^ urtf) fane
ZEICHEN-
ERKLKRUNGf
TSITZ DER
8EZIRKSLEITUNG
TZ DER
LAGERGRUPPEN
FESTE-UNTERKUNFT/
LZHAUS 7
J
EHEMMATWbABTUj/
*
losrocK
QKcckLcnbucg/
^rifrflniburp-
Ein Erinnerungsbuch fur Fuhrerinnen und
Arbeits maiden des Bezirkes III Mecklenburg
Buehgestaltung S tabsbauptfiihrerin Hatma Trendfel geb. Wolf
Herausgegeben von der Fiihrerin des
Bezirkes III Mecklenburg, Stahshaupt-
fiihrerin Hanna Trendtel geb. Wolf
<.U«c*^
V E R L A G ERICH KLINGHAMMER. BERLIN
Reichsarbeitsfuhrer Hierl
trifft bei feinem Befuch im Gau Mechlenburg mit Reicheftatthalter Gauleiter HilOebranOt zufammen.
,,Unsere A-rbeitsdienstidee ist aus der nationalso^ialistischen Weltanschauung
berausgewachsen. Unser Reichsarbeitsdienst ist ein Kind der Parte! , under iststol^
auf seine At utter. Nichts wird uns je von unserer AI utter trennen konnen."
Der Reicbsdrbeitsfiibrcr Hierl am 3a. Juni 1935 nach Verkiindung dcs Retchsarbcitsdienstgesetzes.
qS).
er Arbeitebicnft fur bie rociblichc Jugenb runn im Gau Mcchlcn=
burg auf fcin icjahrigee Beftehen zuriichbltchen. Wahrenb biefer 10 Jabrc hat bcr rociblichc
Arbeitebicnft fcine nationalfozialiftifchc Aufgabe t>oll erfiillt. In ber grolkn Sorgc ber Partci=
fuhrung im Gau, in ben oielen Sieblungebbrfern unb Kleinftabten Mechlenburge bic Kultur=
arbeit ooranzubringen, hat bcr rociblichc Arbeitebicnft oorbilblich fcinc Aufgabe crfiillt. Man
hann fchon hcutc feftftellen, baft fich in ben roenigen Jahren bie Auffaffung bcr Menfchcn
grunblcgenb geanbert hat: angefangen t>on ber Kinberpflege bis zur Kulturarbeit in bcr
Dorfgcmeinfchaft, ift fchon cin rocfcntlicher Fortfchritt crrcicht. Zur Auegeftaltung ber Wohn=
hauler, bcr Familien= unb auch Gemeinfchaftefeiern im Dorf hat bcr rociblichc Arbeite=
bienft oielfache Anregungen gegeben, unb bic Durchfuhrung fciner Fciern hat fchon Schulc
gemacht. Auch auf fozialcm Gebict ift einc Leiftung oollbracht, bie in Verbinbung mit ber
NS.=Volheroohlfahrt unb ber ubrigen Parteiarbeit grol5e Erfolgc erziclt hat. Inegefamt ift
bic Kinberfterblichheit in Mechlenburg in bicfen 10 Jahren um runb 3% gefunhen. Dae
bebeutct bei bem grofkn KinberuberfchuB bee mechlenburgifchen Lanbgebictee einen erfrcu=
lichen Erfolg.
Der Wert bee rociblichen Arbeitebienftce liegt aber nicht zulet^t auch barin, bal5 er in bic
Schrocrc bcr Lanbarbeit Frohfinn unb Freube hineintragt. Der Mechlenburger ift fchrocr=
bliitig, Klima unb Menfchcnfchlag ergeben bae. Die Mabel bee Arbeitebienftce mit ihrer
Frifchc unb Freubigheit haben hier einc t>iel froherc Lebeneauffaffung gebracht.
Uberall, befonbere roahrenb ber Kriegezeit, ift ber roeibliche Arbeitebienft bort cingefprungen,
roo Not am Mann ift. Konnte bie Hachfruchternte nicht ganz gefchafft roerben, fo rourbe
in Uberftunben, felbft im Sonntageeinfafi geholfen, roaren bie Beerenfruchte nicht zu bergen,
fo fprang ba© nachfte Lager bee roeiblichcn Arbeitebienftee ein. Uberall, roo fich Schroierig=
heiten zeigten in C>en Dbrfern unb Stabten, geniigte ein Anruf bei ber Lagerftihrerin ober
Gruppenftihrerin, unb ee honntc beftimmt mit Hilfc unb Untcrftu^ung gerechnet roerben.
So hat fich bie Einrichtung bee roeiblichen Arbeitebienftee auf alien Gebieten ale ein roahrer
Segen herauegeftellt.
Vor alien Dingen finb in oer Formung unferee Jungen Menfchen beachtliche Fortfchritte
gemacht. Hier fteht oer roeibliche Arbeitebienft mit an Oer Spifce. Wenn roir bie Mabele,
bie mit grol5em MiBtrauen in Me Lager einriichten, fpater horen, bann fprechen fie ee
oft aue, ba6 Oie Zeit im roeiblichen Arbeitebienft ihre fchdnfte roar. Oft roaren anfange
Schroierigheiten unb Vorurteilc ber Mutter oorhanben. Allee bae ift heute oerftummt. Ee
ift erftaunlich, roie in roentgen Jahren burch bie Leiftung unb Haltung bee roeiblichen
Arbeitebienftee felbft alle biefe Beforgniffe unb Kritihen uberrounben finb.
Selbftoerftanblich ftanben bem roeiblichen Arbeitebienft oon Anfang an grofk Schroierig=
heiten in bezug auf bie Unterbringung entgegen. Der Bau oon Unterhunften unb bie Errichtung
oon Lagern roaren ja burch bie Schroierigheiten ber iibrigen roirtfchaftlichen Aufgaben belaftet,
aber trots bee Kriegee roar ee mbglich, Unterhunfte herzurichten. Alle Schroierigheiten finb
uberrounben burch ben bejahenben, zupachenben Geift unb bie Frifche ber Mabel, bie bereit
roaren, mit ben Schroierigheiten fertig zu roerben.
Allgemein roirb ber Kriegehilfebienft ale ganz heroorragenb beieichnet; unb uberall bort, roo
er eingefefct ift, erhlingt einheitlich Anerhennung unb Lob fiber bie groBartige Leiftung unb
bie Beroahrung.
Der roeibliche Arbeitebicnft - bae hann offen gefagt roerben - hat in ben 10 Jahren feinee
Beftehene auf alien Gebieten bee taglichen Lebene groften Anteil an ber Durchfetsung bee
nationalfozialiftifchen Geiftee unb bee nationalfozialiftifchen Gemeinfchaftegefiihle, ber Kultur=
aufgabe unb ber fozialen Aufgabe. Dae, roae fchon jetjt an Grunblagen feiner Tatigheit unb
feinee Wirhene gelegt ift, roirb geeignet fein, um nach bem Kriege fuhrenb mitzuhelfen, b^&
nationalfozialiftifche Reich im Sinne bee Fuhrere zu geftalten.
Gauleiter.
Am Tag des A.rbe its dienst es auf dem Reicbsparte i tag 19)7 sprach der Fiihrer :
»Meinc Arbeitemanncr, meine ArbeitsmaiOen, Parteigenoffe Hicrl!
Ich fcbc in euch cinen Oaranten fur fcie Durchfefcung Oce groften Zielee, C>as
mir einft oorfchroebte: Ein Volh, ein Reich, cine Gemeinfchaft, eine Kraft!«
^Itcflcnburg
MENSCHEN UND LANDSCHAFT
VON FRIEDRICH GRIESE.
»Ee roar VolluMcbcn in plattOcutfchen Erzahlungen, roas Frit> Router gab«, urteilt cin zcit=
genoffifchcr Schriftftcllcr ubcr Ocn mcchlcnburgifchen Dichtcr,- »oae Lcbcn auf Oem LanOe ftcllt
er Oar, im Dorf, auf Oem Gut, in ciner hlcinen Lan&fta&t, unO oorzugsroeife &a© Lcbcn Ocr
fogcnanntcn mittlcrcn unO untcrcn StlinOe. Hicr roar er auf fcinem Gebict, unO hicrmit roirhte
cr. Er hat gcraOe Oiefen Krcifcn unferee Volhee, Oeren Tage mit hartcr unO crnfter Arbeit
crfullt finO unO Ourch Oie Strahlcn Oer Kunft nur fparlich uerfchont rocrOen, Dae, roae fie
haben - Die Familic, Dae Hausroefen, Oic Arbeit - oerhlart roic Kefn anderer. HunOerttaufcnOc
haben Ourch ihn J>ae Beroufctfein erhaltcn, mic tuchtig unO brar> ibre Eriftenz iff, roie t>icl
Warme, Licbc unO Poefic auch in ihrcm muheDollen Lcbcn zu Tagc hommt.« UnO an anOcrcr
Stcllc roirO gefprochen Don Ocm »gcfunOen
Humor, Oer unt>erfroren unO unoerhohlcn, aber
hcrzlich uno obnc einc Spur Oer Verachtung zu
reoen rociB, Oer fchr aufrichtig, aber roohlge=
meint uber Perfonen unO Dinge lachclnO Oie
Wahrheit fagt.«
Dae roarc nach Oicfcm Beurtciler Oas BHO Oco
Mcchlcnburgere, roie ee aue oen Schriftcn Frit>
Reuters hcrt>orgeht. Ee roiro ihm alfo be=
fcheinigt, oaf$ er in Oem, roae Beruf unO
Lebcnearbeit t>on ihm forOcrn, mit jenem Ernft
unO jener Tiichtighcit oorgeht, Oic Oem Dcut=
fchen uberall unO zu allcr Zeit nachgertibmt
roorOen finO. UnO ale feine Stammcscigcnart
roirO heroorgchoben, 0a& er Perfonen unO
Dinge mit einer nur ihm eigenen Art Don iro=
nifchem Humor zu betrachtcn roeif? unO Oem
auch chrlich AusDruch gibt. Man honntc noch
hinzufiigen, Oaf> er in Oicfe freunOlich=ironifchc
Bctrachtung Oee taglich VorhommenOen fcinc
eigene Familic unO oor allem fich fclbft Ourcb=
au8 mit einfchlieftt, roomit einc folchc Haltung
Dorffchulze, Siic>iv>eft=Mechlcnburg
Mcnfchcn unb Dingcn gegenuber ja .mch crft
ihrc Bcrcchtigung bchommt.
Jener Bcurtciler fiigt biefen aus ben Dichtungcn
Frit; Rcutere gerconnencn Erhcnntniflcn noch
cinige eigenc Erfahrungen hinzu. Er ift ber
Mcinung, Oai5 man in ben GrunCtziigcn bee
nieberfachfifchen Volhccharahters, roie ihn uno
bie Getcruchte hcnncngclcrnt habc, bicjenigen
bee Mcchlcnburgers roieberfinbe, im Guten unb
im Fchlcrhaftcn. Er nennt ihn bcharrlich im
Eigenen, mit huhlem Mute tapfer, fclbftbcauifk
unb felbftanbig. Er ruhmt fcin Fcfthaltcn an
Ererbtem, nennt fcin MilMraucn gegen allca
Frcmbe, ubcrhaupt Trot) gegen allce, roas ber
cigenen Richtung unb Ncigung roibcrftrcbt. Er
lobt fcin auegebilbetes PflichtberouBtfein, bic
uncrfchiittcrliche Willenefcftighcit unb zulettf
fcin Fcfthaltcn »mit ccht faffifchcr Zabigheit« an
bem, mm cr einmal ale rccht crhannt unb cr=
griffen hat. Er mcint allerbings auch, baft bem
Mcchlenburgcr bic nuchternc Bcfinnung bae
Hbchftc fci unb cr bemnach hcin Verftanbnis
fiir geniale Hanblungeroeifc habc. »Er gcht
allcm Gcnialcn aue bem Wcgc obcr ftbfit ee
oon fich, rocil cr fich nicht mit ihm befrcunben
obcr gar oerbinben hann,- ja, menu cr fich
ubcrhaupt furchtet, fo furchtet cr fich oor ben
Gcmec«. Dicfer Teil fetner Bctrachtungen nerleitct jenen Bcurtciler bann zu ciner Rcihe oon
Auefuhrungen, bie humoriftifch roirhen, bercn ernfthafter Kern aber nicht immer angenehm zu
horen ift, fo, roenn er fagt, baft bie aus Mechlenburg »hert>orgegangenen Genics in ihrer
Hcimat nie eine bleibenbe Statte, roeil bei ihrcn Lanbeleuten heine Anerhennung« gefunben
hatten. Der Grunb fci, baft Mechlenburg nur prahtifchc, gefchulte, im Hcrgcbrachten bifzi=
pliniertc Leute gebrauchen hbnnc.
Wenn nun ein freunblichcr Nachbar t»on jenfeite ber Grenzen bcr Mcinung roare, es hatte fich
bie heutc hierin nicht r»iel geanbert, bann roarc mit all bicfem ja cine Art Stcchbrief gegeben,
nach bem ee Icicht fein muftte, jeben Mcchlenburgcr zu erhennen, roo biefcr auch immer in
Erfcheinung tritt. Nun rochrt fich aber ein Volh obcr Volheftamm gegen Stechbriefc bicfer Art;
ja, es ift fogar folgcnber Fall benhbar: Einige Mcnfchcn aue einer anberen bcutfehen Lanb=
fchaft, bie fich cine genugenb langc Zcit in Mechlenburg aufgehalten haben, untcrhalten fich
Mechlcnburgifche SchSf erf rati
nach Abfchluft liefer Zcit ubcr ihre Gaftgcber. Sic finD taglich mtt ihnen zufammen gerocfen
unD honnen fie fonach cinigcrmaf>en fichcr beurteilen. Bei Diefer Unterhaltung zeigt fich Dann,
Daf3 Das BilO, Dae jcDcr Don ihnen nach feiner beften Kenntnie entrcirft, mit Dem Der anDcrn
Durchaue nicht ubereinfhmmt. Nach ihren SchilDerungen zeigt fich Der Dorfliche Menfch Der
KuftengegenD ganz anDere ale Der, Der im Often Dee LanDee beheimatet ift. Die Art Der Be=
roohner Dee norDroeftlichen Teilee hat anfcheinenD gar heine Ahnlichheit mit Derjenigen aue
Der GcgenD urn Hagenoro unD Lubtheen herum. Alice in allem gibt ee fo oiel VerfchieDen=
heiten, Daft Die Erzahler zuleW Der Meinung fein miiftten, roenn Der eine t>on ihnen Den
Mechlcnburger richtig zu zeichnen oerfucht habc, honne Der anDere Dae nicht auch fur fich in
Anfpruch nehmen. Sie finDen Dee oermeintlichen Ratfele Lofung aber in Dem Augenblich, Da
fie auf Die oerfchieDenen Artcn Der LanDfchaft zu fprechen hommen, in Denen fie fich aufge=
halten haben.
Ale Mechlenburg Dem Gcrmanentum erfchloffen rourDe, hamen Die EinroanDerer »aue alien
GegcnDen Dee norDlichen DeutfchlanDe zroifchen Elbe unD Rhcin, grolStenteile roohl aue Weft=
WarnemiinOer Fifdier beim NetjeRniitten
rechts: Sturmtag an Ocr Sec
(jMBMNg
falen, mit bcffen Volheart bie mcchlenburgifchc am mciftcn Dcrrcanbt ift«, fagt ber fchon mehr=
fach genannte Beurteiler. Er fahrt bann fort, bal5 abcr audi atis ben roeftlich bee Rheine bie
nach Flandem hincin roohncnocn nieberbeutfchen Stammen Koloniftcn in grbBerer Zahl nach
Mechlcnburg gczogcn feicri; bae Lano Stargarb babe fcinc Einroanbcrer aue ber beutfehen,
rocfcntUch cbenfalle nicbcrfachfifchen BcDbThcrung ber Marh Branbcnburg bczogen. Sie allc, Me
aue e i n c m Stamm roaren, rourben Bauern in cincr Lanbfchaft, bie aufkrlich gar nicht fo
umfangreich, in fich abcr fchr oerfchieben aw. Diefc Lanbfchaft hat ihrc Struhtur - auf Dae
Wcfcntlichc gefehen - bie hcute nicht oeranbert. Unb oa ift ee nun auBer Frage, baft ber
bftliche Tcil bee Lanbce mit fcincm burchiueg fchroercn Bobcn ein ganz anberee BilO zeigt ale
zum Beifpicl ber fchon genannte fubrDcftlichc Tcil. Zroifchcn Roftoch unb Wiemar bie nach
Guftroro unb Schroerin hinunter ift bae Geficht ber Lanbfchaft ein anberce ale im Inncrn bee
Lanbee, etroa urn Noffcntin unb Jabel herum, ganz zu fchtDCigcn Don ber Gegenb urn Rat>e=
burg ober Malchin unb Tcterotn ober - roieber anbere - Don ber um Felbberg, Wefenberg unb
Miroro. Die Gegenben bee Lanbce, in benen DornMegenb bie groftcn Lanbguter zu finben unb,
untcrfcheiben fich - in anbercr Weife - roieber
oon benen, bie faft auefchlieftlich hlcine Bauern=
hbfe, Biibner ober Haueler beherbcrgen; unb
iver hinrDieberum eine noch anbere Lanbfchaft
mit ihren Menfchcn hcnnenlemcn roill, braucht
fich beifpicleraeifc nur auf ber Infel Poel ober
gar auf bem Fifchlanb umzufehen.
Die charahteriftifchen nieberfachfifchen Grunb=
zugc finb bei alien gleich, nur ber Voreingc=
nommenc hann bae Derhennen; aber bie jeroeile
befonbere Art ber Lanbfchaft hat jebem feine
hlcinen, jeboch fehr bczeichnenben Eigenziigc
beigegeben. Wo fich hier eine gcroiffe Groft=
ziigigheit im Hanbeln unb Urteilen, eine be=
ftimmte WenbigUeit bee Gciftee hcrauebilbcn
honntc, tuirb untcr anberen Bebingungen unb
an anberer Stellc eine oftmale iibergrofte Vor=
ficht unb Behutfamheit im geiftigen Aufnehmen
unb Vcrarbeiten zu finben fein. Dem fchon ge=
nannten befonberen Humor bee Mccklcnbur=
gere roirb ber auegefprochenc Ernft gegenubcr=
gcftellt rDcrben muffen, ber bie hleincn unb
groften Vorhommniffe bee Lebene Don oorn=
herein fozufagen mit gefurchter Stirn aufnimmt.
Hier ein bctontee Fefthaltcn am Ubcrhom=
mencn, bort ein roilligee Aufnehmen bee
Das? Anklamer Tor in Frieolano
Neuen, hiiben cine mehr leichtc Auffaffung be© Alltagc, bruben cine auegefprochene Griinb=
lichheit felbft in Den hleinften Dingen, bie bem Nichteinheimifchen haufig ubertrieben oor=
hommt. Dicfc hlcincn, aber fehr beutlichen Eigenziige Ucgcn nicht fauber georbnet neben=
einanber, fo Icicht hat ee fich bie Natur nun boch nicht gemacht; aber immer roieber roirb man
zuglcich C>ic befonbere Art ber Lanbfchaft feftftellen muffen, jc nachbem bicfe zu allcr Zcit fchon
auBerlich in fich gefchloffen obcr mehr offen roar.
Gar nicht uberfehen roerben hann hierbei ber anbere Umftanb: OafS namlich bem einen ober
anbern Tcil be© Lanbe© in ben zuriichliegenben gcfchichtlichcn Zeiten langere unb argere
Leibenezeitcn auferlegt roaren, ale ben barin gluchlicheren Lanbesteilen. Wo fich bauerliche
Menfchen ciner grbBeren Schonung ihrcr Rechte unb ihre© Befitstum©, roic auch ihrcr perfbn=
lichen Freiheit erfreuen burften, ba pragt fich ba© auch hcutc noch in ihrcn Nachhommen
beutlich au©, roie auch bie entgegengefetjten Verhaltniffe in anberen Teilen bee Lanbe© bi©
in unfere Zeit hinein ihr Zetchen zuriichgelaffen haben. Hierin roirb bie hommenbe Zeit crft
ben grunblcgenben Wanbel fchaffen.
Sie alle aber umfchlieBt ber grbBere Rahmen ber e i n e n Lanbfchaft, bie au© Weftfalen,
Flamen, Hannover anern, Holfteinern, Marhern eben ben mechlenburgifchen Menfchen geformt
hat. Leicht hat er e© in ben zuruchliegenben Zeiten tiberall nicht gehabt, bafiir roohnte er in
biefer Lanbfchaft ja boch zu nahe mit ben anbern zufammen, unb bie Leibenezeit roar haufig
ganz allgemein, roie zum Beifpiel ber DreiBigjahrige Krieg. Hierin mag benn auch roohl ber bem
Volhsftamm nachgeriihmte befonbere Humor feinen Grunb haben. Er gebeiht ja nicht bort
am leichteften, roo ba© Leben im UberfluB oerlauft; nur ber roeiB roahrhaft um bie Segnungen
be© Lichte©, ber oorher burch ba© Dunhel muBte.
Es ift heute im einzelnen noch nicht abzufehen, roelche roirtfchaftliche Entroichlung ba© Lanb im
hommenben Friebcn nehmen roirb, bie Grunbzuge pragen fich fchon au©. Aber roie neu unb
raumig unb groBzugig manche© auch fein roirb, immer alt unb beftanbig roirb ba© eine
bleiben: bie Befonberheit einer Lanbfchaft, bie fo nur hier zu finben ift unb bie ba© Bilb ber
ubrigen beutfehen Lanbfchaften gliichlich erganzt, beroohnt oon einem Volh©ftamm, beffen
Eigenfchaften nur fur ihn charahteriftifch finb, bie aber zufammen mit ben Eigenfchaften ber
ubrigen Stamme unferer grbBeren Heimat erft ba© Bilb be© gefamtbeutfehen Volhscharahter©
ergeben.
Au s d em Buck „ Land an der Gr enze" von Franz Liidecke , mit Gen eh mi gang des Voggenreiter-Verlages, Potsdar
id
Hu$ bet @tffi)(d)ti bf^TT7fiblirt7ni
^Vtbf itstrif njtt 5 in 3Fkrf(mburD-
VON MHF. LOTTE FIEDLER.
Vor mir liegt ba$ Heft cincr llluftricrtcn an© bem Jahrc 1933. Untcr bem Titcl: »Jungce
Mabchen ohne Stcllung / Gcfichtcr aue cincm rociblichen Arbcitelagcr«, ift hier cine Reihe t»on
Portrate crfchiencn. Ich blattere langfam barin unb ftubicrc bie cinzclncn Gcfichtcr. Dabei
fallt mir cin heroorftechenber Zug an alien auf: ihrc Gcfichtcr finb beherrfcht t>on ciner an=
gefpanntcn Energie, cincm Willen fich burchzufctjcn unb cinem friihen Ernft, ber allee Jungc
in ihnen auezulbfchen broht.
Wie anbere ift bae Bilb bcr Arbcitemaib Don heutc! Abcr roclch cin langcr Weg ift e© auch
com bamaligcn freiroilligcn Arbeitebienft zum Reichearbeitebienft fiir bie rocibliche Jugcnb
in fciner heutigen Gcftalt.
Verbittcrt burch cinen jahrelangcn, ausfichtelofen Kampf um Arbeit, auegefteuert t»om
Arbeiteamt unb ohnc eigentlichen Inhalt ihrce Lebene, fo hamen bie Mabchen in bie Arbeite=
lager bcr Jahrc 1932 unb 33. Oft roaren fie nur t»on bem Wunfch befcelt, fiir ein halbcs Jahr
cin roarmee Zuhaufc unb ihr ficheree Brot zu haben. Viclc abcr fanben hier cine neuc Ibec
unb eincn neucn Wcg in bie Zukunft.
!ch habc unferc Bezirhefuhrerin Hanna TrenbteUWolf oft t>on biefen crften Jahrcn erzanlen
horen,- r>on ben beinahc unubcrroinblichen Schroicrigheitcn, bie fich bcr Arbeit cntgcgcn=
ftellten unb bem groBen Ibcaliemue einzclner, bie unermublich baran arbeiteten, bem Arbeite=
bienft nationalfozialiftifchc Pra'gung zu geben unb ibm ba& Prabihat: »Erziehungefchulc bcr
Nation« zu crroerben.
Hanna Wolf, bie nach beenbetem Stubium - fclbcr arbeiteloe - cin Arbeitelager bcr NS.=
Stubcntenfchaft in Berlin gelcitet hatte, rourbe beauftragt, alle Anfatje bee freiroilligcn Mabcl=
arbeitsbienftee in Schlc6roig=Holftein zu oereinigen unb nach Mbglichheit fchon cine gcroiffc
Einheitlichhcit in ben alleraufkrlichften Dingen bee Dicnftbetricbce unb ber Lagerfiihrung zu
errcichen.
Hanna Wolf fchrcibt fiber biefc Zcit:
»Zunachft gait ce, biefc ganzen Lager in bie Hanb zu behommen. Zu bicfem Zroech rourbe ich
ale fogenannte Arbeitebienftroillige com Kiclcr Arbeiteamt auf cinem ber Lager geffihrt unb
erhielt ben Fbrberungebeitrag t>on runb oierzig Marh monatlich auebezahlt, roooon ich oom
Tage meinee Dienftantritte in Kiel, etroa bem i. Auguft 1933, bie Mitte Dezember 1933 meinen
Lebeneunterhalt beftritt. Dann grtinbete ich ben Vercin »Deutfchc Frauenfront, Mabelarbeite=
bienft, Gauttercin Nr. VII c. V.« Dcr Tag bcr Vereinegrunbung roar bcr 21. Auguft 1933. Mit
bcmfclbcn Tagc iibernahm ich mit Unterftutjung ber Partei bie oorgefunbencn Lager fuh=
14
Alte ftrohgeOecftte Bauernhaufer aue Weftmecftlenburg
rungs= unb DerroaltungemafMg. Ee bcbarf roohl haum cincr Erroahnung, baft ubcrall feitcne
ber Dienfttragcr unb fcitcne bcr Lagcrfuhrcrinncn Schroierigheitcn auftauchtcn, Me zu beroaU
tigcn roarcn. Kaum ein Dienfttragcr unb nur roenige, fpater ubernommene Lagcrfiihrcrinnen
fahcn ein, baft* bic bieher gelciftcte Arbeit unfruchtbar unb ohne Ibcc roar . . . Enbc Dc=
zcmbcr 1933 itmrbe meine finanzicllc Lagc in Kiel faft unhaltbar, ale une bas Ubcrcinhommcn
zrcifchen bem Rcichearbeitefuhrcr Konftantin Hicrl unb bcr heutigen Reichefrauenfiihrcrin Frau
ScoouVKlinh mitgetcilt rourbe, unb ich erhielt mcinc Erncnnung zur Lanbceftellcnleiterin ber
Norbmarh.« Zur Lanbeeftcllc Norbmarh gehbrte nun auch Mcchlenburg=Schtt>crin / unb fo
hamen Enbc Dczcmber 1933 bic crftcn funf mechlenburgifchen Lager unter bie Fuhrung oon
Hanna Wolf. Hicr beginnt nun bic Gcfchichtc unfercs Arbcitebienftes fiir bie rociblicheJugenb
in Mcchlcnburg.
Dcr grbfite Teil biefcr crftcn funf Lager befteht fchon langc nicht mchr. Sic roaren oiel zu
hlcin unb primitio unb rourben roegen gcringcr Auebaufahigheit unb ungenugenben Arbeite=
i5
einfafcee im Laufe ber nachften Jahre aufgelbft ober oerlegt. Nur bae Lager Dbmif) befteht
noch aue biefer Zeit. Ee ift Dae altefte Lager unferee Bezirhee. Naturlich hat ee in biefer Zeit
einige Verroanblungen Ourchmachen muffen unb ift nun feit einigen Jahren in Die fehr fchon
auegebaute Frih=Reuter=Feftung eingezogen. Mit ber Bahn, zu Ful5 unb mit bem Rab befuchte
Hanna Wolf ihre erften mechlenburgifchen Lager. Sie half bei alien Schroierigheiten bee Auf=
baue, uberroanb alle Wiberftanbe unb gab bariiber hinaue ihren Fiihrerinnen unb Arbeite=
bienftroilligen immer roieber neuen Mut.
lm Herbft 1934 hamen bann auch bie Lager aue bem Gebiet Mechlenburg=Strelit) bazu, bie
t»on ber jetfgen Bezirhefuhrerin bee Bezirhee II Pommern=Weft eingerichtet roaren, unb bie
Zahl ber mechlenburgifchen Lager roar bamit auf elf angeftiegen.
Immer hlarer hrifta I lifter te ftch bie Erhenntnie heraue, baB bie Arbeit auf bem Lanbe, bie
Hilfeleiftung fur bie uberlaftete Bauerin unbSieblerfrau, bie eigentliche Aufgabe bee roeiblichen
Arbeitebienftee fei. Unter biefem Geftchtepunht rourben im Laufe ber Jahre 1934 unb 1935
in enger Zufammenarbeit mit ber Partei unb bem Reichenahrftanb eine Reihe neuer Lager
eingerichtet, unb im Ohtober 1935 gibt ee in Mechlenburg bereite £5 Lager bee roeiblichen
Arbeitebienftee. Welch eine Fulle oon Kleinarbeit aber babei zu leiften roar unb roelche
Kampfe oor allem um bie finanziellen Mittel auegefochten roerben muBten, bat>on haben
roir Heutigen gar nicht mehr bie rechte Vorftellung. Aber biefe Aufbauarbeit erhalt immer
roieber neue Schrounghraft burch rounberbare Hbhepunhte bee Erlebene. Da ift beifpieleroeife
im Ohtober 1934 cine GroBhunbgebung bee Arbeitebienftee in Hamburg, an ber 10000
Arbeitemanner unb 500 Mabel aue ber Norbmarh teilnehmen. Auch bie mechlenburgifchen
Lager nehmen an biefer Kunbgebung teil.
Ee mul3 hier auch noch oon einem anberen Erlebnie erzahlt roerben, bae ftch zroar nicht
in Mechlenburg abfpielte, aber an bem bie Fiihrerinnen ber mechlenburgifchen Lager teil=
nahmen. Dae roar, ale im Auguft 1935 ber Fuhrer ben Abolf=Hitler=Koog einroeihte.
Unfere Bezirhefuhrerin fchreibt bariiber:
»Plbhlich, Anfang Auguft 1935, erhielt ich einen Anruf aue Kiel, unb ber Gauleiter UeB
mir mitteilen, baB in 14 Tagen bae Arbeitelager im Abolf=Hitler=Koog zu ftehen habe,
ba ber Fuhrer fein Kommen zur Einroeihung zugefagt habe. Begreiflicherroeife ham heine
oon une auf ben Gebanhen, baB bie Frift oon 14 Tagen fur bie Einrichtung einee Lagere
zu hurz fein honnte, fonbern jeber iiberlegte fchnell, roae zu tun fei, bamit ee gefchafft
roerben hbnne. Ich fchichte bie fiir ben Abolf=Hitler=Koog beftimmte Lagerfiihrerin mit einem
hleinen Vorhommanbo borthin, unb ben Reft ber Belegfchaft bilbeten bie Lagerfuhrerinnen
ber Norbmarh, bie auf biefe Weife biefee groBen Erlebniffee teilhaftig rourben.
Der groBe Tag ham unb coll Stolz hiBten roir an biefem Tag bie Fahne bee roeiblichen
Arbeitebienftee im Abolf=Hitler=Koog. Zur Einroeihung gab ee richtigee Norbfeeroetter mit
Regenfchauern unb heftigem Winb, ber bereite nach roenigen Stunben alle Fahnen eingeriffen
hattc. Ale ber Fuhrer bann ham, legte er anlaBlich ber Einroeihung bee Koogee ben Grunb=
ftein fur bie Gemeinfchaftehalle ber Koogleute, bie heute fteht unb ben Namen »Neulanb=
halle« tragt.«
[0
Nach 1933 lourOe noch ein groGer Teil Oer mechlenburgifchen Guter auf=
gefieoelt, fo entftanoen SieOlungen mit 60 bio 120 Morgen. Die neuen
SieOlungohaufer fino fehr zincchmalJig unO paffcn fich gut Oer LanOfchaft an.
Hanna Wolf hat oann fpater, am Reichoparteitag 1937, noch cinmal fo nah t»or oem Fuhrer
geftanben unb er hat ihr bie Hanb gereicht, alo ihm alle Bezirhsfiihrerinnen bee Reichee
oorgeftellt rourben. Wir aber, oic TDir r>on ber Tribune ber Zeppelinroiefe Mefes Bilb
mit anfehen burften, roaren ftolz unb froh iiber bicfe Ehrung unb Anerhennung unferer
Arbeit.
Nun aber zuruch zum Jahr 1036. Am 1. April nahm ber Reichearbeitefiihrer Konftantin Hierl
bie Fuhrung audi bee roeiblichen Arbeitebienftee enbgultig in feine Hanbe. Damale rourbe
bic Lanbeeftelle Norbmarh umbenannt in ben Bezirh III Norbmarh.
Ee folgte jetjt eine fehr fchone Zeit bee inneren Aufbaue unferer Lager. Der Dienftbetrieb
in ben Lagern rourbe einheitlich geregelt. Ee hamen in biefen Monaten auch bie erften Schu=
lunge= unb Leibeeerziehungeplane t>on ber Reicheleitung heraue, bie eine gleiche Auerichtung
SOiedfeuburfl
Der einzelncn Bezirhc Im ganzen Reich mit fich brachten. Ee roar ttberhaupt cine fchr fchone
Erhenntnie Diefer Zeit, Daft roir Die ftarhe Zufammengehorigheit aller Bezirhe fptirten. Ganz
befonDere ham une Dice zum Berouf5tfein, ale roir zum erftenmal unfere heutigc ArbeiteDicnfu
tracht tragen Durften.
Der nachfte Schritt in unfercr Entroichlung roaren Dann Die Einheitelager, Die mit uier
KameraDfchaften belegt fein muftten. Da gait ee eine grofk Anzahl hleiner Lager aufzulofen,
umzulegen, oDer auezubauen unD eine neue Welle ungeheurer Arbeit begann fur Die Bczirhe=
fuhrerin unD ihre Mitarbeiterinnen.
Bis zum April 1939 roar une Dann eine Zeit ruhiger Weitercntroichlung gegonnt, unD Dann
ham Dae lehte einfchneiDenDe Ereignie t>or Dem Krieg. Die Zahl Der Lager im Bezirh NorD=
marh roar inzroifchen auf 55 angeftiegen, Die fich fiber einen Raum erftrechten, Der r»on Der
Deutfch=Danifchen 6renze fiber Hamburg bie in Den Often Mechlenburge reichte. Eine aue=
reichenDe Betreuung Diefer Lager, Die Dazu oft in Den oerhehretechnifch am roenigften
erfchloffenen Gebieten lagen, roar nur unter grof5en Schroierigheiten moglich, unD Deehalb
rourDe eine Teilung Dee Bezirhee III NorDmarh oorgenommen. Aue Den Gauen Schleeroig=
Holftein unD Hamburg rourDe Der Bezirh XV, NorDmarh, unD Der Gau Mechlenburg rourDe
zum Bezirh III, Mechlenburg, in feiner heutigen Geftalt. Hanna Wolf blieb ale Bezirhe=
fuhrerin in Dem Bezirh, Den fie unter groften Schroierigheiten aufgebaut hatte, in Mechlen=
burg. Nach Der Teilung oerblieben Dem Bezirh noch 26 Lager, Die zum allergrofSten Teil
heutc noch beftehen.
UnD Dann ham Der Krieg unD mit ihm Die letjte unD allerentfcheiDenftc Entroichlunge=
ftufe Dee roeiblichen ArbeiteDienftee. Ee rourDe Durch einen ErlaB Dee Fuhrere Die allgemcine
ArbeiteDienftpflicht auch ffir Die roeibliche JugenD eingeffihrt. Diefe Tatfache roar Die befte
Anerhennung unferer bieher geleifteten Arbeit.
Im Laufe roeniger Wochen rourDe Die Zahl Der bereite beftehenDen 26 Lager um roeitere
31 Lager erhoht, fo Daf5 roir bei Der Neueinroeifung Der erften Dienftpflichtigen Die ftattliche
Zahl t>on 57 Lagern aufzuroeifen batten. Uber 2700 ArbeitemaiOen taten in Diefem erften
halten Kriegerointer ihre Pflicht.
Die Ereigniffe folgen nun aufeinanDer in einem Tempo, Dae Dem Dee Kriegee Durchaue eben=
bfirtig ift. Kaum ift Die Einrichtung Der neuen Lager trolj aller hriegeerfchroerenDen UmftanDe
oollzogen, ale mit Der Schaffung Dee KriegehilfeDienftee neue Arbeit zu leiften ift.
Ee roar beftimmt nicht einfach ffir Die MaDel, in Der RfiftungeinDuftrie, bei Der Wehrmacht
unD in Verhehrebetrieben ihren oft fchroeren Dienft zu tun, aber fie haben fich Doch Dee
Vertrauene, Dae man in fie gefetjt hat, rofirDig erroiefen.
Aber nicht nur Die KriegehilfeDienftmaiDen, fonDern ebenfo Die ArbeitemaiOen erffillcn
jeDen Tag treu unD mit allem guten Willen ihre Pflicht, unD roir Fuhrerinncn roiffen, Daf$
fie fich rofirDig an Die Seite jener ftellen honnen, Die in fchroerer Zeit Die Vorauefet^ungen ffir
unfere heutige Arbeit gefchaffen haben.
8
!$${ tamtnto'tv
ib titsti iinflr
£>drdj uns' leitoes '^Ftetfelborg
jutfelt ein TTog mit einen transport.
He ganp Reig iMerns bedpt man boc an -
nod) fltten f 5 0r un fjefen fid 2 Fum an.
£>odj fo in'n ftillcn benFt fefte bi (id 2 :
^Ob be tuolloF intrecPt funb, graft fo as id 2 ? 77
6>o ganj tjeimlidj un uerfioiegen
mdten tote uns benn both, anFieFen.
£>e ein, be grient, be anna ladjt -
un fdjon is be ierfte 3eFanntfdjaft madjtl
^HOo Famt ji tjer, tuo toillt ji Ijen?
flOoll oF to'n 3ebeitsbienft am (3nn? 77
£>at wkv ein $cagen un ^ectelln
un Fein ein ba (1* niet)r Derftell'n:
„Jx\ tuetPer £.ageu mot ji benn? 77
„!& mdt nod) ganj na TTueptou) t)en ! 77
y/ Un id 3 na Trtaldjoto! 77 7/ Un id 2 na flOor'n! 77
TTjd, Fann bat tuoll nod) lange buern? 77
„&a gt'ingen be $uagen tjen un l]ee. -
'THannig Ifjart Floppt bod; tuoll'n bdten fujeu!
/Dielleidjt mdt tui boc bloft Cimmer lopen,
lim man ja aliens cidjtig tau maFen!? 77
„€>$)", fegt be 2innec, „{& gldto, bat is fdjdn ;
6in Frigt bor beftimmt mennig Hieges to fetjn/
/t J& freu mi ganj mddjtig up bat £anb.
Un bun bou oF nidj fo unbeFanntl 77
z/Ob bat fLaget ganjj up'n £anb ligt?
<Dbec ob toi be ©tabt mal tau feb/n Fcigt? 77
//DEJann tuarb bat ben ierften Urlaub ujoll gduten ?
i>at is bod) bat Z^efte in't Cagecldwen!
€>o fedgen wi t)en, fo fedgen an' b,ec!
Un Fein ein tuufst, tuoans 't uriicFlid) toieu.
£>unn tjdl be "(Jog, mi ftiegen ut
un Ijalen nodjJH'ing uns buffers cut! -
Flit udl Sragen un Crater 3ang
fiinb mie benn in't Cageu anlangt.
i>ac Ijebbt toi glieF fo bi uns bad)t ;
bat bat Cdben tjiee fidjec udl Jyceube maFt.
Un ben ndd)ften j&aq giing ne ^ort no V)ue:
19
a, fo ift ee roohl oielen ergangen, zuerft ber Abfchieb pon
zu Haufe, ber boch ein rcenig fchmcr rourbe, bann bie Bahnfahrt, oielleicht gar burch ganz
Deutfchlanb nach Mecklenburg, bem Gau, oon bem man cigcntlich gar heine obcr boch
fchr roenig Vorftcllung hattc. - Dann ift man ba, mube unb hungrig, allee Ncuc ftiirmt auf
une cin. Ich it>ill cinmal erzahlen, roie ee roar, ale ich einreifte:
Nach langcr Fahrt ftehc ich nun oor Ocm Lager unb hann cin hleinee homifchee Gefuhl
nicht loeroerben. Ncbcn mir ftcht mein brauneo Kbfferchcn. Ee crinncrt mich an bie Mutter,
fie hat im let^ten Augenblich noch ein Stuck Kuchcn hineingefteckt. Aber nun nehme ich ee
hurz entfchloffen auf unb gehc hincin. An bic erftbefte Tur hlopfe ich. Was mag bahinter=
ftecken? - Ich hbre ein ermunternbee »Ja«, unb bann ftehc ich plbkuch brin. - Dae ift alfo
bic Lagcrfuhrcrin! Ein gegenfeitig prufenber Blich, cin fefter Hanbebruck, unb chc ich'e mich
rterfche, bin ich auf bem Weg zum Schlafraum. Unterroege bie teilnahmeoolle Frage: »Sie
roerben fichcr Hunger habcn?« Ich bejahe, benn bic Fahrt roar lang. Unb mube fei ich ficher
auch? Ja, ich roar auch mube. Im Schlafraum finb fchon mehrere Maiben, bie mir fo t>or=
hommen, ale ob fie alle fchon fchrechlich lange im Arbeitebienft feicn. - So, roic bic hannft
bu bich ficher nie zurccht finben, benhe ich.
Das Aufregenbfte ber nachftcn Stunben ift bie Einhleibung. - Wic bci ben Preufkn, benhe ich,
nur mit bem Unterfchicb, baft einem hein brullcnber Behleibungeunteroffizier bie Hike auf
bie Kbpfe ftulpt unb »paf5t!« fchrcit. Hicr roirb oerfucht, tatfachlich fur jebe Maib etroae
Paffenbee zu finben.
Unmbglich fcheint ee mir, bic oielen Sachen in bem hlcinen Spinb unterzubringen, unmoglich!
Doch bafc ee hein »Unmbglich« gibt, geht mir balb auf, rounberfchbn paffen bie Sachen in
ben Spinb, ber geroachfen zu fein fcheint.
Doch ba gibt ee fchon Abenbeffen, ee fchmecht herrlich. Ich fuhle jetjt fchon, ba!5 ee mir
immer fo gut fchmechen roirb. Aber bann ftehe ich ratloe oor meincm Bctt: Dcr Bettcnbau
roirb mir nun auch noch Sorgen machen! Wic roirb bae nur gemacht, baft ee fo fchon glatt
20
ift - ooch Die Kamcraofchaftsaltcftc zcigt ee mir an Ocm ihrigen. Ich bin »Obermietef«/ roic
foil man oicfc Hohcn erfteigen? Uno oic Dechen roiro man nachts beftimmt oerlieren! - Aber
man ham gut hinauf, uno man oerlor auch fcine Dechen nicht, man fchlicf uberhaupt herrlich.
So hat une oer erfte Tag im Lager gezeigt, oaB oae, roae man zuerft ale Schroierigheiten
anfieht, gar heine Schroierigheiten finb, roenn man nur oen Mut hat, ihnen zu begegnen.
21
Unferc Fahne ift Beginn Des Tagee
mit feiner Arbeit unfc fein SchlufS.
Wcnn roir uns jefcen Morgen alle
im Kreis um fie fammeln, um un=
fere Fahne aufzuziehen, ift eo immer
eine FeierftunDe, ein Gottesfctenft.
Wir fingen alle ein Liecv c»em folgt
ein Fahnenfpruch unf> froh beginnt
unfer Tageroerh. Wenn's am Tage
mal fchroer roiri), Oann gibt be=
ftimmt unfer Fahnenfpruch neue
Kraft. Weithin fichtbar flatten fie
tagsuber im WinJ) un5 abends
beim Einziehen crfcheint fie une
ale Mahnerin: Haben roir ihr am
Tage auch treu gebient?
jt Bf,ijj j | jJj : J.> | .i.'<f|f [. lib
t
-w
pnbcginn -u. bltitrt rririjt lange lfrggn^.ftifot%uiri)
VJ^Vr^
•=V _ sP
v^f^&vy
warn wirffe ttxpftt fegrttn*
urn I&tTn m ntft^Tirn. , fit marten xror^crx ^0ttn.
A/if Crenehmigung des Ludwig Voggenreiter-Verlages, Potsdam, entnommen
aus dem Liederbttch „Der belle Tag" von Hans Baumann.
Blumcn gehoren in ein fchones Lager, £>ie Ma'Oel im Innenbicnft forgen Oafiir.
Wenn roir mit einem Liet) com AuBen&ienft hommen, ift alles immer gefchmucht.
24
Uritj rcrrnn fie o,im±i rnal xxngrajotynt)-
firlartjEn inVrn^cmriEnfriTran^
MusuJmir Jiirig£'ri,xazTiTiz£ rennet 5
zlenn Bcscn,^tiarrn wfo^anmnfrijtxrx
[elf cn mir bcaiimfote nrae ycil— * •'
"[irfrtrum ixnjsr hcim inJFxjcn ^pid
Tiar ion te titue^ kha»
^rhtDciff hclliTriTnf^ic frit ate TSIaft,
c^
Miindlicb iibcrliefert.
25
3p0i gatynirin
3?5 at r rVD t enfr to 'rv
= i5 uecn.
w,
inter ift un bannig holt buten. Oroer uns maht Oat ni? ut, Oenn rot ArbeitsmaiOen
finO jiimmer luftig un oergnaugt, un roenn't och noch fo'nc Kiill is. Ja, roi Oenht Oenn rooll
mal an'n Sommer un Oat Oat Oenn noch oal feiner fin mot in't Lager; Ooch une Buern bruhen
uns oh an'n WinterOag, un fo gahn roi jeOen Morgen hen un helpen »uns Fru« bi all Oe oale
Arbeit, oe up fo'n Hof to Oon is.
Teigen oor acht moten roi anpar'n; un© Fuhrerin girot uns all oe HanO unO fegt: »An oie
Arbeit« - un roi oenn: »Froh heran!« un oenn geiht's los! - In oife Dag ligt nu bannig t>al
Snei buten. Dor hebt roi une hoge Stabel antrecht, Mutjen upfett, 'n ganzen Oichen Schal
umtunt, Jachen un Mantels oroertrecht - un fo gahn roi Oenn los to unfe Buern. Ich mot 'ne
ganze Ech lopen! Ummer roeOOer geit Oat Oorch hoge Sneiroeh'n; ich ham oroerft Ooch noch
tieOig naug an bi »Va00er un Sohn«. JeOesmal, roenn ich up min Stell anhamen bun, heit
Oat: »Ne, Frollein, hut har ih beftimmt nicht Oormit rahenO, Oat Se Oorchhomen Oa'n.«
Min oil BiiOner freit ficl^ jummer, roenn ich roeOOer Oor bun. Sin Fru is em odr'n poor
Johr Oot blaben, un nu mah ich em Oat en baten fein in't Hue un hoh em fin MiOOagaten. -
Hilt het Oat mal roeOOer Taufamenhoht' garoen bi uns. Dat is Oen oll'n Buern fin Leifgericht.
UrOentlich Tufften un en Spechfroor moten Oor mang fin, Oenn is't gauO. Ich freu mi ummer,
roenn't mennigmal heit: »Na, Frollein, hut het mi Oat mal roeOOer bannig gauO fmecht. Ich
hero je rooll balO tauoal aten!«
Na Oat Aten roafch ich aff, un Oenn gero ich Oe Sroin un Oe Kauh roat oor. Dat en Sroin fchall
balO flacht roarOen. Dat roarO en Feft!
Nahftens fitch ich min ollen VaOOer un fin Sohn Oat Tuch,- un Oenn roarO't liehers TieO, Oat
ich roeOOer trug horn in't Lager. Mit oal gauOe Ratflag trech ich Oenn los; fo as: »Na, Frol=
lein, Oenn hamen s' man gauO hen, unO fallen V oh nich; un roenn't WaOer morgen gor
tau flecht is, Oenn blieroen f man tau Hus, Oat fe fich nicht oerhull'n 0on.«
Die frohlichen Gefichter Oer Arbeitemaiben zeigen Der Bezirhsfiihrerin, £>afi cue Fruh=
ftuchebrote, cue com Lager mit in ben AuSenbienft genommen roerben, gut fmb.
Wo fchon is Oat Ooch, fo in'n Winter Oorch Oen oerfnciten WalO to gahn. De Aft hangen
Oeep henOal mit chr Sncilaft. Mcnnigmal roill cin gor nicht taupeOOen, roenn aliens noch fo
fein roitt w. Wenn Oenn fo 'nen frichen WinO Oorch Oe Dannen fagt, Oat fe heimlich rufchen,
Oenn hurt fich oat an, ae roenn fie fingen. Un ich mot Oenn ok ummer fingen! All Oe fchdnen
LieOer, Oe roi liehrt hebben! Un Oenn geiht Oe Weg noch eine fo fit.
Alltohoop hamt roi oergneugt in't Lager an,- un bin KaffeeOrinhen oertell'n mi una, roo fchon
Oat hiit mal roeOOer in'n ButenOienft roafen is.
27
hr hennt cure TUifgaben, ihr nMBt, oaB ihr oazu
berufen feio, unfem oeutfehen Volhsgenoffen, inebefonocre auf oem Lanoc,
oor allem Ocn hinoerreichen Miittcrn zu hclfcn in Haus unO Hof, Felo unO
Garten, bei oer Kinoerroartung uno =p(Hege. IhrroiBtaberauch/OaB
ihrOcnuon euch betreuten Familienmehrfcin follt ale
nur roirtfchaftliche Stolen. Ihr follt unferen nationalfozialiftifchen
Glauben an oie eroigen Werte unferee oeutfehen Volhee uno an feine Zuluinft,
unfere hetBe Liebe zu unferem Volke, unfere Einfatjbereitfchaft fur unfer Volh,
unfere Verehrung fur oen Flihrer uno unfer grenzenlofee Vertrauen zu ihm
hineintragen in oie Herzen oer t>on euch betreuten Frauen uno Kinoer.
Ihr follt euch ferncr bemuhen, ourch euer frifches Zupachen, euer frohes
Wefen, eurc lichte nationalfozialiftifche Weltanfchauung, beoruchte Gemuter
aufzufrifchen uno zu erheben uno Sonncnfchein in manchen grauen Alltag
zu tragen.
Wo ihr feio, o a muB oie Sonne fcheinen.
Der Reichsarbeitefuhrer bei Oer Einroeihung cine© Mai&enlagere am 8. Mai 1940.
>.8
Unb bairn gehen unb fahren ioir zu unfercn Bauern unb Sieblern, bort finb roir Dann mehrere Stunben
unb helfen mit, Me Arbeit zu fchaffen. Im Winterhalbjahr helfen bie meiften in Hauo uitO Stall -
im Sommer aber ftehen bie Arbeit zur Ernte unb bie Ernte im Vorbergrunb.
M
leine Bauerin gab mir oen Auftrag, Oie Fenftcr im Kuh= uno Schroeineftall zu put>en.
Zucrft beham ich einen Heioenfchrech: Fenfterputjen! So etroae hatte ich - bas muG ich zu
meiner Schanbe gefteben - mein Lebtag noch nicht gemacht; unb nun oazu auch noch im
Stall, too ich ooch fo cine Angft oor oen Ochfen habe! Uno roie gem hatte ich gerabc an oem
Tage im Freien gearbeitet, roo Oie Sonne eigentlich zum erftenmal in Oiefem Fruhjahr fo
herrlich oom Himmel lachte. Aber ee half allee nichts, anmerhen ourfte ich mir meine Unluft
nie uno nimmer laffen - alfo fafite ich mir ein Herz unO beroaffnetc mich mit Waffereimer
unO Pufaeug. Mit einigem BeOauern beguchte ich mir noch einmal meine mit fo trtelcr Muhe
blanh gepufcten Stiefel unO »roagte« mich Oann in Oen Kuhftall. Ee roar roirhlich eine hleine
Mutprobe fur mich, oa ich ja bieher noch nie etroae mit Schroeinen unb Kiihen zu tun gehabt
29
hattc. Ich atmete bireht auf, enblich - nachbem ich urn jcbcn Ochfcn cincn roeitcn Bogen
gemacht hattc - ein Fenftcr bee Stalks crrcicht zu baben. Abcr, o Schrcdv roic fahcn blofc bie
Scheiben aue!!! Die hattcn ihr Mal5 an Unburchbringlichheit roirhlich erreicht. Na, Waffcr hattc
ich ja zur Gentige, alfo irgenbroie roollte ich bie Fenftcr fchon faubcr behommen. Doch fo
cinfach folltc ee nicht gehen! Ale ich gerabe gltichftrahlenb Die oberftc Sproffe ber Lcitcr er=
hlimmt hattc unb fo rccht erhaben tiber allee Vichzeug hinroegfehen honnte, mulMe ich zu
mcincm Schrech feftftcllcn, baB bie Kalber bereite beffere Verroenbung fur mein Waffcr ge=
funben hattcn: beibc Eimer roaren leer. Eine fchone Sache, nun honnte alle Angft noch einmal
t>on t>orn anfangen. Ee bauerte audi eine ganze Zeit, ehe ich mit noch fo mancherlei Um=
ftanben enblich mit ber eigentlichen Arbeit beginnen honnte, unb auch biefe mar gar nicht
fo cinfach, roie ich ee mir oorgeftellt hattc. Die Kalber fchienen uber i>m ihnen roohl rccht
ubcrfltiffig crfchcinenben Befuch roenig erbaut zu fcin. Sic probicrten alle ber Reihc nach an
meincr an fich fchon unficher ftehenben Letter ihre Krafte, mir roar jebenfalle ba oben nicht
fehr roohl zu Mute. Ich hattc tuchtig
zu fcheucrn, bie bie Fenftcrfchcibcn
blank roaren. Zu allem Ungliich hatte
ich oorher bie Schroeineftalltur offen
gelaffen unb mulMe nun nach all ber
Muhe auch noch auf bie Fcrheljagb
gchen - ee roar roirhlich ein Fenftcr*
pufjen mit Hinberniffen.
Ich roar natiirlich hcilfroh, ale ich allee
hintcr mir hatte unb ben Heimrocg
ine Lager antreten honnte. So hatte
ich mir meinc erfte Stallarbeit nicht
oorgeftellt, aber zu mciner Gcnug=
tuung honnte roenigftcne auch bae
Vieh bie fchone Friihlingefonne, bie
jet>t burch bie blanhen Scheiben fchien,
genielkn.
Recht gern oenhe ich auch noch an meine
erfte Stallarbeit -
- unt> meinc Anftrengungen mit einem luftigen Erlebnie atif J>cm Huhnerhof.
D,
'ie Hennc frohlich gach, gach, gad* unb macht cin groB 6cfchrci!« «Ebba, Ebbaaa!«
»Jahaa!« »Ebba, Sic hbnncn gleich bie Beete begiefkn unb ben Kiichen Waffer gebcn. Dcr
Hahn ift im Stall!« Dae paftte ja gut zu meincm Lieb, barum fang ich es gleich noch einmal.
Mit eincm Eimer Waffer in ber Hanb, ben ich mir aue ber Wafchhiichc geholt hatte, fiilltc
ich bie Gefafk.
Wic liefen bit Kiichen zum Waffernapf, unb ittic tranhen fie eifrig! Eince roar babei fo
haftig, baB ee in Sen Napf fiel unb fich oerfchluchte. Ee hatte beim Trinhen ben Kopf zu hoch
gehalten unb babei bae Gleichgeroicht r>erloren.
Nun fchnell ben Hahn fuchen unb bann hommen bit Beete. »Tuch, tuch, tud\!« fo rief ich unb
lochte ben Hahn. Ich fuchte ihn in alien Echen, in ber Futterhrippe, in ber Kifte, allee t>er=
gebens, mein Hahn roar nicht ba. Horch, plofclich roar ba cin Geraufch, ich lief in C>ie Eche,
ba - ich guchte hoch unb fehe ben langgefuchten - nein, ee roar ja ein Huhn! Oh, bide Ent=
taufchung! - Wo hann benn nur oer Hahn ftechen!? Die lehte Hoffnung blieb ber Heubooen.
Oh, roenn bae bort nur nicht fo ounhel geroefen roare! Tuch, tuch. - Kein Hahn! Muhfam
hlettertc ich bie Leiter roieber runter. Ich bleibe in Gebanhen uerfunhen ftehen unb uberlege,
roo mag ber Hahn noch ftechen hbnnen? - fiber fiehe oa, roae offenbart fich meinen Augen? -
Nein, ee roare nicht auezubenhen?! Sollte bie Bauerin biefen Hahn, Den Wafferhahn bort
gemeint haben?! Natiirltch! Wie gut, baB mich bie Bauerin bei oer peinlichcn Situation nicht
entbechte. Doch ich roerbe es meiner Bauerin fpater noch einmal erzahlen. Uno im Lager roirb
ee heiften: »Na, bauert es bei bir aber lange, bis bie Wiefe griin roirb!«
3i
Meiftens il't meinc erfte Arbeit Devi Morgene bas Kannen=Wafcheii; Oicfe muffen immer blir>blanh unb
fauber fetn. - Dann aber geht es an oielen Tagcn hinautJ aufe FelO, mit bem Bauern ober mit Oer
Bauerin, bis fich urn 12 ober 13 Uhr Die game Familie, audi bie Kinber, bie unterbeffen aue ber
Schule ober bem Kinbergarten zuruchhamen, zum Effen oerfammelt. - Haben tmr aber Hunger!
A.
»De Mafchin«
L l6 neugebachenc Arbeitsmaib hommt life zum Bauern. Die erfte Arbeit ift »Kartoffel=
fchalen«. Sie ift fertig unb fragt bie alte GroBmutter, roo fie bie Kartoffeln hinfetjen foil. »Ja,
Fraulein, oc fettn Se man op be Mafchin!« life benht angeftrengt nach. »Mafchin«, roas fie
roohl oamit meint? Da fallt ihr ein, in oer Stube hatte fie bie Nahmafchine ftehen fehen.
Schnell Zeitungepapier geholt, auf oie Mafchine gelegt unb ben Topf mit ben Kartoffeln
brauf gefetjt. Nicht lange, bann hommt oie GroBmutter in Me Kiiche, fiebt fich ein paarmal
urn uno fagt: »Na, Fraulein, roo hebben Se oenn be Tuften lat?« life, fchon ein rcenig un=
ficher: »Auf oer Nahmafchine!« GroBmutter fieht oerout^t brein, bann begreift fie unb lacht:
»Ne, fo roat/ nich be Nahmafchtn, urn? Kiichenherb roar ad Mafchin betehnt.«
32
»Den Slu«au«
Oophie aus Munchcn ift in einer alten Bauernfamilie im Aufknbtenft. Die Bauerefrau geht
in ben Garten unb Oic Tochter unb bie Arbeitemaib follen, roenn fie in ber Kuche fertig
finb, nachhommen. »Un benn bring mi be Schtiffel, be Harh un be Geithann mit, unb benn
f I u t t a u.«
Ale bie Kuche fertig ift, fuchen die beiben bie Gartengerate zufammen. Die Bauerntochter:
»So, nu hefft roie allene.« Sophie: »Na, ba fehlt halt noch aane, roir haben ben Slut tau noch
nicht gefunben.«
D,
ie Maiben fprechen Don ihrer Lagerfuhrerin manchmal t»on ber »Lagermutti«.
Die Lagerfiihrerin macht Aulknbienftbefuch. Sie ift bei ber Bauerin in ber Stube unb bie fchicht
bie hleine breijahrigc Gerba hinaue. »Hol boch mal Marga (bae ift bie Arbeitemaib), fag,
Fraulein . . . ift ba!« Gerba hommt in bie Kiiche: »Marga, bu mbchteft mal reingehen, beine
Mutti ift ba.« Zuerft behommt Marga einen freubigen Schrech, bann begreift fie ganz unb
hommt lachenb mit ber hleinen Gerba herein.
9Jlecf[eu&urg 3
33
Unfere Lagerfiihrerin kommt einmal hinaue zu uns, fie befucht Oann unfere Bauerin, fragt nach Ocm
Mann, ber oiclleicht eingczogen tft, freut fich an ben Kinbern, gcht mit »unferer Frau« oielleicht ein=
mal burch ben Garten unb Stall unb erhunbigt fich bann, ob fie oielleicht noch etroas helfen hann.
ARBEITSMAIDEN AUS WIEN IN MECKLENBURG
In ber norigen Belegfchaft hatten roir fieben Wienerinnen, Oie zum Teil mit fehr gemifchten
Gefiihlen nach Mechlenburg hamen. Schon fei es hier fchon, mcincn fie, aber Oie Berge,
Oie Bergc . . . Ale bann eine Mechlenburgerin etroae uber ben roeiten Bitch unb Oie Schbn=
heiten bee Flachlanbes fagte, ham fehr ernfthaft unb trochen bie Antroort: »Na, ja, Ploat}
roar fchon gnua fur a fcheenc Gegenb.«
34
Uberhaupt: Unfcrc Fuhrcrin! fillee ficht fie, fur allee roeift fie Rat unO be=
halt dabei immer ihren hlaren, frohen Bitch fur Oae Lebcn . . .
35
rrtztfZuftufijr
'<?*
•*wr >
Kennt ihr bie Sorgen einee Burgermeiftere einer Kleinftabt? - Nein, ihr hcnnt fie nicht; ihr
hbnnt fie nicht einmal ahncn. Er muG allee honnen, er muf5 allee roiffen. - Da ift z. B. Wally
Kriigcre Eheroeihe in ber hommenben Woche. Schon feit Tagen geht er, bae rourbige Ober=
haupt ber Stabt, mit fchroerem Kopf herum. Einen Sippenleuchter muf5 er bem jungen Paar
uberreichen. Aber - roie fieht fo ein Ding aue? Niemanb hann ihm helfen - niemanben mag
er fragen! Doch ba hommt ja bie Lagcrfuhrerin bee roeiblichen Arbeitebienftee auf bem
Rabe bie Strafk entlanggefahren,- fie mufJ helfen! Unb fchon hat fie einen langen Spazier=
ftoch r>or bem Rabe, ber ihr energifch Halt gebietet. - Eine
Stunbe fpater hlopft ee an bae Amtezimmer bee Burger=
meiftere, unb herein hommt eine Maib mit einem Zettel
in ber Hanb, auf bem »fo'n Ding« aufgezeichnet ift. D i e
Sorge roare er loe.
Der groGe Tag hommt. - Zroei Stunben t>or Beginn ber
Fcierlichheit ftolziert er, bie Hanbe auf bem Ruchen, in
feinem Zimmer auf unb ab unb fpricht fich felber noch
einmal feine Rebe oor. - Plbtjltch fteht er roie t>om Bin? gc=
troffen! Verflijrt! Beim Ringeroechfeln mul5 er boch einen
Spruch fagen! Wie hieB ber boch, ben Kollege Witt bamale
fagte? Ee roar etroae mit Pflicht unb Freiheit! Unb er tiber=
legt unb uberlegt - ee roill ihm nicht roieber einfallen. Aber
etroae anberee fallt ihm ein: Die Lagerfuhrerin bee Reiche=
arbeitebienftee! - Unb fchon geht bet ihr bae Telephon!
Sie roeiB Rat; zroar nicht ben Spruch t>on Kollege Witt,
aber audi einen mit Pflicht unb Freiheit.
Um nun den Frauen die Kinder ein we nig ab^unehnien undsie besonders in den Sornmermonaten,
wo sie viel draufien arbeiten miissen, £« entlasten, haben wir von Mai bis Okfober einen
Kindergarten; und wie gerne kommen die Kleinen immer 37/ der Tante Arbeitsmaid . . .
^itini ftinn^ ty I
»Mutti, Me neue Maib ift ba unb eine Uhr hat fie auch!« Mit biefen Worten poltcrtc ber
kleinc GcrharO nach unferer crften BegruGung zur Kuche hinaue, in ber ich feit einer Viertel=
ftunbe roar. Ja, Der hleine Gerharb ift Der 3jahrige Junge meiner Bauereleute, roo ich nun
8 Wochen taglich arbeiten roollte. Sofort roaren roir oertraut miteinanber unb er erzahlte
mir, roo Papa je^t ift unb balJ Echeharb zur Schule geht. Da er manchee im Dialeht fpricht
unb Dielec noch nicht richtig fagen hann, t>erftanb ich nicht gleich allee. Aber er hatte Gebulb
unb roieberholte allee fo lange, bie ich ee roirhlich begriffen hatte. So ham ich gleich bahinter,
oaf5 Echeharb fcin Bruber ift, oen ich balb noch hennenlernte.
Wir faf5cn geraoe am Mittagetifch, ale ber hleine ABC=Schiu$e nach Haufe ham. Zunachft nur
ein hurzee »Heil Hitler« unb - »Wie roar ee in oer Schule«. Doch Dae rourbe balo anbere.
Wie froh roar ich oft, roenn ich nicht roegen jeoer Kleinigheit bie Bauerefrau fragen muBte,
fonoern Echeharb mir oft unb gern etroae fagen honnte. Er mar naturlich machtig ftolz, oaf5
er oer grofien Arbeitemaib Auehunft geben honnte. Neulich, ale ich oie Kuche gefcheuert
hatte, ham Echeharo herein, blichte umher unb fagte feft: »Warum haft ou unter oem Tifch
nicht gefcheuert?« Ich fah naturlich erftaunt auf, aber mein Echeharb roar fchon am Tifch
uno roifchte mit oem Zeigefinger auf oem FufSbooen. Doch oer Zeigefinger blieb fauber uno
fchnell entfchuloigte er fich mit Oen Worten: »lch oachte nur, roeil ba allee trochen ift.«
Ach, lieber Echeharo, ou roarft nicht im Reichearbeitebienft uno haft heine Schulungen mit=
gemacht, fonft rouBteft ou, oaf5 ein FufSboben gut uno trochen aufgeroifcht roerben mul5,
roenn er bann oroentlich auefehen foil. Ja, ein hleiner Felbroebel ift oer Echeharb fchon
manchmal. Vor Tagen mufterte er mein Kleio unb fragte mich bann: »Wer hat benn bae
Loch geftopft? Dae fieht aber gar nicht fchon aue.« Oh, roie ftolz roar ich, ale er bei einem,
r>on mir geftopften Loch fagte: »Ja, bae ift fein genaht.« Ja, naturlich hann Echeharb auch
38
fchmeicheln. Ganz fchiichtcrn ham cr cinmal am Sonnabenb mit einem netten Blumen=
ftrauB an unb fchenhte ihn mir. Am Montag honnte ich ihm bann erzahlen, roae mcine
Kamerabinnen im Lager fur groBe Augen gemacht haben, ale ich mit bem StrauB ham,
unb rote fie geftaunt haben, baB er fogar oon einem hleinen Kaoalier roar. Jeijt roar ee
Echeharb, ber ftolz unb mit leuchtenben Augen umherblichte. Noch oiele Erlebniffe hatte
ich mit bem hleinen Felbroebel, aber auch ber anbere Bub', ber hleine Gerharb, macht oiel
Freube. Schnell roill ich noch ein Tifchgefprach mit ihm fchilbern.
Gerharb mufterte mich, ftechte ben Lbffel langfam in ben Munb, fah mich roieber an unb
meinte: »lch mag Hanna leiben.« Auf bie Frage ber Mutter, ob er mich auch Ueb habe,
antroortete er ganz entfchloffen: »Nein, Ueb habe ich nur Mutter unb Vater.« So roar ich
dmn auch ganz zufrieben, baB mich ber hleine Junge roenigftene leiben mag.
Taglich habe ich fo mcinen SpaB bei meiner Arbeit, unb jeben Morgen freuc ich mich roieber
auf bie Arbeit unb - meine hleinen Freunbe.
Bei Seroechee finb brei hleine Mabchen. Am brolligften ift Klein=Mette. Sie lacht ben ganzen
Tag, fo baB ihre Pauebachen noch runber erfcheinen. Wenn fie mit ihrer Mifchiha^e tiber ben
Hof rennt, ober roenn fie oerfucht, bie Hiihner in ben Stall zu treiben, roae ihr natiirlich
nie gelingt, flattern ihre blonben Lochen im Winb. Sie beroegt ihre hurzen, bichen Beinchen
fo fchnell, baB ihr Korper haum mithommen hann. So gefchieht ee oft, baB fie hinpurzelt.
Dann roeint fie aber nie. Ganz hlaglich ruft fie bann aue: »8einah!«, obgleich fie ganz unb gar
auf ber Erbe liegt.
Heute ift Klaus roieber cinmal im Lager. Er intereffiert fich fur allee, roae im Lager gefchieht.
Befonbers bie Kuche fucht er oft auf. Er roeiB genau, baB ee ba herrliche Pubbinge unb Mar=
melabc gibt. Unfer Kuchenchef ift ja auch ganz gnabig. Fur Klaus hat man immer eine Kleinig=
heft. Klaue hat auch fchon eine Freunbin im Arbeitebienft. Dae ift Helga. Er roill fie fpater
einmal heiraten, aber erft muB er in bie Schule, benn bae Abe muB ein Ehemann boch
roenigftene hennen. Aber Klaue hann fchon richtig eiferfiichtig roerben. Wenn Helga mal einen
anberen Jungen an ber Hanb hat, fagt er ganz bbfe: »Du follft Om Jungen boch nicht an=
faffen. Ich roeiB fchon, ich bin jetjt nicht mehr bein Allerbefter.« Wenn Helga gerabe heine Zeit
fur ihn hat, hommt er zu Gerba unb turnt mit ihr. Wenn fie bann auf bem Kopf fteht ober
Hanbftanb macht, ftellt er ganz fachlich feft: »Du bift gar heine richtige Arbeitemaib, benn fo
etroae machen boch nur Jungene.«
Die fiinfjahrige life fieht fich bie Arbeitemaiben immer ganz genau an. Befonbere bie Klei=
bung intereffiert fie fehr. »Wae bie Maiben aber auch allee fur fchbne Sachen haben, Helga«,
fagt fie einee Tagee. »Erzahl mir boch mal, roieoiel Zeug ihr habt.« Helga fangt auch tatfachlich
an, allee aufzuzahlen. Dae bauert natiirlich eine ganze Weile. Zule^t meint life ganz entfetjt:
»MuB ba eure Lagerfiihrerin aber Diel zu tun haben, roenn fie bae allee roafchen foll.«
Mnfa Minting ait i xi
Scit einigen Tagen finb roir mit ben Tifchen unb Banhcn bee
Kinbergartene hinaue auf bie Wiefe in bie Nahc bee Sanbhaftene
gezogen,bennbae Wetter ift fo herrlich roarm unb fonnig, bal5 ee
zu fchabc roare, roenn n>ir immer im Zimmer fpielen roiirben. Seit
geftern ift ee nun aber fo heilJ geroorben, oaB bie Kinoer um bie
Mittageftunbe trot? ihrer leichten Kleioer ganz fchlafrig unb un=
luftig rouroen unb fich in bae bilkhen Schatten auf ber Wicfe
orangten. Ettnae beffer roar Me Angelegenheit fchon baburch gc=
roorben, ba6 roir auf ber Wafcheleine Wollbechen aufgehangt
batten, bie nun einen Streifen Schatten fpenbeten. Auf einmal
ham une heute morgen ber Gebanhe, boch einmal alle Kinbcr in
einer Wafchfchuffel pantfehen zu laffen. Gebacht! Getan.
Ale bie Kinber une mit ben gefullten Schalen hommen fahen,
fing ein heller Jubel an, benn einige hannten bae Vergnugen
bereite com oorigen Sommer. - Den Kleinften zogen roir einfach
allee Zeug aue. Die GroBeren behielten ihre Spielhoechen an,
unb bann burfte jebee in feine Schuffel hineinfteigen.
Ee roar jetst luftig unb intereffant, bie einzelnen zu beobachten,
roie fie fich babei benahmen unb bann roeiter im Waffer be=
fchaftigten: Hannelore hob ganz oorfichtig ein Beinchen, zuchte
erft noch ein paarmal zuriich, ehe fie fich ein Herz fafcte unb herz=
haft hineintrat. Sorgfam Gletchgeroicht haltenb fet?te fie fich auf
ben Ranb, ruhrte bann ein roenig mit ben Hanbchen im Waffer
herum unb patfehte fich bamit auf ben Korper, um bann mit
tieffinnigem Bitch zu beobachten, roie bae Waffer in hleinen
Bachen uber bae Bauchlein rinnt So faB fie roohl einc VierteU
ftunbe, bie Tante Ebba ham unb fie forgfam abtrocknete.
4o
Ganzlich anbere oerhielt fich Lori im Waffer. Soroic fie burftc,
lief fie auf bie Schuffel loe. Ee entfpann fich ein hleiner Kampf,
roeil ihr Bruber Rainer gerabe an biefelbe Schuffel roollte. Lori
fiegte in biefem hleinen Gefecht, bei oem fchon allerhano Waffer
oerfpritjt rourbe, unb, mich ftolz anftrahlenb, ftieg fie beherzt in
Das halte Na(5. Sie fetjte fich fofort fo roeit ee ging in bae Waffer
hinein unb fing an, mit beiben Hanben hraftig zu fpriijen, baf$
bie UmfU3cnben mit r>iel Gcquiehe t>on ihr roegftrebten. Balb ftieg
fie aber aue, rannte auf ber Wiefe umher, bis fie fich heifi unb
miibe getobt hatte; fprittfe aber bann im Waffer gleich nriebcr
munter um fich. Wenn Tante Ebba nicht Einhalt geboten hatte,
hatte Lori bae ben ganzen Morgen fo fortgefel5t.
Wieber ganz anbere benahmen fich bie Jungen; meift fet$ten fie
fich auf ben Ranb, lielkn bie Beine im Waffer baumeln, machten
Schiffchen aue Grae unb Slattern unb erzeugten mit Feuer=
eifer ZufammenftbBe unb Orhane in ber Schuffel. Zroifchenburch
liefen fie immer mal fort, roeil fie irgenb etroae entbecht hatten,
n>ae fie intereffierte, unb, roic bae im Wefen ber Jungen liegt,
muGten fie allee unterfuchen unb ergriinben. So finb bie Kinber
oerfchieben in ihrer ftrt. Dae honnte man gerabe bei einer fo
auftergerobhnlichen Gelegenheit role biefer befonbere gut er=
hennen. Dae aber ift ee, rcae mir neben bem Umgang mit ben
Kinbern im Kinbergarten fo t»iel Freube macht.
ii^inbatmti
4i
Unt) roenn bann einmal ein Kinberfeft im Lager ift, miiffen alle hommen.
Im Lager foil Kinberfeft fein. Ich bin im Aulknbienft unb machc
Befuche. Ich bin bci Frau R., bie hat oier Kinber, acht, feche, oier,
uno zroei Jabrc alt »Oh!«, fagt fie, »Dieter tnill gar nicht mehr
fchlafcn. Er benht immer, bae Fcft hbnnte ohne ihn fcin. Denhen
Sic nur, heute nacht urn brci Uhr roache ich auf, roeil ich cin
Geraufch hore, ich mache Licht an, ba fpringt Dieter in feinem
Bett herum unb fchreit immer: Mutti, ich geh zum Kinberfeft,
Mutti, ich freu' mich ja fo! Ich honnte ihn gar nicht roieber
bcruhigen.«
ftuf bem Kinberfeft hat Dieter gar nichte gefagt, er hat nur i>m
Munb aufgemacht unb gegucht.
Eiii Kafperletheater machen roir uns felbft, hort einmal zu
- — ' I 1 .' v L ' I ■ -I
Hffiit baucn untfcin
o-
Wir haben auch ein Kafperletheater! Den Kafper, bie
Prinzeffin, Oen Tcufel unb C>ie Grofcmutter, allee haben it>ir
fclbft gemacht.
Wie? Nun, ee ift ganz einfach. Hort gut zu: Das Material
befteht aue alten hellfarbenen Strumpfen= / Watte= ober
Zellftoff=, Garn=, Woll=, Baft=, FelU, Stoff= unb Leber=
rcftcn. Dazu Kartonpapier, Nahgarn, Leim, Tufch= unb
Deckfarben. Werhzeug finb Schere, Nabel, Pinfel.
Nun hann ee loegehen: Von bem Strumpf fchneioet ihr ein
hanblangee Stuch ab, zieht oben mit Nabel unb Faben zu=
fammen, roichelt einige Male mit bem Faben feft herum
unb breht ben Schlauch urn. Dann ftopft ihr ihn ganz prall
mit Watte ober Zellftoff aus. Jeijt braucht ihr eine lange
fpi^e Nabel unb einen Faben, ber moglichft bie gleiche
Farbe hat roie ber Strumpf. Die Knopfperlaugen roerben
aufgenaht ober eingefticht. Ihr ftecht babei am beften burch
ben ganzen Kopf ober roenigftene fchrag nach hinten; bann
honnt ihr namlich burch Strammerziehen bee Fabene bie
Knopfaugen ctroae in (>m Kopf hineinziehen, fo baf5
richtige Augenhbhlen entftehen. Mit farbigem Stichgarn
roerben bann bie Augenbrauen gefticht. Nafen hann man
auf oerfchiebene Art machen, je nachbem, roie fie gerounfcht
roerben. Will ber Kafperherr ober bie Kafperbame eine
runbe Nafe? Dae ift ganz einfach. Ein Watteballchen ober
ein runber Holzhnopf roirb unter bie Strumpfhaut ge=
fchoben unb unter= unb oberhalb ber Nafe roirb bie Haut
43
ein rccnig zufammengezogen; untcn etroae mchr als oben. Soil ee abcr cine langlichc Nafc
rocroen, nchmt ihr cine langlichc Holzperle, ftccht fie oem Kafper unter oie Haut ino Geficht
uno zicbt oieemal oic Haut runo um oic ganzc Nafc zufammen, roeil fie zu fchr auegcochnt
ift. Abcr nchmt gleichfarbenee Gam, fonft ift cucr Kafpcrlc mit fcinem Auefehcn nicht
zufrieoen.
Wic macht ihr nun abcr cine ganz fpitje Nafc? Da fchncioet ihr fchnell cine Nafcnform aus
Kartonpapier, bicgt fie Icicht zufammen uno ftopft fie mit Watte aue.
Nun fticht ihr Den Muno aue, oergefJt auch nicht, oae Kinn auezuftopfen uno naht oen
Bart an, roenn ocr Kafper cincn haben foil! Nun rollt uno hlebt ihr cine fingerftarhc Rohre
zufammen uno ftccht fie, nachoem ihr mit eincm fpit^en Blei etroae oorgebohrt habt, in Den
Kopf. Sie mul? abcr zur Halfte herauefehen. Kafperlee Kopfhaut roiro nun mit eincm Faoen
zufammengczogen uno an oer Rohre - oic fcin Hale ift - fcftgchlcbt uno noch ein paarmal
mit Garn umrotchelt. - Dcr Kerl muft nun noch Ohrcn uno Haarc haben - eincn Helm -
eincn Hut - einc Krone ooer eine Zipfelmut^e. Zuletjt roiro cr noch cin rocnig mit Tufche
gefchminht; uno oann hann ee loegehen: Denht euch mal cin feince Stiich aus!
44
Nun fttcht ihr den Mund aus - oergeBt auch nicht, das Kinn aue=
zuftopfen, und naht den Bart an, roenn der Kafper eincn haben foil.
45
ftitm bntfrntinffyafi im,£ititt)$aTbtit$b\tnft
VON MAIDENHAUPTFUHRERIN LOTTE HARMS.
Die cnge Verbinbung zroifchen Lager unb Dorf zeigt fich nicht nur in ber gemeinfamen
Arbeit, fonbern ganz befonbere auch bei ben gemeinfamen Feften unb Feiern. Der naturliche
Ablauf bee Jahree mit feinem Wechfel ber Zeiten, mit Saat unb Ernte, beftimmt rocitgehenb
ben Rhythmue bee bauerlichen Lebene, beftimmt auch ben Character ber bauerlichen Fefte.
Das Lager ale Teil bee Dorfee ift in biefen Kreielauf eng einbezogen.
Wenn bie Ernte eingebracht, bie le^te Garbe gebunben unb bae let>te Fuber eingefahren
ift, bann roirb bae Erntefeft gefeiert. Im fcftlichen Umzug zieht alt unb jung burch bie StrafJen,
ooran bie riefige Erntehrone, unb auch ber Wagen mit ben Arbeitemaiben fehlt nicht. Hell
leuchten bie roten Kopftticher unb blauen Kleiber in ber Sonne unb machen bae Bilb bunt
unb froh. Abenbe oerfammelt fich allee im Dorfhrug. Unter ber Erntehronc beginnt nun
Sang unb frohee Spiel, unb im Frieben n>irb auch ber Tanz nicht oergeffen. Die Maiben
aber haben an allem ihren frohlichen Anteil, roie in fchroeren Ernteroochen, fo bei ber frohen
Feier nach getaner Arbeit. Ift bae Erntefeft aber erft einmal ooruber, bann heifJt ee fiir oiele
tip- § s f
// J I »*..' f .
MaiOen AbfchieO nchmcn oom Lager, Dorf unO alien lieb geroorOenen Menfchen. Dae halbe
Jahr MaiOenzeit ift im Fluge oergangen, nun Ziehen neue KameraOinnen in Oae leer gerooroene
Lager ein. Doch balO haben fie fich eingelebt unO fuhlen fich in Haue unO Dorf fchon ebenfo
heimifch unO Oazugehorig, roie »Oie Alten« es taten. In Oer Vorroeihnachtezeit gibt es t>iel
Arbeit, Oa roirO gefcheuert, geputjt unO gebachen, Oamit zum Weihnachtefeft allee blitj=
fauber uno fchon ift. FleifMg hilft Oie Arbeitemaio oer Bauerin. Ein ganz befonOere fchoner
Tag ift Oas Schlachtfeft, manche MaiO erlebt es zum erftenmal in ihrem Leben. An folchcm
Tagc Oarf fie auch roohl einmal fpater ine Lager zuriichhehren ale geroohnlich. Wenn fie
oann abenos toomuoe auf ihrem Strohfach liegt, ift fie ftolz oaruber, oaB fie fo oiel hat
helfen Ourfen.
In Oer DammerftunOe Oee erften Vorroeihnachtefonntagee fieht man oermummte Geftalten ins
Dorf hufchen: Die MaiOen bringen felbftgebunOene Lichterhranze in ihre Aufknoienftftellen
unO fingen ihren Familien ein paar roeihnachtliche LieOer. Die Dorfjugeno aber roiro zu einem
groBen Kinoerfeft ins oorroeihnachtlich gefchmuchte Lager gelaOen. Die Maioen fpielen ihnen
»Dornroschen« oOer »Frau Holle« ooer ein anoeree fchones Marchenfpiel. Zum SchluB hommt
oie grolk liberrafchung: Der Weihnachtsmann oerteilt in hochfteigener Perfon feine oielen
fchonen Gaben, oie MeilMge Arbeitemaioen an Oen langen Winterabenoen unter oer Anleitung
ihrer Lagerfuhrerin fur oie Kinoer gebaftelt haben. Dae gibt eine Freuoel Selig zieht allee mit
feinen Gefchenhen nach Haus, Me Kleinften forgfam heimgeleitet ©on oer »Tante Arbeits=
maio«.
Doch nicht nur Oie hleinen Gafte hommen gem zu oen Maioen, fonoern auch oie grolkn.
Fur oen Sonntagnachmittag ift grolke Bauernfeft im Lager angefagt, unO oie Maioen find
fchon ganz aufgeregt uno ungeOulOig, ob »ihre« Frau auch beftimmt hommt, roie fie es
zugefagt hat.
Neben oen Fcften im Jahreelauf finO ee ©or allem oie nationalen Feiertage, oie Dorf uno
Lager ftete gemeinfam begehen, ob ee fich nun urn oen 1. Mai uno oen Geburtetag Oee
Fiihrere ooer urn oen 9. November uno oen HelOengeOenhtag hanoelt. Einen ganz befonOeren
Plat} aber nimmt oer Muttertag ein. - Wenn irgenOroo im Dorf ein KinOlein geboren roiro,
fingen Oie MaiOen Oer Mutter am nachften Tage ein LieO unO bringen ihr Blumen zum GruR.
So fchlielkn Arbeit unO Feier im bunten Wechfel Oee Jahree unO oee Lebene ein fcftee BanO
Oer Gemcinfchaft urn Lager unO Dorf. Die ArbeitemaiOen finO aue unferen Dorfern nicht
mehr roegzuOenhcn, unO Oiee Beroulkfein Oer Zugehorigheit unO oes Helfenhonnene laBt
Fuhrerinnen unO MaiOen ihre Arbeit immer roieOer mit neuer FreuOe unO frifchem Mut
anpachen unO ift Oer fchonfte Lohn fiir alle Mtihe.
rfj Xabc
zum Gartenfeft in Matgcn&orf am id. Juni herzlich em. Um 14.30 Uhr
ocrfammeln fich fcic Gafte auf Der Tcrraffe. Nach fcer BcgruBung be=
ginnt fcer feftuche Ummarfch Cmrch Den Parh unb enfcet mit cincr
frohlichen Kaffeetafel. Dort crfcheincn ungcnO Die Maifcen unO be=
girmen Oas Spiel r>on fcer Ganfehirtin. Nachoem CHe Hochzcit fcer
Konigetochter gefeiert roorOcn ift, ntmmt Oas Fcft feinen Fortgang
auf Oer Wiefe t>or Oem Haufe.
Die Maifccn zeigen Tanze unC) fingen frohe Liefcer. Dae Hochzeitepaar
rcirC) Cmrch Die Auffuhrung eineo Schroanhee geehrt. Danach ertont
ein Singen, unO alle Gafte ftimmen ein. Damit geht Das Gartenfeft
zu Enfce.
vv
93!etilenbutfl 4
49
Singenf) erfcheinen Die Mai&en unD beginnen Das Spiel
Don bcr Ganfeltef'l, roenn Oann Die Hochzeit gefeiert ift,
fpielen unf> tanzen Die MaiOen.
nDlich ift Der grofce Augenblich gehommen, roo roir unfcrn Bauern all
t* 9^m Die Tanze oorfiihren roollen, Die roir roiihrenD unfcrcr MaiDenzeit
erlernt habcn. Anfange finD roir noch ein roenig befangen, aber mit jeDcm
Tanz, Den roir auf Dcm altcn Dorfplat; zeigen, roerDen roir fichcrcr. Doch nun
hommt unfcr SchmerzcnehinD: Der mechlenburgifche Kegel! Ob er roohl
beute hlappen roirD?
Aufgepafct! Die Aufftellung!! Vier Paare ftehen fich hreuzroeife gegeniiber, ein
ftinftee fteht innen, Die Unhen Arme untergehaht. Schnell fliiftern roir uns
noch einmal zu, roelche© Paar roir finD: Der Mufih gegeniiber Dae erfte Paar,
t>or oiefem oao 2., rechte t>on oiefetn Dae 3., unD Das 4. roieDer gegeniiber.
Die Mufik fet^t ein. - Der Tanz beginnt mit einem Kreis Unhe herum; Dae
56
c
©*•
^***4t^r~'**£tvr~''^
5i
Inncnpaar breht fich entgegengefety roie ber AuGenhreie, bann roechfcln
beibe. - Nun ftchen alle roieber paarroeife. Dae Mittelpaar hat fich eingehaht,
ber «Jungc» mit bcm Riichen, bae Mabchcn mit Ocm Gcficht zur Mufih. Dae
Mabel gcht nun zu bem »Jungcn« - b. h. ber linhen Maib - bee 2. Paaree
unb breht fich, mit ihr eingehaht, einmal herum. Daefelbe macht ber «Jungc»
mit bem »Mabel« bee erften Paaree. Beibe treffen fich roieber in ber Mitte,
rcichcn fich fluchtig Den Arm unb roieberholen Die Form mit bem entgegen=
gefetjten Paar. Nun roerocn fie t>on Paar 3 unb 4 einmal im Kreie umtanzt
unb roieberholen bae Ganzc jetjt mit biefen beiben Paaren (fiehe Abbilbung),
roobci bieemal Paar 1 unb 2 ben SchluBhreie bilben.
Zu Beginn bee neucn Teilee ftehen alle roie zu Anfang, auch bie erfte Form
ift biefelbe; ftatt aber einmal umhreift zu roerben, fchroenhen bie beiben
Innentanzer fofort roeiter zu Paar 3 unb 4. Haben fie fich mit biefen gc=
breht, fo roerben fie linhe unb rechte herum im Kreie umtanzt, unb zroar
bieemal t»on ben »oier Mabeln«, roahrenb bie »Jungene« bazu in bie Hanbe
hlatfchen (fiehe Abbtlbung). Der AuBenhreie macht anfchliefknb bie Kette
* V
2
linhe unb rechte hcrum. Wahrenbbeffen
ftcht bae inncre Paar fchon in Tanzfaffung;
unb zrcar roeift ber geftrechtc Arm auf
Paar t, benn biee tanzt nun anfchliefknb an
feinc Stcllc, roahrenb alle anbern im Walzcr=
fchritt cinmal herumtanzen. Der ganzc
iibrige Tanz roirb in cinfacbcm roeitem
Schritt gegangen.
Dicfee Ganzc roieberholt fich nun fo oft, bie
alle t>icr Paarc im Innenhreie roarcn. Ale
letjtee roirb Paar 4 t>on bem urfpriinglichcn
Innenpaar abgelbft. Nun nodi ben Kreie
roie zu Anfang - ben AbfchluB. . . .
So ganz richtig roar ee aber boch noch nicht;
zu leicht hommen rotr immcr roieber mit On
Reihenfolge ber Paare burcheinanber. Da
hommt une unerroartete Hilfe. Einer ber
umftehenben Baucrn, ber fchon bie ganzc
Zeit fchmunzelnb zugefehen hat, tritt naher
an une hcran. Ob roir benn audi bie Bc=
beutung biefce Tanzce hennten, fragt cr
une. - Die Bebeutung? - Nein! Daoon habcn
rc>ir nic etroae gclibrt.
Tja, alio - bae ift fo: - Der Tanz, ber
rourbe fruher auf Ocm Erntebanhfeft getanzt.
Zuerft, ba ftanb ber altc Bauer mit feiner
Baucrin in ber Mitte. Der Mufih gcgeniiber
tanztc ber Sohn mit ber jungcn Frau, auf
ber anberen Scite ber Gro&hnecht mit ber
GrolJmagb, rcchte t>on biefcn roar ber Plat?
,^%i*
s
r j
*&&
j
v^ t \
53
oon Kleinhnecht unD KleinmagD, unD Den Platj Dee 4. Paaree fullten
fchlielMich Der Hiitejunge unD Dae Ganfeliefel. Mit jeDem tanzte Dae altc
Bauernpaar erft einmal, Dann hamen alle fchon Der Reihe nach einmal in
Die Mitte. Da gab ee naturltch hein Auelaffen unD Uein Verroechfeln; Dae
serfteht fich! - Ja, ja, ee roar cin fchoner, alter Brauch. - Der Bauer felbft hat
ihn noch mitgetanzt, Den Kegel. Aber faft roare er in Vergeffenheit geraten,
roenn ihn nicht hcute Die ArbeitemaiDen zu neuem Leben erroecht hatten.
Dae alfo roar Die Erhlarung! Wie fchon, DaB roir Dae nun rouBten! - Von
jetjt an flufterten roir une nicht mehr zu: Ihr feiD Paar 1, - ihr Paar 3. -
Nun hieB ee nur noch: Ihr feiD Bauer unD Bauerin - unD ihr Die HiitehinDer!
- UnD ee ftimmte immer! - Der Kegel aber roar balD unfer liebfter Tanz.
54
w Ufyten Shite vom ^EeMbg^ &j*jgtLj>
55
ochenlang hattcn roir ben Tag herbeigefehnt, nun roar cs fo rocit:
Muttertag! Die Sicbler hattcn heinc Ahnung, 0al3 it>ir heutc hommen
roiirbeh; roir roollten fie uberrafchen.
Am Sonntagmorgen, ale noch ber Tau auf Oen Grafem unb Bliiten lag, ftampften roir fchon
in t>en Wiefen hcrum unb fuchten Sumpfbotterblumen unb Himmelsfchluffelchen. Ale unfcrc
Hanbe bie riefigen StrauBe fchlielMich nicht mehr umfpannen honnten, hehrten roir heim.
Welch farbenprachtigee frohce Bilb roar ce, ale Die breiBig Maiben in lichtblauen Kleibern, mit
leuchtenb rotcm Kopftuch unb roeilkr Zierfchurze, bie Arme ooll golbengelber Blumen, fingenb
in Den Morgen hincinzogen! Wir roarcn in richtiger Fefttageftimmung, unb bie Augcn
ftrahlten mit ben frifchen Bliitcn in unferen Hanbcn um bie Wcttc. - Unb fo ging ee bie
DorfftraUc entlang, bio bie lange Reihc immcr hiirzer rourbe - benn cine Maib nach ber anbe=
ren Ibfte fich, um in »ihr« Sieblerhaue Frohfinn unb Freube zu tragen.
Wie erftaunt blichte manche Sicblerfrau com Herbe auf, ober trochnetc fchnell bie naffen Hanbe
an ber Schiirzc ab, roenn ber unerroartete Gaft eintrat!
Aber fchnell hatte bie Maib bann ihre Schiirzc umgetan, unb fie pachtc iibcrall mit an, roo ee
notroenbig roar.
56
■ mmcr roaren roir beftrcbt, ben Tag cin roenig befonbere zu geftalten; fci ee,
^ / Oal> roir bic Kinder befchaftigten unb ber Mutter baburch cine ungeroohnte
Ruheftunbe oerfchafften, ober bal$ nMr tMelleicht nach bem Effen gemeinfam
mit ber Frau Daes BilO bee Sohncs anfehauten, ber an ber Front ftanb, unb
zu bem ihre Geoanhen heute am Muttertag ganz befonbers hingezogen
rourben. Ein fefter Hanbebruch banhte uns beim Abfchieb, unb roir fuhlten une ftolz unb
gltichlich, fo baft gar kein trauriger Gebanhe an zu Haufe aufhommen honntc, obgleich boch
Dicle tMelleicht bae erfte Mai zum Muttertage nicht baheim roaren.
Aber bae fuhlten alle; roae fie an biefcm Sonntag bci ben Miittern im Dorfe geholfen batten,
bae hattcn fie irgenbroie auch ihrcr eigencn Mutter zugutc getan; unb biefee Gcfuhl brachtc fie
ihrem Zubaufe ganz befonbere nahe.
h
Z)er ^ienftbefucfy ift angefagt;
unb tjeute ift bee geofse Uag.
Z>as Hager mitb brauf eingeftellt,
bag alles ja eedjt gut gefallt.
66 toieb gepufct, getoifdK, gefciubect
unb jebe <3tfe ausgefdjeuect.
©o ftetyn toie bnnn im Uagesraum
gae tyiibfd; unb oebentlid) gu fdjau'n.
05leid7 toieb nun bie 3egeii|hmg fcin --,
man (tetjt uns an, ba^ toir uns fceu'n.
Unb n^l) - ba Fommt ben 25ccg beeab
bee IMenftbeluct; unb unfee ©tab.
yebodj - ob, tueb - urns feljen toic?
<$eelinbe au6 bem 3tigelgimmec
Fommt fcifrf; unb muntec fo tuie immec
tjeeausfpagieet im blauen RleibJ
Unb ift nod; Feinestuege beeeitJ
£)od; biefes ift nod; nidjt genug:
J\)v Ruv8 in Kid^tung ^tidje fdljct.
HJie ftetjen ttrie t?om ©djlag geciitjct!
Unb fetj'n uns an - tuae abec nun J?
^ann man benn ba nod; ettoas tun?
Z>odj unfee bcaoe $. v. JD.
ift ttriebee einmal auf bee IfW!
7Hit einem ©afc am $enftec fri;on
euft (Te: //(Peclinbe - cafdj bauonl
HJotytn ift gleidj, Me fi^auptfadj' bann,
bag ©ie nuc niemanb feljen FannF
58
eulinbe gutft erft jiemlid} bumtri;
bcetjt H^ bann aber fdjnell tjerum,
jtoar ift |te nod) etttme uecftdrt
(t>on C^aften tjat [\z nidjta getj0ct!)
<Stfa£t iebod? alsbalb bie Oadje
unb benFt: Was id} tuotjl jdst nuc madje?
(3in ZMenftbefud) unb biefe tagtl
j&a gibt'6 ttm6- unb fdjnell, otjne $rage -
mup id; tjerfdjarinben, bamit bort
nuc niemanb mecFt, ba(? id} bin fort.
Unb nod; im lefcten 3ugenblitf
vzv{diwmbtt (Te in „£Jesdjens (SHOtf*.
Win nbec tyaben nidjt meljc ?eit.
Z)ie TFfir get)t auf- uric [tab bcrciti
Z)odf (pater, als bie Oadj uorbei,
HJar tjiecflber nod) oft <3z{divz\l -
5g
11 nf itifu §>igi lfal7i*t
eroer Se mbten uns boch mitnahmen!«_ »Nee«/
fegt be oil Schipper, »nee, Frollein, ich hann't nidi
mahen.« - »Wi mbchten boch fo gcrn alltohoopen
mitfiihrn.« »Nee, £4 un hein ein mihr. Wat benhen Sc, be bcftrafcn
mi, Dat roarb hontrollicrt!«
Na, benn roarb't aben ni*. Wi roull'n fo giem alltohoopen mit alio
Maiben fuhr'n, oeroer be oil Schipper let fich nich beraben. Dc Piep
in'n Munb, fin Schippermut} up ben Kop, fo ftunn hei bor, un fa
hein Wurt mihr. - »Fuhrcns boch troeimaU, meint hei benn; »Se
hebben geroiG mihr boroon, ganz geroifc! Un ich han't nich anners
mahen, ich han't geroiB nich annere mahen.« - Na, benn man tau!
An'n Sunnbag morgen fiinb roi mit 20 Maibcn up be Kieijbruch'
oon Woren . . . De Siinn be lacht all mat fe hann ; be Winb het noch
'n batcn upfrifcht, un bat Waber id grab fo as roi't une roiinfcht
har'n. Oroer bat hann je oh meift nich anners fin, benn mi herot
unc boch all fo freut up bifen Sunnbag.
Wie ftiegen in, fauhen uno en Plat? - un benn geiht loe. Noch fiinb roi up be Binnen=
murit), bor geiht bat noch ganz fachting an. Uns Boot fchauhelt ganz licfing - binah
ift nich tau fpuren. Dat roittc Segel fteiht picl in i>m blauen Himmel, as roenn't
feggen mull:
»Kieht mi mal an, feht ji mi oh all?« - line Schipperhlaoier mot mal mebber herholln,
un roi fiinb nu all in 'nc rechte Stinbageftimmung.
60
Derm hamen roi an oen »Hale«; Oat ie Oat Stuck mang Binncn= un Butenmiirik. Line'
Schipper ftoppt fich fin Piep noch cine, fchiirot fich De Muk in'n Nacken, as rocnn he feggen
roull: - fo, nu hollt juch roift! Nu geiht't icrft richtig an -, un hriikt oenn oh loe! De Wino fot
acfitcrn in une' Segel, un aff giing oat! Junge oi, roier oat ne Fahrt! Mennigein oon une
roiir nu ooch 'n baten benaut hiehen, ae roull fc fcggen: Wenn oit man gauo geiht! line
Boot leg bannig fcheep. Une' Schipper grient fich eine. (Dat fall he rooll, he fiihrt jo alle
Dag!) Dat beft gegen fo'n baten Beorippft - fin to nu allemol oat Aten. Wi har'n all 'n
machtigcn Hunger. Une' Kauhenpahet mot ran! Un bannig gauo het't une oann fmecht!
Une' Schipper freit fich oh. So 'n Kauchen har he nich alle Dag. So'n rechten Sunnoage=
hauhen roier't un noch oortau ahn Marhen!
An'n Abeno, ae roi fchon in't Bett lagen oon, hebben roie noch eine an une' Segelfohrt oacht
un fiinb bi't Inflapen noch up oe Miirik hriizt!
61
5chu(
Unffrr^cljnriii
berall tin Dorf ftehen bie Kinder beifammen, tufcheln unb haben es fchr roichtig.
Kommt man nahcr heran unb fragt, fo antroortct fo cin Kleiner Burfche eifrig:
»Du, nMr hriegen morgen eine neue Lehrerin, unb Dae ift einc Arbeitemaib.
Aber roir miiffen »Sie« fagen unb »Fraulein« hat ber Lehrer gefagt. Du, ob bie
auch haut?« - Das ift neben ber Freube auf bae Neue feine gro&te Sorge.
Unb biefe Arbeitsmaib bin ich! Morgene, roenn meine Kamerabinnen in ben Aufknbienft
roanbern, gehe ich hiniiber in bie Schule. 25 Jungen unb Mabel im Alter Don 6 bio 9 Jahrcn
ftehen fchon oor ber Ttir unb marten. Ale fie mich fehen - bae blaue Kleib unb bas rote Kopf=
tuch leuchten fchon t>on roeitem - ftiirmen fie in bie Klaffe. - Zuerft habe ich boch ein roenig
iiberlegt, ob bie Kleinen mir roohl gehorchen roiirben unb ben nbtigen Refpeht hatten, benn
ich bin allein mit ihnen unb ber Lehrer nebenan bei ben Grofkn. Im SchloB unb bei ber
Mutter baheim ift bie Maib ber befte Spielhamerab ber Kinber, unb jet>t foil ich plot;Uch ihre
Lehrerin fein? Aber eo geht t>iel beffer, ate ich bachtc,- fchnell haben roir Freunbfchaft ge=
fchloffen unb oerftehen uns prachtig.
62
Wcnn ich in bie Klaffc homme, ftehen alle auf, unb roir
fingen zu Anfang ein recht frohlichee LieO; bae mogen fie
alle gem. Unb bann roirb ec ernft, C>ic Kleinen muffen ihrc
Haueaufgaben zeigen, unb auch bie Grofien hommen an bie
Reihe. Ee ift zuerft gar nicht fo einfach, beibe Abteilungen
zu befchaftigen unb Rube in Oic lebhafte Banbe zu bringen.
Mcift miiffen fie etroas fchreiben, unb rcer zuerft fertig ift unb
bie roenigften Fehler hat, barf fich zum SchluB cin Lieb
rounfehen. Dae mollen alle gem, unb jcber paBt auf, balJ
niemanb abfchreibt unb mogelt. In ber ZnMfchenzeit muffen bie ABC=Schut5en fehr ficilMg fein.
Wir lefen, bilben Silben unb Satje aue Buchftaben, bie roir neu gelernt haben, zum Beifpiel
»Sch - fcha -fchau, fchm - fchma - fchmal.« Dann fchreiben roir t>tn Sat*: »Schau ben fchbnen
Sonnenfchcin«. Allee muffen roir ohne Fibel lernen, roeil ee fiir bie neue Normalfchrift noch
heinc gibt. Ich fchreibe ihnen bie Buchftaben in ihre Hefte, unb auch Satse, aue benen fie
fteilMg lefen iiben. Zu meiner Freube geht ee fchon ganz gut. - Dann hommt bie Paufe. - Am
fchbnften finben fie ee immer, roenn ich mit ihnen fpiele unb tolle, unb babei geht ee bann
mit bem »Du« unb »Fraulein« recht burcheinanber. Aber bae macht gar nichte, benn fie ge=
horchen mir aufe Wort. - Nach ber Paufe geht ee mit Hallo roieber in bie Klaffe,- nun
hommt bae Rechnen an bie Reihe. Die Kleinen begniigen fich mit ben Zahlen Don i bio 20,
roahrenb bie GrolJen fich tapfer mit bem Einmaleine qualen. - Einmal in ber Woche fingen roir
cine ganze Stunbe. Das mogen bie Kinber gern. Sie
fingen mit Begeifterung, befonbere ein hleiner Junge - unb
immer ganz falfch. Manchmal muf5 ich boch lachen, roenn
cr mit tieffter Uberzeugung bazroifchen brummt, aber
pielleicht lernt er ee noch. Oft turnen roir auch eine Stunbe,
bann habc ich bie ganze Schule, bae ift ein luftigee Durch=
einanber. Am liebften fpielen mir Vblher= unb Treibball,
genau roie bie GroBcn.
63
id zu fchnell gehcn une Die Stunfcen ooriibcr; ein LicO noch, unC> Die Schule
ift aus. Mcinc Zoglingc bringcn mich cin Stuch bis zum SchloB unO laufen Oann nach Haue.
Dae hatte ich mir im Marz auch nicht traumen laffen, C»a6 ich in Dier Wochen, nachfcem ich
fcie Schule gera&e felbft oerlaffen habe, ttriefcer zur Schule gehen rcoirfce - unO zroar als
»Lehrerin«. Aber es macht grolk Freufce, unO ich lerne t»iel Oabci.
Wenn ich fcann »gro5e Ferien« habe, roerfcc ich in Oer Ernte helfen unO auch einmal eine
»richtige Arbeitemai&« fein.
*=, ^
64
D
cr Bezirh III, Mechlenburg, bee Reichearbeitebienftes hat zroei Patenhreife im Warthcgau -
Likmannftabt unb Obornlh. Unter anberem honnten in biefem Winterhalbjahr 1942/43
338 Bekleibungeftuche unb 170 Stucke Spielzeuge abgefanbt roerben. - Dcr Beauftragte ber
Abteilung Dienft unb Organifation ber NSDAP., Gau Warthelanb, fchrieb:
Empfangcn Sie nun im Namen unferer Um =
fieblerfamilien recht herzlichcn Dank fur Ihrc
S p e n e , u n b ti b e r m i 1 1 e I n Sic bittc auch b i e f e n
Dank Ihren Ftihrerinnen unb Maibcn.
In C>en Lagern roirD zu fciefem Ztoech oiel Werkarbeit gemacht.
ajledlen&urg 5
65
llnfcuCaga
Die alten mechlenburgifchen Gutehaufer fin& zum Teil Lager fces ReichearbcitecHenfteo ge=
roorfcen, aber nicht nur Oiefc Unterhunfte, C>enen ein neuee Gepragc Cmrch fchone, fchlichtc
Einrichtungcn gegeben ift, Otcncn ale Unterhunfte, nein, roir haben in Mecklenburg auch
oiele Holzbauslager, in t>enen fich Oie Maiden genau fo roohl fiihlen. LanfcfchaftUch fehr
fchon gelegen, zroechmalMg eingerichtet fint) fciefe Lager unO follen fpater Ourch oor=
bilWiche Maffiobauten erfe^t roerOen.
»llnferc Lager finfc Burgen im Lant>...«
Ein Holzhauelager unferes Bezirhee.
Am Feierabenb fi^eii einige Mabel noch am Kamin - jebes harm feiner
Lieblingsbefchaftigung nachgehen - eine lieft unb eine hanbarbeitet . . .
69
:oo
EOedsen
6 05 -6 ]0 morgen-
ubtmgen
&°-6' 5 Bettenbauen
6 45 -6 50 $al)tiengang
6 50 -7°° lagetappell
7°°-7 30 $tul)ftu&
7 50 -7 55 5ingen
8 00 -9 00 Sdjulung obet
leibesetjieljung
9°°-9 3 ° Dien|hmtettid)t
obet §tei5eit
9 30 -9 45 2. §ml)ftiick
9 45 -10°° amccten 311111
iUifienbienft
10 00 -18 00 aufcni>ienft
12 30 -13 00 mittagc|(en
13°°-13 30 mittag5paufc
13 50 -16 50 acbcit im
Dnnenbienft
16 30 -16 50 nad)mittag5-
haffec
18
05
£lufteubicn|t>
appell
18"-19°° abenbcffen
20
00
20 43
21°°
riad)ad)ten--
bienft
§eiccabenb
obet freiseit
Satjnengang
£id)tfd)lufj
70
■ : :■■■",.'■:,. '.■
...
Jedee Lager hat feine hleinen Erlebniffe, Oic zum Teil aufgefchriebcn oOer ocm C»en »alten«
MaiC>en C»er ncuen Belegfchaft iibermittelt roerben. - In ben alten Sdiloffern unb Gutshaufern
fpuht es nodi manchmal - habt Ihr audi heine Angft - feib ehrlich? - In biefem Lager
trtig ftch folgenbes zu:
7>
jD\z $5ti
V210 Uhr ; - LichtfchluB . . . »Gutc Nacht,
fchlafen Sic gut!« »Danhc, gleichfalls!« -
»Danhc.« Die Tiir fallt ine Schlofi . . .
Seche Kopfe fahren in Den Betten hoch. Ein
tjerftanonieooller Blich - fchon machen ficb
6 MaiOen an ibren SpinDen zu febaffen. -
Ffinf Minuten (pater ftehen 6 abenteuerliche
Geftalten im Schlafraum unb - biegen itch
im Monoenfchein oor Lachen: Turnzeug
gucht zroifchen zu hurzen Pyjamajachen unb
zu engen Hofen heroor. Die Beinc ftechen
in Sochchen unb Turnfchuhen. Eine Dunhle
Deche roallt einer jeben oon ber Schulter.
Seche roeilk Turbane leuchten im Monb=
licht. Leife - auffallenb letfe fiir feche luftigc
Maiben! - geht es Me hnarrenben Trcppen
empor. Dae alte SchloB rounbert fich nicht
fiber Diefe nachtliche Wanberung; fieht ce
boch oft genug 6eifter Durcb Die halb=
Dunhlen Gange eilen. -
Oben im Turmzimmer roirb halt gemacht.
Der Heugeruch ift betaubenb, leuchtenb hell
fieht Der Mono ins Fenfter. Kalt ift fein
Licht - ftill Die Nacht . . . Aber hier orinnen
ift Leben. Im Kreife filjen Die »Geifter« mit
gehreuzten Armen unb Beinen unb fiihrcn
ihre rceifen Reben:
72
jmftunfrf
»Allah Irnahu, rote langc roetlteft bu am
fcrnen Geftabe bes Nil? Sprich oon beinen
Erlebniffen!« -
InznMfchen ift bae Kuchenpahet, ber MitteU
punht bicfer Geiftert»erfchro6rung gebffnet
roo^en. Unter Dieiem Gcmurmcl t>erfcbn>in=
bet ber Kuchen! Geiftermagen finb grofc -
»AUah Amahu,- bein Gaftmahl roar gut!«
Sehr profaifcher Sprubel lauft burch bie
Geifterhehlen, aber er roirb zu luihlem Met
auf ber Zunge ber Verfchroorenen.
»Die Stunbe eilt, gleich ift ee 12! Lafit une
Die Briiber grulkn!«
Sech6 hichernbe Maiben klimmen Die let^ten
Stufen empor. Silbern ift bie Turmzinne be=
fchienen. Schaurig ift ber Geiftertanz; unb
bie Monbftrahlen tanzen mit.
»Seht ihr ben Nebelftreif? Wir hamen zu=
fammen 00m Ei8meer!«
»Allah Gamahu«, - breimal bem Monbe
zu - »AUah Gamahu«.
Dann ift ber feierliche Aht zu Enbe. Scbon
fchlafen feche Geifter ben gefunben Schlaf
ber Arbeitemaib.
Fruh um 5 Uhr roerben fie roach. -
Morgenluft ift hiihl unb nuchtern. Auch
fteife Halfe unb Ruchcn finb nicht roman=
tifch. Zahnehlappernb fchleicht man nach
unten.
Ee fchlaft fich angenehmer im Bett; aber
groBer ift ee zu fpuhen.
Allah Mamahu. -
73
Ein= oder zroetmal In oer Wodie ift politifcher unf) hau*>roirtfchaftlidier llnterricnt.
Dcr polittfche Unterricht foil oie Arbeitomaifc polttifch aufhlaren unC> fie in £>ie Lage
fetjen, audi OrauBen Oas richtige VerftanOnis unO Anteilnahme fiir Oas Zettgefchehen
zu it>ed?en. Den Unterricht fiihrt Oie Laqerftihrerin fcurch.
74
Die ArbeitemaiD erhalt einen gcnauen Einblich in allc Gebiete t>er Haueroirtfchaftv
audi praktifch muf> fie ftch betweifen honnen, unO unter Anleitung Oer Wirtfchafte=
gehilfin ioir& geiuafchen, gebiigelt, im Garten gearbeitet unO das Vieh betreut.
Manche ArbcitemaiO hat noch
nicht otel mit der Haueioirt=
fchafts*, Gartetu unD Stallarbeit
zu tun gehabt, unO fo paffierte
folgenOes in eincr hau<Mt>trt=
fchaftlichen Schulung . . .
i^rpcu:
in eincr haueroirtfchaftlichen SchulungoftunOe mit oem
Thema: »Gartenarbeiten im Fruhjahr«. Die Wirtfchafte=
gehilfin fpricht oon ftark= uno fchroachzehrenDen Pflanzen
un6 fragt: »Was fino cigentlich ftarhzehrenbe Pflanzen?«
Die Maioen meloen fich, uno beim fiufrufen fagt eine:
»Starhzehrende Pflanzen finb nor alien Dingen - Zitronen!«
Co
^k.
c%
«b
m^i
j
rC)
77
Denht nicht, C>af3 es nun fcamit getan ift, im Garten t»ae llnkraut auezu=
Ziehen, auch Me Pflege fcer Gartengerate mill gelernt fein. - Unter Anleitung
J>er Wirtfchaftogehilfin tmrfc bie& gefchehen.
itypcii
ja Appell - roclcb grofcen Scbrcchcn jagte une bides Wort in ben crftcn
Wochcn unfercr Reichearbeitabienftzcit immcr cin! Appell t»on Bekleibunge=
ftuchen jcglicbcr Art - Schubert, Hiiten, Kleibern, unb immer fanb fich zuerft
einc Kleinigheit - We Tafcben roaren nicbt recht auegeburftet, ein Knopf fafc
lofc . . . Nun hann une biefes Wort nicht mehr erfebrechen, benn unfere
Sacben finb immer alle orbentlich.
C—
leudjten aus fcem Kafengctin.
Jdautec gcope golbne TTcaume
ftolj In meinec ©eele blfltjn.
yefcec 25aum Ijat wolle Platen,
feftec Dogel jubclt laut,
jebee fjalm un& je5e IRifpe
[m& mit TTcopfen fd/tuec betaut.
MUndlid) iiberliefert
80
auter kleine golbne Sonncn . . .
Jeben Morgen unb jeOen Abenb, roenn roir zur Fahnc
gehen, ftehen roir t>or unferer Wiefe. Sic fieht mfibe unb
grau aue, unb es ift nichts mehr zu fehen x>on ihrcr
frfiheren Pracht. Aber ernes Morgens ift irgenb etroas
anbers. Ein heller Schein liegt fiber ihr, ber jeben Tag
bunhler unb roirhlicher roirb. Was erft fteif unb roiber=
borftig ftanb, roirb roeich unb jung unb roiegt fich fpielenb
im Winb. Unb aus crftem zarten Werben roirb fattes,
oollee S e i n. Unb eines Morgens leuchtet uns aus biefem
bunklen Grfin bie Sonne felbft entgegen. In unzahligen
hleinen golbenen Blfiten lacht fie uns zu, unb roir roerben
frbhlich, unfer Lieb roirb heller - roir haben bie Sonne
gefehen! Man honnte meinen, Sonnenftrahlen roaren auf
bie Erbe gefallen, hatten fich zu Blumen oerroanbelt unb
ftrahlten nun alles Licht unb alle Warme zurfich. Unb fie
bleiben auch ber Mutter Sonne treu. In ihrem hellen Glanz
offnen fie fich roeit, ganz roeit um alles Licht unb alle
Warme aufzunehmen, fobalb fie fich aber hinter bunhlen
Wolhen oerftecht, fchliefkn fie fich, fo, ale roaren fie eben
nur fur bie Sonne gefchaffen. Wohin roir fehen, blfihen fie
uns entgegen. Jeber hennt fie, unb ee gibt fo oiele Namen
ffir fie. Manchmal roirb fie Butterblume, Pufteblume, Kuh=
blume, Kettenblume ober Hunbeblume genannt, eigentlich
aber muBte man fie Sonnenblume nennen.
Man hann fie nicht mit nach Haufe nehmen, fie roirhen
nur bort, roo fie hingehoren, in ben Graben, auf bie Wiefe
unb an bie Hange. Unb nur bort konnen roir uns fiber
ihren Glanz freuen, fiber ihr roarmes Leuchten, bas uns
erzahlt com Wunber alles Lebenbigen.
Unb fie finb ee auch, bie uns ben Sommer, bie helle,
ftrahlenbe Zeit oerheiften. Wir freuen uns auf fie, roie roir
uns auf ben Sommer freuen unb auf bie Sonne.
9Hetflen6utg
Doch fiir eine© begeiftern roir une
alle glcich: fur t>ie Leibesmiehung!
!!.
£\m imvngtplirtje Bpoitftunitt imCagct
<m
m§^
angc roaren rolr noch nicht im Lager, hannten
etnanber roenig unb hatten noch nicht jene
inncre Verbinbung, roic fie hcute unter une
befteht, boch fiir eine begeifterten roir tine
fchon alle gleich: fur bie Leibeeerziehung! fiir
une ein Begriff, ber Freube bebcutete. -
Heute fteht auf bem Dienftplan »Gelanbelauf«.
Wir finb poller Spannung unb follen auch nicht enttaufcht
roerben. Luftig geht ee ben Weg entlang. Doch ber ift
plbtjlich zu Enbe! Wir ftehen r»or einem Zaun mit StacheU
braht! Wie foil ee nun roeitergehen? - Doch fchon hat
unfere Lagerfiihrerin bae Problem gelbft: Hinbcrniffc finb
bazu ba, um iiberrounben zu roerben! Diet? gilt auch fiir
eine Arbeitemaib. Der Zaun roirb alfo iiberhlettert! Dae
heiBt, roer bae Krabbeln mehr liebt, roinbet fich rcie eine
Schlange unten burch. Beibce ift leicht gefagt; une macht
ee jeboch Schroierighciten, babei aber natiirlich grol?en
SpaB. Wie oft bleibt eine hangen unb roirb bann unter
r>iel Gelachter aue ben Krallen bee Zaunee befrcit!
Wahrenb bie let>ten noch ihre liebe Not mit bem Zaun
haben, ift bie Spitje fchon roeitergeeilt. Jetjt geht ee fiber
auegetrochnete Graben! Jebe muft bariiber fpringen. Hei,
roae gibt bae fiir einen Spaft! Doch bae finb ja allee noch
Kleinigheiten, balb foil ee ganz anbere hommen! -
Unzahlige Bache burchqueren bie Wiefen, bie une nun aue=
gerechnet in ben Weg hommen. Mit mehr ober roenigcr
angftlichen Gefichtern betrachten bie erften ben Bach, t>or
bem roir nun ftehen, aber ba ift heine, ber etroa ber Ge=
banhe an Umhehren gehommen roare! - Doch fiehe ba! -
83
m i
unfcrc Lagerfuhrerin fteht fchon auf ber anberen Scitc unb erroartet une,
inbem fie uns ihrc Hilfc zutcil roerben lafct. Die erftc Mutigc nimmt
Anlauf - aber ach! - zu hurz gefprungenU Wir anbern ftehen brum hcrum
unb fehen bem Schaufpiel zu. Ja, bae Stoppen oorm Abfprung in bem
naffen Gras roar ihr zum Schichfal geroorben! Das grofk Gelachter hatte
eingefefjt unb follte fo bait) hein Enbe finben! - Der Bach ift abcr auch zu
brcit fur bie, bie hurze Bcinc haben!! So hommt ee, bal5 plbtjlich eine
Maib barfufc am anbern Ufer fteht; bem Turnfchuh fcheint es beffer im
Moraft zu gefallen, cr roollte burchaus nicht am Fufie bleiben! -
Nun gcht es roeiter. 8ei einigen noch folgenben Bachen gibt ee bas gleiche
Schaufpiel. Dann roirb leiber ber Ruchroeg angetreten. Einen Spafc follen
roir jeooch noch haben: Es ift eine Wiefe zu ourchqueren, auf Oer eine
Schar Kuhe roeibet. Nun ftnb roir faft alle Mabels aus ber Stabt unb noch
nicht in nahere Bcruhrung mit biefen Tieren gehommen. So hoftet ee alfo
einige Uberroinbung, bie bie erften bie Wiefe burchfehreiten. Die Kuhe ftehen
frieblich unb fchauen bem Treiben mit gutmutigen Augen zu. Einige befon=
bere oorfichtige Maiben ftehen noch immer hinterm Zaun unb fcheinen ab=
zuroarten. Ganz trauen fie bem Frieben nicht. Unb - ee gefchieht ganz
rcirhlich nichtc? - !
Die letjten brei hlettern alfo unter bem Draht burch unb laufen, ftch immer
zu ben Kuhen umroenbenb, uber bie Wiefe. Doch roas ift bae?! PlbtUich
hebt eine Kuh ben Schroanz, fenht ben Kopf unb jagt in roilbem Galopp
hinter ben brei Maiben her. - Eine tolle Jagb fefjt ein! Die Verfolgten
nehmen ihre Beine in bie Hanb unb laufen, fo fchnell fie nur hbnnen.
84
Alle AufJenftehenoen quietfchen uno trampeln nor Vergniigen. Dcr rettenfcc Draht ift erreicht,
roic oer Blit> fino fie auf oer anoeren Seitc. Diesfeite oes Zaunee oie orei erfchopften Maioen,
mit angftlichem Blich zuriichfchaueno - uno jcnfeits noch immcr mit gefenhtem Kopf uno crho=
benem Scbtt>anz Me Kuh; oer Anblich roar zu fchon! - In Oem Kiefernroalo, oen roir, ehe oae
Lager erreicht ift, zu ourchlaufen haben, machen roir eine hurze Schlacht mit Tannenzapfen, bet
oer oiejenigen, oie noch heinen blauen Flechen haben, fchncll noch einen behommen. -
Gluheno r>or Bcgeifterung erhlingt an oiefem Tage unfer »zichezache, zichezache hei bet hei!«
85
An alles uno ieDee ifl
geOacht im Lager, fo
attch an Oie Heilftube.
Kranh in ber Heilftube? Das bebeutct roohl fiir jebe Arbeitsmaib zuerft etnen tiichtigen
Schrcchen. Wic rciirbc ee cincm bort roohl ergehen? Sichcr lag man bort ganz unb gar oer=
laffcn unb rourbe behanbelt, als ob man roer roeifc roas oerbrochen hatte ... - So
ungefahr roar meine Meinung fiber bie Heilftube, unb ich glaube, C>en iibrigen Maioen
ging cs nicht anbere. Doch hierin batten roir une grunblich getaufcht. - Ale ich mich
oor einigen Tagen legte unb bie Lagerfiihrerin zu mir ham, urn zu fehen, roas mir fehltc,
hatte ich tatfachlich Angft, fie rourbe mir ungeheure Mengen oon Mebizin oerabreichen unb
mir brohen, ba6 ich fofort roieber gefunb roerben miiBte. - Doch nichte bergleichen gefchah.
Ich ham in bie Heilftube unb habe mich heinen Augenblich einfam unb oerlaffen gefuhlt.
Manchmal brangen roohl feltfame Tone aus ber Heilftube, roenn z. B. eine halte Umfchlage
bcham; ober roenn Pillen gefchlucht roerben muftten, bie nicht ganz angenehm fchmechten,
boch bae half nichts, mir roollten ja roieber gefunb roerben. Anbere Tabletten bagegen
fchmechten fo gut, bafc meine Kamerabin bie Ration fiir ben ganzen Tag fchon am Morgen
ocrfpciftc! Damit roar bie Lagerfiihrerin naturlich gar nicht einoerftanben unb Inge rourbe
immcr hleiner in ihrem Bett, als bie Lagerfiihrerin ermahnenb oor ihr ftanb.
Jeben Abenb tritt eine Reihe oor ber Heilftube an, alle roollen etroas gegen bie oerfchie=
benften Leiben. Haletabletten, Kopffchmerztabletten, Verbanbe, gegen allee finbet fich im
roohloerfchloffenen Heilfchranh ein Mittel.
Alle Nachrichten unb Sonbermelbungen burften roir horen, auch Briefe fchreiben unb lefen.
Die neucften Zcitungen hamen taglich zu uno. Schroer rourbe ee einem ja, ftill zu liegen,
roenn bie Kamerabinnen brauften lachten unb fangen. Dann qualten roir unfere Lager=
fuhrcrin, ob roir nicht eine Stunbe aufftehen burften. Doch roenn man bann auf roar, fuhlte
man fich gar nicht fo befonbers roohl! Die Knie roaren fo eigenartig roeich unb im Kopfe
faufte es. Jeboch auch bas gab fich, unb bann ift es ein rounberfchbnes Gefuhl, roieber
zufammen mit ben Kamerabinnen fein zu hbnnen.
86
DES
jufyrets unbKeidisfeanjkcsr
UBER DEN ERWEITERTEN
i.
Die zum Reichsarbeirebicnft cingczogcnen reichearbeitebicnftpflichtigen Mabchcn rocrben nach
Ablciftung ihrer Rcichsarbcitcbicnftpflicht auf rocitcrc fechs Monate zum Kriegehilfsbicnft
pcrpflichtct.
II.
Der Kricgchilfsbienft roirb abgelciftct inncrhalb bee Gcbictes bee Grofcbeutfchcn Retches
1. burch Hilfebienft im Biirobctricb bci Dienftftellen ber Wehrmacht unb bci Behbrben,
2. burch Hilfsbicnft in Kranhenhaufcrn unb bci fozialen Einrichtungen,
3. burch Hilfebienft bci hilfebeburftigcn, inebefonberc hinberreichen Familicn.
So lautct bcr Erlafi b?& Fuhrcre, bcr uns zum Kricgehilfebienft aufricf. Das roar im Hcrbft 1941.
Am Morgcn ahntcn roir noch nicht, ale roir zu unferen Sicblcrn gingen, roae bcr Tag une noch
87
bringcn roiirOc. - Mittage bcim NachrichtcnOicnft hortcn roir plot^lich Oic Stimmc Oco An=
fagere Oie roenigen Wortc fagen, Oie fo cinfchneiOenO fur une allc roerOen folltcn. Von Ocm,
roae nachhcr ham, habcn roir Oann nichte mchr gehort, es ging untcr in Icbhaftcn ftueetn-
anOerfetHingcn, bis Oann unfcre Fiihrerin aufftanO unO roir allc ruhig rourOen, urn zu horen,
roae fie uns fagen rotirOe. Da bckam plotjlich Oic game Sachc cin anOeree Geficht. Wir
hattcn ja zuerft nur Oaran gcOacht, roae tt>ir allc aufgeben muftten, tt»ic fchroer Oic langc
Trcnnung t»on zu Haufc fcin rourOe, roie fchroer auch Oic ncue Arbeit fein rourOe, in Oic man
fich eingercohnen mufcte, unO jct^t fprach mit einem Male cin Mcnfch con Oer Aufgabe, Oic
une geftellt rourOe. Ee roarcn eigentlich nur roenige Wortc, Oic une Oic Fiihrcrin fagtc unO
Oic roir nicht t»crgaf5cn. »Stolz mflfSt ihr fcin«, fagte fie, »0al5 Ocr Fiihrer geraOe cuch aufgerufen
hat. Vor Oicfcr Aufgabe roerOen cure perfonlichen Note unO Wiinfche Klein unO unroichtig.«
Wir rouBten gleich, Oaft unfere Fiihrerin recht hatte, abcr ee hamen Ooch noch manchmal
StunOen, in Ocncn ee une fchroer rourOe unO Oae halbc Jahr KriegehilfeOienft roic cin unuber=
ftcigbarer Berg cor une lag. Doch ale ee am SchlufJ fo roeit roar, Oa finO roir alle frcuOig an
Oie ncue Aufgabe gcgangen.
Der Reichsarbeitefuhrer befichtigt etnen Einfat* &ee Kriegshilfebienftee in einem Riiftungebetrieb.
Sehr oerfchiefcen finO J»ie Ma'Oel eingefetjt: A\& Schaffnerin bei Oer Stralkn=
bahn, zur Unterftiit$ung Oer Schtceftcrn in Den Kranftenhaufern unt» Lazaretten,
in Oen Biiros i>er Wehrmacht&ienftftellcn unJ» in Oen Ruftungebetriebcn.
14 Tage fuhr ich ale Lehrling bei ber Straltenbahn, unb bann ham ber grof5e Tag ber Pruning.
Oh, roic hlopfte mein Hcrz an biefem Tag. Zuerft oor Angft unb Oann poller Freube, oenn
ich hatte beftanben. Mit cincm etroae gemifchten Gefuhl fah ich ber hommenben Wochc
boch entgegen. Wae roirb fie bringen? Welche Streche roerbe ich fahren? Am liebften bie
Linie Zippenborf=Fefthalle, bie geht im Schlaf.
Trot* bee Regene gehe ich noch ine Depot unb fehe im Dienftplan nach. Da fteht mein Name
in einer Reihe mit benen ber alten Schafmer unb Schaffnerinnen, unb ich habe ein etroae merh=
rourbigee Gefuhl, baft ich fo gleichroertig in bie grofie Betriebegemeinfchaft aufgenommen bin.
Nach einer unruhigen Nacht trete ich meinen erften Dienft an. Zur Abfahrt fertig gemacht,
oerfehen mit Gelbtafche, Apparat unb Buch, erroarte ich am Abolf=Hitler=Plat> meinen Bus.
Er hommt! Mein Vormann freut fich fichtlich, bal5 er abgelbft roirb, unb rounfcht mir tuel
Spaft. Die Fahrgafte platen bireht in ben Wagen, ba gibt ee allerhanb zu tun!
Allee fertig! Ich tute ab, ber Schaffner im Motorroagen gibt bae Signal roeiter unb ee geht
ab. Nachfte bitte! Moltheplafc, Juftizgebaube, jeber hommt mit einem anbern Wunfch! Ich
rufe bie nachfte Halteftelle. Bliicherplatj! Stimmt ja gar nicht, ich r>erbeffere mich: Blucher=
ftralk! Schmunzelnb nehmen bie Fahrgafte meinen Fehler roahr.
Ich hbnntc mich ohrfeigen.
Wir haben etroae Verfpatung, ber Fahrer mufS aber zur richtigen Zeit eintreffen, unb ba geht
ee urn bie Kuroen, bal5 ich oon einer Eche in bie anbere fliege. Mir ift nicht ganz geheuer,
ich homme mir roie feehranh oor. »Ja«, meint ein Herr, »man mufS allee geroohnt fein«.
Am Blucherplat? fteigt eine altere Dame mit Blumen im Arm ein, ich helfe ihr einfteigen;
beoor fie ben Wagen oerlaftt, ftecht fie mir ine Kriegehilfebienftabzeichen eine Blume unb
fagt: »Machen Sie'e gut, hleinee Fraulein.« Enblich ein Menfch, ber ee gut mit mir meint!
Nach mehreren Fahrten am Abolf=Hitler=Plal3 angelangt, roerbe ich abgelbft.
Die Farbe hatte ich allerbinge etroae oerloren, aber ber erfte Dienft roare gut uberftanben,
unb ich bin machtig ftolz, bafi ich'e gefchafft habe.
90
Die Wichtigheit Oer Aufgabe C>er MaOel, Oie in ben Rtiftungabetrieben befchaftigt finC), geftattet ee
nicht, Naheres iiber tMefelbe zu fagen. Doch audi Oiefc Mafcel oerrichten mit &er gleichen Freu&e roie
im ArbeiteDienft ihre Arbeit, oon &er fie roiffen, 0af5 fie Ourch fciefe Sen Sol&aten unmittelbar
helfen honnen.
fji
MEINE ARBEITSMAIDEN!
Diefes Erinnerungebuch foil Euch, roenn Ihr ee fpater hoffentlich recht oft roieber in bie Hanb
nebmt, fo manchee fagen. In Gebanhen roerbet Ihr Den Ablauf biefee Jahree, fo roie ee fiir
jebe einzelne roar, an Euch t>orbeiziehen laffen: ben Tageelauf im Lager, ben Jahreelauf t»er=
bunben mit bem Werh= unb Feiertag bee Lanboolkee ober ber arbeitenben Beoblkerung in
unferer Inbuftrie. Maiben unb Fiihrerinnen haben ihr perfbnlichee Erleben zufammengetragen,
jebe cine fiir oiele. Genau fo hbnntet unb roerbet Ihr erzahlen.
Ee roar roohl zunachft ein Zufall, bal5 Ihr Euren Arbeitebienft in Mecklenburg ableiftetet,
aber bann faht Ihr gerabe hier, roae unfer beutfehee Schickfal ber Stammeezerriffenheit,
bae oon unferen Feinben beroufct immer roieber ale eine uniiberroinbbarc Tatfache hin=
geftellt rourbe, fiir ben Gau Mechlenburg fur fchroerroiegenbe Folgen hatte, unb baft
biefc Tatfache gar heine Tatfache ift. Deutfche betrachteten biefen Gau zum Beifpiel
roahrenb bee DreilMgjahrigen Kriegee ale Feinbeelanb, oerheerten ihn unb oergoffen roert=
oollee beutfehee Blut. Die Folgen roaren fo fchroer, baft ee erft heute unter unferem Fiihrer
mbglich ift, bie hier im Gaugebiet angerichteten Schaben roiebergutzumachen, fo roie ee
Euch ber Gauleiter auch in feinem Geleitroort fagt. Unb Ihr erlebtet, baf5 auch ber DreilMg=
jahrige Krieg gar hein beutfeher Krieg roar, benn Ihr felber, bie Ihr aue (>m oerfchiebenften
Stammen Deutfchlanbe in unferen Lagern zufammenhamt, habt Euch ja alle oerftanben. Ihr
roart ja am Enbe eurer Arbeitebienftzeit trok aller Verfchiebenheit unb aller Unterfchiebe
nur cinee: Deutfche Mabel. Unb ale bie Mabel, aue bem Inbuftriegebiet ober ber GrofJftabt
hommenb, fahen, roie fchroer unfere Mechlenburgifche Lanbfrau jettf im Kriegc mitfehafft,
beutfehee Brot zu geroinnen, ba hat bie Maib aue Diiffelborf unb aue Dortmunb, aue Wien
unb bem Subetenlanb, aue bem Warthegau unb roo fie roohl fonft her roar, nur einen Dank
unb einen Willen gehabt: ihrer Bauerefrau fo oiel ale mbglich zu helfen. Dae Verftehen
unb bie Liebc hamen bei ber gemeinfamen Arbeit unb ber Achtung t>or bem Einfat? ber
anberen oon felbft. Unb ba habt Ihr befchloffen, baf5 biefe innere Einftellung Euer ganzee
Leben fo bleiben foil.
Ihr Mabel, bie Ihr zu une hamt, habt auch oielleicht zum erftenmal hier in biefem Gau
beroufk erlebt, roarum Deutfchlanbe Kampf im Often ein Schickfalehampf ift. Viele Eurer
Bauern haben Euch erzahlt, ba!5 Briiber unb Schroeftern, Onkel unb Tanten frtiher aueroanbern
muftten, nach Amerika unb anbereroo, um Brot unb Lohn zu finben.
9-'
Me ber Ring unferer Feinbc nach Ocm Welthrieg 1<?14-1<?1$ fich immcr engcr um une Ziehen
roollte, unb beutfcher Lebeneraum immer hnapper rourbe, gait fchon Mechlenburg ale ein
Gebiet, bae Menfchcnuberfchufc aufnebmen honnte. Viele oon Euch rocrben in Mcchlen=
burgifchen Neubauernborfern Lanbeleute aus anberen Teilen be© Reichee, zum Bcifpiel aus
Wiirttemberg, aue bem Rheinlanb ufro. getroffen haben. Diefe Menfchen erzahlen mciftene,
rc>ie gluchlich fie feien, ein groBee Stiid^ mecklenburgifchcn Ackers ihr eigen zu nennen, tnenn
fie Don ihren 40, 60 ober so Morgen grofJen Neubauernftellen fprechen.
Ihr habt aber auch burch ben Arbeitsbienft fo manche anbere Erfcheinung bee Kriegcs
gefehen. Da ift es Euch plo^lich hlar geroorben, roarum beutfche Lieber fur uns ein it»ert=
oollee Gut finb, roarum gerabe unfere Art, bie Fefte zu feiern, une Deutfche t>or ben anbern
heroorhebt, unb roarum gerabe unfere Sitten unb unfere Haltung une beutfche Mabel unb
Frauen r»or ben anbern auszeichnen. Wenn Ihr in ber Tracht unferee Reichearbeitsbienftee
nach Haufe fahren burftet, hat Euch biee Beroufttfein ein ganz ftarhee inneres Gliichegcfuhl
gegeben, bae fich allmahlich fo feft in Euch t>errourzelte, baft Ihr ee auch, roenn Ihr bie Tracht
nicht mehr tragt, nie mehr oerlieren roerbet, roeil bie Tracht ein Symbol roar fiir bie im
Arbcitebienft geroonnene neue Lebenehaltung im Geifte unferer nationalfozialiftifchen Welt=
anfehauung.
So haben roir Mabel im Reichearbeitebienft gelernt, auf cine »frauliche« Art Kamerab zu
fein unb fiir unfer Volh unb Vaterlanb zu hampfen. Einee Tagee roerben roir beroeifen
hbnnen, baft roir barum gerabe bie gliichhafte Erganzung bee beutfehen Mannee finb bei ber
Erfiillung ber Lebeneaufgabe unferee beutfehen Volhee.
Stabshauptfuhrerin
Fiihrerin Des Bezirhs III
Mechlenburg.
94
NACHWEIS DER TEXTE END BILDER
GELEITViOR T
Gauleiter Friedrich Hildebrandt
*
GELEITWOR T
Stabshauptjuhrerm Frau Hanna Trendtcl
*
MECKLENBURG — MENSCH UND LANDSCHAFT
Friedrich Griese
*
AUS DER GESCHICHFE DES WEIBLICHEN ARBEITSDIENSTES
Maidenhauptfiihrerin Lotte Fiedler
*
EEJERN DER GEMEINSCHAFT I M RE I CH S ARBE I TS D I EN SF
Maidenhauptfiihrerin Lotte Harms
*
VERBINDENDE TEXTE
Maidenoberfuhrerin Christel An
*
BE IT RAGE
Fuhrerinnen und Maiden dcs Bezirkes III
*
SCHERENSCHNITTE UND SCHRIFTEN
Fine Arbeitmaid
*
EINBAND ■ KARTEN ■ TAGESPLAN ■ NOTEN
Graphtker Rudolf Gahlbeck
*
BILDER
Martin Badekou- 25
Karl Eschenburg, Warnemiinde 11
Bildamt Sehwerin 3
Privatbilder 3
Liselotte Purper 4
Gustav von Estorff, Potsdam 2
Angehka Nagel von Braun, Berlin 1
Heinricb Hoffmann, Berlin /
Im gleichen Verlag erschienen:
TO ARBEITSMAIDEN IN HESSEN
(herausgegeben von der Bezirksleitung XI, Hessen)
ARBEITSMAIDEN AM OBERRHEIN
(herausgegeben vom Bezirk XV III, Oberrhein)
ARBEITSMAIDEN IN ALTBAYERN
(herausgegeben vom Bezirk XIII, Ahbayern)
ARBEITSMAIDEN ERLEBEN DAS WARTHELAND
(herausgegeben vom Bezirk XXVI, Wartheland)
ARBEITSMAIDEN IN OSTPOMMERN
(herausgegeben von der Bezirksleitung XIV, Pommern-Ost)
ARBEITSMAIDEN DER NORDMARK
(herausgegeben vom Bezirk XV, Nordmark)
In Vorbereitung sind:
FROHES HERZ UND FESTER SINN
(herausgegeben vom Bezirk VIII, Hannover
...UND HEITER ALLE ARBEIT
(herausgegeben vom Bezirk II, Pommern- VC'est)
ARBEITSMAIDEN IN WURTTEMBERG
(herausgegeben vom Bezirk XII, Wurttemberg)
ARBEITSMAIDEN DER WESTMARK
(herausgegeben vom Bezirk XXVIII, Westmarkj
ARBEITSMAIDEN ZWISCHEN WESER UXD EMS
(herausgegeben vomBezirk XVII, Oldenburg]
Hans Retzlaf f :
EINEN SOMMER LANG ARBEITSMAID IN BOHMEN UND MAHREN
(herausgegeben vom Bezirk XXIV, Bohmen-Mahrer.)