkennen, stammen 
nicht von uns; sie sind etwas Hoheres als wir; sie liegen in der 
hochsten Vernunft, in Gott selbst.* 

Daran schliesst sich eine Untersuchung liber den Gegensatz 
der Schonheit, die Hasslichkeit, aus welcher wir hervorheben 
wollen, dass wie wir mit dem Satze ^alle Dinge sind schon € nicht 
sagen wollen, dass alle Dinge vollendete Schonheit besitzen, wir auch 
mit dem Satze »einige Dinge sind hasslich* nicht behaupten wollen, 
class sie durchaus hasslich sind und jeglicher Schonheit enthehren. 
Wie die Schonheit mit der Gutheit, so fallt die Hasslichkeit mit der 
Schlechtigkeit eines Dinges zusammen, mit der Mangelhaftigkeit desselben. 
Hasslich wird ein Ding genannt, das nicht schlechthin schon ist, 
sondern ^rucksichtlich oder mangelhaft schon.* Jedes hassliche Ding 
wird zugleich schon sein und hasslich: schon, insoferne es Vorzuge 
besitzt, die zur Eigenthiimlichkeit seines Wesens und seiner Bestimmung 
gehoren; hasslich, insoferne ihm dabei doch irgendwelche Vorzuge 
dieser Art mangeln. s Was immer man hasslich findet, es erscheint 
so nur im Vergleich mit einem Besseren ; jedes Wesen, auch das 
niedrigste, ist schon im Vergleich mit dem Nichts/ 

Als Folgerung aus den verschiedenen Definitionen ergibt sich 
der Satz, dass das Schone nothwendig sittlich gut sein musse, dass 
das Unsittliche niemals schon sein konne. 



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— 491 — 

An diese Erorterungen schliesst sich in logischer Folge die 
Abhandlung liber ,die kalleologische Rangordnung der 
Dinge,* eine ziemlich umfangreiche Untersuchung, in welcher ver- 
schiedene Fragen beantwortet werden. Wir konnen den Inhalt dieses 
Abschnittes kurz andeuten, wenn wir sagen: Gott ist die Schonheit 
selber. Alles ausser ihm Seiende ist soweit schon^ als es an 
seiner Schonheit und Gutheit Theil hat, als es ihm ahnlich ist. 
Darum steht die vernunftige Creatur an Schonheit weit iiber der 
Korperwelt. Die Schonheit der reinen Geister ist vollkommener als 
die menschliqhe, das mannliche Geschlecht schbner als das weibliche, 
die animalische Ordnung iibertrifft an Schonheit die vegetabilische, 
diese wieder ragt empor iiber die unorganische Ordnung. Unter den 
mit Vernunft begabten Wesen ist die ethische Ordnung vollendeter 
als die intellectuale, und die ubernatiirliche Ordnung uberragt die 
natiirliche. Das sind allgemeine Grundsatze. Ins Einzelne konnen wir 
dem Verfasser nicht folgen. Auch hinsichtlich der Frage vom Ideal 
der Schonheit konnen wir die Kritik Jungmann's iiber verschiedene 
Definitionen neuerer Aesthetiker nicht anfiihren, sondern begnugen 
uns damit, dessen eigene Erklarung hieher zu setzen : >Das Ideal 
eines Dinges ist ein vom Geiste gedachtes Ding der gleichen Art, 
welches die demselben eigenen Vorziige in ungewohnlicher, iiberaus 
hoher Vollendung besitzt.* Im weiteren Fortgange seiner Untersuchung 
handelt der Verfasser iiber andere von der Schonheit verschiedene 
Vorziige, durch welche sich die Leistungen der schonen Kiinste 
gleichfalls als solche zu charakterisiren pflegen, und zwar zunachst 
iiber die Erhabenheit. Diese »ist jene Beschaffenheit einer 
Erscheinung, vermoge deren sie dazu angethan ist, in dem endlichen 
Geiste den lebhaften Gedanken an den unendlichen Geist, und dadurch 
das gemischte Gefiihl der Ehrfurcht und der Freude hervorzurufen. * 
Als erhabene Erscheinungen werden drei Classen von Gegenstanden 
besonders hervorgehoben : gelungene Darstellungen von Eigenschaften 
oder Thaten Gottes; hervorragende Erscheinungen auf dem ethischen 
Gebiete; grossartige Spuren des Wirkens Gottes in der sichtbaren 
Welt. An zahlreichen Beispielen wird das Merkmal der Erhabenheit 
klar zu machen gesucht. 

Als eine Art der Gattung von Erhabenheit' wird das Tragische 
bezeichnet, welches Erscheinungen in sich begreift, in welchen sich 
besonders die ethische Grosse, die moralische Kraft des Geistes 
bewahrt. Es zeigen sich da »die grossen Seelen,* denen die Schmerzen 
nachziehen wie den Bergen die Gewitterwolken, an denen aber auch 
die Wetter sich brechen, und welche so die Wetterscheide werden 
fur die Ebene unter ihnen. Bei der sonstigen Ausflihrlichkeit der 
Erklarungen muss das auffallen, dass Jungmann dem Tragischen nur 
eine einzige Seite widmet und nichts erwahnt von dem Unterschiede, 
der zwischen der antiken und christlichen Tragodie bestehen muss 



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— 492 — 

(Vergl. mein ^Handbuch der Aesthetdk und der Gesch. der bildenden 
Kiinste* S. 53 — 59). Zumeist fallen die tragischen Erscheinungen in 
das Gebiet der Erhabenheit auf ethischem Gebiete, woraus von selbst 
folgt, dass ethisch schlechte Charaktere und Handlungen ebenso wenig 
tragisch als erhaben genannt werden konnen. Deshalb bekampft 
Jungmann mit Recht die Lehre von der > Erhabenheit des 
Bosen,* sowie die Lehre Schiller's und Vischer's liber das Tragische 
der Verzweiflung und des Selbstmordes und der Emporung gegen Gott. 

An die Lehre vom Tragischen reiht unser Verfasser die Unter- 
suchung tiber die ,Anmuth* oder tiber jene Erscheinungen, welche 
jdem Gemiithe genehm* sind. 

Wohl iiber keinen Begriff gehen die Anschauungen der Aesthetiker 
weiter auseinander als iiber den der Anmuth. Man vergleiche z. B. 
nur die verschiedenen Erklarungen, welche Furtinair in seinem philo- 
sophischen Reallexikon anfiihrt. VVer mochte nun behaupten, dass 
gerade seine eigene Definition die richtige sei? Soviel indes kann 
als allgemein anerkannt gelten, dass es keine Anmuth gibt ohne 
Schonheit, wenngleich nicht alles Schone anmuth ig ist. Wodurch aber 
das Schone anmuthig wird? Durch eine gewisse Feinheit, Zartheit und 
Sanftmuth, verbunden mit einer angemessenen, leichten Beweglichkeit 
in der Darstellung, wie sich dasselbe vorzugsweise in dem Kindlichen 
und Weiblichen darstellt, sagt man. Ob aber alles dieses nicht auch 
vom Niedlichen, Htibschen und Reizenden gilt? Man wird es mir 
darum nicht verdenken, wenn ich trotz der Jungmann' schen Erklarung 
der Anmuth an meiner Definition, die ich in meinem oben citirten 
Handbuche S. 35 f. gegeben, festhalte, wornach das Anmuthige ist 
^das Aufgehen einer schonen Existenz in einem Einzelnen, in einer 
einzelnen Betrachtung oder in einer einzelnen Handlung, das Herab- 
steigen der Schonheit zur concreten Situation,* wie z. B. im Dorn- 
ausziehen, jenem antiken plastischen Kunstwerk, das uns einen 
schonen Knaben vorstellt, der sich einen Dorn in den Fussgetreten und nun 
alles Andere vergessend einzig und allein darauf bedacht ist, denselben 
moglichst schmerzlos herauszuziehen. 

Noch bleibt die Lacherlichkeit unddieKomik. Meines 
Erachtens hatte die Lacherlichkeit mit der Erklarung der Hasslichkeit 
zusammengefasst werden sollen, wie ja auch Aristoteles dieselbe s eine 
von den Arten der Hasslichkeit* nennt. s Die Lacherlichkeit,* sagt 
Jungmann richtig, »ist immer eine Erscheinung, in welcher ein Verstoss 
gegen die Gesetze der Vernunft hervortritt, aber ein solcher, der nicht 
Schmerz, Furcht oder Abscheu erregen kann.* Wenn aber Jungmann 
das Vergniigen, welches die Wahrnehmung lacherlicher Dinge uns 
verursacht, als ein rein sinnliches, genauer fur ein vegetatives erklart, 
so konnen wir dem nicht beistimmen, und zwar aus den in unserem 
Handbuche S. 47 f. angefuhrten Griinden, die durch die Darstellung 
Jungmann's keineswegs erschuttert werden. Auch hinsichtlich der 



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— 493 — 

Beurtheilung der , Komik* konnen wir uns theilweise mit unserem 
Verfasser einverstanden erklaren, insoferne er namlich den Missbrauch 
derselben strenge tadelt und verurtheilt. Wcnn er aber meint, die 
ganze Aufgabe der Komik bestehe einfach darin, die Verkehrtheiten 
der Menschen lacherlich erscheinen zu lassen und dieselben dadurch 
dem Spott und der Verachtung preiszugeben, so scheint er ubersehen 
zu haben, dass dieses nur der eine, negative Theil der Aufgabe der 
Komik ist, oder wenn man lieber will, dass dieses Verlachen nur 
das Mittel sein soil, der in der Beseitigung des die Schonheit Ver- 
dunkelnden und dadurch in der Hervorkehrung des Schonen besteht. 
Wiirde sich der Komiker einfach die Aufgabe setzen die Dinge 
lacherlich und verachtlich zu machen, ware er also ein blosser Spott- 
vogel; dann freilich hatte die Komik keinen Platz unter den Kunsten 
zu beanspruchen. 

Den Schluss des allgemeinen Theiles bildet die Bekampfung 
und Widerlegung verschiedener Erklarungen des Wesens der Schonheit 
die mit jener des Verfassers nicht ubereinstimmen. Dazu gehoren die 
Sensualisten- Erklarungen, sowie diejenigen, welche die Schonheit als 
Gegenstand intellectualen und sinnlichen, oder bloss intellectualen 
Genusses auffassen, und endlich diejenigen Defmitionen, welche darum 
ungenugend erscheinen mtissen, weil sie zu wenig bestimmt sind. 

Daniit hatten wir den reichen Inhalt des ersten Theiles der 
Jungmann'schen Aesthetik in kurzen Umrissen angedeutet. Mbchte 
diese fltichtige Skizze recht Viele bestimmen, das Werk selbst zur 
Hand zu nehmen und demselben ein eingehendes Studium zu 
widmen. 

Aus der Gediegenheit und dem wissenschaftlichen Ernste, der 
uns in den Ausfuhrungen des ersten Theiles begegnet, konnen wir 
schliessen, dass wir auch im zweiten Theile eine ebenso grundliche 
als interessante Arbeit erwarten diirfen. Doch von diesem zweiten 
Haupttheile, der die schonen Kiinste behandelt, wollen wir in einem 
zweiten Artikel sprechen. Dr. Jos. Dip pel. 



La Compagnie de J£sus et son existence Canonique dans 

r Eglise. 

Opus italice scriptum a R P. Sebastiano Sanguinotti S. J. inris ecclesiastici pro- 
fe$sore in Universitate Gregoriana, et in linguam gallicam versum a K. P. Joanne 
Nourry eiusdem societatis prf-sbytero. Paris, Bray et Retaux 1881, in 8°. fr. 8. 

Nemo est qui ignoret, quod si cuncti ordines religiosi turn 
fundationis initio turn in decursu annorum multa discrimina experti 
fuerint, a con trad ictori bus et inimicis saepissime vexati fuerint, prae 
caeteris tamen Societas Jesu, ultimus secundum ordinem chronologicum 
magnorum ordinum, talia perpessa est. Haeretici, schismatici, impii, di- 
vites et potentes saeculi visi sunt saepe saepius viribus unitis cunctos 



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— 494 — 

movere lapides ad hoc solum, ut evellatur radicitus ab Ecclesia germen 
ab Ignatio semi na turn. 

Aliquando etiam, quod magis dolendum est, Ecclesiae filii legitimi, 
clerici et sacerdotes in eundem campum infeliciter prosiliunt, sed in- 
vidia et odio impulsi, et sub specie scientiae et pietatis falsi nominis 
mukos decipientes. Quod recentissime contigit Nam quidam sacerdos 
gallicus, nomine C h a i 1 1 o t , qui post adeptam docti theologi et 
pii canonistae famam ineunte regimine Pii Noni felicis et sanctae 
recordationis postea a via recta jam excessit Concilii Vaticani occa- 
sione, et tandem adeo intumuit spiritu superbiae et temeritatis ut 
publicare ausus fuerit librum sub titulo: »Pie VII et les J£suites c 
in quo Societatem Jesu a Clemente XIV revera destructam fuisse, 
minime vero canonice a Pio VII restitutam contra fas et 
nefas asserit. 

Hanc lugendam lucubrationem solide et fuse confutari optandum 
erat ne in errorem inducerentur multi lectores. Quare ad hoc opus 
viriliter se accinxit doctus Pater Sebastianus Sanguinotti laurea juris 
canonici exornatus, et adeo feliciter ad unguem operam perduxit ut 
eius confutatio italice scripta uno post anno sit versum in idioma 
gallicum ab altero sodali eiusdem societatis. 

Caeterum tempus et pagina nobis desunt ad maiorem operis 
commendationem. D. Franc. Beda Plaine O. S. B. 



Die Nothwendigkeit der Offenbarung Gottes, 

nachgewiesen aus Geschichte und Vemunft. Von F. J. Mach, k. k. Professor. 
Mainz, Kirchheim, 1883. (8. 339.) 

Dieses ganz gute Buch ist flir alle Gebildeten bereohnet und wiirde 
seine fleissige Lesung gewiss sehr viel Nutzen stiften; donn vorziiglich in den 
gebildeten Kreisen ist viel weiter als man meint die Tauschung verbreitet 
von der „gesunden frimliehen Menschlichkeit" des vorchristlicheu Zeitalters und 
von der ^Selbstverstandlichkeit" gewissen natiirlichen (schon durch die blosse 
Vemunft erkennbaren) moralischen Wahrheiten, auf welche sich doch erst die 
christlich gewordene Vemunft wieder besonneu hat. (Vgl. S. 306 die 
schOnen Citate aus J. J. Rousseau, Kant u. Lotze.) 

Der Verfasser reisst nun durch eine Wolke von Zeugnisscn, in 
logifich ganz richtiger Fttgung, jenen oben genannten Tauschungen uuerbittlich 
die Maske herunter und erwoist — nach einer dogmatise h ganz rich- 
tigen Definition jener „Noth\vendigkeit* — in vier Abschnitten dieselbe aus 
der religifis-sittlichen Lage der alten Welt, mag man auf die Glaubens- und 
Sittenlehre sehen, wie sie im geschichtlich gegebenen religiftsen Bewusstsein des 
heidnischen V o 1 k e s sich auspragten, mag man auf die vergeblichen 
Versuche der — iibrigens beim Volke einflusslosen — Philosophen, in Frageu 
des Glaubens zur Wahrheit und Sicherheit zu gelangen, mag man auf die 
Bediirfnisse des rnenschlichen Herzens hinsicliHich einer wilrdigen Gottes- 
verehrung hinsehen; eiu schauderhafter Abgrund lebendigen I d e e n- 
E 1 e n d e s thut sich hier vor uuserem Blicke auf, und nur aus der religitisen 
Sonderstf Hung des hebraischen Volkes fallen Lichtstrahlen auf diesen 
Abgrund, die ihn grell beleuchten. Diese Sonderstellung bespricht der Verfaaser 
im 3. Abschnitte init anzuerkeni tender, wenn auch knapper Grlindlichkeit, and 



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— 495 



klingt dieser Abschnitt in die p o s i t i v verbttrgte Hoffnung auf einen 
M e 8 s i a 8 aus, wie anch das Heidenthum miteiner ahnlichen, jedoch nur aus 
seiner ruhelosen Verzweiflung dumpf herausgearbeiteten Hoffnung abschlos*. 
(Vgl. S. 263—256.) 

Der Abschnitt IV. weist Uberzeugend nach, dass die menschliche Vernunft 
auch in aller Zuknnft ohnmfichtig sei, aus eigener Kraft die voile 
religiose Wahrheit zu linden; er zeigt, dass die annoch heidnischen Viilker 
durchau8 keinen Fortschritt aus sich herausgethan haben (S. 292 — 298) und 
dass auch die Philosophic (soweit sie vom christlichen Glauben abgefallen 
ist) wieder auf den tiefsten Standpunkt der heidnischen Theorie und sittlichen 
Praxis (Skepticismus und Pessimismus) zurilckgefallen ist. — Dieser Abschnitt 
(S. 291—322) ist sehr lesenswerth. 

Zwar ist der Stoff, den der Verfasser zur Belenchtung seiner Thesen 
anfgearbeitet hat, alien, die sich rait diesen Fragen beschaftigen milssen, so 
ziemlich bekannt: allein in dieser lie h ten Anordnungund in dieser 
F ii 1 1 e diirfte das Buch von k o i n e in ahnlichen erreicht oder ttbertroffen sein, 
so dans der Conferenzredner, Dogma tiker, Moralist, der Apologet gleich alios 
beisamme n hat, wenn er heidnische religiose Anschauung mit der christ- 
lichen vergleichen will. 

Das Buch ist aller Empfehlung wilrdig. Dr. A. Star a. 



La Fr^quentation des Sacrements et 1' Education, 

par un pretre de la Compagnie de Jesus. — Un vol. in — 32 de 190 p. filets 
rouges. — Fr. 1,26. Reliures de tons prix. 

Libri non abundant, qui animum commoveant, et tamen necessario legendi 
sunt a parentibus de bona prolis educatione vere sollicitis. Multi non sunt, unde 
adolescentiae magistri plus sibi hauriant emolmnenti; ipsi iidem qui sacro 
an i ma 8 legend i atque moderandi obstricti sunt raunere. Confessarii, clerici do- 
mestici, catechismi institutores non legent sine lucro perpaucas has paginas, 
experientiae fructum longaevae, doctrina eonfirmata Sanctorum Conciliorum nee 
non Summorum Pontificum. 

Sum ma perspicuitate atque irresistibili demons traudi ratiocinio auctor pri- 
mum exponit quantum subministrent sacramenta et parentibus et msgistris adiu- 
mento suggerit ad im pi en da officia erga progeniem suam ; quid inveniant in illis 
lucri de suorum laborum ac sollicitudinum suarum; quantum et quam nsigularem 
vim frequens habeat confe^sio et frequens communio in educationem liberorum, 
adolescentium, atque etiam in progressum studiorum. 

In altera libri parte pius auctor pareutum determinat partes et magi- 
strorum in liberis dirigeudis ad Sacramenta subeunda. Traditione collustrante, 
atque dioeceseos statutis recentissimis opitulantibus, sedulo inquirit quaenam sit 
pro parvulis primae confessionis aetas, quaenam primae communionis, nee non 
quoties accedere debeant adolesceiituli ad Sacramenta, ut frui valeant emo- 
lumentis in priore parte expositis. Demum respondet propositionibus perfide sub- 
doleque obiectis, quas nobis legaverunt Jansenii placita contra communionis 
frequentiam directa. 

En liber, denno dicendum, profecto aureus, plenus doctrinae men- 
tisque sanae, collocandus in gremio uniusvis farailiae christianae. P. M. 



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— 496 — 



Die Volkswirthschaft in ihren sittlichen Grundlagen. 

Ethisch-sociale Studien liber Cultur und Civilisation, von Dr. Georg Ratzinger. 

Freiburg im Breisgau. Herder' sche Verlagshandlung. 1881. Gr. 8°. XIV. und 

632 S. Preis 7 Mark. 

Jeder weiss, dass die Gegenwart vorzugsweise in Aufregung 
und Spannung erhalten wird durch die sogenannte » sociale Frage.« 
Nicht bios die Gelehrten widmen ihre Studien dieser Frage, sondern 
auch die Zeitungen fiillen ihre Spalten nnd die Parlamente vergeuden 
gar manche Tage mit Erorterungen iiber die verschiedenen Zu- 
standlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens, in denen die sociale 
Krankheit sich zeigt, und iiber die mannigfaltigsten Mittel, die 
zur Heilung dieser krankhaften Verhaltnisse in Vorschlag gebracht 
werden. Namentlich hat sich der deutsche Reichstag gegenwartig 
und fur die nachste Zukunfl fast ausschliesslich mit wirthschaft- 
lichen Fragen zu befassen. da der gewaltige Reichskanzler seinen 
Ruhm darin zu suchen scheint, als Erloser und Retter des >armen 
Mannes< gepriesen zu werden. Um dieser seinen Wirthschafts- 
politik willen hat sich Fiirst Bismark bereits die Sympathieen 
Mancher gewonnen, die ihm friiher nicht besonders geneigt waren, 
wiihrend umgekehrt die Kapitalisten, Griinder und Borsenmanner 
auf diese staatsokonomischen Versuche nicht gut zu sprechen sind. 
Wir wollen unser Urtheil iiber die betrefTenden (resetzentwiirfe 
zuriickhalten und nur bemerken, dass wir zwar den guten Willen 
des Reichskanzlers anerkennen und ehren und seinen Bestrebungen 
den bessten Erfolg wiinschen, aber trotzdem keinen praktischen 
durchschlagenden Nutzen uns davon vei*sprechen kr>nnen. Wir 
haben bereits friiher (Heft I. S. 168) den Grund fur die Erfolg- 
losigkeit aller Veranstaltungen zur Heilung der socialen Schaden 
angegeben und miissen immer wieder bemerken, dass auf dem 
Wege der staatlkhen Gesetzgebung allein niemals zum Ziele zu 
gelangen ist. 

Das neueste Werk des auf social-politischem Gebiete bereits 
riihmlichst bekannten l^iesters Dr. G. Ratzinger, dessen Titel wir 
diesen Zeilen vorangestellt haben, gibt der namlichen Ueberzeugung 
lauten und kraftigen Ausdruck. So z. R. finden wir gegen Schluss 
des Werkes (S. 495, vgl. S. 35) eine Stelle, die wir hieher zu 
setzen und der allgemeinen Beherzigung zu empfehlen uns erlauben. 
Er sagt, dass wir uns gegenwartig in derselben geistigen Anarchie 
und sittlichen Schwache befinden, wie jene Zeit, in welcher der 
Erloser ersehien, und fiihrt dann fort: »Die zerfahrenen politischen 
und socialen Verhaltnisse machen Casaren und Dictatoren noth- 
wendig, aber diese Dictatoren sind heute eben so rathlos, wie 
seiner Zeit der Casar Tiberius, welcher finster briitend auf Caprea 
sass. Tiberius gedachte, durch politische, wirthschaftliche und 
sociale Reformen die alte Kraft der Romer wieder herzustellen. 



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497 — 



Alle seine Versuche scheiterten, unci Tiberius wurde in der Ver- 
zweiflung zum Tyrannen. So glauben auch heute die Politiker und 
grossen Staatsmanner, die Welt durch »wirthsehaftliche Reformen* 
neugestalten zu konnen. DieThoren! Alle Reform muss von Innen 
kommen, von einer Erneuerung des Geisteslebens, von rehgioser 
Neubelebung und sittlicher Krkftigung. Das religios-sittliche 
Leben muss erstarken. Christliches Rekenntniss und christ- 
liche Handlungsweise kounen allein den Verfall aufhalten.« 

Mit diesen Worten durfte der leitende Gedanke ausgesprochen 
sein, der den Erorterungen des vorliegenden Werkes zu Grande 
liegt und in dem die Spitzen aller einzelnen Abhandlungen 
zusamrnenfallen. 

1st aber dies der Tenor des Werkes, so brauehen wir es 
den Lesern dieser Zeitschrift nicht erst zu empfehlen, da ja diese 
Gedanken alien Christgliiubigen sympathisch sind und da die 
Ordensm&nner, welche jederzeit Pioniere der wahren Rildung und 
die eifrigsten Verbreiter echter Cultur und wahrer Civilisation 
gewesen sind, nur in Christus und seiner Kirche das Licht zur 
Erleuchtung der Volker erblicken und nur an dem wahrhaft chnst- 
lichen Leben das wahre Gliick der Menschen begrundet finden. 
Und dennoch durfen wir nicht unterlassen, auch die Leser dieser 
Zeitschrift zu aufmerksamer Lecture dieser neuesten Publication 
Ratzinger's einzuladen und zum Studium derselben aufzufordern, 
da sie unter alien zeitgemiissen Erscheinungen der neuesten Literatur 
die zeitgemasseste und, wie ich ohne Redenken sage, die wichtigste 
und nothwendigste ist. Keiner, der fur echte Cultur Interesse hat, 
soil diese Schrift ungelesen lassen. Urn ihrer Wichtigkeit und 
Redeutung willen haben bereits die meisten grosseren Zeitschnften 
anerkennende Resprechungen uber dieses Ruch gebracht und das- 
selbe als eine Leistung gepriesen, die nicht bios ephemeren Werth 
besitzt, die sich vielmehr fur lange Zeit auf der Oberflache erhalten 
und in gleicher Weise den Nationalokonomen wie den Theologen, 
den Juristen wie den Philosopher den Politiker wie den Seelsorger, 
und selbst den Geschichtsforscher interessiren durfte Referent 
kann nach sorgBilMgem Studium des Werkes und auf Giund yiel- 
sei tiger Vergleichung mit anderen national-okonomischen Schriften 
dieses Urtheil nur unterschreiben und weiter hinzufugen, dass 
namentlich die Moraltheologie durch Reriicksichtigung der hier 
vorgetragenen Lehren manchen zeitgemassen Regriindungssatz fur 
die wichtigsten Probleme gewinnen kann. Wir haben leider ausser 
der Moraltheologie von Linsenmann kein Lehrbuch der Moral, 
welches dem Candidaten der Theologie Anhaltspunkte zur eingehen- 
den Wiirdigung der zeitgenossischen social-politischen Probleme 
bietet. 

Gewiss zollen wir dem Herrn Verfasser fur diese Leistung 
unsere vollste Anerkennung und gerne votiren wir ihm fur die 



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— 498 — 

dargebotene Bereicherung der socialen Literatur unseren aufrichtigen 
Dank. Das kann uns aber nicht blind machen gegen die Mangel, 
die dem Buche anhaften und die wir bei einer hoffentlich bald 
nothwendig werdenden zweiten A ullage beseitigt wissen mochten. 
lch weiss gar wohl, dass tadein leichter ist als bessermachen und 
masse mir auch nicht an, einen Gelehrten, der seine Befahigung 
und Competenz in der Besprechung social -politiseher Probleme 
so glanzend documentirt hat, schulmeistern zu wollen. Ich mochte 
im Interesse der guten Sache nur wiinschen, dass ein Werk von 
solch grundlegender Bedeutung auch den Nergeleien der anti- 
christlichen Schriftsteller, die in Ermangelung stichhaltiger Gegen- 
grunde gerne an Aeusserlichkeiten sich halten, keinen Anhaltspunkt 
zu Ausstellungen darbiete. Um nicht missverstanden zu werden. 
bemerken wir sofort, dass Herr Batzinger eine gewandte Feder 
f'iihrt und die Sprache vollkommen in seiner Gewalt hat, und 
dass wohl wenige wissenschaftliche Werke an fliessender Diction 
und an packender Darstellung den Vergleich mit unserem Buche 
aushalten durften. Gerade dieser Vorzug und die hinreissende 
Sprache scheint es aber gewesen zu sein, die manche Bericht- 
erstatter ganzlich hestochen haben und anerkannte Autoritaten 
auf jenem Wissensgebiete. auf welchem unser in Rede stehendes 
Werk sich bewegt, zu der Aeusserung veranlassto. dass Herr 
Batzinger durch jede seiner Abhandlungen sich ein Anrecht auf 
einen akademischen Lehrstuhl erworben habe. Gewiss ist unser 
Autor eine Gapacitat und wiinie jedem akademischen Lehrstuhle 
voile Ehre machen : und Niemand wiinscht sehnlicher als wir. 
ihn dort zu sehen. wohin er seiner Begabung und seiner Erudition 
gemass gehoren wurde. Aber eben deshalb bedauern wir, dass 
er sich in seinem Eifer oil von Erbitterung hinreissen liess und 
hiiufig von der Hohe akademischer Behandlung zu dem absprechen- 
den und wegwerfenden lone der Zeitungsschreiber herabstteg. 
Ferner musson wir bedauern die allzu grosse Breite des Vortrags. 
die sich in einer viel zu haufigen Wiederholung ein und desselben 
Gedankens kundgibt, und zwar der Art dass man sagen kann. 
es hiitte das ganze Werk auf einen bedeutend geringeren Umfang 
reducirt werden konnen. ohne dass die Klarheit und Deutlichkeit 
gelitten hiitte. Allerdings tragt die Form der Abhandlungen, in 
welche das Buch zerfallt, von selbst zu mancherlei Wiederholungen 
bei ; aber diese bestandige Wiederkehr desselben Gedanken- and 
selbst Wortgefuges treffen wir in jeder einzelnen Abhandlung. 
Durch die Zerlegung des Inhaltes in einzelne Essays litt auch die 
Systematik, welchem Mangel durch ein alphabetisches Personen- 
und Sachregister nicht abgeholfen wird. Schliesslich bemerken wir, 
dass der Titel des Buches mehr verspricht, als geboten wird. 
»Die VolkswirthschafU als Disciplin wird namlich nicht in ihrem 
gan/en Umfange geboten, sondern es sind einzelne wesentliehe 



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— 499 — 

Bestandtheile, einzelne Probleme der politischen Oekonomie, iiber 
die der Herr Verfasser den Leser griindlich orieniirt. Wir wurden 
das Buch lieber betiteln » Einleitung in die Volkswirthsehaft* 
und diese als solche der neulich publicirten 'Einleitung in die Philo- 
sophic von Dr. HafTner an die Seite stellen. Wir mochten glauben, 
dass die einzelnen Abhandlungen urspriinglieh fur verschiedene 
specielle Zwecke verfasst wurden und von Anfang an nieht fur 
die Buehform bestimmt waren, sondern erst spiiter gesammelt 
und vereinigt wurden. Fur diese unsere Vermuthung scheint das 
Nachwort zu sprechen, welches der fiinften Abhandlung, namlich 
der Untersuchung iiber »Vergangenheit und Gegenwart* beigefiigt 
ist, aus welchem man schliessen muss, dass friiher beabsichtigt war, 
mii jenen Erorterungen die kritisehc Beleuchtung der modernen 
Nationalokonomie abzuschliessen. Es ware darum meines Erachtens 
nicht iiberfliissig gewesen, in einer Vorrede iiber die aussere 
Veranlassung der Enistehung des Buches Aufschluss zu geben. 
Allein der Verfasser scheint ein Feind aller Vorreden zu sein, 
wie der Schlusssatz der Einleitung andeutet, welcher ausspricht, 
dass die Autoren, welche an das Wohlwollen der Leser und an 
die Milde der Kritik appelliren, damit im Grunde genommen die 
eigene Anklageacte iiberreichen. »Statt desseu mag der Grundsatz 
<ies grossen Florentines am Platze sein: segui il tuo corso, et 
lasoia dir le genti! (S. 34.) 

Damit diirfte im Allgemeinen vorliegendes Werk geniigend 
charakterisirt sein. Da wir in alien Prineipien mit dem Verfasser 
iibereinstimmen und nur beziiglich einiger unterg(M)rdneter Aus- 
fiihrungen anderer Ansicht sind, so konnen wir uns bier auf eine 
gedriingte Skizzirung des Inhaltes beschninken. Suchen wir zunachst 
iiber das Ziel und den Zweck, welchem Batzinger mit diesem Werke 
dienen wollte, uns klar zu werden. 

Der Verfasser fiihrt in der Einleitung aus, dass die >Manchester- 
schule« den Egoismus und rlen wirtlischaftlichen Wettkampf um die 
Existenz und das Wohlleben als das Princip der Organisation und 
Harmonie der Menschheit betrachte, eine Anschauung, welche 
Dai^in auf das Pflanzen- und Thierleben iibertrug. Eine Combination 
der Darwin'schen Theorie und der englischen Volkswirthschaftslehre 
sei die » Philosophic des Unbewussten,* deren Uebersetzuug in's 
praktische Leben der Socialismus anstrebe. Das Stichwort dieser 
Weltanschauung lautet: >Hilf dir selbst!« Man wird nicht in Abrede 
stellen konnen, dass die liberale und die socialistische Theorie 
auf ganz gleichem Standpunkte stehe, wenn auch die beiderseitigen 
Nutzanwendungen verschieden sind. Aber auch das kann nicht 
geleugnet werden, dass wenn einmal das Streben um das Brod 
die Thatigkeit der Gesellschaft absorbirt, der Untergang der Ge- 
sellschaft unvermeidlich ist. Damit ist bereits das Horoskop gestellt 



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— 500 — 

fur die gegenwiirtige gesellschaftliche Lage. Damit ist aber auch 
die Nothwendigkeit erwiesen, der falschen liheralen Doctrin. die 
schliesslich zu Krutalitat oder zu Stumpfsinn und Vernichtung 
fuhren muss, die echt christliche Lehre und LebensaufTassung 
gegeniiberzustellen und den Menschen wieder in's Ged&chtniss 
zuriickzurufen, dass geistige Tendenzen es sind, welche den 
Menschen zur Thatigkeit anspornen, um die Herrschaft uber die 
Natur zu erringen. Dauernder Fortschritt ist nur moglich, wenn 
des Menschen Geisl den Mittelpunkt des Daseins nicht in sich 
selbst, sondern in einem hoheren Wesen, in seinem Schopfer, 
in Gott sucht. »Wonn der Mensch herrschen will uber die Natur, 
so muss er zuvor seinen Egoismus, die Quelle aller Leidenschaflen, 
die ihn zum Sclaven der Natur machen, besiegen. Um aber die 
Kraft zu solchem Siege zu gewinnen, um sich liber sich selbst 
erheben zu konnen. muss er sich einen Stutzpunkt suchen. Dies 
ist das Gesetz der physischen, wie der geistigen Welt.* Erhebt 
sich der Mensch durch die Entsagung auf Egoismus zu einem 
hoheren geistigen Leben, dann wird er auch die Natur zu hoheren 
Zielen und Zwecken benutzen, sie veredeln und verschonern im 
Dienste des geistigen Lebens. In diesem Streben die Natur zu 
einem hoheren, idealen Dasein zu erheben, liegt der Grund dauernden 
Fortschritts und der Gultur, der Wissenschaft und der Kunst, 
mit Einem Worte. der Civilisation. Nur in der dreifachen Liebe 
des Menschen zu Gott, zu sich selbst und zum Nachsten ist das 
Motiv, das oberste Princip und die bewegende Ursache alles 
sittlichen und materiellen Fortschrittes beschlossen, wahrend der 
schrankenlose Egoismus, den die moderne Nationalokonomie als 
Grundlage der Einzelwirthschaft und der Volkswirthschaft gepriesen 
hat, in seinen Consequenzen nur zu entfesselten Leidenschaflen, 
zum gegenseitigen Kampf der Vernichtung und schliesslich nach 
einem Uebermasse sinnlichen Genusses, zur Selbstvernichtung 
fuhren muss. Soil demnach die Gefahr fur die Gegenwart glucklich 
beseitigt werden, so muss der Egoismus iiberwunden und die Gottes- 
und Nachstenliebe werkthatig befolgt werden und das Leben der 
Volker wieder beherrschen. Dies aus der Geschichte der Ver- 
gangenheit und Gegenwart nachzuweisen ist die Aufgabe des vor- 
liegenden Werkes (S. 13, vgl. 168, 415). Naherhin bezeichnet Herr 
Ratzinger den Zweck, dem er mit seinem Buche dienen will, in 
folgenden Worten: >Es werden die Principien des gesellschaftlichen 
und wirthschaftlichen Lebens untersucht und auf Grund der That- 
sachen. an der Hand der Geschichte auf ihre Wahrheit geprtifl 
werden. Es wird sich zeigen, dass in den einfachen und erhabenen 
Lehren des Christenthums die Grundlage fur das gesellschaftliche 
und wirthschaftliche Leben gegeben ist und dass es fur die 
Volker verderblich ist, wenn sie eine andere Grundlage wahlen 
wollen als diejenige ist, welche Jesus Christus selbst gelegt hat 



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— 501 — 

Wie Einzelne, so haben auch ganze Volker die Freiheit die 
Lehren des Christenthums zu missachten, sich dem Egoismus und 
der Genusssucht zu ergeben, aber die Verirrung muss schmerzlich 
gebiisst werden. In einem solchen Zustande theoretischer Ver- 
irrung und in Folge dessen im Zustande thats&chlicher Verwirrung 
des socialen und wirthschaftlichen Lebens befindet sich heute die 
GesellschafU (S. 29.) 

Daniit hat der Verfasser sicher die Wahrheit ausgesprochen. 
und auch darin wieder Recht behalten, wenn er der Ansicht 
Ausdruck verleiht, dass die moderne Nationalokonomie zuerst 
wissenschaftlich widerlegt werden miisse und dass erst dann an 
eine Umkehr im praktischen Leben und an eine gedeihliche Reform 
der Gesetzgebung gedacht werden konne, wenn eine positive 
theoretische Grundlage gefunden sei. Und diese sei die Erkenntniss 
und die allgemeine Ueberzeugung, dass der egoistische Kampf um 
die Existenz zum Verfalle der Gesellschaft fuhre, dass nur in der 
christlichen Lehre die richtige Grundlage fur das sociale und 
wirthschaftliche Leben gefunden werden konne. Deshalb will der 
Verfasser den Versuch machen, »in historisch-genetischer Form 
die Bedeutung der Lehre unseres Erlosers, den Einfluss der 
KirchenvUter und der Kirche uberhaupt auf das sociale und wirth- 
schaftliche Leben darzustellen , wobei alle Probleme der Volks- 
wirthschaft und des socialen Lebens, und zwar nicht bloss in 
geschichtlicher Betrachtung, sondern auch in den praktischen 
Forderungfn der Gegenwart, Erorterung finden.* (S. 34.) Dabei 
muss sich zeigen, dass fur das wirthschaftliche Leben dasselbe 
Gesetz gelte, wie fur das sittliche Leben: Liebe und Freiheit. 

Aus dieser Bezeichnung der Aufgabe und des Zweckes 
unseres in Rede stehenden Werkes mag der geehrte Leser ab- 
nehmen, dass es sich gewiss der Miihe lohnt das Buch einer 
aufmerksamen Lecture zu wurdigen, wenn auch keineswegs, wie 
wir der Versicherung Ratzinger's gegenuber wiederholt hervor- 
heben, alle Probleme der Volkswirthschaft eine genugende 
Behandlung finden, wenn auch die meisten zur Sprache kommen 
oder voriibergehend erwfthnt werden. Moge man uns z. B. 
Dr. Glaser's Werk iiber »die allgemeine Wirthschaftslehre oder 
Nationalokonomie« vergleichen, ein Werk, das wir bei dieser 
Gelegenheit bestens empfehlen wollen, obgleich wir bei Ratzinger 
den Namen dieses Konigsberger Nationalokonomen nirgend 
finden. — 

Wie die Nationalokonomie sich construiren miisste, wenn 
die christlichen Grundsatze zu Grunde gelegt wtirden, das wird 
in sechs verschiedenen Abhandlungen dargethan. Ich wollte gerne 
eine summarische Uebersicht iiber die wesentlichsten Punkte dieser 
Essay's geben, allein ich miisste den fur ein Referat bestimmten 



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— 602 — 

Raum weit iiberschreiten. Fiillt doch das blosse Inhaltsverzeichniss 
am Anfange des Buches zehn enggedruckte Seiten, woraus man 
auf den reichen und mannigfaltigen Inhalt des Buches schliessen 
kann. Wir konnen nur einige wenige Andeutungen geben. 

Die erste Abhandlung tr&gt den Titel : »Armuth und 
R e i c h t h u m.« Wahrend im Heidenthum der Arme verachtet 
war, hat Christus die Armuth geheiligt und gelehrt, dass die 
Wiirde des Menschen in der Gottebenbildlichkeit seiner unsterb- 
lichen Seele liege und dass insofern alle Menschen vor Gott gleich 
seien. Gerade auf dem Wege der Entsagung und Verzichtleistung 
auf Luxus und Genussucht gelange man zur grossten Aehn- 
lichkeit mit Gott, weshalb auch die Reichen sich gewissermassen 
entiiussern und von ihrem Ueberilusse in dem Armen Christo 
mittheilen miissen. Der Ueberfluss des Einen muss dem Mangel 
des Andern zu Hilfe kommen. damit schwindet die sociale Un- 
gleichheit, indem die ausgleichende Liebe den grossen Abstand 
iiberwindei. Die Liebe zum Armen ist die Grundlage des sittlichen 
Lebens. ist der Masstab der Liebe zu Gott. Um aber die Armen 
unterstiitzen zu konnen, muss der Christ durch Arbeit die Mittel 
sich erwerben. Da fugt sich nun ein die Frage nach der Ent- 
stehung des Reichthums. 

Man sagt, die christliche Lehre, welche Verachtung des 
Reichthums und Liebe zur Armuth aufstellt, stehe im vollen 
Widerspruch mit den Principien der Volkswirthschaftslehre. Da- 
gegen ist festzuhalten, dass gerade in den christlichen Principien 
die nothige Voraussetzung fur Erwerb und Erhaltung des Volks- 
wohlstandes gegeben sei. 

Die heutige >Wissenschaft« bezeichnet als Voraussetzung 
(ur den Erwerb des Reichthums die zwei Dinge: voile Freiheit 
im Concurrenzkampfe und tiichtige Schulbildung. Allein auf diesem 
Wege gelangen nur einige Wenige zu grossem Reichthum, 
wahrend die Massen dem gn">ssten Elende iiberliefert w r erden und im 
Ganzen der Pauperismus herrschend werden muss. Der Reich- 
thum d. i. der allgemeine Wohlstand der Volker ist durch ganz 
andere l^rincipien bedingt, und zwar zuniichst durch die all- 
gemeine Ueberzeugung. dass der Erwerb, der Besitz, der Reich- 
thum nicht als Splbstzweck angestrebt werden darf, sondern nur 
als Mittel, um einerseits zur vollen Entfaltung der geistigen und 
sittlichen Krafte der eigenen Personlichkeit, andererseits zur Unter- 
sti'itzung des Niichsten zu dienen. Jeder soil die Arbeit als ein 
Amt und als einen Beruf betrachten und sie um Gottes willen ver- 
richten, aber auch den Ertrag der Arbeit sparsam eintheilen fur 
die Bedurfnisse des taglichen Lebens und dabei geniigsara sein. 
»Sparsamkeit und Geniigsamkeit sind die beiden Quellen des 
Reichthums.* Reide sind aber nicht bloss Pflichten der Armen, 



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— 503 - 

sondern auch der Reichen, die nicht bloss gegen die Farnilie und 
die Hausgenossen. sondern gegen alle Nothleidende Verbindlich- 
keiten haben und deshalb sich htiten mussen, dass sie den armen 
Arbeiter nicht ausbeuten und nicht den Arbeitsgewinn fremden 
Schweisses sich aneignen. >Dieser Verzicht auf die Ausbeute hat 
die Folge, dass die grossen Vermogen nicht allzusehr anschweDen, 
sondern dass die Frucht der Arbeit moglichst nach dem wirk- 
lichen Werthe und Arbeitsertrage sich vertheile und einen a 1 1- 
gemeinen W o h 1 stand begriinde. Der Besitz wird sich 
gliedern, vertheilen und abstufen, aber Keinem werden die Mittel 
zur Lebensentfaltung ganzlich fehlen.« Es wird im allgemeinen 
der Mittelbesitz uberwiegen, welcher die beste Form der Ver- 
theilung des Vermogens bildet und die eigentliche Starke der 
Gesellschaft bedingt. Es fehlen eben dabei die beiden Extreme : der 
Luxus und das Elend, welche beide dem irdischen Glucke und 
dem ewigen Heile hinderlich sind. Zwar bleibt der Reichthum 
und verschwindet die Armuth nicht ; aber bei Verwirklichung der 
christlichen Ideen schandet die Armuth nicht und der Anne ver- 
fiillt nicht mehr der Ausbeutung durch den Reichen, und der 
Reiche frohnt nicht dem Luxus und der unsinnigen Schwelgerei, 
sondern hilft mit seinem Ueberflusse dem Mangel des Nachsten ab. 

Dieses Ideal wurde zwar noch niemals ganz erreicht und 
wird auch niemals erreicht werden, aber es ware schon viel ge- 
wonnen. wenn die Menschen allgemein darnach tstrebten, demselben 
immer naher zu kommen. Aber daran ist noch lange nicht zu 
denken, da die >wissenschaftliche* Nationalokonomie dieses Ideal 
gar nicht kennt. vielmehr dieGutererzeugung als Zweck 
der Volkswirthschaft erklart und den Reichthum als Selbstzweck 
betrachtet. »Es muss in's Endlose producirt werden, um Reich- 
thumer aufzuhaufen, Mammon zu sammeln,* zu welchem Zwecke 
die Arbeiter ausgebeutet werden. 

Verzicht auf die (Jenusse des Reichthums und Zuriick- 
drangung des Luxus ist die Vorbedingung zur Erlangung des 
Wohlstandes der Nationen, darum auch fur die Erhaltung und 
Vermehrung des Reichthums, wahrend verschwenderischer Luxus 
und grausame Ausbeutung des Nachsten die Quellen des Reich- 
thums zerstoren. Der Egoismus wirkt auch auf wirthschaftlichem 
Gebiete zerstorend, wahrend das Gesetz der Gottes- u. Nachsten- 
Iiebe im geistigen wie im wirthschaftlichen Leben zum Fortschritte 
fuhrt. 

Die zweite Abhandlung verbreitet sich iiber »Eigenthum 
und Communismus,< also iiber ein ganz zeitgemasses und 
sehr wichtiges Thema. 

Nach der liber§ilen Theorie ist der Mensch in der Beniitzung 
und Ausbeutung seines Besitzes absoluter Herr, und aus diesem 

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— 504 — 

Grunde mussten die Wuehergesetze aufgehoben werden. Dicse 
Doctrin hatte da? Recht des Individuums, der freien Personlichkeit 
zu sehr ubertrieben und dagegen das zvveite Grundgesetz der 
menschlichen Gesellschaft. die Solidaritat, gilnzlich verkannt und 
missachtet. Es konnte darum die Reaction nicht ausbleiben : sie 
stellte sich ein im Communismus, der von dern Gesetze der* So- 
lidaritat ausgeht, dasselbe gleichfalls einseitig betont. und Qber- 
treibt und ihm das Recht der Personlichkeit, die individueile 
Freiheit opfert. Es miissen aber beide Grundgesetze zu ihrer 
Geltung gelangen und in hoherer Einheit sich vereinigen. in Her 
Liebe, welche das hochste Gesetz der harmonischen Entwicklung 
der Gesellschaft bildet. Dieses einzige »Grundgesetz« bildet das 
Fundament der ehristlichen Eehre, der zufolge der Menseh nur 
Nutzniesser seines Resitzes ist und im Gebrauche desselben Allen 
aus Liebe zu Gott dienen muss. Der Eigenthumer muss seinen 
Ueberfluss fur gesellschaft liebe Zwecke verwenden. das ist eine 
G e w i s s e n s p il i c h t fur ihn, fur deren Erfiillung er Gott 
verantwortlieh ist, die jcdoeh nicht durch staatliche Zwangsgebote 
erzwungen werden kann. Desshalb di'irfen auch die Armen den 
Ueberfluss des Reichen nicht als Recht fordern, sondern nur als 
Almosen erbitten. wahrend die Socialisten mit (5ewa.lt die Reichen 
expropriiren wollen und die Leidenschafi und Regierlichkeit der 
Armen aufstacheln. Die hi. Vater haben die Eigenschaften de- 
Eigenthums nach t-hristlichen Grundsatzen erortert und gezeigt. 
dass dasselbe a) gerecht erworben sein. b) edel verwendet werden 
mi'isse. Von diesen Grundsatzen muss die Nationalokonomie aus- 
gehen. wenn sie dem wirlhschafiliclien Leben der Volker nutzlich 
sein soil. 

Die neuere Volkswirthschaftslehre hat einseitig die Arbeit 
als einzige Quelle des Werthes der Guter und als einziges Princip 
(ics Eigenthumrechles dargestellt. woraus der Socialismus die 
logische Consequenz zog. dass jedes Eigenthum, welches sich 
nicht als Arbeit sproduct des Resit zers oder seiner Vorfahren 
nachweisen lasse. der inneren Rerechtigung entbehre. somit 
eigentlich Diebstahl an der Gesellschaft sei. Man iibersieht dabei. 
dass das Eigenthum auf einem idealen Grunde beruhe, der nicht 
im Menschen, sondern im Willen Gottes selbst liegt. Hat doch 
Gott das Eigenthum zu einem Gesetze der menschlichen (iesellschaft 
gemacht, das eben so. wie das Gesetz der Autoritat. der mensch- 
lichen Willkiihr enlruekt ist. Aber die Forme.n des Eigenthums 
wechseln je nach der geistigen und sittlichen Rildung der Volker 
und nach der wirthschafl lichen Entwicklungsstufe derselben liegt 
der ideale Grund im gottliehen Willen, so beruht der rationelle 
Erklarnngsgrund des Eigenthums im Verhaltnisse des Menschen 
zur Natur. 



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-vm;ra«v|i~ 



— 505 — 

Die Natur bietet uns die zu unserer Bedurfnissbefriedigung 
nothigen Gaben nur im beschrankten Masse, wesshalb der Menseh 
durch eigene Thatigkeit sich die Existenzmittel versehafifen und 
erarbeiten. und dadurch sich ein Privateigenthum erwerben muss. 
Das Privateigenthum individualisirt sich selbstverstandlich nach 
den besonderen Bediirfnissen einer Person. A us dem Grande 
der Individualisirung des Vermogens fur personliches Leben recht- 
fertigt sich wirthschaftlich auch das Erbei gent hum, welches die 
Grundlage des Familieneinkommens und damit die Grundlage der 
Individualisirung des ganzen Lebens aller Familienglieder bildet. 
Die wirksamste Individualisirung des Arbeitsvermogens wird nur 
unter der Voraussetzung erreicht. dass die wirthschaftlich Ueber- 
legenen auf ego is t is e he Ausbeutung verzichten und statt 
dessen Allen einen entsprechenden individnellen Benutzungsantheil 
an den beschrankt vorhandenen ausseren Productionsmitteln zu 
gewiihren bestrebt sind. Und hierin liegt der Kern der 
socialenFrage. 

In der Erorterung dieser Frage, bei welcher auch die 
Populationsfrage zur Sprache kommt. konnen wir dem Verfasser 
nicht mehr ins Einzelne folgen, da wir viel zu viol Raum ver- 
wendcn miissten. Wir bemej'ken nur im Allgemeinen, dass nach 
Anschauung chrisllicher Forscher aller Fortschritt verkniipft ist 
mit der Zunahme der Revi)lkerung und dass nicht leicht ein 
Land genannt werden kann. wo absolute Uebervolkerung statt- 
gefunden hfttte. Nur da kann die Bevolkerungsirage eine brennende 
werden, wo man die Guter der Erde fur das Monopol der Resitzenden 
erklart, wo man den egoistischen (Jenuss als Ziel der Wirthschaft 
}>elrachtet und den Armen von der Tafel der Natur ausschliesst. 
Fiei der Revolkerimgsfrage hat die moderne Wissenschaft die 
s i 1 1 1 i c h e n Pflichten ausser Augen gelassen und bei der 
Definition des Werthes hat sie die wirthschaftliche Function 
des Eigenthums falsch bestimmt und dadurch in logischer Ent- 
wicklung den Socialismus und Gommunismus als wissenschaftliches 
System hervorgerufen. Die neuere Wissenschaft hatte namlich 
behauptet, dass der Werth einer Waare nur bestimmt werde 
durch die auf sie verwendete Arbeit, wesshalb denn auch das 
ganze Ergebniss der Arbeit dem Arbeiter selbst gehOren miisste. 
Die Consequenzen aus dieser Theoiie sind bekannt genug, so 
dass wir nicht nothig haben. dem Verfasser in der Darstellung 
und Widerlegung derselben im Einzelnen weiter zu folgen. 

Wir haben bereits den Raum, der einer Recension eingeraumt 
zu werden ptlegt. uberschritten, und miissen es uns daram ver- 
sagen, eine weitere Skizzirung des Inhaltes dieses tiberaus inter- 
essanten Werkes zu liefern. 

Vielleicht erkennt der Leser aus den bisherigen Mittheilungen, 

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— 506 — 

dass er es in diesem Buche mit einem Werke ganz eigener Art 
zu thun hat. Dann wird er wohl zum Buche selbst greifen und 
sich die Lecture desselben nicht verdriessen lassen, umso weniger, 
als die weiteren Abhandlungen immer interessanter und auch 
wichtiger werden, da sie immer tiefer in die Wunder des socialen 
Organismus hineinleuchten und immer deutlicher den Abgrund 
erblicken lassen. vor dem die Gesellschaft steht. 

Die dritte Abharidlung bespricht >Capital und Arbeit* 
und zeigt, dass die Geschichte der Arbeit zugleich die Geschichte 
der Cultur unci Civilisation ist und dass das Christenthum die 
principielle Verurtheilung der Sclaverei schon dadurch ausgesprochen 
hat, dass es die Arbeit als allgemeines Gesetz und als allgemeine 
Pflicht erklartc. Namentlich waren es die Kloster, denen in 
cultureller Beziehung das grosste Verdienst gebuhrt, da in denselben 
die Arbeit Pflege fand als Uebung des Dienstes Gottes und der 
Busse. als f r e i e Arbeit, welche den grossten socialen und wirth- 
schaftlichen Fortschritt im Gefolgc hatte. In herrlichen Schilderungen 
wird dann gezeigt. was durch die Einwirkung der Kirche fur ein 
grossartiges Arbeitsleben sich entwickelte. Alles. was die Cultur 
der Gegenwart auszeichnet, ist direct oder indirect auf die Kirche 
zuruckzufuhren. Allgemeiner Wohlstand war die Signatur der 
Volkswirthschaft der zweiten Halfte des Mittelalters. Mit der 
Reformation trat eine traurige Wendung fur das arbeitende Volk 
ein: der deutsehe Bauer sank vielfach in entwiirdigende Leib- 
eigenschaft zurtick ; im Handel zeigte sich das werbende und 
aufsaugende Capital ; Habsucht und Luxus zerstorten in kurzer 
Zeit den Wohlstand; der Wucher machte sich breit und alle 
Wucherer wurden mit Hass erfullt gegen die den Wucher ver- 
dammende Kirche. 

Die weiteren Ausfuhrungen dieser Abhandlung sind so wichtig 
und so interessant. dass wir den Leser bitten mtissen, das Buch 
selbst zur Hand zu nehmen und es mit Aufmerksamkeit zu lesen 
und zu studieren. Das Gleiche gilt von der vierten Abhandlung. 
die sich liber »Wucher und Zins< verbreitet, und auch von 
der funften Studie, die den Titel tragt: >Vergangenheit und 
Gegenwart* und die Fundamentalsatze behandelt, urn welche 
sich die neue *sociale Frage« dreht und bewegt. Wir nennen 
beispielsweise nur einige Punkte: Nothwendigkeit einer neuen 
Creditform fiir die Landwirthschaft in den Bodenscheinen : die 
Borse; die Judenfrage; die Handwerkerfrage ; Handwerk und 
Volksschule ; das moderne Schulwesen und das geistige Proletariat : 
das Versicherungswesen ; die Armenpflege als Ausdruck des 
Gesetzes der Solidaritat; die Frauenfrage etc. 

Ueber >Cultur und Civilisation* verbreitet sich die 
sechste Abhandlung, die den philosophischen und historischen 



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— 507 — 

Beweis dafur erbringt, dass nur Religion, Liebe und Freiheit eine 
echte Civilisation begriinden konnen, wahrend der Unglaube stets 
die Ursache des Verfalls der Volker gewesen ist. Auch in der 
Gegenwart ist der Unglaube der hoheren Stande die Ursache der 
intellectuellen Anarchie und sittlichen Schwache, die unsere Zeit 
charakterisirt. In dieser Abhandlung kommen namentlich die 
» Manner der Wissenschaft,< der Fanalismus und Dunkel der 
Gelehrtenwelt zur Sprache, wobei allerdings die nothige Miissigung 
Me und da vermisst wird. Man wird aber trotzdem dern Verfasser 
beistimmen mussen in der Beleuchtung der Mangel, an denen 
die heutige Bildung und Erziehung, an denen unsere Kunstakademien 
und Universitaten leiden. Auch das wird die Beistimmung jodes 
tiefer Blickenden finden, was liber die Nothwendigkeit einer 
Aenderung und Besserung in culturhistorischer Beziehung gesagt 
ist: nicht politische und wirthschaftliche Reformen konnen zum 
Ziele fuhren. da jeder Fortschritt seinen Ursprung in der Seele 
hat. Die Reform muss darum mit der Seelsorge beginnen; die 
Seele der Menschen muss empfanglich gemacht werden fur die 
Liebe Christi ; nicht das Wissen, sondern die Uebung der Religion 
macht den Christen zum Christen. 

Moge das Buch eine recht grosse Verbreitung finden und 
neue Anregung geben zu weiterem Nachdenken und tieferem 
Eindringen in die grossen Fragen, welche die Gegenwart bewegen, 
und jenen Nutzen stiften, den der Verfasser beabsichtigt hat! 

Kann man auch nicht in Allem die Absicht des Verfassers 
theilen. wird man namentlich auch seinen Reformvorschlagen 
beziiglich der Bodenscheine gewichtige Bedenken entgegenstellen 
mussen und seinen zu apodictisch vorgetragenen Ansichten iiber 
die rechtsphilosophische Deduction des Ursprungs vom Eigenthum 
und seiner Definitionen von Cultur und Civilisation die Zustimmung 
nicht geben konnen, so wird man doch auch in dieseri Punkten 
den Scharfsinn und die geistvolle Darstellung des Autors aner- 
kennen mussen. 

Diirfen wir noch einen Wunsch aussern, so ist es der: 
Moge dem Herrn Verfasser es gefallen, auf der Grundlage dieses 
Buches ein Lehrbuch der Nationaloconomie zu schreiben, welches 
einem dringenden Bedurfniss abzuhelfen geeignet ist. 

Dr. Joseph Dip pel. 



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— 508 — 

Geschichte der katholischen Kirche in Schottland 

von der Einfiihrung des Christenthums bis auf die Gegenwart. Von Dr. A. 

Bellesheim. Mit 2 geograpbischen Karten. 2 Bde. XXUI 2. 496 S- u. 

582 S. Gr. 8°. Mainz, Kirchheim. M. 20 = fl. 12. 

Wissenschaftliche Werke ersten Ranges, von allgemeinem Interesse un<I 
weittragender Bedevitung sind bereits erschienen und im Erscheinen begriffen. 
werden fiir die Herausgabe vorbereitet oder geplant, seit Papst Leo XIII. durch 
bekannte hochherzige Entschliessung die bisher nur schwer zuganglicaen roraischen 
Archive der gesammten Gelehrtenwelt zu wei tester Ausbeutung eroffnet hat 
Auch das vorliegende Werk des Dr. Bellesbeim verdankt nicht ara wenigsten 
jenem Umstande seine Entstehung; denn wenn der Verfasser nach seiner Angabe 
anch schon seit langer Zeit den Plan hegte, die Geschichte der katholischen 
Kirche in Schottland zu schreiben, so war die Ausfiihrung desselben in be- 
friedigender Weise allerdings nicht eher moglich, bis jenes romische Archir. 
welches die werthvollsten Docuinente der schottischen Kirche in der auf die 
Reformation folgenden Periode in sich birgt, das Archiv namlich der Congregation 
der Propaganda, erschlossen war. Angeregt zu dieser seiner Arbeit wurde der 
Verfasser durch die Erwagung, dass *die Schicksale der katholischen Kirche 
im Bereiche der Ultima Thule eine Wiirdigung durch katholische Geschichts- 
schreiber in unserm Vaterlande bisher nicht gefunden haben.* Dazu kommt, 
dass fiir die Zeit vom Beginn der schottischen Kirche bis zur Reformat ionsperiode 
einzelne schottische Gelehrte sowie verschiedene schottische wissenschaftliche 
Clubs inzwischen ein reiches werthvolles Material fiir die Darstellung einer solchen 
Geschichte aus dem Staube der Bibliotheken zu Tage gefordert und dasselbe 
bereits zu genaueren, theilweise recht gediegenen Untersuchungen verwendet 
hatten. Somit waren glueklich die Vorbedingungen erfiillt, an die eine den 
wissenschaftlichen Anforderungen der Gegenwart entsprechende Bearbeitung der 
Geschichte der katholischen Kirche in Schottland nothwendig gekniipft war. 
Dr. Beilesheim hat die ihm zu Gebote stehenden Hilfsmittel, die vorhandene 
Literatur so ergiebig und fleissig benutzt — das Literatur-Verzeichnis zu Anfang 
des I. Bandes zahlt 219 Nummern — und uns mit einer so vortrefflichen Arbeit 
beschenkt, dass das vor gar nicht langer Zeit von einem schottischen Gelehrten 
gesprochene Wort: »Die Geschichte der katholischen Kirche in Schottland in 
nachreformatorischen Zeiten ist die Geschichte einer geheimen Gesellschaft* 
heute jedenfalls kcine Berechtigung mehr hat. Ein kurzer Ueberblick iiber den 
Inhalt der vorliegenden zwei Biinde wird uns sofort davon iiberzeugen. 

Der Verfasser vertheilt seinen gesammten Stoff, entsprechend dendrei natur- 
gemassen Perioden der schottischen Kirche: der monastischen Periode,*) 
der Periode. in der an Stelle des monastischen Systems ein cano n i sch-rccht- 
liches Diocesan- und Pfarr system etablirt wird und der nach Ausbruch 
der » Reformation* anbrechenden Missionsperiode, in drei Biicher. Das erste 
Buch (Bd. 1. S. O — 159) schildert die katholische Kirche in Schottland von der 
Einfiihrung des Christenthums bis zu Konig Malcolm Canmor (400 — 1057). Im 
zwei ten Buche (Bd. I. S. 100 — 488) wird die Zeitepoche behandelt von Malcolm 
III. Canmor bis zum Sturz der alten Kirche (1057 — 1560). Das dritte Buch 
(Bd. II S. 1 — 446) fiihrt uns die katholische Kirche in Schottland vor, von der 
Einfiihrung der Reformation bis zur Wiederhcrstellung der Hierarchie durch 
Papst Leo XIII. (i5<>o — 1878). Eine Reihe wichtiger, hochinteressanter Actenstucke 

*) Der Verfasser verfahrt einmal nicht consequent in seiner Eintheilung 
beziehungsweise Bezeiehnung der einzelnen Perioden. Die monastischc Periode 
gilt ihm (Vorwort S. III. und sonst) als die erste, und doch nennt er Bd. I. 
S. 27 eben dicse monastische Periode die zweite. wobei dann als erste Periode 
die Zeit gedacht ist von den ersten Anfiingen der schottischen Kirche bis auf 
Columba, mit dem der Einfluss irischer Mcinche auf die schottische Kirche 
beginnt. 



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509 



finden sich theils ausziiglich, theils in extenso in den am Ende beider Bangle 
ungebangten Anlagen. 

Wie wlchtige Ereignisse bei einem Volke selten, fast nie, ohne Einwirkung 
auf andere Volker bleiben, so dass man von einer Solidaritat der Geschicke 
der Volker sprechen kann, ebenso besteht eine Verkettung an sich verschiedenartiger 
Dinge des offentlichen Lebens unter ein und demselben Volke. Oder beherrscht 
nicht im Lande des Culturkampfes beispielshalber der Culturkampf alles derartig, 
dass alle offentlichen Fragen schliesslich unter seinem Gesichtspunkte betrachtet 
werden miissen und thatsachlich auch betrachtet werden? Insonderheit lasst sich 
nie die politische Frage in irgend einem civilisirten Staate von der kirchlichon 
ganz trennen, sie grenzen beide hart an einander, gehen oft genug eng in einander 
uber, oft zum Heile, oft zum Unheile der einen wie der andern grossen von 
Gott gesetzten Ordnung. Dies fiir jede ernste Geschichtschreibung wichlige Moment 
hat auch der Verfasser nicht ausser Acht gelassen. Da wegen der Entfernung 
Schottlands von der europaischen Biihne Kirche und Staat in diesem Reiche 
naturgeinass um so enger miteinander verbunden waren, so erachtet es 
Dr. Bellesheim geradezu als eine Pflicht. die jeweiligen Abschnit'e, in welche der 
kirchengeschichtliche Stoff zerlegt wird, mit einer knappen Uebersicht des Ganges 
der politischen Verhaltnisse zu eroffnen (Bd. I. S. 3. 88. 90 ff. u. s. w). 

Die Geschichte der Kirche in Schottland beginnt mit St. Ninian, der, 
nachdem er in Rom an der Quelle der apostolischen Ueberlieferung die reine 
katholische Lehre geschopft, der Apostel seines Heimathlandes wurde. Eines 
seiner grossten Werke war die Errichtung des grossen Klosters bei Candida 
Casa, das sich zu einer wahren Pflanzschule von Monchen und Missionaren 
entwickelte. Die Bisohcife von Candida Casa Iassen sich bis zum Jahre 790 vcrfolgcn 
(S. 14). Die alte Ueberlieferung bezeichnet aber auch den hi. Palladius als Apostel 
der Schotten. Leider sind zur Zeit der sogenannten Reformation die altesten 
Documente der schottischen Kirche fast ganzlich vernichtet, so dass die Schwie- 
rigkeiten, die sich mit der Biographie des hi. Palladius verbinden. heute noch 
nicht gelost sind, sich uberhaupt auch schwerlich losen Iassen. Ehe der Verfasser 
in der Reihe derheiligen Manner, die fiir die Entwicklung der Kirche in Schottland 
bedeutungsvoli waren, weitergeht, wirft er mit Recht zuvor einen Blick auf die 
Entwicklung der irischen Kirche, an welche die Kirche in Schottland in dieser 
(monastischen) Periode auf das engste sich anlehnte, und von welcher sie ihr 
Geprage emprtng (S. 27). Ob freilich dieser Excurs so weit in's Detail zu gehen 
brauchte, wie es theilweise geschehen, kdnnte man bezweifeln, zumal, wie wir 
erfahren, Herr Dr. Bellesheim ex professo die Geschichte der irischen Kirche 
in ahniicher Weise zu behandeln gedenkt. wie vorliegend die Geschichte der 
schottischen Kirche. 

Wir begegnen nun zunachst dem hi. Columba, dem Apostel der Sudpikten, 
der in der Zeit von 521 — 577 bliihete. VVer kennt nicht die herrliche Stiftung 
dieses Hei!igen auf der Insel lly oder Jona, den grossartigen Centralpunkt einer 
nach alien Seiten hin sich erstreckenden Mission^thatigkeit? Bis auf unsere Tage 
muss das alte klosterliche l^eben in Jona herhalten, um protestantischerseits mit 
als testis veritatis »evangelicae« verwendet. gleichsam als Vorlaufer der » Reformation* 
gegen die katholische Kirche ausgespielt zu werden. Die » Reformation* mit 
ihrem »lauteren Evangelium« will einfach nur an die ursprilnglichen Einrichtungen 
der iM nche in Hy angekniipft habe:., wodurch dann im 16. Jahrhundert das 
wahre, von alien menschlichen Zuthaten freie Christenthum wieder erstanden 
sein soil. Wahr ist, dass auf dem Gebiete der Liturgie, der Riten sich nicht 
unerhebliche Differenzen fanden zwischen der alten Columbakirche und der 
romisch-katholischen Kirche. Allein keine dieser Differenzen war dogmatischer 
Natur, <las Christenthum auf der Insel Jona war kein aparres, kein von der 
allgemeinen Kirche verschiedenes, wie u. a. aus der Bedeutung erhellt, die man 
in Jona dem Episcopat, der Feier der hi. Messe u. s w. beilegte. 

Eine kaum minder beruhmte Statte als Jona war Lindisfarne. Nennt sie 
doch Alcuin » locus cunctis in Britannia vonerabilior.« Hier lebte und wirkte als 



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— 610 



Bischof der hi. Aidan, dem kein Geringerer als der hi. Konig und spatere Martyrer 
Oswald auf den Missionsreisen als Dolmetscher das Geleite gab. Ueber Aidan's 
hcrrlichen Stiftungen, den zwei grossen Klostern Melrose und Coldingham erwuchs 
unter der Hand seines hi. Nachfolgers Finan das bedeutende Frauenkloster 
Streaneshalch oder Whitby, eine Statte, an welcher bald darauf der fur die 
Columbakirche in Northumbrien verhangnissvoll sich gestaltende Streit iiber die 
Osterfeier sich abspielte. Columba's grdsster Nachfolger und nachst ihm der 
bedeutendste Abt von Jona war Adamnan (f 704), der Biograph des hi. Columba. 
Mit seinen Versuchen, in Jona die romischen Riten einzuftihren, drang er nicht 
durch; erst im Jahre 716 traten die Monche dieses Klosters, aber noch nicht 
die der Tochterkloster von Jona, zum romischen Ritus tiber. Zu gleicher Zeit 
ziehen an uns voriiber die heeren Gestalten St. Kentigern's (8. 103 — 108} und 
Cuthbert's (S. 108 — 115), welch' letzterem im grossartigen Dome von Durham ein 
wiirdiges Denkmal gesetzt ist. 

Die raonastische Periode der schottischcn Kirche endet mit dem 8. Jahr- 
hundert, von wo an diese Kirche einerseits durch die Bildung eines Sic u lar- 
der us, anderseits durch das Entstehen der Culdaer eine erhebliche Veranderung 
in ihrer Verfassung erhielt. Der Entstehung des Weltclerus und Jen Culdaem, 
iiber welch' letztere Ebrard und nach ihm jiingst Harttung*) bekanntlich die 
abenteuerlichsten Behauptungen aufgestellt haben, widmet der Verfasser ein 
eigenes interessantes Capitel (S. 118 — 134), an dessen Schluss Dr. B. mit Recht 
sagen kann : »Die altprotestantische Ansicht, welche in den Culdaern eine Art 
von Opposition gegen die allgemeine katholische Kirche zu finden vermeinte, 
erscheint nach dem Gesagten ganzlich unhaltbar; aber ebenso wenig begrfindet 
ist die noch in jiingster Zeit von Ebrard verfochtene Identitat der Culdaer mit 
den Monchen der Columbakirche. Mit den letzteren sind die Culdaer so wenig 
identisch, dass vielinehr erst der Untergang der Columbakirche ihrem Entstehen 
Raum gewahrte.« 

Das Krebsiibel, an welchem zu jener Zeit die schottische .Kirche — eine 
Bezeichnung, der wir ubrigens zuerst unter der Regierungszeit des Konigs Grig 
(878 — 889) begegnen — wie auch die Kirche in andern Landern krankte, war 
der Concubinat des Clems und die Vererbung der Beneficien. Beide Uebel standen 
in naturgemassem Zusararaenhange mit einander; die Kirchenguter wurden 
gleichsam erbliches Besitzthum einzelner Familien. Einen neuen Umschwung in 
die Verhaltnisse der Kirche in Schottland brachte das durch das bekinnte politische 
Ereigniss bervorragende Jahr 1066. Die Eroberung Englands durch die Normannen 
hatte fur die schottische Kirche die erhebliche Wirkung, dass von da an in 
derselben eine ordentliche Diocesan bildung eingeleitet wurde. Gleichsam 
als Uebergangsperiode gilt die Zeit der Regierung Malcolm's III., des Gemahls 
der hi. Konigin Margaretha. Mit sichtlicher Vorliebe verweilt der Verfasser bei 
diesem erlauchten und herrlichen Konigspaare (S. 160 — 174). Und in der That: 
die hi. Margaretha — welch' liebliches, hocherbauliches Bild ! Sagt doch auch 
der Protestant Scene von ihr : »Es gibt kaum einen herrlicheren Charakter, dessen 
die Ge^chichte gedenkt, als derjenige der Konigin Margaretha. Was Reinheit 
der Motive und Ernst im Bestreben das Wohl des Volkes, dem Gott sie vor- 
gesetzt, zu fordem, was Warme des religiosen Gefiihls und Eifer in der Bethatigung 
der Religion, was Selbstlosigkeit in der Erfullung aller ihrer Pflichten, namentlich 
aber die Tugend der Selbstverlaugnung betrifft; so steht sie unerreicht da, und 
die Chronisten jener Zeit sind einstimmig in ihrem Lobe.« Angesichts der 
namentlich in Deutschland nach wie vor systematisch betriebenen Geschichts- 
baumeisterei gewahrt es einen wahrhaft wohlthuenden Eindruck zu vernehmen, 
wie die akatholische Historiographie in England und Schottland mehr und mchr 
anfangt, vorurtheilslos, offen, ehrlich und gerecht iiber die alte katholische Zeit, 
iiber die katholische Kirche, ihre Dogmen und Institutionen, iiber die von der 



*) Diplomatisch-historische Forschungen, Gotha 1879. S. 22 flf. 



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— 511 — 



Kirche canonisirten Heiligen sich zu aussern. Mit Genugthuung konnte der 
Verfasser in seinem Werke an den einschlagigen Stellen eine ganze Reihe solcher 
Urtheile aus protestantischer Feder verzeichnen, die unsern heutigen Culturzankern 
recht sehr zur Beherzigung dienen sollten, wie z. B. Bel. I. S. 1 5 f. 36 f. 47 f. 
162 f. 204, 382, 435. 488. Bd. II. 212, 427 ff. 436 f. 

Die hi. Margaretha iibte eine bedeutende und fur die schottische Kirche 
ausserst erspriessliche reformatorische Thatigkeit. Ihr Ziel in dieser Hinsicht war 
die Errichtung eines canonisch-rechtlichen Diocesan- und Pfarrsystems an Stelle 
des monastischen. Doch erst ihr jiingster Sohn, Konig David I. wird als der 
eigentliche Organis^itor der schottischen Kirche angesehen. Er zog 
Benedictiner aus Frankreich in's Land und iiberwies ihnen die von seiner heiligen 
Mutter gestiftete Abtei Dunfermline; auch den Cisterciensern war Konig David 
sehr gewogen, so dass dieselben eine ganze Reihe von Niederlassungen grunden 
konnten. (S. 190, 198 f.) Ueberaus wichtig waren die Bemiihungen dieses Konigs 
um die Errichtung des Bisthums Glasgow, welche um 1 115 erfolgte, der Bis- 
thiimer Ross, Aberdeen, Caithnass, Dunblane und Brechin. Auch Frauenkloster 
griindete der Konig David, die geistlichen Ritterorden fuhrte er in seinem Reiche 
ein, kurz, die Regierung dieses Hcrrschers war ftir die schottische Kirche wie 
fur das schottische Volk eine iiberaus segensreiche. Die Culdaer wurden durch 
ihn allmahlich beseitigt, doch hielten sie sich bis in das 14. Jahrhundert hinein ; 
im Jahre 1332 erscheint der Name Celedei zum letzten Male. (S. 196 f., 
219, 256.) 

Unter der Regierung Malcolm's IV., der den durch seinen Vater Konig 
David I. in's Land gezogenen Ordensleuten sich nicht minder giinstig erzeigte, 
entstand u. a. die grosse Klosterstiftung zu Paisley, die im Jahre 1163 von 
Cluniacensermonchen bezogen wurde. Etwas spatef griindete Konig Wilhelm, 
genannt der I owe (1 165 — 12 14), die gewaltige Benedictinerabtei Arbroath zu 
Ehren des fur die Freiheit der Kirche als BliUzeuge gestorbenen Thomas Becket. 
Um jene Zeit begannen die fatalen Streitigkeiten zwischen dem engli&chen Konige 
Heinrich II., der eine Obedienzerklarung der schottischen Kirche verlangte, und 
dem genannten Konig Wilhelm, der die Unabhangigkeit der Kirche ebenso 
eifersiichtig hiitete. Papst Clemens III. sprach sich durch die Bnllc vom 13. Marz 
1 188 gegen die Oberhoheit Englands iiber die schottische Kirche aus, was 
Innocenz 111. im Jahre 1200 und Honorius III. im Jahre 12 18 bestatigte. 

Der friihe Tod Margarethas von Norwegen (f 1290), mit der das ange- 
stammte schottische Konigshaus auch in der weiblichen Linie unterging, wurde 
das Signal zu erbitterten Parteikampfen im I.ande, wobei England im truben 
fischte. Bei all' diesen Kampfen und Wirren musste die geistliche Gewalt an 
Ansehen verlieren, und in Schottland ebenso wie in andern Landern trat um 
jene Zeit der Antagonismus zwischen Staat und Kirche immer offener zu Tage. 
Eine neue, schliramere Gefahr erwuchs der schottischen Kirche insofern, als 
durch die politische Anniiherung Schottlands an Frankreich die dort schismatischen 
Geliiste zum Theil auf den schottischen Clerus ansteckend wirkten. (S. 271, 291.) 
Um jene Zeit traten die beiden schottischen Universitaten, die erste zu St. Andrews, 
die zweite zu Glasgow in's Leben, ein Lichtblick in dem Wirrwarr der ausbrechenden 
Primitialstreitigkeiten in der schottischen Kirche. 

Eine der wichtigsten Aufgaben war es fiir den Verfasser, die Ver- 
haltnisse in der schottischen Kirche vor Ausbruch der Kefor- 
mation klarzulegen, damit diese letzteren selbst, ihre Berechtigung, ihr Wesen, 
ihre Folgen besser an's Licht traten. Die Didcesanstatuten des Erzbischofs Forman 
von St. Andrews (15 14 — 152 1; geben uns einen Einblick in die derzeit herr- 
schenden Mangel und Schaden bei den Gliedern der Kirche (S. 316 ff. Vergl. 
S. 354 f., 393 ff., 401 f, 405, 424). Wir finden in dieser Beziehung im vor- 
liegenden Werke nichts vertuscht, nichts Unentschuldbares entschuldigt. Wozu 
auch ? Die vorgekommenen Scandale bei Geistlichen und Laien bestanden freilich 
in der Kirche, aber nicht durch die Schuld der Kirche, sondern trotz ihr, entgegen 
ihren heiligen Gesetzen und ihrem heiligen Willen. Und dass trotz stellenweiser 



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- 512 — 



arger Verkommenheit in den schottischen kirchlichen Verhaltnissen (lurch die 
Kirche selbst eine wahre, griindliche Reformation angestrebt wurde, liingst bevor 
Luther die Kirche angeblich reformirte, ".hatsachlich aber nur revolutionise, dafiir 
fehlt es nicht an unwiderlegbaren Beweisen. Gross steht in dieser Beziehung der 
Cardinalprimas David Beaton da, der wie ein Darara sich der » Reformations-* 
Bewegung entgegenstellte. Auf das schottische Volk machte denn auch nach dem 
Zeugnisse des Protestanten Tytler Luthers Lehre im Grossen und Ganzen kcincn 
Eindruck, vielmehr bahnten rein aussere mechanische Krafte ihr nach und nach 
den Weg. Es ist ein gewaltiger Irrthum, wenn man glaubt, das katholische 
Volk Schottlands habe ohne weiters seinem alten Glauben entsagt und sich der 
neuen Lehre angeschlossen. Man sehe die beigebrachten Zeugnisse nach: Bd. 1. 
S. 418, 440. Bd. II. S. 4, 7, 139 ff, 182, 184 f. 238. — Durch das gcsetzlose 
Parlament vom J. 1500 wurde der katholische Glaube abgeschafft und das 
reformirte Bekenntniss zur Staatsreligion erhoben. Nun t rat ein Ninian Winzet 
fur die katholische Kirche als Verlheidiger auf in Tractaten an Konigin, Adel und 
Geistlichkeit, namentlich aber in seinen 83 Satzen an Knox ; Jesuiten und 
Benedictiner arbeiteten in der schottischen Mission, deren Seminnre im Auslande 
angelegt werden mussten; zahlreich waren die Conversionen zuriick zur katholischen 
Kirche (II. S. 199, 277 f.), wahrend der Gehcime Rath bereits im Jahre 1 5 74 
laute Klagen erhob iiber den Verfali in der reformirten Kirche. (S. 137, 211 f.j 

Zu dem, was der Verfasser iiber die Dispens-Angelegenheit der lnfantin 
Katharina von Portugal, der nachmaligen schottischen Konigin, iiber den 
Katholicismus Konig Carls II. und Jacob II., sowie namentlich iiber das Ver- 
haltniss Wilhelms von Oranien zu den Katholiken in Holland und Gro^sbritannien 
sagt, wolle man die Kesultate hinzunehmen, die Onno Klopp in seinem epoche- 
machenden Werke '♦Per Fall des Hauses Stuart,* 2 Bande bis jetzt, gewonnen 
hat. Das Urtheil Onno Klopps iiber Wilhelni von Oranien lautet anders. als 
tins Urtheil, welches sich der Verfasser iiber diesen Fiirsten gebildet hat. (S. 327, 
3,6 f.) Das ist gewiss, dass die schottische Kirche eine furchtbare Feuerprobe 
hat durchmachen miissen; sie hat dieselbe bestanden, und seit der Conversion 
George Hay's (S. 308 IT.) wuchs die Zahi der Katholiken in Schottland unauf- 
horlich, zunial da im Jahre 1793 das er*te Erleichterungsgesetz ihnen zu Theil 
wurde, denen seit 1829 weitere folgten. 

Gewisse innere Streitigkeiten in der katholischen Kirche Schottlands 
brachten die Frage nach der Wiederherstel lung des katholischen Episcopates daselbst 
in Fiuss, Verhandlungen, iiber welche der Verfasser genau zu berichten in der 
Lage war. (S. 414 ff.) Bekanntlich wurde durch die Bulle Papst Leo's XIII 
vom Jahre 1878 »Ex supremo Apostolatus apice* di* schottische Hierarchie 
hergestellt, eine That, gegenuber der die schottische Presse, gewitzigt durch das 
in England vorgekommene Fiasko. sich sehr ruhig und vernunftig verhielt Durch 
die Schilderung der im heutigen Protestanti mus herrschenden Zerfahrenheit setzt 
der Verfasser die Einheit im Katholicismus in urn so helleres Licht Und wie 
das katholische Leben in Schottland anfbliiht, dafiir wird uns u. a. ein Beweis 
gegeben durch das Entstehen der ersten grossen Benedictinerabtei zu Fort Augustus 
am Loch Ness in den schottischen Hochlanden. (S. 442 f.) 

Am Ende der interessanten Wanderung, die wir mit dem Verfasser durch 
die Reihe der Jahrhunderte der schottischen Kirche gemacht, lasst sich als 
Resultar feststellen : »Ganz Schottland blieb bis auf den heutigen Tag das Siegel 
des Katholicismus aufgepragt. Lauter, als menschliche Zungen es vermdehten. 
legen die stummen Ruinen seiner herrlichen Dom- und Klosterkirchen fur den 
alten Glauben Zcugniss ab. Der Fanatismus (der alten schottischen Reformitten* 
ist vergliiht, und die Sprache ihrer Nachkommen gegen die Katholiken spricht 
jiusserst vortheilhaft ab von dem unverniinftigen Eifer, mit dem gegenwartig 
anderwarts katholische Bischoie und Priester wie aufgescheuchtes Wild gehetzt 
oder aber unter dem zermalmenden Drucke unerbittlicher Gesetze langsam zerrieben 
werden.* (S. 446.) Konnte doch auch die *»Germania« am ersten Page dieses 
Jahres in cinem langcren Aufsatze : »Kirche und Staat in Schottland* u. a. den 



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**^-- 



— 513 



Satz schreiben: *Die katholische Kirche in Schotthnd ist frei; ihre Verfassung, 
ihre Lehrthatigkeit, die Spendung der Sacramente sind keinen staatlichen Be- 
schrankungen unterworfen; hier lebt wirklich die freie Kirche im freien Staate.* 
Per crucem ad lucem! Otto Grashof. 



La Th^orie de la devotion au Sacr£-Couer de J6sus. 

par T abbe Jules Thomas, docteur en theologie et membre de plusieurs Socie^s 
savantes. Un vol. in 12. Societe Saint-Augustin, Lille (Nord) et Bmges. 
, Betgique. Prix. Fr. 3,50. 

Auctor ascendit usque ad remotissimas origines devotionis Sacro Cordi 
Jesu exhibitae, eamque persequitur pedetentim per transversum seculorum. Prima 
rudimenta, eultus privatus, cultus publicus, summarium sanctorum Patrum, textus 
liturgiei, monumenta iconographica, acta authentica Congregationum romanarum, 
studia ind;igationesque generis diversissimi amplis ima adimplent capita la, ubi, 
quod perperam alio quaeras loco, reperias: integram devotionis ad Cor Sacrum 
bistoriam. 

Sed hisce pensum auctoris se non continet: scribit hie non ad narrandum, 
sed ad probandum. Quod prinium evidenter illustravit est evolntio pro- 
gressiva verae de Sacro Corde doctrinae; quae deinde explicat, diversae sunt 
inftitutiones reconditae in hac eadem doctrina. Inquirit deineeps in obiectum 
cultus, in characteres symboli, in singula mysteria, ubi se revelat amor divinus; 
inquirit in titiem dogmaticum atque moralem devotionis; in acus diversos, qui 
earn componunt ; in eius concentum cum saecuiis et populis, quos convenit: ut 
verbo dicam, in omnes coeli aspectus, quos recludit tanti ponderis argumentum. 

Hie idem liber opus quoque est apologeticae contempuraneae. Equidem, 
exposita genuina ratione atque usu devotionis ad s;;nctissimum Cor Jesu, sol- 
vuntur opiniones praeiudicatae, dissipantur aequivoca, dearmantur censores. A. <). 



Monumenta Germaniae Paedagogica. 

Ein monumentales Werk, welches die gesammte Entwicklung 
des dentschen Erziehungs- unci Unterrichtswesens darstellen wird. 
ist in AngrifF genommen : die Monumenta German iae Pae- 
dagogie.a<: kaum ist ein anderes literarisches Unternehmen der 
neuesten Zeit in gleieh hohem Maasse berechtigt. das Interesse des 
Benedictiner- und Cistereienserordens fur sieh in Anspruch zu 
nehmen. 

Die Gesehichte der Paedagogik im Mittelalter. wie wir sie 
heute besitzen, kann den Anforderungen der modernen Wissensehaft 
nieht genugen ; sie vermag dies nieht, weil unsere bisherige 
Kenntniss des Quellcnmaterials recht mangelhaft geblieben ist. 
Ceber die Organisation der miltelalterliehen Sehule haben wir 
nur zerstreute. durftige Mittheilungen, wie und was in derselben 
gelehrt wurde, ltisst sieti oft nur vermutheru nur selten in exaeter 
Form darlegen. Und doeh haben Manner von grosster welt- 
gesehichtlicher Bedeutung dem Aufbau der deutschen Sehule ihre 
beste Kraft zugewendet, unbeirrt durch tiussere Einflusse das 
grosse Werk gefordert. — Wir kennen wohl ihre Namen und 
ihre Schieksale, allein — wir miissen doch eingestehen, dass 



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- 514 — 

unsere Kenntniss ihres Wirkens im Einzelnen gar oft auf 
schwankender Basis ruht und es mag eingedenk dieser Thatsache 
mehr als einmal der Wunsch rege geworden sein, die Epigonen 
mochten sich ihrer Vorfahren wiirdiger erweisen. Die Grund- 
bedingungen der Paedagogik als historische Wissenschaft : Edition 
und Kritik des vorhandenen Hilfsmaterials, sollen erst geschafTen 
werden; die Verwirklichung dieser Idee haben die >M o n u m e n ta 
Germaniae Paedagogica* sich zur Aufgabe gestellt. 

Zweck und Umfang der »M o n u m e n t a Germaniae 
Paedagogica* hat der Begriinder derselben Dr. Karl Kehrbach 
in einem kurzgefassten Plan (Berlin, A. Hofmann & Comp. 1884. 
8°. 48 Seiten) in klarer Weise dargelegt: die gesammte 
Entwicklung des deutschen Erziehungs- und 
Unterrichtswesens soil in ihrenwesentlichen literarischen 
Manifestationen ohne Bevorzugung einer besonderen Schulgattung. 
eines besonderen Zeitraumes oder einer besonderen Confession, 
iiberhaupt ohne jeden P a r t e i s i a n d p u n k t vorgefulirt 
werden. (Seite 6.) Mil anerkennenswerther Umsicht ist sodann 
eine sachgemasse Eintheilung des Materials in 4 Abtheilungen 
getrofTen: 1. Schulordnungen : (incl. Visitationsprotokolle, Synodal- 
acten, Rathsprotokolle, Bestellungs-Urkunden, Gymnasial-Statuten 
etc. etc.); 2. Schulbiicber; 3. Paedagogische Miscellen (enthftlt 
paedagogische Theorien und Gutachten. Schulreden, Acten liber 
Erziehung und Unterricht einzelner Personen, Tischzuchten. Schul- 
komodien u. a. m. ; 4. Zusammenfassende Darstellungen. Fttr das 
eigentliche Mittelalter kommt die erste Abtheilung weniger in 
Betracht, umso wich tiger erscheint die Edition der Sehulbueher, 
welche bisher ganz und gar verschollen oder doch nur sehr 
wenigen zuganglich geblieben sind. Selbst die hervorragendsten 
Manifestationen dioser Literatur sind kaum mehr als dem Naraen 
nach bekannt und eben diese sollen jetzt als typische Vertreter 
ganzer Gruppen — denn alles kann und soil auch nicht unter 
die » Monument a « aufgenommen werden — in sauberen. von kun- 
diger Hand besorgten Ausgaben der gelehrten Welt vorgefuhrt 
werden. Belehrend und vielfach erganzend reihen sich hierauf die 
» Miscellen* an. welche das interne Treiben in den mittelalterlichen 
Schulen zum ersten Male enthiillen werden ; Ungehobene Schatze. 

Die Lei lung des gesammten Unternehmens ruht in bewahrten 
Hiinden, Dr. Kehrbach hat dies durch seine bisherige Thatigkeit 
zweifellos bewiesen. Die Ausfuhrung ist nicht in Eines Menschen 
Kraft gelegen. Erst durch das energische Zusammenwirken Vieler, 
ob sie nun direct an dem Werke mitarbeiten oder sonst mit 
Rath und That fi'>rdernd einzugreifen suchen, kann die schone 
Idee verwirklicht, kann dem Unternehmen ein gedeihlicher Fort- 
gang gesichert werden. 



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— 515 - 

Es kann in dieser Hinsicht dem Unternehmen das giinstigste 
Prognostikon gestellt werden, denn gegen 150 Vertreter der ver- 
schiedensten Wissenschaften , darunter Gelehrte ersten Ranges, 
haben ihre directe oder indirecte Mitarbeiterschaft zugesagt. 

Wir haben im Eingange dieser Zeilen auf das besondere 
Interesse hingewiesen, welches die »MonumentaGer ma n iae 
Paedagogica« den Angehorigen des Benedictiner- und 
Cistercienserordens gewahren und die Begrundung dieser Thesis, 
sie ist, denken wir, in dem bisher vorgefuhrten vollauf erbracht. 
Das Interesse aber darf nicht bei der bloss iiusserlichen Theilnahme 
sein Bewenden haben. Der Orden, dem die moderne Forschung 
riickhaltslos das grosste Verdienst urn die Schule des Mittelalters 
zuspricht. muss den »Monumenta Germaniae Paeda- 
g o g i c a« nothwendig ein reges sachliches Interesse entgegen- 
bringen. Die »Monumenta« werden, wortiber kein Zweifel walten 
kann, eipen reiehen Beitrag zur Ordensgeschichte, besonders zur 
Gelehrtengeschichte beisteuern und die Gegenleistung wird darin 
bestehen, wenn die Ordensmitglieder selbst an den »Monumenta 
Germaniae Paedagogica* im schonsten Sinne des Wortes — mit- 
arbeiten werden. 

Die Verdienste des Benedictinerordens um die mittelalterliche 
Schule sind im Allgemeinen wohl iiberall anerkannt, allein redliche 
Arbeit und wahres Verdienst wollen zuerst erkannt und dann 
erst anerkannt werden. Und doch wird man kaum behaupten 
konnen, dass das Wesen der Klosterschulen — sehr wenige Falle 
ausgenommen — bisher genauer erforscht worden ist, als das 
der Domschulen oder Stadtschulen ; hier wie dort muss das Fun- 
dament jeglicher historisch - kritischen Betrachtung erst gelegt 
werden. 

Ueberaus erfreulich ist es nun, dass eine stattliche Anzahl 
hervorragender Ordensmitglieder ihre Mitarbeiterschaft an dem 
trefflichen Unternehmen bereits zugesagt hat: PP. Albin Czerny 
(St. Florian), Dr. Friess (Seitenstetten), Dr. Lebinger (St. Paul), 
Dr. Leopold Janauschek (Zwettl), Archivar Maurus Kinter (Raigern), 
Gabriel Meier (Maria-Einsiedeln), Hugo Schmid (Kremsmunster), 
Vincenz Staufer (Melk), H. Ulbrich (Melk). Anton Weiss (Reun), 
Jakob Wichner (Admont), Dominicus Willi (Mehrerau) und andere ; 
Namen, welche eine recht erspriessliche Thiltigkeit von Seiten des 
Benedictiner- und Cistercienserordens vollauf gewjihrleisten. x ) 
Dr. Kehrbach aussert sich hieriiber in dem kiirzlich erschienenen 
>Kurzen Bericht liber den gegenwartigen Stand der Editions- 
arbeiten* : >In Betrelf der auf die einzelnen Ordens-Congregationen 



*) Ebenso anerkennenswerth ist die bereitwillige Unterstiitzung, welche 
dem Unternehmen von Seiten des Vaticanischen Archivs (P. Denifle O. P.) und 
der Archive Soc. Jesu zug-esagt wurde. 



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— 516 — 

beziiglichen Monumenta sind Unterhandlungen mil gelehrten Mit- 
gliedern der in Betracht kommenden Orden angeknupft worden. 
Es herrscht in diesen Kreisen die w e r k t h a t i g s t e T h e i 1- 
nahrae fur die » Monumental, so dass die Absicht, alle die ein- 
zelnen Or.lcnsverbindungen betrefTenden Monumenla von Mit- 
gliedern dieser Orden ediren zu lassen, verwirklieht werden 
wird. Die beziiglichen Bibliotheken und Archive mit ihren Schiitzen 
sind zur Verfiigung gestellt.* (Seite 5.) 

Wie trefTliche Resultate m u s s e n erzielt werden, wenn 
diejenigen, welche ein gemeinsames, ideales Interesse beseelt, so 
bereitwillig einander die hilfreiche Hand bieten ! Wem konnte die 
Redaction der »M o n u m e n t a G e r m a n i a e P a e d a g o g i c a< 
mit. grosserer Zuversicht die Darstellung des geistlichen Schul- 
wesens anvertrauen und durch wen konnte anderseits die 
Gelehrtengeschichte des Ordens reiehhaltigeren und verlasslicheren 
Aufschluss erwarten als eben von den einzelnen Ordensmitgliedern 
selbst? In Hinblick auf eine so gliiekliche Vereinigung der in 
Betracht kommenden Factoren bedarf es wohl kaum noeh der 
Bit to, mit welcher der Ghef-Redacteur der »Monumenta« seinen 
Entwurf beschliesst : nicht bios die directen Mitarbeiter, sondern 
alle diejenigen, welche bei ihren Studien oder bei ihren Berufs- 
geschaften als Archivare oder Bibliotbekare der fur 
culturgeschichtliche Forschungen unerschopflichen Klostersamra- 
lungen mogenuber die in den Rahmen der » Monumenta German iae 
Paedagogica* fallenden Materialien an die Redaction derselben 
(Berlin. Kroncnstrasse 17) baldigen und ausfuhrlichen Bericht er- 
statten. 

Moge das Unternehmen allseitiger, werkthatiger Theilnahme 
sic]) erfrouen. 

Wicn. A. Goldmann. 

Dass eine Anzahl von Arbeiten bereits in AngrifT genommen 
worden ist und in bewahrten Hiinden sich befindet, erfahren 
wir aus der oben genannten >Beilage« zu dem kurzgefassten 
Plane. 

In der Abtheilung 1. Schulordnungen wird 
Gymnasialdirector Dr. Koldewey in Braunschweig die Schul- 
ordnungen des Herzogthums Braunschweig 
herausgegeben ; Professor Dr. Teutsch in Hermannstadt ediert die 
Schulordnungen Siebenbtlrgens, Staatsrath Prof. 
Dr. Teichmuller, Excellenz in Dorpat, diejenigen der Ost- 
seeprovinzen. Die Ratio studiorum der Jesuiten zu- 
gleich mit werthvollem unedirten Materiale gibt P. Pachtler (S. J.) 
heraus. Das Visitationsbuchlein vonMelanchthon 
bearbeitet Dr. Kehrbach. 



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T j-^.IJHI 



+***—****— mmmmmm 



517 



In der Abtheilung 2. S c h u 1 h ii c h e r gebcn 
Dr. Reiehling in Heiligenstadt das Doctrinalo des Alexander 
( J a 1 1 u s , Professor Dr. Hnemer in Wien das s c h o 1 a r i u m i'u n- 
d a men turn desHemigius vonAuxerre. (JymnasiaMirector 
Professor Dr. Uhlig in Heidelberg in (Jemeinsehaft rait. Dr. Gal'and 
in Strassburg die griecliischen (irammatiken von Chry- 
solaras, Theodoras Gaza. Laskaris heraus. Das (telnet 
der Logik bearbeitet Prof. Dr. von Prantl in Miinchen, das der 
Brie fstell er-Li teratur (Joldmann in Wien. 

In der Abtheilung 3. Paedagogische Mis cell en gibt 
Archivrath Dr. Burkhardt in Weimar nnter dem Titel »Fiirsten- 
erziehnng in den Saehsen-Ernes t in ischen ITausem* 
eine Sammlung von bisher unedirten Schriftstiicken heraus. die 
sieh auf Unterricht und Erziehung der Priir/en des Saehsen- 
Ernestinischen Hauses beziehen. Eine Ausgabe charakteristischer 
Schulkomodien besorgl Dr. 0. Kranke in Weimar. Die Schul- 
komodien der Jesuiten wird in passender Auswahl P. Paehtler 
(S. J.) herausgeben. 

In der Abtheilung 4. Zusammenfass ende Darstel- 
lungen sehreiben Professor Dr. Horawitz in Wien liber Erasmus 
von Rotterdam und seine Bedeutui:g fur Erziehung 
und Unterricht. Professor Dr. Ilartfelder in Heidelberg fiber 
Melanchthon, Oberlehrer Joseph Miiller in Niesky iiber die 
P a d a g o g i k der b o h m i s c h e n B r ii d e r , Professor Dr. Kawerau 
in Magdeburg fiber Evangelisehe K ateehismusversuch e 
im Reformationszei t a I ter bis zum Erseheinen von 
Luthers Enchiridion, Dr. Votsch in (Jera fiber den geo - 
graphischen Unterricht im 16. .lahrhundert, Professor 
Dr. (liinther liber den Schul betrieh der (J come trie. 
Dr. H. (luring in Basel iiber den Phi Ian thro pin is mus. 

Die Bedaction. 



Der neuere Pessimismus. 

Aus seinen Hauptquellen dargestellt und kritiscli beleuchtet von Dr. Joseph 

Dippel. Verlag von Leo Woerl zu Wiirzburcr und Wien. 1884. S. 140. Preis 

M. 1.80 — fl. 1.08 o. W. 

Es ist immer ein Vergnligen fur einen denkenden Leser- 
wenn er zusehen kann, wie ein uberlegener ( Jeist falsche Lehren- 
die sich mit dem Philosophenmantel decken wollen, bis in die 
geheimsten Schlupfwinkel ihrer Sophistik verfolgt und zuletzt als 
Unver stand aufweist. was sieh selbsl als hohe und alleinige 
Weisheit aufblaht; ist eine solche »Weisheit< geeignet, die Mensehen 
iiber den wirklichen und richtigen Werth des Lebens zu ver- 
wirren und in weiteren Kreisen die Grundlagen eines gesunden 
sittlichen Strebens zu erschtittern. so ist jene Arbeit urn so ver- 
d i e n s 1 1 i c h e r. 



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— 518 — 

Eine solche Arbeit liegt una in dem obgenannten Biichlein 
vor, und wir mussen sie um so hoher anschlagen, da sie in einem 
Style geschrieben ist, der jedem Gebildeten verstandlieh sein 
kann; es ist das deswegen um so hoher anzuschlagen, weil seit 
den Zeiten der englischen » Freidenker, « sowie Voltaire's und der 
franzosischen Eneyclop&disten keine » Philosophic* ihre Giftsatze 
so (fast-) allgemein-verstandlich in's Publicum geschleudert hat, 
wie die » Philosophic der Verzweiflung,« namlich der neueste 
Pessimismus eines Schopenhauer, Hartmann und ihrer etwaigen 
Nachtreter ; sie ist bei dem eingerissenen Abfalle so vieler » Ge- 
bildeten « vom Christen thume eben wegen ihrer Verstandlichkeit 
— wenn auch nicht hinsichtlich des philosophischen Jargons 
beziiglich der Begriindung ihrer Grundsatze, so doch hin- 
sichtlich der Planheit ihrer Resultate — weit ver- 
breitet. 

Ein Beispiel moge diese Sache beleuchten. 

Wie lang dauert es, bis ein >Gebildeter« vom optimistischen 
Pantheismus Hegel's (vgl. S. 14. 15) schliesslich bei consequentem 
Denken zum Pessimismus gelangt, w&hrend Diderot (S. 8) so 
einfach sagt: »Was uns auch die Optimisten sagen mogen, wir 
werden ihnen erwidern, dass wenn die Welt nicht ohne em- 
pfindende Wesen und diese nicht ohne Schmerz existiren konnten, 
man sie hatte in Ruhe lassen sollen. Es ware wohl eine Ewigkeit 
vergangen, ohne dass diese Dummheit geschehen ware.* (!) Nun, 
in ebenso verstandlieher Form und mit derselben kecken Sophistik 
packen diese Herren die » Resultate ihrer ehrlichen Forschung* 
aus, und das macht sie eben gefahrlicher. 

Aber wenn auch die Darstellung des P. in unserer Schrift 
im edeln popularen Tone gehalten ist, so musste doch noch 
manche Priifung gegnerischer Sophistereien, vorzuglich hinsichtlich 
der metaphysischen Begriindung dieses atheistischen 
Systems — in logische und psychologische Untersuchungen ver- 
llochten werden, welche dem allgemeinen Verstandnisse etwas 
ferner stehen; es soil also diese Anzeige vorzuglich dazu dienen, 
die Moralisten — Conferenzredner — Prediger — asketischen 
Schriftsteller — Psychologen — Apologeten darauf aufmerksam 
zu machen, dass sie die vorhandenen Goldklumpen in Scheide- 
miinze umsetzen ; auch die Culturhistoriker wiirden nur zu ihrem 
Schaden der leitenden Gedanken dieser Schrift entbehren. 

Der P., d. h. die Anschauung, nach welcher die Welt so 
schlecht ist, dass sie gar nicht werth ist zu existiren, so dass 
ihr Nichtsein ihrem Sein unbedingt vorzuziehen ware (S. 2) — 
und so schlecht, dass ihre Schlechtigkeit absolut u n h e i 1 b a r 
ist — und dass die letzte eigentliche Weltursache in sich selbst 
nicht frei von Schmerz und Leiden ist und selbst einer Erlosung 



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— 519 — 

bedarf, die nur in der absoluten Vernichtung der Welt 
bestehen konnte : Dieser P. ist in dieser schroffen Form im heid- 
nischen Alterthume n i c h t aufgetreten , wenn auch die alte 
Philosophie in manchen ihrer Auslaufer in Skepticismus oder in 
Verzweiflung ausklingt: ein formlich »wissenschaftliches« System 
des » Atheismus* — denn mit irgend einem »Theismus« ist dieser 
P. unvertr&glich — zu schaflfen, ist erst der neuesten 
deutschen Philosophie (soweit sie sich in ihrer Entwicklung vom 
Christenthume abgewendet hat) in Schopenhauer und Hartmann 
vorbehalten gewesen. 

Es ist das eigentlich eine hochst widerliche Comodie, eine 
t&uschende Farce: man gibt sich den Anschein, als wenn die 
Summe des menschlichen Elendes jeden gesunden Verstand 
zwange den Urgrund der Welt (das Absolute, Gott) 
als ein unbewusstes in ewiger Entwicklung begrifTenes, unver- 
niinftiges Ding anzunehmen, wahrend man in der That schon 
mit der , festen Voraussetzung, dass nur der Atheismus 
das einzig verniinflige System liefern konne, an die Untersuchung 
ging (vgl. S. 113) und diesen mit der Schilderung des Welt- 
elendes (in vielfach sophistischer Weise) stiitzen will, so dass 
eigentlich das Problem gelost werden will, wie der (einzig be- 
rechtigte) Atheismus die sitmmtlichen Welterscheinungen genugend 
erklaren konne. 

Nur der Hass gegen das Christenthum (S. 113) in Verbindung 
mit dem philosophischen Dilettantismus so vieler materialistisch 
gesinnten s. g. »exacten Naturforscher* hat diesen erbarmlichen 
Brei ausgekocht, der nicht bloss in den vielen Schriften Hartmann\s 
auf den Lesetischen so vieler Gebildeten liegt, sondern auch in 
den Romanen eines B. Auerbach und P. Heyse, — in den Frivo- 
litaten eines P. Lindau — in den Novellen russischer Nihilisten 
— in den Feuilletons so vieler Zeitungen mehr minder unverschamt 
verschlissen wird. 

Man wolle also kiinftig in den diversen Lehrbuchern nicht 
mehr behaupten, dass sich ein theoretischer Atheismus 
nicht nachweisen lasse, da hier ein ausgebildetes System 
desselben vorliegl. welches sich an die »H6chstgebildeten der 
deutschen Nation* wendet (S. 136) — doch zum weiteren po- 
pularen Vertrieb ? — und die praktischen Gottesleugner 
formlich »zuchtet«? — 

Zuerst weist der Verfasser (S. 5 — 7) die unberechtigte 
Beschlagnahme von pessimistischen Anklangen im Buche Kossleth 
und im Christenthume iiberhaupt sehr gut ab. 

Freilich belehrt uns H. (Hartmann), dass das eine blosse 
Illusion sei und deswegen keine reine »Lust« gewahren 
konne, weil der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele theils 

16 



Digits 



zed by GoOgle 



— 520 — 

g a n z 1 i c h haltlos sei und theils — wenn es auch wahr 
ware — das Elend nur noch vermehren miisste. (S. 84.) — 
Weiterhin wird die Behauptung H., Kant sei als Vater des P. 
anzusehen, als eine Falschung, berechnet auf unkundige Leser. 
nachgewiesen. (S. 8 — 13.) 

Von S. 15 — 42 verbreitet sich der Verfasser iiber Arthur 
Schopenhauer's Bildungsgang, liber die Grundziige seines 
Systems, iibep die F a 1 s c h h e i t dieses Systems; Sch. hat »phi- 
losophirt ohne Logik mit steter Verachtung 
derselben*; sein P. ist nicht einmal in seinem Systeme 
begriindet (das er sich doch extra erdichtet hat, urn den P. zu 
begriinden !) : er ist wesentlich Stimmungspessimist, 
der sowie die Dichter des »Weltschmerzes« (z. B. Byron, Lenau. 
Leopardi) vorzugsweise ein pathologisches Interesse her- 
vorruft. 

Von S. 42 — 135 wird das System des eigentlichen 
»Philosophen« des P., namlich Ed. v. Hartmanns, kritisch 
beleuchtet und mit der Scharfe eines richtig geschulten Verstandes 
hingerichtet. 

H. ist der » Schopenhauer redivivus«, wenn er auch selbst 
das nicht zugeben will (S. 42 — 45); es wird klar gezeigt, dass 
H. nur im Widerspruche zu seinen eigenen Principien der Welt 
Unvernunft und iibermassiges Elend beilegt, und dass folglich der 
P. des metaphysischen Haltes entbehrt (S. 45—52); beim 
Abschlusse seines Hauptwerkes (» Die Philosophic desUnbewussten*) 
gab er in den letzten Kapiteln zu erkennen, er hatte das »Welt- 
elend* aus metaphysischen Grundprincipien hergeleitet; in seiner 
spiiteren Schrift, »(ieschichte und Begriindung des Pessimismus* 
sagt er aber mit klaren Worten : »Der P. ist kein metaphysisches, 
sondern ein rein psychologisches Problem, und es ist nicht nur 
das Recht, sondern auch die Pflicht der Wissenschaft jedes der 
Erfahrung und inductiven Ergriindung offenliegende Gebiet zu 
durchforschen, unbekummert darum, ob die bei solcher Forschung 
sich ergebenden Resultate den bestehenden metaphysischen Systemen 
und uberlieferten oder instinctiven Vorurtheilen erwiinscht oder 
unerwiinscht kommen« (S. 52); er untersucht nun die Frage, ob 
die Lustbilance der Welt negativ sei, ob also die Unlust 
mehr als die Lust, das Ungluck grosser sei als das Gliick? — 
aber schon bei der Untersuchung iiber das Wesen der »Lust< 
begeht H. das Kunststiick, den Normalzustand des un- 
mittelbaren Befriedigtseins, auf dem der eigentliche Werth des 
Lebens beruht, weilinihm die eigentlichen Leidenschaften schweigen 
und somit die Gefiihle noch in lieblicher Harmonie und wohl- 
thuendem Einklange neben einander schlummern — H. begeht 
das Kunststiick, dass er diesen Normalzustand seiner Realitat 



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— 521 — 

entkleidet und zum bedeutungslosen Indifferenzpunkte 
herabdrlickt, und die wohlthatige Kraft der massigen Lust 
nicht in Anrechnung bringt, sondern den Menschen als ein genuss- 
siichtiges Geschopf hinstellt, das bestandig nur von leidenschaft- 
licher und massloser Lust oder Unlust hin- und hergetrieben 
werden soil. (S. 56.) 

Der Verfasser kommt hier zu dem wohlbegriindeten Resultate, 
dass sich ein fehlerfreies Berechnen der Lustbilance wegen der 
Subjectivitat der Lust im grossen Ganzen — und auf das 
kommt es hier an — gar nicht finden lassen k o n n e , dass also 
der P. auch nicht auf indue tivem Wege wissenschaftlich 
bewiesen werden konne. (S. 59.) 

Hiemit ist der P., soweit er als »Wissenschaft< aufgetreten 
ist, vernichtet ; er ist bloss eine fascinirende Dichtung 
gottloser Charlatans. 

Die Wiirdigung nun der von H. im lnteresse seines P. vor- 
gefiihrten Induction menschlicher Zustande gehort zu den glan- 
zendsten Partieq unsers Buches; der Verfasser geht dem 
Sophisten Schritt fur Schritt nach und weist ihm seine Rechnungs- 
fehler in uberzeugender Weise nach, und zwar bei folgenden 
(iutern und BegrifTen : GesundheiL Jugend, Freiheit, auskommliche 
Existenz, Zufriedenheit, Arbeit, Hunger, Liebe, Freundschaft und Ge- 
selligkeitstrieb, Eitelkeit, Ehrgefiihl, Ehrgeiz,RuhmsuchtundHen*sch- 
sucht, religi(')sesGefuhl,wissenschaftlicher- u. Kunstgenuss, Erwerbs- 
trieb und Hoffnung — die Hoffnung auf ein Gliick im Jenseits 
(83 — 90, hier sind die Ausfuhrungen des Verfassers iiber die 
A n z a h 1 der zur Seligkeit Berufenen und iiber das trotz der 
ewigen Dauer der Hollenstrafen ungetriibte Gliick 
der Beseligten h o c h s t beachtenswerth), der Fortschritt 
zum Bessern in der bisherigen Cultur-Entwicklung ; noch beleuchtet 
der Verfasser die vorgebliche »Selbstzersetzung des Christenthums,« 
das heisst mit dem Protestantismus verwechselt, wobei wir es 
nicht iiber uns bringen kOnnen, das Wort des Socialpolitikers 
A 1 b e r t u s nicht mitzutheilen : »Unsere gesammte heutige 
(Teistescultur ruht in alien Gebieten der Wissenschaft ohne Aus- 
nahme auf der geistigen Arbeit des katholischen Clerus und k6nnte 
deshalb ohne die letztere nicht vorhanden sein, so wenig Frucht 
auf einem Acker gefunden werden konnte, der nicht zuvor ge- 
pfliigt und besaet worden ist. (S. 103.) 

Im §. 13 (S. 115 — 135) wird das Verh&ltniss zwischen dem 
P. und der Ethik untersucht und die Taxirung aller bis jetzt 
aufgestellten Moralprincipien von Seiten Hartmanns und sein 
e i g e n e s einer vernichtenden Kritik unterzogen ; diesen Paragraph 
empfehlen wir der besonderen Aufmerksamkeit aller Professoren 
der Moral. 

16» 



Digits 



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— 522 — 



Der Verfasser schliesst mit dem wohlbegriindeten Urtheile, 
dass durch Hartmanns Philosophie die Religion und Sittlichkeit 
gleichmassig zerstort werde und dass sie somit der vollendete 
N i h i 1 i s m u s sei. Dr. A. Stara. 



Kanzelvortrage des hochw. Bischofs von Paderborn, 
Dr. Conrad Martin. 

Gesammelt und herausgegeben von Dr. Christian Stamm, Geheimsecretar des 
Verstorbenen und Geistl. Rath. Paderborn 1884. Vcrlag der Bonifatius- 
Druckerei (J. W. Schroder). 1 — 4. Band. 
Die vorliegenden Predigten zeichnen sich durch Klarheit, Frdmmigkeit 
und ihren im edlen Sinne des Wortes popularen und praktischen Gehalt aus. 
Martin, der grosse Diplomatiker, Bischof und Martyrer des preussischen Cultur- 
kampfes! Dieser Name allein ersetzt eine lange Empfehlung. Sehr oft sind 
Predigt-Recensionen Grabreden zu vergleichen, weil sie in zu sehr elegistischem 
Tone gehalten werden und nach ihnen baid die Vergessenheit eintritt. Das dem 
obigen Werke wegen seiner iormellen Vollen'^ung und seines Gedankenreichthums 
yon alien Seiten gespendete Lob kann man unterschreiben. Es bietet neben den 
Arbeiten Scherers und Eberhards weit den grdssten Reichthum gediegeneo 
homiletischen Stoffes. FCir zahlreiche Cleriker wird die Brauchbarkeit desselben 
durch den Umstand erhoht, dass sie ihre ersten theologischen Kenntnisse aus dem 
trefflichen Religions-Handbuche von Martin gewonnen haben, und somit hier der 
klaren Lehrweise, der begeisterten Diction und der frommen Betrachtung wieder 
begegnen, die sie schon in ihrer Kindheit an ihrem Lehrer lieb gewonnen und 
bewundert haben. Das ganze Werk ist auf 6 Bande berechnet ; jeder Band ist 
auch einzeln kauflich. Es sind bisher erschienen Band I. Sonntagliche Predigten 
fiir die hi. Advent, Epiphanie, Fasten- und Osterzeit, 784 S., Gross-Octav. Preis 
7.90 M. ; Band II. Sonntagliche Predigten fur die hi. Pfingstzeit, 576 8., Preis 
5 M.; Band III. Fest- und Gelegenheitsreden, 632 S., Preis 6 M.; Band IV. 
Festreden, 385 S., Preis 3,60 M. — Die Predigten wurden von dem bcriihmt<*n 
Verstorbenen zur Zeit seiner Thatigkeit als Professor der Universitat Bonn in 
der dortigen Miinsterkirche gehalten. Martin stand damals in seinem besten 
Alter und wusste mit dem herrlichsten Erfolge seine Zuhorer in den Geist des 
kirchlichen Lebens einzufiihren. In seinen Predigten d ran gen sich Gedanken auf 
Gedanken. An Fiille des Gehaltes und der Klarheit des Ausdrucks t an ttber- 
sichtlicher Eintheilung und Entwicklung werden sie nicht leicht von einem 
Predigtwerke der Neuzeit iibertroffen. Die Ausgabe ist praktisch und mit grosser 
Sorgfalt veranstaltet ; ein Summarium der einzelnen Predigten am Schlusse jedes 
Bandes erleichtert den Gebrauch. D. S. 



Apologie des Christenthums vom Standpunkte der Sittenlehre. 

Durch Fr. Albert Maria Weiss, O. Pr. Freiburg im Breisgau. Herderacbe 
Verlagebuchhandlung. 1878—1884. 3 Bande (X u. 464, XIV u. 882, XIV u. 926 S.) 

Preis: 16 Mark. 
(Erster A r t i k e 1.) 

Es ist all gem ein bekannt, dass die modern e Wissenschaft zur christ lichen 
Weltanschauung in feindlicbem Gegensatze stent, ja mit tSdtlichem Hasse gegen 
dieselbe erfUUt und sie darum als culturfeindlich zu Uberwinden und su beseitigen 
bestrebt ist. Sind doch von den eigentlichen Bannertragern des modernen Bewusst- 
seinB die klarsten und umfassendsten Bekenntnisse in dieser Hinsicht abgelegt. 

Darum ist es in unserer Zeit eine der wichtigsten Aufgaben aller Ver- 
treter der christlichen Bildung und Cultur, die von alien Seiten her sich 
erhebenden Angriffe abzuwehren, die Schonheit, Vei nunftgemassheit und bildung 



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— 523 



fftrdernde Kraft des Christenthums aufzuzeigen, den wohlthatigen Geist des 
Christenthums in alien Richtungen unci Beziehungen zu vertheidigen. Die Apologie 
des Christenthums ist darum wohl heutzutage die zeitgemasseste Wissenschaft, 
sie Rchlie8st eine Aufgabe und ein Ziel in sich, an deren Lttsung und an dessen 
Erreichung die beaten Geister sich betheiligen sollen, und ist eine Geifl tea that, 
die der Kraft und Anstrengung der Edelsten werth ist. 

Die katholische Wissenschaft kann sich bereits vorzttglicher Leistungen 
auf diesem Gebiete rtthmen, sie hat bereits Werke aufzuweisen, welche in echt 
wi8senschaftlichem Geiste die Richtigkeit der verschiedens'en Einwande auf- 
zeigen und durch ihre eiugehenden Untersuchungen und Eroiterungen die 
Berechtigung der christlichen LebensaurTassung im klarsten Lichte erscheinen 
lassen. Wir brauchen nicht auf die verschiedenen dogmatischen Lehr- u. Hand- 
bttcher hinzuweteen, es gentigt vor alien Andem zwei Nam en anzufUhren, 
deren Schriften dem allgemein wissenschaftlich gebildeten Publicum verstandlich 
und die in weiteren Kreisen bekannt sind ; wir meiiien die Schriften von Vosen 
und Hettinger. 

Zu dem grossen Werke „Apologie des Christenthums 44 des beriihmten 
Wtlrzburger Gelehrten, welches „den christlichen Glauben mit dem Ideenkreise 
der intelligenten Welt vermitteln 4 * will und besonders die „Dogmen des Christen- 
thums 4 * in lichtvoller Weise behandelt, bildet das oben angekiindigte Werk des 
gelehrten Dominikaners Dr. Weiss eine ebenbiirtige Erganzung, und muss darum 
alien denkenden Christen als eine ganz willkommene Gabe erscheinen. Schon 
in ihrer ausseren Form, in Format und Ausstattung, aber auch an U in fang, 
sowie in ihrer inneren Einrichtung sind beide Werke sich vollkommen ahnlich. 
Ist ja in beiden Werken der zu behandelnde Gegenstand in dor Form von 
Vortragen zur klaren Darstellung gebracht und in anmuthiger, begeisterter und 
begeisternder Weise in echt christlichem Geiste dem Leser vor Augen gefUhrt. 
Bezliglich des Inhaltes aber bilden beide Werke die zwei grossen Theile der 
Apologie des Christenthnms, indem Hettinger, wie angedeutet, die Apologie 
des Glaubens, Weiss die der Sittenlehre geschrieben hat. Ich bin darum der 
Ansicht, dass jeder Besitzer des Hettinger'schen Werkes auch die Apologie des 
P. Weiss seiner Bibliothek einverleiben soil. 

Wenn ich die Weiss'sche Apologie als eine dem Hettinger'schen Werke 
ebenbiirtige Leistung an die Seite stelle. so liegt darin, glaube ich, ihre beste 
Empfehlung. 

Suchen wir nun den Inhalt des umfangreichen Werkes kurz anzudeuten, 
so kann nns dazu schon die Anfiihning der Specialtitel der einzelnen Bande 
fiihren. Der des ersten Bandes lautet: „Erst Mensch, dann Christ, und so ein 
ganzer Mensch. 44 Der zweite Band trftgt die Ueberschrift „Humanitiit und 
Humanismus, 4 * der diitte dagegen verbreitet sich iiber r Natur und Uebernatur. 4 * 
Der noch ausstehende vierte Band soil die christliche V'ollkommenheit und 
Mystik behandeln. Der zweite und dritte Baud werden zugleich als „Grundzuge 
einer Cultnrgeschichte 44 bezeichnet. Diese Themate sind gewiss geeignet, das 
Interesse aller Gebildeten anxuregen. 

Urn nach diesen allgemeinen Bemerkungen mehr in's Einzelne einzugehen, 
so gibt nns der geehrte Herr Verfasser in der Einleitung selbst geniigenden 
Aufschluss iiber das Ziel, das er sich gesteckt. Er will namlich versuchen, 
ausfiihrlich und im Zusammenhang vorerst wenigstens die Grundlagen der 
christlichen Moral und die Gesammtheit der allgemeinen Grundlehren und 
Gesichtspunkte, auf welche hin sie sich ausgebsut hat, einer genaueren Unter- 
suchung zu unterwerfen, mit eingehender Beriicksichtigung der Irrungen, welche 
einer vorurtheilslosen Wiirdigung derselben in den Weg getreten sind. Welch' 
eine praktische Wichtigkeit einem solchen Versuche beigelegt werden miisKe, 
wird derjenige sofort, erkennen, welcher weiss, dass gew^hnlich der Glaube 
dann am moisten angefochten wird, wenn man die Sittlichkeit abgeworfen hat. 
Bei seiner Untersuchung stellt sich der Verfasser ganz und voll auf den 



Digits 



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— 524 



Standpunkt der kirchlichen Lehre, welche heute dieselbe ist wie zu Zeiten der 
hi. Apostel. 

Den ganzen Plan seines Werkes zeichnet uns der Verfasser in folgenden 
Satzen : 

Vorerst handelt es sich danun> die rein menschliche Sittlichkeit mit der 
christlichen in Vergleich zu stellen. Eine weifere Aufgabe wird sein zu un»er- 
suchen, ob und in wie weit der Mensch, auf sich gestellt, so wie er heute 
thatsachlich beschaffen ist, noch auf dem Standpunkte der reinen Menschlichkeit 
stent, oder ob er nicht vielmehr unter denselben herabgesunken ist und dadurch 
sich unfahig gemacht hat, seiner natiirlichen Bestimmung gerecht zu werden. 
Daran wird sich eine dritte Reihe von Erwagungen anschliessen rausaen, die 
uns klar zu machen haben, wie die christliche Sittenlehre die Wunden der meuscb- 
lichen Schwache zu heilen, und die geheilte Natur iiber sich selber zur Losung 
einer hoheren, das Mass bloss natiirlicher Leistungen iibersteigenden Aufgabe 
zu erheben fahig ist Endlich wird es noting sein, auch die hochsten Gebiete 
menschlicher Vollkommenheit, zu welcher uns in jeuer Anleitung gegeben 
wird, in Betracht zu ziehen, una von der Krtfnung aus das Wesen des ganzen 
Gebaudes vollig zu erfassen. 

Wir haben somit vier umfangreiche Abschnitte vor uns, von welchen 
jeder ein Gauzes fur sich bildet, indess sie alle unter einander in engem 
Zusammenhang stehen und aufeinander zu ihrer Vervollstandigung ange- 
wiesen sind. 

Um nun beim ersten Bande des grossartig angel egten Werkes stehen zu 
bleiben, so will darin gezeigt werden, wie das Christenthum alle wahrhaft 
natiirlichen Triebe, alien echt Menschliche anerkennt, ja heiligt, nicht bloss 
unversehrt bestehen lasst, sondcrn veredelt und vervollkomiunet, so dass man, 
um ein echter Christ zu werden, zuerst ein echter Mensch sein niiisse, und 
dass man erst, wenn man die christliche Tugend sich wahrhaft angeeignet hat, 
es zu einem ganzen Menschen bringt. Es werden also zuerst jene Pflichten 
vorgefuhrt werden, welche *das alien Menschen in's Herz geschriebene, das Alle 
bindende Naturgesetz auferlegt, und darum besonders die Alten zum Wortc 
kommen, welche offen als Pflicht anerkannten, was unsere Unglaubigen als 
angebliche Uebertreibungen des Christeuthums von sich ablehnen mo>hten. 
Nur darum halten diese das christliche Gesetz fiir unnattirlieh und unertraglicb, 
weil sie nicht gelernt haben, wahrhaft naliirlicb zu leben, weil sie nicht 
eininal wissen, was die Natur erlaubt *und befiehlt, und was die wahre Mensch- 
lichkeit verlangt. 

Aber mit der reinen Natur und MenBchlichkeit kann und darf der Mensch 
sich nicht begniigen, da derselbe auch ein Ubernatiirliches Ziel hat, welchem 
das natiirliche Ziel untergeordnet und dienstbar gemacht werden muss, so daaa 
mit dem Streben naeh dem natiirlichen auch das Ringen nach dem uber- 
naturlicben Ziele sich verbindet. Demgemass muss jede Empbrung gegen Gott als 
den Schopfer der ubernatiirlichen Ordnung zugleicb auch eine Siinde wider 
Gott als Herrn der natiirlichen Lebensbestimmung «ein. Natiirliche Vollkommenheit 
ist also nur moglich, wo die Ubernatiirliche wenigstens mit Ernst angestrebt 
wird; nur Derjenige wird ein ganzer Mensch werden, der sich wenigstens 
ernstlich bemiiht, ein ganzer Christ zu werden. Desshalb konnten auch die 
grossen Manner des Alterthums nicht das rein Menschliche in seiner ganzen 
Vollkommenheit darstellen, nicht das Ziel vollendeter Huinanitat erreichen. 

Das konnen nur die Christen und sie sind auch verpflichtet, dieses Ziel 
anzustreben. Darum muss man sagen, dass Diejenigen, welche auf die christ- 
liche Religion den Vorwurf schleudern, als nehme sie uns die Erde und vertruste 
uns nur auf den Hinimel, nicht wissen, was sie sagen. 

Nach der Skizzirung der leitenden Grundgedauken geht der Verfasser 
in's Einzelne ein und behandelt in ausfuhrlichen Vortragen seine interessanten 
Thunate. Um zu zeigen, wie das Christenthum alle wahrhaft natiirlichen Triebe, 



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byVj( 



— 526 



alles echt Menschliche anerkennt, ja veredelt und heiligt, untersucht er zunachst 
die Grundlage, auf welcher (l — 4) und den Umfang, innerhalb welcliem (6 — 7), 
Bowie die Art und Weise, in welcher (8 — 11) und das Vorbild, nach welchem 
(12) das Christentbum uns diese grosse Aufgabe an seiner Hand losen lehrt. 
Dabei ist klar, dass der ganze Mensch nicht in der blossen Verstandesbildung 
sich offenbart, sondern dass auch der Wille, das Herz des Menscben dazu 
gehtfrt (13—18). 

Damit ist also der In ha It des ersten Bandes angedeutet. Eine ausftthr- 
liche Skizzirung des reicben Inbaltes wiirde den Rauin einer literarischen An- 
zeige weit uberschreiten, wesshalb wir nur die Ueberscbriften der einzelnen 
Vortrage antiihreu wollen: 1. gesttfrte Eintracht im Menscben; 2. durch Kampf 
zum Frieden (Ueberwindung der Leidenschaften) ; 3. die Religion der Humanit&t 
(die einzige Religion der Humanitat ist die christliche) ; 4. die goldene Mitte 
(es gibt ein Mass in alien Dingen und eine feste Grenze, iiber ihr und unter 
ihr bestebt das Recbte nirgends; dieses Mass ist aber niebt der Utilitatismus 
und das woblverstandene natilrliche Interease); 5. Familienleben (lag im Alter - 
thum Behr darnieder, das Christentbum brachte die Ehe wieder zu ihrer WUrde) ; 
6. gesellige Pflichten (Socialer Aufsehwnng durch das Christenthum) ; 7. biirger- 
liche Tugenden ; 8. die weibliche Stimmung der christlicben Tugend (merkwiirdige 
Mischung von Schwacbe und Kraft. Die mannliche Kraft geraildert und durch 
weibliche Ausdaner erganzt, die Anmuth des Weibes veredelt, seine Schwacbe 
gestiirkt: das ist die Stimmung der christlicben Tugend); 9. Kopf und Herz 
(rait klarer Erkenntniss, mit festem Willen, mit geregelten Leidenschaften, also 
mit bellem Kopfe und geregeltem Gemiithe oder Herzen muss die sittlicbe 
Aufgabe gelttst werden); 10. das Reich Gottes ist in each. Die Alten dachten 
kaum an Herzensreinheit, an Heiligkeit des GemUthes an das, was wir Tugend 
nennen; dagegen trugen sie eine unser Gefuhl tief verletzende Aeusserlichkeit 
zur Schau. Das Christentbum erst schuf die Wiirde <ler eigenen Person, das 
Heiligthum der eigeusten innersten Ueberzeugung uud ein der Wiirde diese 
Heiligthums angemessenes Leben. In seinem Innern soil Jeder als Ftirst und 
Konig herrschen ; im Inner. i des Menschen ist das eigentliche Lebensgebiet des 
sittlichen Strebens. 11. Original, nicht Kopie. Das Christenthum tritt mit dem 
Ansprnche auf, Weltreligion zu sein und fur Alle giltige Gesetze aufzustellen, 
ohne die selbstandigen EigenthUmlicbkeiten der Individuen zu zerstitren. Das 
Christenthum ist die Religion der Gerechtigkeit, aber auch der Freiziigigkeit und 
der Weitherzigkeit, so dass in ihm sich die verschiedensten Charaktere, jeder 
nach seiner Weise, heimisch einrichten konnen und Keiner den Andern in seiner 
berechtigteu Eigenart storen darf, so lange sich diese mit dem Ganzen vertragt. 
Verschiedene Benifsarten, verschiedene Gaben, aber ein und derselbe Geist 
erfullt Alle. Darin liegt die wunderbare Schonheit eines nach christlicben Grund- 
satzen geordneten Gemeinwesens. 12. Ecce homo. Von h5chster Wichtigkeit fur 
den Menschen ist der personliche Einfluss des Menschen auf ihn. Zur Lehre 
muss das Beispiel koramen, ein Ideal, ein Vorbild der Tugend. Dieses fehlte 
den Alten, das Christenthum besitzt in seinem Stifter ein Ideal fur alle 
Menschenclassen , fur alle Volker, fttr beide Gescblechter ; Christus i«t die be- 
wegonde Kraft fRr immer, bei ihm ist die Person Alles, er ist ein ganzer 
Mensch. Ein ganzer Mensch wird Einer nur durch Christus. 13. Unentschiedenheit. 
Im Menschen herrschen zwei sich widerstreitende Gesetze, und dennoch soil 
derselbe zu einem einheitlich strebeuden Wesen umgestaltet werden. Eine lang- 
wierige und ^efiihrliehe Aufgabe. Diese Einheit im Menschen berzustellen ist 
Aufgabe des Willens, der aber oft vor seiner eigenen so folgenschweren Macht 
zurUckschreckt. Diese Feigheit muss iiberwunden werden, ist ja der Mensch 
zum Ritter geboren und muss sich den Preis erringen durch Bezwingung seiner 
Leidenschaften und seinen Heldensinn zeigen darin, dass er ohne Riicksicht 
auf das Urtheil der Welt seiner besseren Ueberzeugung folge und jenen ver- 
kehrten Neigungen entgegentrete, welcbe die gesunde Vernunft verdammt. Die 
Marty rer wareu echte Ritter des Geistcs, die, ein Schauspiel flir Gott und die 



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— 626 — 



Menschen, alien Drohungen und Verheissungen Trotz bo ten. Der Wille kanu. 
sich einer Entscheidung unmBglicb entschlagen, er darf nicht neutral bleiben 
zwischen den sich widerstreitenden Neigungen nnd Pflicliten, er muss das Reich 
seines eigenen Inneren retten. 14. Halbheiten. Lauheit und Halbheiten sindam 
h&ufigsten der Grand, warum ganze Menschen so selten sind. Und doch werden 
die Halben von Allen verachtet und mit Bedauern selbst von den Menschen 
angesehen. Welches miissen erst die Empfindungen Gottes sein beira Anblicke 
unserer Halbheit! Darum ergeht an Jeden die Forderung: Wage es, Mensch 
zu sein! 15. Das Himmelreich leidet Gewalt. Nur durch Gewalt wird die 
Tugend erworben, nur mit Anstrengung bewahrt, und durch ausdauernde 
Ueberwindung bew&hrt und bis zur Vo'.lendung gefUhrt. 16. Ordnung. Durch 
Ordnung erlangt die Tugend Werth, Liebenswiirdigkeit und Schonheit 17. 
Kleinigkeiten. An der Vollendung darf auch nichts Kleines fehlen. Das Kleine 
ist von Wichtigkeit um des Gross en willen; die Treue im Kleinen 1st selbst 
eine grosse Tugend. 18. Ein ganzer Mensch. Gerechtigkeit gegen Gott, gegen 
den Nachsten, gegen die Weit, gegen uns selbst: das ist die Zusamraenfassung 
aller Tugenden; sie zu erwerben ist des Menschen grosse und schwierige 
Aufgabe; hier liegt das Ziel unserer ganzen rein menscblichen Entwicklung. 
r Nach Gerechtigkeit forschend und Gerechtigkeit liebend, mehr noch Gerechtigkeit 
im Werke ubend, und was A lies ist, taglich in der Gerechtigkeit wachsentl 
bis zur letzten St und e, in Opfer und Ringen, in Schmerzen und Lauterung,. 
im ewigen Wechsel von Unterliegen und endlichem Siegen, so wird ein 
ganzer Mensch. u 

Dieses Ziel ist ohne nQberem Beistand nicht zu erreichen. Ein von Gott 
Gesandter, ein von Gott autorisirter Konig und Gesetzgeber muss dem Menschen 
seine Pflicht vorhalten und deren Beobachtung von ihm fordern. Von Christua 
haben wir ein vollstandiges und gentigendes Gesetz fur unser Verhalten, iiber- 
einstimmend mit dem Gesetze der Vernnnft. Vergebens muht sich darum Einer 
all' die Tugenden zu erlangen, wenn er verraeint, sie ander woher erhoffen zu 
diirfen, ais vom Herrn der Krafte. 

Wir kommen nun zum zweiten Bande, der den ersten an Umfang weit 
iibertrifft und auch hinsichtlich der behandelnden Gegenstande wo moglich noch 
grOsserea Interesse bieten diirfte. 

Den Zusammenhang und die innige Beziehung, in welcher dieser Band 
mit dem ersten stent, deutet uns der Verfasser sofort an, indem er an den 
Leser die Fragen richtet : Hast du scbon einmal einen Menschen gesehen ? 
Bist du ttber/eugt, das* dir selber der Name Mensch gebuhrt? Es ist ein grosser 
Unterschied zwischen dem Menschen, wie er sein sollte, und wie er in 
Wirklichkeit ist Im ersten Bande ist gezeigt worden, wie der Mensch sein 
soil, im zweiten Bande tritt uns vor Augen, wiw derselbe in der leidigen 
Wirklichkeit ist, und wie weit diese Wirklichkeit von der Hfthe seiner Aufgabe 
absteht. Man hat das Leben und Treiben des alltaglichen Menschen mit 
„Humanismus u bezeichnet, wabrend das Ehrenwort ^Humanitat" jenem Streben 
gilt, welches nach Vervollkommnung de° Menschen ringt, wie derselbe nach 
dem Gesetze seines Inneren sein sollte. Humanitat und Hnmanismus haben 
aber ein weites Gebiet mit einander geniein, die menschliche Natur. Hamanitat 
ist die gesunde, Humanismus die kranke, die gefallene Natur. Auch der 
gefallene Mensch ist noch zu manchem guten Werke befabigt, aber er ist 
Deherrscht von der Eigenliebe und nicht von der Liebe Gottes. Diese letztere 
aber ist der Weg zur Humanitat. Der Humanismus nimmt zum Ausgangs- 
punkt seiner Entwicklung den Menschen, wie er in *.ich selber ist, die Humanitat 
dagegen geht von Demjenigen am Menschen aus, was er mit Gottes Willen und 
Gesetz in Einklang findet, und sucht von da aus Gott zu finden. Der Haupt- 
unterschied liegt in der Leugnung oder in der Annan me eines verschuldeten 
Falles des Menschen, in der Leugnung oder Annahme der Erbsftnde. Hat der 
Mensch durch seinen Fall auch die Herrschaft liber die Natur verloreu, so darf 



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527 — 



man doch nicht denken, class ihm alles Gute abzusprechen, oder dass er audi 
des letzten Restes seir er ehemaligen Vorzttge verlustig gegangen sei. Vielmebr 
ist und bleibt jeder Mensch bis zu seinem letzten Athemzage rettungsfahig und 
ist ihm die Fahigkeit geblieben, durch seinen freien Willen die Herrscbaft Uber 
sich selbst zu iiben. Er ist ein verwildeter Oelzweig, der nur dem echten Oel- 
baum eingepflanzt zu werden braucht, um seinen frttheren Adel wieder zu 
erlangen. 

Iu diesen Gedanken ist uns der Gang der Untersucbungen des zweiten 
Bandes vorgezeichnet, die in zwei Abtbeilungen 22 Vortrage ausfill en, deren 
erster den Titel ftthrt r Von der Humanitat zuni Humanismus* und 95 Seiten 
umfasst. Zuuachst wenieit dafttr, daxs die Menschheit krank sei, Beweise geliefert 
aus den alten Religioneu, aus der Sklaverei, aus dem irdiseheii Treiben des 
Menscben. Dann wild die Ursache tier Krauklieit erfoischt i nd gefunden in 
den Resten der Erinnerung an das goldene Zeitalter in der Mythologle, Philosophie 
und Poesie, aus denen die allgemeine Ueberzengung hervorleuchtet, dass die 
ganze Welt ein einziges Krankenhaus ist. Die Menschheit ist von ibrer Idee 
abgefallen und in diesem ibrem Zustande kann ihr der Ehrenname der Humanitat 
nicht zutrkannt werden; aus der edlen Humanitat ward klagSicher Humanismus. 
Der erste Schritt zur Heilung ist fur die Menscben wiw fiir die Menschheit 
Erkenntniss und Kekenntniss ibrer Kranklieit. „Die Generalbeichte dcj* Huma- 
nismus" bildet darum den Inhalt des zweiten Vortrags. Diese Generalbeicbt 
ist auFgespi ochen im Blut- und Mcnschenopfer, w«lchem das- Bekenntni>B der 
Schuldbarkeit vor Gott zu Grunde liegt. Der dritio Vortrag: „Ieh babe der 
Natur niehts vorzuwerfeu, verbieitet sich liber die Veibimmelung der Natnr und 
zeigt die Unfruchtbarkeit und sittliche Verwilderung dieses Optimi Minus auf, 
sowie die Quelle, aus welcher die Sorgfalt, die Nati.r in Schutz zu nehnien, 
stanirat. Die Falscbheit dieser Naturverherrlichi ng crgibt sich aus dt-m all- 
gemeincu Bewusstsein, dass jeder Meuscb dem Sttndigen naher steht als dem 
Recbtthun, sowie aus bttsen Begierlichkeiten der menschlicben Seele, die selbst 
scbon im Kinde sich finden, die also dem Menscben angeboreu sind und mit 
ihm gross wachsen. Der vierte Vortrag beleucbtet die verschiedenen Antworlen, 
welcbe auf die Frage nach dem Ursprunge des Biteen gegeben worden sind. 
Im fttnfreu Vortrag wild Uber das „Mysterium iniquitatis" gehandelt und 
kommen dabei audi die Anscbauungen des Humanismus liber die Sttnde zur 
Spiaehe. Im nachsten Vortrag wird gehandelt ttber die doppelte Moral des 
Genie's. Das gmsste Genie des Altertbums war Casar, der gleichwohl ein hr>cbst 
erbarmlicbei Mensch, ein eitler armseliger Geek war, wie audi alle ttbrigen 
Genies ausseroidentlich schwache Seiten batten. Indess folgt daraus keineswegs, 
dass Genialitat und Moralitat unvereinbare Dinge sind, da wir ja zablreiche 
Herren 4es Geistes kennen, welche eben so sehr Herren der Tugeud waren. 
Ist ja das Moralgesetz fiir Alle gleich, daium kann auch in der Praxis kein 
UnterBchied gelten fttr die Moral der Gebildeten und die der Ungebildeten, wie 
einen i-olchen in der alten Zeit Kameades und Theodor der Atheist in neuerer 
Zeit besonders Montaigue und Charron gelehrt hatten. Auch Schopenhauer hat 
genieint, dass man es bei eiuem Genie mit der Moralitat nicht genau nehmeu 
dttrfe, da das Genie oft geuothigt ist, sich schlechter Mittel zu bedienen. Es bangt 
dies zusatiinien mit der Grundanscbauung der ueueren Philosophic iiberhaupt, 
nach wekher der Mensch sich selbnt Zweck sei, wesshalb ilm das Leben in 
der Wirklichkeit ausser ihm nichts angehe. Darum musste Jakobi die Selbst- 
herrlichkeit des Individunms gegen das Hei kommen und die herrschenden sitt- 
lichen Begriffe vertheidigen. Der Weise muss, wie auch die neuea'e Entwicklung 
der deutschen Philosophie so sehr be tout, in seiner Selbstherrlichkeit und Au- 
tonomie boch ttber Gesetz und Sitte stehen Es ist dies eine ^Philosophie dor 
Ironie, 4 * welche Friedrich Schlcgel in seiner Lucinde vorgetragen und welcbe 
Schleiermacher als das Fundament einer neuen riesenhaften, nngeheuren Moral 
erklart hat, da sie die Freiheit von alien Scbrankeu fordern. Es ist dies eine 
Moral fttr Teufel, der Pansatanismup, der allein die Dummbeit fur Sttnde er- 



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klart. Das Genie kennt keine Autoritat iiber sich, es entscheidet nach seinera 
Belieben, was gut vnd bose ist. — Eine Bildung, welche solche Bliithen treibt, 
ist mit der menschlich-christ lichen, ist mit der Humanitat unvereinbar. 

„Meusch1ichkeiten und Unmenschlichkeiteu" lautet die Ueberschrift des 
siebenten Vortrages. Die grosste "VW.hlthat, die man dem Menschen erweisen 
kmn, besteht darin, dass man ibm die Wabrheit sagt. Eine der am meisten 
vergessenen Wahrheiten nun ist die, dass der Mensch scbwach ist; nur wenn 
Einer einen Fehler gethan, entschuldigt er sicb mit der menschlicben Schwach- 
beit dam it, dass ihm etwas Menscbliches begegnet sei. Menscblicbkeiten sind 
darum Tbaten, die nicht ganz oder recbt menscblich sind. Mftgen die n Mensch- 
lichkeiten" auch kleinere Fehler sein, so sind sie doch e ne Abweichung von 
der Pflicht und ein Schritt auf jener abscbiissigen Balm, deren Ende der Ab- 
fall von der Menschlichkeit ist, so dass sie allmahlich zui Unmenschlichkeit 
fiihien. Es zeigt dies der Verfasser, indem er untersncht, wozu Mens eh - 
lichkeiten fUhren kOnnen im Verhalten wider den Nachsten gegen sich selber, 
gogen Oott, und wie die Menschen dutch Menschliehkeiten zu Unmenschen 
werden, zwar nicht mit einem Sprunge, aber allmablich. In tr&umerisch sorglosem 
Lustwandeln durch die Haine der Menscblicbkeiten, die von dem Gipfel abwarts 
fUhren, verliert man den Boden unter den FUssen ; die wenigsten wissen wann 
und wie. Und danu ist ihr Schicksal besiegelt." 

Einen sehr beachtenswerthen Gegenstand behandelt der achte Vortrag 
unter dem Titel : „Die Bosen sind geblieben; seid ihr auch den Bosen los?* 

Nicht alles Bose kommt on dem Bosen, dem Teufel, sondern es gibt 
gar viele audere Feinde, welche aen Menschen zum Bttsen versuehen und ver- 
ftthren. Eine derselben ist die Kunst, die ausgeartete, falsch e Kunst. 
Zu den edelsten Geschenken Gottes gehOrt die Kunst, aber es gilt hier: 
corruptio optimi pessima. Eine Reihe von Urtheilen der Alton bezeugen, welchen 
sittenverderbenden Einfluss gewisse Kunst werke geiibt haben. Einen gleich 
grossen Schaden verursachen manche Schfipfungen der Dichtkunst, welche „der 
juckende Ausschlag der Seele" genannt werden, da es gar oft mindere Gefahr 
bringen diirfte, init einem Aussiilzigen umzugehen, als mit solchen Dichtungen 
sich abzugeben. Bei alien Volkern und zu alien Zeiten findet sich eine gewaltige 
Menge solcher Schmutzlitetatur, die der Verfasser mit Recbt bitter tad el t und 
verurtheilt. Aus solchen verderblichen Poe*ieen ist der Romau hervorgegangen, 
dessen Idee ist: Abenteuerei und Siunlichkeit die ersto Pflicht des Raters, 
Sentimentalitat bis zur Rsserei vor Liebe oder Wahnsinn aus Wuth seine 
einzigen Eigenschaften, dor ganze Zweck des weiblichen Daseins : glanzeu zur 
Verfiihrung und sich ais Sinneskoder hotiren lassen von jedem Nachstbe*ten ! 

Der neunte Vortrag zeigt, wie das Unnaturliche natiirlich, da* Naturlichste 
unnatiirlicher geworden als das „UunatUrlichste, u und handelt von dem Tode, 
von der Sehnsucht nach und dem Liebaugeln mit dern Tode. Im nacbaten 
Vortrag wird „die gesunde Sinnlichkeit" beleuchtet. Die sinnliche Lust 1st 
ebenso sch&dlich fiir die Natur des Menschen, als sie seines Geistes unwfirdig 
ist. Und dennoch schopfen „grosse Geister" aus ihr den Stoffzu ihren Werken. 
und bringt ein grosser Theil der Menschen ihr ganzes Leben im Dienste dieser 
entwttrdigenden Leidenschaft zu. Das hat seinen Grund in der Verirrung de.-* 
Verstandes, mehr noch in der V«rkommenheit des Herzens. Die verderbte 
Sinnlichkeit ist der Pr'ufstein der Geister, da an ihr die Gedankeu- und Heraens- 
wttnsehe Aller offenkundig werden. Sie ist ein Ungeheuer, das den Kftrper 
verdirbt und der Kraft beraubt, und den Menschen bis zum Sclaven erniedrigt, 
und zwar umso mehr und umso leichter, wenn sie den Reiz seiner Forraen 
sich aneignet. Als Beweis hiefttr dienen die Athener. Die Sinnlichkeit war 
unnaturlich von Anfang und ist natUrlich geworden als Folge und Strafe der 
Siinde Eine ZUgelung der sinnlichen Triebe ist unerlasslich, doch ist auch 
das Uebermass der Strenge gefahrlich, weil dadnrch der Leib scbwachlich und 
feig wird. 



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— 529 



Ueber „das Gliick des Bosen" wird im eilften Vortrag gesprochen. Alle 
Menschen wollen glilcklich sein, wenn auch die Ansichten iiber das Wesen des 
Gluckes weit auseinander gehen. Nach den Vorstellungen der neueren Philosophen 
mochte man meinen, der ewige Jude sei das Ideal der Seligkeit. Man wirft 
dera Christenthume vor, dass es uns auf das Gliick im Jenseits vertrSste, dagegen 
die Freuden des Lebens vergiilie. Weleher Art nun ist jenes Gliick, welches 
das Christenthum schadigen will? Ein bestandiges Haschen nach immer neuen' 
Genttssen, tieberhafte Unruhe, vergebliches Lang-en nach einem neuen Ideal, 
Zweifel selbst am Zweifel, Pessimismns und Weltschmerz. Die stille Ruhe, die 
ungetriibte Heiterkeit, der milde Schimmer des Priedens und der Hehaglichkeit, 
den das Christenthum verbreitete, will die neueste Zeit nicht, die den Geist 
des Christenthums verleugnet. Der Geist der Auflftsung des classischen Alter- 
thums trat an die Stelle des Christenthums, der Irrthum wnrde mit Bewusstsein 
gepflegt und verbreitet, v< n dem Ziele der Humanitat hat man sich weiter 
entfernt. Dies spricht sich deutlich aus in der neueren Literatur. Blodsinn 
und Wahnsinn sind Krankheiten unserer Cultur, deren naturgemasser Endpunkt 
das Irrenhaus ist. Unsere Zeit hat die Secte der „Lebensmuden* hervorgebracht, 
deren Zweck war, sich zu langweileu. Nach dem Geuuss aller Vergnttgungen 
folgt die Ver/weiflung ttber die Verrechnung und die Vereitlung der Hoffnungen. 
Wer an die Moglichkeit des Gluckes nicht mehr glauben kann, dem verlohnt 
es sich nicht mehr zu sein, fur den hat das Leben keinen Reiz und keinen 
Werth. Das einzige Gliick hienieden ist der Friede des Herzens und dieser 
setzt als Fundament voraus Wahrheit und Gerechtigkeit 

n Die Welt will betrogeu seiu. u Das ist der Inhalt des zwolften Vortrags, 
wahrend der folgende die Ueberschrift tragt: „Eitelkeit der Eitelkeiten und 
A lies ist eitel." In diesem ist wohl der wichtigste Punkt in dem Nachweis 
gelegen, dass der Pessimismus, die Philosophic des Weltschmerzes, die gerechte 
Strafe des Humanismus ist. Der vierzehnte Vortrag handelt iiber „das Ziel 
des Menschen und der Menschheit 4 * und fUbrt aus, dass nichts ohne Zweck ist. 
Wo nicht der letzte Zweck fur den ganzen Menschen und die Menschheit 
erreicht wird, dort kann der wahre Weg nicht sein. Der letzte Zweck aber 
ist die Gllickseligkeit, wozu Wohlbofiuden, Wahrheit und Glite gehoren. Weisheit 
und Klughoit ist unerlassliche Vorbodingung der Gllickseligkeit ; die eigene 
Selbsterkenntniss und die Erkenntniss Gottes zeigen uns den Weg zur Seligkeit. 
Mit der Erkenntniss ist aber nicht Ailes gswonnen; vielmehr muss sich damit 
das Streben verbinden, die Siindhaftigkeit zu besiegen und die Unvollkommenheit 
zu tiberwinden und sich Gott ahulich zu machen. Nur durch bestandigen 
Kampf wider das Bose kann die Gllickseligkeit erreicht wurden. 

„Divina tragoedia" ist die Ueberschrift des fdnt.e'mten Vortrags und 
„Eece agnus Dei* die des sechszehnteu, weleher deu Schluss der e sten Ab- 
theilung bildet. Von ganz besonderer Wichtigkeit erscheint uns in diesen beiden 
\ ortragen der Unterschied zwischen dem Tragischen im Alterthum und im 
Cluristenthum, sowie die Besprechung Laokoons als des Bildes des Heidenthums 
und des Gegenbildes Laokoons, welches der ewige Hohepriester der Menschheit ist. 

Die zweite Abtheilnug enthalt sechs Vortriige mit folgenden Ueber- 
schriften: 17. Ihr werdet sein wie die Gottor; 18. Feigenbliitter; 19. Das 
schwache Geschlecht; 20. Schwer ist der Wahn, die Reue schwerer; 21. Die 
ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los; 22. Der alte Adam. Im letzteren 
wird uachgewiesen, dass die Heilung des Menschen nur mtfglich war durch das 
menschliche Blut Gottes, dass das abgebrochene Reis vora ersten Weltbaume 
nur gerettet werden konnte durch Aufpfropfen auf den Kreuzesstamm. 

Damit ist der Uebergang hergestellt zum dritten Theile, weleher r Natur 
und Uebernatur" behandelt. Dieser dritte Theil der Apologetik behandelt in 
sieben Abtheilungen; 1. Die Entstebung«geschichte des Christenthums, 2. seine 
Sittenlehre, seine Heilsveranstaltungen, seine Disciplin und Verfassung, 3. seine 
Bildung, Erziehung und Cultur, 4. sein Verhaltniss zur weltlichen Macht, 
5. seine sociale Wirklichkeit, 6. die Verbindung seines inneren Ubernatiirliehen 



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— 530 — 



WesenB mit dem ausserlichen Leben, so recht eigentlich den Inbegriff der 
Aufgabe des Christenthums, endlich 7. die Praxis des gew5hnlichen, fur Alle 
pflichtmassigen cbristlichen Lebens. 

Da von den 7 Abtheilungen im dritten Bande nur die ersten drei 
behandelt sind, so wird e6 besser sein mit dem Referate zuzuwarten, bis die 
yier letzten Abtheilungen vorliegen werden, da diese Gegenstande von ausser- 
ordentlicher Wichtigkeit sind und da das Referat ttber die beiden ersten Bande 
bereits ziemlich uinfangreich geworden ist. 

Der freundliche Leser wird aus dem Bisherigen bereits die Reichhaltigkeit 
und Zeitgemassheit des Inhaltes dieser Apologetik zn erkennen iin Stande sein 
und hoffentlkih sich aufgemuntert filhlen, das Werk selbst zur Hand zu nebmen 
um die aufmerksame Lecture und das Studium desselben sicb angelegen 
sein zu lassen. Gewiss wird Nieinand ohne Befriedigung dasselbe aus der 
Hand legen. Dr. Joseph Dippel. 



Nachtrage zum I. und II. Bande von August Lindner: „Die 

Schriftsteller und die um die Wissenschaft und Kunst ver- 

dienten Mitglieder des Benedictiner-Ordens im heutigen 

Konigreiche Bayern vom J. 1750 bis zur Gegenwart. 

Dass zu diesem Werke, das wir schon im I. Jahrgang 1880 der ^Studien* 
8. 190 — 191 in gebiibrender wohlverdienter Weise wttrdigten, Nachtrage 
nufzufinden waren und wirklich erschienen sind, begrilssen wir als beates 
Zeugniss der unermudlichen Thatigkeit unseres „alten Ordensbruders, Freundes 
und Mitarbeiters" im Weltpriesterkleide. Diese Nachtrage beginnen mit den 
Quellen und erstrecken sich auf alle im I. und II. Bande des Werkes selbst 
angefUhrteu Kloster, Plankstetten im Bisthum Eichstaedt ausgenommen, und sind 
niitunter wie z. B. Wessobrunn, Metten etc. sehr reichhaltig. Besonders erfreut 
waren wir liber die eingehenden Notizen bei den noch bestehenden Kloatern, 
die bis in das letzte Jahr heriiberreichen. Dass hiebei dennoch manches iiber- 
sehen wurde, ist bei der Masse des Stoffes leicht zu entschuldigen. Wir notiren 
aus unseren eigenen Aufzeichnungen zu S. 73 Nachtrage (Kuhn aus S- Stefan 
in Augsburg) resp. Bd. H. 252, 289 d. Werkes selbst, die zwei im Jahre 1880 
erschienenen Schriften: 1. Otto von Wittelsbach, dramatiscbes Gedicht in 
3 Aufziigen ; Augsburg, Kranzfelder, und 2. Die Kinder. des Rebel 1 en, ein 
Zeitbild aus dem 10. Jahrhundert. Augsburg, Manz. Es kamen uns ferner vou 
der Hand des Verfas«ers selbst noch folgende Erganzungen zu: a) Zum Werke 
selbst Bd. II. S. 185: Abt Ludwig Beck f »• Febr. 1794, Nota: P. Otto 
Weigand war 1802 Pfarrer in Stadelschwarach f 29. Marz 1812; — Bd. II. 
269 zu Haneberg's Schriften: Er schrieb noch n GegensKtze im Islam' 4 fhist - 
pol. Blatter XVII Bd. [1847] & 497—512.) — Bd. II. 8. 280: Der betreffende 
Ettaler Conventual heisBt Franz Rainer (nicht Neumer). Derselbe Fehler ist im 
Register S. 300 zu corrigiren. b) Zusatze zu den „Nacht ragen" : S. 60 
Zeile 14 von oben: Die NachtrSge haben 91 (nicht 87) Seiten — ebendort 
Z. 3 von unten : Von der Schrift : Die Aufhebung der Kloster in Deutschtirol 
ist bereits ein Theil im 28. Hefte der „Ferdinandeum w -Zeitschrift S. 167 — 234 
erschienen. Auch separat, Insbruck (Wagner) 78 S. 8°. Es sind behandelt die 
Kloster der Klarissinnen zu Hall und Meran und die Kailhause Schnals. Es 
folgen noch 18 Kloster. — In der Anlage schliessen sich diese fUr Jedermanu, 
der Lindner's grosseres Werk zu benUtzen hat, h5chst willkommenen „Nach- 
trage" diese in selbst genau an, sowohl was die Reihenfolge der Kloster als 
die chronologische Folge anbelangt. Was erstere betrifft, h&tten wir schon 
beiin Werke selbst die alphabetische Folge der Klflster nach den Hauptrubriken 
der Congregationen lieber gesehen. Auch ware bei der gleichgeordneten Folge 
der Scriptores das Nachsuchen in den Indices erspart geblieben, die allerdings 



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— o.'il 



sehr genau und mustergiltig genannt werden mlissen. Des hochw. Herrn Autors 
Bitte (S. 83, Schiuss der Anmerkung) betreffend die Namhaftmachung mehrerer 
wichtiger Klosterroteln, wollen wir auch hier im Interesse seiner weiteren 
Arbeiten fllr die „Studien u zur weiteren Kenntniss bringen. Das pecuni&re 
Opfer, das die bair. 2 Abteien S. Bonifaz und Scheyern bei der Herausgabe 
gebracht, ist aller Anerkennung werth, bestens angewandt und der Nachabmung, 
wie die „Nachtrage u bestens empfoblen. M. K. 



Literarische Notizen. 



Le Messager des Fideles Petite Revue B£ne*dfctine. Redaction et 
Administration a I 1 Abbaye de St. Benoit de Maredsous, par S. GeVard, Province 
de Namur (Belgique). I Ann^e 1884 Nr. 1 — 7. Von dieser mit «usserordentlicbem 
Takte redigirten Monatschrift liegen uns augenblicklicli sieben Nurnmern, eine 
jede in der durchschnittlichen Starke von 48 S. (3 Bogen) in 8° vor. Eine 
Uebersicbt des in denselben Dargebotenen mit v oiler Wtirdigung der einzelnen 
Artikel, bringen wir nacb Abschlusse des I. Jabrg. in unserem folgenden 1. 
Hefte. Heute wollen wir unsero Leser nur mit dec Aufgabe und dem Ziele 
bekannt machen, den sich der „Messager u gestellt hat. Dieselbe ist eine zwei- 
facbe: Enger Anschluss der GlSubigen an die. Kirche durch Verstaudniss und 
inniges Eingehen in ihr Wesen, ihre Traditionen, ihre Liturgie, die kirchlichen 
Gebrauche, und — Vereinigung aller Freunde S. Benedicts mit dessen Orden 
durch Bekanntmachung seines inneren Wesens, das erbauend, trtfstend und 
belehrend zugleich ist. Wir wollen hier nur so viel verrathen, dass die sieben 
bisher erschienenen Nurnmern dieser ihrer Aufgabe vollkommen gerecht wurden, 
dass ferner die Abonnentenzahl sehon auf 900 herangewachsen ist und ein 
gewahltes Publicum aus aller Herren Lander bis nach Amerika und Indien 
hin diese Monatscbrift sehon liebgewonnen hat. M5ge Gott dieses in besten 
Handen rubende neue literarische Unternehmen zur griissern Ehre unseres 
glorreichen Patriarchen auch in der Folge segnen und recht gedeihen 
lass en. — M. K. 

Unter dem Titel: Bulletin mensuel verschickt die Societe S. Augustin 
zu Bruges in Belgien an ihre Correspondenten und an alle die sich hiefUr 
interessiren allmonatlich ein Verzeichniss aller jener Neulings-Drucke und 
Verlagswerke, die in dieser vielsprachigen Druckerei auf klassischem und 
Erziehungsgebiete erscheinen Jeder Ankiindigung ist eine kurze Inhaltsangabe, 
mitunter auch eine Besprechung des bez. Werkes beigegeben t nebst genauer 
Preisangabe. FUr Leser, die der franzSsischen Sprache mftchtig sind, bietet 
dieses Bulletin die gediegenste Uebersicht liber die vielseitige reichhaltige 
Literatur der Gegenwart auf dem katholischen Boden Belgiens und Frankreichs. 
Mochten doch auch die ttbrigen katholischen Lander Europas sich zu derartigen 
Organen katholisch-literarisenen Lebens aufraffen! M. K. 

Das neue, in Tournay bei Desclee aufgelegte Breviarium Monasticum 
liegt nun. Dank der unermiidlichen 8orgfalt des hochw. P. Suitbert, dem die 
Redaction desselben anvertraut war, vollendet vor. Es ist dies ein mutter- 
gUtiges numumentale* liturgisches Werk der Gegenwart, auch die httchst ge- 
spanntesten Anforderungen befriedigend. Eine eingehende Wttrdigung desselben 
brachten wir ohnehin schon in einem unserer letzten Hefte. Hier sei nur 
bemerkt, dass der hochw. H. Abt von Maredsous Ende Mai d. J. ein Decret der 
8. Congregatio Rituum zugemittelt erhielt, welches alle Congregationen O. S. B. 
und einzelne Kloster ermachtigt, flir eine Reihe von Heiligen statt der bis- 
herigen gewb\hnlichen Officien die herrlichen Officia propria der franzttsischen 
Congregation wie sie in diesem neuen Brevier bereits abgedruckt sind, zu 
gebrauchen und auch die zu oft wiederkehrenden Lectionen des 1. Nocturn 



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(Fidelia servus, Iustns etc.) je nach den Ferien der Woche, durch jene schonen 
Lectionen zu ersetzen, die + Don GneVanger ausgesucht und seinem Proprium 
beigedruckt hat. Diese Lectionen nun sind in einem separaten Fascicl 
gleichfalls schon erschienen und zu billigem Preise alien Abnehmeru des ueuen 
Breviers zugilnglich. Prop ri en fur einzelne HSuser zum Brevier, wird die 
Verlagshandlung im Laufe der Zeit bringen und liess bereits an mehrere 
Congregationen die Einladung ergehen, sie mit dem Drucke derselben berrauen 
zu wolleii. Aus der dreifachen Approbation, welcbe die Riten-Congregation im 
Janner, Marz und April d. J. diesem neuen Tournayer Benedictiner-Brevier in 
alien seinen Theilen speciell seinen General-Rubriken gab, die als ausschliesslich 
bind end erklart wurden, erhellt nun klar, dass alle diejenigen Benedictiner- 
Kloster und Congregationen, Stifte, Abteien, sowie alle Benediciiner-Nonnen, 
vvelche nicht in neuester Zeit ein specielles Indult fur eine anderweitige An- 
ordnung ibres Festkalenders erhalteu habeu, resp. das „Einsiedler Brevier- 
dnrcb Gewohnheitsrecht seit unverdenklichen Zeiten bentitzen, zum monastischen 
Brevier in der Gestalt der Tournayer Ausgabe verpflichtet 
aind. Die Propria Sanctorum mtissen, abgeaehen von Haua-, Stifts-, Landes-, 
Kirchen- und Diocesan-Patronen, eigens von Rom gestattet werden, falls man 
aolcbe dem Calendarium des Tournayer Brevier's beizufUgen wttnscht. So vie! 
unsererseits zur Beanttcortung verschiedener eingclaufenen Anfragen. 

Daa „Benedictiner- Missal", enge sich anschliessend an diese neue 
Brevier-Auagabe, ist bereits im Drucke in Angriff genommen worden. Den Preis 
werden wir spater bekannt geben, wie auch unser Urtheii nach Einlaufen der 
Probedruokbogen. Die Redaction der „8tudien. u 

Woerl's StadtefUhrer (vergl. die Aufzahlung der einzelnen ira Rec.- 
Verzeichnisse d. H.) sind zunachst bestimrat, dem Reisenden Tags tiber auf 
seinen Wanderungen durch die einzelnen Stadte zu dienen und ihru so das 
lastige Tragen der dickleibigen Reisehandbttcher zu ersparen. Der Anlage nach 
sind alle gleich. Sie geben eine kurze Beschreibung des Ortes, eine geschichtliche 
Skizze desselbeu, die wichtigsten Notizen ttber Unterkunft, Unterhaltung, ferner 
einen gedriingten Ueberblick Uber Sehenswiirdigkeiten und Umgebung. Kurzum 
sie sind recht praktische Behelfe urn bei kurz zugemessener Zeit eine Stadt 
ordnungsgemasa und mit moglichst geringen Kosten sehen und wiirdigen zu 
lemen und dabei auch den leiblichen Bedurfnissen genttgen zu kQnnen. Referent 
dieses hatte heuer Gelegenheit mehrere diese r Ftihrer bentitzen und diase soniit 
auf ihren inneru Werth prtifen zu konnen, so : Amberg, Augsburg, Freiburg 
i. Br., Graz, Karlsruhe, Konstanz, Linz, Mtinchen, Prag, Stuttgart, Wien. 
Ueberall entsprachen sie vollkommen ihrem Zwecke. In Orten mit confessionell- 
gemischter Bevolkerung bleibt ein genauer Hinweis auf katholische Circel ; fur 
Katholiken, insbes. fUr Priester empfehlenswerthe Hotels, ferner auf Localitaten 
wo katholische Blatter aufliegen, zu wtinschen. In M Unch en fand Referent die 
schone im Westende der Stadt gelegene neue S. Bened ictus- Kirch e nicht 
erw&hnt, die sich durch einen der so seltenen Ciboriumsaltar auszeichnet. Auch 
der Taufstein aus kar. Marmor, ein Werk Sickinger's, ist sehenswerth. Erbauer 
der Kirche war Architekt Marggraff. Zu S. 29. Basilika S. Bonifaz bemerken 
wir, dass selbe nach dem Vorbilde der S. Paulskirche in Rom gebaut wurde, 
und dass in der Capelle rechts, im Marmorsarge bloss KOnig Ludwig I., die 
KQnigin Therese aber in der Gruft ruht. Verschiedene andere kleinere Notizen 
wollen wir nach Wunsch gerne an die Verlagshandlung richten zur Verwendung > 
fUr eine wirklich verbesserte neue Auflage. Einige der Ftthrer fanden wir in 
Anbetiacht der Bedeutung und Grosse des bez. Ortes r%r zu klein, ein Umstand, der 
sich wohl daraus erklart, weil die meisten der Ftthrer nur Sonderabdrticke aus 
den bez. Reisehandbiichern sind. Freiburg bez. konnten wir einen Vergleich 
mit dem dort erhaltenen bei Herder aufgelegten Ftthrer anstellen und dies zn 
Gunsten des Woerl'schen. M8ge der strebsame in diesem Unternehraen unver- 
kennbar uberall durchblickende Geist nicht dem geschaftlichen unterliegen und 



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speciell uns Oesterreicher mit noch mehroren StadtefUhrern unseres Vaterlandes 
bedenken. M. K. 

Bonifatius, von Wilhelm von Born. Paderborn, 1883. Druck and Verlag 
der Bonifatins-Druckerei (J. VV. Schroder). 289 S. Preis 2.40 M— W v. Born 
ist der Dichter eines grfisseren religifisen Epos, „ Johannes der Tiiufer," dessen 
Lieder von dem Componisten Halkv in Musik gesetzt sind. Neuerdings hat er 
zu den trefflichen grosseren episcben Gedichten, welche die katholische Literatur 
der Neuzeit aufzuweisen hat (wir erinnern nur ausser dem genannten an 
Beringer's „Apostel, u Jttngst's „Conradin," Weber's „Dreizehn Linden" u. a.) 
eine nene sch&tzenswerthe Dichtung hinzugefttgt. Das an heiliger Arbeit nnd 
bewnndernswerthen Erfolgen so reiche Leben und Wirken des Apostels der 
Deutschen ist in Wahrheit ein wilrdiger Gegenstand, nm in einem Epos be- 
snngen zu werden. Bora's Heldengedicht ist in glttcklicher Naehahmung nach 
dem Vorbilde von Weber's „Dreizehn Linden" gearbeitet, wenigstens was die 
Anlage und die Hussere Ausstattung angeht Dasselbe zeichnet sich aus durch 
eine treflfliche Schilderung jener Zeit, als Bonifatius mit seinen Gefahrten, diese 
grossen Stthne des hi. Benedictus, das Heidenthum iiberwunden und dem wahren 
Gotte Altare errichteten. Die Sprache ist nine edle und reiche, die ganze 
Darstellung athmet eine wohlthuende Liebe des Autors zu dem Helden, deren 
Tugenden er besingt und ist die Frucht einer froramen und sinnigen Betrachtung 
und genauer historischer Detailforschung. Die ersten Capitcl, welche das 
Klosterleben der englischen Benedictiner schildern, ferner die Capitel „ Liebe," 4 
^Fulda," „Der Tod des hi. Bonifatius" sind vortretflich gelungen und werden 
gewiss vielen Beifall finden. Die erklarenden Noten sind eine werthvolle Beigabe 
der Dichtung. Die Ausstattung des Buches seitens der Verlagshandlung ist 
eine wiirdige. Der Preis ist massig. D. 8. 

Wir haben schon wiederholt auf den grossen buchhiiudlerisclien Erfolg 
hingewiesen, den das beriihmte Geschichtswerk Janssen's sich errungen hat. Es 
sind jetzt von der Geschichte 24.000 Exemplare verkauft. Auch in den 
Vereinigten Staaten wird das Werk fleissig gelesen, so dass die Herder'sche 
Verlagshandlung mehr als eine Auflage in der Union verkauft hat. Da die 
Bestellungeu uoch immer sehr zahlroich eintreflfen, so wird die neue Auflage in 
einer Starke von 6000 Exemplaren zur Ausgabe gelangen. Der Preis fiir die 
drei ersten bis jetzt erschienenen Bande ist auf 14 M. herabgesetzt, also Seitens 
der Verlagshandlung billig normirt. In Belgien und Frankreich ist eine 
franzosische Uebei setzung in Angriff genommen. Der 4. Band der Geschichte 
von Professor Janssen in Frankfurt a. M. wird, wie wir aus sicherster Quelle 
erfahren, gegen Ostein 1886 zur Ausgabe gelangen. Der hochverdiente Gelehrte 
war durch Ueberarbeitung ehvas leidend geworden und hat auf Anrathen der 
Aerzte eine Badecur in Wildungen (Furstenth. Waldeck) gebraucht. Diese Cur 
hat die giinstigsten Resultate gehabt, so dass der Herr Professor jetzt voll- 
standig wieder hergestellt ist. Von der apologetischen Arbeit „An meine Kritiker" 
sind 16.000 Exemplare abgesetzt worden, ein fiir unsere Zeit beispielloser Erfolg. 
Jedenfalls hat Janssen trotz aller Anfeindung die Genugthuung, dass kein 
Historiker so durchgreifend aile gelehrten Kreise interesairt hat und so weit 
gelesen wird. Von seinem Buche gilt, was ein angesehener jiidischer Buch- 
handler, der sein Handwerk versteht, in die kurze Formel kleidete : „Hier wird 
gelobt und hier wird getobt — und das Buch wird gekauft." 

Ko neb erg, P. Herm., Katholische Kinder-Bibliothek. 13. Bandchen: 
n Blicke in die Natur." Von P. Casp. Kuhn, Benedictiner in Ottobeuren. — 
14. Bandchen: „Paris und die grosse Karthause." Den Kindern erzfihlt 
von P. Herm. Koneberg. Preis per Bandchen steif broch. 25 Pfg., in Halb- 
leinwand geb. 46 Pfg., in ganz Leinwaud geb. 75 Pfg. Kempten. KSsel'sche 
Buchhandlung. Die von dem unermudlichen Pfarrherrn von Ottobeuren 
redigirte kath. Kinder-Bibliothek hat in den Kreisen der Geistlichen und Lehrer 
wegen ihres entsprechenden und lehrreichen Inbaltes viele Anerkennung ge- 



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ftmden. Unter nnseren Jugendschriften nimmt diese Sainmlung eine hervor- 
ragende Stelle ein. Die beideu neuesten Bandchen sind eine werth voile 
Bereicherung derselben. Das erstere bringt unter dem Titel: „Blicke in die 
Natur u Schilderungen der vier Jahreszeiten, der Moorheide und der Ameiaen- 
Colonien. Die Lee til re derselben ist auch fur Erwachsene unterhaltend and 
belehrend; es gehftren diese Naturschilderungen zu den besten Arbeiten dieser 
Art, die wir kennen, und namentlich die studirende Jugend w»rd dieselben mit 
Nutzen zur Vermehrung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse und auch als 
stylistiscbe Muster gebrauchen konnen. Das 14. Bandchen bringt unter dem 
Titel „Pari8 und die grosse Karthause 44 Reisebeschreibungen von P. Koneberg. 
Dieselben sind recht anmuthig und anschaulich geacbrieben; es ist darin mit 
feinem Verst&ndnisse das besonders hervorgehoben, was die Kinderwelt interessiren 
und erf re uen kann; die ttber Lourdes und Paray le Monial gegebenen Nach- 
richten sind besonders lesenswerth. Wir empfehlen diese, auch ausserlich aich 
schmuck prasentirenden Bandchen den katholischen Familien. ^Eltern und Lehrer 
konnen den ihrer Sorge anvertrauten Kindern eine grosse Freude bereiten, weun 
sie dieselben zur Belohnung oder zur Anreguug des Lerneifers mit dieser 
trefflichen Kinder- Bibliothek beschenken. Wir wunschen, dass sich recht bald 
neue Bandchen dieser im wahren Sinne des Wortes empfehlenswerthen Jugend- 
schriftensammlung anreihen mogen. D. S. 

Das deutsche Missionshaus Steyl bei Kaldenkirchen, in welchem Missiooire 
fur China ausgebildet werden, zfihlt gegenw&rtig 15 geistliche Lehrer, 130 
Zoglinge uud 40 Briider. In dem Verlage der Missions-Druckerei zu Steyl er- 
scheineu der S. Michaels - Kaleuder (in 50.000 Exemplaren) und die beiden 
periodischen Zei tech rift en : „Der kleine Herz-Jesu-Bote" und „Die hi. Stadt 
Gottes. 4 * — Der hochw. Herr Rector Jansen hat vor Kurzem in Oberdsterreich 
Grundbesitz erworben, auf dem ein neues Missionshaus erbaut werden soil. 

Ueber Testamente der Geistlichen und Laien. Paderborn, 1884. Verlag 
der Bonifatius-Druckerei (J. W. Schroder). Zweite verbesserte Auflage, gross 8°. 
64 S. Preis 60 Pfg. Diese treffliche Schrift, die wegen ihrer praktischen 
Brauchbarkeit rasch eine neue Auflage erlebt hat, enthalt eine Belehrung fur 
Geistliche und Laien zur gesetzlichen Anfertigung der Testamente. Sie beantwortet 
die Fragen, welche kirchliche Bestiramungen rttcksichtlich der Testamente der 
Geistlichen raassgebend sind, und welche Bedingungen die weltlichen Gesetze 
aufstellen, dainit ein Testament giltig sei. Fiir den praktischen Gebrauch sind 
Musterformulare beigefiigt und es ist der hier gegebene Unterricht recht klar 
und Ubersichtlich. Im Schlusscapitel wird das eheliche Gilterrecht behandelt, 
weil der Seelsorger oft zu Rathe gezogen wird, wenn ein Ehegatte zur zweite u 
Ehe schreitet und eine Schichtung, eine Auseinandersetzung mit den vor- 
handenen Kindern stattfinden muss. Jeder, der in den Fall kommt, Rath 
ertheilen zu milssen, wird in dieser Schrift leicht die betreffenden gesetzlichen 
Bestimmungen finden. Der Druck ist sauber und correct, nur sind S. 21 in der 
letzten Linie die Worte „ fall en sollte" beizufugen. 

Der Juden8piegel im Lichte der Wahrheit. Eine wissenschaftliche 
Untersuchung von Dr. Jacob Ecker, Privatdocent an der kQnigl. Akademie zu 
Miinster. Paderborn. Verlag der Bonifatius-Druckerei. 1884. Preis 1.80 M. Der 
Verfasser hatte in dem bekannten Processe, der gegen den Herausgeber des 
Judenspiegels, D. Justus, angestrengt wurde, sein Urtheil als Sachverstandiger 
abgegeben. Letzteres begrilndet er in ruhig objectiver und wissenschaftlicher 
Weise in der vorliegenden Schrift, indem er dem Texte des Judenspiegels die 
betretfenden Gesetze des Schulchan Aruch mit nebenstehender Uebersetzung zur 
Vergleichung an die Seite stelit. Die Schrift hat in der Gegenwart, in welcher 
die Jugendfrage so lebhaft ventilirt wird, ungeheueres Aufsehen gemacht, 
gerade so, wie das Urtheil des Professors Gildemeister in Bonn, der dies el be 
wissenschaftliche Ueberzeugung hat, wie der Verfasser. Das Resultat seiner 
Untersuchung ist der Satz: „ Jeder Schulchan — Aruch — Jude, der noch Scham- 
gefuhl hat, muss errdthen, wenn er in diesem „ Spiegel** sein Gesicht besieht." 



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Der christliche Vatcr in semem Berufe, von Dr. Philipp Hammer. 
Paderborn, 188S. Klein 8°. 138 8. Verlag der Bonifatiui-Druckerei. Durch 
die trefflichen Verlagswerke der letzten Zeit (wir erinnern uur an die Epen 
Bonifatins und Wittekind, und an die sociai-wissenschaftlichen Werke von 
Hitze und Hohoff) hat sich die Bonifatius-Druckerei den hervorragenden 
deutschen Verlagsfirmen wiirdig an die Seite gestellt. Bei dem vorstchend 
genannten Werke ist es nicht erst nttthig, zur Empfehlung auf den Umstand 
aufmerksam zu machen, dass der Reinertrag dem Bonifatius-Vereine, also den 
armen Kirchen Deutschlands, zu Gate komrat Hammer's Schrift ist ein goldenes 
Btichlein, das der Beach tung der weitesten Kreise nicht unwerth erscheint Es 
ist interessant und geistvoll geschrieben, nicht in der Form trockener Belehrung, 
sondern in der Weise einer lebhaft anregenden, durch passende Beispiele und 
schttne Citate illustrirter Orientirung. Auf den ersten Blick kann es den Anschein 
gewinnen, als ob in den dichterischen Citaten des Guten zu viel gethan sei. 
Doch sind dieselben gut ausgewUhlt und placirt und geben der Schrift eine 
angenehme Wttrze, so dass dieselbe zugleich als eine Fundgrube ftir ttffentliche 
Vortrage reichlichen Stoff bietet; die von dem Verfasser mitgetheilten und 
fromm erzahlten Beispiele geben auch bei einem Predigt - Cyclus Uber die 
Elternpflichten ein brauchbares Material. Die aussere Anordnung des Hammer'schen 
Werkes ist folgende: Nach einem freundlichen Einleitungsworte kommen die 
grundlegenden Capitol: der christliche Knabe, der christliche J tingling, der 
christliche Mann; darauf werden die Pflichten des christi icheu Vaters erOrtert 
in seiner Stellung zur Mutter, zu den Kindern, zum ganzen Haose, zur Gemeinde, 
zum Staate und zur Kirche. In dem ernst und wiirdig gehaltenen Scblussworte 
werden die Folgerungen aus der vorangehenden Bel eh rung gezogen. Dr. Hammer, 
Dechant in Wolfstein (Rheinpfalz), hat dieses BUchlein dem hochwiirdigsten 
Herrn Bischofe von Trier gewidmet, mit dem ihn seit den Universitatsjahren 
innige Freundschaft verbindet Der Autor ist schou durch ahnliche popular- 
wissenschaftliche Schriften ruhmlichst bekannt: vor 10 Jahren schriab er die 
Abhandlung „die christliche Mutter in ihrem Berufe," auf welche von den 
Bischofen Deutschlands und Oesterreichs in besonderen Empfehlungsschriften 
aufmerksam gemacht wurde. Was der selige Haneberg von derselben sagte : 
„Das Werkchen hat dauernden Werth, 4 * das gilt auch von der uns vorliegenden 
neuesten Schrift Dr. Hammer's. D. 8. 

Thomas von Kempcn, Nachfolge Christi. Nach der revidirten Ueber- 
eetzung von Guido GBrres. Ausgabe in grobem Druck. Paderborn. Verlag der 
Bonifatius-Druckerei (J. W. Schroder). 1884. 8<>. 498 S. Preis 1.20 M. Diese 
in grobem Drucke veranstaltete Ausgabe der „ Nachfolge Christi" ist namentlich 
alten Leuten zu empfehlen. Der beigefugte Anhang von Gebeten enthfilt auf 
100 Seiten in guter Auswahl Morgen- und Abendgebete, Mess-, Beicht- und 
Communion- Andachten, mehrere Litaneien und eine Kreuzwegs-Andacht. Trefflich 
ist das am Schlusse gegebene praktische Register derjenigen Lesungen aus 
Thomas von Kempen, die sich besonders ftir bestimmte Berufsstellungen, 
Lebenslagen, 8eelenstimmungen und Anliegen eignen. Der sch5ne saubere 
Druck und der fiusserst billige Preis verdienen besonders hervorgehoben zu 
werden. D. S. 

Die christliche Krankenstubc, Lebr- und Beispielbuch fiir Kranke, heraus- 
gegeben von einem Priester der Diocese MUnster. Mit kirchlicher Druckerlaubniss. 
Paderborn 1884. Verlag der Bonifatius-Druckerei. (J. W. Schroder.) Das vorliegende 
Buch hat sich die schone Aufgabe gestellt, dem Christen, der auf langere Zeit 
die Krankenstube hilten muss, eine Fundgrube zu bieten, aus dem er Trost und 
Ermunterung im Leiden schopfen konne. Das jetzt erschienene erste Heft (Preis 
30 Pf.) zeigt, dass der Verfasser seiner Aufgabe gewachsen ist. Das Werk gelangt 
in gross Quart -Format und in grobem Drucke zur Ausgabe; die Einrichtung und 
Ausstattung des Buches ist praktisch und sorgfaltig; dasselbe gehort zu den bessten 
Editionen des strebsamen und in jiingster Zeit mit so gutem Erfolge arbeitenden 
Bonifatius-Verlags. Das Buch ist auf 10 Lieferungen berechnet, es bringt Ab- 

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handlungen iiber die Pflichten der Kranken und Genesenden in leiblicher Be- 
ziehung, iiber die religiosen Trostgriinde im Leiden, Tugend- und Andachtsiibungen 
auf dem Krankenbette und eine reiche Auswahl von etwa 200 Beispielen. Dasselbe 
wird auch dem Seelsorger bei der pastorellen Krankenpflege, die eine der wicb- 
tigsten Zweige der priesterlichen Wirksamkeit ist, ein reiches Material von Bei- 
spielen und Belehrungen darbieten. D. S. 

Der Paderbomer Bonifatius - Verlag (J. W. Schroder) bat in dem letzten 
Jabre wieder zahlreiche treffliche Editionen, besonders solche aus dem ascetischen 
Gebiete veroffentlicht. Eines der jiingst erschienenen Erbauungsbucher hat den 
Titel : BlUthen der Fr6mmigkeit. Gebet- und Erbauungsbuch fur rom. - kath. 
Christen. Von einem kathol. Priester im Exil. 726 S. Dasselbe verdient die weiteste 
Verbreitung wegen seines reichen, andachtigen Inhaltes und seines billigen Preises. 
Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, dass der Reingewinn des Bonifatius- Verlages 
dem Bonifatius -Vereine, der sich der deutschen Katholiken in der Diaspora 
annimmt, zu Gute komint. S. 

Zeitschrift fttr Elektrotechnik. Herausgegeben vom Elektrotechnischen 
Vcrein in Wien. Redigirt von Josef Kareis. II. Jahrgang. (Pranumerationspreis 
jahrlich, 24 Hefte, 8 fl. = 16 M., halbjahrlich, 12 Hefte, 4 fl. = 8 M. 
A. Hartleben's Verlag in Wien.) Von dieser trefflichen Zeitschrift erschien soeben 
das achtzehnte Heft (30. September), welches wie seine Vorganger eine 
Anzahl werthvoller und gediegener Artikel enthalt. Aus dem reichen Inhalte 
dieser Nummer heben wir besonders hervor: Die elektrische Beleuchtung des 
Central - Bahnhofes in Budapest. — Anwendung der Elektrolyse zur Darstellung 
der Indigokiipe. Von Prof. Friedrich Goppelsroeder. — Einige Satze iiber die 
Quelle von Volta-Elektricitat als Grundlage fUr die Moglichkeit ihrer praktischen 
Verwerthung in grosserem Massstabe. Von J. Weber. — Der Feuerm elder des 
Professors Ravaglia. Von Ottomar Volkmer, k. k. Artillerie- Major. — Compound- 
Wicklung oder Nebenschluss. — Auszug aus dem Commissions- Protokoll tiber 
die cOmparativen Versuche mit Gramme's Dynamomaschine Typ. M. fiir Dampf- 
barkassen und einer fiir den gleichen Zweck von der Firma Ganz & Co. in Pest 
beigesteliten Dynamomaschine »Gnom« sammt Lampe, Projector etc. — Die 
neueren Militartelegraphen-Organisationen. Von R. v. Fischer -Treuenfeid. (Fort- 
setzung.) — Die Ausstellung in Steyr. — Die Ausstellung in Teplitz. (Fortsetzung.) 

— Ausstellung in Philadelphia. — Vereins-Nachrichten. — Kleine Xachrichten. 

Deutsche Rundschau fur Geographic und Statistik. Unter Mitwirkung 
hervorragender Fachmfinner herausgegeben von Prof. Dr. Fr. Umlauft. (A. Hart- 
leben's Verlag in Wien; jahrlich 12 Hefte a 45 kr. = 85 Pf., Pranumeration 
incl. Franco - Zusendung 5 fl. 50 kr. = 10 M.) Diese ruhmlichst bekannte Zeit- 
schrift beginnt mit dem soeben erschienenen erst en Hefte (October 1884) ihren 
VII. Jahrgang in wiirdiger und sehr empfehlender Form. Das Programm derselben 
umfasst wie bisher alle Fortschritte der geographischen Wissenschaft und ausserdem 
noch die dankenswerthe Specialitat, einzelne Lander und Volker in eingehenden, 
durch Original - Illustrationen erlauterten Artikeln naber bekannt zu machen. So 
bringt das erste Heft des siebenten Jahrganges: Ein Blick auf Berlins Urn- 
gebungen. Von Prof. L. Paloczy. — Das Gebiet der Schilluk und Bakara, Dar 
Nubah, Taklah und Kordofan. Von Dr. Konrad Ganzenmttller. — Arlberg und 
Paznaun. Von Carl Albert Regnet. — Kleinasiatische Zustande. Von M. R. in 
Smyrna. — Astronomische und physikalische Geographic Ueber die gegenwiirtigen 
Aufgaben der Astronomic Das Land im Nordosten von Spitzbergen. — Politische 
Geographic und Statistik. Begleitworte zur Karte des Weltverkehrs. Die Be 
volkerung von Paris. Die italienischen Eisenbahnen. Zahlungs-Ergebnisse in Epirus 
und Thessalien. — Kleine Mittheilungen aus alien Erdtheilen. — Beruhmte 
Geographen, Naturforscher und Reisende. Mit einem Portrat: Dr. Jos. Chavannc 

— Geographische Nekrologic Todesfalle. Mit einem Portrat: Juan Maria Schuver. 

— Geographische und verwandte Vereine — Vom Btichertisch. Eingegangene 
Biicher, Karten etc. — Dazu kommen noch 10 priichtig ausgefuhrte Illustrationen, 



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•cine Karte im Text und eine grosse, werthvolle >Kartc des Weltverkebrsc als 
Beilage, die das ganze Heft zu einem vielversprechenden und gediegenen Beginn 
des ncuen Jahrganges mac hen. Die Zeitschrift ist durch alle Buchhandlungen und 
Postanstalten zu beziehen. 



Kalenderschau for 1885. 

Das laufende Jahr 1884 ist soeben erst in sein letztes Viertel eingetreten 
und schon fanden und finden sich die leichtfiissigen Vorboten eines neuen Jahres, 
die Kalender, von alien Seiten ein. Glttckverheissend sind sie alle. Moge der 
gottliche Segen aufihren Schauungen fiir 1885 ruhen; aber auch auf der Menschheit 
Thun und Treiben, geordnet und geregelt nach Gottes weisen Gesetzen. Im 
Nachfolgenden wollen wir diese bis Ende September bei unserer Redaction ein- 
getroffenen Zugvogel kurz Revue passiren iassen. Wir haben da zunachst vor 
uns liegen: 

1. Der Einsiedler Kalender in seinem 45. Jahrgang. Ueberraschend wirkt 
gleich beim Aufschlagen desselben das herrliche, in Colorit und Composition 
gleich wiirdig gehaltene Farbendruckbild: » Moses auf Nebo.« Uebergehend die 
allgem. Rubriken finden wir an belehrenden Erzahlungen edelster Haltung : >Rom 
iiber und unter der Erde« ; und sehr charakteristisch fiir die augenblick lichen 
Verhaltnisse : »Die Kraft des Glaubens.c Markirend das Jahr selbst, ist der Auf- 
satz: »merkw. Sacular- und Jubilaumstagec ; der, nebenbei bemerkt, auch in schonem 
Bilde auf die tooojahrige Gedachtnissfeier des Todes S. Method's des Slaven- 
apostels hinweist. Es wtirde uns zu weit fiihren, wollten wir den ganzen Inhalt 
des in verjungter Schonheit vor uns auftretenden therrlichen und billigent alt- 
lieben Freundes aus M. Einsiedeln hier auffiihren. Es geniige die Bemerkung, dass 
unsere und aller unbefangener Kritiker Urtheil sich in dem Wunsche einigt: 
Moge der Einsiedler-Kalender wie er es verdient, in jedes deutsch-sprechenden 
Katholiken Hand kommen und seine Auflage der Millionen soviel zahlen, als 
es deren gibt. 

2. Berliner Bonifacius-Kalender. Auch heuer ist sein EH 6s zu gleich 
gutem Zwecke wie im Vorjahre fiir das Klosterchen in Hinterpommern gewidmet. 
Als gehaltvollste Erzahlung und so recht zeitgem&ss fanden wir die Conversions- 
geschichte des bekannten ehemaligen preuss. Ackerbaurainisters Herrn v. Beckedorl*. 
An selbe schliessen sich noch 9 an, alle durchweht von dem e i n e n , ehrenden 
Bertreben darzuthun, wie das wahre Leben des Katholiken in der Welt beschaffen 
sein soil, der da Gott und den Konig wiirdig zu ehren verstehen will. 

3. Der Eichsfelder Marien-Kalender bietet bei gleich billigem Preise, wie 
bisher eine geschmackvolle Verschonerung durch schone Zeichnungen tief religioser 
Natur. Er tragt wie stets ein echt katholisches Geprage an sich, enthalt mit 
grosster Sorgfalt ausgewahlt die besten Anweisungen zu einem christlich-frommen 
Leben nach jeder Richtung, beschaulich wie thatig in der Welt, im engern und 
weiteren Kreise. Auch an geSundem christlichem Humor fehlt es da nicht ; kurzum 
der Kalender ist concurrenzfahig mit jedwedera des gegenseitigen Heerlagers. 

4. Aus dem bestrenomirten Verlage von Fr. Pustet in Regensburg erschien: 
Der Regensburger Marienkalender, 96 Seiten in 4 mit Farbendruckbild: » Maria 
vom guten Rath.c Preis 36 kr. osterr. Wahr. incl. Stempel. In den spannenden 
Erzahlungen von Franz von Seeburg, M. Steigenberger, H. Keiter etc., sind iiberaus 
zeitge masse Themate behandelt, wahrend der iibrige reiche Inhalt Abwechselungen 
bietet, die j?dem Leser Freude machen werden. Ausser den neuen Wallfahrtsorts- 
und Gnadenbildern im Kalendarium enthalt der Kalender 60 treffliche Illustrationen 
nebst einem Preisrebus, fiir dessen richtige Losung 1500 Preise in Btichern 
bestimmt sind. Der Regensburger Marienkalender bewahrt somit in seinem neuen 
Jahrgange durch hervorragende Ausstattung und vortrefflichen Inhalt vollauf 
wieder seinen guten Ruf. — Ferner 

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5. Kleiner Marienkalender fur christliche Frauen and Jungfrauen von 
Ludwig Gemminger. 192 Seiten in Taachenformat mit rothen Einfassungslinien. 
Preis geheftet 42 kr. In Leinwandband mit Goldschnitt 78 kr. In Chagrinband 
mit Goldschnitt 1 fl. 14 kr. In gewohnter schoner Ausstattung bringt dieser 
Kalender den Kreuzweg unserer lieben Frau — einen Frauenspiegel — Mit- 
theiluDgcn aus dem Leben geistvoller Fraucn — Schilderungen des Frauen- 
geschlechtes in verschiedenen Landern der Erde, sowie eine kurze Beschreibung 
der v,orzuglichsten Edelsteine. Es ist kein Zweifel, dass auch dieser neue Jahrgang 
bci den katholischen Frauen und Jungfrauen wieder hochwillkommen sein wird. 

Aus dem ungemein strebsamen und leider noch zu wenig gewiirdigten 
Verlage der Buchhandlung L. Auer in Donauwdrth erschien: 

6. Monika- Kalender. Ihn charakterisirt das Vorwort: »Gottes Ehre zu 
mehren und recht viel Menschen zu ntitzen fur Zeit und Ewigkeit.« Ist es denv 
selben scbon ira Vorjahre gelungen, durch sein Zeugniss for die lebendige, frische 
katholische Wahrbeit, die allein frei macht, recht viel Anerkennung zu finden 
und zahlloses Gute zu wirken, so wird er dies um so leichter heuer erreichen, 
wo er so recht zur Schule des praktischen Christenthums geworden ist und die 
Mittel klar macht, die sehnlichst erwiinschte »gute alte Zeit« wiederkehren 
zu machen. 

7. Kinderkalender. Tante Emma erweist sich in ihren lieblichen, kindlich- 
netten Erklarungen des Kirchenjahres wieder als vorziigliche Erzieherin. 

8. Der Dienstboten-Kalender mit Titelbild : S. Kasimir, unterweist die 
dienende Classe in ihren Pflichten, aut alien Lebenswegen, macht sie auf die 
Gefahren, die ihnen drohen, aufmerksam. Er bietet kurzum Nutzliches und 
Angenehmes in bester Form. 

9. Der Taschenkalender flir die studirende Jugend erstrebt in gelungener 
Weise seinen Zweck bei den gegenwartigen ziemlich schlimmen Zu stand en gar 
vieler Lehranstalten den arglosen Studentlein ein guter Freund, Ftthrer, Mahner 
und Warner zu sein. Der aus gleichem Verlage verausgabte Lehrer-Kalender 
kam uns nicht zu. 

Die mit fast fieberhafter Hast immer mehr aufstrebende und den gesteigerten 
Anforderungen der Jetztzeit nach alien Richtungen hin gerecht zu werden sich 
eifrigst bemiihende Verlagshandlung von L. Woerl (Wurzburg und Wien) bringt 
uns fur 1885: 

10. Den „Liebfrauen- Kalender" in doppelter Ausgabe fiir Baiern (resp. 
Deutschland) und fiir Oesterreich. Beide Ausgaben sind in den Titel-Vignetten 
der Monate verschieden, doch bescheidenen Anforderungen durchwegs auch jn 
kiinstl. Hinsicht gerecht. Der belehrende Theil, durchwegs derselbe, nimmt auf 
die brennenden Fragen der Gegenwart gebuhrend Rucksicht, schildert beriihmte 
Manner der Jetztzeit in ihrem Leben und Wirken (f Dr. Alban Stolz, Bischof 
Brinkmann von Miinster), die Heilthumsfahrten nach Lourdes, Maria Saal, Maria 
Stein, Grimmenthal — ehemalige und noch bestehende Kltfster (Mehrerau, Salem, 
Hohenfurth) und weiss fiir Aufheiterung des Gemiithes in gleicher Weise wie 
fiir die praktischen Bediirfnisse des alltaglichen Lebens zu sorgen. 

11. Der Jahresbote, ein Volkskalender fiir Stadt und Land, befriedigt bei 
grosser Billigkeit einfachere Anspriiche vollkomraen in belletristischer und 
praktischer Beziehung. 

12. Den kath. Hauskalender (Bischofs-Kalender), redigirt von mehreren 
Geistlichen der Diocese Bamberg und Wurzburg, ziert ein schones Titelbild 
»Unschuld und Liebe.* In ihm finden wir den riihmlichst bekannten katholischen 
Romancier Wasserburg mit zwei recht lebendigen Erzahlungen vertreten, Heiligen- 
Legenden : St. Kitian, Norbert ; zwei kurze Kloster-Monographien ; mebrere 
praktische und humoristische Notizen — alles durchweht vom edlen Geiste der 
Herausgeber. 



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zed by G00gle 



- 539 - 



13- Der lustige Bilder-Kalender versucht auch diesmal mit recht viel 
Geschiclc Jedermann des Lebens Ungemach in verzuckerten Pillen geniessbar zu 
machen. Auf die Holzschnitte hatte mehr Sorgfalt verwendet werden konnen. 

14. Das Taschenbuch fUr den katholiachen Clems, gleicht in seiner 
innern Einrichtung seinen alteren Briidern. Die statistische Abtheilung zeigt von 
genauer Sorgfalt in der Beniitzung der authentischen Quellen, was wir besonders 
S. 72 B. »M6nchsordeu« mit Vergntigen bemerkten. Die spec. Statistik der 
Diocesen von Deutschland fanden wir bis auf die Veranderungen der letzten 
Tage hin vollkoramen genau und mit grossem Fleisse und Sorgfalt zusammengestellt. 
Kurze bistorische Notizen bei den einzelnen Dioecesen warden diese Rubrik 
noch werthvoller machen. Auch wiirden kurze Anweisungen fttr die praktische 
Seelsorge, namentlich den bureaukratischen Theil derselben beziiglich, mit grossem 
Danke begriisst werden. Doch dem schon Gebotenen gegenfiber befiirchten 
wir auch nur mit diesen blossen Andeutungen leicht fttr unbescheiden geziehen 
zu werden. Bei grosser em Absatze wird sich dies alles wohl finden ! 1st ja eben 
alles auf Erden der VervoUkommnung fthig! 

Im Verlage der papstl. Bucbdruckerei der Raigerner Benedictiner zu Briinn 
erschienen : 

15. Matbon Placid J. O. S. B.: VaterUindischer Kalender fttr das Jahr 
1885. Das Kalendarium zieren hubsche Titelvignetten. Nach dem ausfiihrlichen 
Heiligen Verzeichnisse und der Genealogie des Kaiserbauses folgt auf einem 
Blatte mit Abbildung der Hinweis auf das Jahr als Jubeljahr Mahrens. Hierauf 
Skizzen von der Kaiserreise 1883 m Steiermark, dann eine Novelle »Furstensohn 
und Bettelkind* und der Festartikel: »SS. Cyriil und Method, c nach dem boh- 
mischen Original- Auf satze im »Moravan« ubersetzt, dann Geschichtsbilder etc. Die 
Jahresrundschau und der Sammelkasten verdienen noch bes. hervorgehoben zu werden. 
Die zahlreichen Holzschnitte sind recht gelungen, kurzum, der Kalender bietet 
fur wenig Geld recht viel. Nur wttnschtea wir statt einiger allzu localen Skizzen, 
deren von mehr allgemeiner Bedeutung fiir Oesterreich, und gleichiarbiges Papier. 

16. Moravan, von dem gleichen Herausgeber, erscheint fur 1885 im Fest- 
gewande, was das Titelbild und den grosseren Theil des Inhaltes anbelangt. 
Der belletristische Theil gruppirt sich grossten Theils um 8. Method, dessen 
iooojahrigen Todestag 1885 feierlich begangen wird. Soein Aufsatz iiber 8. Method's 
Weissagungen, seine und seines Bruders 8. Cyrill Biographie vom Raig. Bened. 
P. Method Halabala, die beiden Gedichte Soukop's. die Legende: »Slavische 
Klange.« Wir begegnen ferner zweien, so recht aus dem Leben gegriffenen Er- 
zahlungen Dostal's und einer Humoreske des unvergleichlichen Kosmak. Fur 
Belehrung in verschiedenen Fallen des hauslichen Lebens ist gleich falls bestens 
gesorgt. Besonders gelungen, was Reinheit und Schfirfe anbelangt, sind diesmal 
im Gegensatze zu friiheren Jahrgangen die zahlreichen Holzschnitte. — 

Verspiitetere Nachzttgler will der Kalendermann mil Gottea Hilfe im 
io) gen den Jahrgange der »Studien« zur gebiihrenden Anzeige bringen. M. K. 



Verzeichnis der bei unserer Redaction von Anfang Juli bis 

Ende September d. J. zur Besprechung, resp. Anzeige 

eingereichten Druckschriften. 

(Die mit * bezeichneten Nummeni wind bereits vergeben.) 

A b t P. 8. J. : Kreuzweg fiir Ordensleute und ftlr Christen, die nach 
Vollkommenheit streben. Ans dem franz. von P. Jacob Brucker. Paderborn, 
Bonifatius-Druckerei 1884. 8°. S. 58. Pr. 0.20 Mark. 

Ackerl Job., Chorherr von S. Florian, Dr.: Die marianischen Tag- 
zeiten — Erklfirung und Auslegung. Salzburg, M. MittermUller 1884. S. V. u. 
2l«, 8«. 



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— 540 — 

Braunmttller Benedict, Abt des Bened.-Stiftes Metteu: Monument* 
Windbergensia I. Theil: Traditiones (Sep.-Abdruck aus d. Verb. d. hist Vereines 
fUr Niederbayern, Bd. 23, Heft 1 und 2.) 1884. S. 43. 8«. 

Corsica und Sardinien. Ein Fllhrer far Touristen. (Woerl's Reise- 
handbiicher.) Mit Karten und Illustrationen. Wtirzburg, L. Woerl. 8°. 8. 78. 
Preis geb. 2 Mk. 

Danielis George: Bestehende und bestandene Klftster in Bfthmen, 
Milbren und Schlesien. Briinn 1884. Verlag der papstl. Buchdruckerei Raigerner 
Benedictiner 1884. 33 8. 8°. 

Essenwein Dr. A. I. Director des germ. National-Museum : Ueber die 
Herausgabe eines umfassenden Quellenwerkes : Monumenta Iconographica medii 
aevi und Reliquiae medii aevi. NUrnberg 1884. 8. IV. u. 19. 4°. 

Freiburg im Breisgau: Fllhrer durch .... und seine Uragebung. 
Herder. 3. Aufl. 61 S. mit Abbildungen und Stadteplau. 8°. 

* Gams Pius. O. S. B. v. S. Bouifaz in Mllnchen: 1. Die in den 
standigen Kloatern des Kreises Schwaben und Neuburg und ein paar anderen 
bei ihrer Aufhebung (1803 und 1806) vorbandenen MSnche. Mit archir. 
Beitragen von Otto Rieder, k. Archivsecretar. Sonderabdruck. 8°. pg. 80 — 129. 
2. Derselbe: Personalstand der sg. n st&ndigen Kloater im Bistbume Wurzburg 
zur Zeit ihrer Aufhebung 1802—3." Sonderabdruck. 8°. 36 8. 

Gitlbauer Dr. Michael, reg. Chorherr von S. Florian: Maria ein drei- 
faches Vorbild des Priesters. Primizpredigt gehalten am 5. August 1883. 
Freiburg, Herder 1884. 8°. 32 S. Preis 0.50 Mark. 

Gruber, Dr. Franz: Eberhard II. Erzbischof von Salzburg 1200— 1246. 
Vierter Theil. Programm des k. Ludwigs-Gymnasinms von 1883 — 4. Mtinchen 
F. Straub. 1884. 34 8. 8<>. 

Heiner Franz Dr.: Die kirchlichen Censuren, oder praktiscbe Er- 
klarung aller noch zu Recht bestehenden Excomunicationen etc Paderboru, 
Bonifat.-Druckerei 1884. S. IV und 437. Preis Mk. 5.40. 8°. 

Hernando Francisco: El Cruzado. Leyenda original. Barcelona libreria 
catolica 1884. S. 109. 8°. 

* Hinterlechner Fulg. P. Ord. Cap. Seraphisches Handbuch fur die 
Mitglieder dea III. Ordens des hi. Vaters Franciscus von Asissi. 8echste 
Auflage. Salzburg, M. Mittermilller. 1884. 8°. VIII. 384 u. 126 S. 

H i t z e Franz : Capital und Arbeit und die Reorganisation der Ge- 
sellschaft-Vertrage. Paderborn, Bonifat-Druckerei 1884. 8°. VIH. und 594 S. 
Preis Mk. 4 50. 

JahreBberi elite: 1. Ueber d. kgl. Ludwigs-Gymnasium in Miinchen 
fUr das Studienjahr 1883—4. Miinchen, F. Straub, 1884. S. 63. 8«. — 2. 
Dto. Das Stifts-Obergymnasium der Benedictiner in Braunau 1884. Braunau 
M. Mayerhoffer 1884, 88 S. 8° — 3. Dto. iiber die kgl. kath. Studien-Anatalt 
bei 8. Stefan in Augsburg. Augsburg Ph. Pfeiffer 1884. 8°. 66 und 76 S. — 
4. Dto. dreiunddreissigster ttber das Gymnasium des 'Bened. Stiftes Engelberg 
f. 1888—4. Luzern Gebr. Raber, 8°. S. 10. — 5. Dto. ilber die Cantonal- 
Lehranstalt in Sarnen (Obwalden) fur 1883—84. Sarnen, Jos. Mttller 1884 t 
4°. 8. 20 und 15. — 6. Dto. vierunddreissigster des k. k. Ober-Gymnasiums 
der Benedictiner in Melk 1884. Wien 1884. Ludwig Mayer, 8°. S. 99. — 
7. Dto. tiber die k. Studienanstalt im Benedictinerstifte Metten fiir 1883 — 84 
mit Beilage: Flora Mettenensis II. Landshut, Thomann Jos., 145 S. 8°. 

Janauschek Dr. Leop. O. Cist (Zwettl) : Der Cistercienser-Orden. 
Historische Skizze. Briinn, Bened. Buchdruckerei. Selbstverlag 1884. 8°. S. 39. 

Jans 8 en Johannes: Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgange 
des Mittelalters. Neunte bis zwQlfte unveranderte Auflage. Lief. Ausgabe Lief. 
22. und 23. Freiburg i. Br. Herder, 8. XEL und 227. 



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Googk 



— 641 — 

Johann Erzherzog: Einblicke in den Spiritism us. Linz, F. J. Ebenhtfch 

1884. 8°. 102 S. Preis 50 kr. 

Johns S. University (O. S. B.) Seventeenth annual Catalogue of the 
officers Faculty and Students for the ac. year 1883 — 84. S. Paul Minn. Pioneer 
Press Comp. 1884. 48 S. 

Jo st J. B. D. : Die St. Marienkirche am Matzbiichel zu Coin, mit einem 
Verzeichnisse der Pastoren und Aebtissineh O. S. B. C8ln 1884. M. Heberle, 

15 S. 8°. Preis 0.40 M. 

Julienne Sainte Vie de . . . de mont Cornillon par un Moine b^neVlictin 
de 1' Abbave de Maredsous (P. Ursmer Berliere) Namur Paul Godenne 1884. 
8°. 114 S.' 

Kleinermanns Dr. : Der dritte Orden von der Busse des hi. Domlnikus* 
DUlmen, Laumann. 1884. 8°. S. 172 u. flgd. 

Kogelgruber Kajetan: 1. Die entschuldigte Gouvernante, oder: Die 
ungleichen Schwestern. Lustspiel in einem Aufzuge mit durchgehends weiblichen 
Roll en. 20 S. — 2. Die Predigt-Auszttge und die Gratulations-Geschenke. 
Lustspiel in zwei Aufzttgeu. 22 S. Beide Salzburg M. MittermUller 1884. 8°. 
Preis je 0.40 M. 

Koneberg Hermann O. S. B. (Ottobeuern) : 1. St. Willebold, ein 
Liebliug Gottes. Predigt Ottobeuern 1884. Ganser, 8°. 13 S. — Derselbe: 2. In 
der Kaserne, Schutzen gel brief Nr. 72. Donauw5rth, Kath. Erziehungsverein 1884. 

16 S. 12°. — Derselbe: 3. Paris und die grosse Karthause. Den Kindern erz&hlt. 
Katholische Kinder-Bibliothek. 14. Bandchen. Kempten, Josef Kttsel 1884. 
Kl. 8<>. 78 S. 

Kuhn Caspar O. 8. B. (Ottobeuren) : Blicke in die Natur. Zweites 
Heft. Katholische Kinder-Bibliothek, 13. Bandchen. Kempten, Ktael 1884. 
8. 80, kl. 80. 

Lancia Dominicus Gaspar ex ducibus Castri Broli 6. S. B. Archiep. 
Montisregalis Ecclesiae: Epistola pastoralis ad Clerum et Populum archidioecesis 
Monregalensis. Romae ex typog. Polyglotta 1884. 4°. 15 S. 

Lehmkuhl August, S. J.: Theologia Moralis. Vol. H. continens theol. 
mor. specialis partem secundam. Friburgi, Brisgoviae sumpt Herder 1884. 
XVI et 846 S. 8°. Preis 9 Mark. 

Lindner August : Die Aufhebnng der Klttster in Deutschtirol 1 782 bis 
1787. Ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's U. I. Heft. Innsbruck, 
Wagner 1884. 78 S. 8«. „ 

Mathon Placid J. (Raigern): 1. Moravan, kalendar na rok jirbilejni 

1885. V Brnfi 1884, nakl. knihtisk. benediktinfi. Kalend. S. 136 u. flgd. 8°. 
Preis geb. 45 kr. — 2. Vaterlandischer Kalender fur das Jam 1886. Brttnn 
1884. Druck und Verlag der Benedictiner Buchdruckerei 1884. 8°. 133 S. etc. 
Preis 45 kr. 

Meinrad's College S. O. S. B. (Spencer County, Indiana): Annual 
Catalogue for the schol. year 1883—84. S. Meinrad „ Abbey 41 print 1884. 
S. 20 u. 2. 80. 

Niedernreger A. Soc. J. : Der Studentenbund der Marianischen Sodali- 
taten, sein Wesen und Wirken an der Schule. Regensburg, Fr. Pustet 1884. 
117 S. 8o. 

Nowarow Gregor: Die KliJster in Oesterreich-Ungarn verzeichnet. 
Brilnn 1884. Druck und Verlag der papstl. Ben. Buchdruckerei. Preu 25 kr. 

Officium parvum B. Maria© Virg. et ofncium Defunctorum ad usum 
S. Ord. Cisterciensis. Graecii Udal. Moser 1884. 194 S. 12°. 

Plenkers Wilhelm S. J.: Der Dane Niels Stensen. Ein Lebensbild. 
Zweite Halfte: Stensen als Priester und Bischof. (Erganzungshefte zu den 



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— 642 — 



„Stimmen aus Maria-Laach" — 26.) Freiburg i. Br. Herder 1884. 8°. IV. u. 
114- 206. Preis Mk. 1.25. 

Programm XVTIL des k. k. Ober-Gymnasiums der Beoedietiner za 
Seitenetetten. Veroffentficht am Schlusse des Schuljahres 1884. Linz, Josef 
Feichtinger's Erben 1884. S. 99. 8°. 

Prospectus: St. Benedict's College. Atchison, Kansas 1884. Atchison. 
C. W. Beall. 1884. 8°. 8. 46. 

Ratzinger Dr. Georg: Geschichte der kirchlichen Armenpflege. Ge- 
kr&nte Preisschrift. Zweite umgearbeitete Auflage. Freiburg i. Br. Herder 1884. 
8<>. XIV u. 616 S. Preis 8 Mk. 

R u e* d i n Charles M. : Vie de la Ve*ne>ee Anne - Elisabeth Gottrau, 
abbesse des Bernardines de la Maigrauge, oeuvre posthume de Dom Marcel 
Moreau directeur du monastere (1803) . . . Fribourg (Suisse) Impr. de Saint- 
Paul 1884. VIII. et 126. 8. 8«. 

Rttckert Dr. K. Th.: Nach Nord-Afrika, Nach seinem Tagebuch 
geschildert. Mit vielen Illustrationen und Karte. Wtirzburg. L. Woerl (Woerl'e 
ReisebUcher) IX, 648 und VIII. 8°. Preis geb. 6.60 M. 

Sasinek Fr. V.: Arpid a Uhorsko. PojednAva. Turd. 8v. Martin. 1886. 
S. 48. 8«. 

Scheffer. Boichorst Paul Dr.: Zur Geschichte der bairischen und der 
pfaizischen Kur. (Sep.-Abdr. aus den Sitzungs-Berichten der philoL und 
hist Classe der kgl. bayr. Akademie der Wissenschaften 1884. Heft iH) 
8. 462—606. 8°. 

Schraitt Jacobus: Manna quotidianum sacerdotum, tomus III. edrtio 
altera. Friburgi Brisg. sumpt. Herder 1884. XU, 623 et LXV. S. 12°. 
Preis 3 Mk. 

Schnell Eugen : Sanct Nicolaus. Zweites Heft. Oesterreich-Ungarn. 
Brlinn, pSpstl. Bened. Buchdruckerei 1884. 8°. 78 8. 

Scholten Robert Dr.: Papst Eugen IV. und das Clevische Land**- 
bisthum. Cleve Fr. Boss. '884. 8<>. 71 S. 

Schott Anselm (a. d. Beuroner Congr. O. 8. B.): Das Messbuch der 
hi. Kirche (Missal e Romanum) lateinisch und deutsch mit liturgischen Er- 
klarungen. Filr die Laien bearbeitet. Mit einem Stahlstich. Freiburg i. Br. 
Herder 1884. 8». XH, 429 u. 186 8. 

* Stamm Christian Dr.: Kanzelvortrage des hochw. Bischofs von 
Pad er born, Dr. Conrad Martin. Vierter Band, Festreden. Paderborn 1884. 
Bonifatius-Druckerei. 8«. 386 8. Preis M. 8.«0. 

8chuch Ignaz (Kremsmttnstcr O. 8. B.): Handbuch der Pastoral- 
Theologie. Siebente Auflage. Lief. 1—6. Innsbruck. Fel. Rauch 18*4. S. 1—800. 
Preis per Lieferung 1 fl. 

Steindlberger Ulrich (Kremsmunster O. 8. B.): Mein Gott und mein 
Alles. Gebet- und Erbauungsbuch. Salzburg M. Mittermftller 1884. 8. 526 u. 
VI. kl. 8o. Preis geb. Mk. 2 = 1 fl. 

StepiBchnegg Dr. Jak. Max. Fttrstbischof von Lavant: Das Karthauser- 
Kloster Seiz. Mit 2 Abbildungen. Marburg Joh. Leon. 1884. 8°. S. 100. 

Sylvain Ch.: Histoire de Saint Charles Borrome'e, Cardinal Archeveque 
de Milan. Tom I, II, III. (Collection historique) Soci&e* de Saint Augustin, 
Descle*e, de Brouwer et Comp. Lille 1884. 8°. 1: XIV et 446; H: 420; 
III: 399 8. 80. 

Testa mente. Ueber . . . Der Geistlichen und Laien. 2. verb. Auflage. 
Paderborn, Bonif. Druckerei 1884. 8°. 63 8. 

T ho in a 8 Dr. med. L. : Kurze Bemerkungen uber das Klima von 
Freiburg im Breisgsu. Freiburg 1884. H. M. Poppen. 14 8. 8°. 



^ 



:ed! \ m _ ..._.„ 



— 543 — 



Vereinigung der christlichen Voiker zur Siihn-Anbetung. Regensburg 
u. Amberg, J. Habbel 1884. 8°. 16 S. 

Vyehodil Pavel J. Fr. O. 8. B. (Raigern) : Aristotelova kniha o 
basnictvf, kterou prelozil a vysvStlivkami opatfil. V Brae" 1884, u&kl. pap. kniht. 
rajhradsk/ch bened. 55. 8. 8°. 

Vincents College St. Westmoreland County. Cathalogue of the Officers 
and Students 1883—4. Baltimore, John Murphy 1884. 6. 76. 8°. 

Wachet and betet. Vollst&ndiges kath. Gebetbuch. Neue Auflage. 
Dttlmen, A. Laumann. 476 S. 12°. 

Wandrille Saint, Abbe de Fontenelle, — de la vie et des miracles 
de. ..par un Moine beneMictin de 1' abbaye de Maredsous (P. Germain Morin) 
Paris, Bray et Ketaux 1885. 12<>. S. 85. 

* Weiss Fr. Albert Maria O. Pr. Apologie des Christenthums vom 
Standpunkt der Sittenlehre. Vierter Band. Freiburg im Br. Herder 1884. 8°. 
X u. 10036 S. Preis M. 8. 

Woerl's Reisehandbticher. StadtefUhrer. Es erschienen bis jetzt und 
liegen vor : Aachen (2. AufL), Amberg in der Oberpfalz, Aschaffenburg (2. Aufl.), 
Augsburg (3. Aufl.), Baden-Baden (3. Aufl), Berlin (2. Aufl.), Bonn, Brixen an 
der Eisack, Chemnitz (2. Aufl.), Coblenz, Dormund (2. Aufl.), Dresden (3. Aufl.), 
Dusseldorf (3. Aufl.), Frankfurt a. M. (6. Aufl.), Frankfort an der Oder (2. Aufl.), 
Freiburg im Breisgau (2. Aufl.), Graz (2. Aufl.), Heidelberg (4. Aufl.), Dasselbe 
in franzOsischer Sprache (2. Aufl.), Innsbruck (2. Aufl.), Jena, Karlsruhe 
(2. Aufl.), Kissingen (2. Aufl.), K&ln (4. Aufl.), Konstanz, Krems a. d. Donau 
(2 Aufl.), Landshut a. d. Isar (2. Aufl.), Linz a. d. Donau (2. Aufl.), Mainz, 
Mannheim, Miinchen, Munster in Wewtfalen (2. Aufl.), Paderborn (2. Aufl.), 
Prag (2. Aufl.), Strassburg im Elsass, Stuttgart, Trier (2. Aufl), Ders. franz. 
und engliBch.. Wttrzburg, Wien, Ders. in franz. Sprache. Alle mit Stadtplan- 
Ansichten, einige mit K art en der Umgebung und Eisenbahnkarte. Stftrke versch. 
zw. 16—16 Bl. 8°. Preis pr. Heft 0.50 Mk. 

Wolfs gruber Dr. Coelestinus O. S. B.: Hortulua animae. Precationes 
in usum omnium eruditorum, praeseitiro studiosae iuventutis. Augustae Vindel. 
Dr. M. Huttler. S. 604. 8°. 

* Zeibert Dr. Franciscus: Compendium historiae ecclesiasticae. In 
usum clericorum seminarii Brunensis. Brunae, typis et sumpt. typogr. O. S. B. 
Raihrad. 1884. XV et 703 S. 8°. 

Zschokke Dr. Hermann : Constantino pel. Eine Fahrt nach dem golden en 
Horn. Mit 1 Karte und 31 Bildern. (Woerl's Reise-Bibliothek) Wttrzburg, Leo 
Woerl 1884. 8°. 370 S. Preis geb. 5 Mk. 



Anfragen, 

I. Nahere Auskunft ist erwiinscht tiber die ehem. Benedictiner-Abtei 
Abbazia (nun in Aufschwung gekommener Luftcurort) bei Fmme, die 1449 
bereits genannt wird und wahrscheinlich von Monte-Casino aus gegrilndet wurde. 
Diese ehem. Abtei kommt auch angeblich unter dem Naraen St. Jacob della 
Preluka, S. Giacomo al palo, St. Jakob vom Stock chen vor und fiel spiiter den 
Augustiner-Eremiten in Fiume zu. 

1L Um eine Zusammenstellung der ehem. Benedictiner«Kloster in den 
Rheinlanden (alphabetisch oder chronologisch nach der Griindung) wird gebeten. 

IH. Wer ubernimmt wohl fiir die Studien die Abfassung neuer hist 
Monographie iiber den grossen heil. Cardinal Petras Damiani (f auf einer 
Legationsreise zu Faenza in Umbrien und im dortigen Cisterzienser-Kloster 
begraben), den Dante selbst in 21 Ges. II Paradiso mit den Worten feiert : 



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t 

— 544 — 



»Dort war mein Name Petrns Damian Peccator aber in Maria's Hall en, die an 
der Adria sind, aufgethan.* Die ganze einschl^gige Literatur miisste genau 
beniltzt werden. Dr. Kleinermanns bez. Schrift wird als bekannt vorausgesetzt. 

IV. Um Auskunft fiber ein ehem. angeblich in Lothringen gelegenes Ben. 
Kloster ad S. Leopoldum wird gebeten. 



Erledigungen. 

I. Bez. der Anfrage: »Translatio Corporum SS. Benedict et Scholasticae.« 
— Es handelt dariiber : Saussey Car. : » Annales ecclesiae Aurelianensis saeculis 
et libris XVI. Addito tractatu de veritate Translationis Corporis S. Benedicti ex 
Italia in Gallias ad raonasterium Floriacense, Dioecesis Aurelianensis. « Paris 
(Drouart) 1615. 4 . (in der Cantonalbibliothek zu Aarau befindlich). — A. L. 

II. In der Anfrage S. 390 Heft IV des 4. Jahrg. 1883 der Studien, be- 
treffend den Sinn zweier dort angefuhrten deutschen Verse findet einer unser H. 
Mitarbejler (J. Pf.) eine mittelalterliche Anempfehlung der firagl. Beisteuer zum 
Stiftskirchenbau S; Stefan nebst altem christlichen Segenswunsch fur den event. 
Wohlthater in der Fassung: »Dank habe der fande — Seine » Verse sind (seien) 
voile Hande (voile Spenden) Au w e i s s e r Wand (gleichsam eine) Bittschrift 
(verstehe Ablass — Gliick und Segenswunsch) Gut werde sein Ende.« 

Corrigenda. 

Heft III. d. J. Seite 1. Zeile 11 v. ob., lies st. 946 richtig 646. — 
S.' 23. Not. 6b) lies st. di richtig die. — S. 24. Not. 73. 3a) alinea Farf 
st. Tarf. 

In diesem Hefte: S. 358, 4. Z. von oben lies: Heft III. S. 73— 91 
statt: Heft II. S. 361—373, S. 423. Anmerkung Z. 7 v. unten lies: fideiiussor 
statt: fidei ussor. S. 513. Z. 5 von oben lies Coeur statt Couer. 



Correspondenz der Redaction. 

P. Od. in M. Ein s.: Aufsate ttber die Begr. 8t. der h. Kais. Adalheide 

k&me ganz erwttnscht. — Jost in K. Brief so eben erh. Erled. auf gl. W. — 

Becker in N.: Buzbach folgt mit Br. — D. Dip p. Wollten nicht auch Rate. 

-neuest. W. zur Bespr. iibern.? In d. Heft wohl alles unterg. Hoff. zufrieden. 

— Becker in Fischeln. n. Vide. Anfragen in d. Hefte. — Stift Lam- 
bach: Artikel ttber die Festfeier far Heft 1. nebet. — Kaschowitz in Gr. 
Das GewiinBehte in der Verlagshdl. 8. Augustin in Tournay z. bez. — Rom. 
in Brev. Wurde leid. mit Bearb. n. fert. Bitte um Ms.-Kat weit wichtiger. 

— Sasinek. Zur Kenntn. genom. — Abon. in Wiirtemberg.: WQnsche 
gerechtfertigt, werden beriicksichtigt. — Mehrere IiH. Mitarbeiter: 
Redactionsschluss ftir H. I. d. neuen Jahrg. Anf. Dec. Sp&ter keine Berucks. 
mbglich. — An die p. t. Redactionen der mit uns iin Tauschverkehr 
stehenden Zeitschriften: Das flgd. erste Heft d. neu. Jahrg. d. Studien 
wird von jeder eine Inhaltsangabe u. Wttrdignng des Jahrg. 1884 bringen. — 
D. Plaine. Maintenant a mon tour de demander si tout est arrive\ et acquitte 
a souhait. — Santarelli Rom. Come vede Ella medesima, e stato impossibile 
di produrlo in queeto quaderno. Verra nel prossirao, sicuramente, nella rnbrica 
designata. — Rick en bach M. Cas. Per la 3. annata (rinchiusa la corrente^ 

— libri da Benzig. giunti, articoli indicati benvenuti — altre cose per lettera. 
To the P. T. Subscribers of the Stud, in America For Roth: 
S. Elisabeth (one copy) we entreat to nay 14 h. Masses ad int. pet — New- 
Nursia. If continuation is desired we pray to give us an official declaration- 

— For Downside a. Fort Augustus. Letters long since gone off not yet 
answered till this hour. — Boner a Paris. Pour une lettre plus longue deja 
tout prepare. Veuillez avoir patience et indulgence. — To our foreign P. T. 



Digits 



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545 



Subscribers and Readers. For a double purpose, we pray to send us 
post-stamps and post-signs used of every kind and valor (Cartes of Correspond., 
covers, stamps pressed in etc.) excluded German and Austro-Hungarian ones. 

Schluss der Redaction am 15. October. 



Correspondenz der Administration. 

Da mit diesem Hefte der V. laufende Jahrgang der „Studien tt schliesst, 
erbitten wir uns die noch ausstandtge Begleichung der Pr&numeration von 
den p. t. HH. Abonnenten init Nachfolgendeti Schleifen-Nr. : 

1, 19, 21 (2 Ex.), 28, 31, 82, -5, 44, 50, 51, 63, 59, 66, 90, 98, 109, 
113, 114, 135, 157, 172, 177, 193, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 223 (3 Ex.), 
228, 233 (2 Ex.), 237, 239, 240, 242, 248, 254, 269, 260, 268, 269, 272, 274, 
277, 279, 281, 296, 308, 309, 316, 330 (3 Ex.), 332, 385, 837, 339, 344, 345, 
350, 358, 360, 362 (Rest 60 kr.), 368, 365, 366, 371, 874, 376, 379, 881, 386, 
887, 388 (2 Ex.), 392, 397, 898, 399, 401, 406, 421, 422, 424, 426, 432, 433, 
436, 441, 447, 448, 449, 452, 456, 458, 459, 467, 472, 474, 476, 479, 480, 
481, 484, 503, 509, 615, 516, 517, 618, 519. 

Der rttckstandige Betrag kann am besten zugleich mit der Pranum.- 
Erneuerung fur 1886 mittelst einer Postanweisung entrichtet werden. 



Das erste Heft des neuen Jahrgauges erscheint zu Neujahr 1886. 



I. O. G. D. 



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Einladung zum Abonnement 

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„Alte und neue Welt. 



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Uliutrirtes Katboluches Familienblatt inr Unterhaltung 1. BelehriiBg. 

Herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Schi iftsteller geistlichen u. welt- 
lichen Standes ana alien Gegenden dor Weh. 

XIX. Jahrgang 1885. 

Jahrlich erscheinen 24 oder monatlich 2 Hefte in Umschlag von je 4 1 / a Bogen, gross 
Quart, reich illustrirt, nebst einer Anzeigen-Beilage. 

Preis per Heft 25 Pfg. oder 15 Kr. - per Jahrg. 3 fl. 60 kr. 0. W. = Mk. 6. 
Mit prachtvoilen Oelfarbendruck-Bildern, Pendants: 

Der Engel dee Meeres und Der Engel des Friedens, nach dem Gemaide 

von Andrea Passerini. 

Gegen Nachzahlung von I fl. 60 kr. per Stuck. 

D^* Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes, durch alle 
Hauptzeitungsexpeditionen, sowie direct von der Verlagshandlung Gebruder 
Karl & Nicolaus Benziger in Einsiedeln in der Schweiz. 

Der nene 19. Jahrgang 1885 hat sieh mit den zwei nns nun vorliegenden Hef en bereits 
bestens eingefUbrt. Eine Reibe vorztlglicher nener Krafte baben »icb nm das Banner dieser seit 
Jahren best-renommirten Familienzeitschrift ge*chaart. Schriftsteller nnd Dlcbter ersten Ranges, wia 
Johannes Janssen, Alex. Kaufmann, Dr. F. HergenrStber, Friedrlch Schneider, Philippus LaJcus etc. 
wotteifern mit der erprobten Schaar alter Mitarbeiter, durch die beaten Frtichte ihrer Mnse, Her* 
und Oemtitb ihrer Leser auf katholixch-kirchlicbem Boden zu erfreuen. Die verdientesten Haler, 
als Cipriani, Ebrentraut, Gniliano, Grob, Jorls, Mantegazca, Michis, Mion etc. rind dnrch taervor- 
ragende Arbeiten vcrtreten. An* dem 1. Hefte verdlent vor all em hervorgehoben zu werden der 
Festartikel turn dritten Centenarinm des bell. Karl Borromfius von Dr. Franr Hergenrftther, ferner 
der blslang nocb nicht vcroffentlichte Sonetten-Wechsel zwi«chen d«m begeisterten, leider m frfth 
dahingeschiedenen edlen Winger Wilbelm Molit^r und dem Dlcbter des Ek^ebard Scheffel aus dem 
Jahre 18fi5. Wir werden im nachsten Hefte der 8tndien auf den neuen Jahrgang von ,,Alte und 
neue Welt" mit einem Rflrkblicke auf den abgeschlossenen Jahrgang wieder zuruekkommen. 

Angesicbts der mficbtig fiberwuchernden Conkurrenz glaubensfeindlicher oder weniavtens 
gauz farbloser illustrirter Zeitschriften, denen wiederholt scbon der Coup gelnngen ist, durch ihre 
Abonnenten je per Person wenlgstens eincn ueuen zu gewinnen und so das offene und verborgeiw 
Gift ihrer Lebren und Anpchauungen, diesen gefahrllcbsten Ba ceil us der modernen Versumpftheit in 
Hunderttausenden von Exemplaren immer tiefer dor menschlichen GeselUchaft einzuimpfen, irt e* 
heillge Ehrenpflieht jedes Katholiken, narh Massgabe seiner Mittel die ehrende Concurrenz, die 
•ich die Redaction d leser Zeitschrift gestellt hat nnd der sie mit den grSssten materiellen Opfern 
in stetig vervollkommter Weise anch gerecht wird, gerade auf diescm breitesten und bedrohliehsten 
Gebiete, durch m6glich*t zablreicbe Gewinnnng neuer Abonnenten, Freunde und GCnner zu unter- 
stutzen. Das allbekannte ,,Helfe dir selbn" wftre bier am wenigsten am Platze, bier gilt es ,.mlt 
ve rein ten Kraften." M. K. 

„Blatter fUr Dilettanten," 

herausg. von J. Stocklllger & Al. Morsack in Wien, VI. Bez., Esterhazy- Palais. 

Dieses nun schon im IV. Jahrgange (monatlich mit a Zeichnungs-Beilagen) erschcinende 
Journal, ein Organ fur Laubsage-, Schnitz-, Einlege- Arbeiten, Holzmalerei und dergl. hausUche 
Kun star bci ten konnen wir bestens empfeblen verraoge der stylvoll-schonen Zeichnungen und 
fachmannisch gedicgenen Anleitung zu deren Ausfuhrung. 

Ganzjahrig fl. 2.50 = M. 5.— Halbjahrig fl. 1.25 = M. 2.50. 

Bei ganzjahrigen Abonnement erfolgt eine Zeichnunga-Beilage als Primie. Abonnements 
direct per Postanweisung oder durch Buchhandlungen und Postamter. Probe-Nummern 
werden gratis zugesendet. — 




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