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Full text of "Über Raçen der landwirthschaftlichen Hausthiere"

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ehe en 


Kacen, Kreuzungen 
und Veredlung z 
i ee — 


landwirthſt chaftlichen Hausthiere. | 


; 2 


Herausgegeben 
Hofrath ı ordentlichen Vrofeſſor der Landwirthfchaft und Rameraliwifen- 


6 der K. p. Rhein = Univerfität zu Bonn, Direstor des 


— au 
And wirthſchaftl. Inſituts daſelbſt und mehrerer gelehrten Gefells- 
ſchaften, wirkliches Ehren⸗ und korreſpondirendes Mitglied. 


Mit 2 Steintakeln. | 
Nebſt einer allgemeinen Beſchreibung des Skeletts 
der Hausthiere ‚von Dr. Weber, Prof. zu Bonn. 


Su Elberfelb 1825. 
Buͤſchle rſche Verlagsbuchhandlung 


\ 


Bw nr ende, 


| Die Srundlinien zu dieſer Schrift habe ich bez 
reits im Sabre 1812 unter dem Titel: An— 
deutungen der wichtigſten Nagenzeiden 
bei den verſchiedenen Hausthieren wm. ı. 
in dem Jahrbuche der thüring’fchen Landwirdfchaft 
befannt gemadjt, mit dem Borfag: in der Folge 
diefe Ideen weiter auszuführen und mit Erfah 
"rungen zu belegen. Hier iſt dieſe weitere Aus— 
führung, Der jene Andeutungen zu Grunde Tiegen 
an welchen ic) in einer Reihe von Jahren wenig 
zu ändern, wohl aber viel hinzu zu feßen ge 
funden habe. — 2 
So lange ich: die Landwirthfchaft in. Verbin: 
dung der Theorie mit der Praxis treibe, babe ih 
mein beftäntiges Augenmerk auf diefen Gegen 
ftand gerichtet theilß weil er mich vor allem an- 
gezogen, theild weil ich bei einem tiefern Eindrins 
gen in denfelben fand, daß bier noch ſehr Dre 
zu thun ſey, ehe man zu. richtigen für- Das yrafz 
tifche Leben hoͤchſt wichtigen. Reſultaten gelangen, 
koͤnne. WE 


Alles was bier von mir aufgeftellt worden, 


ſind eigene Erfahrungen oder Erfahrungen anderer 


beobachtender Mimer, deren Zeugniß Achtung 
verdient. 


br habe nicht mit einem großen gelehrten 
‚ Apparat glänzen wollen, fonft hätte ich leicht eine 
Menge Büchertitel anführen koͤnnen; nur ba, 
wo ich fremde Ehrfahrungen — habe — 
— angezeigt. | 


Ich wuͤnſche nichts F— als, daß 
ſich — Bogen des Beifalls der Kenner erfreuen 
moͤchten und werde JZurechtweiſungen ‚ wenn ſie 
in. einem Tone wie er ſich geziemt gegeben 
‚werden, gern an nehmen. — Aber grundlofe Ab: 
forechereien mit Vornehmthun verbunden, koͤnnen 
feinen Einfluß auf mid haben und. joldhe beant⸗ 
worte ich auch gar night, 


. Diejenigen meiner — — und 


Freunde, welchen ich Diefe Ideen ganz oder heile. “| 


weife mittheilte, haben folde ihres Beifalls werth 
a ‚und mir troß meiner dringenden Bitten 
: Feine Widerſpruͤche matgetheilt. Dieß ſoll aber 
durchaus kein Beweis fuͤr mich ſein, denn oft 
uͤberſieht das Auge de ae was des Kri⸗ 


feed erforſcht. . 
— 


Bonn im in 1825." 


Der Berfaffer. 


Einleitung. = 


— 


— * Sa - * — — Nr. z —* 


Begriff von Ragen 
Erfies. Kapitel. 
— agenjeichen: . 
Be ee 
Kom Halte EEE —— 
IM, Von der Bruf und den Vorderbeinen 
IV. Bon dem Leib rn page 
” Von dem Kreuz und ben Hinteetbeilen “>, 
Von den Haaren. 
Zweite Kapitel, 
Von den aͤuſſern Einuͤſſen, welche die Racen 
ſtimmen und von den verſchiedenen Rasen 
Hausthiere. ee . 
— 
Temperament Be 
Körperliche Eigenschaften und Triebe . 
Natur⸗ und Kunfttriebe . — 
Aufenthaltsort und Nahrung . — 
Bergthiere. — Schaf — Ziege 3 ; 
Höhen oder Ebenenthiete .. = 
Siefenthiere — Rind 
Sumpfthiere, — Schweine . - le 
Nahrung und Gattung + - 097 
Einfluß der Gewöhnung und Erjiebung . . - 
: sten der Nagen der * year su 


\ 


#7, 


Sahbalt 


1. Pferderaçen F TE 


SEAL Ridoichräcen 2... 


HI ESchafracen u... 
IV. Schweineraen . . . 
Drittes Kapitel. — 
Von den Kreuzungen und der Veredlung 
Eiſte 
„Zweiter Grundſatz . ; 
Dritter Grundfaß . . 
Vierter Brundfag „= 2.2. wet 
Bon dem Skelette der Hausthiere . . . 


Erklaärung der Abbidung der Hagen, 
a a 


Zeigt — Kuh als unſer Urrage. 
Vielleicht die Beine um ein wenig. höher und 
weniger ſtark ſeyn. 


Iſt eine Mittelsage fo: wie fi ie. zum. Den in 
Franten gefunden. wird. ee 725 


e Die Schweizer Bergrage. Vielleicht diirfte bier. 
der Koder im Allgemeinen etwas ſtaͤrker ange⸗ 
deutet ſeyn. 


——— 


— 


Eeite 18 Zeile 49 von oben lief angegebenen. 
= — ige unten reg Fig. 2 Rate Sig. 5. Fig, 4 
und 5 fireiche weg. 
Ki obeit lies Gig. 3 ſtatt 5. 
43 — oben lies Fig. x; flatt a. 
12 — oben lies Fig. 2fkatt6 oder ig. Be wes 
ar oben lies Fig: 3 ſtatt 5. 
4 — unten. lies. hyſtologiſche ſtatt beste 
6 — oben lies oben fatt eben 
4. unten Lied brillanter fatt brilfianten. 
15 — oben lied. möchte ſtatt möchie 


* 


€ inleitun 9. 


ä —— 
en. v — 


er iſt bekannt, daß au dem m naturhiſtoriſchen Syſtem 

= ae Thiere in Genera und Species abgetheilt werden 
mb wenn auch die Syſteme der Naturgeſchichte im All⸗ 
gemeinen von ſehr verſchiedenartigen Principien ausge⸗ 
hen, ſo iſt doch dieſe Eintheilung genau fixirt. 


Im gemeinen Leben iſt man indeß über den Begrif 
von Ragen, Arten nnd. Gattungen nicht immer 
im Klaren, wir wollen daher — zum Bern 
niß darüber bemerken: ’ 


| Nach Linné« bilder z. B. Es ein — (Gat⸗ 
tung) Species (Arten) davon aber find: | 
4) das eigentliche Pferd, Equus — 
2) der Eſel, Equus Asinus; | 5 

3) dag Zebra, Equus Zebra u. ſ. w. 
| Eine Vermiſchung zweier Species, wie z. B. des Pfere 
des mit dem Eſel, was, wenn die Mutter die fe * 
lin der Vater das Pferd, den Mauleſel, Hinnus, 
wenn aber die Mutter das Pferd und der Vater der 
Eſel, das — ——— AMolus, ‚giebt, ann man 

A 


TE Seesen nz 


feine Race nennen, denn fie find fo wenig eine Varies 
tät vom Efel als vom Pferde, fo wenig wie man fagen 
‚kan; daß der Eſel oder das — eine Rage vom 
Pferde fey. 

Dieß find eigentliche Bafarde und die meiſten koͤn⸗ 
nen ſich unter ſich nicht fruchtbar begatten, dadurch ſchon 
find Baftarde und Kreuzungen verſchieden, indem 
ſich letztre, naͤhmlich die Miſchung zweier Ra wieder 
fruchtbar begattet. 

Ein gleicher Fall tritt bei dem Geſchlechte Bos ein. 
Davon find z. B. Species: 
a) Bos Taurus der gemeine Ochs, — 

) B. Bubalus, der Buͤffelochs, 
c) m Urus, der Auerochs u. f. w. 


8. 2. 

Unter Raçen verſteht man: Thiere voneinemund 
demſelben, Genusund einer und derſelben 
Species, denen alle ver Hauptcharacter der 
Species eigen, die fich aber im Einzelnen 
wefentlihdurd Zeichen unterfcheiden, wel 
che durch ihren Aufenthältsort, Clima und 
Lebensweiſe bedingt und mit dieſen im 
innigften Baghkiinkiger chen. 


—— 
So bieten unſre Hausthiere, die ſch auf geringe 
Genera und Species reduciren laſſen, ſo wie ſelbſt die 
eultivirten Pflanzen, eine Menge Ragen dar, die ſich 


Allerdings durch ſehr weſentliche Merkmale unterfcheiden. 


Wer findet, und wenn er es in feinem Leben nur das 
erſte Mal vergliche, nicht einen Unterſchied zwiſchen 


I 
J 


— 


dem arabiſchen und hollaͤndiſchen Herde, oder 
Ben der ſchweizer und ER Kuh? 


| $ 4. | —— 
— A Meinungen der Naturforfcher find im he 


nicht darin übereinftimmend: ob bie verfchiedenen Racçen 


urſpruͤnglich nur von einer Hauptrace ausgehen, oder ob 
ſie gleich an verſchiedenen Orten und Gegenden, ſo 


= verſchiedenartig „wie fie uns erſcheinen, gebildet find: 


Dffenbar iſt die Meinung die richtige: daß alle Ba 
rietäten und Raçen urſpruͤnglich nur einem 
Stammvater angehören, und daß die großen 
Berfchiedenheiten, unter welchen fie uns 
gegenwärtig zum ‚cheil erſcheinen, bloß 
‚eine Folge der Bedingungen find, unter 
welhen fie leben. Es feheint bei vielen Thieren 

allerdings ſehr unwahrſcheinlich, daß alle Raçgen nur 
einem gemeinſchaftlichen Stammvater ang gehoͤren ſollen, 
wie z. B. beim Sunde Bedenkt man aber, wie ſtark 


hier sie aͤuſſern Verhaͤltniſſe einwirken ſo Wird bie 


Sache ſehr leicht erklaͤrlich; auch muß man nicht ver⸗ 
geſſen, daß gerade bei dieſen Thieren mehrere Kreuzun⸗ 
gen faͤlſchlich Ragen genannt werden. Wie ſehr fi ich 
aber der Typus durch aͤuſſere Einfluͤſſe veraͤndern koͤnne, 
* in ver ei gezeigt werdeit: 


& u 


Wollte man dieſe Behauptung uͤbrigens laͤugnen, 
fo koͤnnte man aus der Pflanzen : ünd Thierwelt eine 
unendliche Menge Beiſpiele daruͤber anführen, wie die 
| — — m Er — BERGE 


! * 


⸗ 


iſt, neue Varietaͤten und Ragen unter, der an 
und Thieren zu erzeugen. | 
Um diefen Gegenſtand mit der ihm gebihrendent 
Gründlichkeit zu behandeln, iſt es nicht geung, die Nas 
tur bloß einſeitig anzuſehen, fondern fie muß in ihrer 
Totalitaͤt betrachtet werden, und in ſofern muß das 
Pflanzenreich nicht minder als das Thierreich beruck⸗ 
ſichtiget werden. 
— — 
Wem wird es 5. B. einſallen, mit Granden bewei⸗ 
ſen zu wollen, daß eine Menge Berfchiedendeiten von 
dem Geſchlechte Brassica nicht urſpruͤnglich von ei— 
‚nem Stammvater abfiammen, So bietet z. B. Brassica- 
oleracia eine Menge Barietäten dar, die fü ch wefents 
licher von einander unterfcheiden, als es manche Vieh—⸗ 


raçen thun, und — gewiß von einem Urvatet Ram 
men. 


P 


6 * Ir 
Die Veränderungen, welche eine Species unter ver⸗ 
ſchiedenartigen Himmelsſtrichen erleidet, find ehr groß, 

‚aber e8 findet fich fihmerlih ein Zweifel - dagegen, 
daß fie nicht demungeachtet von einem Urvater abftam- 
men Fönnten. Um aber diefe Behauptung, die hier tm 
Grunde ziemlich gleichguͤltig, zu belegen, muß mar 
durchaus die aͤußern Einfluͤſſe auf die Bildung der 
Koͤrperform kennen. Dieſe gegenſeitigen Verhaͤltniſſe 
ſind aber zum Theil fo. fein, der Einfluß fo Tangwierig, 
daß es in der That nicht leicht wird, etwas Beſtimmtes 
daruͤber zu entſcheiden. So viel iſt indeß gewiß, daß 
diefer Einfluß‘ ganz weſentlich; von dieſem aber in der 
Folge mehr. 


— 5 


ER ft EIFERP IF — 


Verſchiedene Ragenzeihen, 
8. 

Alle Raten unterfcheiden ſich von — — 1: ah 
verſchie dene Merkmale, Die bei. einigen mehr, bei andern __ Yu 
weniger in die Augen fallen. Se länger eine Thierart — 
einer beſtimmten aͤuſſern Einwirkung ausgeſetzt ward, Lmihtien 

deſto beſtimmter und hetboriretender werben diefe Merk 1; r — 
mahle, deſto hartnaͤckiger wird aber auch die Umaͤnderung 
des ganzen Typus. Go wie der Typus ber Thiere U I} 
. Überhaupt arſpruͤnglich durch das Skelet beſtimmt wird, 
ſo auch bei den verſchiedenen Raçen, und deßhalb iſt 
es bei Beartheiluug derfelben durchaus nothwendig die 
wefentlichſten Theile des Knochengebildes zu kennen, 
am die bedingten Abweichungen zu bemerken. Alle 
Abweichungen, die nicht im Knochenbau, ſondern viel⸗ 
leicht bloß in der Fleiſchmaſſe oder andern weichen 
Theilen beſtehen, beſtimmen nicht eigentlich Raçen, 
ſondern, wenn ich mich dieſes Ausdrucks bedienen darf⸗ 
Unterragen oder ——— re 


% 9% 


Das wichtigfte aber, ſelbſt fuͤr den —— — 
Nomen, iſt offenbar die Aufſtellung einfacher, 
ficherer und in die Augen fallender Kenne 
zeichen, wodurch ſich Die verſchie denen 
Thierra gen von einander unterſcheiden. 
Nur durch fie iſt man wirklich im — die Ragen⸗ 

unterſchiede zu beſtimmen. 


a en — 


| — 10. 
Diefe Kenngeichen find bei einigen Hagen ——— 
tender bei andern find fie ſehr fein und weniger ber 
fimmt und Finnen nur vom Kenner mit Beftimmtheit 
' wahrgenommen ‘werden, Bei einigen Ragen jind fie 
ferner allgemeiner, indem fie die Form des ganzen Koͤr⸗ 
pers und feiner Theile umfaſſen; bei ander aͤuſſern fie 
ſich nur in beſondern Theilen des Koͤrpers. 
Ns Ur, = 
Sffenbar muͤſſen diejenigen Theile des Rirpers, 
welche für die urfprüngliche Seftimmung des. Thieres 
am wichtigften find, auch vorzugsweiſe Die wefentlichften 
Ragenzeichen abgeben: denn fie variiren nach dem Clima, 
nach dem Aufenthalt und der Nahrung der Thiere. Ich 
meine die Theile des Koͤrpers, welche vorzuͤglich zur Auf⸗ 
nahme der Nahrungsmittel und zur Bewegung 
des Thieres beſtimmt ſind. Denn ſich zu nähren, fort 
3upflanzen und zu bewegen, dieß ift. der Natur 
nach nur allein die Beſtimmung aller Thiere. Da — * 
durch die Herrſchaft des Menſchen viele Thiergattunge 
zu irgend einem andern Zweck kuͤnſtlich benutzt werde 
ſo reichen dieſe beiden S acke bei jener ertünftstung 
der Natur nicht mehr aus. 


6. 12 


\ 


Ich merbe jetzt verfuchen die einzelnen Theile des 
Koͤrper's durchzugehen, welche mir beſouders die ver: 
| ſchiedeneu Ragenzeichen zu enthalten ſcheinen. Daß ich 
dabei vorzuͤglich nur auf die Hausthiere und zwar auf 
ſolche, welche zunaͤchſt mit der Landwirthſch aft in Ber 
on Behen, Nickfi It — verſteht ſich von wioh. 


l 


Auch bitte ich zu bedenken, daß ich nicht für Naturfor— 2 
- fiber. von. Profeffion, noch Phyſtologen, ſondern u: 
praftifche Landwirthe fehreibe, umd Daher mich nicht fo 
wiſſenſchaftlich arenrigen kann, als jene es — 
bürften. 


L Bom —— 


— ar. 
Sm Kopfe liegen allerdings die. ——— und 


vorzuͤglichſten Raçenmerkmahle. Er iſt Das ſich er Wr 23 8 


Ragenzeichen bei allen Thiergateungen, 
welche aufeiner höhern Stufe der geiftigen 


 Drganifation ftehen, d. h. welche me hr. ge i⸗ ad. £ Ast, X 
ſtige Anlagen und Faͤhigkeiten J——— EE. 


Weniger wichtig ift er bei folchen,, die im dieſer Hin 
ficht geringer organiſir irt find, da ſich bei ihnen. die gerin⸗ 
gern geiſtigen Anlagen weniger markirt durch die Korn 
des Kopfes und ‚sorzüglich, des Gefichts ——— 
$. 14. 

Dieſen Satz glaube ich mit Recht — zu töns 
nen, da er ſich faſt durch das ganze Naturreich beſtaͤti⸗ 
get. Es iſt zwar nicht leicht, zu. beſtimmen: welches 


Thier geiſtig hoͤher organiſirt ſey als das andere ——— 


aber dem ungeachtet hat man Mittel, feibft phyſtologiſch, 
dieß zu beweiſen, wenn nicht ſchou die allgemeine Ar — 
fahrung dafuͤr ſpraͤche. — 
Einige — die verſchiedenen Fähigkeiten d Fer Mens 
| ſchen und Thiere nach dem von Camper aufgefunde⸗ 
nen on chtöwinfel beftimmen wollen, allein es ift bier 
der Ort nie die Gruͤnde anzufuͤhren, warum dieſe 
EEE allein nicht wohl Stich IE Pe 


— 8 — 
— 


Andere haben die Fähigkeiten und geiſtigen Anlagen 
ber Thiere und Menſchen beſtimmen wollen: durch dag 
Verhaͤlt niß der Maffe des Gehirns zu dem 
Übrigen Körper, Aber auch diefe Beftimmung bes 
ruht auf ſo ſchwachen und unzureichenden Gruuden, 
daß nichts davon zu erwarten iſt *). 

Wenn wir von allen Thieren ihren natürlichen. 
Fleiſch⸗ oder Feiftigfeitsguftaud wüften, dann müchte: 
dieſe Beſtimmung allerdings ftatt finden: koͤnnen, allein 
da dieſer ſo verſchieden iſt, ſo wird nie etwas Gewiſſes 
daraus hervorgehen koͤnnen. Dieß if auch der Grund, 
warum die angegebenen Verhaͤltniſſe * auf erordentlich 
veelchieden ſi ind, 


S 10 ; | 

| Wieder andere, und vorzuͤglich Eher und fe ses 
mering *) ſetzen die Beſtimmung der Cultur und der 
Fahigkeiten der verſchiedenen Menſchen und Thiergat— 
tungen inz das Verhaͤltniß des großen Ge— 
hirns zum verlaͤngerten Mark durch das 
Maaß ihrer Durchmeſſer beſtimmt. Nach den 
obengenannten Gelehrten fol es vorzüglich deßhalh ein 
guter Maaßſtab feyn, weil es am beßten die Praͤpon⸗ 
deranz des Verſtandesorgan's uͤber die aͤuſſern Sinn⸗ 
organe andeutet. 

Das Verhaͤltniß zwiſchen —* Breite des N 
ten Markes an feiner Grundfläche und der größten‘ 
Breite des großen Gehirns in. dem Menfchen und einiz 
gen Thieren , S nach Euvier folgendes: 


By Envier vergleichende Anatomie — 
m Mekel. Ur Th.G. 468. sg. | 
— Curier q. q. 2 


—— en — * 


— 


PR ER * 9 


Bei dem Menſchen verhatt ſich die Breite des verlaͤn⸗ 
gerten Mark’ $ hinter dem Hiruknoten zu der des Gehirns: 
Re Fe PETE 
a TE a wars, 
Hund rasen a a 11 00.3;8. 
nt re erh | 
EBEN 
Ochſen en | a 
Dferd a a age, “ g:21. 

Nach diefem vadaͤltuiß wuͤrde ſolgende Ordnung 
in Hinſicht der geiſtigen Anlagen ſtatt Anden: Men ſch 
— Affe — Ochſe — a _ Hund = a | 
der md Schwein Fir 

Aber auch dieß wlderſpuucht im — — — 
fahrung. Der Hund ift offenbar gelehriger als das 
Pferd und der Ochſe, ſo wie ich das Pferd Kehren 
rd ſtelle als den Ochſen. ee 

: s 17. 
: Ich der Erfahrung ag efads Stu⸗ 
fenleiter unter den Hausthieren machen — Sud, 
Pferd, Ochfe, Schaf, Schwein a Vers 

68 ift bier natuͤrlich bloß von den naturlichen An⸗ 
lagen die Rede. Wie ſchwierig es aber iſt, darüber 
etwas Beftimmtes zu fagen, geht daraus hervor, daß 
eine Menge Thiere, die uns im Naturzuſtande ganz 
dumm erſcheinen, durch Zaͤhmung und Umgang auf eine 
bewunderungswuͤrdige Art abgerichtet werden koͤnnen. 
Vielleicht iſt das Maaß geiſtiger Kraͤfte bei den meiſten 
unferer 3 Hausthiere gleich, und nur die Erziehung, der 
Umgang mit dem —— hat ſie ee hervorgehoben. 


8. 18. 

. Wenn | num der oben aufgeftellte Sat und die hier 
gemachte Claſſification richtig find, fo müßte beim Men- 
(hen der Kopf Fat allein das Ragenzeichen feyn und 
dieß iſt auch in der That jo. Wer nur einigermaaßen 
Formenſinn befigt, wird bloß durch Kopf und Geficht 
den Ameritaner, den Afiaten und Afrifaner 
unter füh und von dem Europäer, jeden Europaͤer 
von dem andern, und endlich ſelbſt die Individuen unter 
ſich unterſcheiden koͤnnen. Ich glaube nicht, nöthig zu 
baben, dieſe Behauptung, durch Zange zu Bee 

da fie ohnehin fo anerkannt iſt. 

Aumerfung Bekanntlich hat ameneod 

zuerſt eine ausführliche Eintheilung der verſchiedenen 

Menſchenragen geliefert, die ſich faſt ausſchließlich auf 

die Form des Kopfes. und Geſichts gründet.” Die Ver 

ſuche dieſes ausgezeichneten Gelehrten uͤber dieſen Ge⸗ 
genſtand und feine vortreffliche Schaͤdelſammlung find 
hinreichend bekannt. Wenn wir ſchon nicht ganz mit 
dieſer, wie uns ſcheint, etwas unbeſtimmten, Einthei⸗ 
lung zufrieden ſi ſind, ſo wollen wir ſolche doch fuͤr die⸗ 
jenigen, welche in dem Gebiete der allgemeinen Natur— 
geſchichte unbekannt ſind, hier angeben. — 
naͤhmlich nimmt folgende 5 Ragen an: 

A) Die Kaukaſiſſcche. Hautfarbe weiß, Haar wel⸗ 
Ienförmig hellfarbig, Fuglichen Hinterkopf, ovales 
Geſicht, flache, mäßig erhobene Stirn, ſchmale maͤ⸗ 

* ßig gebogene Naſe, Kleinen Mund, fenkvechtfichende 
= Zähne, mäßig eifchige, aber nicht wuljtige Lippen, 

+ zundliches Kinn Sm Allgemeinen nach unſern 

Hegen non; Schönheit die ſch oͤuſte Geſtalt. 


* 
- — — —— — a 


- u - 


Zu diefer gehören, die Euro paͤ er (Causgenom⸗ 
men die Lappen und übrigen Finuen die we ſt⸗ 
lichen Afiaten bis zum Oby, Ganges und 

zum caspiſchen Meere, und die Be 
faner.- 

Ihr Name eübet von Bebirge Raukaf * het, 
wo. die, fehönfte Nase dieſer Art Moni die 


Georgianer z wohnen, — 
) Die Mongoliſche (irrig die — Sie 
hat eine gelbe Hautfarbe, ſchwarzes, ſteifes, Tears | 


ſames Haar, faft vieredige, Schaͤdel, breites, plat⸗ 


tes Geſi icht, deſſen Theile, gleichſam zuſammenftleßen; F 
platte, breite Glabella; kleine, ſtumpfe, oben eins 
gebrückte Nafe, breite Wangen und fart hervor⸗ 


ftehende Jochbeine 5. Ein er — | 


vorragendes ia, 6. — 

Zu dieſer gehören die Bee fi iaten —— 
den Malagen), dann in Europa die Lapp laͤnder, 
Finnländer and die nördlidhiten Ameriz 
faner, nämlich die Eskimos und auch die 
Grönländer. i 
Die Amerifanijce. Sie — eine fupferfarbene 
Haut, ſchwarzes, ſteifes, parſames Haar, kurze, 
face, zuruͤcktretende Stirn, tiefliegende Augen, 
etwas platte... doch hervorragende Naſe, breites, 
doch nicht plattes und. eingedruͤcktes Geſicht mit 
deutlichern Geſichts zuͤgen ,. als bei der augen 


Race, 


Zu dieſer gehoͤren die rigen Amerikanek; = 


u Die Aet hiopiſche. Sie hat ſchwarze oder branne 


Danach (dmanee, meiſt ſtarles Haar iusbe— 


f 


R ' 
— Sp nu 
Er an — Te 


fondre kurzes, Fraufes Kopfhaar), von beiden Sei- 
tein zuſammengedruͤckte Schädel , krummgewoͤlbte 

Stirn, hervorragende Jochbeine und Augen, vor⸗ 
geſtreckte Kiefer, vorz züglich Oberkiefer, mit zuruͤck⸗ 
tretendem Kinn, ſchraͤg vorwaͤrts ſtehende Zaͤhne, 
dicke, platte, aufgeſtuͤlpte Naſe, die zu beiden Sei⸗ 

ten ſich unmerklich in die Flaͤche des Oberkiefers ver⸗ 
liert; dicke wulſtige Lippen, vorzuͤglich Oberlippen. 

Zu dieſer gehoͤren die uͤbrigen Afrikaner. 


—9— Die Malayifche. ‚Sie hat braune Haut, ſchwar⸗ 
zes, weiches, lockiges reichliches Haar, maͤßig 
ſchmalen Schaͤdel krumgewoͤlbte Stirn, etwas 

vorragende Oberkiefer, ſtumpfe, breite Nafe, dicke 

Bl, großen Mund, 

Zu dieſer gehören bie Inſulaner der Suͤdſee, 

fowohl die Bewohner von Otahaiti, als die der 

— Philippinifchen, Mobitiſchen, Sund aͤi— 

ſchen Inſeln, Maͤrieninſeln, und dann die 

eigentlichen Malayen, ober Br der Halbe 

infel Malada, x 

— S Blumenbach's Handbuch der bergen 
den Anatomie, Göttingen 1805, 


$ — PIBERESE 2 
Nach din Menfchen müßten, unferer "aufgeftellten 
Behauptung zit Folge, Die verfchiedenen NRacen ber 
Affen ſich vorzuͤglich aus dem Kopfe fhon erkennen 
laſſen. Db dieß wahr oder nicht, fann jeder entſchei⸗ 
den, der ſich die Muͤhe giebt Sie verſchiedenen, uͤbri⸗ 
gens ganz Ähnlichen, Affenarten, entweder in einer 
guten Abbildung, oder in Natura zu vergleichen. Ct 


— 


et 
2 


— 43 = 


- führe z. B. ang nur den Schimpanfee 

und Orangslltang an, bie fonft häufig mit einander 

verwechfelt wurden, aber ſich ſchon durch den bloßen 

J— auffallend unterſcheiden. 

>. Zum weitern Bergleichen empfehle ih folgende. mit 

Abbildungen verfehene Werte: % ; | 
Latraiile, Hist. nat. .des Singes a Paris an 9. — 

l. u. II. Audebert Hist. des Hören: Soh 


Sr WE 
Nach dem Afen ftelle ich. aller Erfahrung — den 
"Hund (unter den Hausthieren) am hoͤchſten. Nach der, 
von den genannten Angtomen angegebene, Scala müßte | 
der Ochfe zwar höher fiehen, aber die Erfahrung lehrt, 
daß der Hund unter allen Hansihieren die meiften geiz 
ſtigen Anlagen beſiht, und daß keines einer folchen Ab 
i richtung fähig. als er. Auch der Umftand, das ſich der 
Hund mehrere Thiere, Die ihm an phyſiſcher Kraft ums 
endlich überlegen find, unterthan macht, beweißt, daß 
-er höher organifirt- ſey, als dieſe. Denn fo wie bei 
dem Menfchen häufig die Intelligenz, mit der gewoͤhn⸗ 
lich Muth verbunden iſt, uͤber die phyſiſche Kraft fi ſegt, 
ſo iſt es auch bei den Thieren der Fall, und man kann, 
* zu weit zu gehen, daraus a folgreiche Saläfk zichen 9 


* Es iſt in der That auffallend, wie weit ein: Hund durch 
einige Mühe gebracht werden kann. : Ich habe dergleichen 
wohl ſelbſt gefanut, welche ihren Herren groͤßteutheils die 

Stelle eines Bedienen erſetzen kounten. Auch der Um: 

ſtand, daß ein Hund ſeinen alten Herrn nach einem Zeit⸗ 
raum von mehrern Jahren wieder erkennet, ſcheint mir ein 
richtiger Beweis fuͤr ſeine geiſtigen Anlagen zu ſeyn, wo⸗ 


14 — 
WVorausgeſetzt, daß das fruͤher Behauptete alles wahr, 
ſo muß nun auch wirllich der Kopf des Hundes das 
vorzuͤglichſte Ragenzeichen ſeyn; wenigſtens vorzuͤg⸗ 
licher, als beim Schweine und beim Schafe. Man 
ſtelle fich jest nach einer guten Abbildung Cetwa Büf- 
fon) die Köpfe der verfhiedenen natürlichen Raçen 
der Hunde zuſammen, und man wird an der Wahrheit 
dieſer Behauptung nicht mehr zweifeln. Wie ganz an⸗ 
ders erſcheint der Kopf eines Spitzes und der eines 
Budels, wie ganz anders der eines Windhundes 
und der eines Bullenbeißers m. ſ. w. Selbſt bei 
zwei Hunden derſelben Rage iſt der Unterſchied im Ge— 
ſichte ſehr deutlich. — 


G 9 


—0 


Es folgt nun nach meiner Claſſification von den eis 


gentlich öonomifchen Hausthieren das Pferd 9, el 


durch er ſich über die übrigen Hausthiere erhebt. Das wußten 
Sa ſchon die Alten: Der Archos in Homer's Odyſſe erkeunt 
ben Ulofſes nach 2ujahriger Abweſenhelt wieder. Gewiß 
iſt es übrigens‘, daß dem Hunde, auſſer feinen natürlichen 

Aulagen, auch’ der Umftand ſehr zu Hatten koͤmmt/ daß er 

unter allen Hausthieren ſeit den aͤlteſten Zeiten mit dem 


Meuſchen in einem ſehr vertraͤuten Umgauge lebte: 
Wenn ich es wage/ das Pferd gegen die Angaben der Ana: 
omen Über den Ochſen zu ſetzen, fo gründe ich meine 


x 


Behauptung auf die allgemeine Erfahrung. Nie wird es 
jemanden einfällen, einen Ochſen ſo abrichten zu wollen, 
mie man Pferde abgerichtet ſicht. Die Zeichen, welche ſich 
dergleichen Leute, welche mit Pferden umher ziehen und 
fie Kunſtſtuͤcke machen laſſen, bedienen, find wirklich oft 


= 


5 


chem Wrerdefenner wird es au wohl ſchwer werden, — 
bloß aus der Ferm des Kopfes und feiner zugehörigen / 
Theile, die Raçe zu erkennen? Wie verfchieden iſt der 
Kopf des arabiſchen und des deutſchen Pferdes, 
und unter dieſen, wie verſchieden der Kopf des daͤni⸗ 
ſchen, des meklenburgiſchen und maͤrkiſchen? 

Es verſteht ſich „daß ich keineswegs behaupte, daß es 
der Kopf ganz allein ſeyn fol, im Gegentheil ift e8 
der ganze Körper, — aber ber vor; zuͤglichere, ent⸗ 
ſcheidendere Theil iſt offenbar dieſer. 


Beim Pferde iſt die Form des Kopfes um fo anf. En 
falfender , als dieſer vorzüglich auch in  Sünficht Det 


— in Betracht koͤmmt. x 
: en — 
beim Rindvieh iſt der Kopf noch ziemlich 
ſicher, obgleich weniger als beim Affen und Pferd e. 
Er wird es noch mehr durch einige zufaͤllige Dinge, 3 
B. durch die H oͤrner, als durch die Grundform ſelbſt. 
Um eine Vergleichung hierüber anzüftellen nchme man 
nur den langen, fchmalen Kopf einer. bolländif den 
Kuh im Vergleich mit einer ſch weizer, ind man wird 
ſich aus dieſer Palin, ——— von dem Sefags 
‚ten ghetuengen 
§. 2 

Bei dem Schaf iſt der Kopf allerdings —— 
aber mehr und vorzüglich die. Auffern Theile, als bie 


ſo fein Kup täufhend ; daß man glauben follte ;. das Pferd 
müßte wirklich wie viel uhr es fey, wer in der Geſellſchaft 
einen ‚blauen und wer einen ‚grünen Rock trage ü- f. w. 
Meines Wiſſens hat man einen Ocheen oder eine ER wie 
fo weit gebracht, 


16 


Bildung des Knochenbaues. Das Ganze liegt mehr in 

zufälligen Theilen, z. ®. einige Arten, wie, die Meri- — 

nos, ſind bewachſen an der Stirn, andere kahl u. ſ. w., 
auch die Hoͤrner und deren Form und Bindungen. 


. 25. 
Wir haben oben den Satz aufgeſtellt: daß der 
Kopf das — und weſentlichſte Ragen zei⸗ 
chen ſey, und z war nach dem Verhaͤltniß 
der hoͤhern oder niedern geifiigen Organis 
fation der Thiere en 
| R G 2 
Ein anderer Grund, warum und dieß fo fiheint, iſt 
auch die von uns gemachte Bemerfing: daß der Kopf 
* in der Regel im Zungen nah. dem Vater und 
— die Hintertheile nach der Mutter gebildet 
‚werben Der Vater, als der Erhalter der Rage, da 
| her auch. der Erzeuger Des weſentlichſten Theils ſeyn 
muͤſſe. Es iſt dieß eine Behauptung, die unſers Wiſ⸗ 
ſens gang nen iſt, wir fi ind daher ſchuldig, die Beob: 
—J 7* Achtung anzugeben, worauf wir fie gruͤndeten. 
Diefe Bildung erfcheint vorzüglich bei der Kreuzung 
& weier verſchiedener Ragen fehr auffallend, und wenn 
einzelne Ausnahmen ſtatt finden, fo koͤnnen dieſe die 
[war nicht umſtoßen. 
| d. ey 
— Grade mich die fchon don Daubenton, 
5 yon mehrern andern Schafzůchtern und zulehzt von mir. 
ſelbſt gemachte Beobachtiing: daß ein Lamm, von 
einem gewöhnlichen rauch wolligen Land⸗ 
wi und einem Merinobock er den 


Be und die he worte Bis anf die 
hälfte des Ruͤckens vom Vater, die Hinter⸗ 
theile aber von der Muiter befise, ‚baraufı 4 


Da die Natur durch ihr ganzes unermeßliches Reich 
immer gleich conſequent iſt; ſo dachte ich, ſollte ein 
gleiches nicht auch bei andern Thieren ſtatt finden — 
und ſollte das Schaf nur allein eine Ausnahme ma⸗ 
chen? Ich erſtreckte jetzt meine Beobachtungen auch auf 
andere Thiere, und das Reſultat davon war im All⸗ 
gemeinen: daß derſelbe Fall auch bei ihneit 
in der Regel ſtatt finde 


Pferde z. B. von gewöhnlichen Sandpıten aund — 
Hengſte von hoͤherer Rage gefallen, zeigen unter 10 Fi 
len gewiß in Y oder 8 den Kopf Ind die Verbertbeile 
des Vaters, während. fi ſi e die Hintertheile und das Kreug 
der Muster noch haben Maıt betrachte z. B. nur in 
Mecklenburg den groͤßten Theil der Abkoͤmmlinge von 
Landſtuten und Race⸗Hengſten in erſter Generation: 
Alle unſere preußiſchen Pferde benieigen — in der 
erſten — | — 


—J 


Be ; & B 

Eben fo verhaͤlt es ſich mit dem —— "34 hate 
eine Raͤce, welche aus Kreuzung von ſchweizer Kuͤhen 
und frießiſchen Ochſen entſtand. Immer war Kopf; 


Safe ünd Bruſt dein Water, bie Hintertheile aber Boll 


kommen der. Mutter gleich. Einzelne Ausnahmen koͤn⸗ 
nen natuͤrlich nichts beweiſen — aber der Gruubſatz 
ſcheint ziemlich feſt u ſtehen dag alle Berände 
rung der einen Race in eine andere von dei 
edelften Theilen, nähmlic vom Gehirn, aus 


— 18 — 


gehe und fich nach dem Ruͤcenmart hin ver⸗ 
breitet, 


% 29. | 

Aehnliche Fälle Kine ich bei Hunden, wo die: 
natürlichen und fünftlichen Kreuzungen fo unendlich 
mannichfaltig fi find. Ich fehe noch täglich einen Hund, 
deſſen Mutter ein Windſpiel und deſſen Vater ein Huͤh⸗ 


nerhund war. Der Kopf und die. Bruft ift ganz die des 


Vaters, dagegen iſt der Hintertheil und der Leib ganz 
der eines Windſpiels. Ich war von dieſer Wahrheit 
ſo uͤberzeugt, daß ich es dem Beſitzer des Hundes vor⸗ 


her ſagte, ohne es zu wiſſen, freute mir aber nicht 
— wenig, als er mir fagte, daß es vollkommen fo ſes 


Be ap 6 

Eine andere Beobachtung, welche diefe Behauptung 
beſtaͤtiget, iſt dieſe: ich hatte unter meiner kleinen 
Heerde vor mehreren Jahren ein Bocklamm, das von ſo 
guten Aeltern gefallen, dabei groß und wollreich war, 
daß ich mich entſchloß es zum Bode gehen zu laſſen, ob 
es gleich bei einem fchönen Kopfe, Hals und Bruſt, 
ein ganz ſpitziges und abſchuͤſſiges Kreuz hatte. Im 
Herbſte, nachdem er 11/2 Jahr alt, ließ ich dieſen Bock 


2. zuerſt unter, und wie freute ich mich zu ſehen, daß 


alle von ihm gefallenen L Laͤmmer feinen Kopf und Hals, 
aber fein einziges fein Kreuz hatte. Noch merkwuͤrdiger 
war es mir aber, daß ein Lamm, welches dieſer Bock 
mit ſeiner eigenen Mutter erzeugte, sans feine Bela 
hatte. * 
—— 

Selbſt ‚bei den Vogeln findet dieſer zat ſtatt— Auf 


einem. Gute, was ich of fter Er fehen Selegenheis, hatte, 


—— 49 — Eh 


befand fü ch eine Heerde gewoͤhnlicher a und: ein. A 
Paar von ben: größern fogenannten türkifhem Das 
"Männchen von den letztern wurde Tüffern nach ‚den 


Weibern feines Mitgenoffen und. ‚begattete ſich wirklich — 
mit einer gemeinen Ente, trotz der Verſchiedenheit de 


Groͤße; die Eyer wurden durch die Mutter gebruͤtet 


und das Junge war der Mutter in der erſten Zeit faſt Bu BR 2, 


| ganz ähnlich, und konnte einzig und allein durch den 
Kop pf nur von den gemeinen Enten unterſchieden wer⸗ 

den, welcher dem Vater vollkommen aͤhnlich war, In der 
Folge zeichnete ſich dieſer Baſtard zwar durch die mehre f 
Groͤße von ‚den gemeinen Enten aus, aber immer bfieb 
der Kopf derjenige Theil, woraus man fogleich den 
WVater erfennen konnte. Eben fo. auffallend iſt die 
Aehnlichkeit des Halſes und Kopfes eines Baſtard's mit 
feinem Vater von dem fhwanenartigen aſtraka⸗ 


nifſchen Ganſert und einer gemeinen Gans, deremman 


früher in Tieffurt mehrere fehen fonnte und Wovon 
man eine naturgetreue Abbildung in dem II. Bd. meines 
Werks: Abbildungen einiger Biehragen 
aufven Großherz. Weimarf ARE 
— 1819.“ findet. 

Des Großherzogs von Weimar A * — über | 
die Paarung verſchiedener Gattungen von Voͤgeln fruͤe 


her Verſuche anſtellen, ich ſahe ſpoͤter einen Baſtard von — \. 


‚einem gemeinen Haushuhn und einem Phaſanhahn „bei 
biefem war diefer Umftand fo auffallend, daß er einen 
förmlichen Huͤhnerſchwanz hatte , Kopf und Hals, aber 

ſich von denen eines, Phaſanen faſt nicht unterſchieden. 

Es wird kaum noͤthig ſeyn noch mehr zur Beſtaͤti⸗ 

ug. meiner FUN: anguführen, Zum Br 


— — 


— 
FE 


will ich Pr noch ſchließlich bemerken, daß jedem Pfer⸗ 
———— und Pferdekenner bekannt iſt, daß Fuͤllen, von 
‚alten Hengſten gefallen, am Kopfe ſchon in der Jugend 
die Zeichen des Alters haben, z. B. tiefe Augenhoͤhlen 
ulm Sollte dieſe — nicht —* mich 
— 2 s 
* ae EEE 
"Buff on ftellte mehrere Beobachtungen über die Ber 
mifchung der verfchiedenen Thierarten an und ſammelte 


dieſelben fleißig. Im XXI. Bande feiner Naturgefchichte 


ftellt er eine Verglelchung zwiſchen dem Ma Raulthier 


tMulus} Cgefalfen von einer Pfer de ſtute und einem 


Sfelshengft) und zwifchen einem Maule leſel [Hinnus] 
(Gefallen yon einer E felsftute ımd einem Pferde: 
yengft) ar. Diefe ſpricht fo fehr für meine nr | 
tung, daß ich fie hier anführen will, 
Er ſagt in dieſer Vergleichung. Zuerſt ei der | 
Manlefel viel Heiner als das Mantlthier und 
feheint alfo von feiner Mutter, der Efelin, daß Mauß 
des Leibes zu behalten, und das Maul thier iſt viel 
groͤßer und dicker als der Mauleſel, behaͤlt gleichfalls 
das Maaß feiner Mutter der Stute Der Mauleſel 
hat einen: duͤnnen Hals, einen ſchneidenden Ruͤcken, 
wie ein Karpfenruͤcken, das Kreuz ſpitziger und abhaͤn⸗ 
Ä giger, anſtatt das Maulthier ein beſſer gebildetes Vor⸗ 
dertheil, einen ſchoͤnern Hals, rundere Seiten, flache⸗ 
res Kreuz und glaͤttere Hüften hat! Alle beide haben 
\ daher mehr von der Mutter, als dem Vater, nicht allein 


Daß —F—— mit ſchwaren Flecken unter und auf der 
Zunge Laͤmmer mie fe hwarzen Flecken auf der Haut zeugen, 
beweiße die Praͤronderam des Vaters gewiß auch Deutlich. 


in Der Groͤße ſondern auch in — Sefialt des Leibes. 
Es verhaͤlt ſich doch nicht eben ſo in Anuſehung des — 
Kopfes, der Glieder und andern Ertremitäten des Koͤr⸗ 
pers. Der Kopf des Mauleſels ift, länger. und nach 
Verhaͤltniß nicht ſo dick als der vom Eſel, und der Kopf 
des Maulthiers iſt kuͤrzer und dicker als der vom Pferde 
Sie haben alſo in Anfehung der Gefabn 
und bes Maaßes des Kopfes mehr von— den 
Bater als von der Mutter 1. In demſelben 
Bande führt Buͤffon ein Beyſpiel an, wo fi eine 
Woͤlfin mit einem Hunde begattete S. 22. ‚Sie, ware 
S vier Zunge; fie ie; glichen ‚vollkommen jungen, Huudeu, — 
und ae Kemi, Anas. und — Dan. SE 


ae ze ,. ni 
er olanbe nun en zu — daß der DR 
das widhtigfte und weſentlichſte Ragenzeie 
chen ſey und ſeyn muͤſſe, und zwar unter andern 
auch aus dem Grunde, weil der Vater als Er⸗— 
halter der Rage.bei der Zeugung ammeiften 
Einfluß auf die Bildung dbeffelben Hat... Ich, 
will damit aber nicht behanpten ’ daß Ausnahmen nicht, 
alt finden koͤnnen. Nur ale Reget ‚glaube ih, ‚Tann, | 
man das hier Gefagte auffallen. 


; £. 3. 433 | 
es — ſich iest, wein ber Kopf wietuch ein fo 
wichtiges Ragenzeichen iſt: worinnen beſtehen die 
Verfhiedenheiten der einen Raçe vonder 
‚andern? Wir wollen. verſuchen dieß deutlich zu ma⸗ 
chen. Sch betrachte „. wenn ich den ‚Kopf. als — 
chen GMehE folgaube, Berfchiebenbeite: 


- 2 — 


F 35. 
Y Die Größe des Kopfes zur ee des 
ganzen übrigen Körpers. Gewiſſe Racen has’ 
ben einen überaus großen, andere nach Verhaͤltniß ihres 


L Moͤrpers einen uͤberaus kleinen Kopf. Auffallend wird 


dieß beim Rindvieh ſowohl, als bei den Pferden. Als 
Beiſpiel führe ich hier das maͤrkiſche oder hol ſtei⸗ 
ner Pferd gegen das aͤch t-arabiſche, oder hier die 
ſchweizer Kuh im Verhaͤltniß zur hoklaͤndiſch en 
ans Unter den engl. Racen, welche in Thaers Einleitung E 
II: abgebildet find, vergleiche man bie von Bakwell 
gleichfam: gebildete. No. II. mit der Herefordſhirſchen 
No. IV. Ein beſtimmtes Maaß oder Verhaͤltniß laͤßt | 
fich nicht wohl angeben r doch dürfte es — nicht | 
unmöglich ſeyn. 


Man hat bei dem Pferde einen eigenen —E— 
ter aufgeſtellt bei. welchem: das ganze Verhaͤltniß des 
Koͤrpers nach dem des Kopfes genau beſtimmt iſt. 


Dieſer Meſſer iſt auf verſchiedene Art im Detail 
angewendet worden, oft ſehr zuſammengeſetzt, oft ein⸗ 
fach. Und wenn aus demſelben auch nichts hervorgehen 
ſollte, ſo wuͤrde doch ſo viel folgen, was auch in der 
That der Fall iſt: daß der Kopf in einem ges 
nanen PBerhältniß mit dem ganzen ——— 
in der Kae! Bee | 


© 36 Er. 
* Die Hauptform des Kopfes. Es iſt ganz 
unmoͤglich, uͤber die großen Verſchiedenheiten derſelben 
etwas Beſtimmtes zu ſagen, wenn man ſich nicht die 
Mühe giebt, — Nasen’ neben einander zu ftellen und - 


E, 


fe fo zu vergleichen. Bi einigen iſt — Stirn breit 
und der untere Theil des K opfes ſchmal, bei andern iſt 
der Unterfiet er ſtark, während er bei einigen ſchwach 
iſt u. ſ. w. Man vergleiche hier die auf den —— | 
* — ————— 


| — Zt | 
e 5 Die einzelnen Theile des 34 
rechne dahin die Form, Bildung, Größe und den Stand 
ber Augen, die Form, bie Bildungs: Groͤge und den 
£ Stand der Ohren. Die erfiern , glaube: ich, beachtet 
man noch zu wenig, ob ſie gleich vielleicht eines der 


wichtigſten Stuͤcke des Kopfes ſind, als Werkzeuge des . 
erſten und. hoͤchſten Sinues , welches offenbar ber Sim -__. 


des Gefichts iſt. Durch ſie druͤckt ſich in der Regel das 
Temperament der Raçen aus. Wie verſchieden find ; — 
B. die Augen eines wilden Ochſen gegen die eines 
zahmen? ? - 


EHRE 8 — 
| Die — ſind theils nach ihrem engern oder 
— Stand, theils nach ihrer Form, Steifheit oder 
Schlappheit, Richtung, und Größer fehr verſchieden. 
Man vergleiche nur z. B. die Ohren eines daͤniſchen 
and mecklenburgiſchen, v oder Die eines arabi⸗ 
ſchen Pferdes mit denen eines deutſchen uͤberhaupt, 
fo wird. man den Unterſchied dentlich wahrnehmen. 
Unter: den Rindviehraçen zeichnen ſi ich in dieſer Hin⸗ 
ſicht die hollaͤndiſche und ſchweizer ſehr aus. 
Ferner iſt der Bau und wie Form der Naſe und des 
Mundes, ſeine Groͤße, die Form des Ober⸗ und Unter⸗ 
liefers ſehr zu Rn 


& 39, $ 

"Die Hörner ſind bei verſchiedenen Thieren fo 
| lange nicht Kunſt ſie verſtellt *), ebenfalls als Ragçen⸗ 
zeichen zu betrachten — ob ich gleich nicht ganz einig 
bin, ob ſie fuͤr zufaͤllige oder weſentliche Stucke zu 
halten ſind, da wir ſie bei Individuen der einen und 
derſelbhen Rage antreffen, und auch vermiſſen. Auch iſt 

Groͤße, Form und Stand bei derfelden- Rage an eins 
genen Individuen doc, ſehr verfchieden: Als ein ficher 


nes Ragenzeichen, möchte ich daher ihre ‚Form, KR 


nicht annehmen, ob ich ihren Einfluß gleich nicht ganz 
ablaͤugnen will. Man ſehe darüber: Th arg Eitlei- 
tung. AH. und vergleiche No. V. EL und I; hier ver⸗ 
‚gleiche alle Abbildungen, Alle Racen, weldgen mehr. 
Bewohner der Tiefe find; haben mehr vorfichende Hoͤr⸗ 
nerz während Raçen, die ich zu den Höhen» Bewioh- 
nern vechne, wie: Schweizer und Voigtlaͤnder, 
mehr nach den Seiten geſchweifte Hörner haben. 


. Die eigentliche Form der’ Hörner ſteht bei einigen 
Thieren in einem ſehr genauen Verhaͤltniß mit dem 


Haar, wozu ſie eigentlich wohl auch gehoͤren. Beſon⸗ i 


ders babe ich dieß bei’ den Schafen gefunden. Se frau: 
fer hier das Wollenhaar, deſto gewundener find bei den 
verſchiedenen Raçen bie Hoͤrner. Die) Merinos haben j 
von allen bekannten Gattungen die krauſeſten Haare, | — 
hie Hoͤrner ber Widder ſind aber auch am meiſten ge⸗ 
wunden ——— — Hoͤrner nuſerer randwidder wie 


— 


In einigen — beſonders im Voigtlande fnäht 


man ihuen durch Binden und Erwaͤrmen eine beliebige 
— zu geben. RER 


— »— | 
bie der Ziegen — “Much habe * bemerkt, — 
die meiſten Merinos von ſehr feinem aber ſchlottrigem 
Fell, weiter abſtehende und herausgewundene Hoͤrner 
haben, als die dichtfelligen, welche man neurer Zeit | 
auch wohl Infandatos genannt hat. Es ſcheint daher — 
Area ein, Verhaͤltniß ftatt zu finden, | 
P Mena 
ud) dns Bersacfenfeyn des Kopfes mit — it Ihe ii, 
: oft ein ſehr conſtantes Ragçenzeichen. Es giebt eine Nee © 
ı Rage von wilden Ochſen, welche ſich vorzüglich durch | 
jenen. Haarputz von andern, denen er gaͤnzlich fehlt, A 
unterſcheidet. Am beſtimmteſten iſt dieß bei einigen I * —⏑⏑——— 
Schafragen. Se exiſtirt in einigen Gegenden Sachſens = 
und Franfens eine Rage Schafe von grober Wolle, die. = 
ſich dadurch auszeichnet, daß Der ganze Kopf kahl von | : 1: 
Wolle und nur mit ganz kurzen Haaren bewachfen iſt 
während ber Kopf der Merinoraçe ſo mit Wolle ver⸗ a ——— 
| fehen iſt, Pat nur bie Augen, und Naſe frei fi ind. — 
— —— — Ar, 
Dieß mag genug ſeyn von der Form und Bildung — 
des Kopfes; es iſt jest noch, übrig Die Folgerungen zu 
ziehen, welche aus dem oben aufgeftellten, Grundſatze 
für die praktiſche Landwirthſchaft ſich ergeben. 
Dieſe wären: daß man bei Kreuzungen ver 
fhiedener Ragen Väter wähle, die vorzuͤg⸗ 
lich ſchoͤne Köpfe und VBordertheife, und 
Mütter, welde.eia ſchoͤn gebautes Krems 
und Körper und vorzüglich. ſch oͤme Ertremi⸗ 
täten haben Ati. u RE N | : 


\ * 


⸗ 


> Die Extremttãten ſcheinen übrigens faft eben fo oft u 
dem Bater F ſchlagen, und es wird daher nothwendig 
bei beiden Aeltern darauf gu fehen. 


—Ferner, "daß es bei der Verwandlung der‘ einen 
Pe in die andere vorzüglich auf den Vater ankomme, 
und durch dieſen allein mit der Zeit die Race der Muts 
‚ter. in: Die feinige umgeändert werden fan. So kann 
man durch fortgeſetzte Begattung der Landſchafe mit 
Merino⸗Boͤcken am Ende die erſteren dem Vater ſo 
aͤhnlich bringen, daß ſie in keiner Hinſicht zu unter— 
ſcheiden fi ind. Sb aber ſolche kuͤnſtliche Umbildungen 
vor einer beſtimmten Zeit conſtant bleiben, laͤßt ſich der 
Analogie nach kaum erwarten, es mag daher eine ſehr 
nuͤtzliche Vorſicht ſeyn, die Race, welche in ein anderes 
Elima verpflanzt wird, durch neue Individuen öfter, 
zen Davon in der Folge nr ’ 


Bom Satfe 
Year sent ag 


| Eigenitic follte nach dem Kopf fogleic das Kreuz, 
oder überhaupt die Hintertheile als zweites 
Hauptrag cenzeihen, folgen ; damit. wir aber die 
Ordnung nicht: unterbrechen ‚ fs wolfen wir den Reihe 
nachgehen. Auch ver Hals ift, nadı meinem Beduͤn⸗ 
ten, ein nicht unwichtiges Nagenzeichen. ‚Bei ihm: ber 
merke I nur folgende Punkte EI 
! — | 
4) Den Stand deffelsen auf dem Raupf 
und wiederum an dem Kopf, Ditfer hat nicht 
bloß Einfluß auf die Form des ganzen Halſes, ſondern 
er entſcheidet uͤber die Brauchbarkeit, überhaupt uͤber 
den oͤkonomiſchen Zweck einiger Thiere. Sp zeigt z. 
B der Hals, welcher im rechten Winkel, oder gar noch 
hintergebogen ſi ſitzt, immer eine eher Dres ung 


* 


der Thiere an, inſonderheit dann, wenn der Kopf 
wieder horizontal wird, alſo mit dem Halſe ebenfalls, 
‚einen rechten Winkel — & B. wie e dieſe Figur u 6% 


g A, 


& weniger Wintel der Hals mit dem Kumpfe, 
macht und je mehr der Kopf mit dem Runpfe ſelbſt 
einen rechten Winkel bildet, deſto weniger haben die | 
CThiere Anlage au — 3 3. nach diefer Fi⸗ 
gur — | cn ® 
Man vergleiche im Mlgemeinen den, Hirf ch, 
Rennthier, die Antilope, mit dem Ahr 
— De Nashorn u. ſ. w. 


u 


2 Die Länge oder re die Diee, oder | 
Dünne, die gerade Rihtung.oder d Biegung, 


Bei einigen Ragen ift der Hals ungleich Länger. als. 
bei andern, daher. 3 B einige Arten Pferde, welche - 
immer auf dem ‚Stall erzogen, wegen des zu kurzen 
Halſes nicht graſen können. Man findet dieß auch bei | 
mehrerern Rindvieharten. Ueber die Dicke und Duͤnne 
des Halſes iſt ebenfalls fein Zweifel, Gewiſſe Ragen vor 
Pferden, Rindvieh und Schafen haben einen ungemein 
dicken, fleiſchi igen Hals, waͤhrend andere ſich durch einen 
mageen, ganz bünngR auszeichnen. 


—— 


7 


* Die N Bähuchen kon * r Echueligkeit des Elephanten, * die 
einige Naturforſcher fätfchlich verbreitet haben, ſind gang 
uͤnrichtig. Nach Penuant und andern Fan cin flinker 

Indianer auch den ſchnellſten leicht einhohlen. 


— 


; $. 46. | 

Die ae oder Biegung des Hatfes iſt end⸗ 
lich ebenfalls nicht gleichguͤltig. Bel einigen Raçen 
hat der Hals bie Form eines Schwanenhalfes , bei 
andern ift er fanft ‚gebogen, - wieder bei andern ganz 
gerabe. Man vergleiche nur den Hals, eines ächt = ⸗ara⸗ 
biſchen Pferdes mit dem eines deutſchen u. ſ. w. Webers 
haupt iſt Diefer Unterfchied bei den riaetedenen Pfer⸗ 
deragen wohl am größten. | 
| ne ; = 
9 Gewilfe zufaͤllie Dinge. Dahin rechne 
ich die Maͤ hn en, uͤberhaupt das aͤuſſere Bewach⸗ 
fenſehn. Ferner bei gewiſſen Ragen unten am Halſe 
eine Wamme oder Koder, fo nenne ich Die Hals 
haut, welche fehr oft, ohne mit Fleiſch ausgefüllt zu 
ſeyn, unten am Halſe herabhaͤngt. 

Durch dieſe Wamme zeichnet ſich ganz beſonders 
alles Bergvieh aus, fo wie ſie auch einigen Schafen 
ganz gemein iſt. In Beziehung auf unſere Abbildungen 
findet ſie ſich beſonders bei der Schweizerkuh. Inden 
Zolse wird ihre Nothweudigkeit nachgewieſen werden. 

Auſſer dieſen Stuͤcken dürfte man noch andere Zu— 
fäigteiten aufzählen Tönen, die ich aber hier nicht 
alle — kunn. 


ur. ‚Bon. der Bruß — — Vorderbeinen— 
— ET 

+ Die Bruft nebft den Borderbeinen it gleichfalls ein 

ſehr zu beachtender Theil. Wir betrachten an ihr zuerſt 

ihre groͤßere oder geringere ? Breite, Bei einigen. Raçgen 

| iſt bie Breite, der =) ſehr beträchtlich, fo daß bie 


x 


— 20 — 


m r % ar, 7 | i | 129 2 A 
Borderbeine ungemein weit auseinander ni, bei au⸗ 


dern ift fie eng und ſpitzig, wodurch ie Beine ſehr 
nahe an einander fommen. So variiren darinnen 
Vferderagen Rindvieh⸗ und Schafragen. Pferde, 
welche mit einer breiten Bruft begabt find, Teiften in 
der Regel gute Dienfte zum Ziehen, während fie wenis. 


ger ficher zum Keiten ‚find. Ueberhaupt ſcheint eine 
breite Bruſt immer eine gewiſſe Staͤrke anzudeuten, 
waͤhrend das Gegentheil Schwaͤche zeigt. Auch bei dem 
Menſchen iſt dieß der Fall. Je breiter und gewoͤlbter 
die Bruſt, oe —— und — iſt der Mann, | 


Si 49. 
Die Borderfiße ſchließen fi d auf verfehiedene Art 


an die Bruft an, und geben dadurd nicht felten ein 
Racenzeichen ab. Bei einigen Racçen naͤhmlich ſteht 


die Bruſt vor und die Vorderfuͤße mehr nach dem Bauch 
zu; bei andern liegen ſie mit der Bruſt mehr oder 


weniger in einer Ebene. Ich fand beſonders Schafe 
von der erſten Form haͤufig. Offenbar iſt eine ſolche 


Bauart der Bewegung des Thieres nicht ‚günftig, ba 
es ungleich muͤder wird. Auch beweiſen dieß die mei⸗ 


ſten Voͤgel, deren Bau fo beſchaffen iſt, daß der Kopf 


und die Bruſt weit über die Beine herporragen. Mas 
den Bau der Borderfüße. felbft anlangt, fo findet da⸗ 
rinnen auch mancher Unterſchied ſtatt, ob er mir gleich 


eben in dieſer Hinſicht nicht ſehr weſentlich ſcheint 


Bei einigen Ragen ſind ſie bedeutend kürzer als | Br 
Hinterfüße,, wodurch denn der ganze Bau des. — 
eine — — wem: 


a 


- a 


— a — 


uch zeichnen I.) 2. „andere Racen wiede — hohe 
Borderbeine aus. Wieder, andere unterſcheiden ſich 
durch ganz kurze Beine. 

Merkwirdig ift in dieſer inf cht die in England 
befannte Rindvichrage von Backwell. Man findet. 
= fie abgebildet in Thaer’s Einleitung Band IL. 
Eigentlich ift dieß aber nur eine Kreuzung, keine 
eigentliche Rage, oder vielmehr ein durch SUR mit. 
Inzucht gebildeter Schlag. | 
Dieſes Beiſpiel von Badwell jeigt in der That, 
wie ſehr der Landwirth Pi, Natur zu ſeinen Abſichten 
benutzen kann. 

| ge 50. BE € 

Auſſer der Laͤnge iſt auch der Bau der Vorberfüße 
ſelbſt nicht ganz gleichguͤltig. 

Wenigſtens glaube ich hier bei einigen Rindvieh⸗ 
und Sch afragen einen Unterſchled zu bemerken indem 
ſich bei der einen Race, von der Schulter. bis auf den. 
Huf ‚ber Fuß in graber Linie erſtreckt, bei der. andern 
aber die Beine vom. Knie an auswärts ftehen, und das 
Durch unten eine breitere Bafts bilden. | 
: Dergfeichen Verſchiedenheiten fiuden faſt bei * 
meiſten Thierragen ſtatt. 


| et dem keik,, 
—— nenne, den Leib den Zheit des —— welcher 


zwiſchen der Bruſt und dem Kreuze liegt und Bil 
den Ba ud und. Rüden enthaͤtt F),, 


=) Nach den föuigetechten Grundſaͤtzen > Reittunſ beit ? 
a das — in drei Theile, in die Vor⸗, Mittels E 


Anuch dieſer in bei — Ragçen und ib B* 
bei Individuen. derfelben } Nase ſehr verſchieden gebildet, / 
Man hat zu, ſehen: a) auf ſeine Länge, Dieje it 


bei einigen Thierragen, fehr verfchieden. Man vergleiche 
z. B. einige langgebaute engliſche Rindvieharten 


er mit einer. gewöhnlichen. Landraçe, oder ein champag⸗ 


ner. und. wefiphälifches Schwein mit einem thuͤ⸗ 
ringiſchen oder boͤhmiſchen. Auch vergleiche man 
ein aͤchtes Merinoſchaf mit einem fraͤnkiſchen, ſo wird 
man den Unterſchied bald wahrnehmen. | 


Bei den meiften Hausthieren, beſonders ſolchen, 
die, auch um des Fleifches. willen ‚gezogen, werben iſt 
die Länge des Leibes fehr zu beruͤckſi ichtigen, da der 


’ Rüden und die dazu gehörigen. Theile immter die größte 
und beßte Fleiſchmaſſe liefern, 

Es zeichnen ſich in dieſer Hinſi icht ——— einige 
en sit he El Ei aus. 


% 5 


by Auf feine örekte oder richtiger Hoͤ He Biere 
. hängt in der Regel von. der Länge ab: Bei einem 
kurzen Leib iſt die Hoͤhe betraͤchtlicher wenn er aber 
lang geſtreckt iſt, wird er dadurch ſchmaͤler. Man ver⸗ 


— Fig. 1. mit Big 5 ober Big: * mit sis 5. = 


$. 58 an 

ee) Auf die Form. feines Butaicnitts, 
= Dieſen findet man, in bet u cc von ‚großer. > 
3 denheit. 


und Hinterhand; das mas wir hiet meinen, n Die Ä 
 Mistelband. oder der Leib. 


ei — — 


Die erfte einigen Nacen eigene Form iſt die ton= 
wenförmige, wo ſich die Rippen vom Ruͤckgrat ab, 
‚ gleich tounenförmig herauswoͤlben und unten fait eben 
fo. wieder ſchließen. Als Beiſpiel von dieſer Form 
führe ich von * Hausthieren das Pferd an. Der 


Durchſchnitt des Koͤrpers deſſelben bietet mehr oder 


weniger einen Eirkel dar. Eben ſo giebt es Rindvieh⸗ 
vagen, ‚welche dieſer Form möglichft nahe kommen. 
Man ſchaͤtzt dergleichen beſonders zur Maſt ſehr hoch, 
indem ſie viel Fleiſch und Talg anſetzen ſollen. Unter 
den hier abgebildeten Rindviehraçen koͤmmt Fig, 5. 
diefer Form am nächften Die Form des — 
* — a 


— 1 Fu 
ei andere nenne ich Die eyfoͤrmigel Es woͤl⸗ 
ben ſich zwar auch hier die Rippen bogenfoͤrmig vom 


Ruͤckgrat ab, und bilden oben einen etwas breiten 


Rüden, fie ſtoßen nach unten aber mehr ſpitzig als 


ſtumpf zuſammen, fo daß der Durchſchnitt des Leibes 
die Geſtalt eines Eyes darbietet. Dieſe Form. des 
Durchſchnitts bietet der Koͤrper der Rindovieh⸗ 
ragen dar. Siehe Fig: bi 

Die dritte Forni endlich möchte ich die Hakens 
förmige nennen, Bet ‘ihr erheben ſich die Rippen 
nur wenig, Die Seiten find mehr gerade als gewoͤlbt. 
Unter den Hausthieren iſt fie im Allgemeinen dem 
Schweine eigen, Man findet auch unter ben Schafen 
fowohl ald inter dem Rindvieh Räcen, denen dieſe 
Form eigen iſt, ſſe ſcheint oft eine Folge einer gerin⸗ 
gern Fuͤtterung zu ſeyn. Individuen ber Art find ſel⸗ 
ten ſehr brauchbar. Siehe Br u 


v 


d) Auf die Linie, welche feine Sherftäne 
bilder, Dieſe iſt oft von dem Widerriß bis an die 
Huͤften ganz gerade, oft erhaben Ceonvex), oft 
eingebogen (concav). Die gerade Linie ſcheint der 
Harmonie des Ganzen am angemeſſenſten zu ſeyn, dae 
gegen verräth die convere mehr Stärke, fo wie. die 
concave Schwäche bes Rüdgrates, Einige Rindvieh⸗ 
tagen haben mitten auf dem Ruͤckgrate eine buckelfoͤr⸗ | 
mige Erhöhung in der Jugend, nachdem ſie aber ihr 
Wachsthum vollendet, wird der Ruͤcken ganz gerade. 
Der eingebogene Ruͤcken iſt offenbar eine Folge einer 
reichlichern Fütterung, wobei der angefüllte Bauch dad 
Ruͤckgrat in der Mitte, wor es am ſchwaͤchſten iſt, 
herunter zieht. Er iſt daher beſonders den Graspfer⸗ 
den und den Kuhen auf fetten — eigen. = 


$ 57 
Auffallend erſcheint dieſes Einbiegen der Ruͤckenwir⸗ 
bel, beſonders bei der Bergrace des Rindviehes, 
namentlich bei der ſchwei zer ind tyrolen Hier laͤßt 
ſich aber auch der Grund fehr beſtimmt nachweiſen, 
wie fehr die ganze Form des Körpers u a. 
amd nn bedingt ie J 


V. Von dem Kreuz —* den Sin terthetle n 


. 58. 


Kopf und Kran find bie Extreme um Thiere: So 
wie der erſtre das Edlere, Geiftige, gleichſam re⸗ 
praͤſentirt, fo repraͤſentirt Das Kreuz das eigentlich 
Bann er Die Sinterbeine ſind vorugsweiſe die 
— 


Bene, ſelbſt bei - vierfuͤßigen Thieren. Die Vor⸗— 
derbeine fi ind im Grunde nur zufaͤllig zur Bewegung 


des ganzen Koͤrpers, ſie koͤnnen daher auch nur eine 


ſecundaͤre Beziehung haben. Beim hoͤchſten Thiere, 


naͤhmlich beim Menſchen, gehen die Vorderbeine ganz 
ab und haben nur bei der Bewegung eine ſecundaͤre 
Function. Bei einigen Affenarten ift dieß derfelbe Fall, 


ob fie hier gleich ſchon eine doppelte Stelle vertreten. | 


Je weiter fich aber die Thiere vom Menfchen entfernen, 
defto mehr werben die Arme CBorderfüße) zu Beinen, 
ob fie gleich in ihren Bewegungen den Dinterfüßen un 
tergeordnet und von ihnen abhaͤngig bleiben. Beim 
Wurm verſchwinden ſie ganz, und hier iſt gleichſam 
der ganze Körper Bein. Sch führe dieß deßhalb an, 
um die Behauptung zu rechtfertigen: daß in den Hin⸗ 
tertheilen die eigentliche Bewegung des Thieres zu ſu⸗ 
‚then, mithin dieß ein wichtiger Theil ſey. Die Ber 


ſchiedenheiten derfelben find in der That groß, und ſehr 


bedeutende Racenzeichen gehen daraus hervor. 


Mein Freund und Eollege dei Dr. Proſector Weber | 


an der. hiefigen Univerſitaͤt, der. dem gelehrten Publikum 


hinreichend. ald Anatom befannt ift, hat eine fehr wiche 
tige Entdeckung, dieſen Gegenftand betreffend, gemacht, 
‚die uns ungemein freute: Es hat derſelbe naͤhmlich 


eine Uebereinſtimmung zwiſchen dem Durchmeſſer des 

Kopfes und des Beckens gefunden⸗ die faſt bei allen 
ass ſtatt findet. 

Sprechen wir zuerſt vom Feen 30, fo fällt uns auf: 

a) die Berfhiedenheit feiner Breite Darun⸗ 

ter verſtehe ich den Abſtand der Huͤften von einander. 


—— u — — 


a - 


Ein breites Kreuz giebt dem Thier ein ganz anderes 
Anſehen und eine ganz andere Form, als ein ſchmales; 
es deutet auch in der Regel auf eine groͤßere Stärke 
der Hintertheile. Pferde z. B. mit einem breiten Kreuze 
haben unendlich mehr Macht in den Hintertheilen als 
ſolche mit einem ſpitzigen. Bei jeder Thierart haͤlt man 

x dieß fe einen — —— 

| — Dit kinie, bir. e8 gegen den Horizont 

macht, befonderd am — wo der Schwan 
angewachſen iſt. 

Bei einigen Nagen fängt bie —— da an, 
wo das Ruͤckgrat ſich zu endigen ſcheint, bei andern 
ſitzt der Schwanz tiefer als die Linie des Ruͤckgrats, 

wodurch ein abſchuͤſſi ges Kreuz entſteht; wieder bei 
- andern erhebt ſich die Schwanzwurzel noch uͤber das 
Kreuz. Man vergleiche in dieſer Hinſicht wur Fig 3. 
Fig: Is und Fig. 5. 

Offenbar hat dieſe letztre Form einen ſehr ——— * 
denen Einfluß auf die Staͤrke der Hintertheile. Al 
Thiere, bei denen die S Schwanzwurzel tiefer liegt als 
das Ruͤckgrat, die mithin ein abſchuͤſſiges Kreuz bilden, : 
wie Fig 4., verrathen Schwaͤche in den Hintertheilen. 

Dagegen zeigt, ein hoher Stand. ber BEE 
Immer Kraft am eig | 

| Ein Kenner wird daher ftchen Thieten immer mit — 

| Recht den es — — 

6% 
Der Schwanz ift ebenfalls — ohne Einfluß, 
indem auch bei ihm mehr oder weniger > ; 
vorfommen. 


4 


‚Bei einigen! sen: ie er länger, bei andern _ 
und wieder bei andern behaarter. Ä 
So zeichnet ſich eine Art Schafe in Arabien bekannt⸗ 
lich durch einen uͤberaus dicken Schwanz aus) der ans 
einem“ wahren Fettklumpen beftehet. Selbſt auf dem 
Kay giebt: es eine Race, die mit: ähnlichen Schwänzen 
verfehen iſt. Ich ſelbſt fah Hammel von dieſer Rage 


fchlachten, deren a 6 nr — und aus lau⸗ 
ter — — 


62. 


Auch bei den ächten Merinos if der ER ae 
am: Kreuz immer von einer beträchtlichen Breite und 
mit Falten verfehen, und das laͤßt mich nicht ohne 
Grund vermuthen, daß die feinen fettfhwängie: 
gen arabiſchen Schafe und die ſpaniſchen 
Merinoſchafe eine Nace ‚bildeten. Durch 


aͤuſſere Einfluͤſſe kann ſi ich der Fettſchwanz leicht wer- 


loren haben, und Def um fo — — er " allein aus 


Fett beſtehet. 

Die Kirgifen halten eine Gattung von Schafen, 
die nach der Beſchreibung mehrerer Reiſenden im Som⸗ 
mer, wo ſie in voller Weide ſind, ſtarke Fettſchwaͤnze 
haben, die fie aber im Winter, wo. fie Mangel an 
Nahrung leiden, gänzlich verlieren. Nur im Frühjahre, 
wo bie-Nahrung etwas —— wird, —— ſich 
dieſes Fett wieder, 

Ein befonderes Ragenizeichen in — auf den 
Schwanz geben die Eiderſtaͤdter Schafe in Holſtein 
So groß und wollreich ſolche auch ſind, ſo haben ſie 
doch einen kurzen, ee hoͤchſtens 5 un lan⸗ 


- 11 — 


‚gen Schtvanz;, der ganz ohne Wolke und sro Sehne 
"it, fordaß er wie gerhseen erfcheint x8) 
63. 

Bei einigen Rindviehragen findet man den Schwan; 

‚ ebenfalls Langer und Fürzer, und ben untern Haar⸗ 
buͤſchel ſtaͤrker oder ſchwaͤcher; oft fehlt er ganz. 

Nach meinen Beobachtungen hat der Vater fo wien 
‚auf die Bordertheile, fo auch auf den Schwanz einen 
entfchiedenen Einfluß Über der Zeugung. Wenigſtens 
glaube ich dieß oͤfters bemerkt zu haben, bon wird. 
aber. meiter unten Die Rebe ſeyn. 

Die ——— endlich, welche das letzte Stück 
der Hintertheile ‚ausmachen, fi ind nach unſerm Dafuͤr⸗ 
halten von großer Wichtigkeit. Ihre Form = aber = 
fehr verſchieden. — 

Es duͤrfte hier zu bemerken ſeyn: 

a) Das Verhaͤltniß der Lange des Sber⸗ 
ſchenkels zum unterſchenkel. Bei einigen Thier⸗ 

ragen findet man den Oberſchenkel bis an das Gelenk 
oder Knie ſehr lang, den Unterſchenkel Dagegen auſſer⸗ 
ordentlich kurz; bei andern gerade das Gegentheil, Am 
haͤufigſten findet diefer Fall bei dem Rindvieh fatt. S 
ein. erg ‚hier nur Fig. 4. und Sig. 3 | 
BETTER 

b) Die Form der Keule oder des Baden 

Hier finden unendliche Variationen ſtatt, die aber ein 


* > 


*) Eine Mbikdung Kath finder man in meinen: Bei traͤ⸗ 
gen zur deutſchen Land wirthſchaft ꝛc. I Bdch. 
Bonn 1821. 


— 


— 88 — 


ſehr weſentliches Ragçenzeichen ausmachen, da dieſe 
Form mit der Harmonie des ganzen Koͤrpers zuſammen⸗ 
hängt, Bei einigen Nagen iſt der Backen nad: auſſen 
volltommen abgerundet, wie z. B. bei dem arabifchen 
Pferde. Bei, dem Rindvieh findet, diefe Abzundung 
zwar felten oder nie in dem Maaße ſtatt, aber die 
r Berfchiedenheit ijt hier darum auch größer als bei an⸗ 
dern Thieren. Gewöhnlich iſt der. Baden hier mehr 
geradlinig, Bei einigen Nagen geht Die Auffere Backen⸗ 
Linie, von der Schwanzwurzel nad dem Kuie, fat in 
‚gerader Linie einwärts ,- fo ‚daß der Baden die Form 
eines Dreiedd bildet, wie Fig. 6. oder Fig. 4, Bei 
andern ift. die Linie mehr gerade von der Schwanzwure 
zel big and Knie, und neigt ſich beim Knie nur wenig, 
nach innen wie Fig. 5. Wieder bei andern gebt dieſe 
Linie von oben an ſanft aedogen wach. dem we hin⸗ 
wie Fig. 2. — — 
ER 66. | 
J Die ar Des ganzen See Auch 
diefe ift fehr verſchieden und entſteht aus der Vereini⸗ 


gung des Oberſchenkels mit dem Unterſchenkel. Dieſe 


ſtoßen unter verfchiedenen Richtungen uud Winkeln zus 
fammen. Bei dem cinen Thiere ſcheint der Oberſchenkel 
mit dem Unterſchenkel in einer Ebene zu liegen, fo ‚daß 
eine fenfrechte Linie, herabgefällt von dem vberſten 
aͤuſſern Punkte des Backens auf die Ferſe, beinahe das 
ganze Bein beruͤhrt. Bei einem andern ſtoßen Ober⸗ 
und Unterſchenkel unter einem mehr oder weniger ums 
pfen oder fpitigen Winkel zuſammen. Sp wie die erſte 
Form eine beſondere Staͤrke der Beine, ſo zeigt die 

zweite mehr eine fchnelle Bewegung a. 


/ 


— — 


Abber auch die Verſchiedenheit ber Laͤnge des Ober⸗ 

und Unterſchenkels deutet eine ſolche Verſchiedenheit an. 
Faſt alle ſchnellfuͤßigen Thiere haben kuͤrzere Unterſchen⸗ 
fel. Beſonders auffallend iſt dieß beim Win vhunde, 


nicht minder aber and bei dem Rennpfer de. 
He ; . 9 675 A BA. — 
Bei allen Thieren, welche unbeholfen, ſchwerfaͤllig, 
dabei aber ſehr ſtark in den Beinen find, findet man 
die erite Form. Dagegen bei allen andern, welche fich 
mehr durch Schneitigfüßigfeit auszeichnen, bemerkt man 
die zweite. Hier bildet nähinfich der Oberſchenkel und 
der Unterfchenfel einen beträchtlichen Winfel. Zu den 
Tpieren der erftern Art rechne ich den Eleyhanten, = 
zu denen der zweiten Art ‚gehören ver Birfch, das 
KRennthier nf. w Aber nicht bloß zwifchen den vers 
ſchiedenen Thierarten findet, biefer Unterfehied flatt, fons 
dern felbft bei den Nagen der. einen ‚und derfelben Art, 
Man vergleiche 3. B. das Hinterbein eines ſchnellfuͤßi⸗ 
gen ar abiſchen Pferdes mit ; dem eines. fehweren 
Srabanter, oder das eineg fhmeizer Dehfen mit 
dem eines voigtländifhen, um wen. Unterſchied 
yecht wahrzunehmen. me — 
nn VE: Br den Haaren 
| 1.28, ,268, — — 
Auch die Haare ſiud als ein conſtantes Nagenzeichen, 
beſonders bei einigen Thieren, nicht zu uͤbergehen. 
Wir betrachten an ihnen: ihre Laͤnge, Staͤrke, 
Form, Weichheit, Kraus heit: mit einem Worte 
ihre ganze organiſche Bildung. N 


— 40 — 


Offenbar hat das Clima auf die Haare den ent⸗ 
fſchiedenſten Einfluß, und es iſt daher nicht ohne 
Grund zu vermuthen, daß die Haare, als aͤuſſere Be— 
Deckung. des Körpers, derjenige Theil ift, welcher ſich 
bei der Verpflanzung einer Raçe in ein anderes Clima, 
am ſchnellſten nach den Einwirkztugen deſſelben verändert, 

Dieſe Veraͤnderung iſt um ſo gewiſſer und ſch melfer, 
da das Haar in der That ganz. vegetabilifcher Natur 
— und dieſe ſich viel ſchneller durch die Einwirkung 
aufſ erer Gegenſtaͤnde veraͤndert, als * thieriſche. 

$. 69. F 

Wie aber das Clima auf die Bildung, Kor und 
Defchaffenheit der Haare der verſchiedenen Thiere wirkt, 
iſt nicht Teicht zu beſtimmen. Wenn ich nicht ſehr irre, 
ſo glaube ich die Behauptung aufſtellen zu koͤnnen, 
daß Elima und Nahrungsmittel bei der Bildung der 
Haare in einem gewiſſen Verhaͤltniß ſtehen. Nach die⸗ 
ſem Verhaͤltniß duͤrfte anzunehmen ſeyn: daß die. 
meiſten Thiere, welche von Vegetabilien 
fihnähren, in einem heißen China — alte . 
fleiſchfreſſenden Thiere in einem kalten 
mit einem feinern, weiche vrn und fen has 
dern Daare verfehen find. 
Das arabifche Pferd, fo wie alle in heißen Lan⸗ 
dern lebenden Pferde, haben, allen ‚Beobachtungen ges 
maͤß, ein weit feineres Haar, als die in nördlichen Laͤn⸗ 
dern wohnenden. 


Re en — 
"Eben fo iſt es mit den Schafen und mit den meifen | 
| Zhieren der Art, Selbſt bei Vögeln findet ‚Dielen a 


haͤltniß ſtatt. 


SE 
= 


— — — 


Jeder bewundert die Feinheit — — des 
Straͤußes in den brennenden Wuͤſten Afrika's, da⸗ 
gegen iſt das Gefieder der Raubvoͤgel ungleich ſtaͤrker. 
Unterſuchen wir das Haar der fleiſchfreſſenden Thiere, 
ſo finden wir beim Fuch ſe, „beim Wieſel und, bei 
andern gegen Süden nie. die Feinheit als gegen Nor 
den, der bei dieſen Thieren nur das feinfte und ſchoͤnſte 
Pelzwert liefert. Das Haar des Tigers, ber Hiäne 
u. ſ. w. if troß der Hitze des Clima's ſehr ſtark und 
rauh. Waͤhrend unter den Voͤgeln der Strauß, von 
Vegetabilien lebend, das feinſte Gefieder im Suͤden 
zeigt, exgoͤtzt uns das feinſte Gefieder der Eidergans, 
deren aa vorzüglich Fiſche fi find, - im: Norden wi 
EIER 3 
er — — unbemerkt: daffen; — die — 
Thiere zweierlei Gattungen von Haaren haben, naͤhm⸗ 
lich lange,hexvorſtehende, ſtei fe, Cwelche der, 
Kirſchner Grannenhaare nennt) und zwiſchen dieſen 
kuͤrzere, krauſere, wollartigere, (welche in 
der Kunſtſprache Grundhaare genannt werden). 
Rad) Heufing er’g*) Beobachtungen entſpringen beide 
Gattungen von Haaren aus einer gemeinſchaftlichen 
Zwiebel, ‚find daher nicht eigentlich weſeutlich verſchie⸗ 
den. Nicht bei allen Thieren finden ſich dieſe beiden 
Gattungen, ſondern qm — bei denen, welche in 
einem kaͤltern Clima wohnen, wo fie daher eine Dich 
"tere und wärmere "Bekleidung der Haut. ausmachen. 
Daher mag es auch kommen, daß ſich in Suͤden bei 

den —— Thieren die Reilhizeenaen: — — 
— — 


RS. Ren Spfrsosie — A — 1823. : A 


—2 


TO 


die eigentlichen Grannenhaare verloren und bloß die 
Grundhaare als weicher und glänzender erhalten haben. 

Bei dem Schaf ift dieß auffallend; je weiter dieſes 
nah Norden verpflanzt und je rauher es gehalten 
wurde, defio gleichmäßiger zeigt das Blie$ Gran nen 
und Grundhaare zugleich, wie z. B. bei einigen 
ruffifhen Schafen md den Heidefchnuden, 
die noch ganz in ihrem PER: ft " erhalten zu 
haben ſcheinen. 

Bei Schafen, welche in Suden wohnen und werde 
befonderg mehr Domeftizirt, haben fich die Örannen- u 
haare gänzlich verloren, und es iſt Die Wolle als 
Grundhaar lediglich zuruͤck geblieben. Vielleicht ‚find 
die fogenannten. Stammhaare, die man fo oft bei 
den Merings findet, wie ich ſchon am einem andern. 
Ort 9, erwähnt habe, noch ein Anklang des im Allges 


= meinen verfchwundenen Graun enhaare 8 *0). 


“7 ©. mein. Torbuch der Landwirthfchaft. 9% 
©. 186, segq. 
2 Wir wollen damit Ah nicht gefagt haben daß A 
conſtant gewordene Ragen, wie z. B, die Merinos, ſich 
nicht darin erhalten follten, aber mit großer Vorſicht mug 
dabei gewiß verfahren imerden ; um auch bier einen Rück 
ſchlag zu vermeiden. ’ +Eine oͤftere An friſchung wird gewiß 
‚gute. Dieuſte thun, was man auch dagegen ſagen mag. 
Die Umäuderung oder der Ruͤckſchlag kann in manchen 
Fallen ganz unmerklich aufangs ſeyn, in andern. Gegen, 
den, mo diefelben Bedingungen eintreten vielleicht gar 
nicht ſtatt finden, in andern aber iſt er ſchon in den erſten 
Generationen hoͤchſt auffallend, das beweiſt der Umſtand 
+ daß ſich die Wolle der Merinos, melde die Engländer 
auf einige Suͤdſee⸗Inſeln verpflauzten, ſchon ſehr bald 
in ein ſchlichtes Haar verwandelte. 


ee 


Anmerkung. Einige Naturforſcher und Landwir⸗ 
the ſind der Meinung, daß unſer Schaf vom Mufflon 
(Ovis Musimon) abſtamme, fü wenig ich biefer Mei— 
nung beizupflichten geneigt, bin‘, fo würden doch Diejes 
nigen, die darauf beftchen, nach diefer von mir geger 
benen Anficht manches nachweifen können, Der Muffs . _ 
lon naͤhmlich, den ich öfter zu beobachten Gelegenheit 
hatte, hat allerdings mehr, Aehnlichkeit mit einer 
Hirſchkuh ald einem, Schafe. Auch die Farbe feined 
Grannenhaares gleicht ganz der bed Hirſches, unter 
— demſelben befindet ſich aber ein graues, wolliges Grund⸗ 
haar, dieſes koͤnnte durch die Kultur das herrſchende 
geworben feyn und ſo ließ ſich die weißliche Farbe des 
Wollenhaares ſelbſt erklaͤren. en 


— 


ER TE a 3 
Das dieſe Verfchiedenheit vorzüglich die Nahrung 


heftimme, babe ich in meiner Schrift: Leber die 
Schafwolle x. Jena 1812, darzuthun geſucht. Ich 
gab dort an, daß für den Süden vorzüglich Die vegee 
sabififche Nahrung bie yollfommiere fey, im’ Norden 
dagegen die Fleiſchnahrung. Gewiß fiegt dieß im Zw 
ande ber Luft und Wärme, wobwch dev Verdauungs 
proceß geleitet wird, Im Süden ſcheint ſich daher bie 
vegetabilifche Nahrung, weil ‘fie fehneller desoxitirt 
wird auch ſchneller zu aſſumuliren, was bei. Fleiſch⸗ 
nahrung wicht fo fehnell der Fall ift, wohl aber im 
Norden, Nenerlich feheint mir aber vorzüglich die Faͤ⸗ = 
higkeit des Hautorgans aus zu d uͤn ſt en in Betracht ge⸗ 
zogen werden zu muͤſſen, da der Haarwuchs mehr oder 
weniger mit dieſer Faͤhigkeit in Verhaͤltniß ſteht. Alle 


— ee 


x 


Fleifchfreffer. duͤnſten weniger durch die Haut aus, 
als die Pflanzenfrefſſer, und ihre Ausduͤnſtung, 
oder uͤberhaupt die Hautthaͤtigkeit iſt um Al größer, je | 
wärmer, das Clima iſt. 


S. 73 

Sch habe. hier Diefe Beobachtung, die ſich— mir ſchon 
‚öfter aufdrang, angefuͤhrt, um ſie den Naturforſcher 
zum weitern Unterſuchen zu überlaffen. Sch kehre von 
diefer Ansfchweifung wieder zuruͤck a die Befchaffens 
heit der Haare. — 

Auſſer der Ränge bes Haares, Die ber. einzelnen 
Raçen verſchieden iſt, beobachtet man eben ſo einen 
Unterſchied in der Feinheit deſſelben — in der Weich— 
heit — in der Elaſticitaͤt — im Glanz und felbft 
in der Form, ob das Haar nähmlich vollkommen rund, 
oder platt gedrüct, oder vierfantig. Alle dieſe Ver⸗ 
ſchiedenhi eiten finden beſonders bei der Wolle ſtatt und 
N ind en and) von großer RER 


„se 74, 
erg Se Farbe. Auch. diefe ift ein Eigenthum ver⸗ 
ſchiedener Raçen, obgleich fein ganz gewifl es Zeichen. 
Im gemeinen Leben legt man wohl zu viel Werth darauf, 

Unter den Nindviehragen ſcheint die Farbe noch 
am conſtanteſten zu ſeyn. So giebt es Ragen, welche 
graues Haar, wie viele polnifche, andere, welche 
braumes. Haar, wie bie fihmweizer, haben. Demun⸗ 
geachtet find auch bunte Farben und Schäden unter 
dieſen Rasen nicht ſelten, ſo wie verfchiedene einfache | 
Nüancen, fo daß mit Gewißh eit — als Bart 
zu rechnen iſt. 


Anmerkung Auch bei den Deren, wenigen 
beim Urpferde, ſind gewiſſe Farben conſtant. In Ara⸗ 
bien findet man mit wenigen Ausnahmen fait nur 
drei Hauptfarben, naͤhmlich Schimmel, — 
und Braune. = — 


Von den weitern Einfluͤſſen Bien fi he weiter 
unten. 


— 


Ob uͤbrigens der Vater oder die Mutter Sncnt Em 
fluß auf die Erzeugung des Haares habe, und wie. der | 
gegenſeitige Einfluß beider zu beſtimmen ſey, ſcheint 
mir zur Zeit noch nicht ausgemacht. Geht man freilich 
von den Erfahrungen aus, welche die veredelte Schaf⸗ 
zucht darbietet/ fo ſollte man allerdings den Einfluß 
des Vaters fuͤr den wichtigſten halten, denn durch ihn 
kann man hier das groͤbſte Haar der Stammraçe in 
der dritten oder vierten Generation ganz und durchaus 
verfeinern. Auf der andern Seite ift aber auch der 
Einfluß der Mutter dabei fo unverkennbar, daß der des 
. Vaters nur als überwiegend, nicht — — N Er: 
hen feyn duͤrfte. = 


Anmerkung. Gern gebe i& — daß biefer Ge 
genftand einer viel weitern Ausführung fähig, und daß 
ich mehrere Dinge, , die mir nicht fo wichtig ſchienen, 
wie z. B. die Bildung des Fußes und Hufes uͤber⸗ 
gangen habe, demungeachtet aber gebietet mir der vor⸗ 
genommene Zweck hier abzubrechen und die weitere 
Ausführung auf eine andere Be zu BEER & 


46 


Zweites Eapitel. 


Bon den äuffern Einflüffen, welche die Ras 


sen beftimmen, und den verſchie denen 
Ragçen ber Hausthiere 

$. 76 — 

Nach der eben © 2° 2. gegebenen Definition 


von Ragen ift Kar, daß vorzüglich folgende drei 


x 


$ actoren zur Bildung und Umaͤnderung derſelben 
wirken. Naͤhmlich: Clima, Aufe u haltsort umd 


i Nahr— run g Wir wollen von jedem jetzt einzeln ſprechen. 


— im 


Sr. 79 
Hier muß man unterſcheiden äwifchen den geogra⸗ 
phiſchen und dem oͤkonomiſchen Clima. Unter 
jenem verſteht man die Lage eines Orts nach ſeiner 


Entfernung vom Aequator, unter dieſem den Einfluß 
aͤuſſerer Gegenſtaͤnde auf die herrſchende Witterung, 
‚daher der Eintritt des Winters und Sommers, bie 
herrſchende Witterung, Regenfall, Gewitter m ſ. w-5 


dieſes oͤrtliche Clima iſt a Planet und Thiere * 


einflußreich. 


Die tung des Climas iſt ſo auffallend, felbſt 
in kurzen Zeiten, auf die Umaͤnderung gewiſſer einzel⸗ 
ner Theile bei Thieren und Pflanzen, daß es keinem 
Zweifel unterliegt , daß folches — iſt, den Ty⸗ 
pus gänzlich umzuaͤndern. 

Re 

m meiften Einfluß feheint aber bie —— 

der Waͤrme und Kälte — aͤuſſern. Eine Menge 


a 


D 


&fbeinungen zeigen hierin die größte Mannigfaltigkeit. 
So wie bei den Thieren ergeben ſich hier auch bei. ben 
Pflanzen bedeutende Verſchiedenheiten. 


Mehrere. Pflanzen z B. nehmen eine ganz andere 
Natur an, wenn ſie aus einem kalten in ein waͤrmeres 
Clima oder umgekehrt verpflanzt werben. 


Der gemeine Kopfkohl (Kappes, —* 
Kumſt) Brassica capitata, z. B. bildet in Norden einen 


weit fejtern gefchofl enern Kopf, als in Suͤden, fo iſt Ä | 


der ſogenannte ruſſiſche Kohl weit feſter geſchloſſen, 


als der in Sachſen oder in weſtlichen und ſuͤdlichen et 


Dentfchland erzeugte: Sa die Erfahrung hat dem . 
Gärtner hinreichend gelehrt - daß beide Varietäten im 
Kurzen ausarten und — — veraͤndern. 


u 


em aber dieſes mehr oder minder feftere Schließen 
eine Folge der Einwirkung ber Kälte oder Wärme, lei⸗ 
‚det feinen Zweifel, Das Schließen des Kohlkopfs hat 
‚Fein anderes Beſtreben der Pflanze, als den im zweiten 
Jahre erft hervorſproſſenden Blumenſtengel gegen die 
Kaͤlte den Wi r hindurch zu ſchuͤtzen, je nothwendi⸗ 
ger aber dieſe Schuß, deſto feſter ziehen ſich die Blaͤt⸗ 
=; zuſammen, je weniger nothwendig, deſte loſer lie⸗ 
gen ji fie übereinander, 


Diefes innere Beftreben der Pflamze —J—— fi ich 
ſchon Aus dem Umſtande, daß der Kopfkohl erſt an⸗ 
faͤngt ſich zu ſchlieſſen gegen Ausgang des Sommers 
und befonders dann ame Shnefen, wenn die Nächte 
am fühlten werden. 


“A 


ine hh ia en über die Ei 
wirkung des Climas beſtaͤtiget folgender fehr interefjan 
ter Fall, Ein deutſcher Gärtner, in Neapel angeftellt, 
ließ zu verſchiedenen Malen Saamen von Weißkraut 
aus Erfurt dahin kommen um dort den noch unbe⸗ 
kannten Kopfkohl anzuziehen. Es gelang ihm aber 
niemals, vielmehr befam er ‚entweder bloß Blattkohl, N 
groͤßtentheils aber verwandelte er ſich in B lumenkohl. 
| Letzterer it nach unferm Dafürhalten nichts weiter, als 
ein verkuͤmmerter Kopfkohl, bei welchem fi ich die Blätter. 
durch einen Ueberreiz der Nahrung in eine pilzaͤhnliche 
Subſtanz verwandelt haben, die die Dhnmentnoäpen 
Era: 


$ 31 


j 


Ein anberes — Beiſpiel fiber die Einwirkung 


des Climas auf bie Pflanzen, hat ſich mir -feit Kurs 
zem noch dargeboten in der nackten oder fogenannten 
Himmelsgerfte (Hordeum coeleste), Diefe Gerſte, 
‚bereits feit längerer Zeit in Deutfchland befannt, un⸗ 
terfcheidet fih von der, gemeinen Gerfie dadurch, daß 
fi ie. ohne Hülfe ift und daher. mehr dem Weizen „und 
Roggen gleicht, „Sie iſt wahrfcheinlich  guerft aus 
Aegypten, Überhand aus. einer heifern Zone zu uns 
gekommen, weßhalb fie auch hier am Rhein allgemein 
den Namen aͤgyptiſches Korn oder wegen ihrer 
Aehnlichkeit mit dem Roggen unter dem Namen Some 
merforn befannt iſt ee 

Mehrere Landwirthe hatten dieſe Gerſte bier ange: 
‚baut, konnten fie aber, — voriges Jahr 1823, 


== 


wo 08 um. a Blathezeit feucht und kalt war, nicht 


von gemeiner Gerſte rein halten, und fo ging e8 auch 
mie, ob ſie gleich. mit. jener gar nicht in Berührung 
gekommen war. 


Dieſelbe Bemerkung hatte # bereite Thleitigen 
gemacht, ‚ohne daß fi fie mie befonders auffel, denn ich 


glaubte, daß ordinaire Gerſte darunter gekommen ſey. 

Bei näherer Unterſuchung fand ich aber deutlich, daß 
dieſe nackte Gerſte in die gemeine umgeartet ſey, indem 
ſelbſt bei einzelnen Koͤrnern in derſelben, Aehre die 


Huͤlſe ſo feſt mit dem Korne verbunden war daß die 


Gerſte vollfommen der gemeinen glich. SE 


Erſcheinungen der Art ließen ſi ich aus De Pflanzen 
— noch eine Menge anfuͤhren. — 


8. 82. 


ein jo wichtig und auffallend: finden dieſe Erſchei⸗ | 


nungen bei Thieren ftatt, obſchon hier, wegen der weit 
langwierigern Umaͤnderung des Typus, die Erſcheinun—⸗ 
gen allmaͤliger und nur in laͤngern Zeitraͤumen wahrzu⸗ 


Zeit nicht po auffallend erwarten muß. 


— 83. | 
&s idjeint hier der Einfluß des Climas BER 
unmittelbar), weniger auf die Form des ganzen Koͤr⸗ 
pers, als auf einzelne Theile und Eigenſchaften, oder 
ſelbſt Organe zu wirken. Bor allen ſcheinen aber die 


enigen Theile des Körpers der ſchnellſten Veränderung 


unterworfen zu ſeyn, welche ſich der Pflanzennatur 
ammeiſten nähern, 4 wie Haare, en Hörner 
nf w. | arte 

= — 


or weßhalb man ſie natuͤrlich auch in kurzer 


u: 6. 84. | 

Im allgemeinen iſt ſchon vom — oben $ 68 
geſprochen worden, hier nur noch einiges in Beziehung 
auf Die climatifihe Einwirkung. Faſt Alle Thiere 
in ſehr heißen Zo nen haben wenigere und kurzere, 
auch feinere Haare, als die in kaͤltern; insbefondere 
betrifft dieß die Pflanzenfr eſſer. Ja manche Thier⸗ 
ragen, bie ſich im gemäßigten und falten Zenen durch 
‚Dicht behaarte Felle auszeichnen, ermangelt in heißen 
Climaten der Haare fait gänzlich. So giebt es in China 
eine Art nackter Hunde, fo hat dert der Büffel: 
och ſe nur. wenig einzelne Haare, und eine Gattung 
Schweine iſt faſt ganz AR Borſten. 


9 8. 
Aber — die Natur des Haar’s veraͤndert ſich, 


wenn die Thiere aus einem Elima in ein anderes ver⸗ 
pflanzt werden, oft ſehr bedtutend. So wiſſen wir 
| —— daß die Wolle der ſchoͤuſten und feinften Merinos 
in Chili und Peru in Kurzem ſich in ſchlichte ir 
Haare verwandelte, weil derſelben die zu gro 

des Climas zu ihrer vollftändig naturgemaßen 
lung nicht zuſagte. 

Anh die Farbe des Haares, — aber — 
Federn der Vögel, die ganz dem Haar analog ſind, iſt 
nach den Glimaten aͤuſſerſt verfchieden bei ein und der⸗ 
ſelben Species. Alle Farben in heißen Zonen ſind 
brennender und brillianter als in kaͤltern. Man erin⸗ 
nere ſich nur des herrlich gefärbten und metalliſch glaͤn⸗ 
„genden Gefieders mehrerer Sid- Amerikanifchen Bögel, 
und felbft des bunten Haares mehrerer Säugthiere. 


Anmerkung. Der e Schmet der Farben und das 
Feuer derſelben [cheint in den‘ verfchiedenen Elimaten 
von dem Pflanzenreiche ſtufenweis zum Thierreich uͤber 
zu gehen. Schon jene zeigen gegen bie Bluͤthen kaͤl te⸗ 
rer Zonen viel lebhaftere und feurigere Farben, fo wie 

hier in der gemaͤßigten Zone alle Sommerblumen leb⸗ 
haftere und feurigere Farben haben, als die im Frühe 
jahr und Herbſte. Conchilien Inſekten und faſt alle 
Thiere bis zum Affen hinauf zeigen Bi Fepafigte 
ber Barden in heißen Sonn. 

86 

Anch Form und. Soufruction der ER 
fheint bei vielen Thieren in heißen Elimaten verſchie⸗ 
denartig. Bei einigen Thieren ſind ſie der Analogie 
der Haare nach kurzer die Subftanz dichter und glaͤt⸗ 
ter, vorz züglich aber zeigen faft alle, mehr oder weniger 
auffallende Windungen. Diefe Windungen betreffen 
zum Th eil die Geſtalt des ganzen Horns, zum Theil 
zeigen ſie ſich nur in der Hornſubſtanz als Ringe an. 
Sch führe hier zum Beiſpiel einige oſtindiſche Rin dr 
viehragen, Schafe, en und — den 
— = A : 

g 87. 

derner wirkt die Waͤrme oder alte des Climas 
S an den ganzen Körper ber Thiere und ſeiner einzelnen 
Theile ſehr weſentlich ein. Zuerſt Hänge davon. die 

Groͤße gar ſehr ab. | 


Alle Thiere derfelben Art ſind ſowohl in fehr feißen, 2 


als auch in Falten Zonen verhaͤltnißmaͤßig feiner, als 
in gemäßigten, und dieß iſt ziemlich — mit dem 
Menſchen derſelbe Fall. A ee 


2 = 59 ir 


— In heißen Zonen bemaͤchtiget ſich Trägheit d ded Koͤr⸗ 
pers, die Verdauung wird geſchwaͤcht, das Hautorgan 
iſt ſehr thaͤtig, die Ausduͤnſtung daher fo bedeutend, 
daß ein großer Theil der Nahrungsſaͤfte, welcher ſonſt 
zur Vergrößerung des thieriſchen Koͤrpers verwendet 
werden wuͤrde, durch die Ausduͤnſtung verloren geht 
und den Koͤrper in allen ſeinen Dimenſtonen kleiner läßt: 


F. s8. 
Was ‚hier die Hitze, thut in falten Zonen die Kaͤlte, 
nur auf einem entgegengeſetzten Wege. 
Wenn hier auch die Verdauung beſſer von ſtatten 
geht amd die Desoritation Schnell erfolgt, fo confumire _ 
die Kälte auch weit mehr Nahrungsmittel, indem fie. 


4 dem Körper unaufhoͤrlich Waͤrmeſtoff entzieht, der er⸗ 


ſetzt werden muß, dadurch bleibt aber die Ausbildung 
des Koͤrpers zurüch und derſelbe bleibt kleiner. 


| es 89. 

Penn dieß nach unferer Anſi cht der Grund ſeyn 
dürfte, warum Hige und Kälte gleichmaͤßig auf Ver⸗ 
kleinerung des thieriſchen Koͤrpers gegen gemaͤßi gte 
Zonen wirken, ſo wollen wir jetzt einige Belege dazu 
anfuͤhren. Zuerſt iſt es eine bekannte Sache, daß die 
Bewohner unter dem Suͤdpol bei weitem die Groͤße 
und Staͤrke nicht beſi itzen, wie die — des ge⸗ 
maͤßigten Europa's. = 
| Eben fo aber zeichnen fi ich noch mehr die Bewohner 
der kalten Zone durch Kleinheit vorzüglich aus. Die 
Escimos, die Groͤnlaͤnder, Lapplaͤnder und 
ähnliche Völferitämme erſcheinen wie Kinder gegen die 
Bewohner gemäßigter — 


es 


Ei 


— — 


— 90. Se; 
| Wie beim Menſchen, eben ſo auffallend ik Beten | 
Unterfchied nicht bloß bei den Hausthieren, fondern 
be ei allen. übrigen. Daß natürlich unter den Thiers 
Gattungen eine ‚Stufenfolge der Größe ſtatt findet, ift 
begreiflich; der Elephant iſt z. B. das groͤßte aller 
bekannten Land⸗Saͤugethiere, ob er Thon in fehr heißen 2 
Zonen lebt, und fo der Strauß er größte Vogel 
‚in den brennenden Wuͤſten Afrika's, d alb iſt es aber 
auch ‚wahr, daß nach den Srachricten aller. Reifenden 
der Elephant um fo größer und ftärfer gefunden wird, 
je ‚gemäßigter das Glima iſt; daher der aſiatiſche 
weit geößer, als der a a 3 

U Nr E 

> Bei sam Hausthieren wird diefer ‚Unterfchied um 
fo augenfälliger, Das Pferd in den heißeften Zonen 
iſt klein und unanſehnlich, eben ſo das im hohen Nor⸗ 
den, wie in Island, in Sybirien u. ſ. w. 
Das Rindvieh ans den gemäßigten Zonen Euro: ef 
yo 3, z. B. von Holland oder England nah Ofe 
indien und andern warmen Himmelsfirichen verpflangt, / 
iſt in den folgenden Generationen beträchtlich kleiner 
geworden, womit alle Beobachtungen uͤbereinſtimmen. > 
Aber auch die Landesraçen ſelbſt unverpflanzt beweiſen 


dieß. Alle Thiere, welche man in der neuen Welt, na 


‚ mentlich, in Süden, gefunden, find dort weit. Heiner, 

als die in Europa einheimifchen Ragen derfelben Art! 
Die Schweine endlich findet man in China und 

überhaupt in dei heißen Zonen fehr Heinz fo wie in 


den Filtern, wo deren noch gehalten: werden koͤnnen, 


während fie in gemäßi igten ihre hoͤchſte Groͤße erreichen. 


—2 


9% 

Abgefehen von der Größe und Geſtalt des Köıyers 
hat das Elima aber noch ‚gang befonders Einfluß auf 
das Temperament, auf die Eigenſchaften und 
auf die Triebe der Thiere. 


— 
* = 93. 

Alle Thiere In den heißeften Zonen find ‚mehr oder 
weniger von lebhaften colerifchem Temperament, was 
ber rafchere Blutumlauf wohl vorzüglich bewirkt. Wir 
finden daher fait zur in jenen Zonen, mit wenigen 
Ausnahmen, Die ſich leicht erfiären laſſen, Das Heer 
alfer reißenden Thiere vom ber wilden Katze bis 
zu dem blutduͤrſtigen Tiger und der mordluſtigen 
Hyaͤne herauf. — 

Ja Raubthiere von einer und derſelben Art ſind in 
gemaͤßigten Zonen weit weniger raubgierig und ſanfter, 
als in jenen Zonen; alg Beiſpiel kann man den W olf 
anführen, der ziemlich häufig über die Erde verbreitet zu 
ſeyn ſcheint. Auch der Hund unter den Hausthieren 
ſoll in heißern Zonen ungleich unbiegſamer und wilder 
ſeyn, als in gemaͤßigten. Von den uͤbrigen Hausthieren 
ſcheint vorzuͤglich das Rind den Einwirkungen des 
Clima's zu unterliegen und daher dert —— — 
— teen 


a orrertie Eigenſchaften und Teiche, 
| 3 9.09 ee — 
Diele, fehr viele koͤrperliche Eigenſchaften der —— | 
umd Ahrer einzelneu Theile ſind — eine ne des 


# 


— 6568 — 


Slim, Wir haben — ober 68. seq. anche vom 
Haare geſprochen, und die — Einwirtung auf 
— dargethan. 

Auſſerdem aber wirkt daſelbe noch sie 
Auf das Fleiſch. In einem warmen Glima, 
was man, vom eigentlichen: heißen unterſcheiden muß, 
iſt das Fleiſch faſt aller Hausthiere weit zarter, wohl⸗ 
ſchmeckender und nahrhafter als im eigentlich heißen 
oder falten. Die Kafern find zarter, euthaiten weniger 
Fett eingewebt, find. dagegen fehr reich an Gallerte, 
welche nicht nur dem Fleiſch einen ſehr angenehmen 
Geſchmack, ſondern auch die vorzuͤglichſte Nahrungs⸗ | 


ſubſtanz wittheilt. Beides, findet, weder im hohen Suͤ⸗ 


den, noch hohen Norden ſtatt, vielmehr ſind dort, a | 
‚ganz entgegengeſetzten unan, die Bit fafera 8 b, 
zaͤhe und trocken. 


d. 


b Dich aut. Bei allen Thieren i in waͤrmern Cli⸗ 
maten iſt die Haut (das Leber). weniger poroͤs, daher 
dichter und zaͤher, wenn fie ſchon weniger die iſt. Die 
Haut eines Racepferdes iſt weit dünner, als die eines 
brabanter, und dennoch wird fie jeber Gerber, ver 
| ſich auf Haͤute versteht, lieber verarbeiten, weil fie ihm 
ein weit elaftifcheres und zäheres Leder giebt als je; eine. 
Wahrheit, von der ich mich ſehr oft übergengt habe 
Unter allem Rindleder verdienen die braſilianie 
4— chen Wildhaͤute den Vorzug und machen nach Europa 
einen bedeutenden Ausfuhrartikel aus. Es iſt nur eine 
Stimme unter den Lederfabrikanten: daß dieſe x a | 
das vortueticht ege der — { 


56 


In len und bereitet man das ſchoͤnſte 
Pergament aus Schweines und Eſelshaͤuten, was kei⸗ 
nem andern gleich koͤnmt, und wer kennt nicht die 
WVorzuͤge des aſiatiſchen Saffian's, die nicht ſowohl in 

der Bereitung als der ER Beihaffendrit des 
Fels Tiegen.. 


8 96, 

Mas ir nun aber wohl der phyſi iologiſche ud, 
warum unter jenem Clima die Haut dichter ift, als in 
einem weniger warmen oder gar falten? Sch erkläre 
mir diefen Umftand auf folgende Art: Ze wärmer dag 
Clima, unter welchem ein Thier lebt, deſto fiärker ift 
das V Vermögen des Hautorgan’s , das heißt feine Aug 
duͤnſtung, je feiner aber nach dem Obigen ſein Haar, | 
mithin je kleiner Die Wurzel oder Zwiebel deſſelben, da 
aber in einem gleich warmen Clima die Ausduͤnſtung 


durch das ganze Jahr gleich ſtark, und die Fluͤſſigkeit 
Cder Schweiß) von der Wärme in den feinſten Dunſt 
verwandelt wird, ſo ſind die Poren u leich feiner, 
daher die feſte Maſſe um fo dichter. * 


$ 97%. 


9 Die Knochen Wenn ſchon dieß nur bei den 
wenigſten Thieren noch bis jetzt ein ſehr nutzbarer Theil 
iſt, fo verdient doch, in Beziehung auf die Einwir 
fung des Climaꝰs, namentlich aber nicht bloß des geo⸗ 
graphiſchen, ſondern auch des oͤkonomiſchen, bemerkt 
zu werden: daß bei den meiſten Thieren in 
einem warmen und gemaͤßigten Clima, ſo 
wie in einem ockenen gegen ein feuchtes, 
bie Knochen weit u 7 a poroͤs, 


— 67 — 
und daher bei gleicher Dike wa feſter find 


Das arabiſche Pferd iſt ſo feinknochig, daß man er⸗ x 


faunt, wenn man fei en Schenfelfnochen mit dem eines 
holländif hen Pferdes vergleicht, und dennoch iſt 
diefer dünne Knochen eben fo geſchickt die Laſt des Rei⸗ 
ters zu tragen, als jener unbeholfene ‚jaer ift dem 
Bruch wegen feiner größern Feftigfeit weit weniger uns 
terworfen als dieſer. Auch zwifchen den ‚Hufbeinen bei⸗ 
der iſt ein auffallender Unterſchied. 

So wie bei den Pferden hat man gleiche Unter⸗ 
ſchiede bei den uͤbrigen Hausthieren hier bemerkt. Der 
Grund hiervon mag in der in einem warmen Glima 
langſamer vor ſich gehenden Produktion der Knochen⸗ 


maſſe und in einer geringern Anhaͤufung der thieriſchen 


Feuchtigkeit beftehen. | — 
ef % 8. 
h Die Mild. Die Aofonderung diefer tbierifchen: 
Klüffigkeit geht nach den Gefegen vor ſich, denen alle 
uͤbrigen thierifchen Fluͤſſi igkeits⸗Abſonderungen unterwors. 
fen find. Sie erfolgt aber fehr verfchieden, z. B. bei 
den. Kühen in heißen, gemäßigten und falten Zonen. 
Alle Ragent von Kuͤhen geben in einem gemaͤßigten 
Clima verhaͤltnißmaͤßi die meiſte Milch, weniger — 
aber in einem heißen oder Fir 


r falten. Die Reifenden | 


v. Spirs und v. Martins; B. bemerken, daß | , 5 — 
portugieſiſche Kühe nach Brafilien verpflanzt au "| el, 
ferordentlich in der Milchergiebigfeit abgenommen ’ und AR 
fehreiben dieß mit Rechte dem heißen Clima zu, wo Das = 

Hantorgan thätiger, mithin die Ausduͤnſtung betraͤcht⸗ 
licher, das Schlagaderſyſtem aber traͤger iſt. Aehnliche 
Erfahrungen hat man von der Verſetung der ls 


x ? ! i 
; 
x ⸗ 


den hettan diſch on Kühe mad Dfiinbien ‚und N 
Kay gemacht, fo wie auch bei den englifihen. Mie 
aber auf der einen Seite die Duantität der Milch aba. 
nimmt f uimmt die Qualitaͤt, das heißt die Fettheile 

derſelben, zu; ein Umſtand, der ſich eben fo natuͤrlich 
ertklaͤren lan —— . 

ne ER 

In einem ſehr falten Clima, was indeß noch den 
Aufenthalt der. Hausthiere geſtattet, iſt ebenfalls die 
Milchergiebigkeit geringer, obh zwar hier die wirkliche 
Ausdünftung geringer, dagegen aber -die Conſumtion 
des Wärmeftoffs als Beförderungemittel der Ausduͤn⸗ 
‚ fung größer. Nur in einem gemäßigten Clima, daher 


wie der mittlere Theil von Europa, namentlich bier 


Deutſchland, iſt der Ertrag der Milch am bedeutende 
ſten. Ja wir finden dieſen Unterſchied felbſt nnter 
einem und demſelben geographiſchen Clima, bloß bei 
$ Berfchiedenheit des. Lokalclimas. Ein mehr feuchtes 
Clima, mo das Hautvermoͤgen weniger thätig, erzeugt 
die milchreichſten Kühe, wie z. B. Holland, O fe 
frießland und überhaupt die Seegegenden, 
dagegen wirkt ein mehr trocknes Clima, ein Aufenthalt, 
wo das Vieh der reinen Luft und dem Licht ausgeſetzt 
iſt, auf eine geringere Dwantität yon Milch, die aber 
um fo fetter ift, wie & B. bei den ſchwaizer und 

tyroler Kuͤhen, die den ganzen Sommer hindurch auf 
dem Gebirge weiden *). 


) Selbſt bei dem verſchiedenen Jahresteiten iſt die Milcher⸗ 
giebigkeit bei Fühler Witterung und grünem Futter, was 
aber durch Regen nicht maß geworden, meit größer, als 


x 


- 60 — 


2 | ’ 

e) Das Fett, Schon au einem andern Otte 
haben wir den Erfahrungsfas aufgeftellt; daß das 
Fett im thierifhen Körper fih immer im 
. Segenfage bildet, wo Slüffigieiten abs 
geſondert werden. Da nun in einem kaͤltern und 
Zemaͤhigten Clima bie Abſonderung der innern thieriſchen 
Flüffigfeiten weit bedeutender iſt, als z. B. der Milch, 
der Darmfeuchtigkeit, des Urins u. wer fo 
wird ſich hier mehr Fett oder eigentlich Talg bei Kuͤ⸗ 
hen, Schafen u. ſ. w. erzeugen, als bei denſelben Thie⸗ 
ren in heißen Glimaten, wo bie Hantabfonderung im⸗ 
mer die bedeutendſte iſt. Hier erzeugt ſich mehr Fett 
| im Zellgewebe unter der Haut, aber ſelten im Innern 

viel, noch weniger aber ein feſter Talg ·. 


§. 401. — 


‚Unter allen Talgarten ziehen unfere Seifen» und Car Fu 


= Lichter⸗Fabrikanten den aus den ſuͤdlichen Theilen Ruß⸗ 
lands vor, und dieſes Land treibt mit dieſem Produkt 


einen aͤuſſerſt lebhaften Handel in die uͤbrigen europaͤ 


ſchen Staaten. In fuͤdlichen Laͤndern wird dieſer dw. | 


gegen in ganz geringen Quantitaͤten gewottnen, dage 


gem werden faſt alle Thiere ſchneller fett anf den Rip⸗ er 


pen unter der Haut. ER 
Auffallend iſt diefer Unterſchied hei den Rindviehra⸗ 

‚con des Berg⸗ und Thalſch lags, faft in gleichem 
geographiſchen Clima, aber bei bedeutenden Unterſchiede 


— 


bei zu großen Wärme, In demſelben Verhaͤlt niß iſt aber 
auch die der Quantitaͤt nach geringere Milch fetter und 
deshalb die Butter haltbarer. — 


J 


f x . AR 
— 6 - 


des zrtlichen. 5 Metger nähmlich — daß 
ſich die Bergraçe, z. B. Die ſchweizer und tyroler, 


Au hierher verpflanzt gleichgut gefuͤttert zwar fleiſchig und 


fett auf ven Rippen ſchlachte, aber nie ſo viel Talg 
im Innern anfese, als die hollaͤndiſche — hieſige 
Landraçe, die jener ſehr nahe koͤmmt. 


Anmerkung. Das Beſt reben der Natur bel ver⸗ 
ſchiedenen Thieren in ſuͤdlichern Zonen das Fett in 
| foͤrmliche Klumpen auf der Oberflaͤche unmittelbar un⸗ 
ter der Haut zu bilden, ſcheint auf dieſem Umſtande 
zu beruhen. Wie z. B. der Fetthoͤcker des Kameel⸗s, 
einiger wilden Ochſen, und der Fettſchwanz einiger 
Schafarten. Dieſe ſaͤmmtlichen Thiere zeigen im In— 
nern nur wenig Fett. 

Natur: und Kunſttriebe. 


u 


$. 102. 


| — allen thieriſchen Trieben iſt — Sr — 
ſchlechtstrieb vethaͤltnißmaͤßig in gemäßigten und 
warmen Climaten ftärker, als in heißen und ganz 
falten, In erjtern regt er ſich früher; da aber die 
Lebensdauer in der Regel auch Fürzer ift, fo hält er | 
auch nur furze Zeit au. In letztern entwickelt er ſich 
ſpaͤter und langſamer, und der Mangel an innerer 
Lebensthaͤtigkeit unterdruͤckt ihn hier, waͤhrend dort ihn 
eine zu große ſchnell abſtumpft. Wir. finden daher bei 
Menfchen und Thieren in. dem höchften Süden fo wie 
in dem höchften Norden weit weniger Seuchtbarfeit, als 
3. 8. in den gemäßigten ‚Theilen von Europa. Mehrere 
der bekannten Hausthiert, die dort regelmäßig nur ein. 


z 


Zunges werfen ; Gefommen deren bufs bei uns : 
rere —— 

Vei — Hausthieren finden wir dieſe urſpruͤng⸗ 
lich climatiſche Eigenſchaft noch bei der Verpflanzung 
vorherrſchend. So iſt z. B. das arabiſche Pferd 
weit feuriger bei der Begattung, als viele andere Ra⸗ 
sen, die weiter entfernt von ihm ſtehen. Auch tritt 
derfelbe Fall bei den aus dem warmen Spanien abe . 
ſtammenden Merinos ein. Nicht bloß die Widder 
ſind weit heftiger im Geſchlechtstrieb, ſondern auch die 
Muͤtter, indem ſie viel fruͤhzeitiger anfangen zu ſtaͤhren, 
als die unſrigen „ja faſt zu jeder Jahreszeit zur Be⸗ 


gattung, gegen bie Landſchafe, geneigt finds. 


Anmerfung. Wir fönnten über dieſen Gegenftand 
noch eine Menge Beifpiele, vorzüglich aus der Glaffe 

> der Vögel ‚ anführen, dieß foll aber weiter unten ent⸗ 
wickelt werben, ⸗ — 


Ne 104. 

Die geiftigen oder Kunſttriebe, fo will io das nem 
ner, was man fonft den Verftand der Tiiere nennt, 
alſo die Wirkung des hoͤchſten, naͤhmlich des Nerven⸗ 
ſyſtems, ſind allerdings, auch wie die Betrachtung des 
ganzen Thierreichs lehrt, in waͤrmern Climaten groͤßer, 
und wie es ſcheint durch das ganze Thierreich nicht 
bloß hindurch, ſondern ſelbſt bei verſchiedenen Ragen 
ein 2; berfelben Art, Unter den Säugethieren. übers 


— 
jr Fr 


”) € if. B. bekannt, dab in Island eine Familie felten 7 
mehr, als zwei Kinder hat, und in den beißen Zonen if, © 
die Beoölferung ebenfalls fehs gering. = 


Sense hingen 


ur 
97 


— ae = 


— — 


haupt zeigt in den warmen Zonen der Affe die meiften 

Kunfttriebe, ja ex übertrifft alle übrigen Thiere hierin, 
and feines im falten oder nur a as Slima koͤmmt 
ihm gleich. 


Der Elephant iſt trotz ſeiner uUnbeholfenheit ge⸗ 
lehriger, als irgend ein Thier, und * auf — er 
die größten — | 


& 


Ss 105. | 
Das Kameel iſt leicht und ohne Schwierigkeiten 


zu zaͤhmen und ſo leicht zu vielerlei Gebrauch abzu⸗ 
richten, als kaum ein Hausthier bei uns, obſchon daſ⸗ 


ſelbe freilich bei den Orientalen als ein lea betrach? 
tet werden muß. 


Die vorzüglichften Singuögel) die — wie 


Pap ageyen u. ſ. w., finden wir nur in jenen 30 


zen. Sa ſelbſt siele Hansthiere. zeigen in. jenen Gegen 
den weit mehr Gefehrigfeit und Kunfttrib, fo aD 


das aͤcht arabiſche Pferd, u und felbft die Nachkom⸗ 


menſchaft von ihm in andern Elimaten erzeugt ‚ weit 
— und gen als anderes 


s 106. 


Obgleich gewiß hiervon viel auf das Clima zu ji 
nen ift, fo wirft aber wohl auch "hier der Umftand, 
daß der DOrientale, vorzüglich der Araber, in dem eng? 
fien Umgange mit feinen Hansthieren lebt, und Dah 
und Lager gleichfam mit ihnen, wie mit Famitiengtie 


— 


x = j f — 
’ £ rt — 
— 63 — F < 
— 
— 


— Aufenepelesert und mahrung 
| 6. 4197. 2 


Beide ſtehen at den Typus ſowohl, ats. auf 


ſchaften der Thiere in einer bedentenden Wechfeltwirtung, 


und Fönnen daher wicht wohl getrennt werden. Der 
Aufenthaftöort, von dem zum Theil fchon bei dem 


Clima geſprochen worden, wird hier nur nach feiner 


2 


Hkhe über ver Meereöfläce im Betracht kommen. Im 


dieſer Hinſicht beſteht er in Berg, in H oͤhe und 


Free ge nach dieſem Unterſchiede zeigen ſich auch auf⸗ 


fallende: Berfansbenheiten in Form und Eigenfchaften 


der Raçen, um. Siefe aber im Einzelnen genan anger 
ben zu können, muͤſſen wir im — von — 


Hausthieren reden. 


Unſere Erdoberflaͤche, — merſt aus dem Waſ⸗ 


ſer zu einem feſten Kern gebildet, zeigt Gebirge, Hoͤhen 
und Tiefen oder Riederungen nach dem Meere hin 


Offenbar erhoben ſich aus dem Waffer zuerſt die 


= hoͤchſten Punkte, nahmlich die Gebirge, dann allmaͤhlig 
die Anhoͤhen, and zuletzt verließ das Waſſer auch die 
Tiefen, und fie waren nicht mehr die Sohle des Waſ⸗ 


ſers, fondern. ein. Iroefner, fefter Grund. Nur hie und. 


da, befonders zunächft dem Wafler, fand fich ein weis er 


ber von Waſſer durchzogener, von Landthieren aber 
unbewohnbarer — naͤhmlich Sumpf oder Mora ſt. 


$. 108. ie en 


& ik Hehe denn w hei, daß die erften Be 


wohner ber Erbe Bergbemohner, fo weit naͤhmlich die 
S Vegetation der - Thiere und Pflanzen dieß geſtattet, 


waren, daher —2 auch alle biejenigen Haus⸗ > 


ne we: 

thiere, die wir jetzt hai; nnter Die Gebirgsthiere zaͤhlen, 
die erſten und primitiven Hausthiere geweſen ſeyn. 
Wir zaͤhlen dahin das Geſchlecht der Ziegen und 
Schafen Beide fcheinen ung ſowohl nach ihrer Ent 
ftehung, als auch nach ihrem Gebrauch aͤlter als das 
Rindvieh zu ſeyn Selbſt fo weit, hiſtoriſche Nachrich⸗ 
ten auf uns gefommen, find in ben älteften Zeiten die 
Ziege und. das al die ee Hausthiere 
geweſen. — 
8% 100. x 

Man würde uͤbrigens dieſe Sache ganz —5 
anſehen ‚ wenn man hier eine fo große Differenz anz 
nehmen mollte , denn fo wie Berge entitanden , bildeten 
fich notl) wendig auch Thäler, und es konnten auch ebeit 
fo gut andere Dort einheimifche Thiere entfliehen, wie⸗ 
wohl unſer gemeines Rind (Bos Taurus) doch wohl 
ſpaͤtern Urſprungs ſeyn mas⸗ als das en und bie 
Ziege- I 

$. 140. 


ya den Borgthieren fi find wohl zunaͤchſt die Thiere 
% der Ebene ober Höhe entftanden. Dahin gehört unter 
den BEE das ——— mit ſeinem Geſchlechte. 


Dub übrigeits auch das Kind ein ſehr altes Hausthier 
geweſen, und daß das unſere eine wirkliche Species war; 
amd nicht vom Auerochfen (B. Urus) abſtammt/ wie 

einige wollen, if dadurch dargethan, daß die foſſilen Rin⸗ 
derſchaͤdel, die man an mehrerer Diten gefunden, u 
ſerm zahmen, nicht dem Auerochs, angehoͤren. Aus dieſem 
Umfand erhellet: daß die ſe Gattung ſchon ſehr 
fruͤh im wilden Zuſtaude ausgegangen if 


2 — 


Vielleicht wutde der ei el früher als Sanäthiers ge⸗ 
braucht, theils weil man ihn beſſer zaͤhmen zu koͤnnen 
glaubte, theils weil er dem Bergbewohner die nuͤtzlich⸗ 
ſten Dienſte leiſtete, wie er denn noch heute der ſicherſte 
Geleiter uf den — Gebirgen iſt. 
Ne 111. — — — 
Der Reihefolge nach koͤmmt jetzt die Euntſtehung des 
Rin ds als eigentlicher Tiefenbewohner. Offenbar ges 
hoͤrt dieſes urſpruͤnglich der Tiefe an, da ſeine ganze 
Natur dieſer entſprichtt. 
Das Schwein, als Sumpfbewohner, möchte die 
Reihe der Hausthiere in der Schöpfung beſchloſſen haben. £ 
Es ſcheint dieſe Meinung dadurch einiges Gewicht 
zu finden, daß man unter den foſſilen Thieren — welche 
Blumenbach praͤadamitiſche nennt — der erſtern For⸗ 
mation unter den Pflanzenfreſſern vorzugsweiſe mehr 
Bergthiere, und nur in zweiter Formation, alſo mehr 
‚in der. eigentlichen Tiefe, nur die übrigen, wiewohl 
ſeltener, antrifft. Schweine ſind meines ars nir⸗ 
4— gefunden worden. 


g 8 14% 
Wir nehmen nun von den eigentlichen ——— 
bier Hanptelafien nach Befchäffenheit des Bodens am 
J. Bergthiere — Schafe, Ziegen | 
U. Höhenthiere — Pferde, Efek 

IM Ziefenthiere — Rinder 

— Sumpfthiere- — Schweine 

Die Gründe, warum wir jedem Boden ſeine Thier⸗ 
gattung zutheilen, find in meinem: Lehrbuche der Land⸗ 
wirthſchaft Th. I. Bbs-2, welcher Die Viehzucht enthält, 


ewidkelt und deßhalb vwerweife ich meine Leſer hier 
anf. u. Werk. 


r 
x 


-& 113. 

Da iebeg biefer vier. Thiere ganz dem Gharafter ſei⸗ 

nes von der Natur ihin bejlimmten Aufenthaldortes ent- 

fpricht, und ſich darnach der ganze Typus confequent 

; gefaltet, fo tft begreiflich,, daß eine Veränderung def- 

felben auch eine Veränderung des Typus hervorbringen 

muß. Wir wollen nun verſuchen dieß bei den ver⸗ 
fehiedenen Thieren einzeln ee u 


1. vergehtere — Shen Ziege. 
% 4114. 
Das Shaf und die ihm Ku en Thiere find zur 
naͤchſt dem Gebirge zugewieſen, wie ſeine ganze Geſtalt 
und feine Natur beweißt. Im Ganzen fi ind diefe fammte 
lichen Thiere, wie alle Bergthiere, hinten überbaut, 
ihre Natur iſt bloß für eine reine, trockne Luft berechnet, 
indem ihnen eine feuchte, niedre nicht nur ſchaͤdlich, 
ſondern auch ihre ganze Geſtalt veraͤndert. Wir zwei⸗ 
fen, daß das Schaf vom Mufflon abflammt und 
find vielmehr der Meinung, daß das Urfchaf fo gut 
in der Wildniß ſich verloren hat, als der Urvater un⸗ 
ſeres Stindes; wenn es aber ſo waͤre, ſo wäre unſere 
Behanptung ſchon gerechtfertiget, indem ſich dieſes 
— nur noch iett in den hoͤchſten Gebirgen findet. 


8. 4 

Als Stammvater der zahmen Ziege wollen Einige | 
den Steinbock anſehen; wenn dem ſo iſt, was wir 
indeß ſo wenig als das Erſtre zugehen möchten, ſo 


* 


waͤre der natuͤrliche Aufenthalt unſerer Ziege dadurch 
ebenfalls bewieſen. — — GE 


| = 116 — — 

Die meiſten, ja alle dieſe urſpruͤnglichen Bergbe⸗ 
wohner zeichnen ſich, auſſer einer vorzuͤglichen Staͤrke 
ihrer Hintertheile, durch einen mehr kurzen und uͤber⸗ 


* 


8 


haupt durch einen mehr zuruͤckgezogenen Hals aus. Auch 


die Beine find bei den meiſten Hausthieren kuͤrzer, und 


alle zeichnen ſich durch eine beſondere Muskel⸗ und 
Sehnenkraft vorzuͤglich in den Hinterbeinen ans, die | 
man bei feiner andern Thierart in diefem hohen Grade 
findet Ich halte dieß für ein Hauptzeichen der Berg: 
bewohner und führe nur den Steinbod, die Gemſe, 
die Ziege und das Schaf in dieſer Hinſicht an, 
weder dem Ri nbe noch weniger dem Schwein iſt dieſe 
Eigenfhaft gegeben, und felbft dem Pferde nur in 
minderm Grade, obgleich dieſes eben als Höhenthier 
in der Mitte zwifchen dieſen beiden ſteht. 
Wenn wir an dem Bergthier einen kuͤrzern Hals, 
ein ftärferes Hintertheil u. ſ. W+ bemerken ,- fo zeigt 
uns dafjelbe in den ihm gerade entgegengefegten Boden 
verpflanzt, eine ganz veränderte Geftalt, die fo wie bie 
Urgeſtalt durch das Gebirge bedingt, hier eben ſo gut 
durch den Aufenthaltsort bedingt wird. 
| Der Hals dehnt fi) aus und wird daher länger, 
indem das Schaf, in der Tiefe weidend, denfelben um = 
ſo weiter vorſtrecken muß. Bm 
Die Beine werden höher wie bei allen Tiefenthie 
ven namentlich den Vögeln, 3.2. dem Storche, Kra 
niche, dem Reyher u.a. Erz 


DEE RER 


Der Leib wird. größer und dadurch nimmt die ganze 
Geftalt eine größere Form an. 
§. 148. 

Auſſer der Geſtalt veraͤndern ſi ich aber auch die &i 
genſchaften der Thiere mehr oder weniger. 

Das Schaf z. B., wovon wir. hier als eines der 
vorzüglichften Hausthiere fprechen , verändert fich vom 
Gebirg in die Tiefe verpflanzt , fo auffallend , daß es 
ganz die Eigenfchaften der urfprünglichen Tiefenbewohr 
ner, nähmlich der Kühe, annimmt Das Mar ſch⸗ 
ſchaf z. B. wird auſſerordentlich milchreich, fo daß es 
ſelbſt als Milchvieh an verſchiedenen Orten gebraucht 
werden kann. Daß hiermit eine Menge anderer Eigen- 
ſchaften zugleich verändert — oder neue entſtehen, 
iſt begreiflich. 

Anmerkung Unter andern will ich hier nür er⸗ 
wähnen, daß in Holland und andern Marfchgegenden 
die Schafe ganz gegen ihre Natur an Orten, 4. B. 
Gräben und ſtehenden Wäffern weiden, ohne daß ihnen 
das Mindefte fchadet, während auf Bergen erzogene 
Skhafe fi ich unfehlbar faul freffen würden: , | 

Namentlich veraͤndert ſich aber, auſſ er der Koͤrperge⸗ 
ftalt, fehr wöfentlich das Haar (die Wolle) Auch 
dad Fett oder vielmehr der Talg vermehrt ſich im In⸗ 
nern, und mit einem Worte: das ganze Bergthier 
wird.in Diefer Hinficht zum Tiefenthier. 

JH, Höhen: oder Ebenenthiere. 
I 

Das Pferd. gehört diefem: Boden offenbar an. 
Seine hoͤchſte Bollendung befteht darin, daß es weder 
‚hinten noch vorn überbaut, vielmehr bie Hinter: 


= 9” — 


und Vorhand in einem gleichen Berhättniße ftehen. 
Dieſes von der Natur gegebene ® Verhaͤltniß wird aber 
geſtoͤhrt, fo ‚bald das Pferd ſeinen ihm von der Na⸗ 
tur angewieſenen Wohnort verlaͤßt. Wird es naͤhmlich 
auf das Gebirge verpflanzt, fo wird feine: Harmonie 
dadurch geſtoͤhrt, Daß die Hintertheile durch eine groͤ⸗ 
Bere tägliche Auſtrengung mächtiger und‘ ftärker werden, ' 
mithin dag Pferd hinten überbant’ wird. Bringt 
man dagegen das Pferd in die Tiefe, ſo wird es wie 
alle dort heimiſchen Vierfuͤßler nicht nur vorn aͤberbaut, 
ſondern ſein ganzer Typus in Folge des Aufenthalts⸗ 
orts und der Nahrung fo. verändert, daß kaum die 
Urrage darin zu ‚erkennen iſt. 
Meber dag Verhaͤltniß der ——— zum Boden fr 
„mein Sehrbunh der Landwirthſchaft I, 2 


$: 120. 


Das —— Ras hollaͤndiſche und alle 


im Tiefen erzogene Pferde tragen durch das ſtark aus⸗ 
gebildete Vordertheil, durch ſtarke poroͤſe Knochen, 
durch den mehr tonnenfoͤrmig herausgewoͤlbten Leib 
ganz die Form der Tiefenbewohner an ſich, waͤhrend = 
Pferde in Gebirgögegenden. erzogen in das andere 
Extrem ausarten. = 
Die Eigenfchaften der Pfe rde veraͤndern fh ach $ 
dem Aufenthaltsort eben fo gut wie bei andern T Thieren, 


fo wiſſen wir z. 3, daß die ſpaniſchen Gebirge 


pferde weit ficherer zum Reiten gehen auf den gefahr⸗ 
vaugen Pfaden, als andere. 


J 


= 


RR. 


Il. Tiefenthiere Rind 
ER. 

Zu dieſer Claſſe gehört offenbar une 
Das Rindvieh. 

Mir wiederholen hier die Gründe eben fo wenig 
wie bei Den vorhergeh enden Claſſen, indem wir ſolche 
ſMon in dem oben angeführten Werke I. 2. weit— 
laͤuftiger auseinander geſetzt haben. 

Anch hier zeigt ſich auffallend der Einfluß des Auf⸗ 
enthalsorts in Geſtalt und Eigenſchaft. — 

Zu erſt iſt die ganze Form des Koͤrpers, vorzüglich 
des Leibes, der in Folge einer mehr wäffrigen Nahe 
rungsſubſtanz tonnenfoͤrmig heraus gewoͤlbt, ein ſpre⸗ 
chender Beweis des Aufenthalsorts und der damit ver⸗ 
bundenen Nahrung, ſo wie aber bei den uͤbrigen Thieren 
eine Verpfianzung aus ihren natuͤrlichen Wohnort in 
einen fremdartigen nicht nur den Typus, ſondern auch 
die individuellen Eigenſchaften veraͤndert, ſo auch hier. 

2 

‚Kühe von der Tiefe auf einen ganz entgegenge⸗ 
ſetzten Wohnort verpflanzt, naͤhmlich auf das Gebirge, 
verlaſſen den ihnen eigenthuͤmlichen Character der Form, 
und nehmen ganz den. der Bergbewohner an. Der Kopf 
wird breiter, aber weniger ſpitzig, die Höcner , welche 
bei der Urkuh ſich mehr nach vorn neigen, breiten ſich 
miehr nach der Seite und nach hinten aus, die Hals⸗ 


wirbel drängen: fich mehr zufammen und der Hals wird 4 


dadurch länger, es entficht eine Wamme ober Koder, 
an den fich Die ‚Kant, früher ausgedehnt, in natürliche 
Kalten wrdjicht. Diefes alfes iſt Iediglich eine Folge 
des natürlichen 2 lufenthal tes des Thieres, indem daſ⸗ 


J 


n 
71 — 
4 _ x 5 


ſelbe jest bergan weidend, ſich weniger nach vorn zu 
neigen hat, als es in der Tiefe nothwendig iſt. Nur 
auf dieſe Art laͤßt ſich der bei allen Bergkuͤ hen wer 
fſentlich verſchiedene Bau, und vorzuͤglich die ſogenannte 
Wamme derſelben, erklaͤren. TE 
3 > — — 9123. ei — 
So wie das Vordertheil der Bergkuh von der 
Urkuh verſchieden iſt, fo iſt es ebenfalls das Hinter⸗ 
theil. Solches iſt in der Regel ſtaͤrker und kraͤftiger 
als das Vordertheil und gegen daſſelbe beträchtlich uͤber⸗ 
baut. Wenn bei der Ur kuh wegen der Ueberbauung 
des Vordertheils das Ruͤckgrat mehr von vorn nach 
hinten abfällt, det Schweif aber tiefer angefegt üit, ſo 
ift hier folches ‚mehr eingebogen , das Hintertheil er- 
haben und der Schweif an u Wurzel: had) angefeßt, 
wie z. B. ſchweizer und tyroler. Gcbirgsvich. 
Außerdem aber. zeigen. bie allen Gebirgsbewohnern- ei⸗ 
genen, zwar ſtaͤmmigen, aber kurzen Beine der Berg 
fühe die Beränderung ihres Typus gegen bie Urraçe, 
welche vermoͤge ihres Aufenthaltsort, immer hoͤher ge⸗ 
ſtellt iſt. ad 
= | ee Eh 
Wenn ſich auf dieſe Art die Koͤrperform nothwendig 
verändern muß, ſo iſt dieß auch mit vielen andern Ei⸗ 
genſchaften der Fall, es nimmt naͤhmlich die ans ihren 
Elemente verſetzte Kuh, von ber Tiefe auf das Gebirg' 
auſſer der Form and die Gigenfihaften ber Gebirgsbe⸗ 
wohner an. Das Haar wird krauſer, an gewiſſen Theis 
fen, vorzüglich. am Kopfe, loclig, bie Abſonderung der 
Milch, alſo ihre Ergiebigkeit, geringer, Dagegen nehmen 
die Fettheile derſelben zu; deun es iſt bekannt, durch 


— 


72 


vielfache Verſuche ‚beftätigt, daß alle Bergfühe, wie 
die Schweizer, Tyroler m ſ. w. eine weit gerina . 
gere Quantität an Milch liefern, als die Nie derungs⸗ 
kuͤhe, dagegen aber ſind die Fettheile derſelben auch 
um ſo betraͤchtlicher. Eine gleiche Bewandniß hat es 
mit der Anſetzuug des Fettes im —— wie ſchon 
oben bemerkt worden iſt. 
Wenn wir bier Tiefe und Gebirg als Extreme: ans 
nehmen, fo feht die Höhe, worauf das Rind von 
der. Tiefe verpflanz worden, gleichfam in ber Mitte, 
Dag Weitere hierüber wird unten. bei der Eintheilung 

der verſchiedenen Raçen vorkommen. 

IV, Sumpfthiere. Schwein. 

Ss. 12. 

Hieher zähle ich das Schwein von unfern Hause 
thieren. Auch hievon find die weitern Gruͤnde a. a. O. 
bemerkt worden, ſo daß wir fie hier nicht wiederholen 
wollen. Wenn ſchon dieſe Gattung von Thieren ſich 
ſowohl unter den Saͤugethieren, als Voͤgeln durch vor⸗ 
zuͤglich hohe Beine auszeichnet, fo finden wir dieß bei 
dem Urfhmweine, nähmlic dem wilden, zwar nit 
in einem fo anfallenden Grade, aber doch gegen dns 
Hausfhwein fo auffallend, daß man darauf feine 
Brauchbarfeit mehr oder weniger gründet, Je nachdem 
dieſes Thier von der niedrigſten Tiefe allmaͤhlich nach 
der Höhe verpflanzt wird, verändert es feinen Typus 
ganz auffallend; da wir hier die Urrage noch vor uns 
haben, fo wird eine Lergleichnig mit dem Hause 
fbhmweine um fo leiter, nnd es ergiebt ſich aus 
derſelben, daß hier, fo wie bei allen anderen Thieren, 
ſolche, welche haͤuslich gepflegt, größer und volllom⸗ 


= 73 


© 


= ® 
miener werden, als im wilden Zuſtande Eine Verglei⸗ 


chung des wilden Schweins mit dem — Dome 
ſticirten wird dieß auffallend darthun. 
Br 186, 

Die Berpflanzung des Schweins von der nies = 
a brigften Tiefe auf das Gebirge, geflattet drei Grada— 
tionen. Auf der eigentlichen Tiefe, dem Wohnorte des 
Rindes, der dem ſeinigen am wenigſten widerſpricht, 
ſcheint es als Hausthier den vollkommenſten Charakter 
anzunehmen, es erreicht hier den größten Umfang des 
Körpers, wird lang und-hochfeitig, dabei aber kurzbei⸗ 
Niger, wie z. B. das ofifrießifche nnd alle dem aͤhn⸗ 
liche Ragen. Je höher. es hinauf fleigt, deſto mehr nimmt. 
x 88 den Charakter ver Höhen- und Bergthiere an. Der 
Roͤrper wird Heiner. und gebrungener, der Kopf weniger 


ori und lang, die Stirnbeine aber um fo breiter; der 


Hals wird kuͤrzer aber dicker, und das Hintertheil mehr 
abgerundet, daher die Schinfen mehr rund als breit, 
| welcher letztere Fall vorzüglich bei den N jederunggragen. — 
eintritt. Zum Beweis dieſer Behauptung fuͤhre ich als 
eigentliche Bergrage Die ang Spanien zu ung gekomme⸗ 
nen ſogenannten Merinoſch weine an, welche: dort 
wie die Merinos felbjt, mit diefen gemeinſchaftlich , * 
den hoͤchſten Bergrůcken geweidet werden] 
Sie JENE \ 
* Aber gicht blos die Körperform, — auch alle 
thieriſchen Eigenſchaften veraͤndern ſich wie bei den 
RE übrigen Hausthieren, bei Veränderung ihres. natürlichen 5 
Aufenthalts, Sene Bergfhweine habeneinzärteres, 
milderes Fleiſch, fie werden schneller | fett auf den Rips 
pen unter der Haut haben aber im Innern nie fo viel 


er; 


x 


—— 


— sr R E - 7% 


; Schmeer Chier Lünde genannt). Die natuͤrliche Frucht⸗ 


barkeit nimmt hier, wie bei den uͤhrigen Thieren, ab, 
während ſte gerade nugekehrt bei Bergthieren in die 
Tiefe verpflanzt, zumimmt: Alle Marſchſchafe z. B. 
die eiderſtaͤdter bringen jährlich regelmäßig zwei 
- Lämmer, während dieſes bei Bergf chafen eine feltene 


 Ausnahı ift. - Die Stammältern unferer Ziege, nähm 
lich der Steinbod, vermehrt ſich nur in geringem 


Grade, während es bei diefer nicht felten- iſt, daß fie 
drei Zunge zur Welt. bringt. So endlich habe ich oͤfter 
ſelbſt erlebt, daß frießiſche Schweine in einem 


Wurf bis 24 Junge gebracht, während die Höhens 


und Bergfehweine nur felten über ſechs oder zehen 


werfen 9. 


Nahrung und ren 
. 428. | 
/ Bern fchon die natürliche Nahrung. der Thiere mehr 
oder weniger durch den Aufenthaltsort bedingt iſt, ſo 
A ind nicht nur hierbei, fondern vorzuͤglich auch bei der 
kuͤnſtlichen Fuͤtteruug mancherlei Umſtaͤnde zu bemerken. 
Als Grundſatz kann man zuerſt annehmen: daß 
alle Pflanzen in der Tiefe oder einem feuch⸗ 
‘ten Elia erwachſen, weit mehr waͤſſrige 
als feſte Theile im gleich en Gewicht und 
Volumen enthalten, und daß daher Thiere 
in einem FORD? Bis heimiſch, gegen au— 


9 Ueber dieſe Veraͤnderung durch den Aufenthaltsort —* 

gebracht, ließen fich gewiß noch eine große Menge von 

= Beiſpielen anführen, wenn wir nicht glaubten, daß das Or 
ſagte hinreichte/ unſere Behauptung zu —— 


— — — — 


— 75 _ 


dere, in einem entgegengefeßten eine am, 
dere Körperform annehmen Wenn im erfien 
Falle vielleicht ein Efß · Gras vder andere Nahrungs 
mittel hinreicht zur Unterhaltung des Thieres, fo find 


im letzten Falle vielleicht zwei erforderlich, um dem 


Körper dieſelbe Nahrung zu verſchaffen. Daher koͤmmt 
es denn natuͤrlich, daß bei allen Thieren nicht nur die | 
‚Größe, fondern auch die Form des Körpers mehr ober 
| — durch die Nahrung beſtimmt wird. 


5 129: 


Alte — unſerer Sansthlere, abgelehen. yon en 
Einfluße des geographiſchen Climas, wovon oben ger 
ſprochen, werben ſich durch Körpergröße in dem folgen⸗ 
den Generationen angzeichnen, wenn fie auf eine Weide = 
fommen, auf welcher die Nahrungsmittel im Meberfluffe 

vorhanden find. Wem dürfte wohl der Unterfchied eines 
“anf den Fettweiden Hollands oder Oſtfrießlands ge⸗ 
henden Fuͤllens gegen das im noͤrdlichen Teutſchland 
auf knapper Weide gehenden nicht auffallen? Wer ſollte 
nicht. das koͤrperliche Verhaͤltniß einer Marſchkuh 
gegen das einer Goͤſtkuh, die in früheren Generatio- 
nen yon einem Stamme gefommen;, fogleich, bemerfen ? 
Wem endlich Eönnte es entgehen, daß das Marf ch⸗ 


ſchaf, mit unſerm Ber gſch af eines Urſprungs, ki bie — 


doppelte Groͤße und on erreicht hat? 


Dieſe Vergrößerung des Koͤrpers aber, die wir un⸗ 
ter gleichem geographiſchem Elima, aber unter verſchie⸗ 
denen Local⸗Elimaten finden, ift offenbar nur eine Folge 
einer groͤßern und uͤberſluͤßigern Rahrung. 


„8 


§. 130. 

Nicht bloß die Groͤße, ſondern die Form — Kir 
pers felbft nimmt bei mehreren Thieren bei Verſchieden⸗ 
heit der Nahrungsmittel eine fehr verſchiedene Geſtalt 
an, Und wenn der climatiſche Einfluß eben fo wichtig. 
auf die Veränderung des Typus, vielleicht noch wich⸗ 
tiger, fo unterſcheiden ſich beide dadurch: daß die eli⸗ 
matiſche Veraͤnderung zunaͤchſt von den aͤuſſern 
Theilen, uͤberhaupt von denen anfaͤngt, worauf 
| Waͤrme, Licht und Witterung zunaͤchſt wirken, jene 
aber vorzüglich von den inneren Theilen beginnt, 
und von ba nach Auſſen geht. Man kann daher ſagen: 
das Elima veraͤndere den Typus von Auf 
fen nah Innen, die Nahrung dagegen von 
— nach äh ; 


s 431. 


Durch eine große Quantitaͤt von Rafrungemitefn 
— zuerſt dte Verdauungswerkzeuge vergroͤßert und 
aucherer ſo der Magen, wie die Daͤrme; durch die 
Veraͤnderung dieſer weichen Theile werden ſpaͤter natuͤr⸗ 
lich auch die feſten, naͤhmlich die Knochen, ſomit das 
ganze Skelet veraͤndert. Die Rippen woͤlben ſich von 
Innen gedrängt heraus, nach ihnen geſtaltet ſich dann 
Bruſt Kreuz und die uͤbrigen Theile gleichmäßig , und 
es erweitert ſich dergeftalt der. ganze Körperbau fehr 
auffallend, Beifpiele der Art finden fi ch bei allen une 
fern Hausthieren, ſelbſt bis zu den Voͤgeln. 


Sy 132, 


Die Eimtoirkung der Nahrung auf die Veränderung 
des Typus und Vergroͤterung der Maſſe finder Bor 


— 


— — 


nicht blos. Sei; bei Thieren, ſordem eben fo gut bei, 


den Pflanzen Statt. > 


Je reicher hier der Boden an Nahrungsſtoffen, deſto 


größer und vollfommener werden die Pflanzen derſelben 
Gattung. Wie bei den, Thieren ein wirkliches Ueber⸗ 


maaß der Nahrung zuletzt Abnormitaͤten z. B. durch 


Fett⸗ uud Fleiſchmaſſe erzeugt, fo zeigen uns eine 
Menge unſerer Feld- und Gartenpflanzen ähnliche Er 
fcheinungen. Ungefuͤllte Blumen z. B. ſehen wir reich⸗ 
licher genährt, auf einem üppigen Standort fich im ges 
füllte, verwandeln: Der vielährige Weizen, der ſich 


jest zu einer Varietaͤt gebildet, iſt offenbar auf dieſelbe 


Art entſtanden. Dieſe Ueberzeugung iſt in mir um ſo 

feſter geworden, als ich im Sommer 1822 auf einem 

fehr fetten Orundftüc unter dem Hafer einzelne Stöde 
. gemeine Wintergerfte fand, bei der ſich an der, Haupt: 

ähre gerade fo wie bei jenem Weizen mehrere Neben 

aͤhren fanden; auch bei Mays finden ſich nicht felten, 

wenn er auf einem fehr fruchtbaren Boden ſteht, aͤhn⸗ 

* die ur: 2 

“ d. 133, 

Wie im natuͤrlichen Zuſtande, fo kann Pe im 
Tünftlichen, wo es mehr in ber Macht des Menfchen 
liegt, beſonders durch die a dieß ber 
wirkt werden. 

Eine reichliche Staltfütterung kann fomoh bei Pfer⸗ 
‚ben als aud; beim Rind und Schafe den Typus 
fowohl in Hinficht der Größe, als auch hinſich | der 
Form feiner einzelnen Theile verändern:  ©p wiffen 


— wir 5 Be, daß. das edlere englifche Bolläluter = 


pf erd von ‚feiner erſten Jugend an 1 anf dem Stalle mit 


u 7 
- — 


— 


— EN Ne 


— EA 


x 


un, 


ae) Kutter genährt wird J Imb diefem umſtande 
iſt es zuzuſchreiben, daß es eine ſch lanke Koͤrpergeſtalt 
erhaͤlt und mehr in den Flanken hirſchartig aufgezogen 
iſt, als ſolche Racçen, welche Jahre lang auf einer 
fetten Weide gehn. Wie ſehr bei dieſer Behand⸗ 


lungsart, die auch ben aͤcht arabifhen Pferden 


bei den Beduinen zu Theil wird, auf bie innern Theile 
gewirkt werde, geht ſchon daraus hervor ‚daß die Erz. 
cremente eines wirklichen Ragepferdes, wegen der 
geringen Ausdehnung der Daͤrme viel kleiner ſind, als 
die eines Pferdes, was durch eine feuchte Nahrung 


alle Verdauungswerkzeuge ausgedehnt · hat. Viele Pfer⸗ 


dekenner nehmen bei Beurth eilung des Adels der —— 
ſelbſt anf RUM Umjtand Ruͤckſicht. 
1 

Wie ſeh in Gegenden, wo die natuͤrliche Weide. 
kaͤrglich ift, dieſelbe Race von Rindvieh durch eine reich? 


liche Stallfuͤtterung gegen die Wei defühe vergrößert 


‚werben könne, it befannt; eben fo befannt iſt es aber 
auch, daß ein kleinerer Schlag von Schafen aus einer 
knappen Weide in eine reichliche Stallfuͤtterung verſetzt, 
an ihrer Groͤße dergeſtalt zunimmt, daß er kaum von 
ein und derſelben Abſtammung zu ſeyn ſcheiut. 
ar er 
Die Veränderung des Typus, welche indeß los 
kuͤnſtlich hervorgebracht wird, erfolgt fchneller , als die 
auf natürlichen Wege, daher auch die Rücfänderung. 
wieder fihneller vor ſich zu gehen ſcheint. Daraus geht 
De daß. conftante Raçen (wenigſtens ſo wei | 
ſtant, daß die. Veraͤnderung derſelben un er andern 
| wirkenden Einfluͤſſen nur a — und kaum = 


_ —— 


merklich vor fich geh), im natürlichen Zuftande lange 
erhalten werden können , ohne fi ſich zu auffallend in kur⸗ 
zer Zeit zu verändern, es feg denn, daß die Bedinguns 
\ gen ihrer Exiſtenz zu widerſprechend waͤren. 


Einfluß der Gewährung ar rziehnuge 
= & $. 146, 3 
Elima, Aufenthaltsort und Sftterungfi find 
allein. im Stande, wie wir ans dem Vorhergehenden 
erſehen haben, die Rasen zu beſtimmen, die Gewohn⸗ 
heit aber und die Erziehung können wefentliche . 
Veränderungen fowohl in der Form des Körpers 
banes, als auch ganz vorzüglich in den Natur⸗ und 
Kunfttrieben heroorbringen, ‚und Das Sprichwort- 
jenes alten Weiſen: Consuetudo quasiaaltera na- 


Ahnen 


. tura: beftätiget ſich ad) hier ganz. auffallend. Offenbar | 


‚ find viele Schriftiteller darin zu weit gegangen, indem 

fie den Gewohnheiten, dem Gebrauche der Thiere u. fe. m. 
‚mehr zugefchrieben, als ft fie wohl follten, demungeachtet 
aber, ift doch dieß bedeutender ald Einige glauben mis 


gen Der Hoͤcker des Kameels ſoll nach einigen Schrift⸗ 


ſtellern blos — der Belaſtung deſſelben ſeyn. 
Wenn dieß ſo e, ſo muͤßte ſich dieſer Hoͤcker aber 
in einer Reihe von Generationen, wo das Kar 
meel gleichſam im wilden -Zuftande lebt, wie in ber 
Öegend von Pifa, wo fie feit einigen 100 Jahren le⸗ 
ben, wohl wieder verlieren, und dennoch iſt es nicht - 
fo; dieſer Hoͤcker laͤßt fich wohl leichter auf einem phy⸗ 
ſi iologifchen als auf einem mechaniſchen Wege erflären . 


+) Diefer oben iſt faſt ganz u. Zaſſerſack am Panzen ent 
12 


gegengejegt und jcheint mit m in Beziehung zu fliehen, 
Wir überlafen die wei Erörterung den Phyſiologen. 
Die Schwielen am Kurs ogen allerdiugs eine Folge des 
ee! ſeyn. 


; | $. 147 

ud bei allen nbrigen Haustieren legen. Eitige hin⸗ 
ſichtlich der Veraͤnderung des Typus, viel zu viel Ge 
wicht hierauf, und find wohl geneigt zu-glauben, daß. der 
wilde Tanzbar durch weiter angewandte, paͤdagogiſche 
Mittel am Ende dahin zu bringen waͤre, daß er wie 
der Pfalbuͤrger an einem zierlichen Rohrſtock ohne wirk⸗ 
ſame Mittel auf die Hintertheile, Sonntags nach der 
Kirche, in den Promenaden herumſpazierte. Waͤre dieß 
dem ganzen anatomifchen Ban widerſprechende Exem⸗ 
pel möglich, fo wäre es nicht weniger denkbar, daß am 
Ende der Tanzbär in den fchönen Wiffenfchaften und 
Künften unterrichtet , ſich bis zum Menſchen herauf bil⸗ 
dete und zuletzt uns Arme ganz verdraͤngte. Wir fuͤh⸗ 
ren dieſes abſurde Beiſpiel um ſo mehr an, weil es jezt | 
an der Zeit zu ſeyn fcheint, die Natur formen zu wollen, : 


\ ſtatt mit der Formung derſelben zufrieden zu 


* 


$ 148 

Demnngeachtet aber wollen wir keineswegs in Abrede 
ſtellen, daͤß Gewoͤhnung und Gebrauch eine all⸗ 
maͤhlige, aber auch wieder leicht. veraͤnderliche, Umfor—⸗ 
mung der Geſtalt, hervorbringen gönnen, wenn wir 
ſchon dem Tanzbaͤr nicht geſtatten moͤgen, ſich bis 
zum Menſchen herauf zu gewoͤhnen. Wenn wir dieſer 
allgemeinen Erfahrung widerſprechen wollten, ſo muͤßten 
wir zugleich auf eine genaue Beobachtung der Natur 
verzichten. Es iſt vom Menſchen wie vom Thier eine 
anerkannte Erfahrung, daß ſich alle diejenigen Theile, 
bie ammeiſten geübt werben, ‚bloß durch die Gewohn⸗ 
heit ausbilden. Der Fech ter erhaͤllt im Arm die groͤßte 


Staͤrke, der S aͤcktraͤg er im — und wenn die 


Re 


Befehäftgung beider fortgepftanzt wuͤrde, ſo wuͤrden wir 
in einer gewiſſen Reihe von Generationen (deren Zah 
ich aber nicht zur beftimmen wage) lauter junge, anf der 
techten Seite überbaute ‚Fechtmeifter, oder im. Ruͤ⸗ 
den ſtarke di. gebohrne Sa eträger haben.‘ "So wie; 
beim‘ Menfchen finden wir dieß auch bei Thieren, ne} 
dieſe Eigenſchaften allerdings forterben, 3.8: die Mas 
kelkraft des Pferdes von Eltern abſtammend, die im⸗ 
mer in ſchwerem Zuge gebraucht wurden — AR: 


e, 149, 


Daß ſich das, was wir In hinkt nennen, ud. 
ſelbſt die urſorunglichen Naturtriebe durch Gewoͤh⸗ 
nung und Erziehung, wo Das Thier ſich nach dem Wil⸗ 
len des Menſchen bequemen muß, fehr verändern, feinet | 
feinen- Zweifel Diele unferer laͤngſt vome ſtic irten Haus⸗ 
thiere haben in Vergleich derer, welche ſich noch he 
Naturzuſtande beſinden, den Inſtinkt der Geſtalt ver⸗ 
lohren, daß fie ihnen fehädfiche Kraͤuter ohne Unter⸗ 
ſchied als unſchaͤdliche genießen, was im reinen Na 
turzuftande nie der Fall iſt und wozu z.B. das Bi 
nur durch den: — vn —— werden fand: 


“148 


Te 150, — 4-38 

Die — Erſcheinung zeigt in diefer if si 
der Geſchlechtstrieb oder vielmehr die Veraͤnderung der 
Zeit deſſelben. Es ſcheint ein Naturgeſetz zu ſeyn daß 
ſich die meiſten Wiederfäner gegen die andern Thiere 
im Spaͤtſommer ader Herbſte begatten, mie” Hitfche, 

3 Rehe Ziegen, Schafe u. .f mw. vielleicht ſelbſt beim 
Rindoieh wenn n dieſee mict⸗ eine Ansnahme von‘ der 


RZ 


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Ei 


— 82 — 


— ſeyn folkte, moͤchte es ſo ſeyn 9 Demungeaihter | 


begatten fich Schafe und mehrere andere Thiere im haͤus⸗ 
lichen Zuftande. faft zu allen, Ja jreögeiten, ohne ſich au 
die urſpruͤnglich beſtimmte ‚Zeit zn haltet: So hat man 
es in neuern Zeiten in vielen Gegenden. dahin gebracht, 


daß die Laͤmmer im Herbſt und nicht, wie gewöhnlich, 
im. Fruͤhjahre fallen; 


: - — 81. Er 

Auch die Mutter lie be, die bei Thieren im naturlichen 
Zuſtande ſo ſtark iſt, veraͤndert fü ich höchjt auffallend durch 
Berfchiedenheit der Erzieh jung. Ich habe dariiber eine 


- Menge Beobachtungen angeftellt, wovon nur einige hier - 
ſtehen moͤgen. | 


An allen Orten, wo Pr ablich iſt, die Kaͤlber ſogleich 
noch der Geburt von. der Mutter: zu nehmen, wie bier, 
findet man weder beim Kälbe, noch bei der Kuh irgend 


|. eine, Zuneigung und weber Kind noch Mutter ſchreien, 


weil ſich ſeit 100 und mehrerern Generationen dieſes Ge⸗ 
fuͤhl gaͤnzlich abgeſtumpft hat. Ganz anders verhält es 
ſich da, wo. die. Kälber feit Kühe gehalten werden, an 


der Mutter gefaugt haben. So wie hier das Kalb nur 
8. gebohren, find bie meiften Kühe fait unbändig, das Kalb 
“ und die Kuh würden fich halb tod fehreien, wenn mau 


& ie. ‚trennte ‚ much noch bevor die Kuh das Kalb geledt 


= | hatz, es ale noch. gar nicht kennen as Sch > in meis 


[4 


2 Wie: fen übrigens feinen Grund dHiefer Ausnahm ein, 
fondern, find vollkvmmen der. Meinung: daß dieſe Abande⸗ 
rung eine ER: der Gewohnheit, 


u 


nem Stalle bergifche Kühe gehabt, aus Gegenben, wo | 

es immer uͤblich war, die Kälber an der Mutter fangen 

zu laſſen und hier konnte ich den Unterſchied auf die | — 

auffallendſte Art wahrnehmen; in mehreren Tagen durfte * —7 

ſich kein Fremder den Kühen nähern, "obgleich das Rab \ 
in einen gang andern ange Stall fogleich ges 

bracht wurde, 

$ 152° Net 
Seinen andern fprechenden Beweis hierzit geben bie — 

Merinos Bekanntlich iſt es in Spagien uͤblich, daß 

die Schäfer die ſchlechien und ſchwaͤchlichen Laͤmmer 4 

gleich nach der Geburt tödten und die beſſern und ſchoͤ⸗ 

nern an die Muͤtter der getoͤdeten Laͤmmer gewoͤhnen, 

um ſie um ſo kräftiger zu nähren. Dadurch hat fich 2, Pat, * 

der Inſtinkt der Raçe der Merinos fo abgeſtumpft fuͤr Ges, 

das eigene, Lamm, daß unter allen» Schafen nur dieſe 

faſt jedes fremde Lamm an ſich ſaugen laſſen. Es ik 4 * 
nicht felten, daß man zwei und drei Laͤmmer ruhig an { 

einer Mutter ſaugen fieht, während fein Landſchaf ein 

fremdes Lamm an ſi ich duldet, und ſollte es dieß Sein 37 — 
Freßen von hinten zu erſchleichen ſuchen, ſo wird es 

die Mutter augenblicklich zuruͤck ſchlagen und foßen. 4 * * 
Dieſe Bemerkung wird keinem — eat in Br. 

je entgangen ſeyn. Kl, ,- 


& 153. . 
Sp wie: die thierifchen Zriebe „durch Erziehuud A 
und Gewoͤhnung einer großen Veränderung fähig 
find, fo find es noch weit mehr die Höhern ober 
Kunfttriche. Wie weit jedes Thier durch den Um- ) 
gang mit dem Menfchen, durch Erziehung gebracht wer⸗ 
den kann, davon — Piergtr: unbe, Bögel u eine 


denge anderer Thiere hoͤchſt merlwuͤrdige Beifpielen Ja 
biejenigen Thiere, die wir bisher auf Die unterſten Stu⸗ 
fen: der geiſtigen Cultur ſtellten geben ſeltene Beweiſe 

hiervon Cuvier CNaturgeſchichte Lieferg. 44.) — 
ein Beiſpiel von einem abgerichteten Seehn nd (Plioca 

vitulina) an, das wirklich hierzu ein Erſtaunen erregen⸗ 

der Beleg iſt. Dieſer Seehund befolgte alle Befehle 
ſeines Gebieters 8, machte Kunſtſtuͤcke, die man ſonſt kaum 

von Hunden und Pferden ſieht und lebte in freundli⸗ 
ben Verhaͤltniſſen mit feinem Lehrer und Führer. Und 

‚zeigt denn der wilde Bär nicht auch beutfich, was Die 
Run vermag? | 


. 154 
Eigenſchaften oder Kant triebe — er Th Yiere 
2 . find. durch fortgeſetzte Uebung ihnen vollkommen eigen 
Sr h d: geworden, fo daß fie fich vererben, aber auch wieder 
ur" = — ſich verlieren, wenn die Hebung aufhört, Jeder 
ae hat urſpruͤnglich, er gehoͤre einer Race an, 
% welcher er. wolle; vielleicht gleiche. Anlage au einem 

—— zu einem Huͤhuerhun de, zu ei⸗— 

Her Brade, zu einem Mebgerh yunde, zu einem 
Schafhunde; durch den ausſchließlichen Gebrauch 
aber wird jeder Raçe ihre Beſtimmung fo angebohren, 
Daß ein gebohrner Huͤhnerhund Scaf- und Metzger— 
hund wenig Abrichtung bedarf, waͤ hrend es aͤußerſt 
ſchwer werden follte, aus dem gebohrnen Huͤhnerhund 
einen Metzgerhund, oder aus dem nis rung 

‘einen Huͤhnerhund zu bilden. 

$. 155. 

— dieß ſchen beim Hunde vielleicht am aufal⸗ 
lenvſen in die A za weinge: daß Angewöhnung ſich 


* 


4 N 


0; ] | | 
— 


zu einem fefen. Teiche Bilder, fo‘ * F Boch bei andern 
Thieren nicht weniger ber Fall. Es iſt bekannt in wel⸗ 


‚dem geuauen Verhaͤltniß der Araber mit: feinem Pferde ja 
ſteht, wie er es pflegt und zaͤhmt, wie Knaben ſchon 
von der erſten Jugend die Fuͤllen reiten und ſie an Zaum 


und Sattel gewöhnen, eben jo befannt aber iſt es auch, 
daß Feine: Race von Pferden leichter vom Reiter zu 


„bearbeiten als dieſe, indem andere Racen, worin weni⸗ 


ger Uebung ſteckt, weit ſchwieriger die Schule annehmen. 


Dieß allein iſt der Grund, warum ein junges Pferd, 


deſſen Urältern, feit fie der Botmaͤßigkeit des Menfchen 


unterworſen, zum: Zuge gebraucht wurden, fih fo 
leicht dazu abrichten laͤßt. Der Eſel, ſeit den aͤlte— 


ſten Zeiten zum Laſttragen beſtimmt, nimmt den erſten 


Meh ſack willig auf, während es — — * ihn 
zum Ziehen zu gewoͤhnen. 


= 


SER. 


i So 


weit. mehr Mühe zum Zug gewöhnen laffen, als anderz 
vwaͤrts. Franken, im Boigtlande, wo es 
uͤblich iſt Kuͤhe und Stiere in der Jugend zum Zug zu 


= gebrauchen ‚. hat man weit weniger Mühe das Rindvieh 


au Zug zu gewöhnen als da, wo es nicht gleichfant 


zum Eigenthum EN ift, And das ift der med 
ſo gefchiekt zum Zuge tu rů 
Diefe iefe Betrachtungen, hoffe ich werden. den früher auf 
geſtelten Grundſatz hinreichend beſtaͤtigen. Es ließen 
ſich hieruͤber noch eine Menge a anführen, 


4 


Eben fo ifb eg "allen Landwirthen eine bekannte FR 3 AR 
= Sadıe, daß fich in Gegenden, wo es weniger üblich ift 
das Rindvieh zum Zug zu gebrauchen, die Ochſen mit 


* 


— 86 — 


wenn es derſelben beduͤrfte; wir wollen indeſſen nur 
den Umſtand erwaͤhnen: daß mehrere Thiere, welche ſeit 
"längerer Zeit nur dieſelbe Beſtimmung gehabt haben, 
dieſer immer entfprechen. Sp find die Efel von Jr 
gend auf an einem taftmäßigen, vorfichtigen Schritt ges 
woͤhnt bie ficherfien Führer durch bie gefährlichften Klip⸗ 
pen ber Alpen» und andrer gefährlicher Gebirge. Wir 
nehmen. daher mit Recht an: daß die Gewoͤhnung 


merklich auf bie Eigenfhaften ‚einwirten, 
könne 


Eintheilung der Ragen der berſchiedenen 
Hausthiere | 


$. 457. 
Es verſteht ſich, daß wir vorzugsweiſe nur — die 
europaͤiſchen und zunaͤchſt auf die teutſchen Ruͤckſicht 
nehmen. Wir gehen im Allgemeinen von der Einthei⸗ 
lung aus, die. wir in unferm; Lehrbuche der Landwirth⸗ 
ſchaft in Theile Ir BD angenommen haben. 


— = > Pferderagen. 
$. 4158 — 


Von dieſen ſi nd die drei Hauptracen oder Abartungen 
durch Clima und Aufenthaltsort beftimmt, folgende: 
wie. nehmen dabei aber auf das eigentlich wilde Pferd 
(Equus Caballus ferus) feine Ruͤckſicht, fondern das dos 


mefticiete Sauspferd = Oabalhın — *) 


*) Das wilde pferd ſol ſich in einigen Gegenden Arabiens 
finden, auch in Aegypten in einigen Gegenden des Nils. 
Geruer iu der Tatarei, Rausien: Beffarabien u. 


’ 


22 — — 


A. age der trodene Ebene — Urpferd. 

‚Be Rage ber feuchten Niederung Abgeam 
‚teteg — Gerader Gegenſatz von jenem. - | 

€. Mittelrace — bildet den Hebergang ı von Au 
B und — mwiſchen beiden. : x 


= s 159. x . ” — = — 


— Merkmahle der Rage — Urpferd — 
als Repraͤſentant das Arabiſche, oder BEER 
liſche, ſind allgemein folgende: m 


Der Kopf mager; Stirn und Nafe. gerade; Naſen⸗ 


loͤcher groß mit erhabenen Raͤndern; Ohren gut ange⸗ 
ſetzt; Augen lebhaft und feurig; Ganaſchen breit als 


Folge einer immer trockenen Fuͤtteruug; Hals ſchoͤn ge⸗ 
formt und angeſetzt; Wiederriß wenig erhaben ſchoͤn 
abgerundet; Bruſt von verhaͤltnißmaͤßiger Breite, ſchoͤn 
voll; Rippen gerundet, faſt cylinderfoͤrmig; Ruͤcken ge⸗ 


rade, eben fo die Kruppe; Schweif hoch angeſetzt; Kno⸗— 


chen und Fuͤße fein; Sehnen und Muskeln fräftig; 
lange Feſſeln ohne durchzutreten; Fuß rund und feſt. 


Der T Tritt iſt edel; beim Borfchreiten , beſonders beim 


Traben, werden die Knie der — kaum gebogen, 


* 


— 


= * 
+ 


Em. Körper Hein, wie beiden meiften och im wilßen. 
Zuftande lebenden Hausthieren, Kopf di, D hren fpis 
von verſchiedener gänge, oft gut geſtellt und geformt; 
Schweif ſehr behaart, wicht ſo lang wie bei dem zahmen — 
Farbe mauſegrau oder fahl. Ob dieß hier beſchriebene 
wilde Vferd wirklich der Stammðater war, muͤſſen wir 
ſehr bezweifeln. — Für den Stammvater ARTE: an 
pferdes feben wir hier No: A an. 

: ww 


ſondern nur in der Schulter bewegt, was man Ste 
= chen nennt. Iſt eine Folge des Aufenthaltorts, naͤhm⸗ 
lich des trockenen, nicht Thonbodens, aber dns Ste 
ben Immer ein Zeichen edler Rage. 


$ "160. 

An diefe Race ſchließen fich, tt theilg an, theils find 
Durch ſi fie — der Kreuzung eutſtanden, folgende: 

13 Das aͤgyptiſche Pferd. Faſt gleich, nur 
der Kopf ein wenig gebogen. we 

D) Das perfifche Pferd Viele — eine ge⸗ 
bogene Nafe, die Bruſt iſt etwas ſchmaier wie beim 
Araber, ſonſt ahnlich, — 

Der ganze Typus dieſer drei, naͤmlich des Arabi— 
ſchen, Aegyptiſchen umd Perſiſchen, iſt nur unmerklich 


und nicht in weſentlichen Theilen verſchieden, de her man. i 
fie faft le eins | halten fann, 


: i $ 161. 2 : v1 
3)° Das tuͤrkiſch © Pferd: Sof, in fo fern eg 
Diefena Rh nen —— fuͤhrt, von einer Kreuzung 
des arabiſchen und perſt ſchen Pferdes herſtammen. 


1) Das barbar iſch e Pfe rd. Stammt aus Fe tz 

‚md Marokko— Naſe geboge n, Hals dünn, Kruppe | 

‚lang — ſonſt vie No. A, Hier iſt die Abweichung von 

Ar ſchon wegen Form des Kopfes und ber iss etz 
wis anfallender: als bei 1 and 2. 


5) Das tatari Ihe Pferd. Faſt ben ‚vorigen 
aͤhnlich, aber durchs Kreuz verſch ieden, was abge fett 
fen und der Sc weif tieß ange ſetzt. — 


6 Das ireaffifde — ft größer ind 
länger als A. ſcheint eine Krenzang des arabiſchen und 
perfiichen zu. fein. — 

7) Das ufrginer re PBferd. Sf mehr oder 
weniger durch A. a ind in  biefenn Zuſtaude ſehr 
vortrefflich | ee 

5. Das en re % Pferde Bon biefem giebt 


es nach Elima und Boden eine große Sarfehtedenpeit — 


alle aber neigen ich hieher, wenn ” auch gar ſehr im 
Einzelnen abweichen. 

9) Das ungariſche Meere Das podoli 
ſche und polnische zählen wir der Haupform und den 
— nach hieher 


40) Das engliſche Pferd. In he a Darum 
ter bloß das ſogenannte Sattelroß verſt ſtanden wird, 


— endlich noch hieher, Doc iſt ſolches eine Kreuzung 
"und mehr © ein Drodnet der — als Kat, — 


x 


Merkmale de r Race B — Niederungs— 
pferd— wofuͤr uns das frießiſche gilt, ſind folgender 


Ganze Geſtalt gro, f schwer, ftarie Knochen, breit, - 


der Kopf groß, fehwer und did, Hals Hleifchig) breit 
"and fur; Rüden breit; Die Rippen faſt tonnenfoͤrmig 


herausgewoͤ oͤſbt; die Kruppe, das Kreuz, breit, inmmel 


" gefpalten; ver Schwanz niedrig angefestz Beine und 
Schenkel ſtark; ſtarke Zote; Huf platt und groß. Der 
Tritt iſt nicht edel, zeigt viel Action und das Knie 
wird ſehr ſtark gebogen; dieß iſt ebenfalls urſpruͤnglich 
‚eine Folge des Nufenthaltortes, denn indem das Prerd 
im Tiefen seht SahR es den platten Huf nur mit gIrv⸗ 


a 


ve Sinfrepging heben und J bildet LE jene. 
Action als befichenbes Merlmahl. — — 


§. 163. 


n dieſe Hack B. ſchließen fi fih an: 
DD. Das brabanter und holländifche Pferd. 
Berfchieden von Farbe, und nach Verſchiedenheit der 
Pflege verfchieden gebildet. Auch das altenglifhe 
oder. die fogenannten Harttraber zählen wir hieher, 
die offenbar, wie faft alle englifchen Haustbiere und die 
ganze Landwirthſchaft daſebſt belgiſchen Urſprungs ſi find.- 

2) Das holfteinifche Pferd. Groß; Rams⸗ 


Hof; Kreuz abgefchliffen; Schweif niedrig angefeßt; 


Schenfel ſtark; Auf platt, und ftarfe Boten, Iſt in der 
That nur ein veredelter Frieße. 

3) Das daͤniſche Pferd, Die —— iſt 
bei ung in der Regel nur auf eine gewiſſe hierher ge 
hörende Gattung anzuwenden. Nach Biborg’s ſehr inter 
reffantem Aufſatz über diefe Pferde, geht hervor, daß 
ſchon in fruͤheſten Zeiten (vor Einführung des ‚Chris 
ſtenthum's) die dänifchen Pferde durch prientafifche 
veredelt find und. daher die Samilien Alter, als in Eng⸗ 

fand, obwohl weniger gepflegt. Das, was wir daͤ⸗ 
niſch nennen, begreift das Urpferd jenes Landes und 


i dieſes zeigt im Allgemeinen einen Typus der mit Recht 


hieher gezaͤhlt werden kann, wenn er auch nicht vollkom⸗ 
men mit B. uͤbereinſtimmt. 


— 164. 


Merkmahle der Raçec — Bittelyfe — 
mohin wir das mt zaͤhlen, ſind: 


- Det Kopf troden, gerade, gut geformt; Hals und 
| Bruſt wohl gebildet; haͤlt das Mittel zwiſchen A und 
B. Eben fo ‚der Rüden und bie Kruppe, letztere zum z 
Theil etwas geſpalten. Dieſe eigenthuͤmliche vortreffe 
liche Landrace eriftirt faum mehr, denn das, was man 
jest fo neunt, ift ein Gemiſch von englifchen und ans _ 


dern Hengfien und Landſtuten. Der Tritt ift nicht eo 


edel wie ‚bei, A, ‚aber doch weniger gemein als bei B. 


165. 


Aa dieſe Nase C ſchließen fich endlich ans. 
6 Das ſpaniſche Pferd. Die —— 

ſind die in Andaluſien. Sind von mittlerer Größe; 
der Kopf mehr mager als did, gut gebildet, etwas ger 
bogen; Ohren lang aber. gut angefest; Augen lebhaft; 
Ganaſchen nicht fo breit wie bei A; Hals ſtark, ge⸗ 
woͤhnlich rund gebogen; Bruſt — Leib ſtark, ge⸗ 
woͤlbt; Ruͤcken gerade; die Kruppe lang und rund; 
Fuͤße mehr trocken und ſtark, ziemlich lang gefeſſelt. 


See S 406... | — 
2) Das neapolitaniſche Pferd. Iſt dem 
z erſtern ſehr ähnlich. - — aber bedeutend größer; Bruſt, 
Leib und Rüden gut gebildet, das Kreuz aber zum Theil 
abgefchliffen daher der Schweif nicht ſchoͤn — 
| — — als — — 


$ 4167. 


3> Das Timonefer SR: Don mittlerer 
Groͤße; feinem ‚ mehr trocknem als fleiſchigem Kopf; 
Hals gut gebildet; Fuͤße ſtark, rund und gut gebildet, 


2 \ N 
Die Meiften: renomirten Pferde aus Frankreich ge⸗ 
hoͤren noch hieher. Auch rechne ich die übrigen teut: 
ſchen, die bloß provinziell ſind, ade als: Märter, 
— u. ſ. w. karte is 


U. Rindviehragen. 
$.. 168. | 5 
Kali, angenommenen Princip gemäß, Das eine 
Folge der gemachten Beobachtungen und Betrachtungen 
der Natur iſt, nehmen wir auch bei dieſer Gattung 
von Hausthieren drei Abſtufungen an, nnd zwar: 
A. Niederungsrage — Urkuh — holländi 
ſche — frießifge Kuh. 
B. Race des Gebirgs — Shhar arte — ge 
rade das Gegentheil von A. — Schweizerkuh— 
— Mittelrage — Hoͤhenrag e — bildet auch hier 
wie beim Pferde den Uebergang von Au B. Fo ne, 
tiſche Kuh. =. 
. 7.160, | — 
Merkmahle der Naçe A ſind: Kopf lang, ſchmal 
and ſpitz; Hörner nach vorn geneigt; Ohren ſchmal, 
im Innern ohne Haare, nach vorn geneigt; Hals 
lang; duͤnn ohne Wamme; Vordertheil, vorzüglich 
Schultern breit, mächtig; Leib herausgemölbt aber we- 
niger tonnenförmig als B.; Are u z abhängig; Sch weif 
lang aber tief angeſetzt; Beine hoch und mehr duͤnn 
5 ſtark; milchreich. | 2% == 
ee — 
Zu dieſer Race gehoͤrig kann man mit Recht annch- 
men: Die. holländifcye: als Repräfentant, die frie 
— Die o oldenburg giſche, und. überhaupt ale 


——— 


Nederungsraceh, die dieſen Character Deutlich an 
fich tragen, weil er durch. den font hai itsort ſo weſent⸗ 
* — iſt. — — — 
— — 
 Merkmahle der Ragçe B. ſind: Kopf breit, a 
viereckig als lang; Hoͤrner und Ohren nad y hinten 
geneigt, letztere innen haarig; Hals fung, dick, mit 
‚einer Wamwie verſehen, die oft die Breite des Hal— 
ſes beträgt; Leib ftarf: herausg ewoͤlbt, tonnenfoͤrmig; 
Kreuz hoch; Sch waız hoch angeſetzt, höher als Kruz; 
Beine fiarf aber kurz. Zu Diefer Rage gebört alfes 


Bergyich, namentlich die Schweizer, Tyroler und alle -- © 


Diejenigen, melche auf Alpen „und anderm hohen Ge⸗ 
birge weiden. Es iſt nicht moͤglich nach den Ländern N 
bier eine beſondere Claſſiſteirung zu machen, da nach 
WMexhaͤltniß des Terrains in jedem Lande dieſe Verſchie⸗ 
denheiten angetroffen werden, wie dieß ſelbſt in der 
Schweiz der. Fall iſt, aber nach dieſer Erklärung hof⸗ 
fen wir Jeden in Stand ort, zu baden, jene Mage 
au erleunen. ——— 


NE ER 
fe der Rage C. find: der Kopf länger 
und ſpitzer als bei B., oe wicht fo lang als bei Au: 
„die Ohren mehr gerade als nad) vorn geneigt; Sir 
mer breiten ſich nach den Seiten aus, ohne eine beſon⸗ 
dere Neigung nach vorn oder, ‚hinten zu verrathen; Ruͤk— 
Ton meift gerade; Krenz breit aber nicht höher als das 
Vordertheil; die heiligen Beine zeigen immer eine dreiek⸗ 
tlige Erhoͤhung ammittel bar vor der Schwangwurzel, 
ein Umſtand der. ſich fetort bei ver, — der Berg⸗ 


FE 


x — — 94 — 


und Tiefenragen in der erſten Generation ganz — 
fallend zeigt. | 
. 417% 
Zu biefer Rage gehört der größte Theil in Teutſch⸗ 
fand; als Hauptrepräfentant nenne ich aber die fraͤn⸗ 
tifhe und voigtlaͤndiſche— Eine Menge anderer 


ſchließen ſich an dieſe an und ihre Verſchiedenheit be⸗ 


ſteht in der Regel bloß in einzelnen unweſentlichen 
Theilen, oft bloß in der Farbe des Haares, die Aber 
felten entfcheidend ift und über die wir phyſiologiſch 
noch fehr wenig unterrichtet find. | 


N 174. 


Es iſt uͤbrigens hier wie bei allen unſern Hausthie⸗ 
ren der Umſtand nicht außer Acht zu laſſen, daß eine 
Menge derſelben bloß durch Kreuzung entſtanden find; 
die, nachdem ſie conſtant geworden ‚für eigenthuͤm⸗ 
Tiche Raçen galten. Wir muͤſſen uns daher hier, wie 
bei der Eharakteriſirung aller uͤbrigen Nageıt gegen dent 
Vorwurf verwahren, als haͤtten wir eine moͤgliche Kreu⸗ 
gung fir eine Ur⸗Racçe erklaͤrt, wir koͤnnen und aber. 
in dieſer Hinſi cht ſchon durch die früher gegebene Er⸗ 
klaͤrung über Raçen u. ſ. w. vollkommen rechtfertigen, 
und der von uns aufgeſtellte Grundſatz, uͤber die aͤußern 
Einfluͤſſe auf die ——— des Typus, wird dadurch 
nicht veraͤndert. 


2327 SR — 
— Se Ur | “ 
Auch hier nehmen wir wieder drei Hauptraçen an 
und zwar ER durch Clima na— — be⸗ 


* 


dingt. Wir gehen zunaͤchſt oh Körperbau aus, aber 
* die Wolle geſtattet eine dreifache Eintheitung. | 


A. Rage des Bebirgs — urrage. 


B. Race ber Tiefe — Re arte — geben 
Gegenſatz von jenem. 


C. Mittelrage — bildet den — von A zu —3 
und ſteht in der Form zwiſchen beiden — lebt — 
auf der — als —— Gebirgen. 


$. 176. 


Merkmahle der Rage A., wohin wir. vors erſte der 

—* nach die Merinos rechnen, find folgende: 
Der ganze Koͤrper mehr von mittlerer, als betraͤcht⸗ 

licher Groͤße — mehr gedrungen und kraͤftig, als groß; 
Koyf breit; Hörner gewunden; Stirn mit Wolle ber 
wachſen; Augen lebhaft; Naſe gebogen, über derfelben 

gewöhnlich einige Hautfaltenz tiefe Ihränenhöhlen; 
Hals kurz, ſtark, meiſt mit einer Wamme, oft mit Fal⸗ 
ten verſehen; Leib gerundet, tonnenfoͤrmig herausge ⸗ 
woͤlbt; Kreuz rund, ſtark, etwas uͤberbaut; Beine dick 
von Knochen, kurz, in der Regel bis an den Huf mit 
Wolle beſett; Wolle — Kunz, kraus, elaſtiſch 


a & A & 
RE dieſe Pace ſchließen ſich hinfichtlich des Koͤrper⸗ 
baues mehrere, hinſichtlich der Wolle aber vielleicht keine 
am Wir wollen unſere Leſer nicht mit einem ausfuhr⸗ 
lichen Verzeichniß derſelben langweilen, ſondern nur be⸗ 

merken, daß alle Raçen, welche vorzugsweiſe Gebirge“ 
a hieher sein, — auch _ wie bei 


den übrigen Thieren wegen der verſchiedenen Durch⸗ 
kreuzung etwas Befkimmtes nicht. anzugeben if 


1 


Merlmahte der Race B. — Ti efenrage a fe 
gende: Körper groß, lang. geſtreckt; Kopf gerade, ſel⸗ 
ten Ramskopf, kahl von Wolle; Hals lang, duͤnn ohne 
Wamme; Beine hoc’ ohne Wolle; Wolle lang weift 
glänzend y bringen in der Neger zwei Laͤmmer. Hleher 
zählen wir alle Marſch⸗ und Niederungsſchafe, davon 
fc faſt an der ganzen N ordſee in Holland, Frießland 
und Daͤnnemark finden, auch ein. größer Theil der enge 
liſchen Schafe find von diefer Abkunft. Als confante 
Racçen nennen wir: die frie pi che, seiderfäd- 
ter, dittmarſche u— a | | 


= s 179. | 

Mertmah fe der Rage O. — Mittelrace zeigen 
alle unſere gewöhnlichen Landfehafe: Körper don mitt: 
lerer Groͤße; Kopf oft gebogen oft gerade, ohne Wolle; 
Hals ſpitz ohne Wamme; Fuͤße ohne Wolle, hoͤher und 
weni iger ſtark als bei den Merines, aber nicht ſo hoch 
wie bei B. Diefe Race, wie alle Mittelraçen, haben den’ 
faſt aller Orten vorkommenden Typus, indem Die an⸗ 
dern nur als Abweichung deſſelben zu betrachten er 


$ 180... | | 
Eo wie nach der Körpergeftalt, J laͤßt fe auch eine 


preifache Eintheitung. der. Schafracen nach der Wolle: - 


machen, wie, ‚finden nämlich ein dreifache Gattung von. 
Welle und — — —— 


— RN 


, er mit Wolle und Bee sugleih, 

” cHeidefhnuden) die in Beziehung auf die - 

Wolle wohl als das primitive Schaf anzufehen find. 

6) Schafe mit bloßer Wolle ohne haarig 

zu fein (Landſchaf, gewöhnliches Schaf), 

5 Schafe mit fraufer, kurzer aber tee 

. Wolle, die fih von b —— ch 
Merinos) 

| BL ge 
Auffallend it die Verſchiedenheit der Schafe ſelbſt 5: 
in Beziehung auf den Bau des Schweifes, denn in Die 


fer Hinſicht finden. wir — drei ——— —— 


und ö 
4) Kurzgeſchwaͤnzte, theils mit einem genttlum⸗ 
pen, theils mit Haaren beſetzt. 
b) Schafe mit langen aber J— 
verſehen. 
0) tanggefhwänzte ohne Fett, 


IV. Shmeineragen. 


$ 182. 
Wenn wir von oe bisherigen Hausthieren die ei⸗ 
gentliche Ur⸗ Ragce mit Gewiß heit aufzufinden nicht ver⸗ 
moͤgend waren, ſo koͤnnen wir es bei dieſer um ſo mehr, 
da ſie uns faſt taͤglich noch vorkoͤmmt. Wir nehmen 
‚ bei derſelben, wie bei den: übrigen Rasen brei unbe, — 
denheiten wahr | 
A. > wilde Schwein, alg Ur Rage 
— Das hoͤch ſt Domeficirte, als eh: wor 
hin wir dae f rießifhe und ähnliche rechnen. 


£ 


— 98 4 


©. Die Mittelrace, welche im halb wilden halb zah⸗ 
mien Zuftande lebt und, gleichſam den Uebergang, 
wie bei den Übrigen Raçen, welche mehr auf der 
Höhe und auf den Öebirgen wohnen in der 
Tiefe, macht. 
Anmerkung. So wie bei den übrigen Hausthie- 
ven, fo ift auch hier eine vollkommene, durch die Natur 
bedingte Form Des Typus nicht auszufprechen ,. indem 


‚ Kreuzungen bier eben fo ſtark eingewirkt haben, als bei 
den übrigen Hausthieren. 


. 183. 

Merkmahle dee Raçe A. (bes wilden Schehsy) 
fl nd (welches vielleicht dag einzige Hansthier deffen Ur⸗ 
aͤltern wir noch im wilden Zuſtande finden): Kopf 
dick, kurz; Ruͤſſel breit, ſtarke Hauzaͤhne; Ohren auf⸗ 
recht Hal kurz, breit; Leib kurz, hoch; Beine hoch, | 
ſtark; Schwanz gerade perunterhängend ; Farbe ſchwaͤr⸗ 
lich⸗grau. Leben in großen Wäldern immer in der 
Nähe von bruchigen und fumpfigen Stellen. 


v 


Fan §. 18 | 

Merkmahle der Rage B. Kopf duͤnner, laͤnger; der 
Ruͤſſel ſpitziger, weniger aufgeworfen; Ohren in der 
Regel herabhaͤngend; Hauzaͤhne kuͤrzer und ſtümpfer; 
Leib lang; Seiten hoch; Beine kurz und duͤnn; Schwanz 
gewöhnlich gedrehet; Borſten duͤnn, ſtehen nur uͤber 
dem Ruͤcken lang, ſonſt kurz und woll⸗aͤhnlich; Farbe 
meiſt weiß oft ſchwarz gefleckt; erreichen eine Schwere 
von 4 bis 500 Pfund. An dieſe Nase ſchließen ſich 
— alle diejenigen an, welche in der Tiefe und den Marſchge⸗ 


genden bei einer veichlichen Fütterung erzogen werden, 
namentlich die holländifchen, oldenburger, ein. 
Theil der ungariſchen und die unter dem Namen der 
Chambagner in Teutfchland befannte Race, 


$. 185. 


Merkmahle der Rage C., welche hier wie bei allen 
übrigen Hausthieren den Uebergang von A zu B bildet: 
alle Körpertheile diefer Race halten fireng das Mittel 
zwifchen jenen beiden und wenn ber. Kopf weniger dick 
als bei A und nicht fo lang und fpigig wie bei B, fo ift 
doch der Körper länger und geftredter wie bei A aber er 
‚erreicht nie die Länge von B. Eben fo ſtehen alle übri- 
gen KRörpertheile, fo wie das gewöhnliche Gewicht ber 
‚Schwere in der Mitte diefer Extreme; Zu dieſer Raçe 
gehoͤrt der größte Theil der teutſchen Landragen, Die ſich 
zum Theil allerdings mehr A oder mehr B nähern. 


Drittes Rapıtel 
Bon den Kreuzungen und der Veredlung. 

| a | 
Daß wir unter Kreuzung das Individuum verftchen, 
was durch Die Paarung zwei verfehiedener Hasen ent- 
ftanden, haben wir ſchon oben näher erflärt. Es iſt 
außer allen Zweifel: daß eine Menge Pflanzen 
und Thiere, weldhe wir jetzt als eigent huͤm⸗ 
küche Ragen betrachten, urſpruͤnglich durch 
die Paarung zweier entſtanden find Man 
Kann diefe Mittelragen nennen, Eine Menge Bas 
rietaͤten von unſern Obfiarten, Kartoffeln and 


1 


% 


ig die Berfchiedenheiten der Brassica ! Arten find 
nichts anders als auf diefe Art entſtandene Mitte 
vagen: eben fo läßt fich bei einer. Menge Blumen, wo 
die Varietäten oft fo groß find, ein Gleiches behaupten. 
Bei den Thieren, wo der Menſch wirkſamer erſcheint, 
finden wir dieſe Kreuzungen vorzugsweiſe bei den Haus⸗ 
thieren ſehr haͤufig und viele derfelben, ‚welche und jegt 
ale conftante Race erſcheinen, find offenbar durch frie 
here Kreuzung entftanden, Es wird ung Niemand hir 
ſtoriſch widerlegen koͤnnen, wenn wir behanpten, daß 
die Merinos, von deffen Vollbluͤtigkeit fo viele ſpre⸗ 
chen, nichts anderes, als eine‘ Kreuzung ſey. 
Alle Nachrichten uͤber den Urſprung derſelben ftimmen 
faſt darin uͤberein, daß nach Einigen aus Afrika, nach 
Andern aus England nach Spanien Boͤcke gebracht und 
mit dortigen Landſchafen — worden ſind. 


$. 187. 

Ans dem Borhergehenden folgt: ' daß eine ER 
durch den Vater in eine andere, d.h. in die 
Seinige entweder ganz. umgewandelt, oder 
doch wenigfiens eine neue Mittelrace | 
hervorgebradt werden kann, die dem Bar 
‚ter in den weſentlichſten Theilen wenigftens mehr als 
der Mutter gleicht. Diefe Umänderung betrift ‘aber 
nicht. bloß den Typus, fondern felbit Das Geiftige im 
Thiere, was wir. bisher Kunfttriebe genannt haben. 
Ale Erfheinungen bei diefen Kreuzungen find bei den 
verſchiedenen Hausthieren hoͤchſt auffallend und lange 
nicht genug beobachtet worden, um darüber zu richti⸗ 
gen Grundſaͤtzen zu gelangen. Wir wollen verſuchen 


N 


u 101 = 


—— Grundſaͤ aͤtze jest bier aufzuſtellen ſo weit ung ſolche 
die Erfahrung an die Hand ‚gegeben. Ehe wir aber 
dahin gelangen, muͤſſen wir bemerfen, daß dieſe Grund⸗ 
füge. keineswegs bloß aus der bee genommen, ſondern 
auf Erfahrungen: beruhen‘ und daß wir jede Widerle⸗ 
gung nnr annehmen können, bie. auf entgegengefebten 
Erfahrungen beruht. 


Se ER 
Erfer Grundfatz. — 


DervV Vater iſt der Erhalter, der — 


„der Ragen, in ihm liegt das Geiſtige und 


Höhere des Thieres,: während die Mutter 


ar, fecnndär zur Erhaltung beiträgt. Der 


Vater ift der. Saͤemann, waͤhrend die Mutter dem Bo = 


den gleicht, der den Saamen aufnimmt und zur Pflanze 
zieht. Ein guter Saame kann nur eine gute Frucht geben, 
. wenn der Boden gleichmäßig mitwirtt. Es wäre daher " 
Unſinn behaupten zu wollen, daß die Mitwirkung ver i 
Mutter, wenn auch nur paſſiv nicht nothwendig fey. 
Die meiften Thierragen. laſſen jich in gewiſſen Genera- : 
tionen. durch den Vater ganz umaͤndern, oder erzeugen 
eine neue Mittelrage die im Ganzen mehr dem 

Dyus des Vaters/ als der Mutter gleicht, 


I a 
Schon * Alten. ‚haben: in den Mythen ber —— 
— dieſe Idee herrlich ausgedruͤckt. Nach 
Moſes ſchuf Gott den Mann ihm zum Ebenbilde. Da 
er aber erkannte, daß das rein Beiftige ſich nicht 
aus AM ch felbit ohne — vermehren koͤnne, als 3 


; 2 *— 
J 


er ihn das Weib zu. Den Mann ſchuf er aus einem 
Erdenkloß, wodurch bedeutet wird, daß er der ganzen 
Erde angehöret, das Weib aber aus einem Theile des 
Mannes, bezeichnend, daß fie nur ein integrirender 
Theil von ihm fei, alfo nicht der. Welt, fondern ihm 
ängehöre und von ihm ungertrennlich ſey. Aber Mofes 
läßt Gott den Herrn als Element des Weibes nicht eis 
nen Theil des Gehirn's von Adam nehmen, nod) ein 
Stuͤckchen vom Herzen, was unſere myſtiſchen Poeten 
wuͤrden gerathen haben, ſondern eine Rippe als das 
Materiellſte und eine Bedeckung ber rein thieriſchen 
| ed | 2 
ya, 190.. Fr 
Auch der Griechifche Mythos läßt Die Venus, bie 
Mütter alles Lebendigen, alfo die Repräfentantin 
alles Thierifchen aus dem Schaume des Meers entſte⸗ 
ben, anbeutend, daß alles Lebendige aus dem Meer oder 
Waſſer hervorgegangen, alfo aus dem rein Serdifchen. 
Später gefellten die Griechen der Benus die ewige Junge 
frau, die Minerva bei. Sie ward nicht aus ver 
gänglihem Saamen, fondern aus dem Gehirn IZupiters 
entfproffen. Mit ihr war. Feine irrdiſche Idee zu vers 
binden, fie. war fein Weib, mit dem rein Geifligen ihr 
res Urſprungs vertrugen ſich thieriſche Triebe nicht, da⸗ 
her ward ſie die ewige, unbefleckte Jungfrau, ohne — 
liche en. . 


$. 194, ze & 
Wenn wir zur Beſtaͤtigung unſerer Behauptung bis 
zu den Zeiten des Mythos zuruͤckgegangen ſind, ſo wol⸗ 
len wir nun auch durch faktiſche Beweiſe ein Gleiches 
darthun. Es wird keinem —— Viehzuͤchter 


— — 


wohl je entgangen feyn: daß jede Thierrage durch den 
Bater umgeändert werden und daß daher folcher 
mit Recht als der Erhalter derfelben angefehen werden ° 
Eönne, "Pferde, Rindvich, Schafe, Schweine und ſelbſt 
Federvieh beweiſen dieß. Sehr ſchwer aber iſt es, ja 
faſt unmoͤglich, den Zeitpunkt immer zu beſtimmen, 
wenn dieß vollkommen geſchieht, noch ſchwerer aber den, 
wo eine neu erzeugte Mittelvace als ſelbſtſtaͤndig er⸗ 
‚halten werden kann. Diefe Erhaltung hängt aber le 
diglich mit der Umänderung felbft fehr genau zufammen. — 


. 19% 
Zweiter Grundſatz 

Die Veraͤnderung des ganzen Körpers rſt 
zu unterſcheiden von der — der 
einzelnen Theile, 

Es ift eine längft.befannte nn daß ſich 
einzelne Theile bei verſchiedenen Thieren in oft kurzer 
Zeit und ſelbſt in den. erſten Generationen. nach dem 
Bater gefialten, während andere und namentlich der 
ganze Typus, fehr harinädig oft widerſtehen. 2 
Unter die leicht yeränderfichen Theile rechnen wir \ 


zuerſt die niedrigfien, nder Diejenigen, welche ihrer Nas * ER 
tur nad WEN der Pflangenz ald Thierwelt an 


gehören. Wir zählen dahin die Haare, bie Hörner, . 
Hufe und Klauen. 
$. 193. 

Bekauntlich hat das eigentliche ——— ein kur⸗ 
zes, glaͤnzendes und feines Haar. Dieſes Haar zeigt 
ſich, wenn ein Nagehengft auf eine gemeine Stute ger 
fest wird im allen gewöhnlich in der erften Genera⸗ 


tion auffallend dem des Baters ähnlich und Käufer der- 
gleichen Füllen, die oft mehr einzelne Merkmahle ber 


ruͤckſichtige n ohne das Ganze ing Auge zu falten, laſ⸗ 
fen ſich Dadurch fehr taͤuſchen. | | ; 


Auch beim Rindvieh— habe ich diefe ſch nelle Umande— 
rung öfter bemerkt. Faft die meiften Stiere oder Bul- 
len von Bergragen haben ein Fraufeg, wolliges Haar. 
‚an! der Stirn und am Naden, während. fi fich folches bei. 


4 der Niederungsrage nur Ausnahmensmweife findet, fchon 


in der erften Generation durch Kreuzung beider entſtan⸗ 
den, habe ich immer dieſe auffallende Veränderung ger 


funden und kann die Belege a Jedem in meinem 


Stalle EL 


h \ £ S Ay 194. 
Welcher Schafzuͤchter, der Verſuche über die Vere⸗ 2 
; delung ‘der Landfchafe durch Merinoboͤcke angeftellt 


hat, folfte nicht wiffen, daß die Wolle der erften Laͤm⸗ 


mer: fchon weit mehr den Character vom Vater ange⸗ 


nommen und den der Mutter verlohren haben. Einen 


noch wichtigern Beleg für dieſe Behauptung ji 


‚der Umftand, daß felbft die Theile des Körpers, die bei 
dem Mutterfchafe als Eigenthum der Rage, nicht mit 


Wolle bewachfen waren, im Sungen (vom Merinoboc 


erzeugt) vollkommen bewollt erfcheinen. So find die 


Blendlinge der Fahlföpfigen Frankenfchafe, der Eider- 
ſtaͤdter und andern immer mit einer bewachfenen Stirn 


en — — 


oder mit einem Schopfe verſehen. Die genannten ei⸗ 


derſtaͤdter Schafe zeichnen ſich noch beſonders durch eis 


u. et kurzen, nur mit kurzen Haaren beſetzten, Schwanz 
= — jedes Lamm ‚aber der erften Generation, obgleich 


Be f 


ee ee —— 


—— 


der Schwanz an Länge wenig zugenommen, iſt doc mit 
; — ſtatt der Haare, — 


$.. 49... 


Wie fehr * Gebilde der Hoͤrner nach dem — 
ſchlaͤgt beweißt ebenfalls die Schafzucht. Jedes Bock⸗ 
lamm von einem Merinobock und einem Landſchaf er⸗ 2 
zeugt, wenn es überhaupt gehoͤrnt iſt, hat nie die zie 
genartigen Hörner feiner Race, ſondern immer deas u 
Ammonshorn des Vaters. Eben ſo iſt beim Rinde — 
die Form und zum Theil die Subſtanz des Horns, im⸗ N | 
mer nad) dem Bater fchlagend. Sch Fannte eine ganze ” 
Heerde Rindvieh ‚ die auf. einem. Gute unterhalten 
wurde und ganz ohne Hoͤrner war, Diefe Nage wurde 
ſeit langen Zeiten in und durch ſi ch fortgepflanzt und. 
es fie, nie. ein Kalb mit Hörnern. Ein Zufall wollte, 
daß Ochſen 1806 im Krieg abhanden famen und 


man war genöthiget, eines gehörnten fich zu bedienen. 
Unter zehen. gefallenen Kälbern hatten neun Stuͤck ſchon⸗ 
in der Bu Generation wieder Hörner. 


\ 
i 


Ss 196. | 
der Gar in fo fern er die Horn⸗Subſtanz betrift, 
feint ganz. demfelben Gefege zu unterliegen. Es iſt 
. eine vielfältige Bemerkung: daß die Füllen von Nager 
pferden und Landſtuten gefallen, ſchon einen ganz an⸗ 
Sy Beim Huf. haben. Dafielbe habe ich beim Rindvieh bes 
“merkt, = Die meiften Nachkömmlinge vom ſchweizer 
ve oder tyroler Ochfen haben. die zierlichen, mehr feſten 
—— als ſchwammigen Klauen ihrer Väter. 
— Anmerkung Auffallend ift allerdings , das — 
ame daß fich 2 oͤrner nur Wiedertäuern fin⸗ 


——— A SE 


* 


— 106. — 


den und, — mit den obern Schneidezaͤhnen in einem 
wichtigen Verhaͤltniße zu ſtehen, oder vielmehr den Man⸗ 


gel derſelben zu erſetzen ſcheinen. Daß aber Schafe und 
Kühe ohne Hörner dennoch keine Oberſchneidezaͤhne has. 
ben, baweißt dagegen nichte. Bei dem Männchen feh- 
len fie überhaupt nur ald Ausnahme — bei vielen Gat- 
tungen aber dem Weibchen in der Negel, und hier fchei- 


nen fie theils mit dem Gefchlechtstriebe, theils vorzuͤg⸗ 


lich aber auch mit der Milchabſonderung in einem be⸗ 


fondern — zu ſtehen. 


$ 197. 


Penn die vegetabilifchen Theile, fo wollen und koͤn— 
uen wir dieß nennen, leicht veränderlich find, fo ſind 


es die eigentlich thieriſchen weit ſchwerer⸗ 


Wir ſehen durch den Vater Haare, Hoͤrner u. ſ. mw. S 


. verändert, aber der ganze Habitus, das eigentliche 
Skelet, iſt noch lange nicht das des Vaters. Wir fa- 


hen öfter Blendlinge ſelbſt in der zweiten und dritten 
Generation, wo dieß nur noch wenig Umdnderung er 
litten. Je größer der Einfluß der Mutter hier ift, 


deſto hartnädiger geht dieſe Veränderung von ſtatten. 


Diefer Einfluß beruht aber bei Kreuzung zweier verſchie⸗ 
dener Rasen darauf; ob Die Mutter aus der ur 


ſpruͤnglichen BSR: — oder 
— 


F. 198, 
Aus dem Borhergehenden ift befannt, daß wir jedes 


unſerer Hansthiere im Naturzuftande Weinen beftimmten 


Boden zutheilen, Racen die dort enftanden nennen wir 
Urs oder Driginalvagen, fie find durch. die entgegenges 


7 


J 


— 1 - 


ſetzten weit ſchwieriger umzuaͤndern als ugclehrt Ei⸗ 
nige Beiſpiele werden dieß deutlich machen. 


Wenn wir die Tiefenkuh, ſie heiße die hol laͤndiſ ch e,\ LA hl r Äh, E 


mit einem ſchweizer Ochſen kreuzen, ſo wird die Umaͤn⸗ 


| 3 


derung weit Iangfamer erfolgen, als wenn wir auf eine Zur — 
ſchweizer Kuh einen frießiſchen Ochſen ſetzen. Dieſe A 
Erfahrung habe ich. in’vielen fremden Stälfen und neuer | 4. 


lic, in den meinigen öfters gemacht. Dei Schafen habe 
ich Durch fortgeſetzte Verſuche, die aber jetzt eingeleitet 
ſind und wovon ich den Erfolg gewiſſenhaft angeben 


werde, noch keine beſtimmten Erfahrungen, aber es iſt — 2 —* 
mir zur vollkommenſten Ueberzeugung geworden, daß. 


ein Tiefenfchaf (Marſchſchaf) ſich durch einen Merino⸗ \ | 
bock weit ſchneller umaͤndern laͤßt, als ein Merinoſchaf 


durch einen Marſchbock; in ben erſten zwei Generatio⸗ 
nen habe: ih davon den ſprechendſten Beweis. i 


Anmerkung. "Pietet und mehrere Schriftiielter 
wollen behaupten, daß die Veredelung der Schafe der 
die Umwandlung in Merinog fehneler von fiatten gehe 
nd franzoͤſiſche als durch ſaͤch ſi ſche Boͤcke. Zur 
gegeben, daß dieſe Behauptung richtig, ſo ſcheint daraus 
nur zu folgen, daß die franzöfi iſchen Merinos dem Land⸗ 
ſchafe naͤher ſtehen als die ſaͤchſiſchen, indem ſi ſie gleichſam | 
eine Mittelgattung fi ind. 


ar a 
Am ſchwerſten * daher gewoͤhnlich am atelen 
ſcheinen ſich die geiſtigen Anlagen, was wir bisher 
Kunſttriebe genannt haben umzugeſtalten. Auffallend | 
ift dieß mit der Gelehrigkeit beim Pferde, vorzuͤglich 
aber beim Hunde ‚, den wir in fo eactigen 


F 


# 


* 108 — 


geiſtit gen Abſtufungen finden. Es geht hier in der That 
ſo weit, daß ſelbſt der Typus die geiſtigen Anlagen zeigt, 
alſo ein Beweis, daß beide in gewiff er Hinficht zuſammen⸗ 
hängen, fich daher. nur fpäter ausgebildet Haben. Die 
Ragen fi ind. hier ſchon laͤngſt nad) den Stunftanlagen, 
nicht nach dem Aufenthaltsort, beftimmt worden Man | 
redet vom Schaf⸗, Metzger⸗ -, Schweiß⸗, Huͤhnerhund 

et 1. N 


—r 


Er 200. 

Bei dem Menfehen ift der Uebergang — unge 
" Shlagen hoͤchſt felten, denn felten jeugen ausgezeichnete 
Maͤnner dergleichen Soͤhne. Es ſcheint indeß hier zwi⸗ 
ſchen den verſchiedenen Geiſtesfaͤhigkeiten ein nothwen⸗ 
diger Unterſchied gemacht werden zu muͤſſen; das ei⸗ 
gentliche Genie, ich moͤchie es das Goͤttliche im 

Menſchen nennen, iſt ein bloßer Anhauch Gottes *), 
fleiſchlicher Mittheilung unfaͤhig, daher wird es auch 
boͤchſt ſelten vorkommen, daß ein a **) wieder ei⸗ 


9 Daher im Alterthum , wo man dieſe dee — gefaßt 
hatte, die Heroen fuͤr Soͤhne der Goͤtter gehalten 
wurden, daher zum Theil unfere Heiligen in fo fern 
fie durd) eminente Talente glanzten dieſe Stufe, er⸗ 
ruugen. * 


— Verſtandesvermoͤgen, namentlich das, was wir Genie 
nennen, ſcheint überhaupt: mit dem Zeuguingsvermögen 
ganz im Gegenfage zu fliehen, denn felten find die am hoͤch⸗ 
ſten geiſtig organiſirten Menſchen ſo fruchtbar als die, 
welche ſich weniger dahin neigen. Das hoͤchſte Organ 
ſcheint hier ſich getheilt zu haben, zwiſchen den Reingei— 
ſtigen und blos thieriſchen. So wie überhaupt das Rein: 
geiſtige im Menfchen die Präponderang gewonnen hat, iſt 


nes anzengt ‚ Kietmeie finden fih folche von gewöhnt 

hen, oft! ‚geiftig ganz unbedentenden;, Eltern.‘ Nur die 
niedern geiſtigen Faͤhigkeiten finden wir oft durch viele 
Öeneratidnen fortgepflangt, 3. B. niebere —— | 


ten, Gedaͤchtniß u. ſ. w. Selten werden Ra 128 

| Nosairs,. Dantes fortgepflangt, wohl aber haben 
wir v Meganiter, Gedächtnißfrämer u. ſ. w. Ru viele 
Generationen ſich erhalten ſehen. 


Ss 201. — line 
Hebrigens‘ ift e8 in dieſer Beziehung noch ehe ber 

merkenswerth, daß ſich die meiſten Fehler der hoͤhern 

Organe vom Vater, die der niedern von der Mutter 

forterben. Wahnſinn, Bloͤdigkeit der Augen, —— 
Sprache u. ſ. w. find ſehr oft vom Vater vererbt, 
während Fehler des Unterleibs fehr häufig z. 3. Mu 

genfrämpfe, Leber» und andere Unterleibäbe 
ſchwerden von der Mutter forterben, 


die natürliche Harmonie gefört und das Geſchlecht geht 
phyſiſch unter. So ſehen wir nicht nur Familien, ſon⸗ 
dern ganze Voͤlkerſchaften gleichſam im Geiſte erſtickt. 
Jedes Volk, ſo lehrt die Geſchichte, hat einen Culmina⸗ 
tionspunkt, auf welchen die geiſtige Cultur am hoͤchſten 
entwickelt war, dieſer Punkt aber war es immer auch, 
wo die phyſiſchen Kraͤfte am ſchwaͤchſten waren, wo dee 
Geiſt den fremden phyſiſchen Kraͤften unterlag. Sp kann 
man ſagen, daß das Geiſtige durch und in ſich — das 
CThieriſche aber durch Das höhere Geiſtige zu Grunde 
gehe, denn alles dem Geiſt Unterlegene wie die: rohen 
Wilden gehen unter, oder muͤſſen geiſtig herauf. 


I 


Wie wefentlic der Einfluß des Vaters in Bezie⸗ 
hung auf die ganze Umgeftaltung ift, geht daraus her⸗ | 
vor, daß Fehler, welche conftant geworden find, als Vers 
früppelung ſich auch durch ven Vater wieder fortpflanzen. 
Der Dachshund iſt offenbar ein rachitiſches Weſen, 
was ſich zur conſtanten ‚Rage gebildet hat; die Heinen 
Kanishühner ‚find verfümmerte Haushühner und 
fterben faft ſaͤmmtlich am Aſtma, als er dieſer Ver⸗ 
N 
= $ 203. 

- Dritter Grundſatz. 
Die Umänderung des Typus oder auch 
die Hervorbringung eines neuen geht nadı 


dem Gefebe Des Zahnwechſels in der Regel 


vor fich, fängt vom Kopfe an und erfiredt 
ſich von da aus immer weiter nadı hinten. 
Von der Mutter nimmt die neue Krenzung in der Re 
gel die Leibesgeftalt, vorzüglich die Dimenfive, an, 
wenn die Rage nicht ganz ungeändert wird. 

Seder Zahnwechfel bezeichnet eine neue Periode des 
Lebens und das Thier ift erft vollendet, wenn die Zähne 
vollkommen entwicelt find. So viele Jahre aber erfor 
verlich find, um die Zähne vollkommen ausgebildet zu 
nennen, fo viele Generationen find nothwendig um eine 
Rage in eine andere durch den Vater umzuändern, oder 
eine neue confante hervorzubringen. Dieß Geſetz 
darf ich als meine eigene Entdeckung anſehen, und 


— es trift bei allen Thierarten ſehr genau zu. In Eng 


7 land z. B. iſt ein Pferd der 7ten Generation ſchon ein 
En — Nachkoͤmmlinge dieſer Geaeration, 


—7 
4 


= 


£ — zu beweiſen *). 


af o die — die nun vollfommen: — gewor⸗ 
den, werden ſo gut geachtet und zum Veredeln gebraucht 
— die BP Baltbiusnferde ER 


„gs 20. 


Bei. — Schaf. iſt befanntlich mit dem vierten : 


— der Zahnwechſel vollendet. Schon die vierte 
Generation der Motis iſt dem % Bater in denjenigen 
. Theilen, von deſſen Einfluß wir fruͤher geſproch en, ganz 
gleich, und die fü nfte. kann nach meinen vielfat tigen 


Erfahrungen ſo gut zur Veredelung gebraucht werden, | 


als fo genannte Driginalböde/ voraus gefekt, Daß 


die Veredelung immer unter gleichen aͤußern Bedingun- 


gen’ betrieben wurde. Auch beim Rindvieh, das den⸗ 
ſelben Zahnwechſel hat, trift dieſe Erfahrung zu, und 
ich moͤchte wohl alle Viehzuůchter — mir das Ge⸗ 


NZ ; — 


9 Ich rede wiigene hier von der Vellendung des — 


wechſels. Allerdings hat das Pferd mit dem bten, das 


Schaf oft mit dem. ‚vierten Jahre feinen Zahnwechſel der, 
gefalt vollendet, daß alle Zähne vorhanden find — aber 
das mächftfolgende Jahr iſt doch eigentlich nur das, wo 
es im ganzen Beſitz und Gebrauche ſaͤmmtlicher Zaͤhne 
if, und nur bier iſt die Umſtaltung fo conſtant, daß eine 


| Fortpflanzung möglich wird. Uebrigens fheint ſchon im 


Embris eine Zahndildung anzunehmen zu ſeyn, die 
dann eintritt, wenn derfelbe belebt wird, d. i. mit der 
Hälfte der Schtwangerfchaft der Mutter. Diefes Beleben 
des Embriv if gleichfam die erſte Periode bis zu feiner 


Geburt. Auffallend ift es dabei, daß viele Thiere zu je 


ner Zeit einen weuen Trieb sur Begattung füplen. und 


ſich willig dem Männchen hingeben. Bei Kuͤhen und 


a 
[2 


AR‘ $ 205. “Br 
Kir haben ſchon am verfchiedenen Orten Diefer 
Schrift davon gefprochen, daß der Vater bei der Paa⸗ 
rung zweier Nacen vorzugsweiſe auf den Kopf und 
überhaupt die Vortheile wirke. Belege zu dieſer Ber 
hauptung find im VBorhergehenden genug gegeben. Hier 
wollen wir uns nur darzuthun bemühen, daß die Umaͤn⸗ 
derung des ganzen Typus vom Kopfe ausgehe und ſich 
von dieſem aus, laͤngſt dem Ruͤckenmark nach hinten 
verbreite. Wir haben eine Menge Belege dazu und 
um das Geſagte hier nicht zu wiederholen, fuͤhren wir 
nur folgendes an. Wer irgend auf einer Stuterei, wo 
Landſtuten mit Originalhengſten belegt worden, die 
davon gefallnen Füllen aufmerkſam in mehrerern Gene 
rationen betrachtet hat, dem wird dieſe Beobachtung 
nicht entgangen feyn. Eben fo ift e8 bei dem Rinde 


vieh. Niederungsfühe mit Bergochſen gepaart, geben 
immer in ver erſten Generation ganz, die Mlttelrace, 
Die Vordertheile, wenn fie dem Vater nicht ganz glei- - 
hen, neigen fich doch in ihrer Nehnlichfeit mehr zu dem— 
felben hin, als zur Mutter, während die Hintertheile 
wenig verändert — der Leib aber faſt gar nicht. 


2 | 06. 


Lei dem Schafe habe ic) ‚hiervon Die ſprechendſten 
Beweiſe. Bei der Kreuzung der eiderſtaͤdter Mut⸗ 
terſchafe mit aͤchten Merinoböden ſpricht ſich der Vater 


— — 


Schafen habe ich dieß ſehr oft bemerkt und ich glaube 
mich zu erinnern, daß — auch ur vielen Stuten der 
"Fall if, * 


deittfich in den Bordertbeilen ſo wie wir oben bemerit 
haben,. befonbers auch in den, Dörnern und der, Wolke 
aus." Bekanntlich. ift bei biefer Rage der Schwanz. ſehr 


tur; und nicht bewollt, fondern nur behaart, ſchon — — 


der erfien Generation iſt er mit Wolle mar, aber 
weniger reichlich" als bei dem Later verſehen und ſo 
umme feine Länge anch nur aumaͤhlig bei jeder Gene⸗ 
rationzu. Eben fo findet man dieſelben Erſcheinungen 
bei den En und bei bem Federvieh 


207; 
Bierter Grundf ab, 


Je weiter. die Racen von einander et 
fernt. fiehen, deſto langwieriger iſt bie Um 
Anderung ober die Bildung einer‘ neuen 


vonfanfen — je näher, befty ſchneller. 
Wir haben, fchon oben entwidelt, daß Die Berändes 


rung Durch: den Vater um - fo ſchneller vor ſich gehe, 
wenn folder von der Urrage unmittelbar abſtamme, 


bier behaupten wir nun: daß es aud vorzüglich auf 
bie Entfernung ankomme, in welcher beide zu kreu⸗ 
gende Raçen ſtehen. Ein brabanter Pferd von einem 
meflenbarger Hengſt belegt, wird viel fehneller den Va⸗ 
ter herjtellen, als wenn es mit einem arabifchen belegt 


wird, fo wirdaber auch ein arabiſcher Hengſt mit einermehe“ 


lenburger Stute weit frůher dem Vater aͤhnliche Fuͤl⸗ 
len ergeugem 


= en 


Ey 


) — machtetfungen — findet man in meinen 
Abbildungen’ einiger Viebracen ie, 18 m. 5 De Seite 


41817 m. 1818. 


* 


— bi — 
5. 208: ERDE 
Sarwtijet und frießifches Vieh —— bringt bei 
"weiten fpäter eine neue Kreuzung hervor, als weun 
beides mit fraͤnkiſchem oder voigtlaͤndiſchem gekreuzt 
wird. Hier. ift Schon in den erfien Generationen die 
Verſchiedenheit des Typus hoͤchſt auffallend. "Die ge⸗ 
woͤhnlichen Landſchafe laſſen ſich weit leichter durch Me⸗ 


rlnos umaͤndern, als die von dieſen am weiteſten ſte— 
una le 


$. 209 


Auch bei Schweinen habe ich bieſe Bemerkung ſehr 
haͤufig gemacht, und jedem Viehzuͤchter werden aͤhnliche 
| Bemerkungen vorgekommen ſeyn 


$. 210 


Def⸗ in den Geſetzen der Natur begruͤndete Wahr: 
Beit giebt für Die Praris hoͤchſt wichtige Fingerzeige, 
bie zum Theil öfter. als ansgemachte Wahrheit befolgt 
werden, ohne daß man fich die Gründe davon angiebt. 
Wie die Natur nie Spruͤnge macht, fondern nur all 
mählig von Stufe zw. Stufe fih ſchaffend und veräns 
dernd zeigt, wie fie vom Leblofen zum Lebendigen, vom 
Niedern zum Höhern, fo fol auch der Menſch verfah⸗ 
ven, wenn er fie feinem Willen gemäß leiten will. Z 

er . 2Al. 
Es wird — jeder Zeit ſehr vortheilhaft ſeyn nicht 
wei heterogene Racen,gleichfam zwei Extreme, zu ya 2 
zen, fondern man ‚wird, viel confequenter verfahren, 
. wenn man gleihfam einen Nebergang wage 2 


nn 3 B. ein Grabanter Pferd durch Kreuzung in 


ein orientaliſches umuaͤndern, wuͤrde man gewiß am 


ſicherſten und confequenteften verfahren, wenn man in 


‚der erften Generation fi ich eines Hengſtes der Mittels > dos 


race bediente, und dann erſt auf deſſen Nachkoͤmmlinge 


einen aͤcht⸗ orientaliſchen ſetzte. Wenn auch dieſe Ver⸗ Fr X 
fuche der Reihenfolge nach noch wicht gemacht r wenige / =) 
ſtens noch nicht zu unferer Kunde gefommen find‘, gr Sie, 


lehrt doch laͤngſt die Efabrung, daß durch meklenburger 
Stuten ungleich ſchneller der Typus des Vaters herge⸗ 
ſtellt werden koͤnne, als durch brabanter, wovon wir 
ſchon oben — 200. geſprochen haben. — — 

> e — s 2% 
Don ı Schafen habe ich und mehrere meiner nie 
die beſtimmteſten Erfahrungen gemacht, die ich auch bes 
reits ſeit langer Zeit an mehrerern Orten angefuͤhrt 
habe: daß die Veredlung, wo es hier faſt lediglich nur 
auf die Wolle ankoͤmmt, am vollſtaͤndigſten vor ſich 
gehe, wenn fie mit weniger feinen, alſo weniger hete⸗ 
rogenen beginnt, und fo in jeder Generation mit feine—⸗ 
ten Böden fortfährt. Hier iſt alſo unſtreitig die all⸗ 
maͤhlige Naͤherung der Ragen ſehr vortheilhaft. 
Aeyhnliche Erfahrungen werden fi — gewiß auch bei 
andern Thieren e | 


Veredelung, —— Pre 
Im — Leben begreift man nnier dieſem 


Ausdruck wohl häufig jede Veraͤnderung einer Race 
oder jede Paarung. Imn Worte aber ſchon liegt — = 


—, 16, — 


mar Veredelung nur die Umänderung einer Rack 
nennen kann, die gegen ihre Driginalität nicht nur 
eine vorzüglichere Geſtalt, fondern auch im Einzelnen 

höhere Eigenſchaften angenommen. 

Diefe Veredelung fann num theils das Ganze ums 
‘ faffen , theils iſt ſie nur auf gewiſſe Theile gerichtet — 
z3. B. die Koͤrperform — die Wolle, die Eigenſchaf— 

ten 1% * 

= 248, 

Sol nun eine ſolche Veredelung ſtatt — ſo 
koͤmmt es wohl zuerſt darauf an zu beſtimmen: worin 
der Abel der Rage, beſteht. Dieſer wird ſich wieder 

; verfchieben ergeben bei den verfchiedenen Thieren. Was 
an. bei der einen Gattung vieleicht für vollkommen 
hält, iſt bei der. andern nicht jelten ein Fehler. Um 


aur eins anzuführen. Bei einer Kuh oder einem Mer | 


rinoſchaf iſt ein tonnenförmig herausgewölbter Leib eine 
‚Zierde, während folches beym Pferde, für.einen Schoͤn⸗ 
heitsfehler gelten würde. Eben fo. verhält «8 fich bei 


mehreren andern Dingen. Bir können daher. unter 


Berebelung einer Rage nichts weiter verfichen: als 


eine Verbeſſerung ober Bervollfommnung 
in allen ihren — | 


s. Erw 


Diefe Vervolltommnung oder Verbeſſerung aber kann 
ebenfalls wieder bloß auf Form und Schoͤnheit, oder 
auf einen gewiſſen Öfonomifchen Zweck berechnet ſeyn, 

ohne jene zu erhalten oder gar zu erhöhen. Bei einigen 
Haust hieren iſt zwar mit der hoͤchſten Vollkommen heit 
auch die pe Nubbarkeit gegeben, wenn ſie als Mit⸗ 


- m — 


tel zu einem —E Zweck betrachtet werdden, und 
man kann Daher fagen ; bie Veredelung beftehe in der’ 

Herſtellung der vollendetſten Naturform. Dieß iſt 3.B. 
mit dem Ragepferde der Fall, Jeder Nunſtlenner wird- 
ſolches für das Vollkommenſte haften und halten muͤſ⸗ 
fer, indem das Ebenmaaß aller feiner Theile. diefe Volle 
kommenheit deutlich ausſpricht, daſſelbe Pferd verbin⸗ 


det aber auch mit dieſer Schönheit die hoͤchſte Ruzbar- — 


* 


keit EIENN. — 


297 


— $. 210. | 
Ganz anders aber verhält es fich mit einem Pferde, 
was in fchwerem Zuge gebraucht werden , was Die 
Kaͤrre ziehen und Laſten ſchleppen ſoll. Zu dieſem 
| Zwecke wird das leichte harmoniſche Ragçepferd nicht 
tauglich ſeyn rd der ſchweren Laſt bald unterliegen. 
Auch wird man zu dieſem Zwede das hollaͤndiſche oder 
brabanter Pferd durch das arabifihe nicht veredelt nen 
nen Können. Aehnliche Beifpiele ließen ſich faft von ale 
len Thieren anführen, 


— .217. 

Wir dürfen mit Recht eine — auf —* 
tem Weg annehmen. 

Die erfie wird bewerkſtelliget Peer die Paarung 
einer höhern Raçe mit einer andern, alfo durch Kreu⸗ 


sung zweier verfchledener — wir wollen dieß Die all- u, fe 


N gemeine Bereblung nennen. „Die weite wird er⸗ 
reicht, wenn durch die Auswahl der vorzuͤglichſten In⸗ 
dividuen einer und derfelben Nace ſolche aus fich ſelbſt 
vollkommener ober veredelt dargeſtellt wird ⸗dieß nen⸗ 
neu wir bie indivıdmelfe Beredlung | > 


F 
ee 


re 118 


Unſere preußifchen Landpferde durch arabiſche Hengſte 
belegt, geben eine ganz neue Mittelrage wodurch feines 
‘der beiden Individuen in Typus und Eigenſchaften 
gleich bleibt, es entſteht eine allgemeine Veraͤnderung 
der. Theile — und e8 iſt dieß eine al türpeher 
— es 
| Ray en | r 
Eben fo verhält es fih mit der Paarung einer 
Landkuh und eines ſchweizer oder frießiſchen Ochfen — 
es bleibt hier nicht der allgemeine Typus beym Blend- 
Ting, foudern es tritt ein mehr oder w eniger veränders 
ter ein. Dei Schafen und Schweinen ift dieß der gleiche 
Fall und es wird nicht nöthig ſeyn zur Erklärung defr 
jelben noch mehr hinzuzufuͤgen. RR 


$e 219. 


Uebrigens kann die Veredlung eben fo gut durch 
den Vater als dur die Mutter gefchehen, wenn es 
mehr auf bie eine oder andere Eigenschaft angeſe⸗ 
hen iſt. Dieß iſt aber nicht mit der oben erwaͤhnten 
‚Kreuzung zu verwechſeln, obfchon bei derfelben eben⸗ 
falls auf Beredlung Rücfiht genommen wird und wer: 
ven. kann. Wenn. ed 5. B. bei der Veredlung einer 
Rindviehrage auf Erzeugung einer groͤßern Milchergie— 
bigkeit ankoͤmnt, kann ſolche von der Auswahl einer 
vorzuͤglich milchreichen Mutter abhaͤngen und es koͤnnen 
Die übrigen erforderlichen Eigenfchaften vielleicht durch 
"den Vater ‚erlangt ‚werden. Nicht minder Fann eine 
‚ Rage, die urſpr ruͤnglich mehr zum Fleiſch⸗ und Fettan⸗ 
ſatz geneigt iſt, durch den Vater oder die Mutter zur 
Vereinigung beider Eigenſchaften gebracht werden. | 


x 


y 


| — $ 220. : 

Hier ſcheint es vorzüglich auf ben umſtand — 
men: welcher Einfluß mehr dem Barer, welcher mehr 
der Mutter zugufchreiben, um bei. ber Veredlung die rich⸗ 
tige Wahl zwiſchen beiden zu treffen. Wir möchten der, 
Erfahrung gemäß bier folgenden Exfahrungsfag aufs 


fielen: Die Milhergiebigkeit hängt: mehr | Ur 
vom Vater ab und wird. durch dieſen bis —* 
dinugt und kortgepflanzt, die Neigung jur 10-7 
Maſt und zum Fleifhanfag,mepr durd,die 
Mutter Es folgt daraus: daß man,um aus ber a, 4 
Höhen» und Bergrage milchteiche Kühe: zu — 


darauf frießiſche oder Niederungsochſen ſetzen, und um die 


Niederungsrage mehr zum Fleiſch⸗ und Fettanfag geneigt. £sr+ 


zu machen, ſolche mit Höhen oder Bergochfen paaren 
muͤſſe. Ale Erfahrungen, die ich darüber, fo wie Ans 


dere, angeſtellt habe, (einen big jetzt dieſen Satz zu 
beſtaͤtigen. 


Anmerkung.“ Jeh habe die Umbildung eines 


ſchweizer Stammes durch frießiſche Ochſen eine Reihe 


von Jahren hinter einander beobachtet und das Reſultat 
war immer das an, f 


$ aM. 


Sch fann, um diefen Sat zu. Bis ,e a weit dieß 
moͤglich ſeyn kann, nicht umhin die wichtige Erfahrung 
anzufuͤhren: daß die milchreichſten Kuͤhe in einer Reihe 
von Jahren faſt lauter Ochſenkaͤlber gebaͤhren. Moͤge 


davon der Grund in dem Umſtande liegen, daß das 


maͤnnliche Gefchlecht zu feiner Ausbildung einen groͤ⸗ 
Bern. Theil Nahrungsfubſtanz erfodert, was und wahr⸗ 


m — 


ſcheinlich duͤnkt ober in irgend einem andern 1, fo iſt Die 
Beobachtung doch ficher, und ift dieß, fo —5 — ſich 
dieſe Eigenſchaft, die mit fo vielen andern vom Vater 
 abergeheuben zufammenhängt, vom Vater fortzupflanzen. 
Fin Aehnliches habe ich bei Schafen bemerft. Webers 
haupt ſcheint feipft die natürliche Fruchtbarkeit der. 
Thiere mehr vom Stammes des Vaters, als dem der 
Mütter abzuhängen. 

Anmerkung. Uebrigens vor ich bier uͤber dieſen 
Gegenſtand nichts weiter bemerken, da das weſentliche 
davon ſchon oben vorkoͤmmt und id; nur eine Wieder⸗ 
holung fuͤrchten muͤßte. Die gegebenen Andeutungen 
werden ben beßte zu Aufſchluß hierüber geben, 


7222, 
Die in dividuelle Veredlung, welche die Engs 
länder in and in, nennen wir wohl auch Inzucht — 
geht aus ganz anderen Geft chtspunkten hervor. Hier 
koͤmmt es nicht darauf am eine Raçe durch eine audere 
umzubilden, oder eine nene Mittelrace hervorzubringen, 
ſondern eine Race ang ſich ſelbſt nach den vorgenom⸗ 


— menen Zwecken und Abſichten zu veredlen. Diefe Art 
der Veredlung iſt für oͤkonomiſche Zwecke vielleicht bie 
— 1 wichtigſte, inſofern dabei weniger zu riskiren und die 

> 5 gewuͤnſchte Abſicht doch zu erreichen iſt. Sie verlangt 


aber eine genaue Kenntniß des 2 Viehſtandes, eine ſtete 
Aufficht auf denſelben, und, wenn ich, fo ſagen darf, 
eine genaue Kenntniß der Wuctilitaͤt der thieriſchen 
Form. Das auffallendſte Beifpiel über diefe Inzucht 
hat der Engländer Backwell in einer fangen Reibe 
von Jahren gegeben, ber anf diefe rt, ſowohl bei 


— a 5. 


— 


Rindvieh als Schafen ganz neue Verſchiedenheiten, De 
wir indeß nicht 9 Zagen nennen koͤnnen, a getvot 


hat, 


über die Landwirthſchaft“ finden wir daruͤber Aus⸗ 
kunft und Nachrichten. —; Für teutfche Leſer hat Thaer 


in der Einleitung zur Kenntniß der engliſchen Sande 


wirthſchaft, fie beſchrieben und durch Abbildungen erlaͤutert 
g. W. \ | | 


‚Bei diefer individuellen — Summe Pr aber 
ganz. befonderd darauf an, genau bie Geſetze zu koͤn⸗ 


nen, welchen der Einfluß des Vaters und der: Mut ⸗ 


ter unuterworfen, denn ohne dieſe Kenntniß wird man 
bier unaufhoͤrlich nur im Dunklen tappen; man wuͤrde 
ohne dieſe Grundſaͤtze Individuen — —— 
den gehegten Abſichten geradezu widerſpraͤchen. Bei 
dieſer Art von Veredlung ſcheint es ferner ganz beſon⸗ 


ders darauf anzukommen, die richtige Auswahl zwiſchen 


Vater und Mutter zu treffen, und wenn wir nicht ſehr 
irren, ſo hat der oben genannte Backwell dieſes Sy⸗ 
ſtem ſehr ſtreng befolgt. Denn er waͤhlte, um einen 
vorzüglich langen, fehön gerundeten Leib hervorzubrin⸗ 
gen, vorzuͤglich Kühe, die ſich dadurch auszeichneten, 


paarte ſolche Dagegen mit Stieren, welche kurz von - 


Hals ‚und Mein von Kopf waren, um eine Nage her⸗ 


Anmerkung. In den meiſten engliſchen Werten 


i 
; 


vorzubringen, weiche in den edelſten Theilen die hoͤchſt⸗ 


moͤglichſte Fleiſchmaſſe lieferte und das geringſte Bee 
wicht in den unbrauchbaren, wohin Kopf und Beine 
zu rechnen, 


ei 224. | 

Wenn der Typus im feinen einzelnen Theilen ald 
variabel erfcheint, nnd dieſe Berfchtedenheit durch ver⸗ 
ſchiedene Paarung hervorgebracht werden kann, fo laſ⸗ 
fen ſich zufaͤllige Theile des Koͤrpers auf dieſe Art um 
ſo leichter veredlen; dahin gehoͤren diejenigen, welche 
wir bisher zu den vegetabiliſchen gerechnet haben. 
Aus diefem Grunde findet vorzüglich bei dem Schafe, 
felöft bei dem aͤchten Merino, eine Beredlung hins 
fihtlich der Wolle Statt, und es. ift deshalb die ſoge— 
nannnte individuelle Paarung, wie man fie auf mehres 
ven Original⸗Schaͤfereien bis jest befolgt, allerdings mit 
Vortheil auzuwenden, ob man gleich in vielen Fällen noch zu 
wenig auf den Einfluß beider Gefchlechter, fowohl nach 
der Zeit der Begattung, als nach ihren individuellen 
Eigenſchaften, Nücdfiht genommen hat. Hoͤchſt wichtig. 
ſcheint hier die Auffaffung des Moments, unter welchem 
ſich beide Naturen gleichſam verſchmelzen, und die Er 
fahrungen der. forgfamften Schafzüchter haben uns dar 
— noch kein genuͤgendes Reſultat geliefert. 


————— 


Wir wagen, in Beziehung auf dieſen RER * 
in Beziehung auf das vorher Vorgetragene, folgende 
| Grundfäge über die individuelle Veredlung aufzuftellen: 
4) Jede Race ‚ fie »betreffe. eine VBiehgattung , welche 

fie wolle, wenn fie einzeln die · befondern Eigen 

fchaften, welche man vor ihr zu fordern das Recht 
hat, befigt, Tann aus und durch ſich felbft veredelt 
werden, wenn es auf die Vereinigung mehrerer 
Eigenſchaften in einem Individuum, bie bisher ges 


a en 


trennt waren, ankoͤmmt. So koͤnnen bei einer vor 
ziglichen Race von Pferden bei den meiften Ins 
dividuen gewiffe Theile ſehr zuruͤckſtehen, die ſich 
doch bei einzelnen wieder ausgezeichnet ſchoͤn finden. 
Wird nun die Paarung dergeſtalt vorgenommen, 
daß nur auf die Veredlung dieſer fehlerhaften Theile 
durch die in denſelben ausgezeichneten Individuen 
Richt genommen. wird, fo bildet fi ich ein neues 
Individuum, das alle verlangten Eigenſchaſten ar $ 
ſitz tzen kann. 
A nmerfung. Bei der allgemeinen Veredlung if 5 
dieß z. B. beim Pferde zwar nicht fo, fondern. das 
dadurch entſtehende Individuum hat einige Theile vom 
Vater, andere von der Mutter, ohne. daß folche zu einem: 
harmonifchen Ganzen verſchmolzen fi find. Diefe Verſchmel⸗ 
zung findet ſich erft in den fpätern Generationen, Wir 
ſehen dieß in der That recht deutlich bei unſern preußi⸗ 
ſchen Landpferden, die durch aͤchte Hengſte veredelt ſind 
in den erſten Generationen. — Hals, Kopf und Kreuz 
ſind oft ausgezeichnet ſchoͤn und doch fehlt der 
Leib, der ſie gleichmaͤßig verbindet. 


— DB — 

9 Bei dieſer Vereinigung der Individuen zur Her 
vorbringung eines neuen, koͤmmt es vorzliglic darauf 
an, daß die Verfchiedenheit derfelben in Beziehung auf 
die zur erzielenden Eigenschaften nicht zu groß, in wel 
chem Fall fonft fehr leicht das erwünfchte Reſultat ver⸗ 
fehlt werden wuͤrde. Es muß daher bei der Abänderung 
gewiffer Fehler, oder bei ber Herftellung teuer Eigens 
fchaften nur ſtufenweiſe berialpn erden ein Verfah⸗ 


7 we 


a = 


ren, we uns die Natur in ihrer Selbachititeit taͤglich 
zeigt. 
Die Schafzucht ſcheint hier unter andern das 
beſte Zeugniß abzulegen. Es iſt vollkommen durch die 


Erfahrung beſtaͤtiget daß unter einem ganzen Stamme 


Merigos, die von großer , Berfchiedenheit der Wolke 
feine find, eine weitere: Veredlung am Beflen von Statten 

gehe, nicht wenn man ben feinften Bod auf das 
groͤbſte Schaf fest, fonderk einen ſolchen, der das 
Mittel swifchen beiden Feinheiten hält. Aehn⸗ 
liche Faͤlle, bie die obige Behauptung beſtaͤtigen, — 
auch bei —— Thieren Statt. 

& DT 

Von dem Skelette ber Hansthiere, und. 
Ansbefondere von dem des Ochſen. 
Vom Profeſſor Weber zu Boun. 3 : 
Die Natur hat in den höhern Thierklaſſen Theile ent⸗ 
wickelt, welche ſich durch ihre Härte und Feſtigkeit 
and durch eine gelblich weiſſe Farbe von allen uͤbrigen 
Theilen des Koͤrpers auszeichnen und Die a mit dem 
Kamen Knochen belegt. 
u | 
Die einzelnen Kuschen ſtehen untereinander in inniger 
Verbindung und bilden ſo das, was man das Ent 
ons das Skelett zu nennen pflegt. 

Das Skelett bildet in Hinſicht feiner Härte und Feſtig— 
ei die Grundla ge und dadurch, daß es die verſchiedenen 
Organe uhullt und ve nt, den Umr iß des thierifchent 
Koͤrpers. Es iſt ſomit Schup und S tuͤtze der uͤbrigen, 
der weichen Theile des — und wenn man alle 
uͤbrigen Theile des Organisnus ſich hinwegdenkt oder 


nach dem Zode wirklich hinwegnimmt, fo Bleibt doch im⸗ 
mer, mehr oder minder, die Form des ganzen heriſchen 
Koͤrpers, ſo daß man aus der bloßen Betrachtung eines 
Steletts das Thier beftimmen tan, dem 28 — 


—— Ss: 299, — 
Die Art der Umhuͤllung der verfhiebenen Or⸗ 
gane desKoͤrpers durch TREUEN iſt 
aber nicht überall dieſelbe. 


Sondern wird finden, daß ie höher die Bedew 


tang und je vollfommener der Bau eines Orga⸗ 


nes iſt, deſto inniger die Begrenzung von den Knochen — 
ſtatt findet. | 
arum fehen wir auch das Gehirn ganz Sen Küken? 5 
ma umgeben und fo am meiften von allen Organen ges 
fhüst und gefchieden und zwar fowohl vonder Auffen 
weit, von ben äußern Einflüffen, als auch — 
von den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers. — 
Geringer ſind ſchon die Sinnesorgane „das Auge, das 
Ohr, die Naſe, nnd die Zunge vom Knochen ſyſtem be⸗ 
grenzt und beſchuͤtzt; noch geringer umhuͤllen die Knochen 
die Organe des Athmungsproceßes, die Lungen, und ves 
Haupt⸗Blut⸗Kreislaufes, das Herz; und am wenigſten = 
find die Organe des Unterleibes Bauches) ‚ welche in bie 
Verdauungs⸗ und Geſchlechts⸗-organe zerfallen, vom Kno⸗ 
chenſyſtem umgeben. Und ſelbſt hier ſinden wir wieder 
dieſe Unterſcheidung. Indem naͤmlich die Geſchlechtsor⸗ 
gane als Organe der Erhaltung der Gattung höher 
ſtehen als bie Organe der Erhaltung des Individuums, 
die Verdauungsorgane, ſo ſind die Geſchlechtsorgane — 
weit — von — umgeben 28 


I 


2330 
Die Art der Verbindung der Knochen iſt gleichfalls 
verſchiedenartig und zwar unterſcheidet man zwei beſondere 
Anordnungen. Einige Knochen ſind naͤmlich auf eine 
unbewegliche Weife miteinander "verbunden , ande 
re Dagegen und bei weiten die größte Zahl der Knochen, 
auf eine bewegliche Weife, ee x 
Im erſten Falle greifen bie rauhen oder zadis- 
‚gen oderzapfenförmigen Fortfäße der Knochen 
ſo innig in einander eitt, daß gar feine Bewegung möge 
lich iſt. Man nennt diefe Anorönung die Nath nad die 
Einkeilung. — 
Sp z. B. find die Knochen des ganzen Schaͤdels mit 
Ausnahme des Unterkiefers durch Naͤthe untereinander 
verbunden und die Zaͤhne ſind in den Zahnhoͤhlen der 
Kieferknochen eingekeilt — rt 
Sm zweiten Falle dagegen fiehen die Knochen nicht in 
fo inniger Verbindung, indem fie fich nur durch Elke ' 
hen Artieulationsflaͤchen) berühren, die weder rauh noch 
zackig find, fondern die man entweder mit Knorpelmaſſe 
belegt findet und weiche durch häufige Säde ¶ Kapſel⸗ 
baͤuder) und Fafer-Bänder mit einander fo verbunden 
werben, daß fie fich auf einander frei bewegen koͤnnen;⸗ 
oder aber die durch Knorpel oder eine Faſerknorpelmaſſe 
innig mit einander verbunden ſind, jedoch fo, daß, im- 
mer noch eine, wenn auch meiftens geringe Bewegung 
möglich iſt. Auf diefe Weiſe find 3. B. die Körper ver‘ 
Knochen der Wirbelfänfe und des Beckens unter einander 
verbunden. a 
‚ Die Dereinigung ber Knochen durch Knorpelflaͤchen, 
welche durch Baͤnder in beweglicher Verbindung erhalten 


\ 


l 


Werden, nennt man ein Gelenkz; und da bie Bildung 
dder Entwicklung der Gelenkflaͤchen Knorpelflaͤchen) 
der Knochen, ſowie der Kapfelbaͤnder und Faferbänder 
Hülfsbänder, Unterſtuͤtzungsbaͤnder) an den einzelnen 


Stellen oft fehr verſchieden ift, fo finden auch — * 


dene Grade der Bewegung ſtatt. ⸗ 


er zwar unterfcheibet man: 
4) das ſtraffe Geleuke, 
9) das Gewinde oder das Gerwindegelent, | 
3) das Dreh⸗ oder Bapfengelent, und 
| DELE freie Gelenk, — 


Wo die Artieulations-flaͤchen klein und — flach 
fs ‚wo die Kapſel und die Faſerbaͤnder ſtraff anliegen, 
da iſt die Bewegung nur geringe und ein ſolches Gelenk 
wird das ſtraffe Gelenk genannt, Auf diefe Weiſe es nd 
die Hand und Fußwurzelknochen verbunden. 


Bei dem Gewindegelenk ſind die Enden der Kitochen 
vollenartig entwifelt und fie greifen fo in einander ein, : 
daß eine feitliche Bewegung nicht möglich ift, mithin 
nur Bengung und Ausſtreckung flatt findet. | 

Dei dem Drehgelenf bewegt fich kreisig eine kopf 
oder zahnfoͤrmige Hervorragung eines Knochens, in der 
vertieften Articulationsflaͤche des andern. Da aber der 
Kopf oder Zahnfortfag des einen Knochens nur an 
einer beftimmten Stelle überfnorpelt ift, und nicht feinem 
‚ganzen Umfange nach, fo findet auch, wie nun leicht 
einzuſehen iſt, die kreisfoͤrmige Bewegung nie im ganzen | 
"reife, fondern immer nur in einem viertel oder halben. 
Kreiſe ftatt. Auf dieſe Weiſe find der erfte und zweite 
Halswirbel mit einander verbunden, wodurch ſowohl der 


— — 


Menſch als auch die Saͤugthiere vermoͤgend ſind, den Ko 

bedeutend zur Seite zu bewege. 

Wenn dagegen eine kopfoͤrmige Hervorragung eines 
Knochens ganz uͤberknorpelt iſt, fo kann fle ſich in der 
ihr entſprechender Vertiefung nach aller Seiten bewegen; 
und dadurch iſt das freie Gelenk gegeben. Das Kapſel⸗ 
band iſt hier auch ſehr ausgedehnt und erlaubt ſo auch 
jede Bewegung: Diefes Gelent findet an der Vereinis 
gung des Schulterblattes mit dem Oberarmbein ſtatt, 
und ebenſo an der Vereinigung des Dberichenkelbeine 


mit den Beckenknochen. 


= 


Hier muͤſſen wir auch bemerken, daß 1) bie Meere 
reie und ſchluͤpfrige Haut ber Kapfel der Gelenke, 
welche auch die uͤberknorpelten Knochenflaͤchen uͤberzieht, 
eine helle, zaͤhe, in Faden ziehende Feuchtigkeit abfondert; 
die man die Gelenkſchmiere den Gelenkſaft zu nennen 


pflegt, und wodurch die Bewegung ſtets erleichtert und die 
Reibung der Knorpelflaͤchen verhindert wird; und daß 
Dan mehrer Stellen 2. B. an bem Unterkiefergelent, 
im Kniegelenkꝛe. ſich etn eigenes Knorpelblatt Zwiſchen⸗ 
knorpel) zwiſchen den überfuorpelten Knochenflaͤchen fin⸗ 
det, wodurch gleichfalls die Beweglichkeit vermehrt und 
der Druck der gegenſeitigen Knochen mehr vermindert 
wird, ee re 
Die Gelenke find vermoͤge ihres eigenthuͤmlichen 
Baues vielen Rraukheiten unterworfen 3. B. der Bere 
wachſung, der Bereiterung , der Berfnöcherung u. f. 15 
wodurch Steifheit und Unbrauchbarkeit der Ölieder ent⸗ 
Geht, Daher empfehlen wir gan; beſonders die Gelenke 
ver Sorgfalt der Defonomen ! BETT RTE 


$. 231. 
— Fläche der Knochen iſt arit — 
gen Hervorragungen, rauhen Stellen und Vertiefun⸗ 
gen. verfehen,. welche den Muskeln zur Anlage dienen . 
und wodurch fie fähig werden die verfchiedenen Bewes 
gungen - des thierifchen Körpers hervor. zu bringen. 
Man nennt daher auch paſſend die Knochen die paſſiven 
Bewegungsorgane die Muskeln dagegen, die activen 
BERGEBISPTONE 


J 2. ER 
Das Sfelett ſelbſt nun zerfaͤllt in mwei sro — 
abtheilungen » dieſe fi find: — * — 
4) Der Stamm des. Skelettö, —* 
2) Die Gliedmaſſen. 
Jede dieſer Hauptabtheilung — abe in a: 
rere Abtheilungen und ſelbſt dieſe wieder verſchiedene 


Unterabtheilungen. 
Der: Stamm des Skeletts enthalt oder umgiebt Bi 


verfchiedenen Organe des thierifehen Körpers und wird, 
R nachdem er die Kopfe, die Bruſt⸗, die Baudır ober 
endlich Die Geſchlechtsorgane einſchließt,/ 
1.) in die Abtheiluug des Kopfes, 
— in die Abtheilung des Halſes, 
Ban: die Abtheilung der Bruſt, > nn 2 
| 4 in ‚die Abt! theilung des Bauches, und | 4 


Nas 


#57 in bie Abtheilung des Bedens gethelt, 


J — * 


Jebe dieſer Abtheilungen zerfaͤllt in eine vordere und 
hintere Abtheilung, und zwar erſtlich die Abtheilung 
des Kopfes oder Schaͤdels zerfaͤllt ſelbſt wieder in den 
Geſichtstheil oder Vordertheil des Schaͤdels und in den 
eigentlichen Schaͤdelt heil oder Hintertheil — Kopfes. 


—— Gefihtstheil enthäft erſtlich die. Sinnesor 
; gane, ferner beſitzt er große Hoͤhlen, welche den An⸗ 
fang des Athmungsapparats bilden, und drittens ent— 
haͤlt er die Zaͤhne, welche den Verdanungsorganen an⸗ 
gehoͤren. 

Der eigentlich ſogenannte Schaͤderthett Ebeßer 
Gehirntheil bes Schaͤdels) enthält das große 
und Feine Gehirn und das verlängerte Ruͤckenmark. 
So ſehen wir auf eine hoͤchſt bedeutungsvolle Weiſe 
alle unter oder hinter dem Kopfe gelagerte Drgane mit 


Ausnahme der Seihjehrötbeite „im ——— Schaͤdel 
repraͤſentirt! 


Nur die Geſchechtsorgane, ſage J— — — | 


eine Ausnahme, und eg druͤckt ſich ſo das polare Verhaͤlt⸗ 
niß der Organe des geiſtigen Lebens und der Zeugung 
nuch im Knochenſyſtem aufs Auffallendſte aus. — 


6. 3 


— eat Knochen NE ven Senats 
theit zu ſammen: 


Die lleinen Mieferbeine, 
D Die großen Kieferbeine, 
3) Die Nafenbeine, 


4) Die TIhränenbeine, 


. 9 Die Wangenbeine, 

s = Die, Gaumenbeine, 
7) Die Naſenmuſcheln/ 
8) Das pflugſchaarbein —— 
— Der Hintertiefer/ 

0 Das Zungenbein/ 

40) Der Zungenknochen, 
— Der Rufſeltnochen 


1) Banz nad) vorn Tiegen die beiden RER 
ferbeine oder die kleinen Kieferbeine Gie 
ſind nicht ſehr groß, fie bilden den vordern untern und den 

vordern ſeitlichen Umfang der Naſenhoͤhle und es befinden 
- fich Die obern Schneidezaͤhne, wenn — € — fi nd, 
in dieſen Knochen. 


Diefe Knochen, welche ſich bei allen Knschenthieren fe 
‚den, find bei dem Menfchen nur in feiner früheften Lebens— 
periode (im Mutterleibe) erkennbar und lange Zeit ſah 
man hierin ein wichtiges Unterſcheidungẽzeichen Pepe 
dem Menſchen und den Thieren — 


— 

2.), Hinter und uͤber den tleinen giefertnochen Pen 
ſich die, beiden großen Kieferbeine N f08 

Dieſe Knochen find am meiften ımter allen Gefichttnos 
ben entwideltz don ihre ver verfchiedenen Bildung hängt vor- 
zugsweiſe die N Geſi ichtsform des Thieres ab. 
Sie bilden den größten Theil der Rafenhöhleund zwar nad) - 
unfen und zur Seite, in ihnen befinden ſich namen en. 
bei den Wirderkänern, ‚dem Pferden, den Schweinen, 
große Höhlen, welche: man gewöhnlich * Anhaͤnge de 


= 
= —— — — 
* 


wg 


Naſen hoͤhle befkiinmt, die aber, wieich in meinem Sand 
buche der vergleichenden Oſteologie nachgewiefen zu har 
ben glaube, dem  Athmungsapparat angehören. : Der 
Hund, die Katze und viele andere Thiere befigen fie nicht, 
oder nur unvollkommen. Diefe Knochen enthalten zus 
letzt auch bie Backzaͤhne und wo ſich die kleinen und 
großen Kieferbeine am Zahnrand vereinigen, befinden 
ſich die Er oder — wenn ſolche vorhan⸗ 
den find. — 

3.5 Ueber und innerbalb der kleinen und großen Kie⸗ 
ferbeine in der Mitte des Schaͤdels liegen die beiden 
Nafenbeine 

Sie. find mehr platte und Längliche ‚Knochen die den 
obern Umfang der Naſenhoͤhle bilden. 

- ‚43 Ueber den ‚großen Kieferknochen und außerhalb der 
Naſenbeine liegen die Thraͤnenbeine. Sie haben in 
den verſchiedenen Hausthieren eine verfchiedene Form 
and Größe. Diefe Knochen zeichnen fich dadurch aus, 
daß fie einen knoͤchernen Kanal enthalten, in dem der 
haͤutige Thraͤnenkanal durch den Knochen ‚hindurch 
laͤuft und in die Nafenhöhle ausmuͤndet. 
Bei dem Schwein iſt dieſer Kanal anfangs ſogar 
doppelt. 

5.) An die Thränenbeine und an die großen Ki 
ferbeine ſetzen ſi fi ch nach auffen die Waugenbeine. Sie 
tragen wie die Thränenbeine und Oberfieferbeine wicht 

nur zur. ‚Bildung: der — ‚, fondern — zur 
Bildung der Augenhoͤhlen bei. 

6.) Die beiden Gaumenbeine liegen hinter und 
innerhalb der großen Kieferbeine; fie bilden, den hintern 

nntern; und deu hintern feitfichen Umfang der! Hafen, 
hähfe und begrenzen auch die Augenhoͤh len. 


2) Die Beiden Muſchetbeine liegen ganz in * 


Naſenhoͤhle und ſchließen ſich den großen Kieferbeinen 
innig am. Jeder Knochen bildet bei dem Pferde, den 


Wiederfänern und dem Schwein ein aͤußerſt zartes, 
meiſtens vielfach durchl oͤchertes ein⸗ oder mehrfach uͤber⸗ 
einander gewundenes Knochenblatt. Bei dem Hunde 
und ber Katze find Dagegen außerordentlich viele, ‚ein 
jene, fleine und feine gewundene Knochenblaͤttchen zu 
‚einem Knochen vereint, welchen man, eben wegen ſei⸗ 
ner Som, bie äftige Muſchel zu nennen pflegte 


#8) Das Plngfhanrbein befindet- ſich in ber 
Mitte der Nafenhöhle uud theilt fo die Nafenhoͤhle in 
eine linke und Fechte Nafenhälfte ab. Doch wird biefe 
Abtheilung der Naſenhoͤhle erſt dadurch vollſtaͤndige 
daß ſich die mittlere Naſen⸗knorpelplatte mit dem Pflug⸗ 
ſchaarbeine verbindet. 


9) Der Unterkiefer oder Hintere Biefer 
| Knochen iſt von den uͤbrigen Geſichtsknochen getrennt, 
ſteht dagegen mit dem Schlaͤfenknochen des Gehirnthei⸗ 
les beweglich in Verbindung und zwar findet hier eine freie 
Bewegung fiat. Im Gelenfe ſelbſt ift ein Zwifchens 
knorpel. Diefer Knochen ift bei den Thieren die größte 
Zeit des Lebens getheilt, und die, einzelnen Hiften 
verwachſen nur im Alter unter einander; fo dab man 
eigentlich auch zwei Unterkiefer annehmen ſollte. Bei 
dem Menſchen verwachſen bie beiden UnterkieferHaͤlften 
gleichfalls wie die Zwiſchenkieſer ſchon ſehr früh, jedoch 
ſpaͤter als die Zwt! schentiefen Die untern: Schneide? 
Cd: und Backzaͤhne befinden ſich in dieſem Kiefer. 

10.) Das Zungenbein befteht aus einzelnen Kno⸗ 
chenſtüchen, die theils erſt ſpat mit — — verwach⸗ 


13% — 


fen theils fuͤr immer von einander getrennt bleiben. 


Dieſer Knochen hat im Allgemeinen‘ eine Gabelfoͤrmige 
Form; er befindet ſich uͤber dem Kehlkopf, unter und 
hinter der Wurzel der Zunge und befeſtiget ſich mit ſei⸗ 
nen Aeſten nach oben an dem nee des Schlaͤfen⸗ 


being, 


* 


11) Der Swen Fe Die Hunde zeichnen 
fi) von den Übrigen Hansfäugethieren durch, einen eigens 
thuͤmlichen, ziemlich Heinen, ſpindelfoͤrmigen Knochen 


aus, welcher ſich an der Spitze der Zunge befindet und. 


woran die Zungenmuöfeln einen befohdern Haltpunkt 
erhalten „wodurch Die Formung und ‚Bewegung der 


Zunge zu Stande koͤmmt, die dieſe Thiere bei der Ans 


eignung fluͤſſiger Subſtanzen noͤt hig haben. 
2) Der Ruͤſſel knochen. Dieſen Knochen beſitt 


unter den Hansthieren nur das Schwein, er ſteckt im 
Ruͤſſel, dient dieſem ſomit zur Gr undlage an ſitzt = 


den kleinen ——— 


— 


In den Kisferknochen erben fi, ® wie ich vorhin 


angab, die zäh ne, deren Zahl in den verfchledenen 


Hausthieren aber verſchieden iſt. 


An jedem Zahn ee man Die Krone, den 
Hals und. Die Wurzel. Die Wurzel iſt derjenige Theil / 
des Zahns, welcher in den Zahntieferhöhlen. ſteckt; der 
Hals, welcher vom Zahnfleiſch bedeckt wird; und die 
Krone der Theil, welcher frei in der Mundhöhle herbors 
- „ragt und durch feine weißglängende Farbe ſich auszeichnet. 
Sie dienen im Allgemeinen zur Aufnahme und Ber 


+ 
et 


— — — — — — 


kleinerung der Srafrungemittel und. — ſi ich vaher 
‚am Anfange des Verdauungsapparats. 


Nach dem beſondern Nutzen, der Form und Rage wer 
den die Zähne in Schneide Ed vder Hafen und 


Bakenzoder Mahl oder © — 


Die Schneidezaͤhne dienen zum Srfaffen und Abbeiſſen 


der Nahrung ; die. Eck⸗ oder⸗ Hackenzaͤhne, die bei den 


Hunden und Katzen ſo ſehr entwickelt ſind, dienen zum 


Ergreifen und Zerreiſſen der, Beute and zur Vertbeidie 


Er. Durch die Mahl: ober Backzaͤhne wird enblich 


dag. Sutter fp verkleinert germalmet), als es für Bir. 


einzelne Thiergattung ndthig if 


F: 


Es ‚giebt. feinen Theil am. Augen ern Umfange des chieri⸗ 
ſchen Koͤrpers, welcher fprechender als die ‚Zähne, den 


Sharafter und die Stellung eines Thieres beurfundete. 


Kicht nur durch, die, Form, ſoudern ſelbſt Durch bie 


Zahl und Stellung unterſcheiden ſich die verſchiedenen 
Thiergattungen hierin. 


Die Zahl der Zähne des Menfchen m in jedem Mieter 


ſechszehn. Sie ſtoſſen ununterbrochen an einander und 


mar fo, daß die vier Schneidezaͤhne nach vorn in der 


Mitte liegen; hierauf zu ihren Seiten die Eckzaͤhne 
zwei an der Zahl, folgen und dann die Bald 


N 
fünf an jeder Seite, kommen. 


‚Wie die Lage biefer, Zähne iſt, fo iſt ih Bau und 
ine Bedeutung edler ‚oder unedler, hoͤher oder tiefer 


und dieſe drei verſchiedenen Zahnformen entſprechen 
| daher auf eine hoͤchſt merfwärdige Weife den drei ver- 


Ühiedenen Lebensformen, nämlich: dem Nervenleben 
ESenſibilitat⸗ Geiftesleben), der Srritsbiticht, ee = 


Gefaͤßleben, Thierleben >. und. .der Reproduction ‚ Cdem 
Er eugungsl leben ſanzeneen = 


Die Schneide zaͤhne des Menſchen ſind meißelförmig, 
san ſenkrecht ſtehend, die innern größer, die aͤußern 
fleiner, Die obern Schneidezähne fi find mehr, die untern 
ſind weniger entwidelt, mit einem Worte nur dem 
Menſchen ſind ſie in dieſer edlen Form und Stellung 
zuerkannt. Sie gehoͤren aber darum auch nicht nurdem 
Verdauungsapparat, ſondern auch dem Sbrachorgan 
an.—⸗ — 


Die Hunde und Katzen haben in — Kiefer ſechs S — 
dezaͤhne; ſie ſind nicht meißelfoͤrmig ſondern ſpiz und 
ſtehen mehr ſchief. Die Schneidezaͤhne der Schweine 
ſind zwoͤlf, ſie ſtehen etwas von einander ab, liegen ſehr 
ſchief, haben gezackte Raͤnder, find ungleich gekruͤnmt 
und die innern mehr ſchaufelfoͤrmig, Die aͤußern mehr 


ſpit. Das Pferd hat auch zwölf Schneidezaͤhne; fie 


find fehr gekruͤmmt, dick und haben Kauflächen, die 
die Bohne oder Marke oder Kunde enthälr.— Den Wie- 
derfäuern fehlen fo gar die obern Schneidezähne und 
am Uuterfiefer haben fie acht, ſchanſenc ſchraͤg 
un Schneidezähne,.— — re 


Der Eharakter der Seägne des Menſchen iſt die 
Spitze. Auch bei dem Menſchen iſt dieſe Form am mei⸗ 
ſten enthalten. Bei den wilden und fleifchfreffenden 
Thieren 3: 8. bei dem Hunde, der Kase und dem 
Schwein find fie zu großen Hauern entwidelt, wähs 
rend ſie dagegen den Wiederkaͤuern ganz fehlen; bei 
dem Pferde aber von den Schneide⸗ und Backzaͤhnen ent⸗ 
fernt ſtehen und kegelfoͤrmig find; fehlen auch den Stuten. 


Ze — 


Die vierſeitigen, an ben Ecken mit kleinen Spitzen 
beſezten Kronen der Badenzähne des Menfchen nehmen 
die lezte oder dritte Stelle ein. Sie find Ausdrud der 
Reproduction, Des Begetativen ; daher find, fie aber 
auch vorzuͤglich bei den Pflanzenfreſſenden Thieren 
außerordentlich entwickelt und die Spitzen zu Reib⸗ 
oder Mahlflaͤchen entfaltet. Die Wiederkauer und das 
Pferd haben vier und zwanzig mächtig große Badzähne.— 
Das Schwein hat acht und zwanzig. Die Kronen der. 
vordern Zähne find von den Seiten zufammengedrüdt 
bi ſchneidend und dreiſpitzig, und die der hintern 
| find mehr vieredig und haben Heidflächen. — Der 
Hund die Katze haben im Oberkiefer zwoͤlf, und im 
uͤnterkiefer vierzehn Backen zaͤhne; Die Katze im Vorder⸗ 
kiefer acht und im Hinterkiefer ſechs. Sie ſind ſeitlich zu⸗ 
ſammengedruͤckt .d. i. fehneidend und meiſtens Drei ſpitzig · 


Bei dem Menſchen kann auch, wie bei den Eckzaͤhnen, 
bei den Backzaͤhnen der vegetative Sharadter nicht am 
mieiſten entwickelt ſeyn. Seine Schneidezaͤhne naͤhmlich ge⸗ 
ben ſeinen Haupt⸗Charackter und feine Stellung fund ;— 
ja, nicht blos in den Schneidezähnen, fordern auch in 
den Eck⸗ und Badenzähnen ſpricht ſich ber geiftige 

Charackter unwiderſprechlich aus. — — 


Daſſelbe gilt bei den wilden und fleiſchfreſſenden 
Thieren. Ihre hauerartigen Eckzaͤhne beſtimmen ihren 
Haupt⸗Charackter und auch in ihren Öchneibes und 


Bachzaͤhnen iſt er nicht zu verkennen. 


Endlich gilt daſſelbe auch bei den pflanzenfreſſen⸗ 
den Thieren. Ihre großen Mahlflaͤchen verkuͤnden ihre 
Pflanzennatur, und in dem theilweiſen Mangel von 


\ 7 
\ 4 — 


Schneide- und Echzaͤhnen iſt ihre, Stellung nur noch 
mehr beurkundet ⸗ en | | 


Wenn wir ad, bier unſere Betrachtungen und Be: 
obachtungen der Zähne uͤber die ganze Reihe der Wirbel⸗ 
Thiere nicht ausdehnen Dürfen, fo iſt doch das Ange 

gebene klar und wahr und ich erinnere nur noch an die 
manigfaltigeit Uebergaͤnge dieſer drei Zahnformen an 

+ Form und Bedeutung. So nimmi hier 3:8. zwifchen 
den Wiederkaͤuern und dem Schwein dag Pferd, und 
zwiſchen Pferd und Hund das Schwein feinen Platz.— 

BE Tr. ae — 


v 


So verfchiedenartig die Zähne nun auch im ihren 
Form, Lage, Zahl und Bedeutung find, eben fo merk . 
wirdig und abweichend iſt ihre Entwidlung. 


Die Zähne nämlich entwickeln ſich in den Zahnhählen 
der Kieferknochen und find anfangs gar nicht ſichtbar. 
Es zeigt fih zuerft in den Zahnhoͤhlen eine gallertar- 
tige Subftanz (der Zahnkeim) welde die Form der kuͤnf⸗ 
tigen Krone annimmt; hierauf bilden ſich am Umfang 
dieſes Zahnkeimes kleine Knochenblaͤttchen oder hohlen 
Scherbchen, welche ſich vereinigen und ſo die knoͤcherne 

Krone des Zahnes zeigen. Iſt nun die Zahnkrone ge— 

geben, ſo entwickelt ſich bald der Hals und hierauf 
endlich die Zahnwurzel, welche Theile num immer groͤ⸗ 
ger werden, das Zahnfeifch durchbohren und nun 
aͤußerlich ſichtbar ſind. ser en : 

Eind bie Schneide⸗ Hacken⸗ und die vordern STE 
zaͤhne auf die angegebene Weife entſtanden, fo bleiben __ 

ſie doch nicht big ing Alter, fondern Diefe Zähne fallen aus 
und es erzeugen fich wieder auf die eben angegebene 


— 


Weiſe neue Sqhneide⸗ Hacken⸗ u nnd Badzähne, welche aber 
dann bis ins hohe Alter vorhanden find. — Daun nennt 
daher die zu erſt entflandenen Zaͤhne Wechfel- vder 
Milchzaͤhne, diejenigen Zaͤhne aber, welche ſpaͤter 
entſtehen, die Milchzaͤhne verdraͤngen und dann immer 
vorhanden ſind, werden bleibende Zähne genannt. — Nur ; 
die hintern Backzaͤhne machen von dieſer Anordnung 
eine Ausnahme, inbem fie feine. Milchzaͤhne haben. — 


. Die Milchzaͤhne ii ind immer Heiner, "als bie bleiben- 
den Zähne, und insbefondere Die Zahnwurzeln. Denn 
ſchon fruͤher als ſich die Milchzaͤhne ausgebildet haben, 
enftehen über. oder hiuter und zum Theil zur Seite der Milch⸗ r 
zaͤhne gelagert, die bleibenden Zähne, welchedaburch ihre 
‚größere Ausbildung bemmen. Sa felbft in dem Verhaͤltniß 
als ſich die bleibenden Zaͤhne entfalten, in demſelben V zerhaͤlt⸗ 
niß wird die Ernaͤhrung der Milchzaͤhne gefaͤhrdet, ſie wer⸗ 
den locker und fallen zulett/ wie geſagt, ganz aus. re 


Ueber den Ansbrüch und den Wechſel der Zähne gibt 
folgende vergleichende Tabelle, welche ich aus Gurlts 
Handbuch der vergleich enden Anatomie der Haus⸗ Saͤu⸗ 
gethiere auehebe/ Erläuterung: Be 


f} 


ee” — — 


| 1R0 


Tabelle zur — — 


— 


a Schneide; ‚äine. 
Die ae oder Vechſelnanne aieinen 


7-44 Tage nach dert 
Geburt. 


Ref» Mittelhne er 


ſcheinen 
aͤußere 
« Erkzähne d. Vorderkiefers 
« ® Hinterkiefer. 
Die Erfagzangel. . 20. 
« Erſatzmittlzaͤhne. 
« Erfag äußern Mittelͤhne. 
Eckzaͤhne des Vorderkiefers. 
SDinterkiefers 


II. WERE | 


Die Wechfel⸗ Haclenzahne 
Bleibenden. 


ul. Badenzähne 


Die erſten vordern Milchbackenzůhne. 
« 20. Sten 
7ten Mildaden. d. Borderficfers, 
« X Hinterkiefer. 
erſten Erlatbackemihn 
Aen 
sten w 
ten — Backentaͤhne. 
zten Backenzaͤhne. 
>. hen 


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— 


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« 


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« 78: 


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im Vorderkiefer. 


‘ 56 Wochen. 


‚fehlen 
6-8 Monate 
eben ſo. 
Yı/a Jahr. 
31/2 
feblen. 
4 1/2 Jahr. 
eben fo 


4-5. Jahr 


Mit der Gebur ti 


21/2 Jahr. 
eben fo. 
3-31/2 Sabre. 

9-12 M. 
13/4-2 Jahre. 
K=5,. Sabre. 
5-6 Monate. 


Hinterkiefer. 


eben ſo. 


des Zabaweqhele 


Hund. 


Rind. Schafund Ziege. Schwein. 


TEinige — 


Geburt. 


7-14 Tage. 
21 Tage. 
28 Tage. 
eben ſo. 


[ 18-00Mon ate. 


23/2 Jahr. 

3 1ya Fahr. 
Aıla Jahr. 
eben fo. 


fehlen. 
fehlen. 


Er. n.d.6. 
eben fo. 
—— 


— — 


21/23J. 
Say — 


6-9 Monate. 


HR, 
ya. 
fehlen. 


— — 


| 4 29/2 Jahr. 


Vor d Geburt 


eben ſo. 

14 Zage. 
MM Tage, ° 
eben fo. 


21/2 Jahr. 
— — 
Yıya 5 

eben fo. 


fehlen. x 
fehlen. 


— fehlen. 
4-4 1/2 Jahr. 
Yıya * 3 J. 3 


9 Monate, 
2.2 1/2 Sahr. 
441i2 J. 

fehlen. 


— — 


18-20 Monate. |: 


E.C.n.d.6. 
I eben in. 


31224 J. 


‚ sten Monat. 


eben fo. 
fehlen. 


3ten Monat- 


Mit d. Geb. 
2 Jahre. 
eben ſo. 
fehlen. 

32/3 Jahr. 
— 


— 


Mid. Geburt / 


Jahr. 


3 Monate. 


M.d. Geburt, 
IM. 8. Geburt‘ 


6. Monate, 
2 Zahr. 
eben fo. 
eben. ſo. 


6 Monate, | 


= Sahr. 
3 Jahr. 
1Jahr. 
3 Jahr. 


8 Tage u d. 
Geburt. 


eben fi. 


fehlen. 
14 Tage. 
eben fo. 
4 Monate. 
5 Monate. 

fehlen. 

ER 
eben fü. 


3m. 
5-6.M. 


4-58.n2.6 
eben ſo. 
fehlen. 


NEM 
eben fo. 

eben fo. 
14 Tage. 
6-6 M. 
eben fo. 


—— 
* 


Du 


aM. . 


. "2337. = =2 ve 
u, Die K Knochen des Sehirufnäners find: 


1) Die Stirnbeine, 
2) Die Scheitelbeine, 
3) Das Hinterhauptbein, 
ra). Schläfenbeine, 
| 5) Die Keilbeine. 


4). Die Stirnbeine Tiegen am meiften: u vorne 
und oben. Sie ſtehen mit den Geſichtsknochen zunaͤchſt 
in Verbindung. und bilden die vordere und obere, umd 
zum Theil “auch feitliche Begrenzung des Gehirns. 
Dieſe Knochen vereinigen ſich in der Mittellinie mit 


einander. Sn den verſchiedenen Hausthieren ſind fe | | 


ſehr verfchieden entwidelt, immerZaber von bedeutender 
Größe, insbeſondere aber bei dem Rinde wo ſie den 
ganzen Raum von den Augenhoͤhlen und der Nadenwur⸗ 
zel bis hinter den Hoͤrnern, welche ſelbſt noch dieſen 

Knochen angehören, einnehmen. Bei den Wiederfäuern 
und bei ven Pferden verwachſen diefe Knochen fen 
früh zu einem Suchen, bei dem Schwein, dem Hunde m 
und der Kate ‚bleiben. fie [auge Zeit getrennt. Auch 
das Stirnbein des Menſchen beſteht in der fruͤheſten 
Lebensperiode aus zwei Hälften, Die aber im Kinder 
alter ſchon untereinander verwachfen. — Die Stirn 


beine aller Hausthiere zeichnen ſich dadurch aus, da 


fie, wie die großen Kieferbeine, große Höhlen entl halten, 
die ſich auch im die vorhandenen Hoͤrner fortſeten 


9) Die Scheitelbeine liegen hinter den Stirn— 
£nochen, ſtehen ebenfalls in der Mittellinie des Schaͤ⸗ 


. 


dels Enter durch die Nath in Verbindung und 
bedecken ſo das Gehirn nach oben, in Der Mitte und 
auch feitlich. "Bei dem Rinde ſind dieſe Knochen außer⸗ 
ordentlich klein, ſie verwachſen ſo wie bei den Ziegen, bei 


dem Pferde und bei dem Schweine ſchon ſehr fruͤhe 


untereinander, und da das Stirubein bei dem Rinde 
ſo ſehr entwickelt iſt und ſo weit nach hinten tritt, ſo | 
ſind hier dieſe Knochen mehr ſeitlich gelagert, auch  fet- 
gen ſich bei dem Rinde Die ——— in dieſe 

Knochen fort. 

9 Das Farecha r iſt — Doppelt; es 
liegt hinter den Scheitelbeinen hat eine mehr mufchel“ 
förmige Form, bildet, indem es abwaͤrts und dann wie⸗ 
der vorwaͤrts tritt, den obern hintern, den mittlern hins | 
tert und untern bintern Umfang Der Gehirnhoͤhle, und 
begrenzt fo nicht nur das große Gehirn, fondern auch 
das kleine Gehirn und das verlaͤngerte Ruͤckenmark. 
Diefer Kuochen zeichnet fi ſich durch ſeine große rundliche 
Oeffnung aus, wodurch das Ruͤckenmarck aus dem Ge⸗ 
hirnſchaͤdel in den Ruͤckenmarkskanal tritt. Dann hat 


er auch zwey uͤberknorpelte Gelenkhuͤgel, womit ſich der 


erſte Halswirbel, Wirbelſaͤule, verbindet. 
A) Die Schlaͤfenbei ne. Vor und zur Seite des 


Hinterhauptbeines befinden ſich die Schlaͤfenbeine. Jeder — 


der Kunochen beſteht aus drei einzelnen Stüden, „die da 


find: 1 Der. Schuppen oder Schläfentheil,. der 


Felſentheil welcher ganz in der Behirnhöhle liegt und 


3) der Paukentheil. Die ſe drei Theile ſind Sefonders lange 


Zeit dei dem Wiederkaͤuern getrennt und verwachſen 


erſt ſpaͤter unter einander. Die Schlaͤfenbeine dienen 


nicht nur dem Gehirn zur Umhuͤllung und zwar ſeitlich 


a” —— ei * 
a > > f de 
mr. * — —— 


ie — 


/ 


und ad unten an der Grundfläche, ſondern ſie 
bilden auch das knoͤcherne Gehoͤrorgan. Der Bau des 
knoͤchernen Gehoͤrorgans iſt ſehr zuſammengeſetzt und 
erregt die hoͤchſte Bewunderung! In dem Felſentheil 
naͤnmlich welcher ſich durch ſeine Haͤrte vor allen andern 
Knochen auszeichnet und darum dieſen Namen fuͤhrt, 
befinden ſi ſich exſtlich drei halbkreisfoͤrmlige Kanaͤle, die 
eine verſchiedene Richtung und Lage haben, man nennt 

ſie die Bogengaͤnge; hierauf folgt eine kleine rundliche 
Hoͤhle, in welche die eben genennten drei Bogengaͤnge 
einmuͤnden; man nennt diefe Höhle den Vorhof; und 
hierauf folgt ein gewundener Kanal, der ganz die Form 
eines Schneckenhauſes beſitzt md daher auch die Schnecke 
des Gehoͤrorgangs genannt wird. Alle diefe drei Theile 
des Felfentheils benennt man mit dem geweinfhaftlichen 
Kamen: das Labyrinth. Der Paukentheilbil Det eine 
große knoͤcherne Kapſel und liegt zur Seite und nach 
auſſen des Labyrinths. Er enthaͤlt ins beſondere die drei 

Gehoͤrknochen, den Hammer, den Ambos, ‚und den 
Steigbügel. "Diefe drei Knochen find die kleinſten 
Knochen im ganzen Koͤrper und ihre Form entſpricht 
ziemlich ihrem Namen. Vor der Pauke entwickelt ſich 
der knoͤcherne Gehoͤrgang, der Baba) den Hunden uud 
Katzen fehlt. 7 
5) Die zwey Keilbeine dege im Grunde der — 

hoͤhle hinter einander, ſo das man ein vorderes und 
hinteres Keilbein unterſcheidet. Sie verbinden ſich mit 
dem Hinterhänptsbein, mit den Schlaͤfenbeinen nach hin⸗ 
‘ten mit den Scheitelknochen nad) oben und mit dem: 
Siebbein nach vorn und dienen ſo der Baſis 2 ve Ger 
hing zur Grundlage und Begrengung, 


— — 


6 Das Siebbein. Diefer Knochen liegt vor bein 
vorderen Keilbein und ift von dem Stirnbein begrenzt. 
Er beſteht, aus der Siebplatte und dem fogenanten - 
Labyrinth. Die Siebplatte, welche aus einer ſehr gras 
ben Zap. Heiner Definungen, wodurch die zarten 8weige 
der Geruchsnerven gehen, beſteht, iſt nur in der Gehirn⸗ 
hoͤhle ſi ichtbar z das Labyrinth dagegen, welches ans 
| vielen gewundenen Knochenblaͤttern (M ufcheln) — | 
liegt ganz in der Naſenhoͤhle; es dient, fo wie die 
ſchon beſchriebene untere Muſchel, der Geruchenembran 
Wr Anlage und Somit zur: Befeſtigung · — 2. 
Wenn „wir num, bier, nachdem mir, die ‚einelnen: 
Lnochen des ‚ganzen Schaͤdels beſtimmt haben, einen 
allgemeinen Blick auf Das. Verhaͤhtniß ven Ent⸗ 
wicklung des Gehirn: und Geſichtst he i les 
Res Schädel werfen, ſo finden wir ſogleich, das 
der Geſichtstheil unſerer Hausthiere, ſo wie aller Wir⸗ 
belthiere, auffallend mehr entwickelt iſt, als der Gehirn⸗ 
teil; ein Anordnung, die ſich bei. dem Menſchen ‚ger 
|. tade umgekehrt findet, und. darum, auch ein charakte⸗ 
riſiſches Unterfceidungszeichen zwiſchen dem Menſchen 
und den Thieren giebt. Ja ſelbſt bei den verſchiedenen 
Menſchen und den Thieren iſt dieſes Verhaͤltniß ein 
verſchiedenartiges, und nach dieſer Verſchiedenheit hat 
Man ſich ſeit langer Zeit ſchon bemüht; theils die Stu⸗ 
fenleiter menſchlicher Bildung, in dem Thierreich „theils 
den Ausdruck der Humanität im Menſchengeſchlechte 
felbſt, theils endlich die ſogenannten Nagens ae 
Seifen deſſel lben zu beſtimmen —— 


EL Fre 


— 146 — 
6. 28. 
Das Gehirn feist ſich nach hinten’ un oben als Ruͤc⸗ 


kermark fort und ebenſo der knoͤcherne — ge 
als Rüden: arlſaͤule oder Wirbelfäule, | 


Durdy Die Gelenkhuͤgel des Hinterhauptbeines und 

des erſten Halswirbels ſteht die Wirbelſaͤule oder 
der Ruͤckgrath mit dem Gehirnſchaͤdel in Verbindung— 

Die Wirbelfäule Tiegt über den Organen des Halſes, 
der Bruſt, des Bauchs, und des Beckens and mat 
unterfcheidet fo eine Hals⸗ Bruſt⸗ Bauch « und Beckenwir⸗ 
belſaͤule. Die ganze Wirbelſaͤule iſt in den verſchiede⸗ 
nen Thieren verſchiedenartig gekruͤnmt, ſie beſteht 
„aus einzelnen Knochen, die man Wir bel neunt, und 
welche ſich ſogleich durch eine große rundliche Deffnung, | 
das fogenannte Ruͤckenmarksloch auszeichnen. Nam 
lich jeder Wirbel beſteht aus einem halben Knochenring 
ober Bogen und aus einem Koͤrper⸗ | 


Der Körper der Wirbel Liegt nach unten und auf hm 
ruht das Ruͤckenmark; er macht ben größten Theil eines 
Wirbels aus, und: bejigt zwey Gelenkfläden, eine vor 
bere und eine hintere; Die vordere Gelenkflaͤche verbin⸗ 
det ſich immer mit der hintern Gelenkflaͤche des davor⸗ 
liegenden Wirbels, die hintere aber mit der vordere des : 
baranf folgenden Wirbels. Die Art der innigen Ber 
bindung diefer Flächen und fomit der Wirbelkörper, | 
naͤmlich durch eine Faſerknorpelmaſſe, habe ſchon 
her angegeben. 

Der Ring oder Bogen der Wirbel et äber" Bew 
Körper und bildet mit diefem dad Wirbel oder Rüden, 
marksloch. Dadurch daß jale Wirbel hinter einander 


liegen, vllden dieſt Oeffnungen einen Kanal, in dem 


dag Ruͤckenmark fich befindet und welchen man daher 
den Ruͤckenmarckskanal nennt. Bon den Wirbelr 


boͤgen entwickeln ſich ſieben Fortfäge und zwar vier Gr 
lenkforſaͤtze und drei Muskelfortſaͤtze. 

Da die Körper ber Wirbel auf eine bewegliche ie 
wit einander verbunden find, fo müfjen es auch Die 
Bögen fegn, und fo finden wir am vordern und am 
bintern Umfang jedes Wirbelbogens zwey uͤberknorpelte 
Gelenkfortſaͤtze, die man auch wegen ihrer tage ſchiefe 
Fortſaͤtze nennt. 
Bon ben drey Mustelfortfägen naufen wen feitfich 


aus und man nennt fie daher die Querfortſate und 


einer tritt von der Mitte des Bogens nach oben, und 


| i wird der Dorn oder Stachelfortſatz genannt. — 


De Wirbel find an ‚ben verſchiedenen Stellen und 
bei den verſchiedenen Thieren nach Zahl, Größe 
und Form insbeſondere ſehr verſchieden. 

Die Zahl der Halswirbel iſt bei allen Hauethieren 
ſieben, und fie find immer kleiner als die Bruſt und 
Bauchwirbel. Kur der erfte Halswirbel hat feinen Kuͤr⸗ 
ber fondern ſtatt deffen einen Bogen, und ber zweyte 4 
Halswirbel hat an der vordern Korperflache einen Fort⸗ 
ſatz, welcher in die Gelenkflaͤche des vordern Bogens 
des erſten Halswirbels eingreifft und wodurch die Diehe, 
ung des Kopfes vermittelt wird. 

Die Zahl der Brufiw irbel iſt bei ben Wiederkau⸗ 


ern dreizehn, beim Pferd achtzehn, beim Schwein pier ⸗ 


ihn, beim Hund umd der Kate wieder dreizehn. Auch 
hier find. die Bruſtwirbel kleiner als die Bauchwirbel. 
Die — ſind aber laͤnger als die der audern Wir⸗ 


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bel und die Querfortſaͤtze und die Koͤrper der Wirbel 


haben auſſerdem noch uͤberknorpelte Gelenkflaͤchen, wo⸗ 


mit ſich die Rippen verbinden. 


Die Zahl der Bau chwirbel ia bei den. GBieberz 
Fauern und bei dem Pferd. ſechs; bei dem Schwein, dem 
Hunde und der, Rate fieben. — Die Duerforsfäge diefer. 
Wirbel find befonders groß. Bedenmwirbe lſind fünfbei 
den Wiederfauern und dem Pferde , vier beim Schwein 


und drei beim Hunde, und. der: Kase vorhanden... Sie 


verwachſen ſchon früh untereinander; zeichnen ſich eben 
dadurch von allen übrigen Wirbeln aus und bilden ſo 
nur einen Knochen, ben man. mit. dem Namen Kreuz 


„bein, belegt. Auch‘ find he Feiner und unvolkommener 


als die übrigen. Wirbel. — 
An die Beckenwirbel reihen. ſich die Schweif ober 
Schwanzwirbel. Diefe Knochen find immer ſehr unvolle 


kommen entwickel Lund ſie ſind ſehr klein, beſonders die 
letz sten davon. Ihre Zahl iſt nicht immer glei ichviel, das 


Pferd und Schwein haben achtzehn; die Wiedertauer, 
Die Hunde und Die, Sag zen —— achtzehn bis swanzig 


und zwei und, zwanzig 


20 

un * € Gehirn nach Bi und oben 

fortſeßzt und fomit auch der: Öchirn- 

‚fo ſetzen fich auch in. Be 

ziehung zum Schir und Rüdenmark gerade im- enfge, 
gengeſe ten Ver ie Anfaͤnge des Refpirafiongap- 
parats ins Oeſtchtstheiles des Schaͤdels nach hinten und 


unter fort. — Da aber die Bedentung dieſer Organ 


eine viel geringere IE, fo iſt auch ihre Begrenzung 


+ 19 — 
durch — Knochenſyſtem wie wir — weiter oben = 
davon ſprachen, geringer, und fo. koͤmmt es dann, daß 
die Hals⸗ uud Bauchorgane nur von den Koͤrpern der 
Wirbel und zum Theil von ihren Querfortſaͤt en begrenzt 
werden; Die Bruf und Ge fhlechtöorgane aber wieder 
von einzelnen Knochen umhuͤllt werden, welche Bil, 
ſchuͤzend und begrenzend für die Bauchorgare ſind. 
Die Rippen und das Bruftbein.gehören den. 
Bruſtorganen, die ſogenannten Huͤf tknochen. Des 
Geſchlechtsorganen — 
Die Rippen find Lange, in ae die zu 
beiden Seiten der Lungen und hinter einander liegen, 
n Zwifchen zwei Rippen iſt ein etwa zwey Finger 
breiter Zwiſchenraum. Sie articuliren nach oben mit 
den Querfortſaͤten und den Koͤrpern der Wirbel. 
Das Bruſtbein iſt ein unpaarer laͤnglich ſchmaler 
Knochen, der in der Mittellinie des Koͤrpers zwiſchen 
den Rippenknorpeln liegt und aus mehreren Knochen⸗ 
ſtuͤcken beſteht. Die Rippen verbinden ſich nach un⸗ 


ten nicht ummittelbar mit dem Bruftbein. fondern nur 


mittelbar. durch laͤngliche ſchmale Knorpel, die man 


Rippenknorpel nennt; ja die Rippenknorpel der hin⸗ 


terſten Rippen erreichen nicht einmal das Bruſtbein und 
vereinigen ſich daher unter einander, Man theilt daher 
auch die Rippen in wahre und falſche Rippen, ein, je 
nachdem ſi ſie ſich mit dem Bruſtbein verbinden oder Ach. 


SE naͤmlich durch ihre Knorpel. 
Die. Wiederkaͤuer, die Hunde und Katzen haben, an. 


jeder. Seite dreizehn; das ‚Pferd achtzehn⸗ und das 
Schwein vierzehn Rippen. — 
Auch iſt die: Groͤße und Som, a an den verſchiedenen — 


f 


Rippen Achieden. Die erſten und legten Rippen find 
am-Fleinften und am wenigften gekrümmt; die mittlern 
Rippen dagegen find viel größer und viel mehr ger 
trummt. 


Noch muͤſſen wir Knochen erwaͤhnen, 
welche ſich nur unter den Hausthieren, bei dem Rinde 
und dem Schweine befinde, 

Diefe Knochen find die fogenanuten Herzinoden, 
welche im Innern des Herzens, da wo die große Schlag 
ader fich entwicelt, zwiſchen den Muskelfafern liegen 
und welche nicht ſelten von unwiſſenden Leuten für 
franfhafte Produkte angeſehen werben. 


Bei den Wiederkaͤuern find meifteng nei, e ein n großer | 
und ein Heiner, beide von Tänglich und halkmondförmie 
ger Form, vorhanden. ; — 


s 


Bein Schweine: find zwei auch drei Kleine linſenfoͤr⸗ 
mige Knoͤchelchen vorhanden, die ſich aber immer erſt 


ſpaͤt zeigen oder ausbilde n. — 


Was num bie Huͤft oder edentnoden betrifft, fo 
finden wir in Hinſicht ihrer Lage, daß fie zu beiden 
Seiten der Beckenwirbel liegen, und mit diefen ſelbſt 
durch Knorpelmaſſe innig verbunden ſind. Sie ſind 
jaͤngliche Knochen, welche fi aber auch nach unten ent 
wickeln und ſich in der Mittellinie mit einander durch 


Enorpel vereinigen, ſo daß eine laͤngliche Höhle ober beſſer 
ein Kanal entſteht, den man mit dem Namen die De@ 


kenhoͤhle bezeichnet, und worin die in nern Geſchlechts⸗ 
organe eingeſchloſſen ſind. Jeder Beckenknochen wird in 
das Darmbein, Schaambein und Sitzbein eingetheilt, 
indem ſie auch in der frühen Jugend aus dieſen — 


— 


en ‚451 : — 


| len beſtehen. Daenhein wird der Theil genannt, wel: * 


cher am meiſten nach vorne und oben liegt, ind sus 
Begrenzung. der Bauchorgane beitraͤgt. 


Schaambein iſt der nach unten tretende und in der 
Mittellinie ſich mit dem entgegengeſeß sten. Schaambein 
vereinigende Theil des Beckenknochens. 


Sitzbein wird der Theil genannt, ——— am meiften 
nach hinten und oben liegt, und mit einem karten | 
Höder, ber Sitzhoͤck er verſehen ft | 

Da, wo ſich diefe drei Theile, vereinigen; liegt ‚nad 
anffen eine große, tiefe Grube, die Düft ober Ges 
lenkpfanne genannt, worin fich der Kopf des Dbers 
ſchenkels bewegt. 


Innerhalb und hinter dieſer anime ik ein fehr 
großes Loch, Das Dvale oder Huͤftloch genannt. F 


Endlich bleibt zwiſchen dem obern Umfang des Dam 


md Sitzbeins and dem Kreuz bein ein großer Fwiſchen⸗ 
raum, was man den Sitbeinausfchnitt nennt. Diefer 
Zwifchenraum: wird aber durch weiche T Theile, ° Bäder 
and Muskeln ausgefuͤllt oder geſchloſ en and je die 
Beckenhoͤhle erſt v vollendet. — 


„N 


So wie wit ſchon bei. einigen Hnusthiiren schen 
in der Zunge und im Herzen angegeben ‚haben, ſo haben 
wir auch hier noch auf den Ruthen oder. Penisknochen 
des Hundes aufmerkſam zu machen. Dieſer Knochen 
iſt ſehr lang, rinnenfoͤrmig gefurcht, vorne ſpitt, hiuten 
ſtumpf und breit. Er liegt zwiſchen den Muskeln ned, 

den ſchwammigen Körpern der. naͤmlichen Ruthe mb in 


u der Rinne befinden fi fh die Hornroͤhre · 


2 — 


ER j $. 240. 
"Die zweite Hauptabtheilung des Ststerte bilden die 
"Gliedmaffen. 20 ABB 1 
Air unterſcheiden vordere und RE Stiedmaf en, 
die wieder in mehrere Abtheilungen zerfallen. Beide 
tragen und bewegen den Stamm des Skeletts und ſo 
unterſcheiden ſich auch hierin die Thiere wieder auffal- 
lend von den Menfchen, deren Siamm nur von deu 
unsern (hintern) Gliedmaſſen getragen und bewegt wird; 
die vordern Gliedmaſſen dagegen zum Ergreifen, — * 
Feſthalten fremder. Körper, und fo auch insbeſondere 
durch ihren eigenthuͤmlichen Baur zu der en 
ſten — dienen. 
EM... % 
Ä Die vordern Gliedmaffen der Thiere, welche an, 
y dem vordern und ſeitlichen Antass des Sxuſtlageug 
liegen, zerfallen: ; 
4) in. die Knochen der Schulter, und hieher 
gehoͤren das SchulterblattunddasSchläffelbein; 
Hin die des Oberarmö, welchem nur ein: Kno⸗ 
chen das Oberarmbein zu Grunde liegt; 
3) in die Knochen des Vorderarms, beſtehend 
aus dem Vor arm⸗ und Ellenbogenbein; 
A) in die Knochen des Vorder⸗Fußes (oder der 
Hand) beftehend aus dem nie Gandwurzelknochen) 
den Mittel fußknochen und den en 
eFingerglieder.) 
Die Knochen der hingen Stienmaffenfgen 
‚zur Seite des Beckens. Sie zerfallen 


- 4). indie Knochen des Oberfchenfele, beſtelend a aus 


dem Oberſchentel oder Baueabeeng⸗ zut — 


\ >: in die — des 8 Unterfchentels, Gefiehend aus 
dem Schien und Wabenbeim und der Knieſcheibe; 
3) in die Knochen Des Fußes, befiehend. aus den 
Knochen des Sprun ggelenfels (5 Fußwurzelfnachen) 
des Mittelfuſſes und der Zehenglieder. 
Die Knochen ſowohl der vordern als auch der bir 


Gliedmaſſen bilden eine Reihe auf einander folgender 

Knochen, welche zugleich in ihrer Bildung einander ſehr 
entſprechen. — Wir, werben nun Alle diefe Kuschen, 

am Wiederhohlungen zu vermeiden, und im über Die 
einzelnen Theile einen deutlichen und feichten Ueber: 
blick zu erhalten „bei der Erklärung des Ochfenffetetts 
welches wir. ab. A abbilden ließen, nahen — ſhtigen. 


— 


Ertiarung des Ohfenfteretis. 
Er Tabula IT. 
222.8. 56. 8. 0.9. 10. 20. 1 Br 
22% die — des Kopfes; 
‚13. 14. 19, 19. 20. 6: 27. die en des 
Halſes. 
15. 36. 4, 28 36. 35: 36. 3. 37. 37: die Abtheis 
lung der Bruſt. * 
16. 16. 2% 29; 33; 34. die Abtheilungt des Bauches 
17. 18. 48. 1% 2%: au. 25. 30: 34, 38. 39. 40. 44. 
42. 43. 43, Ak die Abtheilung des Beckens en 
25. 46. 47. 48; 49: 50. 51. 52 53 54.56, 56. bie 
worderen Gliedmaſſen 
57. 58. 59 60, 01: 62: 69. 6. 66; die intern 
Gtieomaffen, ey 


— — — — 
* pi 


in 


1. Kleines Stieferbein der linken Seite. 

2. 3. Große Kieferberbeine. 

3, Nafenbein. 

Thraͤnenbein. 
Wangenbein— 

Stirnbein. 

Scheitelbein. 
Hinterhauptbein. | 
9, Paukentheil und Gehoͤrgang. 

9. Schuppentheil oder ———— 

10. Unterkiefer. 

40, Der Gelenkkopf des Unterkiefers, welcher ſich mit 3 
dem Schuppentheil und Schläfenbein verbindet, 

411. Die Schneidezähne. 

12. Die Badenzähne. 

13. 44, Die Körper des 4 und 7. Halswirbele 
FE IR FE HERE 5° Bruftwirbele,, 
46.16. # #8 6. Bauchwirbels. 
‚18.18. Die Körper der Becken und Schwanzwirbel.., 
19, Die Bögen des erften und zweyten Halswirbel. 
Die ee der Halswirbel.. 
E a . Brufwichel 
⸗ — Lendenwirbel. 

23. Die unter einander ee Bornfortfäge 
der Beckenwirbel oder des Kreuzbeins. 

2. Die Dornfortfäge der — welche 
aber nach unten (25) ganz fehlen. 

%. 27. Die Querfortfäge der Halswirbel‘, die am 
eder Seite doppelt ſind, oder aus zwei Wurꝛela be⸗ 
ſtehen 

28, Die Siterönepäge der Srufmitt 


29. Die lerhorſie der — 
nr ——— we wieder ; 
perwachſen find. | 

‚31. Querfortſaͤtze der Schwanzwirbel welche von hier, 

an nun ganz fehlen. 

32. Die vordern Gelenkfortfaͤtze — 

32. die hinteren Gelenkfortſaͤtze der Halswirbel. 

32. Die vordern und hiutern Gelenke des 13 —— 
und erſten Bauchwirbels. 

34. Die Zwiſchenwirbelloͤcher der Wirbelſaͤule, —— 
‚immer — das Zuſammentr eten zweyer Wirbel, die 
an ber bezeichneten Stelle einen. Ausſchnitt habeu, ent⸗ 
ſtehen, und wodurch die. Nerven des Ruchenmarts aus 
dem Ruͤckenmarkskanal heraustreten. 

35, Die Kippen. Wie fich dieſe Kuschen — — 
mit den Querfortſaͤtzen 28) und den Körpern, (43); der 
Bruſtwirbel verbinden, ſieht man — Fe 

36. Die Rippenknorpel. 

37. Das Bruſtbein. 

38. Das Darmbein. 

39, 39, Das Sisbein, und 
10, 40. Das Schaambein des Bechens 
4. Die Gelenkpfanne. 
42. Das ovale Loch. 
43. 43. Der Sitzbeinausſchnitt. 
44. Der Sitzhoͤcker. 
85, Das Schulterblatt, | 
Das Schuͤſſelbein fehlt allen, Hansthieren;. mit, Aus 
nahme, der, Kape, welche, zwei Eleine, wenig gekruͤmmte 
laͤngliche Knochen hat, die ſich aber weder mit dem, 
RONRINAUG noch. mit dem Bruftbeine aerbinden⸗ weik 


Sn 


dieſes bei dem Menſchen und den meiſten Aeigen Thie⸗ 


ren, welche Schtüffelbeine haben, ftatt findet, fondern 
mr zwifchen den Muskeln diefer Gegend feſt ſitzen. 


46. Das Dberarmbein, auch dad Armbein vor auch 
Querbein genannt. 

47. Das Vorarmbein oder die Speiche 

48; Das Ellenbogenbein. 


49. Die Handwurzelknochen des Menſchen, die Knie⸗ 


knochen oder die vordere Fußwurzelknochen genannt. 
Dieſe Knochen liegen in zwei Reihen uͤber einander 


und ihre Zahl iſt bei den verſchiedenen Thieren ver⸗ 


ſchieden. Die Wiederkaͤuer haben nur ſechs ſolche Kno— 
chen, wovon vier in der obern und nur zwey in der 
untern Reihe liegen. Das Pferd und das Echwein 
haben fieben Knie oder Handwurzelknochen, wovon vier 


oben und drei unten Tiegen. Die Hunde und Kaken das, 


gegen in der oberu Reihe drei, und in der. untern vier. 


Nach ihrer Form, Größe und Lage, belegt man fie 


mit verfchiedenen Namen, ‚dr B. halbmondfoͤrmiges Bein 
Hackenbein, dreieckiges Bein ꝛc. Großes Keilbein, klei⸗ 
nes Keilbein u. f. — Der u befigt acht: gand- 
mwurzelfnochen, — 

50, 512 Die Dittelpan ——— des Menſchen, das 
Schienbein, (50) und die Griffelbeine (59 genannt. — 
Die Zahl der Mittelhandknochen beim Menfchen ift 
fünf, ebenfo find beim Hunde und Der Rabe fünf vor⸗ 
handen; beim Schwein dagegen ſind nur vier vorhan⸗ 


den, wovon die beiden aͤußern viel kleiner, als die bei⸗ 


den innern ſind; beim Pferd ſind nur drei ſolche Kno⸗ 
chen da, allein der mittlere iſt maͤchtig entwickelt, waͤh⸗ 
rend die beiden — ſehr Hein ſi nd; und m den 


5 - x x x J 
J J 


* 


Wiederkaͤuern ſind gar nur zwey Eeltener drei) vorhan⸗ | 
den, wovon wieder der mittlere Knochen (des fogenanns 
#8 Schienbein 50) aufferordentlich groß, der aͤußere Kno⸗ 
‚hen aber ganz klein, griffelfoͤrmig iſt und daher ben. 

Namen Griffelbein (51) erhalten hat RE 

52, 54. 55. Die Fiagerglieder des Menſchen. Der 
Menſch hat vier Finger und einen Daumen. Unter den 
Hausthieren findet ſich bei dem Hunde und der Katze 
nur dieſe Anordnung; das Schwein und die Wieder⸗ 
kaͤuer haben aber nur zwei Finger (Zehen) und das 
Pferd gar nur einen Finger und zwar nur den Mittel 
finger. — Jeder Finger hat fowohl bei dem Menſchen 
als den Hausthieren drei — Glieder und nur der 

Daumen hat zwey. | 

52. Das erſte Zehenglied, Feſſelbein genannt. 

33. ⸗ zweyte ⸗e Kronenbein ⸗ 

Be a5 Dritten Hufbein ⸗ 

Da, wo ſich die Hufbeine und Kronenbeine und da, 
wo ſich die Feſſelbeine und Schienbeine vereinigen ſind 
kleine Knochen, die man Gleich beine 55 und Strahlen⸗ 
beine 56 nennt. — Die Wiederkaͤuer haben vier Gleich 
beine, und zwey Stralenbeine; das Pferd zwey Gleich⸗ 
beine und ein Strahlenbeiu, das Schwein acht Gleich⸗ 
beine und zwey Strahlenbeine; die Hunden und Katzen 
haben achtzehn Gleichbeine und feine Strahlenbeine. — 

57. Das Oberſchenkelbein oder ————— a 
58 Die Knieſcheibe. ER 2, 

59, Das Sihienbein. oder dag Seh —— genannt. 
Bei dem Pferde, dein Schweine, dem Hunde, u und bei 
der Katze iſt mit dem Schienbein noch ein beſonderer 
Knochen das Wadenbein verbunden, welcher mit Ange 


— 


nahme des Pferdes bis zu den Fußwurzelknochen here 

abreicht. ag — 

60. Die Fußwurzelknochen, oder. die Knochen des 
Sprunggeleükes. — And; dieſe Knochen liegen in zwey 
NReihen über einander und ſind bei den verſchiedenen 
Thieren an Zahl, Groͤße u. ſ. w. verſchieden. Das 

Pferd und die Wiederkaͤuer haben ſechs Fußwurzelkno— 

chen; das Schwein hat ſieben; der Hund und die 

Katze aber acht einzelne Fußwurzelknochen. — 

61. Wird das Ferſen oder Sprungbein genannt.— 
> Die mu folgenden Knochen „ber hintern Gliedmaffen ö 

‚find mit den vordern ganz Übereinftinmend, daher ich 

fie nicht bezeichne. — 


* / 2 x Rn 
\ 


Anmerkung Wer fi über das Slelett des Men: 
fehen und der Thiere noch näher zu unterrichten 
wuͤnſcht, den verweife ich anf folgende Schriften. 

1) Weber, Dr. M. 3. Grmdlinien der Oſteologie 

und Sydesmologie des Menſchen. Zu den Borlefuns 
Pr entworfen, gr. 8. 1820 Bonn bei E. Leber Pr. 


bi. 4 gar. over 2. fl. 6 fr. er | 
. D Deffen, die Sielette der Hansfängethiere und Haus: 
voͤgel für Naturforſcher, Aerzte und zu den Borles 
jungen auf Univerfitäten und Thierarzneifchulen ents 
worfen, mit ſiebzehnu ausgeführten Kupfertafeln in : 
Querfolio, welche überhaupt 180 verfchiedene Figuren 
enthalten, nebſt erklaͤrenden Texte, auf Schweizer 
Velinpapier. Geheftet Boun 1824 bei E. Weber Pr. 
KRIEG er .. 
3 Deſſen, Handbuch der vergleichenden Oſteologie 
erſter Theil. Bonn 1824 gr. 8. bei E. Weber. Pr. 
U ER I BEE 


—— — — — 


“ 


\ it 


 Hadhträgliche, Bemerkungen. 


N 


Die Bemerkungen find dem Berfafier theils während 
der Ausarbeitung des Werks, theils ſelbſt nach Bohlen ⸗ 
dung defjelben beigefommen. Da num Diefe ganze Ar 
handlung auf Beobachtungen und Erfahrungen gegrüns 
det ift, fo moͤgen dieſe nachträglichen Bemerkungen als 
ein weiterer Beitrag, auch hier noch einen. Plan fins 
den, und vom geneigten Leſer freundlich aufgenom⸗ 
men werdet. SEE — — 
ad 6. 85. Die Farbe des Haares feheint mehr von | 
der Mutter, die Subjlanz befjelben mehr vom Vater 
abzuhängen. Wir fagen ſcheint — beim Menſchen bes 
jtätiget jich Dies vorzüglich, und es wird beſonders auf⸗ 
fallend bei gewiſſen Farben. Ich kenne ganze Familien, 
wo die Mutter blond oder roth von Haaren, der Bater 
brunett, und faft alle Kinder, hatten Die Haarfarbe der 
Mutter. Bei Thieren ſcheint dies weniger dev Falk zu 
ſeyn, am wenigfien aber if auf eine Berfehmelzung der 
- Farben zu rechnen, die man bei Pferden ft beabſich⸗ 
tigte, aber nur felten oder nie vollſtaͤndig erreichte. 


Bi $. 102. Gefchlehtsfrieh. Hierbei if mir ein 
in’ der. Phyftologie hoͤchſt wichtiger -Umjtand- eingefallen. 


Es ift nämlich der: daß die meiften Thierarten, welche 


fih nur vermittelit des Snfanımenhängens , begatten 
 Eönnen, wie Hunde, Fuͤchſe, Wölfe ꝛc. dem ZTöllwerden 
unterworfen find, und zwar am meiften zur Zeit, 
wo die matürliche Begattung eintritt, im Januar und 
Februar. Die MWiederfäuer, Ofen, Schafe , u. f 
w. fo wie felbjt die Pferde konnen fich des uͤberfluͤſ⸗ 
figen Saamens eutlevigen, wie wir dies haͤufig be⸗ 


merfen — jene Aber. nicht, wenn nicht eine wirkliche 
Begattung Ötatt findet. Diefe Bemerkung draͤngte ſich 
mir auf in einer Gegend, wo man die Fuͤchſe auszu⸗ 
rotten bemüht war; man grub Die Mutter fammt den 
Jungen aus ihren Höhlen und tödtete fie, die Männchen 
‚aber konnte man nicht habhaft werden. Nach einigen 
Jahren, wo Maͤnuchen nur alein noch übrig blieben, 
zeigten fh im Winter eine Menge tolier Suche, uud 
zwar, alle mänuliwen Geſchlechts. 

Much iſt es fehr merkwürdig, daß Hündinnen hoͤchſt 
felten toll werden, cs fey denn, daß fie gebifjen worden, 
auch felten große und ſtarke Hunde, Die fich Durch ihre 
Biſigkeit den Weg baynen Fünnen. Was man von 
tollen Wölfen beobachten hat, geht ebenfals dahin, daß 
es nur Männchen im der Pegel waren. So zeige ſich 
hierdurch ein jehr inniger Zuſammenhang zwiſchen dem 


Erzeugungs⸗ und Gehirnſyſtem. — | 
ad $. 118 Wie fehr fie) die Eigenfchaften’mit dene 
Aufenthaltsorte verändern und Wie fie aber auch ſchnei 
wieder. abgenommen, davon haben mir die oft. genann— 
ten eiderftädter Schafe, die zu den Marfchfihafen 
gehören, einen fprechenden Beweis geliefert. - 
Diefe Schafe brachten mie im erſten Sahre, als fie 
hierher verpflanzgt worben , obgleich von. einem Merino: 
bock belegt, ſaͤmmtlich zwei Laͤmmer. Im folgenden 
Jahre aber. von ſechs Stuͤcken nicht ein einziges, alle 
gebahren nur ein Lamm — obſchon ihre Nahrung ziem— 
lich reichlich, doch aber natuͤrlich bei weitem nicht jo 
reichlich als in ihrem Baterlande, und nicht von glei⸗ 
ber Natur, Da aber in ihrem natürlichen Zuſtaͤnde 
die Milchabfonderung, mithin die Milchgefaͤße ſehr be⸗ 
fraͤchtlich, wie dieß Die Ernaͤhrung zweier Laͤmmer ei⸗ 
todert, dieſe aber in der Folge der Verbrauch man— 
gelt, nicht mehr Statt fand, fo haben faft fämmntliche 


Schafe, fo wie mehrere Nachkommen ver erfien Gene 


ation auf einem, Strichel verfeit und geben nur anf 
einem Milh. | a | — 


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in der Buͤſchler'ſchen Buchdruckerey 
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