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Full text of "Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes"

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Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Bd. 18 1904 

Wien [etc.] Selbstverlag des Orientalischen Instituts, Universität Wien [etc.] 1887- 

http://hdl.handle.net/2027/coo.31924112770890 



HathiTrust 




www.hathitrust.org 

Public Domain in the United States, 
Google-digitized 

http://www.hathitrust.0rg/access_use#pd-us-g00gle 

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that heirs or the estate of the authors of individual portions 
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SUNDE DES MORGENLANDES. 



HERAUSGEGEBEN UND REDIGIERT 



J. v. KAKABACEK, P. KRETSCHMER, D. H. MÜLLER, 
L. REINISCH, L. v SCHROEDER, 



LEITERN DES ORIENTALISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSITÄT 



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XVIIL BAND. 



WIEN, 1904. 



PARIS ' OXFORD 

ERNEST LEROUX. ALFRED HOLDER JAMES PARKER & Co. 

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K. U. K. HOF- UND UNIYERSITÄTS- BUCHHÄNDLER 

LONDON TURIN NEW- YORK 

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EDUCATION SOCIETVS PRESS. 

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Reprinted with the permission of the Orientalisches Institut 
der Universität Wien 



JOHNSON REPRINT CORPORATION JOHNSON REPRINT COMPANY LTD. 

111 Fifth Avenue, New York, N.Y. 10003 Berkeley Square House, London, W.l 



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First reprinting, 1966, Johnson Reprint Corporation 



Printed in the United States of America 

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Inhalt des achtzehnten Bandes. 



Artikel. 

Seite 

Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter, von R. Geyer 1 

Eine äthiopische Zaubergebetrolle im Museum der Stadt Wels, von N. Rho- 

DOKANAKIS 30 

Literary Studies on the Sanskrit Novel, by Louis H. Grat 39 

Der Ursprung des indischen Dramas und Epos, von Johannes Hertel ... 59 

Die elamische Iteration, von Georg Hüsing 84 

Noch einmal die Wortfolge bei Qammurabi und die sumerische Frage, von 

D. H. Müller 91 

Der Gebrauch der Modi in den Gesetzen Hammurabis, von D. H. Müller . 97 

Der Ursprung des indischen Dramas und Epos, von Johannes Hertel (Schluß) 137 

Erinnerungen aus dem Orient, von August Haffner 169 

Zur Artharvavedalitteratur, von W. Caland 185 

Die Kohler-Peisersche Hammurabi-Übersetzung, von Dr. M. Schorr .... 208 

Revanaradhyas Smaratattvaprakasika, von Richard Schmidt 261 

Beiträge zur persischen Lexikographie, von R. v. Stackelberg 280 

Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar, by Louis II. Grat 291 

Ein indischer Hochzeitsbrauch, von Theodor Zachariae 299 

Studien zu den 'Asma'ijjät, von J. Barth 307 

Proben der mongolischen Umgangssprache, von Wilhelm Grube 343 

Die Provincia Arabia von R. E. Brünnow, A. v. Domaszewski und J. Euting, 

von Alois Musil 379 

Anzeigen. 

K. Völlers, Die Gedichte des Mutalammis, von M. J. de Goeje 101 

Dr. Dav. Heinr. Müller, Die Gesetze Hammurabis und ihr Verhältnis zur mosai- 
schen Gesetzgebung, sowie zu den XII Tafeln, von Dr. Johannes Jeremias 107 

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IV 



Inhalt. 



Seite 



W. Spiegelberg, Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen zu Berlin, 

von J. Krall 113 

Gabriel Ferrand, Les Qomälis, von L. Reimisch 123 

A. Dirr, Theoretisch-praktische Grammatik der modernen georgischen (gru- 
sinischen) Sprache, von H. Schuchardt 241 

Rhys Davids, Buddhist India, von M. Winternitz 330 

A. M. Änpp'B, rpaMMamuKa yduucnazo mbvca, von H. Schücbardt 405 

Vincent A. Smith, The early History of India, von L. v. Schroeder .... 441 



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Kleine Mitteilungen. 

Hammurabi-Glossen, von D. H. Müller 124 

Ein Hymnus auf Räma, von Johannes Hertel 127 

Hamsäkhyäyikä, von Johann Rieste 130 

On a phonetic peculiarity of Telugu and the tenn Dravija, by A. Lüdwiö . 132 

Virinqi = Brahmä, von A. Ludwig 135 

Zu D. H. Müllers Hammurabi-Glossen, von C. F. Lehmann 336 

Meine Hammurabi-Glossen, von D. H. Müller 340 

Erklärung 443 

Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1904 bei der Redaktion der WZKM. 

eingegangenen Druckschriften 444 



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Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 1 

Von 

R. Geyer. 

2. AI - Mumazzaq. 

Einem Versuche, den ich anläßlich der Vorbereitung akademischer 
Vorlesungen über die Geschichte der arabischen Nationallitteratur vor 
dem Islam unternahm, die Lebensumstände und die erhaltenen Werke 
einzelner älterer Dichter einer näheren Betrachtung zu unterziehen, 
ist neben anderen auch die folgende Studie entsprungen. Jener Ver- 
such seinerseits entstand aus dem Bestreben, die Hörer sowohl über 
den chaotischen Zustand unserer gegenwärtigen Kenntnisse von den 
ältesten Erzeugnissen der arabischen Dichtung auf die einleuchtendste 
und kürzeste Weise zu belehren, als auch zugleich ihnen an einzelnen 
Beispielen eine Methode praktisch zu demonstrieren, die nach meiner 
Überzeugung einzig und allein berufen ist Ordnung in jenes Chaos 
zu bringen, die aber merkwürdigerweise nur selten Anwendung findet. 
Dem Beispiele Ahlwardts, der sich nicht damit begnügte, die von 
al-'Asma'i gesammelten, von al-'A'lam und anderen redigierten Diwane 
der Sechs Dichter herauszugeben, sondern auch in mühevoller Arbeit 
zusammenstellte, was außerdem von den Gedichten dieser Sechs auf 
uns gekommen ist, und daran höchst scharfsinnige Untersuchungen 
über die Ächtheit und die ursprüngliche Gestalt des so zurecht- 
gelegten Materials knüpfte, sind bisher nur wenige gefolgt, und die 
kulturgeschichtliche Feststellung des eigenartigen, mit einem unge- 
heuren und komplizierten Kulturkreise und einer über ganz Vorder- 

1 Vgl. Bd. xvii, S. 246—270 dieser Zeüschrift 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 1 



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R. Geyer. 



asien verbreiteten, uralten und hochentwickelten Zivilisation eng 
verknüpften Lebens und Treibens, in dem diese absonderliche Pflanze 
der altarabischen Poesie entstand, gedieh und blühte, ist ebenfalls 
nur in ganz vereinzelten Fällen Gegenstand ernster Forschung ge- 
worden. Freilich, der Weg dieser Forschung ist lang und mühsam, 
und wer ,Mühe und Zeit' nur ,an lohnende Arbeiten verwenden' 1 
will, tut besser ihn nicht zu betreten. 

Einen ganz kleinen Schritt nur auf diesem Wege will nun auch 
die folgende Studie bedeuten; ihre positiven Resultate sind freilich 
äußerst gering; sie ist aber unternommen in der Überzeugung, daß, 
wenn für alle auf uns gekommenen Namen alter Dichter das zu- 
gehörige Material in gleicher Weise gesichtet und untersucht sein 
wird, nicht nur in der bisher so unsicheren Überlieferung und Gestalt 
der altarabischen Gedichte eine wesentliche Änderung zum Besseren, 
eine zuverlässigere und übersichtlichere Ordnung erreicht, sondern 
auch schon die Möglichkeit einer viel weiter gehenden Vertiefung 
solcher Studien gegeben sein wird. Sonst werden wir immer nur 
eine ungegliederte, chaotische Masse von Versen und eine lange 
Reihe leerer Namen vor uns haben. 

Nicht viel mehr als ein bloßer Name ist denn zunächst auch 
das, was von dem Dichter al-Mumazzaq auf uns gekommen ist. Und 
auch schon über die Aussprache dieses Namens sind die Überlieferer 
nicht ganz einig. Al-Mufa(J(Jal (und ihm folgend Ahlwardt in den 
'Asma'iyyät Nr. l) nennt ihn al-Mumazziq und zwar unter Berufung 
auf seinen Vers 11 12 (s.u.), dessen Reimwort er JjliJ> liest (Lis. xn 219, 
Täj vii 69), wogegen al-Farra für die Aussprache al-Mumazzaq eintritt, 
indem er den Beinamen aus dem Verse in 17 ableitet. Nach Lis. und 
Täj IL cc. spricht sich auch al-'Ämidi in der Muwäzanah 2 für diese 
Vokalisation aus; er unterscheidet mit Recht von dem alten Dichter 
al-Mumazzaq einen späteren al-Mumazziq al-5a(Jrami, gegen den 
'Abüä-Samaqmaq, der Zeitgenosse des Haiifen al Mahdi, einige Spott- 
verse gerichtet hat. Ein Sprößling dieses späteren al-Mumazziq nannte 

1 Vgl. Winckler Arabisch- Semitisch- Orientalisch, p. 35 oben. 

2 Ich kann die Stelle in der Konstantinopler Ausgabe nicht finden. 




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Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 3 

sich al-Muhazziq, ein anderer (oder derselbe?) war 'Ubbäd ibn al- 
Mumazziq, von dem sich einige Verse 'Ag. xvn 157 finden, und der 
seinerseits Gegenstand einiger Lobesverse vonseiten des Dichters 
Bisr ibn Abi *Amr geworden ist, die al-Jä^i? im KitÄb al-haiwän 
(Wiener Hs. fol. 267 b) anführt. Was nun die Aussprache des Namens 
des uns hier allein beschäftigenden Jähiliten betrifft, so fertigt Ibn 
Barri die Gründe al-Mufa(J(Jal's für die Vokalisation auf i mit dem 
treffenden Hinweise ab, daß in dem angeführten Verse n 12 das 
Reimwort nicht J^., sondern 3^ zu lesen sei, indem er ebenfalls 
den Vers m 17 als ausschlaggebende Stelle anführt. Für uns ist 
nur nicht klar, warum er und al-Farrä' nicht auch auf den noch viel 
beweiskräftigeren Vers n 8 Bezug nehmen. Jedenfalls müssen diese 
beiden Stellen, an denen das Wort Jjjfi * n einer höchst auffälligen 
Weise gebraucht wird, für die Aussprache al-Mumazzaq entscheiden, 
denn gewiß ist es der wiederholte Gebrauch des ungewohnten Wortes, 
der dem Dichter seinen Spitznamen ,der Zerrissene' eingetragen hat. 1 
Uber das Leben des Dichters wird uns direkt gar nichts be- 
richtet; aus den erhaltenen Bruchstücken seiner Gedichte geht so viel 
mit ziemlicher Sicherheit hervor, daß er in den Kreis der Lahmiden 
von al-IJirah gehört und sich bei einem von ihnen Schutz gegen 
Vergewaltigung erbitten mußte. Hier ist vielleicht der Anhaltspunkt 
für eine annähernde Bestimmung der Zeit seines dichterischen Auf- 
tretens gegeben. In den Darstellungen der arabischen Philologen 
gruppieren sich die Dichter dieses Kreises ausschließlich um zwei 
Lieblingsfiguren der litterarhistorischen Legende, nämlich um f Amr 
ibn Hind und um an-Nu'män IH. Da al-Mumazzaq als uralt bekannt, 
die Zuweisung an den Kreis des dritten Nu'män also ausgeschlossen 
war, so blieb nichts übrig, als ihn dem c Amr ibn Hind anzuhängen, 

1 Es mag hier noch auf die merkwürdige Notiz al-'Azharis im Kommentar 
zum Mugnt i 219 a. R. hingewiesen werden, wo der in der Prophetengeschichte 
öfter genannte 'Abdallah ibn Hudäfah as-Sahmi als {y&j* 3)+"* bezeichnet wird, 
der Grund dafür ist nicht klar; vielleicht hängt der Beiname irgendwie mit der 
bekannten Geschichte von Chosrau II (Parwez) zusammen, der die ihm von 'Abdall&h 
überbrachte schriftliche Aufforderung Muhammads zur Bekehrung zerrissen haben 
soll, worauf der Prophet geäußert hätte: ,zerrissen sei sein Reich'. Vgl. Tabari i 1671. 

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R. Gbybb. 



wie es Ibn 'Abd Rabbihi (Iqd i 180), Ibn RaSiq ('Umdah cod. Ref. 15 b ) 
und der Verfasser des Täj al-'ärüs (vn 69) tun; auch AhlwardI* (zu 
'A?ma c iyyät l) hält an dieser Datierung fest. Allen diesen war das 
Gedicht n und namentlich dessen Vers 12 unbekannt oder im ent- 
scheidenden Augenblicke nicht gegenwärtig. Dort spricht al-Mumazzaq 
einen Machthaber namens an-Nu e män an und zwar in Ausdrücken 
und einem Zusammenhange, die diesem an-Nu'män eine schieds- 
richterliche, also fürstliche Stellung anweisen. Damit stimmt die 
Notiz al-Jauharis s. v. ^ (und danach Lis. xni 21 und Taj vn 219) 
überein, wonach auch der im Vers ni 17 angesprochene Lahmide 
an-Nu'män genannt wird. Der vorsichtige Ibn Qutaibah drückt sich 
dagegen ganz allgemein aus; er sagt im Kitab aä-Si'r wa-ä-äu'arä 
(Wiener Hs. 79 a ) zu diesem Verse J?*j J^}\ t^si 

(nach der Berliner Handschrift Jm^J \S*> Jy^.. Jetzt in 

de Gobjbs Ausgabe p. 236, l). 

Daß der n 12 genannte an-Nu'män und die m 11 als Ibn Mä'- 
al-muzn und Ibn Muharriq angeredete Persönlichkeit eine und die- 
selbe Person sind, kann als ziemlich sicher feststehend angenommen 
werden. Die Situation in beiden Gedichten ist augenscheinlich die- 
selbe; der Dichter sucht Schutz gegen angeblich oder wirklich er- 
littenes oder drohendes Unrecht 1 bei dem fürstlichen Gönner. Daß 
dieser ein Lahmide ist, geht aus den beiden angeführten Patronymiken 2 



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1 Der in 16 als Hurensohn ^\ beschimpfte Übeltäter ist dann 
natürlich der 11 12 genannte Stamm 'Usayyid (ibn 'Amr ibn Tamim, nach dem 
Berliner Kommentar zu den Mufacjolaliyyät ; vgl. Wüstenfeld, Gen. Tab. Li 11). 

2 Der Text des Gedichtes bestätigt Nöldekes und Rothsteins Annahme, daß 
im Zitat c Iqd i 180 der Artikel in JjJä^JI ^\ zu streichen sei (Rothstein, 
Lahmiden 48). Unbegreiflich ist mir nur, warum Rothstein aus unserem Verse 
bei Erörterung der Frage nach der Bedeutung von Mä° as-samä nicht die nahe- 
liegende Folgerung (Lahmiden 78) zieht, daß darunter ebenso wie unter Muharriq 
ein Gottheitsname zu verstehen sei. Gerade die auch mir unumgänglich erscheinende 
Gleichsetzung von ^L^Jl *Lo mit <jj>J-»J^ ist nur unter dieser Voraussetzung 
möglich; bei einem Personennamen wäre ein solcher Wechsel sehr sonderbar, 
^immelswasser' oder , Wolkenwasser' klingen als Namen einer weiblichen Gottheit 



sehr plausibel. *L* ^\ UQ d JJjJ^ erscheinen in unserem Verse als 

ganz gleichwertig, ebenso bei Hassan ibn Täbit (Rothstein 78 unt. = Ausgabe von 

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Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 5 



hervor. Wer ist nun aber dieser an-Nu'män? Es kann, wie ich schon 
oben gezeigt habe, nur ein regierender Fürst sein; an an-Nu'män III 
ist aus dem schon früher angeführten Grunde nicht zu denken; 
hätte al-Mumazzaq seinem Kreise angehört, so wäre er sicherlich 
nicht dem des f Amr ibn Hind zugewiesen worden; die litterarische 
Legende hätte sich dann seiner ganz anders angenommen, als es so 
der Fall ist, denn der dritte an-Nu c män ist ja ihr Liebling. Es kann 
also nur ein älterer Fürst dieses Namens der Gegenstand und Adressat 
der beiden Gedichte sein, und da an-Nu'män I als zeitlich allzu ent- 
legen außer Betracht bleiben muß, so können wir an keinen anderen 
denken, als an an-Nu'män II, dessen Regierungszeit nach Rothstein 
zwischen 499 und 503 fällt. Die Gedichte des al-Mumazzaq müßten 
demnach um die Wende des fünften Jahrhunderts entstanden sein, 
seine Lebenszeit hauptsächlich in dessen zweite Hälfte fallen. 1 Ich 
betone die hypothetische Fassung dieser Schlußfolgerung, denn von 
Gewißheit kann hier, wo alle Prämissen selbst der Sicherheit ent- 
behren, ja zum großen Teile sich unserer Kontrolle entziehen, natürlich 
nicht die Rede sein, nur von Möglichkeiten, die allenfalls durch gegen- 
seitige Unterstützung zu Wahrscheinlichkeiten werden können. 

Der eigentliche Name des al-Mumazzaq war Öa's ibn Nahär: 
seine weitere Genealogie wird Täj vn 69 folgendermaßen angegeben: 



Tünis 67, 18); die erste Bezeichnung ist ebenso allgemein gehalten, wie die zweite 
und stimmt mit der ebenfalls gebräuchlichen allgemeinen Bezeichnung der Lahmiden 
als banü Mä' as-samä' (Rothstein 77). 

1 Da an-NVmän II frühestens 489 zur Regierung gelangt sein kann (vgl. 
Rothstein 70; ich nehme den günstigsten Fall, indem ich die erübrigenden 10 Jahre 
der Liste Hisäms dem an-Nu'män zuzähle), so ist des 'Abkäriyüs Angabe, al- 
Mumazzaq sei 480 gestorben (Raudah 183), unmöglich richtig, bestenfalls nur 
approximativ annehmbar. Ich nehme auf die Notiz überhaupt nur darum Rücksicht, 
weil Hommel {Säuget. 27 Anm. 1) darauf hingewiesen hat, daß \Abkäriyüs seine 
Zahlenangaben doch nicht gänzlich aus der Luft gegriffen, sondern auf Grund eines 
wenn auch oft ziemlich gedankenlosen' Kalküls aus verschiedenen Quellen kon- 
struiert habe. Im übrigen halte ich des 'Abkäriyus Bücher, für die er häufig gute, 
sogar uns unbekannte oder unzugängliche Quellen benutzen konnte (vgl. 'Aus b. 
Hajar S. 11, Anm. 3), für nicht besser, aber auch für nicht schlechter als etwa 
die des as-Suyüti oder ähnlicher Kompilatoren (gegen Nöldeke, Z. f. A. xvn 406). 




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R. Geyer. 



ibn 'Aswad ibn Harik in FJuyaiy ibn 'Auf ibn Süd ibn 'Udrah ibn 
Munabbih ibn Nukrah (Täj *y^>) ibn 'Afsä ibn 'Abd al-qais. Hier fehlt 
zwischen Nukrah und 'Afsä der Name Lukaiz, den al Mumazzaq n 13 
erwähnt (vgl. Wüstenfeld, Gen. Tab. A 11). Ibn Qutaibah (Öi'r) 
sagt über seine Abstammung nichts als *^-> ^ ^a. Seinen Stamm 
Nukrah erwähnt der Dichter auch i 1. Nach seinen weiteren Stamm- 
angehörigkeit wird er aber meistens al-Mumazzaq al-'Abdi genannt. 

Die Stammsitze der 'Abd-al-Qais waren von altersher in al- 
Bafcrain; 1 damit stimmt die in den Fragmenten unseres Dichters 
vorkommende geographische Nomenklatur, die durchaus auf al-Ba^rain 
und al-Yamämah hinweist. Auch die n 12 angegriffenen 'Usayyid 
ibn f Amr ibn Tamim wohnten im Gebirgszuge as-§ammän in al- 
Yamämah. 2 Gerade diese Teile Arabiens bildeten aber auch die 
Einflußsphäre des lahmidischen Phylarchats; so gewinnt denn die 
Annahme, daß der n 12 und m 11 bezeichnete Fürst diesem Hause 
angehören müsse, auch von dieser Seite eine Stütze. 

Daß von einem so alten Dichter nur wenige Lieder und auch 
diese nur in Bruchstücken auf uns gekommen sind, kann nicht 
wundernehmen. So weit dieser fragmentarische Charakter ein Urteil 
zuläßt, ist für unser Auge ein wesentlicher Unterschied zwischen 
den Gedichten al-Mumazzaqs und denen späterer Dichter — wenigstens 
vorläufig — nicht erkennbar; der Aufbau des verhältnismäßig voll- 
ständigsten Gedichtes m deckt sich durchaus mit dem auch später 
eingehaltenen sattsam bekannten Schema. Die typische Phraseologie 
der großen Dichter des sechsten Jahrhunderts findet sich auch hier 
schon vertreten und sieht gar nicht etwa neu erfunden aus; die be- 
sprochenen Gegenstände sind dieselben, die noch Dü-r-rummah in 
seinen Liedern berührt. Innerhalb dieser engen Grenzen läßt sich 
aber in den Gedichten unseres Sängers ein frischer und anmutender 
Zug nicht verkennen; die Schilderung des abziehenden Stammes n 
3 — 10 ist lebendig, mit unmittelbarem Empfinden gegeben, die Abwehr 
falscher Beschuldigung in 18 — 21 entbehrt keineswegs origineller 

1 Vgl. Wüstenfeld, Reg. z. d. gen. Tab. 30. 

2 Wüstenfeld 1. c. 363. Vgl. Hamdäni 138. 



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Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 7 

Wendungen; kurz, ein unbedeutender Dichter ist al-Mumazzaq gewiß 
nicht gewesen, was ja schon durch die Tatsache erwiesen ist, daß 
al-Mufa<J4al und al-'Asma'i je eines seiner Lieder in ihre Sammlungen 
aufgenommen haben. Dadurch allein ist uns aber überhaupt Nennens- 
wertes aus seinen Dichtungen erhalten, denn alles weitere sind nur 
vereinzelte Verse. Im übrigen mögen die erhaltenen Stücke selbst 
sprechen; über den Überlieferungszustand eines jeden einzelnen wird 
in der zugehörigen Einleitung (bei der Übersetzung) kurz berichtet 
werden. 

Der Dichterruhm al-Mumazzaqs haftete für die Araber der 
klassischen Zeit an dem Verse m 17, der eben darum der bei weitem 
am häufigsten zitierte ist; an ihn knüpfte denn auch die litterarische 
Legende verschiedene Anekdoten. So soll nach einer Täj vn 69 
wiedergegebenen Erzählung 'Amr ibn Hind nach dem Anhören des 
angeblich an ihn adressierten Gedichtes m seinen die 'Abditen hart 
bedrängenden Feldzug aufgegeben haben. Nach Jauh., Lis. und Täj 
s. v. J^l sagte hinwiederum an-Nu'män, als er den bezeichneten Vers 
gehört hatte: ,Ich freß dich nicht und laß dich auch von keinem andren 
fressen/ Aber auch in der historischen Anekdote spielt dieser Vers 
eine Rolle, Nach Kämil 11 f. und al-'Azhari im Kommentar zum 
Mugni i 218 a. R. soll nämlich der von den Mördern in seinem Hause 
belagerte Halife r Utmän an den untätig zusehenden c Ali einen hilfe- 
flehenden Brief gerichtet haben, dessen Pointe nach allerlei Schrift- 
zitaten jener Vers des (dort nicht genannten) al-Mumazzaq bildete. 
Vielleicht ist diese Erzählung nur die Transposition einer historischen 
Begebenheit, die Ibn al-'Atir vm 474 berichtet: Der von den Türken 
hart bedrängte ßuwaihidensultan Bahtiyär rief im Jahre 363 H. seinen 
Vetter und Rivalen f A<Jud-ad-daulah zu Hilfe, indem er ihm den Vers 
des al-Mumazzaq schrieb. Der Dichter war damals schon längst ver- 
gessen (der Name wird in dem Berichte des Ibn al-'Atir ebenfalls 
gar nicht erwähnt und war höchst wahrscheinlich dem Bahtiyär selbst 
völlig unbekannt), seine Lieder ganz verschollen, der eine Vers nur 
lebte weiter wegen des darin enthaltenen mäßig originell ausgedrückten 
Gedankenspiels. 



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8 



R. Geyer. 



Die auf uns gelangten Stücke des al-Mumazzaq habe ich hier 
aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Daß die Echtheitsfrage 
bei diesen Fragmenten eines wenig bekannten Dichters eine nur sehr 
geringe Rolle spielt, ist begreiflich; Anlaß zu Zweifeln nach dieser 
Richtung gibt nur das Fragment vi, das an seiner Fundstelle auch 
dem ebenfalls uralten Dichter al-Mu'aqqir zugeschrieben wird (Näheres 
in der Einleitung zu vi); in einem anderen Falle mußte ein solcher 
Zweifel zu Ungunsten des al-Mumazzaq entschieden werden und 
unterblieb daher die Aufnahme des betreffenden Stückes (vgl. die 
Einleitung zu iv). Den Text begleitet der kleine kritische Apparat, 
zum Schlüsse gebe ich den Versuch einer Übersetzung, in der Meinung, 
daß Ausgaben arabischer Gedichte ohne eine solche viel an Wert 
einbüßen, und daß auch eine irrige Übersetzung oft besser ist, als 
gar keine, weil sie schon durch die sich an sie knüpfende Diskussion 
mehr zum richtigen Verständnis dieser vielfach dunklen und schwierigen 
Texte beiträgt, als die verhältnismäßig besten arabischen Kommentare. 
Man wird mir vielleicht auch verzeihen, daß ich einzelne kürzere 
Stücke im Versmaße des Originals nachzubilden versucht habe; als 
selbstverständlich erschien mir aber dabei die Nötigung, auch den 
durchgehenden Endreim anzubringen, wenn auch meine Ungeschick- 
lichkeit hiebei manche Unebenheit verschuldet hat; ich brauche 
wohl nicht zu versichern, daß keinerlei eitle Meinung von etwa bei 
mir vorhandenen poetischen Fähigkeiten mich dazu veranlaßte, sondern 
nur der Wunsch zu sehen, ob etwa die Form des Originals auch der 
Übersetzung jenes eigentümliche Gepräge zu geben vermöchte, das 
uns die alten Gedichte ästhetisch so fremdartig erscheinen läßt. 

Den Herren Professor de Goejb und Dr. Josef Horovitz gebührt 
mein verbindlichster Dank für mannigfache freundliche Mitteilungen 
aus Leidener und Berliner Handschriften. 

Lieder und Bruchstücke von al-Mumazzaq. 
Jedem Stücke geht ein Nachweis der Stellen voran, denen es 
entnommen ist. Die Noten zur Textgestaltung stehen am Fuße der 
Seite. Die im kritischen Apparate vorkommenden Abkürzungen sind 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 9 

meist mit den in meinem 'Aus ibn Hajar gebrauchten identisch. Die 
verschiedenen Zusätze bei den Zitaten aus den Mufa<J<Jaliyyät be- 
ziehen sich auf die von Thorbecke in seiner Ausgabe gebrauchten 
Abkürzungen, ebenso die bei den Zitaten aus Ibn Qutaibahs Kitäb 
aS-äi c r (Si'r) auf die Siglen von de Goejes kritischem Apparat. 



Bubt. 145. 

Ii* sjiü *ÜL>1 £y« ^~^\y*m <^oUasL XiIaJ ^5 C^JiS \ 

au >U> l^j vJUü '^-^ *>\ r 

r 

1—16. Muf. V. 108"; Muf. B. 458 a ff. — 13. Lis. xn 219; Täj 
vn 69. — 17. Lis. xvin 250; Täj x 113. 

I. 1. t'ß Buht. iyb. — 3. ^l^t Buht. 

II. 1. ^oL^ ^ Muf. V. ^Loj — 3. Muf. V. ^ a). 

— 3. Muf. V. — gS-llT ^ Muf. Bc. ^-oM £«. — 4. £ÜJ 
Muf. V. gJUJ. — Muf. B. li^l. Muf.^B. yfl,*». - 

Muf. V. v'lr^; Muf. Bc. v_AswJt. — j^Sy Muf. V. — 5. Ip'jj^- 
Muf. V. l^jli. — Muf. V. ^4.^. - 6- Muf. V. 

- Muf. V. J}L\. — 8. vi^i Muf. Juli. 



9 



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J; —Ai^ ^c\^J\ 1^3 i^i* 

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10 R. Geyer. 

Iii y lü^ ^»öJf & i »>4 £i , . 

O^* 1 ' <^ ^ — r - ' 6) O 1 *** 1 * Cr^» ,r 

3 o^-W 11 £•> ^ tj" erf^ »i 11 

* * * 

I- 

1—11, 13—31. 'Asma'iyyät (ed. Ahlwardt ') l. — 3. 11. 18. 16. 
17. 14. 18. 19. Si'r V. 79». — 3. 12. 11. 16. 17. 14. 18. 19. Sir B. 67 b 
(jetzt in de Gobjes Ausgabe p. 236, 2 — 9). — 3. 11. 12. 14. 18. 19. 
Raudah 183. — 8. 9. Jak 109 b . — 11. 16. 17. 14. 'Iqd i 180. — 16 
bis 20. Yäq. m 718. — 18. 19. 20. 17. Buht. 321. — 18. 19. 'Alfa? 
485. — 1. 'Amäli 169»; Lis. ix 418; Täj v 310 (t**~)', Jauh. 

— 4 Muh. ii 386; Hafpner, Textbeiträge 170. — 8. Jauh. und 
ou%o; Lis. vm 330, xi 242, xn 93; Täj iv 416 0^*0, vi 254, 421; 
Muhit 1277, 2068; \Aini iv 590. — 10. Jäh. 295 b ; Muh. n 387. — 
17. Kämil 12, 1 (anon.); Bayän 1 141; 'Umdah 15 b ; IAtir iv 474 (anon.); 
al-'Askari, Jamharat-al-'amtäl (Kairo) i 89, (Bombay) 33; IDur. 199; 
at-Ta'älibi, Latä'if 17; 'Aini iv 590; Muzh. n 219, 223; Mugni i 218; 

II. 9. 05 Muf. Bc. — 'ß Muf. V. j\>. - 

Muf. V. i^o. — 11. lijl^ Muf. V. Ub^yü. - 12. Muf. V. 

cr J^\. — \SZ*\ Muf. V., Lis., Täj f?lt — Muf. Bc. 

- Muf. B. C&J; Lis. Täj — 14. ^ Muf. V. LS*.- — 
15. JJ& Muf. Bc. ßL. — 16. Muf. V. a}L\. — Muf. V. ß*?. 

1 Die von Ahxwardt angeführten Varianten sind hier nicht wiederholt. Die 
dort zu V. 3 — 5 gegebenen Lesarten aus \Aini iv 590 müssen auf einem Versehen 
beruhn; 'Aini zitiert nur V. 8 und V. 17. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 11 



ad-Dasilqi, Häöiyat alä-l-mugni i 384; Jauh. n 120, 151; Lis. xn 219, 
xiii, 21; Täj vii 209; Mufcit 1973; Bäqir 157. — 18. Lis. xiv 340. — 
19. Tsläh 155 a ; Yäq. i 903; Jauh. n 105; Lis. xh 119, xiv 339; Täj 
vn 10, vni 215. 

?^ Cr? 1 & <3$& * 



S5" 

x0 t>> * $ \*>>^- c^» CT? grj^ O 1 * 1 

c c * ^ c c ' 

(C5 *^ **3J JjwXA^ 4 ££o J~>JO SS ^ ^^Lü*) 

J ^ ^ er? M^* Li 4^i J*i J^* L ^> c^.^ 3 ' 

J,^ J^iS \y!>f. \i 1 3 ^ ^ 

o »f^» rn^ o^)* c$ cy&\ ^4?* 



III. 1. <*^">j Ahlw. <*^> (falsch; vgl. Nöldeke ZDMG. lvii 211); 
'Amäli, Jauh., Lis., Täj s. v. — 3. o^li Si f r V. 

— jä-U Ahlw. Si f r V. — Si € r B. — 4. 
^\p5 Muh. >J ; Hafpner ^ ^5y. — Haffner 

— 6. Ahlw. J-^ (vgl. Nöldeke ZDMG. 1. c). — 8. ^^4^ 
^5^3 Jäh. ^ ^Uä-j. — ^jJ Jauh., Lis. vhi 330 und xn 93, Täj, Muhit 
^J. _ 9. Jäb. LfPu*. — 10. i v J Jäh. c \jS (Hs. cV). — l^JLojt 

Jäh. L^U> 5 \. _ Ji3\ Jät. J^)Ü\; Muh. JA». — 11. J^ Iqd Js?. 

— ^Ji* 'Iqd J^äJI. — 14. c^.Sf\ 5>U do\^ ^ i,r ? 'Iqd 

cr-^». — J^. 'Iqd Jjü. — J^b' Iqd eJÄ^. — 16. ^-o}» Ahlw., 



f^f\onl^ Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



12 R. Guter 



l A 



.^Ji* n 



Jauh. n 268; Lis. xiv 851; Täj vm 221. 



Bubt. 214. 

Sayyid Murtacjä, Gurar wa durar 132. 

L^i^JlS »j^i^ 3 \^[y*3 ^Li.*» L^i^ii IÜa ^UiLii l^j cUjIIs r 

v 

Lis. xvn 315; Täj ix 363. 

Yäq. ÜJji; gi'r B. U^; Iqd US^.. — f \>L\ Yäq. f \^l. — J*}^ 
<Iqd jyk*. — III. 17. JS\ Si'r, IAtir ^\ dJl — 18. 
'Alfa? — 19. \yQkl . . . . • • Ij^Jj! Tsläh, Jauh., Lis., Täj 

. . . • • • (im 'I^läh ist die Lesart unseres Textes 

darübergeschrieben); Öi'r (de Goeje) ■ • • ^>U-»j>; Raucjah *>^-<»>£ 

. . . — JäS\ Raucjah f--*-^; Si'r (de Goejes Text) 
VI. 1. darüber in Gurar — 2. t^J Gurar <*J. 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Beitrage zur Kenntnis altarabischer Dichter. 



13 



A 



Buht. 145. 




VIII 1. Buht. \vxU. 



Übersetzung. 



I. 



Über die typische Phraseologie dieses Fragments vgl. die Ein- 



leitung zu vm. 

1. Und säß ich in festem Haus, die Zugänge wohl verwahrt, 
und rings um mich von den ßanü Nukrah die tapfre Schar, 

2. Und wären bei mir zwei Astrologen und noch ein PfafF, 
und hinge mir Talismane um der Beschwörer gar: 

3. Gewiß, mein Geschick ereilte mich, wo ich immer war, 
von reißendem Leithund zugeführt mir, ganz unfehlbar. 



Die ersten sechszehn Verse dieses Stückes stehen in den Mufad- 
(Jaliyyät; als Grundlage für die Herstellung des Textes habe ich die 
Berliner Handschrift gewählt, die besser ist als die Wiener. Leider 
ist dagegen der darin enthaltene Kommentar des Marzüqi in so 
schlechtem Textzustande, daß ich auf seine Wiedergabe lieber ver : 
ziehte. Das Gedicht ist uns nur in vereinzelten Fragmenten erhalten, 
die von al-Mufa(J(Jal oder seinem Gewährsmanne ziemlich wähl- und 
kritiklos aneinander gereiht sind. Das größte zusammenhängende 
Stück bilden Vers 1 — 10, dem Nasib der Qasidah entstammend und 
scheinbar lückenlos aufeinanderfolgend (vgl. jedoch das weiter unten 
Gesagte). Ob Vers 11 noch dazu gehört, ist mir sehr zweifelhaft, ob- 
wohl scheinbar eine syntaktische Verbindung zwischen ihm und dem 
Vorangehenden besteht. Jedenfalls kann sich Vers 12 nicht so un- 
mittelbar an das Nasib anschließen; es fehlt die Kamelsbeschreibung, 



IL 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



14 R. Geyer. 

von der nur noch Vers 17, der bei al-Mufa<J<Jal nicht vorkommt, 
erhalten ist. Den Schluß der Kamelsbeschreibung und den Übergang 
zu den Lobpreisungen des Gönners muß Vers 1 5 gebildet haben ; 
aus den Lobversen selbst ist nur noch Vers 14 auf uns gekommen. 
Der eigentliche Zweck- und Schlußteil der Qasidah wird durch die 
Verse 12 und 13 eingeleitet worden sein; der Rest ist verloren. Der 
versprengte Vers 16 könnte allenfalls der Midhah angehört haben; 
doch scheint es mir wahrscheinlicher, daß er zwischen Vers 7 und 8 
gehört. Die ideale Rekonstruktion des Gedichtes ergäbe somit diese 
Reihenfolge: Nasib; die Ernüchterung ist eingetreten, der Abschied 
genommen (l), obwohl die Leidenschaft noch bis vor kurzem kein 
Trunk zu stillen vermochte (2), seitdem das Gesinde der Geliebten 
mit ihr aufgebrochen und auf rauhen Wüstenwegen fortgezogen ist 
(3 — 5), umgeben von der Kriegerschar (6) die sie wohl behütet (7), 
während sich ihrer der heldenmütige Führer freundlich annimmt (16). 
Staunen erregt der Zug bei den Leuten und sänftigt den Seelen- 
schmerz eines innerlich Zerrissenen, nämlich des Dichters (8). Nun 
ist das Glitzern der beiden Abteilungen (des Zuges, oder Freund und 
Feind? nur mehr) von ferne sichtbar (9), der Führer lenkt seine 
Schar nach Westen, zum Schrecken der Umwohner (10), und es 
tummeln sich die Reiter im Gefecht (ll), (Lücke: doch fort mit 
diesen Erinnerungen; gar oft schon bin ich ihnen entflohen auf einer 
schnellen Kamelin), die den Kies mit den Beinen durcheinanderwirft 
und zermalmt, wenn der Reiter sie anspornt (17), (Lücke: eine 
Kamelin so und so beschaffen und dem oder jenem Jagdtiere ver- 
gleichbar, die ich anspornte zu höchster Eile), damit sie mich brächte 
zu einem fleckenlosen Ehrenmanne (15) (Lücke: einem Fürsten von 
verschwenderischer Großmut, begabt mit allen Regententugenden), 
dem seine Lehnsleute aufs Wort und bis in den Tod folgen (14) 
(Lücke : dem Horte der Gerechtigkeit, dem kein Bittender ungehört 
naht). Wer bringt diesem Manne, an-Nu'män, die Kunde, daß der 
Stamm 'Usayyid mit übermütigem Gehaben nach unserem Weide- 
lande giert (12), während wir Lukaiz keinen Schacher mit unserem 
Besitz treiben. (13) (Lücke: hilf uns gegen diese nichtswürdigen 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 15 

Rechtsbrecher und Diebe, dieses Gesindel u. s. w. Schluß). Dieser 
Inhalt muß bei knappster Fassung der einzelnen Teile mindestens 
vierzig Verse gefüllt haben ; die Qasldah ist uns also sehr stark ver- 
stümmelt überliefert. 

1. Genesen ist von seiner Knabentorheit das sehnsüchtige Herz 
und eingetreten ist die Trennung vom gesamten Stamme — 

2. und doch hatten die Leidenschaft seines (= meines) Herzens 
nicht zu heilen vermocht in der Morgenfrühe die Tropfen der Wolke 
und der weithergebrachte, geklärte (Wein, im Becher gemischt) — 

3. seitdem die Tragsättel der Dienerinnen ganz früh am Tage ge- 
hoben wurden auf dem Hange des Tals, wo sie beladen worden waren. 

4. Sie durchquerten die Gegend zwischen ar-Rajä und Quräqir, 
während auf ihnen das Gespinst der Luftspiegelung schimmerte, 

5. und schon war an ihnen vorbeigezogen 1 eine mit doppeltem 
Saume (eingefaßte 2 ), hochgelegene, beschwerliche (Heerstraße), auf 
der die Schimmer (der Luftspiegelung) tänzelten, 

6. in einer rostfarbenen Schar, deren Weg zu Surrah zwischen 
al-TJazn und as-Sahl einer geraden Schnur glich, 3 

7. an deren Flanken die Mannschaften die Speere in die Höhe 
hielten, indem sie auf ihren (der Frauen) Spuren wachten und (ihnen) 
hart auf dem Fuße folgten. 

8. Alle Leute sagten: Wohin geht der Zug? und um ihret (der 
Schar) wegen dämpfte den Schmerz der Seele ein (innerlich) Zer- 
rissener (d. h. ich, der Dichter). 

9. Als nun zwischen (uns und) sie ar-Rimt und al-Gadä traten 
und uns der Glanz der beiden Treffen aufblitzend erschien, 4 

1 Wörtlich ,es hatte sie durchzogen* ; nach dem Kommentar des Marzüqi eine 
Inversion des Sinnes für ,sie waren (an dem Wege) vorbeigezogen*. 

* Ähnlich heißt 'Aus ibn Hajar xlix 4 der Weg ^^JoJ^ >der mit den 
zwei Streifen*. 

8 Der Vergleich der Straße mit einer gespannten Leine auch 'Aus ibn Hajar 
xxv 2 und xlix 4. 

4 Nach der Variante in Muf. Bc: «JUS^U ,und sie (die Heerschar) 

daselbst dem (Lager-) Feuer der beiden (feindlichen) Treffen begegnete 1 . Nach 
dieser Lesart würde der Anschluß von Vers 11 an die vorangehenden Verse plau- 



nnn |p Original frorm 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



16 R. Gbybä. 

10. und er (der Anführer) sie westlich von unseren Landstrichen 
abbiegen ließ, während die um uns herum (wohnten) lieber gesehen 
hätten, wenn sie nach Osten gezogen wäre, 

11. da tummelten sich um ihre (der Kriegsschar) Carres die 
Reiter mit den Lanzen, indem sie (ihre Gäule) anspornten von beiden 
Enden von Jadfid 1 her und (dann) wieder abritten. 

12. Wer ists, der dem an-Nu'män die Kunde bringt, daß 'Usayyid 2 
über al-'Ain weg begehrliche Blicke nach as-§afa 3 wirft und dabei 
übermütig singt, 4 

13. daß aber Lukaiz nicht der Mann des Butterschlauchs ist, 5 
seitdem ihre Pilger hinausgezogen sind (aus Minä) und sich (vom 
Stamme?) getrennt haben. 6 

sibler erscheinen. Die Stelle ist übrigens dunkel; der Sinn der Textlesart könnte 
verschieden gefaßt werden: entweder ,als die beiden Treffen (?) der ziehenden 
Schar uns schon so fern waren, daß der Glanz ihrer Waffen uns nur mehr wie ein 
fernes Wetterleuchten erschien', oder ,als uns das Lagerfeuer der beiden feindlichen 
Treffen aufleuchtend sichtbar wurde', wobei der Dichter nunmehr plötzlich selbst 
als Angehöriger der ziehenden Schar aufträte, an sich ein in arabischen Gedichten 
nicht unmöglicher Gedankensprung. 

1 An die zwischen den Stämmen Bakr ibn Wä'il und Minqar ibn Tamim 
spielende Affaire dieses Namens bei IAtir i 456, 'Iqd in 87, 'Ag. xn 152, die Ende 
des VI. Jahrhunderts fällt, ist hier natürlich nicht zu denken. 

2 Über diesen Stamm s. o. S. 4, Anm. 1 und S. 6. Nach der auch von Lis. 
und Täj vertretenen Variante der Wiener Mufa4<jaliyyäthandschrift wäre für 'Usayyid 
einzusetzen ,sein Schwestersohn'. 

8 Nach dem Kommentar des Marzüqi ist mit al-'Ain das bekannte Quellgebiet 
des al-Muhallim in al-Bahrain gemeint; auch a§-Safä wird von den Geographen als 
eine in al-Bahrain liegende Örtlichkeit wiederholt erwähnt. Nach der im bezeich- 
neten Kommentar angeführten Variante hieße es ,daß 'Usayyid trotz (seiner) Jämmer- 
lichkeit begehrlich nach as-Safä schaue'. 

4 Var. nach Lis. und TäJ: ,und Zerstörung anrichtet*. 

5 Das Scholion der Wiener Mufaddaliyyäthandschrift erklärt diesen Halbvers 
mit den Worten ^sru ^r** ^ während es im Kommentar des Marzüqi 
heißt j £x+"*^ 3 *L£Jb p**>y*i\ <^ta <J 

'^J^sU^ danach würde der Dichter die (von den 'Usayyid gestellte?) 

Zumutung an die Lukaiz, sich in Verhandlungen über den strittigen Gegenstand 
einzulassen, mit jenen Worten zurückweisen. 

6 Ich gestehe, daß mir der Sinn dieses Halbverses dunkel geblieben ist. Ich 
habe mich bezüglich der Übersetzung von C^jLZL^ an die Paraphrasierung des 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 17 



14. Er 1 beherrscht die Masse der Leute derart, daß sie, wenn 
ihr Befehl (d. h. sein Befehl an sie 2 ) kommt, ihre Rosse an der Seite 
mitführen und (ihm) auf dem Fuße folgen. 

15. (Ich sporne meine Kamelin an), damit sie mich bringe zu 
einem, der sein Ansehen nie befleckt hat durch eine Treulosigkeit, 
und vor dem heuchlerische Schöntuerei nicht groß werden kann. 8 — 

16. Es führt sie (die Frauen) mit Umsicht 4 ein großmütiger, 
milder (Held), schneidig 5 wie die Schärfe des indischen Stahls, ein 
mächtiges Schwert. 6 



17. Ihre Vorderbeine bewerfen einander mit dem Schotter und 
sie zermalmt ihn mit bräunlichem, knirschendem (Hufschuh), wenn 
der schweigend zu Boden blickende (Reiter) zur Eile antreibt. 



Ungleich besser als bei dem vorhergehenden Stücke ist es um 
den inneren Zusammenhang dieses Gedichtes bestellt; zwar fehlen 
im Anfang einige Verse, der Fortgang des erhaltenen Teils bis zum 
vorletzten Verse ist aber wie es scheint lückenlos und ungestört, was 
freilich die Möglichkeit nicht ausschließt, daß einzelne Verse ausge- 
fallen sind, wie sich aus dem Beispiel des Verses 12 ergibt, den die 
Hauptquelle, die 'Asma'iyyät, nicht hat, und der nur in Ibn Qutaibahs 
Dichterbuch erhalten ist. Die durch seinen Wegfall entstandene 
Lücke ist nicht sehr fühlbar, und so könnte z. B. auch zwischen 
Vers 15 und 16 ein oder mehrere Verse fehlen oder auch nicht. 

Marzüqi gehalten. Soll die Stelle bedeuten: Die 'Usayyid haben den Moment be- 
nützt, in dem die Lukaiz durch die Pilgerschaft eines Teils der Stammesangehörigen 
geschwächt waren, um mit ihren Ansprüchen auf as-Safä hervorzutreten? 

1 Nach Marzüqi wäre damit Lukaiz gemeint mit seinen Bundesgenossen; das 
scheint mir aber fraglich (vgl. die Einleitung zu diesem Gedicht). 

2 So auch nach Marzüqi. 

3 Vgl. die Fußnote zu m 12. 

4 Wörtlich: ,auf ein festes Ziel zu 1 , also zielbewußt. 

5 Eine Veränderung der Textlesart in läge nah, ist aber nicht 
durchaus erforderlich. 

* Var. nach Muf. v. ,ein scharfsinniger'. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVUI. Bd. 2 



III. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



18 R. Geyer. 

Anders steht es mit dem letzten Verse unseres Textes, der in gar 
keinem Zusammenhange mit dem Vorangehendem steht und offenbar 
nur als Marodeur hinterher kommt. Er könnte allenfalls zwischen 
Vers 12 und 13 gehören, wo er die in der dritten Person gehaltene 
Lobpreisung des Gönners fortsetzen könnte; doch ist gar nicht aus- 
geschlossen, daß er überhaupt von jeher den Schluß des Qasidah 
gebildet hat, wozu er seinem Inhalt nach recht gut geeignet wäre; 
nur muß dann zwischen ihm und dem Vorangehenden eine ziemlich 
große Lücke angenommen werden. Im Ganzen läßt sich somit der 
Gedankengang des Gedichtes leicht und deutlich übersehen; er ist 
folgender: (Anfang fehlt: Die Geliebte ist fortgezogen und hat mich 
mit sehnsuchtsvollem Herzen zurückgelassen) ; ich kann nicht schlafen 
vor Kummer (l, 2) (doch weg damit; es gibt ja Mittel dagegen); gar 
oft schon bin ich von einem Gönner zum anderen geritten auf 
schneller Kamelin (3 — 6), die durch die furchtbare Anstrengung zum 
Skelet abgemagert war (7, 8), trotzdem aber unermüdlich weite Weg- 
strecken zurücklegte, von allen Widerwärtigkeiten ungeschreckt (9, 10), 
die nicht rastete, bis sie mich zu dir, Sohn Muljarriqs, der aller Ehren 
voll ist, gebracht hatte (ll, 12); ihr Lahmiden übertrefft ja an Ruhm 
alle Fürsten (13) und insbesondere du bist der Ausbund der Gerechtig- 
keit und Klugheit (14, 15). (Hier wohl eine Lücke; etwa: Wer bringt 
diesem Fürsten die Kunde, daß mir N. N. das und das zugefügt und 
mich überdies noch verläumdet hat?) Soll ein solcher Hurensohn 
einem braven Manne über sein? (16) Wenn ich aber schon leiden 
soll, so will ich lieber durch dich, Lahmide, leiden (als durch solchen 
Kerl) (17). Glaub der Verläumdung nicht und laß mich nicht die 
Sünden von Leuten entgelten, von denen ich mich losgesagt habe 
und mit denen mich nichts verbindet (18 — 20) (Lücke, etwa folgen- 
den Inhalts: drum hilf mir gegen diesen schlechten Kerl, aus ver- 
achtetem Stamme; Schmähungen dieses letzteren; aber ich bin euch 
über, denn ich rufe die Unterstützung des Lahmiden an) und ich 
denke, der weist keinen Bittenden ab (21). Alles in allem genommen 
wird auch dieses Stück ursprünglich nicht unter 35 Verse gezählt 
haben. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur Kenntnis ajutarabischer Dichter. 19 

1. Ich wachte und kein Schlummer beschlich meine Augen — 
wem das begegnet ist, was ich erfahren habe, der kann nicht anders 
als wachen — 

2. Die ganze Nacht kamen die schweifenden Kümmernisse 
immer wieder zu mir, so wie Spukgestalten das Haupt des Ver- 
lassenen umschweben. 

3. Manche eilende (Kamelin) hab ich rennen heißen von einem 
hochgepriesenen 1 (Gönner) zu einem wohlhabenden 2 (Herrn) ohne 
trennendes Zerwürfnis, 8 

4. (eine Kamelin) die aussieht und an deren Steigbügelbunde 
man zu sehen glaubt 4 Schreckbilder von den Umrissen eines an- 
gehängten Katers; 5 

5. Der Schotter des Felsbodens (der infolge des Aufschlagens 
ihrer Hufe) in der Nähe ihrer Beinspalten (durcheinanderwirbelt), 
gleicht den noch unzerkleinerten Splitterabfällen einer mahlenden 
Mühle; 

6. Der Harnfleck gleicht infolge der Bewegung ihrer Hinter- 
backe 6 dem Haarbunde 7 einer Braut oder den Flügeln eines Habichts, 

1 Var. nach Sfr: ,von einem lebensklugen'. 

2 Var. nach Si'r: ,zu einem hochgepriesenen'; nach Ahlw.: ,zu einem einzig 
dastehenden' (?). 

8 d. h. ohne daß ein solches Zerwürfnis die Ursache dieses Wechsels gewesen 
wäre; in der Lesart bei Ahlw. könnte der zweite Halbvers auch so aufgefaßt werden: 
,zu einem tadellosen, mit durchdringendem Versta ide begabten.' 

4 Var. nach L, Muf. B. (Ahlw.), Haffner: , in sieht oder es scheint'; nach 
Muh. ,man könnte sehn, wenn es überhaupt sichtbar wäre'. 

5 t^y* bei Haffner ist aus Muf. xxxv, 7 herübergenommen; über das Bild 
vgl. Nöldeke, Fünf Mo all. n. 34. 

6 Nach Allwardts Lesung: ,der Harnfleck vor ihrer Hinterbacke (vom 
hintenstehenden Beschauer aus gedacht) gleicht etc. ; 

7 Var. nach L (Ahlw.): ,dem Riechbüchschen' ; Nöldeke ZDMO. lvii 211 
möchte diese Lesart der des Textes vorgezogen wissen. Aus seinem eigenen, von 
mir akzeptierten Verbesserungsvorschlage ^yxh (vgl. die vorhergehende Anm.), 
sowie aus dem weiteren Vergleich mit den Habichtsflügeln, geht aber hervor, daß 
es hier auf die Bewegung ankommt, nicht auf den Geruch. Das Wort <^^>« fehlt 
in obiger Bedeutung in den Wörterbüchern; vgl. jedoch ,he bound a turban' 
(Lane); wahrscheinlich haben wir an die herabhängenden, lose flatternden Band- 
enden zu denken. 

2* 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



20 R. Geyer. 

7. und sie ist so abgemagert, daß an ihren Sattelriemen die 
Knopfschlingen des dreifach gedrehten (Gurtes) zusammentreffen, 
die sich vorher nie begegnet waren, 

8. und mein Fuß an der Seite ihres Steigriemens in einer 
Einsenkung gleich der Erdmulde des brütenden Flughuhns Platz 
nimmt; 

9. sie war zum Niederknien (behufs Besteigung) gebracht worden 
in einem Talgrund, in dem der Hahn krähte, und war zur Nacht 
in einer Ebene, arm an Pflanzenwuchs, einer flachen; 1 

10. Da ließ sie sich erschöpft nieder und ließ sich nicht einmal 
von der Hundsbremse aufschrecken, 2 selbst wenn an ihren Gelenken 8 
die Kamellaus 4 hinaufgekrochen wäre. 

11. (Diese Kamelin) lief am Abend und am Morgen, wann immer 
ihr Sattelgurt fest angezogen ward, zu dir, Sohn der Mä' al-Muzn und 
Sohn Muharriqs; 5 

(12. sie ließ mich den erreichen, der seine Ehre niemals durch 
eine Treulosigkeit befleckt hat und vor dem heuchlerische Schmeichelei 
meinerseits nicht groß gezogen werden (= gedeihen) könnte.) 6 

13. Ihr (Lahmiden) übertrefft die Fürsten der Leute an Ruhm 
und Frömmigkeit — ja, der Eimer der Freigebigkeit ist gut zum 
schöpfen infolge des Henkels des Ansehns — 

1 Var. nach Jäh. ,einer schnellen 4 (Kamelin). 
* Var. nach Jäh.: ,ließ sich nicht ermuntern'. 
8 Var. nach Jäh.: ,in ihrer Liegerstatt 4 . 

4 Var. nach Muh.: ,selbst als der Durst durch ihre Gelenke schlich. 4 

5 Über den Artikel in der Variante bei l Iqd. vgl. Rothstein, Lahmiden 48 
und oben S, 4, Anm. 1. Der dort besprochene ähnliche Vers des Hassan ibn Täbit 
cxxxu 6 (Bombay 54, 3; Tunis 67, 18) lautet: 

<$jr=*° C^'i o)-^ S*^ Jk ÄlLs? 

6 Dieser Vers ist eine Doublette zu n 15; der Schluß, daß er darum in dem 
einen oder anderen Gedichte (in welchem, wäre schwer zu sagen) erst nachträglich 
eingeschoben sein müsse, wäre meines Erachtens voreilig. Die phraseologische Aus- 
drucksweise der arabischen Dichter legte solche Reprisen schon einmal gebrauchter 
Wendungen nahe genug und ließ sie gewiß viel weniger armselig erscheinen, als 
wir zu denken geneigt sind. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur Kenntnis alt arabischer Dichter. 21 



14. und du (an-Nu'män) bist die Stütze der guten Sitte; 1 was 
du (einmal) gesagt hast, ist gesagt, 2 und was du als Lüge gebrand- 
markt hast, an dem kann man nicht festhalten: 3 

15. Wenn sie (andere) verzweifeln, so zeigst du guten Mut, 
wenn sie geizen, verschwendest du, und wenn sie sich in einer Sache 
nicht auskennen, dann zeichnest du dich aus und schaffst Klar- 
heit. — 

16. Ist es denn Recht — o du, den kein Fluch treffen möge — 
daß ein Hurensohn mich ohne eine Schuld (meinerseits) mit meinem 
Speichel ersticke? 4 

17. Wenn ich aber schon gefressen werden soll, so sei (wenigstens 
du) der (mir) liebste Fresser; 5 wenn aber nicht, so hilf mir, bevor 
ich zerrissen werde. 

18. Willst du mir die Vergehen von Leuten anrechnen, von 
denen ich mich losgesagt habe? 6 Wenn du mir nicht hilfst vor der 
Flut, muß ich untergehn. 

19. Wenn sie nach der Tihämah gehn, geh ich nach Najd, 
nur um ihnen entgegen zu sein, und lenken sie die Vorderreiter des 
Kriegs nach 'Umän, so ziehe ich ins 'Iräq; 7 

20. Ich bin ihr Schützer nicht und habe mit keinem Brief für 
sie gebürgt, so daß die Bürgschaft (mich etwa irgendwie) hinderte. 8 

21. Meine Meinung von ihm ist die, daß er keine Gunst ver- 
weigert und daß er auch Fernverwandte nicht abweist von sich in 
seiner Residenz. 



1 Var. nach Si*r und f Iqd: ,die Stütze der Leute.* 

2 Var. nach 'Iqd: ,sagen auch wir.* 

3 Var. nach Sfr und 'Iqd: ,kann nicht mehr als wahr gelten.* 

4 Über den Sinn dieser Redensart vgl. Hell, Das Leben des Farazdaq, S. 43. 

5 Var. nach Sfr, 'Aini (Ahlw.) und IAtir: ,so sei du mein Fresser.* 

6 Var. nach \Alfäz: ,von denen du dich losgesagt hast.* 

7 Die Varianten nach Isläh, Jauh., Lis. und Täj drehen den Sinn zur Anrede 
an die, von denen er sich lossagt: ,Wenn ihr nach Tihamah gebt, so gehe ich 
nach Najd u. s. w.* 

8 Der Vers ist ein sehr gewichtiges Zeugnis für die Verbreitung der Schreib- 
kunst im alten Arabien, wenn ein solches überhaupt noch nottut. 




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CORNELL UNIVERSITV 



22 



R. Geyer. 



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ü Q- 



IV. 

In der Wiener Handschrift der Mufa<J<Jaliyyät steht unmittelbar 
vor unserem Gedichte u ein sechszeiliges Stück 1 mit der Überschrift 
J5>«-JJ crf J ü ^5 es lautet (mit einer Ergänzung aus 

*Iqd n 10 und mit Verbesserungen aus al-'Askaris Jamharat-al-'amtäl 
(Kairo) 256, wo aber beidemale von einer allfälligen Autorschaft al- 
Mumazzaqs nicht die Rede ist): 



10 



Wie aus dem dritten Verse dieses Stückes sofort ersichtlich 
ist, beruht die Zuweisung an al-Mumazzaq auf einer Gedanken- 
losigkeit des Sammlers, denn der Dichter bezeichnet sich ausdrücklich 
als Sohn des Haddäq; wir können aber gleichwohl erkennen, wie 
al-Mufa(J<jal zu diesem Irrtum gekommen ist. Der Vers des al- 
Mumazzaq nämlich, den wir in dieser Nummer behandeln, stimmt 



o o 

1 In der Berliner Handschrift fehlt es. 



* c Askari 

8 Muf. V. c^o^. 



4 Im *Iqd lautet der Vera: 



F P- 



bei 'Askari ebenso, nur ^^j\^s. für ^jbjol^G. 

6 Muf. V. SsZJj ^y^Ljy, 'Askari OJl^, U ^ ^J^j 'Iqd: 

6 'Iqd 



' 'Iqd ^JUl. 



Der Doppelreim an dieser unverdächtigen Stelle ist sehr merkwürdig. 



9 Muf. V. j^lji). 



10 Die Reihenfolge der Verse in 'Iqd ist: 1. 4. 5. 6. 3. 7.; bei 'Askari: 1. 4. 3. 7. 2. 

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1 1 Diaiized bv f^^nl^ Original froni 



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Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 23 

nicht nur im Metrum und Reimwort, sondern auch im allgemeinen 
Inhalt mit dem sechsten Verse des Yazid ibn Haddaq überein und 
dürfte zu jener Verwechslung Anlaß gegeben haben, umsomehr als 
er der einzige ist, den das Interesse der Philologen aus jener Qa§idah 
al-Mumazzaq's uns erhalten hat. 

,Dann rufen sie um meinetwillen die Leute zusammen und 
waschen mit Kreuzdornöl und Wasser meinen Leib und meine Wirbel- 
knochen/ 

V. 

1. Sag nicht ja', wenn du im Ernste es nicht willst, 
daß zum guten Ende das Versprochne führ'; 

2. Hast du ja' einmal gesagt, dann knüpf die Tat 
gleich ans Wort : gebrochnes Wort ist Schande dir. 

VI. 

Diese beiden Verse werden vom Sayyid Murtadä in den Ghirar 
mit dem Bemerken zitiert, daß sie auch dem Mu'aqqir zugeschrieben 
würden. Dieser Dichter, der über die Affaire von Jabalah mehrere 
Lieder gedichtet hat ('Ag. x37ff.) heißt mit vollem Namen Sufyän 
ibn 'Aus ibn IJimär ibn al-Mu'aqqir al-Bäriqi und muß nach allem zu 
schließen Zeitgenosse des r Amr ibn Hind gewesen sein. Es ist mir 
nicht gelungen, unter den von ihm erhaltenen Liedern oder Einzel- 
versen solche mit Reim und Metrum des hier behandelten Stückes 
zu linden; die Frage nach dessen Echtheit muß sonach offen bleiben. 
Die beiden Verse bilden den Beginn einer Qasidah; formell merk- 
würdig ist das wenn auch nicht streng reimende, so doch engstens 
gleichtönende Ende der ersten Hälfte des zweiten Verses. Inhaltlich 
interessant wäre der Anklang an die faustischen ,zwei Seelen', in 
demselben Vers, wenn nicht aller Grund zu der Annahme vorhanden 
wäre, daß diese ^ULü ganz materiell als , Hauch' — allerdings von 
Nachtgespenstern — aufzufassen seien. 

1. Wer (hilft nun) einem Auge, 1 das seine Entzündung krank ge- 
macht und seine Sorgen nach dem Einschlafen wieder aufgeweckt haben ? 

1 Var. ,einer Seele*. 



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24 



R. Geyer. 



2. Die ganze Nacht durch haben ihm zwei Seelen (?) seine 
Sorgen immer weiter ausgesponnen; 1 die eine mahnte es zur Geduld,* 
die andere machte ihm Vorwürfe. 8 



Sie sitzen auf ihren Weibersätteln mit langen Stirn- und Seiten- 
locken. 



Dieses Stück ist wie das I. einem Abschnitte der Hamasah von 
al-Bubturi entnommen, der zeigen will, wie die Unabwendbarkeit des 
Schicksals von verschiedenen Dichtern behandelt worden ist. Für 
uns ist diese Zusammenstellung deswegen von Wert, weil in einigen 
der zitierten Gedichte sich in der Behandlung des bezeichneten 
Gegenstandes eine fast wörtliche Übereinstimmung zeigt, die weit 
über bloße dichterische Nachahmung hinausgeht und zu der Annahme 
eines vielfach wiederholten litterarischen Diebstahls verleiten müßte, 
wenn wir nicht wüßten, daß sich in der altarabischen Poesie gewisse 
Bilder und Gedankenverbindungen in bestimmte typische Redewen- 
dungen einzukleiden pflegten, die mit leichten individuellen Variationen 
zu den verschiedensten Zeiten immer wiederkehren, sobald der Dichter 
den betreffenden Gegenstand berührt. 4 An der hier nach al-Buhturi 
gemachten Zusammenstellung solcher Stücke, die das oben angege- 
bene Thema betreffen, kann man ersehen, wie wenig sich im Wesent- 
lichen der hier gebrauchte Typus im Lauf der Zeit geändert hat. 
Merkwürdigerweise spielt der Stamm des al-Mummazzaq, 'Abd-al-Qais, 
in dieser Zusammenstellung eine besondere Rolle, denn außer unserem 
Dichter sind hier noch zwei 'Abditen vertreten, während die drei 
übrigen Stellen Dichtern aus verschiedenen anderen Stämmen ange- 
hören. Es zeigt sich auch, daß die vier Stellen der drei 'Abditen 
untereinander eine größere wörtliche Übereinstimmung zeigen, als 

1 Ua für üLt. 

2 Oder ,wollte es besänftigen*. 
8 Oder ,erregte es'. 

4 Vgl. Goldziher, ZDMG xlvi 43. 



VII. 



VIII. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 



25 



mit denen der fremden Dichter und als diese unter sich. Man könnte 
dadurch auf den Gedanken gebracht werden, daß die bestimmte 
Wendung und Einkleidung des Bildes eine Art von Stammeseigentum 
der r Abd-al-Qais gebildet habe. Ob etwa al-Mummazzaq der Schöpfer 
dieser Form gewesen ist, entzieht sich natürlich unserer Kenntnis. 

Die von al-Buhturi neben den beiden Stücken al-Mumazzaqs 
zitierten Stellen sind folgende: 



Diese beiden Stellen 'abditischer Dichter stimmen wie man sieht 
fast wörtlich mit den beiden Stücken i und vm von al-Mumazzaq 

1 Die Stelle ist schon in alter Zeit in den Diwän des 'Aus ibn Hajar auf- 
genommen worden; die Vorlage des as-Suyüti enthielt sie, denn er führt zu den 
beiden Versen eine ausdrücklich aus dem Kommentar des Diwäns 'Aus ibn Hajar 
entnommene Stelle an (vgl. meine Ausgabe S. 57 und die Fußnote zu xxm 10 
und 11 der Übersetzung). Auch Bakri 432 nennt 'Aus als Dichter. In der Quelle 
des 'Abkäriyüs, der er das betreffende Gedicht des 'Aus für seine Ausgabe der 
Jamharah entnommen hat (vgl. 'Aus ibn Hajar S. 57), fehlten aber bezeichnender- 
weise die beiden Verse. Von den Varianten bei 'Aus gegen den obigen Text sei 
hier hervorgehoben: ^IjJ^i. 'Aus ^L^jj; S^ot 3 'Aus ( w i^\^; v_ajIä^ \Aus 
t^Juls Über die südarabische Burg Gumdän vgl. D. H. Müller, Siidar. 

Studien 1 8 ff . und 17 f. Die abessinische Wache am Tore von Raimän erwähnt 
auch al-'A r §ä in einer Yäq. 11 889, 2 angeführten Stelle, die vielleicht durch Ver- 
wechselung den Anlaß zu der Variante nach 'Aus xxm 10 gegeben hat; doch ist 
es auffallend, daß Raimän, das ausdrücklich als eine Burg im Gebiete der *Abd-al- 
Qais erwähnt wird (Wüstenfeld, Reg. z. d. gen. Tab. 30) in den Versen des 'Abditen 
durch das südarabische Gumdän ersetzt ist. Ich gebe hier noch den Versuch einer 
metrischen Übersetzung der Verse des Ta'labah: 



TVlabah ibn IJazn al-'Abdi: 1 





Und säß in Gumdän ich auch, an des Toren Wache steht 
die Schar der Athiopen und ein schwarzfellger Kettenhund, 
Gewiß, mein Geschick ereilte mich, wo ich immer bin, 
in Eile geführt zu mir von spürkundgem Vorstehhund. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



26 R. Geyer. 

überein; dagegen fassen die folgenden Zitate den gleichen Gedanken 
in andere Formen, die phraseologisch gleichwohl mit jener zusammen- 
gehören. 

'Ämir (ibn al-Majnün 1 ) al-Jarmi: 

4>j — >> *&* c£* J** 

Al-Muhabbal as-Sa'di:* 

l Ä^liL ^J*> £51* 

'Abu Du'aib: 

Wie man sieht, steigert sich in allen diesen Stellen die Festigkeit 
und Sicherheit des Zufluchtsortes; während bei al Mumazzaq und 
Ta'labah als solcher einfach ein festes Haus, dann ein bestimmtes 
Schloß genannt wird, nennen der anonyme 'Abdit und 'Amir hohe 
Gebirge; al-Muhabbal nimmt das Schloß al-Musaqqar und versetzt es 
auf ein solches Gebirg, 'Abu Du'aib endlich steigt gar bis zur Sonne 
empor. Nun die Übersetzung unseres Stückes: 

1. Und verweilt' ich in Gumdän und hielte mich dort versteckt 
und es wäre jeglicher Zugang dort vermacht mit Lehm, 

1 Vgl. 'Ag. in 17. 

8 Vgl. Muf. (Thorb.) xi 35-39. 



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Jlsii^ ^jjl di^S^I ^ ^3 



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Beiträge zur Kenntnis alt arabischer Dichter. 27 

2. Und ich hätte dort nach Belieben auch einen guten Trunk 
und der Speisen gnug, so erreicht der Tod mich trotz alledem. 1 



Nachträge zu Ma c n ibn 'Aus. 
(Band xvn, Seite 246 ff. dieser Zeitschrift.) 

Die folgenden Notizen und Verbesserungen zu meiner Studie 
über Man ibn 'Aus, die den ersten Teil dieser , Beiträge' bildet, sind 
mir von den Herren de Goeje (G.), Goldzieher (Go.) und Nöldeke(N.) 
zur Verfügung gestellt worden, wofür ich ihnen herzlichen Dank sage. 
Nöldeke hat übrigens selbst eine Rezension der ScHWARz'schen Aus- 
gabe Z.f. A. xvn. 274 — 280 veröffentlicht, auf die ich in meiner Studie 
nicht mehr reflektieren konnte. 

Fragm. I. 1. ,Da e-^lä (Reimwort) meines Erachtens nur No- 
minativ sein kann als zu (das sonst in der Luft stände) 
— fy^oll ij^l£> ist ja der, welcher einen Riß abschließt — V. 2 
aber ^ULsüb nur Genitiv sein kann, so lese ich <J^*Uo und Jl^ULaJb' 
(N.). — ,Man erwartet <-^*l£>. Vielleicht v-^Uo: a^l^HJ wie die 
Grammatiker sagen' (G.). — 2. 1. (N. G.). 

II. ,1 und % sind von V. 3 zu trennen. V. 3 ist offenbar wieder 
Anfang eines Gedichts' (N.). — 4. 1. (Gr.). — 5. jV iJJ\ ist 

grammatisch nicht möglich, da sein Attribut indeterminiert ist. 
('Ag.) wird hier = j^^l <-*^ „das erste Grün" sein; s. 'Asraa'i 
Wuhuä 20 f.< (N.) — 1. UL^i* (Hai-Akkusativ) (G.). 

HI. 3. ,Sehr interessiert mich ; das muß wohl ein Ver- 

sammlungsplatz für die Totenklage gewesen sein' (Go.). — 6. 1. "^i 
Druckf. für ^1 (Go.). 

V. 5. 1. (N.) - 1. JA\ (GO- 

1 Bei v. Hammer, Litter atur geschickte der Araber iv 790: 
Wenn ich in Gomdän säß, und alle Spalten 

Verklebet wären fest mit festem Thon, 
Und hätte ich des Weins so viel ich wünschte 
So würde führen mich der Tod davon. 



t\r\Ci\& Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



28 



R. Geyer. 



VI. ,Da V. 3 als Reimwort nur ^\ ,der Kamelsattel' paßt, so 
ist auch Jy und zu lesen, ^y als Frauenname wäre auch kaum 
denkbar. Ein Name ^y ist mir freilich auch nicht bekannt. Es 
könnte für ^y stehn. Aber das vi> ist ja nicht sicher, ^y* ist viel- 
leicht in der üblichen Bedeutung „Sandwehn". würde ich auf 
die Haare beziehen: „auf dem Kopfe flogen die Haare zur Seite und 
er war voll Staub". Doch kann jy* auch ein Plural sein. Sicher bin 
ich des Verses nicht. Aber das >L halte ich fest/ (N.) Ich hatte 

mit Schwarz p. 13, Nr. 5 als ,Kopfbund' gefaßt; allein die Gründe, 

9 9 . 9 ' 

die Nöldeke für jyc anführt, entscheiden auch für ,der Kamel- 

, 9 

sattel'. Der Frauenname in V. 1 wird dann mit Ma'ähid ^y zu lesen 
sein, womit alle Schwierigkeiten gelöst sind. 

VII. 2. L o^ 1 (G.). — 4. US l\ L 3\ (G.). — 5. L >ß$ (N. G.). 
IX. 1. 1. ü!^ (N. G.). — 2. 1. -j-In SliS (N.). 

XI. 2. L ;U^" 61 (N.). 

XII. 2, Druckfehler für ^1 j (G.). 

XIII. 8, Druckfehler für L^i4-^> (N.). — ,10. scheint mir nur 
U»*M ly£ möglich. Die zweite Vershälfte verstehe ich nicht. Zu 
J4-U° im eigentlichen Sinne vgl. das Scholion zu ßlut. xvi 9. kann 
nur auf U*aJI gehn. Aber ich komme doch nicht zu einem klaren 
Sinn' (N.). 

XV. 1. Druckfehler für J&> (G.). — 2. 1. Ojitj (N. G.). — 
3. 1. (G.). — (N. G.). — 4. L »J^Ii (N. G.). — (G.). 

XIX. 2. 1. Uü!^ 3 (N. G.). — 3. üi^ (N. G.). — 4. L™> LL 1. 
LU^-i (N.); Ü^,LÜ^ (G.). — 5. 1. ^JU (N. G.). — 6. 1. li^jlÄ (N. 
G.). — 7. 1. (G.). — L ^'44. o T (G.). — 8. L Viliäi 

(N. G.). 

Diwan IV. 3. (S. 263) hat aber der Kommentator und 

scheint mir unbedingt richtig' (G.). Ich halte die Lesung auch nicht 
für unrichtig, sondern bezweifle nur trotz der Angabe des Kom- 
mentars die Nötigung zu einer Änderung des handschriftlichen Vers- 
textes. Diskrepanzen zwischen Text und Kommentar finden sich in 
arabischen Werken häufig genug. — 4. ,Nein, ist richtig. Ihr 
Bauch hat noch keine Schwangerschaft gekannt' (G.). Meine Auf- 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur Kenntnis altarabischer Dichter. 29 

fassung dagegen ist: ihr Bauch hat noch keine Schwangerschaft ge- 
zeigt. — ,13, muß lJ^* gelesen werden. £*^J\ ist poetischer 
Ausdruck für v gl- z - B. Lis. xrv 97. Der Kommentator hat 

richtig tryap* (G.). — Note * ( S - 264 ) : > Es ist einfach zu 
lesen; so hat man ein Kämil und einen guten Sinn' (G.). — 26. Weitere 
Belege für den Gebrauch der Peitsche hat Goldziher zu IJut. vn 20 
zusammengestellt. 

VI. 7. (S. 265.) ,Ich vermute, daß der Text ^H^^l? hatte, was 
der Kommentator durch <*-^ <^yb erklärte. In Ihrer Erklärung müßte 
ji* = j**- 3 ' sein' (G.). 

XL 28. (S. 266.) ist meines Erachtens die richtige Lesart, 

hat hier die Bedeutung ,der Meinung sein' (GK). 

XXI. 12. (S. 268.) ,Wenn man <_^4» ■ •• uÄ- liest > ist > 

meine ich, allea richtig' (Gr.). 



Crir\a\p Original from 

CORNELL UNIVERSITY 



Eine äthiopische Zaubergebetrolle im Museum der 

Stadt Wels. 



Von 



N. Rhodokanakis. 



An das Orientalische Institut der Universität in Wien gelangte 
im Oktober 1903 von der Stadtgemeindevorstehung Wels eine 
Pergamentrolle, über deren Bedeutung und etwaigen wissenschaft- 
lichen Wert Mitteilungen erbeten wurden. Diese Pergamentrolle, 
welche dem Museum jener Stadt zugewendet worden ist, hat sich 
in einem dortigen Bürgershause befunden; doch blieb ihre weitere 
Provenienz unbekannt. Mein verehrter Lehrer, Herr Hofr. Prof. 
D. H. Müller, überließ mir das zu bestimmende Objekt zur Unter- 
suchung und Berichterstattung. Da sich die Pergamentrolle als eine 
äthiopische Zaubergebetrolle zu erkennen gab, die neben einem 
regelrechten Hokuspokus zaub er auch eine strophisch gegliederte 
Hymne (ftii9 a ) enthielt, glaubte ich über dieses Schriftstück auch 
öffentlich berichten zu dürfen, umsomehr, als die Hymne zwar 
nach einer anderen Vorlage schon von E. A.W. Budge in seiner 
trefflichen Ausgabe von Lady Meux' Mss. 2 — 5 1 herausgegeben und 
übersetzt worden, 2 der Wels er Text aber um zwei Strophen 8 länger 
ist und auch sonst manche Variante bietet, die das Text Verständnis 
fördern kann. 

Äußerlich läßt sich diese Pergamentrolle folgendermaßen be- 
schreiben und bestimmen. Breite: 6*5 cm; Höhe: 61*8 cm. Oben in 

1 Im Folgenden abgekürzt: LM. 

* Äthiopischer Text: p. 109 Col. a (in); Übersetzung p. 217. 

8 Vgl. weiter unten, p. 37, Strophe 6 und 7, die in LM fehlen. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Eine äthiopische Zaübergebetrollb etc. 31 

unglaublich roher farbiger Zeichnung (hellgelb, hellroth, schwarz) 
ein Engel 1 mit ausgebreitetem Flügelpaar, in der Rechten das ge- 
zückte Schwert hoch haltend. 2 Für den äthiopischen Zeichner 
charakteristisch ist die Stellung der sandalenbekleideten Füße, an 
denen durch schwarze Striche Riemen angedeutet werden; es sind 
nämlich beide nach Einer Richtung, und zwar nach rechts (vom 
Beschauer) gewendet. 3 Oben ist das Bild eingerahmt von zwei 
Reihen offener Augen, sechs in der ersten, sieben in der zweiten 
Reihe, als Symbol der Wachsamkeit gegen böse Geister; 4 unten 
durch das in äthiopischen Handschriftenminiaturen immer wieder- 
kehrende Flechtornament, 6 das in den Farben der Zeichnung ge- 
halten ist. Darunter folgt in 91 Zeilen der Text. Dieser zerfallt in 
zwei Teile; die ersten 49 Zeilen 6 nimmt das eigentliche Zauber- 
gebet in Anspruch, während der Rest 7 auf den Hymnus kommt. 
Das Ganze ist unten durch ein weiteres Ornament abgeschlossen: 
drei fast quadratische Rechtecke mit doppelt gezogenen Diagonalen, 
um deren Kreuzungspunkte sich je ein Vierblatt mit je einem 
schwarzen Kern in der Mitte jedes Blattes lagert. 

Über das Wesen der äthiop. Zaubergebete und den Zweck 
der nicht eben seltenen Zauberrollen, von denen eine uns hier vor- 
liegt, findet man in Ludolp's Historia Aethiopica, Buch in, Kap. iv g. E., 
ferner in LM (2 — 5), p. l ff. der Einleitung manches Interessante. Wie 
verbreitet unter den Äthiopen solcher Hokuspokus war und wie 
sehr wir leider berechtigt sind, ihm in der äthiop. Literatur den 
Rang einer sehr gesuchten Ware einzuräumen, zeigt ein Blick auf 
die Indizes der gedruckten Handschriftenkataloge. Übersetzbar 
ist in solchen Zaubersprüchen das Wenigste, weshalb ich im 

1 Wohl Phänü'el, dem der Hymnus gilt; vgl. weiter unten p. 34 ff. 

2 Vgl. Strophe 4 p. 36. 

3 Vgl. die Miniaturen im Codex aethiop. Vindob. 21, fol. 58 v , 84 v , I07 v . 

4 Vgl. den Hymnus an den 0"Afrh s Ib^O» im Cod. aeth. Vind. 12, 
fol. 121 r und v . 

5 Vgl. Lady Meux' Ms. N r 1, p. xxi f. und xxxvn. 

6 Zeile 1—4 rot. 

7 Zeile 49 Mitte— 52 Mitte rot. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



32 N. Khodokanakis. 

Folgenden bloß den Text des Welser Zaubergebetes in der Ur- 
schrift mitteile und die Übersetzung der wenigen Sätze, die einen 
Sinn geben, in die Anmerkungen verweise. Das Gebet selbst be- 
zweckte die Fesselung böser Geister, 1 vor welchen unsere 
Rolle, wie wir später sehen werden, eine Frau schützen sollte. 

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1 vgl lm, P . los, i: XAHh i aht-fr i «7AAC • hP?? ' 

* In der Vorlage: °?AAC» 

4 Im Namen Gottes, des Lichts. Zur Fesselung des Satans wirksame Namen; 
dessen Name ist : 

6 Er wird zertrümmert. 

6 0°tl QG »ach Dillmann WB. s. v.: instrumentum quo ossa franguntur. 
Vgl. auch LM, p. 109 der Texte, vi, Anfang. 

7 ^>jx? Vgl. = im Cod. aeth.Vind. 7, fol. 5*. 
1 HA A// od. £A£A (?) Welche(r) selbst hervorgesprudelt ist (?). 

9 In der Vorlage ist f KftC sechsmal ausgeschrieben; ich habe die Wieder- 
holungszahl unbedenklich in 7 verändert; vgl. weiter unten Note 11. 

10 In der Vorlage achtmal. Vgl. die vorangehende und folgende Note. 

" In der Vorlage f h^R und JR^fc+Ä" * bezw. J& ; h Ä J+Ä' s siebenmal 
ausgeschrieben. 

12 Vielleicht 0>ffAU*fl~)h zu lesen? Vgl. weiter unten Note 15 und LM, 
p. Li der Einl. unten. Möglich wäre auch: IO|JArhW"'lh ss 
18 Vorlage: fl>H+IP<D£ s 

15 Er fesselt (siebenmal), er wird gefesselt (siebenmal), er bindet (siebenmal), 
er wird gebunden (siebenmal) dieser Dämon des Erzes (vgl. LM, Einl. p. li) und 
des Feuerglühenden (? vgl. oben N. 12). Alle meine Wünsche (1. Ö»¥4»^1*f »?), 



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Eine äthiopische Zaubergebetrolle etc. 33 

<»nc^ • h a a.?° • n^A i Aiä- 4 » -f-fc fic 5 « tu a*£*> » tu A«fc£*j • 

£A 6 1 m* • Ji ft^-th - Ah*» • fr» 1 ? Mi » AÄA^HC • [Äfl>-A] 7 • Ii?* » 

10 • A»fl • C&f-J -fl df-t ■■ ■■ fl^ »fc f°Ah « n A.A A ia « Kfl«*» « 
hXrK • n-M • A 9°h ■ fc£"i[V] • Ah«*»*»! i /////// 13 



das Verborgene und das Verhüllte, wird uns offenkundig enthüllt durch die Kraft 
dieser deiner Namen. 

1 Vgl. +4 , Hfr in LM, p. 109, N* vi der äth. Texte. 

* 'l'flfl* a sprechet? 

8 Name eines Dämons. Vgl. Cod. aeth. Vind. 7, fol. 34 v , 43 r , 48 v , ferner LM, 
p. 108, N r i, unten u. ö. bald flCj? *, bald ({" i geschrieben; im Cod. Vind. stets 
fl 1 ' 5 ( v gl- 'flG^A 8 nomen Satanae bei Dillmaan s. v.?). 

5 f* g iiiC S d. h. Du Barjä, welcher . . . und du B., der finstere, durch das 
Wort des Einzigen (Gottes?) fesselst du . . . [1. ^'th/iC s ?] 

6 fl££Ai 

7 Fehlt in der Vorlage. Eventuell: ft£"V} * 

8 Durch die Kraft dieser deiner Namen, wie du den Lazarus auferweckt 
hast, [so heile] diesen Leib und diese Seele. 

12 Vgl LM, 111 oben: Alf fr • tl^9° * flÄA^ (sie) : £Crh * 
70 s £*flA° (sie): und Cod. aeth. Vind. 7, fol. 49^: (DIR. : H¥JW° * ÜJfA 

« <tcy i <D&-m •S.^'flA-A ' Cfcf- s -fllM* 1 AÄ* * Ü^P ' fc? 

Ah s flA./'A s etc. Und (er), dessen Gesicht, voran (eig. gestirnt) ist in der 
Finsternis, (nämlich) der Teufel, fürchtete und erschrak, als er sah den Ein- 
gebornen mit dem Leibe (?) Gottes in der Unterwelt . . . (?). 

18 In der Vorlage steht: (D AA* un ^ über dem flft^ 1 **", womit in der- 
selben Zeile der Hymnus beginnt, nochmals: AA S Die Rolle selbst schließt: 
0*AA [ s ] At4*Afft^ doch könnte die erste Gruppe in der letzten Zeile de s 
Pergaments auch 0?AA ' oder: 0)})A : gelesen werden. Ist vielleicht: 0>A*f* s 
K4*AtA^ 8 (Tochter der Kirche) der Name der Frau zu lesen, welcher diese 
Zauberrolle gehörte? Die letzten Worte dürften bedeuten: ,Da er sie erlöst hat 
[sc. Christus diese Frau, wie die Menschheit überhaupt, durch seinen Abstieg in 
den Hades, vgl. Note 12], so erlöse kraft dieses deines Namens deine Magd NN.' 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVUI. Bd. 3 



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34 N. Rhodokanakis. 

Wichtiger als dieser erste Teil der Welser Zauberrolle ist für 
uns die an das eigentliche Zaubergebet sich anschließende Hymne 
an den Engel Phänü'el. 1 Sie gehört jener bekannten, 2 innerhalb 
der äthiopischen Literatur ganz eigenartigen poetischen Gattung an, 
deren genaue Durchforschung manchen Aufschluß über die Quellen, 
den Ursprung und die Entwicklung der äthiopischen Literatur geben 
dürfte, indem sich vielleicht gerade in dieser Dichtungsart unter 
allerlei fremdem Einschlag 3 das altsemitische Urgewebe wird auf- 
zeigen lassen. Wie stark auch diese Literaturgattung in Äthiopien 
verbreitet war, 4 mag uns wieder ein Blick auf die Indizes der ver- 
schiedenen Handschriftenkataloge zeigen. Auch der Bestand der 
Wiener k. k. Hofbibliothek an äthiopischen Handschriften, 5 die ich 
zur Herstellung eines catalogue raisonnö einer genauen Durch- 
sicht unterzogen habe, erwies sich als in dieser Hinsicht sehr reich- 
haltig. Wie in fast allen Handschriften, so sind auch auf unserer 
Pergamentrolle die durch den von Strophe zu Strophe wechselnden 
Reim und durch Kehrverse gesicherten Stichen und Strophen 
graphisch nicht abgeteilt. In sorgfältiger geschriebenen Manu- 
skripten ist aber die Interpunktion nach den einzelnen Versen be- 
sonders markiert und der Beginn der Strophe rot geschrieben. In 
unserer Rolle fehlen auch diese Merkmale. 



1 Vgl. eine Hymne an denselben, die jedoch, nach dem Anfangsvers zu 
schließen, mit der unseren nicht identisch sein dürfte, in W. Wright's Katalog 
äth. Hss. N r 189, 24; ferner Cat. cod. mss. or. qui in M. Britt. ass. in, Dillmann, 
Cod. aeth. N r 74, p. 60, Col. 2 oben; und im Buch Henoch, Cap. 40, 9; 54, 6; 71, 8. 

3 Schon Lüdolp hat im in. Buche seiner Historia aethiopica (Cap. in zu 
Anfang) einige A^y-Strophen mitgeteilt. Vgl. auch A. Dillmann's Chrest. Aeth. 
p. xm f. und p. 136 c) 147 d). 

8 Vgl. auch K. Fries, Weddäse Märjäm, 1892, Einl. 5 ff. 

4 Vgl. oben p. 31. 

6 Vgl. F. Müller in ZDMG. xvi, 553 ff. 
6 In unserer Hymne zu drei Versen. 



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Eine äthiopische Zaubergebetrolle etc. 
dkm* : JWI ■ OHD AÄ" * (DOD-i&h : : g Jt^Ah > 1 



35 



i i. A[A]^] 2 *Ah'A'i£,:rt£^^ 

2 X\<*> r Ju£A[+<P£-]fc 5 ' (Wh hA » £ift,h. 6 * 

3 AlPJ&'HHlUtU" 

IL l. rtA? 5 Ali rt^K Ä^tF^ 7 - M^PÄ * rf^M 8 * ÄÖ^Ä « 

3. fcA<n>*M+«^AKh 11 s , WA' 
III. l. ÄÄ^ : Äh * rt£"l V + * ÄJtÄ- * Ad A.f ' 

1. 1 LM, p. 109, Col a: ÄAHh * flfc?-f- ^J5? s ID^ft^ : [:] 
0AA« s 0>t%P*} [*] flG^ :s 2 Das eckig Eingeklammerte fehlt in meiner Vorlage. 
8 LM hPltt 4 LM Ö9°ÖCih » 6 LM A^hhÄ" * Doch vgl. Strophe n, 
Vers 2. 6 LM £}AlJ* s 

II 7 LM add. 4-WbA«' 8 LM hJF ?? t&m&i 9 LM Ph+h+Rfh* 
frflKs 10 Vorlage: H^T" As 11 Vorlage: I^A^h » LM h9°*iYl* 

— - Übersetzung. 
I. 1. Heil dir, Phänü'el, der du die Teufel vertreibst vom 
Palaste Gottes weg, 

2. Damit sie nickt anklagen die Menschen, welche be- 
reuen 

3. Jeder seine Schuld. 

II. 1. Heil dir (Phänuel 1 ), Vertreibei der Dämonen vor 

dem Antlitz des erhabenen Schöpfers, 

2. Damit sie nicht anklagen die Menschen 1 mit ver- 
derbenbringender Rede: 

3. Da du der Engel der Gnade bist. 

III. 1. Heil dir! Vertreib' die Teufel von mir weg, 1 
1 Beachte die Responsionen. ^V^/b A s ist nach LM ergänzt. 




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36 



N. Rhodokanakis. 



in. 2. }»'7H.^ 1 >4->-h,[A]' ; h7-U>A^M s >K/|0»"flf> 

3. «^-n^^rt-fl^ 3 » ♦ [f i] 



3. £y-A.A'^ÄMi ,0 i^i 



V. l. AAy , 'Ah'4.*.Ä,A» ö inC» ; |->irC1-'i*» 4 i , J& 11 'AdA.f » 

2. nw-v ; h li! sÄA.? wls sÄ.je,cTM u »iflf 16 » 



III. 1 LM Ji^lfl,?» « * Vorlage: A*f*<J*.R\? » LM liest diesen und den 
folgenden Vers: A^Ä^ * Yltl<*> * « - 7-flC+ » Aflfc ■ JbA • ^T-A 
ti"t*d*!t?ti 5: eine Dittographie, die sich aus Vers 2 erklärt. 8 Hier fährt die Vorlage 
unmittelbar mit Strophe iv fort; doch zeigt der fehlende Reim, daß etwas ausgefallen ist. 
LM kann zur Ergänzung nicht herangezogen werden; vgl. die vorangehende Note. 

IV. 4 Fehlt in LM, wo Strophe v vor iv steht. 8 Ergänzt nach LM; die 
Vorlage hat etwa: % (?). 6 Vorlage: s 7 LM: tn>fi'b< p t : 8 Vorlage mit 
Dittographie: fl^fl : 0Cf « LM: fl£<ß : ITlH ' das ich mit der leichten 
Änderung von "FhH s in *HrH * ev. s akzeptiere. 9 LM: fl"? s 
10 Vorlage: tfDA'Jh * LM: a»Afr<£/Tl : 

V. 11 Vorlage: ^UC-f' A?£« LM: "MC I ^C+A V£ » 12 LM: 
flWti 18 LM:0A.y°-' 14 Vorlage: ÄJ&CH* 16 LM: /u£CTH 7P0f « 



III. 2. Herr, Phänü'el, wachsam zur Hilfeleistung, da meinetwegen 
3. Das Werk der Menschwerdung (?) 1 

IV. 1. Heil dir! Dein Schwert [o Herr] zücke über meinen 

Feind Mastemä. 3 

2. Der mit bekümmernder Krankheit Sorge schafft; 

3. O Phänuel, Engel des dritten Himmels. 3 

V. 1. Heil dir! Phänö'el wirke das schöne Wunder an mir: 
2. Mit dunkler Lanze 4 durchbohre meine Seite nicht 



1 Budge übersetzt: ,for the Constitution of man is in me 4 (*7*fl^*f* 2 |V0?1 : ) 

3 Vgl. Dillmann, WB. 275. 

4 Zum ,Speer 4 vgl. LM, p. lviii der Einleitung sub N r vi. Metallarbeiter 
galten und gelten als Zauberer. Vgl. Vers 3. 



C*nr\n\c> Original from 

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Eine äthiopische Zaubergebetrolle etc. 



37 



V. 3. UhlVtt'UTxWM' 

VI. 1 l. (i<[9° i Ah • Ml9°tl ■ iü -(l : AAÄ'flrh- 2 ■ A-fl ■ 

2. £w£ A i *7flC ■ tf-A- 1 AA+ 1 

VII. » 1. h^>i 3 sHAA 4 :OI^^Ä-73i 5 :p«lPi 

a- 44- Jk A ■ fcA"° ■ flX<H*b i ■ Jth-r ■ 

VIII. i. 44^Ä« kTffh i hü> i oh Am, ■ fflWfc» 

2. (iaa^ i fcnAh- ■ nn A-n* ■ A-n 1 * ■ 7 



VI. 1 Fehlt in LM. 8 Vorlage: AAX*flfJ- « 

VIII 7 Vorlage: flflA^lh > A'fl^ LM: (MAd'fl ■ Ah'flK * 8 Vorlage: 
WAfc* LM: 9 Vorlage: +AC^ « 



V. 3. Derjenige, der (sie) für mich hat schmieden lassen. 

VI. 1. Heil dir; deinem Namen geben wir jeden Morgen Lob; 

2. Phänu'el, wirk' an jedem Tage 

3. Hilfe und Erlösung! 

VII. 1. Rette mich stets und verlaß mich nicht heute; 

2. Phänu'el, da durch dein Gebet erlöst wird der Schwache 

3. Und durch [deine] Heilung der Kranke gesundet. 

VIII. 1. u. 3. O Phänuel, sowie Petrus zum Priester des Innersten 



und Äußeren eingesetzt worden ist/ 
2. u. 3. So vergib mir, wenn ich im Tage siebenmal siebzig- 
mal gesündigt habe. 2 



1 Wahrscheinlich: des Himmels und der Erde. Vgl. Matth. 16, 18 f. 
8 Vgl. Matth. 18, 22. 




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38 N. Rhodokanakis. Eine äthiopische Zaubergebetrolle etc. 



Der Schluß der Rolle lautet: 

hh9°lYi ■ ■ K£"W ■ h9°Ofr » ffA ■ ? Cfl i • 

Ob JfA 1 richtig ist, bezw. was dafür einzusetzen sei, weiß ich 
nicht; vielleicht: > vor dem (bösen) Auge des Feindes*. Ich 

finde jedoch auch LM 109, m oben: Ä£}04Aj HO, vm: h£} s JF4 

(auch ffA^T. 1 109 > IV unten) und h£}d4' Hl, Col. n, Zeile 3. 
Das folgende Wort könnte 7Cfl» oder ^Gfl* sein; vielleicht für: 
Odü* 5 verschrieben; vgl. Cod. aeth. Vind. 7, fol. 6 T f.: tl*Y(J* ,< P^*#K I 

öfi*}Qth* e te' 1 D as nächste Wort möchte ich vermutungsweise 
ffl/WlPI' 2 lesen; die drei letzten Buchstaben sind wenigstens 
sicher. Zum Namen der Frau: fl> ♦ ♦ j h^t^tlf » vgl. oben p. 33, 
Note 13. Unterhalb des abschließenden Ornamentes 8 ist zweimal das 
Wort h*t*Ml? ( r °t) geschrieben; darunter in derselben Farbe ein 
Zauberzeichen schwach sichtbar: 



Was endlich das Alter der hier besprochenen Rolle betrifft, 
so läßt der gänzlich verschliffene Schriftduktus 4 kein höheres Alter 
als etwa 100 bis 200 Jahre vermuten; im günstigsten Fall stammt 
sie aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

1 Siehe auch LM, p. lii der Einleitung. 

2 Vgl. Mark. 5, 9; Luk. 8, 30. Ferner LM 109, vn, 4 unten: AT.JP*t" und 
Cod. aeth. Vind. 7, fol. 37*, 48* MJPl* 

8 Vgl. p. 31. 

4 Vgl. Wright's Katalog, Preface, x f. 





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Literary Studies on the Sanskrit NoveL 



By 



Louis H. Gray. 



1. The Sanskrit Novel and the Arabian Nights. 

The indebtedness of the Arabian Nights to Persian literature is 
universally acknowledged. Yet in their turn the Persian tales came 
from the South of the Himalayas, for the birthland of the novelette, 
as of the fable, was India. In such collections as the Sanskrit Pan- 
chatantra and the Pali Jatakas we find many a tale under the guise 
of moral and religious doctrine. The short story itself is set in a 
less ethical frame. The seventy facetious Tales of a Parrot and the 
twenty -five Stories of the Demon prepare the way for Somadeva's 
collection of novelettes in verse, the Kathasaritsagara, or "The Ocean 
of the Streams of Story", The importance of all these works has 
long been recognized, but there is a class of literature of no less 
value to the student of fiction which has riot yet received the attention 
which it merits. I refer to the Sanskrit novel, which forms in the 
literature of India as distinct a genre as do the Ephesiaca of Xenophon 
of Ephesus in Greece, Boccaccio's Decameron in Italy, or the Euphues 
of Lyly in England. It is not my purpose here to characterize the 
Sanskrit novel; that I must reserve for the introduction to my forth- 
coming translation of the Vasavadatta of Subandhu, the chief romance 
of India which has not yet been translated into an Occidental tongue. 
Even in this novel, differing totally in style and spirit from the 
Arabian Nights, there are a number of parallels with the Book of 




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40 Louis H. Gray, 

the Thousand Nights and One. Night. These points of resemblance, 
however, are far less numerous than in the piquant and delightfully 
unethical romancero picaresco of India, the Da9akumaracharita, or 
"Adventares of the Ten Princes", written by Dandin in the sixth 
Century. For an outline of the story and an estimate of its author 
I may refer most conveniently to the translation of the work by 
Johann Jakob Meyer (Leipzig, 1902), and for my citations from the 
Arabian Nights to the masterly version made by John Payne for 
the Villon Society (13 volumes, London, 1882 — 1885). 

Bana's romance, the Kadambari, translated by Miss C. M. Ridding 
(London, 1896) also furnishes a number of analogues, and the same 
author's historical novel, the Harshacharita, translated by Cowell 
and Thomas (London, 1897), must be considered, while the Vasava- 
datta is cited from my own unpublished translation, with reference 
likewise to the outline given by Hall in the preface to his edition 
of the novel (Calcutta, 1859). Since the Sanskrit novel is far anterior 
to the Arabian Nights, the Indian Situation may be presented first, 
and in the order of events one may perhaps most easily trace an 
imaginary love affair from its beginning to its perfection. 

Love is not infrequently the result of a dream, before which 
the enamoured individual has been indifferent to or even averse from 
the charms of the opposite sex. Upon this foundation is built the 
entire structure of Subhandu's Vasavadatta. In this novel the hero, 
Kandarpaketu, has a dream of a marvellous creature, whose attract- 
iveness is outlined in a brief sentence of some one hundred and 
twenty lines. The princess in her turn, hitherto indifferent to men, 
is effectually converted by her dream of the prince (Vasavadatta, 
ed.ViDYASAGARA, Calcutta, 1894, pp. 29—36, 78 — 97, Hall, pp. 54—67, 
149 — 151). In the Arabian Nights in like manner, in the story of 
Mesrour and Zein el Mawasif, the love of the merchant for the wife 
of the Jew Springs from a vision of his sleep (Vol. vm, l). Closely 
akin to this Convention is the sudden glimpse, when awakened from 
sleep, of a maiden bought by some supernatural agency and as 
suddenly withdrawn. This occurs in one of the prettiest episodes of 



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LlTERARY StüDIES ON THE SANSKRIT NoVEL. 41 

the Adventures of the Ten Princes, the story of Pramati. The prince, 
while sleeping in the forest, awakens to find that he has been trans- 
ported to a palace-roof, where he sees the charming princess of 
Qravasti, Navamalika, lying in slumber. As he bends over her, she 
awakens and beholds him, and from the union of their glances Springs 
love. At this instant sleep again lays hold of him, and when he 
is awakened, he finds himself once more in the forest. There then 
appears to him his mother, a fairy, who had recognized him at the 
expiration of a curse which had been laid upon her, but fearing to 
have him remain alone in the forest, had left him for safety at the 
palace, while she went to attend a festival of the god Qiva (Meyer, 
pp. 276 — 281). To this story a striking analogue is furnished by 
the tale of Kemerezzeman and Budour, one of £he most famous of 
all the stories of the Arabian Nights. The Prince Kemerezzeman, 
who had read and heard too much of the perfidy of womankind, 
and had refused to marry, was imprisoned by his father in a tower. 
In this turret dwelt one of the believing Afrits, named Maimouneh, 
who beheld his beauty and boasted of it to an accursed Afrit, 
Dehnesh. He, however, declared that the princess of Cathay, the 
Lady Budour, who had in like manner refused to marry and had 
been imprisoned by her father, was far more beautiful than Kemer- 
ezzeman. To decide the controversy, Dehnesh transported the 
princess to the tower while still asleep. Even then neither they nor 
the Afrit Keshkesh, whom they called in as arbiter, could decide. 
Keshkesh then suggested "that we wake each of them in turn, without 
the other's knowledge, and whichever is more enamoured of the 
other shall be held the lesser in beauty and grace". This advice 
was followed, and the prince was awakened to behold the princess, 
but was plunged almost at once back into sleep, while the princess 
in her turn was allowed to see the prince, after which she was 
immediately borne away to Cathay by Dehnesh and Keshkesh, who 
had decided in favor of Kemerezzeman. The love which results from 
this meeting of the prince and the princess forms the basis of the 
romance which follows in the Nights (Vol. m, pp. 108 — 124). It is 



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42 



Louis H. Gray. 



also noteworthy that the exchange of rings, which plays so prominent 
a part in the history of Kemerezzeman and Budour, takes place also 
in the story of Apaharavarman in the Da9akumaracharita, who 
exchanges his ring for that of the sleeping princess Ambalika 
(Meyer, p. 241). 

When love has once been aroused, its messenger is frequently 
a bird. This is especially true in India, where the röle of the parrot 
or of the maina is an important one. In the Seventy Tales of a 
Parrot the bird, by telling stories to a would-be flirtatious wife and 
demanding how she would solve the final Situation of each novelette, 
contrives to keep her faithful until her husband's return. On the 
other hand, in Sanskrit literature the house parrot occasionally reveals 
secrets in an embarrassing fashion quite parallel to the conventional 
enfant terrible of the Occident. To the reader of the Arabian Nights 
the dependance on the parrot as a recorder of marital fidelity is 
familiär from the story of The Merchant's Wife and the Parrot (Vol. v, 
pp. 265 — 266). As a bearer of love-tidings the parrot in the Vasa- 
vadatta, returning late at night and questioned by his wife, who 
suspects a flirtation, teils in Kandarpaketu's hearing the story of 
the love of the princess for the prince whom she has seen only in 
her dream (Vasavadatta, pp. 57 — 85, Hall, pp. 109 — 163). In the 
Kadambari a learned parrot, Vai9ampayana, who had been a man 
in a previous incarnation narrates practically the entire romance 
(Ridding, pp. 16 — 205). The part played by birds in love-intrigues 
in the Arabian Nights is far less important. There is, however, a 
pretty instance in the story of Uns el Wujoud and the Vizier's 
Daughter, Rose-In-Bud. The maiden, who had been carried by her 
parents to the Mount of the Bereaved Mother, which lay in the Sea 
of Treasures, to prevent her union with her lover, Uns el Wujoud, 
has all the birds of the island captured and caged, and laments of 
her love before them. After she has escaped, Uns el Wujoud comes 
in his wanderings to the Mount of the Bereaved Mother, and seeing 
his sorrow, a turtle-dove, a ring-dove, a mocking bird, a nightingale, 
and a wood-pigeon in turn teil him of the fidelity of his love toward 




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LlTERARY StüDIBS ON THE SANSKRIT NoVEL. 43 

him (Vol. tv, pp. 185 — 191). Of more frequent Service than birds 
to convey love messages are letters which are carried by some con- 
fidante. Thus, in the Vasavadatta, as the parrot finishes his story, 
Tamalika, the friend of the princess arrives and presents the lover 
with a letter from Vasavadatta revealing her love for him (p. 85, 
Hall, pp. 163 — 164). As the letter is but a brief one, Tamalika gives 
the enraptured prince, in answer to his eager questions, an account 
of the princess which consumes the entire day (p. 86, Hall, p. 164). 
In like manner, in the story of the Marriage of Avantisundari in 
the Da9akumaracharita, Balachandrika, the confidante of the princess, 
saves the life of her mistress, who is dying of the fever of love, by 
conveying a tender letter to her lover, the prince Rajavahana, who 
is himself equally near death, as he bemoans his sorrow to his friend 
Pushpodbhava (Meyer, pp. 189 — 190). To enumerate the love letters 
and the kind Services of the go-betweens in the Arabian Nights 
would be a long task. It will be sufficient to refer to the story, 
already cited, of Uns el Wujoud, in which the nurse of the vizier's 
daughter conveys to the prince for her mistress a letter which could 
not possibly leave him in doubt as to her sentiments, after which 
the nurse completes her kindness by bearing an equally ardent 
epistle from Uns el Wujoud to Rose-In-Bud (Vol. iv, pp. 175 — 178). 

If the art of poetry is invoked in letters of love, the art of 
painting is not ignored in the portrayal of the beloved object. Vasa- 
vadatta, awaking from her dream, immediately paints the likeness 
of Kandarpaketu (p. 85, Hall, p. 162). In the Adventures of the 
Ten Princes, Apaharavarman draws the portrait of his love, the 
princess Ambalika, and sends it to her with a poetic message, 
while, to win the affection of the queen Kalpasundari, the wife of 
the usurper Vikatavarman, the prince Upaharavarman sends her his 
portrait, with which she falls in love, thus enabling her suitor to 
overthrow the tyrant (Meyer, pp. 240, 248). Similarly Pramati per- 
ceives that the princess Navamalika loves him when he sees the 
picture of himself which she had painted and given to her confidante 
to serve the girl as the means of identification in her search for 



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44 



Louis H. Gray. 



Pramati and so to bring her lover to her. When the prince receives 
this portrait, he very appropriately paints on the back of the picture 
the scene of his first meeting with Navaraalika on the palace-roof 
at Qravasti (ib., pp. 283—284). Even more potent was the picture 
which caused the blackguard Kalahakanthaka to essay the honor of 
Nitambavati, the wife of a raerchant of Ujain (ib., pp. 309 — 310). 

He goes to Ujain in the guise of a religious mendicant and, 
through a go-between, informs Nitambavati that he can reraove froin 
their household the curse of childlessness resulting from a spell laid 
upon her husband, if she will come to the cemetery by night and 
rest her foot for an instant in his hand. Confiding in his supposed 
holiness, she does so, whereupon Kalahakanthaka seizes the oppor- 
tunity to snatch off her anklet and to wound her slightly in the leg. 
She flees in terror, and in the morning the blackguard offers the 
anklet for sale to her husband in order to arouse his suspicions 
against his wife. He teils the merchant, moreover, that a few nights 
before he had seen a female demon draging off a half burned corpse. 
To save the dead body he had attacked the ghoul, had torn off one 
of her anklets and thrust his knife in her leg. Nitambavati is, 
accordingly, fastened to a stake in the cemetery and left to perish. 
There she remains until she yields to the repeated solicitations of 
Kalahakanthaka (ib., pp. 310 — 313). This story, which a Puritanical 
mind might perhaps regard as slightly deficient in ethical teachings, 
finds an almost exact parallel in the tale of The Goldsmith and the 
Cashmere Singing-Girl in the Arabian Nights. In this version the 
goldsmith falls in love with a picture painted on the wall of the 
house of one of his friends. Discovering at length that the original 
of the painting is a fair singing-girl belonging to the vizier of 
Cashmere, and journeying to India, he learns that the king casts 
all accused of sorcery into a pit outside the city, and there leaves 
them to perish. The goldsmith, accordingly, effects an entrance into 
the vizier's house, finds the girl, wounds her slightly, steals her 
jewels, and withdraws. The next day he offers the king the box 
of jewels, claiming that they had been dropped by a witch who had 




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Literart Stüdibs on the Sanskrit Novel. 45 

attacked him and whom he had wounded with his knife. When the 
investigations show that the je weis have belonged to the singing-girl 
of the vizier, and she is found to be wounded, she is throwü into 
the pit, whereupon the triumphant goldsmith rescues her and makes 
off with her to Persia (Vol. v, pp. 289 — 293). There are a number 
of other stories in the Arabian Nights in which love is caused or 
furthered by portraits. Among them may be mentioned the histories 
of Prince Seif el Mulouk and the Princess Bediya el Jemal (Vol. vn, 
pp. 70 — 74), Ibrahim and Jemileh (Vol. ix, pp. 23—27), The King's 
Son Who Fell in Love with the Picture (Vol. x, pp. 256—260), 
and El Abbas and the King's Daughter of Baghdad (Vol. xn, 
pp. 60 — 62). A further development of the de vice of the picture is 
introduced in the Arabian Nights in the two stories of Taj el Mulouk 
and the Princess Dunya and of Ardeshir and Heyat en Nufous. In 
both these novelettes the cruelty of the princess toward her lover 
is changed to pity by painting on her palace walls the fidelity of 
the pigeon to his mate who dies that she may live (Vol. n, pp. 287 — 
290, Vol. vi, pp. 329 — 341). It is also noteworthy that there are 
instances in the Arabian Nights of love inspired by description alone, 
without the aid either of dream or of picture. An example of this 
is found in the words of Jemileh to Ibrahim: "When I heard that 
there was in the land of Egypt a youth than whom there was no 
goodlier on the face of the earth, I feil in love with thee by report 
and my heart became enamoured of thee" (Vol. ix, p. 39), while a 
burlesque of the theme is found in the account of the Schoolmaster 
Who Fell in Love by Report (Vol. iv, pp. 255—256). 

Among the means of gaining access to one's love, the entrance 
of the lover into the harem disguised as a woman receives special 
emphasis. In the Adventures of the Ten Princes Pramati is introduced 
into gynaeceum of king Dharmavardhana as the daughter of an old 
ßrahman, who pretends that this alleged daughter is betrothed to a 
young Brahman Student at Ujain (Meyer, pp. 285 — 287), and by a 
like device Pushpodbhava finds a way to his beloved Balachandrika 
(ib. 177 — 178). In a similar manner in the Arabian Nights prince 



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Taj el Mulouk comes, through the kindness of an old beldam, to 
the apartments of the princess Dunya, and so also the prince Merzewan 
is enabled to comfort his foster-sister, the princess Budour, in her 
love-longing for prince Kemerezzeman (Vol. n, pp. 292 — 293, Vol. in, 
p. 138). The same device brings the prince Ardeshir to his love, 
Heyet en Nufous, and in the story of Nimeh ben er Rebya and 
Num his Slave-Girl the disguise of Nimeh is so perfect as to deceive 
the Khalif himself, whose slave-girl Nam was (Vol. vi, pp. 348 — 351, 
Vol. in, pp. 237—245). 

A parallel of interest between the Sanskrit novel and the 
Arabian Nights is the discovery of one's beloved either in a cavern 
or in the lower world. In the ad venture of Arthapala in the Da9a- 
kumaracharita the prince, while undermining the Castle of the usurper 
Sinhaghosha, comes upon a subterranean Chamber in which, together 
with her attendant women, is the fair princess Manikarnika, who 
had been confined here by the tyrant for twelve years, destined by 
the forgetful monarch to a marriage in Opposition to her mother's 
wish, who had intended her for Arthapala himself. The prince then 
slays Sinhaghosha, rescues the distressed maiden and marries her 
(Meyer, pp. 273 — 275). A Situation somewhat analogous, but with 
an unhappy ending, is found in the well known story of the Second 
Calender in the Arabian Nights. In this tale the prince, reduced to 
poverty, finds a cave, within which is immured a princess, the mistress 
of the Afrit Jerjis ben Rejmous. The prince, however, becoming 
intoxicated, kicks a talisman, thus summoning the Afrit, who cru- 
elly murders his mistress and turns the prince into an ape (Vol. i, 
pp. 99 — 100). An interesting variant of this theme is a meeting with 
a maiden whose dwelling is in the lower world. In the Adventures 
of the Ten Princes the Brahman Matanga, accompanied by prince 
Rajavahana, descends, in ans wer to a revelation from Qiva, into Patala, 
where the Nagas or serpent-folk dwell. By the direction of the god, 
he enters a cavern on a river bank, finds a copperplate edict, which 
contains directions for certain magical ceremonies, and in this way 
reaches the lower world. There a beautiful serpent maiden meets him, 




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and teils him that she has been destined by fate, so a holy ascetic 
had told her, to marry a young Brahman who should reign with 
her over all Patala. Matanga joyfully weds the princess Kalindi, and 
the pair live together happily ever afterwards (Meyer, pp. 164 — 166). 
To this story there is a certain analogue in the history of the Queen 
of the Serpents in the Arabian Nights, in which the young Hasib 
Kerimeddin, being left by his companions to die in a honey-pit, 
makes his way through a crevice, and finally coraes to a vast Under- 
ground region of great magnificence, wherein is a golden throne 
surrounded by twelve thousand chairs of surpassing richness. He 
seats himself upon the throne and falls asleep, being awakened by 
the entry of a multitude of great serpents, "none knoweth their 
number save God the Most High. After awhile, there came a serpent 
as big as a mule, bearing on its back a charger of gold, wherein 
lay another serpent, that shone like crystal and whose face was as 
that of a woman". This is the queen of the serpents, Yumeleika, 
who receives Hasib most kindly and narrates to him inany marvellous 
histories. At the end of two years he returns to the earth, where 
he becomes, by the ordinance of fate, the cause of the death of the 
serpent queen, so that the denouement contrasts sharply with the 
happy ending in the Adventures of the Ten Princes (Vol. v, pp. 55—57, 
137—144). 

In the story of the Queen of the Serpents Hasib, by drinking 
the second rising of scum of the broth of the slaughtered queen, 
gained supernatural sight (Vol. v, pp. 145 — 146). This is akin to 
the notion of the magic eye-salve. Of this there is a mention in the 
Da9akumaracharita in the story of Pushpodbhava, where the hero 
by this means perceives treasure hidden beneath the earth (Meyer, 
p. 174). In like manner in the story of Jouder and his Brothers in 
the Arabian Nights there is an accoünt of a magic kohl pot, whose 
contents, applied to the eyes, enable one to see all the treasurcs of 
the world (Vol. vi, p. 11). 

Finally, a parallel may be noted between a passage in the 
Single historical novel of India, the Harshacharita of Bana, to which 




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attention has already been called by Cowell and Thomas in their 
translation of the romance (p. 193). Here it is said that "Kakavarna, 
being curious of marvels, was carried away no one knows whither 
on a artificial aerial car raade by a Yavana condemned to death". 
This recalls at once the fanious episode in the Arabian Nights of 
the enchanted horse, which is too well known to require more than 
a niention (Vol. iv, pp. 143 — 174). In Subandhu's novel, likewise, 
Kandarpaketu bears his beloved Vasavadatta, destined by her father 
for a loveless mariage, from Kusumapura to the distant Vindhya 
mountains on his magic steed Manojava (p. 125, Hall, p. 241). 

2. The Sanskrit Novel and the Sanskrit Drama. 

Hetween the novel and the drama of India there are certain 
points of affinity, although the dramatized novel had not invaded 
the Hindu stage. This similarity is, to a certain extent, inevitable, 
for the novel and the drama inay, from one point of view, be regarded 
as representing the written and spoken aspeets respectively of tictional 
thought. Certain points, therefore, the two must have in common. 
Disregarding purely stylistic similarities, we may touch briefly upon 
a few of the resemblances in Situation, some of which have already 
been noted by Lkvi in his Theatre Indien, pp. 204 — 205, n. 42. Here 
we find certain parallels, which we have already seen existing between 
the Sanskrit novel and the Arabian Nights, connecting the Hindu 
romance with the Hindu stage. In both pictures, letters, and the 
confidante of the heroine play an important part. For instances of 
these in the novel it will be sufficient to refer to the examples already 
cited. The picture-motif occurs in the drama, for instance, in the 
first act of the Viddhayalabhanjika, in the sixth act of the Qakuntala 
of Kalidasa, where the king paints the portrait of his love; in the 
second act of the Ratnavali, assigned to Harsha, in which Sagarika 
paints kingVatsa's portrait, while her confidante, Susamgata roguishly 
adds to it Sagarika's own likeness, thus rcvealing to his wife, Queen 
Vasavadatta, her husband's flirtation; and in the first act of Kalidasa's 




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Liter ar y Studies on the Sanskrit Novel. 

Malavikagnimitra, which narrates how the king, Agnimitra, had f 
in love with a picture of Malavika, which he had seen by chs 
Perhaps the best known instance of the use of love letters 011 
Hindu stage is found in the third act of the Qakuntala, in whicl 
nymph writes on a leaf a stanza expressing her devotion to the 1 
and a similar Situation is found in the second act of Raja9ekh 
Karpuramanjari. The same device is employed in Kalidasa's V 
morvagi, in the second act of which Urva9i, being invisible, w 
a letter on bark and drops it before the king. In every play 
heroine has a girl friend or group of girl friends who serve as 
confidante or confidantes. In like manner, the hero has, in al 
every case, his confidential friend. In the drama this friend, whal 
the rank of the hero, is a Brahman, known as the Vidushaka. 
character, who is the buffoon of the Hindu stage, has his anal 
in the novel. Here the confidant of the hero is usually a Brahi 
although he has no comic characteristics, and speaks only Sans 
while the vidushaka, as is well known, speaks a Prakrit di* 
This confidant in the novel, like the servus currens of Latin com 
to whora unavailing efforts have been made to compare the vidusl: 
aids the hero in all his intrigues. Of this character are the Brat 
Vidye9vara, the friend of Rajavahana, and the merchant's son Dl 
mitra, the friend of Apaharavarman, in the Dagakuinaracharita (Mj 
pp. 191, 226), Kampinjala, the Brahman comrade of Pundarik 
the Kadambari (Ridding, pp. 115 — 132), and Makaranda, the conf 
of Kandarpaketu, in the Vasavadatta. The role of the Buddhist 
is a familiär one in Hindu literature, where she might be te 
euphemistically a match-maker. She thus appears in the Adven 
of the Ten Princes as aiding Apaharavarman to meet the a< 
Kamamanjari (Meyer, p. 227), Ratnavati to regain her husband 
bhadra (ib., pp. 306 — 308), and it is she who proposes to Kalah 
thaka the scheme whereby he wins Nitambavati (ib., pp. 310— 
In Bhavabhuti's drama Malatimadhava the Buddhist nun Kama 
invents a plan by which she brings about the union of the ] 
Madhava and Malati. (See further Levi, p. 214.) Less frequent ; 

Wiener Zeitschr. f. d. Knnde d. Morgenl. XVIU. Bd. 4 



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of resemblance between the drama and the novel are the devices of 
dreams and birds, whose occurrence in the Sanskrit romance has 
been noted above. In the drama the dreara is found in the first act 
of the Viddha9alabhanjikaof Raja9ekhara, where king Vidyadharamalla, 
like Kandarpaketu in Subandhu's novel, sees toward dawn the figure 
of an unknown maiden with whom he falls in love, and with whom 
he is at last united. In somewhat similar fashion king Chandrapala, 
having already become enamored of a young girl, has a vision of 
his love which increases his passion, as he narrates to the vidushaka 
in the third act of the Karpuramanjari, also composed by Raja9ekhara. 
A striking dramatic parallel with the kindly bird of the Vasavadatta 
is found in the second act of the Ratnavali, assigned to Harsha, 
where a parrot, by repeating the conversation of Sagarika, a maiden 
of unknown origin, with her confidante Susamgata, reveals to the 
enamored king Vatsa the welcome knowledge that his love is reciproc- 
ated. A further parallel which deserves notice is the device of a 
serpent's bite, either pretended or real, in order to escape danger. 
In the fourth act of Kalidasa's Malavikagnimitra the king implores 
the vidushaka Gautama to help him regain his beloved Malavika, 
who has been imprisoned by his jealous queen. Gautama pretends 
to have been bitten by a snake, and entreats the queen to let him 
have her signet-ring, which is marked with a serpent, to eure his 
wound by sympathetic magic. Thus obtaining the signet of the queen. 
he easily secures Malavika's release. Similar in motif is the trick by 
which Arthapala, in the Adventures of the Ten Princes, frees his father 
Kamapala from execution by dropping a serpent on him. The snake 
bites the condemned man, who falls unconscious, his death prevented 
only by his son's knowledge of the serpent-charmers' arts, and is borne 
to his home, where he is happily restored to life (Meyer, pp. 268 — 272). 

A curious similarity between the novel and the drama is the 
use of burglary as a literary theme. In the Adventures of the Ten 
Princes a band of thieves break into the apartment of the king of 
Lata (Meyer, p. 169), while the prince Apaharavarman sets out to 
rob a house, bearing with him a sword, a serpent-shaped shovel, a 




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LlTERARY StüDIES ON THE SANSKRIT NoVEL. 51 

small musical instrument (to make sure that no one in the house 

was awake), a pair of pincers, a wooden man's head (thrust into the 

room to receive any possible blow instead of the thief s own pate), 

some magic powder and a magic wick, a rope and a grappling iron, 

and a box of bees (to be let loose in the room to put out the light 

by Aying into it). By the help of all these paraphernalia, Apahara- 

varraan is a great success as a thief (ib., pp. 217 — 218). This 

inevitably suggests one of the most amusing scenes in all the Sanskrit 

drama, the burglary committed by the Brahman Qarvilaka in the 

third act of the Mricchakatika. Qarvilaka desires above all things 

to be a scientific thief, and he meditates long and earnestly oh the 

shape and size of a hole to be broken through burned brick, making 

his measurements with his own Brahmanical cord. He also has his 

wooden head and insects to fan out the lamp. Thus, aided by Maitreya, 

the vidushaka of the play, who talks of the hidden treasure in his 

sleep, Qarvilaka also manages to carry off a respectable sum. 

The use of magic is an interesting point which both the forms 

of literature we are considering have in common. The fifth and 

sixth acts of the Malatimadhava, perhaps the most ghastly in all 

the Hindu drama, where the terrible worship of Kali almost wins 

her human sacrifice which is wrenched from her only by the kindly 

Buddhist nun Kamandaki, find only a Suggestion in the black magic 

described by the blackguard Kalahakanthaka to the king to accuse 

Nitambavati of witchcraft and so to win her for his own (Meyer, 

p. 312). On the other hand, both the drama and the novel know the 

use of magic for kindly purposes. In the Da9akumaracharita the 

magician Vidye9vara, in order to wed Prince Rajavahana to the 

princess Avantisundari, performs rites before king Manasara which 

cause great serpents to appear and monstrous vultures to snatch 

them away. He then represents by his magic power the rending of 

Hiranyaka^pu by the man-lion Vishnu. To complete the function 

Vidye9vara proposes to marry a maiden who resembles the princess 

to a young prince. The king, whose eyes are first annointed with 

a magic salve, readily consents, and thus, while all think that the 

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marriage, like what has gone before, is but a phantom, Rajavahana 
and Avantisundari are united by the resourceful Brahman (Meyer, 
pp. 193—194). A similar Situation is found in the fourth act of the 
Ratnavali, in which Sagarika is loved by king Vatsa, and is therefore 
an object of jealousy to his wife Vasavadatta, who has imprisoned 
the girl. To the king's aid comes a magician, who by his art causes 
visions of the gods to be seen. At this instant messengers enter, who 
reveal the fact that Sagarika, whose parentage has thus far been 
unknown, is in reality the princess Ratnavali, and the queen relents. 
Again the magician waves his bunch of peacock feathers, and the 
entire palace is in flames. Vatsa in terror plunges into the burning 
building and brings the fainting Sagarika forth in his arms. Then 
the flame disappears, and all is as it had been, except that the king 
may now be united with his love, for the burning palace also was 
but magic. 

Such episodes as those just mentioned show an approach to 
more tragic situations. It is a well known canon that death scenes 
are not permitted on the Hindu stage. The same rule holds in the 
novel, excepting in the romance of roguery, which defies more 
Conventions than those of the rhetoricians. Yet we have examples 
of a death both in the novel and the drama, although it must be 
noted in most cases there is a speedy restoration to life. In Bana's 
Kadambari we find the deaths of Pundarika and Chandrapida describ- 
ed (Ridding, pp. 129, 193), in both cases ultimately followed by 
reincarnation. On the other hand, in the same author's Harshacharita, 
the death of Prabhakaravardhana, Harsha's father, is described without 
a subsequent revivification (Cowell and Thomas, pp. 139 — 145, 
155 — 156). As a parallel we have in the fifth act of the remarkable 
Buddhist drama, also assigned to Harsha, the Nagananda, the self- 
sacrifice of Jimutavahana to the bird Garuda to save the serpent 
race, of whose number Garuda daily devours one. The nobility of 
this deed converts the bird, but Jimutavahana lies dead until the 
goddess Gauri appears. She brings the prince to life, and under 
the shower of ambrosia which she causes to fall all the serpents 



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which Garuda had slain live once more and are no longer harassed 
by their ancient foe. 

As a final parallel between the drama and the novel may be 
cited the curse of a wrathful sage, which condemns a goddess to 
descend to earth. In the Harshacharita the deity Sarasvati is cursed 
by a saint named Durvasas because she had smiled at him when 
he, beside himself with anger in an argument with another ascetic, 
had made a discord in singing a Saman. He condemns her to dwell 
on earth despite the appeals of gods and saints. Only Brahma himself 
can modify the curse, which he decrees shall end when she beholds 
the face of her child born of a mortal father (Cowell and Thomas, 
pp. 4 — 9, 29). This suggests at once the prologue to the third act 
of Kalidasa's Vikramorvagi. Here it is related how the celestial 
nymph Urva9i, while acting in a drama before the god Indra, with 
her thoughts fixed on her lover had spoken in one of her lines his 
name, Pururavas, instead of Purushottama, as her text required. For 
this she had been condemned by the heavenly stage-manager, Bharata, 
to wander on the earth, but Indra had mitigated the curse, granting 
he© permission to dwell with her lover, king Pururavas, until he 
should see a child which she should bear him. In the following 
act of the same play, Urva9i, still half-bewildered by Bharata's 
curse, and momentarily piqued by unfounded jealousy of Puru- 
ravas, enters the grove of the war-god Kumara, where no woman 
may set foot. There she is immediately turned into a creeping 
plant, while the king frantically seeks her everywhere, until he 
finds a magic stone of reunion which guides him to his love, and at 
his touch the creeper becomes once more his Urvayi. This same 
motif is employed in Subandhu's novel. Awaking from sleep, 
Kandarpaketu finds Vasavadatta no longer beside him, for she had 
left him to gather fruit to stay his hunger. She too had unawares 
entered a holy grove, and had been changed into a stone statue by 
the angry ascetic who dwelt there. Perceiving the evil he had wrought 
upon the innocent, however, he soon limited the duration of his 
curse so that it should last only until her lover's hand should 




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touch her. Meanwhile Kandarpaketu, in despair at his fruitless search 



the sky that he sliould at last be reunited with his love. Finally 
in his wanderings, after many months, he finds the statue, and in 
his embrace Vasavadatta awakens to life and happiness (Hall, 
Introd., pp. 40 — 43). 

Whether the drama in India actually influenced the novel is a 
question which with our present material it would be hard to answer, 
yet such an influence is at least among the possibilities, and it is 
interesting to see two forms of literature so closely related in modern 
times suggesting one another in ancient India. 



The doctrine of reincarnation, one of the cardinal features of 
the religions of India, naturally enters into the construction of the 
novel. It forms the basis of the framework of the Buddhist Jatakas, 
and is not infrequent in Somadeva's Kathasaritsagara. In the novel 
proper, only two of the romances make any use of it, for it is 
entirely lackin g from the Vasavadatta and the Harshacharita. On 
the other band, it forms the fundamental principle of the Kadambari. 
In this novel a learned parrot, named Vai9ampayana, is brought by 
a Chandala maiden to king Qudraka. In explanation of its wisdom, 
which astonishes the king, the bird teils him that it had learned the 
story of its former births from Jabali, a pious hermit in the forest. 
The ascetic had straightway perceived that this was not the first 
life of Vaigampayana, and had said that the bird would certainly 
recall its previous existence like the vision of a dream when he 
should teil the whole story of its former birth (Ridding, p. 44). The 
parrot had been the son of Qukanasa, the Brahman minister of king 
Tarapida, whose own son was Chandrapida, or Crest-Jewel of the 
Moon, so named because the king had seen in a vision the füll moon 
entering the mouth of his queen, Vilasavati (ib., p. 59). As the young 
prince, mounted on his steed, Indrayudha, was hunting on the shores 



for her, had been restrained from suicide only by a promise from 



3. Reincarnation as a novelistic Device. 




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LlTERARY StüDIES ON THE SANSKRIT NoVEL. 



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of Lake Acchoda, he saw a young ascetic maiden, Maha^eta. As 
he asked her of herseif, she burst into tears and told him of her 
unhappy love for a young Brahman hermit, Pundarika. They had 
become enamored of each other but he, whose vows forbade love, 
had died of grief. She had resolved to follow him in death, when 
a divine being descending from the moon, and in fact the moon-god 
himself, had said to her "Mahagveta, my child, thou must not die; 
for thou shalt again be united with him!" (ib., pp. 133). She waited 
for him, therefore, in sorrow even until the Coming of Chandrapida. 
But her friend Kadambari, like herseif an immortal princess of 
Gandharva race, had vowed to remain unwed while Mahagveta 
mourned. The latter maiden therefore invited Chandrapida to help 
her dissuade Kadambari from her vow. Thus meeting the princess 
Kadambari, she and Chandrapida at once feil in love, but a summons 
from his father, received while he was absent from his princess for 
a time and in the Company of Vaigampayana and of his confidante, 
the maiden Patralekha, recalled him to his capital without an opportun- 
ity to say farewell. He left Vaigampayana in command of the army, 
while Kadambari, thinking herseif abandoned, pined away in sorrow. 
Vaigampayana, in a course of a march, came to Lake Acchoda, 
where he was strangely moved, as if some memory had been aroused 
within him by the sight of a bower on the bank (ib., p. 189). Although 
he did not know the reason of his agitation, this was the very bower 
where Pundarika had met Mahagveta (ib., p. 103) and where the 
princess still remained. His army, unable to draw him thence, left 
him and all trace of him was lost. In twofold anxiety, both for 
Kadambari and for Vaigampayana, Chandrapida returned and made 
enquiries of Mahagveta. She replied that a young Brahman, whom 
he knew tö be Vaigampayana, had become strangely and suddenly 
infatuated with her, who had no thought for any but Pundarika. 
Thereupon she had cursed him to become a parrot and he had fallen 
dead before her. Then too late she had learned that she had cursed 
her lover's friend (ib., pp. 191 — 193). At that moment Kadambari 
appeared, only to see Chandrapida die of grief. She endeavoured to 




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follow hira as Maha9veta had endeavoured to follow Pundarika, but 
like her friend she was prevented by heaven. For as she bent over 
her lover's body, a stränge light shone from the corpse, and a voice 
from the sky told her that Chandrapida's body was filled with the 
light of the Moon and was not subject to death, wherefore it must 
be preserved with all care. To Maha9veta the same voice brought 
the glad news that the body of her lover, Pundarika, was also 
preserved, awaiting its union with her. Immediately Patralekha sprang 
on the steed Indrayudha and plunged into the lake, from which 
arose a young ascetic whom Maha§veta at once recognized as Kapin- 
jala, the comrade of Pundarika (ib., pp. 195 — 196, 115). He had 
been in heaven, where Pundarika's body lay, and there the Moon 
had explained to him the mystery, saying: "When I was rising to 
help the world I was cursed by thy friend (Pundarika), because my 
beams were slaying him before he could meet his beloved; and he 
prayed that I, too, might die in the land of Bharata, the home of 
all sacred rites, knowing myself the pains of love. But I, wrathful 
at being cursed for what was his own fault, uttered the curse that 

he should endure the same lot of joy or sorrow as myself 

Yet he and I must both be born twice in the world of mortals, eise 
the due order of births will not be fulfilled" (ib., p. 196). Kapinjala 
himself had been cursed to become a horse for leaping over a 
heavenly horsemen in his blind grief at Pundarika's death, but 
because he had done this unintentionally, he was permitted to be 
the steed of Chandrapida (the Moon in his earthly incarnation as 
the result of the curse already mentioned), the friend of Vai9ampayana, 
who was himself the reincarnation of Chandrapida's old comrade 
Pundarika (ib., pp. 196 — 197). The story thus told to the parrot by 
the hermit Jabali awakened the bird to memory of his former births 
(ib., pp. 202 — 203). He had escaped from the grove of the ascetic 
and finally had been carried by one who seemed a Chandala maiden 
to king Qudraka. The words of the parrot brought back to the 
king knowledge of lives gone by, and the curse was ended (ib., p. 206). 
Then, as Kadambari bent over Chandrapida's body on the shore of 



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Lake Acchota, life came to it again, leaving the mortal shape of 
Qudraka, while Pundarika descended from the sky, bringing joy to 
Mahagveta's heart (ib., pp. 206 — 207). To make the moon-cycle 
complete, we are told that Chanarapida's confidante, Patralekha, was 
in reality Rohini, one of the favorite wives of the moon (ib., 208). 
In this manner, at once intricate and logical, three successive incar- 
nations form the theme of Bana's novel. The following table may 
make the relations more piain: 

2d life before, Pundarika Maha9veta Moon Kadambari 
Ist „ „ Vai9ampayana „ Chandrapida „ 

Present life, Parrot „ Qudraka „ 

Indrayudha, Chandrapida's steed was Kapinjala, Pundarika's friend. 
Patralekha, Chandrapida's confidante, was Rohini, the moonV wife. 

In the Adventures of the Ten Princes, the prince Rajavahana 
falls suddenly in love with the princess Avantisundari. As he wonders 
at the suddenness of his passion, he sees a swan approach the princess 
which she jestingly asks him to catch. The scene recalls to him his 
previous incarnation, when he as king Qamba had been wedded to 
her as queen Yajnavati. He had seen a swan asleep and had tied 
its wings together, laughing at its awkward struggles. The swan was 
a Brahman engaged in meditation, and the bird cursed the king 
for his sin to be separated from his wife. The sage, was, however, 
softened by the king's plea that he had acted ignorantly, and he 
therefore limited the parting to two months, and the tirae to a future 
incarnation. Therefore prince Rajavahana begged the princess to 
excuse him from catching the swan. When the royal pair had been 
wedded, they saw in a dream a swan whose feet were tied, and the 
prince awoke to find silver chains upon his limbs. For two months 
he was in confinement, and at the very moment of execution his 
bonds were changed into a maiden of supernatural beauty, named 
Suratamanjari. She had herseif been cursed by the angry sage 
Markandeya, on whose head some pearls from her necklace had 



accidentally fallen, to become a silver chain (Meyer, pp. 185—186, 
196, 200—201). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



58 Louis H. Gray. Literary Studies on the Sanskrit Novel. 



In the story of Arthapala in the Adventures of the Ten Princes 
we have a hint of a very complex tale of three incarnations invol- 
ving six persona. Of this story no details are given, all the events 
transpiring only in this life while the naraes alone of the former 
births are given. Taravali, who had been in a previous incarnation 
under the name Aryadasi the semidivine wife of the royal minister 
Kamapala, teils him that the god Kuvera had revealed to her the 
triple reincarnation of Kamapala, Kantimati (his wife), Somadevi, 
Sulocana, and Indrasena (apparently co-wives), and Taravali herseif. 
This list is as follows in the second and first previous lives and the 
present life respectively (Meyer, pp. 265 — 266): 

2d life before, Qaunaka Bandhumati Vedimati Hamsavali Nandini 
Gopakanya 1 

Ist „ „ Qudraka Vinayavati Aryadasi Surasena Rangapataka 
Aryadasi 

Present life Kamapala Qantimati Somadevi Sulochana Indrasena 
Taravali 

This use of reincarnation as a novelistic device has not been 
noted, so far as I am aware, by any of those who have written on 
the subject of metempsychosis in India. 

Newark, New-Jersey. February 17, 1904. 



1 1t is uncertain whether Gopakanya is a proper name. It may inean "milk- 
maid", in which case it is to be compared with the simple mention of the Moon 
(Chanda) in the inearnation-list cited above from the Kadambari. 



C*nr\ri\c> Original from 

CORNELL UNIVERSITY 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



1. Will sich Hektor ewig von mir wenden, 
Wo Achill mit den unnahbarn Händen 
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt? 
Wer wird künftig deinen- Kleinen lehren 
Speere werfen und die Götter ehren, 
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt? 

2. Teures Weib, gebiete deinen Tränen! 

Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen, 
Diese Arme schützen Pergamus. 
Kämpfend für den heiFgen Herd der Götter 
Fair ich und, des Vaterlandes Retter, 
Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß. 

3. Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle, 
Müßig liegt dein Eisen in der Halle, 
Priams großer Heldenstamm verdirbt. 

Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet, 
Der Cocytus durch die Wüsten weinet, 
Deine Liebe in dem Lethe stirbt. 



Von 



Johannes Hertel. 




Original from 
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Johannes Hertel. 



4. All mein Sehnen will ich, all mein Denken 
In des Lethe stillen Strom versenken, 
Aber meine Liebe nicht. 

Horch! Der Wilde tobt schon an den Mauern, 
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern! 
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht. 



1. Was suchet Saramä an dem Gestade? 
Fern sind und abgelegen seine Pfade. 

Wo streiftest du? Was kommst du, uns zu sagen? 
Wer hat dich über Räsas Flut getragen? 

2. Bin Indras Botin, komm' auf sein Geheiße, 
Und euren Schätzen, Pani, gilt die Reise. 
Und als ich bebte, da es galt zu springen, 
Gab mir des Gottes Beistand das Gelingen. 

3. Wer ist denn Indra? Wie ist er gestaltet, 
Dem Saramä das Botenamt verwaltet? 

Er komme nur! Wir wollen Freunde werden; 
Als Kuhhirt kann er hüten unsre Herden. 

4. Daß man ihm schade, hab' ich nie vernommen; 
Doch schaden kann, für den ich herkommen. 
Nicht tiefe Ströme können ihn umhegen, 

Und euch, ihr Pani, wird der Gott erlegen. 

5. Die Rinderherden, die dich angezogen, 
Um die des Himmels Enden du umflogen, 
Wer sollte sie dir lassen sonder Streite? 
Und scharfe Waffen sind auf unsrer Seite! 

G» Mit Worten, Pani, könnt' ihr nicht versehren. 
Wenn schußfest eure sündigen Leiber wären, 
Und unzugänglich alle eure Pfade: 
Brhaspati versagt euch seine Gnade. 



II. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



61 



7. Auf Bergesgrund ist unser Schatz verschlossen. 
Er ist gefüllt mit Schätzen, Rindern, Rossen. 
Die Pani hüten sein, erprobte Hüter! 
Vergebens lockten dich die reichen Güter. 

8. Der Sänger Scharen rüsten sich zum Werke. 
Der Somatrunk gab ihnen Heldenstärke. 

Sie werden teilend eure Herden suchen. 
Die Pani werden noch ihr Wort verfluchen. 

9. So kam uns Saramä denn ins Gehege. 
Der Götter Beistand bahnte dir die Wege. 
Willst fürder du als Schwester bei uns wohnen, 
Wir wollen dir mit Rinderherden lohnen. 

10. Woirt mich um Bruder nicht und Schwester fragen: 
Von Indra laßt's und Angiras euch sagen. 
Mir war's, als ob auf Rinder beide sannen, 
Als ich sie ließ: drum hebt euch flugs von dannen! 

IL In fernste Fernen sollt ihr, Pani, eilen! 
Hör die geraubten Kühe, ohn' Verweilen! 
Die Rsi und Brhaspati entdeckten, 
Die Steine auch und Sorna die versteckten. 1 

Ein Zufall fügt es, daß die beiden vorstehenden Gedichte 
einem Chinesen in die Hand fallen, der im Reiche der Mitte von 
einem deutschen Geschäftsfreund Deutsch gelernt hat, so gut, daß er 
in dieser Sprache ohne Schwierigkeit einen modernen Roman liest 
und sich dem Genüsse moderner deutscher Dichtung widmen kann. 
Was wird er von den beiden Dichtungen für einen Eindruck ge- 
winnen? 

Unser Chinese ist ein wißbegieriger Mann. Er grübelt über 
den beiden Gedichten: aber das kürzere ist ihm ebenso unverständ- 

1 Warum ich dieses Lied, liV x, 108, iu dieser sehr freien Übersetzung gebe, 
die natürlich auf Originalität der Interpretation keinerlei Anspruch erhebt, wird 
sich sogleich zeigen. 




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62 



Johannes Hertel. 



lieh, wie das längere. Er findet zwar heraus, daß beide nur Reden 
enthalten. Aber der Inhalt bleibt ihm dunkel. Hektor, Achill und 
Patroklus, der finstere Menschenfresser Orkus, der beschützte Per- 
gamus, der styg'sche Fluß, Priam, der weinende Cocytus, der Lethe, 
in dem die Liebe stirbt oder nicht stirbt, der Wilde, der an den 
Mauern tobt, lassen ihn schließlich auf die Vermutung kommen, daß 
das erste Gedicht unmöglich vollständig sein kann. Offenbar handelt 
es sich um eine ziemlich verwickelte, umfangreiche Erzählung, aus 
der hier nur einige Strophen mitgeteilt sind. Er kann sich keinen 
Grund denken, warum etwa von einer größeren Erzählung nur ein- 
zelne unverständliche Strophen ausgehoben sein könnten, während 
die anderen Strophen, die die Erzählung vervollständigen, weggelassen 
sein sollten. Da kommt ihm der Gedanke: ,Die Erzählung, die zum 
Verständnis notwendig ist, wird wahrscheinlich in Prosa vorgetragen 
und nur die Strophen, die offenbar lyrische Höhepunkte markieren, 
werden aufgezeichnet. Denn nur sie stehen fest, während die Prosa 
dem jeweiligen Erzähler zu beliebiger Variation überlassen bleibt/ 
Damit ist er bei der äkhyäna -Theorie angelangt. 

Nach einiger Zeit kommt ein deutscher Missionar in den 
Wohnort unseres Chinesen, der die Gelegenheit benutzt, sich Ge- 
wißheit zu verschaffen, dem Missionar die beiden Gedichte vorlegt 
und ihm seine Vermutung vorträgt. Der Missionar aber erklärt ihm: 
,Sie täuschen sich, Verehrtester. Das erste Gedicht ist nie anders 
vorgetragen worden, als es hier auf dem Papier steht. Es bezieht 
sich zwar auf eine berühmte Sage; aber da jedem Leser in Deutsch- 
land, der sein Gymnasium besucht hat, diese Sage mit den darinnen 
vorkommenden Wesen und Örtlichkeiten bekannt ist, so kann der 
Dichter ohne weiteres ein Motiv aus ihr entlehnen und in 
einem kurzen Dialog behandeln und dabei sicher sein, 
von seinen Lesern verstanden zu werden. Mit dem zweiten 
Gedicht wird es sich wohl ähnlich verhalten, denn es ist ganz so 
gebaut wie das erste. Freilich sind mir die Namen und die zu- 
grunde liegende Sage unbekannt, sodaß ich Ihnen leider darüber 
keinen Aufschluß geben kann/ 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 63 

Ich glaube, der Missionar hat bezüglich des zweiten Gedichtes 
ebenso recht, wie bezüglich des ersten. Wir befinden uns dem Hym- 
nus 1JV x, 108 gegenüber annähernd in derselben Lage, wie unser 
europäisch gebildeter Chinese gegenüber dem Schiller'schen Gedichte. 
In einer ganz anderen Lage aber war natürlich das Publikum 
des alten Rsi. Dem vedischen Inder war die Sage, auf die hier an- 
gespielt wird, ganz genau bekannt und der 5-si konnte ihr, genau 
wie Schiller, das Motiv zu seinem poetischen Dialog entlehnen, 
ohne einer ergänzenden Prosa zu bedürfen. 

Ein Unterschied besteht doch. Der moderne Dichter, der auf 
Leser rechnet, hat durch den Druck ein äußerst bequemes Mittel 
in der Hand, sein Publikum sofort zu orientieren. Er gibt seinem 
poetischen Dialog eine Überschrift und setzt den Strophen die 
Namen der redenden Personen vor. Der vedische Dichter konnte 
sein Werk nur vortragen oder vortragen lassen. Wie haben 
wir uns nun den Vortrag der vedischen ,Hymnen* zu denken? 

Ohne allen Zweifel sind sie gesungen worden. 

Werfen wir einen Blick auf die Literaturen anderer Völker, so 
finden wir überall und vor der Einführung der Buchdruckerkunst 
ausnahmslos mit der Strophe (oder dem Leich) die Melodie ver- 
bunden. Ich erinnere an Otfrid, an das Nibelungen- und Kudrun- 
lied, an das altfranzosische Rolandslied, an die Lyrik unseres Mittel- 
alters wie des klassischen Altertums, an die Chöre der griechischen 
Dramen. Sobald in den letzteren der xopufocios in die Sprech stimme 
übergeht, redet er stichisch, nicht strophisch. Ähnliches beobachten 
wir beim mittelalterlichen europäischen Epos. Das ,Volksepos' wird 
gesungen und ist daher in Strophenform abgefaßt; das Kunst- 
epos wird gesprochen und ist daher stichisch. Das liegt in der 
Natur der Sache. Denn dazu, mehrere Verse zu einer - Gruppe 
(Leich, Strophe) zusammenzufassen, kommt man eben nur durch die 
Melodie, die einen beschränkten Umfang hat. Die Melodie zwingt 
zur Leich- oder Strophenbildung. Fällt die Melodie dagegen weg, 
so fällt auch der Zwang zur Strophe weg. Diese Verhältnisse sind 
so lange völlig unversehrt geblieben, als die Dichtung für münd- 



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64 



Johannes Hertel. 



liehen Vortrag und fürs Ohr bestimmt war. Im Papierzeitalter, in 
dem der Dichter mit Schreibmaschine sein ^Manuskript' ausarbeitet, 
um es für bebrillte Leser durch den Setzer vervielfältigen zu lassen, 
haben sich die ursprünglichen Verhältnisse natürlich verschoben. 

Wie steht es nun in dieser Beziehung mit der indischen 
Dichtung? Es ist bekannt, daß in Indien noch heute der ge- 
schriebene oder gedruckte Text bei weitem nicht das Ansehen ge- 
nießt wie der gedächtnismäßig angeeignete. Die iästra, die in 
Strophen abgefaßt sind, werden mündlich überliefert, dem Schüler 
so lange vorgetragen und von diesem so lange wiederholt, bis er sie 
völlig im Gedächtnis hat. Wir dürfen darnach mit ziemlicher Be- 
stimmtheit voraussetzen, daß sich dort die Form des poetischen 
Vortrags viel fester gehalten hat als bei uns. Der Vortrag metrischer 
Stücke wird seinem Wesen nach heute noch derselbe sein, der er 
vor Jahrtausenden war. Nun kommt der Einzelvers in der indischen 
Poesie nur hie und da vor, immer ausnahmsweise, nie als Haupt- 
bestandteil eines Gedichtes. Das regelrecht Herrschende in der indi- 
schen Poesie aller Gattungen ist die Strophe. Wenn also die eben 
vorgetragenen Anschauungen richtig sind, so müssen wir erwarten, 
daß in Indien weder in alter Zeit noch heute gesprochene 
Verse existiert haben, sondern daß die Verse immer ge- 
sungen wurden und noch heute immer gesungen werden. 

Für die Gegenwart haben wir einen einwandfreien Zeugen, 
der dieses Resultat bestätigt. G. Bühler sagt auf der Rückseite der 
Schrifttafel in seinem Leitfaden f. d. Elementar 'cur 'sus des Sanskrit: 
, Verse werden stets gesungen/ 1 

War der bisherige Gedankengang richtig, so setzt das heutige 
Singen der Verse dieselbe Gepflogenheit auch für die Vergangenheit 
voräus. Da das Epos der Inder über die Strophenform nicht hinaus- 
gekommen ist, so muß es wie unser abendländisches Volksepos ge- 
sungen worden sein. Der Öloka muß aus Sing-, nicht aus Sprech- 
versen bestehen, und wenn wir *T?[ und ähnliche Wurzeln in ihm 
finden zur Einführung von Reden, so müssen wir erwarten, daß 

1 Vgl. auch S. 83. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



65 



solche, eigentlich auf gesprochene Rede deutende Wurzeln unter 
der Voraussetzung gebraucht sind, daß in Wirklichkeit die Per- 
sonen nicht, wie es das Epos darstellt, metrisch, sondern natürlich 
prosaisch gesprochen haben. 

Für die Richtigkeit dieser Anschauung ergibt sich der Beweis 
aus einer der ältesten Episoden des MBh, aus der Erzählung von 
Nala und Damayantl. MBh. ed. Protap Chundra Roy m, 67 wird er- 
zählt, daß Nala in den Dienst J^tuparnas trat. Str. 8 ff. lauten: 1 

Tj^rwt *rcrehr [seil, wjw^] *rwrnr ^nr: i 
wr*t wr*i %t w*n^ f u cu 

^TT^ft cT^T M*^*$ ^ TT HI^HMfirFfiT II ^° II 

ipf y=Rt TjwtM t^nrnrt wtawt sw$\<i i 

7T*nrnr *rwt ttwt ^inr^r ^f^^ n <k 11 

* % V^f^^N ?nn *r^r ^iwj n ^ 11 
f*nrepG: * ir^rarr wrar^nfrf^: i 

Wir sehen hier also, daß tatsächlich die Wurzeln ^und 
1^ vom Vortrage eines &loka vollständig synonym mit ^ 
gebraucht sind. Über die Bedeutung der Wurzel ^ aber kann 
durchaus kein Zweifel bestehen. Sie bedeutet in alter Zeit aus- 
schließlich ,singen'. 2 

1 Ich korrigiere stillschweigend die Druckfehler der Ausgabe. 
* Dagegen darf es natürlich nicht befremden, wenn wir bei Leuten, die in 
Sanskrit schreiben, ohne der Sprache völlig mächtig zu sein, in später Zeit ge- 
Wieoer Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgen 1. XVIII. Bd. 5 




Original from 
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66 Johannes Hertel. 

Die MBh-Stelle lehrt uns aber, glaube ich, noch mehr. Der 
Umstand, daß die Wurzeln und ^ an ihrem Anfang ge- 
braucht sind, beweist, wenn wir nicht gegen alle Wahrscheinlichkeit 
dem Dichter hier eine arge Ungeschicklichkeit in die Schuhe schieben 
wollen, daß sie für den Hörer oder Leser nicht mißverständlich 
waren, mit anderen Worten, daß das Singen des äloka selbst- 
verständlich war. 

Nach dem ganzen Wortlaut der Stelle aber wird man dann 
annehmen müssen, daß auch die übrigen Öloken beim Vortrag ge- 
sungen wurden, genau so also wie die Strophen des mittelalterlichen 
Volksepos in Frankreich und Deutschland. 

So finden wir denn auch im PW s. v. TSTfai 3 verzeichnet: 
*jftr: ?prti ^nft aus $atp. Br. 13, 7, l, 15; n^^fä siW -*fa«n<ii: 
Ait. Br. 8, 22; daselbst unter W. 2 TT: «HUMIHMIH Kam. l, 
4, 13; *n*Mlf*l<^imi*1H 10; ^fi^fa^H 2, 42. MBh 3, 2648. 1 

Im RaghuvaipSa xv, 33 ff. wird von dem Unterrichte erzählt, 
den Välmiki den Knaben Kuäa und Lava zuteil werden ließ. Es 
heißt da: 

flf*«fiJl*|iaii W^f^f^fhrag: *pft II ?8 II 

Unter ^WfH in 33c ist das Rämäyana zu verstehen, wie 
Mallinätha richtig bemerkt (OTf?T *TRf rWTWT^ TOWi). 

legentlich auch der Wurzel $f an Stellen begegnen, wo nur 1^ , etc. be- 
rechtigt wären. PW und pw kennen diese Bedeutung von überhaupt nicht. Sie be- 
gegnet aber im späten Jaina-Sanskrit. Weber zitiert aus dem Campakasrefthika- 
thänaka (S. [569] 3 des Sonderabdrucks) fünf Stellen (Z. 126, 137, 338, 437, 472 — 
so ist statt 71 zu lesen! — ), aus dem Utt amacaritrakathänaka (SKPAW, 
27. März 1884, S. 274) zwei Stellen (Z. 107 u. 285), an denen SRft für ,inquit* vor 
prosaischer Rede steht. 

1 Ich vermute, daß damit die oben besprochene Stelle gemeint ist, habe aber 
keine Ausgabe zur Hand, die den Vergleich ermöglichte. Eine Umrechnung der 
Zählung Protap Chundra Roys in durchgezählte Sloken führt auf V. 2649. 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



67 



Ragh. xv, 37 wird berichtet, wie Öatrugh 



na an Välmikis Ein- 



siedelei vorbeikommt und die Wirkung beobachtet, die der epische 
Vortrag Kufias und Lavas auf das Wild hervorbringt: 



Und wie die beiden Rhapsoden das Epos verbreiten, wird xv, 
63 und 64 berichtet: 



In den nächsten Strophen heißt es: 



mikis Einsiedelei den Vortrag des Rämäyaiia: 



Ram. vn, 93, 4 ff. wird von Valmiki erzählt: 



WrW TT^m ^TN *TRI<T XTT^T *J^T II 8 II 

«f<ci^i*(imfhr <nr ifa fawn 11 $ 11 




^w?f ^i^uft^ff *Rrn^raf**Trn^ II 



o* 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



68 



Johannes Hertel. 



iJ^fW TRIfff 1*44*4 H ^ II 

^TRift *r*jt *W cFwfanro*rf**nT^ 11 ii 

Und so wird auch in den beiden folgenden sarga der Vortrag 
des Epos geschildert als Gesang mit Saitenspiel. Die indischen 
Rhapsoden trugen ihre Dichtungen also genau so vor, wie unsere 
mittelalterlichen Spielleute die , Volksepen 

Wir haben gesehen, daß es die Melodie ist, die die Strophen- 
bildung bedingt; wir sahen weiter, daß heute in Indien alle Verse, 
zur älteren epischen Zeit und höchstwahrscheinlich auch zu der der 
Brähmana der Öloka gesungen ward. Nach dem Gesagten werden 
wir das für andere Strophen gleichfalls voraussetzen müssen. Aus 
unserer Betrachtung ergibt sich auch, daß das Singen der Strophen 
unmöglich eine Neuerung sein kann, daß es im Gegenteil notwendig 
ursprünglich sein muß. Wir werden also logischerweise 
auch für alle älteren, d. h. vorepischen Strophen Gesangs- 
vortrag voraussetzen müssen. 

Die herrschende Auffassung, die auch im PW zum Ausdruck 
kommt, ist die, daß die Strophen, die der Hotar vortrug, ,rezitiert', 
d. h. gesprochen wurden, während die Udgätar ihre Säman- 
Strophen sangen. Ich halte zwar durch das Gesagte den Beweis dafür 
schon für erbracht, daß diese Auffassung irrtümlich ist. Da es sich 
aber hier um etwas prinzipiell Wichtiges handelt, muß ich noch mit 
ein paar Worten auf die Frage des Vortrags der ßV- Lieder eingehen. 

Die bekannte Nirukta-Stelle (13, 7), die sich auf den Vortrag 
der Hymnen beim Opfer bezieht, lautet: ^fi*?: uj*lf*fT ^fifcNrf^rT 
tjmftr: ^T«lP"4. Nach der üblichen Auffassung würde das bedeu- 
ten: ,Die ßk-Verse werden rezitiert (gesprochen), mit den Yajus- 
Versen begleitet man die Opferhandlung, die Säman -Verse werden 
gesungen'. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 69 

Nun ist aber, so viel mir bekannt, für ^fär die Bedeutung 
sprechen', im Gegensatz zu ,singen', erst in verhältnismäßig später 
Zeit zu belegen. Für diese Wurzel gibt PW aus Naigh. 3, 14 die 
Bedeutung ^T^fTf^ffN, aus dem Dhätup. 17, 19 (bei Böhtlingk, Pänini, 
1, 764) ^spft. Daß die Wurzel nicht die Sprechstimme be- 

zeichnen kann, ist selbstverständlich. Daß andererseits in ihr mehr 
liegt, als die bloße Bedeutung ,preisen', ergibt sich ohne weiteres 
einmal aus ihrer Etymologie — die ursprüngliche Bedeutung ist 
,strahlen'; vgl. unser hell und hallen 1 — , sodann aber aus Stellen, 
wie sie im PW vom ,Singen der Winde* aus dem RV verzeichnet 
sind. Also drückt sie jedenfalls musikalische Lauteigen- 
schaften aus, und daher übersetzt das PW sie ganz richtig mit 
,lobsingen, preisen Wenn ferner der Dhätupätha, wie wir sahen, 
als Bedeutung *?pft gibt, so erklärt er die Wurzel ift^ mit dem- 
selben Ausdruck, der in der zitierten Nirukta-Stelle gerade vom 
Vortrag des *JT*T«T gebraucht wird. Diese Betrachtung führt uns 
darauf, daß der Hotar ebensogut wie der Udgätar seine 
Strophen sang. 

Die angeführte Nirukta-Stelle könnte man frei übersetzen: 
,Für den Vortrag der Rk- Strophen lautet der technische Aus- 
druck ifaT^ für den der Yajus-Strophen ^*f N , für den der Säman- 
Strophen 

Daraus einen- Unterschied herzuleiten, wie den zwischen ge- 
sprochener Rezitation und Gesangsvortrag, ist also unzu- 
lässig. Aus der Stelle ergibt sich, daß hier gleichfalls vom 
Vortrag von Strophen als t. t. gebraucht wird; welchen Unter- 
schied bezüglich des Vortrags gegenüber und wollte man 
nach der herrschenden Vorstellung wohl dafür statuieren? 

Die Unterschiede dieser drei technischen Ausdrücke liegen 
offenbar in einer ähnlichen Sphäre, wie wir sie in unseren Kirchen- 
gesängen haben. Wir haben Oratorien, Litaneien, Choräle. 
Alle drei Ausdrücke bezeichnen kirchliche Gesangs Vorträge, die 
trotzdem sehr verschieden sind bezüglich der Form, des Inhalts und 

1 Es ist also Licht höhe auf Tonhöhe übertragen. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



70 Johannes Hertel. 

der Vortragenden. Ähnlich verhält es sich gewiß auch mit dem Vor- 
trag der vedischen Hymnen. 

Eine Untersuchung metrischer sog. Unregelmäßigkeiten in den 
Hymnen des RV, wie überschüssiger oder fehlender Silben, Deh- 
nungen kurzer Vokale, würde uns weiteres Material liefern. Wir 
fänden dazu Analoga in der mittelhochdeutschen Lyrik, die bekannt- 
lich in den Handschriften ganz anders erscheint, als in den von 
Lachmann und Haupt nach dem Papierschema zurechtgemachten 
Texten, und in unseren Volksliedern, soweit sie eben wirklich 
solche sind. In den gedruckten Ausgaben (so in der BöHME'schen 
Überarbeitung von Erks ,Liederhort') sind die Texte leider auch 
meist nach dem Papierschema ^verbessert'. Dennoch finden sich auch 
hier noch Beispiele genug zur Beleuchtung der in Frage stehenden 
Erscheinungen. Von dem Liede 1303 in Erk und Böhmes ,Lieder- 
hort' lautet die erste Strophe: 

Es saßen drei Gesellen, 

Sie aßen und tranken kühlen Wein. 

Sie hielten mit einander 

Ein heimelichen Rat: 

Und welcher auf den Abend 

Ein steten Buhlen hat. 

Der Text stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die metrische 
Verschiedenheit der ersten beiden Verse ist nach dem Papierschema 
ohne weiteres klar: 

\ V> W W N^> 

2. — w w — — V-/ 

In den folgenden Strophen lauten die ersten beiden Verse dem 
Schema entsprechend: 

2. Da war sich einer unter, 

Den nahm die Red groß Wunder, . . . 

3. Der Rnab der kam gegangen, 
Er säumet sich nicht lange, . . . 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



71 



4. Das Mägdlein stund (auf 1 ) behende, 
Sie hörte der Red ein Ende, . . . 

5. Nächten war ich trunken, 

Da redt ich nach Gedunken, . . . 

6. Ich will dich nicht einlassen , 
Scher du dich deiner Straßen . . . 

In 7. wieder eine kleine , Unregelmäßigkeit': 

Nimm du dein Roß beim Zaume 
Und binds an den Dornenbaume . . 

Wollte man daraus schließen, daß der Text falsch überliefert 
wäre, so würde man einen Trugschluß tun. Die anscheinenden Un- 
regelmäßigkeiten dieses Liedes fallen sofort weg, wenn wir die 
Melodie, zu der es gehört, zu Rate ziehen: 





— — r— 


















1 — r— 


f3=ä 




-i-jh»- 




f 


m — m — i 





1 . f Es sa - ßen drei Ge - se - el - len 
* Sie a-ßen und 8 tran-ken küh - len Wein 



Sie hiel-ten mit ein- 





— f J 






1 m — 




--i— £ 




m 







an - der ein 



hei - me - Ii - chen 



Rat: 



Und 



wel-cher auf den 



£ 



± 



A - a-bend ein 



ste-ten Buh-len 



hat. 



Man beachte in ,saßen' die Länge der Endsilbe, in , Gesellen' 
die Dehnung des zweiten e, in ,Abend' die des A. 

Hier haben wir Erscheinungen, wie sie uns im Veda oft begegnen 
— und die eben, wenn sie im Veda auftreten, den Schluß nahe legen, 
daß derlei Absonderlichkeiten ihr Auftreten der Melodie verdanken. 



1 Die ,Besserung* ist sicher Böhme zuzuschreiben! 

* Die Viertelnoten neben den halben stehen zu Unrecht. Gesungen wurde 
natürlich: äß-nünd. 



pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



72 



Johannes Hertel. 



Um nicht von meinem Thema abzukommen, muß ich es hier 
unterlassen, derartige Unregelmäßigkeiten zusammenzustellen ; aber 
auf eins muß ich doch noch hinweisen. 

Wenn wir einen Text haben wie den bekannten: 

Ab die Römer frech geworden, sim serim sim sim sim siin, 

Zogen sie nach Deutschlands Norden, sim serim sim sim sim sim, 

Vorne mit Trompetenschall, terätätätäterä, 

Ritt der Generalfeldmarschall, terätätätäterä, 

Herr Quintilius Varus, wau wau wau wau wau wau, 

Herr Quintilius Varus, schnäderängtäng, schnäderängtäng, schnäde- 



so können wir in ihm zwei Teile unterscheiden, einen wirklich ver- 
ständlichen Text und eine Anzahl Silben, die regelmäßig wieder- 
kehren, an sich aber absolut sinnlos sind. Diese Silben haben keinen 
anderen Zweck, als Träger der Melodie zu sein. Derartige 
Elemente kommen massenhaft vor, natürlich aber nur in sangbaren 
Liedern, von dem einfachen ,tra-la-la' und Juchheirassa' bis zu 
langen Reihen. Auch im Kirchenlied ist dies keine fremde Er- 
scheinung. Wenn z. B. im sächsischen protestantischen Gesangbuch 
jede Strophe des 5. Liedes (Gottlob! der Sonntag kommt herbei, 
von J. Olearius) mit einem Halleluja! schließt, so ist das praktisch 
genau dasselbe. Ebenso erklären sich im RV zweifelsohne 
die ,Jauchzer', denen die Metra tristubh und anustubh ihre 
Namen verdanken. Sie sind Träger der Melodie, und daraus 
ergibt sich wieder, daß die in tristubh und anustubh abge- 
faßten Lieder wirklich gesungen wurden. 

Eine Abart nun dieser ,Melodieträger* ist der Refrain, der 
sich, soweit wir in den bekannten Literaturen den Vortrag der Ge- 
dichte kontrollieren können, gleichfalls nur in sangbaren Liedern 
findet. Das ist bei uns genau so wie in Indien. Für Indien genügt 
es, um ein ganz bekanntes Beispiel anzuführen, auf das Gltagovinda 
zu verweisen. Daß der Refrain wirklich zum Träger der Melodie 
bestimmt ist, geht daraus hervor, daß er oft mit dem Inhalt der 



räng tänderängtängtäng, 




Original from 
CORNELL UNIVERSITY 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 73 

Strophe nur in losem Zusammenhang steht, manchmal gar nicht 
dazu paßt. Er soll zwar offenbar die sinnlosen Silben durch etwas 
Sinnvolles ersetzen, und je geschickter ein Dichter ist, desto besser 
wird er den Refrain mit der Strophe zu verbinden wissen; aber ab- 
solut nötig ist dies nicht. 

Wir müssen uns natürlich an das wirkliche Volkslied wenden, 
nicht an die Kunstpoesie, wenn wir die ursprüngliche Natur des 
Refrains erkennen wollen. 1 Ich gebe zunächst ein Reiterlied, das 
Peter Schöffers Liederbuch, Mainz 1513, entnommen ist und bei 
Erk und Böhme als Nr. 1294 abgedruckt ist. Hier ist noch deutlich 
der Zusammenhang zwischen dem Refrain und den melodietragenden 
, Jauchzern* zu erkennen. Statt derselben sind wirkliche Wörter ein- 
gesetzt, ohne daß sich aber ein klarer Sinn ergibt. 

1. Woluf, ihr lieben Gsellen, 
Die uns gebrudert sein, 
Und raten zu! Wir wollen 
Dort prassen über Rein! 

Es kumt ein frischer Summer, 
Darauf ich mein Sach setz, 
Als je länger je dummer: 
Hin, hin! Wetz, Eber, wetz! 
Wack, Hütlein in dem Gfretz! 

2. Der Sommer soll uns bringen 
Ein frischen freien Mut: 
Leicht tut uns irn(?) gelingen, 
So kumm wir hinter Gut. 

Sie sein viel ehr erritten, 
Denn graben diese Schätz, 
Wir han uns 2 lang gelitten. 
Hin, hin! Wetz, Eber, wetz! 
Wack, Hütlein in dem Gfretz! 

1 Die meisten Refrains des RV stellen die Lieder, in denen sie vorkommen, 
unter die Kunstpoesie. Namentlich deutlich ist dies da, wo der Refrain bis auf 
einige oder ein den Strophenschluß bildendes Wort geschwunden ist. 

2 Wohl unz, d. i. bis? 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



74 Johannes Hertel. 

3. Drum laßt üch nit erschrecken, 
Ihr frischen Krieger stolz ! 
Wir ziehen durch die Hecken 
Und rumpeln in das Holz. 
Man wird noch unser gehren 
Und nit achten so letz ; 
All Ding ein Weil tun währen. 
Hin, hin! Wetz, Eber, wetz! 
Wack, Hütlein in dem Gfretz. 

Ein anderes altes Soldatenlied 1 beginnt mit der Strophe: 

Ein Schifflein sah ich fahren, 

Kapitän und Leutenant, 

Darinnen war'n geladen 

Drei brave Kompagnien Soldaten. 

Kapitän, Leutnant, Fähnrich, Sergeant, 

Nimm das Mädel, nimm das Mädel, 

Nimm das Mädel bei der Hand! 

Soldaten, Kameraden, 

Soldaten, Kameraden. 

Das gesperrt Gesetzte ist der Refrain, der mit dem Texte teils 
nur wenig, teils gar nichts zu tun hat. Die Beispiele dafür lassen 
sich aus Volksliedern massenhaft beibringen, die die eigentliche Natur 
des Refrains beweisen. Ohne die Melodie wäre er ganz unverständlich. 

Dieselbe Beobachtung machen wir bei manchen Liedern des 
]JV. Man vergleiche z. B. das unten zu besprechende Vrsäkapi-Lied 
x, 86, in dem jede Strophe mit dem Refrain schließt: fa^*fllTi(«£ 
^rTT* Ij der mit dem Texte in keinerlei Zusammenhang steht, sondern 
ihn, wenn man ihn liest, in ganz unbegreiflicher Weise unter- 
bricht. Vgl. z. B. auch x, 25; x, 121; i, 105 u. a. 

Aus dem Gesagten ergibt sich mit Notwendigkeit, daß wir da, 
wo der Refrain auftritt, stets sangbare Lieder vor uns haben. 

Prüfen wir die Lieder des RV von diesem Gesichtspunkte aus, 
so ergibt sich folgende Tabelle: 

1 Erk und Böhme, Nr. 1326. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



75 



Strophen mit Strophen ohne 
Refrain Refrain 



1—9 
1—4 



Anzahl 

der 
Strophen 



1—7 
1—5 
1—16 
1—5 



10—12 



1—14 

1—7 

1—8 
1—15 

1—7 

1—18 

1—6 
1. 5—12 



5—6 
7—9 



6 

1—6 
7—9 

13—15 
16—18 

19 

20 

15. 16 
8. 9 



16—19 



8—11 



19 



7 

5 
16 



20 



16 



9 
8 
19 



},.} 



2—4. 13 



11 
19 

7 
13 



Metrum (nach M. Müller). 

gäyatri 
anustup 

gäyatri 

paüktih 

gäyatri 

pafiktih 

paöktit 

jagatl 

anustup 

us^ik 

pafiktih 

gäyatri 

tristup 

byhatl 

satobrhatl 

jagatl 

tristup 

tristup 

gäyatri 

tristup 

jagatl 
tristup 

1—7. 9—18 pafiktih 

8 mahäb^hatl yavamadhyä 

19 tristup 

jagati 

tristup 

tristup 



pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Johannes Hertel. 



Anzahl 

Strophen mit Strophen ohne ie[ Metrum ( nach M. MÜLLBe). 

Eefrain Beta.. 8trophen 



1—23 

6. 12 
8. 9. 14 



2—8 



8—10 



24. 25 



1. 2. 4. 5 
7. 11. 13 
15—22 
3 

1. 9—11 
1 

2. 4 
3. 5—7 
11 



25 



22 



1—14 

1— 12 
6. 7 

2— 9 

1—3 

1 — 5 
1—3 

1—22 
1. 2 



1. 10 



4 

5 



4—6 



3—10 



jagatl 
tristup 

tristup u. jagatl 
tristup 

tristup 



jagat! 
1 1 tristup 
gäyatri 

anustubgarbhosuik 
1 1 gäyatri 
anustup 

anustub brhati vä 
tristup 



jagatl 
tristup 



15 ( 

13 I 

}12 tristup 

J io tristup 



1 astib, 2. 3 atiäakvari 
atiSakvary astirvä 
jagatl 



6 jagatl 
22 tristup 



10 ? tristup 



pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



Strophen mit Strophen ohne Anzahl 

Refrain Refrain der Metrum (nach M. Müller). 

Strophen 



1—4 

1—10 
1—3 



6—7 
8—10 



1—9 

1—3 
1—9 
1—3 



1—10 
1—4 

1—3 



5—7 

1—4 
1—3 



4. 6—8 
5. 9 
1—4 



11—13 
14. 15 



10 



4 

5—9 



I 6 I 



10 



15 



10 

3 
9 



4—6 
7. 9 
8 

10—24 
1—4. 9. 10 



10 
4 



\ 24 



4 
4 



|.o} 



anustup 

paftktih 

usiiik 

tristup 

anustup 

gäyatri 

usnik 

usnik 

tristub jagati vä 

anusjup 

jagati 

tristup 

uspik 

paÄktih 

usnik 

tristup 

anustup 

paöktih 

usnik 

anustup 

virät 

virät tristub vä 
tristup 

gäyatri 

anustup 
tristup 

jagati 

atijagati Sakvari vä 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Johannes Hertel. 



Strophen mit Strophen ohne 
Refrain Refrain 



2—4 

1—4 

1—3 
4—6 

8. 9 
10-12 
13—15 
16—18 
19—21 
22—24 
25—27 
28—30 
31—33 

31—33 
1. 2 



15—18 
1—15 



Anzahl 

der 
Strophen 



1 l 



1 — 30 



3—15 
22—24 
16—19 

21. 25 
20 

1—8 
11—13 
9. 14 
10 



> 33 



33 



25 



} 18 



16—18 } 



Metrum (nach M. Müller). 
gäyatrl 

uparisthäd brhati 
anustup 
gäyatri 
jagati 



URQik 



18 



usijik 

u§nik 

gäyatri 

anu§tup 

gäyatri 

anustup 

pädaniert 

panktifc 

anustup 

gäyatri 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



RV 



viii, 35 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 

Metrum (nach M. Müller). 



vih, 36 



vih, 37 



viii, 38 



vm, 39 



viii, 40 



vni, 41 
vm, 42 

viii, 45 



vm, 47 



viii, 62 



Strophen mit Strophen ohne 
Refrain Refrain 



1 — 3 
4—6 
7—9 
10—12 
13—15 
16—18 
19—21 

22—24 

1—6 

1 — 6 

1—3 
4—6 
7—9 

1— 10 1 
1— U 1 

1 — 10 1 
4— 6 1 

1—3 

40—42 
1—18 

1—12 



Anzahl 

der 
Strophen 



10 



12 



24 



uparistaj jyotih 



22. 24 panktih 

23 mahäbrhati 

sakvarl 

mahäpanktih 

1 atijagatl 

2 — 7 mahäpanktih 



10 / gayatrl 



10 

12 

10 
6 



mahäpafiktih 

1. 3 — 11 mahäpafiktih 

2 äakvarl 

tristup 

mahäpafiktih 

anusjup 

tristup 



4—39 \ 42 gäyatrl 



18 
12 



mahäpafiktih 

1—6. 10—12 paiiktih 

7—9 brhatl 



1 Der gleiche Refrain. 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



80 



Johannes Hertel. 



RV 


Strophen mit 
Itofrain 


Strophen ohne 

IvUll »1 II 


Anzahl 

der 
Strophen 


Metrum (nach M. 


vin, 73 


1 — 18 




18 


gäyatrl 


vni, 80 


1 2 


3—9 
10 


10 J 


gäyatrl 
tristup 


vin, 82 


7—9 


1-8 j 


9 


gäyatrl 


viii ? 85 


1—9 




9 


gäyatrl 


viii, 8G 


1—5 




5 


jagati 


vm, 98 


4—6 


1—3 

8 

7. 10. 1 1 
9. 12 


» 12 


1 usnik 

kakup 
puraüsnik 


vin, 102 




1-3 | 




( 




4— <; 


7—22 


> 22 

1 


f gäyatrl 
1 


IX, 4 


1 — 10 




10 


gäyatrl 


ix, 18 


1 — 7 




7 


gäyatrl 


ix, 58 


1—4 




4 


gäyatrl 


ix, 112 


1— 4 1 




4 


panktih 


ix, 113 


1—11 1 




11 


panktih 


ix, 114 


1— 4 1 




4 


panktih 


X, 25 


1 — 11 




11 


ästärapanktih 


x, 35 


3—12 


1. 2 
13. 14 




tristup 


x, 30 


2—12 


1 

13. 14 




} jagati 
; 

tristup 


x, 47 


1—8 




8 


tristup 



1 Der gleiche Refrain. 



pOO 



gle 



Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



x, 58 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 81 

Aiizähl 

Strophen mit Strophen ohne , A . , ,, 

Refrain Befrain „ der t Metrum (nach M. Müller). 

Strophen 



1—12 



1 2 anustup 



x, 59 



x, 60 



x, 62 



x, 63 



x, 85 



x, 86 
x, 100 

x, 119 



1—4 



8—10 



8—10 
1—4 



3—14 



43. 44 



1—23 
1—11 

1—13 



5—7 



1—7 

11. 12 

5. 8. 9 
6 
7 

10 
11 
1. 2 

15 
16. 17 
1 — 42 



45—47 



12 



> 10 



12 



/ 11 



> 17 



47 



23 
12 
13 



| tris 



Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 



trist up 

8 panktih 
9 

10 paoktyuttarä 
1 — 5 gäyatrl 
6. 7. 10—12 anustup 
8. 9 panktih 

jagati 

anustup 

brhatl 

satobrhati 

gäyatrl 

tristup 

jagati 

jagati tristub vä 
tristup 

1—13. 14—17. 22. 25. 
28—33. 35. 38—42. 
45 — 47 anustup 
14. 19—21. 23. 24. 26. 

36. 37. 44 tristup 
18. 27. 43 jagati 
34 urobrhatl 
pa&ktih 
jagati 
tristup 
gäyatrl 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



82 



Johannes Hertel. 



Anzahl 

Strophen mit Strophen ohne ^ Metram Müller). 

Refrain Refrain v ' 



x, 121 1—9 



10 



Strophen 

1 tristup 



x, 133 1—6 



x, 126 1 — 7 \ uparistäd bj'hatl 

8 ) tristup 

1 — 3 fiakvarl 
7 4 — 6 mahäpafiktili 
7 tristup 

x, 134 1 — 6 1 ^ mahäpafiktih 

7 I paöktih 
x, 154 1 — 5 5 anustup 



6 anustup 



x, 162 1. 2 

3—6 

x, 163 1—6 6 anustup 

x, 182 1—3 3 tristup 

x, 183 1. 2 I 

| 3 tristup 

x, 187 1 — 5 5 gäyatri. 

Ich habe in diese Tabelle auch die verhältnismäßig seltenen 
Fälle mit aufgenommen , in denen der Refrain keinen Päda füllt, 
sondern auf ein oder einige Schlußworte zusammengeschrumpft ist. 

Was sich aus dieser Tabelle klar ergibt, ist, daß der Refrain 
nicht an die Versmaße gebunden ist, die im Säman herrschen, 
sondern, daß er ebensogut in Strophen steht, die der Hotar vor- 
trägt. Mit anderen Worten, auch in bezug auf den Refrain 
findet ein Unterschied zwischen den Strophen verschie- 
dener Hymnen nicht statt; auch der Refrain weist also darauf 
hin, daß sie alle gesungen wurden. 

Wollen wir uns eine Vorstellung von der Art dieses Singens 
der Verse machen, so müssen und dürfen wir auch darüber sicher- 
lich die heutigen Verhältnisse befragen. Auf eine nach Abschluß der 
vorstehenden Untersuchung an Herrn Prof. E. Hultzsch gerichtete An- 



f^rw"*nl*> Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



Der Ursprung des indischen Dramas ünd Epos. 



83 



frage erhielt ich die folgende Auskunft, die ich mir mitzuteilen 
erlaube : 

,Sanskrit -Verse, die Trishtubhs eingeschlossen, werden von den- 



worden sind und erst dort ihr Sanskrit gelernt haben, stets gesungen, 
und zwar in einer Art einförmigen, dem Belieben des Rezitators an- 
heimgestellten Rezitativs. Modulationen werden vielfach nur zur Aus- 
füllung der Pausen angebracht, wenn der Lesende eine Stelle nicht 
sofort lesen kann, sei es wegen Undeutlichkeit oder Lückenhaftig- 
keit der Handschrift, oder weil er den Sandhi oder die Wort- 
bedeutung oder die Construktion überlegt. Das Ende des Verses 
wird stets lang ausgehalten und durch einen näselnden Accord 
markiert, wie übrigens auch das Ende der Sätze oder die Denk- 
pausen bei der Lektüre von Prosawerken. 1 Dasselbe gilt auch für 
das Lesen in den südindischen Sprachen. Ein nicht europäisierter 
Eingeborener kann gar nicht lesen, ohne zu singen. Ein Clerk in 
dem mir benachbarten Registration Office pflegte mich bei der 
Arbeit empfindlich zu stören, indem er mit lauter, näselnder Stimme 
seine office records rezitierte/ 

Nach alledem steht es also für mich fest, daß die Hymnen 
des $V gesungen wurden. 

1 Es ist bei dem starken Überwiegen der strophischen Literatur über die 
prosaische erklärlich, daß die uralte Vortragsweise der ersteren auf die letztere 
übertragen wurde. Dieses Singen sogar der Prosa bei der Lektüre ist eine weitere 
Stütze für das oben behauptete Singen aller Strophen. (Der Verf.) 



jenigen Eingeborenen, die nicht in englischen Colleges erzogen 



(Fortsetzung folgt.) 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die elamische Iteration. 



Von 



Georg Hüsing. 



Die letzte Zusammenfassung des über die Iteration bis dahin 
Ermittelten hat Bork im Januar 1900 in der OLZ gegeben (Sp. 8—12). 
Im März desselben Jahrganges erschien dann mein Artikel über 
^Reduplikation und Iteration in elamischen Eigennamen' (Sp. 83-85) 
und im Februar 1902 mein vierter Artikel über , Iteration im Elami- 
schen^ nachdem die Veröffentlichung der neuen Funde aus Susa 
begonnen hatte. Durch diese ist unser Material vermehrt worden 
und damit auch die Möglichkeit, daß ein weiteres Beispiel für ein 
selbständiges pep (vgl. Foy in dieser Zeitschrift Bd. xiv, S. 284) 
hätte gefunden werden können. Inzwischen ist mir in den neuen 
Texten aus Susa noch eine weitere iterierte Form aufgefallen. Es 
dürfte also an der Zeit sein, nun einmal Inventur zu machen und 
die Formen reden zu lassen. Das scheint mir um so mehr gerade 
an diesem Orte angebracht zu sein, als Foy (a. o. O. S. 285) gegen 
die Annahme der Iteration auftrat, die er nur für kukti als möglich 
gelten lassen wollte. 

Indem ich für das Folgende auf meine fünf Artikel in der OLZ 
verweise, lasse ich bei den achamanidischen Formen der Kürze 
halber die Anführung der Stellen weg, wodurch diese Formen zu- 
gleich als den Achamanidentexten entstammend sich herausheben 
werden. Die älteren Formen zitiere ich nach Weissbach und Scheil, 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die elamische Iteration. 



85 



füge aber nach einem ,=' die Bezeichnung zu, die ich für künftige 
Veröffentlichungen vorschlage und zu brauchen gedenke. In dieser 



buchstaben die Nummern des Textes auszudrücken. Die Anordnung 
ist zugleich so eingerichtet, daß weitere Funde leicht einzureihen 
sein werden. 

1. Unter pepta bucht Weissbach ein ^unregelmäßiges Partizip' 



in der gleichen Bedeutung (= ^aufwiegeln'). 

2. y pattu c bei Weissbach ist pela zu lesen, (tu = la von ihm 
selber gefunden) ; in der gleichen Bedeutung (etwa = Ttöevat) findet 
sich pe-pla-s-ta (als 3. Person) und pe-pli-ppa, pe-pli-p-ne; also steht 

pela neben pe-pla[-sta], jpe-^Zif-ippa]. Gleichbedeutend mit pe- 
pla-sta steht aber pe-§-ta, das also aus *pel-S-ta entstanden sein dürfte. 

3. pera-n-ra heißt ,er wird lesen 4 ; pe-pra-n-ti: ,du wirst lesen''. 
Also heißt pe-pra-ka. ,es ist gelesen worden/ 

Dazu finden sich in Mal-Amir n die Formen pera-n (6) und 
pera-ma-n-ra (23); also steht 

pera-n-ra, pera-ma-n-ra neben pe-pra-n-ti, pe-pra-ka. 

4. Jcuti-s heißt ,er bringt' (Ybar), kukti: ,ich habe bewahrt.' 
Die Bedeutungen lassen sich leicht vereinigen (etwa ,in den Händen 
haben'). Hier steht kuti-§, kutma-m-pi neben ku-kti, ku-kta-k, ku- 
kta-n-ti } ku-kta-S. 

5. rappa-ka heißt ,er ward gebunden'. Also muß in der älteren 
Sprachform, die das h als Endung der ersten Person des Transitivs 
noch erhalten hat, diese Form rappa-h lauten. So steht sie in Scheils 
N. lv (= Silhak-InSusinak, Susa, 1) in Zeile 4 des oberen Randes. 
Auf der Vorderseite derselben Stele Z. 20 steht aber rarpah, und 
diese Form kehrt wieder in N xlviii Z. 9 (= Ö-J, Susa, d). Es 
steht also 

rappa-h, rappa-ka neben ra-rpa-h. 



notwendig gewordenen Umnennung folge ich dem Beispiele Weiss- 
bachs, erst den Königsnamen, dann den Fundort, dann mit lat. Klein- 



pattip oder pattippe (neben dem regelmäßigen peptip). Nun hat pat 
auch den Lautwert pe, also steht 

peti-p, peti-ppe neben pe-pti-p, pe-pti-ppi, pe-pti-ppa 7 und zwar 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



86 Georg Hüsing. 

6. Es gibt keine Vta, denn von solcher würde im Neu- 
elamischen die erste Person des Transitivs ta lauten; die Form 
heißt aber tah und ist verkürzt wie ket aus ketta. Nun steht zum 
Beispiel in Schbils N. xlviii Z. 14 (S-J, Susa, d) i si-ma tah, in 
Weissbachs Sutruk-Nahhunte c Z. 31 (= S-N, Susa c) aber i si-ma 
tattah und im selben Texte Z. 28 tattaka; tattah kehrt mehrmals 
wieder in Scheils N. liv — im vocabulaire ist nx Druckfehler — 
(= S-J, Susa k) und in N. lv (§-J, Susa 1). Also steht 

tah (aus tahh[a]h), ta-S (aus ta-h-S) neben ta-ttah } ta-tta-ka 
(vgl. OLZ 1902, Sp. 46). 

Machen wir hier zunächst Halt. Wir sehen, daß die längere 
Form des Stammes aus der kürzeren dadurch entsteht, daß der 
erste Konsonant mit dem folgenden Vokale vor den einfachen Stamm 
tritt, der Vokal der Wurzel aber unterdrückt wird. Der Akzent 
liegt also auf der ersten Silbe, die wir zunächst als Reduplikation 
auffassen würden, d. h. als teil weisige Wiederholung des Stammes. 
Es würde nicht auffallen können, wenn wir bei solchen Formen den 
Wurzelvokal noch erhalten sähen. So findet sich 

7. kikkiteh in Scheils N. xx (= UntaS-RIÖA, Susa H a), das 
an sich auch aus kikki und te-h bestehen könnte. Aber ein Stamm 
leite ist gut belegt durch Mal-Amir i 2 f. kite-k, 20 kite-m-pe n 5 f. 
kite-ni-h, während ein teh bisher nirgends belegt ist. Es steht also 

kite-k, kite-m-pe neben ki-kkite-h. 

Die Konsonantenverdoppelung in 6 und 7 kann man mit dem 
Akzente in Verbindung bringen, doch werden wir noch eine andere 
Möglichkeit finden; jedenfalls ist es selbstverständlich, daß sie in 
1 — 5, wo der Wurzelvokal fehlt, nicht auftreten kann, da hier schon 
2 Konsonanten zusammenstoßen. Mehr als 2 Konsonanten können gar 
nicht geschrieben werden und wurden wohl auch nicht gesprochen, 
wie pesta aus *pelsta zeigt. In allen 7 Stämmen ist der wiederholte 
Vokal gleich dem Wurzelvokale. Man wird zugeben, daß es sehr 
wunderlich wäre, wenn von diesen 7 Fällen die 3 ersten anders zu 
erklären wären, als die genau entsprechenden. Selbst wenn es ein 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Die elamischb Iteration. 



87 



Wort pep in einer ähnlichen Bedeutung gäbe, wie es Foy annahm 
— was nicht der Fall ist. 

Die Erklärung der Formen kann also schon bisher als nach- 
gerade genügend gesichert gelten. Daher können wir auch in Fällen, 
wo der einfache Stamm noch nicht belegt ist, ihn aus den Redupli- 
zierten' Formen feststellen. So ergeben 

8. pe-pH-h (Scheil, xlvii 45 = S-J, Susa g), pe-pH-ir~ma-h 
(Weissbach Sutruk-Nahhunte A Z, 5 = S-N, Lijan), pi-psi-h (Mal- 
Amir i 15) eine VpeS (oder l/pü) 9 wobei es gleich gilt, ob mund- 
artliche Verschiedenheit, ob Angleichung des e an den thematischen 
Vokal i vorliegt. Daß dieser in für uns noch nicht erklärbarer 
Weise schwankt, ist bekannt; ebenso unerklärt ist der nicht minder 
wechselnde Vokal, der der Personalendung gelegentlich folgt. Es 
ist also jedenfalls möglich, daß 

9. pi-ptu-ä-a in M.-A. n 32 mit pitte-S (so mehrmals in §-N, 
Susa c) zusammengehört. Letzteres steht in Scheils N. lviii (neu- 
elamisch!) in derselben Zeile mit einem pitahha, das Scheil mit 
einem iptahha (?) des folgenden Textes zusammenstellt. In diesem 
Texte Z. 5 steht ein hute-na u hute-h; in gleicher Weise dürfte 
also auch das peptena von Mal-Amir in Beziehung zu einem Re- 
duplizierten' Verbalstamme stehen. 

10. lilma-k (vgl. meine El. Studien, S. 8 und Foy: ZDMG 52, 
S. 578) ist bei Weissbach nicht richtig getroffen. Das lilmamana, 
das in M-A i 3 parallel mit sunkamana steht, läßt wohl schließen, 
daß es etwa Einschreiten, verordnen* bedeuten dürfte. Den obigen 
Wörtern entsprechend liegt es nahe li-lma zu trennen, was eine 
Vlim ergäbe. Eine solche ist ja nun bekannt, soll aber nach dem 
babyl. Texte ^verzehren' bedeuten. Ob das wohl wirklich sicher ist? 
Foy (in dieser Zeitschrift xiv, S. 291), wollte es mit ^abbrennen' 
(intrans.) übersetzen, und aus IS-MA&, dem Ideogramme für , Feuer', 
ein ru[rma] herauslesen, weil kein Determinativ folgt. Letzteres kann 
dazu keinen Grund abgeben, da hier babylonischer Einfluß vorliegen 
kann oder einfach ein Versehen. Dann aber wäre es jedenfalls ein 
wunderlicher Zufall, wenn gerade hier ein IS-MA& nicht , Feuer' 




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CORNELL UNIVERSITV 



88 



Georg Hüsing. 



bedeutete! Zu dein ist tu Konjektur. So geht es also nicht. Daß 
aber das Feuer ,frißt', ist zunächst eine zusammenhängende Redens- 
art, die nicht im entferntesten beweist, daß Vlim nun auch ,fressen' 
bedeuten müßte. Sollte die Wurzel etwas wie ,in Angriff nehmen' 
bedeuten? Die Entscheidung würde davon abhängen, ob akkari, 
das nur noch in einer ebenfalls dunklen Stelle (Bg. in, 82) vorkommt, 
überhaupt jemand' oder vielmehr ,etwas* bedeutet oder vielleicht 
beides bedeuten kann. 

Weitere Formen, die möglicherweise noch in Betracht kämen, 
mögen hier aus dem Spiele bleiben. 

Aber nun kommen wir zu der Frage, ob die bisher besprochenen 
Bildungen wirklich auf nur teilweisiger Wiederholung der , Wurzel' 
beruhen oder ob der zweite Wurzelkonsonant nur dem folgenden 
ersten assimiliert ist. Daß dies möglich ist, wird man zugeben müssen, 
da auf den wiederholten Vokal überall zwei Konsonanten folgen. 

Nun gibt es Formen, in denen der volle Stamm wiederholt 
wird, so zu Jcite-Jc und kite-rn-pe die Formen kite-kkitek und 
kite-kte-m-pe zu taha-s-ne ein taha-taha-ä-ne (so in Mal-Amir). 
Ferner zu hutta ein hutta -hut, ein hutt-utta und ein hutti-ut, wobei 
zu beachten ist, daß auch utta, ut für hutta vorkommen (in den 
Achamanidentexten). 

Diese Formen mit vollständiger Iteration legen jedenfalls den 
Schluß recht nahe, daß es sich auch in den obigen Fällen um eine 
etwas andere Bildung handelt, als z. B. die arische Reduplikation sie 
darstellt. Soviel aber ist klar, daß hier ,eine besondere Formkategorie 
des Verbalsystems' vorliegt. Wir werden also auch einen Schritt 
weiter gehen dürfen. 

In den älteren Texten kommt mehrmals die Form tuktini vor 
an Stellen, wo an eine zweite Person gar nicht zu denken ist; es 
steht parallel mit tela-k-ni 7 der dritten Person des passiv-intransitiven 
Prekativs. Ob nun im Wechsel mit tuktini auch ein tukni vorkomme, 
wie man aus Scheils Bemerkung S. 45 schließen könnte, weiß ich 
nicht. Jedenfalls aber bucht Scheil S. 44 ein telaktini (für telakni) y 
das wohl kein Schreibfehler zu sein braucht, als Variante in Weiss- 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die elamische Iteration. 89 

bachs Sutruk-Nahhunte B (= S-N, Susa b). Das ti kann also in der 
Form fehlen und ist nicht Endung der zweiten Person. Die Personal- 
endung würde also in tela-k-ti-ni im k enthalten sein. 

Nun habe ich mit tuktini das takatuktine (takataktine) der 
Bagistaninschrift zusammengestellt. Ich glaube aber nicht mehr, daß 
im iranischen Texte jivä der Imperativ sein könne; einmal fällt der 
Wechsel des Modus doch wohl auf, vor allen Dingen aber würde 
ich ein tuvm vor dargam vermissen. Auch der elamische Text 
scheint mir die Annahme einer dritten Person durchaus zu gestatten. 
Vielleicht wird uns aber bald eine neue Aufnahme der Texte be- 
schert, die vorherige Vermutungen unnötig macht. 1 Für diesmal 
will ich nur betonen, daß ich in dem takatuktine auf alle Fälle 
einen Ausdruck sehe, der in das Kapitel der Iteration fällt. 

Ich erinnere in diesem Zusammenhange an tippe tah und alpi- 
pe alpi-k und für die Pluralform darin an lippuketta. 

Die gleiche Erscheinung zieht sich aber auch durch die Eigen- 
namen hindurch, wie ich bereits an sehr reichlichen Beispielen ge- 
zeigt habe. Dahin gehört auch der Gott Hum-hum, wohl auch 
Lamha-lahu (vgl. Lahu-ratil } Lamga, Lagalaga, Lagu-da, Laga- 
mal?). Die ,Pi&ce juridique' (Ree. de Travaux, Vol. xxiv, 1902, S. 5) 
enthält die Personennamen Nahhu-hu, Temtu-tu, Mukti-ti. Ein Brief 
(iv R. 45 [52] N. 2) enthält die Namen Unda-du und Umhu-luma-h 
(vgl. Hum-hum), übrigens auch die Stadt ßu-ha-ri-su-un-gur. 

Auch in semitische Texte haben sich eigentümlich veriterierte 
Formen wie likrubub } ipupu§ eingeschlichen, vgl. Jensen in KB n, 
S. 158: ,Diese Wiederholung eines Stammkonsonanten mag elamitisch 
sein/ Ebenda S. 208 führt Assurbanipal einen kitkittü aus Susa 
fort (vgl. S. 210). Die älteren elamischen Texte enthalten Wörter wie 
kukunnum, huphupum, ja einmal ein urpa-pu-p statt urpu-ppa. 

Es lag nahe, sich nach Spuren solcher Erscheinungen in der 
Nachbarschaft umzusehen. So hat Bork Beispiele für Iteration aus 
dem Udischen (in OLZ 1900, Sp. 11) angeführt. Auch die kauka- 

t 

1 Das gilt zumal für kvikatu oder kutkala. 

6** 



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90 



Georg Hüsing. Die elamische Iteration. 



sischen Sproßformen und das bekannte Haldinini aus den urarthischen 
Texten mögen anklingen. Geradezu wunderbar aber wäre es, wenn 
sich im Kurdischen nichts derartiges fände. Es wäre überhaupt sehr 
zu wünschen, daß unsere Kurdenforscher das Elamische nicht ganz 
außer acht ließen; es mag im Kurdischen so manches elamische 
Wort schlummern. Aus dem Grundriß der iran. Philologie (i. Band, 
ii. Abteil.) entnehme ich S. 263 galgäl. S. 269/70 (, Ansätze zur 
Doppelung') dedu neben dü, sese neben se als iterierte Formen. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Noch einmal die Wortfolge bei Hammurabi und die 

sumerische Frage. 

Von 

D. H. Mittler. 

Unter dem Titel ,Sum£risme et Africanisme' behandelt Joseph 
Halevy (Revue semitique, 1904, p. 175 seq.) neuerdings die sumerische 
Frage. Die Ausfuhrungen sind gegen mich und meine Aufstellungen 
in Sachen der Wortfolge bei Qammurabi gerichtet. 1 Was Halevy 
gegen mich persönlich sagt, werde ich vollkommen ignorieren, da- 
gegen auf sachliche Einwendungen kurz antworten. 

Ich muß nochmals betonen, daß es jedem freisteht, gleichviel, 
ob er ein geaichter Sumerist ist oder nicht, seine Wahrnehmungen 
über die Syntax eines neu entdeckten Textes festzustellen und zu 
veröffentlichen und aus diesen Wahrnehmungen die Konsequenzen 
zu ziehen. Dies habe ich getan und festgestellt, daß das Gesetz 
JJammurabis eine ganz starre Konstruktion aufweist, die ausnahms- 
los durchgeführt ist. Dabei habe ich ausdrücklich bemerkt, daß 
andere babylonische Texte, z. B. die Epen, eine andere Syntax 
haben, die sich wesentlich von der des Gesetzes unterscheidet. 2 

Daß im Hebräischen die echt semitische Syntax vorherrschend 
ist, steht nach wie vor außer Zweifel. Ich habe, bevor ich dies 
öffentlich ausgesprochen, nicht das Buch Genesis allein durchflogen, 

1 Vgl. diese Zeitschrift, Bd. xvn, S. 337 ff. 

2 Vgl. daselbst S. 331 ff. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



92 D. H. Müller. 

sondern in Hinblick darauf nahezu die ganze Bibel durchgesehen. 
Die von Halevy aus dem Buche Genesis zusammengestellten Fälle 
überraschten mich nicht im Geringsten und ich kann nur das wieder- 
holen, was ich schon früher ausgesprochen habe: ,Daß im Hebräi- 
schen vereinzelt ähnliche Konstruktionen vorkommen, zum Teil bei 
Dichtern oder um gewisse Satzteile hervorzuheben, ist so selbst- 
verständlich wie möglich/ 

Wenn mir Halevy ein einziges Beispiel von der Art nach- 
weisen wird, wie sie bei Haminurabi Regel sind, werde ich mich 
für besiegt erklären. Ich will ein beliebiges Beispiel herausgreifen, 
den babylonischen Text hebräisch und deutsch nachbilden und die 
babylonische Wortfolge möglichst streng beibehalten (§ 144): 



rbmb hbk hxt nwx , nö-inK'' hipk 
ht tpk ,c6r.) n*r tarn ,HÖ-(jnn) jm 
nb m .u'w* vdb (nnpb) mnb trabe 
♦(np") 7i-i*r xb iM^ß Annpb] rnan" 



Wenn [nachdem] ein Mann eine Frau 
geheiratet (nw), diese Frau ihrem Manu 
eine Sklavin gegeben (ma), [diese] Kinder 
gebiert, jener Mann ein Kebsweib zu 
nehmen den Vorsatz faßt: jenem Mann 
nicht gestattet man, ein Kebsweib nimmt 
er nicht. 



Ich habe auch die dritte Person fem. durch das Masc. wieder- 
gegeben und daneben die hebr. Form gesetzt. 

Wenn man damit die hebr. Ausnahmen im Buche Genesis, 
die Halevy zusammengestellt hat, vergleicht, wird man den un- 
geheuren Unterschied bemerken. Ich setze einige hierher, indem 
ich die Zitate Halevy's einfach wiedergebe und meine Zusätze nach 
der Bibel gesperrt drucken lasse: 

awn bxi nna ibj? "»a (ibid. 3, 19) 

"Di pn -pna hpk ppn ^böi bzw pn n»o (Gen. 3, 2^ 

p ror TOR in HR Dfl (ibid. 15, 14) 1 
mn pna dj *un (ibid. 20, 4) a 



1 Das D3i rechtfertigt die Wortfolge. 

2 Beachte die Frage! 



rw"*nl*> Original from 

pUUgU. CORNELL UNIVERSITY 



Noch einmal die Wortfolge bei JIammurabi etc. 



93 



nspinönw (ibid. 23, 15), vgl. ^nö iapi (ibid. Ii) 1 
dkvk ybbib dji nnp nnx n: (24, 44) 
nnptwi d^jmh du nrcxi (ibid. 46). 

Außerdem bemerke ich, daß nach einer allerdings flüchtigen 
Durchsicht auf 1500 regelrecht konstruierte Sätze im Buche Genesis 
etwa 30 Ausnahmen k la Halevy kommen, d. h. zwei Prozent, und 
diese zwei Prozent sind großenteils durch rhetorische und stilistische 
Zwecke begründet. 

Neben der Wortfolge habe ich als Beweis einer fremden Syntax 
das postpositive ma angeführt und dies kann Halevy ebenso wenig 
negieren wie die Eigentümlichkeit, daß die 3. P. sing. masc. auch 
für das Femininum steht. 

Freilich, wenn Halävy wirklich bewiesen hätte oder beweisen 
könnte, daß das Sumerische nicht existiert hat, 2 so würde ich selbst- 
verständlich auch zugeben müssen, daß das Babylonische nicht vom 
Sumerischen beeinflußt sein kann — sondern von einer anderen 
Sprache, die in dieser Gegend gesprochen worden ist. Solange dies 
aber nicht geschehen ist, bleibe ich beim Sumerischen. 

Von der Nachsetzung des Wörtchens ,sagen Ä gilt dasselbe, was 
ich oben von der hebr. Wortfolge im allgemeinen gesagt habe. 
Halevy führt Beispiele aus der hehren Sprache der Propheten an, 
wo , spricht der Herr' mit einer gewissen Emphase nachgesetzt wird. 

Man vergleiche ein Beispiel aus Hammurabi mit den von 
Halevy angeführten, ob sie wirklich auf derselben Stufe stehen. 
Auch hier gebe ich im Hebräischen und Deutschen streng die babyl. 
Konstruktion und Wortfolge wieder (^am. § 9): 

1 Die Steigerung, die hier in der Wortstellung liegt, wird Halevy so gut wie 
ich linden. In allen anderen Fällen wurde die Umstellung durch den Gegensatz 
hervorgerufen. 

2 Das Urteil hierüber überlasse ich den geaichten Sumeristen und Assyriologen. 
Ich stehe aber nicht an, nochmals zu betonen, daß Halevys Arbeiten auch auf dem 
Gebiete des Sumerischen von weitreichender wissenschaftlicher Bedeutung sind, 
und daß er viele dunkle und zweifelhafte Punkte aufgehellt und richtiggestellt hat. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



94 



D. H. Müller. 



130' "1310 .HKXÖ3 1T3 .TQHn TBK tt-Kn [Wenn] der Mann, in dessen Hand 
Omp) TOpK Dnp^b 0^130) das Verlorenel gefunden wnrde: ,Ein 



Ich glaube nicht, daß jemand ernstlich damit Stellen wie 
folgende vergleichen wird: 

mir ^üK'' D3*tt3T 3*i *h Tixsh (Jes. 1, 11) ,Was soll mir die Menge eurer 

Schlachtopfer? spricht Jahwe/ 
mm uar DipK nnp (ibid. 32, 10) ,Nun will ich mich erheben/ spricht 

Jahweh. 

mm nöK" 10H3 uan3 (ibid. 40, 1) ,Tröstet, tröstet mein Volk, spricht 

euer Gott/ 

rwipn löH* JH Fi (Prov. 20, 15), ,Schlecht, schlecht, sagte der 



Und selbst wenn die eine oder die andere Stelle passen sollte, 
darf man aus diesen ganz vereinzelten Fällen Schlüsse ziehen? 

Halävy will auch die babylonische Konstruktion (Objekt und 
nähere Bestimmung vor dem Verbum) im Koran nachweisen und 
führt folgende Phrasen aus der zweiten Sure an: ^yLLb ^USj^ 
und o**-^ *r^^ un( i ftigt hinzu: ,en multiplier les exemples 
n'est pas n^cessaire'. Gut, bleiben wir bei diesen zwei Beispielen. 

Das Verbum J^il findet sich sehr häufig im Korän. Von den 
Fällen, wo es ohne Objekt und ohne nähere Bestimmung steht, wollen 
wir hier absehen. Regelrecht folgen dem Verbum der Akkusativ 
oder die nähere Bestimmung Sure 2, 191. 211. 255. 263. 264. 266. 
267. 269. 271. 274 (ter). 275; 3, 86. 113. 128; 4, 42. 43; 8, 36. 62. 
64; 9, 53. 122; 13, 22; 14, 36: 16, 77; 34, 38; 35, 26; 36, 47; 57, 
10; 64, 10. 16; 65, 7 (bis). 

Gegenüber diesen Stellen finden sich nun allerdings sechs 
Stellen, wo das Objekt oder die nähere Bestimmung in der von 

1 Wörtlich: welcher das Verlorene in seiner Hand hat. 



k^k msKn "nv ony mann bvz an 



♦-IÖX" 



Verkäufer hat es mir verkauft, vor Zeu- 
gen habe ich [es] gekauft 4 sagt; auch 
der Verlustträger: ,Zeugeo, kundig meines 
Verlustes, bringe ich herbei' sagt. 



Käufer/ 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Noch einmal die Wortfolge bei Hammurabi etc. 95 

Halüvy angedeuteten Weise dem Verbum vorangeht (2, 2; 8, 3; 
22, 36; 28, 54; 32, 16; 42, 36) — aber durchwegs im Reim! 1 

Desgleichen kommt o>***ä *r*-^.j oder ähnlich siebenmal 
im Koran vor (2, 3. 112; 13, 2; 27, 3. 84; 31, 3; 32, 24) — aber 
wiederum stets im Reim; sonst kommt es nur ohne Objekt vor. 

Dieselbe Erfahrung kann auch bei anderen Verben gemacht 
werden; die Konstruktion ist sonst regelrecht, weicht aber dem 
Reim zu Liebe ab. Eine statistische Zusammenstellung würde jeder- 
mann überzeugen, wie recht ich mit meiner Behauptung habe. 

Endlich sei noch bemerkt, daß Halävy weder in der Bibel 
noch im Korän ein einziges Beispiel beigebracht hat, wo das Objekt 
oder eine nähere Bestimmung zwischen Subjekt und Prädikat 
stehen, und dies ist für JJammurabi besonders charakteristisch. 

Wenn Halävy S. 183 sagt: ,C'est un subterfuge invent^ tout 
d'une pifece, afin de conserver une teinte s^mitique aux lois des 
Moise et d'Hammurabi so muß ich gegen die Behauptung 
protestieren, daß mich bei meiner Forschung irgend welche 
außerhalb der Forschung liegende Zwecke beeinflußt 
hätten! 

Auf eine Erörterung der afrikanischen Frage werde ich jetzt 
nicht eingehen, dies würde mich weit von meinen jetzigen Arbeiten 
ablenken. 2 Ich halte aber meine vor 20 Jahren aufgestellte These 
vollkommen aufrecht und lasse es mir nicht verwehren, mich noch- 
mals auf Nöldeke und Praetorius zu berufen, obwohl Halevy 
mir es übel nimmt, daß ich ihn dadurch vor das Dilemma stelle: 
,Rendez-vous ou vous froisserez les anciennes amitiös qui vous sont 
chferes'. Es wäre traurig um die Wahrheit und um die Freundschaft 
bestellt, wenn man sich aus derlei Rücksichten nicht auf gleichge- 
sinnte gelehrte Forscher berufen dürfte. 



1 In den früher angeführten Fällen ist der Reim ganz ohne Einfluß. 

1 Bemerken möchte ich aber, daß für die Feststellung der Syntax der Agau- 
sprache die von Halävt aus der Liturgie der Falaschas angeführte Stelle sich 
wenig eignet, weil sie von alten hebräischen und syrischen Mustern beeinflußt ist. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



96 D. H. Müller. Noch einmal die Wortfolge bei Qammurabi etc. 

Es ist unrichtig, ,daß ich Halävy sagen lasse, daß er eine 
Entdeckung gemacht hat'. Wer die Stelle auf S. 341 meines Artikels 
vergleicht, wird sich leicht davon überzeugen. 

Halävy greift auch auf meinen zweiten Artikel in dieser Zeit- 
schrift hinüber und hält mir vor, daß ich in genauem Anschluß an 
den babylonischen Wortlaut einige Sätze in einer Art übersetzt habe, 
die allerdings nicht nach unserem Geschmacke ist. 

So z. B.: , Nachdem der Pförtner seinen Mund aufgetan hat 
(ma), spricht er' etc. Es handelt sich hier nicht um eine Übersetzung, 
sondern um die Auffassung einer syntaktischen Erscheinung. Die 
Übersetzung mag geschraubt und gekünstelt und, nach unserer Art 
zu sprechen, wenig geschmackvoll sein; es gilt aber den Geist der 
alten Sprache und den Sinn der Worte zu ermitteln. Die Frage ist 
so: heißt ma ,und' oder nicht? Wenn nicht, so darf man es nicht 
so fassen. 

Daß ma eine pronominale Verstärkung sein kann, habe ich in 
der von Halevy angedeuteten Stelle nur vorläufig (so steht es bei 
mir gesperrt!) zugegeben, weil ich diese Stücke noch nicht genügend 
untersucht hatte. 

Meine Vermutung über die Bedeutung von (amelu) as-sin-nu 
halte ich sachlich aufrecht. Wenn der Mann einmal , Lichtentsprossen' 
heißt, so nennt ihn jeder so, auch die Göttin der Unterwelt. Man 
tut übrigens Unrecht, die strenge Logik auch auf Mythen anzuwenden. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Der Gebrauch der Modi in den Gesetzen 
jyLammurabis. 



Von 



D. H. Müller. 



Herr Dr. A. Ungnad hat in der Zeitschrift für Assyriologie, 



Bd. xvii, S. 353 ff. eine sehr fleißige und gründliche Arbeit zur 
Syntax der Gesetze Hammurabis veröffentlicht, aus der ich mancher- 
lei gelernt habe. Ein interessanter und lehrreicher Abschnitt dieser 
Arbeit ist der ,Der Gebrauch der Modi' überschriebene (S. 359 bis 
364). Die Beobachtung der Tatsachen ist durchwegs richtig und 
führt auch zu der Erkenntnis, daß an mancher Stelle Verschrei- 
bungen, bezw. Verlesungen vorliegen und daß an zwei Stellen, welche 
gegen die längst erkannte, aber von Ungnad in konsequenter Weise 
angewandte Regel verstießen, in der Tat nicht Singulare, sondern 
Plurale vorliegen. Es ist daher mit Ungnad sicher anzunehmen, daß 
be-el hu-bu-id-li-Su (9, 41) und be-el hu-bu-ul-li~sa (9, 51) als Plurale 
des Kompositums ,Zinsherr, Gläubiger' aufzufassen sind. 

Dagegen scheint mir Dr, Ungnad, der hierin nicht ganz Friedrich 
Delitzsch folgt, in der grammatischen Auffassung des gewissen Verbal- 
formen angehängten u irrezugehen. Die Regel lautet bei Dr. Ungnad : 

§ 1. ,Das Assyrisch -Babylonische unterscheidet zwei verbale 
Modi, je nachdem der Satz selbständig oder von einem Regens ab- 
hängig ist. In letzterem Falle erhält die Verbalform, gleichviel ob 
Praesens, Praeteritum oder Permansiv, die Endung -u y sofern sie nicht 
schon eine Personalendung aufweist . . / 

Wiener Zeitschrift f. d. Knude d. Morgenl. XV1U. Bd. 7 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



98 



D. H. Müller. 



,Das konjunktivische 1 -u findet sich, wie gesagt, in allen 
Temporibus und bewirkt, daß die 3. Pers. sing. masc. äußerlich der 
entsprechenden Pluralform gleich wird/ 

Die Erklärung der Stellen, die gegen die gegebenen Regeln zu 
verstoßen scheinen (S. 361), billige ich vollkommen, bis auf Punkt 7, 
der lautet: 

,Regelrecht ist auch die Anwendung des -u in einem Objekt- 
satze, selbst wenn dieser ein direkter Satz ist, so B xix, 53: galla- 
bum »i-na i-du-u la u-gal-li-bu« i-tam-ma. Hier ist der ganze direkte 
Aussagesatz Objekt zu itamma, enthält demnach nach § 1 ein -u. 
Ebenso wird B xvm, 11 zu interpretieren sein: a-we-lum äu-u *i-na 
i-du-u la am-ha-zu« i-tam-ma etc/ 

Dr. Ungnad fährt auf S. 362 also fort: 

,Oegen die im Vorhergehenden erwähnte Regel scheint auch 
eine ganze Klasse von Nebensätzen zu verstoßen, nämlich die durch 
summa eingeleiteten Bedingungssätze. Jedoch ist diese Ausnahme 
nur eine scheinbare; das Assyrisch-Babylonische hat nämlich, soweit 
es uns bekannt ist, keine Bedingungssätze im gewöhnlichen Sinne, 
da jeder Vordersatz eines hypothetischen Satzgefüges 
ebenso ein Hauptsatz ist wie der Nachsatz/ 

Ich muß gestehen, daß mir für diese Erklärung das richtige 
Verständnis fehlt. Die Logik bleibt Logik, auch bei den Babyloniern, 
und ein Nebensatz ist kein Hauptsatz! 

Wie verhält sich nun die Sache in Wirklichkeit? Bei genauer 
Prüfung wird man bei ^lammurabi folgende Beobachtungen machen: 
1. In allen Sätzen, die mit lumma beginnen, also in dem Vorder- 
satze eines hypothetischen Satzgefüges, fehlt beim Verbum 



2. In allen Nachsätzen der Bedingungssätze fehlt das -u. 

3. In allen Jus siv formen fehlt das -u. 

4. In der erzählenden Form (tempus historicum) fehlt hier wie 



1 Von mir gesperrt. Ich nehme an, daß Dr. Ungnad das Wort in seiner wirk- 
lichen Bedeutung (d. h. als Gegensatz zu indikativisch) faßt. 



das -u. 



auch sonst im Assyrischen das -u. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Der Gebrauch der Modi in den Gesetzen |Iammurabis. 99 

Diese Tatsachen stimmen mit den von Ungnad beobachteten 
genau überein (vgl. das. S. 371), wenn sie auch zum Teil anders 
formuliert sind. Dagegen scheint mir die Auffassung und Deutung 
derselben bei Ungnad nicht richtig zu sein. Ich möchte daher die 
Regel, abweichend von Dr. Ungnad, so formulieren: 

a) -u findet sich in attributiven Relativsätzen und konjunktionalen 
Relativsätzen, also nach §a, aäsum, ultu, arki Sa etc. (Vgl. 
Delitzsch, Assyr. Gram. §. 147 und 148.) 

b) -u fällt ab in Vorder- und Nachsatz der Bedingungssätze, io 
Jussivsätzen und im tempus historicum. 

Die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebensätzen in Be- 
treff des angesetzten -u } wie sie Delitzsch vornimmt, mag äußerlich 
ihre Berechtigung gehabt haben, sie trifft aber in keiner Weise das 
Wesen der Sache. 

Meines Erachtens ist das -u nicht konjunktivischer Natur, 
sondern im Gegenteil indikativischer Art und entspricht dem -u 
des Indikativs im Arabischen. Dieses indikativische -u ist gemein- 
semitisch, wenn es auch im Nordsemitischen sich nicht mehr nach- 
weisen läßt. Die verkürzten Verbalformen der mediae und tertiae 
w und j im Hebräischen lassen sich nur aus dem Abfall der Endung 
erklären. 

Daraus erklärt sich: 

1. der Abfall des -u beim Jussiv, wie in allen semitischen Sprachen, 
wo stets Abfall der Endung und infolgedessen Verkürzung der 
letzten (beziehungsweise vorletzten) Silbe eintritt, 

2. das Abfallen desselben in den Bedingungssätzen genau wie im 
Arabischen, endlich 

3. der Abfall in der erzählenden Form, wie im Hebräischen nach 
dem Waw conversivum und auch sonst ohne Waw. 

4. Dagegen bleibt es in Relativ- und Konjunktionalsätzen, weil in 
solchen Fällen unzweifelhaft indikative Formen vorliegen. In 
Finalsätzen wo Subjunktiv nötig wäre, ist das -u nicht nach- 
gewiesen worden. 

5. Auch die unter Eid ausgesagte Formel fordert den Indikativ, 

7* 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



100 



D. H. Müller. Der Gebrauch der Modi etc. 



daher u-gal-li-bu (19, 53), vgl. jedoch a-Sa-am (vn, 12) wo aller- 
dings keine Eidformel vorliegt. 

Bei der Formulierung der Regel oder des Gesetzes über -u 
muß man daher die Unterscheidung zwischen Haupt- und Neben- 
sätzen fallen lassen, da der Vordersatz im hypothetischen Satzgefüge 
wo das -u nicht angefügt wird, (gegen Ungnad) unzweifelhaft ein 
Nebensatz ist, dagegen die Schwurformel, wo das -u vorkommt, ein 
Hauptsatz ist. Daß mein Erklärungsversuch für das Gemeinsemitische 
von prinzipieller Bedeutung ist, brauche ich wohl kaum hervorzu- 
heben. 

Es bleibt nur noch übrig das -u im Permansivum zu erklären. 
Hier sind zwei Möglichkeiten vorhanden. Man faßt es entweder als 
adjektivische Endung (also als Nominativ) oder man setzt es als eine 
Analogiebildung des -u im Praetoritum und Präsens an; ersteres halte 
ich für wahrscheinlicher. 

Ich behalte mir vor auf andere Fragen der babylonischen 
Syntax, welche von Dr. Ungnad behandelt worden sind, später zu- 
rück zukommen. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Anzeigen. 



K. Völlers, Die Gedichte des Mutalammis, arabisch und deutsch be 
arbeitet von — . Leipzig. HiNRiCHs'sche Buchhandlung. 1903. 

Wir sind Professor Völlers sehr dankbar für diese Gabe. Mu- 
talammis gehört zu den hoch geschätzten Dichtern der Heidenzeit. 
Einige seiner Verse waren allgemein bekannt , einzelne sind selbst 
Sprichwörter geworden. Ganze Gedichte von ihm sind jedoch nicht 
erhalten, und von den größeren und kürzeren Bruchstücken , die 
seinen Namen tragen, sind einige ohne Zweifel unecht, andere mehr 
oder wenig verstümmelt. Das wird wohl dem zuzuschreiben sein, 
daß er in Syrien starb, fern von seinen Stammesgenossen, im Nord- 
osten von Arabien. Die Geschichte seiner Auswanderung ist be- 
kannt. Sein jüngerer Freund Tarafa und er hatten durch Spottverse 
den Fürsten von Ehra erzürnt. Dieser tat aber freundlich und 
schickte die beiden, jeden mit einem Brief, an seinen Statthalter in 
Bahrain, der sie reichlich beschenken würde. Als sie auf dem Wege 
waren, faßte Mutalammis Verdacht und ließ sich den Brief vorlesen, 
der den Befehl enthielt, den Träger zu töten. Er machte sich dann 
eiligst auf die Flucht und rettete sein Leben. Tarafa meinte, man 
würde es nicht wagen, ihm etwas zuleide zu tun, ging nach Bahrain 
und wurde getötet. So lautet die Erzählung. Trotz der Ähnlichkeit 
mit der Geschichte Uriahs und Bellerophons scheint sie einen reellen 




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K. Völlers. 



Hintergrund zu haben, da doch die Authentizität von Gedicht in kaum 
bezweifelt werden kann. Es ist aber schwer zu glauben, daß Tarafa, 
der sonst gescheit genug war, sich so dumm benommen habe, und 
ebenso, daß der Fürst beide zugleich, jeden mit einem Brief, soll 
geschickt haben. Vermutlich ist die Sendung Tarafas vorangegangen 
und gründete sich der Verdacht des Mutalammis auf die Erwägung, 
daß Tarafa, den, wie er wußte, der Fürst innerlich haßte wie ihn 
selbst, mit einem Schreiben an dieselbe Adresse geschickt worden 
war. Ist dies richtig, so kann Gedicht ix, Vs. 1 — 6, das schon des 
Namens wegen verdächtig ist, nicht echt sein, obgleich es 

von einem guten und alten Dichter herrühren muß, da die Er- 
zählung teilweise aus diesen Versen herausgesponnen ist. Es ist dazu 
auffallend, daß der sprichwörtliche Brief stets Mutalammis-Brief, nie 
Tarafa-Brief heißt. 

Wahrscheinlich ist Mutalammis nicht lange nach seiner Nieder- 
lassung in Bosrä gestorben. Denn die Verse, welche gegen den 
Fürsten von Hlra gerichtet sind und die, in welchen er den Stammes- 
genossen des Tarafa vorwirft, daß sie das Blutgeld angenommen 
haben, statt Rache zu üben, müssen kurz nach diesem Ereignisse 
gedichtet sein. Aus den Gedichten xi und xvn läßt sich meines Er- 
achtens über das Alter des Dichters nichts erschließen. Wohl, daß 
er an sein Ende dachte. 

Ungefähr alles, was diesem Dichter mit Recht oder fälschlich 
zugeschrieben ist, finden wir nun in Völlers Buch beisammen. Es 
enthält an erster Stelle den durch al-Atram (f 231) redigierten Dlwän, 
von welchem die khediviale Bibliothek in Kairo und das British Museum 
jede eine moderne Handschrift besitzen; dann eine große Anzahl 
Fragmente aus anderen Quellen. All diesen Versen ist eine recht 
gute deutsche Übersetzung zugesellt. In der Einleitung ist alles, was 
uns über den Dichter überliefert ist und was wir aus seinen Versen 
lernen, kritisch besprochen und auch die Authentizität der Gedichte 
gründlich behandelt. 

Ich habe beim Lesen einige wenige Randbemerkungen gemacht, 
die ich hier folgen lasse: 




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Die Gedichte des Mutalammis. 



103 



Einl. S. 2, Z. 3 f. Wenn ich Recht habe, Gedicht ix für unecht 
zu halten, wenigstens den ersten Teil, müssen die Worte nicht ge- 
tilgt werden, wie im Nachtrag vorgeschlagen wird. 

S. 4. Ob die paränetischen Verse echt seien, ist schwer zu 
sagen. Völlers selbst (S. 15) zweifelt. Christliche Einflüsse könnte 
man zwar anerkennen, allein die Sprache eben dieser Stücke, wie 
vm, Vs. 6 — 8, hat ein modernes Gepräge. 

S. 11. Aus dem Gebrauch einzelner Fremdwörter zu schließen, 
daß die Dichtersprache dem gewöhnlichen Leben fern stand, scheint 
mir ein wenig zu stark. 

Gedicht i, Vs. 12 1. ü&\. Subjekt ist ^>^: ,und als er dann 
von der Hand die Talio nehmen will für die (abgehauene) Hand, 
findet er für sich keine Vergütung darin, daß beide (*W Vs. 13) ab- 
getrennt werden, und schaudert zurück'. In Vs. 13 bedeutet UjJLo 
, Gelegenheit, um gegen ihn vorzuschreiten'. 

Vs. 15. Wenn man übersetzt wie V., würde 5} fehlen; J^J 

ist aber einfach hindern im Sprechen (Saugen), wie im Nachtrag 
richtig in der Übersetzung des Verses von f Amr ibn Ma'dikarib. 

Vs. 17 1. mit Hib. und Ahlwardt USb ^5*- 

n. Vs. 1. Trotz des Kommentators halte ich ^^Sj^l ,hast du 
mich fortgejagt?' für die ursprüngliche Lesart. 

Vs. 4. J-tc *J c-j^V** ist w °hl = J^ 5 AJii^i ,Und 'Ur- 

qub ist ihm ein Vorbild'. 

Vs. 5. Nicht ,überanstrengt', sondern nur ,anstrengt'. Denn beim 
ernsten Wettlauf zeigt sich, daß sie eigentlich schlechte Hengste sind. 



S. 27. Z. 4 v. u. 1. J^ 3 , 1. Z. 1. J^XXj\ y beides wohl Schreib- 
fehler. 



wirst du noch gerügt werden'. 

Vs. 14. Ich sehe keinen Grund für Barths Vermutung (Nach- 
träge S. 83), daß entweder <^-^V>fi — °der ^^>\^ — ^>j\ zu 
lesen sei. Ich übersetze: ,so würden sie (Objekt) wegraffen die, 
welche mir freundlich gesinnt sind und die ich kenne als frei- 
gebig'. 



iv. Vs. 9. ^jaü ist wohl ^yseüj ^ zu lesen: ,und wie oft 




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K. Völlers. 



Vs. 11 1. £~tä>, Vs. 16 1. ^Ult, Vs. 17 1. j^?, Vs. 19 1. ^i, 
wohl alles Druckfehler. 

v. Vs. 3. Daß cr-aUM durch , Mensch sein' übersetzt werden 
dürfe, glaube ich nicht. Die Erklärung Tabrlzis gefällt mir besser: 
,Die Menschen sind, was man von ihnen sieht und sich über sie 
erzählt/ Ich denke aber, daß im Gegensatz zu >äa^ die 
richtige Lesart ist. 

Vs. 11. Die Leidener Hs. 87 der IJamäsa gibt Option zwischen 
^j^i^ und 

vi. Vs. 11. Ich übersetze: ,und ich vermute, daß du den beiden 
al-Aswad als drittes Opfer zugesellen wirst', wie schon richtig Roth- 
stein, S. 100 Z. 2. Daß wir sonst nichts von zwei Söhnen der 
Umäma wissen, beweist nichts gegen diese Übersetzung. Ich sehe 
auch nicht ein, wie dieser Vers den Zusammenhang unterbrechen 
soll (S. 62, Z. 1 f.). Der Übergang zur ^J»li* ist nicht auffallend. 
In Vs. 15 kehrt der Dichter wieder dazu zurück. 

Vs. 17. Falls (nach der Ubersetzung) das negative ist, muß 
Ja=wy gelesen werden. Ich denke aber, daß Ja**y ^ zu lesen sei 
und ß)y^\ nach den besten Autoritäten. Für die Lesart 
(vgl. Agh. xxi, r«r; Ibn Qot. Dichterbuch si, vorl. Z.) spricht auch, 
daß die Bedeutung von ,Belohnung, Geschenk' nachislamisch 

ist. S. Belädorl nr, 5 — 7. Ich halte den Vers für echt. 

vn. Vs. 9 1. wohl Schreibfehler, da V. richtig übersetzt 

,denn sie'. 

Vs. 9. Völlers' Anmerkung zur Übersetzung: ,Die nicht näher 
bekannten Orte sind augenscheinlich hier als westliche Grenzorte 
des Gebiets von Jllra genannt, wo die Wege von Ostarabien her 
einmünden' ist zu rasch geschrieben. f Ain $aid und La'la' sind zwei 
bekannte Stationen an der Hauptstraße zwischen Basra und Küfa, 
liegen demnach südöstlich von IJlra. Außer den schon von V. selbst 
S. 40 Anm. 9 zitierten Stellen kann man darüber die Bibl. Geogr. 
nachschlagen. 

Vs. 10. Für oro^b ist vielleicht o^**- zu lesen, das einen guten 
Sinn gibt und wovon ein Beispiel IJotai'a xxi Vs. 5 (Goldziher S. 138). 




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Die Gedichte des Mutalammis. 



105 



vhi. Vs. 4. Was V. über die ursprüngliche Bedeutung von ^U^. 
sagt, ist sehr ansprechend. 

xn. Vs. 3. Völlers hat mit dem Kommentator im Sinne 

von ,Auswurf genommen. Da vom Gepard gar nicht bekannt, im 
Gegenteil höchst unwahrscheinlich ist, daß er diesen frißt, hat der 
Kommentator Fahad (poetisch statt Fahd) als einen Namen der 
großen Eidechse (fiabb) genommen, da es von dieser wohl be 
hauptet wird (Damiri n, ai ? 13 f.). Das scheint reine Willkür. Man 
kann aber auch im Sinne von ,Fettbauch' nehmen (s. Frei- 

tag, Proverb. 1, 501, n. 13 <*^k> ^yy*** *-^3J*; vgl. Ibn Khordäd- 
beh iv i ? 3). Djähi? aber erzählt (s. Qazwini 1, rw 9 6 v. u.), daß der 
Fahd, wenn er fett ist, weiß, daß seine Bewegungen schwerfällig 
sind und sein Geruch den Appetit von Löwe und Panter reizen, 
deswegen verbirgt er sich, streckt die Glieder und schläft, bis er 
wieder normal geworden ist. Man sagt sogar sprichwörtlich: ,sehläf- 
riger als der Gepard' (vgl. auch ZDMG. xvm, 794 f. und Hommel, 
Säugethiere, S. 300, Anm. 2). Der Dichter vergleicht demnach die 
'Abdalqais, die nur an ihre Handelsinteressen denken, ruhig im 
Hafenort sitzen und sich alles gefallen lassen, mit dem Gepard, der 
seinen Bauch hütet. Die Stelle des Mutalammis ist auch daher 
wichtig, weil sie widerlegt, was Hommel S. 299 schrieb: ,das Wort 
fehlt in der alten Poesie gänzlich'. 

xiii. Vs. 2. Ich glaube nicht, daß zu übersetzen sei: ,Ihr Leute, 
ich will zu euch kommen', sondern ,Die Leute kommen zu euch'. 

Vs. 3. Ich lese <*^j-^ und übersetze: ,Besser als die Leute, 
die sich ihrem Emir widersetzen, sind, meine Leute schämt euch, 
die sitzenden Frauen/ 

xiv. Vs. 2. Wenn man mit BM. *U>b liest, braucht man zwischen 
diesem Verse und dem vorigen keine Lücke anzunehmen. Statt 

möchte ich lesen ys» ,am Fuß'. In der Einschaltung zur Uber- 
setzung ist , Wildesel' ein Versehen für , Antilope'. 

9 9 C 9 .. 

Vs. 8. Ich schlage vor «^J^l-o und ^-^jt zu lesen. Die Uber- 
setzung wird dann: ,er gab mir von seinem Boden und seinem 
Himmel mit Freigebigkeit'. 




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106 K. Völlers. 

Vs. 10 1. mit BM. ,so wird er nicht zurückgehalten 

(sondern zugelassen)'. 

xv. Vs. 7. «J^j-Jt übersetzt ,als kopflos verschriene'; lieber nach 
dem Kommentar ,fortgetriebene'. 

Vs. 14. d&ljJ gehört vielmehr zu JJ^' ^: ,die nach deinem Er- 
messen nicht auseinandergesprengt werden könnten'. 

Vs. 15 gehört wohl nach Vs. 12. Statt <o-U»^ möchte ich setzen. 

xvii. Vs. 8. IfXol^i ^ lieber ,aus deren Gewinn'. 

Vs. 9 und 10. Ich lese 5j>l>U_5 und übersetze: ,Er begab sich 
zu ihm mit seinen Leuten und fand um ihn her die Leute, und zur 
Linken von ihm (war) ein roher (Knappe) mit hageren Schultern 
und ein Bogen' usw. 

Vs. 11 ist schwer zu verstehen. Es muß vor diesem ein Vers 
(oder mehr) ausgefallen sein, in welchem von einer Frau die Rede 
war: ,Sie lauerte auf ihn, den Schlüssel (zu erhaschen), bis (als) sie 
bis zu ihm durchzudringen Mittel gefunden hatte, neben der Länge (?) 
der Türe, die Wand ihn kehrte mu ß diesen Sinn haben, vgl. 

>j+JU J-^). Da erschreckte er, und sie hatte in seiner Empfindung 
die Stelle eingenommen eines Mächtigen, den das Regieren an die 
Spitze gestellt hat.' Wir können aber nicht erraten, auf welches Er- 
eignis sich diese Worte beziehen. 

Fragm. xix. Vs. 2 1. <J^^ ,und ihre Nacken decken'. 

xx 1. c^^> j-Xft {üu ,wird zweifellos zu Boden stürzen'; vgl. Gloss. 
Tab. unter 

xxi. _j ist gewiß falsche Überlieferung, 
xxxv. y&i. ist wohl Druckfehler für 

Die Deutung altarabischer Verse ist sehr schwierig, zumal, 
wenn sie nur fragmentarisch zu uns gekommen und auf dem langen 
Wege der mündlichen Überlieferung manchmal mit oder ohne Ab- 
sicht verunstaltet sind. Völlers hat sich durch die Herausgabe und 
Übersetzung der Verse des Mutalammis sehr verdient gemacht. 
Meine Bemerkungen bezwecken nur, auch mein Scherflein zur Er- 
klärung beizutragen. Vielleicht findet mein gelehrter Kollege darin 
das eine oder das andere, das ihm brauchbar dünkt. 



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Die Gedichte des Mutalammis. 107 

Völlers' Buch ist ein Sonderabdruck aus Beiträge zur Assyriologie. 
In diesem Sonderabdruck haben die Seiten wohl ihre eigene Pagination 
erhalten, doch in den Anmerkungen ist die Paginierung der Bei- 
träge durchaus beibehalten. Man muß daher jedesmal 148 von der 
Seitenzahl abziehen, um die Verweisung zu finden. 

Leiden, Dezember 1903. M. J. de Goeje. 



Dr. Dav. Heinr. Müller, Die Gesetze Hammurabis und ihr Verhältnis 
zur mosaischen Gesetzgebung, sowie zu den XII Tafeln, von — . 
285 S. Wien, 1903, Alfred Hölder. 

Die Arbeit zerfällt nach Anlage und Disposition des Stoffes 
in vier Teile: Text in Umschrift, deutscher und hebräischer Über- 
setzung (9 — 71); Erläuterung und vergleichende Analyse der Gesetze 
(73 — 173); allgemeine Ergebnisse (174 — 244); sprachliche Exkurse 
(245 — 267). Im Anhang (268 — 285) werden die Fragmente aus der 
Bibliothek Asurbanipals, die sumerischen Familiengesetze nebst den 
altbabylonischen Adoptions Verträgen, sowie das syrisch -römische 
Rechtsbuch in Zusammenhang mit der Hauptmaterie behandelt. 

D. H. Müller hat in wesentlichen Punkten das Verständnis 
des altbabylonischen Rechtskodex gefördert und die Einzelunter- 
suchung unseres Erachtens in die rechten Bahnen geleitet. Philo- 
logische Gründlichkeit, juristischer Scharfsinn und eine glänzende, 
an einigen Stellen geradezu verblüffende Kombinationsgabe haben 
der Erforschung des wichtigsten aller bisher gefundenen Keilschrift- 
denkmäler die wertvollsten Dienste geleistet. Mag in einzelnen 
strittigen Punkten die Kritik sich ablehnend verhalten, so wird man 
in Zukunft nicht um die Tatsache herum können, daß hier eine 
Leistung ersten Ranges vorliegt, die unter dem Glücksstern der 
Versenkung in einen neuen grossen Stoff das Licht erblickt und 
anderen gewiesen hat. 

Schon die sprachliche Leistung erweckt das günstigste Vorurteil. 
Jeder Kenner wird mir beipflichten, daß die ScHEiL-WiNCKLER 7 sche 



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108 Dav. Hbinr. Müller. 

Übersetzung an wichtigen Stellen zurecht gerückt und verbessert 
worden ist. Auch wenn wir von den Paragraphen, wie 126, absehen, 
deren Sinn vollständig im Dunklen geblieben war, und die hier end- 
giltig richtig interpretiert werden, ist in durchgreifender Weise das 
sprachliche Verständnis dadurch gefördert worden, daß D. H. Müller 
die Feinheiten und Kleinigkeiten der grammatischen Struktur ins Auge 
gefaßt hat, deren Nichtbeachtung nicht selten ein völliges Mißverständ- 
nis des Textes zur Folge hatte. Daß das postpositive ma (sum. sei) 
nicht schlechthin mit ,und' zu übersetzen ist, sondern temporelle und 
kausative Adverbialsätze abschließt, ist eine durch eine Fülle von 
Beispielen belegte Beobachtung, welche für das syntaktische Ver- 
ständnis an vielen Stellen von größter Tragweite ist. Noch höher 
ist es dem Verfasser anzurechnen, daß er uns von dem eitlen 
Wandel nach väterlicher Weise erlöst hat, die Kopula u in allen 
Fällen, in denen der zweite Satz nicht schlechthin koordiniert ist, 
sondern eine Steigerung enthält, durch ,und* zu übersetzen. Viel- 
mehr ist dann die richtige Übersetzung ,auch'. Einzelne Paragraphen 
des Gesetzes, wie § 129, besonders § 151, werden erst durch das 
erlösende ,auch' verständlich. So bestimmt das an zweiter Stelle 
genannte Gesetz, daß für voreheliche Schulden des Mannes die Frau 
dann nicht haftbar ist, wenn sie sich über die NichtVerbindlichkeit 
vor der Eheschließung eine Urkunde hat ausstellen lassen. Es heißt 
darin weiter : auch ist — unter den gegebenen Rechtsverhältnissen — 
der Mann für voreheliche Schulden der Frau (unbezahlte Schneider- 
rechnungen) nicht haftbar. Übersetzte man ,und Ä , so müßte man 
die NichtVerbindlichkeit der Frau als Ausnahmestatus fassen, was 
gar nicht der Sinn des Gesetzes ist; sagt man mit Winckler ,aber', 
so würde die nachfolgende Bestimmung aus dem Rechtsgrundsatz 
,gleiches Recht für beide' in auffälliger Weise herausfallen. Schwierig 
und noch nicht spruchreif ist die Aufstellung des Verfassers, daß der 
grammatische Bau des Kodex auf eine sumerische Vorlage schließen 
lasse. Jedenfalls ist die Untersuchung dieser Frage von folgeschwerer 
Wichtigkeit. Wir nennen im folgenden einige sprachliche Ent- 
deckungen, die für die richtige Interpretation der Gesetze von Be- 



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Die Gesetze Hammurabis und ihr Verhältnis etc. 



109 



deutung sind. Nertu (§ 2) bezeichnet ganz wahrscheinlich ein 
schamanistisches Verbrechen: mit Vergleichung des arab. nafyara 
wird die Deutung ,Mord durch Zauberei' in Vorschlag gebracht. 
Nibüturn (§§ 113 — 116; eig. der Benannte) ist die Pfandperson, 
nicht der Schuldner selbst, sondern eine ihm gehörige Person, welche 
den Folgen der Schuldverhaftung anheimfällt, Märu Sa insu mahru 
(§ 165) ist nicht der Lieblingssohn, sondern wahrscheinlich der Erst- 
geborne. Sinnistu zikrum wird sehr entsprechend als ,Dirne, die als 
Mann auftritt' gedeutet. Li-e-it (§§ 202—205) ist (hebr. lehi, talm. l&a) 
die Wange. Die Ubersetzung von MA&EN-KAK (muSkenu) mit 
, Armenstiftler' ist kaum richtig : wahrscheinlicher bezeichnet muSkenu 
den Heimatlosen, den NichtStaatsangehörigen, der durch den könig- 
lichen Dienst gewisse Vorrechte zuerteilt bekam. — Nicht genug 
kann der Scharfsinn des Verfassers in der sachlichen Analyse der 
einzelnen Gesetzesgruppen anerkannt werden. Es ist hier, wie auch 
in meiner vorläufigen, für weitere Kreise berechneten Schrift , Moses 
und Hammurabi' (2. Aufl., Leipzig, Hinrichs 1903) der Beweis ge- 
liefert worden, daß man auch ohne juristische und universalrechts- 
geschichtliche Detailkenntnisse sich in rechtliche Gedankengänge mit 
gutem Willen und angestrengtem Fleiß hineindenken kann. Leider 
verbietet es der knapp zubemessene Raum, auf Einzelheiten einzu- 
gehen, die von dem eindringenden Scharfsinn D. H. Müllers das 
rühmlichste Zeugnis ablegen. Nur einige Bemerkungen in der Folge 
des behandelten Stoffes mögen folgen. § 5 handelt nicht von Rechts- 
beugung, wie ich mit Stooss angenommen habe, sondern von Nichtig- 
keitserklärung einer res iudicata. §§ 9 — 13 erörtern den gemeinen 
Diebstahl, der durch das Mittel der Haussuchung und durch die 
Ermittelung des originären Eigentümers, des Besitzers und Ver- 
käufers eine nur scheinbar verwickelte, in sich klare und geschlos- 
sene Rechtspraxis zur Folge hat. In § 13 wird durch den Aus- 
druck Jener Mann' der Tod sowohl des ursprünglichen Besitzers, 
wie des Verkäufers einer angeblich gestohlenen Sache ins Auge 
gefaßt. Als ein Fund von größter Wichtigkeit kann die Fest- 
stellung gelten, daß sämtliche taxativen Strafen sich auf Einheits- 




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110 



Dav. Hkinr. Müller. 



normen des zwei- oder fünffachen Ersatzes zurückführen lassen, daß 
insbesondere der gemeine Diebstahl mit dem 2- oder 5-fachen ge- 
ahndet wird, je nachdem der gestohlene Gegenstand noch oder nicht 
mehr in erster Hand ist. Es ist überraschend, wie alle Proben aus 
den Gesetzen Hainmurabis auf dieses Exempel stimmen. Wenn der 
Hirt beispielsweise nach § 58 für Weidefrevel zu sechsfachem Ersatz 
verurteilt wird, so ist zu bedenken, daß er das beschädigte Feld zur 
Ernte überlassen bekommt, also tatsächlich nur fünffach zahlt. Der 
ungerechte Richter in § 5, welcher ein vollstreckbares Urteil annulliert, 
hat das 12-fache zu bezahlen, d. h. er hat die dem Kläger und dem 
Beklagten drohende Eventualstrafe des Einfachen und des Fünffachen 
doppelt zu entrichten. Man sieht, daß nicht nur Logik, sondern eine 
stramme Gleichmäßigkeit das uralte Gesetz auszeichnet, das Paul 
Haupt in Baltimore wohl nur in Anwandlung eines schlechten Witzes 
mit einer ,Dorfpfütze' verglichen hat. — Die Ergänzung der §§98 
und 99 als Correlata zu den §§ 104 — 105 mag angefochten werden: 
genial ist sie jedenfalls. — Daß ich in einzelnen Auffassungen von 
dem Verfasser abweiche, will ich nur vorläufig konstatieren, es wird 
sich an anderem Orte Gelegenheit zu wissenschaftlicher Auseinander- 
setzung bieten. 

Während ich in meiner genannten Schrift den Hauptnachdruck 
darauf gelegt habe, daß das sogenannte Bundesbuch, der älteste Teil 
des mosaischen Gesetzes, in einem unabweisbaren realen Zusammen- 
hang mit dem Kodex Hammurabi steht und den Nachweis hiefur 
durch eine synoptische Tabelle zu erbringen versucht habe, ist es 
dem Verfasser gelungen, mehrere Komplexe gleicher oder auffallend 
ähnlicher Rechtsbestimmungen für Moses und Hammurabi nachzu- 
weisen. Diese Komplexe betreffen die Bestimmungen über das 
Depositum (§§ 124 — 126; vgl. ex. 22, 6 — 11); über die Erbverhältnisse 
von Kindern zweier Frauen in einer Ehe und im unmittelbaren An- 
schluß Verfügungen über die Verstoßung wegen schwerer Pietäts- 
vergehen (§§ 167—169; vgl.deut 21, 15 und deut. 21, 18—21); endlich 
die Bestimmungen über Schäden, von stoßenden und stößigen Tieren 
(§§ 250—252; vgl. ex. 21, 28 — 32). Auf die gleiche Reihenfolge der 




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Die Gesetze Hammuraisis und ihr Verhältnis etc. 111 

letztgenannten Rechtssätze habe ich bereits (1. c. p. 37) aufmerksam 
gemacht, desgleichen auf die parallelen Rechtssätze für den Raufhande] 
(ex. 21, 18f 22 und §§ 206, 209). Je mehr ins Auge fallen muß, daß 
die Thora in rechtsterminologischer Beziehung durchaus unabhängig 
vom Kodex Hammurabi ist, desto schwerwiegender ist der in beiden 
Gesetzgebungen gleiche Zusammenhang kasuistischer Rechtsfiille, die 
hier wie dort in der bestimmten Form von typischen Rechtsordnungen 
zutage treten. Das kann unmöglich ein blindes Spiel des Zufalls 
sein. Nicht minder von Bedeutung für die Frage nach dem gegen- 
seitigen Verhältnis von Moses und Hammurabi ist die erstmalig von 
Müller an das Licht gestellte Tatsache, daß einzelne Bestimmungen 
der Thora im bewußten Gegensatz zu dem dem biblischen Gesetz- 
geber bekannten babylonischen (oder altorientalischen) Rechte stehen. 
So ist die Kinderklausel ex. 21, 31, welche bei der Tötung von 
Kindern durch stößige Tiere bestimmt, daß an dem Täter nach 
,demselben Recht' (ex. 21, 29 f) verfahren werden soll, nur dann 
verständlich, wenn man sich einen bewußten Gegensatz zu dem 
älteren Recht vorstellig macht, welches für analoge Fälle die Strafe 
an dem Kinde des Schuldigen (vgl. C. H. §§ 116, 210, 230) voll- 
ziehen läßt. 

Der Verfasser nimmt nun an, daß beiden Gesetzgebungen, der 
altbabylonischen und der israelitischen ein Urgesetz zugrunde liegt, 
dessen Rechtsgedanken sich auf vier Normen zurückführen lassen: 
Talion für Blutrache; Talion der bösen Absicht; Einheitlichkeit der 
Strafe (?); Anwendung des Talionsgedankens auf vermögensrechtliche 
Vergehungen. Jede Hypothese hat eine starke und eine schwache 
Seite: ihre starke besteht in unserem Falle darin, daß sie den auf- 
falligen und unabweisbaren Zusammenhang mit einem Schlag erklärt; 
ihre Schwäche tritt darin zutage, daß sie über die Quellen hinaus 
auf einen Archetypos weist, der wohl für immer im Dunklen bleiben 
wird. Zu Gunsten der Hypothese kann auf die §§ 35 — 41 hingewiesen 
werden, deren auffälliger und einheitlicher Bau auf eine ältere Vor- 
lage schließen läßt. Ob die sumerischen Familietigesetze, desgleichen 
die unsemitische Struktur des Kodex auf ein sumerisches Urgesetz 



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112 Dav. Hbinr. Müller. Die Gesetze Hammurabis etc. 



schließen lassen, mithin die Frage, bez. Möglichkeit eines vor- 
semitischen und nichtsemitischen Rechtes erwogen werden darf, ist 
ein Problem, das in keiner Weise spruchreif ist. Nicht unwahr- 
scheinlich ist uns, daß Hammurabi seine modifizierten Satzungen an 
ein älteres und ursprünglicheres Gewohnheitsrecht angelehnt hat, 
das auch durch die Thora Israels hindurchschimmert. Jedenfalls wird 
uns auch der Machtspruch der Universalrechtsgeschichte, der beispiels- 
weise an die intergentile Verbreitung des Talionsgedankens mit Nach- 
druck erinnert, das wissenschaftliche Recht nicht verkümmern können, 
für die Jurisdiktion zweier Völker geschichtliche oder sachliche Zu- 
sammenhänge zu konstruieren, welche durch die Bande des Blutes 
und die große Synthese der Weltgeschichte auf das innigste mit 
einander verbunden waren. Und stellt sich dazu heraus, daß auch 
die Überlieferung des Abraham, der als ein Zeitgenosse Hammurabis 
gen. xiv. 1 auftritt, wie die Patriarchenerzählung in Sitte und An- 
schauung die Rechtsverhältnisse Hammurabis widerspiegelt, so wird 
die Wahrscheinlichkeit auf die Höhe der Evidenz erhoben, daß die 
moderne Auffassung, als ob Israel sein Gesetz sich aus den Fingern 
gesogen hätte, abgewirtschaftet hat. 

Jedenfalls hat D. H. Müller auch der kritischen Auffassung 
des alten Testamentes neue Wege gewiesen. Hoffentlich bleibt er 
auch in dieser Richtung nicht der Prediger in der Wüste. Uber die 
Verhältnisse der xn Tafeln und des syrisch-römischen Rechtsbuches 
und die möglichen Zusammenhänge mit dem altorientalischen Recht 
mögen die Juristen ein kompetenteres Urteil fällen, als ich es vermag. 

Von Irrtümern notiere ich folgende: S. 115, Abschn. 3: ganz 
dieselbe Situation? S. 118: von Schändung einer Jungfrau kann in 
§130 nicht die Rede sein; assatu heißt immer , Ehefrau'. S- 151: 
ex. 21, 22 statt ex. 21, 23—24; S. 167 § 116 statt 117; S. 172: § 263 
stimmt nicht mit v. 11, sondern v. 13 überein; S. 187: ex. 22, 9 — 10. 12 
statt ex. 21, 9 — 10. 12. Kleinere Fehler, die nicht unter den Korrigenda 
erwähnt sind, habe ich bemerkt auf S. 7, 86, 116, 218, 255. 

Gottleuba i. Sachsen. 



Dr. Johannes Jeremias. 




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Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen etc. 113 

W. Spiegelberg, Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen 
zu Berlin, herausgegeben von der Generalverwaltung, mit er- 
läuterndem Texte von — 36 Seiten Text und 99 Lichtdruck- 
tafeln, Großfolio. Leipzig, Giesecke und Devrient, 1902. Preis geb. 
100 Mark. 

Unter den demotischen Papyrus des Berliner Museums finden 
sich keine Stücke nach Art des Sethon-Romans in Kairo, den 
Brugsch entziffert hat, oder der Erzählung von Siosiris und Sethon, 
welche Griffith in so meisterhafter Weise herausgegeben und er- 
läutert hat, oder des Wiener historischen Romans aus der Zeit des 
Königs Petubastis. Wenn wir von einzelnen mythologischen und 
funerären Texten absehen, so enthält der Hauptstock der Berliner 
Papyrus nur Rechtsurkunden, für den Historiker ungleich interessanter 
als für den Philologen. 

Und doch haben diese Papyrus für uns eine große Bedeutung, 
durch die Rolle, die sie bei der Entzifferung des Demotischen ge- 
spielt haben. Brugsch hat als Jüngling an ihnen seine ersten Ent- 
zifferungsversuche gemacht und die Bedeutung zahlreicher Formeln 
derselben erschlossen. Auch später ist er wiederholt in seinem 
Thesaurus auf diese Papyrus zurückgekommen und hat noch manche 
Rätsel, welche dieselben bieten, gelöst, so hat er eine wichtige 
Formel der Heiratskontrakte richtig gedeutet, so die demotische 
Schreibung des griechischen Stater erkannt. Aus diesen Papyrus 
hat auch Lepsius wichtiges Material für seine Untersuchung ,Uber 
einige Ergebnisse der ägypt. Denkmäler für die Kenntnis der 
Ptolemäergeschichte, 1852' geschöpft. Ein großer Teil der Papyrus 
wurde dann von Revilloüt herausgegeben und übersetzt; doch war 
seine Art der Reproduktion nicht geeignet, selbst mäßigen An- 
sprüchen zu genügen. So ist die vorliegende Ausgabe mit Freude 
zu begrüßen und jeder Freund der demotischen Studien wird der 
Verlagsbuchhandlung dankbar sein, daß sie sich der kostspieligen 
Aufgabe opferwillig unterzogen hat. Gestört haben uns in dem so 
luxuriös ausgestatteten Bande nur die koptischen Lettern. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 8 



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114 W. Spiegelberg. 

Durch die Arbeiten von Brugsch ist von den drei großen 
Phasen der demotischen Schrift die mittlere aus der Ptolemäerzeit, 
die in den Berliner Papyrus am stärksten vertreten ist, sicher ge- 
deutet; an die Erklärung der ältesten Papyrus hat sich zuerst Re- 
villout gewagt, ohne jedoch zu abschließenden Ergebnissen zu ge- 
langen. Spiegelberg, durch seine Kenntnis des Späthieratischen besser 
vorbereitet, zeigt, wie wenig von den Übersetzungen Revillout's einer 
strengen Nachprüfung standhält. In der Entzifferung der Urkunden 
der römischen Kaiserzeit wird man an der Hand der Reste des 
Tempelarchivs von Soknopaiu Nesos vorwärts kommen. 

Ein Hauptvorzug der vorliegenden Publikation ist die Vor- 
sicht, mit welcher der begleitende Text verfaßt ist. Vorsicht und 
Zurückhaltung ist hier um so mehr am Platze, als diese demotischen 
Rechtsurkunden häufig auch von Nicht-Demotikern benützt werden, 
die durch die früher vielfach üblichen phantasievollen Übersetzungen, 
in denen die wenigen sicheren von den vielen nur geratenen Stellen 
gar nicht geschieden waren, nur zu leicht zu ganz irrigen Schluß- 
folgerungen verleitet wurden. 

In der Erläuterung der Urkunden hat sich der Herausgeber 
auf das Knappeste beschränkt. Nur gelegentlich sind beim Kom- 
mentare kleinere Versehen unterlaufen. So wenn auf S. 6 zu den 
früheren Urkunden, die sich auf den im Papyrus 3089 vorliegen- 
den Fall aus dem 17. Jahre des Ptolemaios Euergetes I beziehen, 
der Papyrus des British Museum aus dem Jahre 8, dessen Inhalt 
in der Revue egypt. i, 135 mitgeteilt ist, gezählt wird. Der Papyrus 
stammt vielmehr aus dem 8. Jahre des Ptolemaios Philopator und hat 
die Nummer 10377 (Anastasi 37). Den Akt in der Revue egypt. i, 135, 
den Spiegelberg für identisch mit dem Berliner Papyrus 3089 hält, 
habe ich 1894 im British Museum mit den übrigen dort aufbewahrten 
demotischen Papyrus abgeschrieben, er trägt die Nummer 10227 
(Pap. Anastasi 14). Der Londoner Papyrus ist das Seitenstück des 
Berliner. In dem Berliner Papyrus zählt der Neffe die Grabstätten 
auf, die dem Onkel zufallen, in dem Londoner ist es umgekehrt 
der Onkel, der den Anteil, der dem Neffen zukommt, feststellt. Die 



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Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen etc. 115 



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Grabstätten, die in dem Londoner Papyrus stehen, sind ganz andere 
als die im Berliner genannt werden. 

Das vielleicht interessanteste Stück der Papyrus der Ptolemäer- 
zeit ist die Choachyten-Ordnung auf Tafel 38 — 41. Stammt doch die 
Hauptmasse der älteren Bestände an demotischen Papyrus von 
thebanischen Choachyten her; für die Zeit der Psammetichiden und 
der Perser von Choachyten des Tales, für die Ptolemäerzeit von 
Pastophoren des Amon Api, bzw. von Pastophoren des Amon von 
Gerne, welche Genossenschaften alle als im Westen von Theben seß- 
haft bezeichnet werden. Zweifelhaft ist mir, ob die auf der vierten 
Seite vermerkten fünf Personen erst nachträglich, wie Spiegelberg 
(S. 18) meint, in die Genossenschaft des Amon von Karnak auf- 

6 

genommen wurden und die neben ihren Namen stehenden Posten 
Strafgelder bezeichnen. Denn es handelt sich doch um den Vor- 
steher der Genossenschaft und die wichtigsten Funktionäre der- 
selben, es ist daher wohl eher anzunehmen, daß gerade deswegen 
diese Namen gesondert angeführt und in den Posten ihre Einkünfte 

verzeichnet waren. Unter den Titeln dieser Funktionäre ist der eine, 

_2 

tngr, ganz unbekannt — an die Priesterkategorie der Tkn, \ 
(vgl. Lefebure, Sphinx m, 194 f.; Maspero, Mission v, 439 f.) ist kaum 
zu denken — ein anderer, P-grg, bedeutet merkwürdigerweise das Bett 
(n<r\o<r, durch das Zeichen für Holz determiniert, für die Schreibung 
vgl. auch Tafel 64, Col. 2, Z. 7). Wenn P-grg hier nicht eine andere 
unbekannte Bedeutung hat, so könnte man auf jenen Vorgang beim 
Leichenbegängnisse hinweisen, wo der IJ^Sara, in ein großes 
Stück Stoff oder in eine Kuhhaut eingewickelt, auf seinem Bette 
liegt (Maspero, Le Rituel du sacrißce funeraire in Etudes de Mythologie 
i, 298: ,il s'est couch^ sur un lit bas et court, Tangareb des Nubiens 
d'aujourd'hui'; Lefebure, Sphinx in, 156 f.). Der Priester, der diese 
Zeremonie vorzunehmen hatte, konnte kurzer Hand als das ,Bett' 
bezeichnet werden. — Die Bestimmung, welche Spiegelberg dahin 
deutet, daß man ,Kinder nicht töten dürfe', wird man wohl eher 
als ein Verbot .lebende Kinder auszusetzen* aufzufassen haben. Das 
Wort Ik ist mit dem koptischen pin* (vgl. meinen Historischen Roman, 

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116 W. Spiegelberg. 

Glossar Nr. 184) zusammenzustellen und durch ,weglegen' zu über- 
setzen. Es sei an die Vorgänge auf der Unratsstätte (xoTupda vf}q 
y.w(jiYjq) von Oxyrrhynchos erinnert. 

Während die Texte der Ptolemäerzeit uns im großen und 
ganzen Altbekanntes, aber in zuverlässiger Fassung bieten, so bringen 
uns die Papyrus aus der römischen Kaiserzeit, welche dem großen 
Funde griechischer und demotischer Papyrus von Dirne, dem alten 
Soknopaiu Nesos, am Nordufer des Birket el Kerün, entstammen, 
eine reiche Fülle neuer Aufschlüsse. Die griechischen Papyrus, 
deren Ergebnisse Wessely, Karanis und Soknopaiu Nesos, Studien 
zur Geschichte antiker Kultur- und Personenverhältnisse, Wien 1902 
zusammengestellt hat, beginnen schon mit der ersten Hälfte des 
zweiten vorchristlichen Jahrhunderts (vgl. Amherst Papyri n, heraus- 
gegeben von G renfell und Hunt, 1901), fließen dann reichlicher für 
die zwei ersten nachchristlichen Jahrhunderte und versiegen in der 
ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts n. Chr. gänzlich. In der Not und 
den politischen Wirren des dritten Jahrhunderts ist die Kultur im Fai- 
jüm stark zurückgegangen und in den entlegeneren Teilen desselben 
ganz verschwunden. Die demotischen Papyrus ergänzen die grie- 
chischen Papyrus, sie gehen von der Zeit des Königs Euergetes II 
bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. Das ganze Getriebe 
in diesem exponierten Posten am Rande der libyschen Wüste, mit 
den kleinen Mühen und Sorgen des Tages liegt offen vor unseren 
Augen, wir lernen alle wichtigeren Persönlichkeiten des Ortes kennen, 
von vielen derselben erhalten wir dort, wo sie als Zeugen fungierten, 
genaue Personsbeschreibungen, von einzelnen haben sich Statuen 
vorgefunden (vgl. Maspero, Guide du visiteur au Musee du Caire } 
1902, S. 266, Nr. 399), die in den Museen von Kairo und Alexandrien 
— einzelne sind noch in Privatbesitz — aufbewahrt werden. 

Eine der für uns interessantesten Persönlichkeiten von Sokno- 
paiu Nesos aus den ersten Dezennien des ersten Jahrhunderts n. Chr. 
war der Priester Satabus, Sohn des jüngeren Erieus (Eriopsemis, 
'Epiod^jju;) und der Satabus. Wir kennen ihn vor allem aus dem 
Prozess, in den ihn die Anklage seines Kollegen Nestnephis ver- 



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Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen etc. 117 

wickelt hatte (vgl. Wessely, Papyrorum scripturae graecae specimina 
isagogica). Nach langwierigen Verhandlungen, welche uns die Ab- 
gründe ägyptischer Kanzlei Wirtschaft enthüllen, ward Satabus zu 
der empfindlichen Strafe von 500 Drachmen verurteilt. Wir kennen 
ihn ferner, nach Aussage der Subskription, als Schreiber der Ver- 
wünschungen des Lammes aus der Zeit des Königs Bokchoris', von 
welcher ich an anderer Stelle gehandelt habe (Festgaben zu Ehren 
M. Büdinger's, S. 3 f.). Dieser im 34. Jahre des Kaisers Augustus 
geschriebene Papyrus zeigt dieselbe sichere und elegante Schrift, 
welche wir aus der eigenhändigen Unterschrift des Satabus in dem 
demotisch-griechischen Papyrus des British Museum 262 (Kenyon, 
Greek Papyri n, 7+8) kennen. Aus der unerquicklichen Gegenwart 
flüchtete Satabus in die nationalägyptische Vergangenheit und gab 
sich den Phantasien eines kommenden goldenen Zeitalters hin. 

Von besonderer Wichtigkeit ist es, die Titel und Ämter des 
Satabus festzustellen. Wir finden sie in griechischer Umschrift in 
den von Wessely (a. a. 0.) zusammengestellten Urkunden: 

Notßouaxet peiasei pstatysTou vecpspaaTt 
Nstßoazst ptaYjeiTt piasvsfTou v£<popGY)T]£i 

Auch Spiegelberg (S. 23 und Die demotischen Papyrus der 
Straßburger Bibliothek, S. 44) ist auf diese Stellen aufmerksam ge- 
worden und hat mit Recht die Vermutung geäußert, daß hier die 
griechische Transkription der uns in dem Demotischen vorliegenden 
Titel des Priesters Satabus vorliegt. Eine Reihe hiesiger Papyrus- 
fragmente gestattet uns diese rätselhaften Gruppen zu deuten. Ich 
gebe sie nach dem am besten erhaltenen Papyrus DG 6937: 




In veßoorct steckt ein ägyptisches neb-web ,Herr der Priester'. 
Dieser Titel ist nicht mit einem anderen zu verwechseln, der in 
den trilinguen Inschriften von Rosette und Kanopos durch das 



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118 



W. Spiegelberg. 



griechische apyiepebq wiedergegeben wird und den man in der 
letzten Zeit mr-Sine zu lesen und mit dem griechischen, aus den 
Urkunden von Soknopaiu Nesos bekannt gewordenen Titel (Äg. Urk. 



Berlin, Nr. 37 u. ö.) Xeaüwjq zusammenzustellen sich gewöhnt hat 
(Griffith, PSBA, 1899, S. 271 ; Spiegelberg, Ree. de Trav. 24, S. 187—9 
und Demot. Papyrus, Berlin, S. 18; Hess, Demot Theil der dreisprach. 
Inschrift von Rosette, S. 47). Diese Zusammenstellung scheint mir 
vielen Bedenken zu unterliegen. Als ap/tepeuc finden wir einen 
Oukizioq wspYjviavo^ (Äg. Urk. Berlin, Nr. 347), einen SocXouto? 'IouXtavoq 
(a. a. O. Nr. 82 ), einen KXauSto; * AyoLÜQ-tXriq (Wessely, a. a. O. S. 66). 
Schon Letronne (Recueil n, 26) hat auf diese merkwürdige Er- 
scheinung aufmerksam gemacht: ,Ce grand pontife et archiproph&te 
de la trfes grande d^esse Isis de Philes se nomme ]£raton; c'^tait 
donc un Grec et non un figyptien'; Krebs hat sie für Soknopaiu 
Nesos näher ausgeführt (Äg. Zeitschr. 31, 36 f.; vgl. auch meinen 
Tacitus und der Orient, S. 2). Ganz anders war dagegen die Stellung 
eines Lesönes. Als Lesones finden wir (Äg. Urk. Berlin, Nr. 37) 
einen Stotoetis, also einen Ägypter genannt. An einer anderen 
Stelle (a. a. 0. Nr. 916, Z. 9 und 25) ist von vier Lesönes der Isis 
Nephrommis die Rede. Für die Ausübung der Tätigkeit, für die 
Xecrwveta, welche mit der Tzpo^-zda verbunden war, wurde eine Steuer 
(^opo; A£CG)vsfas, Äg. Urk. Berlin, Nr. 652; Wessely, a. a. O. S. 69) 
entrichtet. In dem Amherst Papyrus xli erteilt ein gewisser Diodoros, 
der wahrscheinlich mit dem in anderen Texten genannten gleich- 
namigen Priester des Beinamens Petesuchos identisch war, den 
Priestern des Soknopaios und der Isis Nephorses den Rat, wenn 
möglich, bei der Versiegelung eines 6r;aaup6<; anwesend zu sein, auch 
die Anwesenheit eines Lesönes wird gewünscht. Aus diesen Er- 
wägungen folgt, daß A£<70)VYj; und ipxiepeuq sehr scharf von einander 
zu scheiden sind, ferner, daß die demotische Gruppe, die durch das 
griechische apytepeu; wiedergegeben wird, nicht als Xsauwjq gedeutet 
werden kann. Welcher Art die Tätigkeit eines Lesönes war, wissen 
wir nicht, aber so viel ist sicher, daß sie verhältnismäßig unter- 
geordneter Natur war. Hängt Xecwvr^ wirklich mit dem koptischen 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen etc. 119 

vyiwe zusammen, was auch mir, obwohl das (o nicht unbedenklich 
ist, als sehr wahrscheinlich erscheint, so kann man die Tätigkeit des 
Lesones nach zwei Richtungen hin suchen. Man kann einerseits auf 
die Bedeutung |jiavT£6e<76a'., welche dem koptischen ujme oft zukommt, 
auf pcqujme Python hinweisen. Wenn in einem griechischen Papyrus 
(Ag. Urk. Berlin, Nr. 734, Z. 7 und 33) die Xeswvefa y.opy.o&tX[ü)v] vor- 
kommt, so erinnere ich an den Besuch Strabo's (811, 812) bei dem 
Tempelsee von Arsinoe (nicht Moirissee!). Von der durch die 
Fremden mitgebrachten Mahlzeit wurde das heilige Krokodil ge- 
füttert; aus dem Benehmen desselben den Besuchern gegenüber 
wird man Schlüsse auf die Zukunft gezogen haben, wie es bei dem 
Apis der Fall war, von dem uns erzählt wird, daß er das Gewand 
des Eudoxos geleckt habe, woraus die Priester prophezeiten, Eudoxos 
werde ruhmreich, aber von kurzer Lebensdauer sein (so Favorinus 
bei Diog. Laertios vm, 90). Eine andere Möglichkeit eröffnet sich 
uns, wenn wir von der Bedeutung ,fordern, verlangen' für ujm* aus- 
gehen. Hier könnte man auf den ,Mann, welcher verlangt' (rm-nt- 
efäine), bezw. die Steuern eintreibt, des Namens Petharsamto, Sohn 
des Pasobk, verweisen, den wir auf einem Ostrakon in Kairo 
(Brugsch, Äg. Zeitschr. 1891, S. 70) genannt finden. Es dürfte hier 
die Übersetzung des griechischen o^OLVzr^q (vgl. Wilcken, Ostraka i, 
609) vorliegen. Von dieser Tätigkeit ließe sich auch leichter als von 
der eines Priesters eine Brücke zu dem , Vorsteher* A^iy*ne der 
koptischen Rechtsurkunden von xhm£ schlagen, obwohl hier wiederum 
die ,achmimische' Form mit * für Theben auffallend erscheint. 

Für gewöhnlich folgten auf den Titel ,Herr der Priester' 
(veßoaTu) in den demotischen Texten die Gruppen , welche dem 
griechischen ptae-feiou veopopaaTi entsprechen und hri sei wetür nefor- 
Sati , Vorsteher des Sees Wetür (der) Neforgati' (man beachte das 
faijümische Satt) zu lesen sind. Für das y in acyeTou vgl. die Formen 
'Epyeuq und 'Epieus, üavojjLteuq und navo|rf£u<; (Spiegelberg, Eigennamen 
23*, 37*), sowie den Namen Zrfl&p der Septuaginta (statt des alten 
Klo), in welchem ich eine ältere Form des koptischen cioirp Eunuche 
erkennen möchte (Grundriss der altorient. Geschichte S. 147), und 



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120 W. Spiegelberg. 

das weiter unten zu besprechende ' ApiraYa6Y)<;, bezw. e Ap<pata[ÖY3c]. In 

O ^ AAAAAA 

exou, aus swjp verschliffen, steckt das altägyptische *HK aaaaaa 

V V *C ~> AAAAAA 

Wetür, welches für gewöhnlich ,das (mittelländische) Meer' be- 
zeichnet. Hier hat es den Beinamen ,der NeforSati', welcher durch 
das Determinativ der Schlange als weiblicher Göttername charakteri- 
siert ist und mit dem Beinamen Neferses ^ er ^ s * s n ^ c ^* 
verwechselt werden darf. In diesem Wetür der Neforäati möchte 
man die ägyptische Benennung des Birket el Karün erkennen. Der 
Wetursee wird in den mythologischen Texten , so auch in dem 
Berliner Papyrus 6750 B (Taf. 76), Z. 4, häufig erwähnt. 

Neben dem Wetursee kommt in den Soknopaios Papyrus auch 
der Kanal (5 aa^aa ^—^) des Namens L 1 aaaaaa M(r)-wr, demotisch 

- \^ d 1 1 / -ZTr^ AAAAAA 

V3-ftl3j3l geschrieben, öfter vor (vgl. Straßburger Papyrus, S. 45, 

A. 4 u. 5). Es ist der Kanal, den wir in dem Moirissee-Papyrus 
(Lanzone, Les Papyrus du Lac Moeris, Taf. n) dargestellt sehen — er 

heißt hier § ^1 — der von Herakleopolis Magna, an Ptole- 

A AAAAAA^ W 

mais Euergetis vorüber, ins Faijüm führte und schließlich in den 
Birket el Karün mündete. Er heißt in Übereinstimmung mit der 
hieroglyphischen und demotischen Bezeichnung bei den Griechen 
MoTpic. Die Reste dieses Moiriskanals liegen uns in dem heutigen 
Bahr el Wardän vor. Ein Arm dieses Bahr el Wardän muß um 
den Birket el Karün bis nach Soknopaiu Nesos und darüber hinaus 
geführt haben (vgl. Fayüm towns and their Papyri von Grenfell, 
Hunt und Hogarth, 1900, S. 15). Denn wir lesen in einem grie- 
chischen Papyrus (Wessely, Specimina, S. 7, Taf. 14, Nr. 30 und 
Anzeiger der k. Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Classe, 
1900, S. 142 f.), daß das Dorf (vj&m) Soknopaiu Nesos in der 
[).zp\<Z des Herakleides npbq MoTpt r/ji npbq rfroXqxafSc EuepfeTiBi tou 
'ApctvotTou vopiou gelegen war, und die oben erwähnten demotischen 
Papyrus stimmen mit dieser Angabe vollinhaltlich überein. Der 
See, in den dieser Moiriskanal mündete, ist der See des Moiris. 
Bezeichnender Weise hat sich die den Schriftstellern geläufige Be- 
zeichnung MofpiBos AijxvYj in den Papyrus bisher nicht nachweisen 



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Demotische Papyrus aus den Königlichen Museen etc. 121 

lassen. Die ägyptische Bezeichnung für den See (ae) ist Wetür 
(Meer); man wird an Strabo (809) erinnert, der den Moirissee einem 
Meere vergleicht, wegen seiner Größe und Färbung und seiner einer 
Meeresküste gleichenden Ufer. 

In zwei Urkunden, in dem Straßburger Papyrus Nr. 32a 
(Spiegelberg, Demot. Papyrus der Straßburger Bibl. Taf. xi und Text 
S. 44) und in dem oben mitgeteilten Wiener Papyrus DG 6937 finden 
wir vor den eben erörterten Gruppen zwei andere, in welchen ich 
das Vorbild der dem ptae^e-cou vorhergehenden pwei erkennen möchte. 
Den ersten Bestandteil pt kennen wir bereits; puxsi erinnert an 
den Titel des Hohenpriesters von Hibiu, <^> In cei könnte ein 
altes ^^jj stecken und darnach picei , Vorsteher der Mauer c be- 
deuten, wir hätten an die hohe Umfassungsmauer zu denken, die in 
einer Länge von 117m und einer Breite von 88 m den Tempelbezirk 
umschloß. Nach dieser Annahme wäre die Aufsicht über den Peri- 
bolos und den an Soknopaiu Nesos grenzenden Teil des Sees unserem 
Satabus anvertraut gewesen. Der Abschluß der Errichtung dieser 
Umfassungsmauer fällt nach einer im Museum von Kairo aufbewahrten, 
aus Dirne stammenden Inschrift auf den 20. Phamenoth des 6. Jahres 
des Kaisers Augustus. Vor dem Gotte Soknopaios mit Sperber und 
Krokodilsleib steht ein Mann mit Widderkopf, darunter lesen wir 
(nach einer 1898 genommenen Abschrift, vgl. Krebs in der Ag. Zeitschr. 
29, 146). Tresp y,at<7apo<; a&Toxpa 

Topos Qeou Qeou ^ oixoSo^y) 

tou rcepißoXou tco öetot xat xupt 

(o aoxvoTCaion rcapoc xo) ex veiXou 

7üoXea)<; 7rpoßaToy.xr i voTpo<pr i v 

? ? 

a)v ew/riv Zg xataapoc <fa[A/ ß 

Krebs gibt Z. 7 <pa Bei dem letzten Buchstaben kann 

man zwischen ß und * schwanken. 

Das Schlußdatum <f<x\ij ß erhält eine Bestätigung und Erklärung 
durch den von Wessely mitgeteilten Papyrus der Sammlung Erz- 



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122 



W. Spiegelberg. 



herzog Rainer (Soknopaiu Nesos, S. 3 u. 76), in welchem der 2. Pha- 
menoth als Gründungstag des Peribolos begangen wurde. 

Häufig ist in den Texten aus Soknopaiu Nesos der Name 



Straßburger Papyrus Nr. 10, so auch auf einer der in Dirne ge- 
fundenen Statuen (Maspeko, Guide du Visiteur au Musee du Gaire, 
1902, Nr. 399, die rote Nummer ist 1191), wo wir auf einer Seite 
des Sitzes eine demotische Inschrift mit dem fraglichen Namen, 
auf einer anderen ein Kamel dargestellt sehen (vgl. dazu den Pabus, 
Sohn des Satabus und Enkel des Harpagathes tepeüq ^oxvozatou 6eoü, 
der zugleich als xajrrjXoTpö&o; bezeichnet wird, Wessely, a. a. O. S. 114). 
In dem fraglichen demotischen Namen linden wir das griechische 
\\p7:aYaÖY)c vor, in welchem man, nach dem weiblichen Namen Taap- 
TraYaOYjc {Greek Papyri of the British Museum, 292) zu schließen, einen 
Gottesnamen erwarten möchte. Für die Bedeutung des Namens sei 
auf das boheirische cJnwiat Libyer (o(j(j^(\Xj> v g'- Brugsch, Die 
ägypt. Denkmäler der Oase el Kharge, S. 76) hingewiesen, dem ein 
oberägyptisches n&j*T, bezw. n&^M entsprechen würde. Harpagathes 
(oder richtiger Harpagates) wäre darnach der libysche Hör. In 
einem demotischen Papyrus (DG 10086) aus Athribis mit griechischer 
Beischrift wird der Name ap<paia[-co]t> im Genetiv umschrieben. 

Unter den Stücken aus Soknopaiu Nesos ist Papyrus Nr. 7059 
(T. 47), das interessanteste. Es liegt uns in demselben wohl ein 
Fragment einer Art Ordnung für die Priester des Soknopaios aus 
der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. vor. Die fünf 
Priester, die am Schlüsse des Fragmentes eigenhändig unterschreiben 
und zustimmen, sind wohl die Vorsteher der fünf Phylen, in welche 
die Priesterschaft nach der Reform aus der Zeit Euergetes I zer- 
fiel, die fünf crpscßj-spct IspsT; der griechischen Urkunden (Wessely, 
a. a. O. S. 73). Beachtenswert ist in Z. 11 das Haus des vo^Ypaopo; 
(numkrps). 

Damit legen wir das Buch für dieses Mal aus der Hand mit 
dem Ausdrucke des Dankes für den Genuß, den uns die Durch- 
arbeitung desselben bereitet hat. J. Krall. 



so in dem Berliner Papyrus 6848 (T. 64), in dem 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Gabriel Ferrand. Les QomAlis. 



123 



Gabriel Ferrand (Vice-consul de France), Les (jomälis. Paris, E. Le- 
roux, 1903. 8°. XIV, 284 pgg. 

Das beste Buch, welches bis jetzt über das Somaliland und 
seine Bewoner geschrieben worden ist Es behandelt: Seite 1 — 13 
die physische Geographie, S. 14 — 51 die Geschichte, beginnend 
mit den ältesten Nachrichten über Land und Leute bis auf unsere 
Tage, S. 52 — 63 die Erforschung des Landes durch europäische 
Reisende im 19. Jahrhundert, S. 64 — 84 die einheimischen Sagen 
bezüglich der Herkunft der Somali, S. 85 — 183 die Aufzälung der 
einzelnen Somalistämme und deren Unterabteilungen, S. 184 — 230 
die sociale Organisation, Sitten, Gebräuche, Anthropologie, Folklor, 
Islamisirung der Somali, welchen Kapiteln dann S. 237 — 244 die Ge- 
schichte der Aufteilung des Somalilandes durch Frankreich, Eng- 
land und Italien sich anfügt und zum Schluß S. 246 — 282 die Ge- 
schichte der Erhebung des Volkes gegen die Fremdherrschaft unter 
Führung des Mahdi Mohammed ben Abdallah dargestellt wird. 

Rühmend hervorzuheben ist die gewißenhafte Benützung der 
vorhandenen Quellen und Publicationen über Land und Leute der 
Somali. Etwas stiefmütterlich behandelt ist allerdings die Partie über 
die Somalisprache, doch ist in einem so übersichtlichen Buche eine 
ausfuhrlichere Darstellung des Sprachbaues kaum zu begehren. Am 
eingehendsten ist die Darstellung und Aufzälung der Somalistämme 
nach Genealogie und geographischer Gruppirung. Recht wünschens- 
wert wäre wol die Beigabe einer Landkarte gewesen. Der Verfaßer 
verdient durch diese Publication den größten Dank aller Forscher, 
die sich mit dem Studium des Somalilandes und seiner Bewoner 
beschäftigen. Das Buch von G. Ferrand bildet den ersten Band 
eines Sammelwerkes, betitelt: Materiaux d'etudes sur les pays musul- 
mans publies sous la direction de A. Le Chatelier, professeur au 



collhge de France. 



L. Reinisch. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Kleine Mitteilungen. 



Hammurabi- Glossen. — Herr Prof. Dr. C. F. Lehmann hat in 
den von ihm gemeinsam mit E. Kornbmann herausgegebenen Bei- 
trägen zur alten Geschichte, Band iv, S. 32 — 41 einen kurzen Artikel 
unter dem Titel, Ein mißverstandenes Gesetz ^Jammurabis' veröffentlicht. 
Es handelt sich um den Adoptionsparagraphen 186, der von N. Scheil 
und, wie ich sehe, auch von Johns richtig verstanden und übersetzt 
worden war, dagegen von Winckler, Kohler-Peiser und von mir 
verschieden, aber unrichtig, übersetzt worden ist. 

Der Hinweis auf die richtige Übersetzung Scheils, sowie die 
Begründung derselben durch Lehmann hat mich vollständig überzeugt 
und ich akzeptiere ohne weiters die ScHEiL-LEHMANN'sche Übersetzung: 

,Wenn ein Mann ein unmündiges [Kind] in Adoption genommen 
hat [und] als (zur Zeit da) er es adoptierte, dessen Vater und 
Mutter vergewaltigt: dieses Adoptivkind kehrt in das Haus seines 
Vaters zurück/ 

D. h. (wie Lehmann richtig bemerkt) eine erzwungene 
Adoption ist ungültig. 

Herr Lehmann berührt noch in demselben Artikel einige andere 
Punkte, wobei er mir durchwegs zustimmt; so z. B. sagt er Seite 34, 
Note : ,Daß die Beachtung der Übergänge zwischen den einzelnen 
Gesetzesgruppen im 5ammurabi-Gesetz besonders lehrreich ist, und 
daß die Hineinarbeitung und Verwertung älterer babylonischer Ge- 
setze offenkundig ist, hat Müller in Ubereinstimmung, aber unab- 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Kleine Mitteilungen. 



125 



hängig von mir (Kulturmission, S. 47 ff. bis S. 52) erkannt/ Des- 
gleichen stimmt er S. 35, Note 1 meinen Darlegungen über die post- 
positive Partikel ma bei, obgleich er durch seinen Zusatz beweist, daß 
er die Tragweite dieser Tatsache durchaus nicht zu würdigen versteht. 
Nicht minder erkennt er an, daß in weiteren drei Punkten, wo er 
gegen andere polemisiert (S. 39 und 40, Note l), ich bereits das 
Richtige gesagt hatte. 

Soweit ist die Sache in Ordnung, ich habe mich niemals für 
unfehlbar gehalten und habe auch oben ohne weiters zugegeben, 
daß die Scheil-Lehmann' sehe Auffassung des § 186 richtig ist. 

Wenn aber Herr Lehmann so nebenbei in einer Note (S. 33, 
Note 3) über mein Buch aburteilt und sagt: ,Der Hauptwert des 
MüLLER'schen Buches liegt auf sprachlichem Gebiete, wo sich manche 
feine Bemerkung findet. Dagegen tritt der Mangel juristischer Schulung 
und Methode vielfach störend hervor, was nicht hindert, daß auch 
rechtsgeschichtlich Wertvolles ermittelt wird/ so muß ich diese Art 
Kritik oder sagen wir besser Schulmeisterei zurückweisen. 
Herrn Lehmann geht meine juristische Schulung gar nichts an! Er 
soll beweisen, wo ich Falsches oder Unrichtiges gesagt habe und 
was seine Jurisprudenz gestört hat. 

Ob es Herrn Lehmann gefallen würde, wenn ich seine Schulung 
auf dem Gebiete semitischer Sprachforschung und Philologie, seine 
Kenntnisse als Hebraist und Bibelforscher oder als Arabist etc. und 
selbst auf dem Gebiete der Keilschriftforschung seine Schulung als 
Epigraphiker und Philologe beurteilen wollte? Dies geht mich gar 
nichts an! Ich habe mich damit zu beschäftigen, was Herr Lehmann 
sachlich Positives erkannt und bewiesen hat und ich habe in der 
Tat zugegeben, daß er auch zum Teil die Übergänge bei ^ammurabi 
unabhängig von mir ermittelt 1 und die richtige Deutung von § 186 
durch Scheil als richtig erkannt hat. Dies ist aber auch alles, was 
Herr Lehmann für das Verständnis ^ammurabis bis jetzt getan hat. 
Er gesteht dies in bescheidener Weise auch ein, indem er auf 

1 Vgl. meinen Artikel ,Die KoHLER-PEiSER'sche Hammurabi-Übersetzung' in 
Grünhuts Zeitschrift für das priv. und öffent. Becht^ S. 386. 




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CORNELL UNIVERSITV 



126 



Kleine Mitteilungen. 



S. 41 sagt: ,Den babylonischen Rechtsaltertümern die ihnen gerade 
seitens eines für sie philologisch-historisch und juristisch 
also Vorbereiteten 1 gebührende nachdrucksvolle Aufmerksamkeit 
zuzuwenden, bin ich inzwischen durch andere, das Verkehrswesen 
und seine Normen nicht außer acht lassende Arbeiten verhindert 
worden/ 

Da einmal der durch seine philologisch-historische und juristische 
Schulung und Methode prädestinierte Qammurabi- Kommentator mit 
dem Verkehrswesen beschäftigt ist, so mußten andere und ich 
vorderhand die Arbeit übernehmen. 

Was Herr Lehmann über meine das ,Urgesetz' betreffende 
Hypothese sagt, reicht nicht aus, dieselbe um Haaresbreite zu ver- 
rücken. Er muß erst das, was er in zwei Sätzen derselben Note 
angedeutet hat, beweisen und zeigen, wie er sich das Verhältnis der 
beiden Gesetzgebungen zu einander vorstellt. Erst wenn er, der 
,dem unerreichbaren Vorbilde in der Vereinigung und Beherrschung 
der Philologie, der Geschichte und Jurisprudenz' nachstrebt, seine 
Gründe und seine Anschauungen dargelegt haben wird, wird es an 
der Zeit sein, ihm darauf zu antworten. 

Solange Herr Lehmann das nicht getan hat, möchte ich ihm 
raten, nicht mit , Schulung und Methode' herumzufuchteln; denn nur 
wo Begriffe und Gedanken fehlen, stellt zur rechten Zeit die Phrase 
von Schulung und Methode sich ein, und was die letztere betrifft, 
will ich ihn auf eine beachtenswerte Äußerung Friedrich Ratzels 
verweisen: ,Die Geschichte der Wissenschaften lehrt, daß es ein 
Zeichen beginnender Versumpfung ist, wenn man mit besonderer 
Vorliebe in akademischer Weise die Methoden der Forschung erwägt 
und Programme entwirft, nach denen sie wohl anzuwenden wären I' 

Zum Schluß möchte ich hier noch einmal auf die UNGNAD'sche 
Auffassung der SummaS&tze bei ^lammurabi zurückkommen, da 
Prof. Lehmann mit einer kleinen Variante in der Deutung des Lumina 

1 Von mir gesperrt. Die juristische »Vorbereitung* begründet Herr Lehmann 
durch eine im Jahre 1883 verfaßte, die Locatio conductio operis behandelnde juri- 
stische Doktor- und Referendararbeit! 




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CORNELL UNIVERSITV 



Kleine Mitteilungen. 127 

sich Ungnad anschließt. Selbst wenn man die Deutung von Summa 
^gesetzt' zu Anfang der Paragraphen zugibt, so bleiben noch Fälle 
genug übrig, wo dieses ^gesetzt* nicht paßt. Dann bleiben die ma- 
Sätze, welche ebenfalls Bedingungssätze sind und wo das Summa 
fehlt (vgl. die Beispiele in meinem |Jammurabi-Buch, S. 257 — 258), 
ferner die ma-Sätze, welche temporelle oder adverbielle Bestimmungen 
enthalten, die sich durchaus der ÜNGNAD'schen Regel nicht fügen 
wollen. Ich betone aber ausdrücklich, daß diese Bemerkungen 
nicht gegen Prof. Lehmann gerichtet sind, der ja die These nicht 
aufgestellt hat. Sie sind auch nicht gegen Dr. Ungnad gerichtet; 
sie haben nur den Zweck zur Ermittlung der Wahrheit beizutragen. 

D. H. Müller. 

Ein Hymnus auf Räma. — Der folgende Text ist in Grantha 
auf zwei alten Palmblättern eingeritzt, welche der Hs. G = I. 0. 
Burnell 211 des Südlichen Pancatantra beiliegen. 1 Sie gehören nicht 
ursprünglich zu diesem Ms., wie schon die Pagination 25 und 26 
beweisen würde, wenn überhaupt ein Zweifel möglich wäre, sondern 
sind offenbar einer Hymnensammlung der Vaisijava entlehnt. Wie 
die Blätter der genannten Pancatantra-Hs., tragen sie auf dem linken 
Rand die Worte ffT^ Wt^. 

Der nicht ganz vollständige Text besteht aus zwei Teilen, 
einem metrischen und einem prosaischen. Der metrische Teil führt 
den Titel ^^1*1 ^tTT*! (Zeile 2 der Prosa) oder ausführlicher 

*Tki*w*<8 ^rrerrrotTTt kw n (si. is). 

In den Bombayer Hymnensammlungen, die beide den Titel 
^?7^fH<Gn<=K: führen, und von denen die eine, 143 Hymnen ent- 
haltend, von HariprasädaSarman, äakäbde 1813 = vaikramäbde 1948, 
die zweite mit 180 Hymnen von Tukäräm Jävaji, 6aka 1816 = sanalj 
1895 herausgegeben ist, ist der folgende Hymnus nicht enthalten. 
Er ist aber ganz nach bekannten Mustern gearbeitet. Vgl. nament- 
lich das ^ « ULM tfH T*! W T3R «t^*T , S. 145 der ersten, S. 286 der 
zweiten Ausgabe. 

1 ZDMQ. lviii, S. 4, d). 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



128 



Kleine Mitteilungen. 



ö. ü 

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Der auf den Kolophon folgende prosaische Teil wiederholt die 
im metrischen Teil genannten ,Namen' im Dativ mit dem Zusatz 
Tf«. Dadurch wird es möglich, einzelne durch Insektenfraß verur- 
sachte kleine Lücken mit Sicherheit auszufüllen. Leider ist dieser 
Teil nicht vollständig. Der Hymnus ist korrekt geschrieben. Die 
wenigen Korruptelen und orthographischen Eigentümlichkeiten geben 
die Fußnoten. Zerfressene aksara, die ganz oder teilweise ergänzt 
werden mußten, sind im Druck unterstrichen. 

sfHlflt TTW^q inw I 

arw^TOTfT^if^rTOrc**Tnrcj: k m * 
fadT*$*fi f^dflhlvrr fqmifrHl ^nrsrx: i 



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Kleine Mitteilungen. 129 
^T^f^TT^ 1 ^fT^fr W^pgTt *fWrRT: II V\ II 

wf^j^fr wirg^rc^ ^re^ifwt ffr: ii ^ « 
Tr^rwTM^f^fr »Tfi^Tf^^m: i 
tg^f^mrpchrw^fft^jRft 3 ffr: 11 ^ 11 

ygt ^j^ ^rrern;: ^TTwy^trm: 11 n 
*rgrpTf> 5 ^HTft ^HTft <j tj^i i 
^r^rr^^^r^^^T^^Y tt^t : u <w ii 

fir^f^^TrfTf^Trrr ^rfapref^r: 11 n 

'n; vcm tki«*i*j: vrjrm.: u To u 

Tw^^Tf%^ *t*t: i wt* i ^ftrnrnfrrrt i i ^fhr- 
*trt «m: 6 1 THn^TO *m: <; i tut^^ts ^m: c 1 7 TT5ffa*Pr*Rro 
i ^fta% i tt^^to i öftrere *nr: i wR^faiwre 

1 Sollte nicht °W<T¥ zu lesen sein? 

2 Die Hs. hatte II 

3 ^ fehlt vollständig. 

4 fehlt vollständig. 

5 Es dürfte SreTT^Urr zu lesen sein. 

6 ist: statt «tr: u 

' Die folgenden Worte sind in vier Kolumnen untereinander geschrieben, 
und zwar so, daß die Silben H'. oder untereinander stehen, also vom Vorher- 

gehenden getrennt sind. 

8 rlT fehlt vollständig. 9 oMT^ITC 8 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 9 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



130 Kleine Mittbilonobn. 

Döbeln, den 11. Okt. 1903. Johannes Hertel. 



Haihsäkhyäyikä. — In seinem Aufsatze über die Fabel vom 
klugen Schwan (d. Z. xvn, p. 349) meint Hertel, daß der erste 
Teil derselben, in dem von dem Aufwachsen einer Liane an dem 
von den Vögeln bewohnten Baume die Rede ist, sich nicht in einer 
indischen Quelle finde und daß daher die Erzählung von dieser 
Schlingpflanze als ein Erklärungsversuch Pürijabhadra's zu der etwas 
dunklen Fassung in Ksemendra's Resumö anzusehen wäre (ib. p. 348). 
Dies ist ein Irrtum, da derselbe Zug in zwei Jainatexten vor- 
kommt, die diese Fabel enthalten, nämlich in der Samyaktvakau- 
mudi und in einem Kommentar zum Uttarajjhayaga. In dem ersten 
Werke heißt es nach Weber (S. B. B. Ak. 1889, p. 741): ,Die Ranke 
wuchs dann, ward abgeschnitten und zur Herstellung von Schlingen 
verwendet, in welchen mehrere der jungen hamsa gefangen wurden'; 
nach d'Oldenburg (J. R. A. S. 1893, p. 342): ? A huntsman comes 
there, and, by the help of the liana, catches the birds'; und es ist 
jedenfalls ein Beweis von dem Scharfsinne Hertel' s, wenn er, ohne 
diese indische Quelle zu kennen, vermutet, daß es in der Vorlage 
Ksemendra's geheißen habe (1. c. p. 349): ,Als die Pflanzen empor- 
gewachsen waren, kamen die Jäger wieder und bereiteten aus den 
Stengeln derselben Bindfäden und aus diesen flochten sie Netze 

8 ^rrsf%% ii 

4 Nur TRI ; das T ist vom Schreiber ausgelassen. 



Original from 
,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Kleine Mitteilungen. 



131 



und fingen die hamsa darin*. In dem anderen Werke wird der 
Vorgang etwas anders erzählt (d'Oldenburg, 1. c. p. 347): ,From the 
root of the tree a liana began to grow, and, winding round the tree, 
reached the summit; once a snake climbed up by this liana and 
ate up the young ones', ich möchte aber die Vermutung wagen, 
daß diese Fassung die ursprünglichere sei, da in ihr ein engerer 
logischer Zusammenhang zwischen einer bestimmten Liane und dem 
Untergang der Vögel besteht, denn Schlingen konnten ja aus jeder 
beliebigen Liane gedreht werden, während doch unsere Fabel den 
Satz illustrieren soll, daß aus einem vermeintlichen Schutze Unheil 
entstehen könne. Die Vögel waren offenbar anfangs der Meinung, 
daß sie durch die ihren Baum umschlingende Pflanze vor den 
Nachstellungen ihrer Feinde besser verborgen und geschützt seien, 
während gerade das Schlinggewächs den Aufstieg ermöglichte, der 
an dem freien Baume nicht möglich war. 

Diese Auffassung wird meines Erachtens durch das ,argumen- 
tum* gestützt, das ich mit Leumann's Korrekturen hiehersetze: 

jäva vuttham suham vuttham päyave niruvaddave, 



D* Oldenburg übersetzt (1. c. p. 350) das letzte Wort der ersten 
Zeile durch ,dangerless', aber skr. upadrava bedeutet ,eine hin- 
zukommende Krankheitserscheinung', worunter in unserem Falle die 
Schmarotzerpflanze verstanden werden muß, und der Vers ist dar- 
nach zu übersetzen: 

, Solange wir auf dem nichtumschlungenen Baume lebten, lebten 
wir glücklich, aber als sich an der Wurzel die Liane erhob, ent- 
stand Unheil aus dem Schutze/ 

Durch den von d'Oldenrurg aus der Samyaktvakaumudi an- 
geführten Vers (1. c. p. 342, n. 2, n. tale) wird Ma^kowski's Lesart in 
Ksemendra's Vers 521 : baddhesu statt vrddhesu in der Kävyamälä 
bestätigt. 



mulao utthiya valli, jayam saranao bhayam. 



Johann Kirste. 



9* 




Original from 
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132 Kleine Mitteilungen. 

On a phonetic peculiarity of Telugu and the terra Dravida. — 
The Dravi<Ja languages, as is well known, in general do not admit 
of two subsecutive consonants in the beginning of a word. Never- 
theless we meet in Telugu with a considerable number of words 
beginning with kr gr tr pr br vr. They may be divided into two 
classes: a) such as are or seem to be only collateral forms as there 
occur side by side of them forms without r: krinda (below) and 
kinda, and b) such words as (as far as I can see) occur only with 
the r in question e. c. krolu (to drink). Of course the distribution 
is rather one for convenience's sake, than a definite and an essential 
one, as more than one instance of double forms may have escaped 
me. The two respective classes are pretty equal in number, some- 
what above thirty. So we find: 

kammu krammu to cover 

krdlu kdlu to shine, to burn 

krinda kinda below (Tarn, kti) 

krikkifiyu kikkiriyu to be pressed 

krungu kungu to sink (krunku to drown, grunku) 

krontta konta a little 

krovvadi very sharp, kovvu fat, proud? 

krövi kovi a hollow tube (Tarn, kulal kuldy??) 

graddena quickly, gaddincu to threaten, to brow beat, Tamil 
kattdyam force, compulsion? 

grukku gukku to hold — to draw in — breath 

grullu gutcu to interlace fingers, to embrace 

travvu tavvu to dig 

trddu tddu a rope 

trägu tdgu (trdvu) to drink (drävu to push?) 
trippu tippu (caus. of tirugu 'to turn 7 instead of tirp, comp. 
Tarn, tiripu tipp by assimilation 'decision' ; tiri to turn 

trekkonu to obtain, tekkalikd-du thief; drekkonu to oppose? 

truüu tullu to be elated 

trokku tokku to tread 

trbyu toyu to push, to reject 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Kleine Mitteilungen. 



133 



trova tova dova a road 

p ratti patti cotton (possibly Sanskvt; Tarn, parutti?) 
prannana handsome pannu nicely, to shape; Tarn, pannu to make 
pralladamu-lu pallaravu-lu vain Speeches 
prdkudu = pdti, päJcivddu dirt ; scavenger 
prdkonu pdkonu dirt 
prämu pdmu to rub 
prdlumdlu pdlumdlu to be idle 
pregu pegu pevu a gut 

prelu pelu to tattle, comp, prdlumdlu pralladamu 
proddu poddu the sun 
proyyi poyyi a fire place 

prögu pbgu a heap (Sanskyt püga ? Tarn, por ?) 

prodi beauty, podimi natural splendour, Sanskft prdudha? 

bratuku batuku to live (Sansk^t vrata?) 

brate bäte great,. large 



vritstsu excessive eagerness, vicSu to burst? 
vretu vetu a blow, vrdju veyu (efi Tarn.?) to throw, vrelddu 
velddu to hang, vrelu velu a finger (Tain, viral, Sanskrt virala an vi ?) 
vregu heaviness, vekati pregnancy. 

On the other hand there is, as I have said, about as large a 
number of words beginning with kr gr tr pr vr, for which I have 
as yet been unable to discover counterparts with k g p t v: 

krantsapa (quickly purely), kranöu (rauch), kratstsu (dirt), kracöu 
(to wish), krannana (quickly), krammaru (to return), krummaru (trim- 
maru drimmaru tadumdfittiri Tarn.? to roam to travel), kregannu 
(the outer corner of the eye), krepu (a calf ) krellu (plur. tant. leaps), 
kreva (a side), kr6 w (fresh, new), krommudi (a tress), kr diu (to drink), 
grakkadalu (to be much shaken), greni (ridicule), groccu (to dig), traccu 
(to churn), trastari (the lower part), trdna (strength, Tain, tirdni 
Sanskrt?) trungu (to die), trellu (to fall), cp. tellu (to boil over), 
trevvana (beautiful), trocu tropadu (a push), prd (old, ancient Sanskpt 
purä), prdkenna (a marriage-ceremony), prööu brocu (to protect), 
prdlu (rice), pridilu (to grow slack), bridilu (bi<Juvu empty, unen- 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



134 Kleine Mitteilungen. 

gaged ?), prolu (a city), proydlu (a woman), vräyu (to write), vrekamu 
wonder, brungu (to die). 

In one instance we find r in a Sanskrt word instead of y: 
vrayamu expence = vyaya\ in another a probably borrowed word 
(from Sanskrt) is treated like a Telugu word bratuku batuku; in 
one instance only a Tamil word seems to offer an explanation : vrelu 
velu and viral (plur. vellu)] if we follow this example up, we may 
perhaps compare prelu pelu, to tattle, with piralal 'an inarticulate 
sound 7 ; trellu to fall Tamil tiralu to become numerous? the last 
rather doubtful. Are we to consider them as borrowed by Tamil from 
Telugu ? Bishop Caldwell in his Comparative Grammar of the Drav. 
languages is silent on this topic. 

d 

He explains the name Dra^ira as being the original form 

of the later (and present) Tamil, but fails to recognise in the 
initial dr & peculiar Telugu-feature, although he correctly remarks, 
that in Tamil Dramira would be spelled Tiramiya. Again the classic 
writers and sources present Damirice not Dramirice, because they 
most likely had the name from a Tamilian source. If he had been 
observant of the peculiarity of the Telugu to insert an r after an 
initial consonant, I think, he must have at once understood, that 
the form Dravicja was simply the denomination, under which the 
Tamilians went in Telingana. So we may conclude, that this peculiarity 
(which it seems the Tuluva share with the Telugu people) dates 
from time out memory. 

Furthermore, as we cannot help considering Damifa or Tamifa 
as the older and original form, we must needs conclude, that the 
said insertion of an r is and was arbitrary at least in by far the 
greater number of instances. Although considering our unsatisfactory 
knowledge of Dravi<Jian phonetics it is difficult to hazard an opinion, 
it may be deemed probable that the insertion took place, while the 
word was spelled with t: Tavij'a Travira Dravira, compare tova 
trova, dova (or: krngv, krungu grunku krunku; procu brocu; 
pridilu bridilu] yet it must not be forgotten, that in so near a 



nnn | p Original from 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Kleine Mitteilungen. 135 

dialect to Tamil as the Malayalam the initial surds are pronounced 
nearly like our mediae, probably like media nonsonans, see Frohn- 
meyer Mal. Grammar (Peet in his Mal. Gr. has not this remark; he 
states, that k is pronounced like c in cane, 6 like ch in church, t 
something like t in tin etc.). 

Even slight shades of differences of meaning may have attached 
to these variations as we see in trungu to die, and drungu to become 
less, kungu to sink, krunku to drown, vregu heaviness, vekati pregnancy. 

The question now presents itself whether we have to consider 
this phenomenon simply as an insertion of an r; for although in 
some cases the r may have an etymological ratio, such a possibility 
seems to be out of the question in by far the greatest number of 
instances. But to assume a simply parasitical nature for the r 
in question does hardly recommend itself. In all probability we have 
to consider the kr tr pr etc. as affections, modifications of k t p 
themselves, the simple stops having been prolonged or continued in 
a sort of trill, kkkkk y ttttt the succeeding stops being imperfect ones, 
so as to result in a guttural or dental r. As to ppppp, to the labial 
trill, it is to be remarked, that it occurs in some languages, as in 
the Madagassian ; in trying to produce it we experience considerable 
difficulty. So I think it cannot be for a moment doubtful, that the 
above two classes are essentially identic, and that in both of them 
the r is to be considered not as an independent sound, but rather 
as the outcome of a modification of the consonant before it. 

Virinci = Brahma. — Virinci ist ein name für Brahma, 
welcher zimlich selten vorkömt. Es drängt sich von selbst die frage 
nach der etymologie auf, und damit nach der bedeutung des namens, 
nach dem gedanken, welcher in der .benennung sich auszspricht; 
denn man darf wol vorauszsetzen, dasz das wort einen gedanklichen 
inhalt besitzt, der mit der Vorstellung von dem höchsten princip 
enge zusammenhängt. Naturgemäsz wird man das wort zunächst 
als Samskrtwort betrachten ; die möglichkeit eines fremdsprachlichen 
Ursprunges wird erst in zweiter linie in betracht kommen können. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



136 



Kleine Mitteilungen. 



Als Samskj'twort müszen wir es ableiten von vi-ric-(riüc-), 
entweder ,der entleerende' etwa mit bezug auf die sröti, was von 



in seiner Schöpfung nicht völlig aufgeht, sondern noch etwas (quasi 
als reserve-schöpfungsfond) zurückbleibt : die gottheit ist umfaszender 
als dieses all Ath. V. n. 1. er wird nicht ganz auszgeboren Ath. V. 
x. 8. oder V. S. 31, 9. nur ein viertel (päda) wird geboren, mit 
drei vierteln bleibt er unsterblich $gv. x. 90, 34. mit einer hälfte 
hat er die weit gezeugt; wo seine andere hälfte ist, weisz man nicht 
Ath. V. x. 8, 13. mit einer hälfte ward Prajäpati geboren und ist 
sterblich; mit dieser fürchtete er Qatap. Br. x. 1,3,1. 

Nebenbei kann wol auch die frage aufgeworfen werden, ob 
das wort nicht ein lenwort ist. Entlent kann es natürlich nur ausz 
einer südindischen (Dravicja) spräche sein, und zwar ausz dem 
Telugu. Virinci stellt eine typische verbal (participial-) form diser 
spräche dar. Viri bedeutet ,blume'; viriyu ,blühen' speziell ,sich 
entfalten' ,to expand', virincu ist das causale dazu, das jedoch nicht 
unbedingt factitive bedeutung besitzt; Firinct(-na) wäre also ,der 
sich entfalten gemacht hat' ; erinnert an die waszerblume, auf welche 
die weit gestellt ist, Ath. V. x. 8, 34. Täit. Br. i. 2, 1, 4. u. ä. 

Es ist gewis eine merkwürdige erscheinung, dasz ein wort 
sich gleichmäszig ausz zwei so ganz verschiedenen spi*achen erklären 
läszt; wenn man gegen die erklärung ausz dem Telugu einwenden 
wollte, dasz es fraglich ist (wir können darüber leider keine ausz- 
kunft erteilen), ob eine solche Form als name gebräuchlich war, so 
kann man dagegen wohl mit recht sagen, dasz es sich hier um 
etwas ganz besonderes handelt, dasz es auf den in dem worte zu 
verkörpernden gedanken ankam, und dasz es sich anfangs sicherlich 
um eine bezeichnung gehandelt hat, die erst später zum namen 
geworden ist. 



zweifelhaftem werte wäre, oder aber ,der (das) zurückbleibende, 
überschüszige' von dem Standpunkte ausz, dasz das höchste princip 



.Königl. Weinberge, 17. Februar 1903. 



A. Ludwig. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



Wurden die vedischen ,Hy innen' aber gesungen, so konnten 
sie unmöglich durch einen einzigen Sänger zum Vortrag gebracht 
werden, da es der Singstimme unmöglich ist, die charakteristischen 
Unterschiede der Sprechstimme zum Ausdruck zu bringen, mit 
denen ein gewandter Deklamator seinem Auditorium eine dramatische 
Szene verständlich zu machen imstande ist. Der Vortrag einer drama- 
tischen Szene durch einen einzelnen Sänger wäre das sicherste 
Mittel, sie unverständlich zu machen. 

Wir brauchen, um die Richtigkeit dieser Ansicht zu prüfen, nur 
an unsere eigene Lyrik zu denken. Auch da kommen Gespräche im 
Liede vor; aber wenn dies geschieht, so muß der Text, sei es durch 
Bezeichnung der Sprecher, sei es durch Schilderung der Situation 
genau bestimmen, wer an jeder Stelle der Redende ist. Der Dichter 
muß also zum mindesten vorausschicken: ,Knabe sprach' oder ,Rös- 
lein sprach', wenn er die Worte des Knaben und des Rösleins als 
solche charakterisieren will, oder er muß, wie Uhland in seinem 
Liede ,Der Wirtin Töchterlein', erzählende Teile einflechten, die 
keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, wem die gesungenen 
Worte zuzuschreiben sind. Diese Erscheinung ist allgemein mensch- 
lich; sie ist im Unterschiede der Sing- und Sprechstimme begründet. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVtlI. Bd. 10 



Von 



Johannes Hertel. 



(Schluß.) 




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138 Johannes Hertel. 

Wenn wir also in Singstrophen ausschließlich Rede und 
Gegenrede finden, so bleibt nur der eine Schluß, daß wir es mit 
Wechselgesängen zu tun haben, die von so viel Sängern oder Sänger- 
gruppen vorgetragen werden müssen, als der Text sprechende Personen 
vorführt. Ein anderes Mittel, die verschiedenen Personen auseinander- 
zuhalten, gibt es nicht, wo die Worte in Melodien gekleidet sind. 

Solche Wechselgesänge sind nach meiner Ansicht die vedischen 
sarrivädäh. Der Charakter dieser Hymnen (i, 165. 170. 171. 179. m, 
33. iv, 18. 42. vin, 100. x, 10. 28. 51. 52. 53. 86. 95. 108) ist durchaus 
dramatisch. Man sehe sich z. B. einmal den Vrsäkapi-Hymnus an 1 
oder die drei weiter unten zu behandelnden Agastya-Hymnen 1JV i, 
170. 171. 165. Wie langweilig würde wohl eine Erzählung dieser 
Itihäsa- Stoffe wirken, wie kräftig dagegen ist die Wirkung, wenn 
man sich die Strophen dramatisch vorgestellt denkt! Da ist kein 
Wort zu viel und zu wenig; Schlag auf Schlag folgen Reden und 
Gegenreden. Und den Dichtern, die diese Dialoge so trefflich zu 
bilden verstanden, sollte man zumuten, daß sie dieselben dadurch 
wirkungslos gemacht hätten, daß sie sie in Prosa eingelegt oder gar 
durch prosaische Einschiebsel auseinandergerissen hätten? 

Ich kann mich zu einer solchen Annahme nicht entschließen, 
glaube vielmehr, daß wir in diesen saijivädäh die ersten Ansätze 
zum indischen Drama vor uns haben. 2 



1 Oldenbekos Deutung, Rel. d. Veda y S. 172 ff. greift nur einige Situationen 
heraus, die in recht unwahrscheinlicher Weise ausgesponnen werden. Die Eingangs- 
strophen und die Schlußstrophen werden ignoriert oder für unsicher erklärt. Es ist 
nicht schwer, auf diese Weise ein interessantes Feuilleton zu gewinnen, das auf 
nicht philologisch geschulte Leser gewiß Eindruck machen wird. Der Fachmann 
wird Phantasiegebilde zurückweisen, die so unmethodisch entstanden sind. — Ich 
halte die Deutung Geldners, Ved. St. n, 22 ff. im ganzen für zutreffend. 

2 Nachträglich sehe ich, daß schon Max Müller und Sylvain Levi sich ähn- 
lich geäußert haben, allerdings ohne ihre Anschauung zu beweisen. Max Müller 
bemerkt SBE xxxn, p. 183 zu ItV i, 165: ,If we suppose that this dialogue was 
repeated at sacrifices in honour of the Maruts, or that possibly it was acted by two 
parties, one representing Indra, the other the Maruts and their followers, then the 
two verses in the beginning and the three at the end ought to be placed in the 
mouth of the actual sacrificer. whoever he was.' — Sylvain Levi, Le Thedtre indien, 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 139 

Die hier angenommene Entwicklung des indischen Dramas aus 
den einfachen Anfängen der samvada-Lieder, die ohne Zweifel ge- 
legentlich von Opferfesten vorgetragen wurden (denn sonst würden 
sie nicht in der Sammlung religiöser Hymnen stehen, die der 1JV 
ist), 1 würde Analoga auch in anderen Literaturen haben. Ich erinnere 
nur an unser mittelalterliches Drama. Jn den gottesdienstlichen Fest- 
gebräuchen der christlichen Kirche ruhen die Anfänge des mittel- 
alterlichen ernsten Dramas. Am Ostermorgen wurde nach altem 
Brauch ein aus dem Festevangelium hervorgegangener Wechsel- 



S. 307 sagt: ,11 est impossible de lire la plupart de ces hymnes (nämlich der sam- 
vüdäh] aber warum nur ,1a plupart 4 ?) sans s'imaginer une sorte de spectacle drama- 
tique. 4 Ich führe Levis Begründung als weitere Stütze meines Beweises hier an. 
Nachdem Levi Oldenbergs äkliyäna -Theorie erwähnt hat, weist er sie mit den 
Worten zurück: ,L'hypothese est inge*nieuse, mais eile ne s'impose pas. L'exposition 
(in den aamväda-IAe&ern) est en g6n6ral si nette, le dialogue si bien suivi, qu'un 
commentaire narratif paraitrait superflu. 4 Einige Zeilen weiter heißt es "dann: ,Les 
arts auxiliaires du thäätre ötaient des T6poque vedique assez d6veloppes pour con- 
courir ä l'6clat du spectacle. Le Säma-Veda, simple adaptation musicale des vers 
du Kg-Veda, suppose une etude savante et meme raffinäe de la musique liturgique. 
Le chant et la danse 6taient les plaisirs favoris de FArya, «sur la terre des mortels 
dansent et chantent au son du tambour» (Aharva-V. xn, 1, 41). Les tribus camp^es 
dans le Penjab avaient dejä leurs bayaderes chargees de parures (Rg-V. i, 92, 4), 
et les choeurs f&minins etaient deja sensibles au prestige de la scene: «Les femmes 
aiment qui chante et qui danse» (Qatap. Br. in, 2, 46). 4 

Macdonell, A History of Sanskrit Liter ature, London 1900, S. 346 dagegen 
sagt: ,The earliest forms of dramatic literature in India are represented by those 
hymns of the Rigveda which contain dialogues, such as those of Sarama and the 
Panis, Yama and Yami, Purüravas and Urvacl, the latter, indeed, being the foun- 
dation of a regulär play composed much more than a thousand years later by the 
greatest dramatist of India. The origin of the acted drama is, however, 
wrapt in obscurity. 4 Er läßt dann das eigentliche Drama aus Tänzen ent- 
stehen: ,1t must at first have consisted of rude pantomime, in which the dancing 
movements of the body were accompanied by mute mimicking gestures of band 
and face . . . The addition of dialogue was the last step in the development, which 
was thus much the same in India and in Greece. 4 Jedenfalls geht aus seinen Worten 
hervor, daß auch er bezüglich der samväda-Hymiien die äkhyäna -Theorie ablehnt. 

1 Sind darunter die gäthäs zu verstehen, die nach Sieg, Die SagensL d. RV, 
S. 21 unter den zyklischen Vorträgen im Satp. Br., dem Taitt. Ar., dem Ath. Veda 
und bei Asv. Gr. neben dem itihäsapuränam erwähnt werden? 

10* 



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140 



Johannes Hertel. 



gesang von wenigen Sätzen aufgeführt, der in Rede und Gegen- 
rede zwischen dem Engel am Grabe und den Frauen, welche den 
Gekreuzigten suchen , die Verkündigung der Auferstehung enthält. 
Durch die entsprechende Kostümierung der Sänger, durch An- 
deutung des Grabes, zu welchem die Frauen im Zuge schreiten, 
kam zum Dialog das szenische Element; das Gespräch wurde mehr- 
fach erweitert, Hymnen und Sequenzen wurden damit verbunden. 
Diese immerhin noch einfachste Form der lateinischen Oster- 
feier läßt sich vom 10. bis ins 18, Jahrh. nachweisen. Daneben 
treten aber bald andere Fassungen auf, welche durch neue drama- 
tische Szenen, den Wettlauf des Johannes und Petrus zum Grabe, 
oder die Erscheinung des Auferstandenen vor der Maria Magdalena 
(beides nach Ev. Joh. 20) 1 bereichert sind. — Im Karfreitags- 
ritus bot der Wechselvortrag des Passionsevangeliums und die sym- 
bolische Andeutung der Grablegung dramatische Keime; neben 
ihnen entwickelte sich aus den altchristlichen, den Klageliedern 
Jeremias entnommenen Karfreitagslamentationen eine Klage der 
unterm Kreuz stehenden Maria, die dann zu einem Wechselgesang 
zwischen ihr und Johannes erweitert wurde. Seit dem Ausgange 
des 12. Jahrhs. tritt sie vielfach auch in deutscher Bearbeitung auf, 
zunächst selbständig, später auch innerhalb der geistlichen Spiele. 

Wie hier die Ansätze zu einem dramatischen Passions- und 
Osterzyklus vorliegen, so erwachsen aus den kirchlichen Weihnachts- 
und Epiphaniasgebräuchen augenscheinlich unter Einfluß der drama- 
tischen Osterfeier die Weihnachts spiele. Am Weihnachtstage 
wird die evangelische Verkündigung des Engels an die Hirten und 
deren Erwiderung gesungen. Wie am Ostertage das Grab, so wird 
hier die Krippe in der Kirche aufgestellt; zu ihr schreiten die 
Hirten, und ein Wechselgesang zwischen ihnen und zwei Darstellern 
der nach alter Legende an der Krippe stehenden Hebammen wird 
unmittelbar demjenigen nachgebildet, der am Ostermorgen zwischen 

1 Das Verhältnis dieser kirchlichen Wechselgesänge zum Evangelium ist also 
dasselbe, wie das von mir angenommene zwischen den samväda und den itihäsa. 
Das itihäsa-puräria vertritt etwa die Evangelien. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



141 



den zum Grabe gehenden Frauen und den dort weilenden Engeln 
ausgetauscht wird, und hier wie dort folgt ein Lobgesang. Am 
Epiphaniastage wurde der Gang der Magier zur Krippe und ihre 
Anbetung ganz ähnlich ausgeführt; das Erscheinen des Sternes und 
die Darreichung der Gaben boten hier weitere szenische Motive. 
Am Tage der unschuldigen Kindlein wird das Evangelium von 
Herodes' Kindermord durch einen Wechselgesang der nach den 
Worten des Evangeliums untröstlichen Rahel und einer Trösterin 
erweitert, und wie dies Stück leicht mit den Epiphaniastexten ver- 
bunden wurde, so konnte sich auch der am letzten Advent vor- 
getragene evangelische Dialog von Maria Empfängnis der liturgisch- 
dramatischen Weihnachtsfeier vorbereitend angliedern. 

International wie die Kirche waren auch die kirchlichen Fest- 
gebräuche, international auch zumeist ihr weiterer dramatischer Aus- 
bau, wie er bei den Weihnachtsspielen schon im 11. Jahrh. über die 
liturgische Grundlage hinaus geführt wurde. Damals wurden in Deutsch- 
land zwei solcher auch in Frankreich nachgewiesenen lateinischen 
Stücke in Freisingen aufgezeichnet, deren eines, ein Dreikönigs- 
spiel, die Ereignisse von dem Schätzungsgebot des Kaisers Augustus 
bis zum Kindermord behandelt, während das andere, der für das 
Fest der unschuldigen Kindlein bestimmte Ordo Racheiis, mit der 
Verkündigung des Engels an die Hirten beginnt und mit dem Ge- 
sänge Rah eis und der Trösterin schließt' usw. 1 

Die Analogie der Entwicklung des mittelalterlichen Dramas in 
Europa mit der von mir aus anderen Gründen angenommenen des 
indischen Dramas ist so schlagend, daß sie jedenfalls als Stütze 
unserer Hypothese gelten darf. 2 



1 Friedrich Vogt in Pauls Ordr. d. germ. Phil} n, 328 f. 

* Nisikäntä Chattop&dhyäya weist S. 3 ff. seiner ,Indischen Essays* auf die 
Ähnlichkeit hin, die zwischen den abendländischen Mysterien und den Yäträ be- 
steht. Die Yäträ bilden eben eine Zwischenstufe zwischen den samväda und dem 
späteren Drama. Der genannte indische Gelehrte sieht den Ursprung des Dramas 
im Anschluß an Weber im Krsna-Kult; die erste Stufe in der Entwicklung des 
Dramas sieht er in den Rhapsodien der granthika (a. a. O. S. 53 f.). 




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142 Johannes Hertel. 

Aber auch die ältesten Nachrichten der Inder über das Drama 
bestätigen, wie ich glaube, diese Hypothese. Die Angaben, die sich 
aus Patanjalis Mahäbhäsya über dasselbe gewinnen lassen, 1 stimmen 
zu dem oben vorausgesetzten Charakter und Vortrag der Keime 
des indischen Dramas. Die nata singen und agieren, und was 
von dem Vortrage der granthika gesagt wird, daß sie nämlich zwar 
erzählen, aber doch noch in zwei Parteien geteilt sind — auch 
das weist nach dem oben Gesagten darauf hin, daß auch die Dialoge 
im Epos gesungen wurden — und wenigstens mit bemalten Gesichtern 
auftreten, scheint sehr gut mit der unten vermuteten Entwickelung 
des Dramas zum Epos zu stimmen. Könnte man in dem ^«^ti»x|«i*n^ 
nicht einen Hinweis darauf sehen, daß die granthikäh die Dialoge 
durch erzählende Bestandteile verknüpften? 

Man wird mir vielleicht entgegenhalten, die äkhyäna-Theorie 
habe ja die richtige Auffassung dieser ,Hymnen' über allen Zweifel 
erhoben. Ich muß auf diese Theorie also mit einigen Worten ein- 
gehen. 

Der erste, der den Gedanken vertrat, daß gewisse Strophen 
des Rg-Veda aus ihren Rahmenerzählungen losgelöste Gedichte 
seien, war bekanntlich Ernst Windisch. 2 Da seine Ausführungen, 
wie ich glaube, nicht ganz richtig gedeutet worden sind, so gestatte 
ich mir, die auf unsere Frage bezügliche Stelle hier anzuführen. 
S. 26 f. sagt Windisch über die literarische Form, in der die irischen 
Sagen überliefert sind: ,Die Iren haben es nicht zu einem großen 
Nationalepos gebracht, obwohl die geeignetsten Stoffe in Hülle und 
Fülle und bis ins Einzelne vorbereitet vorhanden waren. Aber für 
die Entstehung des Epos im Allgemeinen sind die irischen Verhält- 
nisse von hohem Werthe, denn hier liegt uns thatsächlich, mit Händen 
greifbar, eine Vorstufe des Epos vor : zahlreiche einzelne Sagen, die 
sich mehr oder weniger eng zu Gruppen vereinigen, doch ohne eine 

1 Weber, I. Studien, xm, 353 ff. 486 ff. 

1 Verhandlungen der dreiunddreißigsten Versammlung deutscher Philologen und 
Schulmänner in Gera. Leipzig, B. G. Teubner 1879, S. 15 ff.: ,Über die altirische 
Sage des T/iin B6 Cüalgne, der Raub der Rinder*. 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



143 



festgegliederte Einheit zu bilden. Die Sagen sind Prosaerzählungen, 
aber mitten in die Prosa finden wir einzelne Gedichte eingelegt, und 
diese bilden Anfänge einer auch formal dichterischen Behandlung 
der Sage. Das Verhältniss ist nicht so, daß einmal ein Stück versi- 
ficirt worden wäre, dann wieder ein Stück folgte, zu dem sich kein 
Bearbeiter gefunden hätte, so ellenweise ist nicht gedichtet worden. 

Vielmehr sind es die lyrischen und die dramatischen Elemente 
der Sage, die Reden, Monologe und Dialoge, welche zuerst die Kunst 
des Dichters herausgefordert haben. Diese Reden in Versen treten 
in verschiedener Form auf; bald ist es Wechselrede Vers um Vers, 
bald sind es längere Gedichte; bald bewegen sie sich in einfacher 
Sprache, bald in ekstatischen hochtönenden Worten. Bisweilen sind 
sie so häufig, daß die Prosaerzählung fast verschwindet, und eben 
nur noch die Versificirung der erzählenden Stücke, welche die Ge- 
dichte einleiten, zu einem einheitlichen epischen Gedichte fehlt. Aber 
dieser Schritt ist eben in Irland nicht geschehen. Nirgends erkennt 
man deutlicher, wie sehr erst die Versificirung der einfachen Er- 
zählung der Ereignisse formal das Wesen des Epos vollendet. 

Die Namen der Dichter, denen wir jene Gedichte, die der 
alten irischen Sage einverleibt sind, verdanken, sind für immer ver- 
loren. Wohl wird uns oft in den Sagen selbst von berühmten 
Dichtern berichtet, von ihrer Kunst, von dem Umfang ihres Ge- 
dächtnisses, denn sie waren zugleich die Gefäße der Ueberlieferung, 
aber erst aus den letzten Jahrhunderten treten die Dichter persön- 
lich mit ihren Erzeugnissen vor die Nachwelt. Von dem Stande 
der alten Dichter, von ihrem Ansehen erfahren wir in Irland viel- 
leicht mehr, als bei irgend einem anderen Volke, aber die Persön- 
lichkeit des einzelnen ist für die Nachwelt verschwunden. Diese 
Namenlosigkeit der Gedichte hängt zusammen mit dem naiven Auf- 
gehen von Dichter und Hörer in der Sache und Sage/ 

S. 28 sagt dann Windisch: 

,Für die eben besprochenen literarhistorischen Verhältnisse bietet 
uns die altindische Literatur eine höchst interessante ähnliche Er- 
scheinung. Die Brähmanas enthalten viele Sagen, die in Prosa er- 




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144 Johannes Hertel. 

zählt werden, aber nicht selten sind ihnen Verse beigegeben, be- 
kannt unter dem Namen der Gäthä/s. Dies ist auch hier eine vor- 
epische Stufe der Dichtung. Diese Gäthä's sind gleichfalls Reden, 
Monologe oder Dialoge, die, wie jene altirischen Gedichte, den Haupt- 
personen der Sage in den Mund gelegt werden. Ich erinnere nur 
an die Sagen von Harigcandra und Qunahgepa im 7. Buche des 
Aitareya-brähmana. Ja noch mehr. Im 10. Buche des Rigveda steht 
ein Gedicht, das aus einem Zwiegespräch zwischen der Apsaras Ur- 
va9i und Purüravas besteht. Es ist dort kaum verständlich, denn es 
ist ein von seiner Rahmenerzählung losgelöstes Gedicht; 
besser verstehen wir es im 11. Buche des Qatapathabrähmaija, wo 
sich dieselben Verse finden, aber inmitten einer Sage, auf die sie 
sich beziehen sollen. Jedenfalls sind es Verse, die dem Purüravas 
und der Urva9i in den Mund gelegt sind. Und daran anknüpfend 
hat die spätere indische Gelehrsamkeit diese zwei Personen zu den 
Verfassern des Liedes gemacht. Genau in derselben Weise ist Ossian 
zu einem Dichter und Verfasser vieler Werke geworden/ 

Was Windisch also behauptet, ist, daß irische und vedische 
Dichter dem Sagenschatze ihrer Heimat lyrische und dramatische 
Motive entlehnten und daß ihre auch formal poetischen Behand- 
lungen dieser Motive als Einlagen in späteren Prosaberichten auf- 
treten. In Irland wie in Indien sind dann naiverweise die angeb- 
lichen Sprecher oder Sänger dieser Lieder zu den Autoren der- 
selben gestempelt worden. 

Der oben von uns gesperrte Ausdruck Windischs: ,ein von 
seiner Rahmenerzählung losgelöstes Gedicht', kann nach den vor- 
hergehenden Ausführungen über die irischen Gedichte doch nur so 
verstanden werden, daß das Motiv dazu einer Erzählung entlehnt 
ist und daß das Gedicht später in eine prosaische Behandlung der 
Sage eingefügt wurde; er besagt aber meines Erachtens nicht, daß 
es ursprünglich als Einlage in eine Prosaerzählung ge- 
dichtet worden wäre. 

Wir sehen, Windisch ist hier weit davon entfernt, eine neue 
Theorie bezüglich der Auffassung der vedischen samvädas zu geben, 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 145 

und wenn Oldenberg, ZDMG xxxvii, 79, Anm. 2 von einer Über- 
einstimmung der beiderseitigen ^Resultate' spricht, so ist dies, glaube 
ich, doch nicht richtig. Die Vaterschaft der äkhyäna -Theorie kommt 
allein Oldenberg zu. 1 

In seinem Artikel ,Das altindische Äkhyäna, mit besonderer 
Rücksicht auf das Suparnäkhyäna', ZDMG xxxvn, 54 ff. stellt Olden- 
berg zunächst metrische Betrachtungen an, um auf Grund der da- 
durch gewonnenen Anhaltspunkte imstande zu sein, dem Suparnä- 
khyäna eine annähernde zeitliche Stellung zu anderen Literatur- 
werken zu sichern. Sodann bespricht er ein kurzes Stück dieses 
vedischen Textes, dessen echter Teil aus Strophen meist dialogischer 
Natur, hie und da aber auch aus erzählenden Strophen besteht, und 
zur Erklärung der literarischen Form dieses Textes zieht er das 
Jätaka No. 253 herbei. Er ist der Ansicht, daß nur die eingelegten 
Strophen der echte und authentische Teil der Jätakas seien, während 
die Prosa nicht Wort für Wort fixiert worden sei. In dem großen 
PHAYRESchen Ms. der gesamten heiligen Päli -Texte fehle die Prosa, 
die eben Kommentar sei; in einigen Fällen aber sei dagegen der 
authentische Prosatext mit den Strophen überliefert, so z. B. Vinaya 
Pifaka, vol. iii, p. 145 sq. 

,Wir schliessen nach dieser Analogie', fährt Oldenberg S. 79 
fort, ,auf das Suparnäkhyäna. Dasselbe muß, daran können wir 
nunmehr kaum zweifeln, aus prosaischen und metrischen Elementen 
gemischt gewesen sein. Wichtigere Wechselreden waren in Versen ; 
hier und da auch eine besonders hervortretende Pointe der Er- 
zählung selbst. Die Verse aber sind zu denken als von einer prosai- 
schen Umhüllung eingefaßt, welche uns — eben weil sie keinen 
fixierten Wortlaut hatte — so wenig erhalten ist, wie wir in der 
Sammlung der buddhistischen heiligen Texte der prosaischen Um- 
hüllung der Jätakas begegnen/ 

Hiergegen erlaube ich mir einige Einwendungen zu erheben. 
Der Inhalt des Jätaka -Textes ist sehr verschiedener Natur. Wir 

1 In seinem Buche ,Mära und Buddha 4 , S. 223, tritt Windisch allerdings Oeden- 
bergs Anschauung über die äfcÄyäna-Strophen bei. 



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146 



Johannes Hertel. 



finden darin Strophen, zu denen eine Erzählung als Beweis gegeben 
wird, die offenbar ursprünglich gar nichts damit zu tun hat. Nament- 
lich gilt dies von lehrhaften, speziell buddhistischen Strophen und 
Strophenreihen, mit denen es sich also so verhält, wie mit den 
Strophen des Dhammapada, die im Kommentar durch Erzählungen 
erläutert werden, die ursprünglich gar nichts mit ihnen zu tun 
haben. Ferner finden wir, und das ist allerdings im größten Teile 
des Textes der Fall, Einzelstrophen, die Gespräche enthalten und 
bestimmt zu Erzählungen gehören; wir finden Stücke, die den 
j'gvedischen samvädäh dem Typus nach genau entsprechen, und voll- 
ständige Erzählungen, die eines Kommentars gar nicht bedürfen. 
Von den letzten beiden Klassen gebe ich unten zwei Beispiele. Es 
finden sich auch Strophen, die, wie die Uberschriftsstrophen im 
Pancatantra und verwandten Büchern, in den ersten beiden Päda 
eine allgemeine Lehre enthalten, die in den letzten beiden Päda 
durch ein Beispiel aus dem Erzählungsschatze der Inder belegt 
wird ; endlich gibt es auch Strophen, die das ganze argumentum 
enthalten. Die Strophen sind teilweise so stark verderbt, daß es sehr 
bedenklich ist, in dem Jätaka, d. h. in seinem metrischen Teil, ein 
besonders ursprüngliches Werk zu sehen. Es sind hier jedenfalls 
sehr heterogene Stücke gesammelt, zum Teil vielleicht mit 
der Absicht, Schmuckstücke für erbauliche Erzählungen und solche 
selbst zu liefern; aber die skrupellose Weise, in der die Sammler 
in vielen Fällen verfuhren, gebietet in jedem Falle der Untersuchung 
die größte Vorsicht. Ein Beispiel dafür, wie ein ganzer Schluß ge- 
strichen wird und durch erbauliche Verse genau zum Gegenteil des 
Ursprünglichen verkehrt wird, werden wir unten besprechen. 

Wir dürfen also die Strophen der letzten Bücher nicht genau 
so beurteilen, wie die der ersten und mittleren der Sammlung. Es 
ist gar nicht ausgeschlossen, daß die sog. gäthd in den mittleren 
Büchern teilweise Fragmente ganz metrischer Erzählungen sind. 
Möglich ist es auch, daß sich unter ihnen Strophen finden, die 
den Märchenstrophen z. B. in der GRiMMSchen Sammlung unserer 
deutschen Märchen entsprechen. Für letzteren Gesichtspunkt würde 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



147 



der Umstand anzuführen sein, daß auch im Pancatantra in allen 
seinen Fassungen solche ä&Ayäna-Strophen auftreten, geradeso wie 
im deutschen Märchen. 1 

Mit dem gleichen Rechte, mit dem Oldenberg schließt, könnte 
man auf den Charakter der eingangs angeführten Schill ERSchen 
Strophen aus Versen schließen wie die folgenden: 



,Du Fitchers Vogel, wo kommst du her?' 

,Ich komme von Fitze Fitchers Hause her. 4 
,Was macht denn da die junge Braut?' 

,Hat gekehrt von unten bis oben das Haus 

Und guckt zum Bodenloch heraus.' 2 

(,Fitchers Vogel* in den Märchen der Gebrüder Grimm.) 



Der Lehrer, der seinen Schülern einen Kommentar zu dem ge- 
nannten ScmLLERSchen Gedichte geben will, wird nötgedrungen die 
Situation schildern müssen. Seine Erläuterungen werden also in 
einer Prosaerzählung bestehen, untermischt mit den Erklärungen 
der mythologischen Namen. Bringt er diese Erläuterung des Ge- 
dichtes zu Papier, so wird sie zusammen mit den Strophen des Ge- 
dichtes selbst ganz den Typus eines Jätaka tragen. Abei niemand 
wird daraus schließen wollen, daß die Strophen zusammen mit der 
Prosa einen literarischen Typus darstellen, und daß die Strophen 
nur in einem prosaischen Rahmen ihren Platz haben. Der 
Päli-Kommentar ist aber ebensogut nur Kommentar, wie es in 
unserem Falle der deutsche Kommentar wäre. 

Das Jätaka kann uns also wie das Dhammapada als Beispiel 
dafür dienen, wie die Buddhisten Gedichte der verschiedensten Art 
erläuterten; über die Natur dieser Gedichte aber kann es uns 



1 Unter den äkhyäna-Stroyhen des Pancatantra befinden sich aber auch 
direkte Zitate. Vgl. Tanträkhyäyika n, 39 — 42 n. Bern, und die in Meghavijayas 
Fassung auftretenden metrischen Teile, die sicher einem versifizierten Paficatantra 
entlehnt sind (ZDMG. lvii, 639 ff.). 

2 Vergleichen lassen sich mit den vedischen samväda nur vielstrophige Jätaka, 
wie das unten besprochene Nalinikäjätaka. 




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148 



J ohannes Hertel. 



keine Aufschlüsse geben, und wir sind nicht berechtigt, aus dem 
Gemisch von Versen und Prosa literarische Typen herzuleiten. 

Oldenberg schließt aus der von ihm behaupteten Analogie der 
Form des vedischen Akhydna und des buddhistischen Jätaka, daß 
wir ,da wo ein Akhyäna, durch welchen Zufall auch immer, als in- 
tegrirender Bestandtheil eines vedischen Prosatextes auftritt, dem 
vollen aus Prosa und Versen gemischten Wortlaut dieses Akhyäna 
zu begegnen' erwarten müssen, ,indem seine Prosabestandtheile, 
welche an sich nicht fixirt waren, ad hoc, wegen ihres Verflochten- 
seins in einen fixirten Text, fixirt wurden: ganz so wie die Ge- 
schichte vom Brahmanen und der Schlange in der Jätakasammlung 
nur drei Verse, im Vinaya aber ausserdem ein ausführliches prosai- 
sches Stück umfasst.' Als Beispiel führt Oldenberg den bekannten 
ßunahiepa -Abschnitt aus dem Aitareya-Brahmana an. Ich glaube, 
auch dieses Beispiel ist nicht schlagend. Schon der Schluß mit den 
vielen Rg-Strophen zeigt, daß die Sage hier in bestimmter Absicht 
priesterlich umgestaltet, resp. erweitert ist, genau wie im Päli-Jätaka 
die ]Jsyasi*figa-,Erzählung'; und die Prosa, die die ursprünglichen 
Strophen umgibt, ist eben, wie ja auch Oldenberg sagt, ad hoc 
fixiert. Oldenberg sagt selbst, daß der verbindende Prosatext zu 
Angaben zusammenschrumpft, wie sa hoväca &unah4epah- sa hovdcä- 
ßgartah Sauyavasih. Diese Prosa mußte freilich eintreten, sobald 
der alte samvädah zur Erzählung gemacht worden war. Aber 
es ist damit durchaus nicht gesagt, daß der samvädah ursprüng- 
lich zu diesem Zweck gedichtet worden ist und daß er ursprüng- 
lich so vorgetragen wurde. Ich glaube auch hier deutlich einen 
Wechselgesang zu erkennen, der von Anfang an keine prosaischen 
Einlagen hatte. 

Ebensowenig kann ich anerkennen, daß in dem Liede von 
Purüravas und UrvasI, RV x, 96, ,die eigentliche Handlung des 
Purüravas-Mythus einleitend, verbindend und abschließend zwischen 
jenen Wechselreden berichtet wurde'. Oldenberg beruft sich auf das 
6at. Br. und sagt: ,Und in der That finden wir die Sage genau in 
der Form, welche meiner Meinung nach schon der Dichter jenes 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 149 

,uktapratyuktam' vorausgesetzt hat, im Qatapatha Brähmana vor- 
getragen; von den Anfangsworten an ,Urva9i häpsaräh Purüravasaip 
Aiflaip cakame' durch die im Rigveda gegebenen Wechselreden hin- 
durch bis zur schließlichen Aufnahme des Purüravas unter den 
Gandharven bildet die Erzählung ein Ganzes, aus welchem wir die 
Verse als ursprünglich allein vorhanden loszulösen nicht leicht ge- 
neigt sein werden'. 

Dem ist entgegenzuhalten, daß vom Schlüsse dieses Stückes 
gleichfalls gilt, was ich von dem Aitareya Br.- Abschnitt, der von 
Öunab^epa handelt, wie von der 5,?yaSyüga-Erzählung des Jätaka 
gesagt habe: er ist zu priesterlichen Zwecken geändert. Geldner 
leugnet dies allerdings. 1 Ich kann mich nicht zu der Annahme ent- 
schließen, daß das Märchen in seiner Darstellung im Rgveda auf 
die ,Reibhölzer* Bezug nimmt. Vor allem aber ist einzuwenden, 
daß das Brähmaija die 5g -Verse ganz deutlich durch den Satz 
rl<H$*H<«7li tT^Spf TOTT: JIT5r: als Zitate gibt, gewisser- 
maßen zur Bestätigung seines äkhyäna, und daß von den 
18 Strophen des Jtgveda nur fünf wirklich angeführt 
werden, sodaß wir also hier nicht ,dem vollen aus Prosa 
und Wortlaut gemischten Text' begegnen, und daß die 
Erzählung eben nicht ,durch die im Rgveda gegebenen 
Wechselreden hindurch' weitergeführt wird. 

Meine Ansicht ist also die, daß die samväda-Hymnen des 
ßgveda sich zwar auf allgemein bekannte Vorgänge oder Er- 
zählungen beziehen, daß sie aber eben darum keinerlei Prosa zu 
ihrem Verständnis benötigten. Von Dichtern, die so treffliche Dialoge 
schufen wie 5V in, 33 (Visvämitra und die Flüsse), iv, 42 (Varuna 
und Indra), x, 10 (Yama und Yaml), x, 51 (Varuna und Agni), x, 
95 (Purüravas und Urvasl), x, 86 (Vrsäkapi), x, 108 (Saramä), muß 
man voraussetzen, daß sie auch für den geeignetsten Vortrag sorgten. 

1 Ved. Stttdien, i, S. 259: ,Auch der rituelle Schlußakt ist in diesem Fall 
schwerlich eigene Zuthat des Brähmanaverfassers, sondern ein altes Motiv der Sage. 
Höchstens kann man die Weitschweifigkeit der Darstellung von § 14 an auf seine 
Rechnung setzen/ 



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Johannes Hertel. 



Wären die Lieder episch gedacht, so würden sie ganz gewiß auch 
die epischen Bestandteile enthalten, würden erzählen, wie es ja 
IlVvm, 91, 1 wirklich tut. Für eine ursprünglich vorhandene Prosa 
fehlt jeder sichere Anhaltspunkt. Wäre Oedenbergs Auffassung 
des Sachverhaltes richtig, so hätten die eigentlichen Itihäsa -Verse, 
wie sie Geldner nennt, 1 gar keine Berechtigung. Geldners Auf- 
fassung (Ved. St. i, 291 f.) ist denn auch weniger schematisch. Er 
sagt: ,Wie es von vornherein wahrscheinlich ist, daß in den alten 
Erzählungen kürzere untergeordnete Wechselreden in Prosa und nur 
der spannendste Moment, der Hauptdialog, in dem das Ganze gleich- 
sam gipfelt, poetisch gefaßt war, so scheint umgekehrt die meist 
trockene einförmige Erzählung an gewissen Halt- und Schlußpunkten 
zur pathetischen Höhe gebundener Diktion sich aufgeschwungen zu 
haben/ Ich muß gestehen, daß mir das nicht wahrscheinlich ist. 
Die Form, die Geldner hier voraussetzt, würde ein so feines Stil- 
gefühl verraten, daß es sich kaum mit der vermuteten ,meist 
trockenen einförmigen Erzählung' in Einklang bringen ließe. Wir 
würden, wenn Geldners Anschauung richtig wäre, m. E. am Ende 
einer Entwickelungsreihe, aber nicht am Anfang einer solchen 
stehen. Die Erzählungskunst wäre nicht eine einfache, sondern eine 
raffinierte, die durch Mischung von Prosa und Versen Effekte er- 
zielt hätte, wie sie mir für jene alte Stufe der literarischen Formen 
nicht wahrscheinlich sind. Mir scheint gerade das Vorkommen dieser 
Itihäsa -Verse dafür zu sprechen, daß die sarrivädäh nicht epischer, 
sondern dramatischer Natur sind. Denn wenn diese Hymnen 
dramatisch vorgetragen wurden, so sind derartige erzählende 
Bestandteile durchaus berechtigt. Sie ersetzen nämlich die mangel- 
hafte oder ganz mangelnde Szenerie und lösen auf die einfachste 
Weise Schwierigkeiten der Darstellung. 2 Dafür, daß diese Auffassung 

1 Oldenberg, ZDMG xxxvii, S. 79. Geldner, Ved. St. i, 292. 

2 Auch hier dürfen wir wohl aus den yäträ auf ihre vermutliche Vorstufe 
schließen. Vgl. Nisikänta Chattopädhyäya a. a. O. S. 39 f.: ,Der ganze Apparat eines 
Yäträ-Adhikäri kann ebenso in einem kleinen Sacke verwahrt werden und besteht 
in wenigen Hirtenkleidern, natürlich hier nicht aus Pelz, sondern aus gedrucktem 
Calico und bisweilen, obschon selten, aus dem weltbekannten Dakka-Mousselin. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 151 

richtig ist, bürgt mir dasjenige Drama aus der mittelindischen Zeit, 
das mit den vermutlichen vedischen ,Dramen' die meiste Ähnlich- 
keit hat, das Gitagovinda. Hier haben wir, wie in den vedischen 
Stücken und den von Patanjali angedeuteten Dramen, durchaus Ge- 
sangsvortrag (mit Refrain wie in einzelnen samvädäh) und darunter 
einzelne, die Situation aufklärende erzählende Strophen. 

Oldenberg hat seine Ansicht ZDMG xxxix, 52 ff. an einzelnen 
Beispielen weiter zu stützen versucht. S. 72 ff. sucht er darzulegen, 
daß der Purüravas-Hymnus prosaischer Einlagen bedürfe, um ver- 
ständlich zu sein. Leopold v. Schroeder, dessen Buch , Griechische 
Götter und Heroen' zwei Jahre nach Oldenbergs zweiter Abhand- 
lung erschienen ist (Berlin 1887), behandelt daselbst S. 28 ff. das in 
Rede stehende Lied. Über die äkhyäna -Theorie spricht er sich 
zwar nicht aus, gibt aber S. 31 ff. eine Übersetzung, in der Schlag 
auf Schlag Rede und Gegenrede folgen. Nach seiner Darlegung ist 
das Gedicht durch keinerlei prosaische Einschiebsel verunstaltet; es 
erscheint wie aus einem Gusse. Auch Ludwig, der SKBGW, Gl. f. 
Philos., Gesch. und Philol. 1897, xx das süktam nochmals behandelt 
hat, ignoriert die äkhyäna -Theorie. Sodann hat Geldner, Ved. Studien, 
i, S. 243 ff. das Lied sehr eingehend besprochen und übersetzt, und 
auch er läßt dem ununterbrochenen Dialog sein Recht werden. 
S. 288 sagt er: ,Dieses Kapitel (Yasna 29) 1 setzt nur eine erläuternde 

Dazu kommen noch einige Bärte und Perrücken und einige Hirtenstäbe .... Die 
Decoration eines Ydträ-Rangabhitrni, d. h. einer Bühne für Yäträs, besteht aus 
einem einzigen Vorhang, der durch zwei Seile von der einen zur anderen Seite ge- 
zogen wird und das bildet, was wir Yavanikd nennen, den Raum, in dem sich die 
Schauspieler ankleiden.' 

1 Geldner vermutet a. a. O. S. 286 f. in den avestischen gäthä ursprünglich 
in Prosa (Reden Zoroasters) eingestreute Verse, die ihn veranlassen, die von Olden- 
berg vermutete Mischung von Poesie und Prosa bereits in vorindische Zeit zurück- 
zudatieren. ,Der Grundtext, welcher den eigentlichen Lehrinhalt bildete, wäre in 
Prosa gewesen und nur bei gewissen Höhepunkten und Rückblicken auf die Haupt- 
sätze der Predigt hätte der Redner sich der gehobenen metrischen Form bedient. In 
den Gäthästrophen wären demnach nur die Pointen und Apercus der Reden Zoro- 
asters erhalten, die perlengleich der Rede aufgestickt, von der Überlieferung allein 
als Perlen geschätzt und erhalten wurden, während der Grundtext verloren ging.* 



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152 



Johannes Hertel. 



Einleitung und eine Schlusserzählung voraus , innerhalb derselben 
greift aber der Dialog so eng ineinander, wie das uktapratyuktam 
der Saramä und Pa?i (10, 108), des Pur. und der Urv. (10, 95, vgl. 
im folg.) und anderer saijtväda des ]$V.' 

Geldner ist der Ansicht (S. 289), daß die 5V- Lieder aus 
prosaischen äkhyäna losgetrennt sind; darin kann ich ihm freilich 
nach meinen Darlegungen nicht folgen. 

Neben den nach meinem Dafürhalten dramatischen sarriväda 
des fyV enthält derselbe auch dramatische Lieder, in denen nur 
eine Person auftritt, eine Art bhäna in nuce, z. B. x, 119 (Selbst- 
gespräch des trunkenen Indra) und x, 34 (Selbstanklage des Spielers). 
Andererseits ist bereits ein Fortschritt inbezug auf die szenische 
Gliederung schon im RV zu beobachten. 

Ich verweise hier auf die treffliche Behandlung der Agastya- 
Lieder i, 165. 170. 171 bei Sieg, Die Sagenstoffe des Rgveda, S. 108 ff. 
Sieg erwähnt die einheimische Tradition, nach der diese drei Lieder 
durch einen gemeinsamen itihäsa verbunden sind, und zwar so, daß 
die ursprüngliche Reihenfolge 170. 171. 165 ist. Er bespricht darauf 
eingehend die drei ,Hymnen' und kommt zu dem unzweifelhaft 
richtigen Ergebnis, daß die Tradition mit der Anordnung im Rechte 
ist. Die drei Lieder gehören wirklich in dieser Reihenfolge zusammen. 

Nun ist auch hier durchgehends ein trefflicher Dialog zu be- 
obachten. Wollte man ihn durch älchyäna-Frosa, unterbrechen, so 
würde diese Prosa kaum mehr sein können als Bühnenanweisung, 
Es gilt also hier dasselbe, was oben vom Vj-säkapi-Hymnus und den 
anderen dialogischen Liedern gesagt ist. An einer Stelle haben wir, 
glaube ich, einen deutlichen Hinweis auf die dramatische Aktion. 
Zu 165, 7 bemerkt Sieg ganz richtig, daß die Strophe von dem 
Führer der Maruts an Indra und an die übrigen Maruts ge- 
richtet sein muß, da sie zugleich die Vokative indra und marutah 
enthält. Man müßte also in der Itihäsa-Prosa voraussetzen, daß sie 
gesagt hätte: ,einer von den Maruts sagte: — ( . Das ist nun aber 
durchaus gegen die Gepflogenheit der indischen Erzählungsliteratur. 
In Situationen, wie die vorliegende, ist es durchaus üblich, die Rede 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 153 

mit typischen Formeln wie ^5 3*Ho 1 einzuleiten. 1 Bei der 

Aufführung ist dies natürlich anders. Da singt einer von den Dar- 
stellern die Worte des Dialogs, und durch eine begleitende Geste 
wird sofort klar, wie diese Worte zu verstehen sind. Es ergibt sich 
also eine gewisse Ähnlichkeit mit dem griechischen xopucpaTo«;, der in 
dialogischen Partien den ganzen Chor vertritt. 

Wie sich aber die Sache auch verhalten mag, seltsam ist jeden- 
falls, daß hier Strophen, die die Kommentatoren noch als zu einem 
Itihäsa gehörig kennen, in drei Gruppen auseinandergerissen sind. 
Man sollte doch erwarten, daß sie als ein Lied gegeben wurden, 
wenn sie aus einer Prosaerzählung entlehnt wären. Aber die drei 
Lieder waren eben nicht durch Prosa verbunden; sie wurden hinter- 
einander vorgetragen, doch so, daß jedes von ihnen einen Teil der 
Handlung zum Abschluß brachte, i, 170 enthält den erregten Auf- 
tritt zwischen Agastya, der den Maruts ein Opfer zurüstet, und 
Indra, der dies Opfer für sich beansprucht. Indra fordert die Zu- 
rüstung des Opfers für sich, Agastya sucht zu begütigen und ihn 
zu überreden, sich mit den Maruts vorher zu einigen. 

i, 171 gibt die Auseinandersetzung zwischen Agastya und den 
Maruts, die die letzten Worte Indras gehört haben. Agastya geht 
zunächst den Marut entgegen und empfängt sie mit einer Stuti; er 
entschuldigt sich, daß er Indras Macht sich habe beugen müssen, 
und schließlich sucht Agastya wiederum die beiden Parteien zu 
versöhnen. 

i, 165 gibt dann in lebhaftem Dialog die Auseinandersetzung 
zwischen Indra und den Maruts, die schließlich mit Versöhnung 
endigt und zu der Agastya das Schlußwort spricht. 

Wir haben also hier drei deutlich abgesetzte Akte in nuce, 
und daß diese als drei gesonderte Lieder in den RV eingereiht 
worden sind, ist verständlich. Sie wurden eben beim Vortrag als 
drei besondere Lieder zu Gehör gebracht und sind als eine Art 
Trilogie von Anfang an gedichtet, nicht aber aus einer imaginären 

1 Ganz abgesehen davon, daß auch in diesem lebhaften Dialog eine Prosa- 
unterbrechung wohl ausgeschlossen ist. 

Wiener Zeitschrift f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 1 1 



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154 Johannes Hertel. 

Prosa herausgeschält und nachträglich zu drei Liedern zusammen- 
gesetzt. 

Auch bei x, 51 — 53, die nach Säya^a zusammengehören, 
ist es nach der äkhyäna -Theorie nicht leicht zu erklären, wie sie 
hätten in drei Lieder getrennt werden können. Abgesehen von 
den schwierigen Schlußversen muß auch Oldenberg, ZDMG xxxix, 
71 zugeben, daß ,die Vorgänge zwischen Agni, den Göttern, die ihn 
suchen, ihn zum Hotar machen und ihm dafür seinen Lohn gewähren, 
endlich bei den Menschen, bei deren Opfer er sein priesterliches 
Wirken entfaltet', aus den Versen ,vollkommen deutlich 4 hervortreten. 
Ich glaube, wir haben auch in diesen Liedern ein kleines, in deut- 
liche Akte abgesetztes Drama zu sehen. 

Den ersten Akt bildet x, 51. Das Lied schildert die Auf- 
findung des geflüchteten Agni durch die Götter, als deren Sprecher 
Varu^a auftritt. In lebhaftem Dialog wird vorgeführt, wie es den 
Göttern gelingt, Agni zur Aufnahme seiner Tätigkeit als Opferträger 
zu bewegen. Dies geschieht unter Gewährung eines Anteils am Opfer. 

Den zweiten Akt bildet x, 52. Säyaija bemerkt: TJ*T<3fJW 
^K^rariM*!*^. Ich glaube, er hat recht. 

In Str. 1 bittet Agni die Götter, ihn in seinem Amte zu unter- 
weisen; das Opfer steht bereit (Str. 2). Str. 3 lautet: 

Ludwig meint, diese Worte würden vom menschlichen Hotar 
gesprochen. Ich halte dies nicht für zutreffend; aber darin gebe ich 
ihm recht, daß "W*t für die 1. Pers. sing, steht. Ohne den Anspruch 
auf absolute Richtigkeit meiner Auffassung zu erheben, möchte ich 
die Strophe vermutungsweise so übersetzen: 

,Der hiez*, der der Hotar ist (d. i. ich), ist er etwa (nur) der 
des Yama? Wem soll ich zutragen, wenn (was?) die Götter 



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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



155 



speisen? 1 Tag für Tag, Monat für Monat wird (d)er (Hotar, d. i. 
ich) geboren. So haben sich denn die Götter einen Opferträger ge- 
wählt/ 

Nach dieser Strophe denke ich mir den Einschub einer Panto- 
mime, die Weihe Agnis zum Hotar darstellend; denn Agni schließt 
mit Str. 4 ff. : ,Die Götter haben mich für kundig gehalten und 
mich zum f^T^T? gemacht (4): so will ich ihnen denn die höchsten 
Güter durch das Opfer schaffen (5)'. 



, Dreihundert, dreitausend und neununddreißig Götter haben 
den Agni verehrt; sie haben ihm mit ghrta gesprengt und Opfer- 
gras gebreitet und haben ihn zum Hotar eingesetzt/ 

Der dritte Akt, sükta 53, führt nun das Opfer vor. In Str. 1 
geben die Götter ihre Zufriedenheit darüber zu erkennen, daß sie 
einen Hotar gefunden haben : 



,Der (Hotar), den wir im Geiste suchten, der ist hier ge- 
kommen, kundig des Opfers, die Einteilung desselben kennend. Der 
möge uns nun opfern beim Götterdienst, ein ausgezeichneter Opferer; 
er möge sich als ein guter Freund vor uns niedersetzen/ Sie laden 
ihn zur Teilnahme am Göttermahl, d. h. am Opfer ein. 

In der zweiten Strophe nimmt Agni als Hotar die Einladung an 
und fordert die Menschen zum Opfern auf: 

1 *T*TM N nach PW. 



ll* 




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156 



Johannes Hertel. 



Zufriedengestellt (geehrt und dadurch gewonnen) ist der des 
Opfers völlig kundige Hotar durch den Sitz (vor, d. h. unter den 
Göttern); geschaut hat er die vortreffliche Bewirtung (die ihm die 
Götter zu teil werden lassen). Auf, lasset uns Opfer bringen den 
Göttern, die das Opfer verdienen! Beten wir zu den anbetungs- 
würdigen unter Darbringung von Opferschmalz V 

Nach dieser Strophe wird das Opfer m. E. wirklich dargebracht. 

Die folgende Strophe sprechen die Götter: 



, Wirkungsvoll hat er uns heute das Göttermahl gemacht; die 
geheimzuhaltende Zunge des Opfers (d. i. die Rezitation des Hotar) 
haben wir gefunden. Duftend (von Opferschmalz?) kam er, in Leben 
gekleidet; die Anbetung hat er heute für uns glückbringend gemacht/ 

Agni beschließt: 



,So will ich denn jetzt als erstes meiner Rede ersinnen, wodurch 
wir Götter 1 den Asura überlegen sein mögen. Ihr, die ihr kräftigende 




H£T*fai^r^f7t TO II 



ct^ *pr: ita* *rta 



Damit bestätigt er seinen eigenen Übertritt von den Asura zu den Deva. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



157 



Speise genießt ; ihr opferwürdigen Götter, (und auch ihr) fünf Völker 
sollt Befriedigung an meinem Opfer finden !' 

Nachdrücklich betont er nochmals in der nächsten Strophe, 
daß Göttern und Menschen sein Opfer zugute kommen soll: 



,Die fünf Völker sollen Befriedigung an meinem Opfer finden, 
und auch die Himmlischen, die des Opfers würdig sind. Die Erde 
schütze uns vor irdischer Bedrängnis, der Luftraum vor Bedrängnis, 
die vom Himmel droht/ 

Unter der ,Bedrängnis' glaube ich Opferstörung durch irdische 
und himmlische (Asura) Mächte verstehen zu sollen. 

Damit ist offenbar die ursprüngliche Trilogie zu Ende. Sie 
schließt mit einem Segensspruch in zwei Strophen, der das Opfer 
weiht. Der nächste Abschnitt, Str. 6—11, ist in anderem Versmaß 
geschrieben und stellt, gleichfalls dramatisch, eine Fahrt der Götter 
zum Opfer dar, also einen verwandten Gegenstand. Vielleicht ist 
es eben ein anderer dramatischer Text für eine gleiche Gelegenheit. 
Aber mit dem Vorhergehenden unmittelbar hat er nichts zu tun. 
Sükta 51 — 53, 5 dagegen enthalten eine fein gegliederte Handlung, 
die die Einsetzung des Opfers veranschaulicht. 

Nach Hillebrandt, Ved. Myth. n ; 138 f. würde sich auch eine 
sehr geeignete Stelle ergeben, an der dieses ,Drama' aufgeführt 
wurde, nämlich der Beginn des Devayäna, das Ende der opfer- und 
opferfeuerlosen Zeit. Vgl. auch Hillebrandt a. a. O. S. 137 oben. Wir 
würden also in der späteren Aufführung von Dramen beim Frühlings- 
fest nur eine Beibehaltung alter Sitte zu sehen haben. 

Trifft meine Erklärung das Richtige, so werden wir bei dem 
Vortrag dieser ,Lieder' der szenischen Handlung auf dem Opfer- 
platze einen ziemlichen Spielraum einzuräumen haben. Die Flucht 





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158 



Johannes Hertel. 



und Aufsuchung Agnis wie die Weihe desselben zum Hotar werden 
sicherlich pantomimisch dargestellt worden sein. Den Mittelpunkt 
aber bildete das Opfer selbst, bei dem der Hotar der Darsteller 
Agnis ist, während die Adhvaryu die Maruts agieren; vgl. x, 52, 2: 



Ähnliches läßt sich, glaube ich, auch außerhalb des Veda nach- 
weisen. 

Im Najinikäjätaka (526) z. B. scheint mir gleichfalls ein 
volkstümliches Drama vorzuliegen. H. Lüders hat in seiner be- 
kannten Abhandlung ,Die Sage von JfoyasrAga', N.K. G. W. G. 1897, 
Heft 1 das Verhältnis der Fassung des MBh und des Jätaka zu ein- 
ander eingehend besprochen, sodaß ich hier darauf verweisen kann. 
S. 38 kommt Lüders zu dem Schluß: ,Die ältesten Reste einer 
literarischen Fassung der RsyaSj'ögasage sind uns in den Jätaka- 
strophen erhalten, 1 und diese Strophen hat der Verfasser der Mahä- 
bhärataversion wenigstens teilweise gekannt und, ins Sanskrit über- 
setzt und mehr oder minder umgestaltet, in sein Werk aufgenommen/ 
S. 40 sagt Lüders, diese Gäthäs seien ,die Reste einer alten volks- 
tümlichen Akhyänadichtung' und bemerkt im Hinblick auf die Un- 
ordnung und die schweren Verderbnisse, die den Pälitext entstellen : 
,Volkslieder werden zersungen und zersagt, nicht nur im Orient, 
sondern auch bei uns, und nicht nur in vorbuddhistischer Zeit, 
sondern noch heutzutage/ 

Überblicken wir einmal kurz die metrischen Teile des Jätaka 
unter dem Gesichtspunkte, daß sie einem kleinen Drama angehören! 



1 Auf S. 40 schränkt Lüders dies Urteil selbst etwas ein, indem er feststellt, 
daß der Vf. der MBh-Episode ,wenigstens an einer Stelle einen älteren Text vor 
sich hatte*. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 159 

L Akt. Im Palast 

Str. 1 : Der König fordert unter Hinweis auf die schrecklichen 
Folgen der Dürre in seinem Lande seine Tochter Najinikä auf, 
den Brahmanenjüngling Isisifiga herbeizuführen. 

Str. 2: Einwendungen der Tochter. 

Str. 3 f.: Gegenrede des Königs. 

IL Akt. Im Wald. 

1. Szene. 

Str. 5 f. Waldbewohner zeigen die Einsiedelei und beschreiben sie. 

[Str. 7 — 9. Erzählende Strophen des Kommentars, die den Ein- 
druck schildern, den Nalinikäs Erscheinung und Ballspiel auf Isisiftga 
machen.] 

2. Szene. 

Str. 10 — 23. Die Verführung. Zotengespräche. Abschied Nali- 
nikäs unter Angaben über ihre ^Einsiedelei', die dazu dienen sollen, 
Isisinga deren Auffindung zu ermöglichen. 

3. Szene. 

Str. 25 — 56. Wechselgespräch zwischen IsisiAga und seinem 
Vater. Ersterer schildert die Erscheinung des ,Büßerknaben* und be- 
hauptet, sterben zu müssen, wenn er mit diesem nicht wieder ver- 
einigt werde. Warnung des Vaters, der dem Sohne einreden möchte, 
der ,Büßerknabe' sei ein Unhold gewesen. Moralische Strophen. 

Während sich nun im Jätaka gegen alle psychologische Wahr- 
scheinlichkeit Isisinga beruhigt wieder der Buße hingibt, wird er 
im MBh entführt und der wütend folgende ßsi wird versöhnt. 
Schon Lüders hat S. 32 darauf hingewiesen, daß die erste Gäthä 
ausdrücklich das Herbeiholen des Büßerknaben vorschreibt, und 
das wird durch die Str. 24 bestätigt, die Najinikä vor ihrem Ab- 
schied an Isisiöga richtet und die nach dem Schlüsse, wie er im 
Jätaka vorliegt, ganz sinnlos wäre: 

anne bahü isayo sädhurüpä 
räjlsayo anumagge vasanti | 



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Johannes Hertel. 



te yeva pucchesi mam' assaman tarp 
te taip nayissanti mamai^i sakäse || 



Wir müssen also hier den Bericht des MBh inhaltlich als echt vor- 
aussetzen und einen dritten Akt annehmen, in dem die Wanderung 
des alten Jlsi an den Hof und seine Versöhnung vorgestellt wurde. 1 

Außer der Gliederung in Akte haben wir hier bereits eine 
ganz deutliche Gliederung in einzelne Szenen vor uns. Daß der 
erste Akt hierbei ziemlich kurz ist, darf nicht verwundern. Wir 
stehen auf dieser Stufe ja noch bei den Anfängen des Dramas, 
und auch bei der Entwicklung des mittelalterlichen europäischen 
Dramas konnten wir (oben S. 139 ff.) ganz kurze Dialoge als Keime 
der später ziemlich ausgedehnten Schauspiele beobachten. Außer- 
dem wird es, wie bei den heutigen yäträ, nicht an prosaischen Im- 
provisationen der Schauspieler gefehlt haben. 

Alle Strophen unseres Jätaka tragen dramatischen Charakter 
bis auf die drei erzählenden Str. 7 — 9, zu denen sich nichts Ent- 
sprechendes im MBh findet und die Fausb<)ll als zum Kommentar 
gehörend betrachtet. Ich werde darüber weiter unten noch ein paar 
Worte sagen. Lüders sagt S. 33 : ,Natürlich setzten die Strophen 
stets eine verbindende Prosaerzählung voraus; allein diese war zu 
nächst nicht fixiert, sondern blieb dem jeweiligen Erzähler über- 
lassen — die alte Form des Akhyäna, die durch Oldenbergs und 
Geldners Untersuchungen schon für die vedische Zeit nach- 
gewiesen ist/ 

1 In den besprochenen samväda wie in unserem MBh-Text tritt ans überall 
eine Dreiteilung der Handlung entgegen. Auch darin scheinen mir die yäträ das 
Altertümliche bewahrt zu haben, die nach N. Chattopädhyäya S. 3 gleichfalls ,drei 
deutlich unterschiedene Teile* haben; ,der erste derselben gehört in den Kreis der 
von Krishna's Kindheit und Jugend in Vrindavana handelnden Legenden und 
Anekdoten; der zweite bezieht sich auf seine Liebe zu Rddhd oder Rddkikd, der 
Tochter des Königs Bhdnusena, und der dritte beschäftigt sich mit seiner Rück- 
kehr von langen Reisen, während welcher Rddhd und ihre Angehörigen über 
Krishna's Abwesenheit in tiefen Schmerz versunken waren, und stellt seine end- 
liche Versöhnung mit der preyasi (Geliebten), seinen Eltern und den Genossen 
seines Knabenalters dar'. 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 161 

Auch hier, glaube ich, ist es klar, daß wir nicht erläuternde 
Prosa, sondern erläuternde Handlungen voraussetzen müssen, mit 
anderen Worten dramatische Aufführung. Darauf scheinen mir 
auch die Strophen 5 und 6 einen sehr deutlichen Hinweis zu ent- 
halten. Nach dem von Lüders als an dieser Stelle ursprünglicher er- 
wiesenen Bericht des MBh kommt das Floß, von dem auch die 
3. Gäthä des Jätaka spricht, an der Einsiedelei an. Dann heißt es 
MBh in, 111, 4 f.! 

tato nibadhya tärii nävam adüre kääyapääramät | 
cärayäm äsa purusair vihäram tasya vai munel? J| 
tato duhitaraip veäyärji samädhäyetikäryatäm | 
dj-stvantaram käöyapasya prähi^od buddhisammatäm || 

Etwas genau Entsprechendes hat das Jätaka nicht; aber etwas 
Ähnliches findet sich doch darin. Im Jätaka fragen nämlich nach 
dem Berichte der Prosa die Gesandten des Königs die Waldbewohner 
nach der Einsiedelei, und diese führen sie hin. Der Wortlaut des 
MBh ist hier sicher sekundär, einmal, weil die Strophen erzählend 
sind, zweitens, weil die kuttanl darinnen erwähnt wird, die über- 
haupt nicht hereingehört. Demnach scheinen die purusäh des MBh 
auf die vanacarakä des Jätaka zurückzugehen. Von diesen wird im 
Jätaka gesagt: Vanacarakä sayain assamaip ägantvä tassa pana 
dassanatthäne tbatvä Nalinikäya taip dassetvä dve gäthä vadiinsu: 

kadalidhajapannäijo äbhujlparivärano | 
eso padissati rammo Isisiögassa assamo || 
eso aggi 'ssa saipkhäto eso dhümo padissati | 
manne no aggiip häpeti Isisiögo mahiddhiko || 

Es ist für die Erzählung auffällig, daß das Zeigen des Weges 
durch die vanacarakä, doch ein ganz geringfügiger Neben umstand, 
der eben deswegen im MBh auf eine kaum erkennbare Spur ver- 
blaßt und da anders gedeutet ist, hier so breit behandelt und zu 
einer Hauptsache aufgebauscht wird, so zur Hauptsache, daß diesen 
vanacarakä sogar zwei Strophen in den Mund gelegt werden. Be- 



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162 



Johannes Hertel. 



trachtet man das Stück aber nicht als Erzählung, sondern als ein 
kleines Drama, so sind diese Strophen voll berechtigt. Sie dienen 
^wie ähnliche Strophen im späteren indischen Drama dazu, die 



wirklich vor sich gehenden Szenenwechsel ist natürlich nicht 
zu denken, und sollte der Zuschauer im Bilde bleiben, so war 
ein Hinweis, wie er in den beiden Strophen gegeben ist, unbedingt 
notwendig. 

Das Verfängliche der Situationen darf natürlich nicht als Ein- 
wand gegen unsere Anschauung vorgebracht werden. Die Zoten- 
reden und die geschlechtliche Vereinigung eines Paares, natürlich in 
einem abgeschlossenen Raum, kommen ja sogar bei gewissen vedi- 
schen Opferfesten vor. In unserem ,Drama' braucht der geschlecht- 
liche Akt ja nur dadurch angedeutet gewesen zu sein, daß das 
Paar in der Hütte verschwand. 1 Es ist gewiß sehr wohl möglich, 
daß die von uns vermutete dramatische Aufführung gelegentlich des 
Beginns der Regenzeit stattfand, für die sie als gutes Omen gelten 
konnte. 

Derartige dramatische Dialoge, die nicht umfangreich waren, 
werden sich bald dem Gedächtnis der Hörer eingeprägt haben und 
schnell populär geworden sein. Ein Vergleich mit den umlaufenden 
Prosaerzählungen mußte zum Vorteil dieser dramatischen Dichtungen 
ausfallen, und da lag es sehr nahe, nun auch Erzählungen dieser 
Kunstform zu geben, die nicht zu dramatischer Darstellung, sondern 
zu rhapsodischem Vortrag bestimmt waren. Der nächste Schritt dazu 
wird gewesen sein, daß man in ein solches dramatisches Stück die 
Hauptzüge der Erzählung in gleichem Versmaß einfügte. War so 
der Typus geschaffen, so wurden nach seinem Muster natürlich bald 
andere kleine ,Epen' gedichtet. Eine Erzählung nach diesem Typus 
liegt z. B. vor im Jätaka 503, dessen metrische Teile zu geben mir 
hier gestattet sei. 



1 Zotenhaftigkeit ist noch heute für die yatra charakteristisch. Vgl. N. Chatto 
p&dhyäya a. a. O. S. 5—7. 



mangelnde oder mangelhafte Dekoration zu ersetzen. Denn an einen 




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Der Ursprung des indischen Dramas ünd Epos. 

Migaluddo inahäräjä Pancälänaip rathesabho | 
nikkhanto saha senäya oga^o vanam ägamä || 1 j| 
tatth' addasä arannasmiiji takkaränaip kutfip kataip | 
tassä kutfyä nikkhamma suvo luddäni bhäsati | 2 | 
sampannavähano poso yuvä sammatthakuncjalo | 
sobhati lohituijhlso divä suriyo va bhäsati || 3 | 
majjhantike sampatike sutto räjä sasärathi | 
hand' assäbharanaip sabbaip ganhäma sahasä mayam || 4 || 
[nislthe pi raho däni sutto räjä sasärathi | 
ädäya vatthaiji ma^ikuncjalan ca 
hantväna säkhähi avattharäma || 5 ||] 
(Ein Räuber:) 

kin nu ummattarüpo va Sattigumba pabhäsasi | 
duräsadä hi räjäno aggi pajjalito yathä || 6 || 
(Der Papagei:) 

atha tvaip Patikolamba matto thulläni gajjasi | 
mätari mayha naggäya kin nu tvaip vijigucchase || 7 || 
(Der König:) 

utthehi samma taramäno (Metr.!) rathaip yojehi särathi | 
sakuno me na ruccati annaip gacchäma assamain || 8 || 

(Der Wagenlenker :) 
yutto ratho mahäräja yutto ca balavähano | 
addhitittha mahäräja annaiji gacchäma assamam || 9 || 

(Der Papagei:) 

ko nu 'me va gatä sabbe ye asmiip paricärakä | 

esa gacchati Pancälo mutto tesam adassanä | 10 || 

kodancjakäni ga^hatha sattiyo tomaräni ca | 

esa gacchati Pancälo mä vo muncittha jivitaip || 11 || 

-J- athäparo patinandittha suvo lohitatuncjako | 

svägatan te mahäräja atho te adurägataip | 

issaro si anuppatto yam idh' atthi pavedaya || 12 || 

ti?(Jukäni piyäläni madhuke käsumäriyo | 

phaläni khuddakappäni bhunja rfija varaip varaip || 13 | 




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Johannes Hertel. 



idam pi pänlyaip sltaip äbhataip girigabbharä | 
tato piva mahäräja sace tvam abhikarpkhasi || 14 



sayam utthäya ga^ihavho hatthä me n' atthi dätave || 1 
(Der König:) 

bhadrako vat' ayaip pakkhl dijo paramadhammiko | 
ath' eso itaro pakkhl suvo luddäni bhäsati || 16 || 
? etaip hanatha bandhatha mä vo muöcittha jlvitaiia' | 
icc-evaip vilapantassa sotthiip patto 'smi assamam || 17 

(Der Papagei:) 

bhätaro 'sma mahäräja sodariyä ekamätukä | 
ekarukkhasmim saipvaddhä nänäkhettagatä ubho || 18 |j 
sattigumbo ca coränam ahan ca isinam idha | 
asataiji so satam ahain tena dhammena no vinä || 19 || 
tattha vadho ca bandho ca nikatl vancanäni ca | 
älopä sahasäkärä täni so tattha sikkhati || 20 || 
iddha saccan ca dhammo ca ahiipsä sannamo damo | 
äsanüdakadäylnain ai^ike vaddho 'smi Bhärata || 21 || 
yarp yarp hi räja bhajati sataiji vä yadi vä asam | 
silavantaip visilam vä vasam tass' eva gacchati || 22 || 
yädisam kurute mittaip yädisan c' üpasevati | 
so pi tädisako hoti sahaväso hi tädiso || 23 || 
sevamäno sevamänaip samphuttho samphusaip param | 
saro diddho kaläparp va alittam upalimpati || 24 || 
[upalepabhayä dhiro n' eva päpasakhä siyä |] 
pütimacchaip kusaggena yo naro upanayhati | 
kusäpi püti väyanti evaip bälüpasevanä || 25 || 
tagaran ca paläsena yo naro upanayhati | 
pattäpi surabhi väyanty evaiii dhlrüpasevanä || 26 || 
tasmä phalaputasseva natvä sampäkam attano | 
asante n' upaseveyya sante seveyya paiicjito | 
[asanto nirayam nenti santo päpenti suggatim] || 27 || 



aranne unchaya gatä ye asmirp paricärakä | 




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Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 165 

Dieses Stück gibt eine vollständige, ohne jeden Kommentar ver- 
ständliche Erzählung. ÖL 12 hat sechs Päda, von denen der erste 
korrupt ist. Offenbar ist vor ihm noch eine Zeile ausgefallen, in 
der gesagt war, daß der König an eine Einsiedelei kam. So viel 
ist sicher, daß das erzählende Stück eingefügt war, da eben die 
beiden ersten Päda noch einen Rest desselben enthalten. 

Es ist möglich, daß die drei erzählenden Strophen in der oben 
genannten Rsyaäj'Äga-Episode aus einer späteren, bereits zur epischen 
Erzählung umgewandelten Fassung entlehnt sind. Ihr Fehlen im 
MBh spricht jedenfalls dafür, daß sie dem Urtexte nicht angehört 
haben, und Interpolationen kommen im Jätaka häufig vor. 

Das Jätaka 503, dessen metrische Teile ich eben gegeben 
habe, entspricht in seiner Form derjenigen des MBh. Es enthält, 
wie dieses, bereits versifizierte Erzählung, aber direkte Rede wird 
unmittelbar dramatisch eingeführt. Es fehlen im Jätaka nur Be- 
merkungen, wie die bekannten ^1^^ ^i^, T^T ; für diese 
tritt eben hier der breitere Prosakommentar ein. Bei der Reklama- 
tion' werden verschiedene Sprecher aufgetreten sein, wie wir dies 
ja von den granthika wissen. 

Die dramatischen Beziehungen, die zwischen dem Epos und 
dem Drama bestehen, sind längst erkannt worden. Brockhaus wollte 
infolgedessen das Drama aus dem Epos herleiten ; Windisch bespricht 
die Beziehungen des Dramas zum Epos S. 5 seiner bekannten Ab- 
handlung ,Der griechische Einfluß im Indischen Drama'. Er sagt: 
,Das Epos birgt ohne Frage einen dramatischen Keim in sich und 
hat auch in Griechenland einen wesentlichen Antheil am Ursprung 
des Dramas/ Dann weist er auf die inhaltlichen Beziehungen 
hin, die zwischen Epos und Drama bestehen. Aber in seinem Buche 
,Mära und Buddha', S. 223 kommt er zu der entgegengesetzten 
Ansicht, die sehr gut zu dem Ergebnis unserer Untersuchung 
stimmt. Hier läßt er das Epos aus den äkhyäna- Strophen, den 
Reden, entstehen. Er sagt: ,Die aus Prosa und Versen gemischte 
epische Erzählung tritt uns auch, worauf Oldenberg zuerst hin- 
gewiesen hat, in der buddhistischen Literatur entgegen, in der sich 



rinrtffl** Original fronn 

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166 



Johannes Hertel. 



in Indien zum zweiten Male aus neuen Kreisen, eine Literatur- 
entwicklung vollzogen hat. Die Personen, der Schauplatz, die Hand- 
lung sind die constituierenden Elemente der Erzählung. Aber in 
diese kommt erst Leben, wenn die handelnden Personen redend 
eingeführt werden. Die Reden aber sind zugleich dasjenige Element, 
das am wenigsten historisch getreu festgehalten werden kann, wo 
also am ehesten die Phantasie des Erzählers und die Kunst des 
Dichters in Wirksamkeit getreten ist. Das Gespräch, die Rede und 
die Gegenrede, ist zuerst in gebundene Form gefaßt worden, und 
zwar besonders an den Höhepunkten der Erzählung. Die Anfänge 
des Epos und des Dramas liegen eng beisammen. Daß die alten 
Epen überall sehr viel Rede und Gegenrede enthalten, kann man 
auch an der Ilias beobachten; erst in den späteren Epen tritt dies 
dramatische Element mehr zurück. Andrerseits enthalten die alten 
griechischen Dramen in den Botenreden ein episches Element. Das 
epische Gedicht aber wird erst dadurch vollendet, daß zu 
den Reden nun auch die Rahmenerzählung in metrische 
Form gefaßt wird/ Windisch vergleicht sodann die Sunaböepa- 
Geschichte des Aitareya-Brähmana mit der des Rämäyana und führt 
als weiteres Beispiel für die Entwickelung des Epos die Sage des 
Mahäbhärata iii, 192 an. 

Bezüglich der Entwickelung des Epos aus den ^äkhyäna^ 
Strophen stimme ich Windisch vollständig bei. Nur meine ich, daß 
nicht Prosa durch Verse ersetzt wurde, sondern daß erzählende 
Verse zu den äkhyäna -Versen hinzugedichtet wurden. 

Für das Ursprüngliche also halte ich die sarjfivädäh, drama- 
tisch angelegte und dramatisch aufgeführte, gesungene Dialoge. 
Diese mußten in jener alten, schriftlosen Zeit rasch volkstümlich 
werden und infolge ihrer Kürze auch bald im Gedächtnis der Hörer 
haften. Daß man gelegentlich einzelne Strophen aus solchen saiji- 
vädäh zitierte, auch wenn man in Prosa erzählte, war bei der all- 
gemeinen Zitatenfreudigkeit der Inder nur natürlich. Aber einen 
Typus der Erzählung schon für die Zeit des ?V vorauszusetzen, 
in der die nicht aufgezeichnete Erzählung der Ereignisse in Prosa, 




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CORNELL UNIVERSITV 



Der Ursprung des indischen Dramas und Epos. 



167 



die aufgezeichneten Reden metrisch gefaßt waren, halte ich für 
verfehlt. 

Unmittelbar aus den sarrivädäfi entwickelt sich die epische 
Poesie durch einfache Zudichtung erzählender Strophen. Die Fugen 
wurden zunächst noch nicht verstrichen. Die Rhapsoden singen die 
Reden noch in verteilten Rollen, können also einer Angabe über 
den jeweiligen Sprecher in der Erzählung entraten. Im Manuskript 
werden redende Personen durch eine kurze Prosabemerkung ein- 
geführt, genau wie im Drama. Diese Stufe liegt in dem oben ge- 
gegebenen Jätaka und dann im MBh vor. 1 Wir haben gesehen, wie 
die RsyaSj-figa-Geschichte, im Jätaka noch deutlich dramatisch, dem 
Epos einverleibt worden ist. 

Im Kunstepos wurden schließlich auch noch diese Spuren 
des ursprünglich dramatischen Charakters getilgt. Im Rämäya^ia 
sind bereits alle prosaischen Einfuhrungen der direkten Rede völlig 
verschwunden, und das Epos ist damit erst am Ende seiner Ent- 
wicklung aus dramatischen Anfängen angelangt. 2 

Andererseits hat sich das Drama selbst weiterentwickelt. Das 
volkstümliche Drama (yäträ) ist dem alten Typus treuer ge- 
blieben. Zur Kunstform erhoben, erscheint es im Jayadevas Gita- 
govinda. Aber selbst in dieser Kunstform haben wir noch durch- 
gehends gesungene Strophen mit Refrain und auch erzählende Be- 
standteile, also alle die Elemente, die wir bereits im Vfsäkapi- 
,Hymnus' finden. 

Das eigentliche Kunstdrama huldigt größerem Realismus. 
Es behält zwar noch ein gut Teil lyrischer Bestandteile in Strophen- 
form bei, auch Strophen, die durch ihre Schilderungen die mangelnde 
Szenerie ersetzen (wie ßakuntalä, ed. Pischel, S. 3 ff.; vgl. das oben 
S. 161 f. zu Jät. 526, Str. 5 f. Bemerkte); aber die Personen reden 
doch in der Hauptsache in Prosa, wie im alltäglichen Leben und 



1 Oldenbkrg, ZDMG xxxvii, S. 80 weist auf die Ähnlichkeit hin, die zwischen 
der Form der Sunahsepa-Geschichte im Aitareya-Br. und der Form des MBh besteht. 

2 Darauf weist bereits Windisch, ,Mära und Buddha', S. 224 f. hin. 




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168 Johannes Hertel. Der Ursprung etc. 

wie in den aus den yäträ bekannten Improvisationen; die er- 
zählenden Bestandteile, die in den alten dramatischen Wechsel- 
gesängen wie bei Jayadeva in noch naiver, kunstloser Weise drama- 
tische Handlung ersetzen, sind völlig geschwunden. 
Döbeln, 25. September 1903. 



Nachträge. 

1. Zu S. 147, Anm. 1. Es ist bei der noch nicht spruchreifen Frage nach der 
Natur der in prosaischen Erzählungen eingestreuten äkhyänaStrophQu zweierlei zu 
beachten. Tatsächlich finden sich derartige Strophen auch in den Märchen anderer 
Literaturen. In den von den Gebrüdern Grimm gesammelten Märchen tragen sie 
oft das Gepräge der Kinder reime (nursery rhymes), mit denen sie vielleicht 
teilweise auch in der indischen Literatur zusammenhängen. Jedenfalls sind die 
deutschen Erzählungsstrophen alle modern. Nichts deutet in ihnen auf ältere 
germanische Metrik, über die sich eine Brücke zum Indogermanischen schlagen 
ließe. Andererseits lassen sich noch weitere Belege für derartige Strophen bei- 
bringen, die sicher aus vollständig metrischen Erzählungen genommen sind. Ein 
ganz sicheres Beispiel hat Jacobi, ,Das Rämäyana', S. 88 durch den Nachweis bei- 
gebracht, daß die 13. Strophe des Dasarathajätaka (Vol. iv, S. 130) dem Rämäyana 
entlehnt ist. So wird vielleicht auch die in allen prosaischen Pancatantra-Fa&sxingen 
wie im Jätaka (i, S. 209, Str. 33) überlieferte Strophe Sär. n, 2 auf MBh v, 63, 7 
zurückgehen. Daß die Herübernahme metrischer Teile der Erzählung in prosaischen 
Text das Stilgefühl der Inder nicht verletzte, zeigt die Herübernahme einer ganzen 
in Sloken abgefaßten Erzählung in die prosaische Rahmenerzählung bei Purna- 
bhadra in, 8 aus dem MBh. 

2. Zu S. 159 f. Zur Unterdrückung des ursprünglichen Schlusses in Er- 
zählungen des Jätaka s. Jacobi, ,Das Rämäyana 4 , S. 86 und den Nachtrag zu dieser 
Stelle auf S. 255, wo Leumann ein Beispiel beibringt. 



Crir\n\p Original from 

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Erinnerungen aus dem Orient. 



Von 



August Haffner. 



1. »Bauernregeln*. 



Schon F. A. Klein hat in seinem Aufsatze ,Mittheilungen über 
Leben, Sitten und Gebräuche der Fellachen in Palästina' (Z.D.P.V. 
in. p. 100 sqq.) einige ,Fellachenwetterregeln' angegeben (Z.D.P.V. 
iv. p. 73), und nach ihm sind uns von K. L. Tallquist in der Samm- 
lung , Arabische Sprichwörter und Spiele' (Helsingfors 1897) einige 
weitere Beiträge zu diesem Gegenstande mitgeteilt worden, die sich 
auf Syrien zumeist beziehen. Ohne hievon Kenntnis zu haben — 
da ich meine Reise nach dem Oriente schon 1897 antrat, vgl. An- 
zeiger der phil.-hist. Klasse derkaiserl. Akademie vom 16. November 
1899 — habe auch ich während meines Aufenthaltes in Syrien 
diesen ^Bauernregeln' meine Aufmerksamkeit zugewendet. Ist auch 
die Gesamtzahl dieser ,Regeln' eine ungleich kleinere und im ganzen 
ihr Sinn weniger sagend als die alten deutschen Bauernregeln, so 
schienen sie mir doch wertvoll genug, um als Beitrag zur , Volks- 
poesie' gesammelt zu werden, da ihnen nicht das günstige Geschick 
beschieden ist wie den deutschen, die zumeist durch die Kalender 
,am Leben erhalten' bleiben, nachdem unsere flüchtige Zeit mit 
ihrer alles nivellierenden Kultur keinen Platz mehr läßt für ihre 
allgemeine Kenntnis. Ich habe mir natürlich alles Erreichbare notiert 
und gebe im folgenden diese ^Bauernregeln' nach Monaten geordnet, 

Wiener Zcitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIU. Bd. 12 




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170 August Haffner. 

wobei ich manchmal der Vollständigkeit halber wohl schon von den 
beiden erwähnten Autoren Mitgeteiltes bringen werde, das ich aber 
nicht gut übergehen konnte, ohne unangenehme Lücken lassen zu 
müssen. 

Februar. 
tU^> vulgär auch mit sin. 

1. kl^ <*J U kLJi) oder a-*^5ü ^ bLJi) 

Februar hat keine Beständigkeit (auf ihn, auf sein Wort ist 
kein Verlaß, er hält nicht, was er verspricht; also ähnlich unserem 
April); vgl. Klein, Z. D. P. V. iv. p. 73: schebät ma 'aleh rebät und 
Zitat Tallquist, 1. c. p. 56, Nr. 77. 

2. J3 j}\ kU-fii 

Februar der Einäugige, d. h. er bringt Regen und Sonnen- 
schein zu gleicher Zeit; drum sagt man von ihm auch ^ 
o Einäugiger des Unglücks! 

3. ^ kJ ^ kii) ^ 

Februar, auch wenn er Wind und Wetter bringt, der Geruch 
(Hauch) des Sommers ist (doch) in ihm; vgl. Klein, 1. c. in schabat 
walabat rihat es-sef flh und Tallquist, 1. c. p. 56, Nr. 77 (seine Form 
mit ^ ist vermutlich nur schlecht gehört, denn der Sinn ist gewiß 
nur der: ,Es muß doch Frühling werden!' Hätte er aber doch 
richtig gehört, so wäre eben der Sinn: es ist ja völlig schon Früh- 
ling (Sommer). 

März. 

j\>\ vlg. sehr häufig ; vgl. Tallquist, 1. c. p. 98, Nr. 152. 

4. j\>\ 

März, der Bruller (der viel Donner bringt). 

Entschwunden ist Februar, der Täuscher, gekommen ist März, 
der Brüller; nach Tallquist, 1. c. p. 14, Nr. 7 heißt auch der März 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Erinnerungen aus dem Orient. 171 
6. j\kJi\ 3 #\ ß\ 

März, der Vater der Erdbeben (Gewitter) und der Regen; 
vgl. Klein, 1. c. abu-zzaluzil walamtär — wa jinschaf er-räi bela 
när; ich habe diesen Zusatz (,aber der Hirt wird dennoch — an 
der warmen Sonne nämlich — trocken ohne Feuer') nie gehört; 
vgl. Tallquist, 1. c. p. 14, Nr. 7. 

Jeder (Soviel) Donner im März ein (soviel) Regenschauer im 
Mai; jVy siehe unten. 

März bringt sieben große Schneefälle, abgesehen von den 
kleinen; vgl. Tallquist, 1. c. p. 14, Nr. 17 und Zitat ibid. j<z**> wird 
vulgär immer mit J gesprochen, manchmal auch mit j geschrieben; 
die Form ^ ist mir über ausdrückliches Befragen als die ge- 
läufigere statt Lo bezeichnet worden. 

9. jljJJ vi&'ty^ £u£> j\>Lo 

Im März laß deine Kühe in den Hof (denn die Hauptkälte ist 
vorbei); zu £*-^> vgl. Tallquist, 1. c. p. 22/23, Nr. 20, wo diese Be- 
deutung nicht aufgeführt ist. 

10. v^Us? 

Verbirg (halte bereit) deine großen Kohlen für den März 
(denn er kann noch mit großer Kälte sich wieder einstellen). 

11. j\>\ OUyb OUsull ^JiL 

Laß die großen Kohlen für die große Kälte im März. 

April. 

12. Ui N JI U^o 

Der Regen im April belebt (bjthji, macht aufleben, erfreut) 
das Menschenherz (süta meist Htti gesprochen). 

12* 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



172 



August Haffner. 




Regen im April ist Pflug und Gespann wert (wiegt auf, ersetzt 
die Arbeit eines Joch Ochsen und des Pfluges); vgl. Klein, L c. 



Regen im April ist Gold (wert). 

15. >U. ^»^6 (Ji.) 3j U~5 

April ohne Regen ist wie eine Braut ohne Brautfeier. 

Diese besteht darin, daß man die Braut auf einen er- 
höhten Platz treten läßt (vgl. Lydia Einsler, Z. D. P. F/xix. p. 94, 
Nr. 164); dann zündet man eine Menge Lichter an, verwendet eine 
Unzahl Wohlgerüche etc. und besingt die Braut, welche während 
dieser ganzen Zeit, ohne sich zu rühren, auf ihrem Platze ruhig 
stehen muß; es dürfen hiebei nur Frauen zugegen sein, und keinem 
Manne, auch dem Bräutigam nicht, wird der Eintritt gestattet. 

Am Schlüsse des Frühlings sagt man: 

16. j& e^>JU U j £3\ J^a. 

Schreit der habl al-kurr (zirpt die Grille), so bleibt auf der 
Erde nichts Schlechtes mehr (weder Kälte, noch Regen). 

baka ist die geläufige Form statt ^äS; ^y^JU gespr. 'addüni 
ist gleich L^jJI i^*. 



(Tallquist, 1. c. p. 115, Nr. 187 hat nuwtiär mit Damma); vgl. Fe- 
bruar 7. 



schetwet nisän btiswa-ssiJcke tva-lfäddän. 



14. ^U^.o 



Mai. 



Neben $ heißt der Mai vulgär meist ,Blütenmonat' 



17. jUjl y>\ ß\ oder 18. Jjbp\ ^ ß\ 



Mai, der Blumenvater oder Mai, der Blumen Monat. 
19. >jrp\ f*l3 

vgl. Tallquist, 1. c. p. 115, Nr. 187.. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Erinnerungen aus dem Orient. 



173 



Juni. 

vgl. Tallquist, 1. c. p. 39 ; Nr. 47. 

Juli. 

21. j^J^ ^-^^ (^5^4) 

Im Juli siedet das Wasser im Kruge; vgl. Klein, 1. c. fi tamüz 
tighli-lma fi-lküz] Tallquist, 1. c. p. 35, Nr. 43. Ich habe beide 
Formen ,gyljit c und y btygli l gehört; el-möj gleich *UJ1 ist bekannt; 

mir wurde diese Schreibform als die richtige Wiedergabe von el-möj 
bezeichnet; ist ein kleiner Krug, wie ihn die Kinder meist in Ge- 
brauch haben, mit einer äJ^j versehen, d. h. einem unter dem Krug- 
halse eingesetzten Ausguß zum Trinken, wie ihn die großen Krüge 
meist haben. 

August. 

22 % s-^ 1 V* oder V 1 ^ ^ V* 

August ist der Loderndheiße, oder: August ist der Vater des 
Loderns; vgl. Tallquist, 1. c. p. 11, Nr. 1. 

September. 

23. («^f^) uAf^ J> (a^SS) 

Das Ende (der Bart) des September ist (schon) benetzt mit 
Regen; vgl. Tallquist, 1. c. p. 13, Nr. 5. 

Oktober- November. 

24. c*^ n 3 < -r^ J ' c^-A^i 

Im Oktober geh'n zur Neigen — Die Trauben und die 
Feigen. 

25. ^UJÜb cr ^\ £Jli^ 

Das Beschneiden der Feigenbauniäste — Ist im Oktober-November 
das beste. 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



174 August Haffner. 

Dezember -Januar. 

26. yl5Üb ^UJ\ l^ü'o o^ 15 ^ 

Im Dezember zündet man — Feuer in der Glutpfann' an. 

27. V* >) 

Dezember macht ganz kahl die Erden — Läßt die Bäume 
blätterlos werden. 

28. vi^o s vXjüI\ <^l*<o 

Im Dezember heult der Wind — Geh nach Haus', wärm' dich 
(geschwind)! 

29. dXßwXsr* JjL>\ p ^ 5 yl5 

Kommt Dezember und Windesheulen — Mußt in der Kammer 
du ruhig weilen (geh in deine Kammer und schließe dich dort ein 
und sage nichts mehr, oder: rühre dich nicht mehr). 

Auffallend ist die Form gä, die vulgär gewöhnlich {jjä heißt; 
vgl. März 5; Tallquist, 1. c. p. 47, Nr. 58; vulgär in der Bdtg. : 
der Wind heult; doch hört man auch z. B. f-*> samm deinto 

(das Pferd, der Maulesel) hat die Ohren gespitzt und nach vorne 
gerichtet; vulgärer Imperativ statt cu£-*ol. 

30. cr?~* *~y*> cr° ji^- ±~c* 

Eine Pflanze, gesetzt im Dezember, ist besser als eine Pflanze, 
die gesetzt seit fünf Jahren in einem anderen (Monat). 

31. J;i^ J^ J1 O* ^ 

Eine Pflanze, gesetzt im Dezember, ist besser als eine Pflanze, 
welche im vergangenen Jahre gesetzt wurde (schon ein Jahr alt ist), 
ist gleich jß\ f U. 

32. ^Jtä ^v>o-ö ÄXUo 

Eine Pflanze, gesetzt im Januar, wird (bitsir) nach einem Jahre 
(so stark, daß sie) einen Querbalken fürs Hausdach (bilden könnte). 

(Das Dach wird gebildet durch die pl. die ,Dippel- 

bäume'; darüber liegen die Querbalken, welche £<y«r), pl. die 
^europäischen' und vulgär <^U* [wohl gleich ^J>^ zu setzen], pl. 



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Erinnerungen aus dem Orient. 175 

heißen; darüber kommen dann die v_^£ä., die Deckbretter; das 
ganze Gebälk heißt J*£S; über die <~«*&a~ gibt man Steine, welche 
^ai*** heißen [davon das Verbum l-a*^]; statt der Steine kommen 
auch kleine Dornstauden in Verwendung, welche bezw. 
heißen, und darnach gibt man äJi darauf, d. h. einen einfachen 
Erdmörtel ohne Kalk und darüber dann trockene Erde vJ^U i-j>\y. 
Mit dem Verbum bezeichnet man: die j***^ und legen; 

dann folgt also u-^ioL, welches auch allein gebraucht wird zur 
Bezeichnung: dem Hause ein Dach machen; darauf folgt ^J»^ 
und endlich Mit dem Worte bezeichnet man die ge- 

samten Materialien zum Dachbaue und die Tätigkeit des Dach- 
bauers. 

Ein Dippelbaum heißt auch und so sagt man z. B. von 
jemandem: vi^iSU ^l^. cuit du bist ,die Stütze' deiner Familie.) 

Bei Besprechung der Bauernregeln können wir auch die 
Ol^jXSJUi (wobei das j mit Sukün gesprochen wird) oder die 
jjäaH f G\ nicht übergehen, d. h. ,die ausgeliehenen' oder ,die Tage 
der Alten' (3>j* vgl. Tallquist, 1. c. p. 49, Nr. 64). So werden 
nämlich die im allgemeinen rauhesten Tage des Jahres bezeichnet, 
die gewöhnlich Ende Februar — Anfang März fallen, zu welcher Zeit 
die meisten älteren Leute hingerafft werden. Wir finden hier die 
Redensart: 

33. v^^Jl Ujülp' £rt<*y}. l**^P Crt^ ^ 

(Der Februar sagt zum März:) Vetter März (Freund März), 
leih mir zwei Tage (bleibe zwei Tage so rauh wie ich), und ich will 
sie (seil. j*?=VÄM die Alte) verbrennen machen selbst ihr (Schöpf[?]- 
oder: Spinn [?]-)Rad; d. h. es soll dann so kalt werden, daß sie ge- 
zwungen sein wird, selbst ihr v*-^ zu verbrennen. 

Daneben hört man auch folgendes: 

(Der März sagt zum Februar:) Vetter März, drei von dir und 
vier (fünf) von mir (brauche ich, sind hinreichend, um die Alten 
sterben zu lassen). 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



176 



August Haffner. 



OUyL^*** ? die entlehnten', ,die geliehenen' heißen also diese 
Tage, weil sie ihrer Wirkung nach zusammengehören, nicht aber in 
einen Monat allein fallen, sodaß der Februar sie sich vom März, 
bzw. der März sie sich vom Februar ,leihen' müßte; die Anzahl der 
angegebenen Tage schwankt übrigens und manchmal hört man auch 
als ,geliehen' die vier letzten Tage vom Februar und die drei ersten 
Tage vom März bezeichnen. 

Ist eine Alte über diese Tage gesund herübergekommen, so 
sagt man von ihr: <^-£Lü (JJii^S^e) iJULx** ^yb hei m'SdlVUe (rnSdrr'äe) 
labafatho das ist eine wurzelfeste, sie hat ihm (dem am meisten 
zu fürchtenden Februar-Ende, bzw. März-Anfang) einen Fußtritt ge- 
geben. 

wird auch sonst in diesem Sinne gebraucht, z. B. «^^J, bzw. 
usw. er (usw.) hat die Krankheit, bzw. das Fieber glücklich 
überstanden. 



Zu den größten Virtuositäten der Orientalen gehört die Fertigkeit 
im Schimpfen und Fluchen, welches im alltäglichen Leben allerdings 
gewöhnlich nur ein harmloseres, manchmal sogar nur scherzhaftes 
, Donnerwetter' drapiert. Hiebei wird meistens auch der Sinn der 
gebrauchten Worte vollständig ignoriert, bzw. sind sie durch den 
fleißigen Gebrauch bis zur Unkenntlichkeit abgenützt worden, so 
daß die manchmal sich ergebenden, uns auffallenden Ungeheuerlich- 
keiten von den Orientalen nicht als solche empfunden werden, was 
bei ihnen — wie ähnliches bei anderen schimpfseligen Völkern unseres 
Südens — ja nicht zu verwundern ist. Es ist ziemlich bekannt, 
daß der über eine vermeintliche oder wirkliche Ungezogenheit seines 
So- und sovielt-Geborenen erzürnte Vater mit dem am meisten ihn 
selbst vernichtenden': cr }\ b ,du Sohn eines Hundes!' nicht geizt; 
auch das sonst so beliebte: vi£~o w^jj^i jdhrib betak ,möge (Gott) 
dein Heim zerstören!' ist gewiß nicht als ein wörtlich gemeinter 
Wunsch zu nehmen. Ebenso war die Drohung, die ich einen über 
sein Maultier wütenden Mukäri einst hinauswettern hörte: v^X-^a. ^Xij» 



2. Verwünschungen. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Erinnerungen aus dem Orient. 



177 



jiftah harimak ; möge (Gott) deinen Harem öffnen !' gewiß genau so 
wenig in ihrer ursprünglichen Bedeutung genieint, wie die Ver- 
wünschung, die ein Fuhrmann (^s^^k tumburgt) gegen seinen 
störrischen Karrengaul ausstieß: ^r*^. ,möge (Gott) deine Religion 
verfluchen !'. Am geläufigsten (vgl. Tallquist, 1. c. p. 43/44, Nr. 55, 
wo mehreres zu diesem Gegenstande) sind Zusammensetzungen mit 
Vir*" 5 * jdhrib, von denen wir einige noch kennen lernen werden 
(Tallquist hat jihrub, welche Form mir nicht im Gehöre ist). Von 
den verhältnismäßig selteneren Formen mit anderen Wörtern bildet 
das: vsT ^ i^ojlj jdksuf (stets mit Damma gesprochen) 'omrak ,möge 
(Gott) dein Leben verkürzen (beenden)', eine häufige Phrase, welche 
aber, ebenso wie das beliebte: (stets sltdn gesprochen; nur 

im Gebirge hört man hie und da seitän), entsprechend unserem 
deutschen ,verfluchter Kerl!', durchwegs gutmütiger Natur ist. Am 
meisten, wie schon bemerkt, variieren die mit ausgedrückten 
, Wünsche', bei denen allerdings die diesem folgenden Wörter manch- 
mal ganz unklar bleiben, die gewiß sehr häufig auch ähnlichen Er- 
scheinungen in anderen Sprachen entsprechen mögen, wo man ein 
Fluchwort in seiner ursprünglichen Bedeutung durch ähnlich klingende, 
oder ähnlich scheinende Bildungen ersetzt hat, um die jetzt kraß 
erscheinende Form im Ausdrucke doch nach Möglichkeit zu mildern. 
Hieher gehören Formen wie: ^J^JJ^ jdhrib saninak (wofür im 

Libanon durchgehends ^J^J^ saninalc mit sin in Gebrauch ist); 
vä^jU-i jdhrib Sendrak und: S-ir^* jahrib fendrak, wobei 

die Bedeutung von ,Laterne, Leuchtturm' kaum zu befriedigen ver- 
möchte. Die Formel: viC^^s ^jsd (auch s&z&jf) jdhrib Icüstak (kuStak) 
wurde mir allerdings erklärt, aber sehr verschieden und nicht recht 
zusagend; nach einigen soll C5^y>> bzw. <L&£ fyüsi (auch '<U*$$) den 
Brennofen des Töpfers bedeuten, also V^* 5 * * n dem Sinne 

gebraucht sein: ,möge (Gott) dein gearbeitetes Tongeschirr mit (oder 
im) Ofen zugrunde gehen lassen!', also: ohne daß es fertig gebrannt, 
und damit brauchbar und verkauf bar ist; nach anderen soll C*-£>y> 
küst das Haar oder den Haarboden bedeuten; wieder andere sagten, 
es bezeichne im Syr. eine kleine Schale oder Tasse; hinweisen will 




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CORNELL UNIVERSITV 



178 August Haffner. 

ich noch auf eine mir allerdings nicht zuteil gewordene Erklärung, 
nämlich darauf, daß küS im Vulgären den Schwanzriemen des 
Pferdes bedeutet, was sich nicht viel schlechter, wenn auch ebenso 
nicht viel besser als die anderen Erklärungsversuche verwenden ließe; 
jedenfalls käme ein Sinn bei allen nur sehr erzwungen heraus: am 
meisten sagt mir die erste Erklärung zu. — Ebenfalls unbekannt 
ist: vir*^ jdhrib zükak, wofür ich nur die eine Erklärung 

erhalten konnte, daß J^j gleich Jj^i, bzw. Jiy sei, und ,Kehle' 
bedeute. 

Ich möchte anschließend an diese dunkel bleibenden Wörter 
hier auf eine Phrase hinweisen, deren Herkunft und Erklärung mir 
niemand zu geben vermochte, wenn sie auch außer jedem Zusammen- 
hange mit den obigen Ausdrücken ist. Es sagt nämlich der Maurer 
zu seinem Gehilfen: cr^* 3 Sdnnin en-nakir, d. h. : ,schütte Staub 

(oder feinen Sand) auf das (kleine) Handmörtelbrett (damit der 
Mörtel nicht anklebt) 

Manchmal wird die so kurz und bündige Formel d^rf vy*^ 
auch erweitert, und sie verliert dadurch natürlich an Kraft, sodaß ge- 
wiß nur ein nicht gerade übermäßiger Ärger sich zu so viel Worten 
Zeit nimmt. Man sagt z. B.: ^Ja. ^\ cxo ^>j^ jdhrib bet Uli 
hdddadak ,möge (Gott) zerstören das Haus dessen, der dich ge- 
schmiedet hat!', wenn man sich beim Gebrauche des Messers ge- 
ärgert hat; oder entsprechend bei einem anderen Gegenstande 
vj^o jdhrib bet Uli 'amalak ,möge (Gott) zerstören 

das Haus dessen, der dich gemacht hat'. 

Zum Relativum ^\ Uli (vgl. Tallquist, 1. c. p. 16/17, Nr. 12) 
ist noch zu erwähnen, daß es, ganz regelmäßig mit &\ illak etc. 
weitergebildet, im Vulgären sehr gebräuchlich ist zur Ersetzung des 
Possessivpronomen; entstanden aus <J <^iJl etc. erweist es sich als 
ganz analog dem hebr. "»^tf. 

Zu dem ebenfalls unzähligemale gehörten: vi*V>\ cr*^ jdVan 
abük ,möge (Gott) deinen Vater verfluchen!' wäre außer der oben 
zu «^1* ^\ b schon gemachten Bemerkung } daß es auch vom 



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Erinnerungen aus dem Orient. 179 

Vater dem eigenen Sohne gegenüber fleißig gebraucht wird, noch 
hervorzuheben, daß sehr oft und namentlich in Palästina hier durch 
Metathesis die Form verändert und: J^-^ jinal abük ge- 

sprochen wird. 

Eine bemerkenswerte Formel ist auch: y^^CJ* <J?^ gleich 
s*SL^2 <*Jj\ ^$}*~\ weil wir hier, wie im Vulgären sehr häufig, das 
Wort für verwendet finden. bezeichnet vulgär ,die 

Stirnblässe des Pferdes' (vgl. auch Bauer in Z. D. P. V. xxiv. p. 136); 
das Adjektivum hiezu heißt entsprechend gy*>\] das klassische Wort 
für ,die Stirnblässe des Pferdes', 5^, bezeichnet vulgär ,das Toupet 
des Pferdes', entsprechend dem klassischen ^f^- 

Von dem Ausrufe 05 aLJ1 MM ^$)*-\ oder ^ ^j? 2 * 
,Gott mache den Teufel zuschanden vor uns!' ist das im Volksmunde 
sehr gebräuchliche: «j^iujl, meist gesprochen el-muhzi für , Teufel* 
abgeleitet, z. B. : J^> mi*Z el-mühzi ,wie der Teufel!' oder: 

^5>»-JL* yi> hal-mühzi ,was für ein Teufel!'. Sonst wird der 
Teufel neben dem schon erwähnten nieist mit kird (kyrd) 

bezeichnet (welches die Beduinen mit Damma sprechen; diese nennen 
z. B. einen Europäer >y^\ >j* kurd dswad , schwarzer Teufel'); und 
so hört man häufig Formen, wie: >ß kird jidrbak, >ji 

kird jaklaky J^.^ > y> kird jahzak (ich hörte es meist mit j ge- 
sprochen; vgl. Tallquist, 1. c. p. 44) u. ä. 



3. Bezeichnung der Finger. 

Die Namen der Finger sind zumeist nicht die gewohnten der 
klassischen Sprache; statt ihnen findet man im Volke vielfach die 
folgenden, die wohl zunächst nur v_jUUI sind: 

Daumen: £UüJ\ ui>UL5 ,der Zerdrücker der Läuse'; 

Zeigefinger: i^sxjpt <_r°^ oder neben 5j^jJ\ ^}^] 

oder *j!>jtt\ ,der Auslecker des Topfes'; 

Mittelfinger: Äii J^>1> ?lang aber nutzlos'; 



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180 August Haffner. 

Ringfinger: (gesprochen libbüs mit i) , Träger des 

Ringes'; 

kleiner Finger: k-ojJl ^^a. ; der Reiniger des Ohres*. 

ä£> (vgl. , Bauernregeln', Dezember-Januar 29) ist die vulgäre 
Form für ,Ohr', so daß z. B. mein Ohr ^y^) deinti etc. heißt. 

4. Aufzählen» 

Es ist ziemlich bekannt, daß die Orientalen in gar manchen 
Stücken das Gegenteil von dem tun, was wir Europäer gewohnt 
sind, und es fehlt nicht an Beispielen hiefür (vgl. auch Bauer in 
Z. D. P.V. xxi. p. 59 sqq.); ein weniger bekanntes dürfte sein, daß 
sie auch beim Aufzählen von Gegenständen das umgekehrte Verfahren 
einschlagen wie wir, die wir die Hand zur Faust ballen und, mit 
dem Daumen beginnend, die einzelnen Finger ausstrecken. Jene 
hingegen fangen mit der offenen Hand an und zählen so, daß sie, 
beim kleinen Finger der linken Hand anfangend, mit der rechten 
Hand jeden einzelnen Finger einbiegen. 

5. Das Spielen mit Steinkügelchen. 

Vgl. zu diesem Gegenstande: Tallquist, L c. p. 126 sqq., speziell 
p. 135 sqq. Nr. 10 und H. Almkvist, Kleine Beiträge zur Lexikographie 
des Vulgärarabischen, VIII e congrfes international des Orientalistes, 
Section semitique, p. 425 sqq. 

ÄÄiÜb v-^a! la'b bilkülli (bilkilli) ist das, wie bei uns, so auch 
im Oriente von den Kindern geliebte Spiel mit kleinen Steinkügelchen 
(,Knicker, Specker 4 u. ä.). 

Es gibt von diesem Spiele mehrere Arten, deren beliebteste sind: 

1. *j$L\ AIS das Lochwerfen; 

2. l_ä^J\ *5s das Werfen auf Kugeln, die in einer Reihe auf- 
gestellt sind, und 

3. oU^JXt das Werfen auf aufrecht gestellte Geldstücke. 



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ERINNERUNGEN AUS DEM ORIENT. 



181 



C/ c , 

^4-, pl. OU^. sind die jetzt meist nuhdsi genannten Kupfer- 



münzen, die ursprünglich einen Wert von 5 Para besaßen, weshalb 
sie auch in der Prägung noch den arabischen Fünfer in der Mitte 
zeigen. 

Bis zu 10 Spielern pflegen sich an einem Spiele zu beteiligen. 
— Die Kugel, mit welcher gespielt wird, heißt v»^, z. B.: (^.^) er? 
vi£*o\; fen (wen) räsak ,wo ist deine Spielkugel ?'. Die Frage vor 
dem Spielbeginne lautet gewöhnlich: ^-^f j\ ^-r***** mn 
au min gylb ,um Gewinn oder um die Ehre?' 

Beim Lochwerfen wirft man die Kugeln entweder direkt auf das 
Loch hin oder durch Weifen der Kugeln gegen eine Wand (,anmäuerln 4 ). 
Gespielt wird die Kugel mit überschlagenem Zeigefinger und Mittel- 
finger der rechten Hand, sodaß der untergelegte Mittelfinger durch 
Zurückschnellen des darüberliegenden Zeigefingers die vor ihm, 
manchmal auf der linken Finger- oder Handfläche, liegende Kugel 
fortschleudert. 

Bezüglich der Reihenfolge der Spieler gelten die Fragen: 
^^yo C^Jj^ y ciwwalU min ,wer ist (spielt) zuerst?'; tinnlt 
min ,wer ist der zweite?' usw. c^üiJ* tilssit (tissit) min ,wer 

ist der letzte?' und die entsprechenden Antworten 'aicwalMi, 
^yL*Jj> tinnlti usw. ^^X^ii tüssltl (tiSSiti) ,ich bin der erste, zweite usw. 
letzte'. Die Formen usw. sind deklinabel mit regelmäßigem 

Plural oder Formen wie o*^^ *awwalijitün; wird auch 

sonst gebraucht, z. B.: o^ 4 ? er* A n ^ IS ^ se ^ deiner 

Geburt ein verfluchter Kerl'; zu resp. ^^kb vgl. Tallquist, 

1. c. p. 134/135, der auch andere Zahlformen als die obigen auf It 
überliefert. 

Etw. treffen heißt J-^; so sagt man z. B., wenn ein Nuhäsi 
umgeworfen ist: kytlyt (kytlii) gleich O-^US und fügt eventuell 

noch hinzu: Ummha ,nimm ihn!'. Eine Kugel im Spiel heißt, 

wie wir sahen, nur mehr u^j 7 und so sagt man z. B. : <*J-Ü> ktylho 
(ktylo) , triff sie' oder: ktdltho (ktdlto) ,ich habe sie ge- 

troffen' usw. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



182 



August Haffner. 



Eine gewonnene Partie heißt gylb, oder tvuzk, oder 

& (vgl. Almkvist, 1. c. p. 438), und so heißt z. B. : ,du hast ver- 
loren' v^^Ji. ^j^t 'yndak gylb; es ist hier zu bemerken, daß nicht 
das klassische zur Bezeichnung des ,zu Ungunsten' im Vulgär im 
Gebrauch ist, sondern statt dessen ausschließlich wX-U verwendet wird. 

Natürlich gilt auch für den Orient, daß der Verlierende den 
Spott obendrein hat, und dieses Verspotten oder ,Tratzen' heißt 
oder <5~?^, oder ^jj; sodann pflegt man auch, um sich über 
den Verlierenden lustig zu machen, öfter hintereinander ihm 

oder { jy^r ch*? zuzurufen. Auch findet sich ein ganzes Sprüch- 
lein: y^- $ <i£J ^Jy. bzarrik lak bzarrik lak uhubz 
'ummak m'ddwwid ,ich tratze dich, ich tratze dich; und das Brot 
deiner Mutter ist wurmig', dem auch wohl noch beigefügt wird: 
^ot3\ ^y^yi^ol 'stargi Taft ,trau dich doch zu spielen!'. 

Das gleiche Sprüchlein ist beim iÜU^ dem , Wettringen' (der 
Jungen, indem sie sich unter die Arme fassen, in die Höhe zu 
heben und niederzuwerfen suchen) gebräuchlich, wenn einer nicht 
mitspielen will, wobei aber statt der soeben erwähnten Beifügung 
der Zusatz gern lautet: <^J c y^ r ^uj\ 'stargi 'nzal lejji (gleich 
^-xJjU-* ^JU \Ji*) ,trau dich doch, gegen mich her (an mich heran) 
zu kommen!', 'starcji ist mit Metathesis von der Wurzel ge- 
bildet. wird nur in diesem Kindersprüchlein angewandt, 

sonst sagt man vom Brote: o^f** ^schimmeliges Brot', dagegen: 

vom Käse: er?*? ,wurmiger Käse'; so heißt es z. B. : 

(oder i^^ß) ^* e ^ frdng ma bjak'lu eggübn 

(da £ m Syrien vulgär wie franz. j ausgesprochen wird, behandelt 
man es auch wie einen Sonnenbuchstaben) tajddwwid (oder ta- 
jimsi) ,die Europäer essen den Käse erst, wenn er wurmig ist' 
(oder ,erst, wenn er ,marschiert' [,zergeht'])'; ta ist gleich 
Um die Europäer scheinbar gegen den darin enthaltenen Spott und 
Tadel in Schutz zu nehmen, geben manche auf eine solche Rede 
zur Antwort: ^ *>y> {J**> elhakk md'un düdhu min ^üdhu 
(düdo min 'üdo) ,sie haben Recht (o** gleich <*4-**)> (denn) seine 
Würmer gehören zu seiner Materie' oder ^ {: y**< <ji^ elhakk 



Original fronn 



p00 S' c cornell university 



Erinnerungen aus dem Orient. 



183 



maun minno wa flh ,sie haben Recht, (denn die Würmer) sind 
von ihm (*^<> gleich und in ihm!' (vgl. Lydia Einsler in 

Z. D. P. V. xix. p. 100, Nr. 199). 

6. Einzelne Ausdrücke. 

«J^U v*&<&5 j^A»; U ,nicht geht deine Rede auf mich los', 
d. h. damit wirst du mich nicht fangen oder foppen (frotzeln). 

C , f 

AjS^\ ^ye> , Jungfrauentränen ' heißt der Arak oder überhaupt 
auch der Brantwein. 

fM Imdm bedeutet auch: der Hund. 

Wie man statt vulgär stets c^k-o mdtrak für ,Platz, Ort' 

gebraucht, so findet sich dieses auch stets dort, wo im literarischen 
vi^** oder L« ^^ä. stehen würde, also: U mdtrah ma ,wo 

immer'. 

wird in Syrien durchwegs hei gesprochen, z. B. heihu, fem. 
heiha, plur. heihum ,hier ist er, sie; hier sind sie'; Aeini ,hier bin 
ich'; heina ,hier sind wir' usw. 

L^l V$sa jetzt' gleich ÄA^l sjjb. 

■LlJ fo'ssa ,bis jetzt' gleich ißU*J\ sj^J (^^U). 

Hiefür wird in Beirüt und in den Gebirgen der Umgebung 
gern gebraucht: 

CS, 

<3Xa hdllak jetzt' gleich CUS^ll \Ja; 

es, 

^j^äJLä halldkni ,bis jetzt'; 

in Jerusalem speziell (doch auch im übrigen Palästina) ist 

CS, 

cu^äa hakket statt «J^a im Gebrauche. 

Die ,roten Rüben' heißen (vgl. Almkvist, 1. c. p. 390): 
in Jerusalem 

in Syrien j^-^f oder Sj^X^-i-i. 
s^jj^Jo bezeichnet auch die (rot angestrichenen) Ankerbojen, 
die in der besseren Sprache p^y* , Schwimmer' heißen. 



f^rw"*nl*> Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



August Haffner. Erinnerungen aus dem Orient. 

Die ,Flöte< heißt: 

in Syrien oder 
in Ägypten *jU>j. 

Das ^Tambourin* heißt: 
in Beirüt 

in Damaskus Syb; 
in Kairo Jp. 

Die ,Tarbuschquaste' heißt (vgl. Almkvist, 1. c. p. 324, 325) 
in Beirüt ^4^; 
in Damaskus ijk; 
in Kairo (^j). 



r^r\nnl*> Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



Zur Atharvavedalitteratur. 

Von 

W. Caland. 

Von den Vedatexten sind natürlich diejenigen die ältesten, 
welche die Strophen (rcaÄ), Prosaformeln (yajümsi) und Gesänge 
(sämäni) überliefern, mit denen die Hotrs, Adhvaryus und Chandogas 
beim Opfer operieren. Diesen Texten schließen sich zunächst die 
Brähma^as an, die theologischen Spekulationen, welche die Kultus- 
handlungen erklären und begründen. Die jüngsten Texte sind die 
Srautasütras, die Leitfaden zum Gebrauche der Priester beim Opfer. 
Ihr Inhalt ist freilich, im allgemeinen wenigstens, ebenso alt wie die 
Strophen, Formeln und Gesänge, da diese sich nicht ohne das Ritual 
denken lassen. Außer diesen für das vedische (Soma-)Opfer be- 
stimmten Texten besitzen wir noch eine umfangreiche Sammlung 
Sdtras, die sog. Grhyasütras, welche das häusliche Zeremoniell, 
hauptsächlich die Sakramente darstellen. Diese Texte darf man im 
allgemeinen für jünger als die Srautasütras halten. Eine merk- 
würdige Ausnahme von dieser allgemein giltigen Regel machen die 
rituellen Bücher der Atharvans, der Anhänger des vierten Veda. 
Den Untersuchungen Bloomfields zufolge wäre bei diesen Texten 
geradezu die entgegengesetzte Reihenfolge anzunehmen, da von den 
drei: Brähmana, Srautasütra, Grhyasütra hier das Grhyasütra der 
älteste Text sein muß, dann, was Abfassungszeit angeht, das Vaitäna- 
sütra anzusetzen ist und das Gopathabrähmana als der jüngste Text 
zu betrachten ist. Mir scheint diese Auffassung nicht ganz ver- 
teidigbar zu sein; als eine Tatsache muß man es betrachten, daß 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 13 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



18G 



W. Caland. 



das Vaitänasütra jünger ist wie das Kauäikasütra, nicht aber daß 
auch das Gopathabrähmaija später ist als das Vaitäna. Diese schon 
früher kürzlich von mir vorgetragene Anschauung (G.G.A. 1900, S.404) 
soll hier näher begründet werden; in Anschluß daran soll einiges 
über einen anderen zur Atharvalitteratur gehörigen, aber noch von 
niemanden des näheren untersuchten Text mitgeteilt werden: über 
das PräyaScittasütra. 

Daß unser Kausikasütra, welches in der Atharvavedalitteratur 
die Stelle eines Gfhyasütra einnimmt, älter als das Vaitänasütra ist, 
springt unmittelbar ins Auge. 1 Ein schlagender Beweis ist die 
folgende Erwägung. Die Autoren der vedischen Texte pflegen, 
wenn sie einen Spruch oder Vers zitieren, der in der Saiphitä, an 
welche sich der Text anschließt, vorhanden ist, dieses durch bloße 
Erwähnung der Anfangswörter des betreffenden Spruches zu tun. 
Besonders in den jüngeren Texten ist dies feste Regel. Werden 
Strophen oder Formeln ganz gegeben, so hat das meistens einen 
speziellen nachweisbaren Grund. Nun findet man in der von R. Garbe, 
dem Herausgeber und Bearbeiter des Vaitänasütra, auf p. 80, 81 zu- 
sammengestellten Zitatenliste, eine ziemlich große Anzahl von mit 
den Anfangs Wörtern gegebenen Zitaten, welche nach Garbe der 
Rksainhitä, de* Väjasaneyisaijihitä, der Taittiriyasaiphitä, dem Tait- 
tirlyabrähmana entlehnt sein sollen; auch werden in jener Liste 
einige Zitate mitgeteilt, deren Herkunft Garbe nicht nachzuweisen 
imstande war. Wäre Garbes Liste richtig, so müßte man auf Grund 
dieses Verfahrens dem Autor dieses Sütra große Fahrlässigkeit zu- 
muten. Sein Sütra wäre nur von einem Brahmanen zu benutzen, 
der zugleich Atharvavedin, Bahvj'ca, Väjasaneyin und Apastambin 
oder Baudhäyanlya war. Die Liste ist aber zum größten Teil un- 
richtig, da ihr Verfasser einen irrigen Standpunkt eingenommen hat. 
Garbe hat nämlich nicht bemerkt — er konnte es auch schwerlich, 



1 Wie schon Bloomfield in seiner Abhandlung ,On the position of the 
Vaitäna sütra in the literature of the Atharvaveda', Jouim. of the Amer, Orient. Soc. 
xi, p. 375 — 388 dargetan hat. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalitteratur. 187 

da, als er das Vaitänasütra bearbeitete, das Kausikasütra noch nicht 
veröffentlicht war — daß unser Vaitänasütra die Bekanntheit mit 
dem Kauöikasütra bei seinem Leser voraussetzt. Das erhellt aus 
den folgenden Stellen: 1 

Vait. 1. 19 jlväbhir äcamyetyädiprapädanäntam deutet auf 
Kauß. 3. 4 und 5. 

1. 20 ahe daidhisavya ityädy ä dyäväprthivyoh samlksanät 
deutet auf KauS. 137. 37—41 (inkl.). 

3. 21 pratigrhya ka idam ity uktam deutet auf K. 45. 17. 

4. 18 antarenäparägnl daksinenägnirii visnukramäd lksanäntam 
bezieht sich auf K. 6. 14-16 (inkl.). 

4. 20 pränäpänäv ojo 'slty uktam bezieht sich auf K. 54. 12. 

5. 2 trlni parvänity uktam hat Bezug auf K. 94. 7. 

5. 4 ukto brahmaudanah deutet wahrscheinlich auf K. 60. 1 sqq. 
(67. 6?). 

5. 12 äkrtilostetyädyupasthänäntam deutet auf K. 69. 10 — 70. 9. 

5. 13 ähavanlyadaksinägnyor laksanftntam deutet auf K. 70. 7 

(med.). 

6. 12 yajamäno dväda§arätram upavatsyadbhaktam ity uktam 
bezieht sich wahrscheinlich auf K. 1. 31 — 34 (inkl.). 

10. 14 pa§äv änayaitam ityädyänjanäntam verweist nach K. 64. 
6—17 (inkl.) 

11. 4 devayajanam ity uktam deutet auf K. 60. 17 — 18 a bis 
äkrti° (der erste Teil von Vait. 11. 4 scheint absonderliches Sütra zu 
sein, zurückdeutend auf Vait. 5. 2). 

11.14 daksinenägnini kaHpv ityädiviksanäntam 2 deutet auf K. 24. 
28—33 (inkl.). 

12. 7 svapnesüktam verweist nach K. 46. 9, 10. 

15. 15 äcamanädivlksanäntam deutet auf K. 3. 4 und 5. 
24. 3 apäm süktair ityädyupasparsanäntam deutet auf K. 7. 
14 (vgl. 68. 39). 

1 Ich gebe hier eine möglichst vollständige Aufzählung und wiederhole also 
auch die von Bloomfield in seinem zitierten Aufsatz gesammelten Stellen. 

2 Gaubes kaälpvetjädi ist wohl Druckfehler. 

13* 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



188 



W. Caland. 



24. 7 vimuncamUyädimärjanäntam hat Bezug auf K. 6. 11 — 



Wo sonst noch der Ausdruck ity uktam vorkommt, wird offen- 
bar auf früher im Vaitänasütra selbst gegebene Vorschriften hin- 
gedeutet. So weist: 

23. 8 sampresita ägnidhra ity uktam 1 auf 10. 21 zurück und 
18. 4 ähavaniyam aparenety uktam auf 16. 7 (&). 
Da aus dieser Stellensammlung deutlich hervorgeht, daß das 
Vaitänasütra bei seinen Lesern die Bekanntheit mit dem Kausika- 
sütra voraussetzt, darf man ohne Scheu manchen Spruch, der nur 
mit den Anfangswörtern zitiert wird, ebenfalls im Kausikasütra 
suchen. So verweist der Pratlka: 

2. 5 brhaspate parigrhäna auf K. 137. 11. 

4. 7 sarßsrävabhägäh auf K. 6. 9. 

4. 19 agne grhapate auf K. 70. 9. 

4. 21 ayam no agnih auf K. 89. 13. 

4. 22 vratäni vratapataye auf K. 42. 17. 

7. 4 Harn tvä auf K. 3. 4. 

7. 6 nistaptam auf K. 3. 9. 

7. 20 satyam tvartena auf K. 6. 20. 

8. 6 indrägni asmän auf K. 5. 2. 

8. 10 bhavatam nah sumanasau auf K. 108. 2. 
10. 19 jätavedo vapayä auf K. 45. 11. 
16. 17 yan me skannam auf K. 6. 1. 



19. 19 äpyäyasva sam te payämsi auf K. 68. 10. 

20. 9 mano nv ä hvämahi 2 auf K. 89. I. 3 
22. 23 atra pitarali auf K. 88. 18. 

24. 18 upävaroha auf K. 40. 13. 

28. 21 saha rayyä nivartasva auf K. 72. 14. 

1 Vait. 23. 8 enthält zwei Sätze, zwei Sütras. 

2 So lesen alle Mss. 

3 hvämahi lesen K Bü P. 



13 (inkl.). 




XCä stomam auf K. 5. 7. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalitteratur. 



189 



29. 1 madhu vätäh auf K. 91. 1. 

38. 1 apeta etu auf K. 97. 8. 

ib. väta ä vätu auf K. 117. 3. 4. 

38. 4 yan na idam pitfbhih auf K. 88. 1. 

Merkt man sich nun auch noch, daß einigemale ein Spruch 
pratikena zitiert wird, weil er schon früher im Vaitänasütra selbst 
sakalapäthena gegeben war, z. B.: 

18. 13 agnayafy sagarä stha in Vait. 18. 8. 

23. 22 abhüd devah in Vait. 16. 15. 

28. 9 purlsyo 5 si in Vait. 5. 14. 

29. 8 tväm agne puskaräd adhi in Vait. 5. 14, 

ferner, daß Garbe beim Suchen im Atharvaveda nach den prati- 
kena zitierten Mantras nicht immer gefunden hat, was dennoch an- 
wesend war, z. B.: 

3. 17 indra glrbhih in AV. vn. 110. 3. b. 
9. 4 pürna darva in AV. in. 10. 7 (2. und 3. Zeile). 
10. 1 uru visno in AV. vn. 26. 3. c, d } e,f. 
28. 32 kfte yonau in AV. in. 17. 2. 6, c, d. 

37. 3 pxcchämi tvä param antarri prthivyäh \ in AV. ix. 10. 



42. 4 navama eto nv indrarp staväma in AV. xx. 65. 1, 
und schließlich, daß alle in extenso mitgeteilten Yajussprüche oder 
IJkstrophen nicht als anderer Quelle entnommen, sondern als ,kal- 
paja* zu betrachten sind, so lassen sich die zwei Seiten Drucks 
einnehmenden, von Garbe als aus anderen Quellen entlehnt be- 
trachteten Mantras auf ein Minimum reduzieren. Ich habe nur eine 
Dreizahl nicht in der Atharvalitteratur nachweisen können. Es sind: 

Vait. 8. 13 viSve deväh (RS. vi. 52. 14). 
„ 24. 5 apäma somam (RS. vin. 48. 3). 
„ 29. 19 catväri iffigä (RS. iv. 58. 3). 1 



1 Man beachte, daß Vait. 4. 21 sa(m) yajhapatir aäisä kein Pratlka ist und 
daß pürnam adhvaryo prabhara (Vait. 16. 1) einfach eine durch den contextus not- 
wendig gemachte Variante zu AV. in. 12. 8: pürnam näri prabhara ist; dies folgt 



37. 3 iyarp, vedih 





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CORNELL UNIVERSITV 



190 W. Caland. 

Was für eine Bewandtnis es mit diesen nicht in der Atharva- 
vedalitteratur nachzuweisenden , pratzkena zitierten Strophen hat, 
wage ich vorläufig nicht zu entscheiden. Eine davon kommt auch 
in der Paippalädasaiphitä vor; vielleicht waren sie schon in einem 
uns verloren gegangenen Brähmaija vollständig gegeben. 

Es ist somit unumstößlich bewiesen, daß sich in der Atharva- 
vedalitteratur die auf den ersten Anblick befremdende Tatsache 
konstatieren läßt, daß das ärautasütra jüngeren Datums ist als das 
Grhyasütra. Diese Tatsache läßt sich erklären. Das Kauöikasütra und 
das Vaitänasütra verhalten sich nämlich ungefähr in derselben Weise 
zueinander wie die ersten, ältesten Bücher der Atharvasamhitä und 
die letzteren Bücher, besonders Buch xx. Während im Kauäika- 
sütra kein einziges Lied aus diesem umfangreichen Buche zitiert 
ist, wird es im Vaitänasütra fast ganz verwendet. Das xx. Buch, 
der &astrakä9<Ja, ist denn auch, wie schon Roth 1 bemerkt hat, aus 
der ^tksaiphitä kompiliert, behufs des Brahmans oder genauer be- 
hufs seiner Helfer, vornehmlich des Brähmaijäcchaipsins. Die ganz 
verfehlte Auffassung, welcher sowohl Garbe als alle seine Nachfolger, 
Bloomfield mit eingeschlossen , gehuldigt haben , als wäre das 
Vaitänasütra ein mehr oder weniger vollständiges Örautasütra von 
Atharvanpriestern und für sie zusammengestellt, um nach Atharvan- 
ritual die vedischen Opfer zu verrichten, hatte ich schon Gelegen- 
heit in dieser Zeitschrift zu widerlegen. 3 Wir sind jetzt darüber 
einig, denke ich, daß unser Vaitänasütra, ebensowenig freilich wie 
die zum Rgveda, oder zum Yajurveda oder zum Sämaveda ge- 



unmittelbar aus der Mitteilung (Vait. 16. 2) : ägnidhriyc sthäpyamänä (sc. vasava- 
llvarlr apo 'numantrayate brahma) uttarayä, nämlich AV. in. 12. 9: 

imä äpah pra bharämy ayak$mä ya?c$mana6inih \ 
grhän upa prasldämy amrtena sahägninä || 

Auch Vait. 21. 17 agnaya upahvayadhvam ist höchstwahrscheinlich kein Pratika; 
agnaya(h) ist wohl als Voc. plur. zu nehmen, nicht als Dativ. Über ädityasya mä 
8amküSa(h) (11. 16) bin ich unsicher. 

1 Der Atharvaveda in Kashmir, S. 23; vgl. Bloomfield, The Atharvaveda, p. 96. 

2 Vol. xiv, S. llöff. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Zur Atharvavedalitteratur. 191 

hörigen Sütras, ein Ritual zu geben beabsichtigt, nach welchem ein 
Atharvavedin z. B. ein Vollmondsopfer oder ein Somaopfer verrichten 
konnte. Das Vaitänasütra gibt uns nur einen Unterteil des vedischen 
Rituals, nämlich das Ritual des Brahman und dessen Gehilfen, 1 wie z. B. 
das Apastambasütra das Ritual des Adhvaryu, das Aövaläyanasütra 
das des Hotj- und das Lätyäyanasütra das des Chandoga gibt. Der 
Brahman aber, der als Hauspriester der Laien und als Purohita der 
Fürsten auftrat, stand vielleicht ursprünglich ganz außerhalb des 
großen vedischen Opfers, wird aber schon früh, in für uns prä- 
historischer Zeit, dabei zugelassen sein. Später wird er das Brahma- 
tvam, das auch in anderen rituellen Texten kurz behandelt wird, 
mit rein atharvanischen Sprüchen zugerüstet haben und so wird 
das xx. Buch der Atharvasaiphitä , welches im Vaitänasütra ganz 
verarbeitet ist, entstanden sein. Es ist also ganz in Einklang mit 
der Entwickelungsgeschichte des Atharvaveda, wenn das Vaitäna- 
sütra jünger ist als das Kauäikasütra, das vornehmlich die Praktiken 
des Brahman als Hauspriester und Purohita darstellt. 

Schwieriger zu bestimmen und weniger sicher anzudeuten ist 
das Verhältnis, in welchem das zum Atharvaveda gehörige Gopatha- 
brähmana zu den anderen Atharvantexten, namentlich zum Vaitäna- 
sütra steht. Bloomfield hegt die feste Überzeugung, daß das Go- 
pathabrähmana jünger als das Vaitänasütra sei, daß das Brähmana 
die Bekanntheit des Sütra voraussetzt und es sozusagen ^illustriert'. 2 
Anderswo 3 habe ich ernstlichen Bedenken gegen diese Auffassung 
Ausdruck gegeben. Fortgesetzte Untersuchung hat bei mir die Über- 

1 Und natürlich des Yajamäna, wenn er ein Atharvavedin ist. Damit steht 
die Vorschrift (Vait. i. 8) in Einklang, daß für die Gottheit, an welche jeder Spruch 
sich richtet, und die der Yajamäna für seinen Tyäga zu kennen nötig hat, und für 
die Daksinäs, die er geben muß, der Yajurveda als Quelle angegeben wird. 

2 Bloomfield, The Atharvaveda, p. 15, Note 22: ,The GB. is dependent upon 
Vait.'; p. 102: ,the Vaitäna (was composed) before the GB.'; p. 103: ,the Vait. figures, 
as it were, as the Samhitä of GB.'; p. 105: ,the pürva carae after Vait.'; p. 112: 
,the passage seems to illustrate Vait.' ; p. 118: ,the brähmana illustrates Vait.' ; p. 120: 
,Section 15, illustrating Vait.'; p. 121: ,Section 11, illustrating Vait.'. 

3 G. G. A. 1900, S. 404 f. 



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192 



W. C ALAND. 



zeugung bestärkt, daß das Gopathabrähmana, so wie wir es kennen, 



nicht das Brähmana ist, welchem sich das Vaitänasütra anschließt. 

Wenn der Autor des Gopathabrähma^a das Vaitänasütra als 
bekannt voraussetzte, so würde er wohl nicht so viele Mantras, die 
im Vaitäna sakalapäthena vorkommen, wieder in extenso mitgeteilt 
haben, sondern er würde sie in pratika haben anführen können. 
Zahlreich nun sind die Mantras, die in beiden Texten ganz ge- 
geben werden, vgl. z. B. GB. n. 2. 9 mit Vait. 15. 3; GB. n. 2. 12 mit 
Vait. 16. 15; GB. n. 2. 17 mit Vait. 18. 5; GB. n. 3. 6 mit Vait. 19. 18. 
Bloomfield selber ist nicht blind für die Tatsache, daß das Gopa- 
thabrähmaija in einigen Hinsichten stark von dem im Vaitänasütra 
beschriebenen Ritual abweicht. 1 Auch macht er mit Recht darauf 
aufmerksam, daß der Yajnakrama des Vaitäna von dem im Bräh- 
mana gegebenen beträchtlich abweicht. 2 Dennoch heißt es in Vaitäna 
43. 45: yajnakramo brähmanat. Zu den von Bloomfield gegebenen 
Diskrepanzen zwischen Brähmana und Sütra lassen sich noch die 
folgenden fügen: 

Vait. 23. 22 ist die Rede von zwei drapsavat-Stvophen, GB. ii. 
4. 7 dagegen von wenigstens drei (drapsavatlbhih). 

Vait. 31.4 heißt es: ayam no nabhasas patir (AV. vi. 79) iti 
mantroktadevatäbhyäm sarrikalpayan, während nach dem Brähmana 
(n. 4. 9) die drei Gottheiten agni, äditya, väyu, welche in den drei 
Strophen (vi. 79. 1 — 3) genannt werden, gemeint sind. 

Vait. 17. 4 gibt für die Stomabhägas die Worte savitrprasütä 
bfhaspataye stuta, GB. n. 2. 10 dagegen: devasya savituh prasave 6. s. 

Nach Vait. 24. 15 geschieht das Abbrennen der Vedi mit einer 
Strophe, nach GB. n. 4. 8 mit zwei Strophen. 

Aber es läßt sich an unserem Brähmana eine Beobachtung 
von größerem Gewicht machen, für welche Bloomfield, man möchte 
sagen, absichtlich die Augen geschlossen hält, nämlich die Möglichkeit, 
daß das Gopathabrähmana sich nicht der Vulgata, sondern der 



1 The Atharvaveda, p. 106, 116, 119, 120 (Note 3), 122. 

2 L. c. p. 1 IG. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalitteratur. 193 

Paippalädarezension des Atharvaveda anschließt. Die Andeutungen, 
die hierauf hinweisen, werden aber erst volle Beweiskraft erhalten, 
wenn — was nicht allzulange mehr ausbleiben möge — die ver- 
sprochene Transkription der in Öaradaschrift vorliegenden Paippa- 
lädasaiphitä wird veröffentlicht sein. Vorläufig meine ich Gründe 
genug zu haben die Hypothese zu wiederholen, daß das Gopa- 
thabrähmaija, so wie wir es kennen, sich der Paippaläda- 
rezension anschließt. 

Ausgangspunkt meiner Beweisführung ist eine Stelle im GB. 
(i. 1. 29), wo von jedem der drei Vedas die erste Strophe, die erste 
Formel, das erste Lied sakalapäthena und von der Atharvasaiphitä 
die erste Strophe pratlkena mitgeteilt werden. Von den ersten drei 
Veden stimmen die Zitate mit den uns bekannten Redaktionen über- 
ein, aber nicht von der Atharvasaiphitä. Als erstes Lied nämlich 
wird für diesen Veda nicht dasjenige Lied angegeben, womit unsere 
Vulgata anfängt: ye trisaptäh, sondern das Lied: §arrt no devlr 
abhistaye. Leider ist von dem kashmirschen Ms. der Paippaläda- 
rezension das erste Blatt verloren gegangen, sodaß sich aus dieser 
Quelle nicht direkt beweisen läßt, daß die Paippalädarezension mit 
dem vom Brähmana als erste Strophe bezeichneten iam no devih 
anfängt. Da aber das Lied, das die Öaunakarezension eröffnet, in 
der Paippalädasarphitä an späterer Stelle vorkommt, steht es wenigstens 
fest, daß die Paippalädasaiphitä ein anderes Lied als erstes haben 
muß. Da nun andere Quellen, nicht nur atharvanische Texte, 1 
sondern auch andere 2 ausdrücklich als Anfangssükta des Atharva- 
veda das Lied Sani no devih nennen, darf man annehmen, daß die 
Paippalädaredaktion mit diesem Liede beginnt. 

Wenn ferner im Brähmana Sprüche pratlkena zitiert gefunden 
werden, die nicht in der Öaunaka-, wohl aber in der Paippaläda- 
rezension vorkommen, und wenn Sprüche sakalapäthena im Brähmana 
zitiert werden, die wohl in der Öaunaka-, nicht aber in der Paippaläda- 
rezension angetroffen werden, so halte ich meine These für bewiesen. 

1 Bloomfield, The Atharvaveda, p. 12, 14. 

2 G. G. A. 1900, p. 408. 



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194 W. Caland. 

Im Gopathabrähmaija werden einige Süktas oder ein Komplex 
von Strophen mit den Anfangswörtern angedeutet, die nicht in der 
Öaunakarezension vorkommen. Es sind: väta ä vätu bhesajam, i. 3. 
13; gharmam tapämi, n. 2. 6; yad akrandak prathamarp, jäyamänah, 
i. 2. 18, i. 2. 21. Es steht fest, daß diese Lieder, bzw. Strophen in 
der Paippalädarezension vorhanden sind. Sie kommen aber auch 
sakalapäthena in den Sütras vor, und zwar das zuerst zitierte Lied 
Kauä. 117. 4; das an zweiter Stelle zitierte Vait. 14. 1, das an dritter 
Stelle zitierte Vait. 6. 1. Während Bloomfield diese Art des Zitierens 
zugunsten seiner These verwertet, das unser Brähmana vomVaitäna 
und folglich auch vom Kau&ikasütra abhängig ist, meine ich sie für 
meine These anführen zu können, daß das Brähmapa deshalb die 
Lieder mit den Anfangswörtern zitiert, weil der Anhänger dieses 
Brähmana, der ein Paippaläda war, die erwähnten Lieder und Strophen 
aus seiner — der Paippaläda — Saiphitä kannte. Einige andere 
pratlkena gegebenen Zitate lassen sich nicht in der Vulgata nach- 
weisen, so z. B. GB. ii. 4. 8 yat kusldam, welches auch nicht in den 
Sütras vorkommt. Abweichung von der in der Vulgata. überlieferten 
Lesart zeigen die Sprüche: äpo garbharp, janayantih (i. 1. 39) gegen- 
über äpo vatsarri janayantih (AV. iv. 2. 8) 1 und sa tvam no nabhasas 
patih (n. 4. 9) gegenüber tvam no nabhasas pate (AV. vi. 79. 2). 
Die Taitt. Saiph. (m. 3. 8. e) liest wie das Gopathabrähmana, teilweise 
wenigstens. 

GB. i. 2. 23, ii. 4. 16 werden sakalapäthena zwei Strophen aus 
dem xx. Buche der Vulgata zitiert, welche nach Roth 2 in der Paip- 
palädasaiphitä fehlen. Der Vulgata fremd sind auch die Mantras, 
welche i. 1. 15 (devo vijänan) und i. 1. 22 (mantraS ca mäm) s zitiert 
werden. Einigemale wird im Brähmana eine Strophe vollständig ge- 
geben (i. 2. 7 devänäm etat parisütam] i. 2. 16 catväri Simgä*), die 

1 In der Tat hat die Paipp. S. auf Fol. 61 recto diese Lesart (äpo garbham 
janayantir vatsam agre samirayan). 

2 Der Atharoaveda in Kashmir, S. 23; vgl. Bloomfield, The Atharvaveda, p. 15. 
8 Es ist unsicher, ob ein Zitat vorliegt: der gedruckte Text ist verdorben. 
4 Hierüber vgl. man meine Bemerkung in 6?. 0. A. 1. c. p. 409. 



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Zur Atharvavedalitteratur. 195 

sich wohl in der Paippalädasaiphitä vorfinden; das würde ein Argu- 
ment gegen meine These liefern. Aber der Autor unseres Brähmana 
kann es nötig gefunden haben sie ganz zu geben, weil er entweder den 
Inhalt erklären will (dies könnte für den Spruch in i. 2. 16 gelten) oder 
weil es ihm bekannt gewesen ist, daß in einer verwandten Redaktion 
eine abweichende Lesart bestand und es deshalb nicht überflüssig war, 
den Spruch ganz mitzuteilen (dies könnte für den Spruch i. 2. 7 gelten). 
Kein Grund pro oder kontra ist dem Zitat i. 1. 12 (agnir yajnam) zu 
entnehmen, das nur ein Päda eines Paippaläda mantras ist (Vait. 10. 17 
vollständig zitiert). Dasselbe gilt für den Spruch yas te drapsa skan- 
dati, der n. 2. 12 Päda für Päda zitiert und dessen Inhalt erörtert wird. 
Im Brähmana i. 2. 9 und n. 2. 12 werden pratlkena Strophen zitiert, 
die sich im xvm. Buch der Vulgata vorfinden; dieses Buch nun soll nach 
Roth gänzlich in der Paippalädarezension fehlen. Roths Untersuchung 
dieser Rezension aber ist nicht so gründlich gewesen, daß man schließen 
muß, daß alle Strophen aus diesem Buch in der Paippaläda fehlen. 
Eine Strophe aus diesem Buche findet sich wenigstens in der Paipp. S. 
vor, nämlich xvm. 1. 46 auf Fol. 36 verso. Außerdem aber wäre es nicht 
unmöglich, daß diese Strophen sich in dem uns abhanden gekommenen 
Teil des großen Brähmana, von dem unser Gopatha nur ein Anhang 
zu sein scheint, 1 vorgefunden haben. Unser Brähmapa wenigstens 
kennt ein pitrmedhabrähmana (auch KauS. 80. 2 erwähnt), in welchem 
die fraglichen Strophen vielleicht schon in extenso mitgeteilt waren. 

Ein wenig anders sind, wie es scheint, die Zitate in GB. n. 2. 
20—22, n. 3. 13 — 15, n. 4. 1 — 3, n. 4. 15 — 17, n. 6. 1 — 4 zu beurteilen. 
Das hier behandelte Material ist zum größten Teil bearbeitet nach 
und entlehnt aus Jtgvedaquellen, wo die Strophen mitgeteilt werden, 
welche von den Gehilfen des Brahman (Brähmanäcchainsin, Potj*, 
Agnldhra) und auch vom Maiträvaruna und Acchäväka (von den 
Hotrakas also) zu rezitieren sind. In diesen späteren Kapiteln des 
Gopathabrähmana werden viele Strophen teils ganz, teils mit den 
Anfangswörtern erwähnt, die, wie es scheint, nicht in der Paippaläda- 



1 Vgl. G. G. A. I. c. p. 405. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



196 W. Caland. 

saiphitä aufgenommen waren, ebenfalls viele, die nur in der T$k- 
saiphitä vorhanden sind. Die den Gehilfen des Brahman in den 
Mund gelegten Strophen findet man wohl in der &aunakarezension. 
Habe ich Recht mit meiner Hypothese über das Verhältnis des Go- 
pathabrähmana zur Paippalädarezension, so wäre diese Abweichung 
vielleicht zu erklären durch die Annahme, daß die Atharvavedins, 
als sie auch den Brähmapäcchamsin c. suis als Gehilfen des Brah- 
mans auftreten ließen, was sie ursprünglich nicht waren, von den 
Bahvjcas das bezügliche Material übernahmen, ohne es selbständig 
zu verarbeiten, und nachher erst im Brähmana der Paippalädas die 
ihnen zugekommenen Strophen mitgeteilt wurden, welche später in 
die Samhitä der Saunakins, die ja jünger als die Sarphitä der Paippa- 
lädas sein muß, aufgenommen wurden (Buch xx). 1 

Ich will durchaus nicht behaupten, daß das Gopathabrähmana, 
so wie es uns jetzt vorliegt, ein sehr alter Text ist, meine aber, 
daß Bloomfields Urteil über dasselbe doch ein wenig zu ungünstig 
ist. Es gibt in diesem Texte freilich eine große Zahl Stellen, die 
wörtlich mit anderen Brähmanas, namentlich mit dem Aitareya- und 
Kausitakibrähmana übereinstimmen. Aber wie oft kommt derartige 
Übereinstimmung auch in anderen Texten vor, die übrigens un- 
abhängig von einander sind, man vergleiche die verschiedenen Re- 
daktionen der Legenden, welche S. Lbvi in seinem ,Doctrine du 
sacrifice dans les Brähmanas' zusammengestellt hat. Und . wenn 
manches im Gopathabrähmana uns unbegreiflich vorkommt, hat dies 
seinen Grund ohne Zweifel auch zum Teil darin, daß wir nicht ge- 
nau wissen, in welchem Zusammenhang die behandelten Riten zu 
betrachten sind. So ist es auf den ersten Anblick befremdend, daß 
in unserem aus zwei Büchern bestehenden Texte, in beiden Büchern 

1 Einiges Licht auf die Weise der Bearbeitung des Brähmana wirft die 
Stelle ii. 4. 1 : tasyoparifläd brähmanam. Das bezügliche Brähmanam folgt denn 
auch später, in der nächsten Kancjikä: paSavo vai pragäthah usw. Hieraus darf 
man folgern, daß die Erörterung des Maiträvaruna und folglich wohl auch des 
AcchäVäka erst in das Brähmana Aufnahme gefunden hat, nachdem das Ritual 
des Brähmanäcchamsin, der zu den Gehilfen des Brahman gehörte, seinen Platz 
im Brähmana. gefunden hatte. 



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Zur Atharvavedalitteratur. 197 

derselbe Stoff verschiedentlich behandelt wird. Ich habe versucht, 
diese auffallende Tatsache durch die Hypothese zu erklären — 
und eine fortgeführte Untersuchung hat diese Meinung bestätigt — 
daß im ersten Buche die Pflichten des Yajamäna und alles was mit 
ihm zusammenhängt, im zweiten Buche dagegen das Ritual des 
Brahmans und seiner Gehilfen behandelt wird. Wenn gelegentlich 
auch schon im ersten Buche über diese Priester gehandelt ist, war 
dies anläßlich des rtviguarana oder der diksä beim Sattra, wo ja 
der Yajamäna selber ein beim Opfer beteiligter Priester sein muß. 1 

Wenn beim Opfer ein böses Omen eintritt, wenn eines von 
den Opfergeräten zerbricht oder Schaden bekommt, wenn von den 
Opferfeuern eines oder mehrere ausgehen, wenn der Yajamäna er- 
krankt oder stirbt, kurz, wenn ein Ereignis eintritt, das den regel- 
mäßigen Vorgang des Opfers stört, so muß dieser üble Einfluß durch 
ein sogenanntes Präyascitta zunichte gemacht werden. In allen den 
uns bekannten rituellen Kaipas wird diesen Präyaäcittas ein Kapitel 
gewidmet. Auch die Atharvavedins besitzen einen Präyaäcittakalpa, 
welcher in drei von den vier mir bekannten Handschriften, die ihn 
enthalten, als ein Anhang zum Vaitänasütra gerechnet wird, sodaß 
die Adhyäyanummern durchgezählt werden, wodurch das Vaitäna- 
sütra, das in Garbes Ausgabe acht Adhyäyas umfaßt, im ganzen 
vierzehn bekommt (8 -f- 6). Nur eine Handschrift (I. 0. 526 A) weist 

1 Hier möge noch die folgende Bemerkung Aufnahme finden. Vielleicht ist 
es der Aufmerksamkeit der Leser des Gopathabrähmana entgangen, daß sich auch 
in diesem Texte die Spuren einer zweiten Einteilung vorfinden: einer Einteilung 
in Adhyäyas neben der in Kändas. Auf eine Einteilung in größere Abschnitte 
(adhyäyas) deutet die Wiederholung der Schlußwörter hin in i. 5. 21, i. 5. 25, n. 1. 
7, ii. 1. 18, Ii. 1. 26, ii. 2. 4, ii. 2. 16, n. 2. 18, n. 3. 23, n. 4. 4, n. 5. 5, n. 5. 8, n. 5. 10, 
ii. 6. 9, ii. 6. 16. Diese Wiederholung der Schlußwörter, deren Bedeutung, wie es 
scheint, einigen Gelehrten entgangen ist (vgl. diese Zeitschr. xv. p. 307), findet man 
auch im Sütra des Lätyäyana, dessen ersten neun Bücher, wie die Wiederholung 
der Schlußwörter dartut, jedes drei und dessen letztes Buch vier Patala umfaßt, 
also 31 Patala zusammen. Vermutlich ist diese Einteilung die ältere; sie ist auch 
die des DrähyäyanasÜtra, wo z. B. Patala 23, Kandikä 4 dem Läty. vin. 8 ent- 
spricht. Auch der Unterschied in Einteilung der beiden Sütras, worauf Weber (JLG. 2 
p. 87) gewiesen bat, besteht demnach faktisch nicht. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



198 



W. Caland. 



eine selbständige Adhyäyazählung auf; nur am Schluß heißt es: 
iti &rl atharvavede vaitäyanasütre präyaScitti[h] prasarpge catur- 
da6\am\o dhyäyah, sonst überall: iti präyaicittasütre (bzw. yajna- 
präyaScitte) prathamo (etc.) dhyayah. Über diesen noch von niemanden 
untersuchten Text möge hier einiges mitgeteilt werden. Wie gesagt, 
ist er nur in vier Hss. zugänglich: zwei aus der Hof- und Staats- 
bibliothek zu München, aus Haugs Handschriftensammlung (Nr. 62, 
Ms. Sanskrit 57), eine aus der Sammlung der India Office (526 A) 
und eine aus der Berliner Sammlung (Ms. Or. oct. 343, acc. 11032). 
Es ist zu bedauern, daß der Text, den eine Kollation dieser vier 
Hss. uns liefert, nicht imstande ist, uns ein in allen Teilen begreif- 
liches Bild von den PräyaScittas der Atharvavedins zu geben. Viele 
Stellen entziehen sich einer Exegese wegen ihrer stark verdorbenen 
Überlieferung. Mit einer Ausgabe dieses Textes wird man wohl 
noch warten müssen, bis mehr Materialien sich auftun. Wichtig 
scheint mir dieser Text in hohem Grade, besonders für die Ge- 
schichte der Atharvavedalitteratur, zu sein. In der Weise, wie hier 
der Stoff bearbeitet ist, unterscheidet sich unser Sütra schon gleich 
vom Vaitäna, womit es, mit Unrecht, wie wir unten sehen werden, 
als ein Ganzes gerechnet wird. Das Vaitäna nämlich ist ein typisches 
Sütra, vorangegangen, wie z. B. das Kätiya und KauSikasütra, von 
paribhäsäs. Es besteht aus abgehackten, zuweilen algebraisch kurzen 
Sätzen. Abschweifungen sind hier höchst selten. Anders steht es 

° q 

mit dem Präyascittasütra. Digressionen in brähmanaartigem Stil sind 
hier zur Ausführung und Begründung des mitgeteilten oder mit- 
zuteilenden rituellen Brauches durch den Text gestreut. Öfters 
werden auch die abweichenden Ansichten verschiedener Rituallehrer 
mitgeteilt, so namentlich von Dvaipäyana (n. 2, 3), Läögali (ib.), 
Asmarathya (ni. 5, 8), Käijva (ib.), Gopäyana (ib.). Den Ansichten 
der beiden zuletzt genannten Lehrer wird die Meinung der äcärya's 
gegenübergestellt (vgl. Vait. 1. 3 mit Garbes Bemerkung z. d. S.). 
An einer Stelle ist auch die Rede von dem Kalpa der äcärya's 
(äcäryakalpa vi. 8). Einige Proben von diesen brähmapaartigen 
Stücken, die besonders in den ersten Adhyäyas ziemlich häufig vor- 



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Zur Ath ar vaved alitter atur . 



199 



kommen, aber oft sehr verdorben überliefert sind, mögen jetzt 
folgen : 

1. yat pürvairt präyaicittant karoti, gfhaih pakubhir evainarp sam- 
ardhayati; yad uttaratah, svargenainarp tal lokena samardhayati (i. l). 

2. atha yo y gnihotrenodeti, zvargatp vä esa lokarp yajamänam 
abhivahati; nähutvävarteta; sa yady ävarteta, svargäd evainarp tal 
lokäd ävarteta (i. 3). 

3. atha yasyähavanlyo 'gnir jägxyät, 1 gärhapatya upaiämyet, 
kä tatra präyaicittir? yat präflcam udvartayati, tenäyatanäc cyavate; 
yat pratyaflcam, asuravad yajüarp tanoti; yad anugamayatiSvarä vai- 
vainarp tat pränä hätor ity. atha nu katham iti?* (i. 5). 

4. etena ha vä asya sarptvaramänasyähavaniyagärhapatyau 
päpmänam apahata^; so 'pahatapäpmä jyotir bhütvä devän apyetv 
iti (ib.). 

5. etä visnuvarunadevatä* reo japati; yad vai yajftasya vi- 
ristarp, tad vai§navam] yad dusitarp, tad värunarp; yajüasya vä 
fddhibhüyisthäm (sie) fddhim äpnoti } yatraitä visnuvarunadevatä* 
fco japati (ib.). 

6. ete ha vai (nämlich bhuva } bhuvana } bhuvanapati, visnu) devänäm 
ftvijas; ta eväsya tad adbhutam* isfarp kurvanti. yat prayäjesv 
ahutesu präg ahgärä (sie) skanded, adhvaryave ca yajamänäya ca 
pa6ubhya§ cägharp syäd; yadi daksinä, brahmane ca yajamänäya ca; 
yadi pratyan, hotre ca patnyai ca; yady udag, agnidhe 6 ca yaja- 
mänäya ca paiubhyai cägharp syät (n. 6). 

7. atha ya ähitägnis tantre praväse mrtdh, syät, katharp tatra 
kuryätf katham asyägnihotrarp juhuyur? atyänyavatsäyä* goh pa- 



1 Vgl. Ait. Br. vii. 5. 8. 

* Mss.: °lSvarädvaicainam tat pränä häsyur iti vätha nu katham. Die Rede- 
weise atha nu katham findet sich auch im GB., z. B. i. 2. 12. 
8 Var. 1. °devatyä. 

4 Var. 1. tad bhutam. 

5 Mss.: ägnldhre, ägnldhe. 

6 Unsicher. Mss.: anyänyavatsäyä, anyenyavatsäyä. Jedenfalls haben wir es 
mit einem Synonym on zu apivänya oder abhivänyaP zu tun. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



200 



W. Caland. 



yasetyähuh, Hidradugdhäyä väsarvarji 1 vä etat payo yad atyänya- 
vatsäyä 6 goJi Südradugdhäyä väsarvam 1 vä etad agnihotram yan 
mrtasy agnihotram* (h. 8). 

8. atha yo dlksito mriyeta, katham enam daheyus? tair evägnibhir 
ity ähur. havyavähanäS caite me bhavanti tat kavyavähanä ity. atha 
nu katham iti? Sakftpindais tisra ukhäh pürayitvä täh prädadus 
(sie), tä dhunuyus, täsu sarrttapäd ye 'gnayo jäyerani8 y taih samäp- 
nuyuh; . . . tasya tad eva brähmanam yad adali purahsavane; pitf- 
medha äSiso vyäkhyätäs . tarn yadi purastät tisthantam upavadet, tarn 
bruyäd ,va8ünä7ri tvä devänäm vyätte "pidadhämi gäyatrlm parl§äm 
adhahHrä* avapadyasveti' usw.; Schluß: kuialenaivainarri yojayet; 
sa cen na* pratinamaskuryät, tenäbhicaret b savyam agranthinä pra- 
savyam agnibhih parlyäd 6 vatsaro y si parivatsaro 'si samvatsaro 
y $iti. tarn yadi jighär\ised yayoh sarvam iti süktena bädhaklh samidho 
'bhyädadhyät: trttyäharp nätijlvati (n. 9). 7 

9. aranyor agnin samäropya iarlränäm ardham eva s tüsnlm 
nirmathya prajvälya vihftya, madhye % gnlnäm edhävfd (rogum) citvä, 
darbhän sa r nristirya ) taträsya Sarträni nidadhyur; bhärundasämäni 
gäyed* yady u gäthl syäd: 10 athäpy asäma 11 kuryäc; charträdarsane 
palä§atsarüny ähftyäthaitäni purusäkftlni krtvä ghftenäbhyajya; mam- 
satvagasthy asya ghftam [ca] bhavatlti ha vijfiäyate. yady ähavanlyo, 
devalokam; yadi daksinägnih } pitrlokam; yadi gärhapatyo, manusya- 
lokam; yadi yugapat, sarvesv asya lokesv avaruddharp, bhavatlti 
vijfiäyate; tasmäd yugapad eva sarvän sädayitvä usw. (in. 8). 



1 D. i.: vä; asarvam. 

2 Vgl. Ait. Br. vii. 2. 4; Kaus. 80. 25. 

8 Mss.: °HrävapadyaP oder °6iräpapadya°. 

4 Mss.: sa cen na pratP; sa cettana pratP; sa cet pratP. 

5 Mss. : tenobhicaret. 

6 Mss.: pariyäd. 

7 Vgl. T. Br. Ii. 3. 9. 7 sqq. 

8 Var. 1. esa, esäm eva. Es scheinen einige Worte ausgefallen zu sein. 

9 Var. 1. gäyayed, 

10 Meine Konjektur. Mss.: yady agäthä syäd; yathägäthä syäd. 

11 Var. 1. äsame, asame, 1. asämäf 



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Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalitteratur. 



201 



Daß unser Präya&cittasütra ein echt atharvanischer Text ist, 
beweisen die mehrere Male vorkommenden Termini purastäddhomah 



zunehmen, daß der Verfasser das Kausikasütra (3) als bekannt vor- 
aussetzt; eher scheinen die ? Vor'- und ,Nachopferspenden' dem 
ganzen atharvanischen Ritual eigentümlich zu sein. Wir kennen 
dieselben nun zufälligerweise nur aus dem Kauäikasutra. Auch die 
Tatsache, daß Kauä. 57. 8 l wörtlich in unserem Sütra wiederkehrt 
(vi. 5), beweist ebensowenig, daß unser Sütra die Bekanntheit mit 
dem Kausikasütra voraussetzt. Sonstige Berührungspunkte zwischen 
KauSika- und Präyascittasütra sind mir nicht aufgestoßen. Im Gegen- 
teil, hier und da werden Gegenstände ausführlich erörtert, die schon 
im Kauäikasütra behandelt sind; vgl. z. B. das 9. oben mitgeteilte 
Fragment. Mit dem Gopathabrähmai^a dagegen scheint unser Sütra 
sich wohl zu berühren. Das bezeugen die folgenden Stellen: 

i. 5: atha nu katham iti? 2 sabhasmakam ähavanlyani daksinena 
daksinägnirri parihrtya gärhapatyäyatane pratisthäpya tata ähavanl- 
yam pranayet, wörtlich mit GB. i. 3. 13 (S. 52, Z. 7, 8 v. u.) überein- 
stimmend. 

Ii. 2: athaitän yathäniruptäms tredhä kuryäd yathä brähma- 
noktam, deutet offenbar auf GB. n. 1. 9. 

ii. 9: tasya tad eva brähmanam yad adah purahsavane; 3 pity- 
medha äiiso vyäkhyätäh stimmt wörtlich mit GB. i. 5. 22 s. f. über- 
ein. Aus dieser Stelle folgt, daß sowohl das Brähmana- wie das 
Präyascittasütra eine Behandlung des Pitpuedha voraussetzen. Im 
Kausika wenigstens kommen beim Pitrmedha diese äiisah nicht zur 
Sprache. 

1 Natürlich mit ädadita- vgl. ZDMG. liv. S. 98. 

2 Fortsetzung von dem oben unter 3. zitierten Fragment. 
8 Vgl. Sat. Br. xn. 3. 5. 2. 

Wiener Zeüschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 14 



und samsthitahomah. Ein Beispiel genügt: i. 2 heißt es: atha yasya 
säyam ahutam agnihotram prätar ädityo ^bhyudiyät, kä tatra prä- 
yaScittir? maitrah purodä£a§ carur vä; nityäh purastäddhomah; 
samsthitahomesu mitrah prthivyä adhyaksa iti madhyata opya sam- 
srävabhägaih samsthäpayet. Hier braucht man auf keinen Fall an- 




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CORNELL UNIVERSITV 



202 



W. Caland. 



iii. 4: yady fkta orp bhür iti gärhapatye juhuyäd; yadi ya- 
justa orp bhuvo janad iti daksinägnau juhuyäd; yadi sämata orp 
svar janad ity ähavantye juhuyäd; yady atharvata orp bhür bhuvah 



svar janad om ity ähavaniya eva juhuyät; vgl. GB. i. 3. 3, wo brah- 
matab statt atharvatah. 

Von großem Interesse, aber leider sehr verdorben ist die Stelle 



svähä dhätre svähä püsne sväheti). Was aber immer die Bedeutung 
der Worte sein möge, deutlich wird hier das Gopathabrähmana 
zitiert, und zwar n. 2. 10. 

Ein schlagendes Kriterium um sicher zu stellen, zu welcher 
vedischen Schule ein Sütratext gehört, ist, wie wir schon oben sahen, 
die Weise wie die vedischen Strophen und Formeln zitiert werden. 
Eine Untersuchung unseres Sütra nun auf diesen Punkt liefert ein 
wichtiges Ergebnis, das ganz und gar mit der oben gemachten Be- 
merkung in Einklang steht, daß in Bezug auf Inhalt und Weise der 
Bearbeitung das Kauäika- und das Vaitänasütra einer- und das 
PräyaScittasütra andererseits sich nicht berühren. Ich meine näm- 
lich den unwiderlegbaren Beweis liefern zu können, daß unser Sütra 
ein Sütra der Paippalädas, nicht der Öaunakins ist, wie dies für 
das Kausika- und Vaitänasütra feststeht. 

Man findet im Präyaöcitta: 

i. diePratikas von Mantras und Süktas, die sich nicht in derVul- 
gata, d. h. in der Öaunakaredaktion der Atharvavedasamhitä vorfinden. 



1 Deutet auf iil 1—3; vgl. ZDMO. lvii, S. 741. 



(vi. 8): somarüpesükta äcäryakalpo; 1 brähmanam tu bhavati trayas- 
trirpäad vai yajfiasya tanva ity ekännatri7}i§opäkamagnim (v. 1. 'pä- 
kanagnim, päkajagrim) aSvanäyäm (v. 1. °näm) ity arthalopän nivfttis 
twni vä caturgfhltäny anuväkasyety äcärya ete nityakalpä(yä)rtv- 
ijy eta rüpayasärn (°8än) tanväm ärtim ärchetäm vo(y. 1. co)ta- 
rärp vä sarpdhirn samdhäya juhuyäd iti taittiriyabrähmanam (v. 1. 
maitrlyabrähmanam) usw. Etwas weiter wird ein Väjasaneyibräh- 
maija genannt, womit wahrscheinlich auf Sat. Br. xn. 6. 1. 3 gedeutet 
wird (nämlich väjasaneylbrähmanam oghena manträh klptäh prajäpataye 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalitteratür. 203 

Es ist mir gelungen, einige dieser Sprüche in unserer Paippaläda- 
saiphitä zu finden. 

h. Mantras, mit von der Vulgata abweichenden Lesarten. 

in. Mantras, die, wohl in der Vulgata vorkommend, vollständig 
mitgeteilt werden. 

iv. Eine Dreizahl Zitate, eines von einem Sflkta und zwei 
jedes von einer Doppelstrophe, die in Pratika zitiert, nicht in der 
Vulgata vorkommen, wohl aber im Kauäikasütra. Wäre diese Tat- 
sache allein konstatiert, so könnte man, bloß dieser Tatsache 
Rechnung tragend, annehmen, das PräyaScittasütra setze, ebenso 
wie das Vaitänasütra, die Bekanntheit mit dem Kausikasütra vor- 
aus. Das würde aber ganz oberflächlich geurteilt sein, denn man 
findet auch 

v. einen Mantra vollständig zitiert, der, vermutlich nicht zur 
Atharvasaiphitä gehörig, auch im Kausikasütra vollständig an- 
getroffen wird. Setzte unser Sütra die Bekanntheit mit dem Kau- 
sikasütra voraus, so wäre auch hier Zitierung der Anfangswörter 
zu erwarten. 

Die oben gemeinten Mantras sind: 

Zu i. mitrah prthivyä adhyaksa iti i. 2. 

ayarri mä loko 'nusarptanutäm iti i. 5. 

punas tvä präna iti pancabhih n. 4. 

anahgam dhlti vety 1 astabhih n. 5. 

yayoh sarvam iti süktena u. 9. 

esa te agne in. 7. 

ayarri yajfia iti v. 5. 2 

prthivl vibhüvarlti vi. 2. 

devänäm devä iti dve vi. 3. 

samä digbhya iti dväbhyäm vi. 5. 3 

1 Var. 1. dhltl ceti/ , dhttevely . 

a Ist höchstwahrscheinlich Pratika von T. Br. ir. 5. 5. 1 ; vgl. Äp. Örs. ix. 17. 1. 

8 Die ganze, freilich verdorbene Stelle ist wichtig; sie lautet: ratharntaram 
cet stüyamänam vyäpadyeta samä digbhya iti dväbhyäm juhuyäd yavädinäm äpan- 
nänam vyävrUänäm uttaräsäm yathälihgam dväbhyäm juhuyät. 

14* 



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204 



W. Caland. 



Zu 



ii. 



samudrarp, tvä prahinomi iv. 3. AV. x. 5. 23 hat dagegen 
samudram vah prahinomi. 1 



Zu 



in. 



Es sind AV. xix. 40. 1, 2, 3 in Präy. Sü. i. 8; i. 4. 
AV. vu. 26. 4 in Präy. Sü. v. 2. 



Zu 



IV. 



väta ä vätu bhesajam iti süktena n. 5; vgl. Kauö. 11 7. 4. 
ayam no agnir adhyak§a iti dväbhyäm i. 5; vi. 5; vgl. 
Kaus. Sü. 89. 13 (also die zwei Strophen ayam no agnir 
und asmin sahasram). 



agninägnih satjisrjyata iti dve vi. 1; vgl. Kaus. Su. 108. 2 
(also die beiden agninägnih und tvaiji hy agne). 



Zu 



v. 



yan me skannam ity etäyarcä, worauf der Spruch voll- 
ständig gegeben wird i. 3 (in. 4 in Pratlka); vgl. Kaus. 
Sü. 6. 1. 



Vorläufig läßt sich über die Frage, welche von den in Pra- 
tlka zitierten Mantras sich wirklich auch in der Paippalädasaiphitä 
nachweisen lassen, schon soviel mit Gewißheit sagen, daß wenigstens 
drei 3 (und zwar drei Mantras, die sich, soweit mir bekannt ist, aus 
keiner anderen Saiphitä belegen lassen) dieser Saiphitä entnommen 
sind; zwar lautet einer 3 in unserem Sütra ein wenig anders (samyag- 
digbhyah ist der Anfangsvers von Paipp. xv), aber die Identität steht 
fest, eine der beiden Lesarten muß entstellt sein. Das Pratlka des 
Sükta väta ä vätu kommt, wie schon bemerkt ist, auch im Gopatha- 
brähmana vor. Da sich unser PräyaScittasütra diesem Brähmaiia an- 
schließt, stützt diese Tatsache meine oben ausgesprochene Ansicht, 
daß beide Texte zur Paippalädaschule gehören. Stehen mit dieser 
Auffassung nun auch die anderen Zitate in Einklang? Diese Frage 
kann nur eine nähere Untersuchung der Paippalädasaiphitä be- 

1 Die Paipp. Samh. xvi, Fol. 205 b hat: samudram vo 'pasrjämi sva(nt) yonim 
apihi. Vielleicht kommt der Spruch mit samudram tvä prahinomi noch anderswo vor. 

* Der erste der sub i. zitierten kommt vor: Paipp. S xv, Fol. 160 verso, der 
neunte: Fol. 161 recto. 

8 Der letzte der sub i. zitierten Sprüche; daß wirklich auf Paipp. S. xv, 1 
gedeutet wird , geht aus dem Inhalt der folgenden Strophen (vgl. oben S. 203, 
Note 3) hervor, wo die Rede ist von dem rathamtara, hrhal^ vairüpam säma, vai- 
räjam säma. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalitteratur. 205 



antworten. Damit eine Kritik möglich sei, lasse ich hier eine Auf- 
zählung der Mantras folgen, die in unserem Sütra im Pratlka zitiert 
werden : 



AV. i. 4. 


4 


(Ii. 1). 


AV. vn. 


83. 3 


(IV. 1). 


i. 6. 




(„. 4). 


VII. 


86. 1 


(i.ö; vi. 9). 


i. 19. 


1 


(n. 4; vi. 9). 


VII. 


94. 1 


(vi. 3). 


i. 20. 


4 


(n. 3). 


VII. 


97. 2 


(vi. 5). 


in. 10. 


7 


(n. 4). 


VII. 


106. 1 


(in. 4). 


in. 20. 


5 


(VI. 1). 


VII. 


111. 1-2 


(ii. 5). 


in. 21. 


7 


(n. 5). 


XI. 


2. 29 


(iv. i\ 


iv. 2. 


7 


(iv. 3). 


XII. 


1. 19 


(.. 3). 


iv. 15. 


10 


(ii. 7). 


XII. 


1. 29 


(i. 3). 


v. 3. 


1-6 


(n. 5; vi. 1). 


XII. 


2. 6 


(n. 5). 


vi. 4. 


1 


(ii. 6). 


XII. 


12. 7 


(m. 7). 


vi. 35. 


1 


(ii. 3). 


XIII. 


1. 12 


(n. 6). 


vi. 41 




(n. 5). 


XIII. 


1. 59 


(vi. 5). 


vi. 49. 


3 


(v. 6). 


XIV. 


2. 47 


(vi. 5). 


vi. 53. 


1 


(vi. 5). 


XIV. 


2. 71 


(iv. 2). 


vi. 53. 


3 


(i. 2). 


XVIII. 


2. 27 


(ii. 9). 


vi. 55. 


3 


(ii. 4). 


XVIII. 


3. 6 


(n. 5). 


vi. 88. 


1 


(vi. 3). 


XVIII. 


3. 7 1 


(v. 3). 


vii. 8. 


1 


(i. 5 ; ii. 4). 


XVIII. 


4. 13 


(II. 9). 


vii. 17. 


2 


(ii. 4; iv. l). 


XVIII. 


4. 28 


(ii. 5). 


vii. 25. 


1 


(i. 5 ; vi. 9). 


XIX. 


16. 1 


(i.5; ii. 


vii. 26. 


2 


(v. 2). 


XIX. 


17. 1 


(in. 4). 


vii. 26. 


3. c 


(ii. 2). 


XIX. 


52 


(ii. 6).« 


vii. 33. 


1 


(vi. 2. 5). 


XIX. 


55. 5 


(ii. 7). 


vii. 63. 


1 


(ii. 1). 


XIX. 


59. 1 


(ii. 4; ii. 8 ). 


vn. 67. 


1 


(i. 4; vi. 2,9). 


XX. 


46. 3 od. 98. 2 


(vi. I). 3 


vii. 73. 


11 


(ii. 4). 


XX. 


127. 12 


(v. 2). 


vn. 82. 


4 


(v. 3). 









1 Wird päda für päda fast ganz zitiert. 

2 Nicht durch den Pratlka, sondern durch das Wort kämasüktena angedeutet. 
1 Unsicher; der Pratlka lautet nur: sa tvam nah; viele Rkverse fangen damit an 



t\r\Ci\& Original from 

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206 



W. Caland. 



Diese Liste gibt noch zu den folgenden Bemerkungen Anlaß. 
Buch xv der Vulgata wird in unserem Sütra gar nicht zitiert. Nach 
Roths Untersuchungen soll es in der Paippalädasauihitä auch gana 
fehlen. Von Buch xix der Vulgata, welches ebenfalls beinahe ganz 
der Paippaläda abgeht, ist mit Sicherheit nur eine Strophe im Sütra 
nachzuweisen. Von den Totcnliedern der Vulgata (Buch xvm), die 
in der Paippalädasaiiihitä nicht gefunden werden, linden wir einige 
Strophen zitiert. Möglich ist es, daß diese Strophen in dem uns 
abhanden gekommenen Pitrmedhabrähmana wohl vorhanden waren 
(vgl. oben S. 195) und deshalb nicht sakalapäthena gegeben werden. 

Als eine schwache Erinnerung an die Schule, der unser Sütra 
angehört, ist wohl auch die Unterschrift desselben in der Berliner 
Hs. zu betrachten, die so lautet: Srlmad guru atharvanäcäryapippala- 
daiamyum ätharvanäya namah und etwas weiter: iti Srautasütram 
irlmadguru atharvanäcäryapippaläyana samäpto y yam (sie!). Welche 
aber immer die Beweiskraft dieser Worte sein möge, es steht meines 
Bedünkens nach dem oben gesagten fest, daß unser Sütra ursprüng- 
lich ein Sütra der Paippalädas gewesen ist, das sich dem Gopatha- 
brähmana anschließt, welches seinerseits höchstwahrscheinlich ebenfalls 
ursprünglich zu derselben Schule gehört hat. , Ursprünglich' sage 
ich, denn es sind noch zwei Punkte zu erörtern. Erstens nämlich 
wird im Vaitänasütra an zwei Stellen, wie es scheint, auf das Präyas- 
cittasütra Bezug genommen; Vait. 11.6 lautet: somaräpäny anudhyäyet: 
? er (der Brahman) soll (jedesmal) nach (jeder Handlung) sich der 
Gestalten des Sorna erinnern'. Diese somarüpäni nun werden alle 
im Präyascittasütra (in. 1 — 3) ? aufgezählt; vgl. auch Vait. 16. 5 und 
oben S. 202. Auch mit dem Gopathabrähmana berührt sich das 
Vaitänasütra mehrere Male; viele Stellen stimmen wörtlich überein. 
An einer Stelle wird sehr bestimmt auf das Brähma^ia verwiesen, 
wo Vait. 17. 11 von dem anubrähmaninah die Rede ist. 1 Zwei Wege 
der Erklärung dieser Tatsache stehen uns offen: erstens kann man 
annehmen, daß das Vaitänasütra nicht auf unser Brähraana und 



1 Vgl. G. G. A. 1900, S. 405. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Zur Atharvavedalittbbatur. 



207 



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unser Präyaöcittasütra verweist, sondern auf allgemein atharvanische 
Uberlieferungen, die auch im Brähmana und im Präyascittasütra ver- 
arbeitet sind. Zweitens, und ich für meine Person würde dies für 
das Wahrscheinlichste halten, kann man annehmen, daß schon früh 
die Erinnerung an die ursprüngliche Herkunft und Zugehörigkeit 
des Brähmana und Präyascittasütra verwischt ist und alle diese als 
zueinander gehörig betrachtet worden sind. Vielleicht waren das 
Brähmana und Präyaäcittasütra, denen sich das Vaitäna ursprünglich 
angeschlossen hatte, schon früh verloren gegangen und durch die 
Texte der nahe verwandten Paippalädas ersetzt. Dafür ließen sich 
Analogien aus der Veda- und Sütralitteratur beibringen: ich er- 
innere an die Tatsache, daß die Taittirlyakas ein Stück Ritual von 
den Kathas übernommen haben (TBr. in. 10), das sie noch als 
Käjhakasütram bezeichnen. So pflegen die Baudhäyanlyas das Ritual 
der Kaukillsauträmanl, welches ihren Ritualtexten abgeht, von den 
Apastambins überzunehmen. Der modernen Kritik ist es vorbehalten 
geblieben den Nachweis zu liefern, daß jene Atharvantexte ur- 
sprünglich verschiedenen Öäkhäs angehören. 

Detailuntersuchungen, wie die oben gebotenen, dürften vielleicht 
einiges Licht verbreiten über die noch in so manchem Punkte dunkle 

in ^f. 

vedische Literaturgeschichte. 

Utrecht, Juni 1904. 

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Die Kohler-Peisersche Hammurabi-Ubersetzung. 1 



In Hofrat Grünhuts ^Zeitschrift für das Privat- und öffentliche 
Recht der Gegenwart', Bd. xxi, S. 373—388 hat Prof. D. H. Müller 
eine ausführliche Rezension dieses Werkes geboten, wo hauptsächlich 
die juristische Seite desselben einer scharfen, aber wohlbegründeten 
Kritik unterworfen wird. 

An mehreren eklatanten Beispielen wird von Müller der Nach- 
weis geliefert, daß nicht nur der Zweck dieses Werkes nicht er- 
reicht wurde: eine sowohl philologisch wie auch juristisch richtige 
Wiedergabe des Gesetzes zu bieten, sondern auch, daß durch die 
oberflächliche, ungenaue, oft falsche Ubersetzung Peisers der Jurist 
Kohler irregeleitet wurde, und so das Werk das juristische Ver- 
ständnis des Urtextes nicht gefördert, vielmehr erschwert und ver- 
dunkelt hat. 

Indem nun bezüglich des juristischen Wertes sowohl der Über- 
setzung wie auch der Erläuterung und der Darstellung auf jene 
Rezension Müllers hier verwiesen wird, soll im folgenden haupt- 
sächlich eine philologische Nachprüfung der PEiSERSchen Über- 
setzung gegeben werden. Dieselbe kündigt sich ausdrücklich als 
eine ^wörtliche' an und daraufhin soll sie geprüft werden, wobei 
allerdings das , Sinngemäße* nicht zu Schaden kommen darf. 



1 HammurabV 8 Gesetz von J. Kohler und F. E. Peiseh. Bd. i. Übersetzung, ju- 
ristische Wiedergabe, Erläuterung. Leipzig. Verlag von Eduard Pfeiffer. 1904. 146 S. 



Von 



Dr. M. Schorr. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 209 

Prolog. 

Kol. 1 11. P. 1 übersetzt: ,dem göttlichen Herrn des Rechts', folgt 
also der Lesung Scheils: ilu bei kit-tu, die aber unrichtig ist, weil 
es dann kit-tim (gen.) heißen müßte. Es ist vielmehr das Ideogramm 
EN. LIL mit dem phonet. Komplement ut: belüt (st. constr.) zu lesen 
und im Zusammenhang mit dem folgenden Vers zu übersetzen: ,die 
(göttliche: il determ.) Herrschaft über die Gesamtheit der Menschen/ 2 

Ibid. 12. kiä§at ni-äi(g). P.: ,die Knechtschaft der Menschen*. 
In einer Note verweist P. auf § 117 (Kol. lila 63, 59, 69), woraus 
angeblich die Bedeutung von kisäatu bestimmt werden kann. Doch 
beweisen jene beiden Stellen absolut gar nichts. ,Ki§§atu' wird von 
,kiäsütu', pl. kiäsäte (nach Analogie von fridütu, pl. tiidäte) auch ferner- 
hin durch die Del. HWB. 360 6, 361a bestimmte Bedeutungsnuance 
unterschieden werden müssen. Kann man denn etwa: pälpd kisäat 
äame mit ,der da beaufsichtigt die Knechtschaft des Himmels' 
übersetzen? ? König der Knechtschaft' gibt auch logisch keinen 
rechten Sinn. 

Kol. II 23. se-mu ilu Samaä da-num. So transkribiert Scheil und 
übersetzt: ,favori de SamaS, puissant', hingegen P. ,der Günstling 
Samaä, des Richters', was aber grammatisch falsch ist, weil es 
dann daianim (vgl. Kol. XXIV a 85: da-a-a-nim) lauten müßte. Die 
Übersetzung Scheils ist richtig, nur muß das letzte Wort ideo- 
graphisch DA. LUM (= dannum) transkribiert werden. 

Ibid. 24-25. Das Original bietet isid (£Z^J) Sippar und 
nicht: (al) Sippar, wie Scheil transkribiert, und dem P. folgt. Es 
ist daher zu übersetzen: ,der befestigt hat das Fundament von Sippar'. 

Ibid. 48. Anm. 5 zu dieser Zeile trifft nicht zu. Salülu wird 
durchwegs AN. SUR geschrieben, AN ist also hier nicht charakte- 
ristisch, um daraus Schlüsse für die Vergöttlichung zu ziehen. 

Ibid. 63 — 65. mu-uä-te-is-bi pa-ar-zi ra-bu-u-tim sa ilu Ninni. P. : 
,der es umschließen ließ mit den großen Kapellen der Nanna' (s. auch 

1 P. = Peiser. 

* Vgl. jetzt Ungnad, Z. A. xvm, 8, Anm. 2 und Hakper zur Stelle. 

14** 



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210 



M. SCHORR. 



Anm. 7). Diese Übersetzung ist wohl mehr erraten. Wort- und sinn- 
gemäßer ist die Übersetzung Delitzschs (in der Vorlesung) : ,der da 



befestigt die erhabenen Satzungen der Nanna'. 

Kol. III 8. Zu ka-ad-ru-um vgl. jetzt Delitzsch in der OLZ. 
1904, S. 93 ; wo die Lesung kadru (mit d) festgestellt wird. 

Ibid. 11. mu-ri-iä übersetzt P. gegen seine Vorgänger: ,der 
kultiviert', indem er es von ereäu (k 5 ) , bebauen' herleitet. Davon 
müßte aber Part, n, 1 murrU lauten. Das Richtige bietet Winckler: 
,der erfreute', also St. #K 4 i. 

Ibid. 27— 30. äa u-äa-ak-li-lu-fiu e-ri-iö-tom ü MA. MA. P.: ,den 
sie (wer?) vollenden lassen den Wunsch Mamas'. Sowohl gegen P. 
als auch gegen Scheil: ,objet de Taffection de Mama' spricht die 
Form, das Wort müßte irSat (st. konst.) lauten. Gegen Wincklers 
Übersetzung: , welchen erschuf die weise Mama' wäre noch am 
wenigsten einzuwenden. 

Ibid. 51. In Anm. 16 führt P. die Lesung Sirttim an, was 
wohl ein Druckfehler sein mag, denn das Original (auch Scheil) 
bietet ganz korrekt te-ri-tim. Vielleicht liegt in teretim ein Wortspiel 
mit dem vorangegangenen Tßlitim, worin — wie Scheil schon er- 
kannt hat — ein Gottesname steckt. Harper 1 übersetzt: ,the favorite 
of the exalted god (oracle)'. 

Kol. IV 4. mu-äe eS-ki nu-u^-äi-im a-na ÖID. LAM. P. : ,der aus- 
gießen läßt Reichtum für Sitlam'. Besser: ,der tränken ließ mit 
Überfluß &/. Zur Konstruktion mit ana vgl. Ungnad, Z. A. xviii, 
47 (§ 54). 

Ibid. 11. mu-uä-pa-az-zi-ir. In der Anm. 2 zu dieser Zeile pro- 
poniert P. die eventuelle Ableitung dieses Wortes von basäru — 
Friedensbotschaft bringen — ,nach den eigentümlichen Lautver- 
wirrungen dieser Inschrift'. Es zeugt von einer oberflächlichen Prüfung 
des Lautbestandes dieses Textes, wenn P. von Lautverwirrung 



1 R. F. Harper, The Code of Hammurabi. Chicago. The University of Chi- 
cago Press. 1904. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITY 



Die Kohler-Peisersche Hammürabi -Ubersetzung. 211 



spricht. Die Lautverwechselungen unterliegen ganz bestimmten 
Regeln. 1 Jedenfalls kommt im ganzen Gesetzbuch — soweit ich 
sehe — nirgends pa = ba vor, so daß P/s eventuelle Ableitung des 
obigen Stichwortes von basäru hinfällig ist. 

Ibid. 23. a-äa-ri-id Sar ali. P. : ,der thronberechtigte Stadtkönig'. 
Das erste Wort ist zu frei übersetzt, sar alt muß aber als Plural- 
kompositum gefaßt 2 und somit der ganze Satz: ,der Führer der 
Stadtkönige' übersetzt werden. 

Ibid. 46. P. übersetzt: ? der Knecht, dessen Werke . . /, indem 
er blind der Transkription Scheils: ardu folgt, während das Original 
klar und deutlich sa bietet. 

Ibid. 53. mu-Se-bi ki-na-tim. P. : ,der schuf Familien'; also 
von ,kinätu-Gesinde'. Im Kontext mit dem Folgenden wäre wohl 
besser: ,der ausstrahlen läßt Wahrheit' (pl. von kittu). 3 Der Ge- 
brauch des Plurals (fem.) für Abstrakta ist, wie schon längst bekannt, 
auch sonst im Assyrischen belegt; vgl. äi-kin Jii-da-a-ti u ri-äa-a-ti 
Neb. IV 9, ferner in unserem Texte (§ 117) ki-iä-ga-a-tiin (Z. 59) ,Bot- 
mäßigkeit'. Vgl. im Hebr.: nlp-jx üntf^ 

Ibid. 62. u-su-bi-u me-e ü Ninni. Gegen Scheil: ,a glorifie les 
noms de Ninni' 4 übersetzt P., indem er das zweite Wort sib-e liest: 
,der glänzen ließ den Zeugen der Ninni'. Die Unmöglichkeit dieser 
Lesung hat schon Mülller aus graphischen Gründen in der ge- 
nannten Rezension S. 384 nachgewiesen. Was soll übrigens der Sinn 
dieser Übersetzung sein? 



Kol. V 28. ne-ir-tam. P.: , Zauberprobe', während ki-is-bi (Z. 34) 
mit ,Verfluchung' übersetzt wird; beides ist willkürlich. Nertu und 



1 Vgl. Ungnad, Z. A. xvii, 354 ff. 

2 Ungnad, Z. A. xvii, 362. 

8 Ähnlich übersetzt auch Harper, 1. c. S. 7. 

4 me e faßt Scheil als Plural des sumer. MU = sumu ,Name'. Vgl. auch 
§ 185, Z. 33: i-na ME-e-su ,auf seinen Namen'. 



Die Gesetze. 



§ 1-2. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



212 M. Schorr. 

kiSpu sind, wie schon Scheil auf Grund von Tallquist, in 85, vm 
16 festgestellt hat, zwei Grade der Zauberei. Ansprechend ist 
Müllers Zusammenstellung des Wortes nertu mit arab. ^ ^schlachten', 
also ,Tötung (durch Zauberei)'. 

Nach P/s Übersetzung ist der Sinn dieser beiden ersten Ge- 
setze konfus, zum Teil einander widersprechend. Den richtigen 
Sinn hat Müller in seinem Werke wiedergegeben, was jetzt auch 
Kohler zugibt. 1 

Id-da-ak wird hier und überall weiter von P. ungenau ,er 
soll sterben' übersetzt, während es ,er soll getötet werden' bedeutet. 
Auch in den biblischen Strafgesetzen heißt es fast immer: n^v und 
nicht nia;. 

§ 3. 

Kol. V 57 ff. a-na äi-bu-ut sa-ar-ra-tim u-zi-a-am-ma. 2 P. : ,wider 
die Zeugen Lügen vorbringt' — so der unrichtigen Transkrip- 
tion Scheils äi-bu tu folgend, üsiam-ma ist Prät. i, 1 und kann nur 
intransitive Bedeutung haben. Die transitive Form für ,vorbringen' 
müßte lauten u$e$i oder ustesi (vgl. Kol. VIII 46). Die beiden Nomina 
aber können nur als Status-Konstruktus -Verbindung gefaßt werden, 
daher ist zu übersetzen. ,Wenn jemand zur Zeugenschaft der Feind- 
seligkeit (Lüge) auftritt'. Vgl. hebr. on^ -u? Prov. 12, 17. 

§ 

Kol. VI 1 ff. §um-ma a-na §i-bu-ut Seim u kaspim u-zi-a-am. P. : 
,Wenn er den Zeugen Korn oder Geld gebracht hat' — das ist 
Unsinn. In der Anmerkung gibt P. die richtige Übersetzung nach 
Delitzsch. Auch Müller a. a. O. hat das Richtige getroffen. 3 Von 
der richtigen Empfindung geleitet, hat auch Kohler Delitzschs 
Übersetzung in seiner juristischen Wiedergabe verwertet. In allen 
bisherigen Ausgaben des Gesetzbuches werden § 3 und § 4 nach 

1 Deutsch. Lütz. 1904, 8. 299 ff. 

8 Bei Scheil irrtümlich: u-wz-zi-am-ina. 

8 Dagegen übersetzt Harper wiederum falsch: ,If a man (in a case) bear 
witness for grain or inoney (as a bribe) 4 (!). 



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Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 213 

Scheil getrennt, was aber unzulässig ist, denn beide Paragraphen 
gehören eng zueinander, ebenso §§ 23 — 24, 35 — 36, 62 — 63, 138 — 140, 
142—143, 146—147, 151—152, 186 — 187 und mehrere andere, über- 
all dort, wo in mehreren Absätzen von demselben Rechtssubjekte 
mit Rückbeziehung auf die Hauptbestimmung die Rede ist. 

§ 5. 

Kol. VI 17. u-ka-an-nu-su-ma. P. : ,wenn man ihn davon über- 
wies'. Man sieht, wie der Sinn des Textes P. hier dazu gedrängt 
hat, ma temporell, resp. konditionell zu fassen, was ihm auch sonst 
einigemal passiert, ohne daß er aber die prinzipielle Bedeutung 
dieser Partikel für die präzise juristische Wiedergabe des Textes, 
wie sie Müller a. a. O. 252 ff. überzeugend nachgewiesen hat, geahnt 
hätte. 

Ibid. 21. a-du 12-Su. P. übersetzt hier und überall, wo adu mit 
einer Zahl vorkommt, dieses Wort durch ,samt'. Das ist absolut 
falsch, denn adu ist das Multiplikationszeichen, wie aus den Sen- 
kereh-Tafeln (iv R 40) unzweifelhaft hervorgeht und ebenso aus 
einigen Berliner Tafeln. 1 Vgl. besonders auch: sibitti äunu, sibitti 
sunu, $i-bit a-di Sina äunu, 2 was doch nur ,sieben zweimal = 14' 
bedeuten kann. Nicht minder evident ist die multiplikative Bedeutung 
des a-du (oder a-di) aus § 169, Z. 33, wo a-di 8 äinisu nicht anders als 
,zweimal', ,zum zweitenmal' gefaßt werden kann. Von welcher Wichtig- 
keit übrigens die Interpretation dieses Wörtchens für die Erkenntnis 
des Geldstrafsystems in unserem Gesetzbuche ist, ersieht man aus 
den scharfsinnigen Ausführungen Müllers, 1. c. 81 ff. 

Ibid. 23. u i-na pu-ufr-ri-im. P.: ; aber aus der Versammlung. . /. 
Zunächst ist richtiger: ,in der Versammlung, öffentlich', u = ,aber' 
gibt hier gar keinen Sinn, denn die Enthebung vom Richteramte 



1 Nach einer freundl. brieflichen Mitteilung von Dr. Messerschmidt in Berlin. 

2 Cuneif. Texte, xvi, pl. 15, Kol.V 57. 

8 Ungnad in Z. A. xviii, 38, Anm. 2 will im Original ein etwas verwischtes 
na sehen, also a-na, was aber sicher unrichtig ist, wenn man genau na und dt 
graphisch überall vergleicht. Auch Harfer bietet di. 



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214 M. Schorr. 

bildet keinen Gegensatz zur zwölffachen Geldstrafe, es muß daher 
,auch' (mit Betonung!) übersetzt werden. Die prägnant juristische 
Bedeutung dieser Kopula im Sinne einer Steigerung hat Müller 
über allen Zweifel klar a. a. O. S. 246 nachgewiesen. 

Ibid. 30. u-ul u§-ta(!)-ab. In Anm. 5 zu dieser Zeile erachtet 
P. die sicherlich als leicht erklärlicher Schreibfehler anzusehende 
Form für gesichert durch Kol. Villa 80, wo angeblich uö-ta-am-ma 
stehen soll, und knüpft daran Schlüsse bezüglich dieser unmög- 
lichen Verbalform. Indes steht an der herangezogenen Stelle ganz 
deutlich und unzweifelhaft uä-sa-am-ma, was regelrechtes Präs. i, 1 
ist und somit die Bemerkung P/s hinfällig macht. Wenn P. dort 
das Original eingesehen hat und nicht blind der irrtümlichen Trans- 
skription Scheils gefolgt ist, muß man seine Anmerkung unbegreif- 
lich finden. 

§ 9- 

Den Unterschied zwischen einer bloß wörtlichen und einer 
wörtlichen, aber auch sinngemäßen Übersetzung möge man durch 
Vergleichung der Wiedergabe dieser sehr komplizierten Bestimmung 
bei P. einer- und bei Müller anderseits abschätzen. 

§ 13. 

Kol. VIII 16, 18. da-a-a-nu . . . i-Sa ak-ka-nu äum-ma. P.: ,soll 
der Richter den Termin festsetzen*. Aus der Verbalendung ersieht 
man, daß daianü als Plural zu fassen ist, 1 und daß hier also von 
einem Richterkollegium die Rede ist, ebenso Kol. VII 27, XII a 
15, XIII a 19, XIV a 34, es muß also tiberall an diesen Stellen 
,die Richter' übersetzt werden. Der Form daianü (pl.) entspricht 
auch ah-bu § 166, Z. 61 mit folgendem Plural des Verbs, ebenso 
§ 179, Z. 41: abbüäa ul ibaggartföi. Der Genetiv Plur. liegt vor 
Kol. VI 28: da-a-a-ni, ebenso Va 31, XII a 13, XlVa 29. Im ganzen 
Gesetzbuch ist nirgends von einem einzelnen Richter die Rede, 
sondern von mehreren, was darauf hinweist, daß alle rechtlichen 

1 Zur Pluralendung ü vgl. Del. Gramm, S. 183. 



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Die Kohler-Peisersohe Hammurabi -Übersetzung. 215 



Angelegenheiten von einem Richterkollegium (drei Richter?) be- 
urteilt wurden, was auch durch die zahlreichen rechtlichen Urkunden 
aus dieser Zeit bestätigt wird. 1 



Kol. IX 57. nu-ma-at. P. läßt das Wort unübersetzt, Scheil: ,le 
bien*, ebenso Müller: ; Besitz* und Harper: ? furniture', doch die 
Etymologie des Wortes wird von keinem berührt. Ich möchte eine 
Vermutung wagen, indem ich das Wort von einer Wurzel DIN herleite. 
Mit dem Präfix m und der Femininendung muß ein von diesem 
Stamm gebildetes Substantiv nach dem BARTHSchen Lautgesetz 2 
nümtu, entstanden aus *ma-üm-tu **na-üm-tu ***nu-üm-tu ; 3 der stat. 
konstr. nümat lauten. Etymologisch und formell würde es ganz dem 
hebr. rwifctt? entsprechen, während anderseits auch die Bedeutung 
quidquam wie im Hebräischen auch hier gut passen würde. Somit 
hätte nfclKfc mit ass. mimma nichts zu tun, und würde mit dem Worte 
Dflö zusammenhängen/ das Olshausek vom Stamme = Din 9 schwarz 
sein' herleitet, und zu dem er auch nöttttj stellt, in der Bedeutung 
,ein Fleckchen' wie das franz. point. 5 Der kurze Vokal in der 
ersten Silbe (nu-ma-at) bildet keinen Einwand, weil auch sonst im 
Kod. Harn, die Länge des Vokals nicht immer ausgedrückt wird. 

Ibid. 62. il-te-di. So bietet das Original, was Scheil schon mit 
Recht als Schreibfehler für il-te-Äi ansieht. 

In Anm. 1 zu dieser Zeile vermutet P., daß iltedi als kon- 
trahiert für iltamadi gedacht werden könnte, daß man dann für numat 
eine Bedeutung etwa wie , Harem' annehmen müßte, was besser im 
Kontext passen würde. Dagegen ist nun folgendes einzuwenden: 



1 Vgl. Meissner, Altbab. Privaturkunden, Nr. 43 u. a. 
a Barth, Nominalbildung, S. 234. 

8 Wegen des folgenden Labials übergeht na in nu (ibid. 233). 

4 Hiob 31, 7 geschrieben: dwd. Interessant ist das Wortspiel in Numeri 
Rabbah C. 7 (ed. Wilna, S. 40 unten) in der Interpretation von n Reg. 5, 20: 
bab nna icm mDK ra«o 

T - T ! - T T ! • 

* Olshausen, Hebr. Gramm. § 205 (nach Gesenius, WB. S. 415). 



§ 25. 




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CORNELL UNIVERSITV 



216 



M. SCHORR. 



1. Wohl wäre es an und für sich möglich, daß im Inlaut der 
labiale Nasallaut m auch dort als labialer Spirant v ausgesprochen 
wurde, wo ihm im Hebr. ein m entspricht, wie z. B. naM-ri (VR. 46, 
43 b) = nöj ,Panther', u-Sat-vi-ifc und u-sat-ib (VR. 65, 5 6) von der 
Wurzel tamäbu, das sicher mit hebr. ^ttn verwandt ist. 1 Allein in 
unserem Text kommt die Form il-ta-ma-ad (Kol. IX a 69) ausdrücklich 
vor, u. zw. mit ma im Inlaut und nicht mit = va, wie z. B. 
Kol. XXV a 78: a-*| ^-a-tim = a-va-a-tim geschrieben, woraus klar 
hervorgeht, daß das Wort auch mit m gesprochen wurde und daß 
eine kontrahierte Form iltedi aus *il-ta-va(ma)-di für die Hammurabi- 
zeit unmöglich anzunehmen ist. 

2. Der überhängende Vokal i am Ende des Verbums in Haupt- 
sätzen, der wohl in assyrischen Texten nicht selten vorkommt, 2 müßte 
auch sonst in unserem Texte Analogien haben. Nun ist die einzige 
Stelle dafür im ganzen Gesetzbuch Kol. IX 34: ekallu i-pa-at-ta-ri-su, 
was Ungnad mit Recht als Schreibfehler, entstanden aus einer Ditto- 
graphie durch Z. 26 und 32, ansieht, 3 ebenso wie Kol. IV 15—16: 
su-ba-ti-si-m in nu-u^-si-in = nub&im. Hieher gehört auch Kol. XI 61: 
il-te-di (1. ki), veranlaßt durch id-di-nu in der vorangehenden Zeile, 
ebenso Kol. XI a 31: a-ta (1. bi)-Sa, verschrieben durch das voran- 
gehende se-ri-iq-ta-sa. Man wird also bei der Lesung ilteki bleiben 
und ,irgend etwas wegnimmt' übersetzen müssen. 



Kol. IX 69 — X 1. a-la-ak-äu ga-bu-u. P.: ,seinen ganzen Weg'. 
Das verstößt gegen die Grammatik und gegen den Sinn. Erstens 
heißt ,ganz' überall im Bab.-Ass. gabbu und nicht gabü, zweitens 
müßte es nach dem sonstigen Gebrauch in unserem Texte gabbam 
(Kasusvokal mit Mimation) lauten. In der Anmerkung gibt P. die 
richtige Ubersetzung ,dem . . . befohlen ist', also ka-bu-u (Perm., Re- 
lativform). Es ist überhaupt merkwürdig, daß oft die falsche Über- 

1 Vgl. Del. Gramm. S. 104, 114. 

2 Del. Gramm. S. 254. 

8 Ztschr.f. Ass. xvii, S. 364. 



§ 26. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 217 

setzung im Texte, während die richtige, sei es die eigene oder nach 
anderen, von P. in der Anmerkung angeführt wird. 

§ 27. 

Kol. X 22 — 23. i-li-ik-su it-ta-la-ak. P.: ^übernimmt seine Lasten', 
sachlich richtiger wäre ,die Verwaltung'. 1 

§ 30. 

Ibid. 68. u-ul i-na-ad-di-iä-sum. P.: , sollen die ihm nicht gegeben 
werden'. Sprachlich richtiger wäre ,soll er ihm nicht geben'. Inad- 
din (Präs. i, l) und innaddin (Präs. iv, 1) müssen genau auseinander- 
gehalten werden, wenn die Ubersetzung eine , wörtliche' sein soll. 

Kol. XI 4. äu-ma muß prägnant ,er selbst' übersetzt werden, 
ebenso § 31, Z. 11. 

§ 33. 

Kol. XI 40. NU. TUR ist phonetisch labuttü (HWB 373) zu 
lesen und bedeutet wahrscheinlich , Vorsteher, Präfekt'. 

Ibid. 43. u lü. P.: ,und', während es überall ,oder' bedeutet. 
Für den Sinn ist das doch nicht gleichgiltig. 

§ 39. 

Kol. XII 32. äa i-äa-am-mu-ma i-ra-aä-öu-u. P. : ^welches er ge- 
kauft oder (sonstwie) erhalten hat'. Für ,oder sonstwie' gibt der 
Text keine Handhabe. Die richtige Fassung des ma verdeutlicht 
den Sinn: ,das er, indem er es kauft, besitzt', d. h. durch Kauf als 
Eigentum besitzt. 

§ 40. 

Ibid. 39. Die Fassung des Zeichens, das sonst a$satu gelesen 
wird, als äumma, wofür aber keine Begründung gegeben wird, 
fördert nicht das Verständnis dieser dunklen Bestimmung. 



1 Vgl. Müller in Zschr.f. 'off. Hecht, Bd. xxxi, 380, wo aber der Hinweis auf 
§178, Z. 81 aitf einem Irrtum beruht: i-li-ku-ma stammt von lakü Rehmen 4 , nicht 
von aläku, weil es dann illakü heißen müßte. 

Wiener Zeitschr. f d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 15 



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218 



M. ScHORR. 



§ 41. 

Ibid. 49 ff. Die Ubersetzung dieses Paragraphen, die P. im An- 
schluß an die von Delitzsch gegebene Erklärung der zwei Wörter: 
u-bi-ih (St. rnß) ^eintauschen' und ni-ip-la-tim als Plural von nipiltu 
(^sx) ^Gegenleistung' gegeben hat, ist ohne Zweifel die einzig richtige. 1 

Nur ist das kleine u in Z. 60 nicht mit ,aber', sondern ,auch' 
als Steigerung wiederzugeben, ebenso § 43 (Kol. XIII, Z. 11), wo 
Kohler instinktmilßig , außerdem' mit Recht hinzufügt, so auch 
§ 44, Z. 32. 

§ 44. 

Kol. XIII 22. a-ab-äu id-di ma. Diese zwei Worte läßt P. un- 
übersetzt, gewiß aus Versehen, dann scheint er aber seine Über- 
setzung nicht revidiert zu haben. Es ist also zu ergänzen: »nach- 
lässig war'. 

§ 46. 

Ibid. 49. u In. P.: , sondern'. Das ist natürlich falsch und ver- 
dunkelt den Sinn des ganzen Paragraphen, der mit dem vorigen 
inhaltlich eng verknüpft ist. Die richtige Übersetzung bietet Müller. 

Ibid. 56. a-na ap-äi-te-im. P.: ,gemäß dem Wachstum'. In Anm. 2 
vermutet P., daß das Wort eine Femininform von abäenu ist (s. HWB. 
s.v.), was möglich wäre. Sollte man es aber nicht (trotz des a) als Plural 
von epistu, pl. epöeti (vgl. Kol. XV 41 ip-äe-tim) im Sinne ,Ertrag' 
(des Feldes) fassen dürfen, ganz so wie im Hebr. nfcjö von der Saat 
gebraucht wird; vgl. T*f?ö Ex. 23 , 16? m nfcjö #ns Hab. 3, 17? 

§ 47. 

Ibid. 63. eqlam e-ri-sa-ani iq-ta-bi. P.: ,über die Bebauung (?) 
des Ackers spricht'. Sprachlich unzulässig gibt diese Übersetzung 
auch keinen rechten Sinn, denn was soll eine solche vage Ausdrucks- 
weise besagen? Auch alle übrigen Übersetzungen, die ungefähr alle 
Scheil: ,a charge (un autre) de labourer le champ' folgen, sind un- 
richtig, weil eben das akzentuierte Hauptwort ,einen anderen' im 

1 Auch Johns faßt so diese Stelle, wie ich aus Müller, Gesetze Hamm., S. 95, 
An in. 3 ersehe. 



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Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 219 



Texte nicht steht und willkürlich ergänzt wird. Der Satz könnte in 
dieser Form nicht anders lauten als ,das Feld zu bebauen befiehlt', was 
aber im Kontext nicht gut paßt. Kohler hat kraft seines juristischen 



er sich, es weiter zu bebauen'. 1 

Wo steckt aber das Wort ,sich weigern'? Ich vermute im Worte 
iq-ta-bi, das mißverstanden wurde. Es ist iq-ta-pl 2 zu lesen, von 
einem Stamm K 3 öp herzuleiten, den wir im Arab. in jS'abstenir' 
(Belot) und im Neuhebr. in der Phrase: (Pesach. 118 a) TO"pn pt 
rrna ^3 *otp nep*? in der Bedeutung vorenthalten' wiederfinden. Also 
ist zu übersetzen: ,das Feld zu bebauen sich zurückhält, sich weigert'. 

Ibid. 64 ff. be-el eqlim u-ul u-up-pa-as (z, s ?) ir-ri-su-ma. P. : ,soll 
der Herr des Ackers nicht nachgeben (?) seinem Bauern'. Die ety- 
mologische Herkunft des Verbums uppas, für das man einen Stamm 
pei (oder pBK) ansetzen müßte, ist bis nun unerklärt geblieben, und 
ebenso ist die Bedeutung nur erraten. Der Sinn erfordert allerdings die 
Bedeutung ,nachgeben'. Wenn aber Peiser irrisuma als Substantiv 
zum vorangehenden Satz zieht, so verstößt das gegen die von Müller 
nachgewiesene syntaktische Hauptregel in den Gesetzen, daß sowohl 
in einfachen Sätzen wie auch im Satzgefüge das Verbum immer ans 
Ende gestellt, niemals aber das Objekt dem Verbum nachgestellt 
wird. 3 Es ist vielmehr irrisu-ma als selbständiger Satz zu fassen und 
zu übersetzen: Er (der Pächter) muß es bestellen (betonendes nia!). 4 

1 In Nr. 5 der OLZ, S. 164 kommt auch P. neuerdings in der Polemik über 
diesen Paragraphen gegen Müller zum Schluß, daß die Erklärung des Bauern im 
Vordersatz ,nur eine Weigerung des Bauern sein kann, weiter zu arbeiten, da er 
sein Auskommen nicht gefunden hat 4 . 

2 Für bi = pi brauchen wohl keine Belege aus dem Kodex und sonst aus 
den Texten dieser Zeit angeführt zu werden. Vgl. nur Kol. xv 18: bi-tum ib-bi- 
tu-u = pi-tum ip-pi-tu-u. St. nnc. 

8 Müller, Die Gesetze Hammur. S. 258. Ungkad faßt gleichfalls irrisuma falsch 
als Objekt auf (Z. A. xvm, 51), das zweite dort angeführte Beispiel beruht auf 
einer irrtümlichen Konstruktion. Es ist dort (Kol. VII a 48) harransü zum folgenden 
Satz zu ziehen, wie Müller und Harper richtig verbinden. 

4 Der Einwand P.'s (OLZ. 1. c), daß es als Verbum i-ir-ris heißen müßte, 
ist nicht stichhältig. Wohl geht dieser Vokal i in der in. Pers. Präs. i, 1 den 



Empfindens richtig den Sinn wiedergegeben: 



? und weigert 



15* 




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CORNELL UNIVERSITV 



220 



M. SCHORR. 



Doch der Sinn dieser Bestimmung wird erst klar durch die 
Phrase: ma-na-^a-ti-äu la il-lu-u (Z. 61 — 62), die sowohl Scheil: ,k sa 
ferme il n'est pas alle', wie auch die späteren Ubersetzer mißver- 
standen haben, während P. das Richtige (mit Fragezeichen) ungefähr 
erraten hat. Auf die genaue Bedeutung des Wortes manahtu führt 
§ 49, Z. 41 ff. u ma-na ha-at e-ri-äi-im a-na damgari i-na-ad-di-in, wo 
die Bedeutung ,Mühe, Kosten' sich geradezu aufdrängt. Das Wort 
stammt von andhu , seufzen', das im Ass. auch die spezielle Bedeu- 
tung ,sich mühen' hat (HWB. s. v.), das Substantiv lautet regelrecht 
manahtu, pl. mänajiäte , Bemühungen, Kosten'. Das Verbum il-lu-u 
ist Plural und die ganze Phrase muß übersetzt werden : ,weil 
seine Bemühungen nicht aufgegangen sind (nicht gelungen sind, 
keinen Erfolg hatten)'. Ganz im selben Sinne wird Tbv im Neu- 
hebräischen gebraucht: 1t? nnbp ,es ist ihm nicht gelungen' 1 (vgl. 
Lewy, Nhbr. WB. s. v.). § 47 ist also im Zusammenhang so zu über- 
setzen: ,Wenn der Pächter, weil im ersten Jahre seine Bemühungen 
keinen Erfolg hatten, das Feld zu bestellen sich weigert, braucht 2 
der Herr des Feldes nicht nachzugeben. Er (der Pächter) muß es 
bestellen. Nachdem sein (des Besitzers) Feld bestellt worden ist, er- 
hält er von der Ernte das Getreide, gemäß seinen Verträgen.' Trotz 
der unklaren Ubersetzung P. hat Kohler den Sinn richtig wieder- 
gegeben. Der Einwand Müllers: 8 ,Daß Jemand auf dem mit ihm 



Verben primae N in unserem Texte als Präformativ zumeist voran, doch findet 
sich z. B. von akälu sowohl i-ik-ka-al (Kol. XIII a 1 u. a.) wie auch i-kal (geschr. 
ni-kal Kol. XVa 13). Somit könnte auch ir-ri-iä neben i-ir-ri-i§ stehen. Vgl. auch 
i-la-ka (Präs.) Kol. XXVI a, Z. 100. 

1 Vielleicht ist darnach auch Jer. 8, 22 zu erklären: n3 roriN nrbv rtto^ 

2 Nur so kann hier übersetzt werden, gleich wie § 136 (Kol. VI 72): a-na 
mu-ti-sa u-ul i-ta-ar ,zu ihrem Ehemanne braucht sie nicht zurückzukehren*. 
Vgl. Ungnad, Z. A. xvii, 375 (§ 16). Zu den dort angeführten Beispielen für das 
Präs. mit der Bedeutung ,dürfen' sei noch genannt: Kol. VII a 12: mu-ut li-ib-bi-sa 
i-ih-ha-az-zi ,der Mann ihres Herzens darf sie heiraten', ebenso Kol. Xlla 36: i-na 
ap-lu-tim i-na-sa-ah ,er darf ihn aus dem Sohnesverhältnis stoßen 4 , ebenso Kol. XVa 
94 ff. u. a. m. 

8 Ghünhuts Zschr.f. öff. Recht, xxxi, 378. 



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Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 221 

geschlossenen Vertrag bestehen darf, braucht doch nicht erst durch 
ein Gesetz ausgesprochen zu werden!', ist nicht stichhältig, weil nach 
unserer Auffassung des Textes der Pächter einen sehr begründeten 
Anlaß hätte den Vertrag zu lösen, nachdem seine Arbeitsmühe sich 
nicht gelohnt hatte, und es ist ganz im Geiste des Hammurabi- 
gesetzes das Interesse des Großgrundbesitzers gegen das des Pächters 
zu wahren (ebenso § 45), trotz der frommen Versicherung im Prolog, 
das Gesetz bezwecke: ,dannum ensam ana lä babälim (Kol. I 37 ff.)/ 

§ 48. 

Kol. XIV 11 — 12. seam .... u-ul u-ta-ar. P.: ,und (in diesem 
Jahre) .... Korn nicht gibt'. Diese Übersetzung, die obigen Satz 
zum Vordersatz, noch von summa abhängig, hinaufzieht, ist ein 
schwerer grammatischer Verstoß. Erstens steht in allgemein giltigen 
(juristischen) hypothetischen Sätzen nach Summa — was schon De- 
litzsch in seiner Grammatik festgestellt hat 1 — immer das Präter., 
niemals das Präsens, was unser Gesetz fast ausnahmslos 2 be- 
stätigt; es müßte also utir heißen. Zweitens wird im ganzen Gesetz- 
buch in Hauptsätzen nur die Negation la, in Prohibitivsätzen dagegen 
nur ul mit folgendem Präsens gebraucht. 3 — Infolge dieser falschen 
Übersetzung hat auch Kohler den Sinn ganz mißverstanden. Das 
Feld ist nicht in den Händen des Gläubigers, sondern in denen des 
Schuldners, und nicht der Nutzpfandgläubiger ,braucht sich die Miß- 
erntejahre nicht anrechnen zu lassen' — das wäre doch ein wenig 



1 S. 359. 

2 Die Ausnahmsfalle, wo nach summa Präsens vorkommt, möchte ich in An- 
lehnung an Ungnad {Z. A. xvii, 374—376, § 14 u. 17) folgendermaßen formulieren: 
a) bei den Vv. baSti und isü (§§ 48, 51); b) wenn im Vordersatz bloß von einer 
beabsichtigten, nicht von einer vollzogenen Handlung die Rede ist (§ 122, 
Kol. IVa 31 ff.; § 30, Kol. X 67; § 129, Kol. Va 50 ff.). In allen diesen Fällen muß 
das Präsens mit , wollen, beabsichtigen* wiedergegeben werden. 

8 Die Klassifikation der Negationspartikel bei Ungnad, 1. c. S. 56 scheint mir 
nicht ganz einleuchtend. So ist in Abs. 4 ul sicher prohibitiv zu fassen, also: ,du 
sollst nicht mein Vater sein 4 . Jedenfalls kommt in den Gesetzen im Nachsatz 
niemals lä, im Vordersatz nirgends ul vor, 



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222 



M. SCHORR. 



zu grausam — sondern im Gegenteil nimmt das Gesetz den Schuldner 
in Schutz, indem ihm die Tilgung der Schuld für ein Jahr prolon- 
giert wird und auch (ü!) die Zahlung der Zinsen für dieses Jahr 
entfällt. 

Infolge desselben grammatischen Fehlers im § 49, Z. 36 und 
§ 50, Z. 53, wo beidemal das Präsens i-li-ki-ma zum Vordersatz des 
Bedingungssatzes gezogen wird, hat Peiser auch hier den Juristen 
Kohler irregeleitet, so daß die ganze Gesetzgruppe § 48 — 52, die 
eine geschlossene Einheit bildet, dem Sinne nach verdunkelt und un- 
verständlich wurde. 



Dieser Paragraph hängt mit den vorigen, von § 48 angefangen, 
eng zusammen und handelt vom Nutzpfand, das in Händen des Gläu- 
bigers ist. Kohler faßt diese Bestimmung als selbständig, vom Pächter 
(im allgemeinen) handelnd auf, registriert sogar in der , Darstellung 
die § 45, 52 als zueinander gehörig, übersieht aber, daß sie dann ein 
und dasselbe aussagen, und einer von beiden dann überflüßig ist. 



Kol. XV 8 — 9. a-na [kär]-äu du-[un-nu]-nira. P.: ,bei der Ver- 
stärkung seines Deichs'; ana mit folgendem Infinitiv heißt aber 
, damit, um' und es ist zu übersetzen ,um seinen Deich zu verstärken' 
(faul war). 



Kol. XV 41. ip-Se-tim. P. : , Vorbereitung', besser , Ertrag'; vgl. 
oben die Anmerkung zu § 46. 



Kol. XVI 66. äi-it-ti-in. Anm. 4 zu dieser Zeile bemerkt P.: 
äittin = D?jntf, das n wie bei den Moabitern (Mesastein). Diese Form 
ist nicht babylonisch, sondern ,kanaanäisch', also Einfluß der ,ka- 



1 L. c. S. 112 (§ 6). 



§ 52. 



§ 53. 



§ 56. 



§ 64. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Die Kohler-Peisbrsche Hammurabi -Übersetzung. 223 



naanäischen' Eroberung. Für diese Behauptung, daß die Form 
sittin nicht babylonisch ist, ist P. den Beweis schuldig geblieben. 
Was läßt sich eigentlich gegen diese Form als babylonisch ein- 
wenden? Wir finden im Babyl.-Assyr. beide Formen: sitta neben 
Sit-tin. 1 Sowohl äinä (m.) wie öittä sind Abkürzungen, aus äinäni, 
äintäni entstanden. Im Assyrischen hat sich sonst der Dual nicht 
erhalten, doch wird die Pluralendung ä, die hauptsächlich bei den 
paarweise vorhandenen Körperteilen sich findet, wie birkä, inä, äepä, 
saptä (Del,, Gr., § 67, 4) als ein Überrest der Dualendung -äni, 
-tani, die auch in äinä, äittä zum Ausdruck kommt, angesehen werden 
dürfen. 2 Die Form Sittin hat sich regelrecht aus ursprünglichem 
*§intani — Sintän — sittän zu Sittin (Del., Gr., § 32 a) entwickelt. 
Sie ist vom Standpunkt der babylonischen Sprache ganz einwandfrei 
und läßt keineswegs irgend welche Schlüsse auf kanaanäischen Ein- 
fluß zu. 



Rm. 277, Kol. II 11—12. (11) damgaru §u-u (12) u-ul im-ma- 
ag-ga-ra. P.: ,dieser Geldmann aber nicht einverstanden ist'. Auch 
hier ist dieser Satz von P. falscherweise trotz der prohibitiven Ne- 
gation und trotz des Präsens zum Vordersatz gezogen, und dadurch 
ist der Sinn der Bestimmung entstellt worden, die Kohler natür. 
lieh falsch wiedergibt. Es ist zu übersetzen: ,. . . So darf der Kauf- 
mann nicht willfahren/ Dieser Paragraph ist ein Pendant zu § 49, 
resp. auch § 50, mit dem er inhaltlich und fast wörtlich über- 
einstimmt, mit dem Unterschiede, daß es sich dort um ein Feld, hier 
um einen Garten handelt. In beiden Bestimmungen wird dem Gläu- 



1 Vgl. sit-ta (Nimr. Ep. Kol. II 16) neben Sit-tin (N. E. Kol. II l KB. VI 
118 1). in, Rawl. 59, Nr. 15 lautet eine Glosse zu II-su = si-tin-isu (s. KB. VI 484 
unten). 

2 Vgl. auch Scheil-Fossey, Qrammaire assyr. § 135 — 136. 

3 Es sind dies die von Meissner (BA. in, 501 — 4) publizierten Fragmente 
aus der Bibliothek Assurbanipals, die von Scheil als hieher gehörig zuerst erkannt 
wurden. 



§ ca. 66. 3 




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224 



M. SCHORR. 



biger verboten selbst auf direkte Proposition des Schuldners, wenn 
die Schuld in Naturalien abgeliefert wird, denselben wucherischer- 
weise zu übervorteilen. Kapital und Zinsen ,gemäß der Darlehens- 
urkunde' darf er sich von der Ernte in Abschlag nehmen, der Rest 
auf dem Felde, resp. im Garten, gehört dem Eigentümer, d. h. dem 
Schuldner. Das ist der einzig mögliche Sinn dieser Bestimmung, die 
den Schuldner gegen okkasionelle Ausbeutung des Gläubigers in 
Schutz nimmt. 1 

§ 102. 

Kol. I a 17. Kaspam a-na ta-ad-rai-iq-tim. P.: ,Geld zur freien 
Verfügung 4 , ana tadmiqtim heißt nicht ,zur freien Verfügung', sondern 
,um eine Gunst, eine Gefälligkeit zu erweisen*, d. h. zinsenfrei. Die 
ungenaue Übersetzung dieser zwei Worte hat auch Kohler irre- 
geleitet, der übersehen hat, daß dieser Paragraph nicht mit dem 
Vorangehenden in Verbindung steht, sondern einen ganz neuen Fall 
(zinsenfreies Darlehen) statuiert. 

§ 105. 

Ibid. 53 — 54. a-na ni-ik-ka-az-zi-im u-ul is-sa-ak-ka-an. P.: ,(darf 
das . . Geld) zum Vermögen nicht niedergelegt werden*. Hätte P. 
hier präziser ,darf das Geld auf (seine) Habe (Konto) nicht gesetzt 
werden*' übersetzt, dann hätte er Kohler eine fatale Sinnentstellung 
erspart. 

§ 106. 

Ibid. 61 — 63. i-na ma-^ar i-lim . . . u-ka-an-ma. Letztere Form 
ist Präs., darf also nicht — wie P. es tut — zum Vordersatz ge- 
zogen werden, sondern es muß heißen: ,soll (dieser Kaufmann) vor 
Gott ihn überweisen'. 

Ibid. 66. a-du 3-Su. Nicht ,samt dem Dreifachen', sondern drei- 
fach' (s. Anm. zu § 5 oben), ebenso Kol. IIa 12 ,zwölffach 4 . 



1 Es ist zu verwundern, daß Müller, der § 49 richtig übersetzt und S. 97 
seines Werkes auch richtig interpretiert hat, den letzteren Paragraphen (S. 72, An- 
hang, § 1) gleich wie Scheil mißverständlich übertragen hat. 



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Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 225 

§ 107. 

Kol. IIa 9 — 10. damgaru aä-sum ÖAGAN. LAL-äu ik-ki-ru. 
P. : ,daß der Geldmann wider seinen Beauftragten gelogen hat'. 
Es soll heißen: ,der Kaufmann, weil er seinem Beauftragten ab- 
geläugnet hat' .... 

§ 108. 

Ibid. 23. u-ka-an-nu-£i-ma. Instinktiv übersetzt hier P. richtig: 
,wenn man sie überweist', ebenso § 109, Z. 29: it-tar-ka-zu-ma ,falls 
. . . sich vereinigt haben', beidemal durch das ma dazu gedrängt. 

§ Hl. 

Ibid. 47. a-na di(?)-ip(-b)-tim. P.: ,für die Not (?)', indem er das 
Wort von addbu ableitet, wie littu von alädu. Die Analogie stimmt 
aber nicht, weil ersteres primae Kj 1 ist, während letzteres pr. i und 
nur diese bilden Substantive mit Weglassung des ersten Radikals. 
Übrigens ist jede Vermutung überflüßig, bei genauer Betrachtung des 
Originals glaube ich noch das Zeichen ki zu erkennen und es ist 
das ganze Wort ki-ip-tim zu lesen, St. *pp, also ,Borg'. 2 

§ U8. 

Kol. III a 70. it-ta-an-di-in. P. : ,gegeben wird'. Die Form ist I 2 
und der ganze Satz ist aktiv zu übersetzen; vgl. § 119, Z. 78. Auf- 
fallend ist das Präsens im Vordersatz, Z. 72: i-na-ad-di-in, das daher 
9 mit Recht von Ungnad (Z. A. 1. c. 377) als Zustandssatz gefaßt wird: 
,indem er (sie) für Geld verkauft'. 

§ 126. 

Kol. V«9 — 10. mi-im-[m]u-su la ^a-li-iq. P.: ,etwas von seinem 
Eigentum nicht verloren hat'. Der Satz kann nur passiv (mimmw-Su! 
Nomin.) und relativ gefaßt werden: ,dessen Habe nicht verloren ging'. 



1 Zum Stamm adäbu ist das hebr. 31« in i Sam */ 83 vielleicht zu stellen. 
* Harper bietet allerdings in seiner Edition Auch cLi dann wird es wohl eine 
Verschreibung im Original sein wie il-te-di = ilteki. 



t\r\Ci\& Original from 

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226 



M. ScHORR. 



Ibid. 14. u-te-ib-bi-ir. P.: ,einklagen will', ebenso Z. 19: u-ba- 



willkürlich vermischt, während schon die äußeren grammatischen 
Formen ihn hätten nötigen müssen, sie auseinanderzuhalten. Ersteres 
kann nur n, 2 (hier Prät.) von einem Stamm *QK 4 , letzteres nur 
Präs. ii, 1 von sein. 1 Scheil hat daher sehr richtig utebbir mit 
,exagkre' ,übertreibt* wiedergegeben, ubär-suma ebenso richtig ,il 
poursuivra', im übrigen aber den Sinn ganz mißverstanden, ebenso 
Winckler, während Müller dagegen trotz der inkorrekten Über- 
setzung — obige zwei Stämme werden auch bei ihm verwechselt — 
die einzig richtige Interpretation bietet, 8 indem er diese Bestimmung mit 
den vorangehenden über Deposita in engen Zusammenhang bringt. 
Die wörtliche und sinngemäße Übersetzung muß lauten: 
,Wenn jemand, dessen Habe nicht abhanden gekommen ist, 
etwas von seiner Habe sei verloren spricht, seinen Schaden über- 
treibt, gemäß dem, daß seine Habe ihm nicht verloren ging, soll er 
seinen Schaden vor Gott klar machen (einklagen), und er selbst 3 die 
Habe, die er beanspruchte, indem er sie verdoppelt, für seinen (angeb- 
lichen) Schaden geben/ 



Ibid. 32. i-na-ad-du-u-äu. P.: ,soll man ihn bringen*. Nadü 
heißt aber überall ,werfen, niederwerfen', was als entehrende Strafe 
aufzufassen ist, zu der wohl das Abschneiden des Stirnhaares 4 zum 
Zeichen der Schande hinzutritt (ü ,auchM), wie Müller mit Recht 
interpretiert (S. 116, Anm. 3). 



Ibid. 50 — 51. Sum-ma . . . u-ba-la-at P. : ,Wenn der Herr der 
Frau (will), mag er seine Frau leben lassen*. Der Satz wird un- 

1 Das Wort wird wohl mit dem hebr. Deut. 1, 5 u. a.: ,deutlich, klar 
machen 4 identisch sein, das auch nur im Piel vorkommt. 

3 L. c. S. 115. 

8 Die Worte ubar öuma sind zu trennen! (Delitzsch). 

4 Nur so darf hier mu-ut-ta-zu u-gal-la-bu übersetzt werden, nicht ^brand- 
marken'; s. weiter Anm. zu § 226. 



ar-äu-ma , einklagt*. P. hat hier zwei verschiedene Verbalstämme 



§ 127. 



§ 129. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Die Kohler-Peisersche Hammurabi-Übersetzung. 227 

nötigerweise entzweigerissen. Das Präsens nach summa, das hier und 
nur noch an zwei, drei Stellen gegen die allgemeine Regel, daß 
Summa Prät. nach sich fordert, vorkommt, kann nur mit ,be- 
absichtigen, wollen* übersetzt werden, wie Unönad richtig fest- 
gestellt hat. 1 Somit muß es heißen: ,Wenn der Gatte seine Frau 
am Leben lassen will, schenkt auch (ü!) der König seinem Sklaven 
das Leben/ 

§ 132. 

Dieser Paragraph ist von P. richtig übersetzt, von Kohler 
aber falsch wiedergegeben worden. Z. 4: a-na mu-ti-äa ,wegen des 
Mannes' heißt nicht auf Antrag des Mannes, wie K. interpretiert, 
sondern wegen der Ehre des Mannes, weil die Sache in die Öffent- 
lichkeit gelangt ist, wirft sich die Frau in den Fluß, während in 
§ 131, wo der Mann allein die Anklage erhebt, der Reinigungseid 
genügt. So faßt die Sache richtig Müller auf. 

§ 135. 

Kol. Via 54 — 56, märe wa-ar-ki a-bi-§u-nu i-il-la-ku. P.: ,die 
Kinder des späteren (Mannes) gehen zu ihrem Vater'. Diese Über- 
setzung ist syntaktisch unmöglich, weil die Präposition ,zu* im Text 
fehlen würde und es übrigens: wa-ar-ki-im (Mimation!) heißen müßte. 
Warki kann nur präpositionell ,nach< gefaßt werden und es ist zu 
übersetzen: ,und die Kinder folgen (gehen nach) ihrem Vater'. 

§ 141. 

Kol. VII a 36. a-na wa-si-im. P.: ,hinauszugehen*. Nach Z. 70 
im § 142 muß das Wort auch hier ,sich herumzutreiben' übersetzt 
werden (so richtig Müller). 

Ibid. 45 — 46. e-si-ib-§a iq-ta-bi. P.: ,ich verstoße sie sagt', ebenso 
alle anderen Übersetzer. Das scheint mir formell und syntaktisch 
unrichtig. ,Ich verstoße sie' müßte nach den graphischen Eigentüm- 
lichkeiten des Kodex lauten: i-iz-zi-ib-si, 2 ebenso wie in. Pers. sing. 

1 Z. A. xvii, 376; s. auch oben S. 221, Anm. 2. 
* Oder iz-zi-ib-äi (wie ir-ri-iS). 



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228 



M. SCHORR. 



Z. 47 mit dem Verbalsuffix H, nicht äa, das nur Nominalsuffix ist. 
Somit ist e-si-ib-Sa Infinitiv (mit Nominalsuffix) wie Kol. Via 77: e- 
si bi-iin und es ist zu übersetzen: ,ihr Verlassen (ihre Scheidung) 
ausspricht'. 

Ibid. 55. i-ib-ba-az. Nicht ,soll nehmen', sondern ,kann, darf 
nehmen'. 



Ibid. 60. Summa sinniätum mu-za i-zi-ir-ma. P.: ,Wenn wider 
eine Frau ihr Mann sündigt/ Zunächst heißt zäru nirgends im 
Assyr. ^sündigen', sondern überall , hassen', 1 doch das wäre neben- 
sächlich gegenüber den grammatischen Versehen, die P. in diesem 
Paragraph begeht. 2 Zunächst kann das Ideogramm für ,Weib' nicht 
als Objekt-Akkusativ gefaßt werden, weil dann nach dem Sprach- 
gebrauch des K. H. das folgende Verbum ein rückwirkendes Suffix 
erhalten müßte; also: izir-si-ma; vgl. z. B. § 131, Z. 68: sum-ma aS- 
§a-at a-wi-lim mu-za u-ub-bi-ir-si-ma, ebenso § 148, Z. 75 — 78: aö-äa- 
zu . . . u-ul i-iz-zi-ib-si, § 154, Z. 70: a-wi-lam äu-a-ti alam u-öe-iz- 
zu-u-su. Somit ist sinniStum zu lesen und zu übersetzen: ,Wenn 
eine Frau ihren Mann haßt/ 

Ibid. 61. u-ul ta-ab b a - z a-an-ni. P. : ,nicht wird sie mich be- 
rühren'. Auch diese Ubersetzung ist falsch. Ausnahmslos gilt die von 
Müller (1. c. 259) festgestellte Regel im K. H. ? daß beim Verbum in 
der in. Person sing. (Präter. und Präs.) zwischen Maskulinum und 
Femininum nicht unterschieden wird, so daß nur durch den Zu- 
sammenhang das Genus bestimmt werden kann; ibbaz kann so- 
wohl ,er besitzt' oder ,sie besitzt' heißen. Es müßte also auch hier 
ul ihhazanni heißen. 

Übrigens wird ahäzu als ehelicher Terminus technicus überall 
im K. H. nur vom Mann als Subjekt gebraucht, nirgends aber von 

1 So auch § 136, Z. 69, wo P.'s falsche Übersetzung: »sündigen* Kohler zur 
irrtümlichen Auffassung der Flucht als Verbannung verleitete. 

2 Bemerkt muß werden, daß P. Scheils richtige Übersetzung vor sich 
hatte, umso weniger hätte er den klaren Sinn verdunkeln sollen. 



§ 142. 




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Die Kohler-Peisersche Hammurabi- Übersetzung. 229 

der Frau, ganz so wie das Hebr. npb, 1 während bei der Frau der 
Ausdruck nadänu (mit der Frau als Objekt) gebräuchlich ist, eben- 
falls wie im Hebr. fn:. 2 Für die stilistische Ähnlichkeit dieser ehe- 
lichen Rechtsphrase in beiden Sprachen ist besonders instruktiv 
§ 159, Z. 41: märat-ka u-ul a-fca-az und § 160, Z. 54 als Gegen- 
stück: märti-i u-ul a-na-ad-di-ik-kum — diese beiden Stellen verglichen 
mit Deut. 7, 3: ngp *6 IfiSrt H? 1 ? fnn *6 ^n?. Solche formelle Ähn- 
lichkeiten dürfen nicht übersehen werden. 

Es muß also heißen: ,Du wirst mich nicht besitzen/ Der ju- 
ristische Sinn dieser Bestimmung (§ 142 — 143 bilden ein Gesetz und 
dürfen nicht getrennt werden) wird natürlich infolge obiger falscher 
Übersetzung von Kohler ganz mißverständlich reproduziert. 

§ 148. 

Daß Anm. 2 zu Kol. VIII a, Z. 80 auf einer falschen Lesung 
im Original beruht, haben wir oben schon zu § 5 erwähnt. 

§ 151. 

Kol. IX a 33 — 34. dup-pa-am u§-te-zi-ib. P.: ,indem er (ihr) eine 
Tafel überlassen hat'. Richtiger, d, h. wörtlicher und sinngemäßer 
ist: ,sie sich eine Urkunde ausstellen ließ' mit Beibehaltung desselben 
Subjekts. Ezebu (i, l) heißt schon ,ausfolgen< (§ 150, Kol. IX a, Z. 16), 
also muß das Safel hier kausative Bedeutung haben. Für die präg- 
nante Bedeutung des u liegt hier ein klassisches Beispiel vor, deren 
Nichtbeachtung die mißverständliche Wiedergabe des Sinnes ver- 
ursachte. Das kleine Wörtchen ist dazu da, um die ,Bilateralität des 
Vertrages auszudrücken'. 3 

Ibid. 41—43. be-el hu-bu-ul-li-äu. Wie das Verbum isabatü (PL) 
zeigt, muß das Wort als Compositum aufgefaßt werden, ebenso wie 
äar-alim (Kol. III 70, XXIV a 79—80), also ,die Gläubiger'. 4 

1 Gen. 4, 19; 6, 2; Deut. 22, 13. 

2 Gen. 30, 9; 29, 28; Deut. 22, 16. 

8 Vgl. Müller, Zschr.f. off. Recht, L c. 376. 
4 Vgl. Ungnad, 1. c. xvn, 362; XVIII 11. 



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230 



M. SCHORR. 



§ 171. 

Kol. XII a 71 — 72. an-du-ra-ar amtim u märe-Sa iö-ta- (1. §a)-ak- 
ka-an. P.: ,Wenn er die Freiheit der Magd und ihrer Söhne her- 
stellt'. Das ist philologisch unrichtig, denn, wenn auch sonst, selbst 
im Altbabylonischen, die Konditionalpartikel in einem Bedingungs- 
satz fehlen kann/ so finden wir nirgends doch diese Konstruktion 
im K. H. Übrigens bietet das Original bei genauer Einsicht iä-sa- 
ak-ka-an (Präs. IV l), 2 und es muß daher übersetzt werden: ,die 
Freiheit der Magd und ihrer Kinder soll bewirkt werden'. Dafür 
daß Kohler einen schiefen Sinn in die ganz klare Bestimmung ge- 
bracht hat, ist wiederum der Philologe P. verantwortlich. 3 

§ 172. 

Kol. XIII a 14. ki-ma aplim iä-te-en. Diese Worte ,wie den An- 
teil eines Sohnes' sind bei P. unübersetzt geblieben. 

Ibid. 21 — 23. i-par-ra-su-ma .... i-im-mi-du. Beide Vv. sind Prä- 
sensformen und müßen mit dem Nachsatz verbunden werden ,sie 
sollen entscheiden . . . auferlegen', nicht, wie P. es tut, mit dem 
Vordersatz. 

§ 183. 

Kol. XVI a 3. a-na märti-su Su-ge-tim. P. : , seiner Tochter, der 
Nebenfrau'. Durch grammatische Schwierigkeiten genötigt, glaubt 
P. der Übersetzung Scheils und Wincklbrs: ,seiner Tochter von 
einer Nebenfrau' nicht folgen zu können und legt den §§ 183 — 184 
einen ganz anderen Sinn unter, den Kohler wiedergibt. Was soll 
dann aber Z. 6 — 7: a-na mu-tim id-di-iä-si heißen? Das Verbal- 
suffix kann sich doch nur auf die Tochter beziehen und nicht 
etwa auf das Geschenk, wie P. auch § 184, Z. 30 ganz falsch 
auffaßt? Es müßte ja dann a-na mu-ti-sa heißen, aber auch dann 
wäre das Verbalsuffix ganz sonderbar. Die Phrase kann nur be- 



1 Delitzsch, Gramm. 359. Daiches, Altbab. Rechtmr künden, 98. 
* Die vier Striche des Zeichens Sa sind nur eng aneinander geraten. Harper 
bietet in der Autographie richtig Sa, transkribiert aber irrtümlich ta. 

8 Von Müller schon juristisch bemerkt in der oft genannten Rezension S. 383. 



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Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 231 

sagen: ,sie an einen Mann (mutim) verheiratet', 1 wie ja alle Über- 
setzer sonst notwendigerweise übersetzen, weil nur in dieser Fassung 
die Bestimmung einen klaren Sinn gibt. 

§ 185. 

Ibid. 33. i-na ME-e-äu. Daß P. unnötigerweise äib-e-Su liest und 
,mit seinen Zeugen (!)' übersetzt, was falsch ist, wurde bereits oben 
zu Kol. IV 62 bemerkt. 

§ 186. 

Dieser Paragraph bildet einen Streitpunkt für alle bisherigen 
Erklärer. 2 Es sind einige dunkle Punkte, über die noch nicht völlige 
Klarheit und Übereinstimmung herrscht. Doch wir wollen zunächst 
P.'s Übersetzung prüfen. 

Ibid. 42 — 43. i-nu-ma il-ku-u-su. P.: ,wenn der von ihm An- 
genommene'. In Anm. 2 zu dieser Zeile vermutet P. in ilkü ein 
Partizip. Wieso? Von einem Stamm Hpb kann doch das Partizip 
nicht anders als lekü lauten! Auch die zweite dort ausgesprochene 
Vermutung, daß nach inuma ein Sa ausgefallen ist, beruht auf 
einem Irrtum. Es ist einfach, wie Scheil es tut, zu übersetzen: 
,Als er ihn genommen hatte' (ilkü Prät. i, 1 mit relativem u als in 
einem ,konjunktionalen Relativsatz' 8 ), ebenso § 176, Z. 73: i-nu-ma 
i-Jiu-zu-äi ,als er sie genommen hatte'. 

Ibid. 46. i-^i-a-at. P.: ,sich vergeht', so ungefähr auch alle 
anderen Übersetzer. 

In Delitzschs Handw. sind zwei Stämme «DTf Jjätu angeführt: 
1. sehen, finden; 2. niederwerfen, bewältigen. Bei beiden lautet 
aber das Prät., das man hier als im Vordersatz des hypothetischen 
Satzgefüges erwarten dürfte, ihit. Das Präsens kann nur dann im 
Vordersatz stehen, wenn die Handlung in demselben gleichzeitig mit 

1 Wie ja auch überall im Kodex ana mütim naddnu diese Bedeutung hat. 
Vgl oben Anm. zu Kol. Vlla 61. 

2 Vgl. besondere Leumann, Beitr. z. alt. Gesch. iv, S. 32 ff. 

8 So nach Müllers Feststellung über den Gebrauch des relativen -u in 
WZKM, 1904, S. 97 ff. 



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232 M. Schorr. 

der des Nachsatzes ist. 1 Von diesem Gesichtspunkte scheint mir 
hier die Bedeutung ,sehen, finden' passender als ^vergewaltigen, 
zwingen', 2 abaSu u umma§u müßte sich dann auf die leiblichen 
Eltern beziehen, wie es ja auch Scheil und Lehmann tun. 

Am stärksten spricht aber für diese Auffassung der enge Zu- 
sammenhang mit der vorangehenden und folgenden Bestimmung. 

§ 185 besagt: Ein legal adoptiertes Kind darf nicht (von 
den Eltern) reklamiert werden, nachdem es vom Adoptivvater er- 
zogen wurde. 

Nun fügt § 186 hinzu: 

,Wenn jemand ein kleines Kind in Adoption genommen hat, 
(und wenn) zur Zeit, da 8 er es genommen hat, er 4 seinen Vater 
und seine Mutter findet, darf es ins Vaterhaus zurückkehren', d. h. 
mit anderen Worten: Wenn unmittelbar nach der vollzogenen 
Adoption eines namenlosen 5 Findlings die leiblichen Eltern sich 
finden, resp. melden, haben sie das Recht, ihr Kind zu re- 
klamieren. 

§ 187. Der Sohn eines Favoriten und einer Buhldirne darf in 
keinem Fall reklamiert werden. 

Somit bilden alle drei Bestimmungen eine geschlossene Einheit 
und dürfen nicht getrennt werden. § 185 bestimmt die Regel, § 186 



1 Ungnad, 1. c. 374. 

2 Freilich läßt sich das Präsens auch bei der Bedeutung »zwingen* als durch 
die Gleichzeitigkeit der Handlung erklären. Allein, wäre hier von Adoptions- 
zwang die Rede, so würde man eine ganz andere Phrase erwarten, etwa: itti 
abihi u ummUu la imtagar wie Kol. XV 49, oder: ina balum abUu . . . ilküäü wie 
Kol. XV 56. 

8 inuma! prägnant, d. h. unmittelbar nach der Adoption, wogegen in 
§ 185 (urtabbisu!) die Reklamation erfolgt, nachdem das Kind bereits längere Zeit 
aufgezogen wurde. 

4 Der Adoptivvater, also kein Subjektwechsel! 

B Von einem solchen ist hier und § 186 die Rede, daher paßt i-na ME-e-au = 
,auf seinen Namen' sehr gut, und der Einwand P.'s (OLZ. 1. c.) von Schultze-Meyeb 
halt nicht stand. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 233 

und § 187 die Ausnahmsfälle. Von Kohler ist § 187 ganz miß- 
verstanden worden. 1 

§ 191- 

Kol. XVI a 91. it-ta-la-ak. Dieses Wort läßt P. unübersetzt. 

§ 226. 

Kol. XIX a 38 — 40. ab-bu-ti ardim la se-e-im u-gal-li-ib. P.: ,die 
Marke des Knechtes, daß sie nicht gesehen werden kann, schneidet'. 
Gegen diese Übersetzung, die von allen anderen abweicht, spricht 
die syntaktische Konstruktion, dagegen scheint mir Müllers Ein- 
wand, der auf § 127 hinweist, wo sich für gullubu die Bedeutung: 
,eine Marke einprägen' angeblich notwendig ergibt, nicht stich- 
hältig. 

Es kann dort die Phrase mut-ta-zu u-gal-la-bu sehr passend 
,sein Fronthaar soll man ihm abschneiden' — als Zeichen der 
Schande — übersetzt werden. 

Bleibt man einerseits bei der allgemein angenommenen Über- 
setzung: lä §eim ^unveräußerlich', besser ,nicht käuflich', und ak- 
zeptiert anderseits für gullubu auch hier die Bedeutung: ,abschneiden, 
abscheren', so ergibt sich für die §§ 226 — 227 der — wie mir 
scheint — einzig richtige Sinn: 2 

§ 226. Schneidet ein Chirurg ohne Zustimmung des Herrn die 
Marke eines unverkäuflichen Sklaven ab (damit er anderweitig ver- 
kauft werden kann), dann schneidet man ihm die Hände ab. 

§ 227. Wurde er aber von einem anderen (der den Sklaven 
in seine Dienste nehmen wollte) dazu in listiger Weise verleitet, geht 



1 Während der Korrektur kam mir OLZ. Nr. 6 zu, wo P. einen neuen Er- 
klärungsversuch für §§ 186—193 bietet. Die Interpretation daselbst ist teilweise 
verworren, teilweise falsch. Die Umstellung der Paragraphen ist ganz haltlos und 
überflüssig. 

2 Die Interpretation Müllers auf S. 158 seines Werkes, daß das Einprägen 
des Zeichens jUnverkäuflich' eine Art Begünstigung für treue Sklaven war, ist 
nicht einleuchtend. Vielmehr scheint § 283 im Zusammenhang mit Exod. 21,6 für 
das Gegenteil zu sprechen. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 16 



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234 



M. SCHORR. 



er selbst frei aus, während der Verführer in seinem Hause verscharrt 



Die Eruierung der richtigen Bedeutung von gullubu ist aber 
auch sonst von großer Wichtigkeit. 

Zunächst seien die Bedeutungsnuancen aller hieher gehörigen 
Phrasen festgestellt: 

1. gullubu (ohne Objekt) = das (Front)-Haar schneiden. 

2. muttatam gullubu = das Fronthaar schneiden (§ 127, 
Kol.Va 83). In beiden Fällen bloß ein Zeichen der Schande, ohne 
daß damit Sklavendienst verbunden wäre. 

3. abbuttam Sakänu = eine Sklavenmarke einprägen (Kol. Villa 
56, § 146). 

4. abbuttam gullubu — eine Sklavenmarke abschneiden (§ 226). 
Hält man sich diese verschiedenen Ausdrucksweisen klar vor 

Augen, dann versteht man erst die sumerischen Familiengesetze', 
wie auch die Sklavenkontrakte aus der altbabylonischen Zeit. Ich 
lasse hier die ersten zwei sumerischen Gesetze folgen, in denen Kohler 2 
nach allen bisherigen Ubersetzungen mit Recht wesentliche Wider- 
sprüche findet, sowohl untereinander, wie auch im Verhältnis zu den 
ältesten Urkunden, welche jene Gesetze widerspiegeln sollen, und 
daher genötigt ist, die Mißverständnisse auf das Konto des Schreibers 
zu setzen. 

§ !. Wenn ein Sohn zu seinem Vater spricht: ,Du bist nicht 
mein Vater', soll er ihm das (Front)haar schneiden (u-ga-la-ab-äu), 
eine Sklavenmarke ihm einprägen (ab-bu-ut-tim i-äa-ak-kan-su); auch 
darf er ihn um Geld verkaufen. 

§ 2. Wenn ein Sohn zu seiner Mutter sagt: ,Du bist nicht 
meine Mutter', soll man ihn, nachdem man sein Stirnhaar ab- 
geschnitten hat (mu-ut-ta-as-su u-gal-bu-ma), in der Stadt herumführen; 3 
auch soll man ihn aus dem Hause jagen. 

1 Die Art der Strafe bleibt allerdings im Konnex mit dem Vergehen unerklärt. 

2 HammurabVs Oesetz, S. 135. 

8 So nach der richtigen Etymologie Müllers, der es von sahäru ,umkreisen, 
herleitet (Gesetze Hamm. 271). 



wird*. 1 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Kohler-Peisersche Hammurabi- Übersetzung. 235 

Hiemit lösen sich von selbst die Widersprüche, und der Sinn 
ist ganz klar: Die Verleugnung des Adoptivvaters zieht nach sich: 
öffentliche Schändung und Sklaverei. Die Verleugnung der Adoptiv- 
mutter hat bloß Schändung und Vertreibung vom Hause zur Folge, 
nicht aber Degradierung zum Sklaven. Das ist nach babylonischer 
Auffassung von der Minderwertigkeit der Frau ganz natürlich, und 
stimmt auch mit den von Kohler zur Vergleichung herangezogenen 
Urkunden ganz überein. 

Ebenso sind nach obiger Auffassung die hiehergehörigen Ge- 
setze im Kod. Harn., also § 127, 146, 226, 227, klar und verständlich. 

§ 232. 

Kol. XIX a 87 — 89. u aä-suin bitum i-pu-äu la u-dan-ni-nu-raa 
im-ku-tu. Bitum 1 ist zu lesen (Nomin.!), die zwei ersten Verbal- 
endungen (u) sind relativer Art, von einem hinzuzudenkenden sa ab- 
hängig, während imkuta von aSSum 2 abhängt; hiernach ist auch der 
Satz zu übersetzen, und es geht syntaktisch nicht an letzteres Ver- 
bum ,so daß es einfiel' wiederzugeben. 

§ 250. 

Kol. XXI a 44. zu-ga-am (1. su-ka-am). P. nach Schbil: ,wild 
geworden'. Schon Winckler aber, den P. vor sich hatte, gibt das 
Wort richtig ,Straße', hebr. pvß wieder. 

§ 256. 

Ibid. 97. bi-ba-zu. P. : ,seine Auslösung', indem er es wohl (nach 
Anm. 2) vom Stamme nie Rauschen' herleitet. Einleuchtender nach dem 
folgenden Verbum scheint mir Müllers Ubersetzung ,Schaden', indem 
das Wort mit dem späthebr. nns, talm. Krina zusammengestellt wird. 3 

1 Auch Harper transkribiert falsch hitam. 

2 Ungnad vermutet (Z. A. xvm, 36) in ateum eine Komposition aus ana (an) 
mit st. constr. von »ümum (sum) ,Name'. Ich halte diese Herleitung gegenüber 
der von Delitzsch (HWB. s. v.) gegebenen: assu(m) = an(a) sä für die zweifellos 
richtigere. 

8 L. c. 170, Anm. 3. 

16* 



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236 



M. SCHORR. 



§ 264. 

Kol. XXII a 54 — 55. Diese zwei Zeilen sind bei P. durch ein 
Versehen nicht übersetzt. 

§ 265. 

Ibid. 67. äi-im-tam. P. : ,das Geschick', sinngemäßer ist hier 
,die Bestimmung' (vgl. Gen. 30, 32). 

§ 273. 

Kol. XXIII a 16. a-di ta-ak-ti-da sa-at-tim. P. übersetzt wohl: 
,bis zum Ende des Jahres', bemerkt aber zum zweiten Worte: ,Wohl 
für taktasida verschrieben, was auf Diktat weisen würde.' Was für 
Form sollte aber taktasida sein?! Welcher Infinitiv von kaSädu, denn 
da müßte es ja nach dem folgenden Genetiv sein, lautet: taktasida? 
Es ist eine unglückliche Konjektur, es ist vielmehr ta-ak-ti-id zu 
lesen und als Substantiv (Form: taktilatun) von nnp zu fassen, also 
^nde'. 1 

§ 281. 

Kol. XVIII a 91 — 92. kaspam is ^u-lu i-ga-ab-bi-ma. P. : ,für 
Geld hat er gekauft soll er sagen'. Es kann nur heißen: ,das Geld, 
das er bezahlt, soll er angeben'. Wäre es direkte Rede, dann müßte 
es askulu (i. Pers. sing.) lauten; vgl. § 206 (Kol. XVIII a 10—11), 
§ 227 (Kol. XIX a 52—53). 

Epilog. 

Kol. XXIV a 44 — 48. §a Jmttu-su i-§a-ra-at si-ni (1. Ii) fa-bu-um 
a-na ali-i-a ta-ri-is. P.: ,dessen gerechtes Scepter guten Schatten für 
meine Stadt spendet'. I-äa-ra-at (nach P. 1. c. Konstruktform !) ist 



1 So auch Ungnad, 1. c. id und da sind graphisch einander so ähnlich, daß 
ein Versehen des Schreibers sehr leicht möglich ist. Vgl. Kol. XXVIII a, Z. 69, wo 
der Abschreiber li-da-dam-ma-am irrtümlich für li-id-dam-ma-am geschrieben hat. 
Harper bietet allerdings in der Autographie id, während in Scheils Kopie deutlich 
da steht. 



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Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 237 

wohl Adjektiv, doch muß es als nominales Permansiv gefaßt werden 1 
und daher ist zu übersetzen: ,dessen Scepter gerade ist' (so auch 
Scheil). Silz üibum etc. bildet dann einen zweiten selbständigen 
Satz: ,Mein guter Schatten ist über meiner Stadt ausgebreitet/ 

Kol. XXV a 11. li-is-ta-aä-si-ma. P.: ,soll lesend Die Form ist 
aber in, 2 und muß übersetzt werden: ; soll sich vorlesen lassen', 
was darauf hinweisen würde ? daß nicht jeder die Inschrift lesen 
konnte. Dafür spricht auch das Folgende : , Meine kostbaren Worte 
möge er (seil, aus dem Munde des Priesters) hören/ 

Ibid. 18 — 19. li-[ib]-ba-su li-na-ab-bi-is-ma. P.: ,sein Herz möge 
froh werden'. 2 Es muß vielmehr heißen: ; Sein Herz (acc!) möge er 
ausdehnen (n ? l), d. h. frei aufathmen lassen/ Vgl. dazu im Hebr. 
Ps. 25, 17: *W»Äln "»nlpuKjöi ynin nin* (zur Lesung vgl. Gesenius, 
HWB, s. v. am, ebenso Ps. 119, 32). 

Ibid. 39 — 40. da (?)-ni-tam li-ik-bi-ma. P. nach Scheil: ,die Ur- 
kunde möge er vortragen'. Beide lesen also: da-ni-tam = dannitam 
(HWB. 225 b). Das Original bietet deutlich i(l-ni-tam, doch das wäre 
ein leicht erklärlicher Schreibfehler. Die Übersetzung paßt aber 
nicht im Zusammenhang mit dem Vorangehenden, wonach der Be- 
treffende sich das Gesetz vorlesen läßt. Es liegt offenbar in diesen 
zwei Worten die Ergänzung zur vorangehenden oratio recta, etwa: 
, möge er sprechen'. 3 

Ibid. 59 — 61. a-na wa-ar-ki-a 4 -at ü-mi a-na ma-ti-ma. P.: ,Für 
später, ewig und immerdar/ Die Ubersetzung zeigt, daß P. blind 
der irrtümlichen Lesung Schbils (sa-at ümi) folgt, ohne sich die 



1 So mit Recht Ungnad, 1. c. xvn, 369, wo noch einige Beispiele solcher 
Nomin al-Permansiva angeführt sind. Von müßte das Verbal-Perniansiv israt 
(*jasrat) lauten. 

* napäsu heißt nirgends ,froh werden*. 

3 Delitzsch (in der Vorlesung) möchte da-ni-tam mit aram. nr? ,dieser c zu- 
sammenstellen, was ja sowohl hier wie auch Kol. XXVIIIa 84 — 85: ir-ri-tim da-ni- 
a-tim = ,diese Flüche* sehr gut passen würde. Nur ist das lautgesetzlich nicht 
möglich, weil man im Bab. gleich wie im Phon, und auch Altar am. ra (z) er- 
warten würde. 

4 So! Nicht sa, wie Scheil irrtümlich transkribiert und Harper falsch korrigiert. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



238 



M. SCHORR. 



Mühe genommen zu haben, das Original einzusehen. Es muß wört- 
lich heißen : ? Für die Folge der Tage, für wann nur immer/ Zur 
Phrase warkdt ü-me (besser noch a^rät ü-me HWB. s. v.) vgl. hebr. 
D'ö;n nnnjca Gen. 49, 1; Jes. 2, 2 etc. 

Ibid. 67. li-sur. P. : ,möge er lesend Wie kommt P. auf diese 
Bedeutung? Nasäru heißt doch überall ^beobachten'? 

Ibid. 73. u-zu-ra-ti-i-a. P. (wie Scheil): ,meine Reliefs'. Es gibt 
zwei verschiedene usurtu: 1. vom St. = ^Schränke'; 2. vom 
St. , Bildwerk* (HWB. s.v.). Erstere Bedeutung im Sinne von be- 
setz' scheint hier passender im Kontext; vgl. besonders Kol. XXVI a 
9—10. 

Ibid. 79. li-gul-ma. P. : ,möge er hören*, kdlu heißt aber ,schauen'. 
In Anm. 3 möchte P. li-zun-ma lesen und von einem Stamm jtk 
, hören' ableiten. Doch gibt kälu hier einen sehr guten Sinn und es 
ist nicht nötig, auf Grund dieser einzigen Stelle ein sonst im Bab.- 
Ass. bis nun nicht konstatiertes Verbum azdnu zu konstruieren. 

Ibid. 103 — 4. P.: ,Nicht bloß, um nicht Leeres zu nehmen/ 
Die zwei Zeilen sind sehr dunkel, 1 die Wortabteilung P.'s ist syn- 
taktisch plump — es müßte lauten: ela ana vil$a(m) Id ahdzim — 
einen Sinn gibt sie aber schon gar nicht. 

Kol. XXVI a 8. uS te-pi-el. 2 P.: /vertauscht', besser ist ,ungiltig 
macht' von bx^z III, n, 2. 

Ibid. 24. i-me-eS-ma. P.: ? vergißt*. Wörtlicher und sinngemäßer 
ist ,mißachtet'. P. verwechselt hier den Stamm VK& mit Hüb. 



Kol. XXVII 19. be-lum tu-kul-ti. P.: ,der Herr der Hilfe*. Das 
müßte heißen: be-el (st. constr.) tu-kul-tim, vielmehr muß übersetzt 



1 Das Original bietet: e-la a-na la-ha-zi-im ri-ga. Die Wortabteilung ist nur 
erraten. 

2 So gelesen, hätten wir hier neben Kol. XXIVa 20: u-pi-it-ti (St. K 8 re) die 
zweite Stelle im ganzen Kodex, wo PI = pi wäre, während sonst PI = ve (va, vu) 
ist. Ungnad (Z. A. xvii, 356, Anm. 2) möchte vermutungsweise einen Stamm b^v an- 
nehmen und mit hebr. ,Unrecht 4 zusammenstellen, was möglich wäre. Dagegen 
ist Harpers Übersetzung des Wortes ,overrule*, indem er es von belu (1. c. Glossar, 
S. 158) herleitet, sicher falsch, weil pi nirgends im Altbab. den Lautwert Ii hat. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Kohler-Peisersche Hammurari -Übersetzung. 239 



werden: ,der Herr, meine Hilfe' (1. tukulti Suff. i. Pers.; vgl. si-li 
,mein Schatten' Kol. XXIVa 46). 

Ibid. 39 — 40. ekiinme-äu me-e li-sa-az-(as)-mi. P. : ,seinem 
Schatten möge er das Wasser abschließen'. Letzteres Wort ist 
zum Stamm Nött (HWB. s. v.) zu stellen und von xbt ^abschließen', 
überall wo es in Verbindung mit ine vorkommt, zu trennen. Es ist 
daher zu übersetzen: , Seinen Schatten möge er nach Wasser dürsten 
lassen.' 

Ibid. 94. pa-ti-a-at kakki-ia. P.: ,dic vom Banne löst meine 
Waffen'. Pit.fi hat allerdings auch die Bedeutung ,vom Banne 
lösen' (HWB. 552 a unten), doch kann man bei der Bedeutung 
,öffnen, zücken' bleiben. Es ist dazu die hebr. Phrase zu ver- 
gleichen (Ps. 37, 14) D*j?trh irina nnn; ebenso Ez. 21, 33: nnin? nnn ann. 

Kol. XXVIII a 10 — 11. da-mi-äu-nu ir-si-tam (^|, nicht tum) li- 
is-ki. P.: ,ihr Blut soll die Erde trinken'. Das ist falsch, denn 
sakü heißt ,tränken', irsitam ist Objekt, also: ,mit ihrem Blut soll 
sie (Istar) die Erde tränken'. 

Ibid. 66. a-di na-bi-is-ta-§u i-bi-el-lu-u. P.: ,so daß sie bis in sein 
Leben dringen'. Der Wortlaut erfordert ,bis sie sein Leben ver- 
nichten' (nbn). 

Ibid. 81. um-ma-an-su. P. : ,seine Kunstfertigen', im Kontext 
paßt ,sein Volk' (Plebs) besser. 

Ibid. 84 — 85. ir-ri-tim da-ni-a-tim. P.: .Flüche, die haften'. Wo- 
her diese Bedeutung? 1 

Ibid. 90 — 91. ar-hi-iä li-ik-su-da-su. P.: , schnell ihn fassen', das 
Verbum auf Bei beziehend. Dann würde man aber Ii-ik-Su-zu — 
liksud + erwarten (vgl. Kol. XXVII a 33). Der Vokalauslaut a 
bezeichnet in PI. fem. und bezieht sich auf irritim (pl.). Es ist daher 
zu übersetzen: ,Schnell mögen sie (die Flüche) ihn erreichen' (so 
auch Scheil). 



1 Harper übersetzt: ,a powerful curse 4 , liest also daniatim — dannatim, 
was kaum richtig sein dürfte. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



240 M. Schorr. Die Kohler-Peisersche Hammurabi -Übersetzung. 



Aus dieser streng sachlichen Prüfung dürfte zur Genüge er- 
sichtlich sein, daß die Kohler-Peisersche Übersetzung des Kodex 
Hammurabi in philologischer und daher auch in juristischer Be- 
ziehung sehr viel zu wünschen übrig läßt. Sie bedeutet nach Scheil, 
Winckler und Johns keinen Fortschritt, vielmehr einen Rückschritt. 
Das Verständnis des Textes, dort wo er früher dunkel war, ist kaum 
irgendwo gefördert, an vielen Stellen aber, die schon vor dem 
Erscheinen dieser Arbeit richtig interpretiert wurden, hat 
Peiser infolge philologischer Irrtümer auch den Sinn verdunkelt, und 
eo ipso auch den Juristen Kohler auf falsche Fährten geführt. 
Davon wird sich Peiser selbst, wenn er im angekündigten n. Bande 
die grammatischen Verhältnisse untersucht, überzeugen müssen. 1 

Ende Mai 1904. 

1 Seine neuerliehe mehr persönliche als sachliche Polemik (OLZ. 1904, Nr. 5) 
läßt allerdings an dem guten Willen, offenbare Irrtümer einzugestehen und zu korri- 
gieren, zweifeln. [Diese Note sowie jene Bemerkungen, welche sich auf die angezogene 
Nummer von OLZ. beziehen, wurden während der Korrektur hinzugefügt ] 



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CORNELL UNIVERSITY 



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A. Dirr, Theoretisch-praktische Grammatik der modernen georgischen 
(grusinischen) Sprache mit Übungsstücken, einem Lesebuch, einer 
Schrifttafel und einer Karte, von — . Wien und Leipzig. A. Hart- 
lebens Verlag. O. J. S. xiv- 170. 

Hartlebens ,Kunst der Polyglottie' ist ein sehr verdienstliches 
Unternehmen; wie viele und wie große Mängel auch den Einzel- 
leistungen anhaften mögen, das wissenschaftliche Studium der Sprachen 
ist dadurch lebhaft angeregt worden. Rügen will ich, wie ich das 
in ähnlichen Fällen getan habe, daß die Titel und Vorreden grund- 
sätzlich nicht datiert sind; es läuft das auf eine gewisse Täuschung 
des Publikums hinaus, zum mindesten der Gelehrten, denen daran 
liegen muß ein Buch sei es in die Bücher des gleichen Verfassers, 
sei es in die des gleichen Inhalts chronologisch einordnen zu können. 
Für die Herstellung einer georgischen Grammatik haben wir dem 
Verfasser wie dem Verleger besondere Anerkennung zu zollen; denn 
erstens gab es bis jetzt eigentlich bloß ein brauchbares Hülfsmittel 
zur Erlernung des Georgischen, und das in russischer Sprache, außer- 
dem nur noch schwer zu beschaffen (Töubinows Grammatik von 
1855), und zweitens stellt sich gerade gegenwärtig die Kenntnis dieser 
Sprache für Forschungen verschiedener Art als dringendes Bedürfnis 
dar. A. Dirr, dem wir das vorliegende Handbuch verdanken, gehört 
wie A. Seidel u. a. zu den Polygrammatikern ; er hat schon das 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 17 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



242 



H. SCHUCHARDT. 



ägyptische Arabisch, das Annamitische und das Hausa bearbeitet, 



den betreffenden Ländern erlernt hatte. Das Georgische aber hat 
er an Ort und Stelle betrieben (er lebt schon seit einiger Zeit im 
Kaukasus), ebenso wie andere kaukasische Sprachen, bezüglich 
deren er Veröffentlichungen plant. 1 Ohne die Beihülfe solcher Männer 
die eine außerordentliche Leichtigkeit besitzen sich eine fremde 
Sprache anzueignen und in ihr grammatisches System zu vertiefen, 
würde der eigentliche Sprachforscher sich vielfach in Verlegenheit 
und Rückstand befinden. Wiederum kann man sich nicht wundern 
wenn er hinterher mit mancherlei Randglossen kommt, mit Strichen 
und Einschüben, mit Frage- und Ausrufungszeichen. 

Allgemeines. Seit alter Zeit nennen wir Mittel- und West- 
europäer die Sprache um die es sich hier handelt, die georgische; 
so schon Paolini und Maggi, die in der ersten Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts sie lexikalisch und grammatikalisch zu bearbeiten unter- 
nahmen, und neuerdings Klaproth, Rosen, Bopp, Brosset usw. Warum 
beginnt man nun in den letzten Jahrzehnten den Russen die Be- 
zeichnung ,grusinisch' (besser wäre noch ,grusisch') abzuborgen? 
Fr. Müller schrieb 1887 noch: ,georgisch', aber 1897: ,gruzinisch' 
(und sogar ,Gruzinen'). Auch hier sind wir Deutschen die flinken 
Nachahmer der Fremden; ein franz. ,langue grousienne' ist mir 
nicht vorgekommen. Der Vf. setzt auf dem Titelblatt ,grusinisch' in 
Klammern zu ,georgisch'; im Buche selbst gebraucht er beide Aus- 
drücke abwechselnd, als ob es darauf ankäme ihre Gleichberechti- 
gung zu wahren. — In der Einleitung verstattet er sich einige 
weite Ausblicke, wobei er aus manchen keineswegs einwandfreien 
Quellen schöpft. Von dem Totemismus zu schweigen der sich in 
dem Zusammenhang der Kuschiten mit türk. qu§ , Vogel' und der 

1 Die udische Grammatik ist schon im Drucke vollendet; der der tabassara- 
nischen soll demnächst beginnen. Eine ganze Reihe anderer Sprachen, von denen 
uns bisher nur Erckerts unzuverlässiges Werk Kunde gibt, sind in Angriff oder in 
Aussicht genommen. Wir dürfen demnach erwarten daß Dirr die kaukasische Sprach- 
wissenschaft in hervorragender Weise fördern wird. Ich hoffe in dieser Zeitschrifl 
ausführlicher über seine Arbeiten berichten zu dürfen. 



und zwar, so viel ich weiß, nachdem er diese Sprachen fern von 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Theoretisch-praktische Grammatik etc. 243 

Lyder mit madj. Md ,Gans' zeigen soll, so ist eine Zerlegung von 
Icart'weli in Icar-tfa-weli ,das Land der K'ar' ganz unannehmbar 
(S. 16 wird -eli als ethnisches Suffix besprochen; Jcart'weli bedeutet 
,Georgier', nicht ,Georgien', dies heißt salcart'welo), und ebenso die 
Zusammenstellung dieses k'ar mit Kol-chis und endlich die Ansicht 
daß letzteres in gle%i , Bauer' und gla%a ,Bettler' fortlebe (vielleicht 
ist glexi verwandt mit dem arm. gelat 8 i, geldguk ,Bauer* von giul 
,DorP, dessen Herkunft noch unbekannt). Auch im Buche selbst 
kommen ein paar sprachgeschichtliche Abschweifungen vor, deren 
Erörterung ich mir versage. — In der Bibliographie S. xn vermisse 
ich: b. b , g6'coodg, ^£>co«gc™ t96g&o Tiflis 1891, rf>. ^"o^^gc^^g? ^^o)^^ 
Wg&ob j^bogojoQoo Tiflis 1897, und endlich wiederum von dem 
Erstgenannten: b^o^g^o^^ca ^6o>«ge™o Kutai's 1901. Ich erwähne 
hier noch gleich das Kärtchen am Schluß, welches zu roh hin- 
geworfen ist um dem Uneingeweihten eine annähernde Vorstellung 
von der Gliederung der kharthwelischen Stämme zu geben. Daß die 
Inselchen der Ingiloen wie ein breiter und ausgedehnter Ausläufer 
des Hauptgebietes, von dem sie doch durch die Awaren abgetrennt 
sind, erscheinen, ist nebensächlich; daß aber neun Gruppen der 
Kharthwelen als gleichgeordnete aufgezählt und eingetragen sind, 
muß irreführen. Es wären die vier Hauptgruppen die im Eingang 
S. v genannt werden, hervorzuheben gewesen und die Unterabteilungen 
der einen, der georgischen, nur anzudeuten; denn Imeren, Chew- 
suren usw. unterscheiden sich ja in der Sprache — und auf diese 
kommt es doch an — nicht wesentlich von den hier im allerengsten 
Sinne genommenen Georgiern. 

Schrift. Die in dieser Grammatik verwendeten Typen weichen 
bei mehreren Buchstaben beträchtlich von denjenigen ab welche 
uns in den georgischen Büchern der neueren Zeit, mit sehr gering- 
fugigen Verschiedenheiten unter sich, entgegentreten, z. B. schon in 
der Grammatik von Dodajew (Tiflis 1830) und dem Handbuch von 
Firalow (Petersb. 1820). Wohl aber stimmen sie fast ganz (völlig 
verschieden ist nur das Ö) mit denen von Brossets Chronique 

georgienne (Paris 1830; s. das Alphabet S. lv) überein; Brossets 

17* 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



244 



H. SCHÜCHARDT. 



lithographierte Grammatik von 1834 und die gedruckte von 1837 
weisen bereits die moderne Schrift auf. Da, wie ich höre, die DiRnsche 
Grammatik bei den Mechitharisten in Wien gedruckt worden ist, 
so vermute ich daß die Typen mindestens ein Jahrhundert alt sind 
oder nach so alten gegossen. Besonders auffällig sind das «>, welches 
oben in scharfem Winkel nach rechts abschweift, das ä, welches 
oben in einem nach rechts geöffneten Haken endet, das 6", welches 
fast wie eine 6 ausschaut, das 3 ? welches unten noch eine breite 
Schlinge hat, und das 3, welches eine gleiche Schlinge hat und sich 
außerdem fünfmal nach links öffnet statt viermal wie in späteren 
Drucken, oder dreimal wie es in der neuesten und auch unserer 
Schrift der Fall ist. An Stelle des ungebräuchlichen Zeichens 3= 
(= 10.000) steht 3- ? was wohl auf einem Irrtum beruht, da dieses 
sonst nur als Ligatur von 3ctl vorkommt. Von größerer Bedeutung 
aber als die Eigenartigkeit der Typen ist der Umstand daß in der 
Anwendung je zwei Buchstaben völlig miteinander verwechselt worden 
sind. Nämlich erstens *) und 3; bei dem letzteren weicht die ältere 
Gestalt nicht gar sehr von der heutigen ab, wohl aber bei dem 
andern, welches sich nach oben in zwei gleich hohen Höckern 
wölbt. Zweitens 3 und j, die sich im allgemeinen unter den geor- 
gischen Buchstaben am ähnlichsten sehen (in manchen Drucken 
laufen ihnen in dieser Hinsicht b und b den Rang ab, so im Täu- 
BiNOwschen Wörterbuch von 1840, wo beide unzähligemale statt- 
einander vorkommen); jenes zeichnet sich immer vor diesem da- 
durch aus daß der oberste Vorsprung weiter nach unten und links 
endet. Die Vertauschung dieser beiden Buchstaben im Drucke (richtig 
ist ihr Verhältnis in der Kursivschrift auf der Tafel nach S. 168) muß 
als verhängnisvoll betrachtet werden; da sie nicht wie jene andern 
unmodern sind, wird der Schüler, sobald er georgische Bücher oder 
Zeitungen in die Hand nimmt, ganz umzulernen haben. Abgesehen 
davon sind beide Typen in der Grammatik einander zu ähnlich, so- 
daß sie überhaupt leicht miteinander verwechselt werden ; das Druck- 
fehlerverzeichnis weist zwei Dutzend Verwechslungen in beiderlei 
Sinn auf. Endlich mache ich noch darauf aufmerksam daß 9 und d 




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Theoletisch-praktische Grammatik etc. 



245 



sich zwar in der Grammatik selbst deutlich voneinander unter- 
scheiden, das letztere aber da fast ganz die gleiche Gestalt hat wie 
das erstere bei uns. Vom <£) wird S. 7 nur gesagt daß es außer Ge- 
brauch gekommen sei (aber nicht, unter welchen Umständen es ge- 
braucht worden ist) und daß es jetzt durch 3, 30 ersetzt werde (hier 
ist 3^ zu streichen). Wenn es sich also nur um eine verschiedene 
Schreibung, eine ältere und eine neuere handelt, so durfte 3 für ^ 
nicht unter ,LautwechseP S. 9 gestellt werden. Die beiden jetzt 
ebenfalls ungebräuchlichen Zeichen &. und 3 hatten nicht die Geltung 
von ie und wie, sondern von l und wi- was in der Bern, auf S. 7ti 
über die Verwendung von &. gesagt wird, ist selbst im Sinne der 
einheimischen Grammatiker mehr als ungenau. — In den Minuskeln 
der Chutsurischrift, die freilich im Buche keine weitere Verwendung 
findet, stecken auch verschiedene Versehen: das Zeichen für e hat 
unten offen zu sein, das für l unten in der ersten Röhre offen, das 
für oben in der ersten Röhre offen und das für z oben offen und 
unten geschlossen. 

Umschreibung und Aussprache. Daß b, welches sehr ge- 
nau dem arab. £ entspricht, nicht wie dieses mit h, sondern mit 
dem für arab. XL verwendeten h wiedergegeben wird, dürfte nur da 
störend wirken wo Arabisches und Georgisches nebeneinander stehn. 
Nachdrücklichste Einsprache aber muß ich wiederum gegen die 
Darstellung von ^ und # durch d 8 und d s erheben; diese Laute be- 
ginnen nicht stimmhaft, es sind stimmlose Affrikaten mit Kehl- 
kopfverschluß: t a \ t§. Da der Vf. auch ostarm. * und £ mit d s und 
d§ wiedergibt, so vermute ich daß ihn die westarm. Aussprache 
d z und ds und deren ungenaue Darstellung durch d 8 und d sch dazu 
verführt hat. Auch die Beschreibung dieser und anderer Laute ist 
ungenügend und zeigt daß der Vf. sich nicht näher mit der Laut- 
physiologie abgegeben hat. Wenn, was durchaus zutrifft, e? das neu- 
griech. y vor a, 0, cu ist, so kann es nicht auch das mitteldeutsche 
g in Tage, sagen sein, sondern nur das norddeutsche; noch weniger 
aber das ch in Dach, lachen, wo der Vf. , einen Laut zwischen h 
und ch' hört. 




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246 H. SCHÜCHARDT. 

Lautwechsel S. 8 f. Was hier zusammengestellt wird, ist für 
den Lernenden zu viel, für den Forscher zu wenig, und z. T. recht 
ungenau ausgedrückt, so: 8 stehe ,ad libitum' vor p, w, r, t; w 
stehe ,oft am Anfange' (der Vf. wird davon kaum ein zweites Bei- 
spiel, neben dem gegebenen, aufweisen können). Man darf doch auch 
nicht sagen: l stehe statt n in lagami = nagami ,Trense', da jenes 
das ältere ist (pers. ligäm), oder gar m statt n in mep^e = nep'e 
, König', von denen ja das erste aus meup'e gekürzt ist und das 
zweite überhaupt erst nachzuweisen wäre (vielleicht steckt es in 
nepHs waSli ,Art Apfel'); man könnte an einen Druck- oder Lese- 
fehler für 8ep c e denken, welches ebenfalls , König' bedeutet — aber 
dann läge kein Lautwechsel vor. Nicht für zari , Schrecken' ist 
d z ari Nebenform, sondern für zari ,Korb'. — Hierher wären die 
, euphonischen Regeln' zu ziehen gewesen die den folgenden 
theoretischen Teil' eröffnen, soweit sie diesen Namen wirklich ver- 
dienen. Wenn hier davon die Rede ist daß in der Deklination ,c 
und o (in seltenen Fällen) in tv übergehen', so ist das bezüglich des 
e ganz falsch; lautet von mswenieri der Adverbial mäweniwrad, so 
steht jenes für mswenitceri, dieses für wSeniwerdd (vgl. z. B. w-lew, 
Perf. w-lie). Über ein a das am Schluß der konsonantisch aus- 
lautenden Wörter öfters antritt, wird nichts näheres gesagt, und mit 
dem , Beispiele pass.' ist dem Anfänger um so weniger gedient als 
die Fälle sehr verschiedener Art sind. Wenn der Genetiv, der Dativ, 
der Instrumental bald auf -isa, -aa, -t'a, bald auf -sa } -t r endigen, 
so sind jene die regelrechten Formen, mit dem Adverbial -ad aber 
verhält sich die Sache anders, und das ist dem Vf. nicht klar ge- 
worden, der bald von dem ad-Fall, bald von dem ada-Fall redet. 
Das a z. B. in alersianada da mosiqwarulad ,freundlich und liebe- 
voll' (gerade in solchen Verbindungen ist es häufig, damit das Zu- 
sammenstoßen zweier d vermieden werde) ist doch nicht anders zu 
beurteilen als das in mardztvniioa da mart t yniw ,rechts und links' 
(-iw ist die arm. Instrumentalendung -hv) oder in tjwena warf ,wir 
sind' 123, 20, wina brd z andebi? ,wer bist du?' 126, 4. Es wäre aber 
auch zu erklären gewesen warum sich dies ,euphonische' a sogar 



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Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



247 



vor -a (,ist') und -o (,sagt[e] er') findet, z. B. lamazadaa 134, 11, 
Senao 73, 2. Die euphonische Regel welche schlechtweg als die 
der georgischen Grammatiker bezeichnet werden kann: ,hart mit 
hart, weich mit weich' (s. Zeitschr. xvi, 377), wird gar nicht er- 
wähnt. 

Den festesten und wichtigsten Teil des Lehrbuchs bildet das 
dargebotene georgische Sprachgut; wir glauben dem Vf. (S. x) 
daß es echt ist. Hat er wohl auch das meiste aus gedruckten 
Quellen entnommen, so war er doch in der Lage alles zu kon- 
trollieren und von allem ein richtiges Verständnis zu erlangen. Hier- 
zu bemerke ich nur eines. Auch innerhalb der georgischen Schrift- 
sprache machen sich mundartliche Verschiedenheiten in beträcht- 
lichem Umfange geltend (s. meine Besprechung von CmmDADfES 
Buch Zeitschr. xvi, 362 ff.); eine ganz einheitliche Schreibung der 
betreffenden Wörter und Formen zu beobachten wäre wohl nicht 
empfehlenswert gewesen, hie und da vermißt man geradezu die An- 
gabe von Nebenformen. Ja, auch die ungewöhnlichere tritt allein 
auf; so wäre doch wohl 109, 9 f. ^GWi, OQ^bai, o^abra und nicht 
öö6Wi (wozu übrigens ö9g6o>ca und nicht eoö9g6o)ca gehört), «^bm, öo3bca 
zu setzen gewesen. Doppelformen sind öfters ausdrücklich als solche 
bezeichnet, z. B. &<™* = gb^o 55, 20, b^o9b = b^b 89, 14 (jenes 
zum Inf. ^jjfyp, welcher nach einigen in der Bedeutung von fofo 
unterschieden sein würde, s. Zeitschr, x, 123; Töubinow bucht nur 
diesen, Bagajew hat unter uucamb nur jenen), 30^03^ = 3e% 3^ 114, 
10 v. u. Aber nicht immer; wenn der Anfänger z. B. fcog^go 87, 23 
und fe^o 98, 12, ^qq^Sö 122, 20 und ^qox^ 123, 23 liest, so wird 
er sehr geneigt sein in einem von beiden ein ^QQooafo zu erblicken. 
Und wenn er 35, 4 qidwa, gaqidwa, sesqwida nebeneinander findet, 
muß er nicht glauben daß nur in der dritten Form das s berechtigt 
ist, während man doch ebenso gut sqidwa, gasqidwa wie äesqicida 
(,kaufen', nicht bloß ,bestechen') sagt? Für einen Druckfehler würde 
ich selbst halten bog&oDbgb 148, 20 statt bog&bgb, wenn nicht dazu an- 
gemerkt wäre: böaj&(a))bg ,Falle, Fangnetz'; so muß ich annehmen 
daß hier eine falsche Wortableitung, etwa eines von Dirks Lehrern 




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248 



H. SCHUCHARDT. 



hereinspielt. Man hat das von g^bo ,Fuß' gebildete Wort (vgl. lat. 
pedica) mit bog(£>)a)bQ ,Scheuche' identifiziert. 

Die Verdolmetschung des Zusammenhängenden wie des Ein- 
zelnen erfüllt fast durchgängig den nächsten Zweck. Kaum irgend 
etwas scheint ohne Erklärung zu bleiben; vielleicht $fflGtfi(fi 151, 
5 v. u. (&^oj^cro^ das Subjekt dazu, sind , Disteln', nicht , Dornen'), 
60^380 152, 14. Selten auch wird geradezu falsch übersetzt; so be- 
deutet karwedi 16, 11 nicht ,torähnlich', sondern , zeltartig' (von 
karawij nicht von kari), 00300)^^° ,F> 6? 15 nicht ,selbst' (wie die vor- 
hergehenden Wörter), sondern jeder einzelne'. Immerhin noch in 
ein paar Fällen die besondere Beachtung verdienen. Unter den 
^phraseologischen Zeitwörtern' die S. 21 an nicht ganz passender 
Stelle aufgezählt werden, ist das erste: ,(mit heli Hand:) helis (g)a- 
mart*va, jemandem etwas wegnehmen (l. P. S. Pr. hels avumart'avy. 
Dieser Ausdruck bedeutet aber etwas ganz anderes, so ziemlich das 
entgegengesetzte; nämlich: jemandem leihen, helfen', und es würde 
ein recht gutes Schulbeispiel für die Schwierigkeiten liefern denen 
die Auseinandersetzung der georgischen Phraseologie in so hohem 
Grade unterliegt. Es frägt sich nämlich welche Hand hier gemeint 
ist, die welche der Helfende reicht, oder die welche er erfaßt. Beides 
ließe sich mit den Bedeutungen von marVtca und seinen Zusammen- 
setzungen vereinigen, die am ehesten denen unseres ,richten' ent- 
sprechen. W'U-mart'ctio, a-w-u-mart* l aw ga-ic-u-mart' aw, mo-w-u-mar- 
t'aic ydsa ,ich bringe ihm Hülfe' kann eigentlich sein: ,ich richte 
meine Hand auf ihn, ich reiche ihm meine Hand', wie mi-ic-s-t 9 em 
%elsa ,ich gebe ihm die Hand' = ,ich helfe ihm', ar mo-m- 

t s ems ,es hilft mir nicht'; so sagt man auch: ga-w-u-mart'aw fwalsa 
,ich richte das Auge darauf, mo-w-u-mart* aw zarbazansa ,ich richte 
die Kanone darauf, a-iu-marCaw, mi~w-martaw ,ich richte das Auge'. 
Aber es bleibt mir zweifelhaft ob ,die Hand auf jem. richten' so 
viel ist als jem. die Hand reichen', finde ich doch ydi ga-mart*es 
,sie streckten die Hand aus', nicht damit er sie erfasse, sondern um 
ihn damit zu fassen. Demnach ließe sich vielleicht mart'wa hier in 
der andern Hauptbedeutung: ,herrichten', ,in Ordnung bringen, 




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Theoretisch- praktische Grammatik etc. 249 

nehmen; man erwäge: ga-w-i-mart'aw %elsa ,ich bekomme Hülfe, 
Darlehen' und ,ich übe mich ein', ,ich erwerbe Fertigkeit', mo-w-i- 
marfaw %elsa in ersterem Sinne. Ferner vergleiche man se-w-u- 
t s y qob %elsa ,ich helfe ihm', se-w-i-tjqob %elsa ,ich bekomme Hülfe' 
von be-tsqoba ^herrichten', ,in Ordnung bringen' und endlich: (se-)w- 
u-pqrob ydsa ,ich fasse ihm die Hand' = ,ich nehme ihn bei der 
Hand', a-w~u-pqrob yelsa ,ich helfe ihm', eig. ,ich nehme ihm die 
Hand auf. Allerdings haben wir auch: mi-w-a-pqrob t^walsa ,ich 
richte das Auge darauf, — qursa ,ich leihe ihm Ohr', und in 
gleichem Sinne wie das letztere (mO')w-u-pqrob (vgl. unser ,halten' 
und ^hinhalten'). In seiner Ubersetzung von %elis gamarfwa scheint 
der Vf. durch r^mewa, ga-rt c mewa y a-rt'mewä (a-rt'wa) ,wegnehmen' 
beirrt worden zu sein. Und ferner zu 3o6o 9oijjoa 147, 4 f. v. u. wird 
148, 6 angemerkt: ,9g 3o6b ich fange an'. Aber hier liegt 

nicht miqola (1. P. S. Pr. miwqwebi, 3. P. S. Perf. miqwa) vor, sondern 
miqwa (l. P. S. Pr. miwqwi, 3. P. S. Perf. miqo) ,hintun', yeli miqo 
,er tat (legte) die Hand hin (an etwas)', wie moqaw quri serii ,tue 
(halte) dein Ohr her'; so piri miqo ,er (der Wolf) tat seinen Rachen 
hin', , näherte s. R.', und etwas anderes erlaubt auch der Zusammen- 
hang nicht. Richtig ist übersetzt 151, 12 v. u. mit ,liegt auf, 
, drückt', da aber die Form an sich auch ,zieht hinauf bedeutet, so 
wäre für den Lernenden der Hinweis darauf ersprießlich gewesen 
daß es sich nicht um das Verb sondern um ^cae^ handelt. Es 
hätte nun aber die eigentliche, wörtliche Bedeutung eines Ausdrucks 
in noch viel größerem Ausmaß angegeben werden sollen als es ge- 
schehen ist; der Vf. hat sich zu sehr auf die unmittelbare Erklärung 
beschränkt. So wird z. B. 9ofoc>8agö (in verschiedenen Formen) 41, 
14. 51, 11. 102, 15. 111, 12 mit , essen' übersetzt; es ist aber nicht 
schlechtweg ein Synonym von t/ama, es kann nicht wie dieses ohne 
Objekt stehen, es entspricht vielmehr unserem ,zu sich nehmen', 
und nur so wird es begreiflich daß es 106, 7 so viel ist wie ,trinken'. 
Befremdlicher wird dem Anfänger eine andere Bezeichnung desselben 
Begriffs vorkommen: ^oöbc^Q&ncD ,wir werden essen' 62, 10. Von b^&o> 
,nahe sein', ,begleiten' wird ein höflicher Ausdruck für ,sein' ge- 



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250 



H. SCHUCHARDT. 



bildet: ^beq^g^; eig. ,ich bin bei dir 4 , ,ich bin, zu dienen 4 (s. 8. 135 



^oob^a^) würde sein: ,wir sind, dir zu dienen, beim Essen'. Doch 
gestehe ich gern daß auch ich darüber nicht ganz im reinen bin, 
und um so mehr eine Aufklärung gewünscht hätte. 

Besonders nach einer Seite hin hätten die Anmerkungen zu 
den Lesestücken, den zusammenhängenden oder den aus einzelnen 
Sätzen bestehenden, sich stärker entfalten sollen, nach der syn- 
taktischen hin. Der Vf. sagt S. x Anm. 1: ,Die Syntax ist im 
praktischen Teil gelegentlich behandelt'; die Gelegenheiten sind nicht 
alle benutzt und zur Besprechung mancher sehr wichtigen Er- 
scheinungen wiederum fehlen sie. Anderseits enthält auch der 
theoretische Teil Syntaktisches, insofern nämlich hier die Bedeu- 
tungen der Kasus dargelegt sind. Im Mittelpunkt der ganzen geor- 
gischen Syntax stehen die drei Darstellungsweisen von Subjekt und 
Objekt (näherem und fernerem): 



Dieses Verhältnis ist vom Vf. nicht scharf dargestellt (am besten 
noch S. 76, wo nur das entferntere Objekt nicht berücksichtigt ist), 
aber auch nicht einmal ganz richtig aufgefaßt worden. Von dem 
?>ia?i-Falle (meinem Aktivus) sagt er S. 23: ,Bezeichnet das Subjekt 
eines Verbs in gewissen Zeiten; man ist also[?] ein einfacher Deuter, 
es als Artikel aufzufassen ist nicht richtig. 4 Daraus würde sich 
durchaus nicht erklären warum neben -man das Objekt im Nomi- 
nativ steht. Die dativische Rolle von -t'icis sehe ich weder S. 25 
noch S. 100, wo es geschehen mußte, verzeichnet; an letzterer Stelle 
ließe sich ja cooe?^<»3^; a^oooo^ob ebenso gut als ,für die Mutter 4 , ,für 
sie' wie als ,der Mutter 4 , ,ihnen 4 fassen; 133, 24 wird in der Tat 



Anm, 1). Aber be^o ist nur eine Nebenform von ob<m<)2>a (obe^n. ,nahe 4 ), 
und so entspricht ein ^oob^&o wesentlich dem ^obenr»^^, aber in 
anderer Anwendung: ^b^finen bo(ooe»b an obiger Stelle (vgl. 3«g&l> 



(bei uns: 



Nom. 
Nom. 
Akt. 
Dat. 



Akk. 
Dat. 
Nom. 
Nom. 



Dat.) 
Dat. 
Dat. 
-t'wü. 



1. Präs., Imperf. : 

2. Perf. i, Konj. Fut.: 

3. Perf. ii, Plusqpf. : 




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Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



251 



^cnr>obav}ob mit ,Tochter für' übersetzt (neben 3orj<W)oc>), aber 135, 4 
9oboogob mit ,ihr' (neben co*gc°3*)* Ferner ist es sehr nötig die Ge- 
staltung der direkten und indirekten Rede im Georgischen genau 
zu kennen. Man pflegt die Mitteilung dessen was eine dritte Person 
oder mehrere gesagt haben, mit -ci abzuschließen (und dies wird 
oft auch schon in der Mitte, nach einem Absatz, gebraucht), welches 
aus od^ctl ,er sagte' abgekürzt ist (s. Zeitschr. xvi, 369 f.). Beispiele 
gewährt die Chrestomathie genug; es steht dies -ca auch durchweg 
bei den Sprichwörtern (= ,wie man sagt') und Rätseln S. 145 ff. 
(S. 146 zu unterst, wo aber ebenso wie bei 147, 13 ff. kenntlich ge- 
macht sein mußte daß es Verse sind, wodurch sich ja das -oi nach 
Sgibl» erklärt). Regelmäßig findet es sich nach coocojoa ,als ob' (aus 
co<g oo^ca zusammengezogen), hier 152, 12 (vielleicht fehlt es 133, 21 
nur aus Versehen); aber nicht nach dem nur eingeschalteten ooooojoi 
,gleichsam' 153, 17. Der Vf. hat dies -oi nicht völlig erkannt, wenn 
auch nicht völlig verkannt; S. 11 sagt er: ,das letzte Wort eines 
Satzes [oder auch eines Satzteiles!] hat häufig ein o nach sich, das 
heute nur dazu dient, den Satz abzuschließen und wohl mit dem o 
des Vokativs identisch ist', und S. 132 spricht er von ,der bei Zitaten 
antretenden Partikel m'. Wenn er irgendwelche Reden aus dem 
Zusammenhang gerissen aufnimmt, so mußte er ihnen das -ci ent- 
ziehen oder ein «gob^o oder sonst ein Verb der Mitteilung hinzusetzen; 
z. B. Qc^obo ßggFbg ynsdibasm. 50, 6 (vgl. 73, 2. 100, 8 v. u.) ist nicht 
einfach ,Elise ist schöner als wir', sondern ,(nach der Behauptung 
von jemandem)', sodaß wenn der Lernende nach solchen Mustern 
sich in der Unterhaltung richten wollte, er leicht etwas ganz anderes 
sagen könnte als er beabsichtigt. Statt der indirekten Rede pflegt 
im Georgischen die direkte einzutreten; es wird mit Beziehung 
auf den Redenden und den Angeredeten nicht zweimal die 3. P., 
sondern die 1. und die 2. P. gesetzt, und zwar auch wenn ein ein- 
leitendes ,daß' oder ,ob' gebraucht wird. Also ,er erklärte ihm, er 
wünsche mit ihm einmal Wein zu trinken' wird: ,er erklärte ihm 
(daß) ich wünsche mit dir e. W. z. t.' (die griechische und latei- 
nische Bibel kennt die gleiche Verschmelzung der direkten mit der 




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252 



H. ScHUCHARDT. 



indirekten Rede), und wenn das Ganze wiederum als eine Auf- 
forderung gefaßt werden soll, so entsteht: ,erkläre ihm (daß) ich 
wünsche, sagst du, mit dir e. W. z. t/: ^3(*i«g(jbo<oQ, (&ctl3) 8l)^b-oD^ 1 
HqGcoöG q^odo^o coo^^noTL ^nSn. Vor einem Fragewort wird o>g ,ob' ge- 
setzt (das madj. hogy erfreut sich ganz desselben pleonastischen Ge- 
brauchs); so könnte es statt ^oC^™», l^e? 139, 8 v. u. auch heißen 
^. covtj boco ohne daß deshalb an das Verb obo<V3gocaco<> das -n an- 
zutreten brauchte. Das Fragewort ist hier eben dem Relativ gleich; 
ich kann daher auch sagen ^oft^rm oUoq (eng) bo^o bQboigAxoäcs ,er er- 
fuhr auch das: wo er wohnte'. Bei dieser Gelegenheit sei eines 
eigentümlichen Pleonasmus beim Relativ gedacht; wenn dasselbe 
einem Determinativ mit einem Substantiv entspricht, so wird das 
letztere wiederholt: ,von jener Zeit . . . von welcher Zeit . . o9 
(D&oa(oö& . . . (D^cnco^öQ . . . 123, 17 f. Über den Gebrauch der Par- 
tikeln wäre auch manches besondere zu sagen gewesen. Das -q 
,auch' am Relativ wird zwar erwähnt, aber in einer etwas un- 
bestimmten Weise, und außerdem an Stellen wo man es nicht sucht 
(S. 64 Anm. 2 und S. 24, wo der ,^-Fall', der ,kein eigentlicher 
Fall ist, hier nur der Bequemlichkeit halber' mit den Kasus zu- 
sammen behandelt wird). Sehr verschiedene Bedeutungen hat a>«g; 
häufig kommt a>«g c>Ao ,kaum' (Konj.) vor, so co^o^m ,kaum 
fing er an' 129, 19 f. Das geht wohl auf o>g o&o? ,oder nicht ?' zurück, 
wie zu einer positiven Frage hinzugefügt zu werden pflegt; ,fing 
er an oder nicht?' (man konnte es nicht entscheiden). Für uns 
wenigstens sind Verbindungen wie ,und oder' ejo ^ ,und aber, 
co^ . . . jo fremdartig; s. letzteres z. B. 145, 7 f. v. u. Das e°° in den 
Rätselauflösungen S. 147 verdiente ebenfalls eine Bemerkung. 

Der Vf. hat sehr recht daran getan in einem Dutzend Versen 
des N. T. eine Probe vom Altgeorgischen mitzuteilen (S. 156 ff.). 
Unter den Anmerkungen dazu vermisse ich besonders eine über 
das pluralische Infix ~n- in ^Wü^Stf V. 11 (vgl. auch So^qG'q 157, 
4 v. u. ) als ein sehr hervorstechendes Kennzeichen der alten Sprache. 

1 Das a)jra hat sich für die 2. P. erhalten oder vielmehr eingebürgert; wir 
sollten erwarten *oo^go; für die 1. P. lautet das Schaltwort: üßcnßo aus 3q 30^30. 



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Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



253 



70, 3 und 116, 1 führt er, wegen anderer Dinge, einen Satz an in 
dem ein solches -n- zweimal vorkommt; aber da er nicht sagt daß 
er aus der Bibel stammt und auch die Übersetzung unvollständig 
ist (es muß heißen: ,verzeiht sie ihm und er wird sie euch ver- 
zeihen'), so wird der Studierende nicht daraus klug werden. Auch 
hätte er hier (V. 4) sich selbst darüber belehren können wie un- 
richtig seine Vermutung ist daß der Genetiv beim Verb ,fürchten' 
auf russischem Einfluß beruhe (S. 91 Anm.). Nicht nur heutzutage, 
sondern von jeher kannte das Georgische die beiden Verbindungen 
dieses Verbs, die mit dem Genetiv und die mit -g^f, und zwar be- 
steht zwischen ihnen ein gewisser Unterschied, wie gerade der an 
der letzteren Stelle angeführte Satz zeigt, und welchen wir da auch 
im Deutschen wiedergeben können: ^efinSm^l c^obo, (oo ggSo&od? 
a^g^OTO^oG" ,fürchte Gott und fürchte dich nicht vor den Feinden'. 

Warum der Vf. dem praktischen Teil einen theoretischen vor- 
ausschickt, weiß ich nicht; in derlei Handbüchern pflegt ja, ihrer 
Bestimmung gemäß, beides nicht geschieden zu werden, und ist nun 
auch hier in der Tat nicht streng geschieden. So ist vor allem der 
Abschnitt des zweiten Teiles: , Das Verb um (Allgemeines)' S. 68 — 78 
ganz von derselben Art wie der des ersten Teiles: ,Flexions- 
elemente (Konjugation)' S. 26 — 35 und deckt sich auch inhaltlich 
mit ihm in beträchtlichem Umfang. Unter /Theorie* haben wir hier 
überhaupt nicht eine streng wissenschaftliche, sondern nur eine 
irgendwie systematische Darstellung zu verstehen; es soll dem 
Laien in einer geordneten, übersichtlichen Weise die Kenntnis der 
wichtigsten Sprachtatsachen vermittelt werden. Das wird aber auch 
nicht im Widerspruch zur wissenschaftlichen Theorie geschehen 
können. Obwohl der Vf. die Schwächen der einheimischen Gram- 
matiker nicht verkennt, so liegt er doch ganz in deren Banden 
und huldigt wie sie einer zu mechanischen Betrachtungsweise. Wenn 
er nun z. B., ihnen folgend, sagt, das Präsens werde von den In- 
finitiven auf -wa und -raa durch Umstellung dieser Laute gebildet, 
also: wzidaw von zidwa (S. 19. 71), so könnte man meinen, das em- 
pfehle sich wenigstens vom mnemonischen Standpunkt; allein eine 




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254 H. SCHÜCHARDT. 

solche rein äußerliche Mnemonik ist im Grunde auch unpraktisch. 
Sage ich statt dessen: zu wzidaw gehört der Infinitiv *zidaw-a } ver- 
kürzt zidw-a, so ist das nicht nur richtig, sondern ich lasse so auch 
erkennen daß -a ein Infinitivsuffix ist wie in galob-a zu wgalob, 
t/er-a zu wt^er usw. Es würde einen außerordentlich großen Raum 
einnehmen wenn ich alle Punkte erörtern wollte hinsichtlich deren 
ich mit dem Vf. nicht übereinstimme; ich hebe nur einige heraus. 
Über die Deklination ist begreiflicherweise wenig zu bemerken. 
Unter den ^euphonischen Regeln' steht an erster Stelle die ,Elision' 
(S. 10), und als erste Art derselben wird der Ausfall des End-t der 
Nomina bei Antritt der Deklinationsendungen angegeben: k'ari, 
k'arH. Allein das -i ist nicht stammhaft wie die andern Endvokale 
z. B. in mze y mt r a y sondern ist Nominativzeichen (das Ingiloische 
kennt es gerade nach Vokalen, unterdrückt es nach Konsonanten 
rnzei, mVai [so auch altgeorg.]: & c ar); man würde also mit gleichem 
Rechte etwa sagen können, das -us von lat. annus werde in den 
andern Kasus elidiert: ann(us)-i usw. Wenn der Vf. von den De- 
klinationsendungen vor denen -i ausfalle, an jener Stelle -wit\ radin, 
•dam ausnimmt, so ist das nicht ganz richtig; das hier stehende -i 
ist ein genetivisches. Warum wird denn aber mit -wit', -mdin, -dam 
nicht das unendlich häufigere -t'a erwähnt, welches auch -i vor sich 
hat? Dessen Genetivnatur lehrt ja besonders ein vorhergehendes 
Adjektiv deutlich erkennen, z. B. Uem-is mam-i-t'a. Indem ich 
mich zur Konjugation wende, bedauere ich zunächst daß der Vf. 
ein Verfahren nicht eingeschlagen hat welches wegen der meistens 
sehr zusammengesetzten Beschaffenheit der Verbalformen sich dringend 
empfahl, nämlich deren durchgängige Zergliederung (mit fetterem 
Drucke des Stammes, bez. der Wurzel), also: da-m-e-witgq-da, ga- 
sa-bareb-el-ad. S. 72 behauptet der Vf.: ,Es ist unmöglich zu sagen, 
das grusinische Verb habe so und so viele Konjugationen (woraus 
dann das Märchen von der Unregelmäßigkeit aller grusinischen 
Verba entstand); im Grunde genommen gibt es im Georgischen nur 
eine Konjugation/ Das scheint mir im Widerspruch zu allen sonstigen 
allgemeinen Äußerungen des Vfs. zu stehen, besonders aber zu der 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



255 



unmittelbar vorhergehenden Erwähnung der direkten und der in- 
direkten Konjugation (von denen jene wieder indirekte Formen ent- 
hält). Diese Unterscheidung, die er von den einheimischen Gram- 
matikern übernommen hat, ist ganz unbegründet und überflüssig; 
man könnte ebenso gut sagen, im Deutschen stelle: ,mich friert', 
,mir scheint' eine andere Konjugation dar als ,ich friere', ,ich glaube'. 
Da er' doch sieht daß in mi-qwars ,ich liebe', u-qwars ,er liebt' das 
Subjekt im Dativ steht (S. 119 und anderswo), so begreife ich nicht 
wie er S. 31 sagen kann: ,nicht zu verwechseln sind diese Pro- 
nominalpräfixe [der indirekten Konjugation] mit den Pronominal- 
Objekt-Präfixen' (mit ebensowenig Grund wird S. 16 von der Gefahr 
einer Verwechslung zwischen privativem u und dem Verbalpräfix u 
gesprochen). Ich habe alles was mit dieser Angelegenheit zusammen- 
hängt, an andern Orten gründlich besprochen und komme darauf 
hier nicht zurück. Nur das wiederhole ich daß das Perf. n = Praet. m, 
indem es die Form eines umschreibenden Präsens hat, vielfach mit 
ganz präsentischer Bedeutung auftritt (vgl. lat.-rom. est amatus), so 
auch jdgocn^ ,ist' 134, 7 f. v. u. Auch jener Darstellung des Perfekts 
und des Plusquamperfekts wäre zu gedenken gewesen welche unserer 
umschreibenden Form mit ,habe' und ,hatte' entspricht (s. Zeitschr. 
xvi, 368 f.); 126, 10 v. u. 9^ra6"cacoo £0(8)360^0 OTcago ist nicht etwa ,ich 
hatte eine geladene Flinte', sondern: ,ich hatte die Flinte geladen'. 
Inbezug auf die zusammengesetzten Zeiten und im Zusammenhang 
damit auch inbezug auf die einfachen herrscht beim Vf. eiiie ziem- 
liche Verwirrung, an der allerdings die einheimischen Grammatiker 
viel Mitschuld tragen. Überall muß die Form das Maßgebende sein, 
nicht die Bedeutung; wir dürfen ja auch vom deutschen ,ich komme' 
nicht sagen, es sei ein Perfekt, weil es soviel ist wie ,ich bin ge- 
kommen'. Wie S. 113 von t,ar-swla ,fortgehen' t^ar-sul-war richtig 
als Perf. 11 angegeben ist (warum fehlt S. 84 das Perf. 11 von mo- 
swla ,kommen'?), so mußten ebenda von dgoma ,stehen' und von 
t s 'ola ,liegen' als entsprechende Zeiten angegeben werden: dgomil- 
war (oder mdgar-war) und t 8 *olil-war, nicht dgomil-qop'il-war und 
tgolil-qopHl-war (,ich bin gestanden gewesen', ,ich bin gelegen ge- 




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CORNELL UNIVERSITV 



256 



H. SCHÜCHARDT. 



wesen'). Es sind dies im Grunde Plusquamperfekte, wie auch die- 



mo-wsul-wiqawi erhält den Titel ,Konj. Perf.' (das ist = Ind. Plus- 
qpf.); der Franzose würde das ,preterit (passe) anterieur' nennen. 
Das Perfekt i ist immer eine einfache, nicht eine umschreibende 
Form; bei solchen Verben die durative Bedeutung haben, wird es 
die Bedeutung des Imperfekts haben müssen. Wqaioi ist ,ich machte' 
= ,feci'; so sollte auch dem intransitiven wiqawi perfektischer Sinn 
zukommen, es ist aber ,ich war', und der Vf. trägt in diesem Falle 
dem Sachverhalt Rechnung, indem er darüber setzt: ,Imp. = Perf.' 
(S. 85). Ein Synonym von wqawi ist wk'men' die intransitive Form 
hiervon, wik'men hat den perfektischen Sinn gewahrt: ,ich ward' 
und wird demgemäß als Perfekt von ,sein' angeführt (S. 86). Widegi 
,ich stand', wit/ewi ,ich lag', wid^Ui ,ich saß' sind für den Vf. nur 
Imperfekte (S. 113). Indessen haben sie mit einem Vollendungspräfix 
perfektischen Sinn; so da-widegi oder da-wdegi (auch das einfache 
widegi hat wdegi neben sich) ,ich stand' = ,ich blieb stehen', ,ich 
stellte mich'. Was die Pronominal präfixe anlangt, so hätte sich der 
Vf. über die Bedingungen unter denen A, s 7 hs überhaupt auftreten, 
bestimmter äußern (S. 28), in den Paradigmen und Texten selbst 
aber eine konsequente Schreibung beobachten sollen (er schreibt so- 
gar 89, 2 unmittelbar nebeneinander 3l>^j C nr>oa!> und 3^3^). Wie kann 
er übrigens behaupten daß in hkit'xat* ,er frug sie', mist s at f ,er gab 
ihnen' das t' ,ohne erstes Element' stehe (S. 30)? Daß ihm in 3^^- 
30^ ,ich bin verhaßt' die Wiederholung des Zeichens für die 1. P. S. 
auffällt (S. 121 Anm. l), das fällt mir auf. Das Beispiel auf das er 
den Leser besonders aufmerksam mache, stamme von einem seiner 
Lehrer her, der nur so und nicht anders sagen wollte, es zeige so 
recht gut wie im Georgischen alles schwimme, ineinander übergehe. 
Regelmäßig sollte es heißen: o9ob bd^je^o^ 9 fl- ^ s wird ja auch wirk- 
lich 3bd«g(m8^ geschrieben; aber da die ursprüngliche Funktion des 
s- nicht mehr gefühlt wird, so fehlt es bald wo es berechtigt wäre, 
bald steht es wo es unberechtigt ist, und mit dem h- verhält es sich 



jenigen Formen welche für das Perf. 1 verzeichnet werden: dgomil- 
wiqawi und tsolil-wiqawi, ebenso S. 85 wqop'il- wiqawi, aber S. 84 




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CORNELL UNIVERSITV 



Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



257 



ähnlich; so finden wir nebeneinander z. B. w-h-s-t 8 *e~war ', ws-tie-war 
und iv-tj'e-war. Die Wiederholung des w- aber ist in solchen Fällen 
wenn nicht das Regelmäßige, doch gewiß das Gewöhnlichere: w-u- 
qwar-war ? w-mosul-war, w-zi-war usw., w r ovon ja beim Vf. selbst ge- 
nug Beispiele zu finden sind. So auch auf S. 78, wo sich übrigens 
ein wargi-war findet das nicht dazu gehört, nämlich nicht unmittel- 
bar auf rgeba ,helfen', ,nützen* zu beziehen ist. Wargi ,tauglich< geht 
unverändert durch alle Personen durch: wargi-war oder w-warg- 
ioar 9 dann warg-yar, warg-a; es ist auch attributives Adjektiv, so 
wargi kat 8 i (neben wargisi). Daneben w-i-wargebi (w-e-w~, w-u-w-). 
Allerdings scheint Zusammenhang von wargeba mit rgeba zu be- 
stehen; aber welcher, ist mir nicht klar, da ein solcher Anlaß für 
die Fixierung des w- der 1. P. wie bei wiareb (Zeitschr. xvi, 375) 
hier nicht ersichtlich ist. Was die Vorvokale anlangt, so muß die 
ihnen vom Vf. gegebene Benennung Richtungsanzeiger' (S. 29) zur 
Verwechslung mit den ,Richtungspräfixen' (S. 33) führen. Vom e- 
heißt es (S. 29) daß es sich in allen Verben der Gegenseitigkeit 
auf ebi finde: wemsayrarebi ,ich diene, bediene'. Aber in diesem Bei- 
spiel ist ja keine Gegenseitigkeit zu finden. Da der Vf. e- auch an 
andern Stellen (so S. 70) als das Zeichen des reziproken Modus 
(Modi nennt er das was sonst Genera heißt) betrachtet, so muß das 
dahin richtig gestellt werden daß das e- die dativische Beziehung 
bei reflexiven, intransitiven oder passiven Verben (unter denen na- 
türlich auch reziproke sich finden) und nicht bloß der bezeichneten 
Form ausdrückt. Auch das e~ des Ind. Plusqpf. oder Konj. Perf. 
schließt gleichsam ein dativisches und ein reflexives i- in sich. Über 
das Verhältnis dieser Vorvokale zu den konsonantischen Pronominal- 
präfixen scheint der Vf. nicht im klaren zu sein; S. 115 mußte er 
neben m, mi ,mir^ ,mich' noch ma und me setzen. Was endlich die 
adverbialen Präfixe anlangt, so ist ihre Scheidung in , Vollendungs- 
präfixe' und , Richtungspräfixe' nicht nur überflüssig, sondern auch 
verwirrend; die letzteren versehen immer zugleich die Rolle jener 
(was der Vf. S. 34 so umschreibt: ,bei Antritt solcher Richtungsprä- 
fixe fallen die Vollendungspräfixe aus'), und es gibt gar keine Voll- 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 18 




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258 



H. SCHUCHARDT. 



endungspräfixe die nicht auch, natürlich nicht in jedem einzelnen 
Falle, Richtungspräfixe wären (daß unter diesen S. 33 von jenen 
nur garmo, gamo fehlt, ist wohl ein Zufall). Den Vollendungspräfixen 
wird vom Vf. zuweilen eine Wirkung zugeschrieben die sie in Wirk- 
lichkeit nicht ausüben. S. 96 sagt er daß das Perfekt intransitiver 
Verbe das Subjekt mit -man neben sich habe, trete aber ein Präfix 
hinzu, so stehe jenes im Nominativ: 0806" ogfcofo ,er ist geflogen ', 
aber ob ^ö^(noS(oo ,er ist aufgeflogen'. Hier kommt aber der Nomi- 
nativ nicht auf Rechnung des sondern des -coo (das Präsens lautet 
allerdings ^ooj^ofcoa&o, und es ist somit ein wirkliches Perfekt, aber 
doch dem formellen Ursprung nach nicht vom sonstigen Imperfekt 
unterschieden); denn man sagt: oSoS ^og&nfo. S. 152 heißt es ,daß 
das Imperfekt mit dem Vollendungspräfix auch als Konditional auf- 
gefaßt werden kann*. Aber der Konditional wird regelmässig durch 
das Imperfekt ausgedrückt, und zwar auch ohne Vollendungspräfix 
(s. z. B. 125, 11). Daß mi- ,hin' und mo- ,her' bedeutet (S. 34), ist 
im allgemeinen richtig, aber sie schwanken doch bezüglich ihrer Be- 
deutung leicht ineinander über; so ist z. B. mo-rt'wa ,sich (mit jem.) 
vereinigen' wie es scheint häufiger als mi-rt c wa. Wenn wirklich das 
i des Richtungspräfixes mi- unverträglich ist mit den Infixen der 1. 
und 2. P., so kann das nicht darin seinen Grund haben daß es ,ein 
Andeuter der Entfernung' ist (S. 115), denn die ist ja eben so groß 
hin wie her. Es ist ganz richtig daß man heutzutage sagt mo-g-t 9 'er 
,ich schreibe dir'; in der Bibel aber steht immer miwhst/er äenda. 
Und auch auf (das ebenfalls biblische) mogitewnes ,er wird sie 
euch verzeihen' durfte sich der Vf. nicht berufen, denn hier geht 
die Richtung vom Ferneren auf das Nähere. Aber es heißt in der 
Bibel: rata migiteo ,daß ich ihn euch freigebe', migetexmen §en ,sie 
werden sie dir vergeben', nämlich von mir aus (wegen des -e- vgl. 
vorherg. S.). Ebenso steht hier mi-t 8 ema ,geben' bei der 1. P. : 2. 
und 3., bei der 2. : 3., und bei der 3. : 3., aber mo-t 8 ema bei der 
2. : 1. und bei der 3. : 1. und 2. Die Tabelle auf S. 76 würde dem 
Anfänger eine recht gute gedrängte Ubersicht der Konjugation 
geben wenn sie etwas abgeändert würde, vereinfacht (z. B. durch 



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Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



259 



Beseitigung der Bemerkung und der beiden Anmerkungen) und er- 
gänzt. Insbesondere müßte im Ind. Perf. Sing, auch — , — , o, ferner 
o als 3. P. S. zu a , 3 und endlich als 3. P. PI. (fS) Q G (wie S. 31), im 
Ind. Plusqpf. im Konj. Plusqpf. ab aufgenommen werden. 

Der Vf. hat allem Anschein nach sich rasch in das Georgische 
hineingearbeitet, und wenn auch fortgesetztes Studium, besonders im 
Lande selbst, seine Kenntnis der Grammatik vertiefen und ihn von 
mancher Unsicherheit und Unklarheit befreien wird, so ist ihm doch 
kein Vorwurf daraus zu machen daß er das rasch Erlernte rasch 
weiter zu lehren sich angeschickt hat; bis dat qui cito dat. Nur bei 
der Ausarbeitung des Lehrbuchs hätte er sich etwas mehr Zeit 
gönnen sollen. Ich rede nicht von dem Zuviel und Zuwenig des 
Stoffes und ebensowenig von seiner theoretischen Beurteilung; seine 
Darlegung aber hätte mit größerer Sorgfalt und Ökonomie vorge- 
nommen werden müssen. Auch der sprachliche Ausdruck trägt 
überall die Spuren der großen Hast; nicht selten ist er, zum Schaden 
für die Leichtigkeit des sachlichen Verständnisses,^ unbestimmt, un- 
genau oder ungleichmäßig (S. 32 z. B. werden die Ausdrücke ,un- 
vollkommen', ,unvollständig' im gleichen Sinn wie ,unvollendet' in- 
bezug auf das Verb gebraucht). So nimmt es denn nicht wunder 
daß das Verzeichnis der Druckfehler S. xiv f. recht stattlich aus- 
gefallen ist; mir sind noch einige weitere aufgestoßen, und ich teile 
sie hier im Hinblick auf eine neue Auflage mit, die nun hoffentlich 
auch mit verhältnismäßiger Raschheit sich nötig erweisen wird (von 
den leicht zu verbessernden im deutschen Text und einigen Um- 
schreibungen des Russischen sehe ich ab, ebenso von den Versehen 
in der Verbindung der georg. Wörter). 

vn, 21. Klapproths = Klapr — . vm, 15 v. u. Kretzschmer = 
Kretschmer. 11 v. u. Lenormand = — t. Maspero = — ERO. XI, 
5 v. u. fyeri = fiari. 3, 9. humrops = h — . 13, 10 carpis = — io. 
13, 15 glapia = — pia. 13, 23 nadzvari — nadzvnari. 13, 9 
v. u. somfyret'i = somheti. 14, 2 Tsitsiani = Dsidsiani. 16, 3. 
moumzadebrad = — blad. 16, 15 Icart'eli = Jcarfveli. 21 17 
gadevneb = (da)vadevneb. 22, 22 den Wissenschaften = der Wis- 



18* 




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CORNELL UNIVERSITV 



260 H. Schuchardt. Theoretisch-praktische Grammatik etc. 



senschaft. 27, 15 momartva = — t'va. 28, 15 vdsavlob = vsds — . 
30, 11 v. u. mi8dsat c = mistsat* 31, 6 v. u. armo = ayrao. 33, 2 
tsavikitha = ds — . 45, 4 ,für mich' zu str. oder hier und Z. 12 
CooSci^c^oj^o) in cjaSo- 211 ändern. 46, 6 v. u. ^&odv»j;ty>o = ^o&o>e^»o; 
,Georgien* zu str. 49, 13 3336a = 333^* 49, 3 v. u. ojo = ago. 
70, 3 miutevnet = — £ c ; mogtevnes = mogitevnes. 70, 14 elapara- 
Icobs = — ba. 72 , 8 qvarebi = — ba. 73, 11 v. u. gadasvali = 
— savali. 74, 3 v. u. davtselci = davds — . 78, 7 v. u. mqopobiti 
= — t'i. 81, 8 v. u. zmna8 = zmna. 82, 22 pop'ilan = qo — . 
85, 19 o^fToG = o^FqG". 87, 18 030 = ogo. 86, Z. 9 — 15 gehört 
auf S. 85 zwischen Z. 12 und 13. 88, 23 göjfcwA = 30^^- 90, 14 
und 93, 9 ^0^0 = — (jenes auch 52, 6 v. u.; doch ist es hier ver- 
bessert worden). 95, 2 v. u. 803(30 = 8033(3 (oder, wenn es die 
3. P. sein soll, die aber hier sonst nicht verzeichnet wird: 8oIqo). 
109, 22 S^bgcrnoj^ = — C^3 n 3^3; 3<»xgbvj(mo*jögoa> = — cj , 3 r> £p3 OOT - 112, 8 
tsavide = ds — ; tsavsuligav = dsavsulviqav. 109, 25 — 0^03 vier- 
mal = — 3°ü*3- 116, 2 Scxkf^fTgb = Sca^o^^Ggb. 129, 11 'Bog'BoB'coo 

= ^00 — • 130, 13 jo^ocm = j^&^oö (oder jo^o**!?). 148, 8 fioS^fyjo 
= — 3^33°- 148, 17 der Doppelpunkt nach 8cn.8jc^3b muß fallen. 
152, 14 c?3e?<>-8o^ob = — ob. 156, 8 3c™g^o == 3^360 (in früherer Zeit 
3Qf*£)&o geschrieben). 

H. Schuchardt. 



f^rfconl*> Original fronn 

C0RNELL UNIVERSITY 



Revanaradhyas Smaratattvaprakasika. 

Von 

Bichard Schmidt. 

Als zweite Nummer der erotischen Texte, die sich in Madras 
befinden, lasse ich hier, zugleich als Fortsetzung zu meiner Aus- 
gabe von Hariharas 6riigäradlpikä (ZDMG. lvii, 705 ff.), Revanara- 
dhyas Smaratattvaprakasika folgen. Ich besitze hiervon eine Deva- 
nägarl- Abschrift, 20 S. 2°, des Ms. der Government Oriental Mss. 
Library, Madras, p. 111 des Alphabetical Index, Madras 1893. Als 
Verfasser wird hier Viranadeäikendra angegeben. Eine zweite Hand- 
schrift, die aber vielleicht mit dieser identisch ist, erwähnt Taylor, 
i, 424 und beschreibt sie wie folgt: ,Smara tatva prakäsica, a com- 
ment on a piece entitled smara tatva, the comment by Rövanärä- 
dhya. The smara tatva, or original, in five slökas only, follows. 
This is by Viranaradhyar, both are complete. It is somewhat diffi- 
cult to describe a production which gives a religious turn to what 
western ideas consider indelicate or obscene: to wit — Panegyrics 
on the splendid nature of Manmata [so!] the god of love. On the 
sucla and sonita, or semen virile, and the blood, so deemed, of the 
female sex. If the sucla prevail a man will be born, if the sonita, 
a female, if both are equal, an hermaphrodite. Recipe to restore lost 
virility. Five kinds of rati (turpiter)/ 

Auf Grund meiner Handschrift stellt sich der Sachverhalt so 
dar: Sosaliviranärädhya, der Sohn des Sarveövaräcärya, aus dem 
Geschlechte des Revanäsiddhesa, ein Fürst der Yogins, verfaßte in 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 19 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



262 



Richard Schmidt. 



fünf Sloken ein Loblied auf die Liebe, mit der Bezeichnung Panca- 
ratnam, dem man nicht gerade poetischen Schwung nachrühmen 
kann. Viraijärädhyas Schüler Revapärädhya schrieb dazu einen 
Kommentar namens Smaratattvaprakääikä, in dem er seine Belesen- 
heit bekundet und sich bemüht, die weltliche Liebe auf die heilige 
Lehre der Upani§ads zu gründen. Er hat dazu folgende Autoren 
und Schriften benutzt : Adityapuränam, IJgveda, Aitareyopauisad, 
Kalyänakäraka, Käverimahatvam, Kücimäropanisad, Garbhopanisad, 
Chändogyopaniijad, Tätparyasaipgraha, Tejobindüpani§ad, Dattätreyo- 
panisad, Dharmasaiphitä, Nandikeävanyam, Näräyaijopanisad, Pau§- 
karam, Prabodhacandrodaya, Pädmam, Brhadäraflyakopanisad, Bo- 
dhäyanasütram, Brahmapuräpam, Bhartrhari, Matsyapuräijam, Manu, 
Mahänätakam , Mahäbhäratam , Mahärämäyaijam , Mahimnabstava, 
Yajurveda , Yajurvedopani§ad , Yogasärasamuccaya , Raghuvaipöa, 
Ratiratnapradipikä, Ratirahasyam, Laiögam, Vätsyäyana, VijnäneS- 
vara , äivaräghavasaijiväda , ^uklayajurveda , Svetä6 vataropanisad, 
Süktisarpgraha , Skändam , Smvticandrikä , Svacchandalalitabhaira- 
vlyam und Hairisopanisad. Soweit es mir gelungen ist, diese Zitate 
nachzuweisen, habe ich es durch einen entsprechenden Zusatz be- 
kundet; zu den für mich nicht nachweisbaren gehört auch das aus 
Vätsyäyana, ein Öloka, der im Kämasütram jedenfalls nicht steht. 
Auch die Handschriften, die ich bisher verglichen habe, enthalten 
ihn nicht. Wir dürfen ihn wohl den Zitaten beigesellen, die ich 
Erotik, p. 13 f. besprochen habe. — Die Kücimäropanisad ist 
möglicherweise eine Quelle des Kämasütram; hier wird bekanntlich 
Kucumära unter den Vorgängern des Vätsyäyana genannt, mit der 
Variante Kücimära. Die Ratiratnapradipikä bezeichnet Oppert, ii, 
4122 als Kaläsästra; sie und manches andere der zitierten Werke 
gehört dem Süden an : die Vorliebe für südindische Quellen verrät 
die Heimat des Revapärädhya. Seine Zeit läßt sich nicht so leicht 
feststellen. Vorausgesetzt, daß die von ihm benutzte Smrticandrikä 
diejenige des Devajinabhatta ist, müßte er frühestens im xm. Jahr- 
hundert gelebt haben; denn diese ist um 1200 verfaßt (Jolly, Recht 
und Sitte, p. 35); vielleicht ist er aber noch bedeutend jünger. 



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Revanaradhyas Smar atattvapra ka öika . 



263 



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WUl I [Ind. Spr. 1772] 



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264 Richard Schmidt. 

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f* l Mf< I [vi, 4, 11] 

I [Ind. Spr. 2643] 

*i<nr*i^^: frrtfa fmfmti *nprf?r n 
wwr ftmftfawm * wrg sthit: n (?) 

y<KH<lMPmf< I [iv, 4, 7] 

fm^ gwt *rar*f grol TT^firchren* i 
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8 ms. tr&fir i 



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Revanaradhyas Smaratattvaprakaöika. 



265 



fTOT ^ I [Uparibhäga v, 156. 154] 



?TfRT?qi I [iv, 31; Ind. Spr. 2245] 

ttt^i wf^rarr^ jt*rhi§im: wfa^T*i% i 

^*fer [^tt^i] [*Fjrot] *rönjsnjTt *t^t ^FrRtaiwftert *frr 
^rtot? i fifw ^fir i i^t *hkmw* ifRT ^i*rw vttt*t i 



*TgltT?3i I [Subhäsitaratnabhändägära p. 8, n° 53] 

*nif Tf*rf?r ^rfatfqprt 2 »HfTW <n<j ii 

1 fMfrfgdlH I 



T*R TTTTsf^T f^WT rf^Rf^f^ : II 




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266 



Richard Schmidt. 



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267 



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*p*rYnr f^srnfft^T 1 ttt % w^itt "^^r »n^wr f^rr- 



^t<K«!a«*frif*rcrf^ 1 [1, 4, 5 fr.] 

«i^ra^ffw fawr ^rfa^ft f^rr w^r t wrst- 

. . . *rf^ t% ^ fj^wt' W>f^nBT^ren^r ^ ^ d 1 ^nft (?) wtg- 

t^TTWrT 1 ^ ^»^T^pm (?) TI^IT^f^tt: I Tt^T I 

^Tf^TWfrT ?Rm*lT TPTO"Rf Tf^f^T: I 

Wim: ^M7\Tft f 3¥f TnwPNVT II [Ind. Spr. 3547] 

1 Ms. ^1 s I 8 W^ft I 4 °^f7T I 5 finpT | 

9 °wV^tt: I 



Wxtit gnr?rf ^fe: ^iwwk fwfr\- 1 
iwnt fiw: ^pf «*Kl«^«*H II 

^rt 5r§^n#ff 4 wT^r^r^f^TTf ft 11 




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CORNELL UNIVERSITV 



268 



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Revanaradhyas Smaratattvaprakaöika. 



275 



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276 Richard Schmidt. 

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Revanauadhyas SmaratattvaprakaSika. 



277 



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*JTrt if^cT flfsrTT 3T*TcTWT ^i^TTf*T OnpRHT: II 

^fTt ^ftfT I rT^fti WW<WT?f^ I [vi, 8] 



Tf^Tf^ I [Erotik, p. 922] 

^flr mwfe *ircrcrerfsT ^firrm^ gn^f^ft i 
#tt^ i [Deussen 3] ^^HwmnrrarrggwTW i xf<i i mr xfz- 



HTVQ Tjflfff^ fW? ^T?T 



1 iffe I Metrum! 2 »«fi^T | Metrum! 



Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 



20 




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CORNELL UNIVERSITV 



278 



Richard Schmidt. 



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<fiHj4 f I [Erotik, p. 922] 

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W^sf: WTORITO *?r* ^T? «*ffi* I [^TWTTTWt- 




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Revanaradhyas Smaratattvaprakaöika. 



279 



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20* 




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CORNELL UNIVERSITV 



Beiträge zur persischen Lexikographie. 

Von 

B. v. Stackelberg. 

(Fortsetzung.) 

Den folgenden Zeilen, welche ich als Fortsetzung meiner Ab- 
handlungen in dieser Zeitschrift (Bd. xv, p. 367 ff. und Bd. xvh, 
p. 47 ff.) anzusehen bitte, möchte ich vorausschicken, daß bei 
Zitierung von Schriftstellern wie auch bei Umschrift der Pehlewi- 
zeichen von mir ebenso verfahren wird wie in den erwähnten Ab- 
handlungen. Hierzu kommt noch: 

AI Tha. = Histoire des rois des Perses par Aboü Mansoür 'Abd-al 
Malik ibn Mohammad ibn Ismä'il AI Tha'älibi. Texte 
arabe publik et traduit par H. Zotenberg. Paris, Im- 
primerie Nationale, 1900. 

1. aJ*)j*\ eine Art Kuchen; das Wörterbuch des Surürl 1 be- 
richtet darüber: 

0*3j 3 > } Ji l cM* O* 3 ^J^> >} $ *s 

K j**Z j >yZ* <*Jb Ai\> 13 js^JL^ CUa-JwX-j _j jJSS j> ,^*o. ^ jo^j 

.äfröSa ist eine Näscherei, welche man aus Mehl bereitet und 
jenes geschieht so: zuerst streut man Mehl und Butter aus und 
dann tut man dieses in ein Gefäß und knetet es mit der Hand ; bis 

1 Nacli den beiden Handschriften des Lazarew-Instituts zu Moskau. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur persischen Lexikographie. 281 

es zu Teig 1 wird. Und dann tut man Honig hinein und kocht (das 
Ganze) in einem Topfe, bis es trocken und hart wird 4 . Schah Näsiri 
Chusrau geruht (zu sagen): 2 ; Dieses ist ein Z/rösa(naschwerk), 
dessen Koch ein Rabe ist, beide (sowohl Speise als Koch) sind 
einander nahestehend und passen gut zusammen'. Die kürzere Form 
*^>5j* führt der Ferhengi-Näsiri an: 

,es hat die Bedeutung von äfrösa, welches ein Naschwerk der 
Geläner ist'. 

Der neupersischen Form <*-£j^3 entspricht das armenische 
$(i t it_£tu% hrusak, welches ein PehlewI *frösak* voraussetzt, wie 
Hübschmann, Arm. Gr. i, p. 185, Nr. 36t vermutet. Ich kann im 
PehlewI bisher nur die Form j-t^ey nachweisen, welche äfröSak, 
afröäak oder äfrüsak, afrüSak gelesen werden kann. Vgl. Chus. 
p. 30, § 37: Pancum framäyet purslt ku: ,Rün* xvartifai katäm veh 
[u] xvastarV 38. Guft retak ku: ,Anömk bavet, en and rün xvartlk 
hamäk xvas u nevak. 39. Pat kämen xva[s] löcenak u gözenak \i 
göc äfröSak u carp-äfrösak u carp-angust, ke äc £arp ayäp ac än-i 
ähük kunend, pat rögan-i gö£ vrecend/ — Fünftens geruht er (der 
König) zu fragen: ,Welche Zuspeise ist gut (und) schöner?' Der 
Knabe sprach: ,Seid ewig (lebend); so viele Zuspeisen sind alle 
schön und gut. Im Sommer ist schön Mandelkuchen und Walnuß- 
kuchen und äfröSak aus Walnuß und äfröSak aus Fett und Carp- 
angust (,Fettfinger'), welches man aus Fett oder aus jenem (Fett) 
der Gazelle 6 bereitet und mit Walnußöl röstet.' 



1 Wörtlich: Korn-Korn, körnig, d. h. durch Vermischung eine gleichartige 
Masse bildend. 

2 Das Metrum der persischen Verse ist £^L^-*: 

| | ! 

8 Oder früSak, wie denn auch die persischen Formen äfrüffa, resp. frnSa 
(firüSa) gelesen werden können. Das u kann auch kurz gelesen werden. 

4 Vgl. Ho. Gr. p. 190, 293. 

5 AI Tha. hat p. 707, 5 an der entsprechenden Stelle *LUaJl ^s?* ,graisse 
de gazelle*. 



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,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



282 



R. v. Stackelberg. 



Den oben angeführten Pehlewiformen löcenak (lözenak) und 
gözenak entsprechen die arabisierten Formen £*i5>^ bei AI Tha. 
p. 707, 6 = ,gäteau de päte d'amandes' und ^jysJl ibid. Z. 5 = 
,gateau de päte de noix', neupersisch und <*^j^, ersteres ge- 

bildet aus ^Mandel' 1 4- suff. -Inah, pehl. -enak (-lnak) } vgl. Ho. 
Sehr. p. 104. Nach dem Ferhengi-Näsiri ist eine Süßigkeit, 

welche man aus dem Kerne der Mandel und Pistazie bereitet 

Als Beleg führt der Verfasser des Wörterbuches einen Vers des 
kulinarischen Dichters Busfoäq an, über welchen Ethe, Neupersische 
Litter atur 7 § 41, p. 304 im n. Bd. des Grundriss der iranischen 
Philologie und Horn, Geschichte der persischen Litteratur, p. 128 ff. 
zu vergleichen ist. 2 Zu wird in demselben Wörterbuch bemerkt: 

,ein Naschwerk von Nuß, d. h. Walnuß, welche man iahärmag'z 
nennt, weil der Kern (dieser Walnuß) aus vier Stücken besteht*. 

3. >j^o)^ eine Art Pastete. Surüri sagt darüber: 

jJ,^ -> js^5 s^b ^lio \y\ jb ^ wX^o^ \y\ 

? es ist Fleisch und Kresse und Eierkuchen, welches man in ein 
feines, breites Brot wickelt, was man auf arabisch <*Jty nennt; und 
man zerschneidet es mit dem Messer und ißt es'. — Diese Pastete 



1 bei Muwaffaq, p. 232. Sonst ^\^b Näsiri Chosrau, Sefernäme, p. 53, 7. 
Sa'dl, Gulistän 5, 4, p. 141 (Eastwik). Im Pehlewi "PVöM vätäm Bundehesch, 64, 13; 
66, 6; vgl. vätäm-äden-gön , mandelförmig' (vom Auge) Ohus. p. 35, 96. 

2 Vgl. Rückert, Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser, p. 1*25 ff. Der 
Vers lautet (Metrum gjJb'. ^ | w ] w | ^) : 

s£j~* r* >j} &i >h ^ u Ja;3 

,Vor dem Anblick der Erbsensuppe bekommt die Munterkeit die Gelbsucht — Durch 
den Kern der Pistazie (aber) erhält das Herz des Mandelkuchens den Sieg. 4 Zu 
eigentlich ,grünhäuptig & vgl. Daqiqi, Schahname 1547, v. 893; Böstan p. 27, 
v. 4; Häfis, ed. Brockhaus ii, 282, v. 2. 



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Beiträge zur persischen Lexikographie. 283 

bazmävard wurde zum Weine genossen, wie ja schon der Name an- 
deutet, welcher aus bazm ,Gelage' und ävard ^gebracht' gebildet 
ist, also etwa ,zum Gelage kredenzt' bedeutet. Vgl. auch AI Tha. 
p. 315, 1, wo für das verderbte richtig >j^Ji zu setzen ist. 

Im PehlewI lautete das Wort bazmävart ?Vf-^. Vgl. Chtis. p. 33, 65: 
,j§a§um framäyet pursit ku: ,Andar mai (fratum) u dattkar u 
sitlkar u tahärum u panüum u Sasum u ha/tum gove? 6 66. Guft 
retak ku: y Anö§ak bavet, martän-i pahlum; andar mai i-fratum 
huböd u datlkar därenak u sitlkar halllak-i parvartak, cahärum 
ämic u pancum bazmävart, sasum veh-äsäm u haftum rögan andütak 
be xuftan 6 . 

,Sechstens beliebt (der König) zu fragen: ,Was nennst du 
beim Weine [das erste] und das zweite und das dritte und das 
vierte und das fünfte und das sechste und das siebente ?* Der 
Knabe sprach: ,Seid ewig lebend, bester Mann! Beim Weine ist 
das erste Wohlgeruch und das zweite Früchte und das dritte 
Gartenmyrobalane, 1 das vierte Zukost und das fünfte bazmävart, 
das sechste veh-ä§äm (,guter Trunk') und das siebente mit Ol ein- 
gerieben schlafen gehen*. 

3. buX-^j-uj Fleischbrühe; vgl. Farhangi-Näsiri: 

} Sipedbä hat die Bedeutung von äi (Suppe), denn bä z bedeutet 
Suppe und siped (weiß) sagt man deshalb, weil (diese Suppe) 
nicht ähnlich andern Suppen etwas Saures oder Süßes enthält, und 
man nennt dieselbe auch sörbä; die arabisierte Form davon ist 
asbidbäj.' — Horn hat Achundows Übersetzung 4 von Ux^-ui ? ^*>^-u> 
bei Muwaffaq, 49, 4, 227, 10 — 11 durch , Reissuppe' mit Recht be- 

1 Arabisiert ^UJLa\, neupers. dJuJUb Muwaffaq, p. 13. 

2 Im Text steht ^bj^-col. 

8 Vgl. Ho. Gh\ p. 34, Nr. 146; vgl. $£^S ^gbbb ,gute Suppen*, Nöldeke, 
ZDMG. 45, p. 120, 2. 

4 ,Die pharmakologischen Grundsätze', p. 154. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



284 R. v. Stackelberg. 

anstandet. Denn die Grundbedeutung dieses Wortes war, wenigstens 
im älteren Persisch, ^Fleischbrühe', wie aus der gleich anzuführen- 
den Stelle aus der Pehlewlliteratur hervorgeht. Daß man der Brühe 
als Tafelgericht, wie bei uns dem Bouillon, auch andere Ingredienzien 
hinzufügte, kann daran nichts ändern. 

Im PehlewI lautet die Form spetpäk, im Texte Chus. p. 29, 21, 
y»e> teö* geschrieben. Vgl. ibid. p. 28, 20: 7 Anösak haft JcUvar xutä-i 
Jcämak anjäm framäyet bütan: xvariSnlh än xvaStar u pat micaktar~i 
andar yuvänlh u tan-drustlh u apeblmih xvarend. 21. Be än pat 
mitaktar: nuhäzlk l "i dö mähak, ke pat $ir~i mätar u än-ö-i gäv 
pavvart estät; röt-i mät-barak, ka rot ac äp u zait andüt xvarend; 
ayäp sln-i gäv-i fraplh pat spet päk* xäp puxt pat sakar u taparzat 
xvartan. 22. 8iihän sah pasandlt v a§ pat rast düstS 

(,Der Knabe sprach:) Geruhet ewig der wünsch erlangende Herr 
der sieben Erdteile zu sein! Jene Speise ist schöner und schmack- 
hafter, welche man während der Jugend, Leibesgesundheit und 
Sicherheit (Furchtlosigkeit) ißt. 3 Doch jenes ist schmackhafter: Ein 
zweimonatliches Böcklein, welches mit der Milch der Mutter oder 
jener (Milch) einer Kuh ernährt ward; das Eingeweide des Mutter- 
schafes, wenn man das Eingeweide in Wasser und Öl eingerieben 
ißt; oder die Brust eines fetten Rindes, 4 gut in der Brühe gekocht, 
mit Zucker und Kristallzucker 5 zu essen. Der König der Könige 
stimmte zu und gab ihm recht.' 

1 Im Texte ytf) geschrieben, wie auch Bünden, p. 18, Z. 2 v. u. ,Zeichen 
des Steinbocks 4 ; Bundeh. p. 6, Z. 9 = yCXH; vgl. Hü. Arm. Gr. i, p. 207, Nr. 454. 
Vgl. diese Ztschr. Bd. xv, p. 389, 33. 

2 AI Tha. p. 706, 6 hat an der entsprechenden Stelle l^b^^j = pehl. 
*sörpäk, np. b^-£o. An Stelle der Rinderbrust hat AI Tha. ,das Fleisch eines 
fetten Zickleins 4 ^*>^- 

8 Vgl. AI Tha. p. 706, Z. 2 ff.; np. ^ ^ »furchtlos 8 Fird. 1405, 2465. 

4 Obwohl das Rind den zoroastrischen Persern als heilig galt, scheinen die- 
selben doch das Rindfleisch nicht verschmäht zu haben. Vgl. Düncker, Geschichte 
des Alterthums, Bd. iv, 5. Aufl., p. 164. AI Tha. p. 707, 1 ff . Fird. p. 32, v. 165—166. 

5 Zu >^y^> vgl. Ho. Gr. p. 84, Nr. 374; Low, ZDMG. 47, p. 517. Wis 274, 
8; *297, 3 v. u.; Häfis, ed. Brockhaus, 3, 596, p. 199; ed. RosENZWEiG-Schwannau, 3, 
p. 276 und 570. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Beiträge zur persischen Lexikographie. 285 
4. Blsutün (Bestün). 

ScheftelowItz hat (nach Andreas) ZDMG. 57, p. 170 das 
np. Beduxt 1 , Venusstern', also gleich Nähtd, ZDMG. 57, p. 170, zu 
altpersisch *bagaduxta , Gottestochter ' gestellt. Diese Etymologie 
wird auch durch den Armenier Agathangelos gestützt, welcher 2 die 
Anahit eine Tochter des Aramazd nennt — A_ k *upffü 

Y^tuJluiftiuj, Dasselbe *Be (aus *Z?ai) ,Gott' für altpersisches Baga 
,Gott' steckt auch im Namen o*^ 1 *^ Bestün, jetzt Blsutün ge- 
sprochen, neben Bahistün, Behistün* welches schon längst als das 
Bavforavov opoq des Diodor erkannt 4 ist. Daß Bahistün = altpers. 
*Bagastäna eine speziell medische Form sei, hat Hübschmann, 
Persische Studien, § 142, p. 249 ausgesprochen. Ebenso erweist sich 
das Be- in Bestün, 6 wie zu erwarten, als medisch, wie überhaupt 
der Übergang von g, y in i (l) für älteres e aus ai in nordwest- 
persischen oder medischen Dialekten auftritt. Vgl. niyä Jce für 
nigäh Jcun im Dialekt von Semnän, Ho. Sehr. § 19, 6, Anm. 2, p. 46; 
ebenso c^ij ,Butter, OY (für im Dialekte von Talysch. 6 Daß 

dieser Ubergang von g, y in i, resp. älteres e aus ai schon früh 
begonnen hat, zeigt die syrische Form Rai aus dem Jahre 430 n. Chr. 
für aw. Raya, altpers. Ragä-, gr. Tayoc, Stadt und Landschaft in 
Medien. Der Armenier Sebeos hat im 7. Jahrh. n. Chr. Zum 



1 Vgl. Lagarde, Gesammelte Abhandlungen, p. 16; Ho. Sehr. § 35, 4, c, p. 79. 

2 Ed. Tiflis, p. 41, Z. 4 v. o.; vgl. Hü. Arm. Gr. i, p. 18, Nr. 5. 

3 Jäqüt i, p. 769, 18; Barbier de Meynard, Dictionnaire, p. 124. 

4 Vgl. Sylvestre de Sacy, Memoires sur diverses Antiquites de la Perse, p. 228, 
Anm. 20. 

5 Vgl. Fird. 288, v. 102; 446, v. 197 = ^^Xm^o di. Vgl. Nizämi, öhosrau 
und Schtrln (Bombayer Ausgabe der Chamse, v. 1312 d. Hedsch.), p. 120, Z. 16 v. o.: 

c^y^^i o*^ 

,Chosrau ließ ihn zu einem Berg führen, welchen jetzt jedermann Blsutün nennt'. 

6 Vgl. Phccl, 0. Tajiuwunwxii, in den BanucKU Kaenmcnazo OmdibAa Hmu. 
Pyccnazo reozpafßmecKaeo O^mectnea, Buch m, p. 51 (Tiflis 1855). 

7 Vgl. Hü. Arm. Gr. i, p. 70, Nr. 158; Ho. Sehr. 1. c. und § 10, 4, p. 38. In 
der georgischen Chronik des Juanser (ed. Venedig 1884) p. 15, Z. 1 v. o. wird be- 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



286 



R. v. Stackelberg. 



lautlichen Verhältnis zwischen Bestün und Bahistün wäre dabei 
noch zu beachten, daß im Dialekte von Käschän in Medien in- 
lautendes h zwischen Vokalen schwindet; vgl. £. M. p. 68 (s. ^jb) 
und Ho. Sehr. § 42, 7, b y p. 96. Die mechanische Etymologie Blsutün, 
älter Bes(u)tün ,säulenlos* hat schon Nizäml, Chosrau und Schirm, 
p. 124, Z. 9 v. o.: 

,mit jenem Eisen, welches er am Stein erprobt hatte, machte er 
jetzt den (Berg) Bestün säulenlos (be sutün)'. 1 

Zur Endung ün für an vgl. Ho. Sehr. § 7, 3, p. 32. Doch ist 
dieser Übergang im Medischen schon ftir das 10. Jahrh. unserer 
Zeitrechnung bezeugt, da derselbe sich schon bei Bäbä Tähir 2 aus 
Hamadän findet; vgl. p. 94, Z. 8 v. u.: 



,ich bin jener Strolch, dessen Name Qalandar (Bettelmönch) war — 
weder habe ich Haus, noch habe ich Wohnung, noch Anker'. 

Eine Zusammensetzung mit Baga liegt u. E. auch im Orts- 
namen vor, einer Ortschaft in der Landschaft Kümis. dem 
alten Comisene, welches altmedisches 3 Gebiet war, späterhin aber 



richtet: ,Abriton habe (Azdahak), den Fürsten der Schlangen, gefesselt an einen 
wüsten Berg von Ra? ju/itpUtutf ^usjfmiuj. Die Form Rayisay ist mit 

dem georgischen Genitiv auf -(i)sa gebildet, wozu der armenische Übersetzer noch 
das armenische Genitivsuffix -y gefügt hat. 

1 Das Metrum der persischen Verse ist ^j-*- Rückert, Grammatik, 

Poetik und Rhetorik der Perser, p. 75. Auch Jäml hat in seinem Epos Jusuf und 
Zulaichä (ed. RosENZWEiG-Schwannau), p. 49, Z. 5 v. o. die Etymologie bSsutün 
,säulenlos ( zu einem Wortspiel benutzt. Vgl. Jüsti, Iranisches Namenbuch, p. 69. 

* Vgl. Hüart, Joum. Asiat. 1885, n, p. 513. Z. M. p. v, Anm. 4. Ethe, Neu- 
persische IAtteratur, § 8, p. 223 (im u. Bd. des Grundr. d. iran. Philol.). Ich zitiere 
nach einem zu Bombay im J. 1303 d. H. erschienenen Samraelbande; vgl. Ethe, 
1. c. p. 275, Anm. In dieser Ausgabe wird Bäbä Tahir ^J, der Lure, genannt. 

3 Zum Medischen vgl. Hü. P. S. p. 1 1 5 £F. ; Ho. Sehr. p. 17—18. 



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Beiträge zur persischen Lexikographie. 287 

zu Parthien 1 gehörte. Dem neupersischen Blyär für *Bayär (*Beyär) 
würde dann ein PehlewI *Bagayär entsprechen, welches ich im 
Ortsnamen Bagayaxü bei Agathangelos 2 wiederzufinden glaube: 

&j-j*i.t£tM *jnp l\u*if.uuju*n-fi'&% t^n^b*ü ßutn u^u/pfD-lr Lußplfl/ jtri^nuftü ,er ging hin, 

gelangte in den Mithratempel, welcher der Sohn des Aramazd ge- 
nannt wird, in das Dorf, welches man Bagaya^iö nennt gemäß der 
parthischen Sprache'. — Zum Ortssuffix iö vgl. Marquart, ZDMG. 
49, p. 665 ff. *Bagayär hieße dann etwa ,Gott zum Freunde, Helfer 
habend' — vgl. deutsch , Gotthilf' — ; vgl. Eigennamen wie Mähyär, 
Ohrmizdyär, 3 Yeztayar bei Sebeos, 4 76, 77, Izadyär Wls, p. 121, 6. 

Hüzväresch. 

Trotz einiger Erklärungsversuche ist die Herkunft des Wortes 
HöO^jV; iro^rV 5 bisher dunkel geblieben. Denn sowohl Spiegels als 
auch Darmesteters 6 Versuche befriedigen nicht, da dieselben auf 
die sekundären parsischen Formen u^bjS lAj\ä5 zurückgehen. 
Die angegebenen Formen aber fußen wiederum auf der Päzend- 
lesung d£^«».5>, welche wie so viele Päzendlesungen, nicht auf un- 
bedingte Gültigkeit Anspruch erheben darf. Ähnlich steht es mit 
Wests Vorschlag, 7 unser Wort von einem veralteten persischen Verbum 
zuvarldan ,alt sein' abzuleiten. Rein formell genommen, würde ja 
die Pehlewischreibung eine Lesung Aüzvärisn, wie West 8 vor- 
schlägt, gestatten; doch ist es um die Existenzberechtigung dieses 
Verbums, von dessen älteren Formen wir bisher nichts wissen, 

1 Vgl. Jäqut i, p. 772, 9 ff.; Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie (Berlin 
1878), p. 66. Geiger, Geographie von Iran (Grdr. n, p. 391); Hü. Arm. Gr. i, p. 46, 
Nr, 92. Marquart, Eränsahr, p. 71. 

2 Ed. Tiflis 1882, p. 459; vgl. Hü. Arm. Gr. i, p. 46, Nr. 92. 
8 Vgl. Justi, Iranisches Namenbuch, p. 10, 186. 

4 Hü. Arm. Gr. i, p. 55, Nr. 119 und p. 207. 

5 Vgl. Salem ann, Uber eine Parsenhandschrift, p. 81, Cap. xxm. Spiegel, 
Grammatik der Hüzväresch- Sprache, p. 23, Anm. 1, schreibt -^^rV. 

6 Et. Ir. i, p. 35. 

7 Gimndriss der iran. Philologie, Bd. u, p. 120, § 107. 

8 Salemann, Mittelpersisch, § 7 liest ÜzvärUn. 



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288 



R. v. Stackelberg. 



ziemlich schlimm bestellt. Wir werden Horn recht geben müssen, 
wenn er in seinem Grundriss der neupersischen Etymologie, p. xix 
sagt: ,Kann man doch bei arabischer Schrift mit einem Worte erst 
dann wirklich sicher operieren, wenn man es als tatsächlich existierend 
nachgewiesen findet/ 

Wir möchten vorschlagen, die Formen )*v>»fir, resp. )VüO*»fir 
xüzvärisn und xüzväriSt zu lesen, was ja durch die Schreibung des 
Pehlewi ohne weiteres ermöglicht wird. Hierbei müssen wir allerdings 
ein im Pehlewi nicht nachgewiesenes Verbum *xüzväritan ansetzen, 
da die Suffixe -i§n und -iU Nomina actionis aus Präsensstämmen 
bilden; 1 *xüzväritan hieße dann etwa ,auf susisch, resp. chüzisch 
handeln' 2 und wäre dann von einem Adjektiv *xüzvär ,auf susisch, 
auf susische Art' abzuleiten. Vgl. turkvär ,auf türkisch' Fird. 474, 
659, bei Ho. Sehr. p. 191, 1. Das Suffix -vär wird aber in dieser 
Bedeutung schon für das Pehlewi durch das armenische, aus dem 
Persischen entlehnte Wort , Perle' 3 (eigentlich ^königlich') bei 

Moses Kajankatuatsi, 1. n, c. 1, p. 83, 2 (ed. Emin) sichergestellt. — 
Der Name Susianas wird im Bundehesch, p. 24, 11 rxüOQjr xuzistän 
geschrieben, armenisch [u„l<j ^u^u/h , Susiana', lu„t.<tfä ,Susianer', 4 
altpers. (x)uvza, (h)uvHya; np. U*ojyL Wis, 245, 5, o^j^ >die 
Susianer' Fird. 1279, v. 132. Vgl. auch o\>^ Wis, 20, 13; 21, ult.; 
24, 4; 113, 3, 6 = ,Susiana'. ^jy^ ,susianisch' Wis, 113, 9; 94, 10. 
Über den Wechsel von z und z in der Pehlewlschrift vgl. Hü. P. S. 



1 Vgl. Sa. Mp. § 50, 23, p. 281. Vgl. aber ibid. auch carwtin Fettigkeit*. 

2 Vgl. griech. £ßpa£eiv, rapat^etv. 

8 Also schon in abgeleiteter Bedeutung. Vgl. Hü. Arm. ffr. i, p. 213, Nr. 417. 
Die Form ^"^""-'"P Da * Emins Ausgabe des Stephan Orbeliani von Siuni, c. 8, 
p. 22 an einer dem Moses Kai. entlehnten Stelle. Vgl. ^\ybL£> Fird. 599, 

v. 1391; Wis, 276, 3 v. o., 277, 6 v. u. = jJb^ ,ein königlicher Edelstein*. 

j\y^j> Wis, 322, 8 v. o. 377, 3 v. o. 391, 2 v. u. ^ybUo Böstän iv, 8, 

v. 231 = »königliche Perle*. ^y^Uo «J^o Fird. 625, v. 1830 ,königlicher Türkis 4 ; 
j\ybUb cXSjä Wis, 313, 4 v. o. ,königliche Seide 4 ; ^\yblio ^y*^** »königliches Ge- 
lage 4 ; Fird. 295, v. 237. Vgl. \^ytL£J\ ,das Königliche 4 , Beiname von Balch, 
Marquart, ErcmSahr, p. 91. 

4 Vgl. Hü. Arm. Gr. i, p. 45, Nr. 86. 



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Beiträge zur persischen Lexikographie. 



289 



p. 228, § 118 und weiter unten s. *xüzdes (für bisher gelesenes 
*uzde$). 

Zugunsten unserer Lesung käme weiter in Betracht, daß das 
altpersische Wort für ,Schrift' — dipis — wahrscheinlich direkt 
aus dem Elamitischen (Susischen) entlehnt ist. Vgl. Jensen, ZDMG. 
48, p. 461; Foy, ZDMG. 51, p. 128; Scheftelowitz, ZDMG. 57, 
p. 167. Nun haben wir für die Achämenidenzeit bisher nur Ur- 
kunden in Keilschrift. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, daß 
die Pehlewischrift schon im achämenidischen Persien im Gebrauch 
war, denn ,zur Arsaciden- oder gar Sasanidenzeit hätte man auf 
das sonderbare Ideogrammsystem sicher nicht mehr verfallen 
können'. 1 Auf Grund der Lesungen Xüzvärtin, XüzväriU möchten 
wir nun annehmen, daß den Persern von Susiana 2 aus, dem nicht- 
arischen Grenzlande der Persis und vielleicht der Wiege der 
Achämenidenherrschaft, 3 sowohl der Name als auch das System 
ihrer Schrift vermittelt worden ist. Für die Bedeutung Elams — 
dessen Hauptstadt Susa ja zugleich Residenz der Achämeniden 
war — im alten Perserreiche spricht schon allein der Umstand, 
daß die altpersischen Keilinschriften auch mit Übersetzungen in 
neususischer 4 Sprache versehen sind. 

Vom Stamme *xüz, resp. *xüz leite ich auch das Pehlewiwort 
KV.>^r ,Götze* Mlnöxirad n, 93, rO^r ibid. xxxvi, 11 ab. Davon 
^fü^r > Götzentempel' Mlnöxirad n, 95; vi, 7; xxvn, 61. Die Form 
ist bisher uzd(i)st Ho. Gr. p. 295, Nr. 203, uzdes Hü. P. S. p. 11, 
Aüzdes in der Pehlewlausgabe des Mlnöxirad p. 19, Anm. 2 ge- 
lesen worden. Die von Horn 1. c. angeführte jüdisch -persische 
Form onDK kommt für die ursprüngliche Lautgestalt des PehlewI- 

1 Horn, Geschichte der persischen Litter atur, p. 36. 

2 Über Susiana vgl. Hümmel, Geschichte Babyloniens und Assyriens, p. 272 ff. ; 
die elamitiscbe Kultur war nach Hommel, 1. c. p. 739, Anm. 1 ,ein Ableger der 
babylonisch-assyrischen 4 . Über das Elamische vgl. Foy, ZDMG, 52, p. 121. 

8 Vgl. Nöldeke, Aufsätze zur persischen Geschichte, p. 16 und Ed. Meyer, 
ZDMG.tö, p. 551; Jüsti, Geschichte Irans, p. 417. Vgl. Andreas, Verhandlungen 
des XIII. Intern. Orientalisten- Kongresses, Leydeu 1904, p. 93 ff. 

4 Foy, ZDMG. 54, p. 342, Anm. 




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290 R. v. Stackelberg. Beiträge zur persischen Lexikographie. 

wortes schon deshalb weniger in Betracht, weil dieselbe als ge- 
lehrtes Wort erst aus dem PärsI entlehnt sein kann. *Xüzdes 7 
*xü£de8 hieße dann ,Susianerbild (Susianergleichnis)' und hätte ur- 
sprünglich ein elamitisches Götzenbild bezeichnet. Das Suffix des 1 
findet sich schon im PehlewI; vgl. ^003"? täkdes ,gewölbt' Chus. 
p. 35, 96; vgl. ^> JÜ> AI Tha. p. 698. Firdausi nennt die 

Götzen cx^- , Götze (Buddha) von China', 1499, v. 78; der 
, Götzendiener' heißt bei Firdausi 1636, v. 2459, der 

, Götzentempel' Co 327, v. 191. Der zoroastrische Perser betete 
keine Götzenbilder an, kannte dieselben aber aus dem Kultus seiner 
westlichen und östlichen Nachbarn. 

1 Vgl. Hü. P. S. p. 65. 




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Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar. 



By 



Louis H. Gray. 



The history of Nebuchadrezzar II., who ruled from 604 to 
561 B.C., is wrapped in much obscurity. His own inscriptions (see 
Winckler in Schräder, Keilinschriftliche Bibliothek m, 2, 10 — 71) 
give, somewhat strangely, no information whatsoever concerning his 
military expeditions. It is well known, however, that about 600 B. C. 
Jehoiakim, king of Judah, revolted against the Babylonians, and that 
Nebuchadrezzar marched against Jerusalem, captured it, and carried 
Jehoiachin, the son and successor of Jehoiakim, captive to Babylon 
together with a large number of Jews (597 B.C.). A few years later, 
Zedekiah, an uncle of Jehoiachin, revolted in his turn against Nebu- 
chadrezzar who had set him on the throne of Judah. Once more 
the king of Babylon attacked Jerusalem and this time destroyed it. 
Zedekiah's sons were slain, he himself was blinded and imprisoned 
in Babylon, and the kingdom of Judah thus came to an end in 586 
(see IL Kings, xxiv. — xxv.). To the Biblical account as here sum- 
marized Josephus and the classical writers add little of value re- 
garding Nebuchadrezzar' s expeditions against Jerusalem. In the 
Pahlavi literature, on the other hand, there is an item of interest 
in this connection which may have an actual historic basis. 

The Dlnä-i Matnög-l Xirat, a work of uncertain date, but prob- 
ably written before the Arabic conquest of Persia (West, SBE., 
xxiv. introd. 16 — 17), contains the following words in the Pahlavi 




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292 Louis H. Gray. 

version (xxvn. 64 — 67, ed. Sanjana, 47; the passage is lacking, 
however, in the Pazand and Sanskrit translations, ed. West^ 33, 94): 
va min Kai- Lohr äspÖ 8ütÖ dencc yehvünt, aeyaS xütäylh xüp karto 
va den yazdäno sipäsdär yehvünt, va AurUalam-l YehütänÖ barä 
xefrünt va YehütänÖ vaäüftö va pargandak kartö, va den-paUraftär 
Kai-VütäspÖ min tanö-l dena barehlnit, ,And the advantage from 
Kal-Löhräsp was this, that dominion was well exercised by him, 
and he became a thanksgiver unto the sacred beings. He demol- 
ished the Jerusalem of the Jews, and made the Jews dispersed and 
scattered; and the accepter of the religion, Kai-Vi§täsp, was produced 
from his body' (tr. West, SBE. xxiv., 64 — 65). A similar Statement 
occurs in the Dlnkart (v. I 3 — 4, ed. Sanjana, 476, West, Grund- 
riss der iranischen Philologie, n. 93): madam sardärlh-l agartö hamkün 
mun vazlüntö zyaSänÖ nlyäkän pavan sipäh sardärlhl ham-döstig, 
vispäxyaklh-l zag ram den sipäh-patih-l Büxt-Narslh. 1 madam akärl 
nitano-i awärüno-dätlh va vat-künisnlh-l bandag saräsar, va giräi 
§edäya£akih va zlyän-l aj§än y pavan Sedruninitag dahyüpato Kai- 
Löharäspö min Alrän äatrö, levata Büxt-Narslh, val Arüm Betä- 
Makdis* va zag küstakÖ mäniänö, ,About the unswerving and co- 
operating chieftainship of those forefathers who went in mutually- 
friendly command of troops, the complete enclosure of that tribe 
within the military control of Büxt-Narslh. About the disabling of 
vicious habits and evil deeds which are entirely connected, and of 
the heinous demon-worship and mischief which are owing to them, 
through the ruler Kal-Löharäsp being sent, with Büxt-Narslh, from 
the country of Iran to Betä-Makdis of Arüm, and their remaining 
in that quarter 4 (tr. West, GIPh. n. 93, SBE., xlvn. 120—121; see 
also Sanjana's translation, 611 — 612). 

The Iranian material concerning Lohrasp is scanty. In the 
Avesta his name occurs but once (Yasht, v. 105) in the prayer of 
Zoroaster, 

1 Ar. ^ CUs-^, but Syr. ^jäoäü. 

2 Jerusalem, Ar. l ^oJLä^J\ CUaJ it can scarcely denote the Temple, Hebr. 
ttHpä(rr) % n»a, Syr. V^r 010 k -1 " - 



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Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar. 



293 



ya&a azdm häÜayene 
pu&rdm yat aurvat-aspahe 
taxmdm kavaem vistäspdm 
anumatde daenayäi, 



,That I may bring the son of Aurvataspa, the valiant kingly 
Vishtaspa, to think according to the Religion/ The Pahlavi refer- 
ences, except those just cited, state merely the genealogy of Lohrasp 
and the fact that he ruled one hundred and twenty years (Bünda- 
hün xxxi. 28 — 29; xxxiv. 7, Pazend Jämäspi-Nämak iv. ed. Modi, 
71, 116), this number apparently referring to a brief dynasty, as in 
the case of the similar length of reign ascribed to his son Vishtaspa 
(West, SBE. xlvn. introd. 38). The Shah-Namah has no details of 
importance concerning this monarch, its account of the reign of 
Lohrasp being devoted for the most part to the adventures of his 
son Gushtasp (Vishtaspa) while still a prince (l§äh- Nämah, ed. 
Vullers-Landaüer, 1431 — 1497, 1556 — 1559; Mohl, Livre des Rois, 
iv. 206 — 286, 369 — 367; Pizzi, Libro dei Re, iv. 539—557, v. 1—81, 
160—166). 

The seat of Lohrasp's capital is placed both by Firdausi and 
by the Arabic historians in Balkh (Jackson, Zoroaster, 208 — 210), 
which Yaqut (died 1229), ed. Wüstenfeld, 713, declares was founded 
by this monarch ? after his companion Bubt Nassar had destroyed 
Jerusalem' ( cy ->i>iLj\ cu>o ^Jai cus^ <*wo.U> vir** ^? c ^-? however, 
Marquart, EränSahr, 89). The Iranian tradition of the association 
of Lohrasp and Nebuchadrezzar in the expedition against Jerusalem 
is given in detail by Tabari (838 — 923), whose account is as follows 
(Persian version of Berami, tr. Zotenberg, i. 491 — 492; cf. also 
Hamza of Isfahan, tr. Gottwaldt, 25 — 26 ; Albiruni, Chronology of 
Ancient Nations, tr. Sachau, 112): ,11 [Lohrasp] avait lev^ une grande 
arm^e, et il nourissait les plus braves entre eux. II envoyait Nabucho- 
donosor dans PIräq, en lui disant: La Syrie, PIräq, TY^men, et tout 
TOuest, jusqu'aux frontiferes de Roum, t'appartiennent. Moi, je veux 
rester k Balkh pour surveiller les Turcs. Nabuchodonosor partit avec 
une nombreuse armee de Balkh, arriva au bord du Tigris, et de lk 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 21 




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294 



Louis H. Gray. 



il se tourna vers Tonest, entra en Syrie et arriva k Damas. II fit 
la paix avec les inhabitants de Damas, occupa la ville et envoya 
un g^n^ral avec un corps d'arm^e k Jerusalem. II y avait lk un 
roi, descendant de David le proph&te, qui conclut la paix avec le 
g^nöral de Nabuchodonosor. Celui-ci occupa la ville, prit des otages, 
des grands du peuple, et se retira'. On the outbreak of the rebellion 
of Zedekiah, ,Nabuchodonosor avec son arm^e partit de Damas pour 
Jerusalem, prit la ville d'assaut, massacra tous les inhabitants mäles 
et fit prisonnier les femmes et les enfants/ According to the same 
author, Nebuchadrezzar acted as the lieutenant of Lohrasp in the 
Egyptian campaign of 567 B. C, a Statement which is repeated by 



Qalqashandi (died 1418) in his geography of Egypt (tr. Wüstenfeld, 
Abhandl Gott Oes. d. W. 1879, 123). 



Oriental writings regarding the association of Nebuchadrezzar and 
Lohrasp. For further references to the Iranian monarch it will be 
sufficient to refer to Justi, Iranisches Namenbuch, 41. 

The problem now presents itself whether this alliance is historic 
or fictitious. The only study on this subject of which I am aware 
is that by Darüesteter, Revue des Stüdes juives, xix. 53 — 56. He 
rejects the story altogether, giving an explanation which seems to 
me utterly fantastic and incredible, while Jackson, Zoroaster, 91, 209, 
merely alludes to the legend without discussing it. Yet so per- 
sistent is the tradition 1 that the presumption seems to be in favor 
of its historicity, at least in part. It is at all events tolerably cer- 
tain that Nebuchadrezzar had Iranian allies from Media whether 
Bactrians served under his banner or not. We know from a frag- 
ment of Abydenus, who probably flourished during the period of the 
Antonines, preserved in the Armenian translation of Eusebius that 
Nabopolassar had married his son Nebuchadrezzar to a Median prin- 

1 A somewhat analogous caae of the persistency of Oriental tradition is the 
romance of Zariadres and Odatis, first related by Chares of Mytilene, a courtier of 
Alexander the Great, and recurring in Firdausi's account of the loves of Gushtasp 
(Vishtaspa) and Ketayuna, princess of Greece (see Rohde, Griechischer Roman 2 , 47—64). 



The passages already cited are the only ones of importance in 




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Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar. 



295 



cess named Amytis (Justi, Iranisches Namenbuch, 15 ; GIPh. n. 413). 
The passage in question rnns as follows (ed. Aücher, i. 22): \^ jkm 



^/»^Ui, ,And after Samyges, Sardanapallos reigned over the 
Chaldseans twenty-one years. He sent an army to aid Azdahak, 1 
the prince and lord of the Medes, to receive as wife for his son 
Nabukodrossor the daughter of Aädahak, Amuhean/ Still more im- 
portant in this connection is the Statement of Alexander Polyhistor 
(flourished 105 — 40 B.C.), De Judeeis, frag. 24 (preserved by 
Eusebius, Praep. Evang. ix. 39, 4 — 5) that Nebuchadrezzar was aided 
in his expedition against Zedekiah by a contingent of Medes sent 
by their monarch Astibaras. This passage, which rests upon the 
authority of Eupolemus, an author of the second Century B. C, and 
seems to be historical in charaeter, is as follows : tov 8e tg>v BaßuXw- 
v((i>v ßactAea dxoucavTa Naßou/oSovoaop Ta uizb tou c l£pe|/,(ou 2 7rpop,avT£u6evTa 
TrapaxaXeaai 'AarißfiepYjv tov MhJScov ßaaiXea cruaTpaTeueiv auTa), rcapaXaßovTa 
BaßuAwvfoüC y.ai M^Souc, xat auva^a^ovia lusi^üv fjisv <3xTü)y.a{8sx,a, «nricov 
§e [xuptaSa; S&Bexa, xat Tuei^aW ap^aTa jjwpt'a, xtX. 8 It seems probable, 
therefore, that Iranian generals were among the »servants of Nebu- 
chadrezzar' (latKHMD "Hau) who besieged Jerusalem, and the Median 
ruler may well have been present likewise, especially as King Jehoia- 
kim is termed Nebuchadrezzar' s ,servant' ("DJ?) during the three years 
of his enforced allegiance to Babylon (//. Kings, xxiv. l). It is, 
moreover, barely possible that a reminiscence of the Iranian allies 
of Nebuchadrezzar lingers in the romance of Judith, which speaks 
of the Persians and Medes as having been overcome by her, sa>pi£av 
Ilepaat tt,v ToXjjiav aur^, xat MyjSot to Qpdvoq auTYjq eppa^ÖYjaav (Judith, 
xvi. 10). To this passage, however, little importance can be attached. 

1 'AatuayT);, Hübschmann, Armenische Grammatik, i. 33, Justt, Iranisches Namen- 
buch, 47—48. 

2 The imprisonment of Jeremiah by Zedekiah, Jer. xxxvni. 

8 For further references to Astibaras see Justi, Iranisches Namenbuch y 42. 





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296 Louis H. Gray. 

It is, nevertheless, piain that the classical writers who base 
their Statements on Jewish tradition agree with the Iranian records 
in assigning Iranian allies to Nebuchadrezzar in his expedition against 
Jerusalem. While, moreover, it is possible that the two campaigns 
against Jehoiakim and Zedekiah respectively may have become con- 
fused in the course of time, the allusions of Eupolemus to Jeremiah 
and of the Dlnä-% Malnög l Xirat to the destruction of Jerusalem both 
seem to refer distinctly to the second expedition and not to the 
first. The only discrepancy, then, between the classical and the Ira- 
nian accounts is the fact that the former name only the Medes and 
the latter only the Bactrians. 

For this divergency three explanations may be offered: either 
Nebuchadrezzar's army included both Medes and Bactrians; or the 
Bactrians were substituted for the Medes in the Pahlavi accounts, 
so that the force contained no Bactrians; or Bactrians and Medes 
here denote one and the same people. 

The first hypothesis is simple but improbable, for we should 
expect to find both peoples mentioned, at least in the Greek sources, 
which frequently allude to the two nations. Thus Bactrians and 
Medes served in the armies of Darius and Xerxes in their expedi- 
tions against Greece (Herodotus in. 92, vn. 62 — 64, 86), while the 
rotnance of the Cyi-opcedia, iv. 56, mentions the two peoples as form- 
ing part of the troops of Cyrus the Great. It is possible, however, 
that Eupolemus, who doubtless based his account on Jewish sources 
which mention the Medes but not the Bactrians, may have omitted 
them through over-fidelity to his authorities. The fact that the 
Pahlavi texts do not name the Medes in the account of the ex- 
pedition against Jerusalem is consonant with the entire Avesta and 
Pahlavi literatures, in which there is no certain mention of the 
Median nation. 

This leads to the second hypothesis that the Bactrians were 
substituted for the Medes in the Iranian accounts. Whether this is 
due to accident or design is a difficult problem, but it would seem that 
there is here a close analogy with the entire Omission from the Avesta, 



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Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar. 297 

Pahlavi, and the Shah-Namah of the dynasty of the Achaemenians. 
In the latter case a plausible Suggestion has been made by DESAr, 
Cama Memorial Volume, 29 — 39, who reaches the conclusion that 
this line of Persian kings had been entirely forgotten by the time 
of the composition of the Pahlavi writings during the Sassanid period. 
Without passing judgment on this view, which is, at all events, 
possible, it might likewise be assumed that the Median kingdom also 
had passed into oblivion in the course of time. On the other hand, 
it must be borne in mind that Bactria was the centre of Zoroastrian 
orthodoxy, although the founder of the religion himself apparently 
came from the region of Media. Between the two sections of country, 
consequently, there was probably considerable religious antagonism, 
Bactria regarding Media as indifferent to the faith. If we add to 
the natural tendency of orthodoxy to exalt itself at the expense of 
heterodoxy the equally natural Oriental inclination toward self-glori- 
fication, it would seem almost inevitable that Bactria should be sub- 
stituted for Media, and that Lohrasp, the father of the Vishtaspa 
who had first protected the prophet Zoroaster, should be the ally of 
Nebuchadrezzar instead of the obscure, perhaps already forgotten, 
Median king Astibaras. According to such a theory the Substitution 
may have been either intentional, unintentional, or a inixture of 
the two. 

The most plausible hypothesis, however, seems to be the third: 
that the Medes of Eupolemus and the Bactrians of the Dinä-l 
Malnög-l Xirat and the Dlnkart really denote one and the same 
people. It has already been observed that both classical and Pahlavi 
sources agree in attributing Iranian allies to Nebuchadrezzar in his 
expedition against Zedekiah. Since, then, the Jewish sources whence 
Eupolemus and Alexander Polyhistor drew never mention the Bac- 
trians, while the Pahlavi texts totally ignore the Medes, it would 
seem that they roughly assigned the names of the Iranian peoples 
with whom they were most familiär to the allies of the Babylonian 
king. The people in question were at all events a northern race, 
for the Persians are rather significantly ignored in the Greek sources, 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



298 Louis H. Gray. Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar. 

which, like the Hebrew, were thoroughly acquainted with them. On 
the whole, it seems to be most probable that at least the majority 
of these allies were Medes, as being nearer Nebuchadrezzar' s capital, 
although it is very possible that under the Medes of Eupolemus 
and the Bactrians of the Pahlavi texts individuals or detachments 
of several Iranian peoples, including perhaps Hyrcanians, Parthians, 
Margians, and Arians, may have been coinprised. 

While the sources are meager, and in part contradictory, con- 
cerning the Iranian allies of Nebuehadrezzar in his destruction of 
Jerusalem, I believe the evidence is in favor of the historicity of the 
Statements of the Pahlavi texts in so far as the Babylonian king 
seems to have had under his command troops from northern Iran. 

Newark, New Jersey. June 11, 1904. 



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CORNELL UNIVERSITY 



Ein indischer Hoch zeitsbr auch. 

Von 

Theodor Zachariae. 

Im Baudhäyanagrhyasütra i 9 13, in einem vielleicht unechten 
Kapitel, wird von einer sehr merkwürdigen Zeremonie berichtet, die 
am fünften Tage nach der Hochzeit stattfinden soll. Winternitz, dem 
wir den Text und eine Übersetzung des Kapitels verdanken (Das 
Altindische Hochzeitsrituell, S. 101 f.), bemerkt, daß in keinem der 
bekannten Grhyasütras etwas Ähnliches vorkomme. Von den ver- 
schiedenen Handlungen, die Baudhäyana in dem genannten Kapitel 
die beiden Gatten vornehmen läßt, soll hier das Fangen der Fische 
besprochen werden. 

Die Gatten, sagt Baudh&yana, steigen bis zum Knie ins Wasser 
und fangen mit einem neuen Gewände, dessen Saum nach Osten 
gerichtet ist, Fische. Und sie fragen einen Brahmacärin: ,Brahma- 
cärin, was siehst du?' Der Gefragte antworte: ? Söhne und Vieh/ 
(Weiter wird dann gesagt, daß die Fische am Fuße eines Udumbara- 
baumes den Wasservögeln, baka, als Opfer dargebracht werden. Doch 
ist der Text hier nicht sicher.) 

Die Zeremonie ist höchst sonderbar. Man beachte vor allem, 
daß die Fische mit einem Gewände, väsasä, nicht mit einem Netze, 
jälena, gefangen werden. Fragen wir aber nach dem Zweck der 
Zeremonie, so kann die Antwort kaum zweifelhaft sein. Es handelt 
sich um ein Orakel, um eine Art von Ichthyomantie. 1 Dies er- 
gibt sich aus dem ganzen Zusammenhang, ferner aus der an den 

1 Vgl. A. Bouche-Leclercq, Histoire de la divination dam Vantiquiti i (1879), 151 f. 



Original from 
,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



300 



Theodor Zachariae. 



Brahmacärin gerichteten Frage und aus seiner Antwort. Man ver- 
gleiche die ähnlichen Fragen und Antworten beim Pumsavana und 
Simantonnayana (Hillebrandt, Ritualliteratur, S. 42. 44; vgl. auch 
Kauäikasütra 50, 15 — 16). Die Bedeutung der Zeremonie ergibt sich 
aber auch, wenn wir moderne, gleiche oder nahe verwandte Ge- 
bräuche in unsere Betrachtung hineinziehen. 

Der älteste Autor, der die von Baudhäyana vorgeschriebene 
Handlung erwähnt, ist meines Wissens Philipp Baldaeüs. In seiner 
Abgötterey der Ostindischen Heyden n, 18 spricht Baldaeüs 1 von 

o 

den Zeremonien, die die Bramines und Heyden in Eh- und Heyrahts- 

i— i 

sachen gebrauchen. Etliche dieser Zeremonien gehen vor der Trauung 
vorher, andere geschehen in und bey der Trauung selbst, andere 

6 

dann folgen hernach. Die Hauptzeremonie besteht darin, daß der 
Bräutigam der Braut ein Schnürlein (täli) um den Hals legt. Hierauf 
fastet die Braut fünfzehn Tage. Dann hält man ein Hochzeitsmahl. 
Acht oder zehn Tage darnach, wenn eine gute Zusammenfügung der 
Planeten einfällt, findet die Kohabitation statt. ,Des folgenden Tages £ , 
fährt Baldaeüs fort, , nehmen sie ein Tuch | welches der Bräutigam 
mit der Braut iedes an ein Ende fasset | und gehen also ins Wasser 
hin fischen | als sie nun einen Fisch gefangen | rühren sie demselben 
mit grosser Ehrerbietigkeit an den Kopf | und welche viel Fische 
fangen | die sollen (ihrem Sagen nach) viel Kinder krigen j 
also wer nichts fängt | soll auch kein Kind bekommen: dann 
also werden sie unterrichtet von den Teufelskünstlern und Wahr- 
sagern/ 

In zwei Punkten stimmt Baldaeüs genau mit Baudhäyana liber- 
al ^ 

ein. Er verlegt die Zeremonie an den Schluß der Hochzeitsfeier- 
lichkeiten, in die Zeit nach der Kohabitation; und das Tuch, womit 
er die Gatten die Fische fangen läßt, entspricht dem väsas bei 
Baudhäyana. 



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1672, S. 606. Unter den älteren Autoren, die die indischen Hochzeitsbräuche be- 



1 Beschreibung der Ost-indischen Küsten Malabar und Coromandel, Amsterdam 



schrieben haben, dürfte Philipp Baldaeüs mit seiner oben angeführten Mitteilung 
einzig dastehen. 



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Ein indischer Hochzeitsbrauch. 301 

Die Sitte, die Baldaeus mit dankenswerter Genauigkeit be- 
schreibt, ist eine südindische Sitte; als Beweis genügt allein die 
Tatsache, daß er in seiner Schilderung der Hochzeitszeremonien das 
,Schnürlein' als das Zeichen erwähnt, wodurch die Braut dem 
Bräutigam ,versprochen, verlobet und verbunden ist'. Wenn wir die- 
selbe Sitte im Baudhäyanasütra finden, so werden wir schließen 
dürfen, daß dieses Sütra, oder wenigstens die oben besprochene Stelle, 
im Süden Indiens entstanden ist. Doch hat man, aus hier nicht zu 
wiederholenden Gründen, längst festgestellt, daß die Schule der 
Baudhäyanins ihre Heimat im Süden Indiens hatte. 1 

Die Sitte nun, die uns beschäftigt, erwähnt Baldaeus noch an 
einer anderen Stelle seines Buches; es wird hier der Grund ange- 
geben, warum die Gatten mit einem Tuche, nicht mit einem Netze, 
fischen gehen. Auf S. 496 erzählt Baldaeus, wie, der Sage nach, die 
Malabarküste (das Land Malayälam oder Kerala) entstanden ist. 2 
Nachdem Siri Parexi Rama (Paraäuräma) die Könige, die Ksa- 
triyas, ausgerottet und die Länder, die er ihnen abgenommen, den 
Rixijs, d. h. den Brahmanen, geschenkt hatte, wollte er etliche Tempel 
bauen ; da er nun aber ,keinen bequämen Ort darzu fand | aldieweil 
die See bis an das Gebirge | Gatte genant | stiess | so verrichtet er 
immittelst die Ceremonien in seinem Homan, alhier kam ein Sieb | 
oder vielmehr eine Wanne | damit man den Reis 8 säubert | zu er- 

1 Siehe Bühler, Sacred Books of the East xiv, p. XLiff.; Caland, Über das 
rituelle Sütra des Baudhäyana, Leipzig 1903, § 14. 

2 Ebenso oder ähnlich ist die Sage von der Entstehung des Landes Kerala 
auch sonst oft erzählt worden. So, um noch einen älteren Autor zu nennen, von 
Jacobüs Canter Visscher in seinen vortrefflichen Malabarisch en Briefen (Malta- 
baarse Brieven, beheizende eene naukeurige Beschryving van de Kust van Mallabaar, 
den Aardt des Landts, de Zeden en Gewoontens der Inwoneren, en al het voor- 
naamste dat in dit Gewest van Indie valt aan te merken. Te Leeuwarden, 1743; 
ins Englische übersetzt von Drury, Madras 1862), S. 1 ff.; vgl. 157 ff. 169. 385 f. 
Sonst vergleiche man z. B. Jonathan Düncan, Asiatic Besearches v, 1 ff. ; K. Graul, 
ifeise nach Ostindien m, 183. 226 ff.; P.Würm, Geschichte der indischen Religion, 
S. 66 f. — Siehe auch die folgenden Anmerkungen. 

3 Een rystwanne, soupe genaamt. Canter Visscher, Mallabaarse Brieven, S. 3. 
Zum Sieb vgl. meine Bemerkungen in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde xn, 1 1 3. 



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302 



Theodor Zacharias. 



scheinen j welche als er schüttelte | ging das Meer zurücke | und wie 
ihm dauchte | dass es nicht gnug wäre | bewegte er die Wanne noch 
einniahl | so ging die See noch mehr zurück | indem ers aber zum 
dritten mal tuhn wolte | geschach es | dass Varrinem, der Gott des 
Wassers | sich in weisse Ameisen | Carreas 1 genant | veränderte | und 
die Wanne zu stücken biss; also bauete dann Siri Rama 108 Tempel 2 | 
und richtet darin 108 Steine auf | welches sind die Pagoden | denen 
die Indianer sonderliche Ehre erweisen j diese heben sich an dicht 
bey Mangalor, und erstrecken sich bis zu Ende des Vorgebirges 
Comoryn. Ferners soll es geschehen seyn | dass nachdem die See 
weggewichen | die Fischer bey Parexi Rama sich beklaget haben | 
dass sie sich numehr nicht ernähren könten | und er ihnen deswegen 
ein Mittel anweisen wolte | damit sie möchten zu leben haben. Parexi 
Rama war mit ihrer Klage wol zufrieden | sagte ihnen derhalben an | 
dass sie solten die Wacht halten über diese Tempel | und von den 
Einkommen leben j daher die Fischer Bramines wurden | und dass 
sie | um an ihr Geschlecht zu gedencken | einen Garnfadem von 
einem Fischernetz | am Halse solten tragen | und die Opfer in den 
Tempeln verrichten. Hieraus ist diese alte Gewohnheit in Voll- 
ziehung der Heyrahten entstanden | dass Bräutigam und 
Braut miteinander in einem leinen Kleide fischen gehen 
an stat eines Netzes/ 

Und was sind das für Bramines, die ursprünglich, wie die Sage 
geht, Fischer waren? Die Antwort darauf gibt uns z. B. Cantbr 
Visscher in dem ersten seiner Malabarischen Briefe (wo er ungefähr 
dieselbe Geschichte von dem ^Propheten' Paroese Raman erzählt, 
wie Baldaeus von Parexi Rama): Deeze Bramins van Mallabaar 

1 Vgl. Sonnerat, Reise nach Ostindien und China i, 140. 

* Vgl. H. H. Wilson, Mackenzie Collection (Calcutta 1828) n, 76; Calcutta 
Review 113 (1901), p. 19. Die Zahl 108 (as^ottaraSatam) ist auch sonst sehr beliebt. 
So soll die Schnur, an dem das Täli hängt, aus 108 Fäden zusammengedreht sein. 
Sonst vergleiche man Edmund Hardt, Indische Religionsgeschichte (1898), S. 98 f.; 
Aupapätika Siitra, § 49, vi — vm; Goldstücker, Sanskrit Dictionary, p. 286, a, 26; 
Benfey, Pantschatantra n, 224; Indische Studien xv, 267. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Ein indischer Hochzeitsbrauch. 



worden Namboerys 1 genaamt, en de andere verwyten hun hun 



visschers afkomst (S. 4). — Es sind also die Nambüris (oder Nam- 
büdiris), bei denen wir die Sitte des Fischfangens suchen müssen. 
Und in der Tat: wie die Nambüris so viele altertümliche Sitten bis 
auf den heutigen Tag bewahrt haben, 2 so ist auch das Fischfangen 
als Hochzeitsbrauch bei ihnen erhalten geblieben. 

Geo. F. D'Penha sagt in seinen Notes on marriage customs in 
the Madras Presidency {Indian Antiquary xxv, 144) über die Hoch- 
zeiten der Nambüri-Brahmanen : ,One curious and inexplicable fea- 
ture in the ceremony is, that the parties go through a pretence of 
catching fish/ 

Ausführlicher stellt K. N. Chettur den Vorgang dar in seinem 
Aufsatze über die Nambüdri-Brahmanen in der Calcutta Review 113 
(1901), 121 ff. Er sagt auf S. 129: ,An interesting custom in their 
marriage ceremony is that of the married couple Standing beside a 
tub of water in which small fishes are placed and capturing them 
by means of a cloth. The significance of this curious practice is 
not quite clear. Some take it as pointing to their origin from fisher- 
man-caste while others explain it as an indication of their wish to 
be as fruitful as the fish/ 

Nach Geo. F. D'Penha a. a. O. wird dieselbe oder doch eine 
ganz ähnliche Zeremonie bei den Holeyas (or agrestic slaves of 
Kanara) vollzogen. Der Bericht lautet: /The youth's party goes to 
the bride's on a fixed day with rice ; betel, and areca nuts ? and waits 
all night outside the hut, the groom being squatted on a mat spe- 
cially inade by the bride. Next morning the bride comes and sits 

1 Hamboevys gedruckt. Dies ist aber nur ein Druckfehler. Die richtige Form 
Namboerys steht z. B. auf S. 165, Namborns auf S. 385. 

2 Untouched by the current of modern civilisation, they have managed to 
keep their antique laws and customs in their pristine purity; Calcutta Review 113 
(1901), p. 121. Über die Nambüris vergleiche man sonst z. B. Samuel Mateer, Native 
Life in Travancore, London 1883, S. 143 ff. ; S. Appadorai Jyer, ,The Nambutiris', 
in der Calcutta Review 108 (1899), 139 — 147. Siehe auch Caland, Uber das rituelle 
Sütra des Baudküyana, § 14. Die von Caland zitierte Quelle ist mir leider nicht 
zugänglich. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



304 Theodor Zachariae. 

in front of him with a winnowing fan between them, filled with 
betel leaf. Those present throw rice over the heads of the couple. 
The ceremony lasts four days, during which it is indispensable that 
one of the two should continually use the mat. On the last day the 
couple take the mat to a river or tankholding fish, dip the 
mat in and catch some fish which they let go off after kissing 
them. A feed completes the marriage/ 

Man beachte, daß die sonderbare Zeremonie den Schluß der 
Hochzeit bildet, und daß das Fangen der Fische mit einer Matte 
ausgeführt wird. Das Küssen erinnert an das Berühren des ge- 
fangenen Fisches bei Philipp Baldaeus, Beschreibung, S. 606. Wie 
dieses Küssen oder Berühren aufzufassen ist, darüber kann man ver- 
schiedener Meinung sein. 1 

Da ich oben behauptet habe, daß es sich bei der von Baudhä- 
yana vorgeschriebenen Zeremonie um ein Orakel, um einen Versuch, 
die Zukunft zu erforschen, handelt, so will ich das Fischorakel 
nicht unerwähnt lassen, von dem De la Flotte in seinen , Essais 
historiques sur Finde' 2 erzählt. Allerdings kommt hier ein künst- 
licher, kein natürlicher Fisch zur Verwendung. Wenn das Täli um- 
gebunden ist, sagt De la Flotte in seinem Berichte über die Hoch- 
zeiten der Rajepouts (d. h. Ksatriyas) in Südindien, setzt sich das 
junge Paar auf eine Art von Thron, um sich vor allen Zuschauern 
sehen zu lassen. Unterdessen bringt man Opfer herbei, die für den 
Gott Po ul ear bestimmt sind; ,mais a toutes ces ceremonies succede 
bientot un spectacle nouveau et qui amuse beaucoup toute Passem- 
blee. On a un poisson artificiel attache a un fil, on le jette dans 
un grand vase plat rempli d'eau, et un des parens du mari le fait 
tourner continuellement. La nouvelle mariee, pour faire voir spn 

1 Geschieht es, weil oder insofern der Fisch von glücklicher Vorbedeutung 
ist (siehe unten); ist es ein mangalälambhanam? Über das Berühren vgl. z. B. 
Oldenberg, Religion des Veda, S. 332. 482. 499 f. 

2 Essais historiques sur Vlnde, pre'ced&s d'un journal de voyages et d'une 
description geographique de la cöte de Coromandel. Paris 1769, p. 299 — 301. 
Über den Autor und sein Buch vgl. August Hennings, Versuch einer ostindischen 
Litter atur geschickte, Hamburg und Kiel 1786, S. 331 ff. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Ein indischer Hochzeitsbrauch. 305 

adresse, prend un petit arc et une fleche, et tire sur ce poisson. Si 
eile le touche du premier coup ; outre Padmiration et les applaudisse- 
mens qu'elle s'attire, on en augure encore bien pour le succ&s 
du mariage; si eile le manque apres trois coups, c'est un 
mauvais presage pour l'avenir'. 

Derartige Hochzeitsorakel werden auch sonst oft erwähnt. So 
ist, wie K. Graul (Reise nach Ostindien iv, 173) berichtet ; bei den 
Velalern in Südindien der vierte Tag der Hochzeit allerlei Spielen 
gewidmet; man stellt z. B. ein Gefäß mit Safran-gefärbtem Wasser 
hin, wirft einen Ring und eine Muschel hinein und läßt der 
Vorbedeutung halber die Neuvermählten darnach fischen. 
Siehe sonst z. B. Winternitz, Das altindische Hochzeitsrituell, 
S. 38; Crooke, The populär religion and folk-lore of Northern 
India i, 104. 

Ich möchte zum Schluß noch einen eigentümlichen Hochzeits- 
brauch anführen, den ich im Ausland, Jahrg. 1861, S. 737, erwähnt 
finde. Leider ist die Quelle des hier abgedruckten Artikels, der die 
Überschrift ^Indische Flitterwoche' trägt, nicht genannt, so daß ich 
also nicht in der Lage bin, genau anzugeben, in welchem Teile 
Indiens die geschilderten Gebräuche üblich waren oder noch üblich 
sind. Doch geht aus gewissen Ausdrücken, die in dem Artikel vor- 
kommen, 1 ziemlich klar hervor, daß er sich auf irgend eine Gegend 
von Bengalen bezieht. — Wenn die eigentliche Hochzeitsfeier vor- 
über ist, heißt es in dem Artikel unter anderem, so bricht der Bräu- 
tigam mit seiner Frau und einigen Dienern nach seinem eigenen 
Dorfe auf. Sowohl die Braut als ihre Mutter sind in Tränen gebadet. 
Sobald er in seinem Hause empfangen worden ist ; stallt er sich im 
Hof auf einen angemalten Sitz, und das Mädchen steht vor ihm auf 
einer Schüssel, in welcher Milch ist. Sie hält einen lebenden 
Fisch in ihrer rechten Hand; erstreckt dann seine Hand aus 
und legt sie auf ihren Kopf. Sieben verheiratete Frauen gehen dann 

1 Z. B. Bashar ghor, ^rautgemach 4 ; vgl. dazu Haughton, Bengali Dietionary, 
Spalte 1984, Zeile 8. (Nach einer gütigen Mitteilung des Herrn Dr. George A Grierson 
in Camberley.) 



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306 Theodor Zachariae. Ein indischer Hochzeitsbrauch. 



siebenmal um sie herum, eine Art von Shunko blasend, und im 
Gehen Wasser aus einer Kanne auf die Erde gießend. 

Daß mit dem lebenden Fisch, den das Mädchen in der 
rechten Hand hält, Wahrsagerei getrieben wird, ist möglich, aber es 
läßt sich nichts ausmachen. Vielleicht ist der Fisch im vorliegenden 
Falle nur als ein mangala, d. h. als ein glückverheißender, übel- 
abwehrender Gegenstand, als ein gutes Omen aufzufassen. Zum Be- 
weise, daß der Fisch für den Inder ein Mangala war und noch ist, 
sei Folgendes angeführt: Der Fisch begegnet unter den acht Mangala 
oder , Glückszeichen' im Aupapätika Sütra § 49, i (S. 55 in Leumanns 
Ausgabe; vgl. S. 6); er begegnet im Mängalyädhyäya des Agnipuräna 
(229, 9). Der Anblick eines Fisches gilt immer als ein gutes Omen, 
z.B. wenn man sein Haus verläßt, wenn man eine Reise antritt: 
Öärngadharapaddhati 83, 242 (No. 2564); Visnusmyti 63, 33 und sonst. 
Nach Nandaparujita zu der zuletzt angeführten Stelle ist ein ge- 
kochter Fisch, nach Walhouse, lndian Antiquary v, 21a sind zwei 
Fische ein gutes Omen. Günstig ist es, wenn der Bote, der von 
einem Kranken zu einem Arzt gesandt wird, Fische sieht: Susruta 
i, 29. Das Essen von Fischen im Traume bedeutet Wohlstand und 
Genesung von einer Krankheit: Hultzsch, Prolegomena zu des 
Vasantaräja ßäkuna nebst Textproben, Leipzig 1879, S. 16; SuSruta 
i, 29. Die Kolhs bringen auf ihrem Hause das Abbild eines Fisches 
an, um sich vor dem bösen Blick zu schützen: Richard Andree, 
Ethnographische Parallelen und Vergleiche, Stuttgart 1878, S. 39. 
Pictures of fish are constantly drawn on the walls of houses as a 
charm against demoniacal influence: Crooke, Populär Religion 
and Folk-lore of Northern India n, 254, vgl. i, 47. 

In seiner Schilderung der Hochzeitsfeierlichkeiten in Fez er- 
zählt Leo der Afrikaner, daß der Ehemann, gewöhnlich am 
siebenten Tage nach der Hochzeit, eine große Menge Fische kauft 
und sie durch seine Mutter oder irgend eine andere Frau auf die 
Füße seiner Gattin werfen läßt: id enim ex antiqua consue- 
tudine pro bono habent auspicio (Joannis Leonis Africani 
Africae Descriptio, Lugd. Batav. 1632, p. 326). 




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CORNELL UNIVERSITV 



Studien zu den 5 Asma f ijjät. 



Von 



J. Barth. 



Durch die Herausgabe der 'Asma'ijjät 1 hat sich der tiefe 
Kenner der arabischen Poesie, W. Ahlwardt, ein neues gewichtiges 
Verdienst um die Förderung ihrer Kenntnis erworben. Er hat diese 
Sammlung alter Gedichte durch 'Asma'i (st. ca. 213 d. H.) nach 
einer Wiener Handschrift vom J. 1250 d. H. (t), die selbst die Kopie 
eines Konstantinopeler Originals ist, unter Vergleichung eines Manu- 
skripts, das ehemals dem Grafen Landberg gehörte (L), bearbeitet. 
Die Herausgabe war ein Wagnis und ein Opfer. Denn beide Hand- 
schriften sind von recht mäßiger Güte, und wenn auch die eine, L, 
nicht aus der anderen, t, geflossen ist (dies hat Nöldeke in seiner 
Anzeige des Werks erwiesen), so sind sie doch unbestritten nahe 
verwandt; so fehlt — um ein Beispiel herauszugreifen — in beiden 
im Ged. 74, Vs. 34 b übereinstimmend das letzte Wort. Hierdurch ist 
die Möglichkeit, die Fehler der einen aus der anderen zu berichtigen, 
von vornherein begrenzt. Daß aber die Textüberlieferung in ihnen 
keine besonders gute ist, erweist sowohl deren Zustand an sich, wie 
die Vergleichung solcher Stücke, die uns noch in anderen Samm- 
lungen vorliegen, mit jenen Rezensionen. Wir müssen unter diesen 
Umständen Ahlwardt umso dankbarer sein, daß er vor den Schwierig- 



1 Sammlungen aller arabischer Dichter. I. Elagma'ijjät. Herausgeg. von W. Ahl- 
wardt. Berlin 1902. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



308 



J. Barth. 



keiten nicht zurückgeschreckt ist und in vielen Fällen auch bei un- 
zulänglicher Uberlieferung durch treffliche Konjekturen Rat ge- 
schafft hat. Es ist andererseits selbstverständlich, daß ein weiteres 
Studium dieser z. T. sehr schwierigen Gedichte noch eine Reihe 
von Verbesserungen und Aufklärungen zutage fördern muß. Solche 
liegen in den ausführlichen Besprechungen zweier so hervorragender 
Forscher wie Nöldeke 1 und de Goeje 2 vor, welche neben Aus- 
führungen über den Charakter der Sammlung, die Echtheit der Ge- 
dichte usw. namentlich eine Anzahl vorzüglicher Textverbesserungen 
geben. Ihre Darlegungen werden im folgenden durchweg voraus- 



gesetzt. 



Ahlwardt hat sich, abgesehen von der Einleitung, auf die 
Herausgabe der Texte, Beigabe des textkritischen Apparats nebst 
biographischen Angaben über die Dichter beschränkt : auf eine 
Übersetzung, Erklärung, Inhaltsreproduktion der Gedichte, Kritik 
des überlieferten Zusammenhangs 3 hat er verzichtet. In all diesen 
Dingen muß der Leser nun sich selbst den Weg bahnen. Wünschens- 
wert wäre es gewesen, wenn der Herausgeber die geschicht- 
lichen Anlässe der Gedichte, soweit sie sich aus deren Inhalt 
rekonstruieren lassen, in den Einleitungen zu den Gedichten an- 
gegeben hätte. Nur wenn der Leser so erfahren hätte, daß z. B. 
Ged. viu auf den Kampf der Hawäzin gegen die Gatafän am ^ 
^jJUl (bzw. *l*LiJl Ged. xxvi auf den Ged. liii auf 

die Schlacht bei JS$j*}\ Ged. n auf den Ged. lxiii auf den 

<*jLJLt£J\ ^ sich bezieht, könnte er sich unter Zuhilfenahme der 
alten prosaischen Erzählungen in den bekannten Quellen leichter, 
als es jetzt der Fall ist, durch den dunklen Zusammenhang solcher 
wichtiger Gedichte hindurchfinden, welche, wenn auch nicht gleich- 
alterige, so doch alte Zeugnisse für jene Vorgänge sind. Zwei 
Quellen mit prosaischen Darstellungen dieser alten Schlachttage, den 



1 ZDMG. 57, 203—213. 

2 Gott. Gel. Anzeigen, 1903, Nr. 3, S. 245—251. 

8 Nur vereinzelt macht er eine Bemerkung dieser Art, wie zu 14, 12. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Studien zu den 'Asma'ijjät. 



309 



e Iqd al-farid, 1 Bd. in, 48 — 90, und Ibn al-Athir, i, 367 ff., in welchen 
mehrfach sogar Gedichte unserer Sammlung sich ganz oder teil- 
weise finden, hat Ahlw. nicht benützt. Im folgenden ist daher im 
gegebenen Fall auf sie hingewiesen. — Die Angabe von Zitaten 
einzelner Verse bei anderen Autoren hat Ahlw., sofern sie keine 
Varianten enthalten, absichtlich unterlassen. Wenn auch bei mehr- 
fach bezeugten Stellen die jetzt üblich gewordene Anführung aller 
erreichbaren Zitate keinen besonderen Nutzen stiftet und gewiß 
eingeschränkt werden dürfte, so ist doch bei Versen, die, wie hier, 
nur in der Überlieferung zweier mäßiger Kodizes vorliegen, ihre 
anderweitige Bezeugung wichtiger; daher sind unten einige Er- 
gänzungen dieser Art, sowie solche von erklärenden Scholien der 
'Amäiri Qäli zu den seltenen Worten in Ged. xlviii u. dgl. m. 
angefügt. 

Natür&h ist ein kleinerer Teil der hier von Asma'i gesammel- 
ten Gedichte 2 ganz oder bruchstückweise schon anderweitig über- 
liefert. So Ged. x, xv, xxxi, xxxn, xxxm, xxxiv, xxxv, xl, lix, lx, lxiii. 
— Ged. lxv liegt seit der Herausgabe der 'Asm. nun auch im Diwan 
des Mutalammis selbst vor. — Andererseits bietet die Sammlung 
z. B. von Hufäf b. Nudba, einem Verwandten der Hansa, nicht 
weniger als fünf neue Gedichte. Manchmal hat die Sammlung nur 
kleine Bruchstücke von Gedichten, die anderweitig vollständiger vor- 
liegen; z. B. gibt lvi nur 4 Verse des Gedichtes, das in Tarafas 
Diwan 13 Verse hat, lix nur 4 Verse aus Imrlq. Diw. Ged. li, das 
dort 10 Verse umfaßt. — Die Gedichte gehören zumeist dem letzten 
Jahrhundert vor oder dem ersten Jahrhundert nach der Higra an 
und bieten in ihren einzelnen Vertretern den verschiedenartigen 
Inhalt, den sonst die altarabische Poesie behandelt: Kriegsereignisse, 
Klaglieder um Gestorbene, Natur-, Kamel-, Rosseschilderungen, 
seltener Lob edler Großen, glücklicherweise nur vereinzelt ein 



1 Ich zitiere immer die Ausgabe vom J. 1305 d. H. 

2 Auf den Anhang S. 75 ff., die Gedichte mit sprachlichen Raritiiten aus 
anderer Quelle, wird hier nicht eingegangen. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVTU. Bd. 22 




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CORNELL UNIVERSITV 



310 J. Barth. 

solches Wortgeklingel mit seltenen Ausdrücken bei magerem Inhalt 
wie das Re£ez-Gedicht lviii. 

Die Gedichte enthalten durchweg Lücken oder Unordnung in der 
Überlieferung zumeist beides. Im folgenden soll bei einer Anzahl 
der Gedichte auf deren Anlaß, Hauptinhalt und, soweit sie aus der 
Überlieferung erkennbar erscheint, ursprünglichere Versordnung die 
Aufmerksamkeit gelenkt und textkritische Bemerkungen angeschlossen 
werden. Bei der Lückenhaftigkeit und Dunkelheit, dem Fehlen not- 
wendiger Verbindungsteile der Gedichte müssen solche Untersuchungen 
sich von vornherein darauf beschränken, einen Teil der Schwierig- 
keiten zu heben, von denen noch reichlich genug ungelöst bleiben. 

L Der gu'fitische Dichter (15) spricht mit Stolz davon, daß er 
in seiner Armut den aufrechten kriegerischen Sinn bewahrt hat (14). 
Seine engere Familie ernährt die Mutter armselig, hält aber ihre 
Rosse hoch und wert (4 — 13), während sein weiterer Stamm (^y^Ä* 
Vs. l) selbst die Rosse verkauft, um ihre Mutter zu mästen (2). 
Diese pflegen miteinander Rat (l) und streichen nachdenklich die 
Bärte, um dann zu sagen: Schließet Frieden (16 Ä ). Wäre nur der 
Dichter bei dieser Beratung gewesen (l6 b ); er ist immer für fröh- 
lichen Kampf (14). — Zu 4 — 13 ist Vs. 19 zu ziehen, der mit seinem 
femininen Subjekt die Rosse meint und zwischen 18 und 20 stört. 
— Vs. 16 gehört zu Vs. 1 — 3 und ist Kommentar zu l b . — Auch 
Vs. 7 ist zu 2—4 zu stellen: (7) ,Sie (jener unkriegerische Ver- 
wandtenstamm) ziehen dahin mit ihren Schilden auf der Schulter 
(sie haben die Rosse weggegeben Vs. 2), während meinen Schild 
ein kräftiger Renner dahinträgt'. Zu , Schild, Panzer' (7), wie 

Abu 'Obeida richtig erklärt, vgl. als Beleg IHisch. 615, 1. Der 
Vers wird bei Gauh. zitiert; dort erklären 'Asma'i und Abu f Amr 
das Wort mit ,Blut', an uns. Stelle mit ,Blutwehr< (J^). Das ist aber 
deutlich gegen den Wortsinn. Die Variante gehört nach Gauh. 

dem Abu 'Obeida an. 

II. Das Fragment bezieht sich auf die Schlacht bei £b\ 
in welcher der Lachmide al-Mundir b. Mä'al-Saraä, von dem Gassä- 
niden al Härit al-A c ra£ besiegt, fiel; IAth. i, 398 — 400; Iqd ni, 89. 



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Studien zu den 'Asma c ijjät. 311 

Daß es hierzu gehört, ergibt sich aus zwei weiteren Versen, die 
IAth. hat (sonst findet sich dort noch Vs. 6): 

III. Der Dichter, vom Stamm Gani b. A'sur (27), nennt als 
seine Zugehörigen die (Vs. 28). Ein solcher Klan wird sonst 

m. W. nicht genannt; wohl aber ein ^ £-U^> (s. Wüstenf. 
Reg. D 11, eine Reihe von Stellen s. Jäqüt vi, 249). Das ist vermut- 
lich hier einzusetzen. — Vs. 26 a . Lies L5-i-^>, in b <^i*v.; ,es sind 
für mich (zu meinem Schutze) Leute unwillig (dulden nicht), daß 
ich erniedrigt werde'. In b ist bei der jetzigen Stellung des Verses 
Lo^LL* zu lesen: ,aber nicht ist unser Gegner (gegen uns) zornig'. 
(Seltsam ist das c^r**)* -^ as überlieferte IfJjjU* wäre dagegen gut, 
wenn Vs. 27 vor 26 gehört, so daß sich auf bezöge; damit 
würde auch sonst der Zusammenhang gebessert. — Vs. 27. Lies 
,und du kannst von mir (das) sehen, daß der, den ich 
von (der Antastung) ihrer Ehre zurückhalte, auch davon absteht'. 
Das jetzige ^ ist nicht konstruierbar. — Vs. 34 b . Vermutlich 
^y^ü zu lesen: ,wie durstige Kamele, die das Holz in den Händen 
der sie Zurücktreibenden fürchten'. 

V. Vs. 5. Lies sirz**> , Quellort'. 

VI. Vs. 1. Lies tj^o ,sein Staub'. 

VII. Uber den Dichter 'Asmä' b. Häriga al-Fazäri vgl. weiteres 
in den Noten zu Qut&mi m (S. 8). — Text und Versfolge des Ge- 
dichtes sind erheblich gestört. — Vs. 4 b . Lies ,dann will ich 
ihr noch mehr Zorn (gegen mich) zu ihrem (bisherigen) Zorn bei- 
bringen'. — Vs. 9. Lies <Jä%; /Tochter derer, die ihrem Propheten 
und der Wahrheit an den Stätten der Sorge (Kampfplätzen) geholfen 
haben'. Die Geliebte ist Medinenserin. — Vs. 10 gehört nicht hier- 
her; denn Vs. 11 schließt an 9 an, und 10 enthält etwas ganz Fremdes. 
Er paßt dagegen gut hinter Vs. 6 (, warum erinnert sie mich nicht 
an die Nächte von al-5ibb), (10) als der zu Gatafän gehörige 

22* 



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312 



J. Barth. 



Stamm 1 sich auf einer hohen, harten Stätte von *)* [nach L ; s. Nöl- 
deke] niedergelassen hatte ?' 

Vs. 11, an 9 anschließend, schildert die Medinenser weiter: 
,Sie gewährten jedem Stamm, der im Unglauben verblieb, zwei 
Märkte, einen für Lanzenstoß und einen für Schwerthieb*. — Lies 
tjijo und vgl. zum Bilde Qutämi 29, 96: jl^ü l^J ^UkM £ju. 
Hier ist Jj4 für das sonstige ?\$\ eingetreten; die Waren, die 
man auf dem ,Markte' des Kampfes abgibt, sind Hiebe und Stöße. 

— Vs. 12. Das Objekt U in b würde eines Regens in a ent- 
behren. Lies 'j"**^] ,bis sich die anderen von ihnen (von den Un- 
gläubigen, näml. die, welche nicht gegen uns kämpften) ansäßig 
machten da wo sie wollten, am Meer oder Landwegen' (d. h. in 
fremde Gebiete flüchteten). 

Von Vs. 18 bis Schluß, dem Kernstück, schildert der Dichter, 
wie er einen armen Gast erst abgewiesen, dann aber, nachdem 
jener demütiger geworden, ihm für seine Familie ein Kamel ge- 
schlachtet hat. — Vs. 19. Lies <jj\ ,er nennt schon dds Reichtum, 
daß er den nötigsten Bedarf erlangt hat' [sonst wäre £oo nötig]. 

— Vs. 21 ff. ist der jähe Ubergang, vor allem das unmotivierte ^3 
unverständlich. Entweder fehlen hier Verse, welche den Anfang 
der Abweisung des Bettlers enthielten, oder es sind vielleicht 
Vs. 26, 27 vor 21 zu stellen, mit denen er den Bettler anredet: 
(26) , Glaubst du, daß wir zu denen gehören, bei denen du herum- 
gehen (betteln) kannst, und hast du uns wegen unserer Sicherheit 
und reichlichen Bodenertrags ausgewählt, (27) ohne uns zu kennen 
oder (mit uns) verwandt zu sein? Wieso denn, da dein Stamm doch 
nicht der meinige ist?' 

Nach dieser oder einer anderen Einleitung der Abweisung 
vermute ich als Sinn der Verse 21 ff. mit anderer Vokalisierung als 
bei Ahlw.: (21) ,Es hat aber deinen Eifer (etwas bei mir zu 
erlangen) das (Nominativ) in die Irre geführt, was ich mit dem 

1 Nämlich die Fazära, der Stamm des Dichters selbst. — Man darf nicht in 
Vs. 10 jJ^aJ^ mit de Goeje lesen (und den Vers hinter 9 belassen), als wäre die 
(J eli^bte /Tochter des Gatafän-Stamms*; denn sie ist nach Vs. 9 Medinenserin. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Studien zu den 'Asma'ijjät. 313 

getan habe, das ich von der Jugend bis zum Alter gesammelt 
hatte* (näml. daß ich es immer weggeschenkt habe). Lies J-^ü 
C*» Up CUäJLo Uo v*£*ä^j; in Vs. 22 CUa^L . . <JXos^L\ . • cuJLsa». 

(22) ,Habe ich doch das Beste, was ich erworben und von 
Beute gesammelt hatte, gemacht zur . . . Beute [anderer] ? C1 

(23) ( a dunkel); b ,nun aber bin ich mit äußerstem Hunger 

ff 

behaftet' 2 (lies cu^f-o); (24) ,da nichts mehr (in unserem Besitz) 
ist als Schwerter, mit denen wir zuschlagen (lies Uwo) und unsere 
Sättel und die Reittiere der Reiter'. 

(25) ,So wende dich doch an die Besitzer großer Herden; es 
fürchten den Schaden durch dich (meine) im Pferche lagernden 
Kamele'. 

VIII. Das Triumphgedicht bezieht sich auf den Sieg des Doreid 
b. al-Simma mit Hawäzinkriegern über verschiedene Gatafänstämme, 
an denen er den Tod seines Bruders 'Abdullah [bei v-^oU3J\, s. Asm. 
24 = Harn. 377] rächte; vgl. Vs. 3. Dieser Rachetag heißt nach 
Agh. 9, 13 f. f*>, nach Iqd m, 61 und Jäqüt in, 414 -uLäJt 

Unter den unterlegenen Stämmen befanden sich die 'Abs, die B. Bedr 
(Vss. bei Jäq. a. a. O.), die Murra (Vs. 9), A§£a f (10), Talaba [b. 
Sa'd b. Dubjän, 11] von Gatafän. — Vs. 4 ist wohl ironisches Wort- 
spiel: ,Für diesen Tag seid Ihr Fazära, d. h. junge Leoparde, be- 
nannt, so haltet denn mutig stand!' — Vs. 5 gehört zu 8 — 11, in 
denen, wie in 5, in dritter Person von den Feinden gesprochen 
wird, während sie in 4. 6. 7 mit ,Ihr' angeredet sind. — Vor Vs. 16 
ist natürlich der Vers £\ aus Jliz. in, 166 (s. die Varr.) not- 

wendig, weil sonst der Angeredete nicht bezeichnet wäre. 

X. Das Gedicht ist außer im Diw. Imrlq. und in S noch an- 
geführt Ja'qübi i, 249, Agh. vrn, 69, IAth. i, 379, woraus erst sein 
Inhalt verständlich wird. 



1 CUJLää. fordert noch ein zweites Objekt, das hier fehlt. Ob v»^J 
es ersetzen soll, ist dunkel, wie die Überlieferung überhaupt an dieser Stelle. 

2 Daß der Dichter sich selbst als dürftig hinstellt, zeigt Vs. 24 ,da nichts 
mehr vorhanden ist als . . . und unsere Sättel 4 . 



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314 J. Barth. 

XI. Vs. 5 wird Tahdib 576, 1 zitiert in der von Nöldeke 
(z.T. nach Mucht.) verbesserten Lesung J^JJl . /^Jo3l. Sinn: /Was 
schickt (in ihm) der Morgen für einen (herrlichen) Wegziehenden 
hinaus und was für einen bringt der Abend (in ihm) heim!' S. Tebr. 
zu Tahd. — Vs. 11. Die Überlieferung kann nicht richtig sein; denn 
wenn der Betrauerte fern war, konnte er den Gästen nicht helfen. 
Auch wird von ihm sonst nicht in der zweiten Person gesprochen. 
Es ist daher die La. der 'Amäli oder die der Mucht. (s. beides in 
den Varr.) die richtigere. — Vs. 22. Druckfehler für vi^-^J. — Für 

muß ein Wort für ,Hilfsbedürftiger' dagestanden haben; vgl. 
die Parallelen in b . Das des M und Q (Varr.) ist sinngemäß. 

XII. — Vs. 9\ Statt OUjXJJ ist entw. OU^Jj des Q, 
Hiz. oder ein Synonym dazu einzusetzen: ,edle Verdienste er- 
werbend'. Geht die La. der Handschrift auf ein Derivat von 
zurück? [Den Druckfehler statt >y*Zo und die Änderung hat 
de Goeje richtiggestellt.] 

XIV. — Vs. 1. Statt ^/>$ lies wie in 2% das parallel 
ist. — Vs. 2. De Goeje hat ,die Hohen von . . (mit beiden 
Hdschrr.) gefordert mit Recht: denn lg. « entspricht als Gegeu- 
satz. — Vs. 7. oy^i wäre kein Attribut des Kamels. Lies v-^ä. 
,leicht lenkbar, gehorsam'; Gauh.: >\*^c ^SLk J5j. — Vs. 15. 
Lies mit L CJi->\ \>\ ; ein vl^* ist nicht bekannt. — In b 
lies ^UJ*; vgl. Zoh. 1, 22, das Prtcp. Hud. 92, 37: ,Sein Bein zeigt 
beim Lauf und Eilen eine Krümmung' (ein Vorzug beim Pferde). 

XV. Das Gedicht findet sich auch Harn. 73 — 75; dort ist 
aber als Verfasser J^jJ^j^ v^^wX*-« ^ «^»e genannt. Von unseren 
10 Versen hat Harn, nur 7 in folgender Ordnung: 3. 4. 5. 7. 9. 8, 10. 
Die Zurückführung des Gedichtes auf Doreid kann irrtümlich durch 
Vs. G (der in Harn, fehlt) veranlaßt sein, wornach der Dichter dem 
Roß der ,beiden Söhne Doreids' die Sehne durchschnitten hat. — 
Vs. 7 ist C~£>jU> schon von Nöldeke hergestellt. 

XIX. Vs. 1. Statt lies C^Jj ; ich bin zerrieben, alt, aber 

doch noch am Leben'; vgl. 2\ — Vs. 7\ Lies £,^jUJ1 ,ich vermeide 



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Studien zu den 'Asma'ijjät. 315 

häßliche Reden*. Das gehört zu den Vorzügen des arabischen 
Helden; vgl. £ara. 700, 1, gansä 2 263, 1, IQut, Kit. al-äi'r 62, 9—10: 
er hört nicht einmal Obszönitäten und Schmähungen an, AsmaMjjät 
12, 21; 61, 19, IQut. a. a. O. — 7 b . Hinter dem von de Goeje her- 
gestellten & lies ^}.%* 

XX. Vs. 1. Lies cuS^j mit f Ai.; denn ist intransitiv. — 
Vs. 5 stört an seiner jetzigen Stelle; er gehört hinter 17. — Auch 
Vs. 14 gehört mit 16 — 17. 5 näher zusammen. 

XXIV. Vs. 2. Lies mit Agh. Druck (ix, 4. 6). — Die 

Lesarten im Druck des Agh. weichen von den in Ahlw.'s Varianten 
allein gegebenen des Berliner Agh. -Manuskripts nicht selten zum 
Vorteil ab. Ich führe sie im folgenden als ,Agh. D.' an. — 2\ 
Agh. D. C^Sbj wie Asm. — Vs. 21 b . Agh. D. ^y* — 
Vs. 22. Das in Ahlw.'s Varianten steht ja im Text; er wollte 

wohl in diesen v ^*i3 der Harn., 'Ai., ß[iz. aufnehmen und dies mit 
Recht; vgl. die dritte Person in dem parallelen ^5*^3 m *• — Vs. 24 b . 
Lies wohl L^Ä^jJ. 

XXVI ist von Mälik b. Nuwaira auf den Sieg der Tamim 
(Jarbü f ) über die B. Scheibän bei laksr oder, wie die Schlacht auch 
genannt wird, bei (s. Var. zu20) gedichtet. Ahlw. hat 

einige Verse aus Jäqüt iv, 443, m, 870, i, 554 benützt. Es sind aber 
für den Inhalt des Gedichts noch Iqd in, 69 und IAth. i, 447 — 9 
wichtig, wo sich zwei von einander unabhängige Berichte über die 
Schlacht finden; einer bei Bekri 714 ist mit dem in IAth. von 
gleicher Quelle. Iqd hat auch 10 Verse unseres Gedichts, u. zw. in 
folgender Ordnung: 1. 4. 11. 12. 13. 14. 20. 21. 9. 26. — IAth. ent- 
hält 3 Verse, die in unserem Gedichte fehlen, aber gleiches Metrum 
und Reim haben. — Die angreifenden B. Scheibän wurden von 

^ f Uau^ und ^^saJt geführt; sie mußten fliehen, ihr Führer 
Bistäm wurde gefangen und kaufte sich um sehr hohen Preis los; 
der Sohn des al-Haufazän, Sarik, wurde getötet (s. zu Vs. 26, der 
im Diwan verderbt ist). 

Aus Vs. 1 folgt, daß Mälik b. Nuwaira beim Kampfe nicht an- 
wesend war, in diesem Punkte also die Erzählung bei IAth. 447, 



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316 J. Barth. 

4 v. u. irrig ist. — Vs. 2. Fleischer zu Jaqüt 443 hat y^i in 
geändert wohl = ausgewählte, d. i. zuverlässige Rede; vgl. Agh. 
in, 23, 22 j^fJJ *^ — In b scheint <*JUäJ O von Jäqüt 

richtiger: ,Es brachte mir zuverlässige Kunde, als ich ihn traf, Razin'. 
Der Inhalt dieser Kunde ist in Vs. 4 ff. gegeben: ,über die Söhne 
eines Stammes von den Mälik [b. Hanzala; s. IAth.] und c Amr b. 
JarbiV, die standgehalten und ausgeharrt haben usw/ — Vs. 3 stört 
also den notwendigen Zusammenhang von 2 und 4 und ist hier 
fremd. — Zu Vs. 5 ist zu bemerken: Den B. Mälik hatten die 
B. Scheibän beim ersten Uberfall ihre Kamele weggeraubt (IAth. 
447, 7 v. u.), aber bei Gabit besiegten die Scheibän jene und ent- 
rissen ihnen wieder die Herden (das., Z. 2 v. u.). Liest man nicht 
jJ*> 9 was wahrscheinlicher, mit Jäq. (,es brachte ihnen ein Kämpfen 
ihre Kamele wieder') für ^^f ? so ist zu vokalisieren. — Vs. 8. 
? Uao ist eine Ortlichkeit, auf die die Feinde losgezogen sind; es ist 
mit fL^-u*M in Vs. 10 identisch; eine von beiden Stellen hat eine 
Verderbnis. ,(Sie kamen) drei Nacht(reisen) von Sanäm (Sihäm) 
entfernt (auf dieses zu, so schnell), als wären sie eilige Sendlinge, ohne 
sich aufzuhalten oder mit Speisevorrat zu versehen/ — Vs. 9. Lies 
Oi^v, U-> mit L und Iqd. — Hinter 9 hat Iqd Vs. 26, der sehr 
gut dahin paßt. Er ist im Diwan verderbt; ^Ua-^ wäre nach dem 
Diw. einer der zwei Söhne des während in Wahrheit ^Ua^o 

ein cr^ ^ un( l m ^ jenem nichts zu tun hat. Ferner heißt der 

Führer ^\ji£»Jl mit Artikel (Vs. 11), nicht wie hier im Text. 

Es ist daher mit Iqd zu lesen: 

crP 3 ' £ c^}*** 2 ^ 6 15 ^ 

Sarik ist der Sohn al-Haufazäns, der in der Schlacht fiel (Iqd, 
IAth.). Man sieht, wie leicht durch b ein Schreiber zu dem falschen 
Jy-o5 in a kommen konnte. Der Inhalt des Verses: ,§arik und 
Bis tarn (der gefangen wurde) hätten in Ruhe fern vom Unglück 
sitzen können' (wenn sie nicht den frivolen Angriff unternommen 
hätten), ist in der Tat dem von Vs. 9 nächst verwandt. — 10 f. 



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Studien zu den 'Asma'ijjät. 317 

Aswad riet ihnen vom Angriff ab; sie kehrten sich aber nicht daran 
und (ll) al-Haufazän reizte sie noch an. — V. 11. Iqd gut: 
, sammelt, scharet euch!' — In b lies ^detachieret eine Abteilung 

(SvXj^ä.) gegen sie!' So auch Iqd. — Vs. 12. Lies (Iqd). — 

Vs. 13. Iqd falsch 0>b. — 14. Iqd: ^il*^ was 
zu vokalisieren, ,die, wenn ihre Reiter durchbohrt werden, nicht 
flieht'. Die La. des Diwans ist aber gut. — Vs. 18 gehört direkt 
hinter 16, dessen Subjekt zu ( v gl- 18 b )? Vs. 17 

konnte ursprünglich nicht dazwischenstehen. — Vs. 20. Iqd, wie 
Jäqüt, la^-Ä^ cx^> das wohl das Richtige ist. — 21. Iqd in a J^f^ 
Aiji (trivialer als Diwän), in b £^ % ^\ J>^°- — Drei Verse bei 
IAth. 448, die im Diwan fehlen, erweisen sich durch ihre konkreten 
Angaben als echt. Sie tadeln den ^ ^AXs. darum, weil er den 
von ihm gefangenen ^Ua^io ^ sich hat loskaufen lassen, während 

dieser den Tamim früher so Hartes angetan hat. 

XXVII. Kleines Weinlied. — Zwischen Vs. 1 und 2 fehlt 
etwas, worin ein Femininwort für Wein eingeführt war und worauf 
das femin. Vs. 2 und Äjj^äJo Vs. 4 zurückgeht. 1 — Vs. 4 ist 
wegen des letzteren und otf^* zu lesen. 

XXVIII. Statt Cs^f c>*y nennt TA (s. v. ^i) als Autor den 
iJ^Iä^M dagegen unter einen v_ r «-»S ^ v^IaL* ^ Jä.j. 
— Vs. 3. Auch TA hat an beiden eben genannten Stellen wie t. 

XXIX. Vs. 7 b . Statt 'j^L (£JJ) lies mit L k£L. Vgl. Sure 
2, 183, wo es die Streifen der Dämmerung bezeichnet. 

XXX. Vs. 5. Druckfehler für JM. 

XXXII. — Vs. 2. Lies — Vs. 4 b . Für lies 

g^So ,(daß ich freigebig bin) mit der Fleischportion meines Pfeils'. 
Darauf weist das jrtr***-? des L. 

XXXIV. Vs. 17 b . Es ist wohl pj&i mit Abu 1 e Abbäs in Hiz. 
i, 95 u. zu lesen, weil das Aktiv ,folgen' bedeutet. 

XXXVII. Von den 4 Versen dieses Gedichtchens des Ta'ab- 
bata äarran sind Vs. 1. 2. 3 vom Tahdib 274 zitiert und können 



1 l5J * * st ^- asc -j auc h 1 b * 



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318 J Barth. 

hiernach einige fehlerhafte Überlieferungen in Vs. 1 . verbessert 
werden. — Vs. l a lies in l b lies <^Ux5. Außer 

wird auch *^y<> überliefert (Tebr. zu Tahd.). Übers.: ,So manchen 
Bergeinschnitt, gleich einem Stück Kleid, dessen Weg beschwerlich 
und dessen Ansammlung an beiden Seiten kaltes Regenwasser war/ 
— Vs. 2. Tahd. hat wie TA und in b JU^, das Tebr. 

mit ,3-^-**» erklärt. Ubersetze: ,In welchem von den Sommerwolken 
weiße (Lachen) waren, welche ein Bach stehen machte, in dem die 
harten Steine dröhnen, (3) in ihn drang ich ein' usw. 

XXXVIII ist nach einem siegreichen Kampfe der Suleim gegen 
die jemenischen B. Zubeid b. al-Härit (Vs. 7) gedichtet, an welchem 
der Dichter selbst vornean mitkämpfte (16), wie er auch noch 
weitere Mitkämpfer mit Namen nennt (18 — 20). Es sind übrigens 
nur sechs Mann von den Jemeniern gefallen (24). Der Zug der 
Suleimiten zu ihnen hatte 27 Tage gedauert (9). — Vs. 6. Lies 
Uo^SÜt ; die muskelstarken (Kamele)'. Vgl. Qutämi 21, 13, Ahtal 16, 2: 
,fleischbedeckte (Knochen)'; an unserer Stelle von den Kamelen 
selbst. — Vs. 14. Lies ,treiben wir sie zurück'; vgl. das ,wir 4 

in 15. — Vs. 21. Lies ,nach Fraß herumstreichende' von 

^iU. — Vs. 22. Lies von welchem dann L*o^ regiert ist; 

sonst würde das Subjekt fehlen. Statt v_a*UxJI ^J> y das zur Not er- 
träglich ist, wäre lJ^UxJJ natürlicher; ^ könnte fehlerhaft aus a 
wiederholt sein. 

XXXIX. Vs. 6. Lies das intransitiv wie die i. Kon- 

jugation ist (M, Qam. bei Lane). 

XL. Das Gedichtchen findet sich außer bei IQot., K. al-si'r 
445 f. und Agh. 3, 1. 3 noch Tab. u, 815, 1—3 (die Vss. 1—3), wo- 
selbst in den Noten noch weitere Zitate angeführt sind. — Vs. 4 b . 
Lies mit IQot., IHiä. Ja£-o das folgt auch aus Agh. 3, S. 4, Z. 3 
vgl. mit Z. 4 = S. 10, Z. 9 vgl. mit 10. — Zu dem Vers in den 
Varianten vgl. jetzt de Goeje zu IQot., §i'r 446, 3 und Anm. a. 

XLL Vs. 6 b . Lies l*iJ-ü ,sie kam aber nach dem Schlafe 
nicht (in Wirklichkeit), damit wir (d. h. ich, vgl. a ) Nutzen 
(Freude, Genuß an ihr) hätten'. 



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Studien zu den 'Asma^jjät. 319 

XLII. Das Gedicht, das trotz gleichen Verfassers und Metrums 
keinen erkennbaren Zusammenhang mit Ged. 41 aufweist, ist sehr 
schadhaft überliefert (es fängt mit ,und' an, die Subjekte der 
Verse wechseln jählings). Es behandelt einen Rachekampf des 
Stamms des Dichters, der Hamdän, (12) gegen die B. Haifän (3); 
in dem Zusatzvers bei L (nach Vs. 19; s. Varr.) sind die ^afam 
das Ziel des Zuges. Auch die B. Zubeid und ihre Verbündeten (3) 
sind unter den Feinden; demnach sind mit den Sa f d (12) wohl die 
Sa'd al-'a§ira von Mad^ig gemeint (vgl. Wüstenf. 7, 12 mit 15). — 
Den Anfang der Schilderung des Zugs 1 bilden wohl die zwei Verse, 
die nur bei L und hier am Schlüsse des Gedichts sich finden. — 
In Vs. 1 sind die Kamele als Subjekt vorausgesetzt (vgl. f^)? 
ohne daß sie in ihm sonst erwähnt wären. Das hier fehlende Sub- 
jekt steht in Vs. 2, der vermutlich vor 1 gehört. Der Anfang dieser 
Schilderung dürfte also folgender sein: (Zusatzverse L nach 11) 
,Und wir haben die Reiter hingeführt vom Höhenland Qimjar'ä, bis 
wir ganz 5at e am traten* usw. 

(3) , Indem wir auf die B. ^laifän losgingen (ihr Blut ist Heilung 
[für uns]) und auf die, denen Zubeid nahesteht und die es ge- 
schart hat/ 

Die Schilderung der Reittiere beim Zug ist in 4. 5. 9 2 — 14 
enthalten. Dazu gehört auch Vs. 6.7: ,Wir zogen 3 dem Knecht 
wegen seines (bisherigen) schlechten Führens der Kamele den Schuh 
aus, damit er sich an den ebenen Boden halte; (7) man hatte ihm 
einen Hügel in Aussicht gestellt (wohin er ziehen sollte), und er 
marschierte auf ihn zu, gelangte aber erst zu ihm, als er den 
Morgen aufgehen sah'. — Für iSÄs- lies , Anhöhe' (= ^-rij) ; 

denn es muß hier ein Ziel der Wanderung stehen. — Mit dieser 
Partie gehören Vs. 2. 1. 8 zusammen, die die Miseren der wandern- 
den Kamele schildern: 

1 Dieser braucht nicht den Anfang des ganzen Gedichtes gebildet zu haben. 

2 Die 3. Pers. Plur. fem. in ^äJLL (9), ebenso in den Vss. 12—14 geht auf 
die Rosse (>\ (Vs. 4. 5); dagegen gehört Vs. 8 nicht hierzu; s. sogleich. 

8 Lies mit Nöldeke ^kscoy w * e AZeid. 



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320 J. Barth. 

(2) ; Wenn ein Kamel stille steht, wird sein Sattel aufgehängt, 
wenn es aber den Schritt über die Ermüdung hinaus fortsetzt/ 
wird es (am Huf) schwer verletzt, (l) und es bekommt Hinken (lies 
U>UL^) von zahlreichen Steinchen (des Wegs), wenn der Riemen 
an den Fußfesseln einmal (mit den Schuhen) zerrissen ist/ (Statt 

[welches ohnehin nicht zu paßte] lies als Plur. 

von JÄ3.) 

(8) 2 ,Und sie (die Steinchen) machen an seinen Fersen reich- 
liches Blut fließen, 3 so daß die Zehen seiner Füße (von Blut) 
strömen/ 

Vs. 5. Statt WJXJl lies UjüUJt ? den flinken' (= v-Ä^iiü\ gj^Jl). 

XL VI. Als Verfasserin wird im Tahdib 42, 6 
nicht ^jS^AAi genannt. — Vs. 14 wird daselbst zitiert; desgleichen 
(anonym) bei Tebrizi zu IJam. 49 M.: ,Er geht an die Wasser 
hinunter als auskundschaftender Teil und Vortrab, wie die Katavögel, 
wenn der Schatten kurz ist' (am Mittag). 

XLVIII. — Vs. 1 ff. Wenn ^ils^j, gemäß der Uberlieferung, 
die Schwester des Dichters ist, die von al-Simma, dem Vater 
Doreids, entführt wurde, so muß hinter Vs. 3 Weiteres gefolgt sein 
und gehören hierzu u. a. die Vss. 27. 28 unseres Gedichts, wie dies 
im Agh. xiv, 33 auch der Fall ist. Freilich der erklärende Vers 
im Agh. ^\ \^a* ^-hLstJI Ä-iL*J\ IaU^o ist für die Situation zu lehr- 
haft und wohl Gelehrtenfabrikat. 4 — Vs. 4. In dem schwierigen Vers 
lies vielleicht : ,So. mancher Zwietrachtsäende an Salmas Seite, 

der ihre Fehler immer wiederholt, ist bei mir ein Fürsprecher (für 
sie)/ Das ^ ist freilich zweifelhaft. — 4/5. Mit diesen isolierten 

Versen über <^+^, die sich unvermittelt an die über üls^ anfügen, 
gehören die Vss. 29 — 37 zusammen, die von der Geliebten handeln; 



1 *Uu\ Mfddl. 2, 5, wie auch das Schol. der Edit. Constant. dort erklärt. 

" . * et 

Vgl. auch J^iuH C^^JLi«J\ ,the horses whose running continues after the 
running of other horses has ceased' (Lane nach M, Qam., TA). 

2 Wegen des femininen Subjekts ist der Vers fälschlich zu 9 gestellt worden. 

3 Vgl. JB\ { ^c\ > .blutend an der inneren Klaue', vom Reitkamel, 61, 11. 

4 Schon eine Randglosse Hiz. m, 462 unt. beanstandet den Vers. 



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Studien zu den 'Asma'ijjät. 321 

vgl. ^Sjr^o Vs. 37. — Vs. 12, mit dem neuen Geliebtennamen ist 
notwendige Voraussetzung zu Vs. 21 und gehört direkt vor ihn. — 
Vs. 18 lies ojt ^schreit er' (so schon de Goeje 247). 

XLIX. Qeis b. al-Hatim soll nach Agh. 2, 168, 20 das Ge- 
dicht erst einige Zeit nach den blutigen Vorgängen, die sich an die 
Person Mäliks b. al- f Aglän knüpften, gedichtet haben. Aus den 
Vss. 20 — 27 würde man das nicht entnehmen können. — Vs. 3. Wohl 
lJJä\J\ ? es tut ihr weh, Versprechungen nicht einzuhalten'. 

— Vs. 4. Die Varianten aus Agh., die Ahlw. gibt, liegen in der 
Druckausgabe nicht so vor. Agh. n, 168 hat J^aS; n, 172 

und 177 iii^* J^aA. An beiden Stellen dann C**aS ^, wie der 
Diwan. — Vs. 8. Druckfehler für — Vs. 22. Das Suffix in <^U> 
geht auf von Vs. 20; daher gehört Vs, 22 unmittelbar hinter 20. 

An Vs. 22 schließt dann Vs. 27 unmittelbar an; das Feminin in 
und cusnl^Ü Vs. 27 geht auf das Schwert (22 a ), das auch in 22 b 
feminin behandelt ist. ,Es folgt den Spuren des Schwerts, wenn 
es herausgezogen wird, heißes Blut'. Hinter Vs. 26 hat 27 keine 
Beziehung. Vs. 20. 22. 27 gehören zusammen. 

L. — Vs. 17. 18 ist Tahdib 485 zitiert, wo fälschlich steht. 

LI. Vs. 13 a . Lies .schnell (erlangte) Beute'. 13 b . ilioi 

ist in diesem Gebrauch nicht bekannt; nach sonstigem Sprach- 
gebrauch wäre (wie J^^* f Alq. 1, 14 u. s.) zu erwarten. 

LH. Vs. 9 b und 10 b sind entweder Dublette oder einer von 
beiden ist Korruptel; derselbe Vergleich kann nicht zweimal un- 
mittelbar aufeinander gefolgt sein. Vs. 10 b : ,ein Gewölk, wie zusammen- 
gescharte Strauße'; vgl. lJu^ 14 b . Was sollte aber J^a-Jt 9 b ? — 
Vs. 11 lies mit t. Ich verstehe: ,Es ist, als ob in ihm (dem 

Gewölk) Kameltreiber und Begleiter wären und Kamelinen, die 
eben geworfen haben' (näml. die Gebilde der Wolken). 

LIII. Das Gedicht bezieht sich auf die Schlacht bei J^iJl 1 
(s. Vs. 10) zwischen den tamimitischen B. Sa f d b. Zeidmanät, die mit 



1 Bei Hagar nach dem Ne£d zu; s. IChordadhbeh 152; Hamdäni 138, 7; 
Jäqüt in, 887, 3. 



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322 J. Barth. 

dem König von Hagar, Mu'äwija b. al-IJärit, verbündet waren/ und 
den B. 'Abs. Sie soll nach IAthir und Jäqüt a. a. 0. siegreich für 
die 'Abs geendigt haben; daher rühmt sich ihrer auch der 'Absit 
'Antara (Diw. 26, 3) mit den Worten: U*L*J ^yül> LoU* usw. 
Nach Iqd aber wären die B. 'Abs den angreifenden Tamimiten 
ausgewichen und entkommen. Hierzu stimmt es, daß in unserem 
Gedicht der tamimitische Dichter Vs. 10 sich mit eben denselben 
Worten: l3 £ L*o ^«^xJb LoLLi v ^ß > ^, wie sein Gegner, der Taten seines 
Stammes rühmt. Nach unserem Gedicht ist es indes zu einem harten 
Kampfe vom Morgen bis zum Abend gekommen (Vs. 16. 1 8 ff.), wobei 
die 'Abs harte Verluste, wie den gefallenen Bugeir und den gefangenen 
Firäs, zu beklagen hatten, Vs. 26. 27; unser Dichter spricht infolge 
davon mit hohem Stolz vom Ruhme seines Stammes (30 ff.). Aber 
er muß selbst zugeben, daß auch die Feinde sich rühmen, ,Reiter weg- 
geführt zu haben' (35), und er lobt Gott als den, der Wunden wieder 
heilt' (37); demnach hatte sein Stamm auch, vielleicht im Beginn 
der Schlacht, schwere Verluste zu beklagen. So ist es verständlich, 
daß die Erzählungen über den Ausgang des ,Tags* differieren. 

Die Ordnung der Verse ist hinter Vs. 9. widersinnig verwirrt; 
es müssen aufeinander folgen: Vs. 9. 11. 10 12. 14. — Vs. 12 ist die 
direkte Fortsetzung von 10, Vs. 14 die von 12. Also: 

(9) ,Sind die Nachrichten über uns zu den Leuten Ma'ribs 
hingelangt, wie sie zu denen von al-Dabä und al-Hawarnaq ge- 
kommen sind? 

(11) Es werden sie (die Nachrichten) die weißgelben und dunklen 
(nach and. ,weißen') Kamele zu den beider Teilen Ma'adds hin- 
gelangen lassen, zu denen in Tihäma 2 und denen in Iräq (lies 

(10) daß wir bei al-Farüq unsere Frauen geschützt haben usw., 

(12) und daß wir standgehalten an einem Orte, wo kein Weilen 
ist 3 und das große glänzende Heer trafen, 

1 IAth. i,433; *Iqd in, 56. 

2 Außer nach Jemen, Omän und der Gegend von Hira (Vs. 10). 
8 Lies mit Nöldeke doli — Vgl. MfcJ^l. 7, 24. 



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Studien zu den 'Asma'ijjät. 323 

(14) nämlich die Hums 1 (Tapferen), als sie zu uns mit ihrer 
Schar kamen, an dem Morgen, als wir ihnen mit dunklem, mächtigem 
Heere entgegentraten/ 

In Vs. 16 muß statt U^.i> ein Verbum wie ,zerschmettern' 

gestanden haben; vermutlich U^-o* 2 oder ein Synonym: ,Wir zer- 
sprengten ihnen ihre beiden Seiten mit heftigem Stoß, so daß sie 
sich entschlossen, auseinanderzugehen/ — Vs. 21. Lies <*3U*: ,und 
(jedes Roß), welches im Lauf seinen überhängenden Zügel ganz an- 
spannte'. 

LV. Das Gedicht ist recht verderbt überliefert; das ist umso 
bedauerlicher, als es einen Kampf behandelt, von dem sonst 
nichts überliefert zu sein scheint. Vom Stamm des Dichters, den 
'Abdul-Qeis, werden als Kämpfende die >*o (nach dem Kod. L 
Cz?**-) genannt Vs. 7. 32, nach der Lesart des f Aini zu Vs. 32 die 

c ,9 C ' ' 

j.*sl ^o. Ihre Gegner, die unterlegen sind, sind die von Bekr 

b. Wä'il (38). Wegen der Verwandtschaft (38) beider Rabfaparteien 
kommt zuletzt bei den Siegern die Milde zum Durchbruch (38 b ) 
nach der Lesart ^^ääJ^ CjjSSS 9 die de Goeje eingesetzt hat. 

— Die Schlacht hat bei einem Platze <w*?JJ» stattgefunden (10). 
Die andere Ortsangabe in Vs. 6 lautet in den Handschriften £^ 
ssf\2\ (t), \ (L), sodaß das das Ahlw. im Text hat, sehr 

unsicher ist. (Dieser Vs. 6 ist außerdem zweifelhaft, weil er des not- 
wendigen Nachsatzes zu entbehrt und Vs. 7 die wirkliche Ein- 
leitung zu dem aktuellen Ereignis gibt; er muß, wenn er echt ist, ur- 
sprünglich einen anderen Platz gehabt haben). — Der Führer der 
Lugeim, der sie , gesammelt und geführt' hat, war Ta'laba b. Sajr 
(18); er fiel in der Schlacht (34), ebenso wie ein IJärit, der als 
^Li> 5 J\ ? der Glänzende, bezeichnet ist (31). Auf Seiten der 'Abdul- 
Qeis, die anfangs stark in Not gewesen waren (8. 9), ist ,ein edler 
Jüngling von reinem Ursprung' als gefallen erwähnt (33). 



1 Statt ^^sjl lies ^^ÜxM { ^c. Die c Abs werden auch Agh. x, 41, 12 
y J*+tJsi\ '^yUl genannt. 

2 Vgl. Tab. n, 23. 4. 2 ^1 ^jj^ 



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324 J. Barth. 

Vs. 21 b wollten Nöldeke und de Goeje in de Goeje noch 

ändern: ,als ob das Schlagen auf die Scheitelsitze alles war, 
woran sie Geschmack hatten' (de G.). Aber kann ja nicht ad- 
jektivisches Relativ wort, wie hinter einem Substantiv sein. 1 
Die Prosa würde in unserem Falle nur eine Genitivverbindung 
U kennen. In steckt ein Korruptel für einen Elativ; es ist 
etwa ,3.2^30 ^° L5^* od- dgl. zu lesen [aus *J konnte leicht * werden]: 
,wir fanden von den Lanzen, daß das Schlagen auf die Scheitel 
das Süßeste war, was sie kosteten'. — Vs. 22. Lies mit L 
? wir entgingen dem Tod durch (unsere) nicht beschädigten Lanzen' 
usw. — 32 b . Lies mit 'Ai. J^i wie Mf<J<Jl. 16, 45; vgl. das 

in Kod. t. — Vs. 35. Besser ^ U-ili^ ? wie in den Parallelen 
Imrlq. 7, 3 = Ja'qübi i, 249, 3; Hut. 4, 3 (s. dort die Verbesserung) u. a. 

LVII. In der Qaside wird nach alten Mustern die Kamelin 
in einem ausgeführten Bilde mit dem Wildstier, der nächtlich umher- 
irrt und morgens von Jagdhunden verfolgt wird, verglichen. — Vs. 16. 
Das Bild von der Katze an der Seite der Kamelin, worüber Nöldeke, 
Fünf Mo'allaqdt, n, 34 gehandelt hat, zielt hier, wie Nr. 50, 4, deut- 
lich auf bunte Farben der Haut der Kamelin selbst; daher v3^W^ 
}*>. So auch Mf<J(Jl. 35, 7 (}* S^iJ • • • ^iS-> cM). Hiernach werden 
manche anderen, an sich nicht deutlichen Stellen zu erklären sein: 
Kämil 491, 8 (Verwundung durch einen Schakal), Aus b. H. 12, 16 
= Kml. 492, 7; s. Nöldeke a.a.O. Ich vermute, daß es sich auf die 
Striemen vom Schlage der Peitsche bezieht. 2 — Vs. 28 gehört hinter 
22, den er direkt fortsetzt. — Vs. 39. Das L^-o hat sein Beziehungs- 
wort in Ip'b^U* Vs. 36 und kann nicht durch die fremden Nomina 
in Vs. 37. 38 davon getrennt sein; 39 gehört hinter 36. 

LVIII. Dies Regezgedicht schwelgt, wie andere seiner Art, in 
seltenen Worten und Wendungen. Die 'Amäli'l Qäli, die Ahlwardt 
für die Textvarianten zitiert, geben auch erklärende Glossen zum 
Gedicht, von denen ich einige unter dem Siegel Q(äli) nach den 



1 Hinter dem indeterminierten könnte ein Relativwort auch nicht stehen. 
a Bei 'Ant. 21, 35, Häsimy. II 114 bezeichnet es aber die Schnelligkeit. 



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Studien zu den 'Asma'ijjät. 325 

Berliner Kodizes 1 hier einfüge. — Zu Vs. 4 bemerkt Q: ^JJb 
^* ULJS <wiJjJ! >^äJ\^ ^ t^Ubj — \J\ ^y3>j 

slksL cu^j^». — Statt c y^> würde ich <^ vorschlagen , welches 
^schwach sein' (Jio) bedeutet (IHiö. 613, 2; Qufämi 16, 17, wo 
noch ein weiterer Belegvers im Schol. steht); das <*J ist aber auf- 
fällig. — Vs. 7. Q: ^<>y<> — In dem Vers zwischen 8 und 9 
(in den Varr.) lies Louijl, wie Q hat [bei Ahlw. Druckfehler]. — 

— Zu in diesem Vers bemerkt Q: i**a**o ^ ^ol* ^^J=>j\. 

— Vs. 9. Q: i^^vl^ ÄkJLiJt &\xJUä)1 3 . — Vs. 10. Einleuchtender als 
die Lesart des Diwans ist die von Q; in Pq: ^3 

(ähnlich in den anderen Kodd., s. die Varr.) ,und ich unter 
denen war, die das Schlagholz des Spielhölzchens schlugen'. Schol. 
Q: ilSJl ^ ^JJl Sydl «äijlj JUUlj JIS gU. — Vs. 11. 

Q: 2**j^)\ JxZ^3\^. — Vs. 13. Lies mit Qj <L*J<x* scheint 

spöttisch ,Mundwerk' zu bedeuten; ,und ein Mundwerk, das frei- 
gebig mit Tadeln ist'. — Vs. 21. Lies wohl (mit Q) «U^\ ^ 
oder mit Pq: ^» ; wie in flüßigem Pech (bzw. im Gefäß) die 
Wolle zerweicht wird' [die zum Einschmieren des krätzigen Kamels 
dient]; Schol. Q: -USl -LL«Jl SZJL* iU$\ 3 . — Nach Vs. 21 ist der 
Vers aus Q (s. Varr.) zu ergänzen, weil er das unentbehrliche Objekt 
von cu+ls. bildet. Ich vermute, daß zu lesen ist: ^^J-^aä- ^ 

Der Sinn von 18 ff. wäre dann: (18) ,Hast du erfahren, 
du Gemeine, Unwissende, (19) daß, (was solche betrifft), deren Ruf 
befleckt und beschmutzt ist, (21) so wie die Schmierwolle im Pech 
zerweicht (befleckt) wird, (20) in (^y mit Q) jedem stinkenden 
Wasser und in Bodensatz, 2 (21 a in Q) daß ich mich von deren 
Schar abwende und mich nicht um sie kümmere' (so J-^- mit acc. 
der Person; Man b. 'Aus 7, 6; bzw. nach der La. ? daß ich 

sie nicht (um mich) sammle'. — Vs. 24. kJ wird durch Q bestätigt; 
das Schol. erklärt: U5*l o^ 1 *jM Cs* & ^> — Vs. 29 a 

(Zusatzvers in Q, s. Varr.). Ubers.: ,und strecke ich zu Boden die 

1 Pq konnte ich, weil es in anderer Benützung war, nur kurz einsehen. 

2 Vs. 20 gehört hinter 21 ; das ^-J £ U Ji ^ ist Fortsetzung von 
^J*, bzw. von *LL$J\ das hier härter wäre. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd 23 



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326 J. Barth. 

fetthöckerige, milchreiche (Kamelin für meine Gäste) ?' Schol. Q: 
f U«Jt £^k*Jl dLu^uJl ^5U)^. — Vs. 33. Lies ^ii^ll (so Q) als 
Plural eines JfU — Vs. 37. — Schol. Q: <***J\ Ä*kjU\ £Jl*yt. — 
Vs. 39 lies: 

,Hast du unter uns (einen) gefunden, der nicht Mittrinker oder Mit- 
esser von andern als wir (d. h. von Gästen) gehabt hätte ?' 

LX. Bei IAth. i, 394 f. findet sich Vs. 1. 2 und zwischen beiden: 

In Vs. 1 ist Jb^-, in Vs. 3 H^XS schon von Nöldeke hergestellt. 

LXI. Vs. 3 ist Tahdib 583, 5 zitiert in der Lesung JU* «JUU* 
f Iqäl und Sälim sind nach Tebr. z. St. zwei Männer, die umgekommen 
sind. — 3 b ist eine übliche Wunschformel, daß der Angeredete nicht 
das gleiche böse Schicksal haben möge; vgl. den Parallelvers Tahdib 
a. a. O. — Vs. 11. 18 sind zusammen Tahdib 108 u., der Vs. 18 
auch 204, 2 zitiert. Vs. 18 lies darnach: J^o ^ ,wer nicht her- 
schenkt, bis er seine Bedürfnisse ausgefüllt hat, wird seine Wünsche 
nicht gering finden'. — Vs. 6. Für das konjizierte C^i» wird zu 
lesen sein; ,plötzlich'. — Vs. 26. Lies mit L ^ r ..«.,»CJl ^Lo; vgl. 
Mutammim bei Nöldeke, Beiträge 139, 21; Hud. 266, 20; ^ansä 2 
264, 4 u. a. 

LXIII. Das Gedicht findet sich auch IAthir i, 461 (Vs. 1— 10) 
bei Erzählung des Schlachttags an welchem eben Bistam 

fiel. — Vs. 4. Lies mit H W^Lj (IA. hat l*jLs) und in b ^J*S, 
wie die Feminine vJUsrü usw. 3 b beweisen. — Für ^tj^, das un- 
sicher ist, hat IAth. unwahrscheinlich — Vs. 5. IAth.: a^ol^. 
— In Vs. 9 hat IAth. J-^-, in Vs. 8 beides von Nöldeke 
nach anderen Zeugen hergestellt. 

LXIV ist recht mangelhaft überliefert. Der Hauptteil hinter 
dem Nasib von Vs. 8 ab handelt davon, daß der Dichter einen Bock 

1 Oder mit 'Amäli Kod. Par. — Die Vokalisation $JS\ iSy* hat Pq 

richtig, dagegen ist das d^^\ Offenbar schon den Abschreibern der Berl. Kodd. des 
'Amäli unverständlich gewesen. 



t\r\Ci\& Original from 

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Studien zu den \Asma c ijjAt. 



327 



aus der Herd« des Königs al-Nu'män getötet und seinen hungrigen 
Leuten zu essen gegeben hat; er will die Strafe dafür durch Schmeiche- 
leien abwenden. — Vs. 8 und namentlich 9 sind ohne vorherige 
Nennung des Königs nicht gut denkbar. Vs. 18 hat demnach vor 9, 

vielleicht vor 8 seinen Platz. — In Vs. 8 b ist J^U- \> zu 

* 

lesen: , Welcher ma'additische König würde wohl einen vornehmen 
und edlen Knecht strafen?' (daß aber, wie die überlieferte Lesart 
besagt, ein edler König einen Knecht überhaupt straft, wäre doch 
nicht unerhört). — Vs. 11 ist an dieser Stelle auszuscheiden; denn 
das ^> C-yaS Vs. 12 geht auf den Bock (9. 10), während Vs. 11 ein 
anderes Subjekt hat. — Vs. 12 dürfte zu lesen sein: 

,Ich sah ihn (den Bock) eines Tages, als meine Genossen vor 
Hunger nahe daran waren, nicht nach al-Ra£m wegen (ihres) 
Heißhungers hinzugelangen/ — Vs. 21. 22 bezieht sich natürlich 
auf den Bock. Demnach erzählt Vs. 20 einen damaligen Schwur 
des Dichters, daß er ihn nicht entkommen lassen werde: ,Möge ich 
die Gewänder des Hasses anziehen müssen, wenn er heil heimkehrt, 
und nicht lasse ich ihn entwischen, es wäre denn, daß ich selbst nach 
al-Ragm (Vs. 12) hingeschleppt werde' (lies mit Nöldeke, de Goeje 
. . d^Lj.!). — Vs. 23 a muß vom Zerteilen des Bocks handeln 
(vgl. 23 b . 24); der Text ist aber stark entstellt. — Vs. 13 ist vom 
Kochen desselben die Rede, wie auch Vs. 16; der Anfang dazu aber, 
von dem das •> in beiden Versen regiert ist, fehlt jetzt. 

LXV. Vs. 16. Wie P, M hat der inzwischen erschienene Diwan 
des Mutalammis i, 15, ed. Völlers, und ist gewiß so zu lesen. 

LXVI. Das Gedicht ist von Vs. 9 ab trümmerhaft und der 
Text nicht in Ordnung. Vs. 4 — 6 gehört vor den Vs. 1, in welchem 
mit cS^i^ U-*> der Vs. 4 schon vorausgesetzt wird. — Vs. 8 a lies 
CaX-Ü, in b muß statt U^^^M ein Plural für ,Schimpf, Fleck' (parallel 
mit ^>J1 in a ) gestanden haben. 

1 Auf dieses Wort führt die Überlieferung in beiden Handschriften. Das 
doppelte ist etwas störend; leichter wäre £i.^J\^ oder ^i^Jj. 



23* 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



328 J. Barth. 

LXVIL LXVIIL 1 Im Iqd in, 91 f. wird Ged. lxvii, 1 zusammen 
mit Lxvm, 1 — 4. 10. 12. 5. 13. 7. 9 zitiert, u. zw. als zusammengehörig. 
Dies unterstützt die Uberlieferung im Kod. L ; welcher ebenfalls 
beide als ein Gedicht gibt. Aber lxvii, Vs. 2, der bei Iqd fehlt, 
paßt in den Zusammenhang nicht; denn es ist darin eine Frau an- 
geredet (xß***\, o-f^O? wovon sonst hier nirgends die Rede ist. Der 
Vers müßte, wenn echt, zu einem sonst verlorenen Teil des Ge- 
dichts gehört haben. Der Verfasser wird im Iqd allgemein 
genannt. — Dort wird das Gedicht von 'Abu c Obeida im Namen 
des s Amr b. al-'Alä angeführt, der aus ihm bewies, daß bei der 
Schlacht von Dü Qär außer den B. al- c Igl und Seibän auch die 
B. Jaäkur und Verbündete der Bekr teilgenommen hätten. Demnach 
bezieht sich das Gedicht auf die Schlacht bei Du Qär, die auch 
geradezu tj^^ ^> genannt wird (Iqd in, 90, M), welcher Name 
hier in lxvii, 1 erscheint. 

Das Gedicht ist von Vs. 3 ab ein AspvA gegen einen Gegner, 
der auf einem Roß aus der Schlacht geflohen ist (11 — 14), nachdem 
er beim Heranrücken der arabischen Scharen, der Murra, Muballim, 
Jaäkur, Lahäzim, Duhl, von Angst gepackt war (3 ff.). Das Stück, 
zu dem lxvii, 1; lxviii, 1. 2 enger gehörte, ist jetzt verloren. — In 
Vs. 3 und 5 ist für cUr^o zu lesen CUa^; es ist hier im Vorder- 
satz derselbe angeredet wie Vs. 11. 14 im Nachsatz. — Vs. 11 ge- 
hört vor 14 (daher auch das Vs. 14). Vs. 10 ist mit Iqd hinter 4 
zu setzen; sein maskuliner Plural ist mit J-^*^ Vs. 9, das dort 
Femininum sing, nach sich hat, nicht verträglich. — In Vs. 9 ist 
m. E. zu lesen ^ s?***9 weil das Verbum nicht transitiv ist. 

Der Hauptteil hat folgenden Gang: 

(3) ,Als du den Ruf der Murra sich erheben hörtest und der 
zwei Söhne Rabfas im dunkeln Staub (4) und die Muhallim usw., 
(10) die vor der Schlacht nicht ausweichen' (o^^^t mit Nöldeke); 

1 Nöldeke hat ZDMG. 57, 205 nachgewiesen, daß die Verse lxviii, 1. 3. 4. 11 
auch in 'Antaras Mo'allaqa, in deren verschiedenen Rezensionen in verschiedenem 
Umfang überliefert werden ; das Verhältnis zwischen beiden Gedichten ist dunkel ; 
hier beschäftigt uns nur die Komposition, die unser Dlwänüberlieferer hatte. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Studien zu den 5 Asma' ijjät. 329 

dann 5 ff., dann (mit Iqd) Vs. 12: ,und als die Söhne der Umm al- 
Ruwä c (Iqd: Ruqä') laut riefen 1 und heraneilten, (13) 2 indem sie in 
eisernen Panzern einhergingen usw., (Ii) da rettete dich die Stute 
der zwei Söhne Haläms, bis du dem Tode mit den zwei Söhnen 
(oder , durch die . . .) IJidjams entgingst, (14) sodaß du ihren Speeren 
entrannst, nachdem deine Seele bei mit Nöldeke, de Goeje] 

dem Kampfplatz in Erregung gewesen war/ — Wie weit freilich 
einzelne Teile ursprünglich unserem Dichter oder nach Nöldekes 
Hinweis c Antara angehören, ist unbekannt. 

Zum Schluß seien noch die Varianten im Iqd a. a. 0. angeführt 
(die Versfolge s. oben): lxvii, 1 lautet: 

? ^STLä5\ O^wX^ d^Ä^-O^ (^5^ÄJ> *j ^IsLt C^ojj jJü^. 

lxviii, 1. *j*>* ^5». — 2. ^ tSLwwJ vir"*; hievon ist ^ notwendig. 

— 3 a *Uo; b J>\ 3 . — 4. — 7 b . Uo\. — 9 a . ^ J-^J^ 
j-UsruaJ\ CUs^. — 10. ^Jb^yi > - 0>V^. ^ — 12. £^jJ\ ^ CUft^, 

— 13 b . c^r 5 ^* ( w * e Nöldeke konjizierte) [doch kommt auch <-*?.jr* 
,Dickicht des Löwen' vor c Urwa b'l Ward 2, 6; IHiääm 538, 11, wo 
«wi^i zu lesen; im allgemeinen Gebrauch Imrlq. 46, 15]. 

LXXVI. — Vs. 7. Auch Tebr. zur Harn. 6, M und 131, Z. 11 
zitiert den Vers, beide Male hat er, wie S, P <j£b*o, was gewiß 
richtig ist. Selbst in den Scholien unserer Handschrift geht die Er- 
klärung <iÄ)l*i wohl darauf zurück. — V. 1 wird oft zitiert (bei 
Haggägs erster Rede in Küfa). — Vs. 6 bei Gauh. unt. <3y. — 11 
bei Tebr. zu Harn. 474, 3; aber alle ohne Varianten. 

Möchten die vorstehenden Untersuchungen Einiges zum Ver- 
ständnis der wertvollen, aber vielfach dunkeln, alten Gedichte bei- 
tragen, durch deren mühevolle und sachkundige Herausgabe Ahl- 
wardt sich von neuem den Dank aller Freunde der altarabischen 
Dichtung gesichert hat. 

1 Lies mit Iqd gLSjJl ?\ 5-0 CUc^. 

2 Der Vers paßt ebenso gut hier, wo ihn unser Diwän, als hinter 5, wo ihn 
Iqd hat. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



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Rhys Davids, T. W., Buddhist India. (The Story of the Nations 
Series.) xv und 332 S. London, 1903, T. Fisher Unwin. 

Dies ist ein so frisch und flott geschriebenes Buch, daß man 
seine wahre Freude daran hat. Man mag in manchen Beziehungen 
mit dem Verfasser nicht übereinstimmen, man mag manches unrichtig, 
manches einseitig in dem Buche finden — aber jedermann muß herz- 
lich froh sein, daß dieses Buch geschrieben worden ist. Vor allem 
bietet es etwas durchaus Neues, es behandelt die schwierigsten Pro- 
bleme der indischen Geschichte von ganz neuen Gesichtspunkten. 
War man bisher gewohnt, die indische Kulturentwicklung unter dem 
Gesichtswinke] der Sanskritliteratur und vom Standpunkt der Brah- 
manen zu betrachten, so entrollt uns der Verfasser hier ein Bild alt- 
indischen Lebens, wie es sich in der buddhistischen und jainistischen 
Pali- und Prakritliteratur, sowie in den ältesten Prakritinschriften 
und den Kunstdenkmälern der Buddhisten und Jainas widerspiegelt. 
Er zeigt uns auch, daß nicht die Brahmanen und Theologen alle 
wertvolle Geistesarbeit in Indien getan haben, sondern daß auch die 
Ksatriyas einen sehr wesentlichen Anteil daran hatten. Er berührt 
sich hier mit R. Garbe, der unlängst erklärt hat, ,daß die größten 
geistigen Taten oder vielmehr fast alle Taten von menschheitlicher Be- 
deutung in Indien von Männern der Kriegerkaste vollbracht worden 
sind' {Beiträge zur indischen Kulturgeschichte, Berlin 1903, S. 30). 
Auch der alte, so oft wiederholte Irrtum, daß den Indern der histo- 




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331 



rische Sinn ganz fehle und es daher keine Geschichtsschreibung von 
Indien geben könne, 1 wird von Rhys Davids mit Recht beiseite ge- 
worfen. Nicht an historischen Daten fehlt es, sondern an den Mitteln 
und dem nötigen Interesse der Berufenen, um die Daten, die in un- 
edierten Manuskripten und unerforscht unter der Erde liegenden 
Denkmälern vergraben liegen, auszunützen. Der Verfasser selbst 
zeigt uns, wie sich schon mit Hilfe der bereits bekannten buddhi- 
stischen Literatur und der bisher ausgegrabenen Kunstdenkmäler 
ein gut Stück indischer Geschichte rekonstruieren läßt. 

Er schildert uns in den sechs ersten Kapiteln die politischen, 
sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse um die Zeit des Buddha. 
Wir finden hier überraschende' Aufschlüsse über die oligarchisch 
regierten Republiken, die es neben den Königreichen im 6. Jahr- 
hundert v. Chr. in Nordindien gegeben hat. Manches Uberraschende 
bietet auch die Darstellung des Dorf- und Stadtlebens, von dem die 
buddhistischen Texte ein so ganz anderes Bild geben, als uns die 
brahmanischen Ritual- und Gesetzbücher ahnen lassen. Die Kasten- 
verhältnisse, insbesondere das Verhältnis zwischen Brahmanen und 
Kriegern, erscheinen ebenfalls hier in ganz neuem Lichte. Wir sehen, 
daß die ungeheuere Ubermacht der Brahmanen, wie wir sie uns 
etwa nach dem Satapathabrähmana oder nach Manus Gesetzbuch 
vorzustellen pflegen, nicht so ganz der Wirklichkeit entsprach, son- 
dern zum großen Teil nui ein brahmanisches Ideal war. Wird doch 
in buddhistischen Jätakas der Brahmane geradezu als ,ein Mann von 
niedriger Geburt' (hlnajacco) bezeichnet! Auch in den Jainatexten 
gelten die Brahmanen durchaus als unter den Ksatriyas stehend. 
(S. 60 fg.) Und daß die Kastengliederung, sowohl was den Uber- 
gang von einer Kaste in die andere, als auch Zwischenheiraten 
zwischen den Kasten betrifft, durchaus nicht dem brahmanischen 



1 So sagt noch A. A. Macdonell (A History of Sanskrit Literature, London 
1900, p. 10): "History is the one weak spot in Indian literature. It is, in^fact, 
non- existent (sie!). The total lack of the historical sense is so characteristic, 
that the whole course of Sanskrit literature is darkened by the shadow of this de- 
fect", etc. 



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332 Rhys Davids. 

Ideal entsprach, zeigen die S. 56 ff. aus den Jätakas angeführten 
Tatsachen. 

Die beiden folgenden Kapitel vn und vra handeln von dem Alter 
und dem Gebrauche der Schrift in Indien. Der Verfasser steht 
auf dem meiner Ansicht nach einzig richtigen Standpunkt, daß die 
Nichterwähnung von geschriebenen Büchern in der älteren buddhi- 
stischen Literatur beweist, daß die Schrift damals, obwohl längst 
bekannt, für literarische Zwecke nicht benützt worden ist — "It 
is one of those rare cases where negative evidence, the absence 
of the mention of something where the mention of it would be rea- 
sonably expected, is good evidence" (S. 110) — und daß wir diese 
für uns merkwürdige Tatsache zu erklären und nicht wegzuerklären 
haben. Im folgenden Kapitel beschäftigt sich Rhys Davids mit der 
Geschichte der indischen Sprachen und der vielumstrittenen Frage 
nach dem Verhältnis zwischen Sanskrit, Pali und Prakrit. Er legt 
— ähnlich wie R. Otto Franke in seinem Buch ,Päli und Sanskrit', 
(Straßburg 1902) — großes Gewicht auf die Tatsache, daß alle 
unsere alten Inschriften in Pali und Prakrit, und nur jüngere In- 
schriften in Sanskrit geschrieben sind, und kommt zu dem Schlüsse, 
daß ein dem Pali nahe stehender Dialekt zur Zeit der Entstehung 
und der Blüte des Buddhismus in Indien gesprochen wurde, wäh- 
rend Sanskrit erst im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. die literarische 
lingua franca für ganz Indien geworden sei. Mehr als ein Jahr- 
tausend hindurch soll das Sanskrit nur in den Priesterschulen ge- 
sprochen worden sein, bis auf einmal die ,tote ; Sprache die lebende 
verdrängte — "Then, linguistically speaking, death reigned supreme. 
The living language was completely overshadowed by the artificial 
Substitute. The changeling had taken the place of the rightful heir. 
The parasite had overgrown and smothered the living tree from 
which it drew its sustenance, from which it had derived its birth" 
(S. 138). Die ,tote', die ,künstliche' Sprache, der ,Wechselbalg<, der 
,Parasit' ist — das Sanskrit. Ich muß gestehen, daß mir in diesem 
Urteil über das Sanskrit doch etwas Voreingenommenheit des großen 
Paliforschers zu stecken scheint. Die Sprache, in der die Aszeten 



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Buddhist India. 



333 



und Wanderlehrer der verschiedenen Sekten zur Zeit des Buddha 
sich unterhielten, kann — nieint Rhys Davids — nicht Sanskrit 
gewesen sein, denn ^klassisches Sanskrit' existierte noch nicht, und 
die Sprache der Brähmanas — "was neither sufficiently known out- 
side the widely scattered schools of the brahmins, nor of a nature 
to lend itself easily to such discussions. The very last thing one 
would say of it would be to call it a conversational idiom" (S. 147). 
Ich kann auch diesem Satz nicht zustimmen. Man mag über den 
Inhalt der Brähmanas denken, wie man will; aber die Sprache der- 
selben, die ja auch die Sprache der Upanisads ist, ist eine so schöne, 
einfache Prosa, daß sie mir auch zur Konversation recht gut geeignet 
scheint. Gerade die Dialoge der Upanisads, die sich ja in ihren 
Gedanken so vielfach mit denen der buddhistischen und jainistischen 
Texte berühren, machen es mir wahrscheinlich, daß im 7. und 6. Jahr- 
hundert v. Chr. die Büßer, Einsiedler und Wandermönche der ver- 
schiedenen Sekten sich in der Sprache unterhielten, in der Yäjna- 
valkya sich mit Uddälaka Aruni auseinandersetzt, und in der Pra- 
vähana Jaivali den Svetaketu belehrt. Erst diejenigen Lehrer, die 
sich über die Kreise der Priester und Krieger hinaus direkt ah das 
Volk wandten, wie Gotama Buddha und Mahävira, werden sich 
der Volkssprachen bedient haben. Denn eine Volkssprache war das 
Sanskrit zur Zeit des Buddha gewiß nicht. Aber es war weder 
damals, noch später eine ,tote' Sprache. Man kann das Sanskrit 
eine ,Hochsprache', eine , Standessprache', eine , Literatursprache' 
nennen, aber eine ,tote' SprachB ist es noch heute nicht, ebensowenig 
wie es eine ,künstliche' Sprache (nach Art des Volapük etwa) ist. 
Es muß auch zu allen Zeiten — wie es zur Zeit Patanjali's gewiß 
der Fall war — weit über die Kreise der Priesterschulen hinaus 
verstanden worden sein. Ich unterschätze durchaus nicht das Ge- 
wicht der inschriftlichen Tatsachen, wie sie namentlich Franke in 
dem genannten Buch so übersichtlich zusammengestellt, und auf die 
auch schon Bühler (Epigraphia Indica i, p. 5) hingewiesen hat. 
Aber andererseits kann ich mir z. B. nicht denken, daß die volks- 
tümlichen Epen — und Volksepen waren Mahäbhärata und Rämäyana 




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Rhys Davids. 



gewiß — in einer ,toten* Sprache gedichtet worden und Eigentum 
weiter, wenn auch vielleicht nicht aller Volkskreise geworden sein 
sollen. Und doch müssen die Epen gerade innerhalb des Jahrtausends, 
das zwischen der vedischen und der nachchristlichen klassischen 
Literatur liegt, entstanden und volkstümlich geworden sein, und für 
die Annahme, daß sie ursprünglich in Prakrit gedichtet worden seien, 
liegen — wie Jacobi (ZDMG., 48, 407 ff.) dargetan hat — doch 
keinerlei Anhaltspunkte vor. So wie aber die heiligen Bücher der 
Buddhisten und Jainas in Pali und Pakrit abgefaßt waren, so be- 
dienten sich auch die ältesten Inschriften, die zum größten Teil 
buddhistisch und jainistisch sind, der Volkssprachen. Sie stammen 
ja auch vielfach von Leuten aus dem Volke — man denke nur an 
die zahlreichen von Kaufleuten 1 und namentlich auch von Frauen 
gemachten Stiftungen, über welche so viele alte Inschriften berichten 
— oder sie wenden sich, wie ASoka's Edikte, an alle Klassen .des 
Volkes. Selbst die Schenkungsurkunde des der brahmanischen Reli- 
gion angehörigen Königs Öivaskandavarman wendet sich ausdrücklich 
nicht bloß an die hohen Beamten, sondern auch an Bauern und 
Hirten ("freeholders of various villages, herdsmen, cowherds, fo- 
resters" etc.). 2 Man wird also doch wol den inschriftlichen Tatsachen 
anders gerecht werden müssen, als dadurch, daß man die ganze in- 
dische Literaturgeschichte auf den Kopf stellt. Und dahin müßte 
es kommen, wenn man das Sanskrit vom 6. vorchristlichen bis zum 
4. nachchristlichen Jahrhundert für ,tot' erklärt. Doch ist die Ent- 
wicklungsgeschichte der arischen Sprachen in Indien noch keines- 
wegs aufgehellt, und wir müssen dem Verfasser dafür dankbar sein, 
daß er diese Probleme kühn in Angriff genommen und sie der Lö- 
sung näher zu bringen versucht hat. 

Daß die Kapitel x und xi, welche sich mit der Paliliteratur 
und insbesondere mit dem Jätakabuch beschäftigen, wertvolle Bei- 
träge zur indischen Literaturgeschichte enthalten, dafür bürgt schon 
der Name des Verfassers. In den beiden nächsten Kapiteln skizziert 

1 Sogar Arbeiter (kamika) und Handwerker werden oft genannt. Cf. Epi- 
graphia Indica n, (1894), p. 94. 2 Epigraphia Indica i, (1892), p. 7 f. 




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Buddhist India. 



335 



Rhys Davids die religionsgeschichtliche Entwicklung Altindiens von 
jener niedrigsten Schicht des ,animistischen< Volksglaubens, wie er 
sich von der brahmanischen Religion schon im Atharvaveda und 
im Epos abhebt, und von dem uns, wie der Verfasser zeigt, buddhi- 
stische Texte und Denkmäler manch wichtige Zeugnisse erhalten 
haben, bis zu jenen Entwicklungsphasen, die uns in der brah- 
manischen Literatur und in den Upanisads vorliegen. Die letzten 
Kapitel endlich geben einen kurzen Abriß der politischen Geschichte 
des buddhistischen Indiens unter Candragupta, Asoka und Kaniska. 
Was uns die Indika des Griechen Megasthenes, was die singhalesischen 
Chroniken, die der Verfasser mit Recht gegen den Vorwurf, daß sie 
nur ,die lügenhaften Fiktionen unskrupulöser Mönche' seien, in Schutz 
nimmt (S. 274), was die Edikte Aäoka's und die Denkmäler buddhi- 
stischer Kunst an historischen Daten zu bieten vermögen, das alles 
ist von dem Verfasser für seine kurze, aber vortreffliche Skizze, die 
uns bis zum Schwinden des Buddhismus in Indien führt, verwendet 
worden. Was den Verfall des Buddhismus in Indien herbeigeführt 
haben dürfte, deutet der Verfasser, nachdem er die Fabel von einer 
angeblichen blutigen Verfolgung der Buddhisten als unhistorisch besei- 
tigt hat, durch folgende interessante Parallele an: "Just as when the 
Goths and Vandals invaded the Roman Empire in Europe . . . they 
did indeed give up their paganism and adopted the dominant Chri- 
stian faith; but in adopting it they contributed largely to the process 
of change (some would call it decay) that had already set in; so also 
in India the Scythians and the Kushan Tartars, after they had con- 
quered all the Western provinces, gave up their paganism, and adopted 
the dominant Buddhist faith of their new subjects. But in adopting 
it they contributed largely, by the necessary result of their own 
mental condition, to the process of change (some would call it decay) 
that had already set in" (S. 320). 

Bemerkt sei noch, daß das glänzend ausgestattete, schön ge- 
druckte Buch mit zahlreichen, meist den buddhistischen Skulpturen 
entnommenen, lehrreichen Illustrationen geschmückt und doch — zu 
einem sehr billigen Preise erhältlich ist. M. Winternitz. 




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Kleine Mitteilungen. 



Zu D. H. Müllers Hammurabi -Glossen. — Daß Herr Prof. 
D. H. Müller mir (oben, S. 124 f.) bezüglich des ,§ 186' von Hammu- 
rabis Gesetz beistimmt, ist umso erfreulicher als von den beiden Ver- 
fassern der anderen deutschen Gesamtbearbeitung des Gesetzes der 
eine (Kohler 1 ) an der irrigen Deutung festzuhalten, der andere 2 
der richtigen Auffassung durch eine neue, schon philologisch völlig 
unmögliche Interpretation, aus dem Wege zu gehen sucht. 

Was die übrigen Bemerkungen angeht, die Herr Prof. Müller 
an meinen Artikel: Ein mißverstandenes Gesetz Hammurabis* an- 
knüpft, so muß ich an die Leser dieser Zeitschrift, die seine Ham- 
murabi-Glossen gelesen haben, die Bitte richten, meinen Artikel als 
Ganzes zur Hand zu nehmen. Sie werden dann finden, daß Herrn 
Prof. Müllers Eindruck, den er auch durch, einige herausgegriffene 
Zitate seinen Lesern zu vermitteln sucht, als sei mein dort (S. 33 f., 
Anm. l) abgegebenes Urteil über seine Bearbeitung der Gesetze 
IJammurabis so oberflächlich und flüchtig gebildet, wie gering- 
schätzig und verletzend geäußert, auf einem Irrtum beruht. Viel- 
mehr ist dieses Urteil zwar knapp gehalten, aber in den Grund- 
zügen bestimmt begründet und beruht ersichtlichermaßen 
auf sehr genauen Untersuchungen. Es gipfelt in dem Aus- 
druck der Überzeugung, daß Herr Prof. Müller, wäre er, wie hervor- 

1 Deutsche Literatur- Zeitung, Nr. 27, (9. Juli) 1904, Sp. 1711/13. 

2 OLZ. vii, Nr. 6, Sp. 236/7. 

3 Beiträge zur alten Geschichte. Herausgegeben von C. F. Lehmann und E. Kor- 
nemann, Bd. iv (1904), Heft 1, S. 32/41. 




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Kleine Mitteilungen. 



337 



ragender Semitist, so auch juristisch geschulter Historiker oder histo- 
risch geschulter Jurist ; die Theorie vom schriftlich fixierten 
jUrgesetz', aus dem sowohl ^Jammurabi wie die hebräische Gesetz- 
gebung geschöpft haben sollen, niemals aufgestellt haben würde. 
Die prinzipiellen Erwägungen auf denen dieses Urteil beruht, habe 
ich deutlich zum Ausdruck gebracht, auch meine Bedenken gegen 
die einheitliche Behandlung von Bundesbuch, Deuteronomium und 
Leviticus hinreichend angedeutet. Auch war ersichtlich, daß ich jede 
der von Prof. Müller für seine Theorie angeführten Gesetzesgruppen 
genau und im Einzelnen geprüft haben mußte, ehe ich zu der Er- 
kenntnis gelangte, daß: ,wo wirklich Gesetzesgruppen übereinstimmen, 
das Merkmal gewisser Altertümlichkeit der Anschauungen fehlt und 
umgekehrt/ Die Ergebnisse dieser eingehenden Prüfung habe ich 
zunächst in einer Reihe von Vorlesungen meines im letzten Winter- 
Semester gehaltenen Kollegs: Erklärung von Hammurabis altbaby- 
lonischem Gesetzbuch vornehmlich für Historiker und Juristen vor- 
getragen und sodann in einem am 15. Februar d. J. in Berlin ge- 
haltenen Vortrage: Welche Bedeutung haben die neueren keilinschrift- 
lichen Funde, insbesondere Hammurabis Gesetz für das alte Testa- 
ment? zusammengefaßt. Die Formulierung meines Urteils in den 
Beiträgen zur alten Geschichte stellt also eine dritte und letzte Kon- 
zentration desselben dar. Da ich zudem auf jenen Vortrag und seine 
in Aussicht genommene Bearbeitung und Veröffentlichung ausdrück- 
lich verwies, so konnte Herr Prof. Müller keine Zweifel darüber 
hegen, daß eine eingehende Begründung meines Urteils bereits erfolgt 
war und für den Druck bevorstand, und daß weder durch deren 
einstweiliges Fehlen noch durch den Inhalt meiner Äußerungen, der 
Vorwurf des , Herumfuchteins mit Schulung und Methode' 
als leeren Schlagwörtern begründet war. 1 

1 In ähnlicher Weise wie gegen mich, wendet sich Herr Prof. Müller gegen 
Kohler (s. Deutsche Literatur- Zeitung 1904, Sp. 297/303, 498/99), ja, er behauptet, den 
Nachweis geliefert zu haben, daß Kohler in seinem eigenen Fache nicht auf 
der Höhe steht. (Grünhuts Zeitschrift für das p?ivate und öffentl. Recht 1903, 
S. 386.) 




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Kleine Mitteilungen. 



Ein Blick in meinen Artikel wird auch zeigen, daß ich mich 
nie und nirgends, weder disertis verbis noch andeutungsweise, als 
den ^prädestinierten gammurabi-Kommentator' hingestellt habe. 

Anderseits haben sich meine Bemühungen um das Verständnis 
von JJammurabis Gesetzen keineswegs, wie Müller (S. 125) behauptet, 
auf die Ermittelung einiger Übergänge und auf den § 186 beschränkt. 
In meinem Artikel: Ein mißverstandenes Gesetz werden vielmehr 
noch eine große Anzahl anderer Bestimmungen des Gesetzes näher 
erörtert und einem klareren Verständnisse zugeführt, und ferner 
mehrere für das Gesetzbuch noch sehr wichtige Gesamterschei- 
nungen behandelt. Vor allem aber habe ich in dem, dem Janimu- 
rabi-Gesetz gewidmeten Abschnitt VIII 1 meiner Broschüre Babyloniens 
Kulturmission einst und jetzt, als der Erste das Problem des Auf- 
baues und der Entstehung des Gesetzbuches sowie seines 
Verhältnisses zu älteren babylonischen Gesetzen bestimmt formuliert 
und in den Grundzügen und in vielen Einzelheiten seiner Lösung 
nähergebracht. 2 Daß dies unabhängig von D. H. Müller geschah, 
bedarf nicht etwa, wie es nach dessen Worten (oben, S. 125, Zeile 3 
von unten) scheinen könnte, besonderer Bestätigung, denn die ge- 
nannte Broschüre ist im Juni 1903 erschienen, Herrn Prof. Müllers 
Buch dagegen im Oktober desselben Jahres. Vielmehr lag angesichts 
verschiedener Berührungen zwischen beiden Schriften der umge- 
kehrte Schluß nahe. 

Diesem bin ich aber (Beiträge zur alten Geschichte iv, S. 34), 
da in Müllers Literatur-Nachweisen meine Arbeit fehlt, meinerseits 
loyaler Weise mit der Erklärung begegnet, daß Müller von mir 
unabhängig sei. 



1 Auch in englischer Bearbeitung erschienen: Jlammurabi's Code. By Prof. 
C. F. Lehmann. The nineteenth Century and öfter, Nr. 322, Dezember 1903, 
p. 1035—1040. 

2 Siehe darüber S. Beer in BLZ. 1904, Sp. 1429; C. Bezold, Die babyh-assyr. 
Keilinschriften und das alte Testament, S. 66, Anm. 96 und die offenbar aus juristi- 
scher Feder herrührende Besprechung im Hamburger Cvrrespondenten, Abend-Aus- 
gabe. 22. September 1903 (Nr. 444), S. 12. 




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Kleine Mitteilungen. 



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Hätte ich ferner wirklich meine Juristische Vorbereitung durch 



eine im Jahre 1883 verfaßte juristische Doktor- und Referendararbeit 
begründet', so wäre dagegen schwerlich (gegen Herrn Müller, oben, 
S. 126, Anm. l) etwas einzuwenden gewesen, denn es liegt darin die 
Absolvierung eines mindestens dreijährigen juristischen Studiums und 
der ersten Staatsprüfung sowie der Erwerb der juristischen Doktor- 
würde ausgedrückt Aber ich habe deutlich genug zu verstehen ge- 
geben, daß damit meine juristische Vorbildung, selbst auf dem Ge- 
biete des römischen Rechtes, nicht beendet war, daß ich unter 
Theodor Mommsens Leitung als Mitglied von dessen historischem Semi- 
nar weitergearbeitet und auf Mommsens Veranlassung im Jahre 1888 eine 
Arbeit auf dem Gebiete des römischen Rechtes veröffentlicht habe. 

Und ebensowenig bin ich, gegen Herrn Müller, ein Neuling 
auf dem Gebiete des babylonischen Rechtes, wenn ich es auch, 
offenbar fehlerhafter Weise, für überflüssig hielt, auf meine ein- 
schlägigen Bemerkungen und kleineren Veröffentlichungen 1 noch be- 
sonders zu verweisen, vielmehr betonte, daß meine Beschäftigung mit 
den babylonischen Rechtsaltertümern bisher weniger nachdrück- 
lich' gewesen sei, als zu wünschen war. 

Schließlich noch die Bemerkung, daß ich meines Erachtens recht 
deutlich ausgedrückt hatte, 2 daß, eben weil ich die erhebliche Trag- 
weite der von Herrn Prof. Müller aufgestellten und mit großem Scharf- 
sinn verteidigten Theorie bezüglich der Partikel -raa vollauf wür- 
digte — was Herr Müller oben, S. 125, Zeile 4 leugnet — ich ange- 
sichts mancher noch nicht beseitigter und vielleicht auch nie zu beseiti- 
gender Gegeninstanzen Bedenken trug und trage, sie mir in ihrem 
vollen Umfange und mit all ihren Konsequenzen zu eigen zu machori. 

Berlin, Juni 1904. C. F. Lehmann. 

1 Siehe meine Dissertation De inscHptionibus cuneatis etc. (1886), p. 15, Nr. 1 
verglichen mit Kulturmission (1903), S. 46. — Zeitschrift für Assyriologie iv, 1889, 
S. 291 f., xiv, 363 f. (1899). — Samammulän, König von Babylonien (1892), S. 28ff. — 
Berl. Phil Wochenschrift 1891, Sp. 792. — ZDMG. 49 (1895), S. 306 f.; 50, S. 671 f. 
— Beiträge zur alten Geschichte n (1902), S. 479 etc. 

2 Beiträge zur alten Geschichte iv, S. 35, Anm. 1. 




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340 Kleine Mitteilungen. 

Meine Hammurabi-Glossen. — Ich muß daran festhalten, daß 
Herr Prof. Lehmann den von ihm ausgesprochenen Satz: , Dagegen 
tritt der Mangel juristischer Schulung und Methode vielfach störend 
hervor' weder früher noch jetzt begründet hat, und eine derartige 
Kritik als unbefugt zurückweisen. 

Wenn in einem Buche, wie in meinem ^Jammurabi, durch 
zweihundert Seiten juristische Auseinandersetzungen gegeben werden, 
so hat man zu einem solchen Urteile nur dann das Recht und die 
Pflicht, wenn man es ausführlich, u. zw. Punkt für Punkt begründet, 
und Herrn Lehmanns Urteil ist umso weniger berechtigt, als er sich 
ja nur gegen meine Schlußhypothese wendet. 

Ich halte aber meine Hypothese ,vom schriftlich fixierten Ur- 
gesetz [oder Archetypus], aus dem sowohl Hammurabi als auch die 
biblische Gesetzgebung geschöpft haben', vollkommen aufrecht und 
danke Gott dafür, daß ich kein juristisch geschulter Historiker ' oder 
^historisch geschulter Jurist' im Sinne des Herrn Prof. Lehmann 
bin, weil ich eine ,SchuIung', die für die Erkenntnis der Wahrheit 
abträglich ist, lieber nicht besitze. 

Es steht jedem frei, Hypothesen mit Gründen zu bestreiten, 
nicht aber mit Redensarten. Diese Redensarten haben sich aber 
deshalb nicht in Gründe verwandelt, weil Herr Prof. Lehmann uns 
jetzt erzählt, daß er ein Kolleg , Erklärung von Hammurabis alt- 
babylonischem Gesetzbuche, vornehmlich für Historiker und Juristen' 
und dann einen Vortrag ,Welche Bedeutung haben die neueren keil- 
schriftlicheu Funde, insbesondere JJammurabis Gesetz für das alte 
Testament?' gehalten habe. 

Unsere Zeitschrift ist wahrlich nicht der Platz für nachträg- 
liche Ankündigungen von gehaltenen Vorlesungen, und die Begrün- 
dung des angefochtenen Satzes wird dadurch nicht um ein Haar 
besser, daß er angeblich ,die dritte und letzte Konzentration des 
LEHMANNSchen Urteils darstellt'. 

Es ist nicht richtig, daß ich das Bundesbuch, Deuteronomium und 
Leviticus einheitlich behandelt habe, ich habe nur die alten Gesetze, 
welche sich zerstreut in diesen drei Büchern finden, herausgehoben, 



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Kleine Mitteilungen. 341 

und die Andeutung Lehmanns gegen die einheitliche Behandlung zeigt 
mir, daß er mein Buch nicht genügend studiert oder verstanden hat. 

Wenn jemand früher sagte: ,Den babylonischen Rechtsaltertümern 
die ihnen gerade seitens eines für sie philologisch-historisch 
und juristisch also Vorbereiteten gebührende nachdrucks- 
volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, bin ich . . . verhindert 
worden' 1 und jetzt behauptet, daß ,er sich als den prädestinierten 
gammurabi-Kommentator nicht hingestellt habe', so gehört dazu 
offenbar juristische Schulung, um dies in Ubereinstimmung zu 
bringen. 

Die Verdienste Prof. Lehmanns um IJammurabi habe ich an 
zwei Stellen deutlich hervorgehoben und es ist eine leere Düftelei, 
wenn sich Herr Lehmann an das Wort , zugegeben' klammert, um 
die Prioritätsfrage in etwas dunkler Weise zu erörtern. 

Ich verkenne durchaus nicht den Wert einer Referendararbeit 
aus dem Jahre 1883 mit den damit verbundenen Studien und Staats- 
prüfungen, schätze, auch sehr die Mitgliedschaft von Theodor Momm- 
sens historischem Seminar, deren Lehmann sich rühmt, und nehme 
auch zur Kenntnis, daß Herr Prof. Lehmann auch im Jahre 1888 
eine Arbeit auf dem Gebiete des römischen Rechtes verfaßt hat. 
— Ich meine jedoch, daß man in der Wissenschaft mit Gründen 
und überzeugenden Argumenten, nicht aber mit Staatsprüfungs- und 
Seminarzeugnissen operiert. 

Der folgende Satz Herrn Lehmanns zeugt von juristischer 
Methode: ,Und ebenso wenig bin ich, gegen Herrn Müller, 1 ein 
Neuling auf dem Gebiete des babylonischen Rechtes/ In meinen 
IJammurabi-Glossen steht kein Wort vom ,Neuling auf dem Gebiete 
des babylonischen Rechtes' und kann aus denselben auch nicht 
herausgedeutet werden — aber die Widerlegung dieser von mir nicht 
aufgestellten Behauptung gibt Herrn Prof. Lehmann Gelegenheit, eine 
,offenbar fehlerhafte Unterlassung' gut zu machen, nämlich: alle 
seine Arbeiten aufzuzählen. 



1 Von mir gesperrt. 
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 24 



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Kleine Mitteilungen. 



Überhaupt hat Herr Lehmann sich zu viel mit seiner Person 



und seinen Leistungen und zu wenig mit Hammurabi beschäftigt. 

Ich warte also auf die angekündigte ^eingehende Begründung 
seines Urteils , die bereits erfolgt war und für den Druck bevor- 
stand' — und noch immer bevorsteht. Bis dahin habe ich keinen 
Grund, von meinen Qammurabi-Glossen auch nur ein Wort zurück- 
zunehmen. 

Zum Schluß noch eine Bemerkung: Herr Lehmann zieht über- 
flüssigerweise in einer Note S. 337 Herrn Prof. Kohler heran — aber 
gerade aus meiner Kritik des Herrn Kohler hätte er lernen müssen, 
wie man ein abgegebenes Urteil auch begründet ! 



D. H. Müller. 




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Proben der mongolischen Umgangssprache. 

Von 

Wilhelm Grube. 

Die Sammlung mongolischer Lesestücke, die auf den folgenden 
Blättern zum Abdruck gebracht wird, ist auf Grund eines zur Zeit 
K'ien-lung's vom ^ ^ >fj=f Chih-kung Sin verfaßten Mandschutextes 
unter der Regierung Tao-kuang von dem Brigadegeneral des roten 
Banners und Prinzen des Aimaks der Barin, Demek, ins Mongolische 
tibersetzt worden. Obwohl zunächst als ein praktischer Leitfaden 
für Chinesen und Mandschu bestimmt, dürften diese Übungsstücke 
aber auch für den europäischen Forscher, der sich mit dem Studium 
des Mongolischen befaßt, von Interesse sein, und zwar aus einem 
doppelten Grunde: erstens weil in ihnen der von der Schriftsprache 
vielfach abweichende Charakter der Umgangssprache konsequent 
durchgeführt erscheint; zweitens aber nicht minder durch die in 
ihnen versuchte möglichst getreue Veranschaulichung der Aussprache. 
Bekanntlich leidet die mongolische Schrift an dem Mangel einer sehr 
unzureichenden Lautbezeichnung. Um diesem Ubelstande abzuhelfen 
hat sich der Übersetzer der Übungsstücke statt der mongolischen der 
Mandschuschrift bedient, ein Verfahren, das in China bei der Heraus- 
gabe mongolischer Texte auch sonst nicht selten angewandt wird. 
Ich habe dementsprechend gleichfalls die von H. C. von der Gabe- 
lentz eingeführte Transkription des Mandschu- Alphabetes beibehalten. 

Die vorliegenden Sprachproben scheinen sich einer großen Be- 
liebtheit zu erfreuen, denn sie sind bereits in verschiedenen Aus- 
gaben und unter verschiedenen Titeln erschienen. In meinem Be- 
sitze befinden sich zwei Redaktionen derselben: eine handschriftliche 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 25 



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Wilhelm Grübe. 



mongolisch-chinesische unter dem irreführenden Titel ^ ^ jfä t^? 1 
in zwei Bänden, und ein mandschu-mongolisch-chinesischer Druck 
in vier Bänden aus dem Jahre 1830. Der Titel der letztgenannten 
Ausgabe lautet chinesisch: ^ ^ =^ ^ San h f o yü lu, 2 mongolisch: 
G'urban dsüil-ün üsük h'adamal biöiksen ügen-ti bißik, mandschu: 
Ilan hacin-i hergen kamcibuha gisun-i bithe. Ich habe meiner Aus- 
gabe die handschriftliche Redaktion als die im Ganzen korrektere 
zu Grunde gelegt, zugleich aber die abweichenden Lesarten des ge- 
druckten Textes (D) in den Anmerkungen berücksichtigt. Des- 
gleichen habe ich in den Anmerkungen, soweit es zur Erleichterung 
des Verständnisses geboten schien, die entsprechenden Formen der 
mongolischen Schriftsprache (m.) angegeben. Auf eine deutsche Über- 
setzung glaubte ich hingegen verzichten zu dürfen, da der chine- 
sische Text der Übungsstücke (freilich nach einer vielfach abwei- 
chenden Redaktion) bereits in Wades Colloquial Series (Shanghai 
1867, 2. Aufl. 1886), unter dem Titel: ,The Hundred Lessons', mit 
einer englischen Übersetzung versehen, erschienen und somit jeder- 
mann zugänglich ist. 

Von der mongolischen Version hat Posdnejew die ersten elf 
Stücke in seine mongolische Chrestomathie aufgenommen, 3 wohin- 
gegen die übrigen hier zum ersten Male veröffentlicht werden. Was 
die Sprache der Lesestücke anlangt, so ist Posdnejew der Ansicht, 
daß sie einen südmongolischen Dialekt darstelle, welcher der Mund- 
art der Tümet von Kükü-h'oto am nächsten stehe. 4 

1 Vgl. P. G. von Möllendorff, Essay on Manchu Literature (J. R. As. Soc., 
China Brandl, xxiv, p. 1 ff.) No. 17, wo unter diesem Titel eine mandschu-chi- 
nesische Ausgabe der Sammlung in vier Bänden erwähnt ist. Da meine Ausgabe 
den Titel nur auf dem Umschlage trägt, so ist er vermutlich wohl auf einen Irr- 
tum ihres ehemaligen Besitzers zurückzuführen. 

2 A. a. O., No. 22. 

8 A. no-wtcBt, MomoAbCKan XpecmoMamt/r, CaHKTiieTepÖyprb 1900, SS. 312 
bis 330. Die von Posdnejew benützte Ausgabe trägt zwar, wie er im Vorwort, 
S. xv, erwähnt, den abweichenden chinesischen Titel: Jfjtjj #Jj^[ p^J Ch c u hio 
chih nan, ist jedoch im Übrigen, nach den mitgeteilten Proben zu urteilen, mit 
dem in meinem Besitze befindlichen dreisprachigen Druck identisch. 

4 A. a. O., S. xv. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



345 



Zum Schlüsse will ich noch bemerken, daß ich die zahlreichen 
Inkonsequenzen in der Transkription absichtlich beibehalten habe, 
weil sie mir gerade dadurch lehrreich zu sein scheinen, daß sie des 
Verfassers Bestreben erkennen lassen, die Lautgestalt der Worte 
möglichst so wiederzugeben, wie sein Ohr sie auffaßte. 



Sonoshana 1 ci odo manju bicik surna 2 gene. 3 masi sain. manju 
uge gekci. bidanai eng terigun erkin kerek. darui kitadin 4 eor 
eorin 5 gajarin 6 uge adali. ese cidabala 7 bolnoo. 8 tim 9 bi§i bolbala 10 
yeobei. 11 bi arban jil ileo 12 kitat bicik surbe. 13 odo boltala 14 tong 15 
eki duru 16 garsen 17 ugei. kerbe basa manju bicik ungsihögei. 18 or- 
ciolhogei surhögei bolbala. 19 hoyar 20 tala cum sataho 21 du kuruna. 22 
eimu 23 yen tula. bi nigen du bolbala. 24 abagai gi 25 ujehe 26 irebe. 
jici basa ebugen 27 ahas 28 goiho gajar baina. 29 yuru ama nehu 30 du 
keceo. 31 un du 32 yeobei. 33 uge baibala 34 darui kele. mini 35 cidaho 
kerek bolbala. 36 cimadu bi basa erelenuu. 37 mini 38 goihon-i 39 abagai 
hairalabala. 40 jobona geji yana. 41 cule cule ger 42 kedun 43 anggi 
manju uge jokiyat. nada ungsiolho 44 bolbao. 45 deo bi 46 olji kun 47 
bolbegem. 48 cuk abagai yen kesik biäio. 49 yabaci 50 aci gi 51 martaho 

1 D sonoshona. — 2 D surnai. — 8 D genei. — 4 = m. kitad-un, D kitadi- 
yen. — 6 = m. über über-ün, D eoru eorun. — 6 D gajarain. — 7 D cidahöla. — 
8 D bolneo. — 9 = m. teimü, D teimi. — 10 D bolhöna. — 11 yun bi = m. yag'ün 
bui. — 18 = in. ilegüü, D iluu. — 18 D surba. — 14 D boltolo. — 15 D tuDg. — 
16 D tologai. — 17 = m. g'aruksan, D garsan. — 18 D ungsihö ugei. — 19 D surci 
orciolhö (= m. uröig f ülh c u) ugei bolhöna. — 20 D hoyor. — 21 = ra. sag'ätah'u, D 
satuhö. — 22 D kurnei. — 28 D imi. — 24 D bolhöna. — 25 D abagaiji. — 
26 D ujeke, die volkstümliche Form für das schriftmongol. Supinum üdsere, cf. Bo- 
beownikow § 257. — 27 D öbugun. — 28 D ahasu, = m. ah'a-etse. — 29 D bainai. 
— 80 D neku, = m. negekü. — 81 = m. ketsegüü. — 82 = m. egündü. — 88 D yeobi 
= m. yag'ün bui. — 84 D baihöna. — 85 D minu. — 86 D bolhöna. — 87 D ere- 
lenu. — 88 D minu. — 39 D goihöni. — 40 D hairalahöni. — 41 Die Worte: jobona 
geji yana fehlen in D. yana = m. yag'äna. — 42 D culu culun du, = m. cilugä 
cilug'ä du. ger ist Instrumentalsuffix = m. yer. — 48 D kedui. — 44 = m. ungsi- 
g'ölh u. — 45 D bolboo. — 46 bi fehlt in D. — 47 D kumun. — 48 D bolbogem. Vgl. 
zu dieser Form Orlow § 198, Anm. 1, — 49 bisio. — 60 D hat die schriftmong. 
Form yagabacu. — 51 D acii gi. 



i. 



26* 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



346 



Wilhelm Grube. 



ugei. erke 1 ugei kundude hariolya. yundu enggeji 2 kelene. 3 ci yuru 4 
bisi 5 ulus yeo. gakca 6 cini surhogei 7 gi kelehu 8 buije. 9 suruya 10 ge- 
begem. bi jalbariji cimaigi kun 11 boltogai 12 gene bisio. 13 hariolya 
gekci yaraar uge. bidanai dotora 14 keleji bolnoo. 15 tenggebele 16 bi 
sujukleji situser 17 barasi 18 ugei. yuru 19 inurguser 20 tala nukhuwas 21 
bisi. yeo 22 gehubei. 23 



Manju kele cini kelesen-i 24 bahan ayatai bolji. 25 ha 2ti bui. 27 bi 
kun nai 28 kelesen-i 29 uhabaci. 30 mini beye kelebele 31 basa edui. kun 



durbe 37 tabun uge ci bolba. cuk jalgaji cidahogui 38 yeoma. tere ci 
baitugai. harin nige jiktei 39 yeoma baina. 40 kelelceku 41 urida 42 de- 
meile tasaraho 43 bolbao. 44 endeorehu 45 bolbao 44 geji tatagaljat. yuru 46 
eres tesu 47 kelelceku tengke ugei. ein 48 baitala. namaigi yaji 49 kele 
gene. 50 nada surho sanan yuru baiji. sanahana yamar juiler surbeci. 51 
basa ene bitur 52 buije. 53 nemeji cidaho gejio. ene cum cini ese tas- 
san 54 hariya. bi cimadu jaji 55 kelehu. 56 ken ken ci bitegei 57 bodo. 
yuru 58 tokildusan-i 59 ujeji ere ugei 60 kele. basa nom du mergen 

1 In D steht bi vor erke. — 2 D eigeji. — 3 D kelenei. — 4 D yeru. — 
5 D bisi. — 6 In D steht bi vor gakca. — 7 D surhö ugei. — 8 D keleku. — 9 D buize. 
— 10 D surya. — 11 D kumun. — 12 D boltugai. — 13 D bisio. — 14 D dotoro. — 
15 D bolnao. — 16 D teikulc. — 17 = ra. sitükseger, D sutusar. — 18 D barasi. — 
19 D yeru. — 20 = m. mörgökseger. — 21 nukhuwas ist jedenfalls ein Schreibfehler 
für ukhuwas = m. ökkü-etse, D ukusu. — 22 = m. yagün. — 23 D geku bi. — 
24 = keleksen ni, D kelekseni. — 25 = m. boldsuh'ui. — 26 = m. h'amig'ä, h'ana, 
D hama. — 27 D bainai. — 28 D kumunei, m. kümün-ü. — 29 D keleseini. — 
30 B medebecigi. — 31 D kelekuni. — 32 D kumunei; davor steht in D noch ore 
= m. übere. — 38 = m. bülük-yer. D hat dafür bukuler, cf. Popow, § 172. — 84 D ci- 
daho ugei. — 35 I) todoi. — 36 = m. darag'är, D daraguur. — 37 D dnrbu. — 
38 Schreibfehler für cidahogei, D cidaho ugei. — 39 D jiktai. — 40 D bainai. — 
41 D kelelcekui yen. — 42 D orida. — 43 = m. tasiyärah'u. — 44 D bolboo. — 45 = m. 
endegürekü, D endeoreku. — 46 D yeru. — 47 D eres tes. — 48 D eimi. — 49 D ya- 
gaji. — 50 D genei. — 51 D surbacu. — 62 = m. ene bütür. — 68 D buiza. — 
54 D tasuksan. — 55 jaji scheint für m. dsakiji zu stehen. — 56 D keleku. — 
57 D bitugei. — 58 D yeru. — 69 = m. tokiyälduksan-i, D tokulduksar (= m. toki- 
yälduksag'är). — 60 Offenbar = m. ereüger. 



Ii. 



nai :t2 adali buluger 33 keleji cidahogei 34 tedui 35 biäi. nigen darar 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



347 



gusi 1 ulus gi 2 eriji dagat^ bicik suru. 4 manju ugen du keceo 5 nu- 
kut tai G kelelce. edur 7 bolgan 8 cejilehu uge temdekehu. 9 cak bol- 
gan 8 kelelcebele kele ayatai bolho biäio. enggeji 10 surbala. yakibaci 11 
nige hoyar 12 jilin horondu. 13 jiyandan 14 sanan nai 15 durar 1,1 aman 
nai 17 jorgor 18 keleji cidaho baha. cidahogei 10 tula basa yeo jobho 20 bui. 

III. 

Abagai cini manju uge gi 21 yamar cule 22 du sursen 2:i bui. 
ayalgo abhön-i 24 sain bolot todo. mini manju uge gi yeo tocaji 25 ke- 
lelcehu 26 bui. abagai hairlaji 27 engeji 28 ketu maktahu buije. 29 mini :i() 
nige nukurin 31 manju uge sain. todorhai 32 bolot horca. bicihan ci 
kitat aya 33 ugei. masi bolbasuraji 34 teimu 35 bolot. uliger basa olan 3,; 
medene. tere sai 37 mergen geji bolna. 38 tere cimasa 39 yamar bui. bi 
yaji 40 tundu adalithaji bolho bui. tung teonai 41 kiri bisi. tenggeri 
gajar 42 adali asuslaji. 43 ucir yeobei 44 gehene. 45 teonai sursen-i 46 narin. 
medesen-i 47 olan 48 bicik tu duratai. 49 odo boltala 50 basa amanasa 
jailahogei 51 cejileser 52 baina. 53 garas 54 anggijirahogei 56 ujeser 56 baina. 



1 D guuSi. — 2 D ulusuigi (= in. ulus-i). — 3 = m. dag'ag'iit. Dem Satze liegt 
der chinesische Text: ^ ?ß\ £g| ^ $J gjg >ßj Jjg ^ £ |j* zu Grunde, 

den D noch durch das Objekt Jjt* "jjlj ^jjj^ ^fe ergänzt und demgemäß folgender- 
maßen übersetzt: basa nomdu mergen guusi ulusuigi eriji tanggöt bicik sur. — 
4 D sur. — 5 = m. ketsegüü. — 6 D nukuttei. — 7 D odur. — 8 D bolgon. — 
• Schreibfehler für temdeklehu, D temdekleku. — 10 D eigeji. — 11 D yagabacu. — 
12 D hoyor. — 18 = m. h'og'örondu. — 14 D jayandan = m. dsayag'ändan. — 15 D sa- 
nani. — 16 = m. dura-ber. — 17 D amani = m. aman-u. — 18 D jorigar = m. dso- 
rik-yer. — 19 D cidaho ugei. — 20 Schreibfehler für jobahö, D joboho. — 21 D hat 
einfach uge. — 22 D culun, m. cilug'a. — 23 D sursan = m. suruksan. — 24 D ab- 
honi. — 25 D tocoji = m. tog'ötsoji. — 26 D keleiceku. — 27 D hairalaji. — 
28 D eigeji. — 29 D buiza. — 30 D minu. — 81 D nukuri-yen = in. nükür-ün. — 
32 D todorhoi. — 88 D hat die richtige Form ayas. — 84 D bolbosurji = m. bolba- 
surci. — 85 D teimi. — 36 D olon. — 87 D saya. — 88 D bolonai. — 39 D eimasu. 
— 40 D yagaji. — 41 D tunai, = m. tegün-ü. — 42 D gajari. — 48 Schreibfehler 
für aluslaji; D hat die richtige Form. — 44 D yun bi. — 45 D gekune. — 46 D sur- 
suni, = m. suruksan-ni. — 47 D medeseni. — 48 D olon. — 49 D hat nibsiretelc 
duratai. — 60 D boltolo. — 61 D jailahö ugei. — 52 = m. tsejilekseger. — 
53 D bainai. — 54 = m. g'ar-etse, D garasu. — 65 D anggijiraho ugei. — 56 = in. 
üdsekseger. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



348 



Wilhelm Grube. 



teoni guiceye gebele. uner berke bisio. abagai cini ene uge bahan 
taäarasan 1 ugei geneo. cing unen bolbala 2 hada nebterene 8 geji ke- 
ledek. tere basa surci 4 cidasan-i 5 buije. 6 yuru 7 turulki medehun-i 8 
bisi. bida tundu kurhugei 9 gajar ha bui. tere yamar juiler bolbasu- 
rasan 10 medesen boltugai. bida gakca setkili cingda 11 luda 12 bariji. 
sanan äimdaji surbala. 13 kedui tere tuil du kurci cidahogei bolbaci. 14 
basa erke ugei Sahana 15 buije. 16 



Kun 17 irtincu 18 du turut. 19 ike 20 erkim 21 kerek cini surhoi gi 
crkim 21 bolgaji. 22 bicik ungsihon-i. 23 cohom jurum 24 jui gi medehu 25 
tula baha. surusar 20 jurum 24 jui gi todo medesen 27 hoina. 28 gerte 
bolbala. 20 ecike 30 eke yen jahadu acilaji cidaho. tusimel saobala. ulus 
turu du kuci bariji 31 cidaho tula. hamuk kerek jiyandan 32 butune 33 
bisio. odo bolbaci. 34 uner surusar 26 cidaburitai bolbala. 29 ali gajar 35 
kursen 3 * 5 hoina. kun 17 kundulehu 37 tedui biäi. beye yabuho du basa 
hoor soor 38 baha. jarini ulus bicik ungsihogei. 39 yabudali jasahogei 40 
bolot. harin gölduriji bildaocilaji 41 yabuho gi 42 tengke tai 43 gesen. 
tere sanan du ni yeo boloya gekui 44 medeku bisi. bi uner teonai 45 
tula icine 46 baha. ene jerge ulus. beiye 47 gotuho yabudal ebderehu 48 
tedui 49 bisi. teonai 45 ecige eke ci bolba. mun kun 17 du harakdaho 50 

1 = m. tasiyäraksan, D tasaraksan. — 2 D bolhöla. — 3 D hada du nebte- 
renei. — 4 D hat fälschlich surji. — 5 D cidaksani. — 6 D buiza. — 7 D yeru. 

— 8 D inedekuni. — 9 D kurku ugei. — 10 D bolbosursan, = m. bolbasuruksan. 

— 11 D cingga. — 12 luda vermag ich nicht zu erklären; die Wörterbücher von 
Kowalewski und Golstunski geben dafür nur die Bedeutung: ,blindes Fenster*. 
D hat dafür batu. — 18 D surhona. — 14 D bolbacu. — 15 = m. sih'ana. — 
16 D buize. — 17 D kumun. — 18 yertuncu. — 19 = m. töröget. — 20 D yeke. — 
21 D erkin. — 22 I) bolgoji. — 23 D schreibt richtig: ungsihö ni. — 24 = m. jirüm. 

— 25 D medeku. — 26 D sursar, m. suruksag*är. — 27 D medeksen. — 28 D hoino. 

— 29 D bolhona. — 30 Schreibfehler für ecige. — 31 Für tusimel saobala. ulus turu 
du kuci bariji hat D ejen du kuci bariji. — 82 D jayandan. — 88 D butunai. — 
34 D bolbacu. — 33 D gajar tu. — 36 D kursun, m. kürüksen. — 87 D kunduleku. 

— 38 D hoor sor = m. h'ag'ür sugür. — 39 D ungsihö ugei. — 40 D jasahö ugei. 

— 41 D bildoocileji. — 42 D yabuhöigi. — 43 D tengketei. — 44 D gekuigi. — 
45 D teoni. — 46 D icenei. — 47 D beye. — 48 D ebdereku. — 49 D todui. — 
50 = m. h'ainyägdah'u. 



IV. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



349 



baha. abagai ci juger sanaji 1 uje. ecige eke yen aci. keo 2 boloksan 
kun. 3 turnen du nigente hariolji 4 cidanoo. 5 ungge 6 nemeji geigulji 
ese cidabaci 7 buije. 8 harin kun 3 du haralgaho 9 du kurbele, tere cini 
udulhu 10 ugei ni yamar yeoma bolhö bui. eoni 11 kinaji sanabala. 12 
kun 3 bolot bicik ungsihogei 13 bolnoo. 14 yabudali erkim 15 bolgahogei 10 
bolbala 17 bolnoo. 

V. 

Abagai ci edur 18 buri eoger 19 yabuhodan. 20 cum 21 ha 22 ocina. 28 
bicik surhai 24 ocina. 23 manju bicik surci bainoo. 25 mun. odo yamar 
jerge bicik jalgaji 20 baina. 27 eore 28 bicik ugei. gakca mede 29 kerek- 
leku baga saga uge. basa manju ugen-i surho jorilgan 30 tobciya 31 
bicik baina. 27 tandu darumal ujuk jalgaji 26 bainoo. 25 odo edur 32 aliar. 33 
ujuk bicihu 34 cule 35 ugei. eonese 36 edur 32 ortu 37 bolsan 38 hoina. 39 
ujuk biciolhuwasar. 40 harin orciol 41 gene biöio. abagai bi bicik ung- 
sihö tula. uner tologai ergiji ha erisen 42 ugei. man nai 43 ene oira 44 
torin. 45 yuru 46 manju surgoli ugei sanabala cini surho gajar yeo ke- 
lehu 47 bui. kejiye bolbaci. bi basa bicik ungsihai 48 ocina. 23 mini tula 
bahan medeolji bolnoo. abagai ci man-i 49 jalgasan 50 kun-i 51 ken gene. 52 
baksi geneo. bi§i bahana. mini nige turulin 53 aha. jalgaho ele ulus. 
cum 21 man nai 54 nige turulin 53 keoket 55 deoner. basa uruk eligen. 

1 D hat fälschlich sanaci. — 2 D kubut. — 3 D kumun. — 4 D hariolaji. 

— 5 D cidanao. — 6 D hat fälschlich ungku. — 7 D cidabacu. — 8 D boiza. — 
9 = m. h'ariyälg'ah'u. — 10 D udulku, = m. ügedelekü. — 11 D uni, = m. egün-i. 

— 12 D sanahöla. — 18 D ungsiho ugei. — 14 D bolhöna bolnoo. — 15 D erkin. 

— 16 D bolgohö ugei. — 17 D bolhola. — 18 D eduri. — 19 D uger, = m. egü-ber. 

— 20 = m. yabuh'u-dag'än. — 21 D cuk. — 22 D haran, = m. h'amig'ä, h'ana, h'a. 

— 23 D otnai. — 24 = m. surh'ä, cf. i, 26. — 25 D bainao. — 26 = m. Jigälgaji. 

— 27 D bainai. — 28 D öburu = m. übere, ügere. — 29 = m. medege; für mede 
hat D mun odo. — 80 D jorilga. — 81 D tobciyan. — 82 D odur. — 38 D ahor = 
m. ah f ur, oh*or. — 84 D biciku. — 85 D cuhi = m. ßilug'ä. — 86 oonesu, = m. 
egün-etse. — 87 D urtu. — 88 D boloksan. — 89 D hoino. — 40 D biciolkuser, eine 
merkwürdige Form, offenbar Elativ-Instrumental des Infinitivs = biöigülkü-etse-ber. 
Auf biciolkuser folgen in D noch die Worte: geku baitugai. — 41 == m. orcig e ül. 

— 42 D eriksen. — 48 D manai. — 44 D oiro. — 46 = m. tog f örin. — 46 D yeru. 

— 47 D keleku. — 48 Sup. v. ungsih'u, s. oben surhai. — 49 D hat fälschlich den 
Genitiv manai. — 50 = m. jig'älg'aksan. — 51 D kumuigi. — 52 D genei. — 
53 1) turnli-yen, = m. törol-ün. — 54 D manai. — 55 D kuuket. 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



350 



Wilhelm Grübe. 



tong eore 1 ulus ugei. yeo gehene. 2 mini aha edur buri yaniulana. 3 
cule 4 jabduhögei. 5 man nai 6 eoklen 7 udesi ayan-i 8 ujeji ociho tula. 
arga yadat 9 cule 10 argacaji man -i 11 surgana. 12 bisi bolbala. 13 abagai 
bicik ungsiha ocuja 14 gekci. 15 sain kerek buije. 16 cini tula bahan 
kelebele. 17 nada basa yeo hoortai 18 bui. 

VI. 

Ene uklu teden nai 19 bicik 20 cejilehuni. 21 nige nige nas 22 tukei. 23 
tedeji keleji cidaho ugei. tak geji joksoljana. 24 tundu bi tur baija. 
mini uge gi 26 sonos. ta manju 26 bicigi 27 ungsibala. tedu nige sanagar 28 
surhana. 29 ene butur to 30 kiji 31 hoosun 32 nere 33 abubala. kejiye eki 
turu 34 garna. 35 uner ta edur 36 sara gi 37 talar burilgehuwasar. 38 bi ci 
talar kuci garnam baha. esehene 39 tanai beyegi ta sataba 40 geneo. 
esehene 41 bi tan-i sataolba 42 geneo. idersisen 43 ike 44 ere bolot. kele- 
becigi cingnahogei. 46 ciken 46 du sonosbacigi. sanan du toktohogei. 47 
nuur 48 tanai 49 dan dujir biäio. mini ene gaäun 60 uge gi. 51 ta bitegei 52 
yarik ge. bitegei seb erine ge. 53 odoci bolba. mini beye alba haji 54 



1 D uburu, = m. übere. — * gekune. — 8 D yainalanai. — 4 cule (= m. 
cilug'a) fehlt in D. — 6 D jabduhö ugei. — 6 D manai. — 7 = m. üglü (üglüge, 
ürlüge). Für man nai eoklen udesi hat D: manai ulus örun (= m. örün) esgün 
(= m. asg'un). — 8 ayan-i ist der Akk. von aya, das in den Wörterbüchern von 
Kowalewski und Golstunski in der erweiterten Form ayan nicht vorkommt. — 
9 = m. yadag'ät. — 10 = m. ßilug'ä. — 11 D manaigi. — 12 D surganai. — 18 D im 
(= m. eimü) bisi bolhöna. — 14 D odoya. — 15 D gekcini. — 16 D boiza. — 
17 D kelekune. — 18 D hortui. — 19 = m. teden-ü. — 20 D bicik gi. — 21 D ceji- 
lekuni, = m. tsegejilekü. — 22 D nigenesu, = m. nigen-etse. — 23 D teokei, = m. 
tüg'ükei. — 24 D joksoljanai, = m. dsoksoldsag'änai. — 25 D ugeigi. — 26 Die Worte: 
ta manju fehlen in D. — 27 D bicik. — 28 = m. sanan-yer. — 29 D hat fälschlich 
surganai. — 80 = m. tug'ä. — 81 D kiju. — 82 = m. h'og'ösun. — 38 D nere gi. 

— 84 D turoo, = m. türü, türüg'üü. — 85 D garnai. — 86 D odur. — 87 D saraigi. 

— 88 D burulkuser, Elativ-Instr. von m. bürilkü, vgl.-v, 40; es folgen in D noch 
die Worte: geku baitugai. — 89 D esegekune. — 40 = m. sag'ätaba. — 41 D ese- 
kune. — 42 ="m. sag f ätag c ülba — 48 D idersisun, = m. idersiksen. — 44 = m. yeke. 

— 40 D cingnahö ugei. — 46 D cikin. — 47 toktohö ugei. — 48 = m. nigür. — 
49 D tanai fehlt in D. — 60 = m. g'asig'ün. — M D ugeigi kelelcekui gi. — 62 D bi- 
tugei. — 58 Die Worte: bitegei seb erine ge fehlen in D. — 64 = m. h^g'äji (alban 
lfag'äh'u oder h'äh'u), 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 351 

uldesen 1 culuder. 2 bahan amurhana 3 yumbei. 4 bain bain tan-i tai 5 
enggeji tenggeci 6 keleme 7 yeokina. 8 mun 9 ku turul aimana 10 tula. 
tan-i saijirtugai kun 11 boltugai gehu 12 sanan biöio. bi 13 odo arga ya- 
daba. bi dang saitur 14 tan-i-gi 15 jaji 16 mini hobi-yen kerek tosiya- 
howas 17 bisi. sonosho ulu sonoshö ni tan-nai 18 durar 19 bolya. 20 na- 
maigi ya ye 21 gene. 22 

VII. 

Ci kitat bicik cidaho kun 23 biöio. orciolhoi gi surbala 24 tong 25 
kimda baha. yuru 26 sanan 27 kiceji 28 tasural ugei jergeber sui'hö bol- 
hola. hoyar 29 gorban jilin 30 horondu. 31 jiyandan 32 saijiraho 33 yeoma. 
kerbe nige edur 34 surat. 35 hoyar 36 edur 34 unjibala. 37 darui horin jil 
bicik ungsibeci. 38 mun talar baha. abagai mini 39 orciolsan-i 40 ujeji. 
bahan jasaji hairala. 41 cini sursen-i 42 ike 48 nemeji. uge buri ayatai. 
ujuk buri todo. bicihan 6i gaba ugei. silgaji ocibala. 44 barisar 46 oroho 
yeoma. ene ude biciyeci silgaho du. nere 46 yabulbao 47 ugei yeo. 
silgaji bololtai bolbala. neng sain yeoma senji. 48 gakca 49 bicigin 50 
äusai yaji 51 bolhö aji. 52 ene cini hanas 53 garsan 54 haoli. cini adali 
naiman hoäoo nai 55 fiusai cum silgaji bolho baitala. cimaigi gancar 56 



1 = m. üledeksen. — 2 D culun du. — 8 D amurhan. — 4 D yun bi = m. 
yag c ün bui. — 6 D tantai. — 6 Schreibfehler für tenggeji, D tegeji. — 7 D kelel- 
ceji. — 8 D yeo genei. — 9 D mön. — 10 Offenbar ein Schreibfehler, D hat richtig 
aimak. — 11 D kumun. — 12 D geku. — 13 bi fehlt in D. — 14 D hat fälschlich 
saidur. — 16 D taniyigi. — 16 = m. jig'äji. — 17 D tusahasu, — m. tusiyäh'u-etse. 

— 18 D tanai. — 19 = m. dura-ber. — 20 D boloya. — 21 D yahaya, = m. yag c akiya. 

— 22 D genei. — 28 D kumun. — 24 D surbele. — 25 D tung. — 26 D yeru. — 
27 D sana. — 28 = m. kiöiyeji. — 29 D hoyor; davor steht in D kecurgebeci = m. 
ketseg'ütbecu. — 80 D jiliyen. — 81 = m. h'og'örondu. — 82 D jayandan. — 
33 D saijirho. — 34 D odur. — 85 = m. surug^ät. — 86 D hoyor. — 87 onjibala. 

— 38 jpixr darui horin jil bicik ungsibeci hat D: darui tologai caitala ungsibacu. 

— 89 F ene mini. — 40 D orcioloksani. — 41 D hairla; nach hairla folgt in D: 
sain bisio. — 42 D sursuni, — m. suruksani. — 48 D yeke. — 44 D ocibele. — 
40 = xn. bariksag'är; D baisar ist ein Druckfehler für barisar. — 46 D ci nere. — 
47 D yabuulboo. — 48 D hat die richtige Form sanji = m. aksan ajug'ü. — 49 D gakca 
manai. — 60 D bicigiyen. — 51 D yagaji. — 52 aji = m. ajugTi. D hat dafür bolho 
bui. — 58 D hanasu, = m. h'amig'ä-etse. — 54 = m. g'aruksan. — 55 D hoo§oonai, 
= m. h c osig f ün-u. — 56 = m. g^ntsa-ber. 

25** 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



352 



Wilhelm Grube. 



silgoolhogei 1 yoso bainoo. tere öi baitugai. jurumtu 2 surgolin 3 keo- 
ket 4 cum bolho bolot. Susai gi yeo kelehu 5 bui. silgaji bolho tula. 
cini 6 deo ene horondu 7 sai 8 Sardaji 9 manju bicik jalgaji baina. 10 
hordun nere yabuul. cagi 11 bitegei 12 alda. 

VIII. 

Bicik Sasdir 13 ujeye gehene. 14 nebterkei toli domogi 15 uje. surho 
asaoho erdem nemekdene. 16 erte-yen uilesi 17 toktoji abat. sain-i 18 doo- 
riyan 19 yabuho. raao-gi 20 cerlen 21 bolgaho 22 bolbala. 23 beye sanan 24 du 
ikede 25 tusatai. kitat tooji 26 cadik bicik gekci. cum kun-nai 27 joki- 
yaaan 28 bara 29 ugei uge. kedui minggan 30 debter ujebeci-gi. yun tusa. 
jarim harin nuur 31 jikleji doodasar 32 kun 33 du sonoshana. 34 ali ulu- 
sin 35 caktan. 36 ken tai kedun uda alaldusan. tere ildur 37 cabciyat. 38 
ene jidar 39 tulba. ene jidar hathana. 40 tere ildur 37 jailaolba. 41 buruk- 
dusan 42 hoina. jalaji edebuljilsen-i 43 cuk eole nas 44 irehu. 45 bodang 46 
der 47 ocihu 48 ubadis tai arsi nar. ebesu haicilamjin 49 mori urbaho. 
burcak cacugat 50 kun 51 hobilahö 62 gene. 63 ib ile homagai 54 uge mun 
bolot. tenek ulus unen 55 kerek geji baralanggogan 66 saitur sonosna. 57 



1 D silgoolho ugei. — 2 = m. jirumtu. — 3 D surgali-yen. — 4 D kuuket. 

— 5 D yun keleku. — 6 D mini. — 7 = m. h*og'örondu. — 8 D saya. — 9 = m. 
sag c ärdaji. — 10 Für manju bicik jalgaji (= m. jig'älgaji) baina hat D: orciolho 
gi surji (Druckfehler für surci) bainai. — 11 D cakgi. — 12 D bitugei. — 13 D bi- 
cikgi »astar. — 14 D gekune. — 15 D hat falschlich tomogi. — 16 D nemekdenei. 

— 17 D oilasi. — 18 I) sain ni. — 19 D dooran, = Ger. v. m. dag'uriyäh'u. — 
20 D moo, = m. mag'n. — 21 D hat die richtige Form cerlel = rn. cegerlel. — 
22 D bolgoho. — 28 D bolbele. — 24 D sana. — 25 D yekede. — - 26 D hat fälschlich 
dooji; m. tog'öji, tooji. — 27 D kumunei. — 28 D jokiksan. — 29 = m. barag c a. — 
30 D minggan minggan. — 81 = m. nig'ür. — 82 = m. dag'üdaksag'är. — 88 D ku- 
mun. — 84 D hat fälschlich sonoshonai. — 85 D ulusiyen. — 86 = m. tsak tag'än. 

— 37 = m. ildü-ber. — 38 D cabcit. — 39 = m. jida-ber. — 40 D hat fälschlich 
hathonai. — 41 D jailolba, == m. dsailag'ülba. — 43 D buruutusun, = m. burug'uk- 
taksan. — 48 D edebuljilsen ni, = m. edebuljileksen. — 44 D olenesu = m. egülen- 
etse. — 45 D ireku. — 46 1) budun, m. budang. — 47 = m. degere, D hat fälschlich 
ter. — 48 D ocihö. — 49 D hat richtig haicilan baiji. — 50 D cacat. — 51 D kumu. 

— 52 D hobilgaho. — 53 D genei. — 54 D homogoi. — 56 D une. — 56 D hat, die 
richtige Form balarangoigan. — 57 D sonosonai. 



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Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



353 



medehu 1 cidahö ulus ujehule. 2 eleklehu ci baitugai. 3 uner jeksiji 
ujene biäio. 4 eon du 5 sanan simdaji yeokina. 6 



Tere bicigi 7 abci irebeo. 8 abura 9 ocit 10 abci iredui. 11 ken-i 12 ja- 
ruba. odo boltala basa ire ugei. 13 teoni jaruji abha ilegebe. 14 urida 
bida teonigi oci gehene. 15 tere man nai 16 uge gi abunoo. 17 tuguge 18 
tomoho 19 ugei tuteji 20 sataji 21 bain bain-i cibhörana. 22 hoina abagai 23 
uge bui gesen tula. sai 24 mengderen 25 sandurin 26 ocibe. 27 nige iji dur- 
ben duktui 28 biäio. yaraji 29 sandurci 30 ocit. gakca gorban duktui 28 
abci irebe. tundu nige 31 duktui 28 tasuldaji. ci basa hordun oci. sai- 
han kiciye. 32 abagai iresen hoina. ci barahoyen uje gehu du. 33 harin 
man nai 34 kelesen-i todo ugei medekdehugei 35 dudunen gomodasar 36 
ocibe. 27 odo boltala 37 basa iredui. 38 kun 39 jaruji teonigi 40 uktulya 41 
gebeci. 42 basa jam du haragalduhogei 43 bolbao 44 gene. im 45 butur 
jalhoo 46 yeoma basa bui yeo. erke ugei yamarhan bayartai kuurtei 47 
gajar naduji 48 ocisen 49 buije. 50 cingdalan 51 ese jakirbala. 52 yur 53 bol- 



1 D medeku. — 2 D ujekune. — 3 Für elekleku ci baitugai hat D : mangnai 
urcina biäio. — 4 Die Worte: uner jeksiji (= m. jiksiji) ujene bisio fehlen in D. 

— 5 D undu. — 6 D yeogenei. — 7 D bicikgi. — 8 D ireboo. — 9 D abhan, 
offenbar ein Druckfehler für abha, cf. Bobrownikow § 257. — 10 D odulai. — 
11 = m. irege edüi; D iret ugei (f. Bobrownikow § 252). — 12 D hat fälschlich 
kenai. — 13 Der Satz: odo boltala basa ire (= m. irege) ugei fehlt in D. — 14 D hat 
dafür: teoni ileget abholba (= in. abh'ag'ülba). — 15 D genei. — 16 D manai. — 
17 D abunao. — 18 D tuge. — 19 = m. tomog'ö, D tonio. — 20 = m. tüdeji, D hat 
duteji. — 21 = m. sag c ätaji, D satuji. — 22 D cibhörnai, = m. cibh c ag'üranai. — 
28 D abagai-yen. — 24 D saya. — 25 D mekderen. — 26 D hat die richtige Form: 
sanduran. — 27 D ociba. — 28 D duktoi. — 29 = m. yag'äraji. — 80 D hat fälsch- 
lich sandurji. — 81 D bida nige. — 32 D kice. — 83 D gekudu. — 34 D manai. — 
35 D medekdeku ugei. — 86 D gomodusar, = m. g'omodaksag'är. — 87 D boltolo. 

— 38 D ire edui. — 89 D kumu. — 40 D teoniyigi. — 41 D uktuluya, m. oktolya. 

— 42 D gebecu. — 43 D hargalduho ugei. — 44 D bolboo. — 45 D iyimi. — 46 = m. 
dsalh f ag T uu. — 47 Dieses Wort vermag ich nicht zu erklären; vielleicht ist es von 
kegür in der Bedeutung: , Gespräch, Unterhaltung 4 , abgeleitet? — 48 = m. nag'ä- 
duji. — 49 D ocisan. — 50 D boiza. — 51 D cindalun. — 58 D jakirhöna. — 



IX. 



5« D 



yeru. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



354 



Wilhelm Grube. 



hogei. 1 iresen hoina. kulit 2 cingga jiye geji eldebele sai 3 sain. 
ugei bolbala 4 sursen 5 hoina tamtuk ugei bolona. 



Harbuna gekci. bidanai manju narin erkim kerek. G ujeku 7 du 
kimda gebeci. tarn 8 olho du keceo 9 baha. odo bolbaci. edur suni 



turkei sain du kurut. 14 nere garsan-i 15 tere cini kedun bui. 16 keceo 9 
gajar hana gebele. nuro 17 äub öulun. 18 gem jem 19 ugei. muru 20 tub- 
sin masi amur talbio. 21 ene dere 22 numu 23 hatao. 24 jebsek 26 garho 26 
ni sirun. 27 basa sumu toloji 28 onoho bolbala. 29 sai 30 mergen geji bolna. 31 
abagai ci mini harbuho gi 32 uje. uridas 33 saijirasan 34 ugei yeo. kerbe 
ayan 35 ugei gajar baibala. 36 bahan jaji 37 jala. cini harbuho gi 32 yeo 
kelehu bui. 38 eokile 39 udesi erehei dan 40 itegeji otoga 41 hadana bifiio. 
durim sain. masi dasei. 42 taibihö ni 43 basa arun. 44 ulus buguder 45 
cini adali bolji cidabala. 46 yeo erine. 47 gakca numu 23 basa bahan 
julen. 48 saraho 49 yeoma. bahan toktol 50 ugei. ene kedun gajari 51 sa- 
nan du abut 52 gasaji halabala. ha oeibaei 53 harbubala. sahar 54 ugei 
olan nas 65 garhöwas 66 biSi. darukdaho yosu ugei baha. 

1 D bolhö ugei. — 2 = m. küliget. — 8 D saya. — 4 D bolbele. — 5 D su- 
rusen, m. suruksan. — 6 Für harbuna gekci. bidanai manju narin erkim kerek hat 
D die verkürzte Lesart: harbuho nige kerek. — 7 D ujekui. — 8 Nach Golstunski, 
Wb., wäre dam zu lesen. — 9 = m. ketsegüü. — 10 = m. tataksag c är. — 11 D no- 
muigi. — ia tebereser, = m. teberikseger. — 18 D untaho ni. — 14 D kuret, = m. 
kürüget. — 15 D garsan ni. — 16 D bii. — 17 D nuru, = m. nirug'ün. — 18 = m. 
silug'ün. — 19 gern jem ugei, fehlerfrei; jem findet sich in keinem der vorhandenen 
Wörterbücher. — 20 D muri. — 21 = m. talbig'ü. — 22 = m. degere. — 28 D nomu. 
— - 24 = m. h'atag'ü. — 25 D jemsek. — 26 D garuhö. — 27 = m. sirügün. — 28 Nach 
Golstunski, Wb., wäre tuluji zu lesen. — 29 D bolbele. — 80 D saya. — 81 D bol- 
nai. — 82 D harbuhöigi. — 88 D uridasu = m. urida-etse. — 84 D saijirsan. — 
85 D aya. — 86 D baihöna. — 87 = m. jigäji. — 88 D keleku bi. — 89 = m. üglü, 
vgl. p. 350, 7; für eokile udesi hat D urun asagun (= m. örün esgün). — 40 D hat 
die richtige Form: erekeidun du. — 41 D odoga. — 42 = m. dasuji. — 48 D tabi- 
höni, = m. talbih'u. — 44 = m. arig^n. — 46 D bukuder. — 46 D cidabele. — 
47 D erinei. — 48 D julun, = m. dsügelen. — 49 = m. sagärah'u. — 50 = m. toktal. 

— 61 D gajar. — 62 D hat die richtige Form: abat. — 68 D hat fälschlich ocaboci. 

— 54 = m. sag'ar. — 50 D olonasu = m. olan-etse. — 66 = m. g f arh f u-etse, D gargasu. 



X. 





Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache . 355 



XI. 



Abagai sine jil ike bayar biSio. jiye. 1 hamtu bayar boltugai. 
abagai soo. 2 yeokina. 3 abagai du sine jilin 4 yosor murgune. 5 yeo ge- 
hubei. 6 kuksin abagai biSio. murgurtei 7 bahana. jiye. 1 jingse 8 hada- 
tugai. keo 9 urjitugei. 10 bayan ergun 11 boltugai. jiye. 12 bos. 18 desin 14 
garci soo. belen jelen cinasan borsu 16 kedun ide. bi 16 gertes 17 edet 18 
garla. 19 dangci 20 tim 21 catbeo. 22 nasun jaluu ulus unu ulusdek biäio. 23 
erelehu buije. 24 uner 26 abagai yen gerte bi yeo erelehu 26 bui. hoor- 
bala samin boltugai. 27 jiye. 28 cai kiget abcira. 29 abagai bi uuhogei. 80 
yundu. bi harin biäi gajartu ociya gene. 31 ociltai gajar olan. martat 
dakiji ocihana. 32 biSi kun 33 cuk gomodana. 34 abagai mun ideji bai. 35 
bitegei ude. 36 amta abciho bolbao. tim yosu bainuu. 37 eode nas 38 
garal ugei boldak goo. 89 jiye. 1 joboba. 40 iret hob 41 hoosun 42 bolji. 
cai öi 43 uusen 44 ugei. gerte kursen 46 hoina. sain-i asao 46 



1 D je. — 2 = m. sag'ü, D suuya. — 8 yeokina fehlt in D. — 4 D jiliyen. 

— 6 D murguye. — 6 D bietet hier eine abweichende Lesart und hat an Stelle 
von yeo gehubei (= m. yag'ün geku bui): baigi. bida aha deo nuur (= ra. nig'ür) 
uuljesan (= m. ag'üldsaksan) dusnai (= m. dag r üsnai). beye judurat (= m. dsudu- 
rag'ät, dsüdereget) yundu murguye genei. yamar uge gekci. — 7 D murgultei. — 
8 Chines. Lehnwort: ting-tszö, der Rangknopf. — 9 D kubut. — 10 D urejitugei. — 
11 D örgun = m. örgön. — 12 jiye fehlt in D. — 18 D abagai bos. — 14 D de§en, 
= m. degeksi, desi. — 16 Nach Golstünski, Wb. n, 266, eine volkstümliche Form 
für bog'orsak. — 18 D bi sai. — 17 D gertesu. — 18 D hat die richtige Form idet. 

— 19 D garlai. — 20 = m. danft? — 21 D teimi. — 22 D catboo. — 28 D hat die 
abweichende Lesart: nasun jaloo (= m. dsalag'ü) ulus 6ni (= ünü, ünüken) idet 
oni ulusuduk bisio. — 24 Auch hier hat D die abweichende Lesart: ci lab ereleku 
boiza. — 26 D unen. — 26 D ereleku. — 27 Für hoorbala (= m. h f ag T ürbala) sa- 
min (Druckfehler für samja) boltugai hat D die Lesart: uner idedui bolbala. harin 
abcire get ideku bisio. — 28 D je dusba (= m. dag f üsba). — 29 D abci ire. — 
80 D uuhö ugei (= m. ug'üh'u tigei). — 81 D genei. — 32 D ocihona. — 88 D ku- 
mun. — 84 = m. g'omodonai, D hat fälschlich sumotunai. — 85 Für ideji bai hat 
D einfach ide. — 86 D namai gi bitegei ude. — 87 Für amtan abcihö bolboo. tim 
(= m. teimü) yosu bainuu hat D: amtan abji (Druckfehler für abci) othö bolboo yun 
(offenbar fehlt hier yoso). — 88 D eodanasu = m. egüden-etse. — 89 D yeo. — 
40 D joboba bisio. — 41 hob fehlt in D. — 42 = m. h'og'ösun. — 48 D cigi. — 
44 = m. ug'üksan, D ooksen. — 46 = m. kürüksen, D kurusan. — 46 D sain-i 
asao ge. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



356 



Wilhelm Grube. 



XII. 



Abagai bayar biöio. janggi taibihodu 1 gargaba gene. 2 inun. 
ucugedur 3 ujehudu 4 naraai tuhailaba. 6 dasilaolsan-i 6 ken bui. ci- 
tanihögei. 7 nige gabsigai 8 juwan da. 9 tundu cirik 10 uda 11 bai- 



togoson 14 otoga hadaji toktoba. bi yanaar mergen cidaltai. nadasa 15 
keceo 16 ulus barasi ugei. arga ugei oldana 17 geji bolnoo. 18 abuge 19 
ecike yen 20 buyan nar 21 jol 22 bolji olhoni magat ugei. yeogehu 
bui. 23 ci yamar cagin kun. 24 jil udaba. 25 hoocin-i 26 bodobala. 27 
tantai hamtu yabusan 28 ulus. 29 buri amban bolji. cini 30 hoina ire- 
sen jaluu 31 ulus cuk debsibe. camasa 32 erkim 33 bolba. yabudal bo- 
dobala. cirik tu yabuba. §irha 34 olba. 35 odo basa tofohoto 36 du ya- 
buna. 37 hofiun 38 du camasa 32 garhoni ken bui. bi medebe. bi cini 
bayarin 39 sarhot 40 uuhowas 41 aiho buije. 42 undu 43 yeo baina. 44 uner 
oldabala. 46 sarhot 40 öi baitugai. bi cini kuselin 46 hanggalar 47 idesi 
barya. 48 

1 D tabihödu. — 2 D genei. — 8 D ucikdur. — 4 ujekudu. — 5 D tohai- 
laba. — 6 = m. dasilag'üluksan ni, D hat dasiololsani. — 7 D tanibö ugei. — 
8 D gabsigai yen. — 9 = dem Mandschu juwan-i da, ein Anführer von zehn Mann. 

— 10 D hat die richtige Form cerik. — 11 = m. udag'ä. — 19 D bainao ugei yeo. 

— 13 D hat vor aba noch gakca. — 14 = m. tog'os-un, D togosiyan. — 15 D na- 
dasu. — 16 = m. ketsegüü. — 17 D oldonai. — 18 D bolnao. — 19 D ubuge, — m. 
ebüge. — 20 D ecigeyen. — 21 D buyanar, = m. buyan-yer. — 22 Für jol hat D 
mur. — 23 D yeo geku bui gekci. — 24 D kumun. — 25 D hat fälschlich utuba. 

— 26 = m. h'ag'üßin. — 37 D bodobele. — 28 D yabuksan. — 29 D nugut. — 
80 D basa cini. — 31 = m. dsalag'ü. — 82 D cimasu. — 38 D erkin. — 84 D aarha. 

— 35 Nach olba folgen in D die Worte: teim buget. — 86 D hat die richtige mong. 
Form tobhoto. — 87 D yabunai; es folgen dann in D noch die Worte: ci ugule. 

— 38 = m. h'osig'ün, D hoosiyon. — 39 D bayari yen. — 40 D sarhat; in der 
Schriftsprache kommen beide Formen vor: sarh'ut und sarh'at. — 41 D oohasu, = 
m. ug'üh'u-etse. — 42 D boiza; es folgen darauf die Worte: geji. jormigar (= dso- 
rimag'är, dsorimak yer) im (= m. eimü) kelesen boiza. — 48 D ondu. — 
44 D bainai. — 45 D oldobala. — 46 D kuseliyen. — 47 = m. h^ng^l-yer. — 




D bariya. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 357 



XIII. 



Alba 1 haji 2 yabuhö kun. 3 gakca eor eorin 4 tohai 5 ucarali 
ujene 7 baha. jiya 8 mao 9 bolbala. 10 yuru 11 eoro du eoro. 12 ali kerek 
uje ujeser 13 butuhö 14 siham 15 baitala. onca 16 kun 3 du kusikdeji ur- 
sik garna. 17 jarim jur 18 sain desi 19 alhösan 20 kun. 3 uner teoni 21 sa- 
nasan teöi 22 bodosun 23 yosu war 24 abusar 25 sanan du ulu neilehuni 26 
ugei. niduwar 27 ujeser 28 ketu ketu debsina. 29 abagai enggeji kelene 30 
bisio. mini sanan du tim biäi. 31 gakca 32 jutkuhu 33 ulu jutkuhu gi 34 
kelehu 35 buije. 36 kerbe gurugin 37 adali juger caling punglu ideji. jil 
daustala 38 yabuho ugei bolbala. 39 harin bailgahola jokiltai yeoma 
baha. debsihui gi 40 ereji bolnoo. gakca alban du kiciyehu 41 erkim. 42 
nukut du 43 nairtai dere. 44 bitegei übereilen 45 hani ugei bolho. 46 kerek 
baibala 47 kun-i 48 atarhaho 49 ugei. tusiyaldusan-i 50 ujeji beye oroji sit- 
keku. uruksi surgöji 51 yabubala. toktoji sain jerge du kurku buije. 52 
debsihu ugei yosu bainuu. 53 



1 D alban. — 2 = m. h'agäji, h'äji. — 8 D kumun. — 4 = m. über über-ün, 
D eoru eoriyen. — 6 D tuhai. — 6 = m. uöiral; D ucarili ist wohl ein Druckfehler. 

— 7 D ujenei. — 8 = m. dsayag'an, wofür auch jiyag'än vorkommt; D hat dafür 
cak. — 9 D moo, = mag c ü. — 10 D bolhöla. — 11 D yeru. — 12 D uruu du uruu, 
= m. übere dü übere. — 18 = m. üdsege üdsekseger. — 14 D butuku. — 15 D sa- 
ham. — 16 D onco. — 17 D garnai. — 18 = m. dsur, D juru. — 19 = m. degeksi. 

— 20 = m. alh c uksan. — 21 D teonei. — 22 D desi, = m. degeksi. — 28 D bodosan, 
= m. bodoksan. — 24 D yosor, = m. yoso-ber. — 25 = m. abuksagar. — 26 D nei- 
lekuni. — 27 D nidur, = m. nidü-ber. — 28 = m. üdsekseger. — 29 D debsinei. 

— 30 D kelenei. — 81 D teimi ugei. — 32 D gakca cini. — 88 D jutkuku. — 
34 D jutkukui gi. — 85 D keleku. — 36 boiza. — 37 = m. kürüg-ün, D kurgin. 

— 38 = m. dag'üstala, D doostala. — 39 bolbala fehlt in D; es folgt dann in D 
noch der Satz: saralaji gerte jirgaji soobala. — 40 D basa debsikuigi. — 41 D ki- 
ceku. — 42 D erkin. — 48 D hat die richtige Form nukut tu. — 44 = m. degere. 

— 45 D hat talschlich ubercilnei, wofür jedenfalls übereile zu lesen ist. — 46 Die 
Worte: hani ugei bolho fehlen in D. — 47 D baibele. — 48 D hat fälschlich ku- 
munai für kumuni. — 49 = m. atag'ärh'ah'u. — 50 D hat fälschlich tuSamdusani. 

— 61 = m. sirg'uji. — 52 D boiza. — 68 Für debsihu ugei yosu bainuu hat D die ab- 
weichende Lesart: yagabaci jaidangdalulhö (wohl für dsaidangdag^lh'u) haoli ugei. 




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358 



Wilhelm Grube. 



XIV. 



Olan-i unggeresen kun. 1 tung 2 ure. 3 kun-i 4 jolgasan 6 du ab 
amarak bolot inak. 6 nige 7 gajara saogocaji* bicik toji 9 surho uliger 
Sugumjileku 10 bolbala. 11 masida bayarlana. 12 am 18 sam naran sing- 
getele kelelcebeci 14 yadaho öi 15 ugei. kun 16 du jahöla 17 jokiho gajar 
jagana. 18 surgahola jokiho gajar 19 surgana. 20 erten nai 21 keregi 22 udu- 
ridun odogin 23 kun 16 du adalithaji. jalguöi 24 tulgen uger 26 sain ga- 
jara 26 uduriduna. 27 basa masi urueiltei. 28 tein hamgaltai 29 kun nai 
gaöun-i 30 ujesen du. darui beye ucarasan 31 adali cirmain. erke ugei 
cidahö cineger 32 tenggurken 33 hargaljina. 34 uner hir ugei 35 amur- 
linggoi 36 buyan 37 urgujihu 38 udugus 39 gehene. 40 imin 41 tula. kedun 
edur 42 alusalji 43 ujere 44 ocihu 45 ugei bolbala. 46 sanan du 47 demeile 
bolhogei. 48 haocin 49 ulger 60 tu. nige kun 16 du buyan baihola. gerin 51 
hotala 52 kesigi 53 kurtene 54 gesen biSio. eonai 65 ger kurungge undurho. 
keoket 56 acinar dekjihuni. 57 cum ebugen 58 kun nai 59 yabosan sain 
irugel 60 biSio. 



1 D olonai ongureksen kumun. — 2 D tong. — 8 D öburu, = m. übere. — 
4 D kumunai. — 5 D jolgokson. — 6 D inaktai. — 7 D nigen. — 8 = m. sag'utsa- 
g'äcu, D sogoocaji. — 9 D tooji = m. tog'öji, töji. — 10 D äuugumjileku. — 
11 D bolhola. — 12 D bayarlanai. — 13 Wohl ein Druckfehler für nam; D hat nam 
sim. — 14 D kelelcebecu. — 15 D baca yadaho cu. — 16 D kumun. — 17 D = m. 
jig'äh'ula. — 18 D janai = m jig'äna. — 19 D gajartu. — ao D surganai. — Si D er- 
teni. — 22 D kerek. — 28 D odogeyen = m. odoki-yin. — 24 jalgu§i (= m. dsala- 
g f üs-i) fehlt in D. — 20 Nach uger folgt in D: uruhan-iyer (= m. uruh'an-yer). — 
26 D gajartu. — 27 D uduridunai. — 28 D uruSultei, = m. ürüsiyeltei. — 29 D hat 
die richtige Form hagaltai. — 30 D kumunei gasuuni (= m. g'asig^n-i). — 81 D uci- 
rasan, — 82 = m. öinege-ber. — 88 D tengkurgen. — 84 D hargaljanai. — 85 D kir 
ugei metu. — 36 D amurlinggöi. — 37 D nige buyan. — 88 D urgujiku. — 89 ötu- 
gus, = m. ütegüs. — 40 D gekune. — 41 D eimiyen. — 42 D odur. — 43 D hat richtig 
aluslaji. — 44 D hat die volkstümlichere Form ujeke. — 46 D otho. — 46 D bol- 
hdla. — 47 D dur. — 48 D bolhö ugei. — 49 D hoocin, = m. hag uöin. — 50 D hat 
die richtige Form uliger. — 61 = m. ger-ün, D geriyen. — 52 D hotolo. — 
68 D kesik gi. — 64 D kurtenei. — 65 D uunei, = m. egün-ü. — 66 D kuuket. — 
67 D denjiku ni. — 58 D obugen. — 59 D kumunei. — 60 = m. iregül, D irul. 




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Phöben der mongolischen Umgangssprache. 



359 



XV. 



Abugen 1 amban erdem horca sub sulun. 2 aliba kerek ire- 
mekce. tedu 3 jui juiger sitkene. 4 basaci dotor 5 dotorhai 6 kun-i 7 ta- 
nina. sain mao gi 8 teonai 9 nidun du tung 10 endehu 11 ugei. alban du 
kiceltei aroohan 12 jalgusi 13 saitur urusiyene. 14 debsihu 15 ulariho 16 ga- 
jar 17 kursen hoina. 18 uner tetkune 19 baitulana. 20 kerbejin alban du 
jalhooran 21 ikir cikir uran ujekdeji. joli erin yabuho bolhöla. tundu 
barikdahöja 22 kice. oldosan gehu du. 23 kimda taibiho 24 haoli ugei. 
kelehu uge im. deoner edur 25 buri nidun hadasar ujeser 26 nada ite- 
geji kun 27 boloya gene biöio. ergultei 28 gi erguhu 29 ugei. jakirultai 30 
gi jakirho ugei bolbala. 31 sain kun 27 yaji 32 äurgun 33 yabuho. mao 
kun 27 yundu jalahana gene. 34 turulkin 36 sanan Sudurho. 36 ama sileo. 37 
uge yabudal cib cike. 38 kun 27 cum bisireji sanan dagaji temecen 
uruk&an 39 cirmain kuci barina. 40 



Keokedi 41 tejiyehuni 42 ijaoras 43 kuksirehu du 44 belgeku 45 ucir. 



1 D ubugun, = m. ebügen. — 2 D sob soloon (= m. silug'ün). — 8 D todui. 

— 4 D siyitkenei. — 5 D dotoro. — 6 D hat die richtige Form todorhai. — 
7 D kumuigi. — 8 D muugi. — 9 D tunai, = m. tegün-ü. — 10 D tong. — 11 D en- 
deku. — 12 aroohan, = m. arig'üh'an, fehlt in D. — 18 D jalu&i, = m. dsalag c üs-i. 

— 14 D urusunei, = m. ürüsiyenei. — 16 D debsiku. — 10 D ularahö. — 17 D ga- 
jartu. — 18 D hoino. — 19 D hat falschlich detkunei. — 20 D hat die richtige Form 
batulanai, worauf noch gekenei folgt. — 21 = m. dsalh'ag'üran. — 22 D hat die 
richtig* Form barikdahöya: tundu barikdahoya kice, ,der nehme sich in acht, daß 
er nicht von ihm ertappt werde'. — 28 D gekudu. — 24 D tabihö, — 26 D odur. 

— 26 = m. h'adaksag^r üdsekseger. — 27 D kumun. — 28 D urgultei. — 29 I) ur- 
guku. — 30 D jakiraltai. — 81 D bolhöla. — 82 D yagaji. — 88 Wohl ein Schreib- 
fehler für surgan; D hat surhon. — 84 D genei. — 85 D turulkiyen. — 88 D su- 
durho, = m. sidurg'u. — 87 D silo, = m. silug'ün. — 88 D cige. — 89 uruksan ist 
entweder eine Nebenform von uruksi, vorwärts, oder aber Gerund, von einem davon 
abgeleiteten Verbum uruksiyäh f u oder uruksigäh c u, das jedoch in keinem der vor- 
handenen Wörterbücher erwähnt ist. — 40 D barinai; es folgen in D dann noch 
die Worte : juutkuya (= m. jitküye) geku ugei ni nigenci mun ugei. — 41 D kuu- 
kedi. — 42 D tejiyeku ni. — 48 D ijoorasu, = m. idsag'ür-etse. — 44 D kuksirekui 
dur. — 45 belgeku scheint ein bloßer Schreibfehler zu sein; D hat die richtige 
Form beletku. — 46 D kubun. — 47 D bolosen. — 48 D kumun. — 49 D tejiksen. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 26 



XVI. 



kubegun 46 bolosan 47 kun. 48 ecige eke yen joboji eleji tejiyesen 49 ku- 




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CORNELL UNIVERSITV 



360 



Wilhelm Grube. 



mujulesen 3 kesigi sanabala. 2 urugin 3 kuksirehu 4 urit urisci 5 sain 
del 6 emusgul. 7 duratai yeoma gi ergun. 8 iniyemsuk 9 ciraitai 10 
irao 11 uger bayarloltai. 12 kerbejin emushu 13 idehu 14 gi ajirho ugei. 
ulushu 15 ulberihui gi 1G asaohogei. 17 jam yabuho kun tai 18 adali ujeji. 
abugedi 19 gasiraolbo 20 du kurgebele. 21 tariy alang 22 du eodebulsen 23 
hoina. 24 yamar kuciyer 25 gasidal 26 uilabaci 27 yun tusa. unen sanan 
nas 28 garsan geji ken itegehu 29 bui. eleklehuwas 30 aiji hoorho 31 ni 
buije. 32 yamar juiler duratai amtatai yeoma takibaci gi. sunesu aji- 
rasan-i 33 ken ujebe. harin amitu 34 ulusun 35 ujekdel biäio. sunusnn 86 
du yeo 37 tusa bui. deoneser 38 ecike 39 eke ben nasujiba kuksireji 
munghaguraba geji demei tuibegemjin 40 albadaji ger hobisan-i 41 cuk 
baina. 42 uge imin 48 kiridu kuret. kun 44 cinggeji gomodaho bolot. te- 
ciyedeltei. 45 im 4(i jerge ulus. tenggeri 47 gajar aocilahogei. 48 cithur 49 
tenggeris buguder janakö yen 50 tula. yaji buyan nar 51 baraho bui. 



1 = m. kümüjigülüksen, D kumujioleksen. — 2 D sanabele. — 8 D uru- 
giyen. — 4 D kuksireku. — 5 = m. üriscü. — 6 D debel. — 7 D hat die richtige 
Form emuskul. — 8 D urgun. — 9 D inemsuk. — 10 D ciratai. — 11 D iroo, = 
m. iruu. — 12 = m. bayarlag'ültai. — 18 D umusku. — 14 D idekui. — 15 D uluskn. 

— 18 ölberikuigi, = m. ülberekü, ülberkü. — 17 D asahöho (wohl ein Druckfehler 
für asagohö) ugei. — 18 D kumutei. — 19 D ubugedi. — 20 D hasiriolhö; gasiraolhö 
würde einer schriftmongolischen Form g'asirag'ülh'u entsprechen, die jedoch in den 
Wörterbüchern nicht nachweisbar ist; die der Bedeutung nach entsprechende schrift- 
mong. Form ist g'asig'üdag'ülh'u. — 21 D kurbala. — 22 D tarlang ist wohl ein 
Druckfehler für taralang. — 23 = m. ügede boloksan; D hat dafür uda bolsan. — 
24 D hoinu. — 25 D kucir. — 26 wohl = m. g'asigüdal; D hat dafür die ^%essere 
Lesart gasoodan = m. g'asig'üdan. — 27 D oilaba cu. — 28 D sanasu, = m. sanan- 
etse. — 29 D itegeku. — 80 D kumunei eleklegesu (= m. eleglekü-etse). — 81 = m. 
irag'ürh'u. — 32 D boiza. — 83 D ajirsani. — 84 D hat fälschlich amidu. — 
35 D ulusyen. — 36 D sunesun. — 37 D yun. — 38 Wohl ein Schreibfehler für teo- 
neser = m. tegün-etse-ber. — 39 Wohl ein bloßer Schreibfehler für ecige. — 40 Ent- 
spricht dem m. düibegelekü oder düibegekü. — 41 = m. h'ubiyäksan. — 42 Der 
ganze Satz von deoneser bis cuk baina fehlt in D. — 43 D imiyen. — 44 D kumuu. 

— 45 Für teciyedaltai ist nach Golstunskt, Wh. in, 94, teciyadaltai zu lesen, 
welches aus tesöi yadaltai entstanden ist; D hat auch die letztgenannte Form. 

— 46 D iyimi. — 47 D tengger. — 48 D oocilaho ugei, = m. ag'uucilah'u. — 
49 D citkur. — 50 D janahöyen, = m. dsanuh'u. — 51 D buyanar, = m. bu- 
yan-yer. 




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CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 361 



namar 1 uje. ike 2 udahö ni ha baina. 3 nidu irmehu 4 horondu. 5 teo- 
nai G keoket acinar murdasar 7 daoriyasar 8 irehu 9 bisio. 



Aha deo gekci. nige eke yen garsan 10 hara baga nas 11 haintu 
idedek hamtu nadatai 12 yahudak bile. 13 tung 14 tus tus ugei. yamar 
elegisek 15 yamarhan inak bile. 13 uscu 16 ulam 17 iyer 18 salaburi 19 bo- 
losan-i. 20 olangki 21 cuk eme tataburin 22 hatgoho 23 ugen du 24 barik- 
dat. ger bara 25 temecehu. 20 kundulen 27 kun-i 28 jabsarlaho ugen du 
oroji. eor eore 29 sanan barihowas 30 boloson-i 31 ike 32 olan 33 biSio. 
yeobei 34 gehene. 35 edur 30 bolgan ene mao 37 abiyasun 38 uge gi 30 cing- 
nasar 40 sanan du agolamjin 41 dotora 42 dureng 43 durcu. 44 nigen caktu 
kuliceji yadat. darui karul 45 coogiyal 40 dekdehu 47 du kurci. use 48 
daisun sik bolji. sanaji uje. kurungge barabala. dakiji baigolji bolna. 49 
erae aldahöla. dakiji abci bolna. 49 aha deo yen dotorsan 50 nige gi 51 
hokirahö bolbala. 52 mun gar kulin 53 nige hogarasan 54 adali. 55 dakiji 
olji bolnoo. 50 kesik ugei du haya nige jobalang 57 tu kerek garcu 58 



1 = m. nam-yer, D hat namur. — 2 D yeke. — 8 D bahn ist ein Druck- 
fehler für bainai. — 4 D irmeku. — 6 = m. h'og'örondu. — 6 D teonei. — 7 = ra. 
mürdekseger, D hat mooridasar. — 8 = m. dag f üriyäksag e är, D hat doreser. — 
9 D ireku, — 10 D gargasani. — 11 D bahasu, = m. h f ara bah'a-etse. — 12 = m. 
nag'ädatai, D natji = in. nag'ätci. — 13 D bilei. — 14 D tong. — 15 D hat die 
richtige Form eligesek. — 16 D iiscio. — 17 D ulum. — 18 = Instrum.- SufF. yer; 
D hat dafür ayar. — 19 D salburi. — 20 D boloksani. — 21 D olonggi. — 22 D ta- 
taburi yen. — 28 D hathahö. — 24 D ugedu. — 25 D bara gi. — 26 D temeceku. 

— 27 = m. kündelen; D hat fälschlich kunduleng. — 28 D kumunei. — 29 = m. 
über über-ün, D eoru eoriyen. — 30 D barihasu = m. barih'u-etse. — 81 D bolok- 
san ni. — 32 D yeke. — 33 D olon. — 84 D yun bi. — 85 gekene. — 36 D odur. 

— 37 = m. mag'ii. — 38 D abiyasuyen. — 89 D ugeigi. — 40 = m. cingnaksag'ar. 

— 41 = m. ag'uudamci. D hat dafür oocilan (= m. ag c uucilan) baiji. — 42 D dotoro. 

— 43 — m. dügüreng. — 44 D durcu, = m. dügürcü. — 45 = m. keregül; das Wort 
fehlt in D. — 46 D hat die richtigere Form coogil, vgl. m. öig'ükikü. — 47 D dek- 
deku. — 48 = m. üsiye; D hat usin. — 49 D bolnai. — 50 Ist wohl ein Schreib- 
fehler; D hat richtig dotora. — 51 D nigeni. — 52 D bolhola. — 53 = m. kül-ün, 
D hat kul. — 54 D hogoraksan. — 55 D singgi. — 56 Nach bolnoo folgt in D: ada- 
lithabele. — 57 D jobolong. — 58 D garci. 



XVII. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



362 



Wilhelm Grube. 



irehule.. 1 mun 2 aha deo sulbege tatana. 3 ami gujireji cirmain araci- 
laho buije. 4 kundulen 5 kun° cirekdegujei 7 geji jailaji jabduhögei 8 
baitala. cini tula 9 kucilene 10 geneo. eoni 11 ujebele. 12 aha deo du 
kurhu ni 13 ugei. kun 6 yundu eoni 14 kinaji sanahogei 15 bui. 

XVIII. 

Nukuriji 16 hanilaya gebele. 17 erten 18 cagin 19 Guwan Jung. Boo 
Hu gi daoraiji 20 yabultai yeoma. ene hoyola 21 nigen edure 22 kere 2:>> 
yabuho du. 24 jamin 26 hajaotai 26 nige altan ike 27 ulugei 28 baihon-i 
ujet. hoyola harilcan uair taibitala 29 ken ken öi teoji 30 abuhogei. 31 
orkiyat 32 yabumajin 33 nige tariyaci 34 oljat. 36 tende nige altan ike 27 
ulugei 28 baina. 36 ci ociji abda 37 geji kelet. tere kun 38 yaran 39 oci- 
yat 40 eribeci. yur 41 altan ugei. nige hoyar 42 tologaitai 43 mogai 44 ujet 
ike 27 aigat. arciorar 46 mogai 44 gi cabciyat. 46 guicet barkilan 47 kele- 
sen-i. 48 bi tan du yeo 49 usiye 50 baina. 36 hoyar 42 tologaitai 43 mogai 44 



1 D irekule. — 2 D mun ku. — 8 D tatanai. — 4 D boiza. — 5 = m. küu- 
dülen; D hat fälschlich kunduleng. — 6 D kumun. — 7 = m. cirügdegüdsei, D 
cirukduujei. — 8 D jabduho ugei, vgl. m. jabtuh'u. — 9 D tulu. — 10 D kucilenei. 

— 11 D uni, = m. egün-i. — 12 D ujekule. — 13 D aha deo du kurku ni. — 
14 D uuni. — 15 D sanahö ugei. — 16 Der Form nach könnte nukuriji Gerund, der 
Gleichzeitigkeit von nukuriku sein; da sich jedoch ein solches Verbum in den vor- 
handenen Wörterbüchern nicht nachweisen läßt, so ist wohl eher anzunehmen, daß 
hier ein Schreibfehler für nukurigi (nukuriyi, = m. nükür-i) vorliegt, umsomehr als 
auch D nukuraigi hat. — 17 D gekune. — 18 D erte. — 19 — m. tsag-un, D ca- 
giyen. — 20 D dooraji, = m. dag'üriyäju. — 21 = m. h'oyag'üla. — 22 D odur. — 
23 = m. kegere; D hat kere du. — 24 D yabuhödu ujebele. — 26 = m. dsam-un, 
D jamiyen. — 26 D hajiotai, vgl. m. h'adsag'ü, h'adsau neben h'ajjig'ü. — 27 D yekc. 

— 28 D ulukui. — 29 D tabitala. — 80 = m. tegüjü. — 81 D abhö ugei. — 82 = m. 
orkig'ät, D orkit. — 88 yabumajin ist vermutlich eine Nebenform für m. yabu- 
maktsa, yabumacfi. — 84 D taraci. — 86 D ooljat, = m. ag'üldsag'ät. — 86 D bainai. 

— 87 D hat dafür ab odo. Beide Formen sind rätselhaft. Ich nehme an, daß sie 
von einem Verbalkompositum ab-oth'u (vgl. m. abcirekü, aböirah'u) abgeleitet sind. 
Der chinesische Text lautet: ^ ^ ^ f^» D: ^ ^ die Mandschu- 
version hat einfach den Imperativ gaisu. — 88 D kumun. — 89 = m. yag'äran, 
yäran. — 40 D odot — m. odug*ät. — 41 D yeru. — 42 D hoyor. — 43 D tologoitu. 

— 44 D mogoi. — 46 = m. arcig'ür-yer. — 46 D hat dafür hoyor anggi cabcit. — 
47 D hat die richtige Form barkiran. — 48 D kelekseni. — 49 D yun. — 50 D usin. 



rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 363 

gi altan ike 1 ulugei 2 geji hodalar 3 nada kelet. arai mini amin-i 4 
hokirasan 5 ugei gesen 6 baitala. tere hoyola itegehugei 7 hamtuda 8 
gederge 9 bucet 10 ujehene. 11 mun keber altan baisar 13 cabcikdat 13 
hoyar 14 kesek bolji. 15 Guwan Jung. Boo Öu tus tus niyejet 16 hagas 
teoji 17 abat yabula. 18 tere tariyaci 19 hoosun 20 garar 21 harila 22 gedek 
bile. 23 erten 24 cagin 25 ulus kun tai 26 hanilahö yosu 27 im 28 bisio. ene 
uge 29 jadagai uliger bolbaci. 30 odo 31 cigin 32 jabäan nigi 33 ujet aci 
gi. martadak ulus tu durim demdek 34 bolgaji 36 bololtai yeoma 
sanji. 36 

XIX. 

Cini surhoini 37 tere age biäi yeo. tere gekci. uuta nai 38 do- 
torki 39 sibuge bahana. kejiye bolbaci. 40 erke ugei ujur 41 garna. 42 
ucir 43 yeo gehene. 44 turulki kundu cikimai. 45 ikele 46 surci. yabu- 
hana 47 yosotu. 48 aäilhana 49 kemjiyetei. 60 alban du 51 nige amiyer 52 
yabuna. 53 gerte 54 nige janggar 55 aji turune. 66 uner 57 bicihan öi gern 
ugei. ecige eke du acilaltai. aha deo den 58 ainarak. tere 59 dere 60 
nukur hanil du masi elsek. ken ken öi bolba. tundu 01 nige kerek 



1 D yeke. — 2 D ulukui. — 3 = m. h f udal-yer. — 4 D amin ni. — 5 D ho- 
kiraksan. — 6 D geksen. — 7 D itegeku ugei. — 8 D hat teoni hamtuda. — 
9 D gedurge. — 10 D hat die richtige Form bucat = m. butsag'ät. — 11 D ujekene. 

— 12 D baisar = m. baiksag'är. — 13 D cabcikdun. — 14 D hoyor. - — 15 Nach 
bolji folgen in D noch die Worte: gajar tur baihö gi. — 16 D nicit, offenbar = m. 
nidseget. — 17 = m. tegüjü. — 18 D yabulai. — 19 D taraci. — 20 = m. h c og c ösun. 

— 21 = m. g'ar-yer. — 22 D harilai. — 28 D bilei. — 24 D erte. — 25 = m. tsag-un, 
D cagiyen. — 26 D kumutei. — 27 D yoso. — 28 D eimi. — 29 Auf uge folgt in 
D kedui. — 80 D bolbacu. — 31 D odokin, = m. odoki. — 82 D hat die richtige 
Lesait: cagin. — 38 D jabsaigi (m. dsabsiyän). — 34 D hat die richtige Form tem- 
dek. — 86 D bolgoji. — 86 = m. aksan ajig f ü. — 87 D surhöni. — 88 D uutani, = 
m. ug'üta. — 89 D dotoro ki. — 40 D bolbacu. — 41 D ujuur = m. üdsügür. — 
42 D garnai. — 48 D ocir. — 44 D gekene. — 46 = m. ßigimai. — 46 D yekele. — 
47 D yabuhöna. — 48 D yosutu. — 49 cf. m. ag^silah'u. — 60 D kemjitei. — 
51 D alban dur bolbele. — 62 D amir, = m. ami-ber. — 58 D yabunai. — 54 Auf 
gerte folgt in D baibule. — 65 = m. dsang-ygr. — 66 D turunai. — 57 D uneri, 
was dem m. ttnerü (neben üner, iineren) entsprechen würde. — 58 = m. degen. — 
59 D ene. — 60 = m. degere. — 01 tundu fehlt in D. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



364 



Wilhelm Grube. 



goihana. kuliyeji ese abubala bolna. 1 jiye gebele. 2 arga ugei beye 
ciramaiji 3 cini orondu ciramaina. 4 ese butubegem 5 baihö yosu ugei. 
imin G tula ken tundu 7 kundulehugei. 8 ken oiracaya 9 gehu 10 ugei. 11 
buyantai ulus burhan umurna gesen 12 bisio. im 13 butur kun 14 talar 
turuji hoosuwar 15 barahö habei. 10 tenggeri erke ugei buyan soyor- 
haho 17 bahana. 

XX. 

Tere abagai gekci. man nai hoocin 18 ail bisio. harasar ujeser 19 
ususen 20 keoket. 21 kecinen 22 edur aluslaji. odo sonosbala 23 ja 24 ugei 
saijiraji tusimel bolba gene. 25 urida bi harin idegehusik sejiklehusik 20 
bile. 27 hoina 28 nukutas 29 asaobala. 30 uneren aji. 31 eoni ujebele. 32 sana 33 
uhal 34 baibala. 35 kerek erkebiSi butune bisio. 30 harin nasun seoder 37 
tu ugei gesen 38 uge hodal 39 ugei aji. 31 abagai yen uge mun. 40 tim 41 
bolbaci. 42 mun teonai 43 ebugedin 44 barasi ugei sain yabudaltai tula. 
sai 45 ene metu cidaltu 46 keo 47 turube. nomohon bolot sain. surhö 
asaoho 48 du duratai. harbubo namnaho aliba ere yen erdem nasuna 49 



1 D bolnai. Im Scbriftmong. wird bolba im Sinne von ,und damit gut', 
, damit basta' gebraucht. — 2 D hat jiye gebele gesen du. — 3 D cirmaiji. — 
4 D eirmainai. — 5 D hat ese butubegem bolbele. — 6 D eimiyen, = m. eimü-yin. 

— 7 D teoni. — 8 D kunduleku ugei. — 9 D orceye boloya. = 10 D geku. — 
11 Auf die Worte: geku ugei folgt in D: uguleku balamat — 12 gesen fehlt in D. 

— 13 D iyimi. — 14 D kumun. — 15 = m. h'og'osug'är, D hosar. — 16 D habi, = 
m. h f abi für h c amig c ä bui. — 17 D suirhöhö. — 18 = m. h'agücin. — Die Worte: 
man nai hoocin ail bisio fehlen in D; dafür steht hier bida vor harasar als Subj. 
des Satzes. — 19 = m. h'araksag'ar üdsekseger. — 20 D usuksen. — 21 D hat keo- 
ket bisio. — 22 Wohl = m. kejiyenen; D hat die abweichende Lesart: aluslaji ke- 
cinen jil. — 28 D sonoshöla. — 24 D hat die richtige Form jai. — 25 D genei. — 
26 D itegeku sik sejikleku sik, ,halb glaubte ich es, halb zweifelte ich daran 4 ; vgl. 
in Betreff des Suffixes sik Bobrownikow, § 113. — 27 D bilei. — 28 D hoinu. — 
29 D nukudesu, = m. nüküd-etse. — 80 D asaohola. — 31 = m. a}ug f ü. — 82 D uje- 
kule. — 38 D sanau. — 8 * D hat dafür uhan = m. uh'ag'än. — 85 D baihola. — 
36 Die Worte: kerek erkebisi butune bisio fehlen in D. — 87 = m. següder. — 
38 D gese ist ein Druckfehler für gesen. — 89 D hodal. — 40 Statt der Worte: 
abagai yen uge mun hat D tere cinggeji. — 41 D teimi. — 42 D bolboco. — 
43 D teonei. — 44 D ubugedin. — 45 D saya. — 46 D cidaltai. — 47 D kubuun. — 
4S 1) asahodu. — 49 D nasu ni. 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



3(55 



kiri ugei ikele 1 surci. enggin 2 ucara 3 gerte baibala. 4 gakca 5 bicik 
ujehuwas 6 bi£i. demei gajar tan 7 nige alhom öi yabuhogei. 8 tere ßi 9 
baitugai. alban nai kerek tu bolbala. 10 kiciyenggui 11 bolgomjitai. ol- 
jatai 12 jabäatai 13 gajar bolbala. 14 yur 15 oiratohogei. 16 ene cohom bu- 
yan hariyasan 17 ger tu 18 magat ulemji 19 bayasholang bui gesen uliger 
tu 20 neilesen 21 baha. 

XXI. 

Manai dotora 22 bisio. ci kerbe biäi ulus yeo. namaigi ujeji ire- 
bele. 23 darui nebte 24 basa yeogeji medeolne. halga 25 du kurci ire- 
mekce. darui hoiäi ocisen-i. 26 gerin 27 kun 28 namai 29 gerte ugei gesen 30 
ugen du 31 aorlabao. 32 yagaba ucirin 33 gargaji kelehugei 34 bolbala. 35 
yaji 36 olji medehu. 37 ene ucara 38 bidanai nige dora 89 abagai nar 
ijiliget 40 joos 41 natho 42 kuren 43 boshaji. 44 munuken 45 iriji anialdat 46 
namaigi arga ugei oci 47 gene. 48 mini beye cule ugei gi 49 medehugei 50 
yeobei. 51 gente gente 52 alba kurci irehui gi 53 tung boljo 54 ugei. teo- 



1 D y ekele. — 2 = m. eng-ün, D hat fälschlich anggiyen. — 3 = m. ußira. 

— 4 D baihola. — 5 g'akca fehlt in D. — 6 = m. üdsekü-etse; D hat ujekesu 
tedui bisi. — 7 Für tan ist wohl dan zu lesen; D hat dafür tung. — 8 D yabuho 
ugei. — 9 D terecu. — 10 Für bolbala hat D basa masi. — 11 D kicekui. — 
12 D oljotai. — 18 = m. dsabsiyätai. — 14 D bolhöla. — 15 D yem. — 16 D oir- 
dahö ugei, worauf noch die Worte: eoni ujekene folgen. — 17 D horaksan = m. 
huriyäksan. — 18 D tur. — 19 D olemji. — 80 tu fehlt in D. — 21 D neileksen. 

— 22 D dotoro. — 28 D irekule. — 24 In D folgen auf darui nebte die Worte: 
orohö boize, die in der Handschrift offenbar nur versehentlich ausgelassen sind. — 
25 D halgan, = m. h'ag'älg'a. — 28 D oeiksoni. — 27 = m. ger-ün, D geriyen. — 
28 D kumun. — 29 D namai gi. — 80 D geksen. — 31 D ugedu. — 82 = m. ag'ür- 
labao, D ooralaboo. — 83 D hat die richtige Form uciri. — 34 D keleku ugei. — 
85 D bolbele; es folgen darauf in D die Worte sanabala ci. — 38 D yagaji. — 
37 D medeku. — 38 = m. ucira. — 89 D doro. Das Wort entspricht hier dem 
chines. |j| und dem mandsch. feniyen, Herde, Schar, doch vermag ich es in keinem 
Wb. in dieser Bedeutung nachzuweisen. — 40 Offenbar = m. ijilidüget. v. ijilitkü. 

— 41 D jos, == m. dsog'ös. — 42 = m. nag r ät\'u. — 43 D kure, = m. küriye, küri- 
y?n. — 44 D boshoji. — 45 D hat dafür sahana. — 46 D ama aldat, = m. amal- 
dag'ät, ama aldag'ät. — 47 D ot. — 48 D genei. — 49 D ugei ji, worauf ci folgt. 

— 50 D medeku ugei. — 61 D yun bi. — 52 D genete genete, = m. genette. — 
53 D irekui ji. — 54 = m. boldsag'ä, boldsog'ä, boldsoya, boljiyä. 



Original frorn 



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366 Wilhelm Grube. 

neser 1 caji 2 Sajin ike 8 cingga. haya 4 nige kerek garcu 5 irebele. 6 
noori 7 ha bolgana. 8 teimin 9 tula aorlabala aorlatugai. 10 bi nasuda 
ocisen 11 ugei. gerin 12 ulus tu jakisan-i. 13 ken ken namaigi eriji ire- 
bele. gerte ugei geji kele gesen. sanarasur 14 ugei cini beye iresen 15 
du. tenek bolot 16 mun yosuwar 17 keleji ilegeget. 18 sai 19 oroji nada 
kelebe. tundu bi yaraji 20 kun 21 jaruji nekelgehene 22 guicesen ugei 
gehu 23 du. mini dotora 24 kungkuitele 25 bolba. uner haöi yaSi bolhö 
gi niedehu 26 ugei bolba. 

XXII. 

Manai hoyola 27 ugas 28 sain nukur bolot. odo basa kedun jerge 
uruk bolji. niliyet 29 jil oljosan 30 ugei tula. bi cirigin 81 gajaras 32 su- 
urge 88 hariji iret. teonigi 34 eriji jolgoya 35 gehene. 36 kerektu tordat 37 
tung ese oljoba. 38 ucugedur 39 ayantala teonai 40 gerte kurci asaohana. 41 
neoji 42 ike 43 udaba. odo siyoo giyei 44 barun 45 beiyen 46 torio 47 du 
saoji 48 baina gene. kelesen yosuwar 49 ociji 50 ujehene. 51 dalda nigoca 52 
gajar mun baini. 53 eode 54 hagasar 55 bui. gerin 56 ulus taodahana. 57 



1 Elativ -Instrumental = tegün-etse-bür, D hat teonesu. — 2 = in. tsag'äji 
(neben tsag'ädsa). — 8 D yeke. — 4 D haya du. — 5 D garci. — 6 D irekule. 
7 1) nuuri = m. nig f ür-i. — 8 D bolganai. — 9 D imiyen. — 10 D oorlabacigi oor- 
latugai (m. ag'ürlah'u). — 11 D odoksan. — 12 = m. ger-ün, D geriyen. — 18 D ja- 
kiji. — 14 D hat die richtige Form sanarasar. — 15 D ireksen. — 16 D bolut. — 
17 D yosor. — 18 D ilgeget. — 19 D saya. — 20 = m. yag'äraji. — 21 D kuraun. 

— 23 D neguuleksen du. — 28 D geku. — 24 D dotoro. — 28 D kungguitele. — 
26 D medeku. — 27 D hoyoola, = m. h'oyag'üla. — 28 D ugasu, = m. ug-etse. — 
29 D nelen, = m. neliyen neben neliyet. — 30 D ooljasun, = m. ag'üldsaksan. — 
31 D cirigiyen, = ra. tserig-ün. — 32 D gajartu. — 38 = m. süürge, sürge, fehlt 
in D. — 84 D teoniyigi. — 35 = m. dsolg'aya. — 36 D gekune; es folgen darauf in 
D, dem chines. Texte entsprechend, die Worte: sanamsar ugei, die im obigen Texte 
offenbar nur durch ein Versehen ausgelassen sind. — 37 D tordun; vgl. m. torduh c u 
neben tordah'u. — 88 D ooljaba, = ag'üldsaba. — 89 D ucikdur, cf. m. ütsiigedür. 

— 40 D teonei. — 41 D asuhana. — 42 = m. negüji. — 43 D yeke. — 44 D giyai; 
siyoo giyei = chines. /J^ — 45 = m. barag'ün. — 46 D beye. — 47 = tog c ö- 
rig f ö, torio. — 48 = m. sag'üji. — 49 D yosur. — 60 D hat dafür bedereji otci. — 
61 D ujekene. — 82 D nigooca, = m. nig'ütsa. — 53 D bainai; baini ist offenbar 
nur ein Schreibfehler. — 54 = m. egüde, egüden. — 65 = m. h'ag'äksag'är. — 
r>6 D geriyen. — 57 D hat die richtige Form doodahana = m. dag c üdah f ana. 



nnn |p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 367 



tung cirae ime 1 ugei. basa ude 2 toksiji niliyet 3 daodasar. 4 nige yabu 5 
yadasan 6 emeken garci irele. ejen mini gerte ugei. bisi gajar ocila 7 
gebe, cini 8 noyan 9 hariji iresen hoina 10 kele. bi ujehe 11 irebe ge- 
hudu. 12 tere cike 13 dulai 14 bolot. tung sonoshö biäi. tundu bi arga 
yadat ail t bicihan puse nas 15 bir 16 eriji mini ociji ujesen 17 yabudali 
bicigon 18 taibiba. 19 

XXIIL 

Abagai mordo. 20 bi cimas 21 jailasan bisio. jobaji 22 basa booji 23 
yeokina. 24 yamar uge bui. ese ujebele yahobei. 25 bi niliyet 26 holas 27 
darui cimai ujesen bolot. morilasar 28 unggerehu 29 yosu bainoo. 30 
abagai gerte oroji saoho ugei yeo. 31 mun biäio. 32 bida ese jolgosar 33 
ike 34 udaba. bi oroji bahan saoya. 35 ebeo. 30 teduire 87 juil cecek ta- 
risan 38 bainoo. 39 basa ucinen altan jagasu tejiyesen 40 aji. 41 öileo gar 42 
kisen 43 aola 44 basa sain. sanan kurusen-i masi uran. 45 jerge jerge 
du 46 cum durim yangjutai. 47 ene bicigin 48 ger uner ceber yeoma. 49 



1 — m. eimege imege; für cime ime hat D cime anir. — 2 = m. egüde, egü- 
den. — 8 D nelen, = m. neliyen neben neliyet. — 4 D doodasar, = m. dag'üdak- 
sag'är. — 5 D hat die richtige Form yabun. — 6 D yadaksan. — 7 D otlai. — 
8 Vor cini hat D noch bi. — 9 D noyon. — 10 D hoinu. — 11 D ujeke. — 12 D ge- 
kudu. — 13 D hat die richtige Form cikin. — 14 D dulei. — 16 D putsesu (= 
chines. -^-*). — 16 D biyir. — 17 D ujeksen. — 18 Für bicigon ist wohl biciyet 
zu lesen ; D hat biciyet. — 19 D taibiba. — 20 = m. morda. — 21 D cimasu. — 
22 D joboji. — 23 = m. bagüji. — 24 D yeogenei. — 25 D yahöbui, = m. yag'äh'u 
bui. — 26 D nelen, s. xxn, 23. — 27 D holasu. — 28 = m. morilaksag'är. — 
29 D ungguruku. — 30 Nach bainoo folgen in D noch die Worte: ene ayantala 
bisio. — 31 Für abagai gerte oroji saoho ugei yeo hat D die abweichende Lesart: 
mini gerte dariji (— m. tag'äriji) bahan sooho boize. — 3 * bi§io fehlt in D. — 
33 = m. dsolg'aksag'är; D hat jolgosarai. — 34 D yeke. — 85 D suuya. — 36 D ebei. 
— 37 D tedui dere, = m. tedüi degere. — 38 D tariksan. — 89 Für bainoo hat D 
bolot, worauf die Worte: basa kesek kesek cuk ulairaji delgerebe folgen. — 40 D te- 
jiksen, = m. tejiyeksen. — 41 = m. ajig'il. — 42 D ciluugar, = m. ßilag'ü-ber. — 
43 = m. kiksen; D hat merkwürdigerweise eisen. — 44 D oola, = m. ag c üla. — 
46 Die Worte: sanan kurusen-i masi uran fehlen in D. — 46 D jergetu. — 47 Hier 
folgen in D die Worte: yun sain. bieik umsisen (= m. ungsiksan) culun du (— m. 
cilug'ä-dur) oithari satultugai gekunei. abagai oroji suuya. t— 48 = m. biöig-ün, 
D bicigiyen. — 49 yeoma fehlt in D. 

26** 



Original frorn 



p00 S' c cornell university 



368 



Wilhelm Grube. 



haisan 1 ujebeci 2 haisan 1 talamjitai. 3 yuru 4 man nai 5 bicik ungsiltai 
gajar raun baha. gakca gomodahönH nada tedui nukur hani ugei. 
gakcar bicik surbala 8 demeile uithartai. 9 eondu yeo keceo 10 gajar 
bui. ci ese jiksibele. bi cimadu bara bolji irebele yamar bui. teng- 
gebele 11 nada tusatai bolba. jalabaci 12 harin irehu 13 ugei geji jobaho 14 
baitala. uner irebele. mini jabsan 15 buije. jiksiku yosu basa bainuu. 16 



XXIV. 

Anghan teoni julgaho 17 du. kun 18 tai 19 adabasi 20 elgisek 21 
amarak baina. 22 teonai 23 jang kereltei 24 onggutei. 25 ama ujugur 2ß 
horca 27 sain. 28 jokiji 29 kuseji ujesen. yaji 30 olji tuntei hanilna 31 geji. 
ama dan 32 urgunjide 33 maktadak bile. 34 hoina nukurlet. nige gajartu 
joroldoji 35 yabusar. 36 teonai yabusan neite keregi 37 kinabala. ekle 38 
nige sidurhan 39 kun 18 bisi gele. 40 jasaburitai hodal keceo. 41 teonai 42 
unen hodali 43 hanasa 44 nocokdana. 46 tim 40 bolot sana uki. 47 kun 18 
du sain gajar oldakdahogei. 48 ama 49 ujugur 50 cimatai saihan hani- 
lana 51 gebeci. 52 ecine 53 gajar hoblahö ni keceo. teonai 23 baci du oroba 
gehule 54 ele bolona. 55 odo bolbaci 56 teonai 23 gar tu hoorlasan 57 kun 18 



1 D hasan; = m. h c aisi. — 2 D ujebecu. — 3 D dalamjitai, = m. dag'älam- 
jitai. — 4 D yeru. — 5 D manai. — 6 D ongsiltei. — 7 D gomdahö ni. — 8 D sur- 
bele. — 9 D oithartai. — 10 = m. ketsegüü. — 11 = m. tein gebele; D teikule. — 
12 D jalabacu. — 13 D ireku. — 14 D jobohö. — 18 = m. dsabsiyän. — 16 D bai- 
noo. — 17 D jolgoho. — 18 D kumun. — 19 D tei. — 20 D adabisi, cf. m. adabasi 
neben adabisi. — 21 D elgisek; offenbar = m. elsek. — 22 D bainai. — 28 D teo- 
nei. — 24 D hat die richtige Form gereltei. — 25 = m. ünggetei. — 26 D ujuur. 

— 27 D horea. — 28 D sain du. — 29 Statt jokiji hat D bi uner. — 30 D yagaji. 

— 31 D hanilnai. — 82 = m. dagän. — 88 D hat die richtige Form urguljide. — 
34 D bilei. — 35 D jooruldaji = m. dsug'üralduji. — 86 = rn. yabuksag'är. — 
37 D kerek gi. — 38 D hat die richtige Form egele. — 39 = m. sidurg'u. — 40 D gelei. 

— 41 D hat jasaburitai keceo (= m. ketsegüü) hodal keceo. — 42 D teonei. — 
48 D hodali. — 44 D hanasu, = m. li'äna-etse. — 45 D nocokdanai. — 46 D teimi. 

— 47 D öki, = m. üki. — 48 D oldohö ugei. — 49 D aman. — 30 D ojoor. — 
51 D hanilnani ist wohl ein Druckfehler für hanilanai. — 52 D gebecu. — 53 Für 
ecine hat D dalda. — 54 I) gekule. — 55 D bolnai. — 56 D bolbacu. — 57 D hoo- 
rolaksan. 



r\onlp Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



360 



kerbe cuken geneo. hörugar 1 toloji 2 barasi ugei bui. eondu nukudut 
teoni duratho bolbegem. 3 cuk halak geji tologai 4 ulu cinhu ni 5 ugei. 
gadar 6 cagan dotor hara gekci ni. 7 uner aimin 8 ulusi keleji. uner 
jul mini sain. sanan 9 taibiji 10 aklaga bolgaho ugei bolbala. 11 teonai 12 
urahan 13 du ulu unahö bileo. 14 



Jang cini dan 15 joriktai. cidahogei 10 bolbala 17 darui baitugai. 
kun nai 18 kerek 19 kuliyeji abat. basa butuji 20 cidahogei. 16 bain bain 
argorlan 21 satahon-i 22 yamar sanan bui. enggeji 23 yabubala. 24 nukut 
basa yaji 25 cini uge gi 26 itegehu 27 bui. lab ahai ci medekdehugei 28 
buije. 29 bi 30 cini tula iciltei yeoma. ene singgi angharahogei 31 sataho- 
war. 32 harin unen yabudali gargaji tundu keleji oget. 33 kun 34 basa 
gori aldarat bisi gajara goiji 36 ocihu 80 baha/' 7 ene cini yamar uge 
bui. 38 kerek geci 39 tung cime ugei baitala. darui bah an udabaci 40 
yana. 41 tere ci baige. 42 cohomhan keregin 43 ejen cirmaihogei 44 bolot. cini 
ene uridas 45 sabdasan-i 46 yamar yosu bui. ali kerek ucarabala narib- 
cilaho 47 dere 48 basa naribcilat. toktol 49 sanan olosan 50 hoina. sai 51 

1 = m. b'urug'ün-yer. — 2 = m. tug'älaji. — 3 D bolbogem. — 4 D tologoi. 

— 5 D cinkuni, = m. ciniikü. — 6 = m. g c adag f är, g ,c adär. — 7 Nach gekeini folgen 
in D die Worte: kun nai jusu (= m. jisu) dotoro gesen ni. — 8 aimin ist offenbar 
ein Schreibfehler für eimin; D hat iyimi. — 9 D sana. — 10 D taibiji. — 11 I) bol- 
hola. — 12 D teonei. — 13 = m. urah'a, Schlinge als Vogelfalle; D hat dafür urg c a 
== m. urg'a, Schlinge zum Einfangen von Pferden. — 14 D bilio. — 15 D dang. 
Dem Sinne nach ist dan die richtige Lesart. — 16 D cidaho ugei. — 17 D bolhola. 

— 18 D kumunei. — 19 D kerek gi. — 20 D boteji. — 21 Ein in. Verbuin arg'ur- 
lah'u vermag ich nicht zu belegen, sondern nur ein Adj. argul, langsam; wohl 
aber gibt es ein Verbum alg f urlah c u. D hat algoorhan = in. alg'urh'an. — 22 = m. 
sag f ätah c u ni, D satuhoni. — 23 D ene eigeji. — 24 D yabubele. — 25 D yagaji. 

— 20 D ugeigi. — 27 D itegeku. — 28 D medekdeku. — 29 D boize. — 30 Auf bi 
folgt in D yeru. — 31 D anggaraho ugei. — 32 = m. sag c ätah r u-ber, D satahar, 
worauf noch baitugai folgt. — 33 D ugut. — 34 D kumun. — 35 D goihai. — 36 D othö. 

— 37 D baha bisi. — 38 Die Worte: ene cini yamar uge bui fehlen in D. — 
39 D hat die richtige Form geji. — 40 D udabacu. — 41 D yahauai. — 42 Wohl ein 
Schreibfehler für baigi; D hat baitugai. — 43 D keregiyen. — 44 D cirmaihö ugei. 

— 45 D uridasu. — 46 = m. Sabdaksan ni, D sabadasuni. — 47 Vor naribcilaho hat 
D noch erke ugei. — 48 = m. degere. — 49 = m. toktal; D hat fälschlich tokton. 

— 50 D oloksan. — 51 D saya. 



XXV. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



370 



Wilhelm Grübe. 



yabuji bololtai yeoma. tan nai 1 adali haSi kerek nocosar 2 darui bolna 3 
geji keleji bolnuu. 4 jang mini turulki eimu 5 keceo baha. kerbe ke- 
regin 6 magat oldahögei 7 bolot. tologai 8 darat 9 ci enggeji 10 yabu kele 
gebeci. bi yuru 11 enggeji 10 yabuSi ugei biSio. mini 12 uge 13 itegebele. 
teonigi kuliyektui 14 ge. ese 16 itegebele teonigi 16 biSi duratai kunes 17 
guyugat 18 sitci 19 yabu ge. ken teonigi 16 haji 20 baina. 21 



Ci medehugei. 22 ene cuk nasun jaloo 23 ider cak bahana. 24 nige 
kedun uda gaäun 26 idesen hoina. usen 26 amta simta 27 barana. 28 yeo- 
gehene. 29 bi urida abultuhodan 30 ike 31 duratai. edur bur 32 bolba- 
suraji 33 yabudak bile. aha mini gida 34 du mergen. arban ilio 35 kun 36 
baibaci. tundu 37 haldaji cidahögei. 38 im 39 bolot. hoina harin nige 
keceo kun 40 ucarasan 41 biSio. mini nagacu yen gerte toshon nas 42 
nige taitagar kun 36 ireji. ildu 43 du sain. hoyola 44 kelelceser 45 teng- 
seji 46 ujeye geji. tus tus mese bariyat 47 alalduna. 48 aha mini teonigi 16 
tung sanandu abhogei 49 biSio. 50 nebte jidar 61 teonai 52 jiruken 63 te- 
sin 54 hathöna. 55 tere taitagar yur 66 ajirahogei 67 yarma 58 öi ugei. ildu 
yen esiyer 59 damnat. mini aha yen jida yin 60 ujuri 61 tasulat 62 nige 

1 D tanai. — 2 = m. notsoksag'är. — 8 D bolnai. — 4 D bolnao. — 5 D iyimi. 

— 6 D keregiyen. — 7 D olduho ugei. — 8 D tologoi. — 9 = m. darug'ät. — 
10 D iyigeji. — 11 D yeru. — 12 Vor mini hat D noch tere. — 13 D uge gi. — 
14 D kulektui. — 16 D kerbe ese. — 16 D teoniyigi. — 17 kumunesu. — 18 D goi- 
gat; cf. m. g'uih/u neben g'uyüh'u. — 19 D siyitci, = m. süitci? — 20 = m. h'ag'äji. 

— 21 D bainai. — 22 D medeku ugei. — 28 = m. dsalag'il. — 24 D baha. — 25 = m. 
g c asig c un. — 26 = m. übesüben. — 27 Fehlt in D. — 18 D baranai. — 29 D yuu 
gekene. — 30 D abulduhodan, = m. abultah'u dag*än. — 31 D yeke. — 32 D buri. 

— 33 bolbosuraji. — 34 D jida. — 36 D ileo, = m. ilegtiü. — 36 D kumun. — 37 Für 
tundu hat D: teoni beyedu oira. — 88 D cidaho ugei. — 39 D iyimi. — 40 D ku- 
mun gi (sie!). — 41 D ucaraksan. — 42 D toshanasu, = m. tosh'o-etse. — 48 Vor 
ildu du stehen in D die Worte: kul togolang. — 44 D hoyoola = m. h'oyag'üla. — 
45 = m. kelelcekseger. — 46 teiseji. — 47 D barit. — 48 D alaldunai. — 49 D abhö 
ugei. — 50 Nach biSio folgen in D die Worte: nai taibiho yabudal mun ugei. — 
si = jida-bgr, D hat jider. — 52 D teoni. — 53 D jureken. — 64 D teisan. — 
55 D hathöhana. — 56 D yeru. — 67 D ajirahö ugei. — 58 Offenbar von m. yag'ä- 
rah'u, eilen, abgeleitet, cf. m. yag*äramak. — 59 = m. esi-ber, D i§er. — 60 D yen. 

— 61 D ujuuri, = m. üdsügür-i. — 62 D tasulun. 



XXVI. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 371 

kesek tasuraba. mini aha jida tataho yen uridar kujun 1 der 2 keduin 3 
ildu taibiji 4 baina. 5 sai jailaya getele. 6 mini 7 aha yen haolai gi 8 hab- 
cilat nigente saijikdat niliyet 9 hola orkikdaba. 10 terun nes 11 ike 12 
urme 13 hariji. yur 14 surhon-i 16 baiba. eoni 16 ujehene. 17 ene altan 
delekei der 18 cidaltai ulus cuhak ugei bisio. 



XXVII. 

Kerbe 19 eldeb yeoma du cuk hairalaji narilaji bolbala. 20 sai 
aji turuhu 21 yosun biSio. bi 22 cimagi ese kelebele. bi basa teshugei. 23 
ideji baraSi ugei buda amu gi. 24 gerin 25 kun du 26 ukci ideolbele 
sain 27 biSio. sanan durar goo nai dotora. 28 ashahoni. ene yumbei. 29 
cini sanan du basa amur bainuu. 30 ci dang buda idehun-i 31 medebeci 
gi. buda amun nai 32 berke ni medehugei. 33 tariyacin 34 nar yamar 
jobaji 35 judeji yabusar 36 sai ende kurue biSio. ni mukulik gebeci. 
kilbarhana 37 olnoo. 38 tereci baitugai. bida tim 39 bayan kun 40 adali. 
eonigi 41 idet teonigi 42 sanaji. sanagar hodalduji 43 abat. hairlal 44 ugei 
demei 45 suitkehuni 46 biSi. aman du yeo barasi bui. idehudan 47 yeo 
kurhu 48 bui. odo im 49 baisar. 60 kesigan 51 barahowas 52 biäi. yamar 
baibaci daosho 53 ugei. ebugen nai 54 uge. arbilaji idebeale 55 amu elbek. 



1 = m. küdsügün. — 2 D dere, = m. degere. — 8 D keduyen. — 4 D tabiji, 
cf. m tabih'u neben talbih'u. — 5 D bainai. — 6 D gebele. — 7 Vor mini steht in 
D noch tundu. — 8 = m. h'ug'ülai; D holarigi. — 9 D nelen. — - 10 D urkikdabu, 
worauf noch die Worte : kedu kedun alhömin adak tu orkiyat kubketele unaba. — 
11 D teruunasu, = terigün-etse. — 12 D yeke. — 18 D hat die richtige Schreibung 
urma. — 14 D yeru. — 15 D surho. — 16 D oni. — 17 D ujekene. — 18 D dere, 
= m. degere. — 19 Fehlt in D. — 20 D bolbola. — 21 D turuku. — 22 Fehlt in D. 
— 28 D teskugei. — 24 D amuigi. — 25 D geriyen. — 26 D kumundu. — 27 D mun 
sain. — 28 D dotoro. — 29 D yumbi, = m. yag'ün bui. — 30 D baineo. — 31 D ide- 
kuini — 82 D amunai. — 88 D medeku ugei. — 34 D tarici. — 35 D joboji. — 
36 D yabuksag'fir. — 37 D kilbarhan. — 38 D olonao. — 39 D timi. — 40 D ku- 
mun. — 41 D eoniyigi. — 42 D teoniyigi. — 43 D hodulduji. — 44 D hairalal. — 
45 D dimi ugei. — 46 D suitkeboni ist offenbar ein Druckfehler. — 47 D idekuden, 
= m. idekü degen. — 48 D kurku. — 49 D iyimi. — 50 = baiksag'är. — 51 D ke- 
sigen = m. kesik yen. — 62 = m. barah'u-etse, D barahasu. — 53 D dooshö = m. 
dag'üsh'u. — 54 D ubugene. — 55 D idebele. 



'rw"*nl*> Original from 

,kJXJ ö lS - CORNELL UNIVERSITY 



372 



Wilhelm Grube. 



horiyaji 1 cmusbcole 2 höbcasu elbek geji. cini kesik buyan kecinen 5 
bui. kerbe ene butur arbilahogei 4 jaruji yabubala. kice. udasan hoina. 



Aliba ulusjao 8 nasujibaci. 9 mun akäanjaora 10 cak baha. jaosu 11 
munggu gi bing beki hadagalaji yeokina. 12 ene tur baikci beye. 13 
yuru 14 jeodelhu 15 singgi. eenggel cini ha bui. 16 darui tedui 17 caktu 
baraho 18 beye biSio. kuksiredui 19 horondu 20 idehugei emushugei 
bolbala. 21 yasu sirbusu hatao 22 bolosan 23 hoina. emusbeci 24 yangse 25 
garhogei. 26 idebeci 27 amtan oldahogei 28 bolot. 29 harin keokedin 30 
ayan 31 uyeji aji turuhun-i 32 cini tere 33 yeo bahatai gajar bui. dan 
ci ketureci 34 suitkehugei 35 bolbala baraji. oljisan-i bodot. 36 bahan 
cenggeldubeci. 37 yuru 14 bololtai yeoma. ene uge ci namaigi medet 38 
kelesen yeo. 39 esekule 40 juger taji 41 kelesen bui. 42 bi uner elbek 
delbek bui bolbala. 43 cenggeldubeci 44 basa juitai 45 bahan. bi§i ulus 
adali ike 46 et tawar 47 jaosu 11 munggu baiho bisi. namaigi yeogar 
cenggelduhu 48 bui. 49 namaigi uri kiri 50 jiyelet 51 emushu 52 geneo. 

1 I) horaji. — 2 D umusbulc. — 3 = m. kejiyene. — 4 D arbilahö ugei. — 
h 1> ulbariji; die richtige Form müßte ulburaji lauten. — 6 D goinodobacigi. — 
7 \) oroitosun. — 8 D joo, = m. dsag'ün. — 9 D nasujibacu. — 10 D joora = m. 
dsag'üra. — 11 1) hat die richtige Form jos = m. dsog'ös. — 12 D yeo gene. — 
13 D hat turuku beye. — 14 D yeru. — 15 I) joodulku, = m. dsegüdelkü. — 16 D ha- 
bui. — 17 D todui. — 18 D barhö. — 19 — m. köksiregö-edüi, cf. Bobrownikow 
§ 248. — 20 = m. h l og*V>rondu. — 21 D ideku ugei umusku ugei bolbele. — 24 = m. 
h'atag'ö. — 23 D boloksan. — 24 D umusbecu. — 25 D yangdse, = m. yangdsu. — 
2fi O garhö ugei. — 27 D idebecu. — 28 D oldohö ugei. — 29 bolot fehlt in D. — 
30 1) kuukediyen. — 31 = m. aya. — 82 D turukuni. — 33 D hat tere- cini. — 
34 1) hat die richtige Form keturcji. — 35 D suitgeku ugei. — 36 = m. bodog'ät; 
1) hat bodon. — 37 1) cenggeldubele. — 38 D medun, — m. meden. — 39 Für yeo 
hat 1) bolbao. — 40 D esegule; es folgen dann noch die Worte: medeku ugei du. 
— 41 = in. tag Hji. — 42 Für bui hat D bolbao. — 48 D bolbola. — 44 D hat 
fälschlich cenggeldubacu. — %r> — m. dsüitei; 1) hat joitai. — 46 D yeke. — 47 D ta- 
l»ar. — 48 1) cenggelduku. — 49 D boi. — 50 1) hat die richtige Form siri. — 
TA J) jelet = m. dsegeleget. — 52 D umusku. 



beye ulbaraji 5 yabuho dan. ci gomodabaci gi t; oroitosan 7 biSio. 



XXVIII. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



373 



esekule ger bar 1 hodaldat 2 idehu 3 geneo. cini ene uger yabubala. 
et bara suitkeser 4 barasan hoina. nigente seoresu aldat ukubele sai 
bololtai yeonia. tumen du nigente ese ukubele. basa goltai 5 baisar 
yaji 7 aji turuhu 8 bui. tere caktu harin camas 9 goyubeci. 10 ci basa 
haihorho gejio. 



kun 14 ujehe 15 irebe. abagai gi debsibe bayar 10 geji. bayar kelehei 17 
irebe. 18 ken garci kerebe. 19 bi halga 20 du joksosan bile. abagai mini 
gerte ugei. noyot oroji sao 21 gehene. 22 tung orohö bisi. soorge 2;>> 
harila. 24 yamar metu kun. 14 yamar jangtai. nige ni mahalak. 25 abagai 
gas 26 bahan undur. teksi nuurtei. 27 bitao sahaltai. bulteger nidutai. 28 
ulabir 29 cirantai. 30 nuge 31 ni uner iniyeltei. 32 bujar ni tung tamtuk 
ugei. gakca nidu bolot kilgar. 83 barcigir barcaiji. 34 bujigir sahaltai. 
taltalkilaji nada kelelcehene. 35 bi arai geji iniyetu 36 aldaba. tere 
mahalak ni 37 bi medebe. ene nige ken bui. bi teonai 38 nere omok 
asaosan bile. nada nijet 39 jiming 40 bicik uldebe. 41 bi abcirat 42 abagai 
du ujuulye. 43 halna. 44 ene samja 45 hanas 46 irebe. ci teonigi 47 bitegei 



1 D bara = m. barag'a, barä. — 2 D hoduldat. — 3 D ideku. — 4 = m. 
süitkekseger. — ö = m. gfooltu. — 6 = m. baiksag'är. — 7 = m. yag'äji. — 8 D tu- 
ruku. — 9 D cimasu. — 10 D goibacu. — 11 D irebe. — 12 D gerteau. — 13 = m. 
citsau, D cacuu; es folgt darauf in D noch dagaldagar. — 14 D kumun. — 15 D ujeke. 

— 16 bayar fehlt in D. — 17 D keleke. — 18 D erebe ist ein Druckfehler. — 
19 kerebe ist wohl ein Schreibfehler, D hat richtig kelebe. — 20 = m. h'ag älg r a. 

— 21 = m. sag'ü; D hat suuya. — 22 Für gehene hat D geji nai taibibasu. — 
23 = m. süürge, sürge. — 24 D harilai. — 25 D mahalik, = m. mih'alak, mih'alik. 

— 26 = m. abag'ai-etse; D hat abagai nasu. — 27 = m. nig'ürtai; D hat beye 
teksi. nuurtei bituu (= m. bitegü) sahaltai. — 28 D nidutei. — 29 D ulabur, cf. in. 
uläbur, uläbir. — 30 D hat die richtige Form ciraitai. — 31 = in. nügüge. — 
32 D iniltei. — 33 = in. kilag'är, kilär. — 34 Es folgen in D dann noch die Worte: 
cohor yaling. — 33 kelelcekene. — 36 D inedu. — 87 ni fehlt in D. — 38 D teoni. 

— 39 = m. nidseget, D nijit. — 40 Chinesisches Lehnwort: chih-ming. — 41 = in. 
üldebe, D hat oldobo. — 42 D abci iret. — 43 = m. üdsegülüye, D ujooiya. — 

44 D hat die richtige Form halak; halna ist offenbar nur ein Schreibfehler. — 

45 D samji; cf. m. samdsa neben samaji. — 46 D hanasu, = m. h c ainig7i-rt$<\ — 
47 I) teoniyigi« 



XXIX. 



Enedur ken irebeo. 





Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



374 Wilhelm Grube. 

saba ugei geji uje. beye hajagai öi bolba. bir der 1 gaigöi. 2 dotor- 
tai. 8 teonigi 4 durasbala. ken ken ßi mededek. keduin nere abusan 5 
kun 6 biSio. 

XXX. 

Ci basa mordot edui 7 yeo. unu 8 managar mordono. 9 aca 10 
kusge 11 cuk jegeji jasaji. daosba. 12 gakca kunesu munggu bahan du- 
tao. 18 bari 14 bariho kimda kunese 16 uihu 16 ni keceo gesen uge gi. 17 
enedur 18 bi saya 19 dulba. 20 nuur 21 jubciji 22 eldeb gajara jiyeleji 23 
bederehene 24 uldahogei, 25 arga yadat abagai yen dergede irebe. 
munggu & bolba. dangnalga öi bolba. nada bahan tusalahö ajiyamu. 
gedergu 26 iresen hoina. urtek 27 kulusu tai 28 tolji 29 bariya. jabäal 30 
du cini iresen-i 31 kiritei. bahan satabala. 32 mun hojimdahö 33 bolna. 
munuken toshos 34 kedu 36 lang munggu abci iresen. basa kereklet 
edui. 36 ci hagas abciji 37 kerekle. ci 38 uusen 39 hoina. dengseleji cimadu 
ukguye. 40 ci ene anghan uda 41 hair 42 yabuna 43 biöio. mun. camadu 44 
nige yabudal 46 keleye. holacilaji yabuhö yosu. 46 nukut tu nairtai ebtei 



1 D dere = m. degere. — 2 D gaigoi. — 8 Es folgen in D noch die Worte: 
kerek tu keceo (= m. ketsegüü). — 4 D teoniyigi. — 5 D abuksan. — 6 D kumun. 

— 7 D mordo edui (= m. mordog'ä edüi) ist die richtigere Form, da edüi nicht 
mit dem Gerund., sondern mit dem Partizipium auf -g'a, -ge verbunden wird; statt 
mordot edui müßte es sonst mordot ugei heißen. — 8 = m. ünü* üne; D hat uno. 

— 9 D mordonai. — 10 = m. adig'ä. — 11 D hat die richtigere Schreibung kusku 
= m. küske, küskü. — 12 = m. dag'üsba, D doosba; es folgt dann noch in D jab- 
duba. — 18 = m. dutag f ü, D dutuu. — 14 Auch D hat bari, doch liegt in beiden 
Fällen zweifellos ein Schreib- resp. Druckfehler für bars vor. — 16 D kunesu. — 
16 D hat die richtige Form goihö. — 17 D ugeigi. — 18 D ene odur tu. — 19 D sai. 

— 20 = m. dag'ülba, D doolaba. — 21 = m. nig'ür. — 22 = m. dsüb&ji; D hat irr- 
tümlich joboji. — 28 D jeleji = m. dsegeleji. — 24 D bederekene, cf. m. bederikü. 

— 25 D oldaho ugei. — 26 D gedurgu = m. gedergü, gedürgüü. — 27 D urtuk = 
m. ürtük, ürtek. — 28 D kulustuigi. — 29 D tuluji = m. tülüji. — 80 D hat die 
richtige Form jabsiyan. — 81 D iresen ni. — 82 = m. sag'ätabala. — 88 D hojim- 
tuho. — 34 = m. toshVetse, D toshosu. — 85 D kedun. — 86 D hat die richtige 
Form kerekle odui (= m. kereglege edüi), cf. oben, Anm. 7. — 87 D abci. — 
38 D cai; ci ist wohl ein bloßer Schreibfehler. — 89 = m. ug'üksan. — 40 D ukuye 

— 41 = m. udag'ä. — 42 Ich vermag dieses Wort nicht zu erklären; D hat dafür 
gere (= m. gegere), dem bigarame der Mandschuversion entsprechend. — 48 D ya- 
Imnai. — 44 D hat bi cimadu. — 45 D yabudali. — 40 D yoson. 



nnn |p Original fronn 

pUU ö lv cornell university 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



375 



jici doora 1 alban uluöi. 2 gada 3 doto 4 geji ilgal ugei nige adali uru- 
siye. 5 tedu 6 munggu olho jaosu 7 oljitai 8 gajar bui bolbala. nuur erkim. 
bitegei 9 gar urtu bol. cinggeku bolbala. ikede 10 nere aldar tu hol- 
bokdono. abagai yen sanaolasan. 11 altan has 12 adali uge biäio. bi 
jiruken 13 du jiruji. 14 yasun du seilji 15 temdekleye. 



beye. sonosan 22 ugei ni mun buije. 29 tanai tariya 30 ha bui. goolin 31 
tertege 32 Bajeo yen hariyatu gajar baina. 33 Hatun gool yeo. biäi. 
Kunege gool. ene jil tendeki tariya 30 yarnar baina. 33 sain. maöi elbek 
ike horaji. 34 urida uyer baoba. 35 basa gangtaba 36 gekci. tere com 37 
coo 38 uge baha. itegeji bolho ugei. ubercu 39 juili 40 baitugai. hara 
burcagin 41 une ja ugei kimda baina. 33 arban kedun jaosa 42 du 43 
nige sin 44 oldono. kedun jil mun im 45 butur ugei bile. uner yeo. 4C 
mun. abagai jici kerbe gerin 47 kun 48 jarubala. 49 mini tulu 50 kedun 
tahar 61 hara burcak hodalduji 52 abci ire. kedun lang munggu kerek- 
lehui gi 53 saitur 54 bodoji nada kelet. 55 bi abusan beyeren toga yosu- 
war 66 abagai du munggu kurgeye. mun. 57 cini gerte kedu kedun 

1 D dora. — 2 D hat alban ulusi. — 3 = m. g'adag'ä. — 4 = m» dotog c ä, 
das zwar nicht belegbar ist; vgl. jedoch dotog'ätu. — 5 D urusu. — 6 D tedui. — 
7 D jos = in. dsog'ös. — 8 D oljotui. — 9 D bitugei. — 10 D yekede. — 11 — m. 
sanag c ülaksan, D sanulasan ni. — 12 D hasun. — 18 D jureken. — 14 D hat fälsch- 
lich jaruji. — 15 D siyilji r cf. m. seilükü, seilekü, seilkü. — 16 = m. tosh f o-etse. 

— 17 = m. irekseger. — 18 D nelen (m. neliyen, neliyet). — 19 D odur. — 20 D hat 
bi yeru. — 21 D oro, cf. m. oro neben ori. — 28 D sonosusan. — 23 = m. sonosuk- 
san bügem, D sonosbogem. — 24 D ireku. — 25 D hat cinggeji bidanai. — 26 D sook- 
san. — 27 = m. übere. — 28 D albano. — 29 D boize. — 30 D tara. — 31 — in. 
g'ool-un, D goliyen. — 82 D tertaiki, cf. m. tertege, terteiki. — 83 D bainai. — 34 D ho- 
raji baina. — 85 D booba, = m. bag'üba. — 86 = m. gangdaba. — 37 D cum. — 
88 D cuu, = m. tsoo. — 89 D uburoo. — 40 D joili. — 41 D burcagiyen. — 42 D jos 
= m. dsog'ös. — 48 D tu. — 44 D Sing. — 45 iyimi. — 46 D unerio. — 47 D ge- 
riyen. — 48 D kumun. — 49 D jarubele. — 50 D tola, = m. tula. — 61 = m. tag'ar. 

— 62 D hödulduji. — 53 D kereklekuigi. — 54 D saidur. — - 55 D kele. — M D yo- 
sar = m. yoso-ber. — 57 D mun bisio. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIU. Bd. 27 



XXXI. 



Abagai kejiye toshos 16 irebe. bi ireser 17 niliyet 18 edur 19 bolba, 
abagai yen iresen-i yur 20 oro 21 sonosan 22 ugei. sonosan begem. 2: 
basa ujeji irehu 24 bile. bidanai 25 saosan 20 ail ure. 27 basa alban nu 2 * 




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CORNELL UNIVERSITV 



376 



Wilhelm Grube. 



mori uyaji baina 1 biöio. 2 ene juitai. 3 bidanai ende keceo uner abho- 
war. 4 tendese hodalduji 5 abei irebele. nige hobi jabsilta olona G bisio. 



Abubala nige sain mori hödalduji 5 ab. tejiyehudu 7 basa baha- 
tai yeoma. yurunde 8 bordoho biöio. 9 ene hasang mori tejiyeji 10 yeo- 
kina. 11 abagäi ci medehu 12 bisi. ucugedur 13 abcirat 14 bi darui hota 15 
gadana 16 abciyat. 17 unuji ujele unuji bolho yeoma. hatarihö 18 ni tub- 
sin. dobtolho ni hördun. namnaho du yuru 19 nehu 20 oroho 21 jang 
ugei. garin 22 jorgor 23 tatai 24 yeoma. ene ujehene. 25 ci mori gi 2c 
tanihogei 27 sanji. 28 sain mori bolbala. kul batu holo 29 ayan du cida- 
buritai. aba du bolbasun. 30 ang du duratai. tulub sain bolot gabsigai. 
ene cohom ider jaloo 31 ulus sadak 32 aksat 33 unumajin. 34 tere cini 
yuru 19 harcagai. 35 itulge. 36 singgi nudun du 37 dulan 38 yeoma baha. 
ene mori cini hobahai yeoma. äudu 39 kuksin bolji. urul 40 ci basa 
nabtaiji. kul kuci ugei. dang buturihu. 41 cini beye basa nuser. 42 tung 
camadu 43 jokihogei. 44 enggebele yahadu 45 sain. nigente hodalduji 5 
abuba. doldoji 40 tejiyehuwas 47 bisi. nada 48 basa yaral 49 alba ugei. 



1 D bainai. — 2 Es folgen in D nach bisio noch die Worte: teim bolbele. 

— 3 =r m. dsüitei. — 4 D hat abhör orondu. — 5 D hodulduji. — 6 D olnai. — 
7 D tejikudu. — 8 D yuruden, cf. m. yerüde. — 9 Nach bisio folgen in D noch die 
Worte: burcak suitna (= m. süitne) bisio. — 10 D tejiji. — 11 D yeogene. — 
12 D medeku. — 13 D ucikdnr. — 14 D abci iret. — 15 D hoto yen. — 16 D gada = 
m. g r adag f a. — 17 D abcit. — 18 D hatarhö. — 19 D yeru. — 20 D neku = m. ne- 
gekü. — 21 D urguku = m. ürgükü, ergükü. — 22 = m. g f ar-un, D gariyan. — 
23 D jorigar, — m. dsorik-yer. — 24 = m. tag'ätai. — 25 D ujekene. — 26 D mori- 
yigi. — 27 D taniho ugei. — 28 D senji; = m. aksan ajig'ü. — 29 D hola. — 
30 D bolboson. — 31 = m. dsalag'ü. — 82 = m. sag l ädak. — 83 Gerund. v. aksah'u. 

— 34 D unumaijin. — 35 D hat fälschlich harcagan. — 30 D itulke. — 37 D no- 
dundu. — 38 = m. dulag'än? — 39 D sidun. — 40 = m. urug'ül. — 41 D buduriku. 

— 42 — m. nüser, D nooser. — 43 D cimadu. — 44 D jokiho ugei. — 45 = m. 
yag'älnidu, — 46 Vielleicht — m. dulduitci? — 47 = m. tejiyekü-etse, D tejigesu, 

— 4 ' Vor nada steht in D esebele. — 49 = m. yag'äral. 



XXXII. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Proben der mongolischen Umgangssprache. 



377 



holo 1 ayan 2 kihu 3 jarulgan 4 ugei baitala. nomohan 5 bolbala. 6 darui 
nada jokiho bisio. yuru 7 yabugar 8 yabuhowas 9 dere 10 baha. 



Ene bulgan daho puse nas 11 abusan noo. 12 puseli 13 naiki biäi. 
sumes 14 hodalduji 15 abusan-i. 16 kedun lang gar 17 abusan-i. 18 ci juger 
taji 19 kele. ene cini yabaci 20 gorban jun 21 lang 22 kurku buije. 23 ene 



kurusen hoina. 29 hodalduji 15 ukbe. 30 une cini yundu eimu 31 kimda 
aji. urida ene butur yeoma. yakibaci 32 tabun jun 33 lang gar 34 sai 
oldoho baha. ene cini 35 ungge 36 hara. nolortai 37 juilusen-i 38 basa 
neigen bolot. jaha habi ni 39 usu ter teksi. 40 gadarin 41 dorgo 42 jujan. 43 
sine 44 artai yangzetai 45 yeoma. cohomhan cini beyedn neileolji 46 
kilgebeci. 47 mun ene singge 48 sain ugei baha. 49 abagai basa ene 
adali nige 50 bui bile. mini tere daho yeo tocaho 51 gajar bui. juger 
nige daho nai 52 nere baha. 53 usu ni 54 eleji. ungge ni 55 hobilji. gada- 
san emusji 56 bolhogei 57 bolji. tenggebele punglu 58 abusan 59 hoina. 

1 D hola. — 2 D ain. — 3 D kiku. — 4 D jarulga. — 5 D nomohon. — 6 D bolbele. 

— 7 D yeru. — 8 = m. yabug*an-yer oder yabag c an-yer. — 9 = m . y abuh c u-etse, D yabu- 
hasu. — 10 = m. degere. — 11 D pudsesu. — 12 D hat abha yeo, eine Form, die ich 
nicht zu belegen vermag. — 13 D pudseli, = cf. chin. p'u-tszö-li. — 14 = m. süme-etse, 
D sumesu. — 15 D hödulduji. — 16 D abha ni. — 17 = m. lang-yer. — 18 D absan. 

— 19 = m. tag'äji. — 20 = m. yag'äbaci. — 21 = m. dsag'ün; für gorban jun hat 
D nayan. — 22 Für lang hat D lang munggu. — 23 D boize. — 24 Die Worte ene 
mini fehlen in D. — 25 Für hoyor jun hat D tabin. — 26 D langgasu munggu 
nasa. — 27 = m. nemekseger. — 28 Für hoyor jun taibin (wohl Druckfehler für 
tabin) hat D jiran. — 29 Für kurusen hoina hat D kuret. — 30 D ukbo. — 31 D iyi- 
mi. — 32 D yakibacu. — 88 Für tabun jun hat D jun. — 84 D langgar. — 85 Die 
Worte ene cini fehlen in D. — 86 D unggu. — 37 = nog'öraltai, D noriolta. — 
38 D juileseni. — 89 D habinai; ich vermag dieses Wort nicht zu belegen. — 40 Nach 
teksi folgen in D noch die Worte: teim buget. — 41 = m. g'adar-un. — 42 D tur- 
go, == m. torg'an, torg'on, torg'a. — 48 = m. dsudsag'än. — 44 D hat sine sonin. 

— 45 = m. yangdsutai, D yanjatai. — 46 = m. neilegülji, D neilulji. — 47 D kile- 
beci. — 48 D hat die richtige Form singgi. — 49 Auf baha folgen in D noch die 
Worte: mini temdelesen ni (= m. temdegleksen). — 50 D hat nige daho. — 51 D to- 
cohö, — m. tog f ätsah c u. — 52 daho nai fehlt in D. — 63 D bahana. — 54 D ösuni. 

— 55 D ungguni. — 56 = in. g'adaksi emüsci, D gadaksan umusci. — 57 bolhö 
ugei. — r ' 8 D bunglu — chin. Wte- — 59 D absan. 



XXXIII. 



mini 24 hoyor jun 25 lang gas 20 nemeser 27 hoyor jun taibin 28 lang du 




27* 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



378 Wilhelm Grube. Proben der mongol. Umgangssprache. 

basa nige sain nigi abuhogei 1 yeo. wai. yeo hatasan. 2 bi bolbala. 
utalsen 3 jurhe 4 ukusen 6 kun bolji. nada yangser 6 kerek ugei. 
gakca dulan 7 bolbala baraji. 8 ta bolbala cohora ider jaloo 9 ulus 
desin debsihu 10 cak biSio. ali altan yamun 11 horal 12 gajartu. sain sai- 
han yangzer 13 cimekleji goyoji 14 emusbele. 15 harin juitai baha. 16 bi 
kerbe sain nigi 17 emusbele. 16 yangze 18 oldohogei 19 bolot. harin beyedu 
ta 20 ugei. tereöi baitugai. man nai 21 cirigin 22 tuäimet alba, basa 23 
sain del 24 hobcasu 25 du jokihogei. 26 baricasi 27 hoocirasan 28 elesen 
yeoma emusbele. 15 harin mandu ike 29 jokiltai yeoma baha. 

1 D abbo ugei. — * = m. h'ataksan? — * == m. ütelüksen. — 4 = m. jirüke. 

— 5 = m. üküksen. — 8 = m. yangdsu. — 7 = m. dulag'an. — 8 Der ganze Passus 
von bi bolbala bis bolbala baraji fehlt in D. — 9 D jaluu. — 10 D debsiku. — 
11 D jamiyin. — 12 D horal. — 18 D yangjar. — 14 D goyuji, = m. g'uyüji. — 
15 D umusbule. — 16 Der oben in D fortgelassene Passus (s. Anm. 8) ist hier eingescho- 
ben, jedoch in der etwas abweichenden Form: nadu basa yamar yangze genei. gakca 
haluhan (= m. h'alag'üh'an) bolbole baihö boize. — 17 D naiki. — 18 D jangja. 

— 19 D oldohö ugei. — 20 = m. tag'ä, tä. — 21 D mini. — 22 = m. tserig-ün, D 
cirgiyen. — 28 basa fehlt in D. — 24 D debel. — 25 D höbcasun. — 26 D jokihö 
ugei. — 27 D bari casi = m. bari tsäsi. — 28 = m. h'ag'fiöiraksan. — 29 D yeke. 



(Fortsetzung folgt.) 



Crir\a\p Original from 

CORNELL UNIVERSITY 



Die Provineia Arabia von R. E. Brünnow, 
A. v. Domaszewski und J. Eitting. 1 



Von 



Alois Musil. 



Im Jahre 105 machten die Legionen Trajans der Selbstständig- 
keit des blühenden Nabatäerreiches ein Ende. Das alte Moab und 
Edoni, welches seit dem 5. Jahrhunderte v. Chr. von den kauf- 
männischen Nabatäern beherrscht worden war, bekam jetzt neue 
Herren und wurde zu einer römischen Provinz, welcher man den 
stolzen Namen ,Provincia Arabia' beilegte. Sie umfaßte durchaus 
nicht ganz Arabien, sondern nur einen in seiner größten Ausdehnung 
50 km breiten Landstreifen, . dessen Westgrenze die el-R6r- 
Totes Meer- 1>>J und el-'Araba- Senkung bildete, während 

die Südgrenze am Roten Meere stets schwankte. 

1 Auf Grund zweier in den Jahren 1897 und 1898 unternommenen Reisen 
und der Berichte früherer Reisenden beschrieben von Rudolf Ernst Brünnow und 
Alfred v. Domaszewski. 

Erster Band, Die Römerstraße von Mddebd über Petra und Odrufy bis el-Ahaba, 
Unter Mitwirkung von Julius Euting. 

Mit 276, meist nach Originalphotographien angefertigten Autotypien, 4 Tafeln 
in Heliogravüre, 2 Tafeln in farbigem Lichtdruck, 3 großen und 1 Übersichtskarte 
des Ostjordanlandes, 1 große Karte und 20 Kartentafeln von Petra, 10 Doppel- und 
1 einfachen Tafel mit nabatäischen Inschriften nach Vorlagen von Julius Euting 
und 2 Doppeltafeln, 272 Zeichnungen und Plänen und 24 Umrissen in Zinkotypie 
und 13 Deckblättern in Lithographie nach Vorlagen von Paul Huguenin. 

Straßburg, Verlag von Karl J. Trübner, 1904. 4°, xxiv. 532. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



380 



Alois Musil. 



Dies Provincia Arabia genannte Gebiet wollte Brünnow mit 
Domaszewski und Euting ,nach einem einheitlichen Plane durch- 
forschen und sämtliche Ruinen vom vergleichenden Gesichtspunkt 
aus behandeln und sie auf ihren Ursprung hin untersuchen (vm)'. 
Zu diesem Zwecke unternahm Brünnow mit Domaszewski im Jahre 
1897 und im Jahre 1898 auch mit Euting zwei Reisen in dieses Land. 

Ihre Forschungen erstreckten sich nicht auf die ganze Breite 
der Provinz Arabia, sondern nur auf ihre östliche auf der Hoch- 
ebene gelegene Hälfte, und auch auf dieser nicht in ihrer ganzen 
Länge, sondern nur auf den nördlichen Teil. Nur einmal verließen 
sie die Hochebene und begaben sich in die Schluchten des West- 
gebirges, um die Hauptstadt des Nabatäerreiches — das großartige 
Petra — zu untersuchen. 

Das durchforschte Gebiet kann man wieder in zwei Teile 
scheiden: in den nördlichen bis wädi el-Hasa (^^-"^ (nicht 
el-Hasa) und den südlichen bis zur Jjirbet es-§adaka i^*.. 
Die Bearbeitung des nördlichen Teiles weist reichhaltigere Resultate 
auf, so daß man sich ein ziemlich treues Bild davon entwerfen kann. 
Der südliche Teil muß unter schwierigen Verhältnissen durchreist 
worden sein, weshalb auch die Ergebnisse knapper ausfielen, die 
gleichwohl durch die Aufnahme von Odruh ^y>\ und insbesondere 
von Petra hohen wissenschaftlichen Wert besitzen. 

Was Brünnow, Domaszewski und Euting in dem von ihnen 
bereisten und durchforschten Gebiete geleistet haben, ist großartig, 
und man kann mit Recht sagen, daß es vor ihnen niemand ge- 
leistet hat. 

Dieses bezeugt das vorliegende Werk und dies kann auch 
ich aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. 

Das von Brünnow und Domaszewski durchforschte Gebiet 
macht nämlich einen Bruchteil desjenigen Gebietes aus, welches ich 
kartographisch aufgenommen, topographisch, ethnographisch und 
epigraphisch zu durchforschen bemüht war. Die Grundlage des 
BRÜNNOw'schen Werkes bilden die Reisen vom Jahre 1897 und 1898. 
Ich hielt mich in diesem Gebiete auf im Jahre 1896, 1897, 1898, 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Provincia Arabia etc. 



381 



1900, 1901 (mit Herrn Kunstmaler A. L. Mielich) und 1902 und 
lebte viele Monate unter den Einwohnern wie einer von ihnen. Dies 
war unerläßlich, wenn ich die Sitten und Gebräuche der einzelnen 
Stämme kennen lernen und überhaupt folkloristisch arbeiten sollte, 
verschaffte mir aber auch die beste Gelegenheit das Land genau 
kennen zu lernen, wie ich in meinen Werken zu erweisen hoffe, 
und was übrigens auch mein ,Vorbericht über eine ausführliche 
Karte und topographische Beschreibung des alten Moab' 
(Anzeigei* der philosophisch-histor. Klasse 1903, Nr. xxv) und , Vor- 
anzeige über eine ausführliche Karte und topographische 
Beschreibung des alten Edom' (Anzeiger der philosophisch- 
histor. Klasse 1904, Nr. i) durchschimmern lassen. 

Brünxow, der auf seinen Reisen die archäologische Erforschung 
der Provincia Arabia zum Ziele hatte, konnte mit seiner Expedition 
sich den dortigen Verhältnissen nicht enger anpassen und arbeitete 
deshalb unter schwierigen Umständen. Denn eine Karawane mit 
mehreren weißen Zelten {njam ?1*jL 7 mit städtischer Dienerschaft 
und mit einer türkischen Eskorte gewährt zwar dem Reisenden 
mehr Ansehen, eine gewisse Bequemlichkeit und eine prekäre Sicher- 
heit, erlaubt ihm aber schwer die großen Straßen zu verlassen, 
zwingt ihn oft die Wasserplätze aufzusuchen und erschwert es ihm 
mit der Bevölkerung in unmittelbaren Verkehr zu treten. 

Wenn man unter solchen scheinbar günstigen — in Wirklich- 
keit aber den Forscher hindernden Verhältnissen — soviel leistet 
wie Brünnow mit seinen Gefährten geleistet hat, so muß jeder, der 
diese Gebiete aus eigener Erfahrung kennt, ihren Mut und ihre 
Ausdauer bewundern und ihrem Werke die volle Anerkennung 
zollen. 

Das Werk besteht eigentlich aus drei Gruppen: dem klaren 
Reiseberichte Brünnows mit begleitenden Karten und einem Ver- 
zeichnisse der fast gesamten, dieses Gebiet behandelnden Reisewerke, 
den überaus lehrreichen kunstgeschichtlichen, an verschiedenen 
Stellen eingefügten Abhandlungen Domaszewskis und den meister- 
haften Kopien und Lesungen der nabatäischen Inschriften Eutings. 




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CORNELL UNIVERSITV 



382 



Alois Müsil. 



Jede dieser Gruppen für sich und das ganze Werk lehren, 
wie man auf Forschungsreisen arbeiten soll. 

Wenn ich bei der folgenden ausführlichen Durchnahme des 
Inhaltes manches auf Grund eigener Unternehmungen beifüge oder 
berichtige, so glaube ich nur dem Interesse dieser großen Leistung 
zu dienen, namentlich indem ich auch einige Orte berücksichtige, 
welche Brünnow nicht besucht hat. 

In der Vorrede (vn — xn) erwähnt Brünnow die Methode 
seiner Arbeit. 

Bei der Besprechung der Wiedergabe der einheimischen Namen, 
schreibt Brünnow mit Recht: ,Ohne einen längeren Aufenthalt im 
Lande, als mir vergönnt war, ist in der Feststellung der Namen 
keine große Genauigkeit zu erzielen, und ich bin mir wohl bewußt, 
daß hier vieles zu berichtigen sein wird/ Weil ich glaube, daß eine 
getreue Wiedergabe der einheimischen Namen für jeden Orientalisten 
und Bibelforscher, mag er Geograph, Historiker oder Topograph 
sein, unentbehrlich ist, wenn er Identifikationen vornehmen will, so 
war ich bei meinem Aufenthalte in jenen Gebieten bemüht, jeden 
Namen so treu wie möglich wiederzugeben, und ich glaube, viel- 
leicht da oder dort eine nicht unwillkommene Ergänzung zu liefern, 
wenn ich manchen Namen nach meinen Aufzeichnungen wiedergebe. 

Wenn man die Dialekte der Fellähs und der Beduinen kennt, 
so kann man bei der Wiedergabe einzelner Laute kaum fehlgehen, 
weil fast ein jeder Konsonant prägnant ausgesprochen wird. 

Die einzige Schwierigkeit bereitet s ^ und s jo, welche sehr 
oft verwechselt werden — ja ich möchte sagen, daß das dunklere 
s das klare s ^ nach und nach verdrängt (vgl. Anzeiger 1903, xxv). 
Dann auch z t>, welches fast immer wie ä Jf> ausgesprochen wird. 

Dagegen kann man d > mit d Je nicht so leicht verwechseln. 
Man hört ganz genau ein d in Dibän (nicht Dibän S. vin et 

passim) und a<i-Parra S^bJl (nicht Darra S. 3). 

Ebensowenig kann t * für t 1> gesetzt werden. Die etwas 
harte Aussprache des ta marbüta * geschieht nur in der Verbindung 
mit dem folgenden bestimmten Genitiv, dann hört man die Silben: 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Provincia Arabia etc. 383 

Dabb-tes-Sarbüt = Dabbt-es-Sarbu{ (und nicht I~)abt S. ix, 

welches Wort, wenn es allein steht, immer Dabbe oder ed-Dabbe 
äJLxJl y £>> lautet, wie ja Brünnow selber richtig schreibt S. 8). 

K sif, welches oft weich wie £ — zsch lautet, kann niemals 
mit k ^ vertauscht werden. 

Ein geübteres Ohr erfordert nur die Unterscheidung des k ^ 
von der des g £ in der Beduinenaussprache. 

Vor dem Kasra e und i lautet das k JJ weich wie ein z = tsch 
und kommt sehr nahe der klaren Beduinenaussprache des # g = dsch. 
So heißt die mächtige Unterabteilung der Beni §a&r /s^ ^-o ät- 
Tüka iS^yi, ein Angehöriger der at-Tufea heißt aber at-Twezi ^yb^kJl. 
Die berühmte Siebenschläferhöhle heißt ar-Ra^im bei den $bür 

ar-Ra2im oder ar-Ra2ib c^^Jl (b v_-> wird mit m <», 

l J mit n o sehr oft, seltener j ,3 mit l J verwechselt), woraus die 
dort angesiedelten Felläfcs er-Regeb ^^pi gemacht haben, und 
die volle Aussprache des ,b c finale, welches ,6 c; nicht ,p ( lautet, 
hat wieder die Wiedergabe er- Regebe verursacht. So schreibt 
Brünnow er-Regebe (Karte Bl. St. 1) für ar-Re^ib, ar-Rekib, ar-Rakim 
und Gebel Giyäl für Gebel iikl = Kiäl JUS J-^ (S. ix), 

Dem eigentlichen Reiseberichte ist eine geographische Uber- 
sicht vorausgeschickt, welche sich durch ihre prägnante Kürze aus- 
zeichnet und das erste in großen Linien gezeichnete Bild der 
geographischen Formation des alten Moab bietet. Diese Zeichnung 
entspricht in großen Zügen der Wahrheit, wenn sie auch nicht voll- 
ständig ist, denn es fehlt sowohl die geographische Beschreibung 
des westlichen gebirgigen, als auch des östlichen in Steppe und Wüste 
übergehenden Teiles von Moab. Was behandelt ist, ist das teils 
angebaute, teils anbaufähige Mittelland mit seinem Wassernetze — 
eine gründliche, auf eigener Beobachtung fußende Arbeit, welcher 
ich nur weniges beizufügen habe. 

Die el-Belka' reicht nach der Meinung der Einheimischen ,el- 
Belfca min ez-Zerka ila-z-Zerlta' IS^Jl ^ ULLH f nicht bis 

zum el-M6gib S. 2. 



nnn | p Original fronn 

,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



384 



Alois Musil. 



Der Rücken östlich von der IJäggstraße reicht im Norden bis 
zum wädi al IJägeb v^^li-l v3>\}, im Süden bis zum Anfange des 
wädi-1 -^Jräjjem i3^V? der nördliche Teil heißt g. äl-Maskal 

JjL*2**J\ dann gegen Süden äl-lja^u mit Kasr 

äl-Alija und al-Mwakkar yiy^ bis zum w. al-Mutabba 

Ä-*kJl ; dann äl-Lusejjen bis zum w. al-IJammäm und endlich al- 
Geneb w-s^-^l. 

Unter g. el-Meöetta sind wohl die ad-Dhejbät OU^jJ\ ge- 
nannten Hügeln gemeint. 

w. 1-IJabis wohl w. el IJabis ^y^L\ ^>\j S. 2; 
I£asr el-Herri wohl el Heri ySr^\ 
IJradin wohl rugm el-IJredin c^.*Hr^ 

Für w. el-Wäle richtiger sejl el-Hejdän. Es entspringt nicht 
an der Nordseite des e(J-Parra bei Kal'at e(J-t>abaa £ä-~oM 
sondern entsteht aus zwei Armen, von denen der eine 37 km nörd- 
lich von e<l-Parra unter äl-Öahf v_a^*JI, der andere 40 km östlich 
von e<J-I>arra. bei Rugm eä-Öid ^x**£Jt entspringt. 

,Die Küra enthält wenige Ruinenstätten, darunter aber zwei 
sehr wichtige Dibän (wohl Dibän o^i*) un( ^ Umm er-Rasäs; die 
übrigen, meist auf den Gipfeln kleiner Hügel gelegen, sind fast 
alle römische Warttürme', dürfte nicht vollkommen richtig sein; 
denn ich notierte auf el-Küra 24 Ruinen, welche alle westlich von 
Umm er-Rasäs u pLo ; J\ f \ gelegen, sicher uralten Ursprunges sind S. 5. 
w.-n-Nusür = T*ör an-Nasüri j$\>* 
w.-l-Gidre = w. 1-^idre = äl ]£idre ^s>\y 
w.-ä-Öäbit = w. g-§äbeö j£>L£J\ ^j>\^ welches jedoch nicht öst- 
lich, sondern westlich von el-Medejjene £-o.xJ\ in at-Tamad aus- 



,. . . aus der Gegend von el-Urejnbe' — besser al-Orejnbät, 
denn es gibt drei Orejnbät: Orejnbet al-Abüri K c f) y^\ Ä-^-o^, 



Die Identifikation des at-Tamad mit Beer msa (Num. 21 16 ) 
beruht auf meinen bereits im Jahre 1897 dem Don Manfredi 



mündet. 



Orejnbet-umm-Za'ärir ^.j^j ^ und Orejnbet-al-Mege'ijje 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Provincia Arabia etc. 385 

gemachten Angaben. Zu dem Brunnenliede vergleiche die von mir 
gesammelten IJedäwi-lieder t3^^>Ü (Anzeiger der philosophisch-histor. 
Klasse 1904, Nr. ix). 

el-Gemä'il wohl Gmejl J«* ^ ; 

Sfayet Khazal = §afijet el-Jtazäl J\j*H 

w. IJedän = sejl el-Hejdän o^^*^*^ J^°; 

w. abü HJirge = w. abü IJirfee Üj.** y>\ ^$>\j S. 4; 

g. BrSka = g. el-Breö vi^t; 

g. Giyäl = £. al-2ijäl, al-gijfil JU*J\ J<^; 

w. et-Twoyye = et-Twejj 

g. er-Räm = g. er-Rämma i^V^l S. 5 (ist von mir 1900 bestiegen 
worden); 

es-Säli = es-Sälije £Jl~J\ S. 5. 

Die Schilderung des Wädisystems in Moab ist nicht hinlänglich 
klar. Es wäre besser zu sagen: Das alte Moab ist in der Mitte 
von Osten nach Westen eingesunken und gerissen, so daß die 
nördliche Hälfte gegen Süden, die südliche gegen Norden abfällt. 
Es fließt somit alles Regenwasser von der nördlichen Hälfte nach 
Süden, von der südlichen nach Norden und sammelt sich in dem 
großartigen Risse, der im Altertume unter dem Namen Arnon, jetzt 
w. s-Subliijje i^s:\^^J\ sejl e§-Sfejj ^-^Jl s. el-M6£ib 

bekannt ist. Das Regenwasser aus der nördlichen Hälfte sammelt 
der Bach sejl-el-Hejdän o* J ^*-^ <J-^j der bei der Pilgerstraße am 
Südrande des 'Ammängebirges entspringt; das Regenwasser aus der 
südlichen Hälfte sammelt el-M6gib, der weit im Südosten bei der 
Pilgerstraße am Nordrande des g. IJgänagem ^^-^Us^ J-^ä. entspringt. 

w. ät-Twejj ist nicht das Kopfwädi des el-M6gib, sondern viel- 
mehr eines seiner zahlreichen östlichen Zuflüsse wie w. abu Halüfa 

$>\ l5>S? w - äl-Klejta iüuuül ^>\j UD d andere. 

Es entspringt nicht an der Südseite des g. äs-Swä^at ää-Serkijje 
<L*Sj*&}\ äi\ 5 -»*J\ 7 sondern um 30 km südöstlicher unter dem H§em 
Matrük v^y^o in den as -Seisei- J^aL-aJl Hügeln auf der 

Westseite der aä-Öefä genannten Wasserscheide des el-M6gib und 
w. Sirhän o^t*^ lS^} (S. 6). 



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386 



Alois Musil. 



Das östliche Randgebirge heißt nicht el-Guwaita (wohl el-Rwejfca ) 
Äktj*)l, denn el-ljwejta ist ein Tal weit im Westen zwischen el-M6yib 
und sejl eä-§kejfät, sondern im nördlichen Teile g. ed-Dalmät J-^- 
CAJw>Jl, im südlichen bis zum Wdej es-S^ä UL*J\ g. Sbejbän 

J-^ä- S. 6. Aus der Gegend von l£asr el-Bger kommt 
w. Afel^re aber nicht w. el-Humajjele = w. al-Hmejle 

welches nördlich am Fuße des el-'Äl-Kegels entspringt. 

Die Schilderung der Entstehung des w. es-Sa c ide wird der 
Wirklichkeit kaum entsprechen. W. Sa f ide (immer ohne Artikel) 
entsteht aus der Vereinigung des w. es-Swemi (nicht es-Sweme) 
^j^y^A mit w. el-Qaraze (es-§ubbijje), welches 46 km östlicher be- 
ginnt. Nach der Mündung des w. Afekre heißt w. Sa'ide sejl es- 
§fejj ^-a^M J^ 45 (siehe I£usejr 'Amra S. 6). 

f Ajn äl-Leggün gilt als ras el-M6£ib u-^>*J\ (vgl. meinen 
Vorbericht über Moab). 

Seyl Djerra 5^ J-~* ist nicht mit sejl el-Gdera identisch J^-^ 
a^oil, sondern mit FJafäjer Garra yA**-. 

Die Worte ,So viel wir wissen, hat nie ein Weg über diesen 
unteren Teil (des w. 1-Mfreres) geführt', fordern eine Berichtigung, 
denn die uralte Straße darb es-Sinine führt von 'Arä'er am West- 
abhange des el-Mfreres hinauf nach er-Rabba und von 

Ksür el-Bäer ritt ich auf einem auch für Pferde gangbaren Wege 
über w. Mleh, el Meeres, Tel'et 'Alja nach ar-Rabba S. 7. El-M^eres 
heißt in seinem oberen Laufe nicht w. es-Seger, sondern w. a£-Swemri 
K jp+yy&}\ ^>\^ y in seinem mittleren w. el-IJaflre <3^> 

W. el-Mighaz. = wohl w. el-Mik^az jäüUJ\ ^3 S. 7. Sugget 
el-Ijajj ist wohl identisch mit tel'et el-HäjeÖ Äjüj> ? dem Kopfe 

des w. Weset, welches am Nordfuße des ras ed-Dabbe (Bbünnow 
Häfret Ka'dän) entspringt und sich parallel zum w. el-Mikhaz in 
das w. s-Sultäni, hinabsenkt S. 8. 

w. ed-Dabbe heißt ganz richtig das südlichere Tal. W. 1-IJemri 
wohl hemmt el-Hemri heißt in seinem oberen Laufe tla'at cl-llüri 
^S ; yU £a1j und w. T^rejjer ^5^3. 

Addir ist wohl Ader y\. 



pOO 



gle 



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Die Provincia Arabia etc. 



387 



Sejl el- Leggüll mündet nicht weit oberhalb (nicht unterhalb) 
der Vereinigung des w. es-Sultäni und w. Weset (nicht el-Mheres) in 
ersteres (nicht letzteres). Von el-Leggün an führt das Tal Wasser 
und gilt als ras el-M6gib = Kopf von el-M6gib. 

w. es-Sultäne wohl w. es-Sulfäni ^SUaL-Jl ^>\j S. 8. 

Das Kopfwädi des el-Rwer heißt nicht IJenu es-Säna 7 

sondern w. al-Mzebbel Jh>>*^ 

r En §eni§ wohl frirbe NSeneä ^yLU-SJ ^yL. 

Das vom Südwesten kommende Tal heißt nicht w. el-Fegg, 
sondern w. Zehün o^J nur ^ as Terrain heißt el-Fegg. 

W. el-Rwer heißt nach der Vereinigung mit w. Farhan o 1ä v* ^3 
w. as-Sjar < j>\^. 

el-Mrega wohl el-Morej^a 

Rük räbi = Wrük Räbe'a reicht nur bis al-Batra 

und nicht bis al-Middin. 

w. el-Medaibiye wohl w. el Mdejbfa i^-^^Jl ^$>\^. 

Wädi Udayyet es-Seme wohl Wdej el-Usejmer (wädi = Tal; 
wdej = Tälchen) entspringt in Ras abu Hnuk, Fuß von el-Batra, 
südwestlich von el-Mähri. 

W. Mcjejbi'a entspringt südlich bei Nifrl bei üät Ras ent- 

springt w. a£-Serma und andere. 

Die Schilderung des südlichen Moab dürfte kaum vollkommen 
richtig sein ; was sich durch die eingetretene Kälte und den Regen, 
worunter die "Forscher dort zu leiden hatten, erklärt. S. 10. 

,Der Hauptzufluß des w. el-Kerak beginnt westlich von el- 
Mote', richtiger: W. el-Kerak beginnt südlich von el-M6te unter dem 
Namen w. es-Senine, zieht sich unter den Namen w. el-Haniö 
^u^L\ y w. el-Bawab v_J>*J\ ^>\^ längs des Gebirges von el-Mese. 

Nördlich bei r Ajn el-Frang heißt dieses Tal nicht w. r ajn el- 
Frengi, sondern sejl-el-Medäber £>\jh*M und nimmt (nicht mündet) 
an der Nordseite (nicht Westseite) das kurze vereinigte w. el-Gawär 
und w. es-Safcra Z^jLmJI auf. 

W.-el- c Utwi = w. Etwi 

Tell-Adje = Umm et-Teläge i^JJÜl ?\ S. 11. 



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388 Atois Musil. 

Ghenan Zeita = I£nän abu Gidjän ^ o^* m ^ der 

Dorfruine ez-Zutt t>>^. 

Vall^c d'Abou Jacoub zieht sich nicht zwischen Teil Adje (lies 
Umm et-Telä£e) und Ghenan Zeita (lies l£nän abu Gidjän), sondern 
zwischen Jßahra Sämra 5 S^J» und el Merärefc JJ^U-JI. 

Das Terrain zwischen w. el-Bijär ^$>\j und w. Etwi 

^^>\ heißt e§-§abha £*.y<a)\ mit Rugnm es-Sab^a (nicht es-Sabfca); 
oben liegt die kleine Ruine el-Gilime 

Nekäd, Nakkäd wohl fcirbet en-Na^äd JULUt S. 12. 

Mas&teb wohl el-MsäJeb v^kUxJl S. 13. 

Hawijje = el-IJawijje 

w.-l-Hesä' richtig w. el-Hasa (so genannt nach dem stagnieren- 
den Wasser) <^*~A-i ausgesprochen von den Felläljs w. el-Ahsa, 
von den §b^r und IJe^äja w. äl IJsi. Es entspringt im Nordosten 
an dem auf der Karte Teil eä-Shäfc (richtig Tfwil Shäfc J^.^) 
bezeichneten Gipfel. 

Khasera = el JJäsra *j~>\L\. 

£asr el-Bint wohl ga§r er-Rwefca S. 13. 

Die Worte ,Eine deutliche Wasserscheide ist hier (im Süden) 
nicht vorhanden' dürften wohl berichtigt werden; denn die Gebirgs- 
rücken £nän Salfcat laiU> Zobar j>y } J-^, £ahra 'Azära 
6j\je, tj+l*, g. Gdu c ^v>ä- J-^, el-Meris ^j-o^l und andere bilden 
eine scharf abgegrenzte Wasserscheide zwischen sejl al -IJsi und sejl 
Fefe J^«> nebst sejl Jlanejzir jij*?*** J-^. 

Der erwähnte g. Päna (richtig IJala' el-I£rän olr*^ C5^) bildet 
schon die Wasserscheide des sejl Hanejzir und sejl el-RwSr (ed- 
Datne £*o\>Jl) ; gehört also nicht mehr zum sejl el-IJsi. Überhaupt 
ist die Senkung bei ^arandal-Bsera J^-Hr* f ür die geographische 

Beschreibung sehr wichtig, weil sie fast in der Mitte von el Gebäl 
liegt. (Vgl. meine: , Voranzeige über Edom') S. 14. 

Wie die Beschreibung des el-IJsi lückenhaft ist, so auch die- 
jenige von el-Gebäl und eä-Öera', aber immerhin ist es die erste 
Beschreibung dieses Gebietes S. 14. 



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Die Provincia Arabia etc. 



389 



Im zweiten Abschnitte gibt Brünnow seine und fremde Routen 
an, welche die Römerstraße von Mädaba bis Petra berühren. Dieser 
Abschnitt legt das beste Zeugnis von seinem Fleiße und seiner Beob- 



yjtjj^ Jf>j\ bei der Quelle 'Ajn el-IJamidi am linken Ufer des sejl 
e<J-Prä l , was auch der Route entspricht 

Mesra' el-Kefren wohl Miära f el Kefren tx^~°i welcher Name 
oft vorkommt, so gleich bei dem Austritte des sejl IJesbän liegt 
Miöra' Al^wa tr*~* S. 18. 

f Ajn IJesbän wohl IJesbän 

Main = Mä'in S. 19, 

w. el-IJabis = w. el-ljabis 

w. Btän el Bagl == Bfan el-Batf JiLJl lk* (ß. 19). 
el-Mrejgmet eg-Serfeijje liegt am rechten Ufer des Habis, nicht 
am linken (S. 19). 

JJradin = Jlredin cri&j** ( S - 19 )- 

Nicht ed-Delelät, denn es gibt drei verschiedene, 3 — 1km von 
einander entfernte ed-Dlelet eMJarbijje i^yül ilJ^J\ 



Minäef abu Zejd = Minsef abu Zejd v^j y>\ v_iu~-U die Grab- 
stätte des berühmten Ritters Zejd liegt bei IJr^din, das wädi hier 
heißt w. umm 'Afcüla &>ä* ?\ ^3 (S. 20). 

Die Römerstraße folgt dem w. el-Hgaf ^-aä*J\ \S>^3 9 dann über 
i'adir ab el-'Agül J^f^^ y*\ und erst 18 Minuten vor el-Wäle 
vereinigt sich mit el-Hgaf das w. abu Hirke ^£>\}, welches 

von NNW kommt (S. 21). 

Das eigentliche Wäle beginnt nicht 45 m oberhalb der Brücke, 
sondern 7 km östlich bei der Vereinigung des w. el-Butm mit w. er- 
Rmejl; der Bach sejl el-Wäle beginnt bei der Ruine el-Mlehleb (* T *1+LJ\. 

'Attarüs = 'Atärüs ^jU*. 

Mukaur immer el-Mkäwer, el-Mcäwer ^ICJl. 



achtungsgabe ab und somit ist hier nur wenig zu bemerken, 
w. ed-Draa wohl sejl e<J-Pra S. 18. 

w. el-5araäa wohl I£asr ed-Dafangi cr?^>Jl in ar<J el-5arzi 



Delül JJ> 

ed-Dlelet eä-Öerkijje X^JyäJl iUJjJl. 




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390 



Alois Musil. 



g. IJüma = g. el-Hüma ä-«**Jt J-**.. 

Die Quellen von Kallirhoe sind nicht identisch mit IJammäm 
Zerfca Ma'fri (wohl Mä'in cr^^)> sondern Kallirhoe entspricht dem 
JJammäm ez-Zära, Zerfca Mä'in aber dem Ba'aris Baapt;. Somit: 
Blick von Ba'ris (nicht Kallirhoe) nach Osten S. 24. 

birbet el-Mleh wohl fc. M16fc £ ^ 

w. el-Aläfci = w. el-'Eläki JS$**\ ^>\ y 

w. el-Herri = w. el-Heri ^s>^ (S. 26). 

Der kleinere Singularturm wird nicht ez-Za'afarän, sondern l£ser 

al-K^omrofe Sr^^ r^** genannt (S. 26). 

Der Plan von el-Mdejjene ist nicht vollständig. Es fehlt der 
Wasserbehälter und die eigentliche Stadt (S. 28). 

Keraoum abu el-Hossein c x y»*±>\ >>\ richtig I£a] f ammet ab 
el-IJsejn cr^-**^ y}\ <L**X> ist nicht identisch mit birbe Skandar, sondern 
einer Veste gegenüber der Mündung des sejl ez-Zi2 J-^ in 
el-Hammäm (el-Wäle) S. 28. 

Krijet Felba wohl Rerje Falha Uli iu^S (S. 29). 

w. abu Sidr = w. el-Eside 5j**^t (S. 29). 

Dibän immer Dibän 

Muhätet eHJagg wohl Mhaftet el-Hägg E U.t SJL** (S. 39). 
er-Rihä wohl Ri^a Ui,. 

Das Tal östlich heißt nicht el-Balü'a, sondern sejl eS-S^ejfät 
OU^jL&\ J^mj (S. 45). 

el-Balü'a wohl el-Bälü f a Ä*>JUJl liegt nicht am Zusammenflusse 
des w. el-l£urri mit w. el-Bälü', denn w. el-I£urri heißt der Oberlauf 
desselben Tales, welches in wädi $war jy«> ^$>\y mündet. Dieses 
vereinigt sich mit w. Uhejmer <3>\j und wird dann sejl eS- 

Ök:ejfät genannt (S. 46). 

el-Mis'ar = h. Mi§'ar /^o 

en-Natib = fr. Nsib v-^wai. 

Wädi IJenw Abbtir wohl nur henw 'Abür jy** denn 
TJenw bedeutet schon ein schmales Tal. 



Sihän heißt eigentlich Kar'a Öihän o 1 *^ 
w. Ghurreh = w. el-i£urri lS^}- 




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Die Provincia Arabia etc. 391 

el-Misde wohl el-Misdah c j^u-JI (S. 53). 
el-Miyab = el-Emjäl JU*>>\. 
el-Mussena 1 = el-Misna c j-iwxjl. 
Rabba immer er-Rabba' ^ 

Demüs es-Sumr existiert nicht (Dmüs <j>y<>> bedeutet Stein- 
blöcke), wohl mit ez-Zerä'a verwechselt, 
w. Öinnär = w. el-Öinnär JJSi\ ^>\ 3 (S. 59). 
abu TJammür = b- abu ^ammür 

Die römische Straße geht von birket et-Träb bis et -Tor östlich 
bei es-Sult∋ es zweigt von ihr jedoch eine zweite römische Straße 
ab, welche über el-M6te nach Kufrabba führt (S. 60). 

Umm el- f Edül liegt südöstlich nicht südwestlich von el-Middin. 

c En Ö6ni§ wohl Näeneä ^U^fci Hegt östlich von b- el-Merwed 

Wädi IJenu es-Säna = henw es -Sana wohl wädi el-Mzebbel 

Ostlich von Sül Jy»> (nicht §ül) liegt b- umm es-§ejfe ?\ Ä^y*- 
£i~aJl (S. 60). 

et-Tür auch et -Tor 

el-Medaybiye wohl M<Jejbi c a Ä-ä^^» (S. 76). 
b. eU£ufaife:ef = ^. ^fe^ef UuUii 

Jeder der Warttürme nördlich von el-Mähri hat einen eigenen 
Namen, nur ein Teil des Gebietes heißt Wrük Räbe c a sif^ (S.76). 

Fegjg el-'Asäker heißt nur die Talmulde zwischen el-Batra im 
Süden, el-Mrejra im Nordwesten, Bir Baäbaä ux^r^ im Osten. 

Zmelet el- f Akeli und Zmelet es-§irr (nicht es-Sirr) gehören zu 
dem Gebiete des 'Usejmer 

Umm el-Hammär richtig umm IJmät tl^. f \ (S. 60, 78). 

b. Sül = Sül Jy*. 

el-Batra heißt nur der Rücken mit der Anlage eines kleinen 
Dorfes. Die Stadt heißt el-Mrej^a und liegt nördlich von el-Batra 
auf einem einsamen Kegel (S. 79). 

el-Mrega = el-Mrejra i^^ r J\ t 

Begueira über el-'Ajne wohl eä-Sl^öra = ***ju£J1 ä^ä. (S. 80). 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Moryenl.. XVIII. Bd. 28 



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392 



Alois Musil. 



w. el-IJesä = w. el TJsa (dl-Hsi ^~oJ) S. 80. 

f Ajn IJawrat bei el- f Ajne = e ajn el-IJwäri sS^^ er**- 

Wady Omm-el-Mey wohl sejl en-Nmejn (S. 82). 

Tawäne wohl et-Twäne (S. 88). 

w. Weil wohl w. umm Lejle ^ <3>lj (S. 93). 

Adjamieh = el-Gema'ijje Ä-***JL\ ^>\^. 

Das große und tiefe nach Südosten (R 60°) laufende Wädi 
heißt in seinem Oberlaufe w. Selläm dann w. umm Lejle, 

w. al-IJenwe iy^L\ ^>\^ und Wdej el-Usejmer \£>$. 

Guhöra wohl al-Ghejra i^«JLK 

Wädi JI6r nicht richtig, gor bedeutet ein beckenartiges Terrain, 
deshalb hört man niemals Wädi JJöv, sondern 36r mit der näheren 
Bestimmung z. B. gör el-Menä'in cr^^ 1 j**-, Bor el-Hiäe 

V 

und hier Qor Mbärek & ^U* ^yL. Gebel Päna ist eine allgemeine 
Bezeichnung für verschiedene Rücken und Gipfel, von denen ein 
jeder seinen eigenen Namen hat (S. 93). 

tirbet ed-Dmüs existiert nicht. 

Dosak richtig Doäak v>£ü>y (S. 96). 

Khirbet Azon = fcirbet f Azim 

56r el-HiSe heißen nicht die Ruinen, sondern das beckenartige 
Terrain heißt H6r, das Gebirge el-Hiäe und die Dorfruinen heißen 
^. al-Mefexles ^jJLJI 

Der Satz ^Zusammenfluß des w. El^i (wohl el-Gi mit dem 
w. Müsä dürfte lauten: der Zusammenfluß des sejl el-IJa§ba J^*** 
<Ly<zL mit dem sejl ez-Zeräbe J-~* (S. 102). 

,Über das Bett des w. Müsä', richtiger über das Bett <ies sejl 



w. el- f Utwi = w. Etwi ^>\^. 

el-Mahna liegt wohl nicht am Rande des w. e(3H)aba'a, sondern 
am Rande des w. el-Bawäb v^W 1 ^3 (S. 103). 
Abbür wohl 'Abür ^y^. 

Su^iträs bei el-Mote wohl \. §atiha ^r*- westlich bei et-Tör. 



ed-Dära. 

,Links el-^Iazne', bei den Einheimischen haräbt el-Gerra oder 
eM£a$ f a £jc«ajU\ ^\ ayü dolyb. 




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Die Provincia Arabia etc. 



393 



el-Ammaga wohl el-'Amaka &L**J\. 

€ Abde (ohne Artikel) weit nördlicher am Kopfe des w. el- 
IJanäwe i^Ui.\ ^A^. 



am linken Ufer des w. umm el-Kläb v_^£Jl f \ ^5^3. 

w. et-Telefca wohl w. Fele^a (S. 106), wie auch das 

Mauerwerk ]i. Fele^a nicht el-'Aöüze genannt wird. Nur der Paß 
heißt nakb-el-'Aöuze c-^Jü. Das Tal heißt von nun an nicht 

et-Teleiia, sondern sejl Sö&a ää^ä. J^o und der Basaltfelsen Hammt 
ed-Daöel J5JJ\ auch ed-Da6er /JJ\ (S. 107). 

Der Weg führt nicht in das große wädi-t-Temed, sondern in 
w. al-La'bäni ^SUäJJI ^$>^. Sejl et-Temed liegt mehr westlich bei 
nakb el-Marma C5*r^ (S- 108). 

IJalla'-t-Tafile ist ebenfalls eine allgemeine Benennung; gemeint 
ist wohl die hala el-Bak; c e-Kuppe £*}LJt (S. 108 ; 109). 

w. el-Harir heißt im unteren Teile w. umm §wäne äil^o ?\ ^>\j 
und erst nach der Vereinigung mit sejl §6<Jam <*-sa^-£> (Fort- 
setzung des w. el-Mwejle ib^-Jl) w. al-La'bäni. 

Rigum el-Kerak wohl Ru£m Keraka iSjS und nördlich 
davon eine Ruine: Gäbron, wohl Kjser el-Maämü; das Gebirge heißt 
g. el-Gabrüna '^j^ J-^- 

el-Miämäl = b- Maömil Js*-^* (S. 109). 

b. NegSt = Nekked jJu 

w. 1-Busera richtig sejl Rl f £>j J-^*°. 

'ajn es-Sa'w = f ajn Lebun crs* beim Sa'wa sV*^ ^tr**- 
w. Sillö, südlich davon Sa'wa ist unbekannt. Zwischen 

^. Sa'wa und weli IJdefe ü^^a- (die Dorfruine heißt Genin crs^) 
notierte ich w. al-IJderi w. el-Mesäd ;>U*Jl «3^3, wädi 

el-Öazäbe w. el-Ma'asre S ^ -a*-)!, welche alle in Selält el-Akejli 

^LüLaJl äJ^Lä münden, wie sejl Parandal nach seiner Biegung gegen 
Norden heißt. In Sillo dürfte wohl der Name es -Sei 1 gU«J\ ent- 
halten sein. 

el-Mbazzet heißt die Quelle auf der es -Sultäni- Straße, nicht 
die Ruine. 



Dort wo 'Abde angegeben ist, liegt feirbet Dlö^a **~^> ^ij-^ 



28* 




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394 Alois Musil. 

Bijär es-Saba' liegt östlich von der et-Tarik ar-Rasif- Straße, 
nördlich von el-Ghejra. 

Hier ist wohl nach der Zeit und dem Routier Bir Stade 
*>\*r* gemeint. Allem Anscheine nach kannte der Führer die 
Namen nicht. 

Denn die unbenannte bewaldete Kuppe heißt el-IJTesma '<L+*aL\, 
der öfters erwähnte Gebel Päna heißt eigentlich hala* el-I£rän i^** 
\yU\ und f Ajn el-Bire = Bir Stade nordöstlich unter b- Tük Ä.?^ 
3* (S. 112). 

'Ajn Terayn crs* liegt 6 km südlicher; hier ist wohl 

gemeint 'ajn es-§ufsäfa und die Ruine t- 'Ajj ^ £*r*"; wozu auch 
wädi Assal wohl sejl 'Esäl Jt~** J-^ und die Entfernung von 
Kufrabba entspricht (S. 122). 

el-Kerry*^ wohl el-Mfcer oder el-I£arn östlich von 

t. ecJ-Pbä'a über dem linken Ufer des sejl 'Afra S^a* ^J^o. 

el-Dhahel dürfte der Zeit nach b. el-Hesma sein, 

von wo der Weg zu dem nafc:b ed-Dabel J-s^wOl führt (S. 123). 

Unter Teloul Dja'afar j**-** J^' dürften die el-Gafar- yuLl 
Berge gemeint sein, welche jedoch eigene Namen tragen. 

Der dritte Abschnitt ist Petra, der Hauptstadt des Nabatäer- 
reiches gewidmet, und bildet sicherlich den wichtigsten Teil 
des ganzen Werkes. Von diesem Abschnitte kann man mit 
Recht sagen, daß er die erste systematische Darstellung 
von Petra bietet, und daß er, wenn auch nicht abschließend 
und vollständig, dennoch für alle zukünftigen Forscher grundlegend 
sein wird. 

Brünnow gibt zuerst einen allgemeinen Überblick über das 
Tal von Petra (125 — 136), wozu ich bemerke: 

Die Terrasse von Petra reicht nicht bis zum w.-n-Nemela 
(richtig än-Namala aJ»»*J1 *3^), sondern nur bis zum w. dl-Gebu 
^ ^3 (S. 125). 

birbet en-Nasära richtig moyär oder haräbt en-Nasära (S. 125). 

Der Nordwestgipfel der südlichen Masse heißt nicht en-Negr, 
sondern umra 'Eledi ^ und Zebb 'Atüf v-jj. 



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Die Puovincia Akabia etc.. 395 

Tabkat en-Ngur j^f^J^ liegt östlicher zwischen Zarnuk 

Kudlah 3**)} un( i Zarnük el-Gerra *jL\ 3Vjl5- 

Die Ruine oben an Zebb l Atüf dürfte kaum eine Kreuzfahrer- 
zitadelle sein, sie ist vielmehr römisch -nabatäischen Ursprunges. 
P. Vincent ist zu jener Ansicht gekommen, nur weil er el-W c ejra 
vergebens suchte, (jl/impossibilite de controler Pexistence d'el- 
Ou'airah a l'Ou. Mousa', Revue Biblique, Paris 1898, S. 434.) Und 
doch habe ich bereits 1896 el-W c ejra photographiert und 1898 auf- 
genommen. (Vgl. Anzeiger der philosophisch -histor. Klasse vom 
11. Jänner 1899.) Die Zebb 'Atüf- Befestigung diente vielmehr der 
Verteidigung vieler Zugänge, welche über diesen Rücken nach der 
Stadt Petra führten und bisher führen. 

Das Heiligtum el-Mer richtig haräbt en-Nmer (S. 128). 

w. et-Turkmanije kenne ich nicht. Es dürfte w. abü 'Aleka ^jAj 
iiLdft gemeint sein, welches von dem Grabe haräbt et-Turkmän 
kommt; dieses Grab heißt auch et-Turgumän, also wohl et-Turgmän 
mit der harten ägyptischen Aussprache des £, so genannt wegen 
der großen nabatäischen Inschrift (S. 128). 

el-JTabis richtig el-TJabis ^^L\ heißt nicht der hohe, mächtige, 
oben flache Gipfel auf der Westseite des Talkessels, sondern der 
Akropolisberg selbst heißt \\&&m et-IJabis ^^^i-l ^J+jL, wogegen der 
beschriebene Gipfel hacjbat umm el-Bijära *<L*J*a ge- 

nannt wird. 

Die Schlucht westlich von el-ljabis führt nicht den Namen es- 
Sik, sondern zuerst sejl es-Sijjar 5^^, dann sejl el-Mzere r e £*j*j+i\ 9 
ferner w. Emdej ^5^, bis sie unter dem Namen el-!Elumej(J 

unten in el-Araba auf w. Lehjäne ü^i-l ^$>^ stößt (S. 128). 

el-Maaitere wohl el Maesre ^>\ 3 (S. 133, 144, 135). 

Das Mer-Tal (richtig en-Nmer-Tal ^-^*-^) * st nur e ^ n Seitental 
des großen w. el-Mhäfir 

w. Sabra wohl w. §abra <S^3 (S. 135). 

Wädi bi^bet en- Nasära existiert nicht; es ist wohl w. umm 
Zakeh;e ?\ ^>\$ und w. el-Mataha £**UxJ\ gemeint 

(S. 136). 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



396 



Alois Musil. 



Umm es-Sabün wohl zu nennen uinm §ejhün o^^° ^ begrenzt 
den Bäb es-Sik nicht. Nur el-I£erära i J \yti\ und er-Rauila bilden die 
Nordostgrenze des Bäb-es-Sil?. 

Der Bach wadi Müsa entsteht aus dem wasserreichen, vom 
Südosten kommenden sejl-el-IJasba ^J-^j und dem von Osten 

von der Quelle 'ajn Müsa kommenden sejl ez-Zeräba J-^-** 3 . 
Sejl ez-Zeräba empfängt rechts die großen Täler w. el-Mafczül 

V 

Jj^iOt, im unteren Teile sejl el-Gelwäb c^H-* s^y»* genannt, und 
w. el-glejta ixJÜÜ\ ^>\^ (S. 136). 

Domaszbwski liefert ,Die historische Entwicklung der Grab- 
formen und Beschreibung der sonstigen Bauten' (137 — 191), worin 
er einleuchtend zeigt, was die Nabatäer, Griechen und Römer und 
die Angehörigen anderer Völkerstämme geleistet haben. Seine Aus- 
führungen begleitet er mit zahlreichen nach der Natur aufgenom- 
menen Bildern, wodurch das Ganze recht anschaulich wird. 

Die Basis für seine Abhandlung bilden die in der Umgebung 
der Stadt Petra liegenden und aufgenommenen Gräber. Unberück- 
sichtigt, weil nicht aufgenommen, bleiben die Gräber auf er-Ranila 
iU^Jl, el-Holbza el-Matäba ÄaAkJl, umm §ejhun c***^"* ^, 

tabfeat el-Mehäfir ^IäJI ü^b, w. Merwän olsr el-Be<Ja 
Ua^J\ ; Ligg el-Asid ^ el-I£arn c>/^ un( J andere. 

Auch vermisse ich die Erwähnung von zahlreichen Anlagen 
von freiliegenden Senkgräbern, welche manche Kuppen z. B. süd- 
östlich von dem Tunel el-Mo?lem «JisOl vollkommen bedecken. Ja 
auch in dem flachen Dache mancher Pylonengräber sieht man ein 
freies Senkgrab. Letztere scheinen deshalb meiner Meinung nach 
älter als die Pylonengräber zu sein. 

Die Meinung, daß die Bogengräber altsyrischen Ursprunges 
sind, hat viel für sich, denn auch nördlich von Mädaba beim el- 
Braö & ^ '<LyL sieht man ähnliche im Felsen gehauene Bogengräber, 
jedoch scheinen sie mir in Petra zu sehr verbreitet zu sein. 

So finden sich auf er-Ramla, ja auch auf dem ed-Dejr-Plateau 
Bogengräber (S. 156). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Pro vinci a Arabia etc. 



397 



Der Weg südlich von el-Hazne (el-Gerra auf die Hoch- 



ebene wird als ungangbar bezeichnet, während ich ihn recht gang- 
bar fand. Er führt zu dem großen Opferplatze von umm IJasän 
U^. f \ (S. 173). 

el-Madräs wohl el-Madras ^^Jl (S. 173). 

Von Heiligtümern wären noch anzuführen die von er-Ramla, 
al-IJabis, von ed-Dejr, el-Fatüma iu^kill, von el-Brejz'e Ä^^-Jt, 
l^attar ed-Dejr, Momart es-Slim «-k^J* *J^*> s ^d el-Ma'^ib 
^>ää^J\, el-Matälja, el-Lamti ^W-^ und andere. 

Von Wasserbauten wären zu ergänzen die gut erhaltene 
Wasserleitung von 'Ajn abu Harun, und zwar wie die durch Se'ib 
el-Kejs, als auch die zum es-Si^ führende. Dann die Wasserleitung 
von r Ajn Emün, 'Ajn Brak & ^ von at-Toyra *j*x}\ und andere 



Das Kreuz über dem Altare des el-Fatüma ist eingemeißelt, 
drei andere sind gemalt. 

Die je ein Kamel führenden Nabatäer stehen nicht vor zwei, 
sondern vor einem Altare (S. 188). 

Unerwähnt bleibt der Tempel von ed-Dejr (Altar mit Füll- 
hörnern). Auf dem Dejr- Plateau befinden sich mehrere Klausen. 

In der Figur gegenüber von al-JIazne sehe ich kein Kruzifix. 
Die Abbildung entspricht nicht vollkommen der Wirklichkeit. 

Von Klöstern wären zu erwähnen das Kloster von ed-Dejr, 
dann el-Habis, wo zahlreiche Schießscharten eine mittelalterliche 
Burg annehmen lassen; das Kloster auf dem zweiten Härün-Plateau, 
wo noch im 14. Jahrhunderte griechische Mönche lebten. 

Der Obeliskenberg (Zebb 'Atüf und umm el-'Eledi-Berg), über 
welchen die direkte Straße von el-Gi zum nebi Harun oa>^ 
führt, wurde durch 8 Türme (nicht 3) und mehrere Vorburgen ver- 
teidigt. Eben solche, mit behauenen Quadern bekleidete Mauern 
sieht man auf ed-Dejr, dann unten in el-'Araba bei Rarandal Jw>3^, 
Xläl? c^U> und mehreren anderen Orten, so daß man einen alten 
Ursprung annehmen darf. Von den Kreuzfahrern kennen wir bei 
w. Müsa nur die Burgen el-W'ejra und Hurmuz 



(S. 174). 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



398 Alois Musil. 

Auf den Obeliskenberg führt nicht ,ein einziger' Weg, sondern 
vielmehr folgende Wege: 

Von Bäb es-Silf, und zwar östlich von dem haräbt el-Grejda- 
Grabe nördlich beim haräbt el- Madras u *jj~J\ ä^\^a 

und südlich am Umm Hasan o^ 4 ^ vorüber. 

Von f Ajn Emün und f Ajn el-Mu e allak;a üIä^JI 

also von der großen Karawanenstraße über Tor el-IJmedi ^$w>^i.\ 

Von Naljib abu 9§6be &* y & t i» y>\ oder nebi Härün das 

rechte Ufer des el-Farasa hinauf. 

Von der Stadt Petra über el-Ketüte *3y&\ und umm 'Eledi. 
Diese 4 Wege sind für Maultiere gangbar. 

Dann von haräbt en-Nm6r durch Far f at el-Bdül J^wxJ\ i^i. 

Von es-Sifc durch Zarnük el-Gerra Jiyjj über Tabfcat 
en-Ngür. 

Von es-Sifc durch Zarntik ]£udläb. 

Schließlich von dem Theater durch die umm 'Eledi-Sehlucht. 
Diese 4 Wege waren teilweise künstlich hergestellt und sind jetzt 
nur flir Fußgänger gangbar. 

El-Madräs (richtig el- Madras) und el-Mer (en-Nmör) dürfen 
kaum zu dem e§- Sera'- Gebirgszuge gerechnet werden, denn auch 
die Einheimischen tun es nicht (S. 189). 

S. 192 — 194 führt Brünnow die bekannten Besucher von Petra 
an und S. 195 — 428 bietet das Verzeichnis der einzelnen Gräber 
und Bauwerke von Petra. 

Dieses Verzeichnis, die Frucht einer staunenswerten und müh- 
samen Arbeit, ist für die allernächste Umgebung von Petra ab- 
schließend. Aber nur für die allernächste Umgebung, denn un- 
berücksichtigt blieben die Gräberanlagen und Bauten von er-Ramla, 
el-Qobza, el-Mozlem el-Matäha i^Ak^M, umm §ejbün, w. Merwän, 

el-l£arn, el-Lam{i, el-I^rä', Jablfat el-Mefcäfir w. umm 

Ratäm flS, *\ ^s>^ el-Batha £*\kJl und andere. 

Zur S. 239 bemerke ich, daß die von Eitting ganz richtig 
I£asr el-I£antara S^LXiUl j*c£ genannte Zitadelle die große über Tör- 
el-IJmedi führende Straße verteidigt und auf der Südostgrenze des 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



Die Provincia Arabia etc. 399 

Tabkat er-Ngür j^bü\ äJLJa Hegt. El-Kantara heißt die Wasserleitung 
von f Ajn Emün zu dem el-Gerra- (el-]Jazne-) Grabe. 

Den großen Opferplatz Zebb f Atüf habe ich bereits 

1898 besucht und im Jahre 1900 allein und 1901 mit dem Herrn 
Maler Mielich aufgenommen (vgl. Anzeiger der philosophisch-histor. 
Klasse 1901, Nr. xix). 

Auf dem Plane dieses Opferplatzes (S. 240) vermisse ich mehrere 
Details: So entspricht nicht ganz der Wirklichkeit die Zeichnung 
des Abflusses des Wasserbehälters. In dem Hofe fehlen die Stufen 
bei der Südwestecke, die 4 Stufen bei der Nordwestecke. Auf dem 
viereckigen Altare fehlt der Einschnitt in der Südostecke der Ver- 
tiefung. Der runde Altar liegt zu nahe an der Stiege, die E-F 
Treppe weist nicht 9, sondern 15 Stufen auf. Es fehlen die Treppen 
östlich bei dem Wasserbehälter, östlich bei dem Hofe. Auch die 
Orientierung des Opferplatzes ist nicht ganz genau verzeichnet. Sie 
ist nicht nördlich, sondern nordnordwestlich (R 345°), was ja auch 
der Richtung des Bergrückens vollkommen entspricht. 

Die Rinne von dem runden Altar mündet nicht in den Sabil- 
Wasserbehälter (S. 244). 

S. 336, Fig. 369. Auf der Hinterwand rechts und links von 
der Altarnische befinden sich nicht je zwei, sondern nur je ein 
Loch für die Lampen und das wären auf der Figur die oberen 
Löcher. 

Das gewöhnlich ed-Der genannte Grab (Nr. 462) heißt eigent- 
lich haräbt el-Fatüma £-e$kAJl ä^lyt. Ed-Der heißt die ihm gegen- 
überliegende Ruine, nach welcher dann das ganze Gebiet bis zum 
w. Merwän o^r* ^3^3 un( i w - es-Sijjar genannt wird. 

Das Gebiet östlich von ed-Der heißt el-Ma f esrät 
Es reicht im Westen bis zum w. ed-Dejr (bei Brünnow: erstes 
Nordwestwädi) , im Osten bis zum w. abu 'Aleka y>\ «3^3 

(bei Brünnow: w. et-Turkmaniye). Es wird von drei schmalen, 
aber tiefen und fast parallelen Tälern von Norden nach Süden 
durchzogen, von denen das westliche el-Ma esret et-Tarfäwijje S^äJ! 
Äj^liyUl (Brünnow: zweites Nordwestwädi), das mittlere el-Ma'esret 



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,uu ö lL CORNELL UNIVERSITY 



400 



Alois Musil. 



el-Wasta c^-^^l Sj-a^Ä^Jl (Brünnow: drittes Nordwestwädi), das öst- 
liche el-Ma'esret el-Kebire ä^-^ genannt wird. 

Der Rücken zwischen dem el-Maesre et-Tarfäwijje und el- 
Wasta heißt Mam/it Mansür jy«*^* OU^ (nicht el-Ma'aitere), wogegen 
Mamät Hamdän ^»x^a* am rechten Ufer des unteren w. ed- 

Dejr liegt (S. 328—368). 

Die Orientation des Planes von el-Bäred und el-Beda scheint 
kaum richtig zu sein. Ganz richtig hat aber Euting nur die 
enge Schlucht el-Bäred benannt, denn die Ebene vor ihr heißt 
Ligg el- r Asid auch muß ich Eutings scharfsinnigem Ein- 

drucke von der Bestimmung el- Bäreds vollkommen beistimmen 
(S. 409—415). 

Den Plan der Kirche el-W f ejra habe ich schon 1898 gezeichnet 
(Anzeiger der philosophisch-histor. Klasse vom 11. Jänner 1899) und 
die ganze Anlage mit Herrn Mielich 1901 aufgenommen (Anzeiger 
1901, Nr. xix). 

Der S. 417 wiedergegebene, von Pfere Savignac 1902 entworfene 
Plan scheint in Eile gearbeitet worden zu sein. So fehlt der Turm 
am Nordanfange der Brustwehr (mur avance); diese hat 9, nicht 
5 Schießscharten, welche in ungleichen — nicht gleichen — Ab- 
ständen angebracht sind. Es fehlen die drei Türme der Nordmauer, 
in dem Westturme fehlen 2 Schießscharten, von denen doch eine, 
Fig. 473, photographiert wurde, es fehlt die Südmauer. Der Wasser- 
behälter (Bassin) gehört auf die Ost-, nicht auf die Westseite des 
Grabens, der Tunnel ist in Felsen gehauen und nicht gebaut; es 
fehlen die Warttürme im Norden, Westen und Süden. Die Wölbung 
der Zisterne trägt 3 Rippen, welche die Südwestecke mit der Nord- 
ostecke und die Nordwestecke mit der Mitte vereinigen, also ein 
Kreuz und keine Tonne bilden etc. (S. 417 — 418). 

g. Harun habe ich ebenfalls besucht und aufgenommen. 

umm et-Telg wohl g. el-Mdeläge i^UxJl (S. 424). 

w. abu-Kusebe wohl w. abu H§ebe $A ^>\$, durch 

welches ein Weg zum Passe nakb äbu-Häebe führt, 
wogegen der Paß nakb er-Kubai nördlicher liegt. 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Die Provincja Akabia etc. 



401 



Im vierten Abschnitte beschreibt Brünnow nach seinen und frem- 
den Routen ? Odruh und die Römerstraße bis el-'Akaba' (S. 429 — 479). 

Die Dorfruine südöstlich über 'Ajn Müsa, woher die 'Akase 
£*äjL*J\ in el-Kerak stammen, heißt nicht Badabde, sondern el-Mhelle 
Ü^säJI (S. 431). 

Die meisterhafte Beschreibung des Lagers von Odruh stammt 
aus der Feder Domaszewskis (S. 433 — 463). 

Ayyl wohl Ajl Jj>1 (S. 467). 

r Ajn el-'Izäm = 'Ajn ab al-'Azäm <Ak*J\ ^ ^ (S. 468). 

f Ajn §adaka = r Ajn es-Sadaka aäj^oJI (S. 469). 

Betahy — Dahä^a östlich von el Batha Ä^ikJ! (S. 469). 

In el-Gi wird weder Moses noch Aron verehrt. Denn es be- 
findet sich daselbst Gämi r des 'Omar und nördlich außerhalb des 
Dorfes das Heiligtum mizär Mhammad el-IJseni ^^^i.! vX*^ ^ju. 
Die Quellen vom Dorfe heißen: 'Ajn Beddw aJo ^^c, Ma 3 Lebun 

^ el-Hasba <L*.**L\. Die Quelle 'Ayn Harun richtig 'Ajn abu 
Harun oiD^* 5^ ert** liegt nicht in el-Gi, sondern östlich von el- 
W'ejra oberhalb el-Brejz'e ik^^Jl. 

Der Weg über al-Mabrak = el-Mabrak Jj^^-Jl führt nicht 
nach el-Bettera, sondern nach es-§adaka, auf welche Ruine die 
Beschreibung vollkommen paßt. El-Batra liegt 34 km südlicher. 

Die Quelle Reszeysz ^ c wohl 'Ajn Rses 

Hesma ist nicht höher, sondern im Gegenteile um 200 — 300 m 
niedriger als es-Öera' (S. 468). 

w. Hitem — w. el-Jitm <*~Jl ^>\^ (S. 470). 

Die Ebene heißt nicht Küra, sondern Hesma. 

Unter w. umm ahmed dürfte w. el-Hmejma gemeint sein, wo- 
mit auch die erwähnte Wasserleitung von al-Helwa wä-l-Be<Ja 
Ua^l^ übereinstimmt. 

'Ajn er-Resäs =~ 'Ajn Rses. 

'Ajn Radjaf — 'Ajn Rägef cr^*- 

'Ajn Ghazale ----== 'Ajn Razäl ^r^. 

Die Römerstraße von es-Sadaka führt über Dör jy*>, al-Kren 
\yL3\ ; 'j'äsän pakb Burka tey> al-B&Ja '^^^ el- 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



402 



Alois Musil. 



Hmejma ~<L++*L\ } el-Kwera *jiy*$\ w. el-Jitm nach IIa el-'Akaba 
£^£*J1. Bei el-Kr6n zweigt von ihr eine andere Straße ab, welche 
über el-I£nejje ^s-^S ab äl-Lesel J-~JJl nach el-Fwele ^.^Jl 
führt und hier über nakb Star am rechten Ufer des w. el-Kenne 
Ä-oiJl absteigt und bei der Mündung des w. el-'Abid in w. Kilian- 
auf die römische Straße stößt. 
Ein zweiter Arm fUhrt von el-Fwele zu der Festung el-Karana 
ii r jU\^ ^. en-Nasära ^La-Ül und dann zum na^b el-Msattara 

Dj. Oumm Seilieh wohl g, umm Nsßle i-U^ai f \ J-*ä*. 
Ouadi Amran richtig w. er-Rweha ^£>\j, welches die 

Grenze zwischen f Imrän O^^* und IJwetät ibn Gäd ^} Olt^ 
bildet. 

g. Bakr = weli aö-Sejb M^ammad Bäl>er am 
linken Ufer des w. Radda Bäfcer y>L> *>j *S>\j. 

Ouadi Traifiyeh = g. und w. et-Trejfijje ^^A^ J-^- 

Holden Laarde Rwesät el-JJälde 5jJU.I Ol***^. 

Ouadi Rataoua ^ w. Ratwa (S. 472). 

e Ajn JJaldi = Mojet el-JIälde 5L>JliLt über dem linken 
Ufer des w. el-Ma^lafeia ijüivjl ^>\^ welches aus den Tälern w. el- 
Fahhäm fU\iJ\, w. es-Sesab ws^ ^J \ und w. umm Geräd ^ ^S>^ 
>\j*. entsteht. 

g. Rum = g. Ramm ?j J-^. 

Jebel Shäfy = £. a§-£eafe SJlj^\ J^. 

W. el-Itm entsteht aus der Vereinigung des w. el-M(Jefejn 
^^i-yo-Jt ^>\ 3 und w. el-Btajeha yjdj (S. 475). 

Gebel Tajta wohl el-Btajeha i»kJ\. 

'Ajn Qouheireh, el-£uh6ra wohl r Ajn el-Kwera o^J 
östlich von al-Kwera heißen die niedrigen tafelförmigen Hügel nur 

V 

Ha<Jbe, niemals Gebel. So notierte ich hacjbet es-Sala^a 
<*jU-mJ\ ? ha(Jbet el-Halefi ^^i^lH i-**bA und andere. 

g. Säfirin vielleicht el-IJafir (?). 

g. 'Aserim richtig g. umm f A£rin ^ <J-^, welcher Berg 

als Maskün ; d. h. von einem Geiste bewohnt gilt. 



Original frorn 



p00 S' c cornell university 



Die Provincia Arabia etc. 



403 



Mägrah richtig wohl Mekreh tj*** zu nennen. Mekret heißt 
im Dialekte der 'Azäzme, £ulläm und Sa'idijjin jeder Tafelberg; es 
muß deshalb der Eigenname dabeistehen. 

Khirbet Fou'eileh richtig b- el-Fwele £k>*Jt. 

'Ai'n ab al-Lesän wohl f Ajn ab-äl-Lesel J^**^ tf\ aber auch 
ab Äl-Jesel J-«*~Jl y>) (vgl. el-Lehün ; bei den $Liür = al-Jehün). 

al-Hadjfeh richtig \Ajn el-Hegfe ÄA^Jl gewöhnlicher 
Lagerplatz. Von dort führt ein Weg zum na^b Parba ^i^=> 
(S. 475). 

Oueldeh (*^) — ez-Z6r j^jJViio^L am rechten Ufer des 
w. ab-el-Lesel, in welches nördlicher das von es-§ada1>a kommende 
w. al-Whajde 5j^a^\ ^£>\} mündet. 

Maghaireh richtig el-Mrejjeya über dem Zusammen- 

flusse des w. J)6r jy^ mit wädi ab-al-Lesel (S. 479). 

Ouadi Samne kenne ich nicht. Der niedrige Rücken westlich 
von Ma'an heißt g. Semna i-U-*o J-^> die Täler bei der Straße 
heißen jedoch w. Wahadän o^^^ l5>\j> w « Jentüli ^Jy^ t v3 ; \j und 
w. Mdejsis 0-^,^0 ^>\ 3 (S. 476). 

Haraba = haräbt el- f Abid ^y* (S. 476). 

Es folgt eine ziemlich erschöpfende Bibliographie 480 — 510, 
dann ein Namenverzeichnis 511 — 526 und mehrere tabellarische 
Übersichten der Grabformen von Petra 527 — 529. 

Den Band schließen die Reproduktionen der von Eitting 
kopierten nabatäischen Inschriften und 6 Karten. 

Die kartographischen Aufnahmen bezeugen in dem durch- 
forschten Gebiete eine große Genauigkeit. Im einzelnen bemerke ich: 

Tafel xxm. El-Gi liegt zu nahe und el-W'ejra *j^y>\ zu weit 
von Bab es-Sik. 

El-Be(Ja Ua^Jl Hegt etwa in der Mitte zwischen el-Bared 
und Petra. 

Blatt 3. w. IJarandal ^>\j biegt an dem er-Rabsa- £^>pi 

Felsen gegen Norden und umschließt Bijera *r^**> im Osten und 
Norden, nicht im Süden und Westen. 

w. s-Söbak nennen die Einheimischen w. el-Bardijje 




Original from 
CORNELL UNIVERSITV 



Alois Musil. Die Provincia Arabia etc. 



CD 



Halla t-Tafile heißt FTala el-Bek f e £«£Jl L5 JL a .. 

G. Päna heißt eigentlich Hala' elJyrän. Biyär es-Seba r liegen 
5 km nördlich, nicht 11 km südwestlich von el-Ghejre 2j-äsLI. 

Dabbet es-§arbüt oder Dabbt es-Sarbüt liegt 8 km nördlich, 
nicht 6 km südöstlich von et-Twäne Ül^ül; hier liegt IJala' at- 
Tawlänijje i^jUt 

V V 

w.-l-Gardän richtig w. abu-l-Gerzäm fljyW 

Bezüglich der äußeren Ausstattung ist kaum nötig zu bemerken, 
daß sie der in dieser Hinsicht öfter rühmlichst bewährten Verlags- 
firma Karl J. Trübner in Straßburg i. Elsaß alle Ehre macht. 



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Anzeigen. 



A. M. ^Hppt, FpaMMamuKa yduncmso rsuko,. CocT&BH.it — . Thmhcb, 
1903. S. xi, (S. 3 Or-aaBaeme, S. 2 J^onoAEems. h one^aTKn), 101. 

(= CßopnuKz Mamepiajioei djin ouucamn MÖcmnocmeü u xwieMem Rae- 
Kü3a, BnnycR'B xxxm, OTA'&.a'B rv.) 

Die udische Sprache, der die vorliegende Grammatik gewidmet 
ist, lebt am Südabhang des östlichen Kaukasus (Gipfel: Malkamud 
3884 m, Bazardüzi 4484 m) östlich vom 65° L, nördlich und südlich 
vom 41° B, und zwar in zwei weit auseinander 1 liegenden Orten 
des Gouv. Elisawetpol, Kreises Nucha, nämlich in Wartaschen, udisch 
auch Ortaschen (Amt Armjanit) und in Nidfch, Nifch, udisch auch 
Nefch (Amt Aidin-Kischlag). 2 Die Zahl der Uden beträgt nach der 
Volkszählung von 1886 : 7301 (7801 bei Erckbrt ist Druckfehler). 
Ihre unmittelbaren Nachbarn sind die sprachverwandten Kürinen, 
die über den Gebirgskamm herüberreichen, die (aderbeidfchanischen) 
Tateren und die Armenier; Angehörige dieser beiden Völker wohnen 

1 Dire gibt die Entfernung mit 40 Werst und die Wartaschens von Nucha 
mit 36 Werst an; er folgt hierin Schiefner. Diese Zahlen, von denen die letztere 
sich auch bei M. BEfcHANOW (s. unten S. 409) findet (Schiefners Texte S. 58 wissen 
hier sogar von 50 Werst), kamen mir von Anfang an verdächtig vor, da meine 
Karten bedeutend kleinere und ein anderes Verhältnis ergaben; ich habe mir ge- 
nauere Karten kommen lassen und festgestellt daß Nifch -Wartaschen 23^2 un ^ 
Wartaschen Nucha 26 Werst beträgt. 

a Außerdem gibt es in dem entlegenen Kreis Kafach desselben Gouv. ein 
ganz udisches Dorf Kirfan mit 160 Einw. 



nnn |p Original fronn 

CORNELL UNIVERSITY 



406 



H. SCHUCHARDT. 



auch, nach derselben Zählung, mit den Uden in jenen beiden Ort- 
schaften zusammen, Tataren in W. 258, in N. 503, Armenier in W. 80, in 
N. 28. Die Angabe Schiefners daß die Hauptbevölkerung des Ortes 
W. die Juden ausmachen, steht nur scheinbar mit jener Statistik 
in Widerspruch, der zufolge im Orte Wartaschen selbst gar keine 
Juden sind, wohl aber in einem andern Orte der Gemeinde W. über 
1700, die einzigen nicht nur der Gemeinde, des Amtes, des Kreises, 
sondern fast auch des ganzen Gouvernements. Dieser Ort, welcher 
DZuhutlar heißt, d. i. (tat.) ,die Juden', liegt nun aber, wie mich 
eine ältere Spezialkarte belehrt, ganz dicht bei dem Orte Wartaschen 
(etwa eine Werst südlich davon), sodaß er wohl mit diesem unter 
einem Namen zusammengefaßt werden mag. Auch BEfcHANOw spricht 
kurzweg von den Juden des Ortes Wartaschen und bemerkt daß 
sie zwei Synagogen haben. Die Juden leben also sicherlich in hin- 
länglich naher Nachbarschaft mit den Uden um deren Sprache, wohl 
vor allem durch Einführung persischer Wörter, beeinflußen zu können. 
In der ,Kurzen Beschreibung des Dorfes W/ welche sich in Schief- 
ners Texten S. 58 f. findet, heißt es daß Wartaschen aus 800 Häusern 
bestehe, 250 arm., 150 georg., 300 jüd., 60 tat., 40 lesgh. Diese 
höchst auffällige Angabe, welche doch von einem Uden (G. BeIcha- 
now?) herrührt, unterscheidet sich von derjenigen welche Schiefner 
direkt (S. 3) mitteilt; vermutlich sind aber dort unter den Armeniern 
alle Angehörigen der armenisch-gregorianischen, unter den Georgiern 
die der orthodox-griechischen Kirche verstanden. 

Da das Udische wegen seines eigenartigen Charakters ein hohes 
Interesse beansprucht, in der engen Berührung mit andern Sprachen 
aber mehr und mehr von jenem verliert und in absehbarer Zeit 
wohl ganz aussterben wird, so hat Dirr sehr wohl daran getan in 
seinen praktischen Sprachstudien ihm den Vorrang zu gewähren; 
weitere Beiträge zu seiner Kenntnis, Wörterbuch und Texte, stellt 
er uns in Aussicht. Vor allem aber sollte er danach trachten sein, 
wie er eingesteht, unzureichendes Material über die Mundart von 
Nifch zu vervollständigen und uns dann vorzulegen. Bei Schiefnbr 
finden sich von ihr nur wenige kurze Proben und im Wörterbuch ein 




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CORNELL UNIVERSITV 



Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



407 



paar Wörter. Es scheint ja daß diese Mundart im großen ganzen 
nicht stark von der andern abweicht; doch wird sie wohl manchen 
altertümlichen Zug aufweisen — Nifch ist der Hauptsitz der Uden, 
die hier fast doppelt so zahlreich sind wie in Wartaschen (4553 1 : 2362 
im J. 1886) — und jedesfalls werden die Varianten zur Aufhellung 
der Formen dienen. So ist das anlautende h welches das N. in 
manchen Wörtern hat wo es dem W. fehlt, gewiß das Ältere (so n. 
kun, w. un ? du'; vgl. tsach. hu, chürk. 7m); so weist das konjunkte 
Pronomen der 3. P. PI. n. -tun- auf -tuyon zurück, während w. -qun- 
nur dessen zweitem Teil entspricht. Dem w. p'in, p'ey Gen. u. AfF. 
zu pul ,Auge* stehen als regelmäßigere Formen gegenüber: n.filin, 
bulay Sch. 55, 19. 54, 6 v. u., deren Anlaut natürlich berichtigt werden 
muß (bulay würde ja zu n. bul Sch. 49, 15 = w. bul ,Kopf* gehören; 
die Schreibung / für p c kehrt in demselben Liede 55, 15 wieder: 
feyan ,er sage' ist = w. piqan). Ist in pin, p'ey zwischenvok. I 
geschwunden, so läßt sich dazu w. orein } n. oralin , Quelle' ver- 
gleichen. Anderseits zeigt auch das N. manchen unzweifelhaften 
Lautfortschritt, so amdar, w. adamar ,Mensch', bawa, w. baba , Vater', 
göin, w. gogin, ,blau', ,grün' (tat. goh, gök ,blau'), yujär, w. yinär 
,Mädchen' (zu n. yuini, w. yuni ,Weibchen' [von Tieren], in den 
lesgh. Mdd. yunul, yuneSe, yinib u. ä. ,Weib'). Jünger als die w. 
Ablativendung -yo dürfte auch die n. -yon sein, deren -n vielleicht 
aus dem Instrumental stammt. Diese paar Kleinigkeiten zur stärkeren 
Aufmunterung. 

S. ii ff. zählt Dirr die gedruckten und ungedruckten Vorar- 
beiten über das Udische auf; ich vermisse darunter das kleine 
udisch-russische Wörterbuch welches 1853 in Petersburg das Licht 
erblickte. Von den übrigen sind es drei über die ich mich wegen 
des Verhältnisses in dem Dirr zu ihnen steht, näher auslassen muß. 
Ich kehre dabei die zeitliche Reihenfolge um und beginne mit der 
udischen Evangelienübersetzung die im 30. Bd. desselben Sbornik 

1 Dazu kommen noch 198 des ganz udischen Ortes Melikly der Gem. Nifch; 
wo aber die 28 zur Gesamtzahl 7141 des ganzen Kreises Nucha fehlenden sicli 
befinden, weiß ich nicht. 

Wiener Zoitschr. f. d. Kunde d. Morgeul. XVIII. Bd. 29 




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408 H. SCHUCHARDT. 

erschienen ist (1902) dessen 33. Bd. die Grammatik Dirrs enthält. 
Dirr sagt von ihr (S,v): BOcno^ifc30BaTLCÄ kotopiwb mh* He npnnuoci>, 
und ich denke, das ist ebenso unbestimmt wie wenn man im Deut- 
schen sagte: ,die zu benutzen ich nicht in der Lage war'. Aber in 
einem solchen Falle hätte er sich ganz bestimmt ausdrücken sollen. 
Sie war allerdings cOBCiMi HeßaBHO erschienen, aber doch, wenn 
ich nicht irre, schon im Laufe des Jahres 1902 und Dirrs Vorrede 
ist vom 20. November 1903, sodaß er wohl noch Zeit gehabt hätte 
sich mit ihr zu beschäftigen. Ich vermute aber daß er diesen Sprach- 
text nicht für vollkommen zuverlässig erachtet hat. Es ist ja aller- 
dings klar daß die Evangelien in eine ganz unlitterarische Sprache 
sich nicht übersetzen lassen ohne daß ihr bis zu einem gewissen 
Grade Gewalt angetan wird, ohne daß fremde Wörter, fremde Be- 
deutungen, fremde Wendungen aufgenommen werden. Aber das sind 
schließlich Dinge die auf der Oberfläche der Sprache liegen, es han- 
delt sich dabei, können wir sagen, um den Stil; die Sprache selbst, 
d. h. in all den wesentlichen Zügen auf die es dem Sprachforscher 
ankommt, braucht nicht geschädigt oder geschmälert zu werden, und 
sie wird das auch nicht wenn die Übersetzung von einem Einheimi- 
schen hergestellt wird. 1 Einem solchen nun verdanken wir die 
udische Übersetzung der Evangelien; 1893 schrieb sie der inzwischen 
verstorbene Priester Sem£n BEfcHANOw aus Wartaschen nieder; ein 
zweiter Band des Sbornik sollte eine Sammlung udischer Volkslieder, 
Märchen und Sprichwörter mit einem Wörterbuch bringen — es hat 
den Anschein als ob man davon abgekommen sei. Sie war von 



1 Der Gebranch fremder Partikeln rührt freilich schon an das Mark der 
Sprache, und so ist das arabisch -persische ^ ,und' als udisches voä in den Ev. ge- 
radezu überraschend. Konnte denn der Übersetzer nicht mit ~al auskommen, von 
dem ja in den S chiefners ch e n Texten ein gewiß unvolkstüralich reicher Gebrauch 
gemacht wird? Auch ja ,oder* ist persischen Ursprungs, aber doch wohl, da es 
Schiefner und Dirr bezeugen, schon eingebürgert (in den Ev. erscheint es als e). 
Georg. cacj^G'Co ,wenn nur!* hat sich sogar im Udischen weit von seiner ursprüng- 
lichen Bedeutung entfernt; es ist Adjektiv geworden: oyand yi ,günstiger Tag' 
Mark. 6, 21, oyand wädä ,günstige Zeit 4 Mark. 14, 11, oyande (für -ndde) ,es ist be- 
quem 4 Matth. 19, 24 (russ. überall V406HHM). 



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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



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Sem£n in Gemeinschaft mit seinem Bruder Michail, Schulinspektor 
zu W. veranstaltet worden, welcher 1892 im Sbornik (14. Bd., l.Teil) 
eine durch ihren volkskundlichen Inhalt sehr wertvolle Abhandlung : 
KpamKin (von S. 213 — 262!) c&b^nifi o c. liapmaiueKb u eeo wumejuixi 
veröffentlicht hat; Der Vater der Brüder, Stepan BeIchanow war 
Lehrer an der Landesschule von W. gewesen, an der dann auch 
ein dritter Sohn von ihm, Georgii wirkte; der Bruder dieses Stepan, 
der ältere Georgii BeIchanow, Lehrer an der Kreisschule zu Nucha 
(vor 1860 verstorben) hatte die Materialien geliefert die Schiefner 
seiner Arbeit über das Udische zu Grunde legte. Wir haben da 
eine udische Lehrerfamilie der die wissenschaftlichen Freunde des 
Udischen zu einigem Danke verpflichtet sind. Ob sich der Uber- 
setzer der Evangelien ungebührliche Freiheiten gegen seine Mutter- 
sprache erlaubt hat, das entzieht sich natürlich meinem Urteil; daß 
jedoch der veröffentlichte Text, dessen Druck er wohl selbst nicht 
mehr beaufsichtigen konnte, von Druckfehlern wimmelt, wird jedem 
in die Augen springen der sich nur einigermaßen mit dem Udischen 
vertraut gemacht hat. Deshalb sind sie aber auch zum allergrößten 
Teil ungefährlich; sie haben mich wenigstens nicht gehindert viel- 
fache Belehrung aus diesem Texte zu schöpfen, und ich habe mich 
im folgenden sehr oft auf ihn bezogen. 1 Wenn ich mich in den 
Fußstapfen S. BEfcHANOws verirrt haben sollte — ich sehe allerdings 
sogar in seinen Inkonsequenzen allgemeine Schwankungen der Sprache 
— , so möge man mich zurechtweisen ; auch dadurch wird die Wissen- 
schaft gefördert. 

Gegen das ungünstige Urteil Dirrs über Erckerts Buch Die 
Sprachen des kaukasischen Stammes (1895) erhebe ich keine Ein- 
wendung; aber es ist nicht richtig daß es von allen denen gelobt 
worden ist ,die kein einziges Wort von einer der vielen kaukasischen 
Sprachen kennen'. Wer überhaupt irgendwelche sprachwissen- 
schaftliche Schulung besitzt, dem müssen sich die Schwächen des 

1 So manches worüber ich selbst gern Auskunft gewünscht hätte, fand ich 
begreiflicherweise keine Gelegenheit zu erwähnen, z. B. die Postposition -gin nach 
dem Ablativ (Matth. 11, 22. 24. Luk. 10, 12. 14). 



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H. SCHUCHARDT. 



Buches, wenn auch nicht in ihrem ganzen Umfang offenbaren. Ander- 
seits hat allerdings einer der mehr als ein Wort von den kauka- 
sischen Sprachen kannte, der uns sogar mit ihrem Bau durch eine 
Reihe scharfer, treffender Skizzen vertraut gemacht hatte, nämlich 
Fr. Müller dem Erckerts ch en Buch einen höchst anerkennenden 
Geleitbrief ausgestellt. Daraus darf man durchaus nicht schließen 
daß er gegen seine Mängel blind gewesen sei; man wird wohl be- 
greifen daß er als Pate sich nicht ganz unbefangen äußern konnte, 
ebensowenig aber sich zur Niederlegung der einmal angenommenen 
Patenschaft entschließen. Die Hauptsache indessen war die daß der 
Eindruck den das Ganze auf ihn ausübte, unbedingt vorherrschte; 
er sah gleichsam eine große, reiche, geheimnisvolle Provinz erobert, 
eine Menge von Talschaften, von deren Vorhandensein man kaum 
Kunde hatte, plötzlich aufgedeckt. Noch in demselben Jahre wie 
Erckerts Buch erschien meine Abhandlung Über den passiven Cha- 
rakter des Transitivs in den kaukasischen Sprachen, bei deren Aus- 
arbeitung ich das Ungenügende und Unzuverlässige der Erckert- 
schen Mitteilungen schmerzlichst empfunden hatte. Ich drückte mich 
hierüber in der Schrift selbst nur in schonender Weise aus, mit 
Rücksicht eben auf Fr. Müller. Als ich später im Gespräch mit 
diesem mich rückhaltloser äußerte, hob er als Verdienst Erckerts 
hervor daß er eine große Menge Stoffes geborgen habe der Gefahr 
lief spurlos verloren zu gehen. Dem konnte und kann ich nicht 
ganz beistimmen; daß er an so vieles zuerst Hand anlegte, mochte 
nur Frucht bringen wenn dadurch andere angeeifert wurden es 
besser zu machen, und so sollte gerade Dirr einem gewissen Gefühl 
der Erkenntlichkeit gegen Erckert sich nicht verschließen. Mir, 
und ich denke auch andern, gewährt dessen Buch durch die darin 
enthaltenen Zusammenstellungen und Überblicke manchen Nutzen, 
nicht nur in Bezug auf das was anderswo nachgeprüft werden kann; 
auch die vorläufigen Abschätzungen die es ermöglicht, sind nicht 
ohne Wert. 

Unter den früheren Veröffentlichungen die sich auf das Udische 
beziehen, läßt sich keine an Wichtigkeit mit Schiefners Versuch 




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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



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über die Sprache der Udert (1863) vergleichen, und ich muß sie 
hier besonders ins Auge fassen, da sie, vom Wörterbuch abgesehen, 
sich mit der Arbeit von Dirr der Art und dem Umfang nach 
wesentlich deckt. Wenn Dirr erklärt, wir hätten Schiefner dafür 
sehr erkenntlich zu sein daß er uns mit einer bis dahin unbekannten 
Sprache bekannt gemacht hat, so möchte ich dieses Lob in etwas 
umständlicherer Weise vorbringen. Schiefner hatte, wie Dirr her- 
vorhebt, keine Gelegenheit die Sprache mit Einheimischen selbst zu 
studieren; aber er hat es sich angelegen sein lassen möglichst viele 
und zuverlässige Aufzeichnungen in ihr und über sie zu erlangen, 
und er hat diese dann gewissenhaftest und wissenschaftlichst ver- 
arbeitet; auch" der nur beschreibenden Grammatik kommt ja die 
Geübtheit des Sprachforschers zugute. So hat er uns ein ausführ- 
liches und anschauliches Gebäude des Udischen aufgestellt das auch 
jetzt noch fest in seinen Fugen steht. Wir sind nun ebenso Dirr 
sehr dankbar dafür daß er den Vorteil mit Uden unmittelbar ver- 
kehren zu können, gründlich ausgenutzt hat; wir freuen uns aber 
seiner Ergebnisse nicht nur insofern sie das schon Vorhandene be- 
reichern und berichtigen, sondern auch insofern sie es — und das 
tun sie im wesentlichen — bestätigen. Die Ausstellungen welche 
Dirr S. v ff. an Schiefners Arbeit macht, beziehen sich nicht auf 
das grammatische System, sondern auf Wörter, Beispiele und Texte. 
Daß die Übersetzungen aus einem russischen Schulbuch — sie bilden 
ja die Hauptmasse der ScHiEFNERSchen Texte — Dirrs Helfern oder 
Lehrern fremdartig vorkommen, ja teilweise unverständlich sein 
mochten, darüber ist weiter nichts zu sagen. Wenn es ferner heißt, 
Schiefner habe sehr oft t 8 \ d s und t 8 , p und p usw. miteinander 
verwechselt, so muß auf das hingewiesen werden was er selbst am 
Schlüsse seiner Schrift sagt: er habe sich nur auf unvollkommene 
Texte und fremde Ohren verlassen müssen, weshalb in lautlicher 
Beziehung von ihm nur höchst Mangelhaftes habe geleistet werden 
können. Sollte es sich aber um Versehen handeln für die Schiefner 
allein verantwortlich war (es finden sich in der Tat eine Reihe von 
Druckfehlern bei ihm die nicht nachträglich berichtigt worden sind), 




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H. SCHUCHARDT. 



so wird gerade Uihr Anlaß haben nachsichtig zu sein. Am meisten 



überflüßig, aber eben deswegen nicht schädlich. Wenn er besonders 
daran Anstoß nimmt daß die Nomina agentis auf -bat und -kal als 
Bezeichnungen für solche Handwerker angegeben werden wie sie 
in den udischen Orten gar nicht vorkommen (z. B. gombalo ,einer 
der färbt' als ,Färber'), so übersieht er zweierlei. Einmal daß im 
Deutschen die Wörter auf -er nicht nur auf einen der etwas gewohn- 
heits- oder handwerksmäßig tut, sich beziehen können, sondern zum 
großen Teil auch auf einen der es nur einmal tut, ja sogar bloß auf 
einen solchen (Erzähler, Sänger; Zuschauer, Rächer, Geber) und 
dann den gleichen partizipialen Sinn haben der den udischen No- 
minell auf -al zukommt. Schiefner hat offenbar, der Kürze zulieb, 
sich der Wörter auf -er in diesem Sinne bedient; ,Beller', ,Klopfer', 
,Leeker', ,Macher', ,Murrer', , Wisser' u. dgl. sind ja ganz unzwei- 
deutig, und daß , Raucher' zu zap'kal nicht in der Bedeutung gedacht 
ist welche es in unserem ,sind Sie Raucher?' hat, ergibt sich schon 
aus dem als Synonym daneben gesetzten ,Zieher'. Und zweitens, 
sobald das Udische als Schrift- oder Kultursprache auftritt, muß 
es auch auf Dinge Bedacht nehmen die es nur außerhalb von War- 
taschen und Nifch gibt. Der Ameisenfresser ist gewiß ein süd- 
amerikanisches Tier; aber warum sollte nicht ein Lehrer in der 
Schule von ihm sprechen, ein udischer so gut wie ein deutscher? 
Endlich führt Dirr ein paar Bedeutungsangaben Schiefners an die 
ganz falsch seien. Was solle man dazu sagen daß er dipg mit 
,(Dresch)flegel' übersetze! Dirr hat die Sache in Wartaschen ge- 
sehen; seiner Beschreibung zufolge ist es die auch sonst im Morgen- 
land gebräuchliche Dreschwalze, die bei uns unbekannt ist und der 
unser Dreschflegel entspricht. Es würde also eine rein sprachliche 
Gleichung durch eine ethnographische ersetzt worden sein, was ja 
allerdings in einem Wörterbuch nicht statthaft ist. Aber vielleicht 
hat überhaupt kein Fehltritt stattgefunden; es scheint nämlich daß 
im Kaukasus selbst das Wort von der einen Art des Dreschwerk- 
zeuges auf die andere übertragen worden ist. Es stammt wohl zu- 



gibt sich Dirr mit den Neologismen bei Schiefner ab; die sind ja 




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Dirks Grammatik der udischen Sprache. 413 

nächst aus dem Persischen, wo ding (nach Steingass) so viel ist 
wie ,ein hölzernes Werkzeug mit eisernen Zähnen um den Reis von 
der Spreu zu sondern', dingl wohl dasselbe (a separater of rice from 
chaff). Im Georgischen haben wir neben einem alten dingt ,Rüssel' 
ein gleichlautendes junges Wort (bei Orbeliani steht es noch nicht, 
auch nicht bei Tschubinow 1 ) j das ich in Tschubinows Russisch-geor- 
gischem Wtb. zwar nicht unter vfewh finde, wohl aber unter mo^othjo. 
Da das letztere Wort nicht nur den Dreschflegel, sondern auch dessen 
Klöppel bezeichnet, so könnte ja dingi diesen zweiten Sinn haben, 
und mit dem ließe sich vielleicht die georgische Erklärung in Ein- 
klang bringen die Tschubinow 2 zu dem Worte gibt: ^ÜO^ÜCT 00 
3ca3bbcx ^o6"o> ^ggfco ej^dg^gog«^ ; aber die russische Erklärung: ßyöeH'B, 
Kifi y mo^ioth^ikh paßt mir wiederum nicht dazu. Aus Tiflis 
schreibt man mir daß qoo^o ein gewöhnlicher Knüppel sei mit dem 
die Bauern die Körner von dem Mais abschlagen. Endlich bean- 
standet Dirr noch die Ubersetzungen einiger Wörter auf -luy bei 
Schiefner. Daß t 8 at s luy nicht sowohl ,Stachelhaftigkeit' bedeutet 
als ,Ort wo es viele Stacheln gibt', das läßt sich wohl von vorn- 
herein denken. Etwas anders verhält es sich mit yinärlny und zvi- 
t 5 iluy, nach Schiefner ,Mädchenschaft' und ,Brüderlichkeit', nach 
Dirr , Stieftochter' und , Stiefbruder' (s. auch Berichtigung zu 12, 13 
wo er: , Schwiegertochter' und ,Bruder' übersetzt hatte). Nun sind 
aber die mit -luy, 4üy (tat. ~luq, -lüq, -liq) gebildeten Wörter Abstrakta 
oder Kollektiva; yinävluy, wit^ihiy müssen ursprünglich soviel be- 
deutet haben wie ,Mädchenschaft fc ' (,Mädchenhaftigkeit 4 oder ,Mädchen- 
gemeinschaft'), ,Brüderschaft' ( ^Brüderlichkeit' oder ,Brüdergemein- 
schaft'), und der heutige Gebrauch wird erst in jüngster Zeit ent- 
standen sein (nach Schiefner wird ,Stief-' mit oga- ausgedrückt). 

An diesem Punkte erhebt sich nun die Frage: welche Stellung 
nimmt Dirr gegenüber den von Schiefner mitgeteilten Sprachtat- 
sachen ein die er selbst nicht hat bestätigen können? Da er uns 
hierauf keine direkte allgemeine Antwort gibt, so werden wir suchen 
den Standpunkt zu bestimmen von dem aus jene beurteilt und be- 
handelt werden mußten. Das Udische von W. zeigt weit weniger 



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H. SCHUCHAKDT. 



Einheitlichkeit (auch schon bei Schiefner) als man nach der Bevöl- 
kerungszahl annehmen sollte. Das wird auf mancherlei Ursachen 
zurückgehen. So findet vielleicht ein stärkerer Verkehr mit Nifch 
statt, wird von dort nicht selten nach W. hinein geheiratet. Wenn 
ausdrücklich aiva, bawa als n. = w. aba, baba angegeben werden, so 
dürfen wir den im Wtb. Schiefners schlechtweg als Nebenformen zu 
t$ibu%, t$obal verzeichneten t s iioux 9 t$owal eine derartige Herkunft 
zutrauen. Innerhalb W.s mögen örtliche Verschiedenheiten bestehen. 
So heißt es bei Dirr S. 100 Anm. 25 daß efan für Xoän (vielleicht 
auch das e/d, efä% der Ev. ?) nur in dem untern Teile von W. ge- 
sagt werde, welcher den Namen Diblär führe. Das dürfte nur ein 
anderer Name für jenes Däuhutlar ,Judendorf sein, welches, wie wir 
gesehen haben (S. 002) eine kurze Strecke talabwärts vom eigent- 
lichen W. liegt. Ferner wird das Zusammentreffen des Udischen 
mit andern Sprachen nicht immer dieselben Ergebnisse haben; zwei 
Personen welche Armenisch und Udisch vollkommen beherrschen, 
werden das letztere wohl nicht ganz gleich sprechen wenn die eine 
einer armenischen, die andere einer udischen Familie angehört. Sind 
nicht die beiden Hauptgewährsmänner Dirrs, die Herren SoroMO- 
niants und Mnatsaganiants Armenier? Jeder von ihnen scheint 
wiederum seine Besonderheiten zu haben. So spricht ersterer statt 
-zk-, -zq- nicht -sie-, -sq-, was ja natürlich wäre, sondern -t 3 Jc- -t^q-: 
utjco, at s qesa S. 7 Anm., 50 Anm. 1. Und zu nicht wenigen Wortformen 
in den beiden angehängten Texten hat Dirr Abweichungen aus dem 
Munde von Sofomoniants angemerkt, z. B. zu dejirmand^i ,Müller': 
degirmant$i, zu yaritul ,Rosine': qaritul. In jenem Fall hat S. die 
jüngere Aussprache (tat. dejirmen , Mühle in diesem die ältere 
(c[ari ,trocken' bei Sch.; vgl. tat. fcimt dass.); y- für q- weist nach 
Nifch (n. yat'e, -I ,zwischen', yan ,und* — w. qat c i y qan). Von beson- 
derem Werte für uns ist das von Dirr S. viii gemachte Eingeständnis: 
,Es versteht sich von selbst daß meine Lehrer im Udischen nicht 
immer bezüglich der besten Transkriptionsweise für einzelne Wörter 
üb er einstimm ten', und er gibt dafür als Beispiel an: qoqla, qoqla, 
yoyla ,Ei*. In solchen Fällen handelt es sich nämlich nicht um 




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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 415 

eine einzige, nur schwer zu fixierende Aussprache, sondern um ver- 
schiedene Aussprachen. Schiefner hat qoqla; die Ev. %oyla; Erckert 
qoqla y qoqla; Dirr qoqla (so 13, 6. 15, 16), aber daneben eine 
vierte Form, qo%la (S. 26 f. fünfzehnmal). Sind nun überhaupt inner- 
halb des Udischen von W. so zahlreiche Varianten vorhanden, so 
werden sie schwerlich alle zur Kenntnis Dirrs gelangt sein, mit 
welch anerkennenswertem Eifer er auch zu Werke gegangen ist. In 
negativer Beziehung mochten ihn seine Gewährsmänner leicht irre- 
führen, indem sie behaupteten, man sage nicht so und so, damit 
aber meinten, es sei das nicht das Gewöhnliche oder Richtige. In 
einer Berichtigung zu S. 63 heißt es: ,Die von mir angegebenen 
Formen werden nicht gebraucht; „so sagt nur A.", äusserte sich 
Herr Soiwoniants gegen mich, als wir noch einmal die von A. mit- 
geteilten Formen durchgingen/ Vor allem aber ist zu bedenken daß 
die Aufzeichnungen deren Schiefner sich bediente, ein halbes Jahr- 
hundert zurückliegen und manches darin Vorkommende seither aus- 
gestorben sein mag. Somit genügen die unmittelbaren Erhebungen 
Dirrs nicht die Unrichtigkeit ScmEFNERScher Angaben zu erweisen, 
und die Annahme einer solchen wird nicht allzu oft durch die Mög- 
lichkeit des Verhörens, Verschreibens oder Mißverstehens unterstützt. 
Endlich fallen auch die Übereinstimmungen mit der Evangelien- 
übersetzung ins Gewicht, die Jahrzehnte später abgefaßt wurde; 
man kann doch nicht glauben daß in der Familie BEfcHANOW die 
Uberlieferung erfundener Formen bestanden habe. Dirr sagt S. 6 
daß das n von -nu ,du* an vorhergehendes l usw. angeglichen 
werde, aber ,niemals, entgegen der Behauptung Schiefners' das von 
-nan ,ihr'. Wir finden aber diese Assimilation (-llan, -rran) nicht 
nur zwei bis drei dutzendmal in Schiefners Paradigmen, sondern 
sie scheint auch in den Ev. das Regelmäßige zu sein (s. z. B. Matth. 
7, 2. 10, 20. 13, 14. Luk. 13, 3. 5); vielleicht lebt sie auch heute noch 
fort, ist es doch überhaupt merkwürdig daß sie durch die Analogie 
mit der 2. P. S. nicht ganz gefestigt worden ist. (S. 12 sagt Dirr, 
das l in zorlu „stark* werde nicht assimiliert, und stimmt hierin mit 
Schiefner überein; aber die Ev. haben zorru, und es liegen also 



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H. SCHUCHARDT. 



Varianten vor wie bei der gleichartigen Bildung, sähärlu, Sähärru 
Sch.) Etwas vorsichtiger drückt sich Dirr S. 27 Anin. aus, wo er von 
ScmEFNERSchen Formen sagt: ,sie werden nicht gebraucht'; noch 
genauer S. 22 Anm. 1 bezüglich andrer solcher: ,sie erwiesen sich 
den mit mir bekannten Uden als fremd'; am zutreffendsten aber in 
der Berichtigung zu S. 15: ,Schiefner sagt daß die Ordnungszahlen 
mit dem Genetiv der Grundzahlen identisch sind, aber jetzt werden 
nur die Formen auf -mdti gebraucht'. In allen drei Fällen tragen 
die Formen in sich das Zeugnis der Echtheit. Die erste Stelle be- 
zieht sich auf die Casus obliqui der Plurale t$ub%u% (t§ib%ux), u ^X u h 
im%ux, buryu%, welche nach Schiefner § 64 lauten : (Dat.) t 5 ibko, 
ulu%yo, imuxyo, buru%yo, nach Dirr aber alle gleichmäßig und mit 
dem Singular übereinstimmend: t§ubyo, ulyo 7 imyo, buryo; Sofomoniants 
zieht für den Plural die Formen t^ub^Oj ulyp, imyo y buryo vor, welche 
in der Tat den vorauszusetzenden *t$ubu%yo, uluyyo, imuyyo, buruyyo 
näher stehen. Und von diesen sind uns ja nun die drei letzten durch 
Schiefner unmittelbar bezeugt; sie schließen sich an den Nom. Sing, 
an (rvj adamar : adamaryo), nicht, wie zu erwarten wäre, an den 
Nom. Plur. (^ulyuyo rsj t c urmu% : t^urmuyo). In *t§ubu%yo ist wohl in- 
folge des häufigen Gebrauchs dieses Wortes (es bedeutet ,Weib') der 
zweite Vokal am frühesten geschwunden und das %y zur Tenuis ver- 
dichtet worden (vielleicht ist Schiefners k in q zu verbessern). Auch 
die Ev. bieten hier die Tenuis: t$up*qo, seltener t§ubqo, in den drei 
andern Wörtern die Spirans, aber nur bei einem mit Unterscheidung 
der beiden Zahlen: Sing, imyo, Plur. im%0] buryo ist Sing, und Plur. 
(also wie bei Dirr), ulyp und ulyo Plur. So enthüllt sich uns ein 
kleines Stück Sprachgeschichte. Auch die Formen der zweiten Stelle 
sind gut- begründet; dem Plur. iskarmur (warum schreibt Dirr iäqar- 
mur, wenn er die Form nicht gehört hat ?) zu iSu ,Mann' (tat. gi§i) ent- 
spricht in der Md. von Nifch als Sing, iskar (-ar ist offenbar tat. 
Pluralendung wie in adamar , Mensch' = tat. adamlar ,Menschen'). 
Die Darstellung der Ordnungszahlen durch den Genetiv der Grund- 
zahlen, von welcher an der dritten Stelle gesprochen wird, ist uns 
aus andern Sprachen bekannt, und sie muß im Udischen der heu- 




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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



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tigen Bildung vorangegangen sein. Von %ib ,drei* z. B. hatte man 
zuerst %ibun ^dritter' und dieses wurde, auf Grund der Übereinstim- 
mung zwischen der udischen und der tatarischen Genetivendung, an 
tat. utsintgi, utsumt$u o. ä. (osman. Utßndzii) von ut 5 ,drei' angeglichen: 
%ibund~i, %ibumd £ i. Die Hinweisungen auf Schiefner sind bei Dirr 
ganz vereinzelt; wir werden aber nicht daran zweifeln dürfen daß 
er die meisten ScmEPNERSchen Varianten als unsicher oder un- 
richtig ausgeschlossen hat. Daran aber hat er unrecht getan; er 
hätte sie dem Seinigen mit irgend einer Kennzeichnung anschließen 
sollen. So gehen wir, die wir doch nicht Udisch in praktischem 
Sinne lernen wollen, mancher mehr oder weniger wichtigen Form 
verlustig. Ich will das beispielsweise an den Pluralendungen der 
Substantive zeigen. Wir haben deren zwei ursprüngliche: -ur (l) 
und -u% (2) ; sie können sich miteinander verbinden : -uru% (3), oder 
mit einem vorausgehenden m: -mur (4) und -mu% (5); endlich kann 
sich wieder (5) an (l) anfügen: -urmu% (6). Ich gebe hier eine 
Reihe von Pluralformen wie sie Dirr verzeichnet, und stelle die ab- 
weichenden ScmEFNERSchen dazu: 

(2) ailux, Sch. auch äilümii%, 
isiu%, iskarmux, isJcarmur, 
%äü%, auch häur, 

(3) elcurii%, auch ek'uv, 
gauru%, gamu%, 
jaquru%, jaqurmu% } 
kod/uru% 9 auch kodjtir, 
Jculuru%, Itulmufc auch Jculur, lte%ur, 
p c op c urux, p'op'ur, 

(5) p c ulmu%, p'ulmur, p*ulur, 

t s 'it 8 'ikmu%, auch t a 'it 8 'ikur. 

Bei Dirr sind -mur (bemerkenswert, weil es sich auch im Artschi- 
schen findet) und -urmux überhaupt nicht belegt. — Noch manches 
andere Vereinzelte bleibt unerwähnt. So bin%o% Plur. von bin, , wobei 
eine vermittelnde Form binu% vorausgesetzt werden muß' (Sch. § 42); 



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H. SCHUCHARDT. 



dem entspricht yimypx in den Ev. (bei Sch. u. D. yiuy) Plur. von yi 9 
wofür wir yimux erwarten sollten. Obwohl diese Nominative die Ge- 
stalt von Affektiven haben, handelt es sich wohl eher um den ge- 
wöhnlichen Vorgang daß ein Plural nochmals pluralisiert wird (hier 
mit der gleichen Endung). Die Kasusformen weisen ähnliche Diffe- 
renzierungen auf. Ich beschränke mich darauf eine durchgehende 
Variante Schiefners zu erwähnen, vor welcher vielleicht die DiRRSche 
ganz zurücktreten muß. Dirr gibt in den Paradigmen als Endung 
des Abi. und Kom. Plur. stets nur -yayp, -yaypl; da der Äff. ebenso 
regelmäßig -yo% lautet, und da im Sing, jene Kasus meistens durch 
den Äff. bestimmt werden, so sollten wir -yo/o, -yoypl erwarten. So 
und nicht anders hat nun Schiefner (auch Erckert), so haben die 
Ev. und nicht bloß diese, sondern auch die von Dirr dargebotenen 
Texte (ailoyo%olan 91, 11, %inärmoyoyplan 95, 15). Sollten die For- 
men mit -a- wirklich vorkommen, so sind sie gewiß nicht die herr- 
schenden ; ich denke aber, es liegt ein Versehen Dirrs vor, und fühle 
daher auch ein leises Mißtrauen gegen die von ihm S. 27 verzeich- 
neten Formen des Abi. und Kom. Sing. t$ubyayp, t§ubya%ol (Äff. t§ubyo%) 
und burya%o y buryayol (Äff. buryoy), neben ulyoyp, ulyoypl (Äff. ulyox), 
imyoyOy imyoyol (Äff. imyoy) und aryoyp^ aryoypl (Äff. aryoy). Schiefner 
hat buryo%o(l), die Ev. ebenso und t$ubyoyol. Der Gegensatz zwischen 
Schiefners -o- und Dirrs -a- erstreckt sich nun innerhalb der bezeich- 
neten Deklinationen auch auf den Terminativ, den Allativ und den 
Adessiv, also -yoZ, -yot§, -yosta : -yal, -yat 5 \ -yasta. Aber hier bin ich 
etwas weniger sicher, weil es mir an Beispielen aus den Ev. fehlt 
(außer buryol, bei Dirr buryal) und weil die Übereinstimmung dieser 
Kasus mit dem Abi. und Kom. auch im Sing, bezüglich des betonten 
Vokals bei Dirr keine durchgängige ist (er hat nämlich nicht nur 
neben buryayo : buryal usw., sondern auch neben imyo%o } aryoyo : 
imyal 7 ulyal usw.). Was den Kausativ anlangt, so hat er bei Schiefner 
in allen Pluralen und im Sing, von buru% -onk, bei Dirr aber über- 
haupt immer -eyk (nur babayk, nanayk von baba f nana). 

Wie mir der nächste Zweck des Vorhergehenden gewesen ist 
Schiefner gerecht zu werden, so wird es mir im folgenden darauf 




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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



419 



ankommen Dirr gerecht zu werden, ohne deshalb Schiefner aus den 
Augen zu verlieren. Wenn wir den Wert und den Umfang der 
wissenschaftlichen Einzelleistungen nicht bemessen, können wir die 
Größe des wissenschaftlichen Fortschrittes nicht feststellen. Schiefner 
hatte keinen Uden zu Gehör bekommen; über die Aassprache 
dürfen wir also von Dirr sicherere und gründlichere Auskunft er- 
warten. Das Alphabet Schiefners besteht aus 46 Zeichen (das nach 
h ausgelassene h mitgezählt), das der Evangelien (auf der Vorbe- 
merkung vor dem besondern Titelblatt) aus 48 (das nach 4 ausge- 
lassene *i mitgezählt), das Dirrs aus 47 (das am Schlüsse ausgelassene 
mitgezählt); allen dreien als gleichwertige gemeinsam sind aber 
nur 44. Wie sie zusammengehören, ergibt sich im großen ganzen 
von selbst, obwohl als Grundlage des ersten Alphabets die latei- 
nische, als die der beiden andern die russische Schrift verwendet 
worden ist. Zwischen den letzteren besteht zunächst eine ganz 
äußerliche Verschiedenheit, nämlich hinsichtlich der Bezeichnung für 
die Aspiration der Tenues; die Ev. bedienen sich des Hauchzeichens 
*: K (neben k) usw., Dirr einer am Fuße des Buchstabens ange- 
brachten Schlinge. Wenn nun aber die hintere gutturale Tenuis und 
ihre Aspirata (oder richtiger die Tenuis mit und die ohne Kehlkopf- 
Verschluß) in den Ev. durch k und k wiedergegeben werden, von 
Dirr aber durch q und ein dessen verlängerter Stamm in einer 
Schleife endigt, so ist dort, wie wir sehen werden, die Beziehung 
der beiden Laute zueinander richtig ausgedrückt, hier überhaupt 
nicht. Der Laut des russ. h wird von Schiefner durch y wieder- 
gegeben; da er aber im Udischen selbst nicht vorhanden zu sein 
scheint, sondern der betreffende udische (nach Dirr S. l) ein Rei- 
cherer' ist, so bedient sich Dirr des mit einem Querstrich versehenen 
russischen Zeichens. Die Ev. setzen dafür h, und auch ich werde 
y schreiben; das Alphabet hat zwar auch das einfache h, es ist 
mir aber nicht geglückt diesem im Texte selbst zu begegnen. Das 
i und % des Alphabets der Ev. vertreten zwar grundsätzlich das i 
und j Schiefners und Dirrs, aber nicht tatsächlich ; j wird in den 
Ev. nicht anders ausgedrückt als der Vollvokal, und i dient nur 




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420 



H. ScH UCHARDT. 



dazu den zweiten Teil eines fallenden Diphthongen zu bezeichnen: 
ai usw. Schiefner hat außer jenen 44 Zeichen, bez. Lauten: 
l) A, welches wohl dem arab. c ganz gleich ist, wie es größten- 
teils von ihm stammt, z. B. JiaJcim } doch kommt es auch in 
einheimischen Wörtern vor, so hä ,Hund', hari ,MehP (ich finde es 
überhaupt nur im Anlaut). Im ersteren Fall erscheint statt seiner 
in den Ev. und bei Dirr h: halt im, im zweiten %\ #d, %ari. 2) z 
als stimmhafte Entsprechung zu £ (s. unten) — ich schreibe verein- 
fachend z und s — , von welchem ich drei Beispiele entdeckt habe, je 
eines für An-, In- und Auslaut: ze ,Stein', yzena , Winter', yz ,Schnee'. 
Alle drei Wörter finden sich mit diesem Laut auch in den Ev.; 
Erckert scheint ihn mit il andeuten zu wollen: z&e, uizena y ü£z] 
Dirr hat hier nur z. Die Ev. liefern noch weitere Beispiele, so zang 
,Rost' = iang Sch., zomo% ,Mund' = zumö% Sch., iömöx D. — Die Ev. 
haben außer den 44 Zeichen das z mit Schiefner gemeinsam, und 
für sich allein das reinrussische u (y), welches ich aber, wie gesagt, 
nicht belegen kann, das e (z. B. bei/nq, bey-), welches sich bei Schiefner 
und Dirr als e oder y findet, und endlich das t s (5), welches eine ganz 
besondere Beachtung verdient. Ich gebe zunächst ein Verzeichnis 
von Formen in denen es vorkommt, und die entsprechenden Schief- 
ners und Dirrs, soweit ich sie auffinden konnte, zu beiden Seiten: 

Sch. ätjä at s a ,recht' (dexter) D. 

bät 8 bat ? ,hundert' bät s 

ät 8 esbesun at^esbesun ,verlieren' 

kätgi kat 9 i ,blind' kat§i 

yät 8 pi yat*pi ,angebunden' yat$pi 

öt s äl ot ? al ,Erde' otgßl 

t/- od. t 8 a%pesun t^axp'esun ,zertreten* 

t 8 ö t ? o ,Gesicht' t$ 

t 8 ömöx t ? omo% ,Tür< t 5 6möx 

t 8 öt 8 ä tsöt s a ,rot*. 

Wo zwischen s und § ein s, und zwischen z und z ein z steht, da 
wird auch die Existenz eines t s zwischen t 8 und ^ und eines d z 



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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



421 



zwischen d z und dg wahrscheinlich. Da aber die beiden letzten 
Laute fast nur in Fremdwörtern des Udischen vorkommen, so ist es 
nicht zu verwundern daß ich kein dz nachzuweisen vermag. Dafür 
ist nun t 9 recht häufig, und zwar treten die beiden Grenzlaute in 
denselben Formen auf, t 8 bei Schiefner, t$ bei Dirr. Es frägt sich 
ob es sich hierbei um eine konsequent verschiedene Auffassung des 
mittleren, als solchen verkannten Lautes handelt oder um eine wirk- 
liche Sprachverschiedenheit. Wir müssen uns für die letztere ent- 
scheiden, da sie z. T. als mundartliche (sie wird aber wohl auch 
eine zeitliche gewesen sein) direkt bezeugt ist; bei Schiefner finden 
wir für wart, t 8 axp c esun, t 8 ö, t 8 6t 8 ä: nifch. t£ax-, t 5 ö, t 5 öt$a oder t£öt$a. 
Ich führe noch bät 8 'än Sch., bat£an D. ,Rücken', kät 8 öli Sch., kä- 
ti'öli D. ,Gurke' an (die Wörter sind mir in den Ev. nicht aufge- 
stoßen), sodann qat 8 Sch. (auch nifch.), qat 5 Ev. D. ,Schmerz*. Übri- 
gens erinnere ich an die oben angeführten Formen zumö%, zomo%, 
&ömö%. Eines bleibt noch zu ermitteln; die beiden andern dentalen 
Aspiraten werden mit und ohne Kehlkopfverschluß gesprochen, muß 
dies nicht auch bei der mittleren der Fall sein, sodaß wir z. B. 
kat 9 9 i zwischen Jcat/i und kat§i hätten, und ist diese Unterscheidung 
in den Ev. nur vernachlässigt worden? — Dirr hat über die 44 
Zeichen hinaus noch drei: l) w im englischen Sinne (bei mir tt)), 
also von russ. b (vi) unterschieden, nur in einem einzigen Worte: 
VOän ,ihr' und den zugehörigen Casus obliqui; es wäre die Ursache 
dieses ofora£ Xsyo^evov zu ergründen, für welches nur ein Zweck er- 
sichtlich ist, die stärkere Scheidung von den entsprechenden Casus 
obliqui des Singulars (wa ,dir', toä ,euch* Dat. usw.). 2) ??, nämlich 
gutturales n, vor Gutturalen, von Schiefner und überhaupt oft in 
unsern Umschreibungen fremder Sprachen deshalb vernachlässigt 
weil wir diesen Laut vor Gutturalen in unsern eigenen Sprachen 
nicht anders auszudrücken pflegen als den dentalen Nasal. Übri- 
gens werfe ich die Frage auf ob denn das n der Infixe vor Guttu- 
ralen nicht zu v wird? Dirr schreibt immer unko, uqunko usw. 
3) c oder wie ich, um die Verwechselung mit dem Beizeichen der 
Tenues zu vermeiden, setze: fi . Dirr beschreibt nämlich den be- 




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422 H. ScHUCHARDT. 

treffenden Laut als einen leichten Kehllaut in der Art des arab. 

(Hamze); aber vielleicht entspricht er doch dem arab. c (^Eri), 
wenigstens nach einem Konsonanten, da dann der folgende Vokal 
einen ,mehr gutturalen Charakter 1 erhält. A. Berger war nahe 
daran diesen Laut zu entdecken; ihm zufolge ,hat das p c eine 
besonders merkwürdige Aussprache in dem Worte pä „zwei"; sie 
soll mit einem starken Zusammenpressen der Lippen stattfinden' 
(Schiefner § 3). Dirr hört dies Wort als p°ä. Es erscheint dieses 
*, so viel ich sehe, nur im Anlaut, im unmittelbaren oder nach einem 
Konsonanten, hauptsächlich nach Labialen. Man sollte in diesem 
* den Rest eines wirklichen Konsonanten vermuten, aber das ist in 
manchen Fällen ganz ausgeschlossen (so *ot , Schande' } türk. ud\ 
n'äine 3 gestern' wohl unmittelbar vom ingil. nayne [so Erckert], ob- 
gleich das Wort ein echt lesghisches ist: kür. naq usw.) und in 
keinem Fall von mir ganz sicher zu erweisen. In *uq ,sechs' ist es 
am wahrscheinlichsten; in den kaukasischen Sprachen haben wir 

zum großen Teil noch den konsonantischen Anlaut: zäk — dyq 

ruy-, ryx' } ri%-, ra% je%-, aber auch dessen völligen Schwund : ek — 

ek'wsi. Für m*el ,Maus' (auch Erckerts Schreibung mel deutet auf 
irgend eine besondere Aussprache hin) läßt sich vielleicht *mkel als 
Grundform ansetzen, mit Hinblick auf tiul, k'ol, gol usw. und nukur, 
nokon in den kürinischen Sprachen, falls in diesen altarm. mukn 
(Gen. mkari) als Lehnwort steckt. jB*- und p*- könnten für bw-} gw- 
und pw- } qw- stehen, so in b*yb*y ,Brücke' (vgl. chürk. g*uvi usw.) 
und p'ä ,zwei' (vgl. kür. qwe-d 7 rut. qwa-d 7 bud. dfchek. qua-d). 
Sonst erwähnt Dirr noch ein nasales i vor Nasal in drei Wörtern 
(beiyy, beipq und beins)* im zweiten haben die Ev. y: beynq. — In Be- 
zug auf diejenigen Laute die Schiefner nicht genau beschrieben hat 
oder vielmehr hat beschreiben können, sehen wir uns trotz aller 
Vertiefung und Ausbreitung deren die phonetischen Studien seitdem 
sich erfreut haben, durch Dirr nicht sehr gefordert; selbst die kurze 
Vorbemerkung in der Ausgabe der Evangelien bringt uns etwas 
mehr Klarheit, indem sie die Stellung der Sprachwerkzeuge berück- 
sichtigt. Dirr bezeichnet d, <5, ü als Mittellaute zwischen a und ä, 



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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 423 

o und ö, u und ü y setzt aber in der Anmerkung hinzu ; es scheine 
ihm daß diese Vokale stets eine ganz leichte gutturale Aussprache 
hätten; in jener Vorbemerkung heißt es: ,die Laute a, e, ö, ü, y 
werden durch Zurückziehung der Zunge und Annäherung von deren 
hinterstem Teil an den Gaumen gebildet (gutturale)/ Da Schiefner 
für seine Bezeichnung der udischen Laute auf seine Bemerkungen 
über die Laute der Thuschsprache verweist, so müssen wir sein % 
als einen ,aus den hintersten Gaumenteilen unter Mitwirkung der 
Zungenwurzel hervorgehenden aspirierten &-Laut* auffassen; seine 
Quellen drücken ihn durch k% aus, welches aber auch dem £ (q) 
zu entsprechen pflege. Dirr stellt ihn durch ein modifiziertes k dar; 
er ähnele dem sei aber stark gehaucht und heiser. Nach den 
Ev. ist er ein 7 q mit Aspiration (/)', und er ist hier demgemäß dar- 
gestellt (s. oben S. 419). Dadurch wird uns die Sache mit einem 
Male klar. Er ist nicht die Aspirata, sondern die Affrikata nicht 
von k, sondern von q, also q% (ich schreibe aber der Kürze halber 
g c )*oder mit andern Worten, ein k% wie man es in der deutschen 
Schweiz hört, in die möglichgrößte Tiefe verlegt. Die Affrikata 
konnte leicht mit der ,reinen' Tenuis verwechselt werden; so hat 
Schiefner qi = qy } Ev. qy = Dirr q c ü ,halb', qostan = Ev. D. qoHan 
,von hinten'. Dirr selbst hatte sich wohl zunächst verhört als er qo 
,fünf, qotgse ,fünfzehn' (S. 29) schrieb, was dann berichtigt worden 
ist. Von s und z sagt Schiefner, es seien , scharfe Sibilanten, deren 
erster er die Elemente s und £, letzterer z und z vereinigt und die 
wie 8§ und zi ausgesprochen werden sollen'; den Ev. zufolge sind es 
Zischlaute bei denen die Zungenspitze an den oberen Alveolen ruhe; 
nach Dirr ist s ,ein dünnes § (cw,b) c . Eine Aufeinanderfolge von s und 
£, z und z findet dabei gewiß nicht statt. Schließlich gestehe ich noch 
daß die Bemerkung Dirrs daß ,i nach den weichen Vokalen e, i 9 ä, 
ö oft wie das franz. I ausgesprochen wird' mir dunkel ist; herrscht 
denn etwa die russische Aussprache des l auch im Udischen? 

Das Dankenswerteste was uns Dirr gegeben hat, ist seine Dar- 
stellung der Betonungsverhältnisse (S. 3 f.); denn über diesen so 
außerordentlich wichtigen Gegenstand finden wir bei Schiefner nichts. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVIII. Bd. 30 



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424 



H. ScHUCHARDT. 



Auch im Udischen sind die unbetonten Vokale sehr der Schwä- 
chung ausgesetzt; insbesondere gehen o, o und u, wie Dura S. 8 be- 
merkt, gern in y über, (vgl. y für o als Vorstufe des Schwundes z. B. 
in buru% : bury%u%, bur%u% S. 22). Seine Worte: ,söno y mdno „er a , 
„sie", aber Synör, mipior, Sytdi, äyttn usw/ enthalten jedoch einen 
schweren Irrtum. S. 34 ist myno als Nebenform von mono ange- 
geben: daraus läßt sich schon entnehmen daß die Betonung mono 
ist, und so finden wir in der Tat 34, 10. 35, 17, menö 33, 17, 
wie send 15. 8. 33, 3 (vgl. k'anö 35, 19, manö 34, 11. 35, 14. 36, 4). 
Das o hat sich meines Erachtens in der unbetonten Silbe erst vor 
dem o der zweiten aus e entwickelt; in den andern Kasus haben 
Schiepner und Dirr nur §e-, me-, aber die Ev. begünstigen o auch 
hier vor u und o, so zwar Setai usw., aber meistens äotu, §otyo 
usw. (vgl. So-, mo- in der Md. von Nifch nach Sch. § 16). Wir 
haben demnach in dem y wohl eher eine Schwächung von e als von 
o zu sehen, wie sie auch sonst vorkommt, z. B. in byy~ } bey- ,sehen'. 
Diese beiden Varianten treten aber bei Dirr unter ganz gleichen 
Bedingungen auf, nicht nur in unbetonter Silbe dieses neben jenem 
(beyd 84, 5, beysdne 45, 5: byyd 94, 21, byysdne 95, 19), sondern 
auch in betonter Silbe jenes neben diesem (byneye 85, 15. 19, byneysa 
91, 29, byya 94, 29: bequnyesa 88, 29). Die Ev. haben immer bey-. 
Es zeigt sich übrigens z. B. auch o schwächer als a, wenn qa 
,zwanzig' neben sich hat saqosa einundzwanzig' (ein + zwanzig -f- 
ein), p e äqo , vierzig { (zwei + zwanzig) usw.; die Betonung p'äqo 
sehe ich zwar nicht angegeben, aber wenn sie nicht besteht, so hat 
sie bestanden. So können wir denn aus dem Vokalwechsel nicht 
selten auf die Stelle des Haupttons schließen, über die wir ja doch 
öfters im unklaren sind. Zwar hat Dirr die Beispiele und die zu- 
sammenhängenden Texte akzentuiert, aber leider nicht in konse- 
quenter Weise, weder durchgängig, noch etwa nur in den Fällen 
die von der Regel der Endbetonung abweichen. Die Paradigmen 
der Deklination enthalten keine Akzente, was um so mehr zu be- 
dauern als in der kurzen systematischen Darstellung von den Kasus- 
betonungen wie yardxo, yard%ol, yardsta gar nicht die Rede ist. 



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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 425 

In den Paradigmen der Konjugation sind die Akzente sehr will- 
kürlich gesetzt und weggelassen; z. B. erscheint S. 70 f. das -i des 
Part. Praet. in den Belegformen der Reihe nach 5 mal mit dem Ak- 
zent, 7 mal ohne, 4 mal mit, 3 mal ohne, 1 mal mit, 1 mal ohne, 2 mal 
mit, 2 mal ohne. Könnte nicht jemand der vom Udischen noch nicht 
viel weiß, auf den Gedanken kommen daß das -i welches des Ak- 
zentes ermangelt, wirklich unbetont sei? Von verschiedenen Verben 
brauchen ja die gleichen Formen sich hierin nicht gleich zu ver- 
halten. Z. B. finden wir auf S. 3 die Imperative der 1. P. PI. tayen, 
byyen einerseits, t 8 dmken anderseits. Der Abschnitt über den Impe- 
rativ S. 45 f. gewährt uns keine Aufklärung hierüber; die betreffenden 
Formen tragen meistens kein Zeichen, aber auch hier finden wir 
tayen (nach zweimaligem tayen), byyen und wiederum bdik c en, lailten, 
girlcen, tfdilcen. Indessen werden auch die ganz gleichen Wort- 
formen und in den ganz gleichen Verbindungen bald akzentuiert 
bald nicht, so: 

wi däginäx t'dmyz efd 17, 5, ... t c ayain, dawa burqdlle 66, 24, 
wi däginax t'ämyz efa 17, 31, ... t c dyain, dawa burqalle 67, LZ., 

ete t'e-n wi . . . 92, 27, 

ete Ve-n wi . . . 94, 15. 

Oft endlich kommen widersprechende Betonungen des Gleichen vor, 

von denen also nur die eine richtig sein kann. Welche es ist, werden 

wir meistens ohne Mühe erkennen; so sind z. B. falsch bune 15, 3 

(für btine), ükane 35, 9 (= ukdne 43, 2 [doch vgl. S. 60 f.]; für -ne 

wird auch die Nebenbetonung vermieden, daher beysdne = beneysa 

s. oben S. 424), yine 84, 13 (für p'ine 84, 19. 25 usw.), ukestd bünei 

88, 17 {=ukesta bunei 21, 4), bunei 85, 9 (für bünei 88, 17 usw.), 

tnetuyoyfil 35, 18 (vgl. letoyoyol 32, 10) u. a. Und ebensowenig werden 

wir in Zweifel darüber sein daß jdqal 84, 17 (vgl. z. B. eltdl 84, 

15; auch bat*dnel 37, 1 ist mir verdächtig), galayo 88, 11 (sonst immer 

-d/o; aber betreffs Iteyp 93, 15. 29 bin ich unsicher; vgl. auch 

furitoyp 29, 4), ot 8 lcanei 85, 13 (vgl. t 8 dmkanei 61, 18) u. a. falsch 

sind. Endlich müssen wir nun auch die Möglichkeit ins Auge fassen 

30* 



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426 



H. SCHÜCHARDT. 



daß von zwei verschiedenen Betonungen einer und derselben Form 
sowohl die eine wie die andere richtig ist, die eine nämlich in dieser, 
die andere in jener syntaktischen Verbindung (Dirr streift nicht ein- 
mal das Gebiet der Satzphonetik). Das Fragewort scheint die End- 
betonung zu begünstigen, so etoxö-a? ,von was?' 34, 9; vielleicht 
nimmt das Relativ daran teil, vgl. matoxoldn-Ve ,mit welcher' 36, 3 
(vgl. sunsundxolan ,miteinander' 36, 24). Demnach würde ekalüy- 
nu (zayp xabdraqsa)? 31, 26 das Richtige sein; aber 51, 6 wird der- 
selbe Satz ekäluy-nu . . . geschrieben, und dazu nehme man noch 
ekdluy-nu (mia ari)9 65, 16 und ekdluy-nu (et s er4 me t§ubyox)$ 92, 
21. Es ließe sich z. B. ferner annehmen daß Sa%sänam } byya bez- 
layp! 94, 29 der allgemeinen Regel von der Stammbetonung des 
Imperativs entspreche (S. 3), und in /§a%8änam, sa byyd bez-la%o! 94, 
21 die veränderte Betonung auf Rechnung des sa (wie georg. g^cno 
,einmal') komme. Aber da ja byyen betont wird, und anderseits 
sich Formen der 2. P. S. Imp. finden wie t'add 35, 8. 46, 15 (doch 
auch t'dda 31, 25), t$it$d 93, 23, tajpd 78, 13, so könnte auch byyd 
das Ursprüngliche sein (auf die Qualität des ersten Vokals ist, wie 
wir gesehen haben, nichts zu geben). S. 86, 5 lesen wir: tad^nüx 
aneqi 7 lanexi] es sollte dneqi stehen, aber die Aufeinanderfolge 
zweier hochbetonten Silben mochte stören und so wurde der Nebenton 
des Auslauts zum Hauptton verstärkt. Der Auslaut hat in der zwei- 
silbigen Form den Hochton: aqi, und verliert ihn beim Hinzu- 
kommen eines Infixes an die erste, so boxo y aber bönexo usw. Auf 
die Beziehung zwischen der letzten und drittletzten Silbe hätte Dirr 
aufmerksam machen sollen; sie ist eine noch allgemeinere. Wenn er 
S. 3 unten sagt, der Infinitiv pflege auf dem Stamm betont zu sein, 
z. B. tgdmp^esun, (doch t§ixarkestesun 21, 3), so gilt das wohl nicht 
für zweisilbige Formen, wie utisun (ich entsinne mich nicht eine 
derselben akzentuiert gefunden zu haben). Zwei Akzente auf einem 
Wort, wie tfdt s me 45, 5, abdqobatfsd 91, 19 beruhen wohl auf einem 
Versehen. Wie das mehrmals vorkommende -aft 1 - (so 18, 8. 20, 28. 
36, 3. 24. 66, 7. 79, 3. 93, l) zu deuten, weiß ich nicht; man sollte 
£ dit r ~ erwarten, wie die Ev. alt- schreiben (tat. aitmaq ,sprechen'). 




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Dirks Grammatik der udischen Sprache. 



427 



Vom Lautwandel, den , Wohllautserscheinungen' hatte Schief- 
ner schon alles Wesentliche verzeichnet. Zu dem was Dirr auf 
eigene Hand sagt, habe ich folgendes zu bemerken. A. Vokalaus- 
fall. 2) ,Einige Verben verlieren die Hälfte ihrer Infinitivendung; auf 
diese Weise läßt sich erklären warum z. B. das Verb zapsun „ziehen" 
wie die auf -pesun ausgehenden Verben konjugiert wird' (S. 5). Der 
Zusammenhang der hier angenommen wird, ist mir ganz dunkel. 
S. 9 sagt Dirr: ,Die Laute mit Hauch verlieren diesen Hauch wenn 
unmittelbar auf sie ein Konsonant folgt; deshalb spricht man böyöp- 
sun. Aber dies Verb wird durchaus nicht wie die Verben auf -pesun 
konjugiert, sondern wie die auf -p'esun.' Er meint, die etymologische 
Schreibung sei vorzuziehen, und so schreibt er denn in der Tat 
ebenso wie Schiefner und die Ev.: böyöp^sun (so 43, 31). So mußte 
er aber auch gleich den Früheren zap'sun schreiben, nicht zapsun 
(58, 22). Ich werde unten auf diese Angelegenheit zurückkommen 
wo es sich darum handelt aus der Konjugationsart die ursprüng- 
liche Gestalt des Infinitivs zu entnehmen. Dirr schreibt auch ety- 
mologisch -bsun, welches nach S. 9 (Beispiel: dgiksun } d^igsun) 
-psun gesprochen wird (vgl. 41, 4: 9 %urub8un 9 sprich x uru P 8un< )- 
Gibt es überhaupt neben diesen beiden -psun, für -p'sun und -bsun 
ein selbständiges -p(e)sun? Was aber jene Regel anlangt daß eine 
aspirierte Tenuis vor einem Konsonanten die Aspiration einbüße, so 
finde ich sie als allgemeine durchaus nicht bestätigt; Dirr schreibt 
sogar regelmäßig 4't- ( m ait'te%a } 'ait'tep'e, sahat'ta, tßVtu%). — 5) ,Es 
kommen auch Formen vor wie buaqsa für buwaqsa „du willst" Wäaksa 
für Xoänaksa „ihr seht" (S. 5). Der erste Fall ist in Ordnung; wir 
haben hier nach u Ausfall des w, wie wir Einschaltung desselben 
haben in suwe, kuwd für sue, kud (S. 6). Aber ,ihr seht' heißt nicht 
Xoänaksa, sondern (Xoä) aXoäksa; es ist also nur das infixe Pronomen 
nach dem gleichlautenden Vollpronomen, wie das zuweilen geschieht, 
unterdrückt worden, nicht etwa ein n ausgefallen (ttiän steht ja aller- 
dings sekundär für toa). — B. Umstellung (S. 6). Dem schon von 
Schiefner erwähnten -desun y -tesun { -stun wäre zur Seite zu setzen 
gewesen: e-z-t^esa } *e-zu-t^esa (Stamm et$-) { e-zu-st§a ,sprich ezu§t$a £ 




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428 H. SCHUCHARDT. 

usw. (s. Dirr S. 52); also erst Umstellung von t$8 zu st$, wie dort 
von ts zu st, und dann Assimilation von st 5 zu $t s , wie von t^s zu 
t 5 S (oder tt s ) in et s Sun (ett s un) } et§sun. Ganz ähnlich wie ezust s a ist 
zu beurteilen p r ast s ay Ev. J p r at B §ax, auch p'att^ix D. ,König', ,Kaiser'. 
— C. Einschaltung (S. 6). Für die von i zwischen Vokalen wird 
nur ein Beispiel beigebracht: baie%a } baeya. Es sind zunächst hin- 
zuzufügen die Plurale babaiux, nanaiu% (S. 27) } babau%, nanaux, 
bei denen vielleicht die Analogie von <[0%liux, patgiiux (Sing. 
q c oxla, pat s na) gewirkt hat. Man bemerke ferner i oder wohl j 
zwischen zwei Vokalen öfters in den Ev., so areialle, maia 7 saial, 
wozu man vergleiche nifch. maja 7 mayaja, koja = wart. ma-a } maya-a 
(a ist Fragepartikel), kua (kuwa). — D. Assimilation. 3) Fälle wie ett s o 
(emuo sprich emuo) für ezt& f t c att 8 i für t c azt 8 i (S. 7) sind sehr eigen- 
tümlich, den andern ebenda genannten, wie t c aSSo für t'azso, nur auf 
dem Papier ähnlich. Man ist versucht an einen Zusammenhang mit 
utjco für uzko usw. (s. oben S. 414) zu denken, und Dirr S. 78 Anm. 
nimmt in der Tat einen solchen an. Aber wenn er zwischen Va3%i und 
£at%% ein fau^i in die Mitte stellt, wo das erste % seinen zweiten 
Bestandteil verloren hätte, so ist eine solche Mittelform schwer denk- 
bar, was bei der genaueren Schreibung t c at 8 t 8 i mehr in die Augen 
springt. Wir werden wohl hier eher eine Umstellung st s { t s $, 
bez. st 9 [ zu sehen haben, die in entgegengesetzter Richtung ver- 
läuft wie bei dem eben angeführten ezuitga, aber vielleicht durch 
den Infinitiv ettjiin im ersteren Falle begünstigt worden ist. — 
F. Vokalharmonie. Der Nachweis derselben ist noch eingeschränkter 
und unsicherer als bei Schiefner; es wird sich also wohl eher 
um eine zurückgehende als um eine wachsende Erscheinung 
handeln. 

In den Abschnitten über Wortbildung, Deklination und Kon- 
jugation konnte Dirr beim besten Willen kaum, von Einzelheiten 
abgesehen, neuen Stoff vorlegen. Auch über Schiefners Dar- 
stellung ist er nicht hinaus gegangen; ein tieferer Einblick in den 
Zusammenhang und die Entstehung der Formen wird sich nur durch 
die Vergleichung mit andern kaukasischen Mundarten gewinnen 



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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



429 



lassen. Allzuviel dürfen wir aber hiervon nicht hoffen; die Md. von 
Nifch liegt gar zu nahe, die kürinischen Sprachen wiederum liegen zu 
fern 5 vielleicht daß die tabassaranische, die den Gegenstand von 
Dirrs nächster Veröffentlichung bilden soll, uns einige wichtige Auf- 
klärungen gewähren wird. Immerhin wäre über das Verhältnis der 
einzelnen Kasusformen zueinander einiges zu sagen gewesen. In 
allen kaukasischen Sprachen sind Dativ und Instrumental (Instruktiv 
heißt es bei Schiefner) die Grundkasus (aber auch sie sind z. T. 
voneinander abgeleitet oder einander vertretend); für das Udische 
hat dies Schiefner erkannt, indem er sagt (§ 52): ,Von dem Dativ- 
charakter ist die Bildung der übrigen Beugefälle mit Ausnahme des 
Instruktivs [und des Kausativs] abhängig/ Die Ableitung des Ge- 
netivs vom Dativ ist im Plural völlig klar und regelmäßig — es 
wird -i angesetzt: eJcuryo : eJcuryoi — ; im Singular finden wir das 
nur bei einem Teil der Fälle, z. B. wit$e:wit$ei, babaibabai, und wie 
in der letzteren Form -i auch an den Nominativ (der ebenfalls baba 
lautet) getreten sein könnte, so ist dies tatsächlich in Genetiven wie 
yari, adamari, %inäri 7 Nom. yar, adamar, yinär, Dat. yara, ada- 
mara, yinärä geschehen (vgl. das Pron. der 2. P. S. Gen. wi, Dat. 
iva). Nun kennt das Udische neben -i auch -n als Genetivendung 
des Singulars, und wie es jenes mit dem Chinalugischen, so hat es 
dieses mit den meisten andern kürinischen Sprachen gemein, doch 
scheint dies -n auch durch das tat. -un (-yn), -im, -in des Genetivs 
begünstigt worden zu sein. Stimmt doch auch die udische Dativ- 
endung -a, -e mit der tat. -a, -e, während die andern kürinischen 
Sprachen dafür -s, -z haben (nur das Chinalugische: -u, welches auch 
im Ud. vorkommt) und jene vokalische Endung hier dem Instru- 
mental dient. Da nun im eig. Kürinisch der Genetiv ebenso (mit 
-n) aus dem Instrumental abgeleitet wird wie im Udischen (mit -i) 
aus dem Dativ, so ist vielleicht die Annahme nicht zu kühn daß 
dort der alte Dativ, unter fremdem Einfluß, in den Instrumental 
umgedeutet worden ist. Das einfache -n begegnet uns bei den Wör- 
tern auf -i: tßli : Ißlin, kät^öli : kät^ölin\ entweder aus solchen 
direkt entnommen oder durch Verknüpfung von -i und -n entstanden, 




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430 



H. SCHUCHARDT. 



tritt -in an konsonantisch oder auf -a auslautende Stämme an, welche 
letzteren ihr -a verlieren, so %od : ypdin, qoyla : qoylin. Die Dative 
und Instrumentale werden z. T. von solchen Genetiven neu gebildet, 
so tfilina u. tßlinen y cfoylina u. qoylinen, aber %oda u. %oden. Dem -in 
zur Seite steht -un (z. B. ailun, Dat. aila\ Dirr hat sogar t$äliun 
neben tßliri)] vielleicht hat es sich ihm einfach nach tatarischem 
Muster zugesellt. Die gewöhnlichste Genetivendung dürfte -nai 
sein; sie ist aber auch die jüngste, denn sie stellt drei aufeinander- 
folgende Schichten dar, einen Genetiv, einen davon abgeleiteten 
Dativ, einen von diesem neu gebildeten Genetiv. Vielfach findet 
sich neben ihr eine oder die andere alte Genetivendung. Nehmen 
wir z. B. xod, t'ur, gög, ek\ so haben wir davon als ursprüng- 
liche Bildungen Gen. %odin, turin y gögin, *eJcin, Dat. %oda, t'ura, 
*göga, eJca] von diesem Dativ wurde ein anderer Genetiv gewonnen: 
*%odai, H'urai, *g°ögai 7 elcei, von jenem Genetiv ein anderer Da- 
tiv (vgl. oben tßlin, tßlina): %oddu (aus -dnu), H'urra (aus -rna), 
gögna, elcna, und von diesem Dativ wiederum ein dritter Genetiv: 
ypddai, t'urrai, gögnai, elcnai. Wenn wir wollen — denn eine 
wesentliche Verschiedenheit wird damit nicht festgestellt — , können 
wir %oddai usw. auch als Verschmelzung von %odin *%odai 
usw. auffassen. Daß für dat. -na sehr oft -nu eintritt, beruht wohl ur- 
sprünglich auf einer Wirkung des Stammvokals; und zwar scheint 
sie zuerst im Affektiv ausgeübt worden zu sein, da wir öfter zum 
Dat. na den Äff. -nu% finden (so %asna : %asnuy) und da -u% zu- 
weilen auch ohne vorhergehendes n für -a% eintritt (so kulux, Dat. 
hula, m°elux, Dat. m e ella für -Ina). Ein dativisches -u kenne ich nur 
bei den Demonstrativpronominen, so §etu, Äff. setu%. In den Genetiv 
ist u nicht eingedrungen; nur gibt Dirr S. 31 neben Setai auch setui, 
und die letztere Form ist die einzige von Schiefner § 74 verzeichnete 
(vielleicht infolge eines Druckfehlers). Das ursprünglich genetivische 
-n hat sich vermittelst des Dativs vielfach auch in den Affektiv ver- 
pflanzt. In zwei Substantiven der DiRRSchen Paradigmen läuft das 
-n- durch alle Kasus des Sing., den Nominativ ausgenommen: in fi, 
Gen.finei (so Sch.; bei D. verdruckt fixe) und yi 7 Gen. yen(n)ai (Sch. 



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Dirrs Grammatik der üdischen Sprache. 



431 



yinei). Im ersten Worte (,Wein 4 ) ist -n- wohl stammhaft; kaum im 
zweiten (,Tag'), wo die andern kaukasischen Sprachen kein n auf- 
weisen (doch vgl. tat. g(j)un ,Tag'). Oa hat -n- in allen Kasus des 
Sing, mit Ausnahme des Term. (gala)- aber Schiefner verzeichnet als 
Gen. gaei neben ganei. Zu %e , Wasser' gibt Dirr nur Gen. Dat. Äff. mit 
-n-, die Ev. aber haben in allen Kasus des Sing. -n-, und das könnte 
wiederum stammhaft sein, da es uns in einer großen Anzahl lesghi- 
scher Sprachen begegnet (x an > l on > Sin usw. , Wasser'); ähnlich mag 
es sich mit ze ,Stein', Gen. zenei usw. (Sch. Ev.) verhalten. Es tritt 
endlich -n- öfter vor der Genetivendung der zweiten Bildung -un 
auf, als ein völlig pleonastisches, und wiederholt sich in den übrigen 
Kasus des Sing., so sue, suenun, suena usw., haso, hasonun, hasona 
usw. Hier offenbart sich der tatarische Einfluß am deutlichsten; nach 
Vokal lautet hier der Genetiv auf -nun {-nyn\ -nun, -nin aus, also 
gurd : gurdt/n, gill : gülün, it c : i^in, aber aji : ajünün, däwä : däwänin. 
Von tiul, pul, bul lautet der Dativ dem Terminativ gleich: k e el, 
p'el, bei, während wir erwarteten: k r e, p'e, be; die Ähnlichkeit der 
Funktionen hat die Übertragung der Form begünstigt. Bei diesen 
Wörtern ist aber auch, auf Grund lautlicher Ähnlichkeit, der Instru- 
mental mit dem Genetiv zusammengefallen, wenigstens in den Ev.: 
kHn (so auch Sch. 64, 4), pin, bin] die Formen die Dirr gibt: k'ulen, 
pulen, bulen sind wohl Neubildungen (doch s. oben S. 407). Ebenso 
haben die Ev. von t'ur und uk: Gen. und Instr. t'urin (Dirr: t'uren) 
und ukin] die betreffenden Kasus von muz kann ich hier nicht fest- 
stellen, aber Dirr bietet gelegentlich (20, 23. 50, 26) den Instr. muzin 
(der Gen. lautet nach Sch. muzei). So weist denn die Deklination der 
einsilbigen Bezeichnungen der wesentlichsten Körperteile (Hand, 
Auge, Kopf, Fuß, Herz, Mund) eine höchst bemerkenswerte Über- 
einstimmung auf; auch die andern Kasus entsprechen sich: k'e%, p r e%, 
be%, t'urex, ukex, tnuze% usw. Dirr zählt unter den Endungen des 
Instrumentals -in nicht auf. Es findet sich endlich der Instr. -tin vom 
Pron. -o. — Wenn der Affektiv sich nicht selten, aber immer erst 
sekundär und vielleicht nur scheinbar (indem die entsprechenden 
Formen der andern Kasus sich zufälligerweise unserer Kenntnis 




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432 



H. SCHÜCHARDT. 



entziehen) vom Dativ stärker als durch das auslautende % unter- 
scheidet, so zeigt er anderseits eine gewisse Neigung sich ihm an- 
zugleichen. In den Texten Dirks lesen wir neben richtigem metux, 
nisana% y %oda% auch metu(x) 92, 19, nisana(x) 94, 3, %oda(%) 94, 
6, wo das in Klammern gesetzte x die verbessernde Aussprache von 
SoroMONiANTS wiedergibt. Aber dies x fehlt bei *ailuyo 90, 27, wel- 
ches ja seiner Funktion nach ebenso ein unzweifelhafter Affektiv 
ist wie die genannten Formen. Wiederum finden wir es bei p'at s - 
§aya(x) neben hürmät-qun-bi ,den König ehrten sie' 84, 23, wo wir 
vielleicht ebenso berechtigt sind an den Dativ wie an den Affektiv 
zu denken. In den Ev. wird das Verb hörmäVbesun ,ehren' bald 
mit diesem, bald mit jenem Kasus verbunden; so heißt ,ehre Vater 
und Mutter' Matth. 15, 4. Luk. 18, 20: hörmät'ba (wi) babax [wä] 
(wi) nanax, aber Matth. 19, 19. Mark. 7, 10: hörmät'ba (wi) baba 
wä nana. Und das letztere läßt sich sehr gut daraus erklären daß 
hörmäVbesun dem Wortlaut nach soviel ist wie ,Ehre machen'. Ich 
komme auf diesen Punkt weiter unten zurück. Endlich zeigt sich 
in den DiRRSchen Texten 85, 3: yara(x) ,dem Sohne' neben Vanedi 
,er gab (es)'; hier ist das x gewiß nur eine Verschlimmbesserung, 
ich sehe sonst sowohl bei Dirr wie anderswo das Verb fastun 
,geben' nur mit dem Dativ des Empfangenden verbunden, und das 
ist begreiflich. Dirr hätte S. 17, 2) nicht sagen sollen daß neben 
fastun auf die Frage ,wem?' der Affektiv gebräuchlich sei, wobei 
er eben nur jenes Beispiel anführt. Mit mehr Recht erwähnt in 
gleichem Sinne Dirr pesun , sagen' (,wem?'). Wenn Schiefner § 158 
meint, dies Verb ,erfordere' den Affektiv, so ist das nicht ganz richtig; 
es kommt in seinen Texten der Dativ hier keineswegs seltener vor, 
sogar in ganz gleichen Fällen (,sage mir': upa zax 49, 6, aber za 
up'a 63, 6). Ebenso verhält es sich in denen Dirrs (z. B. eyne it 5 
wit 5 ex 94, 17, aber wit s e pine 93, 21). Die große Menge der Fälle 
die die Ev. gewähren, lässt vielleicht die Aufstellung einer ganz 
rohen Statistik zu. Das Personalpronomen der 3. P. Sing, und Plur. 
erscheint in der Regel im Dativ, der Affektiv ist seltener, bei dem 
der 2. P. halten sich beide Kasus ziemlich die Wage. Der Wechsel 




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Dirks Grammatik der udischen Sprache. 



433 



findet oft in nächster Nachbarschaft statt, z. B. jfine adamarax Mark. 
3, 3, pHne te adamara Mark. 3, 5; e%zu efä% Matth. 18, 18, e%zu 
efä Matth. 18, 19. Ferner scheint der Affektiv nach, der Dativ vor 
dem Verb bevorzugt zu werden; auch mag die Beschaffenheit des 
folgenden Anlauts (wenn keine Zwischenpause stattfindet) von Ein- 
fluß sein. Bei ,sagen', das ja das unmittelbare Objekt meistens nicht 
in nominaler Gestalt neben sich hat, begreift sich der Affektiv 
leichter als bei ,geben*. Wir haben aber doch allen Grund anzu- 
nehmen daß der Affektiv für den Dativ nicht bloß bei ,sagen' vor- 
kommt. Wie innerhalb der Ev. die häufige Setzung des Dativs für 
den Affektiv, so wird auch das seltenere Umgekehrte nicht bloß 
auf Flüchtigkeit und Nachlässigkeit des Schreibers beruhen (man 
beachte vor allem den Affektiv an Stelle des Subjektsdatives 
bei den Empfindungsverben; s. unten). Es muß in erheblichem 
Maße unter den Sprechenden eine Verwechselung beider Kasus 
stattfinden, welche ihr völliges Zusammenfallen anbahnt. Wollen wir 
dem Ursprung dieser Erscheinung nachgehen, so darf uns nicht 
etwa das ,Mir* und ,Mich' halbgebildeter Norddeutschen als Leitstern 
dienen. Das lautliche Moment spielt hier jedesfalls eine unter- 
geordnete Rolle; ich entdecke wenigstens — sichere Auskunft 
über diesen Punkt muß ich abwarten — keine allgemeine Nei- 
gung des Udischen auslautendes % verstummen zu lassen (über -o 
= -o% s. unten S. 440 f.). Im wesentlichen wurzelt dieser beginnende 
Synkretismus in der Syntax, und zwar handelt es sich nicht bloß 
darum daß der Affektiv wenn er auch tatsächlich unsern Akku- 
sativ wiedergibt, doch nicht als eigentlicher Akkusativ angesehen 
werden kann, sondern vor allem darum daß seine ursprüngliche 
Funktion ebenso wie die des Dativs die eines Lokativs ist, sodaß die 
beiden Kasus von allem Anfang an dicht nebeneinander stehen und 
schon auf dieser Stufe sich gegenseitig vertreten. Jene Tatsache 
werde ich erst später ins Licht stellen, wenn ich von dem passiven 
Charakter des udischen Transitivs spreche; diese aber soll sofort 
erörtert werden. Der Dativ ist zugleich Lokativ, und zwar be- 
zeichnet er sowohl den Ruhepunkt als das Ziel; kua bedeutet ,dem 




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H. ScHUCHARDT. 



Hause', ,iin Hause', ,ins Haus', T'ißiza: ,in Tiflis' ; ,nach Tiflis'. Ebenso 
der Affektiv. Dirr gibt ihn S. 17, 2) bloß als Lokativ des Zieles 
an und erläutert ihn mit zwei Beispielen; anderswo finden sieh 
andre bei ihm: t'ayen laskona^ ,gehen wir zur Hochzeit' 46, 26, 
t c at,i bazara% ,auf den Markt gegangen seiend' 63, 23; ein sehr eigen- 
tümliches 30, 21: ayil-le Qrtalenayo Nezatf ,ist es weit von Warta- 
schen nach Nifch?' (wir erwarteten Nezal t 8 irik)- eines endlich, 85, 27, 
beruht auf einer Korrektur von Sofomoniants : aryo(%) ,ins Feuer', 
und Dirr merkt dazu an (88, 1 ff.) — es ist die einzige Stelle wo er 
das so wichtige Verhältnis zwischen Dativ und Affektiv berührt — : 
,Dieses Beispiel zeigt wie die Uden in der Wahl des Kasus (des 
Dativs oder des Affektivs) auf die Frage „wohin?" schwanken.' Der 
Affektiv auf die Frage ,wo?' (,wann?') läßt sich nicht minder leicht 
belegen, u. a. auch mit zwei Verbindungen die Dirr als Idio- 
tismen anführt: yenna% ,am Tage' (= ,an einem Tage') Luk. 17, 4, 
,täglich' Luk. 19, 47 = har yenna% ,an jedem Tag' Dirr S. 17, 3) (in 
den Ev. gewöhnlich har yi), yenayun ,bei Tage', ,tags' Mark. 5, 
5. Luk. 18, 7. 21, 37. Joh. 11, 9. Dirr S. 25**) 1 , {yinayun Schiefner) 
, täglich' Dirr 28, 28, me yimypx ,in diesen Tagen' Sch. 50, 12, 
beiny yimyo^ ,an Sonntagen' Sch. 72, 9 (in den Ev. lesen wir eben- 
falls [me 9 te] yim%o%, neben yimyp\ aber da erstere Form hier auch, 
wider Erwarten, als sicherer Nominativ vorkommt, so könnte sie dies 
auch in diesem Fall sein; denn ,an jenem Tage' wird bald mit dem 
Dativ, bald mit dem Nominativ ausgedrückt: te yena, te yi), nepa% ,im 
Schlafe' Matth. 26, 4o. .C. 45, gerget 8 ax Sch. 51, 10. 11. 12 (s. f. S.), me 



1 Dirr läßt sich über die Endung -a/un S. 22**) und S. 74 zu kurz aus. Sie 
bezeichnet einen Zeitpunkt und tritt sehr häufig an Verbalstämme an, z. B. kokot s *en 
elka%un e 1c UXbalc a^un ,beim Krähen des Hahns oder beim Tagen' Mark. 13, 35. 
Es ist die Affektivendung, welche vorwiegend für räumliche Beziehungen verwendet 
wird, um die rein zeitliche Genetivendung -un vermehrt; vgl. biasun ,abends 4 , bilä- 
zäiiin , mittags 4 , damnun »morgen 4 (verkürzt aus damdamun ,des Morgens 4 ) Dirr 
S. 15, 3) bringt damit als »zeitliche 4 einige Genetive ganz anderer Art zusammen, 
wie sahadun bibotu = ,at four o'clock 4 , worin man doch ,0'clock 4 nicht als zeit- 
lichen Genetiv ansprechen wird. Inwiefern x^ amc ^ Y&m* ,am Dienstag 4 ein Ge- 
netiv sein könne (Dirr S. 16, 3), verstehe ich durchaus nicht. 




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Dirks Grammatik der udischen Sprache. 



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aizuryox ,in diesen Dörfern' Sch. 58, 8, bes gamyox ,in unsern Ge- 
genden' Sch. 58, 10, Jcexuryox ,in den Händen' Sch. 68, 4, bip 'äme% 
,auf den vier Seiten', ,ringsum' Dirr S. 17, 3) (= bip *äm Dirr 37, 
29. 38, 15). Wir sehen also daß Dativ und Affektiv sich als Lokative 
miteinander decken; ein solcher Luxus kann aber nicht von allem 
Anfang an bestanden haben, der eine muß Lokativ des Ruhe- 
punktes, der andere des Zieles gewesen sein. Wenn ich die letztere 
Rolle für den Dativ in Anspruch nehme, so geschieht es weil sich 
nur aus ihr seine andere, die Darstellung des mittelbaren Objekts, 
zwanglos herleiten läßt; der Affektiv würde demnach zunächst auf die 
Frage ,wo?' geantwortet haben. Das ursprüngliche Verhältnis scheint 
mir z. B. fortzuleben in gerget 8 a ,in die Kirche', gerget 8 ax .in der 
Kirche', wie ich bei Schiefner S. 51 nebeneinander sehe; und an 
ein gerget 8 ax dieser Bedeutung schließt sich bestens an gerget 8 axo 
,aus der Kirche'. Und wenn wir Mark. 12, 25 isex t^aisun ,zum 
Manne gehen' d. i. ,heiraten' neben sonstigem i§e t. (Matth. 22, 30. 
24, 38. Mark. 10, 12) finden, so werden wir wohl das Seltenere für 
das Jüngere halten dürfen. Aber unser Material umfaßt eine zu 
kurze Zeit als daß wir im allgemeinen die Funktiouserweiterung 
des einen und des andern Kasus verfolgen könnten; und manches 
erscheint im Widerspruch zueinander. So wird nach Sch. § 135 in 
solchen Reduplikationswendungen wie yenaxo yenax ,von Tag zu 
Tag' das zeitliche Ziel durch den Affektiv ausgedrückt (vgl. oben 30, 
6, anderseits kuaxo Jcua ,von Haus zu Haus' Luk. 10, 7). Das teil- 
weise oder gänzliche Zusammenfallen der Liefen Lokative hat in 
allen Sprachen Analogien; innerhalb des Udischen die Mehrdeutig- 
keit der lokalen Postpositionen, z. B. x ene bo§ ,im Wasser' und ,ins 
Wasser'. Bestätigt wird nun meine Annahme durch den ,Lokativ' 
auf -ix, in welchem auch Dirr 21, 14 f. vermutet daß er nur ein 
Überbleibsel des alten Akkusativs (d. h. Affektivs) sei oder umgekehrt 
(das letztere trifft zu). In allen von Dirr gegebenen Beispielen 
, handelt es sich, was er nicht hervorhebt, um einen Lokativ des Ruhe- 
punktes: £ aizix ,im Dorfe', Icünd^ix ,im Winkel', p z ak c i/ ,im Garten', 
dünianix ,in der Welt' (so auch 84, 5), t c ogi% ,teuer' (von fog ,Preis'); 




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H. SCHÜCHARDT. 



füge hinzu x a ^X >* ra Lichte' Matth. 10, 27. Daneben gibt es einen 
Lokativ des Zieles auf -i, welchen Dirr ganz mit Recht zuerst als 
eine Form des Dativs angesprochen hatte; später (100, lf.) glaubte 
er in dem -i eine Verkürzung von -i% erkennen zu müssen und 
ordnete dementsprechend in den Berichtigungen einige Striche auf 
S. 16 an (auch *aizi 23, 6 wäre dann zu streichen gewesen). Seine 
Beispiele sind: a aizi ,ins Dorf (so auch Mark. 8, 26. 14, 32), t^älägi 
,in den Wald' (so 88, 17. 25. 89, 19); dazu kommen noch Beispiele 
aus den Ev., wie däriäni ,ins Meer' Matth. 13, 47. Mark. 9, 42, dü- 
niäni ,in die Welt' Mark. 16, 15 usw., düzi ,aufs Feld' Matth. 13, 
24. 27. 22, 5, p'akH ,in den Garten' Luk. 13, 19. Wenn nun t^älägi 
und diiniäni auch soviel sind wie ,im Wald' (Dirr 88, 15), ,in der 
Welt' (z. B. Matth. 26, 13), so haben wir hier eben eine Neuerung 
zu vermuten. Über diese beiden Kasusformen ist Schiefner sicher- 
lich nicht gut unterrichtet worden wenn er § 168 für sie eine ein- 
zige auf -ih (also gleichsam mit einer mittleren Aussprache) ansetzt, 
wodurch sowohl die Ruhe als die Hinbewegung angedeutet werden 
sollen. Es ergibt sich daß -i und -ix nur Nebenformen von -a und 
-aj( sind, mit Einschränkung auf die lokalen Funktionen. So steht 
für ,ins Meer' neben dem oben erwähnten däriäni in den Ev. auch 
däriäna (-ä) Matth. 4, 18. Mark. 1, 16. 11, 23. Luk. 17, 2. Joh. 21, 
7 (auch = ,ans Meer' Matth. 17, 27). Anderseits kommen -i und -ix 
gelegentlich im Sinne des eigentlichen Dativs, bez. des Akkusativs 
vor, so diiniäni ,der Welt' Joh. 6, 33. 7, 4. 18, 20, däriäni ,dem 
Meer' Matth. 8, 26 (,er befahl'; aber däriänax nach pine ,er sagte' 
Mark. 4, 39; s. oben S. 432 f.), gögix ,den Himmel' bei Dirr S. 24 im 
Par. mit einem ,sic!' (in den Ev. gögnux), dilzix Matth. 13, 44. Das -i- 
setzt sich in den andern Kasus mit lokaler Bedeutung fort; so heißt 
in den Ev. ,aus dem Dorf äizixo, ,vom Himmel' gögix (Dirr: 
gögäxo) und ,im Himmel', ,in den Himmel' gögil (Dirr: gögnul) statt 
*9°gi, gögix (von denen mir die erstere Form gar nicht aufgestoßen 
ist), indem ja der Terminativ nicht selten da erscheint wo wir den 
Dativ oder Affektiv erwarten. ,Aufs Land' oder ,auf das Landgut' 
wird Matth. 22, 5 übersetzt: düzi, aber Luk. 15, 15 dilzil (obwohl 




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Dirrs Grammatik der udischen Sprache. 



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ja kein anderer Unterschied als der zwischen Sing, und Plur. be- 
steht: dq xbv afpöv, elz tou; arfpoic. Ha no^e, Ha tloäh). Dirr hat zum 
Affektiv %a§nux den Ablativ x a ^X° ( so 2Ö ? H) der zu dem oben 
belegten /a^i/ gehört. Man bemerke auch basi%o (von busa) ,aus 
Hunger', r ofi/o (von m ot) ,aus Scham' Dirr 20, 5 f. Woher das -i 
neben dem -a stammt, darüber wage ich kaum eine Vermutung. 
Wenn man in den DiRRSchen Paradigmen den Affektiv gögi% neben 
dem Genetiv gögin bemerkt und bei Sch. 48, 11 den Terminativ 
ypdil (D. xodal) neben dem Genetiv yo&in (so auch D. neben yod- 
dai), so kann man denken daß der nicht seltene Genetiv auf -in 
den Ausgangspunkt bildet; freilich ist jene Übereinstimmung jetzt 
eine ziemlich ausnahmsweise, wir finden zu arabin, tßlin, kodan, 
ukin usw.: arabina(x) , t 5 älina(%), kua(%) 7 uke(x) usw. — Die En- 
dungen sind bei Dirr S. 14 ff. nicht ganz genau angegeben; für den 
Affektiv feht -ux {^u%) 9 für den Allativ -etf/, für den Adessiv -esta, 
und statt -#o im Ablativ, -/oZ, -x°^ an im Komitativ müßten die vo- 
kalisch anlautenden Endungen gesetzt sein. Im Terminativ haben 
wir -ala neben -al in gala (S. 28, für *ga-ala) und außerdem in 
t/iala Matth. 10, 42. 21, 9 usw. (von t 8 'i ,Name'; t/ial z. B. Matth. 
26, 3). Aber dies ist ein ganz besonderer Fall; da diese Termina- 
tive in ihrer Bedeutung nicht von Dativen zu unterscheiden sind 
(gala ist in den Ev. dasselbe wie ganu, nämlich sowohl ,an den Ort' 
[so auch D. 89, 27] wie ,an dem Ort'; Schiefner gibt gala , statt', 
wofür Dirr ganu hat), so haben sie möglicherweise das -a von ihnen 
entlehnt. 1 Dieses -l- hat sich nun einigermaßen ausgebreitet, ist 

1 Wenn Dirr S. 40**) zu dem la- ,auf-' als erstem Teil gewisser Verben die 
Terminati vendung -al vergleicht, so hätte es ihm nahe gelegen insbesondere der 
Nebenform -ala zu gedenken. Schiefner hatte § 96 ganz richtig jenes la- mit der 
Postposition la%o ,oben auf in Zusammenhang gebracht (welches dann eigentlich 
,von oben' bedeutet haben wird, was jetzt la^a^o heißt), aber er hat sich nicht 
gefragt ob denn dies la- etwas anderes ist als ala ,oben' (wovon alalu ,hoch') und 
ob alabalcsun ,sich erheben', alabesun ^erheben' nicht durchaus zu laisim , empor- 
steigen' stimmen, sodaß das diesem gleichwertige alalaisun nur eine Wiederholung 
der Ortspartikel enthielte wie sie ja allenthalben vorkommt (z. B. ,auf den Berg 
hinaufgehen'). Davon wiederum möchte ich kür. ald ,oben sein' nicht trennen. 
Wenn nun Schtefneu das ud. ala dem arab. Xc gleichsetzt, so müßte dies, und 




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438 H. SCHUCHARDT. 

gleichsam stammhaft geworden; es findet sich zunächst in der De- 
klination desselben Wortes (galax D. 93, 9, gala%o D. 88, 11, sogar 
galal Luk. 23, 5), ganz ähnlich wie das genetivische -n- hier durch 
alle Kasus läuft: ganu, ganu% usw. Dann aber scheint auch hierher 
zu gehören aSla neben aSna und yasla neben %asna (s. Schiefner S. 109 
zu S. 75; Dirr S. 23**) gibt zu asa% [= a§.] als häufigste Nebenform 



zwar durch persische Vermittlung, in sehr früher Zeit eingeführt worden sein. Aber 
die Terminativendung -al wird sich auch so nicht damit vereinigen lassen; denn wir 
begegnen diesem -al mit geringer Abänderung und in gleicher Verwendung wieder 
im Kürinischen {-al, -äl)> z. B. Jcunt'al ,auf dem Hügel', ,auf den H. 4 (Schiefners 
,Superessiv 4 ) und im Ossischen (-i7, -ü, -ul), z. B. fändagil ,auf dem Weg 4 , ,auf den 
W. 4 (Millers ,Adessiv 4 oder ,Superessiv 4 , Stackelbergs ,Elativ 4 ). Ich will damit nur 
die Möglichkeit offen gehalten wissen daß diese ossische Kasusendung ebenso wie 
die unten zu erwähnende -mä kaukasischen Ursprungs ist; wenigstens befriedigt 
mich die Deutung beider mit arischen Hilfsmitteln keineswegs. Aus den lesghischen 
Sprachen, auch aus den am weitesten entfernten sind ja sicher manche Wörter 
ins Ossische gelangt; zu den von Miller Die Sprache der Osseten S. 10 f. angeführten 
ist vielleicht aus dem hier nicht vertretenen Udisch hinzuzufügen bulcun ,Bauch 4 , 
insbes. auch ,MutterleiV (in den nächst verwandten Sprachen wu%un, u%un, fun) = 
oss. gubun ,Bauch', doch muß hierfür erst die Art der Beziehung zu pers. bügän, 
pügän ,Mutterleib 4 festgestellt werden. Daß die Vorfahren der Ossen und die der 
Uden einst in Berührung miteinander standen, läßt sich vielleicht auch aus udi- 
sch en Lehnwörtern erschließen, sofern das Armenische und mehr noch das Persische 
sie dem Ossischen nicht streitig machen. Das ud. ma ,nicht 4 (proh.) stammt gewiß 
nicht vom altarm. mi, sondern entweder vom oss. ma oder vom pers. meh (aw. altp. 
mä); das ud. (ba-, la~, £a-)ne-t 6 i ,er ging* nicht vom altarm. tgwem ,ich breche auf*, 
auch nicht vom pers. Süden ,gehen 4 , eher vom kurd. tgien, am wahrscheinlichsten vom 
oss. t a äun, und das ud. binä /Wohnung 4 wiederum nicht vom oss. b\nat, bunat ,Auf- 
enthaltsort 4 , sondern vom arab.-pers. bina , Gebäude 4 . Schiefner hat bei allen diesen 
den fremden Ursprung nicht angemerkt, so wenig wie bei bat ,Vogelkirsche* (georg.), 
bälilc vielleicht 4 (türk.), &6r, Kissen 4 (arm.?), moz£-,Kalb* (arm.), maizar ,Trog* (griech.) 
usw. (auch burux ,Berg 4 muß einer arischen Sprache entnommen sein); wohl aber 
hat er (§ 96) bei ud. ba- ,hinein-' als erstem Teil gewisser Verben an oss. ba- in 
ganz gleicher Verwendung erinnert (oss. bat s äun, ud. baisun , hineingehen 4 , oss. ba- 
Xaun, ud. baftesun ,[hin]einfallen 4 usw.); so auch Dirr S. 40*), der aber nicht zu- 
gleich das madj. -ba hätte erwähnen sollen, da dies erst im Madj. selbst aus bil 
,Inneres 4 entstanden ist. Die von Miller a. a. O. S. 82 gegebene Herleitung des oss. 
ba- vom aw. upa, altpers. upä spricht mich wegen der Verschiedenheit der Bedeu- 
tungen nicht sehr an; anderseits scheint ba- innerhalb des Udischen durch boS 
,in', innerhalb 4 (vgl. q'o$ ,hinter 4 , toS »außerhalb 4 ) gestützt zu werden. 



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Dirks Grammatik der udischen Sprache. 



43V) 



aslax), wo wir kaum eine ja an sich begreifliche Assimilation des n 
an das vorhergehende s (s) annehmen werden (vgl. nifch. Wart'ailtm 
Sch. 57, 12 = w. Wart'aSenun, wo freilich n-n vorliegt). Hiervon 
wiederum lassen sich die , Adjektive 4 auf -la nicht trennen von 
denen Schiefner § 39 spricht; %asla ,Monat-', t 8 öla ,Gesicht-' (s. Sch. 
S. 85 a . 89 b ), t s öt s ägonla ? rotfarbig c (von gon = gom , Farbe 6 ) sind 
Genetive (das -i des Genetivs wird ja vor dem Substantiv meist 
unterdrückt; s. Dirr 14, 4), und hargala bedeutet zunächst nicht 
^überall befindlich', sondern , überall' (= harganu Sch. S. 82 a ) und 
ist har gala (,an jedem Ort') zu schreiben. Dirr, indem er S. 12, 4), 
Schiefner folgend, die Adjektivendungen la, lu, ba, bu bespricht, 
bringt für la und ba keine Belege bei. 

Die Deklination der substantivierten Adjektive, Zahlwörter und 
Demonstrativpronominen hätte eine zusammenfassende und klarere 
Darstellung erfordert (s. S. 11. 28 f. 31. 34. 36). Es handelt sich um 
den Antritt eines deklinierten Demonstrativpronomens, eines Artikels 
an die verschiedenen Stämme. Im Kürinischen (i. e. S.) ist das 
gleiche geschehen; in den Singularkasus liegt d zugrunde: -da, -dan, 
-daz (nur die Nominative weichen voneinander ab: Adj. -di f Zahlw. 
-d : Dem. -ma), in den Pluralkasus b: -bur 7 -buru, -burun, -buruz. So 
besitzt das t der Casus obliqui in der entsprechenden udischen 
Deklination demonstrativen Charakter, und zwar stammt es aus dem 
nie substantivierten, also immer indeklinabeln te Jener es liegt 
kein Anlaß vor das -tax des Genetivs hier, wie Dirr tut, dem -nai der 
Substantive gegenüberzustellen. Diesem -tai, -tu usw. entspricht abW 
im Nom. Sing, -o, Plur. -or, bei den Demonstrativpronominen -no (= 
kür. -ma?), -nor; Dirrs Anordnung S. 34 ist irreführend: k'atai usw., 
metai usw. haben nicht unter &'a, me } sondern unter k'ano, mono zu 
stehen. Dieses nominativische -o tritt, wohl erst sekundär, nicht als 
altes Überbleibsel, zum Teil auch in den andern Kasus auf, und Dirr, 
bei dem z. B. S. 28 elcentu und bibotu unmittelbar nacheinander an- 
geführt werden, hätte durch diese Verschiedenheit zu einer Bespre- 
chung der Sache angeregt werden müssen. Die Grundzahlwörter 
scheinen das -o- regelmäßig durchzuführen: %ibotu, üqotu usw. (Sch. 

Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XVUI. Bd. 31 




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440 



H. SCHÜCHARDT. 



§67 hat allerdings xibtu), ausgenommen etwa die auf einen Vokal aus- 
gehenden: satg(t/)etu Ev. Der Zusammenstoß eines solchen o mit einem 
vorhergehenden Vokal wird aber nicht schlechterdings vermieden: 
so z. B. hiyiotyp Luk. 7, 28, Selbak'iotu Joh. 5, 13, jakabiotu Joh. 5, 
24 (neben jakabitu ebend. 5, 23). Bei den Pronominen kann sogar 
das -no des Nominativs herübergenommen werden, so k'anotai D. 
32, 22 = k'atai, manotu Joh. 4, 53 = matu. Ganz eigentümlich ge- 
staltet sich die Deklination von soo, so Q*sao) ,einer', ,der eine', 
nämlich: suntai usw. Dirk S. 38 erwähnt nur Zusammensetzungen 
mit so (doch gleich S. 37, 3 findet sich ein einfaches sunta), führt 
aber wiederum die attributive Form als Nominativ in die Dekli- 
nation ein: tesa statt teso usw. Unmittelbarer Anschluß an den No- 
minativ zeigt sich auch hier: tesootin neben tesuntin. Übrigens 
werden substantivierte Adjektive und Partizipien, wenn der Sub- 
stantivbegriff bei ihnen sehr hervortritt, wohl auch wie Substantive 
dekliniert, wenigstens hat Dirr 18, 13 k'arwanon (Instr. zu k'arwano 
,Alte' 18, 3) und 19, 22 oyalbalen (Instr. zu o%albal[o] ,Jäger', Part, 
von o%albesun). Im 27. Kap. des Matth, ist zafbal(o) , Vorstehender* 
(jLandpfleger') in sechs Formen substantivisch und nur in zwei ad- 
jektivisch dekliniert. 

S. 38*) wird zu t$omo qos ,hinter der Tür' (gleich darauf t s omo 
qustan- ferner t$ömö-bys ,vor der Tür* D. 95, 27, t y omo-töyöl ,bei der 
Tür* Mark. 13, 29) angemerkt daß manchmal Postpositionen mit 
dem Nominativ vorkommen. Das dürfte nur scheinbar sein. Der Ge- 
netiv verliert vor dem regierenden Substantiv gewöhnlich das 4 und 
fällt so mit dem Dativ zusammen (it 5 a ,seiner' pflegt auch das -a 
zu verlieren, z. B. it s la%o D. 33, 11, wodurch es das Aussehen eines 
Nominativs erhält). So haben wir noch den Dat. t s ömö D. 95, 31, 
den Äff. t 8 ömö% Sch. 70, 1, den Instr. t y omon Joh. 10, 1. 2 (= t 9 omx<m 
Matth. 16, 18), den Abi. t ? omoxo Matth. 28, 2. Mark. 16, 3. Joh. 18, 
16; es scheint demnach neben dem allein bezeugten Nominativ t$ömö% 
(vielleicht eigentlich eine Pluralform? vgl. Zeitschr. xvi, 374) ein 
t/jmö zu bestehen oder bestanden zu haben. Ich bemerke nebenbei 
daß t^omo sich mit der Bed. ,Hof im Term. t y omol Matth. 26, 58. 




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Dirks Grammatik etc The early History of India. 441 



Mark. 14, 66. 68. (ßt ^Bopn.'fe ,im Schloß') D. 8, 26 findet; wir werden 
dadurch an slaw. (russ.) deepi ,Tür', deopz ,Hof erinnert. Ganz wie 
hömö% verhält sich £ömö% ,Mund': Gen. zomo (töyöl) Joh. 19, 29, zömo 
(bo§) Sch. 70, 11, Dat. zömo Sch. 70, 8. (vor Vokal) 70, 13, Äff. zömöx 
Sch. 69, 7, Instr. zomon Luk. 6, 45, Abi. %omo%o Luk. 4, 22. 11, 54. 
22, 71, aber Nom. zömö% (vor b) Sch. 70, 11. Auch hier läßt sich 
an einen ursprünglichen Plural auf -o% denken. Der Name des 
Mundes ist der Mühle, d. h. den beiden Mahlsteinen gegeben worden 
(also etwa umgekehrt wie die Backzähne gr. (ivXav heißen?) und 
dieses £omo% (so Erckert, zömö% Sch.) erscheint im Genetiv eben- 
falls als zomo Matth. 18, 6. 24, 41. Mark. 9, 42. Trotz allem will ich 
die Möglichkeit nicht bestreiten daß -o für -o% auf einem rein laut- 
lichen Vorgang beruhe. 



Vincent A. Smith, The early History of India, from 600 B. C. to 
the Muhammadan Conquest, including the Invasion of Alexander 
the Great, Oxford 1904, Clarendon Press (389 Seiten). 

Dies Buch kann nicht freudig genug begrüßt werden. Es füllt 
eine wirkliche Lücke in glücklichster Weise aus. Was historische 
und epigraphische, numismatische und archäologische Forschung seit 
der Mitte des vorigen Jahrhunderts an wichtigen Resultaten für die 
Geschichte Indiens zusammengebracht — dieser ganze, weit ver- 
streute, nicht jedermann zugängliche Reichtum von Einzelarbeiten — 
ist hier in der Hauptsache von einem gründlichen Kenner des Gegen- 
standes in lichtvollster Weise in einem mäßigen Bande zusammen- 
fassend dargestellt. Das Buch ist sehr praktisch und übersicht- 
lich angelegt und der vorzüglich geschriebene Text wird durch eine 
ganze Reihe von Karten, von gut gewählten und fein ausgeführten 
Bildern, durch verschiedene Exkurse und einen Index auf die wün- 
schenswerteste Weise ergänzt und vervollständigt. 



(Schluß folgt.) 



Hugo Schuchardt. 




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CORNELL UNIVERSITV 



442 



L. V. SCHROEDER. 



Diese alte Geschichte Indiens beginnt mit der Zeit Buddhas, 
und endet bei der mohammedanischen Eroberung des Landes, schil- 
dert also jene zwei Jahrtausende indischer Geschichte, um deren 
Aufhellung die neuere Forschung sich so große Verdienste erworben 
hat, — das indische Mittelalter. Auf eine Besprechung der Quellen 
folgt die Schilderung der Zeit vor Alexander dem Großen, welche 
man früher als jenseits der Geschichte liegend ansah (cf. p. l); 
dann eine eingehende und lebendig geschriebene Darstellung von 
Alexanders Feldzug, dessen Bedeutung für Indiens Entwicklung 
übrigens nicht hoch angeschlagen wird. Weiter tritt die Geschichte 
der Mauryas bedeutsam hervor, vor allem natürlich Candragupta 
und Agoka. Die Qunga-, Kaiiva- und Andhra-Dynastieen, die indo- 
griechischen, indoparthischen, indoskythischen Herrscher werden uns 
der Reihe nach vorgeführt. Dann folgt der herrliche Aufschwung 
des nationalindischen Lebens unter den Gupta und König Harsha, 
vom Beginn des 4. bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts nach Chr., 
— und endlich werden wir noch in Kürze über die mittelalterlichen 
Dynastieen des Nordens, des Dekan und des Südens von der Mitte 
des 7. Jahrh. bis zirka 1200 nach Chr. orientiert. 

Über die Zeit vor Buddha wird nichts gesagt, da diese auch 
jetzt noch keine Geschichtsschreibung zuläßt. Das früher gangbare 
Urteil von der Geschichtslosigkeit, dem völligen Mangel historischen 
Sinnes bei den Indern ist neuerdings vielfach angefochten, ja geradezu 
als ganz unzutreffend bezeichnet worden, von Bühler, Winternitz 
u. a. Dieser starke Umschlag des Urteils ist angesichts so vieler 
glänzender Resultate der historischen Forschung sehr begreiflich. 
Bedenkt man aber, wie mühsam das Geschichtsbild jener Zeit von 
600 vor bis 1200 nach Chr. zusammengesetzt und aufgebaut ist, wie 
viel zu demselben fremdländische Nachrichten — der Griechen, Chi- 
nesen u. a. — beigetragen, wie groß noch immer die Lücken unserer 
Kenntnis bleiben; bedenkt man vor allem, daß jene ältere, minde- 
stens tausendjährige Periode einer großen Kulturentwicklung, von der 
Zeit des Rigveda bis auf Buddha, auch jetzt noch und wohl für 
immer jenseits der Geschichte liegt; und vergleicht man damit die 




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The early History of India. 443 

weit zurückreichenden genauen historischen Daten der Ägypter, Ba- 
bylonier, Elamiter, Assyrer — bei sonst gewiß nicht höher zu wer- 
tender Kultur, namentlich was Poesie und Philosophie anbelangt — 
dann wird man jene ältere Anschauung doch nicht für so ganz und 
gar verfehlt halten können. Das soll uns aber die Freude nicht 
verkümmern an dem, was tiefgreifende Arbeit europäischer Forscher 
für die Geschichte des indischen Mittelalters geleistet hat. In weite 
Perioden ist durch dieselbe Licht, Ordnung und Zusammenhang 
hineingebracht worden. Und davon zuerst auch weiteren Kreisen 
einen meisterhaften Überblick geboten zu haben, wird das schöne 
Verdienst des SMiTHSchen Buches bleiben. 

L. V. SCHROEDER. 

Erklärung. 

In Erwiderung auf Herrn Prof. Peisers kurze Bemerkung im 
letzten Heft der Orient Litteraturzeitung (1904 Dezember), meinen 
Artikel über ,Die Kohler -Peisersche Hammurabi- Übersetzung* be- 
treffend, sehe ich mich im Interesse der Wahrheit zur folgenden 
Erklärung genötigt: 

Ich nehme dankbar die ein offenes Zugeständnis involvierenden 
Worte, daß meine Bemerkungen ,vielfach richtig und beachtenswert 
sind* zur Kenntnis, bekenne mich auch hier gern und dankerfüllt 
als Schüler Delitzschs, dagegen weise ich höflich, aber mit aller 
Entschiedenheit die verhüllt ausgedrückte Behauptung zurück, als 
ob Prof. Müller das Schlußurteil meines Artikels irgendwie beeinflußt 
hätte. Mir selbst lag jedes persönliche Motiv ganz fern; aus den 
einzelnen, sachlich begründeten Ausstellungen ergab sich das End- 
urteil über Peisers Übersetzung von selbst und ich durfte es der 
Wahrheit gemäß auch nicht verschweigen. Herr Prof. Müller steht 
demselben ganz fern, vielmehr bewies er seine vollste Objektivität 
dadurch, daß er in jenem Artikel auch meine polemischen Bemer- 
kungen gegen seine eigene Übersetzung des CH. vollinhaltlich stehen 
ließ, wiewohl er, wie mir bekannt war, nicht überall zustimmte. 

Dr. M. Sehorr, 



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444 Verzeichnis eingegangener Druckschriften* 



Verzeichnis der bis zum Schluß des Jahres 1904 bei der Redaktion 
der WZKM. eingegangenen Druckschriften. 



Ayles, H. H. B., A critical commentary on Genesis Ii. 4 — in. 25. London, 

C. J. Clay & Sons, 1904. 
Bacha, P. Constantin, Les ceuvres arabes de Theodore Aboucara Eveque 

d'Haran. Ediths pour la premiere fois. Beyrouth 1904. 
Bibliotheca Indica: A collection of oriental works publisbed by tbe Asiatic 

Society of Bengal. New Series, N° 1049—1057. Calcutta 1903. 
Kkx/oCj Kocp.ac, H Xspsovyjacx; tou A^iou Opou$ A6ü> ym at ev autt) piovat 

y.at oi jjiovaxot TcaXa'. ts y,at vuv. MeXeir, taTopty.Yj *at KpiTixYj. BoXoq 1903. 
Browne, Edward G., Persian historical texts, vol. n. Muhammad 'Awfi's 

Lub&bu 'l-Albäb (Part n). Edited in the original Persian, with preface, 

indices and variants. London, Luzac & Co. (Leide, C. J. Brill), 1903. 
Catalogue, A descriptive, of Sanskrit Manuscripte in the Library of the Calcutta 

Sanskrit College. N° 17 — 18, by Hrlshikesa Sästri and Siva Chandra Gui. 

Calcutta 1903. 

Catalogue, Imperial Library, Part I: Author-Catalogue of printed books in 

European languages. With a supplementary list of Newspapers. Vol. i. 

A— L., Vol. ii. M— Z. Calcutta 1904. 
Census of India, 1901 by H. H. Eisley and E. A. Gait. Vol. i. part i. — 

Report. Vol. i = A. part n. — Tables. Calcutta 1903. 
Cimino, Alfonso, Vocabolario Italiano-Tigrai e Tigrai-Italiano. Asmara, Missione 

Svedese 1904. 

Consolo, Federico, „Yehiel Nahmany Sefardi". Un poco piü di luce sulle 
interpretazioni della parola nbo. Firenze, B. Seeber, 1904. 

Davar, Manekji Bamanji, The Pahlavi version of Yasna ix. Edited with the 
collation of Mss., a literal translation into English, explanatory and philo- 
logical notes and an introduction. Leipzig, Harrassowttz 1904. 

Döller, J., Geographische und ethnographische Studien zum iii. und iv. Buch 
der Könige. (Theologische Studien 9.) Wien, Mayer & Co., 1904. 

Ghazarian, Mkrtitsch, Armenien unter der arabischen Herrschaft bis zur Ent- 
stehung des Bagratiden reiches. Nach arabischen und armenischen Quellen. 
Marburg. Elwert, 1903. 




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C0RNELL UNIVERSITV 



Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 



445 



Grimme, Hubert, Die weltgeschichtliche Bedeutung Arabiens. Mohammed. Mit 
einer Karte und 60 Abbildungen. In „Weltgeschichte in Charakterbildern 1 *. 
München, Kirchheim, 1904. 

Hantes Amsorya. Jahrgang 1904. Wien, Mechitharisten, 1904. 

Hertel, Johannes, Über das Tanträkhyäyika, die Kasmirische Kezension des 
Paftcatantra. Mit dem Texte der Handschrift Decc. Coli, vin, 145. Des 
xxn. Bandes der Abhandlungen der philolog.-hist. Klasse der Königl. Sächs. 
Gesellsch. der Wiss. N° v. Leipzig, Teübner, 1904. 

Hilgenfeld, Heinrich, Ausgewählte Gesänge des Giwargis Warda von Arbel. 
Herausgegeben mit Ubersetzung, Einleitung und Erklärung, Leipzig, 
Harrassowitz, 1904. 

Horae Semiticae, N° in: Acta Mythologica Apostolorum, transcribed from an 
Arabic Ms. in the convent of Deyr-es-Suriani, Egypt, and from Mss. in the 
Convent of St. Catherine, on Mount Sinai. With two legends from a Vatican 
Ms. by Prof. Ignazio Guidi, an appendix of Syriac palimpsest fragments 
of the acts of Judas Thomas, from Cod. Sin. Syr. 30. by Agnes Smith 
Lewis. — N° iv: The mythological acts of the Apostles. Translated by 
A. S. Lewis. London, C. J. Clay & Sons, 1904. 

Horovitz, Jakob, Babel und Bibel. Randglossen zu den beiden Vorträgen 
Friedrich Delitzschs. Frankfurt a/M., Kauffmann, 1904. 

Horovitz, Josef, Die Hä&mijjät des Kumait. Herausgegeben, übersetzt und 
erläutert. Leiden, E. J. Brill, 1904. 

Howardy, G., Clavis cuneorum sive Lexicon signorum Assyriorum Unguis Latina, 
Britannica, Germanica compositum. Pars I: Ideogrammata praecipua. 
Leipzig, Harrassowitz, 1904. 

Izvestija obscestva archaeologii, istorii i etnografii pri Imperatorskom Kazanskom 
Universitete. Tom. xx, 1 — 3. Kazan 1904. 

Jacob, Georg, Vorträge türkischer Meddäh's (mimischer Erzählungskünstler). 
Zum ersten Male ins Deutsche übertragen und mit Textprobe und Ein- 
leitungen herausgegeben. Berlin, Mayer & Müller, 1904. 

Jampel, Sigmund, Die Wiederherstellung Israels unter den Archämeniden. 
Kritisch-historische Untersuchung mit inschriftlicher Beleuchtung. Separat- 
abdruck aus der „Monatschrift für Geschichte und Wissenschaft des Juden- 
thums". Breslau, Koebner, 1904. 

Journal of the American Oriental Society. Vol. 24. Second half-, Vol. 25. First 
half. New Häven 1903/4. 

Journal, The American, of philology, edited by B. L. Gildersleeve. Vol. xxv. 
1—2. Baltimore 1904. 

Leist, Arthur, Das georgische Volk. Mit zahlreichen Illustrationen. Dresden, 
Pierson, 1903. 




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44f> 



Verzeichnis eingegangener Druckschriften. 



Al-Machriq, Revue catholique Orientale bimensuelle. Jahrgang 1904. Beyrouth, 
1904. 

Supplement der „Mitteilungen" der Deutschen Gesellschaft für Natur- und 
Völkerkunde Ostasiens. Hans Haas, Geschichte des Christentums in 
Japan u: Fortschritte des Christentums unter dem Superiorat des P. Cosmo 
de Torres. Tokyo 1904. 
Nöldeke, Theodor, Beiträge zur semitischen Sprachwissenschaft. Straßburg, 
Trübner, 1904. 

Oriens Christianus. Römische Halbjahrhefte für die Kunde des christlichen 

Orients von Anton Baumstark, in. Jahrg. 2. Heft. Rom 1903. 
Plant H., Japanische Konversationsgrammatik mit Lesestücken und Ge- 
sprächen (Methode Gaspey — Otto— Sauer). J. Groos, Heidelberg 1904. 
Rcndiconti della Reale Accademia dei Lincei. Classe di Science Morali, Storiche 

e Filologiche. Serie v. Vol. xiii. Roma 1904. 
Schloegl, P. N., Canticum Canticorum. Wien, Mayer & Co., 1902. 
Simon, Richard, The musical compositions of Somanätha. Critically edited, 

with a table of notations. Leipzig, Harrassowitz, 1904. 
Seidel, A., Grammatik der Japanischen Schriftsprache mit Lesestücken und 
einem Wörterverzeichnis sowie einer Einführung in die japanische Schrift. 
(Hartlebens Bibliothek der Sprachenkunde, 83. Teil.) Wien, Hart- 
leben, 1904. 

Sörensen, S., An Index to the names in the Mahabharata. With short expla- 
nations and a Concordance to the Bombay and Calcutta editions and 
P. C. Roy's Translation. Part I. London, Williams & Norgate, 1904. 
Smith, Vinc ent A., The early history of India from 600 B. C. to the Muham- 
medan conquest including the invasion of Alexander the Great. Oxford, 
Clarendon Press, 1904. 
Linguistic Survey of India. Vol. in. Tibeto-Burman Family. Part Ii. Specimens 
of the Bodo, Nägä, and Kachin Groups. Compiled and edited by G. A. 
Grierson. Vol. V. Indo-Aryan Family. Eastern Group. Part i. Specimens 



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and Oriyä Languages. Collected and edited by G. A. Grierson. Calcutta 



1904. 



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1903. 

Taaks, G., Alttestamentliche Chronologie. Mit einer Beilage: Tabellen. Uelzen 



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Jazykov. vin., xvn., xix., xx. Moskva 1903 — 1905. 



Winckler, Hugo, Ex Oriente lux. Bd. i. Heft 1. H. Winckler, Die Welt- 
anschauung des alten Orients. Leipzig, E. Pfeiffer, 1904. 
Zach, E. v. ; Lexicographische Beiträge, i., n. Peking 1902/3. 

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