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Full text of "Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreich"

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BASTARDBEFRUCHTUNG 


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— IM PFLANZENREICH 


ERLÁUTERT 


AN DEN BASTARDEN DER WEIDEN 


VON 


MAX WICHURA. 


Mit zwei Tafeln in Naturselbstdruck. 


BRESLAU, ` 


VERLAG VON E. MORGENSTERN 
(fr. AUG. SCHULZ & CO) ; 


1865. 


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BASTARDBEFRUCHTUNG 


IM PFLANZENREICH 


AN DEN BASTARDEN DER WEIDEN 


VON 


MAX WICHURA. 


Mit zwei Tafeln in Naturselbstdruck. 


BRESLAU, 


VERLAG VON E. MORGENSTERN 
(fr. AUG. SCHULZ & CO.) 
1365. 


INHALTSVERZEICHNISS. 


P Einleitung E guis do dal Ms 
Geschichte meiner Versuche künstlicher Bastardbefruchtung bei den Weiden und meines 
Studiums der Dastarde überhaupt. 
I. Methode der Bastarderzeugung e ER EAM E CE 
e » $ 1, 2. Absperrung der weiblichen GER — $ 3. EEN des Pollens. — 
8 4. Dauer seiner Potenz. — 8 9. Züchtung der jungen Pflanzen. —$ 6. Warum die Wei- 
den zu Experimenten über Bastardbefruchtung vorzüglich geeignet sind. — $ 7. Be- 
nutzung der spontanen Weidenbastarde zu den Versuchen künstlicher Bastardbefruchtung. 
II. Eintheilung der Bastarde ee 
$ 8—10. Bináre, ternäre ete. Bastarde mit den dabei möglichen Combinationen. — 


$ 11,12. Uebersichtliche Darstellung der Abstammung complicirter Bastarde in Form 
von Stammbäumen. 


III. Zusammenstellung meiner Versuche M "p bis 

ES i $ 13, 14. Verzeichniss der gelungenen und misslungenen Versuche. — $ 15—17. Be- 

l trachtung der dabei hervortretenden Zahlenverhältnisse. 

IV. Entstehung und Fortpflanzung der Bastarde exa Ps E 
$ 18— 20. Entstehung und deren Bedingungen. — $ 21, 22. E der 
Bastarde durch geschlechtliche Verbindung mit einer der Stammarten. — $ 23—25. Durch 
Befruchtung mit dem eigenen Pollen. — $ 26. Durch geschlechtliche Verbindung mit 
einer dritten Species oder einem heter ogen zusammengesetzten Bastarde. — $ 21. Leich- 
tigkeit der Erzeugung complicirter Bastarde bei den Weiden. 

Y, Unvollkommene Natur der Bastarde sl aed ; 
8 28—30. Verschiedene Grade des Misslingens und P5 e der de xe eC 
bei den Weiden. — $ 31 —33. Unvollkommene Ausbildung des Pollens der meisten 
Bastarde und einzelner echten Arten. — $ 34—36. Formen des unregelmässigen Pollens 

der Bastarde, — 8 37. Untersuchung der Fruchtbarkeit des unregelmässigen Pollens der 
" Weidenbastarde. — $ 38. Verminderte Potenz des fruchtbaren Pollens einzelner Wei- 
denbastarde. — $ 39—45. Entwickelungsgeschichte des unregelmässigen Pollens der 

Weidenbastarde. — $ 46 — 50. Gesetze, welche in dem Grade der Unregelmässigkeit des 

Pollens der Weidenbastarde hervortreten. — 8 51. Unvollkommenheit des weiblichen 

 Geschleehtsapparats der Weidenbastarde. — § 52—55. Vegetatives Wachsthum der 

Bastarde, kräftige Entwickelung einzelner und Schwäche anderer. — $ 56. Minderzahl 

der männlichen Individuen der Weidenbastarde im Vergleich zu den echten Arten. 


Seite 


12 


25 


30 


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8 57. Allgemeines. — $ 58—61. Mittlere Bildung der bináren und complicirten Bastarde 


in Bezug auf die constant differirenden Merkmale der Stammarten. — $ 62. Verdeut- 
lichung des Gesetzes der Mittelbildung durch Figuren. — 8 63. Ansichten KOELREUTER’S 
und GAERTNER'S über dieses Gesetz. — $ 64. Typische Species GAERTNER’s. — 
S 65. Entgegengesetzte Kreuzung. — $ 66, 67. Variabilität der Bastarde, Ausnahms- 
typen GABRTNER'S. — $ 68—72. Einfluss des hybriden Pollens auf die Vielgestaltig- 
keit der Zeugungsproducte. 

VII. Verbreitung der spontanen Weidenbastarde . 
8 73. Zahl der in Europa vorkommenden echten Weidenarten und ihrer Bastarde. — 
$ 74, 75. Verzeichnisse der spontanen binüren und ternären Weidenbastarde. — 
S 76. Zweifelhafte spontane Weidenformen. — $ 77. Vorkommen der Bastarde unter 
den Stammarten. — $ 78. Seltenheit der spontanen Bastarde. — $ 79. Versuch dieses 
Verhältniss in Zahlen auszudrücken. — $ 80. Ursachen der verschiedenen Individuenzahl 
verschiedener Weidenbastarde. — $ 81. Relative Häufigkeit der Weidenbastarde in 
beschränkten Localitäten. — $ 82. Einfluss von Bodenbeschaffenheit und Klima auf die 
Zahl der Bastarde. — $ 83. Eingriffe der Cultur. 

VIII. Systematik der Weidenbastarde 

$ 84. Methode die binären und ternären Weidenbastarde als solche zu erkennen. — 
8 85. Einreihung der Bastarde in das System. — $ 86. Systematische Zusammenstellung 
der europäischen Weiden und ihrer Bastarde. — $ 87, 88. Verwandtschaftliche Bezie- 
hungen der europäischen Weiden zu einander. — $ 89—93. Bastarderzeugung in ihrer 
Beziehung zur systematischen Gliederung der Weiden. 

IX. Allgememe Betrachtungen: oc a... A 
$ 94—97. Die habituelle Schwäche der Bastarde als Folge ihrer intermediáren Gestalt 
einerseits und des Accommodationszustandes der echten Arten andererseits. — $ 98. Zu- 
nehmende Unfruchtbarkeit der mit dem eigenen Pollen weiter befruchteten Bastardgenera- 
tionen. — $ 99. Fruchtbarkeit des nach der Formel 9 (a + b) + $ b zusammenge- 
setzten Bastards von Aegilops ovata und Triticum vulgare. — $ 100, 101. Theorie der 
in den § 65—72 erörterten Erscheinungen die Gestalt des Bastards im Vergleich zu der 
seiner Eltern betreffend. — $ 102, 103. Die bisherigen Versuche künstlicher Bastardbe- 


fruchtung und wie dergleichen künftig anzustellen. — $ 104. Uebereinstimmung der 


Bastarde und vieler Culturpflanzen in dem Criterium mangelnder Accommodation. — 
8 105. Unvollkommene Accommodation verleiht dem Organismus eine vermehrte Fähig- ` 
keit zur Varietütenbildung. Anwendung dieses Satzes auf die Entwickelung der Species. 
— $ 106. Schluss. 


EINLEITUNG. 


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In einer Reihe von Arbeiten, die während der Jahre 1841 bis 1861 erschienen sind"); 
hat mein verehrter Freund Herr Schulrath Dr. Wine zuerst die Ansicht aufgestellt und 
im Einzelnen näher begründet, dass ein grosser Theil der unter den Weiden vorkommen- 
den zweifelhaften Formen Bastarde seien, nach deren Aussonderung eine verhältniss- 
mássig geringe Zahl klar bestimmter, echter Arten übrig bleibe. 

Angeregt durch das Interesse des Gegenstandes und um den von anderer Seite her 
erhobenen Widersprueh ein für alle Mal zum Sehweigen zu bringen, beschloss ich, 
Weidenbastarde durch künstliche Befruchtung herzustellen und auf diese Weise der 
Theorie, von deren Richtigkeit ich mich bald überzeugt hatte, das bestätigende Experiment 
hinzuzufügen. Eine Sammlung von Weiden, sowohl echter Arten als Bastarde, welche 
Winner und sein leider zu früh verstorbener Freund und Mitarbeiter Krause in einem bei 
Breslau gelegenen Garten cultivirten, bot dazu die geeignetste Gelegenheit, Ich begann 


1) Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur im Jahre 
1841. Breslau 1842, S. 93, — im Jahre 1846. Breslau 1847, S. 185, — im Jahre 1347. Breslau 1848, S. 124 bis 
131, — im Jahre 1851. Breslau 1852, 8. 84, — im Jahre 1861, Abhandlungen, [nicht Jahresbericht]. Breslau 1862, 
S. 195 sqq. — Jahresbericht für 1861, [nicht Abhandlungen]. Breslau 1862, S. 100. — Denkschrift zur Feier ihres 
50jährigen Bestehens, herausgegeben von der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Breslau 1853. 
„Wildwachsende Bastardpflanzen hauptsächlich in Schlesien beobachtet.“ 

Flora oder Allgemeine botanische Zeitung. Regensburg 1845, S. 433 sqq.; 1846, S. 145 sqq.; 1848, S. 304, 321 
Sqq. ; 1849, $.30, 51 sqq. — Dr. Friedr. Wimmer's Flora von Schlesien. Breslau 1851, 8.182 sqq. 

Sammlung getrockneter Weiden-Arten, Abarten und Bastarde zunächst aus Schlesien, herausgegeben von Wimmer 
und Krause. Dodecas I—XI. Breslau 1857, im Selbstverlage der Verfasser. 

Vergl. auch: Wimmer et Grabowsky, Flora Silesiae, — Wratislaviae 1829. Tom. III. p. 367, wo bereits die 
Vermuthung ausgesprochen wird, dass Salix rubra Huds, ein Bastard von S. purpurea L. und S. viminalis L. sei. 


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meine Versuche im Frühling 1852 und es gelang mir schon im ersten Jahre die Salix 
acuminata Koch als einen Bastard von Salix caprea L. und S. viminalis E darzustellen, 
gleichzeitig auch den Nachweis zu führen, dass die Weidenbastarde nicht, wie man bisher 
angenommen hatte, unfruchtbar seien, vielmehr sowohl unter sich, als mit andern 
Species, ja sogar mit gänzlich heterogen zusammengesetzten Weidenbastarden weitere 
Verbindungen eingehen können, worüber ich in einem vorläufigen kurzen Bericht") 
bereits Nachricht gegeben habe. | 

Seitdem sind diese Versuche bis zum Frühjahr 1858 einschliesslich von mir fortge- 
setzt worden. Im Frühjahr 1859 wurde meine Thätigkeit durch Krankheit unterbrochen, 
und im darauf folgenden Winter verliess ich Europa auf làngere Zeit, um an der preussi- 
schen Expedition nach Japan Theil zu nehmen. Von dieser Reise nach beinahe drei- 
jähriger Abwesenheit zurückgekehrt, sehe ich mich, durch anderweitige Geschäfte in 
Anspruch genommen, vorläufig ausser Stande, die mühevollen und zeitraubenden Ver- 
suche früherer Jahre wieder aufzunehmen, und da auch die Zukunft mir keine Aussicht auf 
eine ruhige, ununterbrochene Musse bietet, wie eine solche Arbeit sie fordert, so schien es 
mir das Beste, meinen Bericht schon jetzt zu erstatten. An Stoff fehlt es um so weniger, 
als den durch das Experiment gewonnenen Erfahrungen die Beobachtungen über die in 
der freien Natur vorkommenden Weidenbastarde hinzutreten, worüber ich im Allge- 
meinen auf die oben citirten Arbeiten Wans und das mir freundlichst zur Benutzung 
überlassene Manuscript seiner nächstens erscheinenden Monographie der europäischen 
Weiden Bezug nehmen kann. Den daselbst über Nomenclatur und Umgrenzung der 
Weidenspecies und ihrer Bastarde niedergelegten Ansichten bin ich mit wenigen Aus- 
nahmen überall gefolgt, auch habe ich derselben Quelle den gróssten Theil der Stand- 
ortsangaben entnommen, welche sich auf die spontanen Weidenbastarde beziehen. 
Meine eigenen Kenntnisse über das Vorkommen der Weiden in der freien Natur wurden 
durch eine Reise, die ich im Sommer 1856 hauptsächlich zu diesem Zweck nach den 
Grenzeebirgen von Norwegen und Luleá -Lappmarken unternommen hatte?) wesentlich 
bereichert. Dass ich auch die Weidenflora meiner Heimath nicht vernachlässigt, die 
Freunde Wimmer und Krauss auf ihren Excursionen fleissig begleitet, überhaupt an ihren 


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1) Flora oder Allg. bot. Zeitung, Regensburg 1854, 8. 1 sqq., über künstlich erzeugte Weidenbastarde von 
M. Wichura. — Derselbe Aufsatz abgedruckt in Uebersicht der Arbeiten und Veründerungen der Schles. Gesellschaft 
im Jahre 1853. Breslau 1854, S. 160. 


2) Ein Ausflug nach Luled-Lappmarken. Regensburger Flora 1859. S. 385. 


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3 


interessanten Untersuchungen nach Kräften Theil genommen habe, brauche ich kaum zu 
versichern. ! : 

Bei Zusammenstellung des gesammelten Materials endlich sah ich mich genöthigt, 
auch die von andern Beobachtern gewonnenen Resultate, namentlich die wichtigen 
Arbeiten Korrrzvrers!) und Gaertrers”) über Bastardbefruchtung in Betracht zu ziehen; 
auch habe ich nicht umhin gekonnt, die Verbindung wenigstens anzudeuten, in welche 
die bei der Bastardbefruchtung hervortretenden Erscheinungen mit den Ansichten 


Darwrws über Entstehung der Species gebracht werden können. Meine Arbeit hat 


dadurch an Umfang gewonnen, und aus dem ursprünglich beabsichtigten Berichte über 
die Bastarde der Weiden ist eine móglichst kurzgefasste Darstellung der Bastardbe- 
fruchtung im Pflanzenreiche überhaupt, erläutert an den Bastarden der Weiden, geworden. 
Sollte es mir gelungen sein, zur Befestigung der Ueberzeugung beizutragen, dass auch die 
wichtige Frage über Entstehung und Fortpflanzung der Species nur durch lange Reihen 
methodisch fortgeführter, zahlreicher Experimente ihrer endlichen Lósung entgegenge- 
führt werden kann, so würde ich den Hauptzweck erreicht haben, den ich bei Verallge- 
meinerung meines Themas verfolste. 


:3) Dr. Joseph Gottlieb Kólreuter's: Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betref- . 


fenden Versuchen und Beobachtungen. Leipzig 1761. 

Fortsetzung der vorläufigen Nachricht etc, von demselben. Leipzig 1763. 

Zweite Fortsetzung der vorläufigen Nachricht ete. von demselben. Leipzig 1764. 

Dritte Fortsetzung etc. ven demselben. Leipzig 1766. r 

Die übrigen Arbeiten Kólreuter's kenne ich leider nur aus den allerdings meist sehr ausführlichen Citaten bei 
Gärtner. ; 


2) Carl Friedrich von Gärtner, Versuche und Beobachtungen über die Bastarderzeugung im Pflanzenreich. 
Stuttgart 1849. ; i 


1* 


L METHODE DER BASTARDERZEUGUNO. 


8 1. Versuche überBastarderzeugung, wenn sie Anspruch auf wissenschaftlichen W erth 
haben sollen, müssen unter Umständen vorgenommen werden, die das Hinzutreten von 
anderem als dem bei dem Experimente benutzten Pollen ausschliessen. Das Verhalten 
der Weiden ist in dieser Beziehung ein besonders günstiges, da sie zu den diöcischen 
Pflanzen gehören, welche durch Insecten befruchtet werden. Ungleich dem Pollen der 
von Insecten nie besuchten Coniferen, Gramineen, Carices, Urticaceen, Corylus, 
Alnus, Populus etc., der so leicht und glatt ist, dass er bei der geringsten Erschütterung 
vom Winde in Gestalt einer Staubwolke fortgeführt wird, fällt der Pollen der Weiden, 
sich selbst überlassen, vermóge seiner Schwere zu Boden, und seine Oberfläche ist mit 
einem engmaschigen Netze zarter Hervorragungen bedeckt, die ihn geschickt machen, in 
den feinen Haaren der Insecten hängen zu bleiben. Er würde ohne deren Hilfe nie von 
dem männlichen Strauch zu dem oft weit entfernten weiblichen Individuum gelangen 
können. Bienen, Wespen, Hummeln etc. aber übernehmen bereitwillig den Transport, 
fliegen geschäftig von einer Blüthe und einem Strauche zum anderen, und vermitteln so 
die im Freien fast nie fehlschlagende Befruchtung. 

82. MitRücksicht auf diesen Hergang der Befruchtung handelte es sich nur darum, eine 
Vorrichtung zu finden, die den Zutritt der Insecten verhinderte, ohne doch andererseits 
der weiblichen Blüthe Licht und Luft zu entziehen. Zu diesem Zwecke liess ich aus 
feinem, florartigem Baumwollenzeug (Tarlatan) Cylinder nähen, im Lumen mit einer 
Weite von 2—3 Zoll und von 6—12 Zoll Länge, die oben und unten mit Bändern zum 
Zuschnüren versehen, in der Mitte durch zwei oder drei eingenähte Ringe von Drahtband 
auseinander gespannt gehalten wurden. Diese Cylinder wurden über die zur künstlichen 
Befruchtung ausersehenen weiblichen Zweige gezogen und oben und unten zugeschnürt 
und festgebunden, noch ehe eine der Blüthen ihre Narbe entwickelt hatte. Weibliche 
Blüthen, die auf diese Weise abgesperrt und nicht befruchtet wurden, lieferten gar keinen 


5 


Samen, zum Beweise, dass die Absperrung eine vollständige war. Nach erfolgter 


Befruchtung, die sich an den abtrocknenden Narben und dem Anschwellen der Ovarien 


erkennen liess, nahm ich die Cylinder ab, bei Annäherung der Samenreife aber wurden 
sie wieder übergezogen, um das Verfliegen der wolligen, leichten Samen zu verhindern. 
In ein oder zwei Tagen füllte sich nun der Schlauch mit einer mehr oder weniger dichten 
Masse weisser Wolle und die zahlreichen, feinen Samen, die nach kurzer Zeit von ihrem 
Haarschopf sich lösten, konnten ohne Mühe herausgeschüttelt werden. 

8 3. Um den Pollenin hinreichender Menge zu gewinnen, mussten die männlichen Blü- 
thenzweige, wenn das Aufspringen der Antheren begann, abgeschnitten und in einem 
Glase Wasser an geschütztem Ort zur weiteren Entwickelung gebracht werden, weil im 
Freien die Bienen etc. jede geöffnete Anthere sofort ihres Inhalts berauben. Ein im Auf- 
blühen begriffener männlicher Zweig, der eine Nacht hindurch im Wasser gestanden hat, 


strotzt am anderen Morgen von herausgetretenem Pollen. Ich pflegte den Pollen mit 


einem feinen Haarpinsel abzustreifen, in einem Uhrgläschen zu sammeln und dann mit 
diesem zugleich in einer Pillenschachtel aufzubewahren. Um Störungen des Experiments 
durch das Hinzutreten fremden Pollens möglichst zu verhindern, wendete ich bei ein und 
derselben Weide stets denselben Pinsel an, der dann auch benutzt wurde, den Pollen auf 
die abgesperrte, weibliche Blüthe zu streichen. Ebenso operirte ich an den vielen weib- 
lichen Blüthen eines abgesperrten Zweiges immer mit demselben Pollen, wie ich auch 
darin eine gewisse Vorsicht beobachtete, dass ich den zur Befruchtung benutzten Pollen 
immer nur von einem Individuum nahm, da ich die Móglichkeit berücksichtigen musste, 
dass individuelle Abweichungen der Vaterpflanze auf die Gestalt des Bastardes Einfluss 
haben könnten. P 

S 4. Für die Verbindung früh blühender mit später blühenden Arten war die verhältniss- 
müssig lange Dauer der Potenz des Weidenpollens von besonderer Wichtigkeit. Einzelne 
Bastardbefruchtungen gelangen noch mit zehn Tage altem Pollen, und bei den Versuchen, 
die ich machte, den Pollen in Honiglósungen — eine kleine Messerspitze voll Honig auf 
zwei Unzen Wasser erwies sich als die geeignetste Mischung — zum Treiben der Schläuche 
zu veranlassen, ergab sich eine noch etwas lüngere Dauer seiner Entwicklungsfáhigkeit. 
Frischer Pollen, in diese Mischung gebracht, begann oft schon nach 10—12 Minuten das 
Austreiben der Schläuche. Nur wenig geschwächt erschien die Potenz von acht Tage 
altem Pollen der S. Silesiaca Willd. Bei 16 Tage altem Pollen der S. cinerea L. war die 
Potenz freilich schon sehr reducirt, aber doch noch vorhanden, indem einzelne Körner 


nach dreistündigem Liegen in der Lösung eine langsame Entwicklung der Schläuche 


6 


begannen. Erst 28 Tage alter Pollen von S. Silesiaca schien seine Potenz fast völlig ein- 
gebüsst zu haben, und zeigten nur noch sehr wenige Pollenkórner schwache Spuren von 
Vitalitát. Ich glaube, dass man mit 14 Tage altem Pollen, der an einem schattigen, 
trockenen und zugleich kühlen Orte aufbewahrt worden, unter günstigen Umstünden noch 
Befruchtungen wird erzielen können, und dass acht Tage alter Pollen zu diesem Zwecke 
unzweifelhaft noch geeignet ist. 

$5. Während die Samen aller übrigen mir bekannten baum- und strauchartigen Ge- 
wächse ihre Keimkraft lange Zeit bewahren und verhältnissmässig langsam. keimen, 
keimt der Weidensamen ungewóhnlich rasch, verliert dafür aber auch seine Keimkraft 
schon nach fünf bis sechs Tagen. Es tritt also hier der sonderbare Fall ein, dass die 
Lebensdauer der Pollenzelle eine längere ist als die des Samens. Die Ursache liegt in 
der eigenthümlichen Beschaffenheit des Letzteren. Der sehr weit entwickelte, mit Chloro- 
phyll bereits reichlich versehene Embryo der Weiden ist nur von einem sehr dünnen, 
durchsichtigen Häutchen eingehüllt, und entbehrt gänzlich des Eiweisskórpers. Er ver- 
trocknet also, wenn er nicht bald mit der feuchten Erde in Berührung gebracht wird. 
Vielleicht würde es möglich sein, durch zweckmässige, der Verdunstung entgegenwirkende 
Aufbewahrung die Keimfähigkeit des Samens länger zu erhalten; das Sicherste jedoch 
ist, ihn so frisch als möglich auszusäen. Auf die feuchte Fläche eines lockeren Bodens 
lose aufgestreut, entfaltet er dann schon nach 12, höchstens 24 Stunden die kurzgestiel- 
ten, eiförmig rundlichen Keimblätter, das kurze Stengelchen stellt sich aufrecht, die Wur- 
zel dringt in die Erde und die Pflanze beginnt ihr Wachsthum. In diesem Zustande muss 
man die jungen Pflänzchen vor Regengüssen oder heftigem Begiessen in Acht nehmen, 
weil sie sonst leicht hinweggespült werden. Ich machte deshalb die Aussaat in Näpfe, 
die von unten bewässert wurden, und brachte sie in ein wohlverschlossenes Kalthaus, 
wo sie zugleich vor dem Anfliegen fremden Weidensamens geschützt waren. In diesen 
Näpfen blieben die Pflanzen bis sie eine Grösse von einigen Zollen erreicht hatten, dann 
erst versetzte ich sie in’s freie Land. Wenn die Aussaat Ende Mai oder Anfang Juni 
stattgefunden hatte, so bildeten die jungen Pflanzen am Ende dés Sommers schon ein bis 
drei Fuss hohe Schösslinge. Die kleineren Arten blühten in der Regel mit drei, die 
grösseren, wenn auch nicht baumartigen, mit vier Jahren. Nicht selten fanden sich ein- 
zelne Kätzchen schon an zweijährigen Pflanzen, einmal sogar schon an einer Pflanze, die 
im Juni vorher ausgesät, mithin zur Zeit ihrer Blüthe erst 10 Monate alt war. 


$ 6. Zu den hier geschilderten verschiedenen Manipulationen gesellte sich endlich noch 


eine fortwährende Controle des ganzen Verfahrens, die durch Nummerirung und Etiquet- 


1 


tirung der abgesperrten weiblichen Zweige, des zur Befruchtung benutzten Pollens, des 
Samens und der jungen Pflanzen, sowie durch genaue Tagebücher und Cataloge gewis- 
senhaft geführt wurde. " ; | 

Die Procedur der Bastardbefruchtung und Bastarderzeugung bei den Weiden, wie 
sie von mir angewendet wurde, ist hiernach zwar eine umständliche und zeitraubende, 
aber ohne eigentliche. Schwierigkeiten, wesentlich. dadurch erleichtert und sicherer 
gemacht, dass die Zweihäusigkeit des Blüthenstandes die bei den Zwitterblüthen stets 
erforderliche, in ihrem Erfolge oft zweifelhafte Exstirpation der Antheren gänzlich 
erübrigt. Muss man auf die Blüthen der jungen Pflanzen in der Regel einige Jahre war- 
ten, so hat man andererseits im Vergleich mit ein- und zweijährigen Gewächsen den 
grossen Vortheil, dass. die Weiden in passenden Localitáten viele Jahre ausdauern und 
sich durch Stecklinge leicht vervielfältigen lassen. Das einmal gewonnene Material ist 
also von bleibendem Werth und kann immer wieder. zu neuen Experimenten benutzt 
werden. Wenn nun überdies die Weiden durch eine ungewöhnlich grosse Empfänglich- 
keit für Bastardbefruchtung sich auszeichnen, so halte ich die Annahme für gerechtfertigt, 
dass sie zu Versuchen über künstliche Bastardbefruchtung mehr als irgend eine andere 
Gattung geeignet sind. . | 

S 7. Schliesslich muss ich hier noch eine Bemerkung beifügen über den Gebrauch, den 
ich von den wildwachsenden Weidenbastarden bei meinen Versuchen. gemacht habe. 
Für die Bildung der aus mehr als zwei Factoren zusammengesetzten Bastarde waren sie 
mir von der grössten Wichtigkeit. Mit Zuhilfenahme ihrer ist mir die Herstellung zweier 
aus sechs Species zusammengesetzter Bastarde gelungen, was wührend der nur sieben- 
jährigen Dauer meiner Versuche wohl unmöglich gewesen wäre, hätte ich blos mit künst- 
lich erzeugten Bastarden operiren wollen. Da ich die Bestimmung der spontanen 
Bastarde aus weiter unten zu entwickelnden Gründen aber für zweifellos richtig halte, 
so gelten mir die mit den spontanen Bastarden angestellten Versuche für ebenso bewei- 
send, wie die mit den künstlichen, und ich werde daher auch in den Abschnitten, welche 
von den allgemeinen Eigenschaften der Weidenbastarde handeln, nicht blos die künst- 
lichen, sondern auch die spontanen berücksichtigen. Nur damit ohne mühsames Nach- 
schlagen sofort ersichtlich sei, ob es um einen spontanen oder künstlichen Bastard sich 
handelt, sollen überall da, wo Missverständnisse möglich sind, die Namen der spontanen 
Bastarde durch ein beigefügtes spont., die der künstlich erzeugten durch die Buchstaben 
art., d. h. artefacta kenntlich gemacht werden. 


IL EINTHEILUNG DER BASTARDE 


$ 8. Nach derZahl derSpecies, welche die Bastarde in sich vereinigen, theile ich sie ein 
in binäre, ternäre, quaternáre, quináre und senáre Verbindungen. Jede dieser Classen 
begreift als Unterabtheilungen verschiedene Combinationen in sich, die theils in der 
geschlechtlichen, theils in der specifischen Verschiedenheit ihrer Elemente und der Móg- 
lichkeit einer mannichfachen Gruppirung derselben ihren Grund haben. 

1) Die binären Verbindungen lassen zwei Combinationen zu. Nennen wir die beiden 
Species, welche zu einem bináren Bastarde zusammentreten, a und b, so kann à männ- 
lich = d a und b weiblich = 2 b, oder a weiblich und b männlich sein. Wir erhalten also: 

| E b E E 
2) Bei den ternáren Verbindungen sind 12 Combinationen móglich: 
9(9ad-db-Fde|9edG(9s-c-d5|9(2a--dod gb 
e£(9b-r-dab*TdjejS9edgd(2b--d423) Sl cc Ha) db ete 

3) Die quaternären Verbindungen zerfallen in zwei Hauptgruppen, da sie entstehen 
können, entweder indem zwei heterogen zusammengesetzte binäre Bastarde zusammen- 
treten 2 (a 4- b) - 3 (c+ d), oder ein ternärer Bastard mit einer vierten Species 
sich verbindet, also 9 (9 (a +b)+ 3 ec) + d d. Die erste Formel lässt 24 Combi- 
nationen zu, von denen nur 6 hier beispielsweise folgen, nümlich: 

A E (Se--dd-g(ga-L db) 
e(9b--da-JTd(2e-J-dd) 9(9e--dd)4 $(9b-4 da) 
$(ga-d-db4d(i2d--doi9(?d--do-4d4(922a-4 gb) ete. 

Die zweite Formel 96, zusammen 120 Combinationen. 

4) Die quinüren Verbindungen können entstehen durch das Zusammentreten eines ` 
ternären Bastardes mit einem heterogen zusammengesetzten binären Bastarde, oder 
indem sich den beiden Formeln des quaternären Bastardes eine fünfte Species beigesellt. 
Wir haben also hier drei Formeln: 


Rogo a i S ge 


KT e Ae". erte EN EEE exin Rare i 


9 


AURA E USO PELOS 
$ (9 +b] + 3 [e-- d) d- ge 
(2 [9 [a-- b] -- ICA à d) -- Ge 
Die Zahl der hier möglichen Combinationen zu ermitteln, würde schon eine schwie- 
rige und weitläuftige Rechnung erfordern. 


3) Die senáven Verbindungen sind auf sechs Grundformeln zurückzuführen, nümlich 
auf die beiden Formeln des quaternären Dastardes, denen ein heterogen zusammenge- 
setzter binürer Bastard | 

9 (9 [a + b] H- & [e J- d] E 3 (e 4- f) 
? (? [2 [» 3- b] -- 8 e] 4- 8 d) H $ (e 4- f) 
auf die drei Formeln des quinären Bastardes, denen eine sechste Species zutritt 
? (? [a-- b] -- d (9 [e - d] J- $ e AS 
$2 (9 [2 a -b]-- 8 [e -- d] H- 8 9 - d £ 
? (2 [ [9 [a--b] - & e]-:- G d] 3- & e) -- a £ 
und auf die Formel zweier sich vereinigender heterogen zusammengesetzter ternärer 
Bastarde ! o 
? (?[a-Eb]--d A+ 9 (e [8 -- e] E 

$ 9. Noch complicirter wird die Sache, wenn man in derselben Bastardverbindung die- 
selbe Species oder denselben Bastard in mehr als einer Generation als Factor auftreten 
lässt. Z. B. der bináre Bastard (a + b) kann sich mit einer seiner beiden Stammarten 
à oder b vermischen, dann erhalten wir folgende Combinationen: 


TUTGT DP GUNT O ap perge 
*(?b-c-da-da|9?adgG(9?bJ Aal 
*(ea--gGb-MGgb|Sb-FG(9a- Ah 
i F (Fbs EE EAR 
Verbinden wir den Bastard (a + b) mit demselben Bastard, so giebt das: 


*? (Par 3b) +3(ga+ Ah 
?(9a--gb4 d$(9b-Fga) 
F (9b-Fga)4 (9b Aa 
F (2b+.3a)+3(22a+83b) 
Dann kann einer solchen Verbindung abermals a oder b oder (a + b) oder 
([a + b] + [a + b]) zugesetzt werden, und so in's Unendliche weiter. | 
§ 10. Geht man auf die Möglichkeit ein, dass dieselbe Species in mehr als einem Eltern- 


paar als Factor vorkommt, so lässt sich z. B. ein ternárer Bastard nicht blos aus der Formel 


2 


HA 0 


ASA Seh. 


2 —— 


CTO AA A mcs e EU 
ada 1 vi 41 


URL 


disais M > 
EE AAA 


ASPE : 


GER EO S d do d AS LEA Ea et i 


10 
(a + b) + e herleiten, sondern auch aus der Verbindung zweier Bastarde, die 
einen gemeinschaftlichen und einen fremden Factor haben, z. B. 2 (a+b) + 3 (bc c) 
ein vierfacher Bastard nicht blos aus den unter No. 3 angegebenen beiden Formeln, K 
dern auch aus zwei ternären Bastarden, die je zwei cemeinsch 


aftliche und je einen frem- 
den Factor haben, z. B.: 


2 (9 [ad- b] 3- d 9 - 8 (9 [b -- e] J- A d) ete. 
Die Vervielfältigung der Formen auf diesem Wege ist also in der That eine grenzenlose. 


S 11. DieZusammensetzung der aus mehr als zwei Species bestehenden Bastarde werde 


ich in Form von Stammbäumen übersichtlich machen. Als Beispiel mag der Stammbaum 


der 9 S. (2 [2 [Lapponum + Silesiaca] spont: + & Espera + viminalis] spont.) + 
d [9 caprea + 3 daphnoides] art.) dienen. 


S.Lapponum Süesiaca ` purpurea viminalis caprea caprea 


er b f b ah g 
d Si 
Eritrea qs NA 


m 


Die Kreise in diesem Stammbaum bedeuten die Männchen, die Quadrate die Weib- 
chen, die Dreiecke die Vater- und Mutter-Pflanzen der-aus der freien Natur entnotümenen 


Bastarde und. Species. Das Geschlechtsverhältniss musste. hier, wenigstens was die 
Eltern der Bastarde betrifft, unausgedrückt bleiben, da man einem Bastarde nicht ansehen 
kann, welche der beiden in ihm vereinigten Species den Pollen, und welche das Ei gelie- 
fert hat. Bei den Species weiss man allerdings, dass sowohl die Vater- als die Mutter- 
Pflanze derselben Species angehört haben müssen. Die Elternpaare hätten daher 
geschlechtlich differentürt, d. h. mit Kreisen und Quadraten gezeichnet werden können. 
Es schien indess zweckmässig, in dem Schema alle ausserhalb des Experiments gelegenen 
Zeugungen auf ein und dieselbe Weise zu markiren, und darum habe ich auch die Eltern 
der echten Arten mit Dreiecken bezeichnet. 

$12. Der Stammbaum drückt hiernach Folgendes aus: 

a ist eine im Freien entstandene weibliche Pflanze von S. (Lapponum + Silesiaca), 
b eine dergleichen männliche von S. (purpurea + viminalis). Die weibliche S: ( PM 


"Er AMAN eii dai e LUCI AS 2-2 der auccm c AU C ud ng clt a niai A OA dme A AS 


11 


+ Silesiaca) ist darauf mit dem Pollen von ‚S. (purpurea + viminalis), wie der Bindestrich 
zwischen à und b ausdrückt, befruchtet worden, und es ist daraus die quaternüre Ver- 
bindung e in einem weiblichen Exemplare entstanden, welches mit dem Pollen von £. 
(caprea + daphnoides) art. Lit. e befruchtet, die senäre Verbindung d in einem weiblichen 
Exemplare lieferte. f und g sind die Eltern der S. (caprea + daphnoides) und zwar f eine 
weibliche Pflanze von caprea, g eine männliche von daphnoides. Bis auf ihre sich aller- 
dings von selbst ergebenden Eltern sind beide nur zurückgeführt, um die Reihe der Vor- 
fahren von d im dritten Gliede aufwärts, deren Aufzählung die Abstammung von e nóthig 
machte, zu vervollständigen. Es erwächst uns dadurch zugleich der Vortheil, mit einem 
Blick das Zahlenverhältniss übersehen zu können, in welchem die verschiedenen Species 
bei Erzeugung des Bastardes d mitgewirkt haben. Unter den acht Urgrosseltern des 
Bastardes ist 5. Sılesiaca, S. Lapponum, S. purpurea, S. viminalis jede einmal, S. caprea 
und daphnoides jede zweimal vertreten. Die Verhältnisszahl jeder der ersten vier Wei- ` 
den ist also *¿, die der beiden letzteren e In den $$ 20, 57 sqq., wo wir von der 
Gestalt der Bastarde handeln werden, ist die Kenntniss dieser Verhältnisszahlen wichtig, 
und ich werde sie dann der Formel des Bastardes wie folgt: S.(2 [2 [Lapponum Ve + 
Suesiaca 's] + 3 [viminalis Y, + purpurea 1") + 3 [2 caprea *|, + daphnoides *|,]) 
‚beifügen. er i 
Noch bemerke ich, dass ich bei Benennung der künstlichen Bastarde, wo wir also 
das Geschlechtsverhältniss kennen, den Namen der weiblichen Pflanze, mit dem Zeichen 9 
versehen, der männlichen, die das Zeichen & markirt, alle Mal voranschicken werde, wie 
dies auch Garerrver, jedoch mit Weglassung der Zeichen, gethan hat. Bei den spontanen 
Dastarden scheint es mir dagegen, um doch ein gewisses Prineip festzuhalten, angemessen, 
die Namen der Eltern alphabetisch nach ihren Anfangsbuchstaben hinter einander folgen 
zu lassen, also: S. (cinerea + purpurea), S. (purpurea + viminalis ;), nicht umgekehrt. 


L4 


2991 


| 
T 
d 
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PETER PS e NT ERE IN. RS PANNE " 
JB asa ADS KABUL E 


ut TRAD 


III. ZUSAMMENSTELLUNG MEINER VERSUCHE, 


S 13. Ehezudenallgemeinen Betrachtungen über die Ergebnisse der gemachten Experi- 
mente geschritten wird, dürfte es wünschenswerth erscheinen, einen Ueberbliek über den 
Gesammtumfang derselben zu gewinnen. Um einen solchen zu geben, habe ich in dem 
nachfolgenden Verzeichnisse unter No. I. die gelungenen, unter No. ll. die misslungenen 
Experimente, nach der Zahl der mitwirkenden Species geordnet, mit beigefügter Jahres- 
zahl des Experiments, unter laufender Nummer zusammengestellt. Der mehreren Deut- 
lichkeit wegen sind den zusammengesetzten Bastarden die in Buchstaben ausgedrückten 
Formeln vorangeschickt, auch den zusammengesetzten fast durchgehends die Stamm- 
bäume beigegeben. So hoffe ich, das an sich nicht schwierige Verhältniss der Zusam- 
mensetzung der Bastarde so deutlich als möglich gemacht zu haben. ` 


S 14. Verzeichniss meiner Versuche nach Classen geordnet: 


I. Gelungene Versuche. aid IL Misslungene Versuche. 


1. Binäre Verbindungen. 


A. Formel a + b. 


No. Jahr | No. Jahr 
1. 1852. 9 SalizcapreaL.+ $ S.daphnoides Vill. | 1. 1858. 9 Salix caprea L.+ d S. cinerea L. var. 
2.(1852. CRI ds spuria Wimm. 
3.(1858. EE 2. 1855. 9 S.viminalis L.+ 3 S.pruinosa Wendl. 
4. 1855. 2 8. viminalis L. + 3 S. caprea L. 3. (1656. PODES ; : 
5. 1856. 9 S. viminalis L.+- 3 S. daphnoides Vill. 4.(1858. qoas La Ee 
6. 1855. 9 S. purpurea L: + & 8. cinerea L. 5. 1855.9 & daphnoides Vall. + € 8. caprea L. 
7. 1855. 9 S. purpurea L. + d 8. viminalis L. | 6. 1855. 9 S. daphnoides Vill. var. pommeranica 
8. 1858. 2 S. Lapponum L. + 3 8. viminalis L. | Wimm. + 3 8. caprea L. 


I. Gelungene Versuche. 


9. 1856. 9 S. Arbuscula L. + $ S. purpurea L. 
10. 1855. 9 8. grandifolia Ser. + 2 S. purpurea L. 


BUE 


II. Mis slungene Versuche. 


| 8. (1858 
9c 859 
10. 1857 


12.(1858 
13. 1855 
14. 1852 
I5. 1855 
16. 1855 
17. 1853 
18. 1853 
19. 1852 
20. 1852 
21. 1853 
22. 1857 
23. 1857 
24. 1855 
25. 1855 
26. 1855 


28. 
29. 
32. 1856 
34. 


36. 


Se 


ee 


us 


33. (1856. 
Tues 
35. (1856. 
m 
1858. 


` 9 S. cinerea. L. + d 8. viminalis L, 


.2 S. cinereaL.+ 38. nm Wendl. 
9 S. purpurea L. + 3 S. viminalis L. 


9 S. purpurea L. + 3 8. cinerea L. 


- 9 B.incana Schrank + 3 S.nigricans Sm. 
. NR nigricans Smith + 3 S. repens L. 
i S.migricans Sm.+ g S.incanaSchrank. | 
. 9 S. nigricans Sm. + & S. purpurea L. 
. 2 S. Silesiaca Willd. + & S.viminalis L. 
. 9 S. repens L. + a S. viminalis L. 

- 9 8. livida. Wahlenb. + & S. repens L. 
. 9 8. livida Wahlenb. + ¿ S. aurita L. 
. 9 S. livida Wahlenb. & S.viminalis L. 
. 9 S. Lapponum L. + & S. cinerea L. — 
. 2 8. Lapponum L.+ à S.Silesiaca Willd. 
. 9 S. hastata L. + 3 S. incana Schrank. 
. 9 8. hastata L. + g S. triandra L. 

. 2 5. Arbuscula L. + 3 8 purpurea L. 


1856. 9 8. Arbuscula L. + d S. viminalis L. 
1858. 

30. 1855. 9 S. herbacea L. +- Z S. cinerea L. 
51.9555. ©) 


9 S. herbacea L. + d S. viminalis L. 
. 9 B. triandra L. + 3 8. hastata L. 


9 8. triandra L. + ap purpurea L. 


2 S. triandra L. + a S. viminalis L. 


38. 1855. 9 S. fragilis L. + E S. caprea L. 
39. 1855. 9 S. fragilis L. + g S. viminalis L, 
40. 1855. 


9 S. fragilis L. + 3 $. purpurea L. 


D : 4 
D 14 

k 

in I. Gelungene Versuche. | II. Misslungene Versuche. 

| | B. Formel 9 a+ 4$ (a + b). 

i | 11. 1852. 9 S. caprea L. + A RB (caprea L. + 

| | viminalis L.) spont. 

El S. caprea caprea caprea viminalis 

Bl 


; | | | Keine. 


| : E Formel 9 (a+ b) + g a. 
12. lon. 9. 8. (purpurea L. + viminalis L.)spont. | 41. 1852. 9 8. (cinerea L. + purpurea L.) spont. 
+ & 8. viminalis L. : T 3 8. purpurea L. 
S. purpurea viminalis. viminalis viminalis ...| 42. 1852. 9 8. ( purpurea L. + repens L .) EU 
+ 3 8. purpurea L. 
43. 1852. 9 & (purpurea L. + repens L ) Pih. 
; + 3 S. repens L. ! 
44. 1856. 9 6. (aurita L. + viminalis L.) spont. 
+ 3 S. viminalis L. 


a AEN e EECH TR 
Sides si oA Gn o La DON d E 


Meise ERN LS 


— 
Za 


B | D. Formel 2 (9 [a--b] -- $ à) - da 
a 13. 1855. 8. (2 [9 [purpurea L. --viminalis L.] 


H Ek 
H ; spont.] + 3 viminalis L.) ari. & 8. 
| viminalis L. Keine. 
g | No. 12 mit S. viminalis L. befruchtet. 
1 | S. purpurea viminalis viminalis viminalis viminalis viminalis viminalis viminalis 
i | | phe f 
O A 1 NE 


9; | 
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b. 
Y 3 
S : 
4 
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Te EEE rl 


E - ERBE Myra A Rei LCS: MES ai Ka e x PEE AA 


15 


L Gelungene Versuche. | 


E. Formel 9 (a +b)>+ 4 (a 9: y. 


14. 1856. 9 S.(9 caprea L. + 3 daphnoides 
Vill.) art. + 3 (Q caprea L. + 
3 daphnoides Vill.) art. 


S. caprea daphnoides caprea daphnoides 


U u EE 


ma 


Dre as 
15. 1858. 9 S. (2 viminalis L. + g caprea L.) 


E art. + 3 $6. (Q viminalis L. + 
i 3 caprea L.) art. 


Stammbaum wie bei No. 14. 


16. 1852. 2 H (aurita L. + repens L.) spont. 
+ & $. (aurita L. + repens L.) spont. 


S. aurita repens aurita repens 
A ANE 


| | Los 
B 


17. 1855. 9 8. (purpurea L. + viminalis L.) 
spont. + A S. (purpurea L. + vimi- 
nalis L.) spont. 


Stammbaum wie bei No. 16, 


IL Misslungene Versuche. 


Keine. 


A ESL 
Juin eh E 


= A O RT A y 
BRIEF ine: 


I. Gelungene Versuche. 


II. Misslungene Versuche. 


2. Ternäre Verbindungen. 


A. Formel gata c). 


18. 1856. Y 8. viminalis L. + 3 8. (9 caprea L. 
+ 3 daphnoides Vill.) art. 


S. viminalis viminalis caprea daphnoides 


EM uc c 


45.1852. 9 8. caprea L. + 3 B. (purpurea L. 
+ viminalis L.) spont. 

46.1852. 9 S. nigricans Sm. T 3 8. (aurita L. 
+ repens L.) spont. |. | 

47.1852. 9 S. livida Wahlenb. +48. (myrtil- 
loides L. + repens L.) spont. 

48.1853. 9 S. repens L. + 3 S (caprea L. -+ 


viminalis L.) spont. 


49.1854. 9 S. livida L.+ 3 $. (purpurea L. + 
repens L.) spont. 

50.1855. 9 S. purpurea L. TG 8. (cinerea L. 
+ incana Schrank) spont. 

51.1855. 9 $. fragilis L. + 3-5. (aurita L. + 
myrtilloides L.) spont. 

52.1855. 


53.1857.) Q S. cinerea L. #48. (caprea L. + 
54.1858.) viminalis L. ) spont. et art. 
55.1858. 


56.1858. 9 BS. fragilis L. d 4 8. (aurita L. + 
myrtilloides L.) spont. 


B. Formel 9 (a + b) + ae 


19. 1858. 9 S. (Q viminalis L. + 3 daphnoides 
Vall.) art. + 3 S. caprea L. 


S. viminalis  daphnoides caprea caprea 


Se TT 


517.1859. 9.8. (caprea L. + viminalis L.) spont. 
Fos Purpurea L. 

58.1856. 

59.1858.) Q S. (caprea L. + viminalis L.) spont. 

60.1858. + 3 S. cinerea L. 

61.1858. ; 


62.1852. 9 S. (purpurea L. + repens L.) spont, 
+ 4 cinerea L. 

63.1858. 9 S. (aurita L. + viminalis L.) spont. 

+ 3 S. purpurea L. 


I. Gelungene Versuche. . 


20. 1852. 2 S. (purpurea L. + repens L.) spont. 
+ $ S. aurita L. 


S. purpurea repens \aurita aurita 
C. oi UE 


S 


21. 1853. 2 S. (incana Schrank + purpurea, L.) 
spont. + 3 S. cinerea L. 
Stammbaum wie bei No. 20. 


22. 1853. 2 S. (purpurea L. + Silesiaca Willd. ) 
- spont.-- 3 $. viminalis L. 
Stammbaum wie bei No. 20. 


Mas: = E AS 


II. Misslungene Versuche. 


64.1853. 9 8. (hastata L. + Silesiaca Willd. ) spont. | 
+ 3 S. purpurea L. 

65.1855. 9 S. (fragilis L. + pentandra L.) spont. 
+ 3 S. viminalis L. 

66.1855. 9 S. (fragilis L. + pentandra L.) spont. 
+ 3 8. cinerea L. 

67.1855. 9 S. (fragilis L. + pentandra L.) spont. 
+ 3 S. purpurea L. 

68.1856. 9 S.(2 caprea L. + a daphnoides 
Vill.) art. + 3 S. viminalis L. 

69.1856. 9 S. (cinerea L. + viminalis L.) spont. 

t S. caprea L. 


C. Formel 9 (a +b) + $ (b 4- o). 


23. 1856. 9 S. (Q caprea L. + ¿ daphnoides 
Vill.) art. + 3 S. (2 viminalis L. 
+ A caprea L.) art. 


viminalis 


S. caprea daphnoides caprea 
E a 
Er 


EE 


fc E 
24. 1852. 9 S. (caprea L. + viminalis L.) spont. 
+ 4 S. (purpurea L. + viminalis L.) 
spont. 


viminalis 


A 


viminalis 


2 S. caprea 


POE. 


purpurea 


A 


70. 1852. 2 S. (purpurea L.-|- viminalis L.) spont. 
+ 3 S. (caprea L. + viminalis L.) spont. 

71.1856. 9 S. (caprea L. +- viminalis L.) spont. 
+ 3 S. ($ caprea L. + 3 daphnoides 
Vill.) art. 

72.1858. 9 S. (Q viminalis L. + 3 daphnoides 
Vill.) art. + d$ S. (2 viminalis L. 4- 
3 caprea L.) art. 


L Gelungene Versuche. 


25. 1853. 9 S. (purpurea L. + Stlesiaca Willd.) 
spont. + 3 S. (purpurea L. + vimina- 
lis) spont. 


Stammbaum wie þei No. 24. 


IL. Misslungene Versuche. 


D. Formel 9 (9 ri d c) 4- Ab. 


Keine. 


73. 1852. 9 8. (2 [caprea L. + viminalis Lj 
spont. +- cinerea L.) spont. + & 8. 
viminalis L. 
= 2 S. longifoliaHost.(dasyclados Wimm. ) 
— d S. viminalis L. 


3. Quaternäre Verbindungen. 


A, Formel 9 (a 4- b) + 3 (c+ d). 


26. 1853. 9 S.(Lapponum L. + Silesiaca Willd.) 


spont. + 3 5. (purpurea L. + vimina- 
lis L.) spont. 


S. Lapponum Silesiaca purpurea viminalis 


L] 


27. 1854. Q S. (aurita L. + repens L.) spont. 
+ 3 S. (caprea L. + viminalis L.) 
spont. 

Stammbaum wie bei No. 26. 

28. 1856. 9 S. (aura L. + repens L.) spont. 

+ d S. (cinerea L. + incana Schrank) 


spont. 


Stammbaum wie bei No. 26. 


74. 1852. 2 8. (caprea L. + viminalis L. ) spont. 
+ 8 8. (purpurea L. +Silesiaca Willd. y, 
spont. 

Tu DOES. N (fragilis L.-- pentandra L.) spont. 
ES S. (aurita L.-myrtilloides L.)spont. 

76. 1858. 9 S.(purpurea L. + viminalis L. )spont. 


+ 3 8. (Lapponum L. + Silesiaca 


Willd.) spont. 
TT. 1858. (2 S. (purpurea L. + viminalis L.)art. + 
18. 1858. 8 S. (capreaL. --daphnoides Vill.) art. 


— GE 


— $ 


LC El Np A SS T 


EEE AAA POS 


"tcm " 


"8 


I. Gelungene Versuche. 


I. Misslungene Versuche. 


B. Formel 9 (9 a +b]+30+0< ud. 


29. 1855. 2 $. (9 [purpurea L. + repens L.] 
spont. + 3 aurita L.) art. + g S. 
viminalis L. 
Eine Verbindung des ternären Bastards 
No. 20 mit & S. viminalis L. 


79. 1852. 2 S. ([caprea L. + viminalis L.] spont. 
+ cinerea L.) spont. + 3 S. purpurea L. 
= 9 S.longifolia Host. (dasyclados Wimm.) 

+ 3 S. purpurea L. _ 


S. purpurea repens aurita aurita viminalis viminalis yiminalis viminalis 


Ee p E 


io E m 


x 


C. Formel 9 (9 [a -- b] +3 [e 4- d] H- & (9 [a +b1+ d. [e 4- d]). 


30. 1856. 28.2 [LapponumL.+Silesíaca Willd.] 
spont. +- $ [purpurea L.-- viminalis L.] 


spont.) art. + a 8. (2 [Lapponum 
+ Bilesiaca Willd.] spont. + 3 [pur- 


See Keine. 
purea L. + viminalis L.] spont.) art. 
Aus dem quaternären Bastard No. 26 durch 
Befruchtung der weiblichen Pflanze mit der 
männlichen entstanden. > 
S.Lapponum Silesiaca purpurea viminalis Lapponum Silesiaca purpurea viminalis 


M A A A 


A LONE 


ED. ee 
| 


AIR LB 
p 

| 

| 


TRATAN RAN ITA TE — m 


I Gelungene Versuche. IT. Misslungene Versuche. 


D. Formel 9 ([a + b] 4- o) FI (b 4- d). 


| 
| 
80. 1852. 2 S. ([caprea L. + viminalis L.] spont. P ^ 

-i- cinerea. L.) spont. + & 8. (purpurea 

i L. + viminalis L. 
CUNG e ) spont. 
RN longifolia Host. (dasyclados 
Wimm.) + 3 $. (purpurea L. + yi- 
minalis L.) spont. 
4. Quinäre Verbindungen. 
A. Formel 9 (9 [a +b] + 3 le +d] + ge. 

e 


31. 1855. 2 £.(2 /Lapponum L. + Silestaca 
Willd.] spont. + 3 [purpurea L, 
+ viminalis L.) + 3 S. pruinosa 
Wenal. Keine. 


Aus dem quaternáren Bastard No. 26 durch 
Befruchtung mit S. pruinosa Wendl. entstanden. 


S.Lapponum Silesiaca purpurea viminalis pruinosa pruinosa pruinosa pruinosa 


1 ptt - — kg, Ge 


Dän hee 


21 


L Gelungene Versuche. | I. Misslungene Versuche. 


B. Formel 2 ( [a -- b] ++ 3 (d 4- e). 
32. 1854. 9 8. (2 [purpurea L. + repens L.] 
spont. + g aurita L.) art. + 3 Ñ. 
(caprea L. + viminalis L.) spont. 


7 Keine. 
Aus der Befruchtung des ternären Bastards 
No, 20 mit 3 8. (caprea L. + viminalis L.) spont. 
hervorgegangen. x 
S. purpurea repens aurita aurita caprea caprea viminalis viminalis 


qu em m WT NN MS 
sel | 


L] | 
| 5, Senäre Verbindungen. 

A. Formel 9 (9 [a +b] + d [e+ d) + å (e+ £). 

33. 1855. 9 S.(9 [Lapponum L. + Silesiaca 28 

Wild] + S [purpurea L. + vimi- 

natis L.] spont.) art: + Z 5. ( cinerea 

L. + incana Schrank) spont. Keine. 

Aus dem quaternären Bastard No. 26 durch | | 

Befruchtung mit A S. (cinerea L. + incana 
Schrank) hervorgegangen. 


S. Lapponum Silesiaca purpurea viminalis . cinerea cinerea incana incana 


dene 


: " y o eere ce ap EEE P e E rp e RET SE y 
DEE Se eroe SE — : 2 


I. Gelungene Versuche. 


34, 1855. 9 8. (9 [Lapponum L. + Silesiaca 
Willd.] spont. + 3 [purpurea L. 

+ viminalis L.] spont.) art. + ap 

(2 capreaL.+ 3 daphnoides Vill.) art. Keine. 

Aus der Verbindung des quaternüren Ba- 


stards No. 26 mit dem bináren No. 1 hervorge- 
gangen. 


IL. Misslungene Versuche. 


S. Lapponum Silesiaca purpurea viminalis caprea caprea daphnoides daphnoides 
| | A ZA oA A A 
| | 
IAS O ld ii o ae 
| A 
e dade fite 


E 


B. Formel 2 (2 (2 [a -- b] + 3 [e - d) d- 3 [e .- f -- EL 


35. 1858. 9 S.(9 [9 [Lapponum L. + Sile- 
siaca Willd.] spont. + $ [purpurea L. 
+ viminalis L.] spont.) art. + g [ca- 
prea L. +- daphnoides Vill.] art.] avt. . 
+ d 8. daphnoides Vill. 
Aus der Befruchtung des senüren Bastards 
No. 34 mit S. daphnoides Vill. hervorgegangen. 


Keine, 


S. Lapp- Silesiac. purpur. viminal. caprea caprea daphn. daphn. daphn. daphn. daphn. daphn. daphn. daphn. daphn. daphn. - 
ALAS ASA ACA AAN 
| Lx puc] 
ý e E ==> EE 
| 
| a 


pet 


ES Ern eiie rec Le 


23 


I. Gelungene Versuche. | IL. Misslungene Versuche.. 


6. Octonäre Verbindungen. 
Formel 2 ($ [a +b] + d [e +4) + 3 (9 [e ++ 3 [+ hp. 
81. 1857. 9 &.(9 [aurita L. + repens L.] spont. 
+ & [cinerea L. + incana Schrank] 
spont.) art. + 3 S. (2 [ Lapponum L. 
Keine. ; + Silesiaca Willd.] spont. + & [pur- 
M3 purea L. + viminalis L.] spont.) art. 


Factoren bei diesem Experiment waren die 


quaternären Bastarde No. 28 und 26. 

- § 15. Gehen wir jetzt zur nüheren Betrachtung der gewonnenen Resultate über, so 
nehmen zunächst die Zahlenverhältnisse der im vorigen Abschnitt aufgeführten gelunge- 
nen und misslungenen Versuche unsre Aufmerksamkeit in Anspruch. 

In einem Zeitraum von sieben Jahren sind überhaupt 116 Experimente angestellt 
worden, wobei ich die Bestüubung ein und desselben abgesperrten weiblichen Zweiges, 
wenn sie auch öfter wiederholt wurde, doch nur als Ein Experiment zähle. Von diesen 
116 sind 35 gelungen und 81 misslungen; das Verhältniss der gelungenen zu den miss- 
lungenen stellt sich also nahezu 7 : 16 = 1: 2?;, d. h. auf ein gelungenes Experiment 
kommen mehr als 2 misslungene, oder: imter 23 Experimenten sind 7 gelungen und 16 
misslungen. Die 116 Experimente lassen sich aber für die Betrachtung der Zahlen noch 
in kleinere Abtheilungen bringen: wir sondern zunächst aus die 5 Versuche $ 14, I. 14, 


15, 16, 17, 30, welche zum Zweck hatten, den Bastard mit seinem eigenen Pollen zu 


befruchten. Da hier Gleiches zu Gleichem kommt, so sind dies keine Bastardbefruch- 
tungen, und sie sind vielleicht gerade aus diesem Grunde sämmtlich gelungen. Als 
eigentliche Bastardbefruchtungen bleiben also nur 111 übrig. Von diesen sind gelungen 
30 und misslungen 81. Wir erhalten daher als ohngeführes Verháltniss der gelungenen 


Bast 


8 16. Die einzelnen Classen der Bastardbefruchtung auf dieselbe Weise durchzu- 
gehen würde zwecklos sein, weil die Zahl der Versuche in vielen Classen viel zu gering 
ist, um daraus Resultate, die auf allgemeine Geltung Anspruch haben, herleiten zu kónnen. 
Nur die binären Versuche einerseits und die complicirten anderseits sollen auf diese Weise 
einander gegenüber gestellt werden. Die Gesammtzahl der ersteren beträgt 57, davon 
sind 13 gelungen und 44 misslungen; die Gesammtzahl der letzteren 54, wovon 18 gelun- 
gen und 36 misslungen sind. Wir erhalten daher: für die binären Verbindungen 13 : 44 


ii i t A Ra 


24 


= 1: SW für die complicirten 18 : 36 — 1: 2, d. h. bei den binären Bastarden kommen 


auf ein gelungenes Experiment etwa 3'¿ misslungene, bei den complicirten hingegen auf 


ein gelungenes Experiment z wei misslungene Experimente. Das Verhältniss der selun- 
il | genen Versuche ist also bei den binären Verbindungen ein erheblich ungünstigeres als 
| bei den complicirten. Wäre es ein Gesetz der Bastardbildung, welches in diesen Zahlen 
I , zu Tage tritt, so wäre dies sehr merkwürdig. Ein solches Gesetz giebt es indess gewiss 
"n nicht, vielmehr liegen die bedingenden Ursachen jener Zahlen in anderen V erhältnissen. 
Denn bei den binären Bastarden erstrebte ich die Herstellung meist sehr heterogener 
|. oder gewisser in der freien Natur bereits aufgefundener Verbindungen, und um sie zu 
| erzielen, verwendete ich oft älteren Pollen. Bei den complicirten Bastarden dagegen kam 
es mir nur darauf an, móglichst viel Species in einer Verbindung zusammen zu bringen; 
| Y) | ich wählte daher möglichst verwandte Arten und operirte meist mit recht frischem Pollen. 
| k Es ist also wohl nicht zu zweifeln, dass die bei den complieirten V erbindungen er 


zielten 
günstigeren Resultate in den bei ihrer Erzeugung obgewalteten günstigeren Be 


dingungen 
| w ta Y / ihren Grund haben. Jedenfalls aber erhellt aus den günstigen Resultaten dieser Versuche 
| | | F 36 [ou grosse Geneigtheit der Weidenbastarde, complieirte Verbindungen einzugehen und 
d. UM ke ke | auch dieses Resultat kann immer noch als ein höchst auffallendes bezeichnet werden. 

H E rir à $ 17. Mit grosser Vorsicht sind die negativen Resultate meiner Experimente zu 
I allgemeinen Schlüssen zu benutzen. Man darf z. B. weil irgend eine gewisse Verbin- 
a dung nicht gelungen ist, nicht glauben, dass sie unmöglich sei. Wie viel hierbei vom 
] Zufall abhángt, erhellt daraus, dass manche Verbindung, welche in dem einen Jahre nicht 


| gelang, in dem andern zu Stande kam; z. B. finden sich S. (purpurea + viminalis ) $ 14, 

H IL 10, L 7, $. (cinerea + purpurea) TL 11, 12,1. 6, S. (Arbuscula + purpurea) II. 26, 1. 9 
sowohl in dem Verzeichnisse der gelungenen wie der misslungenen Versuche aufgeführt, 

und manche Verbindungen, die in der freien Natur Ä 


| | | vorkommen, z. B. S. (cinerea 
E q + viminalis) IL. 3, 4, 7, 8, S. (nigricans + repens) IL. 14, S. (repens + viminalis) II. 18, S. 


(livida + repens) I. 19, S. (aurita + livida) TL 20,.8. ( Lapponum + Silesiaca) Il. 23, S 
- (triandra + viminalis) IL. 35, 36, 37 sind künstlich bisher 
EF Schlüsse dieser Art könnten nur 


vergebens versucht worden. » 


auf ganze Reihen von Versuchen zwischen denselben zwei 
Species gegründet werden, und auch dann wäre es noch möglich, dass was hundert Mal 
alle doch noch gelingen könnte. Die 


(i Zahlenverhältnisse meiner Experimente ergeben daher zwar im Allgemeinen, dass das Miss- 


die Ausnahme ist; mehr in’s Einzelne d 
gehende Folgerungen aber dürfen aus den negativen Ergebnissen nicht hergeleitet wer 


vergeblich versucht worden, im hundert und ersten F 


lingen der Bastardbefruchtung die Regel, das Gelingen 


den. | 


D 


IV. ENTSTEHUNG UND FORTPFLANZUNG DER BASTARDE. 


818. Ein Bastard entsteht, wenn das Ei einer Pflanze durch den Pollenschlauch 
eines zu einer andern Species gehörigen Individuums befruchtet wird. Der Name 
Hybriden, abgeleitet von ößpıs, könnte schliessen lassen, dass diesem Vorgange ein 
gewisses Uebermass geschlechtlicher Potenz zu Grunde liege, welches unwiderstehlich 
zur Verbindung mit der fremden Species antreibt. Dem ist jedoch nicht so. Im Gegen- 
theil entstehen Bastarde aus Mangel, insofern eine weibliche Pflanze die fremde Befruch- 
tung nur annimmt, wenn sie durch See Umstánde von der Berührung mit dem 
eigenen Pollen. ausgeschlossen ist. | 

8 19. Aus den Experimenten Korırzurers, GaznTxsmEs, Wiromanws nw. Hereerrs?) 
und Anderer folgt dieser Satz mit solcher Zuverlässigkeit, dass ich es unterlassen konnte, 
hierüber bei den Weiden eigene Experimente anzustellen. | 

Korrrevrer?) bediente sich hierbei der Nicotiana paniculata, perennis, rustica und 
vulgaris. Er brachte den eigenen Pollen und den der fremden Species einmal in ohnge- 
fähr gleichen Mengen und dann den fremden Pollen in überwiegender und den eigenen 
in geringerer Menge auf die Narbe, in der Erwartung, keine gewöhnlichen Bastarde, son- 
dern etwas Neues dadurch hervorzubringen. Er erhielt aber aus den erzeugten Samen 
gar keine Bastarde, sondern die unveränderte Mutterpflanze. 

Gurrrner?) gab denselben Versuchen eine neue Wendung, indem er bei Dianthus 
barbatus und superbus eine Scheidewand von feinem Papier zwischen den beiden Griffeln 


anbrachte, und die eine Narbe schwach mit dem eigenen, die andere stark mit dem 


1 Wiegmann über die Bastarderzeugung im Pflanzenreich. Braunschweig 1828. 
2) W. Herbert on crosses and intermixtures. London 1837. 
3) Fortsetzung etc. p. 25, 26, 32. 
Zweite Fortsetzung etc. p. 26, 27, 60, 62, 63. 
Dritte Fortsetzung etc. p. 99. 
*):1. e. p. 34, 35. 


— 


26 


Pollen von D. Armeria, chinensis oder Carthusianorum, und ebenso bei Nicotiana rustica, 
quadrivalvis und Langsdorfiz die dureh die Querfurche getheilte eine Hälfte der Narbe mit 
dem eigenen, die andere aber mit fremdem congenerischem Pollen zu gleicher Zeit 


| bestäubte. Der Erfolg war bei allen diesen Versuchen derselbe. Aus den erhaltenen 


Samen entstanden nur den Mutterpflanzen gleiche Gewächse, nicht aber Bastarde. Die 
Eier hatten nur die Befruchtung mit dem eigenen Pollen angenommen, obwohl aus den- E 
selben Befruchtungen Bastarde hervorgingen, wenn der eigene Pollen ausgeschlossen | 
wurde. : 
$ 20. Wahrscheinlich hängt diese Erscheinung mit der anderen ebenfalls von 
unze!) beobachteten Thatsache zusammen, dass die Befruchtung mit fremdem Pollen 
langsamer erfolgt, als mit dem eigenen. Denn es deutet dies darauf hin, dass in dem 
homogenen Element der Narbe und des leitenden Zellgewebes der eigenen Species die 
| Pollenschläuche den Weg zu den Eiern rascher zurücklegen, als in dem weiblichen Ge- 
schlechtsapparat einer fremden Species. Ist dies aber richtig, so folgt daraus von selbst, 
1" dass bei gleichzeitiger Applieirung eigenen und fremden Pollens die Befruchtung nur 
D : durch den eigenen Pollen geschehen kann, weil die fremden Pollenschläuche, wenn sie | 
| | | zu den Eiern gelangen, letztere schon befruchtet finden. 
H 8 21. Die Fortpflanzung der Bastarde, zu deren Betrachtung wir nun übergehen, 
W kann bewirkt werden dureh geschlechtliche Vermischung mit einer der beiden Stamm- 
arten, oder mit demselben Bastarde, oder mit einer fremden Species oder einem heter- 
ogen zusammengesetzten Bastarde. | 
Wenn man eine Species a mit dem Pollen einer andern b befruchtet, den hierdurch E 
gewonnenen Bastard 9 a + Y b derselben Operation unterwirft 9 (9 a +b) +ã b, | 
b und auf diese Weise dureh mehrere Generationen fortfährt, also 9 (9. [9 [a - b] 4- 83 b] 
| + 3 b]+3 b ete., so erhält man endlich ein Product, welches sich von der reinen i 
N Art b in nichts mehr unterscheidet. Auf diese Weise wird es möglich, eine Species in 


und 
d dergleichen Versuche sind auch bereits von Kozrzzurzn?) an Nicotiana rustica und pani- 


H eine andere durch wiederholte successive Befruchtung ihrer Producte überzuführen 
y 


cu "E 


culata mit Erfolg gemacht, und nach ihm von Gaznvxzz an zahlreichen Pflanzen aus den 
Gattungen Aquilegia, Dianthus, Geum, Lavatera, Lychnis, Malva , Nicotiana und Oenothera 
ii wiederholt worden?) 


1) Lo E. 
2) Dritte Fortsetzung p. 51. 52. 
3) 1. c. p. 463. 464. 


—ÁG—PÓ((— T — e g u. e — — 


HET 


rit 


27 


$ 22. Bei den Weiden habe ich eine im Freien erzeugte schmalblättrige Form von $. 


(purpurea + viminalis) zu demselben Experimente benutzt, und dasselbe durch zwei Gene, - 


rationen hindurehgeführt. 2 ($. purpurea *, + viminalis 1.) + 3 S. viminalis ! , = $, 
(viminalis |, + purpurea *,) $ 14 I. 12 stand der S. viminalis in allen ihren Eigenschaf- 
ten schon sehr nahe. 2 (2 Lë purpurea le + viminalis '&] + 3 viminalis |) + 3 S. 
viminalis !, = S. (viminalis “| + purpurea !'4) $ 14. I. 13 liess sich von S. vimi- 
nalis kaum mehr unterscheiden, und hátte ich Zeit gehabt, die Procedur nochmals 
zu wiederholen, und ein Product mit "|, ©. viminalis und "|, purpurea zu erzeugen, so 


wäre die Umwandlung vollständig gewesen.  Gaznzrxzz sagt, dass bei verschiedenen | U 
Pflanzen eine verschiedene Zahl von Generationen erforderlich sei, um die Umwandlung / 


zu bewirken. Bei den Weiden scheinen nach meinen Versuchen drei, höchstens vier 
Generationen zur Erreichung dieses Zweckes zu genügen. | 


Von Interesse war es, zu beobachten, wie die ungewöhnliche Schmalheit der Blätter ; 


der zum Experiment benutzten $. (purpurea + viminalis) noch in der folgenden Genera- 


tion 9: S. (purpurea + viminalis) + 3 S. viminalis erkennbar blieb. Ein Beweis, dass | 
auch in der Bastardbefruchtung individuelle Eigenthümlichkeiten der Stammpflanzen sich | 


forterben können. 

$ 23. Wird ein Bastard mit dem eigenen Pollen befruchtet, so sind die Producte 
den beiden Elternpflanzen gleich oder ähnlich. Der Bastard hat also, soweit er über- 
haupt fruchtbar ist, auch die Fähigkeit, sich in seiner Eigenthümlichkeit fortzupflanzen. 
Die vier Versuche, die ich zur Feststellung dieser nicht unwichtigen Thatsache mit S. 
(2 caprea + 3 daphnoides) art. § 14 I. 14, S. ( 9 viminalis + 3 caprea) art. I. 15, 
S. (aurita + repens) spont. L 16, S. (purpurea + viminalis ) spont. L 17 vor- 
nahm, sind sämmtlich gelungen. Auch der vierfache Bastard L 26, mit seinem 
eigenen Pollen befruchtet, I. 30, lieferte Samen, welche keimten, doch gingen die jungen 
Pflanzen bald zu Grunde. 

$ 24. Korırzeurer und Gaerryer haben an andern Pflanzen dieselben Versuche 
gemacht. Letzterer behauptet!) dass unter den Pflanzen, die er aus solchen Zeugungen 
erhalten, neben vielen Individuen, die dem Bastard ähnlich gewesen, sich einzelne befun- 
den hätten, die eine auffallende Annäherung zu dem mütterlichen, seltener zu dem väter- 
lichen Typus zeigten. Anknüpfend an ähnliche bei der Fortpflanzung der Thierracen 
hervortretende Erscheinungen nennt er dergleichen Ausnahmsformen Rücks chláge. 


1) Le. p. 437. 


f E 


“ Bei meinen mit möglichster Genauigkeit angestellten Befruchtungsversuchen sind 


, zwar theilweise mancherlei Abweichungen, hatten aber 


28 


A 


aber der- 
Die einzelnen Individuen zeigten 
im Allgemeinen dieselbe Bildung. 


dass die Rückschläge Gaznvxzrs 
in einer Stórung des Experiments durch. hinzugetretenen mütterlichen od 


, Pollen ihren Grund haben. 


gleichen Rückschläge nicht zum Vorschein gekommen. 


Ich kann mich deshalb des Verdachtes nicht enthalten, 
er väterlichen 


$ 25. Bemerkenswerth ist auch die von Korıreurer und GaxnTSER!) übereinstim- 
mend gemachte Beobachtung, dass der Bastard, wenn er mit dem eigenen Pollen und 
dem einer seiner Stammarten befruchtet wird, letztern vorzieht; ja es. soll Sogar unter 
Umständen der Pollen einer fremden aber eongenerischen Art die Befruchtung mit dem 


eigenen Pollen unwirksam machen, wie Gaserxer?) bei Nicotiana (rustica + paniculata) 


at. Ich selbst konnte Experi- 


alte ich für möglich, weil die 
Potenz und Vollkommenheit des Pollens verschiedener Dastarde zwar sehr verschieden 


sein kann, immer aber geringer ist, als die der echten Arten, wie weiter.un 
der gesetzt werden wird.  Concurrirt also der eigene Pollen mit 


in Bezug auf den Pollen von N, Langsdorfü beobachtet h 
mente hierüber nicht anstellen. Die Thatsache aber h 


ten auseinan- 
dem mütterlichen oder 


ollkommneren und stärkeren ver- 
A lbe kann auch von dem Pollen einer f eci : 
drängt. Dasselb fremden Species geschehen, wenn 


tern des Bastardes eme 


váterlichen Pollen, so wird er von diesem als dem y 


die Geschlechtsverwandtschaft der fremden Species zu den El 
hinreichend nahe ist. 


S 26. Wird endlich eine geschlechtliche Verbindung des Bastardes mit einer 


| fremden 
Species oder mit einem heterogen zusammengesetzten Bastard herbeigeführt, so entstehen 
die drei- und mehrfachen Bastarde, welche ich unter dem Namen der complicirten 


Bastarde zusammenfasse. Dergleichen sind bereits durch die Versuche Kozrszvrzws und 


Verbascum, Lychnis, Mirabilis und 


angte indess nur bis zur 
dreifacher, Garertwer bis zur Herstellung vierfacher Bastarde, 


GarznTwzzs in den Gattungen Aquilegia, Dianthus, 


Nicotiana mehrfach erzeugt worden. Kozrnsuvzz gel Herstellung 


Bastarde, welche aus meinen Versuchen hervorgegangen, sind daher etwas Neues. 


Gaznrxza hat eine völlige Nomenclatur für die verschiede j inati 
nen Combinationen, die 


seinen mehrfáltigen Bastarden zu Grunde liegen; aufgestellt?), Er unterscheidet: 


I) 1. e. p. 64. 
2) 1. c. p. 64. 
3) ]. e. p. 504 sqq. 


Die fünf- bis seehsfachen A 


29 


vermischte Bastarde: 9 a + 3 (b + c) nach meiner Bezeichnungsweise, 
 zusammengesetzte Bastarde: 2 (a +b) + 3.c, 

vermittelte Bastarde: 9 (a + b) + 3 (b re), 

doppelte Bastarde: 2 (a + b) + 3 (e + d). 

Eine solche Terminologie weiter fortgesetzt müsste sich indess bei der grossen Zahl 
möglicher Combinationen zuletzt ins Grenzenlose verlieren. Ich ziehe daher die 
mathematische Bezeichnungsweise durch Buchstaben vor. 

827. In der Gattung der Weiden scheint die Móglichkeit zusammengesetzte 
Bastardformen zu erzeugen, eine sehr weit reichende zu sein. Ich vermuthe, dass alle 
Weiden, welche binäre Verbindungen mit einander eingehen, sich auch zu. complicirten 
Bastarden vereinigen können, und dass die. Grenze für die Fortsetzung des Verfahrens _ 
nur durch die allmälig zunehmende Unfruchtbarkeit der gewonnenen Producte gesteckt 
ist. Die aus sechs Species zusammengesetzten Bastarde $ 14 I. 33. und 34, erreichen 
das Maximum wahrscheinlich noch bei Weitem nicht. Der sechsfache Bastard I. 34 
ist noch so fruchtbar, dass er die Begattung mit einem heterogen zusammengesetzten 
binären, ternären, selbst quaternären Bastarde schwerlich versagen würde. Ueber 
Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit des anderen sechsfachen Bastards konnten Beobach- 
tungen nicht angestellt werden, weil jm Pflanzen zu Grunde gingen, ehe sie zum Blühen 
gelangten. 

Einigermassen schwierig, aber interessant müsste es sein, zwei heterogen zusam- 
mengesetzte quaternäre Verbindungen in einen achtfachen Bastard zu vereinigen. Ich 
producirte zu diesem Zweck 9 S. (2 [aurita + repens] spont. + d^ [cinerea + incana] 
spont.) I. 28 und hoffte dieselbe mit 3 S. (2 [Lapponum + Silesiaca] spont. + 3 [pur- 
purea + viminalis] spont.) befruchten zu können. Der Versuch scheiterte jedoch an der 
schon weit vorgeschrittenen Unfruchtbarkeit der weiblichen Pflanze. Dass es je möglich 
sein sollte, zwei heterogen zusammengesetzte achtfache Bastarde zu erzeugen, und sie 
in einen sechszehnfachen Bastard zu vereinigen, bezweifle ich. 

Ob auch bei den Weiden die Beobachtung Gaerrwerws!) zutrifft; nach in ege 
eirten Bastarden sich selbst solche Species vereinigen lassen, die binäre Verbindungen 
mit einander nicht eingehen [z. B. Nicotiana glutinosa, Tabacum, Langsdorfa nicht mit 
rustica, wohl aber mit N. (paniculata + rustica)] wird noch festzustellen sein. Meine 


Versuche geben über diese Frage keinen Aufschluss. 


1). e. p. 202. C IMP ME 


fragilis + 3 S. purpurea I. 40, 2 S. (purpurea + repens) spont. + $ S. purpurea I. 49, 


V. UNVOLLKOMMENE NATUR DER BASTARDE. 


§ 28. Im Abschnitt III. habe ich die versuchten Bastardbefruchtungen in zwei Klas- 
sen, in gelungene und misslungene eingetheilt. Es giebt aber noch gewisse Grade des 
Gelingens, die zwar als Grundlagen einer weitern Abtheilung nicht benutzt werden kön- 
nen, weil sie in einander übergehen, die aber als charakteristische Erscheinungen der 
Bastardbefruchtung überhaupt hier erwähnt werden müssen. 

Ich unterscheide bei den Weiden zunächst folgende Grade der misslungenen 
Befruchtung: 

1) Die der Bastardbefruchtung unterworfenen Kätzchen verwelken nach beendeter 

. Blüthe gleich den unbefruchteten und fallen ab. 

2) Die Ovarien schwellen an und reifen, enthalten aber nicht die Spur von Samen. 
3) Die Ovarien sind reichlich mit den Seidenhaaren, welche das Nabelende des Wei- 
densamens umgeben, angefüllt, enthalten aber keinen Samen. 
4) Samen sind vorhanden, aber klein und verkümmert und keimen nicht. 
5) Samen gleichen den vollkommen entwickelten, keimen aber nicht. 
¡ 6) Die Samen keimen, die jungen Pflänzchen aber sind kraftlos aa ee in 
| kurzer Zeit, ohne sich weiter zu entwickeln. 

829. Dergleichen Stadien begonnener, aber offenbar unvollständig gebliebener 
Befruchtung, wie sie unter No. 1—6 aufgeführt sind, wurden beispielsweise erzielt bei: 
2 Salis caprea + 3 S. cinerea var. spuria Wimm. $ 14 1.1, 2 S. viminalis + & S. prui- 
nosa IL 2, 9 S. viminalis + 3 S. cinerea TL. 3. 4, 2 S. cinerea + P viminalis II. T. 8, 
9 S. purpurea + 3 5S. cinerea 1l. 11.12, 2 S. fragilis + 3 S. viminalis I. 39, 2 S, 


9 S. (purpurea + repens) spont. + 3 S. repens U. 43, 9 S. livida + 3 S. (purpurea 
+ repens) spont. IL. 49, 9 $. cinerea + 3 S.(caprea + viminalis) spont. I. 55, 9 $, fra- 
gilis + 3 S. (aurita + myrtilloides) spont. 11. 56, 2 S. (caprea + viminalis) spont. + 3 S, 


pee 


AA ici A eda D «e 


31 


cinerea I. 59—61, 2 S. (aurita + viminalis) spont. + 3 S. purpurea I. 62, 2 S. 


caprea + viminalis) spont. + 3 $. (purpurea + Silesiaca) spont. Y. 74, 2 S. (purpurea 


+ viminalis) spont. + 3 S. (Lapponum + Silesiaca) spont. 1.75, .9. S. (purpurea + vimi- 
nalis) art. + 3 S. (caprea + daphnoides) art. V. 76. 77 etc. 

$ 30. Ebenso würden sich die gelungenen Versuche nach der grösseren oder gerin- 
geren Zahl der gewonnenen Samen in Grade bringen lassen. Die Ergebnisse der ver- 
schiedenen Versuche waren in dieser Beziehung sehr verschieden. Bald wurden verhält- 
nissmässig wenige, aber keimfähige und kräftige Samen erzielt; bald viele, unter denen 
sich neben zahlreichen verkümmerten Körnern wenige keimfähige fanden; bald genügend 
viele keimfähige Körner ohne Beimischung verkümmerter Körner, aber meist so, dass die 
Bastardbefruchtung im Ganzen doch eine geringere Zahl von Samen lieferte, als die 


Befruchtung mit dem eigenen Pollen. 


Diese Unvollkommenheit der Bastardbefruchtung, die sich hier in der Zahl der 
Samen zu erkennen giebt, tritt aber namentlich auch in der Beschaffenheit der erzeugten In- 
dividuen hervor. Bastarde sind nie so lebensfáhig und kráftig, als die aus der Befruchtung 
mit dem eigenen Pollen hervorgegangenen echten Ärten. Manche verrathen die ihnen 
inwohnende Sehwáche schon in ihrem vegetativen Verhalten, die meisten aber sind in den 
Reproduetions-Organen, mindestens in der Beschaffenheit und Potenz des Pollens, hinter 
den echten Arten zurück, aus deren Verbindung sie entstanden sind, womit bisweilen 


allerdings auch ein besonders üppiges Wachsthum der vegetativen Theile Hand in 


Hand geht. 


Diese Verhältnisse sollen nunmehr einer näheren Erörterung unterworfen werden, 


und zwar zunüchst die eigenthümliche Unvollkommenheit des Pollens der Weidenbastarde. 


$31. Unter den verschiedenen Formen, welche die reifen Pollenzellen bei den 
verschiedenen Gattungen und Familien der Gewächse annehmen, ist eine mehr oder 
weniger kugelförmige Bildung mit zwei diametral auseinander liegenden differenziirten 
Punkten, welche ich die Pole nenne, und drei äquatorialen gleichweit von einander 
abstehenden Austrittsstellen der Pollenschläuche bei Weitem die häufigste. 

In diesen Formenkreis gehört auch der Pollen der Weiden. Der Berührung von 
wässrigen Flüssigkeiten ausgesetzt, bildet jedes einzelne Korn eine fast vollkommene, 
helldurchscheinende, gelbliche Kugel, deren Oberfläche, wie schon erwähnt, mit einem 
engmaschigen, erst bei 230—800maliger guter Vergrösserung deutlich sichtbar werden- 
den Netze zarter, dunkler gelb gefärbter Hervorragungen bedeckt ist. Drei hellere 
Streifen sind jedoch frei von diesem Netzgeflecht. Dieselben stehen gleich weit von 


KC 
rie 
t 


32 


j einander ab, und sind Segmente dreier grösster Kreise, die einen gemeinschaftlichen 
| Durchmesser haben. 


' Am Aequator sind sie am breitesten, von da ab werden sie all- 
Ä . mälig schmäler, und verlaufen in spitzwinklige Enden, noch ehe sie den Durchschnitts- 
| E punkt der supponirten drei gróssten Kreise, d. h. die Pole berühren. 
| | Pollen in eine gehörig gemischte Honig- oder Zuckerlösung, 
| aus den drei hellen Streifen und zwar am Aequator, wo sie 
N Im trocknen Zustande ist das Pollenkorn 

bildet dann ein längliches, stumpfkantiges, 
schmälertes, dreiseitiges 


Bringt man den | 
so treten die Pollenschläuche i 
am breitesten sind, hervor. 
an den Streifenstellen zusammengefaltet; es : 

nach den beiden Enden hin schwach ver- 
Prisma mit gewölbten Seitenflächen. Die Pole der Kugel, zu 


sich in wässrigen Flüssigkeiten rasch entfaltet, fallen mit den Enden des Pris- 
mas im trocknen Zustande zusammen, und liegen in denselben. | 

| Von dieser normalen Gestalt des 
Weiden und zum Theil auch bei den e 


welcher es 


Pollens finden wir nun aber bei den Bastarden der 


chten Species mancherlei Abweichungen. : 
$ 92. Man hat oft die Unvollkommenheit des Pollens der Bastarde als einen durch- 
greifenden Unterschied zwischen diesen und den ‚echten Arten hingestellt, jedoch mit 
D Unrecht. Es giebt Bastarde, deren Pollen kaum weniger regelmässig ist, als der ihrer 
| Elternpflanzen (z. B. die Bastarde der Petunien) und es giebt echte Arten, die einen 
| | unregelmässigeren Pollen haben, als manche Bastarde ef. $$ 101. 104. Wahr aber ist 
| es, dass in der grossen Mehrzahl der Fälle der Pollen der Bastarde weni 
" mássig entwickelt ist, als der seiner Elternpflanzen. 
| § 33. Bei den Weiden gilt dies als ausnahmsloses Gesetz. Unter den echten Arten 
3 derselben enthalten nur $. fragilis (nicht die nahe verwandte S. alba) und einzelne Indi- 
1 viduen der 5. triandra in ihrem Pollen eine gróssere Zahl missgebildeter Körner. Der 
| Pollen aller andern europäischen Weidenarten zeichnet sich dagegen durch grosse 
| Regelmássigkeit aus. Ein Korn gleicht in Grösse, Farbe, Beschaffenheit und Gestalt 
fast genau dem andern, und die echten Arten unterscheiden Sich hierdurch auffallend 
n von den Bastarden, in deren Pollen neben einer mehr oder minder grossen Zahl | 
H | regelmássiger Kórner alle Mal auch abweichend gebildete sich vorfinden. Aber t 
d auch unter sich sind die verschiedenen Weidenbastarde, was Mass und Zahl der Ano- | 
MT malieen des Pollens anlangt, sehr verschieden. | | 


ger regel- 


bastarde, deren Pollen gar keine normal entwickelten Kórner enthált, und Bastarde, 
die in ihrem übrigens regelmässigen Pollen nur einen sehr geringen Procentsatz unregel- 
mässiger Körner aufzuweisen haben, sind die Endpunkte einer Reihe, die fast eben so 


viele Zwischenglieder als verschiedene Bastarde zählt. Es frágt sich nun, welcherlei 


Ace 


Ki? " 
E "gees Re a Laer Napa ia ci A ga a on AR TE 


33 


Art sind die Unregelmässigkeiten des Pollens der Bastarde? wie verhalten sich die ver- 
schieden gebildeten Pollenkörner in Bezug auf Potenz? wie entwickeln sie sich? und in 
welchem Verhältniss stehen die verschiedenen Grade der Unregelmässigkeit, die wir bei 
den verschiedenen Bastarden wahrnehmen, zu deren Zusammensetzung? | 

Um diese Fragen zu beantworten, habe ich den Pollen sowohl der künstlich erzeug- 
ten, als der in der freien Natur vorkommenden Weidenbastarde in seinen verschiedenen 
Entwicklungsstadien einer sorgfältigen Prüfung unterworfen, deren Ergebnisse in den 
folgenden Paragraphen mitgetheilt werden sollen. : 

$ 34. Die Unregelmássigkeiten des Pollens der W eidenbastarde treten in sechs 
verschiedenen Formen auf. Wir finden: | 

1) Linealisch längliche Körper, etwa von der Grösse eines Antherenfachs, die in 
einer Membran eine grosse Anzahl dunkel-schmutzig-gelb gefärbter, runder Pollenkör- 
ner von etwas mehr als gewöhnlicher Grösse eingeschlossen enthalten. 

2) Unförmliche aus 2, 3, 4 oder noch mehr verwachsenen Kórnern bestehende Kör- 
per, bald heller, bald von dunkel-schmutzig-gelbem Aussehen, die dann eine grosse 
Menge Oel enthalten. 

. 8) Körner, die onngefáhr um das Doppelte srösser sind, als die gewöhnlichen Pol- 
Better dunkel-schmutzig-gelb, etwas undurchsichtig, übrigens von regelmässig runder 
Gestalt, ebenfalls stark ólhaltig. 

.4) Kuglige Kórner, die um den dritten oder vierten bis zehnten Theil kleiner sind, 
als die normalen Pollenkörner, fast durchsichtig, farblos. 

5) Körner, die nur durch eine geringe Vermehrung oder Verminderung der Grösse 
sich von den normalen Körnern unterscheiden, mit denen sie übrigens in der hellgelben 
Färbung, halbdurchsichtigen Beschaffenheit, sowie in der regelmässigen Entfaltung zur 
Kugel bei Berührung mit wässrigen Flüssigkeiten übereinstimmen. | 

6) Mehr oder weniger regelmässig zusammengefaltete, dunkel-undurchsichtige Kör- 
ner von normaler Grösse oder kleiner, die in Berührung mit Wasser unverändert blei- 
ben, d. h. nicht zur Kugel sich entfalten. | | | | 

Die letztere Form ist die häufigste. Sie findet sich auch in dem Pollen von Salix 
fragilis und S. triandra. Die Formen 4 und 5 kommen meist zusammen vor, und sind 
ebenfalls häufig. No. 3 ist seltner, am seltensten sind No. 1 und 2. No. 1 habe ich þig- 
her nur bei £. (cinerea + incana) spont., No. 2 nur bei sehr wenigen cedat 

835. Dass übrigens bei manchen Bastarden die unvollkommene Ausbildung der 
männlichen Geschlechtsorgane einen noch hóheren Grad erreichen kann, als dies bei den 
5 


d C cc 
den Lobelien aber gar kein Pollen angetroffen, 


94 


Weiden der Fall ist, scheint aus den Beobachtungen GaznTNENS, 
( It, 
Wisexaxws und Andrer hervorzugehen. Wenn z. B. GArRTNER sagt’): 


KozrnzzuTERS, 


„Viel häufiger sind 


bei den reinen Arten, einge- 
schrumpft und missfarbig und bestehen im Innern entweder 


aber die Antheren der hybriden Gewächse kleiner als 


aus einer compacten oder 


i ; sus i 
breiartigen Masse, wie schon Durrocnzr bemerkg hat, welche sich zu keiner Granulation 


, und einen befruchtenden 
Ce SE anz leere Beutel ohne materiellen Inh 
Saft zu geben; oder sie sind ga 


bildet, sondern eintrocknet und verdirbt, ohne zu verstäuben 
Ge) 


alt, wie wir dies 


sind die Antheren der 
Bastarde in verschiedenen Graden verkümmert (contabescirt), trocken, und enthalten 


bei den Lobelien häufig angetroffen haben. Am gewöhnlichsten 


> x 2. " ` 
sehr wenig weisslichen Pollen,“ und an einer anderen Stelle?): „In manchen Staubbeuteln, 


ns eine käsige Masse, bei 
so kann ich ähnliche Erscheinungen von 
a ihr Pollen stets in, wenn auch oft miss- 
durchaus vollkommen gebildeten Antherensäcken 


z B. bei mehreren Digitalis-Bastarden wird statt des Polle 


den Bastarden der Weiden nicht berichten, d 
gestalteten Körnern, auftritt, und von 
eingeschlossen ist. 


/ 


8 36. Dagegen stimmt eine andere Bemerkung desselben Beob 


achters?): „In den 
Antheren aller fruchtbaren Bastarde, wie z. B. in denen der 
j : 


Nicotiana rustica — panicu- 
ea — canadensis, Lychnis diurna 
: S SES inere und grössere Körner mit einander vermischt in ver- 
— vespertina, befinden sich kleinere und g 


erschiedenen Graden der Un- 
fórmlichkeit, längliche, eingeschrumpfte, leere Bälge ohne flüssigen 
Y > 


Su 'estris, Aqualegi "0purpur 
lata, Malva mauritiana — sylvestris, Aquilegia atropur, 


schiedenen Verhältnissen, zum Theil äusserst kleine von v 


Inhalt: am deutlich- 
inge Fruchtbarkeit besitzen, 


Aus der Grösse und Quali- 


ällen mit ziemlicher Z 
E Se ee € : ec 
auf die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit eines Bastards Schliessen, 


den Bastardpollen der Weiden gemachten Beobachtungen 


sten findet man dies bei solchen Individuen, welche a ger 
wie dies Alles auch von Kozırevrer gefunden worden ist. 

tät der Pollenkörner kann man daher in manchen F uverlässigkeit 
mit meinen über 


auffallend überein. Mehr oder 
eniger mangelhafte Ausbildung des Pollens kann daher mit äusserst seltenen Ausnah- 
w Is ap 

S E astarde angesehen werden. 
$ 37. Nachdem mir Befruchtungen selbst mit sehr star 


men als eine allgemeine Eigenschaft aller Pflanzenb 


k unregelmássigen Bastard- 
auch noch auf künstlichem Wege 


i ie Potenz desselben 
pollen gelungen waren, galt es die 1 


— 


ER 


genauer zu prüfen. Ich brachte daher den Pollen verschiedener Bastarde in die oben 
beschriebene Honiglósung und untersuchte ihn demnächst mikroskopisch. Hierbei fand 
sich, dass die in dem Bastardpollen enthaltenen normal gebildeten Kórner von hellgelber 
Farbe, halbdurchsichtiger Beschaffenheit und gewöhnlicher Grösse stets, die Pollen- 
körner No. 5, $ 34., in der Regel, die verwachsenen, unförmlichen Körner No. 2, 
wenn sie von hellgelber Farbe waren, bisweilen, die verwachsenen Körner von dunkel 
schmutzig-gelbem Aussehen dagegen, sowie die im vorigen Abschnitt unter No. 1, 3, 4 
und 6 aufgeführten Formen nie Pollenschläuche entwickelten, mithin sich als absolut 
unfruchtbar erwiesen. 

S 38. Mit dem Beweise der Thatsache, dass gewisse Arten der im Bastardpollen 
enthaltenen Körner fruchtbar seien, durfte ich mich jedoch noch nicht begnügen. Der 
befruchtende Schlauch kann aus einem Pollenkorn mit grösserer oder geringerer Energie 
hervorgetrieben werden. Der nachgewiesenen Fruchtbarkeit gewisser Körner des Pol- 
lens der Bastarde ungeachtet waren also Differenzen zwischen diesen und den Pollen- 
körnern der echten Arten immer noch denkbar. Um hierüber Gewissheit zu erhalten, 
brachte ich frisch gesammelten Pollen des Bastardes und der Eitern gleichzeitig in kleine, 
mit derselben Honiglösung gefüllte Schälchen, und zwar jede dieser drei Pollenarten in 
ein besonderes Schälchen. Die Resultate waren bei verschiedenen Bastarden verschie- 
den: Salis (caprea + viminalis) art. und S. (purpurea + viminalis) spont. entwickelten 
ihre Schläuche eben so schnell und fast eben so lang wie die Stammarten, während die 
Schläuche des stark missgebildeten Pollens von S. (cinerea + incana) spont. und S. (tri- 
andra + viminalis) spont. erheblich, und zwar mindestens um die Hälfte, hinter ihren 
Stammeltern zurückblieben. Die Mangelhaftigkeit des Pollens ist daher bei den erwähn- 
ten zwei Bastarden und gewiss auch noch bei vielen andern eine doppelte. Einmal ist 
die Zahl der schlauchtreibenden Körner viel geringer als bei den echten Arten und zwei- 
tens erscheint die Potenz der schlauchtreibenden Körner im Vergleich mit denen der 
Stammeltern geschwächt. 

$ 39. Das Studium der Entwickelungsgeschichte des Pollens der Weidenbastarde 
bietet verhältnissmässig wenig Schwierigkeiten, da der Inhalt der. Antherenfücher in allen 
seinen Stadien auf einen leichten Druck mit dem Deckgläschen heraustritt, und für mikro- 
skopische Untersuchungen ohne weitere Präparation sofort geeignet ist. 

Meine Untersuchungen über diesen Gegenstand sind im Winter und Frühjahr 1863 
vorgenommen worden. Bei der auffallend milden Temperatur derselben waren die 
Pollenmutterzellen von ©. daphnoides und ©, caprea schon am 8. Februar in der Vier- 


ER 


EMIT UT ÓÓ— 


36 


theilung begriffen, die andern Arten folgten in kurzen Zwischenráumen nach. Weiden- 
zweige, um diese Zeit in's Wasser gesteckt, und der Temperatur eines geheizten Zimmers 
ausgesetzt, entwickelten sich sehr rasch, trieben Wurzeln und blühten. Der beginnenden 
Theilung der Mutterzellen folgte oft schon nach wenigen Tagen das Heraustreten der 
Pollenkörner. Im Freien bei niedrigerer Temperatur ging die Entwickelung langsamer 
vor sich, stimmte aber sonst in allen Erscheinungen mit der im Zimmer überein. So war 
es möglich den Process der Pollenbildung in seinen verschiedenen Uebergangsstufen mit 
Bequemlichkeit verfolgen zu können. 

S 40. Die echten Arten der Weiden zeigten hierin einen hohen Grad von Regel- 


 mässigkeit. Die Mutterzellen, in welche das Collenchym zerfiel, waren von völlig 


gleicher Grösse, und theilten sich demnächst mit fast mathematischer Genauigkeit in vier 
tetraedrisch gestellte Fächer, in welchen sich der Inhalt zu völlig gleich grossen, schon 
etwas gelblich schimmernden Pollenkörnern höchst regelmässig ausbildete. Bei den 
Bastarden war der Hergang der Entwickelung bei Weitem weniger reg gelmässig, und es 
hielt nicht schwer die vorhin erwähnten unregelmässigen Formen auf die verschiedenen 
Anomalieen ihrer Entwickelungsgeschichte zurückzuführen. Ich fasse meine Beobachtun- 
gen in folgenden Sätzen zusammen: 

$ 41. Die Form No. 1 entsteht dadurch, dass die Collenchymzellen der sewöhn- 
lichen Regel zuwider sich nicht auflösen, vielmehr aneinander hängen bleiben, und auf 
diese Weise das Auseinanderfallen der Mutterzellen verhindern. In der reifen Anthere 
bilden diese verwachsenen Pollenkörner gelbliche, linealische Körperchen; aus der 
unreifen herausgedrückt, haben sie ein froschlaichartiges Ansehen. Ich habe sie, wie 
bemerkt, bisher nur in einzelnen Antheren der £. (ci cinerea == incana) spont. gefunden. 

842. Die Formen 2, 3, 4, 5 haben in einer unregelmässigen Theilung der Pollen- 
mutterzellen ihren Grund. Bei den Bastarden, wo diese Formen auftreten, ünden wir 
bisweilen statt der Viertheilung eine blosse Zweitheilung der Pollenmutterzelle, mittelst 


statt vier 
Pollenkörnern nur zwei entstehen, die aber grösser sind als die normalen. In anderen: 


einer einfachen, das Centrum der Zelle durchsetzenden Scheidewand, wodurch 


Fällen ist die Viertheilung zwar vorhanden, aber ungleichmässig, wobei in der Regel ein 
grösseres und drei kleinere Fächer mit entsprechend srossen Pollenkörnern zum Vor- 
schein kommen. Eine fernere Unregelmässigkeit liegt darin, dass die Scheidewände der 
Pollenmutterzelle so unvollständig sind, dass die Pollenkörner der verschiedenen Fächer 
einer Mutterzelle mit einander verwachsen. Auf diese Weise entstehen die knollig diffor- 
men Körner No. 2, die desshalb meist aus vier, weniger häufig aus zwei, bisweilen aus 


\ 


e 


————— M ——— 


ze Da Dacis RE s ER Pt oe A ao c ene 


M Pau E a EGER m — À 


' Pollenm 


in der tetraedrisch geth 


EN 


mehr als vier Stücken zusammengesetzt sind. In seltenen Fällen endlich zerfällt die 
utterzelle in eine grosse Anzahl, 16—20 und noch mehr kleiner, kugliger Zellen, 
die dann durchsichtig und farblos sind. | | 

$ 43. Die Form No. 6 entsteht am spätesten. Scheinbar normal bildet sie sich 
eilten Pollenmutterzelle aus, gleicht auch nach dem Heraustreten 
noch den übrigen normalen Pollenkórnern, und macht sich als Abweichung erst bei ein- 
er Faltung des Pollenkorns bemerklich. Oft fehlt die Dreifaltung. Die eine Hälfte 
die andere stülpt sich hinein, so dass ein mützenförmiger Kör- 
faltung ist zwar vorhanden, aber unregelmüssig. In beiden 


tretend 
der Kugel bleibt convex, 


per entsteht, oder die Drei 
Füllen giebt die dunkle Farbe und undurchsichtige Beschaffenheit des Korns zu erkennen, 


dass es seines flüssigen Inhalts ganz oder theilweise beraubt ist. 
$44. Nach dieser Auseinandersetzung sind es also in den meisten Fállen Unregel- 


- müssigkeiten in der Theilung der der Pollenbildung vorangehenden Zellen, welche zu der 


unregelmässigen Bildung des Pollens der -Bastarde Veranlassung geben. Nur. Porn 
No. 6 geht aus regelmässig getheilten Pollenmutterzellen hervor. Hier scheint die zur 
Ausbildung: des Pollens erforderliche Kraft am spätesten zu erlahmen. Diese Abweichung 
findet sich daher oft ganz allein in Pollenmassen, die übrigens völlig regelmässig sind, 


während No. 3, 4 und 5 in der Regel zusammen vorkommen und die Formen No. 1 


und 2 stets auch die übrigen unregelmássigen Bildungen des Pollens im Gefolge haben. 


845. Eine jedenfalls bemerkenswerthe Thatsache ist es, dass unregelmässige Thei- 
lung der Pollenmutterzelle nicht unbedingt Unfruchtbarkeit der in ihren Fächern entste- 


henden Pollenkörner hervorbringt. Im Gegentheil sind die vermöge ungleichmässiger 


Theilung der Pollenmutterzellen grösser als gewöhnlich ausfallenden Pollenkörner häufig 
fruchtbar. Unfruchtbarkeit zeigt sich nur bei den hinter der normalen Grösse erheblich 


zurückbleibenden Kórnern, die meist auch farblos und durchsichtig sind, ferner bei den 
in Berührung mit Flüssigkeiten sich nicht entfaltenden Körnern, endlich bei den über- 
mässig grossen oder verwachsenen Körnern, wenn sie von dunkel bräunlichgelber Farbe 


In weleher Beziehung hier die Farbe des Pollenkorns zur Unfruchtbarkeit steht, 


sind. 
Vermuthlich ist sie das Zeichen einer anomalen Zusammensetzung 


ist nicht ganz klar. 
des Zellsafts, in Folge deren das Pollenkorn ausser Stand gesetzt wird Schläuche zu 


entwickeln. | 
8 46. Die Bastarde der Weiden nach den Unregelmässigkeiten ihres Pollens zu 


elassifieiren wird kaum möglich sein, da die hierbei hervortretenden Unterschiede nur 


graduelle sind und vielfach in einander übergehen. Trotz des schwankenden Charak- 


38 


ters der Erscheinung lassen sich aber doch gewisse Gesetze aufstellen, welche das 
Mehr oder Weniger in der Unregelmässigkeit des Pollens zu bedingen scheinen. Es 
sind folgende: 

S47. Die Anomalie des Pollens steigert sich in der Aufeinanderfolge 
der Generationen, welche aus der Befruchtung des Bastards mit dem 
eigenen Pollen hervorgehen. — Bei meinen Versuchen der Art hat nur 8. (9 
[9 viminalis + 3 caprea) art. + 3 (2 viminalis + & caprea) art.| männliche EE 
geliefert, deren Pollen, mit dem der Vaterpflanze verglichen, eine wenn auch geringe, 
doch unzweifelhaft vorhandene Verminderung der Zahl seiner fruchtbaren Körner und 
Vermehrung der unfruchtbaren erkennen liess. ‚Umfangreicher sind die Versuche, welche 
Gaxnrxzz über diesen Gegenstand angestellt hat. Er bekundet ausdrücklich ') eine all- 
máhlige Abnahme der Fruchtbarkeit der mit ihrem eigenen Pollen weiter befruchteten 
Bastarde und sagt, dass sie meist schon steril in der zweiten Generation seien. Folgende 
Bastarde, die sich durch ‚Fruchtbarkeit auszeichneten: Aquilegia ( atropurpurea + cana- 
densis), Dianthus (Armeria + deltoides), D. (caesius + arenarius), D. (superbus + ar 


end- 
rius), D. (superbus + caryophyllus), D. (superbus + pulchellus), D. (chinensis + barbatus), 


. Lavatera (pseudolbia + thuringiaca), Geum (urbanum + rivulare), wurden von ihm durch 


mehrere Generationen forigepílanzt, „doch immer mit allmählig abnehmender 
Fruchtbarkeit und allgemeinem Decrepidiren der Art.“ Dass dabei auch 
die Unvollkommenheit des Pollens zugenommen, sagt zwar Ganrrwer nicht ausdrücklich, 
es folgt aber aus der von ihm bestätigten Zunahme der Unfruchtbarkeit von selbst. 

$48. Verschiedene Individuen derselben Bastardgeneration stehen 
in dem Grade der Unvollkommenheit des Pollens sich Ohngefähr gleich. — 
Dieses Gesetz habe ich bei allen Versuchen künstlicher Bastardbefruchtung, die überhaupt 
mehrere männliche Individuen geliefert hatten, bestätigt gefunden. Ziemlich different in 
der Zahl der anomalen Pollenkörner erwiesen sich dagegen die verschiedenen Individuen 
mehrerer spontaner Bastarde, z. B. S. (purpurea + repens) spont., S. (purpurea + vimina- 
lis) spont., S. (cinerea + purpurea) spont., doch liess sich auch hier noch ein gewisses 
Mittelmass der Anomalie für jeden Bastard als Regel aufstellen. Es ist sehr wahr- 
scheinlich, dass unter den wildwachsenden Weidenbastarden auch Bastarde zweiter und 


fernerer Generationen nach der Formel: ? (9 [a +b] + 3 [a + b] + 3 (a +b) ete, 


1) 1. e. p. 420. 421. 


39 


sich finden, woraus die verschiedenen Grade der Unvollkommenheit des Pollens bei ein 
und demselben Bastard sich erklären würden. Es darf aber auch die ‚Möglichkeit nieht 
ausser Acht gelassen werden, dass vielleicht verschiedene Individuen derselben zwei 
Species, wenn sie Bastardverbindungen mit einander eingehen, Producte verschieden 
-missgebildeten Pollens liefern können. Versuche, die ein Urtheil hierüber motiviren 


könnten, liegen nicht vor. 

$ 49. Weiden von entfernter X bor us haft geben, zu einem Ba- 
starde vereinigt, einen unregelmässigeren Pollen, als Weiden, die im 
Systeme sich n ahe stehen. — Die nähere Begründung dieses Satzes bleibt dem Ab- 
schnitt VII. vorbehalten, der von der Beziehung der Bastardbildung zur natürlichen Ver- 
wandtschaft und systematischen Gliederung der W eiden handelt. ; 

S 50. EE Anomalie des Pollens nimmt zu mit der Zahl GE in einem 
Bastard ver KEE Speeies.— d DU [Lapponum die Silesiaca] spont: + A [pur 
purea + viminalis] spont. ), § 14 L 26, hat einen Pollen, der viel mehr untruchtbare Kör- 
ner enthält als S. (purpurea. + viminalis ), und die mit verhältnissmässig regelmässigem 
Pollen versehene S. (Lapponum + Silesiaca) spont. — S. cinerea bildet sowohl mit S. incana 
als mit S. purpurea Bastarde, in deren Pollen noch eine ganze Anzahl potenter Körner 
enthalten sind, dagegen ist der Pollen von S. (CS [incana + purpurea] spont. + 3 cinerea) 
art. L 21, gänzlich unfruchtbar, wie ich mich bei den Versuchen, den Pollen in Honig- 
lösung zum Austreiben der Schläuche zu bringen, und überhaupt durch mikroskopische 
Untersuchung desselben wiederholt überzeugt habe. — Ebenso übertrifft e fünffach 
zusammengesetzte S. (9 [9 [purpurea + repens] + 3: wurita] art. + 3 [caprea + vimina- 
lis]) art. 1. 32, in der Zahl ihrer unfruchtbaren Pollenkórner bei Weitem alle die binüren 
Bastarde, die von ihren fünf Elternspecies bekannt sind. 

8 51. Auch der weibliche Geschlechts-Apparat der W eidenbastarde leidet in vielen 
Fällen an einer gewissen Unvollkommenheit. Gánzlich unfruehtbar sind die Ovarien von 
S. (triandra + viminalis) spont. (S. hippophaifolia Thuiller), S . (alba + triandra) spont. 

(S. undulata Ehrh), S. (cinerea + triandra) spont. und S. longifolia Host. (dasyclados 
Wimm.), muthmasslich ternärer Bastard von S. viminalis, caprea und cinerea. Ihre Ova- 
rien zeigen nie eine Spur von Samenentwicklung, auch wenn zu ihrer Befruchtung durch 
den Pollen der Stammarten auf dem Wege künstlicher Bestäubung oder im Freien durch 
die Insecten ausreichende Gelegenheit geboten war. Die weiblichen Kätzchen der hier 


aufgeführten Bastarde der S. triandra werden allemal bald nach dem Blühen welk und 


40 


fallen meist vorzeitig ab, die von S. longifolia dagegen entwickeln sich scheinbar kräftig, 
reifen sogar und springen auf, enthalten aber keinen Samen. Da die männlichen Pflanzen 
von S. (triandra + viminalis) und S. longifolia sich zugleich durch eine weit vorge- 
schrittene Unregelmässigkeit des Pollens auszeichnen, so ist ein gewisser Zusammenhang 
zwischen der unvollkommnen Ausbildung der männlichen und weiblichen Geschlechtsor- 
gane dieser Bastarde wohl unverkennbar. Die männlichen Pflanzen von $. (cinerea 
+ triandra) und $. (alba + triandra) sind. nicht bekannt und konnten daher nicht ver- 
glichen werden. — Eine wenn auch nicht gánzlich aufgehobene, doch verminderte Frucht- 
barkeit der Ovarien bemerken wir an mehreren Weidenbastarden, z. B. 9 $. (cinerea 
+ purpurea) art, 2 S. (incana: + purpurea) -+ cinerea) art., deren männliche Blüthen, wie 
erwähnt, gänzlich unfruchtbar sind, ferner bei 2 8. (9 [aurita + repens] + 3 [cinerea 
+ incana]) art. 1. 28, S. (caprea + daphnoides) art. 1. 1, 9 S. (€ [2 [Lapponum + Sile- 


siaca] + 3 (purpurea + viminalis]) + 3 pruinosa) art. I. 31. 


Bei der grossen Mehrzahl der übrigen weiblichen Bastarde der Weiden findet sich eine 
im Vergleich zu den echten Arten verminderte Fruchtbarkeit nur in einer etwas vermin- 
derten Zahl ihrer Samen, und manche Weidenbastarde lassen auch hiervon bei oberfläch- 
licher Betrachtung nichts bemerken, wie z. B. den Kapseln von 5. (aurita + repens) spont. 


. und S. (caprea + viminalis) art. eine scheinbar eben so grosse Menge wollenreicher 


Samen entquoll, wie den echten Arten. Dessenungeachtet könnte bei einer genauen 
Zählung der Samen, die ich nicht vorgenommen habe, sich doch vielleicht eine Minder- 
zahl des Samens auch dieser Bastarde ergeben, und somit die Behauptung G@azrrtxers”) 
„dass selbst die fruchtbarsten Bastarde stets weniger Samen geben, als die Seine 
mit ihrem eigenen Pollen befruchtet," auch auf die Weiden Anwendung finden. 

$ 52. Aber nicht blos in den Reproductionsorganen, sondern auch in ihrem vegeta- 
tiven Verhalten zeigen die Bastarde mancherlei Erscheinungen, wodurch sie sich mehr 
oder weniger auffallend von den echten Arten unterscheiden. Nach den übereinstimmen- 
den Beobachtungen von KozrnzvTzn?) und Gazarxza?) zeichnete sich ein grosser Theil 
der von ihnen auf künstlichem Wege erzeugten Dastarde durch Ueppigkeit des Wachs- 
thums aus. Die Pflanzen wuchsen zu grösserer Höhe heran als die Eltern, breiteten 
sich vermittelst eines gesteigerten Sprossungsvermögens nach den Seiten weiter aus, 


1) l c.p. 384. 885. + 
2) Fortsetzung 5S. 24. 29 etc. 
8) Leg, 921. 


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"MR E u eg I: 


DIS geen a i i i Lir Aui ai rue ca 


41 


hatten eine lángere Lebensdauer (zweijáhrig oder perennirend, wenn die Eltern einjührig 


oder zweijährig), vermochten der Kälte länger zu widerstehen, und blühten reichlicher, 
grösser und früher als die  Stammarten. Dagegen erwähnt GAERTNER auch anderer 
Bastarde'), die sich nur bei ganz günstiger Witterung erhalten, und keine Kälte ertragen 
können. Es waren dies allemal solche, deren Stammeltern eine schwache Wahlver- 
wandtschaft besitzen, und schon beim Keimen schwächliche und empfindliche Sämlinge 
lieferten. 

Unter den Weidenbastarden finden sich ähnliche Erscheinungen, doch bilden j 
die Beispiele luxuriirenden Wachsthums keineswegs die Regel. Ob die Bastardo von | 
S. caprea und S. viminalis und von S. cinerea und S. incana mit ihrem allerdings kräftig in 
die Hóhe und Breite strebenden Wachsthum hieher zu rechnen sind, ist zweifelhaft, da 
diese Eigenschaften sich auch aus einer Verbindung des unter Umständen baumartigen 
Wachsthums der S. caprea und S. incana einerseits und der strauchartigen Beschaffenheit 
der S. viminalis und S. cinerea andrerseits erklären lassen. Wirklich auffallend erschien 
mir nur das schnelle, üppige, übermässig wuchernde Wachsthum des sechsfachen 
aus S. viminalis, purpurea, Lapponum, Silesiaca, caprea, daphnoides zusammengesetzten 
Bastards, $ 14, I. 34, so dass ich darin eine vereinzelte Bestätigung der Beobachtungen 
Korreevren's und Gaznrxzss finden musste. Dieser Bastard war es auch, der schon im 
Alter von zehn Monaten einzelne Blüthenkätzchen entwickelte, was mit den von GAERTNER 
erwühnten Beispielen frühzeitigen Blühens der Bastarde übereinstimmt. 

§ 54. Häufiger jedenfalls als Ueppigkeit des Wachsthums sind bei den Weidenba- 
starden Spuren einer mangelhaften, schwächlichen Entwickelung. — 5. (Q Arbuscula + 
d purpurea) art., eine Verbindung allerdings sehr weit entfernter Species, trieb jedes Früh- 
jahr kräftige Zweige, die aber im weiteren Verlaufe des Sommers zu welken begannen, 
und dann bis an den Wurzelhals abstarben. Keine der zahlreichen Pflanzen, die ich aus 
dieser Befruchtung gewonnen hatte, gelangte zum Blühen, vielmehr gingen sie nach und d 
nach alle ein. — Der Bastard $ 14, I. 35, entstanden aus der Befruchtung des sechs- 
fachen Bastardes I. 34 mit d' S. daphnoides, wollte nicht zu Kräften gelangen. Die drei 
Pflanzen, die mir davon übrig geblieben, waren im Herbst 1863, d. h. in einem Alter von 
DG J ahren zu etwa sechs Fuss hohen, kümmerlichen Bäumchen herangewachsen. Jeden 
Herbst begannen sie eine proleptische Entwickelune der in ihren Blattwinkeln befind- 
lichen Zweigknospen, deren Holz nun bis zu dem herannahenden Winter nicht reif genug 


De pans: 


werden konnte, um nochmals kräftige Zweigknospen für das nächste Jahr 


Möglichkeit muss daher zugegeben werden, 


42 


) 


anzusetzen. 


So blieben sie immer schwáchlich, und obwohl ich ihnen den besten Platz in unserm Gar- 


ten angewiesen hatte, haben sie während dieser 
wickelt, Auch in dem letzten Sommer waren dergleichen für 
keineswegs angesetzt. — S. (2 viminalis + $ daphnoides) ar 
kräftiger Bastard, hatte in der Nähe des Gartenzaunes 


das nächste Frühjahr 
t. I. 5, ein an sich ziemlich 
eine etwas ungünstige Stelle erhal- 
ten. Von den fünfzehn Pflanzen, die vor meiner Reise vorhanden waren, fand ich nach 


meiner Rückkehr nur noch acht am. Leben, und diese sämmtlich krünkelnd. Nur ein 
S CUM d E ` : . 
Exemplar von echter ©. viminalis, das mit den Bastarden zugleich aufgewachsen war, und 


mit denselben ungünstigen Verhältnissen zu ‘kämpfen hatte, war zum Beweise seiner 


festeren, dauerhafteren Natur gesund geblieben. — S. (2 caprea + 3 daphnoides) art. T. 1 
wuchs kráftig zur Hóhe von 10—12 Fuss heran, ging aber, obwohl an günstiger Locali- 


tät gepflanzt, nach und nach ein, so dass von den ursprünglich vorhandenen sechs Exem- 


plaren jetzt nur noch eins übrig ist. — S. (2 [2 [Lapponum + Silesiaca] + 3 [purpurea 
+ viminalis]) + 3 pruinosa) art. I. 31 war von Anfang an schwächlich und dürftig 


und 
2 
sind sämmtliche Exemplare dieses Bastards, von 


| andern lebensfähigeren Bastardformen 
überwuchert, eingegangen. — El. Frizs!) bemerkt über S. rubra, d. h. 


+ viminalis) Wimm., dass in Schweden ihre Aeste jeden Winter erfrören, 
weder bei 5. viminalis noch $. purpurea je der Fall zu 


Sf purpurea 
während dies 


sem pflege. Er schliesst daraus 
gegen Winner, dass sie ein Bastard von beiden nicht sein kónne. Dass sie es dennoch 


Die von Frres bekundete 
Thatsache war daher als Beitrag zu den übrigen Symptomen einer schwä 


Natur der Bastarde hier zu erwähnen, und zwar 


sei, ist aber von mir durch das Experiment bewiesen worden. 


chlichen, zarten 


1st gerade dieser Beitrag um so inter- 
essanter, als S. (purpurea + viminalis) Wimm., abgesehen von der Unvollkommenheit des 


Pollens, in ihrer äussern Erscheinung keine Spuren von Schwäche erkennen lässt. Die 
dass das vegetative Wachsthuin auch anderer, 
scheinbar vollkräftiger Bastarde (und dahin gehören bei Weitem die Mehrzahl der Wei- 
denbastarde) an einer gewissen innern Schwäche leidet, 
Kampfe um die Existenz (struggle of life nach D 
nehmen. 


die sie verhindert, in dem 
ARWIN) mit ihren Stammarten es aufzu- 


$ 55. Combiniren wir alle diese Erscheinungen mangelnder vegetativer Kraft mit 


der unvollkommenen Entwickelung des Pollens der Bastarde und den Spuren gánzlicher 


oder theilweiser Unfruchtbarkeit ihrer Ovarien, so erscheint die oben aufgestellte Behaup- 


!) Novitiarum Florae suecicae Mantissa prima. Lundae 1832, p. 63. 


langen Zeit doch noch keine Blüthen ent. 


cs à ap iE Vo CU aile en 


43 


tung, dass der Bastard in der Energie seiner Lebenskraft hinter den Stammarten zurück- 
bleibt, gerechtfertigt. Und auch das luxuriirende Wachsthum einzelner Bastarde dürfte 


dem nicht widersprechen, da wir ja auch sonst bei den Pflanzen nicht selten finden, dass 
sie bei unterdrückter oder verminderter Fruchtbarkeit um so üppiger in's Kraut gehen 
und reichlicher blühen. Nun ist es zwar richtig, wie Gaznrxzn!) gegen die gleiche 
Annahme Kozıreurers bemerkt, dass die relativ fruchtbarsten Bastarde häufig gerade 
die üppigsten sind, während die Unfruchtbarkeit anderer mit einer schwächlichen, küm- 
merlichen Entwickelung sich verbindet. Aber selbst die fruchtbarsten Bastarde bleiben in 


ihrer Produetivität hinter den Stammarten zurück. Ein gewisser Mangel in den zur Fort- 


pflanzung bestimmten Theilen muss also auch bei ihnen vorhanden sein, und wenn wir mit 
diesem das Plus ihrer vegetativen Entwickelung in Wechselbeziehung setzen, so steht dies 


mit den sonst erwiesenen Thatsachen in völliger Uebereinstimmung. Wir werden also, 


um das Verhältniss richtig auszudrücken, sagen müssen: dass bei sehr kräftigen Bastar- 
den die Schwäche der Geschlechtstheile eine gesteigerte Entwickelung des vegetativen 
Wachsthums hervorbringt, während sie dies bei andern, die selbst zu einer solchen 
Reaction zu schwach sind, nicht im Stande ist. 

S bp. Mit den in den vorangegangenen Abschnitten behandelten Erscheinungen. 
welche auf eine gestórte geschlechtliche Thätigkeit der Weidenbastarde hindeuten, glaube 
ich endlich die sonderbare, bei Gelegenheit meiner Versuche zuerst bemerkte Thatsache 
in Verbindung bringen zu kónnen, dass das Zahlenverháltniss der männlichen und weib- 


lichen Pflanzen bei den Bastarden der Weiden ein anderes ist, als bei den echten Arten. 


Allerdings würden genaue Untersuchungen über diesen Gegenstand zahlreiche, in grósse- 
rem Umfange gemachte Aussaaten von Weidensamen erfordern. Erst wenn man unter 
einigen tausend Exemplaren die Individuen der beiden Geschlechter zählen, sad die 
Stammeltern des Bastards mit diesem selbst vergleichen könnte, würde man zu einiger- 
massen sichern Resultaten kommen. Leider bin ich an der Aussaat und Züchtung echter 
Weidenarten durch die beschränkte Räumlichkeit unseres Gartens verhindert gewesen. 
Alle meine Beobachtungen über dieselben beziehen sich auf ihr Verhalten in der freien 
Natur, doch ist die Differenz im Zahlenverhältniss der beiden Geschlechter bei echten 
Species und Bastarden eine so bedeutende, dass sie selbst bei Untersuchungen zu Tage 
tritt, die auf so ungenügenden Grundlagen beruhen wie die meinigen. Zunächst muss 
bemerkt werden, dass sich die echten Arten selbst in der Zahl ihrer Männchen und Weib- 


chen nicht ganz gleich sind. Bei S. fragilis, alba, pentandra, triandra, die sich von den 


1) 1. c: p. 532. 


a 


44 


Si 


Y 


übrigen Weiden der mitteleuropäischen Ebene durch das doppelte Neetarium ihrer männ- 


lichen Blüthe so wesentlich unterscheiden, habe ich in den Umgebungen von Dreslau, wo 
ich diese Verhältnisse nur genauer studiren konnte, bei Weitem mehr “männliche Indivi- 
duen gefunden, als bei den mononectarischen Weiden, wie z. B. S. cinerea, viminalis, 
purpurea, repens ete. Bei den binectarischen kann vielleicht die Zahl der Männchen die 
der Weibchen übertreffen; bei den mononectarischen Weiden ist dies nicht der Fall. 
Männchen und Weibchen sind bei ihnen ohngefähr in gleichem Verháltnisse, doch mit 
einer nicht sehr überwiegenden Mehrzahl der Weibchen, vertreten, während bei ihren 
Bastarden die Weibchen in grosser Ueberzahl vorhanden sind, und die Männchen zu den 
Seltenheiten gehören. Da ich die ganze Frage durch meine ungenügenden Untersuchun- 
gen noch nicht für erschópft erachten kann, so unterlasse ich es, die bei den einzelnen 
Experimenten gewonnenen Zahlen mitzutheilen. Im Durchschnitt mag bei den künstlich 
erzeugten Bastarden mononectarischer Weiden etwa auf zehn Weibchen ein Männchen 
kommen, doch scheinen namentlich bei den aus mehr als zwei Species zusammengesetzten 
Bastarden grosse Schwankungen einzutreten, wie z. D. bei S. 9 (Lapponum + Silesiaca) 


+ 3 (purpurea + viminalis) I. 26 unter mehreren 20 Exemplaren sich nur ein männ- 
liches befand, während von den beiden Exemplaren der S. (2 [incana + purpurea] 


ld cinered) I. 21, die ich besitze, eines mánnlich und eines weiblich ist. Gewiss wer- 


den sich bei umfangreicheren Experimenten ziemlich constante Zahlenwerthe in der Indi- 
viduenzahl der Männchen und Weibchen herausstellen, und für wahrscheinlich halte ich 


es, dass die verschiedenen Species auch der mononectarischen Weiden sich darin nicht 


ganz gleichen, und dass noch grössere Differenzen sich bei genauer Untersuchung — 


schiedener Bastarde ergeben dürften. Schon bei meinen keineswegs genau zu nennenden 


Beobachtungen hat es mir scheinen wollen, als ob die Bastarde der binectarischen Wei- 


den, die ich freilich nur aus der freien Natur kenne, z. B. S. (alba + fragilis), S . (fragilis 
H 
+ pentandra) ebenso wie ihre Stammeltern eine grössere Zahl männlicher een 


uen auf- 
zuweisen haben, als die mononectarischen Weiden, und noch mehr, als 


deren Bastarde. 


diesen wichtigen Gegen- 
stehen meine Beobachtungen noch völlig vereinzelt 
da. Namentlich lassen sie sich mit den Resultaten anscheinend nicht vereinigen, 


Móchten diese Bemerkungen zu weiteren Untersuchungen über 
stand Veranlassung geben. Bisher 


zu denen 
Girov pe Buzareıseves') bei seinen Untersuchungen über das Zahlenverhältniss der 


mánnlichen und weiblichen Individuen von Cannabis sativa, Rosa cinnamomea, Rumez Ace- 


tosella, Spinacia oleracea und Lychnis dioica gelangte. 


1) Annales des sciences naturelles I. Serie, t. XVI. p. 140, t. XXIV, p. 138, t. XXX. p. 408, 


t 


«> 


DAS 9 Rmus Siet, ci RR Re aD Eh. D 


VI. GESTALT DER BASTARDE, 


$ 57. Die Zeugung im Pflanzenreich wird durch das Zusammenwirken von Keim- 
bläschen und Pollenzelle vermittelt. Gehören beide Zellen derselben Species an, so 
reprodueiren sie die Species; sind sie verschiedenen Species entnommen, so entsteht ein 
Individuum, welches, soweit beide Eltern in ihren Eigenschaften übereinstimmen, ihnen 
gleich kommt, soweit sie aber von einander abweichen, in seinen Eigenschaften zwischen 
ihnen die Mitte hält. Ohne Einschränkung gilt dies von denjenigen Merkmalen der 
Species, denen eine gewisse Beständigkeit inne wohnt. Sind dagegen die differirenden 
Merkmale der Stammarten selbst zur Variation geneigt, so können sie auch im Bastard 
variren, und von der mittleren Bildung mehr oder weniger abweichen. Ein solches ` 
variables Merkmal ist z. B. die Blüthenfarbe, worüber allerdings bei den apetalischen Weiden 
Beobachtungen nicht gemacht werden konnten. Schon bei den wirklichen Bastarden ver- 
schiedenfarbiger Species hält die Blüthenfarbe nicht immer genau die Mitte zwischen den 
Blüthen der Stammarten, obwohl dies in der Regel der Fall ist, und noch grósser ist die 
Mannichfaltigkeit der Farbe bei den Zeugungsproducten von verschieden gefärbten Varie- 
täten derselben Species oder desselben Bastardes. Roth und weiss giebt hier nicht 
immer rosa, blau und weiss nicht immer hellblau, vielmehr kommen nicht selten die 
` reinen Farben der Eltern und alle möglichen Abstufungen zwischen denselben zur 
Erscheinung. Genau ebenso verhält es sich im Thierreich mit der Farbe der Haare und 
des Gefieders, und selbst die Racen und Varietäten der Menschen machen hiervon keine 
Ausnahme. Weil die schwarze Haut des N egers und die weisse des europäischen Cau- 
casiers constant verschiedene Merkmale beider Racen sind, so hat die Haut des Mulatten 
stets denselben bräunlichen Teint, der ohngefähr die Mitte zwischen dem differirenden 
Colorit seiner Eltern hält. Dagegen sind beispielsweise die Kinder eines brünetten Cau- 
casiers und einer blonden Frau derselben Race bald brünett, bald blond, bald von mitt- 
lerer Färbung, weil diese Eigenschaften innerhalb der caucasischen Race selbst der 


nicht nothwendig auf den Bastard, und differiren die variablen Mer 


46 


Variation unterliegen und sich keineswegs mit Nothwendigkeit for 


tpflanzen, wenn auch 


beide Eltern in ihrem Colorit übereinstimmen. | 

Wir werden also, wo es sich um die Gestalt des Bastards im Verhältniss zu derje- 
nigen seiner Eltern handelt, drei verschiedene Kategorieen von Merkmalen zu unter- 
scheiden haben: 

1) Constante Merkmale, in denen die Stammarten übereinstimmen.— 
Diese gehen unverändert auf den Bastard über. ; 

2) Constante Merkmale, durch welche sich die Stammarten von ein- 
ander unterscheiden. — Sie gehen zur Hälfte auf den Bastard über, so dass er 
zwischen ihnen die Mitte hält. | 

3) Variable Merkmale. — In diesen ist der Bastard ebenfalls variabel. Stim- 
men also die Eltern in ihren variabeln Merkmalen überein, so vererben sie dieselben 


kmale, so hält der 
Bastard nicht immer zwischen ihnen die Mitte. 


$8 58. Wie genau die Weidenbastarde eine mittlere Bildung zwischen den differiren- 


den constanten Merkmalen ihrer Stammarten darstellen, soll nunmehr an einigen Beispie- 


en Filamente und Antheren 
so mit einander verwachsen sind, dass sie nur ein Filament und eine vierfächrige Anthere 


darzustellen scheinen. Die Staubblätter der übrigen europäischen Weiden sind 


len gezeigt werden. — $. purpurea hat zwei Staubblátter, der 


dagegen 
indem ihre Staubblätter vom 
Grunde bis zur Hälfte hinauf verwachsen sind. Bildet nun S. purpurea, mit einer der 


andern Weiden einen Bastard, so sind die Staubfäden desselben dem Gesetze der Mittel- 
bildung entsprechend am untern Theile verwachsen, 


frei, und nur $. incana macht eine Ausnahme hiervon, 


wührend sie am oberen frei sind 
und zierlich gabelfórmig auseinandergehen, — Dieselbe $. purpurea, hat 


sitzende Narben. 
Der Griffel anderer Arten, z. B. von S. viminalis ist ziemlich lang. 


Ihre Bastarde mit 


on der halben Länge des Griffels der 
andern: Aft. — Vermischen sich Arten von entgegengesetzter N 


solchen Arten haben daher einen Griffel ohngefähr v 


arbenstellung 1), also seit- 
liche Narbenäste mit nach vorn und hinten gerichteten, z. B. S. triandra mit S. viminalis, 
so kommen Pflanzen mit schwankender Narbenstellung zum Vorschein. Die vier Narben- 
theile sind dann mehr oder weniger frei, und nur durch ihre Convergenz nach vorn und 


hinten oder rechts und links geben sie bisweilen eine leichte Hinneigung zu einer der 


1) ef. M. Wichura über die Zusammensetzung der weiblichen Blüthe und die Stellun 


g der Narben bei den 
Weiden, in dem Jahresberichte der Schles. Gesellschaft für vaterländische Cultur von 1846. Bresl 


au 1847. S. 131—133. 


47 


Stammpflanzen zu erkennen. — Die Blätter der Eltern verschmelzen im Bastard, sowohl 
was Umriss als Grösse betrifft, zu einer mittleren Bildung, die um so auffallender wird, 
je verschiedener gestaltet die Blätter der Stammarten sind. Der Blattumriss z. B. von 
5. (caprea + viminalis) hält so vollständig die Mitte zwischen den lineal-lancettlichen 
Blättern der S. viminalis und den eiförmig-rundlichen der S. caprea, dass sie in der That 
das mathematische Mittel zwischen den Umgrenzungs-Curven der väterlichen und mütter- 
lichen Blätter darzustellen scheinen. — Ebenso ist es mit der Behaarung. Der Seiden- 
glanz der S. viminalis und die mehlartig-weisse Behaarung der S. incana z. B. sind in 
allen ihren Bastarden, jedoch modifieirt durch die Behaarung oder Kahlheit des andern 
Factors, erkennbar. — Dasselbe gilt von der eigenthümlich rugosen Unterfläche der 
Blätter von ©. aurita, cinerea, Silesiaca, grandifolia in Verbindung mit' der mehr oder min- 
der glatten Blattfläche anderer Species. — Die Eigenthümlichkeit der Rinde von S. daph- 
noides und ihrer Behaarung findet sich in schwächeren Graden bei ihren Bastarden. — 
Aus der Verbindung hoher und niedrig wachsender Weiden, z. B. S. repens mit S. caprea, 
5. herbacea mit H. hastata entspringt ein mittelerosses Product. — Auch die Blüthezeit der 
Bastarde hält die Mitte zwischen der Blüthezeit der Eltern. Ein der Jahreszeit nach 
früheres Blühen des Bastardes, wie es GaxnTNEn bei mehreren seiner künstlichen Bastarde 
gefunden hat, scheint bei den Weiden nicht vorzukommen. — Endlich ist auch der Sali- 
cingehalt der Rinde der Bastarde, der sich in dem mehr oder minder bittern Geschmack 
derselben zu erkennen giebt, abhängig von dem Salicingehalt der Stammarten. So z. B. 
mildert die fast der Bitterkeit entbehrende Rinde von S. triandra im Bastarde die bedeu- 
tende Bitterkeit von S. cinerea und viminalis und die noch stärkere der S. fragilis. 
Unter den zahlreichen von mir beobachteten künstlichen und natürlichen Weiden- 
. bastarden habe ich überhaupt nur eine scheinbare Ausnahme von dem Princip der Mittel- 
bildung wahrgenommen, und zwar bei der S. (9 Arbuscula + 3 purpurea) art. Diese 
war zwar in den Blättern ein vollständiges Mittelding zwischen den Stammarten, im 
Wuchs jedoch hatte sie nichts mit den gerade aufgerichteten Zweigen der jS. purpurea 
gemein, vielmehr lag sie vóllig niedergestreckt am Boden, und übertraf hierin sogar die 
S. Arbuscula. Alle acht Exemplare, die ich von diesem Bastard cultivirte, verhielten sich 
hierin gleich. Ich vermuthe jedoch, dass die niedergestreckte Lage der Zweige dieses 
Bastards nur eine Folge seines bereits oben geschilderten Schwächezustandes ist, und so 
wäre auch diese Ausnahme schliesslich nur eine scheinbare. 
859. Gehen wir jetzt weiter zur Betrachtung der zusammengesetzten Bastarde 
über, so begegnen wir hier ebenfalls dem Gesetze der Mittelbildung, doch wird es um so 


_ _ _ _  _  _ ___ e 


schwieriger, die einzelnen Factoren heraus zu erkennen, je mehr die Zahl derselben steigt. 
In den von mir erzielten dreifachen Bastarden S. ( [9 viminalis + 3 daphnoides) + 
3 caprea), $ 14, I. 19, S. (2 [purpurea + repens] + 3 aurita) I. 20, und S. (2 [incana 
+ purpurea] + 3 cinerea) I. 21 macht sich das arithmetische Verhältniss der Factoren 
Cl, à +", b) + ';e geltend. Der die eine Hälfte des Bastards bildende Factor ist deut- 
lich darin erkennbar, während die beiden Viertheile schon sehr zurücktreten, jedoch für 
ein geübtes Auge wohl noch herauszuerkennen sind. Dieselbe arithmetische Zusam- 
mensetzung, wenigstens den Summen nach, lässt sich aber auch noch auf andere Weise 
erzielen, wenn man den Bastard 2 (a- e) mit 3 (b + c) verbindet, denn dann erhalten 
wea u !|, e also = ' a +*, b +" c. Es schien mir interessant, 
zwei solche in den Summen ihrer Faetoren gleiche, aber in der Art ihrer Zusammen- 
setzung verschiedene Bastarde mit einander zu vergleichen, und das hierauf bezügliche 
Experiment ist auch gelungen. Die S. (2 [F viminalis + 3 daphnoides| + 3 caprea) I. 
19 und £. ES [2 caprea + 3 daphmoides] + 3 [F viminalis + 3 caprea) 1. 23 enthalten 
beide +, daphnoides, !|, viminalis und '|, caprea. Die Producte sind indess keineswegs 
gleich. In S. (9 [9 viminalis + 3 daphnoides] + 3 caprea) lassen sich die rundlichen 
Blätter und die eigenthümliche Behaarung der S. caprea deutlich erkennen, während beide 
Merkmale in S. (2 [2 caprea + daphnoides| + 3 [9 viminalis + 3 caprea]) in den 
Hintergrund treten und dem Typus der S. (caprea + viminalis) Platz machen. 

8 60. Sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, ist die Entzifferung der quaternären 
Bastarde. Hält man den Blatt- oder Blüthenzweig eines solchen complieirten Bastardes 
mit den Stammbastarden zusammen, so überzeugt man sich zwar, dass auch hier das 
Gesetz der intermediären Bildung geltend ist, aber es ist häufig weniger deutlich ausge- 
prägt, als bei den binären Bastarden, durch Varietätenbildung mannichfach modifieirt, und 
durch das Aufeinanderwirken der verschiedenen Eigenschaften vier verschiedener Spe- 
cies so verwischt und gestört, dass eine Zerlegung der complieirten Form in ihre Bestand- 
theile wohl selbst dem scharfsinnigsten Weidenkenner nicht mehr gelingen würde. Man 
kann hier, wenn man den Ursprung der Pflanze kennt, vielleicht noch auf Einzelnheiten 
aufmerksam machen, z. B. wie in S. (2 [aurita + repens] + 3 [cinerea + incana]) I. 28 die 
abwärts gekrümmten Kätzchen mit rosarothen, nur an der Spitze schwarz gefárbten 
Schuppen auf den Zusammenhang mit S. incana hindeuten, oder wie in S. (Y [.Lapponum 
+ Silesiaca] + A [ purpurea + viminalis]) I. 26 die Behaarung der länglichen Blätter 
eine Spur von dem Seidenglanz der S. viminalis bewahrt hat. Deutlich erkennbar in 


dem Product aber ist keine der vier Species. 


49 


8 61. Noch weniger zu enträthseln sind die aus fünf oder sechs iens zusammen- 
gesetzten Bastarde. Nur die als Factoren zu !,, schwerer schon die zu !|, vertretenen 
Arten sind in dem complicirten Product zu erkennen, nicht aber mehr die Achtel und 
Sechszehntheile. So ist in der S. (2 [9 [Lapponum Y, + Silesiaca IK] + 3 [purpurea !|, 
+ viminalis Tel + d. pruinosa ' 5) $ 14, L 31, die pruinosa, in der S. (2 [2 [2 [Lappo- 
num |, + Silesiaca Tue + & [purpurea Te + viminalis Tel + d [daphnoides Y + ca- 
prea IN + 3 daphnoides Ta L 35 die zu H vertretene daphnoides deutlich ausgesprochen, 
die übrigen Factoren aber fliessen in ein unklares Bild zusammen. Bei £. (2 [2 [Lap- 
 ponum "|, + Silesiaca Tel + d^ [purpurea g + viminalis 1] + 3 [caprea ' + daphnoi- 
des ID I. 34 sind caprea und daphnoides fast schen unkenntlich, die übrigen Factoren 
sind es vollständig: Auch in dem ungleich zusammengesetzten vierfachen Bastarde S. 
(9 [9 [purpurea "|; + repens h] + 3 aurita '|,] + 3 viminalis 1) I. 29 ist nur die 
viminalis deutlich, die aurita schon sehr verwischt, und die beiden andern Elemente sind 
durchaus nicht mehr zu errathen. 

$ 62. Ich habe darauf verzichtet, Beschreibungen der Bastarde zu geben, weil ` 
jeder Versuch, sie auf diese Weise erkennbar zu machen, theils nutzlos, theils vergeblich 
sein würde. Nutzlos in Betreff der binären Bastarde, weil eine genaue Bekanntschaft 
mit den echten Arten von selbst auf die Erkenntniss der Mittelformen führt, und ver- 
geblich in Betreff der complicirten Bastarde, weil die Sprache für die feinen Nüancen, um 
die es sich hierbei handelt, nicht ausreicht. Es war daher ursprünglich meine Absicht, 
diesen Bericht durch eine ihm beizufügende Sammlung künstlich erzeugter Bastarde und 
ihrer väterlichen und mútterlichen Stammpflanzen zu erläutern. Leider fehlte es mir an 
Zeit, ein so weitschichtiges Material getrockneter Exemplare zusammen zu bringen, und 
ich musste jene Absicht aufgeben. Um nun aber meinen Zweck, eine Anschauung von 
der bei der Bastardbefruchtung eintretenden Verschmelzung und Umbildung der Formen 
zu geben, wenigstens annähernd zu erreichen, habe ich Blätter der echten Arten und 
der daraus erzielten binären und complieirten Bastarde in Naturselbstdruck, zu Stamm- 
geordnet, abbilden lassen, und zwar sind, wo es möglich war, die Blätter von 


bäumen 
zur Befruchtung benutzten Individuen selbst genommen. Wo dies nicht möglich war, 


den 
z. B. bei den spontanen Bastarden, deren Zusammensetzung nicht aus dem Experimente 
bekannt, sondern durch Induetion erschlossen wur de, habe ich es in der Erklärung der 


Figurentafeln bemerkt. 
S 63. Das Gesetz der Mittelbildung der Pflanzenbastarde wird von Kozrnzvrza!) 


1) Fortsetzung etc. p. 60. 61. 


OU 


dingt, und von Gaerrser'!) wenigstens im Allgemeinen als richtig anerkannt. we 
—€— hter und viele andere Bastardzüchter behaupten aber, dass es nach zwei 
zn ee hin Ausnahmen erleide. Einmal soll es unter artenreichen 
a. Species geben (sogenannte typische Species) die s enge 
; "bindung mit andern Species auf die Gestalt des M; einen EN 
lichen Spes S und dann soll bei einzelnen Dastardverbindungen em gewisser 
den Einfluss ln der váterlichen und mütterlichen Pflanze sich bemerkbar machen. 
yum gii Quindi die ndi der Weiden ist, und so zahlreiche Combinationen 

§ 64. ése get sie aufzuweisen hat, so habe ich doch von dem überwiegenden 
von EN e b x Species nie etwas wahrgenommen, vielmehr immer gefunden, 
ae a EN die Mitte zwischen den constanten Merkmalen der Stammarten 
: 5 =... auf dieses Resultat meiner Untersuchungen ist mir die Annahme 
nalten. : 


typischer Arten um so zweifelhafter, als GagnTxzn selbst nur mit emer gewissen Vorsicht 


„In Beziehung auf die Beurtheilung der 
T ob nämlich ein Bastard mehr der Mutter, oder mehr dem Vater ähnlich sei, 
ypen, 


Vieles auf die subjective Anschauung der Beobachtung ankomn t; 
1 1 


über diesen Gegenstand sich äussert. Er sagt?): 


im i Fällen gro 
hat die genaue Bestimmung in manchen g 


denn wegen der 


ne Beobachter in 
Bee mütterlichen, ein Anderer aber den väterlichen vorher 
emem 


öfters vorkommenden Verschmelzung beider Charaktere findet der ei 
öfte 


rschend.“ 


rustica - paniculata 
ls den Ausdruek des vollkommenen Mittels von den beiden Elternpflanz 
als de 


d am einer andern Stelle): , Komrrseurer sieht die Nicotiana 
un | 


en an; wir 
BER it nicht übereinstimmen, sondern halten den Typus derselben der N. pani- 
DEOR SERM s der zarten Verästelung, 
der mehr länglichen als herzförmigen Blätter, der kleineren conisch zugespitzten Frucht 


culata náher als der rustica, wegen des schlanken Wuchses 


d der bedeutend kleineren Samen als bei der N. rustica. Ebenso verschieden ist 
- . D 
= Ansicht des Typus des Verbascum Lychniti - phoeniceum von Kosırevrer und 

" . .. k 
in Diese beiden Beispiele beweisen ebenfalls, dass das Urtheil über die 
IN. ! I 

en s Bastardes in Beziehung auf seine Aehnlichkeit mit den Eltern sehr verschie 
Form eine | : 
den ausfallen kann, was wir schon oben bemerkt haben. 


In der That hängt hier Alles von der subjectiven Beurtheilung ab. Möglich, dass 
n der e 


1) L c. p. 271 sqq. 
2y L e. p. 252. 
34 Kee 28% 


5l 


ich mit Kozrzzsvrzn in der Nicotiana (rustica + paniculata) das vollkommene Mittelding 
der Elternpflanzen erblicken, möglich dass Gaerrwer in den Weidenbastarden, die ich 
für vollkommene Mittelbildungen halte, den überwiegenden Einfluss irgend einer typischen 
Species heraus erkannt haben würde: am Ende wäre der ganze Streit ein ziemlich uner- 
heblicher. Denn dass auch bei den Bastarden typischer Arten Eigenschaften der nicht 


‚typischen Species gefunden werden, bestreitet Gaznrxzm keineswegs. Nur in vermin- 


dertem Grade sollen die Eigenschaften der nicht typischen Species im Bastard hervortre- 
ten. Desshalb hört aber der Bastard nicht auf, eine zwischen den beiden Stammpflanzen 
stehende Bildung zu sein, und darauf liegt, wie mir scheint, das Hauptgewicht, nicht 
darauf, ob er der einen oder der andern der beiden Stammarten sich mehr oder weniger 
nähert. | 

$65. Wichtiger ist die andere Frage, ob und in wie weit die väterliche oder müt- 
terliche Stammpflanze auf die Gestalt des Bastardes von vorwiegendem Einfluss ist. Wir 
befinden uns diesem Problem gegenüber in der günstigen Lage, durch die entgegengesetzte 
Kreuzung nach der Formel (9 a + & b) und (9 b+ 3 a) ein entscheidendes Experi- 
ment vornehmen zu können.  Gaznrxwzz hat solcher Versuche mehrere gemacht und sagt 
darüber'): „Die wichtigste und interessanteste Erscheinung bei der Kreuzung der Pflan- 
zen in der Bastardzeugung ist die vollkommene Gleichheit der beiderlei Producte; indem 
die aus der einen wie aus der andern Befruchtung erzeugten Samen Pflanzen von der 
vollkommensten Aehnlichkeit hervorbringen: so dass die verschiedene Entstehung und 
Abstammung bei der sorgfültigsten Untersuchung der beiderlei Bastarde in Beziehung auf 
ihre Bildung und Typus nicht den geringsten Unterschied darbietet . . . . . 5" 

Nur bei einzelnen Bastarden aus der Gattung Digitalis will Garrrwzr?) in Ueberein- 
stimmung mit den Beobachtungen Kozrzzvrzws leichte Unterschiede der gekreuzten 
Bastarde gefunden haben. Auch behauptete er?), dass Nicotiana (rustica + paniculata) 
fruchtbarer als Nicotiana (paniculata + rustica), Dianthus (barbatus + superbus) fruchtbarer 
als D. (superbus + barbatus), Dianthus (arenarius + pulchellus) zu Ausnahmstypen geneig- 
ter als D. (pulchellus + arenarius), und ebenso Digitalis (lutea + purpurea) mehr zu Aus- 
nahmstypen geneigt als D. (purpurea + lutea) sei. Ob indess diese Unterschiede wirk- 
lich in der Kreuzung und nicht vielmehr in:andern Verhältnissen ihren Grund haben, 


52 


bleibt doch wohl zweifelhaft. Mir ist bei den Weiden ein hieher gehóriges Experiment 


und zwar mit S. caprea und S. viminalis gelungen, und da unterschied sich die S. (9 caprea 


+ d viminalis) $ 14, I. 2, 3 von der S. (2 viminalis + g caprea) L 4 weder in dem 


Grade der Fruchtbarkeit der Ovarien, noch in der Zahl der normalen Pollenkórner, noch 


sich in allen diesen Beziehungen so 


ein und derselben Zeugung ansehen 
konnte. Auf die Folgerungen, die sich aus diesem Experimente herleiten lassen, kommen 


wir im Abschnitt IX. noch einmal zurück. | 

. $66. Da die veränderlichen Merkmale der Species ihre Eigenschaft als solche in 

den Zeugungsproducten beibehalten, so ist für die Varietätenbildung der 
oO 


endlich in ihrer äussern Gestalt, vielmehr glichen sie 
vollständig, dass man sie sehr wohl für Producte 


Bastarde, welche 


Gesetzes der . Mittel- 
bildung ungeachtet, ein weiter Spielraum gelassen. Der auffallendste Beleg hiefür sind 


die sogenannten gemengten Typen Gaznrxzz:s!), d. h. B 


die veránderlichen Merkmale zweier Species in sich begreifen, des 


astarde, welche die differirenden 
variabeln Merkmale beider Eltern in der Art in sich vereinigen, 


dass sie in manchen 
Theilen mehr die eine und in manchen mehr die andere Species repräsentiren. Das Vor- 
kommen solcher ,,gemengter Typen“ ist durch den bekannten Cytisus Adami, Bastard von 
C. Laburnum und purpureus, ausser Zweifel gestellt, auch dürften hieher die gescheckten 
Blüthen der Zeugungsproducte verschiedenfarbiger Varietäten ein und derselben Species 


BOE i Sr 
zu rechnen sein. Im Ganzen sind jedoch die „gemengten Typen* seltene Erscheinungen, 


den bisher vergebens 
danach umgesehen habe. Künftige genaue Untersuchungen gerade über die Variabilität der 


so dass ich mich z. B. bei den zahlreichen Bastarden der Wei 


Bastarde versprechen die interessantesten Resultate, doch sind sie einigermassen umständ- 
lich, weil sie als Grundlage die Züchtung von Bastarden in einer grossen Anzahl von 
Exemplaren voraussetzen. | | pa 
$ 67. Bei der beschränkten Ráumlichkeit unseres Gartens habe ich nur vier 24 
Bastarde in mehreren Exemplaren gezogen: S. en caprea + A daphnoides) $ 14, eng E 
(9 caprea + Y viminalis) I. 2, 8, S. (2 viminalis + & caprea) 1, 4, S. (9 ut ES 
d daphnoides) L 5 und S. (2 Arbuscula + 3 purpurea) 1.9. Von diesen waren die 


Bastarde von 8. caprea und viminalis, sowie die von S. Arbuscula und purpurea, und 
astar Si 


die ersteren in beiden Kreuzungen ganz conform. Bei den andern beiden fanden 
ZWar : i S 
ich dagegen unter den einzelnen Individuen Abweichungen in der Behaarung, Länge der 
sic. : 
; e : T gemeinschaftlichen 
Griffel und dem Umriss der Blätter, so jedoch, dass über ihren g 


1) 1. c. p. 282. 


St, 
A PE 


>» 


ilie 


| 
N y , e 
| ` 9) 3 


Ursprung von denselben Elternpflanzen kein Zweifel sein konnte. GaznzrsEn!) spricht von 
sogenannten Ausnahmstypen, die er bei Bastardbefruchtung erhalten haben will, in fol- 
gender Weise: „Unter den Sämlingen aus einer Zeugung, d. h. von Samen aus ein und 
derselben Frucht befinden sich jedoch unter einer grösseren Anzahl Bastardpflanzen von 
ganz gleichem normalen Bastardtypus, zuweilen — wiewohl selten — einzelne von ganz 
abweichender Form und Bildung. Wir nennen diese Abweichungen Ausnahms- 
typen, weil diese abweichende Form in nur sehr geringer Anzahl, öfters nur in einem 

j einzigen Exemplar, zuweilen aber doch auch in mehreren, jedenfalls aber in bedeutend 
geringerer Anzahl von Exemplaren, als vom normalen Typus vorkommt; sie kommen in 
Beziehung auf die Form mit denen Abänderungen überein, welche wir von einigen Ge- 
wüchsen durch die Kreuzung erhalten, und sind dem Typus von einem der beiden Eltern 
mehr genáhert, als die normale Mehrheit der Individuen aus derselben Zeugung.“ 

Ueber die Natur der hier erwähnten Ausnahmstypen zu urtheilen, ohne sie selbst 
gesehen zu haben, ist kaum möglich. Bei der verhältnissmässig geringen Zahl meiner Ver- 
suche, die dergleichen nicht ergeben haben, kann ich zwar die Möglichkeit derselben 
nicht geradezu lüugnen, aber auch hier habe ich wie oben bei den Rückschlägen den 

4 Verdacht einer vorgekommenen Stórung des Experiments, sei es, dass die Absperrung 
nicht. vollstándig gewesen, oder der zur Befruchtung benutzte Pollen nicht rein, oder die 
t ausg esäeten Samen nicht frei von fremder Beimischung gewesen sind. Wer aus eigener 

Erfahrung weiss, wie viel Vorsicht beobachtet werden muss, um ein Experiment rein zu 

erhalten, wird misstrauisch gegen alle von der gewóhnlichen Regel abweichende Resul- 

tate eines Experiments, von dessen Correctheit man nicht durch eigene Anschauung 

Ueberzeugung gewonnen hat. 

8 68. In einem andern wichtigen Punkte finde ich mich dagegen mit den Beobach- 
| tungen GAERTNERS in Uebereinstimmung. Als ich zur Vorbereitung dieses Berichts das 
gesammte, aus meinen Versuchen gewonnene Material, welches ich in getrockneten 

Exemplaren besitze, einer Musterung unterwarf, fiel es mir zuerst auf, dass ich fast über- 

all, wo ich hybriden Pollen zur Befruchtung, gleichviel ob bei echten Arten, einfachen 
oder complieirten Bastarden benutzt hatte, einer grossen Vielgestaltigkeit der einzelnen 
Individuen begegnete, während hybride Eier in Verbindung mit dem Pollen einer echten 
Art selbst bei den eomplieirtesten Bastarden sehr conforme Bildungen geliefert hatten. 
n sehr vielgestaltig S. (2 caprea + 3 [caprea + viminalis]) $ 14, I. 11, S. (2 vi- 


So ware 


1) 1. c. p. 237. 


 prea]) 1.19, S. (9 [2 [Lapponum + Suesiaca] + & [purpurea + vi 


54 


minalis + 3 [2 caprea + & daphnoides]) I. 18, S. (2 
purea + viminalis]) I. 24, S. (9 [2 caprea + d daphnoides] Lais 
noides]) I. 14, sehr conform dagegen SS. (2 [purpurea + repens] + & 
(F [incana + purpurea] + 3 cinerea) I. 21, S. (9 [2 viminalis + 3 


[caprea + viminalis] = g [ pur- 


caprea + 3 daph- 
aurita]) I. 20, S. 
daphnoides] + 3 ca- 
minalis]) + 3 prui- 
chsfachen weiblichen 
Uebereinstimmung so 


het werden; dennoch 
zweifelte ich noch, ob ich hier einem Naturgesetz auf die Spur gekommen sei, welches 


für die Erkenntniss des Ursprungs der Varietäten im Pilanzenreiche überhau 
werden versprechen durfte. Es 


nosa]) I. 31, endlich auch der sechsfache durch Befruchtung eines se 
mit der männlichen S. daphnoides gewonnene Bastard I. 35. Bei der 
vieler vorliegender Thatsachen konnte ein Zufall nicht wohl vermut 


pt wichtig zu 
war mir daher sehr erfreulich, bei Durchsicht des 
Garrrrer'schen Werkes zu finden, dass er bei seinen Experimenten 


achtungen wie ich gemacht hatte, die aber, an verschiedenen Stelle 
streut und unter einer grossen Menge weniger erheblicher Det 


ganz ähnliche Beob- 
n seines Buches zer- 


ailbeobachtungen versteckt, 
der Beachtung, wie es scheint, bisher entgangen waren. Es verlohnt der Mühe, seine Be- 


merkungen über diesen Gegenstand 


zusammengestellt hier folgen zu lassen, und zwar 
zunächst 


$09. Die Variabilität der Zeugungsproducte des hybriden Pollens 
betreffend: „Andere Bastarde und zwar die meisten, welche fruchtbar sind, bringen 
aus dem Samen der zweiten und der weiteren Generationen (iih. 52 (2 [a + b]J4- & 
[a + b]) + Y (a + b) etc.) verschiedene von dem normale 
men, i. e. Varietäten hervor, welche zum Theil 


unähnlich sind!).« 


n Typus abweichende For- 
der ursprünglichen Bastardmutter 


„Bei ganz fruchtbaren Bastarden, wie Lychnis diurno-vespertina, Dianthus Armeria- 


deltoides, D. caesio-arenarius, Malva mauritiano-sylvestris haben wir in weiteren Generatio- 


nen keine Abweichungen oder differente Typen wahrgenommen; es scheint daher, dass 


die Integrität und Kraft der Befruchtungsorgane und die daraus folgende Fruchtbarkeit 

die Entstehung verschiedener Typen aus Einer Zeugung verhindert. Liegt vielleicht der 

Grund hiervon in der grösseren Gleichförmigkeit der Eichen und des Pollens??)“ 
„Gemischte Bastarde, bei welchen die weibliche Unterlage eine reine Art ist, der 


Pollen aber von einer Bastardart abstammt, und den einen Factor, entweder die Mutter 


n fep 422. 
2) 1. e. p. 444. 445. 


55 


oder der Vater bildet, z. B. Lychms diurno - vespertinodiurna geben mehr Varietäten 
und Varianten als die einfachen Bastarde in zweiter Generation!).* 

„Die gemischten Bastarde wie Dianthus chinensi-chinensibarbatus, caryophyllo - caryo- 
phyllobarbatus, Mirabilis Jalapo-Jalapolongiflora bringen noch eine viel grössere Variabili- 
tät der Farben der Blumen hervor, als die vorhin genannten Zeugungen; so dass kaum 
eine Pflanze der anderen aus derselben Zeugung gleich gefärbt oder gezeichnet ist; die 
vermischten Bastarde sind daher die reichste Quelle von Varietäten für die Blumistik?),“ 

Von den doppelten Bastarden, die ich durch die Formel 2 (a + UE «f (65:43 
bezeichne, heisst es: „Die Typen der aus diesen Verbindungen entstandenen Bastarde 
sind sehr mannigfaltig, und selten ein Individuum dem andern gleich, insonderheit in Be- 
ziehung auf die Farbe der Blumen?).* | : 

S 70. In Betreff der grösseren Beständigkeit der durch Befruchtung 
mit dem Pollen der echten Art gewonnenen Pflanzen: „Einfache väterliche 
Bastarde, wo also das weibliche Zeugungsorgan hybrider Abkunft, der Pollen aber von 
einer reinen Art herrührt (i. e. nach der Formel 9 (9 a +3 b)+3 b) zeigen die 
Abweichungen von dem normalen Typus bedeutend seltener als im vorigen Fall 
(NB. in dem vorangegangenen Satz ist von den gemischten Bastarden (2 a + 
d [b + e]) die Rede.) | 

„Zusammengesetzte Bastarde wie Nicotiana rusticopaniculata-lanceolata, N. paniculato 
rustica-glutinosa, N. rusticopaniculata- Langsdorfü geben nur einen dem väterlichen Typus 
sehr nahe kommenden Typus?).“ i | 

„Die Blumen der zusammengesetzten Bastarde von Nicotiana rusticopaniculata - peren- 
nis, paniculatorustica.- lanceolata nehmen fast ganz die Farbe der Blumen des neuen 
Vaters an9).* | 

$ 71. Ueber beide Arten von Bastarden endlich: „Wenn wir eine Be- 
trachtung über den Erfolg und die Producte der Zeugung dieser beiden Abtheilungen von 
Bastarden, nämlich der vermischten (i. e. (2 à + 3 [b +.c]) und der zusammengesetz- 
ten (i. e. ( [a + b] + 3 c) Hybriden anstellen und wenn wir sie mit den Erfolgen der 


i 


1) 1. c. p. 445. 
2) ]. c. p. 304. 
dep 516. 
4) 1, c. p. 445. 
5) 1. c. p. 445. 


6) 1. c. p. 304. 


— M Á—— RÀ 
EEE Se ES 
ae ee nenn OR ENSE NE 


56 


einfachen Bastarde in der zweiten Generation des erstèn väterlichen 


(i.e. (2 [2 a +ã b] 


+ 3 b) und mütterlichen (i.e. (€ [2 a + g IO dë a) (oder auf- und absteigenden 
Glas) vergleichen, so finden wir in diesen beiden letzteren Fällen hybride Ovula und 
Pollen von einer reinen Art mit einander in Wirksamkeit kommen und dar 


aus eine 
geringe Anzahl von verschiedenen Typen hervorgehen. 
g | 


Kommen nun wie bei der Er- 
zeugung der vermischten Bastarde (i. e. (2 a + $ [b + e]) Eichen von einer reinen 
nem dem Pollen eines Bastards in Berührung, so entsteht eine bede 


Anzahl von verschiedenen Typen; hier scheint daher der hybride Pollen 
Vervielfältigung der Typen zu sein!).* 


utend grössere 
die Ursache der 


+ 


GaznTNzR hat also, wenn man seine verschiedenen Beobachtungen zusammenfasst, 


gefunden: Variabilität der Zeugungsproducte bei den Bastarden nach den Formeln: 1) (2 

T [aut] ct dla + b]) -F &[& -F b] eie); 9) (9-8 3s iS F b, 3) (2a+g 

[b + e, 4) (2 [a +b] + 3 [e + d), zu No. l, nur mit der Ausnahme, dass bei 
>) 


ganz 
fruchtbaren Bastarden die „Typen“ regelmäss 


iger austielen; Conformität der Zeugungs- 
producte aber bei den Bastarden nach den Formeln: 1) (2 [a + b] +4 a) 2) (2 


[a rk] Fo). 


$ 72. Noch allgemeiner haben meine Versuche über Weidenbastarde Pol 
der Zeugungsproduete überall ergeben, wo hybrider Pollen; Conformitàt der 
produete hingegen, wo Pollen einer echten Art a See n 
werden daher vielleicht dem Pollen der Bastarde eine varietätenbilde 


ymorphie ` 
Zeugungs- 
endet wurde, Wir 


nde Kraft zuschrei- 
ben können, während den Eiern derselben, da sie mit echtem Pollen befruchtet, eben so 
7 


gleichförmige Zeugungsproducte liefern wie die Eier der echten Arten, eine vermehrte 


Nur Eine Be- 
i i ichnet, die für die Annahme, dass auch die 
obachtung finden wir bei GAERTNER aufgezeic ; i 


Eivarietäten bei den Bastarden zahlreicher als bei den echten Arten sein können, 


Neigung zur Varietätenbildung in der Regel nicht inne zu wohnen scheint. 
S o 


einen 
auch nur entfernten Anhalt gewährt. Bei Befruchtung eines Bastards mit dem Pol- 
wenn 


len der Vaterpflanze?) (i. e. 2 [2 a +3 b] S 3 b) erwuchsen ihm nämlich ziemlich 
| Formen, wenn der weibliche Bastard ein fruchtharer war; variable men 
Seege lb a seschwächten Grad von Fruchtbarkeit besass. Der Grund der Viel- 
a Ga Zeugungsproducte konnte hier nicht wohl in dem Pollen liegen, der in 
bubo MA einer echten Art angehörte; dagegen lásst die beginnende Unfruchtbarkeit 


q Eo pola. 
2) 1. c. p. 429. 437. 


ANS, A O dapes Mr rn 


57 


der weiblichen Pflanze eine stattfindende Verkümmerung oder Missbildung der Eier, auch 
wo sie noch fruchtbar sind, als wahrscheinlich erscheinen, so dass sich die Annahme von 
Varietäten, deren Entstehung auf eine Umbildung der Eier zurückzuführen ist, allenfalls 
rechtfertigen würde. Man sieht, die Frage ist noch weit davon entfernt in’s Klare 
gebracht zu sein, doch scheint durch Gaznvxzzs und meine eigenen Beobachtungen wenig- 
stens festgestellt, dass die Zeugungsproducte des hybriden Pollens vielge- 
staltiger als die des Pollens echter Arten sind, und schon dieses Resultat für 
sich allein ist von der gróssten Wichtigkeit, da es über den sonst so geheimnissvollen 
Vorgang der Varietätenbildung uns einen, wenngleich vorläufig nur entfernten Aufschluss 
zu geben verspricht. Ich werde gelegentlich der allgemeinen Betrachtungen über das 
Wesen der Bastarde, die den Beschluss meines Aufsatzes bilden sollen, auf diesen merk- 


würdigen Gegenstand und die daran sich knüpfenden Folgerungen noch einmal zurück- 


kommen. Zunächst liegt mir aber daran, den Bericht über die beobachteten Thatsachen 
zu Ende zu führen, und eine bisher nicht berührte, wesentliche Seite unsres Themas zu 
erörtern, nämlich das Vorkommen der Weidenbastarde in der freien Natur und ihre Bezie- 
hung zu den natürlichen Verwandtschaften der Weidenarten und zur Systematik dersel- 
ben überhaupt. Hierüber wird daher in den nächstfolgenden Abschnitten gehandelt 
werden. d 


—— — 


ich nur die bekanntesten und zuverlässigsten beigefügt. 


VIL VERBREITUNG DER SPONTANEN WEIDENBASTARDE. 


` 


$ 73. Die Umstände, welche im Freien die Entstehung der Weidenbastarde begün- 
stigen, sind ziemlich dieselben, die mir bei meinen Experimenten zu Statten kamen. Diö- 
cische Gewächse, die auf die Befruchtung durch Insecten angewiesen sind, müssen noth- 
wendig Bastarde erzeugen, wenn sie gleich den Weiden eine gróssere Anzahl nahe ver- 
wandter, gesellschaftlich wachsender Arten von zusammenfallender oder nahe aneinan- 
der grenzender Blüthezeit in sich begreifen. | 

Nach Wiumer>s gründlichen Untersuchungen sind bis jetzt 34 unzweifelhaft echte, 
durch selbststándige Merkmale deutlich ausgezeichnete Weidenarten in Europa aufgefun- 
den worden. Vielleicht tritt als 35. noch S. helvetica Vill. hinzu, doch bin ich in Betreff 


ihrer nicht sicher, ob sie nicht auch ein Bastard ist. Lassen wir von den unzweifelhaften 


34 Species die S. pedicellata Desf. und S. arctica Br. hinweg, deren Bastarde in ihren theils 


dem Süden, theils dem äussersten Norden angehörigen Verbreitungsbezirken bisher nicht 


haben studirt werden können, so bleiben 32 Arten übrig, die bei Bildung der spontanen 
Bastarde in Concurrenz treten. Aus diesen 32 Arten, die weiter unten aufgezählt werden 
sollen, sind schon jetzt 66 unzweifelhafte binäre Bastardverbindungen bekannt geworden, 
die hie. und da zerstreut unter ihren Stammeltern sich vorfinden. 

S 74. Wie vorhin bei den künstlich erzeugten Bastarden ist es mir auch hier 
zunächst darum zu thun, einen Ueberblick über das gesammte vorhandene Material zu 
geben, und es geschieht dies in der nachfolgenden alphabetischen Zusammenstellung, 
wobei ich nochmals bemerke, dass ich die Namen sámmtlich dem mir freundlichst über- 
lassenen Manuscripte Wiwwzzs entlehnt habe. Die vorangestellten Zeichen 9 und & 
geben an, ob ein Bastard bisher nur männlich oder nur weiblieh, oder in beiden Ge- 


schlechtern beobachtet worden ist. Von den zahlreichen Synonymen der Bastarde habe 


LE o y Y 


Verzeichniss der spontanen binären Weidenbastarde. 


1. 9 3 S. (alba L. + fragilis L.) Wimm. (8. E 
seliana Koch). , 
2. 9 3 S. (alba + pentandra) Wimm. 


3. 9 S. (alba L. + triandra L.) Wimm. (S. lan-. 


ceolata Smith, S. undulata Ehrh.). 

4. 9 8. (Arbuscula L. + Lapponum L.) Wimm. 

5. 2 3 É. (aurita L. + caprea L.) Wimm. ` 

6. 2 88. (aurita L. + cinerea L.) Wimm. 

7. 9 38. (aurita + incana Schrank) Wimm. (S. 
oleifolia Ser., S. salviaefolia Koch). 

8. 9 3 S. (aurita L. + Lapponum L.) Wimm, (S. 
canescens Fries). 


9. 2.3 S. (aurita L. + livida Wahlenb.) Wimm. 


10. 9 3 8. (aurita L. + myrtilloides L.) Wimm. (8. | 


Finmarkica Fries). 

11. 9 38. (auritaL. + purpurea L.) Wimm. 

12. 9 g 5. (aurita L. + repens L.) Wimm. (8. am- 
bigua Ehrh.). - 

io. PU. ER L. + Silesiaca Wild, ) Wimm. 

14. 9 & S. (aurita L. + viminalis L.) Wimm. (S. 
Smithiana Koch). 

15. 9 3 $. (caprea L. + cinerea L.) Wimm. 

16. 9 38. (caprea L. + daphnoides Vill.) Kerner. 

17. 9 3 8. (caprea L. + grandifolia Ser.) Wimm. 

18. 9. S. (caprea L. + Lapponum L. ) Wimm, (8. 
canescens Fries). i 

19. 2 8. (caprea L. + nigricans Sm.) Wimm. 

20. 9 3 8. (caprea L. + purpurea L.) Wimm. 

21, 9 & S. (caprea L. + repens L.) Lasch. 

22. 2 & S. (caprea b. t Silestaca Willd.) Wimm. 

23. 2 8. (caprea L. + Weigeliana Willd.) Wimm. 
(S. laurina Smith). 

24. 9 3 S. (caprea L. + viminalis L.) Wimm, (8. 
acuminata Koch). 

25. 2 3 S. (cinerea L. + incana Schrank) Wimm, 
(S. Seringeana Gaud.). 


59 


26. 9 8. (cinerea L. + Lapponum L.) Laestad. (X. 
. canescens Fries). 

27. 9 S. (cinerea L. + nigricans Sm.) Wimm. 

28. 9 38. (cinerea L. + purpurea L.) Wimm. (8. 
Pontederana Koch). 

29. 9 3 8. (cinerea L. + repens L.) Wimm. 

30. 2 8. (cinerea L. + Silesiaca Willd.) Wimm. 

31. Q S. (cinerea L. + triandra L.) Wimm. 

32. 9 3 £. (cinerea L. + viminalis L.) Wimm., 

33. 9 S(daphnoides Vill.+-incana Schrank)Kerner. 

34.9 38. (fragilis + pentondes L.) Wimm. (5. 
cuspidata Schultz). 

35. d S. (fragilis L. + triandra L.) Wimm. (S. spe- 
ciosa Host). 

36. 2 S. (glabra Scop. + nigricans Sm.) Kerner. 

37. 3 8. (glabra Scop. + retusa L.) Kerner. 

98. 2 36. (glauca L. + grandifolia Ser.) Wimm. 

39. 9. S. (glauca L. + myrtilloides L.) Wimm. 

40. 2 8. (glauca L. + myrsinites L.) Anderss. 

41.2 8. (glauca L. pes nigricans Sm.) Anderss. 

42. 9 3 S. (glauca L. + retusa L.) Wimm. 

43. 9 S. (glauca L. + Weigeliana Willd.) Anderss. 

44. 9 3 8. (grandifolia Ser. + incana pw 
Wimm. 

45. 9 S.(grandifolia Ser. + purpurea L.) Kerner. 

46. 2 S. (hastata L. + herbacea L.) Laestad. 

47, 9 S. (hastata L. + Silesiaca Willd.) Wimm. 

48. 9 S.(hastata L. + Weigeliana Willd.) Wimm. 
(8. majalis Wahlenb.). 

49. 9 3 S.(incana Schrank + purpurea L.) Wimm. 

50.4 8. (incana Schrank + repens L.) Wimm. et 
Krause. | 

51. 9 38. (Lapponum L. + myrtilloides L.) Wimm. 
(S. fusca Fries, S. versifolia Wahlenb.). 

52. 2 S. (Lapponum L. + repens L.) Wimm. 

53. 9 3 S.(Lapponum L. + Silesiaca Willd.) Wimm. 


KZ 


wahrscheinlichere Conjectur sein dürfte. Für ! 


60 


54. 9 S. (livida Wahlenb. +- myrtilloides L.) Wimm. | 61. 9 3 8. (nigricans Sm. + Weigeliana. Willd. ) 
55. 9. S. (livida Wahlenb. + nigricans Sm.) Fid. Wimm. 


Brunner. _ 62. 9 3 S(purpurea L. -L repens SA Wim. (S. 
56. 9 S. (livida Wahlenb. + purpurea L.) Wimm. Doniana Sm.). 


57. 9 S. (livida Wahlenb. + repens L.) Fid.Brunner. | 63. 2 3 S. (purpurea L. + Silesiaca Willd.) Wimm. 
58. 9 S. (myrtilloides L. + repens L.) Wimm. (8. | 64. 2 3 S. (purpurea L. + viminalis L) Winm. 


Anmarkica Willd.). : (S. rubra Huds., S. Helix L., S. fissa Hoffm.). 
59.9 3 £. (myrsinitesL. + nigricans Sm.) Wimm. 65. 9 SS. (repens L. + viminalis L) Lasch. 
(S. punctata Wahlenb.). 66. 9 3 6. (triandra L. + viminalis L.) Wimm. (S. 


60. 9 S. (nigricans Sm. + repens L.) Heidenreich. mollissima Ehrh., S. kippophaifolia Thuillier). 


S 75. Auch ternäre Weidenbastarde sind im Freien bemerkt worden, nachdem 
meine Versuche die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hatten. Da der sie betreffende 
Theil der Monographie Wiww&gs noch im Rückstande ist, so habe ich das nachfolgende 
Verzeichniss der spontanen ternáren Weidenbastarde mit Hilfe seines reichhaltigen Her- 


bars selbst entworfen: 
Verzeichniss der spontanen ternáren Weidenbastarde, 


1. 2 3 8. ([eaprea L. + viminalis L] + cinerea. L.) Wichura’), (S. dasyclados 
Wimm., S. longifolia Host.) Die wiederholten Versuche, denselben Bastard künstlich zu 
erzeugen, sind leider erfolglos geblieben (cf. $ 14. II. 52—55, 58—61). 


.2. SS ([aurita L. + repens L.] + purpurea L.) Wimm. von Margareth bei Breslau. 
Hierher gehört, wie ich glaube, auch die d 5. ([cinerea + repens] + purpurea) 


Wimm. 
von Lilienthal bei Breslau?). Wenn ich hier von den Ansichten Wiınnzrs 


abweiche, so 
bin ich dazu durch die Betrachtung veranlasst worden, dass man in einem complieirten 


dass also, da SS. 
(aurita + repens) bei Breslau nicht gerade selten, namentlich bei Lilienthal früh 


gefunden worden, ©. (cinerea + repens) aber sehr selten ist 


Bastarde '|, cinerea von *, aurita nicht mehr unterscheiden kann, und 


er häufig 
; ©. (aurita + repens) die 


2 PUEpurea Sprechen die bis hoch hinauf 


verwachsenen Filamente, die in den künstlich producirten Bastarden mit '|, purpurea, 


nämlich S. (2 [incana + purpurea] + 3 cinerea) $ 14,1. 21 una S. (2 [Lapponum + Si- 


lesiaca] + 3 [viminalis + purpurea]) I. 26 völlig frei sind. Wäre also in unserem Ba 


starde die S. purpurea nur zu ", vertreten, was bei der Zusammensetzung 


S. ([purpurea 


1) Flora 1854, 8. 1 sqq. 


2) Wimmer im 39. Jahresbericht (nicht Abhandlungen) der Schlesischen vaterl, Gesellschaft pro 1861, S. 100. 


iio — n e A 


61 


+ repens] + cinerea) oder S. ([einerea + purpurea] + repens) der Fall sein würde, 80 
müssten nach jener Analogie die Filamente auch frei sein. 
3. 9 8 S. ([repens L. + viminalis L.] + cinerea L.) Wimm. bei Driesen von Lason 
und bei Tilsit von Dr. Heipzsnzicna entdeckt. 
4. 9 3 S. ([repens L. + viminalis L.] + aurita L.) Heidenreich in litteris. 
5. 9 8 S. ([repens L. + viminalis L.] + livida Wahlenb.) Heidenreich. 
6.2 d S ([repens L. + viminalis L.] + caprea L.) Heidenreich. 
7. 9 S. ([repens L. + viminalis L.] + purpurea L.) Heidenreich. 
No. 4—7 sind sämmtlich von Dr. Hrıveneeion bei Tilsit gesammelt worden. 
8. 2 S.([caprea.L. + Weigeliana Willd.] + cinerea L.) Wimm. (S.tephrocarpa Wimm.), 
bisher nur aus dem botanischen Garten in Berlin bekannt. 
9. 9 S. ([caprea L. + Suesiaca Willd.] + purpurea L.) Wich. (S. [caprea L. + pur- 
Von Tannhausen in Schlesien, in Wimmer und Krause Herbarium 


purea LJ) Wimm. 


Salicum unter No. 53 ausgegeben. 
876. Ob es vielleicht auch vier- und fünffach ete. zusammengesetzte Weidenba- 


starde im Freien giebt, bleibt dahingestellt. Schon die Bestimmung der ternären Bastarde 
lässt mannichfachen Zweifeln Raum, und ist mehr oder weniger problematisch, die aus 
noch mehr Factoren zusammengesetzten Bastarde aber sind, wie wir oben gesehen haben, 
nicht mehr zu enträthseln. Dergleichen höchst zweifelhafte Formen sind: 1. S. Schrade- 
riana Willd. (S. bicolor Hortulanorum), 9. S. Guseniensis Forbes, 3. S. stipularis Smith, 
4. S. Calodendron Wimm., 5. S. holosericea Willd. Sie alle tragen den Charakter der 
Bastarde an sich und verrathen gewisse Verwandtschaften, nämlich No. 1. mit S. Weige- 
liana, No. 2. mit S. nigricans, No. 3. und 4. mit $. (caprea + viminalis) und No. 5. mit S. 
cinerea, ihre eigentliche Natur und Zusammensetzung aber ist uns unbekannt. Jeden- 
falls ist die Zahl der bisher aufgefundenen spontanen Weidenbastarde eine sehr bedeu- 
tende, und selbst die als bastardreich bekannten Geschlechter der Hieracien, Cirsien und 
Verbascen sind mit den Weiden hierin nicht zu vergleichen. Dabei ist unsere Kenntniss 
von der Sache noch eine verhältnissmässig neue. Ein grosser Theil des europäischen 
ist in Bezug auf Weidenbastarde noch unerforscht, und wir werden bei wei- 


Florengebiets 
teren Studien gewiss noch eine nicht unbeträchtliche Zahl neuer, in unserem Verzeichnisse 


nicht aufgeführter wildwachsender Weidenbastarde kennen lernen. 
877. Die Bastarde unterscheiden sich von den echten Arten in ihrem Vorkommen 


durch einige Eigenthümlichkeiten. 
s können sie zunächst nur da entstehen, wo diese Species so 


Als Producte der geschlechtlichen Vermischung 


zweier verschiedener Specie 


^ 


——— e —— 


A A m A OD IIS A A reger nt 


, u MEER TES ue € > A 


i 
"i 


62 


nahe aneinander wachsen, dass der Pollen der einen Species zu dem Ovarium der ande- 
ii ren gelangen kann. Dieser Nothwendigkeit folgend sehen wir die intermediären Formen 
immer in Gesellschaft der Pflanzen wachsen, in deren Merkmale sie sich theilen. Beson- 


ders lehrreich sind in dieser Beziehung die Dastarde, welche weit verbreitete Arten mit 


z. B. gehen nur an den Orten scheinbar in S. incana über, wo letztere vorkommt. — Die ^ 
sehr charakteristische Mittelform von $. Lapponum und myrtilloides gehört den nordischen : 
il Sümpfen an, wo beide Stammarten vereinigt wachsen. — S. canescens Fries, welche die 


i 
Í | | Arten von beschrünkterem Vorkommen bilden. — £. cinerea, aurita, purpurea, daphnoides 
4 


i Bastarde von S. Lapponum einerseits und S. cinerea, aurita, caprea andererseits in sich 

li : begreift, folgt der S. Lapponum in die höher gelegenen Theile Scandinaviens nur so weit, 

| l l als die Verbreitungsbezirke der anderen drei Species reichen. — Die Form, welche der 

H S. (cinerea + purpurea) entspricht, aber statt mit cinerea eine grosse Verwandtschaft mit 

Il S. Silesiaca zu erkennen giebt, ist bisher nur in dem schmalen Gürtel unserer Schlesischen 

Gebirge gefunden worden, wo £. purpurea und $. Silesiaca sich begegnen. — Das Vor- | 
| | kommen der S. (aurita Sie myrtilloides) beschränkt sich in Schlesien auf die wenigen Orte, 4 

|| wo S. myrtilloides wächst etc. etc. — Wer dieser deutlichen Fingerzeige ungeachtet jene |. 

Mittelformen doch nicht für Bastarde, sondern für echte Arten hàlt, wird zunächst für die 
| Theorie einer neuen Schöpfungs- und Fortpflanzungs-Geschichte der Gewächse zu Sorgen 

| | haben, welche das eigenthümliche Vorkommen dieser angeblichen Arten erklärt. T 
| S 78. Ein zweiter wichtiger Unterschied zwischen Bastarden und echten Arten liegt 
| in der Zahl ihrer Individuen. Vergegenwärtigen wir uns die Verhältnisse, welche bei 

| Erzeugung und Fortpflanzung der Bastarde obwalten, so finden wir dieselben einer 

| umfangreicheren Verbreitung der Bastarde im hóchsten Grade ungünstig. Denn: 

| 1) Jede Species, die gleichzeitig mit eigenem und fremdem Pollen bestäubt 

| wird, nimmt nur die Befruchtung des eigenen Pollens, nicht die des fremden an (ef. 
$$ 18, 19). Wenn daher auch die Inseeten von einer blühenden Weide zur anderen den 

Blüthenstaub tragen, so entstehen doch keineswegs überall Bastarde, wo fremder Blüthen- 

staub auf die weibliche Narbe gelangt, sondern nur da, wo dies mit Ausschluss des 

eigenen Pollens geschieht. Dieser Fall kann nicht gar häufig vorkommen, da die Wei- 


den meist gesellschaftlich wachsen, eigener Pollen mithin den Ovarien selten fehlen dürfte. 
I ` Die Bastardbefruchtung gehört also in der freien Natur zu den Ausnahmen, und die 

Wahrscheinlichkeit, dass jedes Ovarium durch seinen eigenen Pollen befruchtet wird, ist 
um so grösser, als die Differenzen in der Blüthezeit der einzelnen Species, wenn sie auch 


63 


an sich zum Theil gering sind, in Bezug auf gegenseitige Befruchtung doch eine gewisse 
Trennung bewirken. | | 

2) Weidenbastarde sind zwar in der Regel im Stande sich durch Befruchtung mit 
dem eigenen Pollen fortzupflanzen, aber doch nur durch eine gewisse Reihe von Genera- 
tionen unter fortwährender Verminderung ihrer geschlechtlichen Potenz und vegetativen 
Krüftigkeit (cf. $$ 23, 47). Schon aus diesem Grunde kónnen sie in der Vermehrung 
durch Samen mit den echten Arten nicht gleichen Schritt halten. 

3) Aber auch noch andre Gründe machen dies unmóglich. Denn es ist durch 
Kosırzurerss und Gazzrxsws Versuche (cf. $ 24) festgestellt, dass der Bastard den Pol- 


RN 


len der Stammeltern leiehter annimmt als den eigenen. Nun wissen wir, dass die männ- 
lichen Pflanzen bei der grossen Mehrzahl der Weidenbastarde seltener sind als bei den 
echten Arten (cf. $ 56), und wir haben ferner gesehen, dass der Pollen der Bastarde, 
wenn er überhaupt fruchtbar ist, einen gewissen Procentsatz unfruchtbarer Körner enthält. 
Fruchtbarer Bastardpollen ist also viel seltener in der Natur, als fruchtbarer Pollen der 
Species. Die Vermuthung streitet daher mit überwiegender Wahrscheinlichkeit dafür, 


.dass der Weidenbastard statt mit dem eigenen Pollen mit dem einer seiner Stammarten 


befruchtet wird, und da sich dasselbe Verhältniss in den weiteren Generationen wieder- 
holt, so ist es, wenn ein Bastard sich überhaupt fortpflanzt, wahrscheinlicher, dass er all- 
máhlig zu einer der beiden Stammformen zurückgeführt, als dass er in seiner eigenen 
Gestalt unverändert, wenn auch nur eine Zeitlang erhalten wird. ` 

4) Unterliegt hiernach auf Seiten der männlichen Pflanze die geschlechtliche Ver- 
mehrung der Bastarde gewissen Schwierigkeiten, so gilt dies nicht minder von der weib- 
lichen Pflanze. Wir haben gefunden, dass einzelne Bastarde gänzlich unfruchtbare Ova- 
rien haben (ef. $ 51). Diese können sich also geschlechtlich gar nicht fortpflanzen. 
Andere bringen nur wenige Samen, und selbst die fruchtbarsten Bastarde fructifieiren 
nicht ganz so reichlich wie die echten Arten. In der geringen Zahl der Samen der Bastard- 
pflanze lernen wir daher eine fernere wichtige Thatsache kennen, die ihrer Vermehrung 
hinderlich werden muss. 

5) Endlich giebt es, namentlich auch bei den Weiden, einzelne Bastarde, die nicht 
blos in den Geschlechtsorganen, sondern auch in ihrer vegetativen Entwickelung eine 
gewisse Schwüche an den Tag legen (cf. $54). Wachsen dieselben also mit den Stamm- 


arten oder anderen echten Formen zusammen, so werden sie von diesen überwuchert 


und nach und nach getödtet. 


"d 


64 


| § 79. Aus allen diesen Umständen lässt sich mit 
l ziehen, dass Bastarde in der Natur selten sein müssen, 
That. Nehmen wir die Bastarde aus, 

(arcticus + saxatilis ) (R. castoreus -Lae 


Sprossung zahlreich vermehren, so 


grosser Zuverlässigkeit der Schluss 
und so verhält es sich auch in der 
die wie manche Hieracien, Carices oder Rubus 
st.) sich in einzelnen Localitäten durch Wurzel- 


| sind sie überall seltene Erscheinungen. Auch die 
u | Weidenbastarde sind es, manche jedoch mehr, 


manche weniger. In Schlesien mag ohn- 
gefähr auf 500 Weidenindividuen Ein Bastard kommen. Die Individuenzahl von S. (alba 
il | + fragilis) verglichen mit den Individuen der Stammeltern verhält sich ohngeführ wie 


d | 1:100. Bei S. (purpurea + viminalis) dürfte sich das Verháltniss wie 1: 900, bei S. 
| | (aurita + repens) wie 1 : 500, bei 


| 5. (purpurea + repens) wie 1 : 1000, bei S. (cinerea 
l | | + purpurea) wie 1: 5000, bei S. (triandra + viminalis) wie 1 : 20,000 stellen. Doch 
| | | | sind dies Alles nur ohngefähre Angaben, die nicht den entferntesten Anspruch auf Genauig- 
W | keit machen, sondern nur in den rohesten Umrissen den Eindruck bezeichnen sollen, den 
Wi in unseren Gegenden das Zahlenverhältniss der Weidenbastarde und Arten auf mich 

| gemacht hat. Noch seltener in der freien Natur 


sind die complieirten Bastarde, daher 
1 ich auch ihre Verhältnisszahl nicht einmal 


annäherungsweise zu bezeichnen wage. 


$ 80. . Gründe für die verschiedene Individuenzahl der verschiedenen binären ) 


Bastarde anzugeben ist schwierig, da hierbei gewiss mehrere Ursachen zusammenwirken. 


Im Allgemeinen kann man sagen, dass Weidenspecies, 
und an denselben L 


die ohngefähr gleichzeitig blühen 
ocalitäten im Gemenge wachsen, eine grössere Individuenzahl von 
| Bastarden produciren, als Arten, bei denen diese Bedingungen nicht zutreffen. 8. (alba 
| + fragilis), S. (purpurea + viminalis), 5. (aurita + repens), S. ( caprea + viminalis) wer- 
den nicht leicht einer Gegend fehlen, wo überhaupt ihre Stammeltern vereinigt vorkom- 
| men. Zu den verhältnissmässig häufigeren Bastarden gehóren ferner: S. (fragilis + pen- 
| l tandra), $. (purpurea + repens). Wegen des beschránkteren Zusammentreffens der Stamm- 
il arten nur in einzelnen Gegenden häufiger sind: S. (Lapponum + myrtilloides) in der 
Waldregion Lapplands, S. (caprea + Silesiaca), S. (aurita + Silesiaca) in den Gebirgen 
Schlesiens, jS. (aurita + incana) in der Schweiz und im Südlichen Theile von Schlesien. P 
Zu den seltneren Bastarden gehören die der S. cinerea, S. Weigeliana, S. nigricans. Sehr 
selten sind die Bastarde der SS. glauca, S. herbacea, S. myrsinites und am seltensten die der 
| S. triandra, wobei die ziemlich entfernte Verwandtschaft dieser Weide zu ihren Stand- 
| ortsgenossen mit in Betracht zu ziehen sein dürfte. 


$ S1. Sicher ist es, dass in einzelnen beschränkten Localitäten, z. B. in sumpfigen 
H 

Y 1 i > > 1 1 A ^ : 
Ausstichen, Sandbänken, an Flussufern etc. einzelne Bastarde zuweilen In grósserer Indi- 


| 


5 ` 


viduenzahl zusammenwachsen. So in Preussen S. (repens + viminalis), bei uns an 


 Flussufern jS. (purpurea + viminalis ) und in Sümpfen S. (aurita + repens), S. (purpurea 


+ repens). Von S. (Lapponum + myrtilloides) ($. versifolia Wahlenb.) sagt Axverssox?), 
dass sie an einigen Orten der Waldregion Lappland’s sich in Menge finde und ihre 
angeblichen Eltern, S. Lapponum und S. myrtilloides stellenweise sogar an Zahl der 


Individuen übertreffe. Um dieses zahlreichere Vorkommen einzelner Bastarde an | 


gewissen Localitäten zu erklären, glaube ich an eine bisher wenig beachtete biologische 
Eigenthümlichkeit der Weiden anknüpfen zu müssen. Die Weiden können es nämlich 
nicht vertragen, von anderen Gewächsen beschattet zu werden. Sie gehen ein, wenn 
Bäume in ihrer Nachbarschaft heranwachsen und ihre Aeste über sie ausstrecken, und 
keimende Weidenpflanzen verkümmern, wenn sie zwischen anderen, obschon ganz 
niedrigen Pflanzen, sich befinden. Feuchte und dabei von aller Vegetation entblösste 
Flächen Landes, wie sie bald durch menschliche Arbeit, hald durch Zurücktreten des 
Wassers nach Ueberschwemmungen hervorgebracht werden, sind die für den anfliegen- 
den Weidensamen geeigneten Localitäten; doch nur im ersten Jahre, denn im zweiten 
wird wegen der im vorangegangenen herangewachsenen Vegetation der Weidensamen 


an denselben Orten schon nicht mehr keimen. So werden also die in irgend einer Nie- 


derung oder an einer bestimmten Stelle des Flussufers befindlichen Weiden mit wenigen 
Ausnahmen alle in demselben Jahre aus Samen aufgegangen sein. Befanden sich nun 
zur Zeit der Besamung in der Nähe weibliche Weidensträucher, die getrennt von ihren 
Männchen auf die Befruchtung durch eine fremde Species angewiesen waren, so werden 
in solchen Localitáten gleichzeitig eine Menge Bastardindividuen aufwachsen, ja es kann 


vorkommen, dass die Species in geringerer Anzahl als die Bastarde vorhanden oder 


auch wohl ganz verdrängt sind. Dies sind jedoch seltene Fälle. Viel häufiger sind 


weite mit Weiden dicht besetzte Strecken, auf welchen unter tausenden von Individuen 
auch nicht ein Bastard gefunden wird, was eben so von Zufälligkeiten bei Besamung ` 


dieser Strecke abhängt, wie in dem anderen Falle die verhältnissmässig grosse Zahl von 


Bastarden. 
$8 82. Auch Bodenbeschaffenheit und Klima können vermehrend oder vermindernd 


auf die Zahl der Bastarde einwirken. Das lange Frühjahr unserer gemässigten Breiten 


rückt die Blüthezeiten der einzelnen Weidenspecies auseinander, und ist deshalb der 
Bastardbildung hinderlich. Der rapide Verlauf des nordischen Frühlings begünstigt sie, 


1) Salices Lapponiae. Upsala 1845, p. 64. 


» 


LN 


A, 


66 


weil er das Blühen der Weiden auf einen kurzen Zeitraum zusammendrängt. Um die 


Grósse dieses Unterschiedes zu zeigen, wird ein Beispiel genügen. In dem allerdings 


rühjahr von 1865 


als die letzte, um den 
20. Mai. Zu Quickjock in Luleä-Lappmarken fand ich am 29. Juni 1856, dem Tage 


meiner Ankunft, S. caprea mit eben abtrocknenden Narben, und schon am 8. Juli begann 
S. pentandra zu blühen. Die Blüthez 


zeitig beginnenden und durch langsamen Verlauf ausgezeichneten F 
blühte bei Breslau S. caprea um den 15. März und S, pentandra, 


eiten. beider Weiden, die bei uns regelmässig wohl 


um acht Wochen auseinander liegen, waren in Lappland nur durch einen vierzehntägigen 


Zeitraum von einander getrennt. Aehnliche Verhältnisse werden sich bei uns im höheren 
Xebirge nachweisen lassen, auch tritt hier als begünstigender Umstand noch die Ab- 
wechselung des Terrains hinzu. An den nördlichen Lehnen wird die Blüthe der Weiden 
verzögert, an den südlichen beschleunigt. Es können daher im Gebirge Arten gemein- 
schaftlich blühen und zu Bastarden sich vereinigen, die in der Ebene nur selten und mit 
Schwierigkeit dazu gelangen. | 

$ 83. Endlich kann begreiflicher Weise in einzelnen beschränkten Localitäten auch 
durch Stecklinge die Zahl der Bastarde über das gewöhnliche Mass hinaus vermehrt wer- 
den. Namentlich kommt dies vor bei $. (alba + fragilis) und S. (fragilis + pentandra ), 
die gleich den Stammarten zur Einfassung von Landstràssen benutzt werden, so wie bei 
der zu Korbflechtereien tauglichen S. (purpurea, + viminalis). Da man aber bei dem 
Pflanzen der Stecklinge gänzlich unbeachtet zu lassen pflegt, ob man einen Bastard oder 


eine Species auf diese Weise fortpflanzt, so wird im Grossen und Ganzen das Zahlenver- 


wesentliche 
die Species häufiger sind wie die 
Bastarde, werden sie auch häufiger zu Stecklingen verwendet werden. 


hältniss der Bastarde und Species durch derartige Eingriffe der Cultur keine 
Stórung erfahren; denn in demselben Masse als 


VIII. SYSTEMATIK DER WEIDENBASTARDE. 


$ 84. Ihres sparsamen Vorkommens ungeachtet haben die Weidenbastarde lange, 
bevor man ihre Natur kannte, die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich gelenkt. Man 
hielt sie für Species oder Varietäten, und nur bei einzelnen, z. B. S. rubra Huds., S. am- 
bigua Ehrh., S. Russeliana Koch, wurde von einzelnen Autoren auf die Möslichkeit, dass 
sie Bastarde sein könnten, hingewiesen. Erst dem kritischen Scharfsinn Wiusszms war 
es vorbehalten, die ganze Wahrheit zu entdecken, einen grossen Theil der angeblichen 
Species in das Bereich der Bastarde zu verweisen, und eine nicht unbeträchtliche Anzahl 
neuer Bastarde den schon bekannten hinzuzufügen. Nachdem es mir gelungen ist, die 
S. (caprea + viminalis) Wimm. (S. acuminata Koch ), S. (purpurea + viminalis) Wimm. 
(2. rubra, Huds.) und S. (cinerea + purpurea) Wimm. (S. Pontederana Host.) und ebenso 
die 5. (caprea + daphnoides) Kerner und S. (grandifolia + purpurea) Kerner durch künst- 
liche Befruchtung aus ihren Stammpflanzen herzustellen, und nachdem sich ferner heraus- 
gestellt hat, dass die spontanen Bastarde gleich den künstlich erzeugten unregel- 
mässigen Pollen besitzen; dürfte jeder Zweifel an der Richtigkeit der Ansichten 
Wiumexws um so mehr beseitigt sein, als nach den vorangegangenen Abschnitten interme- 
diäre Gestalt, ausschliessliches Vorkommen unter den Arten, in deren Merkmale sie sich 
theilen, und geringe Zahl der Individuen, aus welchen Umständen Winner die Bastard- - 
natur der Weiden folgerte, Prämissen sind, die den daraus gezogenen Schluss in der That 
rechtfertigen. | | 

Für die angenommene dreifache Zusammensetzung der im $ 75 unter No. 1—9 ant 
geführten Weiden spricht die sehr stark unregelmüssige Bildung des Pollens, ferner der 
gemischte Charakter ihrer Eigenschaften, der. durch die Voraussetzung des Zusammen- 
tretens von nur zwei Species nicht genügend erklärt sein würde, endlich der Umstand, 
dass S. (caprea + viminalis), S. (aurita + repens), S. (repens + viminalis) und S. (caprea 
+ Silesiaca), die wir als Basis dieser ternären Verbindungen ansehen, zu den fruchtbarsten 


9* 


68 


Bastarden gehóren, die es überhaupt giebt, so dass ihre Verbindung mit S. cinerea, 


pur- 
Species an den 


Sicher erscheint mir 
aber bis jetzt nur die Bestimmung von No. 1, 2 und 8. Bei den übrigen halte ich es 


purea, aurita und caprea bei dem Durcheinanderwachsen aller dieser 
Fundorten der ternáren Formen in der That wahrscheinlieh wird. 


zwar für erwiesen, dass sie aus mehr als zwei Species zusammengesetzt sind, vielleicht 
auch für richtig, dass sie aus den bezeichneten drei Species bestehen, ob aber die drei 
Species nach der Formel (a + b) + c oder (a + c) + b oder (b + cl + a zusammen- 
gesetzt sind, dürfte doch noch nicht ganz ausgemacht sein. 

S 85. Ueber die Stelle, welche den Bastarden im Systeme einzuráumen 


j , ist man 
zu einer bestimmten, von Alien anerkannten Regel bisher nicht gelangt. 


i Die meisten 
Autoren stellen sie am Ende der echten Arten in besondere Abtheilungen zusammen oder 


schalten sie zwischen den Stammarten ein. Mir scheint es am Zweckmässigsten, sie in 


der Art abzuhandeln, dass man bei jeder einzelnen Species bemerkt, mit welcher andern 
sie Bastarde bildet. Eine hiernach geordnete Zusammenstellung sämmtlicher bisher 
bekannter spontaner binärer und ternärer Weidenbastarde lasse ich hier folgen, und 


benutze zugleich die Gelegenheit, die echten Arten in natürliche Grinben zu bringen, und 


über die Bastarde noch manche einzelne Bemerkungen nachzuholen, die bei der bish 
eri- 


gen allgemeiner gehaltenen Darstellung keine Stelle finden konnten. Die gross gedruck 
uck- 

ten nummerirten Namen geben die Aufeinanderfolge der Species, die kleiner gedruckt 
en 


die Species zu erkennen, mit denen die Art Bastarde bildet. Was die detaillirten B 
e- 
schreibungen betrifft, so verweise ich lediglich auf die nüchstens erscheinende Monographi 
raphie 
der Weiden von Winner. : P 


8 86. I. Classe. Binectarische Baumweiden, 


Nectarium der männlichen und bei $. prune auch der weiblichen Blüthe d It, 
oppe 


nzweige (darunter verstehe ich die 
amenta, gleichviel ob sitzend oder mit einem beblätterten Stie] versehen) und Laubz 
weige 


. (darunter verstehe ich die nur mit Bláttern versehenen, 


ein lángeres hinten und ein kürzeres vorn. Blüthe 


nicht in einem Kätzchen sich ab- 


schliessenden Zweige) in der Zahl und Beschaffenheit der Laubblätter ungleich. Laub 
zweige vielblättrig; Blüthenzweige am Grunde mit wenigen, meist kleineren Laubblättern 


versehen. Die Weiden dieser Classe wachsen vorzugsweise in der Ebene und blühen spät, 
Einen sehr weiten Verbreitungsbezirk, der sich vom südlichen Europa bis nach Finmar 
ken erstreckt, hat S. triandra. Auch S. pentandra geht hoch an den Ber 


gen hinauf und 
gesellt sich dort den subalpinen Weidenarten bei. 


69 


1. Abtheilung. Samen gross, Rinde sehr bitter. 


Lh» pentandra Er 
a) fragilis, ziemlich verbreitet, b) alba, bisher wurde von diesem Bastard nur 
ein männliches Exemplar bei Tilsit und eins bei Posen gefunden. Beider Pollen 
ist stark unregelmässig. 
9. S. fragilis L.: 
a) pentandra 1*, b) alba, sehr verbreitet, Pollen des Bastards in hóherem Grade 
unregelmässig als der von fragilis selbst, c) triandra, sehr selten, in Oesterreich, 
Böhmen, Siebenbürgen. Pollen sehr unregelmässig. 


9o S alba Los 


a) pentandra 1", b) fragilis 2^, c) triandra, sehr selten in Deutschland. 
2. Abtheilung. Samen sehr klein, Rinde wenig bitter, drei Staubgefässe. 
4. S. triandra L.: | | 


a) fragilis 2°, b) alba 3°, c) viminalis, selten in Schlesien, Böhmen. Die Männchen 
stammen von einem Exemplar im Wiener botanischen Garten. Der Pollen ent- 
hält nur sehr wenig potente Körner, d) cinerea, nur 2 9 Sträucher wurden von 
Krause bei Breslau entdeckt. 


N 


IL. Classe. Mononectarische Weiden. 


Männliche und weibliche Blüthen haben nur ein hinteres Nectarium.  Laubzweige. 
vielblätterig, Blüthenzweige blattlos oder mit wenigen oft unvollkommen entwickelten 
Blättern versehen, deren Zahl die der Blätter an den Laubzweigen nie erreicht. Die 
Beblätterung der Blüthenzweige nimmt zu mit der späteren Blüthezeit der Arten. Ganz 
früh blühende Arten haben am Grunde der Kätzchen gar keine Laubblätter. Ich theile 
diese zahlreichste Classe unserer Weiden in drei Unterabtheilungen, je nachdem sie der 
Ebene, dem Gebirge oder den Hochalpen angehören. Es versteht sich von selbst, dass 
diese Grenzen keine scharfen sind, sondern vielfältig in einander verlaufen. 

1. Abtheilung. Weiden der Ebene und des niederen Gebirges. 

Von diesen geht S. caprea am höchsten an den Bergen hinauf und mischt sich 
mit den Weiden der zweiten Abtheilung.. Auch S. livida und S. aurita steigen ziem- 
lich hoch. S. incana liebt die Kiesufer der aus den höheren Gebirgen ausstrómen- 
den Flüsse, ebenso wird S. daphnoides im mittleren und südlichen Deutschland nicht 
leicht in grösserer Entfernung vom Fuss der Gebirge gefunden werden. Die übrigen 
sind recht eigentlich Weiden der Ebene und des niederen Gebirges, wodurch indess 


———— 


70 


Berührungen mit den aus ihren Wohnplätzen herabsteigenden Weiden der zweiten 
Abtheilung nicht ausgeschlossen sind. 


5. S. purpurea L.: 


a) cinerea, sehr vereinzelt und ziemlich selten, künstlich erzeugt, cf. S 14, I. 6, 


. b) caprea, sehr selten, in Schlesien und Oesterreich, c) aurita, bei uns in Schle- 


Bar 


a 


u 


sien etwas häufiger als die vorigen, d) //vida, nur bei Posen von RirscHr ent- 
deckt, e) Silesiaca, in den schlesischen Gebirgen an mehreren Orten, f) gran- 
difolia, in Nieder-Oesterreich von KERNER gefunden, künstlich erzeugt, cf. I. 10, 
g) repens, ziemlich verbreitet, h) viminalis, bei uns einer der háufigsten Bastarde, 
künstlich erzeugt, cf. 17, i) ¿ncana, im südlichen Theile von Schlesien und in 
Oesterreich selten. — Bildet spontane ternäre Bastarde mit S. aurita und repens, 
repens und viminalis, caprea und Silesiaca, S 75, 2, 7, 9. Der Pollen all dieser 
Bastarde, auch der binären, enthält einen starken Procentsatz unfruchtbarer 
Körner. Ein Bastard mit S. Arbuscula wurde künstlich erzeugt, $ 14, I. 9. 


viminalis L.: 


triandra 4°, b) purpurea 5*, c) caprea, einer der häufigsten und kräftigsten 
Bastarde, die ich kenne; unfruchtbare Körner des Pollens in geringer Anzahl, 
künstlich erzeugt, cf. I. 2, 3, 4, d) cinerea, viel seltener als die vorige und der 
Pollen viel unregelmässiger, e) aurita, an mehreren Orten Deutschlands gefun- 
den, Unregelmässigkeit des Pollens nicht bedeutend, f) repens, in Schweden, 
Norddeutschland, häufig bei Tilsit. Im Süden wahrscheinlich wegen der weiter 
auseinander gerückten Blüthezeit der Stammarten seltener, oder gar nicht vor- 
handen. Pollen einer der regelmässigsten, der mir bei den Weidenbastarden 
überhaupt vorgekommen ist. — Bildet spontane ternäre Bastarde mit S. caprea 
und cinerea, cinerea und repens, aurita und repens, livida und repens, caprea und 
repens, purpurea und repens, $ 75, 1, 3, 4, 5, 6, 7. Künstlich erzeugte Bastarde, 
die in der freien Natur noch nicht beobachtet wurden, sind S. (Q Lapponum + 
g viminalis) I. S und S. ( 9 viminalis + A daphnoides) 1. 5. 


7. S. incana Schrank: 


a) purpurea Di, b) aurita, Schweiz, Tyrol, Oesterreich, Schlesien, c) cinerea, in der 


Schweiz an mehreren Orten, in Oesterreich, Schlesien. Pollen sehr unregel- 
mässig, besonders ausgezeichnet durch die grosse Zahl verwachsener Körner, 
d) repens, in der Schweiz, selten. Pollen enthält viele anomale Kórner, e) daph- 
noides, in Oesterreich von K zx xxn entdeckt, selten. Pollen stark unregelmässig, 
f) grandifolia, in Krain, selten. Pollen regelmässiger als bei den vorigen. 


8. 5. 
a) 


D S 


71 


cinerea L.: 
triandra 4%, b) purpurea 5°, c) viminalis 6°, d) incana 1°, e) repens, sehr selten, 


bisher nur in Schlesien ein Strauch, f) Lapponum, selten, in Lappland, g) caprea, 
in Schlesien und Oesterreich, Wegen Aehnlichkeit der Stammarten wie die 
folgende schwer zu erkennen. Pollen unregelmässig, h) aurita, in Schlesien, 
Baden, England, i) Silesiaca, bisher nur in 2 9 Exemplaren in Schlesien gefun- 
den, k) nigricans, in der Schweiz, Baden, Preussen bei Tilsit, selten. — Ternäre 
spontane Bastarde mit cinerea liefern S. viminalis und caprea, repens und vímina- 
lis, caprea und Weigeliana, $15, 1,3,8.— E cinerea ist durch ihre mittlere Blüthe- 
zeit zur Bastardbildung sehr geeignet und bildet wahrscheinlich deshalb eine 
grosse Zahl von Bastarden, die aber dessenungeaehtet immer nur sehr verein- 
zelt auftreten. Im Pollen ihrer Bastarde sind die monströs grossen Körner 
besonders häufig. S. Seringeana hat Pollen, Blattgestalt und Blüthezeit mit den 
Bastarden der S. cinerea gemein; ich halte daher die neuere Conjectur Wixw ERS 
S. (caprea + incana) nicht für gerechtfertigt und bin zu seiner älteren Annahme, 


dass sie ein Bastard von S. cinerea und incana sei, zurückgekehrt. 


aurita L.: 


a) purpurea 5°, b) viminalis 6°, c) incana 7”, d) cinerea 8”, e) Lapponum, in Lapp- 


land, der Schweiz, in den Sudeten, f) Silesiaca, in der mittleren Höhe der 
Sudeten, wo die Stammarten sich begegnen, nicht gerade selten, hat einen sehr 
vollkommen entwickelten Pollen mit verhältnissmässig wenigen unfruchtbaren 
Kórnern, g) caprea, Schlesien; Mark-Brandenburg, Pollen ziemlich regelmás- 
sig, h) repens, einer der verbreitetsten Bastarde, ebenfalls mit ziemlich voll- 
kommen entwickeltem Pollen, i) Zvida, in Preussen, Litthauen, Posen, Gross- 
herzogthum Baden. Pollen enthält ziemlich viel unfruchtbare Körner, 
k) myrtilloides, in Schweden und Schlesien. Pollen noch unregelmässiger als bei 
der vorigen. — Bildet spontane ternäre Bastarde mit S. purpurea und repens, 


repens und viminalis, S. 75, 2, 4. 


10. S. caprea L.: 


a) purpurea 5^, b) viminalis 6°, c) cinerea Er, d) aurita 9, e) repens, in der Neu- 


mark und in Schlesien, wahrscheinlich wegen entfernter Blüthezeit der Stamm- 
arten selten, f) duphnordes, von mir künstlich producirt cf.I. 1, später entdeckte sie 
Kznxznz in Nieder-Oesterreich und bestimmte sie richtig, ohne meine Exem- 
plare gesehen zu haben. Pollen stark unregelmässig, g) grandifolia, in Oester- 
reich, anderwürts, wo überhaupt die Stammarten zusammen wachsen, wegen 
Aehnlichkeit derselben wohl nur übersehen, h) Silesiaca, in den Sudeten. 
Unregelmässige Körner sind im Pollen enthalten, aber nicht zahlreich, 1) Lap- 


12 


ponum, in Lappland, Norland, selten, k) nigricans, in Baden, sehr selten, D Wei- 
geliana, in Lappland, bei Petersburg, selten. — Bildet spontane ternáre Bastarde 
mit S. cinerea und viminalis, repens und viminalis, cinerea und Weigeliana, pur- 


purea und Sulesiaca, $ 75, 1, 6, 8, 9. 
11. S. repens L.: 


a) purpurea 5°, b) viminalis 6', c) incana T°, d) cinerea 8°, e) aurita 9, f) caprea 10*, 
e) Lapponum, in Piteä-Lappmarken, selten, h) nigricans, bei Tilsit in Preussen, 
selten, 1) livida, Baden, Posen, Königsberg, Tilsit. Pollen stark unregelmässig 
gleich dem von 5. (purpurea +- viminalis) k) myrtilloides, in Pitea- und Torneà- 
Lappmarken. — Bildet spontane ternäre Bastarde mit S. purpurea und aurita, 
cinerea und viminalis, aurita und viminalis, livida und viminalis, caprea und vimi- 


nalis, purpurea und viminalis, $ 75, 2, 3, 4, 5, 6, 7. 
12. S. livida Wahlenb.: | 


a) purpurea 5°, b) aurita 10°, c) repens 11%, d) myrtilloides, in Lappland und Lit- 
thauen, selten, e) nigricans, in Baden und bei Tilsit, selten. — Bildet spontane 


ternäre Bastarde mit S. repens und viminalis, S 75, 5. 


13. S. daphnoides Vill.: : 
a) incana T°, b) caprea 10°. — Künstlich erzeugt wurde S. (Q viminalis + 3 daph- 
noides) 1. 5. | 
14. S. pruinosa Wendl. 
Bastarde von dieser Weide, die bei uns in Schlesien nur durch Stecklinge 
verbreitet zu sein scheint und in den östlichen Theilen Europas ihre eigentliche 
Heimath haben dürfte, sind nicht bekannt. 


2, Abtheilung. Weiden der Gebirge und niedrigen Alpen. 
Die Bedingungen des Vorkommens dieser Weiden sind sehr verschieden und 
es finden mannichfache locale Berührungen zwischen ihnen und den Arten der 
ersten und dritten Abtheilung statt. S. lanata kommt nur im hohen Norden vor. S. 
myrtilloides bewohnt die Hochmoore, steigt aber bis in die oberschlesische Ebene 
hinab. S. Lapponum, bei uns subalpin, findet sich im Norden auch in der Ebene. 
S. Silesiaca ist der montanen Region der siebenbürgischen und ungarischen Carpa- 
then und Sudeten eigenthümlich und wird in den süddeutschen und schweizer Alpen 
durch die ähnliche S. grandifolia ersetzt. S. Weigeliana ist vorwiegend nordisch, 
findet sich aber ganz vereinzelt auch im Harz und auf dem höchsten Kamme der 
. Sudeten. In Lappland steigt sie bis in die Waldregion hinab. ©. nigricans, die fast 
eben so hoch wie Weigeliana an den Bergen emporsteigt, ist noch im Süden unse- 


w 


uu T e í e z A A EE Kescht 
A betr, ^9 Bär Go ae > be L Qui a Nn Gas. cas a RA —— ; EH teg RUI dieses sup 
e > e rer —— — ——ÀP€— Ee e ————————P— cm ef n^ 


18 


res Gebietes weit verbreitet und daselbst in den hóher gelegenen Ebenen zu finden. 
S. glauca hätte vermóge ihres Vorkommens eben so gut der folgenden Abtheilung 
beigezühlt werden kónnen; doch geht auch sie bis in die Waldregion Lapplands : 
hinunter und unterscheidet ‚sich überdies von den hochalpinen Weiden durch ihren 
hóheren Wuchs. Aus gleichen Gründen habe ich geglaubt, S. hastata dieser zweiten 
 Abtheilung mit einreihen zu müssen. | 


15. S. myrtilloides L.: 


a) aurita 9", b) repens 11*, c) livida 12*, d) Lapponum, gehört im Norden zu den 
häufigeren Bastarden. In Lappland, Norland, Finmarken, Litthauen. Pollen 
stark unregelmássig, mit dem von S. (purpurea + viminalis) etwa zu vergleichen, 
e) glauca, in Herjedalen, selten. 


MO ni 


a) purpurea 5°, b) cinerea S', c) aurita 9% d) caprea 10", e) Lapponum, im Rie- 
sengebirge an mehreren Orten. Pollen sehr regelmássig, doch als Bastardpol- 
len immer noch zu erkennen, f) hastata, Oesterreich. Schlesien, selten. — Bildet 


spontane ternäre Bastarde mit S. caprea und purpurea, $ 75, 9. 
17. $. grandifolia Seringe: 


a) incana T°, b) caprea 10°, c) glauca, in der Schweiz an mehreren Orten, 
d) purpurea 5'. : | 


18. 5. Lapponum L.: 


) 


a) cinerea 8', b) aurita 9°, c) caprea. 10*, d) repens 11° M myrtilloides 15°, 
f) Suesiaca 16°, g) Arbuscula, in der Schweiz, selten. — Vergleiche auch die 
künstlich erzeugte S. (Q Lapponum + & viminalis) I. 8. 


19. S. nigricans Smith: 


a) cinerea 8*, b) caprea 10*, c) livida ER d) glabra, in Nieder-Oesterreich, selten, 
e) glauca, in Lappland, selten, f) myrsinites, in Finmarken, Luleä-Lappmarken, 
g) Weigeliana, in England? h) repens 11". 


20. S. Weigeliana Willd, — S. phylicifolia L. (Fries, Andersson et aliorum). 
a) caprea 10‘, b) nigricans 19*, c) glauca, Lappland, selten, d) hastata, Lappland, 
selten. — Bildet spontane ternáre Bastarde mit S. caprea und cinerea, $ 75, 8. 
91. S. lanata L. 


Nähert sich in manchen Formen der S. hastata, Dass aber diese Mittelfor- 
men Bastarde seien, kann noch nicht als erwiesen angesehen werden. 


10 


22. S. glauca L.: 


a) myrtilloides 15°, b) grandifolia 175, e) nigricans 19*, d) 
sinites, selten in Pitea-Lappmarken, f) retusa, in der S 


28. S. hastata L.: 
a) Silesiaca 16‘, b) Weigeliana 20° 


Weigeliana 90*, e) myr- 
chweiz, selten. 


> €) herbacea, in Lappland, selten. 


8. Abtheilung. Weiden der hóheren Alpenregion. 
Sämmtlich von niedrigem Wuchs. S. glabra steigt von diesen 
herab. Ueber die Verbreitung der S. eaesia ist bis 
leicht würde sie richtiger der vorig 
24. S. glabra Scop. : 

a) nigricans 19°, b) retusa, auf dem Schneeberg 

25. S. myrsinites L.: 

f a) nigricans 19", b) glauca 22*. 
26. S. Arbuscula L.: 


Lapponum 18*. — Künstlich erzeugt wurde S. (9 Arbuscula 


am tiefsten 
Jetzt noch wenig bekannt. Viel- 
en Abtheilung eingereiht worden sein. 


bei Wien, selten. 


api ge purpurea) 1. 9. 
27. S. pyrenaica Gouan. Keine. 


28. S. caesia Vill. Keine. 


II. Classe.  Binectarische Zwergweiden der Alpen-Region. 


blüthen- und Blattzweige haben gleich viel und gleich vollkommen entwickelte Laub- 
blátter, 2—4 an der Zahl. $. reticulata ist sowohl an de 
Blüthen durch ein becherförmiges, am Rande getheiltes Necta 
die anderen Weiden dieser Abtheilung nur an den mànnli 
ein hinteres längeres und ein vorderes kürzeres, die weib 


hinteres Nectarium besitzen. Charakteristisch für 


n männlichen als weiblichen 
rium ausgezeichnet, während 
chen Blüthen zwei Nectarien, 
lichen Blüthen aber nur ein 


5. herbacea, polaris und reticulata ist 
die sympodienartige Verkettung der J ahrestriebe, deren jeder mit zwei bis 


drei, hóchstens 
vier Laubblättern versehen, an seiner Spitze ein Kätzchen tr 


ägt, und in dem Winkel des 


obersten Laubblattes die Knospe entwickelt, die im nächsten Jahre zum neuen Blüthen- 


zweige auswächst. 
29. S. retusa L.: 
a) glauca 22‘, b) glabra 24”. 


30. S. herbacea L.: 
hastata 23°. 


* =m 


———— € 


oe 7784005 7 Bu p ; 
NN ai QUNM ANNE ND. tM MB. Ei ni 


75 
31. S. polaris Wahlenb. Keine. 
. 82. S. reticulata L. 
` N. J. Axpnrssox führt in den Salices Lapponiae!) eine S. hastata- 


reticuloides auf und bemerkt dazu: „Fruticem minimum repentem, nodoso-ramo- 
sum juxta flumen Kama prope Quickjock L. Lul. legimus. Habitu haud male 
S. reticulatam referens, fructibus tamen et amentis lateralibus ad hastatam aperte 
pertinet.“ Ob sie indess ein Bastard von S. hastata und reticulata sei, wage ich 


nicht zu entscheiden, da mir die Pflanze nicht vorliegt. 


8 87. Ich schliesse hiermit die Aufzählung der echten Arten und Bastarde und 
knüpfe daran noch einige mehr in's Einzelne gehende Bemerkungen über das gegenseitige 
verwandtschaftliche Verhältniss der europäischen Weidenarten, weil die Kenntniss dieser 
Beziehungen die unentbehrliche Grundlage für die im $89 sqq.folgenden Betrachtungen bildet. 

Was zunächst die drei Hauptelassen betrifft, in welche wir die Weiden gebracht 
haben, so sind dieselben scharf begrenzt und kónnen bis zu einem gewissen Grade als 
natürliche Abtheilungen angesehen werden. Erhebliche Schwierigkeiten aber stellen sich 
einer weiteren systematischen Gliederung, namentlich der artenreichen Classe der Mono- 
nectarier entgegen. - Bei der grossen Uebereinstimmung des Blüthenbaues und der vege- 
tativen Verhältnisse dieser Weiden wird es kaum möglich sein, sie in natürliche und 
zugleich einigermassen scharf begrenzte Unterabtheilungen zu bringen. Die in dem obigen 
Verzeichniss versuchte Eintheilung derselben nach dem Standort hat für unsere Zwecke 
eine gewisse Bedeutung, weil sie die Arten zusammenbringt, die mehr oder weniger 
gemeinschaftlich wachsen und somit wenigstens nicht durch Verschiedenheit des Stand- 
orts an der Bastardbildung verhindert sind, aber eine eigentlich systematische Eintheilung 
ist diese Anordnung nieht. Man wird, wie ich glaube, darauf verzichten müssen, die drei 
Hauptelassen der Weiden in naturgemásse Unterabtheilungen zu bringen und nur gewisse 
nühere verwandtschaftliche Beziehungen einzelner Arten werden hervorzuheben sein. 

$ 88. Es giebt augenscheinlich Zwillings- oder Drillings- Species von mehr oder 
weniger verschiedenem Verbreitungsbezirk, aber sehr übereinstimmendem Habitus. Der- 
gleichen sind: S. alba und fragilis, S. daphnoides und pruinosa, S. Silesiaca und grandhfolia, 
S. cinerea, caprea und aurita, S. herbacea und polaris. — Suchen wir nach weiter entlegenen 
Verwandtschaften, so lassen sich S. nigricans und Weigeliana, S. lanata mit daphnoides und ` 
pruinosa, S. Silesiaca und grandifolia mit cinerea, caprea und aurita verbinden, denen sich 


rise po. 
307 


——— Pea arem diee a acies TUR Ee, Cni aiii i Ti üt d — ~ 


y 


16 


aus noch weiterer Ferne S. Lapponum zugesellt. — In einem ge 
lichen Verbande stehen ferner die alpinen niedr 


meinschaftlichen natür- 
ig wachsenden mononeetar 


rischen Weiden 


myrsinites, Arbuscula und 
Arten: S, repens, 
loides in ihrem niedrigen Wachsthum und sonstigem habituellen Verhalt 


mit stark beblättertem Kätzchenstiel: S. hastata, glauea, glabra, 


pyrenaica; wie andererseits die sumpfbewohnenden livida und myrtil- 


en etwas Gemein- 


schaftliches haben, das in minderem Grade bei S. aurita wiederkehrt, die ebenfalls Sumpf- 


stellen liebt, ohne jedoch wie jene ausschliesslich darauf beschr 


über den Binectariern bilden sie aber doch mit den übrigen Gliedern ihrer Abtheilung 


schen Zwereweiden nähern sich. 
tige Verkettung der 


ein gemeinschaftliches Ganzes. — Die binectari dürch 


blühenden Jahrestriebe 
— Eigenthümlich in Blattgestalt und Nec- 
tarienbau ist S. reticulata, aber sie mit Keryer’) als Nittelgattung zwischen Salir und 
Populus hinzustellen, finde ich keine Veranlassung. Ihr 


Pollen ist ganz der einer Weide 
und zeigt nicht die mindeste Annäherung zu dem sehr abweichend gebildeten Pollen der 
Pappeln, weshalb sie auch nur durch Insecten, nicht wie die Pappeln dureh den Wind 
befruchtet werden kann. — Unter den binectarischen Baum- und Hochstrauch-Weiden 


endlich steht S. triandra ganz für sich. ch am richtiesten als der 


fzufassen sein. : Auch S 


wiegende Entwiekelung der 
nung verdi 


©. retusa, der die regelmässig sympodienar 
fehlt, den mononectarischen Alpenweiden. 


Sie wird wahrscheinli 

einzige europäische Repräsentant einer besonderen Classe au 
pentandra ist durch die Zahl ihrer Staubblätter und die vor 
Nectarien ziemlich abweichend. — Eine besondere Erwäh ent der Parallelis- 
mus der Artenbildung bei den bineetarischen Baumweiden und den bineet 
weiden mit sympodischer Verkettung der Jahrestriebe. Die Artenzahl beider Abtheilungen ist 
drei. In jeder derselben haben wir zwei analoge Species, eine kahlere und eine Hekeegtog 
nämlich bei den Baumweiden S. fragilis kahl und S. alba behaart, bei den Zwergweiden S. her- 
bacea mit kahlen und S. polaris mit behaarten Früchten, und in jeder der Ab theilengen-siäht 
den Zwillingsspecies eine dritte entferntere Species gegenüber, die in beiden Abtheilungen 
überdies durch vorwiegende Entwickelung 


des Nectariums Charakterisirt ist. 
thümlichen Nectarienbildung von £. reticulata wurde Schon 9 


arischen Zwerg- 


Der eigen- 
ben gedacht. Aehnliche 
Auch bei dieser hat nicht blos die 
sondern auch die weibliche Blüthe ein doppeltes Nectarium, und die beginn 


Verhältnisse finden sich bei S. pentandra. männliche, 


ende Zwei- 


1) Niederösterreichische Weiden von Dr. A. Kerner. Wien 1860. D 153. — 


Separatabdruck aus den Ver- 
al. 


handlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft zu Wien. Jahrg. 1860. I, Quart 
ç D t T 


änkt zu sein. — Schein- - 


3 


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EEE ne 


ee MRS Kee ism M EGG EE Eed i " 
e " QUE PP Fees nn nn nn T 


 nectarischen Weiden, obwohl sie v 


Blüthezeit, wi 


— Sch VEH Go 


mn 


77 


s erinnert an das mehrfach getheilte, die ganze Blüthe 


theilung des hinteren Nectarium 
chon dies ist gewiss sehr beachtenswerth, dass 


»ebende Nectarium der S. reticulata. ` 8 


umg : 
die kleinsten wie die grössten Weiden in der binectarischen Bildung ihrer Blüthe mit ein- 
n und dadureh von den anderen Weiden mittleren Wachsthums sich 


ander übereinstimme 
r nicht an der Zeit, auf diese sonderbaren Verhältnisse 


unterscheiden. Noch ist es abe 
die Hypothese eines genetischen Zusammenhanges beider Abtheilungen zu gründen. 


` Es bleibt endlich noch die nicht unwichtige Frage zu erledigen, ob die Beziehungen 
erer Verwandtschaft, die wir jetzt kennen gelernt haben, auf die 
Einfluss, oder ob hierbei andere Verhältnisse massge- 
and nach meiner Ueberzeugung sagen lässt, 


nüherer oder entfernt 
Bildung der Weidenbastarde von 
bend sind. Was sich über diesen Gegenst 
will ich in folgenden einzelnen Sätzen zusammenfassen: 

$ 89. Bastarderzeugung zwischen den drei oder vier Hauptelassen 


der Weiden. — S. triandra giebt wie in ihren übrigen Merkmalen so auch als Bastard- 
n einen sehr geringen Verwandtschaftsgrad mit den übrigen europüischen Wei- 
Ihre Bastarde sowohl mit den binectarischen Baumweiden als mit den 
auf weiblicher Seite fast ganz unfruchtbar, und soweit 
ch höchst unregelmässigen Pollen mit einem gerin- 


erzeugeri 
den zu erkennen. 
Mononectarien sind äusserst selten, 


männliche Pflanzen bekannt sind, dur 


gen Procentsatz fruchtbarer Körner ausgezeichnet. Die Seltenheit ihrer Bastarde mit 


S. fragilis und alba ist um so auffallender, als sie beinahe gleichzeitig blühen und vielfach 
neben einander vorkommen. Dass sie unter den Mononectarien am häufigsten mit jS. vim- 
sich verbindet ünd z. B. die Verbindung mit S. purpurea vermeidet, ist ebenfalls 
merkwürdig, da die Blüthezeit der letzteren ihr viel näher liegt, als die der ersteren, auch 
alle drei Weiden vielfach gemeinschaftlich vorkommen. Vielleicht ist der Grund dieser 
Erscheinung in den verschiedenen Graden des Salicingehaltes der drei Weiden zu suchen. 
bitter, jS. viminalis mässig und S. triandra fast gar nicht. Sie geht 


Verhältnisse betrifft, eine weniger widersprechende Verbindung 


nalis 


S. purpurea ist sehr 


also, was die chemischen 
ein, wenn sie sich mit S. viminalis und der ohngeführ gleich bitteren S. cinerea, als wenn 
sie sich mit ©. purpurea vermischt. Aus demselben Grunde würde sich die Seltenheit 
ihrer Bastarde mit den binectarischen Baumweiden, die ebenfalls stark bitter sind, her- 
nectarischen Baumweiden bilden keine Bastarde mit den mono- 
ielfach unter denselben wachsen und die verschiedene 


e andere Beispiele z. b. S. (triandra + viminalis) beweisen, kein absolutes 


ntstehung der Bastarde ist. Auch künstlich wurde die Erzeugung 
en vergebens versucht. Wir sind daher wohl zu der 


leiten lassen. — Die bi 


Hinderniss für die E 
von Bastarden zwischen beid 


e EE Lag NL a X1 Ca Maii DAR Ud m 


18 


Annahme berechtigt, dass die Verwandtschaft beider Abtheilungen zu fern ist, um noch 
eine geschlechtliche Ver einigung zu gestatten. — Weniger abgeschlossen erscheinen die 


binectarischen Zwergweiden, da sie mit den alpinen Formen der Mononectarier, wenn 


auch selten, Verbindungen eingehen. — Ob Bastarde zwischen binectarischen Baum- und 


bineetarischen Zwergweiden möglich sind, muss dahingestellt bleiben, da sie in der Natur 


kaum zusammen vorkommen (S. pentandra und S. herbacea dürften sich in Lappland aus- 


nahmsweise begegnen) und Versuche künstlicher Bestäubung in Ermangelung hinreichen- 
der eultivirter Exemplare der Zwergweiden nicht vorgenommen werden konnten. Die 
Vermuthung aber streitet gegen die Möglichkeit einer solchen widernatürlichen Verbindung. 

§ 90. Bastardverbindungen innerhalb der binectarischen Baumwei- 


den. — Innerhalb der drei Hauptelassen selbst scheinen die Verhältnisse der Affinität 


sehr verschiedene zu sein. Bei den binectarischen Baumweiden bewährt sich zunächst 


die behauptete nahe Verwandtschaft zwischen S. alba und fragilis durch häufige Muse 


von Bastarden, deren Pollen nur wenig unregelmässiger als der von S. fragilis ist. 


, indem sie mit SS. fragilis 
bereitwillig und háufig, mit 5. alba dagegen sehr selten Bastarde bildet. Der Pollen bei- 


der Bastarde ist der entfernteren Verwandtschaft entsprechend erheblich unr egelmässiger 
als der von ©. (alba + fragilis). 

S 91. Bastardverbindungen zwischen den drei Abth eilungen der 
Mononectarier. — Unter den Mononectariern sind der Bastarderz eugung zunächst 
durch die zum Theil bedeutende Verschiedenheit der Standorte o gewisse Grenzen gesteckt. 
Die alpinen Weiden der dritten Abtheilung werden sich mit den 


Zu beiden tritt S. pentandra in ein verschiedenes Verhältniss 


| Weiden der ersten 
Abtheilung selbst im Norden wohl nur sehr selten berühren. Fänden selbt solche Berüh- 


rungen statt, so würden schwerlich lebensfähige Bastardverbindungen daraus hervorge- 
hen, da das Resultat meines Versuches (cf. $ 14, I. 9) S. Arbuscula mit S. purpurea 
zu befruchten, auf einen weitgehenden Antagonismus zwischen den hochalpinen Weiden 
und denen der Ebene hindeutet. — Günstiger ist die Lage der Gebirgsweiden, Abthei- 
lung 2, die sowohl mit den alpinen Weiden als denen der Ebene sich mischen können 
und lebensfáhige Verbindungen mit ihnen eingehen. — Zu (— Vergleichungen 
giebt die Zahl der in den einzelnen Abtheilungen der Mononectarier vermerkten Bastarde 
Veranlassung. Es sind verzeichnet: 

1) bei den 10 Arten der Ebene 69 Bastarde, also auf eine echte Art 69 Bastarde, 

2) bei den 9 Arten des Gebirges 43 Bastarde, also auf eine echte Art 4) Bastarde, 
3) bei den 5 alpinen Arten 5 Bastarde, also auf eine echte Art je ein Bastard. 


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Au. 


19 


Die Bastardbildung der Weiden würde hiernach in rascher Abnahme begriffen sein, 
an sich von der Ebene nach dem Hochgebirge erhebt. In der That glaube ich, 


je mehr m 
ein Theil der montanen Weiden weniger zu Bastardbildungen 


dass die alpinen und 
geneigt sind, als die Weiden der Ebene; aber der Unterschied kann nicht soviel betragen, 
wie jene Zahlen annehmen lassen, denn es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Weiden 
der Ebene viel genauer durchforscht sind, als die Weiden der Gebirge und Alpen, so 
dass in diesen Gebieten wohl noch manche neue Bastardverbindung aufgefunden wer- 
den dürfte"). But 

ging. Bastardverbindungen der mononectarischen Weiden der 
Ebene. — Wie die verschiedenen Abtheilungen der Mononectarier, so zeigen auch ein- 
zelne Species derselben grosse Verschiedenheiten in der N eigung Bastarde zu bilden. — 
S. daphnoides mit nur zwei Bastarden erweist sich zunächst etwas spröde. Von S. prui- 
nosa, ihrer Parallel-Species, sind in der freien Natur gar keine Bastarde bekannt. Ebenso 
verschmäht die verwandte S. lanata mit S. Lapponum, caprea, glauca, nigricans, Weigeliana 
und myrtilloides Verbindungen einzugehen, obwohl sie rings von ihnen umgeben wächst. 
Diese drei Weiden, welche Wanns unter dem Namen der pruinosae zusammenfasst, 
nehmen also an dem geschlechtlichen Verkehr der anderen Mononectarier nur einen sehr 
beschränkten Antheil. Vielleicht trägt ihre frühe Blüthezeit mit dazu bei. Ihre Bastarde 


sind aber auch wenig lebenskráftig. Der Pollen von S. (caprea + daphnoides) art. ist 


- stark unregelmässig und der Pollen von S. (daphnoides + viminalis) art. nicht viel regel- 


mässiger. Wie die Producte der complicirten Bastarde aus der Befruchtung mit dem 
Pollen der $. daphnoides, pruinosa und (caprea + daphnoides) zum grossen Theile ein nur 
kümmerliches Dasein fristeten, wurde oben (ef. $ 45) bemerkt: alles Anzeichen, dass 
zwischen den pruinosae und den anderen Mononectariern ein geringer Grad der 
Geschlechtsverwandtschaft besteht. — Um so vielseitiger und weitgreifender ist dagegen 
die Geschlechtsverwandtschaft der übrigen Mononectarier der Ebene, denen aus den 


Gebirgen 8. Lapponum, | Silesiaca, grandifolia und zum Theil nigricans und myrtilloides 


zutreten.  Verhültnissmássig vollkommen entwickelten Pollen habe ich bei mehreren 
Combinationen der Weiden dieser Abtheilungen beobachtet. So bei S. (caprea + vimi- 
nalis), S. (caprea + Silesiaca), S. (aurita + Silesiaca), S. (aurita + repens), S. (auria 


1) Diese Vermuthung hat zum Theil bereits ihre Bestätigung gefunden. In den erst nach Beendigung meiner 
Arbeit mir zu Gesicht gekommenen Verhandlungen der k. k, zool. botan. Gesellschaft zu Wien, Jahrg. 1862, XII. Band, 


p- 1221 erwähnt Kerner zweier neuen Bastarde aus dieser Region: Salix (retusa + helvetica) A. Kerner und $. (retusa 
+ Jacquiniana, i. e. myrsinites) J. Kerner. ` 


"mononeetarischen Weiden einen annäher 


o o aan 


80 


+ Lapponum), S. (aurita + caprea d 
gehórigen Bastardverbindungen ist de 
mehr, bei den anderen weniger 
ist. So haben alle Bastarde de 


S. (repens + viminalis). Bei den anderen hieher 


r Pollen unregelmássiger, und zwar bei den einen 


Je nachdem die Verwandtschaft entfernter oder näher 


r 5. purpurea und die mej 
einen starken Procentsatz unfruchtbarer Körner. 
incana als purpurea und ebenso viminalis ihrer scheinbar etwas isolir 
Stellung ungeachtet als höchst fruchtbare Dastardbildnerinnen. Zwischen 
cinerea, aurita und repens sind beinahe alle denkbar 
bereits nachgewiesen, und die nicht vorhandenen 
werden. — Eine Besonderh 


Uebrigens erweisen sich sowohl S. 


ten systematischen 


ihnen und S. caprea, 
en binären Combinationen in der Natur 
werden unz 
eit ist es, dass die grosse habituelle 
cinerea und aurita nicht eine entsprechend nahe Ge 
bedingen scheint. Die Bastarde dieser drei Arten 


ren Bastarde, und während viele Bastarde der 


weifelhaft noch gefunden 
Aehnlichkeit von 
schlechtsverwandtschaft der 
sind keineswegs háufiger als 


5. caprea und aurita mit de 


nd regelmässigen Pollen h 
Bastarden der cinerea die Unregelmässigkeit des 


(cinerea, + incana) ihr Maximum. Die nühere Ve 


S. caprea, 
selben zu 
die ande- 
n übrigen 
aben, ist bei den 
Pollens bedeutend und erreicht in S. 


rwandtschaft dieser drei Arten ist also 
den Resultaten der 


Silesiaca und wahrse 


7 
S. caprea eher mit S. viminalis, Lapponum und 


S. aurita dagegen mit S. livida und. repens zu v 
wie jS. incana und purpurea. eine etw 


Bastardb efruchtun g 


heinlich grandifolia, 
erbinden sein, während S. cinerea ebenso 
as isolirte Stellung einzunehm 
für die nahe Geschlechtsverwandtschaft der 


) » Silesiaca, purpurea, vimi- 
nalis, caprea, daphnoides bereits hergestellt i i 
Dauer der Versuche und geschickt angelegt 


ten die Herstellung eines 
aus jenen sechs Species und 


epens und vielleicht livida, 
oder zwölffachen Bastar- 


gesetzten, mithin elf- 
os gelingen wird. Die Herstellung noch y mmensetzungen halte ich 
des geling = 


veiter gehender Zusa 
dagegen nicht für wahrscheinlich. — 

Ss 93. Bastardverbindungen der mon 
Alpenweiden und der binectarischen Zwer 
befinden wir uns schon auf weniger bekanntem G 
hier. nicht mehr am Or 


Onectarischen Gebirgs- und 
gweiden. — Bei den Gebirgsweiden 


ebiete. Allgemeine Schlüsse würden 
te sein, und nur einige vereinzelte 


gesammelten Material herausgegriffen und er 


Thatsachen sollen aus dem 
wähnt werden. a Lapponum scheint ihre 


RER: Ta - yu 7 E A EH 


'seltener cinerea Bastarde, wo 


81 


unter den Weiden der Ebene und des niederen Gebirges, 
Bastarde zwischen ihr und S. glauca, Weigeliana, nigri- 
ich im Norden mit diesen im dichtesten Gemenge zu 


Geschlechtsverwandten mehr 
als der alpinen Flora zu finden. 
cans fehlen, obwohl sie namentl 


waclisen pflegt. Dagegen bildet sie ber 
sie mit ihnen in Berührung kommt. Die hierin sich kund 


eitwillig mit S. caprea, aurita, myrtilloides, Silesiaca, 


rwandtschaft mit jS. myrtilloides ist bei dem ganz verschiedenen Habitus beider 
Pilanzen, und ihrer differirenden Blüthezeit CS. Lapponum ist unter den lappländischen 
Weiden die früheste, ». myrtilloides folgt erst später nach) etwas sehr Auffälliges. In der 
Unregelmässigkeit des Pollens steht dieser Bastard ohngeführ der S. (purpurea + vimi- 
nalis) gleich. — S. Silesiaca ist eine ganz besonders fruchtbare Bastardbildnerin. Alle 
bináren Combinationen ; die in den Standorten, auf die sie angewiesen ist, überhaupt 
sind auch in der Natur vorhanden. — S. grandifolia wird sich bei 
wohl ähnlich verhalten. — Sehr weit gehend scheint auch die 


gebende Ve 


möglich waren, 


genauer Untersu chung 
Geschlechtsverwandtschaft der S. nigricans zu sein, da sie sowohl mit den kleinen alpi- 


nen, als mit den höher wachsenden Weiden der Ebene Verbindungen eingeht, und einen 
weiten Verbreitungsbezirk hat. Gewiss wird sich die Zahl ihrer Bastarde noch sehr ver- 
mehren lassen. — Dasselbe dürfte von S. Weigeliana, glauca und hastata nur in geringerem 
Grade gelten. — Ueber die alpinen Mononectarier und die binectarischen Zwergweiden 
endlich habe ich mich oben im Allgemeinen geäussert. Zu specieller eingehenden 


Betrachtungen fehlt es an dem erforderlichen Material. 


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IX, ALLGEMEINE BETRACHTUNGEN. 


$ 94. Zum Schluss des Ganzen mögen hier noch einige mehr oder 
tische Betrachtungen über das Wesen und die 
Stelle finden. 

Nach der scharfsinnigen Theorie Darw1w 
Verhältnissen entstanden und haben sich den 
allmáhlig accommodirt. Bei den grós 


minder hypothe- 
Natur der Bastarde überhaupt ihre 
s sind alle Species unter gewissen áusseren 
selben durch Variation und „natural selection“ 


1 . 
seren Abtheilungen des organischen Reichs, z. B. den 
Fischen, Amphibien, Vógeln, Quadrupeden leuchtet auf den ersten Blick ein, dass die 


bedeutenden Verschiedenheiten ihres Baues mit den verschiedenen Elementen und Wohn- 


Bei weiterer Gliederung der 
; Art etc. zu bezeichnen gewohnt sind 
schwindet dieser Zusammenhang zwischen Form und Lebenselement für unser Auge mehr 


und mehr, aber vorhanden ist er deshalb doch; die Species würden nicht verschieden 
gebildet sein, wenn sie nicht für die Erhaltung ihres Lebens mit verschiedenen Mitteln zu 


sorgen hätten. Diese zuerst von Danwix in voller Schärfe aufgestellte Theorie der 
modation der Species lässt sich übrigens auch noch 


plätzen, in und auf welchen sie leben, in Beziehung stehen. 


Organismen, die wir als Familie, Gattung ver 
Au ? o 


Aceom- 


sehr wohl mit dem Lixx£'schen 
: B A 1 | ini 
Glaubenssatze: ,tot sunt species, quot sunt generationes, vereinigen, da die An- 


nahme, dass jede Species einem selbststándigen Schöpfungsacte ihre Entstehu 


ng verdankt, 
mit der anderen Annahme, dass die Species in allen ihren 


Eigenschaften auf gewisse 
m Widerspruche steht. Für 
mmodation, sondern um die 


S zugegeben werden. 
Betrachten wir von dieser Voraussetzung ausgehend die 


äussere Verhältnisse berechnet und angelegt ist, keineswegs i 
unsere Zwecke handelt es sich nicht um den Grund der Acco 
Thatsache, und diese dürfte auch von den Anhängern Lixx& 

i ; Bastarde, so wird es mös- 
lich, die im Abschnitt V. erwähnten, eine habituelle Schwäche des Bastar a 


ds ande 
À er | s 5 utenden 
Erscheinungen auf ihren Grund zurückzuführen. 


Der Bastard tritt, wie wir gesehen 


haben, mit keinen neuen Eigenschaften in die Welt, vielmehr hat er nur die Eigensch 
ISenschaften 


83 


seiner Stammeltern, und diese zum grossen Theil in einem wesentlich verminderten 

Maasse. Er ist etwas Vollständiges, Ganzes, so weit die Eigenschaften der Stammarten 

mit einander übereinstimmen; so weit sie sich dagegen durch constante Merkmale von 

einander unterscheiden, hält er zwischen den Stammarten die Mitte, so dass in ihm die 

| Eigenthümlichkeit keiner der beiden Elternpflanzen ganz zur Erscheinung kommt. Ver- 

| einigen sich hiernach aber auch körperlich die differirenden Theile der Stammarten im 
Bastarde zu einem mittleren Ganzen, so kónnen sie doch ihre Wirkungen in Bezug auf 

die Lebensfühigkeit dieses Ganzen nie summiren, weil jeder der beiden Complexe ver- 

schiedener Eigenschaften verschiedene Lebensbedingungen der Stammarten voraussetzt. 
Wie ein Bastard von Fisch und Vogel, wenn ein solcher möglich wäre, mit seinen unvoll- ` 
kommenen Flossen und Federn im Wasser nicht recht würde schwimmen, in der Luft | 
nicht recht würde fliegen können: so oder ähnlich verhält es sich mit allen Bastarden. ) 

Immer sind die Unterschiede der beiden Organismen, welche sich in der Bastarderzeu- 

gung vereinigen, der Ausdruck der verschiedenen Lebensbedingungen, von welchen die 
Organismen abhängen, immer also ist eine Vereinigung der differirenden Eigenschaften 


zur Erreichung eines gemeinschaftlichen Lebenszweckes unmöglich. Die Complexe ver- 
schiedener Eigenschaften, die der Bastard von seinen beiden Eltern geerbt hat, müssen 


also, soweit es sich um seine Erhaltung handelt, unvereinigte Hälften bleiben, und da der 
Bastard von jeder der beiden Species nur einen Theil der zum Leben erforderlichen 
Eigenschaften empfangen hat, so folgt daraus eben so nothwendig, dass der Bastard weder 
in dem Lebenselement der Mutter noch in dem des Vaters sich vollstándig zu erhalten im 
Stande sein wird. Gewisse Erscheinungen, die in den verschiedenen Graden der Unvoll- 
kommenheit der Bastarde hervortreten, gereichen der Erklárung, die wir hier von der 


mangelhaften Natur der Bastarde zu geben versuchten, noch zur mehreren Bestätigung, 
da sie sich sehr einfach daraus ableiten lassen. 
S 95. Wenn der Bastard insoweit etwas Vollständiges ist, als die Eigenschaften - 


der beiden Stammarten mit einander übereinstimmen, unvollkommen aber, soweit diesel- 
| ben differiren, so müssen Bastarde nahe verwandter Species, die also in einer grossen 
| Anzahl von Merkmalen übereinstimmen, vollkommener sein als Bastarde entfernter Spe- 
cies, die mehr von einander abweichen. In der That verhält es sich bei den Weiden so. 

Die unvollkommensten einfachen Bastarde, die es giebt, bilden S. viminalis und 
cinerea mit S. triandra, und wenn wir deren Eigenschaften mit einander vergleichen, so 
finden wir, dass dieselben viel abweichender sind, als bei allen übrigen Weiden, die in 
der freien Natur Bastardverbindungen mit einander einzugehen pflegen. — £. Arbuscula, 

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84 


eine niedrige Alpenweide mit beblättertem Kätzchenstiel ist weit ver 


schieden von der in 
der Ebene wachsenden £. purpurea, und der Bastard, der zwischen beiden künstlich 


erzeugt wurde, war, wie erwühnt, so unvollkommen, dass er alle Jahre bis auf den Wur- 
zelhals abstarb, und zur Blüthe nie gelangte. — S. purpurea mit verwachsenen Staubge- 
füssen liefert, der S. viminalis mit freien Staubgefässen verbunden, ein Produet mit stark 
unregelmüssigem Pollen. Der Pollen der $. (caprea + viminalis ), die beide freie Staub- 
gefásse haben, ist dagegen viel regelmässiger etc. ete. 

S 96. Ebenso steht das Verhalten der zusammengesetzten Bastarde mit unserer 
Theorie im Einklange. Es ist klar, dass die Summe der übereinstimmenden Merkmale 
immer kleiner wird, je mehr Species sich in einem Bastarde mischen. $. (incana + pur- 
purea) ist z. B. ein vollständiger Organismus, soweit E incana und purpurea mit einander 
übereinstimmen. Befruchtet man jetzt diesen Bastard mit dem Pollen von £. cinerea, so 
wird der vollständige Theil des Bastards weiter um die Eigenschaften vermindert, in 
denen S. cinerea von S. incana und purpurea abweicht. Es muss also S (9 [incana 
+ purpurea] + 3 cinerea) unvollkommener sein, als S. (incana + purpurea), und auch 
hier stimmt die Wirklichkeit mit der Theorie überein; denn während der Folien von S. 
(incana + purpurea) noch eine grosse Anzahl fruchtbarer Körner enthält, ist der Pollen 
von d S. (F [incana + purpurea] + 3 cinerea) völlig unfruchtbar (ef. $ 50). Und so 
haben wir überhaupt gefunden, dass die Unregelmässigkeit und mangelnde Potenz des 
Pollens sich steigert, je mehr Species wir in einer Bastardverbindung zusammenbringen. 

8 97. Aus unserer Theorie folgt endlich von selbst, dass nur solche Species zu 
einem Bastarde sich verbinden können, die in verhältnissmässig vielen Eigenschaften und 
dem entsprechend in vielen Lebensbedingungen mit einander übereinstimmen, und das- 
selbe lehrt die Erfahrung in dem bekannten Satze, dass Bastardverbindungen nur 
zwischen den Species derselben Gattung oder zwar verschiedener, aber doch nahe ver- 
wandter Gattungen vorkommen. | 

Wenn man die Behauptung: dass jede Species, um in gewissen Lebens- 
elementen sieh erhalten zu kónnen, aller der Eigenschaften bedarf, mit 


denen sie ausgerüstet ist, durch ein Experiment prüfen wollte, so kónnte man 


kaum ein besseres ersinnen, als die Bastardbefruchtung, die eine in allen differirenden 
constanten Merkmalen der Stammarten geschwáchte und verminderte Mittelform in’s 
Leben ruft. Wäre sie eben so lebensfähig und lebenskräftig wie die Stammarten, so 
wáre unsere Hypothese widerlegt. Da der Versuch aber umgekehrt den Beweis der 


T" 


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85 


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so kónnen wir darin eine unmittelbare Bestáti- 


Schwäche eines solchen Productes liefert, 
t erkennen. 


gung unserer Ansich 
. 8$ 98. Wahrscheinlieh in eine andere Classe vo 
lige Zunahme der Unfruchtbarkeit der Bastarde und deren Aussterben, wenn sie durch 
mehrere Generationen mit ihrem eigenen Pollen befruchtet und auf diese Weise weiter 
fortgepflanzt werden. Es ist bekannt, dass Familien nach einigen Generationen ausster- 
heit in sich tragen und nur unter einander 


ben, deren Mitglieder den Keim einer Krank 
sich verheirathen, und die Varietätenzüchter wissen sehr wohl, dass alle abweichenden 


Eigenschaften der Thier- und Pflanzenarten sich ste 
ng darauf Bedacht genommen wird, dass nur gleichartig abweichende Individuen 


nder begatten. Wenn ei 
onen wieder mit ihrem Polle 
sammen, die an derselben Schwäche, namentlich der reproductiven 


nahme der Schwäche und Unfruchtbarkeit und das baldige Aus- 
tgesetzter Befruchtung derselben durch den eigenen Pollen 


stimmt daher mit jenen anderen oben erwähnten Erfahrungen vollkommen überein. 
8-99. Als scheinbare Ausnahme von dieser Regel ist neuerlich der Bastard 
(2 [9 Aegilops ovata L. + d Triticum vulgare L. y] + 3 Triticum vulgare L. "el 
(Aegilops speltaeformis Jordan) bekannt geworden. Im J ahre 1838 von Esprit Faser ZU 
Agde im südlichen Frankreich aus Samen von (Aegilops ovata. + Triticum vulgare) spont. 
(Aegilops triticoides Requien) erzogen, später von Gopzox!) durch Befruchtung von Aegi- 
lops ovata mit dem Pollen von Triticum vulgare und demnächst durch weitere Befruchtung 
des hieraus entstandenen Bastards mit dem Pollen von Tr. vulgare künstlich erzeugt, ist 
die Pflanze seitdem in fast alle botanischen Gärten überge ie si 
ierigkeit vervielfältigen lässt, während der einfache de d 


n Erscheinungen gehört die allmäh- 


igern lassen, wenn bei successiver 


Zeugu 
sich mit eina 
genden Generati 
immer Individuen zu 
Organe leiden. Die Zu 
sterben der Bastarde bei for 


n Bastard mit seinem eigenen Pollen, und die fol- 


Schw 


ticum vulga 
liegt offenbar in der grossen Aehnlichkeit, die zwischen einem nach der Formel 
(9 [9 a 4 b] + 3 b) zusammengesetzten Bastarde und der Vaterpflanze stattfindet. 


Die drei Viertel Triticum vulgare, welche Aegilops speltaeformis in sich begreift, reichen 


ee. 00 


egilops par les Triticum, Mémoires de l'Académie de Stanislas, Nancy 


odron de la fecondation des A 
ibid., Nancy 1858; Nouveaux faits relatifs à l'histoire des Aegilops 


DRAG 
ur l'Aegilops triticoides, 


1855; Nouvelles experiences $ 


 Hybrides, ibid., Nancy 1861. 


Hbi tiic daga ee 
LA Ee Ei uia Le ln pin tee 


n u. s. w. befruchtet werden, so kommen 


re) in hohem Grade unfruchtbar sein sol. Die Erklärung der Erscheinung 


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hin, um die Pflanze den Lebensbedingungen von Triticum vulgar 
erscheinen zu lassen, und ihr demgemäss einen hohen Grad von Fruchtbar 


keit zu verlei- 
hen. Man darf indess hierbei nicht unberücksichtigt lassen, dass ihre Fortpflanzungsfähig- 


keit sich bisher nur unter künstlicher Pflege bewährt hat. In der freien Natur ist die 


Pilanze bisher nicht gefunden worden; sie muss also, wenn sie überhaupt vorkommt, 


sehr selten sein, und dieser Umstand spricht, wie auch Goorox bemerkt, gegen ihre voll- 
ständige Lebensfähiskeit. 

Auffallend bleibt es, dass überhaupt die nachtheiligen Wirkungen mangelhafter 
Accommodation sich zunächst und hauptsächlich in den Reproduetionsorganen bemerk- 
lich machen. Aehnliche Erscheinungen finden wir bei den unvollkommen accommodir 
Culturpflanzen (cf. $ 104); auch weist Darwın darauf hin, dass wilde Thiere, 
genschaft gerathen, sich in der Regel nicht fortpflanzen, obwohl alle 


ihres Kórpers ungestórt weiter gehen. Wir werden daher 


ten 
die in Gefan- 
übrigen Functionen 


die Thatsache als solche anzu- 
erkennen haben, wenn wir auch vorläufig noch ausser Stande sind, 


ihren physiologischen 
Grund anzugeben. 

$100. Es verhält sich in gewissem Sinne mit den Bastarden wie mit den Monstro- 
sitäten. So lange man diese für Verirrungen der Natur hielt, konnten sie zur Berei- 
cherung unseres Wissens etwas Wesentliches nicht beitragen. Erst als man erkannte, 
dass die bei der normalen Bildung waltenden Gesetze auch bei Bildung der Monstrositä- 
ten, nur anders geleitet und durch besondere Verhältnisse modificirt, thätig sind, wurden 
sie für die Morphologie eine wichtige Quelle der Erkenntniss. Ebenso standen die 
Bastarde lange Zeit als unverstandene Erscheinungen da. Betrachtet man sie dagegen 
als das, was sie sind, nämlich als Producte einer an sich normalen, aber unter unge- 
wöhnlichen Verhältnissen erfolgten Zeugung, so treten sie sogleich aus ihrer Isolirtheit 
heraus und werden die Prämissen von Schlussfolgerungen, die das Wesen der Zeugung 
überhaupt zu erläutern geeignet sind. Man kann im Pflanzenreich bei der gewöhnlichen 
Zeugung dem Producte in der Regel nicht ansehen, welchen Antheil der Vater, und wel- 
chen die Mutter an seiner Gestaltung gehabt hat, weil beide Eltern einander gleichen. 
Bei der Bastarderzeugung vereinigen sich ungleiche Factoren, es entsteht eine mittlere Bildung 
und die Beantwortung jener wichtigen Frage wird möglich. Wir haben gefunden, dass 
die Producte, welche bei entgegengesetzter Kreuzung herauskommen, ungleich den 
bekannten, im Thierreich gemachten Erfahrungen, völlig mit einander übereinstimmen. 
Daraus folgt aber mit mathematischer Nothwendigkeit, dass die Pollenzelle an der Ge- 


staltung des Zeugungsproductes genau denselben Antheil haben muss, wie das Ei. Denn 


— S e e - mds 


87 


nennen wir den Gestaltsantheil, den der Bastard (a + b) von der Species a empfängt, m, 
und seinen Gestaltsantheil von der Species b n, so muss, da (9 a +3 b)=(% b +8 a); 
in beiden Producten die Wirkung von $ a = m, und die Wirkung von Y a =m, und 
ebenso die Wirkung von ? b — n, und die von d' b = n, es muss also die Wirkung von 
9 a = der von d a, und die Wiz "kung von 2 b = der von d b sein. 
8101. Andere "— die sich an die Erscheinungen der Bastardbefruchtung 
entziehen sich vermóge ihrer Natur einer strengen Beweisführung. Ich 


knüpfen lassen, 


halte sie aber für wahr "scheinlich oder wenigstens möglich, und will sie hier in aphoristi- 


scher Form folgen lassen, gleichsam Thesen, zu welchen für und wider noch mancher- 


lei zu bemerken sein würde. 
1. Ausgehend von der Thatsache, dass jeder Zweig, seltene Ausnahmsfälle abge- 
rechnet, genau den Typus der Pflanze wiederholt, aus welcher er hervorsprosst, 
und dass die Entstehung jedes Zweiges sich auf die Entwickelung und weitere 
Vermehrung einer einzelnen Zelle zurückführen lässt, glaube ich zunáchst anneh- 
men zu kónnen, dass die Zellen der Pflanze an den specifischen Eigenthümlich- 
keiten derselben Theil nehmen, so zwar, dass sie dieselben unter günstigen Um- 


ständen in Form neuer Individuen reproduciren können. 


2. Keimbläschen und Pollenschlauch sind ebenfalls Zellen. Es muss also auch in 
sie der Typus einer gewissen Gestalt gelegt sein, der beim Auswachsen der 
Zellen zu neuen Zweigen rein und unvermischt zum Vorschein kommen würde. 

3, Das Geheimniss der Zeugung beruht darin, dass überhaupt eine Verschmelzung 


zweier verschiedener Zellen zu einem gemeinschaftlichen Ganzen stattfinden kann. 


Diesen Vorgang als Thatsache zugegeben, müssen wir es als das Natürliche, 


Nothwendige anerxennen, dass bei der Vereinigung der beiden Zellen, wenn sie ver- 
schieden gestalteten Individuen angehören, eine mehr oder weniger genaue Mittel- 
bildung zu Stande kommt, deren Gestalt sich nicht ändert, es mag nun das Ei 
oder die Pollenzelle von der Species a oder b genommen werden. Denn jede der 
beiden Zellen, gleichviel ob Keimbläschen oder Pollenschlauch, trágt den Typus 
des Individuums an sich, dem sie entnommen, und jede der beiden Species liefert 
der Neubildung einen numerisch gleichen Theil, nämlich Eine Zelle. Beide 
also auch bei entgegengesetzter Kreuzung ein und dieselbe Mittel- 


zu 


vereint müssen 
bildung geben, in welcher beide Species zu gleichen Antheilen vertreten sind. 


4. Keimblüschen und Pollenschlauch bedingen hiernach vermöge des in ihnen ent- 


haltenen Typus die künftigen Eigenschaften des Zeugungsproducts ganz aus- 


88 


schliesslich. Das Verhältniss der mütterlichen Pflanze zum Embryo nach vollzo- 


gener ca: gleieht dem des Wildlines zum Pfropfreise. Beide ernähren 
ein fremdes Individuum und sind innig damit verwachsen, ohne auf seine typischen 
Eigenschaften irgend einen Einfluss zu äussern. 

Wenn die übrigen Zellen der Pflanzen bei ihrem Auswachsen zu Zweigen in der 
Regel dasselbe Individuum reprodueiren, dessen Bestandtheil sie bilden, so lehrt 
im Gegentheil die Erfahrung, dass bei der Zeugung viel:häufiger Individuen von 
abweichender Bildung, d. h. Varietäten zum Vorschein kommen. 

Da die geschlechtliche Vereinigung wesentlich verschieden gestalteter Individuen, 
d.h. dieBastardbefruchtung, allemal ein Zeugungsproduct ergiebt, welches zwischen 
den in dem Ei und der Pollenzelle enthaltenen Typen die Mitte hält, so werden wir 
dies für ein Gesetz ansehen können, welches bei allen Zeugungen, mithin auch bei 
der Erzeugung der Varietäten Geltung hat. | j 

Das Entstehen einer Varietát ist hiernach ein Beweis, dass das Ei oder die Poi- 
lenzelle, aus deren Verbindung sie hervorgegangen, oder auch beide, einem von 
der Stammpflanze abweichenden Typus angehórt haben müssen. 


xdi Geschlechtszellen, unter welchem Namen ich Keimbläschen und Pollen- 


schlauch zusammen fassen will, haben daher nicht blos die Function das Indivi- 
duum fortzupflanzen, sondern es liegt in ihnen auch die Fähigkeit, abweichende 
Neubildungen hervorzubringen. 

Wir haben bei den Bastarden beobachtet, dass die varietätenbildende Kraft haupt- 
sächlich dem Pollen, weniger den Eiern innewohnt, und es wird sich bei den 
echten Arten wahrscheinlich ebenso verhalten. 

Bedenken wir, dass das aus der Zeugung hervorgehende Individuum die Mitte 
hält zwischen dem Typus der weiblichen und der männlichen Geschlechtszelle, so 
müssen wir, um die Gestalt der Varietät zu erklären, der varietütenerzeugenden 
Geschlechtszelle schon eine ziemlich weit gehende Abweichung von dem elter- 
lichen Typus beimessen. 

Trifft ein varietätenbildendes Ei mit einem varietätenbildenden Pollenkorn in der 
Befruchtung zusammen, $0 kann aus einer solchen Verbindung ein so abweichendes 
Product hervorgehen, dass sich vielleicht die Entstehung der Garrtyer'schen 
Ausnahmstypen, die Richtigkeit seiner Beobachtung vorausgesetzt, auf diese Weise 


erklären liesse. 


KA 


SEN, 


89 


19. Ob die varietütenbildende Kraft des Pollens ihm äusserlich angesehen werden 
kann, steht dahin; in allen Fällen ist es gewiss nicht möglich. Es giebt stark 
variable Pflanzen mit regelmässigem Pollen, z. B.: Salix nigricans, S. Lapponum, 
die bistigmatischen Carices. Umgekehrt haben wir Pflanzen mit bastardartig 
unregelmässigem Pollen, die sich durch mehr oder minder grosse Beständigkeit 
ihrer Bildung auszeichnen, z. B. Salix fragilis, Trifolium montanum, Barbaraea vul- 
garis — nicht B. stricta — Potentilla incana, Hierochloe odorata und manche andere. 
In der grossen Mehrzahl der Fälle aber, nämlich bei den Bastarden, vielen 
Culturpflanzen, bei den durch weisse oder hellfarbige Blumen 
ausgezeichneten Varietäten mancher unserer einheimischen Ge- 
wüchse, endlichbei einem grossen Theil der stark variabeln wildwach- 
senden Pflanzen, z. B. den Hieracien, den Rosen, den Rubi fruticost (nicht 
bei Rubus caesius und R. idaeus, die keine Varietäten erzeugen und regelmässigen 
Pollen besitzen), sind Vielgestaltigkeit des Pollens und grosse Variabilität der 
Zeugungsproducte mit einander verbunden. Möglich also doch, dass wir in der 
Vielgestaltigkeit des Pollens dieser Gewächse die Variabilität ihrer Nachkommen- 
schaft gleichsam im Keime angedeutet vor uns sehen, oder mit anderen Worten, 
dass die gesteigerte Variabilität der Zeugungsproducte des hybriden Pollens sich 
auf eine unregelmässige Theilung der Pollenmutterzellen als ihren letzten nach- 
weisbaren Grund zurückführen lässt. 

8102. Ich wiederhole, dass ich die hier aufgestellten Sätze keineswegs für erwie- 
sen ansehe, doch bezeichnen sie Fragen, die durch Experimente über Bastardbefruchtung ent- 
schieden werden können, und insofern wird ihnen ihre Berechtigung nicht ganz abzusprechen 
sein. Dass wir über alle diese Punkte und manche andere zweifelhafte Fragen, z. B. die 
Rückschläge und Ausnahmstypen Garrrxers $0 wenig wissen, hat zum Theil wohl in der 
bisherigen Methode der künstlichen Bastardbefruchtung seinen Grund. Sie leidet an dem 
lten Mangel, einmal dass für die Correctheit des Experiments durch Absperrung 
en Blüthe und Reinhaltung des Pollens von fremder Beimischung nicht gehö- 
agen worden ist, und zweitens, dass man zwar viele Experimente in sehr ` 
verschiedenen Familien angestellt, die einzelnen Bastarde aber nicht im hinreichender 
Zahl erzeugt und beobachtet hat. Dennoch ist dies zur Erlangung allgemeiner Resultate 
durchaus erforderlich. Erst wenn man denselben Bastard in hunderten von Exemplaren, 
en, theils von verschiedenen Eltern, in verschiedenen Jahren wiederholt 

12 


doppe 
der weiblich 


rig Sorge getre 


theils von denselb 


90 


erzeugt, vor sich haben wird — erst dann wird man die wesentlichen Erscheinungen der 
Bastardbefruchtung von den mehr zufälligen mit Bestimmtheit zu sondern im Stande sein. 
Meine eigenen Experimente habe ich von dem ersten der vorhin erwühnten beiden Fehler 


frei zu halten gesucht. Was den zweiten betrifft, so glaube ich mir weniestens das Ver- 


dienst beimessen zu können, mich auf eine einzelne Gattung beschränkt zu haben, deren 


in der freien Natur zahlreich vorkommende Bastarde überdies sehr genau untersucht 


worden sind. Einzelne Bastarde und deren Stammarten aber in srosser Individuenzahl 


zu produciren, bin ich leider durch den geringen Umfang unseres Gartens sowie durch 
Mangel an Zeit verhindert worden. | 

S 103. Für spätere Beobachter, die sich geneigt finden, die Untersuchung da auf- 
zunehmen, wo ich sie liegen lassen musste, möchte vielleicht eine noch engere Umgren- 
zung der Experimente anzurathen sein. Vier oder fünf Species von Weiden mit ihren 
zwei- und mehrfachen bastarden geben für die mannichfaltigsten, umfangreichsten Ver- 
suche ein mehr als genügendes Material. Als vielleicht besonders geeignet dürften sich 
Saliz viminalis, caprea, daphnoides, purpurea und etwa triandra oder cinerea empfehlen. 
Von jeder dieser Species müsste man mas und femina in völlig übereinstimmender 
Form, und dann womöglich dieselbe Species in beiden Geschlechtern noch in einer 
anderen Form cultiviren. ©. purpurea, cinerea oder triandra, die spáter blühen als die 
übrigen, müsste man in grossen Kübeln halten, die im Vorfrühjahre in ein mássig 
erwärmtes Haus gebracht und auf diese Weise zu einem früheren, mit den übrigen Arten 
gleichzeitigen Blühen genóthigt werden könnten. Dasselbe Resultat würde sich aber 
auch dadurch erreichen lassen, dass man die früh blühenden Arten in Kübel setzte, und 
sie vor dem Aufblühen einige Tage lang in einen Eiskeller brächte, so dass ihre Ent- 
wickelung sich etwas verspäten müsste. Diese Vorbereitungen vorausgesetzt, würde es 
dann, wie ich glaube, hauptsáchlich auf folgende Versuche ankommen: 

1) Befruchtung der Species mit ihrem eigenen Pollen und Züchtung zahlreicher Indi- 
viduen, theils um die Variabilitát der Zeugungsproducte der echten Species, theils um 
das Zahlenverhältniss der beiden Geschlechter genau festzustellen. 

2) Erzeugung und Züchtung von binären und complieirten Bastarden in möglichst 
zahlreichen Exemplaren, um sie in Bezug auf Variabilität und Individuenzahl der beiden 
Geschlechter theils unter einander, theils mit ihren Eltern vergleichen zu können. Sollte 
sich hierbei finden, dass z.B. unter zweihundert Individuen der S.( daphnoides + viminalis) 
mehr Varietäten enthalten sind, als unter hundert Individuen der S. daphnoides Vill. und 
hundert Individuen der S. viminalis L. zusammengenommen, so würde dies beweisen, dass 


* 


[m 


91 


der im $ 66 für die im Verhältniss zu den Elternpflanzen gesteigerte Variabilität der 
bináren Bastarde angegebene Grund noch einer Berichtigung bedarf. 

3) Entgegengesetzte Kreuzung nach der Formel 9 a+ d b und 9 b+ d a, um 
das Gesetz der Gleichheit solcher Bastarde nochmals zu prüfen, und eventuell seine Mo- 
dificationen zu ergründen. Möglich, dass wenigstens der Varietátenkreis von 9 a +3 b 
ein anderer ist als der von 9 b+ da. 

4) Entgegengesetzte Kreuzung eines nach der Formel (a + b) + c zusammenge- 
setzten Bastardes, also 9 (a + b) + Y eund 2 et d (a + b), um zu ermitteln, ob 
auch in solchem Falle das Gesetz gilt, dass die bei entgegengesetzter Kreuzung heraus- 
kommenden Produete einander gleichen. Anscheinend müsste dies insofern nicht der 
Fall sein, als die Variabilität der Zeugungsproducte von 9 c + d (a + b) grösser ist 
als die von 2 (a +b) + d c. Dass auch hier, um das Experiment beweisend zu 
machen, die beiden Geschlechter in völlig gleichartigen Formen ausgewählt werden 
müssen, also 2 (a +b)=3 (a +b), ? e= & e, versteht sich von selbst. 

5) Befruchtungen mit dem Pollen von S. (purpurea. + viminalis), S. (caprea + daph- 
noides), S. (caprea + viminalis), um festzustellen, ob der Pollen der ersten beiden 
Bastarde, wie er erheblich unregelmässiger als der des letzteren ist, auch in demselben 
Maasse variablere Zeugungsproducte liefert als dieser. 

6) Befruchtungen nach der Formel 2 (2 [a +b] + d [a +b] + 3 (2 [a + b] 
+ 3 [a + b] etc. etc., theils um die Zahl der Generationen zu ermitteln, nach denen ein 
Bastard ausstirbt, wenn jede Generation durch Befruchtung mit ihrem eigenen Pollen 
weiter fortgepflanzt wird, theils um das Zahlenverhältniss der beiden Geschlechter in den 
ferneren Generationen und die muthmasslich zunehmende Variabilität derselben fest- 
zustellen. 

7) Befruchtungen zwischen denselben zwei Species nach den Formeln: 

ZU 2a+3(22a+3[22+3 [9 a+ & [a + bij) und 
e (L [2 [9 [a-- b] -- d a] - & a] 3- d a] HEN... 
um zu ermitteln, ob zur gánzlichen Verwischung der Merkmale von b (ef. $ 21) in beiden 
Fällen gleichviel Generationen erforderlich sind. Voraussetzung bei diesem Experimente 
ist, dass durch die ganze Reihe von Generationen hindurch im ersten Falle die zur Be- 
fruchtung benutzten Eier (2 a) demselben Individuum angehóren, und im zweiten Falle, 
dass ebenso der Pollen (d' a) immer von demselben Individuum genommen wird. 

8) Erzeugung von Bastarden der S. triandra, um die Natur dieser schon sehr 

unfruchtbaren, in der freien Natur äusserst selten vorkommenden Bastarde näher zn 
12* 


92 


ergründen, auch festzustellen, ob Bastarde zwischen S. purpurea und triandra in der That 
unmóglich sind. 

Und so würden noch manche andere Fragen dem aufmerksamen Beobachter im 
Laufe seiner Versuche sich darbieten. Unzweifelhaft ist auf diesem Felde noch viel zu 
thun, und es wäre wohl werth, dass eine gelehrte Gesellschaft oder ein mit den nöthigen 
Mitteln versehener Privatmann meine Versuche in grösserem Umfange wiederholte und 
sie nach den angedeuteten Richtungen hin fortsetzte. Die scrupulóseste Genauigkeit aber 
würde dabei unerlässlich sein. Fehlt es an dieser, ist insbesondere die Möglichkeit des 
Hinzutritts fremden Pollens nicht gänzlich ausgeschlossen, so werden alle Experimente, 
je umfangreicher sie angestellt werden, nur um so mehr zur Verwirrung der Sache bei- 
tragen. Dies wolle man beherzigen. | 

S 104. Endlich lässt sich noch zwischen den Bastarden und vielen Culturpflanzen 
eine Parallele ziehen, die zu einigen nicht uninteressanten, wenngleich für. jetzt noch 
hypothetischen Betrachtungen Veranlassung giebt. Das Gemeinschaftliche beider glaube 
ich darein setzen zu können, dass sie den Verhältnissen, in denen sie leben, nicht völlig 
accommodirt sind. Die Bastarde sind es nicht, weil sie vermöge regelwidrig erfolgter 
Zeugung nur einen Theil der zur Accommodation erforderlichen Eigenschaften geerbt 
haben, und die Culturpflanzen sind es nicht, weil sie durch künstliche Pflege in klimati- 
schen und Bodenverhältnissen erhalten werden, für welche ihre Eigenschaften nicht 
bestimmt sind. Die Geschichte aller unserer Culturpflanzen, soweit: sie überhaupt 
bekannt ist, lehrt ohngefähr dasselbe. Aus der freien Natur in den Garten, aus dem 
wärmeren Klima in ein kälteres versetzt, bewahrte die Pflanze zuerst durch eine Reihe 
von Zeugungen ihre Bigentbiieliebkeit, dann schlich sich eine kleine Abweichung ihrer 
Bildung ein, bald folgten mehrere, bis endlich bei fortgesetzter Zeugung kaum ein aus 
dem Samen erwachsenes Individuum dem anderen mehr gleich ist. In diesem Stadium 
ist der Pollen vieler Culturpflanzen dem der Bastarde ganz ähnlich, und es finden sich 
darin alle die Formen, die wir oben als eigenthümliche Erscheinungen des Pollens der 
Weidenbastarde geschildert haben. Die meisten Culturvarietáten von Primula Auricula, 
Hyacinthus orientalis, Tulipa Gesneriana, Solanum tuberosum, Brassica oleracea, Matthiola 
incana, Antirrhinum majus, Cineraria cruenta, die Verbenen haben sehr stark unregelmässig 
gebildeten Pollen. Bei einer weisslichen Varietät der Cineraria cruenta fand ich sogar 
dieselbe tetraedrische Verwachsung der Pollenkörner wie bei S. (cinerea + incana). 
KozrrrzurerR sagt daher mit Recht’): „Die Natur der Thiere und Pflanzen wird 


1) Dritte Fortsetzung, p. 86. 


wirken, und die anderen 


gewissermassen bastardartig, sobald sie sich auf irgend eine Weise von 
derjenigen Bestimmung entfernen, zu der sie eigentlich geschaffen wor- 
den.“ Wo aber Cultur und Bastardbefruchtung zusammentreffen, werden die Folgen 
der Desaccommodation natürlich noch schneller und umfassender eintreten müssen, als 
wo nur eine dieser Wirkungen thätig ist. Und so finden wir bei den durch Bastardbe- 
fruchtung gewonnenen Fancy-Pelargonien (Pelargonium macranthum mit anderen capischen 
Arten), den Riesen-Pensées (Viola [ $ altaica + & tricolor]), den Calceolarien (Calceolaria 
crenata mit anderen Species), endlich den Fuchsien die Variabilität der Zeugungsproducte 
und zugleich die Vielgestaltigkeit des Pollens bis auf’s Höchste gesteigert. Alle diese 
Pflanzen haben unregelmässigen Pollen, manche Individuen aber zeichnen sich in diesen 
Missbildungen noch besonders aus. Versuche liegen zwar nicht vor, aber nach der Ana- 
logie der Bastarde ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch bei den Culturvarietäten, die 
nicht aus Bastardzeugung hervorgegangen sind, unregelmässig gebildeter Pollen vielge- 
staltigere Zeugungsproducte liefern wird als der regelmässige. Wollten die Gärtner bei 
Züchtung neuer Varietäten das Mikroskop zu Hilfe nehmen, und die Individuen mit unre- 
gelmássigstem Pollen hauptsächlich zum Samentragen stehen lassen, oder den unregel- 
mässigsten Pollen bei künstlicher Bestäubung vorzugsweise verwenden, $0 glaube ich, 
dass auf diese Weise der Process der Varietätenbildung sich wesentlich beschleunigen 
lassen würde. | 

$ 105. Jedenfalls ergiebt sich aus unseren Erörterungen der merkwürdige Satz: 
dass unvollkommene Accommodation dem Organismus eine vermehrte 
Fähigkeit zur Varietätenbildung verleiht. Es drängt sich die Frage auf, ob 
dasselbe Gesetz, das wir hier aus dem Verhalten der Bastarde und der Culturpflanzen 
abgeleitet haben, nicht auch im grossen Haushalt der Natur Geltung haben dürfte. Dass 
in dem Leben unserer Erde die grossartigsten localen und klimatischen Veränderungen 
stattgefunden haben, ist bekannt. Die Organismen, die in irgend einem Punkte der Ver- 
gangenheit dem Klima und der Oertlichkeit sich angepasst hatten, mussten daher bei ein- 
tretendem Wechsel der Verhältnisse allmählig aufhören, accommodirt zu sein. Hätten 
sie in diesem Stadium des Uebergangs nur den Grad von Variabilität besessen, den die 
grosse Mehrzahl der in der freien Natur vorkommenden accommodirten Gewächse gegen- 


ig zeigt, 80 wäre ihre Fortdauer in Frage gestellt gewesen. Steigerte sich dagegen 


wärt 
o konnte unter den vielen Varie- 


mit zunehmender Desaccommodation die Variabilität, s 
täten leicht eine sein, die, den neuen Verhältnissen angepasst, mit voller Kraft in ihnen 
weniger adaptirten Formen verdrängen konnte, sei es, dass hier 


94 


der Zufall in Verbindung mit „natural selection“ thátig ist, wie Darwın will, sei es, dass 
die belebte Materie vermöge einer in sie gelegten Nothwendigkeit nach einem den äusse- 
ren Verhältnissen angepassten Gesetze der Zweckmüssigkeit sich gestaltet, wie ich für 
wahrscheinlicher halten möchte. Teleologisch betrachtet liegt hiernach in der Variabili- 
tät der Zeugungsproducte nicht accommodirter Species das Streben eine neue, den ver- 
änderten Verhältnissen accommodirte Form hervorzubringen, und so würde sich denn 
ergeben, dass Aussterben der Species und Bildung neuer Formen an dieselben Bedingun- 
gen geknüpft sind, ähnlich wie das Individuum stirbt, um die Samen zu ernähren und zur 
Reife zu bringen, aus denen es verjüngt in zahlreichen neuen Individuen wieder aufersteht. 

S 106. Es sind dies Hypothesen, die über unser empirisches Wissen in seinem 
jetzigen Umfange weit hinausreichen und in einer Abhandlung über Bastardbefruchtung 
als die letzten möglichen Consequenzen der gewonnenen Resultate zwar noch angedeutet, 
aber nicht näher erörtert werden durften. Principiell gegen die Methode eingenommen, 
die dem Wesen der Natur nicht sowohl auf dem Wege der Beobachtung als vielmehr 
durch logische Beweisführung näher zu kommen sucht, bin ich mit einem gewissen Wider- 
streben daran gegangen die Betrachtungen der letzten Seiten niederzuschreiben; da sie 
aber ungesucht sich mir darboten und ein Thema betreffen, welches gerade auf der wis- 
senschaftlichen Tagesordnung steht, so habe ich ihnen nicht ausweichen wollen. Möge 
man übrigens die Hypothesen und Theorieen von dem thatsächlichen, auf Beobachtung 
gegründeten Inhalt meiner Arbeit getrennt halten. Ueber die ersteren streite ich 


mit Niemandem, der anderer Ansicht ist; für die Wahrheit des letzteren glaube ich ein- 
stehen zu können. 


. Pflanze No. XVII, mit dem Pollen verschieden gestalteter Pflanzen, No. XVI und XVIII befruchtet, ganz 


95 


ERKLAERUNG DER FIGURENTAFELN. 


Taf. I. Blätter des senären Bastardes, $ 14, I. 34 und seiner Elternpflanzen in Form eines Stamm- 
baumes geordnet. 

Taf. II. Desgleichen der beiden quaternären Bastarde L 27, 28. 

Die Blätter No. I, VI, VII, VIII, IX, X auf Taf. I. und No. I, VI, XVI, XVII, XVIII auf Taf. II. sind 
denselben Weidensträuchern entnommen, deren Pollen oder Eier bei der künstlichen Bastardbefruchtung mit- 
gewirkt haben. Bei den Eltern der mitbenutzten spontanen Bastarde war dies überhaupt nicht, und bei 
den Eltern der künstlich erzeugten Bastarde nicht überall möglich. Hier musste ich mich also darauf 
beschränken, Blätter der Stammpflanzen von gewöhnlicher Form zu geben. Da aber sogar an demselben 
Strauch die Gestalt der Blätter wechselt, je nachdem sie jünger oder älter, im Sehatten oder in der Sonne 
aufgewachsen sind etc., so habe ich überall Blätter mittlerer Art und Grösse ausgewählt. 


Ein besonderes Interesse nimmt Taf. II. in Anspruch, weil sie zeigt, wie ein und dieselbe weibliche 


verschiedene Producte, No. XIX und XX liefert. 


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VERLAG vox E, MORGENSTERN x BRESLAU 


Hermann Aubert, 


Dr. med. und Professor in Breslau. 


Physiologie der Netzhaut. 


Lex. 3. 1865. 22 Lhlr, 


Leopold Auerbach, 


Dr. med. und Privatdocent in Breslau. 


Ueber einen Plexus myentericus 


einen bisher unbekannten ganglio-nervösen Apparat imDarm- 


kanal der Wirbelthiere. 8. 


1862. 5 Ser. 


Klinische Beiträge zur Gynaekologie. 
Herausgegeben 


Dr. Julius Wilhelm Betschler, 


Kgl. Geh. Medicinal- Rathe, o. ö. Prof. der Medicin, Direct, der gynaekolog. 
3 Klinik der Universität 


Dr. Wilhelm Alex. Freund, und Dr. Max Bernhard Freund, 


Privatdocent 


Klinik der Universität 
zu Breslau. 
Erstes Heft, gr. 8. geh. 174 Bogen mit einer lithogr. 
Tafel. 1862. Preis 14 Thlr. 

Zweites Heft. gr.8. geh. 16 Bogen mit 2 lithogr, Tafeln 
und zahlreichen Holzschnitten, 1864. Preis 13 Thir. 
Drittes Heft. gr. 8. geh. 144 Bogen mit 3 lithogr. Tafeln 
und 21 Holzschnitten. 1865. Preis 14 Thlr. 


sunny 


A. Beyer, 


Dr. med. und Königl. Oberstabs- und Regimentsarzt, 


Arznei- Apparat 


zur Behandiung der Gicht und Kurart ihrer verschiedenen 
Formen. gr. 8. 1842. 1 Thir. 


EA 


A. Beyer, 


a. med. und Kónigl Oberstabs- und Regimentsarzt, 


Instruction für Militär- Aerzte 


der Kónigl. Preussisehen Armee vom 9. December 1858, das 
militärärztliche Untersuchungs- Geschäft betreffend. Zum 
praktischen Gebrauch für Militär-Aerzte und Physiker zusam- 
meneestellt und mit einer alphabetiseh geordneten Uebersicht 
der bei solehen Untersuchungen vorkommenden Krankheiten 
etc. und deren Beurtheilung versehen. Taschen-Format. 


1860. 8 Sgr., gebunden 12 Ser, 


Assistenz-Arzt der gynaekologischen 


M. L. Frankenheim, 


Dr.'und Prof. in Breslau. 


Die Lehre von der Cohaesion, 


umfassend die Elasticitát der Gase, die Elasticitát und Cohae- 


; renz der flüssigen und festen Körper und die Krystallkunde, 
` nebst vielen neuen Tabellen über alle Theile der Cohaesions-\ - 
| lehre, insbesondere über die Elasticitát und die Festigkeit. . 


gr. 8. 1835. 31 Thlr. 


Max. Bernhard Freund, 


Dr. med. u, Assistenzarzt an der Kgl. gynaekologischen Klinik in Breslau. 


Die Lageentwickelung 
der Beckenorgane, insbesondere des weiblichen Genitalkanals, 
und ihre. Abwege. gr. 8, Mit zahlreichen Holzsehnitten, 
1864. 16 Sgr. 


Hermann Lebert, 
Dr. en - Professor der Mediein und iue der medicinisehen 
Klinik an der Könisl, Universität zu Breslau. 


Ueber Keratose 


oder die dureh Bildung von Hornsubstanz erzeugten Krank- 
heiten und ihre Behandlung, gr. S. 1864. 1 Thlr. 


F. von Molitor, 


Dr. med. 


Der Durchfall der Kinder 


und seine Behandlung vom ärztl.-praktischen Standpunkte aus — 
nach eigenen Beobachtungen u. Erfahrungen. 8. 1861. 5 Sgr. 


‚Heinrich Scholtz, 
Dr. med. 
Flora der Umgegend von Breslau. 
gr. 8. 1849. 921 Sgr. 


Heinrich Scholtz, 


Dr. med. 


Schlesiens Land- & Wasser- Molli ken 2 


systematisch g geordnet und beschrieben. 2, durch ein 
| Supplement vermehrte Auflage. gr. 8. 1853. 15 Sgr. Das 
Supplement allein 4 Sgr. "A 


Voltolini, ` 


Dr. med. und Privatdocent in Breslau. 


Die Zerlegung und Untersuchung 
des Gehör-Organs an der Leiche, nebst pathologisch-physio- 
logischen Bemerkungen. Habilitations- Schrift. — Mit einer 

lithogr. Tafel. gr.8. 1863. 8 Sgr. 


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/ Druck von Robert Nisehkowsky in Breslau.