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Full text of "(15.06.2020) UBootkrieg"

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Mi KOHimi der Riede? 

KeRHrhimei des u^oonriBges 


in amtlicher Darstellung 

bearbeitet im Admiralstab der Marine 



Draio RH Pfn Bel 25 StUok Je 40 Pfn., bei 50 Stück Je 30 Pfg. 
■ ÜI5# JU I I JJ • uiiiiimiiini bei 100 und mehr Stück ]e 25 Pfg. 


1411111111111111 bei 100 und mehr Stück Je 25 P Tfl.milUIIUIUII 
•y. 














































Die Wirkungen des U-Bootkrieges 

in amtlicher Darstellung. 

Mit den steigenden Erfolgen des U-Boot-Krieges sind 
die gegnerischen Bemühungen gewachsen, ihn als un¬ 
wirksam hinzustellen. Den Völkern der Entente und den 
Neutralen soll die Furcht vor dieser neuen Waffe, uns 
und unsern Verbündeten die Hoffnung auf ihre entschei¬ 
dende ^Wirkung genommen werden. Die Behauptungen, die 
sowohl in Reden und Aeußerungen der feindlichen Mini¬ 
ster und anderer hervorragender Persönlichkeiten, wie in 
der Presse der Eintente und in einigen von ihr beein¬ 
flußten neutralen Zeitungen zu diesem Zwecke auf geistellt 
und mit mehr oder minder Geschick verfochten werden, 
bewegen sich in drei Richtungen: 

Sie zweifeln die Richtigkeit der Bekanntmachungen 
des deutschen Admiralstabes über die Versenkungszif- 
fern an; 

sie suchen die der Eintente für ihre überseeische Ver¬ 
sorgung zur Verfügung stehende Tonnage als so groß und 
durch Neubauten dauernd gesichert hinzustellen, daß die 
durch den U-Boot-Krieg eintretenden Verluste ertragen 
werden können; 

sie bemühen sich schließlich, den Glauben zu.erwecken, 
daß durch Einschränkung der Einfuhr nicht lebensnot- 





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wendiger Dinge und durch Steigerung der Eigenproduk¬ 
tion für die Heranschaffung der zum Leben und Krieg¬ 
führen unentbehrlichen Güter auf unabsehbare Zeit der 
nötige Schiffsraum vorhanden sein wird. Diese Behaup¬ 
tungen sollen einer näheren Prüfung unterworfen werden. 

L 

Die Veröffentlichungen des Admiralstabs beruhen in 
gleicher Weise, wie die der Obersten Heeresleitung, 
auf den nach bestem Wissen und Gewissen gemachten 
Angaben. der Front und auf anderen glaubwürdigen 4 
Nachrichten, die eingehender und sorgsamer Nach¬ 
prüfung unterzogen werden. Daß der Admiralstab nicht 
alle Unterlagen für seine Veröffentlichungen bekannt¬ 
geben kann und darf, ist eine Kriegsnotwendigkeit, die 
bei der Entente, nach Art und Zuverlässigkeit ihrer Be¬ 
richterstattung zu urteilen, in viel höherem Maße und 
weiterem Umfange vorzuliegen scheint, als bei uns. So 
wird es dem vorurteillsfreien Leser auch keinen Ver¬ 
dacht erregen, wenn er in den Admiralstabsveröffentlich¬ 
ungen über die versenkte Tonnage wohl ihre Summe, 
nicht ^ aber alle Schiffe, deren Raumgehalt zusammen 
diese Summe ergibt, mit Namen auf geführt findet; eine 
Bemerkung wie: „unter den versenkten Schiffen be¬ 
fanden sich — —“ oder ähnlich, macht auf letzteren 
Umstand ausdrücklich aufmerksam. 

Bei Schiffsraumschätzungen, die sich als Unterlagen 
für die Admiralstabsmeldungen nicht ganz entbehren 
lassen, können natürlich Irrtümer unterlaufen. Auch dem 
Laien wird es klar sein, daß die Größe eines Schiffes 
selbst von.einem erfahrenen Fachmanne verschätzt werden 
kann, je nachdem das Schiff infolge größerer oder ge- 



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ringerer Ladung mehr oder weniger tief im Wasser liegt, 
ebenso daß Schätzungen bei Nacht oder nebeligem Wetter 
oder wenn das einzuschätzende Schiff nur kurze Augen¬ 
blicke betrachtet werden kann, selbst bei bestem Willen 
fehlerhaft werden können. Wo aber Schätzungen ver¬ 
wertet werden müssen, werden sie so vorsichtig wie mög¬ 
lich eingesetzt, und soweit irgend angängig, durch spätere 
•genauere Ermittelungen ergänzt und verbessert. Wie ge¬ 
ring die dann noch verbleibenden Fehler sind, ergibt 
sich aus der Berechnung einer vom Admiralstabe gänz¬ 
lich unabhängigen und unbeinflußten, aber gerade auf 
dem Gebiete des Seeverkehrs besonders sachkundigen 
Stelle; nach ihr stimmen die Größenschätzungen der zu¬ 
nächst als unbekannt gemeldeten Schiffe im Durchschnitt 
bis auf 2°/o mit den Ermittelungen auf Grund späterer 
zuverlässiger Nachrichten überein. Daraus erhellt, daß 
gelegentlichen Ueberschätzungen ebenso große Unter¬ 
schätzungen gegenüberstehen und sie ausgleichen. Hier¬ 
durch findet auch die Behauptung des französischen 
Verfassers von zwei Artikeln in der „Neuen Züricher 
Zeitung", daß der Raumgehalt sämtlicher von den deut¬ 
schen U-Booten nicht identifizierten versenkten Schiffen 
planmäßig in die Höhe geschraubt wird, ihre bündige 
Widerlegung. 

Aber selbst wenn der französische Verfasser mit 
seiner Unterstellung Recht hätte, würde diese Ueber- 
schätzung der unbekannten Schiffe auf das Gesamtergeb¬ 
nis nur wenig Einfluß haben; denn von den versenkten 
Schiffen bleiben noch nicht Vs unbekannt. Nimmt man 
bei diesen, wie er es tut, selbst eine durchschnittliche 
Ueberschätzung um V 3 an, so würde sie das Gesamter¬ 
gebnis' mithin nur um Vis beeinflussen, also bei den höch- 






— fi¬ 
sten bisherigen Monatsergebnissen noch nicht 70000 
Tonnen erreichen. Die gegnerische Behauptung, die 
Ueberschätzung betrage mehrere Hunderttausend von 
Tonnen, ist also reines Phantasiegebilde. 

Weiter wird von feindlicher Seite gegen die Zuver- § 
lässigkeit der Admiralstabsmeldungen ins Feld geführt, 
daß Schiffe, die als versenkt gemeldet würden, in Wahr¬ 
heit nicht gesunken seien, sondern den Hafen erreicht. 
hätten. Dem Leser der laufenden Admiralstabsveröffent- 
lichungen wird erinnerlich sein, daß sich in ihnen bei 
Erwähnung einer Torpedierung manchmal die Bemerkung 
findet: „Sinken nicht beobachtet". Solche Erfolge werden, 
wie ausdrücklich bemerkt sei, der Versenkungsziffer 
grundsätzlich nicht zugeschlagen. Daß in solchen Fällen 
, den U-Boot-Kommandanten ab und zu Irrtümer unter¬ 
laufen können, wird klar, wenn man sich vergegenwär- i 
tigt, daß manche Torpedierungen in dunkler Nacht oder 
bei scharfer Gegenwehr durch feindliche bewaffnete Ge¬ 
leitfahrzeuge stattfinden, deren Angriffe das U-Boot 
zwingen, längere Zeit unter Wasser zu bleiben und ohne 
nochmals aufzutauchen den Schauplatz des Kampfes zu 
verlassen. Der betreffende U-Boot-Kommandant kann 
dann aus der Detonation seines Torpedos und der Lage 
des angeschossenen Schiffes zu der Ueberzeugung ge- . f 
langen, das getroffene Schiff werde bestimmt sinken: J J 
trotzdem mag es in einem oder dem anderen. Falle 1 
gelingen, es in einen nahen Hafen zu schleppen. Da 1 H 
die Wiederherstellung eines solchen Schiffes bei den 
großen Beschädigungen, die unsere Torpedos hervor- . 
bringen und bei dem allbekannten Mangel an gelernten 
Arbeitern, Schiffbaumaterial und in den französischen und 
italienischen Werften auch an Kohlen viele Monate 



dauert und den Neubau von Schiffen hemmt und ver¬ 
zögert, so ist ein solcher Erfolg eines U-Boot-Angriffes 
nicht viel geringer einzuschätzen, als eine Versenkung. 
Uebrigens verdirbt bei solchen Beschädigungen auch die 
Ladung meist ganz oder zu ihrem größten Teil. 

Wie oft kommen überhaupt solche Irrtümer der U-Boot- 
Kommandanten vor ? Der vorerwähnte französische Ver¬ 
fasser zählt in seinem Artikel vom 10. Juli sieben solcher 
Fälle innerhalb drei Monaten auf, während derer nahe 
an 1000 feindliche Schiffe versenkt worden sind. Also 
auch dieser Versuch, die Admiralstabsmeldungen in 
Zweifel zu ziehen, scheitert an erweislichen Tatsachen. 

Nicht anders steht es mit den immer wiederkehrenden 
feindlichen Behauptungen, wir erlitten dank den getroffe¬ 
nen Gegenmaßregeln schwere Verluste an U-Booten. 
Dem gegenüber kann nur erneut auf die amtliche Fest¬ 
stellung hingewiesen werden, daß der Durchschnittsver¬ 
lust an U-Booten im Monat die Zahl drei nur um einen 
geringen Bruchteil überschreitet, während der Zuwachs in 
der gleichen Zeit ein Mehrfaches davon ausmacht. 

Die erfinderischsten Köpfe, der größte Aufwand än 
Geld haben unseren Gegnern hoch immer nicht das All¬ 
heilmittel gegen die „U-Boot-Pest" in die Hand gegeben. 
Auch den weiteren Bemühungen, es zu finden, sehen un¬ 
sere U-Boot-Leute kalten Blutes und mit dem Ver¬ 
trauen entgegen, daß Mut, Sachkenntnis und Geistes¬ 
gegenwart, wie bisher, auch künftig das neue Mittel 
durch ein wirksameres Gegenmittel matt setzen werden. 

II. 

Der U-Boot-Krieg ist angesetzt gegen den England 
und seine Verbündeten versorgenden Schiffsraum, der 





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in Wahrheit Englands Lebensader ist. Man hat wohl in 
England und anderwärts die Frage so zu drehen ge¬ 
sucht, als ob durch den U-Boot-Krieg England ledig¬ 
lich von der Lebensmittelzufuhr abgeschnitten, also ausT 
gehungert werden sollte, eine Fragestellung, die in ihrer 
leichten Faßlichkeit der breiten Öeffentlichkeit besonders ; s i 
naheliegt. In Wirklichkeit greift der U-Boot-Krieg aber 1 
viel weiter; gerade in England sind ernste und sach¬ 
liche Stimmen laut geworden, die die Bedeutung der 
Vernichtung des Schiffsraums für Englands gesamte 
Kriegs- und Wirtschaftsführung in aller Schärfe be¬ 
tonen und hervorheben. Der U-Boot-Krieg ist also da? 
Problem des Schiffsraums. , . 

Von drei verschiedenen Standpunkten aus kann man 
die Frage betrachten. 

Zunächst ist der Besitz einer eigenen starken Handels¬ 
flotte für England Lebensbedingung. Dies Wort des 
Chefs des Admiralstabs Sir John Jellicoe: „Ohne un¬ 
sere Handelsmarine kann die Kriegsflotte und in Wahr¬ 
heit die Nation nicht existieren", steht über allen Er¬ 
örterungen dieser Art. 

Als der uneingeschränkte U-Boot-Krieg begann, ver¬ 
fügte England, wenn man von seinen eigenen Quellen 
ausgeht, noch über rund 19V2 Millionen Brutto-Register- 
Tönnen Handelsfrachtraum, .alle Schiffe über 100 Tonnen 
mitgerechnet und auch die Schiffe der Kolonien einbe¬ 
griffen; dabei sind auch die von England beschlagnahmten 
und in Besitz genommenen Schiffe der Mittelmächte be¬ 
rücksichtigt. Von jener £ahl sind die Schiffe abzu¬ 
setzen, die jeweils reparaturbedürftig und deshalb nicht 
fahrtbereit sind, Und diejenigen, die in England und 
seinen Kolonien der Küstenschiffahrt dienen, sowie die 





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auf den kanadischen Seen. Nimmt man diesen Abzug vor¬ 
sichtig mit insgesamt 1 % Millionen Tonnen an, so bleibt 
für die überseeische Fahrt ein Frachtraum von 18 Mil¬ 
lionen Brutte-Register-Tonnen übrig. Er vermindert sich 
infolge der Kriegsverluste und des normalen Abganges, 
unter gleichzeitiger Berechnung eines hochgegriffenen, 
sich steigernden Zugangs von Neubauten, im Monats¬ 
durchschnitt um 450000 bis 500 000 Tonnen. Am 1. Juli 
belief sich danach der englische Schiffsraum noch auf 
rund 15V2 Millionen Tonnen. Am 1. Oktober wird er 
nur noch reichlich 14 Millionen Tonnen ausmachen. Be¬ 
rücksichtigt man dazu den Raubbau, der jetzt vollends im 
dritten Kriegsjahr an dem Schiffsraum getrieben wird, 
insofern Reparaturen und Ueberholungen der Maschinen 
weit über das wirtschaftlich gebotene Maß hinaus aufge¬ 
schoben werden, so wird auch dem Laien deutlich, welche 
verhängnisvolle Bedeutung diese unaufhaltsame Verminde¬ 
rung des Frachtraumes politisch und volkswirtschaftlich 
für Englands Gegenwart und Zukunft hat. Ohne den 
Krieg würde England heute schätzungsweise über eine 
Handelsflotte von annähernd, 25 Millionen Brutto-Re- 
gister-Tonnen verfügen, soviel haben die Kriegsverluste 
und der Rückgang der Neubauten ausgemacht. 

Der zweite Gesichtspunkt, unter dem der U-Boot- 
Krieg zu betrachten ist, ist der des englischen Seever¬ 
kehrs. Er hat unmittelbare Bedeutung für die gegen¬ 
wärtige Kriegslage. 

Von den 18 Millionen Brutto-Register-Tonnen, über die 
England für seinen Ueberseeverkehr am" 1. Februar 1917 
verfügte, ist die gewaltige Flotte abzusetzen, die von der 
Kriegsmarine und der Armee für militärische Zwecke 
verschiedenster Art und ihre Versorgung, sowie für die 

2 



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kriegerischen Unternehmungen Englands auf übersee¬ 
ischen Schauplätzen und für die Bedürfnisse Frank¬ 
reichs und Italiens beansprucht wird. Wir kennen eine 
ganze Reihe amtlicher Angaben über die Größe dieser 
Flotte. Sie kann danach, gering gerechnet, auf 10Va Mil¬ 
lionen Tonnen veranschlagt werden. Sonach verblieben für 
die Versorgung des Landes mit Nahrungsmitteln und 
Rohstoffen und für die Ausfuhr nur noch 7 Vs Millionen 
Tonnen. Davon war im Januar noch ein gewisser Teil 
in Fahrten tätig, die nicht immittelbar der englischen Ver¬ 
sorgung dienten: „Skelette" des einst mächtigen Welt¬ 
reedergeschäftes Englands, um eine Wendung zu wieder¬ 
holen, die im Unterhaus vom Regierungstisch gebraucht 
worden ist. Seitdem hat die Not der Zeit dazu geführt, 
daß so gut wie alle englischen Schiffe in den Seever¬ 
kehr auf England gezogen worden sind. 

Dazu kommen die fremden Flaggen, die noch im 
Januar auf England fuhren und die man auf Grund 
der Statistik des damaligen englischen Seeverkehrs mit 
3V4 Millionen Tonnen annehmen kann. Das bedeutet ins¬ 
gesamt 103/4 Millionen Brutto-Register-Tonnen, die am 
1. Februar 1917 auf England fuhren. 

Dieser Schiffsraum vermindert sich durch Kriegs¬ 
verluste und normalen Abgang im Monat durchschnitt¬ 
lich um 950 000 Tonnen. Ihm muß man nämlich auch 
zur Last schreiben, was an militärischen Hilfsschiffen 
und von der auf Frankreich und Italien fahrenden Tonnage 
versenkt wird, denn er allein ist das Reservoir aus dem 
diese Abgänge -gedeckt werden können. Geschieht dies 
nicht, so muß die Kriegführung oder die Versorgung der 
Bundesgenossen in einem Grade leiden, die die Möglich¬ 
keit der Fortsetzung des Krieges wesentlich beeinflußt 



Eine Verminderung ist ferner durch Abschreckung 
neutraler Schiffe eingetreten, die seit dem uneingeschränk¬ 
ten U-Boot-Krieg dem Sperrgebiet fembleiben. Den 
Umfang zu schätzen ist schwierig. Sicher ist nur, daß 
es sich um Vielfaches von hunderttausend Tonnen handelt 
und daß sie nicht durch anderweiten Schiffsraum aufge¬ 
wogen werden, der seit dem Februar etwa neu in den 
englischen Seeverkehr eingetreten wäre. Es kann keine 
Rede davon sein, daß dies in irgendwie nennenswertem 
Umfang geschehen wäre. Dafür sorgt eine Reihe von 
Umständen, insbesondere die überall in der Welt herr¬ 
schende Frachtraumnot, ferner die Zurückziehung eng¬ 
lischer Schiffe aus überseeischen Fahrten, so des Großen 
Ozeans und des Indischen Ozeans, woselbst jetzt die 
amerikanische und die japanische Flagge die Erbschaft 
angetreten haben. 

Anderseits wird von englischer Seite behauptet, daß 
einige technische Maßnahmen, wie die Aufhebung der 
Ladelinie, Decksaufbauten und dergleichen zu einer Ver¬ 
mehrung des Frachtraums geführt hätten. Das ist mehr 
Theorie als Praxis; schon weil diese Gewaltsamkeit 
gegen die Konstruktionsbedingungen der Schiffe ihre See¬ 
fähigkeit und ihre Geschwindigkeit ungünstig beinflußt. 
Trotzdem wollen wir dagegen, um ganz sicher zu gehen, 
aufrechnen, was durch die Abschreckung fremden Flaggen 
dem englischen Seeverkehr entzogen worden ist. Diese 
Rechnung erscheint um so vorsichtiger, wenn man er¬ 
wägt, daß nach fachmännischer englischer Schätzung 
die Verwaltung der ganzen englischen Handelsflotte von 
einer bürokratischen Stelle aus durch Schwerfälligkeiten 
und Verlangsamungen eine Einbuße an nutzbarem Fracht¬ 
raum von 19—25 °/ö im Gefolge hat. Weitere Momente, 



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die die normale Ausnutzung des Frachtraums behindern, 
liegen in den immer wiederholten Störungen durch unsere 
Minensperrungen und durch die verlangsamte Abferti¬ 
gung in englischen Häfen, in der Schwierigkeit, genügend 
ausgebildete Mannschaften zu beschaffen, und in der Not¬ 
wendigkeit, wertvolle Schiffe im Geleit bewaffneter Fahr¬ 
zeuge fahren zu lassen, wodurch die Leistungsfähigkeit 
dieses Schiffsraums erheblich sinkt. 

Von besonderer Bedeutung ist die Frage der Neu¬ 
bauten, über die unendlich viel geredet und geschrieben 
worden ist. Bekanntlich sind die Aeußerungen des eng¬ 
lischen Premierministers über diesen Gegenstand unge¬ 
mein optimistisch. Wollte man ihm glauben, so müßte man 
die Leistung der englischen Werften für das laufende 
Kalenderjahr auf mehr als 2 Millionen Tonnen annehmen 
gegen 580 000 Tonnen im Vorjahre. Sein Kollege, der 
Munitionsminister, gibt die anzustrebende Leistung be¬ 
scheidener auf 1,5 Millionen an. Sachverständige schätzen 
sie noch geringer ein. Daß die englische Regierung es t sich 
nicht übelnimmt, in solchen Dingen zu übertreiben, lehrt 
die Geschichte ihres landwirtschaftlichen Anbaupro¬ 
gramms, dessen Ziffern jetzt auch von Regierungsseite 
nur noch als ein Ideal bezeichnet werden, dem man nach¬ 
strebe. Wir wollen aber stark zugunsten Englands an¬ 
nehmen, daß die Neubauten des laufenden Jahres, in 
wachsender Steigerung 1,5 Millionen Tonnen erreichen 
“'•werden. Die gleiche Annahme soll, ebenfalls sehr vorsich¬ 
tig, für die Vereinigten Staaten gelten, in denen das Bau¬ 
programm zunächst allerdings nur zu schweren Un¬ 
stimmigkeiten der verantwortlichen Stellen geführt und 
eben erst die Amtsniederlegung des Generals Gocthals 
and des Vorsitzenden des Schiffahrtsamtes Denman ver- 




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anlaßt hat. Wir wissen, daß die englische Regierung es 
peinlich empfindet, daß ihre ursprünglichen Erwartungen 
auf die Hilfe amerikanischen Frachtraums sich nicht 
verwirklichen. Schließlich kommen die deutschen und 
österreichisch-ungarischen Schiffe in Betracht, die in be¬ 
schädigtem Zustande in den Vereinigten Staaten und 
Brasilien beschlagnahmt worden sind; ven ihnen soll ange¬ 
nommen werden, daß im Laufe des Sommers bis Ende 
September etwa 750 000 Tonnen werden fahrtbereit wer¬ 
den. Das würde aus den amerikanischen Neubauten und 
diesen wiederhergestellten Schiffen einen Frachtraum von 
2 J A Millionen Brutto-Register-Tonnen-ergeben; nimmt man 
an, daß davon 2 Millionen Tonnen dem englischen Seever¬ 
kehr zur Verfügung gestellt werden, so ist das ange¬ 
sichts der Bedürfnisse des sonstigen amerikanischen Ver¬ 
kehrs und des mit Amerikas Eintritt in den Krieg ent¬ 
standenen und nun ständig wachsenden Bedarfs an 
Schiffsraum für Zwecke der Flotte und des Expedi¬ 
tionskorps wohl überreichlich gerechnet. 

Aus alledem ergibt sich, daß. Zu- und Abgänge gegen¬ 
einander gerechnet, der englische Seeverkehr, der am 
1. Februar mit 10% Millionen Brutto-Register-Tonnen be¬ 
gonnen haben soll, am 1. Juli bereits auf etwa 7 Millionen 
Tonnen verringert war; am 1. Oktober würden unter Ein¬ 
rechnung der in Amerika wiederhergestellten Schiffe noch 
5Va Millionen Tonnen übrig sein. Am 1. Januar 1918 aber, 
wenn man mit Rücksicht auf die Verringerung des See¬ 
verkehrs eine beträchtliche Verringerung der Ausbeute de? 
U-Boot-Krieges in Rechnung stellt, noch 4 Millionen 
x Tonnen. 

Es leuchtet ohne weiteres ein, daß die englische Wirt¬ 
schaft eine solche Unterbindung ihrer einzigen Verkehrs- 




—’M — 


ader nicht ertragen kann. Das große Programm der Ein¬ 
fuhreinschränkungen, das die englische Regierung Ende 
Februar ins Werk gesetzt hat, sollte nach optimistischer 
Rechnung ein Viertel der vorjährigen Einfuhr ersparen. 

Nimmt man an, daß dies Programm nicht nur voll in 
die Tat umgesetzt, sondern sogar auf ein reichliches 
Drittel der vorjährigen Einfuhr gesteigert werden könnte, 
so würde doch die Grenze, bei der der Schiffsraum des 
englischen Seeverkehrs unzulänglich wird, schon bei 6 
bis 7 Millionen Tonnen erreicht. Wir sehen, wie nahe wir 
dem Erfolge sind. 

Schließlich hat man das Problem noch von folgendem 
Gesichtspunkte aus betrachten wollen. Der damalige Ma¬ 
rineminister, Admiral Lacaze, hat der französischen 
Kammer zum Beweise, daß man die Entente mit dem 
U-Boot-Krieg nicht niederzwingen könne, die den alli¬ 
ierten und neutralen Ländern zur Verfügung stehende 
Tonnage auf 40V 2 Millionen Tonnen angegeben. Diese 
Zahl ist wohl dadurch gefunden, daß von der Welt¬ 
tonnage der Schiffsraum des Vierbundes, soweit er 
nicht in die Hände der Entente gefallen ist, und die 
in der Ostsee und dem Schwarzen Meer eingeschlosse¬ 
nen Ententeschiffe abgesetzt sind. Sie mag als ange¬ 
nähert richtig angenommen werden. Falsch aber ist die 
daraus abgeleitete Schlußfolgerung des Admirals, daß 
dieser gesamte Frachtraum vernichtet werden müsse, 
um die Entente niederzuzwingen, so falsch, daß sie nicht 
nur in den mit dem Seeverkehr vertrauten neutralen 
Staaten, sondern auch in England entweder nicht be¬ 
achtet worden ist oder sogar ausdrückliche Ablehnung 
erfahren hat.. Daß sich der U-Boot-Krieg nur gegen die 
europäischen Mitglieder der Entente und vornehmlich 



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gegen den England versorgenden Frachtraum richtet, 
ist im vorstehenden dargelegt; daß aber dieser nicht 
gleichbedeutend ist mit dem Weltfrachtraum, liegt klar 
auf der Hand. Denn England zuliebe werden und können 
z. B. Amerika und Japan auf ihre Seeverbindungen nicht 
verzichten. Der Handelsverkehr dieser und der anderen 
Anliegerstaaten auf dem Stillen, aber auch auf dem 
Indischen Ozean ist so bedeutend und steigert sich vol¬ 
lends unter den Verhältnissen der Kriegszeit und dem 
Ausdehnungsdrang ihrer Wirtschaft so sehr, daß er von 
der eigenen Tonnage nicht bewältigt werden kann und 
fremde Schiffe, z. B. norwegische, in beträchtlichem 
Maße heranziehen muß, üm so mehr, als die in Frie¬ 
denszeiten stark beteiligte englische Tonnage nun aus¬ 
fällt. Auch die übrigen Flotten werden, soweit sie nicht 
auf England fahren, unter den heutigen Verhältnissen von 
der Heimat dringend gebraucht, sind im übrigen zum 
guten Teil für die Ozeanfahrt nicht brauchbar. Es kann 
deshalb schlechterdings nicht damit gerechnet werden, 
daß irgendwie nennenswerter Frachtraum fremder Flag¬ 
gen noch in den englischen Seeverkehr eintreten sollte: 
was dazu verfügbar war, ist schon vor dem Februar 1917 
von England mit allen Mitteln herangezogen worden, 
England hat alle Mühe, das festzuhalten, was bisher 
seinem Seeverkehr diente. Von der Rücksichtslosigkeit, mit 
der es dabei verfährt, wissen die Neutralen zu erzählen. 

Ueberblickt man die ganze Frachtraumfrage ohne Vor¬ 
eingenommenheit, so versteht man Lloyd Georges be¬ 
schwörenden Ruf: „Schiffe! Schiffe! Schiffe!“ um die 
Todesgefahr zu bannen, die sich über England durch 
den U-Boot-Krieg zusammenzieht. Man begreift dann 
auch, daß der Parlamentssekretär des Munitionsministe- 



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riums, Kellaway, sich nicht scheute, vor den Birming- 
hamem Munitionsarbeitern auszusprechen, England werde 
unvermeidlich zu einem schmählichen Erieden gezwungen, 
wenn nicht ein Teil der Schiffsverluste durch vermehr¬ 
ten Neubau ersetzt werde. Daß dieser Ersatz in aus¬ 
reichendem Maße nicht möglich ist, ersehen wir aus den 
vorstehenden Darlegungen. 

III. 

England kann auf den Frachtraum nicht verzichten, 
weil es als Inselreich auf den Seeverkehr als einzige Ver¬ 
bindung mit anderen Ländern angewiesen ist und wie kein 
Land sonst im Laufe der letzten Jahrzehnte in immer 
steigendem Maße seine gesamte Volkswirtschaft auf die 
Einfuhr^ von Lebensmitteln, Rohstoffen und Halbfabri¬ 
katen eingestellt hat. Von amtlicher englischer Stelle 
ist berechnet worden, daß von dem Gesamtverbrauch 
des Inselreiches in den letzten Friedensjahren von Weizen 
nur 19°/o, von Butter 25,1%, von Käse 19,5%, von 
Früchten 36,5% und von Fleisch 57,9% in dem Ver¬ 
einigten Königreiche erzeugt wurden, wobei noch zu 
berücksichtigen ist, daß die englische Viehzucht mit 
ihrem Futtermittelbedarf ebenfalls beträchtlich auf die 
Einfuhr angewiesen ist. Der Zucker muß vollständig aus 
dem Auslande beschafft werden. Die englische Eisenindu¬ 
strie bezieht, wenn man den Gehalt der Erze berück¬ 
sichtigt, 50% der Erze aus dem Ausland. Die Be¬ 
deutung der Einfuhr für den größten englischen Indu¬ 
striezweig, die Baumwollindustrie, erhellt aus der Tat¬ 
sache, daß der Verbrauch an Rohbaumwolle in den 
Jahren 1912—13 in Großbritannien größer war, als 



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derjenige von Deutschland, Frankreich, Oesterreich und 
der Schweiz züsammengenommen. 

Bezüglich seiner gewaltigen überseeischen Versorgung 
lebt England heute von der Hand in den Mund. Bei Be¬ 
ginn der Seesperre waren seine Vorräte an Nahrungs¬ 
mitteln und Rohstoffen knapp, und eine Aufstapelung 
von Vorräten für eine längere Zeitdauer hatte nicht satt¬ 
gefunden. Ganz besonders gilt dies von Brotgetreide 
und Futtermitteln. Zwar hat die englische Regierung es 
für nötig befunden, nach dem Beginn der Seesperre alle 
- Zahlenangaben über die eingeführten Mengen von Nah¬ 
rungsmitteln und neuerdings auch von einzelnen Roh¬ 
stoffen zu Unterdrücken, aber es ist ihr durch dieses Ver¬ 
fahren nicht gelungen, den tatsächlichen Mangel an Vor¬ 
räten zu verheimlichen. In englischen Fachkreisen ist 
man sich dieses Mangels wohl bewußt. So konnte die 
„Moming Post" in diesem Frühjahr den Brief eines Ge¬ 
treidehändlers veröffentlichen, in welchem dieser sich 
darüber beklagt, daß die früheren Minister Asquith 
und Runciman, obschon nachdrücklichst darauf hin- 
gewiesen, keine Maßnahmen getroffen hätten, um eine 
Lagerung des Getreides in großen Mengen in England 
vorzusehen. Vertreter der englischen Regierung haben 
es zwar in letzter Zeit aus wohl zu verstehenden Grün¬ 
den so hingestellt, als ob das englische Volk durch eine 
stärkere Zufuhr 1 von Getreide in seiner Brotversorgung 
sichergestellt worden sei. Die Beschaffenheit aber des 
englischen Kriegsbrotes, über die weiter unten noch 
gesprochen werden soll, und die Weigerung der Re¬ 
gierung trotz heftigsten Einspruchs des Publikums, diese 
zu verbessern, sind vollgültige Beweise für die außer¬ 
ordentliche Knappheit der Getreidevorräte. Ueber die 





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Versorgung Englands mit Butter hat vor kurzem ein 
Fachblatt des Butterhandels berichtet, daß infolge der 
Verluste von Buttertransporten, der häufig ohne ent¬ 
sprechende Kühlung vorgenommenen Verschiffungen und 
des Festliegens der Vorräte in Argentinien und Austra¬ 
lien die Butterversorgung Englands in große Schwierig¬ 
keiten geraten sei. Nach einem Bericht vom 20. Juli gehen 
die Vorräte an kolonialer Butter in England zu Ende. 

Aehnlich liegen die Dinge hinsichtlich der Rohstoff¬ 
vorräte für die wichtigsten Industrien. 

Was die Baumwollversorgung angeht, so ist eine bis¬ 
her noch nicht dagewesene Teuerung von Rohbaumwollle 
in England eingetreten und hat zu einer beträchtlichen 
Einschränkung von Betrieben Anlaß gegeben, um so mehr, 
als gleichzeitig die Ausfuhr der Fabrikate durch den 
Frächtraummangel auf das stärkste eingeengt wird. So 
meldet „Daily Telegraph" vom 13. Juli 1917 aus Man¬ 
chester, nach Ansicht der Handelskreise habe die dortige 
Bestandsaufnahme der Baumwollvorräte nicht befriedigt 
und" die Baumwollkontrollbehörde würde die Einschrän¬ 
kung der Erzeugung empfehlen, so daß die Spinnereien 
nur an vier Tagen wöchentlich arbeiten würden. Aus 
der Wollindustrie berichtet der „Economist vom 14. Juli 
1917, daß viele Verbraucher von Wolle sich beim eng¬ 
lischen Kriegsamt darüber beklagt hätten, daß sie bei 
den ihnen gemachten Zuweisungen ihre Betriebe nur 
bis Ende August aufrechterhalten könnten. 

Gleiche Anzeichen für die Knappheit der Vorräte in Eng¬ 
land sind heute nicht nur auf den hier genannten, sondern 
auch auf zahlreichen anderen Gebieten vorhanden. Welche 
Versuche sind nun in England gemacht worden, um die Ka¬ 
tastrophe der dauernden Vorratsverminderung abzuwenden? 




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Wiederholt hat die englische Regierung und zwar 
schon sehr bald nach dem Beginn der Seesperre erklärt, 
daß sie eine Rationierung der Lebensmittel vornehmen 
müsse, wenn das englische Volk nicht freiwillig seinen 
. Verbrauch erheblich beschränke. Aber diese Warnung 
r hat trotz eifrigster Propaganda so wenig gefruchtet, daß 
in seiner Rede am 16. Juni 1917 Captain Bathurst als 
Vertreter des Ernährungsamtes erklären mußte, die Ver¬ 
ringerung des Brotverbrauchs habe im letzten Monat im 
Vergleich zu dem Monat Mai 1916 nur l°/o betragen, 
während das ganze laufende Jahr, verglichen mit dem 
Vorjahre, bis zum Monat Mai eine Steigerung des Brot¬ 
verbrauchs ergäbe. Trotzdem, und obschon der Ruf nach 
einer Rationierung in England von den verschiedensten 
| Seiten laut erhoben worden ist, hat die Regierung von der 
Durchführung einer solchen Maßnahme Abstand genom- 
• men. Sie hat es tun müssen, weil sie sich nicht zuzu¬ 
trauen scheint, die technischen Schwierigkeiten eines sol¬ 
chen Verteilungssystems zu meistern. In Deutschland 
hat man die Verteilung der Lebensmittel und Rohstoffe 
auf Grund einer Kriegserfahrung von mehreren Jahren in 
kriegswirtschaftlichen Organisationen auf- und ausbauen 
können. In England müßte* man das Rationierungssystem 
in kürzester Zeit für alle Nahrungsmittel durchführen, 
wenn nicht die zwangsweise Einschränkung des Ver¬ 
brauches einzelner Nahrungsmittel sofort zu einer ent¬ 
sprechenden scharfen Preissteigerung und Hamsterei auf 
anderen Gebieten führen soll. Für eine derartig umfas¬ 
sende und gleichzeitig innerhalb einer kurzen Frist durch¬ 
zuführende Organisation ist aber, die innerstaatliche Ver¬ 
waltung Englands ihrem ganzen Aufbau und Wesen 
nach nicht geeignet. So erklärt es sich, daß die englische 



— 20 - 


Regierung von der in Aussicht gestellten Rationierung 
immer wieder Abstand nehmen mußte, und mit allen 
möglichen anderen Eingriffen die Lebensmittelfrage zu 
bessern suchte, bisher scheinbar ohne rechten Erfolg und 
ohne die Allgemeinheit beruhigen zu können. Die Neu¬ 
besetzung des dornenvollen Amtes des Nahrungsmittel¬ 
diktators stieß auf erhebliche Schwierigkeiten, und, nach¬ 
dem sie nunmehr erfolgt ist, begrüßte der liberale Abge¬ 
ordnete für Lancashire, Sir G. Toulmin, den neuen 
Vertreter dieses Amtes am 25. Juli im Unterhause mit 
der Erklärung, „der Nahrungsmitteldiktator und sein Ad¬ 
jutant würden einen schweren Stand haben, ehe sie da? 
Vertrauen des Publikums wiedererwerben würden ". 

Die englische Regierung griff in erster Linie zu 
Streckungsmaßnahmen, um die Brotknappheit zu mil¬ 
dern. Man zwang die Mühlen durch staatliche Kontrolle, 
dem Mehl alle möglichen und unmöglichen Ersatzmittel 
beizumischen mit dem Erfolge, daß Inspektor B u r r e 1 
dem Gesundheitsamte auf Grund mikroskopischer Unter¬ 
suchungen erklärte, die Haltbarkeit des Mehls sei minder¬ 
wertig und große Mengen für die menschliche Ernährung 
wertvoller Stoffe würden durch dieses „Kriegsmehl'" un¬ 
brauchbar gemacht. Ueber die Beschaffenheit des aus 
aus diesem Kriegsmehl gebackenen Brotes haben wir. 
eine Fülle von Zeugnissen: 

Ein englisches Fachblatt des Getreidehandels vom 
5. Juli 1917 führt aus, daß trotz der Versicherungen der 
Regierung, daß das Mehl vollkommen bekömmlich sei, die 
Klagen der Bäckermeisterinnungen über die Unbrauchbar¬ 
keit und die dadurch hervorgerufene Verschwendung sich 
dauernd vermehrten. Ein Londoner Verbandssekretär er¬ 
klärte nach dem genannten Blatte einem Pressevertreter, 



— 21 — 


daß in einer Vorstadt Londons ein einziger Bäcker 7200 
Pfund Brot habe vernichten müssen; in einer anderen 
Vorstadt habe ein Bäcker 40 und ein anderer 36 Säcke 
infizierten Mehles erhalten. Im Osten Londons habe ein 
Bäcker 1200 Brotlaibe an Schweinefutterhändler .ver¬ 
kaufen müssen. Iij weiten Kreisen habe der Genuß sol¬ 
chen Brotes starkes Unwohlsein und ernste Krankheits¬ 
erscheinungen hervorgerufen; doch hat die dadurch ver¬ 
ursachte schwere Beunruhigung die Regierung nicht zu 
veranlassen vermocht, Abhilfe in Aussicht zu stellen; 
der Grund dafür ist klar: es fehlen die nötigen einwand¬ 
freien Brotstoffe in der erforderlichen Menge. 

Noch auf einem anderen Wege versucht die englische 
Regierung der Nahrungsmittelsorgen Herr zu werden: 
durch Steigerung der Erzeugung im eigenen Lande. Sie 
hat zu diesem Zwecke ein Agrarprogramm entwickelt, 
dessen Ziel eine starke Hebung des englischen Getreide- 
und Kartoffelbaues ist. Vorläufig hat die Verwirk¬ 
lichung dieses Programmes wohl überaus viele Aus¬ 
schüsse, Sonderausschüsse, Versammlungen und Reden, 
dagegen wenig greifbare Resultate und sehr schwere 
Bedenken gezeitigt. Einstimmig haben die Vertreter eng¬ 
lischer Agrarkreise, an der Spitze der Nestor der eng¬ 
lischen Landwirtschaft, Lord Chaplin, erklärt, daß die 
Durchführung des Programmes, etwa 1 Va Millionen ha 
Weideland in Ackerland umzuwandeln, nur unter ganz 
bestimmten, jetzt kaum erfüllbaren Voraussetzungen mög¬ 
lich sei. Schon unter friedlichen Verhältnissen, in wel¬ 
chen für eine derartige Umwandlung der englischen Land¬ 
wirtschaft eine lange Zeitspanne angesetzt werden könnte, 
würde es gewagt erscheinen, die mehr als vierzigjährige 
Entwickelung zur überwiegenden Weidewirtschaft durch 



22 — 


staatliche Eingriffe plötzlich rückgängig zu machen. In 
jetziger Zeit, wo es England ganz besonders an landwirt¬ 
schaftlichen Arbeitskräften für den Ackerbau, an künst¬ 
lichen Düngemitteln, vor allem an Kali, aber auch, an 
Chilisalpeter, an Maschinen, Geräten usw. fehlt, muß 
der Plan der Regierung als utopisch erscheinen. In der 
„Moming Post“ vom 29. Mai 1917 schreibt Lord Hind- 
lip: „In den meisten Teilen Englands, wenn nicht in 
allen, ist das Land nicht nur der gewöhnlichen, sondern 
auch der gelernten Arbeiter beraubt worden. Die Pflege 
des Ackerlandes ist infolgedessen in beklagenswerter 
Weise gesunken und die produktiven Kräfte des Bodens 
haben infolgedessen enorm abgenommen. Es mag ver¬ 
gleichsweise leicht sein, große Flächen von Weideland 
unter Hinzuziehung einer genügenden Menge von Dampf¬ 
maschinen aufzubrechen; aber es ist fraglich, ob der ent¬ 
sprechende Zuwachs an heimischen Cerealien für den 
Herbst 1913 in irgend einer Weise den Ausgaben an |Ma- 
terial und Arbeit entsprechen würde, welche von anderen 
Quellen abgeleitet werden müßten. 

Aehnliche Programme wie das landwirtschaftliche hat 
die englische Regierung für die Steigerung der Erzeugung 
heimischer Rohstoffe entworfen. Im Vordergrund stehen 
das Eisenerz — und das Holzprogramm. Auch hier er¬ 
heben sich gerade aus den Kreisen der Industriellen 
selbst, die doch die besten Kenner der Verhältnisse sind, 
die schwersten Bedenken. Die Durchführung des Eisen¬ 
erzprogrammes würde eine Revolutionierung der gesamten 
englischen Eisenindustrie zur Voraussetzung haben. Denn 
die englische Eisenindustrie ist noch heute in erster Linie 
auf die Verhüttung der reineren ausländischen Erze und 
die Stahlwerke für das saure Verfahren eingerichtet, da 





- 23 — 


das Thomas verfahren, welches die phosphorreichen Erze 
ausnutzt, obwohl in England erfunden, dort doch bisher 
nur in verhältnismäßig geringem Umfange angewandt 
wird. Man müßte also die Bessemer-Oefen umwandeln, 
wozu wiederum vermehrte Arbeitskräfte,. Materialien usw- 
notwendig sind. Auch hier läßt sich nicht innerhab Jahres¬ 
frist die englische Eisen- und Stahlindustrie umstellen, 
weil sie sich seit Jahrzehnten mehr und mehr auf die 
Einfuhr ausländischen Erzes und ausländischer Halb¬ 
fabrikate eingestellt hat. 

Das Holzprogramm verdankt seine Entstehung der 
großen Knappheit an Grubenholz, das für den englischen 
Kohlenbergbau unentbehrlich, früher fast ausschließlich 
vom Ausland bezogen .worden ist. Die der Förderung der 
heimischen Holzgewinnung entgegenstehenden Schwierig¬ 
keiten beleuchtete ein englisches Fachblatt des Holz¬ 
handels kürzlich durch ausführliche Beiträge. Ueberall 
wird über Arbeitermangel geklagt. Die Einberufungen 
haben den Bestand an Holzfällern und Fuhrleuten ge¬ 
lichtet. Die Sägemühlen sind nicht in der Lage, ent¬ 
sprechende Erweiterungen in so kurzer Zeit vorzunehmen. 
Ein Versuch, irländische Arbeiter für diese Zwecke zu 
gewinnen, ist von diesen abgelehnt worden. Daß die eng¬ 
lische Holzerzeugung die Einfuhr nicht ersetzen kann, 
erhärtet „Iron and Coal Trades Review" vom 22. Juni 
1917. Besonders wird für die Grubfndistrikte im west¬ 
lichen Teile des Inselreiches nachgewiesen, daß hier 
das benötigte Holz nur in geringen Mengen vorhanden ist 
und daß vor allem bei der Abholzung der in der Nähe 
der Gruben befindlichen Wälder die Transportkosten 
und Transportschwierigkeiten infolge der Ueberlastung 
-der Bahnen immer größer werden. - 



— 24 — 


Angesichts der Fehlschläge bei den Streckungsma߬ 
nahmen und der schweren Durchführbarkeit der wirt¬ 
schaftlichen Zukunftsprogramme hat die englische Re¬ 
gierung die größten Anstrengungen unternommen, um für 
die lebensnotwendigen Güter Schiffsraum zu schaffen, 
einmal durch Einschränkung oder Verbot der Einfuhr 
minder wichtiger Waren, und dann durch Steigerung des 
Schiffsbaues selbst auf Grund eines einheitlichen Pro¬ 
gramms. 

Die englische Regierung hatte zur Ersparnis von 
Frachtraum schon vor Beginn der Seesperre eine große 
Liste von mehr oder weniger entbehrlichen Waren auf¬ 
gestellt, deren Einfuhr, selbst ohne Rücksicht auf das 
Ausfuhrinteresse befreundeter Länder, in England ver¬ 
boten wurde. Nach dem Beginn der Seesperre wurden 
jene Beschränkungsmaßnahmen erweitert, obschon für 
sie im wesentlichen nur noch jene Waren übrig blieben, 
welche für die englische Kriegs- und Volkswirtschaft eine 
erhebliche Bedeutung haben. Dennoch glaubte die eng¬ 
lische Regierung nicksichtslos vorgehen zu müssen. So 
wurde z. B. die Einfuhr von Leder, Papier, Erz und vor 
allem von Holz, einschließlich des Grubenholzes, zur 
Ersparnis von Frachtraum eingeschränkt. Auf der anderen 
Seite wurde auf einzelne Zweige der Zufuhr, vor allem 
auf die Versorgung mit Getreide, Frachtraum in 
so starkem Maße, konzentriert, daß die Einfuhr von 
Baumwolle, Wolle und Oel und die Ausfuhr von Kohle 
und Baumwollfabrikaten trotz deren Wichtigkeit für das 
englische Wirtschaftsleben erheblich litten. Heute zeigen 
sich bereits die Wirkungen dieser Maßnahmen, die selbst¬ 
verständlich darin bestehen müssen, daß einzelne Versor¬ 
gungszweige in dem gleichen Maße der Knappheit ausge- 






s^tzt werden, wie man sich bemüht, andere reichlicher 
mit Frachtraum zu bedenken. So wurde nach der „Mor- 
ning Pöst vom 18. Juni 1917 von einem Vertreter der 
englischen Regierung zugegeben, daß die Herausziehung 
von Schiffen, welche bisher der Fleischversorgung dienten, 
zwecks Heranschaffung von Getreide ein Grund für die 
verstärkte Knappheit an Fleisch und die hohen Fleisch¬ 
preise sei. Ebenso haben die Fachblätter des Holzhandels 
wwie die des Bergbaues und der Eisenindustrie in letzter 
Zeit wiederholt und nachdrücklich darauf hingewiesen 
daß eine weitere Beschränkung der Einfuhr fremden 
Grubenholzes den englischen Kohlenbergbau in unabseh¬ 
bare Schwierigkeiten bringen würde. Am verhängnis¬ 
vollsten aber. ist die Einfuhrpolitik der englischen Re¬ 
gierung für die Baumwollindustrie geworden, in welcher 
heute der Rückgang der Erzeugung die Unternehmer und 
die Arbeiterschaft gleichzeitig mit schweren Verlusten 
bedroht. Die Einmischung der Regierung in die Verhält¬ 
nisse der Textilindustrie ist gerade in letzter Zeit von 
den Interessenten als äußerst gefahrvifll mit dem Hin- 
weis darauf abgelehnt worden, daß einzig und allein 
®jne Erleichterung der Frachtraum Schwierigkeiten für die 
Einfuhr von Rohbaumwolle Abhilfe schaffen könne. Ge¬ 
rade aber diese kann die englische Regierung nicht ge¬ 
währen, wenn sie an ihrem Programm, Frachtraum für 
andere Zwecke herauszuziehen, festhalten will. Was 
aber die Baumwollindustrie für England bedeutet, geht 
daraus hervor, daß die Ausfuhr von Baumwollgarn und 
Baumwollfabrikaten im Jahre 1914 ca. 25% des Ge- 

[ samtausfuhrwertes des Vereinigten Königreiches betrug. 
Die Gefahr einer Beschränkung dieser Industrie liegt 
fc*so nicht in erster Linie in der Verringerung der Produk- 




— 28 — 

lischen Regierung verwirklichen lassen. Mag der Wille 
der englischen Regierung noch so stark, mag ihre Hoff¬ 
nung noch so lebhaft sein, sie könnte nicht in wenigen 
Jahren des Friedens, geschweige denn in einem einzigen 
Jahre oder wenigen Monaten eines alle Kräfte an sich 
schon bis zum Aeußersten anspannenden Krieges den gan¬ 
zen Aufbau der englischen Volkswirtschaft so verändern, 
daß diese sich plötzlich nicht nur in einem großen Teile 
ihres Bedarfes selbst genügt, sondern noch darüber hin- 
ails eine gegenüber dem Frieden stark vermehrte Er¬ 
zeugung aufweist. 

Werden somit die auf jenes Programm gegründeten 
Maßnahmen der englischen Regierung die auf sie gesetz¬ 
ten Hoffnungen nicht erfüllen, so 'bedeuten sie anderer¬ 
seits so starke Eingriffe in das bisher freie englische 
Wirtschaftssystem, daß Verwirrung und Erbitterung der 
Betroffenen die unausbleibliche Folge sind. Ohne Ge¬ 
währ, ob sie die notwendigen Rohstoffe, Arbeitskräfte, 
Maschinen und Verfrachtungsmöglichkeiten erhalten wer¬ 
den, • sollen sich die Betriebe der Bevormundung oder 
. gar, wie die Kriegsindustrie, dem harten Zwange des 
Staates in einem Grade fügen, wie ihn bis jetzt noch 
keine Volkswirtschaft ertragen mußte. Und das in einem 
Lande, dessen Bürger bisher die größte persönliche 
Bewegungsfreiheit genossen und. sich demgemäß am 
schwersten den ihnen auferlegten Fesseln fügen. Der Ver¬ 
bitterung des Arbeitgebers über die Beeinträchtigung 
seiner Verfügungsfreiheit über sein Unternehmen und 
seiner Verdienstmöglichkeit gesellt sich die „söziale Un¬ 
ruhe“ des Arbeitnehmers, dem keine Rationierung zu 
dem ihm gebührenden Anteil an unentbehrlichen Nah¬ 
rungsmitteln zu erschwinglichen Preisen verhilft, und 




dessen Lohnerhöhung nicht Schritt hält mit der Steige- 
„ rung der Kosten einer erträglichen Lebenshaltung. 

Und hinter all dem steht drohend das Gespenst der 
Beschäftigungslosigkeit großer Industriezweige, für deren 
Ein- und Ausfuhrbedarf die Regierung den Schiffsraum 
verweigern muß. 

„Businees as usual“ versprach die Regierung Eng¬ 
lands Handel und Industrie beim Eintritt in den selbst¬ 
gewollten Krieg. Mit den härtesten, rücksichtslosesten 
Eingriffen in die ganze Volkswirtschaft muß sie nun 
versuchen, die mit dem Schiffsraum, Englands Herz¬ 
blut, unaufhaltsam dahinschwindenden Kräfte zum Durch¬ 
halten zusammenzufassen. 

Werfen wir zum Schluß einen Blick auf die Wirkungen 
des U-Boot-Krieges auf die englische Kriegführung. 
Ganz abgesehen davon, daß die U-Boot-Abwehr Tausende 
von Geschützen für die dauernd wachsende und doch 
nie ausreichende Zahl von U-Boot-Jägern und für die 
'Handelsschiffe, Hunderte von Fliegern für die Ueber- 
wachung der Küstengewässer von den Landfronten ab¬ 
zieht, daß riesige Mengen von Munition und sonstigem 
Kriegsmaterial wirkungslos mit den Schiffen, die sie 
übers Meer'führten, versanken, daß manchem Truppen¬ 
transport die See zum Grab wurde, entzieht das U-Böot 
Englands Heer all die Kräfte und Stoffe, die nötig sind, 
um die Schäden auszugleichen, die es Englands lebens¬ 
notwendiger Volkswirtschaft zufügt. 

Aber weiter: Es hat England den Landkrieg in seiner 
ganzen Größe und Schärfe aufgezwungen. „Die Flotte 
kann den Krieg nicht gewinnen; der Krieg muß zu Lande 
gewonnen werden“, sagte der englische Admiralstabs¬ 
chef Jellicoe am 5. April 1,917 zu den Vertretern der 




— 30 — 

Gewerkschaft. England beherrscht nicht mehr die See; 
denn das U-Boot durchschneidet ihm. unbehindert durch 
die übermächtige Flotte, die Seeverbindungen. Das Insel¬ 
reich kann darum nicht mehr wohlversorgt mit allen Er¬ 
zeugnissen der Erde und sich bereichernd durch einen 
ungehemmten Handel und durch die Ausfuhr seiner 
Industrie, im Schutze seiner unüberwindlichen Flotte, 
den Krieg von Bundesgenossen und Vasallen führen 
lassen und gemächlich sein Ende erwarten; es muß, in 
der beklemmenden Angst, die Wurzeln seiner Kraft nach 
und nach durchschnitten zu sehen, versuchen, schnell 
zur Entscheidung, zum Siege zu kommen; daher die Be¬ 
teiligung am Landkriege mit einem Einsatz englischer 
Volkskraft, wie ihn die Geschichte bisher noch nie be¬ 
richten konnte; daher, trotz aller Mißerfolge, die immer 
erneuten Offensiven mit Opfern an Blut, wie sie vor¬ 
her noch nie ein englischer Feldherr von englischen 
Heeren gefordert hat. 


Wir haben dargelegt, .worauf sich unsere Zuversicht 
gründet, daß wir im Ü-Boot-Krieg das rechte Mittel 
besitzen und anwenden, um England zum "Frieden ge¬ 
neigt zu machen. 

Um es kurz zusammenzufassen: Der U-Boot-Krieg 
ist das Problem des Schiffsraums: einmal insofern er 
einen Grundpfeüer der Volkswirtschaft Englands unter¬ 
wühlt, die Handelsflotte, dann, indem er den englischen 
Seeverkehr immer mehr beengt, lähmt er dessen Funk¬ 
tionen,'das englische Volk mit Lebensmitteln und mit 
Rohstoffen zu versorgen, der englischen Armee und 
Flotte Unterhalt und Kriegsmittel zuzuführen und den für 




- 31 - 

Are Lebenserhaltung unzulänglichen Fracbtraum der euro¬ 
päischen Bundesgenossen wenigstens auf das erforderliche 
Mindestmaß zu ergänzen. An welchem Punkte zuerst die 
Möglichkeit aufhören wird, diese unentbehrlichen Funk- 
tiönen in genügendem Maße zu erfüllen, läßt sich nicht 
voraussehen; das wird von der Verfügung Englands über 
seinen Schiffsraum abhängen. An welcher Stelle aber 
auch immer der Schiffsraum fehlen wird, ob zuerst die 
Versorgung der englischen Zivilbevölkerung oder der 
Kriegführung oder der Bundesgenossen versagen wird, 
m jedem Falle gerät damit die Grundlage für die Fort¬ 
setzung des Krieges seitens des Verbandes ins Wanken. 
Die Grenze des Erträglichen sehen wir überall näher 
rücken. Wir können den Abschluß dieser Entwicklung, 
die mit völliger Sicherheit in absehbarer Zeit ihr Ende 
finden wird, ruhig abwarten. England hat die Hand 
friedlicher Verständigung, dje Am geboten wurde, zu¬ 
rückgestoßen. England selbst hat damit sein Schicksal 
auf sich herab beschworen. 






Dem deutschen Volke zur Mahnung ! 

„Der Krieg ist etwas Schauriges, aber er ist nicht so schreck¬ 
lich wie ein schldfchter Friede." . 

„Die Anspannung ist groß für die Nation wie,für den ein-' 
zelnen, und wenn Männer überanstrengt werden, dann wer¬ 
den sie schwach. Kleine Beschwerden werden übertrieben, 
kleine Mißstände und Mißgriffe wachsen zu Bergen an. Lange 
Kriege sind wie lange Reisen, sehr anspannend für die Stim¬ 
mung." 

„Behalten Sie alle den einen Gedanken im Kopf: Wenn Sie 
Mißtrauen und Unstimmigkeit in die Nation säen,’ dann 
werden Sie die Niederlage ernten. Andererseits, wenn Sie 
den Samen der Geduld, der Ausdauer und der Einheit 
säen, werden wir den Sieg und seine Früchte ernten.“ » 

„Der Bergsteiger, der den Rücken wendet, wenn er fast 
oben ist, wird niemals ein guter Bergsteiger, und die Na¬ 
tion, die den Rücken wendet und schwankt, bevor sie ihr 
Ziel erreicht hat, wird niemals ein großes Volk sein." 

(Lloyd George an seine Landsleute.) Vergt. Alldeutsche Blätter.Nr. 84. 

Bericht der unter Leitung des General Pershing an die euro¬ 
päische Westfront entsandten amerikan. Mllltärmlsslon. 

„Ihrer Meinung nach seien die deutschen 
Stellungen an der Westfront in der Tat un¬ 
einnehmbar. Die deutschen Reserven an «Menschen¬ 
material seien schier unerschöpflich, und das jährliche Trup¬ 
penkontingent dürfte in den nächsten 15 Jahren kaum eine 
Verminderung erfahren. Die deutsche Armee sei im 
vierten Kriegsjahre stärker denn je. Deutsch¬ 
land sei nach drei Kriegsjahren weder vernichtet noch zer¬ 
stückelt worden, wie che Entente beabsichtigt hatte. Die 
weiten'eroberten Ländergebiete liefern den Mittelmächten die 
nötigen Nahrungsmittel und Rohstoffe, so daß der Krieg unter 
gleichen Bedingungen weitere zehn Jahre fortdauern könne, 
ohne daß eine der kriegführenden Parteien dadurch aufge¬ 
rieben werde." Nach der Iflhr.Ztg. Spaniens .ABC*. S. Frankt.-Ztg. Nr.2S8I 

Der Friede wird über Nacht kommen. Wenn wir nur aus- 
halten, wird der Krieg in kurzem ein siegreiches Ende finden. 
„Nahe dem, Ziele heißt es; Nur nicht nachlasseni“ (Hindeoburg.) 





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platz, Maßstab 1:250000. 19 Frontenkarten, 1 Uebersichtskarte nebst 
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„Die Offensive 1917 von Lille bis Soissons.“ Mit vollständigem Orts¬ 
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Frontlinie. Blatt 1: Von Lille bis Soissons. Blatt 2: Von Laon bis 
Verdun. Blatt 3: Von Ostende bis Lille (mit Sonderkarte von Dixmuydo 
bis Lille (1:150000). Weitere Blätter folgen. Preis je 30 Pfg. 

F.X. Ragl: England zur See. Die Entwicklung der englischen Weltherrschaft. 
Preis 50 ; Pfg., - 






Der Wfesmscher 



TTiichcifass Dir des Zcuj nickt iss 
Ohr trau feint / 


Druok von Q. Birk k Co. m.b.H., BUnohen, Althtlmorook I».